gwf Wasser/Abwasser Anlagen und Verfahren zur Wasseraufbereitung (Vorschau)
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7-8/2012<br />
Jahrgang 153<br />
<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong><br />
Oldenbourg Industrieverlag München<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
Wissen wie es geht<br />
www.hydrogroup.de<br />
<strong>Anlagen</strong> <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>aufbereitung
Kreislaufwirtschaft <strong>und</strong><br />
Gewässerschutz<br />
Nachhaltige Lösungen durch innovative Technologien<br />
Foto: Rhein-Main Deponiepark Flörsheim-Wicker<br />
B<strong>und</strong>eskongress 2012<br />
20. – 22. September 2012 in Wiesbaden<br />
Wiesbadener Casino-Gesellschaft<br />
20.09.2012 Eröffnungsveranstaltung mit Fachvorträgen<br />
21.09.2012 Fachforen<br />
• <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Klärschlammentsorgung<br />
• Abfallbehandlung <strong>und</strong> Wertstoffrecycling<br />
• Anpassung an den Klimawandel<br />
• Das Junge Forum im BWK<br />
22.09.2012 Fachexkursion<br />
Unterwegs im Regionalpark Rhein-Main mit Besuch<br />
der Rhein-Main Recycling GmbH <strong>und</strong> Besichtigung des<br />
Deponieparks Flörsheim-Wicker<br />
Weitere Informationen:<br />
BWK B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
B<strong>und</strong> der Ingenieure für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfallwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Kulturbau e. V.<br />
Dr.-Ing. Birgit Schlichtig, Postfach 05 24, 71047 Sindelfingen<br />
Telefon: (0 70 31) 4 38 39 94, Telefax: (0 70 31) 4 38 39 95<br />
E-Mail: info@bwk-b<strong>und</strong>.de; Internet: www.bwk-b<strong>und</strong>.de<br />
BWK Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland<br />
Dipl.-Ing. Dieter Hülpüsch<br />
E-Mail: dieter.huelpuesch@bwk-hrps.de; Internet: www.bwk-hrps.de<br />
Der B<strong>und</strong>eskongress wird von einer zweitägigen Fachausstellung,<br />
zwei Abendveranstaltungen <strong>und</strong> einem zweitägigen Rahmenprogramm<br />
begleitet.
Standpunkt<br />
Topqualität in der Trinkwasseraufbereitung darf<br />
<strong>und</strong> muss international vermarktet werden!<br />
Unsere Umgebung <strong>und</strong> unsere Arbeitswelten<br />
unterliegen einem kontinuierlichen Veränderungsprozess.<br />
Allein die Geschwindigkeit der<br />
Veränderungen kann deutlich variieren <strong>und</strong> damit auch<br />
unterschiedlich wahrnehmbar sein. Entwicklungen<br />
ergeben sich aus dem Umfeld, den Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> den K<strong>und</strong>enwünschen. Ein Paradebeispiel<br />
hierfür ist unter anderem der rasante Wandel in der<br />
Informationstechnologie. Auch das <strong>Wasser</strong>fach unterliegt<br />
diesem dynamischen Prozess, durch den neue<br />
Aspekte zu betrachten <strong>und</strong> Fragen zu beantworten sind.<br />
Dies gilt insbesondere auch für die Entwicklungen in<br />
der Technik der Trinkwasseraufbereitung. Als treibende<br />
Kraft sind hier insbesondere neue Erkenntnisse beispielsweise<br />
hinsichtlich der Rohwasserbeschaffenheit,<br />
sich ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen, Anforderungen<br />
seitens der K<strong>und</strong>en, technische Möglichkeiten<br />
aber auch die internationale Sichtbarkeit zu<br />
nennen.<br />
Gerade in der Trinkwasseraufbereitung dürfen<br />
jedoch zwei wesentliche Säulen nicht außer Betracht<br />
gelassen werden oder gar gegeneinander diskutiert<br />
werden. Dies sind zum einen die bewährten, klassischen<br />
Aufbereitungsverfahren <strong>und</strong> zum anderen Techniken,<br />
die insbesondere in den letzten Jahren immer stärker<br />
Einzug in die <strong>Wasser</strong>versorgung gehalten haben. Stellvertretend<br />
sei hier die Membranfiltration oder auch die<br />
Desinfektion mittels UV-Strahlung genannt. Jedes <strong>Verfahren</strong><br />
hat Möglichkeiten sowie Grenzen <strong>und</strong> ein generelles<br />
„besser“ oder „schlechter“ – wie manchmal<br />
behauptet oder auch befürchtet – gibt es nicht. Die<br />
Lösung orientiert sich allein an der individuellen Fragestellung,<br />
der Zielsetzung sowie der sinnvollen Umsetzbarkeit<br />
<strong>und</strong> liegt in der für den Einzelfall angepassten<br />
<strong>Verfahren</strong>skombination.<br />
Besonders darin besteht das enorme Know-how-<br />
Potential, das in Deutschland aufgr<strong>und</strong> der föderalen<br />
<strong>und</strong> teilweise feingliedrigen Struktur in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
existiert. Für die Bündelung dieses Wissens<br />
steht das DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> als<br />
technisch-wissenschaftliches Beratungs- <strong>und</strong> Forschungszentrum<br />
der deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung. Die<br />
Kurzfassung des TZW-Jahresberichtes, welcher in dieser<br />
Ausgabe abgedruckt ist, gibt hierzu einen Einblick in die<br />
vielfältigen Tätigkeitsbereiche.<br />
Zusätzlich dürfen wir in Deutschland auf ein Bildungssystem<br />
<strong>und</strong> eine Kultur bauen, die freies, strukturiertes<br />
Denken fördert <strong>und</strong> damit erst Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> Innovationen für die technische Realisierung mit<br />
höchster Qualität ermöglichen. So gibt es in Deutschland<br />
neben den kompetent <strong>und</strong> verantwortungsvoll<br />
handelnden <strong>Wasser</strong>versorgern viele Firmen <strong>und</strong> Technologieanbieter,<br />
welche international agieren <strong>und</strong> in<br />
ihrem Marktsegment zu den Weltmarktführern zu<br />
zählen sind. Dies zeigt eindrucksvoll der Blick in die Liste<br />
der deutschen Firmen, die im Juli dieses Jahres auf der<br />
International Water Week in Singapur (SIWW) vertreten<br />
waren.<br />
Jedoch wurde dort auch die Bürde des Föderalismus<br />
deutlich, da die Marktpräsenz als schlagkräftige „Deutsche<br />
Einheit“ im Ausland nicht immer richtig gelingen<br />
will. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stimmt einen ein Kommentar<br />
in der Tagespresse von Singapur noch weiter<br />
nachdenklich, da dieser die Kernelemente der gemeinsamen<br />
Zusammenarbeit darin sieht, dass Deutschland<br />
hervorragendes Know-how in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
bietet <strong>und</strong> liefert, während die Vermarktung aber besser<br />
<strong>und</strong> aggressiver den Partnern aus dem asiatischen<br />
Raum gelingt. Dessen müssen wir uns bewusst sein <strong>und</strong><br />
uns vergegenwärtigen, dass Topqualität in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
nicht nur international vermarktet werden<br />
darf, sondern auch muss. Entscheidend wird hier jedoch<br />
sein, dass die Kräfte noch besser gebündelt werden.<br />
Auch der deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung würde in diesem<br />
Kontext ein „Leuchtturmprojekt“ gut stehen, um<br />
international weiter an Strahlkraft zu gewinnen.<br />
Dr. Josef Klinger<br />
Geschäftsführer TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />
Karlsruhe<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 741
INhalt<br />
1 - Konzept 2 – Planung 3 – Umsetzung<br />
Konzept<br />
Vorstudie<br />
Hauptprojekt<br />
Segmentanalyse<br />
Kostenzuordnung<br />
Preiselastizitäten<br />
Modellentwicklung<br />
Haushaltsk<strong>und</strong>en<br />
Gewerbe<br />
Modellierung<br />
Teilprojekte<br />
TP Kommunikation<br />
TP Recht<br />
Selbstauskunft<br />
TP KSG<br />
TP SVK<br />
TP Umsetzung / QS<br />
TP WP<br />
TP Gewerbe<br />
BKZ, HAK, LWV<br />
03.2008<br />
06.2008<br />
01.2011 09.2011 10.2011<br />
01.2012<br />
Die Tarifmodellumstellung in einem <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen ist ein<br />
komplexer, nahezu sämtliche Fachbereiche durchziehender Prozess, wie am<br />
Beispiel der RWW, Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbH,<br />
gezeigt wird. Ab Seite 820<br />
Bei Hamburg <strong>Wasser</strong> wurden feinauflösende <strong>Wasser</strong>zähler<br />
eingesetzt, dann der <strong>Wasser</strong>gebrauch mit einem<br />
amerikanischen Analyseprogramm auf einzelne<br />
Nutzungszwecke bezogen, um so eine tiefer gehende<br />
Datenanalyse zu ermöglichen. Ab Seite 834<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
820 M. Oelmann <strong>und</strong> S. Gendries<br />
Auf dem Weg zu einem neuen Tarifmodell<br />
in der deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
– Teil 1: Anforderungen<br />
aus Sicht eines <strong>Wasser</strong>versorgers,<br />
Prozessgestaltung <strong>und</strong> Datengenerierung<br />
Towards New Tariff Models in the German Water<br />
Supply Sector – Part 1: Requirements of<br />
Stakeholders, the Structuring of the Process and<br />
the Importance of a Solid Data-base<br />
828 F. Wisotzky, O. C. Kandemiroglu <strong>und</strong><br />
Ch. Plassmann<br />
Nickelfreisetzung in das<br />
Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> dessen Bindung<br />
bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung zu<br />
Trinkwasser (Nettetal/Niederrhein)<br />
Nickel Release into Gro<strong>und</strong>water and Fixation<br />
by Water Treatment<br />
834 Th. Werner, K. Augustin <strong>und</strong> M. Hjelm<br />
Neue Ansätze <strong>zur</strong> Analyse der<br />
Trinkwasserverwendung<br />
New Approach to Analyze Residential End Uses<br />
of Water<br />
Tagungsbericht<br />
840 W. Merkel<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft:<br />
die Branche ist in Bewegung<br />
geraten<br />
Bericht <strong>zur</strong> Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft vom 24. bis 25. April 2012<br />
in Berlin<br />
Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
850 H. Bockhorn, F.H. Frimmel, J. Klinger <strong>und</strong> Th. Kolb<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT)<br />
<strong>und</strong> Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Karlsruhe (TZW) im Jahre 2011<br />
Report on the Activities of Engler-Bunte-Institut<br />
and Karlsruher Institut for Technology, in 2011<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft,<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
791 Studienort Leipzig im Porträt<br />
792 Neuer Masterstudiengang „Change<br />
Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“:<br />
CMW bildet Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
weiter<br />
Juli/August 2012<br />
742 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Inhalt<br />
Im Fokus: Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene ab Seite 746<br />
Netzwerk Wissen: Universität <strong>und</strong> HTWK Leipzig reagieren mit dem<br />
Masterstudiengang „Change Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />
auf tiefgreifende Veränderungen in der Branche. Ab Seite 791<br />
796 Prof. Robert Holländer im Interview:<br />
„Wir brauchen neue technische Lösungen<br />
<strong>und</strong> Planungswerkzeuge.“<br />
798 Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche, Abfall – das IIRM<br />
verfolgt einen integrierten Ansatz<br />
802 Grenzenloses Lehren <strong>und</strong> Forschen an<br />
der Uni Leipzig<br />
805 Karl Heines Vision:<br />
von Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />
806 Welche Entsorgungsperspektiven bieten<br />
neuartige Sanitärsysteme (NASS)?<br />
807 Nachhaltige Steuerung von <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen<br />
– InfraWass<br />
809 Kurzfassung der Dissertation:<br />
Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammensetzung<br />
<strong>und</strong> zum Abbau von Schwarzwasser mittels<br />
des Belebungsverfahrens sowie <strong>zur</strong> Kinetik<br />
des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen<br />
Stoffwechsels<br />
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
746 Aufbereitungsanlagen, Lager- <strong>und</strong><br />
Dosierstationen für das Lebensmittel Nr. 1:<br />
reines Trinkwasser<br />
748 Desinfektion von Trinkwasserbehältern<br />
in Dubai<br />
749 Portfolio bei Elektrolyse-<strong>Anlagen</strong> <strong>zur</strong><br />
<strong>Wasser</strong>desinfektion um Produkte mit<br />
höherer Kapazität erweitert<br />
750 Mehr Effizienz in der UV-Desinfektion<br />
751 Legionellenproblematik schnell <strong>und</strong><br />
dauerhaft beseitigt<br />
754 Standdesinfektion bei Legionellenbefall<br />
755 Analyse-Plattform für <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
756 Leistungsoptimierung von<br />
Membrantrennprozessen<br />
760 Zuverlässige Sulfatentfernung durch<br />
Carix-Ionenaustauscher<br />
761 Rohre für die größte <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
im Zweckverband Trollmühle<br />
762 Sicheres Trinkwasser dank Anti-Arsen-Filter<br />
763 Adsorptive Entfernung von Mikroschadstoffen<br />
in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung mittels<br />
polymerbasierter sphärischer Aktivkohle<br />
766 Östrogen aus Trinkwasser entfernen<br />
768 Einer für Alles: Der smarte WaterInspector<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
770 Europäisches Parlament verabschiedet<br />
Seeber-Bericht<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 743
INhalt<br />
Die Landeswasserversorgung<br />
feiert<br />
100-jähriges<br />
Jubiläum.<br />
Ab Seite 776 <br />
Nachwuchs<br />
fürs <strong>Wasser</strong>fach:<br />
Im Mai wurde<br />
das deutsche<br />
IWA Young<br />
Water Professionals<br />
Chapter<br />
gegründet.<br />
Seite 778<br />
Durch den sinkenden<br />
Gr<strong>und</strong>wasserspiegel drohte das<br />
Benninger Ried, eine Moorlandschaft<br />
im Landkreis Unterallgäu, auszutrocknen.<br />
Die Gemeinde <strong>und</strong> das Bayerische Umweltministerium<br />
gaben deshalb eine Gr<strong>und</strong>wassersteuerungsanlage<br />
in Auftrag. Ab Seite 856<br />
771 Große Unsicherheiten im globalen<br />
<strong>Wasser</strong>haushalt<br />
772 Unbekannten <strong>Wasser</strong>inhaltstoffen auf<br />
der Spur<br />
773 Ungenutztes Potenzial: Phosphorrückgewinnung<br />
aus Klärschlamm<br />
774 Auenland Deutschland: Kostenfreier<br />
Kartendienst „Flussauen in Deutschland“<br />
ist online<br />
774 Europäische <strong>Wasser</strong>politik Schwerpunkt der<br />
neuen EU-Ratspräsidentschaft Zyperns<br />
776 Landeswasserversorgung feiert<br />
100-jähriges Jubiläum<br />
778 Deutsches IWA Young Water Professionals<br />
Chapter gegründet<br />
779 Dienstleistungspaket<br />
RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
782 Zweite Mitgliederversammlung der<br />
Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.<br />
784 Wohin mit dem Geschiebe? – Optimierte<br />
Kanalsysteme helfen Kommunen Geld zu<br />
sparen<br />
Veranstaltungen<br />
786 TASK Praxistage 2012: Boden, Gr<strong>und</strong>wasser,<br />
Flächenrevitalisierung<br />
787 8. Bayerische <strong>Wasser</strong>tage in Augsburg<br />
788 RWW-<strong>Wasser</strong>tag 2012<br />
788 UrbanTec 2012: B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />
übernimmt Schirmherrschaft<br />
789 IWA World Water Congress & Exhibition<br />
789 10. IBAK Seminar „R<strong>und</strong> ums Rohr“<br />
790 ABWASSER.PRAXIS 2012 – Von der Kanalinstandsetzung<br />
bis <strong>zur</strong> Phosphorrückgewinnung<br />
790 10. TAH-Sanierungstage: Instandhaltung<br />
von <strong>Abwasser</strong>kanalsystemen<br />
Leute<br />
810 Nachruf auf Otto Breton<br />
810 Karlheinz Jacobitz verstorben<br />
811 Nachruf auf Carl-Friedrich Thymian<br />
811 Ewald Woste als BDEW-Präsident im Amt<br />
bestätigt<br />
812 Prof. Dr. Mathias Ernst neuer Leiter der TU<br />
Hamburg-Harburg<br />
812 GELSENWASSER-Aufsichtsrat bestellt<br />
Dr. Dirk Waider in den Vorstand<br />
Vereine, Verbande <strong>und</strong> Organsisationen<br />
813 B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau mit<br />
neuem Vorstand<br />
814 Das technische Regelwerk in<br />
der Trinkwasser-Installation<br />
Juli/August 2012<br />
744 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Inhalt<br />
Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
816 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
818 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
818 DVGW Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
819 DVGW Ankündigung <strong>zur</strong> Fortschreibung des DVGW-Regelwerks<br />
Praxis<br />
856 Mission Naturschutz – Schachtbau Memmingen beteiligt sich an<br />
außergewöhnlichem Spezialprojekt<br />
858 Technische Kleinode wieder zum Laufen gebracht<br />
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
861 Innovative Werkstoffe in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
SPEKTRON<br />
ENERGIEEFFIZIENTE<br />
UV-DESINFEKTION<br />
MIT SYSTEM<br />
Mit Wedeco Spektron senken<br />
Sie Ihre Energiekosten bei der UV-<br />
Desinfektion bis zu 30 % – <strong>und</strong> das<br />
in kommunalen <strong>Wasser</strong>werken, bei<br />
industriellen Anwendungen oder<br />
für den häuslichen Bedarf.<br />
862 Save the Fish!<br />
862 Dosieren einfach gemacht<br />
863 SediPipe XL-Plus: Vorsorge für den Havariefall<br />
864 Belüftungskompressoren mit Top Effizienz<br />
865 Online-TOC-Messtechnik für schwierigste Wässer<br />
866 Die nächste Generation der Sauerstoffmessung<br />
866 Geringer Platzbedarf für die Baustelle<br />
Information<br />
833, 839, 849 Buchbesprechungen<br />
867 Impressum<br />
868 Termine<br />
Recht <strong>und</strong> Steuern<br />
Recht <strong>und</strong> Steuern im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach, Ausgabe 7/8, 2012<br />
Dieses Heft enthält folgende Beilagen:<br />
– Erich Schmidt Verlag, GmbH & Co. KG<br />
– OIV SIL-Sprechst<strong>und</strong>e<br />
– OIV SIL-Feldbus<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> September 2012<br />
Xylem Water Solutions<br />
Deutschland GmbH<br />
Vertriebsbereich UV <strong>und</strong> Ozon<br />
Boschstraße 4,<br />
32051 Herford, Deutschland<br />
Tel: +49 5221 930-0<br />
Fax: +49 5221 930-222<br />
www.wedeco.com<br />
Erscheinungstermin: 17.09.2012 Anzeigenschluss: 10.08.2012
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Aufbereitungsanlagen, Lager- <strong>und</strong> Dosierstationen<br />
für das Lebensmittel Nr. 1: reines Trinkwasser<br />
Trinkwasser ist ein nicht zu ersetzendes Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel, jeder von uns benötigt etwa 1 bis 2 Liter<br />
Trinkwasser pro Tag. Und so kommt es gerade in der Trinkwasseraufbereitung besonders auf Zuverlässigkeit<br />
<strong>und</strong> Qualität an.<br />
Kolben-Membran-<br />
Dosierstation Typ FKM.<br />
Um das reine Lebensmittel Trinkwasser<br />
aus Flüssen, Seen oder<br />
Talsperren zu gewinnen, muss es<br />
aufbereitet werden. Chemikalien-<br />
Aufbereitungs- <strong>und</strong> Dosieranlagen<br />
von Alltech werden seit Jahrzehnten<br />
weltweit erfolgreich in der Trinkwasseraufbereitung<br />
eingesetzt.<br />
Stufen der Aufbereitung<br />
sind: die Flockung, Filtration,<br />
pH-Korrektur <strong>und</strong><br />
Desinfektion<br />
Dem Rohwasser wird Kalkmilch<br />
Ca(OH) 2 , Soda oder Natronlauge zu<br />
dosiert, um den pH-Wert zu er -<br />
höhen. Dies geschieht, damit im<br />
<strong>Wasser</strong> gelöstes Mangan oxidiert<br />
<strong>und</strong> in der anschließenden Filtration<br />
<strong>zur</strong>ückgehalten werden kann.<br />
Hierzu kommen z. B. die Kalkmilchaufbereitungsanlagen<br />
PREPA-<br />
DOS <strong>und</strong> Kalklöschanlagen CONTI-<br />
NUMIX zum Einsatz sowie auch<br />
Lager- <strong>und</strong> Dosierstationen für flüssige<br />
Produkte.<br />
Die vollautomatische Kalkmilchaufbereitungsanlage<br />
PREPADOS für<br />
pulverförmige Produkte oder Granulate<br />
sichert die hohe Qualität der<br />
Suspension<br />
Der Trockengutdosierer verfügt<br />
über eine selbstreinigende Dosierschnecke<br />
<strong>und</strong> Zubehör <strong>zur</strong> Vermeidung<br />
von Brückenbildung im Pulver-Vorratstrichter<br />
für Kalk. Diese<br />
sichern die Rieselfähigkeit <strong>und</strong><br />
damit den Schüttgutfluss des Kalkes.<br />
Das spezielle Benetzungssystem<br />
sorgt dafür, dass Ablagerung<br />
<strong>und</strong> mögliche Staubbildung vermieden<br />
werden. Mit der Optimierung<br />
der Behältergeometrie erreicht<br />
Alltech die Minimierung von Ablagerungen<br />
im Behälter. Dadurch<br />
kann die Rührwerksleistung – im<br />
Hinblick auf die Energiekosten –<br />
klein gewählt <strong>und</strong> der Verschleiß<br />
reduziert werden.<br />
Die <strong>Anlagen</strong>leistung ist von ma -<br />
ximal 1000 L/h bis max. 15 000 L/h<br />
gebrauchsfertige Suspension wählbar.<br />
Die Konzentration der Suspension<br />
ist bis 20 % einstellbar. Die<br />
Anlage wird komplett verkabelt <strong>und</strong><br />
verrohrt geliefert, muss also nur<br />
noch an Strom, <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Druckluft<br />
angeschlossen werden, um<br />
betriebsbereit zu sein.<br />
Um die Trübstoffe des <strong>Wasser</strong>s in<br />
eine filtrierbare Form zu über führen,<br />
wird als Flockungsmittel zum Beispiel<br />
PAC (Polyaluminiumchlorid)<br />
oder FeCl 3 dosiert. Das Unternehmen<br />
bietet hierzu komplette Lager<strong>und</strong><br />
Dosierstationen mit Regel- <strong>und</strong><br />
Überwachungseinrichtungen an.<br />
Lagerbehälter bieten<br />
Betriebssicherheit durch<br />
geprüfte Überwachungsvorrichtungen<br />
Die Lagerbehälter haben ein Volumen<br />
von bis zu 50 m³.<br />
Die zylindrische Ausführung aus<br />
PE besitzt die „allgemeine bauaufsichtliche<br />
Zulassung“ des DIBt<br />
(Deutsches Institut für Bautechnik)<br />
<strong>und</strong> entspricht damit den Vorschriften<br />
nach WHG. Für die Schweiz<br />
besitzen diese Lagerbehälter das<br />
Juli/August 2012<br />
746 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
„Zertifikat der Produkte-Prüfung<br />
nach KVU“ des SVTI (Schweizerischer<br />
Verein Technischer Inspektionen).<br />
Ein Aspekt, der gerade in der<br />
Trinkwasseraufbereitung dringend<br />
beachtet werden muss, ist die<br />
Betriebssicherheit.<br />
„Auch in puncto Sicherheit sind<br />
unsere <strong>Anlagen</strong> vorbildlich. Für hohe<br />
Betriebssicherheit sorgen geprüfte<br />
Überwachungsvorrichtungen in La -<br />
gertanks <strong>und</strong> Auffangvorrichtungen<br />
– wie z. B. Füllstandanzeige, Überfüllsicherung,<br />
Leckagesonde <strong>und</strong><br />
Alarmmelder, Auflagerost <strong>und</strong> Überdrucksicherungen“<br />
erklärt N. Koch,<br />
Leiter der Konstruktion der Alltech<br />
Dosieranlagen GmbH.<br />
Phosphatfällungsanlage<br />
– Projekt<br />
Schierling.<br />
Dosierstationen<br />
im Kompaktdesign<br />
Dosierstationen von Alltech zeichnen<br />
sich durch kompaktes Design<br />
aus. Die Dosierstationen können<br />
komplett vormontiert, verrohrt, verkabelt<br />
<strong>und</strong> geprüft gefertigt werden.<br />
Der Aufbau erfolgt auf einer<br />
Wandmontageplatte, einer Bodenkonsole<br />
oder eingebaut in einen<br />
Schutzschrank. Für die Aufstellung<br />
im Freien oder innerhalb von<br />
Gebäuden gewährleistet der chemikalienbeständige<br />
Schutzschrank<br />
eine erhöhte Betriebssicherheit für<br />
Personal <strong>und</strong> Einrichtungen.<br />
Kernstück der zuverlässigen <strong>und</strong><br />
mit hoher Genauigkeit arbeitenden<br />
Dosierstation sind die bewährten<br />
Kolben-Membran-Dosierpumpen.<br />
Das auf die jeweiligen Betriebsbedingungen<br />
angepasste Pumpenzubehör<br />
ermöglicht einen störungsfreien<br />
<strong>und</strong> sicheren Betrieb.<br />
Die Dosierpumpen erfüllen die<br />
einschlägigen EU-Richtlinien <strong>und</strong><br />
entsprechen der TA Luft <strong>und</strong> der<br />
Störfallverordnung. Sie sind mit<br />
einer neuen elektronischen Überdrucksignalisierung<br />
<strong>und</strong> TÜVgeprüfter<br />
Überdrucksicherung ausgestattet.<br />
Diese Überdrucksicherung<br />
ist in die Hydraulik der Pumpe<br />
integriert. Der Öffnungsdruck des<br />
Überdruckventils wird für den<br />
jeweiligen Bedarfsfall <strong>und</strong> für den<br />
maximal erforderlichen Betriebsdruck<br />
fest eingestellt. Durch diese<br />
Vorrichtung wird nicht nur die<br />
Dosierpumpe, sondern es werden<br />
auch die Dosierleitungen <strong>und</strong><br />
Armaturen optimal geschützt.<br />
Hohe Dosiergenauigkeit – auch<br />
bei stark schwankendem Gegendruck<br />
-, lineare Leistungsverstellung<br />
<strong>und</strong> eine hohe Saugleistung sind<br />
weitere Vorteile der Kolben-Membran-Dosierpumpen<br />
Typ FKM.<br />
Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />
bei der Desinfektion<br />
Mit der anschließenden Filtrierung<br />
<strong>und</strong> Entkeimung ist diese Aufbereitungsstufe<br />
abgeschlossen.<br />
Desinfektionsanlagen VACUTROL<br />
<strong>und</strong> OXYCOM bieten in der Rohwasser-<br />
<strong>und</strong> Reinwasserdesinfektion<br />
größtmögliche Zuverlässigkeit<br />
<strong>und</strong> Sicherheit.<br />
Vor der Einleitung in die Versorgungsnetze<br />
findet die Nachchlorung<br />
zum Beispiel mit dem Chlorgas-Sicherheits-Dosiersystem<br />
VACUTROL statt, um das Rohrleitungsnetz<br />
vor weiterem Keimbefall<br />
zu schützen.<br />
Kontakt:<br />
Alltech Dosieranlagen GmbH,<br />
Ines Weller,<br />
Rudolf-Diesel-Straße 2,<br />
D-76356 Weingarten,<br />
Email: weller.i@alltech-dosieranlagen.de,<br />
www.alltech-dosieranlagen.de<br />
Vollautomatische Kalkmilchaufbereitungsanlage<br />
PREPADOS für pulverförmige Produkte oder<br />
Granulate.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 747
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Desinfektion von Trinkwasserbehältern in Dubai<br />
Andere Länder, andere Sitten –<br />
beziehungsweise ein anderer<br />
technologischer Backgro<strong>und</strong>: Während<br />
in Deutschland das <strong>Wasser</strong> aus<br />
natürlichen Ressourcen wie Gr<strong>und</strong>-<br />
Vertriebsleiter Dipl.-Ing. Volker Wöhrmann mit örtlichem<br />
Ingenieur <strong>und</strong> örtlichem <strong>Wasser</strong>meister vor<br />
dem TW-Tank der Dubai Water Authority.<br />
Trinkwassertank der Dubai Water Authority.<br />
Meerwasserentsalzungsanlage.<br />
<strong>und</strong> Oberflächenwasser gewonnen<br />
wird, nutzt man im mittleren Osten<br />
notgedrungen bevorzugt das <strong>Verfahren</strong><br />
der Meerwasserentsalzung.<br />
So auch in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten, zu denen auch<br />
Dubai gehört. Diese aufwändige<br />
künstliche Trinkwassererzeugung<br />
erfordert spezielle Aufbereitungs<strong>und</strong><br />
Desinfektionsverfahren. Das<br />
<strong>Wasser</strong> wird dabei gr<strong>und</strong>sätzlich in<br />
vergleichsweise hoher Konzentration<br />
gechlort. Leitungswasser zu<br />
trinken ist nicht üblich, es wird<br />
höchstens zum Kochen <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />
Körperpflege verwendet.<br />
Viele Speichertanks sind nicht<br />
erdüberdeckt <strong>und</strong> auch nicht anderweitig<br />
isoliert. Daher kann sich das<br />
darin stehende <strong>Wasser</strong> ohne Weiteres<br />
auf eine Temperatur von 40 °C<br />
<strong>und</strong> mehr erwärmen – eine ideale<br />
„Bebrütungstemperatur“ für das<br />
Wachstum von Mikroorganismen.<br />
Eine Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />
der Trinkwasseranlagen, also die<br />
periodische Entfernung von Biofilmen<br />
aus dem Verteilungsnetz <strong>und</strong><br />
den Speichertanks, ist unüblich <strong>und</strong><br />
nur wenig bekannt. Sowohl wasserwerkseigene<br />
Tanks als auch<br />
Speicherbehälter in Gebäuden verschlammen<br />
oft über Jahre hinweg.<br />
Zur Eindämmung von Krankheitserregern<br />
muss folglich wiederum in<br />
hoher Dosis eine Netzchlorung<br />
erfolgen. Dass auf diese Weise ein<br />
Biofilmwachstum trotzdem nicht<br />
verhindert wird, erkennt man an<br />
den verschlammten Speicheranlagen<br />
in den Gebäuden.<br />
Bereits 2011 gelang es dem Vertriebsleiter<br />
der CARELA GmbH, Dipl.-<br />
Ing. Volker Wöhrmann, gemeinsam<br />
mit dem CARELA-Vertriebspartner<br />
Almaddion <strong>und</strong> einem örtlichen<br />
Ingenieur, vor Ort sowohl die Behörden<br />
<strong>und</strong> öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorger<br />
Dubai Electricity & Water Authority<br />
als auch den dort tätigen <strong>Anlagen</strong>bauer<br />
ESSA Engineering &<br />
Marine Services LLC, für erste Gehversuche<br />
mit der Methodik der<br />
<strong>Anlagen</strong>desinfektionsrei nigung zu<br />
gewinnen. 2012 wurden nun die<br />
ersten <strong>Wasser</strong>tanks in Gebäuden<br />
nach dem CARELA- <strong>Verfahren</strong> gereinigt<br />
<strong>und</strong> desinfiziert.<br />
Dabei ging es im wahren Sinne<br />
des Wortes hoch hinaus: Ende April<br />
2012 führte CARELA® den Auftrag<br />
<strong>zur</strong> Trinkwasserkammerreinigung<br />
<strong>und</strong> Desinfektion im höchsten<br />
Gebäude der Welt, dem Wolkenkratzer<br />
Burj al Khalifa, aus. Der zu reinigende<br />
Trinkwasserbehälter befindet<br />
sich in der 136. Etage in etwa<br />
620 Metern Höhe <strong>und</strong> ist komplett<br />
in Edelstahl ausgeführt. Das<br />
Gebäude selbst hat 163 begehbare<br />
Etagen <strong>und</strong> misst mit Antennenspitze<br />
insgesamt 828 Meter.<br />
Autor/Kontakt:<br />
Dipl.-Chemieingenieur Volker Wöhrmann,<br />
Fachrichtung <strong>Wasser</strong>technologie,<br />
CARELA GmbH, Schafmatt 5,<br />
D-79618 Rheinfelden,<br />
E-Mail: v.woehrmann@carela.com,<br />
www.carela.com<br />
Das höchste Gebäude der Welt:<br />
Burj Khalifa.<br />
Juli/August 2012<br />
748 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
Portfolio bei Elektrolyse-<strong>Anlagen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>desinfektion um<br />
Produkte mit höherer Kapazität erweitert<br />
Vier Rohrzellenelektrolyse-<strong>Anlagen</strong><br />
erweitern das Portfolio der<br />
Siemens-Division Industry Automation<br />
im Bereich der <strong>Wasser</strong>desinfektion.<br />
Die neuen <strong>Anlagen</strong> der Produktreihe<br />
Osec B-Pak verfügen über<br />
einen verbesserten, kompakten<br />
Aufbau <strong>und</strong> über eine neu konstruierte<br />
Elektrolysezelle. Die Rohrzellenelektrolyse-<strong>Anlagen</strong><br />
von Siemens<br />
erzeugen aus <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Salz<br />
eine 0,8 prozentige Natriumhypochlorit-Lösung<br />
für die Desinfektion<br />
von Trink-, Prozess- <strong>und</strong> Schwimmbeckenwasser.<br />
Vier neue Rohrzellenelektrolyse-<br />
<strong>Anlagen</strong> der Produktreihe Osec B-Pak<br />
erweitern das Leistungsspektrum der<br />
Siemens-Division Industry Automation<br />
für die <strong>Wasser</strong>desinfektion. So<br />
kann das größte der neuen Osec<br />
B-Pak-260-Modelle bis zu fünf Kilogramm<br />
Chlor pro St<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
120 Kilogramm Chlor pro Tag erzeugen.<br />
Durch die bedarfsgerechte Vor-<br />
Ort-Herstellung von Natriumhypochlorit<br />
werden Gefahren der Lagerung<br />
<strong>und</strong> des Transports von Chlorgas<br />
oder handelsüblicher Natriumhypochlorit-Lösung<br />
vermieden. Darüber<br />
hinaus liegen die Betriebskosten von<br />
Osec B-Pac niedriger als der Einkauf<br />
von fer tigem Natriumypochlorit,<br />
sodass sich die Anschaffungskosten<br />
schnell amortisieren.<br />
Die neu entwickelten <strong>Anlagen</strong><br />
sind kompakt <strong>und</strong> platzsparend auf<br />
einem Rahmen aufgebaut, einfach<br />
zu bedienen <strong>und</strong> auf eine lange<br />
Lebensdauer ausgelegt. Herzstück<br />
ist eine neu konstruierte <strong>und</strong> besonders<br />
robuste Elektrolysezelle mit<br />
Plexiglasgehäuse, die eine Desinfektionslösung<br />
von hoher Stabilität<br />
erzeugt. Durch die niedrige Konzentration<br />
der produzierten Lösung<br />
werden Korrosion <strong>und</strong> der Abbau<br />
von aktivem Chlor während der<br />
Lagerung minimiert. Aktiver Chlor<br />
tritt bei höher konzentrierten<br />
Lösungen mit 10 bis 15 % Natrium-<br />
Die neuen Rohrzellenelektrolyse-<strong>Anlagen</strong> Osec B-Pak der Siemens-Division Industry<br />
Automation im Bereich erzeugen bis zu fünf Kilogramm Chlor pro St<strong>und</strong>e für die<br />
Desinfektion von Trink-, Prozess- <strong>und</strong> Schwimm beckenwasser.<br />
hypochlorit auf. Der Betrieb wird<br />
vollautomatisch gesteuert, was die<br />
Betriebssicherheit erhöht. Die Komponenten<br />
sind gut zugänglich <strong>und</strong><br />
leicht zu reinigen. Die <strong>Anlagen</strong> werden<br />
komplett vormontiert, elektrisch<br />
verdrahtet <strong>und</strong> getestet ausgeliefert.<br />
Sie lassen sich am Einsatzort<br />
schnell installieren <strong>und</strong> in<br />
Betrieb nehmen.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.siemens.de/water<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 749
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Mehr Effizienz in der UV-Desinfektion<br />
Die Weiterentwicklung<br />
der Spektron Baureihe –<br />
Die neuen Spektron e Modelle.<br />
Ausbau der Möglichkeiten – Eine vielfältige Auswahl<br />
von k<strong>und</strong>enspezifischen Variationen <strong>und</strong><br />
Anforderungen.<br />
Die Neuentwicklung der Durchflussoptimierung<br />
– das optimierte<br />
Opti-Cone Modul.<br />
Die Marke Wedeco aus dem<br />
Hause Xylem rüstet die Spektron-Serie<br />
kräftig auf. Durch den Einsatz<br />
neuer Komponenten steigert<br />
Wedeco die Leistung der verschiedenen<br />
Spektron Systeme enorm –<br />
das verspricht in Zukunft nicht nur<br />
eine lange Nutzungsdauer bei<br />
geringen Wartungskosten, sondern<br />
vor allem Energieeinsparungen von<br />
bis zu 30 %. Mit diesen Veränderungen<br />
reagiert Wedeco vor allem auf<br />
die steigenden Anforderungen <strong>und</strong><br />
gesetzlichen Regelungen von Kommunen,<br />
Ländern <strong>und</strong> Unternehmen<br />
bei der Behandlung von Abwässern<br />
<strong>und</strong> Trinkwasser.<br />
Drei neue Komponenten sind es,<br />
die dieser Spektron Generation die<br />
Krone der Effizienz in der UV-<br />
Behandlung aufsetzen: Ecoray<br />
Strahlertechnologie, OptiCone Hydraulikmodul<br />
<strong>und</strong> eine computergestützte<br />
Steuerungseinheit. Dabei<br />
steckt das Plus an Leistung im Detail.<br />
Die neuen Ecoray Strahler benötigen<br />
bis zu 80 % weniger Quecksilber<br />
als herkömmliche UV-Strahler – <strong>und</strong><br />
das trotz höherer Leistungswerte.<br />
Die Strahler können daher sogar<br />
deutlich unter 100 % ihrer maximalen<br />
Leistung genutzt werden, was zu<br />
erheblichen Energieeinsparungen<br />
im Betrieb führt <strong>und</strong> deutlich mehr<br />
Temperaturstabilität gewährleistet.<br />
Zur Verbesserung der hydraulischen<br />
Eigenschaften innerhalb des UV-<br />
Reaktors verwendet Wedeco in den<br />
größeren Ausführungen des Spektron<br />
einen selbstentwickelten <strong>und</strong><br />
paten tierten Opti-Cone-Trichter.<br />
Dieses Modul sorgt für eine gleichmäßige<br />
Verteilung des <strong>Wasser</strong>s beim<br />
Eintritt in den Spektron-Reaktor <strong>und</strong><br />
sichert so die optimale Bestrahlung.<br />
Abger<strong>und</strong>et wird das neue Energiesparw<strong>und</strong>er<br />
in der UV-Desinfektion<br />
durch die computer-gestützte Steuerung,<br />
die es ermöglicht, die Leistung<br />
des Spektron an die individuellen<br />
Gegebenheiten anzupassen.<br />
Dass in dieser flexiblen<br />
Abstimmung ein hohes Energiesparpotential<br />
steckt, ist selbstverständlich.<br />
Rechtliche Bestimmungen, z. B.<br />
durch das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz,<br />
dessen kommunale Auslegungen<br />
ebenso wie Industriestandards <strong>und</strong><br />
Reinheitsgebote der Getränkeindustrie<br />
geben im Bereich der UV-<br />
Desinfektion den Takt vor. Dazu<br />
kommen gesetzliche Vorgaben <strong>zur</strong><br />
Energieeinsparung, die die Produktion<br />
neuer, leistungsfähiger<br />
Technologien zusätzlich erschweren.<br />
Mit dem Spektron kombiniert<br />
die Marke Wedeco aus dem Hause<br />
Xylem daher die richtigen Technologien,<br />
um die Leistung des Systems<br />
zu steigern <strong>und</strong> die Energiekosten<br />
gleichzeitig effizient zu senken.<br />
Die Nutzung von ultravioletter<br />
Strahlung <strong>zur</strong> Aufbereitung von<br />
Trinkwasser existiert bereits seit<br />
30 Jahren auf dem Markt. Den<br />
Durchbruch schaffte diese Technologie<br />
allerdings erst <strong>zur</strong> Jahrtausendwende.<br />
Heute befindet sich die<br />
UV-Desinfektion auf dem Vormarsch<br />
<strong>und</strong> beansprucht bereits 30 % des<br />
Marktes für sich. Dafür, dass wir<br />
zukünftig auf die chemische Desinfektion<br />
durch Chlor <strong>und</strong> andere<br />
Chemikalien weitgehend verzichten<br />
können, setzt sich Xylem mit den<br />
Lösungen der Marke Wedeco ein.<br />
Kontakt:<br />
WEDECO Kompetenzzentrum,<br />
Xylem Water Solutions Herford GmbH,<br />
Boschstraße 4, D-32051 Herford,<br />
Tel. (05221) 930-0, Fax (05221) 930-296,<br />
E-Mail: sales.wedeco.de@xyleminc.com,<br />
www.wedeco.com<br />
Das neue Herzstück – Verbesserte<br />
Effizienz durch den Einsatz der<br />
eigenentwickelten Ecoray Strahler.<br />
Juli/August 2012<br />
750 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
Legionellenproblematik schnell <strong>und</strong> dauerhaft<br />
beseitigt<br />
Als ein bayerisches Akutkrankenhaus mit steigenden Legio nellenpopulationen zu kämpfen hatte, wurden die<br />
allgemein üblichen Gegenmaßnahmen angewandt, bevor die Situation ges<strong>und</strong>heitsgefährdend werden konnte.<br />
Weil die Nachteile der Gegenmaßnahmen zu groß waren, suchte man eine nach haltige Lösung <strong>und</strong> fand mit<br />
dem Innowatech Anolyte® Ver fahren die geeignete Methode. Dank des bewährten <strong>Verfahren</strong>s, das vor Ort ein<br />
Desinfektionsmittel auf <strong>Wasser</strong>basis erzeugt, ist das Aufkommen von Keimen im gesamten Trinkwassersystem<br />
beseitigt. Darüber hinaus ließ sich die Temperatur im Warmwassersystem deutlich absenken. Seitdem wird bei<br />
den Energiekosten enorm gespart. Die Entkeimung funktioniert dennoch zuverlässig, sicher <strong>und</strong> reibungslos.<br />
Regelmäßige Proben ergeben beste Werte für die <strong>Wasser</strong>qualität.<br />
Dass gleich die erste qualifizierte<br />
Beprobung nach DIN im<br />
Anschluss an den Umstieg auf das<br />
neue Desinfektionsverfahren eine<br />
derart signifikante Verbesserung<br />
brachte, hat uns richtig begeistert“,<br />
berichtet Herbert Speckmaier, Hygienefachkraft<br />
an den Kliniken St. Elisabeth<br />
im bayerischen Neuburg an<br />
der Donau. Bei der Überprüfung des<br />
Kalt- <strong>und</strong> Warmwassernetzes ergab<br />
sich der Idealwert von 0 KBE/100 mL<br />
an den allermeisten der vielen <strong>Wasser</strong>entnahmestellen<br />
des Akutkrankenhauses.<br />
Das war in der Vergangenheit<br />
häufig nicht so. Von immer<br />
wieder auftretender Legionellenpräsenz<br />
berichtet der Technische<br />
Leiter der Vereinigten Ordenskrankenhäuser<br />
GmbH, Roland Prokisch<br />
nach regelmäßigen Messungen im<br />
Sommer 2006. „Besonders ärgerlich<br />
war das Auftauchen der Legionellen<br />
überwiegend im Kaltwassersystem.<br />
Dem wollten wir wirkungsvoll entgegentreten.“<br />
Seit September 2009<br />
setzen die beiden bei der Trinkwasserbehandlung<br />
auf das Anolyte-<br />
<strong>Verfahren</strong> der Innowatech GmbH<br />
aus Empfingen <strong>und</strong> haben damit<br />
das Problem gelöst. Im angeschlossenen<br />
Kinderkrankenhaus, das derzeit<br />
umfangreich saniert wird,<br />
wurde nun ebenfalls eine solche<br />
Anlage installiert.<br />
Ausgangssituation<br />
erforderte aktives Handeln<br />
Die Ausgangslage der im Frühjahr<br />
1992 in Betrieb genommenen Kliniken<br />
St. Elisabeth war in der Tat<br />
unerfreulich. Seit Beginn der<br />
Überhöhte Konzentrationen unerwünschter Erreger im <strong>Wasser</strong>kreislauf führten <strong>zur</strong> Installierung<br />
einer Innowatech Aquadron® FXL Anlage. Danach verbesserte sich die Situation<br />
schlagartig. Regelmäßige Kontrollen ergaben eine stetige Verminderung der Legionellenzahlen.<br />
Bereits bei der ersten Messung lagen die Werte an den meisten Entnahmestellen bei<br />
0 KBE/100 mL.<br />
2000er-Jahre wurden in den beiden<br />
Häusern, einem Akutkrankenhaus<br />
für die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung<br />
mit r<strong>und</strong> 240 Betten <strong>und</strong><br />
Informationen zum <strong>Verfahren</strong><br />
einer Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizin<br />
mit 80 Betten, häufig überhöhte<br />
Konzentrationen unerwünschter<br />
Erreger im Trinkwasser<br />
<br />
Unmittelbare Wirkung auch in weit verzweigten Leitungssystemen<br />
Das Innowatech Anolyte ® <strong>Verfahren</strong> erzeugt mittels einer Membranzellen-Elektrolyse<br />
ein stark desinfizierendes metastabiles <strong>Wasser</strong>agens. Aus einer Kochsalzlösung mit r<strong>und</strong><br />
0,5 % NaCl-Gehalt entsteht in einer durch eine Membran geteilten Elektrolysezelle das<br />
Fluidum Anolyte. Anolyte ist hoch bakterizid, virizid <strong>und</strong> fungizid <strong>und</strong> wirkt unmittelbar<br />
auch in weit verzweigten Leitungssystemen. Legionellen <strong>und</strong> andere Keime haben<br />
keine Chance. Auch vorhandene Biofilme werden abgebaut <strong>und</strong> die Bildung neuer Biofilme<br />
verhindert. Dabei ist das Anolyte ph‐neutral <strong>und</strong> wird nach der Desinfektion wieder<br />
zu ganz normalem <strong>Wasser</strong>. Es ist materialschonend <strong>und</strong> verursacht in den Leitungssystemen<br />
<strong>und</strong> an den <strong>Anlagen</strong> keinerlei Korrosion. Inno watech <strong>Anlagen</strong> reduzieren den<br />
Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen bei der Desinfektion <strong>und</strong> Keimreduktion für<br />
den Betreiber insgesamt gesehen auf ein Minimum.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 751
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Aus einer<br />
Kochsalzlösung<br />
mit 0,5 % NaCl-<br />
Gehalt entsteht<br />
in einer durch<br />
eine Membran<br />
geteilten<br />
Elektrolysezelle<br />
das Fluidum<br />
Anolyte.<br />
Es ist hoch<br />
bakterizid,<br />
virizid <strong>und</strong><br />
fungizid<br />
<strong>und</strong> wirkt<br />
unmittelbar<br />
auch in weit<br />
verzweigten<br />
Leitungssystemen.<br />
identifiziert. Mit Legionella pneumophila<br />
hatte man es mit einem Ernst<br />
zu nehmenden Gegner zu tun, der<br />
vor allem in den weniger genutzten<br />
Bereichen des Leitungsnetzes die<br />
Biofilme des Trinkwassersystems als<br />
Lebens bereich <strong>und</strong> Schutzbarriere<br />
gegen Desinfektionsmaßnahmen<br />
nutzte.<br />
Informationen <strong>zur</strong> Gesetzeslage<br />
Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />
Vor allem Legionellen aber auch Pseudomonaden sind eine schlummernde Gefahr in<br />
<strong>Wasser</strong>kreisläufen. Der Gesetzgeber hat darauf mit der Trinkwasserverordnung von 2003<br />
reagiert. Danach haftet jeder Betreiber von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen für die Qualität<br />
des Leitungswassers. Er muss selber die Qualität sicherstellen <strong>und</strong> regelmäßig prüfen.<br />
Am 3. Mai 2011 wurde die Novellierung der Trinkwasserverordnung im B<strong>und</strong>esgesetzblatt<br />
veröffentlicht, die ab November 2011 in Kraft tritt. In dieser Novellierung wurden<br />
verschiedene Änderungen hinsichtlich der mikrobiologischen Anforderungen wirksam.<br />
So ist jetzt mit 100 KBE/100 mL ein Maßnahmenwert für Legionellen festgelegt, bei dessen<br />
Erreichen oder Überschreiten konkrete Maßnahmen ergriffen werden müssen. Wenn<br />
nicht reagiert wird, machen sich die Verantwortlichen strafbar. Weiterhin ist die TrinkwV<br />
um eine Untersuchungspflicht für Warmwassersysteme ergänzt worden, sofern das<br />
Trinkwasser im Rahmen einer gewerb lichen oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben wird.<br />
Die Experten im Haus hatten<br />
damals sofort reagiert <strong>und</strong> mit verschiedenen<br />
Maßnahmen gegengesteuert.<br />
So wurde die Temperatur<br />
im Warmwasserkreislauf auf Werte<br />
zwischen 60 <strong>und</strong> 65 °C erhöht <strong>und</strong><br />
endständige Hygienefilter an den<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmestellen angebracht.<br />
„Darüber hinaus haben wir das Leitungssystem<br />
regelmäßig gespült“,<br />
erinnert sich Speckmaier. „Das<br />
Bündel an Maßnahmen brachte<br />
zwar einige Verbesserungen, aber<br />
nicht an allen Stellen.“ Als Begleiterscheinungen<br />
zeigten sich jedoch<br />
sofort auch die bekannten Nachteile<br />
dieser Maßnahmen. Die Erhöhung<br />
der Temperatur im Warmwassersystem<br />
hatte einen Temperaturanstieg<br />
des Kaltwassers <strong>zur</strong> Folge.<br />
Im Warmwasserkreislauf kam es zu<br />
verstärktem Kalkausfall sowie zu<br />
erhöhter Korrosion in den verzinkten<br />
Rohren.<br />
Hinzu kam noch die vom Gesetzgeber<br />
seit 2009 geplante <strong>und</strong> seit<br />
Mai 2011 veröffentlichte Novellierung<br />
der Trinkwasserverordnung.<br />
Neben der Festlegung von konkreten<br />
Grenz- <strong>und</strong> Maßnahmewerten<br />
<strong>und</strong> der Verpflichtung, Maßnahmen<br />
zu ergreifen, wird ein Unterlassen<br />
künftig schneller als Straftatbestand<br />
behandelt.<br />
Innowatech Anolyte® Anlage<br />
bringt nachhaltige Lösung<br />
Prokisch wurde schnell klar: „Langfristig<br />
betrachtet mussten wir uns<br />
um eine andere Lösung bemühen.“<br />
Hygienespezialist Speckmaier<br />
schloss eines jedoch aus: „Der Einsatz<br />
von aggressiver Chemie kam<br />
für uns nie in Betracht, da wir die<br />
Schwierigkeiten bei der Dosierung<br />
für zu heikel halten <strong>und</strong>, entsprechend<br />
dem Minimierungsgebot,<br />
dem Trinkwasser keine Stoffe zu -<br />
fügen wollten die es negativ beeinflussen.“<br />
Nachdem sich die beiden<br />
orientiert hatten, fanden sie die<br />
Lösung bei einem Referenzk<strong>und</strong>en<br />
der Innowatech GmbH. Nach umfassender<br />
Information über die dortigen<br />
Erfahrungen wurde eine Innowatech<br />
Aquadron® FXL Anlage<br />
installiert <strong>und</strong> im September 2009<br />
in Betrieb genommen. Der Kaltwasserverbrauch<br />
liegt bei r<strong>und</strong> 80 m³/<br />
Tag, der Warmwasserver brauch bei<br />
etwa 15 m³/Tag.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der definierten Anforderungen<br />
sowohl im Kalt- als auch<br />
im Warmwasserbereich wurde eine<br />
Anlage mit zwei Dosierlinien für die<br />
Juli/August 2012<br />
752 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
separate Kalt- <strong>und</strong> Warmwasserbehandlung<br />
installiert, die jeweils<br />
volumenproportional arbeiten. Der<br />
Einbau selbst verlief dabei schnell<br />
<strong>und</strong> reibungslos, ohne jegliche<br />
Beeinträchtigung des Krankenhausbetriebes.<br />
In den ersten Tagen nach<br />
der Inbetriebnahme wurde die<br />
Wirkstoffkonzentration engmaschig<br />
kontrolliert <strong>und</strong> die Dosierung in<br />
einer Feinjustierung angepasst, bis<br />
die Anlage ideal eingestellt war.<br />
Messergebnisse zeigten<br />
auf Anhieb signifikante<br />
Verbesserung<br />
Nach der kurzen Sanierungsphase<br />
verbesserte sich die hygienische<br />
Situation eklatant. In den ersten<br />
Monaten nach Inbetriebnahme<br />
wurde regelmäßig kontrolliert <strong>und</strong><br />
nach vier Monaten erfolgte im<br />
Januar 2010 die erste qualifizierte<br />
Beprobung nach DIN 19458. Nachdem<br />
an den <strong>Wasser</strong>entnahmestellen<br />
die ersten drei Liter der Stagnationsleitungen<br />
abgelassen wurden,<br />
wurde gemessen. Und das ergab<br />
tatsächlich eine signifikante Verbesserung<br />
der Keimpopulationen. Die<br />
meisten Entnahmestellen waren<br />
mit ermittelten 0 KBE/100 mL völlig<br />
keimfrei. Einzelne Stellen zeigten<br />
mit zwei, vier oder zwölf KBE/100 mL<br />
absolut tolerierbare <strong>und</strong> völlig<br />
unbedenkliche Werte. Lediglich an<br />
einer Entnahmestelle zeigte sich mit<br />
104 KBE/100 mL ein dreistelliger<br />
Wert, der dennoch deutlich unter<br />
den früher gemessenen Konzentrationen<br />
lag. „Der Ausreißer fand sich<br />
ausgerechnet in meinem Büro“,<br />
schmunzelt Speckmaier, der mit der<br />
weit über 20 °C angestiegenen Temperatur<br />
in dem wenig benutzten<br />
Leitungsstrang auch gleich eine<br />
plausible Erklärung hat.<br />
Sicherer Schutz<br />
vor Legionellen<br />
Die <strong>Anlagen</strong> des Empfinger Unternehmens<br />
stellen das Anolyte völlig<br />
ohne Gefahrstoffe direkt vor Ort aus<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Kochsalz her. Sie<br />
werden an den täglichen <strong>Wasser</strong>bedarf<br />
eines Hauses angepasst. In<br />
Abhängigkeit von den hygienischen<br />
Anforderungen erfolgt die Behandlung<br />
des Kalt- <strong>und</strong>/oder Warmwassersystems.<br />
Die Dosierung erfolgt,<br />
abhängig von den technischen<br />
Gegebenheiten des Installationssystems,<br />
entweder volumenproportional<br />
oder messwertgesteuert. Ein<br />
Vorratstank sichert die Verfügbarkeit<br />
auch in Verbrauchsspitzenzeiten.<br />
Innowatech liefert die An -<br />
lagen mit verschiedenen Produktionskapazitäten,<br />
je nach großem,<br />
mittlerem oder kleinem <strong>Wasser</strong>bedarf.<br />
Die Unterhaltskosten sind<br />
gering <strong>und</strong> das <strong>Verfahren</strong> lässt sich<br />
auch mit ökologischer Solar- oder<br />
Wärmepumpentechnik kombinieren.<br />
Nach der schnellen Verbesserung<br />
der Keimsituation konnte in<br />
zwei Schritten die Warmwassertemperatur<br />
auf 50°C abgesenkt werden.<br />
Jetzt freuen sich die Verantwortlichen<br />
über bedeutende Einsparungen<br />
bei den Energiekosten. Wie<br />
stark diese ausfallen werden, kann<br />
im Moment noch nicht genau festgestellt<br />
werden, da die Vergleichszahlen<br />
noch nicht für ein ganzes<br />
Abrechnungsjahr vorliegen. Volker<br />
Fischer von Innowatech nennt<br />
Erfahrungswerte von anderen<br />
Häusern mit Innowatech-<strong>Anlagen</strong>:<br />
„Ein Krankenhaus mit 200 bis 300<br />
Betten kann leicht 15 000 Euro jährlich<br />
sparen“, so der Firmengründer.<br />
Leitungen schonen –<br />
Wartungszyklen verlängern<br />
Die Einsparungen gehen jedoch<br />
weit über die Energiekosten hinaus.<br />
Wenn das <strong>Wasser</strong> mit Innowatech-<br />
Anolyte® entkeimt wird, spart man<br />
sich die jährliche Thermische Desinfektion.<br />
Zudem schont der Wegfall<br />
dieser Maßnahme das Leitungssystem<br />
mit verzinkten Rohrleitungen,<br />
Dichtungen <strong>und</strong> Armaturen.<br />
„Wenn die <strong>Wasser</strong>tem peratur<br />
gesenkt werden kann <strong>und</strong> die Desinfektion<br />
dennoch sichergestellt ist,<br />
beansprucht die <strong>Wasser</strong>zirkulation<br />
das Gesamtsystem deutlich we -<br />
niger. Die Kalkausfällung verringert<br />
sich sehr stark <strong>und</strong> damit ver längern<br />
sich die Wartungsintervalle der<br />
Nach der schnellen Verbesserung der Keimsituation<br />
konnte in zwei Schritten die Warmwassertemperatur<br />
auf 50 °C abgesenkt werden.<br />
Warmwasserspeicher <strong>und</strong> Wärmetauscher<br />
deutlich. Insofern wirken<br />
unsere <strong>Anlagen</strong> doppelt, indem sie<br />
die Keimbildung sicher verhindern<br />
<strong>und</strong> das <strong>Wasser</strong>leitungsnetz schonen“,<br />
versichert Fischer.<br />
Kontakt:<br />
INNOWATECH GmbH,<br />
Volker Fischer,<br />
Alte Kaserne 28, D-72186 Empfingen,<br />
Tel. (07485) 978747-0,<br />
Fax (07485) 978747-55,<br />
E-Mail: volkerfischer@innowatech.de,<br />
www.innowatech.de<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 753
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Standdesinfektion bei Legionellenbefall<br />
Trinkwasser, unser Lebensmittel<br />
Nummer eins, wird in einwandfreier<br />
Qualität vom <strong>Wasser</strong>versorger<br />
geliefert, ist aber keinesfalls steril. Es<br />
enthält von Natur aus Mikroorganismen,<br />
die ges<strong>und</strong>heitlich so lange<br />
unbedenklich bleiben, bis sie sich<br />
nicht über eine kritische Grenze<br />
vermehren. Ansonsten können<br />
schwere Krankheiten die Folge sein,<br />
wie etwa die durch Legionellen verursachte<br />
Legionärskrankheit oder<br />
das Pontiac-Fieber. Daher zählen<br />
Legionellen zu den Krankheitserregern,<br />
deren Nachweis meldepflichtig<br />
ist. Die neue Trinkwasserverordnung<br />
legt auf das Thema<br />
Legionellen deshalb ein besonderes<br />
Augenmerk.<br />
Durch die Depotwirkung wirkt JUDO JLS-Duo sowohl<br />
als vorbeugende Maßnahme/Prophylaxe als auch<br />
in der Standdesinfektion von Rohrleitungen <strong>und</strong><br />
Behältern (vgl. TrinkWV, die DVGW Arbeitsblätter<br />
W291 <strong>und</strong> 552).<br />
Trinkwasserverordnung<br />
fordert mehr<br />
Trinkwasser hygiene<br />
Das bedeutet konkret: Die Trinkwasserverordnung<br />
fordert bei Großanlagen<br />
<strong>zur</strong> Trinkwasserwärmung eine<br />
jährliche Untersuchung. Dabei darf<br />
der sogenannte „Technische Maßnahmenwert“<br />
von 100 Legionellen<br />
pro 100 ml Trinkwasser weder<br />
erreicht, noch überschritten werden.<br />
Ist dies der Fall, muss das<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamt informiert werden.<br />
Dieses prüft <strong>und</strong> legt fest, welche<br />
Maßnahmen ergriffen werden<br />
müssen. Dazu kann z. B. die umfangreiche<br />
technische Sanierung des<br />
Warmwassersystems bezüglich<br />
<strong>Wasser</strong>temperatur <strong>und</strong> Stagnationsvermeidung<br />
(Zirkulation,<br />
3-Liter-Regel) gehören.<br />
Bei mehr als 1000 Legionellen<br />
pro 100 mL Trinkwasser muss unverzüglich<br />
eine weiterführende Untersuchung<br />
gemäß DVGW W 551<br />
durchgeführt <strong>und</strong> in der Regel als<br />
Sofortmaßnahme die Standdesinfektion<br />
der <strong>Wasser</strong>verteilungsanlage<br />
nach DVGW W 291 (zukünftig<br />
auch DVGW W 557) eingeleitet werden.<br />
Ab 10000 Legionellen pro<br />
100 mL gilt sofortiges Duschverbot.<br />
Unkomplizierte Standdesinfektion<br />
mit JUDO Geräten<br />
Entscheidend bei der Bekämpfung<br />
von Legionellen ist es, den Biofilm<br />
zu entfernen, der sich an jeder wasserbenetzten<br />
Oberfläche bildet <strong>und</strong><br />
für Bakterien einen optimalen<br />
Schutz darstellt. Am besten hat sich<br />
in der Praxis dafür Chlordioxid<br />
bewährt. Die keimtechnische<br />
Sanierung des Leitungsnetzes<br />
erfolgt dabei mit einer Standdesinfektion<br />
nach dem DVGW Arbeitsblatt<br />
W 291.<br />
Vorgehensweise: Um eine Vermischung<br />
von <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />
<strong>und</strong> damit eine Verdünnung<br />
der Wirksubstanz zu<br />
vermeiden, sollte das zu behandelnde<br />
System vollkommen entleert<br />
werden. Die Warmwassererwärmung<br />
wird abgeschaltet.<br />
Anschließend erfolgt die Wiederbefüllung<br />
mit einem Desinfektions<br />
mittel-<strong>Wasser</strong>-Gemisch in der<br />
JUDO<br />
MECHADOS<br />
Dosierpumpenanlage<br />
für<br />
die Standdesinfektion.<br />
vom DVGW-Arbeitsblatt W 291<br />
gefor derten Anwendungskonzentration<br />
von mindestens 6 mg Chlordioxid<br />
pro Liter über etwa 12 St<strong>und</strong>en.<br />
Das Arbeitsblatt führt dazu im<br />
Kapitel 5.3.2 als bewährtes Desinfektionsmittel<br />
das von JUDO als JLS<br />
DUO angebotene Zweikomponentensystem<br />
auf. Dies besteht aus<br />
einer flüssigen <strong>und</strong> einer festen<br />
Komponente, die 24 bis 72 St<strong>und</strong>en<br />
vor der Anwendung aktiviert werden.<br />
Als Einzelkomponenten ist JLS<br />
DUO zeitlich praktisch unbegrenzt<br />
lagerbar.<br />
Diese Lösung wird mit einer speziellen<br />
Pumpe, wie z. B. der JUDO<br />
MECHADOS Dosierpumpenanlage,<br />
in die Leitung dosiert. Das Gerät<br />
arbeitet stromlos. So wird es lediglich<br />
in die Hauptwasserzuführung<br />
eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mischt mit dem<br />
<strong>Wasser</strong>druck als Antriebskraft das<br />
voreingestellte Verhältnis aus<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />
<strong>und</strong> füllt damit das Leitungssystem.<br />
Dazu wird von der Pumpe ausge-<br />
Juli/August 2012<br />
754 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
hend jede Zapfstelle so lange ge -<br />
öffnet bis die Wirkkonzentration<br />
erreicht ist.<br />
Die Bestimmung der Chlordioxid-Konzentration<br />
an jeder<br />
beaufschlagten Zapfstelle erfolgt<br />
sehr einfach durch JUDO Peroxid-<br />
Teststreifen.<br />
Um die Zehrung des Chlordioxids<br />
in einem kontaminierten<br />
Leitungssystem zu berücksichtigen,<br />
ist es ideal, an der Pumpenanlage<br />
mit einer Anfangskonzentration<br />
von 20 mg/L Chlordioxid/Liter zu<br />
beginnen. Dies entspricht einer<br />
Zugabe von r<strong>und</strong> sieben Litern<br />
JUDO JLS-DUO je Kubikmeter Trinkwasser<br />
(0,7 %). Nimmt während der<br />
Desinfektion die Konzentration des<br />
Chlordioxids unter 10 mg/L ab, beispielsweise<br />
durch Zehrung aus der<br />
Reaktion mit Biofilmen <strong>und</strong> anderen<br />
organischen Verunreinigungen, ist<br />
der entsprechende Strang mit<br />
frischer Lösung nachzufüllen.<br />
Die Prüfung der Restkonzentration<br />
an Chlordioxid sollte daher<br />
etwa alle drei St<strong>und</strong>en erfolgen.<br />
Insgesamt beträgt die Einwirkzeit<br />
bis zu 12 St<strong>und</strong>en.<br />
Während der Desinfektion ist<br />
unbedingt sicherzustellen, dass<br />
kein <strong>Wasser</strong> als Trinkwasser entnommen<br />
wird.<br />
Nach Abschluss der Gr<strong>und</strong>desinfektion<br />
wird mit Trinkwasser so<br />
lange gespült, bis der Chlordioxidwert<br />
auf 0,2 mg/L abgesunken ist.<br />
Kontakt:<br />
JUDO <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH,<br />
Hohreuschstraße 39–41,<br />
D-71364 Winnenden,<br />
Tel. (07195) 692-0,<br />
Fax (07195) 692-110,<br />
E-Mail: info@judo.eu,<br />
www.judo.eu<br />
Analyse-Plattform für <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Liquiline CM442/444/448, Probenehmer CSF48 <strong>und</strong> Sensoren mit Memosens-Technologie<br />
Die Multiparameter-Multikanal-<br />
Messumformer Liquiline<br />
CM442/444/448 <strong>und</strong> die Sensoren<br />
mit Memosens-Technologie ermöglichen<br />
den schnellen <strong>und</strong> komfortablen<br />
Zugriff auf alle wichtigen<br />
Parameter in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitung. Mit diesen<br />
Produkten lässt sich die Leistungsfähigkeit<br />
bestehender <strong>Anlagen</strong><br />
optimieren, betriebs- <strong>und</strong> zu -<br />
künftige Investitionskosten können<br />
reduziert werden.<br />
Die Vier-Draht Liquiline-Geräte<br />
unterstützen bis zu acht Kanäle mit<br />
bis zu 12 unterschiedlichen Messparametern.<br />
Durch die Verwendung von<br />
Sensoren mit Memosens-Technologie<br />
werden diese beim Anschluss an die<br />
Liquiline-Geräte automatisch erkannt<br />
<strong>und</strong> sind umgehend messbereit. Die<br />
intuitive Software erleichtert dem<br />
Anwender die Bedienung. Die Parametrierung<br />
<strong>und</strong> die verschiedenen<br />
Logbücher können auf einer SD-Karte<br />
gesichert werden.<br />
Die Liquiline-Messumformer<br />
sprechen derzeit 13 verschiedene<br />
Sprachen. An übergeordnete Systeme<br />
erfolgt die Kommunikation<br />
mittels 0/4 … 20 mA, HART, PROFI-<br />
BUS DP (Profile 3.02) oder Modbus.<br />
Die Parametrierung lässt sich dank<br />
integriertem Web-server <strong>und</strong> Ethernet-Schnittstelle<br />
auch bequem am<br />
PC durchführen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />
modularen Aufbaus können die<br />
Liquiline-Geräte einfach, schnell<br />
<strong>und</strong> kostengünstig an neue Messaufgaben<br />
angepasst werden.<br />
Die in den Liquiline-Geräten verbaute<br />
Elektronik wird auch in den<br />
Probenehmern CSF48 genutzt.<br />
Damit gelten die genannten Vorteile<br />
auch für diese Probenehmer-Generation.<br />
Die Probenahme kann unter<br />
Verwendung einer Schlauchpumpe,<br />
einer Vakuumpumpe oder einer<br />
speziellen Armatur <strong>zur</strong> Probenahme<br />
aus Druckleitungen erfolgen. Durch<br />
den Anschluss von bis zu vier unterschiedlichen<br />
Memosens-Sensoren<br />
kann der Probenehmer <strong>zur</strong> Messstation<br />
aufgerüstet werden.<br />
Ein Parametrier- <strong>und</strong> Simulationstool<br />
erlaubt die komplette Programmierung<br />
von Liquiline- <strong>und</strong><br />
Probenehmer-Geräten unabhängig<br />
von einem angeschlossenen Gerät<br />
an einem PC. Die Daten können auf<br />
einer SD-Karte gespeichert <strong>und</strong> in<br />
die Feldgeräte eingelesen werden.<br />
Kontakt:<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />
Kerstin Löffler,<br />
Colmarer Straße 6, D-79576 Weil am Rhein,<br />
Tel. (07621) 975-556, Fax (07621) 975-20 556,<br />
E-Mail: kerstin.loeffler@de.endress.com,<br />
www.de.endress.com<br />
Multiparameter-Multikanal-Messumformer Liquiline<br />
CM444 <strong>und</strong> Probenehmer CSF48.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 755
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Leistungsoptimierung von Membrantrennprozessen<br />
Die Membrantechnologie hat sich im Bereich der <strong>Wasser</strong>aufbereitung längst etabliert. Membranverfahren<br />
werden angewandt zum Beispiel im Bereich der <strong>Abwasser</strong>technik, in industriellen Kreisläufen mit <strong>Wasser</strong>rückgewinnung<br />
oder in der Trink- <strong>und</strong> Prozesswasseraufbereitung. Hohe Wachstumspotenziale lassen nach wie vor<br />
insbesondere die Mikrofiltration (MF) <strong>und</strong> die Ultrafiltration (UF) erwarten. So können zum Beispiel die hohen<br />
hygienischen Anforderungen bei der Gewinnung von Trinkwasser aus Oberflächen wasser bzw. aus durch<br />
Oberflächenwasser beeinflussten Rohwässern durch leistungsfähige Aufbereitungstechniken mit Membranen<br />
sicher erfüllt werden. Die Nanofiltration bzw. Umkehrosmose wird in dieser Publikation nicht behandelt.<br />
Membrantechnologien<br />
zählen<br />
zu den innovativsten <strong>Wasser</strong>aufbereitungstechniken.<br />
Der in den<br />
letzten Jahren schnell gewachsene<br />
Markt mit neuen möglichen Einsatzfeldern<br />
darf aber nicht den Eindruck<br />
aufkommen lassen, dass die Entwicklung<br />
der Membrantechnologien<br />
abgeschlossen ist. Ein großes<br />
ökonomisches Potenzial liegt in der<br />
Senkung der Investitions- <strong>und</strong><br />
Betriebskosten durch Optimierung<br />
der Membran materialien sowie der<br />
entsprechenden Module <strong>und</strong> der<br />
<strong>Verfahren</strong>stechnik.<br />
Das ökologische Optimierungspotenzial<br />
ergibt sich durch Minimierung<br />
des Chemikalienverbrauchs,<br />
durch Erhöhung der Membranleistung<br />
bzw. durch Minimierung<br />
von Foulingeffekten sowie durch<br />
die Verringerung der zu entsorgenden<br />
Rückstände. Hierzu gehört<br />
letztlich auch die Verwertung des<br />
Moduls nach Erreichen der Lebensdauer.<br />
Poröse Membranen für die<br />
Mikro- <strong>und</strong> Ultrafiltration sind<br />
teildurchlässige, selektiv wirkende<br />
Barrieren. Sie dienen <strong>zur</strong> rein physikalischen<br />
Stoffgemischtrennung<br />
basierend auf dem Prinzip der Filtration.<br />
Durch die selektive Durchlässigkeit<br />
kommt es auf der Zulaufseite<br />
(Feed) zu einer Aufkonzentrierung<br />
der <strong>zur</strong>ückgehaltenen Stoffe, Mikroorganismen<br />
<strong>und</strong> Partikel (Konzentrat<br />
oder Retentat), während auf der<br />
Ablaufseite ein Filtrat (Permeat)<br />
gewonnen wird. Der Feststoffrückhalt<br />
wird dabei durch die wirksame<br />
Porengröße bestimmt. Unbeschädigte<br />
Ultrafiltrationsmembranen<br />
gelten als sichere Barriere für Partikel<br />
<strong>und</strong> hygienisch bedenkliche<br />
Mikroorganismen wie Viren, Parasiten<br />
<strong>und</strong> pathogene Keime. Zu<br />
bedenken ist allerdings, dass das<br />
Permeat vom Konzentrat nur durch<br />
die hauchdünne aktive Schicht<br />
getrennt ist.<br />
Membranen für die Nanofiltration<br />
bzw. Umkehrosmose sind im<br />
Gegensatz zu den porösen Membranen<br />
als dichte Membranen anzusehen.<br />
Die Trennung erfolgt hier<br />
durch Sorption <strong>und</strong> Diffusion – die<br />
Membranen werden als Lösungs-<br />
Diffusions -Membranen bezeichnet.<br />
Kenngrößen<br />
Membranverfahren benötigen eine<br />
Triebkraft <strong>zur</strong> Überwindung des<br />
Membran widerstandes. Diese als<br />
transmembraner Druck bzw. Transmembrandruck<br />
bezeichnete Triebkraft<br />
wird im Bereich der <strong>Wasser</strong>technik<br />
in der Regel durch Druck<br />
erzeugt.<br />
Weitere gr<strong>und</strong>legende Kenngrößen<br />
sind der Membranfluss (Permeatfluss,<br />
Flux) <strong>und</strong> die Permeabilität.<br />
Der Membranfluss gibt Auskunft<br />
über die Leistungsfähigkeit<br />
einer Membrane unter bestimmten<br />
Betriebsbedingungen. Der Membranfluss<br />
wird als auf die Fläche<br />
bezogener spezifischer Volumenstrom<br />
in L/h m² angegeben.<br />
Die Permeabilität ist eine Membrankonstante<br />
<strong>und</strong> wird in L/h m² bar<br />
angegeben. Sie gibt Auskunft über<br />
das Volumen, das unter bestimmten<br />
Bedingungen durch eine Membrane<br />
transportiert wird. Dieser flächen-,<br />
druck- <strong>und</strong> zeitnormierte<br />
Wert ist die wichtigste Größe <strong>zur</strong><br />
Unterscheidung der unterschiedlichen<br />
Membrantypen bzw. <strong>zur</strong><br />
Bewertung eines Membranprozesses.<br />
Membranmodule<br />
Synthetisch hergestellte Membranen<br />
bestehen aus Polymeren (Polysulfon,<br />
Polytetra fluorethylen (PTFE),<br />
Cellulose etc.) oder aus Keramik wie<br />
z. B. Aluminiumoxid.<br />
Keramische Membranen weisen<br />
gegenüber Polymermembranen<br />
folgende Vorteile auf:<br />
""<br />
Hohe Temperaturbeständigkeit<br />
(mit Dampf sterilisierbar)<br />
""<br />
Hohe chemische Beständigkeit<br />
(beständig gegen Oxidationsmittel<br />
wie Ozon)<br />
""<br />
Hohe Standzeiten (beim Einsatz<br />
mit Ozon lange Lebensdauer)<br />
""<br />
Trenngrenze <strong>und</strong> Trennschärfe<br />
selektiv<br />
Nachteilig bei den keramischen<br />
Membranen sind derzeit noch der<br />
höhere Preis, das höhere Gewicht in<br />
Bezug auf die Membranfläche <strong>und</strong><br />
der größere Raumbedarf.<br />
Allgemein verbreitet sind asymmetrisch<br />
aufgebaute Membranen,<br />
d.h. die aktive Trennschicht befindet<br />
sich auf einem Trägermaterial mit<br />
veränderlichen Eigenschaften,<br />
wobei das Trägermaterial keine<br />
Trennfunktion hat.<br />
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal<br />
ist der Aufbau der Membranelemente.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann<br />
zwischen Flachmembran <strong>und</strong> Hohlfasermembran<br />
unterschieden werden.<br />
Bei Flachmembranen ist die<br />
aktive Trennschicht in der Regel<br />
außen angeordnet. Bei Hohlfasermembranen<br />
ist die Trennschicht – je<br />
Juli/August 2012<br />
756 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
nach Hersteller – innen oder außen<br />
angeordnet. Die Anordnung der<br />
Trennschicht bestimmt die Filtrationsrichtung,<br />
da die Trennschicht<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich auf der Feedseite<br />
angeordnet sein muss. Auf die Relevanz<br />
für den Betrieb wird später eingegangen.<br />
Sowohl Plattenelemente als<br />
auch Rohrfaserelemente werden zu<br />
sogenannten Membranmodulen<br />
zusammengefasst. Die Membranmodule<br />
werden wiederum zu kompletten<br />
Membrananlagen mit einer<br />
definierten Leistung zusammengefasst.<br />
Leistungsverlust bei<br />
Membrantrennprozessen<br />
Die eigentliche Aufgabe einer Membran<br />
– die Abtrennung bzw. der<br />
Rückhalt von Stoffen auf der Membranoberfläche<br />
– führt auch unweigerlich<br />
zu Leistungsverlust <strong>und</strong> Folgeproblemen,<br />
die nicht unwesentliche<br />
Anforderungen an den Betrieb<br />
einer Membrananlage nach sich<br />
ziehen. Vor allem die Porenmembranen<br />
bei der Mikro- <strong>und</strong> Ultrafiltration<br />
sind von Fouling betroffen.<br />
Unter Fouling versteht man ganz<br />
allgemein alle störenden Belagbildungen<br />
auf <strong>und</strong> in den Membranen,<br />
die durch Metalloxide, Kolloide,<br />
biologische Substanzen oder<br />
organischen Bewuchs (Biofouling)<br />
hervor gerufen werden <strong>und</strong> die in<br />
der Folge zu einem signifikanten<br />
Rückgang der Permeabilität durch<br />
Verstopfung der Membranporen<br />
führen.<br />
Biofouling tritt insbesondere bei<br />
stark organisch belasteten Wässern<br />
auf. Hierzu zählen auch Oberflächenwässer<br />
mit hohem Gehalt an<br />
NOM (Natural Organic Matter).<br />
Bei den herkömmlichen Membranprozessen<br />
wird deshalb durch<br />
Anpassung der Betriebsparameter<br />
<strong>und</strong> der Betriebsweise (Dead End/<br />
Cross-Flow) <strong>und</strong> optimierte Reinigungs-<br />
<strong>und</strong> Rückspülintervalle<br />
versucht, die Permeabilität aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
Fouling beeinflusst den Betrieb<br />
einer Membrananlage in großem<br />
Bild 1. Latente Ablagerungen im Bereich des Pottings. Alle Abbildungen: Hydro-Elektrik GmbH<br />
Maße, deshalb hat die Minimierung<br />
von Foulingeffekten auch eine<br />
große ökonomische <strong>und</strong> ökologische<br />
Bedeutung. Eine bekannte<br />
Möglichkeit <strong>zur</strong> zumindest teilweisen<br />
Ablösung der Oberflächenbeläge<br />
stellt die Überströmung dar<br />
– in der Regel gelöst durch die<br />
Cross-Flow-Betriebsweise. Allerdings<br />
werden durch diese Betriebsweise<br />
infolge der zusätzlichen Energiekosten<br />
der Kreislaufpumpe die<br />
Betriebskosten wesentlich erhöht.<br />
Ozon gegen Fouling<br />
In der Ravensburger HydroGroup/<br />
Hydro-Elektrik GmbH – einem<br />
in Ozonan wen dungen erfahrenen<br />
Unternehmen – stellte man sich<br />
deshalb die Frage, inwieweit das<br />
Fouling durch Einsatz von Ozon<br />
kontrolliert, minimiert oder sogar<br />
ganz vermieden werden kann.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich eignen sich für diesen<br />
Prozess ausschließlich ozonbeständige<br />
Membranen aus z. B. PFTE.<br />
Polysulfon ist unbeständig <strong>und</strong><br />
damit als Membranwerkstoff für<br />
diesen Prozess ungeeignet. Neben<br />
der Beständigkeit der Membrane<br />
muss auch das Potting (Verklebung<br />
der Membranbündel im Modulgehäuse)<br />
mit in die Betrachtung<br />
e inbezogen werden.<br />
Mittels einer speziell für diesen<br />
Einsatz konfigurierten Containeranlage<br />
wurden über einen Zeitraum<br />
von r<strong>und</strong> zwei Jahren vergleichende<br />
Versuche mit verschiedenen<br />
Wässern gefahren. Zum Einsatz<br />
kamen zwei baugleiche Polymer-<br />
Röhrenmem bran-Module mit<br />
bedingter Ozonbeständigkeit mit<br />
Filtrationsrichtung out-in <strong>und</strong> einer<br />
Membranfläche von 50 m². Out-in<br />
bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />
dass die Membrane außen<br />
angeströmt wird <strong>und</strong> nach innen<br />
filtriert.<br />
Begonnen wurde mit Bachwasser<br />
mit stark wechselnder Belastung<br />
(sowohl Trübung als auch NOM).<br />
Bereits hier zeigte sich die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Eignung des Einsatzes von<br />
Ozon. Während der zulässige Differenzdruck<br />
bei der als Referenzanlage<br />
fungierenden normal arbeitenden<br />
Aufbereitungslinie bei starker<br />
organischer Belastung teilweise<br />
bereits nach vier Wochen erreicht<br />
war <strong>und</strong> die Anlage chemisch regeneriert<br />
werden musste, lief die Versuchsanlage<br />
mit der ozonunterstützten<br />
Membranfiltration kontinuierlich<br />
mit gleichbleibendem<br />
Transmembrandruck <strong>und</strong> gleichmäßiger<br />
Permeabilität durch. Allerdings<br />
müssen bedingte Anforde-<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 757
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Bild 2.<br />
Keramik-<br />
Plattenmodul.<br />
Bild 3.<br />
Beckenwasser<br />
ohne <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
rungen an die Ozondosis <strong>und</strong> Ozoneinmischung<br />
– auf die hier nicht<br />
näher eingegangen wird – erfüllt<br />
werden.<br />
Bei der nachfolgenden Autopsie<br />
der Module konnte auch ein Nachteil<br />
der Rohr bündel membranen<br />
festgestellt werden. Im Bereich des<br />
Pottings kommt es infolge der<br />
hohen Packungsdichte der Fasern<br />
<strong>und</strong> der dadurch schlechten Durchströmung<br />
<strong>zur</strong> Ausbildung von Totzonen,<br />
in denen sich bleibende<br />
Ablagerungen bilden konnten,<br />
welche auch durch Rückspülung<br />
nicht mehr entfernbar waren<br />
(Bild 1).<br />
Als prinzipieller Mangel der<br />
normalerweise vollständig vergossenen<br />
Module muss festgestellt<br />
werden, dass es ohne Zerstörung<br />
der Gehäuse keine Möglichkeit gibt,<br />
den inneren Zustand der Module<br />
bzw. die Oberfläche der Membranen<br />
zu prüfen.<br />
In-out Module weisen hier<br />
geringe Vorteile auf, da bei diesen<br />
Modulen der Raum zwischen<br />
Gehäuse <strong>und</strong> Membranen mit Filtrat<br />
<strong>und</strong> nicht mit Rohwasser ausgefüllt<br />
wird. Allerdings sind den<br />
Verfassern keine ozonbeständigen<br />
in-out Module bekannt.<br />
Keramische<br />
Flachmembranen<br />
Im Bereich der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
sind seit Längerem getauchte<br />
Polymer-Flachmembran module<br />
erfolgreich im Einsatz. Die Elemente<br />
werden im Saugbetrieb betrieben.<br />
Die Ablösung der Beläge bzw. die<br />
erforderliche Querströmung wird<br />
durch Druckluft begasung erzeugt.<br />
Für den kombinierten Einsatz von<br />
Ozon sind diese Elemente aber<br />
ungeeignet.<br />
Eine erfolgversprechende Entwicklung<br />
wurde deshalb in keramischen<br />
Flachmem branen gesehen.<br />
Keramische Flachmembranen<br />
lassen sich relativ einfach mit definierten<br />
Porenweiten (z. B. 50 oder<br />
100 nm) herstellen. Die Membranelemente<br />
werden zu Modulen<br />
zusammen gefügt (Bild 2). Der<br />
Betrieb erfolgt ähnlich wie bei den<br />
Tauchmembranen im Saugbetrieb<br />
im offenen Behälter.<br />
In einem weiteren Versuchsschritt<br />
sollte nun die Eignung der<br />
keramischen Flachmembranen für<br />
die ozonunterstützte Filtration<br />
untersucht werden. Hierzu wurden<br />
die Stapelelemente in einem<br />
geschlossenen Edelstahltank mit<br />
äußeren Anschlüssen angeordnet.<br />
In einem offenen Tank könnte Ozon<br />
ausgasen, was unbedingt vermieden<br />
werden muss. Der geschlossene<br />
Tank mit den Modulen wurde<br />
mit geringem Überdruck beaufschlagt.<br />
Somit wird das zu filtrierende<br />
<strong>Wasser</strong> von außen durch die<br />
Membrane gedrückt (out-in- Prinzip).<br />
Durch eingebaute Schaugläser<br />
konnte die Oberfläche der Flachmembranen<br />
jederzeit kontrolliert<br />
werden. Die Rückspülung erfolgte<br />
durch Umkehrung der Strömungsrichtung<br />
mit Unterstützung durch<br />
Luft.<br />
Der Modultank (bestückt mit<br />
Membranen mit 100 nm Porenweite)<br />
wurde in der Containeranlage<br />
anstelle eines Polymer-Membranmoduls<br />
eingebaut. Der nahezu<br />
einjährige Versuchsbetrieb erfolgte<br />
mit <strong>Wasser</strong> aus einem Seeh<strong>und</strong>becken<br />
in einem deutschen Zoo.<br />
Das <strong>Wasser</strong> in diesem 75 m³ fassenden<br />
Becken musste vor Inbetriebnahme<br />
der Versuchsanlage auf<br />
Gr<strong>und</strong> der starken biologischen<br />
Belastung <strong>und</strong> der sich bildenden<br />
Algen wöchentlich ausgetauscht<br />
<strong>und</strong> das Becken manuell intensiv<br />
gereinigt werden (Bild 3).<br />
Nach Inbetriebnahme der Versuchsanlage<br />
im Container mit der<br />
ozonunterstützten Membranfiltration<br />
konnte das <strong>Wasser</strong> relativ<br />
klar gehalten werden, obwohl der<br />
Beckeninhalt auf Gr<strong>und</strong> der kleinen<br />
Versuchsanlage nur einmal pro Tag<br />
umgewälzt wurde (Bild 4). Ein Was-<br />
Juli/August 2012<br />
758 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
seraustausch erfolgte dennoch alle<br />
14 Tage, da der Nitratgehalt kontinuierlich<br />
anstieg <strong>und</strong> sedimentierte<br />
Feststoffe nicht aus dem Becken<br />
entfernt wurden.<br />
Besonders bemerkenswert war<br />
die erreichbare enorm hohe<br />
konstante Permeabilität von r<strong>und</strong><br />
1000 L/hm² bar bei der Keramik-<br />
Flachmembrane (Bild 5). Aber auch<br />
die Polymer membrane lieferte mit<br />
einer Permeabilität von r<strong>und</strong><br />
90 L/hm² bar relativ gute Ergebnisse.<br />
Ein Einsatz von Chemie <strong>zur</strong><br />
Regeneration war nie erforderlich.<br />
Während der Versuchsdauer<br />
wurden Optimierungspotentiale<br />
festgestellt <strong>und</strong> umgesetzt. Diese<br />
betrafen insbesondere Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> idealen Ozonisierung bzw. <strong>zur</strong><br />
Minimierung des Ozonbedarfs.<br />
Nach den durch die Versuchsphase<br />
gemachten Erfahrungen sind<br />
sich die Verfasser sicher, dass<br />
MF- <strong>und</strong> UF-Membrananlagen mit<br />
einem speziellen, von HydroGroup/<br />
Hydro-Elektrik GmbH zum Patent<br />
angemeldeten <strong>Verfahren</strong> ohne<br />
zusätzliche Chemie betrieben werden<br />
können. Die Firma Hydrogroup/<br />
Hydro-Elektrik GmbH ist neuen<br />
Anwendungsfeldern gegenüber<br />
offen aufgestellt <strong>und</strong> freut sich über<br />
Anfragen mit der Möglichkeit der<br />
weiteren Verifizierung der gemachten<br />
Erfahrungen anhand neuer Einsatzfälle<br />
oder Problemstellungen evtl.<br />
auch im Rahmen eines Forschungsauftrages.<br />
Die prinzipiell noch höheren<br />
Membrankosten für die Keramikmodule<br />
werden zum Teil durch die<br />
höhere erreichbare Permeabilität<br />
kompensiert. Mehrkosten für die<br />
Ozonerzeugung lassen sich durch<br />
den Wegfall der CIP-Stationen für die<br />
chemische Reinigung kompensieren.<br />
Keramische Membranen stellen<br />
damit bereits heute eine alternative<br />
Lösung zu den klassischen Membran-<br />
<strong>Verfahren</strong>stechniken dar.<br />
Litertur<br />
Malenica, J.: Untersuchung <strong>und</strong> Optimierung<br />
von Hybridprozessen <strong>zur</strong> Aufbereitung<br />
von Oberflächenwasser am<br />
Beispiel eines Seeh<strong>und</strong>beckens.<br />
Rosenwinkel, K.: Entwicklung <strong>und</strong> Betrieb<br />
eines getauchten Niederdruck-Keramikplattenmoduls.<br />
Autoren:<br />
Manfred Brugger<br />
Tel. (0751) 6009-47,<br />
E-Mail: mb@hydrogroup.de,<br />
Karl Weißhaupt<br />
Tel. (0751) 6009-57,<br />
E-Mail: karl.weisshaupt@hydrogroup.de<br />
Kontakt:<br />
HydroGroup/Hydro-Elektrik GmbH,<br />
Angelestraße 48/50,<br />
D-88214 Ravensburg,<br />
Fax (0751) 6009-33,<br />
www.hydrogroup.de<br />
Bild 4.<br />
Beckenwasser<br />
mit <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
1200<br />
Permeabilität [L/h m² bar] - Mittelwert<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
keramische<br />
Membran<br />
200<br />
Polymer-<br />
Membran<br />
0<br />
08.06.2012<br />
06:00<br />
08.06.2012<br />
12:00<br />
08.06.2012<br />
18:00<br />
09.06.2012<br />
00:00<br />
09.06.2012<br />
06:00<br />
09.06.2012<br />
12:00<br />
09.06.2012<br />
18:00<br />
10.06.2012<br />
00:00<br />
10.06.2012<br />
06:00<br />
Bild 5. Vergleich Permeabilität Keramik / Polymer.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 759
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Zuverlässige Sulfatentfernung durch<br />
Carix-Ionenaustauscher<br />
Seit der Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />
im November<br />
2011 gilt für Sulfat ein neuer<br />
Grenzwert. Demnach darf der Sulfatgehalt<br />
im Trinkwasser 250 mg/L<br />
nicht überschreiten. Zur Entfernung<br />
empfiehlt Krüger WABAG das vielfach<br />
bewährte Carix-Ionenaustauscherverfahren.<br />
Funktionsschema des Carix- <strong>Verfahren</strong>s.<br />
Ein Carix-<br />
Ionenaustauscher<br />
wie der<br />
im <strong>Wasser</strong>werk<br />
in Windesheim<br />
entfernt nicht<br />
nur Härtebildner,<br />
Nitrat <strong>und</strong><br />
Chlorid, sondern<br />
auch Sulfat,<br />
für das ein<br />
neuer Grenzwert<br />
von 250<br />
mg/L gilt.<br />
Erhöhte Sulfatgehalte im<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser<br />
Gerade bei gipshaltigen Gesteinsschichten<br />
etwa in der Nähe von<br />
Braunkohleabbaugebieten kann es<br />
im Brunnenwasser zu Überschreitungen<br />
kommen, die Gegenmaßnahmen<br />
erforderlich machen. Eine<br />
geeignete Lösung ist das Carix-<strong>Verfahren</strong>,<br />
dessen hohe Wirksamkeit<br />
<strong>zur</strong> Sulfatentfernung in Versuchen<br />
bestätigt wurde. In Abhängigkeit<br />
von der jeweiligen Rohwasserzusammensetzung<br />
wird der Sulfatgehalt<br />
durch Carix wesentlich verringert.<br />
CARIX (Carbon Dioxide<br />
Regenerated Ion Exchangers) beruht<br />
auf dem Ionenaustauscherverfahren,<br />
das Sulfationen wie auch<br />
Nitrat, Chlorid, Kalzium <strong>und</strong> Magnesium<br />
entfernt. Der wesentliche Vorteil<br />
liegt in der umweltverträglichen<br />
Regeneration des Austauscherharzes.<br />
Anstelle der herkömmlich<br />
hierzu verwendeten Säuren, Laugen<br />
oder des Kochsalzes wird als<br />
Regenerationsmittel Kohlenstoffdioxid<br />
(CO 2 ) eingesetzt. Dadurch findet<br />
keine Erhöhung des Natriumgehalts<br />
im Trinkwasser <strong>und</strong> keine<br />
Aufsalzung im <strong>Abwasser</strong> durch Chemikalien<br />
statt.<br />
Geringe Betriebskosten<br />
<strong>und</strong> umweltverträgliche<br />
Regeneration<br />
Das Carix‐<strong>Verfahren</strong> weist einen<br />
niedrigen Energieverbrauch <strong>und</strong><br />
geringe <strong>Abwasser</strong>mengen auf. Das<br />
<strong>zur</strong> Regenerierung der lonenaustauscher<br />
verwendete CO 2 wird zu<br />
95 % mittels eines Vakuumsystems<br />
<strong>zur</strong>ückgewonnen. Die eingesetzte<br />
Kohlensäure stammt aus der Industrie<br />
<strong>und</strong> ist ein aufbereitetes Abfallprodukt,<br />
das ohne Verwendung im<br />
Entsalzungsprozess direkt in die<br />
Atmosphäre gelangen würde. Dieses<br />
Gas wird zu einem großen Teil<br />
im Konzentrat geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> belastet<br />
dann nicht mehr als schädliches<br />
Treibhausgas die Umwelt. Durch<br />
das Carix-<strong>Verfahren</strong> wird auch die<br />
Korrosion in metallischen Leitungen<br />
vermindert.<br />
Das Carix-<strong>Verfahren</strong> ist im neu<br />
erschienenen DVGW-Regelwerk<br />
W 235-3 als wirksames <strong>Verfahren</strong><br />
<strong>zur</strong> kommunalen Trinkwasseraufbereitung<br />
beschrieben. Bislang hat<br />
Krüger WABAG 15 <strong>Anlagen</strong> deutschlandweit<br />
gebaut <strong>und</strong> in Betrieb<br />
genommen. Die zuletzt gebaute<br />
Anlage steht im <strong>Wasser</strong>werk Trollmühle<br />
in Windesheim. In Kombination<br />
mit Uranex bereitet sie bis zu<br />
400 m 3 /h auf. Die bislang größte<br />
Anlage läuft in der Ammertal-<br />
Schönbuch-Gruppe im <strong>Wasser</strong>werk<br />
Poltringen mit 700 m 3 /h.<br />
Kontakt:<br />
Krüger WABAG, VWS Deutschland GmbH,<br />
Veolia Water Solutions & Technologies,<br />
Lückenweg 5,D-29227 Celle,<br />
www.krueger-wabag.de<br />
Juli/August 2012<br />
760 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
Rohre für die größte <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
im Zweckverband Trollmühle<br />
Die bislang größte Uranex-<br />
Anlage <strong>zur</strong> Entfernung von<br />
Uran <strong>und</strong> eine der größten Carix-<br />
<strong>Anlagen</strong> <strong>zur</strong> Teilentsalzung wurden<br />
Ende des Jahres 2011 vom Zweckverband<br />
Trollmühle in Windesheim<br />
in Betrieb genommen. SIMONA lieferte<br />
für die <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
PP-H AlphaPlus® Rohre.<br />
Regenerier<strong>und</strong><br />
Bypass-<br />
Pumpen.<br />
SIMONA® PP-H AlphaPlus®<br />
Rohre <strong>zur</strong> Uranentfernung<br />
<strong>und</strong> Teilentsalzung<br />
Die Ausgangslage<br />
Eine Untersuchungsreihe der Landesbehörden<br />
ergab, dass der geologisch<br />
bedingte Urangehalt im<br />
<strong>Wasser</strong> des Zweckverbandes Trollmühle<br />
zu hoch war <strong>und</strong> gesenkt<br />
werden musste, da Uran in grö ßeren<br />
Mengen eine toxische, giftige Wirkung<br />
hat. Darüber hinaus musste<br />
die Einhaltung der überarbeiteten<br />
Trinkwasserverordnung mit einem<br />
Grenzwert von 10 μg/L Uran (Vorgabe<br />
des Umweltb<strong>und</strong>esamtes)<br />
sichergestellt sein.<br />
Die Aufgabe<br />
In der ersten Stufe sollte durch die<br />
Aufbereitungsanlage der Urangehalt<br />
im Trinkwasser gesenkt werden,<br />
in der zweiten Stufe eine Teilentsalzung<br />
<strong>zur</strong> Reduzierung des Nitrat<strong>und</strong><br />
Sulfatgehaltes erfolgen. Dafür<br />
musste der Werkstoff folgende<br />
Eigenschaften aufweisen:<br />
""<br />
hohe chemische<br />
Widerstandsfähigkeit<br />
""<br />
höchste Spannungsrissbeständigkeit<br />
""<br />
zuverlässige<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
""<br />
gutes hydraulisches Verhalten<br />
durch glatte Rohrinnenflächen<br />
Die Lösung<br />
Die Eigenschaften der SIMONA®<br />
PP-H AlphaPlus® Rohre, wie hohe<br />
chemische Widerstandsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> zuverlässige Korrosionsbeständigkeit,<br />
boten entscheidende Vorteile<br />
für den Einsatz in der <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage.<br />
Die For derung<br />
nach weichem <strong>und</strong> uranreduziertem<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> eine Reduktion<br />
des Nitrat- <strong>und</strong> Sulfatgehaltes<br />
konnte im Zweckverband <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Trollmühle erfüllt werden.<br />
Ferner konnte der geforderte<br />
Grenzwert des Urangehaltes sogar<br />
deutlich unterschritten werden.<br />
Neben der gewünschten Verbesserung<br />
der <strong>Wasser</strong>qualität ist die<br />
Anlage auch unter Umweltaspekten<br />
für die 42 000 Menschen im Zweckverband<br />
eine Bereicherung. Durch<br />
die Senkung des Härtegrades des<br />
<strong>Wasser</strong>s konnte der Einsatz von<br />
umweltbelastenden Wasch- <strong>und</strong><br />
Reinigungsmitteln sowie Entkalkern<br />
erheblich reduziert werden.<br />
Kontakt:<br />
SIMONA AG,<br />
Teichweg 16, D-55606 Kirn,<br />
Tel. (06752) 14-0,<br />
E-Mail: pipingsystems@simona.de,<br />
www.simona.de<br />
Pumpengruppe <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>enthärtung.<br />
Rohwasserfilteranlage.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 761
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Sicheres Trinkwasser dank Anti-Arsen-Filter<br />
<strong>Wasser</strong>experte<br />
unterstützt<br />
Ungarisches<br />
Rotes Kreuz<br />
mit Tischwasserfiltern<br />
für Menschen<br />
in arsen -<br />
belasteten<br />
Regionen.<br />
Millionen von Menschen weltweit<br />
trinken mit Arsen belastetes<br />
<strong>Wasser</strong>. Verunreinigungen<br />
durch Arsenverbindungen zählen zu<br />
den gefährlichsten Belastungen des<br />
Trinkwassers – mit erheblichen Risiken<br />
für die menschliche Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Mit Ungarn ist auch ein europäisches<br />
Land besonders stark betroffen.<br />
Das österreichische Unternehmen<br />
BWT – Best Water Technology<br />
hat den weltweit ersten Anti-Arsen-<br />
<strong>Wasser</strong>filter entwickelt, der Leitungswasser<br />
von schädlichem Arsen<br />
befreit.<br />
In einer Kooperation mit BWT<br />
verteilt das Ungarische Rote Kreuz<br />
500 dieser Tischwasserfilter inklusive<br />
Filterkartuschen an Menschen<br />
in Regionen mit arsenbelastetem<br />
Trinkwasser. BWT stellt der gemeinnützigen<br />
Organisation die Produkte<br />
als Spende <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Arsen –<br />
eine weltweite Bedrohung<br />
Die WHO empfiehlt seit 1992 einen<br />
Grenzwert für Arsen im Trinkwasser<br />
von zehn Mikrogramm pro Liter. Die<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>werke halten diesen<br />
Grenzwert seit 1996 verbindlich<br />
ein. In vielen Staaten Europas, aber<br />
auch in den USA wird dieser Wert<br />
überschritten. Länder in Mittel- <strong>und</strong><br />
Südamerika kämpfen mit dem<br />
Problem ebenso wie asiatische<br />
Staaten, wo in Bangladesch oder<br />
Vietnam die Belastung durch Arsen<br />
im Trinkwasser besonders hoch ist.<br />
Das Halbmetall Arsen kommt in<br />
der Natur in Form von Mineralien vor.<br />
Als Metalloid ist es in Spuren Bestandteil<br />
der meisten Böden, z. B. Buntsandstein<br />
<strong>und</strong> Basalt. Unter bestimmten<br />
Bedingungen können schädliche<br />
Arsenverbindungen aus den Ge -<br />
steinen ausgewaschen werden <strong>und</strong><br />
damit ins Gr<strong>und</strong>wasser gelangen.<br />
Hohes Risiko für die<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Weil man Arsen weder schmecken<br />
noch riechen kann, ist es in der<br />
Geschichte, der Literatur <strong>und</strong> im<br />
Film als Mordgift zu zweifelhaften<br />
Ehren gekommen. Nicht umsonst.<br />
Wer über einen langen Zeitraum<br />
arsenbelastetes <strong>Wasser</strong> trinkt, kann<br />
erkranken. Hautleiden, Schäden an<br />
den Blutgefäßen, Störungen der<br />
Nervenbahnen <strong>und</strong> schwere Durchblutungsstörungen<br />
können als<br />
Folgen einer chronischen Arsenbelastung<br />
auftreten.<br />
Anti-Arsen-<strong>Wasser</strong>filter von<br />
BWT sorgt für sicheres Trinkwasser<br />
Der neu entwickelte Anti-Arsen-<br />
<strong>Wasser</strong>filter von BWT befreit Leitungswasser<br />
von schädlichem Arsen<br />
<strong>und</strong> sorgt so für sicheres Trinkwasser.<br />
Die mehrstufige Filtration<br />
erfolgt in der Filterkartusche, die<br />
sowohl im BWT Tischwasserfilter als<br />
auch in allen anderen gängigen<br />
Tischwasserfiltern verwendet werden<br />
kann. Der Anti-Arsen-Filter<br />
befreit Trinkwasser aber nicht nur<br />
von ges<strong>und</strong>heitsschädlichem Arsen,<br />
sondern verringert auch den Gehalt<br />
an geschmacksstörenden Stoffen,<br />
beispielsweise Chlor, <strong>und</strong> reduziert<br />
organische Verunreinigungen wie<br />
bestimmte Herbizide <strong>und</strong> Pestizide.<br />
BWT führt den Anti-Arsen-<strong>Wasser</strong>filter<br />
im März 2012 auf dem ungarischen<br />
Markt ein. Das Unternehmen<br />
nimmt die Produkteinführung<br />
zum Anlass, das Ungarische<br />
Rote Kreuz bei seiner Informationskampagne<br />
zu den Gefahren von mit<br />
Arsen verunreinigtem Trinkwasser<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> stellt der Organisation<br />
500 Anti-Arsen-Filter inklusive<br />
Filterkartuschen kostenlos <strong>zur</strong><br />
Verfügung.<br />
„Wir gehen davon aus, dass etwa<br />
470 Orte oder genauer gesagt 1<br />
Mio. Menschen in Ungarn (das sind<br />
10 % der ungarischen Bevölkerung)<br />
täglich mit Arsen belastetes Trinkwasser<br />
trinken. Dabei liegen die<br />
Werte in diesen Regionen deutlich<br />
über dem von der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
empfohlenen Grenzwert“,<br />
sagt Veléria Baracskai, General<br />
Director beim Ungarischen<br />
Roten Kreuz. Gemeinsam mit BWT<br />
nutzt die Vereinigung Aktionstage,<br />
um möglichst viele Menschen über<br />
die Ges<strong>und</strong>heitsrisiken durch Arsen<br />
zu informieren <strong>und</strong> den Anti-Arsen-<br />
Tischwasserfilter des österreichischen<br />
Unternehmens an bedürftige<br />
Menschen zu verteilen. „Wir freuen<br />
uns, das Rote Kreuz in Ungarn bei<br />
seiner Informationskampagne zum<br />
Thema ‚Arsen im Trinkwasser’ unterstützen<br />
zu können“, sagt Andreas<br />
Weißenbacher, Vorstandsvorsitzender<br />
der BWT Gruppe.<br />
Kontakt:<br />
BWT <strong>Wasser</strong>technik GmbH,<br />
Industriestraße 7, D-69198 Schriesheim,<br />
Tel. (06203) 73-0, Fax (06203) 73-102,<br />
E-Mail: bwt@bwt.de, www.bwt.de<br />
Juli/August 2012<br />
762 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
Adsorptive Entfernung von Mikroschadstoffen in<br />
der <strong>Wasser</strong>aufbereitung mittels polymer basierter<br />
sphärischer Aktivkohle<br />
Durch industrielle Abwässer, Rückstände von Pharmazeutika <strong>und</strong> Chemikalien steigt die Belastung von<br />
Gewässern stetig an. Adsorptions- <strong>und</strong> Filtertechnologien leisten bereits heute einen großen Betrag <strong>zur</strong> Problembekämpfung.<br />
In Zukunft werden allerdings die Anforderungen deutlich steigen. Der Komplexität der unerwünschten<br />
Substanzen wird eine Standardfilterlösung nicht mehr gerecht. Es bedarf eines High-Tech-Systems,<br />
das über die notwendige Stabilität <strong>und</strong> Adsorptionskapazität verfügt – <strong>und</strong> sich dabei genau den jeweiligen<br />
Anforderungen anpasst.<br />
Spurenstoffe von Arzneimitteln<br />
werden in zunehmendem Maße<br />
in Oberflächenwasser, Gr<strong>und</strong>wasser,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Trinkwasser nachgewiesen.<br />
Sie sind wegen ihrer Persistenz<br />
<strong>und</strong> ihrer hohen biologischen<br />
Aktivität von toxikologischer Bedeutung.<br />
Konzentration <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />
sind gebietsabhängig.<br />
Komplexität, Molekülgrößen <strong>und</strong><br />
die unterschiedlichen Polaritäten<br />
von Spurenstoffen (Bild 1) beeinflussen<br />
das Adsorptionsverhalten an<br />
Aktivkohlen. Unter Berücksichtigung<br />
der Polaritäten <strong>und</strong> der in der <strong>Wasser</strong>phase<br />
entstehenden Hydrathüllen<br />
ist die Bedeutung der Molekülgrößen<br />
besonders herauszustellen.<br />
Denn sie machen ein sehr spezifisches<br />
Adsorptionsporensystem <strong>und</strong><br />
eine darauf abgestimmte spezielle<br />
Oberflächenchemie erforderlich.<br />
Beide Parameter können bei der Herstellung<br />
der SARATECH® Hochleistungsadsorbenzien<br />
eingestellt <strong>und</strong><br />
somit an die betreffenden Anforderungen<br />
angepasst werden. Hier zeigen<br />
sich klare Vorteile gegenüber<br />
anderen Aktivkohlen, welche heute<br />
bereits eingesetzt werden, in Bezug<br />
auf Leistung, Selektivität, Einsatzzeit<br />
<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Kosten.<br />
Die Aktivkohle SARATECH®<br />
PBSAC (Bild 2) zeichnet sich durch<br />
hervorragende Produkteigenschaften<br />
aus: Hohe mechanische Stabilität,<br />
Chemikalienbeständigkeit <strong>und</strong><br />
variable strukturelle Eigenschaften:<br />
Mechanische Eigenschaften:<br />
""<br />
Abriebfestigkeit (ball pan hardness<br />
> 98,0 %, ASTM D3802 -05)<br />
Bezotriazol Carbamezin Perfluoroctansulfonat<br />
Diclofenac Amidotrizoesäure Iopamidol<br />
""<br />
Bruchwiderstand bis zu<br />
4 kg/Partikel (interne Methode)<br />
""<br />
staubfrei<br />
Korngröße:<br />
""<br />
Variable Korngrößen <strong>und</strong> Korngrößenverteilung<br />
""<br />
Monodisperse PSD<br />
(d 50 ± 0,05 mm)<br />
""<br />
Heterodisperse PSD<br />
(0.05 mm < d50 < 0,60 mm)<br />
Chemische Eigenschaften:<br />
""<br />
Niedriger Aschegehalt<br />
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Bild 3.<br />
Durchbruchsverhalten<br />
mit<br />
Iopamidol.<br />
Bild 4.<br />
Durchbruchsverhalten<br />
mit<br />
Amidotrizoesäure.<br />
Tabelle 1. Testergebnisse.<br />
Dynamische<br />
Durchbruchs versuche<br />
mit mehreren<br />
Mikroschadstoffen<br />
(multiple compo<strong>und</strong>s) +<br />
DOC (Bild 3 <strong>und</strong> 4)<br />
Säule D x H =<br />
9,5 cm x 1,27 m<br />
Trinkwasser<br />
(teilweise angereichert)<br />
10 m/h<br />
Filtergeschwindigkeit<br />
Mikroschadstoffe<br />
<strong>und</strong> Konzentration<br />
<strong>Wasser</strong>dampf möglich, verb<strong>und</strong>en<br />
mit hohen Energiekosten <strong>und</strong> großen<br />
Verlusten.<br />
Alternative Methoden wie beispielsweise<br />
die Filtration mittels<br />
Membrantechnik (NF, RO) verursachen<br />
extrem hohe Energiekosten.<br />
Zudem müssen stark belastete bzw.<br />
toxische Rückstände aufwändig<br />
entsorgt werden. Ein weiteres Problem<br />
der Membrantechnik sind Scaling-<br />
<strong>und</strong> Foulingprozesse auf den<br />
Membranoberflächen.<br />
Gleichermaßen hohe Energiekosten<br />
fallen auch bei erweiterten Oxidationsprozessen<br />
wie UV-Bestrahlung<br />
oder Ozonung an. Transformationsprodukte<br />
anthropogener<br />
Spurenstoffe, die bei der oxidativen<br />
Trinkwasseraufbereitung entstehen,<br />
können toxisch sein. Außerdem muss<br />
das Restozon im <strong>Wasser</strong>, das nach der<br />
vorgegebenen Reaktionszeit noch<br />
vorhanden ist, entfernt werden.<br />
Adsorbenz<br />
MTBE 580 ng/L SARATECH® PBSAC V tot = 1,430 cm 3 /g<br />
Iopamidol 100 ng/L Benchmark GAC V tot = 0,740 cm 3 /g<br />
Amidotrizoesäure<br />
PFOS<br />
DOC<br />
240 ng/L<br />
300 ng/L<br />
0,4 mg/L<br />
Polymer basierte sphärische<br />
Aktivkohle im Test<br />
In Versuchsanlagen <strong>und</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Technologiezentrum<br />
<strong>Wasser</strong> (TZW) in Karlsruhe<br />
wurden umfangreiche dynamische<br />
Untersuchungen durchgeführt<br />
(Tabelle1). Echtes Rohwasser oder<br />
Modellwasser, das wie echtes Rohwasser<br />
aufbereitet wurde, wurde als<br />
Speisewasser verwendet. Diese<br />
Untersuchungen bestätigen nicht<br />
nur die oben genannten Ergebnisse,<br />
sondern zeigen weitere Vorteile auf.<br />
Im Anschluss an die Aufnahme<br />
der Durchbruchscharakteristik wurden<br />
die beladenen Adsorbenzien<br />
einer thermischen Regeneration<br />
unterzogen. Diese Regeneration<br />
mittels einer rein temperaturkontrollierten<br />
Desorption zeigt, dass die<br />
Eigenschaften der Adsorbenzien<br />
vollständig wiederhergestellt werden<br />
können – ohne Verluste durch<br />
Abbrand oder Staubbildung. Folglich<br />
kann dieses Produkt über viele<br />
Zyklen verwendet werden, ohne<br />
dass erhebliche Mengen von “Makeup”-Kohle<br />
hinzugefügt werden<br />
müssen <strong>und</strong> ohne negative Auswirkungen<br />
auf die Leistung.<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong><br />
Schlussfolgerung<br />
SARATECH® zeigt deutlich längere<br />
Standzeiten im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Aktivkohlen, die bereits<br />
einen Durchbruch bei einer behandelten<br />
<strong>Wasser</strong>menge von ca. 25 m³/<br />
kg aufweisen. Eine vollständige Aufnahme<br />
der betreffenden Spurenstoffe<br />
bis zu den spezifischen Durchsätzen<br />
wurde erreicht (Tabelle 2).<br />
Es ist praktisch unmöglich, N,Ndimethyl<br />
sulphate (DMS) im Test zu<br />
adsorbieren. MTBE kann schwach<br />
auf Aktivkohlen adsorbiert werden,<br />
wohingegen eine vollständige Aufnahme<br />
durch SARATECH® Adsorbenzien<br />
erreicht werden kann. Wenn<br />
man das SARATECH® Adsorbenz C<br />
mit einer spezifischen Mesoporestruktur<br />
betrachtet, lässt sich feststellen,<br />
dass die erreichte Lebensdauer<br />
des Filters 5- bis 11-mal höher<br />
ist als die Werte, die man mit herkömmlichen<br />
Aktivkohlen erreicht.<br />
Somit hat dieses Adsorbenz<br />
einige bedeutende Vorteile in<br />
Bezug auf die Entfernung der<br />
genannten Spurenstoffe. Mit diesem<br />
Adsorbenz ist auch eine vollständige<br />
Entfernung von DOC bis zu<br />
einem spezifischen Durchsatz von<br />
150m³/kg möglich.<br />
Juli/August 2012<br />
764 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
Wegen der einheitlichen <strong>und</strong> im<br />
Vergleich zu herkömmlichen Aktivkohlen<br />
viel kleineren Korngröße der<br />
SARATECH® Adsorbenzien, ist nur<br />
eine niedrige Spülgeschwindigkeit<br />
im Bereich von 1 m/h bis 2 m/h<br />
beim Spülen des Filters notwendig,<br />
um den Lockerungspunkt zu erreichen.<br />
Die Spülwassermenge beträgt<br />
somit nur 5 % der <strong>Wasser</strong>menge, die<br />
bei der Verwendung herkömmlicher<br />
Aktivkohlen zu verwenden ist.<br />
Tabelle 2. Aufnahme von Spurenstoffen bis zu den spezifischen Durchsätzen.<br />
Substanz<br />
C 0 Mittelwert<br />
Spezifischer Durchsatz in m³/kg (Durchbruchsbeginn)<br />
Herkömm liche<br />
Aktivkohlen<br />
SARATECH® A SARATECH® B<br />
SARATECH® C<br />
Amidotrizoesäure 290 ng/L 25 10 40 225<br />
Iopamidol 97 ng/L 54 17 82 264<br />
PFOS 260 ng/L 38 20 60 > 234<br />
MTBE 0,8 µg/L < 5 15 37 35<br />
EDTA 0,57 µg/L Starke Rohwasserschwankungen – Auswertung nicht möglich<br />
DMS 3,9 µg/L < 5 < 5 < 5 < 5<br />
Weiterführende Betrachtungen<br />
Um die oben genannten Vorteile in<br />
einer geeigneten <strong>Verfahren</strong>stechnik<br />
auszubauen, wird momentan ein<br />
weiterer Schritt mit einem neuen<br />
<strong>Verfahren</strong>skonzept umgesetzt. Hierbei<br />
handelt es sich um eine Technik,<br />
welche die Adsorbenzien kontinuierlich<br />
durch eine Gegenstromadsorptionskolonne<br />
führt, wobei das<br />
Ziel ist, Filtergeschwindigkeiten von<br />
deutlich über 50m/h zu erreichen.<br />
Auf Basis der sehr hohen Kapazitäten<br />
der SARATECH® Adsorbenzien<br />
sind die spezifischen Mengen vergleichsweise<br />
klein <strong>und</strong> können<br />
somit vor Ort regeneriert werden.<br />
Diese Regenerationstechnik ist in<br />
das technologische Konzept integriert;<br />
sie ermöglicht es, den Gesamtprozess<br />
vor Ort in einem geschlossenen<br />
Kreislauf abzubilden, ohne<br />
die unter Nutzung herkömmlicher<br />
Aktivkohlen notwendigen großen<br />
Mengen an sogenannter „Make<br />
Up“-Kohle zyklisch zukaufen zu<br />
müssen. So kann eine Adsorptionsstufe<br />
besonders bei einer <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
unter begrenzten<br />
Platzverhältnissen implementiert<br />
werden, da die Baugröße der Apparate<br />
<strong>und</strong> der Gesamtanlage aufgr<strong>und</strong><br />
der möglichen hohen Filtergeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong> der kleinen<br />
spezifischen Adsorbenzienmengen<br />
deutlich kleiner ist als die der heute<br />
üblichen Technologien.<br />
Kontakt:<br />
BLÜCHER GmbH,<br />
Mettmanner Straße 25, D-40699 Düsseldorf<br />
Jan Raiser,<br />
Tel. (0211) 9244 156, Fax (0211) 9244 18 156,<br />
E-Mail: jan.raiser@bluecher.com<br />
Raik Schönfeld,<br />
Tel. (0211) 9244 160, Fax (0211) 9244 18 160,<br />
E-Mail: Raik.schoenfeld@bluecher.com<br />
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17. + 18. Okt. 2012<br />
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Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Östrogen aus Trinkwasser entfernen<br />
Studierende der Universität Bielefeld nehmen am MIT-Wettbewerb teil<br />
Ein biologischer Filter, der Östrogene<br />
aus <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Trinkwasser<br />
entfernt: Das Ziel der 15 Bielefelder<br />
Studierenden, die mit diesem<br />
Projekt am „international<br />
Genetically Engineered Machine<br />
competition“ (iGEM) des Massachusetts<br />
Institute of Technology (MIT)<br />
in Boston, USA, teilnehmen, ist hoch<br />
gesteckt. Für den rapide wachsenden<br />
internationalen Wettbewerb in<br />
synthetischer Biologie werben sie<br />
mehrere 10000 Euro von international<br />
tätigen Unternehmen <strong>und</strong> Verbänden<br />
der Biotechnologie <strong>und</strong><br />
Chemiebranche ein, um die Kosten<br />
des Wettbewerbs zu decken. Seit<br />
Mai verbringen sie ihre Freizeit<br />
damit, im Labor neue DNA-Bausteine<br />
herzustellen, sie zu vervielfältigen<br />
<strong>und</strong> Enzyme zu produzieren.<br />
Jetzt geben erste Ergebnisse Anlass<br />
zu Optimismus.<br />
Die Antibabypille ist die am weitesten<br />
verbreitete Verhütungsmethode<br />
in Deutschland. Ein Großteil<br />
der modifizierten Östrogene wird<br />
jedoch über den Urin wieder ausgeschieden.<br />
Herkömmliche Methoden<br />
in Kläranlagen können die damit<br />
belasteten Abwässer nur un<strong>zur</strong>eichend<br />
reinigen, denn das vorwiegend<br />
eingesetzte Östrogen Ethinylestradiol<br />
lässt sich nur schwer<br />
Trameten sind Pilze, die auf Totholz wie<br />
abgestorbenen Bäumen wachsen. Sie enthalten<br />
Enzyme, die Östrogen abbauen können.<br />
Für ihre Forschung benutzen die Bielefelder<br />
Studierenden freilich eine synthetische Variante.<br />
© iGEM-Team Bielefeld-Germany<br />
Liebe zum Detail <strong>und</strong> viel Geduld sind nötig, um wie Derya Kirasi,<br />
Studentin der genom-basierten Systembiologie an der Universität<br />
Bielefeld, auch in der Freizeit st<strong>und</strong>enlang im Labor zu stehen.<br />
© iGEM-Team Bielefeld-Germany<br />
abbauen. So gelangt das Hormon in<br />
Flüsse <strong>und</strong> Seen <strong>und</strong> reichert sich<br />
auch im Trinkwasser an. Die Folgen<br />
für Fische <strong>und</strong> andere <strong>Wasser</strong>bewohner<br />
sind gravierend. Sie reichen<br />
von Fortpflanzungs- <strong>und</strong> schweren<br />
Entwicklungsstörungen bis hin <strong>zur</strong><br />
Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale<br />
bei männlichen Individuen.<br />
Die Langzeitfolgen der steigenden<br />
Östrogenbelastung für den<br />
Menschen sind noch weitgehend<br />
unbekannt. Jedoch könnten sinkende<br />
Spermienzahlen <strong>und</strong> damit<br />
zunehmende Unfruchtbarkeit von<br />
Männern in Industrieländern mit<br />
dieser hormonellen Belastung<br />
zusammenhängen. Und auch<br />
Hoden- <strong>und</strong> Prostatakrebs sowie<br />
Osteoporose (Abnahme der Knochendichte)<br />
können Folgen zu<br />
hoher Östrogenkonzentrationen im<br />
menschlichen Körper sein.<br />
Bio-Filter aus Baumpilzen<br />
Das Ziel des Bielefelder iGEM-Teams<br />
ist die Entwicklung eines biologischen<br />
Filters, in welchem bestimmte<br />
Enzyme (sogenannte Laccasen) das<br />
Östrogen abbauen. Sie sind in vielen<br />
Organismen zu finden <strong>und</strong> können<br />
unter anderem aromatische<br />
Verbindungen abbauen, zu denen<br />
auch die Östrogene zählen. Besonders<br />
effiziente Laccasen für den<br />
Abbau sind aus Schmetterlingstrameten<br />
bekannt, einer Pilzart, die<br />
gerne an Bäumen wächst. Die Bielefelder<br />
Studierenden wollen diese<br />
Enzyme mit Hilfe von Methoden der<br />
synthetischen Biologie preiswert<br />
<strong>und</strong> sicher produzieren. Das Konzept<br />
soll außerdem auf andere, zum<br />
Teil giftige <strong>und</strong> krebserregende<br />
Schadstoffe im Trink- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
erweiterbar sein. Einen ersten Erfolg<br />
können die Studierenden bereits<br />
vermelden: Sie haben die Gene<br />
mehrerer Laccasen aus verschiedenen<br />
Bakterien isoliert <strong>und</strong> in<br />
einen Standard gebracht, mit dem<br />
sie nun weiterarbeiten. Bis zum<br />
europäischen Vorentscheid im<br />
Oktober wollen sie nachweisen, wie<br />
die Enzyme unterschiedliche Substrate<br />
wie Östrogene, Pestizide <strong>und</strong><br />
Pharmaka abbauen <strong>und</strong> sie auf<br />
Filter materialien aufbringen.<br />
Forschen in der Freizeit<br />
Das Bielefelder Team besteht aus<br />
15 Studentinnen <strong>und</strong> Studenten<br />
Juli/August 2012<br />
766 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
FOKUS<br />
aus den Studiengängen Genombasierte<br />
Systembiologie, Molekulare<br />
Zellbiologie <strong>und</strong> Molekulare<br />
Biotechnologie. Für die Teilnahme<br />
an dem internationalen Wettbewerb<br />
opfern die Bielefelder Studierenden<br />
viele St<strong>und</strong>en ihrer<br />
Freizeit, denn die Forschung findet<br />
neben ihrem regulären Studium<br />
statt. Moritz Müller, Masterstudent<br />
der Molekularen Biotechnologie,<br />
erklärt, wieso er trotzdem mitmacht:<br />
„Die Teilnahme am Wettbewerb<br />
ist eine Chance, sich schon<br />
während des Studiums frei im Labor<br />
zu entfalten, eigene Ideen zu verfolgen<br />
<strong>und</strong> sogar ein eigenes Projekt<br />
durchzuführen. Später im Berufsleben<br />
steht man vor ähnlichen Herausforderungen.“<br />
Die Studierenden<br />
erhalten Unterstützung von Professor<br />
Dr. Alfred Pühler, Professor Dr.<br />
Erwin Flaschel, Dr. Jörn Kalinowski<br />
sowie Dr. Christian Rückert vom<br />
CeBiTec (Center for Biotechnology)<br />
der Universität Bielefeld.<br />
Internationale Konkurrenz<br />
Der iGEM-Wettbewerb wird seit<br />
2003 jährlich vom Massachusetts<br />
Institute of Technology (MIT) in Boston<br />
veranstaltet. Angefangen als<br />
Kursangebot des MIT steigen die<br />
Teilnehmerzahlen seitdem rapide<br />
an, von fünf Teams 2004 auf über<br />
190 in diesem Jahr. Alle Teams stehen<br />
vor der gleichen Aufgabe: von<br />
der Idee über die Laborarbeit bis <strong>zur</strong><br />
Finanzierung <strong>und</strong> Kommunikation<br />
mit der Öffentlichkeit. Dr. Jörn Kalinowski<br />
betont: „Auf studentischer<br />
Ebene ist iGEM die Weltmeisterschaft<br />
der synthetischen Biologie –<br />
<strong>und</strong> zeigt, was in naher Zukunft auf<br />
diesem noch jungen Forschungsfeld<br />
möglich ist. Über 2000 kluge junge<br />
Köpfe der bedeutendsten Universitäten<br />
aus aller Welt treten hier<br />
gegeneinander an. Dabei stellen sie<br />
sich – wie im aktuellen Bielefelder<br />
Projekt – ökologischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen<br />
<strong>und</strong> finden oft unkonventionelle<br />
Lösungen. Gleichzeitig werden auch<br />
internationale Unternehmen <strong>und</strong><br />
Verbände bei iGEM auf die Studierenden<br />
<strong>und</strong> ihre vielversprechenden<br />
Ideen aufmerksam. Der Wettbewerb<br />
hat weltweite Ausstrahlung.“ Aufgr<strong>und</strong><br />
der hohen Teilnehmerzahlen<br />
gibt es seit 2011 kontinentale Vorentscheide.<br />
Der europäische Vorentscheid<br />
findet vom 5. bis 7. Oktober<br />
in Amsterdam, Niederlande, statt.<br />
Hier entscheidet sich, welche europäischen<br />
Teams im November zum<br />
Finale nach Boston, USA, reisen. Die<br />
Universität Bielefeld ist bereits im<br />
dritten Jahr in Folge dabei <strong>und</strong> hat<br />
sich bereits 2010 <strong>und</strong> 2011 erfolgreich<br />
in Boston prä sentiert.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.igem-bielefeld.de<br />
Kontakt:<br />
Robert Braun, Universität Bielefeld,<br />
iGEM-Team Bielefeld-Germany,<br />
Tel. (0162) 3167424,<br />
E-Mail: rbraun@igem-bielefeld.de<br />
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Weitere Informationen:<br />
www.norddeutsche-geothermietagung.de<br />
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5. Norddeutsche<br />
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tiefer Geothermie im Norddeutschen Becken.<br />
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Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767
Fokus<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Einer für Alles: der smarte WaterInspector<br />
Egal ob das <strong>Wasser</strong> mit Chlor, Chlordioxid oder Ozon desinfiziert wird, der WaterInspector von dinotec managt<br />
die <strong>Wasser</strong>qualität zuverlässig <strong>und</strong> sorgt damit für sichere Prozesse.<br />
Die Anwendungsbereiche des<br />
WaterInspector sind so breitgefächert<br />
wie sein Leistungsspektrum.<br />
Sein Einsatzgebiet reicht von der<br />
Trinkwasser- <strong>und</strong> Prozesswasserüber<br />
die Industriewasser- bis hin <strong>zur</strong><br />
Ballastwasseraufbereitung. Überall<br />
dort sorgt er für eine bedarfsgerechte<br />
Desinfektionsmittelregelung.<br />
„Ein typisches Anwendungsgebiet<br />
für den WaterInspector sind<br />
beispielsweise mit Legionellen verkeimte<br />
Leitungen. Hier arbeitet er<br />
in Kombination mit dem Chlordioxidsystem<br />
Chlorox 100. Durch<br />
die verpflichtenden Maßnahmen,<br />
die sich aus der neuen Trinkwasserverordnung<br />
ergeben, ist zu erwarten,<br />
dass Hausbesitzer, betreuende<br />
Installateure oder Hausverwalter<br />
häufiger mit diesem Problem konfrontiert<br />
werden. WaterInspector<br />
<strong>und</strong> Chlorox sind hier zuverlässige<br />
Der WaterInspector misst,<br />
analysiert <strong>und</strong> regelt die<br />
Konzentrationen von Chlor,<br />
Chlordioxid oder Ozon.<br />
Lösungen. Überdies entfällt die Aufzeichnungspflicht,<br />
da im Water-<br />
Inspector ein Logbuch integriert ist,<br />
das alle Messwerte aufzeichnet <strong>und</strong><br />
speichert“, so Christoph Scheffold,<br />
Produktmanager <strong>Wasser</strong> bei der<br />
dinotec Water Technology <strong>und</strong> Entwickler<br />
des WaterInspector. „Sein<br />
intelligentes <strong>Verfahren</strong>sprinzip<br />
überzeugt vor allem Praktiker, es<br />
sind die hohe Verfügbarkeit <strong>und</strong><br />
Betriebssicherheit des Gerätes, die<br />
die K<strong>und</strong>en überzeugen“ so Scheffold<br />
weiter.<br />
Das Mess-System des Water-<br />
Inspector arbeitet nach dem potentiostatischen<br />
Messprinzip, es ist<br />
selbstüberwachend <strong>und</strong> druckfest<br />
bis 10 bar (bei 20°C). Eine integrierte<br />
Plausibilitätskontrolle über den<br />
Redoxwert sorgt für verlässliche<br />
Messwerte. Der Durchfluss wird<br />
überwacht <strong>und</strong> ist begrenzt. Das<br />
integrierte automatische Sondenreinigungssystem<br />
ASR+ ist bereits<br />
zum Patent angemeldet. Die extrem<br />
lange Sondenstandzeit der Desinfektionssonden<br />
reduziert die<br />
Betriebskosten <strong>und</strong> den Wartungsaufwand.<br />
Auch im Warmwasserbereich<br />
bis 70 °C arbeitet der Water-<br />
Inspector zuverlässig. Die Installation<br />
erfolgt denkbar einfach ohne<br />
Druckminderer. Die logische<br />
Menüführung erfolgt über ein hintergr<strong>und</strong>beleuchtetes<br />
Grafikdisplay<br />
mit Klartextanzeige, auf Wunsch in<br />
jeder Landessprache. Hier werden<br />
auch Betriebzustände sowie Alarm<strong>und</strong><br />
Warnmeldungen angezeigt.<br />
Damit der WaterInspector auch<br />
optisch seinem Anspruch gerecht<br />
wird, verbirgt sich die Technik hinter<br />
einer schicken, einfach abzunehmenden<br />
Haube.<br />
<strong>Verfahren</strong>sprinzip: Kontinuierliche Messung der Desinfektionsmittelkonzentration mit<br />
Rückführung des Messwassers. Eine Zirkulationspumpe entnimmt das <strong>zur</strong> Messung<br />
benötigte <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> fördert dies durch die bis 10 bar druckfeste Armatur. In ihr befinden<br />
sich die für die Messung notwendigen Sensoren. Ein Mischmodul ist der Armatur<br />
nachgeschaltet. Hier wird das benötigte Desinfektionsmittel direkt in den Messwasserstrom<br />
dosiert <strong>und</strong> dem Hauptwasserstrom wieder zugeführt.<br />
Kontakt<br />
dinotec GmbH,<br />
Andreas Schmidt,<br />
Spessartstraße 7,<br />
D-63477 Maintal,<br />
Tel. (06109) 6011-0,<br />
Fax (06109) 6011-90,<br />
E-Mail: mail@dinotec.de<br />
Juli/August 2012<br />
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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />
die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
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Nachrichten<br />
Branche<br />
Europäisches Parlament verabschiedet Seeber-Bericht<br />
VKU begrüßt Bekenntnis zum Gewässerschutz<br />
Info<br />
Der Bericht ist als Beitrag des Europäischen Parlaments<br />
<strong>zur</strong> Blueprint-Strategie gedacht, mit der<br />
die Europäische Kommission den langfristigen<br />
Schutz der europäischen Trinkwasserressourcen<br />
sicherstellen will. Die Verabschiedung der Strategie<br />
ist für den November geplant. Der Initiativbericht<br />
ist für die Europäische Kommission nicht<br />
verbindlich, gibt ihr aber klare Hinweise darauf,<br />
bei welchen Themen sie im Parlament mit Mehrheiten<br />
rechnen kann.<br />
© Michael Grabscheit/pixelio.de<br />
Das Europäische Parlament hat<br />
den Initiativbericht des österreichischen<br />
Abgeordneten Richard<br />
Seeber mit großer Mehrheit verabschiedet.<br />
Der Bericht gibt einen<br />
Überblick über die Themen, die die<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft derzeit beschäftigen.<br />
Der Verband kommunaler<br />
Unternehmen (VKU) begrüßt das<br />
klare Bekenntnis des Euro päischen<br />
Parlaments für einen kon sequenten<br />
Gewässerschutz. „Die kommunale<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland<br />
hat einen großen Beitrag dazu<br />
geleistet, dass das Europäische Parlament<br />
heute Verbesserungen in<br />
der <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong> der<br />
<strong>Wasser</strong>qualität hervorheben kann“,<br />
so VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-<br />
Joachim Reck.<br />
Auch was die im Bericht angemahnte<br />
Instandhaltung der Infrastruktur<br />
<strong>zur</strong> Senkung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
angeht, sieht er die kommunale<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft in<br />
Deutschland gut aufgestellt. Der<br />
Bericht verdeutlicht zudem die<br />
hohe emotionale Bedeutung der<br />
Ressource <strong>Wasser</strong> für den Bürger,<br />
wie sie etwa durch die im Bericht<br />
genannte hohe Anzahl an Petitionen<br />
zum Thema <strong>Wasser</strong> zum Ausdruck<br />
kommt. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
unterstreicht Reck, dass das<br />
Europäische Parlament einfordert,<br />
die Regeln des Europäischen Binnenmarktes<br />
an die Besonderheiten<br />
des <strong>Wasser</strong>sektors anzupassen:<br />
„Dagegen versucht die Europäische<br />
Kommission mit ihrem Richtlinienvorschlag<br />
jedoch, den <strong>Wasser</strong>sektor<br />
über die Konzessionsvergabe einem<br />
starren Vergaberegime zu unterwerfen,<br />
womit die kommunale<br />
Organisation der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
untergraben wird.“ Schließlich<br />
müsse das Ziel des Gewässerschutzes<br />
stärker in andere Politikfelder<br />
integriert werden, so Reck.<br />
„Wenn die Landwirtschaft in vielen<br />
Regionen der Hauptgr<strong>und</strong> für das<br />
Verfehlen des guten Zustands un -<br />
seres Gr<strong>und</strong>wasser ist, dann kann<br />
eine Lösung dieses Problems auch<br />
nur dort erreicht werden.“ Die ak -<br />
tuelle Reform der gemeinsamen<br />
Agrarpolitik sei daher eine gute<br />
Gelegenheit, um den Beitrag der<br />
Landwirtschaft zum Gewässerschutz<br />
zu verbessern.<br />
Zweifel hegt der VKU jedoch, ob<br />
der Weg über einen verbindlichen<br />
Rechtsakt der richtige im Umgang<br />
mit <strong>Wasser</strong>knappheit <strong>und</strong> Dürre ist.<br />
„Angesichts der großen wasserwirtschaftlichen<br />
Unterschie de, die<br />
bereits in einem Land wie Deutschland<br />
bestehen, ist es schwer vorstellbar,<br />
dass ein europaweit einheitlicher<br />
Umgang mit <strong>Wasser</strong>knappheit<br />
<strong>und</strong> Dürre zielführend sein kann“,<br />
betont Reck. Vielmehr müssten die<br />
europäischen Institu tionen die<br />
großen Unterschiede zwischen trockenen<br />
<strong>und</strong> regenreichen Regionen<br />
anerkennen <strong>und</strong> Raum für regionale<br />
Lösungen lassen.<br />
Der VKU bezweifelt zudem, dass<br />
<strong>Wasser</strong>sparmaßnahmen in Haushalten<br />
zielführend sind. Die öffentliche<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung ist nur für einen<br />
kleinen Teil der <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
verantwortlich, in Deutschland werden<br />
nur 2,7 % der vorhandenen<br />
Süßwasserressourcen für die öffentliche<br />
Trinkwasserversorgung verwendet.<br />
Weitere Einsparungen an<br />
dieser Stelle könnten damit nur<br />
marginal zum Gewässerschutz beitragen.<br />
Reck: „Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
begrüßen wir, dass sich das<br />
Europäische Parlament hinter den<br />
Berichterstatter gestellt hat <strong>und</strong><br />
keine Regulierung des <strong>Wasser</strong>verbrauchs<br />
von Duschköpfen <strong>und</strong><br />
Toilettenspülungen fordert.“<br />
Kontakt:<br />
Verband kommunaler Unternehmen e.V.,<br />
Invalidenstraße 91, D-10115 Berlin,<br />
Tel. (030) 58580-0,<br />
Fax (030) 58580-100,<br />
E-Mail: info@vku.de,<br />
www.vku.de<br />
Juli/August 2012<br />
770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
Große Unsicherheiten im globalen <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
Ohne <strong>Wasser</strong> kein Leben. Katastrophen wie Dürre oder Starkregen belegen unsere Abhängigkeit von <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
<strong>und</strong> Klimasystem. Entsprechend wichtig ist es, die Details des <strong>Wasser</strong>kreislaufs zwischen Atmosphäre,<br />
Ozeanen <strong>und</strong> Festland zu verstehen. Eine Studie im Journal of Hydrometeorology zeigt nun signi fikante Unterschiede<br />
sowohl zwischen den globalen Modellen als auch zwischen den Messdatensätzen. Darüber hinaus<br />
schrumpft das Netz von Messstationen weltweit dramatisch, was die Unsicherheiten vergrößert.<br />
(DOI: 10.1175/JHM-D-11-088.1)<br />
er Klimawandel <strong>und</strong> die sich<br />
„Ddamit verändernde <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />
ist eine Tatsache <strong>und</strong><br />
wird teils große Anpassungen erfordern“,<br />
stellen Harald Kunstmann<br />
<strong>und</strong> Christof Lorenz vom Karlsruher<br />
Institut für Technologie klar, die die<br />
aktuelle Studie verfasst haben.<br />
„Gerade deshalb müssen wir das<br />
Wechselspiel zwischen Verdunstung,<br />
Wolken <strong>und</strong> Niederschlägen<br />
auch auf regionaler Ebene besser<br />
verstehen.“ Um zu prüfen, wie verlässlich<br />
die verschiedenen globalen<br />
Analysen sind, haben die Hydrologen<br />
<strong>und</strong> Klimaforscher drei der<br />
modernsten globalen gekoppelten<br />
Atmosphären- <strong>und</strong> Ozeanmodelle<br />
auf den <strong>Wasser</strong>haushalt hin neu<br />
ausgewertet <strong>und</strong> mit Messdaten<br />
der Jahre 1989 bis 2006 verglichen.<br />
„Wir haben wirklich sehr große<br />
Unsicherheiten in den globalen<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsabschätzungen<br />
festgestellt“, erklärt Kunstmann. So<br />
weichen etwa die Analysen der<br />
mittleren Niederschläge in einigen<br />
Regionen um bis zu vier Liter pro<br />
Quadratmeter <strong>und</strong> Tag voneinander<br />
ab. Zum Vergleich: in Deutschland<br />
fallen im Schnitt etwa zwei Liter<br />
Studie<br />
Lorenz, C. and H. Kunstmann:<br />
The Hydrological Cycle in<br />
Three State-of-the-art<br />
Reana lyses: Intercomparison<br />
and Performance Analysis.<br />
J. Hy drometeor, 2012.<br />
Die Studie steht online unter:<br />
http://journals.ametsoc.org/doi/<br />
abs/10.1175/JHM-D-11-088.1<br />
Regen pro Tag <strong>und</strong> Quadratmeter.<br />
Aus diesen Modellen lässt sich also<br />
nicht verlässlich ableiten, wann <strong>und</strong><br />
wo wirklich wie viel Niederschlag<br />
fällt. Selbst einfache Zusammenhänge<br />
wie etwa zwischen dem Verdunstungsüberschuss<br />
über den<br />
Ozeanen <strong>und</strong> den Niederschlägen<br />
über den Kontinenten sind in den<br />
Modellen nicht konsistent. „Aus den<br />
Modellen wissen wir also weiterhin<br />
nur mit sehr großen Unsicherheiten,<br />
wie viel Niederschläge <strong>und</strong> damit<br />
sich stetig erneuerndes Süßwasser<br />
auf der Erde eigentlich wirklich <strong>zur</strong><br />
Verfügung stehen.“<br />
„Andererseits liegen aus vielen<br />
Regionen der Welt keine ausreichenden<br />
Daten vor“, erläutert<br />
Kunstmann. „Und die Lage wird<br />
immer schlechter.“ So hat sich beispielsweise<br />
in Südamerika die Zahl<br />
der Messstationen von r<strong>und</strong> 4350<br />
auf 550 um mehr als 85 % verringert<br />
(Datengr<strong>und</strong>lage: GPCC v5.0). Aber<br />
auch in Europa ist ein signifikanter<br />
Rückgang erkennbar. Zwischen<br />
Januar 1989 <strong>und</strong> Dezember 2006<br />
hat sich die Anzahl an Niederschlagsmessstationen<br />
von r<strong>und</strong><br />
10 000 auf 5800 fast halbiert, wobei<br />
ungefähr die Hälfte aller europäischen<br />
Stationen allein in<br />
Deutschland steht. „Und ohne eine<br />
solide Datenbasis lassen sich auch<br />
die <strong>Wasser</strong>haushaltsmodelle nicht<br />
entscheidend verbessern“, schildert<br />
Kunstmann das Problem. „Eine<br />
Quantifizierung der Trends von<br />
Regen <strong>und</strong> Dürre wird so erheblich<br />
erschwert.“<br />
Deshalb ist es dringend notwendig,<br />
wieder Investitionen in Niederschlagsmessstationen<br />
zu tätigen<br />
<strong>und</strong> die meteorologischen Dienste<br />
Die Unsicherheitsspannen im Niederschlag, die sich<br />
aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Beobachtungsdatensätze<br />
(oben) <strong>und</strong> unterschiedlicher globaler Modelle<br />
ergeben. © Bild: IMK/KIT<br />
auch in entlegenen Regionen zu<br />
verstärken. „Denn wenn wir den<br />
hydrologischen Wandel verstehen<br />
<strong>und</strong> uns in Zukunft effektiv auf ihn<br />
einstellen wollen, müssen wir unbedingt<br />
die notwendige Infrastruktur<br />
dazu schaffen <strong>und</strong> aufrecht erhalten“,<br />
sagt Kunstmann.<br />
Kontakt:<br />
Kosta Schinarakis PKM –<br />
Themenscout,<br />
Tel. (0721) 608 41956,<br />
Fax (0721) 608 43658,<br />
E-Mail:schinarakis@kit.edu,<br />
www.kit.edu<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771
Nachrichten<br />
Branche<br />
Unbekannten <strong>Wasser</strong>inhaltstoffen auf der Spur<br />
Neue Chemikalien-Stoffdatenbank hilft <strong>Wasser</strong>qualität sichern<br />
Arzneien, Kosmetika oder Waschmittel: Aus Produkten des täglichen Lebens gelangen kontinuierlich unterschiedliche<br />
Chemikalien ins <strong>Abwasser</strong>. Viele von ihnen können bislang nicht erfasst werden – ein Risiko für<br />
die <strong>Wasser</strong>qualität. Denn wenn die Verbindungen in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut werden, können<br />
sie sich in der Umwelt anreichern. Wissenschaftler der Technischen Universität München wollen bislang nicht<br />
erkannte Spurenstoffe nun dingfest machen. Gemeinsam mit Partnern aus Behörden, Wissenschaft <strong>und</strong><br />
Wirtschaft entwickeln sie im Projekt RISK-IDENT <strong>Verfahren</strong>, um die „Fingerabdrücke“ der Schadstoffe systematisch<br />
zu erfassen <strong>und</strong> in einer neuen Datenbank zu veröffentlichen.<br />
Projektinformation<br />
Etwa 100 000 verschiedene Chemikalien<br />
sind innerhalb der Europäischen<br />
Union auf dem Markt. Sie<br />
befinden sich in vielen Produkten<br />
des täglichen Lebens: in Arzneien<br />
<strong>und</strong> Kosmetika, in Waschpulver <strong>und</strong><br />
Farben sowie Desinfektionsmitteln<br />
<strong>und</strong> Pestiziden. Viele der chemischen<br />
Verbindungen sind noch<br />
nicht analytisch erfasst, über das<br />
Auftreten <strong>und</strong> die Wirkung vieler<br />
Abbauprodukte ist bislang wenig<br />
bekannt. Klar ist allerdings, dass<br />
schon kleinste Mengen bestimmter<br />
Chemikalien eine große Wirkung auf<br />
Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit haben können.<br />
Werden die Spurenstoffe in<br />
Kläranlagen nicht vollständig ab -<br />
gebaut, können sie <strong>Wasser</strong>pflanzen<br />
<strong>und</strong> Fische schädigen oder sich in<br />
den Lebewesen anreichern – mit<br />
Folgen für die Ökosysteme in Flüssen<br />
oder Seen. Gelangen toxische<br />
oder hormonell wirksame Verbindungen<br />
darüber hinaus in die Nahrungskette<br />
oder in das Trinkwasser,<br />
© Crace Winter/pixelio.de<br />
können sie auch für den Menschen<br />
problematisch werden.<br />
Wissenschaftler der Technischen<br />
Universität München (TUM) <strong>und</strong><br />
des Bayerischen Landesamtes für<br />
Das B<strong>und</strong>esforschungsministerium unterstützt mit der Fördermaßnahme „Risikomanagement<br />
von neuen Schadstoffen <strong>und</strong> Krankheitserregern im <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
(RiSKWa)“ 12 Verb<strong>und</strong>projekte mit r<strong>und</strong> 30 Mio. Euro Fördermitteln. Ziel ist es, innovative<br />
Technologien <strong>und</strong> Konzepte zum Risikomanagement von neuen Schadstoffen <strong>und</strong><br />
Krankheitserregern für den vorsorgenden Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Umweltschutz zu entwickeln.<br />
Das Verb<strong>und</strong>projekt RISK-IDENT soll bislang nicht identifizierte anthropogene<br />
Spurenstoffe bewerten <strong>und</strong> Handlungsstrategien zum Risikomanagement im aquatischen<br />
System entwickeln. Koordiniert wird das Projekt vom Bayerischen Landesamt für<br />
Umwelt; Partner sind: Technische Universität München, Hochschule Weihenstephan-<br />
Triesdorf, Zweckverband Landeswasserversorgung Stuttgart, CONDIAS GmbH.<br />
http://risk-ident.hswt.de<br />
Umwelt (LfU) wollen diese bislang<br />
nicht erkannten Spurenstoffe nun<br />
dingfest machen. Im Rahmen des<br />
Verb<strong>und</strong>projektes RISK-IDENT entwickeln<br />
sie gemeinsam mit Experten<br />
aus Behörden, Hochschulen<br />
<strong>und</strong> Unternehmen neue <strong>Verfahren</strong>,<br />
um die „Fingerabdrücke“ der Schadstoffe,<br />
über deren unverwechselbare<br />
molekulare Eigenschaften, im<br />
<strong>Wasser</strong> systematisch zu erfassen.<br />
„Zwar wird im Rahmen der ‚normalen’<br />
Reinigung <strong>und</strong> Aufbereitung<br />
von <strong>Abwasser</strong> ein Großteil der<br />
Schadstoffe entfernt“, sagt Dr.<br />
Thomas Letzel, Dozent an der Technischen<br />
Universität München. „Dennoch<br />
können diejenigen Verbindungen,<br />
die nicht abgebaut<br />
werden, die <strong>Wasser</strong>qualität beeinträchtigen,<br />
trotz ihrer teilweise<br />
Juli/August 2012<br />
772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
geringen Konzentration. Gerade<br />
diesen Spurenstoffen kann man nur<br />
mit modernsten analytischen <strong>Verfahren</strong><br />
auf die Spur kommen, <strong>und</strong><br />
auch nur, wenn sie auf ‚das Molekül<br />
genau‘ arbeiten.“<br />
Suspected-Target-Screening ist<br />
der Fachbegriff für die Detektivarbeit,<br />
die Thomas Letzel <strong>und</strong> seine<br />
Projektpartner durchführen. Wie in<br />
der klassischen Analytik werden die<br />
in einer <strong>Wasser</strong>probe gelösten chemischen<br />
Substanzen zunächst chromatographisch<br />
getrennt. In einem<br />
zweiten Schritt kann mittels Massenspektrometrie<br />
die jeweils spezifische<br />
Masse der einzelnen Moleküle<br />
bestimmt werden. Im Projekt<br />
RISK-IDENT geht das Konsortium<br />
nun noch einen Schritt weiter:<br />
Neben der jeweiligen Molekularmasse<br />
(<strong>und</strong> der Bruchteile) werden<br />
die Retentionszeiten der Moleküle,<br />
also ihre Fließgeschwindigkeit,<br />
bestimmt <strong>und</strong> normiert. Wie<br />
ein „Fingerabdruck“ erlaubt es dieser<br />
zusätzliche Parameter, chemische<br />
Stoffe eindeutig zu identifizieren<br />
– <strong>und</strong> das über verschiedene<br />
Laboratorien hinweg. Die so gewonnenen<br />
„Fingerabdrücke“ fließen in<br />
eine öffentliche Datenbank (STOFF-<br />
IDENT) ein.<br />
„Ziel ist es, bislang nicht erkannte<br />
Spurenstoffe mit den neu erfassten<br />
Daten abzugleichen <strong>und</strong> sie so zu<br />
‚überführen’“, sagt Letzel. Möglich<br />
wird dieser Abgleich u.a. durch die<br />
Einbindung der Stoffdaten aus der<br />
europäischen Verordnung <strong>zur</strong><br />
Registrierung, Bewertung, Zulassung<br />
<strong>und</strong> Beschränkung chemischer<br />
Stoffe (REACH) in die Datenbank.<br />
REACH verpflichtet Hersteller<br />
<strong>und</strong> Importeure von Chemikalien<br />
dazu, deren physikalische <strong>und</strong> chemische<br />
Eigenschaften zu veröffentlichen<br />
<strong>und</strong> Umwelt- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsgefahren<br />
aufzuführen. „Auf dieser<br />
Gr<strong>und</strong>lage lässt sich in Zukunft<br />
schneller <strong>und</strong> mit größerer Sicherheit<br />
sagen, welche <strong>Wasser</strong>schadstoffe<br />
sich hinter einigen wenigen<br />
Molekülen verbergen“, ist sich Letzel<br />
sicher.<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. Thomas Letzel,<br />
Leiter der Analytischen Forschungsgruppe<br />
am Wissenschaftszentrum Weihenstephan,<br />
Technische Universität München,<br />
Maximus-von-Imhof-Forum 3,<br />
D-85350 Freising-Weihenstephan,<br />
Tel. (08161) 71-5403 (über Pressereferentin),<br />
E-Mail: letzel@wzw.tum.de,<br />
www.tum.de<br />
Ungenutztes Potenzial: Phosphorrückgewinnung<br />
aus Klärschlamm<br />
Die 3. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung“ am 26. <strong>und</strong> 27. September 2012<br />
in Berlin thematisiert Technologien <strong>zur</strong> Rückgewinnung von Wertstoffen<br />
Phosphor aus Klärschlamm zu<br />
lösen, wird aufgr<strong>und</strong> der<br />
begrenzten Reserven an Phosphat-<br />
Mineralien <strong>und</strong> der steigenden<br />
Nachfrage stärker an Bedeutung<br />
gewinnen. Welche Techniken gibt<br />
es für die Phosphorrückgewinnung<br />
aus Klärschlamm? Wie sind die praktischen<br />
Erfahrungen? Welche optimierten<br />
Techniken <strong>zur</strong> effizienten<br />
Vorbehandlung von Klärschlamm<br />
gibt es? Diese <strong>und</strong> weitere Fragen<br />
beantwortet die 3. VDI-Fachkonferenz<br />
„Klärschlammbehandlung“,<br />
die das VDI Wissensforum am 26.<br />
<strong>und</strong> 27. September 2012 in Berlin<br />
veranstaltet. Die fachliche Leitung<br />
hat Prof. Dr.-Ing. Reiner Numrich<br />
von der Universität Paderborn.<br />
Claus-Gerhard Bergs, Referatsleiter<br />
im B<strong>und</strong>esumweltministerium,<br />
diskutiert wichtige rechtliche<br />
Aspekte wie die novellierte<br />
Klärschlammverordnung <strong>und</strong> die<br />
Abgrenzung vom Abfallrecht zum<br />
Düngerecht. Darüber hinaus<br />
berichten Experten über ihre<br />
Betriebserfahrungen bei der effizienten<br />
energetischen Nutzung<br />
von Klärschlämmen. Am Vortag der<br />
Fachkonferenz, dem 25. September<br />
2012, findet das Spezialseminar<br />
„Trocknung von Klärschlamm“ statt.<br />
Ebenso besteht im Vorfeld die<br />
Möglichkeit, die Kläranlage Waßmannsdorf<br />
mit Phosphorrückgewinnung<br />
zu besichtigen.<br />
Die Veranstaltung richtet sich an<br />
Betreiber von Kläranlagen, Ersatzbrennstoffkraftwerken,<br />
Verbrennungsanlagen<br />
sowie Ingenieur- <strong>und</strong><br />
Planungsbüros, <strong>Anlagen</strong>planer <strong>und</strong><br />
-bauer, <strong>und</strong> Mitarbeiter aus der Verwaltung<br />
von Hochschulen.<br />
Anmeldung <strong>und</strong> Programm:<br />
VDI Wissensforum K<strong>und</strong>enzentrum,<br />
Postfach 10 11 39, D-40002 Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 6214-201, Fax (0211) 6214-154,<br />
E-Mail: wissensforum@vdi.de, www.vdi.de/klaerschlamm<br />
VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung” –<br />
Technische Möglichkeiten <strong>zur</strong> Verwertung <strong>und</strong><br />
Behandlung von Klärschlamm. © VDI Wissensforum<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773
Nachrichten<br />
Branche<br />
Auenland Deutschland: kostenfreier Kartendienst<br />
„Flussauen in Deutschland“ ist online<br />
Hintergr<strong>und</strong> Flussauen<br />
R<strong>und</strong> 10 % der Fläche Deutschlands<br />
sind Bach- <strong>und</strong> Flussauen.<br />
Wo Auen vorkommen, wie groß sie<br />
sind, wie sie geschützt <strong>und</strong> genutzt<br />
werden zeigt jetzt der neue Kartendienst<br />
des B<strong>und</strong>esamtes für Naturschutz<br />
(BfN) „Flussauen in Deutschland“.<br />
„Interessierte Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger können sich auf unserer<br />
Homepage ab sofort über den<br />
Zustand bestimmter Auenabschnitte<br />
informieren. Naturschutzfachliche<br />
Bewertungen werden<br />
damit besser verständlich <strong>und</strong> Entscheidungsträger<br />
können den Kartendienst<br />
als Anregung für den<br />
Auenschutz vor Ort nutzen“, sagte<br />
BfN-Präsidentin Beate Jessel anlässlich<br />
der Freischaltung des Kartendienstes.<br />
Nicht zuletzt sei damit<br />
eine weitere Gr<strong>und</strong>lage für den<br />
vorsorgenden Hochwasserschutz<br />
geschaffen worden.<br />
Intakte, naturnahe Flussauen gehören zu den artenreichsten <strong>und</strong> wertvollsten Lebensräumen<br />
in Deutschland. Viele bedrohte Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten, wie der Pirol <strong>und</strong> der<br />
Biber, kommen hier vor. Zum Auenschutz werden mehrere große Projekte in ganz<br />
Deutschland an der Schnittstelle zwischen Hochwasserschutz <strong>und</strong> Naturschutz durch<br />
das BfN gefördert. Denn Flussauen sind auch für den Hochwasserschutz unverzichtbar,<br />
da sie Hochwasserwellen verzögern <strong>und</strong> abflachen <strong>und</strong> somit Schäden an Hab <strong>und</strong> Gut<br />
der Menschen vermeiden helfen. Auch als Filter <strong>zur</strong> Reinigung des <strong>Wasser</strong>s <strong>und</strong> zum<br />
Rückhalt von Nährstoffen <strong>und</strong> Treibhausgasen sind diese Feuchtgebiete von großem<br />
gesellschaftlichem Nutzen. Jedes Jahr halten Flussauen viele tausend Tonnen Stickstoff<br />
<strong>und</strong> Phosphor <strong>zur</strong>ück <strong>und</strong> verhindern somit ein übermäßiges Algenwachstum in Flüssen<br />
<strong>und</strong> Nord- <strong>und</strong> Ostsee.<br />
Im Kartendienst sind nun für<br />
jedermann die Daten zugänglich, die<br />
Forscher verschiedener Institutionen<br />
im Auftrag des BfN zum Thema Flussauen<br />
über mehrere Jahre gesammelt<br />
<strong>und</strong> ausgewertet haben. Der<br />
kostenfreie Kartendienst bietet die<br />
Möglichkeit, individuell für kleine<br />
Auenbereiche, aber auch für ganze<br />
Flüsse Informationen abzufragen<br />
<strong>und</strong> Karten zu erstellen. Wer wissen<br />
möchte, wie die Auen vor Ort tatsächlich<br />
aussehen, schaltet einfach<br />
aktuelle Luftbildaufnahmen dazu.<br />
Wer sich über die Auen in seiner<br />
Umgebung informieren möchte,<br />
kann dies tun unter<br />
http://www.bfn.de/0503_karten.html<br />
Europäische <strong>Wasser</strong>politik Schwerpunkt der<br />
neuen EU-Ratspräsidentschaft Zyperns<br />
BDEW: EU-<strong>Wasser</strong>politik sollte unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten<br />
stärker Rechnung tragen<br />
Zypern hat am 1. Juli 2012<br />
turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft<br />
von Dänemark übernommen<br />
<strong>und</strong> angekündigt, die<br />
Themen <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Klimaveränderung<br />
zu wichtigen Schwerpunkten<br />
ihrer europapolitischen Agenda zu<br />
machen. Zu den zentralen Themen<br />
sollen insbesondere die Vorbereitungen<br />
<strong>zur</strong> neuen <strong>Wasser</strong>strategie<br />
der Europäischen Kommission –<br />
dem sogenannten „Blueprint Water“<br />
Juli/August 2012<br />
774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
– gehören. Weiterer Schwerpunkt<br />
werden die geplanten europäischen<br />
Vorgaben zu Prioritären Substanzen<br />
sein. Die Europäische Kommission<br />
hatte Ende Januar 2012 einen Richtlinien-Vorschlag<br />
zu Prioritären Substanzen<br />
vorgelegt. Ziel dieser Initiative<br />
ist es, die Belastung der Gewässer<br />
in der Europäischen Union mit<br />
diesen Stoffen weiter zu verringern.<br />
„Mit dem Schwerpunkt <strong>Wasser</strong>politik<br />
unterstreicht die zypriotische<br />
Präsidentschaft die Bedeutung<br />
einer sicheren <strong>und</strong> qualitativ hochwertigen<br />
<strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
in Europa. Die europäische<br />
<strong>Wasser</strong>politik muss allerdings<br />
die in den EU-Regionen<br />
höchst unterschiedlichen Gegebenheiten<br />
<strong>und</strong> Strukturen stärker<br />
beachten“, sagte Martin Weyand,<br />
BDEW-Hauptgeschäftsführer <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />
in Berlin. „Eine Fokussierung<br />
auf eine Strategie des<br />
<strong>Wasser</strong>sparens im Rahmen des<br />
„Blueprint Water“ reicht nicht aus.<br />
Die Ressourcensituation <strong>und</strong> der<br />
Umgang mit <strong>Wasser</strong> sind in den<br />
europäischen Regionen höchst<br />
unterschiedlich. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten<br />
deshalb auch regional angepasste<br />
Regelungen angestrebt<br />
werden. Damit wird den unterschied<br />
lichen Bedürfnissen von Mitgliedstaaten<br />
mit Dürreproblemen<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>knappheit <strong>und</strong> Ländern<br />
mit ausreichenden <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
entsprochen.“ Auch der<br />
Umweltausschuss des Europäischen<br />
Parlaments habe sich eindeutig<br />
gegen eine allgemeingültige europäische<br />
<strong>Wasser</strong>sparpolitik ausgesprochen.<br />
Mit Blick auf die europäische Diskussion<br />
zu prioritären Stoffen<br />
betonte Weyand, dass die geplante<br />
Anpassung <strong>und</strong> Erweiterung der<br />
Liste prioritärer Stoffe gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sinnvoll sei. „Zusätzliche Stoffe sollten<br />
allerdings nur dann in die Liste<br />
aufgenommen werden, wenn diese<br />
relevant <strong>und</strong> die abgeleiteten<br />
Umweltqualitätsnormen (UQN) hinreichend<br />
belastbar sind. Wesentliches<br />
Ziel sollte gr<strong>und</strong>sätzlich sein,<br />
Verschmutzungen am Ursprung der<br />
Umweltbeeinträchtigung zu vermeiden<br />
<strong>und</strong> so das Verursacherprinzip<br />
konsequent umzusetzen.“ Bei<br />
Arzneimitteln seien beispielsweise<br />
Maßnahmen bei den Indirekteinleitern<br />
wie Krankenhäusern <strong>und</strong><br />
Spezialkliniken erforderlich. Der<br />
BDEW setze sich hier seit Jahren<br />
für gesetzliche Regelungen ein.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bdew.de<br />
© Martina Böhner/<br />
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Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775
Nachrichten<br />
Branche<br />
Landeswasserversorgung feiert<br />
100-jähriges Jubiläum<br />
Der Mittlere Neckarraum bezieht seit 95 Jahren einen großen Teil seines Trinkwassers<br />
aus den Gr<strong>und</strong>wasservorkommen des Donauriedes bei Ulm<br />
1910 – die ersten Versuchsbrunnen werden gebaut.<br />
R<strong>und</strong> 3 Mio. Menschen im Mittleren<br />
Neckarraum <strong>und</strong> im<br />
Nordosten Baden-Württembergs<br />
erhalten heute ihr Trinkwasser von<br />
der Landeswasserversorgung (LW).<br />
Es entstammt im Wesentlichen<br />
den Gr<strong>und</strong>wasservorkommen der<br />
Schwäbischen Alb bei Ulm <strong>und</strong> Heidenheim.<br />
Ein Teil ist Flusswasser der<br />
Donau, es wird im <strong>Wasser</strong>werk Langenau<br />
zu Trinkwasser aufbereitet.<br />
Um das Jahr 1900 führte der<br />
<strong>Wasser</strong>mangel in weiten Teilen<br />
Württembergs, insbesondere je -<br />
doch im Mittleren Neckarraum, zu<br />
der Erkenntnis, dass der Entwicklung<br />
der Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
ohne eine leistungsfähige Trinkwasserversorgung<br />
enge Grenzen<br />
gesetzt sind. Da die ortsnahen<br />
<strong>Wasser</strong>vorkommen in ihrer Menge<br />
<strong>und</strong> Qualität vielerorts nicht mehr<br />
den Ansprüchen genügten, führte<br />
dies am 8. Juli 1912 <strong>zur</strong> Gründung<br />
der Landeswasserversorgung. König<br />
König Wilhelm II. unterzeichnete die Gründungsurk<strong>und</strong>e der LW am 8. Juli 1912.<br />
Wilhelm II. von Württemberg unterzeichnete<br />
ein entsprechendes<br />
Gesetz, da nur der Staat in der Lage<br />
war, eine derart große Aufgabe zu<br />
finanzieren <strong>und</strong> zu bewältigen. Dies<br />
war die Geburtsst<strong>und</strong>e der ersten<br />
Fernwasserversorgung Deutschlands.<br />
Nach umfangreichen Baumaßnahmen<br />
floss in Stuttgart <strong>und</strong><br />
entlang der Hauptleitung 1 im Jahr<br />
1917 erstmals Gr<strong>und</strong>wasser aus<br />
dem Donauried aus den <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
– eine technische Meisterleistung,<br />
insbesondere in den<br />
Jahren des Ersten Weltkrieges. Die<br />
erste LW-Hauptleitung von Niederstotzingen<br />
über Aalen nach Stuttgart<br />
entwickelte sich rasch <strong>zur</strong><br />
Lebensader des Mittleren Neckarraumes.<br />
Sowohl der rasante Bevölkerungszuwachs<br />
als auch die dynamische<br />
wirtschaftliche <strong>und</strong> industrielle<br />
Entwicklung dieser Region<br />
wäre ohne das Trinkwasser von der<br />
Schwäbischen Alb kaum möglich<br />
gewesen. Über die Jahrzehnte hinweg<br />
wurden die LW-<strong>Anlagen</strong> fortlaufend<br />
erweitert <strong>und</strong> modernisiert.<br />
Heute stellen die beiden <strong>Wasser</strong>werke<br />
in Langenau <strong>und</strong> Dischingen<br />
über ein 775 Kilometer langes Fernleitungsnetz<br />
jährlich knapp 90 Mio.<br />
m 3 Trinkwasser bester Qualität <strong>zur</strong><br />
Verfügung.<br />
Die positiven Erfahrungen machten<br />
die LW zum Vorbild für weitere<br />
Fernwasserversorgungsunternehmen<br />
im Land, nämlich die 1953<br />
gegründete <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Nordost-Württemberg, die 1954<br />
gegründete Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> die 1974 gegründete<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung Kleine Kinzig. In<br />
enger Zusammenarbeit von Eigen-,<br />
Gruppen- <strong>und</strong> Fernwasserversorgung<br />
verfügt Baden-Württemberg<br />
heute über einen hohen Standard in<br />
der Trinkwasserversorgung, insbe-<br />
Juli/August 2012<br />
776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
Übersichtsplan der <strong>Anlagen</strong> der Landeswasserversorgung.<br />
sondere über eine hohe Versorgungssicherheit. Das<br />
Land ist somit auf die bevorstehenden Aufgaben, also<br />
auch auf die möglichen Folgen des Klimawandels mit<br />
voraussichtlich längeren Trockenperioden <strong>und</strong> höheren<br />
Bedarfsspitzen, gut vorbereitet.<br />
Neben der Bereitstellung der benötigten <strong>Wasser</strong>menge<br />
spielt die Qualität des Trinkwassers eine große<br />
Rolle. Von Anfang an wurden bei der LW die <strong>Wasser</strong>vorkommen<br />
sehr genau auf ihre Qualität hin untersucht.<br />
Die hervorragende Qualität des Gr<strong>und</strong>wassers im<br />
Donauried trug wesentlich dazu bei, dass die erste <strong>Wasser</strong>fassung<br />
bei Niederstotzingen <strong>und</strong> nicht anderswo im<br />
Land gebaut wurde. Von Anfang an hatte die LW auch<br />
die Stoffe im Blick, die nicht oder nur in geringer Konzentration<br />
ins Trinkwasser gehören. Dazu zählen beispielsweise<br />
Nitrat, Uran, Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel<br />
oder Keime. Deren Vorkommen führt regelmäßig<br />
zu fachlichen <strong>und</strong> teilweise auch zu politischen Diskussionen.<br />
Im Bedarfsfall werden dann die entsprechenden<br />
Vorkehrungen <strong>zur</strong> Vermeidung des Eintrages in die<br />
Gewässer getroffen oder entsprechende Aufbereitungsanlagen<br />
<strong>zur</strong> Entfernung der Stoffe aus dem <strong>Wasser</strong><br />
gebaut. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die LW in<br />
ihrem Betriebs- <strong>und</strong> Forschungslabor intensiv mit dem<br />
Vorkommen organischer Spurenstoffe <strong>und</strong> den Möglichkeiten<br />
zu deren Entfernung aus dem <strong>Wasser</strong>. Dazu<br />
zählen Industrie- <strong>und</strong> Haushaltschemikalien, Kosmetika<br />
<strong>und</strong> Arzneimittel. Immer ist es die Aufgabe der LW, mögliche<br />
Gefährdungspotenziale abzuschätzen <strong>und</strong> entsprechende<br />
Maß nahmen zu ergreifen.<br />
Während ihrer nunmehr 100jährigen Unternehmensgeschichte<br />
war die LW in der Trinkwasserversorgung<br />
zu jeder Zeit Taktgeber für innovatives <strong>und</strong> wirtschaftliches<br />
Handeln. Dazu zählen nicht nur energieeffiziente<br />
Förderanlagen, sondern auch die im Leitungsnetz<br />
installierten Turbinenanlagen <strong>zur</strong> Energiegewinnung.<br />
Die erste Turbinenanlage wurde bereits im Jahr 1922 in<br />
Betrieb genommen, über die Jahrzehnte hinweg kamen<br />
39 weitere hinzu. Auch der Einsatz von qualifiziertem<br />
Fachpersonal, der günstige <strong>Wasser</strong>preis, die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> der Einsatz von effi zienten <strong>und</strong> zuverlässigen<br />
Aufbereitungsverfahren, eine umfassende Qualitätsüberwachung,<br />
das Dienstleistungsangebot für die<br />
Verbandsmitglieder <strong>und</strong> eine transparente Öffentlichkeitsarbeit<br />
zeichnen die LW heute als modernes <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
aus. Die Landeswasserversorgung<br />
ist also auf die Aufgaben der nächsten<br />
Jahrzehnte gut vorbereitet.<br />
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Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777
Nachrichten<br />
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Deutsches IWA Young Water Professionals Chapter<br />
gegründet<br />
Am 4. Mai 2012 trafen beim<br />
Ruhrverband in Essen sieben<br />
junge <strong>Wasser</strong>wirtschaftlerInnen aus<br />
Deutschland mit Vertretern des<br />
deutschen Nationalkomitees der<br />
International Water Association<br />
(IWA), dem Vorsitzenden Prof. H.<br />
Bode <strong>und</strong> dem Generalsekretär Prof.<br />
N. Jardin, zusammen, um den Startschuss<br />
für die Gründung eines deutschen<br />
Young Water Professionals<br />
(YWP) Chapter zu geben.<br />
Die YWP blickt auf eine einzigartige<br />
Erfolgsgeschichte innerhalb<br />
der IWA <strong>zur</strong>ück. Auf Initiative des<br />
damaligen Präsidenten, David<br />
Garman aus Australien, wurde 2006<br />
im Rahmen des Weltwasserkongresses<br />
in Peking das IWA Young<br />
Water Professionals Programm zu<br />
neuem Leben erweckt. Seit dieser<br />
Zeit hat sich das Mitgliedersegment<br />
der YWP auf inzwischen etwa<br />
30 % der indivi duellen Mitglieder<br />
der IWA erhöht. Heute sind r<strong>und</strong><br />
1500 Young Water Professionals<br />
weltweit in der IWA als individuelle<br />
Mitglieder engagiert.<br />
Zu den hauptsächlichen Aktivitäten<br />
der YWP innerhalb der IWA<br />
zählen:<br />
Die deutsche Young Water Professionals Gruppe<br />
innerhalb der IWA.<br />
""<br />
Veranstaltung von nationalen<br />
<strong>und</strong> internationalen Konferenzen,<br />
die das Ziel verfolgen,<br />
gerade für junge WissenschaftlerInnen<br />
<strong>und</strong> Beschäftigte im <strong>Wasser</strong>sektor<br />
ein Forum zum Austausch<br />
<strong>und</strong> <strong>zur</strong> gemeinsamen<br />
Diskussion <strong>und</strong> bereits frühzeitig<br />
in der Karriere die Möglichkeit<br />
zum Aufbau internationaler<br />
Netzwerke zu bieten.<br />
""<br />
Eigenständige Workshops, die<br />
die YWP regelmäßig auf den großen<br />
Kongressen der IWA veranstalten,<br />
in denen insbesondere<br />
der Austausch zwischen Young<br />
Professionals <strong>und</strong> Senior Professionals<br />
gepflegt wird.<br />
""<br />
Regelmäßige Publikation eines<br />
Newsletters des internationalen<br />
IWA Young Water Professionals<br />
Komitee, um die weltweite Netzwerkbildung<br />
innerhalb der YWP<br />
voranzutreiben.<br />
""<br />
Gemeinsame Erarbeitung mit<br />
dem IWA Hauptquartier der jährlich<br />
veröffentlichten Broschüre<br />
„World of opportunities – working<br />
in the international water<br />
sector“, die sowohl Orientierung<br />
wie aber auch konkrete Hinweise<br />
zum Berufseinstieg für<br />
junge <strong>Wasser</strong>wirtschaftlerInnen<br />
gibt.<br />
""<br />
Gezielte Vernetzung der Young<br />
Water Professionals der IWA <strong>und</strong><br />
fachlicher Austausch auf der<br />
Internet Plattform WaterWiki der<br />
IWA sowie auf sozialen Netzwerken,<br />
wie z. B. Facebook.<br />
""<br />
Förderung der Young Water<br />
Professionals durch die IWA Specialist<br />
Groups <strong>und</strong> frühzeitige<br />
Einbindung in die fachliche<br />
Arbeit der Gruppen oder das<br />
Management Committee.<br />
Die in Essen zusammengekommenen<br />
Young Water Professionals aus<br />
Universitäten <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>unternehmen<br />
gaben am 4. Mai 2012 enthusiastisch<br />
den Startschuss für den<br />
Aufbau einer deutschen Young<br />
Water Professionals Gruppe innerhalb<br />
der IWA. Diese Keimzelle<br />
besteht derzeit aus: Anna Abels,<br />
Despina Athanasiadou, Danièle<br />
Mousel – RWTH Aachen, Viktoria<br />
Berger – Universität Duisburg-<br />
Essen, Mareike Evers – Technische<br />
Universität Hamburg-Harburg,<br />
Klaus Nelting – Leibniz Universität<br />
Hannover, Thomas Pochwyt – Gelsenwasser.<br />
Sie alle eint ihr Wunsch,<br />
neben dem nationalen technischwissenschaftlichen<br />
Fokus auch den<br />
persönlichen <strong>und</strong> fachlichen Horizont<br />
über die Landesgrenze zu<br />
erweitern <strong>und</strong> in einem internationalen<br />
Netzwerk mitzuwirken.<br />
Die ersten Ziele dieser neu formierten<br />
Gruppe sind natürlich<br />
zunächst einmal, weitere interessierte<br />
Personen für die Mitwirkung<br />
im deutschen Chapter zu gewinnen<br />
<strong>und</strong> erste Aktivitäten dieser deutschen<br />
Gruppe vorzubereiten. Ein<br />
selbstverständliches Element der<br />
zukünftigen Aktivitäten des deutschen<br />
Young Water Professionals<br />
Chapters wird natürlich auch die<br />
intensive Zusammenarbeit mit DWA<br />
<strong>und</strong> DVGW sein.<br />
Die deutschen Young Water Professionals<br />
würden sich über Interesse<br />
an ihrer Arbeit <strong>und</strong> Bereitschaft<br />
mitzuwirken ausgesprochen<br />
freuen <strong>und</strong> bitten darum, sich bei<br />
Interesse an folgende Personen zu<br />
wenden:<br />
Anna Abels,<br />
E-Mail: abels@isa.rwth-aachen.de<br />
oder<br />
Klaus Nelting,<br />
E-Mail: nelting@isah.uni-hannover.de<br />
Juli/August 2012<br />
778 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
Dienstleistungspaket RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
Gr<strong>und</strong>lagenarbeit, Beratung, Schulung, Prüfung <strong>und</strong> Dialog<br />
Bei der Gütesicherung Kanalbau<br />
handelt es sich um ein System,<br />
das von Auftraggebern <strong>und</strong> Auftragnehmern<br />
gleichberechtigt<br />
getragen wird. Gemeinsam wird<br />
das Thema Ausführungsqualität<br />
angegangen – mit abgestimmten<br />
Anforderungen <strong>und</strong> den Elementen<br />
Selbstverpflichtung der Gütezeicheninhaber,<br />
Neutralität bei der<br />
Bewertung sowie Beratung <strong>und</strong><br />
Schulung. Da Auftraggeber bei<br />
der RAL-Gütesicherung Kanalbau<br />
mitwirken, vertrauen sie diesem<br />
System <strong>und</strong> nutzen es in immer<br />
größerer Zahl. Auftraggeber führen<br />
die Bewertung der Qualifikation<br />
von Auftragnehmern auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Bewertung durch<br />
den neutralen Güteausschuss<br />
durch. Daraus resultieren klare<br />
<strong>und</strong> einfache Strukturen. Die RAL-<br />
Gütesicherung hilft so dem Auftraggeber,<br />
Verwaltungskosten <strong>und</strong><br />
Organisationsaufwand einzusparen<br />
<strong>und</strong> führt in Kombination mit<br />
einer geeigneten Bauüberwachung<br />
zu hoher Ausführungs qualität<br />
<strong>und</strong> Nachhaltigkeit im Kanalbau.<br />
Die RAL-Gütesicherung<br />
Kanalbau beinhaltet darüber<br />
hinaus ein umfangreiches Dienstleistungs<br />
paket, das konsequent<br />
erweitert wird, um den Nutzen für<br />
Auftraggeber, Ingenieurbüros <strong>und</strong><br />
Gütezeicheninhaber weiter zu<br />
erhöhen.<br />
Zu den Hauptaufgaben der<br />
RAL-Gütegemeinschaft zählt die<br />
Erarbeitung eines zwischen<br />
Auftrag gebern, Ingenieurbüros<br />
<strong>und</strong> Auftrag nehmern abgestimmten<br />
Anforderungsprofils <strong>zur</strong> Bewertung<br />
der Bietereignung. In den<br />
Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen finden<br />
sich detaillierte Anforderungen<br />
an die Fachk<strong>und</strong>e, technische<br />
Leistungs fähigkeit <strong>und</strong> technische<br />
Zuverlässigkeit der Bieter sowie<br />
die Dokumentation der Eigenüberwachung.<br />
Der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft beauftragte Prüfingenieur ist zusätzlich<br />
Partneringenieur für Auftraggeber <strong>und</strong> Gütezeicheninhaber.<br />
Alle Abbildungen: Güteschutz Kanalbau<br />
Gleiche Spielregeln für alle<br />
Der Güteausschuss der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau erarbeitet<br />
wichtige Anpassungen der Güte<strong>und</strong><br />
Prüfbestimmungen; auf Antrag<br />
der Mitgliederversammlung auch<br />
in Bezug auf Ausschreibung <strong>und</strong><br />
Bauüberwachung im Bereich Offener<br />
Kanalbau (ABAK), Vortrieb (ABV)<br />
<strong>und</strong> Sanierung (ABS). Ziel dieser<br />
Erweiterung ist es, die Umweltverträglichkeit<br />
von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
<strong>und</strong> -kanälen durch eine qualitativ<br />
hochwertige Ausschreibung <strong>und</strong><br />
Bauüberwachung zu verbessern.<br />
Fachleute sind sich einig: Die Verbesserung<br />
der Qualität kann insbesondere<br />
in einem gemeinsamen<br />
Prozess zwischen Auftraggebern<br />
<strong>und</strong> Auftragnehmern gelingen.<br />
Daher weisen folgerichtig auch ausschreibende<br />
<strong>und</strong> bauüberwachende<br />
Stellen ihre Qualifikation<br />
nach.<br />
Inhaltlich abgestimmt<br />
Zum Jahreswechsel 2011/2012<br />
wurde die bislang in der Gütesicherung<br />
Kanalbau eingerichtete Beurteilungsgruppe<br />
G – sie beinhaltet<br />
den Qualifikationsnachweis für<br />
In spektion, Reinigung <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung<br />
ausschließlich auf<br />
Gr<strong>und</strong>stücken – in die neue Gütesicherung<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwäs serung<br />
RAL-GZ 968 überführt. Damit<br />
existieren zwei organisatorisch voneinander<br />
unabhängige RAL-Gütesicherungen,<br />
die – <strong>und</strong> das ist entscheidend<br />
– inhaltlich aufeinander<br />
abgestimmt sind: Gütezeicheninhaber<br />
Kanalbau (RAL-GZ 961), die<br />
gleichzeitig die Beurteilungsgruppen<br />
I, R <strong>und</strong> D führen, erfüllen die<br />
Anforderungen der Beurteilungsgruppe<br />
G der Gütesicherung Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
(RAL-GZ 968).<br />
Darüber hinaus erfüllen Gütezeicheninhaber<br />
Kanalbau der Beurtei-<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 779
Nachrichten<br />
Branche<br />
Die Gütesicherung<br />
der Gütezeicheninhaber<br />
durch Firmen<strong>und</strong><br />
Baustellenbesuche<br />
zählt zu<br />
den Aufgaben<br />
der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen neu aufgelegt<br />
Die Gütesicherung Kanalbau<br />
leistet zusätzlich Gr<strong>und</strong>lagenarbeit<br />
mit dem Ziel, die Qualität<br />
bei der Herstellung <strong>und</strong> Instandhaltung<br />
von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
<strong>und</strong> -kanälen zu verbessern. In<br />
kurzen Abständen erscheint in<br />
diesem Zusammenhang eine<br />
Übersicht zu den jeweils gültigen<br />
Regelwerken in der Broschüre<br />
„Technische Regeln im Kanalbau“.<br />
Diese ist unter www.kanalbau.com<br />
kostenlos verfügbar. Hier stehen<br />
auch die „Arbeitshilfe <strong>zur</strong> optischen<br />
Abnahmeprüfung“ <strong>und</strong><br />
weitere Informationen zum Herunterladen<br />
bereit.<br />
Als Ergebnis der umfangreichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagenarbeit bietet die RAL-<br />
Gütegemeinschaft Gütezeicheninhabern<br />
auch eine Unterstützung bei<br />
der Dokumentation der Eigenüberwachung<br />
an. Anfang des Jahres sind<br />
die Leitfäden für die Eigenüberwachung<br />
in einer vollständig überarbeiteten<br />
Version erschienen. Sie<br />
enthalten Eigenüberwachungs-<br />
Muster für die Ausführungsbereiche<br />
Offener Kanalbau (AK), Vortrieb (VP,<br />
VM/VMD, VO/VOD), Inspektion (I),<br />
Reinigung (R) <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung<br />
(D). Hinzu kommen die Leitfäden<br />
für die Beurteilungsgruppen<br />
Ausschreibung <strong>und</strong> Bauüberwachung<br />
im Bereich Offener Kanalbau<br />
(ABAK), Vortrieb (ABV) <strong>und</strong> Sanierung<br />
(ABS).<br />
lungsgruppen AK, I, R <strong>und</strong> D die<br />
Anforderungen der entsprechenden<br />
Gruppen der Güte sicherung Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung.<br />
Neue Struktur<br />
Die Untergruppen der Beurteilungsgruppe<br />
S (Sanierung) haben eine<br />
neue Struktur erhalten. Während<br />
sich die Einteilung bisher an <strong>Verfahren</strong><br />
<strong>und</strong> Systemanbietern orientierte,<br />
nimmt die neue Einteilung<br />
Bezug auf Systeme, wie sie in der<br />
maßgebenden DIN EN 15885 definiert<br />
sind. Die damit erreichte Reduzierung<br />
von r<strong>und</strong> 150 auf nur noch<br />
23 Gruppen verbessert die Transparenz.<br />
Der Abgleich eingereichter<br />
Urk<strong>und</strong>en mit den an die Eignung<br />
gestellten Anforderungen wird für<br />
Auftraggeber erleichtert. Vorteile<br />
ergeben sich auch für die Gütezeicheninhaber:<br />
Es wird künftig keine<br />
vollständige Erstprüfung notwendig,<br />
wenn innerhalb eines Systems<br />
Anbieter oder Lieferant gewechselt<br />
werden<br />
Sichergestellt wird die Bestätigung<br />
der Qualifikation der Firmen<br />
unter anderem durch die kontinuierliche<br />
Beratung <strong>und</strong> Überprüfung<br />
durch die vom Güteausschuss<br />
beauftragten Prüfingenieure. Bei<br />
Firmen- <strong>und</strong> Baustellenbesuchen<br />
werden Erfahrung <strong>und</strong> Zuverlässigkeit<br />
sowie die Ausstattung der<br />
Unternehmen in Bezug auf Personal<br />
<strong>und</strong> Betriebseinrichtungen <strong>und</strong><br />
Geräte bewertet. Besondere Erfahrung<br />
des Unternehmens <strong>und</strong> des<br />
eingesetzten Personals belegen<br />
Nachweise über entsprechende<br />
Tätigkeiten. Die Zuverlässigkeit wird<br />
durch Vorlage eines Organisationsmanagements<br />
dokumentiert <strong>und</strong><br />
durch unangemeldete Baustellenbesuche<br />
bestätigt. Hinzu kommen<br />
aussagekräftige Referenzen wie<br />
zum Beispiel Abnahmeprotokolle.<br />
Bei der Eigenüberwachung sind für<br />
alle Beurteilungsgruppen die maßgeblichen<br />
Parameter zu überprüfen<br />
<strong>und</strong> deren Einhaltung zu dokumentieren.<br />
Umfangreiches<br />
Schulungsangebot<br />
Das umfangreiche Angebot an<br />
Schulung <strong>und</strong> Beratung für Auftraggeber,<br />
Ingenieurbüros <strong>und</strong> Gütezeicheninhaber<br />
ist ein weiterer wichtiger<br />
Bestandteil des Dienstleistungspaketes<br />
RAL-Gütesicherung.<br />
Insgesamt 66 Fachveranstaltungen<br />
<strong>zur</strong> Herstellung <strong>und</strong> Instandhaltung<br />
von <strong>Abwasser</strong>leitungen <strong>und</strong> -kanälen<br />
werden in 2012 von April bis<br />
November b<strong>und</strong>esweit angeboten.<br />
Behandelt werden neben dem<br />
Thema „Kanalbau in offener Bauweise“<br />
(32 Termine), „Rohrvortrieb“<br />
(4), „Kanalsanierung“ (16), „Kanalinspektion“<br />
(8) <strong>und</strong> „Dichtheitsprüfung“<br />
(6).<br />
Zudem organisiert die Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau Erfahrungsaustausche<br />
der Fachkollegen aus<br />
Entwässerungsbetrieben, Ingenieurbüros<br />
sowie den Bauunternehmen<br />
mit RAL-Gütezeichen Kanalbau.<br />
Der Schwerpunkt dieser Veranstaltungsreihe<br />
liegt auf den Themen<br />
„Maßnahmen <strong>zur</strong> Berücksichtigung<br />
der technischen Anforderungen“<br />
<strong>und</strong> „Sicherstellung einer fachgerechten<br />
Ausführung“. Berichte <strong>zur</strong><br />
Bauausführung anhand fiktiver Ausführungsbeispiele,<br />
Lösungsansätze<br />
mit Managementsystemen sowie<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Strategien <strong>zur</strong> Qualitätssicherung<br />
sind weitere Bestandteile<br />
der Erfahrungsberichte der<br />
vom Güteausschuss der RAL-Güte-<br />
Juli/August 2012<br />
780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
gemeinschaft Kanalbau beauftragten<br />
Prüfingenieure. Mit vielen praxisnahen<br />
Bezügen führen diese<br />
anschaulich durch das gesamte<br />
Spektrum von Herstellung <strong>und</strong><br />
Instandhaltung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
<strong>und</strong> -kanälen. Die bisher<br />
durchgeführten Veranstaltungen in<br />
Berlin/Brandenburg, Bayern <strong>und</strong><br />
Nordrhein-Westfalen fanden große<br />
Resonanz <strong>und</strong> werden in weiteren<br />
B<strong>und</strong>esländern fortgeführt.<br />
Standort- <strong>und</strong> praxisnah<br />
Ebenso umfangreich präsentiert<br />
sich das Schulungsprogramm für<br />
Gütezeicheninhaber. Es umfasst ein<br />
Angebot kostengünstiger, standort<strong>und</strong><br />
praxisnaher Seminare, die vorwiegend<br />
in den Wintermonaten<br />
stattfinden. Von Januar bis April<br />
2012 standen auf dem Programm:<br />
71 Seminare „Kanalbau in offener<br />
Bauweise“, vier Seminare „Rohrvortrieb“,<br />
fünf Seminare „Kanalsanierung“,<br />
acht Seminare „Inspektion“,<br />
sechs Seminare „Reinigung“, acht<br />
Seminare „Dichtheitsprüfung“ sowie<br />
sechs Seminare „Neubau <strong>und</strong> Prüfung<br />
von Entwässerungssystemen<br />
auf Gr<strong>und</strong>stücken“. Hieran nahmen<br />
2789 Mitarbeiter von Firmen teil, die<br />
ein Gütezeichen führen. Neben<br />
diesen „offenen“ Seminaren,<br />
können mit der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau „Inhouse“-Seminare im<br />
Unternehmen vereinbart werden.<br />
Das Angebot wird genutzt, wie die<br />
Zahlen eindrucksvoll belegen: In<br />
den 229 in diesem Frühjahr<br />
durchgeführten „Inhouse“-Seminaren<br />
wurden zusätzlich 4592 Teilnehmer<br />
geschult.<br />
In den Schulungen werden die<br />
Anforderungen der DIN EN-, DIN<strong>und</strong><br />
DWA-Regelwerke <strong>zur</strong> fachgerechten<br />
Ausführung dargestellt.<br />
Gütezeicheninhaber sichern durch<br />
überbetriebliche Fortbildung die<br />
Qualifikation der Mitarbeiter, die<br />
damit auf dem aktuellen Kenntnisstand<br />
der allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik sind. Entsprechend<br />
den Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen<br />
der jeweiligen Beurteilungsgruppe<br />
nehmen die Mitarbeiter<br />
turnusgemäß an diesen oder<br />
alternativen Schulungsangeboten<br />
teil.<br />
Der Fülle von Dienstleistungsangeboten<br />
ist eines gemeinsam: Es<br />
findet ein individueller Dialog mit<br />
Auftraggebern <strong>und</strong> Unternehmen<br />
statt. Der zuständige Prüfingenieur<br />
ist Partneringenieur, der den Firmen<br />
<strong>und</strong> Auftraggebern unterstützend<br />
<strong>zur</strong> Seite steht. Es geht um Partnerschaft,<br />
um Beratung <strong>und</strong> Dialog – so<br />
die gemeinsame Auffassung von<br />
Auftraggebern <strong>und</strong> Auftragnehmern.<br />
Dabei ist die Gütesicherung<br />
Kanalbau RAL-GZ 961 die geeignete<br />
Plattform, um die gemeinsamen<br />
Ziele in Bezug auf die Ausführungs-<br />
Qualität voran zu bringen.<br />
Neue Funktionen<br />
Alle Themenbereiche <strong>und</strong> zusätzliche<br />
Funktionen im Rahmen der<br />
Gütesicherung Kanalbau stehen<br />
unter www.kanalbau.com <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Auch diese wurden in den<br />
vergangenen Monaten erweitert.<br />
Insbesondere der Login-Bereich,<br />
den Mitglieder nach Eingabe ihrer<br />
Zugangsdaten nutzen können,<br />
wartet mit neuen <strong>und</strong> verbesserten<br />
Funktionen sowie Masken für die<br />
Dateneingabe auf. Über den Login-<br />
Bereich können Gütezeicheninhaber<br />
<strong>und</strong> Antragsteller ihre<br />
Angaben <strong>zur</strong> Qualifikation wie zum<br />
Beispiel Stammdaten, Personal,<br />
Schulung <strong>und</strong> Geräteausstattung<br />
eingeben. Die modifizierten Module<br />
<strong>und</strong> Eingabemasken orientieren<br />
sich an den Anforderungen der<br />
Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen. Alle<br />
Angaben <strong>zur</strong> Qualifikation können<br />
als Übersichten ausgedruckt werden.<br />
Automatisch entstehen auf<br />
diese Weise beispielsweise firmenbezogene<br />
Schulungsübersichten.<br />
Der neue Login-Bereich führt zu<br />
wirtschaftlicheren Arbeitsabläufen<br />
bei Auftraggebern, Ingenieurbüros,<br />
Gütezeicheninhabern <strong>und</strong> den vom<br />
Güteausschuss beauftragten Prüfingenieuren.<br />
Kontakt:<br />
RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau,<br />
Postfach 1369,<br />
D-53583 Bad Honnef,<br />
Tel. (02224) 9384-0,<br />
Fax (02224) 9384-84,<br />
E-Mail: info@kanalbau.com,<br />
www.kanalbau.com<br />
Im Rahmen der Firmenseminare findet ein individueller Dialog mit den Unternehmen<br />
statt. Auf Gr<strong>und</strong>lage dieses Dialoges werden individuelle Fortbildungsmaßnahmen<br />
erarbeitet.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781
Nachrichten<br />
Branche<br />
Zweite Mitgliederversammlung der Güteschutz<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.<br />
Im März trafen sich in Hennef unter<br />
der Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden<br />
Karl-Heinz Flick die Mitglieder<br />
der noch jungen „Gütegemeinschaft<br />
Herstellung, baulicher Unterhalt,<br />
Sanierung <strong>und</strong> Prüfung von<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungen e.V. –<br />
Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />
zu ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung.<br />
Uneinheitlich einheitlich<br />
Das „brennende“ Thema Dichtheitsprüfung<br />
stand erwartungsgemäß<br />
im Mittelpunkt des Berichts vom<br />
Vorstand. „Auf politischer Ebene“, so<br />
Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz<br />
Flick, „herrscht große Uneinheitlichkeit:<br />
Es gibt keine b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />
Regelung, zusätzlich zum<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz des B<strong>und</strong>es<br />
existieren b<strong>und</strong>eslandspezifische<br />
Regelungen (LWG NRW, EKVO Hessen,<br />
etc.), die in den kommunalen<br />
Satzungen zudem sehr unterschiedlich<br />
umgesetzt werden. Diese b<strong>und</strong>eslandspezifischen<br />
Regelungen<br />
werden fortbestehen, da ein Erlass<br />
einer entsprechenden einheitlichen<br />
B<strong>und</strong>esverordnung nicht zu erwarten<br />
ist. Die Techniker hingegen“, so<br />
Flick, „haben im Gegensatz zu den<br />
Politikern klare, eindeutige Regeln<br />
<strong>und</strong> Vorschriften zum Schutz von<br />
Gr<strong>und</strong>wasser, Gewässer <strong>und</strong> Boden.<br />
Diese gilt es jetzt, in die politische<br />
Diskussion einzubringen.“<br />
Als technisches Regelwerk verwies<br />
er auf die DIN 1986-30, die<br />
auch eine Orientierung an den<br />
Anforderungen der Gütesicherung<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung (RAL-GZ<br />
968) für die Auftraggeber ist. Durch<br />
Mitwirkung im Normenausschuss<br />
<strong>Wasser</strong>wesen <strong>und</strong> in den DWA-Ausschüssen<br />
Entwässerungssysteme<br />
(DWA-Regelwerke) ist die Gütegemeinschaft<br />
im Bereich Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
sehr gut aufgestellt –<br />
gerade auch im Hinblick auf Ausbildung<br />
Sachk<strong>und</strong>ige <strong>und</strong> Ausführung<br />
auf der Baustelle.<br />
Eindeutig positioniert<br />
Bezüglich der Diskussion um die flächendeckende<br />
Dichtheitsprüfung<br />
hat sich die Gütegemeinschaft klar<br />
positioniert <strong>und</strong> unter anderem<br />
eine gemeinsame, verbandsübergreifende<br />
Erklärung mit unterschrieben.<br />
Die Dichtheit der Entwässerungsleitungen<br />
muss gege-<br />
Bild 1. v.l.n.r.: Fritz Schellhorn (stellv. Vorstandsvorsitzender), Karl-Heinz Flick<br />
(Vorstandsvorsitzender) <strong>und</strong> Dirk Bellinghausen (Geschäftsführer).<br />
Alle Fotos: Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.<br />
ben sein! Unterstützt wurde die<br />
Erklärung von einer Pressemitteilung<br />
der DWA, in der ihr Präsident<br />
Otto Schaaf fordert, dass die Überprüfung<br />
privater <strong>und</strong> öffentlicher<br />
Leitungen klarer <strong>und</strong> einheitlicher<br />
Regelungen bedarf.<br />
Gerade im bevölkerungsreichsten<br />
B<strong>und</strong>esland NRW sei jetzt der<br />
Umweltausschuss gefordert, von<br />
der politischen Bühne <strong>zur</strong> fachtechnischen<br />
Diskussion <strong>und</strong> Agitation<br />
zu wechseln, lauteten die Schlussworte<br />
des Vorsitzenden.<br />
Dichtheitsprüfung:<br />
Leitfaden für die Kommunen<br />
Karsten Selleng, Obmann des Güteausschusses,<br />
berichtete über die<br />
Tagungen des Güteausschusses, in<br />
denen die Antragsformulare „Erstprüfung“<br />
<strong>zur</strong> Gütezeichenverleihung<br />
erarbeitet <strong>und</strong> online gestellt<br />
wurden. Die vier Prüforganisationen,<br />
Güteschutz Kanalbau, ÜWG-<br />
SHK, GFA <strong>und</strong> GET, wurden bestätigt<br />
<strong>und</strong> ihre benannten Prüfer bestellt.<br />
Änderungen <strong>und</strong> Ergänzungen<br />
zu den Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen<br />
werden vom Güteausschuss<br />
kontinuierlich gesammelt.<br />
Ein Antrag bei der DWA <strong>zur</strong> Fortschreibung<br />
des Merkblattes M 190<br />
wurde gestellt; zukünftig soll dieses<br />
Merkblatt als Leitfaden für die Kommunen<br />
dienen. „Aktuell werden die<br />
Checklisten erarbeitet <strong>und</strong> angepasst“,<br />
so Selleng, „um eine einheitliche<br />
Erstprüfung durchführen zu<br />
können.“ Auch wird die Baustellenmeldepflicht<br />
neu organisiert.<br />
Hamburger Betriebe werden<br />
streng nach dem Hamburger<br />
<strong>Abwasser</strong>gesetz ausgebildet <strong>und</strong><br />
geschult, dies betrifft auch die<br />
Betriebe der Gütesicherung Entwässerungstechnik<br />
(Abscheider). Hierfür<br />
sollen Fortbildungsveranstaltungen<br />
ins Leben gerufen werden,<br />
die eine b<strong>und</strong>esweit einheitliche<br />
Schulung der Prüfer sicherstellen.<br />
Juli/August 2012<br />
782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
Ebenso sollen für die Dichtheitsprüfung<br />
einheitliche Gr<strong>und</strong>sätze<br />
gelten. Ist z. B. nach einer Zustandserfassung<br />
eine Sanierung erforderlich,<br />
ist der Sachk<strong>und</strong>ige häufig<br />
damit überfordert. Es besteht also<br />
in mehreren Bereichen Schulungsbedarf,<br />
erklärt Selleng. „Vor allem für<br />
junge Leute sollen hier Möglichkeiten<br />
der Ausbildung anstatt neue<br />
Kursangebote geschaffen werden.<br />
Eine Ausbildung zum „Berater GE“ –<br />
einheitlich mit klarer Abgrenzung.<br />
Dieses Anforderungsprofil kann<br />
über den Güteausschuss erstellt<br />
werden.“<br />
Das erklärte Ziel der Ausschuss-<br />
Mitglieder ist, durch die Gütesicherung<br />
auf einem b<strong>und</strong>esweit einheitlichen<br />
Niveau ein Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Gr<strong>und</strong> stücks -<br />
eigentümer <strong>und</strong> Unternehmen zu<br />
schaffen.<br />
Abschließend erläuterte Selleng<br />
die „Aktuellen technischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>zur</strong> Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />
mit der Neufassung der DIN 1986-<br />
30 vom Februar 2012, der Überarbeitung<br />
des DWA-M 143-6 (neu<br />
M 149-6) <strong>und</strong> der Überarbeitung<br />
des DWA-A 142.<br />
An Fahrt gewonnen<br />
Geschäftsführer Dirk Bellinghausen<br />
gab einen Überblick über die inzwischen<br />
abgeschlossenen Organisationseinheiten,<br />
die die Gütegemeinschaft<br />
tangieren, weiterhin gab er<br />
den Hinweis auf die Internetpräsenz<br />
(www.gs-ge.de), den begonnenen<br />
Aufbau der zentralen Datenbank<br />
„Mitglieder“ sowie auf die Einführung<br />
der Software des Güteschutz<br />
Kanalbau.<br />
„Die Teilnahme <strong>und</strong> Vorträge an<br />
vielen großen <strong>und</strong> kleineren Veranstaltungen<br />
haben kontinuierlich<br />
dafür gesorgt, dass das Gütezeichen<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung weiteren<br />
Bekanntheitsgrad erlangt hat“,<br />
so Bellinghausen. „Der aktuelle<br />
Mitgliederstand ist: acht Gründungsmitglieder,<br />
100 Gütezeicheninhaber,<br />
davon 30 Unternehmen<br />
Vollmitglied.“ Die aktuelle landesgesetzliche<br />
Situation in NRW <strong>und</strong> Hessen<br />
bewirke leider eine schwächere<br />
Nachfrage nach Mitgliedsanträgen.<br />
Bild 3. Kommunal politiker<br />
Joachim Bode fordert die Politik<br />
hinsichtlich der Dichtheitsprüfung<br />
für Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
auf, zu handeln,<br />
statt zu diskutieren.<br />
Handeln statt diskutieren<br />
Gastredner Joachim Bode, Fraktionsvorsitzender<br />
Ratsfraktion Extertal,<br />
leistete als Kommunalpolitiker<br />
mit seinen „Kommunalpolitischen<br />
Erfahrungen in der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />
einen ganz besonderen<br />
Beitrag zum aktuellen Thema. Bode<br />
ist als Politiker der Auffassung, dass<br />
das Thema von der Politik ausgeklammert<br />
werden muss <strong>und</strong> dass es<br />
über <strong>und</strong>ichte Entwässerungsleitungen<br />
keinerlei Diskussion bedarf.<br />
„Als gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage ist hierfür<br />
das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz des<br />
B<strong>und</strong>es (WHG) zu nennen“, so Bode.<br />
„In NRW fand sich die Pflicht der<br />
Dichtheitsprüfung zunächst in der<br />
LBO wieder, in 2007 wechselte diese<br />
Thematik dann in das Landeswassergesetz,<br />
dem Paragraphen 61a.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dessen wurden Dichtheitsprüfungen<br />
in vielen kommunalen<br />
Satzungen beschlossen, aber<br />
nicht durchgeführt. Es wurde immer<br />
gewartet, bis etwas passiert. Die ur -<br />
sprüngliche Frist 31. Dezember 2015<br />
rückte immer näher, ohne dass die<br />
Politik aktiv wurde“, erklärte Bode.<br />
Bode forderte gerade hier die<br />
vorausschauende <strong>und</strong> handelnde<br />
Politik, der Bürger müsse durch die<br />
Kommunen an die Hand genommen<br />
werden. Er sprach ganz klar die<br />
Pflicht <strong>zur</strong> Besorgnis an, dass Entwässerungen<br />
jetzt untersucht werden<br />
müssten, da sich ihr Zustand in<br />
den nächsten Jahren mehr <strong>und</strong><br />
mehr verschlechterte. Die Funktionsfähigkeit<br />
der privaten <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
sei heute schon sicherzustellen,<br />
egal welche Gesetzeslage<br />
herrsche.<br />
Seiner Ansicht nach darf die Diskussion<br />
um klare <strong>und</strong> sachgerechte<br />
Regelungen für die Überprüfung<br />
<strong>und</strong> Sanierung der privaten <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
nur intern von Fachleuten<br />
geführt werden <strong>und</strong> gehört<br />
nicht in die Öffentlichkeit. Für den<br />
Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
sei jetzt der klare Ansatzpunkt<br />
da, praktikable Regelungen zu finden,<br />
bzw. den Kommunen Leit fäden<br />
Bild 2.<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Karl-Heinz<br />
Flick erläutert<br />
den Jahresbericht<br />
des<br />
Vorstandes.<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783
Nachrichten<br />
Branche<br />
als Handwerkszeug <strong>zur</strong> Verfügung<br />
zu stellen <strong>und</strong> emotionale Diskussionen<br />
zu beenden.<br />
Wahlen für ergänzende<br />
Besetzungen<br />
Nach Verabschiedung des Jahresabschluss<br />
2011, der Entlastung des<br />
Vorstandes sowie weiterer notwendiger<br />
Formalien standen die Wahlen<br />
für ergänzende Besetzungen im<br />
Güteausschuss <strong>und</strong> im Fachbeirat<br />
an. Danach wurden Cornelia Hollek<br />
(GFA) <strong>und</strong> Michael Voß (Umweltberatung<br />
Dipl.-Ing. R. Winkelhardt KG,<br />
Mitglied im GET) von der Mitgliederversammlung<br />
einstimmig in den<br />
Güteausschuss bis September 2013<br />
gewählt.<br />
In den Fachbeirat wählte die Mitgliederversammlung<br />
einstimmig<br />
Torsten Schulz, Andreas Müller,<br />
H.-W. Bienentreu, Matthias Anton,<br />
Ulrich Bachon, Dr. Bernhard Fischer,<br />
Dieter Hesselmann <strong>und</strong> Mark<br />
Grusdas „en bloc“. Weiterhin wurden<br />
von der DWA Dr. Friedrich Hetzel<br />
<strong>und</strong> von dem VDRK Andreas Herrmann<br />
benannt.<br />
Beurteilungsgruppe<br />
„Sanierung S-GE“<br />
In verbandsübergreifenden Gesprächen<br />
der letzten Monate hat sich<br />
immer wieder die Notwendigkeit<br />
gezeigt, dass eine Beurteilungsgruppe<br />
„Sanierung S-GE“ in das<br />
Gütezeichen Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
integriert werden muss. Der<br />
Geschäftsstelle bzw. dem Güteausschuss<br />
wird dazu aufgetragen, eine<br />
Formulierung für diese neue Beurteilungsgruppe<br />
auszuarbeiten. Insbesondere<br />
soll hierbei auf die<br />
Abgrenzung zum öffentlichen<br />
Bereich geachtet werden, beispielsweise<br />
durch eine Nennweitenbeschränkung<br />
oder Einschränkung<br />
über die technischen Betriebsmittel.<br />
Die nächste Mitgliederversammlung<br />
findet einen Tag nach der<br />
Gemeinschaftstagung „Gebäude<strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“ am<br />
16. Januar 2013 in Fulda statt.<br />
Kontakt:<br />
Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-226,<br />
Fax (02242) 872-178,<br />
E-Mail: bellinghausen@gs-ge.de,<br />
www.gs-ge.de<br />
Wohin mit dem Geschiebe? – Optimierte<br />
Kanalsysteme helfen Kommunen, Geld zu sparen<br />
Wissenschaftler des Fachgebiets<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>wasserschutz der TU Darmstadt<br />
haben unter der Leitung von<br />
Prof. Wilhelm Urban erstmals wissenschaftlich<br />
untersucht, wie man<br />
Feststoffe wie z. B. Steine, Sand <strong>und</strong><br />
Haushaltsreste aus der Kanalisation<br />
weitgehend entfernt. Sie kamen zu<br />
ebenso einfachen wie verblüffenden<br />
Ergebnissen.<br />
Die Feststoffe werden im Ab -<br />
wasser der Kanalisationen mittransportiert<br />
<strong>und</strong> setzen sich in den<br />
Kanälen ab. Um dieses sogenannte<br />
Geschiebe abzufangen, werden in<br />
Deutschland in neueren Kanalsystemen<br />
immer häufiger Geschiebeschächte<br />
eingebaut. Wie solche<br />
Schächte funktionieren <strong>und</strong> was<br />
geändert werden sollte, damit sie<br />
den Erfordernissen der Kanalsysteme<br />
optimal entsprechen,<br />
haben nun die Mitarbeiter von Prof.<br />
Urban am IWAR-Instituts erstmals<br />
wissenschaftlich untersucht. Sie<br />
kamen zu einfach umzusetzenden<br />
Ergebnissen, die den Kommunen<br />
merkbar Geld sparen helfen.<br />
Das Geschiebe wird gesaugt<br />
Geschiebeschächte sind eine noch<br />
recht junge Idee, die gegenüber<br />
den althergebrachten Geröllfängen<br />
einige Vorteile besitzen. Sie fangen<br />
z. B. das Geschiebe besser auf, so<br />
dass die Kanalisation effektiver<br />
arbeitet. Zudem lassen sie sich auch<br />
wesentlich einfacher leeren. Während<br />
die Fänge aufwändig von Mitarbeitern<br />
mit Besen <strong>und</strong> Schippe<br />
gereinigt werden müssen, können<br />
bei den Geschiebeschächten LKWs<br />
mit Saugwagen vorfahren <strong>und</strong> das<br />
Sediment maschinell, <strong>und</strong> damit<br />
deutlich schneller <strong>und</strong> preisgünstiger<br />
aus der Kanalisation entfernen.<br />
Doch nicht nur bei der Reinigung<br />
lässt sich dank der Geschiebeschächte<br />
Geld sparen. Auch<br />
Pumpen <strong>und</strong> andere maschinentechnische<br />
<strong>Anlagen</strong> werden durch<br />
das Sediment weniger in Mitleidenschaft<br />
gezogen, die Wartungs- <strong>und</strong><br />
Ersatzkosten sinken spürbar.<br />
Das Organische<br />
ist ein Problem<br />
Optimierungsbedarf herrscht trotz<br />
allem. Denn die organischen Stoffe,<br />
die sich ebenfalls im <strong>Abwasser</strong><br />
befinden, sollten im Gegensatz zum<br />
Geschiebe möglichst vollständig bis<br />
zu den Kläranlagen weitertransportiert<br />
werden. Sie werden aber meist<br />
in zu großen Anteilen in den<br />
Schächten festgehalten. „Optimal<br />
wäre, wenn weniger als 5 % Organik<br />
in den Geschiebeschächten hängen<br />
blieben“, konkretisiert der IWAR-<br />
Projektkoordinator Dr. Subhendu<br />
Hazra. Denn alles, was hängen<br />
Juli/August 2012<br />
784 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
Nachrichten<br />
bleibt, kann nicht in den Kläranlagen<br />
behandelt werden. Zudem füllen<br />
sich die Schächte viel schneller,<br />
so dass die Belüftungsrohre an den<br />
Schachtwänden verdeckt werden<br />
können. Die Rohre sind mit Löchern<br />
versehen, durch die ein Luftstrom<br />
erzeugt wird, „der das in den<br />
Schacht einfließende <strong>Abwasser</strong> in<br />
eine Walzenströmung führt“, erläutert<br />
Hazra. Das heißt, es wird eine<br />
Welle erzeugt, die die Ablagerungen<br />
aufwühlt. Dabei kommt es zu<br />
einer Trennung des Geschiebes von<br />
der Organik, die mit dem <strong>Wasser</strong><br />
abtransportiert wird. Diese sogenannte<br />
Walzenströmung darf nicht<br />
zu groß sein, um das Geschiebe<br />
nicht mit<strong>zur</strong>eißen, aber auch nicht<br />
zu gering, damit orga nische Materialien<br />
abtransportiert werden. In<br />
zahlreichen Computer simulationen<br />
<strong>und</strong> Feldversuchen haben Hazra<br />
<strong>und</strong> sein Kollege Dr. Alexander Sonnenburg<br />
von der Kessler+Luch<br />
GmbH errechnet, welche Walzenströmungen<br />
bei unterschiedlichen<br />
Umweltbedingungen hierfür in den<br />
Geschiebeschächten erzeugt werden<br />
müssen. Tatsächlich konnten<br />
die Forscher mithilfe optimierter<br />
Geschiebeschächte organische <strong>und</strong><br />
minera lische Stoffe deutlich effektiver<br />
trennen <strong>und</strong> die Fünf-Prozent-<br />
Hürde nehmen.<br />
Geschiebeschacht bei Belüftung. Wissenschaftler des Fachgebiets <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>wasserschutz der TU Darmstadt haben unter der Leitung von Professor Wilhelm<br />
Urban erstmals wissenschaftlich untersucht, wie man Feststoffe wie zum Beispiel Steine,<br />
Sand <strong>und</strong> Haushaltsreste aus der Kanalisation mittels Geschiebeschächten weitgehend<br />
entfernt. © Philipp Benz / TU Darmstadt<br />
Die Lage der Rohre<br />
ist entscheidend<br />
Die Belüftungsrohre werden bislang<br />
auf der Ablaufseite montiert, an der<br />
das <strong>Wasser</strong> aus dem ein Meter tiefen<br />
Schacht abfließt. Die Darmstädter<br />
konnten nun nachweisen, dass die<br />
Spülwirkung in den Schächten verbessert<br />
werden kann, wenn diese<br />
Rohre auf der gegenüberliegenden<br />
Seite montiert werden, dort also, wo<br />
das <strong>Wasser</strong> eintritt. „Eine größere<br />
Strömungswelle erzeugt eine höhere<br />
Fließgeschwindigkeit des <strong>Abwasser</strong>s“,<br />
erläutert Hazra. Damit sie dem nun<br />
bekannten optimalen Wert entspricht,<br />
lässt sich per Monitoring die<br />
Belüftung gezielt einstellen.<br />
Eine tiefere Lage der Rohre verbessert<br />
die Funktion des Kanalsystems<br />
zusätzlich. „Optimal ist<br />
eine um 10 cm tiefere Lage als bislang,<br />
40 cm über dem Schachtboden<br />
ist nach unseren Berechnungen<br />
die optimale Höhe“. Zu tief<br />
dürfen sie nämlich auch nicht sitzen,<br />
da sie sonst zu schnell von<br />
Sedimenten bedeckt werden <strong>und</strong><br />
verstopfen. „Auch ger<strong>und</strong>ete<br />
Ecken in den Schächten begünstigen<br />
den <strong>Wasser</strong>fluss deutlich.“<br />
Insgesamt sind die Maßnahmen<br />
also für recht wenig Geld umzusetzen<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeiten,<br />
Geld zu sparen umso besser. In<br />
entsprechenden Regelwerken für<br />
Kommunen werden die Darmstädter<br />
Forschungs ergebnisse bereits<br />
kommuniziert.<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Das Forschungsprojekt wurde von<br />
der hessischen Landes-Offensive<br />
<strong>zur</strong> Entwicklung Wissenschaftlichökonomischer<br />
Exzellenz (LOEWE),<br />
Förderlinie 3, KMU-Verb<strong>und</strong>vorhaben,<br />
gefördert. Konsortialführer ist<br />
die VSB Vogelsberger Umwelttechnik<br />
GmbH.<br />
Die Ergebnisse wurden im<br />
Arbeitsblatt DWA-A 166 <strong>und</strong> im<br />
Merkblatt DWA-M 176 der Deutschen<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.<br />
(DWA) aufgenommen. „Eine Arbeitsgruppe<br />
der DWA überarbeitet derzeit<br />
diese Regelwerke, welche Hinweise<br />
<strong>zur</strong> konstruktiven Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Ausrüstung von Bauwerken der<br />
Zentralen Regenwasserbehandlung<br />
<strong>und</strong> -rückhaltung geben. Dort<br />
werden unter anderem auch<br />
Geschiebeschächte behandelt“,<br />
erläutert der IWAR-Projektkoordinator<br />
Dr. Subhendu Hazra. „Damit ist<br />
sichergestellt, dass unsere Optimierungsvorschläge<br />
auch umgesetzt<br />
werden, denn die planenden Ingenieurbüros<br />
<strong>und</strong> die Behörden orientieren<br />
sich an diesen Regelwerken.“<br />
Kontakt:<br />
Technische Universität Darmstadt,<br />
Karolinenplatz 5,<br />
D-64289 Darmstadt,<br />
Tel. (0 6151) 16-01,<br />
www.tu-darmstadt.de<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 785
Nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
TASK Praxistage 2012: Boden, Gr<strong>und</strong>wasser,<br />
Flächenrevitalisierung<br />
17. <strong>und</strong> 18. September 2012 im Leipziger KUBUS des UFZ<br />
Seit mehr als vier Jahren hat sich<br />
TASK zum Ziel gesetzt, inno vative<br />
Ergebnisse aus der Altlastenforschung<br />
auf geeigneten Absatzmärkten im<br />
nationalen <strong>und</strong> inter na tionalen Raum<br />
zu positionieren. Ganz in diesem Sinn<br />
stehen auch die TASK Praxistage 2012,<br />
die in Form von Workshops den Teilnehmern<br />
die Möglichkeit bieten, ihre<br />
Kenntnisse zu Fachthemen aus dem<br />
breiten TASK-Portfolio zu vertiefen.<br />
Weitere Themenschwerpunkte bilden<br />
die Ak ti vitäten an den von TASK<br />
betriebenen nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Technologiedemonstrationsplattformen.<br />
Workshopkomplex I –<br />
Sickerwasserprognose<br />
Im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunktes<br />
„Sickerwasserprognose“<br />
wurden <strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Bestimmung<br />
des Freisetzungsverhaltens<br />
von Schadstoffen aus Ersatzbaustoffen<br />
<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Transportprognose<br />
entwickelt. Unter anderem wurde<br />
dabei eine Reihe von Sickerwasserprognoseprogrammen<br />
erarbeitet.<br />
Zwei dieser Programme (SiWaPro<br />
DSS <strong>und</strong> SMART) wurden durch<br />
TASK gefördert, um deren Handhabbarkeit<br />
<strong>und</strong> Nutzbarmachung zu<br />
verbessern. Die oben genannten<br />
Programme wie ALTEX-1D werden<br />
im Rahmen von Workshops kurz vorgestellt.<br />
Neben den Softwareworkshops<br />
werden die Ergebnisse der<br />
durch TASK unterstützten Normung<br />
in diesem Bereich erläutert.<br />
Workshopkomplex II –<br />
Innovative Erk<strong>und</strong>ung<br />
Durch eine hochaufgelöste Erk<strong>und</strong>ung<br />
können wertvolle Informationen<br />
gewonnen werden, die zu<br />
einem besseren Verständnis der<br />
Untergr<strong>und</strong>verhältnisse beitragen.<br />
Dies stellt die wichtigste Gr<strong>und</strong>lage<br />
einer effizienten <strong>und</strong> Kosten angemessenen<br />
Sanierung dar. Im Rahmen<br />
dieses Workshops werden verschiedene,<br />
innovative Erk<strong>und</strong>ungsmethoden<br />
praktisch vorgestellt, unter anderem<br />
die <strong>Verfahren</strong> Phytoscreening,<br />
MAGPROX, Direct Push-basierte <strong>Verfahren</strong><br />
sowie das Thermo-Flowmetermonitoring<br />
(TFM)-<strong>Verfahren</strong>.<br />
Workshopkomplex III –<br />
Integrierte Planung &<br />
Bewertung<br />
Dieser Workshop gibt den Teilnehmern<br />
die Möglichkeit, eine Vielzahl<br />
von elektronischen Werkzeugen zu<br />
testen, die Praktiker <strong>und</strong> Gemeinden<br />
bei einer nachhaltigen Revitalisierung<br />
von großflächigen <strong>und</strong><br />
komplex kontaminierten Standorten<br />
unterstützen.<br />
Workshopkomplex IV –<br />
Thermische Sanierung<br />
Für die Planung <strong>und</strong> Dimensionierung<br />
einer thermisch-unterstützten<br />
In-situ-Sanierung mittels Dampf-<br />
Luft-Injektion (DLI) ist ein großes<br />
Maß an Expertise notwendig. Dies<br />
stellt eine wesentliche Barriere bei<br />
der Etablierung des <strong>Verfahren</strong>s in<br />
der Sanierungspraxis dar. Um eine<br />
breite Nutzung der Technologie<br />
durch Ingenieurbüros <strong>und</strong> Sanierungsfirmen<br />
zu ermöglichen, wurde<br />
über TASK die Entwicklung eines<br />
computergestützten Werkzeugs <strong>zur</strong><br />
Vorplanung <strong>und</strong> Kostenschätzung<br />
einer thermischen in situ-Sanierung<br />
mittels DLI („TisS-Tool“) gefördert.<br />
Im Rahmen eines Workshops wird<br />
das „TisS-Tool“ vorgestellt <strong>und</strong> dessen<br />
Praxistauglichkeit gemeinsam<br />
mit den Teilnehmern anhand eines<br />
aktuellen Fallbeispiels getestet.<br />
TASK in Brasilien –<br />
Pilotstandort São Paulo<br />
Brasilien ist einer der am schnellsten<br />
wachsenden Umweltmärkte in<br />
La tein amerika. Die höchste Dichte<br />
an Altlasten bzw. Altlastenverdachtsflächen<br />
weist der B<strong>und</strong>esstaat<br />
São Paulo auf. TASK hat hier, in<br />
Kooperation mit der dortigen<br />
Umweltbehörde CESTESB <strong>und</strong> weiteren<br />
lokalen Partnern, einen Pilotstandort<br />
eingerichtet. Im Rahmen<br />
einer Vortragsveranstaltung werden<br />
die allgemeine Altlastensituation in<br />
Brasilien sowie die Aktivitäten am<br />
Standort vorgestellt.<br />
TASK national –<br />
„Voigtländer“ Braunschweig<br />
In den ehemaligen „Voigtländer“<br />
Werken wurden von 1915 bis 1972<br />
CKW-haltige Lösungsmittel eingesetzt,<br />
die zu einer ausgeprägten<br />
Boden- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserkontamination<br />
geführt haben. Alle Sanierungsversuche<br />
haben bislang zu<br />
keinem akzeptablen Sanierungserfolg<br />
geführt. Auf Gr<strong>und</strong>lage einer<br />
hoch aufgelösten Erk<strong>und</strong>ung, sollten<br />
mit Hilfe eines Ideenwettbewerbes<br />
verschiedene innovative Sanierungskonzepte<br />
erarbeitet werden.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung werden<br />
die Ergebnisse des Wettbewerbes<br />
<strong>und</strong> das weitere Vorgehen der<br />
Stadt Braunschweig vorgestellt.<br />
Kontakt:<br />
Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung – UFZ,<br />
Department Gr<strong>und</strong>wassersanierung,<br />
Martina Beaeuckert,<br />
Permoserstraße 15,<br />
D-04318 Leipzig,<br />
Tel. (0341) 235-1266,<br />
Fax (0341) 235-451837,<br />
E-Mail: martina.baeuckert@ufz.de,<br />
www.task-leipzig.info<br />
Juli/August 2012<br />
786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
8. Bayerische <strong>Wasser</strong>tage in Augsburg<br />
Am 7. November 2012 eröffnet Staatsminister Dr. Marcel Huber den KUMAS-Kongress<br />
Die Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage werden<br />
vom Marktführer KUMAS –<br />
Kompetenzzentrum Umwelt e. V.<br />
zusammen mit dem bayerischen<br />
Landesamt für Umwelt <strong>und</strong> den<br />
Kooperationspartnern Grünbeck<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, HPC AG<br />
<strong>und</strong> Industriepark Gersthofen Servicegesellschaft<br />
mbH am 7. <strong>und</strong><br />
8. November 2012 zum achten Mal<br />
in Augsburg veranstaltet. Der Bayerische<br />
Umweltminister Dr. Marcel<br />
Huber eröffnet die diesjährigen Bayerischen<br />
<strong>Wasser</strong>tage am 7. November<br />
um 10.15 Uhr.<br />
Trinkwasser steht in Bayern <strong>und</strong><br />
in Deutschland in ausreichender<br />
<strong>und</strong> guter Qualität <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Damit dies so bleibt, sind allerdings<br />
erhebliche Anstrengungen notwendig.<br />
Der erste Kongresstag greift<br />
deshalb die Themen <strong>Wasser</strong>recht<br />
<strong>und</strong> Industrieemissionen-Richtlinie<br />
sowie Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />
auf. Trinkwasser ist<br />
unser wichtigstes Lebensmittel,<br />
folglich muss es regelmäßig untersucht<br />
werden. Maßgeblich dafür ist<br />
die seit November 2011 in Kraft<br />
befindliche novellierte Trinkwasserverordnung.<br />
Experten analysieren<br />
umfassend den rechtlichen Gesamtzusammenhang<br />
<strong>und</strong> befassen sich<br />
mit der Umsetzung in der Praxis.<br />
Desinfektions-, Probenahme- <strong>und</strong><br />
Nachweisverfahren werden vorgestellt.<br />
Die Sicht eines Wohnanlagenbetreibers<br />
auf die gewachsenen<br />
Anforderungen r<strong>und</strong>et das Gesamtbild<br />
ab.<br />
Der zweite Kongresstag widmet<br />
sich den Themenblöcken Kanalunterhalt/Kanalsanierung<br />
<strong>und</strong> stellt<br />
die Technik von Abscheideranlagen<br />
ausführlich dar. <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />
unterliegen einem ständigen Verschleiß,<br />
sodass Untersuchung <strong>und</strong><br />
Sanierung ein immerwährendes<br />
Thema sind. Gleichzeitig schreitet<br />
der Stand der Technik ständig voran.<br />
Aktuelle Entwicklungen in der<br />
Überwachungs- <strong>und</strong> Sanierungstechnik<br />
werden deshalb ausführlich<br />
dargestellt. Über die Pflichten der<br />
Betreiber <strong>und</strong> die üblichen Vorgehensweisen<br />
bei der Prüfung <strong>und</strong><br />
der Praxis des Kanalunterhalts wird<br />
berichtet.<br />
Begleitet wird der Kongress von<br />
einer Foyerausstellung, in der namhafte<br />
Aussteller aus der <strong>Wasser</strong>ver<strong>und</strong><br />
-entsorgungsbranche ihre Produkte,<br />
Dienstleistungen <strong>und</strong> Lösungen<br />
präsentieren. Im Rahmen des<br />
Kongressprogramms besteht je -<br />
weils ausreichend Gelegenheit, ins<br />
Gespräch einzutreten <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
auszutauschen. Kongress <strong>und</strong><br />
Ausstellung greifen also in idealer<br />
Weise ineinander. Das gemeinsame<br />
Abendevent im Landesamt für<br />
Umwelt bietet darüber hinaus wie<br />
immer auch kulinarische Freuden,<br />
bei denen die persönlichen Gespräche<br />
<strong>und</strong> Geschäftsbeziehungen in<br />
entspannter Atmosphäre vertieft<br />
werden können.<br />
Die 8. Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage<br />
bieten also für alle Zielgruppen wie<br />
Betreiber von <strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> -entsorgungsanlagen,<br />
Überwachungsbehörden<br />
<strong>und</strong> Anbieter von technischen<br />
Lösungen <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
wiederum einen hochaktuellen,<br />
informativen Rahmen.<br />
Kontakt, Information <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
KUMAS – Kompetenzzentrum Umwelt e. V.,<br />
Thomas Nieborowsky,<br />
Am Mittleren Moos 48, D-86167 Augsburg,<br />
Tel. (0821) 450781-0, Fax (0821) 450781-11,<br />
E-Mail: info@kumas.de, www.kumas.de<br />
Der Bayerische<br />
Umweltminister<br />
Dr.<br />
Marcel Huber.<br />
Claus Kumutat – Präsident des Bayerischen Landesamts für Umwelt – begrüßt die Teilnehmer<br />
der Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage 2011<br />
Ausstellung im Foyer – gute Gespräche <strong>und</strong> viele interessante Informationen auf den<br />
KUMAS-Kongressen<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 787
Nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
RWW-<strong>Wasser</strong>tag 2012<br />
Am 5. September 2012 findet der<br />
diesjährige RWW-<strong>Wasser</strong>tag<br />
zum Thema „Das Mülheimer Tarifsystem<br />
– Impulsgeber für neue<br />
Preissysteme in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />
statt.<br />
Rückläufige <strong>Wasser</strong>nachfrage,<br />
demografischer Wandel <strong>und</strong> die<br />
angespannte Kostendeckung erfordern<br />
neue technische <strong>und</strong> ökonomische<br />
Lösungen in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Problematisch sind vor allem<br />
die Tarif- <strong>und</strong> Gebührensysteme mit<br />
ihren typischen Missverhältnissen<br />
von Kosten- <strong>und</strong> Entgeltstruktur.<br />
RWW hat nach mehrjähriger Planung<br />
<strong>und</strong> kommunikativer Begleitung<br />
zum 1. Januar 2012 eine<br />
durchgreifende Tarifumstellung<br />
vollzogen.<br />
Der diesjährige RWW-<strong>Wasser</strong>tag<br />
soll Interessierten die Möglichkeit<br />
bieten, sich mit den wesentlichen<br />
Bestandteilen des Projektes vertraut<br />
zu machen <strong>und</strong> die kritischen<br />
Erfolgsfaktoren für ihre Umstellung<br />
kennen zu lernen. In ihren Vorträge<br />
<strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>en beantworten<br />
die Referenten die entscheidenden<br />
Fragen: Warum brauchen wir<br />
ein neues Tarifsystem? Wie muss ein<br />
Tarifsystem gestaltet werden? Worauf<br />
ist bei der Kommunikation mit<br />
K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Politikern zu achten?<br />
Was ist bei der Vorbereitung sowie<br />
der Zeit- <strong>und</strong> Meilensteinplanung<br />
zu beachten? Wie hoch ist der<br />
Umstellungsaufwand? Welche Partner<br />
sollten einbezogen werden?<br />
Wie lassen sich Anteilseigner vom<br />
Sinn neuer Tarife überzeugen?<br />
Der RWW-<strong>Wasser</strong>tag richtet sich<br />
an Geschäftsführer, kaufmännische<br />
Leiter <strong>und</strong> Tarifexperten aus der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Sprechen Sie<br />
direkt mit beteiligten Fachleuten<br />
<strong>und</strong> nutzen Sie deren praktische<br />
Erfahrung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.iww-online.de<br />
www.wassertermine.de<br />
UrbanTec 2012: B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung übernimmt<br />
Schirmherrschaft<br />
Die UrbanTec, die als erste eigenständige<br />
Kongressmesse branchenübergreifende<br />
Lösungen <strong>und</strong><br />
Systeme <strong>zur</strong> Bewältigung urbaner<br />
Herausforderungen thematisiert,<br />
erhält auch in diesem Jahr tatkräftige<br />
Unterstützung auf höchster<br />
politischer Ebene. So übernimmt<br />
das B<strong>und</strong>esministerium für Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Entwicklung (BMZ)<br />
erneut die Schirmherrschaft über<br />
die UrbanTec vom 24. bis 26. Oktober<br />
2012 in Köln. B<strong>und</strong>esminister<br />
Dirk Niebel <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium<br />
unterstreichen damit die<br />
große Bedeutung des interdisziplinären<br />
Dialogs zwischen politischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Entscheidungsträgern<br />
<strong>zur</strong> Bewältigung<br />
der globalen Herausforderungen<br />
„Klima“, „Ressourceneffizienz“ <strong>und</strong><br />
„Umweltbelastung“.<br />
Im Ausstellungsbereich der<br />
UrbanTec 2012 präsentieren nationale<br />
<strong>und</strong> internationale Unternehmen<br />
wieder technologische Lösungen<br />
für die Schwerpunkte Bautechnik,<br />
Energie, <strong>Wasser</strong>management,<br />
Luftreinhaltung & Ges<strong>und</strong>heit, Mo -<br />
bilität & Logistik, Waste Management<br />
& Technology, Information &<br />
Kommunikation sowie verb<strong>und</strong>ene<br />
Dienstleistungen. Parallel dazu erörtert<br />
der mit internationalen Experten<br />
besetzte Kongress – der in<br />
Kooperation mit dem B<strong>und</strong>esverband<br />
der Deutschen Industrie BDI<br />
e. V. konzipiert <strong>und</strong> durchgeführt<br />
wird – wirtschafts- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />
Herausforderungen<br />
der weltweiten Urbanisierung<br />
sowie die für die Realisierung der<br />
technischen Lösungsansätze notwendigen<br />
Rahmenbedingungen in<br />
Städten der Zukunft. Zu den Messe<strong>und</strong><br />
Kongressteilnehmern gehören<br />
Entscheidungsträger auf kommunaler,<br />
nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />
Ebene, insbesondere aus den Sektoren<br />
öffentliche Verwaltung (staatlich<br />
<strong>und</strong> kommunal), private <strong>und</strong><br />
öffentliche Infrastrukturbetreiber<br />
sowie Planer, Projektierer <strong>und</strong><br />
Umsetzer vor Ort.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.urbantec.de<br />
Juli/August 2012<br />
788 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
Nachrichten<br />
IWA World Water Congress & Exhibition<br />
16.–21. September 2012, Busan, Korea<br />
Alle zwei Jahre treffen sich die<br />
führenden <strong>Wasser</strong>fachleute der<br />
Welt auf dem IWA Weltwasserkongress<br />
mit begleitender Ausstellung,<br />
um die brennenden Fragen r<strong>und</strong><br />
um <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
zu diskutieren.<br />
Hauptthema wird sein, wie die<br />
schnell wachsende Weltbevölkerung<br />
– vor allem in den sich rasant<br />
entwickelnden Megacities – künftig<br />
mit Trinkwasser <strong>und</strong> sanitären Einrichtungen<br />
sowie mit Lebensmitteln,<br />
deren Erzeugung den <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
zusätzlich in die Höhe<br />
treiben wird, versorgt werden kann.<br />
Die diesjährige Veranstaltung findet<br />
im September in Busan, Südkorea,<br />
statt.<br />
Kontakt: www.iwa2012busan.org<br />
10. IBAK Seminar „R<strong>und</strong> ums Rohr“<br />
Vom 12. bis 14. September 2012<br />
veranstaltet IBAK zum 10. Mal<br />
sein Fachseminar „R<strong>und</strong> ums Rohr“.<br />
Unter dem Motto „Technik, Trends<br />
<strong>und</strong> Anwendungen“ berichten Branchenexperten<br />
über aktuelle Themen<br />
<strong>und</strong> Projekte aus den Bereichen<br />
Kanalinspektion <strong>und</strong> -sanierung.<br />
Moderiert wird das Seminar von Dr.<br />
Bert Bosseler, Wissenschaftlicher<br />
Leiter am IKT in Gelsenkirchen.<br />
Neben interessanten Vorträgen<br />
erwartet die Seminarteilnehmer<br />
ein außergewöhnliches Ambiente.<br />
Denn der Konferenzraum befindet<br />
sich nicht in einem Seminarhotel,<br />
sondern an Bord der Color Fantasy,<br />
einem der modernen Fährschiffe,<br />
die auf der Ostsee zwischen Kiel<br />
<strong>und</strong> Oslo pendeln.<br />
„Vor einigen Jahren suchten wir<br />
in Kiel einen Veranstaltungsort, der<br />
ausreichend Platz für das IBAK-<br />
Seminar bot <strong>und</strong> fanden ihn überraschenderweise<br />
auf dem <strong>Wasser</strong>.“<br />
erklärt Marketingleiterin Birgit<br />
Wienck. „Die Color Line Fähren bieten<br />
ein sehr gut ausgestattetes<br />
Konferenzzentrum <strong>und</strong> exzellenten<br />
Service. Noch wichtiger aber ist,<br />
dass die inspirierende Umgebung<br />
<strong>und</strong> die Gemeinschaft an Bord die<br />
Kommunikation unter den Seminarteilnehmern<br />
fördert. „R<strong>und</strong> ums<br />
Rohr“ ist deshalb eine gute Gelegenheit,<br />
sich auf den neuesten<br />
Stand zu bringen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
sein Netzwerk zu vergrößern.“<br />
Bevor es mittags auf die Fähre<br />
geht, haben die Teilnehmer Gelegenheit,<br />
sich in dem im letzten Jahr<br />
eröffneten K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Schulungszentrum<br />
die neuesten IBAK-Systeme<br />
anzusehen. Während des vierstündigen<br />
Aufenthalts in Oslo steht<br />
die Besichtigung eines unterirdischen<br />
Klärwerks auf dem Programm.<br />
Kontakt:<br />
IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG,<br />
Wehdenweg 122,<br />
D-24148 Kiel,<br />
Birgit Wienck,<br />
Tel. (0431) 7270391,<br />
E-Mail: b.wienck@ibak.de,<br />
www.ibak.de<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 789
Nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
ABWASSER.PRAXIS 2012 – Von der Kanalinstandsetzung<br />
bis <strong>zur</strong> Phosphorrückgewinnung<br />
Am 17. <strong>und</strong> 18. Oktober 2012<br />
findet die ABWASSER.PRAXIS<br />
zum zweiten Mal in Kombination<br />
mit dem 6. Schwanauer Fremdwassertag<br />
bei der Messe Offenburg<br />
statt. Zu den Schwerpunkten des<br />
Kon gresses sowie der Fachmesse<br />
zählen die Kanalinstandsetzung, die<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung <strong>und</strong> die<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung. So findet unter<br />
anderem am 17. Oktober 2012 im<br />
zweiten Kongressblock eine Vortragsveranstaltung<br />
<strong>zur</strong> Phosphorrückgewinnung<br />
statt, welche vom<br />
Ministerium für Umwelt, Klima <strong>und</strong><br />
Energiewirtschaft Baden-Württemberg<br />
organisiert wird. Im Anschluss<br />
an diesen Vortragsblock wird die<br />
erste MAP Magnesium-Ammonium-<br />
Phosphat Pilotanlage Baden-Württembergs,<br />
welche vom <strong>Abwasser</strong>zweckverband<br />
Raum Offenburg<br />
betrieben wird, besichtigt. Erstmals<br />
in diesem Jahr findet auch ein Wirtschaftsforum<br />
<strong>zur</strong> Rohrsanierung<br />
<strong>und</strong> Kanalinspektion im Rahmen<br />
der ABWASSER.PRAXIS für den Praktiker-Austausch<br />
statt.<br />
Die ABWASSER.PRAXIS richtet<br />
sich insbesondere an Ingenieure,<br />
Planer <strong>und</strong> Berater; Ausführende<br />
Rohrsanierungs- <strong>und</strong> Inspektionsunternehmen;<br />
Stadtentwässerungsbetriebe<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>zweckverbände;<br />
Umweltbeauftragte; Kommunen<br />
<strong>und</strong> Verwaltungen; Energieversorger<br />
<strong>und</strong> Stadtwerke; <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Industrie; Forschung<br />
<strong>und</strong> Wissenschaft.<br />
Weitere Informationen:<br />
Messe Offenburg,<br />
Tel. (0781) 9226-32,<br />
E-Mail: abwasserpraxis@messe-offenburg.de,<br />
www.abwasserpraxis.de<br />
10. TAH-Sanierungstage: Instandhaltung<br />
von <strong>Abwasser</strong>kanalsystemen<br />
Von der Planung bis <strong>zur</strong> Qualitätssicherung<br />
Die gemeinsame Tagung der Technischen<br />
Akademie Hannover<br />
<strong>und</strong> des RSV – Rohrsanierungsverband<br />
e. V. findet am 18. <strong>und</strong> 19. September<br />
2012 in Gelsenkirchen statt.<br />
Um langfristig bei der Sanierung<br />
von <strong>Abwasser</strong>kanälen Kosten zu sparen,<br />
werden ganzheitliche Lösungen<br />
unter Berücksichtigung hydraulischer,<br />
baulicher <strong>und</strong> umweltrelevanter<br />
Aspekte gefordert (DIN EN 752-2).<br />
Aus welchen Einzelschritten sich das<br />
optimale Vorgehen zusammensetzt<br />
<strong>und</strong> wie man systematisch vorgehen<br />
kann, soll in dieser Veranstaltung<br />
aufgezeigt werden.<br />
Die 10. TAH-Sanierungstage ge -<br />
ben einen gr<strong>und</strong>legenden Überblick<br />
über die wichtigsten Sanierungsverfahren<br />
<strong>und</strong> -techniken bei der In -<br />
standsetzung von <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />
Die Sanierung der Entwässerungsnetze<br />
der Städte <strong>und</strong> Gemeinden,<br />
einschließlich der privaten<br />
<strong>Abwasser</strong>kanäle, ist eine wichtige<br />
<strong>und</strong> nicht zu vernachlässigende<br />
Aufgabe, die neben der Betriebssicherheit,<br />
der Standsicherheit, Dichtheit<br />
<strong>und</strong> der Sicherstellung des Um -<br />
weltschutzes einen wesentlichen<br />
Beitrag <strong>zur</strong> Werterhaltung des<br />
Kanalnetzes leistet. Um einen weiteren<br />
Verlust der Substanz der <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />
zu vermeiden, muss das<br />
<strong>zur</strong> Verfügung stehende <strong>und</strong> investierte<br />
Geld zielgerichtet eingesetzt<br />
werden. Voraussetzung hierfür ist<br />
zunächst eine detaillierte Planung.<br />
Wie man die Weichen in der Praxis<br />
richtig stellt <strong>und</strong> wie man zu einer<br />
ganzheitlichen Sanierungsstrategie<br />
kommt, die <strong>Verfahren</strong>swahl korrekt<br />
aus dem Sanierungskonzept herleitet<br />
<strong>und</strong> die Sanierung selbst vorbereitet,<br />
sind die Themenschwerpunkte<br />
am Vormittag des ersten<br />
Tages der Veranstaltung. Am Nachmittag<br />
des ersten Tages bringt das<br />
Seminar den Stand der modernen<br />
Sanierungstechnik auf den Punkt.<br />
Es werden diverse <strong>Verfahren</strong> <strong>und</strong><br />
Techniken aus den Bereichen Reparatur,<br />
Renovierung <strong>und</strong> Erneuerung<br />
vorgestellt.<br />
Am zweiten Tag der Veranstaltung<br />
geht es zunächst um die<br />
Sanierung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsleitungen.<br />
Die aktuelle<br />
Gesetzeslage, Darstellung der Sanierungsverfahren<br />
sowie das konstruktive<br />
Vorgehen bei der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
werden an diesem<br />
Vormittag vertieft. Im letzten Teil der<br />
Veranstaltung geht es um den<br />
Umgang mit Mängeln der Kanalsanierung<br />
aus praktischer Sicht. Die<br />
Darstellung der neuen VOB/C sowie<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen der Ausschreibung<br />
von Sanierungsmaßnahmen r<strong>und</strong>en<br />
das Programm ab.<br />
Weitere Informationen:<br />
Technische Akademie Hannover e. V.,<br />
Dr.-Ing. Igor Borovsky,<br />
Wöhlerstraße 42, D-30163 Hannover,<br />
Tel. (0511) 39433-30,<br />
Fax (0511) 39433-40,<br />
www.ta-hannover.de<br />
Juli/August 2012<br />
790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft,<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
© Pressestelle der Universität Leipzig/Volkmar Heinz<br />
Studienort Leipzig im Porträt<br />
""<br />
Neuer Masterstudiengang „Change Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />
bildet Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte weiter<br />
""<br />
Prof. Robert Holländer im Interview:<br />
„Wir brauchen neue technische Lösungen <strong>und</strong> Planungswerkzeuge.“<br />
""<br />
Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche, Abfall – das IIRM verfolgt einen integrierten Ansatz<br />
""<br />
Grenzenloses Lehren <strong>und</strong> Forschen an der Uni Leipzig<br />
""<br />
Karl Heines Vision: von Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />
Forschungs-Vorhaben <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
""<br />
Welche Entsorgungsperspektiven bieten neuartige Sanitärsysteme (NASS)?<br />
""<br />
Nachhaltige Steuerung von <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen – InfraWass<br />
""<br />
Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammensetzung <strong>und</strong> zum Abbau von Schwarzwasser mittels des<br />
Belebungsverfahrens sowie <strong>zur</strong> Kinetik des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen Stoffwechsels
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
CMW bildet Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte weiter<br />
Universität <strong>und</strong> HTWK Leipzig reagieren mit dem Masterstudiengang „Change<br />
Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ auf tiefgreifende Veränderungen in der Branche<br />
Technologien, Strukturen <strong>und</strong> Managementkonzepte in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft müssen in den nächsten Jahren<br />
an klimatische, demografische <strong>und</strong> gesetzliche Veränderungen angepasst werden. Um Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
der Branche auf diese Herausforderungen vorzubereiten, bieten die Universität <strong>und</strong> die Hochschule für<br />
Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur (HTWK) Leipzig seit dem Wintersemester 2011/12 den berufsbegleitenden<br />
Masterstudiengang „Change Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ (CMW – Leipzig) an. Ganz neu ist jetzt die<br />
Möglichkeit, ausgewählte Themenmodule des Studiengangs auch als Einzelkurse zu belegen – bei entsprechender<br />
Nachfrage können Kurstermine sogar individuell vereinbart werden.<br />
Es ist ein Vorzeigeprojekt, das sich<br />
mittlerweile zum voll anerkannten<br />
Masterstudiengang etabliert<br />
hat: Gefördert vom Europäischen<br />
Sozialfonds <strong>und</strong> dem Freistaat<br />
Sachsen riefen Prof. Dr.-Ing. Robert<br />
Holländer, Institut für Infrastruktur<br />
<strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM)<br />
an der Universität Leipzig, <strong>und</strong> Prof.<br />
Dr.-Ing. Hubertus Milke, Institut für<br />
<strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />
(IWS) der HTWK Leipzig,<br />
2009 das Projekt „Change Management<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ ins<br />
Leben. Seit März 2010 läuft erfolgreich<br />
die Erprobungsphase des<br />
Angebotes. Seit dem Wintersemester<br />
2011/2012 bieten Universität<br />
<strong>und</strong> Hochschule offiziell den<br />
berufsbegleitenden Studiengang an.<br />
Über 30 Teilnehmer absolvieren<br />
derzeit das gesamte Weiterbildungsprogramm,<br />
fünf weitere Fachkräfte<br />
nutzen die Möglichkeit, einzelne<br />
Module zu belegen. Die Initiatoren<br />
des CMW-Studiengangs<br />
reagieren mit diesem neuen Angebot<br />
auf die zahlreichen Nachfragen<br />
von Unternehmen nach einer kurzzeitigen<br />
Weiterbildungsmöglichkeit<br />
für ihre Mitarbeiter. Im Gegensatz<br />
zum kompletten dreijährigen<br />
Masterstudium können Teilnehmer<br />
in speziellen Themengebieten der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft schon nach zwei<br />
Monaten im gewählten Kurs ein<br />
Zertifikat der Universität bzw. der<br />
HTWK Leipzig erwerben.<br />
Bild 1: Die Teilnehmer des ersten<br />
Studien jahrgangs sind überzeugt von dem<br />
neuen Weiter bildungs konzept. © IIRM/IWS<br />
Einzelkurse verkürzen<br />
die Studienzeit<br />
Denn bisher haben sich die Teilnehmer<br />
überwiegend aus Eigeninitiative<br />
ohne Unterstützung ihres<br />
Arbeitgebers für das CMW – Leipzig<br />
entschieden. „Das könnte sich jetzt<br />
ändern“, hoffen die Initiatoren.<br />
Denn die Ausweitung des Angebots<br />
an Einzelkursen <strong>und</strong> die verkürzten<br />
Studienzeiten sind ein nicht zu<br />
unterschätzender organisatorischer<br />
Juli/August 2012<br />
792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Vorteil für Unternehmen. Motivierte<br />
Teilnehmer, denen der durch den<br />
Arbeitgeber geförderte Zertifikatsabschluss<br />
nicht genügt, haben<br />
darüber hinaus die Möglichkeit,<br />
weitere Module zu belegen <strong>und</strong> die<br />
bereits erbrachten Leistungen im<br />
Masterprogramm anerkennen zu<br />
lassen.<br />
Die Teilnehmer kommen aus den<br />
verschiedensten Institutionen der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft: Ingenieure aus<br />
mittelständischen Planungsbüros<br />
oder international agierenden Bauunternehmen,<br />
wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter aus Forschungseinrichtungen<br />
sowie Angestellte des<br />
öffentlichen Dienstes bis hin zu<br />
Mitgliedern aus der Managementebene<br />
diverser <strong>Wasser</strong>versorgungseinrichtungen.<br />
Ebenso unterschiedlich sind die<br />
Motive für die Teilnahme am CMW-<br />
Leipzig. Ein Großteil wie Jens H.,<br />
Teilnehmer aus der Testphase, nutzt<br />
das Angebot, um den Wissensstand<br />
eines länger <strong>zur</strong>ückliegenden Studiums<br />
wieder aufzufrischen: „Die<br />
Gründe für das Aufbaustudium<br />
lagen in meinem Fall in einem<br />
Wechsel der beruflichen Fachrichtung,<br />
in welchem mir mein Gr<strong>und</strong>lagenstudium<br />
von vor 20 Jahren<br />
nicht mehr ausreichend weitergeholfen<br />
hat. Mit einem hoffentlich<br />
erfolgreichen Abschneiden bei<br />
diesem Aufbaustudium fühle ich<br />
mich für meine neuen beruflichen<br />
Herausforderungen gewappnet.“<br />
Andere verbinden mit der<br />
Weiterbildung die Möglichkeit <strong>zur</strong><br />
Weiterqualifizierung <strong>und</strong> bessere<br />
Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So<br />
wie Testphasen-Teilnehmer Tilo B.:<br />
„Ich nutze diese Form der Weiterbildung,<br />
um mich gezielt auf dem<br />
Gebiet des <strong>Wasser</strong>wesens weiterentwickeln<br />
zu können. Vor allem die<br />
neuen Kenntnisse auf dem Gebiet<br />
der Simulationen kann ich im<br />
Berufsleben gezielt einsetzen. Die<br />
Erweiterung der Sichtweise auf den<br />
Managementbereich ermöglicht<br />
mir, betriebswirtschaftliche Aspekte<br />
in meine Arbeit zu integrieren. Ich<br />
verspreche mir außerdem davon,<br />
meine beruflichen Chancen zu<br />
erhöhen.“<br />
Daneben ist der Masterabschluss<br />
besonders interessant für Fachhochschulabsolventen,<br />
die hiermit<br />
die Berechtigung für den höheren<br />
Dienst erlangen. Häufigstes Motiv<br />
für die Teilnahme am CMW-Leipzig<br />
ist neben der fachlichen Ausrichtung<br />
die berufsbegleitende Studierbarkeit<br />
durch ein speziell auf die<br />
Anforderungen von Berufstätigen<br />
abgestimmtes Blended-Learning-<br />
Konzept (siehe Kasten rechts).<br />
Neu: Verquicken von<br />
Management <strong>und</strong> Technik<br />
Neu am CMW – Leipzig ist die Verquickung<br />
von Managementwissen<br />
<strong>und</strong> ingenieurtechnischem Knowhow.<br />
Im Fokus steht dabei immer<br />
der Wandel in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Insgesamt stehen 13 Module im<br />
technischen Bereich <strong>und</strong> neun<br />
Module im Managementbereich <strong>zur</strong><br />
Auswahl (siehe Bild 2).<br />
Die Managementmodule bietet<br />
die Universität Leipzig an. Im Modul<br />
M3 „Projektmanagement“ wird beispielsweise<br />
ein Überblick vermittelt<br />
über gr<strong>und</strong>legende Prozesse <strong>und</strong><br />
Techniken des Projektmanagements<br />
in den Aufgabenbereichen<br />
Planung, Steuerung <strong>und</strong> Überwachung.<br />
„Unabhängig davon,<br />
welche Größe eines Unternehmens<br />
man betrachtet, ist das Arbeiten in<br />
Projektform heute in nahezu allen<br />
Organisationen die selbstverständliche<br />
Vorgehensweise bei der<br />
Lösung von anspruchsvollen Aufgaben<br />
außerhalb der Routinetätigkeit“,<br />
beschreibt Modul-Dozent<br />
Dr. Gunnar Auth.<br />
Das Modul M5 „BWL der Siedlungswasserwirtschaft“<br />
thematisiert<br />
die betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekte des Managements von<br />
wasserwirtschaftlichen <strong>Anlagen</strong> der<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung. Dazu gehören<br />
sowohl die Analyse von Kostenstrukturen<br />
als auch die Preiskalkulation<br />
<strong>und</strong> -kontrolle. Zwei weitere<br />
Management-Module (M7 <strong>und</strong> M8)<br />
beleuchten die organisationsinter-<br />
<br />
Steckbrief CMW – Leipzig<br />
(Masterstudiengang)<br />
Studienart: berufsbegleitendes Studium<br />
Zielgruppe: Berufstätige<br />
im Bereich <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Zugangsvoraussetzung:<br />
Hochschulabschluss;<br />
ein Jahr Berufserfahrung im Bereich<br />
<strong>Wasser</strong>wesen<br />
Kosten: 6075 €; 900 € Masterarbeit;<br />
zzgl. Semesterbeitrag<br />
Dauer: 6 Semester<br />
Lehrform: E-Learning mit Präsenzphasen<br />
Abschluss: Master of Science (M. Sc.)<br />
„Change Management in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />
Charakteristika:<br />
berufsbegleitend:<br />
Der CMW – Leipzig ist ein berufsbegleitendes<br />
Weiterbildungs angebot, das in Lerndesign,<br />
Organisation, Struktur <strong>und</strong> Service<br />
auf die Bedürfnisse berufstätiger Teilnehmer<br />
ausgerichtet ist.<br />
weiterbildend:<br />
Der CMW – Leipzig baut auf dem Erststudium<br />
der Teilnehmer <strong>und</strong> deren Berufspraxis<br />
im Bereich <strong>Wasser</strong>wirtschaft auf <strong>und</strong> bietet<br />
den Teilnehmern vielfältige Gelegenheiten,<br />
ihre beruflichen Erfahrungen in das<br />
Studium einzubringen.<br />
praxisrelevant:<br />
Experten aus Wirtschaft <strong>und</strong> Praxis bereichern<br />
die Präsenzveranstaltungen <strong>und</strong> bieten<br />
die Möglichkeit zum Dialog. In ausgewählten<br />
Modulen werden Exkursionen<br />
angeboten, um die Theorie auch in der Praxis<br />
anzuwenden.<br />
Blended-Learning:<br />
Die Lehrinhalte werden nacheinander in<br />
Modulen von ca. acht Wochen Dauer vermittelt.<br />
Sie sind didaktisch <strong>und</strong> multimedial<br />
aufbereitet <strong>und</strong> ermöglichen ein individuelles<br />
Studium hinsichtlich Lernzeitpunkt <strong>und</strong><br />
-ort. Während der Selbstlernphasen können<br />
die Teilnehmer auf ein Experten- <strong>und</strong><br />
Betreuungsnetzwerk von uni- <strong>und</strong> hochschuleigenen<br />
<strong>und</strong> externen Dozenten <strong>und</strong><br />
Studiengangorganisatoren zugreifen. Ergänzende<br />
Präsenzveranstaltungen in Form von<br />
Vorlesungen, Gruppenarbeiten, Laborpraktika<br />
<strong>und</strong> Exkursionen finden pro Modul an<br />
ca. fünf Tagen vorwiegend Freitagnachmittag<br />
oder Samstag statt.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Steckbrief CMW – Leipzig (Einzelkurse)<br />
Studienart:<br />
Einzelkurse<br />
Zielgruppe:<br />
Berufstätige im Bereich <strong>Wasser</strong>wesen,<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Zugangsvoraussetzung: keine<br />
Kosten:<br />
50–200 € pro Gr<strong>und</strong>lagenmodul:<br />
G1 „<strong>Wasser</strong>wirtschaft“,<br />
G2 „Siedlungswasserwirtschaft“;<br />
G3 „Hydromechanik“<br />
400 € pro Basismodul:<br />
T1 – T4, T6, T7, T12, T13 (im Bereich Technik);<br />
M1 – M4; M6 (im Bereich Management)<br />
600 € pro Spezialmodul:<br />
T5, T8 – T11 (im Bereich Technik);<br />
M5, M7 – M9 (im Bereich Management)<br />
Dauer:<br />
ca. 8 Wochen pro Modul<br />
Lehrform:<br />
E-Learning mit Präsenzphasen<br />
Abschluss:<br />
Zertifikat bzw. Teilnahmebestätigung<br />
nen Veränderungsprozesse näher.<br />
Thematisch steht damit der<br />
Umgang mit <strong>und</strong> die aktive Beteiligung<br />
an Veränderungsprozessen<br />
im Blickpunkt.<br />
Die Lehre in den 13 Technikmodulen<br />
übernimmt die HTWK Leipzig.<br />
Gegenstand sind unter anderem<br />
neue Berechnungs- <strong>und</strong> Planungswerkzeuge,<br />
moderne Messtechnik<br />
oder die Hochwasserproblematik<br />
bzw. aktuelle Entwicklungen dezentraler<br />
Systeme. Im Modul T1 „Gewässerbeschaffenheit“<br />
etwa absolvieren<br />
die Studierenden ein Laborpraktikum,<br />
um die charakteristischen<br />
Kenngrößen der Beschaffenheit<br />
von Oberflächengewässern<br />
kennenzulernen. Eine Exkursion<br />
r<strong>und</strong>et das Modul ab. Die Dozentin<br />
Dr. Ingrid Carmienke von der Lan-<br />
Bild 2: Die Technik- <strong>und</strong><br />
Management-Module des<br />
CMW – Leipzig aufgeteilt auf<br />
die einzelnen Semester.<br />
Juli/August 2012<br />
794 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
desdirektion Leipzig umreißt das<br />
Ziel dieses praxisorientierten<br />
Moduls: „Intakte, saubere Gewässer<br />
sind ein Stück Lebensqualität. Dabei<br />
ist es unerheblich, ob sie der EG-<br />
WRRL unterliegen oder nicht. Das<br />
Modul möchte deshalb dazu ermutigen,<br />
auch die scheinbar kleinen<br />
Schritte zu ihrem Schutz zu gehen.“<br />
Der Dozent für das Modul T3<br />
„Dezentrale Systeme“ Dr. Roland<br />
Müller vom Helmholtz Zentrum für<br />
Umweltforschung (UFZ) fasst<br />
zusammen: „Ein nachhaltiger<br />
Umgang mit der Ressource <strong>Wasser</strong><br />
setzt voraus, dass geeignete Strategien,<br />
Konzepte, Maßnahmen <strong>und</strong><br />
auch standortangepasste Technologien<br />
entwickelt werden, um eine<br />
optimale Nutzung zu erreichen,<br />
ohne eine Übernutzung quantitativer<br />
oder qualitativer Art zu verursachen.“<br />
Bewerbung zum Wintersemester<br />
noch möglich<br />
Der Studiengang CMW – Leipzig<br />
startet jährlich zum Wintersemester.<br />
Wer sich für dieses Jahr noch einen<br />
Studienplatz sichern will, kann sich<br />
noch bis zum 15. September über<br />
die Online-Bewerbung der HTWK<br />
Leipzig bewerben (www.htwkleipig.de/online-bewerbung).<br />
Ein<br />
Absolvieren dieses anspruchsvollen<br />
Bild 3: Laborpraktikum im Modul T1 „Gewässerbeschaffenheit“. © IIRM/IWS<br />
Weiterbildungsangebots lohnt sich<br />
allemal. Da sind sich die Teilnehmer<br />
des ersten Jahrgangs sicher: „Die<br />
Erwartungen an das Studium wurden<br />
mehr als erfüllt. Im Rahmen des<br />
Aufbaustudiums hat sich eine sehr<br />
angenehme <strong>und</strong> teilweise enge<br />
Zusammenarbeit mit Kommilitonen<br />
ergeben. Es besteht die Möglichkeit,<br />
Leute kennenzulernen, welche<br />
im gleichen bzw. ähnlichen Arbeitsgebiet<br />
tätig sind <strong>und</strong> mit CMW eine<br />
anspruchsvolle Möglichkeit <strong>zur</strong> Weiterbildung<br />
gef<strong>und</strong>en haben“, resümiert<br />
Jens H.<br />
Kontakt:<br />
Dipl.-Kauffrau Katja Nowak,<br />
Universität Leipzig,<br />
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,<br />
Grimmaische Straße 12,<br />
04109 Leipzig,<br />
E-Mail: nowak@wifa.uni-leipzig.de,<br />
Tel. (0341) 9733 872,<br />
www.cmw-leipzig.de<br />
ProcessMaster.<br />
Erste Wahl für<br />
die Messung<br />
von <strong>Wasser</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>.<br />
ProcessMaster setzt neue Maßstäbe.<br />
Umfangreiche Diagnosemöglichkeiten,<br />
Messgenauigkeit von 0,3 % v. M.,<br />
Explosionsschutz sowie die ScanMaster<br />
Software machen die ProcessMaster<br />
Serie <strong>zur</strong> ersten Wahl in der industriellen<br />
Durchflussmessung.<br />
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Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Wir brauchen neue technische Lösungen <strong>und</strong><br />
Planungswerkzeuge<br />
Prof. Robert Holländer erklärt einen einzigartigen Schulterschluss zwischen<br />
Technik <strong>und</strong> Management<br />
Wie kann ich Innovationen fördern? Wie gehe ich mit Veränderungsansprüchen um, die an mich gerichtet<br />
werden? Wie stelle ich es an, mein eigenes Arbeitsumfeld mit Veränderungsnotwendigkeiten zu befassen? Dies<br />
sind nur einige Fragestellungen, die im neuen Weiterbildungsstudiengang „Change Management in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft“ bearbeitet werden. Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer, Studiengangsleiter für den Bereich der<br />
Universität Leipzig, spricht im Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> über die Notwendigkeit, auf Veränderungen<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft zu reagieren, <strong>und</strong> die Chancen, die der neue Studiengang den in der <strong>Wasser</strong>branche<br />
Tätigen dazu bietet.<br />
Wissensvermittlung<br />
ganz praktisch:<br />
Die Partner<br />
kommen von<br />
Verbänden <strong>und</strong><br />
Versorgern,<br />
von Beratungsunternehmen<br />
oder auch<br />
aus der<br />
Wissenschaft.<br />
© IIRM/IWS<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Professor Holländer, 2009<br />
haben Sie zusammen mit Ihrem Kollegen<br />
Prof. Hubertus Milke vom Institut<br />
für <strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />
der HTWK Leipzig das<br />
Weiterbildungsprogramm „Change<br />
Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />
ins Leben gerufen. Warum<br />
braucht es diesen einzigartigen<br />
Schulterschluss von Technik <strong>und</strong><br />
Management?<br />
Prof. Robert Holländer: Der <strong>Wasser</strong>sektor<br />
ist mit einer Fülle neuer<br />
Herausforderungen konfrontiert.<br />
Auf die anstehenden Fragen sind<br />
viele durch ihre <strong>zur</strong>ückliegende klassische<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaftsausbildung<br />
nicht ausreichend vorbereitet. Wir<br />
brauchen neue technische Lösungen<br />
<strong>und</strong> Planungswerkzeuge, aber<br />
wir brauchen auch Antworten auf<br />
viele weitere Fragen, die sich neu<br />
stellen: wie wir Technik einsetzen,<br />
wie wir Entscheidungen herbeiführen,<br />
wie wir Finanzierungen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten<br />
regeln. Dabei<br />
geht es sowohl um die Ziele als auch<br />
um die Wege dorthin. In dieser Perspektive<br />
erschien es uns folgerichtig,<br />
diese neue Kombination von Technik<br />
<strong>und</strong> Management anzubieten.<br />
<strong>gwf</strong>: Seit dem Wintersemester 2011/<br />
2012 bieten Sie die Weiterbildungen<br />
auch als berufsbegleitenden Masterstudiengang<br />
an. Ganz neu ist die Möglichkeit,<br />
ausgewählte Themen des<br />
Masterprogramms in Einzelkursen als<br />
zertifizierte Weiterbildungen zu belegen.<br />
Ihr Konzept ist also aufgegangen?<br />
Prof. Robert Holländer: Unser<br />
Angebot ist nachfrageorientiert. In<br />
Gesprächen mit Bewerbern <strong>und</strong> mit<br />
Unternehmen haben wir festgestellt,<br />
dass in einigen Fällen sehr<br />
spezifische Interessen vorherrschen.<br />
In einigen anderen Fällen war die<br />
zeitliche Perspektive noch nicht<br />
absehbar. Diesem differenzierten<br />
Bedarf kommen wir entgegen,<br />
indem wir auch die Möglichkeit bieten,<br />
Einzelkurse zu spezifischen Themen<br />
zu belegen. Wer möchte, kann<br />
später weitere Kurse ergänzen, ggf.<br />
bis zum Masterabschluss.<br />
<strong>gwf</strong>: Der Name Change Management<br />
deutet es an: Der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
stehen tiefgreifende Veränderungen<br />
ins Haus. Welche Veränderungen<br />
fordern die Verantwortlichen der<br />
Branche ganz besonders heraus?<br />
Prof. Robert Holländer: Es sind im<br />
Wesentlichen drei große Änderungsimpulse,<br />
mit denen die deutsche<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft konfrontiert<br />
ist: Der Klimawandel, der demografische<br />
Wandel <strong>und</strong> der wirtschaftliche<br />
Strukturwandel. Diese sind<br />
nicht nur jeweils einzeln, sondern in<br />
ihrer kumulierten Wirkung zu<br />
berücksichtigen. Während der<br />
demografische Wandel uns in den<br />
ländlichen Gebieten Mitteldeutschlands<br />
schon länger beschäftigt <strong>und</strong><br />
wir technisch <strong>und</strong> institutionell<br />
Lösungen testen, die übertragbar<br />
sein sollen, werden die Herausforderungen<br />
des Klimawandels erst<br />
Juli/August 2012<br />
796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
langsam öffentlich sichtbar. Längere<br />
Trockenphasen <strong>und</strong> höhere<br />
Niederschlagsvariabilität zwingen<br />
uns zum Überdenken von Planungsgr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> Betriebsweisen.<br />
Dabei müssen wir berücksichtigen,<br />
dass entstehende Kosten von einer<br />
abnehmenden K<strong>und</strong>enbasis zu tragen<br />
sind. Unter dieser Perspektive<br />
ist zu fragen, ob wir heute noch von<br />
den langen kalkulatorischen Nutzungsdauern<br />
städtischer Ver- <strong>und</strong><br />
Entsorgungsinfrastruktur ausgehen<br />
können, die bisher üblich waren.<br />
Auch der wirtschaftliche Strukturwandel<br />
wird sich fortsetzen <strong>und</strong><br />
dabei einerseits zu anderen industriellen<br />
Nutzungsprofilen führen,<br />
andererseits zu weitergehenden<br />
Ansprüchen an die Ausschleusung<br />
<strong>und</strong> das Recycling von Stoffen.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie kann das CMW, das als<br />
berufsbegleitendes Teilzeitstudium<br />
konzipiert ist, die Berufstätigen in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft gegen diese Veränderungen<br />
wappnen?<br />
Prof. Robert Holländer: Das Teilzeitstudium<br />
hat intensive Präsenzphasen,<br />
in denen die Teilnehmer<br />
z. B. in Übungen mit Planspielcharakter<br />
sich Handlungsoptionen<br />
erarbeiten. Unser Bestreben ist darauf<br />
gerichtet, Beschäftigte <strong>und</strong> Entscheidungsträger<br />
zu befähigen, Perspektiven<br />
zu bewerten, notwendige<br />
Entscheidungen zu treffen <strong>und</strong> Veränderungen<br />
zu bewerkstelligen. Es<br />
geht also nicht darum, sich gegen<br />
Veränderungen zu wappnen, indem<br />
man sie vermeidet oder ihnen ausweicht.<br />
Im Gegenteil, es geht um<br />
die Ergänzung von persönlichen<br />
<strong>und</strong> fachlichen Kompetenzen, um<br />
Veränderungen zu bestehen <strong>und</strong> sie<br />
aktiv voranzutreiben.<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer ist seit 2001 Professor für Umwelttechnik<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Umweltmanagement an der<br />
Universität Leipzig. Er trieb die Gründung des Instituts für Infrastruktur<br />
<strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM) im Jahr 2005 maß geblich<br />
voran. Von 2006 bis 2011 bekleidete er das Amt des Prorektors der<br />
Universität. Auf Holländers Initiative hin wurde 2008 ein internationaler<br />
Nachhaltigkeitsstudiengang eingerichtet sowie 2010 zusammen<br />
mit seinem Kollegen von der HTWK Leipzig Prof. Dr.-Ing. Hubertus<br />
Milke der berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengang Change<br />
Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Holländer ist Mitglied in zahlreichen nationalen <strong>und</strong> internationalen wasserwirtschaftlichen<br />
Fachverbänden. Nach ersten wissenschaftlichen Stationen als Ingenieur<br />
kam er zum B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit (BMU).<br />
„Die Tätigkeit im B<strong>und</strong>esumweltministerium mit Aufgaben in den Bereichen Gewässerschutz,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> internationale <strong>Wasser</strong>politik haben meine weitere berufliche<br />
Laufbahn geprägt“, meint Holländer. Seinem früheren Arbeitgeber ist der Leipziger<br />
Professor bis heute treu geblieben. Er unterstützt die Arbeit des Ministeriums als Mitglied<br />
im Ausschuss für Rohrfernleitungen.<br />
Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer, Professur für Umwelttechnik/Umweltmanagement,<br />
Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement,<br />
Grimmaische Straße 12, D-04109 Leipzig, Tel. (0341) 97 33 871, Fax (0341) 97 33 879,<br />
E-Mail: hollaender@wifa.uni-leipzig.de<br />
<strong>gwf</strong>: Was können das Absolvieren des<br />
kompletten Masterstudiums oder<br />
auch die Belegung von Einzelkursen<br />
hierzu leisten?<br />
Prof. Robert Holländer: Das Studium<br />
bietet zum einen ein Update<br />
an technischen Methoden <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen. Zum<br />
anderen erwerben unsere Teilnehmer<br />
auch wesentliche Managementkompetenzen,<br />
die für Veränderungsprozesse<br />
wichtig sind: Wie<br />
kann ich Innovationen fördern? Wie<br />
gehe ich mit Veränderungsansprüchen<br />
um, die an mich gerichtet werden?<br />
Wie stelle ich es an, mein eigenes<br />
Arbeitsumfeld mit Veränderungsnotwendigkeiten<br />
zu befassen?<br />
<strong>gwf</strong>: Eine Gr<strong>und</strong>säule des CMW ist<br />
dessen praxisorientierte Ausrichtung.<br />
Wie wird diese Praxisorientierung<br />
erreicht?<br />
Prof. Robert Holländer: Ein Teil der<br />
Praxisorientierung wird bereits<br />
durch die Teilnehmer in die Veranstaltungen<br />
eingebracht. In den Präsenzphasen<br />
diskutieren die Teilnehmer<br />
aus den unterschiedlichen<br />
Berufsfeldern des <strong>Wasser</strong>sektors<br />
miteinander anhand von Beispielen<br />
aus dem jeweiligen Erfahrungsbereich.<br />
Darüber hinaus sind in fast<br />
alle Module Praxispartner mit Einzelvorträgen,<br />
Übungen oder Fallbeispielen<br />
eingeb<strong>und</strong>en. Die Partner<br />
kommen aus einem breiten Kreis<br />
von Verbänden <strong>und</strong> Versorgern, von<br />
Beratungsunternehmen <strong>und</strong> auch<br />
aus der Wissenschaft.<br />
<strong>gwf</strong>: Zu guter Letzt träumen Sie doch<br />
bitte einen ganz persönlichen Traum:<br />
In welche Richtung soll sich das CMW<br />
– Leipzig idealerweise entwickeln?<br />
Prof. Robert Holländer: Deutsches<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschafts-Know-how ist<br />
auch ein Exportartikel. Dies gilt<br />
umso mehr, als in unseren Nachbarländern<br />
die gleichen Veränderungsprozesse<br />
wirksam sind, wie bei uns.<br />
Es wäre also gut, wenn wir unseren<br />
deutschen Teilnehmern auch Rüstzeug<br />
für wasserwirtschaftliche Beratungstätigkeiten<br />
im Ausland mitgeben<br />
könnten. Zum anderen stoßen<br />
einige unserer Module auch aus<br />
dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit<br />
auf Interesse. Wir<br />
hoffen deshalb sehr, dass es uns<br />
gelingt, das CMW um eine internationale<br />
Komponente zu erweitern.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Professor Holländer, vielen<br />
Dank für das Interview.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 797
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Das IIRM in den Räumlichkeiten der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät, Grimmaische Straße am Campus Augustusplatz in Leipzig.<br />
© Pressestelle der Universität Leipzig/Randy Kühn<br />
Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche, Abfall –<br />
das IIRM verfolgt einen integrierten Ansatz<br />
Nachhaltiges Ressourcenmanagement spielt die Hauptrolle in Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />
am Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />
Das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM) verfolgt einen in der Region Mitteldeutschland<br />
bisher einzigartigen integrierten Ansatz: Die Themenbereiche Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche <strong>und</strong> Abfall werden<br />
im Sinne eines nachhaltigen Ressourcenmanagements gleichermaßen behandelt. So übernimmt das Institut<br />
eine Brückenfunktion zwischen Forschungsinstitutionen <strong>und</strong> umweltpolitischen <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen<br />
Entscheidungsträgern. Ein Konzept, das aufgeht, wie die Beteiligung an verschiedenen Kompetenzzentren<br />
sowie die Kooperationen mit zahlreichen Forschungseinrichtungen der Region zeigen.<br />
Das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong><br />
Ressourcenmanagement blickt<br />
auf eine noch junge Geschichte<br />
<strong>zur</strong>ück. Im Jahr 2005 wurde es von<br />
den Professuren für Umwelttechnik<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft/Umweltmanagement,<br />
für Verkehrsbau <strong>und</strong><br />
Verkehrssystemtechnik, für integriertes<br />
Flächenrecycling <strong>und</strong> für<br />
Siedlungswasserwirtschaft an der<br />
Universität Leipzig ins Leben gerufen.<br />
Seitdem wurde das Institut konsequent<br />
ausgebaut. Durch enge<br />
Kooperationen mit den umweltwissenschaftlichen<br />
Forschungsinstitutionen<br />
der Region sowie den<br />
umweltpolitischen <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen<br />
Entscheidungsträgern<br />
<strong>und</strong> Beteiligungen an zahlreichen<br />
Neugründungen wie z. B. dem<br />
Kompetenzzentrum Öffentliche<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge<br />
(siehe Hintergr<strong>und</strong>kasten) festigen<br />
die Akteure ihren Stand in der deutschen<br />
Hochschullandschaft.<br />
Das IIRM ist der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität<br />
Leipzig angegliedert. Es versteht<br />
sich als Ansprechpartner für<br />
alle, die auf betrieblicher, kommu-<br />
Juli/August 2012<br />
798 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
naler, nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />
Ebene anwendungsorientierte <strong>und</strong><br />
umsetzbare Lösungen für integrierte<br />
Infrastruktursysteme suchen.<br />
Um diesem integrierten Ansatz<br />
gerecht zu werden, sind neben der<br />
Forschungsstelle Kommunale Energiewirtschaft<br />
(Stiftung durch die<br />
Verb<strong>und</strong>netz Gas AG Leipzig <strong>und</strong><br />
die Stadtwerke Leipzig GmbH) vier<br />
Professuren unter dem Dach des<br />
IIRM vereint:<br />
""<br />
Vattenfall Europe Professur<br />
für Energiemanagement <strong>und</strong><br />
Nachhaltigkeit<br />
""<br />
Professur für Volkswirtschaftslehre,<br />
insbes. Institutionenökonomische<br />
Umweltforschung<br />
""<br />
Professur für Umwelttechnik in<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />
Umweltmanagement<br />
""<br />
Professur Bioenergiesysteme<br />
Die Professoren des IIRM beteiligen<br />
sich mit eigenständigen Modulen<br />
an folgenden Studiengängen:<br />
Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften,<br />
Masterstudiengang<br />
Betriebswirtschaftslehre, Masterstudiengang<br />
Volkswirtschaftslehre,<br />
Master of Energy Economics and<br />
Business Administration, International<br />
Joint Master on Sustainable<br />
Development.<br />
Energiemanagement <strong>und</strong><br />
Nachhaltigkeit<br />
Den Lehrstuhl für Energiemanagement<br />
<strong>und</strong> Nachhaltigkeit stifteten<br />
2008 die Vattenfall Europe AG <strong>und</strong><br />
der Stifterverband für die Deutsche<br />
Wissenschaft. Lehrstuhlinhaber ist<br />
Das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge<br />
Unter Geschäftsführer Dr. Oliver Rottmann vom Institut für Öffentliche Finanzen <strong>und</strong><br />
Public Management kooperieren im neu gegründeten Kompetenzzentrum Öffentliche<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge acht Institute bzw. Lehrstühle der wirtschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Leipzig (siehe Organigramm). Direktoren des Zentrums sind<br />
Prof. Dr. Thomas Lenk vom Institut für Öffentliche Finanzen <strong>und</strong> Public Management,<br />
Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer vom Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />
<strong>und</strong> Prof. Johannes Ringel vom Institut für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Bauwirtschaft.<br />
Acht Institute bzw. Lehrstühle kooperieren am Kompetenzzentrum.<br />
Die Beteiligten haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Sie wollen angewandte Forschung<br />
betreiben zu gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> aktuellen Themen des öffentlichen Wirtschaftens <strong>und</strong><br />
der öffentlichen Unternehmen; den Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft,<br />
Politik, Verwaltung sowie öffentlicher <strong>und</strong> privater Wirtschaft vorantreiben; die<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation zwischen den wesentlichen Sektoren der öffentlichen<br />
Wirtschaft stärken; Mitarbeiterentwicklung für die engagierten Unternehmen <strong>und</strong><br />
Verbände betreiben; interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeiten <strong>zur</strong> Analyse aktueller<br />
<strong>und</strong> institutioneller Problemstellungen öffentlicher Unternehmen fördern; Vorträge,<br />
Symposien <strong>und</strong> Kongresse organisieren; Veröffentlichungen auf dem Gebiet der öffentlichen<br />
Wirtschaft/der öffentlichen Unternehmen herausgeben <strong>und</strong> die internationale<br />
Zusammenarbeit fördern.<br />
Das Zentrum deckt mit seiner Arbeit die Sparten Energie, Öffentlicher Personennahverkehr,<br />
Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, Kultur, <strong>Wasser</strong>versorgung/<strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />
Abfallwirtschaft, Ges<strong>und</strong>heit/Soziales <strong>und</strong> Wohnungswirtschaft ab.<br />
Kontakt:<br />
Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,<br />
Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge,<br />
Universitätsstraße 16, D-04109 Leipzig,<br />
E-Mail: kompetenzzentrum@wifa.uni-leipzig.de, www.wifa.uni-leipzig.de/kompetenzzentrum/<br />
Prof. Thomas Bruckner.<br />
Prof. Dr. Thomas Bruckner, der<br />
gleichzeitig auch das Amt des<br />
geschäftsführenden Direktors des<br />
IIRM bekleidet. Im Zentrum der<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Lehraktivitäten<br />
steht die integrative <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />
Analyse der ökonomischen,<br />
ökologischen <strong>und</strong> sozialen<br />
Aspekte einer nachhaltigen Energieversorgung.<br />
Zu den Forschungsschwerpunkten<br />
des Lehrstuhls gehört neben<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 799
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
der Analyse liberalisierter Energiemärkte<br />
insbesondere die integrierte<br />
Modellierung betrieblicher, kommunaler,<br />
nationaler <strong>und</strong> globaler<br />
Energiesysteme unter Klimaschutz<strong>und</strong><br />
Ressourcenrestriktionen.<br />
In der Lehre ergänzt der Lehrstuhl<br />
das Angebot der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität<br />
Leipzig durch Vorlesungen<br />
zu energietechnischen Gr<strong>und</strong>lagen,<br />
zum betrieblichen Energiemanagement,<br />
<strong>zur</strong> Energieökonomie sowie<br />
<strong>zur</strong> Umweltökonomie.<br />
Der besondere Charakter der<br />
betriebswirtschaftlich-energietechnisch<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig volkswirtschaftlich-umweltökonomisch<br />
ausgerichteten<br />
Professur ermöglicht es<br />
dem Lehrstuhl, eine Brückengliedfunktion<br />
zwischen energie- <strong>und</strong><br />
umweltwissenschaftlichen Forschungsinstitutionen<br />
auf der einen<br />
Seite <strong>und</strong> umweltpolitischen <strong>und</strong><br />
energiewirtschaftlichen Entscheidungsträgern<br />
auf der anderen Seite<br />
wahrzunehmen.<br />
In enger Kooperation mit dem<br />
Wittenberg-Zentrum für globale<br />
Ethik e.V. (WZGE) soll darüber hinaus<br />
der Aufbau eines über die<br />
Region hinauswirkenden „Kompetenzzentrums<br />
für Nachhaltigkeitsforschung“<br />
aktiv gefördert werden.<br />
Umwelttechnik in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />
Umweltmanagement<br />
Im Jahr 2001 stiftete die Deutsche<br />
B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt die Professur<br />
für Umwelttechnik in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Umweltmanagement<br />
in kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />
Unternehmen. Seitdem führt Prof.<br />
Dr.-Ing. Robert Holländer den Lehrstuhl.<br />
Schwerpunktthemen innerhalb<br />
des IIRM sind die Ressourcen<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Boden, der nachhaltige<br />
<strong>und</strong> sichere Betrieb von Leitungssystemen<br />
<strong>und</strong> das Umweltmanagement<br />
in Einzelunternehmen <strong>und</strong><br />
Netzwerken.<br />
Gr<strong>und</strong>legend ist ein interdisziplinärer<br />
Ansatz, der technische <strong>und</strong><br />
wirtschaftliche Aspekte mitein ander<br />
verknüpft. Die Forschungs themen<br />
Prof. Robert Holländer.<br />
sind praxisorientiert, Ausgangspunkt<br />
sind regionale Erfahrungen,<br />
die in internationale Forschungskooperationen<br />
ein ge bracht <strong>und</strong><br />
weiterentwickelt werden.<br />
In der Lehre ist der Lehrstuhl<br />
durch Vorlesungen <strong>und</strong> Übungen<br />
in den Bereichen Finanzierung <strong>und</strong><br />
Management kommunaler Ver- <strong>und</strong><br />
Entsorgung, Planung kommunaler<br />
Infrastruktureinheiten, Umweltmanagement<br />
<strong>und</strong> Umweltschutz<br />
sowie Sicherheitsmanagement eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Enge Kooperationen bestehen<br />
mit der Deutschen B<strong>und</strong>esstiftung<br />
Umwelt, dem Institut für Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Umweltpolitik der Wirtschaftsuniversität<br />
Prag sowie der Dalian<br />
University of Technology, China, an<br />
der Lehrstuhlinhaber Holländer seit<br />
2007 als Gastprofessor lehrt.<br />
Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong><br />
Institutionenökonomische<br />
Umweltforschung<br />
Seit 2008 besteht die Professur für<br />
Volkswirtschaftslehre, insbesondere<br />
Institutionenökonomische Umweltforschung,<br />
in gemeinsamer Berufung<br />
durch die Universität Leipzig<br />
<strong>und</strong> das Helmholtz-Zentrum für<br />
Umweltforschung – UFZ. Den Lehrstuhl<br />
hat seit Beginn Prof. Dr. Erik<br />
Gawel inne, der auch stellvertretender<br />
Leiter des Departments Ökonomie<br />
am UFZ ist. Die Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelskammer Frankfurt am Main<br />
bestellte Prof. Gawel außerdem als<br />
öffentlichen <strong>und</strong> vereidigten Sachverständigen<br />
für die Kostenrechnung<br />
öffentlicher <strong>und</strong> gemeinwirtschaftlicher<br />
Betriebe. Er ist seit<br />
2001 Hochschullehrer für Volkswirtschaftslehre.<br />
In der Forschung behandelt die<br />
Professur anwendungsorientierte<br />
Fragen der internationalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
umweltbezogene Schnittstellenprobleme<br />
in den Sektoren<br />
Energie, Verkehr <strong>und</strong> Infrastruktur<br />
sowie Klimawandelfragen. Besondere<br />
Schwerpunkte liegen bei Institutionen<br />
<strong>und</strong> Instrumenten der<br />
Umweltpolitik sowie in der ökologisch-ökonomischen<br />
Modellierung.<br />
Ein Großteil der Forschung findet<br />
am UFZ im Department Ökonomie<br />
statt. In ihrer Forschungstätigkeit<br />
beschäftigen sich die Mitarbeiter<br />
der Professur bzw. des<br />
UFZ-Departments insbesondere mit<br />
folgenden Themen:<br />
""<br />
Ökonomie des Klimawandels,<br />
insbesondere der<br />
Klimaanpassung (UFZ),<br />
""<br />
Ökonomische Aspekte der<br />
Bioenergie (UFZ),<br />
""<br />
Abgaben <strong>und</strong> Preise für<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungen (UFZ),<br />
""<br />
umweltbezogene Schnittstellenprobleme<br />
in den Bereichen<br />
Energie, Verkehr, technische<br />
Infrastruktur (IIRM),<br />
""<br />
Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur<br />
(IIRM) <strong>und</strong><br />
""<br />
Gebühren- <strong>und</strong> Entgeltlösungen<br />
für die kommunale Ver- <strong>und</strong><br />
Entsorgung (<strong>Wasser</strong>, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Abfall) (IIRM).<br />
Prof. Erik Gawel.<br />
Juli/August 2012<br />
800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelle wasserwirtschaftliche Forschungsvorhaben<br />
sind InfraWass<br />
sowie ein Projekt <strong>zur</strong> Reform der<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe. InfraWass ist ein<br />
vom BMBF gefördertes, interdisziplinäres<br />
Forschungsprojekt mit der<br />
Zielsetzung, Steuerungsinstitutionen<br />
für eine nachhaltige öffentliche<br />
<strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
zu konzipieren (nähere Informationen<br />
siehe Netzwerk Wissen<br />
Aktuell). Das Projekt <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />
soll dem B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />
(BMU) für eine Novelle des<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabengesetzes wissenschaftlich<br />
zuarbeiten. Ferner forscht<br />
Lehrstuhlinhaber Gawel derzeit in<br />
der Helmholtz-Allianz ENERGY-<br />
TRANS <strong>zur</strong> nachhaltigen Transformation<br />
des Energiesystems sowie im<br />
BMBF-Spitzencluster BioEconomy<br />
(s. u.).<br />
An der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Leipzig<br />
richten die Mitarbeiter des Lehrstuhls<br />
Veranstaltungen für die<br />
Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge<br />
sowie für die auslaufenden Diplomstudiengänge<br />
aus. Es werden Vorlesungen,<br />
Übungen, Seminare <strong>und</strong><br />
Tutorien in den Bereichen Umwelt-,<br />
Ressourcen- <strong>und</strong> Energieökonomik,<br />
Mikroökonomik <strong>und</strong> Neue Institutionenökonomik<br />
angeboten.<br />
Bioenergiesysteme<br />
Im Fokus der Betrachtungen des<br />
neu gegründeten Lehrstuhls Bioenergiesysteme<br />
stehen Konzepte,<br />
Technologien <strong>und</strong> Managementsysteme<br />
für die Lenkung biogener<br />
Prof. Daniela Thrän.<br />
Stoff- <strong>und</strong> Energiesysteme. Die Professur<br />
unterhält Prof. Dr.-Ing. Daniela<br />
Thrän, die gleichzeitig das Department<br />
Bioenergie am UFZ leitet.<br />
Der Schwerpunkt der Forschungen<br />
liegt in der Verbindung der<br />
fragmentarisch vorhandenen Informationen<br />
entlang der Prozessketten<br />
hin <strong>zur</strong> Entwicklung integrierter<br />
Managementsysteme für die Bioenergiebereitstellung.<br />
Enge Kooperationen<br />
bestehen mit dem UFZ<br />
<strong>und</strong> dem Deutschen BiomasseForschungsZentrum<br />
(DBFZ).<br />
Die Lehrveranstaltungen der<br />
Professur an der Universität Leipzig<br />
sind darauf ausgerichtet, Methoden<br />
<strong>und</strong> Instrumente für ein effizientes<br />
Management biogener Stoff- <strong>und</strong><br />
Energieströme zu vermitteln. Vorlesungen<br />
<strong>und</strong> Übungen umfassen die<br />
technischen Gr<strong>und</strong>lagen der Bioenergiebereitstellung,<br />
die Einordnung<br />
der ökologischen <strong>und</strong> sozioökonomischen<br />
Effekte <strong>und</strong> ressourcenrelevante<br />
Managementansätze.<br />
Dabei sieht das Lehrkonzept die<br />
Schwerpunkte Stoffstrommanagement<br />
<strong>und</strong> Bioenergiesysteme vor.<br />
Die Professur für Bioenergiesysteme<br />
gehört zusammen mit der Professur<br />
für VWL <strong>und</strong> Institutionenökonomische<br />
Umweltforschung zu<br />
den zwei Professuren des IIRM, die in<br />
der Initiative BioEconomy vertreten<br />
sind. Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />
<strong>und</strong> Forschung (BMBF) zeichnete<br />
die Initiative im Rahmen des<br />
Spitzencluster-Wettbewerbs Anfang<br />
des Jahres aus. Forschungseinrichtungen<br />
der Fraunhofergesellschaft,<br />
die Universität Halle-Wittenberg,<br />
das UFZ Leipzig, die Handelshochschule<br />
Leipzig, das DBFZ Leipzig<br />
sowie das IIRM der Universität Leipzig<br />
begleiten die Initiative wissenschaftlich.<br />
Zahlreiche große Industriekonzerne<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 40 innovative,<br />
mittelständische Betriebe gehören<br />
auf Seiten der Wirtschaft zum neuen<br />
mitteldeutschen Spitzencluster. Die<br />
Partner wollen eine neue biobasierte<br />
Industrie mit zusätzlichen<br />
Arbeitsplätzen in der Region aufbauen<br />
<strong>und</strong> die Wertschöpfung aus<br />
Biomasse weiter optimieren.<br />
Weitere Informationen<br />
www.wifa.uni-leipzig.de/iirm.html<br />
www.ufz.de/infrawass/<br />
www.bioeconomy.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of it! Be part<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge <strong>und</strong> Studienorte r<strong>und</strong> ums <strong>Wasser</strong>fach im<br />
Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@oiv.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 30.7.2012 15:18:18<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 801
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Grenzenloses Lehren <strong>und</strong> Forschen an der Uni Leipzig<br />
Die internationalen Studiengänge Joint Master in Sustainable Development<br />
<strong>und</strong> Energy Economics and Business Administration bilden Studenten aus, für die<br />
nachhaltiges Wirtschaften <strong>und</strong> Energiemanagement keine Fremdwörter sind<br />
„Aus Tradition Grenzen überschreiten“ – diesem altehrwürdigen Motto hat sich die Universität Leipzig auch in<br />
moderner Zeit verschrieben. Grenzenlos ist zum Beispiel der Forschungs- <strong>und</strong> Lehransatz der Universität:<br />
Interdisziplinarität ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der viele Projekte fakultäts- <strong>und</strong> institutsübergreifend bearbeitet<br />
werden. Grenzen – ganz geografisch gesehen – werden aber zudem auch in zahlreichen internationalen<br />
Kooperationen überschritten zum Beispiel in den internationalen Studiengängen International Joint Master in<br />
Sustainable Development (JIMiSD) <strong>und</strong> International Energy Economics and Business Administration.<br />
Die Universität Leipzig ist eine<br />
Traditionsuniversität, die die<br />
ganze Bandbreite von Naturwissenschaften<br />
über Jura <strong>und</strong> Medizin bis<br />
hin zu einem breit gefächerten An -<br />
gebot an geisteswissenschaft lichen<br />
Studiengängen abdeckt. Seit ihrer<br />
Gründung im Jahr 1409 wurde ohne<br />
Unterbrechungen gelehrt. Nach der<br />
Bild 1. Studienverlauf des International Joint Master in Sustainable Development (JIMiSD).<br />
Juli/August 2012<br />
802 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Universität Heidelberg ist die Universität<br />
Leipzig damit die zweitälteste<br />
Universität Deutschlands, an der ein<br />
durchgängiger Lehrbetrieb aufrechterhalten<br />
wurde. Von den vielen<br />
Hochschulen Leipzigs ist die Universität<br />
mit gut 28 000 Studierenden,<br />
14 Fakultäten <strong>und</strong> über 150 Instituten<br />
die größte.<br />
Die Tradition der Wirtschaftswissenschaften<br />
reicht <strong>zur</strong>ück bis in<br />
das Jahr 1764, in dem der erste<br />
Lehrstuhl für „Oeconomic <strong>und</strong><br />
Camerawissenschaften“ eingerichtet<br />
wurde. Heute umfasst die Wirtschaftswissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
mehr als 30 Professuren <strong>und</strong> um<br />
die 2000 Studierenden.<br />
Die Fakultät verfügt über um -<br />
fangreiche Kontakte zu europäischen<br />
Hochschulen. Aus diesen<br />
grenzübergreifenden Kooperationen<br />
entwickelten sich zum Beispiel<br />
der internationale Masterstudiengang<br />
JIMiSD <strong>und</strong> der deutsch-russische<br />
Masterstudiengang Inter national<br />
Energy Economics and<br />
Business Administration, an denen<br />
das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong><br />
Ressourcenmanagement maßgeblich<br />
beteiligt ist.<br />
International Joint Master in<br />
Sustainable Development<br />
Das International Joint Master’s Programm<br />
in Sustainable Development<br />
ist ein englischsprachiger Aufbaustudiengang<br />
an der Schnittstelle<br />
von Wirtschaftswissenschaften <strong>und</strong><br />
technischem Management. Das<br />
Programm richtet sich an Bacheloroder<br />
Diplomabsolventen, die ein<br />
starkes Interesse an Themenaspekten<br />
der nachhaltigen Entwicklung<br />
bek<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die natur- <strong>und</strong><br />
so zialwissenschaftlichen Voraussetzungen<br />
dafür mitbringen.<br />
Die Mindeststudienzeit beträgt<br />
vier Semester. Im ersten Semester<br />
belegen die Studenten Gr<strong>und</strong>lagenvorlesungen<br />
zum Thema Nachhaltigkeit<br />
als Pflichtveranstaltung. Im<br />
zweiten Semester spezialisieren sie<br />
sich in einem von mehreren <strong>zur</strong><br />
Auswahl stehenden Wahlpflichtfächern,<br />
die entweder einen rein<br />
natur- oder sozialwissenschaftlichen<br />
Schwerpunkt setzen oder<br />
beide Bereiche kombinieren (Bild 1).<br />
Im dritten Semester findet eine Vertiefung<br />
der Gr<strong>und</strong>lagen statt <strong>und</strong> im<br />
vierten Semester schreiben die Studenten<br />
ihre Masterarbeit.<br />
Am JIMiSD beteiligen sich sechs<br />
Partneruniversitäten: Universität<br />
Graz (Österreich), Ca’ Foscari University<br />
Venice (Italien), Universität<br />
Leipzig (Deutschland), Universität<br />
Utrecht (Niederlande), Universität<br />
Basel (Schweiz), Universität Hiroshima<br />
(Japan). Die Studierenden<br />
schreiben sich an einer Heimatuniversität<br />
ein, an der sie ihr Gr<strong>und</strong>lagensemester<br />
absolvieren.<br />
Insgesamt müssen während des<br />
Studiums 120 ECTS Credits erworben<br />
werden. Davon mindestens<br />
60 an der Heimatuniversität <strong>und</strong><br />
wenigstens 30 an einer der Partneruniversitäten.<br />
Obligatorisch ist<br />
mindestens ein Auslandssemester.<br />
Empfohlen wird, dieses im zweiten<br />
Semester zu absolvieren, da alle<br />
Partneruniversitäten die Spezialisierungskurse<br />
in Englisch anbieten.<br />
Englischsprachige Vertiefungskurse<br />
können dagegen nicht garantiert<br />
werden. Diese finden u. U. in der<br />
jeweiligen Landessprache statt.<br />
Der internationale Masterabschluss<br />
ist in den Ländern der<br />
Partneruniversitäten voll anerkannt.<br />
Absolventen des Programms haben<br />
anschließend sowohl die Möglichkeit,<br />
zu promovieren <strong>und</strong> eine wissenschaftliche<br />
Laufbahn einzuschlagen,<br />
als auch ihre berufliche<br />
Kariere in der freien Wirtschaft oder<br />
im öffentlichen Dienst zu starten.<br />
Derzeit absolvieren an der Universität<br />
Leipzig r<strong>und</strong> 30 Studenten<br />
das Programm.<br />
International Energy<br />
Economics and Business<br />
Administration<br />
Der 2007 ins Leben gerufene<br />
Masterstudiengang International<br />
Energy Economics and Business<br />
Administration ist ein Kooperationsprojekt<br />
der Universität Leipzig <strong>und</strong><br />
des Staatlichen Instituts für Internationale<br />
Beziehungen in Moskau<br />
(MGIMO Universität). Träger ist das<br />
Deutsch-Russische Institut für Energiepolitik<br />
<strong>und</strong> Energiewirtschaft.<br />
Der Studiengang richtet sich an<br />
Studierende, die einen ersten<br />
berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />
erlangt haben.<br />
Er ist als Aufbaustudiengang konzipiert,<br />
der betriebs- <strong>und</strong> volkswirtschaftliche<br />
sowie politisch-rechtliche<br />
Kenntnisse vermittelt, die für ein<br />
vertieftes Verständnis energiewirtschaftlicher<br />
Zusammenhänge, hier<br />
besonders der interna tionalen Energiewirtschaft,<br />
relevant sind.<br />
Zentral ist das gemeinsame<br />
Studium einer kleinen Gruppe rus-<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 803
NETZWERK WISSEN Porträt<br />
Bild 2. Studienverlauf des Interna tional Energy Economics and Business Adminis tration.<br />
Weitere Informationen<br />
www.uni-leipzig.de<br />
www.jointdegree.eu/sd/<br />
www.driee.uni-leipzig.de<br />
sischer <strong>und</strong> deutscher Studenten.<br />
So rückt neben dem Gedanken der<br />
Völkerverständigung das gegenseitige<br />
Kennenlernen der jeweiligen<br />
nationalen Interessen, Sichtweisen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Nicht zuletzt soll das Kurskonzept<br />
auch die persönliche Netzwerkbildung<br />
der Kursteilnehmer unterstützen.<br />
Um diese Ziele zu ermöglichen,<br />
ist der Kurs auf maximal 30 Teilnehmer<br />
begrenzt: 15 russische <strong>und</strong> 15<br />
deutsche Studierende.<br />
Die Regelstudienzeit beträgt vier<br />
Semester bei einem Arbeitsaufwand<br />
von insgesamt etwa 1800<br />
Zeitst<strong>und</strong>en (siehe Bild 2). Im ersten<br />
Semester vermitteln deutschsprachige<br />
Dozenten an der Universität<br />
Leipzig die Gr<strong>und</strong>lagen der interkulturellen<br />
Kommunikation sowie der<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Volkswirtschaftslehre.<br />
So wird die Basis für die Auseinandersetzung<br />
mit Fragen der internationalen<br />
Energiewirtschaft gelegt.<br />
Die Lehrveranstaltungen des<br />
zweiten Semesters finden an der<br />
MGIMO Universität in Moskau statt.<br />
Unterrichtssprache ist Englisch. Die<br />
Veranstaltungen werden gemeinsam<br />
mit den russischen Studierenden<br />
des Studienprogramms be sucht.<br />
Behandelt werden die politischrechtlichen<br />
Rahmenbedingungen<br />
der Energiewirtschaft in Russland<br />
<strong>und</strong> ein breites Spektrum energiewirtschaftlicher<br />
Problemfelder.<br />
Im dritten Semester stehen die<br />
politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
der Energiewirtschaft in<br />
Deutschland auf dem St<strong>und</strong>enplan<br />
ebenso wie z. B. aktuelle Themen<br />
wie erneuerbare Energien <strong>und</strong><br />
Umweltschutz in der Energiewirtschaft.<br />
Die englischsprachigen<br />
Lehrveranstaltungen finden in Leipzig<br />
statt <strong>und</strong> werden gemeinsam<br />
mit den russischen Studierenden<br />
des Studienprogramms belegt.<br />
Im vierten Semester fertigen die<br />
Studenten ihre Masterarbeit an <strong>und</strong><br />
absolvieren ein betreutes Praktikum.<br />
Das besondere an diesem Studiengang<br />
ist der hohe Praxisbezug<br />
<strong>und</strong> die Vermittlung von Kontakten<br />
in die Praxis. Dies wird zum einen<br />
erreicht durch viele externe Referenten<br />
von Unternehmen der Energiebranche<br />
<strong>und</strong> Rechtsanwaltskanzleien.<br />
Zum anderen haben die Studenten<br />
die Möglichkeit, zusätzlich<br />
eine Händlerschulung der European<br />
Energy Exchange (EEX) der Leipziger<br />
Strombörse zu absolvieren.<br />
Wer solchermaßen über die Grenzen<br />
schaut, ist bei der späteren Stellensuche<br />
klar im Vorteil. So besitzt die<br />
überwiegende Mehrzahl der Absolventen<br />
des Studiengangs schon eine<br />
Stellenzusage, bevor sie ihr Ab -<br />
schlusszeugnis erhalten. Sie finden<br />
Arbeit in Verwaltung, Politikberatung,<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft auf nationaler<br />
<strong>und</strong> internationaler Ebene.<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of it! Be part<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge <strong>und</strong> Studienorte r<strong>und</strong> ums <strong>Wasser</strong>fach im<br />
Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />
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Juli/August 2012<br />
804 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt NETZWERK WISSEN<br />
Von Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />
Karl Heines Vision: Ein Verbindungskanal zwischen Weißer Elster <strong>und</strong> Saale sollte die<br />
Stadt ans deutsche <strong>Wasser</strong>straßennetz anschließen<br />
Die Leipziger lieben ihre Gewässer: Flüsse, Mühl- <strong>und</strong> Floßgräben sowie Bäche boten schon zu Zeiten des<br />
Industriepioniers Karl Heine reichlich Möglichkeit für eine ausgiebige Kahnpartie. Heute paddeln Kanufahrer<br />
auf weiten Strecken der insgesamt 176 Flusskilometer durchs Stadtgebiet. Und was größeren Schiffen bisher<br />
noch verwehrt ist, gelang 26 abenteuerlustigen Hobbykanuten im Jahr 2006: von Leipzig bis nach Hamburg –<br />
mit dreimal Umtragen.<br />
Er hatte eine Vision: Der Rechtsanwalt,<br />
Industriepionier <strong>und</strong><br />
Urleipziger Karl Erdmann Heine<br />
(1819–1888) wollte eine Verbindung<br />
schaffen zwischen Weißer Elster<br />
<strong>und</strong> Saale. Letztendlich sollten<br />
Schiffe von Leipzig über Elster <strong>und</strong><br />
Saale in die Elbe bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />
schippern.<br />
Neu war die Idee nicht: Schon ab<br />
dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert befürworteten<br />
die sächsischen Kurfürsten Johann<br />
Georg III. (1647–1691), Friedrich<br />
August I. der Starke (1670–1733)<br />
<strong>und</strong> Friedrich August III. (1750–<br />
1827) eine <strong>Wasser</strong>verbindung von<br />
Leipzig zum Meer. Dass Karl Heine<br />
diese Idee wieder aufgriff, verw<strong>und</strong>ert<br />
nicht. Immerhin promovierte<br />
der Sohn eines Braunschweiger<br />
Kaufmanns über die wirtschaftliche<br />
Nutzung von <strong>Wasser</strong>wegen <strong>und</strong><br />
deren Ufer zum Dr. jur. <strong>und</strong> als<br />
Unternehmer hätte er von einem<br />
Anschluss Leipzigs an das deutsche<br />
<strong>Wasser</strong>straßennetz profitiert.<br />
So initiierte Heine 1856 in Plagwitz<br />
an der Weißen Elster den ersten<br />
Spatenstich für den später nach ihm<br />
benannten Karl-Heine-Kanal. Acht<br />
Jahre danach, 1864, wurde der erste<br />
Abschnitt des Kanals eingeweiht,<br />
1887 war die Zeitzer Eisenbahn in<br />
Lindenau erreicht. Die Fertigstellung<br />
des vorerst letzten Teilstücks<br />
(Bauzeit zwischen 1890 <strong>und</strong> 1898),<br />
das kurz vor dem Lindenauer Hafen<br />
endet, erlebte Heine nicht mehr. Er<br />
starb 69-jährig am 25. August 1888<br />
in Leipzig.<br />
Heute ist der Karl-Heine-Kanal<br />
ein 2600 m langer künstlicher <strong>Wasser</strong>lauf<br />
(Fließgewässer II. Ordnung),<br />
der quer durch den im Leipziger<br />
Westen gelegenen Stadtteil Plagwitz<br />
verläuft. An seinen Ufern stehen<br />
architektonisch bemerkenswerte<br />
Gebäude wie zum Beispiel<br />
das Riverboat oder das Stelzenhaus,<br />
laden besonders gelegene Gastronomien<br />
<strong>zur</strong> Einkehr. In den 1990er-<br />
Jahren wurde der Kanal saniert.<br />
Dabei wurde am nördlichen Kanalufer<br />
ein Fuß- <strong>und</strong> Radweg angelegt.<br />
Wer sich aber lieber auf dem <strong>Wasser</strong><br />
fortbewegt, genießt die Fahrt im<br />
Kanu oder in einem der neuen,<br />
gewässerangepassten Leipzig-<br />
Boote, die sich ihren Weg unter den<br />
15 zum Teil historischen Brücken,<br />
die den Kanal überspannen,<br />
bahnen.<br />
Teil zwei des Vorhabens „Von<br />
Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee“ wurde in<br />
den Jahren 1933 bis 1943 mit dem<br />
Bau des Lindenauer Hafens <strong>und</strong><br />
des Elster-Saale-Kanals in Angriff<br />
genommen. Bis 1943 wurden etwa<br />
12 Kanalkilometer geflutet <strong>und</strong> weitere<br />
6,5 km ausgeschachtet. Wegen<br />
der Ausweitung des Krieges wurden<br />
die Arbeiten an beiden Projekten<br />
aber eingestellt. Kanal <strong>und</strong> Hafen<br />
harren seitdem ihrer Fertigstellung.<br />
Nun sollen Karl-Heine- <strong>und</strong><br />
Elster-Saale-Kanal über den Lindenauer<br />
Hafen miteinander verb<strong>und</strong>en,<br />
der Hafen selbst an das Ge -<br />
wässernetz der Stadt Leipzig angeschlossen<br />
<strong>und</strong> als Transithafen mit<br />
Anschluss an die Weltmeere<br />
erschlossen werden. Die ersten bauvorbereitenden<br />
Arbeiten laufen seit<br />
Anfang 2009. Die Stadt Leipzig, Amt<br />
für Stadtgrün <strong>und</strong> Gewässer (ASG),<br />
strebt zunächst den Durchstich der<br />
Der Leipziger<br />
Industriepionier<br />
Karl Heine,<br />
Zeichnung<br />
aus der<br />
Illustrierten<br />
„Die Gartelaube“ von 1864, …<br />
© Wikimedia Commons<br />
noch fehlenden Verbindung zwischen<br />
Karl-Heine-Kanal <strong>und</strong> Lindenauer<br />
Hafen auf einer Länge von<br />
etwa 665 m an.<br />
So hoffen Stadtväter, Bürger <strong>und</strong><br />
Interessensverbände, Leipzig um<br />
einen weiteren Baustein wassertouristisch<br />
zu erschließen. Außerdem<br />
soll das Stadt- <strong>und</strong> Landschaftsbild<br />
der Region Leipzig-West attraktiver<br />
werden.<br />
Bis Karl Heines Vision eines<br />
durchgängigen <strong>Wasser</strong>weges von<br />
Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee Wirklichkeit<br />
wird, ist allerdings noch ein wenig<br />
Geduld erforderlich. Denn neben<br />
dem geplanten Verbindungsstück<br />
vom Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer<br />
Hafen fehlen dann immer<br />
noch knapp acht Kilometer <strong>Wasser</strong>straße<br />
bis <strong>zur</strong> Saale, sodass die Vorstellung<br />
vom Lindenauer Hafen als<br />
Transithafen für größere Schiffe vorerst<br />
noch ein Traum bleibt. Immerhin<br />
ist die Vision für kleinere Schiffe<br />
schon Wirklichkeit: 2006 starteten<br />
26 Kanuten von Leipzig in Richtung<br />
Norden. Nach zwei Wochen <strong>und</strong> gut<br />
470 Kilometern erreichten sie bei<br />
bester Laune <strong>und</strong> dreimal Umtragen<br />
Hamburg. Dieses Abenteuer<br />
wiederholt 2013 eine neue Crew.<br />
… <strong>und</strong> sein<br />
Denkmal am<br />
Klingerweg<br />
heute. © LTM/<br />
Andreas Schmidt<br />
Weitere<br />
Informationen:<br />
www.leipzig.de<br />
www.<br />
gewaesser<br />
verb<strong>und</strong>.de<br />
www.wasser-stadtleipzig.de<br />
www.leipzigam-wasser.de<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 805
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Welche Entsorgungsperspektiven bieten NASS?<br />
Untersuchung des Beitrags neuartiger Sanitärsysteme (NASS) <strong>zur</strong> Gewährleistung<br />
einer kostengünstigen <strong>und</strong> bürgerfre<strong>und</strong>lichen <strong>Abwasser</strong>entsorgung bei<br />
demografischem Wandel<br />
Im Auftrag des <strong>Abwasser</strong>zweckverbands Espenhain untersucht das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />
(IIRM) der Universität Leipzig gemeinsam mit dem Institut für <strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />
(IWS) der HTWK Leipzig konkrete Entwicklungsoptionen bei demografischem Wandel im ländlichen<br />
Raum. Das Projekt wird durch Haushaltsmittel der Sächsischen Staatskanzlei gefördert <strong>und</strong> läuft von Juli<br />
2011 bis September 2012.<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Die flächendeckende Gewährleistung<br />
einer gewässer- <strong>und</strong> ressourcenschonenden<br />
sowie finanzierbaren<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung in Sachsen<br />
stellt insbesondere die<br />
Aufgabenträger des ländlichen Raumes<br />
vor große Herausforderungen.<br />
Beispielhaft steht hierfür der<br />
<strong>Abwasser</strong>zweckverband Espenhain,<br />
welcher im Südraum von Leipzig ca.<br />
36 700 Einwohner betreut. Im Rückblick<br />
<strong>und</strong> bei Prognosen ist seine<br />
Entwicklung durch eine abnehmende<br />
Bevölkerungszahl sowie<br />
einen abnehmenden <strong>und</strong> stark<br />
schwankenden Schmutzwasseranfall<br />
gekennzeichnet.<br />
Auf Ortsteilebene zeigen sich<br />
uneinheitliche <strong>und</strong> nur mit großer<br />
Unsicherheit prognostizierbare Entwicklungslinien<br />
(Bild 1 <strong>und</strong> 2).<br />
Zusätzlich erschweren die Weitläufigkeit<br />
des Entsorgungsgebietes<br />
sowie die in Teilräumen fehlenden<br />
Vorfluter <strong>und</strong> Versickerungsmöglichkeiten<br />
die ordnungsgemäße<br />
Entsorgung. Hierdurch stoßen konventionelle<br />
zentrale, aber auch<br />
dezentrale Entsorgungslösungen<br />
lokal an die Grenzen ihrer Funktionsfähigkeit,<br />
Finanzierbarkeit <strong>und</strong><br />
Akzeptanz.<br />
Inhalt <strong>und</strong> Ziele<br />
des Projektes<br />
„Neuartige Sanitärsysteme“ (NASS)<br />
zielen u. a. auf eine Reduzierung des<br />
<strong>Abwasser</strong>anfalls, die gezielte Rückgewinnung<br />
von Energie <strong>und</strong><br />
Nährstoffen <strong>und</strong> die erleichterte<br />
Er füllung überdurchschnittlicher<br />
umweltrechtlicher Anforderungen.<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Pilotprojekte zeigen<br />
verschiedenartige Systemgestaltungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Potenziale<br />
auf. Im Rahmen des Projektes<br />
gilt es zu bewerten, welchen Beitrag<br />
NASS schon gegenwärtig für eine<br />
ordnungsgemäße <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
leisten können <strong>und</strong> welche<br />
langfristigen Perspektiven sich darüber<br />
hinaus durch NASS eröffnen.<br />
So wird am Beispiel des Ab -<br />
wasserzweckverbandes Espenhain<br />
untersucht, welche neuen Entsorgungsperspektiven<br />
sich durch den<br />
Einsatz neuartiger Sanitärsysteme<br />
(NASS) <strong>zur</strong> Lösung der regionalen<br />
Herausforderungen eröffnen. Für<br />
vier ausgewählte Teilgebiete des<br />
Verbandes werden <strong>Abwasser</strong>entsor-<br />
Bild 1. Entwicklung der Bevölkerungszahl in einem<br />
Unter suchungsgebiet des Zweck verbandes (eigene<br />
Darstellung).<br />
Bild 2. Entwicklung der Gr<strong>und</strong>stücksnutzung in<br />
einem Unter suchungsbiet des Zweckverbandes<br />
(eigene Darstellung).<br />
Abschlussworkshop: 20. September 2012,<br />
IIRM, Universität Leipzig<br />
Im Rahmen eines Abschlussworkshops werden die erzielten Projektergebnisse<br />
vorgestellt, Umsetzungshemmnisse (z. B. Verwertung von<br />
Reststoffen, Genehmigungsvoraussetzungen) alternativer Entsorgungskonzepte<br />
aufgezeigt <strong>und</strong> Lösungsansätze im Umgang mit ihnen<br />
erarbeitet. Die Diskussion mit einem breiten Fachpublikum (u. a.<br />
Behörden, Aufgabenträger, Hersteller, Planer, Kommunen, Forschungseinrichtungen)<br />
des Siedlungswassermanagements dient dem<br />
Informations- <strong>und</strong> Erfahrungstausch sowie der Beurteilung der Übertragbarkeit<br />
der Untersuchungsergebnisse. Eine Herstellerausstellung<br />
vermittelt einen Einblick in aktuell verfügbare Technologien <strong>und</strong><br />
Produkte.<br />
Nähere Informationen: www.wifa.uni-leipzig.de/iirm<br />
Juli/August 2012<br />
806 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
gungskonzepte mit Stoffstromtrennung<br />
entwickelt <strong>und</strong> konventionellen<br />
Lösungen gegenübergestellt<br />
(Bild 3).<br />
Die Bürger werden durch eine<br />
Informationsbroschüre über die<br />
sich verändernden Randbedingungen<br />
<strong>und</strong> die sich ergebenden Handlungsoptionen<br />
informiert. Auf dieser<br />
Gr<strong>und</strong>lage werden die betroffenen<br />
Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />
bezüglich ihrer Präferenzen befragt.<br />
Im Ergebnis des Projektes gilt es<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demografischen<br />
Wandels darzulegen, inwieweit<br />
die untersuchten Ansätze unter<br />
den lokalen naturräumlichen, siedlungsstrukturellen<br />
sowie den rechtlichen<br />
Gegebenheiten technische<br />
<strong>und</strong> wirtschaftliche Vorteile gegenüber<br />
konventionellen Lösungen<br />
aufweisen <strong>und</strong> inwieweit sie von<br />
den Betroffenen akzeptiert werden.<br />
Ansprechpartner: Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer,<br />
Universität Leipzig, Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement,<br />
Grimmaische Straße 12, D-04109 Leipzig, Tel. (0341) 97 33 870, Fax (0341) 97 33 879,<br />
E-Mail: hollaender@wifa.uni-leipzig.de<br />
Bild 3. Stoffstromtrennung.<br />
Nachhaltige Steuerung von<br />
<strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen – InfraWass<br />
Das Projekt InfraWass ist ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit des Instituts für<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM) der Universität Leipzig mit dem<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ auch im Themenkomplex des Wandels in<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Langlebige, technisch bestimmte<br />
Infrastruktursysteme, wie sie für<br />
die <strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
hochentwickelter Länder<br />
typisch sind, stellen eine besondere<br />
Herausforderung für eine nachhaltige<br />
Steuerung dar. Konventionelle<br />
Infrastruktursysteme der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
entwickelten sich unter<br />
der Prämisse langfristig stabiler<br />
Rahmenbedingungen. Daher zeichnen<br />
sie sich heute durch hohe Zentralität<br />
<strong>und</strong> technologische <strong>und</strong> ökonomische<br />
Langlebigkeit aus.<br />
Gegenwärtig geraten die inflexiblen<br />
leitungsgeb<strong>und</strong>enen Ver<strong>und</strong><br />
Entsorgungssysteme zunehmend<br />
unter Veränderungsdruck.<br />
Neben steigenden Ansprüchen an<br />
die Ressourceneffizienz bzw. die<br />
ökologische Nachhaltigkeit wasserwirtschaftlicher<br />
Dienstleistungen<br />
wirken die Diskussion um Liberalisierung<br />
<strong>und</strong> Privatisierung der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge sowie<br />
die zunehmende Forderung nach<br />
Kosteneffizienz auf den Sektor ein.<br />
Eine weitere Ursache des Wandels<br />
in den wasserwirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen ist der globale<br />
Prozess des Klimawandels, der<br />
allerdings die <strong>Wasser</strong>wirtschaft regional<br />
höchst unterschiedlich<br />
berührt. Zum einen kommt es aufgr<strong>und</strong><br />
länger anhaltender Trockenperioden<br />
zu regionalen Problemen<br />
bei der <strong>Wasser</strong>bereitstellung, zum<br />
anderen werden die bestehenden<br />
Entwässerungssysteme wegen vermehrt<br />
auftretender Starkregenereignisse<br />
vor neue Herausforderungen<br />
gestellt. Demografische Veränderungen,<br />
wie Geburtenrückgang<br />
<strong>und</strong> Migrationsbewegungen, haben<br />
für das <strong>Wasser</strong>management ebenfalls<br />
gravierende Folgen. Um die<br />
Funktionsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>und</strong> „Erschwinglichkeit“ der Ver<strong>und</strong><br />
Entsorgungssysteme zukünftig<br />
sicherzustellen, liegt die zentrale<br />
Herausforderung einer künftigen<br />
Planung <strong>und</strong> Gestaltung des <strong>Wasser</strong>sektors<br />
in der Entwicklung flexibler<br />
Versorgungskonzepte.<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 807
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Modulstruktur von InfraWass.<br />
Das im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunkts<br />
„Wirtschaftswissenschaften<br />
für Nachhaltigkeit II“<br />
durchgeführte Projekt „InfraWass“<br />
leistet dazu einen wichtigen Beitrag.<br />
Unter der Leitung von Prof. Dr.<br />
Erik Gawel sind das UFZ mit den<br />
Departments Ökonomie (Dipl.-Vw.<br />
Norman Bedtke) <strong>und</strong> Umwelt- <strong>und</strong><br />
Planungsrecht (Dr. Moritz Reese, Dr.<br />
Simone Janssen), das IIRM (Prof. Dr.<br />
Robert Holländer, Dr. Stefan Geyler,<br />
Dipl.-Ing. Sabine Lautenschläger)<br />
sowie das Institut für Wirtschaftsrecht<br />
der Universität Kassel (Prof. Dr.<br />
Silke Laskowski, Dipl.-Jur. Clara<br />
Gläve) an dem vom BMBF geförderten<br />
Forschungsprojekt InfraWass<br />
beteiligt (Laufzeit 2010-2013).<br />
Das interdisziplinäre Team von<br />
Ökonomen, Ingenieuren <strong>und</strong> Ju -<br />
risten analysiert mit Unterstützung<br />
von Praxisakteuren (Hamburg<br />
<strong>Wasser</strong>, Kommunale <strong>Wasser</strong>werke<br />
Leipzig) die Zukunftsfähigkeit der<br />
öffentlichen <strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
im Hinblick auf re -<br />
gional verschieden ausgeprägte<br />
demografische <strong>und</strong> sozio-ökonomische<br />
Prozesse, unterschiedliche<br />
Auswirkungen des Klimawandels<br />
<strong>und</strong> systemische Nachhaltigkeits-<br />
Zielkonflikte.<br />
Die anwendungsorientierte Zielsetzung<br />
des Projekts liegt dabei in<br />
der Bereitstellung relevanter „Stellschrauben“<br />
(Nachhaltigkeitsinstitutionen)<br />
<strong>zur</strong> Sicherung einer regional<br />
angepassten, nachhaltigen Steuerung<br />
langfristiger Infrastrukturentscheidungen.<br />
Diese müssen zudem<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Interessen<br />
wichtiger Stakeholder <strong>und</strong> der<br />
Akzeptanz die polit-ökonomischen<br />
Aspekte der Umsetzbarkeit berücksichtigen.<br />
Mit der Flexibilisierung<br />
von <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen<br />
wird zugleich ein Beitrag <strong>zur</strong> Minderung<br />
gesellschaftlicher Anfälligkeit,<br />
insbesondere durch die erhöhte<br />
Toleranz in Bezug auf unvorhergesehene<br />
Ereignisse (exogener<br />
Schocks) geleistet. Die wissenschaftliche<br />
Zielsetzung des Projekts<br />
ergibt sich aus der interdisziplinären<br />
Analyse <strong>und</strong> Beschreibung von<br />
Nachhaltigkeitsinstitutionen <strong>zur</strong><br />
Sicherung zukunftsfähiger Entwicklungspfade.<br />
Dabei wird besonderer<br />
Wert auf das Zusammenspiel verschiedener<br />
institutioneller Bedingungen<br />
(Anreize, Entscheidungsverfahren,<br />
Organisationsform, Normen)<br />
<strong>und</strong> die Einbeziehung der<br />
sozialen Nachhaltigkeitsdimensionen<br />
(Akzeptanz, Erschwinglichkeit)<br />
gelegt. Auf diese Weise wird ein<br />
Beitrag <strong>zur</strong> interdisziplinären Konzeption<br />
staatlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />
Governance <strong>und</strong> ihrer<br />
lang fristigen Dynamik unter Unsicherheitsbedingungen<br />
sowie <strong>zur</strong><br />
Konturierung einer Nachhaltigkeitsökonomik<br />
geleistet<br />
Das modular gegliederte Vorhaben<br />
(siehe nebenstehende Abbildung)<br />
umfasst institutionen- <strong>und</strong><br />
umweltökonomische, finanzwissenschaftliche,<br />
betriebswirtschaftliche,<br />
rechtliche <strong>und</strong> siedlungswasserwirtschaftliche<br />
bzw. technische<br />
Fragestellungen. Die Forschungsleitfrage<br />
(Garantieinstitutionen <strong>zur</strong><br />
Governance einer nachhaltigen<br />
Infra strukturentwicklung) erörtert<br />
ein komplexes Anwendungsproblem<br />
der Nachhaltigkeitsökonomik<br />
(<strong>Wasser</strong>infrastruktursteuerung <strong>und</strong><br />
-entwicklung) in einem komplexen<br />
Set an Bedingungen (Demografie,<br />
Klimawandel, nachhaltige Entwicklung)<br />
sowie Steuerungsparametern<br />
<strong>und</strong> -institutionen. Die Anwendungsorientierung<br />
der Forschungsleitfrage<br />
impliziert nicht nur die<br />
Beteiligung verschiedener Disziplinen<br />
<strong>zur</strong> Problemlösung, sie<br />
macht auch im ökonomischen Kernbereich<br />
der Untersuchung den pluralen<br />
Einsatz von Methoden erforderlich.<br />
Dies betrifft im empirischen<br />
Teil die Szenarienentwicklung über<br />
regionale Fallstudien; im theoretischen<br />
Teil stehen institutionenökonomische<br />
<strong>und</strong> finanzwissenschaftliche<br />
Analysen <strong>und</strong> Methoden der<br />
Garantieinstitutionen im Zentrum.<br />
Das Projekt stützt sich dabei auf<br />
zwei Fallstudienregionen (Metropolregion<br />
Hamburg, Sachsen/Brandenburg),<br />
für die zusammen mit<br />
den Praxispartnern szenariengestützt<br />
nachhaltige Infrastrukturkonzepte<br />
in ihrer langfristigen Dynamik<br />
für die Bereiche <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />
Trinkwasser konzipiert <strong>und</strong> ein<br />
agentenbasiertes Infrastruktur-<br />
Modell <strong>zur</strong> quantitativen Analyse<br />
entwickelt werden. Ein möglicher<br />
Transfer auf andere europäische<br />
<strong>und</strong> globale <strong>Wasser</strong>infrastrukturprobleme<br />
ist u. a. im Rahmen eines<br />
internationalen Workshops angestrebt.<br />
Ansprechpartner:<br />
Prof. Dr. Erik Gawel,<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung –<br />
UFZ, Department Ökonomie<br />
Permoserstraße 15, D-04318 Leipzig,<br />
Tel. (0341) 235-1940, Fax: (0341) 235-451940,<br />
E-Mail: erik.gawel@ufz.de<br />
Weitere Informationen<br />
www.ufz.de/infrawass<br />
www.wi-n.org/de/247.php<br />
Juli/August 2012<br />
808 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Dissertation NETZWERK WISSEN<br />
Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammensetzung <strong>und</strong> zum Abbau von<br />
Schwarzwasser mittels des Belebungs verfahrens sowie <strong>zur</strong> Kinetik<br />
des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen Stoffwechsels<br />
Kurzfassung der Dissertation<br />
Von Henning Knerr<br />
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Technische Universität Kaiserslautern<br />
Betreuer: Prof. Dr.-Ing. T.G. Schmitt, Technische Universität Kaiserslautern,<br />
Fachgebiet Siedlungswasser wirtschaft <strong>und</strong> Abfallwirtschaft<br />
R<strong>und</strong> 30 % bis 40 % des durchschnittlichen<br />
Trinkwasserverbrauchs<br />
in deutschen Haushalten<br />
entfällt auf die Toilettenspülung. Das<br />
anfallende <strong>Abwasser</strong>, das sogenannte<br />
Schwarzwasser, enthält ne -<br />
ben dem Spülwasser die Fäkalien<br />
Urin <strong>und</strong> Fäzes sowie Toilettenpapier.<br />
Es ist durch eine vergleichsweise<br />
hohe organische Verschmutzung<br />
sowie sehr hohe Gehalte an Nährstoffen<br />
gekennzeichnet. Aufbauend<br />
auf dem Gr<strong>und</strong>gedanken, den häuslichen<br />
Schmutzwasserkreislauf zu<br />
schließen, um den Bedarf an hochwertigem<br />
Trinkwasser nachhaltig zu<br />
senken, wurde in der Disser tation<br />
von Henning Knerr die Anwendung<br />
des Belebungsverfahrens <strong>zur</strong> biologischen<br />
Behandlung von Toilettenabwasser<br />
erforscht.<br />
Um den mangelnden Kenntnisstand<br />
hinsichtlich der Schwarzwasserzusammensetzung<br />
zu verbessern,<br />
wurde zunächst die Quantität<br />
<strong>und</strong> chemisch-physikalische<br />
Qualität von Schwarzwasser an drei<br />
unterschiedlichen Versuchsstandorten<br />
mit unterschiedlicher Nutzung<br />
(Wohnen, Arbeitsplatz) eingehend<br />
untersucht. Hierdurch konnten<br />
eine Vielzahl neuer Erkenntnisse<br />
<strong>zur</strong> Charakteristik von Schwarzwasser<br />
gewonnen werden <strong>und</strong> spezifische<br />
Frachten für Parameter CSB,<br />
BSB 5 , TKN, P ges <strong>und</strong> AFS abgeleitet<br />
werden. Mit den erarbeiteten Kennwerten<br />
wird eine deutlich verbesserte<br />
<strong>und</strong> durch die umfangreichen<br />
Mess ungen abgesicherte Datengr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>zur</strong> Abschätzung des<br />
Nutz ungspotenzials von Schwarzwasser<br />
<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Bemessung von<br />
Schwarzwasserbehandlungsanlagen<br />
möglich.<br />
Im Hinblick auf die Erforschung<br />
der Eliminationsmechanismen der<br />
im Schwarzwasser enthaltenen Kohlenstoff-,<br />
Stickstoff- <strong>und</strong> Phosphorverbindungen<br />
unter Betriebsbedingungen<br />
wurden zwei Versuchsanlagen<br />
(Sequencing-Batch-Reaktor,<br />
Membran-Bio-Reaktor) an den drei<br />
Versuchsstandorten betrieben. Ne -<br />
ben der biologischen Behandlung<br />
von Roh-Schwarzwasser <strong>und</strong> von<br />
mechanisch gereinigtem Schwarzwasser<br />
wurde die biologische Be -<br />
handlung von Schwarzwasser bei<br />
Kreislaufführung untersucht.<br />
Es wurde festgestellt, dass<br />
Schwarzwasser nach biologischer<br />
Behandlung sehr hohe Gehalte an<br />
gelöst inertem CSB aufweist. Zudem<br />
wurde ein Zusammenhang zwischen<br />
der Schwarzwasserquelle<br />
<strong>und</strong> den erreichbaren Rest-CSB-<br />
Gehalten abgeleitet. Demnach ist<br />
der bei maximalem biologischem<br />
Reinigungseffekt erreichbare CSB-<br />
Gehalt für Schwarzwasser häuslicher<br />
Herkunft etwa doppelt so<br />
hoch wie bei Schwarzwasser ge -<br />
werblicher Herkunft.<br />
Mit Hilfe von Sauerstoffzehrungsmessungen,<br />
die durch Substratzehrungsmessungen<br />
ergänzt<br />
wurden, wurden abschließend kinetische<br />
<strong>und</strong> stöchiometrische Parameter<br />
des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen<br />
Stoffwechsels sowie die<br />
CSB-Fraktionen von Schwarzwasser<br />
experimentell ermittelt. Die Versuche<br />
wurden unter Verwendung von<br />
mechanisch gereinigtem Schwarzwasser<br />
<strong>und</strong> SBR-Belebtschlamm<br />
durchgeführt, welcher zwei verschiedene<br />
Schlammalter aufwies.<br />
Hierdurch konnte der Einfluss der<br />
Betriebsparameter Schlammalter<br />
<strong>und</strong> Schlammbelastung auf den<br />
Stoffwechsel der jeweils ge -<br />
wachsenen Schwarzwasser-Belebtschlammbiozönose<br />
ermittelt werden.<br />
Bei der Fraktionierung der<br />
organischen Verbindungen konnte<br />
u. a. ein Zusammenhang zwischen<br />
den abbaubaren CSB-Fraktionen<br />
<strong>und</strong> dem Schlammalter abgeleitet<br />
werden. Die in den Praxisversuchen<br />
gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich<br />
der Rest-CSB-Gehalte konnten<br />
damit bestätigt werden. Darüber<br />
hinaus konnte gezeigt werden, dass<br />
bei der aeroben biologischen<br />
Behandlung von Schwarzwasser<br />
eine Entkopplung von Ammonium<strong>und</strong><br />
Nitritoxidation auftritt. Zur<br />
Bestimmung der kinetischen <strong>und</strong><br />
stöchiometrischen Kenngrößen der<br />
Nitrifikation wurde zudem eine<br />
modifizierte Methode vorgestellt,<br />
die es erlaubt die momentane<br />
Nitritations- <strong>und</strong> Nitratationsrate in<br />
einem Versuch zu ermitteln. In stickstoffhaltigen<br />
Abwässern oder bei<br />
hohen <strong>Abwasser</strong>temperaturen liefert<br />
die Methode einen vertiefenden<br />
Einblick in die Prozesse der Nitrifikation<br />
<strong>und</strong> wird daher <strong>zur</strong> weiteren<br />
Umsetzung empfohlen.<br />
Die Dissertation ist erschienen als Band 33<br />
der Schriftenreihe des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft<br />
der Technischen<br />
Universität Kaiserslautern.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 809
Nachrichten<br />
Leute<br />
Nachruf auf Otto Breton<br />
Am 18. Juni 2012 starb Dipl.-Ing.<br />
Otto Breton, ehemaliger Präsident<br />
des DVGW, im Alter von<br />
88 Jahren. Otto Breton wurde am<br />
29. Mai 1924 in Saarbrücken geboren.<br />
Er absolvierte ein Maschinenbau-Studium<br />
an der Technischen<br />
Hochschule Fridericana in Karlsruhe.<br />
Dort legte er 1950 die Diplom-Prüfung<br />
ab. Nach ersten beruflichen<br />
Stationen bei Küppersbusch, bei<br />
der Zentrale für Gasverwendung<br />
<strong>und</strong> bei der Robert Bosch GmbH<br />
wechselte er 1957 <strong>zur</strong> Thüga AG<br />
(vormals Thüringer Gasgesellschaft).<br />
1961 erhielt er die Handlungsvollmacht,<br />
vier Jahre später Prokura.<br />
Von 1968 bis zu seinem Eintritt in<br />
den Ruhestand war Otto Breton<br />
Vorstandsmitglied der Thüga AG<br />
mit Sitz in München. Zudem bekleidete<br />
er Ämter als Mitglied des Aufsichtsrates<br />
zahlreicher Beteiligungsgesellschaften<br />
im Ge schäftsbereich<br />
der Thüga AG.<br />
Neben seiner beruflichen Laufbahn<br />
engagierte sich Otto Breton<br />
intensiv im DVGW. Er war unter<br />
anderem langjähriges Mitglied bzw.<br />
Obmann verschiedener Fachgremien:<br />
So wirkte er über 20 Jahre<br />
lang, von 1956 bis 1978, im Fachausschuss<br />
„Hausinstallation“ der Fachgruppe<br />
Gas mit. Hier brachte er seine<br />
in Studium <strong>und</strong> Praxis erworbenen<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen ein.<br />
Von 1966 bis 1978 war er Obmann<br />
dieses Ausschusses. Ab 1978 bis<br />
1986 lenkte er als Obmann den<br />
Hauptausschuss „Gasverwendung“.<br />
Der DVGW würdigte Otto Bretons<br />
besondere Verdienste um die Hausinstallation<br />
1970 mit dem Ehrenring.<br />
Darüber hinaus engagierte sich<br />
Otto Breton im DVGW-B<strong>und</strong>esvorstand<br />
(1972-1988); 1975 wurde er in<br />
das DVGW-Präsidium gewählt. Von<br />
1981 bis 1984 hatte Otto Breton das<br />
Amt des DVGW-Präsidenten inne. In<br />
dieser Eigenschaft vertrat er das<br />
deutsche Gasfach <strong>und</strong> die Interessen<br />
des DVGW auch in europäischen<br />
<strong>und</strong> internationalen Fachverbänden.<br />
Als anerkannter Fachmann übernahm<br />
er 1969 die Präsidentschaft in<br />
der MARCOGAZ-Verbindungskommission<br />
„Gasarmaturen“ <strong>und</strong> die<br />
Leitung von Arbeitsausschüssen<br />
des 1968 gebildeten Normenausschusses<br />
Gastechnik. Von 1979 bis<br />
1987 war Otto Breton Mitglied im<br />
Rat der internationalen Gas Union,<br />
ab 1984 zusätzlich im Bureau der<br />
Internationalen Gas Union.<br />
Mit hohem persönlichen Einsatz<br />
wirkte er zudem als Mitglied des<br />
Vorstands, des Kuratoriums <strong>und</strong> des<br />
Stiftungsrates der Gesellschaft der<br />
Fre<strong>und</strong>e des Engler-Bunte-Instituts<br />
der Universität Karlsruhe (TH) sowie<br />
als Mitglied des Verwaltungsrats<br />
<strong>und</strong> des Technisch-Wissenschaftlichen<br />
Beirats des Gaswärme-Instituts<br />
e.V., Essen.<br />
Otto Breton hat das Gasfach entscheidend<br />
mit geprägt. Wichtig war<br />
ihm stets, die Eigensicherheit der<br />
Gasgeräte zu verbessern. Die Förderung<br />
von Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />
sowie des technischen Nachwuchses<br />
lagen ihm besonders am Herzen.<br />
Der DVGW wird ihn in dankbarer<br />
Erinnerung behalten.<br />
Karlheinz Jacobitz verstorben<br />
Karlheinz<br />
Jacobitz<br />
Das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />
der TU Kaiserslautern<br />
trauert gemeinsam mit<br />
seinen ehemaligen Kollegen, Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern der<br />
Universitäten Darmstadt <strong>und</strong> Kaiserslautern<br />
sowie vielen Fachkollegen<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en um Prof. Dr.-<br />
Ing. Karlheinz Jacobitz. Der Gründer<br />
<strong>und</strong> frühere Leiter des Fachgebietes<br />
Siedlungswasserwirtschaft der TU<br />
Kaiserslautern (1981 bis 1992) ist<br />
am 15. Juni 2012 überraschend verstorben,<br />
zwei Tage vor seinem<br />
85. Geburtstag. Seine gute Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Vitalität, die uns über viele<br />
Jahre nach seiner Pensionierung<br />
beim Tennis <strong>und</strong> Skifahren mit den<br />
Mitabeiter/inne/n des Fachgebiets<br />
beeindruckt haben, waren durch<br />
die schwere Erkrankung seiner Frau<br />
<strong>und</strong> den schmerzlichen Verlust<br />
durch ihren Tod doch beeinträchtigt.<br />
Eine Würdigung seiner Person<br />
<strong>und</strong> seines Werdegangs ist in <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong>| <strong>Abwasser</strong>, Heft 6/2012, Seite<br />
690, erschienen.<br />
Seine Freude an der Lehre <strong>und</strong><br />
im Umgang mit jungen Menschen<br />
hat ihn nach seiner Pensionierung<br />
drei Jahre lang zum ersten „Rentner-<br />
Prof“ in Rheinland-Pfalz werden<br />
lassen. Mit seinem Engagement,<br />
seiner Begeisterungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
Aufgeschlossenheit war er bei seinen<br />
ehemaligen Studierenden in<br />
Darmstadt <strong>und</strong> Kaiserslautern ein<br />
äußerst geschätzter „akademischer<br />
Lehrer“. Die Studierenden hat er<br />
stets als Partner seiner Lehrtätigkeit<br />
gesehen, die meisten hat er nach<br />
wenigen Veranstaltungen mit Namen<br />
angesprochen. Immer wieder be -<br />
gegnete man als sein Nachfolger<br />
ehemaligen Studierenden, die sich<br />
an Karlheinz Jacobitz als ganz<br />
besonders engagierten Lehrenden<br />
erinnerten <strong>und</strong> ihre Wertschätzung<br />
betonten. Damit hatte er die „Messlatte“<br />
für seine Nachfolge sehr hoch<br />
gelegt. Gleichzeitig hat er gerade in<br />
Juli/August 2012<br />
810 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute<br />
Nachrichten<br />
den ersten Jahren seiner Pensionierung<br />
mit seiner unnachahmlichen<br />
Mischung aus überaus großer<br />
Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> vornehmer<br />
Zurückhaltung wertvolle Unterstützung<br />
geleistet <strong>und</strong> die weitere<br />
Entwicklung des Fachgebiets mit<br />
Freude <strong>und</strong> Wohlwollen begleitet.<br />
Wir verlieren in Karlheinz Jacobitz<br />
einen verantwortungsbewussten<br />
<strong>und</strong> engagierten Wissenschaftler,<br />
einen liebenswerten, viel<br />
menschliche Wärme ausstrahlenden<br />
Kollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>, den wir in<br />
dankbarer Erinnerung behalten<br />
werden. Wir werden ihn schmerzlich<br />
vermissen.<br />
<br />
Theo G. Schmitt<br />
Nachruf auf Carl-Friedrich Thymian<br />
Dipl.-Ing., Dipl.-Kfm. Carl Friedrich<br />
Thymian ist am 1. Juni<br />
2012 nach schwerer Krankheit<br />
verstorben. Die Mitglieder der<br />
Gütegemeinschaft, die Vorstandskollegen,<br />
die Mitglieder von<br />
Güteausschuss <strong>und</strong> Beirat <strong>und</strong><br />
die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
der Gütegemeinschaft<br />
sind tief betroffen <strong>und</strong> trauern um<br />
ihren langjährigen Vorstandsvorsitzenden.<br />
Geboren am 11. Oktober 1950 in<br />
Zossen, hat Carl-Friedrich Thymian<br />
schon als junger Mensch eine Leidenschaft<br />
für das Bauen entwickelt.<br />
Diese Leidenschaft bestimmte seine<br />
erfolgreiche, die Branche prägende,<br />
berufliche Laufbahn. Unermüdlich<br />
war er im In- <strong>und</strong> Ausland tätig –<br />
weltweit unterwegs für den Kanalbau<br />
in bester Qualität.<br />
Privat sprach er liebevoll über<br />
seine Familie. Ein Teil seines Herzens<br />
gehörte aber auch dem Fußball.<br />
Erfolgreich führte er seine Firma,<br />
die beton & rohrbau C.-F. Thymian<br />
GmbH & Co. KG in Berlin. Dazu gehören<br />
mehrere Niederlassungen, Tochter-<br />
<strong>und</strong> Beteiligungsgesellschaften.<br />
Engagement, Weit- <strong>und</strong> Überblick,<br />
Durchhaltevermögen <strong>und</strong><br />
Kampfgeist machten ihn zu einer<br />
weit über Berlins Grenzen hinaus<br />
bekannten Unternehmerpersönlichkeit.<br />
Carl-Friedrich Thymian war<br />
maßgeblich beteiligt an der positiven<br />
Entwicklung der Qualitätsstandards<br />
im Kanalbau. Sein<br />
übergreifendes Engagement, ganz<br />
besonders für eine faire Preisentwicklung<br />
am Markt, brachte Carl-<br />
Friedrich Thymian zwangsläufig <strong>zur</strong><br />
Gütesicherung.<br />
Positive Ausstrahlung, empathischer<br />
Umgang mit Menschen, hohe<br />
Sachkompetenz empfahlen ihn für<br />
wichtige Aufgaben. Er beherrschte<br />
die Kunst, Wichtiges von Unwichtigem<br />
zu unterscheiden. Mit seinem<br />
Humor <strong>und</strong> seiner Schlagfertigkeit<br />
brachte er Dinge schnell auf den<br />
Punkt. Dafür wurde er sehr<br />
geschätzt.<br />
Die Kollegen des Vorstands der<br />
Gütegemeinschaft Kanalbau wählten<br />
ihn erstmals 1994 zu ihrem Vorstandsvorsitzenden.<br />
Seitdem wurde<br />
er nahtlos wiedergewählt. Die letzte<br />
Wahl fand am 19. April dieses Jahres<br />
in Kassel statt. Sie zeigte eindrucksvoll<br />
die Wertschätzung für seine<br />
Verdienste um die Gütesicherung.<br />
Carl-Friedrich Thymian wird uns<br />
sehr fehlen. Er wird immer in unserer<br />
Erinnerung bleiben.<br />
Carl-Friedrich<br />
Thymian.<br />
Ewald Woste als BDEW-Präsident im Amt bestätigt<br />
Ewald Woste, Vorstandsvorsitzender<br />
der Thüga AG, München,<br />
ist erneut zum Präsidenten<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes der Energie-<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft (BDEW),<br />
Berlin, gewählt worden. Ebenso<br />
hat der Vorstand Wulf Abke,<br />
Geschäftsführer der Hessenwasser<br />
GmbH & Co. KG, Groß Gerau, als<br />
Vizepräsident <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> im<br />
Amt bestätigt.<br />
Als weitere Mitglieder des Verbandspräsidiums<br />
hat der Vorstand<br />
Claus Gebhardt, Geschäftsführer<br />
der Stadtwerke Augsburg Holding<br />
GmbH <strong>und</strong> Rolf Martin Schmitz,<br />
Mitglied des Vorstandes der RWE<br />
AG, Essen, bestätigt, sowie neu<br />
Michael G. Feist, Vorsitzender<br />
des Vorstandes der Stadtwerke<br />
Hannover AG, gewählt.<br />
Die ehrenamtlichen Mitglieder<br />
des BDEW-Präsidiums werden auf<br />
zwei Jahre aus der Mitte des Vorstands<br />
berufen. Die BDEW-Mitgliederversammlung<br />
hatte vorher<br />
Ewald Woste.<br />
Wulf Abke.<br />
den Vorstand des Verbandes am<br />
28. Juni in Berlin turnusgemäß neu<br />
gewählt.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 811
Nachrichten<br />
Leute<br />
Prof. Dr. Mathias Ernst neuer Leiter<br />
der TU Hamburg-Harburg<br />
Mathias Ernst.<br />
© TUHH<br />
Dr.-Ing. Mathias Ernst ist neuer<br />
Leiter des Instituts für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
an der Technischen Universität<br />
Hamburg-Harburg (TUHH). Der<br />
Experte für Trinkwasser tritt die<br />
Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Knut<br />
Wichmann an. In seiner Antrittsvorlesung,<br />
unter dem Motto „Effiziente<br />
<strong>und</strong> sichere <strong>Wasser</strong>versorgung: eine<br />
Herausforderung weltweit“, gab<br />
M. Ernst einen Überblick über sein<br />
Fachgebiet.<br />
Der Schwerpunkt seiner Forschung<br />
an der TU in Hamburg liegt<br />
in technischen <strong>Verfahren</strong> der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
<strong>und</strong> -versorgung.<br />
Das Institut beschäftigt sich mit<br />
dem nachhaltigen <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />
von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />
Oberflächenwässern. Dabei geht es<br />
auch um chemische <strong>und</strong><br />
mikrobiolo gische Untersuchungen<br />
von <strong>Wasser</strong> sowie der Sicherung der<br />
<strong>Wasser</strong> qualität.<br />
Vor seiner Berufung an die TU<br />
Hamburg war der promovierte<br />
Umweltschutzingenieur neun Jahre<br />
Geschäftsführer des Innovationszentrums<br />
„<strong>Wasser</strong> in Ballungsräumen“,<br />
einem fakultätsübergreifenden<br />
Forschungsverb<strong>und</strong> der TU<br />
Berlin. In dieser Zeit leitete der<br />
heute 46-Jährige eine Reihe von<br />
Forschungsprojekten auf nationaler<br />
sowie internationaler Ebene zu<br />
Fragen der weitergehenden, das<br />
heißt über biologische <strong>Verfahren</strong><br />
hinausgehenden Behandlung von<br />
Kommunalabwasser, <strong>zur</strong> künstlichen<br />
Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung<br />
sowie <strong>zur</strong> Spurenstoffproblematik<br />
in Gr<strong>und</strong>wässern. Ernst arbeitete<br />
dabei unter anderem in deutschchinesischen<br />
<strong>und</strong> deutsch-israelischen<br />
Projekten, finanziert vom<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung sowie der EU.<br />
Der gebürtige Bremer studierte<br />
an der TU Berlin technischen<br />
Umweltschutz mit dem Schwerpunkt<br />
<strong>Wasser</strong>reinhaltung <strong>und</strong> promovierte<br />
anschließend zum Thema<br />
„<strong>Abwasser</strong>wiederverwendung mittels<br />
Membrantechnik <strong>und</strong> künstliche<br />
Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung.“<br />
Zwischen 2001 <strong>und</strong> 2003 forschte<br />
er am Forschungszentrum Anjou<br />
Recherche (Veolia Water) in der<br />
Nähe von Paris über ein neues <strong>Verfahren</strong><br />
im <strong>Wasser</strong>reycling für die<br />
Industrie. Seine dort entwickelte<br />
Technik <strong>zur</strong> Erhöhung der Oxi -<br />
dationskraft von Ozon durch den<br />
Einsatz katalytisch wirkender Feststoffe,<br />
die mit einer Membran vom<br />
<strong>Wasser</strong> abgetrennt werden, wurde<br />
patentiert.<br />
GELSENWASSER-Aufsichtsrat bestellt<br />
Dr. Dirk Waider in den Vorstand<br />
Dirk Waider.<br />
Der Aufsichtsrat der GELSEN-<br />
WASSER AG hat Dr. Dirk Waider<br />
mit Wirkung zum 1. Januar 2013<br />
als neues Mitglied in den Vorstand<br />
berufen. Er wird die Vorstandsbereiche<br />
von Dr. Bernhard Hörsgen<br />
übernehmen, der Ende 2012 in den<br />
Ruhestand geht, <strong>und</strong> dann gemeinsam<br />
mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />
Henning R. Deters das Unternehmen<br />
leiten.<br />
Dr. Waider ist seit Januar 2003<br />
bei der GELSENWASSER AG tätig. Er<br />
war bis September 2008 Leiter der<br />
Abteilung Unternehmensstrategie<br />
<strong>und</strong> verantwortlich für den Prozess<br />
<strong>zur</strong> Entflechtung der GELSEN-<br />
WASSER-Gasnetze sowie Sprecher<br />
der Geschäftsführung der GELSEN-<br />
WASSER Energienetze GmbH. Seit<br />
September 2008 ist er Prokurist der<br />
GELSENWASSER AG <strong>und</strong> Hauptabteilungsleiter<br />
Unternehmensentwicklung.<br />
Er bekleidet mehrere Aufsichtsratsmandate<br />
in Beteiligungsgesellschaften<br />
des Unternehmens.<br />
Dr. Waider (39) ist verheiratet<br />
<strong>und</strong> Vater dreier Kinder. Er studierte<br />
Entsorgungstechnik an der RWTH<br />
Aachen <strong>und</strong> promovierte an der<br />
Universität Witten-Herdecke über<br />
die Entwicklung des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>sektors. Von 1998 bis 2002<br />
war er bei der Kienbaum Unternehmensberatung<br />
GmbH im Bereich<br />
öffentliche Betriebe der Ver- <strong>und</strong><br />
Entsorgung tätig.<br />
Juli/August 2012<br />
812 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Vereine, Verbände <strong>und</strong> Organsisationen<br />
Nachrichten<br />
B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau mit<br />
neuem Vorstand<br />
Am 26. April 2012 haben die<br />
Delegierten aus den Landes<strong>und</strong><br />
Regionalfachabteilungen (LFA<br />
<strong>und</strong> RFA) auf der Mitgliederversammlung<br />
der B<strong>und</strong>esfachabteilung<br />
Leitungsbau (BFA LTB) in Erfurt<br />
einen neuen Vorstand gewählt:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Burger (LFA<br />
Baden-Württemberg) ist der neue<br />
Vorsitzende, Dipl.-Ing. Gunter Hüttner<br />
(LFA Sachsen/Sachsen-Anhalt)<br />
<strong>und</strong> Dipl.-Ing. Thomas Wenzel (RFA<br />
Nord) seine Stellvertreter. Dipl.-Ing.<br />
(FH) Ewald Weber (LFA Bayern),<br />
Dipl.-Ing. (FH) Peter Scholz (LV Hessen/Thüringen),<br />
Dipl.-Ing. Karl Jelinski<br />
(LFA Baden-Württemberg) <strong>und</strong><br />
Gunnar Hunold (LFA Niedersachsen)<br />
wurden in ihren Ämtern als<br />
Vorstandsmitglieder bestätigt. Der<br />
ehemalige stellvertretende Vorsitzende,<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, scheidet<br />
auf eigenen Wunsch altersbedingt<br />
aus dem Vorstand aus.<br />
Das Leitungsbaugremium des<br />
Hauptverbandes der Deutschen<br />
Bauindustrie e. V. (HDB) ist das<br />
Sprachrohr der Leitungsbauunternehmen<br />
gegenüber B<strong>und</strong>esorganisationen<br />
<strong>und</strong> B<strong>und</strong>espolitik. Zu den<br />
wichtigen Zielen zählen die Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
für die Leitungsbauunternehmen,<br />
die Schaffung<br />
einer zustandsorientierten Instandhaltungsstrategie,<br />
eine Bündelung<br />
der technischen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen<br />
Lobbyarbeit, eine Verstetigung<br />
der Instandhaltungsinvestitionen<br />
sowie eine Förderung<br />
hochwertiger Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote<br />
im Leitungsbau.<br />
Das breite Themenspektrum be -<br />
stimmte die Diskussion der Veranstaltung<br />
in Erfurt, bei der Ewald<br />
Weber in seiner letzten Sitzung als<br />
Vorsitzender RA Michael Knipper,<br />
Hauptgeschäftsführer, Hauptverband<br />
der Deutschen Bauindustrie<br />
e. V. (HDB) <strong>und</strong> RAin Ina Witten,<br />
Geschäftsführerin der Landesfachabteilung<br />
Leitungsbau im Bauindustrieverband<br />
Niedersachsen-<br />
Bremen e. V. als besondere Gäste<br />
begrüßen konnte. Neben dem<br />
Bericht der Geschäftsführung standen<br />
die Vervollständigung der Länderstrukturen<br />
in Form von Landes<strong>und</strong><br />
Regionalfachabteilungen, die<br />
Energiewende sowie die Leitungsbau-relevanten<br />
Themen Stromkabel/Breitbandkabel<br />
<strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />
auf der Tagesordnung.<br />
Am Puls der Zeit<br />
In seinem Bericht ließ BFA LTB-<br />
Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing.<br />
Dieter Hesselmann die Aktivitäten<br />
der B<strong>und</strong>esfachabteilung Revue<br />
passieren. Insbesondere die Treffen<br />
mit Vertretern der verschiedenen<br />
B<strong>und</strong>estagsfraktionen <strong>und</strong> eine<br />
offensive Öffentlichkeitsarbeit ge -<br />
hörten zu einem umfangreichen<br />
Maßnahmenpaket, mit der die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen<br />
für die Leitungsbauunternehmen<br />
stetig verbessert werden. Hierbei<br />
hat die B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau<br />
das Ohr am Puls der Zeit.<br />
So bestimmten die Umsetzung der<br />
Energiewende in Deutschland <strong>und</strong><br />
Der neue Vorsitzende <strong>und</strong> seine Stellvertreter: Dipl.-<br />
Ing. Andreas Burger (Mitte), Dipl.-Ing. Thomas Wenzel<br />
(links) <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Gunter Hüttner. © BFA LTB<br />
der dafür notwendige Netzausbau<br />
die Diskussion beim so genannten<br />
Parlamentarischen Frühstück in<br />
2011. „Die Leitungsbauer machen<br />
das“, lautete die klare Botschaft der<br />
Vertreter der BFA LTB, die mit der<br />
Übergabe des Positionspapiers<br />
„Argumente für den Ausbau der<br />
kabelgeb<strong>und</strong>enen Leitungsinfrastruktur“<br />
die politische Relevanz<br />
eines Themas unterstrichen, das<br />
auch den roten Faden der<br />
Der Vorstand der B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau: Dipl.-Ing. Thomas<br />
Wenzel (stellv. Vors.), Dipl.-Ing. (FH) Peter Scholz, Dipl.-Ing. Karl Jelinski,<br />
Dipl.-Ing. Andreas Burger (Vors.), Gunnar Hunold, Dipl.-Ing. Gunter<br />
Hüttner (stellv. Vors.) <strong>und</strong> Dipl.-Ing. (FH) Ewald Weber (v. li.). © BFA LTB<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 813
Nachrichten<br />
Vereine, Verbände <strong>und</strong> Organsisationen<br />
19. Tagung Rohrleitungsbau in Berlin<br />
bildete.<br />
Im Zeichen der Energiewende<br />
Im Januar dieses Jahres hatten der<br />
Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv)<br />
<strong>und</strong> der HDB ihre Mitglieder eingeladen,<br />
um mit Ihnen über die Auswirkungen<br />
der Energiewende in<br />
Deutschland zu diskutieren. „Land<br />
<strong>und</strong> Branche befinden sich in einem<br />
Prozess tiefgreifender energiepolitischer<br />
Veränderungen“, so Dieter<br />
Hesselmann. „Folgerichtig bestimmten<br />
die Entwicklung <strong>und</strong> die zu -<br />
künftige Gestaltung der rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen sowie die an -<br />
stehenden technischen Heraus -<br />
forderungen an die Leitungsbauunternehmen<br />
die Inhalte der Veranstaltung,<br />
zu deren hochkarätigen<br />
Referenten der damalige Präsident<br />
der B<strong>und</strong>esnetzagentur, Matthias<br />
Kurth, zählte. Konsequent auch das<br />
Engagement der BFA Leitungsbau<br />
im Arbeitskreis (AK) Energie, der die<br />
technisch-politischen Interessen<br />
der Bauindustrie mit den Schwerpunktthemen<br />
Energieerzeugung,<br />
-speicherung <strong>und</strong> -verteilung bündelt.<br />
Ebenso im Fokus befindet sich<br />
die Breitbandstrategie der B<strong>und</strong>esregierung,<br />
die eine flächendeckende<br />
Breitbandversorgung forcieren<br />
<strong>und</strong> den Aufbau von Hochleistungsnetzen<br />
unterstützen will.<br />
Bereits 2014 sollen 75 % der b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
Haushalte An -<br />
schlüsse mit Übertragungsraten<br />
von mindestens 50 Megabit pro<br />
Sek<strong>und</strong>e <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Hier<br />
sind auch die Leitungsbauunternehmen<br />
gefordert. Unisono forderten<br />
Knipper, Küsel <strong>und</strong> Weber die<br />
Unternehmen auf, Konzepte zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> den Stadtwerken <strong>und</strong><br />
Netzbetreibern mit entsprechenden<br />
Angeboten Wege <strong>zur</strong> Umsetzung<br />
aufzuzeigen, unter anderem<br />
mit der Bildung von Arbeitsgemeinschaften<br />
oder Konsortien.<br />
Darüber hinaus zählt die Qualitätssicherung<br />
im Leitungsbau zu den<br />
wichtigsten Zielen der Arbeit der BFA<br />
LTB. „Mit der regelmäßigen Aktualisierung<br />
der Ausbildungsinhalte <strong>und</strong><br />
einer engen Kooperation zwischen<br />
Fachunternehmen <strong>und</strong> modernen<br />
überbetrieblichen Ausbildungszentren<br />
sichern wir die nötige Fachkompetenz<br />
<strong>und</strong> begegnen damit dem<br />
Strukturwandel in der Branche“, lautete<br />
das Fazit von Geschäftsführer<br />
Hesselmann. Entsprechend der<br />
Bedeutung des Themas beteiligen<br />
sich Vertreter der B<strong>und</strong>esfachabteilung<br />
Leitungsbau an Gremien, die<br />
sich unter anderem mit alternativen<br />
<strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Kabellegung, Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
oder leitungsgeb<strong>und</strong>enem<br />
Tiefbau beschäftigen.<br />
Das technische Regelwerk in der Trinkwasser-<br />
Installation<br />
DVGW unterstützt das SHK-Handwerk mit Kompaktschulungen <strong>und</strong> speziellem<br />
Regelwerksmodul<br />
Im Mai 2012 wurde mit Erscheinen<br />
der DIN 1988-200 „Planung von<br />
Trinkwasser-Installationen“ <strong>und</strong> DIN<br />
1988-300 „Dimensionierung von<br />
Trinkwasser-Installationen“ die ers -<br />
te Überarbeitung der früheren rein<br />
nationalen Anwendungsnormung<br />
(DIN 1988) auf europäischer Ebene<br />
(EN 806 + EN 1717) abgeschlossen.<br />
Dieser Vorgang hat insgesamt fast<br />
25 Jahre gedauert.<br />
Für den SHK Fachplaner bzw.<br />
Fachinstallateur bedeutet die jetzige<br />
Situation, dass er insgesamt<br />
17 Regelwerke kennen <strong>und</strong><br />
beherrschen muss. Betrachtet man<br />
die Vielzahl der zusätzlichen Normen<br />
im Bereich des Tätigkeitsfeldes<br />
von TGA-Fachplanern <strong>und</strong> SHK-Installateuren,<br />
so versteht man die<br />
immer wiederkehrenden Forderungen<br />
dieser Zielgruppen nach einem<br />
„einfachen“ <strong>und</strong> übersichtlichen<br />
Regelwerk. Diesen nur zu verständlichen<br />
Wunsch in die Tat umzusetzen,<br />
erweist sich als die wahre Herausforderung<br />
in der technischen<br />
Regelsetzung.<br />
DVGW bietet b<strong>und</strong>esweit<br />
einheitlich Weiterbildung<br />
Daher bietet der DVGW eine<br />
1-Tages-Schulung mit den wichtigsten<br />
Inhalten <strong>und</strong> Aussagen aus den<br />
geänderten Regelwerken an. Die<br />
Schulung „TRWI 2012 – Technische<br />
Regeln Trinkwasser-Installation“ er -<br />
folgt in kompakter Art <strong>und</strong> Weise<br />
<strong>und</strong> ermöglicht so dem Praktiker,<br />
innerhalb einer vertretbaren Zeit<br />
die wichtigsten Inhalte vermittelt zu<br />
bekommen. Sie ist für verantwortliche<br />
Fachleute <strong>und</strong> technische<br />
Fachkräfte aus Vertragsinstallationsunternehmen<br />
sowie für Planer <strong>und</strong><br />
weitere interessierte Personenkreise<br />
konzipiert. Die Schulung reflektiert<br />
besonders die Anforderungen aus<br />
der geänderten Trinkwasserverordnung<br />
(TrinkWV) <strong>und</strong> die hygienischen<br />
Anforderungen in der Trinkwasser-Installation.<br />
Die Inhalte:<br />
""<br />
Trinkwasserverordnung in der<br />
aktuellen Fassung<br />
""<br />
Aktuelle Normen <strong>und</strong> Technische<br />
Regeln für die Trinkwasser-<br />
Installation<br />
""<br />
Schutz des Trinkwassers <strong>und</strong><br />
Einsatz von Sicherungseinrichtungen<br />
– DIN EN 1717 <strong>und</strong><br />
DIN 1988-100<br />
""<br />
Betrieb <strong>und</strong> Wartung –<br />
DIN EN 806-5<br />
Durch die mit b<strong>und</strong>esweit einheitlichen<br />
Hilfsmitteln geschulten<br />
Juli/August 2012<br />
814 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Vereine, Verbände <strong>und</strong> Organsisationen<br />
Nachrichten<br />
Überblick zum aktuellen Regelwerk in der Trinkwasser-Installation.<br />
Norm Normteil Veröffentlichung<br />
Bestehende nationale ergänzende<br />
Regelwerke<br />
Ergänzungsnormen<br />
DIN<br />
DIN EN 806 Teil 1 - Allgemeines 2001 – –<br />
Teil 2 – Planung 2005 DVGW W 551 · VDI/DVGW 6023 DIN 1988-200<br />
Teil 3 – Berechnung 2006 DVGW W 553 DIN 1988-300<br />
Teil 4 – Ausführung 2010 DVGW W 557 · DVGW W 551 –<br />
DVGW GW 2 · VDI/DVGW 6023<br />
Teil 5 – Betrieb 2012 VDI/DVGW 6023 –<br />
DIN 1988 Teil 5 – Druckerhöhung 1988 DIN 1988-500<br />
Teil 6 – Feuerlöschanlagen 2002 DIN 1988-600<br />
Teil 7 – Korrosion <strong>und</strong><br />
Steinbildung<br />
2004 DVGW-Arbeitsblatt<br />
in Vorbereitung<br />
DIN EN 1717 Schutz des Trinkwassers 2001 DIN 1988-100<br />
Trainer wird, ähnlich wie bei der<br />
TRGI vor einigen Jahren, gewährleistet,<br />
dass die Inhalte deckungsgleich<br />
in jeder Schulung vermittelt<br />
werden. Die Teilnahmegebühr<br />
beträgt 120 Euro für Unternehmensmitglieder<br />
<strong>und</strong> 150 Euro für<br />
Nichtmitglieder. Die Center des<br />
DVGW-Berufsbildungswerkes<br />
informieren Interessenten in<br />
Abstimmung mit den <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
über die<br />
Termine in ihrer jeweiligen Region.<br />
Auf Wunsch werden die Seminare<br />
gemeinsam mit dem jeweiligen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
vor Ort organisiert.<br />
Flankiert wird die Kompaktschulung<br />
durch eine Kommentierung<br />
der technischen Regeln der Trinkwasser-Installation.<br />
Dadurch ist<br />
gewährleistet, dass Schulungsteilnehmer<br />
die Inhalte der Kompaktschulung<br />
selbständig jederzeit<br />
nacharbeiten bzw. vertiefen können.<br />
Die Tabelle zeigt einen Überblick<br />
zum aktuellen Regelwerk in<br />
der Trinkwasser-Installation.<br />
SHK-Regelwerksmodul<br />
online immer aktuell<br />
verfügbar<br />
Das SHK-Modul des DVGW beinhaltet<br />
alle wichtigen DVGW-Regelwerke<br />
in der Gas- <strong>und</strong> Trinkwasser-<br />
Installation als Onlineversion. Somit<br />
sind Vorgaben in Deutschland<br />
jederzeit für die verantwortliche<br />
Fachaufsicht verfügbar. Das Onlinemodul<br />
wird vom DVGW permanent<br />
aktuell gehalten <strong>und</strong> durch Kommentierungen<br />
ergänzt. Es ist 24<br />
St<strong>und</strong>en verfügbar <strong>und</strong> beinhaltet<br />
mit den beiden Kommentaren <strong>zur</strong><br />
Gas- <strong>und</strong> Trinkwasser-Installation<br />
die gr<strong>und</strong>legenden Fachinformationen<br />
r<strong>und</strong> ums Regelwerk. Insgesamt<br />
umfasst es 65 Regelwerke <strong>und</strong><br />
Kommentare – zu einem Preis, der<br />
günstiger ist als ein einziges Regelwerk.<br />
Damit setzt der DVGW konsequent<br />
seine Philosophie um, das<br />
Regelwerk jedermann aktuell <strong>und</strong><br />
preisgünstig <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.<br />
Nur so ist gewährleistet, dass in<br />
der Praxis nach diesem Regelwerk<br />
gearbeitet wird.<br />
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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 815
Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
Neuausgabe der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinien veröffentlicht<br />
Quelle wvgw<br />
Die neuen Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinien<br />
(Richtlinien R 2012, die Nomenklatur<br />
der DB AG ist Ril 877.Modulnummer)<br />
sind zum 1. April 2012 in Kraft<br />
getreten <strong>und</strong> sind seit diesem Zeitpunkt<br />
für alle Neuverlegungen von<br />
bzw. Änderungen an Leitungskreuzungen<br />
gültig.<br />
Als Leitungskreuzung definiert<br />
die Richtlinie jedes Führen einer<br />
Gas-, <strong>Wasser</strong> oder <strong>Abwasser</strong>leitung<br />
in oder über Gelände der DB, auch<br />
wenn die Leitung darin endet. Eine<br />
Kreuzung liegt auch vor, wenn<br />
der vom Unternehmen geforderte<br />
Schutzstreifen auf dem Gelände der<br />
DB verläuft.<br />
Die erstmalig in modularer Struktur<br />
herausgegeben Richtlinien treten<br />
an die Stelle der bisherigen Gas<strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinien<br />
(Richtlinien 2000/DS 180) <strong>und</strong><br />
wurden im rechtlichen <strong>und</strong> im technischen<br />
Teil umfassend überarbeitet.<br />
Die Überarbeitung des technischen<br />
Teils der Richtlinie erfolgte<br />
gemeinsam mit Vertretern der DB<br />
AG unter Federführung des DVGW<br />
wobei der Verfasser an dieser Stelle<br />
die durchweg konstruktive Zusammenarbeit<br />
mit den Vertretern der<br />
DB AG <strong>und</strong> in der Schlussphase<br />
auch mit dem Vertreter des Eisenbahnb<strong>und</strong>esamtes<br />
– in der Funktion<br />
als Genehmigungsbehörde –<br />
hervorheben möchte.<br />
Zielsetzungen für die Überarbeitung<br />
der vorherigen Fassung der<br />
Richtlinie waren u. a.:<br />
""<br />
Bestehende Unklarheiten <strong>und</strong><br />
Unstimmigkeiten zu beseitigen,<br />
z. B. durch eindeutige Beschreibungen;<br />
""<br />
Neuerungen (Richtlinien,<br />
Bezugsnormen, Technik) einzuarbeiten;<br />
""<br />
Durch Standardisierung die z. T.<br />
problematische <strong>und</strong> langwierige<br />
Antragsbearbeitung bei Bahnkreuzungen<br />
zu vereinfachen;<br />
""<br />
Die Ausführungsqualität von<br />
Bahnkreuzungen zu verbessern.<br />
1. Neuerungen des Technischen<br />
Teils<br />
Übernahme Technische Regelungen:<br />
Der Technische Teil der neuen Gas<strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>kreuzungsricht linien<br />
wurde umfassend überarbeitet.<br />
Dies war insbesondere erforderlich<br />
aufgr<strong>und</strong>:<br />
""<br />
der bisher nicht berücksichtigen<br />
Oberbauweise Feste Fahrbahn<br />
(FF),<br />
""<br />
des Stands der Technik bei den<br />
Rohrvortriebsverfahren,<br />
""<br />
des Abgleichs mit bahninternen<br />
Regelwerken <strong>zur</strong> widerspruchsfreien<br />
Darstellung, insbesondere<br />
der Richtlinien 836 (Erdbauwerke<br />
<strong>und</strong> sonstige geotechnische<br />
Bauwerke planen <strong>und</strong><br />
instand halten), der Einarbeitung<br />
ELTB-relevanter Sachverhalten,<br />
""<br />
der Überarbeitung <strong>und</strong> Aktualisierung<br />
hinsichtlich der<br />
Normen bei Rohrwerkstoffen<br />
<strong>und</strong> Umhüllungen.<br />
Neue Bemessungstabellen für den<br />
Rohrvortrieb:<br />
Die neuen Bemessungstabellen enthalten<br />
Vorgaben für Mantel- <strong>und</strong><br />
Produktrohre, die mit statischen<br />
Vortriebsverfahren (z. B. Pressbohrverfahren<br />
etc.) eingebaut werden.<br />
Bei der Erstellung der neuen Bemessungstabellen<br />
wurden die Einwirkungen<br />
aus dem Eisenbahnverkehr<br />
gemäß DIN Fachbericht 101 „Einwirkungen<br />
auf Brücken“ berücksichtigt.<br />
Die Auswahl der Rohre nach den<br />
neuen Bemessungstabellen erübrigt<br />
eine gesonderte Nachberechnung<br />
bzw. einen Einzelnachweis.<br />
Regelungen beim Bau mantelrohrloser<br />
Gasleitungen unter Strecken mit<br />
Geschwindigkeiten größer gleich<br />
160 km/h:<br />
Mit Inkraftsetzung dieser Richtlinien<br />
sind mantelrohrlose Gasleitungskreuzungen<br />
auch unter Eisenbahnstrecken<br />
der Kategorie v ≥ 160 km/h<br />
möglich. Dabei sind be stimmte Auflagen<br />
einzuhalten, z. B. Mindestüberdeckung,<br />
passiver Korrosionsschutz<br />
mit verstärkter Außenumhüllung<br />
<strong>und</strong> GFK-Umhüllung.<br />
Einsatz von Horizontalen Spülbohrverfahren<br />
(HDD):<br />
Der Einsatz von HDD-<strong>Verfahren</strong> hat<br />
sich auch bei Kreuzungen von Gas<strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>leitungen auch auf<br />
Gelände der DB vermehrt durchgesetzt.<br />
Der Einsatz von HDD-<strong>Verfahren</strong><br />
ist jedoch beschränkt auf Eisenbahnstrecken,<br />
die für Geschwindigkeiten<br />
kleiner gleich 160 km/h<br />
zu gelassen sind.<br />
2. Anpassungen des<br />
Rechtlichen Teils<br />
Geltungsbereich:<br />
Die Richtlinien gelten nun auch für<br />
alle neuen Kreuzungen von Gelände<br />
der DB mit <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen.<br />
Die Richtlinien gelten<br />
nicht für <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />
die vor dem Datum der<br />
Inkraftsetzung bestanden. Für die<br />
Errichtung <strong>und</strong> Änderung von<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />
gelten sinngemäß die Technischen<br />
Juli/August 2012<br />
816 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
Regelungen dieser Richtlinien in<br />
Verbindung mit dem DWA-Regelwerk.<br />
Die speziell auf Kreuzungen<br />
von <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />
mit Gelände der DB zu beachtenden<br />
Technischen Gr<strong>und</strong>sätze<br />
werden in Abstimmung zwischen<br />
der DB Netz AG <strong>und</strong> dem DWA noch<br />
erstellt <strong>und</strong> in Form eines separaten<br />
technischen Moduls ergänzt.<br />
Prüfungsvergütung <strong>und</strong> Entgelte :<br />
Die Nutzung von Gelände der DB<br />
durch Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
erfolgt gr<strong>und</strong>sätzlich weiterhin un -<br />
entgeltlich. <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />
werden gemäß Anhang<br />
877.2001A01 (Vergütungen für<br />
Gas-, <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>leitungen)<br />
vergütet. Es wird wie bisher für<br />
die technische Prüfung <strong>und</strong> Abstimmung<br />
der Maßnahme eine einmalige<br />
Vergütung als pauschale Abgeltung<br />
des der DB entstehenden Verwaltungsaufwandes<br />
entrichtet. Die<br />
Höhe der Vergütung richtet sich wie<br />
bisher nach der Druckstufe <strong>und</strong> bei<br />
längsverlegten Leitungen zusätzlich<br />
nach der Länge der Längsführung.<br />
Die Vergütungssätze für Gas- <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>leitungen wurden mit Einführung<br />
der Richtlinien erhöht.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des räumlichen <strong>und</strong><br />
funktionalen Zusammenhangs von<br />
Versorgungsleitungen <strong>und</strong> kommerziell<br />
genutzten Telekommunikationsleitungen,<br />
die im Eigentum der<br />
Gas-, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>leitungsbetreiber<br />
stehen, wurden die<br />
Regelungen <strong>zur</strong> Vergütung dieser<br />
Leitungen in diese Richtlinien mit<br />
aufgenommen.<br />
Folgekosten bei<br />
Änderungsmaßnahmen:<br />
Die neuen Richtlinien behalten den<br />
Gr<strong>und</strong>satz bei, dass sich die DB zu<br />
30 % an den Kosten der von ihr verursachten<br />
Änderung einer Ver- bzw.<br />
Entsorgungsleitung beteiligt.<br />
Die Kostenquote gilt umgekehrt<br />
auch für Änderungsmaßnahmen an<br />
Bahnanlagen, die aufgr<strong>und</strong> einer<br />
Leitungsänderung erforderlich werden.<br />
Dann trägt die DB 70 % der<br />
anfallenden Folgekosten.<br />
Beibehalten werden ebenfalls<br />
die bisherigen Folgekostenregelungen<br />
in Bezug auf sonstiges DB-<br />
Gelände sowie in Bezug auf längsverlegte<br />
Leitungen.<br />
Dipl.-Ing. Detlef Jagodzinski<br />
Preis:<br />
€ 48,00 für Mitglieder;<br />
€ 54,14 für Nichtmitglieder.<br />
Erläuterungen<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.<br />
ELTB Eisenbahnspezifische Liste Technischer<br />
Baubestimmungen)<br />
GW 335-B3-B1 P: Entwurf 1. Beiblatt für Verbinder aus PE 100 zu DVGW GW 335-<br />
B3:2011-09 Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil 3B:<br />
Mechanische Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung; 6/2012<br />
GW 335-B3-B2 P: Entwurf 2. 2. Beiblatt für Verbinder aus PE 100 zu DVGW GW 335-<br />
B3:2011-09 Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil 3B:<br />
Mechanische Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung, 6/2012<br />
Beiblätter im Entwurf <strong>zur</strong> Erweiterung<br />
der Technischen Prüfgr<strong>und</strong>lage<br />
DVGW GW 335-B3<br />
„Kunststoff-Rohrleitungssysteme in<br />
der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil<br />
B3: Mechanische Verbinder aus<br />
Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />
im Hinblick auf die<br />
Werkstoffe Polyethylen <strong>und</strong> glasfaserverstärktes<br />
Polyamid, Einspruchsfrist<br />
31. Oktober 2012.<br />
Warum wurden Polyethylen <strong>und</strong><br />
glasfaserverstärktes Polyamid nicht<br />
gleich bei der Erstausgabe der GW<br />
335-B3 vom September 2011 be -<br />
rücksichtigt?<br />
ISO 14236 „Kunststoffrohre <strong>und</strong><br />
Formstücke – Mechanische Klemmverbinder<br />
für Polyethylen-Druckrohre<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung“ war<br />
Gr<strong>und</strong>lage der GW 335-B3, enthielt<br />
diese Werkstoffe aber nicht. Als<br />
diese Werkstoffe dann nach dem<br />
Gelbdruck der GW 335-B3 vom September<br />
2010 ins Spiel kamen, war<br />
die Unsicherheit im zuständigen<br />
Projektkreis „Kunststoffe in Gas- <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“ für<br />
eine kurzfristige abschließende Klärung<br />
im Rahmen des Einspruchsverfahrens<br />
zu groß.<br />
Man beauftragte zwei kleinere<br />
Arbeitsgruppen, in denen Leitungsbetreiber,<br />
Prüflabore <strong>und</strong> Verbinderhersteller<br />
vertreten waren, um<br />
Beiblätter vorzubereiten. Die Beiblätter<br />
enthalten nur die jeweiligen<br />
werkstoffspezifischen Besonderheiten<br />
<strong>und</strong> verweisen im Übrigen auf<br />
das Hauptblatt.<br />
DVGW GW 335-B3-B1 „1. Beiblatt<br />
für Verbinder aus PE 100 zu DVGW<br />
GW 335-B3:2011-09 Kunststoff-<br />
Rohrleitungssysteme in der Gas-<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil B3:<br />
Mecha nische Verbinder aus Kunststoffen<br />
(POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />
geht im Außendurchmesser<br />
bis 225 mm, während die Obergrenze<br />
im Hauptblatt gemäß<br />
ISO 14236 bei 160 mm liegt, allerdings<br />
fordert das Beiblatt zusätzliche<br />
Prüfungen der Gebrauchstauglichkeit<br />
(Biegefestigkeit, Längskraftschlüssigkeit,<br />
Über-/Unterdruckfestigkeit)<br />
im Rahmen der<br />
Eigen- <strong>und</strong> Fremdüberwachung. Für<br />
das einzusetzende PE 100 gelten<br />
dieselben Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />
wie bei Rohren <strong>und</strong> Heizwendelschweißformstücken<br />
gemäß<br />
den Arbeitsblättern DVGW GW 335-<br />
A2 bzw. DVGW GW 335-B2 (die<br />
unterschiedlichen Bezeichnungen<br />
„Arbeitsblatt“ <strong>und</strong> „Technische Prüfgr<strong>und</strong>lage“<br />
sind rein historisch<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 817
Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
bedingt <strong>und</strong> bedeuten keinen<br />
unterschiedlichen Status der Zertifikate<br />
nach diesen Blättern).<br />
DVGW GW 335-B3-B2 „2. Beiblatt<br />
für Verbinder aus PA-GF zu DVGW<br />
GW 335-B3:2011-09 Kunststoff-<br />
Rohrleitungssysteme in der Gas<strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>verteilung – Teil B3:<br />
Mechanische Verbinder aus Kunststoffen<br />
(POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />
berücksichtigt konkret die<br />
gängigen Werkstoffkombinationen<br />
PA 6T/6I-GF50, PA12-GF30, PA12-<br />
GF50 oder PA12-GF65. Die Kombinationen<br />
verschiedener Polyamide<br />
<strong>und</strong> Glasfaseranteile erlauben<br />
unterschiedliche Ausprägungen der<br />
Werkstoffeigenschaften (E-Modul,<br />
Bruchspannung, Bruchdehnung).<br />
Die Anforderungen der Gebrauchstauglichkeit<br />
des Verbinders sind<br />
aber identisch.<br />
Preis – Entwurf 1:<br />
€ 16,61 f. Mitgl.; € 22,14 f. Nichtmitglieder.<br />
Preis – Entwurf 2:<br />
€ 16,61 f. Mitgl.; € 22,14 f. Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />
Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 623 Entwurf: Dosieranlagen für Desinfektions- bzw. Oxidationsmittel –<br />
Dosieranlagen für Chlor <strong>und</strong> Hypochlorite, 6/2012<br />
Das Arbeitsblatt W 623 „Dosieranlagen<br />
für Desinfektions- bzw.<br />
Oxidationsmittel – Dosieranlagen<br />
für Chlor <strong>und</strong> Hypochlorite“ gilt für<br />
Dosieranlagen in der Trinkwasserversorgung<br />
in Bezug auf die Dosiermittel<br />
Chlor, hypochlorige Säure,<br />
Natriumhypochlorit <strong>und</strong> Calciumhypochlorit.<br />
Dabei finden die besonderen<br />
Bedingungen <strong>und</strong> praktischen<br />
Erfahrungen in <strong>Wasser</strong>werken<br />
Berücksichtigung. Die jetzige Überarbeitung<br />
war erforderlich, um eine<br />
Anpassung an die aktuelle Ausgabe<br />
des DVGW-Arbeitsblatt W 229 „<strong>Verfahren</strong><br />
<strong>zur</strong> Desinfektion von Trinkwasser<br />
mit Chlor <strong>und</strong> Hypochloriten“<br />
vorzunehmen.<br />
Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
Zurückgezogene Regelwerke<br />
W 623 stellt eine Hilfe für Anwender<br />
bezüglich der Gestaltung <strong>und</strong><br />
des Betriebs von Chloranlagen dar<br />
<strong>und</strong> legt zudem entsprechende<br />
Anforderungen fest.<br />
Wesentliche Inhalte des Arbeitsblattes<br />
sind:<br />
""<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliches zu Dosiermitteln<br />
Chlorgas, hypochlorige<br />
Säure, Natriumhypochlorit,<br />
Calciumhypochlorit<br />
""<br />
Transport, ggf. (elektrolytische)<br />
Herstellung vor Ort, Lagerung<br />
der Dosiermittel<br />
""<br />
Konstruktive Gestaltung <strong>und</strong><br />
Betrieb der Dosieranlagen<br />
""<br />
Gefahrenbeseitigung bei<br />
Chlorgasausbruch<br />
W 623 wurde vom DVGW-<br />
Projektkreis „Maschinelle Einrichtungen<br />
in Aufbereitungsanlagen“<br />
unter dem Technischen Komitee<br />
„<strong>Anlagen</strong>technik“ erarbeitet.<br />
Die Einspruchsfrist endet am<br />
5. Oktober 2012. Etwaige Einsprüche<br />
bitte per E-Mail an gies@dvgw.de<br />
Preis:<br />
€ 25,79 f. Mitgl.; € 34,38 f. Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />
Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Folgende Regelwerke wurden <strong>zur</strong>ückgezogen:<br />
GW 110 Einheiten im Meßwesen/Einheiten im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach 12/1976 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
VP 653 Nichtrostende Stahlrohrleitungen mit festhaftendem Kunststoffmantel 08/2008 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
VP 644 Installationsverteiler 03/2011 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
VP 639 Biegsame Edelstahlrohrleitungen aus nichtrostendem Stahl mit<br />
02/2007 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
Kunststoffschutzmantel<br />
VP 617 Nahtlosgezogene, innenverzinnte Rohre aus Kupfer 07/1998 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
VP 653 Nichtrostende Stahlrohrleitungen mit festhaftendem Kunststoffmantel für 01/2008 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
die Trinkwasser-Installation<br />
VP 644 Installationsverteiler 11/2003 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
VP 639 Biegsame Edelstahlrohrleitungen aus nichtrostendem Stahl mit<br />
07/2002 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
Kunststoffschutzmantel für die Gas- <strong>und</strong> Trinkwasser-Installation<br />
VP 617 Nahtlosgezogene innenverzinnte Rohre aus Kupfer für Trinkwasser-<br />
Installationen; Anforderungen <strong>und</strong> Prüfbestimmungen<br />
07/1998 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />
Juli/August 2012<br />
818 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ankündigung<br />
<strong>zur</strong> Fortschreibung<br />
des DVGW-Regelwerks<br />
Ankündigung <strong>zur</strong> Überarbeitung<br />
von Regelwerken gemäß GW 100<br />
""<br />
VP 549: Schläuche für den zeitlich befristeten Transport<br />
von Trinkwasser; Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />
""<br />
VP 550: Schlaucharmaturen für Schläuche für den<br />
zeitlich befristeten Transport von Trinkwasser; Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Prüfungen<br />
""<br />
VP 652: Kupferrohrleitungen mit festhaftendem<br />
Kunststoffmantel für die Trinkwasser-Installation<br />
""<br />
W 1100 M Benchmarking in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
Ankündigung <strong>zur</strong> Erarbeitung<br />
von Regelwerken gemäß GW 100<br />
""<br />
GW 381 A Bauunternehmen im Leitungstiefbau –<br />
Mindestanforderungen<br />
""<br />
W 372-B1 VP Beiblatt 1 zu DVGW W 372 (VP) Rohre,<br />
Formstücke <strong>und</strong> Zubehörteile aus duktilem Gusseisen<br />
<strong>und</strong> ihre Verbindungen für die <strong>Wasser</strong>verteilung<br />
– Serie DN/OD; Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />
""<br />
W 384 Dichtungen für Muffenverbindungen in Rohrleitungen<br />
aus duktilem Gusseisen oder Stahl in der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen <strong>und</strong><br />
Prüfungen/W 384 soll eine Überarbeitung der VP 546<br />
werden <strong>und</strong> diese ersetzen<br />
""<br />
W 385 P Dichtungen für Flanschverbindungen in<br />
Rohrleitungen aus duktilem Gusseisen oder Stahl in<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen <strong>und</strong><br />
Prüfungen/W 385 soll eine Überarbeitung der VP 547<br />
werden <strong>und</strong> diese ersetzen<br />
""<br />
W 386 P Hydranten in der Trinkwasserverteilung;<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen/W 386 soll eine Überarbeitung<br />
von VP 325 werden <strong>und</strong> diese ersetzen<br />
Rückfragen:<br />
DVGW,<br />
Josef-Wirmer-Straße 1–3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
www.dvgw.de<br />
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oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert <strong>und</strong> beworben<br />
werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Auf dem Weg zu einem neuen<br />
Tarif modell in der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Teil 1: Anforderungen aus Sicht eines <strong>Wasser</strong>versorgers, Prozessgestaltung<br />
<strong>und</strong> Datengenerierung<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, Tarifmodelle, Preiselastizitäten der Nachfrage, Deutschland<br />
Mark Oelmann <strong>und</strong> Siegfried Gendries<br />
Seit einigen Jahren befassen sich immer mehr <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
mit der Umstellung<br />
ihrer Tarifsysteme. Demografischer Wandel, anhaltende<br />
Nachfragerückgänge <strong>und</strong> zunehmender Kosten-<br />
<strong>und</strong> Leistungsdruck sind hierfür die ausschlaggebenden<br />
Auslöser. Dabei ist eine solche Neuentwicklung<br />
von Tarifmodellen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
ein ambitioniertes Unterfangen. Die RWW hat diesen<br />
Weg beschritten.<br />
In diesem ersten von zwei Artikeln wird zunächst ein<br />
Bewusstsein für die vielfältigen Anforderungen verschiedenster<br />
Stakeholder an eine Tarifmodellumstellung<br />
geschaffen. Dies begründet einen vergleichsweise<br />
komplexen, nahezu sämtliche Fachbereiche<br />
eines <strong>Wasser</strong>versorgers durchziehenden Prozess, in<br />
dessen Zentrum zunächst die Analyse von Struktur<strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>endaten sowie der darauf basierende Aufbau<br />
einer geeigneten Datenbasis stehen. Der Weg<br />
dorthin sowie die herausragende Bedeutung einer<br />
frühen <strong>und</strong> den Prozess begleitenden Kommunikation,<br />
insbesondere mit der Kommunalpolitik, sind<br />
Gegenstand dieses ersten Artikels. Die Gestalt des<br />
letztendlich von der RWW gewählten Tarifmodells<br />
wird in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>, Heft 9/2012, vorgestellt.<br />
Towards New Tariff Models in the German Water<br />
Supply Sector – Part 1: Requirements of Stakeholders,<br />
the Structuring of the Process and the Importance of<br />
a Solid Data-base<br />
For a number of years, more and more water suppliers<br />
address adjustments in their tariff structure.<br />
Demographic change, a persistent fall in water<br />
demand and increasing pressure on costs and performance<br />
are the main triggers for this development.<br />
However a rearrangement of the tariff structure is<br />
quite an ambitious endeavor for a water supplier. The<br />
RWW has trod this path.<br />
This article is the first in a series of two and tries to<br />
raise awareness for the manifold demands of the different<br />
stakeholders concerning a change in the tariff<br />
structure. Due to this fact, this change is a complex<br />
process that touches almost all of the different<br />
departments of a water supplier. The prime concern<br />
is the analysis of structural and customer data as well<br />
as the subsequent construction of an appropriate<br />
data base. The way to achieve this goal as well as the<br />
enormous importance of an early communication<br />
that accompanies the process, especially with local<br />
politicians, are the objects of this article. The structure<br />
of the new tariff model chosen by the RWW will<br />
be addressed in the second article that will be published<br />
in the next issue of <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>.<br />
1. Einleitung <strong>und</strong> Problemstellung<br />
Der demografische Wandel in Form von Geburtenrückgängen<br />
<strong>und</strong> Wanderungsbewegungen hat in vielen<br />
Regionen Deutschlands einen teilweise erheblichen<br />
Bevölkerungsrückgang ausgelöst. Dieser zieht<br />
in vielen Infrastrukturbereichen gravierende Folgen<br />
nach sich. Bestehende Einrichtungen werden immer<br />
weniger genutzt, sodass die anfallenden Kosten auf<br />
eine immer geringere Anzahl an verbleibenden Nutzern<br />
umgelegt werden müssen. Diese Entwicklung<br />
<strong>und</strong> deren Folgen sind mittlerweile in der Gesellschaft<br />
weitgehend akzeptiert. Uneinigkeit herrscht allenfalls<br />
noch in Bezug auf das Maß der Betroffenheit, dem daraus<br />
resultierenden Handlungsbedarf sowie den richtigen<br />
Lösungen <strong>zur</strong> Bewältigung dieser Herausforderungen.<br />
<strong>Wasser</strong>versorger – darunter auch die Rheinisch-<br />
Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbH (RWW) –<br />
Juli/August 2012<br />
820 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
Tabelle 1. Tarifstrukturen großer deutscher <strong>Wasser</strong>versorger im Überblick (Stand Nov. 2011).<br />
Gr<strong>und</strong>preis/Monat<br />
(Qn 2,5)<br />
Gelsenwasser<br />
B HH M K F S<br />
RWW DO E D HB H L DU N DD BO<br />
ab<br />
1,44 4,98 6,87 9,57 4,80 3,53 13,64 14,10 14,28 14,22 6,69 2,46 7,01 ab<br />
6,57 3,91 8,19 11,56<br />
7,76<br />
Mengenpreis pro m 3 2,17 1,64 1,58 1,61 1,66 2,34 1,56 1,62 1,68 1,88 1,79 1,98 min.<br />
1,49<br />
1,82 1,74 1,96 2,14 1,61<br />
Gesamtbelastung<br />
in € p.a.<br />
349 306 319 356 307 393 398 412 423 453 349 327 308 366 340 341 419 353<br />
(150 m 3 , Qn 2,5)<br />
Anteil Gr<strong>und</strong>- an<br />
Gesamtpreiseinnahmen<br />
(150 m 3 ; Qn 2,5)<br />
7% 20% 26% 32% 19% 11% 42% 41% 41% 38% 23% 9% 27% 25% 23% 14% 23% 39%<br />
sind von diesem Problem in doppelter Hinsicht betroffen.<br />
Zum einen sinkt die Zahl der Einwohner <strong>und</strong> damit<br />
einhergehend die strukturelle Nachfrage nach <strong>Wasser</strong>.<br />
Gleichzeitig geht zum anderen aber auch der spezifische<br />
<strong>Wasser</strong>gebrauch <strong>zur</strong>ück 1 . Das <strong>Wasser</strong>sparen hat<br />
sich aus unterschiedlichen Gründen im Verbrauchsverhalten<br />
der B<strong>und</strong>esbürger fest verankert. Dies hat unaufhaltsame<br />
Folgen für die Auslastung von <strong>Wasser</strong>werken<br />
<strong>und</strong> Rohrnetzen. Während die Absatzmengen <strong>zur</strong>ückgehen,<br />
bleiben die Kosten für die Vorhaltung <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
jedoch weitgehend unveränderbar. Je<br />
nach der Art der Berechnung sind bis zu 80 % der Kosten<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung unveränderbare fixe Kosten,<br />
die nicht von der verbrauchten Menge abhängen. Diese<br />
fixen Kosten, die damit einen Großteil der Gesamtkosten<br />
eines <strong>Wasser</strong>versorgers ausmachen, müssen auf<br />
eine weiter sinkende Absatzmenge umgelegt werden.<br />
Das hat unvermeidliche Preissteigerungen <strong>zur</strong> Folge,<br />
wenn Deckungslücken oder Leistungseinschränkungen<br />
auf Seiten des <strong>Wasser</strong>versorgers vermieden werden sollen.<br />
Preissteigerungen implizieren, dass Nutzergruppen<br />
mit Substitutionsmöglichkeiten ihren Gebrauch weiter<br />
reduzieren. Ein Sparkreislauf auf Nachfragerseite <strong>und</strong><br />
eine Preisspirale auf Anbieterseite werden in Gang<br />
gesetzt, die sich gegenseitig verstärken.<br />
2. Anforderungen an neue Tarifmodelle<br />
2.1 Anforderungen aus Sicht des <strong>Wasser</strong>versorgers<br />
Das erste <strong>und</strong> oberste Ziel lautet vor diesem Hintergr<strong>und</strong>,<br />
dem Dilemma „Preisspirale vs. Kostendeckungslücke“<br />
zu entgehen. Nach weitgehender Ausschöpfung<br />
vertretbarer <strong>und</strong> zulässiger Kostensenkungs- <strong>und</strong> Effizienzsteigerungspotenziale,<br />
u. a. resultierend aus zahlreichen<br />
Benchmarkingprojekten, galt es eine Tarifstruk-<br />
1<br />
Es lässt sich trefflich darüber streiten, wie der zukünftige <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />
pro Einwohner <strong>und</strong> Tag sein wird. Zwar hat er sich<br />
zwischenzeitlich etwas stabilisiert, aber die sehr viel niedrigeren<br />
<strong>Wasser</strong>gebräuche pro Kopf <strong>und</strong> Tag in einzelnen Gebieten Ost-<br />
Deutschlands geben zu denken [1]. Interessant ist auch eine<br />
Umfrage von Forsa, bei der die befragten Personen im <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />
mit 62 % die höchsten Einsparpotenziale sehen [2].<br />
tur zu entwickeln, die sich mit ihren fixen <strong>und</strong> variablen<br />
Preisbestandteilen stärker der tatsächlichen Kostenstruktur<br />
annähert.<br />
Anhand von Tabelle 1 ist ersichtlich, dass dieses<br />
Thema neben der RWW auch andere <strong>Wasser</strong>versorger in<br />
ähnlicher Weise betrifft.<br />
Tabelle 1 stellt für die 16, gemessen an der Einwohnerzahl,<br />
größten deutschen Städte sowie die beiden<br />
überregional agierenden Unternehmen Gelsenwasser<br />
<strong>und</strong> RWW das Verhältnis von Gr<strong>und</strong>preis <strong>und</strong> Gesamteinnahmen<br />
dar. Der Gr<strong>und</strong>preisanteil erreicht für einen<br />
Haushalt mit einem Qn 2,5-Anschluss <strong>und</strong> einem Jahresgebrauch<br />
von 150 m³ Werte von bis zu 42 %. Da es<br />
sich nur um einen individualisierten Durchschnittswert<br />
auf Haushaltsebene handelt, bedeutet dies jedoch<br />
nicht, dass sich auch der Anteil der gesamten Gr<strong>und</strong>preiseinnahmen<br />
an den Gesamteinnahmen in dieser<br />
Dimension bewegt. Dieser sinkt stattdessen bei den<br />
gegebenen Tarifstrukturen kontinuierlich mit der Abgabemenge<br />
pro Zähler. Bei einem Nachfrager mit einem<br />
Jahresgebrauch von bspw. 20 000 m³ <strong>und</strong> einem Qn<br />
150-Anschluss wird der Anteil nicht selten auf etwa 1 %<br />
sinken. Strebt ein <strong>Wasser</strong>versorger vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
die Erhöhung des Einnahmenanteils von fixen<br />
Preisbestandteilen gegenüber den Gesamteinnahmen<br />
an, so stellt sich die Frage, wie mengenmäßig größere<br />
Nachfrager mithilfe einer neuen Tarifstruktur stärker <strong>zur</strong><br />
Systemfinanzierung herangezogen werden können.<br />
Eine Tarifstruktur sollte darüber hinaus zweitens derart<br />
gestaltet sein, dass die Anreize zu weiterem <strong>Wasser</strong>sparen,<br />
gesenkt werden. Dazu muss der Einfluss von<br />
Preiserhöhungen auf die Nachfrage analysiert werden.<br />
Ökonomisch wird dieser durch die sogenannte Preiselastizität<br />
der Nachfrage ausgedrückt (Tabelle 2). Ein<br />
Wert von bspw. –0,21 sagt aus, dass eine Erhöhung des<br />
variablen Preises um 1 % zu einem Nachfragerückgang<br />
von 0,21 % führt 2 .<br />
2 Die Ökonomie unterstellt einen rationalen Nachfrager, der versteht,<br />
dass sich bei Erhöhung der fixen Preiskomponente das<br />
preisinduzierte Sparen nicht lohnt.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 821
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Tabelle 2. Preiselastizität der Nachfrage bei Haushaltsk<strong>und</strong>en.<br />
Preiselastizität der Nachfrage bei<br />
Haushaltsk<strong>und</strong>en<br />
Barkattulah (2002) [3] –0,21<br />
Billing/Agthe (1980) [4] –0,27<br />
Chicoine, Deller, Ramamurthy (1986) [5] –0,22<br />
Conley (1967) [6] –0,35<br />
Jones/Morris (1984) [7] –0,18<br />
Renwick/Green/McCorkle (1998) [8] –0,16 bis –0,20<br />
Schleich/Hillenbrand (2007) [9] –0,229<br />
Tatsächlich ist ein Großteil dieser Studien für die Prognoserechnungen<br />
im Rahmen der Tarifentwicklung<br />
jedoch nur bedingt von Nutzen. Erstens fehlen Angaben<br />
darüber, wie der GHD-Sektor oder die Industrie auf<br />
Preiserhöhungen reagieren <strong>und</strong> zweitens ist die Gruppe<br />
der Haushaltsk<strong>und</strong>en nicht ausreichend differenziert.<br />
Der Eigentümer eines Einfamilienhauses wird bspw.<br />
über andere Möglichkeiten der Trinkwassersubstitution<br />
verfügen als der Mieter in einem Mehrfamilienhaus.<br />
Gleichzeitig bestehen für den Eigenheimbesitzer größere<br />
Sparanreize, da er im Gegensatz zu einem Mehrfamilienhaus<br />
mit vielen Wohneinheiten über einen ausschließlich<br />
ihm zugeordneten Zähler versorgt wird. Er<br />
profitiert entsprechend zu 100 % von dem eigenen Sparen,<br />
während nicht individuell abgelesene Mehrfamilienhausparteien<br />
dies nur anteilig tun. Darüber hinaus ist<br />
die Methode in einigen der angeführten Untersuchungen<br />
als un<strong>zur</strong>eichend zu bewerten 3 . Das Gegenüberstellen<br />
von Preis- <strong>und</strong> Nachfrageentwicklungen im Zeitablauf<br />
übersieht den Einfluss der Wettersituation in den<br />
jeweiligen Jahren <strong>und</strong> lässt die BIP- sowie die Einkommensentwicklung<br />
zuweilen unberücksichtigt. Einzelne<br />
Untersuchungen bereinigen ferner nicht um die Entwicklung<br />
von Haushaltsanzahl, Haushaltsgröße oder<br />
Altersstruktur im Zeitablauf. Auch ist äußerst fragwürdig,<br />
ob entsprechend bereinigte Nachfrageveränderungen<br />
komplett auf marginale Preiserhöhungen <strong>zur</strong>ückzuführen<br />
sind. Ein Bürger, der eine neue Waschmaschine<br />
erwirbt, weil seine alte nach 20 Jahren nicht mehr funktionstüchtig<br />
ist, findet im Handel schlicht kein derart<br />
wasserineffizientes Produkt mehr. Der entsprechende<br />
Nachfragerückgang aufgr<strong>und</strong> der Effizienzverbesserung<br />
kann folglich nicht den sich eventuell erhöhten<br />
<strong>Wasser</strong>preisen zugerechnet werden<br />
Im Ergebnis bleibt damit keinem <strong>Wasser</strong>versorger<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> seiner individuell-spezifischen<br />
Situation die Analyse erspart, wie stark die ihn betreffende<br />
Nachfrageentwicklung demografiebedingt,<br />
durch technologische Entwicklung von Gebrauchsgütern<br />
getrieben oder aber preisinduziert ist. Infolgedessen<br />
kommt der Analyse <strong>und</strong> Segmentierung der Kun-<br />
3<br />
[9] sei hier ausdrücklich ausgenommen.<br />
den insbesondere hinsichtlich der Wohnsituation von<br />
Haushaltsk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Verbrauchsgewohnheiten<br />
bei Haushalts- <strong>und</strong> Gewerbek<strong>und</strong>en gleichermaßen<br />
eine besondere Bedeutung zu.<br />
Eine dritte Anforderung an die Entwicklung von<br />
Tarifmodellen besteht darin, dass die Geschäftsführung<br />
wird nachhalten wollen, wie sich die Einnahmen mit der<br />
Umstellung auf das neue Tarifmodell entwickeln. Auch<br />
wenn sich die RWW entschieden hat, auf Mehreinnahmen<br />
durch die Tarifmodellumstellung zu verzichten, so<br />
ist natürlich ebenfalls sicherzustellen, dass ein <strong>Wasser</strong>versorger<br />
nicht nach der Tarifmodellumstellung zu<br />
geringe Umsätze generiert. Eine vierte <strong>und</strong> erfolgskritische<br />
Anforderung an ein Tarifmodell besteht darin, dass<br />
es transparent <strong>und</strong> vermittelbar sein muss. Auch wenn<br />
die Algorithmen, die <strong>zur</strong> Optimierung konkreter Preisbestandteile<br />
verwendet werden, sich nur bedingt in<br />
ihrem Komplexitätsgrad reduzieren lassen, darf das<br />
letztendliche Preisblatt den K<strong>und</strong>en nicht überfordern.<br />
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die<br />
zustimmungspflichtigen Gremien, die sich wie bei der<br />
öffentlich-privaten Partnerschaft der RWW aus Politikern,<br />
kommunal Verantwortlichen <strong>und</strong> privaten Gesellschaftervertretern<br />
zusammensetzen.<br />
2.2 Anforderungen aus Sicht von Anteilseignern<br />
Ein Großteil der im Folgenden genannten Anforderungen<br />
ließe sich ebenso unter den „Anforderungen aus<br />
Sicht des <strong>Wasser</strong>versorgers“ anführen, da sich die Zielfunktionen<br />
der Geschäftsführung sowie die des Aufsichtsgremiums<br />
stark überschneiden. Beide werden<br />
zunächst sicherstellen wollen, dass das neue Tarifmodell<br />
rechtssicher ist <strong>und</strong> bei etwaigen Gerichtsverfahren<br />
nicht verworfen wird. Dies impliziert zum einen die<br />
Kenntnis der einschlägigen juristischen Rechtsetzung<br />
<strong>und</strong> Rechtsprechung sowie die daraus abgeleiteten<br />
Spielräume bei der Entgeltkalkulation 4 . Zum anderen<br />
bedeutet es, auf völlig neue Elemente des Tarifmodells<br />
nur dann <strong>zur</strong>ückzugreifen, wenn hinsichtlich der juristischen<br />
Umsetzbarkeit weitgehende Sicherheit herrscht.<br />
Der Umkehrschluss, dass in der Praxis genutzte Tarifmodellbausteine<br />
juristisch auch tatsächlich haltbar sind, ist<br />
nicht zwangsläufig korrekt. Bei individuellen, in der<br />
deutschen wasserwirtschaftlichen Praxis vorkommenden<br />
Tarifen für verschiedene Berufsgruppen – in der<br />
Praxis z. B. für Gemüsebauern – oder für einzelne K<strong>und</strong>engruppen<br />
– in der Praxis etwa für die US-Armee –<br />
könnten Zweifel auftreten, ob sie tatsächlich einer juristischen<br />
Überprüfung standhalten würden. Zusammenfassend<br />
ist festzuhalten, dass neben der umfassenden<br />
Datenanalyse folglich die Analyse geplanter Tarifmodellelemente<br />
von enormer Bedeutung ist 5 .<br />
4<br />
Als Einstieg sei hier auf [10] verwiesen.<br />
5<br />
Dieser Aspekt wird im Weiteren nicht näher betrachtet. Zur weiteren<br />
Lektüre, siehe etwa [11].<br />
Juli/August 2012<br />
822 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
Ferner hat die Geschäftsführung für die Anteilseigner<br />
offenzulegen, wie sich Mengen <strong>und</strong> Preise bei Nutzung<br />
des aktuellen im Vergleich zum zukünftigen Tarifmodell<br />
entwickeln könnten. Die Anteilseigner werden<br />
einer Umstellung nur dann zustimmen, wenn sich deren<br />
unmittelbare Vorteile für die Bewahrung der Preisstabilität<br />
einerseits <strong>und</strong> die Sozialverträglichkeit anderseits<br />
auch quantitativ verdeutlichen lassen. Zwar ist die<br />
Öffentlichkeit stärker an der unmittelbaren Situation<br />
zum Umstellungszeitpunkt interessiert als an etwaigen<br />
mittel- <strong>und</strong> langfristigen Entwicklungen. Gleichwohl ist<br />
aber zu berücksichtigen, dass ein nicht unbeträchtlicher<br />
Teil derzeitiger Modelle langfristig sozial problematisch<br />
ist. Aktuelle Modelle mit derart variablen Preisbestandteilen<br />
bieten denjenigen K<strong>und</strong>engruppen einen enormen<br />
Anreiz zum <strong>Wasser</strong>sparen, die über gute Spar- <strong>und</strong><br />
Substitutionsmöglichkeiten verfügen. Reduzieren die<br />
Industrie, der GHD-Sektor oder auch Einfamilienhausbewohner<br />
weiterhin ihre <strong>Wasser</strong>nachfrage, so werden<br />
die verbleibenden K<strong>und</strong>engruppen – zu einem wesentlichen<br />
Teil die Bewohner von Mehrfamilienhäusern,<br />
deren Schutz sozialpolitisch wünschenswert ist – die<br />
dadurch steigenden Fixkosten zu einem immer größeren<br />
Anteil zu tragen haben. Zur Modellierung dieser<br />
mittel- bis langfristigen Zusammenhänge sind die<br />
Kenntnis der soziostrukturellen Entwicklung im eigenen<br />
Versorgungsgebiet sowie die Preiselastizitäten der<br />
Nachfrage der verschiedenen K<strong>und</strong>engruppen unerlässlich.<br />
2.3 Anforderungen aus Sicht der Öffentlichkeit<br />
Die Öffentlichkeit ist extrem heterogen. Zu ihr gehören<br />
u. a. Bürgermeister, Kommunalpolitiker verschiedener<br />
Fraktionen, Wohnungsbaugesellschaften, Industrie-,<br />
Handels- <strong>und</strong> Gewerbevertreter, Bürgerverbände sowie<br />
die Presse. Sie alle beschäftigt vor dem Hintergr<strong>und</strong> obiger<br />
Ausführungen vor allem eine Frage: Wie werden die<br />
einzelnen K<strong>und</strong>engruppen zum Umstellungszeitpunkt<br />
be- bzw. entlastet?<br />
Eine solche Frage muss der <strong>Wasser</strong>versorger unmittelbar<br />
beantworten können. Tatsächlich ist die Umstellung<br />
eines Tarifmodells ein derart ambitioniertes Vorgehen,<br />
sodass die Kommunikation mit den verschiedenen<br />
Interessenvertretern nicht erst mit der Vorstellung konkreter<br />
Umstellungspläne beginnen sollte. Von entscheidender<br />
Bedeutung ist es, bereits in einem sehr frühen<br />
Stadium des Projektes das Gespräch mit den verschiedenen<br />
Gruppen zu suchen. Im Sinne einer Sensibilisierung<br />
sollte ein Bewusstsein für die gr<strong>und</strong>sätzliche Notwendigkeit<br />
neuer Tarifmodelle geschaffen werden.<br />
Erfahrungsgemäß liefert dies neben der Rückendeckung<br />
<strong>und</strong> dem Wohlwollen der einzelnen Akteure<br />
im weiteren Prozess weitere hilfreiche Hintergr<strong>und</strong>informationen,<br />
die in die Modellierung der jeweiligen Tarifstrukturoptionen<br />
einfließen. Daneben lassen sich wertvolle<br />
Kooperationen formen. Die in kommunaler Regie<br />
1 - Konzept 2 – Planung 3 – Umsetzung<br />
Konzept<br />
Vorstudie<br />
Hauptprojekt<br />
Segmentanalyse<br />
Kostenzuordnung<br />
Preiselastizitäten<br />
Modellentwicklung<br />
Haushaltsk<strong>und</strong>en<br />
Gewerbe<br />
Modellierung<br />
Teilprojekte<br />
TP Kommunikation<br />
TP Recht<br />
Selbstauskunft<br />
TP KSG<br />
TP SVK<br />
TP Umsetzung / QS<br />
TP WP<br />
TP Gewerbe<br />
BKZ, HAK, LWV<br />
03.2008<br />
06.2008<br />
befindliche <strong>Abwasser</strong>entsorgung ist z. B. ebenfalls<br />
bestrebt, Mittel <strong>und</strong> Wege zu finden, um den Nachfragerückgang<br />
bei noch herausfordernder Kostenstruktur<br />
zumindest abzumildern 6 .<br />
In die Diskussion um die Höhe <strong>und</strong> Struktur zukünftiger<br />
<strong>Wasser</strong>preise werden zwangsläufig auch die Höhe<br />
der Baukostenzuschüsse, der Hausanschlusskosten<br />
sowie – zumindest im Objektschutz – die Aufwendungen<br />
für die Löschwasserversorgung miteinfließen. Ein<br />
<strong>Wasser</strong>versorger sollte sich daher rechtzeitig ein Bild<br />
über die relative Höhe der eigenen Gebühren im Verhältnis<br />
zu denen umliegender Unternehmen verschaffen.<br />
Gegebenenfalls stellt eine Tarifmodellumstellung<br />
sogar einen günstigen Zeitpunkt dar, um auch die Preise<br />
für diese Dienstleistungen zu überdenken. Nicht zuletzt<br />
bei der Löschwasserversorgung scheint bei vielen<br />
Unternehmen derzeit ein Handlungsdruck zu entstehen<br />
7 .<br />
3. Der Prozess der Entwicklung <strong>und</strong><br />
Einführung neuer Tarifmodelle<br />
Wie Bild 1 zeigt, nahm der gesamte Prozess der Tarifmodellentwicklung<br />
<strong>und</strong> -umsetzung bei der RWW etwa<br />
vier Jahre in Anspruch. Während zunächst ein vergleichsweise<br />
kleines Projektleitungsteam die Abläufe<br />
steuern konnte, war die Endphase der Modellerstellung<br />
durch die Tätigkeit parallel arbeitender Projektgruppen<br />
geprägt. Bei turnusmäßigen Treffen wurden die Ergebnisse<br />
der Teilprojektgruppen ausgetauscht <strong>und</strong> auf<br />
Komplementarität mit den Arbeiten anderer Gruppen<br />
überprüft.<br />
Der Schwerpunkt des Artikels in der nächsten Ausgabe<br />
von <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> liegt auf der Beschrei-<br />
6<br />
Siehe etwa [14].<br />
7<br />
Siehe etwa [12].<br />
01.2011 09.2011 10.2011<br />
Bild 1. Phasen des RWW-Projekts <strong>zur</strong> Tarifmodellumstellung.<br />
01.2012<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 823
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
bung des letztendlich gewählten Modells. Gegenstand<br />
dieses Abschnitts soll es nun sein, beispielhaft einzelne<br />
Projektphasen <strong>und</strong> deren Arbeitsschritte zu skizzieren.<br />
Tabelle 3. Preiselastizitäten unterschiedlicher K<strong>und</strong>engruppen.<br />
Preiselastizität der Nachfrage<br />
Einfamilienhaus –0,26<br />
Zweifamilienhaus –0,28<br />
Mehr als 6 Wohneinheiten –0,18<br />
Mehr als 8 Wohneinheiten –0,09<br />
Mehr als 10 Wohneinheiten –0,03<br />
Gewerbe –0,70<br />
3. 1 Die Vorarbeiten im Rahmen des Hauptprojekts<br />
Die RWW hatte nicht gezielt die Änderung des Tarifsystems<br />
angestrebt. Es war vielmehr die Schlussfolgerung<br />
aus den Ergebnissen <strong>und</strong> den sich bietenden Handlungssträngen<br />
eines Projektes zu den Folgen des demografischen<br />
Wandels aus 2005/06. Insoweit bot sich die<br />
Änderung des Tarifsystem als eine der zentralen Gegenmaßnahmen<br />
an, um die Folgen des demografischen<br />
Wandels, d. h. Bevölkerungsrückgang, -wanderung <strong>und</strong><br />
Haushaltsstrukturveränderungen, abzumildern. Die<br />
daraus resultierenden Thesen wurden im Rahmen einer<br />
Vorstudie validiert. Deren Ergebnisse untermauerten<br />
Anfang 2008 die Entscheidung, die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Umsetzung eines neuen Tarifmodells aktiv anzugehen.<br />
Als vorteilhaft erwiesen sich die Vorarbeiten zum<br />
demografischen Wandel, da dieses Wissen einen ersten<br />
Anhaltspunkt lieferte, um die anstehenden Entwicklungen<br />
im Versorgungsgebiet <strong>und</strong> bei den K<strong>und</strong>en abzuschätzen.<br />
Begleitend hierzu, mussten die folgenden Fragen<br />
beantwortet werden: Welche tatsächlichen K<strong>und</strong>engruppen<br />
verbergen sich hinter den einzelnen<br />
Zählern? Wie verhalten sich diese im Zeitablauf sowohl<br />
bei konstanten als auch bei steigenden Preisen? Wie<br />
entwickelt sich die Bevölkerung des Versorgungsgebiets<br />
im Zeitablauf? Wie gestalten sich Bevölkerungszahlen,<br />
der Nettowanderungssaldo, die Alterungsentwicklung<br />
der Bevölkerung, wie entwickeln sich durchschnittliche<br />
Haushaltsgrößen <strong>und</strong> welche Entwicklung<br />
ist bei Neubauten sowie hinsichtlich der Leerstandsquoten<br />
bei den Bestandsbauten zu erwarten? Tatsächlich<br />
waren für die Beantwortung der wenigsten dieser Fragen<br />
zusätzliche Primärerhebungen notwendig. Aus den<br />
unterschiedlichsten Quellen ließen sich obige Fragen<br />
beantworten.<br />
In einem weiteren Schritt wurden den einzelnen<br />
K<strong>und</strong>engruppen Kosten zugeordnet, um den Spielraum<br />
abzustecken, den es bei der Tarifmodellentwicklung für<br />
einzelne K<strong>und</strong>engruppen <strong>und</strong> Regionen zu beachten<br />
galt. Dies ist von besonderer Bedeutung, wenn regional<br />
unterschiedliche Tarife in die Überlegungen miteinbezogen<br />
werden sollen. Auch wenn regionale Tarifunterschiede<br />
in der b<strong>und</strong>esdeutschen Praxis gar nicht selten<br />
sind [11], stellte dies für die RWW zu keinem Zeitpunkt<br />
eine ernsthafte Alternative dar. Zwar existiert ein<br />
eher ländlicher Norden <strong>und</strong> ein eher städtischer Süden,<br />
die Grenzen sind aber derart fließend, dass zwei unterschiedliche<br />
Tarife für städtische <strong>und</strong> ländliche Gemeinden<br />
im konkreten Einzelfall willkürlich erschienen.<br />
Ebenfalls ist die Zuordnung von Kosten zu K<strong>und</strong>engruppen<br />
wie Haushalten, Dienstleistern, Verwaltung,<br />
Gewerbe oder Industrie wichtig, um etwaige Be- <strong>und</strong><br />
Entlastungsveränderungen zum Umstellungszeitpunkt<br />
begründen zu können.<br />
Im nächsten Schritt wurden die Bestimmungsfaktoren<br />
für den Nachfragerückgang in der Vergangenheit<br />
herausgearbeitet. Dies geschah im Wesentlichen durch<br />
die Auswertung der zuvor zusammengetragenen Informationen,<br />
die dabei halfen, Zeitreihen von K<strong>und</strong>endaten<br />
auszuwerten. Tatsächlich wurden die Daten aller r<strong>und</strong><br />
135 000 Zähler im Versorgungsgebiet von drei aufeinander<br />
folgenden Jahren herangezogen. Diese wurden mit<br />
den aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen<br />
soziostrukturellen, bauwirtschaftlichen, klimatologischen<br />
<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Daten verknüpft.<br />
Die Einbeziehung von Zu- <strong>und</strong> Abgängen von Zählern<br />
sowie des Nachfrageverhaltens in Jahren ohne<br />
Preis- <strong>und</strong> mit Preiserhöhung führte zu folgenden<br />
Ergebnissen:<br />
""<br />
R<strong>und</strong> 20 % des Nachfragerückgangs ist auf die<br />
demografische Entwicklung (Sterbe-/Geburtensaldo,<br />
Abwanderung) <strong>zur</strong>ückzuführen;<br />
""<br />
R<strong>und</strong> 60 % des Nachfragerückgangs ist technologisch<br />
bedingt. Heutige Gebrauchsgüter benötigen<br />
deutlich weniger <strong>Wasser</strong> pro Leistungseinheit als<br />
frühere.<br />
""<br />
R<strong>und</strong> 20 % des Nachfragerückgangs ist Ergebnis steigender<br />
variabler Preise.<br />
Selbstverständlich lassen sich diese Prozentangaben<br />
nicht ohne Weiteres auf andere Versorger übertragen.<br />
Zu unterschiedlich ist etwa der Wanderungssaldo in<br />
verschiedenen Regionen. Etwas anders stellt sich die<br />
Situation bei den Ergebnissen zu den Preiselastizitäten<br />
der Nachfrage für einzelne K<strong>und</strong>engruppen dar. Zwar<br />
unterscheiden sich diese für die elf verschiedenen Versorgungsgebiete<br />
zum Teil signifikant, die generelle<br />
Logik findet sich aber bestätigt (siehe Tabelle 3).<br />
Gemäß Tabelle 3 lässt sich bereits bei einem kleineren<br />
Gewerbetreibenden ein sehr rationales Verhalten<br />
beobachten. Bei steigenden Preisen prüft er, ob wassersparende<br />
Techniken für ihn betriebswirtschaftlich lohnend<br />
sind. Ist dies der Fall, führt er die Investitionen<br />
durch. Infolgedessen wird die Nachfrage reduziert. Es<br />
zeigt sich, dass auch kleine Wohngebäude auf Preiserhöhungen<br />
reagieren.<br />
Aufschlussreich ist darüber hinaus die Tatsache, dass<br />
sich auch Mehrfamilienhausbewohner der ökonomi-<br />
Juli/August 2012<br />
824 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
schen Theorie konform verhalten. Je größer das Wohngebäude<br />
ist, desto relativ weniger reagieren die K<strong>und</strong>en<br />
nachfrageseitig auf Preiserhöhungen. Die Preiselastizität<br />
der Nachfrage sinkt kontinuierlich <strong>und</strong> erreicht bei<br />
Wohngebäuden mit mehr als 10 Wohneinheiten sogar<br />
den geringsten Wert. Gr<strong>und</strong> für dieses Verhalten ist<br />
sicher die Tatsache, dass ein einzelner Haushalt in einem<br />
großen Mehrfamiliengebäude nur unwesentlich von<br />
dem eigenen <strong>Wasser</strong>sparen profitiert. Dem Komfortverlust,<br />
etwa bei einer kürzeren Duschzeit, steht in einem<br />
10-Familienhaus nur 1/10 der Ersparnis bezogen auf die<br />
variablen Preisbestandteile gegenüber. Zudem liegt nur<br />
selten eine realistische Preisinformation vor, wie begleitende<br />
K<strong>und</strong>enbefragungen zeigen. Dies kann angesichts<br />
der Nebenkostenabrechnungspraxis nicht weiter<br />
überraschen.<br />
Auch wenn diese Zahlen die Diskussion um die Reaktion<br />
von K<strong>und</strong>engruppen auf Preiserhöhungen bereichern,<br />
so erwies sich der Beitrag des preisinduzierten<br />
Nachfragerückgangs für die RWW als vergleichsweise<br />
bescheiden. Knapp 80 % des Nachfragerückgangs liegt<br />
de facto außerhalb des Kontrollbereichs der RWW <strong>und</strong><br />
muss hingenommen werden. Eine Erhöhung des Anteils<br />
der Gr<strong>und</strong>preiseinnahmen an den Gesamteinnahmen ist<br />
<strong>und</strong> bleibt damit in erster Linie relevant, um die<br />
Deckungslücke von Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben bei<br />
<strong>zur</strong>ückgehender Nachfrage zu vermindern. Erst in zweiter<br />
Instanz hat diese Anteilserhöhung einen (leicht) stabilisierenden<br />
Effekt auf die nachgefragten Mengen. Von<br />
einem Anreiz <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>verschwendung infolge einer<br />
Tarifmodellumstellung kann folglich nicht die Rede sein.<br />
Diese Erkenntnis ist auch für die politische <strong>und</strong> öffentliche<br />
Diskussion von elementarer Bedeutung, denn bei<br />
einer Umstellung wie von der RWW realisiert, wird schnell<br />
der Vorwurf erhoben, die Steigerung des Verbrauchs sei<br />
das eigentliche Ziel. Dies kann somit entkräftet werden.<br />
Sämtliche der zusammengetragenen <strong>und</strong> eigens<br />
berechneten Daten dienten sodann als Gr<strong>und</strong>lage für<br />
die Modellierung. Um keine Einnahmenverluste oder ex<br />
post nur schwerlich zu erklärende Einnahmenzuwächse<br />
zu riskieren, mussten die Daten einer kontinuierlichen<br />
Kontrolle unterzogen werden. Eine solche Kontrolle<br />
erfolgte durch ein Fortschreiben der Zahlen von<br />
2005/06 bis 2010. Dabei konnten die den Modellen<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen in dem Moment als<br />
bestätigt gelten, als die Zahlen <strong>zur</strong> Menge pro Versorgungsgebiet,<br />
die durch Fortschreibung des Modells auf<br />
2010 generiert wurden, mit den tatsächlichen Zahlen<br />
aus der zweiten Prognoserechnung 2010 weitgehend<br />
übereinstimmten. Gleiches galt für den Abgleich mit<br />
den Rückläufen aus der noch näher darzustellenden<br />
Selbstauskunft.<br />
3.2 Die besondere Rolle der Kommunikation<br />
<strong>Wasser</strong> wird als „low-interest-product“ vom Verbraucher<br />
kaum wahrgenommen <strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>preise sind nur<br />
den wenigsten bekannt. <strong>Wasser</strong> ist daneben ein stark<br />
emotional behaftetes Produkt, d. h. die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Verhaltensmuster entziehen sich zu einem großen Teil<br />
rationaler Erklärungen. Damit orientiert sich die individuelle<br />
<strong>Wasser</strong>nutzung an einem Gewohnheitsverhalten<br />
<strong>und</strong> dem „gesellschaftlichen Konsens“, dass <strong>Wasser</strong>sparen<br />
sinnvoll ist. Aus dieser Konstellation des <strong>Wasser</strong>sparverhaltens<br />
<strong>und</strong> eines geringen Preisbewusstseins ergibt<br />
sich ein Dilemma für den <strong>Wasser</strong>versorger: Die Verbraucher<br />
erwarten, für ihr <strong>Wasser</strong>sparverhalten honoriert zu<br />
werden. Gleichzeitig aber ist die Situation für die <strong>Wasser</strong>versorger<br />
noch viel schwieriger. Die Verbraucher nehmen<br />
die Vorhaltung <strong>und</strong> den Betrieb des Versorgungssystems<br />
ebenfalls kaum wahr. Diese aus Kostensicht<br />
essentielle Leistung des Versorgers spielt in der Preis-<br />
Leistungswahrnehmung der Verbraucher eine nur untergeordnete<br />
Rolle. Im Vordergr<strong>und</strong> steht das Produkt<br />
selbst. Das Dilemma wird durch Bild 2 eindrucksvoll <strong>und</strong><br />
leicht verständlich dargestellt. Gleichzeitig dokumentiert<br />
es den Vorbehalt, dem <strong>Wasser</strong>versorger gegenüberstehen.<br />
Damit besteht in kommunikativer Hinsicht<br />
zunächst die Aufgabe, ein Bewusstsein für das Problem<br />
<strong>zur</strong>ückgehender Nachfrage bei einer sich nicht in<br />
Deckung befindenden Kosten- <strong>und</strong> Erlösstruktur zu entwickeln.<br />
Ist dies verstanden, so wird es keine Diskussion<br />
mehr über das „Ob“ einer Tarifmodellumstellung, sondern<br />
nur noch über das „Wie“ geben.<br />
Um dieses gr<strong>und</strong>sätzliche Problembewusstsein erst<br />
einmal zu generieren, hat die RWW die Tarifumstellung<br />
in eine breit angelegte, auf Sensibilisierung <strong>und</strong> Akzeptanzförderung<br />
ausgerichtete Informationskampagne<br />
eingebettet. Ziel war es, K<strong>und</strong>en, Partner <strong>und</strong> die breite<br />
Öffentlichkeit zu einem sehr frühen Zeitpunkt offen <strong>und</strong><br />
eingehend über die Ausgangsbedingungen, Handlungserfordernisse<br />
sowie Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen im<br />
Zusammenhang mit der Tarifumstellung zu informieren.<br />
Dazu wurden bewährte Kommunikationsformate <strong>und</strong><br />
Informationsveranstaltungen wie ein „<strong>Wasser</strong>tag“ oder<br />
ein „<strong>Wasser</strong>forum“ ab dem Jahr 2008 eingesetzt. Inhaltlich<br />
zielten diese darauf ab, bei der Politik ein Verständnis<br />
für die Notwendigkeit einer Tarifmodellumstellung<br />
zu wecken <strong>und</strong> den unabdingbaren konstruktiven Dialog<br />
mit Shareholder <strong>und</strong> Stakeholder frühzeitig einzuleiten.<br />
Zudem wurde die Kampagne „Wir bewegen <strong>Wasser</strong>“<br />
gestartet, bei der RWW-Mitarbeiter als Testimonials<br />
ihren Arbeitsplatz <strong>und</strong> gleichzeitig die verschiedenen<br />
Leistungselemente des <strong>Wasser</strong>versorgungssystems<br />
beschreiben. Das System sollte auf diese Weise transparent<br />
gemacht werden.<br />
Bild 2.<br />
Schlagzeile<br />
„Bild“,<br />
28.8.2008.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 825
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Je konkreter die Ausmaße des Projektes in der Folgezeit<br />
wurden, desto detaillierter, aktiver <strong>und</strong> intensiver<br />
wurde die Kommunikation betrieben. Die Reaktionen<br />
aus der Politik in den Partnerkommunen <strong>und</strong> in den<br />
Fachgremien bestärkten die RWW jeweils in ihrem<br />
Bemühen, weiter an der Umstellung des Tarifsystems als<br />
einer gleichermaßen adäquaten wie nachhaltigen<br />
Lösung zu arbeiten.<br />
Nach Erarbeitung der wesentlichen Merkmale des<br />
neuen Tarifsystems im Frühjahr 2011 wurden diese<br />
unmittelbar danach in der Politik präsentiert <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />
Diskussion gestellt. Um die kommunalpolitische Begleitung<br />
<strong>und</strong> Akzeptanz auch in der Folgezeit sicherzustellen,<br />
wurden das Projekt <strong>und</strong> die Umstellungseffekte<br />
allein zwischen Ende März <strong>und</strong> Mitte Oktober 2011 in<br />
25 Sitzungen politischer Gremien in den Partnerstädten<br />
präsentiert <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Diskussion gestellt. Die Resonanz<br />
war überaus ermutigend <strong>und</strong> zudem erkannten die<br />
Kommunen, dass ihnen die Diskussion um neue Tarifmodelle<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung ebenfalls für ihre Probleme<br />
auf der <strong>Abwasser</strong>seite helfen kann. Die Rückmeldungen<br />
bildeten zugleich wichtige Leitplanken für die<br />
weitere Tarifentwicklung <strong>und</strong> die Vorbereitung der<br />
Umsetzung. Auch die Vorstellung des Tarifsystems beim<br />
Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen <strong>und</strong><br />
Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen brachte Verständnis<br />
für die Herangehensweise. Ausdrücklich gut<br />
geheißen wurde das Tarifmodell Anfang November<br />
2011 auch von der Vertreterin der nordrhein-westfälischen<br />
Kartellbehörde.<br />
Die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die breite Öffentlichkeit wurden<br />
Mitte Mai mit mehrseitigen Veröffentlichungen in den<br />
lokalen Stadtanzeigern über die gesamte Themenbreite<br />
der Trinkwasserversorgung <strong>und</strong> speziell über das Tarifprojekt<br />
informiert. Die Presse griff das Thema auf <strong>und</strong><br />
berichtete sowohl in Tageszeitungen als auch im WDR-<br />
Hörfunk <strong>und</strong> WDR-Fernsehen über die RWW-Pläne.<br />
Noch offene Fragen wurden entweder an die RWW<br />
adressiert <strong>und</strong> daraufhin von der speziell geschulten<br />
kostenlosen Hotline bzw. bei schriftlichen Anfragen<br />
durch die Geschäftsführung beantwortet, konnten aber<br />
auch in den FAQs auf der Internetseite geklärt werden.<br />
Eigens gestaltete 12-seitige Informationsbroschüren<br />
zum neuen Tarifmodell beantworteten auch noch die<br />
letzten offenen Fragen.<br />
3.3 Sonstige begleitende Teilprojekte der<br />
eigentlichen Tarifmodellierung<br />
Von den verbleibenden Teilprojekten aus Bild 1. sollen<br />
insbesondere die folgenden beiden Punkte herausgehoben<br />
werden. Sie erwiesen sich für den Erfolg der<br />
Tarifmodellentwicklung <strong>und</strong> -umsetzung als besonders<br />
zentral:<br />
""<br />
Juristische Fachkompetenz ist von Beginn des Projekts<br />
an in regelmäßigen Abständen einzubinden.<br />
Was aus juristischer Sicht als tragbares Risiko angesehen<br />
wird, ist letztendlich eine spezifische Unternehmensentscheidung.<br />
Auf diese Weise geben die<br />
juristischen Vorgaben den Rahmen vor, in dem sich<br />
das „Modellierungsdenken“ bewegen kann. Ab dem<br />
Zeitpunkt, ab dem sich ein präferiertes Modell herausgebildet<br />
hat, ist juristischer Sachverstand permanent<br />
gefragt. Dies wurde bei RWW mit einer Expertengruppe<br />
zielorientiert berücksichtigt.<br />
""<br />
Die Bedeutung einer abrechnungstechnischen<br />
Begleitung darf nicht unterschätzt werden. Da die<br />
RWW seit 2007 mit der KSG (RWE K<strong>und</strong>enservice<br />
GmbH) zusammenarbeitet, musste diese bereits<br />
frühzeitig in das Projekt eingeb<strong>und</strong>en werden. Dieser<br />
Prozess war aus Sicht der RWW erfolgskritisch,<br />
weil abrechnungs- <strong>und</strong> systemtechnische Rahmenbedingungen<br />
davon betroffen waren. Die Erfahrungen<br />
der ebenfalls im Energiesektor tätigen Abrechnungsgesellschaft<br />
<strong>und</strong> neue Ideen gelangten somit<br />
in die Diskussion.<br />
4. Fazit<br />
Die Umstellung eines Tarifsystems ist ein insbesondere<br />
unter betriebswirtschaftlichen, rechtlichen, vertrieblichen<br />
<strong>und</strong> kommunikativen Gesichtspunkten herausforderndes<br />
Projekt. Es ist stets darauf zu achten, dass die<br />
Optimierung aus Sicht des Unternehmens <strong>und</strong> aus Sicht<br />
der K<strong>und</strong>en ausgewogen erfolgt. Ungeachtet dessen<br />
wird es insbesondere zum Umstellungszeitpunkt unvermeidlich<br />
Gewinner <strong>und</strong> Verlierer geben. Über diese<br />
Umstellungseffekte sollte der <strong>Wasser</strong>versorger möglichst<br />
tiefgehende Kenntnis besitzen. Zudem sollte er in<br />
der Lage sein, auf Basis tiefgehender Datenkenntnis<br />
eine Ausgewogenheit im Tarifmodell zu erreichen, die<br />
Härtefälle möglichst ausschließt oder aber diese mit<br />
externen Effekten erklären kann. Andernfalls läuft er<br />
Gefahr, unüberwindliche Akzeptanzbarrieren aufzubauen.<br />
Um hinsichtlich der Be- <strong>und</strong> Entlastungswirkungen<br />
ganz spezifischer K<strong>und</strong>engruppen zum Umstellungszeitpunkt<br />
tatsächlich sprachfähig zu werden, bedarf es<br />
komplexer Vorarbeit. Der <strong>Wasser</strong>versorger benötigt<br />
weitreichende K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Verbrauchsdaten. Insbesondere<br />
dieser Prozess ist nicht zu unterschätzen. Während<br />
die Datenbasis eine erste notwendige Voraussetzung<br />
für die in der nächsten Ausgabe von <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> vorzustellende Modellierung darstellt,<br />
bildet die begleitende Kommunikation den<br />
zweiten zentralen Erfolgsfaktor bei der Umsetzung<br />
neuer Tarifmodelle. Die Politik <strong>und</strong> andere zentrale Entscheidungsträger<br />
müssen frühzeitig von der Bedeutung<br />
einer Tarifmodellumstellung für den <strong>Wasser</strong>versorger<br />
überzeugt werden. So gelingt es, diese von<br />
einem Bedenkenträger zu einem aktiven Botschafter zu<br />
entwickeln. Transparenz <strong>und</strong> Dialogbereitschaft gelten<br />
somit als erfolgskritische Merkmale eines solchen Projektes.<br />
Juli/August 2012<br />
826 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
Literatur<br />
[1] Gassert, H. et al.: Gr<strong>und</strong>lagen der Preis- <strong>und</strong> Tarifgestaltung<br />
in der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Studie im Auftrag des<br />
Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Forsten, Mainz, 1999.<br />
[2] Forsa – Gesellschaft für Sozialforschung <strong>und</strong> statistische<br />
Analysen mbH: Die Ressource <strong>Wasser</strong>, Umfrage bei 1005 Privatpersonen<br />
in deutschen Privathaushalten, Auftraggeber:<br />
Engel & Zimmermann AG, 2007.<br />
[3] Barkattulah, N.: OLS and Instrumental Variable Price Elasticity<br />
Estimates for Water in Mixed-Effect Models Under a Multipart<br />
Tariff Structure. London Economics Working Paper,<br />
2002.<br />
[4] Billing, R.B. and Agthe, D.E.: Price Elasticities for Water: A Case<br />
of Increasing Block Rates. Land Economics 56 (1980) No. 2,<br />
p. 73–84.<br />
[5] Chicoine, D. L., Deller, S. C. and Ramamurthy, G.: Water<br />
Demand Estimation Under Block Rate Pricing: A Simultaneous<br />
Equation Approach. Water Resources Research 22 (2986)<br />
No. 6, p. 859–863.<br />
[6] Conley, B.C.: Price elasticity of the demand for water in Southern<br />
California. The Annals of Regional Science 1 (1967)<br />
No. 1, p. 180–189.<br />
[7] Jones, V. and Morris, J.R.: Instrumental Price Estimates and<br />
Residential Water Demand. Water Resources Research 20<br />
(1984) No. 2, p. 197–202.<br />
[8] Renwick, M., Green, R. and McCorkle, C.: Measuring the price<br />
responsiveness of residential water demand in California’s<br />
urban areas. Report Prepared for the California Department<br />
of Water Resources, 1998.<br />
[9] Schleich, J. <strong>und</strong> Hillenbrand, T.: Determinants of residential<br />
water demand in Germany. Fraunhofer ISI Working Paper<br />
Sustainability and Innovation, No. S 3/2007.<br />
[10] BDEW (o.J.): Eckpunkte einer <strong>Wasser</strong>entgeltkalkulation in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Berlin.<br />
[11] Oelmann, M. <strong>und</strong> Haneke, C.: Herausforderung demographischer<br />
Wandel: Tarifmodelle als Instrument der Nachfragestabilisierung<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung, N & R Netzwirtschaften<br />
<strong>und</strong> Recht, November 2008, S. 188–194.<br />
[12] Zahn, B.: Die Feuerwehr löscht – aber wer zahlt das <strong>Wasser</strong>?<br />
Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) (2010) Nr. 9/, S. 7.<br />
[13] Haack, F.: Wie „gerecht“ ist die Struktur der <strong>Wasser</strong>tarife in<br />
Baden-Württemberg heute <strong>und</strong> im Lichte zukünftiger Entwicklungen?<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 5,<br />
S. 492–501.<br />
[14] DWA-Arbeitsgruppe WI-3.2: Gr<strong>und</strong>gebühren bei der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 58<br />
(2011) Nr. 5., S. 465–472.<br />
[15] Gawel, E.: Gr<strong>und</strong>gebühren <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>preise beim Trinkwassertarif.<br />
der gemeindehaushalt (2010) Nr. 4., S. 73–82.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 14.02.2012<br />
ohne Korrekturauflagen<br />
Im Peer-Review-<strong>Verfahren</strong> begutachtet<br />
Prof. Dr. Mark Oelmann<br />
E-Mail: mark.oelmann@hs-ruhrwest.de |<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Energieökonomik |<br />
Studiengangsleiter Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>management (BA) |<br />
Hochschule Ruhr West |<br />
Campus Mülheim an der Ruhr |<br />
Mellinghofer Straße 55 |<br />
D-45473 Mülheim an der Ruhr<br />
Siegfried Gendries<br />
E-Mail: siegfried.gendries@rwe.com |<br />
Leiter Marketing <strong>und</strong> Kommunikation |<br />
RWW Rheinisch-Westfälische<br />
<strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbH |<br />
Am Schloß Broich 1–3 |<br />
D-45479 Mülheim an der Ruhr<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />
Neue Technologien, Gasspeicherung/Gasförderung<br />
In der Ausgabe 7-8/2012 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />
Hartan/Seifert<br />
Holzhammer<br />
Erfahrungen mit Mikro-BHKW, insbesondere dem L4.12, im Feldtest für<br />
Einfamilienhäuser<br />
Biomethan in KWK <strong>Anlagen</strong>, anders als Erdgas in KWK?<br />
Mischner/Li/Köstner Zur energiewirtschaftlichen Bewertung von Gas-Expansionsanlagen, Teil 3<br />
Focke<br />
Webbasiertes Integritätsmanagement von Pipelines <strong>und</strong> <strong>Anlagen</strong><br />
Sutaj/Pöhner netzkontenabrechnung 2.0<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 827
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Nickelfreisetzung in das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
<strong>und</strong> dessen Bindung bei der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung zu Trinkwasser<br />
(Nettetal/Niederrhein)<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, Nickelfreisetzung, Gr<strong>und</strong>wasser, Versauerung, Aufbereitung,<br />
Niederrhein – Deutschland<br />
Frank Wisotzky, Osman Can Kandemiroglu <strong>und</strong> Christian Plassmann<br />
Die Nickelfreisetzung in das Gr<strong>und</strong>wasser zweier<br />
Trinkwassereinzugsgebiete am linken Niederrhein<br />
wurde untersucht. In beiden Gewinnungen wurde in<br />
erster Linie eine Versauerung des Gr<strong>und</strong>wassers als<br />
auslösender Faktor ermittelt. Bei pH-Werten unterhalb<br />
von 6,5 wurden bei stark negativen Calcit-Sättigungsindizes<br />
erhöhte Nickelkonzentrationen im<br />
Gr<strong>und</strong>wasser bestimmt. Die Nickelentfernung in der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung erfolgt durch Reaktion mit halbgebrannten<br />
Dolomit im Fall-Verrieselungs-Filter des<br />
<strong>Wasser</strong>werkes Breyell. Das Nickel wird dabei an Manganoxiden<br />
<strong>und</strong> Calcit-Mineralen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
damit sicher entfernt.<br />
Nickel Release into Gro<strong>und</strong>water and Fixation by<br />
Water Treatment<br />
The release of Nickel into the gro<strong>und</strong>water of two<br />
catchment areas in Germany was investigated. In<br />
both areas the acidification was detected as mobilizing<br />
effect. Gro<strong>und</strong>water with low pH (< 6.5) and<br />
strong negative saturation index values with respect<br />
to calcite has high nickel concentrations. The elimination<br />
of nickel by water treatment occurs after reaction<br />
with half burned dolomite in the waterworks<br />
Breyell. The fixation of the nickel takes place by precipitation<br />
of manganese oxide and calcite minerals.<br />
Bild 1. Zeitliche<br />
Entwicklung der<br />
Nickelkonzentrationen<br />
in ausgesuchten<br />
Gr<strong>und</strong>wasserbrunnen<br />
der<br />
<strong>Wasser</strong>werke<br />
Breyell (BTB 2)<br />
<strong>und</strong> Kaldenkirchen<br />
(KTB 4) im<br />
Vergleich zum<br />
Trinkwassergrenzwert.<br />
1. Einführung<br />
1.1 Anlass<br />
In verschiedenen Gr<strong>und</strong>wasserleitern werden z.T.<br />
erhöhte Nickelkonzentrationen geogenen Ursprungs<br />
im Gr<strong>und</strong>wasser beobachtet. So werden in dem hier<br />
dargestellten Fall in einigen Brunnen der <strong>Wasser</strong>werke<br />
Breyell <strong>und</strong> Kaldenkirchen der Stadtwerke Nettetal<br />
(Niederrhein) z.T. steigende Nickelkonzentrationen im<br />
Gr<strong>und</strong>wasser (Rohwasser) bis zu 60 µg/L gemessen<br />
Ni [µg/L]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
BTB2<br />
KTB4<br />
Ni-Grenzwert<br />
0<br />
1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011<br />
Datum<br />
nettetal6.opj<br />
(Bild 1). Da der Trinkwassergrenzwert für Nickel bei<br />
20 µg/L liegt, war die Frage der Ursache der Nickelbelastung<br />
zu klären. Dies war ebenso notwendig, um eine<br />
abschätzende Prognose der zukünftigen Entwicklung<br />
der Nickelkonzentrationen zu erstellen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> von Mischungen mit nicht belasteten<br />
Gr<strong>und</strong>wässern <strong>und</strong> der Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>s<br />
(Belüftung, Enteisenung, Verdüsung, Entmanganung<br />
<strong>und</strong> Einstellung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes<br />
mit Magnodol im <strong>Wasser</strong>werk Breyell) wird der Grenzwert<br />
für Nickel im abgegebenen Trinkwasser sicher eingehalten.<br />
Das Nickel wird folglich bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
bis unter den TVO-Grenzwert (Trinkwasserverordnung)<br />
gemindert. Es war zusätzlich zu untersuchen,<br />
wann <strong>und</strong> durch welchen Prozess das Nickel bei der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung entfernt wird. Neben der Auswertung<br />
vorhandener hydrochemischer Daten wurde<br />
ergänzend eine Literaturauswertung <strong>zur</strong> o.g. Thematik<br />
durchgeführt <strong>und</strong> Untersuchungen <strong>zur</strong> Nickelbindung<br />
bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung realisiert.<br />
1.2 Literaturauswertung <strong>zur</strong> Nickelmobilität<br />
Um die bisher bekannten Ursachen der Nickelfreisetzung<br />
in altlastenfreien Gr<strong>und</strong>wasserleitern <strong>und</strong> das Ver-<br />
Juli/August 2012<br />
828 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
halten des Nickels bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung zusammenzustellen,<br />
wurde beginnend eine Literaturauswertung<br />
durchgeführt. Als eine Ursache von erhöhten<br />
Nickelkonzentrationen im Gr<strong>und</strong>wasser altlastenfreier<br />
Standorte wird eine Versauerung des Gr<strong>und</strong>wassers in<br />
meist flachen Gr<strong>und</strong>wasserleitern beschrieben. So werden<br />
in versauerten Gr<strong>und</strong>wässern der Rheinhauptterrasse<br />
bei minimalen pH-Werten von etwa 4,5 Nickelkonzentrationen<br />
bis etwa 60 µg/L beobachtet [1, 2].<br />
Vergleichbares wird im Terrassengr<strong>und</strong>wasserleiter des<br />
Rheines in Wesel an einer Multi-Level-Messstelle gemessen<br />
[3]. In Gütersloh wurde im Bereich der Gr<strong>und</strong>wasserversauerungsfront<br />
ebenso eine Nickelfreisetzung bis<br />
r<strong>und</strong> 200 µg/L bestimmt [4]. In den Sennesanden wurden<br />
in einer Multi-Level-Messstelle Nickelkonzentrationen<br />
bis etwa 70 µg/L vorgef<strong>und</strong>en. Die niedrigen pH-<br />
Werte <strong>und</strong> bestimmte Sättigungsindizes für die Mineralphase<br />
Calcit („Kalk“) unterhalb von 0 ließen auch dort<br />
eine versauerungsbedingte Nickelfreisetzung erkennen.<br />
Zusätzlich wiesen niedrige bis negative Sättigungsindizes<br />
für Eisenhydroxid auf eine Lösung bzw. fehlende<br />
Fällung des Eisens als Eisenhydroxid-Mineral im Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />
hin [3]. Im Verbreitungsgebiet des Unterkreidesandsteins<br />
im Egge-Gebirge (NRW) wurden<br />
ebenso erhöhte Nickelkonzen trationen bei sauren pH-<br />
Werten nachgewiesen [1]. In Dänemark werden vergleichbare<br />
Effekte in einem versauerten Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />
beschrieben [5]. Die genaue Herkunft des Nickels<br />
wurde dabei meist nicht untersucht. Jedoch kommt<br />
Cremer [1] <strong>zur</strong> Einschätzung, dass die Versauerung <strong>zur</strong><br />
Desorption von Schwermetallen von Eisenhydroxiden<br />
(≡] Fe – O) oder Tonmineralen in kalkarmen oder kalkfreien<br />
Böden <strong>und</strong> Gesteinen führt (Gl. 1). Zusätzlich<br />
können Karbonat-Minerale als Nebenbestandteile auch<br />
Nickel enthalten <strong>und</strong> daraus mobilisiert werden [1]. Bei<br />
Säureeintrag z.B. durch Regen (pH ≈ 5,6) oder sauren<br />
Regen (pH < 5,6) oder durch Pyrit-Oxidationsprozesse<br />
[6] können die enthaltenen Schwermetalle durch<br />
Lösung ebenfalls freigesetzt werden (Gl. 2 [1]).<br />
≡] Fe – ONi + + H + ↔ ≡] Fe – OH + Ni 2+ (Gl. 1)<br />
Ca 0,995 Ni 0,005 CO 3 (s) + H + ↔ 0,995 Ca 2+ +<br />
0,005 Ni 2+ + HCO 3<br />
– (Gl. 2)<br />
Neben der versauerungsbedingten Mobilisierung wird<br />
meist in tieferen Gr<strong>und</strong>wasserleitern eine oxidationsbedingte<br />
Nickelfreisetzung beschrieben. Dort wird<br />
vor allem durch das Vordringen von Nitrat in bisher<br />
anaerobe Gr<strong>und</strong>wasserleiter eine Oxidation von Sulfid-<br />
Mineralen wie Pyrit (FeS 2 ) verursacht [1, 3]. Da diese<br />
Sulfid-Minerale häufig auch geringe Mengen anderer<br />
Schwermetalle wie Nickel, Kobalt <strong>und</strong> Zink enthalten,<br />
werden diese neben dem Eisen <strong>und</strong> Sulfat in das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
bei dessen Oxidation freigesetzt (Gl. 3 [1, 6]) In<br />
der Gleichung 3 wurde eine Pyrit-Zusammensetzung<br />
genutzt, wie sie in [1] für die genannten Elemente<br />
beschrieben wurde.<br />
Fe 0,92 Ni 0,01 Co 0,01 Zn 0,06 S 2 (s) + 3,5 O 2 + H 2 O ↔<br />
0,92 Fe 2+ + 0,01 Ni 2+ 0,01 Co 2+ 0,06 Zn 2+ +<br />
2 SO 4<br />
2– + 2 H + (Gl. 3)<br />
Diese Pyrit-Oxidationsreaktion ist auch mit einer starken<br />
Säurefreisetzung gekoppelt (Gl. 3), wodurch es ebenfalls<br />
zu einer versauerungsbedingten Desorption oder Karbonat-Lösung<br />
kommen kann (Gl. 1 <strong>und</strong> 2). Erkennbar<br />
wird diese Reaktion vor allem an einer gleichzeitig stattfindenden<br />
Erhöhung der Sulfat-Konzentration im<br />
Gr<strong>und</strong>wasser. Bei unterirdischen Enteisenungsprozessen<br />
wird Sauerstoff in den genutzten Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />
infiltriert. Dieser Sauerstoffeintrag kann in Sulfidhaltigen<br />
Gr<strong>und</strong>wasserleitern auch zu einer wahrscheinlich<br />
nur vorübergehenden Mobilisierung von Nickel führen<br />
[10]. Eine Trennung beider Mobilisierungsprozesse ist<br />
notwendig, um eine Prognose <strong>zur</strong> weiteren Entwicklung<br />
der Nickelkonzentrationen im Gr<strong>und</strong>wasser zu<br />
erstellen <strong>und</strong> eine Strategie für mög liche Gegenmaßnahmen<br />
anzudenken.<br />
2. Untersuchungen<br />
2.1 Methoden<br />
2.1.1 Geologische <strong>und</strong> hydrogeologische Situation<br />
Beginnend wurde die geologische <strong>und</strong> hydrogeologische<br />
Situation der beiden <strong>Wasser</strong>ge winnungen intensiv<br />
durch Auswertung vorhandener Daten untersucht. Es<br />
wurden mehrere hydrogeologische Profile neu erstellt<br />
<strong>und</strong> die vorhandenen <strong>Wasser</strong>qualitätsdaten als Kreisdiagramme<br />
darin dargestellt.<br />
2.1.2 Auswertung vorhandener <strong>Wasser</strong>analysen<br />
Um die Art der Nickelmobilisierung zu untersuchen,<br />
wurden Zeitreihen <strong>zur</strong> Entwicklung relevanter <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />
der Einzelbrunnen der <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />
erstellt. Um Abhängigkeiten von <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen<br />
zu erkennen, wurde ergänzend eine Vielzahl von x-y-<br />
Diagrammen erstellt <strong>und</strong> ausgewertet. Von komplett<br />
vorliegenden <strong>Wasser</strong>analysen der Brunnen wurden mithilfe<br />
des hydrogeochemischen Programms PHREEQC2<br />
[7] Sättigungszustände relevanter Mineralphasen berechnet<br />
<strong>und</strong> deren Ergebnisse dargestellt <strong>und</strong> ausgewertet.<br />
2.1.3 Beprobung der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Vorhandene Daten <strong>zur</strong> Veränderung der <strong>Wasser</strong>chemie<br />
bei der Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell wurden<br />
gesichtet <strong>und</strong> ausgewertet. Da die Nickelbindung vor<br />
allem im Nachfilter (Fall-Verdüsungs-Filter <strong>zur</strong> Entmanganung<br />
<strong>und</strong> Einstellung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes<br />
mit Magnodol) erfolgt, wurde das Ausräumen<br />
des kompletten Filtermaterials genutzt, um Feststoffproben<br />
zu erhalten. Neun über die gesamte Tiefe entnommene<br />
Feststoffproben wurden in Königswasser entspre-<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 829
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
chend DIN 38414-S7 [8] gelöst <strong>und</strong> die enthaltenen<br />
Haupt-, Neben- <strong>und</strong> Spurenmetalle mithilfe einer Grafitrohr-AAS<br />
bzw. AAS untersucht. Um zu bestimmen, ob<br />
sich das Nickel an Karbonat-Mineralen des Nachfilters<br />
bindet, wurden ebenfalls die neun Feststoffproben mit<br />
einer 1-molaren Natriumacetat-Essigsäurelösung (pH 5)<br />
über 24 St<strong>und</strong>en geschüttelt [9] <strong>und</strong> die gelösten Metalle<br />
auch mithilfe einer Grafitrohr-AAS bzw. AAS bestimmt.<br />
Bild 2. Hydrogeologisch/Hydrochemisches Profil im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung Kaldenkirchen.<br />
Bild 3.<br />
Abhängigkeit<br />
der gemessenen<br />
pH-<br />
Werte <strong>und</strong><br />
Nickelkonzentrationen<br />
im Gr<strong>und</strong>wasser<br />
der<br />
untersuchten<br />
Brunnenwässer<br />
der <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />
Breyell (BTB1-2) <strong>und</strong> Kaldenkirchen (KtB1-8) (<strong>Wasser</strong>proben mit<br />
Nickelkonzentrationen unterhalb der Nachweisgrenze wurden mit<br />
der häufig relevanten Nachweisgrenze von 10 µg/L in das Diagramm<br />
eingetragen).<br />
Bild 4.<br />
Berechnete<br />
Sättigungsindexwerte<br />
für<br />
Calcit der<br />
<strong>Wasser</strong>proben<br />
der Förderbrunnen<br />
gegen den<br />
pH-Wert.<br />
pH-Wert<br />
SI-Calcit<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
BTB1<br />
6,5<br />
BTB2<br />
KTB1<br />
KTB2<br />
6,0<br />
KTB3<br />
KTB4<br />
KTB5<br />
5,5<br />
KTB6<br />
KTB7<br />
KTB8<br />
5,0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Kaldenkirchen:<br />
KTB1<br />
KTB2<br />
KTB3<br />
KTB4<br />
KTB5<br />
KTB6<br />
KTB7<br />
KTB8<br />
Breyell:<br />
BTB1<br />
BTB2<br />
TVO-Ni-Grenzwert<br />
20 µg/L<br />
Übersättigung<br />
Sättigung<br />
Untersättigung<br />
Ni [µg/L]<br />
nettetal4.opj<br />
-4<br />
4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0<br />
pH<br />
nettetal5.opj<br />
2.2 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion<br />
2.2.1 Geologische <strong>und</strong> hydrogeologische Situation<br />
Die bearbeiteten beiden <strong>Wasser</strong>gewinnungen beziehen<br />
ihr Rohwasser aus quartären Porengr<strong>und</strong> wasserleitern am<br />
linken Niederrhein im Deutsch-Niederländischen Grenzgebiet.<br />
Die Gr<strong>und</strong>wasser förderung erfolgt jeweils aus<br />
dem lokal zweiten Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk. Im <strong>Wasser</strong>werk<br />
Breyell überlagert die jüngere <strong>und</strong> ältere Hauptterrasse<br />
(Horizont 16/12) den Reuver-C-Ton (Horizont 11E).<br />
Darunter folgt ein sandig-kiesiger Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />
(Horizont 11D), in dem die <strong>Wasser</strong>entnahme stattfindet.<br />
Im <strong>Wasser</strong>werk Kaldenkirchen lagert die jüngere<br />
Hauptterrasse (Horizont 16) über dem als Gr<strong>und</strong>wassergeringleiter<br />
wirkenden Tegelen-Ton (Horizont 13). Darunter<br />
folgt mit der älteren Hauptterrasse (Horizont 12)<br />
der Förderhorizont im ebenfalls lokal zweiten Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk<br />
(Bild 2). Jedoch wird in der Nähe des<br />
Förderbrunnens 4 (TB 4) der <strong>Wasser</strong>gewinnung ein geologisches<br />
Fenster beobachtet. In diesem Bereich erfolgt<br />
ein verstärkter Zustrom von Gr<strong>und</strong>wasser des überlagernden<br />
1. Gr<strong>und</strong>wasserstockwerkes in den Förderhorizont.<br />
Das Gr<strong>und</strong>wasser des 1. Gr<strong>und</strong>wasserstockwerks<br />
ist im Vergleich zum Förderhorizont insgesamt im Mittel<br />
höher mineralisiert, was an größeren Radien der dargestellten<br />
Kreisdiagramme sichtbar wird (Bild 2). Durch<br />
die intensive Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen<br />
<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen hohen Nitrat-Einträge werden<br />
im obersten Gr<strong>und</strong>wasserleiter hohe Konzentrationen<br />
zwischen 100 <strong>und</strong> 230 mg/L Nitrat gemessen. Im<br />
Förderhorizont sind die Nitratkonzentrationen deutlich<br />
niedriger mit Werten meist < 20 mg/L. Durch das geologische<br />
Fenster tritt nitratbelastetes Gr<strong>und</strong>wasser aus<br />
dem obersten Leiter in den Förderhorizont ein, wodurch<br />
die Gesamtmineralisation <strong>und</strong> die Nitratkonzentrationen<br />
ansteigen <strong>und</strong> deshalb dort deutlich größere Kreisdiagramme<br />
in der Profildarstellung sichtbar werden<br />
(Bild 2). Das zuströmende Gr<strong>und</strong>wasser aus dem ersten<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk weist neben einer höheren<br />
Gesamtmineralisation auch erniedrigte pH-Werte auf.<br />
Somit sind im Nahbereich des geologischen Fensters<br />
beide nickelfreisetzende Gegebenheiten a) Versauerung<br />
<strong>und</strong> b) Zustrom von nitrathaltigem <strong>Wasser</strong> in reduzierte<br />
Gr<strong>und</strong>wasserleiter (siehe Kap. 1.2) vorhanden.<br />
2.2.2 Hydrochemische Auswertungen<br />
Neben einer Vielzahl anderer hydrochemischer Auswertungen<br />
wurde die Nickelkonzentration der Förderbrun-<br />
Juli/August 2012<br />
830 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
nenwässer u.a. gegen die gemessenen pH-Werte des<br />
<strong>Wasser</strong>s aufgetragen, um eine versauerungsbedingte<br />
Nickelmobilisierung erkennen zu können (Bild 3). Bild 3<br />
lässt erkennen, dass Nickelkonzentrationen unterhalb<br />
der Nachweisgrenze (meist 10 µg/L) weit überwiegend<br />
bei pH-Werten um den Neutralpunkt (pH 6,5 bis 7,5)<br />
auftreten. Deutlich erhöhte Nickelkonzentrationen werden<br />
im Gegensatz dazu bei Gr<strong>und</strong>wässern mit pH-Werten<br />
< 6,5 beobachtet (Bild 3). Besonders hohe Nickelkonzentrationen<br />
werden dabei in den beiden Tiefbrunnen<br />
der <strong>Wasser</strong>gewinnung Breyell gemessen (BTB1 <strong>und</strong><br />
BTB2). Dies deutet auf eine Nickelmobilisierung durch<br />
Versauerung hin.<br />
Bei insgesamt niedrigen Nitratkonzentrationen wird<br />
in den Tiefbrunnen des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell ein<br />
Anstieg der Chlorid- <strong>und</strong> Sulfatkonzentrationen gemessen,<br />
die auf einen Zustrom von oberflächennahem<br />
Gr<strong>und</strong>wasser in den tieferen Förderhorizont durch<br />
Leakage hinweist. Da die Nitratkonzentrationen auf<br />
niedrigem Niveau dort verharren, ist eine Nitratminderung<br />
durch Sulfidoxidation in dieser <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
möglich. Ob diese Reaktion im <strong>Wasser</strong>werk Breyell die<br />
Nickelkonzentration stärker steigen lässt als im Tiefbrunnen<br />
4 der Gewinnung Kaldenkirchen, ist bisher<br />
nicht geklärt.<br />
Für die Förderwässer beider <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />
wurden Sättigungsberechnungen u.a. für die Mineralphase<br />
Calcit durchgeführt, um die Auswirkungen des<br />
Säureeintrags auf das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht<br />
zu berechnen. Die Ergebnisse zeigen einen erwarteten<br />
starken Zusammenhang beider Parameter. Mit abnehmenden<br />
pH-Werten wird eine zunehmende Untersättigung<br />
des Gr<strong>und</strong>wassers gegenüber Calcit berechnet<br />
(Bild 4). Während die Brunnen mit geringen Nickelkonzentrationen<br />
(KTB1-3 <strong>und</strong> KTB5-8) bei pH-Werten um<br />
den Neutralpunkt einen Sättigungsindex bis minimal –2<br />
zeigen, wird bei den nickelführenden Brunnen (KTB4,<br />
BTB1-2) eine meist stärkere Untersättigung berechnet.<br />
Die Ergebnisse zeigen damit insgesamt, dass die Nickelmobilisierung<br />
vor allem durch Versauerung ausgelöst<br />
wird.<br />
2.2.3 Beprobung der <strong>Wasser</strong>aufbereitung der<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung Breyell<br />
Das Gr<strong>und</strong>wasser der <strong>Wasser</strong>gewinnung Breyell durchläuft<br />
nach Belüftung einen geschlossenen Enteisenungsfilter<br />
(Vorfilter). Anschließend passiert das <strong>Wasser</strong><br />
einen offenen Fall-Verdüsungs-Filter, in dem die Entmanganung<br />
<strong>und</strong> durch die Reaktion mit halbgebrannten<br />
Dolomit (Magnodol) eine Einstellung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes<br />
erfolgt. Die <strong>Wasser</strong>beprobung<br />
der <strong>Wasser</strong>auf bereitung zeigte, dass die<br />
Nickelentfernung vor allem im Fall-Verdüsungs-Filter<br />
erfolgt. Die untersuchten Feststoffproben des Fall-Verdüsungs-Filters<br />
ließen einen klaren Zusammenhang der<br />
Nickelgehalte in Abhängigkeit von den Mangangehalten<br />
erkennen (Bild 5). Dies weist auf eine Bindung bzw.<br />
Mitfällung des Nickels an den Manganoxiden bei deren<br />
Fällung hin.<br />
Zusätzlich wurde untersucht, ob das ausgefällte<br />
Nickel ebenso an Karbonatmineralen des Fall-Verdüsungs-Filters<br />
durch Reaktion mit dem eingesetzten<br />
halbgebrannten Dolomit (Magnodol) geb<strong>und</strong>en wird<br />
(Bild 6). Der ebenfalls ermittelte klare Zusammenhang<br />
lässt erkennen, dass Nickel neben der Bindung an Manganoxiden<br />
auch an Calciumkarbonat-Mineralen fixiert<br />
wird.<br />
3. Zusammenfassung<br />
Die Nickelfreisetzung in das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> dessen<br />
Bindung bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung wurde im Bereich<br />
der <strong>Wasser</strong>gewinnungen Breyell <strong>und</strong> Kaldenkirchen der<br />
Ni [mg/kg]<br />
Ni [mg/L]<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Mn [mg/kg]<br />
nettetal-koenigs3.opj<br />
Bild 5. Ermittelter Zusammenhang zwischen den Mangan-<br />
<strong>und</strong> Nickelgehalten der Feststoffproben aus dem<br />
Fall-Verdüsungs-Filter des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell nach<br />
Königswasseraufschluss (DIN 38414-S7) (r2 = 0,66).<br />
nettetal-acetat3.opj<br />
0<br />
4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />
Ca [mg/L]<br />
Bild 6. Ermittelter Zusammenhang zwischen der Calcium-<br />
<strong>und</strong> Nickelkonzentration der Feststoffproben aus<br />
dem Fall-Verdüsungs-Filter des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell<br />
nach Acetataufschluss (r2 = 0,86).<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 831
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Stadtwerke Nettetal (Niederrhein) untersucht. Die Förderung<br />
erfolgt aus dem lokal jeweils zweiten Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk.<br />
Die hydrochemischen Untersuchungen<br />
ließen erkennen, dass die Nickelfreisetzung in das<br />
Gr<strong>und</strong>wasser vor allem durch eine Versauerung verursacht<br />
wird. Nickel wurde dabei in Gr<strong>und</strong>wässern unterhalb<br />
von pH 6,5 beobachtet, die sich durch stark negative<br />
Sättungsindizes für Calcit auszeichnen. Das freigesetzte<br />
Nickel wird im <strong>Wasser</strong>werk Breyell im<br />
Fall-Verdüsungs-Filter sicher entfernt. Die durchgeführten<br />
Untersuchungen an den Feststoffen ließen eine<br />
Bindung an den gefällten Manganoxiden <strong>und</strong> an Calciumkarbonat-Mineralen<br />
nach Reaktion mit halbgebranntem<br />
Dolomit erkennen.<br />
Literatur<br />
[1] Cremer, N.: Schwermetalle im Gr<strong>und</strong>wasser Nordrhein-Westfalens<br />
unter besonderer Berücksichtigung des Nickels in<br />
tieferen Gr<strong>und</strong>wasserleitern der Niederrheinischen Bucht.<br />
Besondere Mitteilungen zum Deutschen Gewässerk<strong>und</strong>lichen<br />
Jahrbuch, 60 (2002), 178 S..<br />
[2] Cremer, N. , Wisotzky, F., Bergmann, A., Dördelmann, O. <strong>und</strong><br />
Stetter, D.: Die Novelle der Trinkwasserverordnung: Senkung<br />
des Grenzwertes für Nickel - Ursachen des Auftretens im <strong>und</strong><br />
<strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Entfernung aus Rohwasser, Teil XI. – BBR<br />
(2002), 11 S.<br />
[3] Wisotzky, F.: Angewandte Gr<strong>und</strong>wasserchemie, Hydrogeologie<br />
<strong>und</strong> hydrogeochemische Modellierung (2011). Springer<br />
Verlag, 449 S.<br />
[4] Hahne, J., Mehling, C., Schiffner, H.-M. <strong>und</strong> Overath, H.: Auftreten<br />
<strong>und</strong> Entfernung toxischer Schwermetalle bei der Gewinnung<br />
<strong>und</strong> Aufbereitung von Gr<strong>und</strong>wasser. BBR (2000) Nr. 8,<br />
S. 34–39.<br />
[5] Kjoller, C., Larsen, F. and Postma, D.: Nickel mobilization in a<br />
sandy aquifer in response to gro<strong>und</strong>water acidification. In:<br />
Bjerg, P.L., Engesgaard, P., Krom, T. D. (2000): Gro<strong>und</strong>water<br />
2000, p. 259–260.<br />
[6] Wisotzky, F.: Untersuchungen <strong>zur</strong> Pyritoxidation in Sedimenten<br />
des Rheinischen Braunkohlereviers <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />
auf die Chemie des Gr<strong>und</strong>wassers. Besondere Mitteilungen<br />
zum Deutschen Gewässerk<strong>und</strong>lichen Jahrbuch<br />
Nr. 58, Herausgegeben vom Landesumweltamt Nordrhein-<br />
Westfalen in Essen (1994), 153 S.<br />
[7] Parkhurst, D.L. and Appelo, C.A.J.: User’s guide to PHREEQC<br />
(version 2) – A computer program for speciation, batchreaction,<br />
one-dimensional transport and inverse geochemical<br />
calculations. – Water-Resources Investigations Report<br />
99-4259; U.S. Department of the Interior, U.S. Geological<br />
Survey, (1999) 312 pp.; Denver, Colorado.<br />
[8] Deutscher Normenausschuss [Hrsg.]: DIN 38414, Teil 7 – Aufschluss<br />
mit Königswasser <strong>zur</strong> nachfolgenden Bestimmung<br />
des säurelöslichen Anteils an Metallen (S7). – Deutsches Institut<br />
für Normung e.V., Berlin (1983).<br />
[9] Tessier, A., Campbell, P.G.C. and Bisson, M.: Sequential extraction<br />
procedure for the speciation of particulate trace elements.<br />
Analytical Chemistry, 51-7 (1979), p. 844–851.<br />
[10] Ewert, T., Wisotzky, F., Schindler, R., Schumacher, D. <strong>und</strong> Rott,<br />
U.: Erfahrungen mit der unterirdischen Enteisenung an<br />
den <strong>Wasser</strong>werken der Niederrhein<strong>Wasser</strong> GmbH. <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 2, S. 170–175.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 16.03.201<br />
ohne Korrekturauflagen<br />
Im Peer-Review-<strong>Verfahren</strong> begutachtet<br />
Prof. Dr. Frank Wisotzky<br />
E-Mail: frank.wisotzky@rub.de |<br />
MSc. Osman Can Kandemiroglu<br />
E-Mail: osman.kandemiroglu@rub.de |<br />
Ruhr-Universität Bochum |<br />
Lehrstuhl Angewandte Geologie, NA3/126 |<br />
Universitätsstraße 150 |<br />
D-44801 Bochum<br />
Christian Plassmann<br />
E-Mail: christian.plassmann@stadtwerke-nettetal.de |<br />
Stadtwerke Nettetal |<br />
Leuther Straße 25 |<br />
D-41334 Nettetal<br />
Juli/August 2012<br />
832 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Buchbesprechung<br />
Buchbesprechung<br />
Mikrobiologie des Trinkwassers<br />
Gr<strong>und</strong>legendes Fachwissen zum Betrieb einer<br />
seuchenhygienisch einwandfreien Trinkwasserversorgung<br />
Von Dirk Schoenen. München: Oldenbourg Industrieverlag<br />
2011. 1. Auflage, 268 S., geb., Preis: 149,90 €,<br />
ISBN 978-3-8356-3247-9, Bestellnummer: 66008410.<br />
In der Trinkwasserüberwachung hat in den letzten ein<br />
oder zwei Jahrzehnten ein Paradigmenwechsel stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Bis in die späten 90er Jahre des vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts standen im Blickpunkt der Fachöffentlichkeit<br />
die chemischen Belastungen des Trinkwassers<br />
an erster Stelle. Nichtsdestotrotz waren<br />
natürlich mikrobiologische Probleme vorhanden, die<br />
aber nicht so sehr in den Mittelpunkt rückten. Das<br />
änderte sich erst mit dem sehr großen Cryptosporidienausbruch<br />
in Milwaukee 1993. Bei diesem Ausbruchgeschehen<br />
wurden etwa 400 000 Personen<br />
erfasst, die durch Trinkwassergenuss erkrankten.<br />
Damals änderte sich der Blick der Fachwelt hin zu<br />
den Emerging Infectious Diseases (neue oder neu auftretende<br />
Infektionskrankheiten, wobei unter diesem<br />
Begriff auch nicht über Trinkwasser übertragbare<br />
Infektionskrankheiten fallen). In Deutschland gab es<br />
im Jahr 2000 den ersten Giardienausbruch über Trinkwassertalsperrenwasser<br />
mit acht Erkrankten. Der<br />
Gesetzgeber reagierte mit der Trinkwasserverordnung<br />
von 2001 mit der Aufnahme der allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik <strong>zur</strong> Aufbereitung von Trinkwasser<br />
<strong>und</strong> in der Novellierung von 2011 mit der verschärften<br />
Untersuchungspflicht von Legionellen in<br />
gewerblich genutzten Gebäuden.<br />
In diesem Kontext ist das vorliegende Buch zu sehen.<br />
Der Untertitel gibt die Richtung vor, <strong>und</strong> zwar soll<br />
die Lektüre gr<strong>und</strong>legendes Fachwissen zum Betrieb<br />
einer seuchenhygienisch einwandfreien Trinkwasserversorgung<br />
geben.<br />
Das Buch hat insgesamt 15 Kapitel, die sich diesem<br />
Thema widmen. Einleitend werden die Probleme am<br />
Beispiel von John Snow (wenn man so will dem ersten<br />
Epidemiologen), <strong>und</strong> Robert Kochs Aufklärung<br />
der Choleraepidemie in Hamburg angeschnitten.<br />
Kapitel zwei geht auf die „Ausbreitungswege von<br />
Krankheitserregern“ ein, wobei die fäkal-oral übertragenden<br />
Krankheitserreger das größere Potenzial<br />
haben vor den fakultativ pathogenen Erregern (darunter<br />
versteht man opportunistische Krankheitserreger,<br />
die allerdings nicht krankmachend sind, solange<br />
sie an ihrem natürlichen Standort <strong>und</strong> in ausgewogenen<br />
Anteil an der Gesamtflora vorkommen. Unter<br />
veränderten Bedingungen wie z. B. einem Standortwechsel<br />
oder wenn sie mit Personen mit reduzierter<br />
Immunkompetenz in Berührung kommen, können<br />
sie zu Krankheitserregern werden).<br />
Im folgenden Kapitel „Krankheitserreger <strong>und</strong> Trinkwasser“<br />
wird ausführlich auf die fäkal-oralen <strong>und</strong><br />
fakultativ pathogenen Erreger eingegangen. Interessant<br />
sind hier auch die Tabellen, zum einen diejenigen<br />
aus denen die Krankheitserreger ersichtlich sind,<br />
welche auf fäkal-oralem Weg mit dem <strong>Wasser</strong> übertragen<br />
werden können. In einer zweiten Tabelle sind<br />
bakterielle <strong>und</strong> parasitäre Erreger aufgeführt, die sich<br />
in Trinkwassersystemen vermehren können, eine<br />
dritte Tabelle listet die Inkubationszeiten der wichtigsten<br />
mit dem Trinkwasser übertragbaren Krankheitserreger<br />
auf. Kapitel vier geht auf die Herkunft<br />
des <strong>Wasser</strong>s für Trinkwasserzwecke ein, Kapitel fünf<br />
kurz auf die „Verwendung von Trinkwasser“.<br />
Kapitel sechs geht ausführlich auf die über die Jahre<br />
beobachteten Trinkwasserepidemien ein <strong>und</strong> hält für<br />
den eiligen Leser, eine knapp siebenseitige Aufstellung<br />
der Trinkwasserepidemien, beginnend mit<br />
einem Choleraausbruch 1850 <strong>und</strong> endend mit einem<br />
E.coli/EHEC O 157:H7-Ausbruch in Walkerton,<br />
Kanada im Jahr 2000 bereit. Kapitel sieben folgt mit<br />
dem „Schutz vor fäkal-oral übertragbaren Krankheitserregern“,<br />
in welchem auf Gewässerschutz, Aufbereitungs-<br />
<strong>und</strong> Desinfektionsmöglichkeiten eingegangen<br />
wird. Das Kapitel acht klärt über die „Hygienisch-mikrobiologischen<br />
Anforderungen an das<br />
Trinkwasser“ auf. Ausführlich geht der Autor auf das<br />
Indikatorprinzip ein, während im Kapitel neun der<br />
Schwerpunkt auf den „Biologischen <strong>und</strong> mikrobiologischen<br />
Beeinträchtigungen des Trinkwassers auf<br />
dem Transportweg“ liegt. Mit zwei Sätzen wird das<br />
folgende Kapitel 10 „Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />
von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen“ abgehandelt,<br />
wohingegen im schon als Anhang geführten Kapitel<br />
11 dem Cryptosporidienausbruch in Milwaukee<br />
nochmals breiter Raum eingeräumt wird. Außerdem<br />
geht es im Kapitel 11 noch um die „Mikrobiologische<br />
Prüfung von Werkstoffen“ <strong>und</strong> den „Einfluss der<br />
inhomogenen Bestrahlung bei der UV-Desinfektion“.<br />
Kapitel 12 gibt das sehr ausführliche Literaturverzeichnis,<br />
Kapitel 13 das Bildverzeichnis <strong>und</strong> Kapitel<br />
14 das Tabellenverzeichnis wieder, daran schließt als<br />
Kapitel 15 das Register an. Michael Gaßner<br />
Bestell-Hotline<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 833
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Neue Ansätze <strong>zur</strong> Analyse der<br />
Trinkwasserverwendung<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, Trinkwasserverwendung, <strong>Wasser</strong>zähler, K<strong>und</strong>enmessungen,<br />
Analyse software, Nutzungsanalyse<br />
Thomas Werner, Kim Augustin <strong>und</strong> Michael Hjelm<br />
Bei Hamburg <strong>Wasser</strong> wurden feinauflösende <strong>Wasser</strong>zähler<br />
eingesetzt, um anschließend den <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />
mit einem amerikanischen Analyseprogramm<br />
auf einzelne Nutzungszwecke zu beziehen. In diesem<br />
Test wurde die Einsatzfähigkeit erfolgreich überprüft<br />
<strong>und</strong> die Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die<br />
Anwendung ist anspruchsvoll, lässt aber eine tiefere<br />
Datenanalyse zu, als es bisher der Fall war.<br />
New Approach to Analyze Residential End Uses of<br />
Water<br />
Hamburg <strong>Wasser</strong> has used modified water meters and<br />
an American analyzing software to test new<br />
approaches of investigating the domestic water end<br />
use. The tools were successfully tested and the possible<br />
benefits are summarized. The use is ambitious,<br />
but new levels of data analysis are reached.<br />
1. Einleitung<br />
Täglich fließt <strong>Wasser</strong> für die unterschiedlichsten Zwecke<br />
in die Haushalte. Es wird im Bad oder in der Küche entnommen,<br />
<strong>zur</strong> Spülung der Toilette oder <strong>zur</strong> Bewässerung<br />
des Gartens eingesetzt, es wird zum Trinken<br />
genutzt oder zum Hände waschen. Kaum ein K<strong>und</strong>e<br />
kennt außer der Jahresmenge sein eigenes Nutzerverhalten<br />
im Detail [1]. Auch für die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
sind zumeist nur gemessene Einspeisekurven<br />
<strong>und</strong> Summenwerte verfügbar, <strong>und</strong> diese bilden<br />
nicht die Nutzerebene ab.<br />
In Deutschland wird in Bezug auf die Trinkwasserverwendung<br />
häufig ein Diagramm mit den unterschiedlichen<br />
Nutzungsanteilen zitiert [2] (Bild 1), dessen<br />
Bild 1. Trinkwasserverwendung im Haushalt 2011, BDEW [2].<br />
ursprüngliche Herkunft <strong>und</strong> das Jahr seiner Entstehung<br />
von den Autoren dieses Artikels nicht recherchiert werden<br />
konnten. Nach den Kategorien zu urteilen, stammt<br />
es vermutlich aus einer Zeit, in der die Autopflege noch<br />
einen festen Bestandteil im häuslichen <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />
einnahm.<br />
Es gibt verschiedene Einflüsse auf die Größe <strong>und</strong><br />
Verteilung der <strong>Wasser</strong>nutzung beim K<strong>und</strong>en. Das individuelle<br />
Nutzungsverhalten kann sich mit dem Alter, dem<br />
Lebensstand <strong>und</strong> der Sozialstruktur ändern, auch wird<br />
der Haushaltsgröße ein Einfluss zugeschrieben. Die Verringerung<br />
der Spülmenge bei der Toilettenspülung [3]<br />
<strong>und</strong> moderne Technologien bei wassernutzenden Haushaltsgeräten<br />
wirken sich ebenfalls auf die Höhe des<br />
<strong>Wasser</strong>bedarfs aus. Seit über 30 Jahren nimmt der<br />
<strong>Wasser</strong>bedarf überwiegend ab.<br />
Die Höhe der durchschnittlichen <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
basiert auf Messgrößen. Im genauesten Fall lassen sie<br />
sich von <strong>Wasser</strong>zählern in den Haushalten ermitteln. Die<br />
Größe der Nutzungsanteile bei der Trinkwasserverwendung<br />
ließ sich dagegen bisher nur schwer durch Messungen<br />
überprüfen. Es sind keine Studien aus Deutschland<br />
bekannt, in denen über einen längeren Zeitraum<br />
eine detaillierte Erfassung <strong>und</strong> Zuordnung der genutzten<br />
<strong>Wasser</strong>mengen erfolgte.<br />
Eine Methode <strong>zur</strong> genaueren Untersuchung der<br />
Trinkwasserverwendung stammt aus den USA. Dort<br />
wurde Mitte der 90er Jahre zunächst eine Untersuchung<br />
an 16 Häusern durchgeführt, <strong>und</strong> von 1997–1999 wurden<br />
in 12 nordamerikanischen Städten insgesamt 1200<br />
Häuser auf ihren <strong>Wasser</strong>gebrauch detailliert untersucht<br />
[4]. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde von der<br />
amerikanischen Firma Aquacraft die Software ‚Trace<br />
Juli/August 2012<br />
834 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
Wizard‘ entwickelt, mit der sich eine feinauflösende<br />
Ganglinie des <strong>Wasser</strong>gebrauchs in einzelne <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse<br />
unterteilen lässt. Mittlerweile sind auch<br />
in Australien <strong>und</strong> Neuseeland Studien durchgeführt<br />
worden, bei denen mit der gleichen Methode der <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />
in Einzelereignisse aufgelöst wurde [6, 7].<br />
Lassen sich diese Methoden auch bei uns anwenden<br />
<strong>und</strong> welche Erkenntnisse können wir von einem<br />
genauen Blick auf die <strong>Wasser</strong>verwendung erwarten?<br />
Dieser Frage ist Hamburg <strong>Wasser</strong> nachgegangen <strong>und</strong><br />
stellt nachfolgend die bisherigen Erfahrungen vor.<br />
2. Analyse von <strong>Wasser</strong>verbrauchsganglinien<br />
durch die Auflösung in Nutzungsereignisse<br />
Für die Anwendung einer Software <strong>zur</strong> Analyse der<br />
häuslichen Gebrauchsganglinie sind verschiedene Voraussetzungen<br />
erforderlich. Um aus den Messwerten<br />
plausible Zuordnungen vorzunehmen, sind als Gr<strong>und</strong>lage<br />
die Kenntnis der Wohnsituation <strong>und</strong> der nutzenden<br />
Personen erforderlich.<br />
In einem K<strong>und</strong>engespräch <strong>und</strong> mit einem Fragebogen<br />
werden Angaben über die Bewohner als <strong>Wasser</strong>nutzer,<br />
die Ausstattung mit wassernutzenden Geräten,<br />
die Gartengröße als vorhandene Bewässerungsfläche<br />
<strong>und</strong> das erwartete Nutzungsverhalten zusammengestellt.<br />
Begleitend findet eine Testmessung an den wassernutzenden<br />
Einrichtungen statt, um charakteristische<br />
Betriebswerte als Vergleichsmuster zu erfassen.<br />
Für die Messung werden <strong>Wasser</strong>zähler mit einem<br />
Impulsausgang hoher Auflösung eingebaut. Wünschenswert<br />
sind 70–100 Impulse/Liter, um auch kleine<br />
<strong>Wasser</strong>mengen zu erfassen. Die erzeugten Impulse sollten<br />
in Zeitintervallen von 1–10 Sek<strong>und</strong>en von einem<br />
Datenlogger registriert werden.<br />
Die ausgelesenen Datensätze bedürfen vor einer<br />
Auswertung gegebenenfalls einer Umwandlung in eine<br />
für die Auswertungssoftware kompatible Datenstruktur.<br />
Dies betrifft vor allem das Datum <strong>und</strong> das Dateiformat.<br />
Im Programm ‚Trace Wizard‘ sind die Datensätze im .csv-<br />
Format anzugeben.<br />
Mit ‚Trace Wizard‘ werden die eingelesenen Messdaten<br />
als Säulendiagramm dargestellt <strong>und</strong> die einzelnen<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse sowohl graphisch als auch<br />
numerisch beschrieben.<br />
Die unterschiedlichen wassernutzenden Geräte <strong>und</strong><br />
Entnahmearmaturen, wie z. B. Dusche, Toilette oder<br />
Waschmaschine, erzeugen meist ähnliche Verbrauchsmuster,<br />
die durch ihre Dauer, den Volumenstrom <strong>und</strong><br />
häufig den Eintrittszeitpunkt charakterisiert sind. Das<br />
Programm kann diese Muster erkennen <strong>und</strong> erlaubt<br />
auch eine Suche nach ähnlichen Ereignissen innerhalb<br />
des Datensatzes <strong>und</strong> eine Anpassung der Parameter. In<br />
der ersten Phase werden für jeden Messort überwiegend<br />
händisch die einzelnen <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse<br />
einem Gerät zugeordnet <strong>und</strong> kontrolliert. Die Analyse<br />
lässt sich durch die Anpassung der Parameter für die<br />
automatische Erkennung der Datenmuster verbessern<br />
<strong>und</strong> vereinfachen.<br />
Anschließend werden die Daten in ein Datenbankprogramm<br />
überführt. Für die weitere Datenauswertung stehen<br />
die üblichen Abfragemöglichkeiten der Datenbank<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. Abfragen können beispielsweise für<br />
bestimmte Zeiträume oder unterteilt nach Wochentagen<br />
<strong>und</strong> Wochenenden erfolgen. Auch ein Datenexport, z. B.<br />
in ein Tabellenkalkulationsprogramm, ist möglich.<br />
Die korrekte Zuordnung zu den Entnahmearmaturen<br />
<strong>und</strong> Geräten wie auch die spätere Analyse basieren<br />
auf einer möglichst guten Kenntnis des Messortes<br />
<strong>und</strong> des Nutzungsverhaltens der Bewohner. Bei der<br />
Zuordnung der Ereignisse auf dem Rechner überprüft<br />
der Bearbeiter die Plausibilität <strong>und</strong> arbeitet somit intensiv<br />
mit Daten, die Rückschlüsse auf den Tagesablauf der<br />
Probanden ermöglichen. Der Schutz dieser Daten muss<br />
im Vorwege geklärt werden.<br />
3. Offene Bereitschaft der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Datenschutz als unverzichtbare Voraussetzung<br />
Die Messdaten <strong>und</strong> vor allem die Zuordnung der <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse<br />
zu den Entnahmearmaturen <strong>und</strong><br />
Geräten sollen ein möglichst genaues Abbild des persönlichen<br />
Verhaltens bei der <strong>Wasser</strong>nutzung darstellen.<br />
Dies ist erwünscht <strong>und</strong> Teil des Arbeitszieles.<br />
Aus den Ganglinien lässt sich der ganze Tagesablauf<br />
rekonstruieren: wann wird der Tag begonnen, wann<br />
<strong>und</strong> wie häufig wird die Toilette gespült, geduscht,<br />
Hände <strong>und</strong> Wäsche gewaschen. Auch die Zeiten ohne<br />
oder mit besonders intensiver Nutzung, z. B. durch<br />
Besuch, können erkannt werden.<br />
Die Messdaten berühren damit den privaten <strong>und</strong> z. T.<br />
intimen Bereich der Probanden. Der Schutz dieser Daten<br />
muss bereits im Vorwege vereinbart <strong>und</strong> gewährleistet<br />
sein.<br />
Eine Messung bei den K<strong>und</strong>en ist deshalb auch<br />
immer eine Messung mit den K<strong>und</strong>en. Ohne die Bereitschaft<br />
der K<strong>und</strong>en (<strong>und</strong> auch der Hauseigentümer) ist<br />
kein Einbau der Messgeräte möglich, <strong>und</strong> mit der Bereitschaft<br />
der K<strong>und</strong>en <strong>zur</strong> Angabe ihres Nutzungsverhaltens<br />
<strong>und</strong> der Ausstattung des Haushalts mit wassernutzenden<br />
Geräten steht <strong>und</strong> fällt die Qualität der Datenauswertung.<br />
Die Zusicherung der Anonymität ist<br />
deshalb eine wichtige Voraussetzung.<br />
Die eigentliche Messung bedeutet in der Regel keine<br />
besondere Belastung oder Störung für den K<strong>und</strong>en.<br />
Aber die Bereitschaft <strong>zur</strong> Offenlegung persönlicher<br />
Daten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Teilnahme an einer <strong>Wasser</strong>gebrauchsmessung<br />
stellt einen unsicheren Teil für die Planung<br />
einer Untersuchung dar. Die Erfahrungen aus den<br />
Untersuchungen anderer Länder zeigen einen erheblichen<br />
zeitlichen Aufwand bei der Vorbereitung <strong>und</strong> z. T.<br />
große Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung <strong>und</strong><br />
Findung der Probanden.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 835
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Die heutzutage vielerorts – auch unkontrolliert –<br />
stattfindenden Datensammlungen unterschiedlichster<br />
Art haben zu einer wachsenden Sensibilität geführt.<br />
4. Testmessung mit Nutzungszuordnung<br />
in Hamburg<br />
In Hamburg sind über 1 Mio. <strong>Wasser</strong>zähler in den Haushalten<br />
installiert <strong>und</strong> bieten damit ein großes Potenzial<br />
an Messstellen. In Zusammenarbeit mit der Abteilung<br />
Zählerwesen von Hamburg <strong>Wasser</strong> wurde die Möglichkeit<br />
überprüft, <strong>Wasser</strong>gebrauchsmessungen mit modifizierten<br />
<strong>Wasser</strong>zählern in Stichproben durchzuführen.<br />
Die ersten <strong>Wasser</strong>zähler wurden aus Australien<br />
beschafft, da keine inländischen <strong>Wasser</strong>zähler mit hoher<br />
Impulsauflösung erhältlich waren [5]. So kamen ein Ringkolbenzähler<br />
<strong>und</strong> mehrere umgebaute Flügelradzähler<br />
zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit der Fa. Lorenz ist es<br />
gelungen, auch Flügelrad-Messkapseln aus heimischer<br />
Produktion direkt im Werk mit Impulsgebern auszustatten<br />
<strong>und</strong> damit die Beschaffungswege erheblich zu vereinfachen.<br />
Diese Messkapseln für Wohnungs-<strong>Wasser</strong>zähler<br />
wurden mit Reed Kontakten für einen Impulsausgang von<br />
103 Impulsen pro Liter ausgerüstet. Äußerlich unterscheidet<br />
sich die Messkapsel von den Seriengeräten lediglich<br />
durch einen Buchsenausgang auf der Oberseite. An diese<br />
Buchse wird eine kleine Messbox angeschlossen, in der<br />
ein Datenlogger von der Fa. Wachendorff mit seinen<br />
Anschlüssen installiert ist. Diese gesamte Messeinrichtung<br />
wurde auf dem <strong>Wasser</strong>zähler-Teststand von Hamburg<br />
<strong>Wasser</strong> erfolgreich für den Einsatz überprüft (Bild 2).<br />
Seit Sommer 2011 wurden verschiedene Versuchsreihen<br />
in drei Haushalten durchgeführt <strong>und</strong> mit Fragebögen<br />
zum Nutzungsverhalten begleitet. Für die Zuordnung<br />
der <strong>Wasser</strong>mengen wurde die Software ‚Trace<br />
Wizard‘ eingesetzt, wie sie schon in verschiedenen<br />
anderen Studien <strong>zur</strong> Anwendung kam [4, 6, 7].<br />
Bei der Programmanwendung ist vor allem die<br />
Zuordnung der <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse zeitaufwendig.<br />
Der Aufwand reduziert sich bei längerer oder wiederholter<br />
Messung am gleichen Messort, da in der Regel<br />
nur einmal eine Zuordnung zu den wassernutzenden<br />
Geräten <strong>und</strong> Entnahmearmaturen zu Beginn der Auswertung<br />
durch Parameteranpassung erfolgen muss.<br />
Einzelereignisse lassen sich relativ gut zuordnen. Bei<br />
mehreren überlagerten <strong>Wasser</strong>nutzungsereignissen<br />
geben die Fragebögen <strong>und</strong> Probemessungen wichtige<br />
Hinweise <strong>zur</strong> Zuordnung. Maximal zwei simultane Ereignisse<br />
kann das Programm verarbeiten. Ab drei gleichzeitigen<br />
Nutzungsereignissen ist nur mit einer händischen<br />
Untergliederung in zeitlich aufgeteilte Segmente eine<br />
korrekte Zuordnung möglich, sofern sich die Ereignisse<br />
überhaupt plausibel zuordnen lassen. Anderenfalls wird<br />
das <strong>Wasser</strong>nutzungsereignis in die Kategorie „nicht eindeutig<br />
bestimmt“ eingeordnet.<br />
Nach erfolgter Zuordnung stehen genauere Möglichkeiten<br />
der Datenanalyse <strong>zur</strong> Verfügung. Die Datensätze<br />
lassen sich in eine Datenbank einlesen <strong>und</strong> weiterverarbeiten.<br />
Als Beispiel seien Ergebnisse einer 4-wöchigen Messung<br />
in einem 1-Personen-Haushalt ausgewählt (siehe<br />
Bilder 3 <strong>und</strong> 4). Aufgetragen sind die Summen für vier<br />
Verwendungszwecke, jeweils als Tagesgang auf St<strong>und</strong>enbasis.<br />
Dargestellt sind die Mittelwerte aus 20 Werktagen<br />
bzw. 8 Tagen am Wochenende.<br />
Die Auswertungen für Werktage <strong>und</strong> Wochenenden<br />
zeigen große Unterschiede. Nicht nur die Nutzungszeiten,<br />
sondern auch die Nutzungsmengen sind am<br />
Wochenende wesentlich größer. Die Waschmaschine<br />
wurde nur am Wochenende genutzt. Im untersuchten<br />
Haushalt ist keine Geschirrspülmaschine vorhanden.<br />
In dem untersuchten Haushalt wurden im Mittel 148<br />
Liter pro Einwohner <strong>und</strong> Tag entnommen, was über<br />
dem b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt liegt [2]. Im Vergleich<br />
mit der Aufteilung in Bild 1 wurden in diesem<br />
Haushalt ein kleinerer Anteil für die Toilettenspülung<br />
<strong>und</strong> ein größerer Anteil für das Wäschewaschen gemessen.<br />
Am deutlichsten liegt die <strong>Wasser</strong>entnahme am<br />
<strong>Wasser</strong>hahn über den Erwartungswerten. Auf eine weitergehende<br />
Analyse wird hier verzichtet, da die Stichprobe<br />
nicht repräsentativ ist <strong>und</strong> lediglich <strong>zur</strong> Demonstration<br />
der Ergebnisqualität dienen soll.<br />
Diese Art der Datenaufnahme liefert ein genaues<br />
Bild der häuslichen <strong>Wasser</strong>entnahme <strong>und</strong> macht sie in<br />
Verbindung mit den K<strong>und</strong>eninformationen zugänglich<br />
für eine weitreichende Datenanalyse.<br />
5. Mögliche Anwendungen<br />
Für die beschriebene Methode sind eine ganze Reihe<br />
von Anwendungen denkbar. Voraussetzung ist jeweils,<br />
dass die Anzahl <strong>und</strong> Auswahl der Messorte wie auch die<br />
Messdauer auf den Einsatzzweck ausgerichtet sind <strong>und</strong><br />
zu einer geeigneten Datenrepräsentanz führen.<br />
Anwendung für <strong>Wasser</strong>bedarfsprognosen:<br />
Der <strong>Wasser</strong>bedarf in den Haushalten entsteht aus der<br />
Nutzung technischer Geräte <strong>und</strong> dem Verhalten der<br />
Bewohner. Haushaltsgeräte <strong>und</strong> Sanitärinstallationen<br />
werden ständig weiterentwickelt, zumeist auch mit dem<br />
Ziel einer Verringerung des <strong>Wasser</strong>bedarfs. Da die Haushaltsgeräte<br />
eine begrenzte Lebensdauer aufweisen <strong>und</strong><br />
ersetzt werden müssen, werden die wassersparenden<br />
Geräte mit den Lebenszyklen der Altgeräte die Haushalte<br />
durchdringen. Aber auch das Nutzungsverhalten<br />
<strong>und</strong> der Umgang mit den Geräten können sich ändern.<br />
Messungen in den Haushalten können den jeweils aktuellen<br />
Stand der <strong>Wasser</strong>verwendung aufzeigen. Eine<br />
Kenntnis der derzeit vorhandenen Situation unterstützt<br />
die Abschätzungen der zu erwartenden zukünftigen<br />
Veränderungen.<br />
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Pro-Kopf-<br />
<strong>Wasser</strong>abgabe in Deutschland stark verringert. Mit den<br />
Messungen lässt sich überprüfen, ob dies auch zu Ände-<br />
Juli/August 2012<br />
836 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Fachberichte<br />
rungen bei den anteiligen Verwendungszwecken<br />
geführt hat. Auch die regional unterschiedliche Entwicklung<br />
des <strong>Wasser</strong>bedarfs, die Unterschiede zwischen<br />
Stadt <strong>und</strong> Land oder den alten <strong>und</strong> den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />
lassen sich mit dieser Methode näher untersuchen.<br />
Neben den Informationen aus den Summenwerten<br />
sind besonders die anteiligen Verläufe im Tagesgang<br />
wichtig, da die Verbrauchsspitzen maßgebend in die<br />
Leitungsdimensionierung einfließen. Änderungen im<br />
Nutzungsverhalten oder der eingesetzten Haushaltstechnik<br />
können direkt in Bezug auf ihre Auswirkung auf<br />
die Spitzenverbräuche gesetzt <strong>und</strong> beurteilt werden.<br />
Bild 5 zeigt als Beispiel das St<strong>und</strong>enprofil einer zweiwöchigen<br />
Sommer-Messung von 100 Haushalten im<br />
australischen Melbourne. Die Gartenbewässerung am<br />
Abend hatte darin die größte Auswirkung auf die Tagesspitze.<br />
Anwendung <strong>und</strong> Einsatz für hydraulische Netzmodelle:<br />
Die gemessenen Ganglinien eignen sich für die Anwendung<br />
bei der hydraulischen Netzsimulation. In der<br />
Simulation werden die Fließzustände in einem Trinkwasser-Verteilungsnetz<br />
berechnet. Als Berechnungsgr<strong>und</strong>lage<br />
werden üblicherweise die Einspeisevolumenströme<br />
der <strong>Wasser</strong>werke herangezogen <strong>und</strong> an -<br />
genommen, dass sich alle Anschlussnehmer im<br />
Durchschnitt gleich verhalten. Mit Messdaten aus Haushalten<br />
können gegebenenfalls genauere Berechnungsergebnisse<br />
erzielt werden. Von einzelnen Messungen<br />
auf alle Verbraucher zu schließen ist ein neuartiger <strong>und</strong><br />
anspruchsvoller Ansatz, für den die Lösung des Problems<br />
der Übertragbarkeit von Einzeldaten eine wesentliche<br />
Voraussetzung bildet [8].<br />
Mit den darauf aufbauenden Berechnungen lassen<br />
sich Dimensionierungskriterien <strong>und</strong> Bemessungsansätze<br />
für die Rohrleitungen besser überprüfen als mit<br />
den bisher üblicherweise verwendeten Durchschnittswerten.<br />
Auch für Fließgeschwindigkeiten <strong>und</strong> Aufenthaltszeiten<br />
im Versorgungsnetz, die Einfluss auf die<br />
<strong>Wasser</strong>qualität haben, sowie für betriebliche Optimierungen<br />
kann dieser neuartige Berechnungsansatz eine<br />
gute Gr<strong>und</strong>lage sein.<br />
Anwendung in der Hausinstallation <strong>und</strong> Haustechnik:<br />
Teilweise sind in den Haushalten getrennte Zähler für<br />
Kalt- <strong>und</strong> Warmwasser installiert, so dass auch eine<br />
getrennte Erfassung von Warmwasserganglinien erfolgen<br />
kann. Dies ermöglicht genauere Untersuchungen<br />
der Warmwassernutzung. Eine Erweiterung der Messungen<br />
auf Druck- <strong>und</strong> Temperaturwerte wie auch die Einbeziehung<br />
weiterer Messstellen innerhalb der Hausinstallation<br />
könnte genauere Erkenntnisse über die Energieverbräuche<br />
<strong>und</strong> Umweltauswirkungen, aber auch<br />
über die Dimensionierungsgrößen der Haustechnik<br />
geben.<br />
Bild 2.<br />
Hamburger<br />
Messbox, hier<br />
in Kombination<br />
mit einer<br />
Messkapsel<br />
der Fa. Lorenz<br />
<strong>und</strong> einem<br />
Datenlogger der<br />
Fa. Wachendorff.<br />
Bild 3. Messung über 4 Wochen bei einem 1-Personen-Haushalt<br />
Tagesgang mit Verwendungszweck am Werktag (20 Tage).<br />
Bild 4. Messung über 4 Wochen bei einem 1-Personen-Haushalt<br />
Tagesgang mit Verwendungszweck am Wochenende (8 Tage).<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 837
FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 5. Beispiel<br />
für anteiligen<br />
Verwendungszweck<br />
im<br />
Tagesgang aus<br />
Australien<br />
Messung über<br />
2 Wochen an<br />
100 Haushalten<br />
im Sommer<br />
2004 in Melbourne<br />
[6].<br />
Anwendungen aufbauend auf dem direkten K<strong>und</strong>enkontakt:<br />
Die Messungen in den Haushalten erreichen eine K<strong>und</strong>ennähe,<br />
die bisher nicht in dieser Form möglich war.<br />
Der direkte K<strong>und</strong>enkontakt kann zu einem tieferen<br />
Verständnis seiner Bedürfnisse bezüglich der <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
führen. Dies kann der <strong>Wasser</strong>versorger <strong>zur</strong><br />
Befriedigung der K<strong>und</strong>enwünsche nutzen, dies kann<br />
aber auch für andere technische, anthropologische,<br />
soziologische <strong>und</strong> medizinische Fachgebiete für wissenschaftliche<br />
Untersuchungen von Interesse sein.<br />
Für die <strong>Wasser</strong>versorgung sind besonders die Möglichkeit<br />
der Bewusstseinsbildung beim <strong>Wasser</strong>k<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> die mögliche Einflussnahme auf die <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
hervorzuheben. Diese Gründe standen bei den australischen<br />
Untersuchungen [6] im Vordergr<strong>und</strong>, bei denen es<br />
um geeignete Maßnahmen bei <strong>Wasser</strong>knappheit ging.<br />
6. Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
In den letzten 15 Jahren wurden für <strong>Wasser</strong>verbrauchsstudien<br />
neue Mess- <strong>und</strong> Analyseverfahren entwickelt,<br />
die einen detaillierten Einblick in die häusliche <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
erlauben. Heute stehen technische Möglichkeiten<br />
<strong>zur</strong> Verfügung, um <strong>Wasser</strong>nutzungen im Haushalt<br />
mit einer großen Genauigkeit <strong>und</strong> hoher Auflösung<br />
von r<strong>und</strong> 100 Impulsen pro Liter <strong>und</strong> in kleinen Zeitintervallen<br />
von bis zu 1 Sek<strong>und</strong>e zu messen <strong>und</strong> zu registrieren.<br />
Die Zuordnung der <strong>Wasser</strong>entnahmen des K<strong>und</strong>en<br />
zu den genutzten Sanitärarmaturen oder wassernutzenden<br />
Geräten ist in den meisten Fällen möglich. Diese<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse lassen sich in eine Datenbank<br />
übernehmen <strong>und</strong> über eine große Bandbreite an<br />
Abfragen vergleichen <strong>und</strong> analysieren.<br />
Diese Vorgehensweise wurde in Hamburg mit modifizierten<br />
<strong>Wasser</strong>zählern exemplarisch in Versuchsreihen<br />
erprobt <strong>und</strong> erfolgreich auf ihre Handhabbarkeit überprüft.<br />
Die neuen Ansätze <strong>zur</strong> Analyse der Trinkwasserverwendung<br />
können bei <strong>Wasser</strong>bedarfsprognosen <strong>und</strong><br />
bei hydraulischen Berechnungen <strong>und</strong> Dimensionierungen<br />
genauere Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen liefern. Auch im<br />
Bereich der Haustechnik <strong>und</strong> bei der Untersuchung des<br />
menschlichen Umgangs mit <strong>Wasser</strong> können die neuen<br />
Methoden eine wertvolle Unterstützung sein.<br />
Die Mitwirkung <strong>und</strong> Unterstützung der K<strong>und</strong>en am<br />
Messort ist Voraussetzung für diese neue Art der Analyse.<br />
Die Daten berühren den privaten Lebenswandel;<br />
eine zentrale Voraussetzung für die Zuverlässigkeit der<br />
Messungen ist das Vertrauen in den Datenschutz.<br />
Literatur<br />
[1] Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft 2011. wvgw<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Bonn 2011.<br />
[2] Trinkwasserverwendung im Haushalt 2011. Internetgrafik<br />
vom 1.11.2011 (www.bdew.de), BDEW B<strong>und</strong>esverband der<br />
Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft e.V., Berlin 2011.<br />
[3] Roth, U., Mikat, H. <strong>und</strong> Wagner, H.: Der Einfluss moderner Toilettenspülungen<br />
auf den Trinkwasserbedarf in Haushalten.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 3, S.254–260.<br />
[4] Mayer, P. and DeOreo, W.: Residential End Uses of Water.<br />
AWWA Research Fo<strong>und</strong>ation and American Water Works<br />
Association, Denver (USA) 1999.<br />
[5] Kinstedt, K.: End Uses of Water Consumption in Hamburg.<br />
unveröffentlichte Studie, Hamburger <strong>Wasser</strong>werke GmbH,<br />
Hamburg 2011.<br />
[6] Roberts, P.: 2004 Residential End Use Measurement Study.<br />
Yarra Valley Water, Melbourne (AUS),.2005<br />
[7] Heinrich, M.: Water Use in Auckland Households - Auckland<br />
Water Use Study (AWUS). BRANZ Ltd. Judgefort (NZ), 2008.<br />
[8] Blokker, M.: Stochastic water demand modelling for a better<br />
<strong>und</strong>erstanding of hydraulics in water distribution networks.<br />
Proefschrift TU Delft, Water Management Academic Press<br />
(NL) 2010.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 17.04.2012<br />
ohne Korrekturauflagen<br />
Im Peer-Review-<strong>Verfahren</strong> begutachtet<br />
Dr. Thomas Werner<br />
(Korrespondenz-Autor) |<br />
E-Mail: thomas.werner@hamburgwasser.de |<br />
Dr. Kim Augustin<br />
E-Mail: Kim.augustin@hamburgwasser.de |<br />
Abteilung Zukunftstechnologie |<br />
Hamburg <strong>Wasser</strong> |<br />
Michael Hjelm<br />
E-Mail: Michael.hjelm@hamburgwasser.de |<br />
Abteilung Zählerwesen |<br />
Hamburg <strong>Wasser</strong> |<br />
Hamburger Stadtentwässerung AöR |<br />
Hamburger <strong>Wasser</strong>werke GmbH |<br />
Zwei Unternehmen von Hamburg <strong>Wasser</strong> |<br />
Billhorner Deich 2 |<br />
D-20539 Hamburg<br />
Juli/August 2012<br />
838 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Buchbesprechungen<br />
Buchbesprechungen<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen, Band I<br />
Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />
Industrieverlag 2011. 1. Auflage. 184 S., Broschur,<br />
Preis: € 54,90, ISBN 978-3-835-63256-1,<br />
Bestellnummer: 66008417.<br />
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München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
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<strong>Wasser</strong> effizienter zu nutzen, <strong>Abwasser</strong> nachhaltiger<br />
zu behandeln <strong>und</strong> Sicherheits-Risiken besser zu<br />
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Trinkwasser in ausreichender Menge <strong>und</strong> Qualität<br />
<strong>zur</strong> Verfügung zu stellen <strong>und</strong> gleichermaßen für<br />
eine nachhaltige <strong>Abwasser</strong>behandlung zu sorgen,<br />
stellt die <strong>Wasser</strong>wirtschaft weltweit vor gewaltige<br />
Herausforderungen. Um <strong>Wasser</strong> effizienter zu nutzen<br />
– von der Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung, über<br />
die Verteilung bis hin <strong>zur</strong> Wiederverwendung gereinigten<br />
<strong>Abwasser</strong>s – ist der Einsatz intelligenter<br />
Strategien <strong>und</strong> innovativer Technologien notwendig.<br />
Automatisierungslösungen zu Messen, Steuern<br />
<strong>und</strong> Regeln der verschiedenen <strong>Wasser</strong>kreisläufe<br />
nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein. In Band II<br />
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Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 839
FachberichtE Tagungsbericht<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft:<br />
die Branche ist in Bewegung geraten<br />
Bericht <strong>zur</strong> Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
vom 24. bis 25. April 2012 Berlin<br />
Wolfgang Merkel<br />
Kartellverfahren um angeblich überhöhte <strong>Wasser</strong>preise,<br />
Forderungen nach Regulierung der <strong>Wasser</strong>unternehmen,<br />
Rekommunalisierung oder „Flucht ins Gebührenrecht“,<br />
Transparenzoffensive der Verbände, Benchmarking als Instrument<br />
der Selbstverwaltung, Modernisierung <strong>und</strong> Effizienzsteigerung,<br />
Struktur <strong>und</strong> Organisation der Unternehmen<br />
– dies sind Stichworte der nunmehr fast zehn Jahre<br />
lang geführten Diskussion in der – <strong>und</strong> über die – <strong>Wasser</strong>branche<br />
<strong>und</strong> bildeten so auch den Hintergr<strong>und</strong> der EURO-<br />
FORUM–Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
am 24. bis 25. April 2012 in Berlin. Sie steht in der Nachfolge<br />
der bisherigen Handelsblatt-Jahrestagungen (die letzte<br />
<strong>und</strong> neunte fand im November 2010 statt [Merkel 2011];<br />
nunmehr wurde sie zeitlich parallel mit der Stadtwerketagung<br />
2012 organisiert.<br />
Der Stand der Diskussion sei hier anhand der Vorträge<br />
<strong>und</strong> Diskussionen resümiert. Eine „<strong>Wasser</strong>wende“ etwa von<br />
der Qualität der „Energiewende“ wird es wohl nicht geben<br />
<strong>und</strong> wäre auch nicht wünschenswert; einige Wegweiser<br />
lassen sich aber aufzeigen, wohin die weitere Entwicklung<br />
tendiert.<br />
1. Wer kontrolliert das natürliche Monopol<br />
der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung?<br />
In Politik <strong>und</strong> Fachwelt ist nicht (mehr) umstritten, dass<br />
die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung Teil der Daseinsvorsorge<br />
ist <strong>und</strong> zum vom Gr<strong>und</strong>gesetz (Art. 28 Abs. 2)<br />
garantierten Recht der kommunalen Selbstverwaltung<br />
gehört (vgl. § 50 <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz). Sie stellt ein<br />
natürliches Monopol dar: Trinkwasser steht als Produkt<br />
nicht im Wettbewerb, die <strong>Wasser</strong>-Ressourcen sind nicht<br />
frei verfügbar (sie sind physikalisch begrenzt, die Nutzung<br />
bedarf der staatlichen Genehmigung), der <strong>Wasser</strong>abnehmer<br />
kann (in der Regel) seinen Lieferanten nicht<br />
wechseln, ist also „gefangener K<strong>und</strong>e“, eine parallele<br />
Versorgung (zweite Leitung) rechnet sich nicht; es gibt<br />
zwar einen Wettbewerb um den Markt (Übernahme von<br />
Versorgungsgebieten, Erwerb von Kapitalanteilen von<br />
Versorgungsunternehmen), nicht aber im Markt (die<br />
Durchleitung von <strong>Wasser</strong> durch Netze anderer, der sog.<br />
Third Party Access, ist aus technischen <strong>und</strong> haftungsrechtlichen<br />
Gründen unsinnig.<br />
Andreas M<strong>und</strong>t, Präsident des B<strong>und</strong>eskartellamts<br />
BKA, gab einen umfassenden Überblick zu den gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Erwägungen <strong>und</strong> der Fallpraxis seines Amtes.<br />
Die öffentliche Trinkwasserversorgung ist wohl das<br />
letzte übrig gebliebene natürliche Monopol im Bereich<br />
der kommunalen Dienstleistungen – vielleicht zusammen<br />
mit der Fernwärmeversorgung. Monopole bedürfen<br />
staatlicher Aufsicht. Nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
GWB sind für privatrechtlich<br />
verfasste Unternehmen die Landes-Kartellbehörden<br />
zuständig, bei Unternehmen, die über die Ländergrenzen<br />
hinaus tätig werden, das B<strong>und</strong>eskartellamt; dieses<br />
kann auch auf Wunsch eines Landeskartellamtes bei<br />
Fragen von B<strong>und</strong>esinteresse tätig werden. Öffentlichrechtlich<br />
verfasste Unternehmen unterstehen der Kommunalaufsicht<br />
der Landes-Innenminister.<br />
Die Zweigleisigkeit der Kontrollen bei (privatrechtlichen)<br />
Preisen <strong>und</strong> (öffentlich-rechtlichen) Gebühren sei<br />
kritisch zu sehen. Die Gemeinden haben das Recht, für<br />
Leistungen der Daseinsvorsorge Gebühren zu erheben;<br />
die Gr<strong>und</strong>prinzipien dazu finden sich in den Kommunal-<br />
Abgaben-Gesetzen KAG, die allerdings keine einheitlichen<br />
Vorgaben für die Kalkulation enthalten. Amtliche<br />
Gebührenkontrollen gebe es wohl nur recht selten; die<br />
Kriterien „Angemessenheit“ oder „Effizienz“ entziehen<br />
sich auch der verwaltungsgerichtlichen Kompetenz.<br />
Nach herrschender Meinung unterliege eine hoheitliche<br />
Tätigkeit nicht der kartellrechtlichen Zuständigkeit. Der<br />
B<strong>und</strong>esgerichtshof hat allerdings (Beschluss vom 18.<br />
Oktober 2011 – KVR 9/11 s. GWF Recht <strong>und</strong> Steuern 43.<br />
Jg. März/April 2012) die Unternehmenseigenschaft einer<br />
Körperschaft öffentlichen Rechts im Sinne des § 59 Abs.1<br />
GWB bejaht; demgemäß sei das Unternehmen <strong>zur</strong> Auskunft<br />
über seine wirtschaftlichen Verhältnisse verpflichtet;<br />
dies berechtige das Kartellamt allerdings noch nicht,<br />
die Angemessenheit von <strong>Wasser</strong>gebühren zu überprüfen.<br />
Die kartellamtlichen Kontrollen der <strong>Wasser</strong>preise<br />
können entweder nach altem Recht (§ 103 GWB a. F.)<br />
Juli/August 2012<br />
840 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
Fachberichte<br />
erfolgen, dessen weitere Gültigkeit für die öffentliche<br />
Versorgung mit <strong>Wasser</strong> in der Novelle des GWB von<br />
1998 fixiert worden ist <strong>und</strong> in der aktuell diskutierten<br />
GWB-Novelle wohl weiter bestätigt werden wird. Oder<br />
es wird der § 19 GWB herangezogen. In beiden Fällen<br />
wird das Vergleichsmarkt-Konzept zugr<strong>und</strong>e gelegt. Im<br />
Falle des § 103 GWB a. F. muss das Unternehmen<br />
nachweisen, dass sich Preisunterschiede zu lt. Kartellamt<br />
„gleichwertigen“ Unternehmen auf abweichenden<br />
Umständen begründen, die ihm nicht zu<strong>zur</strong>echnen<br />
sind; Preissenkungsverfügungen wirken nur in die<br />
Zukunft. Bei Anwendung des § 19 ist vom Kartellamt der<br />
Nachweis zu führen, dass die Entgelte von denjenigen<br />
abweichen, „die sich auf vergleichbaren Märkten mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit ergeben würden“ (§ 19 Abs. 4<br />
Nr. 2 <strong>und</strong> 3); dann sind auch rückwirkende Mehrerlös-<br />
Abschöpfungen möglich.<br />
Der Rezensent: Für ein normales Rechtsverständnis<br />
bleibt unbefriedigend, dass in beiden Fällen letztlich doch<br />
die Beweislast der Exkulpierung bei dem angeklagten Unternehmen<br />
liegt, dem von einer staatlichen Behörde der gravierende<br />
Vorwurf gemacht wird, missbräuchliche Preise zu<br />
erheben oder erhoben zu haben. Das Kartellamt beweist<br />
den Missbrauch nicht, sondern macht ihn nur plausibel.<br />
Vergleichsmärkte bestehen bei einem natürlichen Monopol<br />
nicht, sondern lassen sich nur aufgr<strong>und</strong> „plausibler“ Annahmen<br />
virtuell konstruieren. Wenn im Ergebnis gegenüber<br />
dem <strong>Wasser</strong>versorger eine Senkung der Preise um 33 % verfügt<br />
wird (Fall enwag, Wetzlar), liegt also die Unterstellung<br />
seitens des Amtes zugr<strong>und</strong>e, dass die erhobenen Preise bisher<br />
um 50 % gegenüber einem „angemessenen“ Preis überhöht<br />
waren, was angesichts der Kontrolle durch das Kommunalparlament<br />
<strong>und</strong> die Öffentlichkeit (Presse, Oppositionspolitiker)<br />
kaum glaubwürdig, geschweige denn plausibel<br />
erscheint. Ein Einstieg in die Kosten- <strong>und</strong> Preiskalkulation<br />
des Unternehmens war der Kartellbehörde Baden-Württemberg<br />
im Fall Energie Calw vom OLG Stuttgart als nur subsidiär<br />
möglich verwehrt worden (25. August 2011, Az. 201 Kar<br />
2/11); primär sei dem Vergleichsmarktprinzip Geltung zu<br />
verschaffen. Laut M<strong>und</strong>t ist ein Kartellamt auch verpflichtet<br />
zu beachten, dass die Kostendeckung im Unternehmen<br />
gewährleistet bleibt, vorausgesetzt dass eine effiziente Leistungserbringung<br />
erfolgt. Die ökonomische Effizienz eines<br />
Versorgungsunternehmens zu beurteilen, dürfte sich aber<br />
wohl der Kompetenz eines Kartellamts entziehen!<br />
Dies macht deutlich, dass der Gesetzesrahmen des<br />
GWB der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung nicht gerecht<br />
wird. Sachgerecht wäre eine Überprüfung der Angemessenheit<br />
der Entgeltkalkulation, wobei die Prinzipien des<br />
KAG durchaus geeignete Maßstäbe darstellen. Eine Novelle<br />
des GWB, die sich auch der Kontrollinstrumente für <strong>Wasser</strong>preise<br />
annimmt, ist allerdings in absehbarer Zeit nicht in<br />
Sicht (so auch Schiebold). So sollte eine betroffene Stadt,<br />
die aufgr<strong>und</strong> ihrer Gewährsträgerhaftung gezwungen<br />
wäre, die Defizite ihres Unternehmens zu übernehmen,<br />
durchaus eine Normenkontrollklage in Erwägung ziehen.<br />
Im Besonderen ging M<strong>und</strong>t auf die Situation der<br />
Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe BWB ein. Die BWB <strong>und</strong> das Landeskartellamt<br />
unterstehen beide dem Berliner Wirtschaftssenator.<br />
Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden,<br />
hat dieser das B<strong>und</strong>eskartellamt mit der Preisprüfung<br />
beauftragt. Bei 40 Unternehmen mit jeweils<br />
> 200 000 K<strong>und</strong>en wurden Daten eingeholt, wesentlich<br />
waren dabei die Auskünfte der Unternehmen Hamburg-<br />
<strong>Wasser</strong>, Stadtwerke München <strong>und</strong> Rheinenergie Köln.<br />
Nach dem Vergleichsmarktkonzept wurden Kostenstruktur<br />
<strong>und</strong> Erlöse verglichen; gegenüber dem Vergleich<br />
von Tarifen erlauben die Erlöse die Erfassung<br />
eines Gesamtbildes (F. Engelsing/BKA bei [Ziegler 2012]).<br />
Gegen den Bescheid des BKA, die Erlöse der BWB in den<br />
Jahren 2012–2014 um 205 Mio. Euro zu senken, haben<br />
die BWB Rechtsmittel eingelegt.<br />
Die rechtliche Position der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />
erläuterte Rechtsanwalt Dr. Benedikt Wolfers, Berlin. Die<br />
BWB sind seit der Teilprivatisierung 1998/99 eine Anstalt<br />
öffentlichen Rechtes. Seitdem bestehen auf der Basis<br />
des Berliner Betriebe-Gesetzes verbindliche Kalkulationsvorgaben,<br />
die einem öffentlich-rechtlichen Entgeltgenehmigungs-<strong>Verfahren</strong><br />
unterliegen. Eine durch Landesgesetz<br />
festgelegte Entgeltgestaltung (für Preise<br />
beim Trinkwasser, für Gebühren beim <strong>Abwasser</strong>) gebe<br />
keinen Raum für eine kartellrechtliche Kontrolle, zumal<br />
dem BWB-Vorstand kein Handlungsspielraum <strong>zur</strong> Entgeltgestaltung<br />
bleibe. Da laut Gerichtsentscheidung<br />
das Landesgesetz im Rahmen der Gesetzgebungskompetenz<br />
des Landes verfassungskonform erlassen worden<br />
ist, greife hier nicht der Gr<strong>und</strong>satz „B<strong>und</strong>esrecht<br />
bricht Landesrecht“, das GWB gibt außerdem keine<br />
Handhabe: so sei eine Zuständigkeit des B<strong>und</strong>eskartellamtes<br />
<strong>zur</strong> Kontrolle des Landesrechts zu verneinen. Des<br />
Weiteren haben das B<strong>und</strong>eskabinett am 28. März 2011<br />
<strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esrat am 20. März 2012 mit ihren Beschlüssen<br />
<strong>zur</strong> 8. Novelle des GWB eine Ausdehnung der kartellrechtlichen<br />
Missbrauchsaufsicht auf Gebühren abgelehnt;<br />
der B<strong>und</strong>esrat hat sich mit der GWB-Novelle am<br />
26. April erneut befasst.<br />
Die verschiedenen Prüfungsmaßstäbe sind nicht vergleichbar:<br />
die kartellrechtliche Preiskontrolle prüft das<br />
Marktverhalten; gebührenrechtliche Maßstäbe werden<br />
durch Landesgesetz vorgegeben <strong>und</strong> ihre Beachtung<br />
nach öffentlich-rechtlichen Genehmigungsverfahren<br />
kontrolliert. Welches Vorgehen „besser oder geeigneter“<br />
ist, bleibt eine rechtspolitische Frage. Solange die<br />
Rechtslage nicht geändert wird, müsse man aber das<br />
geltende Recht beachten (Wolfers). Im Interesse der<br />
Rechtsicherheit erhofft sich auch M<strong>und</strong>t eine höchstrichterliche<br />
Entscheidung.<br />
2. Rekommunalisierung – ein Trend?<br />
Mit dem Auslaufen von Konzessionsverträgen zwischen<br />
Kommunen <strong>und</strong> ihren (privatrechtlich) verfassten Versorgungsunternehmen<br />
überlegen sich viele Städte <strong>und</strong><br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 841
FachberichtE Tagungsbericht<br />
Gemeinden, ob sie die Anteile eines bisher beteiligten<br />
privaten Partners im Unternehmen <strong>zur</strong>ückkaufen oder<br />
ob sie – in einigen Fällen mehrere Kommunen gemeinsam<br />
– Stadtwerke neu gründen. Für manche mögen<br />
lästige Vergaberegeln für interkommunal zu erbringende<br />
Leistungen ein Gr<strong>und</strong> sein, wieder „rein kommunal“<br />
tätig zu sein, da ja bei Beteiligung privaten Kapitals<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich kein Inhouse-Geschäft vorliegt <strong>und</strong> daher<br />
– bei Überschreitung der Schwellenwerte – Bau- <strong>und</strong><br />
Dienstleistungen sogar europaweit auszuschreiben<br />
sind. Die Stadt Wetzlar hat sich aufgr<strong>und</strong> des vor dem<br />
OLG <strong>und</strong> dem BGH verlorenen Kartellverfahrens entschlossen,<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgung ab dem 1. Januar 2011<br />
wieder öffentlich-rechtlich auszugestalten, um damit<br />
der Preis- <strong>und</strong> Rückzahlungsverfügung von r<strong>und</strong> 4 Mio.<br />
Euro an die K<strong>und</strong>en für die Jahre 2009 <strong>und</strong> 2010 auszuweichen,<br />
die sie aus dem kommunalen Steueraufkommen<br />
hätte aufbringen müssen. Hamburg <strong>und</strong> Stuttgart,<br />
die ihre Energieversorgung Gas <strong>und</strong> Strom (in Stuttgart<br />
einschl. <strong>Wasser</strong>) zu 100 % an private Träger verkauft hatten,<br />
haben beschlossen, wieder stadteigene Energieversorgungsunternehmen<br />
bzw. Stadtwerke zu gründen<br />
(in Hamburg inzwischen umgesetzt), die dann zunächst<br />
in Konkurrenz zu den privaten Anbietern tätig werden.<br />
Im Rückblick scheint sich die Geschichte zu wiederholen.<br />
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert – sie<br />
begann in England <strong>und</strong> sprang dann erst auf den Kontinent<br />
über – ging eine sehr starke Zunahme der Bevölkerung<br />
einher. Überall klagte man über den Mangel an<br />
<strong>Wasser</strong>. Dazu kam – vor allem nach 1865 – das vermehrte<br />
Wissen über Ges<strong>und</strong>heitsgefahren, die von der Verwendung<br />
zweifelhaften Trinkwassers ausgehen. Zunächst<br />
sahen allerdings die Städte die Errichtung einer qualitativ<br />
<strong>und</strong> quantitativ ausreichenden <strong>Wasser</strong>versorgung für<br />
das Stadtgebiet selten als eine kommunale Verpflichtung<br />
an. Als Anlass für die Errichtung „moderner<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungssys teme“ gilt der „Große Brand von<br />
Hamburg“ 1842. Die Finanzierung solcher Anla gen<br />
stellte sich auch deshalb als schwierig dar, weil die<br />
Städte ohnehin durch das ra sche Bevölkerungswachstum<br />
zu erheblichen Investitionen in die Infrastruktur<br />
gezwungen waren. So griff man nicht nur auf die technische<br />
Erfahrung von englischen Ingenieuren <strong>zur</strong>ück, so<br />
z. B. W. Lindley in Hamburg, sondern beauf tragte private<br />
englische Gesellschaften, z. B. Fox & Crampton/London<br />
für die Stadt Berlin. Bis 1870 wurden 20, bis 1900 insgesamt<br />
r<strong>und</strong> 90 solcher Verträge zwischen deutschen Städten<br />
<strong>und</strong> privaten Gesellschaften abgeschlossen, dann<br />
aber meistens vorzeitig wieder aufgelöst [DVGW 1959].<br />
Die gleiche Situation hatte sich einige Jahre vorher bei<br />
der Einführung der Gas-Straßenbeleuchtung ergeben.<br />
Die Gründe lagen dabei zum einen in mangelnder<br />
Zufriedenheit der Städte mit der Arbeit der englischen<br />
Gesellschaften, zum anderen hatten sich die Städte wieder<br />
wirtschaftlich erholt – <strong>und</strong> erkannten, dass man mit<br />
diesen Dienstleistungen auch Geld verdienen kann.<br />
Die Städte nahmen dann zwar die seinerzeit gegründeten<br />
Gesellschaften in die ei gene Hand, gliederten sie<br />
aber nicht in die städtische Verwaltung ein, sondern<br />
führ ten sie mit anderen kommunalen Dienstleistungen<br />
in Stadtwerken zusammen. Dagegen wurde die Errichtung<br />
moderner Schwemmkanalisationen <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung,<br />
die sich naturgemäß bald nach der Einführung<br />
einer zentralen <strong>Wasser</strong>versorgung als dringend<br />
erforderlich erwiesen, als hoheitliche, ges<strong>und</strong>heitspolitisch<br />
wichtige kommunale Aufgabe begriffen; so wurden<br />
Bau, Unterhaltung <strong>und</strong> Betrieb der Stadtverwaltung<br />
(Tiefbauamt) zugewiesen. Bis heute wird in<br />
Deutsch land die <strong>Abwasser</strong>entsorgung in steuerrechtlicher<br />
Sicht als hoheitliche Aufgabe ge sehen, während<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgung (in gleicher Weise wie die<br />
Energieversor gung) als gewerbliche Tätigkeit gilt.<br />
Die genannten Gründe zum Rückkauf privater<br />
Anteile (oder der privatisierten Unternehmen als<br />
Ganzes) dürften auch heute nach 100 Jahren eine<br />
wichtige Rolle spielen. Die Unzufriedenheit seinerzeit<br />
begründete sich auch in der Feststellung der<br />
Stadtpolitiker, im eigenen Hause nichts oder kaum mehr<br />
etwas zu sagen zu haben. Heute wäre dies ein Hinweis,<br />
dass bei Vertragsabschluss mit dem privaten Partner<br />
nicht auf Augenhöhe, also in Würdigung der<br />
beiderseitigen Interessenlage verhandelt worden ist,<br />
also beispielsweise vorrangig das finanzielle Interesse<br />
der Stadt oder Gemeinde eine Rolle spielte.<br />
Die Beteiligung eines strategischen Partners (wie<br />
man heute häufig zu sagen pflegt) an einem kommunalen<br />
Unternehmen, also eine finanzielle Privatisierung,<br />
war von Anfang an Gegenstand heißer politischer Auseinandersetzungen,<br />
wie man aus der Entwicklungsgeschichte<br />
der Gelsenwasser AG lernen kann, die vor nunmehr<br />
125 Jahren gegründet wurde – zwar getragen von<br />
den führenden Industrien der Region, aber tätig stets<br />
unter kommunaler Beteiligung. In der hervorragenden<br />
Jubiläumsschrift [Gelsenwasser 2012] lässt sich nachlesen,<br />
mit welcher Heftigkeit <strong>und</strong> ideologisch geprägter<br />
Wortwahl die Auseinandersetzungen um Vermehrung<br />
oder Verminderung privater oder kommunaler Anteile<br />
geführt wurden, vergleichbar mit den Diskussionen in<br />
den letzten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten über Liberalisierung<br />
<strong>und</strong> Privatisierung des „<strong>Wasser</strong>marktes“. Erfreulicherweise<br />
hat sich inzwischen die Diskussion versachlicht.<br />
Als nach 2000 die Gelsenwasser AG zu 80 % zum<br />
E.ON-Konzern gehörte, dann aber 2003 durch kartellamtlich<br />
geforderte Entflechtung der E.ON die Stadtwerke<br />
Bochum <strong>und</strong> die Dortm<strong>und</strong>er Stadtwerke deren<br />
Anteile übernahmen, konnte das nunmehr zu über 90 %<br />
im kommunalen Eigentum stehende Unternehmen<br />
durchaus glaubhaft machen, dass mit diesem Wechsel<br />
keine gr<strong>und</strong>legend andere Geschäftspolitik verb<strong>und</strong>en<br />
sei. „Langfristiges Engagement <strong>und</strong> garantierte Versorgungsqualität<br />
seien nicht vom Eigentümerwechsel<br />
abhängig.“ [Gelsenwasser 2012]<br />
Juli/August 2012<br />
842 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
Fachberichte<br />
Die Versachlichung der Diskussion zeigte sich auch<br />
im Vortrag von Michel Cunnac, Veolia <strong>Wasser</strong> GmbH, Berlin.<br />
Es mag das perfekte <strong>Wasser</strong>unternehmen nicht<br />
geben, die Kommunen in Deutschland würden aber<br />
noch nicht konsequent <strong>und</strong> intelligent genug die Chancen<br />
nutzen, die ihnen die Kooperation mit einem privaten<br />
Unternehmenspartner biete. Unter den verschiedenen<br />
Möglichkeiten öffentlich-privater Zusammenarbeit<br />
habe sich das Betriebsführungsmodell als besonders<br />
erfolgreich erwiesen. Beispielhaft beschrieb er die mit<br />
dem NYC Department of Environmental Protection,<br />
dem <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen von New York,<br />
entwickelte Kooperation; sie lebt von einer effizienten<br />
ökonomisch, ökologisch <strong>und</strong> sozial nachhaltigen Leistungserbringung,<br />
unter effektiver demokratischen Kontrolle<br />
seitens der verantwortlichen Kommune. Veolia hat<br />
aus seinen Erfahrungen gelernt, die kommunalen Partner<br />
auch: Beide Partner müssen ihre jeweilige Verantwortung<br />
kennen; keiner sollte versuchen, sich ihr zu<br />
entziehen; nur so könnten Kooperationen erfolgreich<br />
sein. Wenn Politik <strong>und</strong> gesetzlicher Rahmen eine Unternehmensführung,<br />
wie für New York beschrieben, nicht<br />
ermöglichen, werde sich Veolia <strong>zur</strong>ückziehen – wie im<br />
Falle England/Wales erfolgt.<br />
Unter dem etwas irreführenden Titel „<strong>Wasser</strong> ist kein<br />
Wirtschaftsgut“ zeigte Christa Hecht, AöW Allianz der<br />
öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V., aus der Kulturgeschichte<br />
des <strong>Wasser</strong>s <strong>und</strong> aus dem bestehenden Gesetzesrahmen<br />
(EU-Vertrag, Europäische <strong>Wasser</strong>-Rahmenrichtlinie,<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz) auf,<br />
weshalb <strong>Wasser</strong> als öffentliches Gut, als Gemeingut, zu<br />
gelten habe <strong>und</strong> deshalb nicht „marktfähig“ <strong>und</strong> (ausschließlich)<br />
ökonomischen Gesetzen unterworfen werden<br />
könnte. Daher könne die öffentliche Hand eine nachhaltige<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung besser als Private gewährleisten.<br />
Die Diskussion zu diesem Vortrag machte deutlich,<br />
dass dem <strong>Wasser</strong> durchaus auch die Qualitäten eines<br />
Wirtschaftsgutes zukommen – es wird aufwendig gewonnen,<br />
aufbereitet, verpackt (in Rohren) <strong>und</strong> gegen Entgelt<br />
auf vertraglicher Gr<strong>und</strong>lage (Allgemeine Versorgungsbedingungen)<br />
verkauft. Private <strong>und</strong> öffentlich-rechtliche<br />
Wahrnehmung der <strong>Wasser</strong>dienstleistungen müssen aber<br />
kein Gegensatz mehr sein; private Beteiligungen haben<br />
sich durchaus bewährt, wobei aber – <strong>und</strong> dies scheint<br />
allgemeinen Konsens zu finden – die kommunale Seite<br />
nicht aus der Verantwortung entlassen werden darf, die<br />
das gr<strong>und</strong>gesetzlich gewährte Recht auf Selbstverwaltung<br />
ihr auferlegt.<br />
Der Rezensent: das Plädoyer von Frau Hecht sollte allerdings<br />
ernsthaft von allen Politikern <strong>und</strong> Wirtschaftsfachleuten<br />
(bei der EU-Kommission <strong>und</strong> den nationalen Wirtschaftsministerien<br />
sowie der Monopolkommission) <strong>zur</strong><br />
Kenntnis genommen werden, deren unbegrenzte „Verehrung“<br />
des Wettbewerbs der besonderen Bedeutung des<br />
<strong>Wasser</strong>s als öffentliches Gut nicht gerecht wird.<br />
Wenn sich heute aus hoffentlich gut überlegten<br />
Gründen Städte <strong>und</strong> Gemeinden für eine rein kommunaleigene<br />
Versorgung entscheiden, also z. B. private<br />
Beteiligungen <strong>zur</strong>ückkaufen, sollten sie fachk<strong>und</strong>ige<br />
Beratung in Anspruch nehmen, um nicht Fehler zu wiederholen,<br />
welche die bisherige öffentlich-private Partnerschaft<br />
möglicherweise zum Scheitern gebracht<br />
haben.<br />
Aus Brüssel liegt der Entwurf einer Richtlinie <strong>zur</strong> Vergabe<br />
von Dienstleistungskonzessionen vor; eine<br />
Beschlussfassung im Europäischen Parlament erscheint<br />
bis zum Jahresende 2012 möglich. Rechtsanwalt Daniel<br />
Schiebold/Becker-Büttner-Held, Berlin, setzte sich mit<br />
den möglichen Änderungen des Rechtsrahmens auf<br />
europäischer <strong>und</strong> nationaler Ebene auseinander. Eine<br />
Konzession unterscheide sich von einem Auftrag<br />
dadurch, dass der Konzessionär ein erhebliches Maß des<br />
Geschäftsrisikos zu tragen hat. Ob eine Dienstleistungskonzession<br />
nach der erwarteten EU-Richtlinie eine <strong>Wasser</strong>versorgungskonzession<br />
einschließen wird, ist noch<br />
nicht entschieden. Zu befürchten ist allerdings, dass sie<br />
nur im Falle des Inhouse-Geschäfts (Vergabe an ein<br />
100 % kommunaleigenes Unternehmen) nicht dem<br />
Ausschreibungszwang unterliegen wird. Da in Brüssel<br />
die Meinung vorzuherrschen scheint, dass die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
eine „Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen<br />
Interesse“ ist – marktbezogen oder nicht –<br />
wird die Einbeziehung wohl erwartet. Mögliche rechtliche<br />
Konsequenzen sollten heute schon bedacht werden<br />
wie z. B. die Beachtung des Diskriminierungsverbots.<br />
Bestehende Konzessionsverträge mit öffentlich-rechtlich<br />
verfassten <strong>Wasser</strong>versorgern <strong>und</strong> Eigengesellschaften<br />
werden wohl unberührt bleiben.<br />
Die Rekommunalisierung von Versorgungsbetrieben<br />
werde im Wesentlichen nur die Energieversorger (Strom<br />
<strong>und</strong> Gas) betreffen. Ein <strong>Wasser</strong>-Konzessionsvertrag<br />
umfasst auch künftig die Wegenutzung <strong>und</strong> die Versor-<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 843
FachberichtE Tagungsbericht<br />
gungsaufgabe selbst (anders als im Energiesektor). Im<br />
Falle eines Wechsels des <strong>Wasser</strong>konzessionärs sind folgende<br />
Standardklauseln zu regeln:<br />
""<br />
Recht <strong>und</strong> Pflicht der <strong>Wasser</strong>versorgung (ggf.<br />
Anschluss- <strong>und</strong> Benutzungszwang)<br />
""<br />
Pflicht <strong>zur</strong> Erhaltung <strong>und</strong> Erneuerung der <strong>Anlagen</strong><br />
""<br />
Wegenutzungsrecht<br />
""<br />
Ausschließlichkeit (ist auch das Betriebswasser/<br />
Brauchwasser inbegriffen?)<br />
""<br />
Baumaßnahmen, Folgepflicht, Folgekosten<br />
""<br />
Beseitigung stillgelegte <strong>Anlagen</strong><br />
""<br />
Konzessionsabgaben, Nebenleistungen<br />
(insbesondere Löschwasser)<br />
""<br />
Endschaftsbestimmungen<br />
""<br />
Laufzeit (die Laufzeit ist frei vereinbar; kürzere Fristen<br />
verringern mögliche Probleme bei einem Wechsel)<br />
Besondere Klauseln können folgende Punkte betreffen:<br />
""<br />
Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollrechte (bei <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
als Pflichtaufgabe der Gemeinden – in Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Thüringen – <strong>und</strong> oder Ausgestaltung<br />
als öffentliche Einrichtung)<br />
""<br />
Betriebswasserversorgung<br />
""<br />
Notwasserversorgung<br />
""<br />
Mitwirkung am <strong>Wasser</strong>versorgungskonzept<br />
(Water Safety Plans).<br />
Der eigentliche Übergang der <strong>Anlagen</strong> auf einen neuen<br />
Konzessionär birgt juristische Fallstricke in großer Vielfalt.<br />
Für die Ausgestaltung der <strong>Anlagen</strong>bewertung (dies<br />
sollte eigentlich im Konzessionsvertrag geregelt sein)<br />
stehen gr<strong>und</strong>sätzlich als Maßstäbe <strong>zur</strong> Verfügung:<br />
""<br />
Sachzeitwert = der auf der Gr<strong>und</strong>lage des Tagesneuwertes<br />
unter Berücksichtigung seines Alters <strong>und</strong><br />
Zustandes ermittelte Restwert eines Wirtschaftsgutes<br />
""<br />
Ertragswert = die Ermittlung des Barwertes<br />
zukünftiger finanzieller Überschüsse<br />
""<br />
kalkulatorischer Restbuchwert.<br />
Die Ergebnisse könnten sich stark unterscheiden. Eine<br />
verbindliche Rechtsprechung zu diesem Thema liege<br />
noch nicht vor. Schiebold empfiehlt aus seiner Erfahrung:<br />
Der Erfolgsfaktor heißt Einigung, was allemal besser<br />
ist als gerichtliche Auseinandersetzungen.<br />
Dr. Rolf Müller/ PricewaterhouseCoopers, Stuttgart,<br />
setzte sich eingehend mit Methoden <strong>und</strong> Maßstäben<br />
der Netzbewertung auseinander. Eine Rechtsprechung<br />
<strong>zur</strong> Übernahme von <strong>Wasser</strong>netzen sei kaum vorhanden,<br />
die zu Netzübernahmen im Energiesektor gegebenen<br />
Leitlinien seien nur eingeschränkt anwendbar. Anhand<br />
einer Beispielrechnung verglich Müller das Vorgehen<br />
<strong>und</strong> die Ergebnisse bei ertragsorientiertem gegenüber<br />
Sachzeitwertverfahren. Da unmittelbar dem Netz zugeschriebene<br />
Ertragswerte bei <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
selten vorliegen, dürften sich direkte bzw.<br />
indirekte Sachzeitwerte als Maßstäbe eher anbieten,<br />
zumal sie in der Regel höher ausfallen dürften als die auf<br />
der Basis von ertragsorientierten <strong>Verfahren</strong> ermittelten<br />
Werte. Dabei seien Zweckverbände mit einem gesonderten<br />
Wert zu berücksichtigen.<br />
3. Effizienz der <strong>Wasser</strong>betriebe – wie kann<br />
man sie messen?<br />
Effizienz scheint zum Schlüsselbegriff der wirtschaftlichen<br />
Beurteilung öffentlicher <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung zu werden. Offensichtlich wird<br />
Effizienz von denjenigen Vertretern der Wirtschaftswissenschaften,<br />
die den Wettbewerb als (allein wirksamen)<br />
Motor der Wirtschaft ansehen, rein ökonomisch interpretiert,<br />
was – wie schon oben ausgeführt – den <strong>Wasser</strong>-<br />
Dienstleistungen nicht gerecht wird.<br />
Für den <strong>Wasser</strong>sektor, der einer existenziell wichtigen<br />
Aufgabe verpflichtet ist, steht die Aufgabenerfüllung<br />
im Vordergr<strong>und</strong> – die Effektivität 1 . Es gilt also das<br />
Ziel der Unternehmenstätigkeit zu definieren <strong>und</strong> ggf.<br />
den erforderlichen Mindestgrad der Zielerreichung; der<br />
dafür erforderliche Aufwand (Energie, Personal, Kosten<br />
etc.) beschreibt die Effizienz, die durch einen Vergleich<br />
mit anderen Unternehmen der Bewertung zugänglich<br />
ist. Für definierte Prozesse – beispielsweise die Auslegung<br />
eines Pumpwerks – ist dies noch relativ einfach:<br />
Der Wirkungsgrad einer Pumpe setzt die erbrachte Leistung<br />
(Output = eine bestimmte <strong>Wasser</strong>menge in<br />
bestimmter Zeit auf eine bestimmte Höhe zu fördern)<br />
ins Verhältnis <strong>zur</strong> elektrischen Leistungsaufnahme<br />
(Input, z. B. in kW). Schwieriger wird es, die Effizienz<br />
eines ganzen Unternehmens zu bestimmen.<br />
Irreführend sind etwa Vergleiche auf der Basis:<br />
""<br />
mit welchem Kostenaufwand 100 000 m 3 <strong>Wasser</strong> an<br />
die K<strong>und</strong>en verkauft – oder<br />
""<br />
welche Erlöse beim Verkauf von 100 000 m 3 <strong>Wasser</strong><br />
an die K<strong>und</strong>en erzielt werden,<br />
denn ohne Definition der Unternehmensziele (die<br />
schließlich über den <strong>Wasser</strong>verkauf hinausgehen) <strong>und</strong><br />
ohne Überprüfung der kostenwirksamen Strukturen<br />
technischer <strong>und</strong> finanzieller Art kann nur Unsinn herauskommen.<br />
Große Strukturunterschiede der <strong>Wasser</strong>-<br />
1<br />
Zur Definition von Effektivität <strong>und</strong> Effizienz: Effektivität bezeichnet<br />
das Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel. Das<br />
Kriterium für das Vorliegen von Effektivität ist das Ausmaß, in<br />
dem beabsichtigte Wirkungen erreicht werden. Dies ist im<br />
Unterschied <strong>zur</strong> Effizienz unabhängig vom <strong>zur</strong> Zielerreichung<br />
nötigen Input. Eine effektive Leistungserbringung bedeutet,<br />
eine Aufgabe möglichst gut zu erfüllen, eine effiziente Leistungserbringung<br />
hingegen bedeutet, eine definierte Leistung<br />
mit möglichst geringem Mitteleinsatz oder möglichst großen<br />
Ertrag bei gegebenem Einsatz zu erreichen (Anwendung des<br />
Ökonomischen Prinzips). Effektivität ist damit ein Maß für die<br />
Zielerreichung (Qualität der Zielerreichung). Effizienz ist ein<br />
Maß für die Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Relation). A. Hein,<br />
IWW Mülheim<br />
Juli/August 2012<br />
844 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
Fachberichte<br />
versorgungsunternehmen oder auch ihre Entwicklungsgeschichte<br />
nicht <strong>zur</strong> Kenntnis zu nehmen, ist eine<br />
gr<strong>und</strong>legende Schwäche der bisher von den Kartellbehörden<br />
vorgelegten Tarif- oder Erlösvergleiche (s. Kap.1).<br />
Die Unternehmensziele eines <strong>Wasser</strong>versorgers<br />
ergeben sich aus der Summierung der Einzelziele entsprechend<br />
dem Bild 2 aus dem Merkblatt DVGW W 1100<br />
<strong>und</strong> DWA M 1100 „Benchmarking in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung“ – siehe Bild 1 [DVGW,<br />
DWA 2008].<br />
Die Verknüpfung von strukturellen Rahmenbedingungen<br />
mit den technischen Hauptprozessen <strong>Wasser</strong>gewinnung,<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung, <strong>Wasser</strong>speicherung<br />
<strong>und</strong> Druckhaltung, <strong>Wasser</strong>transport <strong>und</strong> -verteilung<br />
sind im VKU-Gutachten durch Professor Holländer erörtert<br />
worden – siehe Bild 2.<br />
In Zusammenarbeit mit dem DVGW-Projektkreis hat<br />
das IWW-Zentrum Mülheim ein Vergleichsverfahren auf<br />
der Basis identifizierter Strukturmerkmale erarbeitet,<br />
mit Hilfe dessen die Ermittlung geeigneter Vergleichsunternehmen<br />
für Benchmarking-Projekte wesentlich<br />
erleichtert wird [Wolf Merkel et al. 2012]. Eine systematische<br />
Erprobung in der Praxis steht nunmehr an.<br />
Der Feststellung von Peter Kurth, BDE B<strong>und</strong>esverband<br />
der Deutschen Entsorgungs-, <strong>Wasser</strong>- & Rohstoffwirtschaft<br />
e.V., „Private <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen<br />
sind effiziente <strong>Wasser</strong>unternehmen“ soll hier nicht<br />
widersprochen werden; sie hat letztlich dieselbe Qualität<br />
wie die praktisch gleichlautende Aussage des VKU<br />
bezüglich der kommunalen <strong>Wasser</strong>versorger (s. VKU<br />
Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck bei der Vorstellung<br />
der IESK-Studie 2011 zu Qualität <strong>und</strong> Image des<br />
Trinkwassers [VKU 2012]).<br />
Die Kooperation der öffentlichen Hand mit privaten<br />
Unternehmen hat sich im <strong>Wasser</strong>sektor durchaus<br />
bewährt (vgl. Kap. 2). Laut VKU sind aber 75 % der<br />
befragten K<strong>und</strong>en gegen eine Wahrnehmung der Trinkwasserversorgung<br />
von privaten Unternehmen; laut<br />
Peter Kurth sind ca. 60 % der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
zumindest teilweise privatisiert (mit anteilig<br />
10 bis 100 %), 40 % planen weitere Privatisierungen,<br />
zugleich bestünde aber eher eine geringe Privatisierungstendenz<br />
im <strong>Wasser</strong>sektor. Die Leistungsfähigkeit<br />
privater Unternehmen ist sicher nachweisbar, dass aber<br />
„Transparenz <strong>und</strong> Stabilität durch kartellrechtliche Kontrolle“<br />
<strong>und</strong> „BGH-Entscheidungen zum Kartellrecht positiv“<br />
zu bewerten sind (Kurth), muss doch als fraglich angesehen<br />
werden. Die Aussage „öffentlich-rechtliche Gebührenkontrolle<br />
… sei keine Effizienzkontrolle“ trifft für die<br />
kartellrechtlichen Kontrollen der <strong>Wasser</strong>preise gleichermaßen<br />
zu, da dazu offensichtlich die Maßstäbe fehlen.<br />
Effizienzmaßstäbe liefern dagegen die bisher durchgeführten<br />
Benchmarking-Projekte; dies haben die Vorträge<br />
von Dr. Jochen Stemplewski, Emschergenossenschaft<br />
<strong>und</strong> Lippeverband, <strong>und</strong> Filip Bertzbach, aquabench<br />
GmbH, eindrücklich gezeigt: „15 Jahre<br />
Bild 1. Hauptmerkmale der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> -<br />
beseitigung.<br />
Bild 2. Verknüpfung von strukturellen Rahmenbedingungen mit den<br />
Hauptprozessen der Trinkwasserversorgung (VKU-Gutachten Holländer<br />
et al. 2009 [Branchenbild 2011]).<br />
kontinuierliche Verbesserung“ (J.S.) <strong>und</strong> „Belegbare Erfolge<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen von Benchmarking in der Branche“ mit<br />
„Über 15 Jahre(n) Benchmarking mit über 800 Teilnehmern“<br />
(F.B.). Die in Eigenverantwortung der Unternehmen<br />
durchgeführten Projekte haben sich als hervorragendes<br />
Managementinstrument erwiesen. Die Teilnahme<br />
an diesen Projekten ermöglicht, die Effizienz<br />
bestimmter Prozesse <strong>und</strong> Unternehmensbereiche nicht<br />
nur zu messen <strong>und</strong> vergleichbar zu machen, sondern<br />
auch unmittelbar <strong>zur</strong> Effizienzverbesserung beizutragen.<br />
Die Vorträge von Stemplewski als Vorsitzendem <strong>und</strong><br />
Bertzbach als Geschäftsführer von aquabench ergänzten<br />
sich insoweit.<br />
Stemplewski erinnerte an die Definition (s. [DVGW,<br />
DWA 2008]): „Benchmarking wird … als systematischer<br />
<strong>und</strong> kontinuierlicher Prozess <strong>zur</strong> Identifizierung, zum Kennenlernen<br />
<strong>und</strong> zu Übernahme erfolgreicher Instrumente,<br />
Methoden <strong>und</strong> Prozesse von Benchmarkingpartnern definiert.<br />
Ziel ... ist die Steigerung der Leistungsfähigkeit der<br />
Benchmarkingpartner.“ Und weiter: „Eine losgelöste Auswertung<br />
von Kennzahlen durch außenstehende „Dritte“<br />
wie etwa eine Regulierungsbehörde, ist deswegen auch<br />
nicht zielführend. … Benchmarking ist ein freiwilliger<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 845
FachberichtE Tagungsbericht<br />
Erfahrungsaustausch, ein Wissensgewinn <strong>und</strong> eigener<br />
Lernprozess, der auf der vertrauensvollen Bereitstellung<br />
von Unternehmensdaten aller am jeweiligen Projekt Beteiligten<br />
beruht. … Daraus ergibt sich, dass der Vergleich<br />
untereinander weit mehr umfasst als sektorale Kostenvergleiche;<br />
er ist eng verb<strong>und</strong>en mit den individuellen Unternehmenszielen<br />
<strong>und</strong> Optimierungswünschen der einzelnen<br />
Beteiligten.“<br />
Bild 3 [DVGW, DWA 2008] verdeutlicht den Effekt<br />
des Benchmarking für ein teilnehmendes Unternehmen.<br />
Der Aufwand für einen bestimmten Prozess beim<br />
besten Unternehmen der Gruppe (1. Säule) wird mit<br />
dem Aufwand im eigenen Unternehmen (2. Säule) verglichen.<br />
Die Analyse ermöglicht die Aufteilung der Differenz<br />
in Quantifizierbare Maßnahmen, die sich kurz-,<br />
mittel- oder langfristig umsetzen lassen, Nicht quantifizierbare<br />
Maßnahmen, die noch zu untersuchen sind,<br />
<strong>und</strong> Nicht veränderbar (3. Säule). Die Umsetzung der<br />
Maßnahmen <strong>zur</strong> eigenen Effizienzverbesserung<br />
(4. Säule) ist im Sinne einer Rückkopplung in angemessenem<br />
zeitlichen Abstand zu überprüfen. Durch die<br />
(mehrfache) Wiederholung erweist sich der Wert des<br />
Benchmarking als Management-Instrument für das teilnehmende<br />
Unternehmen.<br />
Dies kann eine Regulierungsbehörde nicht leisten,<br />
was inzwischen wohl auch der Regulierer in England/<br />
Wales erkannt hat, der sich ja durch ein höchst bürokratisches<br />
System <strong>und</strong> begrenzte Effektivität auszeichnet<br />
(vgl. dazu den „Vergleich Europäischer <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>preise“ [VEWA 2010]). Bertzbach zitiert OFWAT<br />
vom Oktober 2011: „… data collection and monitoring<br />
(for regulatory reporting) … does not necessarily get the<br />
best results for customers… We propose that companies<br />
develop their own systems.“<br />
F. Otillinger betonte auf der <strong>Wasser</strong>wirtschaftlichen<br />
Jahrestagung des BDEW im November in Berlin [Ziegler<br />
2012], Benchmarking ziele … nicht ausschließlich auf<br />
Bild 3. Der Benchmarking-Zyklus (Bild 1 aus [DVGW, DWA 2008]).<br />
Wirtschaftlichkeit, sondern … auch auf Sicherheit, Qualität,<br />
K<strong>und</strong>enservice <strong>und</strong> Nachhaltigkeit in der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Zugleich empfahl er, mehr Verbindlichkeit zu<br />
schaffen durch einen Branchenstandard <strong>zur</strong> Transparenz<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft – von der Branche für die Branche<br />
–, ähnlich wie er bereits im technischen Bereich durch das<br />
technische Regelwerk der Verbände erarbeitet worden<br />
sei. Nach zehn oder mehr Jahren sollte man eigentlich<br />
soweit sein, dass man aus den Erfahrungen <strong>und</strong> den<br />
aggregierten Ergebnissen der Benchmark-Projekte zu<br />
einem solchen Branchenstandard kommen kann.<br />
Leider lässt die Bereitschaft der Unternehmen, sich<br />
einer Benchmark-Gruppe anzuschließen, vor allem bei<br />
kleineren <strong>und</strong> mittleren Unternehmen noch sehr zu<br />
wünschen übrig. Umso mehr ist Überzeugungsarbeit<br />
wichtig, die sich ja auf die guten Erfolge der bisherigen<br />
Projekte stützen kann.<br />
Weitere Praxisbeispiele zum Benchmarking in der<br />
<strong>Wasser</strong>branche finden sich im Anhang des Branchenbilds<br />
[Branchenbild 2011].<br />
Neben den Berichten von Emscher <strong>und</strong> Lippe zeigen<br />
die Vorträge von Jörg Simon, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />
(BWB) <strong>und</strong> Dr. Michael Beckereit, Hamburg <strong>Wasser</strong>, überzeugend<br />
auf, wie Effizienzsteigerungen im Unternehmen<br />
erreicht werden.<br />
Die BWB haben systematisch den Energiebedarf der<br />
technischen <strong>Anlagen</strong> optimiert, eingeschlossen die<br />
Gebäude <strong>und</strong> der Fuhrpark; hilfreich war die Einbeziehung<br />
der Mitarbeiter, deren Ideenreichtum durch eine<br />
Wette mit dem Vorstand gefördert wurde. So werden<br />
Potenziale im <strong>Abwasser</strong> (Schlammfaulung, Biogas,<br />
Wärme aus <strong>Abwasser</strong>) <strong>zur</strong> Energiegewinnung systematisch<br />
ausgenutzt; auch der Stromeinkauf lässt sich optimieren.<br />
Im Ergebnis der Sparwette sind 400 000 € Energiekosten<br />
gespart worden. Der Wetteinsatz kam den<br />
Mitarbeitern zugute.<br />
Während bisher den vier Säulen Sicherheit, Qualität,<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit die Hauptzielrichtung<br />
der Benchmarkingprojekte galt, wird inzwischen<br />
dem K<strong>und</strong>enservice <strong>und</strong> der K<strong>und</strong>enorientierung (s.<br />
Bild 1) besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Dazu trug<br />
Beckereit vor: Als wichtiger Schritt wurde der Mieter<br />
selbst zum K<strong>und</strong>en gemacht; abgerechnet wird auf der<br />
Basis der Wohnungswasserzähler. Entscheidend war<br />
weniger der <strong>Wasser</strong>spareffekt, sondern dass der Mieter<br />
direkt vom Unternehmen bzw. von einer Servicegesellschaft<br />
die Rechnung erhält <strong>und</strong> dadurch auch unmittelbar<br />
seine Verbrauchs- <strong>und</strong> Kostenzahlen erfährt. Die<br />
Analyse des K<strong>und</strong>enservice umfasste: wo liegen die<br />
Schwerpunkte von Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit,<br />
geht es um Qualität <strong>und</strong> Sicherheit der Versorgung oder<br />
mehr um die Qualität der K<strong>und</strong>enbeziehung (Letzteres!),<br />
wie haben sich technische Maßnahmen wie <strong>Wasser</strong>analytik,<br />
Organisation des Bereitschaftsdienstes<br />
(Anzahl von Rohrbrüchen, Dauer von Versorgungsunterbrechungen),<br />
Erreichbarkeit des K<strong>und</strong>enservice (Ser-<br />
Juli/August 2012<br />
846 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
Fachberichte<br />
vice-Center, Online-Kontakte, Weiterbildung des Personals)<br />
ausgewirkt? Die Erhöhung der Mitarbeiterzahl in<br />
der K<strong>und</strong>enbetreuung (von 125 auf 170 in den Jahren<br />
2006 bis 2011) hat sich offensichtlich ausgezahlt, gleichermaßen<br />
die Ereignisplanung <strong>und</strong> die darauf abgestimmte<br />
Personaleinsatz-Planung mithilfe moderner<br />
Software.<br />
4. Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>-Infrastruktur<br />
im Wandel<br />
Es sind nicht nur ökonomische Fragen, die sich auf die<br />
Entwicklung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong> ihrer Unternehmen<br />
auswirken, auch wenn solche Themen derzeit die<br />
(wasser-)politische Diskussion zu beherrschen scheinen.<br />
Dr. Jutta Niederste-Hollenberg/Fraunhofer-Institut für<br />
System- <strong>und</strong> Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, stellte<br />
erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts vor. Elemente<br />
sind:<br />
""<br />
der Klimawandel betrifft die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
<strong>und</strong> ihre Verfügbarkeit,<br />
""<br />
der demografische Wandel beeinflusst die<br />
<strong>Wasser</strong>nutzung,<br />
""<br />
der Flächenverbrauch nimmt weiter zu,<br />
""<br />
ökologische Anforderungen betreffen<br />
Energieverbrauch, Ressourcennutzung <strong>und</strong><br />
Schadstoffbelastungen.<br />
Die Kommunen diskutieren über Zusammenschlüsse<br />
<strong>und</strong> Kooperationen – z. B. als Antwort auf die demografische<br />
Entwicklung. Aus den Stoff- <strong>und</strong> Energieflüssen<br />
der Siedlungswasserwirtschaft lassen sich Optionen<br />
<strong>und</strong> Vorschläge für weitere geeignete Antworten ableiten.<br />
Dazu gehören u. a. Modellbauten oder -siedlungen,<br />
mit denen Konzepte für effizientere <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Energienutzungen<br />
(Kreisläufe) erprobt <strong>und</strong> bewertet werden.<br />
Die zu beteiligenden unterschiedlichen Akteure<br />
auf öffentlicher <strong>und</strong> privater Seite lassen die mögliche<br />
Umsetzung allerdings noch als mühsam erscheinen,<br />
zumal die erwarteten ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />
Effekte noch nicht ausreichend belegt werden können.<br />
Gesine Strohmeyer/EURAWASSER Nord in Rostock<br />
(REMONDIS-Gruppe), untersuchte aus Sicht des Unternehmens<br />
die Herausforderungen durch die Umweltbelastungen<br />
– veranschaulicht an den Nährstoffen aus der<br />
Landwirtschaft, Spurenstoffen aus Kläranlagenabläufen<br />
(u. a. Pharmaka) in Fließgewässern. Da für die Trinkwasseraufbereitung<br />
zum Teil das <strong>Wasser</strong> aus der Warnow,<br />
einem stark von Abwässern belasteten Fluss, herangezogen<br />
werden muss, werden die technologischen <strong>und</strong><br />
finanziellen Konsequenzen in beiden Bereichen der<br />
Unternehmenstätigkeit <strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong> spürbar.<br />
Zu den Chancen von Investitionen im Weltwassermarkt<br />
berichtete Eric Heymann/Deutsche Bank Research.<br />
Urbane Strukturen, Anteile der <strong>Wasser</strong>nutzung (größter<br />
Nutzer: die Landwirtschaft), wachsende Ansprüche<br />
durch Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> Mehrnachfrage<br />
nach Nahrungsmitteln, Energie <strong>und</strong> Konsumgütern (virtueller<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch), ineffiziente Bewässerungssysteme<br />
bestimmten außerhalb von Europa (z. T. aber auch<br />
in Süd- <strong>und</strong> Osteuropa) die Probleme <strong>und</strong> Aufgaben,<br />
deren Lösung durch die jeweiligen politischen<br />
Umstände, wie subventionierte <strong>und</strong> nicht kostendeckende<br />
<strong>Wasser</strong>preise, Staatsverschuldung, Missmanagement,<br />
Korruption, erheblich erschwert wird.<br />
Die Betätigung der privaten Wirtschaftsunternehmen<br />
ist stark risikobehaftet. Die maßgebenden Firmen<br />
haben in der Vergangenheit viel Lehrgeld bezahlt, allerdings<br />
auch daraus gelernt. Das Absatzpotenzial für <strong>Wasser</strong>technologie<br />
ist enorm, wobei Hochtechnologien im<br />
Allgemeinen nur für die reichen Länder in Frage kommen.<br />
Zusammenarbeit zwischen Staat <strong>und</strong> privater<br />
Wirtschaft ist angezeigt, um institutionelle Risiken zu<br />
vermindern – dies war ja, wie oben ausgeführt, auch ein<br />
Fazit aus den ÖPP-Projekten auf nationaler Ebene.<br />
Deutsche Bank Research hat ein Scoring-Modell entwickelt,<br />
das die Attraktivität von 78 Ländern aufgr<strong>und</strong><br />
von 12 Kriterien analysiert <strong>und</strong> als grobe Orientierung<br />
dienen mag.<br />
5. Bausteine der weiteren Entwicklung in der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
In zusammenfassender Würdigung der Vorträge <strong>und</strong><br />
Diskussionen der Tagung zeigte Dr. Bernd Gagsch, Fichtner<br />
Management Beratung, Stuttgart, als Moderator in<br />
seinem Schlusswort sieben Bausteine auf, welche die<br />
<strong>Wasser</strong>branche in Zukunft wohl bestimmen könnten –<br />
mit Ergänzungen des Rezensenten:<br />
""<br />
Die Rahmenbedingungen werden sich weiter verändern:<br />
rückläufige <strong>Wasser</strong>nutzung (auf nationaler<br />
Ebene), weiter zunehmende Belastungen <strong>und</strong> Beanspruchungen<br />
der Ressourcen (z.B. aus Landwirtschaft,<br />
Biogas-<strong>Anlagen</strong>, Fracking <strong>zur</strong> Erdgaserschließung).<br />
""<br />
Service <strong>und</strong> Preise/Entgelte werden an Bedeutung<br />
für den Bürger gewinnen. Die <strong>Wasser</strong>unternehmen<br />
werden sich darauf einstellen, neue Tarifstrukturen sind<br />
zu erwarten.<br />
""<br />
Die Transparenz von Kosten <strong>und</strong> Entgeltkalkulation<br />
gegenüber dem Bürger <strong>und</strong> der Politik wird <strong>und</strong><br />
muss sich verbessern.<br />
""<br />
Die Effektivität der <strong>Wasser</strong>dienstleistungen ist anerkannt;<br />
ihre wirtschaftliche Effizienz wird aber in<br />
Frage gestellt – mehr von politischer <strong>und</strong> behördlicher<br />
Seite als durch den K<strong>und</strong>en. Zuständigkeit, <strong>Verfahren</strong><br />
<strong>und</strong> Maßstäbe der Entgeltkontrollen stehen <strong>zur</strong><br />
rechtlichen/gesetzlichen Klärung an. Die Absage an<br />
eine Regulierung des <strong>Wasser</strong>sektors nach dem Muster<br />
der Energieregulierung oder nach dem Beispiel von<br />
England <strong>und</strong> Wales war allerdings eindeutig; deren Effizienz<br />
wurde entschieden in Zweifel gezogen.<br />
""<br />
Ökologische <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene ökonomische<br />
Anforderungen bestimmen organisatorische <strong>und</strong><br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 847
FachberichtE Tagungsbericht<br />
technologische Entwicklungen bezüglich Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Energieeinsparung.<br />
""<br />
Einbeziehung von privatem Know-how unter Wahrung<br />
der kommunalen Verantwortung: Viele Städte<br />
<strong>und</strong> Gemeinden haben gute Erfahrungen mit öffentlich-privater<br />
Kooperation gemacht; andere aber werden<br />
sich die privaten Anteile wieder <strong>zur</strong>ückholen<br />
(Rekommunalisierung). Maßgebend sind jeweils gute<br />
fachliche Beratung <strong>und</strong> Verträge, die eine win-win-Situation<br />
für beide Partner erwarten lassen.<br />
""<br />
K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enservice werden<br />
zunehmend als wichtige Daueraufgabe der Unternehmen<br />
verstanden.<br />
Es sei hier der Wunsch angefügt, dass sich die Diskussion<br />
<strong>und</strong> Verständigung der Fachleute – Technik, Wirtschaft,<br />
Recht – mit der Politik gr<strong>und</strong>legend verbessern<br />
möge. Vertreter der Politik waren in der Tagung praktisch<br />
nicht vertreten; sie sollten aber bereit sein zuzuhören!<br />
Handelsblatt Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
Moderation: Dr. Bernd Gagsch, Fichtner Management<br />
Beratung AG, Stuttgart<br />
Vorträge:<br />
Dr. Michael Beckereit, Geschäftsführer der HAMBURG WASSER,<br />
Hamburg: Ohne die K<strong>und</strong>en läuft nichts! – Der K<strong>und</strong>e im<br />
Fokus<br />
Filip Bertzbach, Geschäftsführer der aquabench GmbH Niederlassung<br />
Hamburg: Belegbare Erfolge <strong>und</strong> Erfahrungen von<br />
Benchmarking in der Branche – Über 15 Jahre Benchmarking<br />
mit über 800 Teilnehmern<br />
Michel Cunnac, Vorsitzender der Geschäftsführung Veolia <strong>Wasser</strong><br />
GmbH, Berlin: Gibt es die perfekte Organisationsform für das<br />
zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>unternehmen?<br />
Christa Hecht, Geschäftsführerin AöW Allianz der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
e.V., Berlin: <strong>Wasser</strong> ist kein Wirtschaftsgut!<br />
Eric Heymann, Senior Economist Deutsche Bank Research, Frankfurt<br />
am Main: Investitionen im Weltwassermarkt: Große<br />
Chancen – Hohe regulatorische Hürden<br />
Peter Kurth, Geschäftsführender Präsident BDE B<strong>und</strong>esverband der<br />
Deutschen Entsorgungs-, <strong>Wasser</strong>- & Rohstoffwirtschaft e.V.,<br />
Berlin: Private <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen sind effiziente<br />
<strong>Wasser</strong>unternehmen!<br />
Dr. Rolf Müller, PricewaterhouseCoopers AG WPG, Stuttgart:<br />
Ansätze der Netzbewertung im <strong>Wasser</strong>markt als Branche der<br />
Daseinsvorsorge<br />
Andreas M<strong>und</strong>t, Präsident des B<strong>und</strong>eskartellamtes, Bonn: Kartellrechtliche<br />
<strong>Wasser</strong>preiskontrolle – Gr<strong>und</strong>sätzliche Erwägungen<br />
<strong>und</strong> Fallpraxis des B<strong>und</strong>eskartellamtes<br />
Dr. Jutta Niederste-Hollenberg, Fraunhofer-Institut für System- <strong>und</strong><br />
Innovationsforschung ISI, Karlsruhe: <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>infrastrukturen<br />
im Wandel<br />
Daniel Schiebold, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Becker Büttner<br />
Held, Berlin: Wettbewerb um Infrastruktur? – Erfolgsfaktoren<br />
für den Wechsel des Konzessionärs<br />
Jörg Simon, Vorsitzender des Vorstands Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />
AöR, Berlin: Effizient in jeder Hinsicht! – Möglichkeiten der<br />
Energieeffizienz in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Dr. Jochen Stemplewski, Vorsitzender des Vorstands Emschergenossenschaft<br />
<strong>und</strong> Lippeverband, Essen, Präsident der Allianz<br />
der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft: Benchmarking <strong>und</strong> Transparenz<br />
in der Unternehmenssteuerung – 15 Jahre kontinuierliche<br />
Verbesserung<br />
Gesine Strohmeyer, Geschäftsführerin der EURAWASSER Nord<br />
GmbH, Rostock: <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen in<br />
Deutschland: Eine Branche für den aktiven Umweltschutz!<br />
Dr. Benedikt Wolfers, Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, Berlin:<br />
Eine Branche zwischen den Fronten? – Die Herausforderungen<br />
aktiv angehen!<br />
Literatur<br />
[Branchenbild 2011]<br />
[DVGW 1959]<br />
[DVGW, DWA 2008]<br />
ATT, BDEW, DBVW, DVGW, DWA, VKU:<br />
Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
2011. WVGW Bonn 2011 <strong>und</strong> websites<br />
der genannten Verbände.<br />
H<strong>und</strong>ert Jahre Deutscher Verein von Gas<strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>fachmännern 1859-1959. R.<br />
Oldenbourg München 1959.<br />
Merkblatt W 1100 = M 1100: Benchmarking<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung, März 2008, Bonn.<br />
DVGW, DWA, Bonn <strong>und</strong> Hennef, März<br />
2008.<br />
[Gelsenwasser 2012] Beate Olmer, Stefan Nies, Jürgen<br />
Büschenfeld: Alles strömt. 125 Jahre GEL-<br />
SENWASSER AG. Herausgegeben von der<br />
GELSENWASSER AG, Gelsenkirchen 2012.<br />
[Merkel 2011]<br />
Wolfgang Merkel: <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft:<br />
Der Ordnungsrahmen steht<br />
auf dem Prüfstand. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>,<br />
Februar 2011, S. 184–192.<br />
[Wolf Merkel et al. 2012] Wolf Merkel, Juliane Bräcker, Marina Neskovic,<br />
Matthias Weiß: Zur strukturellen<br />
Vergleichbarkeit von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
in Deutschland. <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> Februar 2012, S. 186–<br />
194.<br />
[Ziegler 2012]<br />
Christine Ziegler: <strong>Wasser</strong>branche auf dem<br />
richtigen Weg – Tagungsbericht <strong>zur</strong><br />
10. <strong>Wasser</strong>wirtschaftlichen Jahrestagung.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> März 2012, S. 290–<br />
299.<br />
[VKU 2012] VKU-Pressemitteilung 17/12 „Langzeitstudie<br />
<strong>zur</strong> Trinkwasserqualität“. Berlin,<br />
21.02.2012. http://www.vku.de/servicenavigation/presse/pressemitteilungen/<br />
Autor<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel<br />
E-Mail: merkel.w@t-online.de |<br />
Klagenfurter Ring 1a |<br />
D-654187 Wiesbaden<br />
Juli/August 2012<br />
848 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Buchbesprechungen<br />
Buchbesprechungen<br />
Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />
<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen, Band III<br />
Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />
Industrieverlag 2011. 1. Auflage. 204 S., Broschur,<br />
mit CD-ROM (Zusatzmaterial), Preis: € 54,90,<br />
ISBN 978-3-835-63263-9, Bestellnummer: 66008422.<br />
In Zeiten hoher Energiekosten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Neige gehender<br />
konventioneller Rohstoffe ist es reine Verschwendung,<br />
Abwässer ungenutzt in der Kanalisation<br />
versickern zu lassen. Zukunftsweisend sind<br />
Projekte, die dieses hohe Energiepotenzial gewinnbringend<br />
auszuschöpfen vermögen, die dem <strong>Abwasser</strong><br />
Wärme <strong>und</strong> Strom abringen <strong>und</strong> wieder in den<br />
Energiekreislaus einspeisen.<br />
Band III der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen stellt eine<br />
Reihe solcher Projekte vor – von der Biogasgewinnung<br />
über die Trockenlegung von Klärschlamm bis<br />
<strong>zur</strong> Wärmegewinnung aus Abwässern. Ziel aller dieser<br />
verschiedenen Ansätze ist es, Erdöl, Erdgas <strong>und</strong><br />
Kohle durch erneuerbare Energien zu ersetzen <strong>und</strong><br />
so unabhängig von den nicht nachwachsenden<br />
Rohstoffen zu werden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
dafür hat der Gesetzgeber im EEG, dem<br />
„Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“,<br />
abgesteckt.<br />
Auf der beiliegenden CD-ROM befindet sich<br />
umfangreiches Zusatzmaterial. Der Titel ist außerdem<br />
mit einer DVD erhältlich, auf der der Titel als<br />
komplett recherchierbares eBook (PDF) enthalten<br />
ist.<br />
Bestell-Hotline<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Trinkwasserbehälter Band IV<br />
<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen<br />
Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />
Industrieverlag 2012. 1. Auflage. 224 S.,<br />
Broschur, mit DVD (Bonusmaterial), Preis: € 54,90,<br />
ISBN 978-3-835-63266-0, Bestellnummer: 66008425.<br />
Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel des<br />
Menschen. Zentrale Aufgabe der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
ist es, eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit<br />
Trinkwasser durch tadellose Handhabung <strong>und</strong> Aufbewahrung<br />
zu gewährleisten. Behälter <strong>zur</strong> Speicherung<br />
von Trinkwasser müssen deshalb in technisch<br />
<strong>und</strong> hygienisch einwandfreiem Zustand sein.<br />
Band IV der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen behandelt<br />
gr<strong>und</strong>legende Fakten zu Planung, Ausführung,<br />
Instandhaltung, Reinigung <strong>und</strong> Sanierung von<br />
Trinkwasserbehältern – lebendig veranschaulicht<br />
durch zahlreiche spannende Beispiele aus der<br />
Praxis. Ausführlich wird zudem die Geschichte<br />
der Trinkwasserspeicherung dargestellt, mit zahlreichen<br />
Bildern der schönsten <strong>Anlagen</strong> von der<br />
Antike bis <strong>zur</strong> Gegenwart.<br />
Auf der beiliegenden DVD befindet sich umfangreiches<br />
Bonusmaterial. Der Titel ist außerdem mit<br />
einer DVD erhältlich, auf der der Titel als komplett<br />
recherchierbares eBook (pdf) enthalten ist.<br />
Bestell-Hotline<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />
www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 849
FachberichtE Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT) <strong>und</strong><br />
Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />
Karlsruhe (TZW) im Jahre 2011<br />
Engler-Bunte-Institut , DVGW-Forschungsstelle, Forschungsstelle für Brandschutztechnik,<br />
technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Tätigkeitsbericht, Forschung <strong>und</strong> Lehre, Ausbildung,<br />
Weiterbildung<br />
Henning Bockhorn, Fritz H. Frimmel, Josef Klinger <strong>und</strong> Thomas Kolb<br />
(Fortsetzung aus <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 153 (2012) Nr. 6, Seite 724–733)<br />
2. Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Karlsruhe<br />
<br />
Das Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) ist eine organisatorisch<br />
<strong>und</strong> haushaltsmäßig verselbstständigte,<br />
gemeinnützige Einrichtung des DVGW <strong>und</strong> verfügt über<br />
Standorte in Karlsruhe, Dresden <strong>und</strong> Hamburg. Das TZW<br />
bildet unter dem Dach des DVGW die größte tragende<br />
Säule. Das TZW bearbeitet auf einer wissenschaftlichtechnischen<br />
Basis <strong>und</strong> unter Berücksichtigung neuer<br />
Erkenntnisse praktische Lösungsvorschläge für konkret<br />
anstehende Fragestellungen für <strong>Wasser</strong>werke <strong>und</strong> Kommunen<br />
<strong>und</strong> begleitet aktiv die Umsetzung des DVGW-<br />
Regelwerkes. Dazu richtet das TZW seine angewandte<br />
Forschung auf die Bereiche Analytik <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>beschaffenheit,<br />
Technologie <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit, Korrosion,<br />
Mikrobiologie, Ressourcenschutz, Verteilung sowie<br />
Umweltbiotechnologie aus.<br />
Im Berichtszeitraum wiesen die wissenschaftlichtechnischen<br />
Untersuchungen des TZW verschiedene<br />
Schwerpunkte auf, die im Folgenden im Überblick dargestellt<br />
werden.<br />
In der Abteilung Analytik <strong>und</strong> Stoffbewertung<br />
standen weiterhin die anthropogenen organischen<br />
Spurenstoffe im Mittelpunkt, deren Vorkommen <strong>und</strong><br />
Verhalten in den Gewässern nicht nur aus Sicht der<br />
Trinkwasserversorgung kritisch zu bewerten ist. Dementsprechend<br />
wurden im Auftrag zahlreicher <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
umfangreiche Untersuchungen<br />
<strong>zur</strong> Qualitätskontrolle von Roh- <strong>und</strong> Trinkwässern,<br />
Gr<strong>und</strong>wässern <strong>und</strong> Oberflächenwässern sowie an Vorfeld-Messstellen<br />
<strong>und</strong> in <strong>Wasser</strong>einzugsgebieten durchgeführt,<br />
um mögliche Belastungsquellen zu identifizieren<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls präventive Maßnahmen vorzunehmen.<br />
Insbesondere wegen des nach wie vor großen<br />
Dr. Josef Klinger<br />
Medieninteresses sind dabei für die <strong>Wasser</strong>versorger<br />
aktuelle Messdaten, Stoffinformationen <strong>und</strong> Bewertungskriterien<br />
von großer Bedeutung, um eine zielgerichtete<br />
Kommunikation mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verbrauchern<br />
zu erreichen. Neben den analytischen Messdaten wurden<br />
vom TZW begleitende Informationen zu physikalisch-chemischen<br />
Stoffeigenschaften, zu Human- <strong>und</strong><br />
Ökotoxizität sowie zu Vorkommen <strong>und</strong> Verhalten bei<br />
der Trinkwasseraufbereitung <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> hohe Qualität des analytischen<br />
Bereiches des TZW wurden im Jahr 2011 durch zahlreiche<br />
interne <strong>und</strong> externe Audits sowie durch erfolgreiche<br />
Teil nahmen an nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Ringversuchen <strong>und</strong> Vergleichsuntersuchungen bestätigt.<br />
Im Jahr 2011 wurde zudem die vollständige Re-<br />
Akkreditierung des physikalisch-chemischen <strong>und</strong> mikrobiologischen<br />
Labors des TZW durch die DAkkS (Deutsche<br />
Akkreditierungsstelle) erfolgreich abgeschlossen.<br />
In der Abteilung Technologie <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
standen im Berichtszeitraum die Aktivkohleadsorption,<br />
die Membrantechnologie <strong>und</strong> die UV-Desinfektion<br />
im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Die Projekte im Bereich<br />
Aktivkohle fokussierten die Entfernung von Spurenverunreinigungen.<br />
Hierbei lag der Schwerpunkt in der <strong>Verfahren</strong>skombination<br />
von Pulveraktivkohledosierung mit<br />
Mehrschichtfiltration aber auch im Betrieb von halbtechnischen<br />
Aktivkohlerfiltern sowie Kleinfiltern mit<br />
dem Ziel der Bewertung verschiedener Aktivkohleprodukte.<br />
Die Projekte im Bereich Membrantechnologie<br />
konzentrierten sich auf den Einsatz der Niederdruckumkehrosmose<br />
in der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Beispielsweise<br />
wurden für mehrere <strong>Wasser</strong>versorgungs-<br />
Juli/August 2012<br />
850 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
Fachberichte<br />
unternehmen <strong>und</strong> Kommunen Machbarkeitsstudien<br />
teilweise in Kombination mit Pilotversuchen erstellt. Mit<br />
den Pilotversuchen wurde u. a. die Behandlung eines<br />
harten, stark sulfathaltigen <strong>Wasser</strong>s oder der Einsatz<br />
neuartiger, umweltfre<strong>und</strong>licher Anti scalants untersucht.<br />
Die wissenschaftliche Begleitung von Inbetriebnahmen<br />
von drei <strong>Wasser</strong>werken mit Niederdruckumkehrosmosetechnik<br />
zählte ebenfalls zu den in der Abteilung Technologie<br />
durchgeführten Projekten. Neben den sofort<br />
verfügbaren konkreten Problemlösungen gestatten die<br />
hierbei gewonnenen Erkenntnisse eine äußerst praxisnahe<br />
<strong>und</strong> schnelle Rückkopplung auf die Ausgestaltung<br />
neuer <strong>Anlagen</strong>. Im Bereich UV-Desinfektion wurde<br />
basierend auf den Ergebnissen eines am TZW bearbeiteten<br />
Projekts <strong>zur</strong> Umsetzung des DVGW Arbeitsblattes<br />
W 294 in der Praxis die Notwendigkeit der Überarbeitung<br />
des Regelwerkes aufgezeigt. Ebenso konnten<br />
dadurch weitergehende Festlegungen für den sicheren<br />
Betrieb von UV-Desinfektionsgeräten erarbeitet werden.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte der Abteilung Gr<strong>und</strong>wasser<br />
<strong>und</strong> Boden lagen im Berichtszeitraum neben der<br />
Weiterführung von Kooperationen mit <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
in den Themengebieten Biogas<br />
<strong>und</strong> Nitrat. Beispielsweise wurden für <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
Gefährdungen für die Trinkwasserversorgung<br />
in Zusammenhang mit Baumaßnahmen in<br />
<strong>Wasser</strong>schutzgebieten beurteilt. Bei den Maßnahmen<br />
handelte es sich beispielsweise um den Neubau einer<br />
großen Industrieanlage <strong>und</strong> von Gleisanlagen, die Verlegung<br />
von Erdgasleitungen sowie die Erweiterung<br />
einer Tagebaufläche. Als Ergebnis wurden gebietsspezifische<br />
Maßnahmenkataloge erarbeitet, die z. B. Monitoringprogramme<br />
<strong>zur</strong> Überwachung der Gr<strong>und</strong>wasserqualität<br />
beinhalten <strong>und</strong> eine Sicherung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
gewährleisten sollen. Mit der Thematik Biogas<br />
befasste sich die Abteilung beispielsweise im Rahmen<br />
des DVGW-Vorhabens GW2/01/10 „Potenzialstudie <strong>zur</strong><br />
nachhaltigen Erzeugung <strong>und</strong> Einspeisung gasförmiger,<br />
regenerativer Energieträger in Deutschland (Biogasatlas)“.<br />
Hierbei wurde der Anbau von Energiepflanzen für<br />
die Biogasproduktion unter Berücksichtigung der<br />
Anforderungen des Gewässerschutzes einschließlich<br />
der Gärresteausbringung <strong>und</strong> der Gärrestqualität<br />
(Schadstoffe) thematisiert. Im Themenbereich Nitrat<br />
wurden unter Berücksichtigung regionaler Klimadaten<br />
<strong>und</strong> flächenspezifischer Messergebnisse mit dem TZW-<br />
Modell INVAM Simulationsrechnungen durchgeführt,<br />
deren Ergebnisse Aussagen <strong>zur</strong> Nitratstickstoffdynamik<br />
im Boden <strong>und</strong> zu kulturspezifischen Nitratauswaschungspotentialen<br />
ermöglichen.<br />
Ein Schwerpunkt der Abteilung Mikrobiologie lag<br />
im Berichtszeitraum in der Zusammenarbeit mit <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
bei dem Management von Kontaminationen<br />
im Leitungsnetz. Gerade diese Probleme zeigen, dass es<br />
insbesondere bei <strong>Wasser</strong>versorgern, die auf eine<br />
Abschlussdesinfektion mit Restgehalten verzichten,<br />
wichtig ist, Handlungspläne für den Betrieb der Leitungsnetze<br />
aufzustellen. In Handlungsplänen wird festgelegt,<br />
wie <strong>und</strong> wann eine Notfalldesinfektion in Betrieb<br />
zu nehmen ist, um die notwendige Sicherheit für den<br />
Verbraucher zu garantieren. Die Abteilung Mikrobiologie<br />
erarbeitete gemeinsam mit <strong>Wasser</strong>versorgern entsprechende<br />
Handlungspläne, die auch mit den örtlichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsämtern abgestimmt wurden. Ein<br />
weiterer Schwerpunkt der Abteilung Mikrobiologie lag<br />
in der Beurteilung der Aufbereitungsnotwendigkeit in<br />
Bezug auf mikrobiologische Kontaminationen im Rohwasser.<br />
Hierbei wurden u. a. auch Bakteriophagen als<br />
Ersatzparameter für humanpathogene Viren mit analysiert.<br />
Auch die Prüfung der Desinfektionsnotwendigkeit<br />
bzw. die Begleitung der Umstellung der Abschlussdesinfektion<br />
wurden von WVU nachgefragt. Verstärkt in<br />
den Fokus der Arbeiten stand die Trinkwasser-Installation.<br />
Hier wurden Kontaminationen durch die (fakultativen)<br />
Krankheitserreger Legionellen <strong>und</strong> Pseudomonas<br />
aeruginosa erfolgreich bekämpft. Auch die Ursachenforschung<br />
bei erhöhten Koloniezahlen stellte einen Aspekt<br />
der Arbeiten in der Trinkwasser-Installation dar.<br />
Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />
<strong>und</strong> Altlasten lagen in 2011 beim mikrobiologischen<br />
Abbau von halogenierten Schadstoffen, dem<br />
Nachweis <strong>und</strong> Abbauverhalten von heterozyklischen<br />
Kohlenwasserstoffen, der Entwicklung <strong>und</strong> Einsatz von<br />
Nucleinsäure-basierten Methoden, Elimination von<br />
Pharmaka <strong>und</strong> Pathogenen bei der Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung,<br />
dem Einsatz von Fe(0)-Nanopartikeln in der<br />
Altlastensanierung <strong>und</strong> der Kombination Elektrochemie/Mikrobiologie<br />
<strong>zur</strong> Elimination persistenter Schadstoffe.<br />
Chlorierte Schadstoffe stellen die häufigste<br />
Schadstoffgruppe an kontaminierten Altlaststandorten<br />
dar <strong>und</strong> belasten viele industrielle Abwässer. In mehreren<br />
Forschungsprojekten wurde der mikrobiologische<br />
Abbau von Chlorethenen unter anaeroben reduktiven<br />
sowie unter aeroben oxidativen Bedingungen untersucht.<br />
Dabei wurde der metabolische aerobe Abbau<br />
von Trichlorethen erstmals nachgewiesen. Dieser neue<br />
Abbauweg eröffnet neue kostengünstige Optionen in<br />
der Standort-Sanierung. Molekularbiologische Methoden<br />
(z. B. PCR-Nachweis) eröffnen neue analytische<br />
Möglichkeiten <strong>zur</strong> Beurteilung <strong>und</strong> Optimierung mikrobiologischer<br />
Reinigungsverfahren. Im Bereich hygienisch<br />
relevanter Mikroorganismen können beispielsweise<br />
Viren nachgewiesen werden, für die kein Kulturverfahren<br />
<strong>zur</strong> Verfügung steht oder die sehr aufwändig<br />
sind (z. B. Noroviren). In der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />
<strong>und</strong> Altlasten wurde die Anzahl der nachweisbaren<br />
Organismen (Viren, Bakterien) <strong>und</strong> funktionaler<br />
Gene für den Schadstoffabbau ausgeweitet. Da die Nucleinsäure-basierte<br />
Analytik auch die Konservierung von<br />
Proben erlaubt, wird die wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit ausländischen Partnern (z. B. CSIRO, Australien)<br />
deutlich erleichtert.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 851
FachberichtE Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
Bild 1. Die Infrastruktur der Prüfhalle des TZW bietet modernste<br />
technische Voraussetzungen für alle Prüfverfahren.<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen zeigten im Be -<br />
richtszeitraum großes Interesse an zustandsorientierten<br />
Spülplänen, die die Abteilung Verteilungsnetze<br />
erstellt. Darauf aufbauend wird unter Einbindung von<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen <strong>und</strong> IT-Spezialisten<br />
stufenweise ein umfangreiches Netzmanagementkonzept<br />
erstellt. Die Bewertung der Innenkorrosion von<br />
ungeschützten metallischen Leitungen unter dem<br />
Gesichtpunkt Veränderung der <strong>Wasser</strong>qualität im Leitungsnetz<br />
war ein weiterer Schwerpunkt der durchgeführten<br />
Arbeiten. Mit dem von der Abteilung Verteilungsnetze<br />
entwickelten Untersuchungsverfahren<br />
können im Detail die Auswirkungen von Rehabilitationsverfahren,<br />
technischen Maßnahmen oder dem Einsatz<br />
von Inhibitoren beurteilt werden. Für eine schnelle<br />
Identifizierung von Kontaminationsquellen für Koloniezahlen,<br />
coliforme Bakterien <strong>und</strong> Enterokokken wurden<br />
die in den vergangen Jahren entwickelten Prozessmodelle<br />
zu den mikrobiologischen Abläufen im Verteilungsnetz<br />
in mehreren Fällen erfolgreich eingesetzt. In<br />
den meisten Fällen waren die Probleme auf technische<br />
Unzulänglichkeiten oder einen unsachgemäßen Einsatz<br />
von bestimmten Materialien <strong>zur</strong>ückzuführen. Im<br />
Berichtszeitraum wurden in mehreren <strong>Wasser</strong>werken im<br />
Auftrag von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen Funktionsprüfungen<br />
durchgeführt. Diese wurden im Wesentlichen<br />
durch Güteprobleme im Leitungsnetz veranlasst,<br />
die auf eine verstärkte Ablagerungsbildung durch den<br />
Eintrag aus dem <strong>Wasser</strong>werk verursacht worden sind. Im<br />
Ergebnis der Funktionsprüfungen wurden Vorschläge<br />
für die Optimierung der Aufbereitungstechnologie erarbeitet.<br />
Durch die Abteilung Korrosion wurde im Berichtszeitraum<br />
eine Vielzahl von Aufträgen <strong>zur</strong> Begutachtung<br />
von Trinkwasser-Verteilungsanlagen sowohl in der<br />
öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung als auch im häuslichen<br />
Bereich bearbeitet. Hierbei bewegten sich die Fragestellungen<br />
von der Zustandsbewertung von über mehrere<br />
Jahrzehnte betriebenen AZ-Versorgungsleitungen bis<br />
hin <strong>zur</strong> Ursachenfindung für Korrosionsschäden an<br />
Armaturen <strong>und</strong> Rohren in Trinkwasser-Installationen.<br />
Ebenso wurden Korrosionsschäden aus <strong>Anlagen</strong> von<br />
Produktionsbetrieben untersucht <strong>und</strong> beurteilt. Hinsichtlich<br />
der Forschungsaktivitäten wurden die Untersuchungen<br />
im Rahmen des von der US-Amerikanischen<br />
Water Research Fo<strong>und</strong>ation geförderten Projektes „The<br />
Performance of Non-Leaded Brass Materials“ weiter<br />
geführt. Hierbei ist für fünf unterschiedliche bleifreie<br />
Messingmaterialien (sogenannte „Non-Leaded Brass<br />
Materials mit Pb
Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
Fachberichte<br />
nach DIN EN 15664-1 <strong>zur</strong> Abgabe von Schwermetallen<br />
aus Kupferlegierungen sowie die Untersuchungen nach<br />
prEN 16058 <strong>zur</strong> Abgabe von Nickel aus verchromten<br />
Sanitärarmaturen <strong>und</strong> gelöteten Plattenwärmetauschern<br />
garantierten eine hohe Auslastung (Bild 2).<br />
Nach dem erfolgreichen Durchlaufen eines zweistufigen<br />
Ausschreibungs- <strong>und</strong> Auswahlverfahrens wurde<br />
im Berichtszeitraum das Verb<strong>und</strong>forschungsprojekt PRi<br />
MaT – Präventives Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung<br />
durch das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />
<strong>und</strong> Forschung (BMBF) innerhalb des BMBF-Rahmenprogramms<br />
„FONA – Forschung für nachhaltige<br />
Entwicklungen“ <strong>zur</strong> Förderung ausgewählt. In PRiMaT<br />
(www.primat.tv) befassen sich 18 Partner aus <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
Industrie, Wissenschaft <strong>und</strong> Verbraucherinitiative<br />
mit der Entwicklung einer ganzheitlichen, prozessorientierten<br />
Risikobetrachtung von Spurenstoffen<br />
<strong>und</strong> Krankheitserregern aus Sicht der Trinkwasserversorgung.<br />
Die in PRiMaT beteiligten <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
stellen mehr als 10 % der gesamten Trinkwasserversorgung<br />
Deutschlands sicher <strong>und</strong> belegen<br />
damit die hohe Praxisrelevanz des Projektes. PRiMaT hat<br />
eine Laufzeit von drei Jahren <strong>und</strong> wird durch das TZW<br />
koordiniert<br />
Länderübergreifende Aktivitäten des TZW konzentrierten<br />
sich auf das relativ neue europäische Forschungsnetzwerk<br />
ACQUEAU (www.acqueau.eu). Hierbei<br />
handelt es sich um den ersten EUREKA-Cluster, der sich<br />
in Umwelttechnologien bzw. wasserbezogenen Technologien<br />
engagiert. Das TZW stellt in ACQUEAU den<br />
Second Vice-Chairman of the Board of Directors <strong>und</strong> ist<br />
im wissenschaftlichen Beirat vertreten. Das TZW ist weiterhin<br />
aktives Mitglied in der GWRC, Global Water<br />
Research Coalition (www.globalwaterresearchcoalition.<br />
net), einer internationalen Vereinigung zum Informationsaustausch<br />
von prioritären Forschungszielrichtungen<br />
im <strong>Wasser</strong>fach.<br />
Der TZW-Newsletter erschien im April <strong>und</strong> Oktober<br />
2011 mit Kurzinformationen zu aktuellen Themen wie<br />
beispielsweise der Sicherheit der Trinkwasserbeschaffenheit<br />
im Verteilungsnetz oder zu Auswirkungen des<br />
Einsatzes von Bioziden in industriellen Kühlwasserkreisläufen.<br />
Der Umfang der TZW-Schriftenreihe wuchs im<br />
Berichtszeitraum um drei Exemplare <strong>und</strong> umfasst nun<br />
50 Bände.<br />
Das TZW richtete im Jahr 2011 verschiedene Veranstaltungen<br />
aus, wobei der Wissenstransfer zu den Versorgungsunternehmen<br />
im Mittelpunkt stand. Beispielsweise<br />
fand das 20. Dresdner Trinkwasserkolloquium am<br />
10.05.11 unter Teilnahme von ca. 120 Mitarbeitern aus<br />
Versorgungsunternehmen <strong>und</strong> Behörden statt. Zum<br />
16. TZW-Kolloquium am 06.12.11 reisten mehr als 140<br />
Fachleute aus dem <strong>Wasser</strong>fach zum TZW nach Karlsruhe.<br />
Erstmalig wurde am 08.11.2011 ein Transferabend<br />
zum Thema <strong>Wasser</strong> in der industriellen Produktion<br />
durchgeführt, um den wissenschaftlichen Austausch<br />
Bild 2. Versuchsanlage <strong>zur</strong> Prüfung der Metallabgabe von Plattenwärmetauschern.<br />
mit Industrieunternehmen zu verbessern, auf dessen<br />
Gr<strong>und</strong>lage neue Forschungsvorhaben entstehen sollen.<br />
An dem Transferabend nahmen zahlreiche Vertreter von<br />
verschiedenen Firmen teil. Zur Thematik Werkstoffliste<br />
fand im Rahmen der neu etablierten TZW-Diskussionsreihe<br />
am 12.05.2011 eine Informationsveranstaltung<br />
mit ca. 140 Teilnehmern am TZW Karlsruhe statt. Am<br />
17.05.2011 trafen sich Forscher <strong>und</strong> Anwender am TZW,<br />
um über Potentiale <strong>und</strong> Grenzen molekularbiologischer<br />
Methoden intensiv zu diskutieren.<br />
Zur Fortbildung bzw. <strong>zur</strong> Förderung des internen<br />
Informationsaustausches im TZW wurden Seminare<br />
organisiert. Dazu berichten <strong>und</strong> diskutieren Mitarbeiter<br />
des TZW zu aktuellen Projekten. Im Jahr 2011 wurden<br />
sechs dieser Seminare durchgeführt.<br />
Mit Stand zum 31.12.2011 befanden sich am TZW<br />
47 Forschungsvorhaben in Bearbeitung, die im Wesentlichen<br />
durch AIF, BMBF <strong>und</strong> DVGW gefördert wurden. Im<br />
gleichen Zeitraum wurden am TZW 105 Publikationen<br />
in Fachzeitschriften sowie Konferenzunterlagen angefertigt.<br />
Davon sind 10 Publikationen beispielhaft nachstehend<br />
aufgeführt. Eine vollständige Liste der Publikationen<br />
sowie Informationen zu ausgewählten Forschungsvorhaben<br />
stehen über die Homepage des TZW<br />
(www.TZW.de) zum Download <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Veröffentlichungen<br />
Brauch, H.-J.: Organische Spurenstoffe in Gewässern – Vorkommen<br />
<strong>und</strong> Bewertung. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 12,<br />
S. 1206–1211.<br />
Brauch, H.-J. <strong>und</strong> Sacher, F.: Assessment of micro-pollutants from a<br />
water supplier’s perspective. Water Research and Management<br />
1 (2011) No. 1, p. 17–28.<br />
Eggers, J. <strong>und</strong> Wricke, B.: UV-Geräte <strong>zur</strong> Desinfektion in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
– Anforderungen an den Betrieb <strong>und</strong> die Um -<br />
setzung in der Praxis. energie|wasser-praxis (2011) Nr. 5,<br />
S. 41–47.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 853
FachberichtE Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
Hinger, G., Brinkmann, M., Bluhm, K., Sagner, A., Takner, H., Eisenträger,<br />
A., Braunbeck, T., Engwall, M., Tiehm, A. and Hollert, H.:<br />
Some heterocyclic aromatic compo<strong>und</strong>s are Ah receptor<br />
agonists in the DR-CALUX assay and the EROD assay with<br />
RTL-W1 cells. Environmental Science and Pollution Research<br />
18 (2011), p. 1297–1304.<br />
Hügler, M., Böckle, K., Eberhagen, I., Thelen, K., Beimfohr, C. and<br />
Hambsch, B.: Development and validation of a FISH-based<br />
method for the detection and quantification of E. coli and<br />
coliform bacteria in water samples. Water Science and Technology<br />
64 (2011) No. 7, p. 1435–1442.<br />
Lipp, P. <strong>und</strong> Hambsch, B.: Virenrückhalt mit Membranen – Stand des<br />
Wissens. Gewässerschutz – <strong>Wasser</strong> – <strong>Abwasser</strong> (GWA) 223<br />
(2011), 16/1–16/15.<br />
Scheurer, M., Godejohann, M., Wick, A., Happel, O., Ternes, T., Brauch,<br />
H.-J., Ruck, W. and Lange, F.T.: Structural elucidation of main<br />
ozonation products of the artificial sweeteners cyclamate<br />
and acesulfame. Environmental Science and Pollution<br />
Research (1 October 2011), pp. 1–12., doi:10.1007/s11356-<br />
011-0618-x, (2011).<br />
Scheurer, M., Storck, F.R., Graf, C., Brauch, H.-J., Ruck, W., Lev, O. and<br />
Lange, F.T.: Correlation of six anthropogenic markers in<br />
wastewater, surface water, bank filtrate, and soil aquifer<br />
treatment. Journal of Environmental Monitoring 13 (2011),<br />
p. 966–973.<br />
Tiehm, A., Schmidt, N., Stieber, M., Sacher, F., Wolf, L. and Hötzl, H.:<br />
Biodegradation of pharmaceutical compo<strong>und</strong>s and their<br />
occurrence in the Jordan valley. Water Resources Management<br />
25 (2011) No. 4, p. 1195–1203.<br />
Zhao, H.-P., Schmidt, K.R., Lohner, S. and Tiehm, A.: Robustness of an<br />
aerobic metabolically vinyl chloride degrading bacterial<br />
enrichment culture. Water Science & Technology 64 (2011)<br />
No. 9, p. 1796–1803.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 22.06.2012<br />
Prof. Dr.-Ing. Henning Bockhorn<br />
Prof. Dr. rer. nat. Fritz H. Frimmel<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb<br />
Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie (KIT) |<br />
Engler-Bunte-Ring 1 |<br />
D-76131 Karlsruhe<br />
Dr. rer. nat. Josef Klinger<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> |<br />
Karlsruher Straße 84 |<br />
D-76139 Karlsruhe<br />
Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />
In der Ausgabe 8/2012 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Schulze / Haffke<br />
Braun u. a.<br />
untersuchungen zum Fremdwasseranfall im Verbandsgebiet des WAZ „Huy Fallstein“<br />
robuste <strong>und</strong> leistungsfähige Regelungskonzepte für Kläranlagen<br />
Möller u. a. Benchmarking in der <strong>Abwasser</strong>beseitigung – eine Bestandsaufnahme –<br />
Teil 1: Ziele <strong>und</strong> Ergebnisse des Benchmarkings<br />
Gawel<br />
Pogade / Scharfe<br />
Zum Für <strong>und</strong> Wider einer umfassenden <strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe – Teil 2: Fallstudien<br />
aufbau <strong>und</strong> Beratung von <strong>Abwasser</strong>betrieben in Vietnam – Ein Erfahrungsbericht<br />
Juli/August 2012<br />
854 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die Datum, Unterschrift<br />
XFGWFW2012<br />
rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>gwf</strong>, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Wü rzburg<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert <strong>und</strong> verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert <strong>und</strong> beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
✘<br />
Telefax
Praxis<br />
Mission Naturschutz – Schachtbau Memmingen<br />
beteiligt sich an außergewöhnlichem Spezialprojekt<br />
Die aktuelle Rote Liste der bedrohten Arten, die Umweltschützer anlässlich der Rio+20 Konferenz vorlegten,<br />
offenbart deutlich: Um jede dritte Tier- <strong>und</strong> Pflanzenart steht es schlecht. Auch in Deutschland gibt es bedrohte<br />
Spezies. Das Benninger Ried, eine Moorlandschaft im Landkreis Unterallgäu, beherbergt gleich zwei seltene<br />
Arten. Durch den sinkenden Gr<strong>und</strong>wasserspiegel drohte das Ried jedoch auszutrocknen. Um das Moor <strong>und</strong><br />
seine Bewohner zu erhalten, beauftragten die Gemeinde Benningen <strong>und</strong> das Bayerische Umweltministerium<br />
die Schachtbau Memmingen <strong>Anlagen</strong>bau GmbH mit der Installation einer Gr<strong>und</strong>wassersteuerungsanlage.<br />
Wertvoller<br />
Lebensraum:<br />
In der Moorlandschaft<br />
des<br />
Benninger<br />
Rieds findet<br />
man die weltweit<br />
einzigen<br />
Exemplare der<br />
Purpur-Grasnelke<br />
<strong>und</strong> des<br />
Niphargus-<br />
Flohkrebses.<br />
Das Benninger Ried, der bedeutendste<br />
Kalkquellsumpf Bayerns<br />
nahe der Stadt Memmingen, ist<br />
für die gefährdete Purpur-Grasnelke<br />
<strong>und</strong> den Niphargus-Flohkrebs der<br />
weltweit einzige Lebensraum. Die<br />
Riedlandschaft wurde bereits 1939<br />
zum Naturschutzgebiet erklärt <strong>und</strong><br />
ihre Erhaltung für zukünftige Generationen<br />
ist ein wichtiges Anliegen<br />
der Gemeinde <strong>und</strong> des Landes. Mit<br />
einer Gr<strong>und</strong>wassersanierung soll die<br />
Moorlandschaft vor einer kompletten<br />
Austrocknung bewahrt werden.<br />
Schachtbau Memmingen installierte<br />
in einem Spezialprojekt ein Leitungs-<br />
<strong>und</strong> Messsystem, das den<br />
Gr<strong>und</strong>wasserspiegel stabilisiert.<br />
Technisch ausgeklügelte<br />
Gr<strong>und</strong>wassersteuerung<br />
Ein Verteilerschacht-Bauwerk soll<br />
gewährleisten, dass das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
über ein mehrgliedriges Leitungsnetz<br />
in das Naturschutzgebiet<br />
Technisch durchdacht: Der Verteilerschacht regelt den Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />
im Benninger Ried <strong>und</strong> kann auch per SPS-Funktion<br />
ferngesteuert <strong>und</strong> überwacht werden.<br />
geleitet wird. Die von Schachtbau<br />
Memmingen installierte Messtechnik<br />
misst dabei automatisch die<br />
Durchflussmenge <strong>und</strong> prüft <strong>Wasser</strong>stand,<br />
pH-Wert <strong>und</strong> Leitfähigkeit.<br />
„Zwei Alarmpegel zeichnen die<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstände auf <strong>und</strong> übertragen<br />
die Daten regelmäßig an<br />
die Schaltzentrale“, erklärt Ottmar<br />
Scholz, Geschäftsführer von<br />
Schachtbau Memmingen. „Kommt<br />
über die Drainageleitungen zu viel<br />
<strong>Wasser</strong> in den Verteilerschacht, wird<br />
telefonisch Alarm geschlagen. Die<br />
weitere Einleitung des Gr<strong>und</strong>wassers<br />
wird gestoppt <strong>und</strong> überschüssiges<br />
<strong>Wasser</strong> durch eine Überleitung<br />
(DN 600) in den Riedbach befördert“,<br />
so Scholz. Sinkt der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />
hingegen auf unter<br />
602,15 mNN, wird das ankommende<br />
<strong>Wasser</strong> wieder aufgenommen <strong>und</strong><br />
in das Ried geleitet.<br />
Juli/August 2012<br />
856 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Praxis<br />
Über Mennicke Rohrbau<br />
Mit ihrer über 135-jährigen Geschichte ist die<br />
Mennicke Rohrbau GmbH ein erfahrener Anbieter<br />
für den Rohrleitungsbau auf dem deutschen<br />
Markt. Das Unternehmen entwickelt wirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche Lösungen für die Ver<strong>und</strong><br />
Entsorgung <strong>und</strong> die Industrie. Mennicke ist<br />
Teil der Nürnberger Baugruppe, die aktuell mit<br />
r<strong>und</strong> 1000 Mitarbeitern 100 Millionen € Umsatz<br />
erwirtschaftet.<br />
Zur einwandfreien Umsetzung dieser Abläufe installierte<br />
Schachtbau Memmingen eine Schalt- <strong>und</strong> Steuerungsanlage<br />
mit SPS-Funktion <strong>zur</strong> Fernüberwachung<br />
<strong>und</strong> -bedienung der Anlage. Neben der Montage der<br />
Rohrleitungen <strong>und</strong> Armaturen war der <strong>Anlagen</strong>bauer<br />
außerdem für den Einbau von Geländern, Abdeck- <strong>und</strong><br />
Haltekonstruktionen verantwortlich.<br />
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Einweihung durch Umweltminister Söder<br />
Nach nur wenigen Monaten Bauzeit wurde der Verteilerschacht<br />
an die Gemeinde Benningen übergeben.<br />
Umweltminister Markus Söder weihte das Bauwerk feierlich<br />
ein. Durch die Regulierung des Gr<strong>und</strong>wassers<br />
spart die Gemeinde nicht nur Kosten ein, das Leitungsnetz<br />
erhält den nächsten Generationen auch eine einzigartige<br />
Naturlandschaft <strong>und</strong> der Riednelke <strong>und</strong> dem<br />
Flohkrebs ihren Lebensraum.<br />
Kontakt:<br />
MENNICKE ROHRBAU GMBH,<br />
Marion Melzer,<br />
Rollnerstraße 180,<br />
D-90425 Nürnberg,<br />
Tel. (0911) 3607-284,<br />
Fax (0911) 36 07-406,<br />
E-Mail: mmelzer@mennicke.de,<br />
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Praxis<br />
Technische Kleinode wieder zum Laufen gebracht<br />
RAC Service GmbH saniert Regelarmaturen der Talsperre Pirk<br />
Demontage der Ringkolbenventile: Ausbau des<br />
wasserseitigen Gehäuses.<br />
Die Talsperre Pirk ist mit zwei parallel angeordneten<br />
Gr<strong>und</strong>ablass leitungen ausgestattet. Diese werden durch<br />
hydraulische Ringkolbenventile geregelt. Alle Abbildungen: RAC<br />
In der Liste der vielen interessanten<br />
<strong>und</strong> mit Erfolg abgewickelten<br />
Aufträge stellt es eine besondere<br />
Referenz dar: Im Jahr 2008 hat die<br />
RAC Service GmbH, eine 100 %-ige<br />
Tochter der RAC-Rohrleitungsbau<br />
Altchemnitz GmbH, im Auftrag der<br />
Landestalsperrenverwaltung Sachsen<br />
die Regelarmaturen am Gr<strong>und</strong>auslass<br />
der Talsperre Pirk repariert.<br />
Besonders erwähnenswert ist der<br />
Umstand, dass es sich bei den<br />
Industriearmaturen um zwei hy -<br />
draulisch betriebene Ringkolbenventile<br />
handelt. An diesen eher<br />
selten eingesetzten aber von vielen<br />
Ingenieuren als technisch genial be -<br />
zeichneten Konstruktionen waren<br />
bei einer routinemäßig durchgeführten<br />
Funktionsprüfung Unregelmäßigkeiten<br />
im Bewegungsablauf<br />
festgestellt worden, die eine sofortige<br />
Gr<strong>und</strong>überholung nötig machten.<br />
Nach umfangreichen Instandsetzungs-<br />
<strong>und</strong> Reparaturarbeiten in<br />
den Werkstätten der RAC in Chemnitz<br />
konnten die beiden Schwergewichte<br />
wieder an ihrem ursprünglichen<br />
Standort im Schieberhaus<br />
unterhalb der Talsperrenmauer eingebaut<br />
werden. Seitdem erfüllen<br />
die beiden Armaturen wieder reibungslos<br />
ihren Dienst: Bis zu 20 m 3<br />
<strong>Wasser</strong> pro Sek<strong>und</strong>e können geregelt<br />
vom <strong>Wasser</strong>- zum Tosbecken<br />
der Talsperre geleitet werden. Der<br />
Auftrag, der <strong>zur</strong> vollsten Zufriedenheit<br />
des Auftraggebers abgewickelt<br />
werden konnte, ist ein gutes Beispiel<br />
für das technische Know-how<br />
<strong>und</strong> die Leistungsfähigkeit der vorwiegend<br />
mittelständisch geprägten<br />
Unternehmen, die zu den Mitgliedern<br />
des Rohrleitungsbauverbandes<br />
(rbv) gehören.<br />
Die Talsperre Pirk, die über eine<br />
überstaute Vorsperre <strong>und</strong> drei Vorbecken<br />
verfügt, liegt im Vogtland in<br />
der Nähe des Ortes Taltiz bei Oelsnitz<br />
<strong>und</strong> staut das <strong>Wasser</strong> der Weißen<br />
Elster. Seit der Einweihung im<br />
Jahr 1939 erfüllte die Talsperre verschiedene<br />
Aufgaben. Unter anderem<br />
lieferte der Stausee Brauchwasser<br />
für Industrie <strong>und</strong> Gewerbe.<br />
Außerdem dient das Bauwerk dem<br />
Hochwasserschutz <strong>und</strong> in niederschlagsarmen<br />
Zeiten wird das<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>zur</strong> Aufhöhung der Weißen<br />
Elster genutzt. Die Staumauer<br />
besteht aus einem Zement-Thurament-Gemisch,<br />
das als Stampfbeton<br />
verarbeitet wurde. An der Luftseite<br />
ist die Staumauer mit Steinen<br />
aus vogtländischem Diabas verblendet.<br />
Die leicht gebogene Ge -<br />
wichtsstaumauer mit einem Radius<br />
von 1000 m ist 250 m lang <strong>und</strong> am<br />
Fuß bis zu 15 m breit. Ihre Höhe<br />
über der Gründungssohle beträgt<br />
23,20 m. Längs der Staumauer verläuft<br />
ungefähr in Geländehöhe ein<br />
Kontrollgang, in den die vertikalen<br />
Dränageleitungen der Mauerentwässerung<br />
sowie die Sohldränagen<br />
münden.<br />
Durch hydraulische Ringkolbenventile<br />
geregelt<br />
Die Talsperre ist mit zwei parallel<br />
angeordneten Gr<strong>und</strong>ablassleitungen<br />
mit einem Durchmesser von je<br />
2000 mm ausgestattet. Diese werden<br />
durch hydraulische Ringkolbenventile<br />
geregelt. Die bei J.M. Voith in<br />
Heidenheim hergestellten jeweils<br />
Juli/August 2012<br />
858 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Praxis<br />
22 t schweren Armaturen haben<br />
eine Baulänge von 3,80 m <strong>und</strong><br />
einem Außendurchmesser von 3,23<br />
m. Sie bestehen aus einem Stahlgehäuse,<br />
in dessen Innenraum sich ein<br />
freilaufender Kolben, der so<br />
genannte Plungerkörper, bewegt. Er<br />
hat zwei kleine Öffnungen, welche<br />
die äußere Hülle mit dem inneren<br />
Plungerraum verbinden. Die Funktionsweise<br />
der Armatur ist dadurch<br />
gekennzeichnet, dass der Plungerkörper<br />
hauptsächlich durch den<br />
anstehenden <strong>Wasser</strong>druck bewegt<br />
wird. Die Steuerung des <strong>Wasser</strong>drucks<br />
erfolgt über ein Zahnstangengetriebe<br />
mit Ventil. Beim Öffnen<br />
wird die Zahnstange bewegt <strong>und</strong><br />
das Ventil geöffnet. Während das<br />
<strong>Wasser</strong> aus dem Plungerkörper entweicht,<br />
strömt über Öffnungen in<br />
der Kolbenraumhülle <strong>und</strong> zwei weitere<br />
Öffnungen im Plunger körper<br />
<strong>Wasser</strong> in den Plungerraum nach.<br />
Einfach aber genial<br />
Sobald das Ventil vollständig geöffnet<br />
ist, <strong>und</strong> mehr <strong>Wasser</strong> ab- als<br />
zufließt, kommt es zu einem Druckabfall<br />
im Plungerraum. Über die Öffnungen<br />
in der Kolbenraumhülle<br />
beginnt der anstehende <strong>Wasser</strong>druck<br />
im Ringraum nun, auf den<br />
hinteren Teil des Plungerkörpers zu<br />
wirken. Aufgr<strong>und</strong> der Druckentlastung<br />
des Innenraums wird der Plunger<br />
weiter verschoben. Das <strong>Wasser</strong><br />
kann nun frei austreten. Sind Zu<strong>und</strong><br />
Abflussmenge gleich, kommt<br />
es zu einem Druckausgleich <strong>und</strong> der<br />
Plungerkörper pendelt sich in einer<br />
neutralen Position ein. Wird das<br />
Ventil weiter geöffnet, beginnt der<br />
Vorgang von Neuem, bis der Plungerkörper<br />
den hinteren Endzustand<br />
erreicht hat. In dieser Stellung ist<br />
das Ringkolbenventil voll geöffnet.<br />
Beim Schließvorgang, der wiederum<br />
durch die Bewegung der Zahnstange<br />
ausgelöst wird, wiederholen<br />
sich diese Abläufe in der entgegengesetzten<br />
Richtung.<br />
70 Jahre in Betrieb<br />
Nachdem die beiden Ringkolben<br />
fast 70 Jahre lang einwandfrei funktionierten,<br />
kam es im Rahmen von<br />
umfangreichen Sedimenträumungen<br />
in der Vorsperre Dobeneck <strong>und</strong><br />
gleichzeitigen Sanierungsarbeiten<br />
an der Hauptsperre zu ersten Störungen<br />
an den Armaturen. Bei einer<br />
turnusmäßigen Funktionsprobe im<br />
Juni 2008 ließ sich das Ringkolbenventil<br />
im linken Gr<strong>und</strong>ablass ab<br />
einem Öffnungsgrad von 22 % nicht<br />
mehr über die Elektroantriebe<br />
bewegen. Eine weitere Bewegung<br />
war nur noch im Handbetrieb <strong>und</strong><br />
unter großem Kraftaufwand möglich.<br />
Das gleiche Problem trat auch<br />
beim rechten Gr<strong>und</strong>ablass auf; auch<br />
hier war eine Steuerung über Elektroantrieb<br />
nicht mehr möglich. Eine<br />
erste, über das Mannloch durchgeführte<br />
Inneninspektion brachte<br />
keine eindeutige Klarheit über die<br />
Ursache der Schwergängigkeit. In<br />
einem zweiten Versuch ließ sich das<br />
rechte Ringkolbenventil noch bis<br />
47 % Öffnungsgrad bewegen, allerdings<br />
setzte sich der Plungerkörper<br />
mit einem lauten Geräusch fest. Als<br />
Ursache wurde schließlich ein Bruch<br />
des inneren Antriebselementes festgestellt,<br />
was eine Demontage der<br />
Ringkolbenventile unausweichlich<br />
machte.<br />
Nach übereinstimmender Meinung<br />
der Fachleute war die Havarie<br />
vor allem mit den niedrigen Stauhöhen<br />
während der Bauarbeiten an<br />
der Talsperre zu begründen. Die<br />
dadurch erhöhte Einspeisung von<br />
Sedimenten in die Ringkolbenventile<br />
führte zu erhöhten Ablagerungen<br />
im Ringraum <strong>und</strong> im Schiebebereich<br />
des Plungerkörpers. Aus der<br />
Verhärtung der Sedimente resultierte<br />
dann letztendlich die Schwergängigkeit<br />
der Ventile – so die einhellige<br />
Meinung.<br />
Regelrechte mm-Arbeit: Ausbau des luftseitigen<br />
Gehäuses mit Plungerkörper.<br />
In Chemnitz generalüberholt<br />
Im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung<br />
Sachsen bauten die<br />
Techniker der RAC Service GmbH<br />
die technischen Kleinode im August<br />
2008 aus. Über einen Maschinenhauskran<br />
mit 15 t Tragkraft konnte<br />
nach der Demontage des Ausbaustücks<br />
DN 2000 erst das wasserseitige<br />
Gehäuse, danach das luftseitige<br />
Gehäuse mit dem Plungerkörper<br />
aus dem Schieberhauskeller gehoben<br />
werden. Ein Provisorium mit<br />
Absperrklappe in der Nennweite DN<br />
1200 übernahm in der Folgezeit die<br />
Regelung des Gr<strong>und</strong>ablasses. Nach<br />
der Verladung <strong>und</strong> dem Transport<br />
auf das RAC-Werksgelände nach<br />
Chemnitz wurde der Plungerkörper<br />
<br />
Nach der Demontage wurden die Teile der<br />
Ring kolbenventile <strong>zur</strong> Reparatur <strong>und</strong> Überholung<br />
nach Chemnitz transportiert.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 859
Praxis<br />
demontiert, alle noch nutzbaren<br />
Bauteile gr<strong>und</strong>überholt <strong>und</strong> defekte<br />
Teile ausgetauscht. „Unter anderem<br />
mussten Zahnstange <strong>und</strong> Ritzel<br />
sowie der gebrochene Lagerblock<br />
Bei RAC wurde der Plungerkörper demontiert, alle<br />
noch nutzbaren Bauteile gr<strong>und</strong>überholt <strong>und</strong> defekte<br />
Teile ausgetauscht.<br />
Ein technisches Meisterwerk: Die jeweils 22 t<br />
schweren Ringkolbenventile haben eine Baulänge von<br />
3,80 m <strong>und</strong> einen Außendurchmesser von 3,23 m.<br />
Sie bestehen aus einem Stahlgehäuse, in dessen<br />
Innenraum sich ein freilaufender Kolben, der so<br />
genannte Plungerkörper, bewegt.<br />
erneuert werden“, erklärt Dipl.-Ing.<br />
Michael Rottmann, Geschäftsführer<br />
der RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz<br />
GmbH. Anschließend wurden<br />
alle Bauteile der Ringkolbenventile<br />
für die nächsten Jahrzehnte fit<br />
gemacht. „Dazu zählte eine Reinigung<br />
der Innenflächen <strong>und</strong> die Versiegelung<br />
der Gleitflächen“, so Rottmann<br />
weiter. „Außerdem wurden<br />
alle übrigen Innenflächen mit<br />
einem Korrosionsschutz versehen.“<br />
Der Wiedereinbau der sanierten<br />
Ringkolbenventile im Jahr 2009<br />
begann mit dem Rückbau des Provisoriums.<br />
Ihr Einbau in das Schieberhaus<br />
gestaltete sich als regelrechter<br />
Kraftakt, der aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />
Eigengewichts der Bauteile ein<br />
Höchstmaß an Präzision erforderlich<br />
machte. „Trotz der enormen<br />
Gewichte der einzelnen Bauteile<br />
<strong>und</strong> der teilweise gewaltigen<br />
Schraubenverbindungen war das<br />
eine regelrechte Präzisionsarbeit,<br />
bei der es auf jeden mm ankam“,<br />
erinnert sich RAC-Geschäftsführer<br />
Rottmann. Nach dem in einem letzten<br />
Arbeitsschritt der so genannte<br />
Ausbauring verschraubt worden<br />
war, konnte ein Funktionstests<br />
durchgeführt werden, der <strong>zur</strong><br />
Zufriedenheit aller Beteiligten verlief.<br />
Angebotspalette stetig<br />
erweitert<br />
In den letzten Jahren hat sich das<br />
Leistungsspektrum der 1995<br />
gegründeten RAC-Rohrleitungsbau<br />
Altchemnitz GmbH deutlich erweitert.<br />
„Reparaturarbeiten am Versorgungsnetz<br />
der Stadt Chemnitz stellten<br />
die wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lage<br />
am Anfang sicher“, blickt Michael<br />
Rottmann <strong>zur</strong>ück. Nach dem Eintritt<br />
in den Rohrleitungsbauverband im<br />
Jahr 1998 wurde die Angebotspalette<br />
der RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz<br />
GmbH erheblich erweitert,<br />
sodass erfolgreich Leistungen<br />
in allen Sparten des erdverlegten<br />
Rohrleitungsbaus, des Tiefbaus, des<br />
Straßen- <strong>und</strong> Kanalbaus sowie bei<br />
Maurer- <strong>und</strong> Betonarbeiten angeboten<br />
werden können. Im <strong>Anlagen</strong>bau<br />
konnte die RAC-Rohrleitungsbau<br />
Altchemnitz GmbH besonders<br />
im Bereich von Kraftwerken, trinkwassertechnischen<br />
<strong>Anlagen</strong> sowie<br />
bei der Bergbausanierung Leistungen<br />
anbieten. Eine besondere<br />
Stärke ist dabei die Errichtung von<br />
Leitungssystemen aus Edelstahl;<br />
auch bei der Sanierung von Armaturen<br />
hat sich das Unternehmen in<br />
den letzten Jahren einen guten Ruf<br />
erarbeitet.<br />
2005 wurde die RAC Service<br />
GmbH als Tochtergesellschaft der<br />
RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz<br />
GmbH gegründet. Die Schwerpunkte<br />
liegen in der Instandhaltung<br />
von Kraftwerksanlagen, im Stahlbau<br />
<strong>und</strong> bei der Wartung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />
von Armaturen, Pumpen<br />
sowie Arbeits- <strong>und</strong> Kraftmaschinen.<br />
Ein weiteres Arbeitsgebiet umfasst<br />
die Elektrotechnik. Unter anderem<br />
sind die Unternehmen nach DVGW-<br />
Arbeitsblatt GW 301 <strong>und</strong> AGFW-<br />
Arbeitsblatt FW 601 zertifiziert. Darüber<br />
hinaus werden Qualitätsanforderungen<br />
gemäß DIN EN ISO<br />
3884-3, Druckgeräterichtlinie 97/<br />
23/EG nach AD 2000-Merkblatt HP 0<br />
oder nach DIN 18800-7:2002-09<br />
Klasse E erfüllt. Für Geschäftsführer<br />
Rottmann stellt diese Palette an<br />
Leistungen ein sehr umfangreiches<br />
Angebotsspektrum dar. Zu den herausragenden<br />
Referenzen beider<br />
Unternehmen gehören neben der<br />
kompletten Errichtung der beiden<br />
ersten Kurzzeitkältespeicher in<br />
Deutschland für die Stadtwerke<br />
Chemnitz AG <strong>und</strong> die Boehringer<br />
Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG<br />
auch die Überholung der hydraulischen<br />
Ringkolbenventile, die den<br />
Gr<strong>und</strong>ablass der Talsperre Pirk<br />
regeln.<br />
Kontakt:<br />
RAC Service GmbH,<br />
Erfenschlager Straße 34,<br />
D-09125 Chemnitz<br />
Tel. (0371) 53916-80,<br />
Fax (0371) 53916-89,<br />
E-Mail: info@rac-bau.de,<br />
www.rac-bau.de<br />
Juli/August 2012<br />
860 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
Innovative Werkstoffe in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
EWE-Kera-Anbohrarmatur - Keramische Absperrung für höchste Ansprüche<br />
Die EWE-Kera-Anbohrarmatur er -<br />
füllt alle Anforderungen harter<br />
Einsatzbedingungen in der Trinkwasserversorgung.<br />
Sie nutzt einen<br />
Werkstoff, der im Armaturenbau der<br />
Sanitärtechnik <strong>und</strong> bei Anwendungen<br />
die einen besonderen Verschleißschutz<br />
verlangen schon lan -<br />
ge Zeit eine erfolgreiche Verwendung<br />
findet, im Tiefbau jedoch zum<br />
ersten Mal eingesetzt wird. Bei<br />
diesem Keramikwerkstoff handelt<br />
es sich um eine technische Keramik<br />
aus Al 2 O 3 (Aluminiumoxid), die für<br />
Trinkwasser geeignet ist.<br />
Die Betriebs- <strong>und</strong> Hilfsabsperrung<br />
besteht aus vier Keramikscheiben,<br />
die durch ihre glatten<br />
<strong>und</strong> genauen Oberflächen bereits<br />
bei bloßem Aufeinanderliegen eine<br />
Dichtigkeit aufweisen. Zusätzliche<br />
Abdichtungen zwischen den Scheiben<br />
sind nicht erforderlich <strong>und</strong><br />
können demnach auch nicht verschleißen.<br />
Die keramische Absperreinheit<br />
wird waagerecht zwischen<br />
einem Messing-Ober- <strong>und</strong> Unterteil<br />
fixiert. Als Werkstoff wurde hier<br />
das bleifreie <strong>und</strong> besonders korrosionsbeständige<br />
Silicium-Messing<br />
gewählt.<br />
Zur Betätigung werden die beiden<br />
übereinander liegenden mittleren<br />
Keramikscheiben durch eine<br />
Edelstahl-Spindel per 90°-Drehung<br />
bedient <strong>und</strong> dabei sicher in<br />
Edelstahlrahmen geführt. Die<br />
Dichtigkeit des vom Medium<br />
durchströmten <strong>und</strong> Druck tragenden<br />
Bereichs wird von den glatten<br />
Oberflächen der Keramikscheiben<br />
sichergestellt, so dass auch hier<br />
keine Toträume zu finden sind. Der<br />
Durchlass ist ein strömungsgünstiger,<br />
glatter Durchgang, der für die<br />
Verwendung der EWE-Hülsentechnik<br />
ausgelegt ist.<br />
Der komplette Antrieb befindet<br />
sich außerhalb des durchströmenden<br />
Mediums. Da somit nur ein<br />
geringer Teil der Armatur in Kontakt<br />
mit dem Medium steht, ist eine<br />
Bedienung auch nach Jahrzehnten<br />
der Nichtbetätigung sicher möglich.<br />
Umhüllt wird die Einheit aus<br />
Keramikscheiben, deren Messingab<br />
deckungen, Führungsrahmen <strong>und</strong><br />
Spindel mit einem zweiteiligen<br />
Composite-Gehäuse. Bei diesem<br />
Material handelt es sich um einen<br />
mit Glasfasern verstärkten thermoplastischen<br />
Konstruktionswerkstoff.<br />
Ein großer Vorteil einer solchen<br />
Konstruktion ist die Tatsache, dass<br />
das Kunststoffgehäuse nicht durch<br />
<strong>Wasser</strong>druck belastet wird, sondern<br />
lediglich als Kapsel einen Schutz vor<br />
Verschmutzung von außen <strong>und</strong> Eindringen<br />
von Gr<strong>und</strong>wasser darstellt.<br />
Ein zusätzlicher Korrosionsschutz<br />
erübrigt sich durch den Einsatz der<br />
ausgewählten Materialien.<br />
Das An bohrsystem der Firma<br />
EWE-Armaturen bietet vielfältige<br />
Anschluss- <strong>und</strong> Verbindungsmöglichkeiten<br />
zu den verschiedenen<br />
Rohr-Materialien <strong>und</strong> Ausführungen.<br />
Durch das flexible Baukastensystem<br />
wird eine breite Modellpalette<br />
erreicht, in der auch die Kera-<br />
Anbohrarmatur ihren berechtigten<br />
Platz hat.<br />
Die Kera-Anbohrarmatur ist seit<br />
Juli 2012 lieferbar.<br />
Kontakt:<br />
WILHELM EWE GmbH & Co. KG,<br />
Volkmaroder Straße 19,<br />
D-38104 Braunschweig,<br />
Tel. (0531) 37005-0,<br />
Fax (0531) 37005-55,<br />
www.ewe-armaturen.de<br />
Keramikscheiben im geschlossenen Zustand.<br />
Keramikscheiben im geöffneten Zustand.<br />
Kera-Anbohrarmatur.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 861
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
Save the Fish!<br />
Save the Fish ! hieß das Motto von<br />
Passavant-Geiger auf der diesjährige<br />
IFAT ENTSORGA.<br />
Aber nicht nur Fischen in Gewässern<br />
kommen die vielfältigen Produkte<br />
als Nahtstelle zwischen Natur<br />
<strong>und</strong> Technik zugute. Den Besucher<br />
erwarteten innovative Produktlösungen<br />
zu den Themengebieten<br />
Entnehmen, Aufbereiten, Sammeln<br />
<strong>und</strong> Behandeln von <strong>Wasser</strong>,<br />
Ab wasser <strong>und</strong> Schlamm.<br />
Damit Pumpen<br />
funktionieren <strong>und</strong> Fische<br />
sich nicht verirren<br />
Die <strong>Wasser</strong>entnahme aus Gewässern<br />
für Trinkwasserzwecke, für<br />
Kühlwasserkreisläufe oder Nutzung<br />
als Prozesswasser in industriellen<br />
<strong>Anlagen</strong> ist eine Nahtstelle zwischen<br />
Natur <strong>und</strong> Technik. Sedimente<br />
<strong>und</strong> Treibgut aller Art müssen<br />
durch Rechen- <strong>und</strong> Siebanlagen<br />
entfernt werden, um nachgeschaltete<br />
Pumpen <strong>und</strong> andere Aggregate<br />
nicht zu beschädigen. Zudem sind<br />
Gewässer ein unersetzbarer Lebensraum<br />
für Fische, deren Bestand<br />
nicht durch Entnahmeanlagen<br />
gefährdet werden darf.<br />
Passavant-Geiger bietet:<br />
""<br />
leistungsfähige <strong>und</strong> funktionssichere<br />
Lösungen im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>entnahme,<br />
""<br />
Fischschutzsysteme an Rechen<strong>und</strong><br />
Siebanlagen.<br />
Damit Gewässer sauber<br />
sind <strong>und</strong> Fische sich nicht<br />
vergiften<br />
Abwässer müssen vor der Einleitung<br />
in Gewässer gereinigt werden,<br />
um im natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
keine Schäden zu verursachen. Das<br />
ökologische Gewässer-Gleichgewicht<br />
ist auch eine entscheidende<br />
Voraussetzung für den Erhalt von<br />
Fischbeständen. Darüber hinaus<br />
schließen Vakuumsysteme zum<br />
Sammeln <strong>und</strong> Transportieren von<br />
Abwässern Verunreinigungen von<br />
Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Böden sicher aus<br />
<strong>und</strong> sparen auch Spülwasser.<br />
Passavant-Geiger bietet:<br />
""<br />
Lösungen, Komponenten <strong>und</strong><br />
Systeme mit Maschinen aus<br />
eigener Fertigung <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>-,<br />
<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Schlammbehandlung,<br />
""<br />
ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch<br />
wegweisende Vakuumsanitärtechniken<br />
<strong>und</strong> Vakuumkanalisationen.<br />
Kontakt:<br />
Passavant-Geiger GmbH,<br />
Passavant-Geiger-Straße 1,<br />
D-65326 Aarbergen,<br />
Tel. (0 61 20) 28-0,<br />
Fax (0 61 20) 28-2119,<br />
E-Mail: info@passavant-geiger.de,<br />
www.passavant-geiger.de<br />
Yamada.<br />
© BIBUS GmbH<br />
Dosieren einfach gemacht<br />
Mit der neuen NDP- DM & RM<br />
Serie ist das Dosieren <strong>und</strong> das<br />
Steuern mittels 24VDC-Signal kein<br />
Problem mehr. Alle Pumpengrößen<br />
von ¼“ bis 3“ können mittels<br />
24VDC-Pneumatikventil gesteuert<br />
werden. Die Pumpen eignen sich<br />
für allgemeine Pump- <strong>und</strong> Dossieraufgaben.<br />
Basierend auf der YAMDADA<br />
NDP-Serie sind DM & RM Serie in<br />
den unterschiedlichsten Materialpaarungen<br />
erhältlich. Die NDP- DM<br />
& RM Serie ist je nach Ausführung in<br />
ATEX erhältlich.<br />
Weiteres Zubehör wie Pulsationsdämpfer,<br />
Wartungseinheiten<br />
<strong>und</strong> Drosseln r<strong>und</strong>en das Programm<br />
ab. Fordern <strong>und</strong> fördern mit<br />
YAMADA.<br />
Technische Daten<br />
Yamada NDP-DM & RM Serie<br />
""<br />
Anschlussgröße: ¼“, 3/8“, ½“, ¾“,<br />
1“, 1-1/2“, 2“, 3“<br />
""<br />
Druckbereich: bis 7,0 bar<br />
""<br />
Max. Volumen: 814 L/min<br />
""<br />
Feststoffgröße im Medium:<br />
bis 50,0 mm Drm.<br />
""<br />
Material Ansaug-Auslassseite:<br />
PPG, PVDF, PTFE, Al, FC, SUS<br />
""<br />
Membranen <strong>und</strong> Ventile: sieben<br />
verschiedene Elastomere<br />
""<br />
ATEX Zulassung möglich<br />
Kontakt:<br />
BIBUS GmbH, Ronny Müller,<br />
Lise-Meitner-Ring 13, D-89231 Neu-Ulm,<br />
Tel. (0731) 20769-626, Fax (0731) 20769-620,<br />
E-Mail: rom@bibus.de, www.bibus.de<br />
Juli/August 2012<br />
862 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
SediPipe XL-Plus: Vorsorge für den Havariefall<br />
Regenwasserreinigung von FRÄNKISCHE mit integrierter Ölabscheidung<br />
SediPipe XL-Plus, die Sedimentationsanlage der Fränkischen Rohrwerke mit zwei Strömungstrennern, revolutioniert<br />
die Regenwasserreinigung: Sie entfernt nicht nur Schmutzpartikel zuverlässig aus dem abgeleiteten<br />
<strong>Wasser</strong>, sondern scheidet auch bei hohen Durchflüssen in Havariefällen Leichtflüssigkeiten wie Öl sicher ab.<br />
Dabei erreicht SediPipe XL-Plus den Wirkungsgrad eines Koaleszenzabscheiders <strong>und</strong> bietet damit auch optimalen<br />
Gewässerschutz gegen auslaufende Leichtstoffe bei Unfällen im Regenwetter. Mit SediPipe XL-Plus hat<br />
FRÄNKISCHE, Marktführer im Bereich Regenwasserbewirtschaftung, den nächsten Innovationsschritt <strong>zur</strong><br />
effizienten <strong>und</strong> sicheren Regenwasserbehandlung realisiert: Mit der integrierten Abscheidung von Leichtflüssigkeiten<br />
bei Regen setzt FRÄNKISCHE auch für große Einzugsflächen gegenüber klassischen Regenklärbecken<br />
noch ein wichtiges PLUS oben auf!<br />
Damit über das Regenwasser<br />
keine Schadstoffe in Gewässer<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser gelangen, muss<br />
der Niederschlag in vielen Fällen<br />
gereinigt werden, bevor er abgeleitet<br />
wird oder versickern kann. Eine<br />
weitaus effektivere Möglichkeit als<br />
platzintensive Regenklärbecken<br />
bietet FRÄNKISCHE mit dem<br />
SediPipe-Programm. Die unter Verkehrsflächen<br />
eingebaute Anlage<br />
SediPipe XL-Plus verfügt dabei über<br />
zwei Strömungstrenner, die sowohl<br />
Schmutzpartikel als auch Leichtflüssigkeiten<br />
aus dem durchfließenden<br />
Regenwasser entfernen. Auch beim<br />
Anschluss größerer Flächen von<br />
mehreren Hektar überzeugt das<br />
Baukasten-System SediPipe mit seiner<br />
hohen Reinigungsleistung. Die<br />
Geometrie macht dabei den Unterschied:<br />
Objektspezifische Planung<br />
<strong>und</strong> flexible Gestaltungsmöglichkeiten<br />
erlauben, Reinigungsleistung<br />
<strong>und</strong> Rohrdurchmesser an die jeweilige<br />
Situation anzupassen.<br />
SediPipe XL-Plus: Havarievorsorge<br />
auch bei starkem<br />
Regen<br />
Unfälle <strong>und</strong> Havarien, bei denen<br />
Leichtflüssigkeiten wie Öl oder Diesel<br />
austreten oder sich mit dem<br />
Löschwasser vermischen, können<br />
auf Verkehrsflächen nie vollständig<br />
ausgeschlossen werden. SediPipe<br />
XL-Plus sorgt für den Havariefall vor:<br />
Ein Strömungstrenner im oberen<br />
Rohrquerschnitt sorgt auch bei<br />
hohen Durchflüssen für eine zuverlässige<br />
Abscheidung der mitgerissenen<br />
Leichtstoffe. „SediPipe XL-Plus<br />
gewährleistet damit für unsere<br />
Gewässer höchstmögliche Havarievorsorge,<br />
auch bei starkem Regen<br />
oder bei zufließendem Löschwasser.<br />
Über den oberen Strömungstrenner<br />
erreichen diese <strong>Anlagen</strong> sogar die<br />
Leistungsfähigkeit eines Koaleszenzabscheiders“,<br />
sagt Michael<br />
Schütz, Leiter Produktmanagement<br />
bei FRÄNKISCHE Drainage.<br />
Leistungsfähig wie ein<br />
Koaleszenzabscheider<br />
Fließt nach einem Unfall bei Regen<br />
ein <strong>Wasser</strong>-Öl-Gemisch in die<br />
SediPipe XL-Plus-Anlage, zerteilt<br />
das Fließwasser das mitgerissene Öl<br />
in viele kleine Tropfen. Die feinen<br />
Tröpfchen steigen in der Anlage<br />
sehr langsam auf <strong>und</strong> werden im<br />
strömungsberuhigten oberen Rohrabschnitt<br />
sicher aufgefangen. Der<br />
Strömungstrenner wirkt dabei ähnlich<br />
einem Koaleszenzeinsatz: Seine<br />
Gitterstruktur fängt kleinste Öltropfen<br />
auf <strong>und</strong> verbindet sie zu größeren<br />
Tropfen, die leichter abscheidbar<br />
sind <strong>und</strong> zum Rohrscheitel aufsteigen.<br />
Im Zielschacht sammeln<br />
sich die Tropfen zu einer stabilen<br />
Ölschicht vor dem Tauchrohr, die<br />
auch bei nachfolgendem Starkregen<br />
nicht wieder ausgetragen<br />
werden kann. Den Rückhalt von<br />
Leichtflüssigkeiten durch SediPipe<br />
XLPlus-<strong>Anlagen</strong> hat die TÜV Rheinland<br />
LGA Products GmbH geprüft.<br />
Die Ablaufwerte entsprechen<br />
denen eines Ölabscheiders Klasse I<br />
nach DIN EN 858-1 (Restölgehalt<br />
≤ 5,0 mg/L, was einem Ölrückhalt<br />
von mindestens 99,9 % entspricht).<br />
Depotsicherung auch bei<br />
Starkregen<br />
Der untere Strömungstrenner in<br />
SediPipe XL-Plus fängt dagegen die<br />
feinen Partikel auf, die wegen ihrer<br />
großen Oberflächen die größte<br />
Menge an Schadstoffen <strong>und</strong><br />
Schwermetallen binden. Der langgestreckte<br />
<strong>und</strong> rohrförmige Sedimentationsraum<br />
ist dabei ein klarer<br />
Vorteil: Die Strömungsgleichrichtung<br />
verkürzt den Sinkweg der Partikel<br />
<strong>und</strong> vermeidet Wirbelbildung<br />
<strong>und</strong> Kurzschlussströmungen. Zu -<br />
sätzlich schützt der Strömungstrenner<br />
vor Remobilisierung der Partikel,<br />
sodass auch ein starker Regen<br />
das Sediment nicht mehr aus dem<br />
strömungsberuhigten Raum im<br />
<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 863
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
unteren Rohrquerschnitt austragen<br />
kann. <strong>Anlagen</strong> mit SediPipe XL-Plus<br />
benötigen bei höherer Leistung ein<br />
wesentlich geringeres Bauvolumen<br />
als konventionelle Regenklärbecken.<br />
Die Reinigungsleistung von<br />
SediPipe XL-Plus hat das Institut für<br />
<strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />
an der HTWK Leipzig wissenschaftlich<br />
nachgewiesen.<br />
Kosteneinsparung durch<br />
Koaleszenz-Abscheidewirkung<br />
Die Bauvorgaben für Regenwasserreinigungs-<strong>Anlagen</strong><br />
sind meist sehr<br />
klar: Die Anlage sollte platzsparend,<br />
unterirdisch, leicht <strong>und</strong> schnell zu<br />
installieren sein. Bei eventuell<br />
hohen Gr<strong>und</strong>wasserständen ist<br />
zudem eine geringe Einbautiefe<br />
gefordert. Dazu müssen die wasserrechtlichen<br />
Anforderungen erfüllt<br />
werden, <strong>und</strong> nicht zuletzt soll die<br />
Lösung kostengünstig sein. „Diesen<br />
Anforderungen entsprechen Sedi-<br />
Pipe-<strong>Anlagen</strong> in allen Punkten. Wir<br />
konnten bei einigen Projekten<br />
bereits bis zu 30 % Kosten gegenüber<br />
herkömmlichen Regenklärbecken<br />
einsparen“, erklärt Michael<br />
Schütz. Das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
hat mehrere Ursachen.<br />
Weil die <strong>Anlagen</strong> bereits vorgefertigt<br />
<strong>zur</strong> Baustelle geliefert<br />
werden, dauert der Einbau ver -<br />
gleichsweise kurz <strong>und</strong> kann gezielt<br />
bei optimaler Witterung erfolgen.<br />
Das Prinzip der langgezogenen<br />
Sedimentationsstrecke mit Strömungstrenner<br />
verhindert tiefe,<br />
dauergestaute Sedimentationsbecken<br />
<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene, gewaltige<br />
Erdarbeiten. Durch geringe Ge -<br />
wichte <strong>und</strong> Abmessungen der<br />
steckfertigen <strong>Anlagen</strong>module wird<br />
zudem der Aufwand für Transport<br />
<strong>und</strong> Baustellen-Handling minimiert.<br />
Wirtschaftlich noch interessanter<br />
wird SediPipe XL-Plus nun durch die<br />
zusätzliche Funktionalität analog<br />
eines Koaleszenzabscheiders: Bei<br />
vergleichbarer Leistung sind die<br />
Kosten wesentlich geringer als bei<br />
Anordnung eines nachgeschalteten,<br />
separaten Ölabscheiders.<br />
Einfache Wartung durch<br />
Begehbarkeit<br />
Die Typenreihe SediPipe XL besteht<br />
aus vier <strong>Anlagen</strong>größen (600/6,<br />
600/12, 600/18 <strong>und</strong> 600/24). Die<br />
<strong>Anlagen</strong> lassen sich problemlos zu<br />
Großanlagen kombinieren – ein<br />
24-Meter-Rohr reinigt das Regenwasser<br />
einer Fläche bis zu 4 ha –<br />
<strong>und</strong> ersetzen somit klassische<br />
Regenklärbecken. SediPipe wird im<br />
Turnus der üblichen Kanalnetzspülung<br />
gereinigt. Durch die geöffnete<br />
Ventilklappe <strong>und</strong> das Gegengefälle<br />
des Sedimentationsrohres rutscht<br />
der Schlamm zum Tiefpunkt im<br />
Startschacht <strong>und</strong> wird von dort<br />
abgesaugt.<br />
Anschließend wird die Anlage<br />
gespült <strong>und</strong> ist danach sofort wieder<br />
betriebsbereit. Im Bedarfsfall<br />
können die Startschächte <strong>und</strong> die<br />
bis zu 24 m langen Behandlungsstrecken<br />
mit ihrem Durchmesser<br />
von 1000 mm zu Wartungs- <strong>und</strong><br />
Kontrollarbeiten auch begangen<br />
werden.<br />
Anders verhält es sich mit Leichtflüssigkeiten<br />
aus Havariefällen: Öl<br />
<strong>und</strong> Diesel zählen zu den Stoffen,<br />
die das Gr<strong>und</strong>wasser nachhaltig<br />
gefährden <strong>und</strong> deshalb auf keinen<br />
Fall in nachfolgende Gewässer ge -<br />
langen dürfen. Leichtflüssigkeiten<br />
aus Havariefällen können sofort<br />
nach dem Schadensfall sehr leicht<br />
aus der Anlage abgesaugt <strong>und</strong> fachgerecht<br />
entsorgt werden. Nach<br />
einer Hochdruckreinigung steht die<br />
Anlage dann sofort wieder mit voller<br />
Funktionalität <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
SediPipe XL-Plus sorgt für optimalen<br />
Gewässerschutz auch bei<br />
Havariefällen, bei denen Leichtflüssigkeiten<br />
zusammen mit starkem<br />
Regen oder Löschwasser abfließen.<br />
Mit seiner hohen Reinigungsleistung,<br />
großen Speichervolumina<br />
<strong>und</strong> hoher Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
unterstreicht das flexible Reinigungs-System<br />
den Anspruch der<br />
Fränkischen Rohrwerke: „4 Aufgaben<br />
– 1 Lösung: Regenwasser ist<br />
unsere Kompetenz“.<br />
Kontakt:<br />
Fränkische Rohrwerke,<br />
Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />
GB Drainage,<br />
Hellinger Straße 1,<br />
D-97486 Königsberg/Bayern,<br />
Tel. (09525) 88-419,<br />
Fax (09525) 88-412,<br />
E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />
www.fraenkische-drain.de<br />
Belüftungskompressoren mit Top Effizienz<br />
Mit der neuen AP Baureihe stellt<br />
Gardner Denver Thomas wieder<br />
eine Serie neuer Linearmembrankompressoren<br />
vor. Im Gegensatz<br />
zu Motorantrieben wird bei Linearantrieben<br />
ein Anker mit Dauermagnet<br />
zwischen zwei Elektromagneten<br />
(stromdurchflossene Spulen mit<br />
Eisenkern) im Takt der Netzfrequenz<br />
vor- <strong>und</strong> <strong>zur</strong>ückbewegt. Der Anker<br />
selbst ist zwischen den zwei gegenüberliegenden<br />
Membranen der<br />
Pumpenköpfe eingespannt. Diese<br />
Technik reduziert die Verschleißteile<br />
auf ein Minimum <strong>und</strong> garantiert so<br />
sehr hohe Standzeiten. In der Praxis<br />
werden 20 000 Betriebsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
mehr erreicht.<br />
Durch die Verwendung von Neodym<br />
Magnetwerkstoff konnte die<br />
Feldstärke <strong>und</strong> damit der Wirkungsgrad<br />
des Linearantriebes erheblich<br />
gesteigert werden. Gleichzeitig<br />
wurde durch die Erhöhung der Leis-<br />
Juli/August 2012<br />
864 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
tungsdichte die Baugröße wesentlich<br />
verringert.<br />
Die Daten der neuen AP Baureihe<br />
AP-40, AP-60 <strong>und</strong> AP-80 sprechen<br />
für sich. So ist nur noch eine<br />
Leistungsaufnahme zwischen 0,63<br />
<strong>und</strong> 0,53 Watt pro l/min bei einem<br />
Gegendruck von 150 mbar zu verzeichnen.<br />
Die Volumenströme liegen<br />
dabei zwischen 46 <strong>und</strong> 86 l/<br />
min. Der Maximaldruck liegt jetzt<br />
bei 300 mbar.<br />
Alle Schrauben zum Öffnen des<br />
Kompressors sind nun von oben<br />
zugänglich <strong>und</strong> vereinfachen den<br />
Austausch des Pumpenblocks nach<br />
r<strong>und</strong> 20 000 Betriebsst<strong>und</strong>en erheblich.<br />
Ein Membranschutzschalter,<br />
welcher bei zu großer Auslenkung<br />
des Ankers (transportbedingt oder<br />
bei Membranriss) ausgelöst wird, ist<br />
ebenfalls von oben über die<br />
Die neue AP Reihe von<br />
Linearmembrankompressoren.<br />
Abdeckkappe des Filters zugänglich<br />
<strong>und</strong> kann so <strong>zur</strong>ückgestellt werden.<br />
Durch die geringeren Abmaße<br />
<strong>und</strong> das niedrige Gewicht von nur<br />
noch 4,7 kg wird der Einbau beispielsweise<br />
in Schaltschränken er -<br />
leichtert.<br />
Linearkompressoren von Thomas<br />
finden ihren Einsatz in den verschiedensten<br />
Anwendungen.<br />
Hauptsächlich Kleinkläranlagenhersteller<br />
nutzen die Technologie für<br />
die Belüftung von <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />
Klärschlamm. Aufgr<strong>und</strong> des guten<br />
Wirkungsgrades dienen die Kompressoren<br />
auch <strong>zur</strong> Primärluftversorgung<br />
in Brennstoffzellen.<br />
Kontakt:<br />
Gardner Denver Thomas GmbH,<br />
Benzstraße 28,<br />
D-82178 Puchheim,<br />
Tel. (089) 80900-1340,<br />
Fax (089) 80900-1309,<br />
E-Mail: herbert.hansel@gardnerdenver.com,<br />
www.gd-thomas.de<br />
Online-TOC-Messtechnik für schwierigste Wässer<br />
TOC mit bis zu 30 % NaCl<br />
Das<br />
Online-TOC-Messsystem<br />
QuickTOC ultra der LAR be stimmt<br />
zuverlässig organische Be lastungen<br />
in schwierigsten Wässern. Die innovative<br />
Prozessführung er fordert<br />
keine Verdünnung der Probe <strong>und</strong><br />
verzichtet auf Katalysatoren <strong>und</strong> Filtration.<br />
Die Rohabwasserprobe,<br />
inklusive Partikel, wird direkt über<br />
das Einspritzsystem in den Reaktor<br />
injiziert. Mit Hilfe der patentierten<br />
Oxidationsmethode bei 1200 °C<br />
werden alle organischen Substanzen<br />
vollständig oxidiert <strong>und</strong><br />
anschließend der CO 2 -Gehalt detektiert.<br />
Salze werden bei dieser Temperatur<br />
aufgeschmolzen, aus dem<br />
Reaktor geblasen <strong>und</strong> in einer einzigartigen<br />
Konstruktion gesammelt.<br />
Das Messsystem ist mit der speziellen<br />
Hochsalz-Option für einen<br />
Na triumchlorid-Gehalt (NaCl) von<br />
bis zu 30 % ausgelegt. Verstopfungen,<br />
defekte Reaktoren <strong>und</strong> lange<br />
Ausfallzeiten gehören der Vergangenheit<br />
an.<br />
Der QuickTOC ultra überzeugt mit<br />
einer schnellen Ansprechzeit <strong>und</strong><br />
zeichnet sich durch sehr niedrige<br />
Wartungs- <strong>und</strong> Betriebskosten so -<br />
wie einer hohen Verfügbarkeit von<br />
über 98 % aus. Der Betreuungsaufwand<br />
ist auf wenige Minuten in der<br />
Woche beschränkt. Die intuitiv<br />
bedienbare Software wird mittels<br />
Touchscreen gesteuert.<br />
Mit der optionalen Messung von<br />
sechs Strömen eignet sich dieses<br />
maßgeschneiderte Messsystem op -<br />
ti mal für die Überwachung <strong>und</strong><br />
Optimierung von industriellen Prozessen,<br />
sowie für die Verwendung in<br />
industriellen <strong>und</strong> kommunalen Kläranlagen.<br />
Kontakt:<br />
LAR Process Analysers AG,<br />
Neuköllnische Allee 134, D-12057 Berlin,<br />
Tel. (030) 278958-0,<br />
Fax (030) 278958-700,<br />
E-Mail: bmattejiet@lar.com,<br />
www.lar.com<br />
PN-QuickTOCultra-1D2712.<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 865
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
Die nächste Generation der Sauerstoffmessung<br />
Neue Generation LDO sc –<br />
Sauerstoffsensor.<br />
Die LDO-Sonde hat die O 2 -<br />
Messung revolutioniert <strong>und</strong> die<br />
galvanischen Sensoren in kürzester<br />
Zeit abgelöst. Mit der neuen LDO sc<br />
bringt HACH LANGE jetzt die zweite<br />
Generation auf den Markt. Dank<br />
einzigartiger Technik arbeitet sie<br />
genauer <strong>und</strong> wirtschaftlicher als je<br />
zuvor.<br />
Die neue 3D-Sensor-Kalibration<br />
<strong>und</strong> der optimierte Temperatursensor<br />
machen die Sauerstoffmessung<br />
noch genauer. Dieses Plus an Verlässlichkeit<br />
<strong>und</strong> Präzision hilft <strong>Anlagen</strong>betreibern,<br />
stabile Ablaufwerte<br />
zu erreichen <strong>und</strong> gleichwohl den<br />
Energieverbrauch in der Belebung<br />
deutlich zu reduzieren. Erhebliche<br />
Einsparpotenziale erschließen sich<br />
zusätzlich durch die Steuerungssoftware<br />
W.T.O.S. (Water Treatment<br />
Optimisation Solutions).<br />
Auch die neue LDO sc punktet<br />
mit dem geringen Wartungsaufwand<br />
des optischen Sensoren, denn<br />
der zeitaufwändige Elektrolyt- <strong>und</strong><br />
Membranwechsel entfällt genauso<br />
wie die regelmäßige Kalibrierung.<br />
36 Monate Garantie auf den Sensor<br />
beweisen die Zuverlässigkeit der<br />
neuen LDO sc. Ihre Qualitäten kommen<br />
insbesondere auch unbesetzten<br />
Kläranlagen zu Gute: die Telemetrie-Funktionen<br />
der neuen LDO sc<br />
ermöglichen Ferndiagnose <strong>und</strong><br />
-parametrierung besonders einfach<br />
<strong>und</strong> sicher.<br />
Kontakt:<br />
HACH LANGE GmbH,<br />
Willstätter Straße 11,<br />
D-40549 Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 5288-0, Fax (0211) 5288-143,<br />
E-Mail: info@hach-lange.de,<br />
www.hach-lange.de<br />
Geringer Platzbedarf für die Baustelle<br />
Der egeliner® ist ein neues vorverformtes<br />
Polyethylen-Rohr,<br />
das ein Close-Fit-Lining ermöglicht.<br />
Bei diesem <strong>Verfahren</strong> wird ein altes,<br />
defektes Rohrsystem in geschlossener<br />
Bauweise durch ein neues Rohr-<br />
Durch den verringerten Querschnitt kann der egeliner<br />
® problemlos über Baugruben oder vorhandene<br />
Schächte mit einer Winde in das Altrohr eingezogen<br />
werden.<br />
Das SLM ® RCplus-Rohr mit mit längskraftschlüssiger<br />
Steckmuffe kombiniert die zahlreichen Vorteile<br />
von PE-Rohren mit einer intelligenten Verbindungstechnik.<br />
system erneuert. Die Lebensdauer<br />
entspricht der einer Neuverlegung<br />
in offener Bauweise. Durch den verringerten<br />
Querschnitt des gefalteten<br />
egeliners® kann das neue Rohr<br />
problemlos über Baugruben oder<br />
vorhandene Schächte mit einer<br />
Winde in das Altrohr eingezogen<br />
werden. Das neue Rohr liegt dann –<br />
als statisch eigenständiges Rohr –<br />
close-fit am Altrohr an. Angewendet<br />
werden kann der egeliner für<br />
die grabenlose Sanierung von Trinkwasser-,<br />
Gas- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>leitungen,<br />
für jeden Altrohrmaterialtyp.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs<br />
für die Baustelle kann der Verkehr<br />
weitestgehend ungehindert fließen<br />
<strong>und</strong> durch kurze Sanierungszeiten<br />
entstehen niedrigere Kosten.<br />
Auf Wunsch eines Trinkwasserversorgers,<br />
die konventionelle<br />
Steckverbindung mit den zahlreichen<br />
Vorteilen von PE-Rohren zu<br />
kombinieren, bietet egeplast neuerdings<br />
sein Rohrprogramm auch mit<br />
längskraftschlüssigen Steckmuffen<br />
an. Möglich sind egeplast PE 100-<br />
Rohre, egeplast PE-100 RC-Rohre<br />
sowie das SLM® RCplus-Rohr mit<br />
längskraftschlüssiger Steckmuffe<br />
an. Die Steckverbindung ist eine<br />
bewährte Rohrverbindungstechnik<br />
mit einfacher Montage, die eine<br />
praxistaugliche Alternative zum<br />
Schweißen darstellt. Insbesondere<br />
bei kleinen Teilabschnitten bietet<br />
sie viele Vorteile wie kurze Verlege<strong>und</strong><br />
Verarbeitungszeiten <strong>und</strong> ge -<br />
ringe Vorbereitungszeiten sowie<br />
wetterunabhängige Verarbeitung,<br />
<strong>und</strong> das bei dauerhafter Dichtheit<br />
<strong>und</strong> Druckbeständigkeit. Schweiß<strong>und</strong><br />
Verarbeitungsequipment sowie<br />
längskraftschlüssige Verbindungen<br />
werden nicht benötigt.<br />
Kontakt:<br />
egeplast Werner Strumann GmbH & Co. KG,<br />
Robert-Bosch-Str. 7,<br />
D-48268 Greven,<br />
Tel. (02575) 9710-270,<br />
www.egeplast.de<br />
Juli/August 2012<br />
866 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
Information<br />
Das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes der Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der B<strong>und</strong>esvereinigung der Firmen im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />
(ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- <strong>und</strong> Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortm<strong>und</strong><br />
Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven <strong>Anlagen</strong>- <strong>und</strong> Leitungsbau<br />
GmbH, Erkrath<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
Stuttgart<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />
Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-2 07,<br />
e-mail: ziegler@oiv.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />
Fax (0 89) 4 50 51-2 07, e-mail: balzereit@oiv.de<br />
Katja Ewers, e-mail: ewers@oiv.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., e-mail: fiedler@oiv.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />
Tübingen<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der B<strong>und</strong>eswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong><br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Universität Hannover<br />
RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske <strong>und</strong> Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />
Hamburg<br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />
Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />
Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />
e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />
e-mail: krawczyk@oiv.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 62.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht <strong>und</strong> Steuern im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Inland: € 370,– (€ 340,– + € 30,– Versandspesen)<br />
Ausland: € 375,– (€ 340,– + € 35,– Versandspesen)<br />
Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />
ePaper als PDF € 340,–, Einzelausgabe: € 37,–<br />
Heft <strong>und</strong> ePaper € 472,–<br />
(Versand Deutschland: € 37,–, Versand Ausland: € 37,–)<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Postfach 91 61<br />
D-97091 Würzburg<br />
Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />
e-mail: leserservice@oiv.de<br />
Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
Juli/August 2012<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 867
INFormation Termine<br />
""<br />
30. Bochumer Workshop Siedlungswasserwirtschaft – Kanalsanierung vom Hausanschluss<br />
bis zum <strong>Abwasser</strong>kanal Emscher<br />
06.–09.2012, Bochum<br />
Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong> Umwelttechnik, Prof. Dr.-Ing. M. Wichern, Ruhr-Universität Bochum, Gebäude IA<br />
01/147, 44780 Bochum, Tel. (0234) 32-23049, Fax (0234) 32-14503, E-Mail: siwawi@rub.de, www.rub.de/siwawi<br />
""<br />
24. Hamburger Kolloquium <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
12.–13.09.2012, Hamburg<br />
GFEU e.V., Frau Becker, Frau Petersen, Eißendorfer Straße 42, 21073 Hamburg, Tel. (040) 42878-3207,<br />
Fax (040) 42878-2684, E-Mail: e.petersen@tuhh.de, g. becker@tuhh.de,<br />
https://www.tu-harburg.de/aww/veranstaltungen.html#c27847<br />
""<br />
Entnahme von Trinkwasserproben für die Durchführung von Untersuchungen im Rahmen<br />
der TrinkwV 2001<br />
18.09.2012, Mülheim an der Ruhr<br />
IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>, Dr. Ulrich Borchers, Moritzstraße 26, 45476 Mülheim an der Ruhr, Tel. (0208) 40303-102/-210,<br />
Fax (0208) 40303-80, E-Mail: U.Borchers@IWW-online.de, www.iww-online.de<br />
""<br />
Erfahrungsaustausch Alligator<br />
19.09.2012, Schliengen<br />
Axel Zangenberg GmbH & Co. KG, Gutedelstrasse 33, 79418 Schliengen, Tel. (07635) 82447-0, Fax (07635) 82447-799,<br />
E-Mail: info@axel-zangenberg.de, www.axel-zangenberg.de<br />
""<br />
SharePoint – Gr<strong>und</strong>lagen für ein aktives Wissensportal<br />
24.–25.09.2012, Frankfurt/Main<br />
Management Forum Starnberg GmbH, Maximilianstraße 2b, 82319 Starnberg, E-Mail: info@management-forum.de,<br />
www.management-forum.de/bwl-gmbh<br />
""<br />
Schlauchliningmaßnahmen richtig ausschreiben<br />
25.09.2012, Leipzig<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Dr.-Ing. Igor Borovsky, Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 3943330,<br />
Fax (0511) 3943340, E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
""<br />
7. Deutsches Symposium für die grabenlose Leitungserneuerung<br />
26.09.2012, Siegen<br />
Universität Siegen, Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät, Department Bauingenieurwesen,<br />
Dipl.-Ing. Alexander Krüger, Paul-Bonatz-Straße 9-11, 57068 Siegen, Tel. (0271) 740-2186, Fax (0271) 740-3112,<br />
E-Mail: sgl@uni-siegen.de, www.uni-siegen.de<br />
""<br />
Reparaturtechnik – Der Beitrag <strong>zur</strong> ganzheitlichen Kanalsanierung<br />
26.09.2012, Mainz<br />
Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 394 33 30,<br />
E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />
""<br />
Baurecht aktuell für Bauherren – Exklusiv-Workshop für Bauherren <strong>und</strong> Auftraggeber<br />
26.–27.09.2012, Frankfurt/Main<br />
Management Forum Starnberg GmbH, Maximilianstraße 2b, 82319 Starnberg, E-Mail: info@management-forum.de,<br />
www.management-forum.de/bwl-gmbh<br />
""<br />
10. Münchner R<strong>und</strong>e – Expertenforum <strong>zur</strong> Kanalsanierung<br />
10.10.2012, Garching<br />
Münchner R<strong>und</strong>e, c/o Ingenieurbüro Dörschel, Herrschinger Strasse 2 A, 82266 Inning am Ammersee,<br />
Fax (08143) 44 75 02, E-Mail: info@muenchner-r<strong>und</strong>e.de<br />
""<br />
UrbanTec - Smart technologies for better cities<br />
24.–26.10.2012, Köln<br />
Koelnmesse GmbH, Messeplatz 1, 50679 Köln, www.urbantec.de<br />
2013<br />
" " E-world energy & water<br />
05.-07.02.2013, Essen<br />
www.e-world-2013.com<br />
Juli/August 2012<br />
868 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
Ansprechpartnerin für den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens<br />
Inge Matos Feliz<br />
Telefon: 0 89/4 50 51-228<br />
Telefax: 0 89/4 50 51-207<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />
Oldenbourg Industrieverlag München<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung
2012<br />
Einkaufsberater<br />
Armaturen<br />
Absperrarmaturen<br />
Automatisierung<br />
Be- <strong>und</strong> Entlüftungsrohre<br />
Prozessleitsysteme
2012<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie<br />
Einkaufsberater
2012<br />
Einkaufsberater<br />
Brunnenservice<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
Fernwirktechnik<br />
Korrosionsschutz<br />
Aktiver Korrosionsschutz
2012<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
Korrosionsschutz<br />
Einkaufsberater<br />
Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />
Rohrhalterungen <strong>und</strong> Stützen<br />
Rohrhalterungen
2012<br />
Einkaufsberater<br />
Kunststoffrohrsysteme<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik<br />
Schachtabdeckungen<br />
Smart Metering<br />
Ihr „Draht“ <strong>zur</strong> Anzeigenabteilung von<br />
Inge Matos Feliz<br />
Tel. 089 45051-228<br />
Fax 089 45051-207<br />
matos.feliz@oiv.de<br />
<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>
2012<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Einkaufsberater<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Rohrdurchführungen<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
Verbände
Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
• Beratung<br />
• Planung<br />
• Bauüberwachung<br />
• Betreuung<br />
• Projektmanagement<br />
Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />
Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />
30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />
www.ibcjd.de Projektleitung<br />
+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />
<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />
UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />
www.unger-ingenieure.de<br />
Beratende Ingenieure für:<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon 0511/284690<br />
Telefax 0511/813786<br />
30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.de<br />
www.scheffel-planung.de<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
DIN EN ISO 9001<br />
DIN EN ISO 14001<br />
SCC**<br />
OHSAS 18001<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
DIN EN ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- <strong>und</strong> <strong>Anlagen</strong>bau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.<br />
Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20111109.indd 1 14.11.2011 11:27:54
Inserentenverzeichnis<br />
Firma<br />
Seite<br />
5. Norddeutsche Geothermitagung, Enerchange, Freiburg 767<br />
3S Consult GmbH, Garbsen 843<br />
ABB Automation GmbH, Frankfurt am Main 795<br />
<strong>Abwasser</strong> Praxis ; Messe Offenburg-Ortenau GmbH, Offenburg 765<br />
Alltech Dosieranlagen GmbH, Weingarten 775<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 753<br />
BWK B<strong>und</strong>eskongress 2012 in Wiesbaden, BWK-B<strong>und</strong> Sindelfingen<br />
2. Umschlagseite<br />
Carela GmbH, Rheinfelden 777<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 749<br />
Hydro-Elektrik GmbH, Ravensburg<br />
Titelseite<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 788<br />
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin<br />
wat 2012, DVGW e. V. Bonn<br />
Beilage<br />
4. Umschlagseite<br />
Xylem Water Solution Deutschland GmbH, Langenhagen 745<br />
Einkaufsberater / Fachmarkt 869–876<br />
<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong><br />
3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2012<br />
Ausgabe September 2012 Oktober 2012 November 2012<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
17.09.2012<br />
10.08.2012<br />
15.10.2012<br />
14.09.2012<br />
16.11.2012<br />
18.10.2012<br />
Themenschwerpunkt<br />
Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />
Fördern • Verteilen • Ableiten<br />
• Brunnen: Regenerierung <strong>und</strong> Sanierung<br />
• Kanalbautechnik<br />
• Instandhaltung <strong>und</strong> Monitoring<br />
• Schacht- <strong>und</strong> Rohrmaterialien<br />
• Korrosionsschutz<br />
• Bohrtechnik<br />
• Geothermie<br />
• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
• Hochbelastete Abwässer<br />
• Mechanische Reinigung<br />
• Biologische Stufe, Belebtschlammverfahren,<br />
Nitrifikation, Denitrifikation<br />
• Chemische <strong>Verfahren</strong><br />
• Membrantechnik<br />
• Klärschlammbehandlung<br />
Messen – Steuern – Regeln<br />
Automatisierung in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
• Messtechnik<br />
• Steuerungstechnik<br />
• Regeltechnik<br />
• Fernwirktechnik<br />
• Leitsysteme<br />
• Sicherheitstechnik<br />
• Störfall-Management<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
<strong>und</strong> zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
AQUA – Intern. Fachausstellung –<br />
Trentschin (SK), September 2012<br />
VA – Water & Wastewater Technology –<br />
Intern. Fachmesse für <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>technik –<br />
Göteborg (S), 18.09.–20.09.2012<br />
wat – Dresden, 25.09.–26.09.2012<br />
DWA-B<strong>und</strong>estagung –<br />
Magdeburg, 26.09.–27.09.2012<br />
ABWASSER.PRAXIS – Kongress mit<br />
Fachmesse zum Thema <strong>Abwasser</strong> –<br />
Offenburg, 17.10.–18.10.2012<br />
AQUA Ukraine – Intern. <strong>Wasser</strong> Forum –<br />
Kiew (UA), 06.11.–09.11.2012<br />
AQUATECH Amsterdam – Intern.<br />
Ausstellung für Trink-, Nutz-,<br />
<strong>Abwasser</strong>technik –<br />
Amsterdam (NL), 01.11.–04.11.2012<br />
SPS/IPC/DRIVES –<br />
Nürnberg, 27.11.–29.11.2012<br />
Änderungen vorbehalten
INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />
WASSERFACHLICHE AUSSPRACHETAGUNG<br />
l<br />
www.wat-dvgw.de<br />
wat 2012<br />
vom 24. bis 25. September 2012<br />
in Dresden<br />
Die wat ist das wichtigste deutschsprachige Forum für alle<br />
Themen r<strong>und</strong> um Trinkwasser. Kongress <strong>und</strong> Ausstellung<br />
sprechen aktuell r<strong>und</strong> 800 Teilnehmer an. Mit ihrem umfangreichen<br />
<strong>und</strong> aktuellen Themenspektrum ist die kommende wat<br />
in Dresden damit wieder die Leitveranstaltung der Branche.<br />
Die wat 2012 in der Messe Dresden bietet Ihnen parallele Diskussionsforen<br />
zu folgenden Themen:<br />
• Welche neuen Gefährdungen gilt es beim Ressourcenschutz zu bewerten?<br />
• Welche Konsequenzen hat die Blueprint-Strategie der EU auf die<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung in Deutschland?<br />
• Welche aktuellen Konzepte <strong>zur</strong> Instandhaltung der Netze <strong>und</strong> <strong>Anlagen</strong> sind<br />
zukunftsorientiert?<br />
• Welche Herausforderungen ergeben sich durch den demografischen<br />
Wandel?<br />
• Wie können leistungsfähige <strong>und</strong> sichere Versorgungssysteme durch neue<br />
Managementansätze unterstützt werden?<br />
• Wie ist die Trinkwasserqualität in der Hausinstallation zu sichern?<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Dresden.<br />
Melden Sie sich jetzt schon an!<br />
JETZT VORMERKEN!<br />
wat 2013, gat 2013 plus<br />
DVGW-Mitgliederversammlung<br />
vom 30.9. bis 2.10.2013<br />
in Nürnberg<br />
25. bis 26.9.2012<br />
Dresden<br />
Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung von: