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gwf Wasser/Abwasser Anlagen und Verfahren zur Wasseraufbereitung (Vorschau)

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7-8/2012<br />

Jahrgang 153<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

Wissen wie es geht<br />

www.hydrogroup.de<br />

<strong>Anlagen</strong> <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>aufbereitung


Kreislaufwirtschaft <strong>und</strong><br />

Gewässerschutz<br />

Nachhaltige Lösungen durch innovative Technologien<br />

Foto: Rhein-Main Deponiepark Flörsheim-Wicker<br />

B<strong>und</strong>eskongress 2012<br />

20. – 22. September 2012 in Wiesbaden<br />

Wiesbadener Casino-Gesellschaft<br />

20.09.2012 Eröffnungsveranstaltung mit Fachvorträgen<br />

21.09.2012 Fachforen<br />

• <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Klärschlammentsorgung<br />

• Abfallbehandlung <strong>und</strong> Wertstoffrecycling<br />

• Anpassung an den Klimawandel<br />

• Das Junge Forum im BWK<br />

22.09.2012 Fachexkursion<br />

Unterwegs im Regionalpark Rhein-Main mit Besuch<br />

der Rhein-Main Recycling GmbH <strong>und</strong> Besichtigung des<br />

Deponieparks Flörsheim-Wicker<br />

Weitere Informationen:<br />

BWK B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

B<strong>und</strong> der Ingenieure für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfallwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kulturbau e. V.<br />

Dr.-Ing. Birgit Schlichtig, Postfach 05 24, 71047 Sindelfingen<br />

Telefon: (0 70 31) 4 38 39 94, Telefax: (0 70 31) 4 38 39 95<br />

E-Mail: info@bwk-b<strong>und</strong>.de; Internet: www.bwk-b<strong>und</strong>.de<br />

BWK Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland<br />

Dipl.-Ing. Dieter Hülpüsch<br />

E-Mail: dieter.huelpuesch@bwk-hrps.de; Internet: www.bwk-hrps.de<br />

Der B<strong>und</strong>eskongress wird von einer zweitägigen Fachausstellung,<br />

zwei Abendveranstaltungen <strong>und</strong> einem zweitägigen Rahmenprogramm<br />

begleitet.


Standpunkt<br />

Topqualität in der Trinkwasseraufbereitung darf<br />

<strong>und</strong> muss international vermarktet werden!<br />

Unsere Umgebung <strong>und</strong> unsere Arbeitswelten<br />

unterliegen einem kontinuierlichen Veränderungsprozess.<br />

Allein die Geschwindigkeit der<br />

Veränderungen kann deutlich variieren <strong>und</strong> damit auch<br />

unterschiedlich wahrnehmbar sein. Entwicklungen<br />

ergeben sich aus dem Umfeld, den Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> den K<strong>und</strong>enwünschen. Ein Paradebeispiel<br />

hierfür ist unter anderem der rasante Wandel in der<br />

Informationstechnologie. Auch das <strong>Wasser</strong>fach unterliegt<br />

diesem dynamischen Prozess, durch den neue<br />

Aspekte zu betrachten <strong>und</strong> Fragen zu beantworten sind.<br />

Dies gilt insbesondere auch für die Entwicklungen in<br />

der Technik der Trinkwasseraufbereitung. Als treibende<br />

Kraft sind hier insbesondere neue Erkenntnisse beispielsweise<br />

hinsichtlich der Rohwasserbeschaffenheit,<br />

sich ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen, Anforderungen<br />

seitens der K<strong>und</strong>en, technische Möglichkeiten<br />

aber auch die internationale Sichtbarkeit zu<br />

nennen.<br />

Gerade in der Trinkwasseraufbereitung dürfen<br />

jedoch zwei wesentliche Säulen nicht außer Betracht<br />

gelassen werden oder gar gegeneinander diskutiert<br />

werden. Dies sind zum einen die bewährten, klassischen<br />

Aufbereitungsverfahren <strong>und</strong> zum anderen Techniken,<br />

die insbesondere in den letzten Jahren immer stärker<br />

Einzug in die <strong>Wasser</strong>versorgung gehalten haben. Stellvertretend<br />

sei hier die Membranfiltration oder auch die<br />

Desinfektion mittels UV-Strahlung genannt. Jedes <strong>Verfahren</strong><br />

hat Möglichkeiten sowie Grenzen <strong>und</strong> ein generelles<br />

„besser“ oder „schlechter“ – wie manchmal<br />

behauptet oder auch befürchtet – gibt es nicht. Die<br />

Lösung orientiert sich allein an der individuellen Fragestellung,<br />

der Zielsetzung sowie der sinnvollen Umsetzbarkeit<br />

<strong>und</strong> liegt in der für den Einzelfall angepassten<br />

<strong>Verfahren</strong>skombination.<br />

Besonders darin besteht das enorme Know-how-<br />

Potential, das in Deutschland aufgr<strong>und</strong> der föderalen<br />

<strong>und</strong> teilweise feingliedrigen Struktur in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

existiert. Für die Bündelung dieses Wissens<br />

steht das DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> als<br />

technisch-wissenschaftliches Beratungs- <strong>und</strong> Forschungszentrum<br />

der deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung. Die<br />

Kurzfassung des TZW-Jahresberichtes, welcher in dieser<br />

Ausgabe abgedruckt ist, gibt hierzu einen Einblick in die<br />

vielfältigen Tätigkeitsbereiche.<br />

Zusätzlich dürfen wir in Deutschland auf ein Bildungssystem<br />

<strong>und</strong> eine Kultur bauen, die freies, strukturiertes<br />

Denken fördert <strong>und</strong> damit erst Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Innovationen für die technische Realisierung mit<br />

höchster Qualität ermöglichen. So gibt es in Deutschland<br />

neben den kompetent <strong>und</strong> verantwortungsvoll<br />

handelnden <strong>Wasser</strong>versorgern viele Firmen <strong>und</strong> Technologieanbieter,<br />

welche international agieren <strong>und</strong> in<br />

ihrem Marktsegment zu den Weltmarktführern zu<br />

zählen sind. Dies zeigt eindrucksvoll der Blick in die Liste<br />

der deutschen Firmen, die im Juli dieses Jahres auf der<br />

International Water Week in Singapur (SIWW) vertreten<br />

waren.<br />

Jedoch wurde dort auch die Bürde des Föderalismus<br />

deutlich, da die Marktpräsenz als schlagkräftige „Deutsche<br />

Einheit“ im Ausland nicht immer richtig gelingen<br />

will. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stimmt einen ein Kommentar<br />

in der Tagespresse von Singapur noch weiter<br />

nachdenklich, da dieser die Kernelemente der gemeinsamen<br />

Zusammenarbeit darin sieht, dass Deutschland<br />

hervorragendes Know-how in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

bietet <strong>und</strong> liefert, während die Vermarktung aber besser<br />

<strong>und</strong> aggressiver den Partnern aus dem asiatischen<br />

Raum gelingt. Dessen müssen wir uns bewusst sein <strong>und</strong><br />

uns vergegenwärtigen, dass Topqualität in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

nicht nur international vermarktet werden<br />

darf, sondern auch muss. Entscheidend wird hier jedoch<br />

sein, dass die Kräfte noch besser gebündelt werden.<br />

Auch der deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung würde in diesem<br />

Kontext ein „Leuchtturmprojekt“ gut stehen, um<br />

international weiter an Strahlkraft zu gewinnen.<br />

Dr. Josef Klinger<br />

Geschäftsführer TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong><br />

Karlsruhe<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 741


INhalt<br />

1 - Konzept 2 – Planung 3 – Umsetzung<br />

Konzept<br />

Vorstudie<br />

Hauptprojekt<br />

Segmentanalyse<br />

Kostenzuordnung<br />

Preiselastizitäten<br />

Modellentwicklung<br />

Haushaltsk<strong>und</strong>en<br />

Gewerbe<br />

Modellierung<br />

Teilprojekte<br />

TP Kommunikation<br />

TP Recht<br />

Selbstauskunft<br />

TP KSG<br />

TP SVK<br />

TP Umsetzung / QS<br />

TP WP<br />

TP Gewerbe<br />

BKZ, HAK, LWV<br />

03.2008<br />

06.2008<br />

01.2011 09.2011 10.2011<br />

01.2012<br />

Die Tarifmodellumstellung in einem <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen ist ein<br />

komplexer, nahezu sämtliche Fachbereiche durchziehender Prozess, wie am<br />

Beispiel der RWW, Rheinisch-Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbH,<br />

gezeigt wird. Ab Seite 820<br />

Bei Hamburg <strong>Wasser</strong> wurden feinauflösende <strong>Wasser</strong>zähler<br />

eingesetzt, dann der <strong>Wasser</strong>gebrauch mit einem<br />

amerikanischen Analyseprogramm auf einzelne<br />

Nutzungszwecke bezogen, um so eine tiefer gehende<br />

Datenanalyse zu ermöglichen. Ab Seite 834<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

820 M. Oelmann <strong>und</strong> S. Gendries<br />

Auf dem Weg zu einem neuen Tarifmodell<br />

in der deutschen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

– Teil 1: Anforderungen<br />

aus Sicht eines <strong>Wasser</strong>versorgers,<br />

Prozessgestaltung <strong>und</strong> Datengenerierung<br />

Towards New Tariff Models in the German Water<br />

Supply Sector – Part 1: Requirements of<br />

Stakeholders, the Structuring of the Process and<br />

the Importance of a Solid Data-base<br />

828 F. Wisotzky, O. C. Kandemiroglu <strong>und</strong><br />

Ch. Plassmann<br />

Nickelfreisetzung in das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> dessen Bindung<br />

bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung zu<br />

Trinkwasser (Nettetal/Niederrhein)<br />

Nickel Release into Gro<strong>und</strong>water and Fixation<br />

by Water Treatment<br />

834 Th. Werner, K. Augustin <strong>und</strong> M. Hjelm<br />

Neue Ansätze <strong>zur</strong> Analyse der<br />

Trinkwasserverwendung<br />

New Approach to Analyze Residential End Uses<br />

of Water<br />

Tagungsbericht<br />

840 W. Merkel<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft:<br />

die Branche ist in Bewegung<br />

geraten<br />

Bericht <strong>zur</strong> Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>wirtschaft vom 24. bis 25. April 2012<br />

in Berlin<br />

Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

850 H. Bockhorn, F.H. Frimmel, J. Klinger <strong>und</strong> Th. Kolb<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />

Instituts für Technologie (KIT)<br />

<strong>und</strong> Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />

Karlsruhe (TZW) im Jahre 2011<br />

Report on the Activities of Engler-Bunte-Institut<br />

and Karlsruher Institut for Technology, in 2011<br />

Netzwerk Wissen<br />

Aktuelles aus Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft,<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

791 Studienort Leipzig im Porträt<br />

792 Neuer Masterstudiengang „Change<br />

Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“:<br />

CMW bildet Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />

weiter<br />

Juli/August 2012<br />

742 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Inhalt<br />

Im Fokus: Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene ab Seite 746<br />

Netzwerk Wissen: Universität <strong>und</strong> HTWK Leipzig reagieren mit dem<br />

Masterstudiengang „Change Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />

auf tiefgreifende Veränderungen in der Branche. Ab Seite 791<br />

796 Prof. Robert Holländer im Interview:<br />

„Wir brauchen neue technische Lösungen<br />

<strong>und</strong> Planungswerkzeuge.“<br />

798 Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche, Abfall – das IIRM<br />

verfolgt einen integrierten Ansatz<br />

802 Grenzenloses Lehren <strong>und</strong> Forschen an<br />

der Uni Leipzig<br />

805 Karl Heines Vision:<br />

von Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />

806 Welche Entsorgungsperspektiven bieten<br />

neuartige Sanitärsysteme (NASS)?<br />

807 Nachhaltige Steuerung von <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen<br />

– InfraWass<br />

809 Kurzfassung der Dissertation:<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> zum Abbau von Schwarzwasser mittels<br />

des Belebungsverfahrens sowie <strong>zur</strong> Kinetik<br />

des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen<br />

Stoffwechsels<br />

Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

746 Aufbereitungsanlagen, Lager- <strong>und</strong><br />

Dosierstationen für das Lebensmittel Nr. 1:<br />

reines Trinkwasser<br />

748 Desinfektion von Trinkwasserbehältern<br />

in Dubai<br />

749 Portfolio bei Elektrolyse-<strong>Anlagen</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Wasser</strong>desinfektion um Produkte mit<br />

höherer Kapazität erweitert<br />

750 Mehr Effizienz in der UV-Desinfektion<br />

751 Legionellenproblematik schnell <strong>und</strong><br />

dauerhaft beseitigt<br />

754 Standdesinfektion bei Legionellenbefall<br />

755 Analyse-Plattform für <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

756 Leistungsoptimierung von<br />

Membrantrennprozessen<br />

760 Zuverlässige Sulfatentfernung durch<br />

Carix-Ionenaustauscher<br />

761 Rohre für die größte <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

im Zweckverband Trollmühle<br />

762 Sicheres Trinkwasser dank Anti-Arsen-Filter<br />

763 Adsorptive Entfernung von Mikroschadstoffen<br />

in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung mittels<br />

polymerbasierter sphärischer Aktivkohle<br />

766 Östrogen aus Trinkwasser entfernen<br />

768 Einer für Alles: Der smarte WaterInspector<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

770 Europäisches Parlament verabschiedet<br />

Seeber-Bericht<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 743


INhalt<br />

Die Landeswasserversorgung<br />

feiert<br />

100-jähriges<br />

Jubiläum.<br />

Ab Seite 776 <br />

Nachwuchs<br />

fürs <strong>Wasser</strong>fach:<br />

Im Mai wurde<br />

das deutsche<br />

IWA Young<br />

Water Professionals<br />

Chapter<br />

gegründet.<br />

Seite 778<br />

Durch den sinkenden<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel drohte das<br />

Benninger Ried, eine Moorlandschaft<br />

im Landkreis Unterallgäu, auszutrocknen.<br />

Die Gemeinde <strong>und</strong> das Bayerische Umweltministerium<br />

gaben deshalb eine Gr<strong>und</strong>wassersteuerungsanlage<br />

in Auftrag. Ab Seite 856<br />

771 Große Unsicherheiten im globalen<br />

<strong>Wasser</strong>haushalt<br />

772 Unbekannten <strong>Wasser</strong>inhaltstoffen auf<br />

der Spur<br />

773 Ungenutztes Potenzial: Phosphorrückgewinnung<br />

aus Klärschlamm<br />

774 Auenland Deutschland: Kostenfreier<br />

Kartendienst „Flussauen in Deutschland“<br />

ist online<br />

774 Europäische <strong>Wasser</strong>politik Schwerpunkt der<br />

neuen EU-Ratspräsidentschaft Zyperns<br />

776 Landeswasserversorgung feiert<br />

100-jähriges Jubiläum<br />

778 Deutsches IWA Young Water Professionals<br />

Chapter gegründet<br />

779 Dienstleistungspaket<br />

RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

782 Zweite Mitgliederversammlung der<br />

Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.<br />

784 Wohin mit dem Geschiebe? – Optimierte<br />

Kanalsysteme helfen Kommunen Geld zu<br />

sparen<br />

Veranstaltungen<br />

786 TASK Praxistage 2012: Boden, Gr<strong>und</strong>wasser,<br />

Flächenrevitalisierung<br />

787 8. Bayerische <strong>Wasser</strong>tage in Augsburg<br />

788 RWW-<strong>Wasser</strong>tag 2012<br />

788 UrbanTec 2012: B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />

übernimmt Schirmherrschaft<br />

789 IWA World Water Congress & Exhibition<br />

789 10. IBAK Seminar „R<strong>und</strong> ums Rohr“<br />

790 ABWASSER.PRAXIS 2012 – Von der Kanalinstandsetzung<br />

bis <strong>zur</strong> Phosphorrückgewinnung<br />

790 10. TAH-Sanierungstage: Instandhaltung<br />

von <strong>Abwasser</strong>kanalsystemen<br />

Leute<br />

810 Nachruf auf Otto Breton<br />

810 Karlheinz Jacobitz verstorben<br />

811 Nachruf auf Carl-Friedrich Thymian<br />

811 Ewald Woste als BDEW-Präsident im Amt<br />

bestätigt<br />

812 Prof. Dr. Mathias Ernst neuer Leiter der TU<br />

Hamburg-Harburg<br />

812 GELSENWASSER-Aufsichtsrat bestellt<br />

Dr. Dirk Waider in den Vorstand<br />

Vereine, Verbande <strong>und</strong> Organsisationen<br />

813 B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau mit<br />

neuem Vorstand<br />

814 Das technische Regelwerk in<br />

der Trinkwasser-Installation<br />

Juli/August 2012<br />

744 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Inhalt<br />

Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

816 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

818 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

818 DVGW Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

819 DVGW Ankündigung <strong>zur</strong> Fortschreibung des DVGW-Regelwerks<br />

Praxis<br />

856 Mission Naturschutz – Schachtbau Memmingen beteiligt sich an<br />

außergewöhnlichem Spezialprojekt<br />

858 Technische Kleinode wieder zum Laufen gebracht<br />

Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

861 Innovative Werkstoffe in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

SPEKTRON<br />

ENERGIEEFFIZIENTE<br />

UV-DESINFEKTION<br />

MIT SYSTEM<br />

Mit Wedeco Spektron senken<br />

Sie Ihre Energiekosten bei der UV-<br />

Desinfektion bis zu 30 % – <strong>und</strong> das<br />

in kommunalen <strong>Wasser</strong>werken, bei<br />

industriellen Anwendungen oder<br />

für den häuslichen Bedarf.<br />

862 Save the Fish!<br />

862 Dosieren einfach gemacht<br />

863 SediPipe XL-Plus: Vorsorge für den Havariefall<br />

864 Belüftungskompressoren mit Top Effizienz<br />

865 Online-TOC-Messtechnik für schwierigste Wässer<br />

866 Die nächste Generation der Sauerstoffmessung<br />

866 Geringer Platzbedarf für die Baustelle<br />

Information<br />

833, 839, 849 Buchbesprechungen<br />

867 Impressum<br />

868 Termine<br />

Recht <strong>und</strong> Steuern<br />

Recht <strong>und</strong> Steuern im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach, Ausgabe 7/8, 2012<br />

Dieses Heft enthält folgende Beilagen:<br />

– Erich Schmidt Verlag, GmbH & Co. KG<br />

– OIV SIL-Sprechst<strong>und</strong>e<br />

– OIV SIL-Feldbus<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> September 2012<br />

Xylem Water Solutions<br />

Deutschland GmbH<br />

Vertriebsbereich UV <strong>und</strong> Ozon<br />

Boschstraße 4,<br />

32051 Herford, Deutschland<br />

Tel: +49 5221 930-0<br />

Fax: +49 5221 930-222<br />

www.wedeco.com<br />

Erscheinungstermin: 17.09.2012 Anzeigenschluss: 10.08.2012


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Aufbereitungsanlagen, Lager- <strong>und</strong> Dosierstationen<br />

für das Lebensmittel Nr. 1: reines Trinkwasser<br />

Trinkwasser ist ein nicht zu ersetzendes Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel, jeder von uns benötigt etwa 1 bis 2 Liter<br />

Trinkwasser pro Tag. Und so kommt es gerade in der Trinkwasseraufbereitung besonders auf Zuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Qualität an.<br />

Kolben-Membran-<br />

Dosierstation Typ FKM.<br />

Um das reine Lebensmittel Trinkwasser<br />

aus Flüssen, Seen oder<br />

Talsperren zu gewinnen, muss es<br />

aufbereitet werden. Chemikalien-<br />

Aufbereitungs- <strong>und</strong> Dosieranlagen<br />

von Alltech werden seit Jahrzehnten<br />

weltweit erfolgreich in der Trinkwasseraufbereitung<br />

eingesetzt.<br />

Stufen der Aufbereitung<br />

sind: die Flockung, Filtration,<br />

pH-Korrektur <strong>und</strong><br />

Desinfektion<br />

Dem Rohwasser wird Kalkmilch<br />

Ca(OH) 2 , Soda oder Natronlauge zu<br />

dosiert, um den pH-Wert zu er -<br />

höhen. Dies geschieht, damit im<br />

<strong>Wasser</strong> gelöstes Mangan oxidiert<br />

<strong>und</strong> in der anschließenden Filtration<br />

<strong>zur</strong>ückgehalten werden kann.<br />

Hierzu kommen z. B. die Kalkmilchaufbereitungsanlagen<br />

PREPA-<br />

DOS <strong>und</strong> Kalklöschanlagen CONTI-<br />

NUMIX zum Einsatz sowie auch<br />

Lager- <strong>und</strong> Dosierstationen für flüssige<br />

Produkte.<br />

Die vollautomatische Kalkmilchaufbereitungsanlage<br />

PREPADOS für<br />

pulverförmige Produkte oder Granulate<br />

sichert die hohe Qualität der<br />

Suspension<br />

Der Trockengutdosierer verfügt<br />

über eine selbstreinigende Dosierschnecke<br />

<strong>und</strong> Zubehör <strong>zur</strong> Vermeidung<br />

von Brückenbildung im Pulver-Vorratstrichter<br />

für Kalk. Diese<br />

sichern die Rieselfähigkeit <strong>und</strong><br />

damit den Schüttgutfluss des Kalkes.<br />

Das spezielle Benetzungssystem<br />

sorgt dafür, dass Ablagerung<br />

<strong>und</strong> mögliche Staubbildung vermieden<br />

werden. Mit der Optimierung<br />

der Behältergeometrie erreicht<br />

Alltech die Minimierung von Ablagerungen<br />

im Behälter. Dadurch<br />

kann die Rührwerksleistung – im<br />

Hinblick auf die Energiekosten –<br />

klein gewählt <strong>und</strong> der Verschleiß<br />

reduziert werden.<br />

Die <strong>Anlagen</strong>leistung ist von ma -<br />

ximal 1000 L/h bis max. 15 000 L/h<br />

gebrauchsfertige Suspension wählbar.<br />

Die Konzentration der Suspension<br />

ist bis 20 % einstellbar. Die<br />

Anlage wird komplett verkabelt <strong>und</strong><br />

verrohrt geliefert, muss also nur<br />

noch an Strom, <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Druckluft<br />

angeschlossen werden, um<br />

betriebsbereit zu sein.<br />

Um die Trübstoffe des <strong>Wasser</strong>s in<br />

eine filtrierbare Form zu über führen,<br />

wird als Flockungsmittel zum Beispiel<br />

PAC (Polyaluminiumchlorid)<br />

oder FeCl 3 dosiert. Das Unternehmen<br />

bietet hierzu komplette Lager<strong>und</strong><br />

Dosierstationen mit Regel- <strong>und</strong><br />

Überwachungseinrichtungen an.<br />

Lagerbehälter bieten<br />

Betriebssicherheit durch<br />

geprüfte Überwachungsvorrichtungen<br />

Die Lagerbehälter haben ein Volumen<br />

von bis zu 50 m³.<br />

Die zylindrische Ausführung aus<br />

PE besitzt die „allgemeine bauaufsichtliche<br />

Zulassung“ des DIBt<br />

(Deutsches Institut für Bautechnik)<br />

<strong>und</strong> entspricht damit den Vorschriften<br />

nach WHG. Für die Schweiz<br />

besitzen diese Lagerbehälter das<br />

Juli/August 2012<br />

746 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

„Zertifikat der Produkte-Prüfung<br />

nach KVU“ des SVTI (Schweizerischer<br />

Verein Technischer Inspektionen).<br />

Ein Aspekt, der gerade in der<br />

Trinkwasseraufbereitung dringend<br />

beachtet werden muss, ist die<br />

Betriebssicherheit.<br />

„Auch in puncto Sicherheit sind<br />

unsere <strong>Anlagen</strong> vorbildlich. Für hohe<br />

Betriebssicherheit sorgen geprüfte<br />

Überwachungsvorrichtungen in La -<br />

gertanks <strong>und</strong> Auffangvorrichtungen<br />

– wie z. B. Füllstandanzeige, Überfüllsicherung,<br />

Leckagesonde <strong>und</strong><br />

Alarmmelder, Auflagerost <strong>und</strong> Überdrucksicherungen“<br />

erklärt N. Koch,<br />

Leiter der Konstruktion der Alltech<br />

Dosieranlagen GmbH.<br />

Phosphatfällungsanlage<br />

– Projekt<br />

Schierling.<br />

Dosierstationen<br />

im Kompaktdesign<br />

Dosierstationen von Alltech zeichnen<br />

sich durch kompaktes Design<br />

aus. Die Dosierstationen können<br />

komplett vormontiert, verrohrt, verkabelt<br />

<strong>und</strong> geprüft gefertigt werden.<br />

Der Aufbau erfolgt auf einer<br />

Wandmontageplatte, einer Bodenkonsole<br />

oder eingebaut in einen<br />

Schutzschrank. Für die Aufstellung<br />

im Freien oder innerhalb von<br />

Gebäuden gewährleistet der chemikalienbeständige<br />

Schutzschrank<br />

eine erhöhte Betriebssicherheit für<br />

Personal <strong>und</strong> Einrichtungen.<br />

Kernstück der zuverlässigen <strong>und</strong><br />

mit hoher Genauigkeit arbeitenden<br />

Dosierstation sind die bewährten<br />

Kolben-Membran-Dosierpumpen.<br />

Das auf die jeweiligen Betriebsbedingungen<br />

angepasste Pumpenzubehör<br />

ermöglicht einen störungsfreien<br />

<strong>und</strong> sicheren Betrieb.<br />

Die Dosierpumpen erfüllen die<br />

einschlägigen EU-Richtlinien <strong>und</strong><br />

entsprechen der TA Luft <strong>und</strong> der<br />

Störfallverordnung. Sie sind mit<br />

einer neuen elektronischen Überdrucksignalisierung<br />

<strong>und</strong> TÜVgeprüfter<br />

Überdrucksicherung ausgestattet.<br />

Diese Überdrucksicherung<br />

ist in die Hydraulik der Pumpe<br />

integriert. Der Öffnungsdruck des<br />

Überdruckventils wird für den<br />

jeweiligen Bedarfsfall <strong>und</strong> für den<br />

maximal erforderlichen Betriebsdruck<br />

fest eingestellt. Durch diese<br />

Vorrichtung wird nicht nur die<br />

Dosierpumpe, sondern es werden<br />

auch die Dosierleitungen <strong>und</strong><br />

Armaturen optimal geschützt.<br />

Hohe Dosiergenauigkeit – auch<br />

bei stark schwankendem Gegendruck<br />

-, lineare Leistungsverstellung<br />

<strong>und</strong> eine hohe Saugleistung sind<br />

weitere Vorteile der Kolben-Membran-Dosierpumpen<br />

Typ FKM.<br />

Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Sicherheit<br />

bei der Desinfektion<br />

Mit der anschließenden Filtrierung<br />

<strong>und</strong> Entkeimung ist diese Aufbereitungsstufe<br />

abgeschlossen.<br />

Desinfektionsanlagen VACUTROL<br />

<strong>und</strong> OXYCOM bieten in der Rohwasser-<br />

<strong>und</strong> Reinwasserdesinfektion<br />

größtmögliche Zuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit.<br />

Vor der Einleitung in die Versorgungsnetze<br />

findet die Nachchlorung<br />

zum Beispiel mit dem Chlorgas-Sicherheits-Dosiersystem<br />

VACUTROL statt, um das Rohrleitungsnetz<br />

vor weiterem Keimbefall<br />

zu schützen.<br />

Kontakt:<br />

Alltech Dosieranlagen GmbH,<br />

Ines Weller,<br />

Rudolf-Diesel-Straße 2,<br />

D-76356 Weingarten,<br />

Email: weller.i@alltech-dosieranlagen.de,<br />

www.alltech-dosieranlagen.de<br />

Vollautomatische Kalkmilchaufbereitungsanlage<br />

PREPADOS für pulverförmige Produkte oder<br />

Granulate.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 747


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Desinfektion von Trinkwasserbehältern in Dubai<br />

Andere Länder, andere Sitten –<br />

beziehungsweise ein anderer<br />

technologischer Backgro<strong>und</strong>: Während<br />

in Deutschland das <strong>Wasser</strong> aus<br />

natürlichen Ressourcen wie Gr<strong>und</strong>-<br />

Vertriebsleiter Dipl.-Ing. Volker Wöhrmann mit örtlichem<br />

Ingenieur <strong>und</strong> örtlichem <strong>Wasser</strong>meister vor<br />

dem TW-Tank der Dubai Water Authority.<br />

Trinkwassertank der Dubai Water Authority.<br />

Meerwasserentsalzungsanlage.<br />

<strong>und</strong> Oberflächenwasser gewonnen<br />

wird, nutzt man im mittleren Osten<br />

notgedrungen bevorzugt das <strong>Verfahren</strong><br />

der Meerwasserentsalzung.<br />

So auch in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten, zu denen auch<br />

Dubai gehört. Diese aufwändige<br />

künstliche Trinkwassererzeugung<br />

erfordert spezielle Aufbereitungs<strong>und</strong><br />

Desinfektionsverfahren. Das<br />

<strong>Wasser</strong> wird dabei gr<strong>und</strong>sätzlich in<br />

vergleichsweise hoher Konzentration<br />

gechlort. Leitungswasser zu<br />

trinken ist nicht üblich, es wird<br />

höchstens zum Kochen <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />

Körperpflege verwendet.<br />

Viele Speichertanks sind nicht<br />

erdüberdeckt <strong>und</strong> auch nicht anderweitig<br />

isoliert. Daher kann sich das<br />

darin stehende <strong>Wasser</strong> ohne Weiteres<br />

auf eine Temperatur von 40 °C<br />

<strong>und</strong> mehr erwärmen – eine ideale<br />

„Bebrütungstemperatur“ für das<br />

Wachstum von Mikroorganismen.<br />

Eine Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />

der Trinkwasseranlagen, also die<br />

periodische Entfernung von Biofilmen<br />

aus dem Verteilungsnetz <strong>und</strong><br />

den Speichertanks, ist unüblich <strong>und</strong><br />

nur wenig bekannt. Sowohl wasserwerkseigene<br />

Tanks als auch<br />

Speicherbehälter in Gebäuden verschlammen<br />

oft über Jahre hinweg.<br />

Zur Eindämmung von Krankheitserregern<br />

muss folglich wiederum in<br />

hoher Dosis eine Netzchlorung<br />

erfolgen. Dass auf diese Weise ein<br />

Biofilmwachstum trotzdem nicht<br />

verhindert wird, erkennt man an<br />

den verschlammten Speicheranlagen<br />

in den Gebäuden.<br />

Bereits 2011 gelang es dem Vertriebsleiter<br />

der CARELA GmbH, Dipl.-<br />

Ing. Volker Wöhrmann, gemeinsam<br />

mit dem CARELA-Vertriebspartner<br />

Almaddion <strong>und</strong> einem örtlichen<br />

Ingenieur, vor Ort sowohl die Behörden<br />

<strong>und</strong> öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorger<br />

Dubai Electricity & Water Authority<br />

als auch den dort tätigen <strong>Anlagen</strong>bauer<br />

ESSA Engineering &<br />

Marine Services LLC, für erste Gehversuche<br />

mit der Methodik der<br />

<strong>Anlagen</strong>desinfektionsrei nigung zu<br />

gewinnen. 2012 wurden nun die<br />

ersten <strong>Wasser</strong>tanks in Gebäuden<br />

nach dem CARELA- <strong>Verfahren</strong> gereinigt<br />

<strong>und</strong> desinfiziert.<br />

Dabei ging es im wahren Sinne<br />

des Wortes hoch hinaus: Ende April<br />

2012 führte CARELA® den Auftrag<br />

<strong>zur</strong> Trinkwasserkammerreinigung<br />

<strong>und</strong> Desinfektion im höchsten<br />

Gebäude der Welt, dem Wolkenkratzer<br />

Burj al Khalifa, aus. Der zu reinigende<br />

Trinkwasserbehälter befindet<br />

sich in der 136. Etage in etwa<br />

620 Metern Höhe <strong>und</strong> ist komplett<br />

in Edelstahl ausgeführt. Das<br />

Gebäude selbst hat 163 begehbare<br />

Etagen <strong>und</strong> misst mit Antennenspitze<br />

insgesamt 828 Meter.<br />

Autor/Kontakt:<br />

Dipl.-Chemieingenieur Volker Wöhrmann,<br />

Fachrichtung <strong>Wasser</strong>technologie,<br />

CARELA GmbH, Schafmatt 5,<br />

D-79618 Rheinfelden,<br />

E-Mail: v.woehrmann@carela.com,<br />

www.carela.com<br />

Das höchste Gebäude der Welt:<br />

Burj Khalifa.<br />

Juli/August 2012<br />

748 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

Portfolio bei Elektrolyse-<strong>Anlagen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>desinfektion um<br />

Produkte mit höherer Kapazität erweitert<br />

Vier Rohrzellenelektrolyse-<strong>Anlagen</strong><br />

erweitern das Portfolio der<br />

Siemens-Division Industry Automation<br />

im Bereich der <strong>Wasser</strong>desinfektion.<br />

Die neuen <strong>Anlagen</strong> der Produktreihe<br />

Osec B-Pak verfügen über<br />

einen verbesserten, kompakten<br />

Aufbau <strong>und</strong> über eine neu konstruierte<br />

Elektrolysezelle. Die Rohrzellenelektrolyse-<strong>Anlagen</strong><br />

von Siemens<br />

erzeugen aus <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Salz<br />

eine 0,8 prozentige Natriumhypochlorit-Lösung<br />

für die Desinfektion<br />

von Trink-, Prozess- <strong>und</strong> Schwimmbeckenwasser.<br />

Vier neue Rohrzellenelektrolyse-<br />

<strong>Anlagen</strong> der Produktreihe Osec B-Pak<br />

erweitern das Leistungsspektrum der<br />

Siemens-Division Industry Automation<br />

für die <strong>Wasser</strong>desinfektion. So<br />

kann das größte der neuen Osec<br />

B-Pak-260-Modelle bis zu fünf Kilogramm<br />

Chlor pro St<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

120 Kilogramm Chlor pro Tag erzeugen.<br />

Durch die bedarfsgerechte Vor-<br />

Ort-Herstellung von Natriumhypochlorit<br />

werden Gefahren der Lagerung<br />

<strong>und</strong> des Transports von Chlorgas<br />

oder handelsüblicher Natriumhypochlorit-Lösung<br />

vermieden. Darüber<br />

hinaus liegen die Betriebskosten von<br />

Osec B-Pac niedriger als der Einkauf<br />

von fer tigem Natriumypochlorit,<br />

sodass sich die Anschaffungskosten<br />

schnell amortisieren.<br />

Die neu entwickelten <strong>Anlagen</strong><br />

sind kompakt <strong>und</strong> platzsparend auf<br />

einem Rahmen aufgebaut, einfach<br />

zu bedienen <strong>und</strong> auf eine lange<br />

Lebensdauer ausgelegt. Herzstück<br />

ist eine neu konstruierte <strong>und</strong> besonders<br />

robuste Elektrolysezelle mit<br />

Plexiglasgehäuse, die eine Desinfektionslösung<br />

von hoher Stabilität<br />

erzeugt. Durch die niedrige Konzentration<br />

der produzierten Lösung<br />

werden Korrosion <strong>und</strong> der Abbau<br />

von aktivem Chlor während der<br />

Lagerung minimiert. Aktiver Chlor<br />

tritt bei höher konzentrierten<br />

Lösungen mit 10 bis 15 % Natrium-<br />

Die neuen Rohrzellenelektrolyse-<strong>Anlagen</strong> Osec B-Pak der Siemens-Division Industry<br />

Automation im Bereich erzeugen bis zu fünf Kilogramm Chlor pro St<strong>und</strong>e für die<br />

Desinfektion von Trink-, Prozess- <strong>und</strong> Schwimm beckenwasser.<br />

hypochlorit auf. Der Betrieb wird<br />

vollautomatisch gesteuert, was die<br />

Betriebssicherheit erhöht. Die Komponenten<br />

sind gut zugänglich <strong>und</strong><br />

leicht zu reinigen. Die <strong>Anlagen</strong> werden<br />

komplett vormontiert, elektrisch<br />

verdrahtet <strong>und</strong> getestet ausgeliefert.<br />

Sie lassen sich am Einsatzort<br />

schnell installieren <strong>und</strong> in<br />

Betrieb nehmen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.siemens.de/water<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 749


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Mehr Effizienz in der UV-Desinfektion<br />

Die Weiterentwicklung<br />

der Spektron Baureihe –<br />

Die neuen Spektron e Modelle.<br />

Ausbau der Möglichkeiten – Eine vielfältige Auswahl<br />

von k<strong>und</strong>enspezifischen Variationen <strong>und</strong><br />

Anforderungen.<br />

Die Neuentwicklung der Durchflussoptimierung<br />

– das optimierte<br />

Opti-Cone Modul.<br />

Die Marke Wedeco aus dem<br />

Hause Xylem rüstet die Spektron-Serie<br />

kräftig auf. Durch den Einsatz<br />

neuer Komponenten steigert<br />

Wedeco die Leistung der verschiedenen<br />

Spektron Systeme enorm –<br />

das verspricht in Zukunft nicht nur<br />

eine lange Nutzungsdauer bei<br />

geringen Wartungskosten, sondern<br />

vor allem Energieeinsparungen von<br />

bis zu 30 %. Mit diesen Veränderungen<br />

reagiert Wedeco vor allem auf<br />

die steigenden Anforderungen <strong>und</strong><br />

gesetzlichen Regelungen von Kommunen,<br />

Ländern <strong>und</strong> Unternehmen<br />

bei der Behandlung von Abwässern<br />

<strong>und</strong> Trinkwasser.<br />

Drei neue Komponenten sind es,<br />

die dieser Spektron Generation die<br />

Krone der Effizienz in der UV-<br />

Behandlung aufsetzen: Ecoray<br />

Strahlertechnologie, OptiCone Hydraulikmodul<br />

<strong>und</strong> eine computergestützte<br />

Steuerungseinheit. Dabei<br />

steckt das Plus an Leistung im Detail.<br />

Die neuen Ecoray Strahler benötigen<br />

bis zu 80 % weniger Quecksilber<br />

als herkömmliche UV-Strahler – <strong>und</strong><br />

das trotz höherer Leistungswerte.<br />

Die Strahler können daher sogar<br />

deutlich unter 100 % ihrer maximalen<br />

Leistung genutzt werden, was zu<br />

erheblichen Energieeinsparungen<br />

im Betrieb führt <strong>und</strong> deutlich mehr<br />

Temperaturstabilität gewährleistet.<br />

Zur Verbesserung der hydraulischen<br />

Eigenschaften innerhalb des UV-<br />

Reaktors verwendet Wedeco in den<br />

größeren Ausführungen des Spektron<br />

einen selbstentwickelten <strong>und</strong><br />

paten tierten Opti-Cone-Trichter.<br />

Dieses Modul sorgt für eine gleichmäßige<br />

Verteilung des <strong>Wasser</strong>s beim<br />

Eintritt in den Spektron-Reaktor <strong>und</strong><br />

sichert so die optimale Bestrahlung.<br />

Abger<strong>und</strong>et wird das neue Energiesparw<strong>und</strong>er<br />

in der UV-Desinfektion<br />

durch die computer-gestützte Steuerung,<br />

die es ermöglicht, die Leistung<br />

des Spektron an die individuellen<br />

Gegebenheiten anzupassen.<br />

Dass in dieser flexiblen<br />

Abstimmung ein hohes Energiesparpotential<br />

steckt, ist selbstverständlich.<br />

Rechtliche Bestimmungen, z. B.<br />

durch das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz,<br />

dessen kommunale Auslegungen<br />

ebenso wie Industriestandards <strong>und</strong><br />

Reinheitsgebote der Getränkeindustrie<br />

geben im Bereich der UV-<br />

Desinfektion den Takt vor. Dazu<br />

kommen gesetzliche Vorgaben <strong>zur</strong><br />

Energieeinsparung, die die Produktion<br />

neuer, leistungsfähiger<br />

Technologien zusätzlich erschweren.<br />

Mit dem Spektron kombiniert<br />

die Marke Wedeco aus dem Hause<br />

Xylem daher die richtigen Technologien,<br />

um die Leistung des Systems<br />

zu steigern <strong>und</strong> die Energiekosten<br />

gleichzeitig effizient zu senken.<br />

Die Nutzung von ultravioletter<br />

Strahlung <strong>zur</strong> Aufbereitung von<br />

Trinkwasser existiert bereits seit<br />

30 Jahren auf dem Markt. Den<br />

Durchbruch schaffte diese Technologie<br />

allerdings erst <strong>zur</strong> Jahrtausendwende.<br />

Heute befindet sich die<br />

UV-Desinfektion auf dem Vormarsch<br />

<strong>und</strong> beansprucht bereits 30 % des<br />

Marktes für sich. Dafür, dass wir<br />

zukünftig auf die chemische Desinfektion<br />

durch Chlor <strong>und</strong> andere<br />

Chemikalien weitgehend verzichten<br />

können, setzt sich Xylem mit den<br />

Lösungen der Marke Wedeco ein.<br />

Kontakt:<br />

WEDECO Kompetenzzentrum,<br />

Xylem Water Solutions Herford GmbH,<br />

Boschstraße 4, D-32051 Herford,<br />

Tel. (05221) 930-0, Fax (05221) 930-296,<br />

E-Mail: sales.wedeco.de@xyleminc.com,<br />

www.wedeco.com<br />

Das neue Herzstück – Verbesserte<br />

Effizienz durch den Einsatz der<br />

eigenentwickelten Ecoray Strahler.<br />

Juli/August 2012<br />

750 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

Legionellenproblematik schnell <strong>und</strong> dauerhaft<br />

beseitigt<br />

Als ein bayerisches Akutkrankenhaus mit steigenden Legio nellenpopulationen zu kämpfen hatte, wurden die<br />

allgemein üblichen Gegenmaßnahmen angewandt, bevor die Situation ges<strong>und</strong>heitsgefährdend werden konnte.<br />

Weil die Nachteile der Gegenmaßnahmen zu groß waren, suchte man eine nach haltige Lösung <strong>und</strong> fand mit<br />

dem Innowatech Anolyte® Ver fahren die geeignete Methode. Dank des bewährten <strong>Verfahren</strong>s, das vor Ort ein<br />

Desinfektionsmittel auf <strong>Wasser</strong>basis erzeugt, ist das Aufkommen von Keimen im gesamten Trinkwassersystem<br />

beseitigt. Darüber hinaus ließ sich die Temperatur im Warmwassersystem deutlich absenken. Seitdem wird bei<br />

den Energiekosten enorm gespart. Die Entkeimung funktioniert dennoch zuverlässig, sicher <strong>und</strong> reibungslos.<br />

Regelmäßige Proben ergeben beste Werte für die <strong>Wasser</strong>qualität.<br />

Dass gleich die erste qualifizierte<br />

Beprobung nach DIN im<br />

Anschluss an den Umstieg auf das<br />

neue Desinfektionsverfahren eine<br />

derart signifikante Verbesserung<br />

brachte, hat uns richtig begeistert“,<br />

berichtet Herbert Speckmaier, Hygienefachkraft<br />

an den Kliniken St. Elisabeth<br />

im bayerischen Neuburg an<br />

der Donau. Bei der Überprüfung des<br />

Kalt- <strong>und</strong> Warmwassernetzes ergab<br />

sich der Idealwert von 0 KBE/100 mL<br />

an den allermeisten der vielen <strong>Wasser</strong>entnahmestellen<br />

des Akutkrankenhauses.<br />

Das war in der Vergangenheit<br />

häufig nicht so. Von immer<br />

wieder auftretender Legionellenpräsenz<br />

berichtet der Technische<br />

Leiter der Vereinigten Ordenskrankenhäuser<br />

GmbH, Roland Prokisch<br />

nach regelmäßigen Messungen im<br />

Sommer 2006. „Besonders ärgerlich<br />

war das Auftauchen der Legionellen<br />

überwiegend im Kaltwassersystem.<br />

Dem wollten wir wirkungsvoll entgegentreten.“<br />

Seit September 2009<br />

setzen die beiden bei der Trinkwasserbehandlung<br />

auf das Anolyte-<br />

<strong>Verfahren</strong> der Innowatech GmbH<br />

aus Empfingen <strong>und</strong> haben damit<br />

das Problem gelöst. Im angeschlossenen<br />

Kinderkrankenhaus, das derzeit<br />

umfangreich saniert wird,<br />

wurde nun ebenfalls eine solche<br />

Anlage installiert.<br />

Ausgangssituation<br />

erforderte aktives Handeln<br />

Die Ausgangslage der im Frühjahr<br />

1992 in Betrieb genommenen Kliniken<br />

St. Elisabeth war in der Tat<br />

unerfreulich. Seit Beginn der<br />

Überhöhte Konzentrationen unerwünschter Erreger im <strong>Wasser</strong>kreislauf führten <strong>zur</strong> Installierung<br />

einer Innowatech Aquadron® FXL Anlage. Danach verbesserte sich die Situation<br />

schlagartig. Regelmäßige Kontrollen ergaben eine stetige Verminderung der Legionellenzahlen.<br />

Bereits bei der ersten Messung lagen die Werte an den meisten Entnahmestellen bei<br />

0 KBE/100 mL.<br />

2000er-Jahre wurden in den beiden<br />

Häusern, einem Akutkrankenhaus<br />

für die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung<br />

mit r<strong>und</strong> 240 Betten <strong>und</strong><br />

Informationen zum <strong>Verfahren</strong><br />

einer Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizin<br />

mit 80 Betten, häufig überhöhte<br />

Konzentrationen unerwünschter<br />

Erreger im Trinkwasser<br />

<br />

Unmittelbare Wirkung auch in weit verzweigten Leitungssystemen<br />

Das Innowatech Anolyte ® <strong>Verfahren</strong> erzeugt mittels einer Membranzellen-Elektrolyse<br />

ein stark desinfizierendes metastabiles <strong>Wasser</strong>agens. Aus einer Kochsalzlösung mit r<strong>und</strong><br />

0,5 % NaCl-Gehalt entsteht in einer durch eine Membran geteilten Elektrolysezelle das<br />

Fluidum Anolyte. Anolyte ist hoch bakterizid, virizid <strong>und</strong> fungizid <strong>und</strong> wirkt unmittelbar<br />

auch in weit verzweigten Leitungssystemen. Legionellen <strong>und</strong> andere Keime haben<br />

keine Chance. Auch vorhandene Biofilme werden abgebaut <strong>und</strong> die Bildung neuer Biofilme<br />

verhindert. Dabei ist das Anolyte ph‐neutral <strong>und</strong> wird nach der Desinfektion wieder<br />

zu ganz normalem <strong>Wasser</strong>. Es ist materialschonend <strong>und</strong> verursacht in den Leitungssystemen<br />

<strong>und</strong> an den <strong>Anlagen</strong> keinerlei Korrosion. Inno watech <strong>Anlagen</strong> reduzieren den<br />

Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen bei der Desinfektion <strong>und</strong> Keimreduktion für<br />

den Betreiber insgesamt gesehen auf ein Minimum.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 751


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Aus einer<br />

Kochsalzlösung<br />

mit 0,5 % NaCl-<br />

Gehalt entsteht<br />

in einer durch<br />

eine Membran<br />

geteilten<br />

Elektrolysezelle<br />

das Fluidum<br />

Anolyte.<br />

Es ist hoch<br />

bakterizid,<br />

virizid <strong>und</strong><br />

fungizid<br />

<strong>und</strong> wirkt<br />

unmittelbar<br />

auch in weit<br />

verzweigten<br />

Leitungssystemen.<br />

identifiziert. Mit Legionella pneumophila<br />

hatte man es mit einem Ernst<br />

zu nehmenden Gegner zu tun, der<br />

vor allem in den weniger genutzten<br />

Bereichen des Leitungsnetzes die<br />

Biofilme des Trinkwassersystems als<br />

Lebens bereich <strong>und</strong> Schutzbarriere<br />

gegen Desinfektionsmaßnahmen<br />

nutzte.<br />

Informationen <strong>zur</strong> Gesetzeslage<br />

Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />

Vor allem Legionellen aber auch Pseudomonaden sind eine schlummernde Gefahr in<br />

<strong>Wasser</strong>kreisläufen. Der Gesetzgeber hat darauf mit der Trinkwasserverordnung von 2003<br />

reagiert. Danach haftet jeder Betreiber von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen für die Qualität<br />

des Leitungswassers. Er muss selber die Qualität sicherstellen <strong>und</strong> regelmäßig prüfen.<br />

Am 3. Mai 2011 wurde die Novellierung der Trinkwasserverordnung im B<strong>und</strong>esgesetzblatt<br />

veröffentlicht, die ab November 2011 in Kraft tritt. In dieser Novellierung wurden<br />

verschiedene Änderungen hinsichtlich der mikrobiologischen Anforderungen wirksam.<br />

So ist jetzt mit 100 KBE/100 mL ein Maßnahmenwert für Legionellen festgelegt, bei dessen<br />

Erreichen oder Überschreiten konkrete Maßnahmen ergriffen werden müssen. Wenn<br />

nicht reagiert wird, machen sich die Verantwortlichen strafbar. Weiterhin ist die TrinkwV<br />

um eine Untersuchungspflicht für Warmwassersysteme ergänzt worden, sofern das<br />

Trinkwasser im Rahmen einer gewerb lichen oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben wird.<br />

Die Experten im Haus hatten<br />

damals sofort reagiert <strong>und</strong> mit verschiedenen<br />

Maßnahmen gegengesteuert.<br />

So wurde die Temperatur<br />

im Warmwasserkreislauf auf Werte<br />

zwischen 60 <strong>und</strong> 65 °C erhöht <strong>und</strong><br />

endständige Hygienefilter an den<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmestellen angebracht.<br />

„Darüber hinaus haben wir das Leitungssystem<br />

regelmäßig gespült“,<br />

erinnert sich Speckmaier. „Das<br />

Bündel an Maßnahmen brachte<br />

zwar einige Verbesserungen, aber<br />

nicht an allen Stellen.“ Als Begleiterscheinungen<br />

zeigten sich jedoch<br />

sofort auch die bekannten Nachteile<br />

dieser Maßnahmen. Die Erhöhung<br />

der Temperatur im Warmwassersystem<br />

hatte einen Temperaturanstieg<br />

des Kaltwassers <strong>zur</strong> Folge.<br />

Im Warmwasserkreislauf kam es zu<br />

verstärktem Kalkausfall sowie zu<br />

erhöhter Korrosion in den verzinkten<br />

Rohren.<br />

Hinzu kam noch die vom Gesetzgeber<br />

seit 2009 geplante <strong>und</strong> seit<br />

Mai 2011 veröffentlichte Novellierung<br />

der Trinkwasserverordnung.<br />

Neben der Festlegung von konkreten<br />

Grenz- <strong>und</strong> Maßnahmewerten<br />

<strong>und</strong> der Verpflichtung, Maßnahmen<br />

zu ergreifen, wird ein Unterlassen<br />

künftig schneller als Straftatbestand<br />

behandelt.<br />

Innowatech Anolyte® Anlage<br />

bringt nachhaltige Lösung<br />

Prokisch wurde schnell klar: „Langfristig<br />

betrachtet mussten wir uns<br />

um eine andere Lösung bemühen.“<br />

Hygienespezialist Speckmaier<br />

schloss eines jedoch aus: „Der Einsatz<br />

von aggressiver Chemie kam<br />

für uns nie in Betracht, da wir die<br />

Schwierigkeiten bei der Dosierung<br />

für zu heikel halten <strong>und</strong>, entsprechend<br />

dem Minimierungsgebot,<br />

dem Trinkwasser keine Stoffe zu -<br />

fügen wollten die es negativ beeinflussen.“<br />

Nachdem sich die beiden<br />

orientiert hatten, fanden sie die<br />

Lösung bei einem Referenzk<strong>und</strong>en<br />

der Innowatech GmbH. Nach umfassender<br />

Information über die dortigen<br />

Erfahrungen wurde eine Innowatech<br />

Aquadron® FXL Anlage<br />

installiert <strong>und</strong> im September 2009<br />

in Betrieb genommen. Der Kaltwasserverbrauch<br />

liegt bei r<strong>und</strong> 80 m³/<br />

Tag, der Warmwasserver brauch bei<br />

etwa 15 m³/Tag.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der definierten Anforderungen<br />

sowohl im Kalt- als auch<br />

im Warmwasserbereich wurde eine<br />

Anlage mit zwei Dosierlinien für die<br />

Juli/August 2012<br />

752 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

separate Kalt- <strong>und</strong> Warmwasserbehandlung<br />

installiert, die jeweils<br />

volumenproportional arbeiten. Der<br />

Einbau selbst verlief dabei schnell<br />

<strong>und</strong> reibungslos, ohne jegliche<br />

Beeinträchtigung des Krankenhausbetriebes.<br />

In den ersten Tagen nach<br />

der Inbetriebnahme wurde die<br />

Wirkstoffkonzentration engmaschig<br />

kontrolliert <strong>und</strong> die Dosierung in<br />

einer Feinjustierung angepasst, bis<br />

die Anlage ideal eingestellt war.<br />

Messergebnisse zeigten<br />

auf Anhieb signifikante<br />

Verbesserung<br />

Nach der kurzen Sanierungsphase<br />

verbesserte sich die hygienische<br />

Situation eklatant. In den ersten<br />

Monaten nach Inbetriebnahme<br />

wurde regelmäßig kontrolliert <strong>und</strong><br />

nach vier Monaten erfolgte im<br />

Januar 2010 die erste qualifizierte<br />

Beprobung nach DIN 19458. Nachdem<br />

an den <strong>Wasser</strong>entnahmestellen<br />

die ersten drei Liter der Stagnationsleitungen<br />

abgelassen wurden,<br />

wurde gemessen. Und das ergab<br />

tatsächlich eine signifikante Verbesserung<br />

der Keimpopulationen. Die<br />

meisten Entnahmestellen waren<br />

mit ermittelten 0 KBE/100 mL völlig<br />

keimfrei. Einzelne Stellen zeigten<br />

mit zwei, vier oder zwölf KBE/100 mL<br />

absolut tolerierbare <strong>und</strong> völlig<br />

unbedenkliche Werte. Lediglich an<br />

einer Entnahmestelle zeigte sich mit<br />

104 KBE/100 mL ein dreistelliger<br />

Wert, der dennoch deutlich unter<br />

den früher gemessenen Konzentrationen<br />

lag. „Der Ausreißer fand sich<br />

ausgerechnet in meinem Büro“,<br />

schmunzelt Speckmaier, der mit der<br />

weit über 20 °C angestiegenen Temperatur<br />

in dem wenig benutzten<br />

Leitungsstrang auch gleich eine<br />

plausible Erklärung hat.<br />

Sicherer Schutz<br />

vor Legionellen<br />

Die <strong>Anlagen</strong> des Empfinger Unternehmens<br />

stellen das Anolyte völlig<br />

ohne Gefahrstoffe direkt vor Ort aus<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Kochsalz her. Sie<br />

werden an den täglichen <strong>Wasser</strong>bedarf<br />

eines Hauses angepasst. In<br />

Abhängigkeit von den hygienischen<br />

Anforderungen erfolgt die Behandlung<br />

des Kalt- <strong>und</strong>/oder Warmwassersystems.<br />

Die Dosierung erfolgt,<br />

abhängig von den technischen<br />

Gegebenheiten des Installationssystems,<br />

entweder volumenproportional<br />

oder messwertgesteuert. Ein<br />

Vorratstank sichert die Verfügbarkeit<br />

auch in Verbrauchsspitzenzeiten.<br />

Innowatech liefert die An -<br />

lagen mit verschiedenen Produktionskapazitäten,<br />

je nach großem,<br />

mittlerem oder kleinem <strong>Wasser</strong>bedarf.<br />

Die Unterhaltskosten sind<br />

gering <strong>und</strong> das <strong>Verfahren</strong> lässt sich<br />

auch mit ökologischer Solar- oder<br />

Wärmepumpentechnik kombinieren.<br />

Nach der schnellen Verbesserung<br />

der Keimsituation konnte in<br />

zwei Schritten die Warmwassertemperatur<br />

auf 50°C abgesenkt werden.<br />

Jetzt freuen sich die Verantwortlichen<br />

über bedeutende Einsparungen<br />

bei den Energiekosten. Wie<br />

stark diese ausfallen werden, kann<br />

im Moment noch nicht genau festgestellt<br />

werden, da die Vergleichszahlen<br />

noch nicht für ein ganzes<br />

Abrechnungsjahr vorliegen. Volker<br />

Fischer von Innowatech nennt<br />

Erfahrungswerte von anderen<br />

Häusern mit Innowatech-<strong>Anlagen</strong>:<br />

„Ein Krankenhaus mit 200 bis 300<br />

Betten kann leicht 15 000 Euro jährlich<br />

sparen“, so der Firmengründer.<br />

Leitungen schonen –<br />

Wartungszyklen verlängern<br />

Die Einsparungen gehen jedoch<br />

weit über die Energiekosten hinaus.<br />

Wenn das <strong>Wasser</strong> mit Innowatech-<br />

Anolyte® entkeimt wird, spart man<br />

sich die jährliche Thermische Desinfektion.<br />

Zudem schont der Wegfall<br />

dieser Maßnahme das Leitungssystem<br />

mit verzinkten Rohrleitungen,<br />

Dichtungen <strong>und</strong> Armaturen.<br />

„Wenn die <strong>Wasser</strong>tem peratur<br />

gesenkt werden kann <strong>und</strong> die Desinfektion<br />

dennoch sichergestellt ist,<br />

beansprucht die <strong>Wasser</strong>zirkulation<br />

das Gesamtsystem deutlich we -<br />

niger. Die Kalkausfällung verringert<br />

sich sehr stark <strong>und</strong> damit ver längern<br />

sich die Wartungsintervalle der<br />

Nach der schnellen Verbesserung der Keimsituation<br />

konnte in zwei Schritten die Warmwassertemperatur<br />

auf 50 °C abgesenkt werden.<br />

Warmwasserspeicher <strong>und</strong> Wärmetauscher<br />

deutlich. Insofern wirken<br />

unsere <strong>Anlagen</strong> doppelt, indem sie<br />

die Keimbildung sicher verhindern<br />

<strong>und</strong> das <strong>Wasser</strong>leitungsnetz schonen“,<br />

versichert Fischer.<br />

Kontakt:<br />

INNOWATECH GmbH,<br />

Volker Fischer,<br />

Alte Kaserne 28, D-72186 Empfingen,<br />

Tel. (07485) 978747-0,<br />

Fax (07485) 978747-55,<br />

E-Mail: volkerfischer@innowatech.de,<br />

www.innowatech.de<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 753


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Standdesinfektion bei Legionellenbefall<br />

Trinkwasser, unser Lebensmittel<br />

Nummer eins, wird in einwandfreier<br />

Qualität vom <strong>Wasser</strong>versorger<br />

geliefert, ist aber keinesfalls steril. Es<br />

enthält von Natur aus Mikroorganismen,<br />

die ges<strong>und</strong>heitlich so lange<br />

unbedenklich bleiben, bis sie sich<br />

nicht über eine kritische Grenze<br />

vermehren. Ansonsten können<br />

schwere Krankheiten die Folge sein,<br />

wie etwa die durch Legionellen verursachte<br />

Legionärskrankheit oder<br />

das Pontiac-Fieber. Daher zählen<br />

Legionellen zu den Krankheitserregern,<br />

deren Nachweis meldepflichtig<br />

ist. Die neue Trinkwasserverordnung<br />

legt auf das Thema<br />

Legionellen deshalb ein besonderes<br />

Augenmerk.<br />

Durch die Depotwirkung wirkt JUDO JLS-Duo sowohl<br />

als vorbeugende Maßnahme/Prophylaxe als auch<br />

in der Standdesinfektion von Rohrleitungen <strong>und</strong><br />

Behältern (vgl. TrinkWV, die DVGW Arbeitsblätter<br />

W291 <strong>und</strong> 552).<br />

Trinkwasserverordnung<br />

fordert mehr<br />

Trinkwasser hygiene<br />

Das bedeutet konkret: Die Trinkwasserverordnung<br />

fordert bei Großanlagen<br />

<strong>zur</strong> Trinkwasserwärmung eine<br />

jährliche Untersuchung. Dabei darf<br />

der sogenannte „Technische Maßnahmenwert“<br />

von 100 Legionellen<br />

pro 100 ml Trinkwasser weder<br />

erreicht, noch überschritten werden.<br />

Ist dies der Fall, muss das<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt informiert werden.<br />

Dieses prüft <strong>und</strong> legt fest, welche<br />

Maßnahmen ergriffen werden<br />

müssen. Dazu kann z. B. die umfangreiche<br />

technische Sanierung des<br />

Warmwassersystems bezüglich<br />

<strong>Wasser</strong>temperatur <strong>und</strong> Stagnationsvermeidung<br />

(Zirkulation,<br />

3-Liter-Regel) gehören.<br />

Bei mehr als 1000 Legionellen<br />

pro 100 mL Trinkwasser muss unverzüglich<br />

eine weiterführende Untersuchung<br />

gemäß DVGW W 551<br />

durchgeführt <strong>und</strong> in der Regel als<br />

Sofortmaßnahme die Standdesinfektion<br />

der <strong>Wasser</strong>verteilungsanlage<br />

nach DVGW W 291 (zukünftig<br />

auch DVGW W 557) eingeleitet werden.<br />

Ab 10000 Legionellen pro<br />

100 mL gilt sofortiges Duschverbot.<br />

Unkomplizierte Standdesinfektion<br />

mit JUDO Geräten<br />

Entscheidend bei der Bekämpfung<br />

von Legionellen ist es, den Biofilm<br />

zu entfernen, der sich an jeder wasserbenetzten<br />

Oberfläche bildet <strong>und</strong><br />

für Bakterien einen optimalen<br />

Schutz darstellt. Am besten hat sich<br />

in der Praxis dafür Chlordioxid<br />

bewährt. Die keimtechnische<br />

Sanierung des Leitungsnetzes<br />

erfolgt dabei mit einer Standdesinfektion<br />

nach dem DVGW Arbeitsblatt<br />

W 291.<br />

Vorgehensweise: Um eine Vermischung<br />

von <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />

<strong>und</strong> damit eine Verdünnung<br />

der Wirksubstanz zu<br />

vermeiden, sollte das zu behandelnde<br />

System vollkommen entleert<br />

werden. Die Warmwassererwärmung<br />

wird abgeschaltet.<br />

Anschließend erfolgt die Wiederbefüllung<br />

mit einem Desinfektions<br />

mittel-<strong>Wasser</strong>-Gemisch in der<br />

JUDO<br />

MECHADOS<br />

Dosierpumpenanlage<br />

für<br />

die Standdesinfektion.<br />

vom DVGW-Arbeitsblatt W 291<br />

gefor derten Anwendungskonzentration<br />

von mindestens 6 mg Chlordioxid<br />

pro Liter über etwa 12 St<strong>und</strong>en.<br />

Das Arbeitsblatt führt dazu im<br />

Kapitel 5.3.2 als bewährtes Desinfektionsmittel<br />

das von JUDO als JLS<br />

DUO angebotene Zweikomponentensystem<br />

auf. Dies besteht aus<br />

einer flüssigen <strong>und</strong> einer festen<br />

Komponente, die 24 bis 72 St<strong>und</strong>en<br />

vor der Anwendung aktiviert werden.<br />

Als Einzelkomponenten ist JLS<br />

DUO zeitlich praktisch unbegrenzt<br />

lagerbar.<br />

Diese Lösung wird mit einer speziellen<br />

Pumpe, wie z. B. der JUDO<br />

MECHADOS Dosierpumpenanlage,<br />

in die Leitung dosiert. Das Gerät<br />

arbeitet stromlos. So wird es lediglich<br />

in die Hauptwasserzuführung<br />

eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mischt mit dem<br />

<strong>Wasser</strong>druck als Antriebskraft das<br />

voreingestellte Verhältnis aus<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />

<strong>und</strong> füllt damit das Leitungssystem.<br />

Dazu wird von der Pumpe ausge-<br />

Juli/August 2012<br />

754 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

hend jede Zapfstelle so lange ge -<br />

öffnet bis die Wirkkonzentration<br />

erreicht ist.<br />

Die Bestimmung der Chlordioxid-Konzentration<br />

an jeder<br />

beaufschlagten Zapfstelle erfolgt<br />

sehr einfach durch JUDO Peroxid-<br />

Teststreifen.<br />

Um die Zehrung des Chlordioxids<br />

in einem kontaminierten<br />

Leitungssystem zu berücksichtigen,<br />

ist es ideal, an der Pumpenanlage<br />

mit einer Anfangskonzentration<br />

von 20 mg/L Chlordioxid/Liter zu<br />

beginnen. Dies entspricht einer<br />

Zugabe von r<strong>und</strong> sieben Litern<br />

JUDO JLS-DUO je Kubikmeter Trinkwasser<br />

(0,7 %). Nimmt während der<br />

Desinfektion die Konzentration des<br />

Chlordioxids unter 10 mg/L ab, beispielsweise<br />

durch Zehrung aus der<br />

Reaktion mit Biofilmen <strong>und</strong> anderen<br />

organischen Verunreinigungen, ist<br />

der entsprechende Strang mit<br />

frischer Lösung nachzufüllen.<br />

Die Prüfung der Restkonzentration<br />

an Chlordioxid sollte daher<br />

etwa alle drei St<strong>und</strong>en erfolgen.<br />

Insgesamt beträgt die Einwirkzeit<br />

bis zu 12 St<strong>und</strong>en.<br />

Während der Desinfektion ist<br />

unbedingt sicherzustellen, dass<br />

kein <strong>Wasser</strong> als Trinkwasser entnommen<br />

wird.<br />

Nach Abschluss der Gr<strong>und</strong>desinfektion<br />

wird mit Trinkwasser so<br />

lange gespült, bis der Chlordioxidwert<br />

auf 0,2 mg/L abgesunken ist.<br />

Kontakt:<br />

JUDO <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH,<br />

Hohreuschstraße 39–41,<br />

D-71364 Winnenden,<br />

Tel. (07195) 692-0,<br />

Fax (07195) 692-110,<br />

E-Mail: info@judo.eu,<br />

www.judo.eu<br />

Analyse-Plattform für <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Liquiline CM442/444/448, Probenehmer CSF48 <strong>und</strong> Sensoren mit Memosens-Technologie<br />

Die Multiparameter-Multikanal-<br />

Messumformer Liquiline<br />

CM442/444/448 <strong>und</strong> die Sensoren<br />

mit Memosens-Technologie ermöglichen<br />

den schnellen <strong>und</strong> komfortablen<br />

Zugriff auf alle wichtigen<br />

Parameter in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitung. Mit diesen<br />

Produkten lässt sich die Leistungsfähigkeit<br />

bestehender <strong>Anlagen</strong><br />

optimieren, betriebs- <strong>und</strong> zu -<br />

künftige Investitionskosten können<br />

reduziert werden.<br />

Die Vier-Draht Liquiline-Geräte<br />

unterstützen bis zu acht Kanäle mit<br />

bis zu 12 unterschiedlichen Messparametern.<br />

Durch die Verwendung von<br />

Sensoren mit Memosens-Technologie<br />

werden diese beim Anschluss an die<br />

Liquiline-Geräte automatisch erkannt<br />

<strong>und</strong> sind umgehend messbereit. Die<br />

intuitive Software erleichtert dem<br />

Anwender die Bedienung. Die Parametrierung<br />

<strong>und</strong> die verschiedenen<br />

Logbücher können auf einer SD-Karte<br />

gesichert werden.<br />

Die Liquiline-Messumformer<br />

sprechen derzeit 13 verschiedene<br />

Sprachen. An übergeordnete Systeme<br />

erfolgt die Kommunikation<br />

mittels 0/4 … 20 mA, HART, PROFI-<br />

BUS DP (Profile 3.02) oder Modbus.<br />

Die Parametrierung lässt sich dank<br />

integriertem Web-server <strong>und</strong> Ethernet-Schnittstelle<br />

auch bequem am<br />

PC durchführen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

modularen Aufbaus können die<br />

Liquiline-Geräte einfach, schnell<br />

<strong>und</strong> kostengünstig an neue Messaufgaben<br />

angepasst werden.<br />

Die in den Liquiline-Geräten verbaute<br />

Elektronik wird auch in den<br />

Probenehmern CSF48 genutzt.<br />

Damit gelten die genannten Vorteile<br />

auch für diese Probenehmer-Generation.<br />

Die Probenahme kann unter<br />

Verwendung einer Schlauchpumpe,<br />

einer Vakuumpumpe oder einer<br />

speziellen Armatur <strong>zur</strong> Probenahme<br />

aus Druckleitungen erfolgen. Durch<br />

den Anschluss von bis zu vier unterschiedlichen<br />

Memosens-Sensoren<br />

kann der Probenehmer <strong>zur</strong> Messstation<br />

aufgerüstet werden.<br />

Ein Parametrier- <strong>und</strong> Simulationstool<br />

erlaubt die komplette Programmierung<br />

von Liquiline- <strong>und</strong><br />

Probenehmer-Geräten unabhängig<br />

von einem angeschlossenen Gerät<br />

an einem PC. Die Daten können auf<br />

einer SD-Karte gespeichert <strong>und</strong> in<br />

die Feldgeräte eingelesen werden.<br />

Kontakt:<br />

Endress+Hauser Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />

Kerstin Löffler,<br />

Colmarer Straße 6, D-79576 Weil am Rhein,<br />

Tel. (07621) 975-556, Fax (07621) 975-20 556,<br />

E-Mail: kerstin.loeffler@de.endress.com,<br />

www.de.endress.com<br />

Multiparameter-Multikanal-Messumformer Liquiline<br />

CM444 <strong>und</strong> Probenehmer CSF48.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 755


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Leistungsoptimierung von Membrantrennprozessen<br />

Die Membrantechnologie hat sich im Bereich der <strong>Wasser</strong>aufbereitung längst etabliert. Membranverfahren<br />

werden angewandt zum Beispiel im Bereich der <strong>Abwasser</strong>technik, in industriellen Kreisläufen mit <strong>Wasser</strong>rückgewinnung<br />

oder in der Trink- <strong>und</strong> Prozesswasseraufbereitung. Hohe Wachstumspotenziale lassen nach wie vor<br />

insbesondere die Mikrofiltration (MF) <strong>und</strong> die Ultrafiltration (UF) erwarten. So können zum Beispiel die hohen<br />

hygienischen Anforderungen bei der Gewinnung von Trinkwasser aus Oberflächen wasser bzw. aus durch<br />

Oberflächenwasser beeinflussten Rohwässern durch leistungsfähige Aufbereitungstechniken mit Membranen<br />

sicher erfüllt werden. Die Nanofiltration bzw. Umkehrosmose wird in dieser Publikation nicht behandelt.<br />

Membrantechnologien<br />

zählen<br />

zu den innovativsten <strong>Wasser</strong>aufbereitungstechniken.<br />

Der in den<br />

letzten Jahren schnell gewachsene<br />

Markt mit neuen möglichen Einsatzfeldern<br />

darf aber nicht den Eindruck<br />

aufkommen lassen, dass die Entwicklung<br />

der Membrantechnologien<br />

abgeschlossen ist. Ein großes<br />

ökonomisches Potenzial liegt in der<br />

Senkung der Investitions- <strong>und</strong><br />

Betriebskosten durch Optimierung<br />

der Membran materialien sowie der<br />

entsprechenden Module <strong>und</strong> der<br />

<strong>Verfahren</strong>stechnik.<br />

Das ökologische Optimierungspotenzial<br />

ergibt sich durch Minimierung<br />

des Chemikalienverbrauchs,<br />

durch Erhöhung der Membranleistung<br />

bzw. durch Minimierung<br />

von Foulingeffekten sowie durch<br />

die Verringerung der zu entsorgenden<br />

Rückstände. Hierzu gehört<br />

letztlich auch die Verwertung des<br />

Moduls nach Erreichen der Lebensdauer.<br />

Poröse Membranen für die<br />

Mikro- <strong>und</strong> Ultrafiltration sind<br />

teildurchlässige, selektiv wirkende<br />

Barrieren. Sie dienen <strong>zur</strong> rein physikalischen<br />

Stoffgemischtrennung<br />

basierend auf dem Prinzip der Filtration.<br />

Durch die selektive Durchlässigkeit<br />

kommt es auf der Zulaufseite<br />

(Feed) zu einer Aufkonzentrierung<br />

der <strong>zur</strong>ückgehaltenen Stoffe, Mikroorganismen<br />

<strong>und</strong> Partikel (Konzentrat<br />

oder Retentat), während auf der<br />

Ablaufseite ein Filtrat (Permeat)<br />

gewonnen wird. Der Feststoffrückhalt<br />

wird dabei durch die wirksame<br />

Porengröße bestimmt. Unbeschädigte<br />

Ultrafiltrationsmembranen<br />

gelten als sichere Barriere für Partikel<br />

<strong>und</strong> hygienisch bedenkliche<br />

Mikroorganismen wie Viren, Parasiten<br />

<strong>und</strong> pathogene Keime. Zu<br />

bedenken ist allerdings, dass das<br />

Permeat vom Konzentrat nur durch<br />

die hauchdünne aktive Schicht<br />

getrennt ist.<br />

Membranen für die Nanofiltration<br />

bzw. Umkehrosmose sind im<br />

Gegensatz zu den porösen Membranen<br />

als dichte Membranen anzusehen.<br />

Die Trennung erfolgt hier<br />

durch Sorption <strong>und</strong> Diffusion – die<br />

Membranen werden als Lösungs-<br />

Diffusions -Membranen bezeichnet.<br />

Kenngrößen<br />

Membranverfahren benötigen eine<br />

Triebkraft <strong>zur</strong> Überwindung des<br />

Membran widerstandes. Diese als<br />

transmembraner Druck bzw. Transmembrandruck<br />

bezeichnete Triebkraft<br />

wird im Bereich der <strong>Wasser</strong>technik<br />

in der Regel durch Druck<br />

erzeugt.<br />

Weitere gr<strong>und</strong>legende Kenngrößen<br />

sind der Membranfluss (Permeatfluss,<br />

Flux) <strong>und</strong> die Permeabilität.<br />

Der Membranfluss gibt Auskunft<br />

über die Leistungsfähigkeit<br />

einer Membrane unter bestimmten<br />

Betriebsbedingungen. Der Membranfluss<br />

wird als auf die Fläche<br />

bezogener spezifischer Volumenstrom<br />

in L/h m² angegeben.<br />

Die Permeabilität ist eine Membrankonstante<br />

<strong>und</strong> wird in L/h m² bar<br />

angegeben. Sie gibt Auskunft über<br />

das Volumen, das unter bestimmten<br />

Bedingungen durch eine Membrane<br />

transportiert wird. Dieser flächen-,<br />

druck- <strong>und</strong> zeitnormierte<br />

Wert ist die wichtigste Größe <strong>zur</strong><br />

Unterscheidung der unterschiedlichen<br />

Membrantypen bzw. <strong>zur</strong><br />

Bewertung eines Membranprozesses.<br />

Membranmodule<br />

Synthetisch hergestellte Membranen<br />

bestehen aus Polymeren (Polysulfon,<br />

Polytetra fluorethylen (PTFE),<br />

Cellulose etc.) oder aus Keramik wie<br />

z. B. Aluminiumoxid.<br />

Keramische Membranen weisen<br />

gegenüber Polymermembranen<br />

folgende Vorteile auf:<br />

""<br />

Hohe Temperaturbeständigkeit<br />

(mit Dampf sterilisierbar)<br />

""<br />

Hohe chemische Beständigkeit<br />

(beständig gegen Oxidationsmittel<br />

wie Ozon)<br />

""<br />

Hohe Standzeiten (beim Einsatz<br />

mit Ozon lange Lebensdauer)<br />

""<br />

Trenngrenze <strong>und</strong> Trennschärfe<br />

selektiv<br />

Nachteilig bei den keramischen<br />

Membranen sind derzeit noch der<br />

höhere Preis, das höhere Gewicht in<br />

Bezug auf die Membranfläche <strong>und</strong><br />

der größere Raumbedarf.<br />

Allgemein verbreitet sind asymmetrisch<br />

aufgebaute Membranen,<br />

d.h. die aktive Trennschicht befindet<br />

sich auf einem Trägermaterial mit<br />

veränderlichen Eigenschaften,<br />

wobei das Trägermaterial keine<br />

Trennfunktion hat.<br />

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal<br />

ist der Aufbau der Membranelemente.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich kann<br />

zwischen Flachmembran <strong>und</strong> Hohlfasermembran<br />

unterschieden werden.<br />

Bei Flachmembranen ist die<br />

aktive Trennschicht in der Regel<br />

außen angeordnet. Bei Hohlfasermembranen<br />

ist die Trennschicht – je<br />

Juli/August 2012<br />

756 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

nach Hersteller – innen oder außen<br />

angeordnet. Die Anordnung der<br />

Trennschicht bestimmt die Filtrationsrichtung,<br />

da die Trennschicht<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich auf der Feedseite<br />

angeordnet sein muss. Auf die Relevanz<br />

für den Betrieb wird später eingegangen.<br />

Sowohl Plattenelemente als<br />

auch Rohrfaserelemente werden zu<br />

sogenannten Membranmodulen<br />

zusammengefasst. Die Membranmodule<br />

werden wiederum zu kompletten<br />

Membrananlagen mit einer<br />

definierten Leistung zusammengefasst.<br />

Leistungsverlust bei<br />

Membrantrennprozessen<br />

Die eigentliche Aufgabe einer Membran<br />

– die Abtrennung bzw. der<br />

Rückhalt von Stoffen auf der Membranoberfläche<br />

– führt auch unweigerlich<br />

zu Leistungsverlust <strong>und</strong> Folgeproblemen,<br />

die nicht unwesentliche<br />

Anforderungen an den Betrieb<br />

einer Membrananlage nach sich<br />

ziehen. Vor allem die Porenmembranen<br />

bei der Mikro- <strong>und</strong> Ultrafiltration<br />

sind von Fouling betroffen.<br />

Unter Fouling versteht man ganz<br />

allgemein alle störenden Belagbildungen<br />

auf <strong>und</strong> in den Membranen,<br />

die durch Metalloxide, Kolloide,<br />

biologische Substanzen oder<br />

organischen Bewuchs (Biofouling)<br />

hervor gerufen werden <strong>und</strong> die in<br />

der Folge zu einem signifikanten<br />

Rückgang der Permeabilität durch<br />

Verstopfung der Membranporen<br />

führen.<br />

Biofouling tritt insbesondere bei<br />

stark organisch belasteten Wässern<br />

auf. Hierzu zählen auch Oberflächenwässer<br />

mit hohem Gehalt an<br />

NOM (Natural Organic Matter).<br />

Bei den herkömmlichen Membranprozessen<br />

wird deshalb durch<br />

Anpassung der Betriebsparameter<br />

<strong>und</strong> der Betriebsweise (Dead End/<br />

Cross-Flow) <strong>und</strong> optimierte Reinigungs-<br />

<strong>und</strong> Rückspülintervalle<br />

versucht, die Permeabilität aufrecht<br />

zu erhalten.<br />

Fouling beeinflusst den Betrieb<br />

einer Membrananlage in großem<br />

Bild 1. Latente Ablagerungen im Bereich des Pottings. Alle Abbildungen: Hydro-Elektrik GmbH<br />

Maße, deshalb hat die Minimierung<br />

von Foulingeffekten auch eine<br />

große ökonomische <strong>und</strong> ökologische<br />

Bedeutung. Eine bekannte<br />

Möglichkeit <strong>zur</strong> zumindest teilweisen<br />

Ablösung der Oberflächenbeläge<br />

stellt die Überströmung dar<br />

– in der Regel gelöst durch die<br />

Cross-Flow-Betriebsweise. Allerdings<br />

werden durch diese Betriebsweise<br />

infolge der zusätzlichen Energiekosten<br />

der Kreislaufpumpe die<br />

Betriebskosten wesentlich erhöht.<br />

Ozon gegen Fouling<br />

In der Ravensburger HydroGroup/<br />

Hydro-Elektrik GmbH – einem<br />

in Ozonan wen dungen erfahrenen<br />

Unternehmen – stellte man sich<br />

deshalb die Frage, inwieweit das<br />

Fouling durch Einsatz von Ozon<br />

kontrolliert, minimiert oder sogar<br />

ganz vermieden werden kann.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich eignen sich für diesen<br />

Prozess ausschließlich ozonbeständige<br />

Membranen aus z. B. PFTE.<br />

Polysulfon ist unbeständig <strong>und</strong><br />

damit als Membranwerkstoff für<br />

diesen Prozess ungeeignet. Neben<br />

der Beständigkeit der Membrane<br />

muss auch das Potting (Verklebung<br />

der Membranbündel im Modulgehäuse)<br />

mit in die Betrachtung<br />

e inbezogen werden.<br />

Mittels einer speziell für diesen<br />

Einsatz konfigurierten Containeranlage<br />

wurden über einen Zeitraum<br />

von r<strong>und</strong> zwei Jahren vergleichende<br />

Versuche mit verschiedenen<br />

Wässern gefahren. Zum Einsatz<br />

kamen zwei baugleiche Polymer-<br />

Röhrenmem bran-Module mit<br />

bedingter Ozonbeständigkeit mit<br />

Filtrationsrichtung out-in <strong>und</strong> einer<br />

Membranfläche von 50 m². Out-in<br />

bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />

dass die Membrane außen<br />

angeströmt wird <strong>und</strong> nach innen<br />

filtriert.<br />

Begonnen wurde mit Bachwasser<br />

mit stark wechselnder Belastung<br />

(sowohl Trübung als auch NOM).<br />

Bereits hier zeigte sich die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Eignung des Einsatzes von<br />

Ozon. Während der zulässige Differenzdruck<br />

bei der als Referenzanlage<br />

fungierenden normal arbeitenden<br />

Aufbereitungslinie bei starker<br />

organischer Belastung teilweise<br />

bereits nach vier Wochen erreicht<br />

war <strong>und</strong> die Anlage chemisch regeneriert<br />

werden musste, lief die Versuchsanlage<br />

mit der ozonunterstützten<br />

Membranfiltration kontinuierlich<br />

mit gleichbleibendem<br />

Transmembrandruck <strong>und</strong> gleichmäßiger<br />

Permeabilität durch. Allerdings<br />

müssen bedingte Anforde-<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 757


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Bild 2.<br />

Keramik-<br />

Plattenmodul.<br />

Bild 3.<br />

Beckenwasser<br />

ohne <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />

rungen an die Ozondosis <strong>und</strong> Ozoneinmischung<br />

– auf die hier nicht<br />

näher eingegangen wird – erfüllt<br />

werden.<br />

Bei der nachfolgenden Autopsie<br />

der Module konnte auch ein Nachteil<br />

der Rohr bündel membranen<br />

festgestellt werden. Im Bereich des<br />

Pottings kommt es infolge der<br />

hohen Packungsdichte der Fasern<br />

<strong>und</strong> der dadurch schlechten Durchströmung<br />

<strong>zur</strong> Ausbildung von Totzonen,<br />

in denen sich bleibende<br />

Ablagerungen bilden konnten,<br />

welche auch durch Rückspülung<br />

nicht mehr entfernbar waren<br />

(Bild 1).<br />

Als prinzipieller Mangel der<br />

normalerweise vollständig vergossenen<br />

Module muss festgestellt<br />

werden, dass es ohne Zerstörung<br />

der Gehäuse keine Möglichkeit gibt,<br />

den inneren Zustand der Module<br />

bzw. die Oberfläche der Membranen<br />

zu prüfen.<br />

In-out Module weisen hier<br />

geringe Vorteile auf, da bei diesen<br />

Modulen der Raum zwischen<br />

Gehäuse <strong>und</strong> Membranen mit Filtrat<br />

<strong>und</strong> nicht mit Rohwasser ausgefüllt<br />

wird. Allerdings sind den<br />

Verfassern keine ozonbeständigen<br />

in-out Module bekannt.<br />

Keramische<br />

Flachmembranen<br />

Im Bereich der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

sind seit Längerem getauchte<br />

Polymer-Flachmembran module<br />

erfolgreich im Einsatz. Die Elemente<br />

werden im Saugbetrieb betrieben.<br />

Die Ablösung der Beläge bzw. die<br />

erforderliche Querströmung wird<br />

durch Druckluft begasung erzeugt.<br />

Für den kombinierten Einsatz von<br />

Ozon sind diese Elemente aber<br />

ungeeignet.<br />

Eine erfolgversprechende Entwicklung<br />

wurde deshalb in keramischen<br />

Flachmem branen gesehen.<br />

Keramische Flachmembranen<br />

lassen sich relativ einfach mit definierten<br />

Porenweiten (z. B. 50 oder<br />

100 nm) herstellen. Die Membranelemente<br />

werden zu Modulen<br />

zusammen gefügt (Bild 2). Der<br />

Betrieb erfolgt ähnlich wie bei den<br />

Tauchmembranen im Saugbetrieb<br />

im offenen Behälter.<br />

In einem weiteren Versuchsschritt<br />

sollte nun die Eignung der<br />

keramischen Flachmembranen für<br />

die ozonunterstützte Filtration<br />

untersucht werden. Hierzu wurden<br />

die Stapelelemente in einem<br />

geschlossenen Edelstahltank mit<br />

äußeren Anschlüssen angeordnet.<br />

In einem offenen Tank könnte Ozon<br />

ausgasen, was unbedingt vermieden<br />

werden muss. Der geschlossene<br />

Tank mit den Modulen wurde<br />

mit geringem Überdruck beaufschlagt.<br />

Somit wird das zu filtrierende<br />

<strong>Wasser</strong> von außen durch die<br />

Membrane gedrückt (out-in- Prinzip).<br />

Durch eingebaute Schaugläser<br />

konnte die Oberfläche der Flachmembranen<br />

jederzeit kontrolliert<br />

werden. Die Rückspülung erfolgte<br />

durch Umkehrung der Strömungsrichtung<br />

mit Unterstützung durch<br />

Luft.<br />

Der Modultank (bestückt mit<br />

Membranen mit 100 nm Porenweite)<br />

wurde in der Containeranlage<br />

anstelle eines Polymer-Membranmoduls<br />

eingebaut. Der nahezu<br />

einjährige Versuchsbetrieb erfolgte<br />

mit <strong>Wasser</strong> aus einem Seeh<strong>und</strong>becken<br />

in einem deutschen Zoo.<br />

Das <strong>Wasser</strong> in diesem 75 m³ fassenden<br />

Becken musste vor Inbetriebnahme<br />

der Versuchsanlage auf<br />

Gr<strong>und</strong> der starken biologischen<br />

Belastung <strong>und</strong> der sich bildenden<br />

Algen wöchentlich ausgetauscht<br />

<strong>und</strong> das Becken manuell intensiv<br />

gereinigt werden (Bild 3).<br />

Nach Inbetriebnahme der Versuchsanlage<br />

im Container mit der<br />

ozonunterstützten Membranfiltration<br />

konnte das <strong>Wasser</strong> relativ<br />

klar gehalten werden, obwohl der<br />

Beckeninhalt auf Gr<strong>und</strong> der kleinen<br />

Versuchsanlage nur einmal pro Tag<br />

umgewälzt wurde (Bild 4). Ein Was-<br />

Juli/August 2012<br />

758 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

seraustausch erfolgte dennoch alle<br />

14 Tage, da der Nitratgehalt kontinuierlich<br />

anstieg <strong>und</strong> sedimentierte<br />

Feststoffe nicht aus dem Becken<br />

entfernt wurden.<br />

Besonders bemerkenswert war<br />

die erreichbare enorm hohe<br />

konstante Permeabilität von r<strong>und</strong><br />

1000 L/hm² bar bei der Keramik-<br />

Flachmembrane (Bild 5). Aber auch<br />

die Polymer membrane lieferte mit<br />

einer Permeabilität von r<strong>und</strong><br />

90 L/hm² bar relativ gute Ergebnisse.<br />

Ein Einsatz von Chemie <strong>zur</strong><br />

Regeneration war nie erforderlich.<br />

Während der Versuchsdauer<br />

wurden Optimierungspotentiale<br />

festgestellt <strong>und</strong> umgesetzt. Diese<br />

betrafen insbesondere Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> idealen Ozonisierung bzw. <strong>zur</strong><br />

Minimierung des Ozonbedarfs.<br />

Nach den durch die Versuchsphase<br />

gemachten Erfahrungen sind<br />

sich die Verfasser sicher, dass<br />

MF- <strong>und</strong> UF-Membrananlagen mit<br />

einem speziellen, von HydroGroup/<br />

Hydro-Elektrik GmbH zum Patent<br />

angemeldeten <strong>Verfahren</strong> ohne<br />

zusätzliche Chemie betrieben werden<br />

können. Die Firma Hydrogroup/<br />

Hydro-Elektrik GmbH ist neuen<br />

Anwendungsfeldern gegenüber<br />

offen aufgestellt <strong>und</strong> freut sich über<br />

Anfragen mit der Möglichkeit der<br />

weiteren Verifizierung der gemachten<br />

Erfahrungen anhand neuer Einsatzfälle<br />

oder Problemstellungen evtl.<br />

auch im Rahmen eines Forschungsauftrages.<br />

Die prinzipiell noch höheren<br />

Membrankosten für die Keramikmodule<br />

werden zum Teil durch die<br />

höhere erreichbare Permeabilität<br />

kompensiert. Mehrkosten für die<br />

Ozonerzeugung lassen sich durch<br />

den Wegfall der CIP-Stationen für die<br />

chemische Reinigung kompensieren.<br />

Keramische Membranen stellen<br />

damit bereits heute eine alternative<br />

Lösung zu den klassischen Membran-<br />

<strong>Verfahren</strong>stechniken dar.<br />

Litertur<br />

Malenica, J.: Untersuchung <strong>und</strong> Optimierung<br />

von Hybridprozessen <strong>zur</strong> Aufbereitung<br />

von Oberflächenwasser am<br />

Beispiel eines Seeh<strong>und</strong>beckens.<br />

Rosenwinkel, K.: Entwicklung <strong>und</strong> Betrieb<br />

eines getauchten Niederdruck-Keramikplattenmoduls.<br />

Autoren:<br />

Manfred Brugger<br />

Tel. (0751) 6009-47,<br />

E-Mail: mb@hydrogroup.de,<br />

Karl Weißhaupt<br />

Tel. (0751) 6009-57,<br />

E-Mail: karl.weisshaupt@hydrogroup.de<br />

Kontakt:<br />

HydroGroup/Hydro-Elektrik GmbH,<br />

Angelestraße 48/50,<br />

D-88214 Ravensburg,<br />

Fax (0751) 6009-33,<br />

www.hydrogroup.de<br />

Bild 4.<br />

Beckenwasser<br />

mit <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />

1200<br />

Permeabilität [L/h m² bar] - Mittelwert<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

keramische<br />

Membran<br />

200<br />

Polymer-<br />

Membran<br />

0<br />

08.06.2012<br />

06:00<br />

08.06.2012<br />

12:00<br />

08.06.2012<br />

18:00<br />

09.06.2012<br />

00:00<br />

09.06.2012<br />

06:00<br />

09.06.2012<br />

12:00<br />

09.06.2012<br />

18:00<br />

10.06.2012<br />

00:00<br />

10.06.2012<br />

06:00<br />

Bild 5. Vergleich Permeabilität Keramik / Polymer.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 759


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Zuverlässige Sulfatentfernung durch<br />

Carix-Ionenaustauscher<br />

Seit der Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />

im November<br />

2011 gilt für Sulfat ein neuer<br />

Grenzwert. Demnach darf der Sulfatgehalt<br />

im Trinkwasser 250 mg/L<br />

nicht überschreiten. Zur Entfernung<br />

empfiehlt Krüger WABAG das vielfach<br />

bewährte Carix-Ionenaustauscherverfahren.<br />

Funktionsschema des Carix- <strong>Verfahren</strong>s.<br />

Ein Carix-<br />

Ionenaustauscher<br />

wie der<br />

im <strong>Wasser</strong>werk<br />

in Windesheim<br />

entfernt nicht<br />

nur Härtebildner,<br />

Nitrat <strong>und</strong><br />

Chlorid, sondern<br />

auch Sulfat,<br />

für das ein<br />

neuer Grenzwert<br />

von 250<br />

mg/L gilt.<br />

Erhöhte Sulfatgehalte im<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser<br />

Gerade bei gipshaltigen Gesteinsschichten<br />

etwa in der Nähe von<br />

Braunkohleabbaugebieten kann es<br />

im Brunnenwasser zu Überschreitungen<br />

kommen, die Gegenmaßnahmen<br />

erforderlich machen. Eine<br />

geeignete Lösung ist das Carix-<strong>Verfahren</strong>,<br />

dessen hohe Wirksamkeit<br />

<strong>zur</strong> Sulfatentfernung in Versuchen<br />

bestätigt wurde. In Abhängigkeit<br />

von der jeweiligen Rohwasserzusammensetzung<br />

wird der Sulfatgehalt<br />

durch Carix wesentlich verringert.<br />

CARIX (Carbon Dioxide<br />

Regenerated Ion Exchangers) beruht<br />

auf dem Ionenaustauscherverfahren,<br />

das Sulfationen wie auch<br />

Nitrat, Chlorid, Kalzium <strong>und</strong> Magnesium<br />

entfernt. Der wesentliche Vorteil<br />

liegt in der umweltverträglichen<br />

Regeneration des Austauscherharzes.<br />

Anstelle der herkömmlich<br />

hierzu verwendeten Säuren, Laugen<br />

oder des Kochsalzes wird als<br />

Regenerationsmittel Kohlenstoffdioxid<br />

(CO 2 ) eingesetzt. Dadurch findet<br />

keine Erhöhung des Natriumgehalts<br />

im Trinkwasser <strong>und</strong> keine<br />

Aufsalzung im <strong>Abwasser</strong> durch Chemikalien<br />

statt.<br />

Geringe Betriebskosten<br />

<strong>und</strong> umweltverträgliche<br />

Regeneration<br />

Das Carix‐<strong>Verfahren</strong> weist einen<br />

niedrigen Energieverbrauch <strong>und</strong><br />

geringe <strong>Abwasser</strong>mengen auf. Das<br />

<strong>zur</strong> Regenerierung der lonenaustauscher<br />

verwendete CO 2 wird zu<br />

95 % mittels eines Vakuumsystems<br />

<strong>zur</strong>ückgewonnen. Die eingesetzte<br />

Kohlensäure stammt aus der Industrie<br />

<strong>und</strong> ist ein aufbereitetes Abfallprodukt,<br />

das ohne Verwendung im<br />

Entsalzungsprozess direkt in die<br />

Atmosphäre gelangen würde. Dieses<br />

Gas wird zu einem großen Teil<br />

im Konzentrat geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> belastet<br />

dann nicht mehr als schädliches<br />

Treibhausgas die Umwelt. Durch<br />

das Carix-<strong>Verfahren</strong> wird auch die<br />

Korrosion in metallischen Leitungen<br />

vermindert.<br />

Das Carix-<strong>Verfahren</strong> ist im neu<br />

erschienenen DVGW-Regelwerk<br />

W 235-3 als wirksames <strong>Verfahren</strong><br />

<strong>zur</strong> kommunalen Trinkwasseraufbereitung<br />

beschrieben. Bislang hat<br />

Krüger WABAG 15 <strong>Anlagen</strong> deutschlandweit<br />

gebaut <strong>und</strong> in Betrieb<br />

genommen. Die zuletzt gebaute<br />

Anlage steht im <strong>Wasser</strong>werk Trollmühle<br />

in Windesheim. In Kombination<br />

mit Uranex bereitet sie bis zu<br />

400 m 3 /h auf. Die bislang größte<br />

Anlage läuft in der Ammertal-<br />

Schönbuch-Gruppe im <strong>Wasser</strong>werk<br />

Poltringen mit 700 m 3 /h.<br />

Kontakt:<br />

Krüger WABAG, VWS Deutschland GmbH,<br />

Veolia Water Solutions & Technologies,<br />

Lückenweg 5,D-29227 Celle,<br />

www.krueger-wabag.de<br />

Juli/August 2012<br />

760 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

Rohre für die größte <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

im Zweckverband Trollmühle<br />

Die bislang größte Uranex-<br />

Anlage <strong>zur</strong> Entfernung von<br />

Uran <strong>und</strong> eine der größten Carix-<br />

<strong>Anlagen</strong> <strong>zur</strong> Teilentsalzung wurden<br />

Ende des Jahres 2011 vom Zweckverband<br />

Trollmühle in Windesheim<br />

in Betrieb genommen. SIMONA lieferte<br />

für die <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />

PP-H AlphaPlus® Rohre.<br />

Regenerier<strong>und</strong><br />

Bypass-<br />

Pumpen.<br />

SIMONA® PP-H AlphaPlus®<br />

Rohre <strong>zur</strong> Uranentfernung<br />

<strong>und</strong> Teilentsalzung<br />

Die Ausgangslage<br />

Eine Untersuchungsreihe der Landesbehörden<br />

ergab, dass der geologisch<br />

bedingte Urangehalt im<br />

<strong>Wasser</strong> des Zweckverbandes Trollmühle<br />

zu hoch war <strong>und</strong> gesenkt<br />

werden musste, da Uran in grö ßeren<br />

Mengen eine toxische, giftige Wirkung<br />

hat. Darüber hinaus musste<br />

die Einhaltung der überarbeiteten<br />

Trinkwasserverordnung mit einem<br />

Grenzwert von 10 μg/L Uran (Vorgabe<br />

des Umweltb<strong>und</strong>esamtes)<br />

sichergestellt sein.<br />

Die Aufgabe<br />

In der ersten Stufe sollte durch die<br />

Aufbereitungsanlage der Urangehalt<br />

im Trinkwasser gesenkt werden,<br />

in der zweiten Stufe eine Teilentsalzung<br />

<strong>zur</strong> Reduzierung des Nitrat<strong>und</strong><br />

Sulfatgehaltes erfolgen. Dafür<br />

musste der Werkstoff folgende<br />

Eigenschaften aufweisen:<br />

""<br />

hohe chemische<br />

Widerstandsfähigkeit<br />

""<br />

höchste Spannungsrissbeständigkeit<br />

""<br />

zuverlässige<br />

Korrosionsbeständigkeit<br />

""<br />

gutes hydraulisches Verhalten<br />

durch glatte Rohrinnenflächen<br />

Die Lösung<br />

Die Eigenschaften der SIMONA®<br />

PP-H AlphaPlus® Rohre, wie hohe<br />

chemische Widerstandsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> zuverlässige Korrosionsbeständigkeit,<br />

boten entscheidende Vorteile<br />

für den Einsatz in der <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage.<br />

Die For derung<br />

nach weichem <strong>und</strong> uranreduziertem<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> eine Reduktion<br />

des Nitrat- <strong>und</strong> Sulfatgehaltes<br />

konnte im Zweckverband <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Trollmühle erfüllt werden.<br />

Ferner konnte der geforderte<br />

Grenzwert des Urangehaltes sogar<br />

deutlich unterschritten werden.<br />

Neben der gewünschten Verbesserung<br />

der <strong>Wasser</strong>qualität ist die<br />

Anlage auch unter Umweltaspekten<br />

für die 42 000 Menschen im Zweckverband<br />

eine Bereicherung. Durch<br />

die Senkung des Härtegrades des<br />

<strong>Wasser</strong>s konnte der Einsatz von<br />

umweltbelastenden Wasch- <strong>und</strong><br />

Reinigungsmitteln sowie Entkalkern<br />

erheblich reduziert werden.<br />

Kontakt:<br />

SIMONA AG,<br />

Teichweg 16, D-55606 Kirn,<br />

Tel. (06752) 14-0,<br />

E-Mail: pipingsystems@simona.de,<br />

www.simona.de<br />

Pumpengruppe <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>enthärtung.<br />

Rohwasserfilteranlage.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 761


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Sicheres Trinkwasser dank Anti-Arsen-Filter<br />

<strong>Wasser</strong>experte<br />

unterstützt<br />

Ungarisches<br />

Rotes Kreuz<br />

mit Tischwasserfiltern<br />

für Menschen<br />

in arsen -<br />

belasteten<br />

Regionen.<br />

Millionen von Menschen weltweit<br />

trinken mit Arsen belastetes<br />

<strong>Wasser</strong>. Verunreinigungen<br />

durch Arsenverbindungen zählen zu<br />

den gefährlichsten Belastungen des<br />

Trinkwassers – mit erheblichen Risiken<br />

für die menschliche Ges<strong>und</strong>heit.<br />

Mit Ungarn ist auch ein europäisches<br />

Land besonders stark betroffen.<br />

Das österreichische Unternehmen<br />

BWT – Best Water Technology<br />

hat den weltweit ersten Anti-Arsen-<br />

<strong>Wasser</strong>filter entwickelt, der Leitungswasser<br />

von schädlichem Arsen<br />

befreit.<br />

In einer Kooperation mit BWT<br />

verteilt das Ungarische Rote Kreuz<br />

500 dieser Tischwasserfilter inklusive<br />

Filterkartuschen an Menschen<br />

in Regionen mit arsenbelastetem<br />

Trinkwasser. BWT stellt der gemeinnützigen<br />

Organisation die Produkte<br />

als Spende <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Arsen –<br />

eine weltweite Bedrohung<br />

Die WHO empfiehlt seit 1992 einen<br />

Grenzwert für Arsen im Trinkwasser<br />

von zehn Mikrogramm pro Liter. Die<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>werke halten diesen<br />

Grenzwert seit 1996 verbindlich<br />

ein. In vielen Staaten Europas, aber<br />

auch in den USA wird dieser Wert<br />

überschritten. Länder in Mittel- <strong>und</strong><br />

Südamerika kämpfen mit dem<br />

Problem ebenso wie asiatische<br />

Staaten, wo in Bangladesch oder<br />

Vietnam die Belastung durch Arsen<br />

im Trinkwasser besonders hoch ist.<br />

Das Halbmetall Arsen kommt in<br />

der Natur in Form von Mineralien vor.<br />

Als Metalloid ist es in Spuren Bestandteil<br />

der meisten Böden, z. B. Buntsandstein<br />

<strong>und</strong> Basalt. Unter bestimmten<br />

Bedingungen können schädliche<br />

Arsenverbindungen aus den Ge -<br />

steinen ausgewaschen werden <strong>und</strong><br />

damit ins Gr<strong>und</strong>wasser gelangen.<br />

Hohes Risiko für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Weil man Arsen weder schmecken<br />

noch riechen kann, ist es in der<br />

Geschichte, der Literatur <strong>und</strong> im<br />

Film als Mordgift zu zweifelhaften<br />

Ehren gekommen. Nicht umsonst.<br />

Wer über einen langen Zeitraum<br />

arsenbelastetes <strong>Wasser</strong> trinkt, kann<br />

erkranken. Hautleiden, Schäden an<br />

den Blutgefäßen, Störungen der<br />

Nervenbahnen <strong>und</strong> schwere Durchblutungsstörungen<br />

können als<br />

Folgen einer chronischen Arsenbelastung<br />

auftreten.<br />

Anti-Arsen-<strong>Wasser</strong>filter von<br />

BWT sorgt für sicheres Trinkwasser<br />

Der neu entwickelte Anti-Arsen-<br />

<strong>Wasser</strong>filter von BWT befreit Leitungswasser<br />

von schädlichem Arsen<br />

<strong>und</strong> sorgt so für sicheres Trinkwasser.<br />

Die mehrstufige Filtration<br />

erfolgt in der Filterkartusche, die<br />

sowohl im BWT Tischwasserfilter als<br />

auch in allen anderen gängigen<br />

Tischwasserfiltern verwendet werden<br />

kann. Der Anti-Arsen-Filter<br />

befreit Trinkwasser aber nicht nur<br />

von ges<strong>und</strong>heitsschädlichem Arsen,<br />

sondern verringert auch den Gehalt<br />

an geschmacksstörenden Stoffen,<br />

beispielsweise Chlor, <strong>und</strong> reduziert<br />

organische Verunreinigungen wie<br />

bestimmte Herbizide <strong>und</strong> Pestizide.<br />

BWT führt den Anti-Arsen-<strong>Wasser</strong>filter<br />

im März 2012 auf dem ungarischen<br />

Markt ein. Das Unternehmen<br />

nimmt die Produkteinführung<br />

zum Anlass, das Ungarische<br />

Rote Kreuz bei seiner Informationskampagne<br />

zu den Gefahren von mit<br />

Arsen verunreinigtem Trinkwasser<br />

zu unterstützen <strong>und</strong> stellt der Organisation<br />

500 Anti-Arsen-Filter inklusive<br />

Filterkartuschen kostenlos <strong>zur</strong><br />

Verfügung.<br />

„Wir gehen davon aus, dass etwa<br />

470 Orte oder genauer gesagt 1<br />

Mio. Menschen in Ungarn (das sind<br />

10 % der ungarischen Bevölkerung)<br />

täglich mit Arsen belastetes Trinkwasser<br />

trinken. Dabei liegen die<br />

Werte in diesen Regionen deutlich<br />

über dem von der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

empfohlenen Grenzwert“,<br />

sagt Veléria Baracskai, General<br />

Director beim Ungarischen<br />

Roten Kreuz. Gemeinsam mit BWT<br />

nutzt die Vereinigung Aktionstage,<br />

um möglichst viele Menschen über<br />

die Ges<strong>und</strong>heitsrisiken durch Arsen<br />

zu informieren <strong>und</strong> den Anti-Arsen-<br />

Tischwasserfilter des österreichischen<br />

Unternehmens an bedürftige<br />

Menschen zu verteilen. „Wir freuen<br />

uns, das Rote Kreuz in Ungarn bei<br />

seiner Informationskampagne zum<br />

Thema ‚Arsen im Trinkwasser’ unterstützen<br />

zu können“, sagt Andreas<br />

Weißenbacher, Vorstandsvorsitzender<br />

der BWT Gruppe.<br />

Kontakt:<br />

BWT <strong>Wasser</strong>technik GmbH,<br />

Industriestraße 7, D-69198 Schriesheim,<br />

Tel. (06203) 73-0, Fax (06203) 73-102,<br />

E-Mail: bwt@bwt.de, www.bwt.de<br />

Juli/August 2012<br />

762 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

Adsorptive Entfernung von Mikroschadstoffen in<br />

der <strong>Wasser</strong>aufbereitung mittels polymer basierter<br />

sphärischer Aktivkohle<br />

Durch industrielle Abwässer, Rückstände von Pharmazeutika <strong>und</strong> Chemikalien steigt die Belastung von<br />

Gewässern stetig an. Adsorptions- <strong>und</strong> Filtertechnologien leisten bereits heute einen großen Betrag <strong>zur</strong> Problembekämpfung.<br />

In Zukunft werden allerdings die Anforderungen deutlich steigen. Der Komplexität der unerwünschten<br />

Substanzen wird eine Standardfilterlösung nicht mehr gerecht. Es bedarf eines High-Tech-Systems,<br />

das über die notwendige Stabilität <strong>und</strong> Adsorptionskapazität verfügt – <strong>und</strong> sich dabei genau den jeweiligen<br />

Anforderungen anpasst.<br />

Spurenstoffe von Arzneimitteln<br />

werden in zunehmendem Maße<br />

in Oberflächenwasser, Gr<strong>und</strong>wasser,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Trinkwasser nachgewiesen.<br />

Sie sind wegen ihrer Persistenz<br />

<strong>und</strong> ihrer hohen biologischen<br />

Aktivität von toxikologischer Bedeutung.<br />

Konzentration <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />

sind gebietsabhängig.<br />

Komplexität, Molekülgrößen <strong>und</strong><br />

die unterschiedlichen Polaritäten<br />

von Spurenstoffen (Bild 1) beeinflussen<br />

das Adsorptionsverhalten an<br />

Aktivkohlen. Unter Berücksichtigung<br />

der Polaritäten <strong>und</strong> der in der <strong>Wasser</strong>phase<br />

entstehenden Hydrathüllen<br />

ist die Bedeutung der Molekülgrößen<br />

besonders herauszustellen.<br />

Denn sie machen ein sehr spezifisches<br />

Adsorptionsporensystem <strong>und</strong><br />

eine darauf abgestimmte spezielle<br />

Oberflächenchemie erforderlich.<br />

Beide Parameter können bei der Herstellung<br />

der SARATECH® Hochleistungsadsorbenzien<br />

eingestellt <strong>und</strong><br />

somit an die betreffenden Anforderungen<br />

angepasst werden. Hier zeigen<br />

sich klare Vorteile gegenüber<br />

anderen Aktivkohlen, welche heute<br />

bereits eingesetzt werden, in Bezug<br />

auf Leistung, Selektivität, Einsatzzeit<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Kosten.<br />

Die Aktivkohle SARATECH®<br />

PBSAC (Bild 2) zeichnet sich durch<br />

hervorragende Produkteigenschaften<br />

aus: Hohe mechanische Stabilität,<br />

Chemikalienbeständigkeit <strong>und</strong><br />

variable strukturelle Eigenschaften:<br />

Mechanische Eigenschaften:<br />

""<br />

Abriebfestigkeit (ball pan hardness<br />

> 98,0 %, ASTM D3802 -05)<br />

Bezotriazol Carbamezin Perfluoroctansulfonat<br />

Diclofenac Amidotrizoesäure Iopamidol<br />

""<br />

Bruchwiderstand bis zu<br />

4 kg/Partikel (interne Methode)<br />

""<br />

staubfrei<br />

Korngröße:<br />

""<br />

Variable Korngrößen <strong>und</strong> Korngrößenverteilung<br />

""<br />

Monodisperse PSD<br />

(d 50 ± 0,05 mm)<br />

""<br />

Heterodisperse PSD<br />

(0.05 mm < d50 < 0,60 mm)<br />

Chemische Eigenschaften:<br />

""<br />

Niedriger Aschegehalt<br />


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Bild 3.<br />

Durchbruchsverhalten<br />

mit<br />

Iopamidol.<br />

Bild 4.<br />

Durchbruchsverhalten<br />

mit<br />

Amidotrizoesäure.<br />

Tabelle 1. Testergebnisse.<br />

Dynamische<br />

Durchbruchs versuche<br />

mit mehreren<br />

Mikroschadstoffen<br />

(multiple compo<strong>und</strong>s) +<br />

DOC (Bild 3 <strong>und</strong> 4)<br />

Säule D x H =<br />

9,5 cm x 1,27 m<br />

Trinkwasser<br />

(teilweise angereichert)<br />

10 m/h<br />

Filtergeschwindigkeit<br />

Mikroschadstoffe<br />

<strong>und</strong> Konzentration<br />

<strong>Wasser</strong>dampf möglich, verb<strong>und</strong>en<br />

mit hohen Energiekosten <strong>und</strong> großen<br />

Verlusten.<br />

Alternative Methoden wie beispielsweise<br />

die Filtration mittels<br />

Membrantechnik (NF, RO) verursachen<br />

extrem hohe Energiekosten.<br />

Zudem müssen stark belastete bzw.<br />

toxische Rückstände aufwändig<br />

entsorgt werden. Ein weiteres Problem<br />

der Membrantechnik sind Scaling-<br />

<strong>und</strong> Foulingprozesse auf den<br />

Membranoberflächen.<br />

Gleichermaßen hohe Energiekosten<br />

fallen auch bei erweiterten Oxidationsprozessen<br />

wie UV-Bestrahlung<br />

oder Ozonung an. Transformationsprodukte<br />

anthropogener<br />

Spurenstoffe, die bei der oxidativen<br />

Trinkwasseraufbereitung entstehen,<br />

können toxisch sein. Außerdem muss<br />

das Restozon im <strong>Wasser</strong>, das nach der<br />

vorgegebenen Reaktionszeit noch<br />

vorhanden ist, entfernt werden.<br />

Adsorbenz<br />

MTBE 580 ng/L SARATECH® PBSAC V tot = 1,430 cm 3 /g<br />

Iopamidol 100 ng/L Benchmark GAC V tot = 0,740 cm 3 /g<br />

Amidotrizoesäure<br />

PFOS<br />

DOC<br />

240 ng/L<br />

300 ng/L<br />

0,4 mg/L<br />

Polymer basierte sphärische<br />

Aktivkohle im Test<br />

In Versuchsanlagen <strong>und</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem Technologiezentrum<br />

<strong>Wasser</strong> (TZW) in Karlsruhe<br />

wurden umfangreiche dynamische<br />

Untersuchungen durchgeführt<br />

(Tabelle1). Echtes Rohwasser oder<br />

Modellwasser, das wie echtes Rohwasser<br />

aufbereitet wurde, wurde als<br />

Speisewasser verwendet. Diese<br />

Untersuchungen bestätigen nicht<br />

nur die oben genannten Ergebnisse,<br />

sondern zeigen weitere Vorteile auf.<br />

Im Anschluss an die Aufnahme<br />

der Durchbruchscharakteristik wurden<br />

die beladenen Adsorbenzien<br />

einer thermischen Regeneration<br />

unterzogen. Diese Regeneration<br />

mittels einer rein temperaturkontrollierten<br />

Desorption zeigt, dass die<br />

Eigenschaften der Adsorbenzien<br />

vollständig wiederhergestellt werden<br />

können – ohne Verluste durch<br />

Abbrand oder Staubbildung. Folglich<br />

kann dieses Produkt über viele<br />

Zyklen verwendet werden, ohne<br />

dass erhebliche Mengen von “Makeup”-Kohle<br />

hinzugefügt werden<br />

müssen <strong>und</strong> ohne negative Auswirkungen<br />

auf die Leistung.<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong><br />

Schlussfolgerung<br />

SARATECH® zeigt deutlich längere<br />

Standzeiten im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Aktivkohlen, die bereits<br />

einen Durchbruch bei einer behandelten<br />

<strong>Wasser</strong>menge von ca. 25 m³/<br />

kg aufweisen. Eine vollständige Aufnahme<br />

der betreffenden Spurenstoffe<br />

bis zu den spezifischen Durchsätzen<br />

wurde erreicht (Tabelle 2).<br />

Es ist praktisch unmöglich, N,Ndimethyl<br />

sulphate (DMS) im Test zu<br />

adsorbieren. MTBE kann schwach<br />

auf Aktivkohlen adsorbiert werden,<br />

wohingegen eine vollständige Aufnahme<br />

durch SARATECH® Adsorbenzien<br />

erreicht werden kann. Wenn<br />

man das SARATECH® Adsorbenz C<br />

mit einer spezifischen Mesoporestruktur<br />

betrachtet, lässt sich feststellen,<br />

dass die erreichte Lebensdauer<br />

des Filters 5- bis 11-mal höher<br />

ist als die Werte, die man mit herkömmlichen<br />

Aktivkohlen erreicht.<br />

Somit hat dieses Adsorbenz<br />

einige bedeutende Vorteile in<br />

Bezug auf die Entfernung der<br />

genannten Spurenstoffe. Mit diesem<br />

Adsorbenz ist auch eine vollständige<br />

Entfernung von DOC bis zu<br />

einem spezifischen Durchsatz von<br />

150m³/kg möglich.<br />

Juli/August 2012<br />

764 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

Wegen der einheitlichen <strong>und</strong> im<br />

Vergleich zu herkömmlichen Aktivkohlen<br />

viel kleineren Korngröße der<br />

SARATECH® Adsorbenzien, ist nur<br />

eine niedrige Spülgeschwindigkeit<br />

im Bereich von 1 m/h bis 2 m/h<br />

beim Spülen des Filters notwendig,<br />

um den Lockerungspunkt zu erreichen.<br />

Die Spülwassermenge beträgt<br />

somit nur 5 % der <strong>Wasser</strong>menge, die<br />

bei der Verwendung herkömmlicher<br />

Aktivkohlen zu verwenden ist.<br />

Tabelle 2. Aufnahme von Spurenstoffen bis zu den spezifischen Durchsätzen.<br />

Substanz<br />

C 0 Mittelwert<br />

Spezifischer Durchsatz in m³/kg (Durchbruchsbeginn)<br />

Herkömm liche<br />

Aktivkohlen<br />

SARATECH® A SARATECH® B<br />

SARATECH® C<br />

Amidotrizoesäure 290 ng/L 25 10 40 225<br />

Iopamidol 97 ng/L 54 17 82 264<br />

PFOS 260 ng/L 38 20 60 > 234<br />

MTBE 0,8 µg/L < 5 15 37 35<br />

EDTA 0,57 µg/L Starke Rohwasserschwankungen – Auswertung nicht möglich<br />

DMS 3,9 µg/L < 5 < 5 < 5 < 5<br />

Weiterführende Betrachtungen<br />

Um die oben genannten Vorteile in<br />

einer geeigneten <strong>Verfahren</strong>stechnik<br />

auszubauen, wird momentan ein<br />

weiterer Schritt mit einem neuen<br />

<strong>Verfahren</strong>skonzept umgesetzt. Hierbei<br />

handelt es sich um eine Technik,<br />

welche die Adsorbenzien kontinuierlich<br />

durch eine Gegenstromadsorptionskolonne<br />

führt, wobei das<br />

Ziel ist, Filtergeschwindigkeiten von<br />

deutlich über 50m/h zu erreichen.<br />

Auf Basis der sehr hohen Kapazitäten<br />

der SARATECH® Adsorbenzien<br />

sind die spezifischen Mengen vergleichsweise<br />

klein <strong>und</strong> können<br />

somit vor Ort regeneriert werden.<br />

Diese Regenerationstechnik ist in<br />

das technologische Konzept integriert;<br />

sie ermöglicht es, den Gesamtprozess<br />

vor Ort in einem geschlossenen<br />

Kreislauf abzubilden, ohne<br />

die unter Nutzung herkömmlicher<br />

Aktivkohlen notwendigen großen<br />

Mengen an sogenannter „Make<br />

Up“-Kohle zyklisch zukaufen zu<br />

müssen. So kann eine Adsorptionsstufe<br />

besonders bei einer <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

unter begrenzten<br />

Platzverhältnissen implementiert<br />

werden, da die Baugröße der Apparate<br />

<strong>und</strong> der Gesamtanlage aufgr<strong>und</strong><br />

der möglichen hohen Filtergeschwindigkeiten<br />

<strong>und</strong> der kleinen<br />

spezifischen Adsorbenzienmengen<br />

deutlich kleiner ist als die der heute<br />

üblichen Technologien.<br />

Kontakt:<br />

BLÜCHER GmbH,<br />

Mettmanner Straße 25, D-40699 Düsseldorf<br />

Jan Raiser,<br />

Tel. (0211) 9244 156, Fax (0211) 9244 18 156,<br />

E-Mail: jan.raiser@bluecher.com<br />

Raik Schönfeld,<br />

Tel. (0211) 9244 160, Fax (0211) 9244 18 160,<br />

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Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Östrogen aus Trinkwasser entfernen<br />

Studierende der Universität Bielefeld nehmen am MIT-Wettbewerb teil<br />

Ein biologischer Filter, der Östrogene<br />

aus <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Trinkwasser<br />

entfernt: Das Ziel der 15 Bielefelder<br />

Studierenden, die mit diesem<br />

Projekt am „international<br />

Genetically Engineered Machine<br />

competition“ (iGEM) des Massachusetts<br />

Institute of Technology (MIT)<br />

in Boston, USA, teilnehmen, ist hoch<br />

gesteckt. Für den rapide wachsenden<br />

internationalen Wettbewerb in<br />

synthetischer Biologie werben sie<br />

mehrere 10000 Euro von international<br />

tätigen Unternehmen <strong>und</strong> Verbänden<br />

der Biotechnologie <strong>und</strong><br />

Chemiebranche ein, um die Kosten<br />

des Wettbewerbs zu decken. Seit<br />

Mai verbringen sie ihre Freizeit<br />

damit, im Labor neue DNA-Bausteine<br />

herzustellen, sie zu vervielfältigen<br />

<strong>und</strong> Enzyme zu produzieren.<br />

Jetzt geben erste Ergebnisse Anlass<br />

zu Optimismus.<br />

Die Antibabypille ist die am weitesten<br />

verbreitete Verhütungsmethode<br />

in Deutschland. Ein Großteil<br />

der modifizierten Östrogene wird<br />

jedoch über den Urin wieder ausgeschieden.<br />

Herkömmliche Methoden<br />

in Kläranlagen können die damit<br />

belasteten Abwässer nur un<strong>zur</strong>eichend<br />

reinigen, denn das vorwiegend<br />

eingesetzte Östrogen Ethinylestradiol<br />

lässt sich nur schwer<br />

Trameten sind Pilze, die auf Totholz wie<br />

abgestorbenen Bäumen wachsen. Sie enthalten<br />

Enzyme, die Östrogen abbauen können.<br />

Für ihre Forschung benutzen die Bielefelder<br />

Studierenden freilich eine synthetische Variante.<br />

© iGEM-Team Bielefeld-Germany<br />

Liebe zum Detail <strong>und</strong> viel Geduld sind nötig, um wie Derya Kirasi,<br />

Studentin der genom-basierten Systembiologie an der Universität<br />

Bielefeld, auch in der Freizeit st<strong>und</strong>enlang im Labor zu stehen.<br />

© iGEM-Team Bielefeld-Germany<br />

abbauen. So gelangt das Hormon in<br />

Flüsse <strong>und</strong> Seen <strong>und</strong> reichert sich<br />

auch im Trinkwasser an. Die Folgen<br />

für Fische <strong>und</strong> andere <strong>Wasser</strong>bewohner<br />

sind gravierend. Sie reichen<br />

von Fortpflanzungs- <strong>und</strong> schweren<br />

Entwicklungsstörungen bis hin <strong>zur</strong><br />

Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale<br />

bei männlichen Individuen.<br />

Die Langzeitfolgen der steigenden<br />

Östrogenbelastung für den<br />

Menschen sind noch weitgehend<br />

unbekannt. Jedoch könnten sinkende<br />

Spermienzahlen <strong>und</strong> damit<br />

zunehmende Unfruchtbarkeit von<br />

Männern in Industrieländern mit<br />

dieser hormonellen Belastung<br />

zusammenhängen. Und auch<br />

Hoden- <strong>und</strong> Prostatakrebs sowie<br />

Osteoporose (Abnahme der Knochendichte)<br />

können Folgen zu<br />

hoher Östrogenkonzentrationen im<br />

menschlichen Körper sein.<br />

Bio-Filter aus Baumpilzen<br />

Das Ziel des Bielefelder iGEM-Teams<br />

ist die Entwicklung eines biologischen<br />

Filters, in welchem bestimmte<br />

Enzyme (sogenannte Laccasen) das<br />

Östrogen abbauen. Sie sind in vielen<br />

Organismen zu finden <strong>und</strong> können<br />

unter anderem aromatische<br />

Verbindungen abbauen, zu denen<br />

auch die Östrogene zählen. Besonders<br />

effiziente Laccasen für den<br />

Abbau sind aus Schmetterlingstrameten<br />

bekannt, einer Pilzart, die<br />

gerne an Bäumen wächst. Die Bielefelder<br />

Studierenden wollen diese<br />

Enzyme mit Hilfe von Methoden der<br />

synthetischen Biologie preiswert<br />

<strong>und</strong> sicher produzieren. Das Konzept<br />

soll außerdem auf andere, zum<br />

Teil giftige <strong>und</strong> krebserregende<br />

Schadstoffe im Trink- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

erweiterbar sein. Einen ersten Erfolg<br />

können die Studierenden bereits<br />

vermelden: Sie haben die Gene<br />

mehrerer Laccasen aus verschiedenen<br />

Bakterien isoliert <strong>und</strong> in<br />

einen Standard gebracht, mit dem<br />

sie nun weiterarbeiten. Bis zum<br />

europäischen Vorentscheid im<br />

Oktober wollen sie nachweisen, wie<br />

die Enzyme unterschiedliche Substrate<br />

wie Östrogene, Pestizide <strong>und</strong><br />

Pharmaka abbauen <strong>und</strong> sie auf<br />

Filter materialien aufbringen.<br />

Forschen in der Freizeit<br />

Das Bielefelder Team besteht aus<br />

15 Studentinnen <strong>und</strong> Studenten<br />

Juli/August 2012<br />

766 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

FOKUS<br />

aus den Studiengängen Genombasierte<br />

Systembiologie, Molekulare<br />

Zellbiologie <strong>und</strong> Molekulare<br />

Biotechnologie. Für die Teilnahme<br />

an dem internationalen Wettbewerb<br />

opfern die Bielefelder Studierenden<br />

viele St<strong>und</strong>en ihrer<br />

Freizeit, denn die Forschung findet<br />

neben ihrem regulären Studium<br />

statt. Moritz Müller, Masterstudent<br />

der Molekularen Biotechnologie,<br />

erklärt, wieso er trotzdem mitmacht:<br />

„Die Teilnahme am Wettbewerb<br />

ist eine Chance, sich schon<br />

während des Studiums frei im Labor<br />

zu entfalten, eigene Ideen zu verfolgen<br />

<strong>und</strong> sogar ein eigenes Projekt<br />

durchzuführen. Später im Berufsleben<br />

steht man vor ähnlichen Herausforderungen.“<br />

Die Studierenden<br />

erhalten Unterstützung von Professor<br />

Dr. Alfred Pühler, Professor Dr.<br />

Erwin Flaschel, Dr. Jörn Kalinowski<br />

sowie Dr. Christian Rückert vom<br />

CeBiTec (Center for Biotechnology)<br />

der Universität Bielefeld.<br />

Internationale Konkurrenz<br />

Der iGEM-Wettbewerb wird seit<br />

2003 jährlich vom Massachusetts<br />

Institute of Technology (MIT) in Boston<br />

veranstaltet. Angefangen als<br />

Kursangebot des MIT steigen die<br />

Teilnehmerzahlen seitdem rapide<br />

an, von fünf Teams 2004 auf über<br />

190 in diesem Jahr. Alle Teams stehen<br />

vor der gleichen Aufgabe: von<br />

der Idee über die Laborarbeit bis <strong>zur</strong><br />

Finanzierung <strong>und</strong> Kommunikation<br />

mit der Öffentlichkeit. Dr. Jörn Kalinowski<br />

betont: „Auf studentischer<br />

Ebene ist iGEM die Weltmeisterschaft<br />

der synthetischen Biologie –<br />

<strong>und</strong> zeigt, was in naher Zukunft auf<br />

diesem noch jungen Forschungsfeld<br />

möglich ist. Über 2000 kluge junge<br />

Köpfe der bedeutendsten Universitäten<br />

aus aller Welt treten hier<br />

gegeneinander an. Dabei stellen sie<br />

sich – wie im aktuellen Bielefelder<br />

Projekt – ökologischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> finden oft unkonventionelle<br />

Lösungen. Gleichzeitig werden auch<br />

internationale Unternehmen <strong>und</strong><br />

Verbände bei iGEM auf die Studierenden<br />

<strong>und</strong> ihre vielversprechenden<br />

Ideen aufmerksam. Der Wettbewerb<br />

hat weltweite Ausstrahlung.“ Aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Teilnehmerzahlen<br />

gibt es seit 2011 kontinentale Vorentscheide.<br />

Der europäische Vorentscheid<br />

findet vom 5. bis 7. Oktober<br />

in Amsterdam, Niederlande, statt.<br />

Hier entscheidet sich, welche europäischen<br />

Teams im November zum<br />

Finale nach Boston, USA, reisen. Die<br />

Universität Bielefeld ist bereits im<br />

dritten Jahr in Folge dabei <strong>und</strong> hat<br />

sich bereits 2010 <strong>und</strong> 2011 erfolgreich<br />

in Boston prä sentiert.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.igem-bielefeld.de<br />

Kontakt:<br />

Robert Braun, Universität Bielefeld,<br />

iGEM-Team Bielefeld-Germany,<br />

Tel. (0162) 3167424,<br />

E-Mail: rbraun@igem-bielefeld.de<br />

a<br />

Weitere Informationen:<br />

www.norddeutsche-geothermietagung.de<br />

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tiefer Geothermie im Norddeutschen Becken.<br />

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Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767


Fokus<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Einer für Alles: der smarte WaterInspector<br />

Egal ob das <strong>Wasser</strong> mit Chlor, Chlordioxid oder Ozon desinfiziert wird, der WaterInspector von dinotec managt<br />

die <strong>Wasser</strong>qualität zuverlässig <strong>und</strong> sorgt damit für sichere Prozesse.<br />

Die Anwendungsbereiche des<br />

WaterInspector sind so breitgefächert<br />

wie sein Leistungsspektrum.<br />

Sein Einsatzgebiet reicht von der<br />

Trinkwasser- <strong>und</strong> Prozesswasserüber<br />

die Industriewasser- bis hin <strong>zur</strong><br />

Ballastwasseraufbereitung. Überall<br />

dort sorgt er für eine bedarfsgerechte<br />

Desinfektionsmittelregelung.<br />

„Ein typisches Anwendungsgebiet<br />

für den WaterInspector sind<br />

beispielsweise mit Legionellen verkeimte<br />

Leitungen. Hier arbeitet er<br />

in Kombination mit dem Chlordioxidsystem<br />

Chlorox 100. Durch<br />

die verpflichtenden Maßnahmen,<br />

die sich aus der neuen Trinkwasserverordnung<br />

ergeben, ist zu erwarten,<br />

dass Hausbesitzer, betreuende<br />

Installateure oder Hausverwalter<br />

häufiger mit diesem Problem konfrontiert<br />

werden. WaterInspector<br />

<strong>und</strong> Chlorox sind hier zuverlässige<br />

Der WaterInspector misst,<br />

analysiert <strong>und</strong> regelt die<br />

Konzentrationen von Chlor,<br />

Chlordioxid oder Ozon.<br />

Lösungen. Überdies entfällt die Aufzeichnungspflicht,<br />

da im Water-<br />

Inspector ein Logbuch integriert ist,<br />

das alle Messwerte aufzeichnet <strong>und</strong><br />

speichert“, so Christoph Scheffold,<br />

Produktmanager <strong>Wasser</strong> bei der<br />

dinotec Water Technology <strong>und</strong> Entwickler<br />

des WaterInspector. „Sein<br />

intelligentes <strong>Verfahren</strong>sprinzip<br />

überzeugt vor allem Praktiker, es<br />

sind die hohe Verfügbarkeit <strong>und</strong><br />

Betriebssicherheit des Gerätes, die<br />

die K<strong>und</strong>en überzeugen“ so Scheffold<br />

weiter.<br />

Das Mess-System des Water-<br />

Inspector arbeitet nach dem potentiostatischen<br />

Messprinzip, es ist<br />

selbstüberwachend <strong>und</strong> druckfest<br />

bis 10 bar (bei 20°C). Eine integrierte<br />

Plausibilitätskontrolle über den<br />

Redoxwert sorgt für verlässliche<br />

Messwerte. Der Durchfluss wird<br />

überwacht <strong>und</strong> ist begrenzt. Das<br />

integrierte automatische Sondenreinigungssystem<br />

ASR+ ist bereits<br />

zum Patent angemeldet. Die extrem<br />

lange Sondenstandzeit der Desinfektionssonden<br />

reduziert die<br />

Betriebskosten <strong>und</strong> den Wartungsaufwand.<br />

Auch im Warmwasserbereich<br />

bis 70 °C arbeitet der Water-<br />

Inspector zuverlässig. Die Installation<br />

erfolgt denkbar einfach ohne<br />

Druckminderer. Die logische<br />

Menüführung erfolgt über ein hintergr<strong>und</strong>beleuchtetes<br />

Grafikdisplay<br />

mit Klartextanzeige, auf Wunsch in<br />

jeder Landessprache. Hier werden<br />

auch Betriebzustände sowie Alarm<strong>und</strong><br />

Warnmeldungen angezeigt.<br />

Damit der WaterInspector auch<br />

optisch seinem Anspruch gerecht<br />

wird, verbirgt sich die Technik hinter<br />

einer schicken, einfach abzunehmenden<br />

Haube.<br />

<strong>Verfahren</strong>sprinzip: Kontinuierliche Messung der Desinfektionsmittelkonzentration mit<br />

Rückführung des Messwassers. Eine Zirkulationspumpe entnimmt das <strong>zur</strong> Messung<br />

benötigte <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> fördert dies durch die bis 10 bar druckfeste Armatur. In ihr befinden<br />

sich die für die Messung notwendigen Sensoren. Ein Mischmodul ist der Armatur<br />

nachgeschaltet. Hier wird das benötigte Desinfektionsmittel direkt in den Messwasserstrom<br />

dosiert <strong>und</strong> dem Hauptwasserstrom wieder zugeführt.<br />

Kontakt<br />

dinotec GmbH,<br />

Andreas Schmidt,<br />

Spessartstraße 7,<br />

D-63477 Maintal,<br />

Tel. (06109) 6011-0,<br />

Fax (06109) 6011-90,<br />

E-Mail: mail@dinotec.de<br />

Juli/August 2012<br />

768 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

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Nachrichten<br />

Branche<br />

Europäisches Parlament verabschiedet Seeber-Bericht<br />

VKU begrüßt Bekenntnis zum Gewässerschutz<br />

Info<br />

Der Bericht ist als Beitrag des Europäischen Parlaments<br />

<strong>zur</strong> Blueprint-Strategie gedacht, mit der<br />

die Europäische Kommission den langfristigen<br />

Schutz der europäischen Trinkwasserressourcen<br />

sicherstellen will. Die Verabschiedung der Strategie<br />

ist für den November geplant. Der Initiativbericht<br />

ist für die Europäische Kommission nicht<br />

verbindlich, gibt ihr aber klare Hinweise darauf,<br />

bei welchen Themen sie im Parlament mit Mehrheiten<br />

rechnen kann.<br />

© Michael Grabscheit/pixelio.de<br />

Das Europäische Parlament hat<br />

den Initiativbericht des österreichischen<br />

Abgeordneten Richard<br />

Seeber mit großer Mehrheit verabschiedet.<br />

Der Bericht gibt einen<br />

Überblick über die Themen, die die<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft derzeit beschäftigen.<br />

Der Verband kommunaler<br />

Unternehmen (VKU) begrüßt das<br />

klare Bekenntnis des Euro päischen<br />

Parlaments für einen kon sequenten<br />

Gewässerschutz. „Die kommunale<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland<br />

hat einen großen Beitrag dazu<br />

geleistet, dass das Europäische Parlament<br />

heute Verbesserungen in<br />

der <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong> der<br />

<strong>Wasser</strong>qualität hervorheben kann“,<br />

so VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-<br />

Joachim Reck.<br />

Auch was die im Bericht angemahnte<br />

Instandhaltung der Infrastruktur<br />

<strong>zur</strong> Senkung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

angeht, sieht er die kommunale<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft in<br />

Deutschland gut aufgestellt. Der<br />

Bericht verdeutlicht zudem die<br />

hohe emotionale Bedeutung der<br />

Ressource <strong>Wasser</strong> für den Bürger,<br />

wie sie etwa durch die im Bericht<br />

genannte hohe Anzahl an Petitionen<br />

zum Thema <strong>Wasser</strong> zum Ausdruck<br />

kommt. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

unterstreicht Reck, dass das<br />

Europäische Parlament einfordert,<br />

die Regeln des Europäischen Binnenmarktes<br />

an die Besonderheiten<br />

des <strong>Wasser</strong>sektors anzupassen:<br />

„Dagegen versucht die Europäische<br />

Kommission mit ihrem Richtlinienvorschlag<br />

jedoch, den <strong>Wasser</strong>sektor<br />

über die Konzessionsvergabe einem<br />

starren Vergaberegime zu unterwerfen,<br />

womit die kommunale<br />

Organisation der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

untergraben wird.“ Schließlich<br />

müsse das Ziel des Gewässerschutzes<br />

stärker in andere Politikfelder<br />

integriert werden, so Reck.<br />

„Wenn die Landwirtschaft in vielen<br />

Regionen der Hauptgr<strong>und</strong> für das<br />

Verfehlen des guten Zustands un -<br />

seres Gr<strong>und</strong>wasser ist, dann kann<br />

eine Lösung dieses Problems auch<br />

nur dort erreicht werden.“ Die ak -<br />

tuelle Reform der gemeinsamen<br />

Agrarpolitik sei daher eine gute<br />

Gelegenheit, um den Beitrag der<br />

Landwirtschaft zum Gewässerschutz<br />

zu verbessern.<br />

Zweifel hegt der VKU jedoch, ob<br />

der Weg über einen verbindlichen<br />

Rechtsakt der richtige im Umgang<br />

mit <strong>Wasser</strong>knappheit <strong>und</strong> Dürre ist.<br />

„Angesichts der großen wasserwirtschaftlichen<br />

Unterschie de, die<br />

bereits in einem Land wie Deutschland<br />

bestehen, ist es schwer vorstellbar,<br />

dass ein europaweit einheitlicher<br />

Umgang mit <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

<strong>und</strong> Dürre zielführend sein kann“,<br />

betont Reck. Vielmehr müssten die<br />

europäischen Institu tionen die<br />

großen Unterschiede zwischen trockenen<br />

<strong>und</strong> regenreichen Regionen<br />

anerkennen <strong>und</strong> Raum für regionale<br />

Lösungen lassen.<br />

Der VKU bezweifelt zudem, dass<br />

<strong>Wasser</strong>sparmaßnahmen in Haushalten<br />

zielführend sind. Die öffentliche<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung ist nur für einen<br />

kleinen Teil der <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />

verantwortlich, in Deutschland werden<br />

nur 2,7 % der vorhandenen<br />

Süßwasserressourcen für die öffentliche<br />

Trinkwasserversorgung verwendet.<br />

Weitere Einsparungen an<br />

dieser Stelle könnten damit nur<br />

marginal zum Gewässerschutz beitragen.<br />

Reck: „Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

begrüßen wir, dass sich das<br />

Europäische Parlament hinter den<br />

Berichterstatter gestellt hat <strong>und</strong><br />

keine Regulierung des <strong>Wasser</strong>verbrauchs<br />

von Duschköpfen <strong>und</strong><br />

Toilettenspülungen fordert.“<br />

Kontakt:<br />

Verband kommunaler Unternehmen e.V.,<br />

Invalidenstraße 91, D-10115 Berlin,<br />

Tel. (030) 58580-0,<br />

Fax (030) 58580-100,<br />

E-Mail: info@vku.de,<br />

www.vku.de<br />

Juli/August 2012<br />

770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Große Unsicherheiten im globalen <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

Ohne <strong>Wasser</strong> kein Leben. Katastrophen wie Dürre oder Starkregen belegen unsere Abhängigkeit von <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

<strong>und</strong> Klimasystem. Entsprechend wichtig ist es, die Details des <strong>Wasser</strong>kreislaufs zwischen Atmosphäre,<br />

Ozeanen <strong>und</strong> Festland zu verstehen. Eine Studie im Journal of Hydrometeorology zeigt nun signi fikante Unterschiede<br />

sowohl zwischen den globalen Modellen als auch zwischen den Messdatensätzen. Darüber hinaus<br />

schrumpft das Netz von Messstationen weltweit dramatisch, was die Unsicherheiten vergrößert.<br />

(DOI: 10.1175/JHM-D-11-088.1)<br />

er Klimawandel <strong>und</strong> die sich<br />

„Ddamit verändernde <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit<br />

ist eine Tatsache <strong>und</strong><br />

wird teils große Anpassungen erfordern“,<br />

stellen Harald Kunstmann<br />

<strong>und</strong> Christof Lorenz vom Karlsruher<br />

Institut für Technologie klar, die die<br />

aktuelle Studie verfasst haben.<br />

„Gerade deshalb müssen wir das<br />

Wechselspiel zwischen Verdunstung,<br />

Wolken <strong>und</strong> Niederschlägen<br />

auch auf regionaler Ebene besser<br />

verstehen.“ Um zu prüfen, wie verlässlich<br />

die verschiedenen globalen<br />

Analysen sind, haben die Hydrologen<br />

<strong>und</strong> Klimaforscher drei der<br />

modernsten globalen gekoppelten<br />

Atmosphären- <strong>und</strong> Ozeanmodelle<br />

auf den <strong>Wasser</strong>haushalt hin neu<br />

ausgewertet <strong>und</strong> mit Messdaten<br />

der Jahre 1989 bis 2006 verglichen.<br />

„Wir haben wirklich sehr große<br />

Unsicherheiten in den globalen<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsabschätzungen<br />

festgestellt“, erklärt Kunstmann. So<br />

weichen etwa die Analysen der<br />

mittleren Niederschläge in einigen<br />

Regionen um bis zu vier Liter pro<br />

Quadratmeter <strong>und</strong> Tag voneinander<br />

ab. Zum Vergleich: in Deutschland<br />

fallen im Schnitt etwa zwei Liter<br />

Studie<br />

Lorenz, C. and H. Kunstmann:<br />

The Hydrological Cycle in<br />

Three State-of-the-art<br />

Reana lyses: Intercomparison<br />

and Performance Analysis.<br />

J. Hy drometeor, 2012.<br />

Die Studie steht online unter:<br />

http://journals.ametsoc.org/doi/<br />

abs/10.1175/JHM-D-11-088.1<br />

Regen pro Tag <strong>und</strong> Quadratmeter.<br />

Aus diesen Modellen lässt sich also<br />

nicht verlässlich ableiten, wann <strong>und</strong><br />

wo wirklich wie viel Niederschlag<br />

fällt. Selbst einfache Zusammenhänge<br />

wie etwa zwischen dem Verdunstungsüberschuss<br />

über den<br />

Ozeanen <strong>und</strong> den Niederschlägen<br />

über den Kontinenten sind in den<br />

Modellen nicht konsistent. „Aus den<br />

Modellen wissen wir also weiterhin<br />

nur mit sehr großen Unsicherheiten,<br />

wie viel Niederschläge <strong>und</strong> damit<br />

sich stetig erneuerndes Süßwasser<br />

auf der Erde eigentlich wirklich <strong>zur</strong><br />

Verfügung stehen.“<br />

„Andererseits liegen aus vielen<br />

Regionen der Welt keine ausreichenden<br />

Daten vor“, erläutert<br />

Kunstmann. „Und die Lage wird<br />

immer schlechter.“ So hat sich beispielsweise<br />

in Südamerika die Zahl<br />

der Messstationen von r<strong>und</strong> 4350<br />

auf 550 um mehr als 85 % verringert<br />

(Datengr<strong>und</strong>lage: GPCC v5.0). Aber<br />

auch in Europa ist ein signifikanter<br />

Rückgang erkennbar. Zwischen<br />

Januar 1989 <strong>und</strong> Dezember 2006<br />

hat sich die Anzahl an Niederschlagsmessstationen<br />

von r<strong>und</strong><br />

10 000 auf 5800 fast halbiert, wobei<br />

ungefähr die Hälfte aller europäischen<br />

Stationen allein in<br />

Deutschland steht. „Und ohne eine<br />

solide Datenbasis lassen sich auch<br />

die <strong>Wasser</strong>haushaltsmodelle nicht<br />

entscheidend verbessern“, schildert<br />

Kunstmann das Problem. „Eine<br />

Quantifizierung der Trends von<br />

Regen <strong>und</strong> Dürre wird so erheblich<br />

erschwert.“<br />

Deshalb ist es dringend notwendig,<br />

wieder Investitionen in Niederschlagsmessstationen<br />

zu tätigen<br />

<strong>und</strong> die meteorologischen Dienste<br />

Die Unsicherheitsspannen im Niederschlag, die sich<br />

aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Beobachtungsdatensätze<br />

(oben) <strong>und</strong> unterschiedlicher globaler Modelle<br />

ergeben. © Bild: IMK/KIT<br />

auch in entlegenen Regionen zu<br />

verstärken. „Denn wenn wir den<br />

hydrologischen Wandel verstehen<br />

<strong>und</strong> uns in Zukunft effektiv auf ihn<br />

einstellen wollen, müssen wir unbedingt<br />

die notwendige Infrastruktur<br />

dazu schaffen <strong>und</strong> aufrecht erhalten“,<br />

sagt Kunstmann.<br />

Kontakt:<br />

Kosta Schinarakis PKM –<br />

Themenscout,<br />

Tel. (0721) 608 41956,<br />

Fax (0721) 608 43658,<br />

E-Mail:schinarakis@kit.edu,<br />

www.kit.edu<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771


Nachrichten<br />

Branche<br />

Unbekannten <strong>Wasser</strong>inhaltstoffen auf der Spur<br />

Neue Chemikalien-Stoffdatenbank hilft <strong>Wasser</strong>qualität sichern<br />

Arzneien, Kosmetika oder Waschmittel: Aus Produkten des täglichen Lebens gelangen kontinuierlich unterschiedliche<br />

Chemikalien ins <strong>Abwasser</strong>. Viele von ihnen können bislang nicht erfasst werden – ein Risiko für<br />

die <strong>Wasser</strong>qualität. Denn wenn die Verbindungen in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut werden, können<br />

sie sich in der Umwelt anreichern. Wissenschaftler der Technischen Universität München wollen bislang nicht<br />

erkannte Spurenstoffe nun dingfest machen. Gemeinsam mit Partnern aus Behörden, Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Wirtschaft entwickeln sie im Projekt RISK-IDENT <strong>Verfahren</strong>, um die „Fingerabdrücke“ der Schadstoffe systematisch<br />

zu erfassen <strong>und</strong> in einer neuen Datenbank zu veröffentlichen.<br />

Projektinformation<br />

Etwa 100 000 verschiedene Chemikalien<br />

sind innerhalb der Europäischen<br />

Union auf dem Markt. Sie<br />

befinden sich in vielen Produkten<br />

des täglichen Lebens: in Arzneien<br />

<strong>und</strong> Kosmetika, in Waschpulver <strong>und</strong><br />

Farben sowie Desinfektionsmitteln<br />

<strong>und</strong> Pestiziden. Viele der chemischen<br />

Verbindungen sind noch<br />

nicht analytisch erfasst, über das<br />

Auftreten <strong>und</strong> die Wirkung vieler<br />

Abbauprodukte ist bislang wenig<br />

bekannt. Klar ist allerdings, dass<br />

schon kleinste Mengen bestimmter<br />

Chemikalien eine große Wirkung auf<br />

Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit haben können.<br />

Werden die Spurenstoffe in<br />

Kläranlagen nicht vollständig ab -<br />

gebaut, können sie <strong>Wasser</strong>pflanzen<br />

<strong>und</strong> Fische schädigen oder sich in<br />

den Lebewesen anreichern – mit<br />

Folgen für die Ökosysteme in Flüssen<br />

oder Seen. Gelangen toxische<br />

oder hormonell wirksame Verbindungen<br />

darüber hinaus in die Nahrungskette<br />

oder in das Trinkwasser,<br />

© Crace Winter/pixelio.de<br />

können sie auch für den Menschen<br />

problematisch werden.<br />

Wissenschaftler der Technischen<br />

Universität München (TUM) <strong>und</strong><br />

des Bayerischen Landesamtes für<br />

Das B<strong>und</strong>esforschungsministerium unterstützt mit der Fördermaßnahme „Risikomanagement<br />

von neuen Schadstoffen <strong>und</strong> Krankheitserregern im <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

(RiSKWa)“ 12 Verb<strong>und</strong>projekte mit r<strong>und</strong> 30 Mio. Euro Fördermitteln. Ziel ist es, innovative<br />

Technologien <strong>und</strong> Konzepte zum Risikomanagement von neuen Schadstoffen <strong>und</strong><br />

Krankheitserregern für den vorsorgenden Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Umweltschutz zu entwickeln.<br />

Das Verb<strong>und</strong>projekt RISK-IDENT soll bislang nicht identifizierte anthropogene<br />

Spurenstoffe bewerten <strong>und</strong> Handlungsstrategien zum Risikomanagement im aquatischen<br />

System entwickeln. Koordiniert wird das Projekt vom Bayerischen Landesamt für<br />

Umwelt; Partner sind: Technische Universität München, Hochschule Weihenstephan-<br />

Triesdorf, Zweckverband Landeswasserversorgung Stuttgart, CONDIAS GmbH.<br />

http://risk-ident.hswt.de<br />

Umwelt (LfU) wollen diese bislang<br />

nicht erkannten Spurenstoffe nun<br />

dingfest machen. Im Rahmen des<br />

Verb<strong>und</strong>projektes RISK-IDENT entwickeln<br />

sie gemeinsam mit Experten<br />

aus Behörden, Hochschulen<br />

<strong>und</strong> Unternehmen neue <strong>Verfahren</strong>,<br />

um die „Fingerabdrücke“ der Schadstoffe,<br />

über deren unverwechselbare<br />

molekulare Eigenschaften, im<br />

<strong>Wasser</strong> systematisch zu erfassen.<br />

„Zwar wird im Rahmen der ‚normalen’<br />

Reinigung <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

von <strong>Abwasser</strong> ein Großteil der<br />

Schadstoffe entfernt“, sagt Dr.<br />

Thomas Letzel, Dozent an der Technischen<br />

Universität München. „Dennoch<br />

können diejenigen Verbindungen,<br />

die nicht abgebaut<br />

werden, die <strong>Wasser</strong>qualität beeinträchtigen,<br />

trotz ihrer teilweise<br />

Juli/August 2012<br />

772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

geringen Konzentration. Gerade<br />

diesen Spurenstoffen kann man nur<br />

mit modernsten analytischen <strong>Verfahren</strong><br />

auf die Spur kommen, <strong>und</strong><br />

auch nur, wenn sie auf ‚das Molekül<br />

genau‘ arbeiten.“<br />

Suspected-Target-Screening ist<br />

der Fachbegriff für die Detektivarbeit,<br />

die Thomas Letzel <strong>und</strong> seine<br />

Projektpartner durchführen. Wie in<br />

der klassischen Analytik werden die<br />

in einer <strong>Wasser</strong>probe gelösten chemischen<br />

Substanzen zunächst chromatographisch<br />

getrennt. In einem<br />

zweiten Schritt kann mittels Massenspektrometrie<br />

die jeweils spezifische<br />

Masse der einzelnen Moleküle<br />

bestimmt werden. Im Projekt<br />

RISK-IDENT geht das Konsortium<br />

nun noch einen Schritt weiter:<br />

Neben der jeweiligen Molekularmasse<br />

(<strong>und</strong> der Bruchteile) werden<br />

die Retentionszeiten der Moleküle,<br />

also ihre Fließgeschwindigkeit,<br />

bestimmt <strong>und</strong> normiert. Wie<br />

ein „Fingerabdruck“ erlaubt es dieser<br />

zusätzliche Parameter, chemische<br />

Stoffe eindeutig zu identifizieren<br />

– <strong>und</strong> das über verschiedene<br />

Laboratorien hinweg. Die so gewonnenen<br />

„Fingerabdrücke“ fließen in<br />

eine öffentliche Datenbank (STOFF-<br />

IDENT) ein.<br />

„Ziel ist es, bislang nicht erkannte<br />

Spurenstoffe mit den neu erfassten<br />

Daten abzugleichen <strong>und</strong> sie so zu<br />

‚überführen’“, sagt Letzel. Möglich<br />

wird dieser Abgleich u.a. durch die<br />

Einbindung der Stoffdaten aus der<br />

europäischen Verordnung <strong>zur</strong><br />

Registrierung, Bewertung, Zulassung<br />

<strong>und</strong> Beschränkung chemischer<br />

Stoffe (REACH) in die Datenbank.<br />

REACH verpflichtet Hersteller<br />

<strong>und</strong> Importeure von Chemikalien<br />

dazu, deren physikalische <strong>und</strong> chemische<br />

Eigenschaften zu veröffentlichen<br />

<strong>und</strong> Umwelt- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsgefahren<br />

aufzuführen. „Auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage lässt sich in Zukunft<br />

schneller <strong>und</strong> mit größerer Sicherheit<br />

sagen, welche <strong>Wasser</strong>schadstoffe<br />

sich hinter einigen wenigen<br />

Molekülen verbergen“, ist sich Letzel<br />

sicher.<br />

Kontakt:<br />

PD Dr. Thomas Letzel,<br />

Leiter der Analytischen Forschungsgruppe<br />

am Wissenschaftszentrum Weihenstephan,<br />

Technische Universität München,<br />

Maximus-von-Imhof-Forum 3,<br />

D-85350 Freising-Weihenstephan,<br />

Tel. (08161) 71-5403 (über Pressereferentin),<br />

E-Mail: letzel@wzw.tum.de,<br />

www.tum.de<br />

Ungenutztes Potenzial: Phosphorrückgewinnung<br />

aus Klärschlamm<br />

Die 3. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung“ am 26. <strong>und</strong> 27. September 2012<br />

in Berlin thematisiert Technologien <strong>zur</strong> Rückgewinnung von Wertstoffen<br />

Phosphor aus Klärschlamm zu<br />

lösen, wird aufgr<strong>und</strong> der<br />

begrenzten Reserven an Phosphat-<br />

Mineralien <strong>und</strong> der steigenden<br />

Nachfrage stärker an Bedeutung<br />

gewinnen. Welche Techniken gibt<br />

es für die Phosphorrückgewinnung<br />

aus Klärschlamm? Wie sind die praktischen<br />

Erfahrungen? Welche optimierten<br />

Techniken <strong>zur</strong> effizienten<br />

Vorbehandlung von Klärschlamm<br />

gibt es? Diese <strong>und</strong> weitere Fragen<br />

beantwortet die 3. VDI-Fachkonferenz<br />

„Klärschlammbehandlung“,<br />

die das VDI Wissensforum am 26.<br />

<strong>und</strong> 27. September 2012 in Berlin<br />

veranstaltet. Die fachliche Leitung<br />

hat Prof. Dr.-Ing. Reiner Numrich<br />

von der Universität Paderborn.<br />

Claus-Gerhard Bergs, Referatsleiter<br />

im B<strong>und</strong>esumweltministerium,<br />

diskutiert wichtige rechtliche<br />

Aspekte wie die novellierte<br />

Klärschlammverordnung <strong>und</strong> die<br />

Abgrenzung vom Abfallrecht zum<br />

Düngerecht. Darüber hinaus<br />

berichten Experten über ihre<br />

Betriebserfahrungen bei der effizienten<br />

energetischen Nutzung<br />

von Klärschlämmen. Am Vortag der<br />

Fachkonferenz, dem 25. September<br />

2012, findet das Spezialseminar<br />

„Trocknung von Klärschlamm“ statt.<br />

Ebenso besteht im Vorfeld die<br />

Möglichkeit, die Kläranlage Waßmannsdorf<br />

mit Phosphorrückgewinnung<br />

zu besichtigen.<br />

Die Veranstaltung richtet sich an<br />

Betreiber von Kläranlagen, Ersatzbrennstoffkraftwerken,<br />

Verbrennungsanlagen<br />

sowie Ingenieur- <strong>und</strong><br />

Planungsbüros, <strong>Anlagen</strong>planer <strong>und</strong><br />

-bauer, <strong>und</strong> Mitarbeiter aus der Verwaltung<br />

von Hochschulen.<br />

Anmeldung <strong>und</strong> Programm:<br />

VDI Wissensforum K<strong>und</strong>enzentrum,<br />

Postfach 10 11 39, D-40002 Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 6214-201, Fax (0211) 6214-154,<br />

E-Mail: wissensforum@vdi.de, www.vdi.de/klaerschlamm<br />

VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung” –<br />

Technische Möglichkeiten <strong>zur</strong> Verwertung <strong>und</strong><br />

Behandlung von Klärschlamm. © VDI Wissensforum<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773


Nachrichten<br />

Branche<br />

Auenland Deutschland: kostenfreier Kartendienst<br />

„Flussauen in Deutschland“ ist online<br />

Hintergr<strong>und</strong> Flussauen<br />

R<strong>und</strong> 10 % der Fläche Deutschlands<br />

sind Bach- <strong>und</strong> Flussauen.<br />

Wo Auen vorkommen, wie groß sie<br />

sind, wie sie geschützt <strong>und</strong> genutzt<br />

werden zeigt jetzt der neue Kartendienst<br />

des B<strong>und</strong>esamtes für Naturschutz<br />

(BfN) „Flussauen in Deutschland“.<br />

„Interessierte Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger können sich auf unserer<br />

Homepage ab sofort über den<br />

Zustand bestimmter Auenabschnitte<br />

informieren. Naturschutzfachliche<br />

Bewertungen werden<br />

damit besser verständlich <strong>und</strong> Entscheidungsträger<br />

können den Kartendienst<br />

als Anregung für den<br />

Auenschutz vor Ort nutzen“, sagte<br />

BfN-Präsidentin Beate Jessel anlässlich<br />

der Freischaltung des Kartendienstes.<br />

Nicht zuletzt sei damit<br />

eine weitere Gr<strong>und</strong>lage für den<br />

vorsorgenden Hochwasserschutz<br />

geschaffen worden.<br />

Intakte, naturnahe Flussauen gehören zu den artenreichsten <strong>und</strong> wertvollsten Lebensräumen<br />

in Deutschland. Viele bedrohte Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten, wie der Pirol <strong>und</strong> der<br />

Biber, kommen hier vor. Zum Auenschutz werden mehrere große Projekte in ganz<br />

Deutschland an der Schnittstelle zwischen Hochwasserschutz <strong>und</strong> Naturschutz durch<br />

das BfN gefördert. Denn Flussauen sind auch für den Hochwasserschutz unverzichtbar,<br />

da sie Hochwasserwellen verzögern <strong>und</strong> abflachen <strong>und</strong> somit Schäden an Hab <strong>und</strong> Gut<br />

der Menschen vermeiden helfen. Auch als Filter <strong>zur</strong> Reinigung des <strong>Wasser</strong>s <strong>und</strong> zum<br />

Rückhalt von Nährstoffen <strong>und</strong> Treibhausgasen sind diese Feuchtgebiete von großem<br />

gesellschaftlichem Nutzen. Jedes Jahr halten Flussauen viele tausend Tonnen Stickstoff<br />

<strong>und</strong> Phosphor <strong>zur</strong>ück <strong>und</strong> verhindern somit ein übermäßiges Algenwachstum in Flüssen<br />

<strong>und</strong> Nord- <strong>und</strong> Ostsee.<br />

Im Kartendienst sind nun für<br />

jedermann die Daten zugänglich, die<br />

Forscher verschiedener Institutionen<br />

im Auftrag des BfN zum Thema Flussauen<br />

über mehrere Jahre gesammelt<br />

<strong>und</strong> ausgewertet haben. Der<br />

kostenfreie Kartendienst bietet die<br />

Möglichkeit, individuell für kleine<br />

Auenbereiche, aber auch für ganze<br />

Flüsse Informationen abzufragen<br />

<strong>und</strong> Karten zu erstellen. Wer wissen<br />

möchte, wie die Auen vor Ort tatsächlich<br />

aussehen, schaltet einfach<br />

aktuelle Luftbildaufnahmen dazu.<br />

Wer sich über die Auen in seiner<br />

Umgebung informieren möchte,<br />

kann dies tun unter<br />

http://www.bfn.de/0503_karten.html<br />

Europäische <strong>Wasser</strong>politik Schwerpunkt der<br />

neuen EU-Ratspräsidentschaft Zyperns<br />

BDEW: EU-<strong>Wasser</strong>politik sollte unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten<br />

stärker Rechnung tragen<br />

Zypern hat am 1. Juli 2012<br />

turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft<br />

von Dänemark übernommen<br />

<strong>und</strong> angekündigt, die<br />

Themen <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Klimaveränderung<br />

zu wichtigen Schwerpunkten<br />

ihrer europapolitischen Agenda zu<br />

machen. Zu den zentralen Themen<br />

sollen insbesondere die Vorbereitungen<br />

<strong>zur</strong> neuen <strong>Wasser</strong>strategie<br />

der Europäischen Kommission –<br />

dem sogenannten „Blueprint Water“<br />

Juli/August 2012<br />

774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

– gehören. Weiterer Schwerpunkt<br />

werden die geplanten europäischen<br />

Vorgaben zu Prioritären Substanzen<br />

sein. Die Europäische Kommission<br />

hatte Ende Januar 2012 einen Richtlinien-Vorschlag<br />

zu Prioritären Substanzen<br />

vorgelegt. Ziel dieser Initiative<br />

ist es, die Belastung der Gewässer<br />

in der Europäischen Union mit<br />

diesen Stoffen weiter zu verringern.<br />

„Mit dem Schwerpunkt <strong>Wasser</strong>politik<br />

unterstreicht die zypriotische<br />

Präsidentschaft die Bedeutung<br />

einer sicheren <strong>und</strong> qualitativ hochwertigen<br />

<strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

in Europa. Die europäische<br />

<strong>Wasser</strong>politik muss allerdings<br />

die in den EU-Regionen<br />

höchst unterschiedlichen Gegebenheiten<br />

<strong>und</strong> Strukturen stärker<br />

beachten“, sagte Martin Weyand,<br />

BDEW-Hauptgeschäftsführer <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />

in Berlin. „Eine Fokussierung<br />

auf eine Strategie des<br />

<strong>Wasser</strong>sparens im Rahmen des<br />

„Blueprint Water“ reicht nicht aus.<br />

Die Ressourcensituation <strong>und</strong> der<br />

Umgang mit <strong>Wasser</strong> sind in den<br />

europäischen Regionen höchst<br />

unterschiedlich. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten<br />

deshalb auch regional angepasste<br />

Regelungen angestrebt<br />

werden. Damit wird den unterschied<br />

lichen Bedürfnissen von Mitgliedstaaten<br />

mit Dürreproblemen<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>knappheit <strong>und</strong> Ländern<br />

mit ausreichenden <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

entsprochen.“ Auch der<br />

Umweltausschuss des Europäischen<br />

Parlaments habe sich eindeutig<br />

gegen eine allgemeingültige europäische<br />

<strong>Wasser</strong>sparpolitik ausgesprochen.<br />

Mit Blick auf die europäische Diskussion<br />

zu prioritären Stoffen<br />

betonte Weyand, dass die geplante<br />

Anpassung <strong>und</strong> Erweiterung der<br />

Liste prioritärer Stoffe gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

sinnvoll sei. „Zusätzliche Stoffe sollten<br />

allerdings nur dann in die Liste<br />

aufgenommen werden, wenn diese<br />

relevant <strong>und</strong> die abgeleiteten<br />

Umweltqualitätsnormen (UQN) hinreichend<br />

belastbar sind. Wesentliches<br />

Ziel sollte gr<strong>und</strong>sätzlich sein,<br />

Verschmutzungen am Ursprung der<br />

Umweltbeeinträchtigung zu vermeiden<br />

<strong>und</strong> so das Verursacherprinzip<br />

konsequent umzusetzen.“ Bei<br />

Arzneimitteln seien beispielsweise<br />

Maßnahmen bei den Indirekteinleitern<br />

wie Krankenhäusern <strong>und</strong><br />

Spezialkliniken erforderlich. Der<br />

BDEW setze sich hier seit Jahren<br />

für gesetzliche Regelungen ein.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bdew.de<br />

© Martina Böhner/<br />

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Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775


Nachrichten<br />

Branche<br />

Landeswasserversorgung feiert<br />

100-jähriges Jubiläum<br />

Der Mittlere Neckarraum bezieht seit 95 Jahren einen großen Teil seines Trinkwassers<br />

aus den Gr<strong>und</strong>wasservorkommen des Donauriedes bei Ulm<br />

1910 – die ersten Versuchsbrunnen werden gebaut.<br />

R<strong>und</strong> 3 Mio. Menschen im Mittleren<br />

Neckarraum <strong>und</strong> im<br />

Nordosten Baden-Württembergs<br />

erhalten heute ihr Trinkwasser von<br />

der Landeswasserversorgung (LW).<br />

Es entstammt im Wesentlichen<br />

den Gr<strong>und</strong>wasservorkommen der<br />

Schwäbischen Alb bei Ulm <strong>und</strong> Heidenheim.<br />

Ein Teil ist Flusswasser der<br />

Donau, es wird im <strong>Wasser</strong>werk Langenau<br />

zu Trinkwasser aufbereitet.<br />

Um das Jahr 1900 führte der<br />

<strong>Wasser</strong>mangel in weiten Teilen<br />

Württembergs, insbesondere je -<br />

doch im Mittleren Neckarraum, zu<br />

der Erkenntnis, dass der Entwicklung<br />

der Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

ohne eine leistungsfähige Trinkwasserversorgung<br />

enge Grenzen<br />

gesetzt sind. Da die ortsnahen<br />

<strong>Wasser</strong>vorkommen in ihrer Menge<br />

<strong>und</strong> Qualität vielerorts nicht mehr<br />

den Ansprüchen genügten, führte<br />

dies am 8. Juli 1912 <strong>zur</strong> Gründung<br />

der Landeswasserversorgung. König<br />

König Wilhelm II. unterzeichnete die Gründungsurk<strong>und</strong>e der LW am 8. Juli 1912.<br />

Wilhelm II. von Württemberg unterzeichnete<br />

ein entsprechendes<br />

Gesetz, da nur der Staat in der Lage<br />

war, eine derart große Aufgabe zu<br />

finanzieren <strong>und</strong> zu bewältigen. Dies<br />

war die Geburtsst<strong>und</strong>e der ersten<br />

Fernwasserversorgung Deutschlands.<br />

Nach umfangreichen Baumaßnahmen<br />

floss in Stuttgart <strong>und</strong><br />

entlang der Hauptleitung 1 im Jahr<br />

1917 erstmals Gr<strong>und</strong>wasser aus<br />

dem Donauried aus den <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

– eine technische Meisterleistung,<br />

insbesondere in den<br />

Jahren des Ersten Weltkrieges. Die<br />

erste LW-Hauptleitung von Niederstotzingen<br />

über Aalen nach Stuttgart<br />

entwickelte sich rasch <strong>zur</strong><br />

Lebensader des Mittleren Neckarraumes.<br />

Sowohl der rasante Bevölkerungszuwachs<br />

als auch die dynamische<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> industrielle<br />

Entwicklung dieser Region<br />

wäre ohne das Trinkwasser von der<br />

Schwäbischen Alb kaum möglich<br />

gewesen. Über die Jahrzehnte hinweg<br />

wurden die LW-<strong>Anlagen</strong> fortlaufend<br />

erweitert <strong>und</strong> modernisiert.<br />

Heute stellen die beiden <strong>Wasser</strong>werke<br />

in Langenau <strong>und</strong> Dischingen<br />

über ein 775 Kilometer langes Fernleitungsnetz<br />

jährlich knapp 90 Mio.<br />

m 3 Trinkwasser bester Qualität <strong>zur</strong><br />

Verfügung.<br />

Die positiven Erfahrungen machten<br />

die LW zum Vorbild für weitere<br />

Fernwasserversorgungsunternehmen<br />

im Land, nämlich die 1953<br />

gegründete <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Nordost-Württemberg, die 1954<br />

gegründete Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> die 1974 gegründete<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung Kleine Kinzig. In<br />

enger Zusammenarbeit von Eigen-,<br />

Gruppen- <strong>und</strong> Fernwasserversorgung<br />

verfügt Baden-Württemberg<br />

heute über einen hohen Standard in<br />

der Trinkwasserversorgung, insbe-<br />

Juli/August 2012<br />

776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Übersichtsplan der <strong>Anlagen</strong> der Landeswasserversorgung.<br />

sondere über eine hohe Versorgungssicherheit. Das<br />

Land ist somit auf die bevorstehenden Aufgaben, also<br />

auch auf die möglichen Folgen des Klimawandels mit<br />

voraussichtlich längeren Trockenperioden <strong>und</strong> höheren<br />

Bedarfsspitzen, gut vorbereitet.<br />

Neben der Bereitstellung der benötigten <strong>Wasser</strong>menge<br />

spielt die Qualität des Trinkwassers eine große<br />

Rolle. Von Anfang an wurden bei der LW die <strong>Wasser</strong>vorkommen<br />

sehr genau auf ihre Qualität hin untersucht.<br />

Die hervorragende Qualität des Gr<strong>und</strong>wassers im<br />

Donauried trug wesentlich dazu bei, dass die erste <strong>Wasser</strong>fassung<br />

bei Niederstotzingen <strong>und</strong> nicht anderswo im<br />

Land gebaut wurde. Von Anfang an hatte die LW auch<br />

die Stoffe im Blick, die nicht oder nur in geringer Konzentration<br />

ins Trinkwasser gehören. Dazu zählen beispielsweise<br />

Nitrat, Uran, Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel<br />

oder Keime. Deren Vorkommen führt regelmäßig<br />

zu fachlichen <strong>und</strong> teilweise auch zu politischen Diskussionen.<br />

Im Bedarfsfall werden dann die entsprechenden<br />

Vorkehrungen <strong>zur</strong> Vermeidung des Eintrages in die<br />

Gewässer getroffen oder entsprechende Aufbereitungsanlagen<br />

<strong>zur</strong> Entfernung der Stoffe aus dem <strong>Wasser</strong><br />

gebaut. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die LW in<br />

ihrem Betriebs- <strong>und</strong> Forschungslabor intensiv mit dem<br />

Vorkommen organischer Spurenstoffe <strong>und</strong> den Möglichkeiten<br />

zu deren Entfernung aus dem <strong>Wasser</strong>. Dazu<br />

zählen Industrie- <strong>und</strong> Haushaltschemikalien, Kosmetika<br />

<strong>und</strong> Arzneimittel. Immer ist es die Aufgabe der LW, mögliche<br />

Gefährdungspotenziale abzuschätzen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Maß nahmen zu ergreifen.<br />

Während ihrer nunmehr 100jährigen Unternehmensgeschichte<br />

war die LW in der Trinkwasserversorgung<br />

zu jeder Zeit Taktgeber für innovatives <strong>und</strong> wirtschaftliches<br />

Handeln. Dazu zählen nicht nur energieeffiziente<br />

Förderanlagen, sondern auch die im Leitungsnetz<br />

installierten Turbinenanlagen <strong>zur</strong> Energiegewinnung.<br />

Die erste Turbinenanlage wurde bereits im Jahr 1922 in<br />

Betrieb genommen, über die Jahrzehnte hinweg kamen<br />

39 weitere hinzu. Auch der Einsatz von qualifiziertem<br />

Fachpersonal, der günstige <strong>Wasser</strong>preis, die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> der Einsatz von effi zienten <strong>und</strong> zuverlässigen<br />

Aufbereitungsverfahren, eine umfassende Qualitätsüberwachung,<br />

das Dienstleistungsangebot für die<br />

Verbandsmitglieder <strong>und</strong> eine transparente Öffentlichkeitsarbeit<br />

zeichnen die LW heute als modernes <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

aus. Die Landeswasserversorgung<br />

ist also auf die Aufgaben der nächsten<br />

Jahrzehnte gut vorbereitet.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.lw-online.de<br />

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Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777


Nachrichten<br />

Branche<br />

Deutsches IWA Young Water Professionals Chapter<br />

gegründet<br />

Am 4. Mai 2012 trafen beim<br />

Ruhrverband in Essen sieben<br />

junge <strong>Wasser</strong>wirtschaftlerInnen aus<br />

Deutschland mit Vertretern des<br />

deutschen Nationalkomitees der<br />

International Water Association<br />

(IWA), dem Vorsitzenden Prof. H.<br />

Bode <strong>und</strong> dem Generalsekretär Prof.<br />

N. Jardin, zusammen, um den Startschuss<br />

für die Gründung eines deutschen<br />

Young Water Professionals<br />

(YWP) Chapter zu geben.<br />

Die YWP blickt auf eine einzigartige<br />

Erfolgsgeschichte innerhalb<br />

der IWA <strong>zur</strong>ück. Auf Initiative des<br />

damaligen Präsidenten, David<br />

Garman aus Australien, wurde 2006<br />

im Rahmen des Weltwasserkongresses<br />

in Peking das IWA Young<br />

Water Professionals Programm zu<br />

neuem Leben erweckt. Seit dieser<br />

Zeit hat sich das Mitgliedersegment<br />

der YWP auf inzwischen etwa<br />

30 % der indivi duellen Mitglieder<br />

der IWA erhöht. Heute sind r<strong>und</strong><br />

1500 Young Water Professionals<br />

weltweit in der IWA als individuelle<br />

Mitglieder engagiert.<br />

Zu den hauptsächlichen Aktivitäten<br />

der YWP innerhalb der IWA<br />

zählen:<br />

Die deutsche Young Water Professionals Gruppe<br />

innerhalb der IWA.<br />

""<br />

Veranstaltung von nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Konferenzen,<br />

die das Ziel verfolgen,<br />

gerade für junge WissenschaftlerInnen<br />

<strong>und</strong> Beschäftigte im <strong>Wasser</strong>sektor<br />

ein Forum zum Austausch<br />

<strong>und</strong> <strong>zur</strong> gemeinsamen<br />

Diskussion <strong>und</strong> bereits frühzeitig<br />

in der Karriere die Möglichkeit<br />

zum Aufbau internationaler<br />

Netzwerke zu bieten.<br />

""<br />

Eigenständige Workshops, die<br />

die YWP regelmäßig auf den großen<br />

Kongressen der IWA veranstalten,<br />

in denen insbesondere<br />

der Austausch zwischen Young<br />

Professionals <strong>und</strong> Senior Professionals<br />

gepflegt wird.<br />

""<br />

Regelmäßige Publikation eines<br />

Newsletters des internationalen<br />

IWA Young Water Professionals<br />

Komitee, um die weltweite Netzwerkbildung<br />

innerhalb der YWP<br />

voranzutreiben.<br />

""<br />

Gemeinsame Erarbeitung mit<br />

dem IWA Hauptquartier der jährlich<br />

veröffentlichten Broschüre<br />

„World of opportunities – working<br />

in the international water<br />

sector“, die sowohl Orientierung<br />

wie aber auch konkrete Hinweise<br />

zum Berufseinstieg für<br />

junge <strong>Wasser</strong>wirtschaftlerInnen<br />

gibt.<br />

""<br />

Gezielte Vernetzung der Young<br />

Water Professionals der IWA <strong>und</strong><br />

fachlicher Austausch auf der<br />

Internet Plattform WaterWiki der<br />

IWA sowie auf sozialen Netzwerken,<br />

wie z. B. Facebook.<br />

""<br />

Förderung der Young Water<br />

Professionals durch die IWA Specialist<br />

Groups <strong>und</strong> frühzeitige<br />

Einbindung in die fachliche<br />

Arbeit der Gruppen oder das<br />

Management Committee.<br />

Die in Essen zusammengekommenen<br />

Young Water Professionals aus<br />

Universitäten <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>unternehmen<br />

gaben am 4. Mai 2012 enthusiastisch<br />

den Startschuss für den<br />

Aufbau einer deutschen Young<br />

Water Professionals Gruppe innerhalb<br />

der IWA. Diese Keimzelle<br />

besteht derzeit aus: Anna Abels,<br />

Despina Athanasiadou, Danièle<br />

Mousel – RWTH Aachen, Viktoria<br />

Berger – Universität Duisburg-<br />

Essen, Mareike Evers – Technische<br />

Universität Hamburg-Harburg,<br />

Klaus Nelting – Leibniz Universität<br />

Hannover, Thomas Pochwyt – Gelsenwasser.<br />

Sie alle eint ihr Wunsch,<br />

neben dem nationalen technischwissenschaftlichen<br />

Fokus auch den<br />

persönlichen <strong>und</strong> fachlichen Horizont<br />

über die Landesgrenze zu<br />

erweitern <strong>und</strong> in einem internationalen<br />

Netzwerk mitzuwirken.<br />

Die ersten Ziele dieser neu formierten<br />

Gruppe sind natürlich<br />

zunächst einmal, weitere interessierte<br />

Personen für die Mitwirkung<br />

im deutschen Chapter zu gewinnen<br />

<strong>und</strong> erste Aktivitäten dieser deutschen<br />

Gruppe vorzubereiten. Ein<br />

selbstverständliches Element der<br />

zukünftigen Aktivitäten des deutschen<br />

Young Water Professionals<br />

Chapters wird natürlich auch die<br />

intensive Zusammenarbeit mit DWA<br />

<strong>und</strong> DVGW sein.<br />

Die deutschen Young Water Professionals<br />

würden sich über Interesse<br />

an ihrer Arbeit <strong>und</strong> Bereitschaft<br />

mitzuwirken ausgesprochen<br />

freuen <strong>und</strong> bitten darum, sich bei<br />

Interesse an folgende Personen zu<br />

wenden:<br />

Anna Abels,<br />

E-Mail: abels@isa.rwth-aachen.de<br />

oder<br />

Klaus Nelting,<br />

E-Mail: nelting@isah.uni-hannover.de<br />

Juli/August 2012<br />

778 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Dienstleistungspaket RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

Gr<strong>und</strong>lagenarbeit, Beratung, Schulung, Prüfung <strong>und</strong> Dialog<br />

Bei der Gütesicherung Kanalbau<br />

handelt es sich um ein System,<br />

das von Auftraggebern <strong>und</strong> Auftragnehmern<br />

gleichberechtigt<br />

getragen wird. Gemeinsam wird<br />

das Thema Ausführungsqualität<br />

angegangen – mit abgestimmten<br />

Anforderungen <strong>und</strong> den Elementen<br />

Selbstverpflichtung der Gütezeicheninhaber,<br />

Neutralität bei der<br />

Bewertung sowie Beratung <strong>und</strong><br />

Schulung. Da Auftraggeber bei<br />

der RAL-Gütesicherung Kanalbau<br />

mitwirken, vertrauen sie diesem<br />

System <strong>und</strong> nutzen es in immer<br />

größerer Zahl. Auftraggeber führen<br />

die Bewertung der Qualifikation<br />

von Auftragnehmern auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Bewertung durch<br />

den neutralen Güteausschuss<br />

durch. Daraus resultieren klare<br />

<strong>und</strong> einfache Strukturen. Die RAL-<br />

Gütesicherung hilft so dem Auftraggeber,<br />

Verwaltungskosten <strong>und</strong><br />

Organisationsaufwand einzusparen<br />

<strong>und</strong> führt in Kombination mit<br />

einer geeigneten Bauüberwachung<br />

zu hoher Ausführungs qualität<br />

<strong>und</strong> Nachhaltigkeit im Kanalbau.<br />

Die RAL-Gütesicherung<br />

Kanalbau beinhaltet darüber<br />

hinaus ein umfangreiches Dienstleistungs<br />

paket, das konsequent<br />

erweitert wird, um den Nutzen für<br />

Auftraggeber, Ingenieurbüros <strong>und</strong><br />

Gütezeicheninhaber weiter zu<br />

erhöhen.<br />

Zu den Hauptaufgaben der<br />

RAL-Gütegemeinschaft zählt die<br />

Erarbeitung eines zwischen<br />

Auftrag gebern, Ingenieurbüros<br />

<strong>und</strong> Auftrag nehmern abgestimmten<br />

Anforderungsprofils <strong>zur</strong> Bewertung<br />

der Bietereignung. In den<br />

Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen finden<br />

sich detaillierte Anforderungen<br />

an die Fachk<strong>und</strong>e, technische<br />

Leistungs fähigkeit <strong>und</strong> technische<br />

Zuverlässigkeit der Bieter sowie<br />

die Dokumentation der Eigenüberwachung.<br />

Der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft beauftragte Prüfingenieur ist zusätzlich<br />

Partneringenieur für Auftraggeber <strong>und</strong> Gütezeicheninhaber.<br />

Alle Abbildungen: Güteschutz Kanalbau<br />

Gleiche Spielregeln für alle<br />

Der Güteausschuss der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau erarbeitet<br />

wichtige Anpassungen der Güte<strong>und</strong><br />

Prüfbestimmungen; auf Antrag<br />

der Mitgliederversammlung auch<br />

in Bezug auf Ausschreibung <strong>und</strong><br />

Bauüberwachung im Bereich Offener<br />

Kanalbau (ABAK), Vortrieb (ABV)<br />

<strong>und</strong> Sanierung (ABS). Ziel dieser<br />

Erweiterung ist es, die Umweltverträglichkeit<br />

von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

<strong>und</strong> -kanälen durch eine qualitativ<br />

hochwertige Ausschreibung <strong>und</strong><br />

Bauüberwachung zu verbessern.<br />

Fachleute sind sich einig: Die Verbesserung<br />

der Qualität kann insbesondere<br />

in einem gemeinsamen<br />

Prozess zwischen Auftraggebern<br />

<strong>und</strong> Auftragnehmern gelingen.<br />

Daher weisen folgerichtig auch ausschreibende<br />

<strong>und</strong> bauüberwachende<br />

Stellen ihre Qualifikation<br />

nach.<br />

Inhaltlich abgestimmt<br />

Zum Jahreswechsel 2011/2012<br />

wurde die bislang in der Gütesicherung<br />

Kanalbau eingerichtete Beurteilungsgruppe<br />

G – sie beinhaltet<br />

den Qualifikationsnachweis für<br />

In spektion, Reinigung <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung<br />

ausschließlich auf<br />

Gr<strong>und</strong>stücken – in die neue Gütesicherung<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwäs serung<br />

RAL-GZ 968 überführt. Damit<br />

existieren zwei organisatorisch voneinander<br />

unabhängige RAL-Gütesicherungen,<br />

die – <strong>und</strong> das ist entscheidend<br />

– inhaltlich aufeinander<br />

abgestimmt sind: Gütezeicheninhaber<br />

Kanalbau (RAL-GZ 961), die<br />

gleichzeitig die Beurteilungsgruppen<br />

I, R <strong>und</strong> D führen, erfüllen die<br />

Anforderungen der Beurteilungsgruppe<br />

G der Gütesicherung Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

(RAL-GZ 968).<br />

Darüber hinaus erfüllen Gütezeicheninhaber<br />

Kanalbau der Beurtei-<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 779


Nachrichten<br />

Branche<br />

Die Gütesicherung<br />

der Gütezeicheninhaber<br />

durch Firmen<strong>und</strong><br />

Baustellenbesuche<br />

zählt zu<br />

den Aufgaben<br />

der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau.<br />

Gr<strong>und</strong>lagen neu aufgelegt<br />

Die Gütesicherung Kanalbau<br />

leistet zusätzlich Gr<strong>und</strong>lagenarbeit<br />

mit dem Ziel, die Qualität<br />

bei der Herstellung <strong>und</strong> Instandhaltung<br />

von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

<strong>und</strong> -kanälen zu verbessern. In<br />

kurzen Abständen erscheint in<br />

diesem Zusammenhang eine<br />

Übersicht zu den jeweils gültigen<br />

Regelwerken in der Broschüre<br />

„Technische Regeln im Kanalbau“.<br />

Diese ist unter www.kanalbau.com<br />

kostenlos verfügbar. Hier stehen<br />

auch die „Arbeitshilfe <strong>zur</strong> optischen<br />

Abnahmeprüfung“ <strong>und</strong><br />

weitere Informationen zum Herunterladen<br />

bereit.<br />

Als Ergebnis der umfangreichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagenarbeit bietet die RAL-<br />

Gütegemeinschaft Gütezeicheninhabern<br />

auch eine Unterstützung bei<br />

der Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

an. Anfang des Jahres sind<br />

die Leitfäden für die Eigenüberwachung<br />

in einer vollständig überarbeiteten<br />

Version erschienen. Sie<br />

enthalten Eigenüberwachungs-<br />

Muster für die Ausführungsbereiche<br />

Offener Kanalbau (AK), Vortrieb (VP,<br />

VM/VMD, VO/VOD), Inspektion (I),<br />

Reinigung (R) <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung<br />

(D). Hinzu kommen die Leitfäden<br />

für die Beurteilungsgruppen<br />

Ausschreibung <strong>und</strong> Bauüberwachung<br />

im Bereich Offener Kanalbau<br />

(ABAK), Vortrieb (ABV) <strong>und</strong> Sanierung<br />

(ABS).<br />

lungsgruppen AK, I, R <strong>und</strong> D die<br />

Anforderungen der entsprechenden<br />

Gruppen der Güte sicherung Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung.<br />

Neue Struktur<br />

Die Untergruppen der Beurteilungsgruppe<br />

S (Sanierung) haben eine<br />

neue Struktur erhalten. Während<br />

sich die Einteilung bisher an <strong>Verfahren</strong><br />

<strong>und</strong> Systemanbietern orientierte,<br />

nimmt die neue Einteilung<br />

Bezug auf Systeme, wie sie in der<br />

maßgebenden DIN EN 15885 definiert<br />

sind. Die damit erreichte Reduzierung<br />

von r<strong>und</strong> 150 auf nur noch<br />

23 Gruppen verbessert die Transparenz.<br />

Der Abgleich eingereichter<br />

Urk<strong>und</strong>en mit den an die Eignung<br />

gestellten Anforderungen wird für<br />

Auftraggeber erleichtert. Vorteile<br />

ergeben sich auch für die Gütezeicheninhaber:<br />

Es wird künftig keine<br />

vollständige Erstprüfung notwendig,<br />

wenn innerhalb eines Systems<br />

Anbieter oder Lieferant gewechselt<br />

werden<br />

Sichergestellt wird die Bestätigung<br />

der Qualifikation der Firmen<br />

unter anderem durch die kontinuierliche<br />

Beratung <strong>und</strong> Überprüfung<br />

durch die vom Güteausschuss<br />

beauftragten Prüfingenieure. Bei<br />

Firmen- <strong>und</strong> Baustellenbesuchen<br />

werden Erfahrung <strong>und</strong> Zuverlässigkeit<br />

sowie die Ausstattung der<br />

Unternehmen in Bezug auf Personal<br />

<strong>und</strong> Betriebseinrichtungen <strong>und</strong><br />

Geräte bewertet. Besondere Erfahrung<br />

des Unternehmens <strong>und</strong> des<br />

eingesetzten Personals belegen<br />

Nachweise über entsprechende<br />

Tätigkeiten. Die Zuverlässigkeit wird<br />

durch Vorlage eines Organisationsmanagements<br />

dokumentiert <strong>und</strong><br />

durch unangemeldete Baustellenbesuche<br />

bestätigt. Hinzu kommen<br />

aussagekräftige Referenzen wie<br />

zum Beispiel Abnahmeprotokolle.<br />

Bei der Eigenüberwachung sind für<br />

alle Beurteilungsgruppen die maßgeblichen<br />

Parameter zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> deren Einhaltung zu dokumentieren.<br />

Umfangreiches<br />

Schulungsangebot<br />

Das umfangreiche Angebot an<br />

Schulung <strong>und</strong> Beratung für Auftraggeber,<br />

Ingenieurbüros <strong>und</strong> Gütezeicheninhaber<br />

ist ein weiterer wichtiger<br />

Bestandteil des Dienstleistungspaketes<br />

RAL-Gütesicherung.<br />

Insgesamt 66 Fachveranstaltungen<br />

<strong>zur</strong> Herstellung <strong>und</strong> Instandhaltung<br />

von <strong>Abwasser</strong>leitungen <strong>und</strong> -kanälen<br />

werden in 2012 von April bis<br />

November b<strong>und</strong>esweit angeboten.<br />

Behandelt werden neben dem<br />

Thema „Kanalbau in offener Bauweise“<br />

(32 Termine), „Rohrvortrieb“<br />

(4), „Kanalsanierung“ (16), „Kanalinspektion“<br />

(8) <strong>und</strong> „Dichtheitsprüfung“<br />

(6).<br />

Zudem organisiert die Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau Erfahrungsaustausche<br />

der Fachkollegen aus<br />

Entwässerungsbetrieben, Ingenieurbüros<br />

sowie den Bauunternehmen<br />

mit RAL-Gütezeichen Kanalbau.<br />

Der Schwerpunkt dieser Veranstaltungsreihe<br />

liegt auf den Themen<br />

„Maßnahmen <strong>zur</strong> Berücksichtigung<br />

der technischen Anforderungen“<br />

<strong>und</strong> „Sicherstellung einer fachgerechten<br />

Ausführung“. Berichte <strong>zur</strong><br />

Bauausführung anhand fiktiver Ausführungsbeispiele,<br />

Lösungsansätze<br />

mit Managementsystemen sowie<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Strategien <strong>zur</strong> Qualitätssicherung<br />

sind weitere Bestandteile<br />

der Erfahrungsberichte der<br />

vom Güteausschuss der RAL-Güte-<br />

Juli/August 2012<br />

780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

gemeinschaft Kanalbau beauftragten<br />

Prüfingenieure. Mit vielen praxisnahen<br />

Bezügen führen diese<br />

anschaulich durch das gesamte<br />

Spektrum von Herstellung <strong>und</strong><br />

Instandhaltung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

<strong>und</strong> -kanälen. Die bisher<br />

durchgeführten Veranstaltungen in<br />

Berlin/Brandenburg, Bayern <strong>und</strong><br />

Nordrhein-Westfalen fanden große<br />

Resonanz <strong>und</strong> werden in weiteren<br />

B<strong>und</strong>esländern fortgeführt.<br />

Standort- <strong>und</strong> praxisnah<br />

Ebenso umfangreich präsentiert<br />

sich das Schulungsprogramm für<br />

Gütezeicheninhaber. Es umfasst ein<br />

Angebot kostengünstiger, standort<strong>und</strong><br />

praxisnaher Seminare, die vorwiegend<br />

in den Wintermonaten<br />

stattfinden. Von Januar bis April<br />

2012 standen auf dem Programm:<br />

71 Seminare „Kanalbau in offener<br />

Bauweise“, vier Seminare „Rohrvortrieb“,<br />

fünf Seminare „Kanalsanierung“,<br />

acht Seminare „Inspektion“,<br />

sechs Seminare „Reinigung“, acht<br />

Seminare „Dichtheitsprüfung“ sowie<br />

sechs Seminare „Neubau <strong>und</strong> Prüfung<br />

von Entwässerungssystemen<br />

auf Gr<strong>und</strong>stücken“. Hieran nahmen<br />

2789 Mitarbeiter von Firmen teil, die<br />

ein Gütezeichen führen. Neben<br />

diesen „offenen“ Seminaren,<br />

können mit der Gütegemeinschaft<br />

Kanalbau „Inhouse“-Seminare im<br />

Unternehmen vereinbart werden.<br />

Das Angebot wird genutzt, wie die<br />

Zahlen eindrucksvoll belegen: In<br />

den 229 in diesem Frühjahr<br />

durchgeführten „Inhouse“-Seminaren<br />

wurden zusätzlich 4592 Teilnehmer<br />

geschult.<br />

In den Schulungen werden die<br />

Anforderungen der DIN EN-, DIN<strong>und</strong><br />

DWA-Regelwerke <strong>zur</strong> fachgerechten<br />

Ausführung dargestellt.<br />

Gütezeicheninhaber sichern durch<br />

überbetriebliche Fortbildung die<br />

Qualifikation der Mitarbeiter, die<br />

damit auf dem aktuellen Kenntnisstand<br />

der allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik sind. Entsprechend<br />

den Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen<br />

der jeweiligen Beurteilungsgruppe<br />

nehmen die Mitarbeiter<br />

turnusgemäß an diesen oder<br />

alternativen Schulungsangeboten<br />

teil.<br />

Der Fülle von Dienstleistungsangeboten<br />

ist eines gemeinsam: Es<br />

findet ein individueller Dialog mit<br />

Auftraggebern <strong>und</strong> Unternehmen<br />

statt. Der zuständige Prüfingenieur<br />

ist Partneringenieur, der den Firmen<br />

<strong>und</strong> Auftraggebern unterstützend<br />

<strong>zur</strong> Seite steht. Es geht um Partnerschaft,<br />

um Beratung <strong>und</strong> Dialog – so<br />

die gemeinsame Auffassung von<br />

Auftraggebern <strong>und</strong> Auftragnehmern.<br />

Dabei ist die Gütesicherung<br />

Kanalbau RAL-GZ 961 die geeignete<br />

Plattform, um die gemeinsamen<br />

Ziele in Bezug auf die Ausführungs-<br />

Qualität voran zu bringen.<br />

Neue Funktionen<br />

Alle Themenbereiche <strong>und</strong> zusätzliche<br />

Funktionen im Rahmen der<br />

Gütesicherung Kanalbau stehen<br />

unter www.kanalbau.com <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Auch diese wurden in den<br />

vergangenen Monaten erweitert.<br />

Insbesondere der Login-Bereich,<br />

den Mitglieder nach Eingabe ihrer<br />

Zugangsdaten nutzen können,<br />

wartet mit neuen <strong>und</strong> verbesserten<br />

Funktionen sowie Masken für die<br />

Dateneingabe auf. Über den Login-<br />

Bereich können Gütezeicheninhaber<br />

<strong>und</strong> Antragsteller ihre<br />

Angaben <strong>zur</strong> Qualifikation wie zum<br />

Beispiel Stammdaten, Personal,<br />

Schulung <strong>und</strong> Geräteausstattung<br />

eingeben. Die modifizierten Module<br />

<strong>und</strong> Eingabemasken orientieren<br />

sich an den Anforderungen der<br />

Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen. Alle<br />

Angaben <strong>zur</strong> Qualifikation können<br />

als Übersichten ausgedruckt werden.<br />

Automatisch entstehen auf<br />

diese Weise beispielsweise firmenbezogene<br />

Schulungsübersichten.<br />

Der neue Login-Bereich führt zu<br />

wirtschaftlicheren Arbeitsabläufen<br />

bei Auftraggebern, Ingenieurbüros,<br />

Gütezeicheninhabern <strong>und</strong> den vom<br />

Güteausschuss beauftragten Prüfingenieuren.<br />

Kontakt:<br />

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau,<br />

Postfach 1369,<br />

D-53583 Bad Honnef,<br />

Tel. (02224) 9384-0,<br />

Fax (02224) 9384-84,<br />

E-Mail: info@kanalbau.com,<br />

www.kanalbau.com<br />

Im Rahmen der Firmenseminare findet ein individueller Dialog mit den Unternehmen<br />

statt. Auf Gr<strong>und</strong>lage dieses Dialoges werden individuelle Fortbildungsmaßnahmen<br />

erarbeitet.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781


Nachrichten<br />

Branche<br />

Zweite Mitgliederversammlung der Güteschutz<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.<br />

Im März trafen sich in Hennef unter<br />

der Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden<br />

Karl-Heinz Flick die Mitglieder<br />

der noch jungen „Gütegemeinschaft<br />

Herstellung, baulicher Unterhalt,<br />

Sanierung <strong>und</strong> Prüfung von<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungen e.V. –<br />

Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />

zu ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung.<br />

Uneinheitlich einheitlich<br />

Das „brennende“ Thema Dichtheitsprüfung<br />

stand erwartungsgemäß<br />

im Mittelpunkt des Berichts vom<br />

Vorstand. „Auf politischer Ebene“, so<br />

Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz<br />

Flick, „herrscht große Uneinheitlichkeit:<br />

Es gibt keine b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />

Regelung, zusätzlich zum<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz des B<strong>und</strong>es<br />

existieren b<strong>und</strong>eslandspezifische<br />

Regelungen (LWG NRW, EKVO Hessen,<br />

etc.), die in den kommunalen<br />

Satzungen zudem sehr unterschiedlich<br />

umgesetzt werden. Diese b<strong>und</strong>eslandspezifischen<br />

Regelungen<br />

werden fortbestehen, da ein Erlass<br />

einer entsprechenden einheitlichen<br />

B<strong>und</strong>esverordnung nicht zu erwarten<br />

ist. Die Techniker hingegen“, so<br />

Flick, „haben im Gegensatz zu den<br />

Politikern klare, eindeutige Regeln<br />

<strong>und</strong> Vorschriften zum Schutz von<br />

Gr<strong>und</strong>wasser, Gewässer <strong>und</strong> Boden.<br />

Diese gilt es jetzt, in die politische<br />

Diskussion einzubringen.“<br />

Als technisches Regelwerk verwies<br />

er auf die DIN 1986-30, die<br />

auch eine Orientierung an den<br />

Anforderungen der Gütesicherung<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung (RAL-GZ<br />

968) für die Auftraggeber ist. Durch<br />

Mitwirkung im Normenausschuss<br />

<strong>Wasser</strong>wesen <strong>und</strong> in den DWA-Ausschüssen<br />

Entwässerungssysteme<br />

(DWA-Regelwerke) ist die Gütegemeinschaft<br />

im Bereich Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

sehr gut aufgestellt –<br />

gerade auch im Hinblick auf Ausbildung<br />

Sachk<strong>und</strong>ige <strong>und</strong> Ausführung<br />

auf der Baustelle.<br />

Eindeutig positioniert<br />

Bezüglich der Diskussion um die flächendeckende<br />

Dichtheitsprüfung<br />

hat sich die Gütegemeinschaft klar<br />

positioniert <strong>und</strong> unter anderem<br />

eine gemeinsame, verbandsübergreifende<br />

Erklärung mit unterschrieben.<br />

Die Dichtheit der Entwässerungsleitungen<br />

muss gege-<br />

Bild 1. v.l.n.r.: Fritz Schellhorn (stellv. Vorstandsvorsitzender), Karl-Heinz Flick<br />

(Vorstandsvorsitzender) <strong>und</strong> Dirk Bellinghausen (Geschäftsführer).<br />

Alle Fotos: Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.<br />

ben sein! Unterstützt wurde die<br />

Erklärung von einer Pressemitteilung<br />

der DWA, in der ihr Präsident<br />

Otto Schaaf fordert, dass die Überprüfung<br />

privater <strong>und</strong> öffentlicher<br />

Leitungen klarer <strong>und</strong> einheitlicher<br />

Regelungen bedarf.<br />

Gerade im bevölkerungsreichsten<br />

B<strong>und</strong>esland NRW sei jetzt der<br />

Umweltausschuss gefordert, von<br />

der politischen Bühne <strong>zur</strong> fachtechnischen<br />

Diskussion <strong>und</strong> Agitation<br />

zu wechseln, lauteten die Schlussworte<br />

des Vorsitzenden.<br />

Dichtheitsprüfung:<br />

Leitfaden für die Kommunen<br />

Karsten Selleng, Obmann des Güteausschusses,<br />

berichtete über die<br />

Tagungen des Güteausschusses, in<br />

denen die Antragsformulare „Erstprüfung“<br />

<strong>zur</strong> Gütezeichenverleihung<br />

erarbeitet <strong>und</strong> online gestellt<br />

wurden. Die vier Prüforganisationen,<br />

Güteschutz Kanalbau, ÜWG-<br />

SHK, GFA <strong>und</strong> GET, wurden bestätigt<br />

<strong>und</strong> ihre benannten Prüfer bestellt.<br />

Änderungen <strong>und</strong> Ergänzungen<br />

zu den Güte- <strong>und</strong> Prüfbestimmungen<br />

werden vom Güteausschuss<br />

kontinuierlich gesammelt.<br />

Ein Antrag bei der DWA <strong>zur</strong> Fortschreibung<br />

des Merkblattes M 190<br />

wurde gestellt; zukünftig soll dieses<br />

Merkblatt als Leitfaden für die Kommunen<br />

dienen. „Aktuell werden die<br />

Checklisten erarbeitet <strong>und</strong> angepasst“,<br />

so Selleng, „um eine einheitliche<br />

Erstprüfung durchführen zu<br />

können.“ Auch wird die Baustellenmeldepflicht<br />

neu organisiert.<br />

Hamburger Betriebe werden<br />

streng nach dem Hamburger<br />

<strong>Abwasser</strong>gesetz ausgebildet <strong>und</strong><br />

geschult, dies betrifft auch die<br />

Betriebe der Gütesicherung Entwässerungstechnik<br />

(Abscheider). Hierfür<br />

sollen Fortbildungsveranstaltungen<br />

ins Leben gerufen werden,<br />

die eine b<strong>und</strong>esweit einheitliche<br />

Schulung der Prüfer sicherstellen.<br />

Juli/August 2012<br />

782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

Ebenso sollen für die Dichtheitsprüfung<br />

einheitliche Gr<strong>und</strong>sätze<br />

gelten. Ist z. B. nach einer Zustandserfassung<br />

eine Sanierung erforderlich,<br />

ist der Sachk<strong>und</strong>ige häufig<br />

damit überfordert. Es besteht also<br />

in mehreren Bereichen Schulungsbedarf,<br />

erklärt Selleng. „Vor allem für<br />

junge Leute sollen hier Möglichkeiten<br />

der Ausbildung anstatt neue<br />

Kursangebote geschaffen werden.<br />

Eine Ausbildung zum „Berater GE“ –<br />

einheitlich mit klarer Abgrenzung.<br />

Dieses Anforderungsprofil kann<br />

über den Güteausschuss erstellt<br />

werden.“<br />

Das erklärte Ziel der Ausschuss-<br />

Mitglieder ist, durch die Gütesicherung<br />

auf einem b<strong>und</strong>esweit einheitlichen<br />

Niveau ein Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Gr<strong>und</strong> stücks -<br />

eigentümer <strong>und</strong> Unternehmen zu<br />

schaffen.<br />

Abschließend erläuterte Selleng<br />

die „Aktuellen technischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>zur</strong> Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />

mit der Neufassung der DIN 1986-<br />

30 vom Februar 2012, der Überarbeitung<br />

des DWA-M 143-6 (neu<br />

M 149-6) <strong>und</strong> der Überarbeitung<br />

des DWA-A 142.<br />

An Fahrt gewonnen<br />

Geschäftsführer Dirk Bellinghausen<br />

gab einen Überblick über die inzwischen<br />

abgeschlossenen Organisationseinheiten,<br />

die die Gütegemeinschaft<br />

tangieren, weiterhin gab er<br />

den Hinweis auf die Internetpräsenz<br />

(www.gs-ge.de), den begonnenen<br />

Aufbau der zentralen Datenbank<br />

„Mitglieder“ sowie auf die Einführung<br />

der Software des Güteschutz<br />

Kanalbau.<br />

„Die Teilnahme <strong>und</strong> Vorträge an<br />

vielen großen <strong>und</strong> kleineren Veranstaltungen<br />

haben kontinuierlich<br />

dafür gesorgt, dass das Gütezeichen<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung weiteren<br />

Bekanntheitsgrad erlangt hat“,<br />

so Bellinghausen. „Der aktuelle<br />

Mitgliederstand ist: acht Gründungsmitglieder,<br />

100 Gütezeicheninhaber,<br />

davon 30 Unternehmen<br />

Vollmitglied.“ Die aktuelle landesgesetzliche<br />

Situation in NRW <strong>und</strong> Hessen<br />

bewirke leider eine schwächere<br />

Nachfrage nach Mitgliedsanträgen.<br />

Bild 3. Kommunal politiker<br />

Joachim Bode fordert die Politik<br />

hinsichtlich der Dichtheitsprüfung<br />

für Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

auf, zu handeln,<br />

statt zu diskutieren.<br />

Handeln statt diskutieren<br />

Gastredner Joachim Bode, Fraktionsvorsitzender<br />

Ratsfraktion Extertal,<br />

leistete als Kommunalpolitiker<br />

mit seinen „Kommunalpolitischen<br />

Erfahrungen in der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />

einen ganz besonderen<br />

Beitrag zum aktuellen Thema. Bode<br />

ist als Politiker der Auffassung, dass<br />

das Thema von der Politik ausgeklammert<br />

werden muss <strong>und</strong> dass es<br />

über <strong>und</strong>ichte Entwässerungsleitungen<br />

keinerlei Diskussion bedarf.<br />

„Als gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage ist hierfür<br />

das <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz des<br />

B<strong>und</strong>es (WHG) zu nennen“, so Bode.<br />

„In NRW fand sich die Pflicht der<br />

Dichtheitsprüfung zunächst in der<br />

LBO wieder, in 2007 wechselte diese<br />

Thematik dann in das Landeswassergesetz,<br />

dem Paragraphen 61a.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dessen wurden Dichtheitsprüfungen<br />

in vielen kommunalen<br />

Satzungen beschlossen, aber<br />

nicht durchgeführt. Es wurde immer<br />

gewartet, bis etwas passiert. Die ur -<br />

sprüngliche Frist 31. Dezember 2015<br />

rückte immer näher, ohne dass die<br />

Politik aktiv wurde“, erklärte Bode.<br />

Bode forderte gerade hier die<br />

vorausschauende <strong>und</strong> handelnde<br />

Politik, der Bürger müsse durch die<br />

Kommunen an die Hand genommen<br />

werden. Er sprach ganz klar die<br />

Pflicht <strong>zur</strong> Besorgnis an, dass Entwässerungen<br />

jetzt untersucht werden<br />

müssten, da sich ihr Zustand in<br />

den nächsten Jahren mehr <strong>und</strong><br />

mehr verschlechterte. Die Funktionsfähigkeit<br />

der privaten <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

sei heute schon sicherzustellen,<br />

egal welche Gesetzeslage<br />

herrsche.<br />

Seiner Ansicht nach darf die Diskussion<br />

um klare <strong>und</strong> sachgerechte<br />

Regelungen für die Überprüfung<br />

<strong>und</strong> Sanierung der privaten <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

nur intern von Fachleuten<br />

geführt werden <strong>und</strong> gehört<br />

nicht in die Öffentlichkeit. Für den<br />

Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

sei jetzt der klare Ansatzpunkt<br />

da, praktikable Regelungen zu finden,<br />

bzw. den Kommunen Leit fäden<br />

Bild 2.<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Karl-Heinz<br />

Flick erläutert<br />

den Jahresbericht<br />

des<br />

Vorstandes.<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783


Nachrichten<br />

Branche<br />

als Handwerkszeug <strong>zur</strong> Verfügung<br />

zu stellen <strong>und</strong> emotionale Diskussionen<br />

zu beenden.<br />

Wahlen für ergänzende<br />

Besetzungen<br />

Nach Verabschiedung des Jahresabschluss<br />

2011, der Entlastung des<br />

Vorstandes sowie weiterer notwendiger<br />

Formalien standen die Wahlen<br />

für ergänzende Besetzungen im<br />

Güteausschuss <strong>und</strong> im Fachbeirat<br />

an. Danach wurden Cornelia Hollek<br />

(GFA) <strong>und</strong> Michael Voß (Umweltberatung<br />

Dipl.-Ing. R. Winkelhardt KG,<br />

Mitglied im GET) von der Mitgliederversammlung<br />

einstimmig in den<br />

Güteausschuss bis September 2013<br />

gewählt.<br />

In den Fachbeirat wählte die Mitgliederversammlung<br />

einstimmig<br />

Torsten Schulz, Andreas Müller,<br />

H.-W. Bienentreu, Matthias Anton,<br />

Ulrich Bachon, Dr. Bernhard Fischer,<br />

Dieter Hesselmann <strong>und</strong> Mark<br />

Grusdas „en bloc“. Weiterhin wurden<br />

von der DWA Dr. Friedrich Hetzel<br />

<strong>und</strong> von dem VDRK Andreas Herrmann<br />

benannt.<br />

Beurteilungsgruppe<br />

„Sanierung S-GE“<br />

In verbandsübergreifenden Gesprächen<br />

der letzten Monate hat sich<br />

immer wieder die Notwendigkeit<br />

gezeigt, dass eine Beurteilungsgruppe<br />

„Sanierung S-GE“ in das<br />

Gütezeichen Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

integriert werden muss. Der<br />

Geschäftsstelle bzw. dem Güteausschuss<br />

wird dazu aufgetragen, eine<br />

Formulierung für diese neue Beurteilungsgruppe<br />

auszuarbeiten. Insbesondere<br />

soll hierbei auf die<br />

Abgrenzung zum öffentlichen<br />

Bereich geachtet werden, beispielsweise<br />

durch eine Nennweitenbeschränkung<br />

oder Einschränkung<br />

über die technischen Betriebsmittel.<br />

Die nächste Mitgliederversammlung<br />

findet einen Tag nach der<br />

Gemeinschaftstagung „Gebäude<strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“ am<br />

16. Januar 2013 in Fulda statt.<br />

Kontakt:<br />

Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-226,<br />

Fax (02242) 872-178,<br />

E-Mail: bellinghausen@gs-ge.de,<br />

www.gs-ge.de<br />

Wohin mit dem Geschiebe? – Optimierte<br />

Kanalsysteme helfen Kommunen, Geld zu sparen<br />

Wissenschaftler des Fachgebiets<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wasserschutz der TU Darmstadt<br />

haben unter der Leitung von<br />

Prof. Wilhelm Urban erstmals wissenschaftlich<br />

untersucht, wie man<br />

Feststoffe wie z. B. Steine, Sand <strong>und</strong><br />

Haushaltsreste aus der Kanalisation<br />

weitgehend entfernt. Sie kamen zu<br />

ebenso einfachen wie verblüffenden<br />

Ergebnissen.<br />

Die Feststoffe werden im Ab -<br />

wasser der Kanalisationen mittransportiert<br />

<strong>und</strong> setzen sich in den<br />

Kanälen ab. Um dieses sogenannte<br />

Geschiebe abzufangen, werden in<br />

Deutschland in neueren Kanalsystemen<br />

immer häufiger Geschiebeschächte<br />

eingebaut. Wie solche<br />

Schächte funktionieren <strong>und</strong> was<br />

geändert werden sollte, damit sie<br />

den Erfordernissen der Kanalsysteme<br />

optimal entsprechen,<br />

haben nun die Mitarbeiter von Prof.<br />

Urban am IWAR-Instituts erstmals<br />

wissenschaftlich untersucht. Sie<br />

kamen zu einfach umzusetzenden<br />

Ergebnissen, die den Kommunen<br />

merkbar Geld sparen helfen.<br />

Das Geschiebe wird gesaugt<br />

Geschiebeschächte sind eine noch<br />

recht junge Idee, die gegenüber<br />

den althergebrachten Geröllfängen<br />

einige Vorteile besitzen. Sie fangen<br />

z. B. das Geschiebe besser auf, so<br />

dass die Kanalisation effektiver<br />

arbeitet. Zudem lassen sie sich auch<br />

wesentlich einfacher leeren. Während<br />

die Fänge aufwändig von Mitarbeitern<br />

mit Besen <strong>und</strong> Schippe<br />

gereinigt werden müssen, können<br />

bei den Geschiebeschächten LKWs<br />

mit Saugwagen vorfahren <strong>und</strong> das<br />

Sediment maschinell, <strong>und</strong> damit<br />

deutlich schneller <strong>und</strong> preisgünstiger<br />

aus der Kanalisation entfernen.<br />

Doch nicht nur bei der Reinigung<br />

lässt sich dank der Geschiebeschächte<br />

Geld sparen. Auch<br />

Pumpen <strong>und</strong> andere maschinentechnische<br />

<strong>Anlagen</strong> werden durch<br />

das Sediment weniger in Mitleidenschaft<br />

gezogen, die Wartungs- <strong>und</strong><br />

Ersatzkosten sinken spürbar.<br />

Das Organische<br />

ist ein Problem<br />

Optimierungsbedarf herrscht trotz<br />

allem. Denn die organischen Stoffe,<br />

die sich ebenfalls im <strong>Abwasser</strong><br />

befinden, sollten im Gegensatz zum<br />

Geschiebe möglichst vollständig bis<br />

zu den Kläranlagen weitertransportiert<br />

werden. Sie werden aber meist<br />

in zu großen Anteilen in den<br />

Schächten festgehalten. „Optimal<br />

wäre, wenn weniger als 5 % Organik<br />

in den Geschiebeschächten hängen<br />

blieben“, konkretisiert der IWAR-<br />

Projektkoordinator Dr. Subhendu<br />

Hazra. Denn alles, was hängen<br />

Juli/August 2012<br />

784 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

Nachrichten<br />

bleibt, kann nicht in den Kläranlagen<br />

behandelt werden. Zudem füllen<br />

sich die Schächte viel schneller,<br />

so dass die Belüftungsrohre an den<br />

Schachtwänden verdeckt werden<br />

können. Die Rohre sind mit Löchern<br />

versehen, durch die ein Luftstrom<br />

erzeugt wird, „der das in den<br />

Schacht einfließende <strong>Abwasser</strong> in<br />

eine Walzenströmung führt“, erläutert<br />

Hazra. Das heißt, es wird eine<br />

Welle erzeugt, die die Ablagerungen<br />

aufwühlt. Dabei kommt es zu<br />

einer Trennung des Geschiebes von<br />

der Organik, die mit dem <strong>Wasser</strong><br />

abtransportiert wird. Diese sogenannte<br />

Walzenströmung darf nicht<br />

zu groß sein, um das Geschiebe<br />

nicht mit<strong>zur</strong>eißen, aber auch nicht<br />

zu gering, damit orga nische Materialien<br />

abtransportiert werden. In<br />

zahlreichen Computer simulationen<br />

<strong>und</strong> Feldversuchen haben Hazra<br />

<strong>und</strong> sein Kollege Dr. Alexander Sonnenburg<br />

von der Kessler+Luch<br />

GmbH errechnet, welche Walzenströmungen<br />

bei unterschiedlichen<br />

Umweltbedingungen hierfür in den<br />

Geschiebeschächten erzeugt werden<br />

müssen. Tatsächlich konnten<br />

die Forscher mithilfe optimierter<br />

Geschiebeschächte organische <strong>und</strong><br />

minera lische Stoffe deutlich effektiver<br />

trennen <strong>und</strong> die Fünf-Prozent-<br />

Hürde nehmen.<br />

Geschiebeschacht bei Belüftung. Wissenschaftler des Fachgebiets <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wasserschutz der TU Darmstadt haben unter der Leitung von Professor Wilhelm<br />

Urban erstmals wissenschaftlich untersucht, wie man Feststoffe wie zum Beispiel Steine,<br />

Sand <strong>und</strong> Haushaltsreste aus der Kanalisation mittels Geschiebeschächten weitgehend<br />

entfernt. © Philipp Benz / TU Darmstadt<br />

Die Lage der Rohre<br />

ist entscheidend<br />

Die Belüftungsrohre werden bislang<br />

auf der Ablaufseite montiert, an der<br />

das <strong>Wasser</strong> aus dem ein Meter tiefen<br />

Schacht abfließt. Die Darmstädter<br />

konnten nun nachweisen, dass die<br />

Spülwirkung in den Schächten verbessert<br />

werden kann, wenn diese<br />

Rohre auf der gegenüberliegenden<br />

Seite montiert werden, dort also, wo<br />

das <strong>Wasser</strong> eintritt. „Eine größere<br />

Strömungswelle erzeugt eine höhere<br />

Fließgeschwindigkeit des <strong>Abwasser</strong>s“,<br />

erläutert Hazra. Damit sie dem nun<br />

bekannten optimalen Wert entspricht,<br />

lässt sich per Monitoring die<br />

Belüftung gezielt einstellen.<br />

Eine tiefere Lage der Rohre verbessert<br />

die Funktion des Kanalsystems<br />

zusätzlich. „Optimal ist<br />

eine um 10 cm tiefere Lage als bislang,<br />

40 cm über dem Schachtboden<br />

ist nach unseren Berechnungen<br />

die optimale Höhe“. Zu tief<br />

dürfen sie nämlich auch nicht sitzen,<br />

da sie sonst zu schnell von<br />

Sedimenten bedeckt werden <strong>und</strong><br />

verstopfen. „Auch ger<strong>und</strong>ete<br />

Ecken in den Schächten begünstigen<br />

den <strong>Wasser</strong>fluss deutlich.“<br />

Insgesamt sind die Maßnahmen<br />

also für recht wenig Geld umzusetzen<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeiten,<br />

Geld zu sparen umso besser. In<br />

entsprechenden Regelwerken für<br />

Kommunen werden die Darmstädter<br />

Forschungs ergebnisse bereits<br />

kommuniziert.<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Das Forschungsprojekt wurde von<br />

der hessischen Landes-Offensive<br />

<strong>zur</strong> Entwicklung Wissenschaftlichökonomischer<br />

Exzellenz (LOEWE),<br />

Förderlinie 3, KMU-Verb<strong>und</strong>vorhaben,<br />

gefördert. Konsortialführer ist<br />

die VSB Vogelsberger Umwelttechnik<br />

GmbH.<br />

Die Ergebnisse wurden im<br />

Arbeitsblatt DWA-A 166 <strong>und</strong> im<br />

Merkblatt DWA-M 176 der Deutschen<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.<br />

(DWA) aufgenommen. „Eine Arbeitsgruppe<br />

der DWA überarbeitet derzeit<br />

diese Regelwerke, welche Hinweise<br />

<strong>zur</strong> konstruktiven Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Ausrüstung von Bauwerken der<br />

Zentralen Regenwasserbehandlung<br />

<strong>und</strong> -rückhaltung geben. Dort<br />

werden unter anderem auch<br />

Geschiebeschächte behandelt“,<br />

erläutert der IWAR-Projektkoordinator<br />

Dr. Subhendu Hazra. „Damit ist<br />

sichergestellt, dass unsere Optimierungsvorschläge<br />

auch umgesetzt<br />

werden, denn die planenden Ingenieurbüros<br />

<strong>und</strong> die Behörden orientieren<br />

sich an diesen Regelwerken.“<br />

Kontakt:<br />

Technische Universität Darmstadt,<br />

Karolinenplatz 5,<br />

D-64289 Darmstadt,<br />

Tel. (0 6151) 16-01,<br />

www.tu-darmstadt.de<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 785


Nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

TASK Praxistage 2012: Boden, Gr<strong>und</strong>wasser,<br />

Flächenrevitalisierung<br />

17. <strong>und</strong> 18. September 2012 im Leipziger KUBUS des UFZ<br />

Seit mehr als vier Jahren hat sich<br />

TASK zum Ziel gesetzt, inno vative<br />

Ergebnisse aus der Altlastenforschung<br />

auf geeigneten Absatzmärkten im<br />

nationalen <strong>und</strong> inter na tionalen Raum<br />

zu positionieren. Ganz in diesem Sinn<br />

stehen auch die TASK Praxistage 2012,<br />

die in Form von Workshops den Teilnehmern<br />

die Möglichkeit bieten, ihre<br />

Kenntnisse zu Fachthemen aus dem<br />

breiten TASK-Portfolio zu vertiefen.<br />

Weitere Themenschwerpunkte bilden<br />

die Ak ti vitäten an den von TASK<br />

betriebenen nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Technologiedemonstrationsplattformen.<br />

Workshopkomplex I –<br />

Sickerwasserprognose<br />

Im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunktes<br />

„Sickerwasserprognose“<br />

wurden <strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Bestimmung<br />

des Freisetzungsverhaltens<br />

von Schadstoffen aus Ersatzbaustoffen<br />

<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Transportprognose<br />

entwickelt. Unter anderem wurde<br />

dabei eine Reihe von Sickerwasserprognoseprogrammen<br />

erarbeitet.<br />

Zwei dieser Programme (SiWaPro<br />

DSS <strong>und</strong> SMART) wurden durch<br />

TASK gefördert, um deren Handhabbarkeit<br />

<strong>und</strong> Nutzbarmachung zu<br />

verbessern. Die oben genannten<br />

Programme wie ALTEX-1D werden<br />

im Rahmen von Workshops kurz vorgestellt.<br />

Neben den Softwareworkshops<br />

werden die Ergebnisse der<br />

durch TASK unterstützten Normung<br />

in diesem Bereich erläutert.<br />

Workshopkomplex II –<br />

Innovative Erk<strong>und</strong>ung<br />

Durch eine hochaufgelöste Erk<strong>und</strong>ung<br />

können wertvolle Informationen<br />

gewonnen werden, die zu<br />

einem besseren Verständnis der<br />

Untergr<strong>und</strong>verhältnisse beitragen.<br />

Dies stellt die wichtigste Gr<strong>und</strong>lage<br />

einer effizienten <strong>und</strong> Kosten angemessenen<br />

Sanierung dar. Im Rahmen<br />

dieses Workshops werden verschiedene,<br />

innovative Erk<strong>und</strong>ungsmethoden<br />

praktisch vorgestellt, unter anderem<br />

die <strong>Verfahren</strong> Phytoscreening,<br />

MAGPROX, Direct Push-basierte <strong>Verfahren</strong><br />

sowie das Thermo-Flowmetermonitoring<br />

(TFM)-<strong>Verfahren</strong>.<br />

Workshopkomplex III –<br />

Integrierte Planung &<br />

Bewertung<br />

Dieser Workshop gibt den Teilnehmern<br />

die Möglichkeit, eine Vielzahl<br />

von elektronischen Werkzeugen zu<br />

testen, die Praktiker <strong>und</strong> Gemeinden<br />

bei einer nachhaltigen Revitalisierung<br />

von großflächigen <strong>und</strong><br />

komplex kontaminierten Standorten<br />

unterstützen.<br />

Workshopkomplex IV –<br />

Thermische Sanierung<br />

Für die Planung <strong>und</strong> Dimensionierung<br />

einer thermisch-unterstützten<br />

In-situ-Sanierung mittels Dampf-<br />

Luft-Injektion (DLI) ist ein großes<br />

Maß an Expertise notwendig. Dies<br />

stellt eine wesentliche Barriere bei<br />

der Etablierung des <strong>Verfahren</strong>s in<br />

der Sanierungspraxis dar. Um eine<br />

breite Nutzung der Technologie<br />

durch Ingenieurbüros <strong>und</strong> Sanierungsfirmen<br />

zu ermöglichen, wurde<br />

über TASK die Entwicklung eines<br />

computergestützten Werkzeugs <strong>zur</strong><br />

Vorplanung <strong>und</strong> Kostenschätzung<br />

einer thermischen in situ-Sanierung<br />

mittels DLI („TisS-Tool“) gefördert.<br />

Im Rahmen eines Workshops wird<br />

das „TisS-Tool“ vorgestellt <strong>und</strong> dessen<br />

Praxistauglichkeit gemeinsam<br />

mit den Teilnehmern anhand eines<br />

aktuellen Fallbeispiels getestet.<br />

TASK in Brasilien –<br />

Pilotstandort São Paulo<br />

Brasilien ist einer der am schnellsten<br />

wachsenden Umweltmärkte in<br />

La tein amerika. Die höchste Dichte<br />

an Altlasten bzw. Altlastenverdachtsflächen<br />

weist der B<strong>und</strong>esstaat<br />

São Paulo auf. TASK hat hier, in<br />

Kooperation mit der dortigen<br />

Umweltbehörde CESTESB <strong>und</strong> weiteren<br />

lokalen Partnern, einen Pilotstandort<br />

eingerichtet. Im Rahmen<br />

einer Vortragsveranstaltung werden<br />

die allgemeine Altlastensituation in<br />

Brasilien sowie die Aktivitäten am<br />

Standort vorgestellt.<br />

TASK national –<br />

„Voigtländer“ Braunschweig<br />

In den ehemaligen „Voigtländer“<br />

Werken wurden von 1915 bis 1972<br />

CKW-haltige Lösungsmittel eingesetzt,<br />

die zu einer ausgeprägten<br />

Boden- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserkontamination<br />

geführt haben. Alle Sanierungsversuche<br />

haben bislang zu<br />

keinem akzeptablen Sanierungserfolg<br />

geführt. Auf Gr<strong>und</strong>lage einer<br />

hoch aufgelösten Erk<strong>und</strong>ung, sollten<br />

mit Hilfe eines Ideenwettbewerbes<br />

verschiedene innovative Sanierungskonzepte<br />

erarbeitet werden.<br />

Im Rahmen der Veranstaltung werden<br />

die Ergebnisse des Wettbewerbes<br />

<strong>und</strong> das weitere Vorgehen der<br />

Stadt Braunschweig vorgestellt.<br />

Kontakt:<br />

Helmholtz-Zentrum<br />

für Umweltforschung – UFZ,<br />

Department Gr<strong>und</strong>wassersanierung,<br />

Martina Beaeuckert,<br />

Permoserstraße 15,<br />

D-04318 Leipzig,<br />

Tel. (0341) 235-1266,<br />

Fax (0341) 235-451837,<br />

E-Mail: martina.baeuckert@ufz.de,<br />

www.task-leipzig.info<br />

Juli/August 2012<br />

786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

Nachrichten<br />

8. Bayerische <strong>Wasser</strong>tage in Augsburg<br />

Am 7. November 2012 eröffnet Staatsminister Dr. Marcel Huber den KUMAS-Kongress<br />

Die Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage werden<br />

vom Marktführer KUMAS –<br />

Kompetenzzentrum Umwelt e. V.<br />

zusammen mit dem bayerischen<br />

Landesamt für Umwelt <strong>und</strong> den<br />

Kooperationspartnern Grünbeck<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, HPC AG<br />

<strong>und</strong> Industriepark Gersthofen Servicegesellschaft<br />

mbH am 7. <strong>und</strong><br />

8. November 2012 zum achten Mal<br />

in Augsburg veranstaltet. Der Bayerische<br />

Umweltminister Dr. Marcel<br />

Huber eröffnet die diesjährigen Bayerischen<br />

<strong>Wasser</strong>tage am 7. November<br />

um 10.15 Uhr.<br />

Trinkwasser steht in Bayern <strong>und</strong><br />

in Deutschland in ausreichender<br />

<strong>und</strong> guter Qualität <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Damit dies so bleibt, sind allerdings<br />

erhebliche Anstrengungen notwendig.<br />

Der erste Kongresstag greift<br />

deshalb die Themen <strong>Wasser</strong>recht<br />

<strong>und</strong> Industrieemissionen-Richtlinie<br />

sowie Novellierung der Trinkwasserverordnung<br />

auf. Trinkwasser ist<br />

unser wichtigstes Lebensmittel,<br />

folglich muss es regelmäßig untersucht<br />

werden. Maßgeblich dafür ist<br />

die seit November 2011 in Kraft<br />

befindliche novellierte Trinkwasserverordnung.<br />

Experten analysieren<br />

umfassend den rechtlichen Gesamtzusammenhang<br />

<strong>und</strong> befassen sich<br />

mit der Umsetzung in der Praxis.<br />

Desinfektions-, Probenahme- <strong>und</strong><br />

Nachweisverfahren werden vorgestellt.<br />

Die Sicht eines Wohnanlagenbetreibers<br />

auf die gewachsenen<br />

Anforderungen r<strong>und</strong>et das Gesamtbild<br />

ab.<br />

Der zweite Kongresstag widmet<br />

sich den Themenblöcken Kanalunterhalt/Kanalsanierung<br />

<strong>und</strong> stellt<br />

die Technik von Abscheideranlagen<br />

ausführlich dar. <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />

unterliegen einem ständigen Verschleiß,<br />

sodass Untersuchung <strong>und</strong><br />

Sanierung ein immerwährendes<br />

Thema sind. Gleichzeitig schreitet<br />

der Stand der Technik ständig voran.<br />

Aktuelle Entwicklungen in der<br />

Überwachungs- <strong>und</strong> Sanierungstechnik<br />

werden deshalb ausführlich<br />

dargestellt. Über die Pflichten der<br />

Betreiber <strong>und</strong> die üblichen Vorgehensweisen<br />

bei der Prüfung <strong>und</strong><br />

der Praxis des Kanalunterhalts wird<br />

berichtet.<br />

Begleitet wird der Kongress von<br />

einer Foyerausstellung, in der namhafte<br />

Aussteller aus der <strong>Wasser</strong>ver<strong>und</strong><br />

-entsorgungsbranche ihre Produkte,<br />

Dienstleistungen <strong>und</strong> Lösungen<br />

präsentieren. Im Rahmen des<br />

Kongressprogramms besteht je -<br />

weils ausreichend Gelegenheit, ins<br />

Gespräch einzutreten <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

auszutauschen. Kongress <strong>und</strong><br />

Ausstellung greifen also in idealer<br />

Weise ineinander. Das gemeinsame<br />

Abendevent im Landesamt für<br />

Umwelt bietet darüber hinaus wie<br />

immer auch kulinarische Freuden,<br />

bei denen die persönlichen Gespräche<br />

<strong>und</strong> Geschäftsbeziehungen in<br />

entspannter Atmosphäre vertieft<br />

werden können.<br />

Die 8. Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage<br />

bieten also für alle Zielgruppen wie<br />

Betreiber von <strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> -entsorgungsanlagen,<br />

Überwachungsbehörden<br />

<strong>und</strong> Anbieter von technischen<br />

Lösungen <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

wiederum einen hochaktuellen,<br />

informativen Rahmen.<br />

Kontakt, Information <strong>und</strong> Anmeldung:<br />

KUMAS – Kompetenzzentrum Umwelt e. V.,<br />

Thomas Nieborowsky,<br />

Am Mittleren Moos 48, D-86167 Augsburg,<br />

Tel. (0821) 450781-0, Fax (0821) 450781-11,<br />

E-Mail: info@kumas.de, www.kumas.de<br />

Der Bayerische<br />

Umweltminister<br />

Dr.<br />

Marcel Huber.<br />

Claus Kumutat – Präsident des Bayerischen Landesamts für Umwelt – begrüßt die Teilnehmer<br />

der Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage 2011<br />

Ausstellung im Foyer – gute Gespräche <strong>und</strong> viele interessante Informationen auf den<br />

KUMAS-Kongressen<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 787


Nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

RWW-<strong>Wasser</strong>tag 2012<br />

Am 5. September 2012 findet der<br />

diesjährige RWW-<strong>Wasser</strong>tag<br />

zum Thema „Das Mülheimer Tarifsystem<br />

– Impulsgeber für neue<br />

Preissysteme in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />

statt.<br />

Rückläufige <strong>Wasser</strong>nachfrage,<br />

demografischer Wandel <strong>und</strong> die<br />

angespannte Kostendeckung erfordern<br />

neue technische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Lösungen in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Problematisch sind vor allem<br />

die Tarif- <strong>und</strong> Gebührensysteme mit<br />

ihren typischen Missverhältnissen<br />

von Kosten- <strong>und</strong> Entgeltstruktur.<br />

RWW hat nach mehrjähriger Planung<br />

<strong>und</strong> kommunikativer Begleitung<br />

zum 1. Januar 2012 eine<br />

durchgreifende Tarifumstellung<br />

vollzogen.<br />

Der diesjährige RWW-<strong>Wasser</strong>tag<br />

soll Interessierten die Möglichkeit<br />

bieten, sich mit den wesentlichen<br />

Bestandteilen des Projektes vertraut<br />

zu machen <strong>und</strong> die kritischen<br />

Erfolgsfaktoren für ihre Umstellung<br />

kennen zu lernen. In ihren Vorträge<br />

<strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>en beantworten<br />

die Referenten die entscheidenden<br />

Fragen: Warum brauchen wir<br />

ein neues Tarifsystem? Wie muss ein<br />

Tarifsystem gestaltet werden? Worauf<br />

ist bei der Kommunikation mit<br />

K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Politikern zu achten?<br />

Was ist bei der Vorbereitung sowie<br />

der Zeit- <strong>und</strong> Meilensteinplanung<br />

zu beachten? Wie hoch ist der<br />

Umstellungsaufwand? Welche Partner<br />

sollten einbezogen werden?<br />

Wie lassen sich Anteilseigner vom<br />

Sinn neuer Tarife überzeugen?<br />

Der RWW-<strong>Wasser</strong>tag richtet sich<br />

an Geschäftsführer, kaufmännische<br />

Leiter <strong>und</strong> Tarifexperten aus der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung. Sprechen Sie<br />

direkt mit beteiligten Fachleuten<br />

<strong>und</strong> nutzen Sie deren praktische<br />

Erfahrung.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.iww-online.de<br />

www.wassertermine.de<br />

UrbanTec 2012: B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung übernimmt<br />

Schirmherrschaft<br />

Die UrbanTec, die als erste eigenständige<br />

Kongressmesse branchenübergreifende<br />

Lösungen <strong>und</strong><br />

Systeme <strong>zur</strong> Bewältigung urbaner<br />

Herausforderungen thematisiert,<br />

erhält auch in diesem Jahr tatkräftige<br />

Unterstützung auf höchster<br />

politischer Ebene. So übernimmt<br />

das B<strong>und</strong>esministerium für Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Entwicklung (BMZ)<br />

erneut die Schirmherrschaft über<br />

die UrbanTec vom 24. bis 26. Oktober<br />

2012 in Köln. B<strong>und</strong>esminister<br />

Dirk Niebel <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium<br />

unterstreichen damit die<br />

große Bedeutung des interdisziplinären<br />

Dialogs zwischen politischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Entscheidungsträgern<br />

<strong>zur</strong> Bewältigung<br />

der globalen Herausforderungen<br />

„Klima“, „Ressourceneffizienz“ <strong>und</strong><br />

„Umweltbelastung“.<br />

Im Ausstellungsbereich der<br />

UrbanTec 2012 präsentieren nationale<br />

<strong>und</strong> internationale Unternehmen<br />

wieder technologische Lösungen<br />

für die Schwerpunkte Bautechnik,<br />

Energie, <strong>Wasser</strong>management,<br />

Luftreinhaltung & Ges<strong>und</strong>heit, Mo -<br />

bilität & Logistik, Waste Management<br />

& Technology, Information &<br />

Kommunikation sowie verb<strong>und</strong>ene<br />

Dienstleistungen. Parallel dazu erörtert<br />

der mit internationalen Experten<br />

besetzte Kongress – der in<br />

Kooperation mit dem B<strong>und</strong>esverband<br />

der Deutschen Industrie BDI<br />

e. V. konzipiert <strong>und</strong> durchgeführt<br />

wird – wirtschafts- <strong>und</strong> gesellschaftspolitische<br />

Herausforderungen<br />

der weltweiten Urbanisierung<br />

sowie die für die Realisierung der<br />

technischen Lösungsansätze notwendigen<br />

Rahmenbedingungen in<br />

Städten der Zukunft. Zu den Messe<strong>und</strong><br />

Kongressteilnehmern gehören<br />

Entscheidungsträger auf kommunaler,<br />

nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Ebene, insbesondere aus den Sektoren<br />

öffentliche Verwaltung (staatlich<br />

<strong>und</strong> kommunal), private <strong>und</strong><br />

öffentliche Infrastrukturbetreiber<br />

sowie Planer, Projektierer <strong>und</strong><br />

Umsetzer vor Ort.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.urbantec.de<br />

Juli/August 2012<br />

788 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

Nachrichten<br />

IWA World Water Congress & Exhibition<br />

16.–21. September 2012, Busan, Korea<br />

Alle zwei Jahre treffen sich die<br />

führenden <strong>Wasser</strong>fachleute der<br />

Welt auf dem IWA Weltwasserkongress<br />

mit begleitender Ausstellung,<br />

um die brennenden Fragen r<strong>und</strong><br />

um <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

zu diskutieren.<br />

Hauptthema wird sein, wie die<br />

schnell wachsende Weltbevölkerung<br />

– vor allem in den sich rasant<br />

entwickelnden Megacities – künftig<br />

mit Trinkwasser <strong>und</strong> sanitären Einrichtungen<br />

sowie mit Lebensmitteln,<br />

deren Erzeugung den <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

zusätzlich in die Höhe<br />

treiben wird, versorgt werden kann.<br />

Die diesjährige Veranstaltung findet<br />

im September in Busan, Südkorea,<br />

statt.<br />

Kontakt: www.iwa2012busan.org<br />

10. IBAK Seminar „R<strong>und</strong> ums Rohr“<br />

Vom 12. bis 14. September 2012<br />

veranstaltet IBAK zum 10. Mal<br />

sein Fachseminar „R<strong>und</strong> ums Rohr“.<br />

Unter dem Motto „Technik, Trends<br />

<strong>und</strong> Anwendungen“ berichten Branchenexperten<br />

über aktuelle Themen<br />

<strong>und</strong> Projekte aus den Bereichen<br />

Kanalinspektion <strong>und</strong> -sanierung.<br />

Moderiert wird das Seminar von Dr.<br />

Bert Bosseler, Wissenschaftlicher<br />

Leiter am IKT in Gelsenkirchen.<br />

Neben interessanten Vorträgen<br />

erwartet die Seminarteilnehmer<br />

ein außergewöhnliches Ambiente.<br />

Denn der Konferenzraum befindet<br />

sich nicht in einem Seminarhotel,<br />

sondern an Bord der Color Fantasy,<br />

einem der modernen Fährschiffe,<br />

die auf der Ostsee zwischen Kiel<br />

<strong>und</strong> Oslo pendeln.<br />

„Vor einigen Jahren suchten wir<br />

in Kiel einen Veranstaltungsort, der<br />

ausreichend Platz für das IBAK-<br />

Seminar bot <strong>und</strong> fanden ihn überraschenderweise<br />

auf dem <strong>Wasser</strong>.“<br />

erklärt Marketingleiterin Birgit<br />

Wienck. „Die Color Line Fähren bieten<br />

ein sehr gut ausgestattetes<br />

Konferenzzentrum <strong>und</strong> exzellenten<br />

Service. Noch wichtiger aber ist,<br />

dass die inspirierende Umgebung<br />

<strong>und</strong> die Gemeinschaft an Bord die<br />

Kommunikation unter den Seminarteilnehmern<br />

fördert. „R<strong>und</strong> ums<br />

Rohr“ ist deshalb eine gute Gelegenheit,<br />

sich auf den neuesten<br />

Stand zu bringen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

sein Netzwerk zu vergrößern.“<br />

Bevor es mittags auf die Fähre<br />

geht, haben die Teilnehmer Gelegenheit,<br />

sich in dem im letzten Jahr<br />

eröffneten K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Schulungszentrum<br />

die neuesten IBAK-Systeme<br />

anzusehen. Während des vierstündigen<br />

Aufenthalts in Oslo steht<br />

die Besichtigung eines unterirdischen<br />

Klärwerks auf dem Programm.<br />

Kontakt:<br />

IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG,<br />

Wehdenweg 122,<br />

D-24148 Kiel,<br />

Birgit Wienck,<br />

Tel. (0431) 7270391,<br />

E-Mail: b.wienck@ibak.de,<br />

www.ibak.de<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 789


Nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

ABWASSER.PRAXIS 2012 – Von der Kanalinstandsetzung<br />

bis <strong>zur</strong> Phosphorrückgewinnung<br />

Am 17. <strong>und</strong> 18. Oktober 2012<br />

findet die ABWASSER.PRAXIS<br />

zum zweiten Mal in Kombination<br />

mit dem 6. Schwanauer Fremdwassertag<br />

bei der Messe Offenburg<br />

statt. Zu den Schwerpunkten des<br />

Kon gresses sowie der Fachmesse<br />

zählen die Kanalinstandsetzung, die<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung <strong>und</strong> die<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung. So findet unter<br />

anderem am 17. Oktober 2012 im<br />

zweiten Kongressblock eine Vortragsveranstaltung<br />

<strong>zur</strong> Phosphorrückgewinnung<br />

statt, welche vom<br />

Ministerium für Umwelt, Klima <strong>und</strong><br />

Energiewirtschaft Baden-Württemberg<br />

organisiert wird. Im Anschluss<br />

an diesen Vortragsblock wird die<br />

erste MAP Magnesium-Ammonium-<br />

Phosphat Pilotanlage Baden-Württembergs,<br />

welche vom <strong>Abwasser</strong>zweckverband<br />

Raum Offenburg<br />

betrieben wird, besichtigt. Erstmals<br />

in diesem Jahr findet auch ein Wirtschaftsforum<br />

<strong>zur</strong> Rohrsanierung<br />

<strong>und</strong> Kanalinspektion im Rahmen<br />

der ABWASSER.PRAXIS für den Praktiker-Austausch<br />

statt.<br />

Die ABWASSER.PRAXIS richtet<br />

sich insbesondere an Ingenieure,<br />

Planer <strong>und</strong> Berater; Ausführende<br />

Rohrsanierungs- <strong>und</strong> Inspektionsunternehmen;<br />

Stadtentwässerungsbetriebe<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>zweckverbände;<br />

Umweltbeauftragte; Kommunen<br />

<strong>und</strong> Verwaltungen; Energieversorger<br />

<strong>und</strong> Stadtwerke; <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Industrie; Forschung<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft.<br />

Weitere Informationen:<br />

Messe Offenburg,<br />

Tel. (0781) 9226-32,<br />

E-Mail: abwasserpraxis@messe-offenburg.de,<br />

www.abwasserpraxis.de<br />

10. TAH-Sanierungstage: Instandhaltung<br />

von <strong>Abwasser</strong>kanalsystemen<br />

Von der Planung bis <strong>zur</strong> Qualitätssicherung<br />

Die gemeinsame Tagung der Technischen<br />

Akademie Hannover<br />

<strong>und</strong> des RSV – Rohrsanierungsverband<br />

e. V. findet am 18. <strong>und</strong> 19. September<br />

2012 in Gelsenkirchen statt.<br />

Um langfristig bei der Sanierung<br />

von <strong>Abwasser</strong>kanälen Kosten zu sparen,<br />

werden ganzheitliche Lösungen<br />

unter Berücksichtigung hydraulischer,<br />

baulicher <strong>und</strong> umweltrelevanter<br />

Aspekte gefordert (DIN EN 752-2).<br />

Aus welchen Einzelschritten sich das<br />

optimale Vorgehen zusammensetzt<br />

<strong>und</strong> wie man systematisch vorgehen<br />

kann, soll in dieser Veranstaltung<br />

aufgezeigt werden.<br />

Die 10. TAH-Sanierungstage ge -<br />

ben einen gr<strong>und</strong>legenden Überblick<br />

über die wichtigsten Sanierungsverfahren<br />

<strong>und</strong> -techniken bei der In -<br />

standsetzung von <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />

Die Sanierung der Entwässerungsnetze<br />

der Städte <strong>und</strong> Gemeinden,<br />

einschließlich der privaten<br />

<strong>Abwasser</strong>kanäle, ist eine wichtige<br />

<strong>und</strong> nicht zu vernachlässigende<br />

Aufgabe, die neben der Betriebssicherheit,<br />

der Standsicherheit, Dichtheit<br />

<strong>und</strong> der Sicherstellung des Um -<br />

weltschutzes einen wesentlichen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Werterhaltung des<br />

Kanalnetzes leistet. Um einen weiteren<br />

Verlust der Substanz der <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />

zu vermeiden, muss das<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stehende <strong>und</strong> investierte<br />

Geld zielgerichtet eingesetzt<br />

werden. Voraussetzung hierfür ist<br />

zunächst eine detaillierte Planung.<br />

Wie man die Weichen in der Praxis<br />

richtig stellt <strong>und</strong> wie man zu einer<br />

ganzheitlichen Sanierungsstrategie<br />

kommt, die <strong>Verfahren</strong>swahl korrekt<br />

aus dem Sanierungskonzept herleitet<br />

<strong>und</strong> die Sanierung selbst vorbereitet,<br />

sind die Themenschwerpunkte<br />

am Vormittag des ersten<br />

Tages der Veranstaltung. Am Nachmittag<br />

des ersten Tages bringt das<br />

Seminar den Stand der modernen<br />

Sanierungstechnik auf den Punkt.<br />

Es werden diverse <strong>Verfahren</strong> <strong>und</strong><br />

Techniken aus den Bereichen Reparatur,<br />

Renovierung <strong>und</strong> Erneuerung<br />

vorgestellt.<br />

Am zweiten Tag der Veranstaltung<br />

geht es zunächst um die<br />

Sanierung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsleitungen.<br />

Die aktuelle<br />

Gesetzeslage, Darstellung der Sanierungsverfahren<br />

sowie das konstruktive<br />

Vorgehen bei der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

werden an diesem<br />

Vormittag vertieft. Im letzten Teil der<br />

Veranstaltung geht es um den<br />

Umgang mit Mängeln der Kanalsanierung<br />

aus praktischer Sicht. Die<br />

Darstellung der neuen VOB/C sowie<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen der Ausschreibung<br />

von Sanierungsmaßnahmen r<strong>und</strong>en<br />

das Programm ab.<br />

Weitere Informationen:<br />

Technische Akademie Hannover e. V.,<br />

Dr.-Ing. Igor Borovsky,<br />

Wöhlerstraße 42, D-30163 Hannover,<br />

Tel. (0511) 39433-30,<br />

Fax (0511) 39433-40,<br />

www.ta-hannover.de<br />

Juli/August 2012<br />

790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelles aus Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft,<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

© Pressestelle der Universität Leipzig/Volkmar Heinz<br />

Studienort Leipzig im Porträt<br />

""<br />

Neuer Masterstudiengang „Change Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />

bildet Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte weiter<br />

""<br />

Prof. Robert Holländer im Interview:<br />

„Wir brauchen neue technische Lösungen <strong>und</strong> Planungswerkzeuge.“<br />

""<br />

Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche, Abfall – das IIRM verfolgt einen integrierten Ansatz<br />

""<br />

Grenzenloses Lehren <strong>und</strong> Forschen an der Uni Leipzig<br />

""<br />

Karl Heines Vision: von Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />

Forschungs-Vorhaben <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

""<br />

Welche Entsorgungsperspektiven bieten neuartige Sanitärsysteme (NASS)?<br />

""<br />

Nachhaltige Steuerung von <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen – InfraWass<br />

""<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammensetzung <strong>und</strong> zum Abbau von Schwarzwasser mittels des<br />

Belebungsverfahrens sowie <strong>zur</strong> Kinetik des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen Stoffwechsels


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

CMW bildet Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte weiter<br />

Universität <strong>und</strong> HTWK Leipzig reagieren mit dem Masterstudiengang „Change<br />

Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ auf tiefgreifende Veränderungen in der Branche<br />

Technologien, Strukturen <strong>und</strong> Managementkonzepte in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft müssen in den nächsten Jahren<br />

an klimatische, demografische <strong>und</strong> gesetzliche Veränderungen angepasst werden. Um Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />

der Branche auf diese Herausforderungen vorzubereiten, bieten die Universität <strong>und</strong> die Hochschule für<br />

Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur (HTWK) Leipzig seit dem Wintersemester 2011/12 den berufsbegleitenden<br />

Masterstudiengang „Change Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ (CMW – Leipzig) an. Ganz neu ist jetzt die<br />

Möglichkeit, ausgewählte Themenmodule des Studiengangs auch als Einzelkurse zu belegen – bei entsprechender<br />

Nachfrage können Kurstermine sogar individuell vereinbart werden.<br />

Es ist ein Vorzeigeprojekt, das sich<br />

mittlerweile zum voll anerkannten<br />

Masterstudiengang etabliert<br />

hat: Gefördert vom Europäischen<br />

Sozialfonds <strong>und</strong> dem Freistaat<br />

Sachsen riefen Prof. Dr.-Ing. Robert<br />

Holländer, Institut für Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM)<br />

an der Universität Leipzig, <strong>und</strong> Prof.<br />

Dr.-Ing. Hubertus Milke, Institut für<br />

<strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />

(IWS) der HTWK Leipzig,<br />

2009 das Projekt „Change Management<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“ ins<br />

Leben. Seit März 2010 läuft erfolgreich<br />

die Erprobungsphase des<br />

Angebotes. Seit dem Wintersemester<br />

2011/2012 bieten Universität<br />

<strong>und</strong> Hochschule offiziell den<br />

berufsbegleitenden Studiengang an.<br />

Über 30 Teilnehmer absolvieren<br />

derzeit das gesamte Weiterbildungsprogramm,<br />

fünf weitere Fachkräfte<br />

nutzen die Möglichkeit, einzelne<br />

Module zu belegen. Die Initiatoren<br />

des CMW-Studiengangs<br />

reagieren mit diesem neuen Angebot<br />

auf die zahlreichen Nachfragen<br />

von Unternehmen nach einer kurzzeitigen<br />

Weiterbildungsmöglichkeit<br />

für ihre Mitarbeiter. Im Gegensatz<br />

zum kompletten dreijährigen<br />

Masterstudium können Teilnehmer<br />

in speziellen Themengebieten der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft schon nach zwei<br />

Monaten im gewählten Kurs ein<br />

Zertifikat der Universität bzw. der<br />

HTWK Leipzig erwerben.<br />

Bild 1: Die Teilnehmer des ersten<br />

Studien jahrgangs sind überzeugt von dem<br />

neuen Weiter bildungs konzept. © IIRM/IWS<br />

Einzelkurse verkürzen<br />

die Studienzeit<br />

Denn bisher haben sich die Teilnehmer<br />

überwiegend aus Eigeninitiative<br />

ohne Unterstützung ihres<br />

Arbeitgebers für das CMW – Leipzig<br />

entschieden. „Das könnte sich jetzt<br />

ändern“, hoffen die Initiatoren.<br />

Denn die Ausweitung des Angebots<br />

an Einzelkursen <strong>und</strong> die verkürzten<br />

Studienzeiten sind ein nicht zu<br />

unterschätzender organisatorischer<br />

Juli/August 2012<br />

792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Vorteil für Unternehmen. Motivierte<br />

Teilnehmer, denen der durch den<br />

Arbeitgeber geförderte Zertifikatsabschluss<br />

nicht genügt, haben<br />

darüber hinaus die Möglichkeit,<br />

weitere Module zu belegen <strong>und</strong> die<br />

bereits erbrachten Leistungen im<br />

Masterprogramm anerkennen zu<br />

lassen.<br />

Die Teilnehmer kommen aus den<br />

verschiedensten Institutionen der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft: Ingenieure aus<br />

mittelständischen Planungsbüros<br />

oder international agierenden Bauunternehmen,<br />

wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter aus Forschungseinrichtungen<br />

sowie Angestellte des<br />

öffentlichen Dienstes bis hin zu<br />

Mitgliedern aus der Managementebene<br />

diverser <strong>Wasser</strong>versorgungseinrichtungen.<br />

Ebenso unterschiedlich sind die<br />

Motive für die Teilnahme am CMW-<br />

Leipzig. Ein Großteil wie Jens H.,<br />

Teilnehmer aus der Testphase, nutzt<br />

das Angebot, um den Wissensstand<br />

eines länger <strong>zur</strong>ückliegenden Studiums<br />

wieder aufzufrischen: „Die<br />

Gründe für das Aufbaustudium<br />

lagen in meinem Fall in einem<br />

Wechsel der beruflichen Fachrichtung,<br />

in welchem mir mein Gr<strong>und</strong>lagenstudium<br />

von vor 20 Jahren<br />

nicht mehr ausreichend weitergeholfen<br />

hat. Mit einem hoffentlich<br />

erfolgreichen Abschneiden bei<br />

diesem Aufbaustudium fühle ich<br />

mich für meine neuen beruflichen<br />

Herausforderungen gewappnet.“<br />

Andere verbinden mit der<br />

Weiterbildung die Möglichkeit <strong>zur</strong><br />

Weiterqualifizierung <strong>und</strong> bessere<br />

Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So<br />

wie Testphasen-Teilnehmer Tilo B.:<br />

„Ich nutze diese Form der Weiterbildung,<br />

um mich gezielt auf dem<br />

Gebiet des <strong>Wasser</strong>wesens weiterentwickeln<br />

zu können. Vor allem die<br />

neuen Kenntnisse auf dem Gebiet<br />

der Simulationen kann ich im<br />

Berufsleben gezielt einsetzen. Die<br />

Erweiterung der Sichtweise auf den<br />

Managementbereich ermöglicht<br />

mir, betriebswirtschaftliche Aspekte<br />

in meine Arbeit zu integrieren. Ich<br />

verspreche mir außerdem davon,<br />

meine beruflichen Chancen zu<br />

erhöhen.“<br />

Daneben ist der Masterabschluss<br />

besonders interessant für Fachhochschulabsolventen,<br />

die hiermit<br />

die Berechtigung für den höheren<br />

Dienst erlangen. Häufigstes Motiv<br />

für die Teilnahme am CMW-Leipzig<br />

ist neben der fachlichen Ausrichtung<br />

die berufsbegleitende Studierbarkeit<br />

durch ein speziell auf die<br />

Anforderungen von Berufstätigen<br />

abgestimmtes Blended-Learning-<br />

Konzept (siehe Kasten rechts).<br />

Neu: Verquicken von<br />

Management <strong>und</strong> Technik<br />

Neu am CMW – Leipzig ist die Verquickung<br />

von Managementwissen<br />

<strong>und</strong> ingenieurtechnischem Knowhow.<br />

Im Fokus steht dabei immer<br />

der Wandel in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Insgesamt stehen 13 Module im<br />

technischen Bereich <strong>und</strong> neun<br />

Module im Managementbereich <strong>zur</strong><br />

Auswahl (siehe Bild 2).<br />

Die Managementmodule bietet<br />

die Universität Leipzig an. Im Modul<br />

M3 „Projektmanagement“ wird beispielsweise<br />

ein Überblick vermittelt<br />

über gr<strong>und</strong>legende Prozesse <strong>und</strong><br />

Techniken des Projektmanagements<br />

in den Aufgabenbereichen<br />

Planung, Steuerung <strong>und</strong> Überwachung.<br />

„Unabhängig davon,<br />

welche Größe eines Unternehmens<br />

man betrachtet, ist das Arbeiten in<br />

Projektform heute in nahezu allen<br />

Organisationen die selbstverständliche<br />

Vorgehensweise bei der<br />

Lösung von anspruchsvollen Aufgaben<br />

außerhalb der Routinetätigkeit“,<br />

beschreibt Modul-Dozent<br />

Dr. Gunnar Auth.<br />

Das Modul M5 „BWL der Siedlungswasserwirtschaft“<br />

thematisiert<br />

die betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekte des Managements von<br />

wasserwirtschaftlichen <strong>Anlagen</strong> der<br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorgung. Dazu gehören<br />

sowohl die Analyse von Kostenstrukturen<br />

als auch die Preiskalkulation<br />

<strong>und</strong> -kontrolle. Zwei weitere<br />

Management-Module (M7 <strong>und</strong> M8)<br />

beleuchten die organisationsinter-<br />

<br />

Steckbrief CMW – Leipzig<br />

(Masterstudiengang)<br />

Studienart: berufsbegleitendes Studium<br />

Zielgruppe: Berufstätige<br />

im Bereich <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Zugangsvoraussetzung:<br />

Hochschulabschluss;<br />

ein Jahr Berufserfahrung im Bereich<br />

<strong>Wasser</strong>wesen<br />

Kosten: 6075 €; 900 € Masterarbeit;<br />

zzgl. Semesterbeitrag<br />

Dauer: 6 Semester<br />

Lehrform: E-Learning mit Präsenzphasen<br />

Abschluss: Master of Science (M. Sc.)<br />

„Change Management in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />

Charakteristika:<br />

berufsbegleitend:<br />

Der CMW – Leipzig ist ein berufsbegleitendes<br />

Weiterbildungs angebot, das in Lerndesign,<br />

Organisation, Struktur <strong>und</strong> Service<br />

auf die Bedürfnisse berufstätiger Teilnehmer<br />

ausgerichtet ist.<br />

weiterbildend:<br />

Der CMW – Leipzig baut auf dem Erststudium<br />

der Teilnehmer <strong>und</strong> deren Berufspraxis<br />

im Bereich <strong>Wasser</strong>wirtschaft auf <strong>und</strong> bietet<br />

den Teilnehmern vielfältige Gelegenheiten,<br />

ihre beruflichen Erfahrungen in das<br />

Studium einzubringen.<br />

praxisrelevant:<br />

Experten aus Wirtschaft <strong>und</strong> Praxis bereichern<br />

die Präsenzveranstaltungen <strong>und</strong> bieten<br />

die Möglichkeit zum Dialog. In ausgewählten<br />

Modulen werden Exkursionen<br />

angeboten, um die Theorie auch in der Praxis<br />

anzuwenden.<br />

Blended-Learning:<br />

Die Lehrinhalte werden nacheinander in<br />

Modulen von ca. acht Wochen Dauer vermittelt.<br />

Sie sind didaktisch <strong>und</strong> multimedial<br />

aufbereitet <strong>und</strong> ermöglichen ein individuelles<br />

Studium hinsichtlich Lernzeitpunkt <strong>und</strong><br />

-ort. Während der Selbstlernphasen können<br />

die Teilnehmer auf ein Experten- <strong>und</strong><br />

Betreuungsnetzwerk von uni- <strong>und</strong> hochschuleigenen<br />

<strong>und</strong> externen Dozenten <strong>und</strong><br />

Studiengangorganisatoren zugreifen. Ergänzende<br />

Präsenzveranstaltungen in Form von<br />

Vorlesungen, Gruppenarbeiten, Laborpraktika<br />

<strong>und</strong> Exkursionen finden pro Modul an<br />

ca. fünf Tagen vorwiegend Freitagnachmittag<br />

oder Samstag statt.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Steckbrief CMW – Leipzig (Einzelkurse)<br />

Studienart:<br />

Einzelkurse<br />

Zielgruppe:<br />

Berufstätige im Bereich <strong>Wasser</strong>wesen,<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Zugangsvoraussetzung: keine<br />

Kosten:<br />

50–200 € pro Gr<strong>und</strong>lagenmodul:<br />

G1 „<strong>Wasser</strong>wirtschaft“,<br />

G2 „Siedlungswasserwirtschaft“;<br />

G3 „Hydromechanik“<br />

400 € pro Basismodul:<br />

T1 – T4, T6, T7, T12, T13 (im Bereich Technik);<br />

M1 – M4; M6 (im Bereich Management)<br />

600 € pro Spezialmodul:<br />

T5, T8 – T11 (im Bereich Technik);<br />

M5, M7 – M9 (im Bereich Management)<br />

Dauer:<br />

ca. 8 Wochen pro Modul<br />

Lehrform:<br />

E-Learning mit Präsenzphasen<br />

Abschluss:<br />

Zertifikat bzw. Teilnahmebestätigung<br />

nen Veränderungsprozesse näher.<br />

Thematisch steht damit der<br />

Umgang mit <strong>und</strong> die aktive Beteiligung<br />

an Veränderungsprozessen<br />

im Blickpunkt.<br />

Die Lehre in den 13 Technikmodulen<br />

übernimmt die HTWK Leipzig.<br />

Gegenstand sind unter anderem<br />

neue Berechnungs- <strong>und</strong> Planungswerkzeuge,<br />

moderne Messtechnik<br />

oder die Hochwasserproblematik<br />

bzw. aktuelle Entwicklungen dezentraler<br />

Systeme. Im Modul T1 „Gewässerbeschaffenheit“<br />

etwa absolvieren<br />

die Studierenden ein Laborpraktikum,<br />

um die charakteristischen<br />

Kenngrößen der Beschaffenheit<br />

von Oberflächengewässern<br />

kennenzulernen. Eine Exkursion<br />

r<strong>und</strong>et das Modul ab. Die Dozentin<br />

Dr. Ingrid Carmienke von der Lan-<br />

Bild 2: Die Technik- <strong>und</strong><br />

Management-Module des<br />

CMW – Leipzig aufgeteilt auf<br />

die einzelnen Semester.<br />

Juli/August 2012<br />

794 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

desdirektion Leipzig umreißt das<br />

Ziel dieses praxisorientierten<br />

Moduls: „Intakte, saubere Gewässer<br />

sind ein Stück Lebensqualität. Dabei<br />

ist es unerheblich, ob sie der EG-<br />

WRRL unterliegen oder nicht. Das<br />

Modul möchte deshalb dazu ermutigen,<br />

auch die scheinbar kleinen<br />

Schritte zu ihrem Schutz zu gehen.“<br />

Der Dozent für das Modul T3<br />

„Dezentrale Systeme“ Dr. Roland<br />

Müller vom Helmholtz Zentrum für<br />

Umweltforschung (UFZ) fasst<br />

zusammen: „Ein nachhaltiger<br />

Umgang mit der Ressource <strong>Wasser</strong><br />

setzt voraus, dass geeignete Strategien,<br />

Konzepte, Maßnahmen <strong>und</strong><br />

auch standortangepasste Technologien<br />

entwickelt werden, um eine<br />

optimale Nutzung zu erreichen,<br />

ohne eine Übernutzung quantitativer<br />

oder qualitativer Art zu verursachen.“<br />

Bewerbung zum Wintersemester<br />

noch möglich<br />

Der Studiengang CMW – Leipzig<br />

startet jährlich zum Wintersemester.<br />

Wer sich für dieses Jahr noch einen<br />

Studienplatz sichern will, kann sich<br />

noch bis zum 15. September über<br />

die Online-Bewerbung der HTWK<br />

Leipzig bewerben (www.htwkleipig.de/online-bewerbung).<br />

Ein<br />

Absolvieren dieses anspruchsvollen<br />

Bild 3: Laborpraktikum im Modul T1 „Gewässerbeschaffenheit“. © IIRM/IWS<br />

Weiterbildungsangebots lohnt sich<br />

allemal. Da sind sich die Teilnehmer<br />

des ersten Jahrgangs sicher: „Die<br />

Erwartungen an das Studium wurden<br />

mehr als erfüllt. Im Rahmen des<br />

Aufbaustudiums hat sich eine sehr<br />

angenehme <strong>und</strong> teilweise enge<br />

Zusammenarbeit mit Kommilitonen<br />

ergeben. Es besteht die Möglichkeit,<br />

Leute kennenzulernen, welche<br />

im gleichen bzw. ähnlichen Arbeitsgebiet<br />

tätig sind <strong>und</strong> mit CMW eine<br />

anspruchsvolle Möglichkeit <strong>zur</strong> Weiterbildung<br />

gef<strong>und</strong>en haben“, resümiert<br />

Jens H.<br />

Kontakt:<br />

Dipl.-Kauffrau Katja Nowak,<br />

Universität Leipzig,<br />

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,<br />

Grimmaische Straße 12,<br />

04109 Leipzig,<br />

E-Mail: nowak@wifa.uni-leipzig.de,<br />

Tel. (0341) 9733 872,<br />

www.cmw-leipzig.de<br />

ProcessMaster.<br />

Erste Wahl für<br />

die Messung<br />

von <strong>Wasser</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>.<br />

ProcessMaster setzt neue Maßstäbe.<br />

Umfangreiche Diagnosemöglichkeiten,<br />

Messgenauigkeit von 0,3 % v. M.,<br />

Explosionsschutz sowie die ScanMaster<br />

Software machen die ProcessMaster<br />

Serie <strong>zur</strong> ersten Wahl in der industriellen<br />

Durchflussmessung.<br />

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Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Wir brauchen neue technische Lösungen <strong>und</strong><br />

Planungswerkzeuge<br />

Prof. Robert Holländer erklärt einen einzigartigen Schulterschluss zwischen<br />

Technik <strong>und</strong> Management<br />

Wie kann ich Innovationen fördern? Wie gehe ich mit Veränderungsansprüchen um, die an mich gerichtet<br />

werden? Wie stelle ich es an, mein eigenes Arbeitsumfeld mit Veränderungsnotwendigkeiten zu befassen? Dies<br />

sind nur einige Fragestellungen, die im neuen Weiterbildungsstudiengang „Change Management in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft“ bearbeitet werden. Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer, Studiengangsleiter für den Bereich der<br />

Universität Leipzig, spricht im Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> über die Notwendigkeit, auf Veränderungen<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft zu reagieren, <strong>und</strong> die Chancen, die der neue Studiengang den in der <strong>Wasser</strong>branche<br />

Tätigen dazu bietet.<br />

Wissensvermittlung<br />

ganz praktisch:<br />

Die Partner<br />

kommen von<br />

Verbänden <strong>und</strong><br />

Versorgern,<br />

von Beratungsunternehmen<br />

oder auch<br />

aus der<br />

Wissenschaft.<br />

© IIRM/IWS<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Professor Holländer, 2009<br />

haben Sie zusammen mit Ihrem Kollegen<br />

Prof. Hubertus Milke vom Institut<br />

für <strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />

der HTWK Leipzig das<br />

Weiterbildungsprogramm „Change<br />

Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft“<br />

ins Leben gerufen. Warum<br />

braucht es diesen einzigartigen<br />

Schulterschluss von Technik <strong>und</strong><br />

Management?<br />

Prof. Robert Holländer: Der <strong>Wasser</strong>sektor<br />

ist mit einer Fülle neuer<br />

Herausforderungen konfrontiert.<br />

Auf die anstehenden Fragen sind<br />

viele durch ihre <strong>zur</strong>ückliegende klassische<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaftsausbildung<br />

nicht ausreichend vorbereitet. Wir<br />

brauchen neue technische Lösungen<br />

<strong>und</strong> Planungswerkzeuge, aber<br />

wir brauchen auch Antworten auf<br />

viele weitere Fragen, die sich neu<br />

stellen: wie wir Technik einsetzen,<br />

wie wir Entscheidungen herbeiführen,<br />

wie wir Finanzierungen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten<br />

regeln. Dabei<br />

geht es sowohl um die Ziele als auch<br />

um die Wege dorthin. In dieser Perspektive<br />

erschien es uns folgerichtig,<br />

diese neue Kombination von Technik<br />

<strong>und</strong> Management anzubieten.<br />

<strong>gwf</strong>: Seit dem Wintersemester 2011/<br />

2012 bieten Sie die Weiterbildungen<br />

auch als berufsbegleitenden Masterstudiengang<br />

an. Ganz neu ist die Möglichkeit,<br />

ausgewählte Themen des<br />

Masterprogramms in Einzelkursen als<br />

zertifizierte Weiterbildungen zu belegen.<br />

Ihr Konzept ist also aufgegangen?<br />

Prof. Robert Holländer: Unser<br />

Angebot ist nachfrageorientiert. In<br />

Gesprächen mit Bewerbern <strong>und</strong> mit<br />

Unternehmen haben wir festgestellt,<br />

dass in einigen Fällen sehr<br />

spezifische Interessen vorherrschen.<br />

In einigen anderen Fällen war die<br />

zeitliche Perspektive noch nicht<br />

absehbar. Diesem differenzierten<br />

Bedarf kommen wir entgegen,<br />

indem wir auch die Möglichkeit bieten,<br />

Einzelkurse zu spezifischen Themen<br />

zu belegen. Wer möchte, kann<br />

später weitere Kurse ergänzen, ggf.<br />

bis zum Masterabschluss.<br />

<strong>gwf</strong>: Der Name Change Management<br />

deutet es an: Der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

stehen tiefgreifende Veränderungen<br />

ins Haus. Welche Veränderungen<br />

fordern die Verantwortlichen der<br />

Branche ganz besonders heraus?<br />

Prof. Robert Holländer: Es sind im<br />

Wesentlichen drei große Änderungsimpulse,<br />

mit denen die deutsche<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft konfrontiert<br />

ist: Der Klimawandel, der demografische<br />

Wandel <strong>und</strong> der wirtschaftliche<br />

Strukturwandel. Diese sind<br />

nicht nur jeweils einzeln, sondern in<br />

ihrer kumulierten Wirkung zu<br />

berücksichtigen. Während der<br />

demografische Wandel uns in den<br />

ländlichen Gebieten Mitteldeutschlands<br />

schon länger beschäftigt <strong>und</strong><br />

wir technisch <strong>und</strong> institutionell<br />

Lösungen testen, die übertragbar<br />

sein sollen, werden die Herausforderungen<br />

des Klimawandels erst<br />

Juli/August 2012<br />

796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

langsam öffentlich sichtbar. Längere<br />

Trockenphasen <strong>und</strong> höhere<br />

Niederschlagsvariabilität zwingen<br />

uns zum Überdenken von Planungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> Betriebsweisen.<br />

Dabei müssen wir berücksichtigen,<br />

dass entstehende Kosten von einer<br />

abnehmenden K<strong>und</strong>enbasis zu tragen<br />

sind. Unter dieser Perspektive<br />

ist zu fragen, ob wir heute noch von<br />

den langen kalkulatorischen Nutzungsdauern<br />

städtischer Ver- <strong>und</strong><br />

Entsorgungsinfrastruktur ausgehen<br />

können, die bisher üblich waren.<br />

Auch der wirtschaftliche Strukturwandel<br />

wird sich fortsetzen <strong>und</strong><br />

dabei einerseits zu anderen industriellen<br />

Nutzungsprofilen führen,<br />

andererseits zu weitergehenden<br />

Ansprüchen an die Ausschleusung<br />

<strong>und</strong> das Recycling von Stoffen.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie kann das CMW, das als<br />

berufsbegleitendes Teilzeitstudium<br />

konzipiert ist, die Berufstätigen in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft gegen diese Veränderungen<br />

wappnen?<br />

Prof. Robert Holländer: Das Teilzeitstudium<br />

hat intensive Präsenzphasen,<br />

in denen die Teilnehmer<br />

z. B. in Übungen mit Planspielcharakter<br />

sich Handlungsoptionen<br />

erarbeiten. Unser Bestreben ist darauf<br />

gerichtet, Beschäftigte <strong>und</strong> Entscheidungsträger<br />

zu befähigen, Perspektiven<br />

zu bewerten, notwendige<br />

Entscheidungen zu treffen <strong>und</strong> Veränderungen<br />

zu bewerkstelligen. Es<br />

geht also nicht darum, sich gegen<br />

Veränderungen zu wappnen, indem<br />

man sie vermeidet oder ihnen ausweicht.<br />

Im Gegenteil, es geht um<br />

die Ergänzung von persönlichen<br />

<strong>und</strong> fachlichen Kompetenzen, um<br />

Veränderungen zu bestehen <strong>und</strong> sie<br />

aktiv voranzutreiben.<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer ist seit 2001 Professor für Umwelttechnik<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Umweltmanagement an der<br />

Universität Leipzig. Er trieb die Gründung des Instituts für Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM) im Jahr 2005 maß geblich<br />

voran. Von 2006 bis 2011 bekleidete er das Amt des Prorektors der<br />

Universität. Auf Holländers Initiative hin wurde 2008 ein internationaler<br />

Nachhaltigkeitsstudiengang eingerichtet sowie 2010 zusammen<br />

mit seinem Kollegen von der HTWK Leipzig Prof. Dr.-Ing. Hubertus<br />

Milke der berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengang Change<br />

Management in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Holländer ist Mitglied in zahlreichen nationalen <strong>und</strong> internationalen wasserwirtschaftlichen<br />

Fachverbänden. Nach ersten wissenschaftlichen Stationen als Ingenieur<br />

kam er zum B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit (BMU).<br />

„Die Tätigkeit im B<strong>und</strong>esumweltministerium mit Aufgaben in den Bereichen Gewässerschutz,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> internationale <strong>Wasser</strong>politik haben meine weitere berufliche<br />

Laufbahn geprägt“, meint Holländer. Seinem früheren Arbeitgeber ist der Leipziger<br />

Professor bis heute treu geblieben. Er unterstützt die Arbeit des Ministeriums als Mitglied<br />

im Ausschuss für Rohrfernleitungen.<br />

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer, Professur für Umwelttechnik/Umweltmanagement,<br />

Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement,<br />

Grimmaische Straße 12, D-04109 Leipzig, Tel. (0341) 97 33 871, Fax (0341) 97 33 879,<br />

E-Mail: hollaender@wifa.uni-leipzig.de<br />

<strong>gwf</strong>: Was können das Absolvieren des<br />

kompletten Masterstudiums oder<br />

auch die Belegung von Einzelkursen<br />

hierzu leisten?<br />

Prof. Robert Holländer: Das Studium<br />

bietet zum einen ein Update<br />

an technischen Methoden <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen. Zum<br />

anderen erwerben unsere Teilnehmer<br />

auch wesentliche Managementkompetenzen,<br />

die für Veränderungsprozesse<br />

wichtig sind: Wie<br />

kann ich Innovationen fördern? Wie<br />

gehe ich mit Veränderungsansprüchen<br />

um, die an mich gerichtet werden?<br />

Wie stelle ich es an, mein eigenes<br />

Arbeitsumfeld mit Veränderungsnotwendigkeiten<br />

zu befassen?<br />

<strong>gwf</strong>: Eine Gr<strong>und</strong>säule des CMW ist<br />

dessen praxisorientierte Ausrichtung.<br />

Wie wird diese Praxisorientierung<br />

erreicht?<br />

Prof. Robert Holländer: Ein Teil der<br />

Praxisorientierung wird bereits<br />

durch die Teilnehmer in die Veranstaltungen<br />

eingebracht. In den Präsenzphasen<br />

diskutieren die Teilnehmer<br />

aus den unterschiedlichen<br />

Berufsfeldern des <strong>Wasser</strong>sektors<br />

miteinander anhand von Beispielen<br />

aus dem jeweiligen Erfahrungsbereich.<br />

Darüber hinaus sind in fast<br />

alle Module Praxispartner mit Einzelvorträgen,<br />

Übungen oder Fallbeispielen<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Die Partner<br />

kommen aus einem breiten Kreis<br />

von Verbänden <strong>und</strong> Versorgern, von<br />

Beratungsunternehmen <strong>und</strong> auch<br />

aus der Wissenschaft.<br />

<strong>gwf</strong>: Zu guter Letzt träumen Sie doch<br />

bitte einen ganz persönlichen Traum:<br />

In welche Richtung soll sich das CMW<br />

– Leipzig idealerweise entwickeln?<br />

Prof. Robert Holländer: Deutsches<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschafts-Know-how ist<br />

auch ein Exportartikel. Dies gilt<br />

umso mehr, als in unseren Nachbarländern<br />

die gleichen Veränderungsprozesse<br />

wirksam sind, wie bei uns.<br />

Es wäre also gut, wenn wir unseren<br />

deutschen Teilnehmern auch Rüstzeug<br />

für wasserwirtschaftliche Beratungstätigkeiten<br />

im Ausland mitgeben<br />

könnten. Zum anderen stoßen<br />

einige unserer Module auch aus<br />

dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit<br />

auf Interesse. Wir<br />

hoffen deshalb sehr, dass es uns<br />

gelingt, das CMW um eine internationale<br />

Komponente zu erweitern.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Professor Holländer, vielen<br />

Dank für das Interview.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 797


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Das IIRM in den Räumlichkeiten der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät, Grimmaische Straße am Campus Augustusplatz in Leipzig.<br />

© Pressestelle der Universität Leipzig/Randy Kühn<br />

Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche, Abfall –<br />

das IIRM verfolgt einen integrierten Ansatz<br />

Nachhaltiges Ressourcenmanagement spielt die Hauptrolle in Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />

am Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />

Das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM) verfolgt einen in der Region Mitteldeutschland<br />

bisher einzigartigen integrierten Ansatz: Die Themenbereiche Energie, <strong>Wasser</strong>, Fläche <strong>und</strong> Abfall werden<br />

im Sinne eines nachhaltigen Ressourcenmanagements gleichermaßen behandelt. So übernimmt das Institut<br />

eine Brückenfunktion zwischen Forschungsinstitutionen <strong>und</strong> umweltpolitischen <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen<br />

Entscheidungsträgern. Ein Konzept, das aufgeht, wie die Beteiligung an verschiedenen Kompetenzzentren<br />

sowie die Kooperationen mit zahlreichen Forschungseinrichtungen der Region zeigen.<br />

Das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong><br />

Ressourcenmanagement blickt<br />

auf eine noch junge Geschichte<br />

<strong>zur</strong>ück. Im Jahr 2005 wurde es von<br />

den Professuren für Umwelttechnik<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft/Umweltmanagement,<br />

für Verkehrsbau <strong>und</strong><br />

Verkehrssystemtechnik, für integriertes<br />

Flächenrecycling <strong>und</strong> für<br />

Siedlungswasserwirtschaft an der<br />

Universität Leipzig ins Leben gerufen.<br />

Seitdem wurde das Institut konsequent<br />

ausgebaut. Durch enge<br />

Kooperationen mit den umweltwissenschaftlichen<br />

Forschungsinstitutionen<br />

der Region sowie den<br />

umweltpolitischen <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen<br />

Entscheidungsträgern<br />

<strong>und</strong> Beteiligungen an zahlreichen<br />

Neugründungen wie z. B. dem<br />

Kompetenzzentrum Öffentliche<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge<br />

(siehe Hintergr<strong>und</strong>kasten) festigen<br />

die Akteure ihren Stand in der deutschen<br />

Hochschullandschaft.<br />

Das IIRM ist der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität<br />

Leipzig angegliedert. Es versteht<br />

sich als Ansprechpartner für<br />

alle, die auf betrieblicher, kommu-<br />

Juli/August 2012<br />

798 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

naler, nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Ebene anwendungsorientierte <strong>und</strong><br />

umsetzbare Lösungen für integrierte<br />

Infrastruktursysteme suchen.<br />

Um diesem integrierten Ansatz<br />

gerecht zu werden, sind neben der<br />

Forschungsstelle Kommunale Energiewirtschaft<br />

(Stiftung durch die<br />

Verb<strong>und</strong>netz Gas AG Leipzig <strong>und</strong><br />

die Stadtwerke Leipzig GmbH) vier<br />

Professuren unter dem Dach des<br />

IIRM vereint:<br />

""<br />

Vattenfall Europe Professur<br />

für Energiemanagement <strong>und</strong><br />

Nachhaltigkeit<br />

""<br />

Professur für Volkswirtschaftslehre,<br />

insbes. Institutionenökonomische<br />

Umweltforschung<br />

""<br />

Professur für Umwelttechnik in<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />

Umweltmanagement<br />

""<br />

Professur Bioenergiesysteme<br />

Die Professoren des IIRM beteiligen<br />

sich mit eigenständigen Modulen<br />

an folgenden Studiengängen:<br />

Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften,<br />

Masterstudiengang<br />

Betriebswirtschaftslehre, Masterstudiengang<br />

Volkswirtschaftslehre,<br />

Master of Energy Economics and<br />

Business Administration, International<br />

Joint Master on Sustainable<br />

Development.<br />

Energiemanagement <strong>und</strong><br />

Nachhaltigkeit<br />

Den Lehrstuhl für Energiemanagement<br />

<strong>und</strong> Nachhaltigkeit stifteten<br />

2008 die Vattenfall Europe AG <strong>und</strong><br />

der Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft. Lehrstuhlinhaber ist<br />

Das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge<br />

Unter Geschäftsführer Dr. Oliver Rottmann vom Institut für Öffentliche Finanzen <strong>und</strong><br />

Public Management kooperieren im neu gegründeten Kompetenzzentrum Öffentliche<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge acht Institute bzw. Lehrstühle der wirtschaftlichen<br />

Fakultät der Universität Leipzig (siehe Organigramm). Direktoren des Zentrums sind<br />

Prof. Dr. Thomas Lenk vom Institut für Öffentliche Finanzen <strong>und</strong> Public Management,<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer vom Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />

<strong>und</strong> Prof. Johannes Ringel vom Institut für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Bauwirtschaft.<br />

Acht Institute bzw. Lehrstühle kooperieren am Kompetenzzentrum.<br />

Die Beteiligten haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Sie wollen angewandte Forschung<br />

betreiben zu gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> aktuellen Themen des öffentlichen Wirtschaftens <strong>und</strong><br />

der öffentlichen Unternehmen; den Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft,<br />

Politik, Verwaltung sowie öffentlicher <strong>und</strong> privater Wirtschaft vorantreiben; die<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation zwischen den wesentlichen Sektoren der öffentlichen<br />

Wirtschaft stärken; Mitarbeiterentwicklung für die engagierten Unternehmen <strong>und</strong><br />

Verbände betreiben; interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeiten <strong>zur</strong> Analyse aktueller<br />

<strong>und</strong> institutioneller Problemstellungen öffentlicher Unternehmen fördern; Vorträge,<br />

Symposien <strong>und</strong> Kongresse organisieren; Veröffentlichungen auf dem Gebiet der öffentlichen<br />

Wirtschaft/der öffentlichen Unternehmen herausgeben <strong>und</strong> die internationale<br />

Zusammenarbeit fördern.<br />

Das Zentrum deckt mit seiner Arbeit die Sparten Energie, Öffentlicher Personennahverkehr,<br />

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, Kultur, <strong>Wasser</strong>versorgung/<strong>Abwasser</strong>entsorgung,<br />

Abfallwirtschaft, Ges<strong>und</strong>heit/Soziales <strong>und</strong> Wohnungswirtschaft ab.<br />

Kontakt:<br />

Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,<br />

Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge,<br />

Universitätsstraße 16, D-04109 Leipzig,<br />

E-Mail: kompetenzzentrum@wifa.uni-leipzig.de, www.wifa.uni-leipzig.de/kompetenzzentrum/<br />

Prof. Thomas Bruckner.<br />

Prof. Dr. Thomas Bruckner, der<br />

gleichzeitig auch das Amt des<br />

geschäftsführenden Direktors des<br />

IIRM bekleidet. Im Zentrum der<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Lehraktivitäten<br />

steht die integrative <strong>und</strong> gleichberechtigte<br />

Analyse der ökonomischen,<br />

ökologischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Aspekte einer nachhaltigen Energieversorgung.<br />

Zu den Forschungsschwerpunkten<br />

des Lehrstuhls gehört neben<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 799


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

der Analyse liberalisierter Energiemärkte<br />

insbesondere die integrierte<br />

Modellierung betrieblicher, kommunaler,<br />

nationaler <strong>und</strong> globaler<br />

Energiesysteme unter Klimaschutz<strong>und</strong><br />

Ressourcenrestriktionen.<br />

In der Lehre ergänzt der Lehrstuhl<br />

das Angebot der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität<br />

Leipzig durch Vorlesungen<br />

zu energietechnischen Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

zum betrieblichen Energiemanagement,<br />

<strong>zur</strong> Energieökonomie sowie<br />

<strong>zur</strong> Umweltökonomie.<br />

Der besondere Charakter der<br />

betriebswirtschaftlich-energietechnisch<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig volkswirtschaftlich-umweltökonomisch<br />

ausgerichteten<br />

Professur ermöglicht es<br />

dem Lehrstuhl, eine Brückengliedfunktion<br />

zwischen energie- <strong>und</strong><br />

umweltwissenschaftlichen Forschungsinstitutionen<br />

auf der einen<br />

Seite <strong>und</strong> umweltpolitischen <strong>und</strong><br />

energiewirtschaftlichen Entscheidungsträgern<br />

auf der anderen Seite<br />

wahrzunehmen.<br />

In enger Kooperation mit dem<br />

Wittenberg-Zentrum für globale<br />

Ethik e.V. (WZGE) soll darüber hinaus<br />

der Aufbau eines über die<br />

Region hinauswirkenden „Kompetenzzentrums<br />

für Nachhaltigkeitsforschung“<br />

aktiv gefördert werden.<br />

Umwelttechnik in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />

Umweltmanagement<br />

Im Jahr 2001 stiftete die Deutsche<br />

B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt die Professur<br />

für Umwelttechnik in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Umweltmanagement<br />

in kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />

Unternehmen. Seitdem führt Prof.<br />

Dr.-Ing. Robert Holländer den Lehrstuhl.<br />

Schwerpunktthemen innerhalb<br />

des IIRM sind die Ressourcen<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Boden, der nachhaltige<br />

<strong>und</strong> sichere Betrieb von Leitungssystemen<br />

<strong>und</strong> das Umweltmanagement<br />

in Einzelunternehmen <strong>und</strong><br />

Netzwerken.<br />

Gr<strong>und</strong>legend ist ein interdisziplinärer<br />

Ansatz, der technische <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Aspekte mitein ander<br />

verknüpft. Die Forschungs themen<br />

Prof. Robert Holländer.<br />

sind praxisorientiert, Ausgangspunkt<br />

sind regionale Erfahrungen,<br />

die in internationale Forschungskooperationen<br />

ein ge bracht <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt werden.<br />

In der Lehre ist der Lehrstuhl<br />

durch Vorlesungen <strong>und</strong> Übungen<br />

in den Bereichen Finanzierung <strong>und</strong><br />

Management kommunaler Ver- <strong>und</strong><br />

Entsorgung, Planung kommunaler<br />

Infrastruktureinheiten, Umweltmanagement<br />

<strong>und</strong> Umweltschutz<br />

sowie Sicherheitsmanagement eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Enge Kooperationen bestehen<br />

mit der Deutschen B<strong>und</strong>esstiftung<br />

Umwelt, dem Institut für Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Umweltpolitik der Wirtschaftsuniversität<br />

Prag sowie der Dalian<br />

University of Technology, China, an<br />

der Lehrstuhlinhaber Holländer seit<br />

2007 als Gastprofessor lehrt.<br />

Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong><br />

Institutionenökonomische<br />

Umweltforschung<br />

Seit 2008 besteht die Professur für<br />

Volkswirtschaftslehre, insbesondere<br />

Institutionenökonomische Umweltforschung,<br />

in gemeinsamer Berufung<br />

durch die Universität Leipzig<br />

<strong>und</strong> das Helmholtz-Zentrum für<br />

Umweltforschung – UFZ. Den Lehrstuhl<br />

hat seit Beginn Prof. Dr. Erik<br />

Gawel inne, der auch stellvertretender<br />

Leiter des Departments Ökonomie<br />

am UFZ ist. Die Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelskammer Frankfurt am Main<br />

bestellte Prof. Gawel außerdem als<br />

öffentlichen <strong>und</strong> vereidigten Sachverständigen<br />

für die Kostenrechnung<br />

öffentlicher <strong>und</strong> gemeinwirtschaftlicher<br />

Betriebe. Er ist seit<br />

2001 Hochschullehrer für Volkswirtschaftslehre.<br />

In der Forschung behandelt die<br />

Professur anwendungsorientierte<br />

Fragen der internationalen <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

umweltbezogene Schnittstellenprobleme<br />

in den Sektoren<br />

Energie, Verkehr <strong>und</strong> Infrastruktur<br />

sowie Klimawandelfragen. Besondere<br />

Schwerpunkte liegen bei Institutionen<br />

<strong>und</strong> Instrumenten der<br />

Umweltpolitik sowie in der ökologisch-ökonomischen<br />

Modellierung.<br />

Ein Großteil der Forschung findet<br />

am UFZ im Department Ökonomie<br />

statt. In ihrer Forschungstätigkeit<br />

beschäftigen sich die Mitarbeiter<br />

der Professur bzw. des<br />

UFZ-Departments insbesondere mit<br />

folgenden Themen:<br />

""<br />

Ökonomie des Klimawandels,<br />

insbesondere der<br />

Klimaanpassung (UFZ),<br />

""<br />

Ökonomische Aspekte der<br />

Bioenergie (UFZ),<br />

""<br />

Abgaben <strong>und</strong> Preise für<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungen (UFZ),<br />

""<br />

umweltbezogene Schnittstellenprobleme<br />

in den Bereichen<br />

Energie, Verkehr, technische<br />

Infrastruktur (IIRM),<br />

""<br />

Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur<br />

(IIRM) <strong>und</strong><br />

""<br />

Gebühren- <strong>und</strong> Entgeltlösungen<br />

für die kommunale Ver- <strong>und</strong><br />

Entsorgung (<strong>Wasser</strong>, <strong>Abwasser</strong>,<br />

Abfall) (IIRM).<br />

Prof. Erik Gawel.<br />

Juli/August 2012<br />

800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelle wasserwirtschaftliche Forschungsvorhaben<br />

sind InfraWass<br />

sowie ein Projekt <strong>zur</strong> Reform der<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe. InfraWass ist ein<br />

vom BMBF gefördertes, interdisziplinäres<br />

Forschungsprojekt mit der<br />

Zielsetzung, Steuerungsinstitutionen<br />

für eine nachhaltige öffentliche<br />

<strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

zu konzipieren (nähere Informationen<br />

siehe Netzwerk Wissen<br />

Aktuell). Das Projekt <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />

soll dem B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />

(BMU) für eine Novelle des<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabengesetzes wissenschaftlich<br />

zuarbeiten. Ferner forscht<br />

Lehrstuhlinhaber Gawel derzeit in<br />

der Helmholtz-Allianz ENERGY-<br />

TRANS <strong>zur</strong> nachhaltigen Transformation<br />

des Energiesystems sowie im<br />

BMBF-Spitzencluster BioEconomy<br />

(s. u.).<br />

An der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität Leipzig<br />

richten die Mitarbeiter des Lehrstuhls<br />

Veranstaltungen für die<br />

Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge<br />

sowie für die auslaufenden Diplomstudiengänge<br />

aus. Es werden Vorlesungen,<br />

Übungen, Seminare <strong>und</strong><br />

Tutorien in den Bereichen Umwelt-,<br />

Ressourcen- <strong>und</strong> Energieökonomik,<br />

Mikroökonomik <strong>und</strong> Neue Institutionenökonomik<br />

angeboten.<br />

Bioenergiesysteme<br />

Im Fokus der Betrachtungen des<br />

neu gegründeten Lehrstuhls Bioenergiesysteme<br />

stehen Konzepte,<br />

Technologien <strong>und</strong> Managementsysteme<br />

für die Lenkung biogener<br />

Prof. Daniela Thrän.<br />

Stoff- <strong>und</strong> Energiesysteme. Die Professur<br />

unterhält Prof. Dr.-Ing. Daniela<br />

Thrän, die gleichzeitig das Department<br />

Bioenergie am UFZ leitet.<br />

Der Schwerpunkt der Forschungen<br />

liegt in der Verbindung der<br />

fragmentarisch vorhandenen Informationen<br />

entlang der Prozessketten<br />

hin <strong>zur</strong> Entwicklung integrierter<br />

Managementsysteme für die Bioenergiebereitstellung.<br />

Enge Kooperationen<br />

bestehen mit dem UFZ<br />

<strong>und</strong> dem Deutschen BiomasseForschungsZentrum<br />

(DBFZ).<br />

Die Lehrveranstaltungen der<br />

Professur an der Universität Leipzig<br />

sind darauf ausgerichtet, Methoden<br />

<strong>und</strong> Instrumente für ein effizientes<br />

Management biogener Stoff- <strong>und</strong><br />

Energieströme zu vermitteln. Vorlesungen<br />

<strong>und</strong> Übungen umfassen die<br />

technischen Gr<strong>und</strong>lagen der Bioenergiebereitstellung,<br />

die Einordnung<br />

der ökologischen <strong>und</strong> sozioökonomischen<br />

Effekte <strong>und</strong> ressourcenrelevante<br />

Managementansätze.<br />

Dabei sieht das Lehrkonzept die<br />

Schwerpunkte Stoffstrommanagement<br />

<strong>und</strong> Bioenergiesysteme vor.<br />

Die Professur für Bioenergiesysteme<br />

gehört zusammen mit der Professur<br />

für VWL <strong>und</strong> Institutionenökonomische<br />

Umweltforschung zu<br />

den zwei Professuren des IIRM, die in<br />

der Initiative BioEconomy vertreten<br />

sind. Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung (BMBF) zeichnete<br />

die Initiative im Rahmen des<br />

Spitzencluster-Wettbewerbs Anfang<br />

des Jahres aus. Forschungseinrichtungen<br />

der Fraunhofergesellschaft,<br />

die Universität Halle-Wittenberg,<br />

das UFZ Leipzig, die Handelshochschule<br />

Leipzig, das DBFZ Leipzig<br />

sowie das IIRM der Universität Leipzig<br />

begleiten die Initiative wissenschaftlich.<br />

Zahlreiche große Industriekonzerne<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 40 innovative,<br />

mittelständische Betriebe gehören<br />

auf Seiten der Wirtschaft zum neuen<br />

mitteldeutschen Spitzencluster. Die<br />

Partner wollen eine neue biobasierte<br />

Industrie mit zusätzlichen<br />

Arbeitsplätzen in der Region aufbauen<br />

<strong>und</strong> die Wertschöpfung aus<br />

Biomasse weiter optimieren.<br />

Weitere Informationen<br />

www.wifa.uni-leipzig.de/iirm.html<br />

www.ufz.de/infrawass/<br />

www.bioeconomy.de<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of it! Be part<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge <strong>und</strong> Studienorte r<strong>und</strong> ums <strong>Wasser</strong>fach im<br />

Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@oiv.de<br />

EAZ Netzwerk 1.indd 1 30.7.2012 15:18:18<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 801


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Grenzenloses Lehren <strong>und</strong> Forschen an der Uni Leipzig<br />

Die internationalen Studiengänge Joint Master in Sustainable Development<br />

<strong>und</strong> Energy Economics and Business Administration bilden Studenten aus, für die<br />

nachhaltiges Wirtschaften <strong>und</strong> Energiemanagement keine Fremdwörter sind<br />

„Aus Tradition Grenzen überschreiten“ – diesem altehrwürdigen Motto hat sich die Universität Leipzig auch in<br />

moderner Zeit verschrieben. Grenzenlos ist zum Beispiel der Forschungs- <strong>und</strong> Lehransatz der Universität:<br />

Interdisziplinarität ist die Gr<strong>und</strong>lage, auf der viele Projekte fakultäts- <strong>und</strong> institutsübergreifend bearbeitet<br />

werden. Grenzen – ganz geografisch gesehen – werden aber zudem auch in zahlreichen internationalen<br />

Kooperationen überschritten zum Beispiel in den internationalen Studiengängen International Joint Master in<br />

Sustainable Development (JIMiSD) <strong>und</strong> International Energy Economics and Business Administration.<br />

Die Universität Leipzig ist eine<br />

Traditionsuniversität, die die<br />

ganze Bandbreite von Naturwissenschaften<br />

über Jura <strong>und</strong> Medizin bis<br />

hin zu einem breit gefächerten An -<br />

gebot an geisteswissenschaft lichen<br />

Studiengängen abdeckt. Seit ihrer<br />

Gründung im Jahr 1409 wurde ohne<br />

Unterbrechungen gelehrt. Nach der<br />

Bild 1. Studienverlauf des International Joint Master in Sustainable Development (JIMiSD).<br />

Juli/August 2012<br />

802 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Universität Heidelberg ist die Universität<br />

Leipzig damit die zweitälteste<br />

Universität Deutschlands, an der ein<br />

durchgängiger Lehrbetrieb aufrechterhalten<br />

wurde. Von den vielen<br />

Hochschulen Leipzigs ist die Universität<br />

mit gut 28 000 Studierenden,<br />

14 Fakultäten <strong>und</strong> über 150 Instituten<br />

die größte.<br />

Die Tradition der Wirtschaftswissenschaften<br />

reicht <strong>zur</strong>ück bis in<br />

das Jahr 1764, in dem der erste<br />

Lehrstuhl für „Oeconomic <strong>und</strong><br />

Camerawissenschaften“ eingerichtet<br />

wurde. Heute umfasst die Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

mehr als 30 Professuren <strong>und</strong> um<br />

die 2000 Studierenden.<br />

Die Fakultät verfügt über um -<br />

fangreiche Kontakte zu europäischen<br />

Hochschulen. Aus diesen<br />

grenzübergreifenden Kooperationen<br />

entwickelten sich zum Beispiel<br />

der internationale Masterstudiengang<br />

JIMiSD <strong>und</strong> der deutsch-russische<br />

Masterstudiengang Inter national<br />

Energy Economics and<br />

Business Administration, an denen<br />

das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong><br />

Ressourcenmanagement maßgeblich<br />

beteiligt ist.<br />

International Joint Master in<br />

Sustainable Development<br />

Das International Joint Master’s Programm<br />

in Sustainable Development<br />

ist ein englischsprachiger Aufbaustudiengang<br />

an der Schnittstelle<br />

von Wirtschaftswissenschaften <strong>und</strong><br />

technischem Management. Das<br />

Programm richtet sich an Bacheloroder<br />

Diplomabsolventen, die ein<br />

starkes Interesse an Themenaspekten<br />

der nachhaltigen Entwicklung<br />

bek<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die natur- <strong>und</strong><br />

so zialwissenschaftlichen Voraussetzungen<br />

dafür mitbringen.<br />

Die Mindeststudienzeit beträgt<br />

vier Semester. Im ersten Semester<br />

belegen die Studenten Gr<strong>und</strong>lagenvorlesungen<br />

zum Thema Nachhaltigkeit<br />

als Pflichtveranstaltung. Im<br />

zweiten Semester spezialisieren sie<br />

sich in einem von mehreren <strong>zur</strong><br />

Auswahl stehenden Wahlpflichtfächern,<br />

die entweder einen rein<br />

natur- oder sozialwissenschaftlichen<br />

Schwerpunkt setzen oder<br />

beide Bereiche kombinieren (Bild 1).<br />

Im dritten Semester findet eine Vertiefung<br />

der Gr<strong>und</strong>lagen statt <strong>und</strong> im<br />

vierten Semester schreiben die Studenten<br />

ihre Masterarbeit.<br />

Am JIMiSD beteiligen sich sechs<br />

Partneruniversitäten: Universität<br />

Graz (Österreich), Ca’ Foscari University<br />

Venice (Italien), Universität<br />

Leipzig (Deutschland), Universität<br />

Utrecht (Niederlande), Universität<br />

Basel (Schweiz), Universität Hiroshima<br />

(Japan). Die Studierenden<br />

schreiben sich an einer Heimatuniversität<br />

ein, an der sie ihr Gr<strong>und</strong>lagensemester<br />

absolvieren.<br />

Insgesamt müssen während des<br />

Studiums 120 ECTS Credits erworben<br />

werden. Davon mindestens<br />

60 an der Heimatuniversität <strong>und</strong><br />

wenigstens 30 an einer der Partneruniversitäten.<br />

Obligatorisch ist<br />

mindestens ein Auslandssemester.<br />

Empfohlen wird, dieses im zweiten<br />

Semester zu absolvieren, da alle<br />

Partneruniversitäten die Spezialisierungskurse<br />

in Englisch anbieten.<br />

Englischsprachige Vertiefungskurse<br />

können dagegen nicht garantiert<br />

werden. Diese finden u. U. in der<br />

jeweiligen Landessprache statt.<br />

Der internationale Masterabschluss<br />

ist in den Ländern der<br />

Partneruniversitäten voll anerkannt.<br />

Absolventen des Programms haben<br />

anschließend sowohl die Möglichkeit,<br />

zu promovieren <strong>und</strong> eine wissenschaftliche<br />

Laufbahn einzuschlagen,<br />

als auch ihre berufliche<br />

Kariere in der freien Wirtschaft oder<br />

im öffentlichen Dienst zu starten.<br />

Derzeit absolvieren an der Universität<br />

Leipzig r<strong>und</strong> 30 Studenten<br />

das Programm.<br />

International Energy<br />

Economics and Business<br />

Administration<br />

Der 2007 ins Leben gerufene<br />

Masterstudiengang International<br />

Energy Economics and Business<br />

Administration ist ein Kooperationsprojekt<br />

der Universität Leipzig <strong>und</strong><br />

des Staatlichen Instituts für Internationale<br />

Beziehungen in Moskau<br />

(MGIMO Universität). Träger ist das<br />

Deutsch-Russische Institut für Energiepolitik<br />

<strong>und</strong> Energiewirtschaft.<br />

Der Studiengang richtet sich an<br />

Studierende, die einen ersten<br />

berufsqualifizierenden Hochschulabschluss<br />

erlangt haben.<br />

Er ist als Aufbaustudiengang konzipiert,<br />

der betriebs- <strong>und</strong> volkswirtschaftliche<br />

sowie politisch-rechtliche<br />

Kenntnisse vermittelt, die für ein<br />

vertieftes Verständnis energiewirtschaftlicher<br />

Zusammenhänge, hier<br />

besonders der interna tionalen Energiewirtschaft,<br />

relevant sind.<br />

Zentral ist das gemeinsame<br />

Studium einer kleinen Gruppe rus-<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 803


NETZWERK WISSEN Porträt<br />

Bild 2. Studienverlauf des Interna tional Energy Economics and Business Adminis tration.<br />

Weitere Informationen<br />

www.uni-leipzig.de<br />

www.jointdegree.eu/sd/<br />

www.driee.uni-leipzig.de<br />

sischer <strong>und</strong> deutscher Studenten.<br />

So rückt neben dem Gedanken der<br />

Völkerverständigung das gegenseitige<br />

Kennenlernen der jeweiligen<br />

nationalen Interessen, Sichtweisen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Nicht zuletzt soll das Kurskonzept<br />

auch die persönliche Netzwerkbildung<br />

der Kursteilnehmer unterstützen.<br />

Um diese Ziele zu ermöglichen,<br />

ist der Kurs auf maximal 30 Teilnehmer<br />

begrenzt: 15 russische <strong>und</strong> 15<br />

deutsche Studierende.<br />

Die Regelstudienzeit beträgt vier<br />

Semester bei einem Arbeitsaufwand<br />

von insgesamt etwa 1800<br />

Zeitst<strong>und</strong>en (siehe Bild 2). Im ersten<br />

Semester vermitteln deutschsprachige<br />

Dozenten an der Universität<br />

Leipzig die Gr<strong>und</strong>lagen der interkulturellen<br />

Kommunikation sowie der<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Volkswirtschaftslehre.<br />

So wird die Basis für die Auseinandersetzung<br />

mit Fragen der internationalen<br />

Energiewirtschaft gelegt.<br />

Die Lehrveranstaltungen des<br />

zweiten Semesters finden an der<br />

MGIMO Universität in Moskau statt.<br />

Unterrichtssprache ist Englisch. Die<br />

Veranstaltungen werden gemeinsam<br />

mit den russischen Studierenden<br />

des Studienprogramms be sucht.<br />

Behandelt werden die politischrechtlichen<br />

Rahmenbedingungen<br />

der Energiewirtschaft in Russland<br />

<strong>und</strong> ein breites Spektrum energiewirtschaftlicher<br />

Problemfelder.<br />

Im dritten Semester stehen die<br />

politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

der Energiewirtschaft in<br />

Deutschland auf dem St<strong>und</strong>enplan<br />

ebenso wie z. B. aktuelle Themen<br />

wie erneuerbare Energien <strong>und</strong><br />

Umweltschutz in der Energiewirtschaft.<br />

Die englischsprachigen<br />

Lehrveranstaltungen finden in Leipzig<br />

statt <strong>und</strong> werden gemeinsam<br />

mit den russischen Studierenden<br />

des Studienprogramms belegt.<br />

Im vierten Semester fertigen die<br />

Studenten ihre Masterarbeit an <strong>und</strong><br />

absolvieren ein betreutes Praktikum.<br />

Das besondere an diesem Studiengang<br />

ist der hohe Praxisbezug<br />

<strong>und</strong> die Vermittlung von Kontakten<br />

in die Praxis. Dies wird zum einen<br />

erreicht durch viele externe Referenten<br />

von Unternehmen der Energiebranche<br />

<strong>und</strong> Rechtsanwaltskanzleien.<br />

Zum anderen haben die Studenten<br />

die Möglichkeit, zusätzlich<br />

eine Händlerschulung der European<br />

Energy Exchange (EEX) der Leipziger<br />

Strombörse zu absolvieren.<br />

Wer solchermaßen über die Grenzen<br />

schaut, ist bei der späteren Stellensuche<br />

klar im Vorteil. So besitzt die<br />

überwiegende Mehrzahl der Absolventen<br />

des Studiengangs schon eine<br />

Stellenzusage, bevor sie ihr Ab -<br />

schlusszeugnis erhalten. Sie finden<br />

Arbeit in Verwaltung, Politikberatung,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft auf nationaler<br />

<strong>und</strong> internationaler Ebene.<br />

part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of it! Be part<br />

NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge <strong>und</strong> Studienorte r<strong>und</strong> ums <strong>Wasser</strong>fach im<br />

Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt <strong>zur</strong> Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@oiv.de<br />

EAZ Netzwerk 2.indd 1 30.7.2012 15:17:37<br />

Juli/August 2012<br />

804 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Porträt NETZWERK WISSEN<br />

Von Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />

Karl Heines Vision: Ein Verbindungskanal zwischen Weißer Elster <strong>und</strong> Saale sollte die<br />

Stadt ans deutsche <strong>Wasser</strong>straßennetz anschließen<br />

Die Leipziger lieben ihre Gewässer: Flüsse, Mühl- <strong>und</strong> Floßgräben sowie Bäche boten schon zu Zeiten des<br />

Industriepioniers Karl Heine reichlich Möglichkeit für eine ausgiebige Kahnpartie. Heute paddeln Kanufahrer<br />

auf weiten Strecken der insgesamt 176 Flusskilometer durchs Stadtgebiet. Und was größeren Schiffen bisher<br />

noch verwehrt ist, gelang 26 abenteuerlustigen Hobbykanuten im Jahr 2006: von Leipzig bis nach Hamburg –<br />

mit dreimal Umtragen.<br />

Er hatte eine Vision: Der Rechtsanwalt,<br />

Industriepionier <strong>und</strong><br />

Urleipziger Karl Erdmann Heine<br />

(1819–1888) wollte eine Verbindung<br />

schaffen zwischen Weißer Elster<br />

<strong>und</strong> Saale. Letztendlich sollten<br />

Schiffe von Leipzig über Elster <strong>und</strong><br />

Saale in die Elbe bis <strong>zur</strong> Nordsee<br />

schippern.<br />

Neu war die Idee nicht: Schon ab<br />

dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert befürworteten<br />

die sächsischen Kurfürsten Johann<br />

Georg III. (1647–1691), Friedrich<br />

August I. der Starke (1670–1733)<br />

<strong>und</strong> Friedrich August III. (1750–<br />

1827) eine <strong>Wasser</strong>verbindung von<br />

Leipzig zum Meer. Dass Karl Heine<br />

diese Idee wieder aufgriff, verw<strong>und</strong>ert<br />

nicht. Immerhin promovierte<br />

der Sohn eines Braunschweiger<br />

Kaufmanns über die wirtschaftliche<br />

Nutzung von <strong>Wasser</strong>wegen <strong>und</strong><br />

deren Ufer zum Dr. jur. <strong>und</strong> als<br />

Unternehmer hätte er von einem<br />

Anschluss Leipzigs an das deutsche<br />

<strong>Wasser</strong>straßennetz profitiert.<br />

So initiierte Heine 1856 in Plagwitz<br />

an der Weißen Elster den ersten<br />

Spatenstich für den später nach ihm<br />

benannten Karl-Heine-Kanal. Acht<br />

Jahre danach, 1864, wurde der erste<br />

Abschnitt des Kanals eingeweiht,<br />

1887 war die Zeitzer Eisenbahn in<br />

Lindenau erreicht. Die Fertigstellung<br />

des vorerst letzten Teilstücks<br />

(Bauzeit zwischen 1890 <strong>und</strong> 1898),<br />

das kurz vor dem Lindenauer Hafen<br />

endet, erlebte Heine nicht mehr. Er<br />

starb 69-jährig am 25. August 1888<br />

in Leipzig.<br />

Heute ist der Karl-Heine-Kanal<br />

ein 2600 m langer künstlicher <strong>Wasser</strong>lauf<br />

(Fließgewässer II. Ordnung),<br />

der quer durch den im Leipziger<br />

Westen gelegenen Stadtteil Plagwitz<br />

verläuft. An seinen Ufern stehen<br />

architektonisch bemerkenswerte<br />

Gebäude wie zum Beispiel<br />

das Riverboat oder das Stelzenhaus,<br />

laden besonders gelegene Gastronomien<br />

<strong>zur</strong> Einkehr. In den 1990er-<br />

Jahren wurde der Kanal saniert.<br />

Dabei wurde am nördlichen Kanalufer<br />

ein Fuß- <strong>und</strong> Radweg angelegt.<br />

Wer sich aber lieber auf dem <strong>Wasser</strong><br />

fortbewegt, genießt die Fahrt im<br />

Kanu oder in einem der neuen,<br />

gewässerangepassten Leipzig-<br />

Boote, die sich ihren Weg unter den<br />

15 zum Teil historischen Brücken,<br />

die den Kanal überspannen,<br />

bahnen.<br />

Teil zwei des Vorhabens „Von<br />

Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee“ wurde in<br />

den Jahren 1933 bis 1943 mit dem<br />

Bau des Lindenauer Hafens <strong>und</strong><br />

des Elster-Saale-Kanals in Angriff<br />

genommen. Bis 1943 wurden etwa<br />

12 Kanalkilometer geflutet <strong>und</strong> weitere<br />

6,5 km ausgeschachtet. Wegen<br />

der Ausweitung des Krieges wurden<br />

die Arbeiten an beiden Projekten<br />

aber eingestellt. Kanal <strong>und</strong> Hafen<br />

harren seitdem ihrer Fertigstellung.<br />

Nun sollen Karl-Heine- <strong>und</strong><br />

Elster-Saale-Kanal über den Lindenauer<br />

Hafen miteinander verb<strong>und</strong>en,<br />

der Hafen selbst an das Ge -<br />

wässernetz der Stadt Leipzig angeschlossen<br />

<strong>und</strong> als Transithafen mit<br />

Anschluss an die Weltmeere<br />

erschlossen werden. Die ersten bauvorbereitenden<br />

Arbeiten laufen seit<br />

Anfang 2009. Die Stadt Leipzig, Amt<br />

für Stadtgrün <strong>und</strong> Gewässer (ASG),<br />

strebt zunächst den Durchstich der<br />

Der Leipziger<br />

Industriepionier<br />

Karl Heine,<br />

Zeichnung<br />

aus der<br />

Illustrierten<br />

„Die Gartelaube“ von 1864, …<br />

© Wikimedia Commons<br />

noch fehlenden Verbindung zwischen<br />

Karl-Heine-Kanal <strong>und</strong> Lindenauer<br />

Hafen auf einer Länge von<br />

etwa 665 m an.<br />

So hoffen Stadtväter, Bürger <strong>und</strong><br />

Interessensverbände, Leipzig um<br />

einen weiteren Baustein wassertouristisch<br />

zu erschließen. Außerdem<br />

soll das Stadt- <strong>und</strong> Landschaftsbild<br />

der Region Leipzig-West attraktiver<br />

werden.<br />

Bis Karl Heines Vision eines<br />

durchgängigen <strong>Wasser</strong>weges von<br />

Leipzig bis <strong>zur</strong> Nordsee Wirklichkeit<br />

wird, ist allerdings noch ein wenig<br />

Geduld erforderlich. Denn neben<br />

dem geplanten Verbindungsstück<br />

vom Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer<br />

Hafen fehlen dann immer<br />

noch knapp acht Kilometer <strong>Wasser</strong>straße<br />

bis <strong>zur</strong> Saale, sodass die Vorstellung<br />

vom Lindenauer Hafen als<br />

Transithafen für größere Schiffe vorerst<br />

noch ein Traum bleibt. Immerhin<br />

ist die Vision für kleinere Schiffe<br />

schon Wirklichkeit: 2006 starteten<br />

26 Kanuten von Leipzig in Richtung<br />

Norden. Nach zwei Wochen <strong>und</strong> gut<br />

470 Kilometern erreichten sie bei<br />

bester Laune <strong>und</strong> dreimal Umtragen<br />

Hamburg. Dieses Abenteuer<br />

wiederholt 2013 eine neue Crew.<br />

… <strong>und</strong> sein<br />

Denkmal am<br />

Klingerweg<br />

heute. © LTM/<br />

Andreas Schmidt<br />

Weitere<br />

Informationen:<br />

www.leipzig.de<br />

www.<br />

gewaesser<br />

verb<strong>und</strong>.de<br />

www.wasser-stadtleipzig.de<br />

www.leipzigam-wasser.de<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 805


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Welche Entsorgungsperspektiven bieten NASS?<br />

Untersuchung des Beitrags neuartiger Sanitärsysteme (NASS) <strong>zur</strong> Gewährleistung<br />

einer kostengünstigen <strong>und</strong> bürgerfre<strong>und</strong>lichen <strong>Abwasser</strong>entsorgung bei<br />

demografischem Wandel<br />

Im Auftrag des <strong>Abwasser</strong>zweckverbands Espenhain untersucht das Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />

(IIRM) der Universität Leipzig gemeinsam mit dem Institut für <strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />

(IWS) der HTWK Leipzig konkrete Entwicklungsoptionen bei demografischem Wandel im ländlichen<br />

Raum. Das Projekt wird durch Haushaltsmittel der Sächsischen Staatskanzlei gefördert <strong>und</strong> läuft von Juli<br />

2011 bis September 2012.<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Die flächendeckende Gewährleistung<br />

einer gewässer- <strong>und</strong> ressourcenschonenden<br />

sowie finanzierbaren<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung in Sachsen<br />

stellt insbesondere die<br />

Aufgabenträger des ländlichen Raumes<br />

vor große Herausforderungen.<br />

Beispielhaft steht hierfür der<br />

<strong>Abwasser</strong>zweckverband Espenhain,<br />

welcher im Südraum von Leipzig ca.<br />

36 700 Einwohner betreut. Im Rückblick<br />

<strong>und</strong> bei Prognosen ist seine<br />

Entwicklung durch eine abnehmende<br />

Bevölkerungszahl sowie<br />

einen abnehmenden <strong>und</strong> stark<br />

schwankenden Schmutzwasseranfall<br />

gekennzeichnet.<br />

Auf Ortsteilebene zeigen sich<br />

uneinheitliche <strong>und</strong> nur mit großer<br />

Unsicherheit prognostizierbare Entwicklungslinien<br />

(Bild 1 <strong>und</strong> 2).<br />

Zusätzlich erschweren die Weitläufigkeit<br />

des Entsorgungsgebietes<br />

sowie die in Teilräumen fehlenden<br />

Vorfluter <strong>und</strong> Versickerungsmöglichkeiten<br />

die ordnungsgemäße<br />

Entsorgung. Hierdurch stoßen konventionelle<br />

zentrale, aber auch<br />

dezentrale Entsorgungslösungen<br />

lokal an die Grenzen ihrer Funktionsfähigkeit,<br />

Finanzierbarkeit <strong>und</strong><br />

Akzeptanz.<br />

Inhalt <strong>und</strong> Ziele<br />

des Projektes<br />

„Neuartige Sanitärsysteme“ (NASS)<br />

zielen u. a. auf eine Reduzierung des<br />

<strong>Abwasser</strong>anfalls, die gezielte Rückgewinnung<br />

von Energie <strong>und</strong><br />

Nährstoffen <strong>und</strong> die erleichterte<br />

Er füllung überdurchschnittlicher<br />

umweltrechtlicher Anforderungen.<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Pilotprojekte zeigen<br />

verschiedenartige Systemgestaltungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Potenziale<br />

auf. Im Rahmen des Projektes<br />

gilt es zu bewerten, welchen Beitrag<br />

NASS schon gegenwärtig für eine<br />

ordnungsgemäße <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

leisten können <strong>und</strong> welche<br />

langfristigen Perspektiven sich darüber<br />

hinaus durch NASS eröffnen.<br />

So wird am Beispiel des Ab -<br />

wasserzweckverbandes Espenhain<br />

untersucht, welche neuen Entsorgungsperspektiven<br />

sich durch den<br />

Einsatz neuartiger Sanitärsysteme<br />

(NASS) <strong>zur</strong> Lösung der regionalen<br />

Herausforderungen eröffnen. Für<br />

vier ausgewählte Teilgebiete des<br />

Verbandes werden <strong>Abwasser</strong>entsor-<br />

Bild 1. Entwicklung der Bevölkerungszahl in einem<br />

Unter suchungsgebiet des Zweck verbandes (eigene<br />

Darstellung).<br />

Bild 2. Entwicklung der Gr<strong>und</strong>stücksnutzung in<br />

einem Unter suchungsbiet des Zweckverbandes<br />

(eigene Darstellung).<br />

Abschlussworkshop: 20. September 2012,<br />

IIRM, Universität Leipzig<br />

Im Rahmen eines Abschlussworkshops werden die erzielten Projektergebnisse<br />

vorgestellt, Umsetzungshemmnisse (z. B. Verwertung von<br />

Reststoffen, Genehmigungsvoraussetzungen) alternativer Entsorgungskonzepte<br />

aufgezeigt <strong>und</strong> Lösungsansätze im Umgang mit ihnen<br />

erarbeitet. Die Diskussion mit einem breiten Fachpublikum (u. a.<br />

Behörden, Aufgabenträger, Hersteller, Planer, Kommunen, Forschungseinrichtungen)<br />

des Siedlungswassermanagements dient dem<br />

Informations- <strong>und</strong> Erfahrungstausch sowie der Beurteilung der Übertragbarkeit<br />

der Untersuchungsergebnisse. Eine Herstellerausstellung<br />

vermittelt einen Einblick in aktuell verfügbare Technologien <strong>und</strong><br />

Produkte.<br />

Nähere Informationen: www.wifa.uni-leipzig.de/iirm<br />

Juli/August 2012<br />

806 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

gungskonzepte mit Stoffstromtrennung<br />

entwickelt <strong>und</strong> konventionellen<br />

Lösungen gegenübergestellt<br />

(Bild 3).<br />

Die Bürger werden durch eine<br />

Informationsbroschüre über die<br />

sich verändernden Randbedingungen<br />

<strong>und</strong> die sich ergebenden Handlungsoptionen<br />

informiert. Auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage werden die betroffenen<br />

Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

bezüglich ihrer Präferenzen befragt.<br />

Im Ergebnis des Projektes gilt es<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demografischen<br />

Wandels darzulegen, inwieweit<br />

die untersuchten Ansätze unter<br />

den lokalen naturräumlichen, siedlungsstrukturellen<br />

sowie den rechtlichen<br />

Gegebenheiten technische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Vorteile gegenüber<br />

konventionellen Lösungen<br />

aufweisen <strong>und</strong> inwieweit sie von<br />

den Betroffenen akzeptiert werden.<br />

Ansprechpartner: Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer,<br />

Universität Leipzig, Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement,<br />

Grimmaische Straße 12, D-04109 Leipzig, Tel. (0341) 97 33 870, Fax (0341) 97 33 879,<br />

E-Mail: hollaender@wifa.uni-leipzig.de<br />

Bild 3. Stoffstromtrennung.<br />

Nachhaltige Steuerung von<br />

<strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen – InfraWass<br />

Das Projekt InfraWass ist ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit des Instituts für<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement (IIRM) der Universität Leipzig mit dem<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ auch im Themenkomplex des Wandels in<br />

der <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Langlebige, technisch bestimmte<br />

Infrastruktursysteme, wie sie für<br />

die <strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

hochentwickelter Länder<br />

typisch sind, stellen eine besondere<br />

Herausforderung für eine nachhaltige<br />

Steuerung dar. Konventionelle<br />

Infrastruktursysteme der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

entwickelten sich unter<br />

der Prämisse langfristig stabiler<br />

Rahmenbedingungen. Daher zeichnen<br />

sie sich heute durch hohe Zentralität<br />

<strong>und</strong> technologische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Langlebigkeit aus.<br />

Gegenwärtig geraten die inflexiblen<br />

leitungsgeb<strong>und</strong>enen Ver<strong>und</strong><br />

Entsorgungssysteme zunehmend<br />

unter Veränderungsdruck.<br />

Neben steigenden Ansprüchen an<br />

die Ressourceneffizienz bzw. die<br />

ökologische Nachhaltigkeit wasserwirtschaftlicher<br />

Dienstleistungen<br />

wirken die Diskussion um Liberalisierung<br />

<strong>und</strong> Privatisierung der<br />

öffentlichen Daseinsvorsorge sowie<br />

die zunehmende Forderung nach<br />

Kosteneffizienz auf den Sektor ein.<br />

Eine weitere Ursache des Wandels<br />

in den wasserwirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen ist der globale<br />

Prozess des Klimawandels, der<br />

allerdings die <strong>Wasser</strong>wirtschaft regional<br />

höchst unterschiedlich<br />

berührt. Zum einen kommt es aufgr<strong>und</strong><br />

länger anhaltender Trockenperioden<br />

zu regionalen Problemen<br />

bei der <strong>Wasser</strong>bereitstellung, zum<br />

anderen werden die bestehenden<br />

Entwässerungssysteme wegen vermehrt<br />

auftretender Starkregenereignisse<br />

vor neue Herausforderungen<br />

gestellt. Demografische Veränderungen,<br />

wie Geburtenrückgang<br />

<strong>und</strong> Migrationsbewegungen, haben<br />

für das <strong>Wasser</strong>management ebenfalls<br />

gravierende Folgen. Um die<br />

Funktionsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>und</strong> „Erschwinglichkeit“ der Ver<strong>und</strong><br />

Entsorgungssysteme zukünftig<br />

sicherzustellen, liegt die zentrale<br />

Herausforderung einer künftigen<br />

Planung <strong>und</strong> Gestaltung des <strong>Wasser</strong>sektors<br />

in der Entwicklung flexibler<br />

Versorgungskonzepte.<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 807


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Modulstruktur von InfraWass.<br />

Das im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunkts<br />

„Wirtschaftswissenschaften<br />

für Nachhaltigkeit II“<br />

durchgeführte Projekt „InfraWass“<br />

leistet dazu einen wichtigen Beitrag.<br />

Unter der Leitung von Prof. Dr.<br />

Erik Gawel sind das UFZ mit den<br />

Departments Ökonomie (Dipl.-Vw.<br />

Norman Bedtke) <strong>und</strong> Umwelt- <strong>und</strong><br />

Planungsrecht (Dr. Moritz Reese, Dr.<br />

Simone Janssen), das IIRM (Prof. Dr.<br />

Robert Holländer, Dr. Stefan Geyler,<br />

Dipl.-Ing. Sabine Lautenschläger)<br />

sowie das Institut für Wirtschaftsrecht<br />

der Universität Kassel (Prof. Dr.<br />

Silke Laskowski, Dipl.-Jur. Clara<br />

Gläve) an dem vom BMBF geförderten<br />

Forschungsprojekt InfraWass<br />

beteiligt (Laufzeit 2010-2013).<br />

Das interdisziplinäre Team von<br />

Ökonomen, Ingenieuren <strong>und</strong> Ju -<br />

risten analysiert mit Unterstützung<br />

von Praxisakteuren (Hamburg<br />

<strong>Wasser</strong>, Kommunale <strong>Wasser</strong>werke<br />

Leipzig) die Zukunftsfähigkeit der<br />

öffentlichen <strong>Wasser</strong>ver- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

im Hinblick auf re -<br />

gional verschieden ausgeprägte<br />

demografische <strong>und</strong> sozio-ökonomische<br />

Prozesse, unterschiedliche<br />

Auswirkungen des Klimawandels<br />

<strong>und</strong> systemische Nachhaltigkeits-<br />

Zielkonflikte.<br />

Die anwendungsorientierte Zielsetzung<br />

des Projekts liegt dabei in<br />

der Bereitstellung relevanter „Stellschrauben“<br />

(Nachhaltigkeitsinstitutionen)<br />

<strong>zur</strong> Sicherung einer regional<br />

angepassten, nachhaltigen Steuerung<br />

langfristiger Infrastrukturentscheidungen.<br />

Diese müssen zudem<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Interessen<br />

wichtiger Stakeholder <strong>und</strong> der<br />

Akzeptanz die polit-ökonomischen<br />

Aspekte der Umsetzbarkeit berücksichtigen.<br />

Mit der Flexibilisierung<br />

von <strong>Wasser</strong>infrastruktursystemen<br />

wird zugleich ein Beitrag <strong>zur</strong> Minderung<br />

gesellschaftlicher Anfälligkeit,<br />

insbesondere durch die erhöhte<br />

Toleranz in Bezug auf unvorhergesehene<br />

Ereignisse (exogener<br />

Schocks) geleistet. Die wissenschaftliche<br />

Zielsetzung des Projekts<br />

ergibt sich aus der interdisziplinären<br />

Analyse <strong>und</strong> Beschreibung von<br />

Nachhaltigkeitsinstitutionen <strong>zur</strong><br />

Sicherung zukunftsfähiger Entwicklungspfade.<br />

Dabei wird besonderer<br />

Wert auf das Zusammenspiel verschiedener<br />

institutioneller Bedingungen<br />

(Anreize, Entscheidungsverfahren,<br />

Organisationsform, Normen)<br />

<strong>und</strong> die Einbeziehung der<br />

sozialen Nachhaltigkeitsdimensionen<br />

(Akzeptanz, Erschwinglichkeit)<br />

gelegt. Auf diese Weise wird ein<br />

Beitrag <strong>zur</strong> interdisziplinären Konzeption<br />

staatlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Governance <strong>und</strong> ihrer<br />

lang fristigen Dynamik unter Unsicherheitsbedingungen<br />

sowie <strong>zur</strong><br />

Konturierung einer Nachhaltigkeitsökonomik<br />

geleistet<br />

Das modular gegliederte Vorhaben<br />

(siehe nebenstehende Abbildung)<br />

umfasst institutionen- <strong>und</strong><br />

umweltökonomische, finanzwissenschaftliche,<br />

betriebswirtschaftliche,<br />

rechtliche <strong>und</strong> siedlungswasserwirtschaftliche<br />

bzw. technische<br />

Fragestellungen. Die Forschungsleitfrage<br />

(Garantieinstitutionen <strong>zur</strong><br />

Governance einer nachhaltigen<br />

Infra strukturentwicklung) erörtert<br />

ein komplexes Anwendungsproblem<br />

der Nachhaltigkeitsökonomik<br />

(<strong>Wasser</strong>infrastruktursteuerung <strong>und</strong><br />

-entwicklung) in einem komplexen<br />

Set an Bedingungen (Demografie,<br />

Klimawandel, nachhaltige Entwicklung)<br />

sowie Steuerungsparametern<br />

<strong>und</strong> -institutionen. Die Anwendungsorientierung<br />

der Forschungsleitfrage<br />

impliziert nicht nur die<br />

Beteiligung verschiedener Disziplinen<br />

<strong>zur</strong> Problemlösung, sie<br />

macht auch im ökonomischen Kernbereich<br />

der Untersuchung den pluralen<br />

Einsatz von Methoden erforderlich.<br />

Dies betrifft im empirischen<br />

Teil die Szenarienentwicklung über<br />

regionale Fallstudien; im theoretischen<br />

Teil stehen institutionenökonomische<br />

<strong>und</strong> finanzwissenschaftliche<br />

Analysen <strong>und</strong> Methoden der<br />

Garantieinstitutionen im Zentrum.<br />

Das Projekt stützt sich dabei auf<br />

zwei Fallstudienregionen (Metropolregion<br />

Hamburg, Sachsen/Brandenburg),<br />

für die zusammen mit<br />

den Praxispartnern szenariengestützt<br />

nachhaltige Infrastrukturkonzepte<br />

in ihrer langfristigen Dynamik<br />

für die Bereiche <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />

Trinkwasser konzipiert <strong>und</strong> ein<br />

agentenbasiertes Infrastruktur-<br />

Modell <strong>zur</strong> quantitativen Analyse<br />

entwickelt werden. Ein möglicher<br />

Transfer auf andere europäische<br />

<strong>und</strong> globale <strong>Wasser</strong>infrastrukturprobleme<br />

ist u. a. im Rahmen eines<br />

internationalen Workshops angestrebt.<br />

Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. Erik Gawel,<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung –<br />

UFZ, Department Ökonomie<br />

Permoserstraße 15, D-04318 Leipzig,<br />

Tel. (0341) 235-1940, Fax: (0341) 235-451940,<br />

E-Mail: erik.gawel@ufz.de<br />

Weitere Informationen<br />

www.ufz.de/infrawass<br />

www.wi-n.org/de/247.php<br />

Juli/August 2012<br />

808 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Dissertation NETZWERK WISSEN<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammensetzung <strong>und</strong> zum Abbau von<br />

Schwarzwasser mittels des Belebungs verfahrens sowie <strong>zur</strong> Kinetik<br />

des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen Stoffwechsels<br />

Kurzfassung der Dissertation<br />

Von Henning Knerr<br />

Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Technische Universität Kaiserslautern<br />

Betreuer: Prof. Dr.-Ing. T.G. Schmitt, Technische Universität Kaiserslautern,<br />

Fachgebiet Siedlungswasser wirtschaft <strong>und</strong> Abfallwirtschaft<br />

R<strong>und</strong> 30 % bis 40 % des durchschnittlichen<br />

Trinkwasserverbrauchs<br />

in deutschen Haushalten<br />

entfällt auf die Toilettenspülung. Das<br />

anfallende <strong>Abwasser</strong>, das sogenannte<br />

Schwarzwasser, enthält ne -<br />

ben dem Spülwasser die Fäkalien<br />

Urin <strong>und</strong> Fäzes sowie Toilettenpapier.<br />

Es ist durch eine vergleichsweise<br />

hohe organische Verschmutzung<br />

sowie sehr hohe Gehalte an Nährstoffen<br />

gekennzeichnet. Aufbauend<br />

auf dem Gr<strong>und</strong>gedanken, den häuslichen<br />

Schmutzwasserkreislauf zu<br />

schließen, um den Bedarf an hochwertigem<br />

Trinkwasser nachhaltig zu<br />

senken, wurde in der Disser tation<br />

von Henning Knerr die Anwendung<br />

des Belebungsverfahrens <strong>zur</strong> biologischen<br />

Behandlung von Toilettenabwasser<br />

erforscht.<br />

Um den mangelnden Kenntnisstand<br />

hinsichtlich der Schwarzwasserzusammensetzung<br />

zu verbessern,<br />

wurde zunächst die Quantität<br />

<strong>und</strong> chemisch-physikalische<br />

Qualität von Schwarzwasser an drei<br />

unterschiedlichen Versuchsstandorten<br />

mit unterschiedlicher Nutzung<br />

(Wohnen, Arbeitsplatz) eingehend<br />

untersucht. Hierdurch konnten<br />

eine Vielzahl neuer Erkenntnisse<br />

<strong>zur</strong> Charakteristik von Schwarzwasser<br />

gewonnen werden <strong>und</strong> spezifische<br />

Frachten für Parameter CSB,<br />

BSB 5 , TKN, P ges <strong>und</strong> AFS abgeleitet<br />

werden. Mit den erarbeiteten Kennwerten<br />

wird eine deutlich verbesserte<br />

<strong>und</strong> durch die umfangreichen<br />

Mess ungen abgesicherte Datengr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>zur</strong> Abschätzung des<br />

Nutz ungspotenzials von Schwarzwasser<br />

<strong>und</strong> <strong>zur</strong> Bemessung von<br />

Schwarzwasserbehandlungsanlagen<br />

möglich.<br />

Im Hinblick auf die Erforschung<br />

der Eliminationsmechanismen der<br />

im Schwarzwasser enthaltenen Kohlenstoff-,<br />

Stickstoff- <strong>und</strong> Phosphorverbindungen<br />

unter Betriebsbedingungen<br />

wurden zwei Versuchsanlagen<br />

(Sequencing-Batch-Reaktor,<br />

Membran-Bio-Reaktor) an den drei<br />

Versuchsstandorten betrieben. Ne -<br />

ben der biologischen Behandlung<br />

von Roh-Schwarzwasser <strong>und</strong> von<br />

mechanisch gereinigtem Schwarzwasser<br />

wurde die biologische Be -<br />

handlung von Schwarzwasser bei<br />

Kreislaufführung untersucht.<br />

Es wurde festgestellt, dass<br />

Schwarzwasser nach biologischer<br />

Behandlung sehr hohe Gehalte an<br />

gelöst inertem CSB aufweist. Zudem<br />

wurde ein Zusammenhang zwischen<br />

der Schwarzwasserquelle<br />

<strong>und</strong> den erreichbaren Rest-CSB-<br />

Gehalten abgeleitet. Demnach ist<br />

der bei maximalem biologischem<br />

Reinigungseffekt erreichbare CSB-<br />

Gehalt für Schwarzwasser häuslicher<br />

Herkunft etwa doppelt so<br />

hoch wie bei Schwarzwasser ge -<br />

werblicher Herkunft.<br />

Mit Hilfe von Sauerstoffzehrungsmessungen,<br />

die durch Substratzehrungsmessungen<br />

ergänzt<br />

wurden, wurden abschließend kinetische<br />

<strong>und</strong> stöchiometrische Parameter<br />

des heterotrophen <strong>und</strong> autotrophen<br />

Stoffwechsels sowie die<br />

CSB-Fraktionen von Schwarzwasser<br />

experimentell ermittelt. Die Versuche<br />

wurden unter Verwendung von<br />

mechanisch gereinigtem Schwarzwasser<br />

<strong>und</strong> SBR-Belebtschlamm<br />

durchgeführt, welcher zwei verschiedene<br />

Schlammalter aufwies.<br />

Hierdurch konnte der Einfluss der<br />

Betriebsparameter Schlammalter<br />

<strong>und</strong> Schlammbelastung auf den<br />

Stoffwechsel der jeweils ge -<br />

wachsenen Schwarzwasser-Belebtschlammbiozönose<br />

ermittelt werden.<br />

Bei der Fraktionierung der<br />

organischen Verbindungen konnte<br />

u. a. ein Zusammenhang zwischen<br />

den abbaubaren CSB-Fraktionen<br />

<strong>und</strong> dem Schlammalter abgeleitet<br />

werden. Die in den Praxisversuchen<br />

gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich<br />

der Rest-CSB-Gehalte konnten<br />

damit bestätigt werden. Darüber<br />

hinaus konnte gezeigt werden, dass<br />

bei der aeroben biologischen<br />

Behandlung von Schwarzwasser<br />

eine Entkopplung von Ammonium<strong>und</strong><br />

Nitritoxidation auftritt. Zur<br />

Bestimmung der kinetischen <strong>und</strong><br />

stöchiometrischen Kenngrößen der<br />

Nitrifikation wurde zudem eine<br />

modifizierte Methode vorgestellt,<br />

die es erlaubt die momentane<br />

Nitritations- <strong>und</strong> Nitratationsrate in<br />

einem Versuch zu ermitteln. In stickstoffhaltigen<br />

Abwässern oder bei<br />

hohen <strong>Abwasser</strong>temperaturen liefert<br />

die Methode einen vertiefenden<br />

Einblick in die Prozesse der Nitrifikation<br />

<strong>und</strong> wird daher <strong>zur</strong> weiteren<br />

Umsetzung empfohlen.<br />

Die Dissertation ist erschienen als Band 33<br />

der Schriftenreihe des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft<br />

der Technischen<br />

Universität Kaiserslautern.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 809


Nachrichten<br />

Leute<br />

Nachruf auf Otto Breton<br />

Am 18. Juni 2012 starb Dipl.-Ing.<br />

Otto Breton, ehemaliger Präsident<br />

des DVGW, im Alter von<br />

88 Jahren. Otto Breton wurde am<br />

29. Mai 1924 in Saarbrücken geboren.<br />

Er absolvierte ein Maschinenbau-Studium<br />

an der Technischen<br />

Hochschule Fridericana in Karlsruhe.<br />

Dort legte er 1950 die Diplom-Prüfung<br />

ab. Nach ersten beruflichen<br />

Stationen bei Küppersbusch, bei<br />

der Zentrale für Gasverwendung<br />

<strong>und</strong> bei der Robert Bosch GmbH<br />

wechselte er 1957 <strong>zur</strong> Thüga AG<br />

(vormals Thüringer Gasgesellschaft).<br />

1961 erhielt er die Handlungsvollmacht,<br />

vier Jahre später Prokura.<br />

Von 1968 bis zu seinem Eintritt in<br />

den Ruhestand war Otto Breton<br />

Vorstandsmitglied der Thüga AG<br />

mit Sitz in München. Zudem bekleidete<br />

er Ämter als Mitglied des Aufsichtsrates<br />

zahlreicher Beteiligungsgesellschaften<br />

im Ge schäftsbereich<br />

der Thüga AG.<br />

Neben seiner beruflichen Laufbahn<br />

engagierte sich Otto Breton<br />

intensiv im DVGW. Er war unter<br />

anderem langjähriges Mitglied bzw.<br />

Obmann verschiedener Fachgremien:<br />

So wirkte er über 20 Jahre<br />

lang, von 1956 bis 1978, im Fachausschuss<br />

„Hausinstallation“ der Fachgruppe<br />

Gas mit. Hier brachte er seine<br />

in Studium <strong>und</strong> Praxis erworbenen<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen ein.<br />

Von 1966 bis 1978 war er Obmann<br />

dieses Ausschusses. Ab 1978 bis<br />

1986 lenkte er als Obmann den<br />

Hauptausschuss „Gasverwendung“.<br />

Der DVGW würdigte Otto Bretons<br />

besondere Verdienste um die Hausinstallation<br />

1970 mit dem Ehrenring.<br />

Darüber hinaus engagierte sich<br />

Otto Breton im DVGW-B<strong>und</strong>esvorstand<br />

(1972-1988); 1975 wurde er in<br />

das DVGW-Präsidium gewählt. Von<br />

1981 bis 1984 hatte Otto Breton das<br />

Amt des DVGW-Präsidenten inne. In<br />

dieser Eigenschaft vertrat er das<br />

deutsche Gasfach <strong>und</strong> die Interessen<br />

des DVGW auch in europäischen<br />

<strong>und</strong> internationalen Fachverbänden.<br />

Als anerkannter Fachmann übernahm<br />

er 1969 die Präsidentschaft in<br />

der MARCOGAZ-Verbindungskommission<br />

„Gasarmaturen“ <strong>und</strong> die<br />

Leitung von Arbeitsausschüssen<br />

des 1968 gebildeten Normenausschusses<br />

Gastechnik. Von 1979 bis<br />

1987 war Otto Breton Mitglied im<br />

Rat der internationalen Gas Union,<br />

ab 1984 zusätzlich im Bureau der<br />

Internationalen Gas Union.<br />

Mit hohem persönlichen Einsatz<br />

wirkte er zudem als Mitglied des<br />

Vorstands, des Kuratoriums <strong>und</strong> des<br />

Stiftungsrates der Gesellschaft der<br />

Fre<strong>und</strong>e des Engler-Bunte-Instituts<br />

der Universität Karlsruhe (TH) sowie<br />

als Mitglied des Verwaltungsrats<br />

<strong>und</strong> des Technisch-Wissenschaftlichen<br />

Beirats des Gaswärme-Instituts<br />

e.V., Essen.<br />

Otto Breton hat das Gasfach entscheidend<br />

mit geprägt. Wichtig war<br />

ihm stets, die Eigensicherheit der<br />

Gasgeräte zu verbessern. Die Förderung<br />

von Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />

sowie des technischen Nachwuchses<br />

lagen ihm besonders am Herzen.<br />

Der DVGW wird ihn in dankbarer<br />

Erinnerung behalten.<br />

Karlheinz Jacobitz verstorben<br />

Karlheinz<br />

Jacobitz<br />

Das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />

der TU Kaiserslautern<br />

trauert gemeinsam mit<br />

seinen ehemaligen Kollegen, Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern der<br />

Universitäten Darmstadt <strong>und</strong> Kaiserslautern<br />

sowie vielen Fachkollegen<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en um Prof. Dr.-<br />

Ing. Karlheinz Jacobitz. Der Gründer<br />

<strong>und</strong> frühere Leiter des Fachgebietes<br />

Siedlungswasserwirtschaft der TU<br />

Kaiserslautern (1981 bis 1992) ist<br />

am 15. Juni 2012 überraschend verstorben,<br />

zwei Tage vor seinem<br />

85. Geburtstag. Seine gute Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Vitalität, die uns über viele<br />

Jahre nach seiner Pensionierung<br />

beim Tennis <strong>und</strong> Skifahren mit den<br />

Mitabeiter/inne/n des Fachgebiets<br />

beeindruckt haben, waren durch<br />

die schwere Erkrankung seiner Frau<br />

<strong>und</strong> den schmerzlichen Verlust<br />

durch ihren Tod doch beeinträchtigt.<br />

Eine Würdigung seiner Person<br />

<strong>und</strong> seines Werdegangs ist in <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong>| <strong>Abwasser</strong>, Heft 6/2012, Seite<br />

690, erschienen.<br />

Seine Freude an der Lehre <strong>und</strong><br />

im Umgang mit jungen Menschen<br />

hat ihn nach seiner Pensionierung<br />

drei Jahre lang zum ersten „Rentner-<br />

Prof“ in Rheinland-Pfalz werden<br />

lassen. Mit seinem Engagement,<br />

seiner Begeisterungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Aufgeschlossenheit war er bei seinen<br />

ehemaligen Studierenden in<br />

Darmstadt <strong>und</strong> Kaiserslautern ein<br />

äußerst geschätzter „akademischer<br />

Lehrer“. Die Studierenden hat er<br />

stets als Partner seiner Lehrtätigkeit<br />

gesehen, die meisten hat er nach<br />

wenigen Veranstaltungen mit Namen<br />

angesprochen. Immer wieder be -<br />

gegnete man als sein Nachfolger<br />

ehemaligen Studierenden, die sich<br />

an Karlheinz Jacobitz als ganz<br />

besonders engagierten Lehrenden<br />

erinnerten <strong>und</strong> ihre Wertschätzung<br />

betonten. Damit hatte er die „Messlatte“<br />

für seine Nachfolge sehr hoch<br />

gelegt. Gleichzeitig hat er gerade in<br />

Juli/August 2012<br />

810 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Leute<br />

Nachrichten<br />

den ersten Jahren seiner Pensionierung<br />

mit seiner unnachahmlichen<br />

Mischung aus überaus großer<br />

Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> vornehmer<br />

Zurückhaltung wertvolle Unterstützung<br />

geleistet <strong>und</strong> die weitere<br />

Entwicklung des Fachgebiets mit<br />

Freude <strong>und</strong> Wohlwollen begleitet.<br />

Wir verlieren in Karlheinz Jacobitz<br />

einen verantwortungsbewussten<br />

<strong>und</strong> engagierten Wissenschaftler,<br />

einen liebenswerten, viel<br />

menschliche Wärme ausstrahlenden<br />

Kollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>, den wir in<br />

dankbarer Erinnerung behalten<br />

werden. Wir werden ihn schmerzlich<br />

vermissen.<br />

<br />

Theo G. Schmitt<br />

Nachruf auf Carl-Friedrich Thymian<br />

Dipl.-Ing., Dipl.-Kfm. Carl Friedrich<br />

Thymian ist am 1. Juni<br />

2012 nach schwerer Krankheit<br />

verstorben. Die Mitglieder der<br />

Gütegemeinschaft, die Vorstandskollegen,<br />

die Mitglieder von<br />

Güteausschuss <strong>und</strong> Beirat <strong>und</strong><br />

die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der Gütegemeinschaft<br />

sind tief betroffen <strong>und</strong> trauern um<br />

ihren langjährigen Vorstandsvorsitzenden.<br />

Geboren am 11. Oktober 1950 in<br />

Zossen, hat Carl-Friedrich Thymian<br />

schon als junger Mensch eine Leidenschaft<br />

für das Bauen entwickelt.<br />

Diese Leidenschaft bestimmte seine<br />

erfolgreiche, die Branche prägende,<br />

berufliche Laufbahn. Unermüdlich<br />

war er im In- <strong>und</strong> Ausland tätig –<br />

weltweit unterwegs für den Kanalbau<br />

in bester Qualität.<br />

Privat sprach er liebevoll über<br />

seine Familie. Ein Teil seines Herzens<br />

gehörte aber auch dem Fußball.<br />

Erfolgreich führte er seine Firma,<br />

die beton & rohrbau C.-F. Thymian<br />

GmbH & Co. KG in Berlin. Dazu gehören<br />

mehrere Niederlassungen, Tochter-<br />

<strong>und</strong> Beteiligungsgesellschaften.<br />

Engagement, Weit- <strong>und</strong> Überblick,<br />

Durchhaltevermögen <strong>und</strong><br />

Kampfgeist machten ihn zu einer<br />

weit über Berlins Grenzen hinaus<br />

bekannten Unternehmerpersönlichkeit.<br />

Carl-Friedrich Thymian war<br />

maßgeblich beteiligt an der positiven<br />

Entwicklung der Qualitätsstandards<br />

im Kanalbau. Sein<br />

übergreifendes Engagement, ganz<br />

besonders für eine faire Preisentwicklung<br />

am Markt, brachte Carl-<br />

Friedrich Thymian zwangsläufig <strong>zur</strong><br />

Gütesicherung.<br />

Positive Ausstrahlung, empathischer<br />

Umgang mit Menschen, hohe<br />

Sachkompetenz empfahlen ihn für<br />

wichtige Aufgaben. Er beherrschte<br />

die Kunst, Wichtiges von Unwichtigem<br />

zu unterscheiden. Mit seinem<br />

Humor <strong>und</strong> seiner Schlagfertigkeit<br />

brachte er Dinge schnell auf den<br />

Punkt. Dafür wurde er sehr<br />

geschätzt.<br />

Die Kollegen des Vorstands der<br />

Gütegemeinschaft Kanalbau wählten<br />

ihn erstmals 1994 zu ihrem Vorstandsvorsitzenden.<br />

Seitdem wurde<br />

er nahtlos wiedergewählt. Die letzte<br />

Wahl fand am 19. April dieses Jahres<br />

in Kassel statt. Sie zeigte eindrucksvoll<br />

die Wertschätzung für seine<br />

Verdienste um die Gütesicherung.<br />

Carl-Friedrich Thymian wird uns<br />

sehr fehlen. Er wird immer in unserer<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Carl-Friedrich<br />

Thymian.<br />

Ewald Woste als BDEW-Präsident im Amt bestätigt<br />

Ewald Woste, Vorstandsvorsitzender<br />

der Thüga AG, München,<br />

ist erneut zum Präsidenten<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes der Energie-<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft (BDEW),<br />

Berlin, gewählt worden. Ebenso<br />

hat der Vorstand Wulf Abke,<br />

Geschäftsführer der Hessenwasser<br />

GmbH & Co. KG, Groß Gerau, als<br />

Vizepräsident <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> im<br />

Amt bestätigt.<br />

Als weitere Mitglieder des Verbandspräsidiums<br />

hat der Vorstand<br />

Claus Gebhardt, Geschäftsführer<br />

der Stadtwerke Augsburg Holding<br />

GmbH <strong>und</strong> Rolf Martin Schmitz,<br />

Mitglied des Vorstandes der RWE<br />

AG, Essen, bestätigt, sowie neu<br />

Michael G. Feist, Vorsitzender<br />

des Vorstandes der Stadtwerke<br />

Hannover AG, gewählt.<br />

Die ehrenamtlichen Mitglieder<br />

des BDEW-Präsidiums werden auf<br />

zwei Jahre aus der Mitte des Vorstands<br />

berufen. Die BDEW-Mitgliederversammlung<br />

hatte vorher<br />

Ewald Woste.<br />

Wulf Abke.<br />

den Vorstand des Verbandes am<br />

28. Juni in Berlin turnusgemäß neu<br />

gewählt.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 811


Nachrichten<br />

Leute<br />

Prof. Dr. Mathias Ernst neuer Leiter<br />

der TU Hamburg-Harburg<br />

Mathias Ernst.<br />

© TUHH<br />

Dr.-Ing. Mathias Ernst ist neuer<br />

Leiter des Instituts für <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

an der Technischen Universität<br />

Hamburg-Harburg (TUHH). Der<br />

Experte für Trinkwasser tritt die<br />

Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Knut<br />

Wichmann an. In seiner Antrittsvorlesung,<br />

unter dem Motto „Effiziente<br />

<strong>und</strong> sichere <strong>Wasser</strong>versorgung: eine<br />

Herausforderung weltweit“, gab<br />

M. Ernst einen Überblick über sein<br />

Fachgebiet.<br />

Der Schwerpunkt seiner Forschung<br />

an der TU in Hamburg liegt<br />

in technischen <strong>Verfahren</strong> der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

<strong>und</strong> -versorgung.<br />

Das Institut beschäftigt sich mit<br />

dem nachhaltigen <strong>Wasser</strong>ressourcenmanagement<br />

von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

Oberflächenwässern. Dabei geht es<br />

auch um chemische <strong>und</strong><br />

mikrobiolo gische Untersuchungen<br />

von <strong>Wasser</strong> sowie der Sicherung der<br />

<strong>Wasser</strong> qualität.<br />

Vor seiner Berufung an die TU<br />

Hamburg war der promovierte<br />

Umweltschutzingenieur neun Jahre<br />

Geschäftsführer des Innovationszentrums<br />

„<strong>Wasser</strong> in Ballungsräumen“,<br />

einem fakultätsübergreifenden<br />

Forschungsverb<strong>und</strong> der TU<br />

Berlin. In dieser Zeit leitete der<br />

heute 46-Jährige eine Reihe von<br />

Forschungsprojekten auf nationaler<br />

sowie internationaler Ebene zu<br />

Fragen der weitergehenden, das<br />

heißt über biologische <strong>Verfahren</strong><br />

hinausgehenden Behandlung von<br />

Kommunalabwasser, <strong>zur</strong> künstlichen<br />

Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung<br />

sowie <strong>zur</strong> Spurenstoffproblematik<br />

in Gr<strong>und</strong>wässern. Ernst arbeitete<br />

dabei unter anderem in deutschchinesischen<br />

<strong>und</strong> deutsch-israelischen<br />

Projekten, finanziert vom<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung sowie der EU.<br />

Der gebürtige Bremer studierte<br />

an der TU Berlin technischen<br />

Umweltschutz mit dem Schwerpunkt<br />

<strong>Wasser</strong>reinhaltung <strong>und</strong> promovierte<br />

anschließend zum Thema<br />

„<strong>Abwasser</strong>wiederverwendung mittels<br />

Membrantechnik <strong>und</strong> künstliche<br />

Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung.“<br />

Zwischen 2001 <strong>und</strong> 2003 forschte<br />

er am Forschungszentrum Anjou<br />

Recherche (Veolia Water) in der<br />

Nähe von Paris über ein neues <strong>Verfahren</strong><br />

im <strong>Wasser</strong>reycling für die<br />

Industrie. Seine dort entwickelte<br />

Technik <strong>zur</strong> Erhöhung der Oxi -<br />

dationskraft von Ozon durch den<br />

Einsatz katalytisch wirkender Feststoffe,<br />

die mit einer Membran vom<br />

<strong>Wasser</strong> abgetrennt werden, wurde<br />

patentiert.<br />

GELSENWASSER-Aufsichtsrat bestellt<br />

Dr. Dirk Waider in den Vorstand<br />

Dirk Waider.<br />

Der Aufsichtsrat der GELSEN-<br />

WASSER AG hat Dr. Dirk Waider<br />

mit Wirkung zum 1. Januar 2013<br />

als neues Mitglied in den Vorstand<br />

berufen. Er wird die Vorstandsbereiche<br />

von Dr. Bernhard Hörsgen<br />

übernehmen, der Ende 2012 in den<br />

Ruhestand geht, <strong>und</strong> dann gemeinsam<br />

mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />

Henning R. Deters das Unternehmen<br />

leiten.<br />

Dr. Waider ist seit Januar 2003<br />

bei der GELSENWASSER AG tätig. Er<br />

war bis September 2008 Leiter der<br />

Abteilung Unternehmensstrategie<br />

<strong>und</strong> verantwortlich für den Prozess<br />

<strong>zur</strong> Entflechtung der GELSEN-<br />

WASSER-Gasnetze sowie Sprecher<br />

der Geschäftsführung der GELSEN-<br />

WASSER Energienetze GmbH. Seit<br />

September 2008 ist er Prokurist der<br />

GELSENWASSER AG <strong>und</strong> Hauptabteilungsleiter<br />

Unternehmensentwicklung.<br />

Er bekleidet mehrere Aufsichtsratsmandate<br />

in Beteiligungsgesellschaften<br />

des Unternehmens.<br />

Dr. Waider (39) ist verheiratet<br />

<strong>und</strong> Vater dreier Kinder. Er studierte<br />

Entsorgungstechnik an der RWTH<br />

Aachen <strong>und</strong> promovierte an der<br />

Universität Witten-Herdecke über<br />

die Entwicklung des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>sektors. Von 1998 bis 2002<br />

war er bei der Kienbaum Unternehmensberatung<br />

GmbH im Bereich<br />

öffentliche Betriebe der Ver- <strong>und</strong><br />

Entsorgung tätig.<br />

Juli/August 2012<br />

812 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Vereine, Verbände <strong>und</strong> Organsisationen<br />

Nachrichten<br />

B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau mit<br />

neuem Vorstand<br />

Am 26. April 2012 haben die<br />

Delegierten aus den Landes<strong>und</strong><br />

Regionalfachabteilungen (LFA<br />

<strong>und</strong> RFA) auf der Mitgliederversammlung<br />

der B<strong>und</strong>esfachabteilung<br />

Leitungsbau (BFA LTB) in Erfurt<br />

einen neuen Vorstand gewählt:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Burger (LFA<br />

Baden-Württemberg) ist der neue<br />

Vorsitzende, Dipl.-Ing. Gunter Hüttner<br />

(LFA Sachsen/Sachsen-Anhalt)<br />

<strong>und</strong> Dipl.-Ing. Thomas Wenzel (RFA<br />

Nord) seine Stellvertreter. Dipl.-Ing.<br />

(FH) Ewald Weber (LFA Bayern),<br />

Dipl.-Ing. (FH) Peter Scholz (LV Hessen/Thüringen),<br />

Dipl.-Ing. Karl Jelinski<br />

(LFA Baden-Württemberg) <strong>und</strong><br />

Gunnar Hunold (LFA Niedersachsen)<br />

wurden in ihren Ämtern als<br />

Vorstandsmitglieder bestätigt. Der<br />

ehemalige stellvertretende Vorsitzende,<br />

Dipl.-Ing. Klaus Küsel, scheidet<br />

auf eigenen Wunsch altersbedingt<br />

aus dem Vorstand aus.<br />

Das Leitungsbaugremium des<br />

Hauptverbandes der Deutschen<br />

Bauindustrie e. V. (HDB) ist das<br />

Sprachrohr der Leitungsbauunternehmen<br />

gegenüber B<strong>und</strong>esorganisationen<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>espolitik. Zu den<br />

wichtigen Zielen zählen die Verbesserung<br />

der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

für die Leitungsbauunternehmen,<br />

die Schaffung<br />

einer zustandsorientierten Instandhaltungsstrategie,<br />

eine Bündelung<br />

der technischen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen<br />

Lobbyarbeit, eine Verstetigung<br />

der Instandhaltungsinvestitionen<br />

sowie eine Förderung<br />

hochwertiger Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote<br />

im Leitungsbau.<br />

Das breite Themenspektrum be -<br />

stimmte die Diskussion der Veranstaltung<br />

in Erfurt, bei der Ewald<br />

Weber in seiner letzten Sitzung als<br />

Vorsitzender RA Michael Knipper,<br />

Hauptgeschäftsführer, Hauptverband<br />

der Deutschen Bauindustrie<br />

e. V. (HDB) <strong>und</strong> RAin Ina Witten,<br />

Geschäftsführerin der Landesfachabteilung<br />

Leitungsbau im Bauindustrieverband<br />

Niedersachsen-<br />

Bremen e. V. als besondere Gäste<br />

begrüßen konnte. Neben dem<br />

Bericht der Geschäftsführung standen<br />

die Vervollständigung der Länderstrukturen<br />

in Form von Landes<strong>und</strong><br />

Regionalfachabteilungen, die<br />

Energiewende sowie die Leitungsbau-relevanten<br />

Themen Stromkabel/Breitbandkabel<br />

<strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

auf der Tagesordnung.<br />

Am Puls der Zeit<br />

In seinem Bericht ließ BFA LTB-<br />

Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing.<br />

Dieter Hesselmann die Aktivitäten<br />

der B<strong>und</strong>esfachabteilung Revue<br />

passieren. Insbesondere die Treffen<br />

mit Vertretern der verschiedenen<br />

B<strong>und</strong>estagsfraktionen <strong>und</strong> eine<br />

offensive Öffentlichkeitsarbeit ge -<br />

hörten zu einem umfangreichen<br />

Maßnahmenpaket, mit der die wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen<br />

für die Leitungsbauunternehmen<br />

stetig verbessert werden. Hierbei<br />

hat die B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau<br />

das Ohr am Puls der Zeit.<br />

So bestimmten die Umsetzung der<br />

Energiewende in Deutschland <strong>und</strong><br />

Der neue Vorsitzende <strong>und</strong> seine Stellvertreter: Dipl.-<br />

Ing. Andreas Burger (Mitte), Dipl.-Ing. Thomas Wenzel<br />

(links) <strong>und</strong> Dipl.-Ing. Gunter Hüttner. © BFA LTB<br />

der dafür notwendige Netzausbau<br />

die Diskussion beim so genannten<br />

Parlamentarischen Frühstück in<br />

2011. „Die Leitungsbauer machen<br />

das“, lautete die klare Botschaft der<br />

Vertreter der BFA LTB, die mit der<br />

Übergabe des Positionspapiers<br />

„Argumente für den Ausbau der<br />

kabelgeb<strong>und</strong>enen Leitungsinfrastruktur“<br />

die politische Relevanz<br />

eines Themas unterstrichen, das<br />

auch den roten Faden der<br />

Der Vorstand der B<strong>und</strong>esfachabteilung Leitungsbau: Dipl.-Ing. Thomas<br />

Wenzel (stellv. Vors.), Dipl.-Ing. (FH) Peter Scholz, Dipl.-Ing. Karl Jelinski,<br />

Dipl.-Ing. Andreas Burger (Vors.), Gunnar Hunold, Dipl.-Ing. Gunter<br />

Hüttner (stellv. Vors.) <strong>und</strong> Dipl.-Ing. (FH) Ewald Weber (v. li.). © BFA LTB<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 813


Nachrichten<br />

Vereine, Verbände <strong>und</strong> Organsisationen<br />

19. Tagung Rohrleitungsbau in Berlin<br />

bildete.<br />

Im Zeichen der Energiewende<br />

Im Januar dieses Jahres hatten der<br />

Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv)<br />

<strong>und</strong> der HDB ihre Mitglieder eingeladen,<br />

um mit Ihnen über die Auswirkungen<br />

der Energiewende in<br />

Deutschland zu diskutieren. „Land<br />

<strong>und</strong> Branche befinden sich in einem<br />

Prozess tiefgreifender energiepolitischer<br />

Veränderungen“, so Dieter<br />

Hesselmann. „Folgerichtig bestimmten<br />

die Entwicklung <strong>und</strong> die zu -<br />

künftige Gestaltung der rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen sowie die an -<br />

stehenden technischen Heraus -<br />

forderungen an die Leitungsbauunternehmen<br />

die Inhalte der Veranstaltung,<br />

zu deren hochkarätigen<br />

Referenten der damalige Präsident<br />

der B<strong>und</strong>esnetzagentur, Matthias<br />

Kurth, zählte. Konsequent auch das<br />

Engagement der BFA Leitungsbau<br />

im Arbeitskreis (AK) Energie, der die<br />

technisch-politischen Interessen<br />

der Bauindustrie mit den Schwerpunktthemen<br />

Energieerzeugung,<br />

-speicherung <strong>und</strong> -verteilung bündelt.<br />

Ebenso im Fokus befindet sich<br />

die Breitbandstrategie der B<strong>und</strong>esregierung,<br />

die eine flächendeckende<br />

Breitbandversorgung forcieren<br />

<strong>und</strong> den Aufbau von Hochleistungsnetzen<br />

unterstützen will.<br />

Bereits 2014 sollen 75 % der b<strong>und</strong>esdeutschen<br />

Haushalte An -<br />

schlüsse mit Übertragungsraten<br />

von mindestens 50 Megabit pro<br />

Sek<strong>und</strong>e <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Hier<br />

sind auch die Leitungsbauunternehmen<br />

gefordert. Unisono forderten<br />

Knipper, Küsel <strong>und</strong> Weber die<br />

Unternehmen auf, Konzepte zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> den Stadtwerken <strong>und</strong><br />

Netzbetreibern mit entsprechenden<br />

Angeboten Wege <strong>zur</strong> Umsetzung<br />

aufzuzeigen, unter anderem<br />

mit der Bildung von Arbeitsgemeinschaften<br />

oder Konsortien.<br />

Darüber hinaus zählt die Qualitätssicherung<br />

im Leitungsbau zu den<br />

wichtigsten Zielen der Arbeit der BFA<br />

LTB. „Mit der regelmäßigen Aktualisierung<br />

der Ausbildungsinhalte <strong>und</strong><br />

einer engen Kooperation zwischen<br />

Fachunternehmen <strong>und</strong> modernen<br />

überbetrieblichen Ausbildungszentren<br />

sichern wir die nötige Fachkompetenz<br />

<strong>und</strong> begegnen damit dem<br />

Strukturwandel in der Branche“, lautete<br />

das Fazit von Geschäftsführer<br />

Hesselmann. Entsprechend der<br />

Bedeutung des Themas beteiligen<br />

sich Vertreter der B<strong>und</strong>esfachabteilung<br />

Leitungsbau an Gremien, die<br />

sich unter anderem mit alternativen<br />

<strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Kabellegung, Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

oder leitungsgeb<strong>und</strong>enem<br />

Tiefbau beschäftigen.<br />

Das technische Regelwerk in der Trinkwasser-<br />

Installation<br />

DVGW unterstützt das SHK-Handwerk mit Kompaktschulungen <strong>und</strong> speziellem<br />

Regelwerksmodul<br />

Im Mai 2012 wurde mit Erscheinen<br />

der DIN 1988-200 „Planung von<br />

Trinkwasser-Installationen“ <strong>und</strong> DIN<br />

1988-300 „Dimensionierung von<br />

Trinkwasser-Installationen“ die ers -<br />

te Überarbeitung der früheren rein<br />

nationalen Anwendungsnormung<br />

(DIN 1988) auf europäischer Ebene<br />

(EN 806 + EN 1717) abgeschlossen.<br />

Dieser Vorgang hat insgesamt fast<br />

25 Jahre gedauert.<br />

Für den SHK Fachplaner bzw.<br />

Fachinstallateur bedeutet die jetzige<br />

Situation, dass er insgesamt<br />

17 Regelwerke kennen <strong>und</strong><br />

beherrschen muss. Betrachtet man<br />

die Vielzahl der zusätzlichen Normen<br />

im Bereich des Tätigkeitsfeldes<br />

von TGA-Fachplanern <strong>und</strong> SHK-Installateuren,<br />

so versteht man die<br />

immer wiederkehrenden Forderungen<br />

dieser Zielgruppen nach einem<br />

„einfachen“ <strong>und</strong> übersichtlichen<br />

Regelwerk. Diesen nur zu verständlichen<br />

Wunsch in die Tat umzusetzen,<br />

erweist sich als die wahre Herausforderung<br />

in der technischen<br />

Regelsetzung.<br />

DVGW bietet b<strong>und</strong>esweit<br />

einheitlich Weiterbildung<br />

Daher bietet der DVGW eine<br />

1-Tages-Schulung mit den wichtigsten<br />

Inhalten <strong>und</strong> Aussagen aus den<br />

geänderten Regelwerken an. Die<br />

Schulung „TRWI 2012 – Technische<br />

Regeln Trinkwasser-Installation“ er -<br />

folgt in kompakter Art <strong>und</strong> Weise<br />

<strong>und</strong> ermöglicht so dem Praktiker,<br />

innerhalb einer vertretbaren Zeit<br />

die wichtigsten Inhalte vermittelt zu<br />

bekommen. Sie ist für verantwortliche<br />

Fachleute <strong>und</strong> technische<br />

Fachkräfte aus Vertragsinstallationsunternehmen<br />

sowie für Planer <strong>und</strong><br />

weitere interessierte Personenkreise<br />

konzipiert. Die Schulung reflektiert<br />

besonders die Anforderungen aus<br />

der geänderten Trinkwasserverordnung<br />

(TrinkWV) <strong>und</strong> die hygienischen<br />

Anforderungen in der Trinkwasser-Installation.<br />

Die Inhalte:<br />

""<br />

Trinkwasserverordnung in der<br />

aktuellen Fassung<br />

""<br />

Aktuelle Normen <strong>und</strong> Technische<br />

Regeln für die Trinkwasser-<br />

Installation<br />

""<br />

Schutz des Trinkwassers <strong>und</strong><br />

Einsatz von Sicherungseinrichtungen<br />

– DIN EN 1717 <strong>und</strong><br />

DIN 1988-100<br />

""<br />

Betrieb <strong>und</strong> Wartung –<br />

DIN EN 806-5<br />

Durch die mit b<strong>und</strong>esweit einheitlichen<br />

Hilfsmitteln geschulten<br />

Juli/August 2012<br />

814 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Vereine, Verbände <strong>und</strong> Organsisationen<br />

Nachrichten<br />

Überblick zum aktuellen Regelwerk in der Trinkwasser-Installation.<br />

Norm Normteil Veröffentlichung<br />

Bestehende nationale ergänzende<br />

Regelwerke<br />

Ergänzungsnormen<br />

DIN<br />

DIN EN 806 Teil 1 - Allgemeines 2001 – –<br />

Teil 2 – Planung 2005 DVGW W 551 · VDI/DVGW 6023 DIN 1988-200<br />

Teil 3 – Berechnung 2006 DVGW W 553 DIN 1988-300<br />

Teil 4 – Ausführung 2010 DVGW W 557 · DVGW W 551 –<br />

DVGW GW 2 · VDI/DVGW 6023<br />

Teil 5 – Betrieb 2012 VDI/DVGW 6023 –<br />

DIN 1988 Teil 5 – Druckerhöhung 1988 DIN 1988-500<br />

Teil 6 – Feuerlöschanlagen 2002 DIN 1988-600<br />

Teil 7 – Korrosion <strong>und</strong><br />

Steinbildung<br />

2004 DVGW-Arbeitsblatt<br />

in Vorbereitung<br />

DIN EN 1717 Schutz des Trinkwassers 2001 DIN 1988-100<br />

Trainer wird, ähnlich wie bei der<br />

TRGI vor einigen Jahren, gewährleistet,<br />

dass die Inhalte deckungsgleich<br />

in jeder Schulung vermittelt<br />

werden. Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 120 Euro für Unternehmensmitglieder<br />

<strong>und</strong> 150 Euro für<br />

Nichtmitglieder. Die Center des<br />

DVGW-Berufsbildungswerkes<br />

informieren Interessenten in<br />

Abstimmung mit den <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

über die<br />

Termine in ihrer jeweiligen Region.<br />

Auf Wunsch werden die Seminare<br />

gemeinsam mit dem jeweiligen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

vor Ort organisiert.<br />

Flankiert wird die Kompaktschulung<br />

durch eine Kommentierung<br />

der technischen Regeln der Trinkwasser-Installation.<br />

Dadurch ist<br />

gewährleistet, dass Schulungsteilnehmer<br />

die Inhalte der Kompaktschulung<br />

selbständig jederzeit<br />

nacharbeiten bzw. vertiefen können.<br />

Die Tabelle zeigt einen Überblick<br />

zum aktuellen Regelwerk in<br />

der Trinkwasser-Installation.<br />

SHK-Regelwerksmodul<br />

online immer aktuell<br />

verfügbar<br />

Das SHK-Modul des DVGW beinhaltet<br />

alle wichtigen DVGW-Regelwerke<br />

in der Gas- <strong>und</strong> Trinkwasser-<br />

Installation als Onlineversion. Somit<br />

sind Vorgaben in Deutschland<br />

jederzeit für die verantwortliche<br />

Fachaufsicht verfügbar. Das Onlinemodul<br />

wird vom DVGW permanent<br />

aktuell gehalten <strong>und</strong> durch Kommentierungen<br />

ergänzt. Es ist 24<br />

St<strong>und</strong>en verfügbar <strong>und</strong> beinhaltet<br />

mit den beiden Kommentaren <strong>zur</strong><br />

Gas- <strong>und</strong> Trinkwasser-Installation<br />

die gr<strong>und</strong>legenden Fachinformationen<br />

r<strong>und</strong> ums Regelwerk. Insgesamt<br />

umfasst es 65 Regelwerke <strong>und</strong><br />

Kommentare – zu einem Preis, der<br />

günstiger ist als ein einziges Regelwerk.<br />

Damit setzt der DVGW konsequent<br />

seine Philosophie um, das<br />

Regelwerk jedermann aktuell <strong>und</strong><br />

preisgünstig <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.<br />

Nur so ist gewährleistet, dass in<br />

der Praxis nach diesem Regelwerk<br />

gearbeitet wird.<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Matos Feliz, München<br />

Telefon (089) 45051-318 Telefon (089) 45051-228<br />

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Abonnement/Einzelheftbestellungen<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Brigitte Krawczyk, München<br />

Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon (089) 45051-226<br />

Telefon +49 (0) 931/4170-1615 Telefax (089) 45051-300<br />

Telefax +49 (0) 931/4170-492<br />

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e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 815


Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

Neuausgabe der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinien veröffentlicht<br />

Quelle wvgw<br />

Die neuen Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinien<br />

(Richtlinien R 2012, die Nomenklatur<br />

der DB AG ist Ril 877.Modulnummer)<br />

sind zum 1. April 2012 in Kraft<br />

getreten <strong>und</strong> sind seit diesem Zeitpunkt<br />

für alle Neuverlegungen von<br />

bzw. Änderungen an Leitungskreuzungen<br />

gültig.<br />

Als Leitungskreuzung definiert<br />

die Richtlinie jedes Führen einer<br />

Gas-, <strong>Wasser</strong> oder <strong>Abwasser</strong>leitung<br />

in oder über Gelände der DB, auch<br />

wenn die Leitung darin endet. Eine<br />

Kreuzung liegt auch vor, wenn<br />

der vom Unternehmen geforderte<br />

Schutzstreifen auf dem Gelände der<br />

DB verläuft.<br />

Die erstmalig in modularer Struktur<br />

herausgegeben Richtlinien treten<br />

an die Stelle der bisherigen Gas<strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>leitungskreuzungsrichtlinien<br />

(Richtlinien 2000/DS 180) <strong>und</strong><br />

wurden im rechtlichen <strong>und</strong> im technischen<br />

Teil umfassend überarbeitet.<br />

Die Überarbeitung des technischen<br />

Teils der Richtlinie erfolgte<br />

gemeinsam mit Vertretern der DB<br />

AG unter Federführung des DVGW<br />

wobei der Verfasser an dieser Stelle<br />

die durchweg konstruktive Zusammenarbeit<br />

mit den Vertretern der<br />

DB AG <strong>und</strong> in der Schlussphase<br />

auch mit dem Vertreter des Eisenbahnb<strong>und</strong>esamtes<br />

– in der Funktion<br />

als Genehmigungsbehörde –<br />

hervorheben möchte.<br />

Zielsetzungen für die Überarbeitung<br />

der vorherigen Fassung der<br />

Richtlinie waren u. a.:<br />

""<br />

Bestehende Unklarheiten <strong>und</strong><br />

Unstimmigkeiten zu beseitigen,<br />

z. B. durch eindeutige Beschreibungen;<br />

""<br />

Neuerungen (Richtlinien,<br />

Bezugsnormen, Technik) einzuarbeiten;<br />

""<br />

Durch Standardisierung die z. T.<br />

problematische <strong>und</strong> langwierige<br />

Antragsbearbeitung bei Bahnkreuzungen<br />

zu vereinfachen;<br />

""<br />

Die Ausführungsqualität von<br />

Bahnkreuzungen zu verbessern.<br />

1. Neuerungen des Technischen<br />

Teils<br />

Übernahme Technische Regelungen:<br />

Der Technische Teil der neuen Gas<strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>kreuzungsricht linien<br />

wurde umfassend überarbeitet.<br />

Dies war insbesondere erforderlich<br />

aufgr<strong>und</strong>:<br />

""<br />

der bisher nicht berücksichtigen<br />

Oberbauweise Feste Fahrbahn<br />

(FF),<br />

""<br />

des Stands der Technik bei den<br />

Rohrvortriebsverfahren,<br />

""<br />

des Abgleichs mit bahninternen<br />

Regelwerken <strong>zur</strong> widerspruchsfreien<br />

Darstellung, insbesondere<br />

der Richtlinien 836 (Erdbauwerke<br />

<strong>und</strong> sonstige geotechnische<br />

Bauwerke planen <strong>und</strong><br />

instand halten), der Einarbeitung<br />

ELTB-relevanter Sachverhalten,<br />

""<br />

der Überarbeitung <strong>und</strong> Aktualisierung<br />

hinsichtlich der<br />

Normen bei Rohrwerkstoffen<br />

<strong>und</strong> Umhüllungen.<br />

Neue Bemessungstabellen für den<br />

Rohrvortrieb:<br />

Die neuen Bemessungstabellen enthalten<br />

Vorgaben für Mantel- <strong>und</strong><br />

Produktrohre, die mit statischen<br />

Vortriebsverfahren (z. B. Pressbohrverfahren<br />

etc.) eingebaut werden.<br />

Bei der Erstellung der neuen Bemessungstabellen<br />

wurden die Einwirkungen<br />

aus dem Eisenbahnverkehr<br />

gemäß DIN Fachbericht 101 „Einwirkungen<br />

auf Brücken“ berücksichtigt.<br />

Die Auswahl der Rohre nach den<br />

neuen Bemessungstabellen erübrigt<br />

eine gesonderte Nachberechnung<br />

bzw. einen Einzelnachweis.<br />

Regelungen beim Bau mantelrohrloser<br />

Gasleitungen unter Strecken mit<br />

Geschwindigkeiten größer gleich<br />

160 km/h:<br />

Mit Inkraftsetzung dieser Richtlinien<br />

sind mantelrohrlose Gasleitungskreuzungen<br />

auch unter Eisenbahnstrecken<br />

der Kategorie v ≥ 160 km/h<br />

möglich. Dabei sind be stimmte Auflagen<br />

einzuhalten, z. B. Mindestüberdeckung,<br />

passiver Korrosionsschutz<br />

mit verstärkter Außenumhüllung<br />

<strong>und</strong> GFK-Umhüllung.<br />

Einsatz von Horizontalen Spülbohrverfahren<br />

(HDD):<br />

Der Einsatz von HDD-<strong>Verfahren</strong> hat<br />

sich auch bei Kreuzungen von Gas<strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>leitungen auch auf<br />

Gelände der DB vermehrt durchgesetzt.<br />

Der Einsatz von HDD-<strong>Verfahren</strong><br />

ist jedoch beschränkt auf Eisenbahnstrecken,<br />

die für Geschwindigkeiten<br />

kleiner gleich 160 km/h<br />

zu gelassen sind.<br />

2. Anpassungen des<br />

Rechtlichen Teils<br />

Geltungsbereich:<br />

Die Richtlinien gelten nun auch für<br />

alle neuen Kreuzungen von Gelände<br />

der DB mit <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen.<br />

Die Richtlinien gelten<br />

nicht für <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />

die vor dem Datum der<br />

Inkraftsetzung bestanden. Für die<br />

Errichtung <strong>und</strong> Änderung von<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />

gelten sinngemäß die Technischen<br />

Juli/August 2012<br />

816 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

Regelungen dieser Richtlinien in<br />

Verbindung mit dem DWA-Regelwerk.<br />

Die speziell auf Kreuzungen<br />

von <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />

mit Gelände der DB zu beachtenden<br />

Technischen Gr<strong>und</strong>sätze<br />

werden in Abstimmung zwischen<br />

der DB Netz AG <strong>und</strong> dem DWA noch<br />

erstellt <strong>und</strong> in Form eines separaten<br />

technischen Moduls ergänzt.<br />

Prüfungsvergütung <strong>und</strong> Entgelte :<br />

Die Nutzung von Gelände der DB<br />

durch Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

erfolgt gr<strong>und</strong>sätzlich weiterhin un -<br />

entgeltlich. <strong>Abwasser</strong>entsorgungsleitungen<br />

werden gemäß Anhang<br />

877.2001A01 (Vergütungen für<br />

Gas-, <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>leitungen)<br />

vergütet. Es wird wie bisher für<br />

die technische Prüfung <strong>und</strong> Abstimmung<br />

der Maßnahme eine einmalige<br />

Vergütung als pauschale Abgeltung<br />

des der DB entstehenden Verwaltungsaufwandes<br />

entrichtet. Die<br />

Höhe der Vergütung richtet sich wie<br />

bisher nach der Druckstufe <strong>und</strong> bei<br />

längsverlegten Leitungen zusätzlich<br />

nach der Länge der Längsführung.<br />

Die Vergütungssätze für Gas- <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>leitungen wurden mit Einführung<br />

der Richtlinien erhöht.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des räumlichen <strong>und</strong><br />

funktionalen Zusammenhangs von<br />

Versorgungsleitungen <strong>und</strong> kommerziell<br />

genutzten Telekommunikationsleitungen,<br />

die im Eigentum der<br />

Gas-, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>leitungsbetreiber<br />

stehen, wurden die<br />

Regelungen <strong>zur</strong> Vergütung dieser<br />

Leitungen in diese Richtlinien mit<br />

aufgenommen.<br />

Folgekosten bei<br />

Änderungsmaßnahmen:<br />

Die neuen Richtlinien behalten den<br />

Gr<strong>und</strong>satz bei, dass sich die DB zu<br />

30 % an den Kosten der von ihr verursachten<br />

Änderung einer Ver- bzw.<br />

Entsorgungsleitung beteiligt.<br />

Die Kostenquote gilt umgekehrt<br />

auch für Änderungsmaßnahmen an<br />

Bahnanlagen, die aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Leitungsänderung erforderlich werden.<br />

Dann trägt die DB 70 % der<br />

anfallenden Folgekosten.<br />

Beibehalten werden ebenfalls<br />

die bisherigen Folgekostenregelungen<br />

in Bezug auf sonstiges DB-<br />

Gelände sowie in Bezug auf längsverlegte<br />

Leitungen.<br />

Dipl.-Ing. Detlef Jagodzinski<br />

Preis:<br />

€ 48,00 für Mitglieder;<br />

€ 54,14 für Nichtmitglieder.<br />

Erläuterungen<br />

DWA Deutsche Vereinigung <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.<br />

ELTB Eisenbahnspezifische Liste Technischer<br />

Baubestimmungen)<br />

GW 335-B3-B1 P: Entwurf 1. Beiblatt für Verbinder aus PE 100 zu DVGW GW 335-<br />

B3:2011-09 Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil 3B:<br />

Mechanische Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung; 6/2012<br />

GW 335-B3-B2 P: Entwurf 2. 2. Beiblatt für Verbinder aus PE 100 zu DVGW GW 335-<br />

B3:2011-09 Kunststoff-Rohrleitungssysteme in der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil 3B:<br />

Mechanische Verbinder aus Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung, 6/2012<br />

Beiblätter im Entwurf <strong>zur</strong> Erweiterung<br />

der Technischen Prüfgr<strong>und</strong>lage<br />

DVGW GW 335-B3<br />

„Kunststoff-Rohrleitungssysteme in<br />

der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil<br />

B3: Mechanische Verbinder aus<br />

Kunststoffen (POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />

im Hinblick auf die<br />

Werkstoffe Polyethylen <strong>und</strong> glasfaserverstärktes<br />

Polyamid, Einspruchsfrist<br />

31. Oktober 2012.<br />

Warum wurden Polyethylen <strong>und</strong><br />

glasfaserverstärktes Polyamid nicht<br />

gleich bei der Erstausgabe der GW<br />

335-B3 vom September 2011 be -<br />

rücksichtigt?<br />

ISO 14236 „Kunststoffrohre <strong>und</strong><br />

Formstücke – Mechanische Klemmverbinder<br />

für Polyethylen-Druckrohre<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung“ war<br />

Gr<strong>und</strong>lage der GW 335-B3, enthielt<br />

diese Werkstoffe aber nicht. Als<br />

diese Werkstoffe dann nach dem<br />

Gelbdruck der GW 335-B3 vom September<br />

2010 ins Spiel kamen, war<br />

die Unsicherheit im zuständigen<br />

Projektkreis „Kunststoffe in Gas- <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>versorgungssystemen“ für<br />

eine kurzfristige abschließende Klärung<br />

im Rahmen des Einspruchsverfahrens<br />

zu groß.<br />

Man beauftragte zwei kleinere<br />

Arbeitsgruppen, in denen Leitungsbetreiber,<br />

Prüflabore <strong>und</strong> Verbinderhersteller<br />

vertreten waren, um<br />

Beiblätter vorzubereiten. Die Beiblätter<br />

enthalten nur die jeweiligen<br />

werkstoffspezifischen Besonderheiten<br />

<strong>und</strong> verweisen im Übrigen auf<br />

das Hauptblatt.<br />

DVGW GW 335-B3-B1 „1. Beiblatt<br />

für Verbinder aus PE 100 zu DVGW<br />

GW 335-B3:2011-09 Kunststoff-<br />

Rohrleitungssysteme in der Gas-<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verteilung – Teil B3:<br />

Mecha nische Verbinder aus Kunststoffen<br />

(POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />

geht im Außendurchmesser<br />

bis 225 mm, während die Obergrenze<br />

im Hauptblatt gemäß<br />

ISO 14236 bei 160 mm liegt, allerdings<br />

fordert das Beiblatt zusätzliche<br />

Prüfungen der Gebrauchstauglichkeit<br />

(Biegefestigkeit, Längskraftschlüssigkeit,<br />

Über-/Unterdruckfestigkeit)<br />

im Rahmen der<br />

Eigen- <strong>und</strong> Fremdüberwachung. Für<br />

das einzusetzende PE 100 gelten<br />

dieselben Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />

wie bei Rohren <strong>und</strong> Heizwendelschweißformstücken<br />

gemäß<br />

den Arbeitsblättern DVGW GW 335-<br />

A2 bzw. DVGW GW 335-B2 (die<br />

unterschiedlichen Bezeichnungen<br />

„Arbeitsblatt“ <strong>und</strong> „Technische Prüfgr<strong>und</strong>lage“<br />

sind rein historisch<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 817


Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

bedingt <strong>und</strong> bedeuten keinen<br />

unterschiedlichen Status der Zertifikate<br />

nach diesen Blättern).<br />

DVGW GW 335-B3-B2 „2. Beiblatt<br />

für Verbinder aus PA-GF zu DVGW<br />

GW 335-B3:2011-09 Kunststoff-<br />

Rohrleitungssysteme in der Gas<strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>verteilung – Teil B3:<br />

Mechanische Verbinder aus Kunststoffen<br />

(POM, PP) für die <strong>Wasser</strong>verteilung“<br />

berücksichtigt konkret die<br />

gängigen Werkstoffkombinationen<br />

PA 6T/6I-GF50, PA12-GF30, PA12-<br />

GF50 oder PA12-GF65. Die Kombinationen<br />

verschiedener Polyamide<br />

<strong>und</strong> Glasfaseranteile erlauben<br />

unterschiedliche Ausprägungen der<br />

Werkstoffeigenschaften (E-Modul,<br />

Bruchspannung, Bruchdehnung).<br />

Die Anforderungen der Gebrauchstauglichkeit<br />

des Verbinders sind<br />

aber identisch.<br />

Preis – Entwurf 1:<br />

€ 16,61 f. Mitgl.; € 22,14 f. Nichtmitglieder.<br />

Preis – Entwurf 2:<br />

€ 16,61 f. Mitgl.; € 22,14 f. Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />

Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191-499,<br />

www.wvgw.de<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 623 Entwurf: Dosieranlagen für Desinfektions- bzw. Oxidationsmittel –<br />

Dosieranlagen für Chlor <strong>und</strong> Hypochlorite, 6/2012<br />

Das Arbeitsblatt W 623 „Dosieranlagen<br />

für Desinfektions- bzw.<br />

Oxidationsmittel – Dosieranlagen<br />

für Chlor <strong>und</strong> Hypochlorite“ gilt für<br />

Dosieranlagen in der Trinkwasserversorgung<br />

in Bezug auf die Dosiermittel<br />

Chlor, hypochlorige Säure,<br />

Natriumhypochlorit <strong>und</strong> Calciumhypochlorit.<br />

Dabei finden die besonderen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> praktischen<br />

Erfahrungen in <strong>Wasser</strong>werken<br />

Berücksichtigung. Die jetzige Überarbeitung<br />

war erforderlich, um eine<br />

Anpassung an die aktuelle Ausgabe<br />

des DVGW-Arbeitsblatt W 229 „<strong>Verfahren</strong><br />

<strong>zur</strong> Desinfektion von Trinkwasser<br />

mit Chlor <strong>und</strong> Hypochloriten“<br />

vorzunehmen.<br />

Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

Zurückgezogene Regelwerke<br />

W 623 stellt eine Hilfe für Anwender<br />

bezüglich der Gestaltung <strong>und</strong><br />

des Betriebs von Chloranlagen dar<br />

<strong>und</strong> legt zudem entsprechende<br />

Anforderungen fest.<br />

Wesentliche Inhalte des Arbeitsblattes<br />

sind:<br />

""<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliches zu Dosiermitteln<br />

Chlorgas, hypochlorige<br />

Säure, Natriumhypochlorit,<br />

Calciumhypochlorit<br />

""<br />

Transport, ggf. (elektrolytische)<br />

Herstellung vor Ort, Lagerung<br />

der Dosiermittel<br />

""<br />

Konstruktive Gestaltung <strong>und</strong><br />

Betrieb der Dosieranlagen<br />

""<br />

Gefahrenbeseitigung bei<br />

Chlorgasausbruch<br />

W 623 wurde vom DVGW-<br />

Projektkreis „Maschinelle Einrichtungen<br />

in Aufbereitungsanlagen“<br />

unter dem Technischen Komitee<br />

„<strong>Anlagen</strong>technik“ erarbeitet.<br />

Die Einspruchsfrist endet am<br />

5. Oktober 2012. Etwaige Einsprüche<br />

bitte per E-Mail an gies@dvgw.de<br />

Preis:<br />

€ 25,79 f. Mitgl.; € 34,38 f. Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />

Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191-499,<br />

www.wvgw.de<br />

Folgende Regelwerke wurden <strong>zur</strong>ückgezogen:<br />

GW 110 Einheiten im Meßwesen/Einheiten im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach 12/1976 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

VP 653 Nichtrostende Stahlrohrleitungen mit festhaftendem Kunststoffmantel 08/2008 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

VP 644 Installationsverteiler 03/2011 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

VP 639 Biegsame Edelstahlrohrleitungen aus nichtrostendem Stahl mit<br />

02/2007 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

Kunststoffschutzmantel<br />

VP 617 Nahtlosgezogene, innenverzinnte Rohre aus Kupfer 07/1998 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

VP 653 Nichtrostende Stahlrohrleitungen mit festhaftendem Kunststoffmantel für 01/2008 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

die Trinkwasser-Installation<br />

VP 644 Installationsverteiler 11/2003 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

VP 639 Biegsame Edelstahlrohrleitungen aus nichtrostendem Stahl mit<br />

07/2002 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

Kunststoffschutzmantel für die Gas- <strong>und</strong> Trinkwasser-Installation<br />

VP 617 Nahtlosgezogene innenverzinnte Rohre aus Kupfer für Trinkwasser-<br />

Installationen; Anforderungen <strong>und</strong> Prüfbestimmungen<br />

07/1998 Ersatzlos <strong>zur</strong>ückgezogen<br />

Juli/August 2012<br />

818 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ankündigung<br />

<strong>zur</strong> Fortschreibung<br />

des DVGW-Regelwerks<br />

Ankündigung <strong>zur</strong> Überarbeitung<br />

von Regelwerken gemäß GW 100<br />

""<br />

VP 549: Schläuche für den zeitlich befristeten Transport<br />

von Trinkwasser; Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />

""<br />

VP 550: Schlaucharmaturen für Schläuche für den<br />

zeitlich befristeten Transport von Trinkwasser; Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Prüfungen<br />

""<br />

VP 652: Kupferrohrleitungen mit festhaftendem<br />

Kunststoffmantel für die Trinkwasser-Installation<br />

""<br />

W 1100 M Benchmarking in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

Ankündigung <strong>zur</strong> Erarbeitung<br />

von Regelwerken gemäß GW 100<br />

""<br />

GW 381 A Bauunternehmen im Leitungstiefbau –<br />

Mindestanforderungen<br />

""<br />

W 372-B1 VP Beiblatt 1 zu DVGW W 372 (VP) Rohre,<br />

Formstücke <strong>und</strong> Zubehörteile aus duktilem Gusseisen<br />

<strong>und</strong> ihre Verbindungen für die <strong>Wasser</strong>verteilung<br />

– Serie DN/OD; Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />

""<br />

W 384 Dichtungen für Muffenverbindungen in Rohrleitungen<br />

aus duktilem Gusseisen oder Stahl in der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen <strong>und</strong><br />

Prüfungen/W 384 soll eine Überarbeitung der VP 546<br />

werden <strong>und</strong> diese ersetzen<br />

""<br />

W 385 P Dichtungen für Flanschverbindungen in<br />

Rohrleitungen aus duktilem Gusseisen oder Stahl in<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung; Anforderungen <strong>und</strong><br />

Prüfungen/W 385 soll eine Überarbeitung der VP 547<br />

werden <strong>und</strong> diese ersetzen<br />

""<br />

W 386 P Hydranten in der Trinkwasserverteilung;<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Prüfungen/W 386 soll eine Überarbeitung<br />

von VP 325 werden <strong>und</strong> diese ersetzen<br />

Rückfragen:<br />

DVGW,<br />

Josef-Wirmer-Straße 1–3,<br />

D-53123 Bonn,<br />

www.dvgw.de<br />

Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

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Datum, Unterschrift<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail)<br />

oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />

die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene<br />

Daten erfasst, gespeichert <strong>und</strong> verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag<br />

oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachangebote informiert <strong>und</strong> beworben<br />

werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Auf dem Weg zu einem neuen<br />

Tarif modell in der deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Teil 1: Anforderungen aus Sicht eines <strong>Wasser</strong>versorgers, Prozessgestaltung<br />

<strong>und</strong> Datengenerierung<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Tarifmodelle, Preiselastizitäten der Nachfrage, Deutschland<br />

Mark Oelmann <strong>und</strong> Siegfried Gendries<br />

Seit einigen Jahren befassen sich immer mehr <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

mit der Umstellung<br />

ihrer Tarifsysteme. Demografischer Wandel, anhaltende<br />

Nachfragerückgänge <strong>und</strong> zunehmender Kosten-<br />

<strong>und</strong> Leistungsdruck sind hierfür die ausschlaggebenden<br />

Auslöser. Dabei ist eine solche Neuentwicklung<br />

von Tarifmodellen in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ein ambitioniertes Unterfangen. Die RWW hat diesen<br />

Weg beschritten.<br />

In diesem ersten von zwei Artikeln wird zunächst ein<br />

Bewusstsein für die vielfältigen Anforderungen verschiedenster<br />

Stakeholder an eine Tarifmodellumstellung<br />

geschaffen. Dies begründet einen vergleichsweise<br />

komplexen, nahezu sämtliche Fachbereiche<br />

eines <strong>Wasser</strong>versorgers durchziehenden Prozess, in<br />

dessen Zentrum zunächst die Analyse von Struktur<strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>endaten sowie der darauf basierende Aufbau<br />

einer geeigneten Datenbasis stehen. Der Weg<br />

dorthin sowie die herausragende Bedeutung einer<br />

frühen <strong>und</strong> den Prozess begleitenden Kommunikation,<br />

insbesondere mit der Kommunalpolitik, sind<br />

Gegenstand dieses ersten Artikels. Die Gestalt des<br />

letztendlich von der RWW gewählten Tarifmodells<br />

wird in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>, Heft 9/2012, vorgestellt.<br />

Towards New Tariff Models in the German Water<br />

Supply Sector – Part 1: Requirements of Stakeholders,<br />

the Structuring of the Process and the Importance of<br />

a Solid Data-base<br />

For a number of years, more and more water suppliers<br />

address adjustments in their tariff structure.<br />

Demographic change, a persistent fall in water<br />

demand and increasing pressure on costs and performance<br />

are the main triggers for this development.<br />

However a rearrangement of the tariff structure is<br />

quite an ambitious endeavor for a water supplier. The<br />

RWW has trod this path.<br />

This article is the first in a series of two and tries to<br />

raise awareness for the manifold demands of the different<br />

stakeholders concerning a change in the tariff<br />

structure. Due to this fact, this change is a complex<br />

process that touches almost all of the different<br />

departments of a water supplier. The prime concern<br />

is the analysis of structural and customer data as well<br />

as the subsequent construction of an appropriate<br />

data base. The way to achieve this goal as well as the<br />

enormous importance of an early communication<br />

that accompanies the process, especially with local<br />

politicians, are the objects of this article. The structure<br />

of the new tariff model chosen by the RWW will<br />

be addressed in the second article that will be published<br />

in the next issue of <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>.<br />

1. Einleitung <strong>und</strong> Problemstellung<br />

Der demografische Wandel in Form von Geburtenrückgängen<br />

<strong>und</strong> Wanderungsbewegungen hat in vielen<br />

Regionen Deutschlands einen teilweise erheblichen<br />

Bevölkerungsrückgang ausgelöst. Dieser zieht<br />

in vielen Infrastrukturbereichen gravierende Folgen<br />

nach sich. Bestehende Einrichtungen werden immer<br />

weniger genutzt, sodass die anfallenden Kosten auf<br />

eine immer geringere Anzahl an verbleibenden Nutzern<br />

umgelegt werden müssen. Diese Entwicklung<br />

<strong>und</strong> deren Folgen sind mittlerweile in der Gesellschaft<br />

weitgehend akzeptiert. Uneinigkeit herrscht allenfalls<br />

noch in Bezug auf das Maß der Betroffenheit, dem daraus<br />

resultierenden Handlungsbedarf sowie den richtigen<br />

Lösungen <strong>zur</strong> Bewältigung dieser Herausforderungen.<br />

<strong>Wasser</strong>versorger – darunter auch die Rheinisch-<br />

Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbH (RWW) –<br />

Juli/August 2012<br />

820 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

Tabelle 1. Tarifstrukturen großer deutscher <strong>Wasser</strong>versorger im Überblick (Stand Nov. 2011).<br />

Gr<strong>und</strong>preis/Monat<br />

(Qn 2,5)<br />

Gelsenwasser<br />

B HH M K F S<br />

RWW DO E D HB H L DU N DD BO<br />

ab<br />

1,44 4,98 6,87 9,57 4,80 3,53 13,64 14,10 14,28 14,22 6,69 2,46 7,01 ab<br />

6,57 3,91 8,19 11,56<br />

7,76<br />

Mengenpreis pro m 3 2,17 1,64 1,58 1,61 1,66 2,34 1,56 1,62 1,68 1,88 1,79 1,98 min.<br />

1,49<br />

1,82 1,74 1,96 2,14 1,61<br />

Gesamtbelastung<br />

in € p.a.<br />

349 306 319 356 307 393 398 412 423 453 349 327 308 366 340 341 419 353<br />

(150 m 3 , Qn 2,5)<br />

Anteil Gr<strong>und</strong>- an<br />

Gesamtpreiseinnahmen<br />

(150 m 3 ; Qn 2,5)<br />

7% 20% 26% 32% 19% 11% 42% 41% 41% 38% 23% 9% 27% 25% 23% 14% 23% 39%<br />

sind von diesem Problem in doppelter Hinsicht betroffen.<br />

Zum einen sinkt die Zahl der Einwohner <strong>und</strong> damit<br />

einhergehend die strukturelle Nachfrage nach <strong>Wasser</strong>.<br />

Gleichzeitig geht zum anderen aber auch der spezifische<br />

<strong>Wasser</strong>gebrauch <strong>zur</strong>ück 1 . Das <strong>Wasser</strong>sparen hat<br />

sich aus unterschiedlichen Gründen im Verbrauchsverhalten<br />

der B<strong>und</strong>esbürger fest verankert. Dies hat unaufhaltsame<br />

Folgen für die Auslastung von <strong>Wasser</strong>werken<br />

<strong>und</strong> Rohrnetzen. Während die Absatzmengen <strong>zur</strong>ückgehen,<br />

bleiben die Kosten für die Vorhaltung <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

jedoch weitgehend unveränderbar. Je<br />

nach der Art der Berechnung sind bis zu 80 % der Kosten<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung unveränderbare fixe Kosten,<br />

die nicht von der verbrauchten Menge abhängen. Diese<br />

fixen Kosten, die damit einen Großteil der Gesamtkosten<br />

eines <strong>Wasser</strong>versorgers ausmachen, müssen auf<br />

eine weiter sinkende Absatzmenge umgelegt werden.<br />

Das hat unvermeidliche Preissteigerungen <strong>zur</strong> Folge,<br />

wenn Deckungslücken oder Leistungseinschränkungen<br />

auf Seiten des <strong>Wasser</strong>versorgers vermieden werden sollen.<br />

Preissteigerungen implizieren, dass Nutzergruppen<br />

mit Substitutionsmöglichkeiten ihren Gebrauch weiter<br />

reduzieren. Ein Sparkreislauf auf Nachfragerseite <strong>und</strong><br />

eine Preisspirale auf Anbieterseite werden in Gang<br />

gesetzt, die sich gegenseitig verstärken.<br />

2. Anforderungen an neue Tarifmodelle<br />

2.1 Anforderungen aus Sicht des <strong>Wasser</strong>versorgers<br />

Das erste <strong>und</strong> oberste Ziel lautet vor diesem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dem Dilemma „Preisspirale vs. Kostendeckungslücke“<br />

zu entgehen. Nach weitgehender Ausschöpfung<br />

vertretbarer <strong>und</strong> zulässiger Kostensenkungs- <strong>und</strong> Effizienzsteigerungspotenziale,<br />

u. a. resultierend aus zahlreichen<br />

Benchmarkingprojekten, galt es eine Tarifstruk-<br />

1<br />

Es lässt sich trefflich darüber streiten, wie der zukünftige <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />

pro Einwohner <strong>und</strong> Tag sein wird. Zwar hat er sich<br />

zwischenzeitlich etwas stabilisiert, aber die sehr viel niedrigeren<br />

<strong>Wasser</strong>gebräuche pro Kopf <strong>und</strong> Tag in einzelnen Gebieten Ost-<br />

Deutschlands geben zu denken [1]. Interessant ist auch eine<br />

Umfrage von Forsa, bei der die befragten Personen im <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />

mit 62 % die höchsten Einsparpotenziale sehen [2].<br />

tur zu entwickeln, die sich mit ihren fixen <strong>und</strong> variablen<br />

Preisbestandteilen stärker der tatsächlichen Kostenstruktur<br />

annähert.<br />

Anhand von Tabelle 1 ist ersichtlich, dass dieses<br />

Thema neben der RWW auch andere <strong>Wasser</strong>versorger in<br />

ähnlicher Weise betrifft.<br />

Tabelle 1 stellt für die 16, gemessen an der Einwohnerzahl,<br />

größten deutschen Städte sowie die beiden<br />

überregional agierenden Unternehmen Gelsenwasser<br />

<strong>und</strong> RWW das Verhältnis von Gr<strong>und</strong>preis <strong>und</strong> Gesamteinnahmen<br />

dar. Der Gr<strong>und</strong>preisanteil erreicht für einen<br />

Haushalt mit einem Qn 2,5-Anschluss <strong>und</strong> einem Jahresgebrauch<br />

von 150 m³ Werte von bis zu 42 %. Da es<br />

sich nur um einen individualisierten Durchschnittswert<br />

auf Haushaltsebene handelt, bedeutet dies jedoch<br />

nicht, dass sich auch der Anteil der gesamten Gr<strong>und</strong>preiseinnahmen<br />

an den Gesamteinnahmen in dieser<br />

Dimension bewegt. Dieser sinkt stattdessen bei den<br />

gegebenen Tarifstrukturen kontinuierlich mit der Abgabemenge<br />

pro Zähler. Bei einem Nachfrager mit einem<br />

Jahresgebrauch von bspw. 20 000 m³ <strong>und</strong> einem Qn<br />

150-Anschluss wird der Anteil nicht selten auf etwa 1 %<br />

sinken. Strebt ein <strong>Wasser</strong>versorger vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

die Erhöhung des Einnahmenanteils von fixen<br />

Preisbestandteilen gegenüber den Gesamteinnahmen<br />

an, so stellt sich die Frage, wie mengenmäßig größere<br />

Nachfrager mithilfe einer neuen Tarifstruktur stärker <strong>zur</strong><br />

Systemfinanzierung herangezogen werden können.<br />

Eine Tarifstruktur sollte darüber hinaus zweitens derart<br />

gestaltet sein, dass die Anreize zu weiterem <strong>Wasser</strong>sparen,<br />

gesenkt werden. Dazu muss der Einfluss von<br />

Preiserhöhungen auf die Nachfrage analysiert werden.<br />

Ökonomisch wird dieser durch die sogenannte Preiselastizität<br />

der Nachfrage ausgedrückt (Tabelle 2). Ein<br />

Wert von bspw. –0,21 sagt aus, dass eine Erhöhung des<br />

variablen Preises um 1 % zu einem Nachfragerückgang<br />

von 0,21 % führt 2 .<br />

2 Die Ökonomie unterstellt einen rationalen Nachfrager, der versteht,<br />

dass sich bei Erhöhung der fixen Preiskomponente das<br />

preisinduzierte Sparen nicht lohnt.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 821


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Tabelle 2. Preiselastizität der Nachfrage bei Haushaltsk<strong>und</strong>en.<br />

Preiselastizität der Nachfrage bei<br />

Haushaltsk<strong>und</strong>en<br />

Barkattulah (2002) [3] –0,21<br />

Billing/Agthe (1980) [4] –0,27<br />

Chicoine, Deller, Ramamurthy (1986) [5] –0,22<br />

Conley (1967) [6] –0,35<br />

Jones/Morris (1984) [7] –0,18<br />

Renwick/Green/McCorkle (1998) [8] –0,16 bis –0,20<br />

Schleich/Hillenbrand (2007) [9] –0,229<br />

Tatsächlich ist ein Großteil dieser Studien für die Prognoserechnungen<br />

im Rahmen der Tarifentwicklung<br />

jedoch nur bedingt von Nutzen. Erstens fehlen Angaben<br />

darüber, wie der GHD-Sektor oder die Industrie auf<br />

Preiserhöhungen reagieren <strong>und</strong> zweitens ist die Gruppe<br />

der Haushaltsk<strong>und</strong>en nicht ausreichend differenziert.<br />

Der Eigentümer eines Einfamilienhauses wird bspw.<br />

über andere Möglichkeiten der Trinkwassersubstitution<br />

verfügen als der Mieter in einem Mehrfamilienhaus.<br />

Gleichzeitig bestehen für den Eigenheimbesitzer größere<br />

Sparanreize, da er im Gegensatz zu einem Mehrfamilienhaus<br />

mit vielen Wohneinheiten über einen ausschließlich<br />

ihm zugeordneten Zähler versorgt wird. Er<br />

profitiert entsprechend zu 100 % von dem eigenen Sparen,<br />

während nicht individuell abgelesene Mehrfamilienhausparteien<br />

dies nur anteilig tun. Darüber hinaus ist<br />

die Methode in einigen der angeführten Untersuchungen<br />

als un<strong>zur</strong>eichend zu bewerten 3 . Das Gegenüberstellen<br />

von Preis- <strong>und</strong> Nachfrageentwicklungen im Zeitablauf<br />

übersieht den Einfluss der Wettersituation in den<br />

jeweiligen Jahren <strong>und</strong> lässt die BIP- sowie die Einkommensentwicklung<br />

zuweilen unberücksichtigt. Einzelne<br />

Untersuchungen bereinigen ferner nicht um die Entwicklung<br />

von Haushaltsanzahl, Haushaltsgröße oder<br />

Altersstruktur im Zeitablauf. Auch ist äußerst fragwürdig,<br />

ob entsprechend bereinigte Nachfrageveränderungen<br />

komplett auf marginale Preiserhöhungen <strong>zur</strong>ückzuführen<br />

sind. Ein Bürger, der eine neue Waschmaschine<br />

erwirbt, weil seine alte nach 20 Jahren nicht mehr funktionstüchtig<br />

ist, findet im Handel schlicht kein derart<br />

wasserineffizientes Produkt mehr. Der entsprechende<br />

Nachfragerückgang aufgr<strong>und</strong> der Effizienzverbesserung<br />

kann folglich nicht den sich eventuell erhöhten<br />

<strong>Wasser</strong>preisen zugerechnet werden<br />

Im Ergebnis bleibt damit keinem <strong>Wasser</strong>versorger<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> seiner individuell-spezifischen<br />

Situation die Analyse erspart, wie stark die ihn betreffende<br />

Nachfrageentwicklung demografiebedingt,<br />

durch technologische Entwicklung von Gebrauchsgütern<br />

getrieben oder aber preisinduziert ist. Infolgedessen<br />

kommt der Analyse <strong>und</strong> Segmentierung der Kun-<br />

3<br />

[9] sei hier ausdrücklich ausgenommen.<br />

den insbesondere hinsichtlich der Wohnsituation von<br />

Haushaltsk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Verbrauchsgewohnheiten<br />

bei Haushalts- <strong>und</strong> Gewerbek<strong>und</strong>en gleichermaßen<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Eine dritte Anforderung an die Entwicklung von<br />

Tarifmodellen besteht darin, dass die Geschäftsführung<br />

wird nachhalten wollen, wie sich die Einnahmen mit der<br />

Umstellung auf das neue Tarifmodell entwickeln. Auch<br />

wenn sich die RWW entschieden hat, auf Mehreinnahmen<br />

durch die Tarifmodellumstellung zu verzichten, so<br />

ist natürlich ebenfalls sicherzustellen, dass ein <strong>Wasser</strong>versorger<br />

nicht nach der Tarifmodellumstellung zu<br />

geringe Umsätze generiert. Eine vierte <strong>und</strong> erfolgskritische<br />

Anforderung an ein Tarifmodell besteht darin, dass<br />

es transparent <strong>und</strong> vermittelbar sein muss. Auch wenn<br />

die Algorithmen, die <strong>zur</strong> Optimierung konkreter Preisbestandteile<br />

verwendet werden, sich nur bedingt in<br />

ihrem Komplexitätsgrad reduzieren lassen, darf das<br />

letztendliche Preisblatt den K<strong>und</strong>en nicht überfordern.<br />

Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die<br />

zustimmungspflichtigen Gremien, die sich wie bei der<br />

öffentlich-privaten Partnerschaft der RWW aus Politikern,<br />

kommunal Verantwortlichen <strong>und</strong> privaten Gesellschaftervertretern<br />

zusammensetzen.<br />

2.2 Anforderungen aus Sicht von Anteilseignern<br />

Ein Großteil der im Folgenden genannten Anforderungen<br />

ließe sich ebenso unter den „Anforderungen aus<br />

Sicht des <strong>Wasser</strong>versorgers“ anführen, da sich die Zielfunktionen<br />

der Geschäftsführung sowie die des Aufsichtsgremiums<br />

stark überschneiden. Beide werden<br />

zunächst sicherstellen wollen, dass das neue Tarifmodell<br />

rechtssicher ist <strong>und</strong> bei etwaigen Gerichtsverfahren<br />

nicht verworfen wird. Dies impliziert zum einen die<br />

Kenntnis der einschlägigen juristischen Rechtsetzung<br />

<strong>und</strong> Rechtsprechung sowie die daraus abgeleiteten<br />

Spielräume bei der Entgeltkalkulation 4 . Zum anderen<br />

bedeutet es, auf völlig neue Elemente des Tarifmodells<br />

nur dann <strong>zur</strong>ückzugreifen, wenn hinsichtlich der juristischen<br />

Umsetzbarkeit weitgehende Sicherheit herrscht.<br />

Der Umkehrschluss, dass in der Praxis genutzte Tarifmodellbausteine<br />

juristisch auch tatsächlich haltbar sind, ist<br />

nicht zwangsläufig korrekt. Bei individuellen, in der<br />

deutschen wasserwirtschaftlichen Praxis vorkommenden<br />

Tarifen für verschiedene Berufsgruppen – in der<br />

Praxis z. B. für Gemüsebauern – oder für einzelne K<strong>und</strong>engruppen<br />

– in der Praxis etwa für die US-Armee –<br />

könnten Zweifel auftreten, ob sie tatsächlich einer juristischen<br />

Überprüfung standhalten würden. Zusammenfassend<br />

ist festzuhalten, dass neben der umfassenden<br />

Datenanalyse folglich die Analyse geplanter Tarifmodellelemente<br />

von enormer Bedeutung ist 5 .<br />

4<br />

Als Einstieg sei hier auf [10] verwiesen.<br />

5<br />

Dieser Aspekt wird im Weiteren nicht näher betrachtet. Zur weiteren<br />

Lektüre, siehe etwa [11].<br />

Juli/August 2012<br />

822 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

Ferner hat die Geschäftsführung für die Anteilseigner<br />

offenzulegen, wie sich Mengen <strong>und</strong> Preise bei Nutzung<br />

des aktuellen im Vergleich zum zukünftigen Tarifmodell<br />

entwickeln könnten. Die Anteilseigner werden<br />

einer Umstellung nur dann zustimmen, wenn sich deren<br />

unmittelbare Vorteile für die Bewahrung der Preisstabilität<br />

einerseits <strong>und</strong> die Sozialverträglichkeit anderseits<br />

auch quantitativ verdeutlichen lassen. Zwar ist die<br />

Öffentlichkeit stärker an der unmittelbaren Situation<br />

zum Umstellungszeitpunkt interessiert als an etwaigen<br />

mittel- <strong>und</strong> langfristigen Entwicklungen. Gleichwohl ist<br />

aber zu berücksichtigen, dass ein nicht unbeträchtlicher<br />

Teil derzeitiger Modelle langfristig sozial problematisch<br />

ist. Aktuelle Modelle mit derart variablen Preisbestandteilen<br />

bieten denjenigen K<strong>und</strong>engruppen einen enormen<br />

Anreiz zum <strong>Wasser</strong>sparen, die über gute Spar- <strong>und</strong><br />

Substitutionsmöglichkeiten verfügen. Reduzieren die<br />

Industrie, der GHD-Sektor oder auch Einfamilienhausbewohner<br />

weiterhin ihre <strong>Wasser</strong>nachfrage, so werden<br />

die verbleibenden K<strong>und</strong>engruppen – zu einem wesentlichen<br />

Teil die Bewohner von Mehrfamilienhäusern,<br />

deren Schutz sozialpolitisch wünschenswert ist – die<br />

dadurch steigenden Fixkosten zu einem immer größeren<br />

Anteil zu tragen haben. Zur Modellierung dieser<br />

mittel- bis langfristigen Zusammenhänge sind die<br />

Kenntnis der soziostrukturellen Entwicklung im eigenen<br />

Versorgungsgebiet sowie die Preiselastizitäten der<br />

Nachfrage der verschiedenen K<strong>und</strong>engruppen unerlässlich.<br />

2.3 Anforderungen aus Sicht der Öffentlichkeit<br />

Die Öffentlichkeit ist extrem heterogen. Zu ihr gehören<br />

u. a. Bürgermeister, Kommunalpolitiker verschiedener<br />

Fraktionen, Wohnungsbaugesellschaften, Industrie-,<br />

Handels- <strong>und</strong> Gewerbevertreter, Bürgerverbände sowie<br />

die Presse. Sie alle beschäftigt vor dem Hintergr<strong>und</strong> obiger<br />

Ausführungen vor allem eine Frage: Wie werden die<br />

einzelnen K<strong>und</strong>engruppen zum Umstellungszeitpunkt<br />

be- bzw. entlastet?<br />

Eine solche Frage muss der <strong>Wasser</strong>versorger unmittelbar<br />

beantworten können. Tatsächlich ist die Umstellung<br />

eines Tarifmodells ein derart ambitioniertes Vorgehen,<br />

sodass die Kommunikation mit den verschiedenen<br />

Interessenvertretern nicht erst mit der Vorstellung konkreter<br />

Umstellungspläne beginnen sollte. Von entscheidender<br />

Bedeutung ist es, bereits in einem sehr frühen<br />

Stadium des Projektes das Gespräch mit den verschiedenen<br />

Gruppen zu suchen. Im Sinne einer Sensibilisierung<br />

sollte ein Bewusstsein für die gr<strong>und</strong>sätzliche Notwendigkeit<br />

neuer Tarifmodelle geschaffen werden.<br />

Erfahrungsgemäß liefert dies neben der Rückendeckung<br />

<strong>und</strong> dem Wohlwollen der einzelnen Akteure<br />

im weiteren Prozess weitere hilfreiche Hintergr<strong>und</strong>informationen,<br />

die in die Modellierung der jeweiligen Tarifstrukturoptionen<br />

einfließen. Daneben lassen sich wertvolle<br />

Kooperationen formen. Die in kommunaler Regie<br />

1 - Konzept 2 – Planung 3 – Umsetzung<br />

Konzept<br />

Vorstudie<br />

Hauptprojekt<br />

Segmentanalyse<br />

Kostenzuordnung<br />

Preiselastizitäten<br />

Modellentwicklung<br />

Haushaltsk<strong>und</strong>en<br />

Gewerbe<br />

Modellierung<br />

Teilprojekte<br />

TP Kommunikation<br />

TP Recht<br />

Selbstauskunft<br />

TP KSG<br />

TP SVK<br />

TP Umsetzung / QS<br />

TP WP<br />

TP Gewerbe<br />

BKZ, HAK, LWV<br />

03.2008<br />

06.2008<br />

befindliche <strong>Abwasser</strong>entsorgung ist z. B. ebenfalls<br />

bestrebt, Mittel <strong>und</strong> Wege zu finden, um den Nachfragerückgang<br />

bei noch herausfordernder Kostenstruktur<br />

zumindest abzumildern 6 .<br />

In die Diskussion um die Höhe <strong>und</strong> Struktur zukünftiger<br />

<strong>Wasser</strong>preise werden zwangsläufig auch die Höhe<br />

der Baukostenzuschüsse, der Hausanschlusskosten<br />

sowie – zumindest im Objektschutz – die Aufwendungen<br />

für die Löschwasserversorgung miteinfließen. Ein<br />

<strong>Wasser</strong>versorger sollte sich daher rechtzeitig ein Bild<br />

über die relative Höhe der eigenen Gebühren im Verhältnis<br />

zu denen umliegender Unternehmen verschaffen.<br />

Gegebenenfalls stellt eine Tarifmodellumstellung<br />

sogar einen günstigen Zeitpunkt dar, um auch die Preise<br />

für diese Dienstleistungen zu überdenken. Nicht zuletzt<br />

bei der Löschwasserversorgung scheint bei vielen<br />

Unternehmen derzeit ein Handlungsdruck zu entstehen<br />

7 .<br />

3. Der Prozess der Entwicklung <strong>und</strong><br />

Einführung neuer Tarifmodelle<br />

Wie Bild 1 zeigt, nahm der gesamte Prozess der Tarifmodellentwicklung<br />

<strong>und</strong> -umsetzung bei der RWW etwa<br />

vier Jahre in Anspruch. Während zunächst ein vergleichsweise<br />

kleines Projektleitungsteam die Abläufe<br />

steuern konnte, war die Endphase der Modellerstellung<br />

durch die Tätigkeit parallel arbeitender Projektgruppen<br />

geprägt. Bei turnusmäßigen Treffen wurden die Ergebnisse<br />

der Teilprojektgruppen ausgetauscht <strong>und</strong> auf<br />

Komplementarität mit den Arbeiten anderer Gruppen<br />

überprüft.<br />

Der Schwerpunkt des Artikels in der nächsten Ausgabe<br />

von <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> liegt auf der Beschrei-<br />

6<br />

Siehe etwa [14].<br />

7<br />

Siehe etwa [12].<br />

01.2011 09.2011 10.2011<br />

Bild 1. Phasen des RWW-Projekts <strong>zur</strong> Tarifmodellumstellung.<br />

01.2012<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 823


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

bung des letztendlich gewählten Modells. Gegenstand<br />

dieses Abschnitts soll es nun sein, beispielhaft einzelne<br />

Projektphasen <strong>und</strong> deren Arbeitsschritte zu skizzieren.<br />

Tabelle 3. Preiselastizitäten unterschiedlicher K<strong>und</strong>engruppen.<br />

Preiselastizität der Nachfrage<br />

Einfamilienhaus –0,26<br />

Zweifamilienhaus –0,28<br />

Mehr als 6 Wohneinheiten –0,18<br />

Mehr als 8 Wohneinheiten –0,09<br />

Mehr als 10 Wohneinheiten –0,03<br />

Gewerbe –0,70<br />

3. 1 Die Vorarbeiten im Rahmen des Hauptprojekts<br />

Die RWW hatte nicht gezielt die Änderung des Tarifsystems<br />

angestrebt. Es war vielmehr die Schlussfolgerung<br />

aus den Ergebnissen <strong>und</strong> den sich bietenden Handlungssträngen<br />

eines Projektes zu den Folgen des demografischen<br />

Wandels aus 2005/06. Insoweit bot sich die<br />

Änderung des Tarifsystem als eine der zentralen Gegenmaßnahmen<br />

an, um die Folgen des demografischen<br />

Wandels, d. h. Bevölkerungsrückgang, -wanderung <strong>und</strong><br />

Haushaltsstrukturveränderungen, abzumildern. Die<br />

daraus resultierenden Thesen wurden im Rahmen einer<br />

Vorstudie validiert. Deren Ergebnisse untermauerten<br />

Anfang 2008 die Entscheidung, die Entwicklung <strong>und</strong><br />

Umsetzung eines neuen Tarifmodells aktiv anzugehen.<br />

Als vorteilhaft erwiesen sich die Vorarbeiten zum<br />

demografischen Wandel, da dieses Wissen einen ersten<br />

Anhaltspunkt lieferte, um die anstehenden Entwicklungen<br />

im Versorgungsgebiet <strong>und</strong> bei den K<strong>und</strong>en abzuschätzen.<br />

Begleitend hierzu, mussten die folgenden Fragen<br />

beantwortet werden: Welche tatsächlichen K<strong>und</strong>engruppen<br />

verbergen sich hinter den einzelnen<br />

Zählern? Wie verhalten sich diese im Zeitablauf sowohl<br />

bei konstanten als auch bei steigenden Preisen? Wie<br />

entwickelt sich die Bevölkerung des Versorgungsgebiets<br />

im Zeitablauf? Wie gestalten sich Bevölkerungszahlen,<br />

der Nettowanderungssaldo, die Alterungsentwicklung<br />

der Bevölkerung, wie entwickeln sich durchschnittliche<br />

Haushaltsgrößen <strong>und</strong> welche Entwicklung<br />

ist bei Neubauten sowie hinsichtlich der Leerstandsquoten<br />

bei den Bestandsbauten zu erwarten? Tatsächlich<br />

waren für die Beantwortung der wenigsten dieser Fragen<br />

zusätzliche Primärerhebungen notwendig. Aus den<br />

unterschiedlichsten Quellen ließen sich obige Fragen<br />

beantworten.<br />

In einem weiteren Schritt wurden den einzelnen<br />

K<strong>und</strong>engruppen Kosten zugeordnet, um den Spielraum<br />

abzustecken, den es bei der Tarifmodellentwicklung für<br />

einzelne K<strong>und</strong>engruppen <strong>und</strong> Regionen zu beachten<br />

galt. Dies ist von besonderer Bedeutung, wenn regional<br />

unterschiedliche Tarife in die Überlegungen miteinbezogen<br />

werden sollen. Auch wenn regionale Tarifunterschiede<br />

in der b<strong>und</strong>esdeutschen Praxis gar nicht selten<br />

sind [11], stellte dies für die RWW zu keinem Zeitpunkt<br />

eine ernsthafte Alternative dar. Zwar existiert ein<br />

eher ländlicher Norden <strong>und</strong> ein eher städtischer Süden,<br />

die Grenzen sind aber derart fließend, dass zwei unterschiedliche<br />

Tarife für städtische <strong>und</strong> ländliche Gemeinden<br />

im konkreten Einzelfall willkürlich erschienen.<br />

Ebenfalls ist die Zuordnung von Kosten zu K<strong>und</strong>engruppen<br />

wie Haushalten, Dienstleistern, Verwaltung,<br />

Gewerbe oder Industrie wichtig, um etwaige Be- <strong>und</strong><br />

Entlastungsveränderungen zum Umstellungszeitpunkt<br />

begründen zu können.<br />

Im nächsten Schritt wurden die Bestimmungsfaktoren<br />

für den Nachfragerückgang in der Vergangenheit<br />

herausgearbeitet. Dies geschah im Wesentlichen durch<br />

die Auswertung der zuvor zusammengetragenen Informationen,<br />

die dabei halfen, Zeitreihen von K<strong>und</strong>endaten<br />

auszuwerten. Tatsächlich wurden die Daten aller r<strong>und</strong><br />

135 000 Zähler im Versorgungsgebiet von drei aufeinander<br />

folgenden Jahren herangezogen. Diese wurden mit<br />

den aus verschiedenen Quellen zusammengetragenen<br />

soziostrukturellen, bauwirtschaftlichen, klimatologischen<br />

<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Daten verknüpft.<br />

Die Einbeziehung von Zu- <strong>und</strong> Abgängen von Zählern<br />

sowie des Nachfrageverhaltens in Jahren ohne<br />

Preis- <strong>und</strong> mit Preiserhöhung führte zu folgenden<br />

Ergebnissen:<br />

""<br />

R<strong>und</strong> 20 % des Nachfragerückgangs ist auf die<br />

demografische Entwicklung (Sterbe-/Geburtensaldo,<br />

Abwanderung) <strong>zur</strong>ückzuführen;<br />

""<br />

R<strong>und</strong> 60 % des Nachfragerückgangs ist technologisch<br />

bedingt. Heutige Gebrauchsgüter benötigen<br />

deutlich weniger <strong>Wasser</strong> pro Leistungseinheit als<br />

frühere.<br />

""<br />

R<strong>und</strong> 20 % des Nachfragerückgangs ist Ergebnis steigender<br />

variabler Preise.<br />

Selbstverständlich lassen sich diese Prozentangaben<br />

nicht ohne Weiteres auf andere Versorger übertragen.<br />

Zu unterschiedlich ist etwa der Wanderungssaldo in<br />

verschiedenen Regionen. Etwas anders stellt sich die<br />

Situation bei den Ergebnissen zu den Preiselastizitäten<br />

der Nachfrage für einzelne K<strong>und</strong>engruppen dar. Zwar<br />

unterscheiden sich diese für die elf verschiedenen Versorgungsgebiete<br />

zum Teil signifikant, die generelle<br />

Logik findet sich aber bestätigt (siehe Tabelle 3).<br />

Gemäß Tabelle 3 lässt sich bereits bei einem kleineren<br />

Gewerbetreibenden ein sehr rationales Verhalten<br />

beobachten. Bei steigenden Preisen prüft er, ob wassersparende<br />

Techniken für ihn betriebswirtschaftlich lohnend<br />

sind. Ist dies der Fall, führt er die Investitionen<br />

durch. Infolgedessen wird die Nachfrage reduziert. Es<br />

zeigt sich, dass auch kleine Wohngebäude auf Preiserhöhungen<br />

reagieren.<br />

Aufschlussreich ist darüber hinaus die Tatsache, dass<br />

sich auch Mehrfamilienhausbewohner der ökonomi-<br />

Juli/August 2012<br />

824 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

schen Theorie konform verhalten. Je größer das Wohngebäude<br />

ist, desto relativ weniger reagieren die K<strong>und</strong>en<br />

nachfrageseitig auf Preiserhöhungen. Die Preiselastizität<br />

der Nachfrage sinkt kontinuierlich <strong>und</strong> erreicht bei<br />

Wohngebäuden mit mehr als 10 Wohneinheiten sogar<br />

den geringsten Wert. Gr<strong>und</strong> für dieses Verhalten ist<br />

sicher die Tatsache, dass ein einzelner Haushalt in einem<br />

großen Mehrfamiliengebäude nur unwesentlich von<br />

dem eigenen <strong>Wasser</strong>sparen profitiert. Dem Komfortverlust,<br />

etwa bei einer kürzeren Duschzeit, steht in einem<br />

10-Familienhaus nur 1/10 der Ersparnis bezogen auf die<br />

variablen Preisbestandteile gegenüber. Zudem liegt nur<br />

selten eine realistische Preisinformation vor, wie begleitende<br />

K<strong>und</strong>enbefragungen zeigen. Dies kann angesichts<br />

der Nebenkostenabrechnungspraxis nicht weiter<br />

überraschen.<br />

Auch wenn diese Zahlen die Diskussion um die Reaktion<br />

von K<strong>und</strong>engruppen auf Preiserhöhungen bereichern,<br />

so erwies sich der Beitrag des preisinduzierten<br />

Nachfragerückgangs für die RWW als vergleichsweise<br />

bescheiden. Knapp 80 % des Nachfragerückgangs liegt<br />

de facto außerhalb des Kontrollbereichs der RWW <strong>und</strong><br />

muss hingenommen werden. Eine Erhöhung des Anteils<br />

der Gr<strong>und</strong>preiseinnahmen an den Gesamteinnahmen ist<br />

<strong>und</strong> bleibt damit in erster Linie relevant, um die<br />

Deckungslücke von Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben bei<br />

<strong>zur</strong>ückgehender Nachfrage zu vermindern. Erst in zweiter<br />

Instanz hat diese Anteilserhöhung einen (leicht) stabilisierenden<br />

Effekt auf die nachgefragten Mengen. Von<br />

einem Anreiz <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>verschwendung infolge einer<br />

Tarifmodellumstellung kann folglich nicht die Rede sein.<br />

Diese Erkenntnis ist auch für die politische <strong>und</strong> öffentliche<br />

Diskussion von elementarer Bedeutung, denn bei<br />

einer Umstellung wie von der RWW realisiert, wird schnell<br />

der Vorwurf erhoben, die Steigerung des Verbrauchs sei<br />

das eigentliche Ziel. Dies kann somit entkräftet werden.<br />

Sämtliche der zusammengetragenen <strong>und</strong> eigens<br />

berechneten Daten dienten sodann als Gr<strong>und</strong>lage für<br />

die Modellierung. Um keine Einnahmenverluste oder ex<br />

post nur schwerlich zu erklärende Einnahmenzuwächse<br />

zu riskieren, mussten die Daten einer kontinuierlichen<br />

Kontrolle unterzogen werden. Eine solche Kontrolle<br />

erfolgte durch ein Fortschreiben der Zahlen von<br />

2005/06 bis 2010. Dabei konnten die den Modellen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen in dem Moment als<br />

bestätigt gelten, als die Zahlen <strong>zur</strong> Menge pro Versorgungsgebiet,<br />

die durch Fortschreibung des Modells auf<br />

2010 generiert wurden, mit den tatsächlichen Zahlen<br />

aus der zweiten Prognoserechnung 2010 weitgehend<br />

übereinstimmten. Gleiches galt für den Abgleich mit<br />

den Rückläufen aus der noch näher darzustellenden<br />

Selbstauskunft.<br />

3.2 Die besondere Rolle der Kommunikation<br />

<strong>Wasser</strong> wird als „low-interest-product“ vom Verbraucher<br />

kaum wahrgenommen <strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>preise sind nur<br />

den wenigsten bekannt. <strong>Wasser</strong> ist daneben ein stark<br />

emotional behaftetes Produkt, d. h. die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Verhaltensmuster entziehen sich zu einem großen Teil<br />

rationaler Erklärungen. Damit orientiert sich die individuelle<br />

<strong>Wasser</strong>nutzung an einem Gewohnheitsverhalten<br />

<strong>und</strong> dem „gesellschaftlichen Konsens“, dass <strong>Wasser</strong>sparen<br />

sinnvoll ist. Aus dieser Konstellation des <strong>Wasser</strong>sparverhaltens<br />

<strong>und</strong> eines geringen Preisbewusstseins ergibt<br />

sich ein Dilemma für den <strong>Wasser</strong>versorger: Die Verbraucher<br />

erwarten, für ihr <strong>Wasser</strong>sparverhalten honoriert zu<br />

werden. Gleichzeitig aber ist die Situation für die <strong>Wasser</strong>versorger<br />

noch viel schwieriger. Die Verbraucher nehmen<br />

die Vorhaltung <strong>und</strong> den Betrieb des Versorgungssystems<br />

ebenfalls kaum wahr. Diese aus Kostensicht<br />

essentielle Leistung des Versorgers spielt in der Preis-<br />

Leistungswahrnehmung der Verbraucher eine nur untergeordnete<br />

Rolle. Im Vordergr<strong>und</strong> steht das Produkt<br />

selbst. Das Dilemma wird durch Bild 2 eindrucksvoll <strong>und</strong><br />

leicht verständlich dargestellt. Gleichzeitig dokumentiert<br />

es den Vorbehalt, dem <strong>Wasser</strong>versorger gegenüberstehen.<br />

Damit besteht in kommunikativer Hinsicht<br />

zunächst die Aufgabe, ein Bewusstsein für das Problem<br />

<strong>zur</strong>ückgehender Nachfrage bei einer sich nicht in<br />

Deckung befindenden Kosten- <strong>und</strong> Erlösstruktur zu entwickeln.<br />

Ist dies verstanden, so wird es keine Diskussion<br />

mehr über das „Ob“ einer Tarifmodellumstellung, sondern<br />

nur noch über das „Wie“ geben.<br />

Um dieses gr<strong>und</strong>sätzliche Problembewusstsein erst<br />

einmal zu generieren, hat die RWW die Tarifumstellung<br />

in eine breit angelegte, auf Sensibilisierung <strong>und</strong> Akzeptanzförderung<br />

ausgerichtete Informationskampagne<br />

eingebettet. Ziel war es, K<strong>und</strong>en, Partner <strong>und</strong> die breite<br />

Öffentlichkeit zu einem sehr frühen Zeitpunkt offen <strong>und</strong><br />

eingehend über die Ausgangsbedingungen, Handlungserfordernisse<br />

sowie Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen im<br />

Zusammenhang mit der Tarifumstellung zu informieren.<br />

Dazu wurden bewährte Kommunikationsformate <strong>und</strong><br />

Informationsveranstaltungen wie ein „<strong>Wasser</strong>tag“ oder<br />

ein „<strong>Wasser</strong>forum“ ab dem Jahr 2008 eingesetzt. Inhaltlich<br />

zielten diese darauf ab, bei der Politik ein Verständnis<br />

für die Notwendigkeit einer Tarifmodellumstellung<br />

zu wecken <strong>und</strong> den unabdingbaren konstruktiven Dialog<br />

mit Shareholder <strong>und</strong> Stakeholder frühzeitig einzuleiten.<br />

Zudem wurde die Kampagne „Wir bewegen <strong>Wasser</strong>“<br />

gestartet, bei der RWW-Mitarbeiter als Testimonials<br />

ihren Arbeitsplatz <strong>und</strong> gleichzeitig die verschiedenen<br />

Leistungselemente des <strong>Wasser</strong>versorgungssystems<br />

beschreiben. Das System sollte auf diese Weise transparent<br />

gemacht werden.<br />

Bild 2.<br />

Schlagzeile<br />

„Bild“,<br />

28.8.2008.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 825


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Je konkreter die Ausmaße des Projektes in der Folgezeit<br />

wurden, desto detaillierter, aktiver <strong>und</strong> intensiver<br />

wurde die Kommunikation betrieben. Die Reaktionen<br />

aus der Politik in den Partnerkommunen <strong>und</strong> in den<br />

Fachgremien bestärkten die RWW jeweils in ihrem<br />

Bemühen, weiter an der Umstellung des Tarifsystems als<br />

einer gleichermaßen adäquaten wie nachhaltigen<br />

Lösung zu arbeiten.<br />

Nach Erarbeitung der wesentlichen Merkmale des<br />

neuen Tarifsystems im Frühjahr 2011 wurden diese<br />

unmittelbar danach in der Politik präsentiert <strong>und</strong> <strong>zur</strong><br />

Diskussion gestellt. Um die kommunalpolitische Begleitung<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz auch in der Folgezeit sicherzustellen,<br />

wurden das Projekt <strong>und</strong> die Umstellungseffekte<br />

allein zwischen Ende März <strong>und</strong> Mitte Oktober 2011 in<br />

25 Sitzungen politischer Gremien in den Partnerstädten<br />

präsentiert <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Diskussion gestellt. Die Resonanz<br />

war überaus ermutigend <strong>und</strong> zudem erkannten die<br />

Kommunen, dass ihnen die Diskussion um neue Tarifmodelle<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung ebenfalls für ihre Probleme<br />

auf der <strong>Abwasser</strong>seite helfen kann. Die Rückmeldungen<br />

bildeten zugleich wichtige Leitplanken für die<br />

weitere Tarifentwicklung <strong>und</strong> die Vorbereitung der<br />

Umsetzung. Auch die Vorstellung des Tarifsystems beim<br />

Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen <strong>und</strong><br />

Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen brachte Verständnis<br />

für die Herangehensweise. Ausdrücklich gut<br />

geheißen wurde das Tarifmodell Anfang November<br />

2011 auch von der Vertreterin der nordrhein-westfälischen<br />

Kartellbehörde.<br />

Die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die breite Öffentlichkeit wurden<br />

Mitte Mai mit mehrseitigen Veröffentlichungen in den<br />

lokalen Stadtanzeigern über die gesamte Themenbreite<br />

der Trinkwasserversorgung <strong>und</strong> speziell über das Tarifprojekt<br />

informiert. Die Presse griff das Thema auf <strong>und</strong><br />

berichtete sowohl in Tageszeitungen als auch im WDR-<br />

Hörfunk <strong>und</strong> WDR-Fernsehen über die RWW-Pläne.<br />

Noch offene Fragen wurden entweder an die RWW<br />

adressiert <strong>und</strong> daraufhin von der speziell geschulten<br />

kostenlosen Hotline bzw. bei schriftlichen Anfragen<br />

durch die Geschäftsführung beantwortet, konnten aber<br />

auch in den FAQs auf der Internetseite geklärt werden.<br />

Eigens gestaltete 12-seitige Informationsbroschüren<br />

zum neuen Tarifmodell beantworteten auch noch die<br />

letzten offenen Fragen.<br />

3.3 Sonstige begleitende Teilprojekte der<br />

eigentlichen Tarifmodellierung<br />

Von den verbleibenden Teilprojekten aus Bild 1. sollen<br />

insbesondere die folgenden beiden Punkte herausgehoben<br />

werden. Sie erwiesen sich für den Erfolg der<br />

Tarifmodellentwicklung <strong>und</strong> -umsetzung als besonders<br />

zentral:<br />

""<br />

Juristische Fachkompetenz ist von Beginn des Projekts<br />

an in regelmäßigen Abständen einzubinden.<br />

Was aus juristischer Sicht als tragbares Risiko angesehen<br />

wird, ist letztendlich eine spezifische Unternehmensentscheidung.<br />

Auf diese Weise geben die<br />

juristischen Vorgaben den Rahmen vor, in dem sich<br />

das „Modellierungsdenken“ bewegen kann. Ab dem<br />

Zeitpunkt, ab dem sich ein präferiertes Modell herausgebildet<br />

hat, ist juristischer Sachverstand permanent<br />

gefragt. Dies wurde bei RWW mit einer Expertengruppe<br />

zielorientiert berücksichtigt.<br />

""<br />

Die Bedeutung einer abrechnungstechnischen<br />

Begleitung darf nicht unterschätzt werden. Da die<br />

RWW seit 2007 mit der KSG (RWE K<strong>und</strong>enservice<br />

GmbH) zusammenarbeitet, musste diese bereits<br />

frühzeitig in das Projekt eingeb<strong>und</strong>en werden. Dieser<br />

Prozess war aus Sicht der RWW erfolgskritisch,<br />

weil abrechnungs- <strong>und</strong> systemtechnische Rahmenbedingungen<br />

davon betroffen waren. Die Erfahrungen<br />

der ebenfalls im Energiesektor tätigen Abrechnungsgesellschaft<br />

<strong>und</strong> neue Ideen gelangten somit<br />

in die Diskussion.<br />

4. Fazit<br />

Die Umstellung eines Tarifsystems ist ein insbesondere<br />

unter betriebswirtschaftlichen, rechtlichen, vertrieblichen<br />

<strong>und</strong> kommunikativen Gesichtspunkten herausforderndes<br />

Projekt. Es ist stets darauf zu achten, dass die<br />

Optimierung aus Sicht des Unternehmens <strong>und</strong> aus Sicht<br />

der K<strong>und</strong>en ausgewogen erfolgt. Ungeachtet dessen<br />

wird es insbesondere zum Umstellungszeitpunkt unvermeidlich<br />

Gewinner <strong>und</strong> Verlierer geben. Über diese<br />

Umstellungseffekte sollte der <strong>Wasser</strong>versorger möglichst<br />

tiefgehende Kenntnis besitzen. Zudem sollte er in<br />

der Lage sein, auf Basis tiefgehender Datenkenntnis<br />

eine Ausgewogenheit im Tarifmodell zu erreichen, die<br />

Härtefälle möglichst ausschließt oder aber diese mit<br />

externen Effekten erklären kann. Andernfalls läuft er<br />

Gefahr, unüberwindliche Akzeptanzbarrieren aufzubauen.<br />

Um hinsichtlich der Be- <strong>und</strong> Entlastungswirkungen<br />

ganz spezifischer K<strong>und</strong>engruppen zum Umstellungszeitpunkt<br />

tatsächlich sprachfähig zu werden, bedarf es<br />

komplexer Vorarbeit. Der <strong>Wasser</strong>versorger benötigt<br />

weitreichende K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Verbrauchsdaten. Insbesondere<br />

dieser Prozess ist nicht zu unterschätzen. Während<br />

die Datenbasis eine erste notwendige Voraussetzung<br />

für die in der nächsten Ausgabe von <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> vorzustellende Modellierung darstellt,<br />

bildet die begleitende Kommunikation den<br />

zweiten zentralen Erfolgsfaktor bei der Umsetzung<br />

neuer Tarifmodelle. Die Politik <strong>und</strong> andere zentrale Entscheidungsträger<br />

müssen frühzeitig von der Bedeutung<br />

einer Tarifmodellumstellung für den <strong>Wasser</strong>versorger<br />

überzeugt werden. So gelingt es, diese von<br />

einem Bedenkenträger zu einem aktiven Botschafter zu<br />

entwickeln. Transparenz <strong>und</strong> Dialogbereitschaft gelten<br />

somit als erfolgskritische Merkmale eines solchen Projektes.<br />

Juli/August 2012<br />

826 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

Literatur<br />

[1] Gassert, H. et al.: Gr<strong>und</strong>lagen der Preis- <strong>und</strong> Tarifgestaltung<br />

in der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Studie im Auftrag des<br />

Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Forsten, Mainz, 1999.<br />

[2] Forsa – Gesellschaft für Sozialforschung <strong>und</strong> statistische<br />

Analysen mbH: Die Ressource <strong>Wasser</strong>, Umfrage bei 1005 Privatpersonen<br />

in deutschen Privathaushalten, Auftraggeber:<br />

Engel & Zimmermann AG, 2007.<br />

[3] Barkattulah, N.: OLS and Instrumental Variable Price Elasticity<br />

Estimates for Water in Mixed-Effect Models Under a Multipart<br />

Tariff Structure. London Economics Working Paper,<br />

2002.<br />

[4] Billing, R.B. and Agthe, D.E.: Price Elasticities for Water: A Case<br />

of Increasing Block Rates. Land Economics 56 (1980) No. 2,<br />

p. 73–84.<br />

[5] Chicoine, D. L., Deller, S. C. and Ramamurthy, G.: Water<br />

Demand Estimation Under Block Rate Pricing: A Simultaneous<br />

Equation Approach. Water Resources Research 22 (2986)<br />

No. 6, p. 859–863.<br />

[6] Conley, B.C.: Price elasticity of the demand for water in Southern<br />

California. The Annals of Regional Science 1 (1967)<br />

No. 1, p. 180–189.<br />

[7] Jones, V. and Morris, J.R.: Instrumental Price Estimates and<br />

Residential Water Demand. Water Resources Research 20<br />

(1984) No. 2, p. 197–202.<br />

[8] Renwick, M., Green, R. and McCorkle, C.: Measuring the price<br />

responsiveness of residential water demand in California’s<br />

urban areas. Report Prepared for the California Department<br />

of Water Resources, 1998.<br />

[9] Schleich, J. <strong>und</strong> Hillenbrand, T.: Determinants of residential<br />

water demand in Germany. Fraunhofer ISI Working Paper<br />

Sustainability and Innovation, No. S 3/2007.<br />

[10] BDEW (o.J.): Eckpunkte einer <strong>Wasser</strong>entgeltkalkulation in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, Berlin.<br />

[11] Oelmann, M. <strong>und</strong> Haneke, C.: Herausforderung demographischer<br />

Wandel: Tarifmodelle als Instrument der Nachfragestabilisierung<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung, N & R Netzwirtschaften<br />

<strong>und</strong> Recht, November 2008, S. 188–194.<br />

[12] Zahn, B.: Die Feuerwehr löscht – aber wer zahlt das <strong>Wasser</strong>?<br />

Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) (2010) Nr. 9/, S. 7.<br />

[13] Haack, F.: Wie „gerecht“ ist die Struktur der <strong>Wasser</strong>tarife in<br />

Baden-Württemberg heute <strong>und</strong> im Lichte zukünftiger Entwicklungen?<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 5,<br />

S. 492–501.<br />

[14] DWA-Arbeitsgruppe WI-3.2: Gr<strong>und</strong>gebühren bei der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 58<br />

(2011) Nr. 5., S. 465–472.<br />

[15] Gawel, E.: Gr<strong>und</strong>gebühren <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>preise beim Trinkwassertarif.<br />

der gemeindehaushalt (2010) Nr. 4., S. 73–82.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 14.02.2012<br />

ohne Korrekturauflagen<br />

Im Peer-Review-<strong>Verfahren</strong> begutachtet<br />

Prof. Dr. Mark Oelmann<br />

E-Mail: mark.oelmann@hs-ruhrwest.de |<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Energieökonomik |<br />

Studiengangsleiter Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>management (BA) |<br />

Hochschule Ruhr West |<br />

Campus Mülheim an der Ruhr |<br />

Mellinghofer Straße 55 |<br />

D-45473 Mülheim an der Ruhr<br />

Siegfried Gendries<br />

E-Mail: siegfried.gendries@rwe.com |<br />

Leiter Marketing <strong>und</strong> Kommunikation |<br />

RWW Rheinisch-Westfälische<br />

<strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbH |<br />

Am Schloß Broich 1–3 |<br />

D-45479 Mülheim an der Ruhr<br />

Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erdgas<br />

Neue Technologien, Gasspeicherung/Gasförderung<br />

In der Ausgabe 7-8/2012 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />

Hartan/Seifert<br />

Holzhammer<br />

Erfahrungen mit Mikro-BHKW, insbesondere dem L4.12, im Feldtest für<br />

Einfamilienhäuser<br />

Biomethan in KWK <strong>Anlagen</strong>, anders als Erdgas in KWK?<br />

Mischner/Li/Köstner Zur energiewirtschaftlichen Bewertung von Gas-Expansionsanlagen, Teil 3<br />

Focke<br />

Webbasiertes Integritätsmanagement von Pipelines <strong>und</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

Sutaj/Pöhner netzkontenabrechnung 2.0<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 827


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Nickelfreisetzung in das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

<strong>und</strong> dessen Bindung bei der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung zu Trinkwasser<br />

(Nettetal/Niederrhein)<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Nickelfreisetzung, Gr<strong>und</strong>wasser, Versauerung, Aufbereitung,<br />

Niederrhein – Deutschland<br />

Frank Wisotzky, Osman Can Kandemiroglu <strong>und</strong> Christian Plassmann<br />

Die Nickelfreisetzung in das Gr<strong>und</strong>wasser zweier<br />

Trinkwassereinzugsgebiete am linken Niederrhein<br />

wurde untersucht. In beiden Gewinnungen wurde in<br />

erster Linie eine Versauerung des Gr<strong>und</strong>wassers als<br />

auslösender Faktor ermittelt. Bei pH-Werten unterhalb<br />

von 6,5 wurden bei stark negativen Calcit-Sättigungsindizes<br />

erhöhte Nickelkonzentrationen im<br />

Gr<strong>und</strong>wasser bestimmt. Die Nickelentfernung in der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung erfolgt durch Reaktion mit halbgebrannten<br />

Dolomit im Fall-Verrieselungs-Filter des<br />

<strong>Wasser</strong>werkes Breyell. Das Nickel wird dabei an Manganoxiden<br />

<strong>und</strong> Calcit-Mineralen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

damit sicher entfernt.<br />

Nickel Release into Gro<strong>und</strong>water and Fixation by<br />

Water Treatment<br />

The release of Nickel into the gro<strong>und</strong>water of two<br />

catchment areas in Germany was investigated. In<br />

both areas the acidification was detected as mobilizing<br />

effect. Gro<strong>und</strong>water with low pH (< 6.5) and<br />

strong negative saturation index values with respect<br />

to calcite has high nickel concentrations. The elimination<br />

of nickel by water treatment occurs after reaction<br />

with half burned dolomite in the waterworks<br />

Breyell. The fixation of the nickel takes place by precipitation<br />

of manganese oxide and calcite minerals.<br />

Bild 1. Zeitliche<br />

Entwicklung der<br />

Nickelkonzentrationen<br />

in ausgesuchten<br />

Gr<strong>und</strong>wasserbrunnen<br />

der<br />

<strong>Wasser</strong>werke<br />

Breyell (BTB 2)<br />

<strong>und</strong> Kaldenkirchen<br />

(KTB 4) im<br />

Vergleich zum<br />

Trinkwassergrenzwert.<br />

1. Einführung<br />

1.1 Anlass<br />

In verschiedenen Gr<strong>und</strong>wasserleitern werden z.T.<br />

erhöhte Nickelkonzentrationen geogenen Ursprungs<br />

im Gr<strong>und</strong>wasser beobachtet. So werden in dem hier<br />

dargestellten Fall in einigen Brunnen der <strong>Wasser</strong>werke<br />

Breyell <strong>und</strong> Kaldenkirchen der Stadtwerke Nettetal<br />

(Niederrhein) z.T. steigende Nickelkonzentrationen im<br />

Gr<strong>und</strong>wasser (Rohwasser) bis zu 60 µg/L gemessen<br />

Ni [µg/L]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

BTB2<br />

KTB4<br />

Ni-Grenzwert<br />

0<br />

1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011<br />

Datum<br />

nettetal6.opj<br />

(Bild 1). Da der Trinkwassergrenzwert für Nickel bei<br />

20 µg/L liegt, war die Frage der Ursache der Nickelbelastung<br />

zu klären. Dies war ebenso notwendig, um eine<br />

abschätzende Prognose der zukünftigen Entwicklung<br />

der Nickelkonzentrationen zu erstellen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Mischungen mit nicht belasteten<br />

Gr<strong>und</strong>wässern <strong>und</strong> der Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>s<br />

(Belüftung, Enteisenung, Verdüsung, Entmanganung<br />

<strong>und</strong> Einstellung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes<br />

mit Magnodol im <strong>Wasser</strong>werk Breyell) wird der Grenzwert<br />

für Nickel im abgegebenen Trinkwasser sicher eingehalten.<br />

Das Nickel wird folglich bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

bis unter den TVO-Grenzwert (Trinkwasserverordnung)<br />

gemindert. Es war zusätzlich zu untersuchen,<br />

wann <strong>und</strong> durch welchen Prozess das Nickel bei der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung entfernt wird. Neben der Auswertung<br />

vorhandener hydrochemischer Daten wurde<br />

ergänzend eine Literaturauswertung <strong>zur</strong> o.g. Thematik<br />

durchgeführt <strong>und</strong> Untersuchungen <strong>zur</strong> Nickelbindung<br />

bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung realisiert.<br />

1.2 Literaturauswertung <strong>zur</strong> Nickelmobilität<br />

Um die bisher bekannten Ursachen der Nickelfreisetzung<br />

in altlastenfreien Gr<strong>und</strong>wasserleitern <strong>und</strong> das Ver-<br />

Juli/August 2012<br />

828 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

halten des Nickels bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung zusammenzustellen,<br />

wurde beginnend eine Literaturauswertung<br />

durchgeführt. Als eine Ursache von erhöhten<br />

Nickelkonzentrationen im Gr<strong>und</strong>wasser altlastenfreier<br />

Standorte wird eine Versauerung des Gr<strong>und</strong>wassers in<br />

meist flachen Gr<strong>und</strong>wasserleitern beschrieben. So werden<br />

in versauerten Gr<strong>und</strong>wässern der Rheinhauptterrasse<br />

bei minimalen pH-Werten von etwa 4,5 Nickelkonzentrationen<br />

bis etwa 60 µg/L beobachtet [1, 2].<br />

Vergleichbares wird im Terrassengr<strong>und</strong>wasserleiter des<br />

Rheines in Wesel an einer Multi-Level-Messstelle gemessen<br />

[3]. In Gütersloh wurde im Bereich der Gr<strong>und</strong>wasserversauerungsfront<br />

ebenso eine Nickelfreisetzung bis<br />

r<strong>und</strong> 200 µg/L bestimmt [4]. In den Sennesanden wurden<br />

in einer Multi-Level-Messstelle Nickelkonzentrationen<br />

bis etwa 70 µg/L vorgef<strong>und</strong>en. Die niedrigen pH-<br />

Werte <strong>und</strong> bestimmte Sättigungsindizes für die Mineralphase<br />

Calcit („Kalk“) unterhalb von 0 ließen auch dort<br />

eine versauerungsbedingte Nickelfreisetzung erkennen.<br />

Zusätzlich wiesen niedrige bis negative Sättigungsindizes<br />

für Eisenhydroxid auf eine Lösung bzw. fehlende<br />

Fällung des Eisens als Eisenhydroxid-Mineral im Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

hin [3]. Im Verbreitungsgebiet des Unterkreidesandsteins<br />

im Egge-Gebirge (NRW) wurden<br />

ebenso erhöhte Nickelkonzen trationen bei sauren pH-<br />

Werten nachgewiesen [1]. In Dänemark werden vergleichbare<br />

Effekte in einem versauerten Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

beschrieben [5]. Die genaue Herkunft des Nickels<br />

wurde dabei meist nicht untersucht. Jedoch kommt<br />

Cremer [1] <strong>zur</strong> Einschätzung, dass die Versauerung <strong>zur</strong><br />

Desorption von Schwermetallen von Eisenhydroxiden<br />

(≡] Fe – O) oder Tonmineralen in kalkarmen oder kalkfreien<br />

Böden <strong>und</strong> Gesteinen führt (Gl. 1). Zusätzlich<br />

können Karbonat-Minerale als Nebenbestandteile auch<br />

Nickel enthalten <strong>und</strong> daraus mobilisiert werden [1]. Bei<br />

Säureeintrag z.B. durch Regen (pH ≈ 5,6) oder sauren<br />

Regen (pH < 5,6) oder durch Pyrit-Oxidationsprozesse<br />

[6] können die enthaltenen Schwermetalle durch<br />

Lösung ebenfalls freigesetzt werden (Gl. 2 [1]).<br />

≡] Fe – ONi + + H + ↔ ≡] Fe – OH + Ni 2+ (Gl. 1)<br />

Ca 0,995 Ni 0,005 CO 3 (s) + H + ↔ 0,995 Ca 2+ +<br />

0,005 Ni 2+ + HCO 3<br />

– (Gl. 2)<br />

Neben der versauerungsbedingten Mobilisierung wird<br />

meist in tieferen Gr<strong>und</strong>wasserleitern eine oxidationsbedingte<br />

Nickelfreisetzung beschrieben. Dort wird<br />

vor allem durch das Vordringen von Nitrat in bisher<br />

anaerobe Gr<strong>und</strong>wasserleiter eine Oxidation von Sulfid-<br />

Mineralen wie Pyrit (FeS 2 ) verursacht [1, 3]. Da diese<br />

Sulfid-Minerale häufig auch geringe Mengen anderer<br />

Schwermetalle wie Nickel, Kobalt <strong>und</strong> Zink enthalten,<br />

werden diese neben dem Eisen <strong>und</strong> Sulfat in das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

bei dessen Oxidation freigesetzt (Gl. 3 [1, 6]) In<br />

der Gleichung 3 wurde eine Pyrit-Zusammensetzung<br />

genutzt, wie sie in [1] für die genannten Elemente<br />

beschrieben wurde.<br />

Fe 0,92 Ni 0,01 Co 0,01 Zn 0,06 S 2 (s) + 3,5 O 2 + H 2 O ↔<br />

0,92 Fe 2+ + 0,01 Ni 2+ 0,01 Co 2+ 0,06 Zn 2+ +<br />

2 SO 4<br />

2– + 2 H + (Gl. 3)<br />

Diese Pyrit-Oxidationsreaktion ist auch mit einer starken<br />

Säurefreisetzung gekoppelt (Gl. 3), wodurch es ebenfalls<br />

zu einer versauerungsbedingten Desorption oder Karbonat-Lösung<br />

kommen kann (Gl. 1 <strong>und</strong> 2). Erkennbar<br />

wird diese Reaktion vor allem an einer gleichzeitig stattfindenden<br />

Erhöhung der Sulfat-Konzentration im<br />

Gr<strong>und</strong>wasser. Bei unterirdischen Enteisenungsprozessen<br />

wird Sauerstoff in den genutzten Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

infiltriert. Dieser Sauerstoffeintrag kann in Sulfidhaltigen<br />

Gr<strong>und</strong>wasserleitern auch zu einer wahrscheinlich<br />

nur vorübergehenden Mobilisierung von Nickel führen<br />

[10]. Eine Trennung beider Mobilisierungsprozesse ist<br />

notwendig, um eine Prognose <strong>zur</strong> weiteren Entwicklung<br />

der Nickelkonzentrationen im Gr<strong>und</strong>wasser zu<br />

erstellen <strong>und</strong> eine Strategie für mög liche Gegenmaßnahmen<br />

anzudenken.<br />

2. Untersuchungen<br />

2.1 Methoden<br />

2.1.1 Geologische <strong>und</strong> hydrogeologische Situation<br />

Beginnend wurde die geologische <strong>und</strong> hydrogeologische<br />

Situation der beiden <strong>Wasser</strong>ge winnungen intensiv<br />

durch Auswertung vorhandener Daten untersucht. Es<br />

wurden mehrere hydrogeologische Profile neu erstellt<br />

<strong>und</strong> die vorhandenen <strong>Wasser</strong>qualitätsdaten als Kreisdiagramme<br />

darin dargestellt.<br />

2.1.2 Auswertung vorhandener <strong>Wasser</strong>analysen<br />

Um die Art der Nickelmobilisierung zu untersuchen,<br />

wurden Zeitreihen <strong>zur</strong> Entwicklung relevanter <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />

der Einzelbrunnen der <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />

erstellt. Um Abhängigkeiten von <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen<br />

zu erkennen, wurde ergänzend eine Vielzahl von x-y-<br />

Diagrammen erstellt <strong>und</strong> ausgewertet. Von komplett<br />

vorliegenden <strong>Wasser</strong>analysen der Brunnen wurden mithilfe<br />

des hydrogeochemischen Programms PHREEQC2<br />

[7] Sättigungszustände relevanter Mineralphasen berechnet<br />

<strong>und</strong> deren Ergebnisse dargestellt <strong>und</strong> ausgewertet.<br />

2.1.3 Beprobung der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Vorhandene Daten <strong>zur</strong> Veränderung der <strong>Wasser</strong>chemie<br />

bei der Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell wurden<br />

gesichtet <strong>und</strong> ausgewertet. Da die Nickelbindung vor<br />

allem im Nachfilter (Fall-Verdüsungs-Filter <strong>zur</strong> Entmanganung<br />

<strong>und</strong> Einstellung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes<br />

mit Magnodol) erfolgt, wurde das Ausräumen<br />

des kompletten Filtermaterials genutzt, um Feststoffproben<br />

zu erhalten. Neun über die gesamte Tiefe entnommene<br />

Feststoffproben wurden in Königswasser entspre-<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 829


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

chend DIN 38414-S7 [8] gelöst <strong>und</strong> die enthaltenen<br />

Haupt-, Neben- <strong>und</strong> Spurenmetalle mithilfe einer Grafitrohr-AAS<br />

bzw. AAS untersucht. Um zu bestimmen, ob<br />

sich das Nickel an Karbonat-Mineralen des Nachfilters<br />

bindet, wurden ebenfalls die neun Feststoffproben mit<br />

einer 1-molaren Natriumacetat-Essigsäurelösung (pH 5)<br />

über 24 St<strong>und</strong>en geschüttelt [9] <strong>und</strong> die gelösten Metalle<br />

auch mithilfe einer Grafitrohr-AAS bzw. AAS bestimmt.<br />

Bild 2. Hydrogeologisch/Hydrochemisches Profil im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung Kaldenkirchen.<br />

Bild 3.<br />

Abhängigkeit<br />

der gemessenen<br />

pH-<br />

Werte <strong>und</strong><br />

Nickelkonzentrationen<br />

im Gr<strong>und</strong>wasser<br />

der<br />

untersuchten<br />

Brunnenwässer<br />

der <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />

Breyell (BTB1-2) <strong>und</strong> Kaldenkirchen (KtB1-8) (<strong>Wasser</strong>proben mit<br />

Nickelkonzentrationen unterhalb der Nachweisgrenze wurden mit<br />

der häufig relevanten Nachweisgrenze von 10 µg/L in das Diagramm<br />

eingetragen).<br />

Bild 4.<br />

Berechnete<br />

Sättigungsindexwerte<br />

für<br />

Calcit der<br />

<strong>Wasser</strong>proben<br />

der Förderbrunnen<br />

gegen den<br />

pH-Wert.<br />

pH-Wert<br />

SI-Calcit<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

BTB1<br />

6,5<br />

BTB2<br />

KTB1<br />

KTB2<br />

6,0<br />

KTB3<br />

KTB4<br />

KTB5<br />

5,5<br />

KTB6<br />

KTB7<br />

KTB8<br />

5,0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Kaldenkirchen:<br />

KTB1<br />

KTB2<br />

KTB3<br />

KTB4<br />

KTB5<br />

KTB6<br />

KTB7<br />

KTB8<br />

Breyell:<br />

BTB1<br />

BTB2<br />

TVO-Ni-Grenzwert<br />

20 µg/L<br />

Übersättigung<br />

Sättigung<br />

Untersättigung<br />

Ni [µg/L]<br />

nettetal4.opj<br />

-4<br />

4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0<br />

pH<br />

nettetal5.opj<br />

2.2 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion<br />

2.2.1 Geologische <strong>und</strong> hydrogeologische Situation<br />

Die bearbeiteten beiden <strong>Wasser</strong>gewinnungen beziehen<br />

ihr Rohwasser aus quartären Porengr<strong>und</strong> wasserleitern am<br />

linken Niederrhein im Deutsch-Niederländischen Grenzgebiet.<br />

Die Gr<strong>und</strong>wasser förderung erfolgt jeweils aus<br />

dem lokal zweiten Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk. Im <strong>Wasser</strong>werk<br />

Breyell überlagert die jüngere <strong>und</strong> ältere Hauptterrasse<br />

(Horizont 16/12) den Reuver-C-Ton (Horizont 11E).<br />

Darunter folgt ein sandig-kiesiger Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

(Horizont 11D), in dem die <strong>Wasser</strong>entnahme stattfindet.<br />

Im <strong>Wasser</strong>werk Kaldenkirchen lagert die jüngere<br />

Hauptterrasse (Horizont 16) über dem als Gr<strong>und</strong>wassergeringleiter<br />

wirkenden Tegelen-Ton (Horizont 13). Darunter<br />

folgt mit der älteren Hauptterrasse (Horizont 12)<br />

der Förderhorizont im ebenfalls lokal zweiten Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk<br />

(Bild 2). Jedoch wird in der Nähe des<br />

Förderbrunnens 4 (TB 4) der <strong>Wasser</strong>gewinnung ein geologisches<br />

Fenster beobachtet. In diesem Bereich erfolgt<br />

ein verstärkter Zustrom von Gr<strong>und</strong>wasser des überlagernden<br />

1. Gr<strong>und</strong>wasserstockwerkes in den Förderhorizont.<br />

Das Gr<strong>und</strong>wasser des 1. Gr<strong>und</strong>wasserstockwerks<br />

ist im Vergleich zum Förderhorizont insgesamt im Mittel<br />

höher mineralisiert, was an größeren Radien der dargestellten<br />

Kreisdiagramme sichtbar wird (Bild 2). Durch<br />

die intensive Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen<br />

<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen hohen Nitrat-Einträge werden<br />

im obersten Gr<strong>und</strong>wasserleiter hohe Konzentrationen<br />

zwischen 100 <strong>und</strong> 230 mg/L Nitrat gemessen. Im<br />

Förderhorizont sind die Nitratkonzentrationen deutlich<br />

niedriger mit Werten meist < 20 mg/L. Durch das geologische<br />

Fenster tritt nitratbelastetes Gr<strong>und</strong>wasser aus<br />

dem obersten Leiter in den Förderhorizont ein, wodurch<br />

die Gesamtmineralisation <strong>und</strong> die Nitratkonzentrationen<br />

ansteigen <strong>und</strong> deshalb dort deutlich größere Kreisdiagramme<br />

in der Profildarstellung sichtbar werden<br />

(Bild 2). Das zuströmende Gr<strong>und</strong>wasser aus dem ersten<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk weist neben einer höheren<br />

Gesamtmineralisation auch erniedrigte pH-Werte auf.<br />

Somit sind im Nahbereich des geologischen Fensters<br />

beide nickelfreisetzende Gegebenheiten a) Versauerung<br />

<strong>und</strong> b) Zustrom von nitrathaltigem <strong>Wasser</strong> in reduzierte<br />

Gr<strong>und</strong>wasserleiter (siehe Kap. 1.2) vorhanden.<br />

2.2.2 Hydrochemische Auswertungen<br />

Neben einer Vielzahl anderer hydrochemischer Auswertungen<br />

wurde die Nickelkonzentration der Förderbrun-<br />

Juli/August 2012<br />

830 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

nenwässer u.a. gegen die gemessenen pH-Werte des<br />

<strong>Wasser</strong>s aufgetragen, um eine versauerungsbedingte<br />

Nickelmobilisierung erkennen zu können (Bild 3). Bild 3<br />

lässt erkennen, dass Nickelkonzentrationen unterhalb<br />

der Nachweisgrenze (meist 10 µg/L) weit überwiegend<br />

bei pH-Werten um den Neutralpunkt (pH 6,5 bis 7,5)<br />

auftreten. Deutlich erhöhte Nickelkonzentrationen werden<br />

im Gegensatz dazu bei Gr<strong>und</strong>wässern mit pH-Werten<br />

< 6,5 beobachtet (Bild 3). Besonders hohe Nickelkonzentrationen<br />

werden dabei in den beiden Tiefbrunnen<br />

der <strong>Wasser</strong>gewinnung Breyell gemessen (BTB1 <strong>und</strong><br />

BTB2). Dies deutet auf eine Nickelmobilisierung durch<br />

Versauerung hin.<br />

Bei insgesamt niedrigen Nitratkonzentrationen wird<br />

in den Tiefbrunnen des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell ein<br />

Anstieg der Chlorid- <strong>und</strong> Sulfatkonzentrationen gemessen,<br />

die auf einen Zustrom von oberflächennahem<br />

Gr<strong>und</strong>wasser in den tieferen Förderhorizont durch<br />

Leakage hinweist. Da die Nitratkonzentrationen auf<br />

niedrigem Niveau dort verharren, ist eine Nitratminderung<br />

durch Sulfidoxidation in dieser <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

möglich. Ob diese Reaktion im <strong>Wasser</strong>werk Breyell die<br />

Nickelkonzentration stärker steigen lässt als im Tiefbrunnen<br />

4 der Gewinnung Kaldenkirchen, ist bisher<br />

nicht geklärt.<br />

Für die Förderwässer beider <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />

wurden Sättigungsberechnungen u.a. für die Mineralphase<br />

Calcit durchgeführt, um die Auswirkungen des<br />

Säureeintrags auf das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht<br />

zu berechnen. Die Ergebnisse zeigen einen erwarteten<br />

starken Zusammenhang beider Parameter. Mit abnehmenden<br />

pH-Werten wird eine zunehmende Untersättigung<br />

des Gr<strong>und</strong>wassers gegenüber Calcit berechnet<br />

(Bild 4). Während die Brunnen mit geringen Nickelkonzentrationen<br />

(KTB1-3 <strong>und</strong> KTB5-8) bei pH-Werten um<br />

den Neutralpunkt einen Sättigungsindex bis minimal –2<br />

zeigen, wird bei den nickelführenden Brunnen (KTB4,<br />

BTB1-2) eine meist stärkere Untersättigung berechnet.<br />

Die Ergebnisse zeigen damit insgesamt, dass die Nickelmobilisierung<br />

vor allem durch Versauerung ausgelöst<br />

wird.<br />

2.2.3 Beprobung der <strong>Wasser</strong>aufbereitung der<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung Breyell<br />

Das Gr<strong>und</strong>wasser der <strong>Wasser</strong>gewinnung Breyell durchläuft<br />

nach Belüftung einen geschlossenen Enteisenungsfilter<br />

(Vorfilter). Anschließend passiert das <strong>Wasser</strong><br />

einen offenen Fall-Verdüsungs-Filter, in dem die Entmanganung<br />

<strong>und</strong> durch die Reaktion mit halbgebrannten<br />

Dolomit (Magnodol) eine Einstellung des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes<br />

erfolgt. Die <strong>Wasser</strong>beprobung<br />

der <strong>Wasser</strong>auf bereitung zeigte, dass die<br />

Nickelentfernung vor allem im Fall-Verdüsungs-Filter<br />

erfolgt. Die untersuchten Feststoffproben des Fall-Verdüsungs-Filters<br />

ließen einen klaren Zusammenhang der<br />

Nickelgehalte in Abhängigkeit von den Mangangehalten<br />

erkennen (Bild 5). Dies weist auf eine Bindung bzw.<br />

Mitfällung des Nickels an den Manganoxiden bei deren<br />

Fällung hin.<br />

Zusätzlich wurde untersucht, ob das ausgefällte<br />

Nickel ebenso an Karbonatmineralen des Fall-Verdüsungs-Filters<br />

durch Reaktion mit dem eingesetzten<br />

halbgebrannten Dolomit (Magnodol) geb<strong>und</strong>en wird<br />

(Bild 6). Der ebenfalls ermittelte klare Zusammenhang<br />

lässt erkennen, dass Nickel neben der Bindung an Manganoxiden<br />

auch an Calciumkarbonat-Mineralen fixiert<br />

wird.<br />

3. Zusammenfassung<br />

Die Nickelfreisetzung in das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> dessen<br />

Bindung bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung wurde im Bereich<br />

der <strong>Wasser</strong>gewinnungen Breyell <strong>und</strong> Kaldenkirchen der<br />

Ni [mg/kg]<br />

Ni [mg/L]<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Mn [mg/kg]<br />

nettetal-koenigs3.opj<br />

Bild 5. Ermittelter Zusammenhang zwischen den Mangan-<br />

<strong>und</strong> Nickelgehalten der Feststoffproben aus dem<br />

Fall-Verdüsungs-Filter des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell nach<br />

Königswasseraufschluss (DIN 38414-S7) (r2 = 0,66).<br />

nettetal-acetat3.opj<br />

0<br />

4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />

Ca [mg/L]<br />

Bild 6. Ermittelter Zusammenhang zwischen der Calcium-<br />

<strong>und</strong> Nickelkonzentration der Feststoffproben aus<br />

dem Fall-Verdüsungs-Filter des <strong>Wasser</strong>werkes Breyell<br />

nach Acetataufschluss (r2 = 0,86).<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 831


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Stadtwerke Nettetal (Niederrhein) untersucht. Die Förderung<br />

erfolgt aus dem lokal jeweils zweiten Gr<strong>und</strong>wasserstockwerk.<br />

Die hydrochemischen Untersuchungen<br />

ließen erkennen, dass die Nickelfreisetzung in das<br />

Gr<strong>und</strong>wasser vor allem durch eine Versauerung verursacht<br />

wird. Nickel wurde dabei in Gr<strong>und</strong>wässern unterhalb<br />

von pH 6,5 beobachtet, die sich durch stark negative<br />

Sättungsindizes für Calcit auszeichnen. Das freigesetzte<br />

Nickel wird im <strong>Wasser</strong>werk Breyell im<br />

Fall-Verdüsungs-Filter sicher entfernt. Die durchgeführten<br />

Untersuchungen an den Feststoffen ließen eine<br />

Bindung an den gefällten Manganoxiden <strong>und</strong> an Calciumkarbonat-Mineralen<br />

nach Reaktion mit halbgebranntem<br />

Dolomit erkennen.<br />

Literatur<br />

[1] Cremer, N.: Schwermetalle im Gr<strong>und</strong>wasser Nordrhein-Westfalens<br />

unter besonderer Berücksichtigung des Nickels in<br />

tieferen Gr<strong>und</strong>wasserleitern der Niederrheinischen Bucht.<br />

Besondere Mitteilungen zum Deutschen Gewässerk<strong>und</strong>lichen<br />

Jahrbuch, 60 (2002), 178 S..<br />

[2] Cremer, N. , Wisotzky, F., Bergmann, A., Dördelmann, O. <strong>und</strong><br />

Stetter, D.: Die Novelle der Trinkwasserverordnung: Senkung<br />

des Grenzwertes für Nickel - Ursachen des Auftretens im <strong>und</strong><br />

<strong>Verfahren</strong> <strong>zur</strong> Entfernung aus Rohwasser, Teil XI. – BBR<br />

(2002), 11 S.<br />

[3] Wisotzky, F.: Angewandte Gr<strong>und</strong>wasserchemie, Hydrogeologie<br />

<strong>und</strong> hydrogeochemische Modellierung (2011). Springer<br />

Verlag, 449 S.<br />

[4] Hahne, J., Mehling, C., Schiffner, H.-M. <strong>und</strong> Overath, H.: Auftreten<br />

<strong>und</strong> Entfernung toxischer Schwermetalle bei der Gewinnung<br />

<strong>und</strong> Aufbereitung von Gr<strong>und</strong>wasser. BBR (2000) Nr. 8,<br />

S. 34–39.<br />

[5] Kjoller, C., Larsen, F. and Postma, D.: Nickel mobilization in a<br />

sandy aquifer in response to gro<strong>und</strong>water acidification. In:<br />

Bjerg, P.L., Engesgaard, P., Krom, T. D. (2000): Gro<strong>und</strong>water<br />

2000, p. 259–260.<br />

[6] Wisotzky, F.: Untersuchungen <strong>zur</strong> Pyritoxidation in Sedimenten<br />

des Rheinischen Braunkohlereviers <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />

auf die Chemie des Gr<strong>und</strong>wassers. Besondere Mitteilungen<br />

zum Deutschen Gewässerk<strong>und</strong>lichen Jahrbuch<br />

Nr. 58, Herausgegeben vom Landesumweltamt Nordrhein-<br />

Westfalen in Essen (1994), 153 S.<br />

[7] Parkhurst, D.L. and Appelo, C.A.J.: User’s guide to PHREEQC<br />

(version 2) – A computer program for speciation, batchreaction,<br />

one-dimensional transport and inverse geochemical<br />

calculations. – Water-Resources Investigations Report<br />

99-4259; U.S. Department of the Interior, U.S. Geological<br />

Survey, (1999) 312 pp.; Denver, Colorado.<br />

[8] Deutscher Normenausschuss [Hrsg.]: DIN 38414, Teil 7 – Aufschluss<br />

mit Königswasser <strong>zur</strong> nachfolgenden Bestimmung<br />

des säurelöslichen Anteils an Metallen (S7). – Deutsches Institut<br />

für Normung e.V., Berlin (1983).<br />

[9] Tessier, A., Campbell, P.G.C. and Bisson, M.: Sequential extraction<br />

procedure for the speciation of particulate trace elements.<br />

Analytical Chemistry, 51-7 (1979), p. 844–851.<br />

[10] Ewert, T., Wisotzky, F., Schindler, R., Schumacher, D. <strong>und</strong> Rott,<br />

U.: Erfahrungen mit der unterirdischen Enteisenung an<br />

den <strong>Wasser</strong>werken der Niederrhein<strong>Wasser</strong> GmbH. <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 2, S. 170–175.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 16.03.201<br />

ohne Korrekturauflagen<br />

Im Peer-Review-<strong>Verfahren</strong> begutachtet<br />

Prof. Dr. Frank Wisotzky<br />

E-Mail: frank.wisotzky@rub.de |<br />

MSc. Osman Can Kandemiroglu<br />

E-Mail: osman.kandemiroglu@rub.de |<br />

Ruhr-Universität Bochum |<br />

Lehrstuhl Angewandte Geologie, NA3/126 |<br />

Universitätsstraße 150 |<br />

D-44801 Bochum<br />

Christian Plassmann<br />

E-Mail: christian.plassmann@stadtwerke-nettetal.de |<br />

Stadtwerke Nettetal |<br />

Leuther Straße 25 |<br />

D-41334 Nettetal<br />

Juli/August 2012<br />

832 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Buchbesprechung<br />

Buchbesprechung<br />

Mikrobiologie des Trinkwassers<br />

Gr<strong>und</strong>legendes Fachwissen zum Betrieb einer<br />

seuchenhygienisch einwandfreien Trinkwasserversorgung<br />

Von Dirk Schoenen. München: Oldenbourg Industrieverlag<br />

2011. 1. Auflage, 268 S., geb., Preis: 149,90 €,<br />

ISBN 978-3-8356-3247-9, Bestellnummer: 66008410.<br />

In der Trinkwasserüberwachung hat in den letzten ein<br />

oder zwei Jahrzehnten ein Paradigmenwechsel stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Bis in die späten 90er Jahre des vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts standen im Blickpunkt der Fachöffentlichkeit<br />

die chemischen Belastungen des Trinkwassers<br />

an erster Stelle. Nichtsdestotrotz waren<br />

natürlich mikrobiologische Probleme vorhanden, die<br />

aber nicht so sehr in den Mittelpunkt rückten. Das<br />

änderte sich erst mit dem sehr großen Cryptosporidienausbruch<br />

in Milwaukee 1993. Bei diesem Ausbruchgeschehen<br />

wurden etwa 400 000 Personen<br />

erfasst, die durch Trinkwassergenuss erkrankten.<br />

Damals änderte sich der Blick der Fachwelt hin zu<br />

den Emerging Infectious Diseases (neue oder neu auftretende<br />

Infektionskrankheiten, wobei unter diesem<br />

Begriff auch nicht über Trinkwasser übertragbare<br />

Infektionskrankheiten fallen). In Deutschland gab es<br />

im Jahr 2000 den ersten Giardienausbruch über Trinkwassertalsperrenwasser<br />

mit acht Erkrankten. Der<br />

Gesetzgeber reagierte mit der Trinkwasserverordnung<br />

von 2001 mit der Aufnahme der allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik <strong>zur</strong> Aufbereitung von Trinkwasser<br />

<strong>und</strong> in der Novellierung von 2011 mit der verschärften<br />

Untersuchungspflicht von Legionellen in<br />

gewerblich genutzten Gebäuden.<br />

In diesem Kontext ist das vorliegende Buch zu sehen.<br />

Der Untertitel gibt die Richtung vor, <strong>und</strong> zwar soll<br />

die Lektüre gr<strong>und</strong>legendes Fachwissen zum Betrieb<br />

einer seuchenhygienisch einwandfreien Trinkwasserversorgung<br />

geben.<br />

Das Buch hat insgesamt 15 Kapitel, die sich diesem<br />

Thema widmen. Einleitend werden die Probleme am<br />

Beispiel von John Snow (wenn man so will dem ersten<br />

Epidemiologen), <strong>und</strong> Robert Kochs Aufklärung<br />

der Choleraepidemie in Hamburg angeschnitten.<br />

Kapitel zwei geht auf die „Ausbreitungswege von<br />

Krankheitserregern“ ein, wobei die fäkal-oral übertragenden<br />

Krankheitserreger das größere Potenzial<br />

haben vor den fakultativ pathogenen Erregern (darunter<br />

versteht man opportunistische Krankheitserreger,<br />

die allerdings nicht krankmachend sind, solange<br />

sie an ihrem natürlichen Standort <strong>und</strong> in ausgewogenen<br />

Anteil an der Gesamtflora vorkommen. Unter<br />

veränderten Bedingungen wie z. B. einem Standortwechsel<br />

oder wenn sie mit Personen mit reduzierter<br />

Immunkompetenz in Berührung kommen, können<br />

sie zu Krankheitserregern werden).<br />

Im folgenden Kapitel „Krankheitserreger <strong>und</strong> Trinkwasser“<br />

wird ausführlich auf die fäkal-oralen <strong>und</strong><br />

fakultativ pathogenen Erreger eingegangen. Interessant<br />

sind hier auch die Tabellen, zum einen diejenigen<br />

aus denen die Krankheitserreger ersichtlich sind,<br />

welche auf fäkal-oralem Weg mit dem <strong>Wasser</strong> übertragen<br />

werden können. In einer zweiten Tabelle sind<br />

bakterielle <strong>und</strong> parasitäre Erreger aufgeführt, die sich<br />

in Trinkwassersystemen vermehren können, eine<br />

dritte Tabelle listet die Inkubationszeiten der wichtigsten<br />

mit dem Trinkwasser übertragbaren Krankheitserreger<br />

auf. Kapitel vier geht auf die Herkunft<br />

des <strong>Wasser</strong>s für Trinkwasserzwecke ein, Kapitel fünf<br />

kurz auf die „Verwendung von Trinkwasser“.<br />

Kapitel sechs geht ausführlich auf die über die Jahre<br />

beobachteten Trinkwasserepidemien ein <strong>und</strong> hält für<br />

den eiligen Leser, eine knapp siebenseitige Aufstellung<br />

der Trinkwasserepidemien, beginnend mit<br />

einem Choleraausbruch 1850 <strong>und</strong> endend mit einem<br />

E.coli/EHEC O 157:H7-Ausbruch in Walkerton,<br />

Kanada im Jahr 2000 bereit. Kapitel sieben folgt mit<br />

dem „Schutz vor fäkal-oral übertragbaren Krankheitserregern“,<br />

in welchem auf Gewässerschutz, Aufbereitungs-<br />

<strong>und</strong> Desinfektionsmöglichkeiten eingegangen<br />

wird. Das Kapitel acht klärt über die „Hygienisch-mikrobiologischen<br />

Anforderungen an das<br />

Trinkwasser“ auf. Ausführlich geht der Autor auf das<br />

Indikatorprinzip ein, während im Kapitel neun der<br />

Schwerpunkt auf den „Biologischen <strong>und</strong> mikrobiologischen<br />

Beeinträchtigungen des Trinkwassers auf<br />

dem Transportweg“ liegt. Mit zwei Sätzen wird das<br />

folgende Kapitel 10 „Reinigung <strong>und</strong> Desinfektion<br />

von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen“ abgehandelt,<br />

wohingegen im schon als Anhang geführten Kapitel<br />

11 dem Cryptosporidienausbruch in Milwaukee<br />

nochmals breiter Raum eingeräumt wird. Außerdem<br />

geht es im Kapitel 11 noch um die „Mikrobiologische<br />

Prüfung von Werkstoffen“ <strong>und</strong> den „Einfluss der<br />

inhomogenen Bestrahlung bei der UV-Desinfektion“.<br />

Kapitel 12 gibt das sehr ausführliche Literaturverzeichnis,<br />

Kapitel 13 das Bildverzeichnis <strong>und</strong> Kapitel<br />

14 das Tabellenverzeichnis wieder, daran schließt als<br />

Kapitel 15 das Register an. Michael Gaßner<br />

Bestell-Hotline<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 833


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Neue Ansätze <strong>zur</strong> Analyse der<br />

Trinkwasserverwendung<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Trinkwasserverwendung, <strong>Wasser</strong>zähler, K<strong>und</strong>enmessungen,<br />

Analyse software, Nutzungsanalyse<br />

Thomas Werner, Kim Augustin <strong>und</strong> Michael Hjelm<br />

Bei Hamburg <strong>Wasser</strong> wurden feinauflösende <strong>Wasser</strong>zähler<br />

eingesetzt, um anschließend den <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />

mit einem amerikanischen Analyseprogramm<br />

auf einzelne Nutzungszwecke zu beziehen. In diesem<br />

Test wurde die Einsatzfähigkeit erfolgreich überprüft<br />

<strong>und</strong> die Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die<br />

Anwendung ist anspruchsvoll, lässt aber eine tiefere<br />

Datenanalyse zu, als es bisher der Fall war.<br />

New Approach to Analyze Residential End Uses of<br />

Water<br />

Hamburg <strong>Wasser</strong> has used modified water meters and<br />

an American analyzing software to test new<br />

approaches of investigating the domestic water end<br />

use. The tools were successfully tested and the possible<br />

benefits are summarized. The use is ambitious,<br />

but new levels of data analysis are reached.<br />

1. Einleitung<br />

Täglich fließt <strong>Wasser</strong> für die unterschiedlichsten Zwecke<br />

in die Haushalte. Es wird im Bad oder in der Küche entnommen,<br />

<strong>zur</strong> Spülung der Toilette oder <strong>zur</strong> Bewässerung<br />

des Gartens eingesetzt, es wird zum Trinken<br />

genutzt oder zum Hände waschen. Kaum ein K<strong>und</strong>e<br />

kennt außer der Jahresmenge sein eigenes Nutzerverhalten<br />

im Detail [1]. Auch für die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

sind zumeist nur gemessene Einspeisekurven<br />

<strong>und</strong> Summenwerte verfügbar, <strong>und</strong> diese bilden<br />

nicht die Nutzerebene ab.<br />

In Deutschland wird in Bezug auf die Trinkwasserverwendung<br />

häufig ein Diagramm mit den unterschiedlichen<br />

Nutzungsanteilen zitiert [2] (Bild 1), dessen<br />

Bild 1. Trinkwasserverwendung im Haushalt 2011, BDEW [2].<br />

ursprüngliche Herkunft <strong>und</strong> das Jahr seiner Entstehung<br />

von den Autoren dieses Artikels nicht recherchiert werden<br />

konnten. Nach den Kategorien zu urteilen, stammt<br />

es vermutlich aus einer Zeit, in der die Autopflege noch<br />

einen festen Bestandteil im häuslichen <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />

einnahm.<br />

Es gibt verschiedene Einflüsse auf die Größe <strong>und</strong><br />

Verteilung der <strong>Wasser</strong>nutzung beim K<strong>und</strong>en. Das individuelle<br />

Nutzungsverhalten kann sich mit dem Alter, dem<br />

Lebensstand <strong>und</strong> der Sozialstruktur ändern, auch wird<br />

der Haushaltsgröße ein Einfluss zugeschrieben. Die Verringerung<br />

der Spülmenge bei der Toilettenspülung [3]<br />

<strong>und</strong> moderne Technologien bei wassernutzenden Haushaltsgeräten<br />

wirken sich ebenfalls auf die Höhe des<br />

<strong>Wasser</strong>bedarfs aus. Seit über 30 Jahren nimmt der<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf überwiegend ab.<br />

Die Höhe der durchschnittlichen <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

basiert auf Messgrößen. Im genauesten Fall lassen sie<br />

sich von <strong>Wasser</strong>zählern in den Haushalten ermitteln. Die<br />

Größe der Nutzungsanteile bei der Trinkwasserverwendung<br />

ließ sich dagegen bisher nur schwer durch Messungen<br />

überprüfen. Es sind keine Studien aus Deutschland<br />

bekannt, in denen über einen längeren Zeitraum<br />

eine detaillierte Erfassung <strong>und</strong> Zuordnung der genutzten<br />

<strong>Wasser</strong>mengen erfolgte.<br />

Eine Methode <strong>zur</strong> genaueren Untersuchung der<br />

Trinkwasserverwendung stammt aus den USA. Dort<br />

wurde Mitte der 90er Jahre zunächst eine Untersuchung<br />

an 16 Häusern durchgeführt, <strong>und</strong> von 1997–1999 wurden<br />

in 12 nordamerikanischen Städten insgesamt 1200<br />

Häuser auf ihren <strong>Wasser</strong>gebrauch detailliert untersucht<br />

[4]. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde von der<br />

amerikanischen Firma Aquacraft die Software ‚Trace<br />

Juli/August 2012<br />

834 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

Wizard‘ entwickelt, mit der sich eine feinauflösende<br />

Ganglinie des <strong>Wasser</strong>gebrauchs in einzelne <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse<br />

unterteilen lässt. Mittlerweile sind auch<br />

in Australien <strong>und</strong> Neuseeland Studien durchgeführt<br />

worden, bei denen mit der gleichen Methode der <strong>Wasser</strong>gebrauch<br />

in Einzelereignisse aufgelöst wurde [6, 7].<br />

Lassen sich diese Methoden auch bei uns anwenden<br />

<strong>und</strong> welche Erkenntnisse können wir von einem<br />

genauen Blick auf die <strong>Wasser</strong>verwendung erwarten?<br />

Dieser Frage ist Hamburg <strong>Wasser</strong> nachgegangen <strong>und</strong><br />

stellt nachfolgend die bisherigen Erfahrungen vor.<br />

2. Analyse von <strong>Wasser</strong>verbrauchsganglinien<br />

durch die Auflösung in Nutzungsereignisse<br />

Für die Anwendung einer Software <strong>zur</strong> Analyse der<br />

häuslichen Gebrauchsganglinie sind verschiedene Voraussetzungen<br />

erforderlich. Um aus den Messwerten<br />

plausible Zuordnungen vorzunehmen, sind als Gr<strong>und</strong>lage<br />

die Kenntnis der Wohnsituation <strong>und</strong> der nutzenden<br />

Personen erforderlich.<br />

In einem K<strong>und</strong>engespräch <strong>und</strong> mit einem Fragebogen<br />

werden Angaben über die Bewohner als <strong>Wasser</strong>nutzer,<br />

die Ausstattung mit wassernutzenden Geräten,<br />

die Gartengröße als vorhandene Bewässerungsfläche<br />

<strong>und</strong> das erwartete Nutzungsverhalten zusammengestellt.<br />

Begleitend findet eine Testmessung an den wassernutzenden<br />

Einrichtungen statt, um charakteristische<br />

Betriebswerte als Vergleichsmuster zu erfassen.<br />

Für die Messung werden <strong>Wasser</strong>zähler mit einem<br />

Impulsausgang hoher Auflösung eingebaut. Wünschenswert<br />

sind 70–100 Impulse/Liter, um auch kleine<br />

<strong>Wasser</strong>mengen zu erfassen. Die erzeugten Impulse sollten<br />

in Zeitintervallen von 1–10 Sek<strong>und</strong>en von einem<br />

Datenlogger registriert werden.<br />

Die ausgelesenen Datensätze bedürfen vor einer<br />

Auswertung gegebenenfalls einer Umwandlung in eine<br />

für die Auswertungssoftware kompatible Datenstruktur.<br />

Dies betrifft vor allem das Datum <strong>und</strong> das Dateiformat.<br />

Im Programm ‚Trace Wizard‘ sind die Datensätze im .csv-<br />

Format anzugeben.<br />

Mit ‚Trace Wizard‘ werden die eingelesenen Messdaten<br />

als Säulendiagramm dargestellt <strong>und</strong> die einzelnen<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse sowohl graphisch als auch<br />

numerisch beschrieben.<br />

Die unterschiedlichen wassernutzenden Geräte <strong>und</strong><br />

Entnahmearmaturen, wie z. B. Dusche, Toilette oder<br />

Waschmaschine, erzeugen meist ähnliche Verbrauchsmuster,<br />

die durch ihre Dauer, den Volumenstrom <strong>und</strong><br />

häufig den Eintrittszeitpunkt charakterisiert sind. Das<br />

Programm kann diese Muster erkennen <strong>und</strong> erlaubt<br />

auch eine Suche nach ähnlichen Ereignissen innerhalb<br />

des Datensatzes <strong>und</strong> eine Anpassung der Parameter. In<br />

der ersten Phase werden für jeden Messort überwiegend<br />

händisch die einzelnen <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse<br />

einem Gerät zugeordnet <strong>und</strong> kontrolliert. Die Analyse<br />

lässt sich durch die Anpassung der Parameter für die<br />

automatische Erkennung der Datenmuster verbessern<br />

<strong>und</strong> vereinfachen.<br />

Anschließend werden die Daten in ein Datenbankprogramm<br />

überführt. Für die weitere Datenauswertung stehen<br />

die üblichen Abfragemöglichkeiten der Datenbank<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Abfragen können beispielsweise für<br />

bestimmte Zeiträume oder unterteilt nach Wochentagen<br />

<strong>und</strong> Wochenenden erfolgen. Auch ein Datenexport, z. B.<br />

in ein Tabellenkalkulationsprogramm, ist möglich.<br />

Die korrekte Zuordnung zu den Entnahmearmaturen<br />

<strong>und</strong> Geräten wie auch die spätere Analyse basieren<br />

auf einer möglichst guten Kenntnis des Messortes<br />

<strong>und</strong> des Nutzungsverhaltens der Bewohner. Bei der<br />

Zuordnung der Ereignisse auf dem Rechner überprüft<br />

der Bearbeiter die Plausibilität <strong>und</strong> arbeitet somit intensiv<br />

mit Daten, die Rückschlüsse auf den Tagesablauf der<br />

Probanden ermöglichen. Der Schutz dieser Daten muss<br />

im Vorwege geklärt werden.<br />

3. Offene Bereitschaft der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Datenschutz als unverzichtbare Voraussetzung<br />

Die Messdaten <strong>und</strong> vor allem die Zuordnung der <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse<br />

zu den Entnahmearmaturen <strong>und</strong><br />

Geräten sollen ein möglichst genaues Abbild des persönlichen<br />

Verhaltens bei der <strong>Wasser</strong>nutzung darstellen.<br />

Dies ist erwünscht <strong>und</strong> Teil des Arbeitszieles.<br />

Aus den Ganglinien lässt sich der ganze Tagesablauf<br />

rekonstruieren: wann wird der Tag begonnen, wann<br />

<strong>und</strong> wie häufig wird die Toilette gespült, geduscht,<br />

Hände <strong>und</strong> Wäsche gewaschen. Auch die Zeiten ohne<br />

oder mit besonders intensiver Nutzung, z. B. durch<br />

Besuch, können erkannt werden.<br />

Die Messdaten berühren damit den privaten <strong>und</strong> z. T.<br />

intimen Bereich der Probanden. Der Schutz dieser Daten<br />

muss bereits im Vorwege vereinbart <strong>und</strong> gewährleistet<br />

sein.<br />

Eine Messung bei den K<strong>und</strong>en ist deshalb auch<br />

immer eine Messung mit den K<strong>und</strong>en. Ohne die Bereitschaft<br />

der K<strong>und</strong>en (<strong>und</strong> auch der Hauseigentümer) ist<br />

kein Einbau der Messgeräte möglich, <strong>und</strong> mit der Bereitschaft<br />

der K<strong>und</strong>en <strong>zur</strong> Angabe ihres Nutzungsverhaltens<br />

<strong>und</strong> der Ausstattung des Haushalts mit wassernutzenden<br />

Geräten steht <strong>und</strong> fällt die Qualität der Datenauswertung.<br />

Die Zusicherung der Anonymität ist<br />

deshalb eine wichtige Voraussetzung.<br />

Die eigentliche Messung bedeutet in der Regel keine<br />

besondere Belastung oder Störung für den K<strong>und</strong>en.<br />

Aber die Bereitschaft <strong>zur</strong> Offenlegung persönlicher<br />

Daten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Teilnahme an einer <strong>Wasser</strong>gebrauchsmessung<br />

stellt einen unsicheren Teil für die Planung<br />

einer Untersuchung dar. Die Erfahrungen aus den<br />

Untersuchungen anderer Länder zeigen einen erheblichen<br />

zeitlichen Aufwand bei der Vorbereitung <strong>und</strong> z. T.<br />

große Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung <strong>und</strong><br />

Findung der Probanden.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 835


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Die heutzutage vielerorts – auch unkontrolliert –<br />

stattfindenden Datensammlungen unterschiedlichster<br />

Art haben zu einer wachsenden Sensibilität geführt.<br />

4. Testmessung mit Nutzungszuordnung<br />

in Hamburg<br />

In Hamburg sind über 1 Mio. <strong>Wasser</strong>zähler in den Haushalten<br />

installiert <strong>und</strong> bieten damit ein großes Potenzial<br />

an Messstellen. In Zusammenarbeit mit der Abteilung<br />

Zählerwesen von Hamburg <strong>Wasser</strong> wurde die Möglichkeit<br />

überprüft, <strong>Wasser</strong>gebrauchsmessungen mit modifizierten<br />

<strong>Wasser</strong>zählern in Stichproben durchzuführen.<br />

Die ersten <strong>Wasser</strong>zähler wurden aus Australien<br />

beschafft, da keine inländischen <strong>Wasser</strong>zähler mit hoher<br />

Impulsauflösung erhältlich waren [5]. So kamen ein Ringkolbenzähler<br />

<strong>und</strong> mehrere umgebaute Flügelradzähler<br />

zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit der Fa. Lorenz ist es<br />

gelungen, auch Flügelrad-Messkapseln aus heimischer<br />

Produktion direkt im Werk mit Impulsgebern auszustatten<br />

<strong>und</strong> damit die Beschaffungswege erheblich zu vereinfachen.<br />

Diese Messkapseln für Wohnungs-<strong>Wasser</strong>zähler<br />

wurden mit Reed Kontakten für einen Impulsausgang von<br />

103 Impulsen pro Liter ausgerüstet. Äußerlich unterscheidet<br />

sich die Messkapsel von den Seriengeräten lediglich<br />

durch einen Buchsenausgang auf der Oberseite. An diese<br />

Buchse wird eine kleine Messbox angeschlossen, in der<br />

ein Datenlogger von der Fa. Wachendorff mit seinen<br />

Anschlüssen installiert ist. Diese gesamte Messeinrichtung<br />

wurde auf dem <strong>Wasser</strong>zähler-Teststand von Hamburg<br />

<strong>Wasser</strong> erfolgreich für den Einsatz überprüft (Bild 2).<br />

Seit Sommer 2011 wurden verschiedene Versuchsreihen<br />

in drei Haushalten durchgeführt <strong>und</strong> mit Fragebögen<br />

zum Nutzungsverhalten begleitet. Für die Zuordnung<br />

der <strong>Wasser</strong>mengen wurde die Software ‚Trace<br />

Wizard‘ eingesetzt, wie sie schon in verschiedenen<br />

anderen Studien <strong>zur</strong> Anwendung kam [4, 6, 7].<br />

Bei der Programmanwendung ist vor allem die<br />

Zuordnung der <strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse zeitaufwendig.<br />

Der Aufwand reduziert sich bei längerer oder wiederholter<br />

Messung am gleichen Messort, da in der Regel<br />

nur einmal eine Zuordnung zu den wassernutzenden<br />

Geräten <strong>und</strong> Entnahmearmaturen zu Beginn der Auswertung<br />

durch Parameteranpassung erfolgen muss.<br />

Einzelereignisse lassen sich relativ gut zuordnen. Bei<br />

mehreren überlagerten <strong>Wasser</strong>nutzungsereignissen<br />

geben die Fragebögen <strong>und</strong> Probemessungen wichtige<br />

Hinweise <strong>zur</strong> Zuordnung. Maximal zwei simultane Ereignisse<br />

kann das Programm verarbeiten. Ab drei gleichzeitigen<br />

Nutzungsereignissen ist nur mit einer händischen<br />

Untergliederung in zeitlich aufgeteilte Segmente eine<br />

korrekte Zuordnung möglich, sofern sich die Ereignisse<br />

überhaupt plausibel zuordnen lassen. Anderenfalls wird<br />

das <strong>Wasser</strong>nutzungsereignis in die Kategorie „nicht eindeutig<br />

bestimmt“ eingeordnet.<br />

Nach erfolgter Zuordnung stehen genauere Möglichkeiten<br />

der Datenanalyse <strong>zur</strong> Verfügung. Die Datensätze<br />

lassen sich in eine Datenbank einlesen <strong>und</strong> weiterverarbeiten.<br />

Als Beispiel seien Ergebnisse einer 4-wöchigen Messung<br />

in einem 1-Personen-Haushalt ausgewählt (siehe<br />

Bilder 3 <strong>und</strong> 4). Aufgetragen sind die Summen für vier<br />

Verwendungszwecke, jeweils als Tagesgang auf St<strong>und</strong>enbasis.<br />

Dargestellt sind die Mittelwerte aus 20 Werktagen<br />

bzw. 8 Tagen am Wochenende.<br />

Die Auswertungen für Werktage <strong>und</strong> Wochenenden<br />

zeigen große Unterschiede. Nicht nur die Nutzungszeiten,<br />

sondern auch die Nutzungsmengen sind am<br />

Wochenende wesentlich größer. Die Waschmaschine<br />

wurde nur am Wochenende genutzt. Im untersuchten<br />

Haushalt ist keine Geschirrspülmaschine vorhanden.<br />

In dem untersuchten Haushalt wurden im Mittel 148<br />

Liter pro Einwohner <strong>und</strong> Tag entnommen, was über<br />

dem b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt liegt [2]. Im Vergleich<br />

mit der Aufteilung in Bild 1 wurden in diesem<br />

Haushalt ein kleinerer Anteil für die Toilettenspülung<br />

<strong>und</strong> ein größerer Anteil für das Wäschewaschen gemessen.<br />

Am deutlichsten liegt die <strong>Wasser</strong>entnahme am<br />

<strong>Wasser</strong>hahn über den Erwartungswerten. Auf eine weitergehende<br />

Analyse wird hier verzichtet, da die Stichprobe<br />

nicht repräsentativ ist <strong>und</strong> lediglich <strong>zur</strong> Demonstration<br />

der Ergebnisqualität dienen soll.<br />

Diese Art der Datenaufnahme liefert ein genaues<br />

Bild der häuslichen <strong>Wasser</strong>entnahme <strong>und</strong> macht sie in<br />

Verbindung mit den K<strong>und</strong>eninformationen zugänglich<br />

für eine weitreichende Datenanalyse.<br />

5. Mögliche Anwendungen<br />

Für die beschriebene Methode sind eine ganze Reihe<br />

von Anwendungen denkbar. Voraussetzung ist jeweils,<br />

dass die Anzahl <strong>und</strong> Auswahl der Messorte wie auch die<br />

Messdauer auf den Einsatzzweck ausgerichtet sind <strong>und</strong><br />

zu einer geeigneten Datenrepräsentanz führen.<br />

Anwendung für <strong>Wasser</strong>bedarfsprognosen:<br />

Der <strong>Wasser</strong>bedarf in den Haushalten entsteht aus der<br />

Nutzung technischer Geräte <strong>und</strong> dem Verhalten der<br />

Bewohner. Haushaltsgeräte <strong>und</strong> Sanitärinstallationen<br />

werden ständig weiterentwickelt, zumeist auch mit dem<br />

Ziel einer Verringerung des <strong>Wasser</strong>bedarfs. Da die Haushaltsgeräte<br />

eine begrenzte Lebensdauer aufweisen <strong>und</strong><br />

ersetzt werden müssen, werden die wassersparenden<br />

Geräte mit den Lebenszyklen der Altgeräte die Haushalte<br />

durchdringen. Aber auch das Nutzungsverhalten<br />

<strong>und</strong> der Umgang mit den Geräten können sich ändern.<br />

Messungen in den Haushalten können den jeweils aktuellen<br />

Stand der <strong>Wasser</strong>verwendung aufzeigen. Eine<br />

Kenntnis der derzeit vorhandenen Situation unterstützt<br />

die Abschätzungen der zu erwartenden zukünftigen<br />

Veränderungen.<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Pro-Kopf-<br />

<strong>Wasser</strong>abgabe in Deutschland stark verringert. Mit den<br />

Messungen lässt sich überprüfen, ob dies auch zu Ände-<br />

Juli/August 2012<br />

836 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Fachberichte<br />

rungen bei den anteiligen Verwendungszwecken<br />

geführt hat. Auch die regional unterschiedliche Entwicklung<br />

des <strong>Wasser</strong>bedarfs, die Unterschiede zwischen<br />

Stadt <strong>und</strong> Land oder den alten <strong>und</strong> den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

lassen sich mit dieser Methode näher untersuchen.<br />

Neben den Informationen aus den Summenwerten<br />

sind besonders die anteiligen Verläufe im Tagesgang<br />

wichtig, da die Verbrauchsspitzen maßgebend in die<br />

Leitungsdimensionierung einfließen. Änderungen im<br />

Nutzungsverhalten oder der eingesetzten Haushaltstechnik<br />

können direkt in Bezug auf ihre Auswirkung auf<br />

die Spitzenverbräuche gesetzt <strong>und</strong> beurteilt werden.<br />

Bild 5 zeigt als Beispiel das St<strong>und</strong>enprofil einer zweiwöchigen<br />

Sommer-Messung von 100 Haushalten im<br />

australischen Melbourne. Die Gartenbewässerung am<br />

Abend hatte darin die größte Auswirkung auf die Tagesspitze.<br />

Anwendung <strong>und</strong> Einsatz für hydraulische Netzmodelle:<br />

Die gemessenen Ganglinien eignen sich für die Anwendung<br />

bei der hydraulischen Netzsimulation. In der<br />

Simulation werden die Fließzustände in einem Trinkwasser-Verteilungsnetz<br />

berechnet. Als Berechnungsgr<strong>und</strong>lage<br />

werden üblicherweise die Einspeisevolumenströme<br />

der <strong>Wasser</strong>werke herangezogen <strong>und</strong> an -<br />

genommen, dass sich alle Anschlussnehmer im<br />

Durchschnitt gleich verhalten. Mit Messdaten aus Haushalten<br />

können gegebenenfalls genauere Berechnungsergebnisse<br />

erzielt werden. Von einzelnen Messungen<br />

auf alle Verbraucher zu schließen ist ein neuartiger <strong>und</strong><br />

anspruchsvoller Ansatz, für den die Lösung des Problems<br />

der Übertragbarkeit von Einzeldaten eine wesentliche<br />

Voraussetzung bildet [8].<br />

Mit den darauf aufbauenden Berechnungen lassen<br />

sich Dimensionierungskriterien <strong>und</strong> Bemessungsansätze<br />

für die Rohrleitungen besser überprüfen als mit<br />

den bisher üblicherweise verwendeten Durchschnittswerten.<br />

Auch für Fließgeschwindigkeiten <strong>und</strong> Aufenthaltszeiten<br />

im Versorgungsnetz, die Einfluss auf die<br />

<strong>Wasser</strong>qualität haben, sowie für betriebliche Optimierungen<br />

kann dieser neuartige Berechnungsansatz eine<br />

gute Gr<strong>und</strong>lage sein.<br />

Anwendung in der Hausinstallation <strong>und</strong> Haustechnik:<br />

Teilweise sind in den Haushalten getrennte Zähler für<br />

Kalt- <strong>und</strong> Warmwasser installiert, so dass auch eine<br />

getrennte Erfassung von Warmwasserganglinien erfolgen<br />

kann. Dies ermöglicht genauere Untersuchungen<br />

der Warmwassernutzung. Eine Erweiterung der Messungen<br />

auf Druck- <strong>und</strong> Temperaturwerte wie auch die Einbeziehung<br />

weiterer Messstellen innerhalb der Hausinstallation<br />

könnte genauere Erkenntnisse über die Energieverbräuche<br />

<strong>und</strong> Umweltauswirkungen, aber auch<br />

über die Dimensionierungsgrößen der Haustechnik<br />

geben.<br />

Bild 2.<br />

Hamburger<br />

Messbox, hier<br />

in Kombination<br />

mit einer<br />

Messkapsel<br />

der Fa. Lorenz<br />

<strong>und</strong> einem<br />

Datenlogger der<br />

Fa. Wachendorff.<br />

Bild 3. Messung über 4 Wochen bei einem 1-Personen-Haushalt<br />

Tagesgang mit Verwendungszweck am Werktag (20 Tage).<br />

Bild 4. Messung über 4 Wochen bei einem 1-Personen-Haushalt<br />

Tagesgang mit Verwendungszweck am Wochenende (8 Tage).<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 837


FachberichtE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 5. Beispiel<br />

für anteiligen<br />

Verwendungszweck<br />

im<br />

Tagesgang aus<br />

Australien<br />

Messung über<br />

2 Wochen an<br />

100 Haushalten<br />

im Sommer<br />

2004 in Melbourne<br />

[6].<br />

Anwendungen aufbauend auf dem direkten K<strong>und</strong>enkontakt:<br />

Die Messungen in den Haushalten erreichen eine K<strong>und</strong>ennähe,<br />

die bisher nicht in dieser Form möglich war.<br />

Der direkte K<strong>und</strong>enkontakt kann zu einem tieferen<br />

Verständnis seiner Bedürfnisse bezüglich der <strong>Wasser</strong>nutzung<br />

führen. Dies kann der <strong>Wasser</strong>versorger <strong>zur</strong><br />

Befriedigung der K<strong>und</strong>enwünsche nutzen, dies kann<br />

aber auch für andere technische, anthropologische,<br />

soziologische <strong>und</strong> medizinische Fachgebiete für wissenschaftliche<br />

Untersuchungen von Interesse sein.<br />

Für die <strong>Wasser</strong>versorgung sind besonders die Möglichkeit<br />

der Bewusstseinsbildung beim <strong>Wasser</strong>k<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> die mögliche Einflussnahme auf die <strong>Wasser</strong>nutzung<br />

hervorzuheben. Diese Gründe standen bei den australischen<br />

Untersuchungen [6] im Vordergr<strong>und</strong>, bei denen es<br />

um geeignete Maßnahmen bei <strong>Wasser</strong>knappheit ging.<br />

6. Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

In den letzten 15 Jahren wurden für <strong>Wasser</strong>verbrauchsstudien<br />

neue Mess- <strong>und</strong> Analyseverfahren entwickelt,<br />

die einen detaillierten Einblick in die häusliche <strong>Wasser</strong>nutzung<br />

erlauben. Heute stehen technische Möglichkeiten<br />

<strong>zur</strong> Verfügung, um <strong>Wasser</strong>nutzungen im Haushalt<br />

mit einer großen Genauigkeit <strong>und</strong> hoher Auflösung<br />

von r<strong>und</strong> 100 Impulsen pro Liter <strong>und</strong> in kleinen Zeitintervallen<br />

von bis zu 1 Sek<strong>und</strong>e zu messen <strong>und</strong> zu registrieren.<br />

Die Zuordnung der <strong>Wasser</strong>entnahmen des K<strong>und</strong>en<br />

zu den genutzten Sanitärarmaturen oder wassernutzenden<br />

Geräten ist in den meisten Fällen möglich. Diese<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungsereignisse lassen sich in eine Datenbank<br />

übernehmen <strong>und</strong> über eine große Bandbreite an<br />

Abfragen vergleichen <strong>und</strong> analysieren.<br />

Diese Vorgehensweise wurde in Hamburg mit modifizierten<br />

<strong>Wasser</strong>zählern exemplarisch in Versuchsreihen<br />

erprobt <strong>und</strong> erfolgreich auf ihre Handhabbarkeit überprüft.<br />

Die neuen Ansätze <strong>zur</strong> Analyse der Trinkwasserverwendung<br />

können bei <strong>Wasser</strong>bedarfsprognosen <strong>und</strong><br />

bei hydraulischen Berechnungen <strong>und</strong> Dimensionierungen<br />

genauere Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen liefern. Auch im<br />

Bereich der Haustechnik <strong>und</strong> bei der Untersuchung des<br />

menschlichen Umgangs mit <strong>Wasser</strong> können die neuen<br />

Methoden eine wertvolle Unterstützung sein.<br />

Die Mitwirkung <strong>und</strong> Unterstützung der K<strong>und</strong>en am<br />

Messort ist Voraussetzung für diese neue Art der Analyse.<br />

Die Daten berühren den privaten Lebenswandel;<br />

eine zentrale Voraussetzung für die Zuverlässigkeit der<br />

Messungen ist das Vertrauen in den Datenschutz.<br />

Literatur<br />

[1] Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft 2011. wvgw<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Bonn 2011.<br />

[2] Trinkwasserverwendung im Haushalt 2011. Internetgrafik<br />

vom 1.11.2011 (www.bdew.de), BDEW B<strong>und</strong>esverband der<br />

Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft e.V., Berlin 2011.<br />

[3] Roth, U., Mikat, H. <strong>und</strong> Wagner, H.: Der Einfluss moderner Toilettenspülungen<br />

auf den Trinkwasserbedarf in Haushalten.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 3, S.254–260.<br />

[4] Mayer, P. and DeOreo, W.: Residential End Uses of Water.<br />

AWWA Research Fo<strong>und</strong>ation and American Water Works<br />

Association, Denver (USA) 1999.<br />

[5] Kinstedt, K.: End Uses of Water Consumption in Hamburg.<br />

unveröffentlichte Studie, Hamburger <strong>Wasser</strong>werke GmbH,<br />

Hamburg 2011.<br />

[6] Roberts, P.: 2004 Residential End Use Measurement Study.<br />

Yarra Valley Water, Melbourne (AUS),.2005<br />

[7] Heinrich, M.: Water Use in Auckland Households - Auckland<br />

Water Use Study (AWUS). BRANZ Ltd. Judgefort (NZ), 2008.<br />

[8] Blokker, M.: Stochastic water demand modelling for a better<br />

<strong>und</strong>erstanding of hydraulics in water distribution networks.<br />

Proefschrift TU Delft, Water Management Academic Press<br />

(NL) 2010.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 17.04.2012<br />

ohne Korrekturauflagen<br />

Im Peer-Review-<strong>Verfahren</strong> begutachtet<br />

Dr. Thomas Werner<br />

(Korrespondenz-Autor) |<br />

E-Mail: thomas.werner@hamburgwasser.de |<br />

Dr. Kim Augustin<br />

E-Mail: Kim.augustin@hamburgwasser.de |<br />

Abteilung Zukunftstechnologie |<br />

Hamburg <strong>Wasser</strong> |<br />

Michael Hjelm<br />

E-Mail: Michael.hjelm@hamburgwasser.de |<br />

Abteilung Zählerwesen |<br />

Hamburg <strong>Wasser</strong> |<br />

Hamburger Stadtentwässerung AöR |<br />

Hamburger <strong>Wasser</strong>werke GmbH |<br />

Zwei Unternehmen von Hamburg <strong>Wasser</strong> |<br />

Billhorner Deich 2 |<br />

D-20539 Hamburg<br />

Juli/August 2012<br />

838 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Buchbesprechungen<br />

Buchbesprechungen<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen, Band I<br />

Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />

Industrieverlag 2011. 1. Auflage. 184 S., Broschur,<br />

Preis: € 54,90, ISBN 978-3-835-63256-1,<br />

Bestellnummer: 66008417.<br />

Neue Entwicklungen, gesetzliche Hintergründe,<br />

wichtige Anbieter, interessante Praxisbeispiele –<br />

Das neue Referenzwerk aus dem Oldenbourg Industrieverlag:<br />

Praxiswissen <strong>zur</strong> Regenwasserbewirtschaftung<br />

für Behörden <strong>und</strong> Planungsbüros im<br />

Bereich Siedlungswasserwirtschaft.<br />

Mit ausführlichen Hintergr<strong>und</strong>informationen zu<br />

den rechtlichen Rahmenbedingungen unter besonderem<br />

Augenmerk auf die Veränderungen, die sich<br />

durch das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (WHG) ergeben.<br />

– Fachbeiträge von anerkannten Experten der<br />

<strong>Wasser</strong>branche zum neuesten Stand von Forschung<br />

<strong>und</strong> Technik. – Zahlreiche Praxisbeispiele zeigen<br />

individuelle Lösungen für typische Anwendungen.<br />

Zusätzlich zum redaktionellen Teil sorgt ein<br />

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Herstellerverzeichnis schaffen einen hohen Informationswert.<br />

Adressen von Verbänden, Behörden,<br />

Instituten, Kommunen, Planungsbüros <strong>und</strong> Wetterdiensten<br />

dienen als Wegweiser – sinnvoll ergänzt<br />

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sind auch in digitaler Form auf CD vorhanden<br />

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Neben dem kompletten Referenzwerk als<br />

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schnelleren Zugang zu Antworten auf spezifische<br />

Fragen <strong>und</strong> erleichtern die direkte Kontaktaufnahme<br />

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Software-Tools ermöglichen schnelle Berechnungen<br />

<strong>und</strong> Prognosen. Zahlreiche Bilder, Grafiken, Tabellen<br />

<strong>und</strong> Funktions-Schemata veranschaulichen das<br />

Zusammenspiel von Technik <strong>und</strong> Ökologie.<br />

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Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Messen · Steuern · Regeln<br />

<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen, Band II<br />

Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />

Industrieverlag 2011. 1. Auflage. 216 S., Broschur,<br />

mit CD-ROM (Zusatzmaterial), Preis: € 54,90,<br />

ISBN 978-3-835-63260-8, Bestellnummer: 66008419.<br />

Das Buch gibt Gr<strong>und</strong>lagen-Informationen über<br />

Automatisierungs-Technologien, die dabei helfen,<br />

<strong>Wasser</strong> effizienter zu nutzen, <strong>Abwasser</strong> nachhaltiger<br />

zu behandeln <strong>und</strong> Sicherheits-Risiken besser zu<br />

kontrollieren.<br />

Trinkwasser in ausreichender Menge <strong>und</strong> Qualität<br />

<strong>zur</strong> Verfügung zu stellen <strong>und</strong> gleichermaßen für<br />

eine nachhaltige <strong>Abwasser</strong>behandlung zu sorgen,<br />

stellt die <strong>Wasser</strong>wirtschaft weltweit vor gewaltige<br />

Herausforderungen. Um <strong>Wasser</strong> effizienter zu nutzen<br />

– von der Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung, über<br />

die Verteilung bis hin <strong>zur</strong> Wiederverwendung gereinigten<br />

<strong>Abwasser</strong>s – ist der Einsatz intelligenter<br />

Strategien <strong>und</strong> innovativer Technologien notwendig.<br />

Automatisierungslösungen zu Messen, Steuern<br />

<strong>und</strong> Regeln der verschiedenen <strong>Wasser</strong>kreisläufe<br />

nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein. In Band II<br />

der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen werden gr<strong>und</strong>legende<br />

Fakten <strong>zur</strong> Automatisierung in der <strong>Wasser</strong>branche<br />

zusammen mit zahlreichen spannenden Beispielen<br />

aus der Praxis vorgestellt.<br />

Auf der beiliegenden CD-ROM befindet sich<br />

umfangreiches Zusatzmaterial.<br />

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Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 839


FachberichtE Tagungsbericht<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft:<br />

die Branche ist in Bewegung geraten<br />

Bericht <strong>zur</strong> Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

vom 24. bis 25. April 2012 Berlin<br />

Wolfgang Merkel<br />

Kartellverfahren um angeblich überhöhte <strong>Wasser</strong>preise,<br />

Forderungen nach Regulierung der <strong>Wasser</strong>unternehmen,<br />

Rekommunalisierung oder „Flucht ins Gebührenrecht“,<br />

Transparenzoffensive der Verbände, Benchmarking als Instrument<br />

der Selbstverwaltung, Modernisierung <strong>und</strong> Effizienzsteigerung,<br />

Struktur <strong>und</strong> Organisation der Unternehmen<br />

– dies sind Stichworte der nunmehr fast zehn Jahre<br />

lang geführten Diskussion in der – <strong>und</strong> über die – <strong>Wasser</strong>branche<br />

<strong>und</strong> bildeten so auch den Hintergr<strong>und</strong> der EURO-<br />

FORUM–Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

am 24. bis 25. April 2012 in Berlin. Sie steht in der Nachfolge<br />

der bisherigen Handelsblatt-Jahrestagungen (die letzte<br />

<strong>und</strong> neunte fand im November 2010 statt [Merkel 2011];<br />

nunmehr wurde sie zeitlich parallel mit der Stadtwerketagung<br />

2012 organisiert.<br />

Der Stand der Diskussion sei hier anhand der Vorträge<br />

<strong>und</strong> Diskussionen resümiert. Eine „<strong>Wasser</strong>wende“ etwa von<br />

der Qualität der „Energiewende“ wird es wohl nicht geben<br />

<strong>und</strong> wäre auch nicht wünschenswert; einige Wegweiser<br />

lassen sich aber aufzeigen, wohin die weitere Entwicklung<br />

tendiert.<br />

1. Wer kontrolliert das natürliche Monopol<br />

der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung?<br />

In Politik <strong>und</strong> Fachwelt ist nicht (mehr) umstritten, dass<br />

die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung Teil der Daseinsvorsorge<br />

ist <strong>und</strong> zum vom Gr<strong>und</strong>gesetz (Art. 28 Abs. 2)<br />

garantierten Recht der kommunalen Selbstverwaltung<br />

gehört (vgl. § 50 <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz). Sie stellt ein<br />

natürliches Monopol dar: Trinkwasser steht als Produkt<br />

nicht im Wettbewerb, die <strong>Wasser</strong>-Ressourcen sind nicht<br />

frei verfügbar (sie sind physikalisch begrenzt, die Nutzung<br />

bedarf der staatlichen Genehmigung), der <strong>Wasser</strong>abnehmer<br />

kann (in der Regel) seinen Lieferanten nicht<br />

wechseln, ist also „gefangener K<strong>und</strong>e“, eine parallele<br />

Versorgung (zweite Leitung) rechnet sich nicht; es gibt<br />

zwar einen Wettbewerb um den Markt (Übernahme von<br />

Versorgungsgebieten, Erwerb von Kapitalanteilen von<br />

Versorgungsunternehmen), nicht aber im Markt (die<br />

Durchleitung von <strong>Wasser</strong> durch Netze anderer, der sog.<br />

Third Party Access, ist aus technischen <strong>und</strong> haftungsrechtlichen<br />

Gründen unsinnig.<br />

Andreas M<strong>und</strong>t, Präsident des B<strong>und</strong>eskartellamts<br />

BKA, gab einen umfassenden Überblick zu den gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Erwägungen <strong>und</strong> der Fallpraxis seines Amtes.<br />

Die öffentliche Trinkwasserversorgung ist wohl das<br />

letzte übrig gebliebene natürliche Monopol im Bereich<br />

der kommunalen Dienstleistungen – vielleicht zusammen<br />

mit der Fernwärmeversorgung. Monopole bedürfen<br />

staatlicher Aufsicht. Nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />

GWB sind für privatrechtlich<br />

verfasste Unternehmen die Landes-Kartellbehörden<br />

zuständig, bei Unternehmen, die über die Ländergrenzen<br />

hinaus tätig werden, das B<strong>und</strong>eskartellamt; dieses<br />

kann auch auf Wunsch eines Landeskartellamtes bei<br />

Fragen von B<strong>und</strong>esinteresse tätig werden. Öffentlichrechtlich<br />

verfasste Unternehmen unterstehen der Kommunalaufsicht<br />

der Landes-Innenminister.<br />

Die Zweigleisigkeit der Kontrollen bei (privatrechtlichen)<br />

Preisen <strong>und</strong> (öffentlich-rechtlichen) Gebühren sei<br />

kritisch zu sehen. Die Gemeinden haben das Recht, für<br />

Leistungen der Daseinsvorsorge Gebühren zu erheben;<br />

die Gr<strong>und</strong>prinzipien dazu finden sich in den Kommunal-<br />

Abgaben-Gesetzen KAG, die allerdings keine einheitlichen<br />

Vorgaben für die Kalkulation enthalten. Amtliche<br />

Gebührenkontrollen gebe es wohl nur recht selten; die<br />

Kriterien „Angemessenheit“ oder „Effizienz“ entziehen<br />

sich auch der verwaltungsgerichtlichen Kompetenz.<br />

Nach herrschender Meinung unterliege eine hoheitliche<br />

Tätigkeit nicht der kartellrechtlichen Zuständigkeit. Der<br />

B<strong>und</strong>esgerichtshof hat allerdings (Beschluss vom 18.<br />

Oktober 2011 – KVR 9/11 s. GWF Recht <strong>und</strong> Steuern 43.<br />

Jg. März/April 2012) die Unternehmenseigenschaft einer<br />

Körperschaft öffentlichen Rechts im Sinne des § 59 Abs.1<br />

GWB bejaht; demgemäß sei das Unternehmen <strong>zur</strong> Auskunft<br />

über seine wirtschaftlichen Verhältnisse verpflichtet;<br />

dies berechtige das Kartellamt allerdings noch nicht,<br />

die Angemessenheit von <strong>Wasser</strong>gebühren zu überprüfen.<br />

Die kartellamtlichen Kontrollen der <strong>Wasser</strong>preise<br />

können entweder nach altem Recht (§ 103 GWB a. F.)<br />

Juli/August 2012<br />

840 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

Fachberichte<br />

erfolgen, dessen weitere Gültigkeit für die öffentliche<br />

Versorgung mit <strong>Wasser</strong> in der Novelle des GWB von<br />

1998 fixiert worden ist <strong>und</strong> in der aktuell diskutierten<br />

GWB-Novelle wohl weiter bestätigt werden wird. Oder<br />

es wird der § 19 GWB herangezogen. In beiden Fällen<br />

wird das Vergleichsmarkt-Konzept zugr<strong>und</strong>e gelegt. Im<br />

Falle des § 103 GWB a. F. muss das Unternehmen<br />

nachweisen, dass sich Preisunterschiede zu lt. Kartellamt<br />

„gleichwertigen“ Unternehmen auf abweichenden<br />

Umständen begründen, die ihm nicht zu<strong>zur</strong>echnen<br />

sind; Preissenkungsverfügungen wirken nur in die<br />

Zukunft. Bei Anwendung des § 19 ist vom Kartellamt der<br />

Nachweis zu führen, dass die Entgelte von denjenigen<br />

abweichen, „die sich auf vergleichbaren Märkten mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit ergeben würden“ (§ 19 Abs. 4<br />

Nr. 2 <strong>und</strong> 3); dann sind auch rückwirkende Mehrerlös-<br />

Abschöpfungen möglich.<br />

Der Rezensent: Für ein normales Rechtsverständnis<br />

bleibt unbefriedigend, dass in beiden Fällen letztlich doch<br />

die Beweislast der Exkulpierung bei dem angeklagten Unternehmen<br />

liegt, dem von einer staatlichen Behörde der gravierende<br />

Vorwurf gemacht wird, missbräuchliche Preise zu<br />

erheben oder erhoben zu haben. Das Kartellamt beweist<br />

den Missbrauch nicht, sondern macht ihn nur plausibel.<br />

Vergleichsmärkte bestehen bei einem natürlichen Monopol<br />

nicht, sondern lassen sich nur aufgr<strong>und</strong> „plausibler“ Annahmen<br />

virtuell konstruieren. Wenn im Ergebnis gegenüber<br />

dem <strong>Wasser</strong>versorger eine Senkung der Preise um 33 % verfügt<br />

wird (Fall enwag, Wetzlar), liegt also die Unterstellung<br />

seitens des Amtes zugr<strong>und</strong>e, dass die erhobenen Preise bisher<br />

um 50 % gegenüber einem „angemessenen“ Preis überhöht<br />

waren, was angesichts der Kontrolle durch das Kommunalparlament<br />

<strong>und</strong> die Öffentlichkeit (Presse, Oppositionspolitiker)<br />

kaum glaubwürdig, geschweige denn plausibel<br />

erscheint. Ein Einstieg in die Kosten- <strong>und</strong> Preiskalkulation<br />

des Unternehmens war der Kartellbehörde Baden-Württemberg<br />

im Fall Energie Calw vom OLG Stuttgart als nur subsidiär<br />

möglich verwehrt worden (25. August 2011, Az. 201 Kar<br />

2/11); primär sei dem Vergleichsmarktprinzip Geltung zu<br />

verschaffen. Laut M<strong>und</strong>t ist ein Kartellamt auch verpflichtet<br />

zu beachten, dass die Kostendeckung im Unternehmen<br />

gewährleistet bleibt, vorausgesetzt dass eine effiziente Leistungserbringung<br />

erfolgt. Die ökonomische Effizienz eines<br />

Versorgungsunternehmens zu beurteilen, dürfte sich aber<br />

wohl der Kompetenz eines Kartellamts entziehen!<br />

Dies macht deutlich, dass der Gesetzesrahmen des<br />

GWB der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung nicht gerecht<br />

wird. Sachgerecht wäre eine Überprüfung der Angemessenheit<br />

der Entgeltkalkulation, wobei die Prinzipien des<br />

KAG durchaus geeignete Maßstäbe darstellen. Eine Novelle<br />

des GWB, die sich auch der Kontrollinstrumente für <strong>Wasser</strong>preise<br />

annimmt, ist allerdings in absehbarer Zeit nicht in<br />

Sicht (so auch Schiebold). So sollte eine betroffene Stadt,<br />

die aufgr<strong>und</strong> ihrer Gewährsträgerhaftung gezwungen<br />

wäre, die Defizite ihres Unternehmens zu übernehmen,<br />

durchaus eine Normenkontrollklage in Erwägung ziehen.<br />

Im Besonderen ging M<strong>und</strong>t auf die Situation der<br />

Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe BWB ein. Die BWB <strong>und</strong> das Landeskartellamt<br />

unterstehen beide dem Berliner Wirtschaftssenator.<br />

Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden,<br />

hat dieser das B<strong>und</strong>eskartellamt mit der Preisprüfung<br />

beauftragt. Bei 40 Unternehmen mit jeweils<br />

> 200 000 K<strong>und</strong>en wurden Daten eingeholt, wesentlich<br />

waren dabei die Auskünfte der Unternehmen Hamburg-<br />

<strong>Wasser</strong>, Stadtwerke München <strong>und</strong> Rheinenergie Köln.<br />

Nach dem Vergleichsmarktkonzept wurden Kostenstruktur<br />

<strong>und</strong> Erlöse verglichen; gegenüber dem Vergleich<br />

von Tarifen erlauben die Erlöse die Erfassung<br />

eines Gesamtbildes (F. Engelsing/BKA bei [Ziegler 2012]).<br />

Gegen den Bescheid des BKA, die Erlöse der BWB in den<br />

Jahren 2012–2014 um 205 Mio. Euro zu senken, haben<br />

die BWB Rechtsmittel eingelegt.<br />

Die rechtliche Position der Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />

erläuterte Rechtsanwalt Dr. Benedikt Wolfers, Berlin. Die<br />

BWB sind seit der Teilprivatisierung 1998/99 eine Anstalt<br />

öffentlichen Rechtes. Seitdem bestehen auf der Basis<br />

des Berliner Betriebe-Gesetzes verbindliche Kalkulationsvorgaben,<br />

die einem öffentlich-rechtlichen Entgeltgenehmigungs-<strong>Verfahren</strong><br />

unterliegen. Eine durch Landesgesetz<br />

festgelegte Entgeltgestaltung (für Preise<br />

beim Trinkwasser, für Gebühren beim <strong>Abwasser</strong>) gebe<br />

keinen Raum für eine kartellrechtliche Kontrolle, zumal<br />

dem BWB-Vorstand kein Handlungsspielraum <strong>zur</strong> Entgeltgestaltung<br />

bleibe. Da laut Gerichtsentscheidung<br />

das Landesgesetz im Rahmen der Gesetzgebungskompetenz<br />

des Landes verfassungskonform erlassen worden<br />

ist, greife hier nicht der Gr<strong>und</strong>satz „B<strong>und</strong>esrecht<br />

bricht Landesrecht“, das GWB gibt außerdem keine<br />

Handhabe: so sei eine Zuständigkeit des B<strong>und</strong>eskartellamtes<br />

<strong>zur</strong> Kontrolle des Landesrechts zu verneinen. Des<br />

Weiteren haben das B<strong>und</strong>eskabinett am 28. März 2011<br />

<strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esrat am 20. März 2012 mit ihren Beschlüssen<br />

<strong>zur</strong> 8. Novelle des GWB eine Ausdehnung der kartellrechtlichen<br />

Missbrauchsaufsicht auf Gebühren abgelehnt;<br />

der B<strong>und</strong>esrat hat sich mit der GWB-Novelle am<br />

26. April erneut befasst.<br />

Die verschiedenen Prüfungsmaßstäbe sind nicht vergleichbar:<br />

die kartellrechtliche Preiskontrolle prüft das<br />

Marktverhalten; gebührenrechtliche Maßstäbe werden<br />

durch Landesgesetz vorgegeben <strong>und</strong> ihre Beachtung<br />

nach öffentlich-rechtlichen Genehmigungsverfahren<br />

kontrolliert. Welches Vorgehen „besser oder geeigneter“<br />

ist, bleibt eine rechtspolitische Frage. Solange die<br />

Rechtslage nicht geändert wird, müsse man aber das<br />

geltende Recht beachten (Wolfers). Im Interesse der<br />

Rechtsicherheit erhofft sich auch M<strong>und</strong>t eine höchstrichterliche<br />

Entscheidung.<br />

2. Rekommunalisierung – ein Trend?<br />

Mit dem Auslaufen von Konzessionsverträgen zwischen<br />

Kommunen <strong>und</strong> ihren (privatrechtlich) verfassten Versorgungsunternehmen<br />

überlegen sich viele Städte <strong>und</strong><br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 841


FachberichtE Tagungsbericht<br />

Gemeinden, ob sie die Anteile eines bisher beteiligten<br />

privaten Partners im Unternehmen <strong>zur</strong>ückkaufen oder<br />

ob sie – in einigen Fällen mehrere Kommunen gemeinsam<br />

– Stadtwerke neu gründen. Für manche mögen<br />

lästige Vergaberegeln für interkommunal zu erbringende<br />

Leistungen ein Gr<strong>und</strong> sein, wieder „rein kommunal“<br />

tätig zu sein, da ja bei Beteiligung privaten Kapitals<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich kein Inhouse-Geschäft vorliegt <strong>und</strong> daher<br />

– bei Überschreitung der Schwellenwerte – Bau- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen sogar europaweit auszuschreiben<br />

sind. Die Stadt Wetzlar hat sich aufgr<strong>und</strong> des vor dem<br />

OLG <strong>und</strong> dem BGH verlorenen Kartellverfahrens entschlossen,<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung ab dem 1. Januar 2011<br />

wieder öffentlich-rechtlich auszugestalten, um damit<br />

der Preis- <strong>und</strong> Rückzahlungsverfügung von r<strong>und</strong> 4 Mio.<br />

Euro an die K<strong>und</strong>en für die Jahre 2009 <strong>und</strong> 2010 auszuweichen,<br />

die sie aus dem kommunalen Steueraufkommen<br />

hätte aufbringen müssen. Hamburg <strong>und</strong> Stuttgart,<br />

die ihre Energieversorgung Gas <strong>und</strong> Strom (in Stuttgart<br />

einschl. <strong>Wasser</strong>) zu 100 % an private Träger verkauft hatten,<br />

haben beschlossen, wieder stadteigene Energieversorgungsunternehmen<br />

bzw. Stadtwerke zu gründen<br />

(in Hamburg inzwischen umgesetzt), die dann zunächst<br />

in Konkurrenz zu den privaten Anbietern tätig werden.<br />

Im Rückblick scheint sich die Geschichte zu wiederholen.<br />

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert – sie<br />

begann in England <strong>und</strong> sprang dann erst auf den Kontinent<br />

über – ging eine sehr starke Zunahme der Bevölkerung<br />

einher. Überall klagte man über den Mangel an<br />

<strong>Wasser</strong>. Dazu kam – vor allem nach 1865 – das vermehrte<br />

Wissen über Ges<strong>und</strong>heitsgefahren, die von der Verwendung<br />

zweifelhaften Trinkwassers ausgehen. Zunächst<br />

sahen allerdings die Städte die Errichtung einer qualitativ<br />

<strong>und</strong> quantitativ ausreichenden <strong>Wasser</strong>versorgung für<br />

das Stadtgebiet selten als eine kommunale Verpflichtung<br />

an. Als Anlass für die Errichtung „moderner<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungssys teme“ gilt der „Große Brand von<br />

Hamburg“ 1842. Die Finanzierung solcher Anla gen<br />

stellte sich auch deshalb als schwierig dar, weil die<br />

Städte ohnehin durch das ra sche Bevölkerungswachstum<br />

zu erheblichen Investitionen in die Infrastruktur<br />

gezwungen waren. So griff man nicht nur auf die technische<br />

Erfahrung von englischen Ingenieuren <strong>zur</strong>ück, so<br />

z. B. W. Lindley in Hamburg, sondern beauf tragte private<br />

englische Gesellschaften, z. B. Fox & Crampton/London<br />

für die Stadt Berlin. Bis 1870 wurden 20, bis 1900 insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 90 solcher Verträge zwischen deutschen Städten<br />

<strong>und</strong> privaten Gesellschaften abgeschlossen, dann<br />

aber meistens vorzeitig wieder aufgelöst [DVGW 1959].<br />

Die gleiche Situation hatte sich einige Jahre vorher bei<br />

der Einführung der Gas-Straßenbeleuchtung ergeben.<br />

Die Gründe lagen dabei zum einen in mangelnder<br />

Zufriedenheit der Städte mit der Arbeit der englischen<br />

Gesellschaften, zum anderen hatten sich die Städte wieder<br />

wirtschaftlich erholt – <strong>und</strong> erkannten, dass man mit<br />

diesen Dienstleistungen auch Geld verdienen kann.<br />

Die Städte nahmen dann zwar die seinerzeit gegründeten<br />

Gesellschaften in die ei gene Hand, gliederten sie<br />

aber nicht in die städtische Verwaltung ein, sondern<br />

führ ten sie mit anderen kommunalen Dienstleistungen<br />

in Stadtwerken zusammen. Dagegen wurde die Errichtung<br />

moderner Schwemmkanalisationen <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung,<br />

die sich naturgemäß bald nach der Einführung<br />

einer zentralen <strong>Wasser</strong>versorgung als dringend<br />

erforderlich erwiesen, als hoheitliche, ges<strong>und</strong>heitspolitisch<br />

wichtige kommunale Aufgabe begriffen; so wurden<br />

Bau, Unterhaltung <strong>und</strong> Betrieb der Stadtverwaltung<br />

(Tiefbauamt) zugewiesen. Bis heute wird in<br />

Deutsch land die <strong>Abwasser</strong>entsorgung in steuerrechtlicher<br />

Sicht als hoheitliche Aufgabe ge sehen, während<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung (in gleicher Weise wie die<br />

Energieversor gung) als gewerbliche Tätigkeit gilt.<br />

Die genannten Gründe zum Rückkauf privater<br />

Anteile (oder der privatisierten Unternehmen als<br />

Ganzes) dürften auch heute nach 100 Jahren eine<br />

wichtige Rolle spielen. Die Unzufriedenheit seinerzeit<br />

begründete sich auch in der Feststellung der<br />

Stadtpolitiker, im eigenen Hause nichts oder kaum mehr<br />

etwas zu sagen zu haben. Heute wäre dies ein Hinweis,<br />

dass bei Vertragsabschluss mit dem privaten Partner<br />

nicht auf Augenhöhe, also in Würdigung der<br />

beiderseitigen Interessenlage verhandelt worden ist,<br />

also beispielsweise vorrangig das finanzielle Interesse<br />

der Stadt oder Gemeinde eine Rolle spielte.<br />

Die Beteiligung eines strategischen Partners (wie<br />

man heute häufig zu sagen pflegt) an einem kommunalen<br />

Unternehmen, also eine finanzielle Privatisierung,<br />

war von Anfang an Gegenstand heißer politischer Auseinandersetzungen,<br />

wie man aus der Entwicklungsgeschichte<br />

der Gelsenwasser AG lernen kann, die vor nunmehr<br />

125 Jahren gegründet wurde – zwar getragen von<br />

den führenden Industrien der Region, aber tätig stets<br />

unter kommunaler Beteiligung. In der hervorragenden<br />

Jubiläumsschrift [Gelsenwasser 2012] lässt sich nachlesen,<br />

mit welcher Heftigkeit <strong>und</strong> ideologisch geprägter<br />

Wortwahl die Auseinandersetzungen um Vermehrung<br />

oder Verminderung privater oder kommunaler Anteile<br />

geführt wurden, vergleichbar mit den Diskussionen in<br />

den letzten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten über Liberalisierung<br />

<strong>und</strong> Privatisierung des „<strong>Wasser</strong>marktes“. Erfreulicherweise<br />

hat sich inzwischen die Diskussion versachlicht.<br />

Als nach 2000 die Gelsenwasser AG zu 80 % zum<br />

E.ON-Konzern gehörte, dann aber 2003 durch kartellamtlich<br />

geforderte Entflechtung der E.ON die Stadtwerke<br />

Bochum <strong>und</strong> die Dortm<strong>und</strong>er Stadtwerke deren<br />

Anteile übernahmen, konnte das nunmehr zu über 90 %<br />

im kommunalen Eigentum stehende Unternehmen<br />

durchaus glaubhaft machen, dass mit diesem Wechsel<br />

keine gr<strong>und</strong>legend andere Geschäftspolitik verb<strong>und</strong>en<br />

sei. „Langfristiges Engagement <strong>und</strong> garantierte Versorgungsqualität<br />

seien nicht vom Eigentümerwechsel<br />

abhängig.“ [Gelsenwasser 2012]<br />

Juli/August 2012<br />

842 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

Fachberichte<br />

Die Versachlichung der Diskussion zeigte sich auch<br />

im Vortrag von Michel Cunnac, Veolia <strong>Wasser</strong> GmbH, Berlin.<br />

Es mag das perfekte <strong>Wasser</strong>unternehmen nicht<br />

geben, die Kommunen in Deutschland würden aber<br />

noch nicht konsequent <strong>und</strong> intelligent genug die Chancen<br />

nutzen, die ihnen die Kooperation mit einem privaten<br />

Unternehmenspartner biete. Unter den verschiedenen<br />

Möglichkeiten öffentlich-privater Zusammenarbeit<br />

habe sich das Betriebsführungsmodell als besonders<br />

erfolgreich erwiesen. Beispielhaft beschrieb er die mit<br />

dem NYC Department of Environmental Protection,<br />

dem <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen von New York,<br />

entwickelte Kooperation; sie lebt von einer effizienten<br />

ökonomisch, ökologisch <strong>und</strong> sozial nachhaltigen Leistungserbringung,<br />

unter effektiver demokratischen Kontrolle<br />

seitens der verantwortlichen Kommune. Veolia hat<br />

aus seinen Erfahrungen gelernt, die kommunalen Partner<br />

auch: Beide Partner müssen ihre jeweilige Verantwortung<br />

kennen; keiner sollte versuchen, sich ihr zu<br />

entziehen; nur so könnten Kooperationen erfolgreich<br />

sein. Wenn Politik <strong>und</strong> gesetzlicher Rahmen eine Unternehmensführung,<br />

wie für New York beschrieben, nicht<br />

ermöglichen, werde sich Veolia <strong>zur</strong>ückziehen – wie im<br />

Falle England/Wales erfolgt.<br />

Unter dem etwas irreführenden Titel „<strong>Wasser</strong> ist kein<br />

Wirtschaftsgut“ zeigte Christa Hecht, AöW Allianz der<br />

öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V., aus der Kulturgeschichte<br />

des <strong>Wasser</strong>s <strong>und</strong> aus dem bestehenden Gesetzesrahmen<br />

(EU-Vertrag, Europäische <strong>Wasser</strong>-Rahmenrichtlinie,<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz) auf,<br />

weshalb <strong>Wasser</strong> als öffentliches Gut, als Gemeingut, zu<br />

gelten habe <strong>und</strong> deshalb nicht „marktfähig“ <strong>und</strong> (ausschließlich)<br />

ökonomischen Gesetzen unterworfen werden<br />

könnte. Daher könne die öffentliche Hand eine nachhaltige<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung besser als Private gewährleisten.<br />

Die Diskussion zu diesem Vortrag machte deutlich,<br />

dass dem <strong>Wasser</strong> durchaus auch die Qualitäten eines<br />

Wirtschaftsgutes zukommen – es wird aufwendig gewonnen,<br />

aufbereitet, verpackt (in Rohren) <strong>und</strong> gegen Entgelt<br />

auf vertraglicher Gr<strong>und</strong>lage (Allgemeine Versorgungsbedingungen)<br />

verkauft. Private <strong>und</strong> öffentlich-rechtliche<br />

Wahrnehmung der <strong>Wasser</strong>dienstleistungen müssen aber<br />

kein Gegensatz mehr sein; private Beteiligungen haben<br />

sich durchaus bewährt, wobei aber – <strong>und</strong> dies scheint<br />

allgemeinen Konsens zu finden – die kommunale Seite<br />

nicht aus der Verantwortung entlassen werden darf, die<br />

das gr<strong>und</strong>gesetzlich gewährte Recht auf Selbstverwaltung<br />

ihr auferlegt.<br />

Der Rezensent: das Plädoyer von Frau Hecht sollte allerdings<br />

ernsthaft von allen Politikern <strong>und</strong> Wirtschaftsfachleuten<br />

(bei der EU-Kommission <strong>und</strong> den nationalen Wirtschaftsministerien<br />

sowie der Monopolkommission) <strong>zur</strong><br />

Kenntnis genommen werden, deren unbegrenzte „Verehrung“<br />

des Wettbewerbs der besonderen Bedeutung des<br />

<strong>Wasser</strong>s als öffentliches Gut nicht gerecht wird.<br />

Wenn sich heute aus hoffentlich gut überlegten<br />

Gründen Städte <strong>und</strong> Gemeinden für eine rein kommunaleigene<br />

Versorgung entscheiden, also z. B. private<br />

Beteiligungen <strong>zur</strong>ückkaufen, sollten sie fachk<strong>und</strong>ige<br />

Beratung in Anspruch nehmen, um nicht Fehler zu wiederholen,<br />

welche die bisherige öffentlich-private Partnerschaft<br />

möglicherweise zum Scheitern gebracht<br />

haben.<br />

Aus Brüssel liegt der Entwurf einer Richtlinie <strong>zur</strong> Vergabe<br />

von Dienstleistungskonzessionen vor; eine<br />

Beschlussfassung im Europäischen Parlament erscheint<br />

bis zum Jahresende 2012 möglich. Rechtsanwalt Daniel<br />

Schiebold/Becker-Büttner-Held, Berlin, setzte sich mit<br />

den möglichen Änderungen des Rechtsrahmens auf<br />

europäischer <strong>und</strong> nationaler Ebene auseinander. Eine<br />

Konzession unterscheide sich von einem Auftrag<br />

dadurch, dass der Konzessionär ein erhebliches Maß des<br />

Geschäftsrisikos zu tragen hat. Ob eine Dienstleistungskonzession<br />

nach der erwarteten EU-Richtlinie eine <strong>Wasser</strong>versorgungskonzession<br />

einschließen wird, ist noch<br />

nicht entschieden. Zu befürchten ist allerdings, dass sie<br />

nur im Falle des Inhouse-Geschäfts (Vergabe an ein<br />

100 % kommunaleigenes Unternehmen) nicht dem<br />

Ausschreibungszwang unterliegen wird. Da in Brüssel<br />

die Meinung vorzuherrschen scheint, dass die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

eine „Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen<br />

Interesse“ ist – marktbezogen oder nicht –<br />

wird die Einbeziehung wohl erwartet. Mögliche rechtliche<br />

Konsequenzen sollten heute schon bedacht werden<br />

wie z. B. die Beachtung des Diskriminierungsverbots.<br />

Bestehende Konzessionsverträge mit öffentlich-rechtlich<br />

verfassten <strong>Wasser</strong>versorgern <strong>und</strong> Eigengesellschaften<br />

werden wohl unberührt bleiben.<br />

Die Rekommunalisierung von Versorgungsbetrieben<br />

werde im Wesentlichen nur die Energieversorger (Strom<br />

<strong>und</strong> Gas) betreffen. Ein <strong>Wasser</strong>-Konzessionsvertrag<br />

umfasst auch künftig die Wegenutzung <strong>und</strong> die Versor-<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 843


FachberichtE Tagungsbericht<br />

gungsaufgabe selbst (anders als im Energiesektor). Im<br />

Falle eines Wechsels des <strong>Wasser</strong>konzessionärs sind folgende<br />

Standardklauseln zu regeln:<br />

""<br />

Recht <strong>und</strong> Pflicht der <strong>Wasser</strong>versorgung (ggf.<br />

Anschluss- <strong>und</strong> Benutzungszwang)<br />

""<br />

Pflicht <strong>zur</strong> Erhaltung <strong>und</strong> Erneuerung der <strong>Anlagen</strong><br />

""<br />

Wegenutzungsrecht<br />

""<br />

Ausschließlichkeit (ist auch das Betriebswasser/<br />

Brauchwasser inbegriffen?)<br />

""<br />

Baumaßnahmen, Folgepflicht, Folgekosten<br />

""<br />

Beseitigung stillgelegte <strong>Anlagen</strong><br />

""<br />

Konzessionsabgaben, Nebenleistungen<br />

(insbesondere Löschwasser)<br />

""<br />

Endschaftsbestimmungen<br />

""<br />

Laufzeit (die Laufzeit ist frei vereinbar; kürzere Fristen<br />

verringern mögliche Probleme bei einem Wechsel)<br />

Besondere Klauseln können folgende Punkte betreffen:<br />

""<br />

Weisungs- <strong>und</strong> Kontrollrechte (bei <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

als Pflichtaufgabe der Gemeinden – in Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Thüringen – <strong>und</strong> oder Ausgestaltung<br />

als öffentliche Einrichtung)<br />

""<br />

Betriebswasserversorgung<br />

""<br />

Notwasserversorgung<br />

""<br />

Mitwirkung am <strong>Wasser</strong>versorgungskonzept<br />

(Water Safety Plans).<br />

Der eigentliche Übergang der <strong>Anlagen</strong> auf einen neuen<br />

Konzessionär birgt juristische Fallstricke in großer Vielfalt.<br />

Für die Ausgestaltung der <strong>Anlagen</strong>bewertung (dies<br />

sollte eigentlich im Konzessionsvertrag geregelt sein)<br />

stehen gr<strong>und</strong>sätzlich als Maßstäbe <strong>zur</strong> Verfügung:<br />

""<br />

Sachzeitwert = der auf der Gr<strong>und</strong>lage des Tagesneuwertes<br />

unter Berücksichtigung seines Alters <strong>und</strong><br />

Zustandes ermittelte Restwert eines Wirtschaftsgutes<br />

""<br />

Ertragswert = die Ermittlung des Barwertes<br />

zukünftiger finanzieller Überschüsse<br />

""<br />

kalkulatorischer Restbuchwert.<br />

Die Ergebnisse könnten sich stark unterscheiden. Eine<br />

verbindliche Rechtsprechung zu diesem Thema liege<br />

noch nicht vor. Schiebold empfiehlt aus seiner Erfahrung:<br />

Der Erfolgsfaktor heißt Einigung, was allemal besser<br />

ist als gerichtliche Auseinandersetzungen.<br />

Dr. Rolf Müller/ PricewaterhouseCoopers, Stuttgart,<br />

setzte sich eingehend mit Methoden <strong>und</strong> Maßstäben<br />

der Netzbewertung auseinander. Eine Rechtsprechung<br />

<strong>zur</strong> Übernahme von <strong>Wasser</strong>netzen sei kaum vorhanden,<br />

die zu Netzübernahmen im Energiesektor gegebenen<br />

Leitlinien seien nur eingeschränkt anwendbar. Anhand<br />

einer Beispielrechnung verglich Müller das Vorgehen<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse bei ertragsorientiertem gegenüber<br />

Sachzeitwertverfahren. Da unmittelbar dem Netz zugeschriebene<br />

Ertragswerte bei <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

selten vorliegen, dürften sich direkte bzw.<br />

indirekte Sachzeitwerte als Maßstäbe eher anbieten,<br />

zumal sie in der Regel höher ausfallen dürften als die auf<br />

der Basis von ertragsorientierten <strong>Verfahren</strong> ermittelten<br />

Werte. Dabei seien Zweckverbände mit einem gesonderten<br />

Wert zu berücksichtigen.<br />

3. Effizienz der <strong>Wasser</strong>betriebe – wie kann<br />

man sie messen?<br />

Effizienz scheint zum Schlüsselbegriff der wirtschaftlichen<br />

Beurteilung öffentlicher <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung zu werden. Offensichtlich wird<br />

Effizienz von denjenigen Vertretern der Wirtschaftswissenschaften,<br />

die den Wettbewerb als (allein wirksamen)<br />

Motor der Wirtschaft ansehen, rein ökonomisch interpretiert,<br />

was – wie schon oben ausgeführt – den <strong>Wasser</strong>-<br />

Dienstleistungen nicht gerecht wird.<br />

Für den <strong>Wasser</strong>sektor, der einer existenziell wichtigen<br />

Aufgabe verpflichtet ist, steht die Aufgabenerfüllung<br />

im Vordergr<strong>und</strong> – die Effektivität 1 . Es gilt also das<br />

Ziel der Unternehmenstätigkeit zu definieren <strong>und</strong> ggf.<br />

den erforderlichen Mindestgrad der Zielerreichung; der<br />

dafür erforderliche Aufwand (Energie, Personal, Kosten<br />

etc.) beschreibt die Effizienz, die durch einen Vergleich<br />

mit anderen Unternehmen der Bewertung zugänglich<br />

ist. Für definierte Prozesse – beispielsweise die Auslegung<br />

eines Pumpwerks – ist dies noch relativ einfach:<br />

Der Wirkungsgrad einer Pumpe setzt die erbrachte Leistung<br />

(Output = eine bestimmte <strong>Wasser</strong>menge in<br />

bestimmter Zeit auf eine bestimmte Höhe zu fördern)<br />

ins Verhältnis <strong>zur</strong> elektrischen Leistungsaufnahme<br />

(Input, z. B. in kW). Schwieriger wird es, die Effizienz<br />

eines ganzen Unternehmens zu bestimmen.<br />

Irreführend sind etwa Vergleiche auf der Basis:<br />

""<br />

mit welchem Kostenaufwand 100 000 m 3 <strong>Wasser</strong> an<br />

die K<strong>und</strong>en verkauft – oder<br />

""<br />

welche Erlöse beim Verkauf von 100 000 m 3 <strong>Wasser</strong><br />

an die K<strong>und</strong>en erzielt werden,<br />

denn ohne Definition der Unternehmensziele (die<br />

schließlich über den <strong>Wasser</strong>verkauf hinausgehen) <strong>und</strong><br />

ohne Überprüfung der kostenwirksamen Strukturen<br />

technischer <strong>und</strong> finanzieller Art kann nur Unsinn herauskommen.<br />

Große Strukturunterschiede der <strong>Wasser</strong>-<br />

1<br />

Zur Definition von Effektivität <strong>und</strong> Effizienz: Effektivität bezeichnet<br />

das Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel. Das<br />

Kriterium für das Vorliegen von Effektivität ist das Ausmaß, in<br />

dem beabsichtigte Wirkungen erreicht werden. Dies ist im<br />

Unterschied <strong>zur</strong> Effizienz unabhängig vom <strong>zur</strong> Zielerreichung<br />

nötigen Input. Eine effektive Leistungserbringung bedeutet,<br />

eine Aufgabe möglichst gut zu erfüllen, eine effiziente Leistungserbringung<br />

hingegen bedeutet, eine definierte Leistung<br />

mit möglichst geringem Mitteleinsatz oder möglichst großen<br />

Ertrag bei gegebenem Einsatz zu erreichen (Anwendung des<br />

Ökonomischen Prinzips). Effektivität ist damit ein Maß für die<br />

Zielerreichung (Qualität der Zielerreichung). Effizienz ist ein<br />

Maß für die Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzen-Relation). A. Hein,<br />

IWW Mülheim<br />

Juli/August 2012<br />

844 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

Fachberichte<br />

versorgungsunternehmen oder auch ihre Entwicklungsgeschichte<br />

nicht <strong>zur</strong> Kenntnis zu nehmen, ist eine<br />

gr<strong>und</strong>legende Schwäche der bisher von den Kartellbehörden<br />

vorgelegten Tarif- oder Erlösvergleiche (s. Kap.1).<br />

Die Unternehmensziele eines <strong>Wasser</strong>versorgers<br />

ergeben sich aus der Summierung der Einzelziele entsprechend<br />

dem Bild 2 aus dem Merkblatt DVGW W 1100<br />

<strong>und</strong> DWA M 1100 „Benchmarking in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung“ – siehe Bild 1 [DVGW,<br />

DWA 2008].<br />

Die Verknüpfung von strukturellen Rahmenbedingungen<br />

mit den technischen Hauptprozessen <strong>Wasser</strong>gewinnung,<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung, <strong>Wasser</strong>speicherung<br />

<strong>und</strong> Druckhaltung, <strong>Wasser</strong>transport <strong>und</strong> -verteilung<br />

sind im VKU-Gutachten durch Professor Holländer erörtert<br />

worden – siehe Bild 2.<br />

In Zusammenarbeit mit dem DVGW-Projektkreis hat<br />

das IWW-Zentrum Mülheim ein Vergleichsverfahren auf<br />

der Basis identifizierter Strukturmerkmale erarbeitet,<br />

mit Hilfe dessen die Ermittlung geeigneter Vergleichsunternehmen<br />

für Benchmarking-Projekte wesentlich<br />

erleichtert wird [Wolf Merkel et al. 2012]. Eine systematische<br />

Erprobung in der Praxis steht nunmehr an.<br />

Der Feststellung von Peter Kurth, BDE B<strong>und</strong>esverband<br />

der Deutschen Entsorgungs-, <strong>Wasser</strong>- & Rohstoffwirtschaft<br />

e.V., „Private <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen<br />

sind effiziente <strong>Wasser</strong>unternehmen“ soll hier nicht<br />

widersprochen werden; sie hat letztlich dieselbe Qualität<br />

wie die praktisch gleichlautende Aussage des VKU<br />

bezüglich der kommunalen <strong>Wasser</strong>versorger (s. VKU<br />

Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck bei der Vorstellung<br />

der IESK-Studie 2011 zu Qualität <strong>und</strong> Image des<br />

Trinkwassers [VKU 2012]).<br />

Die Kooperation der öffentlichen Hand mit privaten<br />

Unternehmen hat sich im <strong>Wasser</strong>sektor durchaus<br />

bewährt (vgl. Kap. 2). Laut VKU sind aber 75 % der<br />

befragten K<strong>und</strong>en gegen eine Wahrnehmung der Trinkwasserversorgung<br />

von privaten Unternehmen; laut<br />

Peter Kurth sind ca. 60 % der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

zumindest teilweise privatisiert (mit anteilig<br />

10 bis 100 %), 40 % planen weitere Privatisierungen,<br />

zugleich bestünde aber eher eine geringe Privatisierungstendenz<br />

im <strong>Wasser</strong>sektor. Die Leistungsfähigkeit<br />

privater Unternehmen ist sicher nachweisbar, dass aber<br />

„Transparenz <strong>und</strong> Stabilität durch kartellrechtliche Kontrolle“<br />

<strong>und</strong> „BGH-Entscheidungen zum Kartellrecht positiv“<br />

zu bewerten sind (Kurth), muss doch als fraglich angesehen<br />

werden. Die Aussage „öffentlich-rechtliche Gebührenkontrolle<br />

… sei keine Effizienzkontrolle“ trifft für die<br />

kartellrechtlichen Kontrollen der <strong>Wasser</strong>preise gleichermaßen<br />

zu, da dazu offensichtlich die Maßstäbe fehlen.<br />

Effizienzmaßstäbe liefern dagegen die bisher durchgeführten<br />

Benchmarking-Projekte; dies haben die Vorträge<br />

von Dr. Jochen Stemplewski, Emschergenossenschaft<br />

<strong>und</strong> Lippeverband, <strong>und</strong> Filip Bertzbach, aquabench<br />

GmbH, eindrücklich gezeigt: „15 Jahre<br />

Bild 1. Hauptmerkmale der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> -<br />

beseitigung.<br />

Bild 2. Verknüpfung von strukturellen Rahmenbedingungen mit den<br />

Hauptprozessen der Trinkwasserversorgung (VKU-Gutachten Holländer<br />

et al. 2009 [Branchenbild 2011]).<br />

kontinuierliche Verbesserung“ (J.S.) <strong>und</strong> „Belegbare Erfolge<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen von Benchmarking in der Branche“ mit<br />

„Über 15 Jahre(n) Benchmarking mit über 800 Teilnehmern“<br />

(F.B.). Die in Eigenverantwortung der Unternehmen<br />

durchgeführten Projekte haben sich als hervorragendes<br />

Managementinstrument erwiesen. Die Teilnahme<br />

an diesen Projekten ermöglicht, die Effizienz<br />

bestimmter Prozesse <strong>und</strong> Unternehmensbereiche nicht<br />

nur zu messen <strong>und</strong> vergleichbar zu machen, sondern<br />

auch unmittelbar <strong>zur</strong> Effizienzverbesserung beizutragen.<br />

Die Vorträge von Stemplewski als Vorsitzendem <strong>und</strong><br />

Bertzbach als Geschäftsführer von aquabench ergänzten<br />

sich insoweit.<br />

Stemplewski erinnerte an die Definition (s. [DVGW,<br />

DWA 2008]): „Benchmarking wird … als systematischer<br />

<strong>und</strong> kontinuierlicher Prozess <strong>zur</strong> Identifizierung, zum Kennenlernen<br />

<strong>und</strong> zu Übernahme erfolgreicher Instrumente,<br />

Methoden <strong>und</strong> Prozesse von Benchmarkingpartnern definiert.<br />

Ziel ... ist die Steigerung der Leistungsfähigkeit der<br />

Benchmarkingpartner.“ Und weiter: „Eine losgelöste Auswertung<br />

von Kennzahlen durch außenstehende „Dritte“<br />

wie etwa eine Regulierungsbehörde, ist deswegen auch<br />

nicht zielführend. … Benchmarking ist ein freiwilliger<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 845


FachberichtE Tagungsbericht<br />

Erfahrungsaustausch, ein Wissensgewinn <strong>und</strong> eigener<br />

Lernprozess, der auf der vertrauensvollen Bereitstellung<br />

von Unternehmensdaten aller am jeweiligen Projekt Beteiligten<br />

beruht. … Daraus ergibt sich, dass der Vergleich<br />

untereinander weit mehr umfasst als sektorale Kostenvergleiche;<br />

er ist eng verb<strong>und</strong>en mit den individuellen Unternehmenszielen<br />

<strong>und</strong> Optimierungswünschen der einzelnen<br />

Beteiligten.“<br />

Bild 3 [DVGW, DWA 2008] verdeutlicht den Effekt<br />

des Benchmarking für ein teilnehmendes Unternehmen.<br />

Der Aufwand für einen bestimmten Prozess beim<br />

besten Unternehmen der Gruppe (1. Säule) wird mit<br />

dem Aufwand im eigenen Unternehmen (2. Säule) verglichen.<br />

Die Analyse ermöglicht die Aufteilung der Differenz<br />

in Quantifizierbare Maßnahmen, die sich kurz-,<br />

mittel- oder langfristig umsetzen lassen, Nicht quantifizierbare<br />

Maßnahmen, die noch zu untersuchen sind,<br />

<strong>und</strong> Nicht veränderbar (3. Säule). Die Umsetzung der<br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> eigenen Effizienzverbesserung<br />

(4. Säule) ist im Sinne einer Rückkopplung in angemessenem<br />

zeitlichen Abstand zu überprüfen. Durch die<br />

(mehrfache) Wiederholung erweist sich der Wert des<br />

Benchmarking als Management-Instrument für das teilnehmende<br />

Unternehmen.<br />

Dies kann eine Regulierungsbehörde nicht leisten,<br />

was inzwischen wohl auch der Regulierer in England/<br />

Wales erkannt hat, der sich ja durch ein höchst bürokratisches<br />

System <strong>und</strong> begrenzte Effektivität auszeichnet<br />

(vgl. dazu den „Vergleich Europäischer <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>preise“ [VEWA 2010]). Bertzbach zitiert OFWAT<br />

vom Oktober 2011: „… data collection and monitoring<br />

(for regulatory reporting) … does not necessarily get the<br />

best results for customers… We propose that companies<br />

develop their own systems.“<br />

F. Otillinger betonte auf der <strong>Wasser</strong>wirtschaftlichen<br />

Jahrestagung des BDEW im November in Berlin [Ziegler<br />

2012], Benchmarking ziele … nicht ausschließlich auf<br />

Bild 3. Der Benchmarking-Zyklus (Bild 1 aus [DVGW, DWA 2008]).<br />

Wirtschaftlichkeit, sondern … auch auf Sicherheit, Qualität,<br />

K<strong>und</strong>enservice <strong>und</strong> Nachhaltigkeit in der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

Zugleich empfahl er, mehr Verbindlichkeit zu<br />

schaffen durch einen Branchenstandard <strong>zur</strong> Transparenz<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft – von der Branche für die Branche<br />

–, ähnlich wie er bereits im technischen Bereich durch das<br />

technische Regelwerk der Verbände erarbeitet worden<br />

sei. Nach zehn oder mehr Jahren sollte man eigentlich<br />

soweit sein, dass man aus den Erfahrungen <strong>und</strong> den<br />

aggregierten Ergebnissen der Benchmark-Projekte zu<br />

einem solchen Branchenstandard kommen kann.<br />

Leider lässt die Bereitschaft der Unternehmen, sich<br />

einer Benchmark-Gruppe anzuschließen, vor allem bei<br />

kleineren <strong>und</strong> mittleren Unternehmen noch sehr zu<br />

wünschen übrig. Umso mehr ist Überzeugungsarbeit<br />

wichtig, die sich ja auf die guten Erfolge der bisherigen<br />

Projekte stützen kann.<br />

Weitere Praxisbeispiele zum Benchmarking in der<br />

<strong>Wasser</strong>branche finden sich im Anhang des Branchenbilds<br />

[Branchenbild 2011].<br />

Neben den Berichten von Emscher <strong>und</strong> Lippe zeigen<br />

die Vorträge von Jörg Simon, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />

(BWB) <strong>und</strong> Dr. Michael Beckereit, Hamburg <strong>Wasser</strong>, überzeugend<br />

auf, wie Effizienzsteigerungen im Unternehmen<br />

erreicht werden.<br />

Die BWB haben systematisch den Energiebedarf der<br />

technischen <strong>Anlagen</strong> optimiert, eingeschlossen die<br />

Gebäude <strong>und</strong> der Fuhrpark; hilfreich war die Einbeziehung<br />

der Mitarbeiter, deren Ideenreichtum durch eine<br />

Wette mit dem Vorstand gefördert wurde. So werden<br />

Potenziale im <strong>Abwasser</strong> (Schlammfaulung, Biogas,<br />

Wärme aus <strong>Abwasser</strong>) <strong>zur</strong> Energiegewinnung systematisch<br />

ausgenutzt; auch der Stromeinkauf lässt sich optimieren.<br />

Im Ergebnis der Sparwette sind 400 000 € Energiekosten<br />

gespart worden. Der Wetteinsatz kam den<br />

Mitarbeitern zugute.<br />

Während bisher den vier Säulen Sicherheit, Qualität,<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit die Hauptzielrichtung<br />

der Benchmarkingprojekte galt, wird inzwischen<br />

dem K<strong>und</strong>enservice <strong>und</strong> der K<strong>und</strong>enorientierung (s.<br />

Bild 1) besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Dazu trug<br />

Beckereit vor: Als wichtiger Schritt wurde der Mieter<br />

selbst zum K<strong>und</strong>en gemacht; abgerechnet wird auf der<br />

Basis der Wohnungswasserzähler. Entscheidend war<br />

weniger der <strong>Wasser</strong>spareffekt, sondern dass der Mieter<br />

direkt vom Unternehmen bzw. von einer Servicegesellschaft<br />

die Rechnung erhält <strong>und</strong> dadurch auch unmittelbar<br />

seine Verbrauchs- <strong>und</strong> Kostenzahlen erfährt. Die<br />

Analyse des K<strong>und</strong>enservice umfasste: wo liegen die<br />

Schwerpunkte von Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit,<br />

geht es um Qualität <strong>und</strong> Sicherheit der Versorgung oder<br />

mehr um die Qualität der K<strong>und</strong>enbeziehung (Letzteres!),<br />

wie haben sich technische Maßnahmen wie <strong>Wasser</strong>analytik,<br />

Organisation des Bereitschaftsdienstes<br />

(Anzahl von Rohrbrüchen, Dauer von Versorgungsunterbrechungen),<br />

Erreichbarkeit des K<strong>und</strong>enservice (Ser-<br />

Juli/August 2012<br />

846 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

Fachberichte<br />

vice-Center, Online-Kontakte, Weiterbildung des Personals)<br />

ausgewirkt? Die Erhöhung der Mitarbeiterzahl in<br />

der K<strong>und</strong>enbetreuung (von 125 auf 170 in den Jahren<br />

2006 bis 2011) hat sich offensichtlich ausgezahlt, gleichermaßen<br />

die Ereignisplanung <strong>und</strong> die darauf abgestimmte<br />

Personaleinsatz-Planung mithilfe moderner<br />

Software.<br />

4. Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>-Infrastruktur<br />

im Wandel<br />

Es sind nicht nur ökonomische Fragen, die sich auf die<br />

Entwicklung der <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong> ihrer Unternehmen<br />

auswirken, auch wenn solche Themen derzeit die<br />

(wasser-)politische Diskussion zu beherrschen scheinen.<br />

Dr. Jutta Niederste-Hollenberg/Fraunhofer-Institut für<br />

System- <strong>und</strong> Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, stellte<br />

erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts vor. Elemente<br />

sind:<br />

""<br />

der Klimawandel betrifft die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

<strong>und</strong> ihre Verfügbarkeit,<br />

""<br />

der demografische Wandel beeinflusst die<br />

<strong>Wasser</strong>nutzung,<br />

""<br />

der Flächenverbrauch nimmt weiter zu,<br />

""<br />

ökologische Anforderungen betreffen<br />

Energieverbrauch, Ressourcennutzung <strong>und</strong><br />

Schadstoffbelastungen.<br />

Die Kommunen diskutieren über Zusammenschlüsse<br />

<strong>und</strong> Kooperationen – z. B. als Antwort auf die demografische<br />

Entwicklung. Aus den Stoff- <strong>und</strong> Energieflüssen<br />

der Siedlungswasserwirtschaft lassen sich Optionen<br />

<strong>und</strong> Vorschläge für weitere geeignete Antworten ableiten.<br />

Dazu gehören u. a. Modellbauten oder -siedlungen,<br />

mit denen Konzepte für effizientere <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Energienutzungen<br />

(Kreisläufe) erprobt <strong>und</strong> bewertet werden.<br />

Die zu beteiligenden unterschiedlichen Akteure<br />

auf öffentlicher <strong>und</strong> privater Seite lassen die mögliche<br />

Umsetzung allerdings noch als mühsam erscheinen,<br />

zumal die erwarteten ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Effekte noch nicht ausreichend belegt werden können.<br />

Gesine Strohmeyer/EURAWASSER Nord in Rostock<br />

(REMONDIS-Gruppe), untersuchte aus Sicht des Unternehmens<br />

die Herausforderungen durch die Umweltbelastungen<br />

– veranschaulicht an den Nährstoffen aus der<br />

Landwirtschaft, Spurenstoffen aus Kläranlagenabläufen<br />

(u. a. Pharmaka) in Fließgewässern. Da für die Trinkwasseraufbereitung<br />

zum Teil das <strong>Wasser</strong> aus der Warnow,<br />

einem stark von Abwässern belasteten Fluss, herangezogen<br />

werden muss, werden die technologischen <strong>und</strong><br />

finanziellen Konsequenzen in beiden Bereichen der<br />

Unternehmenstätigkeit <strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong> spürbar.<br />

Zu den Chancen von Investitionen im Weltwassermarkt<br />

berichtete Eric Heymann/Deutsche Bank Research.<br />

Urbane Strukturen, Anteile der <strong>Wasser</strong>nutzung (größter<br />

Nutzer: die Landwirtschaft), wachsende Ansprüche<br />

durch Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> Mehrnachfrage<br />

nach Nahrungsmitteln, Energie <strong>und</strong> Konsumgütern (virtueller<br />

<strong>Wasser</strong>verbrauch), ineffiziente Bewässerungssysteme<br />

bestimmten außerhalb von Europa (z. T. aber auch<br />

in Süd- <strong>und</strong> Osteuropa) die Probleme <strong>und</strong> Aufgaben,<br />

deren Lösung durch die jeweiligen politischen<br />

Umstände, wie subventionierte <strong>und</strong> nicht kostendeckende<br />

<strong>Wasser</strong>preise, Staatsverschuldung, Missmanagement,<br />

Korruption, erheblich erschwert wird.<br />

Die Betätigung der privaten Wirtschaftsunternehmen<br />

ist stark risikobehaftet. Die maßgebenden Firmen<br />

haben in der Vergangenheit viel Lehrgeld bezahlt, allerdings<br />

auch daraus gelernt. Das Absatzpotenzial für <strong>Wasser</strong>technologie<br />

ist enorm, wobei Hochtechnologien im<br />

Allgemeinen nur für die reichen Länder in Frage kommen.<br />

Zusammenarbeit zwischen Staat <strong>und</strong> privater<br />

Wirtschaft ist angezeigt, um institutionelle Risiken zu<br />

vermindern – dies war ja, wie oben ausgeführt, auch ein<br />

Fazit aus den ÖPP-Projekten auf nationaler Ebene.<br />

Deutsche Bank Research hat ein Scoring-Modell entwickelt,<br />

das die Attraktivität von 78 Ländern aufgr<strong>und</strong><br />

von 12 Kriterien analysiert <strong>und</strong> als grobe Orientierung<br />

dienen mag.<br />

5. Bausteine der weiteren Entwicklung in der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

In zusammenfassender Würdigung der Vorträge <strong>und</strong><br />

Diskussionen der Tagung zeigte Dr. Bernd Gagsch, Fichtner<br />

Management Beratung, Stuttgart, als Moderator in<br />

seinem Schlusswort sieben Bausteine auf, welche die<br />

<strong>Wasser</strong>branche in Zukunft wohl bestimmen könnten –<br />

mit Ergänzungen des Rezensenten:<br />

""<br />

Die Rahmenbedingungen werden sich weiter verändern:<br />

rückläufige <strong>Wasser</strong>nutzung (auf nationaler<br />

Ebene), weiter zunehmende Belastungen <strong>und</strong> Beanspruchungen<br />

der Ressourcen (z.B. aus Landwirtschaft,<br />

Biogas-<strong>Anlagen</strong>, Fracking <strong>zur</strong> Erdgaserschließung).<br />

""<br />

Service <strong>und</strong> Preise/Entgelte werden an Bedeutung<br />

für den Bürger gewinnen. Die <strong>Wasser</strong>unternehmen<br />

werden sich darauf einstellen, neue Tarifstrukturen sind<br />

zu erwarten.<br />

""<br />

Die Transparenz von Kosten <strong>und</strong> Entgeltkalkulation<br />

gegenüber dem Bürger <strong>und</strong> der Politik wird <strong>und</strong><br />

muss sich verbessern.<br />

""<br />

Die Effektivität der <strong>Wasser</strong>dienstleistungen ist anerkannt;<br />

ihre wirtschaftliche Effizienz wird aber in<br />

Frage gestellt – mehr von politischer <strong>und</strong> behördlicher<br />

Seite als durch den K<strong>und</strong>en. Zuständigkeit, <strong>Verfahren</strong><br />

<strong>und</strong> Maßstäbe der Entgeltkontrollen stehen <strong>zur</strong><br />

rechtlichen/gesetzlichen Klärung an. Die Absage an<br />

eine Regulierung des <strong>Wasser</strong>sektors nach dem Muster<br />

der Energieregulierung oder nach dem Beispiel von<br />

England <strong>und</strong> Wales war allerdings eindeutig; deren Effizienz<br />

wurde entschieden in Zweifel gezogen.<br />

""<br />

Ökologische <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene ökonomische<br />

Anforderungen bestimmen organisatorische <strong>und</strong><br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 847


FachberichtE Tagungsbericht<br />

technologische Entwicklungen bezüglich Nachhaltigkeit<br />

<strong>und</strong> Energieeinsparung.<br />

""<br />

Einbeziehung von privatem Know-how unter Wahrung<br />

der kommunalen Verantwortung: Viele Städte<br />

<strong>und</strong> Gemeinden haben gute Erfahrungen mit öffentlich-privater<br />

Kooperation gemacht; andere aber werden<br />

sich die privaten Anteile wieder <strong>zur</strong>ückholen<br />

(Rekommunalisierung). Maßgebend sind jeweils gute<br />

fachliche Beratung <strong>und</strong> Verträge, die eine win-win-Situation<br />

für beide Partner erwarten lassen.<br />

""<br />

K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enservice werden<br />

zunehmend als wichtige Daueraufgabe der Unternehmen<br />

verstanden.<br />

Es sei hier der Wunsch angefügt, dass sich die Diskussion<br />

<strong>und</strong> Verständigung der Fachleute – Technik, Wirtschaft,<br />

Recht – mit der Politik gr<strong>und</strong>legend verbessern<br />

möge. Vertreter der Politik waren in der Tagung praktisch<br />

nicht vertreten; sie sollten aber bereit sein zuzuhören!<br />

Handelsblatt Jahrestagung <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

Moderation: Dr. Bernd Gagsch, Fichtner Management<br />

Beratung AG, Stuttgart<br />

Vorträge:<br />

Dr. Michael Beckereit, Geschäftsführer der HAMBURG WASSER,<br />

Hamburg: Ohne die K<strong>und</strong>en läuft nichts! – Der K<strong>und</strong>e im<br />

Fokus<br />

Filip Bertzbach, Geschäftsführer der aquabench GmbH Niederlassung<br />

Hamburg: Belegbare Erfolge <strong>und</strong> Erfahrungen von<br />

Benchmarking in der Branche – Über 15 Jahre Benchmarking<br />

mit über 800 Teilnehmern<br />

Michel Cunnac, Vorsitzender der Geschäftsführung Veolia <strong>Wasser</strong><br />

GmbH, Berlin: Gibt es die perfekte Organisationsform für das<br />

zukunftsfähige <strong>Wasser</strong>unternehmen?<br />

Christa Hecht, Geschäftsführerin AöW Allianz der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

e.V., Berlin: <strong>Wasser</strong> ist kein Wirtschaftsgut!<br />

Eric Heymann, Senior Economist Deutsche Bank Research, Frankfurt<br />

am Main: Investitionen im Weltwassermarkt: Große<br />

Chancen – Hohe regulatorische Hürden<br />

Peter Kurth, Geschäftsführender Präsident BDE B<strong>und</strong>esverband der<br />

Deutschen Entsorgungs-, <strong>Wasser</strong>- & Rohstoffwirtschaft e.V.,<br />

Berlin: Private <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen sind effiziente<br />

<strong>Wasser</strong>unternehmen!<br />

Dr. Rolf Müller, PricewaterhouseCoopers AG WPG, Stuttgart:<br />

Ansätze der Netzbewertung im <strong>Wasser</strong>markt als Branche der<br />

Daseinsvorsorge<br />

Andreas M<strong>und</strong>t, Präsident des B<strong>und</strong>eskartellamtes, Bonn: Kartellrechtliche<br />

<strong>Wasser</strong>preiskontrolle – Gr<strong>und</strong>sätzliche Erwägungen<br />

<strong>und</strong> Fallpraxis des B<strong>und</strong>eskartellamtes<br />

Dr. Jutta Niederste-Hollenberg, Fraunhofer-Institut für System- <strong>und</strong><br />

Innovationsforschung ISI, Karlsruhe: <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>infrastrukturen<br />

im Wandel<br />

Daniel Schiebold, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Becker Büttner<br />

Held, Berlin: Wettbewerb um Infrastruktur? – Erfolgsfaktoren<br />

für den Wechsel des Konzessionärs<br />

Jörg Simon, Vorsitzender des Vorstands Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe<br />

AöR, Berlin: Effizient in jeder Hinsicht! – Möglichkeiten der<br />

Energieeffizienz in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Dr. Jochen Stemplewski, Vorsitzender des Vorstands Emschergenossenschaft<br />

<strong>und</strong> Lippeverband, Essen, Präsident der Allianz<br />

der öffentlichen <strong>Wasser</strong>wirtschaft: Benchmarking <strong>und</strong> Transparenz<br />

in der Unternehmenssteuerung – 15 Jahre kontinuierliche<br />

Verbesserung<br />

Gesine Strohmeyer, Geschäftsführerin der EURAWASSER Nord<br />

GmbH, Rostock: <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>unternehmen in<br />

Deutschland: Eine Branche für den aktiven Umweltschutz!<br />

Dr. Benedikt Wolfers, Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, Berlin:<br />

Eine Branche zwischen den Fronten? – Die Herausforderungen<br />

aktiv angehen!<br />

Literatur<br />

[Branchenbild 2011]<br />

[DVGW 1959]<br />

[DVGW, DWA 2008]<br />

ATT, BDEW, DBVW, DVGW, DWA, VKU:<br />

Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

2011. WVGW Bonn 2011 <strong>und</strong> websites<br />

der genannten Verbände.<br />

H<strong>und</strong>ert Jahre Deutscher Verein von Gas<strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>fachmännern 1859-1959. R.<br />

Oldenbourg München 1959.<br />

Merkblatt W 1100 = M 1100: Benchmarking<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>beseitigung, März 2008, Bonn.<br />

DVGW, DWA, Bonn <strong>und</strong> Hennef, März<br />

2008.<br />

[Gelsenwasser 2012] Beate Olmer, Stefan Nies, Jürgen<br />

Büschenfeld: Alles strömt. 125 Jahre GEL-<br />

SENWASSER AG. Herausgegeben von der<br />

GELSENWASSER AG, Gelsenkirchen 2012.<br />

[Merkel 2011]<br />

Wolfgang Merkel: <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft:<br />

Der Ordnungsrahmen steht<br />

auf dem Prüfstand. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>,<br />

Februar 2011, S. 184–192.<br />

[Wolf Merkel et al. 2012] Wolf Merkel, Juliane Bräcker, Marina Neskovic,<br />

Matthias Weiß: Zur strukturellen<br />

Vergleichbarkeit von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

in Deutschland. <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> Februar 2012, S. 186–<br />

194.<br />

[Ziegler 2012]<br />

Christine Ziegler: <strong>Wasser</strong>branche auf dem<br />

richtigen Weg – Tagungsbericht <strong>zur</strong><br />

10. <strong>Wasser</strong>wirtschaftlichen Jahrestagung.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> März 2012, S. 290–<br />

299.<br />

[VKU 2012] VKU-Pressemitteilung 17/12 „Langzeitstudie<br />

<strong>zur</strong> Trinkwasserqualität“. Berlin,<br />

21.02.2012. http://www.vku.de/servicenavigation/presse/pressemitteilungen/<br />

Autor<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel<br />

E-Mail: merkel.w@t-online.de |<br />

Klagenfurter Ring 1a |<br />

D-654187 Wiesbaden<br />

Juli/August 2012<br />

848 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Buchbesprechungen<br />

Buchbesprechungen<br />

Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen, Band III<br />

Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />

Industrieverlag 2011. 1. Auflage. 204 S., Broschur,<br />

mit CD-ROM (Zusatzmaterial), Preis: € 54,90,<br />

ISBN 978-3-835-63263-9, Bestellnummer: 66008422.<br />

In Zeiten hoher Energiekosten <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Neige gehender<br />

konventioneller Rohstoffe ist es reine Verschwendung,<br />

Abwässer ungenutzt in der Kanalisation<br />

versickern zu lassen. Zukunftsweisend sind<br />

Projekte, die dieses hohe Energiepotenzial gewinnbringend<br />

auszuschöpfen vermögen, die dem <strong>Abwasser</strong><br />

Wärme <strong>und</strong> Strom abringen <strong>und</strong> wieder in den<br />

Energiekreislaus einspeisen.<br />

Band III der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen stellt eine<br />

Reihe solcher Projekte vor – von der Biogasgewinnung<br />

über die Trockenlegung von Klärschlamm bis<br />

<strong>zur</strong> Wärmegewinnung aus Abwässern. Ziel aller dieser<br />

verschiedenen Ansätze ist es, Erdöl, Erdgas <strong>und</strong><br />

Kohle durch erneuerbare Energien zu ersetzen <strong>und</strong><br />

so unabhängig von den nicht nachwachsenden<br />

Rohstoffen zu werden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

dafür hat der Gesetzgeber im EEG, dem<br />

„Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien“,<br />

abgesteckt.<br />

Auf der beiliegenden CD-ROM befindet sich<br />

umfangreiches Zusatzmaterial. Der Titel ist außerdem<br />

mit einer DVD erhältlich, auf der der Titel als<br />

komplett recherchierbares eBook (PDF) enthalten<br />

ist.<br />

Bestell-Hotline<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Trinkwasserbehälter Band IV<br />

<strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen<br />

Herausgeber: Christine Ziegler. München: Oldenbourg<br />

Industrieverlag 2012. 1. Auflage. 224 S.,<br />

Broschur, mit DVD (Bonusmaterial), Preis: € 54,90,<br />

ISBN 978-3-835-63266-0, Bestellnummer: 66008425.<br />

Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel des<br />

Menschen. Zentrale Aufgabe der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ist es, eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit<br />

Trinkwasser durch tadellose Handhabung <strong>und</strong> Aufbewahrung<br />

zu gewährleisten. Behälter <strong>zur</strong> Speicherung<br />

von Trinkwasser müssen deshalb in technisch<br />

<strong>und</strong> hygienisch einwandfreiem Zustand sein.<br />

Band IV der <strong>gwf</strong>-Reihe Praxiswissen behandelt<br />

gr<strong>und</strong>legende Fakten zu Planung, Ausführung,<br />

Instandhaltung, Reinigung <strong>und</strong> Sanierung von<br />

Trinkwasserbehältern – lebendig veranschaulicht<br />

durch zahlreiche spannende Beispiele aus der<br />

Praxis. Ausführlich wird zudem die Geschichte<br />

der Trinkwasserspeicherung dargestellt, mit zahlreichen<br />

Bildern der schönsten <strong>Anlagen</strong> von der<br />

Antike bis <strong>zur</strong> Gegenwart.<br />

Auf der beiliegenden DVD befindet sich umfangreiches<br />

Bonusmaterial. Der Titel ist außerdem mit<br />

einer DVD erhältlich, auf der der Titel als komplett<br />

recherchierbares eBook (pdf) enthalten ist.<br />

Bestell-Hotline<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: S.Spies@vulkan-verlag.de<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 849


FachberichtE Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />

Instituts für Technologie (KIT) <strong>und</strong><br />

Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>,<br />

Karlsruhe (TZW) im Jahre 2011<br />

Engler-Bunte-Institut , DVGW-Forschungsstelle, Forschungsstelle für Brandschutztechnik,<br />

technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Tätigkeitsbericht, Forschung <strong>und</strong> Lehre, Ausbildung,<br />

Weiterbildung<br />

Henning Bockhorn, Fritz H. Frimmel, Josef Klinger <strong>und</strong> Thomas Kolb<br />

(Fortsetzung aus <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 153 (2012) Nr. 6, Seite 724–733)<br />

2. Technologiezentrum <strong>Wasser</strong>, Karlsruhe<br />

<br />

Das Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW) ist eine organisatorisch<br />

<strong>und</strong> haushaltsmäßig verselbstständigte,<br />

gemeinnützige Einrichtung des DVGW <strong>und</strong> verfügt über<br />

Standorte in Karlsruhe, Dresden <strong>und</strong> Hamburg. Das TZW<br />

bildet unter dem Dach des DVGW die größte tragende<br />

Säule. Das TZW bearbeitet auf einer wissenschaftlichtechnischen<br />

Basis <strong>und</strong> unter Berücksichtigung neuer<br />

Erkenntnisse praktische Lösungsvorschläge für konkret<br />

anstehende Fragestellungen für <strong>Wasser</strong>werke <strong>und</strong> Kommunen<br />

<strong>und</strong> begleitet aktiv die Umsetzung des DVGW-<br />

Regelwerkes. Dazu richtet das TZW seine angewandte<br />

Forschung auf die Bereiche Analytik <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>beschaffenheit,<br />

Technologie <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit, Korrosion,<br />

Mikrobiologie, Ressourcenschutz, Verteilung sowie<br />

Umweltbiotechnologie aus.<br />

Im Berichtszeitraum wiesen die wissenschaftlichtechnischen<br />

Untersuchungen des TZW verschiedene<br />

Schwerpunkte auf, die im Folgenden im Überblick dargestellt<br />

werden.<br />

In der Abteilung Analytik <strong>und</strong> Stoffbewertung<br />

standen weiterhin die anthropogenen organischen<br />

Spurenstoffe im Mittelpunkt, deren Vorkommen <strong>und</strong><br />

Verhalten in den Gewässern nicht nur aus Sicht der<br />

Trinkwasserversorgung kritisch zu bewerten ist. Dementsprechend<br />

wurden im Auftrag zahlreicher <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

umfangreiche Untersuchungen<br />

<strong>zur</strong> Qualitätskontrolle von Roh- <strong>und</strong> Trinkwässern,<br />

Gr<strong>und</strong>wässern <strong>und</strong> Oberflächenwässern sowie an Vorfeld-Messstellen<br />

<strong>und</strong> in <strong>Wasser</strong>einzugsgebieten durchgeführt,<br />

um mögliche Belastungsquellen zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls präventive Maßnahmen vorzunehmen.<br />

Insbesondere wegen des nach wie vor großen<br />

Dr. Josef Klinger<br />

Medieninteresses sind dabei für die <strong>Wasser</strong>versorger<br />

aktuelle Messdaten, Stoffinformationen <strong>und</strong> Bewertungskriterien<br />

von großer Bedeutung, um eine zielgerichtete<br />

Kommunikation mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verbrauchern<br />

zu erreichen. Neben den analytischen Messdaten wurden<br />

vom TZW begleitende Informationen zu physikalisch-chemischen<br />

Stoffeigenschaften, zu Human- <strong>und</strong><br />

Ökotoxizität sowie zu Vorkommen <strong>und</strong> Verhalten bei<br />

der Trinkwasseraufbereitung <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> hohe Qualität des analytischen<br />

Bereiches des TZW wurden im Jahr 2011 durch zahlreiche<br />

interne <strong>und</strong> externe Audits sowie durch erfolgreiche<br />

Teil nahmen an nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Ringversuchen <strong>und</strong> Vergleichsuntersuchungen bestätigt.<br />

Im Jahr 2011 wurde zudem die vollständige Re-<br />

Akkreditierung des physikalisch-chemischen <strong>und</strong> mikrobiologischen<br />

Labors des TZW durch die DAkkS (Deutsche<br />

Akkreditierungsstelle) erfolgreich abgeschlossen.<br />

In der Abteilung Technologie <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

standen im Berichtszeitraum die Aktivkohleadsorption,<br />

die Membrantechnologie <strong>und</strong> die UV-Desinfektion<br />

im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Die Projekte im Bereich<br />

Aktivkohle fokussierten die Entfernung von Spurenverunreinigungen.<br />

Hierbei lag der Schwerpunkt in der <strong>Verfahren</strong>skombination<br />

von Pulveraktivkohledosierung mit<br />

Mehrschichtfiltration aber auch im Betrieb von halbtechnischen<br />

Aktivkohlerfiltern sowie Kleinfiltern mit<br />

dem Ziel der Bewertung verschiedener Aktivkohleprodukte.<br />

Die Projekte im Bereich Membrantechnologie<br />

konzentrierten sich auf den Einsatz der Niederdruckumkehrosmose<br />

in der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Beispielsweise<br />

wurden für mehrere <strong>Wasser</strong>versorgungs-<br />

Juli/August 2012<br />

850 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

Fachberichte<br />

unternehmen <strong>und</strong> Kommunen Machbarkeitsstudien<br />

teilweise in Kombination mit Pilotversuchen erstellt. Mit<br />

den Pilotversuchen wurde u. a. die Behandlung eines<br />

harten, stark sulfathaltigen <strong>Wasser</strong>s oder der Einsatz<br />

neuartiger, umweltfre<strong>und</strong>licher Anti scalants untersucht.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung von Inbetriebnahmen<br />

von drei <strong>Wasser</strong>werken mit Niederdruckumkehrosmosetechnik<br />

zählte ebenfalls zu den in der Abteilung Technologie<br />

durchgeführten Projekten. Neben den sofort<br />

verfügbaren konkreten Problemlösungen gestatten die<br />

hierbei gewonnenen Erkenntnisse eine äußerst praxisnahe<br />

<strong>und</strong> schnelle Rückkopplung auf die Ausgestaltung<br />

neuer <strong>Anlagen</strong>. Im Bereich UV-Desinfektion wurde<br />

basierend auf den Ergebnissen eines am TZW bearbeiteten<br />

Projekts <strong>zur</strong> Umsetzung des DVGW Arbeitsblattes<br />

W 294 in der Praxis die Notwendigkeit der Überarbeitung<br />

des Regelwerkes aufgezeigt. Ebenso konnten<br />

dadurch weitergehende Festlegungen für den sicheren<br />

Betrieb von UV-Desinfektionsgeräten erarbeitet werden.<br />

Die Arbeitsschwerpunkte der Abteilung Gr<strong>und</strong>wasser<br />

<strong>und</strong> Boden lagen im Berichtszeitraum neben der<br />

Weiterführung von Kooperationen mit <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

in den Themengebieten Biogas<br />

<strong>und</strong> Nitrat. Beispielsweise wurden für <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

Gefährdungen für die Trinkwasserversorgung<br />

in Zusammenhang mit Baumaßnahmen in<br />

<strong>Wasser</strong>schutzgebieten beurteilt. Bei den Maßnahmen<br />

handelte es sich beispielsweise um den Neubau einer<br />

großen Industrieanlage <strong>und</strong> von Gleisanlagen, die Verlegung<br />

von Erdgasleitungen sowie die Erweiterung<br />

einer Tagebaufläche. Als Ergebnis wurden gebietsspezifische<br />

Maßnahmenkataloge erarbeitet, die z. B. Monitoringprogramme<br />

<strong>zur</strong> Überwachung der Gr<strong>und</strong>wasserqualität<br />

beinhalten <strong>und</strong> eine Sicherung der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

gewährleisten sollen. Mit der Thematik Biogas<br />

befasste sich die Abteilung beispielsweise im Rahmen<br />

des DVGW-Vorhabens GW2/01/10 „Potenzialstudie <strong>zur</strong><br />

nachhaltigen Erzeugung <strong>und</strong> Einspeisung gasförmiger,<br />

regenerativer Energieträger in Deutschland (Biogasatlas)“.<br />

Hierbei wurde der Anbau von Energiepflanzen für<br />

die Biogasproduktion unter Berücksichtigung der<br />

Anforderungen des Gewässerschutzes einschließlich<br />

der Gärresteausbringung <strong>und</strong> der Gärrestqualität<br />

(Schadstoffe) thematisiert. Im Themenbereich Nitrat<br />

wurden unter Berücksichtigung regionaler Klimadaten<br />

<strong>und</strong> flächenspezifischer Messergebnisse mit dem TZW-<br />

Modell INVAM Simulationsrechnungen durchgeführt,<br />

deren Ergebnisse Aussagen <strong>zur</strong> Nitratstickstoffdynamik<br />

im Boden <strong>und</strong> zu kulturspezifischen Nitratauswaschungspotentialen<br />

ermöglichen.<br />

Ein Schwerpunkt der Abteilung Mikrobiologie lag<br />

im Berichtszeitraum in der Zusammenarbeit mit <strong>Wasser</strong>versorgern<br />

bei dem Management von Kontaminationen<br />

im Leitungsnetz. Gerade diese Probleme zeigen, dass es<br />

insbesondere bei <strong>Wasser</strong>versorgern, die auf eine<br />

Abschlussdesinfektion mit Restgehalten verzichten,<br />

wichtig ist, Handlungspläne für den Betrieb der Leitungsnetze<br />

aufzustellen. In Handlungsplänen wird festgelegt,<br />

wie <strong>und</strong> wann eine Notfalldesinfektion in Betrieb<br />

zu nehmen ist, um die notwendige Sicherheit für den<br />

Verbraucher zu garantieren. Die Abteilung Mikrobiologie<br />

erarbeitete gemeinsam mit <strong>Wasser</strong>versorgern entsprechende<br />

Handlungspläne, die auch mit den örtlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsämtern abgestimmt wurden. Ein<br />

weiterer Schwerpunkt der Abteilung Mikrobiologie lag<br />

in der Beurteilung der Aufbereitungsnotwendigkeit in<br />

Bezug auf mikrobiologische Kontaminationen im Rohwasser.<br />

Hierbei wurden u. a. auch Bakteriophagen als<br />

Ersatzparameter für humanpathogene Viren mit analysiert.<br />

Auch die Prüfung der Desinfektionsnotwendigkeit<br />

bzw. die Begleitung der Umstellung der Abschlussdesinfektion<br />

wurden von WVU nachgefragt. Verstärkt in<br />

den Fokus der Arbeiten stand die Trinkwasser-Installation.<br />

Hier wurden Kontaminationen durch die (fakultativen)<br />

Krankheitserreger Legionellen <strong>und</strong> Pseudomonas<br />

aeruginosa erfolgreich bekämpft. Auch die Ursachenforschung<br />

bei erhöhten Koloniezahlen stellte einen Aspekt<br />

der Arbeiten in der Trinkwasser-Installation dar.<br />

Die Schwerpunkte der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />

<strong>und</strong> Altlasten lagen in 2011 beim mikrobiologischen<br />

Abbau von halogenierten Schadstoffen, dem<br />

Nachweis <strong>und</strong> Abbauverhalten von heterozyklischen<br />

Kohlenwasserstoffen, der Entwicklung <strong>und</strong> Einsatz von<br />

Nucleinsäure-basierten Methoden, Elimination von<br />

Pharmaka <strong>und</strong> Pathogenen bei der Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung,<br />

dem Einsatz von Fe(0)-Nanopartikeln in der<br />

Altlastensanierung <strong>und</strong> der Kombination Elektrochemie/Mikrobiologie<br />

<strong>zur</strong> Elimination persistenter Schadstoffe.<br />

Chlorierte Schadstoffe stellen die häufigste<br />

Schadstoffgruppe an kontaminierten Altlaststandorten<br />

dar <strong>und</strong> belasten viele industrielle Abwässer. In mehreren<br />

Forschungsprojekten wurde der mikrobiologische<br />

Abbau von Chlorethenen unter anaeroben reduktiven<br />

sowie unter aeroben oxidativen Bedingungen untersucht.<br />

Dabei wurde der metabolische aerobe Abbau<br />

von Trichlorethen erstmals nachgewiesen. Dieser neue<br />

Abbauweg eröffnet neue kostengünstige Optionen in<br />

der Standort-Sanierung. Molekularbiologische Methoden<br />

(z. B. PCR-Nachweis) eröffnen neue analytische<br />

Möglichkeiten <strong>zur</strong> Beurteilung <strong>und</strong> Optimierung mikrobiologischer<br />

Reinigungsverfahren. Im Bereich hygienisch<br />

relevanter Mikroorganismen können beispielsweise<br />

Viren nachgewiesen werden, für die kein Kulturverfahren<br />

<strong>zur</strong> Verfügung steht oder die sehr aufwändig<br />

sind (z. B. Noroviren). In der Abteilung Umweltbiotechnologie<br />

<strong>und</strong> Altlasten wurde die Anzahl der nachweisbaren<br />

Organismen (Viren, Bakterien) <strong>und</strong> funktionaler<br />

Gene für den Schadstoffabbau ausgeweitet. Da die Nucleinsäure-basierte<br />

Analytik auch die Konservierung von<br />

Proben erlaubt, wird die wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit ausländischen Partnern (z. B. CSIRO, Australien)<br />

deutlich erleichtert.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 851


FachberichtE Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

Bild 1. Die Infrastruktur der Prüfhalle des TZW bietet modernste<br />

technische Voraussetzungen für alle Prüfverfahren.<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen zeigten im Be -<br />

richtszeitraum großes Interesse an zustandsorientierten<br />

Spülplänen, die die Abteilung Verteilungsnetze<br />

erstellt. Darauf aufbauend wird unter Einbindung von<br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen <strong>und</strong> IT-Spezialisten<br />

stufenweise ein umfangreiches Netzmanagementkonzept<br />

erstellt. Die Bewertung der Innenkorrosion von<br />

ungeschützten metallischen Leitungen unter dem<br />

Gesichtpunkt Veränderung der <strong>Wasser</strong>qualität im Leitungsnetz<br />

war ein weiterer Schwerpunkt der durchgeführten<br />

Arbeiten. Mit dem von der Abteilung Verteilungsnetze<br />

entwickelten Untersuchungsverfahren<br />

können im Detail die Auswirkungen von Rehabilitationsverfahren,<br />

technischen Maßnahmen oder dem Einsatz<br />

von Inhibitoren beurteilt werden. Für eine schnelle<br />

Identifizierung von Kontaminationsquellen für Koloniezahlen,<br />

coliforme Bakterien <strong>und</strong> Enterokokken wurden<br />

die in den vergangen Jahren entwickelten Prozessmodelle<br />

zu den mikrobiologischen Abläufen im Verteilungsnetz<br />

in mehreren Fällen erfolgreich eingesetzt. In<br />

den meisten Fällen waren die Probleme auf technische<br />

Unzulänglichkeiten oder einen unsachgemäßen Einsatz<br />

von bestimmten Materialien <strong>zur</strong>ückzuführen. Im<br />

Berichtszeitraum wurden in mehreren <strong>Wasser</strong>werken im<br />

Auftrag von <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen Funktionsprüfungen<br />

durchgeführt. Diese wurden im Wesentlichen<br />

durch Güteprobleme im Leitungsnetz veranlasst,<br />

die auf eine verstärkte Ablagerungsbildung durch den<br />

Eintrag aus dem <strong>Wasser</strong>werk verursacht worden sind. Im<br />

Ergebnis der Funktionsprüfungen wurden Vorschläge<br />

für die Optimierung der Aufbereitungstechnologie erarbeitet.<br />

Durch die Abteilung Korrosion wurde im Berichtszeitraum<br />

eine Vielzahl von Aufträgen <strong>zur</strong> Begutachtung<br />

von Trinkwasser-Verteilungsanlagen sowohl in der<br />

öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung als auch im häuslichen<br />

Bereich bearbeitet. Hierbei bewegten sich die Fragestellungen<br />

von der Zustandsbewertung von über mehrere<br />

Jahrzehnte betriebenen AZ-Versorgungsleitungen bis<br />

hin <strong>zur</strong> Ursachenfindung für Korrosionsschäden an<br />

Armaturen <strong>und</strong> Rohren in Trinkwasser-Installationen.<br />

Ebenso wurden Korrosionsschäden aus <strong>Anlagen</strong> von<br />

Produktionsbetrieben untersucht <strong>und</strong> beurteilt. Hinsichtlich<br />

der Forschungsaktivitäten wurden die Untersuchungen<br />

im Rahmen des von der US-Amerikanischen<br />

Water Research Fo<strong>und</strong>ation geförderten Projektes „The<br />

Performance of Non-Leaded Brass Materials“ weiter<br />

geführt. Hierbei ist für fünf unterschiedliche bleifreie<br />

Messingmaterialien (sogenannte „Non-Leaded Brass<br />

Materials mit Pb


Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

Fachberichte<br />

nach DIN EN 15664-1 <strong>zur</strong> Abgabe von Schwermetallen<br />

aus Kupferlegierungen sowie die Untersuchungen nach<br />

prEN 16058 <strong>zur</strong> Abgabe von Nickel aus verchromten<br />

Sanitärarmaturen <strong>und</strong> gelöteten Plattenwärmetauschern<br />

garantierten eine hohe Auslastung (Bild 2).<br />

Nach dem erfolgreichen Durchlaufen eines zweistufigen<br />

Ausschreibungs- <strong>und</strong> Auswahlverfahrens wurde<br />

im Berichtszeitraum das Verb<strong>und</strong>forschungsprojekt PRi­<br />

MaT – Präventives Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung<br />

durch das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung (BMBF) innerhalb des BMBF-Rahmenprogramms<br />

„FONA – Forschung für nachhaltige<br />

Entwicklungen“ <strong>zur</strong> Förderung ausgewählt. In PRiMaT<br />

(www.primat.tv) befassen sich 18 Partner aus <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Industrie, Wissenschaft <strong>und</strong> Verbraucherinitiative<br />

mit der Entwicklung einer ganzheitlichen, prozessorientierten<br />

Risikobetrachtung von Spurenstoffen<br />

<strong>und</strong> Krankheitserregern aus Sicht der Trinkwasserversorgung.<br />

Die in PRiMaT beteiligten <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

stellen mehr als 10 % der gesamten Trinkwasserversorgung<br />

Deutschlands sicher <strong>und</strong> belegen<br />

damit die hohe Praxisrelevanz des Projektes. PRiMaT hat<br />

eine Laufzeit von drei Jahren <strong>und</strong> wird durch das TZW<br />

koordiniert<br />

Länderübergreifende Aktivitäten des TZW konzentrierten<br />

sich auf das relativ neue europäische Forschungsnetzwerk<br />

ACQUEAU (www.acqueau.eu). Hierbei<br />

handelt es sich um den ersten EUREKA-Cluster, der sich<br />

in Umwelttechnologien bzw. wasserbezogenen Technologien<br />

engagiert. Das TZW stellt in ACQUEAU den<br />

Second Vice-Chairman of the Board of Directors <strong>und</strong> ist<br />

im wissenschaftlichen Beirat vertreten. Das TZW ist weiterhin<br />

aktives Mitglied in der GWRC, Global Water<br />

Research Coalition (www.globalwaterresearchcoalition.<br />

net), einer internationalen Vereinigung zum Informationsaustausch<br />

von prioritären Forschungszielrichtungen<br />

im <strong>Wasser</strong>fach.<br />

Der TZW-Newsletter erschien im April <strong>und</strong> Oktober<br />

2011 mit Kurzinformationen zu aktuellen Themen wie<br />

beispielsweise der Sicherheit der Trinkwasserbeschaffenheit<br />

im Verteilungsnetz oder zu Auswirkungen des<br />

Einsatzes von Bioziden in industriellen Kühlwasserkreisläufen.<br />

Der Umfang der TZW-Schriftenreihe wuchs im<br />

Berichtszeitraum um drei Exemplare <strong>und</strong> umfasst nun<br />

50 Bände.<br />

Das TZW richtete im Jahr 2011 verschiedene Veranstaltungen<br />

aus, wobei der Wissenstransfer zu den Versorgungsunternehmen<br />

im Mittelpunkt stand. Beispielsweise<br />

fand das 20. Dresdner Trinkwasserkolloquium am<br />

10.05.11 unter Teilnahme von ca. 120 Mitarbeitern aus<br />

Versorgungsunternehmen <strong>und</strong> Behörden statt. Zum<br />

16. TZW-Kolloquium am 06.12.11 reisten mehr als 140<br />

Fachleute aus dem <strong>Wasser</strong>fach zum TZW nach Karlsruhe.<br />

Erstmalig wurde am 08.11.2011 ein Transferabend<br />

zum Thema <strong>Wasser</strong> in der industriellen Produktion<br />

durchgeführt, um den wissenschaftlichen Austausch<br />

Bild 2. Versuchsanlage <strong>zur</strong> Prüfung der Metallabgabe von Plattenwärmetauschern.<br />

mit Industrieunternehmen zu verbessern, auf dessen<br />

Gr<strong>und</strong>lage neue Forschungsvorhaben entstehen sollen.<br />

An dem Transferabend nahmen zahlreiche Vertreter von<br />

verschiedenen Firmen teil. Zur Thematik Werkstoffliste<br />

fand im Rahmen der neu etablierten TZW-Diskussionsreihe<br />

am 12.05.2011 eine Informationsveranstaltung<br />

mit ca. 140 Teilnehmern am TZW Karlsruhe statt. Am<br />

17.05.2011 trafen sich Forscher <strong>und</strong> Anwender am TZW,<br />

um über Potentiale <strong>und</strong> Grenzen molekularbiologischer<br />

Methoden intensiv zu diskutieren.<br />

Zur Fortbildung bzw. <strong>zur</strong> Förderung des internen<br />

Informationsaustausches im TZW wurden Seminare<br />

organisiert. Dazu berichten <strong>und</strong> diskutieren Mitarbeiter<br />

des TZW zu aktuellen Projekten. Im Jahr 2011 wurden<br />

sechs dieser Seminare durchgeführt.<br />

Mit Stand zum 31.12.2011 befanden sich am TZW<br />

47 Forschungsvorhaben in Bearbeitung, die im Wesentlichen<br />

durch AIF, BMBF <strong>und</strong> DVGW gefördert wurden. Im<br />

gleichen Zeitraum wurden am TZW 105 Publikationen<br />

in Fachzeitschriften sowie Konferenzunterlagen angefertigt.<br />

Davon sind 10 Publikationen beispielhaft nachstehend<br />

aufgeführt. Eine vollständige Liste der Publikationen<br />

sowie Informationen zu ausgewählten Forschungsvorhaben<br />

stehen über die Homepage des TZW<br />

(www.TZW.de) zum Download <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Veröffentlichungen<br />

Brauch, H.-J.: Organische Spurenstoffe in Gewässern – Vorkommen<br />

<strong>und</strong> Bewertung. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 152 (2011) Nr. 12,<br />

S. 1206–1211.<br />

Brauch, H.-J. <strong>und</strong> Sacher, F.: Assessment of micro-pollutants from a<br />

water supplier’s perspective. Water Research and Management<br />

1 (2011) No. 1, p. 17–28.<br />

Eggers, J. <strong>und</strong> Wricke, B.: UV-Geräte <strong>zur</strong> Desinfektion in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

– Anforderungen an den Betrieb <strong>und</strong> die Um -<br />

setzung in der Praxis. energie|wasser-praxis (2011) Nr. 5,<br />

S. 41–47.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 853


FachberichtE Ausbildung – Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

Hinger, G., Brinkmann, M., Bluhm, K., Sagner, A., Takner, H., Eisenträger,<br />

A., Braunbeck, T., Engwall, M., Tiehm, A. and Hollert, H.:<br />

Some heterocyclic aromatic compo<strong>und</strong>s are Ah receptor<br />

agonists in the DR-CALUX assay and the EROD assay with<br />

RTL-W1 cells. Environmental Science and Pollution Research<br />

18 (2011), p. 1297–1304.<br />

Hügler, M., Böckle, K., Eberhagen, I., Thelen, K., Beimfohr, C. and<br />

Hambsch, B.: Development and validation of a FISH-based<br />

method for the detection and quantification of E. coli and<br />

coliform bacteria in water samples. Water Science and Technology<br />

64 (2011) No. 7, p. 1435–1442.<br />

Lipp, P. <strong>und</strong> Hambsch, B.: Virenrückhalt mit Membranen – Stand des<br />

Wissens. Gewässerschutz – <strong>Wasser</strong> – <strong>Abwasser</strong> (GWA) 223<br />

(2011), 16/1–16/15.<br />

Scheurer, M., Godejohann, M., Wick, A., Happel, O., Ternes, T., Brauch,<br />

H.-J., Ruck, W. and Lange, F.T.: Structural elucidation of main<br />

ozonation products of the artificial sweeteners cyclamate<br />

and acesulfame. Environmental Science and Pollution<br />

Research (1 October 2011), pp. 1–12., doi:10.1007/s11356-<br />

011-0618-x, (2011).<br />

Scheurer, M., Storck, F.R., Graf, C., Brauch, H.-J., Ruck, W., Lev, O. and<br />

Lange, F.T.: Correlation of six anthropogenic markers in<br />

wastewater, surface water, bank filtrate, and soil aquifer<br />

treatment. Journal of Environmental Monitoring 13 (2011),<br />

p. 966–973.<br />

Tiehm, A., Schmidt, N., Stieber, M., Sacher, F., Wolf, L. and Hötzl, H.:<br />

Biodegradation of pharmaceutical compo<strong>und</strong>s and their<br />

occurrence in the Jordan valley. Water Resources Management<br />

25 (2011) No. 4, p. 1195–1203.<br />

Zhao, H.-P., Schmidt, K.R., Lohner, S. and Tiehm, A.: Robustness of an<br />

aerobic metabolically vinyl chloride degrading bacterial<br />

enrichment culture. Water Science & Technology 64 (2011)<br />

No. 9, p. 1796–1803.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 22.06.2012<br />

Prof. Dr.-Ing. Henning Bockhorn<br />

Prof. Dr. rer. nat. Fritz H. Frimmel<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb<br />

Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie (KIT) |<br />

Engler-Bunte-Ring 1 |<br />

D-76131 Karlsruhe<br />

Dr. rer. nat. Josef Klinger<br />

TZW: DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> |<br />

Karlsruher Straße 84 |<br />

D-76139 Karlsruhe<br />

Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />

In der Ausgabe 8/2012 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />

Schulze / Haffke<br />

Braun u. a.<br />

untersuchungen zum Fremdwasseranfall im Verbandsgebiet des WAZ „Huy Fallstein“<br />

robuste <strong>und</strong> leistungsfähige Regelungskonzepte für Kläranlagen<br />

Möller u. a. Benchmarking in der <strong>Abwasser</strong>beseitigung – eine Bestandsaufnahme –<br />

Teil 1: Ziele <strong>und</strong> Ergebnisse des Benchmarkings<br />

Gawel<br />

Pogade / Scharfe<br />

Zum Für <strong>und</strong> Wider einer umfassenden <strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe – Teil 2: Fallstudien<br />

aufbau <strong>und</strong> Beratung von <strong>Abwasser</strong>betrieben in Vietnam – Ein Erfahrungsbericht<br />

Juli/August 2012<br />

854 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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Leserservice <strong>gwf</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />

durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die Datum, Unterschrift<br />

XFGWFW2012<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>gwf</strong>, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Wü rzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert <strong>und</strong> verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert <strong>und</strong> beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

✘<br />

Telefax


Praxis<br />

Mission Naturschutz – Schachtbau Memmingen<br />

beteiligt sich an außergewöhnlichem Spezialprojekt<br />

Die aktuelle Rote Liste der bedrohten Arten, die Umweltschützer anlässlich der Rio+20 Konferenz vorlegten,<br />

offenbart deutlich: Um jede dritte Tier- <strong>und</strong> Pflanzenart steht es schlecht. Auch in Deutschland gibt es bedrohte<br />

Spezies. Das Benninger Ried, eine Moorlandschaft im Landkreis Unterallgäu, beherbergt gleich zwei seltene<br />

Arten. Durch den sinkenden Gr<strong>und</strong>wasserspiegel drohte das Ried jedoch auszutrocknen. Um das Moor <strong>und</strong><br />

seine Bewohner zu erhalten, beauftragten die Gemeinde Benningen <strong>und</strong> das Bayerische Umweltministerium<br />

die Schachtbau Memmingen <strong>Anlagen</strong>bau GmbH mit der Installation einer Gr<strong>und</strong>wassersteuerungsanlage.<br />

Wertvoller<br />

Lebensraum:<br />

In der Moorlandschaft<br />

des<br />

Benninger<br />

Rieds findet<br />

man die weltweit<br />

einzigen<br />

Exemplare der<br />

Purpur-Grasnelke<br />

<strong>und</strong> des<br />

Niphargus-<br />

Flohkrebses.<br />

Das Benninger Ried, der bedeutendste<br />

Kalkquellsumpf Bayerns<br />

nahe der Stadt Memmingen, ist<br />

für die gefährdete Purpur-Grasnelke<br />

<strong>und</strong> den Niphargus-Flohkrebs der<br />

weltweit einzige Lebensraum. Die<br />

Riedlandschaft wurde bereits 1939<br />

zum Naturschutzgebiet erklärt <strong>und</strong><br />

ihre Erhaltung für zukünftige Generationen<br />

ist ein wichtiges Anliegen<br />

der Gemeinde <strong>und</strong> des Landes. Mit<br />

einer Gr<strong>und</strong>wassersanierung soll die<br />

Moorlandschaft vor einer kompletten<br />

Austrocknung bewahrt werden.<br />

Schachtbau Memmingen installierte<br />

in einem Spezialprojekt ein Leitungs-<br />

<strong>und</strong> Messsystem, das den<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel stabilisiert.<br />

Technisch ausgeklügelte<br />

Gr<strong>und</strong>wassersteuerung<br />

Ein Verteilerschacht-Bauwerk soll<br />

gewährleisten, dass das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

über ein mehrgliedriges Leitungsnetz<br />

in das Naturschutzgebiet<br />

Technisch durchdacht: Der Verteilerschacht regelt den Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

im Benninger Ried <strong>und</strong> kann auch per SPS-Funktion<br />

ferngesteuert <strong>und</strong> überwacht werden.<br />

geleitet wird. Die von Schachtbau<br />

Memmingen installierte Messtechnik<br />

misst dabei automatisch die<br />

Durchflussmenge <strong>und</strong> prüft <strong>Wasser</strong>stand,<br />

pH-Wert <strong>und</strong> Leitfähigkeit.<br />

„Zwei Alarmpegel zeichnen die<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstände auf <strong>und</strong> übertragen<br />

die Daten regelmäßig an<br />

die Schaltzentrale“, erklärt Ottmar<br />

Scholz, Geschäftsführer von<br />

Schachtbau Memmingen. „Kommt<br />

über die Drainageleitungen zu viel<br />

<strong>Wasser</strong> in den Verteilerschacht, wird<br />

telefonisch Alarm geschlagen. Die<br />

weitere Einleitung des Gr<strong>und</strong>wassers<br />

wird gestoppt <strong>und</strong> überschüssiges<br />

<strong>Wasser</strong> durch eine Überleitung<br />

(DN 600) in den Riedbach befördert“,<br />

so Scholz. Sinkt der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

hingegen auf unter<br />

602,15 mNN, wird das ankommende<br />

<strong>Wasser</strong> wieder aufgenommen <strong>und</strong><br />

in das Ried geleitet.<br />

Juli/August 2012<br />

856 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Praxis<br />

Über Mennicke Rohrbau<br />

Mit ihrer über 135-jährigen Geschichte ist die<br />

Mennicke Rohrbau GmbH ein erfahrener Anbieter<br />

für den Rohrleitungsbau auf dem deutschen<br />

Markt. Das Unternehmen entwickelt wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche Lösungen für die Ver<strong>und</strong><br />

Entsorgung <strong>und</strong> die Industrie. Mennicke ist<br />

Teil der Nürnberger Baugruppe, die aktuell mit<br />

r<strong>und</strong> 1000 Mitarbeitern 100 Millionen € Umsatz<br />

erwirtschaftet.<br />

Zur einwandfreien Umsetzung dieser Abläufe installierte<br />

Schachtbau Memmingen eine Schalt- <strong>und</strong> Steuerungsanlage<br />

mit SPS-Funktion <strong>zur</strong> Fernüberwachung<br />

<strong>und</strong> -bedienung der Anlage. Neben der Montage der<br />

Rohrleitungen <strong>und</strong> Armaturen war der <strong>Anlagen</strong>bauer<br />

außerdem für den Einbau von Geländern, Abdeck- <strong>und</strong><br />

Haltekonstruktionen verantwortlich.<br />

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Einweihung durch Umweltminister Söder<br />

Nach nur wenigen Monaten Bauzeit wurde der Verteilerschacht<br />

an die Gemeinde Benningen übergeben.<br />

Umweltminister Markus Söder weihte das Bauwerk feierlich<br />

ein. Durch die Regulierung des Gr<strong>und</strong>wassers<br />

spart die Gemeinde nicht nur Kosten ein, das Leitungsnetz<br />

erhält den nächsten Generationen auch eine einzigartige<br />

Naturlandschaft <strong>und</strong> der Riednelke <strong>und</strong> dem<br />

Flohkrebs ihren Lebensraum.<br />

Kontakt:<br />

MENNICKE ROHRBAU GMBH,<br />

Marion Melzer,<br />

Rollnerstraße 180,<br />

D-90425 Nürnberg,<br />

Tel. (0911) 3607-284,<br />

Fax (0911) 36 07-406,<br />

E-Mail: mmelzer@mennicke.de,<br />

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Praxis<br />

Technische Kleinode wieder zum Laufen gebracht<br />

RAC Service GmbH saniert Regelarmaturen der Talsperre Pirk<br />

Demontage der Ringkolbenventile: Ausbau des<br />

wasserseitigen Gehäuses.<br />

Die Talsperre Pirk ist mit zwei parallel angeordneten<br />

Gr<strong>und</strong>ablass leitungen ausgestattet. Diese werden durch<br />

hydraulische Ringkolbenventile geregelt. Alle Abbildungen: RAC<br />

In der Liste der vielen interessanten<br />

<strong>und</strong> mit Erfolg abgewickelten<br />

Aufträge stellt es eine besondere<br />

Referenz dar: Im Jahr 2008 hat die<br />

RAC Service GmbH, eine 100 %-ige<br />

Tochter der RAC-Rohrleitungsbau<br />

Altchemnitz GmbH, im Auftrag der<br />

Landestalsperrenverwaltung Sachsen<br />

die Regelarmaturen am Gr<strong>und</strong>auslass<br />

der Talsperre Pirk repariert.<br />

Besonders erwähnenswert ist der<br />

Umstand, dass es sich bei den<br />

Industriearmaturen um zwei hy -<br />

draulisch betriebene Ringkolbenventile<br />

handelt. An diesen eher<br />

selten eingesetzten aber von vielen<br />

Ingenieuren als technisch genial be -<br />

zeichneten Konstruktionen waren<br />

bei einer routinemäßig durchgeführten<br />

Funktionsprüfung Unregelmäßigkeiten<br />

im Bewegungsablauf<br />

festgestellt worden, die eine sofortige<br />

Gr<strong>und</strong>überholung nötig machten.<br />

Nach umfangreichen Instandsetzungs-<br />

<strong>und</strong> Reparaturarbeiten in<br />

den Werkstätten der RAC in Chemnitz<br />

konnten die beiden Schwergewichte<br />

wieder an ihrem ursprünglichen<br />

Standort im Schieberhaus<br />

unterhalb der Talsperrenmauer eingebaut<br />

werden. Seitdem erfüllen<br />

die beiden Armaturen wieder reibungslos<br />

ihren Dienst: Bis zu 20 m 3<br />

<strong>Wasser</strong> pro Sek<strong>und</strong>e können geregelt<br />

vom <strong>Wasser</strong>- zum Tosbecken<br />

der Talsperre geleitet werden. Der<br />

Auftrag, der <strong>zur</strong> vollsten Zufriedenheit<br />

des Auftraggebers abgewickelt<br />

werden konnte, ist ein gutes Beispiel<br />

für das technische Know-how<br />

<strong>und</strong> die Leistungsfähigkeit der vorwiegend<br />

mittelständisch geprägten<br />

Unternehmen, die zu den Mitgliedern<br />

des Rohrleitungsbauverbandes<br />

(rbv) gehören.<br />

Die Talsperre Pirk, die über eine<br />

überstaute Vorsperre <strong>und</strong> drei Vorbecken<br />

verfügt, liegt im Vogtland in<br />

der Nähe des Ortes Taltiz bei Oelsnitz<br />

<strong>und</strong> staut das <strong>Wasser</strong> der Weißen<br />

Elster. Seit der Einweihung im<br />

Jahr 1939 erfüllte die Talsperre verschiedene<br />

Aufgaben. Unter anderem<br />

lieferte der Stausee Brauchwasser<br />

für Industrie <strong>und</strong> Gewerbe.<br />

Außerdem dient das Bauwerk dem<br />

Hochwasserschutz <strong>und</strong> in niederschlagsarmen<br />

Zeiten wird das<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>zur</strong> Aufhöhung der Weißen<br />

Elster genutzt. Die Staumauer<br />

besteht aus einem Zement-Thurament-Gemisch,<br />

das als Stampfbeton<br />

verarbeitet wurde. An der Luftseite<br />

ist die Staumauer mit Steinen<br />

aus vogtländischem Diabas verblendet.<br />

Die leicht gebogene Ge -<br />

wichtsstaumauer mit einem Radius<br />

von 1000 m ist 250 m lang <strong>und</strong> am<br />

Fuß bis zu 15 m breit. Ihre Höhe<br />

über der Gründungssohle beträgt<br />

23,20 m. Längs der Staumauer verläuft<br />

ungefähr in Geländehöhe ein<br />

Kontrollgang, in den die vertikalen<br />

Dränageleitungen der Mauerentwässerung<br />

sowie die Sohldränagen<br />

münden.<br />

Durch hydraulische Ringkolbenventile<br />

geregelt<br />

Die Talsperre ist mit zwei parallel<br />

angeordneten Gr<strong>und</strong>ablassleitungen<br />

mit einem Durchmesser von je<br />

2000 mm ausgestattet. Diese werden<br />

durch hydraulische Ringkolbenventile<br />

geregelt. Die bei J.M. Voith in<br />

Heidenheim hergestellten jeweils<br />

Juli/August 2012<br />

858 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Praxis<br />

22 t schweren Armaturen haben<br />

eine Baulänge von 3,80 m <strong>und</strong><br />

einem Außendurchmesser von 3,23<br />

m. Sie bestehen aus einem Stahlgehäuse,<br />

in dessen Innenraum sich ein<br />

freilaufender Kolben, der so<br />

genannte Plungerkörper, bewegt. Er<br />

hat zwei kleine Öffnungen, welche<br />

die äußere Hülle mit dem inneren<br />

Plungerraum verbinden. Die Funktionsweise<br />

der Armatur ist dadurch<br />

gekennzeichnet, dass der Plungerkörper<br />

hauptsächlich durch den<br />

anstehenden <strong>Wasser</strong>druck bewegt<br />

wird. Die Steuerung des <strong>Wasser</strong>drucks<br />

erfolgt über ein Zahnstangengetriebe<br />

mit Ventil. Beim Öffnen<br />

wird die Zahnstange bewegt <strong>und</strong><br />

das Ventil geöffnet. Während das<br />

<strong>Wasser</strong> aus dem Plungerkörper entweicht,<br />

strömt über Öffnungen in<br />

der Kolbenraumhülle <strong>und</strong> zwei weitere<br />

Öffnungen im Plunger körper<br />

<strong>Wasser</strong> in den Plungerraum nach.<br />

Einfach aber genial<br />

Sobald das Ventil vollständig geöffnet<br />

ist, <strong>und</strong> mehr <strong>Wasser</strong> ab- als<br />

zufließt, kommt es zu einem Druckabfall<br />

im Plungerraum. Über die Öffnungen<br />

in der Kolbenraumhülle<br />

beginnt der anstehende <strong>Wasser</strong>druck<br />

im Ringraum nun, auf den<br />

hinteren Teil des Plungerkörpers zu<br />

wirken. Aufgr<strong>und</strong> der Druckentlastung<br />

des Innenraums wird der Plunger<br />

weiter verschoben. Das <strong>Wasser</strong><br />

kann nun frei austreten. Sind Zu<strong>und</strong><br />

Abflussmenge gleich, kommt<br />

es zu einem Druckausgleich <strong>und</strong> der<br />

Plungerkörper pendelt sich in einer<br />

neutralen Position ein. Wird das<br />

Ventil weiter geöffnet, beginnt der<br />

Vorgang von Neuem, bis der Plungerkörper<br />

den hinteren Endzustand<br />

erreicht hat. In dieser Stellung ist<br />

das Ringkolbenventil voll geöffnet.<br />

Beim Schließvorgang, der wiederum<br />

durch die Bewegung der Zahnstange<br />

ausgelöst wird, wiederholen<br />

sich diese Abläufe in der entgegengesetzten<br />

Richtung.<br />

70 Jahre in Betrieb<br />

Nachdem die beiden Ringkolben<br />

fast 70 Jahre lang einwandfrei funktionierten,<br />

kam es im Rahmen von<br />

umfangreichen Sedimenträumungen<br />

in der Vorsperre Dobeneck <strong>und</strong><br />

gleichzeitigen Sanierungsarbeiten<br />

an der Hauptsperre zu ersten Störungen<br />

an den Armaturen. Bei einer<br />

turnusmäßigen Funktionsprobe im<br />

Juni 2008 ließ sich das Ringkolbenventil<br />

im linken Gr<strong>und</strong>ablass ab<br />

einem Öffnungsgrad von 22 % nicht<br />

mehr über die Elektroantriebe<br />

bewegen. Eine weitere Bewegung<br />

war nur noch im Handbetrieb <strong>und</strong><br />

unter großem Kraftaufwand möglich.<br />

Das gleiche Problem trat auch<br />

beim rechten Gr<strong>und</strong>ablass auf; auch<br />

hier war eine Steuerung über Elektroantrieb<br />

nicht mehr möglich. Eine<br />

erste, über das Mannloch durchgeführte<br />

Inneninspektion brachte<br />

keine eindeutige Klarheit über die<br />

Ursache der Schwergängigkeit. In<br />

einem zweiten Versuch ließ sich das<br />

rechte Ringkolbenventil noch bis<br />

47 % Öffnungsgrad bewegen, allerdings<br />

setzte sich der Plungerkörper<br />

mit einem lauten Geräusch fest. Als<br />

Ursache wurde schließlich ein Bruch<br />

des inneren Antriebselementes festgestellt,<br />

was eine Demontage der<br />

Ringkolbenventile unausweichlich<br />

machte.<br />

Nach übereinstimmender Meinung<br />

der Fachleute war die Havarie<br />

vor allem mit den niedrigen Stauhöhen<br />

während der Bauarbeiten an<br />

der Talsperre zu begründen. Die<br />

dadurch erhöhte Einspeisung von<br />

Sedimenten in die Ringkolbenventile<br />

führte zu erhöhten Ablagerungen<br />

im Ringraum <strong>und</strong> im Schiebebereich<br />

des Plungerkörpers. Aus der<br />

Verhärtung der Sedimente resultierte<br />

dann letztendlich die Schwergängigkeit<br />

der Ventile – so die einhellige<br />

Meinung.<br />

Regelrechte mm-Arbeit: Ausbau des luftseitigen<br />

Gehäuses mit Plungerkörper.<br />

In Chemnitz generalüberholt<br />

Im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung<br />

Sachsen bauten die<br />

Techniker der RAC Service GmbH<br />

die technischen Kleinode im August<br />

2008 aus. Über einen Maschinenhauskran<br />

mit 15 t Tragkraft konnte<br />

nach der Demontage des Ausbaustücks<br />

DN 2000 erst das wasserseitige<br />

Gehäuse, danach das luftseitige<br />

Gehäuse mit dem Plungerkörper<br />

aus dem Schieberhauskeller gehoben<br />

werden. Ein Provisorium mit<br />

Absperrklappe in der Nennweite DN<br />

1200 übernahm in der Folgezeit die<br />

Regelung des Gr<strong>und</strong>ablasses. Nach<br />

der Verladung <strong>und</strong> dem Transport<br />

auf das RAC-Werksgelände nach<br />

Chemnitz wurde der Plungerkörper<br />

<br />

Nach der Demontage wurden die Teile der<br />

Ring kolbenventile <strong>zur</strong> Reparatur <strong>und</strong> Überholung<br />

nach Chemnitz transportiert.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 859


Praxis<br />

demontiert, alle noch nutzbaren<br />

Bauteile gr<strong>und</strong>überholt <strong>und</strong> defekte<br />

Teile ausgetauscht. „Unter anderem<br />

mussten Zahnstange <strong>und</strong> Ritzel<br />

sowie der gebrochene Lagerblock<br />

Bei RAC wurde der Plungerkörper demontiert, alle<br />

noch nutzbaren Bauteile gr<strong>und</strong>überholt <strong>und</strong> defekte<br />

Teile ausgetauscht.<br />

Ein technisches Meisterwerk: Die jeweils 22 t<br />

schweren Ringkolbenventile haben eine Baulänge von<br />

3,80 m <strong>und</strong> einen Außendurchmesser von 3,23 m.<br />

Sie bestehen aus einem Stahlgehäuse, in dessen<br />

Innenraum sich ein freilaufender Kolben, der so<br />

genannte Plungerkörper, bewegt.<br />

erneuert werden“, erklärt Dipl.-Ing.<br />

Michael Rottmann, Geschäftsführer<br />

der RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz<br />

GmbH. Anschließend wurden<br />

alle Bauteile der Ringkolbenventile<br />

für die nächsten Jahrzehnte fit<br />

gemacht. „Dazu zählte eine Reinigung<br />

der Innenflächen <strong>und</strong> die Versiegelung<br />

der Gleitflächen“, so Rottmann<br />

weiter. „Außerdem wurden<br />

alle übrigen Innenflächen mit<br />

einem Korrosionsschutz versehen.“<br />

Der Wiedereinbau der sanierten<br />

Ringkolbenventile im Jahr 2009<br />

begann mit dem Rückbau des Provisoriums.<br />

Ihr Einbau in das Schieberhaus<br />

gestaltete sich als regelrechter<br />

Kraftakt, der aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

Eigengewichts der Bauteile ein<br />

Höchstmaß an Präzision erforderlich<br />

machte. „Trotz der enormen<br />

Gewichte der einzelnen Bauteile<br />

<strong>und</strong> der teilweise gewaltigen<br />

Schraubenverbindungen war das<br />

eine regelrechte Präzisionsarbeit,<br />

bei der es auf jeden mm ankam“,<br />

erinnert sich RAC-Geschäftsführer<br />

Rottmann. Nach dem in einem letzten<br />

Arbeitsschritt der so genannte<br />

Ausbauring verschraubt worden<br />

war, konnte ein Funktionstests<br />

durchgeführt werden, der <strong>zur</strong><br />

Zufriedenheit aller Beteiligten verlief.<br />

Angebotspalette stetig<br />

erweitert<br />

In den letzten Jahren hat sich das<br />

Leistungsspektrum der 1995<br />

gegründeten RAC-Rohrleitungsbau<br />

Altchemnitz GmbH deutlich erweitert.<br />

„Reparaturarbeiten am Versorgungsnetz<br />

der Stadt Chemnitz stellten<br />

die wirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

am Anfang sicher“, blickt Michael<br />

Rottmann <strong>zur</strong>ück. Nach dem Eintritt<br />

in den Rohrleitungsbauverband im<br />

Jahr 1998 wurde die Angebotspalette<br />

der RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz<br />

GmbH erheblich erweitert,<br />

sodass erfolgreich Leistungen<br />

in allen Sparten des erdverlegten<br />

Rohrleitungsbaus, des Tiefbaus, des<br />

Straßen- <strong>und</strong> Kanalbaus sowie bei<br />

Maurer- <strong>und</strong> Betonarbeiten angeboten<br />

werden können. Im <strong>Anlagen</strong>bau<br />

konnte die RAC-Rohrleitungsbau<br />

Altchemnitz GmbH besonders<br />

im Bereich von Kraftwerken, trinkwassertechnischen<br />

<strong>Anlagen</strong> sowie<br />

bei der Bergbausanierung Leistungen<br />

anbieten. Eine besondere<br />

Stärke ist dabei die Errichtung von<br />

Leitungssystemen aus Edelstahl;<br />

auch bei der Sanierung von Armaturen<br />

hat sich das Unternehmen in<br />

den letzten Jahren einen guten Ruf<br />

erarbeitet.<br />

2005 wurde die RAC Service<br />

GmbH als Tochtergesellschaft der<br />

RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz<br />

GmbH gegründet. Die Schwerpunkte<br />

liegen in der Instandhaltung<br />

von Kraftwerksanlagen, im Stahlbau<br />

<strong>und</strong> bei der Wartung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />

von Armaturen, Pumpen<br />

sowie Arbeits- <strong>und</strong> Kraftmaschinen.<br />

Ein weiteres Arbeitsgebiet umfasst<br />

die Elektrotechnik. Unter anderem<br />

sind die Unternehmen nach DVGW-<br />

Arbeitsblatt GW 301 <strong>und</strong> AGFW-<br />

Arbeitsblatt FW 601 zertifiziert. Darüber<br />

hinaus werden Qualitätsanforderungen<br />

gemäß DIN EN ISO<br />

3884-3, Druckgeräterichtlinie 97/<br />

23/EG nach AD 2000-Merkblatt HP 0<br />

oder nach DIN 18800-7:2002-09<br />

Klasse E erfüllt. Für Geschäftsführer<br />

Rottmann stellt diese Palette an<br />

Leistungen ein sehr umfangreiches<br />

Angebotsspektrum dar. Zu den herausragenden<br />

Referenzen beider<br />

Unternehmen gehören neben der<br />

kompletten Errichtung der beiden<br />

ersten Kurzzeitkältespeicher in<br />

Deutschland für die Stadtwerke<br />

Chemnitz AG <strong>und</strong> die Boehringer<br />

Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG<br />

auch die Überholung der hydraulischen<br />

Ringkolbenventile, die den<br />

Gr<strong>und</strong>ablass der Talsperre Pirk<br />

regeln.<br />

Kontakt:<br />

RAC Service GmbH,<br />

Erfenschlager Straße 34,<br />

D-09125 Chemnitz<br />

Tel. (0371) 53916-80,<br />

Fax (0371) 53916-89,<br />

E-Mail: info@rac-bau.de,<br />

www.rac-bau.de<br />

Juli/August 2012<br />

860 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

Innovative Werkstoffe in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

EWE-Kera-Anbohrarmatur - Keramische Absperrung für höchste Ansprüche<br />

Die EWE-Kera-Anbohrarmatur er -<br />

füllt alle Anforderungen harter<br />

Einsatzbedingungen in der Trinkwasserversorgung.<br />

Sie nutzt einen<br />

Werkstoff, der im Armaturenbau der<br />

Sanitärtechnik <strong>und</strong> bei Anwendungen<br />

die einen besonderen Verschleißschutz<br />

verlangen schon lan -<br />

ge Zeit eine erfolgreiche Verwendung<br />

findet, im Tiefbau jedoch zum<br />

ersten Mal eingesetzt wird. Bei<br />

diesem Keramikwerkstoff handelt<br />

es sich um eine technische Keramik<br />

aus Al 2 O 3 (Aluminiumoxid), die für<br />

Trinkwasser geeignet ist.<br />

Die Betriebs- <strong>und</strong> Hilfsabsperrung<br />

besteht aus vier Keramikscheiben,<br />

die durch ihre glatten<br />

<strong>und</strong> genauen Oberflächen bereits<br />

bei bloßem Aufeinanderliegen eine<br />

Dichtigkeit aufweisen. Zusätzliche<br />

Abdichtungen zwischen den Scheiben<br />

sind nicht erforderlich <strong>und</strong><br />

können demnach auch nicht verschleißen.<br />

Die keramische Absperreinheit<br />

wird waagerecht zwischen<br />

einem Messing-Ober- <strong>und</strong> Unterteil<br />

fixiert. Als Werkstoff wurde hier<br />

das bleifreie <strong>und</strong> besonders korrosionsbeständige<br />

Silicium-Messing<br />

gewählt.<br />

Zur Betätigung werden die beiden<br />

übereinander liegenden mittleren<br />

Keramikscheiben durch eine<br />

Edelstahl-Spindel per 90°-Drehung<br />

bedient <strong>und</strong> dabei sicher in<br />

Edelstahlrahmen geführt. Die<br />

Dichtigkeit des vom Medium<br />

durchströmten <strong>und</strong> Druck tragenden<br />

Bereichs wird von den glatten<br />

Oberflächen der Keramikscheiben<br />

sichergestellt, so dass auch hier<br />

keine Toträume zu finden sind. Der<br />

Durchlass ist ein strömungsgünstiger,<br />

glatter Durchgang, der für die<br />

Verwendung der EWE-Hülsentechnik<br />

ausgelegt ist.<br />

Der komplette Antrieb befindet<br />

sich außerhalb des durchströmenden<br />

Mediums. Da somit nur ein<br />

geringer Teil der Armatur in Kontakt<br />

mit dem Medium steht, ist eine<br />

Bedienung auch nach Jahrzehnten<br />

der Nichtbetätigung sicher möglich.<br />

Umhüllt wird die Einheit aus<br />

Keramikscheiben, deren Messingab<br />

deckungen, Führungsrahmen <strong>und</strong><br />

Spindel mit einem zweiteiligen<br />

Composite-Gehäuse. Bei diesem<br />

Material handelt es sich um einen<br />

mit Glasfasern verstärkten thermoplastischen<br />

Konstruktionswerkstoff.<br />

Ein großer Vorteil einer solchen<br />

Konstruktion ist die Tatsache, dass<br />

das Kunststoffgehäuse nicht durch<br />

<strong>Wasser</strong>druck belastet wird, sondern<br />

lediglich als Kapsel einen Schutz vor<br />

Verschmutzung von außen <strong>und</strong> Eindringen<br />

von Gr<strong>und</strong>wasser darstellt.<br />

Ein zusätzlicher Korrosionsschutz<br />

erübrigt sich durch den Einsatz der<br />

ausgewählten Materialien.<br />

Das An bohrsystem der Firma<br />

EWE-Armaturen bietet vielfältige<br />

Anschluss- <strong>und</strong> Verbindungsmöglichkeiten<br />

zu den verschiedenen<br />

Rohr-Materialien <strong>und</strong> Ausführungen.<br />

Durch das flexible Baukastensystem<br />

wird eine breite Modellpalette<br />

erreicht, in der auch die Kera-<br />

Anbohrarmatur ihren berechtigten<br />

Platz hat.<br />

Die Kera-Anbohrarmatur ist seit<br />

Juli 2012 lieferbar.<br />

Kontakt:<br />

WILHELM EWE GmbH & Co. KG,<br />

Volkmaroder Straße 19,<br />

D-38104 Braunschweig,<br />

Tel. (0531) 37005-0,<br />

Fax (0531) 37005-55,<br />

www.ewe-armaturen.de<br />

Keramikscheiben im geschlossenen Zustand.<br />

Keramikscheiben im geöffneten Zustand.<br />

Kera-Anbohrarmatur.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 861


Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

Save the Fish!<br />

Save the Fish ! hieß das Motto von<br />

Passavant-Geiger auf der diesjährige<br />

IFAT ENTSORGA.<br />

Aber nicht nur Fischen in Gewässern<br />

kommen die vielfältigen Produkte<br />

als Nahtstelle zwischen Natur<br />

<strong>und</strong> Technik zugute. Den Besucher<br />

erwarteten innovative Produktlösungen<br />

zu den Themengebieten<br />

Entnehmen, Aufbereiten, Sammeln<br />

<strong>und</strong> Behandeln von <strong>Wasser</strong>,<br />

Ab wasser <strong>und</strong> Schlamm.<br />

Damit Pumpen<br />

funktionieren <strong>und</strong> Fische<br />

sich nicht verirren<br />

Die <strong>Wasser</strong>entnahme aus Gewässern<br />

für Trinkwasserzwecke, für<br />

Kühlwasserkreisläufe oder Nutzung<br />

als Prozesswasser in industriellen<br />

<strong>Anlagen</strong> ist eine Nahtstelle zwischen<br />

Natur <strong>und</strong> Technik. Sedimente<br />

<strong>und</strong> Treibgut aller Art müssen<br />

durch Rechen- <strong>und</strong> Siebanlagen<br />

entfernt werden, um nachgeschaltete<br />

Pumpen <strong>und</strong> andere Aggregate<br />

nicht zu beschädigen. Zudem sind<br />

Gewässer ein unersetzbarer Lebensraum<br />

für Fische, deren Bestand<br />

nicht durch Entnahmeanlagen<br />

gefährdet werden darf.<br />

Passavant-Geiger bietet:<br />

""<br />

leistungsfähige <strong>und</strong> funktionssichere<br />

Lösungen im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>entnahme,<br />

""<br />

Fischschutzsysteme an Rechen<strong>und</strong><br />

Siebanlagen.<br />

Damit Gewässer sauber<br />

sind <strong>und</strong> Fische sich nicht<br />

vergiften<br />

Abwässer müssen vor der Einleitung<br />

in Gewässer gereinigt werden,<br />

um im natürlichen <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

keine Schäden zu verursachen. Das<br />

ökologische Gewässer-Gleichgewicht<br />

ist auch eine entscheidende<br />

Voraussetzung für den Erhalt von<br />

Fischbeständen. Darüber hinaus<br />

schließen Vakuumsysteme zum<br />

Sammeln <strong>und</strong> Transportieren von<br />

Abwässern Verunreinigungen von<br />

Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Böden sicher aus<br />

<strong>und</strong> sparen auch Spülwasser.<br />

Passavant-Geiger bietet:<br />

""<br />

Lösungen, Komponenten <strong>und</strong><br />

Systeme mit Maschinen aus<br />

eigener Fertigung <strong>zur</strong> <strong>Wasser</strong>-,<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Schlammbehandlung,<br />

""<br />

ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch<br />

wegweisende Vakuumsanitärtechniken<br />

<strong>und</strong> Vakuumkanalisationen.<br />

Kontakt:<br />

Passavant-Geiger GmbH,<br />

Passavant-Geiger-Straße 1,<br />

D-65326 Aarbergen,<br />

Tel. (0 61 20) 28-0,<br />

Fax (0 61 20) 28-2119,<br />

E-Mail: info@passavant-geiger.de,<br />

www.passavant-geiger.de<br />

Yamada.<br />

© BIBUS GmbH<br />

Dosieren einfach gemacht<br />

Mit der neuen NDP- DM & RM<br />

Serie ist das Dosieren <strong>und</strong> das<br />

Steuern mittels 24VDC-Signal kein<br />

Problem mehr. Alle Pumpengrößen<br />

von ¼“ bis 3“ können mittels<br />

24VDC-Pneumatikventil gesteuert<br />

werden. Die Pumpen eignen sich<br />

für allgemeine Pump- <strong>und</strong> Dossieraufgaben.<br />

Basierend auf der YAMDADA<br />

NDP-Serie sind DM & RM Serie in<br />

den unterschiedlichsten Materialpaarungen<br />

erhältlich. Die NDP- DM<br />

& RM Serie ist je nach Ausführung in<br />

ATEX erhältlich.<br />

Weiteres Zubehör wie Pulsationsdämpfer,<br />

Wartungseinheiten<br />

<strong>und</strong> Drosseln r<strong>und</strong>en das Programm<br />

ab. Fordern <strong>und</strong> fördern mit<br />

YAMADA.<br />

Technische Daten<br />

Yamada NDP-DM & RM Serie<br />

""<br />

Anschlussgröße: ¼“, 3/8“, ½“, ¾“,<br />

1“, 1-1/2“, 2“, 3“<br />

""<br />

Druckbereich: bis 7,0 bar<br />

""<br />

Max. Volumen: 814 L/min<br />

""<br />

Feststoffgröße im Medium:<br />

bis 50,0 mm Drm.<br />

""<br />

Material Ansaug-Auslassseite:<br />

PPG, PVDF, PTFE, Al, FC, SUS<br />

""<br />

Membranen <strong>und</strong> Ventile: sieben<br />

verschiedene Elastomere<br />

""<br />

ATEX Zulassung möglich<br />

Kontakt:<br />

BIBUS GmbH, Ronny Müller,<br />

Lise-Meitner-Ring 13, D-89231 Neu-Ulm,<br />

Tel. (0731) 20769-626, Fax (0731) 20769-620,<br />

E-Mail: rom@bibus.de, www.bibus.de<br />

Juli/August 2012<br />

862 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

SediPipe XL-Plus: Vorsorge für den Havariefall<br />

Regenwasserreinigung von FRÄNKISCHE mit integrierter Ölabscheidung<br />

SediPipe XL-Plus, die Sedimentationsanlage der Fränkischen Rohrwerke mit zwei Strömungstrennern, revolutioniert<br />

die Regenwasserreinigung: Sie entfernt nicht nur Schmutzpartikel zuverlässig aus dem abgeleiteten<br />

<strong>Wasser</strong>, sondern scheidet auch bei hohen Durchflüssen in Havariefällen Leichtflüssigkeiten wie Öl sicher ab.<br />

Dabei erreicht SediPipe XL-Plus den Wirkungsgrad eines Koaleszenzabscheiders <strong>und</strong> bietet damit auch optimalen<br />

Gewässerschutz gegen auslaufende Leichtstoffe bei Unfällen im Regenwetter. Mit SediPipe XL-Plus hat<br />

FRÄNKISCHE, Marktführer im Bereich Regenwasserbewirtschaftung, den nächsten Innovationsschritt <strong>zur</strong><br />

effizienten <strong>und</strong> sicheren Regenwasserbehandlung realisiert: Mit der integrierten Abscheidung von Leichtflüssigkeiten<br />

bei Regen setzt FRÄNKISCHE auch für große Einzugsflächen gegenüber klassischen Regenklärbecken<br />

noch ein wichtiges PLUS oben auf!<br />

Damit über das Regenwasser<br />

keine Schadstoffe in Gewässer<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser gelangen, muss<br />

der Niederschlag in vielen Fällen<br />

gereinigt werden, bevor er abgeleitet<br />

wird oder versickern kann. Eine<br />

weitaus effektivere Möglichkeit als<br />

platzintensive Regenklärbecken<br />

bietet FRÄNKISCHE mit dem<br />

SediPipe-Programm. Die unter Verkehrsflächen<br />

eingebaute Anlage<br />

SediPipe XL-Plus verfügt dabei über<br />

zwei Strömungstrenner, die sowohl<br />

Schmutzpartikel als auch Leichtflüssigkeiten<br />

aus dem durchfließenden<br />

Regenwasser entfernen. Auch beim<br />

Anschluss größerer Flächen von<br />

mehreren Hektar überzeugt das<br />

Baukasten-System SediPipe mit seiner<br />

hohen Reinigungsleistung. Die<br />

Geometrie macht dabei den Unterschied:<br />

Objektspezifische Planung<br />

<strong>und</strong> flexible Gestaltungsmöglichkeiten<br />

erlauben, Reinigungsleistung<br />

<strong>und</strong> Rohrdurchmesser an die jeweilige<br />

Situation anzupassen.<br />

SediPipe XL-Plus: Havarievorsorge<br />

auch bei starkem<br />

Regen<br />

Unfälle <strong>und</strong> Havarien, bei denen<br />

Leichtflüssigkeiten wie Öl oder Diesel<br />

austreten oder sich mit dem<br />

Löschwasser vermischen, können<br />

auf Verkehrsflächen nie vollständig<br />

ausgeschlossen werden. SediPipe<br />

XL-Plus sorgt für den Havariefall vor:<br />

Ein Strömungstrenner im oberen<br />

Rohrquerschnitt sorgt auch bei<br />

hohen Durchflüssen für eine zuverlässige<br />

Abscheidung der mitgerissenen<br />

Leichtstoffe. „SediPipe XL-Plus<br />

gewährleistet damit für unsere<br />

Gewässer höchstmögliche Havarievorsorge,<br />

auch bei starkem Regen<br />

oder bei zufließendem Löschwasser.<br />

Über den oberen Strömungstrenner<br />

erreichen diese <strong>Anlagen</strong> sogar die<br />

Leistungsfähigkeit eines Koaleszenzabscheiders“,<br />

sagt Michael<br />

Schütz, Leiter Produktmanagement<br />

bei FRÄNKISCHE Drainage.<br />

Leistungsfähig wie ein<br />

Koaleszenzabscheider<br />

Fließt nach einem Unfall bei Regen<br />

ein <strong>Wasser</strong>-Öl-Gemisch in die<br />

SediPipe XL-Plus-Anlage, zerteilt<br />

das Fließwasser das mitgerissene Öl<br />

in viele kleine Tropfen. Die feinen<br />

Tröpfchen steigen in der Anlage<br />

sehr langsam auf <strong>und</strong> werden im<br />

strömungsberuhigten oberen Rohrabschnitt<br />

sicher aufgefangen. Der<br />

Strömungstrenner wirkt dabei ähnlich<br />

einem Koaleszenzeinsatz: Seine<br />

Gitterstruktur fängt kleinste Öltropfen<br />

auf <strong>und</strong> verbindet sie zu größeren<br />

Tropfen, die leichter abscheidbar<br />

sind <strong>und</strong> zum Rohrscheitel aufsteigen.<br />

Im Zielschacht sammeln<br />

sich die Tropfen zu einer stabilen<br />

Ölschicht vor dem Tauchrohr, die<br />

auch bei nachfolgendem Starkregen<br />

nicht wieder ausgetragen<br />

werden kann. Den Rückhalt von<br />

Leichtflüssigkeiten durch SediPipe<br />

XLPlus-<strong>Anlagen</strong> hat die TÜV Rheinland<br />

LGA Products GmbH geprüft.<br />

Die Ablaufwerte entsprechen<br />

denen eines Ölabscheiders Klasse I<br />

nach DIN EN 858-1 (Restölgehalt<br />

≤ 5,0 mg/L, was einem Ölrückhalt<br />

von mindestens 99,9 % entspricht).<br />

Depotsicherung auch bei<br />

Starkregen<br />

Der untere Strömungstrenner in<br />

SediPipe XL-Plus fängt dagegen die<br />

feinen Partikel auf, die wegen ihrer<br />

großen Oberflächen die größte<br />

Menge an Schadstoffen <strong>und</strong><br />

Schwermetallen binden. Der langgestreckte<br />

<strong>und</strong> rohrförmige Sedimentationsraum<br />

ist dabei ein klarer<br />

Vorteil: Die Strömungsgleichrichtung<br />

verkürzt den Sinkweg der Partikel<br />

<strong>und</strong> vermeidet Wirbelbildung<br />

<strong>und</strong> Kurzschlussströmungen. Zu -<br />

sätzlich schützt der Strömungstrenner<br />

vor Remobilisierung der Partikel,<br />

sodass auch ein starker Regen<br />

das Sediment nicht mehr aus dem<br />

strömungsberuhigten Raum im<br />

<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 863


Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

unteren Rohrquerschnitt austragen<br />

kann. <strong>Anlagen</strong> mit SediPipe XL-Plus<br />

benötigen bei höherer Leistung ein<br />

wesentlich geringeres Bauvolumen<br />

als konventionelle Regenklärbecken.<br />

Die Reinigungsleistung von<br />

SediPipe XL-Plus hat das Institut für<br />

<strong>Wasser</strong>bau <strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />

an der HTWK Leipzig wissenschaftlich<br />

nachgewiesen.<br />

Kosteneinsparung durch<br />

Koaleszenz-Abscheidewirkung<br />

Die Bauvorgaben für Regenwasserreinigungs-<strong>Anlagen</strong><br />

sind meist sehr<br />

klar: Die Anlage sollte platzsparend,<br />

unterirdisch, leicht <strong>und</strong> schnell zu<br />

installieren sein. Bei eventuell<br />

hohen Gr<strong>und</strong>wasserständen ist<br />

zudem eine geringe Einbautiefe<br />

gefordert. Dazu müssen die wasserrechtlichen<br />

Anforderungen erfüllt<br />

werden, <strong>und</strong> nicht zuletzt soll die<br />

Lösung kostengünstig sein. „Diesen<br />

Anforderungen entsprechen Sedi-<br />

Pipe-<strong>Anlagen</strong> in allen Punkten. Wir<br />

konnten bei einigen Projekten<br />

bereits bis zu 30 % Kosten gegenüber<br />

herkömmlichen Regenklärbecken<br />

einsparen“, erklärt Michael<br />

Schütz. Das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

hat mehrere Ursachen.<br />

Weil die <strong>Anlagen</strong> bereits vorgefertigt<br />

<strong>zur</strong> Baustelle geliefert<br />

werden, dauert der Einbau ver -<br />

gleichsweise kurz <strong>und</strong> kann gezielt<br />

bei optimaler Witterung erfolgen.<br />

Das Prinzip der langgezogenen<br />

Sedimentationsstrecke mit Strömungstrenner<br />

verhindert tiefe,<br />

dauergestaute Sedimentationsbecken<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene, gewaltige<br />

Erdarbeiten. Durch geringe Ge -<br />

wichte <strong>und</strong> Abmessungen der<br />

steckfertigen <strong>Anlagen</strong>module wird<br />

zudem der Aufwand für Transport<br />

<strong>und</strong> Baustellen-Handling minimiert.<br />

Wirtschaftlich noch interessanter<br />

wird SediPipe XL-Plus nun durch die<br />

zusätzliche Funktionalität analog<br />

eines Koaleszenzabscheiders: Bei<br />

vergleichbarer Leistung sind die<br />

Kosten wesentlich geringer als bei<br />

Anordnung eines nachgeschalteten,<br />

separaten Ölabscheiders.<br />

Einfache Wartung durch<br />

Begehbarkeit<br />

Die Typenreihe SediPipe XL besteht<br />

aus vier <strong>Anlagen</strong>größen (600/6,<br />

600/12, 600/18 <strong>und</strong> 600/24). Die<br />

<strong>Anlagen</strong> lassen sich problemlos zu<br />

Großanlagen kombinieren – ein<br />

24-Meter-Rohr reinigt das Regenwasser<br />

einer Fläche bis zu 4 ha –<br />

<strong>und</strong> ersetzen somit klassische<br />

Regenklärbecken. SediPipe wird im<br />

Turnus der üblichen Kanalnetzspülung<br />

gereinigt. Durch die geöffnete<br />

Ventilklappe <strong>und</strong> das Gegengefälle<br />

des Sedimentationsrohres rutscht<br />

der Schlamm zum Tiefpunkt im<br />

Startschacht <strong>und</strong> wird von dort<br />

abgesaugt.<br />

Anschließend wird die Anlage<br />

gespült <strong>und</strong> ist danach sofort wieder<br />

betriebsbereit. Im Bedarfsfall<br />

können die Startschächte <strong>und</strong> die<br />

bis zu 24 m langen Behandlungsstrecken<br />

mit ihrem Durchmesser<br />

von 1000 mm zu Wartungs- <strong>und</strong><br />

Kontrollarbeiten auch begangen<br />

werden.<br />

Anders verhält es sich mit Leichtflüssigkeiten<br />

aus Havariefällen: Öl<br />

<strong>und</strong> Diesel zählen zu den Stoffen,<br />

die das Gr<strong>und</strong>wasser nachhaltig<br />

gefährden <strong>und</strong> deshalb auf keinen<br />

Fall in nachfolgende Gewässer ge -<br />

langen dürfen. Leichtflüssigkeiten<br />

aus Havariefällen können sofort<br />

nach dem Schadensfall sehr leicht<br />

aus der Anlage abgesaugt <strong>und</strong> fachgerecht<br />

entsorgt werden. Nach<br />

einer Hochdruckreinigung steht die<br />

Anlage dann sofort wieder mit voller<br />

Funktionalität <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

SediPipe XL-Plus sorgt für optimalen<br />

Gewässerschutz auch bei<br />

Havariefällen, bei denen Leichtflüssigkeiten<br />

zusammen mit starkem<br />

Regen oder Löschwasser abfließen.<br />

Mit seiner hohen Reinigungsleistung,<br />

großen Speichervolumina<br />

<strong>und</strong> hoher Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

unterstreicht das flexible Reinigungs-System<br />

den Anspruch der<br />

Fränkischen Rohrwerke: „4 Aufgaben<br />

– 1 Lösung: Regenwasser ist<br />

unsere Kompetenz“.<br />

Kontakt:<br />

Fränkische Rohrwerke,<br />

Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />

GB Drainage,<br />

Hellinger Straße 1,<br />

D-97486 Königsberg/Bayern,<br />

Tel. (09525) 88-419,<br />

Fax (09525) 88-412,<br />

E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />

www.fraenkische-drain.de<br />

Belüftungskompressoren mit Top Effizienz<br />

Mit der neuen AP Baureihe stellt<br />

Gardner Denver Thomas wieder<br />

eine Serie neuer Linearmembrankompressoren<br />

vor. Im Gegensatz<br />

zu Motorantrieben wird bei Linearantrieben<br />

ein Anker mit Dauermagnet<br />

zwischen zwei Elektromagneten<br />

(stromdurchflossene Spulen mit<br />

Eisenkern) im Takt der Netzfrequenz<br />

vor- <strong>und</strong> <strong>zur</strong>ückbewegt. Der Anker<br />

selbst ist zwischen den zwei gegenüberliegenden<br />

Membranen der<br />

Pumpenköpfe eingespannt. Diese<br />

Technik reduziert die Verschleißteile<br />

auf ein Minimum <strong>und</strong> garantiert so<br />

sehr hohe Standzeiten. In der Praxis<br />

werden 20 000 Betriebsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

mehr erreicht.<br />

Durch die Verwendung von Neodym<br />

Magnetwerkstoff konnte die<br />

Feldstärke <strong>und</strong> damit der Wirkungsgrad<br />

des Linearantriebes erheblich<br />

gesteigert werden. Gleichzeitig<br />

wurde durch die Erhöhung der Leis-<br />

Juli/August 2012<br />

864 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

tungsdichte die Baugröße wesentlich<br />

verringert.<br />

Die Daten der neuen AP Baureihe<br />

AP-40, AP-60 <strong>und</strong> AP-80 sprechen<br />

für sich. So ist nur noch eine<br />

Leistungsaufnahme zwischen 0,63<br />

<strong>und</strong> 0,53 Watt pro l/min bei einem<br />

Gegendruck von 150 mbar zu verzeichnen.<br />

Die Volumenströme liegen<br />

dabei zwischen 46 <strong>und</strong> 86 l/<br />

min. Der Maximaldruck liegt jetzt<br />

bei 300 mbar.<br />

Alle Schrauben zum Öffnen des<br />

Kompressors sind nun von oben<br />

zugänglich <strong>und</strong> vereinfachen den<br />

Austausch des Pumpenblocks nach<br />

r<strong>und</strong> 20 000 Betriebsst<strong>und</strong>en erheblich.<br />

Ein Membranschutzschalter,<br />

welcher bei zu großer Auslenkung<br />

des Ankers (transportbedingt oder<br />

bei Membranriss) ausgelöst wird, ist<br />

ebenfalls von oben über die<br />

Die neue AP Reihe von<br />

Linearmembrankompressoren.<br />

Abdeckkappe des Filters zugänglich<br />

<strong>und</strong> kann so <strong>zur</strong>ückgestellt werden.<br />

Durch die geringeren Abmaße<br />

<strong>und</strong> das niedrige Gewicht von nur<br />

noch 4,7 kg wird der Einbau beispielsweise<br />

in Schaltschränken er -<br />

leichtert.<br />

Linearkompressoren von Thomas<br />

finden ihren Einsatz in den verschiedensten<br />

Anwendungen.<br />

Hauptsächlich Kleinkläranlagenhersteller<br />

nutzen die Technologie für<br />

die Belüftung von <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />

Klärschlamm. Aufgr<strong>und</strong> des guten<br />

Wirkungsgrades dienen die Kompressoren<br />

auch <strong>zur</strong> Primärluftversorgung<br />

in Brennstoffzellen.<br />

Kontakt:<br />

Gardner Denver Thomas GmbH,<br />

Benzstraße 28,<br />

D-82178 Puchheim,<br />

Tel. (089) 80900-1340,<br />

Fax (089) 80900-1309,<br />

E-Mail: herbert.hansel@gardnerdenver.com,<br />

www.gd-thomas.de<br />

Online-TOC-Messtechnik für schwierigste Wässer<br />

TOC mit bis zu 30 % NaCl<br />

Das<br />

Online-TOC-Messsystem<br />

QuickTOC ultra der LAR be stimmt<br />

zuverlässig organische Be lastungen<br />

in schwierigsten Wässern. Die innovative<br />

Prozessführung er fordert<br />

keine Verdünnung der Probe <strong>und</strong><br />

verzichtet auf Katalysatoren <strong>und</strong> Filtration.<br />

Die Rohabwasserprobe,<br />

inklusive Partikel, wird direkt über<br />

das Einspritzsystem in den Reaktor<br />

injiziert. Mit Hilfe der patentierten<br />

Oxidationsmethode bei 1200 °C<br />

werden alle organischen Substanzen<br />

vollständig oxidiert <strong>und</strong><br />

anschließend der CO 2 -Gehalt detektiert.<br />

Salze werden bei dieser Temperatur<br />

aufgeschmolzen, aus dem<br />

Reaktor geblasen <strong>und</strong> in einer einzigartigen<br />

Konstruktion gesammelt.<br />

Das Messsystem ist mit der speziellen<br />

Hochsalz-Option für einen<br />

Na triumchlorid-Gehalt (NaCl) von<br />

bis zu 30 % ausgelegt. Verstopfungen,<br />

defekte Reaktoren <strong>und</strong> lange<br />

Ausfallzeiten gehören der Vergangenheit<br />

an.<br />

Der QuickTOC ultra überzeugt mit<br />

einer schnellen Ansprechzeit <strong>und</strong><br />

zeichnet sich durch sehr niedrige<br />

Wartungs- <strong>und</strong> Betriebskosten so -<br />

wie einer hohen Verfügbarkeit von<br />

über 98 % aus. Der Betreuungsaufwand<br />

ist auf wenige Minuten in der<br />

Woche beschränkt. Die intuitiv<br />

bedienbare Software wird mittels<br />

Touchscreen gesteuert.<br />

Mit der optionalen Messung von<br />

sechs Strömen eignet sich dieses<br />

maßgeschneiderte Messsystem op -<br />

ti mal für die Überwachung <strong>und</strong><br />

Optimierung von industriellen Prozessen,<br />

sowie für die Verwendung in<br />

industriellen <strong>und</strong> kommunalen Kläranlagen.<br />

Kontakt:<br />

LAR Process Analysers AG,<br />

Neuköllnische Allee 134, D-12057 Berlin,<br />

Tel. (030) 278958-0,<br />

Fax (030) 278958-700,<br />

E-Mail: bmattejiet@lar.com,<br />

www.lar.com<br />

PN-QuickTOCultra-1D2712.<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 865


Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

Die nächste Generation der Sauerstoffmessung<br />

Neue Generation LDO sc –<br />

Sauerstoffsensor.<br />

Die LDO-Sonde hat die O 2 -<br />

Messung revolutioniert <strong>und</strong> die<br />

galvanischen Sensoren in kürzester<br />

Zeit abgelöst. Mit der neuen LDO sc<br />

bringt HACH LANGE jetzt die zweite<br />

Generation auf den Markt. Dank<br />

einzigartiger Technik arbeitet sie<br />

genauer <strong>und</strong> wirtschaftlicher als je<br />

zuvor.<br />

Die neue 3D-Sensor-Kalibration<br />

<strong>und</strong> der optimierte Temperatursensor<br />

machen die Sauerstoffmessung<br />

noch genauer. Dieses Plus an Verlässlichkeit<br />

<strong>und</strong> Präzision hilft <strong>Anlagen</strong>betreibern,<br />

stabile Ablaufwerte<br />

zu erreichen <strong>und</strong> gleichwohl den<br />

Energieverbrauch in der Belebung<br />

deutlich zu reduzieren. Erhebliche<br />

Einsparpotenziale erschließen sich<br />

zusätzlich durch die Steuerungssoftware<br />

W.T.O.S. (Water Treatment<br />

Optimisation Solutions).<br />

Auch die neue LDO sc punktet<br />

mit dem geringen Wartungsaufwand<br />

des optischen Sensoren, denn<br />

der zeitaufwändige Elektrolyt- <strong>und</strong><br />

Membranwechsel entfällt genauso<br />

wie die regelmäßige Kalibrierung.<br />

36 Monate Garantie auf den Sensor<br />

beweisen die Zuverlässigkeit der<br />

neuen LDO sc. Ihre Qualitäten kommen<br />

insbesondere auch unbesetzten<br />

Kläranlagen zu Gute: die Telemetrie-Funktionen<br />

der neuen LDO sc<br />

ermöglichen Ferndiagnose <strong>und</strong><br />

-parametrierung besonders einfach<br />

<strong>und</strong> sicher.<br />

Kontakt:<br />

HACH LANGE GmbH,<br />

Willstätter Straße 11,<br />

D-40549 Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 5288-0, Fax (0211) 5288-143,<br />

E-Mail: info@hach-lange.de,<br />

www.hach-lange.de<br />

Geringer Platzbedarf für die Baustelle<br />

Der egeliner® ist ein neues vorverformtes<br />

Polyethylen-Rohr,<br />

das ein Close-Fit-Lining ermöglicht.<br />

Bei diesem <strong>Verfahren</strong> wird ein altes,<br />

defektes Rohrsystem in geschlossener<br />

Bauweise durch ein neues Rohr-<br />

Durch den verringerten Querschnitt kann der egeliner<br />

® problemlos über Baugruben oder vorhandene<br />

Schächte mit einer Winde in das Altrohr eingezogen<br />

werden.<br />

Das SLM ® RCplus-Rohr mit mit längskraftschlüssiger<br />

Steckmuffe kombiniert die zahlreichen Vorteile<br />

von PE-Rohren mit einer intelligenten Verbindungstechnik.<br />

system erneuert. Die Lebensdauer<br />

entspricht der einer Neuverlegung<br />

in offener Bauweise. Durch den verringerten<br />

Querschnitt des gefalteten<br />

egeliners® kann das neue Rohr<br />

problemlos über Baugruben oder<br />

vorhandene Schächte mit einer<br />

Winde in das Altrohr eingezogen<br />

werden. Das neue Rohr liegt dann –<br />

als statisch eigenständiges Rohr –<br />

close-fit am Altrohr an. Angewendet<br />

werden kann der egeliner für<br />

die grabenlose Sanierung von Trinkwasser-,<br />

Gas- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>leitungen,<br />

für jeden Altrohrmaterialtyp.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs<br />

für die Baustelle kann der Verkehr<br />

weitestgehend ungehindert fließen<br />

<strong>und</strong> durch kurze Sanierungszeiten<br />

entstehen niedrigere Kosten.<br />

Auf Wunsch eines Trinkwasserversorgers,<br />

die konventionelle<br />

Steckverbindung mit den zahlreichen<br />

Vorteilen von PE-Rohren zu<br />

kombinieren, bietet egeplast neuerdings<br />

sein Rohrprogramm auch mit<br />

längskraftschlüssigen Steckmuffen<br />

an. Möglich sind egeplast PE 100-<br />

Rohre, egeplast PE-100 RC-Rohre<br />

sowie das SLM® RCplus-Rohr mit<br />

längskraftschlüssiger Steckmuffe<br />

an. Die Steckverbindung ist eine<br />

bewährte Rohrverbindungstechnik<br />

mit einfacher Montage, die eine<br />

praxistaugliche Alternative zum<br />

Schweißen darstellt. Insbesondere<br />

bei kleinen Teilabschnitten bietet<br />

sie viele Vorteile wie kurze Verlege<strong>und</strong><br />

Verarbeitungszeiten <strong>und</strong> ge -<br />

ringe Vorbereitungszeiten sowie<br />

wetterunabhängige Verarbeitung,<br />

<strong>und</strong> das bei dauerhafter Dichtheit<br />

<strong>und</strong> Druckbeständigkeit. Schweiß<strong>und</strong><br />

Verarbeitungsequipment sowie<br />

längskraftschlüssige Verbindungen<br />

werden nicht benötigt.<br />

Kontakt:<br />

egeplast Werner Strumann GmbH & Co. KG,<br />

Robert-Bosch-Str. 7,<br />

D-48268 Greven,<br />

Tel. (02575) 9710-270,<br />

www.egeplast.de<br />

Juli/August 2012<br />

866 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

Information<br />

Das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes der Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der B<strong>und</strong>esvereinigung der Firmen im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />

(ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- <strong>und</strong> Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortm<strong>und</strong><br />

Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven <strong>Anlagen</strong>- <strong>und</strong> Leitungsbau<br />

GmbH, Erkrath<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />

Clausthal-Zellerfeld<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />

Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-2 07,<br />

e-mail: ziegler@oiv.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />

Fax (0 89) 4 50 51-2 07, e-mail: balzereit@oiv.de<br />

Katja Ewers, e-mail: ewers@oiv.de<br />

Stephanie Fiedler, M.A., e-mail: fiedler@oiv.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der B<strong>und</strong>eswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong><br />

Abfall technik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Universität Hannover<br />

RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske <strong>und</strong> Partner<br />

Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />

Hamburg<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />

Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />

Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />

e-mail: krawczyk@oiv.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 62.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht <strong>und</strong> Steuern im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Inland: € 370,– (€ 340,– + € 30,– Versandspesen)<br />

Ausland: € 375,– (€ 340,– + € 35,– Versandspesen)<br />

Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />

ePaper als PDF € 340,–, Einzelausgabe: € 37,–<br />

Heft <strong>und</strong> ePaper € 472,–<br />

(Versand Deutschland: € 37,–, Versand Ausland: € 37,–)<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Postfach 91 61<br />

D-97091 Würzburg<br />

Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />

e-mail: leserservice@oiv.de<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

Juli/August 2012<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 867


INFormation Termine<br />

""<br />

30. Bochumer Workshop Siedlungswasserwirtschaft – Kanalsanierung vom Hausanschluss<br />

bis zum <strong>Abwasser</strong>kanal Emscher<br />

06.–09.2012, Bochum<br />

Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong> Umwelttechnik, Prof. Dr.-Ing. M. Wichern, Ruhr-Universität Bochum, Gebäude IA<br />

01/147, 44780 Bochum, Tel. (0234) 32-23049, Fax (0234) 32-14503, E-Mail: siwawi@rub.de, www.rub.de/siwawi<br />

""<br />

24. Hamburger Kolloquium <strong>zur</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

12.–13.09.2012, Hamburg<br />

GFEU e.V., Frau Becker, Frau Petersen, Eißendorfer Straße 42, 21073 Hamburg, Tel. (040) 42878-3207,<br />

Fax (040) 42878-2684, E-Mail: e.petersen@tuhh.de, g. becker@tuhh.de,<br />

https://www.tu-harburg.de/aww/veranstaltungen.html#c27847<br />

""<br />

Entnahme von Trinkwasserproben für die Durchführung von Untersuchungen im Rahmen<br />

der TrinkwV 2001<br />

18.09.2012, Mülheim an der Ruhr<br />

IWW Zentrum <strong>Wasser</strong>, Dr. Ulrich Borchers, Moritzstraße 26, 45476 Mülheim an der Ruhr, Tel. (0208) 40303-102/-210,<br />

Fax (0208) 40303-80, E-Mail: U.Borchers@IWW-online.de, www.iww-online.de<br />

""<br />

Erfahrungsaustausch Alligator<br />

19.09.2012, Schliengen<br />

Axel Zangenberg GmbH & Co. KG, Gutedelstrasse 33, 79418 Schliengen, Tel. (07635) 82447-0, Fax (07635) 82447-799,<br />

E-Mail: info@axel-zangenberg.de, www.axel-zangenberg.de<br />

""<br />

SharePoint – Gr<strong>und</strong>lagen für ein aktives Wissensportal<br />

24.–25.09.2012, Frankfurt/Main<br />

Management Forum Starnberg GmbH, Maximilianstraße 2b, 82319 Starnberg, E-Mail: info@management-forum.de,<br />

www.management-forum.de/bwl-gmbh<br />

""<br />

Schlauchliningmaßnahmen richtig ausschreiben<br />

25.09.2012, Leipzig<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Dr.-Ing. Igor Borovsky, Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 3943330,<br />

Fax (0511) 3943340, E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

""<br />

7. Deutsches Symposium für die grabenlose Leitungserneuerung<br />

26.09.2012, Siegen<br />

Universität Siegen, Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät, Department Bauingenieurwesen,<br />

Dipl.-Ing. Alexander Krüger, Paul-Bonatz-Straße 9-11, 57068 Siegen, Tel. (0271) 740-2186, Fax (0271) 740-3112,<br />

E-Mail: sgl@uni-siegen.de, www.uni-siegen.de<br />

""<br />

Reparaturtechnik – Der Beitrag <strong>zur</strong> ganzheitlichen Kanalsanierung<br />

26.09.2012, Mainz<br />

Technische Akademie Hannover e.V., Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover, Tel. (0511) 394 33 30,<br />

E-Mail: info@ta-hannover.de, www.ta-hannover.de<br />

""<br />

Baurecht aktuell für Bauherren – Exklusiv-Workshop für Bauherren <strong>und</strong> Auftraggeber<br />

26.–27.09.2012, Frankfurt/Main<br />

Management Forum Starnberg GmbH, Maximilianstraße 2b, 82319 Starnberg, E-Mail: info@management-forum.de,<br />

www.management-forum.de/bwl-gmbh<br />

""<br />

10. Münchner R<strong>und</strong>e – Expertenforum <strong>zur</strong> Kanalsanierung<br />

10.10.2012, Garching<br />

Münchner R<strong>und</strong>e, c/o Ingenieurbüro Dörschel, Herrschinger Strasse 2 A, 82266 Inning am Ammersee,<br />

Fax (08143) 44 75 02, E-Mail: info@muenchner-r<strong>und</strong>e.de<br />

""<br />

UrbanTec - Smart technologies for better cities<br />

24.–26.10.2012, Köln<br />

Koelnmesse GmbH, Messeplatz 1, 50679 Köln, www.urbantec.de<br />

2013<br />

" " E-world energy & water<br />

05.-07.02.2013, Essen<br />

www.e-world-2013.com<br />

Juli/August 2012<br />

868 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

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Inge Matos Feliz<br />

Telefon: 0 89/4 50 51-228<br />

Telefax: 0 89/4 50 51-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung


2012<br />

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Armaturen<br />

Absperrarmaturen<br />

Automatisierung<br />

Be- <strong>und</strong> Entlüftungsrohre<br />

Prozessleitsysteme


2012<br />

Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie<br />

Einkaufsberater


2012<br />

Einkaufsberater<br />

Brunnenservice<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

Fernwirktechnik<br />

Korrosionsschutz<br />

Aktiver Korrosionsschutz


2012<br />

Passiver Korrosionsschutz<br />

Korrosionsschutz<br />

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Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />

Rohrhalterungen <strong>und</strong> Stützen<br />

Rohrhalterungen


2012<br />

Einkaufsberater<br />

Kunststoffrohrsysteme<br />

Rohrleitungen<br />

Kunststoffschweißtechnik<br />

Schachtabdeckungen<br />

Smart Metering<br />

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<strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>


2012<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Einkaufsberater<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Sonderbauwerke<br />

Öffentliche Ausschreibungen<br />

Verbände


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

• Beratung<br />

• Planung<br />

• Bauüberwachung<br />

• Betreuung<br />

• Projektmanagement<br />

Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />

Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />

30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />

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+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />

<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

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<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

DIN EN ISO 9001<br />

DIN EN ISO 14001<br />

SCC**<br />

OHSAS 18001<br />

GW 11<br />

GW 301<br />

• G1: st, ge, pe<br />

• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />

GN2: B<br />

FW 601<br />

• FW 1: st, ku<br />

G 468-1<br />

G 493-1<br />

G 493-2<br />

W 120<br />

WHG<br />

AD 2000 HP 0<br />

DIN EN ISO 3834-2<br />

DIN 18800-7 Klasse E<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- <strong>und</strong> <strong>Anlagen</strong>bau<br />

Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.<br />

Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20111109.indd 1 14.11.2011 11:27:54


Inserentenverzeichnis<br />

Firma<br />

Seite<br />

5. Norddeutsche Geothermitagung, Enerchange, Freiburg 767<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 843<br />

ABB Automation GmbH, Frankfurt am Main 795<br />

<strong>Abwasser</strong> Praxis ; Messe Offenburg-Ortenau GmbH, Offenburg 765<br />

Alltech Dosieranlagen GmbH, Weingarten 775<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 753<br />

BWK B<strong>und</strong>eskongress 2012 in Wiesbaden, BWK-B<strong>und</strong> Sindelfingen<br />

2. Umschlagseite<br />

Carela GmbH, Rheinfelden 777<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 749<br />

Hydro-Elektrik GmbH, Ravensburg<br />

Titelseite<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 788<br />

Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin<br />

wat 2012, DVGW e. V. Bonn<br />

Beilage<br />

4. Umschlagseite<br />

Xylem Water Solution Deutschland GmbH, Langenhagen 745<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 869–876<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2012<br />

Ausgabe September 2012 Oktober 2012 November 2012<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

17.09.2012<br />

10.08.2012<br />

15.10.2012<br />

14.09.2012<br />

16.11.2012<br />

18.10.2012<br />

Themenschwerpunkt<br />

Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />

Fördern • Verteilen • Ableiten<br />

• Brunnen: Regenerierung <strong>und</strong> Sanierung<br />

• Kanalbautechnik<br />

• Instandhaltung <strong>und</strong> Monitoring<br />

• Schacht- <strong>und</strong> Rohrmaterialien<br />

• Korrosionsschutz<br />

• Bohrtechnik<br />

• Geothermie<br />

• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Produkte <strong>und</strong> <strong>Verfahren</strong><br />

• Hochbelastete Abwässer<br />

• Mechanische Reinigung<br />

• Biologische Stufe, Belebtschlammverfahren,<br />

Nitrifikation, Denitrifikation<br />

• Chemische <strong>Verfahren</strong><br />

• Membrantechnik<br />

• Klärschlammbehandlung<br />

Messen – Steuern – Regeln<br />

Automatisierung in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

• Messtechnik<br />

• Steuerungstechnik<br />

• Regeltechnik<br />

• Fernwirktechnik<br />

• Leitsysteme<br />

• Sicherheitstechnik<br />

• Störfall-Management<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

<strong>und</strong> zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

AQUA – Intern. Fachausstellung –<br />

Trentschin (SK), September 2012<br />

VA – Water & Wastewater Technology –<br />

Intern. Fachmesse für <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>technik –<br />

Göteborg (S), 18.09.–20.09.2012<br />

wat – Dresden, 25.09.–26.09.2012<br />

DWA-B<strong>und</strong>estagung –<br />

Magdeburg, 26.09.–27.09.2012<br />

ABWASSER.PRAXIS – Kongress mit<br />

Fachmesse zum Thema <strong>Abwasser</strong> –<br />

Offenburg, 17.10.–18.10.2012<br />

AQUA Ukraine – Intern. <strong>Wasser</strong> Forum –<br />

Kiew (UA), 06.11.–09.11.2012<br />

AQUATECH Amsterdam – Intern.<br />

Ausstellung für Trink-, Nutz-,<br />

<strong>Abwasser</strong>technik –<br />

Amsterdam (NL), 01.11.–04.11.2012<br />

SPS/IPC/DRIVES –<br />

Nürnberg, 27.11.–29.11.2012<br />

Änderungen vorbehalten


INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />

WASSERFACHLICHE AUSSPRACHETAGUNG<br />

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www.wat-dvgw.de<br />

wat 2012<br />

vom 24. bis 25. September 2012<br />

in Dresden<br />

Die wat ist das wichtigste deutschsprachige Forum für alle<br />

Themen r<strong>und</strong> um Trinkwasser. Kongress <strong>und</strong> Ausstellung<br />

sprechen aktuell r<strong>und</strong> 800 Teilnehmer an. Mit ihrem umfangreichen<br />

<strong>und</strong> aktuellen Themenspektrum ist die kommende wat<br />

in Dresden damit wieder die Leitveranstaltung der Branche.<br />

Die wat 2012 in der Messe Dresden bietet Ihnen parallele Diskussionsforen<br />

zu folgenden Themen:<br />

• Welche neuen Gefährdungen gilt es beim Ressourcenschutz zu bewerten?<br />

• Welche Konsequenzen hat die Blueprint-Strategie der EU auf die<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung in Deutschland?<br />

• Welche aktuellen Konzepte <strong>zur</strong> Instandhaltung der Netze <strong>und</strong> <strong>Anlagen</strong> sind<br />

zukunftsorientiert?<br />

• Welche Herausforderungen ergeben sich durch den demografischen<br />

Wandel?<br />

• Wie können leistungsfähige <strong>und</strong> sichere Versorgungssysteme durch neue<br />

Managementansätze unterstützt werden?<br />

• Wie ist die Trinkwasserqualität in der Hausinstallation zu sichern?<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Dresden.<br />

Melden Sie sich jetzt schon an!<br />

JETZT VORMERKEN!<br />

wat 2013, gat 2013 plus<br />

DVGW-Mitgliederversammlung<br />

vom 30.9. bis 2.10.2013<br />

in Nürnberg<br />

25. bis 26.9.2012<br />

Dresden<br />

Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung von:

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