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gwf Wasser/Abwasser Ganz einfach gas- und wasserdicht (Vorschau)

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<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

9/2011<br />

Jahrgang 152<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

MIS Universell.<br />

Das Schnellmontagesystem mit eingebauter Injektionsmembran.<br />

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Mit dem Kopf durch die Wand.


Endliches unendlich<br />

nutzbar machen.


STANDPUNKT<br />

Kommt nach der Energiewende die <strong>Wasser</strong>wende?<br />

Nein, die Zielsetzungen, Handlungsweisen <strong>und</strong><br />

administrativen Randbedingungen haben sich<br />

in den letzten Jahrzehnten bereits radikal<br />

geändert <strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>wende ist im Prozess!<br />

Die Gewässer sind z. B. nicht mehr, wie in der Vergangenheit,<br />

hauptsächlich stofforientiert zu bewirtschaften,<br />

sondern unter Einbeziehung aller relevanten<br />

Faktoren für das aquatische Ökosystem. Hierzu gehört<br />

gemäß EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtline auch das gesamte<br />

Einzugsgebiet. Es gibt jedoch noch viel zu tun bei der<br />

großen Siedlungsdichte <strong>und</strong> intensiven Landnutzung in<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik. Besonders diffuse Einträge aus der<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> mangelnde Bereitstellung von<br />

Flächen an Fließgewässern werden noch lange Thema<br />

für alle Beteiligten in diesem Bereich sein. Die Zielsetzung<br />

der vernetzten gesamtheitlichen Betrachtungsweise<br />

erscheint jedoch in jedem Fall zukunftsfähig.<br />

Während in der Vergangenheit sämtliche in Siedlungsräumen<br />

anfallenden Schmutzwässer in eine Kanalisation<br />

abgeleitet wurden, gibt es für gewerbliche<br />

Einleiter schon seit langem Einleitungsbeschränkungen<br />

<strong>und</strong> Vorgaben für Reinigungsanlagen. Abwässer sind<br />

nach Herkunft, Art <strong>und</strong> Verwendungsmöglichkeit zu<br />

trennen, ggf. vor Ort zu nutzen oder separiert abzuleiten.<br />

<strong>Wasser</strong>intensive Gewerbebetriebe, die nicht nach<br />

diesen Maximen handeln, wären heute nicht mehr<br />

konkurrenzfähig. In Haushalten oder von den Nutzungsstrukturen<br />

ähnlichen Bereichen, wie Verwaltungen <strong>und</strong><br />

öffentlichen Einrichtungen, besteht jedoch in dieser<br />

Hinsicht noch ein großer Handlungsbedarf. Während<br />

der Umgang mit Regenwasser in Abkehr vom vorrangigen<br />

Ableitungsprinzip hinsichtlich Versickerung,<br />

Rückhaltung <strong>und</strong> Verdunstung technisch <strong>und</strong> administrativ<br />

Stand der Technik ist, wird die Nutzung von<br />

Regenwasser, das Recycling von genutztem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong><br />

die Wiedergewinnung von <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen noch<br />

viele Jahre Handlungsfelder von Forschern, Planern <strong>und</strong><br />

Politikern sein.<br />

Zumindest die Nutzung von Regenwasser hat sich<br />

im letzten Jahrzehnt zunehmend als fester Bestandteil<br />

moderner Haustechnik etabliert. Die Politik in Deutschland<br />

sollte die Chance ergreifen, die technologische<br />

Führungsposition des Landes durch eine Verbesserung<br />

der administrativen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Randbedingungen<br />

zu stärken. Das Recycling von Grauwasser, d. h.<br />

die Wiederverwendung von leicht verschmutztem<br />

häuslichen <strong>Abwasser</strong> z. B. für die Toilettenspülung <strong>und</strong><br />

die Grünflächenbewässerung ist noch wenig verbreitet,<br />

obwohl die Systeme z. B. gegenüber der Regenwassernutzung<br />

den Vorteil aufweisen, dass sie nicht von Witterungsverhältnissen<br />

abhängig sind <strong>und</strong> neben dem<br />

Trinkwasserbezug auch die <strong>Abwasser</strong>menge reduzieren.<br />

Alternative Sanitärkonzepte ermöglichen die Rückführung<br />

von Nährstoffen als Düngestoff. Dies ist angesichts<br />

schwindender Rohstoffe für Dünger eigentlich ein<br />

Gebot der St<strong>und</strong>e. Konsequente Trennung von <strong>Wasser</strong>strömen<br />

in Haushalten, der Einsatz von modi fizierten<br />

Sanitäranlagen in Verbindung mit der Auf bereitung,<br />

Sammlung <strong>und</strong> Verwendung von <strong>Abwasser</strong>teilströmen<br />

bzw. Nährstoffen in diesen, sorgt jedoch bisher für eine<br />

geringe Verbreitung dieser Systeme.<br />

Die klimatischen Veränderungen, aktuelle Entwicklungen<br />

bei der Siedlungsstruktur sowie Demographie<br />

<strong>und</strong> steigende Anforderungen im Gewässerschutz<br />

erfordern die Weiterentwicklung <strong>und</strong> Verbreitung der<br />

genannten, flexiblen dezentralen Systeme <strong>und</strong> deren<br />

Anwendung. Von daher sollten die Akti vitäten zur Fortführung<br />

der <strong>Wasser</strong>wende auf nationaler Ebene intensiviert<br />

werden. Das hierbei entstehende Know-how zu<br />

wasser- <strong>und</strong> energieeffizienten Systemen erfordert<br />

unbedingt einen Transfer in andere Länder, die aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer natürlichen Randbedingungen einen dringenderen<br />

Bedarf danach aufweisen.<br />

Martin Bullermann<br />

Präsident der Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong><br />

Regenwassernutzung e.V., Darmstadt<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767


INHALT<br />

Untersuchungen an Wirbeldrosseln zur hydraulischen<br />

Optimierung der Konstruktionsparameter der Wirbeldrosseln<br />

im Hinblick auf die maximale Drosselleistung.<br />

Ab Seite 848<br />

Ein zentrales Thema des Projekts IWAS-AGUA DF sind<br />

die Auswirkungen des dynamischen Wandels der<br />

Landnutzung <strong>und</strong> -bedeckung auf die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

in der Region Brasilia im westlichen Zentral-<br />

Brasilien. Ab Seite 828<br />

Fachberichte<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

828 C. Lorz u.a.<br />

Die Bedeutung von Landnutzungsänderungen<br />

für ein Integriertes<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management –<br />

Eine Fallstudie aus dem westlichen<br />

Zentral-Brasilien<br />

Importance of Land Use Changes for an<br />

Integrated Water Resource Management –<br />

A Case Study from Western Central Brazil<br />

856 G. Csontos <strong>und</strong> K. Konrad<br />

Kalkprodukte für die <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

Lime Products for Water Treatment<br />

Hydraulik<br />

848 A. Kotowski <strong>und</strong> P. Wójtowicz<br />

Optimierung der geometrischen<br />

Parameter der walzenförmigen <strong>und</strong><br />

kegelförmigen Wirbelkammer in<br />

Wirbeldrosselanlagen<br />

Optimization of Geometric Parameters of<br />

the Cylindrical and Conical Vortex Chamber on<br />

Vortex Valves<br />

Kommentar<br />

846 W. Merkel<br />

Kommentar zum Aufsatz<br />

„<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

zwischen <strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>dargebot“<br />

von Erik Gawel <strong>und</strong> Marcel Fälsch<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

838 E. Gawel <strong>und</strong> M. Fälsch<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte zwischen<br />

<strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>dargebot<br />

– Ist Ressourcenschonung eine<br />

sinnvolle Zielsetzung für <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte?<br />

Water Extraction Charges, Water Conservation<br />

and the Water Supply: Is the Conservation<br />

of Resources a Meaningful Objective for Water<br />

Extraction Charges?<br />

Interview<br />

772 Systemtechnik für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

– <strong>gwf</strong> im Gespräch mit Geschäftsführer<br />

Martin Frigger, HST Hydro-Systemtechnik<br />

GmbH<br />

September 2011<br />

768 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Bauingenieur Martin Frigger, Geschäftsführer HST, verdeutlicht<br />

im Interview, warum es für die Marktstellung<br />

<strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens wichtig<br />

ist, in kompletten Systemen zu denken. Ab Seite 772<br />

Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung steht im<br />

Fokus dieser Ausgabe. Ab Seite 776<br />

Fokus<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

776 Großes Interesse an der fbr-Fachtagung<br />

„<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“<br />

778 Deutsches Theater München: Dezentrale<br />

Anlage zur Regenwasserbehandlung spielt<br />

Schlüsselrolle bei der Erfüllung der gesetzlichen<br />

Auflagen<br />

780 München: Regenwasserreinigung mit dem<br />

System RAUSIKKO HydroClean von REHAU<br />

782 Wirtschaftlichkeit contra Hygiene?<br />

Regenwassernutzung im Krankenhaus<br />

786 Sauberen Dachabfluss versickern, verschmutztes<br />

Oberflächenwasser nutzen?<br />

Zweierlei Regenwasser im Industriebetrieb<br />

791 Intelligente Reinigung von Regenbecken<br />

für mehr Reinigungs- <strong>und</strong> Energieeffizienz<br />

795 <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Bewässerungsnetze<br />

der griechischen Stadt Larissa<br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

800 TÜV Rheinland-Test: Starke Keimbelastung<br />

im Trinkwasser<br />

802 Martin Weyand – Kommentar anlässlich des<br />

Beitrages des ARD-Magazins „Plusminus“<br />

vom 2. August 2011<br />

802 Neues Pflanzenschutzgesetz muss klarere<br />

Vorgaben zur Reduktion von Umweltbelastungen<br />

machen<br />

804 Ohne <strong>Wasser</strong> keine Leistung –<br />

VKU-Kooperation mit der Barmer GEK<br />

804 Bio-Kläranlage versorgt sich selbst mit<br />

Energie<br />

805 Ministerium startet Gutachten-Verfahren<br />

zum Thema „Unkonventionelles Erd<strong>gas</strong>“<br />

Veranstaltungen<br />

806 Innovative Schutzmaßnahmen gegen<br />

Hochwasser <strong>und</strong> Überflutung ein<br />

Schwerpunkt der acqua alta<br />

808 Russland investiert in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> Kläranlagen – ECWATECH 2012 in<br />

Moskau<br />

809 3. Internationales Symposium „Re-Water<br />

Braunschweig“ – Implementierung <strong>und</strong><br />

Realisierung<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 769


INHALT<br />

Hausinstallationen in Gebäuden sind oft mit Keimen<br />

belastet, wie eine Untersuchung des TÜV Rheinland<br />

zeigt. Ab Seite 800<br />

Studie zeigt: Um die <strong>Wasser</strong>qualität in Deutschlands<br />

Flüssen ist es schlecht bestellt. Ab Seite 816<br />

810 2. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung<br />

– Technologien, Wertstoffrückgewinnung,<br />

Entwicklungen“<br />

810 6. BWK B<strong>und</strong>eskongress <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Erneuerbare Energien<br />

811 ANS-Symposium: Biokohle – Klimaretter<br />

oder Mogelpackung?<br />

812 Aktuelle Themen der 7. Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage<br />

in Augsburg<br />

812 DVGW-Kurs „Membrantechnik I“<br />

813 Fresenius-Intensivtagung: neues <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

815 Wertvolles <strong>Abwasser</strong> – Die Idee der<br />

Rieselfelder lebt wieder auf<br />

816 Studie zeigt: Um die <strong>Wasser</strong>qualität in<br />

Deutschlands Flüssen ist es schlecht<br />

bestellt<br />

818 Von bunten Bächen <strong>und</strong> Medikamenten<br />

im <strong>Abwasser</strong><br />

821 Forscher an der Bauhaus-Universität<br />

Weimar entwickeln flexible biologische<br />

Kläranlagen<br />

822 High-Tech-Messgerät – Wege des <strong>Wasser</strong>s<br />

verfolgen<br />

Leute<br />

824 60 Jahre Professor Martin Jekel<br />

Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />

825 DWA-Vorhabensbeschreibung<br />

825 DWA-Neues Merkblatt erschienen<br />

826 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

827 Ankündigung zur Fortschreibung des<br />

DVGW-Regelwerks<br />

Praxis<br />

866 Gut gewickelt unter dem Leuzetunnel –<br />

Stadtentwässerung Stuttgart saniert in<br />

extremer Örtlichkeit<br />

869 Prüfung von Rohrleitungen während des<br />

Betriebes – exakt <strong>und</strong> wirtschaftlich mit<br />

GLD<br />

872 Karl Weiss verlegt in Berlin dickwandige<br />

Brandenburger Schlauchliner ohne<br />

Peroxidhärtung<br />

Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />

876 Das Radiodetection GatorCam4 Schiebeinspektionssystem<br />

877 Neues <strong>Wasser</strong>lecksuchgerät von SEWERIN<br />

878 <strong>Wasser</strong>pumpen im Einklang mit Ökologie<br />

<strong>und</strong> Ökonomie: Stromsparer auswählen<br />

September 2011<br />

770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

Sanierung der <strong>Abwasser</strong>-Kanalisation unter extremen<br />

Bedingungen zwischen zwei hoch belasteten B<strong>und</strong>esstraßen<br />

<strong>und</strong> unter einem viel besuchten Freizeitbad.<br />

Ab Seite 866<br />

Information<br />

854, 855 Buchbesprechungen<br />

879 Impressum<br />

880 Termine<br />

Einfach <strong>und</strong> sicher<br />

mit Schwallspülung<br />

Sonderausgabe – nach Seite 814<br />

<strong>Wasser</strong>Stoff 02/11<br />

Reinigen Sie Ihren Kanal auf Knopfdruck!<br />

Dieses Heft enthält folgende Beilagen:<br />

– Siemens AG, Nürnberg<br />

– Haus der Technik, Essen<br />

Unsere Power Flush® Spülklappen sind für<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Stauraumkanäle jeden Querschnitts<br />

geeignet. Der kräftige <strong>Abwasser</strong>schwall entfernt<br />

Ablagerungen zuverlässig <strong>und</strong> über weite Strecken.<br />

Die Spülung erfolgt zeitgesteuert oder auf<br />

Knopfdruck. Das spart Ihnen Arbeit <strong>und</strong> Kosten.<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Oktober 2011<br />

Erscheinungstermin: 17.10.2011<br />

Anzeigenschluss: 23.9.2011<br />

info@huber.de<br />

www.huber.de<br />

WASTE WATER Solutions<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771


INTERVIEW<br />

Systemtechnik für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Seit über 30 Jahren bietet das sauerländische Unternehmen HST Produkte, Systeme <strong>und</strong> Lösungen für die<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft. Begonnen hat alles Anfang der Achtzigerjahre mit der Ausgründung einer<br />

kleinen selbstständigen Vertriebseinheit aus einem Ingenieurbüro, um eine selbst entworfene <strong>und</strong> patentierte<br />

Anlage, die den <strong>Wasser</strong>spiegel ohne Fremdenergie konstant hält, in größerem Maßstab zu vermarkten. Seither<br />

wurde am Firmensitz in Meschede eine stattliche Reihe weiterer Produkte <strong>und</strong> Lösungen r<strong>und</strong> um die Regenwasser-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung sowie um den Hochwasserschutz entwickelt <strong>und</strong> vielfach in der Praxis<br />

eingesetzt. Warum es jedoch für die Marktstellung <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens wichtig ist,<br />

sich nicht nur auf einzelne Produkte zu konzentrieren, sondern in kompletten Systemen zu denken, verrät<br />

Martin Frigger, Geschäftsführer HST, im Gespräch mit Christine Ziegler von <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>.<br />

<strong>gwf</strong>: Die Kurzform HST steht für<br />

Hydro-Systemtechnik – wann <strong>und</strong><br />

von wem wurde das Unternehmen<br />

gegründet?<br />

Frigger: Im Ursprung stand HST für<br />

Hydro-Systemtechnik. Heute ist<br />

unter der Dachmarke HST Systemtechnik<br />

das Unternehmen in den<br />

Bereichen <strong>Wasser</strong>, Energie <strong>und</strong> In -<br />

frastruktur tätig. Die Gebrüder<br />

Ernst – der eine tätig bei einem<br />

Energieversorger <strong>und</strong> der andere<br />

angestellter Geschäftsführer in<br />

einem Inge nieurbüro – hatten<br />

Anfang der Achtzigerjahre eine clevere<br />

Konstruktion ersonnen, die<br />

auch heute noch als innovativ<br />

betrachtet werden kann: ein automatisches<br />

schwimmergesteuertes<br />

Klappen-Wehr, um den <strong>Wasser</strong>spiegel<br />

ganz ohne Fremdenergie<br />

<strong>und</strong> auch bei Rückstau exakt konstant<br />

zu halten. Mit einem solchen<br />

Wehr lässt sich beispielsweise die<br />

Bewirtschaftung des Stauraums von<br />

Regenbecken optimieren <strong>und</strong> somit<br />

bzw. deren Bauwerksvolumen reduzieren.<br />

In diesen Jahren beschäftigte<br />

sich das Ingenieurbüro in größerem<br />

Umfang mit der Planung von Kanalnetzen.<br />

R<strong>und</strong> um den Bodensee<br />

wurde eine erste Ringkanalisation<br />

gebaut, um diese wichtige Trinkwasserressource<br />

nicht weiter mit<br />

Abwässern zu belasten – war doch<br />

der Schad- <strong>und</strong> Nährstoffeintrag in<br />

den Siebzigerjahren so bedenklich<br />

hoch geworden, dass die Qualität<br />

des Seewassers zu kippen drohte.<br />

Zum Entwässerungskonzept gehörten<br />

auch Regenbecken zur Speiche-<br />

Martin Frigger,<br />

Geschäftsführer HST.<br />

rung <strong>und</strong> Rückhaltung großer Niederschlagsmengen.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie hat sich das Geschäft mit<br />

den Regenbecken dann weiterentwickelt?<br />

Frigger: Mit Anlagen zur Speicherung<br />

<strong>und</strong> Behandlung von Niederschlagswasser<br />

ist damals ein ganz<br />

neuer Markt entstanden. Mit zunehmendem<br />

Umweltbewusstsein wurde<br />

das Thema hierzulande immer<br />

wichtiger, denn das <strong>Wasser</strong>, das von<br />

Straßen <strong>und</strong> befestigten Flächen<br />

abläuft, enthält in der Regel mehr<br />

Schadstoffe als häusliches <strong>Abwasser</strong>.<br />

Obwohl kaum in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung, da Regenbecken<br />

schließlich unter Tage liegen,<br />

ist ihre Anzahl inzwischen recht eindrucksvoll<br />

gewachsen: Bis zum heutigen<br />

Tag hat das Unternehmen HST<br />

deutschlandweit r<strong>und</strong> 6000 der<br />

etwa 80 000 Regenbecken ausgerüstet.<br />

Dazu haben wir im Umfeld<br />

zahlreiche ergänzende Produkte zur<br />

Überwachung, Regulierung <strong>und</strong> zur<br />

Reinigung geschaffen, indem wir<br />

für die spe ziellen Erfordernisse<br />

unserer K<strong>und</strong>en neue Lösungen<br />

fanden.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie sieht das Angebot von HST<br />

heute aus?<br />

Frigger: Unser Angebot umfasst<br />

heute – ganz generell betrachtet –<br />

die Ausrüstung von Anlagen <strong>und</strong><br />

Einrichtungen für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>wirtschaft. Wir sehen uns<br />

als Spezialisten für Systemlösungen<br />

mit eigenen Produkten: von dem<br />

rein mechanischen oder automatischen<br />

Wehr bis zur Systemkläranlage,<br />

von der Stationstechnik bis zur<br />

kompletten Leittechnik <strong>und</strong> dem<br />

übergeordneten Betriebsmanagementsystem<br />

für Anlagen der Infrastruktur,<br />

vom Wartungsservice bis<br />

zur Instandhaltungsorganisation.<br />

Deshalb unterhalten wir neben der<br />

Produktion, dem Anlagen- <strong>und</strong><br />

Maschinenbau auch eine eigene<br />

starke Software-Sparte als ganz we -<br />

sentliches Standbein.<br />

<strong>gwf</strong>: Dazu braucht ein Unternehmen<br />

eine große Bandbreite technischen<br />

Know-hows …?<br />

Frigger: Wir beschäftigen hier in<br />

Meschede r<strong>und</strong> 80 Mitarbeiter,<br />

davon sind allein 35 Ingenieure.<br />

Maschinenbauer, Bauingenieure,<br />

Elektro- <strong>und</strong> Verfahrensingenieure,<br />

Chemiker, Informatiker: Mit dieser<br />

Vielfalt an Wissen <strong>und</strong> Können sind<br />

wir in der Lage, auch sehr komplexe<br />

September 2011<br />

772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INTERVIEW<br />

Aufgaben zu meistern. Zudem bilden<br />

wir aus, vor allem in Berufen im<br />

IT-Bereich, um fit für die Zukunft zu<br />

sein. Denn bereits heute erzielen<br />

wir mit unserer Software für die<br />

Bereiche Automation, Fernüberwachung<br />

<strong>und</strong> Betriebsführung fast<br />

40 Prozent unseres Umsatzes.<br />

<strong>gwf</strong>: Um welche Art von Software<br />

handelt es sich dabei?<br />

Frigger: Am Anfang stand der<br />

Wunsch unserer K<strong>und</strong>en, ein EDV-<br />

System für die von Hand geführten<br />

Betriebstagebücher zu entwickeln.<br />

Inzwischen umfassen die bei HST<br />

entwickelten IT-Systeme als integrierte<br />

<strong>und</strong> komplette Systemfamilie<br />

alle Ebenen von der Messtechnik<br />

<strong>und</strong> Automatisierung über die<br />

Prozessüberwachung <strong>und</strong> Leittechnik<br />

bis zur Betriebsführung <strong>und</strong><br />

Instandhaltung. Das daraus entstandene<br />

Systemgeschäft sorgt für<br />

eine nachhaltige K<strong>und</strong>enbeziehung:<br />

Seit mehr als einem Jahrzehnt<br />

arbeiten r<strong>und</strong> 300 Stammk<strong>und</strong>en<br />

mit unseren Software-Produkten<br />

bei Kommunen, Verbänden, Stadtwerken<br />

<strong>und</strong> Industrie.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie entwickelt sich der Markt<br />

für die verschiedenen Produktbereiche<br />

von HST?<br />

Frigger: Aus unserer Sicht sind<br />

Regenbecken international ein<br />

Zukunftsthema, gerade in Asien<br />

wird die Regenwasserbehandlung<br />

zunehmend wichtiger. Wir haben<br />

Aufträge aus diesen Regionen <strong>und</strong><br />

sie gehören ganz klar zu unserer<br />

Internationalisierungsstrategie. Mit<br />

Technik für Kläranlagen bedienen<br />

wir heute ebenfalls hauptsächlich<br />

den internationalen Markt, ist doch<br />

der Bedarf hierzulande weitgehend<br />

gedec kt. Zuwächse im nationalen<br />

Bereich gibt es vorwiegend bei Produkten<br />

aus dem IT-Bereich <strong>und</strong><br />

generell beim Lösungsgeschäft.<br />

<strong>gwf</strong>: In welcher Größenordnung<br />

bewegen sich Ihre Aufträge?<br />

Wenn man seinen K<strong>und</strong>en optimale<br />

Lösungen bieten will, davon ich<br />

bin überzeugt, ist man <strong>einfach</strong> darauf<br />

angewiesen, auch Produkte von<br />

Marktbegleitern einzusetzen.<br />

Frigger: Hier am Standort Meschede<br />

bearbeiten wir etwa 200 Aufträge<br />

per anno. Von Vorteil dabei ist die<br />

Mischung von kleinem, mittlerem<br />

<strong>und</strong> großem Auftragsvolumen –<br />

vergleichbar mit einem gut ausgewogenen<br />

Aktienportfolio – die<br />

unserem Unternehmen Stabilität<br />

verschafft. Pro Jahr erhalten wir<br />

r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Aufträge bis zu einer<br />

Summe von 25 000 Euro, dann gibt<br />

es ein starkes Mittelfeld mit Volumina<br />

bis zu 200 000 Euro <strong>und</strong> dazu<br />

kommen jedes Jahr zwei bis drei<br />

Projekte im Millionenbereich.<br />

Bei Ausschreibungen schaffen<br />

wir eine Auftragsquote von eins zu<br />

drei, das heißt, wenn wir drei Angebote<br />

abgeben, bekommen wir im<br />

Durchschnitt einen Auftrag. Das<br />

hängt einerseits mit der Marktbearbeitung<br />

zusammen, es ist aber<br />

anderseits auch eine Frage der Strategie.<br />

Denn für Ausrüstung gibt es<br />

sowohl das Direktgeschäft als auch<br />

das Indirektgeschäft. So arbeiten<br />

wir beispielsweise auch mit anderen<br />

Anlagenbauern zusammen.<br />

Denn wenn man seinen K<strong>und</strong>en<br />

optimale Lösungen bieten will,<br />

davon ich bin überzeugt, ist man<br />

<strong>einfach</strong> darauf angewiesen, auch<br />

Produkte von Marktbegleitern einzusetzen.<br />

Dazu braucht es aber sehr<br />

wohl Menschen, die in Kooperationen<br />

denken können. Schließlich<br />

geht es nicht immer nur darum, entweder<br />

den goldenen Pokal zu<br />

bekommen oder gar nichts. Manchmal<br />

sind zwei silberne Pokale die<br />

bessere Alternative.<br />

ASK Wehr von HST.<br />

<strong>gwf</strong>: Also lieber kooperieren statt<br />

konkurrieren?<br />

Frigger: Ja, so können wir auch komplexe<br />

Gesamtaufträge annehmen,<br />

dabei unsere eigene Produkte verwenden,<br />

aber auch durchaus mal<br />

Lösungen beim Wettbewerb dazu<br />

kaufen. Wir konzentrieren uns nicht<br />

einzig <strong>und</strong> allein auf das Produktgeschäft,<br />

sondern bieten komplette Sys-<br />

Auswertungstool<br />

im VRS-<br />

System.<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773


INTERVIEW<br />

teme <strong>und</strong> maßgeschneiderte Lösungen<br />

an, gerne Gewerke übergreifend<br />

<strong>und</strong> aus einer Hand. K<strong>und</strong>en bevorzugen<br />

es, nur einen Ansprechpartner zu<br />

haben, der für die Abwicklung eines<br />

Projektes verantwortlich zeichnet,<br />

statt sich selber vielen Details <strong>und</strong><br />

Schnittstellen kümmern zu müssen.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche strategischen Ziele sehen<br />

Sie dabei kurz- <strong>und</strong> mittelfristig?<br />

Frigger: Wir streben die technologische<br />

Marktführerschaft als Systemausrüster<br />

in Segmenten der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

an. Es gibt in diesem<br />

Markt in der Regel die Produkthersteller<br />

<strong>und</strong> die Anlagenbauer <strong>und</strong><br />

dazwischen praktisch keine Bindeglieder.<br />

Diese Nische wollen wir mit<br />

dem Systemgeschäft füllen. Denn<br />

mit systematischen Lösungen für<br />

ähnliche Aufgaben ersparen wir viel<br />

Planungs- <strong>und</strong> Projektierungsaufwand.<br />

Und unsere K<strong>und</strong>en erhalten<br />

standardisierte Anlagenabschnitte<br />

mit praxisbewährten Produkten in<br />

Kombination mit passgenauer<br />

Produkte von HST: Flotationsanlage (oben),<br />

HSR-Rechen (unten).<br />

Dienstleistung als sicheres Komplettpaket.<br />

Wir haben ein breites Dienstleistungsangebot<br />

r<strong>und</strong> um unsere <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technik angesiedelt:<br />

vom Wartungsservice <strong>und</strong> der<br />

Instandhaltung von Anlagen über<br />

die Datenerfassung <strong>und</strong> -verarbeitung<br />

bis zur teilweisen oder kompletten<br />

Betriebsbesorgung.<br />

<strong>gwf</strong>: Kann man sich also bei HST Kläranlagen<br />

fix <strong>und</strong> fertig aus dem Katalog<br />

bestellen?<br />

Frigger: Nun – keine größere Kläranlage<br />

ist gleich. Zuerst brauchen wir<br />

schon alle relevanten Daten <strong>und</strong> Fakten,<br />

um eine Anlagenlösung anbieten<br />

zu können. Mit unserem EDV-System<br />

lassen sich mit diesen Vorgaben in<br />

ganz kurzer Zeit die Konstruktionselemente<br />

<strong>und</strong> Anlagenkomponenten<br />

generieren <strong>und</strong> daraus können wir<br />

dann relativ exakte Angebotsdaten<br />

ableiten. Schließlich steht man heute<br />

nicht nur im Preiswettbewerb sondern<br />

auch im Zeitwettbewerb.<br />

Geschwindigkeit spielt eine enorme<br />

Rolle, denn wer zuerst einen konkreten<br />

Vorschlag unterbreiten kann,<br />

bekommt meistens auch den<br />

Zuschlag.<br />

Bei der Umsetzung ist es wichtig,<br />

rationeller vorzugehen, also nicht<br />

das Rad jeden Tag neu zu erfinden,<br />

sondern mit durchdachten Baugruppen<br />

<strong>und</strong> Modulen zu arbeiten,<br />

die je nach Anforderung schnell <strong>und</strong><br />

<strong>einfach</strong> kombiniert werden können.<br />

So gesehen, lassen sich die Komponenten<br />

einer Kläranlage durchaus<br />

nach Katalog zusammenstellen.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Tendenzen <strong>und</strong> Veränderungen<br />

sind bei der Ausrüstung<br />

von wasserwirtschaftlichen Anlagen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen zu spüren?<br />

Frigger: Eine Tendenz ist, mit Material<br />

effizienter umzugehen. Das<br />

Bestreben ist dabei, möglichst wenig<br />

Material zu verbrauchen, Produkte<br />

filigraner <strong>und</strong> dennoch nicht weniger<br />

stabil zu konstruieren. Doch<br />

nicht nur beim Verbrauch – auch in<br />

Sachen Haltbarkeit werden immer<br />

bessere Lösungen entwickelt, beispielsweise<br />

beim Korrosionsschutz.<br />

Ein weiterer Trend ist die zunehmende<br />

Bedeutung eines effizienteren<br />

Energieeinsatzes. Und auch weiterhin<br />

liegt die Automatisierung von<br />

Produkten für den <strong>Wasser</strong>bereich im<br />

Fokus. Maschinen <strong>und</strong> Anlagen werden<br />

so immer intelligenter <strong>und</strong><br />

selbstständiger. Große Mengen von<br />

zentralen <strong>und</strong> dezentralen Betriebsdaten<br />

lassen sich <strong>einfach</strong> erheben<br />

<strong>und</strong> kanalisieren. Selbst ausgedehnte<br />

Anlagen können problemlos<br />

von wenigen Mitarbeitern in der<br />

Leitzentrale, oder auch mobil, überwacht<br />

<strong>und</strong> gesteuert werden. Mit<br />

Betriebsführungssystemen lassen<br />

sich komplexe Abläufe im Unternehmen<br />

organisieren <strong>und</strong> dokumentieren.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie wichtig ist es für ein Unternehmen,<br />

mit neuen Ideen am Ball zu<br />

bleiben?<br />

Frigger: Als KMU-Unternehmen habe<br />

wir geradezu die Pflicht, innovativ zu<br />

sein. Wir sind immer auf der Suche<br />

nach guten neuen Ideen. Unsere<br />

Ingenieure arbeiten ständig daran,<br />

die bereits vorhandenen Produkte<br />

immer weiter zu verbessern. Beispiel<br />

Strahlreiniger für Regenbecken: Da<br />

haben wir zuerst die Strömungserzeugung<br />

optimiert, dann das Gerät<br />

mit so viel Intelligenz ausgestattet,<br />

dass es restliche Verschmutzungen<br />

von selbst erkennt <strong>und</strong> beseitigt.<br />

<strong>gwf</strong>: Eine ihrer jüngsten Kreationen<br />

ist der virtuelle Regenschreiber …?<br />

Frigger: Ja, den Regenschreiber<br />

haben wir zusammen mit dem Unter-<br />

September 2011<br />

774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INTERVIEW<br />

nehmen Meteomedia entwickelt.<br />

Dabei lässt sich die Niederschlagsmenge<br />

für ein ausgewähltes Gebiet<br />

ermitteln, indem reale Messwerte aus<br />

einem dichten Netz von Regenschreibern<br />

mit Daten aus Radarbildern<br />

kombiniert werden. Durch diese<br />

Kombination von Radar- <strong>und</strong> klassischer<br />

Messtechnik können zu jedem<br />

Standort in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland Niederschlagsdaten zur<br />

Verfügung gestellt werden. Der<br />

Anwendungsbereich reicht von der<br />

Bemessung, Steuerung <strong>und</strong> Bewirtschaftung<br />

wasserwirtschaftlicher<br />

Anlagen bis zu Hochwasservorsorge<br />

<strong>und</strong> Flussgebietsmanagement.<br />

<strong>gwf</strong>: Neue Projekte werden also auch<br />

mit Partnern verwirklicht?<br />

Frigger: Wir kooperieren mit verschiedenen<br />

Partnern, auch auf internationaler<br />

Ebene. Beispielsweise<br />

sind wir mit einer Reihe von Hochschulen<br />

<strong>und</strong> Unternehmen an<br />

Unsere K<strong>und</strong>en erhalten den standardisierten<br />

Anlagenbau mit praxisbewährten Produkten<br />

in Kombination mit passgenauer Dienstleistung<br />

als bequemes Komplettpaket.<br />

dem deutsch-vietnamesischen Forschungsprojekt<br />

AKIZ beteiligt. Im<br />

Rahmen diese Projektes wird in Vietnam<br />

ein Modellklärwerk gebaut<br />

sowie ein integriertes <strong>Abwasser</strong>konzept<br />

für Industriezonen (AKIZ) erarbeitet,<br />

das einen effizienten, ökonomisch<br />

<strong>und</strong> ökologisch nachhaltigen<br />

Betrieb des gesamten <strong>Abwasser</strong>systems<br />

schaffen soll. Neben der Entwicklungsarbeit<br />

wollen wir bei diesem<br />

Einsatz wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse für neue Produktentwicklungen<br />

gewinnen <strong>und</strong> gleichermaßen<br />

unsere Mitarbeiter fit<br />

machen für das interna tionale<br />

Geschäft.<br />

<strong>gwf</strong>: Innovationen sind für Sie also<br />

Gr<strong>und</strong>prinzip der Unternehmensentwicklung?<br />

Frigger: Produkte bestehen im<br />

Gr<strong>und</strong>satz aus Materie <strong>und</strong> Wissen.<br />

Deshalb denken wir Tag für<br />

Tag darüber nach, wie sich Aufgaben<br />

noch besser lösen lassen<br />

könnten. Ohne diesen Drang nach<br />

Fortschritt wäre unser Land ja<br />

nicht so, wie es ist. Doch das<br />

schönste Denken ist natürlich das<br />

Denken im Auftrag – schließlich<br />

darf man bei allem Erfindergeist<br />

den wirtschaftlichen Teil nicht<br />

außer Acht lassen.<br />

Einladung zur Registrierung<br />

6 th IWA Specialist Conference<br />

on Membrane Technology<br />

for Water & Wastewater<br />

Treatment<br />

Sonderkonditionen<br />

für Mitarbeiter des<br />

öffentlichen Dienstes<br />

4.-7. Oktober 2011<br />

Aachen<br />

www.iwa-mtc2011.org<br />

SPECIALIST CONFERENCES<br />

Membranen in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

unterstützen maßgeblich die nachhaltige Bewirtschaftung von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

– ein Verdienst intensiver Forschung. Doch liegen weitere<br />

Herausforderungen vor uns, die Membrantechnologie effizienter<br />

<strong>und</strong> wettbewerbsfähiger zu gestalten. Bringen Sie sich auf der IWA<br />

MTC 2011 auf den aktuellen Stand der Entwicklung. Die Verständigung<br />

erleichtern wir durch Simultanübersetzung Englisch-Deutsch.<br />

Das Vortragsprogramm wird durch eine Fachausstellung ergänzt.<br />

Themen: Trinkwasseraufbereitung · <strong>Abwasser</strong>behandlung · Industrielle<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung · <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung · Membranmaterialien<br />

· Membranbioreaktoren · Fouling <strong>und</strong> Reinigungsstrategien<br />

· Entsalzung · Konzentratbehandlung · Prozessmodellierung ·<br />

Prozessoptimierung · Moduldesign · Energiereduzierung · Betriebserfahrungen<br />

· Spurenschadstoffe ...<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Großes Interesse an der fbr-Fachtagung<br />

„<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“<br />

Die Resonanz an der fbr-Fachtagung „<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“ am 24. Mai 2011 in Leipzig war groß –<br />

knapp 100 TeilnehmerInnen interessierten sich für die dezentrale <strong>Wasser</strong>technologie. Die veranstaltenden<br />

Verbände Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung e.V. (fbr) in Kooperation mit dem Bildungs- <strong>und</strong><br />

Demonstrationszentrum für dezentrale <strong>Abwasser</strong>behandlung – BDZ e.V. waren mit dem Zuspruch <strong>und</strong> dem<br />

Ablauf des Tages r<strong>und</strong>um zufrieden. fbr-Referent Dietmar Sperfeld: „Ein gutes Thema, das vor allem in den<br />

Flächenb<strong>und</strong>esländern auf großes Interesse bei Kommunen, Ingenieuren <strong>und</strong> Architekten stößt.“<br />

Klimaveränderungen,<br />

demographischer<br />

Wandel <strong>und</strong> die zunehmende<br />

Übernutzung von regionalen<br />

<strong>Wasser</strong>vorräten erforderten<br />

ein Umdenken im Umgang mit <strong>Wasser</strong><br />

<strong>und</strong> Stoffströmen in Siedlungen,<br />

so Torsten Grüter, Vizepräsident der<br />

fbr in seiner Begrüßung. „Es stellt<br />

sich daher die Frage“, so Grüter, ob<br />

unsere bestehenden zentralen <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme<br />

in der heutigen<br />

Form noch zukunftsfähig <strong>und</strong><br />

finanzierbar sind. Denken in Kreisläufen<br />

– auch auf dem Gr<strong>und</strong>stück<br />

– wird für die Siedlungswasserwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Haustechnik zukünftig<br />

stärker in den Fokus rücken.<br />

Abkopplung als Aufgabe für<br />

das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Den Auftakt der Veranstaltung<br />

machte Dr.- Ing. Harald Hiessl vom<br />

ISI-Fraunhofer-Institut für System<strong>und</strong><br />

Innovationsforschung mit der<br />

Frage nach der Abkopplung von<br />

zentraler Infrastruktur als gesellschaftlicher<br />

Trend oder technische<br />

Notwendigkeit. „Bei Betrachtung<br />

der Ausgangssituation <strong>und</strong> des<br />

Handlungsdruckes unter dem unser<br />

heutiges, konventionelles, zentrales<br />

urbanes <strong>Wasser</strong>infrastruktursystem<br />

steht, wird klar“, führt Dr. Hiessl aus,<br />

„dass nicht nur in den wasserreichen<br />

Industriestaaten, sondern auch<br />

in ariden Regionen liegenden Ländern<br />

ein dringender Handlungsbedarf<br />

besteht, die Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />

Zukunftsfähigkeit der <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme<br />

unserer Siedlungen<br />

<strong>und</strong> Städte zu verbessern.“ Sein<br />

Vortrag zeigte auf, dass die große<br />

Zahl der bereits heute verfügbaren<br />

Bausteine eine sehr gute Basis für<br />

einen effizienten Umgang mit <strong>Wasser</strong>,<br />

Energie <strong>und</strong> Stoffen legt <strong>und</strong><br />

neue Lösungskonzepte der <strong>Wasser</strong>ver-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> entsorgung er -<br />

möglicht.<br />

Wie kann das <strong>Wasser</strong><br />

eingesetzt werden?<br />

Regenwasserbewirtschaftung als<br />

Baustein für ein wasserautarkes<br />

Gr<strong>und</strong>stück wurde von Torsten Grüter,<br />

Hennef vorgestellt. Die Entwicklung<br />

in der Regenwasserbewirtschaftung<br />

wie z.B. die Regenwassernutzung<br />

<strong>und</strong> die Versickerung ist<br />

mittlerweile technisch ausgereift<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich interessant, so<br />

Grüter. Mittlerweile schaffen auch<br />

die Kommunen die rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />

um das Regenwasser<br />

als Ressource einzusetzen.<br />

Mit den Vorträgen Grauwasserrecycling<br />

– ein zentraler Baustein der<br />

Autarkie – Konzepte <strong>und</strong> Visionen<br />

von Erwin Nolde, Nolde & Partner<br />

Technologieberatung für innovative<br />

<strong>Wasser</strong>konzepte, Berlin, <strong>und</strong> dem<br />

nachfolgenden Beitrag zur Schwarzwasserbehandlung<br />

unter Autarkieaspekten<br />

von Dr.-Ing. Elmar Dorgeloh<br />

vom Prüf- <strong>und</strong> Entwicklungsinstitut<br />

für <strong>Abwasser</strong>technik an der<br />

RWTH Aachen e.V. konnten sich die<br />

TeilnehmerInnen über die Technik<br />

im Einzelnen <strong>und</strong> die verschiedenen<br />

Anwendungsmöglichkeiten anhand<br />

der vorgestellten Praxisbeispiele ein<br />

Bild verschaffen. Erwin Nolde zeigte<br />

an mehreren Beispielen, dass das<br />

reine Dusch- <strong>und</strong> Badewasserrecycling<br />

zwar in Hotelgebäuden jedoch<br />

in diversen Mehrfamilienhäusern<br />

meist nicht ausreichend war, um<br />

den entsprechenden Toilettenspülwasserbedarf<br />

vollständig zu decken.<br />

Trotz hervorragender Betriebswasserqualität<br />

musste im Privatbereich<br />

wegen Betriebswassermangels deshalb<br />

mehrfach auf das Wäschewaschen<br />

mit recyceltem Grauwasser<br />

verzichtet werden. Durch den Einbezug<br />

des hoch belasteten Grauwassers<br />

aus Waschmaschinen <strong>und</strong><br />

Küchen wurden deutlich bessere<br />

Ergebnisse erzielt.<br />

Abtrennung von Teilströmen<br />

rechtlich realisierbar<br />

Rechtliche <strong>und</strong> administrative Rahmenbedingungen<br />

bei wasserautarken<br />

Gr<strong>und</strong>stücken stellte Prof. Dr.-<br />

Ing. Martin Oldenburg von der<br />

Hochschule Ostwestfalen-Lippe vor.<br />

Nach einer Definition des Autarkiebegriffes<br />

zeigte Prof. Oldenburg die<br />

Auswirkungen der verschiedenen<br />

Gesetze <strong>und</strong> Verordnungen u.a.<br />

Infektionsschutzgesetz <strong>und</strong> Trinkwasserverordnung<br />

auf die Errichtung<br />

derartiger Systeme auf.<br />

Sein Fazit: „Die Einrichtung eines<br />

vollständig wasserautarken Gr<strong>und</strong>stücks<br />

mit eigener <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

wird auch zukünftig juristisch mit<br />

Hürden verb<strong>und</strong>en sein“, so Oldenburg.<br />

„Die Abtrennung <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

von Teilströmen zur Nutzung<br />

als Betriebswasser ist heute<br />

schon möglich <strong>und</strong> wird durch die<br />

deutsche Rechtsprechung bestärkt.<br />

Das Wäschewaschen mit Regenwasser<br />

ist zudem mittlerweile mehrfach<br />

juristisch bestätigt worden. Letztendlich<br />

wird die Verwendung von<br />

Produkten aus der Teilstrombehandlung<br />

erst erfolgreich eingesetzt<br />

werden können, wenn hier<br />

September 2011<br />

776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

eine Zulassung als Düngemittel<br />

erreicht worden ist.“<br />

Neue Sicht auf das<br />

<strong>Abwasser</strong>: Nährstoffrecycling<br />

<strong>und</strong> Wärmeenergie<br />

sind wertvolle Ressourcen<br />

Den Umgang mit Energie- <strong>und</strong><br />

Nährstoffrecycling in autarken Ge -<br />

bäuden stellte Torsten Bettendorf,<br />

Technische Universität Hamburg<br />

Harburg vor.<br />

Bettendorf zeigte anschaulich<br />

die Möglichkeiten, <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Energie<br />

einzusparen, aber auch wie die<br />

Nährstoffrückgewinnung teils mit<br />

<strong>einfach</strong>en Mitteln erreicht werden<br />

kann. „Nicht die strikte Trennung<br />

von zentral <strong>und</strong> dezentral ist die<br />

Lösung, sondern der Verb<strong>und</strong> von<br />

beiden Systemen.“<br />

Ähnlich äußerte sich auch Dr. Eve<br />

Menger-Krug mit ihrem Vortrag zur<br />

Wärmerückgewinnung aus Grauwasser<br />

am Beispiel einer Anlage in<br />

einem Studentenwohnheim in Freiburg.<br />

Grauwasser aus Badewanne<br />

<strong>und</strong> Dusche eignet sich gut als Ressource<br />

für Maßnahmen zur <strong>Wasser</strong>wiederverwendung,<br />

da es im Vergleich<br />

zu Mischabwasser deutlich<br />

weniger belastet ist. Die Potenziale<br />

der Kosteneinsparung zeigte sie<br />

anhand verschiedener Varianten, die<br />

im Rahmen des Projektes gerechnet<br />

worden sind. Amortisa tionszeiten<br />

sind bereits nach acht Jahren unter<br />

Annahme von niedrigeren Teuerungsraten<br />

für Energie <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong><br />

erreichbar. Bei schneller steigenden<br />

Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>kosten wird dieser<br />

Zeitraum deutlich unterschritten.<br />

Ökologische Gesamtwasserbilanz<br />

– wichtig<br />

Eine vollständig autarke Lösung<br />

stellte Michael Wilhelm aus Bous<br />

anhand eines Bürogebäudes vor.<br />

Bei dem vorgestellten Projekt kommen<br />

eine Regenwassernutzungsanlage,<br />

eine Grauwasseranlage sowie<br />

eine Anlage zur Trinkwasseraufbereitung<br />

zum Einsatz. Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

für die Planung war die<br />

Erstellung einer ökologischen<br />

Gesamtwasserbilanz für das Projekt.<br />

Das anfallende <strong>Abwasser</strong> wird in<br />

einer vollbiologischen Kläranlage<br />

auf dem Gr<strong>und</strong>stück gereinigt.<br />

„Die gesamte Anlage rechnet sich<br />

bereits nach vier Jahren“, so Michael<br />

Wilhelm, „was den Einsatz gerade<br />

für mittelständische Unternehmen<br />

interessant machen kann.“<br />

Aus Sicht des SANIRESCH Projektes<br />

zur Behandlung <strong>und</strong> Verwertung<br />

von Urin, Braunwasser <strong>und</strong><br />

Grauwasser berichtete Dr.-Ing. Martina<br />

Winker von der Internationalen<br />

Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ)<br />

GmbH über die ersten Ergebnisse<br />

des Pilotprojektes am Beispiel des<br />

GIZ Gebäudes in Eschborn.<br />

Über die eingebauten Trenntoiletten<br />

<strong>und</strong> wasserlosen Urinale<br />

im Gebäude wird Urin separat<br />

erfasst <strong>und</strong> mit Hilfe eines chemisch-physikalischen<br />

Prozesses in<br />

einem Fällungsreaktor aufbereitet.<br />

Als Endprodukt entsteht ein Magnesium-Ammonium-Phosphat<br />

(MAP)<br />

in fester Form mit wertvollen Düngungseigenschaften.<br />

„Ein großer Schritt für die weitere<br />

Umsetzung wird nun im Jahr<br />

2011 erfolgen, da dieses Jahr alle<br />

Anlagen implementiert <strong>und</strong> erstmals<br />

Feldversuche mit Urin <strong>und</strong><br />

MAP erfolgen werden.“<br />

Fazit<br />

Insgesamt hat die Veranstaltung<br />

viele Facetten der Autarkie aufgezeigt.<br />

In der anschließenden Diskussion<br />

mit der Fragestellung: „Sind<br />

wasserautarke Lösungen heute<br />

schon umsetzbar“ wurde unter der<br />

Moderation von Dr. Harald Hiessl<br />

sehr engagiert diskutiert. Einzelne<br />

Technikbausteine ist es heute schon<br />

verfügbar, so das Fazit der Teilnehmer.<br />

Wünschenswert sind Aspekte<br />

der Energie- <strong>und</strong> Nährstoffrückgewinnung<br />

in die technische Umsetzung<br />

mit einzubeziehen, was Haustechnikplaner<br />

vor neue Aufgaben<br />

stellt.<br />

Auch sollte sich der Autarkiebegriff<br />

nicht nur auf Insellösungen<br />

beziehen, sondern im urbanen<br />

Raum Stadtquartiere <strong>und</strong> Stadtteile<br />

mit einbeziehen. Hierin wird noch<br />

weiterer Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbedarf<br />

gesehen. Sowohl die<br />

Politik, als auch Kommunen <strong>und</strong> die<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft sind aufgerufen,<br />

an kon struktiven Lösungen mitzuarbeiten.<br />

Für die weitere Entwicklung wasserautarker<br />

Lösungen in der Gebäudetechnik<br />

werden gute Chancen<br />

gesehen, so Dr. Hiessl, da r<strong>und</strong><br />

80 Prozent des Gebäudebestandes in<br />

Deutschland vor 1980 gebaut wurde<br />

<strong>und</strong> dadurch zukünftig ein Investitionsbedarf<br />

in der Infrastruktur <strong>und</strong><br />

der Gebäudewirtschaft notwendig<br />

wird. Hier sind Chancen zu einer<br />

Modernisierung mit zukunftsfä higen<br />

autarken Lösungen zu er greifen.<br />

Die Verbände fbr <strong>und</strong> BDZ<br />

werden zukünftig das Thema weiter<br />

aktiv bearbeiten.<br />

Kontakt:<br />

Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong><br />

Regenwassernutzung e.V.,<br />

Havelstraße 7A, D-64295 Darmstadt,<br />

E-Mail: info@fbr.de,<br />

www.fbr.de<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Deutsches Theater München:<br />

sauberer Regen vom Kupferdach<br />

Dezentrale Anlage zur Regenwasserbehandlung spielt Schlüsselrolle bei der Erfüllung<br />

der gesetzlichen Auflagen<br />

Der Einbau<br />

einer<br />

dezentralen<br />

Regenwasseranlage<br />

stellte<br />

die Planer<br />

wegen der<br />

engen Innenstadtlage<br />

vor<br />

echte Herausforderungen,<br />

die nur mit<br />

Sonderlösungen<br />

zu<br />

bewältigen<br />

waren.<br />

Der traditionsreiche Stammsitz<br />

des Deutschen Theaters München<br />

wird derzeit einer umfangreichen<br />

Renovierung unterzogen,<br />

die wegen erheblicher Baumängel<br />

unumgänglich war. 2012 soll das<br />

Theater, das sich vorübergehend in<br />

einem Zeltpalast in München-Fröttmanning<br />

einquartiert hat, wieder<br />

sein 1894 errichtetes Haus beziehen.<br />

Bis zum Wiedereinzug werden<br />

nicht nur die Räume <strong>und</strong> die Fassade<br />

in neuem Glanz erstrahlen, das<br />

Bauwerk wird unter anderem auch<br />

den gestiegenen Umweltanforderungen<br />

im Bayerischen <strong>Wasser</strong>gesetz<br />

(BayWG) gerecht werden. Das<br />

Regenwasser von den traditionell<br />

mit Kupfer belegten Dachflächen<br />

wird daher in einem dezentralen<br />

System gereinigt <strong>und</strong> direkt vor Ort<br />

versickert.<br />

Um das Regenwasser von den Metalldachflächen des neu renovierten<br />

Deutschen Theaters München versickern zu können, musste eine<br />

dezentrale Anlage zur Regenwasserbehandlung installiert werden.<br />

Alle Fotos: 3P Technik<br />

Niederschlagswasser<br />

versickern, statt in die<br />

Kanalisation einleiten<br />

In Einklang mit dem neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

schreibt die Stadt<br />

München vor, dass im Rahmen von<br />

Baumaßnahmen oder Änderungen<br />

am Entwässerungssystem Niederschläge<br />

von Dach- <strong>und</strong> anderen<br />

Flächen nicht mehr in die Kanalisation<br />

eingeleitet werden dürfen,<br />

sondern vor Ort zu versickern sind.<br />

Zugleich ist bei einer ganzen Reihe<br />

von Flächen aber gemäß dem DWA-<br />

Merkblatt M 153 der Deutschen<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V. eine<br />

Behandlung des <strong>Wasser</strong>s notwendig,<br />

bevor es zur Versickerung<br />

gelangt. Dazu zählen, wie im Fall<br />

des Deutschen Theaters, auch<br />

Metalldachflächen. Bei einer ungereinigten<br />

Versickerung droht eine<br />

Anreicherung von Schwermetallen<br />

im Erdreich oder im Gr<strong>und</strong>wasser.<br />

Um diese Anreicherung in Übereinstimmung<br />

mit den geltenden<br />

Gesetzen <strong>und</strong> Regelwerken zu vermeiden,<br />

fiel die Entscheidung, das<br />

Hydrosystem metal des Regenwasserspezialisten<br />

3P Technik einzusetzen.<br />

Der Einbau der entsprechenden<br />

Filterelemente wurde bereits<br />

2009 vom zuständigen <strong>Wasser</strong>wirtschaftsamt<br />

genehmigt, seit Anfang<br />

2011 liegt auch die offizielle bauaufsichtliche<br />

Zulassung gemäß BayWG<br />

vor. Zusätzlich hat das System<br />

bereits 2010 als erste unterirdisch<br />

eingebaute dezentrale Anlage zur<br />

Regenwasserbehandlung eine allgemeine<br />

bauaufsichtliche Zulassung<br />

(abZ) des Deutschen Instituts<br />

September 2011<br />

778 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

für Bautechnik (DIBt) für Verkehrsflächen<br />

bekommen. Der Einsatz des<br />

3P Hydrosystems metal zur <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

von Metalldachflächen<br />

ist aufgr<strong>und</strong> der Zulassung<br />

künftig auch ohne gesonderte<br />

Genehmigung möglich.<br />

Beengte Bausituation<br />

im Innenstadtbereich<br />

Die Innenstadtlage des Deutschen<br />

Theaters mit engen Straßen führte<br />

zu außergewöhnlichen Problemstellungen.<br />

So war z. B. der Einbau<br />

einer Rigole zur Versickerung nicht<br />

möglich, das <strong>Wasser</strong> sollte daher in<br />

einen bereits bestehenden Sickerschacht<br />

eingeleitet werden. Vorgesehen<br />

waren ursprünglich fünf Einzelschächte,<br />

die aber wegen des<br />

beengten Straßenraums nicht zu<br />

realisieren waren. Die fünf Filterschächte<br />

des 3P Hydrosystems 1000<br />

metal wurden deshalb in einem einzigen<br />

großen Betonschacht mit drei<br />

Metern Durchmesser anschlussfertig<br />

eingebaut. Eine weitere Schwierigkeit<br />

stellte der stark kieshaltige<br />

Untergr<strong>und</strong> dar, der das Ausheben<br />

einer Baugrube unmöglich machte.<br />

Mit dem Büro Zickler+Jakob, München,<br />

wurde daher ein so genannter<br />

Abteufschacht als Lösung entwickelt.<br />

Der Betonring wurde an der<br />

Unterseite mit einer Metallschneide<br />

versehen, auf dem Gelände aufgesetzt<br />

<strong>und</strong> von innen ausgebaggert.<br />

Dadurch rutschte er nach <strong>und</strong> nach<br />

auch ohne Baugrube auf die<br />

gewünschte Tiefe ab. Nachdem sie<br />

erreicht war, wurde der Boden ausbetoniert.<br />

Mit Hilfe eines Autokrans<br />

wurde in München zuerst der<br />

Betonschacht eingebracht, nach<br />

Fertigstellung des Bodens <strong>und</strong> der<br />

Kernbohrungen für Zu- <strong>und</strong> Ablauf<br />

folgte die komplette Filtereinheit<br />

mit Arbeitspodest.<br />

Um die Filtereinheit am Stück<br />

<strong>und</strong> in einem Hub in den Schacht<br />

absenken zu können, wurden die<br />

einzelnen Filtergehäuse mit Hilfe<br />

von Partnerfirmen aus der Metall<strong>und</strong><br />

Kunststoffverarbeitung auf eine<br />

Kunststoffplatte geschweißt <strong>und</strong> mit<br />

einem zentralen Zulauf- <strong>und</strong> Verteilerrohr<br />

ausgestattet. Damit ist<br />

eine gleichmäßige Beschickung aller<br />

Schächte durch das zentrale Zulaufrohr<br />

gesichert. Ein Arbeitspodest,<br />

das aufgr<strong>und</strong> der großen Einbautiefe<br />

von 5 m unerlässlich war, wurde<br />

als Metallkonstruktion werksseitig<br />

vormontiert. Damit lassen sich die<br />

künftig anfallenden Wartungs- <strong>und</strong><br />

Reinigungsarbeiten für die Hydrosystem-Filterelemente<br />

<strong>einfach</strong> <strong>und</strong><br />

sicher durchführen.<br />

Facts zum 3P Hydrosystem Deutsches<br />

Theater München:<br />

5 Filterschächte 3P Hydrosystem<br />

1000 metal.<br />

Fünf Filterelemente mit hoher Kapazität in einem<br />

Schacht verb<strong>und</strong>en: So bleiben Boden <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wasser unter dem Deutschen Theater<br />

München sauber.<br />

Geeignet für Dachflächen aus<br />

Metall bis 500 m 2 je Filtereinheit,<br />

Gesamtkapazität 2500 m 2 .<br />

Aufnahmekapazität je<br />

Filtereinheit 12 Liter pro<br />

Sek<strong>und</strong>e, Gesamtkapazität<br />

60 Liter pro Sek<strong>und</strong>e.<br />

Das Ablaufwasser gilt als<br />

unbedenklich im Sinne von<br />

DWA-A-138.<br />

Kontakt:<br />

3P Technik Filtersysteme GmbH,<br />

Daniel Choya Solé,<br />

Öschstraße 14, D-73072 Donzdorf,<br />

Tel. (07162) 9460724, Fax (07162) 9460799,<br />

E-Mail: sole@3ptechnik.de,<br />

www.3ptechnik.de<br />

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Mehrschichtfiltration<br />

mit EVERZIT ® N<br />

Entsäuerung / Aufhärtung<br />

mit EVERZIT ® Carbonat,<br />

EVERZIT ® Dol<br />

Behandlung von<br />

Regenabflusswässern mit<br />

EVERZIT ® RW<br />

EVERS e.K. WASSERTECHNIK <strong>und</strong> ANTHRAZITVEREDELUNG<br />

Rheiner Straße 14a • 48496 Hopsten (Germany)<br />

Tel.: +49 (0) 54 58 / 93 07 - 0 • Fax: +49 (0) 54 58 / 93 07 - 40 • info@evers.de • www.evers.de<br />

Zertifiziert<br />

ISO 9001<br />

ISO 14001<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 779


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Investition in die Zukunft<br />

Hochschule München <strong>und</strong> Staatliches Bauamt München setzen auf<br />

Regenwasserreinigung mit dem System RAUSIKKO HydroClean<br />

Regenwasser ist in der Öffentlichkeit<br />

ein zentrales Thema. Die<br />

Gründe hierfür liegen auf der Hand.<br />

Die Ressource <strong>Wasser</strong> ist kostbar<br />

<strong>und</strong> der schonende Umgang mit ihr<br />

ein Muss, um die <strong>Wasser</strong>vorräte <strong>und</strong><br />

Gewässer für kommende Generationen<br />

zu sichern <strong>und</strong> in ihrem natürlichen<br />

Zustand zu erhalten. Deshalb<br />

gilt die ökologische Regenwasserbewirtschaftung<br />

in zentralen <strong>und</strong><br />

dezentralen Anlagen heute als<br />

unerlässlich. Einerseits wirkt sie sich<br />

positiv auf die natürliche <strong>Wasser</strong>bilanz<br />

aus <strong>und</strong> stellt sich andererseits<br />

im Rahmen der geteilten <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />

besonders positiv für den<br />

Bauherrn dar.<br />

Ein Hauptaspekt der Regenwasserbewirtschaftung<br />

ist die Reinigung.<br />

Um die heute gesteckten<br />

Ziele, beispielsweise durch die Europäische<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(EU-WRRL) zu erreichen, sind durchdachte<br />

Lösungen für die Bewirtschaftung<br />

von Regenwasser unerlässlich.<br />

REHAU hat sich dieses<br />

vielseitigen Themas erfolgreich<br />

angenommen <strong>und</strong> es geschafft,<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

zu verbinden.<br />

<strong>Wasser</strong>rechtliche<br />

Bauartzulassung<br />

REHAU hat für die Regenwasserbewirtschaftung<br />

verschiedene Systemlösungen<br />

im Programm. So bietet<br />

der Polymerspezialist mit dem<br />

Regenwasserreinigungssystem<br />

RAUSIKKO HydroClean TYP M unter<br />

anderem ein Filterschachtsystem<br />

mit wasserrechtlicher Bauartzulassung<br />

gemäß Artikel 41f des Bayerischen<br />

<strong>Wasser</strong>gesetzes für Metalldächer.<br />

Die Zulassung gilt für den<br />

Anschluss von Metalldachflächen<br />

bis 650 Quadratmeter. Eingesetzt<br />

werden kann das System überall<br />

dort, wo eine weitergehende Reinigung<br />

des Niederschlagswassers<br />

erforderlich ist.<br />

Das Funktionsprinzip<br />

Die Behandlungsanlage RAUSIKKO<br />

HydroClean besteht aus einem in<br />

den polymeren Kanalschacht AWA-<br />

SCHACHT integrierten, mehrstufigen<br />

Reinigungssystem. Sie kann<br />

damit auch unter Schwerlastverkehr<br />

SLW60 eingesetzt werden. Das<br />

Regenwasser der zu entwässernden<br />

Fläche wird im unteren Bereich der<br />

Behandlungseinheit radial eingeleitet.<br />

Hier findet in einem hydrodynamischen<br />

Abscheider die Sedimentation<br />

von Partikeln durch die Gravitationskraft<br />

statt. Diese werden dann<br />

in einem strömungsberuhigten<br />

Schlammsammelraum unter dem<br />

System aufgefangen, wo sie bei<br />

Bedarf abgesaugt werden können.<br />

Durch die Strömungsberuhigung<br />

im Schlammfang <strong>und</strong> dem trichterförmigen<br />

Einlauf wird eine Rückspülung<br />

selbst bei Starkregenereignissen<br />

wirkungsvoll verhindert.<br />

In der Mitte der Behandlungsanlagen<br />

befinden sich insgesamt vier<br />

Filterelemente. Mit ihnen werden<br />

im Aufstromverfahren Schadstoffe<br />

zurückgehalten. Die Reinigung des<br />

<strong>Wasser</strong>s findet in den Filterelementen<br />

über die Prozesse Filtration,<br />

Adsorption (Ionenaustausch) <strong>und</strong><br />

chemische Fällung statt. Der Filter<br />

ist rückspülbar. Zudem sind verbrauchte<br />

oder verschlämmte Filterelemente<br />

austauschbar. Die Standzeit<br />

des Filters liegt bei Zinkdächern<br />

bei zweieinhalb <strong>und</strong> bei Kupferdächern<br />

bei zwei Jahren. Der<br />

Schlammfang muss in Intervallen<br />

zwischen einem <strong>und</strong> fünf Jahren<br />

ausgesaugt werden.<br />

Die Stadt<br />

München<br />

setzte bei der<br />

Sanierung der<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

der TU <strong>und</strong><br />

FH München<br />

auf Systeme<br />

von REHAU.<br />

Das Projekt<br />

Hochschule München<br />

Im Zuge der Kanalsanierung in der<br />

Lothstraße beschloss die Stadt<br />

München auch die Sanierung der<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung der TU<br />

<strong>und</strong> FH München. Hierbei wurden<br />

die vorhandenen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von<br />

Kolmation nicht mehr funktionierenden<br />

Versickerungsschächte auf-<br />

September 2011<br />

780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

Für die Reinigung des<br />

Niederschlagswassers kam das<br />

Reinigungssystem RAUSIKKO<br />

HydroClean Typ M für Metalldach<br />

flächen zum Einsatz, das<br />

eine wasserrechtliche Bauartzulassung<br />

gemäß Artikel 41f des<br />

Bayerischen <strong>Wasser</strong>gesetzes<br />

besitzt.<br />

gelassen <strong>und</strong> durch flächenversickernde<br />

Rigolen ersetzt. Auch die<br />

<strong>Wasser</strong>abflüsse der insgesamt 3900<br />

Quadratmeter großen Kupferdachflächen<br />

mussten aufgr<strong>und</strong> der<br />

hohen Belastung zunächst eine Reinigung<br />

erfahren, bevor sie versickert<br />

werden können.<br />

Bei der Baumaßnahme war der<br />

Münchener Stadtentwässerung<br />

besonders wichtig, auf ein geprüftes<br />

System zurückzugreifen, welches<br />

die hohen wasserrechtlichen<br />

Anforderungen erfüllt. Die Wahl fiel<br />

deshalb auf das durch das Landesamt<br />

für Umwelt Bayern (LfU Bayern)<br />

geprüfte Reinigungssystem RAU-<br />

SIKKO HydroClean Typ M für Metalldachflächen,<br />

das bereits in der<br />

Zulassungsprüfung mit sehr guten<br />

Resultaten überzeugte. Insgesamt<br />

wurden sechs dezentrale Anlagen<br />

eingesetzt, um das Niederschlagswasser<br />

zu reinigen. Die anschließende<br />

Versickerung erfolgt in insgesamt<br />

fünf RAUSIKKO Rigolen, die<br />

sich zum Teil unterhalb von Verkehrsflächen<br />

befinden.<br />

Fazit<br />

Mit der wasserrechtlichen Bauartzulassung<br />

gemäß Artikel 41f des Bayerischen<br />

<strong>Wasser</strong>gesetzes für die eingesetzten<br />

Filter steht ein zuverlässiger<br />

Verwendbarkeitsnachweis für<br />

Anlagen zur Reinigung von Niederschlagswasserabflüssen<br />

von Metalldachflächen<br />

zur Verfügung. Solche<br />

Anlagen werden durch neutrale<br />

Prüfungen auf den Stoffrückhalt,<br />

die Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> die<br />

Funktion geprüft. Das ablaufende<br />

<strong>Wasser</strong> wird als unbedenklich<br />

gemäß Arbeitsblatt A138 der DWA<br />

eingestuft <strong>und</strong> kann über nahezu<br />

alle Versickerungsanlagen, insbesondere<br />

unterirdische Anlagen wie<br />

Rigolen, versickert werden. Damit<br />

steht dem Planer, dem Betreiber<br />

<strong>und</strong> auch der zuständigen Aufsichtsbehörde<br />

eine qualifizierte<br />

Lösung zur Niederschlagswasserbehandlung<br />

zur Verfügung.<br />

Autor/Kontakt:<br />

Marco Wolfstädter,<br />

REHAU AG + Co,<br />

Competence Team Straßentiefbau<br />

REHAU AG + Co,<br />

Ytterbium 4,<br />

D-91058 Erlangen,<br />

Tel. (09131) 92-50,<br />

Fax (09131) 771430,<br />

E-Mail: erlangen@rehau.com,<br />

www.rehau.com<br />

Produktaufbau:<br />

1. Zulauf DN 200<br />

2. Umlenkhilfe<br />

3. Abscheider<br />

4. Auffangbehälter für Sedimente<br />

5. Filterelement<br />

6. Entnahmehilfe für Filterelement<br />

7. Überstaurohr<br />

8. Ölsperre<br />

9. Ablauf DN 200<br />

10. Auftriebssicherung für Filterelemente<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781<br />

Die Behandlungsanlage<br />

RAUSIKKO<br />

HydroClean<br />

besteht aus<br />

einem in den<br />

polymeren<br />

Kanalschacht<br />

AWASCHACHT<br />

integrierten,<br />

mehrstufigen<br />

Reinigungssystem.


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Wirtschaftlichkeit contra Hygiene?<br />

Regenwassernutzung im Krankenhaus<br />

Klaus W. König<br />

Tarifabschluss mit steigenden Löhnen für Klinikärzte, abnehmende Leistungen der Krankenkassen, abnehmende<br />

Belegungszahlen <strong>und</strong> zunehmende Investitionen für medizinisches Gerät – der Kostendruck, dem<br />

Krankenhäuser ausgesetzt sind, wächst stetig. Ob kommunal oder privat, die Träger beleuchten vorrangig<br />

Betriebskosten, speziell für Energie <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>. Regenwassernutzung birgt Einsparpotenzial bei Strom,<br />

Trinkwasser <strong>und</strong> Niederschlagsgebühr.<br />

Klinikum Bad Hersfeld, Luftbild.<br />

Foto: Klinikum Bad Hersfeld<br />

Klinikum Bad Hersfeld, Regenwasserspeicher aus<br />

Stahl, 29,4 m³ Volumen. Rechts hinten Wirbelfilter.<br />

Foto: WISY<br />

Klinikum Bad Hersfeld, selbstreinigender Wirbelfilter<br />

für das Regenwasser im Zulauf zum Stahlspeicher.<br />

Foto: WISY<br />

Die Nutzung von Dachablaufwasser<br />

ist nicht nur in Verwaltungsgebäuden,<br />

sondern gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auch in Gemeinschaftseinrichtungen<br />

zulässig, an die<br />

besondere hygienische Anforderungen<br />

gestellt werden wie beispielsweise<br />

Krankenhäuser, Alten- <strong>und</strong><br />

Pflegeheime, Schulen <strong>und</strong> Kindergärten.<br />

Dennoch ist besondere Vorsicht<br />

geboten, denn hygienische Probleme,<br />

die sich insbesondere aus<br />

einer irrtümlich hergestellten Verbindung<br />

von Rohrleitungen für<br />

Trinkwasser <strong>und</strong> solchen für Regenwasser<br />

ergeben, treffen hier nicht<br />

nur einen größeren, sondern zudem<br />

einen für Ges<strong>und</strong>heitsgefährdungen<br />

in der Regel anfälligeren Personenkreis.<br />

Es bleibt dem Träger der<br />

Einrichtung überlassen, sich unter<br />

Beachtung der Anforderungen, die<br />

an Bau <strong>und</strong> Betrieb von Regenwassernutzungsanlagen<br />

zu stellen sind,<br />

in eigener Verantwortung für oder<br />

gegen den Einbau derartiger Anlagen<br />

zu entscheiden [1].<br />

Hygiene<br />

Entscheidungshilfen waren Mitte<br />

der 90er Jahre Gutachten <strong>und</strong> Stellungnahmen<br />

zur Unbedenklichkeit<br />

aus Hamburg, Bremen, Hannover,<br />

Fulda <strong>und</strong> Stuttgart [2]. In den letzten<br />

Jahren ist es ruhig geworden<br />

um die Regenwassernutzung. Mit<br />

Inkrafttreten der aktuellen Trinkwasserverordnung<br />

am 01.01.2003,<br />

die übereinstimmend mit der DIN<br />

1989-1 vom April 2002 die Regenwassernutzung<br />

im Gebäude für<br />

Toilettenspülung, Wäschewaschen<br />

<strong>und</strong> Garten zulässt, ist auch die<br />

Hygienediskussion verebbt. „Als das<br />

Thema in den 90er Jahren noch in<br />

aller M<strong>und</strong>e war, die Anwendung im<br />

Haus noch umstritten, haben wir<br />

nicht viel weniger Anlagen verkauft<br />

als heute“, stellt Klaus Kissel von der<br />

WISY AG in Kefenrod fest. Weitere<br />

Gründe für die damals starke Nachfrage<br />

waren sicherlich auch, dass<br />

noch ein Vielfaches an Eigenheimen<br />

erstellt wurde <strong>und</strong> dass das Land<br />

Hessen, vor der Ära Koch, von 1992<br />

bis 1996 Regenwassernutzung landesweit<br />

bezuschusst hat.<br />

Klinikum Bad Hersfeld<br />

Das Klinikum hat im Jahr 1995,<br />

damals noch als Kreiskrankenhaus,<br />

von der hessischen Landesförderung<br />

profitiert <strong>und</strong> in einem 1. Bauabschnitt<br />

eine Regenwassernutzungsanlage<br />

eingebaut, die 2001<br />

<strong>und</strong> 2008 erweitert wurde. Heute<br />

sind unter einem Dach 15 Kliniken<br />

zusammengefasst. Die Technik-<br />

Abteilung, nicht nur für die Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Instandhaltung zuständig,<br />

zeichnet sich auch verantwortlich<br />

für die zuletzt 2008 veröffentlichte<br />

Umwelt erklärung. [3]<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf<br />

Umweltmanagementbeauftragter<br />

<strong>und</strong> technischer Leiter des Klinikums<br />

Bad Hersfeld ist Heiko Kohlrenken:<br />

„Unser Gesamtwasserverbrauch<br />

ist innerhalb von fünf Jahren<br />

von 3,06 m³ pro Fall (stationär untergebrachter<br />

Patient) auf 2,69 m³<br />

gesunken.“ Bereits 1995 wurde in<br />

einem ersten Bauabschnitt das<br />

Regenwasser für die Bewässerung<br />

September 2011<br />

782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

Klinikum Bad Hersfeld, <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

pro Fall (stationär<br />

untergebrachter Patient) in den<br />

Jahren 2003 bis 2007. Quelle: [3]<br />

der Außenanlagen genutzt. Darüber<br />

hinaus werden ein Springbrunnen<br />

<strong>und</strong> ein Teich mit dem <strong>Wasser</strong><br />

aus den Zisternen versorgt. Seit<br />

2001 sind 71 Toiletten an Regenwasser<br />

angeschlossen. Im Jahr 2008<br />

kamen nochmals 40 Toiletten für<br />

140 Betten im südlichen Bettenhaus<br />

mit Regenwasser hinzu. Das brachte<br />

weitere 1613 m³ Einsparung pro<br />

Jahr. Kalkuliert wurden pro Bett<br />

4 Spülungen am Tag mit 8 Liter an<br />

360 Tagen im Jahr.<br />

Besonders effektiv ist laut Kohlrenken<br />

die Kühlung von Vakuumpumpen<br />

für die Sterilisation. Wurde<br />

früher der Betriebsanleitung des<br />

Projektdaten Regenwassertechnik<br />

1. Bauabschnitt 1995<br />

Tankvolumen:<br />

Anwendung Bewässerung, Teich, Springbrunnen<br />

Wartungsaufwand:<br />

Betriebskosten:<br />

2. <strong>und</strong> 3. Bauabschnitt 2001/2008<br />

Tankvolumen, erweitert um<br />

Sterilisatoren-Herstellers folgend<br />

innerhalb eines Jahres 4000 m³ enthärtetes<br />

Trinkwasser mit maximal<br />

14 °C genutzt <strong>und</strong> anschließend<br />

warm in die Kanalisation eingeleitet,<br />

so wird heute auf eigenes Risiko<br />

Regenwasser mit maximal 20 °C im<br />

geschlossenen Kreislauf durch die<br />

Zisterne geleitet, wo die Abwärme<br />

aufgenommen wird. Um das zirkulierende<br />

<strong>Wasser</strong> frisch zu halten,<br />

wird ein bestimmter Anteil des im<br />

Kreislauf geführten Kühlwassers<br />

nach <strong>und</strong> nach ausgetauscht.<br />

Gegenüber dem Trinkwasserbedarf<br />

1992 mit r<strong>und</strong> 80 000 m³ waren<br />

nur noch etwa 60 000 m³ in den<br />

damals betrachteten Betriebsgebäuden<br />

pro Jahr notwendig. Der<br />

Anteil der Regenwasser-Kühltechnik<br />

an den gesparten 20 000 m³<br />

beträgt aktuell mit 4000 m³ ein<br />

Fünftel bzw. 20 %.<br />

Eingesparte Gebühren<br />

im Jahr 2007<br />

Aus der Zisterne entnommen wurden<br />

2564 m³. Bei 384 m³ Trinkwasser-Nachspeisung<br />

in Trockenzeiten<br />

blieben 2180 m³ genutzter Regenertrag.<br />

Dazu kommen die jedes Jahr<br />

gesparten 4000 m³ Kühlwasser, also<br />

6180 m³. Bei einem Trinkwasserpreis<br />

1 × 29400 l<br />

250 m³/Jahr<br />

1,0 h/Monat<br />

ca. 100 €/Jahr<br />

8 x 2000 l<br />

Anwendung Kühlwasserkreislauf Sterilisationsanlage,<br />

Bewässerung, Teich, WC-Spülung für 111 Toiletten 2900 m³/<br />

Jahr<br />

Wartungsaufwand:<br />

2,0 h/Monat<br />

Betriebskosten:<br />

ca. 500 €/Jahr<br />

Planung <strong>und</strong> Ausführung:<br />

Planung Anlagentechnik: Ing. Gemeinschaft Libbach & Janssen,<br />

Eschborn<br />

Hersteller Filtertechnik: WISY AG, Kefenrod<br />

Montage: Hermann Horn, Wildeck-Bosserode<br />

Vergleich Badegewässer- <strong>und</strong> Zisternenwasser-<br />

Qualität. Zisternenwerte nach Holländer. Quelle: [4]<br />

von 2,12 € pro m³ reduzierten sich<br />

die Kosten damit um 13 101,60 €.<br />

Das Klinikum profitiert seit<br />

01.01.2003 auch von einer Satzungsänderung<br />

der Stadt Bad Hersfeld.<br />

Im Jahr 2007 wurde Niederschlagswasser<br />

in der ganzen Stadt<br />

verursachergerecht mit 0,66 € je<br />

Quadratmeter versiegelter Fläche,<br />

die in den Kanal entwässert wird,<br />

abgerechnet. Bei Zisternen für<br />

Betriebswassernutzung mit Kanalanschluss,<br />

wie hier im Klinikum,<br />

können je m³ Fassungsvermögen<br />

15 m² Dachfläche abgezogen werden.<br />

Die 45,4 m³ großen Regenspeicher<br />

führen demnach zu einer Minderung<br />

um 681 m² bzw. 449,46 € bei<br />

der Niederschlagsgebühr. Zusammen<br />

mit der Trinkwassergebühr<br />

sparte das Klinikum Bad Hersfeld<br />

also 13 551,06 € im Jahr 2007 durch<br />

die Regenwassernutzung! Die Be -<br />

triebskosten einschließlich Filterwartung<br />

<strong>und</strong> Strom für die Regenwasserpumpen<br />

wurden in etwa<br />

ausgeglichen durch die nicht mehr<br />

erforderliche Enthärtung des Trinkwassers<br />

für die Kühlung.<br />

Regenwassertechnik<br />

Der 1995 erstellte Regenspeicher ist<br />

aus Stahl, die 2001 zusätzlich aufgestellte<br />

Batterie besteht aus acht<br />

Kunststofftanks. Beide Zisternen<br />

sind miteinander verb<strong>und</strong>en, werden<br />

aber parallel mit Regenwasser<br />

gespeist. Davor sitzt jeweils ein<br />

Filter, - für die <strong>Wasser</strong>qualität <strong>und</strong><br />

den störungsfreien Betrieb das ent-<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Klinikum Bad Hersfeld, <strong>Wasser</strong>bedarf 1990 bis 2007.<br />

Quelle: Klinikum Bad Hersfeld, Abteilung Technik<br />

scheidende Bauteil einer Regenwassernutzungsanlage.<br />

Rechtzeitig vor<br />

dem Boom der 90ger Jahre wurde<br />

das hier eingesetzte Prinzip des<br />

Wirbelfilters in einem Ort am<br />

Vogelsberg erf<strong>und</strong>en. Dabei gelang<br />

die „Quadratur des Kreises“: Ohne<br />

den Leitungsquerschnitt zu verengen,<br />

sitzt die Filterhülse als zylindrisches<br />

perforiertes Bauteil mit<br />

0,28 mm Filterfeinheit in der Wandung<br />

des Zulaufrohres. Dies ermöglicht<br />

den so genannten Schmutzverwurf<br />

(Filtertyp C gemäß DIN<br />

1989-2: 2004-08). Gefilterte Partikel<br />

werden in die <strong>Abwasser</strong>leitung<br />

abgespült, ohne den Filter zu verstopfen<br />

oder entsorgt werden zu<br />

müssen. Daraus resultiert ein hoher<br />

Wirkungsgrad <strong>und</strong> eine lange<br />

Standzeit, d. h. hohe <strong>Wasser</strong>ausbeute,<br />

gute Reinigungsleistung,<br />

lange Reinigungsintervalle. Laut<br />

DIN 1989-1 muss ein Filter mindestens<br />

ein Mal pro Jahr gereinigt werden.<br />

Auch für den Dauerbetrieb in<br />

der Industrie sind solche Wirbelfilter<br />

im Einsatz, dort zusätzlich mit automatischer<br />

Reinigung per Spritzdüse.<br />

Amortisation<br />

Für die künftigen Erweiterungen<br />

<strong>und</strong> Umbauten im Klinikum Bad<br />

Hersfeld hat Heiko Kohlrenken die<br />

Regen-/Betriebswassertechnik im<br />

Jahr 2010 aktuell bewertet: Er kam<br />

im Rückblick auf Investitionskosten<br />

von 21 000 € (71 100 € abzüglich des<br />

Zuschusses von 50 100 € im Jahr<br />

1995 durch das Land Hessen). Bei<br />

eingesparten Kosten von 13 728 €<br />

im Jahr 2009 ergibt sich eine Amortisation<br />

von weniger als zwei Jahren.<br />

Dabei sind Ersatzinvestitionen <strong>und</strong><br />

Betriebskosten mit Preissteigerung<br />

berücksichtigt. Auf eine Betriebsdauer<br />

von 20 Jahren hochgerechnet,<br />

spart das Klinikum so 274 554 €.<br />

In der Zukunft sind Erweiterungen<br />

des Systems bei Neu- <strong>und</strong><br />

Umbaumaßnahmen geplant für<br />

weitere 100 Toiletten. Bedarf <strong>und</strong><br />

Ertrag an Regenwasser wird ausgeglichen<br />

sein, der Speicher soll<br />

um 10 m³ erweitert werden. Die<br />

da durch erzielbare Einsparung<br />

beziffert Kohlrenken mit voraussichtlich<br />

5373 € zusätzlich pro Jahr,<br />

in 20 Jahren 107 465 €. Die Investitionen<br />

werden zwischen 31 500 €<br />

<strong>und</strong> 58 000 € liegen. Daraus resultiert<br />

eine Amortisationszeit von<br />

6–11 Jahren.<br />

Literatur<br />

[1] Bayer. Staatsministerium/Bayer. Ge -<br />

meindetag: Die umweltbewusste<br />

Gemeinde, Band 1, Handlungskonzepte/<br />

Band 2, Maßnahmenbeschreibung.<br />

Bayer. Staatsministerium für<br />

Landesentwicklung <strong>und</strong> Umweltfragen,<br />

München, 1996.<br />

[2] König, K.: Expertenmeinungen, Seiten<br />

94–97 in: Regenwasser in der Architektur,<br />

Ökologische Konzepte. Ein Fachbuch<br />

der Regenwasserbewirtschaftung.<br />

Dokumentation ausgeführter<br />

Beispiele, mit Angaben zu den Kosten.<br />

Ökobuch-Verlag Staufen, 1996.<br />

[3] www.klinikum-bad-hersfeld.de/<br />

upload/File/Umwelterklaerung_2008.<br />

pdf<br />

[4] Holländer, R. (u. a.): Mikrobiologischhygienische<br />

Aspekte bei der Nutzung<br />

von Regenwasser als Betriebswasser<br />

für Toilettenspülung, Gartenbewässerung<br />

<strong>und</strong> Wäschewaschen. Öffentliches<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen 5/96. Georg<br />

Thieme Verlag, Stuttgart, New York,<br />

1996.<br />

[5] Holländer, R.: Das Handbuch der<br />

Re genwassertechnik, was Profis wissen.<br />

Seite 81. Fachbuch, Autor Klaus W.<br />

König, Hrsg. Wilo Brain, Dortm<strong>und</strong>,<br />

2001.<br />

Schnittzeichnung selbstreinigender<br />

Wirbelfilter für das<br />

Regenwasser im Zulauf zum<br />

Stahlspeicher. Grafik: WISY<br />

[6] www.platzregen.info/kommune,<br />

Seite 6<br />

[7] Schriftenreihe fbr Band 6, Projektbeispiele<br />

zur Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung.<br />

Öffentliche <strong>und</strong> gewerbliche<br />

Anlagen. Seite 65–66, Hrsg.: Fachvereinigung<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung<br />

e.V., Darmstadt, 2007.<br />

[8] Schriftenreihe fbr Band 14, Regenwassernutzung<br />

in öffentlichen <strong>und</strong> sozialen<br />

Einrichtungen. Fachtagung der fbr<br />

2011. Hrsg.: Fachvereinigung Betriebs<strong>und</strong><br />

Regenwassernutzung e.V., Darmstadt,<br />

2011.<br />

Kontakt:<br />

WISY AG,<br />

Haustechniksysteme, Filtertechnik,<br />

Oberdorfstraße 26,<br />

D-63699 Kefenrod-Hitzkirchen,<br />

Tel. (0 60 54) 9121-0,<br />

Fax (0 60 54) 9121-29,<br />

www.wisy.de<br />

September 2011<br />

784 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Erneuerbare Energien<br />

Umweltverträgliche Planung,<br />

sicherer Betrieb von Anlagen<br />

26. BWK B<strong>und</strong>eskongress<br />

22. – 24. September 2011 in Wernigerode/Harz<br />

HKK Hotel Wernigerode Harzer Kultur- & Kongresshotel<br />

Fachforum 1:<br />

Bau, Betrieb <strong>und</strong> Überwachung von Talsperren<br />

Fachforum 2:<br />

Entwicklungsstand alternativer Energieträger<br />

Fachforum 3:<br />

Talsperrenbewirtschaftung <strong>und</strong> Fernwasserversorgung<br />

Fachforum 4:<br />

<strong>Wasser</strong>kraft <strong>und</strong> ökologische Durchgängigkeit<br />

Die Veranstaltungen werden von einer zweitägigen Fachausstellung, zwei Abendveranstaltungen<br />

sowie einem Rahmenprogramm begleitet. Der B<strong>und</strong>eskongress<br />

wird am 24. September durch eine Fachexkursion zu wasserwirtschaftlichen<br />

Anlagen im Harz mit Besichtigung der Talsperre Wendefurth sowie der Fernwasserversorgung<br />

Elbaue-Ostharz abger<strong>und</strong>et.<br />

Weitere Informationen:<br />

E-Mail: info@bwk-b<strong>und</strong>.de; Internet: www.bwk-b<strong>und</strong>.de; Fax: 0 70 31 - 4 38 39 95


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Sauberen Dachabfluss versickern,<br />

verschmutztes Oberflächenwasser nutzen?<br />

Zweierlei Regenwasser im Industriebetrieb<br />

Klaus W. König<br />

Wisch Engineering aus Berlin setzt bei der Betriebserweiterung zwei unterschiedliche Verfahren zur Regenwasserbewirtschaftung<br />

ein. Trotz hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>schutzgebiet gelingt eine Kombination,<br />

die naturverträglich <strong>und</strong> für den Betreiber finanziell interessant ist.<br />

Staaken ist der westliche Zipfel<br />

des Landes Berlin <strong>und</strong> Unternehmenssitz<br />

von Wisch Engineering.<br />

Vor mehr als 100 Jahren<br />

begann die Firma unter dem Namen<br />

„Georg Wisch Maschinenfabrik“ auf<br />

dem Gelände der AEG als deren<br />

Zulieferer. Bis zum 2. Weltkrieg waren<br />

neue Technologien in der Metallverarbeitung<br />

ihr Spezial gebiet. Die hier<br />

gefertigten Bauteile fanden in der<br />

Verkehrstechnik, im Schiffsbau <strong>und</strong><br />

Alte Firmenzentrale Wisch Engineering, Staaken/<br />

Berlin. Foto: König<br />

Betriebserweiterung im Jahr 2010 mit etwa 12 000 m²<br />

Hallendachfläche <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 1650 m² asphaltierter<br />

Oberfläche. Foto: König<br />

im Flugzeugwesen Verwendung.<br />

„Ob Sie mit Bahn oder Bus, zu<br />

<strong>Wasser</strong> oder in der Luft unterwegs<br />

waren, ein Teil von Wisch war meistens<br />

dabei“, sagt der heutige Inhaber<br />

<strong>und</strong> Geschäftsführer Klaus Ertel.<br />

Unter seiner Leitung gab es 2005/<br />

2006 einen Neubeginn am jetzigen<br />

Standort. Mit etwa 100 Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> 8000 m² Produktionsfläche<br />

werden Blech- <strong>und</strong> andere Metallteile<br />

zu hochwertigen Schweißverbindungen<br />

verarbeitet. Das sind<br />

z. B. Karosseriestücke <strong>und</strong> Tanksysteme<br />

für MAN <strong>und</strong> Bombardier. Zu<br />

den K<strong>und</strong>en gehören auch Siemens<br />

<strong>und</strong> Rigips. Medizintechnik <strong>und</strong><br />

Apparatebau sind neue Anwendungsfelder<br />

hier hergestellter Produkte;<br />

ebenso die Solartechnik mit<br />

Hochleistungskollektoren, in denen<br />

durch Luft-<strong>Wasser</strong>-Hybridbauweise<br />

gleichzeitig Strom <strong>und</strong> Heißwasser<br />

für Gebäude erzeugt wird.<br />

So erstaunt es nicht, dass Wisch<br />

Engineering als Bauherr bei der<br />

Betriebserweiterung besondere Verfahren<br />

im Umgang mit dem Regenwasser<br />

einsetzt. 500 Meter vom bisherigen<br />

Standort entfernt entstand<br />

im Jahr 2010 eine weitere Betriebsstätte<br />

mit r<strong>und</strong> 10 500 m² Produktionsfläche<br />

<strong>und</strong> 1650 m² Sozialbereich.<br />

An die Bewirtschaftung des<br />

anfallenden Regenwassers von<br />

Gebäude <strong>und</strong> Gelände stellte die<br />

<strong>Wasser</strong>behörde besondere Anforderungen.<br />

Ein Regenkanal der Kommune<br />

ist vorhanden, die Einleitung<br />

ist allerdings begrenzt. Ein hoher<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>schutzzone<br />

III A erlauben auch die<br />

sonst erwünschte dezentrale Versickerung<br />

nicht ohne Weiteres. Die<br />

wasserrechtliche Erlaubnis für die<br />

Betriebserweiterung bei Wisch<br />

Engineering verlangt, einem raffinierten<br />

Kochrezept ähnlich, ein<br />

„Gericht mit zweierlei Regenwasser“.<br />

Die für dieses Projekt zuständigen<br />

Fachingenieure haben die<br />

Herausforderung angenommen<br />

<strong>und</strong> wie Meisterköche mit besonderen<br />

Zutaten etwas kreiert, das für<br />

„die Natur schmackhaft <strong>und</strong> für den<br />

Industriebetrieb finanziell bekömmlich“<br />

ist – so Stefan Gehring, Projektingenieur<br />

bei Mall, dem Lieferant<br />

von „Zutaten“ für Regenwasserbehandlung<br />

<strong>und</strong> -nutzung.<br />

Dachabfluss für die Natur,<br />

die eine Sorte Regenwasser<br />

Das gemäß amtlichem Sprachgebrauch<br />

„nicht schadhaft verunreinigte“<br />

Regenwasser von etwa 12 000<br />

m² Dachfläche wird dem Gr<strong>und</strong>wasser<br />

zugeführt. Es versickert in Geländemulden.<br />

Schadstoffe aus der Luft,<br />

Ablagerungen vom Flachdach <strong>und</strong><br />

Metallionen aus dem Material der<br />

Fallrohre werden durch die Bestandteile<br />

des humushaltigen belebten<br />

Oberbodens zu rückgehalten. Dies<br />

erfolgt abschnittsweise über Fallrohre<br />

<strong>und</strong> weiter, oberflächennah<br />

querab vom Gebäude, in offenen<br />

Rinnen. Diese Rinnen münden nach<br />

wenigen Metern in eine bewachsene<br />

Sickermulde. Linienförmig verläuft<br />

die Mulde parallel zum lang ge -<br />

streckten Hallengebäude, auf beiden<br />

Längsseiten. Alle 15 m mündet ein<br />

Zulauf vom Dach. Die Böschung der<br />

Mulde ist an diesen Stellen durch<br />

Steinpflaster gegen Erosion geschützt.<br />

September 2011<br />

786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit<br />

Eine der technischen Regeln zur<br />

Versickerung, DWA-A 138, enthält<br />

zwei wesentliche Aspekte. Sie bereiten<br />

in der Praxis regelmäßig Schwierigkeiten,<br />

sind bei diesem Projekt<br />

jedoch hervorragend gelungen. Der<br />

erste Aspekt betrifft den Raum bzw.<br />

die Topografie, der zweite die Zeit<br />

bzw. den Bauablauf.<br />

Ist das Gelände eben <strong>und</strong> die<br />

Sickermulde aus Sicherheitsgründen<br />

nur leicht vertieft (bei Einstau<br />

sollte der <strong>Wasser</strong>stand nicht mehr<br />

als 30 cm betragen), so erfordert<br />

dies oberflächennahe Zuleitungen,<br />

mit wenig Gefälle ab Fallrohrende.<br />

Es gelingt am besten mit offenen<br />

Rinnen bei 0,5 % Gefälle, eine Empfehlung<br />

aus DWA-A 138 Abschnitt<br />

3.4.3. Rohre, die laut DIN-Normen in<br />

frostfreier Tiefe verlegt werden, führen<br />

das <strong>Wasser</strong> mindestens 60 cm<br />

weiter unten. Allerdings muss, was<br />

bei Rohren kein Problem ist, die Last<br />

von oben berücksichtigt werden:<br />

Kreuzen die offenen Rinnen wie hier<br />

einen befahrbaren Weg, so müssen<br />

sie gemäß DIN EN 124 der maximal<br />

zu erwartenden Belastung durch<br />

Fahrzeuge standhalten, <strong>und</strong> dementsprechend<br />

bestellt <strong>und</strong> eingebaut<br />

werden.<br />

Ist das Dach des Gebäudes<br />

gedeckt <strong>und</strong> die Entwässerung<br />

funktionsbereit, so muss auch die<br />

Sickermulde in betriebsfähigem<br />

Zustand sein. Das bedeutet, dass<br />

dieser Teil der Außenanlagen rechtzeitig<br />

fertig gestellt wird, damit<br />

auch der Bewuchs tatsächlich vorhanden<br />

ist. Trotz knappen Terminen<br />

konnte dieser Notwendigkeit durch<br />

kurzfristig aufgebrachten Rollrasen<br />

entsprochen werden. Der Bewuchs<br />

ist entscheidend, er sichert durch<br />

seine Wurzelaktivität die Durchlässigkeit<br />

des Oberbodens; siehe dazu<br />

DWA-A 138, Abschnitt 4.<br />

Oberflächenabfluss<br />

für den Industriebetrieb,<br />

die andere Sorte<br />

Die zweite Sorte Regenwasser<br />

stammt von r<strong>und</strong> 1650 m² asphaltierten<br />

Oberflächen, den Zufahrten<br />

Sickermulde für Dachwasser entlang der neu gebauten Produktionshalle. Fotos: König<br />

Entnahmestelle über einem der vier unterirdischen Löschwasserspeicher.<br />

Fotos: König (Bild links), Mall (Bild rechts)<br />

zu den Produktionshallen. Laut wasserrechtlicher<br />

Erlaubnis wird das<br />

hiervon abfließende Regenwasser<br />

in Zisternen gesammelt <strong>und</strong><br />

genutzt. Der Überlauf, der bei vollen<br />

Regenspeichern <strong>und</strong> weiter anhaltendem<br />

Niederschlag entstehen<br />

kann, wird versickert. Dazu gibt es<br />

jedoch Auflagen hinsichtlich Menge<br />

<strong>und</strong> Qualität:<br />

Auf dem gesamten Erweiterungsgelände<br />

dürfen pro Jahr maximal<br />

50 m³ aus dem Abfluss der<br />

asphaltierten Flächen versickert<br />

werden. Diese Einschränkung der<br />

Behörde hat mit dem <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />

zu tun. Darüber hinaus<br />

gehende Mengen werden dem<br />

Schmutzwasserkanal der Kommune<br />

zeitlich verzögert zugeleitet.<br />

Um die Qualität des Oberflächenabflusses<br />

Richtung Gr<strong>und</strong>wasser vor<br />

Passage des bewachsenen Oberbodens<br />

zu verbessern, sind den Überlaufflächen<br />

zwei tech nische Reinigungsstufen<br />

vorgeschaltet – eine<br />

Sedimentationsanlage <strong>und</strong> ein Filterschacht<br />

– so die Auflage der Behörde.<br />

Damit soll sichergestellt werden, dass<br />

bei einer hier im Industriegebiet<br />

möglichen schadhaften Verunreinigung<br />

durch Fahrzeuge oder Warenumschlag<br />

keine Beeinträchtigung<br />

des darunter befindlichen <strong>Wasser</strong>schutzgebietes<br />

III A „zu besorgen ist“,<br />

wie es im Amtsdeutsch heißt.<br />

Gesplittete <strong>Abwasser</strong>gebühr<br />

<br />

Kommunen in Deutschland müssen Regenwasser,<br />

das im öffentlichen Kanal abgeleitet wird, verursachergerecht<br />

<strong>und</strong> unabhängig von Trink- <strong>und</strong><br />

Schmutzwasser in Rechnung stellen. Dies fordern<br />

Verwaltungsgerichtsurteile. Beispiele von jährlichen<br />

Gebühren für Niederschlagswasser-Ableitung:<br />

Berlin 1,90 €/m²<br />

München 1,30 €/m²<br />

Mannheim 0,81€/m²<br />

Stuttgart 0,53 €/m²<br />

Karlsruhe 0,51 €/m²<br />

Passau 0,42 € /m²<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 787


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Industriebetriebe mit beispielhafter Regenwasserbewirtschaftung<br />

Industriebetriebe mit beispielhafter Regenwasserbewirtschaftung<br />

Hüttinger Elektronik, Freiburg: Nutzung (Kühlung von Produktion <strong>und</strong> Räumen)<br />

<strong>und</strong> Versickerung<br />

Arburg Maschinenbau, Loßburg: Nutzung (Löschwasser, WC, Bewässerung)<br />

SEW Automotive, Forbach <strong>und</strong> Bruchsal: Nutzung (Filterwäsche, WC, Reinigung)<br />

Voyage Emile Weber, Canach/Luxemburg: Nutzung (Fahrzeugwäsche für Busse)<br />

Nader Elektrotechnik, Edingen-Neckarhausen: Nutzung (Kühlung von Produktion<br />

<strong>und</strong> Räumen, WC, Bewässerung) <strong>und</strong> Versickerung<br />

Schnitt Sedimentationsanlage <strong>und</strong> Filterschacht,<br />

vorgeschaltet bei den beiden unterirdischen<br />

Speichern, in denen 54 m³ Vorrat zur Regenwassernutzung<br />

mit 96 m³ Löschwasservorrat kombiniert<br />

sind. Zeichnung: Mall<br />

Behandlung <strong>und</strong> Nutzung<br />

Ohne fremde Energie durch Pumpen<br />

durchströmt das von den<br />

Asphaltflächen in Gullys abfließende<br />

Regenwasser beide unterirdischen<br />

Reinigungsstufen. In der<br />

Sedimentationsanlage wird der<br />

Zufluss durch Prall-/Leitbleche in<br />

Rotation versetzt. Dabei sondern<br />

sich leichte Stoffe (auch Öl oder<br />

Benzin) nach oben, schwere Partikel<br />

nach unten ab. Aus der sauberen<br />

mittleren Zone kann das so<br />

gereinigte <strong>Wasser</strong> zum Filterschacht<br />

geschützt abströmen. Dort<br />

werden Schwebstoffe größer als<br />

0,6 mm durch eine Tauchwand aus<br />

Edelstahlsieben vom <strong>Wasser</strong><br />

getrennt. So bleibt die Zisterne <strong>und</strong><br />

– was der unteren <strong>Wasser</strong>behörde<br />

wichtig ist – auch der gelegentliche<br />

Speicherüberlauf Richtung Gr<strong>und</strong>wasser<br />

frei von unerwünschten<br />

Stoffen.<br />

Sedimentationsanlage <strong>und</strong> Filterschacht<br />

werden von Zeit zu Zeit<br />

gereinigt. Das Intervall dazu hat<br />

Haustechnik-Fachingenieur Klaus<br />

Lange in der Wartungsanleitung<br />

festgelegt. „Die Dimensionierung<br />

der Anlage, die Anordnung ihrer<br />

Bauteile <strong>und</strong> die Computersimulation<br />

mit den zu erwartenden Starkniederschlägen<br />

ist eine Gemeinschaftsleistung<br />

meines Büros <strong>und</strong><br />

der Firma Mall, die die hier erforderlichen<br />

Komponenten geliefert hat, “<br />

stellt Lange fest. Er hatte zunächst<br />

alle Optionen geprüft, die gemäß<br />

wasserrechtlicher Erlaubnis für die<br />

Bewirtschaftung des Oberflächenwassers<br />

zulässig sind. Ein Anschluss<br />

an den Regenwasserkanal der<br />

Kommune ist nur zulässig mit<br />

gedrosselter Ableitung. Die dafür<br />

notwendigen Bauwerke eines Stauraumkanals<br />

oder eines Regenrückhaltebeckens<br />

sind aufwendig, vor<br />

allem bei den Herstellungskosten.<br />

Schließlich wären für die Kanalnutzung<br />

laufend Betriebskosten in<br />

Form des Niederschlagswasserentgelts<br />

angefallen, während die realisierte<br />

Variante durch Nutzen des<br />

Oberflächenwassers diese Kosten<br />

<strong>und</strong> zusätzlich einen Teil der Trinkwassergebühren<br />

spart.<br />

Solange in den Zisternen vorrätig,<br />

können mit dem gesammelten<br />

<strong>und</strong> gereinigten Oberflächenwasser<br />

die WC’s im Betrieb gespült werden.<br />

Das Ingenieurbüro Lange hat die<br />

dafür notwendige Zisternengröße<br />

mit 108 m³ ermittelt. Lange ist stolz<br />

auf die preiswerte Herstellung dieses<br />

Speichervolumens <strong>und</strong> stellt<br />

fest: „Wir haben zwei der vier unterirdischen<br />

Löschwasserspeicher, die<br />

mit 96 m³ Regenwasser gefüllt sind,<br />

um jeweils 54 m³ vergrößert. Die<br />

Mehrkosten waren verhältnismäßig<br />

gering.“ Um eine funktionierende<br />

Regenwassernutzungsanlage zu<br />

erhalten, musste nur noch die Pumpentechnik<br />

<strong>und</strong> ein Verteilnetz zu<br />

den Toiletten installiert werden. „Die<br />

WC-Spülung hilft, regelmäßig freies<br />

Speichervolumen zu erhalten, da<br />

sie das ganze Jahr über gleichmäßigen<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf hat.“ Sollte der<br />

Vorrat dafür einmal aufgebraucht<br />

sein, erhält das System automatisch<br />

Trinkwasser zugeführt, bis wieder<br />

Regenwasser vorhanden ist. Die<br />

Steuerung übernimmt das Mall-<br />

Regencenter Tano XL. Es steht im<br />

Gebäude <strong>und</strong> enthält Microprozessor-Steuerung,<br />

Doppelpumpendruck<br />

erhöhung <strong>und</strong> Vorlagebehälter.<br />

Unter <strong>Wasser</strong> in der großen<br />

unterirdischen Zisterne steht die<br />

<br />

Regencenter Mall Tano XL, die<br />

Zentrale der Regenwassernutzung<br />

im Gebäude. Foto: König<br />

September 2011<br />

788 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Projektdaten<br />

Bauherr:<br />

Wisch Engineering, Brunsbütteler Damm 448,<br />

13591 Berlin<br />

Planung Haustechnik:<br />

Ingenieurbüro Klaus Lange, Berlin<br />

Planung Außenanlagen <strong>und</strong> Sickermulden:<br />

Ingenieurbüro Klaus Lange, Berlin<br />

Ausführung Tief- <strong>und</strong> Rohrleitungsbau:<br />

Eckhard Garbe GmbH, Berlin<br />

Ausführung Straßen- <strong>und</strong> GaLaBau:<br />

Eckhard Garbe GmbH, Berlin<br />

Lieferung u. Montage Behälter <strong>und</strong><br />

Anlagentechnik für Behandlung u. Nutzung<br />

des Regenwassers:<br />

Mall GmbH, Berlin<br />

Löschwasserspeicher:<br />

4 × 96 m³ (2 × davon mit zusätzlich 54 m³<br />

Vorrat für Regenwassernutzung)<br />

Sedimentationsanlagen:<br />

1 × MSA 2000 N, 1 × MSA 1500 N<br />

Filterschächte: 4 × FS 3000<br />

die Speichergröße zur Versickerung,<br />

um die zulässigen 50 m³<br />

per anno nicht zu überschreiten<br />

die daraufhin zum Kanal<br />

gepumpten Überläufe wegen<br />

<strong>Abwasser</strong>gebühr<br />

die zu den WC’s gepumpte<br />

Spülwassermenge, ebenfalls<br />

wegen <strong>Abwasser</strong>gebühr<br />

Auftriebssicherheit<br />

Bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand wie<br />

hier unterirdische Behälter zu<br />

bauen, erfordert Maßnahmen gegen<br />

Auftrieb. Insbesondere leere Behälter<br />

können im Gr<strong>und</strong>wasser so viel<br />

Auftrieb erhalten, dass sie aus dem<br />

Erdreich herausgedrückt werden.<br />

Zisternen, Sedimentations- <strong>und</strong><br />

Filterschächte können jedoch als<br />

Betonfertigteile <strong>einfach</strong> <strong>und</strong> preiswert<br />

mit einem entsprechend<br />

breiten Überstand der Bodenfläche<br />

hergestellt werden, so dass nach<br />

Einbau die umgebende Erde als<br />

Auflast wirkt.<br />

König, K. W.: Ratgeber Regenwasser. Für<br />

Kommunen <strong>und</strong> Planungsbüros. Rückhalten,<br />

Nutzen <strong>und</strong> Versickern von<br />

Regenwasser im Siedlungsgebiet.<br />

(Hrsg.:) Mall GmbH, Donaueschingen,<br />

3. Auflage, 2010. 36 Seiten, DIN A 4,<br />

18,00 € zzgl. Porto u. Verpackung; ISBN<br />

3-9803502-2-3.<br />

Regenwassernutzung von A–Z: Ein Anwenderhandbuch<br />

für Planer, Handwerker<br />

<strong>und</strong> Bauherren, mit DIN 1989, Trinkwasserverordnung<br />

2001 <strong>und</strong> besonderen<br />

Projekten. Autor: Klaus W. König.<br />

Aktualisierter Auszug, Stand 2008,<br />

online auf www.mall.info<br />

Nolde, E., Rüden, H. <strong>und</strong> König, K. W.: Innovative<br />

<strong>Wasser</strong>konzepte, Betriebswassernutzung<br />

in Gebäuden. Grau- <strong>und</strong> Re -<br />

genwasseranlagen in Berliner Ge -<br />

werbe- <strong>und</strong> Wohngebäuden sowie in<br />

öffentlichen <strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen<br />

der deutschen Hauptstadt.<br />

(Hrsg.:) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

Berlin, Broschüre, 1. Auflage,<br />

Berlin, 2003. 59 Seiten. Kostenlos<br />

als Download: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/oekologisches_bauen/de/modellvorhaben/<br />

wasser/wasserkonzepte/download.<br />

shtml<br />

Zubringerpumpe <strong>und</strong> fördert nach<br />

Bedarf, von der Regenwasser-Zentrale<br />

gesteuert. <strong>Wasser</strong>standssonden<br />

mit Drucksensoren in der Zisterne<br />

stellen sicher, dass der Feuerlöschvorrat<br />

nicht genutzt wird <strong>und</strong> schalten<br />

das Regencenter in Trockenperioden<br />

rechtzeitig auf Trinkwasserbetrieb<br />

um. Die<br />

Druckerhöhungsanlage ist zweistufig,<br />

sitzt im kompakten Regencenter<br />

unter dem Zwischenbehälter <strong>und</strong><br />

erhält so das <strong>Wasser</strong> im Zulaufbetrieb<br />

mit leichtem Vordruck. Bei<br />

Spitzenbedarf laufen beide Pumpen<br />

gleichzeitig, ansonsten alternierend<br />

einzeln. Sie ver fügen über einen<br />

integrierten Trockenlaufschutz. Mit<br />

einem optischen <strong>und</strong> akustischen<br />

Signal weist die Steuerung auf Fehlfunktionen<br />

hin <strong>und</strong> reagiert darauf.<br />

Der potenzialfreie Störmelder<br />

ermöglicht eine Fernanzeige der<br />

Störung. Zudem verfügt die Steuerung<br />

über eine Anschlussmöglichkeit<br />

für RS 232-Schnittstellen zur<br />

externen Datenübermittlung.<br />

Im Regencenter werden auch<br />

die <strong>Wasser</strong>mengen registriert:<br />

Literatur<br />

fbr-top 8: Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung<br />

für kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebe.<br />

Loseblatt-Reihe zu gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Themen der Regenwassernutzung.<br />

Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung<br />

e. V.. fbr-Dialog GmbH,<br />

Darmstadt.<br />

Kontakt:<br />

Mall GmbH,<br />

Umweltsysteme,<br />

Hüfinger Straße 39–45,<br />

D-78166 Donaueschingen,<br />

Tel. (0771) 8005-0, Fax (0771) 8005-100,<br />

www.mall.info<br />

Schnitt durch einen der beiden Löschwasserspeicher mit 96 m³, ohne<br />

Kombination mit Regenwasser nutzung. Zeichnung: Mall<br />

September 2011<br />

790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

Intelligente Reinigung von Regenbecken<br />

für mehr Reinigungs- <strong>und</strong> Energieeffizienz<br />

HST-„IntelliGrid Automation“ ermöglicht Strahlreiniger der neuen Generation<br />

Maria Gödde-Rötzmeier<br />

In Deutschland sorgen etwa 60 000 Regenbecken als Rückhaltebecken bei stärkeren Regenereignissen dafür,<br />

anfallendes verschmutztes Regen- oder Mischwasser aufzunehmen, zwischenzuspeichern <strong>und</strong> zu behandeln.<br />

Kanalnetze <strong>und</strong> Kläranlagen werden so hydraulisch entlastet <strong>und</strong> der Schmutzfrachteintrag in die Gewässer<br />

wird reduziert.<br />

Trotz aller wichtigen Funktionen<br />

der Regenbecken für eine zeitgemäße,<br />

umweltverträgliche <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

stehen diese regelmäßig<br />

<strong>und</strong> alle Jahre wieder im<br />

Fokus der Diskussion, sowohl unter<br />

Umwelt- als auch unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten.<br />

Bei Abwägung<br />

der Argumente ist für die<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft insgesamt unstrittig,<br />

dass Regenbecken auch in<br />

Zukunft sowohl in Trenn- als auch in<br />

Mischsystemen notwendig sein<br />

werden <strong>und</strong> einen erheblichen Beitrag<br />

zum Gewässerschutz leisten.<br />

Moderne Regenbecken werden<br />

aus betrieblichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Gründen mit Einrichtungen<br />

zur automatischen Volumen- <strong>und</strong><br />

Mengen-Bewirtschaftung <strong>und</strong> zur<br />

Reinigung <strong>und</strong> Überwachung ausgestattet.<br />

Ältere unzureichend ausgestattete<br />

Regenbecken sind in<br />

Zukunft entsprechend zu sanieren<br />

beziehungsweise nachzurüsten.<br />

Die technologische Ausrüstung<br />

von Regenbecken wird in diesem<br />

Beitrag vor allem unter dem Aspekt<br />

der gezielten <strong>und</strong> effektiven Entfernung<br />

der auf der Sohle oder an<br />

der Wand verbleibenden/haftenden<br />

Stoffe <strong>und</strong> Ablagerungen<br />

betrachtet. Die Reinigung von<br />

Regenbecken ist zwingend erforderlich,<br />

um die hydraulische Leistungsfähigkeit<br />

einerseits sicherzustellen,<br />

um Schmutzfrachtstöße<br />

bei der <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong><br />

Mischwasserentlastung sowie Ge -<br />

ruchsbildung <strong>und</strong> Risiken im Be -<br />

reich Arbeitssicherheit <strong>und</strong> Hygiene<br />

zu vermeiden.<br />

In der Regel erfolgt die automatische<br />

Reinigung der Regenbecken<br />

mit Spülkippen beziehungsweise<br />

Spülklappen nach dem Prinzip der<br />

Schwallspülung. Darüber hinaus<br />

werden je nach Baukubatur <strong>und</strong><br />

Installationsbedingungen von den<br />

Betreibern auch Rührwerke <strong>und</strong><br />

Strahlpumpen als Strömungserzeuger<br />

zur Reinigung von Regen becken<br />

eingesetzt.<br />

In der Praxis gelten Schwallspüleinrichtungen<br />

schon allein<br />

aufgr<strong>und</strong> ihres Wirkprinzips als<br />

effi zient. Dagegen werden klassische<br />

Strömungserzeuger, insbesondere<br />

Strahlpumpen, aufgr<strong>und</strong><br />

des Energiebedarfs von den Betreibern<br />

eher kritisch gesehen. Auch<br />

die am Markt bereits eingeführten<br />

beweglichen Strahlreiniger können<br />

das Manko des Energieverbrauchs<br />

nicht durch eine verbesserte,<br />

den baulichen <strong>und</strong><br />

hydraulischen Verhältnissen der<br />

Regenbecken angepasste Reinigungsleistung<br />

wettmachen.<br />

Damit sind die Anforderungen an<br />

zeitgemäße Reinigungseinrichtungen<br />

für Regenbecken klar definiert:<br />

Neben der Reinigungseffizienz muss<br />

auch die Energieeffizienz besser werden.<br />

Genau diesen Weg geht das<br />

Unternehmen HST Hydro-Systemtechnik<br />

bei der Entwicklung von<br />

Automationstechnik für die neue<br />

Generation von Strahlreinigern.<br />

Durch den Einsatz innovativer<br />

Automatisierungs- <strong>und</strong> IT-Technologien<br />

werden Strahlreiniger von<br />

HST mit einer intelligenten Steuerung<br />

ausgestattet, so dass sowohl<br />

stark verbesserte Reinigungsergebnisse<br />

erzielbar sind, als auch der<br />

Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent<br />

deutlich gesenkt werden kann.<br />

Die Gr<strong>und</strong>überlegung von HST<br />

zur Entwicklung energie- <strong>und</strong> reinigungseffizienter<br />

Verfahren mittels<br />

beweglicher <strong>und</strong> schwenkbarer<br />

Der AWS<br />

Strahljet ist<br />

mit einer<br />

intelligenten<br />

Steuerung<br />

ausgestattet.<br />

So werden die<br />

Reinigungsergebnisse<br />

deutlich<br />

verbessert <strong>und</strong><br />

der Energieverbrauch<br />

um<br />

bis zu 30 %<br />

ge senkt.<br />

Foto: HST<br />

Systemtechnik.<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 791


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Zum Unternehmen<br />

HST Hydro-Systemtechnik ist seit über 25 Jahren<br />

als Systemausrüster für wasser wirtschaftliche<br />

Anlagen <strong>und</strong> Einrichtungen tätig.<br />

Durch die einzigartige Kombination der drei<br />

Unternehmensbereiche Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau,<br />

Verfahrenstechnik <strong>und</strong> IT & Automation<br />

arbeiten bei HST fach- <strong>und</strong> bereichsübergreifende<br />

Teams aus Bau-, Maschinenbau-, Elektro- <strong>und</strong><br />

Verfahrensingenieuren sowie Informatikern zu -<br />

sammen. Das inhabergeführte Technologieunternehmen<br />

bietet als einziges Unternehmen am<br />

Markt branchenspezifische Produkte <strong>und</strong> Systeme<br />

für Bauwerksausrüstung, Verfahrenstechnik, Prozessüberwachung<br />

<strong>und</strong> das Betriebsmanagement<br />

von der Entwicklung bis zur Fertigung aus einer<br />

Hand.<br />

Die Verwendung von Standards in den HST-<br />

Produkten <strong>und</strong> -Systemen <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />

Offenheit <strong>und</strong> Flexibilität innerhalb der Systemtechnik<br />

für andere intelligente Systeme sind weitere<br />

Alleinstellungsmerkmale. Damit garantiert<br />

HST für alle Lösungen Investitionssicherheit <strong>und</strong><br />

Lieferantenunabhängigkeit. Kurzum: HST ist Produkthersteller<br />

mit dem Know-how für Systeme<br />

<strong>und</strong> Anlagen.<br />

Strahlreinigern ist denkbar <strong>einfach</strong>:<br />

Wie kann ein Strahlreiniger Ablagerungen<br />

erkennen, gezielt beseitigen<br />

<strong>und</strong> zukünftig vermeiden?<br />

Das Stichwort lautet „visuelle<br />

Verschmutzungserkennung“. Dazu<br />

wird jedem Regenbecken ein Verschmutzungsraster<br />

(s. Bild, Seite<br />

793) zugeordnet, das die Ablagerungen<br />

nach einem Einstauereignis<br />

hinsichtlich der Lage <strong>und</strong> der Intensität<br />

beschreibt. Über eine visuelle<br />

Erkennung wird der Verschmutzungsgrad<br />

des Regenbeckens nach<br />

Einstauende erfasst <strong>und</strong> im Ablauf<br />

des aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Reinigungsmodus<br />

berücksichtigt.<br />

Nach jedem Einstau- beziehungsweise<br />

Betriebsereignis erhält das<br />

Reinigungssystem so ein Feedback<br />

über das Ergebnis des Reinigungsvorganges.<br />

Aufgr<strong>und</strong> temporärer, qualitativer<br />

<strong>und</strong> quantitativer Veränderungen<br />

des Mediums können sich<br />

Ablagerungen verändern. Daher<br />

werden zusätzlich die jeweils aufgetretenen<br />

Ablagerungsstrukturen<br />

<strong>und</strong> Be triebs daten des Reinigungsaggregates<br />

erfasst <strong>und</strong> hinsichtlich<br />

typischer Ablagerungsmuster ausgewertet.<br />

Der Abruf des jeweils<br />

geeigneten Reinigungsprogrammes<br />

erfolgt dann automatisch unter<br />

Berücksichtigung der fortschreitenden<br />

Erfahrung.<br />

Diese einzigartige Funktionsweise<br />

spart Energie-, Betriebs- <strong>und</strong><br />

Personalkosten, da die Strömungserzeugung<br />

im Einstaubetrieb zur<br />

Remobilisierung gezielt erfolgt <strong>und</strong><br />

nur dort im Strahlbetrieb gereinigt<br />

wird, wo Ablagerungen bekannterweise<br />

auftreten. Im Gegensatz dazu<br />

arbeiten Strahlreiniger mit konventionellen<br />

Steuerungen aufgr<strong>und</strong><br />

pauschaler Annahmen <strong>und</strong> Einstellungen,<br />

wie zum Beispiel Reinigung<br />

in festen Intervallen oder nach definierten<br />

Ereignissen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>spiegeln,<br />

selbst dann, wenn keine<br />

Ablagerungen im Regenbecken<br />

auftreten beziehungsweise vorhanden<br />

sind.<br />

Die Verwendung moderner ITbasierter<br />

Automation in Kombination<br />

mit leistungsfähigen Pumpen<br />

in einem Reinigungssystem ergibt<br />

einen wirtschaftlichen Vorteil durch<br />

verringerte Betriebszeiten <strong>und</strong><br />

einen deutlich reduzierten Energieverbrauch.<br />

Für die optimale Steuerung<br />

<strong>und</strong> Automation des Reinigungsvorgangs<br />

wird die Steuerungssoftware<br />

HydroMatic von HST<br />

in Kombination mit der vielfach installierten<br />

HST TeleMatic- <strong>und</strong><br />

SCADA-Technologie eingesetzt. Sie<br />

Beispielskizze zur Erfassung der Ablagerungsbereiche.<br />

Grafik: HST Systemtechnik.<br />

steuert <strong>und</strong> erlernt den Prozess,<br />

erfasst <strong>und</strong> speichert sämtliche<br />

Betriebsdaten des Reinigungssystems,<br />

so dass alle Betriebszustände<br />

zunächst ausgewertet <strong>und</strong> dann<br />

optimiert werden können.<br />

Die speziell für die Automatisierung<br />

von maschinentechnischen<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> Anlagen in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft entwickelten<br />

HydroMatic-Funktionsbausteine<br />

haben sich bereits in vielen Anwendungen<br />

wie Abflussregelungen <strong>und</strong><br />

Wehrsteuerungen zur <strong>Wasser</strong>spiegelregulierung<br />

bewährt. Sie werden<br />

überall dort eingesetzt, wo Prä zision<br />

<strong>und</strong> Betriebssicherheit von Automationslösungen<br />

erforderlich sind.<br />

Technologische<br />

Weiterentwicklung –<br />

HST-„IntelliGrid<br />

Automation“<br />

Die nächste technologische Entwicklung<br />

von HST wird in Abhängigkeit<br />

von wissenschaftlichen Studien<br />

<strong>und</strong> deren Ergebnissen noch<br />

einen Schritt weitergehen. In<br />

Kooperation mit wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen soll die vollautomatische<br />

Erkennung der Verschmutzung<br />

der Regenbecken über optische<br />

Sensoren mithilfe eines digitalen<br />

Rasters für eine Kamera möglich<br />

werden. Diese Entwicklung hat HST<br />

mit dem Begriff „IntelliGrid Automation“<br />

markiert.<br />

HST nutzt für die IntelliGrid<br />

Automation Erkenntnisse aus dem<br />

Bereich der Parkraumüberwachung,<br />

Webcam-Technologien <strong>und</strong> Methoden<br />

aus der Erstellung digitaler<br />

September 2011<br />

792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

Bau<br />

Automotive<br />

Industrie<br />

Die Ablagerungen im Regenbecken werden in einem<br />

Verschmutzungsrater erfasst, um sie anschließend<br />

gezielt zu beseitigen. Foto: HST Systemtechnik.<br />

3<br />

1<br />

3<br />

Geländemodelle. Durch die Verbindung von Sensorik<br />

<strong>und</strong> Software entsteht auf diese Weise ein mehrdimensionales<br />

Ablagerungs- beziehungsweise Verschmutzungsraster<br />

des Regenbeckens.<br />

Darüber hinaus wird bei jedem Einstauereignis<br />

erfasst, ob es sich um ein typisches, also häufiges, oder<br />

um ein atypisches, verein zeltes Ereignis handelt. Je<br />

nach Ausprägung werden die Betriebs parameter des<br />

Strahlreinigers automatisch eingestellt. Diese intelligente<br />

Arbeits weise der Reinigungseinrichtung setzt<br />

voraus, dass die Daten aufgezeichnet werden können.<br />

Für diese Anforderung setzt HST das in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

etablierte Fernwirksystem HST TeleMatic ein, das<br />

sowohl elektrisch gemessene als auch visuell erfasste<br />

Prozessdaten aufzeichnet.<br />

Fazit<br />

Allen Betreibern von Regenbecken steht damit ein unter<br />

Energie- <strong>und</strong> Reinigungsgesichtspunkten effizientes<br />

System zur Verfügung, das auch für die Nachrüstung bei<br />

vorhandenen Strahlreinigern geeignet ist. Die Vorteile<br />

liegen neben der Energieeinsparung von bis zu 30 Prozent<br />

auch in einer Verlängerung der Nutzungs- <strong>und</strong><br />

damit Lebensdauer der Pumpenaggregate durch geringeren<br />

Verschleiß. Auch das Personal wird entlastet, da<br />

manuelle Reinigungstätigkeiten weitestgehend entfallen.<br />

Kontakt:<br />

Maria Gödde-Rötzmeier,<br />

Diplom-Ökonomin,<br />

HST Hydro-Systemtechnik GmbH,<br />

Sophienweg 3,<br />

D-59872 Meschede,<br />

www.systemtechnik.net<br />

2<br />

SICHERHEIT FÜR GENERATIONEN<br />

REGENWASSERBEWIRTSCHAFTUNG<br />

REHAU bietet für die Regenwasserbewirtschaftung moderne, optimal<br />

aufeinander abgestimmte Systemlösungen, um den steigenden<br />

Anforderungen auch morgen noch gerecht zu werden:<br />

1 RAUSIKKO Boxen für die Regenwasserversickerung:<br />

- Standard-Boxen mit integriertem Verteil-/Inspektions- <strong>und</strong><br />

Reinigungskanal<br />

- Hochlast-Boxen bei hohen Anforderungen bzgl. Belastbarkeit<br />

<strong>und</strong> statischer Sicherheit<br />

- Hohe Sicherheit, Flexibilität, Langlebig- <strong>und</strong> Beständigkeit<br />

- Geringer Platzbedarf <strong>und</strong> hoher Speicherkoeffizient<br />

2 RAUSIKKO HYDROCLEAN für die Regenwasservorbehandlung:<br />

- Erstes Filtersystem mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung<br />

(DIBt Z-84.2.5)<br />

- Lieferung als Komplettsystem im AWASCHACHT DN 1000<br />

- Erfüllung der strengen Grenzwerte der BBodSchV<br />

- Bindung, Ausfällung <strong>und</strong> Rückhaltung gelöster Schadstoffe<br />

3 RAUSIKKO Schächte:<br />

- Standard-Schachtprogramm in den Nennweiten DN 400, 600<br />

<strong>und</strong> 1000<br />

- Ausführungsvarianten als Zulauf-, Kontroll-, Verteil- <strong>und</strong> Drosselschacht<br />

- Anpassung an jede Einbausituation durch modular aufgebautes<br />

Schachtsystem<br />

Ressourcen schonen - nachhaltige <strong>und</strong><br />

effektive Lösungen von REHAU in der<br />

Regenwasserbewirtschaftung.<br />

QR-Code scannen <strong>und</strong> mehr erfahren:<br />

www.rehau.de/regenwasserbewirtschaftung<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793


1. Praxistag <strong>Wasser</strong>versorgungsnetze<br />

Leckortung <strong>und</strong><br />

Netzoptimierung<br />

am 8. November 2011 in Essen<br />

Programm<br />

Moderation:<br />

Prof. Th. Wegener, iro<br />

Wann <strong>und</strong> Wo?<br />

Themenblock 1: <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> aktuelle Entwicklungen<br />

im <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />

Dr. J. Kölbl, Salzburg (A)<br />

Erfahrung der Rohrnetzhydraulik –<br />

Nutzen für das Asset Management<br />

Dr. Osmancevic RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />

Asset Management – Rehabilitationsplanung<br />

Dr. G. Gangl, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />

Themenblock 2: Leckortung – Messtechnik<br />

„<strong>Wasser</strong>“ – vom Bewusstsein zur Verlustanalyse<br />

J. Kurz, SebaKMT, Baunach<br />

Permanente Leckortung –<br />

Verfahren zur Reduzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />

D. Becker, Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh<br />

Themenblock 3: Erfahrungen von Netzbetreibern<br />

Leckortung in <strong>Wasser</strong>verteilnetzen<br />

Referent N.N.<br />

Leckortung in <strong>Wasser</strong>transportleitungen<br />

Referent N.N.<br />

Veranstalter:<br />

Veranstalter<br />

3R, ZfW, iro<br />

Termin: Mittwoch, 08.11.2011,<br />

9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />

Ort:<br />

Zielgruppe:<br />

Essen, Welcome Hotel Essen<br />

Mitarbeiter von Stadtwerken <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />

Dienstleister im Bereich Netzinspektion<br />

<strong>und</strong> -wartung<br />

Teilnahmegebühr:<br />

3R-Abonnenten<br />

<strong>und</strong> iro-Mitglieder: 350,- €<br />

Nichtabonnenten: 390,- €<br />

Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen wird<br />

ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen Preis gewährt.<br />

Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen sowie<br />

das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />

Themenblock 4: Entstördienst, Wiederinbetriebnahme<br />

Optimierung des Entstördienstes<br />

J. Treiber, Friatec AG, Mannheim<br />

Reinigung, Desinfektion <strong>und</strong> Armatureninspektion<br />

Dr. N. Klein, Hammann GmbH, Annweiler am Trifels<br />

Mehr Information <strong>und</strong> Online-Anmeldung unter<br />

www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />

Fax-Anmeldung: 0201-82002-55 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />

Ich bin 3R-Abonnent<br />

Ich bin iro-Mitglied<br />

Ich bin Nichtabonnent/kein iro-Mitglied<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

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Land, PLZ, Ort<br />

Nummer<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft – wirtschaftlich <strong>und</strong> effizient<br />

Durchgängige Automatisierung <strong>und</strong> funkbasierte Fernwirksysteme<br />

ermöglichen effiziente Überwachung <strong>und</strong> Steuerung der <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong><strong>und</strong><br />

Bewässerungsnetze der griechischen Stadt Larissa<br />

Spyridon Lakkas<br />

Mit durchgängiger Automatisierung, moderner Betriebsleittechnik <strong>und</strong> funkbasierten Fernwirksystemen hat<br />

die griechische Stadt Larissa in zwei Projekten den Betrieb ihrer <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Bewässerungsnetze<br />

wieder auf den modernsten Stand der Technik gebracht. Der kommunale Versorger hat nun jederzeit <strong>Wasser</strong>qualität<br />

<strong>und</strong> -quantität unter Kontrolle, er minimiert damit Versorgungsengpässe <strong>und</strong> reduziert in allen<br />

Bereichen die Betriebskosten sowie den Instandhaltungsaufwand.<br />

Die in einer von Bergen umgebenen<br />

Tiefebene in Zentral-Griechenland<br />

gelegene Stadt Larissa hat<br />

einen hohen Bedarf an Trink- <strong>und</strong><br />

Brauchwasser, jedoch mangelt es<br />

ihr an natürlichen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />

Beginnend in den 1920er Jahren<br />

wurden deshalb r<strong>und</strong> um die<br />

Stadt 17 <strong>Wasser</strong>reservoire mit einer<br />

Kapazität von r<strong>und</strong> 50 000 m³<br />

erschlossen. Ebenfalls wurde über<br />

die Jahre hinweg ein komplexes<br />

Netzwerk aus Speichertanks <strong>und</strong><br />

Pumpstationen aufgebaut, um die<br />

Versorgung von heute r<strong>und</strong><br />

200 000 Abnehmern zu sichern.<br />

Dies konnte mit den bisherigen,<br />

teils veralteten <strong>und</strong> nicht ständig<br />

besetzten Betriebseinrichtungen<br />

nur bedingt <strong>und</strong> außerdem unwirtschaftlich<br />

gewährleistet werden.<br />

Es gab keine zentrale Leitstelle<br />

<strong>und</strong> auch keine Möglichkeit, die<br />

weitläufig verteilten Gewerke aus<br />

der Ferne zu überwachen,<br />

geschweige denn zu steuern. Störungen<br />

wurden folglich relativ spät<br />

erkannt – im schlechtesten Fall,<br />

wenn bei den Verbrauchern kein<br />

<strong>Wasser</strong> mehr ankam. Zur Ursachenforschung<br />

<strong>und</strong> Fehlerbehebung war<br />

meist ein Vorort-Einsatz notwendig,<br />

wodurch des Öfteren längere Engpässe<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung entstanden.<br />

Diese mehrfachen <strong>und</strong><br />

langen Fahrten zu den Gewerken<br />

kosteten viel Zeit <strong>und</strong> somit Geld.<br />

Vergleichbare Probleme mit veralteten<br />

Betriebseinrichtungen <strong>und</strong><br />

der Infrastruktur gab es auch bei der<br />

Annähernd 70 dezentrale Gewerke umfasst das durchgängig mit Automatisierungstechnik<br />

von Siemens realisierte System für die Fernüberwachung <strong>und</strong> -Steuerung der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>netze der griechischen Stadt Larissa.<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung <strong>und</strong> Kanalisation,<br />

die ebenfalls nicht mehr heutige<br />

Ansprüche an effiziente, störungssichere<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Betriebsführung erfüllten (automatisiert<br />

<strong>und</strong> mit wenig Personal).<br />

Um die Situation nachhaltig zu<br />

verbessern, hat der kommunale<br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorger Larissa DEYA in<br />

einer Ausschreibung eine technisch<br />

zeitgemäße, zugleich wirtschaftliche<br />

Lösung <strong>und</strong> einen leistungsfähigen<br />

Partner für die Umsetzung<br />

gesucht.<br />

Durchgängiges Gesamtkonzept<br />

aus einem Guss<br />

Entschieden hat sich der Betreiber<br />

nach eingehender technischer Evaluierung<br />

<strong>und</strong> Vergleich mit Alterna-<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795


FOKUS<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Dezentrale Stationen wie diese sind über drahtlose<br />

Funkkommunikation im 2,4-GHz-Bereich mit der<br />

zentralen Leitstelle in der Stadt gekoppelt.<br />

tiven anderer Hersteller für eine<br />

durchgängige Gesamtlösung aus<br />

aufeinander abgestimmten Komponenten<br />

der Division Industrial Automation<br />

von Siemens. Planung, Engineering<br />

<strong>und</strong> Projektmanagement<br />

hat Siemens A.E. Griechenland<br />

übernommen <strong>und</strong> die Umsetzung<br />

an lokale Systemintegratoren – allesamt<br />

erfahrene Siemens Solution<br />

Partner Automation – vergeben. Für<br />

Siemens sprachen dabei zahlreiche<br />

zuverlässig laufende Anwendungen<br />

überall im Land <strong>und</strong> eine über Jahre<br />

hinaus gesicherte Versorgung mit<br />

Ersatzteilen <strong>und</strong> Support. Außerdem<br />

kann der Betreiber bei Bedarf<br />

auch weiterhin auf einen Systemintegrator<br />

seiner Wahl zurückgreifen.<br />

Im Mittelpunkt stand der Aufbau<br />

eines Leit- <strong>und</strong> Automatisierungssystems<br />

mit 67 Außenstationen, die<br />

über Fernwirktechnik an die Zentrale<br />

angeb<strong>und</strong>en sind. Dies versetzt den<br />

Betreiber in die Lage, die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

effizienter als bisher überwachen<br />

<strong>und</strong> steuern zu können.<br />

Dazu wurden Automatisierungsstationen<br />

an 27 besonders wichtigen<br />

Punkten wie <strong>Wasser</strong> brunnen, Speichertanks<br />

<strong>und</strong> Pumpstationen eingerichtet.<br />

Herzstück jeder dieser<br />

„Remote“-Stationen ist eine SPS<br />

Simatic S7-300 (mit Kompakt-CPU<br />

S7-314C-2 DP) zur Steuerung der<br />

lokalen Gewerke. Mit aktuellen Prozesswerten<br />

versorgt werden die<br />

Controller über Sensorik aus dem<br />

Siemens-Spektrum, darunter magnetisch-induktive<br />

Durchflussmesser<br />

vom Typ Sitrans FM MAG, Druckmess-Umformer<br />

Sitrans P (Serie Z)<br />

für Absolut- <strong>und</strong> Relativdruck sowie<br />

Ultraschall-Füllstandssensoren.<br />

Aufgabe der Controller ist es<br />

außerdem, die erfassten Daten lokal<br />

zu sammeln <strong>und</strong> zur ebenfalls von<br />

Gr<strong>und</strong> auf neu errichteten zentralen<br />

Leitstelle in der Stadt zu übertragen.<br />

Die Kommunikation zwischen den<br />

Remote-Stationen <strong>und</strong> der Leitstelle<br />

ist über ein drahtloses Wide-Area-<br />

Ethernet-Netzwerk im freien Funkbereich<br />

mit einer Frequenz von<br />

2,4 GHz realisiert.<br />

Als Datenkonzentrator <strong>und</strong> Kopfsteuerung<br />

fungiert eine Steuerung<br />

Simatic S7-400 (CPU S7-416-2) in<br />

der Betriebsleitstelle, in welcher<br />

umgekehrt alle externen Gewerke<br />

bedient <strong>und</strong> beobachtet werden<br />

können. Zur Aufbereitung, Visualisierung<br />

<strong>und</strong> Archivierung wurde ein<br />

red<strong>und</strong>antes Scada-(Supervisory<br />

Control and Data Acquisition)-<br />

System auf der Basis von Simatic<br />

WinCC eingerichtet. Über die<br />

Option WinCC/WebNavigator ist ein<br />

gleichzeitiger Zugriff <strong>und</strong> somit das<br />

Bedienen <strong>und</strong> Beobachten von bis<br />

zu zehn verschiedenen Web-Clients<br />

aus dem Umfeld möglich; im Prinzip<br />

von jedem vom Betreiber autorisierten<br />

Anwender mit Internet-Zugang.<br />

Quantität <strong>und</strong> Qualität<br />

im Fokus<br />

Neu in der Stadt sind darüber hinaus<br />

25 Stationen zur Erfassung<br />

wichtiger Parameter des <strong>Wasser</strong>netzwerks,<br />

wie Fördermengen –<br />

<strong>und</strong> daraus abgeleitet eventuelle<br />

Leckagen in den Rohrleitungen.<br />

Außerdem werden auch Qualitätsdaten<br />

wie pH-Wert <strong>und</strong> Rest-Chlorgehalt<br />

laufend erfasst, zentral überwacht<br />

<strong>und</strong> verwaltet, um in allen<br />

Haushalten bestmögliche Versorgungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>qualität zu<br />

gewährleisten.<br />

Weitere 15 Automatisierungsstationen<br />

in <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Regenwasser-Pumpstationen<br />

wurden eingerichtet,<br />

um den ungehinderten<br />

Abfluss der Abwässer zur städtischen<br />

Kläranlage <strong>und</strong> auch die erhöhten<br />

<strong>Wasser</strong>mengen bei Hochwasser<br />

sicher kontrollieren zu können.<br />

Der Fluss Pinios schlängelt sich<br />

dort malerisch durch die Landschaft.<br />

Die Einwohner nutzen die<br />

Gegend als Naherholungsgebiet,<br />

aber der Fluss hilft auch DEYA,<br />

den Ablauf des Regenwassers zu<br />

steuern.<br />

Sechs der oben erwähnten<br />

15 Unterstationen sind an kritischen<br />

Stellen positioniert, um den <strong>Wasser</strong>stand<br />

zu überwachen <strong>und</strong> die<br />

Pumpen <strong>und</strong> Schieber zwischen<br />

Rückhaltebecken <strong>und</strong> Fluss zu<br />

steuern.<br />

An regenreichen Tagen steigt<br />

der Fluss über den Auslass des Rückhaltebeckens<br />

<strong>und</strong> es besteht die<br />

Gefahr, dass das <strong>Wasser</strong> zurückläuft<br />

<strong>und</strong> die Strassen überflutet. Mit<br />

Hilfe der Unterstationen <strong>und</strong> der<br />

Fernwirktechnik kann DEYA den<br />

<strong>Wasser</strong>stand des Flusses überwachen<br />

<strong>und</strong> die Schieber schließen,<br />

um den Rückfluss des <strong>Wasser</strong>s zu<br />

verhindern. Gleichzeitig wird das<br />

Regenwasser über die Sperrwerke<br />

in den Fluss gepumpt.<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen<br />

im Einklang<br />

Online schnell informiert zu sein<br />

über Störungen der <strong>Wasser</strong>transportsysteme<br />

<strong>und</strong> Pumpstationen,<br />

kontinuierliche Messungen <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeit der Fernbedienung<br />

sämtlicher Gewerke erhöht die allgemeine<br />

Verfügbarkeit der <strong>Wasser</strong>netzwerke<br />

<strong>und</strong> gewährleistet nachhaltig<br />

die Qualität des Trinkwassers.<br />

Dem Betreiber stehen nun vielfältige<br />

Möglichkeiten der statistischen<br />

Auswertung <strong>und</strong> Vorhersage zur<br />

Verfügung. Er kann dazu auch auf<br />

archivierte historische Daten in<br />

Simatic WinCC zurückgreifen <strong>und</strong><br />

beispielsweise häufiger auftretende<br />

Fehler oder das Verbrauchsverhalten<br />

analysieren <strong>und</strong> somit schneller<br />

<strong>und</strong> gezielter, teilweise auch automatisiert,<br />

in das Geschehen eingreifen.<br />

Ebenso wurde konsequent darauf<br />

geachtet, die richtige Balance<br />

zwischen sicherer <strong>Wasser</strong>versor-<br />

September 2011<br />

796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FOKUS<br />

Grünanlagenbewässerung automatisiert optimiert.<br />

gung <strong>und</strong> niedrigen Betriebskosten<br />

zu finden.<br />

Grünanlagenbewässerung<br />

automatisiert optimiert<br />

Die durchwegs positiven Erfahrungen<br />

aus dem ersten Projekt haben<br />

Larissa DEYA dazu veranlasst, Siemens<br />

Griechenland auch die Errichtung<br />

eines Fernwirksystems für die<br />

Bewässerung von 15 städtischen<br />

Grünanlagen zu übertragen.<br />

Die Stadt Larissa bietet ihren<br />

Bewohnern zahlreiche Möglichkeiten<br />

der Naherholung in Parkanlagen<br />

<strong>und</strong> begrünten Plätzen. Die<br />

Pflege dieser Grünflächen erfordert<br />

ständige Bewässerung, insbesondere<br />

während der heißen Sommer.<br />

Bis vor kurzem erfolgte dies lediglich<br />

über <strong>einfach</strong>e Timer <strong>und</strong> ohne<br />

eine Möglichkeit der Überwachung<br />

oder gar Fernsteuerung.<br />

Mit dem neuen System können<br />

die Techniker der Kommune sämtliche<br />

<strong>Wasser</strong>ventile in den Grünanlagen<br />

über ein GPRS-basiertes Wireless-Netzwerk<br />

<strong>und</strong> Kleinsteuerungen<br />

der Baureihe Simatic S7-200<br />

aus der Ferne ansteuern. Die meteorologischen<br />

Daten der Region werden<br />

von einer Wetterstation erfasst<br />

<strong>und</strong> über die Fernwirk-Software<br />

Sinaut Micro SC für PC von Siemens<br />

<strong>und</strong> sichere VPN-(Virtual Private<br />

Network)-Verbindungen an die<br />

zentrale Leitwarte übertragen. Dort<br />

bereitet ein Simatic WinCC-System<br />

die Messwerte auf <strong>und</strong> ermittelt<br />

automatisch das für die aktuellen<br />

Bedingungen am besten geeignete<br />

Bewässerungsprogramm. Verlässliche<br />

Ist-Werte aus dem Stadtgebiet<br />

liefern auch in diesem Fall magnetisch-induktive<br />

Durchflussmesser<br />

der Baureihe Sitrans F sowie Druckmessumformer<br />

Sitrans P von Siemens.<br />

Wie die Lösung für den Bereich<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> ist<br />

auch die Bewässerungslösung offen<br />

für Erweiterungen <strong>und</strong> bereits vorbereitet<br />

für den Ausbau auf bis zu<br />

400 Außenstationen.<br />

Autor/Kontakt:<br />

MBA, Dipl.electrical Engineer<br />

Spyridon Lakkas,<br />

Projektmanager,<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector,<br />

Industry Automation,<br />

Griechenland,<br />

www.siemens.com/water/automation /<br />

www.edeya.gr<br />

Stauraumsysteme<br />

aus<br />

GFK<br />

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A Member of the<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.amiantit.com<br />

September 2011<br />

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<strong>gwf</strong> Praxiswissen<br />

Band I<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Dieser erste Band verdeutlicht, dass Regenwasser nicht als zu entsorgendes<br />

<strong>Abwasser</strong>, sondern als natürliches Gut anzusehen ist.<br />

Seine nachhaltige Bewirtschaftung ist für den lokalen <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

ebenso bedeutend wie für die Vorsorge vor den Auswirkungen<br />

des Klimawandels mit Starkregenereignissen oder Trockenperioden.<br />

Das Buch bietet ausführliche Hintergr<strong>und</strong>informationen zu den rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> richtet das Hauptaugenmerk auf die<br />

Veränderungen, durch das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz. Anerkannte<br />

Experten aus der <strong>Wasser</strong>branche berichten in Fachbeiträgen über<br />

den neuesten Stand von Forschung <strong>und</strong> Technik. Zahlreiche Praxisbeispiele<br />

veranschaulichen die vielfältigen Möglichkeiten, wie sich<br />

ein sinnvoller Umgang mit Regenwasser bei ganz unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen umsetzen lässt.<br />

Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, 184 Seiten, Broschur<br />

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Die pünktliche, bequeme <strong>und</strong> sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

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Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien<strong>und</strong> Informationsangebote informiert <strong>und</strong> beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


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Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, 184 Seiten, Broschur<br />

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eBook (ISBN: 978-3-8356-3257-8) für € 54,90<br />

Band II – Messen • Steuern • Regeln<br />

Gr<strong>und</strong>lageninformationen über Automatisierungstechnologien, die dabei helfen,<br />

<strong>Wasser</strong> effizienter zu nutzen, <strong>Abwasser</strong> nachhaltiger zu behandeln <strong>und</strong> Sicherheitsrisiken<br />

besser zu kontrollieren.<br />

Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />

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Band III – Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />

Abwärme aus dem Kanal <strong>und</strong> Strom aus der Kläranlage: Wie aus großen Energieverbrauchern<br />

Energieerzeuger werden. Methoden <strong>und</strong> Technologien zur nachhaltigen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />

Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />

Buch mit Bonusmaterial (ISBN: 978-3-8356-3263-9) für € 54,90<br />

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Band IV –Trinkwasserbehälter<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zu Planung, Bauausführung, Instandhaltung <strong>und</strong> Reinigung sowie Sanierung<br />

von Trinkwasserbehältern. Materialien, Beschichtungssysteme <strong>und</strong> technische Ausrüstung.<br />

Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />

Buch mit Bonusmaterial (ISBN: 978-3-8356-3266-0) für € 54,90<br />

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Alle Produktvarianten <strong>und</strong> Angebotsoptionen (inkl. eBook)<br />

finden Sie im Buchshop unter www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

TÜV Rheinland-Test:<br />

Starke Keimbelastung im Trinkwasser<br />

Nichts erfrischt mehr, als ein Glas<br />

kühles Leitungswasser. Doch<br />

auch wenn Deutschland für seine<br />

hohe Trinkwasserqualität bekannt<br />

ist, sollte man in öffentlichen Ge -<br />

bäuden Vorsicht walten lassen –<br />

denn die <strong>Wasser</strong>versorger stellen<br />

die Qualität nur bis zum Anschluss<br />

ans Gebäude sicher. Ein b<strong>und</strong>esweiter<br />

Test von TÜV Rheinland <strong>und</strong><br />

ARD Plusminus in zehn deutschen<br />

Großstädten zeigt: In der Hälfte der<br />

untersuchten 50 <strong>Wasser</strong>proben aus<br />

öffentlich zugänglichen Gebäuden<br />

wurden zum Teil starke mikrobiologische<br />

Verkeimungen gef<strong>und</strong>en.<br />

„Jede zweite <strong>Wasser</strong>probe war<br />

belastet“, erklärt Dr. Walter Dormagen,<br />

Experte für Mikrobiologie bei<br />

TÜV Rheinland. „Neben einer deutlichen<br />

allgemeinen Verkeimung<br />

haben wir in einigen <strong>Wasser</strong>proben<br />

auch E. coli beziehungsweise Coliforme-Bakterien<br />

<strong>und</strong> Legionellen<br />

ge f<strong>und</strong>en. Für Menschen mit ge -<br />

schwächtem Immunsystem können<br />

diese Belastungen eine Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />

darstellen“.<br />

Die Fachleute von TÜV Rheinland<br />

haben im Juli 2011 in Aachen,<br />

Berlin, Bonn, Düsseldorf, Essen,<br />

Frankfurt am Main, Hannover, Köln,<br />

Nürnberg <strong>und</strong> Saarbrücken jeweils<br />

fünf <strong>Wasser</strong>proben in öffentlichen<br />

Gebäuden genommen. Im Visier<br />

der Tester standen dabei öffentlich<br />

zugängliche Toiletten in Bahnhöfen,<br />

Rathäusern, Krankenhäusern,<br />

Senio renheimen <strong>und</strong> Universitäten.<br />

Die Probennahme wurde<br />

nicht gemäß Trinkwasserverordnung<br />

durchgeführt, wo beispielsweise<br />

ein Abflammen des <strong>Wasser</strong>hahns<br />

vorgeschrieben ist, sondern<br />

die Probe wurde ganz lebensnah<br />

aus dem <strong>Wasser</strong>hahn gezapft. Das<br />

<strong>Wasser</strong> wurde in sterile Flaschen<br />

abgefüllt <strong>und</strong> unter Einhaltung<br />

einer Kühlkette ins Labor gebracht.<br />

Im Mikrobiologie labor von TÜV<br />

Rheinland in Köln wurden die 50<br />

<strong>Wasser</strong>proben anschließend auf<br />

ihre mikrobiolo gische Belastung<br />

hin untersucht. Nach wenigen<br />

Tagen entwickelten sich bereits die<br />

ersten Keimkolonien. „Keimkolonien<br />

entstehen durch die im <strong>Wasser</strong><br />

enthaltenen Bakterien, die so<br />

genannten koloniebildenden Einheiten<br />

– kurz KBE. Diese werden<br />

nach der vorgeschriebenen Bebrütungsdauer<br />

ausgezählt, um Rückschlüsse<br />

auf die Verkeimung zu<br />

ziehen. Je mehr Einheiten sich bilden,<br />

umso verkeimter ist die <strong>Wasser</strong>probe“,<br />

erklärt Dr. Dor magen.<br />

Erlaubt sind laut Trinkwasserverordnung<br />

100 koloniebildende<br />

Einheiten pro Milliliter. In einer<br />

besonders stark verkeimten Probe<br />

fanden sich circa 800 KBE. Der<br />

Grenzwert wurde um ein Achtfaches<br />

überschritten. Neben der<br />

allgemeinen Verkeimung wurden<br />

die <strong>Wasser</strong>proben auch auf E. coli/<br />

Coliforme-Bakterien, Pseudomonaden<br />

<strong>und</strong> Legionellen untersucht.<br />

Acht <strong>Wasser</strong>proben enthielten<br />

E. coli oder Coliforme-Bakterien.<br />

Diese Bakterien können beim Menschen<br />

zu Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen<br />

führen. In zwei Proben wurden<br />

Pseudomonaden, auch bekannt als<br />

Krankenhauskeime, gef<strong>und</strong>en.<br />

Gelangen diese in den Körper,<br />

können sie zu entzündlichen Reaktionen<br />

führen. Bei frisch operierten<br />

Patienten kann dies zu erheblichen<br />

Komplikationen führen. Besonders<br />

problematisch ist hierbei, dass<br />

einige dieser Bakterien Resistenzen<br />

gegen zahlreiche Antibiotika<br />

entwickelt haben. Auch können<br />

Pseudomonaden dazu beitragen,<br />

dass sich in den <strong>Wasser</strong>leitungen<br />

ein Biofilm bildet, der nur schwer<br />

zu beseitigen ist.<br />

Legionellen wurden in vier <strong>Wasser</strong>proben<br />

gef<strong>und</strong>en. Sie gelangen<br />

nicht durch Hautkontakt in den<br />

Körper, sondern werden als feinste<br />

<strong>Wasser</strong>tröpfchen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>nebel<br />

eingeatmet <strong>und</strong> dringen so tief in<br />

die Lunge ein. Bei Menschen kann<br />

dies zu lebensbedrohlichen Lungen<br />

erkrankungen führen.<br />

Trinkwassertest.<br />

Mangelnde <strong>Wasser</strong>hygiene<br />

in öffentlichen Gebäuden<br />

Die Trinkwasserverordnung sieht<br />

vor, dass das Trinkwasser in Deutsch-<br />

September 2011<br />

800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

land beim Endverbraucher frei von<br />

mikrobiellen Belastungen <strong>und</strong> nicht<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädigend aus dem<br />

<strong>Wasser</strong>hahn kommt. Die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

sind für die<br />

Qualität des <strong>Wasser</strong>s bis zum Hausanschluss<br />

verantwortlich, also für<br />

den Transport zum Endverbraucher.<br />

Für die Instandhaltung der Leitung<br />

<strong>und</strong> Hygiene in den Sanitäranlagen<br />

bis zur Entnahmestelle in den<br />

Gebäuden selbst ist der jeweilige<br />

Gebäudebetreiber verantwortlich.<br />

Auffällig beim Test: „In jeder Stadt<br />

haben wir mikrobiolo gische Belastungen<br />

im Trinkwasser gef<strong>und</strong>en“,<br />

fügt Dr. Dormagen hinzu.<br />

Für die <strong>Wasser</strong>hygiene sind<br />

saubere Leitungen, die durch ausreichend<br />

fließendes <strong>Wasser</strong> regelmäßig<br />

gespült werden, die Gr<strong>und</strong>voraussetzung.<br />

„Verkeimungen können<br />

zum Beispiel durch kaputte<br />

Leitungen oder retrograde Verkeimung,<br />

eine Rückverkeimung durch<br />

stehendes oder nur langsam fließendes<br />

<strong>Wasser</strong>, entstehen. Stagniert<br />

das <strong>Wasser</strong> in den Leitungen, oder<br />

fließt nur wenig <strong>Wasser</strong> mit wenig<br />

Druck durch die Leitungen können<br />

sich leicht so genannte Biofilme<br />

bilden, die dann dauerhaft Keime in<br />

das Trinkwasser abgeben“. Aber<br />

auch mangelnde Hygiene in sanitären<br />

Anlagen kann zu einer Verkeimung<br />

des <strong>Wasser</strong>s führen. Ist beispielsweise<br />

der <strong>Wasser</strong>hahn nicht<br />

richtig gereinigt, können Keime in<br />

das <strong>Wasser</strong> gelangen.<br />

Akuter Handlungsbedarf<br />

bei Legionellen<br />

Besonders bei Legionellen besteht<br />

akuter Handlungsbedarf aufgr<strong>und</strong><br />

der Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung. Die<br />

betroffenen Betreiber wurden<br />

umgehend informiert. Bei Legionellenbef<strong>und</strong>en<br />

muss eine erneute<br />

Untersuchung stattfinden, um bei<br />

einer Bestätigung des Ergebnisses<br />

die Ursache der Verunreinigung zu<br />

klären <strong>und</strong> mögliche Maßnahmen<br />

einzuleiten. „Wir raten allen Betreibern<br />

dringend dazu, das <strong>Wasser</strong><br />

nochmals zu überprüfen. Nur so<br />

können bei einer Bestätigung der<br />

Ergebnisse die Ursachen erforscht<br />

werden. Hierbei wird festgestellt,<br />

woher die Verkeimungen stammen<br />

<strong>und</strong> welche wichtigen Hygienemaßnahmen<br />

zur Verbesserung der<br />

<strong>Wasser</strong>qualität getroffen werden“,<br />

so Dr. Dormagen.<br />

Doch auch die Nutzer selbst können<br />

etwas tun. Zur Verbesserung<br />

der <strong>Wasser</strong>hygiene empfiehlt TÜV<br />

Rheinland einen bewussten Umgang<br />

mit <strong>Wasser</strong>: So sollte der Verbraucher<br />

vor der <strong>Wasser</strong>entnahme<br />

das <strong>Wasser</strong> einen Moment laufen<br />

lassen, damit ein Teil womöglich<br />

vorhandener Keime weggespült<br />

werden kann. So wird sichergestellt,<br />

dass <strong>Wasser</strong>, was länger in den Leitungen<br />

gestanden hat, abfließen<br />

kann. Auch sollte regelmäßig aus<br />

allen <strong>Wasser</strong>hähnen <strong>Wasser</strong> entnommen<br />

werden, um eine Stagnation<br />

des <strong>Wasser</strong>s in den Leitungen<br />

zu verhindern. Die Vorlauftemperatur<br />

von Warmwasser sollte auf<br />

mindestens 50 °C eingestellt werden.<br />

Erfahrungsgemäß wird das<br />

Wachstum der meisten Bakterien ab<br />

dieser Temperatur gehemmt. Auch<br />

eine Erhöhung des <strong>Wasser</strong>drucks<br />

führt zu einer besseren Durchspülung<br />

<strong>und</strong> Reinigung der Leitungen.<br />

Als akkreditiertes Prüfhaus führt<br />

TÜV Rheinland mikrobiologische<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Hygieneüberprüfungen<br />

an Umwelt-, Bau- <strong>und</strong><br />

Gebrauchsmaterialien durch. Allein<br />

am Standort Köln arbeiten in der<br />

Schadstoff- <strong>und</strong> Umweltanalytik<br />

r<strong>und</strong> 130 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter. Sie führen für Gebäudebetreiber<br />

<strong>und</strong> auch für Privatpersonen<br />

regelmäßige Kontrollen von<br />

Trinkwasseranlagen durch, um<br />

sicherzustellen, dass die gesetzlichen<br />

Vorgaben r<strong>und</strong> um Hygiene<br />

eingehalten werden.<br />

Kontakt:<br />

TÜV Rheinland,<br />

Rainer Weiskirchen,<br />

Tel. (0911) 655-4230,<br />

E-Mail: rainer.weiskirchen@lga.de<br />

<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 801


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Thema Trinkwasserqualität in öffentlichen Gebäuden<br />

Martin Weyand anlässlich des Beitrags des ARD-Magazins „Plusminus“<br />

vom 2. August 2011<br />

© Matthew Bowden<br />

diesem Thema müssen<br />

„Bzwei Dinge klar getrennt<br />

werden: die Trinkwasserqualität an<br />

sich <strong>und</strong> der Betrieb der Hausinstallationen<br />

in den Gebäuden. Denn die<br />

Trinkwasserqualität in Deutschland<br />

ist nachweislich gut bis sehr gut.<br />

Das hat auch eine Studie des<br />

Umweltb<strong>und</strong>esamtes bestätigt. Die<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>werke arbeiten<br />

darüber hinaus ständig daran, die<br />

ohnehin schon hohe <strong>Wasser</strong>qualität<br />

noch zu verbessern.<br />

Damit jedoch die von den <strong>Wasser</strong>versorgern<br />

einwandfrei gelieferte<br />

Trinkwasserqualität auch beim<br />

Verbraucher ankommt, müssen die<br />

<strong>Wasser</strong>installationen in den Gebäuden<br />

den technischen Standards entsprechen<br />

<strong>und</strong> regelmäßig gewartet<br />

werden. Die deutsche Trinkwasserverordnung<br />

schreibt vor, dass nicht<br />

nur bei Planung <strong>und</strong> Bau, sondern<br />

auch beim Betrieb von Hausinstallationen<br />

bestimmte technische<br />

Regeln zu beachten sind. Die Trinkwasserqualität<br />

in Gebäuden kann<br />

andernfalls durch Fehler <strong>und</strong><br />

Mängel bei Hausinstallationen<br />

beeinträchtigt werden. Ein Beispiel<br />

hierfür ist der Einsatz ungeeigneter<br />

Werkstoffe. Unzureichende Isolierung<br />

des Kaltwassersystems <strong>und</strong><br />

falscher Betrieb des Warmwassersystems<br />

können zum Beispiel das<br />

unerwünschte Wachstum von<br />

Legionellen fördern.<br />

Aus gutem Gr<strong>und</strong> legt daher das<br />

B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium in<br />

der Trinkwasserverordnung Pflichten<br />

für die Betreiber von Hausinstallationen<br />

fest. Dabei bietet<br />

die Anwendung der Technischen<br />

Regeln (DVGW-Regelwerk) dem<br />

Betreiber eine wichtige Basis zur<br />

Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen<br />

in der Trinkwasserverordnung.<br />

Die Trinkwasserversorger entnehmen<br />

in ihren Gewinnungs- <strong>und</strong><br />

Versorgungsgebieten regelmäßig<br />

Proben <strong>und</strong> untersuchen diese auf<br />

ihre Reinheit, so dass die Einhaltung<br />

der strengen Trinkwassernormen<br />

gesichert ist. Dies geschieht in<br />

enger Abstimmung mit den<br />

Ge s<strong>und</strong>heitsbehörden <strong>und</strong> Umweltämtern.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bdew.de<br />

Verbände fordern klarere Vorgaben im<br />

Pflanzenschutzgesetz<br />

Reduktion von Umweltbelastungen, Schutz von Gewässerressourcen sowie<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenschutz muss verankert werden<br />

Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft im BDEW,<br />

der B<strong>und</strong> für Umwelt <strong>und</strong><br />

Naturschutz Deutschland (BUND)<br />

<strong>und</strong> der Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland<br />

(NABU) haben den Entwurf<br />

des neuen Pflanzenschutzgesetzes<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich begrüßt, fordern<br />

jedoch deutliche Nachbesserungen.<br />

Nach Auffassung der Verbände<br />

muss im Gesetz der Ressourcenschutz<br />

stärker verankert werden.<br />

Der Entwurf des B<strong>und</strong>eslandwirtschaftsministeriums<br />

soll voraussichtlich<br />

im August vom B<strong>und</strong>eskabinett<br />

beschlossen werden. „Der<br />

Schutz der Gewässerressourcen hat<br />

für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft im BDEW<br />

hohe Priorität. In diesem Sinn sollte<br />

im neuen Pflanzenschutzgesetz die<br />

Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />

in <strong>Wasser</strong>schutz- <strong>und</strong> Trinkwassergewinnungsgebieten<br />

gesondert<br />

geregelt werden“, fordert<br />

Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

der Energie- <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft (BDEW).<br />

„Pestizide tragen wesentlich<br />

zum Artensterben in unserer Agrarlandschaft<br />

bei. Zwei Drittel aller<br />

September 2011<br />

802 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Arten in diesem Lebensraum werden<br />

als gefährdet bezeichnet. Das<br />

ist nicht hinnehmbar“, erklärt Olaf<br />

Bandt, Geschäftsführer des BUND.<br />

„Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner<br />

muss im Pflanzenschutzgesetz<br />

die Sicherung ökologischer Rückzugsflächen<br />

für Tiere <strong>und</strong> Pflanzen<br />

in der Agrarlandschaft festschreiben.<br />

Sonst werden Rebhuhn <strong>und</strong><br />

Kiebitz bald aus unserer Kulturlandschaft<br />

verschw<strong>und</strong>en sein“.<br />

NABU-Präsident Olaf Tschimpke<br />

betont: „Wir brauchen dringend<br />

klare Sonderregelungen für den<br />

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />

in NATURA 2000-Gebieten. Es darf<br />

nicht sein, dass jeder Landwirt in<br />

Naturschutzgebieten nach seinem<br />

Belieben Pestizide ausbringen<br />

kann.“ Zudem fordert der NABU für<br />

Klein- <strong>und</strong> Hausgärten ein Verbot<br />

von Totalherbiziden auf der Basis<br />

von Glyphosat. „Solche für die<br />

Umwelt besonders gefährlichen<br />

Unkrautkiller haben im Kleingarten<br />

nichts verloren“, erklärt Tschimpke.<br />

„Die chemische Unkrautbekämpfung<br />

ist mit dem naturgemäßen<br />

Gärtnern, dem sich immer mehr<br />

deutsche Kleingärtner verpflichtet<br />

fühlen, nicht vereinbar. In Gärten<br />

ohne Gift fühlen sich Mensch <strong>und</strong><br />

Tier am wohlsten.“<br />

Im neuen Pflanzenschutzgesetz<br />

werden die gute fachliche Praxis<br />

sowie der integrierte Pflanzenschutz<br />

geregelt. Im Rahmen einer<br />

standortangepassten Bewirtschaftung<br />

sollen so die Umwelt geschützt<br />

<strong>und</strong> die Anwendung chemischer<br />

Pflanzenschutzmittel auf das notwendige<br />

Maß beschränkt werden.<br />

Die Verbände fordern, diese im<br />

Rahmen einer Rechtsverordnung<br />

verpflichtend zu verankern. Damit<br />

könnten Verstöße auch mit Bußgeldern<br />

versehen werden.<br />

Der zunehmende Internet- <strong>und</strong><br />

Versandhandel von Pflanzenschutzmitteln<br />

sei mit großer Skepsis zu<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

Die Unternehmen der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft nutzen für die Trinkwassergewinnung<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser. Mit r<strong>und</strong> 70 Prozent stellt das Gr<strong>und</strong>wasser inklusive<br />

Quellwasser die wichtigste Rohwasserressource für die Trinkwasser gewinnung in<br />

Deutschland dar. Oberflächen gewässer werden zu r<strong>und</strong> 30 Prozent genutzt. Dazu zählen<br />

laut BDEW Talsperren, Uferfiltrat, angereichertes Gr<strong>und</strong>wasser sowie direkte Entnahmen<br />

aus Flüssen <strong>und</strong> Seen.<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzen der Agrarlandschaft sind bedroht. Zwei Drittel aller Arten dieses<br />

Lebensraums müssen nach Angaben des NABU als gefährdet betrachtet werden. Besondere<br />

Bestandseinbußen werden bei Rebhuhn, Kiebitz sowie bei Bewohnern der feuchten<br />

Wiesen <strong>und</strong> Weiden verzeichnet. Siehe http://www.nabu.de/agrarwende/feldvoegel.pdf.<br />

Agrarwissenschaftler der Uni Göttingen kamen 2010 in einer Studie zu der Erkenntnis,<br />

dass Pestizide die Hauptursache des Artensterbens in der Agrarlandschaft darstellen.<br />

An der Straße beteiligten sich Kollegen aus acht europäischen Ländern.<br />

Siehe: www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3477<br />

betrachten, da hier die große Gefahr<br />

einer Ausweitung des illegalen<br />

Handels besteht, warnen BDEW,<br />

BUND <strong>und</strong> NABU. Sie sprechen sich<br />

dafür aus, Maßnahmen zum Erkennen<br />

<strong>und</strong> Vermeiden von illegalen<br />

Anwendungen deutlich stärker in<br />

das Gesetz aufzunehmen.<br />

Kontakt:<br />

B<strong>und</strong>esverband der Energie- <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft (BDEW),<br />

Ricarda Ballhaus,<br />

Tel. (030) 300 199-1163,<br />

Fax (030) 300 199-4190,<br />

E-Mail: ricarda.ballhaus@bdew.de<br />

B<strong>und</strong> für Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz<br />

Deutschland (BUND),<br />

Tomas Brückmann,<br />

BUND-Pestizid-Experte,<br />

Tel. (030) 27586-420,<br />

Fax (030) 27586-440,<br />

E-Mail: tomas.brueckmann@b<strong>und</strong>.net,<br />

www.b<strong>und</strong>.net/pestizide<br />

Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland (Nabu),<br />

Karin Deckenbach,<br />

Tel. (030) 284984-1510,<br />

E-Mail: karin.deckenbach@NABU.de<br />

Ökologische Rückzugsflächen für Tiere <strong>und</strong><br />

Pflanzen sollten in der Agrarlandschaft gesetzlich<br />

verankert sein.<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 803


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Ohne <strong>Wasser</strong> keine Leistung<br />

VKU-Kooperation mit der Barmer GEK<br />

<strong>Wasser</strong> ist ges<strong>und</strong>. So lautete<br />

der Titel der ersten Kooperation<br />

zwischen der BARMER GEK <strong>und</strong><br />

dem Verband kommunaler Unternehmen<br />

(VKU). Neben einer<br />

gemeinsamen Broschüre zum wichtigsten<br />

Lebensmittel haben sich<br />

zahlreiche VKU-Mitglieder mit den<br />

örtlichen Geschäftsstellen der BAR-<br />

MER GEK zusammengetan, um mit<br />

verschiedenen Aktionen auf das<br />

erfrischende Nass aufmerksam zu<br />

machen. Unter den Aktivitäten sind<br />

unter anderem Tage der offenen Tür,<br />

gemeinsame Messeauftritte oder<br />

Kooperationen mit Kindertagesstätten.<br />

Sportlich geht es zum Beispiel in<br />

Hamburg <strong>und</strong> Potsdam zu: BARMER<br />

GEK, der Hamburger Sportb<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Hamburg <strong>Wasser</strong> planen in ein<br />

bis drei Schulen eine Auftaktveranstaltung<br />

zum Schülersportabzeichen.<br />

Abgeschlossen sind die Planungen<br />

in Brandenburg. Die Stadtwerke<br />

Potsdam unterstützen im<br />

Rahmen der Kooperation zum ersten<br />

Mal die 10. Barmer GEK City<br />

Night. Während des Nachtlaufs für<br />

Staffeln über 5x5 Kilometer ist das<br />

Stadtwerke-Team mit einer mobilen<br />

<strong>Wasser</strong>-Bar vor Ort <strong>und</strong> informiert<br />

über die lebenswichtige Flüssigkeit.<br />

Termin des City-Laufs ist der<br />

24. August 2011, er wird durch das<br />

historische Holländische Viertel in<br />

Potsdam führen.<br />

Die Kampagne wird im kommenden<br />

Jahr fortgesetzt.<br />

Die Broschüre kann im Internet<br />

unter www.barmer-gek.de/115928<br />

sowie unter www.vku.de heruntergeladen<br />

werden. Neben Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

finden Leser<br />

konkrete Tipps wie etwa Empfehlungen<br />

für die tägliche Trinkmenge<br />

oder nachahmenswerte Trinkgewohnheiten<br />

aus Wüstenländern.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.vku.de<br />

Bio-Kläranlage versorgt sich selbst mit Energie<br />

Eine neue biologische Kläranlage<br />

von Siemens erzeugt die zu<br />

ihrem Betrieb notwendige Energie<br />

in Form von Methan<strong>gas</strong> gleich<br />

selbst. Außerdem produziert sie<br />

deutlich weniger Klärschlamm als<br />

herkömmliche Verfahren. Die Pilotanlage<br />

steht auf dem Gelände der<br />

<strong>Wasser</strong>werke Singapurs. Seit Juni<br />

2010 arbeitet sie energieneutral.<br />

Derzeit entsteht in Singapur eine<br />

300-mal größere Pilotanlage. Sie<br />

könnte dann das <strong>Abwasser</strong> von<br />

etwa 1000 Einwohnern reinigen.<br />

Die neue biologische Kläranlage in Singapur erzeugt<br />

die zu ihrem Betrieb notwendige Energie in Form<br />

von Methan<strong>gas</strong> selbst. © Siemens<br />

Eine typische städtische Kläranlage<br />

ist für 10 000 bis 100 000 Einwohner<br />

ausgelegt. Heute wird das<br />

<strong>Abwasser</strong> aufbereitet, indem Bakterien<br />

dessen Verunreinigungen verdauen<br />

<strong>und</strong> in neue Bakteriensubstanz<br />

umsetzen. Der gesamte Prozess<br />

läuft an der Luft ab, also aerob.<br />

Dabei entstehen Bakterienflocken<br />

mit eingelagerten Verunreinigungen.<br />

Dieses Gemisch bildet den<br />

Klärschlamm, der abgetrennt <strong>und</strong><br />

deponiert oder verbrannt wird.<br />

Doch die organischen Verunreinigungen,<br />

die dabei mit entsorgt werden,<br />

enthalten zehnmal mehr Energie,<br />

als für die Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>s<br />

verbraucht wird. Man könnte sie<br />

nutzen, indem man daraus Methan<br />

gewinnt. Das Gas könnte dann in Gasturbinen<br />

oder Blockheizkraftwerken<br />

verbrannt werden <strong>und</strong> Energie liefern.<br />

Allerdings sind die Schmutzkonzentra<br />

tionen in kommunalen<br />

Abwässern zu niedrig, um daraus<br />

wirtschaftlich Strom zu gewinnen.<br />

Die Entwickler von Siemens<br />

Water Technologies greifen deshalb<br />

zu einem Trick: Sie beladen die Bakterienflocken<br />

unter Luftzufuhr nur<br />

kurze Zeit mit den organischen Verunreinigungen,<br />

sodass sich die Bakterien<br />

kaum vermehren. Nach<br />

Abtrennung der größeren Menge<br />

des <strong>Wasser</strong>s vergären die Bakterien<br />

die Verunreinigungen anaerob, also<br />

ohne Luftzufuhr, zu Methan. Insgesamt<br />

wird in zwei aeroben <strong>und</strong> einer<br />

anaeroben Stufe der Schmutz so<br />

abgebaut, dass möglichst wenig<br />

Schlamm <strong>und</strong> möglichst viel<br />

Methan entstehten wie die aktuelle<br />

Ausgabe der Forschungszeitschrift<br />

Pictures of the Future berichtet.<br />

Die Pilotanlage reinigt etwa<br />

einen halben Kubikmeter <strong>Abwasser</strong><br />

am Tag. Dafür benötigt eine herkömmliche<br />

Kläranlage etwas weniger<br />

als 0,25 Kilowattst<strong>und</strong>en Energie.<br />

Die Pilotanlage erzeugt mit<br />

Methan genau diese Menge. Eine<br />

große Anlage könne demnach<br />

völlig energieneutral betrieben<br />

werden. Die Markteinführung der<br />

Technologie ist für 2012 geplant.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.siemens.com<br />

September 2011<br />

804 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Minister Remmel:<br />

„Gutachten <strong>und</strong> Risikostudie<br />

soll bei Fracking zu Klarheit <strong>und</strong><br />

Rechtssicherheit führen“<br />

Ministerium startet Gutachten-Verfahren<br />

zum Thema „Unkonventionelles Erd<strong>gas</strong>“ – Europaweite<br />

Ausschreibung – Schutz des <strong>Wasser</strong>s hat oberste Priorität<br />

Das NRW-Umweltministerium hat das<br />

von der Landesregierung angekündigte<br />

Gutachten- Verfahren zum Thema<br />

„unkonventionelle Erd<strong>gas</strong>gewinnung“<br />

jetzt gestartet. Dazu wurde am 9. August<br />

2011 in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium<br />

eine europaweite<br />

Ausschreibung zu einem „Gutachten mit<br />

einer Risikostudie zur Exploration <strong>und</strong><br />

Gewinnung von Erd<strong>gas</strong> aus unkonventionellen<br />

Lagerstätten in Nordrhein-<br />

West falen <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf<br />

den Naturhaushalt insbesondere die<br />

öffentliche Trinkwasserversorgung“ veröffentlicht.<br />

„Die Landes regierung erwartet<br />

von dem Gutachten eine umfassende<br />

Gr<strong>und</strong>lage für den weiteren politischen<br />

<strong>und</strong> administrativen Entscheidungsprozess“,<br />

sagte Umweltminister Johannes<br />

Remmel.<br />

In dem Gutachten werden die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Aufsuchung, Exploration<br />

<strong>und</strong> Gewinnung von Erd<strong>gas</strong> aus<br />

unkonventionellen Lagerstätten sowie<br />

eine Einschätzung der hierdurch möglicherweise<br />

entstehenden Gefährdungen<br />

dargestellt <strong>und</strong> beschrieben. Aber auch<br />

die Erfahrungen aus stattfindenden<br />

oder bereits stattgef<strong>und</strong>enen Explorations-<br />

<strong>und</strong> Gewinnungstätig keiten insbesondere<br />

in den USA werden einbezogen<br />

<strong>und</strong> die Klärung der Frage der<br />

Übertragbarkeit dieser Erkenntnisse auf<br />

die Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen<br />

beurteilt. Zudem werden Abgrenzungskriterien<br />

für Erk<strong>und</strong>ungs- <strong>und</strong> Fördergebiete<br />

<strong>und</strong> damit gleichzeitig Kriterien<br />

für mögliche Ausschlussgebiete dargestellt.<br />

Die Aufsuchung <strong>und</strong> Gewinnung<br />

von Erd<strong>gas</strong> aus unkonventionellen<br />

Lagerstätten wird in Deutschland <strong>und</strong> in<br />

besonderem Maße in Nordrhein-Westfalen<br />

stark diskutiert. „Wir begrüßen es,<br />

dass inzwischen auch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

beim Thema Fracking einen politischen<br />

Kurswechsel vollzogen hat. Die<br />

Menschen <strong>und</strong> die Umwelt müssen in<br />

den Mittelpunkt unseres Handelns<br />

gestellt werden“, sagte Minister Remmel.<br />

„Mit der gr<strong>und</strong>sätzlichen Risikobewertung<br />

durch das Gutachten schaffen<br />

wir zum einen Klarheit über mögliche<br />

Folgen für das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

Rechtssicherheit für Genehmigungsbehörden.“<br />

Bis zum Sommer 2012<br />

soll das Gutachten laut Ausschreibungsunterlagen<br />

vorliegen <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für Genehmigungsbehörden dienen.<br />

Während die Rohstoffindustrie mit<br />

der Gewinnung von „unkonventionellem<br />

Erd<strong>gas</strong>“ die Erschließung neuer Vorkommen<br />

erwartet, sehen Politik <strong>und</strong><br />

Bürger Gefahren für die Umwelt, insbesondere<br />

für das Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Trinkwasser<br />

<strong>und</strong> ihr unmittelbares Umfeld <strong>und</strong> die<br />

Lebensqualität der Menschen.<br />

Remmel: „Mit der Risikoanalyse <strong>und</strong><br />

der Beurteilung der Übertragbarkeit der<br />

Verhältnisse im Ausland, insbesondere<br />

in den USA, auf die heimische Region<br />

werden wir Gr<strong>und</strong>lagen für eine sachgerechte<br />

Entscheidung bekommen. Denn<br />

eines ist ganz klar: Eine Exploration <strong>und</strong><br />

Gewinnung von unkonven tionellem<br />

Erd<strong>gas</strong> zu Lasten der Umwelt <strong>und</strong> der<br />

Menschen in Nordrhein-Westfalen wird<br />

es mit dieser Landesregierung nicht<br />

geben. Das Gr<strong>und</strong>wasser ist ein Naturerbe,<br />

das es für die nächsten Generationen<br />

zu bewahren gilt.“<br />

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www.umwelt.nrw.de<br />

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NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Klimawandel erfordert neue Wege:<br />

Innovative Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser<br />

<strong>und</strong> Überflutung ein Schwerpunkt der acqua alta<br />

Fachmesse mit internationalem Kongress für Klimafolgen, Hochwasserschutz <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>bau – vom 11. bis 13. Oktober im CCH-Congress Center Hamburg<br />

Nicht nur steigende Pegelstände, auch vermehrt vollgelaufene<br />

Keller durch Starkregenfälle sind Szenarien,<br />

die uns in Zukunft häufiger beschäftigen werden.<br />

Allein in Deutschland lagen die Schäden, die sie 2010<br />

verursachten, bei über einer Milliarde Euro. Der Bedarf<br />

an innovativen Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser<br />

<strong>und</strong> Überflutung wird immer dringender. Hier reicht das<br />

Spektrum von technischen Lösungen für die Deichsanierung<br />

bis hin zu neuen Ansätzen, wie mit den <strong>Wasser</strong>massen<br />

bei extremen Regengüssen umgegangen werden<br />

kann. Auf der acqua alta diskutieren Vertreter aus<br />

Forschung, Wirtschaft, Kommunen <strong>und</strong> Politik unter<br />

anderem den aktuellen Stand der Technik des Hochwasserschutzes.<br />

Experten aus dem In- <strong>und</strong> Ausland stellen<br />

auf der Messe ihre neuen Entwicklungen <strong>und</strong> Projekte<br />

vor, insgesamt werden r<strong>und</strong> 70 Referenten aus 10 Nationen<br />

erwartet. Die Hafenmetropole bietet 2011 als<br />

Umwelt-Hauptstadt Europas einen besonderen Rahmen<br />

für diese Fachveranstaltung.<br />

Neue Erkenntnisse zur Deichsicherung<br />

Deiche, Schutzmauern <strong>und</strong> -wände sind das Rückgrat<br />

des technischen Hochwasserschutzes. Die acqua alta<br />

gibt einen umfassenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen<br />

der zukunftsweisenden Deichsanierungsverfahren.<br />

Prof. Norbert Meyer vom Institut für Geotechnik<br />

<strong>und</strong> Markscheidewesen der Technischen Universität<br />

Clausthal stellt beispielsweise ein System zur Überflutung<br />

von Deichen <strong>und</strong> Böschungen vor, das gezielte<br />

Deichkorridore zur Steuerung der <strong>Wasser</strong>ströme vorsieht:<br />

„Eine der Hauptursachen für Deichschäden ist die<br />

Überströmung der Anlagen bei Hochwasser, denn das<br />

verursacht die Erosion des Deiches. Gezielte Deichkorridore<br />

können hier Entlastung bringen.“<br />

Dass Deichsanierungen nicht unbedingt langwierig<br />

<strong>und</strong> teuer sein müssen, zeigen unter anderem neue Verfahren,<br />

die durch das Forschungsinstitut für Tief- <strong>und</strong><br />

Rohrleitungsbau gemeinnützige GmbH (FITR) in Zusammenarbeit<br />

mit Partnern aus Deutschland <strong>und</strong> Europa<br />

entwickelt wurden. So kann beispielsweise durch die<br />

Injektion von modifizierten Tongemischen in den Deich<br />

der Hochwasserschutz weiter verbessert <strong>und</strong> effektiver<br />

gemacht werden. Das Verfahren wird beim Fachkongress<br />

in Hamburg vorgestellt.<br />

Die Entwicklungen beim mobilen Hochwasserschutz<br />

sind rasant. Daher bietet der BWK – B<strong>und</strong> der Ingenieure<br />

für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Kulturbau,<br />

auf der acqua alta ein umfassendes Seminar zu mobilen<br />

Hochwasserschutzanlagen.<br />

Starkregen <strong>und</strong> Überschwemmung<br />

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die meisten<br />

Städte <strong>und</strong> Gemeinden bei Starkregenereignissen nur<br />

unzureichend geschützt sind. Die Regenwassermengen<br />

Der Schutz<br />

gegen Überflutungen<br />

ist oft<br />

unzureichend.<br />

September 2011<br />

806 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

können von den lokalen Siel-, Kanal- <strong>und</strong> Gewässernetzen<br />

nicht aufgenommen werden. Eine Studie im Rahmen<br />

des Forschungsverb<strong>und</strong>s Klimzug Nord zeigt, wie<br />

wichtig innenstadtnahe Gewässer bei Starkregen sind.<br />

Die Studie läuft bis 2014, Sandra Hellmers von der TU<br />

Hamburg-Harburg erläutert auf der acqua alta die ersten<br />

Teilergebnisse: „Am Ende des Projektes entsteht ein<br />

Überblick, mit welchen klimabedingten Folgen für das<br />

Siel- <strong>und</strong> Gewässernetz zu rechnen ist. Anpassungsmaßnahmen<br />

der dezentralen Bewirtschaftung wie<br />

begrünte Dächer oder Grün flächen mit Versickerungsmulden<br />

können jedoch erheblich zu einer Minderung<br />

der Folgen von Starkregen beitragen <strong>und</strong> die Spitzenlast<br />

ausgleichen.“<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Prof. Wolfgang<br />

Dickhaut von der HafenCity Universität Hamburg. Er<br />

weist ein Retentionspotential bei urbanen Gewässern<br />

nach, das es zu fördern gilt. Hierzu zählt er nicht nur<br />

dezentrale Bewirtschaftung, seine Untersuchungen zeigen,<br />

dass auch Auenlandschaften im Stadtraum möglich<br />

sind. Hierzu gibt es bisher keine vergleichbaren<br />

Studien. „Selbst konservativ gerechnet halte ich eine<br />

Reduzierung der Spitzenabflüsse extremer Hochwasser<br />

um mindestens 10 bis 20 Prozent mittel- bis langfristig<br />

für erreichbar. Gleichzeitig könnten die ökologischen<br />

Beeinträchtigungen der Gewässer deutlich reduziert<br />

werden.“<br />

Hochwasserexperte Reinhard Vogt, Geschäftsführer<br />

des HochwasserKompetenzCentrum e.V. in Köln, entwickelt<br />

gerade im Auftrag des Generalverbands der deutschen<br />

Versicherer einen Hochwasserpass. Hausbesitzer<br />

können per Internet die Hochwassersicherheit ihrer<br />

Immobilie ermitteln <strong>und</strong> erhalten Empfehlungen für<br />

mögliche Schutzmaßnahmen. Für Techniker <strong>und</strong> Ingenieure<br />

soll es eine onlinebasierte Fortbildung geben, die<br />

sie dazu berechtigt, die ermittelten Selbstauskünfte offiziell<br />

zu bestä tigen. „Wir gehen davon aus, dass wir auf<br />

der acqua alta bereits den Entwurf des Hochwasserpasses<br />

präsentieren können“, so Vogt.<br />

Internationaler Austausch<br />

Der internationale Austausch über innovative Konzepte<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen steht im Mittelpunkt der acqua alta.<br />

So wird Dr. John Pisaniello von der Universität South<br />

Australia die Besonderheit der privaten landwirtschaftlichen<br />

Dämme in Australien erläutern. Sie können in<br />

Regenzeiten eine Gefahr für benachbarte Gemeinden<br />

darstellen, in Dürre perioden zur ungleichen Verteilung<br />

des <strong>Wasser</strong>s führen. Auch Beiträge aus Rotterdam oder<br />

Kopenhagen zeigen auf, welche Konzepte andere Metropolen<br />

prüfen, um die Konsequenzen von Überflutungen<br />

für die Städte mildern zu können.<br />

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NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Russland investiert in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> Kläranlagen<br />

Deutschland erneut mit zwei Gruppenständen auf Russlands führender Fachmesse<br />

für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft, der ECWATECH 2012 vom 05. bis 08. Juni 2012 in Moskau<br />

Das B<strong>und</strong>esland Nordrhein-<br />

Westfalen hat zum zweiten Mal<br />

die ECWATECH ins Auslandsmesseförderprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Weiterhin wird es auch erneut auf<br />

Initiative des VDMA, Frankfurt,<br />

einen deutschen Firmengemeinschaftsstand<br />

geben. Auch Nicht-<br />

Mitglieder aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet<br />

können sich an diesem<br />

deutschen Gruppenstand beteiligen.<br />

Ebenso ist im Rahmen dieses<br />

deutschen Gemeinschaftsstandes<br />

ein Gruppenauftritt von German<br />

Water Partnership geplant.<br />

Bereits zum 10. Mal findet Russlands<br />

führende Fachmesse <strong>und</strong><br />

Kongress für <strong>Wasser</strong>-Technologien<br />

statt. Mit gut 77 deutschen Ausstellern<br />

war Deutschland unter den<br />

insgesamt 739 Ausstellern, bei<br />

einem Auslandsanteil von 32 %, die<br />

stärkste Nation bei der letzten<br />

ECWATECH im Jahr 2010. Es wurden<br />

12 600 Fachbesucher <strong>und</strong> 1000 Kongressteilnehmer<br />

registriert. Die<br />

ECWATECH umfasst die Ausstellungsbereiche<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>:<br />

von der Gewinnung über die<br />

Aufbereitung, Behandlung, Verteilung<br />

bis hin zu Ableitung, Entsalzung,<br />

Mess-, Regel- <strong>und</strong> Analysetechniken,<br />

Industrieausrüstungen,<br />

Dienstleistungen. In 2012 findet die<br />

ECWATECH auf dem Crocus Messegelände<br />

in Moskau statt. Moskau ist<br />

mit Abstand der wichtigste Messeplatz<br />

in Russland <strong>und</strong> das neue Messegelände<br />

Crocus entspricht höchsten<br />

Anforderungen<br />

Russlands Regierung hat in 2011<br />

mit der Umsetzung des Programms<br />

„Sauberes <strong>Wasser</strong>“ begonnen. Mit<br />

diesem föderalen Zielprogramm,<br />

das bis zum Jahr 2017 läuft, soll sich<br />

die Situation der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>reinigung verbessern.<br />

In den kommenden sechs Jahren<br />

sind Investitionen von r<strong>und</strong> 8 Mrd.<br />

Euro geplant.<br />

Wie groß der Nachholbedarf bei<br />

Ausrüstungen für die russischen<br />

<strong>Wasser</strong>werke <strong>und</strong> Klärsysteme ist,<br />

hat sich schon 2010 an den Importzahlen<br />

gezeigt. Die Einfuhren von<br />

entsprechender Technik sind zweistellig<br />

gewachsen. Dabei sind deutsche<br />

Hersteller in der Regel die<br />

beliebtesten Lieferanten für <strong>Wasser</strong>technologie.<br />

Ein großes Problem der russischen<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft ist auch der<br />

Personalmangel. Viele Mitarbeiter<br />

der <strong>Wasser</strong>werke <strong>und</strong> Kläranlagen<br />

haben das Pensionsalter überschritten.<br />

Jede zehnte Stelle bleibt mangels<br />

Bewerber unbesetzt. Laut Russlands<br />

Regierung fehlen der Branche<br />

15 000 Ingenieure, Betriebswirte<br />

<strong>und</strong> andere Spezialisten mit Hochschulausbildung.<br />

Hier können sich<br />

deutsche Dienstleister für Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung engagieren. Auch<br />

Technologielieferanten für die <strong>Wasser</strong>technologie,<br />

die Russland bei der<br />

Ausbildung seiner Fachkräfte unterstützt,<br />

sind ausdrücklich willkommen<br />

(Quelle: gtai Germany Trade<br />

and Invest).<br />

Die ECWATECH 2010.<br />

Kontakt:<br />

MESSE & MARKETING<br />

Michael Pittscheidt,<br />

Tel. (02253)932188,<br />

E-Mail info@pittscheidt.de<br />

September 2011<br />

808 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Agentur für Umwelt<br />

<strong>und</strong> Energiewirtschaft<br />

Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

3. Internationales<br />

Symposium Re-Water<br />

Braunschweig<br />

21. <strong>und</strong> 22. November 2011 Stadthalle<br />

Braunschweig<br />

asser <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> sind zweifellos Themenfelder<br />

„Wvon globaler Relevanz, deren herausragende<br />

Bedeutung aufgr<strong>und</strong> des Klimawandels <strong>und</strong> wachsender<br />

Bevölkerungszahlen weiter zunehmen wird“. Diese einleitenden<br />

Sätze zum 2. Symposium im Jahre 2009 gelten<br />

uneingeschränkt auch im Jahre 2011. Die globalen Entwicklungstendenzen<br />

führen weiterhin zu einem stetig wachsenden<br />

Bedarf an Energie, Nahrungsmitteln sowie an Rohstoffen<br />

generell, wodurch sich der Druck auf die zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Ressourcen ebenfalls stetig erhöht. Bei der<br />

Bewältigung der daraus resultierenden globalen Herausforderungen<br />

gerät die konven tionelle Wirtschaft zunehmend<br />

an ihre Grenzen, wie nicht nur die aktuellen Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Energiekrisen zeigen. Es sind somit vermehrt alternative,<br />

nachhaltigere Wege zur Energieproduktion <strong>und</strong> zum<br />

Ressourcenschutz gefragt.<br />

<strong>Abwasser</strong> kann hierzu als Nährstoff- <strong>und</strong> Energiequelle<br />

gleich mehrere Beiträge leisten. Die technischen Verfahren<br />

zur Rückgewinnung <strong>und</strong> Nutzung der Wertstoffe sind weitgehend<br />

bekannt. Die Aufgabe besteht nun insbesondere<br />

darin, diese Verfahren zu optimieren <strong>und</strong> sie in integrierten,<br />

nachhaltigen Konzepten umzusetzen.<br />

Das 3. Internationale Symposium „Re-Water Braunschweig“<br />

befasst sich schwerpunktmäßig mit der konkreten<br />

Umsetzung von Konzepten <strong>und</strong> Projekten zur Nutzung der<br />

im <strong>Wasser</strong> enthaltenen Inhaltsstoffe. Weiterhin wird die<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung berücksichtigt, die beispielsweise im<br />

Bereich der Erfassung <strong>und</strong> Bewertung von Spurenstoffen<br />

neuen <strong>und</strong> komplexen Fragestellungen gegenübersteht.<br />

Während der erste Tag des Symposiums schwerpunktmäßig<br />

Konzepte zur Optimierung der Nährstoff- <strong>und</strong> Energienutzung<br />

beleuchtet, befasst sich der zweite Tag vor allem mit<br />

integrierten Projekten <strong>und</strong> Praxisbeispielen. Insgesamt präsentieren<br />

gut 20 Fachleute aus Forschung <strong>und</strong> Praxis ihre<br />

Projekte <strong>und</strong> Ergebnisse.<br />

Das Symposium wird von der Stadtentwässerung Braunschweig<br />

GmbH in Zusammenarbeit mit dem Institut für<br />

Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig, dem<br />

Kompetenzzentrum <strong>Wasser</strong> Berlin <strong>und</strong> dem <strong>Abwasser</strong>verband<br />

Braunschweig veranstaltet.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.re-water.de.<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 809


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Klärschlamm –<br />

stofflich oder energetisch verwerten?<br />

2. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung – Technologien, Wertstoffrückgewinnung,<br />

Entwicklungen“ am 16. <strong>und</strong> 17. November 2011 in Heidelberg<br />

Die technischen Möglichkeiten zur Verwertung<br />

<strong>und</strong> Behandlung von Klärschlamm stehen auf<br />

dem Programm der VDI-Fachkonferenz am 16. <strong>und</strong><br />

17. November 2011 in Heidelberg. © VDI Wissensforum<br />

Es gibt zwei Verwertungswege für<br />

Klärschlamm: die stoffliche als<br />

Dünger oder die energetische in<br />

Verbrennungsanlagen. Aber wie<br />

kann man Klärschlamm möglichst<br />

energieeffizient entwässern oder<br />

sogar trocknen? Welche alternativen<br />

Verwertungswege gibt es? Wie<br />

lässt sich eine Klärschlammverbrennung<br />

möglichst optimiert betreiben?<br />

Diese <strong>und</strong> weitere Fragen<br />

beantwortet die 2. VDI-Fachkonferenz<br />

„Klärschlammbehandlung“, die<br />

das VDI Wissensforum am 16. <strong>und</strong><br />

17. November 2011 in Heidelberg<br />

unter fachlicher Leitung von Prof.<br />

Dr.-Ing. Reiner Numrich von der<br />

Universität Paderborn veranstaltet.<br />

Zu den technischen Themen, die<br />

diskutiert werden, zählen optimierte<br />

Verfahren zur <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />

neuartige Verfahren zur<br />

Klärschlammentwässerung, Möglichkeiten<br />

zur energieeffizienten<br />

Trocknung von Klärschlämmen <strong>und</strong><br />

Praxisbeispiele zur Effizienzsteigerung<br />

von Klärschlammverbrennungsanlagen.<br />

Am Vortag besteht<br />

die Möglichkeit zur Besichtigung<br />

der Ver<strong>gas</strong>ungsanlage der Stadtentwässerung<br />

Mannheim.<br />

Die Veranstaltung richtet sich an<br />

Betreiber von Kläranlagen, Ersatzbrennstoffkraftwerken,<br />

Betreiber<br />

von Verbrennungsanlagen, Ingenieur-<br />

<strong>und</strong> Planungsbüros, Anlagenplaner<br />

<strong>und</strong> Anlagenbauer, Ingenieure<br />

von Komponentenherstellern,<br />

Mitarbeiter aus der Verwaltung <strong>und</strong><br />

von Hochschulen.<br />

Anmeldung <strong>und</strong> Programm:<br />

www.vdi.de/klaerschlamm oder<br />

VDI Wissensforum K<strong>und</strong>enzentrum,<br />

Postfach 10 11 39,<br />

D-40002 Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 6214-2 01,<br />

Fax (0211) 6214-154,<br />

E-Mail: wissensforum@vdi.de<br />

6. BWK B<strong>und</strong>eskongress <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Erneuerbare Energien<br />

22. bis 24. September 2011 in Wernigerode/Harz –<br />

HKK Hotel Wernigerode Harzer Kultur- & Kongresshotel<br />

Der 6. BWK B<strong>und</strong>eskongress<br />

steht unter dem Thema „Um-<br />

weltverträgliche Planung, sicherer<br />

Betrieb von Anlagen“.<br />

Fachforum 1:<br />

Bau, Betrieb <strong>und</strong> Überwachung<br />

von Talsperren<br />

Fachforum 2:<br />

Entwicklungsstand alternativer<br />

Energieträger<br />

Fachforum 3:<br />

Talsperrenbewirtschaftung <strong>und</strong><br />

Fernwasserversorgung<br />

Fachforum 4: <strong>Wasser</strong>kraft <strong>und</strong><br />

ökologische Durchgängigkeit<br />

Die Veranstaltungen werden<br />

durch eine zweitägige Fachausstellung,<br />

zwei Abend veranstaltungen<br />

sowie einem Rahmenprogramm<br />

beglei tet. Der B<strong>und</strong>eskongress wird<br />

am 24. September durch eine Fachexkursion<br />

zu wasserwirtschaftlichen<br />

Anlagen im Harz mit Besichtigung<br />

der Talsperre Wendefurth<br />

sowie der Fernwas serversorgung<br />

Elbaue-Ostharz abger<strong>und</strong>et.<br />

Weitere Informationen:<br />

E-Mail: info@bwk-b<strong>und</strong>.de,<br />

Fax (07031) 4 38 39 95,<br />

www.bwk-b<strong>und</strong>.de<br />

September 2011<br />

810 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

Biokohle –<br />

Klimaretter oder Mogelpackung?<br />

ANS-Symposium am 5./6. Oktober in Berlin<br />

HAWK-Prof. Dr. Rainer Wallmann von der<br />

Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement<br />

ist Mitorganisator des Symposiums<br />

„Biokohle – Klimaretter oder<br />

Mogel packung?“, zu dem der Arbeitskreis<br />

für die Nutzbarmachung von Siedlungsabfällen<br />

(ANS) nach Berlin einlädt. Die Veranstaltung<br />

findet am 5. <strong>und</strong> 6. Oktober im<br />

Botanischen Garten <strong>und</strong> dem Botanischen<br />

Museum statt. Im Verlauf der Veranstaltung<br />

werden z.B. folgende Fragen aufgeworfen:<br />

Was ist wirklich dran an der Biokohle?<br />

Welche Prozesstechniken stehen zur<br />

Verfügung <strong>und</strong> auf welchem<br />

Entwicklungsstand stehen diese?<br />

Wie ist die Anwendung von Biokohle<br />

rechtlich einzuordnen?<br />

Welche Erfahrungen liegen vor aus<br />

der landbaulichen Anwendung, welche<br />

aus der energetischen Verwertung?<br />

Wie ist die Nachhaltigkeit einzustufen,<br />

insbesondere vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

Energiebilanz des Gesamtverfahrens,<br />

wie steht es mit der Klimawirksamkeit<br />

<strong>und</strong> wie sieht es aus mit den Kosten?<br />

Und – last but not least – welche<br />

Bedeutung kann Biokohle für<br />

Abfallwirtschaft einnehmen?<br />

Das Symposium unter der Schirmherrschaft<br />

von Staatssekretärin Katherina<br />

Reiche aus dem B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

(BMU) organisiert der ANS in Kooperation<br />

mit der TU Braunschweig, der HAWK<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Kunst, Fakultät Ressourcenmanagement<br />

in Göttingen, The Interreg IVB North<br />

Sea Region Programme, dem Europäischen<br />

Fond für regionale Entwicklung <strong>und</strong><br />

der DWA, Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.,<br />

Hennef.<br />

Die wissenschaftliche Leitung haben<br />

Prof. Dr. Klaus Fricke (TU Braunschweig),<br />

RDir. Dr. Claus-Gerhard Bergs (BMU) <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Rainer Wallmann (HAWK).<br />

Was ist Biokohle?<br />

Biokohle kann durch Pyrolyse oder Hydrothermale<br />

Carbonisierung (HTC) aus Biomassen<br />

<strong>und</strong> damit auch aus organischen<br />

Abfallstoffen, wie Bioabfällen <strong>und</strong> Klärschlämmen,<br />

produziert werden. Dabei<br />

findet eine „Verkohlung“ statt <strong>und</strong> es entsteht,<br />

je nach Behandlungsintensität, ein<br />

kohle ähnliches Produkt. Biokohle kann<br />

stofflich oder energetisch genutzt werden,<br />

wobei nach derzeitigem Stand jeweils positive<br />

Auswirkungen auf die Kohlenstoffbilanz<br />

auftreten bzw. Beiträge zum Klimaschutz<br />

geleistet werden können. Bei der<br />

stofflichen Verwertung der mittel- bis langfristig<br />

stabilen Biokohle als Bodenverbesserer<br />

wird neben dem positiven Klimaeffekt<br />

durch die Kohlenstoffsenke auch eine<br />

Steigerung der Bodenfruchtbarkeit (<strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Nährstoffhaushalt) erreicht.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.ans-ev.de<br />

Holzhackschnitzel<br />

vor<br />

<strong>und</strong> nach der<br />

„Verkohlung“<br />

HAWK.<br />

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September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 811


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Aktuelle Themen der 7. Bayerischen<br />

<strong>Wasser</strong>tage in Augsburg<br />

Im Zeichen der Energiewende <strong>und</strong><br />

der Klimaschutzziele steht die <strong>Wasser</strong>kraftnutzung<br />

in Bayern zunächst<br />

im Fokus. Anschließend werden die<br />

Neuerungen der novellierten Trinkwasserverordnung<br />

(TrinkwV) aufgezeigt,<br />

wonach vom Trink- <strong>und</strong> Kühlwasser<br />

keine mikrobiologischen<br />

Belastungen ausgehen dürfen.<br />

Änderungen der TrinkwV <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

der Kühlwasserbehandlung<br />

werden dargestellt.<br />

Die Planungs- <strong>und</strong> Rechtssicherheit<br />

von Großprojekten ist unabdingbar.<br />

Gerade hier ist eine Vielzahl<br />

von umwelt- <strong>und</strong> naturschutzrechtlichen<br />

Fragestellungen im Genehmigungsverfahren<br />

zu beachten,<br />

was anhand von Fallbeispielen aufgezeigt<br />

wird. Aktuelle Tendenzen<br />

des europäischen <strong>und</strong> deutschen<br />

Umwelt- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>rechts werden<br />

dargelegt. Die neue Industrieemissionsrich<br />

tlinie wird sich auf wasserwirtschaftlich<br />

relevante Vorhaben<br />

auswirken, ebenso wie das vom<br />

EuGH geforderte Verbandsklagerecht.<br />

Aktuelle Aspekte bringen<br />

auch Verordnungsvorhaben des<br />

B<strong>und</strong>es zur Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

mit sich. Den<br />

Betreibern von Anlagen zum<br />

Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen stehen durch die neue B<strong>und</strong>es-VAUwS<br />

ebenfalls Änderungen<br />

bevor.<br />

Ein Themenblock befasst sich<br />

mit modernen Methoden der <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>analytik, von den<br />

Probenahmen bis zur Qualitätssicherung<br />

der Messwerte. Anlagenbetreiber<br />

müssen sicherstellen, dass<br />

die erforderlichen Prozessparameter<br />

qualitätsgesichert <strong>und</strong> kostengünstig<br />

ermittelt werden. Andererseits<br />

müssen aus Gründen der<br />

Rechtssicherheit bei Direkt- oder<br />

Indirekteinleitungen die festgelegten<br />

Grenzwerte sicher bestimmt<br />

werden. Über Online-Messverfahren,<br />

Anwendung von Schnelltests<br />

<strong>und</strong> Qualitätssicherung wird<br />

informiert.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.wassertage-bayern.de<br />

www.wassertermine.de<br />

DVGW-Kurs „Membrantechnik I“<br />

Ultra- <strong>und</strong> Mikrofiltration zur<br />

Trinkwasseraufbereitung für Praktiker<br />

Intensivschulung vom 8.-9. November 2011 in Göttingen<br />

Weltweit gewinnen Membranfiltrationsverfahren<br />

in der<br />

<strong>Wasser</strong>technologie rasant an Bedeutung.<br />

In der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Deutschlands kommen die<br />

Ultra- <strong>und</strong> Mikrofiltrationsverfahren<br />

seit 1998 zunehmend bei der Oberflächen-<br />

<strong>und</strong> Quellwasseraufbereitung<br />

zum Einsatz. Mit nun schon<br />

über 100 in Betrieb befind lichen<br />

Anlagen nehmen die prak tischen<br />

Erfahrungen im Trinkwasserbereich<br />

stetig zu. Hinsichtlich Planung,<br />

Betrieb <strong>und</strong> Überwachung der entsprechenden<br />

Anlagen besteht<br />

jedoch offensichtlich noch erheblicher<br />

Informationsbedarf. Die DVGW-<br />

Kurse zur Membrantechnik sind als<br />

Schulungsmaßnahmen gedacht<br />

<strong>und</strong> speziell auf die Bedürfnisse der<br />

Praktiker zugeschnitten. In diesen<br />

Kursen sollen in kompakter Form<br />

Fachkenntnisse zur Membrantechnik<br />

vermittelt werden, die unmittelbar<br />

für die Praxis in Versorgungsunternehmen,<br />

Planungsbüros sowie<br />

Genehmigungs- <strong>und</strong> Überwachungsbehörden<br />

nutzbar sind.<br />

Gegenstand des DVGW-Kurses<br />

„Membrantechnik I“ sind Ultra- <strong>und</strong><br />

Mikrofiltration, die vornehmlich zur<br />

Abtrennung ungelöster Stoffe <strong>und</strong><br />

von Mikroorganismen eingesetzt<br />

werden.<br />

Hingewiesen sei an dieser Stelle<br />

darauf, dass der DVGW-Kurs „Membrantechnik<br />

II“ zur Nanofiltration <strong>und</strong><br />

Umkehrosmose am 7./8. März 2012<br />

erstmalig angeboten wird.<br />

Kontakt:<br />

Deutscher Verein des Gas- <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>faches e.V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

Josef-Wirmer-Straße 1–3,<br />

D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 91 88-5,<br />

Fax (0228) 91 88-990,<br />

E-Mail: info(at)dvgw.de<br />

September 2011<br />

812 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

Fresenius-Intensivtagung: neues <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

5. Oktober 2011 in Köln<br />

Die letzten Änderungen am <strong>Wasser</strong>haushaushaltsgesetz<br />

sind<br />

im August 2010 in Kraft getreten.<br />

Die Neuregelungen versprechen<br />

mehr Übersicht <strong>und</strong> Klarheit in<br />

Rechtsfragen <strong>und</strong> sichern erstmals<br />

die Umsetzung von bestehenden<br />

EG-Vorgaben wie der <strong>Wasser</strong>rahmen-,<br />

Gr<strong>und</strong>wasser- <strong>und</strong> Hochwasserrichtlinie<br />

in der deutschen Praxis.<br />

Für Unternehmen ergeben sich aus<br />

dem novellierten Gesetz wesentliche<br />

Veränderungen in der Handhabe<br />

des Bereichs Gewässerschutz.<br />

Ob neue Gr<strong>und</strong>wasserverordnung,<br />

Neuerungen bei Erlaubnis- <strong>und</strong><br />

Bewilligungsverfahren sowie überarbeitete<br />

Vorschriften zum Umgang<br />

mit wassergefährdenden Stoffen:<br />

Das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzt<br />

wirft zahlreiche Fragen auf. Auf<br />

der Fresenius-Intensivtagung „WHG<br />

Aktuell – das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz“<br />

am 5. Oktober 2011 in Köln<br />

informieren Branchenexperten über<br />

die wichtigsten Fakten zum Thema.<br />

Die Veranstaltung gibt einen<br />

Überblick über praxisrelevante Konsequenzen<br />

aus dem neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz.<br />

Neben allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen der Gewässerbewirtschaftung<br />

referiert das Expertenteam<br />

u. a. über die Erweiterung des<br />

nutzungsbezogenen Gr<strong>und</strong>wasserschutzes,<br />

die Verordnung zum<br />

Schutz der Oberflächengewässer<br />

<strong>und</strong> den Umgang mit prioritären<br />

sowie weiteren flussgebietsspezifischen<br />

Schadstoffen.<br />

Das komplette Programm im Internet:<br />

www.umweltakademie-fresenius.de<br />

Referenten:<br />

Dr. Anne Janssen-Overath,<br />

Spezialistin f. VAwS- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>management<br />

Dr. Günter Müller, Currenta<br />

Michael Scheier, Rechtsanwaltskanzlei Scheier<br />

Dr. Frank Andreas Schendel, Deutsche Vereinigung<br />

f. <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall<br />

Dr. Berthold Viertel, RWE Power<br />

Die Tagung ist als Fortbildung für Gewässerschutzbeauftragte<br />

ge mäß §§ 64–66 <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

konzipiert.<br />

Kontakt:<br />

Umweltakademie Fresenius,<br />

c/o Die Akademie Fresenius GmbH,<br />

Monika Stratmann,<br />

Alter Hellweg 46, D-44379 Dortm<strong>und</strong>,<br />

Tel.(0231)75896-48, Fax (0231)75896-53,<br />

E-Mail: mstratmann@umweltakademie-fresenius.de,<br />

www.umweltakademie-fresenius.de<br />

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für Industrie-, Trink <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong><br />

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Nachgefragt


Nachgefragt


Nachgefragt


Nachgefragt


Nachgefragt


energy environment engineering<br />

Schirmherr <strong>und</strong> fachlicher Träger:<br />

Nach Energie fischt<br />

die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

am besten in Berlin:<br />

<br />

<br />

<br />

Zeit für Veränderung<br />

3<br />

en 2.0<br />

21./22. November 2011<br />

andel's Hotel Berlin<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />

Technologie <strong>und</strong> Frauen<br />

Dieses Projekt wird hälftig mit B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesmitteln<br />

aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen<br />

Wirtschaftsstruktur“ (GRW) finanziert.


Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

Wertvolles <strong>Abwasser</strong><br />

Die Idee der Rieselfelder lebt wieder auf: So sollen die Folgen des Klimawandels<br />

eingedämmt werden<br />

Speicher des Rieselguts Hobrechtsfelde. © Norhei<br />

Der Klimawandel macht sich in<br />

Brandenburg bereits heute<br />

durch längere Trockenperioden <strong>und</strong><br />

sinkende Gr<strong>und</strong>wasserstände<br />

bemerkbar. In den Landkreisen<br />

Barnim <strong>und</strong> Uckermark sind sie zum<br />

Beispiel zwischen 1976 <strong>und</strong> 2005<br />

teilweise über drei Zentimeter jährlich<br />

gesunken. Feuchtgebiete <strong>und</strong><br />

die Nutzung landwirtschaftlicher<br />

Flächen sind dadurch gefährdet.<br />

Mit den Folgen dieser Entwicklung<br />

wird sich in den nächsten fünf<br />

Jahren der Forschungsverb<strong>und</strong><br />

„Entwicklung eines integrierten<br />

Landmanagements durch nachhaltige<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Stoffnutzung<br />

in Nordostdeutschland“ („ELaN“)<br />

beschäftigen. Ausgangspunkt ist<br />

die bisher gängige Praxis, dass<br />

gereinigte <strong>Abwasser</strong> über Havel<br />

<strong>und</strong> Spree abgeleitet werden <strong>und</strong><br />

damit für die Region verloren<br />

gehen. Aufgr<strong>und</strong> der klimatischen<br />

Bedingungen kann sich die Region<br />

diese Praxis jedoch nicht mehr<br />

länger leisten: Das <strong>Wasser</strong> – ebenso<br />

wie die darin enthaltenen Nährstoffe<br />

– sollten in die Landschaft<br />

zurückgeführt werden.<br />

Manch einer mag s ich da an die<br />

Rieselfelder erinnert fühlen. Das<br />

Prinzip soll jedoch unter anderen<br />

Vorzeichen <strong>und</strong> mit innovativen<br />

Technologien wieder aufgegriffen<br />

werden. Martina Schäfer, Professorin<br />

am Zentrum Technik <strong>und</strong><br />

Gesellschaft der TU Berlin, die die<br />

an der Universität angesiedelten<br />

Teilprojekte koordiniert, erläutert:<br />

„Das Problematische an den über<br />

fast 100 Jahre betriebenen Rieselfeldern<br />

war, dass das <strong>Abwasser</strong><br />

ungereinigt auf Flächen vor die<br />

Tore Berlins geleitet wurde, was zu<br />

einer Belastung der Böden <strong>und</strong> des<br />

Gr<strong>und</strong> wassers führte. Nun aber soll<br />

die Qualität des <strong>Abwasser</strong>s so sein,<br />

dass keine Gefahr für das Gr<strong>und</strong>wasser<br />

besteht <strong>und</strong> es zur Stabilisierung<br />

des <strong>Wasser</strong>haushalts<br />

beiträgt.“<br />

„ELaN“ wird im Rahmen des Fö r-<br />

derprogramms „Innovative Systemlösungen<br />

für ein nachhaltiges Landmanagement“<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung als<br />

eins von zehn ausgewählten Projekten<br />

mit fünf Millionen Euro gefördert.<br />

Neben der Erforschung der<br />

naturwissenschaftlich-technischen<br />

<strong>und</strong> politisch-rechtlichen Voraussetzungen,<br />

gereinigtes <strong>Abwasser</strong> in die<br />

Natur zu leiten, sollen bereits an<br />

zwei Standorten innovative <strong>Abwasser</strong>technologien<br />

<strong>und</strong> Landnutzungsformen<br />

erprobt <strong>und</strong> hinsichtlich<br />

einer dauerhaften Umsetzung<br />

untersucht werden.<br />

Bei den Rieselfeldern Hobrechtsfeld<br />

e im Norden Berlins handelt es<br />

sich um Flächen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

früheren Nutzung eine hohe Schadstoffbelastung<br />

<strong>und</strong> gestörte Bodenstrukturen<br />

aufweisen. Hier wird<br />

erforscht, ob die Flächen bei einer<br />

Wiedervernässung zum Beispiel für<br />

den Anbau von Energiepflanzen<br />

oder Beweidung genutzt werden<br />

können. Bei dem zweiten Versuchsareal,<br />

der Randow-Welse-Niederung<br />

in Biesenbrow, handelt es sich um<br />

empfindliche Niedermoorgebiete.<br />

Sie sollen durch Klarwasser stabilisiert<br />

werden.<br />

Ziel des „ELaN“-Projekts ist es,<br />

übertragb are Lösungen für die<br />

gesamte Region Berlin-Brandenburg<br />

zu erarbeiten. Außerdem soll nach<br />

Möglichkeiten gesucht werden, wie<br />

die gewonnenen Erfahrungen <strong>und</strong><br />

entwickelten Technologien in anderen<br />

Regionen Deutschlands vermarktet<br />

<strong>und</strong> eingesetzt werden können.<br />

Neben den zwei weiteren TU-<br />

Fachgebieten Standortk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Bodenschutz von Prof. Dr. Gerd Wessolek<br />

<strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />

von Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch<br />

sind an dem Forschungsverb<strong>und</strong><br />

das Leibniz-Zentrum für<br />

Agrarlandschaftsforschung e.V., die<br />

Humboldt-Universität zu Berlin, die<br />

Hochschule für Nachhaltige Entwicklung<br />

Eberswalde, das Institut für<br />

Regionalentwicklung <strong>und</strong> Strukturplanung<br />

in Erkner <strong>und</strong> die Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe beteiligt.<br />

Weitere Informationen:<br />

Prof. Dr. Martina Schäfer,<br />

Z entrum Technik <strong>und</strong> Gesellschaft (ZTG)<br />

der TU Berlin,<br />

Hardenbergstraße 16–18,<br />

D-10623 Berlin,<br />

Tel. (030) 314-26854<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 815


NACHRICHTEN<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

Um die <strong>Wasser</strong>qualität in Deutschlands Flüssen<br />

ist es schlecht bestellt<br />

Studie zeigt: Erreichen des von EU bis 2015 geforderten guten ökologischen<br />

Zustands fraglich<br />

Der durch die EU-weite <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (WRRL) geforderte, gute chemische <strong>und</strong> gute ökologische<br />

Zustand wird in großen deutschen Gewässern bis 2015 wahrscheinlich nicht erreicht werden können. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Koblenz-Landau, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung<br />

(UFZ) <strong>und</strong> der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, die nun in der internationalen<br />

Fachzeitschrift für Umweltwissenschaften „Environmental Science & Technology“ erschienen ist. Über einen<br />

Zeitraum von zehn Jahren wurden Daten von den vier größten Flüssen Norddeutschlands ausgewertet: Elbe,<br />

Weser, Aller <strong>und</strong> Ems.<br />

iese Studie ist weltweit die<br />

„Dbislang größte ihrer Art“,<br />

erklärt Ralf B. Schäfer, Juniorprofessor<br />

am Institut für Umweltwissenschaften<br />

der Universität Koblenz-Landau.<br />

Die Wissenschaftler<br />

werteten behördliche Gewässer-<br />

Monitoring-Daten aus einem Zeitraum<br />

von zehn Jahren von 1994 bis<br />

2004 aus. Ausgewertet werden<br />

konnten die Daten erst jetzt dank<br />

einer neuen Methode zur Vorhersage<br />

der Toxizität von bisher ungetesteten<br />

Stoffen. „Spätere Daten<br />

lagen aufgr<strong>und</strong> der Auflösung des<br />

niedersächsischen Landesamtes für<br />

Ökologie nicht mehr in dem erforderlichen<br />

Umfang vor“, so Schäfer.<br />

331 organische Schadstoffe wurden<br />

auf ihr Vorkommen <strong>und</strong> mögliche<br />

toxische Effekte hin untersucht. Auf<br />

dieser Basis wurde dann die Belastung<br />

der Flüsse eingestuft. Das<br />

Ergebnis: 257 der im Visier der Wissenschaftler<br />

stehenden Stoffe wurden<br />

in den Gewässern gef<strong>und</strong>en,<br />

<strong>und</strong> das zum Teil in Konzentrationen,<br />

die akute toxische Effekte<br />

auf Gewässerorganismen wahrscheinlich<br />

erscheinen lassen. Viele<br />

der Substanzen, die schädlich für<br />

Gewässerorganismen sind, fallen<br />

jedoch nicht unter die von der Europäischen<br />

Union als prioritär eingestuften<br />

Stoffe, die zur Beurteilung<br />

des chemischen Zustandes von<br />

Oberflächengewässern im Sinne<br />

der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie herangezogen<br />

werden. Lediglich zwei der<br />

Saalemündung in die Elbe. In den vier größten Flüssen Norddeutschlands,<br />

Elbe, Weser, Aller <strong>und</strong> Ems, werteten Wissenschaftler über einen<br />

Zeitraum von 10 Jahren Daten aus, um den ökologischen <strong>und</strong> chemischen<br />

Zustand zu bestimmen. Foto: André Künzelmann/UFZ<br />

EU-weiten 33 prioritären Stoffe<br />

überschritten die entsprechenden<br />

Grenzwerte. Darüber hinaus wurden<br />

auch nicht zugelassene Pestizide<br />

in den Gewässern nachgewiesen.<br />

„Zwar sind die Trends rückläufig“,<br />

so Schäfer. Insgesamt seien die<br />

Belastungen beispielsweise durch<br />

Pestizide <strong>und</strong> Industriechemikalien<br />

allerdings so hoch, dass die toxischen<br />

Auswirkungen auf Flora <strong>und</strong><br />

Fauna sehr wahrscheinlich seien.<br />

„Die Annahme, dass durch die<br />

Verdünnung der Chemikalien in<br />

großen Gewässern diese nicht so<br />

stark beeinträchtigt würden, lässt<br />

sich durch diese Ergebnisse wide r-<br />

legen“, so Peter C. von der Ohe vom<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />

(UFZ). Bleiben die Belastungen<br />

in den großen Strömen auf<br />

dem heutigen Niveau, werden die<br />

Ziele der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

schwer zu realisieren sein, sind<br />

sich die Wissenschaftler einig.<br />

Zur Beurteilung der Gewässerkonzentration<br />

glichen die Wissenschaftler<br />

die Daten aus dem behördlichen<br />

Monitoring mit Laborwerten<br />

aus Standardtests mit <strong>Wasser</strong>flöhen,<br />

Fischen <strong>und</strong> Algen ab. „Wir haben<br />

September 2011<br />

816 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

teilweise Stoffe in besorgniserregender<br />

Konzentration ausgemacht,<br />

die in vorliegender Höhe unter<br />

Laborbedingungen bei 50 Prozent<br />

der <strong>Wasser</strong>flöhe tödlich wären <strong>und</strong><br />

zu einer großen Abnahme des<br />

Algenbestands führen könnten“, so<br />

Schäfer. Auch sei zu beachten, so<br />

von der Ohe, dass die verwendeten<br />

Monitoringdaten durch punktuelle<br />

Probenahme erfasst wurden, Pestizide<br />

dagegen eher episodisch auftreten<br />

würden <strong>und</strong> die Belastungen<br />

daher in der Praxis zeitweise noch<br />

höher sein könnten. Derzeit werde<br />

behördliches Gewässermonitoring<br />

nur punktuell <strong>und</strong> aus Kostengründen<br />

immer mehr mit Blick auf die<br />

33 prioritären Stoffe durchgeführt,<br />

die in der vorliegenden Studie größtenteils<br />

keinen Anteil an der Gewässerbelastung<br />

hatten. Das größte<br />

Risiko würden dagegen andere<br />

Substanzen bergen, so die Einschätzung<br />

der Wissenschaftler. Diese<br />

sollten zukünftig stärker bei der<br />

Gewässerüberwachung in den Blick<br />

genommen <strong>und</strong> die genauen<br />

Quellen identifiziert werden.<br />

Publikation <strong>und</strong> beteiligte Einrichtungen:<br />

Ralf B. Schäfer, Peter C. von der Ohe,<br />

Ralph Kühne, Gerrit Schüürmann,<br />

Matthias Liess:<br />

Occurence and Toxicity of 331 Organic Pollutants<br />

in Large Rivers of North Germany over a Decade<br />

(1994 to 2004).<br />

http://dx.doi.org/10.1016/j.scitotenv.2011.01.054<br />

Beteiligte Einrichtungen:<br />

Institut für Umweltwissenschaften der<br />

Universität Koblenz-Landau,<br />

Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ),<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg.<br />

Die Methodenstudie zur Vorhersage von Toxizität<br />

Gerrit Schüürmann, Ralf-Uwe Ebert<br />

and Ralph Kühne:<br />

Quantitative Read-Across for Predicting the Acute<br />

Fish Toxicity of Organic Compo<strong>und</strong>s.<br />

http://pubs.acs.org/est, DOI: 10.1021/es200361r<br />

Um Schadstoffe in Flüssen nachzuweisen, müssen<br />

Wissenschafter <strong>Wasser</strong>proben entnehmen <strong>und</strong> untersuchen<br />

– unter anderem mit Hilfe von Glasgefäßen.<br />

Foto: André Künzelmann/UFZ<br />

Weitere Informationen:<br />

Universität Koblenz-Landau, Campus Landau,<br />

Institut für Umweltwissenschaften,<br />

Jun.-Prof. Dr. Ralf B. Schäfer, Tel. (06341) 280-31536,<br />

E-Mail: schaefer-ralf@uni-landau.de<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ),<br />

Department Wirkungsorientierte Forschung,<br />

Dr. Peter C. von der Ohe, Tel. (0341) 235-1581,<br />

E-Mail: peter.vonderohe@ufz.de<br />

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September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 817


NACHRICHTEN<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

Von bunten Bächen <strong>und</strong> Medikamenten<br />

im <strong>Abwasser</strong><br />

Monika Röthig<br />

Filterfeinheit<br />

des Bloom<br />

Absolutfilters.<br />

Schon Prof. Dr.-Ing. Uwe Menzel<br />

hatte sich zu der Zeit, als er seine<br />

Doktorarbeit schrieb, mit dem Thema<br />

Pulveraktivkohle (PAK) beschäftigt.<br />

Hinter einer seiner späteren Veröffentlichungen<br />

aus dem Jahr 1992<br />

mit dem Titel „Minimierung refraktärer<br />

Stoffe (AOX, Farbstoffe) von<br />

Textilabwässern durch Pulveraktivkohle<br />

nach der mechanisch-biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung“ verbirgt<br />

sich eine Herausforderung, der<br />

sich die Kläranlage Albstadt stellen<br />

musste. Dort gab es zu der Zeit noch<br />

viele Betriebe zur Textilver edelung,<br />

die ihre verschiedenen Farbstoffe in<br />

das nahe gelegene Gewässer einleiteten.<br />

Zwar gab es eine gute <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

in Albstadt, doch<br />

reichte das Verfahren in der Kläranlage<br />

Albstadt-Ebingen nicht aus, um<br />

die Farbstoffe aus dem <strong>Abwasser</strong> zu<br />

entfernen. In der Folge wurden die<br />

„bunten“ Abwässer eingeleitet <strong>und</strong><br />

machtenaus dem klaren Bachlauf<br />

eine braune Brühe. Damals konnte<br />

mit der Zugabe von Pulveraktivkohle<br />

Abhilfe geleistet werden. Die<br />

sog. PAK ist eine offenporige, feinkörnige<br />

Kohle, die mit ihrer großen<br />

inneren Ober fläche als Adsorptionsmittel<br />

unter anderem in den Bereichen<br />

Chemie, Medizin, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung eingesetzt<br />

wird.<br />

Inzwischen ist Prof. Dr.-Ing. Uwe<br />

Menzel Akademischer Direktor am<br />

Institut für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft<br />

der Universität Stuttgart <strong>und</strong> leitet<br />

den Arbeitsbereich „Industrielle<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technologie<br />

(IWT)“. Und der damals neuartige<br />

Ansatz, die Farbstoffe an Pulveraktivkohle<br />

zu adsorbieren, ist inzwischen<br />

zu einem üblichen Verfahren<br />

in vielen Bereichen geworden.<br />

Neben industriellen Anwendungen<br />

wird Pulveraktivkohle auch in<br />

der kommunalen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

verwendet. Ähnlich wie in<br />

dem Fall der Abwässer aus Textilfärbereien<br />

werden durch die Zu gabe<br />

von Aktivkohle bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Spurenstoffe aus der<br />

gelösten Phase mittels Adsorption<br />

eliminiert. Zudem kann der inerte<br />

chemische Sauerstoffbedarf (CSB)<br />

im Ablauf der Kläranlage deutlich<br />

reduziert werden. Dieser Verfahrensschritt<br />

wird zum Abschluss der<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitung durchgeführt.<br />

Die Zugabe von Pulveraktivkohle<br />

erfolgt in den Ablauf der Nachklärung<br />

mit einer separaten technischen<br />

Kohleabscheidung vor der<br />

nachfolgenden Flockungsfil tration.<br />

Wie wird die Pulveraktivkohle<br />

wieder aus dem<br />

<strong>Wasser</strong> entfernt?<br />

Die Aufgaben des Instituts für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- <strong>und</strong><br />

Abfallwirtschaft der Universität<br />

Stuttgart, neben der Forschung <strong>und</strong><br />

Lehre, liegen in der Unterstützung<br />

von Behörden des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />

Länder, den Gemeinden <strong>und</strong> der<br />

Industrie bei ihrer Suche nach praktischen<br />

Lösungen für auftretende<br />

Probleme.<br />

Und wieder ist es ein Doktorand,<br />

der sich mit dem Thema Aktivkohle<br />

genauer beschäftigt. Im Arbeitsbereich<br />

Industrielle <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>technologie (IWT)<br />

beschäftigt sich M.Sc. Dipl.-Ing.<br />

Sebastian Platz mit der Untersuchung<br />

neuartiger Abtrennmethoden<br />

von Pulveraktivkohle aus<br />

<strong>Abwasser</strong> zur Elimination von Spurenstoffen.<br />

Denn die Abscheidung<br />

der zuvor hinzu dosierten Aktivkohle,<br />

besonderes im Falle von Pulveraktivkohle<br />

(PAK) gestaltet sich<br />

verfahrenstechnisch als schwierig.<br />

Die Partikelgrößenverteilung der<br />

getesteten PAK „Carbopal AP“ der<br />

Firma Donau Carbon liegt zwischen<br />

1–100 Mikrometern. Beim Stand der<br />

Technik funktioniert die Abscheidung<br />

mittels Sedimentation <strong>und</strong><br />

Filtration nur unter der Verwendung<br />

von zum Teil erheblichen Mengen<br />

Fällung-/Flockungsmittel sowie Flockungshilfsmittel.<br />

Diese Konditionierungsmittel<br />

sind zum einen<br />

kostenintensiv <strong>und</strong> zum anderen<br />

verschlechtern sie die Adsorptionsleistung<br />

bei einem anschließenden<br />

Wiedereinsatz der teilbeladenen<br />

Aktivkohle. Aber es gibt vielversprechende<br />

Ansätze.<br />

September 2011<br />

818 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

Bloom ist Teilnehmer an<br />

der Filter Olympiade des<br />

Instituts für Siedlungswasserbau<br />

in Stuttgart<br />

Einer der Wettbewerber ist die<br />

Bloom Filtertechnologie, die sich<br />

mit ihrer gr<strong>und</strong>legend neuen Filtertechnologie<br />

der Herausforderung<br />

stellt. Und die Zielsetzung der<br />

Bloom lautet, nach Möglichkeit<br />

ganz auf Fällung-/Flockungsmittel<br />

zu verzichten.<br />

Der innovative Partikelfilter hat<br />

sich inzwischen als entscheidende<br />

Lösung für viele, vor allem teure<br />

Herausforderungen erwiesen <strong>und</strong><br />

wurde bereits 2005 mit seinen<br />

insgesamt 10 Schutzrechtsansprüchen<br />

als gattungsbildender Filter<br />

patentiert.<br />

Die entscheidende Alleinstellung<br />

liegt darin, dass die Filterschicht<br />

dieses innovativen Filters<br />

unabhängig von der Filterfeinheit<br />

immer gleich aufgebaut ist: Sie<br />

besteht aus kalibrierten Kugeln.<br />

Aufgr<strong>und</strong> eines speziellen Herstellungsverfahrens<br />

kann sichergestellt<br />

Produktentwickler<br />

Blomeier<br />

beim Versuch.


NACHRICHTEN<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

werden, dass die Kugeln sich in der<br />

dichtesten Kugelpackung zusammenfügen.<br />

So entsteht eine Matrix,<br />

die präzise berechenbare Hohlräume<br />

freilässt. Diese Hohlräume<br />

stellen die exakt definierte Filterfeinheit<br />

dar, die genau 15,47 % der<br />

eingesetzten Kugelgröße beträgt.<br />

Durch das Verwenden von unterschiedlichen<br />

Kugelgrößen lässt sich<br />

je nach Herausforderung <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enwunsch eine maximale<br />

Filterfeinheit herstellen, die zwischen<br />

5 <strong>und</strong> 50 mm individuell<br />

angepasst werden kann. Sehr<br />

schnell bekam der Bloom Filter den<br />

Namenszusatz „absolut“, da er in<br />

einem Glaskugeltest, der während<br />

der Typenzulassung durch den<br />

Germanischen Lloyd stattfand, eine<br />

einmalige Filtereffizienz von mindestens<br />

99,97 % erreichte. Der einzigartige<br />

Kugelaufbau bedeutet<br />

auch, dass der Filter eine außerordentlich<br />

große Freifläche hat.<br />

Gemeinsam mit den vorteilhaften<br />

fluiddynamischen Eigenschaften<br />

der Kugel trägt dies dazu bei, einen<br />

sehr hohen Durchfluss bei gleichzeitig<br />

minimalem Betriebsdruck zu<br />

erreichen.<br />

Ein weiterer Vorteil der Kugel<br />

<strong>und</strong> der Matrix ist die leichte Abreinigung.<br />

Während der Regeneration<br />

wird der Bloom Absolutfilter in kürzester<br />

Zeit mit hohem pulsierenden<br />

Druck abgereinigt. Je nach Anwendung<br />

kann diese aktive Regeneration<br />

mit Druckluft, einem technischen<br />

Gas oder Fluid erfolgen.<br />

Für Filtration <strong>und</strong> Regeneration<br />

kommt der Filter gänzlich ohne Verbrauchsmaterial<br />

oder Filterhilfsmittel<br />

aus <strong>und</strong> spart so die hohen<br />

Kosten für die Entsorgung. Das<br />

Konzentrat wird anschließend aus<br />

dem Filter entfernt <strong>und</strong> kann bei<br />

Bedarf soweit aufkonzentriert werden,<br />

dass wertvolle Reststoffe sogar<br />

zurückgewonnen werden können.<br />

Neben der Ersparnis an Verbrauchsmaterialien<br />

<strong>und</strong> Filterhilfsmitteln<br />

sowie der Ersparnis an <strong>Wasser</strong><br />

<strong>und</strong> Energie werden alle Filter zu<br />

100 % recycelt. So kann 90 % des<br />

Bloom Absolutfilters als Wertstoff<br />

rückgewonnen <strong>und</strong> etwa 10 % einer<br />

sek<strong>und</strong>ären Verwertung zugeführt<br />

werden.<br />

Vom Trinkwasser zum<br />

<strong>Abwasser</strong><br />

Gemeinsam mit Grimm <strong>und</strong> Wulff<br />

Anlagen- <strong>und</strong> Systembau GmbH<br />

aus Seevetal war die Idee dieses<br />

neuartigen Filters auf Kugelbasis<br />

von Produktentwickler Max Blomeier,<br />

Geschäftsführer der Bloom<br />

Filtertechnologie GmbH, zur Serienreife<br />

gebracht worden. Grimm <strong>und</strong><br />

Wulff plant <strong>und</strong> baut Anlagen<br />

sowohl für den Land-, Schiffs- <strong>und</strong><br />

Offshorebereich als auch für die<br />

deutsche Marine <strong>und</strong> die kommunalen<br />

Trinkwasserversorgung.<br />

Im Rahmen des Forschungs<strong>und</strong><br />

Entwicklungsprojektes mit der<br />

Bloom Filtertechnologie sollte eine<br />

kompakte Gesamtanlage zur Trinkwasseraufbereitung<br />

für die Schifffahrt<br />

entwickelt werden. Dazu<br />

gehörte auch die Entwicklung<br />

einer absoluten Vorfiltration vor<br />

der Ultrafiltration <strong>und</strong> Umkehrosmose,<br />

die wesentlich dazu beiträgt,<br />

die Standzeit zu verlängern, Platz<br />

einzusparen <strong>und</strong> Kosten zu reduzieren.<br />

Daher wurde eine sicher<br />

regenerierbare, mechanisch-physikalische<br />

Vorfiltration entwickelt,<br />

die auch den besonderen<br />

Schmutzbelas tungen in der küstennahen<br />

Schifffahrt standhält: der<br />

Bloom Absolutfilter mit seinem<br />

Kugelaufbau.<br />

Nach dem gelungenen Abschluss<br />

des durch die AiF geförderten Forschungsprojektes<br />

wurde der Filter<br />

am 28. Oktober 2010 als Bloom<br />

Absolutfilter Baugruppe 1 durch<br />

den Germanischen Lloyd zertifiziert.<br />

Während der Zertifizierung wurde<br />

der Abscheidegrad durch ein unabhängiges<br />

Analyseinstitut überprüft<br />

<strong>und</strong> durch den GL bestätigt: Die drei<br />

geprüften Bloom Absolutfilter mit<br />

den Filterfeinheiten 7 μm, 12 μm<br />

<strong>und</strong> 17 μm erreichten eine Filtereffizienz<br />

von jeweils mindestens<br />

99,97 %.<br />

Versuchsaufbau am Lehr<strong>und</strong><br />

Forschungsklärwerk<br />

der Uni Stuttgart in Büsnau<br />

Nach der Trinkwasseraufbereitung<br />

in der küstennahen Schifffahrt wird<br />

der neuartige, regenerierbare Filter<br />

auf Kugelbasis mit einer skalierbaren<br />

Porengröße nun am Institut für<br />

Siedlungswasserbau auf seine<br />

Abscheideleistung von Pulveraktivkohle<br />

untersucht. Zu diesem Zweck<br />

hat das Unternehmen Grimm &<br />

Wulff Anlagen- <strong>und</strong> Systembau eine<br />

automatisierte Filteranlage zur Verfügung<br />

gestellt, mit der nun an der<br />

universitätseigenen Kläranlage in<br />

Büsnau die vergleichenden Untersuchungen<br />

stattfinden. Bei der täglichen<br />

Beprobung der Testanlage<br />

wird jeweils der Betrieb des Bloom<br />

Absolutfilters untersucht <strong>und</strong> die<br />

Abscheideleistung überprüft. Da<br />

die Zielsetzung eine Empfehlung<br />

für Kläranlagenbetreiber des B<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> der Länder <strong>und</strong> Gemeinden<br />

ist, wird der Filter auch unter der<br />

Berücksichtigung weiterer Randbedingung<br />

(Vorlagebehälter, Pumpen,<br />

etc.) <strong>und</strong> der Optimierung von<br />

Verfahrensparametern getestet.<br />

Erste Ergebnisse mit der Versuchsanlage<br />

von Grimm & Wulff <strong>und</strong> dem<br />

Bloom Filter sind viel versprechend<br />

<strong>und</strong> eine Lösung scheint in greifbarer<br />

Nähe.<br />

Doch Doktorand Sebastian Platz<br />

blickt schon in die Zukunft <strong>und</strong><br />

äußert einen Wunsch für einen<br />

schonenden Umgang mit der wertvollen<br />

Ressource <strong>Wasser</strong>: Er wünscht<br />

sich, dass Menschen bewusster mit<br />

der Einnahme von Medikamenten<br />

umgehen. „Die Medikamentenrückstände<br />

werden vom Menschen ausgeschieden<br />

<strong>und</strong> belasten unsere<br />

Gewässer – Für diese Herausforderung<br />

gibt es bisher noch keinen<br />

Lösungsansatz.“<br />

Autorin/Kontakt:<br />

Bloom Filtertechnologie GmbH,<br />

Monika Röthig,<br />

Rheinstraße 60a, D-56203 Höhr-Grenzhausen,<br />

Tel. (02624) 9432051, Fax (02624) 9432053,<br />

E-Mail: info@bloom-filter.de<br />

September 2011<br />

820 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

Einsatzmöglichkeiten zukunftsweisender<br />

<strong>Abwasser</strong>systeme<br />

Forscher an der Bauhaus-Universität Weimar entwickeln flexible<br />

biologische Kläranlagen<br />

Am 1. August 2011 startete an der Professur<br />

Siedlungswasserwirtschaft der<br />

Fakultät Bauinge nieurwesen das Forschungsprojekt<br />

„easypure – Entwicklung<br />

eines neuartigen <strong>Abwasser</strong>reinigungssystems<br />

mit natürlicher Belüftung“. Darin<br />

beschäftigen sich die Forscher unter der<br />

Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong mit<br />

der Entwicklung kleiner <strong>und</strong> flexibler biologischer<br />

Kläranlagen, die in nicht erschlossenen<br />

Gebieten, beispielsweise als Hauskläranlagen,<br />

zum Einsatz kommen <strong>und</strong> Platz<br />

sparend installiert werden können. Das<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt ist<br />

auf die Dauer von zwei Jahren angelegt<br />

<strong>und</strong> wird vom B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Technologie (BMWi) mit 160 000<br />

Euro gefördert. In einem Kooperationsprojekt<br />

ist die Kubra GmbH – Industrie- <strong>und</strong><br />

Kunststofftechnik aus Globig als Projektpartner<br />

für die Herstellung der Anlagentechnik<br />

verantwortlich.<br />

Das <strong>Abwasser</strong> von kleineren Gemeinden<br />

<strong>und</strong> Siedlungen unterliegt in seiner<br />

Menge <strong>und</strong> Qualität starken Schwankungen.<br />

Daher ist es mitunter schwierig zu<br />

entsorgen, vor allem, wenn die Siedlungen<br />

nicht an zentrale <strong>Abwasser</strong>entsorgungssysteme<br />

angeschlossen sind. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> hat das Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt<br />

„easypure“ die Entwicklung<br />

einer neuen, energiearmen Verfahrenstechnik<br />

zur Behandlung häuslichen <strong>Abwasser</strong>s<br />

zum Ziel. Diese sieht vor, <strong>Abwasser</strong> mit<br />

Hilfe von Biofilm, also auf Oberflächen von<br />

Trägermaterialien wachsenden Mikroorganismen,<br />

in kleinen, flexiblen <strong>und</strong> unterirdisch<br />

installierten Anlagen biologisch zu<br />

behandeln. Diese vollbiologischen Kleinkläranlagen<br />

sollen serienmäßig herstellbar<br />

<strong>und</strong> modular aufgebaut sein, um sie auf<br />

indi viduelle Bedürfnisse anzupassen <strong>und</strong><br />

Platz sparend zu installieren.<br />

Kernelemente des neuen Anlagentyps<br />

werden industriell gefertigte Module sein,<br />

in denen die <strong>Abwasser</strong>reinigung mit Hilfe<br />

von Biofiltration mit natürlicher Belüftung<br />

erfolgt. Mittels Stecksystem lassen sich<br />

mehrere Module vor Ort zu einer Anlage<br />

in unterschied lichen Größenordnungen<br />

zusammensetzen, wodurch der übliche<br />

hohe Flächen- bzw. Raumbedarf minimiert<br />

wird. Dabei stellt die Sauerstoffversorgung<br />

der Mikroorganismen durch eine natürliche<br />

Belüftung der unterirdisch verbauten<br />

Module eine besondere Heraus forderung<br />

dar.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong,<br />

Bauhaus-Universität Weimar,<br />

Fakultät Bauingenieurwesen,<br />

Professur Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Tel. (03643) 58 46 15,<br />

E-Mail: siwawi@bauing.uni-weimar.de<br />

Die Experten für<br />

Kleinkläranlagen<br />

Herkömmliche vollbiologische<br />

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DIN 4261 Teil 2 vor dem<br />

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September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 821


NACHRICHTEN<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

Wege des <strong>Wasser</strong>s verfolgen<br />

Der mit 44 000 Euro dotierte Universitäts-Förderpreis der mainfränkischen Wirtschaft geht in diesem Jahr an<br />

Dr. Christof Kneisel. Der Geograph investiert das Geld in ein High-Tech-Messgerät, mit dem er den Bodenwasserhaushalt<br />

in Unterfranken <strong>und</strong> den Permafrost in den Alpen erforschen wird. Geoarchäologische<br />

Projekte können von dem Gerät ebenfalls profitieren.<br />

Geoelektrische Multi-Elektroden-<br />

Widerstandsmessapparatur –<br />

so heißt ein Gerät, das der Geograph<br />

Dr. Christof Kneisel von der<br />

Univer sität Würzburg schon seit<br />

Jahren bei seinen Forschungen einsetzt.<br />

Mit Hilfe des Förderpreises<br />

schafft er sich nun die neueste Version<br />

an, die schneller <strong>und</strong> besser ist.<br />

Das Gerät liefert dreidimen sionale<br />

Bilder aus dem Untergr<strong>und</strong>, gibt<br />

Aufschluss über Bodenbeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> die Dynamik des Bodenwassers.<br />

Mit ihm lassen sich<br />

Erkenntnisse gewinnen, die für eine<br />

nachhaltige Nutzung des<br />

Niederschlagswassers wichtig sein<br />

können.<br />

In Mainfranken könnte <strong>Wasser</strong> in<br />

Zukunft rar werden. Schon jetzt<br />

zählt die Region, die im Regenschatten<br />

des Spessarts liegt, zu den trockensten<br />

<strong>und</strong> wärmsten in Deutschland.<br />

Im Zuge des Klimawandels<br />

könnte hier künftig noch weniger<br />

<strong>Wasser</strong> zur Verfügung stehen –<br />

davon haben Landwirte <strong>und</strong> Hobbygärtner<br />

in den vergangenen,<br />

regenarmen Jahren schon einen<br />

Vorgeschmack bekommen.<br />

Wege des <strong>Wasser</strong>s<br />

in Unterfranken<br />

Welche Wege nimmt das Regenwasser<br />

im Boden? Wo fließt es<br />

schon in den oberen Schichten ab,<br />

hinein in Bäche <strong>und</strong> Flüsse, <strong>und</strong><br />

wird damit „hochwasserwirksam“?<br />

Wie verändert sich die Neubildung<br />

von Gr<strong>und</strong>wasser, wenn es wärmer<br />

<strong>und</strong> trockener wird? Um solche Fragen<br />

beantworten zu können, will<br />

Kneisel den unterfränkischen<br />

Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> seinen <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

untersuchen. „Wir wissen<br />

zwar, dass die Böden <strong>und</strong> der oberflächennahe<br />

Untergr<strong>und</strong> in unserer<br />

Region auch auf kleinem Raum sehr<br />

variabel sind <strong>und</strong> dadurch eine<br />

starke raum-zeitliche Variabilität<br />

des Bodenwasserhaushaltes vorliegt“,<br />

sagt Kneisel, „aber in der<br />

Fläche messtechnisch erfasst ist das<br />

bislang nicht.“<br />

Die Kartierungen starten frühestens<br />

im Sommer 2011. Sie erstrecken<br />

sich vom relativ niederschlagsreichen<br />

Aschaffenburg über den<br />

Spessart bis ins trockene Mainfranken;<br />

von hier reicht das Studiengebiet<br />

nordwärts bis in die Rhön.<br />

Kneisel rechnet mit einer Projektdauer<br />

von drei bis fünf Jahren. Das<br />

komme auch auf das Wetter an,<br />

denn: „Gut wäre es, wenn wir im<br />

Untersuchungszeitraum neben<br />

‚Normaljahren‘ auch sehr trockene<br />

<strong>und</strong> sehr feuchte Jahre mit dabei<br />

hätten.“<br />

Ein Bachlauf.<br />

© Walter J. Pilsak,<br />

Waldsassen<br />

Permafrost in den Alpen<br />

Mit dem Klimawandel hängt auch<br />

ein anderes Projekt zusammen, bei<br />

dem Kneisel das neue Gerät einsetzen<br />

wird: Die zunehmende<br />

Erwärmung lässt in den Alpen <strong>und</strong><br />

anderen Hochgebirgen Gletscher<br />

schmelzen <strong>und</strong> permanent gefrorene<br />

Böden auftauen. Das Schwinden<br />

dieser so genannten Permafrostböden<br />

ist gefährlich, denn das<br />

gefrorene <strong>Wasser</strong> hält sie wie Kitt<br />

zusammen. Taut es dauerhaft auf,<br />

können ganze Hänge ins Rutschen<br />

geraten.<br />

Den Permafrost erforscht Kneisel<br />

in den Schweizer Alpen <strong>und</strong> an der<br />

Zugspitze. Auch dabei liefert ihm die<br />

Widerstandsmessapparatur wert-<br />

September 2011<br />

822 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

NACHRICHTEN<br />

volle Daten: Weil gefrorenes <strong>Wasser</strong><br />

den elektrischen Strom schlechter<br />

leitet als flüssiges, lassen sich mit<br />

dem Gerät Ausmaß <strong>und</strong> Mächtigkeit<br />

der Permafrostbereiche analysieren.<br />

Funktionsweise<br />

der Apparatur<br />

Wie funktioniert die geoelektrische<br />

Multi-Elektroden-Widerstandsmessapparatur?<br />

Bis zu 72 Stahlspieße,<br />

die Elektroden, werden auf einer<br />

definierten Fläche in den Boden<br />

gerammt. Über Kabel sind sie mit<br />

der eigentlichen Messapparatur<br />

verb<strong>und</strong>en. Die Elektroden schicken<br />

elektrischen Strom aus, der je nach<br />

Beschaffenheit des Untergr<strong>und</strong>s<br />

unterschiedlich gut geleitet wird.<br />

Aus den gemessenen Widerständen<br />

machen sich die Geographen<br />

ein dreidimensionales Bild vom<br />

Untergr<strong>und</strong>. Auch die Dynamik des<br />

Sickerwassers im Boden können sie<br />

erfassen, wenn sie bei Regen über<br />

längere Zeit messen <strong>und</strong> dies später<br />

wiederholen.<br />

Messung beim Archäologischen<br />

Spessartprojekt<br />

Die Apparatur hat noch ein anderes<br />

Einsatzgebiet, das Kneisel seinen<br />

Studierenden 2010 bei einem<br />

Geländepraktikum in der Nähe von<br />

Amorbach demonstriert hat: Dort<br />

erforscht das Archäologische Spessartprojekt<br />

die Reste einer Klosteranlage,<br />

die aufs 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zurückgehen.<br />

Als Gäste bei diesem Projekt halfen<br />

die Würzburger Geographen<br />

mit, den Untergr<strong>und</strong> elektrisch zu<br />

erforschen. Die Archäologen hatten<br />

mehrere Mauerf<strong>und</strong>amente freigelegt,<br />

die Geographen untersuchten<br />

mit der Apparatur die Fläche hinsichtlich<br />

weiterer Mauerstrukturen<br />

im Untergr<strong>und</strong>.<br />

Universitäts-Förderpreis der<br />

IHK Würzburg-Schweinfurt<br />

Den Universitäts-Förderpreis der<br />

mainfränkischen Wirtschaft vergibt<br />

die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

(IHK) Würzburg-Schweinfurt jedes<br />

Jahr. Bis vor kurzem trug der Preis<br />

den Namen „IHK-Firmenspende“.<br />

Aus dieser Spende von regionalen<br />

Unternehmen sind in den vergangenen<br />

29 Jahren r<strong>und</strong> 780 000 Euro<br />

an Wissenschaftler der Universität<br />

geflossen. Mit dem Geld können die<br />

Forscher neue Arbeitsgebiete <strong>und</strong><br />

Arbeitsgruppen aufbauen oder die<br />

Anlauffinanzierung für Forschungsvorhaben<br />

bestreiten.<br />

Kontakt:<br />

PD Dr. Christof Kneisel,<br />

Institut für Geographie <strong>und</strong> Geologie<br />

der Universität Würzburg,<br />

Tel. (0931) 31-85441,<br />

E-Mail: kneisel@uni-wuerzburg.de<br />

<br />

Jetzt anmelden!<br />

www.norddeutsche-geothermietagung.de<br />

HOTSPOT HANNOVER<br />

4. Norddeutsche<br />

Geothermietagung<br />

Ermäßigte<br />

Preise für<br />

Vertreter von<br />

Kommunen!<br />

26. –27.10.2011 | Geozentrum Hannover<br />

Hintergr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Praxisinformationen<br />

zur Nutzung von oberflächennaher <strong>und</strong> tiefer<br />

Geothermie im Norddeutschen Becken.<br />

VERANSTALTER<br />

VERANSTALTUNGSPARTNER<br />

MEDIENPARTNER<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 823


NACHRICHTEN<br />

Leute<br />

60 Jahre Professor Martin Jekel<br />

Prof. Martin<br />

Rudolf Jekel<br />

Am 8. August 2011 war es so weit<br />

– unser Berliner „<strong>Wasser</strong>professor“,<br />

Doktorvater, Kollege, DVGW-<br />

Aktivist <strong>und</strong> Ex-Wohnmobilreisender<br />

Martin Jekel feierte seinen 60.<br />

Geburtstag.<br />

Die Wurzeln von Martin Rudolf<br />

Jekel liegen in der kleinen süddeutschen<br />

Ortschaft Finningen bei<br />

Neu-Ulm, in der er seine ersten<br />

19 Lebensjahre verbrachte. 1970<br />

verschlug es ihn nach Karlsruhe, wo<br />

er an der Universität (TH) Chemie<br />

mit Schwerpunkt Chemische Technik<br />

<strong>und</strong> Polymerchemie studierte.<br />

Gleich im Anschluss kam es zum<br />

Kontakt mit dem <strong>Wasser</strong>fach: am<br />

Engler-Bunte-Institut, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie<br />

<strong>und</strong> DVGW-Forschungsstelle,<br />

promovierte er über Mechanismen<br />

der Fällung <strong>und</strong> Flockung<br />

bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung. Bei<br />

diesem Kontakt infizierte er sich so<br />

nachhaltig mit der Mikrobe „<strong>Wasser</strong>“,<br />

dass ihn das Thema nie wieder<br />

losließ. Nach einem einjährigen<br />

Post-Doc-Aufenthalt in den USA<br />

(Stanford University) habilitierte er<br />

1980 bis 1985 in <strong>Wasser</strong>chemie an<br />

der Fakultät für Chemieingenieurwesen<br />

der TH Karlsruhe. Schwerpunkte<br />

waren umfangreiche Studien<br />

zur Rolle der Huminstoffe im<br />

Flockungsprozess <strong>und</strong> der Ozonung<br />

als Aufbereitungsverfahren. Schon<br />

relativ früh, bereits im Jahre 1982,<br />

wurden seine Arbeiten mit dem<br />

Preis für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs der Fachgruppe <strong>Wasser</strong>chemie<br />

ausgezeichnet. Mit der<br />

Habilitation war dann der weitere<br />

Weg vorgegeben. So ergriff er –<br />

anstatt der Verlockung eines großen<br />

Fernwasserversorgers nahe seiner<br />

Heimat nachzukommen – 1986 eine<br />

C3-Professur an der Universität-GHS<br />

Paderborn <strong>und</strong> 1988 eine C4-Professur<br />

für <strong>Wasser</strong>aufbereitung an der<br />

Technischen Universität Berlin. Hier<br />

wurde er jüngst sogar zum Prodekan<br />

für Forschung der Fakultät III<br />

Prozesswissenschaften ernannt.<br />

Martin Jekel gehört heute zu<br />

den renommiertesten deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>chemikern. Mit seiner<br />

menschlichen <strong>und</strong> überzeugenden,<br />

bei Bedarf auch mal brummeligen<br />

oder energischen Art hat er nicht<br />

nur zahlreiche Studenten <strong>und</strong> Doktoranden<br />

den Weg gewiesen,<br />

sondern ebenso <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />

Behörden<br />

sowie Fachausschüssen auf nationaler<br />

<strong>und</strong> internationaler Ebene. Er<br />

koordiniert den TU Berlin-Forschungsschwerpunkt<br />

„<strong>Wasser</strong> in<br />

Ballungsräumen“, ist Vorsitzender<br />

der <strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft<br />

in der der Gesellschaft Deutscher<br />

Chemiker <strong>und</strong> Chairman der IWA-<br />

Specialist Group „Particle Separation“.<br />

Im April 2011 wurde ihm von<br />

der Tsinghua-Universität in Peking<br />

der Ehrentitel eines Guest Professor<br />

in Anerkennung seiner wissenschaftlichen<br />

Leistungen verliehen.<br />

Beim DVGW war <strong>und</strong> ist er in<br />

zahlreichen Gremien tätig, angefangen<br />

vom Arbeitskreis „Flockung“ bis<br />

hin zum Lenkungskomitee „<strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Wasser</strong>güte, <strong>Wasser</strong>werke“.<br />

Besonders bedeutsam ist<br />

seine langjährige Obmannschaft im<br />

Technischen Komitee „<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“,<br />

wo unter seiner<br />

Verantwortung der größte Teil des<br />

technischen Regelwerks im Bereich<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung entwickelt<br />

wurde. Und nicht zuletzt ist sein<br />

großes Engagement im Bereich der<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung hervorzuheben,<br />

beispielsweise als einer der<br />

beiden wissenschaftlichen Leiter<br />

des DVGW-Kurses „Verfahrenstechnik<br />

der <strong>Wasser</strong>aufbereitung“. Für<br />

sein erfolgreiches Wirken wurde<br />

Prof. Jekel 2005 mit der DVGW-<br />

Ehrennadel ausgezeichnet.<br />

Der DVGW gratuliert Prof. Martin<br />

Jekel ganz herzlich <strong>und</strong> wünscht ihm<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Glück <strong>und</strong> viel Freude<br />

bei seinem weiteren Schaffen.<br />

Dr. Rudi Winzenbacher,<br />

Landeswasserversorgung<br />

Langenau<br />

© Pixelio<br />

(Martina Taylor)<br />

September 2011<br />

824 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

Erarbeitung des DWA-Merkblatts M 1002 „Anforderungen an<br />

die Qualifikation <strong>und</strong> Organisation von Stauanlagenbetreibern als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für ein Technisches Sicherheitsmanagement (TSM)“<br />

Das Technische Sicherheitsmanagement<br />

(TSM) hat sich mittlerweile<br />

im Bereich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

als ein nützliches Instrument zur<br />

Überprüfung der Aufbau- <strong>und</strong><br />

Ablauforganisation eines Unternehmens<br />

bewährt <strong>und</strong> wurde bereits<br />

auf den Bereich Gewässerunterhaltung<br />

ausgedehnt. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

positiven Erfahrungen soll es nun<br />

auch um den Bereich Stauanlagen<br />

erweitert werden. Als Gr<strong>und</strong>lage<br />

dafür ist ein Merkblatt DWA-M 1002<br />

erforderlich, in dem die Anforderungen<br />

an die Betreiber von Stauanlagen<br />

hinsichtlich der Organisation<br />

sowie der Qualifikation der beschäftigten<br />

Personen sowie die sicherheitstechnischen<br />

<strong>und</strong> betriebstechnischen<br />

Belange für den Betrieb, die<br />

Unterhaltung <strong>und</strong> die Überwachung<br />

dargestellt werden.<br />

Des Weiteren soll zur Erläuterung<br />

ein branchenspezifischer Fragenkatalog<br />

erarbeitet werden.<br />

Mit den Arbeiten werden folgende<br />

Ziele angestrebt:<br />

Formulierung der Anforderungen<br />

an das TSM im Kontext<br />

zu Aufgaben <strong>und</strong> Nutzungen<br />

von Stauanlagen.<br />

Definition von Anforderungen<br />

an die Aufbau- <strong>und</strong> Ablauforganisation.<br />

Erstellung eines Anhanges mit<br />

einer Matrix, die die notwendigen<br />

Anforderungen an die<br />

Technische Führungskraft<br />

definiert in Abhängigkeit von<br />

Art, Aufgaben <strong>und</strong> Größe des<br />

Unternehmens.<br />

Formulierung der erforderlichen<br />

Personalqualifikation<br />

Erstellung eines branchenspezifischen<br />

Leitfadens zur<br />

Beschreibung der erforderlichen<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Unterstützung<br />

der Umsetzung.<br />

Eine neue verbändeübergreifende<br />

Arbeitsgruppe, AG-WW-4.8<br />

„TSM-Stauanlagen“ der Verbände<br />

DWA, Deutsches Talsperrenkomitee<br />

(DTK), Deutsche Gesellschaft für<br />

Geotechnik (DGGT) <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

der Trinkwassertalsperren<br />

(ATT), erarbeitet im Fachausschuss<br />

WW-4 „Fluss- <strong>und</strong> Talsperren“<br />

dieses Merkblatt, unter der<br />

Leitung von BauAss. Dipl.-Ing. Antje<br />

Nielinger, Stellv. Abteilungsleiterin<br />

der Betriebsabteilung Talsperren<br />

<strong>und</strong> Stauseen beim Ruhrverband.<br />

Damit sollen Stauanlagenbetreiber,<br />

Consulting-Gesellschaften, <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverwaltungen,<br />

Kommunen<br />

<strong>und</strong> die Länderverwaltungen<br />

angesprochen werden.<br />

Hinweise <strong>und</strong><br />

Anregungen:<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Ing.<br />

Anett Baum,<br />

Theodor-Heuss-<br />

Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

E-Mail:<br />

baum@dwa.de,<br />

www.dwa.de<br />

Neues Merkblatt erschienen<br />

Merkblatt DWA-M 731: <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der Papierherstellung<br />

Nach der Veröffentlichung des<br />

umfangreichen BREF-Dokumentes<br />

„Pulp and Paper Industry“<br />

<strong>und</strong> des Hintergr<strong>und</strong>papiers zu<br />

Anhang 28 der <strong>Abwasser</strong>verordnung<br />

(AbwV), das im Wesentlichen<br />

auf den behördlichen Vollzug ausgerichtet<br />

ist, wurde ein Merkblatt<br />

für sinnvoll erachtet, das einen praxisbezogenen<br />

Überblick über die<br />

Produktions- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>verhältnisse<br />

der Papier- <strong>und</strong> Pappenherstellung<br />

gibt <strong>und</strong> produktionsintegrierte<br />

Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der <strong>Abwasser</strong>belastung darstellt.<br />

D em integrierten Ansatz folgend<br />

wurde darüber hinaus das bestehende<br />

Merkblatt ATV-DVWK-M 364<br />

überarbeitet <strong>und</strong> in das Merkblatt<br />

„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der<br />

Papierherstellung“ eingefügt. Auch<br />

Aspekte anderer Umweltbereiche<br />

wie der Energieverbrauch der Branche,<br />

das Vorkommen gefährlicher<br />

Stoffe sowie Emissionen aus der<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Abfallbehandlung<br />

(Abluft, Gerüche, Lärm, Abwärme)<br />

wurden mitbehandelt.<br />

Die im Merkblatt DWA-M 731<br />

„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der<br />

Papierherstellung“ beschriebenen<br />

Verfahren zur Verminderung, Be -<br />

handlung <strong>und</strong> Entsorgung von<br />

Abwässern <strong>und</strong> Abfällen entsprechen<br />

sowohl dem Stand der Technik<br />

nach den einschlägigen deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Abfallgesetzen als<br />

auch der nach der IED-Richtlinie<br />

geforderten Anwendung der besten<br />

verfügbaren Techniken (BVT)<br />

bzw. gehen zum Teil auch darüber<br />

hinaus.<br />

Dieses Merkblatt soll Fachbehörden<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft,<br />

Planern, Ingenieur- <strong>und</strong><br />

Beratungsbüros, Anlagenherstellern<br />

<strong>und</strong> betroffenen Betrieben als<br />

Arbeitshilfe dienen <strong>und</strong> einen fachspezifischen<br />

Überblick vermitteln.<br />

Information:<br />

August 2011, 78 Seiten, ISBN 978-3-941897-93-9,<br />

Ladenpreis 71,00 Euro, fördernde DWA-Mitglieder 56,80 Euro.<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Vertrieb:<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100,<br />

E-Mail: info@dwa.de, DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 825


RECHT UND REGELWERK<br />

Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />

DVGW-Merkblatt GW 128: Einfache vermessungstechnische Arbeiten<br />

an Versorgungsnetzen; Schulungsplan, 7/2011<br />

Bescheinigung<br />

nach dem<br />

DVGW-Merkblatt<br />

GW 128.<br />

Die Anforderungen an die Vermessung<br />

<strong>und</strong> Dokumentation<br />

von Versorgungsnetzen haben in<br />

den letzten Jahren hinsichtlich der<br />

Qualität deutlich zugenommen. Die<br />

so genannte „Butterbrotskizze“ als<br />

Klassiker unter den Aufnahmeskizzen<br />

kann unter den heutigen<br />

Gesichtspunkten nicht weiter<br />

akzeptiert werden. So ist auch im<br />

neuen DVGW-Arbeitsblatt GW 120<br />

im Kapitel 4.2 „Vermessung“ festgelegt,<br />

das für <strong>einfach</strong>e vermessungstechnische<br />

Arbeiten mindestens<br />

nach GW 128 geschultes Personal<br />

einzusetzen ist, um sicherzustellen,<br />

dass bei der Vermessung <strong>und</strong> Dokumentation<br />

von Versorgungsleitungen<br />

<strong>und</strong> -anlagen mit der notwendigen<br />

Sorgfalt <strong>und</strong> Fachkompetenz<br />

gearbeitet wird. Denn<br />

spätestens bei der Auswertung der<br />

Daten in weiterführenden IT-An -<br />

wendungen machen sich schlechte<br />

Datenqualitäten schmerzlich be -<br />

merk bar <strong>und</strong> verursachen hohe Folgekosten.<br />

Seit 1998 werden auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage der GW 128 Qualifizierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. In<br />

der neuen Fassung der GW 128 sind<br />

die Erfahrungen aus den Schulungen<br />

in die neue GW 128 eingeflossen.<br />

Darüber hinaus wurden die aus<br />

der Praxis oft geforderten Kriterien<br />

im Anwendungsbereich aufgenommen,<br />

die eine „<strong>einfach</strong>e“ Vermessung<br />

von einer „komplexen“ Vermessung<br />

unterscheiden. Die beim<br />

DVGW durchgeführten Schulungen<br />

wurden bereits auf die neue GW 128<br />

abgestimmt.<br />

Preis:<br />

€ 15,97 für Mitglieder;<br />

€ 21,29 für Nichtmitglieder.<br />

DVGW-Merkblatt GW 134:<br />

IT-gestützte Instandhaltung unter Einbindung von GIS, 8/2011<br />

In modernen Asset-Management-<br />

Systemen ist die zustandsorientierte<br />

Instandhaltung zu einem<br />

festen Bestandteil der Instandhaltungsstrategie<br />

geworden. Im<br />

DVGW-Regelwerk wird dieser Entwicklung<br />

mit der Festlegung<br />

instandhaltungsrelevanter Daten<br />

(s. DVGW-Arbeitsblatt G 402 <strong>und</strong><br />

W 402) angemessen Rechnung<br />

getragen, zumal die dafür notwendigen<br />

IT-Werkzeuge bereits heute<br />

zur Verfügung stehen.<br />

In den Unternehmen kommen<br />

unterschiedliche Softwarelösungen<br />

zum Einsatz, die in einigen Fällen<br />

noch voneinander getrennt betrieben<br />

werden. In Bezug auf Datenhaltung<br />

<strong>und</strong> Verarbeitung müssen<br />

diese jedoch aufeinander abgestimmt<br />

sein, wenn es darum geht<br />

einen durchgängigen IT-gestützten<br />

Instandhaltungsprozess im Unternehmen<br />

einzuführen. Hier bieten<br />

sich als Gr<strong>und</strong>lage prozessorientierte<br />

Sichtweisen an, um zwischen<br />

den IT-Lösungen (z. B. ERP-, GIS- <strong>und</strong><br />

Rohrnetzüberwachungs-Anwendungen)<br />

die notwendigen Festlegungen<br />

in Bezug auf Datenführung,<br />

-verarbeitung <strong>und</strong> -auswertung zu<br />

treffen. In der Praxis hat sich<br />

bewährt, die Ergebnisse mit Geoinformationssystemen<br />

graphisch darzustellen,<br />

um daraus weitere<br />

Schritte abzuleiten. Das DVGW-<br />

Merkblatt GW 134 zeigt Wege der<br />

konzeptionellen Umsetzung einer<br />

IT-gestützten Instandhaltung unter<br />

Einbindung von Geoinformationssystem<br />

auf, die als Orientierung für<br />

Planung <strong>und</strong> Umsetzung unternehmensspezifischer<br />

Lösungen dienen<br />

sollen. Darüber hinaus sind die<br />

DVGW Regelwerke, die instandhaltungsrelevante<br />

Festlegungen treffen,<br />

in der GW 134 tabellarisch aufgearbeitet.<br />

Preis:<br />

€ 24,80 für Mitglieder;<br />

€ 33,06 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />

Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191-40,<br />

Fax (0228) 9191-499,<br />

www.wvgw.de<br />

September 2011<br />

826 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

Ankündigung zur Fortschreibung<br />

des DVGW-Regelwerks<br />

Ankündigung zur Erarbeitung von Regelwerken gemäß GW 100<br />

GW 130<br />

Qualitätssicherung in der Netzdokumentation<br />

Ankündigung zur Überarbeitung von Regelwerken gemäß G W 100<br />

W 111<br />

W 113<br />

W 116<br />

W 119<br />

GW 117<br />

GW 118<br />

GW 126<br />

Planung, Durchführung <strong>und</strong> Auswertung von Pumpversuchen<br />

Bestimmung des Schüttkorndurchmessers <strong>und</strong> hydrogeologischer Parameter aus der<br />

Korngrößenverteilung für den Bau von Brunnen<br />

Verwendung von Spülungszusätzen in Bohrspülungen bei Bohrarbeiten im Gr<strong>und</strong>wasser<br />

Entwickeln von Brunnen durch Entsanden – Anforderungen, Verfahren, Restsandgehalte<br />

GIS-Kopplung mit ERP-Systemen<br />

Auskunftsverfahren in Versorgungsunternehmen<br />

Geobasisdaten<br />

Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen an den<br />

DVGW, Josef-Wirmer-Straße 1–3, D-53123 Bonn, www.dvgw.de<br />

Hochwasserschutz braucht das Wissen der Welt.<br />

Hier fließt es zusammen:<br />

11.–13. Oktober 2011<br />

CCH – Congress Center Hamburg<br />

www.acqua-alta.de<br />

Fachmesse mit intern. Kongress für Klimafolgen,<br />

Hochwasserschutz <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>bau<br />

11. – 13. Oktober 2011 · www.acqua-alta.de


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Die Bedeutung von Landnutzungsänderungen<br />

für ein Integriertes<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management<br />

Eine Fallstudie aus dem westlichen Zentral-Brasilien<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Brasilien, IWRM, Landnutzungswandel, Talsperren, <strong>Wasser</strong>qualität<br />

Carsten Lorz, Gudrun Abbt-Braun, Fabio Bakker, Pablo Borges, Hilmar Börnick, Fritz H. Frimmel, Anne Gaffron,<br />

Nicole Hebben, Rene Höfer, Franz Makeschin, Klaus Neder, Henrique L. Roig, Björn Steiniger, Michael Strauch,<br />

Detlef Walde, Holger Weiß, Eckhard Worch <strong>und</strong> Jürgen Wummel<br />

Das Projekt IWAS-ÀGUA DF hat das Ziel, die wissenschaftliche<br />

Basis für ein Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

Management (IWRM) Konzept für die Region<br />

Brasília im westlichen Zentral-Brasilien zu entwickeln.<br />

Ein zentrales Thema des Projekts sind die<br />

Auswirkungen des dynamischen Wandels der Landnutzung<br />

<strong>und</strong> -bedeckung auf die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

der Region. Während die Effekte von Klimaveränderungen<br />

in den letzten drei Jahrzehnten als moderat<br />

eingeschätzt werden, wirken sich Landnutzungsänderungen<br />

gravierend auf die Niedrigwasser abflüsse<br />

aus. Insbesondere Gebiete mit einer erheblichen Ausdehnung<br />

von landwirtschaftlichen Flächen, vor allem<br />

Ackernutzung, weisen einen drastischen Rückgang<br />

der Niedrigwasserabflüsse in den letzten dreißig Jahren<br />

auf. Als mögliche Gründe hierfür sind eine stärkere<br />

Evapotranspiration der Ackerkulturen sowie<br />

eine verstärkte Entnahme von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser,<br />

insbesondere zur Bewässerung, zu nennen.<br />

Einen ähnlichen Effekt der Urbanisierung auf<br />

die Abflussbildung konnte nur im Einzelfall beobachtet<br />

werden. Hingegen zeigen urbane Gebiete einen<br />

starken Einfluss auf die <strong>Wasser</strong>qualität. Dies gilt<br />

besonders für den Chemischen Sauerstoffbedarf,<br />

Ammonium-Konzentrationen <strong>und</strong> Sedimentfrachten.<br />

Zukünftig ist zudem eine größere Bedeutung organischer<br />

Mikroschadstoffe zu erwarten. Die vorgestellten<br />

Ergebnisse stellen einen ersten Beitrag zu einem<br />

IWRM Konzept für die Region Brasília dar, mit dem<br />

Ziel, zur Aufrechterhaltung der hohen Standards in<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung beizutragen.<br />

Importance of Land Use Changes for an Integrated<br />

Water Resource Management – a Case Study from<br />

Western Central Brazil<br />

The project IWAS-ÀGUA DF focuses on creating the<br />

scientific base for an IWRM concept for the Brasília<br />

region. A focus of the study is the dynamic land-use/<br />

land-cover change which has caused severe impacts<br />

on water resources, while effects of climate change<br />

during the last three decades are thought to be rather<br />

moderate. Effects on water quantity are most distinct<br />

during base flow conditions. Areas with substantial<br />

expansion of agriculture, i.e. mostly cropland, show a<br />

drastic decrease of base flow discharge. We assume<br />

two processes to be responsible, higher evapotranspiration<br />

of crops and an increasing extraction of water<br />

from gro<strong>und</strong>water and surface water mostly for irrigation<br />

purposes. A similar effect of urbanization on<br />

runoff was observed only for one river basin. However,<br />

we fo<strong>und</strong> urban areas have a negative impact on<br />

water quality. This is especially true for COD, NH 4+ ,<br />

and turbidity. In the future, we assume also emerging<br />

pollutants, i. e. organic (micro)pollutants to play a<br />

major role. Results of our study will be a first contribution<br />

to an IRWM concept for the Brasília region<br />

and might help to maintain high standards in water<br />

supply for the region.<br />

1. Einführung<br />

Eine starke Urbanisierung <strong>und</strong> ein hoher Anteil urbaner<br />

Bevölkerung (83 %) [1] sowie die starke Ausdehnung<br />

von Ackerflächen sind Ursache für eine Vielzahl ökologischer<br />

Probleme in Brasilien. Dazu gehören insbesondere<br />

auch die nicht-nachhaltige Nutzung <strong>und</strong> die<br />

Verschmutzung der <strong>Wasser</strong>ressourcen [1, 2, 3, 4]. Das<br />

Untersuchungsgebiet (Bild 1), der B<strong>und</strong>esdistrikt<br />

September 2011<br />

828 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

(Distrito Federal = DF) <strong>und</strong> in weiterem Sinne die Region<br />

Brasília, gehört zu den großen urbanen Verdichtungsräumen<br />

Brasiliens, in denen <strong>Wasser</strong>ressourcen vor allem<br />

während der Trockenzeit knapp sind. Für den B<strong>und</strong>esdistrikt<br />

ist die Situation infolge des hohen Grades der<br />

Verstädterung deutlich zugespitzt. Hier leben 94 % der<br />

Bevölkerung im städtischen Raum. Das vorhergesagte<br />

Wachstum der Bevölkerung in der Region von momentan<br />

2,5 Millionen auf mehr als 3,2 Millionen im Jahr 2025<br />

wird vorwiegend in Städten erfolgen [5] <strong>und</strong> die Situation<br />

weiter verschärfen.<br />

Aktuell wird die <strong>Wasser</strong>versorgung für den B<strong>und</strong>esdistrikt<br />

vor allem durch zwei größere Talsperren (Bild 1)<br />

gedeckt, Lago Santa Maria (Fläche: 6 km 2 , Volumen<br />

58 Mio. m 3 ) <strong>und</strong> Lago Descoberto (Fläche 14,8 km 2 ,<br />

Volumen 102 Mio. m 3 ). Diese Talsperren decken etwa<br />

78 % (1,9 m 3 s –1 bzw. 5,1 m 3 s –1 [6]) des Gesamtwasserbedarfs<br />

des B<strong>und</strong>esdistrikts. Die Restmenge setzt sich<br />

aus Direktentnahmen aus Fließgewässern (1,6 m 3 s –1 ,<br />

~18 %) <strong>und</strong> aus Gr<strong>und</strong>wasser (0,3 m 3 s –1 , ~ 4 %) zusammen.<br />

In Zukunft plant der regionale <strong>Wasser</strong>versorger<br />

CAESB zusätzlich ca. 2,8 m 3 s –1 aus dem Lago Paranoá<br />

(Fläche: 38 km 2 , Volumen 498 Mio. m 3 ; Bild 2) – eine<br />

Talsperre mit überwiegend urbanem Einzugsgebiet – zu<br />

gewinnen [7].<br />

Vorhersagen des zukünftigen <strong>Wasser</strong>bedarfs deuten<br />

auf eine Überschreitung der verfügbaren <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

<strong>und</strong> Systemkapazitäten in naher Zukunft.<br />

Schon jetzt liegen einige Trinkwasseraufbereitungsanlagen<br />

– insbesondere hinsichtlich der Aufbereitungskapazitäten<br />

– während der Trockenzeit an der oberen<br />

Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.<br />

Das Projekt IWAS-ÁGUA DF (www.iwas-sachsen.ufz.<br />

de) hat die Schaffung einer wissenschaftlichen Basis für<br />

die nachhaltige Nutzung der <strong>Wasser</strong>ressourcen in der<br />

Region Brasília im Rahmen eines IWRM zum Ziel. Das<br />

Projekt folgt dem DPSIR-Ansatz (driving forces-pressuresstate-impacts-responses<br />

[8]). IWAS-ÁGUA DF gliedert<br />

sich in drei Arbeitspakete: (a) Flusseinzugsgebiete <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>körper (dieser Beitrag), (b) <strong>Abwasser</strong> [9] <strong>und</strong> (c)<br />

Trinkwasser [10].<br />

Innerhalb des Arbeitspakets Flusseinzugsgebiete<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>körper werden vier Aspekte behandelt, die<br />

zugleich den Inhalt des vorliegenden Beitrags darstellen.<br />

Wandel der Landnutzung/-bedeckung <strong>und</strong><br />

Urbanisierung<br />

Klimawandel <strong>und</strong> regionales Klima<br />

Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Oberflächenwasser<br />

Synthese als Gr<strong>und</strong>lage für nicht-technologische<br />

Ziele <strong>und</strong> Herausforderungen eines IWRM<br />

In diesem Beitrag werden erste Forschungsergebnisse<br />

des Projekts präsentiert. Es wird davon ausgegangen,<br />

dass Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> Landnutzungswandel<br />

entscheidende Triebkräfte für das System<br />

Bild 1. Untersuchungsgebiet B<strong>und</strong>esdistrikt.<br />

Bild 2. Blick von Südosten über den Lago Paranoá auf Brasília<br />

(im Hintergr<strong>und</strong>).<br />

sind. Die zukünftige Rolle des Klimas für die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

ist allerdings noch unklar, weil regionale<br />

Analysen <strong>und</strong> Vorhersagen zum Klimawandel noch fehlen<br />

[11]. Die Ergebnisse dieser Studie werden in das zu<br />

entwickelnde IWRM Konzept für die Region integriert<br />

<strong>und</strong> sind von weiterem Interesse für Regionen mit ähnlicher<br />

Problemlage.<br />

2. Durchführung<br />

2.1 Untersuchungsgebiet<br />

Der B<strong>und</strong>esdistrikt mit der Hauptstadt Brasília nimmt<br />

eine Fläche von r<strong>und</strong> 5790 km 2 ein (Bild 1) <strong>und</strong> befindet<br />

sich auf der Hochfläche (planalto) des westlichen<br />

Zentral-Brasilien. Die Region gehört zu den wechselfeuchten<br />

Tropen mit mittleren jährlichen Nieder-<br />

September<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 829


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

schlägen von 1600–1700 mm <strong>und</strong> mittleren jährlichen<br />

Temperaturen von 20–21 °C [12]. Das Klima ist durch<br />

eine starke Saisonalität geprägt. Die Trockenzeit mit<br />

etwa 20 % des Jahresniederschlages dauert in der Regel<br />

von Ende März bis Ende September.<br />

Die Region ist Teil des Bioms cerrado (Bild 3), das<br />

aufgr<strong>und</strong> der Baumdichte in Grassavanne (campo) oder<br />

Baumsavanne (cerrado i. e. S.) unterschieden wird [13].<br />

Wälder finden sich als Bestände mit geringer Baumdichte<br />

(cerradão) oder als Galeriewälder (mata de<br />

galeria).<br />

Bild 3. Savannenvegetation (cerrado) im Nationalpark Brasília.<br />

Bild 4. Großflächige Landwirtschaft mit pflugloser Bearbeitung im<br />

Nordosten des DF (Direktsaatverfahren, Soja).<br />

Bild 5. Entwicklung der Landnutzung zwischen 1954 <strong>und</strong> 2006 im<br />

B<strong>und</strong>esdistrikt. a = sonstige Flächen, b = Siedlungen,<br />

c = Landwirtschaft, d = Savanne, e = Wald [15, 18].<br />

2.2 Ergebnisse<br />

2.2.1 Wandel der Landnutzung <strong>und</strong><br />

Landbedeckung<br />

Die Landnutzung <strong>und</strong> -bedeckung im DF unterliegen<br />

seit der Gründung der Hauptstadt Brasília im Jahr 1960<br />

einem dynamischen Wandel, wie er auch in anderen<br />

Regionen Brasiliens beobachtet wird [14]. Der Hauptgr<strong>und</strong><br />

für diese Entwicklung ist die deutliche Ausweitung<br />

von landwirtschaftlichen Flächen (Bild 4) <strong>und</strong><br />

die starke Urbanisierung. Beide Prozesse finden<br />

vorwiegend auf Kosten von Gebieten mit naturnaher<br />

Vegetation, d.h. Savanne <strong>und</strong> Wälder, statt.<br />

Der Verlust an Flächen mit naturnaher Vegetation im<br />

DF betrug etwa 58 % im Zeitraum 1954–1998 [15].<br />

Der Anteil naturnaher Flächen lag im Jahr 2006 bei r<strong>und</strong><br />

40 % (Bild 5). Im Zeitraum 2002 bis 2007 wuchs der<br />

Anteil von Ackerland um 47 % von 84 240 ha im Jahr<br />

2002 auf 123 692 ha im Jahr 2007 [16].<br />

Urbanisierung als zweiter großer Prozess der Landnutzungsänderung<br />

im DF ist verb<strong>und</strong>en mit vegetationslosen<br />

Flächen, Überbauung <strong>und</strong> Versiegelung. Der<br />

Anteil von Siedlungsflächen nahm im Zeitraum<br />

1954–2001 von < 0,1 % auf 10,6 % zu [17, 18] (Bild 5).<br />

2.2.2 Klimaveränderungen<br />

Ergebnisse des globalen Klimamodells ECHAM5/MPI OM<br />

(Szenario SRES A1B) [19] deuten auf niederschlag s-<br />

reichere Regenzeiten <strong>und</strong> längere Trockenzeiten (Bild 6)<br />

sowie einen deutlichen Temperaturanstieg für den Zeitraum<br />

2010–2099 (Referenz 1961–1990 [20]) für das<br />

westliche Zentral-Brasilien hin.<br />

Eigene Trendanalysen (Mann-Kendall-Test) von Niederschlags-Zeitreihen<br />

aus fünf Messstationen im DF<br />

(Bild 1) weisen auf einen schwachen – statistisch nicht<br />

signifikanten – Anstieg der Niederschläge für den Zeitraum<br />

1978–2009 hin (Tabelle 1). Ein signifikanter Trend<br />

zu längeren Trockenzeiten aufgr<strong>und</strong> einer geringeren<br />

Anzahl von Regentagen zu Beginn (Oktober) <strong>und</strong> Ende<br />

(April/Mai) der Regenzeit wurde für zwei bzw. drei Stationen<br />

gef<strong>und</strong>en (Tabelle 1).<br />

Flächenhafte Klima-Informationen für ein IWRM<br />

erfordern eine höhere räumliche Auflösung, als es<br />

globale Modelle liefern [21, 22]. Daher wird ein Forschungsschwerpunkt<br />

im Projekt sein, eine regionale<br />

September 2011<br />

830 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

klimatologische Basis zur Bewertung von klimatischen<br />

Veränderungen <strong>und</strong> zur Kalibrierung/Validierung von<br />

down scaling-Ansätzen zu schaffen. Gegenwärtig werden<br />

im Projekt alle verfügbaren Klimadaten mit täglicher<br />

Auflösung gesammelt, auf Plausibilität geprüft<br />

<strong>und</strong> aktualisiert. Zeitreihen von 25 meteorologischen<br />

<strong>und</strong> über 170 Niederschlagsstationen aus dem westlichen<br />

Zentral-Brasilien wurden genutzt, um die Datenbank<br />

CLIMA-DF aufzubauen. Diese Datenbank stellt<br />

eine Modifikation der sächsischen Klimadatenbank<br />

CLISAX dar, die Werkzeuge für die Prüfung auf Homogenität<br />

<strong>und</strong> für Trendanalysen von Zeitreihen beinhaltet<br />

[23].<br />

2.2.3 Auswirkungen auf <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

2.2.3.1 Gr<strong>und</strong>wasser<br />

Es existieren drei größere Kluftgr<strong>und</strong>wasserleiter im DF,<br />

die den Komplexen Araxá/Bambuí (Neoproterozoikum)<br />

sowie Canastra <strong>und</strong> Paranoá (Meso-/Neoprotero zoikum)<br />

zuzuordnen sind [24]. Dabei handelt es sich vorwiegend<br />

um Gesteine, d. h. gering metamorphe Sedimente bis<br />

Schiefer <strong>und</strong> Gneise. Oberflächennahes Gr<strong>und</strong>wasser<br />

findet sich überwiegend in den Porengr<strong>und</strong>wasserleitern<br />

der Lockergesteinsdecke (Regolith/Saprolith)<br />

[24, 25]. Der Porengr<strong>und</strong>wasserleiter besitzt hydraulische<br />

Leitfähigkeiten im Bereich von 9,9 – 10 –5 – 1,2 ·<br />

10 –4 m s –1 bis zu 6,1 · 10 –5 – 1,2 · 10 –5 m s –1 [26]. Die<br />

Gr<strong>und</strong>wasserneubildung im DF wird auf r<strong>und</strong> 28 % des<br />

Jahresniederschlags geschätzt [24]. Die Verschmutzungsempfindlichkeit<br />

des Gr<strong>und</strong>wassers lässt sich in<br />

zwei Gruppen unterscheiden. Während die flachen<br />

Gr<strong>und</strong>wasservorkommen in der Regel kurze Verweilzeiten<br />

<strong>und</strong> ein hohes Verschmutzungsrisiko (Landwirtschaft,<br />

Siedlungen) aufweisen [27], sind die Kluftgr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

zumeist durch mächtige Deckschichten<br />

geschützt <strong>und</strong> damit deutlich weniger verschmutzungsanfällig<br />

[28].<br />

Bild 6. Niederschlagsanomalien für Januar <strong>und</strong> Juli 2010–2039,<br />

2040–2069 <strong>und</strong> 2070–2099 im Vergleich zur Referenzperiode Januar<br />

<strong>und</strong> Juli 1961–1990. Das Rechteck zeigt die weitere Region Brasília.<br />

Szenario: A1B; Model ECHAM5/MPI-OM [19].<br />

Tabelle 1. Trends (Kendall´s tau) für die Zeitreihen Regentage <strong>und</strong><br />

Jahresniederschlag (Mann-Kendall Test).<br />

Code<br />

Station<br />

Periode<br />

Regentage<br />

April/Mai<br />

Regentage<br />

Oktober<br />

Jahresniederschlag<br />

1547013 1978–2009 –0,25 + (Mai) –0,26 * –0,24 +<br />

1547014 1979–2006 –0,36 ** (April) –0,18 + 0,08 +<br />

1547015 1978–2004 –0,17 + (Mai) –0,08 + –0,04 +<br />

1548007 1978–2008 –0,25 + (Mai) –0,26 * –0,12 +<br />

1548009 1979–2008 –0,31 * (Mai) –0,35 ** –0,33 *<br />

+ = p > 0,05 (nicht signifikant), * = p < 0,05 (signifikant),<br />

**<br />

= p < 0,01 (hoch signifikant),<br />

Regentage sind Tage mit aufgezeichnetem Niederschlag<br />

2.2.3.2 Fließgewässer<br />

Die Effekte von Landnutzungsänderungen auf Oberflächengewässer<br />

werden für das Einzugsgebiet Pipiripau<br />

(Bild 1) exemplarisch gezeigt. Das Gebiet erfuhr in<br />

den letzten Dekaden eine erhebliche Ausdehnung der<br />

Ackerflächen. Ein statistisch signifikanter Rückgang<br />

(Mann-Kendall Test) für die Niedrigwasserabflüsse<br />

(5. Perzentil von Q) ist im Zeitraum 1979 bis 2007 zu<br />

beobachten (Bild 7). Da Veränderungen der Niederschläge<br />

diesen Rückgang nicht ausreichend erklären<br />

(Tabelle 1), ist davon auszugehen, dass die Aus dehnung<br />

von Ackerflächen im erheblichen Umfang dafür verantwortlich<br />

ist [29].<br />

In der Hauptsache können zwei Prozesse zur<br />

Erklärung herangezogen werden:<br />

(a) Eine angenommene höhere Evapotranspiration<br />

durch Ackerkulturen verbraucht mehr Bodenwasser<br />

als naturnahe Vegetation. Dies würde wiederum zu<br />

Bild 7. Zeitreihe der 5. Perzentile des jährlichen Durchfluss <strong>und</strong><br />

Trendlinie für das Einzugsgebiet Pipiripau-Frinocap-DF 130,<br />

code 60473000, A = 215 km 2 , Ackerfläche 1984: 29,2 %; 2006: 80,6 %.<br />

September<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 831


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

11 227 ha im Jahr 1998 auf 16 039 ha im Jahr 2004,<br />

d. h. um 43 %, in der Region Brasília zu [5].<br />

Bild 8. Zusammenhang zwischen Landnutzung <strong>und</strong> Durchfluss<br />

(5. Perzentil) des Flusseinzugsgebiets Pipiripau; Werte für die<br />

Anteile der Landnutzungsklasse jeweils für die Jahre (1973,) 1984,<br />

1994, 2001 <strong>und</strong> 2006, Werte für 5. Perzentil sind jeweils Mittelwerte<br />

für die Jahre (1973–1975,) 1984–1986, 1994–1996, 2001–2003 <strong>und</strong><br />

2006–2008.<br />

Bild 9. Zeitreihe des 5. Perzentil des jährlichen Abfluss<br />

(Niedrigwasserabfluss) <strong>und</strong> Trendlinie für das Einzugsgebiet Gama,<br />

code 60478500, A = 136 km 2 , Ackerland 8,6 %,<br />

urbane Gebiete 24,9 %, naturnahe Flächen 66,1 %.<br />

geringeren Niedrigwasserabflüssen bei abnehmenden<br />

Flächenanteilen der Savannenvegetation führen<br />

(Bild 8). Das in der Region verbreitete Direktsaatverfahren<br />

erhöht zwar die Infiltration gegenüber konventionell<br />

bewirtschafteten Böden [30, 31] <strong>und</strong><br />

Savanne (cerrado) [32], die Auswirkungen auf Evapotranspiration<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung bleiben<br />

jedoch unklar.<br />

(b) Die <strong>Wasser</strong>entnahme aus Fließgewässern <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wasser, vor allem für die Bewässerung, hat<br />

erheblich mit der Ausweitung der Ackerflächen<br />

zugenommen. Bewässerte Flächen nahmen von<br />

Für das Einzugsgebiet Gama (Bild 1), das mit<br />

25 % Siedlungsflächen einen erheblichen städtischen<br />

Flächenanteil aufweist, ist ein ähnlicher Trend für die<br />

Niedrigwasserabflüsse zu beobachten (1984–2006;<br />

Bild 9). Da die Flächenanteile für Ackerland gering sind<br />

(8,6 %), ist davon auszugehen, dass ein verändertes<br />

Abflussverhalten des Gebietes seit 1984 stark durch die<br />

Aus weitung urbaner Gebiete gesteuert wird. Die<br />

Abnahme der Niedrigwasserabflüsse erklärt sich vermutlich<br />

durch die steigende Entnahme von Gr<strong>und</strong>wasser<br />

[33] <strong>und</strong> geringere Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />

unter versiegelten Flächen.<br />

Es wurde erwartet, dass die erheblichen Landnutzungsänderungen<br />

im DF auch deutliche Auswirkungen<br />

auf die <strong>Wasser</strong>qualität haben. So wurde ein positiver<br />

Zusammenhang zwischen Einzugsgebietsgröße (Bild 1)<br />

<strong>und</strong> den Parametern chemischer Sauerstoffbedarf<br />

(CSB), Ammonium (NH 4+ ) <strong>und</strong> Trübung gef<strong>und</strong>en. Für<br />

CSB <strong>und</strong> NH 4<br />

+ ist zu vermuten, dass die Anzahl der<br />

Quellen <strong>und</strong> die Konzentrationen mit der Einzugsgebietsgröße<br />

ansteigen, weil kleinere Einzugsgebiete<br />

vorwiegend Oberläufe sind, die in der Regel eine geringere<br />

Zahl von Verschmutzungsquellen aufweisen. Für<br />

die Trübung ist davon auszugehen, dass es neben dem<br />

Austrag aus urbanen Gebieten auch zur Remobilisierung<br />

von Auensedimenten durch laterale Erosion im<br />

weiteren Auenbereich kommt, der sich in größerer<br />

Ausdehnung besonders im Unterlauf von Flüssen mit<br />

größeren Einzugsgebieten findet.<br />

Ein direkter Einfluss städtischer Gebiete auf die<br />

<strong>Wasser</strong>qualität ist für Ammonium, CSB <strong>und</strong> Sedimentfrachten/Trübung<br />

zu belegen (Bild 10). Direkte <strong>Abwasser</strong>einleitungen<br />

<strong>und</strong> diffuse Quellen (Sickergruben,<br />

Leckagen) tragen zu erhöhten Konzentrationen von CSB<br />

<strong>und</strong> Ammonium bei [1, 34, 35, 36, 37, 38]. Sedimente<br />

aus urbanen Gebieten stammen vermutlich von vegetationslosen<br />

<strong>und</strong> unbefestigten Flächen. Insbesondere<br />

Baustellen stellen erhebliche Sedimentquellen dar<br />

(Bild 11).<br />

2.2.3.3 <strong>Wasser</strong>qualität im Lago Paranoá<br />

Das Einzugsgebiet des Lago Paranoá bietet ein städtisch<br />

geprägtes Bild; r<strong>und</strong> 80 % sind Siedlungsgebiet. Als<br />

Konsequenz der Einleitung unzureichend geklärter<br />

Abwässer verschlechterte sich die <strong>Wasser</strong>qualität in den<br />

1970er Jahren. Eutrophierung <strong>und</strong> massives Wachstum<br />

von Algen <strong>und</strong> Cyanobakterien (Microcystis aeruginosa)<br />

waren die Folge [39, 40, 41]. Durch den Ausbau von zwei<br />

Kläranlagen – insbesondere durch die Phosphor-Eliminierung<br />

– wurde die <strong>Wasser</strong>qualität in den 1990er Jahren<br />

erheblich verbessert [41, 42]. Allerdings stellen diffuse<br />

Einträge in den See ein erhebliches Belastungspotenzial<br />

dar [43, 44, 45, 46]. Aufgr<strong>und</strong> des prognostizierten<br />

September 2011<br />

832 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Bevölkerungswachstums <strong>und</strong> des steigenden Lebensstandards<br />

im DF nimmt zudem das Potenzial zur Einbringung<br />

persistenter Produkte, z. B. Pharmazeutika<br />

<strong>und</strong> Körperpflegemittel, zu [47, 48, 49]. Die <strong>Wasser</strong>qualität<br />

im Lago Paranoá wird seit 1976 durch die CAESB<br />

überwacht. Aktuell werden 21 organische Verbindungen,<br />

u.a. Atrazin, DDT <strong>und</strong> Benzen, halbjährlich analysiert.<br />

Bisher traten keine Überschreitungen der brasilianischen<br />

Grenzwerte [50] oder der Richtwerte der WHO<br />

[51] auf.<br />

Es wurde eine Beprobungsstrategie entwickelt, mit<br />

dem Ziel, Schlüsselparameter <strong>und</strong> -verbindungen für<br />

ein zukünftiges Monitoring zu identifizieren. Dabei wurden<br />

repräsentative Beprobungspunkte (Bild 1) <strong>und</strong> -zeiten<br />

ausgewählt. Die Beprobung des Lago Paranoá<br />

erfolgte an den Beprobungspunkten der CAESB in einer<br />

Tiefe von einem Meter, an geplanten Entnahmestellen<br />

<strong>und</strong> im Zentrum des Sees in unterschiedlichen Tiefen.<br />

Zudem wurden die Abläufe der beiden großen Kläranlagen<br />

beprobt. Die Beprobungen erfolgten in drei<br />

Kampagnen im Oktober 2009 (Beginn der Regenzeit),<br />

im März 2010 (zweite Hälfte der Regenzeit) <strong>und</strong> im<br />

August 2010 (Ende der Regenzeit). Es wurden so<br />

genannte non-target screenings, d.h. Identifikation<br />

bisher unbekannter Peaks im Chromatogramm, <strong>und</strong> die<br />

Analyse von häufig auftretenden Schadstoffgruppen<br />

durchgeführt. Als Analysemethoden kamen SPE (solidphase<br />

extraction) in Kombination mit modernen Analysetechniken<br />

(GC-MS <strong>und</strong> LC-MS/MS) zum Einsatz.<br />

Zusätzlich erfolgte eine weitergehende Charakterisierung<br />

des gelösten organischen Kohlenstoffs (DOC)<br />

durch Größenausschlusschromatographie (SEC/UV [52,<br />

53] <strong>und</strong> Fluoreszenz-Spektroskopie [54]. Im Vergleich zu<br />

europäischen Oberflächengewässern besitzt der Lago<br />

Paranoá eine geringe Salinität. Die elektrische Leitfähigkeit<br />

liegt zwischen 100 <strong>und</strong> 180 μS cm –1 . Die DOC-Konzentrationen<br />

sind vergleichsweise gering (1,1 bis 2,5 mg<br />

L –1 ). Der aus den TOC-Werten (TOC = total organic carbon)<br />

resultierende partikuläre C-Anteil (POC) ist äußerst<br />

niedrig. An der Probenahmestelle A ist der Einfluss des<br />

Kläranlagenablaufs der Kläranlage ETE Sul bemerkbar,<br />

hier ergeben sich DOC-Konzentrationen von ca. 1,8<br />

mg/L. Der Kläranlagenablauf liegt hingegen bei ca. 7<br />

mg/L DOC, auch hier ist der partikuläre Anteil gering (ca.<br />

0,3 mg/L POC).<br />

Wie sich aus den Gelchromatogrammen der Proben<br />

A bis F ableiten lässt (Bild 12), ist die Größenverteilung<br />

des DOC im See sehr einheitlich. Sie unterscheidet sich<br />

vom Kläranlagenablauf. Die chromatographierbaren<br />

organischen Substanzen eluieren in einem breiten<br />

Bereich (Proben A bis F). Die Chromatogramme lassen<br />

mehrere Fraktionen erkennen <strong>und</strong> weisen einen ähnlichen<br />

Verlauf auf. Man erhält einen geringen Anteil an<br />

sehr hochmolekularen Substanzen (kleine Retentionszeit),<br />

die Hauptfraktion erscheint im mittelmolekularen<br />

Bereich. Wie aus der UV-Absorption hervorgeht, weisen<br />

Bild 10. Anteil urbane Flächen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>qualität, d.h. Chemischer<br />

Sauerstoffbedarf (CSB), Ammoniumkonzentration (NH 4+ ) <strong>und</strong><br />

Trübung (NTU) für EZG


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 12.<br />

Gelchromatogramme<br />

a us<br />

<strong>Wasser</strong>proben<br />

des Paranoá<br />

Sees (Proben A<br />

bis F,<br />

Stichproben<br />

vom 23.08.10;<br />

links); Zu- <strong>und</strong><br />

Ablauf der<br />

Kläranlage<br />

ETE Norte<br />

(<strong>Ganz</strong>tagesmischproben<br />

vom 19.08.10;<br />

rechts).<br />

die organischen Substanzen aromatische <strong>und</strong> ungesättigte<br />

funktionelle Gruppen auf. Zu- <strong>und</strong> Ablauf der Kläranlage<br />

ETE Norte sind ebenfalls in Bild 12 gezeigt. Der<br />

Zulauf zeichnet sich durch einen hohen Anteil an relativ<br />

niedermolekularen Substanzen aus, die keine oder nur<br />

eine sehr geringe UV-Aktivität aufweisen. Nach der<br />

Behandlung in der Kläranlage erhält man organische<br />

Substanzen, die eine breite Molekülgrößenverteilung<br />

haben. Die meisten dieser Substanzen sind UV-aktiv.<br />

In den Kläranlagenabläufen finden sich Konzentrationen<br />

für organische Mikroverunreinigungen, die für<br />

die meisten Verbindungen ähnlich hoch wie für europäische<br />

Kläranlagenabläufe liegen [55]. Allerdings<br />

konnten einige in Europa bzw. Nordamerika oft verwendeten<br />

Pharmazeutika, wie z. B. das Röntgenkontrastmittel<br />

Iomeprol oder die als Antidepressiva eingesetzten<br />

selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Fluoxetin<br />

(Markenname Prozac) bzw. Sertralin sowie der<br />

Fettsenker Clofibrinsäure, im untersuchten Kläranlagenauslauf<br />

nicht detektiert werden. Im Lago Paranoá sinken<br />

die Konzentrationen der Mikroschadstoffe vermutlich<br />

aufgr<strong>und</strong> von Verdünnungseffekten deutlich mit zunehmender<br />

Entfernung von den Kläranlagenabläufen.<br />

Obwohl die Kläranlagenläufe selbst ähnliche Konzentrationen<br />

wie in Europa aufweisen, sind in unmittelbarer<br />

Nähe zum Kläranlagenablauf die Konzentrationen von<br />

Pharmazeutika, z. B. Carbamazepine, Ibuprofen, Diclofenac<br />

<strong>und</strong> Naproxen niedriger als in vergleichbaren<br />

europäischen Seen [56] oder liegen sogar unter der<br />

Nachweisgrenze. Die Gründe hierfür sind nicht klar, aber<br />

es ist zu vermuten, dass Abbauprozesse durch die<br />

konstant hohen <strong>Wasser</strong>temperaturen <strong>und</strong> die starke<br />

UV-Strahlung verstärkt werden.<br />

Für die in niedrigen Konzentrationen toxisch wirkenden<br />

sek<strong>und</strong>ären Metabolite der Cyanobakterien, z. B.<br />

Mikrocystin-LR (MC-LR), wurde der WHO-Richtwert für<br />

MC-LR im Trinkwasser von 1 μg L –1 an keiner Messstelle<br />

erreicht; die Konzentrationen lagen durchweg unter der<br />

Nachweisgrenze.<br />

Die ersten Untersuchungsergebnisse zeigen eine<br />

vergleichsweise gute <strong>Wasser</strong>qualität des L. Paranoá,<br />

allerdings sind weitere Messungen für belastbare Aussagen<br />

hinsichtlich Trends <strong>und</strong> Auslegung geeigneter<br />

Technologien zur Trinkwasseraufbereitung notwendig.<br />

3. Zusammenfassung: Synthese der<br />

nichttechnologischen Aspekte <strong>und</strong><br />

Herausforderung im Rahmen eines IWRM<br />

Eine Priorität des Projektes IWAS-ÀGUA DF ist es, ein<br />

generelles Verständnis des <strong>Wasser</strong>ressourcensystems im<br />

Rahmen eines IWRM für den B<strong>und</strong>esdistrikt zu<br />

ent wickeln. Dies umfasst folgende drei Aspekte des<br />

Systems Ober flächenwasser-Gr<strong>und</strong>wasser-Rohwasser:<br />

<strong>Wasser</strong>menge, <strong>Wasser</strong>güte <strong>und</strong> Sedimentbelastungen.<br />

Es wurde gezeigt, dass die <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit –<br />

insbesondere bei Niedrigwasserabflüssen – stark von<br />

der Landnutzung in den jeweiligen Einzugsgebieten<br />

abhängig ist. Während aktuelle Effekte regionaler Klimaveränderungen<br />

als gering eingeschätzt werden, sind<br />

zukünftige Auswirkungen noch nicht detailliert untersucht.<br />

Weitere Forschungen werden daher auf (a) Effekte<br />

zukünftiger regionaler Klimaveränderungen, (b) Auswirkungen<br />

urbaner Gebiete <strong>und</strong> (c) Auswirkungen von<br />

Bodenbearbeitung, Fruchtfolgen <strong>und</strong> Bewässerung auf<br />

die Abflussbildung abzielen.<br />

Die <strong>Wasser</strong>qualität (CSB, NH 4+ ) der untersuchten<br />

Fließgewässer ist deutlich durch Siedlungsabwässer<br />

beeinflusst. Auch wenn sich ein Einfluss der Landwirtschaft<br />

auf die <strong>Wasser</strong>qualität mit den vorhandenen<br />

Daten nicht zeigen lässt, so ist doch eine Auswirkung<br />

von Düngung <strong>und</strong> Pestizideinsatz zu vermuten. Darüber<br />

hinaus ist davon auszugehen, dass Substanzen, die<br />

bisher nicht auffällig waren, z. B. Pharmazeutika, zukünftig<br />

eine größere Rolle für die Qualität des Rohwassers<br />

spielen werden. Schließlich, wird auch die Rolle von<br />

Remobilisierungsprozessen aus dem Seesediment für<br />

Seebereiche untersucht werden, die momentan unter<br />

hohen Sedimentlasten leiden, wie beispielsweise der<br />

September 2011<br />

834 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

südwestliche Zuflussbereich (Riacho F<strong>und</strong>o) des Lago<br />

Paranoá.<br />

Eine weitere Priorität ist der Aufbau eines Sediment-<br />

Monitorings mit hoher zeitlicher Auflösung in den<br />

Einzugsgebieten der Talsperren im DF [57, 58, 59]. Eine<br />

deutliche Reduktion der Sedimenteinträge in Fließgewässer<br />

wird nur nach einer Analyse der Sedimentdynamik<br />

(Sedimentbilanz) <strong>und</strong> Durchführung angepasster<br />

Maßnahmen im Rahmen eines Sediment-<br />

Management-Plans erreichbar sein. Zentrale Teile dieses<br />

Plans sind – neben dem Sedimentmonitoring – (a) Regenerierung<br />

von degradierten Flächen <strong>und</strong> Gullies,<br />

(b) Maßnahmen zur Vermeidung von urbaner Erosion<br />

<strong>und</strong> Bodenerosion <strong>und</strong> (c) Anwendung eines Werkzeugs<br />

zur Planungsunterstützung im Sedimentmanagement<br />

[60].<br />

Erfolg <strong>und</strong> Einführung des IWRM für den B<strong>und</strong>esdistrikt<br />

sind im hohen Maße von der schon begonnenen<br />

Verknüpfung mit bestehenden Aktivitäten abhängig.<br />

Dazu gehören insbesondere die nationalen Programme<br />

Plano Nacional de Recursos Hídricos, Produtor de Água<br />

oder PRODES – Programa Despoluição de Bacias Hidrográficas<br />

(www.ana.gov.br.). Schließlich spielt capacity<br />

development in den Bereichen Information, Technologie<br />

<strong>und</strong> Bewirtschaftung – aktuell durch die Sachsen<br />

<strong>Wasser</strong> GmbH im Rahmen des Projektes realisiert – eine<br />

entscheidende Rolle in der Umsetzung eines IWRM<br />

Konzeptes [1].<br />

Danksagung<br />

Das Projekt IWAS-ÀGUA DF wird durch das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative „Spitzenforschung & Innovation<br />

in den Neuen Ländern“ (FKZ: 02WM1166 & 02WM1070) <strong>und</strong> brasilianische<br />

Partnerinstitutionen (CAESB, Universidade de Brasilia) gefördert. Wir<br />

danken allen Institutionen <strong>und</strong> Personen, die zur Studie durch Daten, Wissen<br />

oder Arbeitskraft beigetragen haben.<br />

Literatur<br />

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September<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 835


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

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Guia de prácticas sedimentométricas. Aneel Brasília 2000.<br />

September 2011<br />

836 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

[59] Koide, S.: Definição de requerimentos de resolução especial e<br />

temporal para monitoramento da quantidade e da qualidade<br />

da água em bacias hidrográficas, Relatório Técnico<br />

Final 2006 (unveröffentlicht).<br />

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– a case study for Brasília DF, Brazil. – SYMPO-<br />

Science.org, Proceedings LandMod 2010, p. 1–12.<br />

Eingereicht: 29.04.2011<br />

Korrektur: 25.08.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Autoren<br />

PD Dr. Carsten Lorz<br />

E-Mail: carsten.lorz@tu-dresden.de |<br />

Prof. Dr. Franz Makeschin<br />

Michael Strauch<br />

Technische Universität Dresden |<br />

Institut für Bodenk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Standortslehre |<br />

Pienner Straße 19 |<br />

D-01737 Tharandt (Dresden)<br />

Prof. Dr. Fritz H. Frimmel<br />

Dr. Gudrun Abbt-Braun<br />

Nicole Hebben<br />

Karlsruher Institut für Technologie |<br />

Engler-Bunte-Institut |<br />

DVGW-Forschungsstelle |<br />

Bereich <strong>Wasser</strong>chemie |<br />

Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Klaus Neder<br />

Eng. Ftal. Fabio Bakker<br />

Companhia de Saneamento Ambiental do Distrito Federal (CAESB)<br />

Prof. Dr. Holger Weiß<br />

Pablo Borges<br />

Anne Gaffron<br />

Rene Höfer<br />

Helmholtz Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />

Department für Gr<strong>und</strong>wassersanierung<br />

Prof. Dr. Eckhard Worch<br />

Dr. Hilmar Börnick<br />

Björn Steiniger<br />

Technische Universität Dresden |<br />

Institut für <strong>Wasser</strong>chemie<br />

Prof. Dr. Henrique L. Roig<br />

Prof. Dr. Detlef Walde<br />

Universidade de Brasília |<br />

Instituto de Geociências<br />

Dr. Jürgen Wummel<br />

Sachsen <strong>Wasser</strong> GmbH<br />

Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erd<strong>gas</strong><br />

Bio<strong>gas</strong> – Gasbeschaffenheit<br />

Sie lesen u. a. fol gende Bei träge:<br />

Wesolowski u.a.<br />

Sattur<br />

Batsch/Dauven<br />

Alfteld/Schley<br />

Schley/Schenk/Hielscher<br />

Derlien/Müller-Kirchenbauer<br />

Bio<strong>gas</strong>erzeugung aus Nebenprodukten der RME-Herstellung<br />

Projektierung von Bio<strong>gas</strong>einspeiseanlagen – Auf der Suche nach einem<br />

standardisierten Konzept<br />

Gasaufbereitung von Reststoff-Bio<strong>gas</strong> mit Membrantechnologie<br />

Entwicklung der Erd<strong>gas</strong>beschaffenheiten in Europa<br />

Brennwertverfolgung in Verteilnetzen<br />

Elektromobiles Erd<strong>gas</strong> – Stromspeicherung <strong>und</strong> Steigerung der Energieeffizienz<br />

durch elektrische Verdichterantriebe<br />

September<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 837


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte zwischen<br />

<strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>dargebot<br />

Ist Ressourcenschonung eine sinnvolle Zielsetzung<br />

für <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte?<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Wasser</strong>dargebot, <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte, <strong>Wasser</strong>knappheit, <strong>Wasser</strong>sparen,<br />

Gewässergütebewirtschaftung, Klimawandel<br />

Erik Gawel <strong>und</strong> Marcel Fälsch<br />

Die derzeit von 11 B<strong>und</strong>esländern erhobenen <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

werden vielfach verkürzt als „<strong>Wasser</strong>sparabgaben“<br />

wahrgenommen, deren ressourcenpolitische<br />

Notwendigkeit kritisch gesehen wird: Ausreichendes<br />

<strong>Wasser</strong>dargebot, erhebliche Folgekosten<br />

rückläufiger <strong>Wasser</strong>nutzung in den technischen<br />

Infrastruktursystemen von Trinkwasserversorgung<br />

<strong>und</strong> Entwässerung sowie geringe Anreizeffekte stellten<br />

die Abgaben gr<strong>und</strong>sätzlich in Frage. Der Beitrag<br />

geht diesen Einwänden nach <strong>und</strong> zeigt auf, dass <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

auch unter diesen Vorzeichen<br />

sinnvoller Bestandteil einer nachhaltigen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

sein können.<br />

Water Extraction Charges, Water Conservation and<br />

the Water Supply: Is the Conservation of Resources a<br />

Meaningful Objective for Water Extraction Charges?<br />

The water extraction charges that are currently<br />

imposed by 11 German Federal states are often<br />

regarded in short as “water conservation contributions”,<br />

whose resource and political necessity is seen<br />

critically: a sufficient water supply, the substantial<br />

follow-up costs of regressive water use in the technical<br />

infrastructure systems of the drinking water supply<br />

and drainage as well as a low response to incentives<br />

all question the value of such charges. This<br />

contribution takes up these objections, revealing that<br />

water extraction charges – even <strong>und</strong>er these conditions<br />

can still be a very meaningful component of<br />

sustainable water resources management.<br />

1. Hintergr<strong>und</strong><br />

Derzeit erheben in Deutschland elf B<strong>und</strong>esländer ein<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt [1, 2]. An der Notwendigkeit<br />

<strong>und</strong> Effektivität von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten werden<br />

jedoch in der öffentlichen Diskussion vielfach Zweifel<br />

geäußert. Die Belastung von <strong>Wasser</strong>entnahmevorgängen<br />

mit einer gesonderten Lenkungsabgabe setzt preisliche<br />

Anreize zur Ressourcenschonung; insoweit sind<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte auch Instrumente einer <strong>Wasser</strong>sparpolitik<br />

1 , die heftig in die Kritik geraten ist. An der<br />

Sinnhaftigkeit von „<strong>Wasser</strong>sparabgaben“ werden vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der gegebenen wasserwirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen, wie sie insbesondere durch<br />

das <strong>Wasser</strong>dargebot <strong>und</strong> die technischen Infrastruktursysteme<br />

der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, aber auch die Preiselastizitäten<br />

der Nachfrage abgebildet werden, massive<br />

Zweifel laut [4, 5, 6]. Im Mittelpunkt steht dabei die<br />

Frage, warum es in einem Land mit scheinbarer Abwe-<br />

1<br />

Zu anderen ökonomischen Lenkungskonzepten von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />

jenseits einer bloßen „<strong>Wasser</strong>sparabgabe“ [2, 3].<br />

senheit von (physischer) <strong>Wasser</strong>knappheit noch eines<br />

politisch initiierten <strong>und</strong> dauerhaften Anreizes zur Senkung<br />

der in Anspruch genommenen <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

bedarf [7]. Zudem wird auf ökonomische <strong>und</strong> ökologische<br />

Folgekosten des <strong>Wasser</strong>sparens verwiesen, etwa<br />

durch Probleme bei der Funktionsfähigkeit der Infrastruktursysteme<br />

[4, 8]. Schließlich seien geringe Preiselastizitäten<br />

ein Hindernis für wirksame Mindernutzungsanreize<br />

[9]. Soweit dabei nicht nur Kritik an einem<br />

effizienz- <strong>und</strong> nachhaltigkeitsblinden <strong>Wasser</strong>sparen „um<br />

jeden Preis“ geübt wird [4], gerät <strong>Wasser</strong>sparen vielfach<br />

auch ganz gr<strong>und</strong>sätzlich zum Anachronismus, ja zum<br />

„überflüssigen“ [6] „Unsinn“ [5]. Die politische Debatte<br />

wird dabei zunehmend von der Vorstellung bestimmt,<br />

dass es in Deutschland „keinen Gr<strong>und</strong> (gibt), mit <strong>Wasser</strong><br />

zu sparen – weder aus ökologischer noch aus ökonomischer<br />

Sicht“ [6].<br />

Die Diskussion um ein sinnvolles <strong>Wasser</strong>sparziel ist<br />

facettenreich: Zunächst wird zu Recht angemahnt, Ressourcenmindernutzungen<br />

nicht ohne Berücksichtigung<br />

der ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Folgekosten anzu-<br />

September 2011<br />

838 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

FACHBERICHTE<br />

reizen oder anzuordnen; derartige Folgekosten ergeben<br />

sich nicht zuletzt aus Substitutionen des herkömmlichen<br />

<strong>Wasser</strong>gebrauchs, etwa in Gestalt von dezentralen<br />

Regenwassernutzungen in privaten Haushalten oder<br />

separaten Brauchwasserkreisläufen. Dabei stehen vor<br />

allem bestimmte ordnungsrechtliche <strong>und</strong> subventionspolitische<br />

Instrumente sowie technikorientierte Maßnahmen<br />

des <strong>Wasser</strong>sparens in der Kritik, die ohne genaue<br />

Kosten- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsanalyse Mindernutzungen<br />

„um jeden Preis“ honorieren oder anordnen. Schließlich<br />

wird die umwelt- <strong>und</strong> ressourcenpoli tische Priorisierung<br />

des <strong>Wasser</strong>sparens beklagt, wohingegen etwa im Energiebereich<br />

in Deutschland stärkerer Handlungsbedarf<br />

bestehe; energiezehrende <strong>Wasser</strong>substitution (etwa<br />

durch Brauchwasserkreisläufe) verschärfe diese Schieflage<br />

noch [4, 10]. Zudem sei bei einer erneuerbaren Ressource<br />

mit einem den Verbrauch weit überschreitenden<br />

Dargebot keine mengenmäßige Zurückhaltung zur<br />

Schonung der Ressource <strong>Wasser</strong> geboten; eine qualitative<br />

Ressourcenhege reiche vielmehr aus [5, 6].<br />

Es kann hier dahingestellt bleiben, inwieweit der<br />

Schonung von <strong>Wasser</strong>ressourcen ein im Vergleich zu<br />

anderen umwelt- <strong>und</strong> ressourcenpolitischen Herausforderungen<br />

zu hoher Stellenwert eingeräumt wird. Es soll<br />

auch nicht bestritten werden, dass ein <strong>Wasser</strong>sparen<br />

„um jeden Preis“ <strong>und</strong> mit beliebigen Mitteln den Erfordernissen<br />

einer nachhaltigen <strong>und</strong> effizienten Ressourcenbewirtschaftung<br />

widerspricht. Dem Bemühen um<br />

effiziente <strong>Wasser</strong>nutzung dürfte es aber gerade entsprechen,<br />

wenn über die Nutzung anhand kostenwahrer<br />

Preise <strong>und</strong> in Kenntnis der Folgekosten dezentral<br />

entschieden werden kann. Hierzu wollen aber <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

gerade durch Komplettierung der<br />

Kosteninformation beitragen. Soweit <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

als sog. demeritorisierende Lenkungsabgaben 2<br />

ohne Punktziel ganz allgemein auf wassersparende Nutzungsformen<br />

durch Strukturwandel hinwirken, sind sie<br />

freilich legitimatorisch darauf angewiesen, dass Mindernutzungen<br />

umweltpolitisch überhaupt angezeigt sind.<br />

Es soll daher nachfolgend der Frage nachgegangen<br />

werden, inwieweit ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Lenkungsauftrag<br />

zur <strong>Wasser</strong>ressourcenschonung bejaht werden kann.<br />

Hierzu im Widerspruch steht die These, dass <strong>Wasser</strong>sparen<br />

jedenfalls im Lichte der in Deutschland vorfindlichen<br />

Bedingungen generell überflüssig, ja schädlich<br />

sei. Hierzu nicht im Widerspruch steht der Hinweis auf<br />

Ineffizienzen <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsdefizite eines Sparens<br />

„um jeden Preis“. <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte sind gerade<br />

keine Instrumente zur Durchsetzung bestimmter Technologien<br />

oder Nutzungsformen; im Gegenteil überlassen<br />

sie es dem Ressourcennutzer, welche Konsequenzen<br />

er aus der Information der vollen Ressourcenkosten<br />

zieht. Ineffiziente Nutzungen sollen gerade in überlege-<br />

2<br />

Zum Konzept der Demeritorisierungsabgaben [11]; speziell mit<br />

Blick auf <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte [1, 3].<br />

ner marktlicher Kenntnis der Kosten unterbleiben, effiziente<br />

hingegen fortgesetzt werden. <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

komprimieren die globalen Entnahmen nicht<br />

„um jeden Preis“, sondern auf ein durch den Abgabensatz<br />

definiertes effizientes Maß. An welcher Stelle <strong>und</strong> in<br />

welcher Form diese Vermeidungen umgesetzt werden,<br />

überlässt die Abgabe gerade den dezentralen Entscheidern,<br />

um die dabei auftretenden Vermeidungskosten zu<br />

minimieren.<br />

Konzeptionell setzen <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte in<br />

ihrer Eigenschaft als „Sparabgaben“ aber voraus, dass<br />

der Verzicht auf (ineffiziente) Nutzungen – auch jenseits<br />

der wasserrechtlich angeordneten Basisvermeidungen<br />

– überhaupt sinnvoll ist. Daher soll nachfolgend geprüft<br />

werden, ob ein <strong>Wasser</strong>sparziel angesichts des <strong>Wasser</strong>dargebotes<br />

<strong>und</strong> der Infrastrukturfolgekosten in<br />

Deutschland noch angemessen ist <strong>und</strong> die Erhebung<br />

von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten insoweit noch legitimiert<br />

erscheint. Hierzu wird zunächst rekapituliert, welche<br />

ökonomischen Lenkungsfunktionen den <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />

eigentlich zukommen (Ab schnitt<br />

2). Im Anschluss daran werden vermeintliche Grenzen<br />

für die Legitimation des <strong>Wasser</strong>sparens erörtert<br />

(Abschnitt 3). Schlussfolgerungen für Zielsetzung <strong>und</strong><br />

Legitimation von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten (Abschnitt<br />

4) schließen die Betrachtung ab.<br />

2. Funktionen einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />

Der Funktionsumfang einer lenkenden Umweltabgabe<br />

umgreift eine Reihe von ökonomischen Zwecken <strong>und</strong><br />

ist abhängig vom institutionellen Umfeld, in dem diese<br />

erhoben wird, etwa dem Umstand, dass die Abgabe<br />

eine ordnungsrechtliche Basissteuerung ergänzt. Zu<br />

diesen Funktionen im Bereich der <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />

zählen [1]:<br />

die effiziente Strukturierung der Entnahmen durch<br />

Anlastung externer Ressourcenkosten, u. a. im Be -<br />

reich der Reallokation von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasserentnahmen,<br />

der Allokation der Entnahmen<br />

verschiedener Sektoren mit unterschiedlichen<br />

Grenzvermeidungskosten <strong>und</strong> der Nutzungskonkurrenz<br />

zwischen <strong>Wasser</strong>entnahmen <strong>und</strong> anderen Nutzungen<br />

(Senke für Schadstoffeinleitungen, Schifffahrt,<br />

Erholung, ökologische Funktionen) (statische<br />

Lenkungsfunktion I);<br />

die globale Mindernutzung beanspruchter <strong>Wasser</strong>ressourcen,<br />

die sich durch ein zurückhaltendes Entnahmeverhalten<br />

bemerkbar macht <strong>und</strong> im Rahmen<br />

der Vorsorge einer nachhaltigen Entlastung des <strong>Wasser</strong>haushaltes<br />

dienlich ist (statische Lenkungsfunktion<br />

II);<br />

die Initiierung eines langfristigen Strukturwandels<br />

wasserbasierter Konsum- <strong>und</strong> Produktionsprozesse<br />

unter Berücksichtigung der Inanspruchnahme knapper<br />

Umweltressourcen (dynamische Lenkungsfunktion<br />

durch sek<strong>und</strong>äre Markt- <strong>und</strong> Preiseffekte);<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 839


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

die kontinuierliche Aktivierung von Innovationspotenzial<br />

bei der Ressourcennutzung (dynamische<br />

Lenkungsfunktion durch Innovation in Bezug auf<br />

Kosten <strong>und</strong> Mengen);<br />

die Schaffung von Aufkommen für öffentliche Haushalte,<br />

das ggf. zur Finanzierung wassergütewirtschaftlicher<br />

Maßnahmen eingesetzt werden kann<br />

(Finanzierungsfunktion).<br />

Im gewässergütepolitischen „Policy Mix“ wird die<br />

eigenständige Wirkung einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />

freilich eingeschränkt, indem ordnungsrechtliche Vorgaben<br />

in das Wirkungsumfeld der Abgabe eingreifen. Es<br />

entsteht eine Wirkungsüberlagerung von Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Beschränkungen des Ordnungsrechts <strong>und</strong> den<br />

durch die Abgabe vermittelten Anreizen. Im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmen ist dies u. a. gegeben durch die<br />

wasserrechtliche Vergabe von Entnahmebefugnissen<br />

(§§ 8–10 WHG) [12, 13] oder durch Nutzungseinschränkungen<br />

gegenüber diffusen Stoffeinträgen der Landwirtschaft<br />

in trinkwasserrelevanten Schutzgebieten<br />

[14, 15]. Die Funktion der Allokation knapper Ressourcen<br />

in unterschiedliche, miteinander konkurrierende<br />

Verwendungen (Entnahmen versus Stoffeinleitungen)<br />

wird so bezüglich einer hierauf gerichteten Abgabenlösung<br />

weitgehend suspendiert. Eine solche Suspendierung<br />

der Allokationsfunktion einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />

ist gr<strong>und</strong>sätzlich auch ökonomisch durchaus<br />

angezeigt, soweit etwa im Bereich der Gefahrenabwehr<br />

zum Schutz von Trinkwasserressourcen die Einwirkung<br />

auf <strong>Wasser</strong>körper durch Verschmutzung <strong>und</strong> Entnahmen<br />

nicht der dezentralen Abwägung von Kosten <strong>und</strong><br />

Nutzen überlassen werden soll. Inwieweit der de lege<br />

lata gegebene wasserrechtliche „Policy Mix“ den Anforderungen<br />

eines solchen „rationalen Instrumenten-<br />

Mixes“ [16] genügt, kann hier nicht näher geprüft werden.<br />

Jedenfalls wird der allokative Möglichkeitenraum<br />

einer Abgabenlenkung ordnungsrechtlich begrenzt.<br />

Sieht man von der Finanzierungsfunktion einer<br />

Abgabe einmal ab, so verbleiben damit Lenkungsanreize<br />

insbesondere im Bereich der (ordnungsrechtlich<br />

zugestandenen) „Restnutzung“. Abgabenlenkung entfaltet<br />

hier Anreize zu einer effizienten Strukturierung<br />

der zugestandenen Gesamt-Entnahmen (z. B. zwischen<br />

Oberflächen- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser sowie zwischen verschiedenen<br />

Entnehmern), bewirkt globale Mindernutzungen<br />

im Bereich der Vorsorge <strong>und</strong> initiiert einen<br />

Strukturwandel wasserbasierter Wirtschaftsprozesse in<br />

Konsum <strong>und</strong> Produktion einschließlich Innovationsimpulse.<br />

Die Input-Ressource <strong>Wasser</strong> erhält so – wie jeder<br />

andere knappe Einsatzfaktor auch – einen Preis, der<br />

ökonomisch durch Anpassungsprozesse effizienzerhöhend<br />

verarbeitet wird.<br />

Es stellt daher eine vorschnelle Verkürzung des ökonomischen<br />

Wirkungsauftrages eines <strong>Wasser</strong>entnahmeentgeltes<br />

dar, wenn in erster Linie auf die Substitution<br />

der Entnahme abgestellt wird, die zu einer Verringerung<br />

der Ressourceninanspruchnahme – oder anders ausgedrückt:<br />

zum <strong>Wasser</strong>sparen – führen soll. Ein lenkendes<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt ist, wie zuvor ausgeführt<br />

wurde, durchaus mehr als eine reine „<strong>Wasser</strong>sparabgabe“.<br />

Dies wird in der umweltpolitischen Diskussion<br />

jedoch meist übersehen; hier ist eine Argumentation<br />

verbreitet, die zunächst die Funktionalität von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />

auf „<strong>Wasser</strong>sparabgaben“ verkürzt<br />

<strong>und</strong> sodann unter Verweis auf das in Deutschland gegebene<br />

<strong>Wasser</strong>dargebot <strong>und</strong> die Systemnotwendigkeiten<br />

der technischen <strong>Wasser</strong>infrastruktur (Mindestdurchfluss<br />

bei Trinkwasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>kanalsystemen) diese<br />

(verkürzte) Zielstellung als kontraproduktiv kennzeichnet<br />

[7].<br />

Betrachtet man nun den zweiten Teil der Argumentation<br />

etwas näher, so stellt sich die Frage, inwieweit ein<br />

Anreiz zu globaler Mindernutzung („<strong>Wasser</strong>sparen“) vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> des <strong>Wasser</strong>dargebotes in Deutschland<br />

<strong>und</strong> der Infrastrukturerfordernisse sinnvolles Anliegen<br />

einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe sein kann.<br />

3. Begrenzungen des <strong>Wasser</strong>spar-Gebotes?<br />

3.1 <strong>Wasser</strong>dargebot in Deutschland<br />

Ist <strong>Wasser</strong>sparen kontraindiziert, weil in Deutschland<br />

mit Blick auf das Dargebot gar keine <strong>Wasser</strong>-Knappheit<br />

besteht? Drei Aspekte sind hier zu beachten.<br />

a) Potenzielles <strong>und</strong> verfügbares <strong>Wasser</strong>dargebot<br />

Unter dem potenziellen <strong>Wasser</strong>dargebot wird die über<br />

einen langjährigen Zeitraum gebildete mittlere Differenz<br />

von Niederschlag <strong>und</strong> Verdunstung in einem<br />

bestimmten Gebiet verstanden. In Deutschland wird<br />

gegenwärtig von einem <strong>Wasser</strong>dargebot von 188 Mrd.<br />

Kubikmetern pro Jahr ausgegangen [17]. Knapp 17 Prozent<br />

des insgesamt zur Verfügung stehenden Dargebotes<br />

werden derzeit genutzt. Die bedeutendste Nutzergruppe<br />

sind mit 72 Prozent der genutzten <strong>Wasser</strong>menge<br />

die Wärmekraftwerke, die das <strong>Wasser</strong> in großem Umfang<br />

für Kühlungszwecke verwenden. 27 Prozent entfallen<br />

auf Bergbau <strong>und</strong> verarbeitendes Gewerbe, während die<br />

privaten Haushalte 16 Prozent beanspruchen. Die Landwirtschaft<br />

spielt in Deutschland im Hinblick auf die<br />

<strong>Wasser</strong>entnahmen eine zu vernachlässigende Rolle.<br />

Bei oberflächlicher Betrachtung dieser Zahlen ergibt<br />

sich zunächst der Bef<strong>und</strong>, dass über vier Fünftel des<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>dargebotes ungenutzt bleiben. Es<br />

wird daher vielfach in Zweifel gezogen, ob unter diesen<br />

Umständen ernstlich von „<strong>Wasser</strong>knappheit“ gesprochen<br />

werden könne, angesichts derer die Zielsetzung<br />

sparsamer Inanspruchnahme von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

legitimiert wäre <strong>und</strong> durch umweltpolitische Eingriffe<br />

weiter gefördert werden sollte.<br />

Zunächst muss beachtet werden, dass die wirtschaftliche<br />

Verfügbarkeit von <strong>Wasser</strong>ressourcen nicht durch<br />

das potenzielle <strong>Wasser</strong>dargebot eines bestimmten<br />

September 2011<br />

840 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

FACHBERICHTE<br />

Gebietes determiniert wird: Das potenzielle <strong>Wasser</strong>dargebot<br />

entspricht vielmehr einer hypothetischen Größe,<br />

die sich aus der langjährigen Entwicklung von Verdunstung<br />

<strong>und</strong> Niederschlag, bezogen auf ein (weitgefasstes)<br />

Betrachtungsgebiet ergibt. Diese gibt jedoch keinen<br />

Einblick in die technische <strong>und</strong> ökonomische sowie in die<br />

ökologische <strong>und</strong> juristische Verfügbarkeit von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

für die jeweiligen Nutzer. Die technische Verfügbarkeit<br />

wird weitestgehend von den Bedingungen<br />

bestimmt, unter denen das <strong>Wasser</strong>dargebot nutzbar<br />

gemacht werden kann (Aufstauung, Förderung, Aufbereitung,<br />

etc.). Dies steht im Zusammenhang mit der<br />

ökonomischen Verfügbarkeit, nämlich der Frage, mit<br />

welchen Kosten die jeweilige, raum-zeitlich <strong>und</strong> qualitativ<br />

differenzierte Nutzbarmachung einhergeht <strong>und</strong><br />

ob die Nachfrager bereit sind, diese Kosten zu tragen<br />

(Zahlungsbereitschaft). Ökologische Verfügbarkeit be -<br />

schreibt weiterhin die Wechselwirkung mit ökologischen<br />

Defiziten, die aus der Nutzbarmachung von Ressourcen<br />

ggf. erwachsen – etwa durch Aufstauung, bei<br />

Niedrigwasser oder durch Änderung chemischer <strong>und</strong><br />

physika lischer Ressourceneigenschaften. Die juristische<br />

Verfügbarkeit schließlich ist relevant, soweit Rechtsnormen<br />

die Nutzung des potenziellen Dargebotes zeitlich,<br />

räumlich oder funktional (Nutzung für bestimmte Zwecke)<br />

einschränken kann – etwa durch Vergabe von<br />

begrenzten Entnahmerechten, durch Anforderung an<br />

Mindestabflussmengen oder Hochwasserschutz.<br />

Das effektiv verfügbare <strong>Wasser</strong>dargebot ist mithin<br />

ein (im Einzelnen unbekannter) Bruchteil des potenziellen<br />

Dargebotes <strong>und</strong> hängt von veränderlichen äußeren<br />

Bedingungen ab (Kosten, Zahlungsbereitschaften, Technik,<br />

Rechtsnormen). Zur Herleitung von Knappheitsaussagen<br />

ist daher das potenzielle Dargebot völlig ungeeignet.<br />

Die Begrenzung der Verfügbarkeit ergibt sich, da<br />

es sich bei <strong>Wasser</strong> offensichtlich nicht um ein homogenes<br />

Gut handelt, das dem Nutzer kostenfrei zur Verfügung<br />

steht. Es können gerade nicht sämtliche An -<br />

sprüche an <strong>Wasser</strong>ressourcen (einschließlich beliebig<br />

gewünschter Entnahmen) zu jeder Zeit, an jedem Ort<br />

<strong>und</strong> in jeder Qualität durchgesetzt werden – trotz<br />

womöglich global ausreichend verfügbaren Dargebots.<br />

Insbesondere können eben nicht alle Einwirkungs- <strong>und</strong><br />

Einleitungswünsche in die Gewässer befriedigt werden,<br />

da hieraus qualitative Beeinträchtigungen nicht zuletzt<br />

für <strong>Wasser</strong>entnahmen folgen. Das <strong>Wasser</strong>dargebot wird<br />

daher nicht nur quantitativ durch Entnahmen in<br />

Anspruch genommen, sondern unterliegt infolge von<br />

Einleitungen auch qualitativen Belastungen. Das zur<br />

Entnahme verfügbare <strong>Wasser</strong> ist daher hinsichtlich seiner<br />

ökonomischen Knappheit nicht nur am physikalischen<br />

Dargebot, sondern an den insgesamt an die Ressource<br />

gerichteten wirtschaftlichen Nutzungsansprüchen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Funktionen zu messen (so<br />

beispielsweise die konkurrierende Nutzung eines<br />

Gr<strong>und</strong>wasserkörpers für Trinkwasserentnahmen <strong>und</strong> für<br />

diffuse Einleitungen aus landwirtschaftlicher Produktion)<br />

[18].<br />

Die Nachfrage richtet sich in ökonomischer Hinsicht<br />

also letztlich nicht an das globale (verfügbare) Dargebot<br />

als homogenes Gut, sondern an raum-zeitlich <strong>und</strong> funktional<br />

spezifizierte <strong>Wasser</strong>leistungen, die Nutzungskonkurrenzen<br />

ausgesetzt sind; Konkurrenz entsteht u. a.<br />

aus:<br />

anderen Entnahmen;<br />

sonstigen Nutzungen (diffuse <strong>und</strong> punktuelle Schadstoffeinleitungen,<br />

Gewässernutzungen wie Schifffahrt,<br />

<strong>Wasser</strong>kraft oder Erholungsnutzungen);<br />

sonstigen ökosystemaren Funktionen (aquatische<br />

Ökosysteme, Entnahmen durch Feuchtgebiete, Biotope<br />

etc.);<br />

künftigen Nutzungsansprüchen (Erhaltung von<br />

Options- <strong>und</strong> Vermächtniswerten, Vorsorge).<br />

b) Ökologische Grenzen der Dargebotsnutzung<br />

Eine fast 20 %-ige Anspannung des Dargebotes ist mitnichten<br />

geringfügig. Keineswegs steht das gesamte<br />

Dargebot anthropogenen Nutzungen offen [19]: Eine<br />

vollständige Nutzung des potenziellen oder auch nur<br />

des verfügbaren Dargebots, etwa durch beliebige Entnahmen,<br />

dürfte nicht ohne Gefährdung der Umweltqualitätsziele<br />

in den Gewässern möglich sein <strong>und</strong><br />

erhebliche zusätzliche Umweltkosten hervorrufen.<br />

Gemäß der hydrologischen Gr<strong>und</strong>gleichung (allgemeine<br />

Haushaltsgleichung), welche die wesentlichen<br />

Komponenten des <strong>Wasser</strong>haushalts enthält, gilt:<br />

P – E = R + ΔS .<br />

P: Niederschlag (engl. precipitation)<br />

E: Verdunstung (engl. evaporation)<br />

R: Abfluss (engl. runoff)<br />

ΔS: <strong>Wasser</strong>vorratsänderung<br />

Wird nun durch (verstärkte) anthropogene Entnahmen<br />

in den Abfluss (R) oder die Vorratsänderung von<br />

<strong>Wasser</strong>speichern (ΔS) temporär eingegriffen, so ändert<br />

sich naturgemäß der ökologische Zustand der wasserführenden<br />

Systeme. Ökologisch <strong>und</strong> hydromorphologisch<br />

neutral dürften diese Vorgänge – insbesondere<br />

bei starker Anspannung des Dargebotes – kaum sein<br />

<strong>und</strong> insoweit weitere externe Umweltkosten hervorrufen.<br />

Nicht ohne Gr<strong>und</strong> wird etwa nach dem Konzept des<br />

Water Exploitation Index (WIE) [20] „<strong>Wasser</strong>stress“<br />

bereits ab einer Nutzungsquote von 20 % unterstellt –<br />

ein Wert, der für verschiedene Flussgebietseinheiten in<br />

Deutschland (Rhein, Weser, Elbe) längst erreicht ist [21].<br />

Neben dem eigenständigen Anspruch aquatischer Systeme<br />

auf das Dargebot („ökologischer Bedarf“) müssen<br />

auch räumliche Besonderheiten <strong>und</strong> zeitliche Schwankungen<br />

beachtet werden, die selbst dann zu Druck auf<br />

kleinräumige <strong>Wasser</strong>haushalte führen können, wenn<br />

global noch kein „Stress“ zu befürchten ist.<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 841


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

c) Physische <strong>und</strong> ökonomische Knappheit<br />

von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

Schließlich muss beachtet werden, dass das hydrologische<br />

(physische) Knappheitsverständnis gar nicht<br />

dem ökonomischen Knappheitsbegriff entspricht, der<br />

aber zur Begründung ökonomischer Lenkung maßgeblich<br />

ist. In der Hydrologie sind zur Erfassung von <strong>Wasser</strong>knappheit<br />

„Mangelkonzepte“ verbreitet, die den an -<br />

thropogenen Bedarf an der Verfügbarkeit von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

messen – sei es anhand der Was server fügbarkeit<br />

pro Kopf wie beim Falkenmark Water Stress<br />

Indicator [22], sei es in einer quantitativen Gegenüberstellung<br />

von Bedarf <strong>und</strong> Dargebot wie beim Water<br />

Exploitation Index, beim Water Availability Index [23]<br />

oder beim Index of Water Scarcity [24] ‒ um nur einige<br />

zu nennen. Hydrologische Knappheitskonzepte stellen<br />

mithin normative „Mangelkonzepte“ dar; beide Begriffe<br />

werden folgerichtig auch synonym benutzt. Liegt hingegen<br />

das Dargebot über einer gegebenen oder „normierten“<br />

Nachfrage, so liegt hydrologisch kein <strong>Wasser</strong>mangel<br />

<strong>und</strong> damit auch keine Knappheit mehr vor.<br />

Nach diesen Indikatoren wird häufig gefolgert, dass<br />

die Daten zum <strong>Wasser</strong>dargebot in Deutschland belegten,<br />

dass wir nicht unter „<strong>Wasser</strong>mangel“ leiden [25]. In<br />

einer ökonomischen Betrachtung treten <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

aber auch in diesem Fall noch nicht aus der ökonomischen<br />

Knappheit aus: Auch an Brot oder Mobiltelefonen<br />

herrscht in Deutschland gewiss kein „Mangel“,<br />

wohl aber ökonomische Knappheit dieser Güter, die<br />

genau deshalb zu Recht einen Preis tragen, der diese<br />

Knappheit der in ihnen verarbeiteten Ressourcen widerspiegelt<br />

<strong>und</strong> eine effiziente Inanspruchnahme ermöglicht<br />

– nämlich genau dann, wenn die Nützlichkeit der<br />

Güter von den Konsumenten höher bewertet wird als<br />

der gesellschaftliche Ressourcenverbrauch. Ökonomische<br />

Knappheit bedeutet nämlich nicht absolute Seltenheit<br />

oder Mangel. Nur im seltenen Fall, dass sich der<br />

Vorrat an Gütern nicht erschöpft <strong>und</strong> für deren Gewinnung<br />

keinerlei Anstrengungen erforderlich sind, besteht<br />

keine Knappheit im ökonomischen Sinne [26]. Beides<br />

trifft auf die Nutzung von erschöpfbaren (wenngleich<br />

erneuerbaren) <strong>Wasser</strong>ressourcen 3 ersichtlich gerade<br />

nicht zu.<br />

Offensichtlich ist dies zunächst für den technischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Aufwand, der mit der Förderung<br />

<strong>und</strong> Verfügbarmachung von <strong>Wasser</strong> einhergeht: Die<br />

nutzbaren <strong>Wasser</strong>ressourcen sind schon deshalb knapp,<br />

weil für ihre Bereitstellung knappe Produktionsfaktoren<br />

eingesetzt werden müssen. Die tatsächliche Nutzung<br />

bezieht sich gerade nicht auf die Ressource Rohwasser,<br />

sondern auf die jeweilige <strong>Wasser</strong>dienstleistung der Verfügbarmachung<br />

von <strong>Wasser</strong> in bestimmter Qualität an<br />

den einzelnen gewünschten Nutzungsorten zur<br />

3<br />

Zu den ressourcenökonomischen Konzepten der Erschöpfbarkeit<br />

<strong>und</strong> Erneuerbarkeit [27].<br />

gewünschten Zeit. Weiterhin steht eine verwendete Einheit<br />

des Gutes <strong>Wasser</strong> nicht mehr für andere Zwecke zur<br />

Verfügung. Es besteht demnach Rivalität im Konsum<br />

<strong>und</strong> insoweit entstehen mit der Verwendung für einen<br />

bestimmten Zweck „Ressourcenkosten“, nämlich in<br />

Höhe des Wertes alternativer Verwendungen, die nunmehr<br />

durch die gewählte Nutzung gerade ausgeschlossen<br />

werden (sog. Opportunitäts- oder Alternativkosten).<br />

Die Vorstellung vom „ausreichenden Dargebot“ sieht<br />

daher fälschlich <strong>Wasser</strong>ressourcen als globalen Pool<br />

eines homogenen Gutes, einer großen stationären<br />

Wanne vergleichbar, in der alle Überschüsse des <strong>Wasser</strong>kreislaufs<br />

gesammelt <strong>und</strong> bei Nichtentnahme abgeleitet<br />

werden. An diesem ortsfesten Pool versammeln sich<br />

nun alle Interessenten <strong>und</strong> bedienen sich durch Entnahmen<br />

oder Einleitungen. Beschränkt man die Perspektive<br />

auf Entnahmen (blendet also qualitätsverschlechternde<br />

Einleitungen aus) <strong>und</strong> reicht die globale Poolmenge<br />

eines Jahres für die gewünschten Entnahmen eines Jahres<br />

(ohne Berücksichtigung von Ort, zeitlichem Entnahmeprofil<br />

<strong>und</strong> Qualitätsaspekten), dann besteht hydrologisch<br />

kein „Mangel“. Auch ökonomisch würde in dieser<br />

Welt nur noch durch Entnahmekosten (Zeitaufwand,<br />

Entnahmevorgang) Knappheit erzeugt. <strong>Ganz</strong> offensichtlich<br />

ist aber mit dem globalen Verfügbarkeitsüberschuss<br />

für die Knappheitsfrage noch wenig gewonnen, da tatsächlich<br />

eine <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit in einer bestimmten<br />

Qualität, am jeweiligen Konsum- oder Produktionsort<br />

im Raum <strong>und</strong> zeitlich überdies unbeschränkt gewährleistet<br />

werden muss. <strong>Wasser</strong>dienste sind daher inhomogen,<br />

sie erfordern eigenen Verzehr von Ressourcen zur<br />

Erstellung (Kapital, Arbeitskraft), die anderweitig (etwa<br />

im Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssektor) nicht mehr zur<br />

Verfügung stehen. Und es besteht Konsumrivalität zwischen<br />

den Nutzungen (verschiedene Entnahmen, qualitätsverschlechternde<br />

Einleitungen), die sich auf ein<br />

zwar erneuerbares, aber erschöpfbares <strong>und</strong> daher pro<br />

Zeit- <strong>und</strong> Raumeinheit begrenztes Angebot richten.<br />

Selbst wenn also die globale Verfügbarkeitsmenge<br />

eines Jahres rechnerisch ausreichen würde, die globalen<br />

Entnahmewünsche desselben Jahres zu befriedigen,<br />

also kein globaler „Mangel“ besteht, so herrscht dennoch<br />

ökonomische Knappheit der Ressource <strong>Wasser</strong>.<br />

d) Indizien für ökonomische Knappheit<br />

Für die faktisch gegebene ökonomische Knappheit von<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen lassen sich in der Praxis – trotz scheinbar<br />

mehr als ausreichenden, potenziellen Dargebots –<br />

auch zahlreiche Indizien finden:<br />

So wird für die Gewinnung von Trinkwasser teilweise<br />

auf Oberflächenwasser ausgewichen, obwohl die dort<br />

vorgef<strong>und</strong>ene Rohwasserqualität regelmäßig einen<br />

höheren Aufbereitungsaufwand nach sich zieht als bei<br />

alternativer Nutzung von Gr<strong>und</strong>wasser. Ökonomische<br />

Knappheitsfolgen werden hier in Form höherer Aufbereitungskosten<br />

sichtbar.<br />

September 2011<br />

842 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

FACHBERICHTE<br />

Weiterhin ist es bei der Trinkwasserproduktion nicht<br />

unüblich, den <strong>Wasser</strong>bedarf über Fernwasserversorger<br />

abzudecken. Gründe dafür sind i. d. R. eine nicht ausreichende<br />

Menge oder Qualität „eigener“, ortsnaher Vorkommen,<br />

die, wenn überhaupt, nur zu höheren Kosten<br />

nutzbar gemacht werden können [44]. Die entstehenden<br />

Transportkosten des Fernwassers verdeutlichen hier<br />

wiederum die ökonomische Knappheit der Ressource.<br />

Tatsächlich wurden ja in den 1970er Jahren zahlreiche<br />

Gr<strong>und</strong>wasservorkommen übernutzt, was im Südhessischen<br />

Ried b<strong>und</strong>esweit beachtete ökologische<br />

Konsequenzen durch absinkende Gr<strong>und</strong>wasserpegel<br />

hatte 4 . Zwar konnten diese Probleme durch gezielte<br />

Bewirtschaftungsmaßnahmen, zu denen auch <strong>Wasser</strong>sparanstrengungen<br />

im Versorgungsgebiet Ballungsraum<br />

Rhein-Main zählten, zwischenzeitlich behoben<br />

werden. Erneut wurden dadurch aber gerade Knappheitskosten<br />

aufgedeckt. Regional kann es auch weiterhin<br />

zu Engpässen bei der Gr<strong>und</strong>wasserförderung kommen;<br />

bereits existierende oder zu erwartende regionale<br />

Klimaeffekte beim Niederschlag verschärfen die Problematik.<br />

So wird in Teilen Brandenburgs seit den 1990er<br />

Jahren eine signifikant verminderte Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />

beobachtet [28, 29].<br />

Auch Niedrigwasser in Fließgewässern bedeutet<br />

i. d. R. neben den ökologischen Lasten auch Nutzungseinschränkungen.<br />

Neben klimatischen Ursachen (dazu<br />

noch unten) können dazu auch Entnahmen durch konkurrierende<br />

Nutzungen beitragen. Knappheitsfolgen<br />

werden dann beispielsweise durch Ertragseinbußen bei<br />

der Schifffahrt oder durch die eingeschränkte Produktion<br />

von Energie aus <strong>Wasser</strong>kraft sichtbar.<br />

<strong>Wasser</strong>knappheit wird jenseits der vielfältigen Nutzungsansprüche<br />

weiterhin von Veränderungen auf der<br />

Angebotsseite beeinflusst. Das potenzielle Dargebot<br />

wird aus Durchschnittswerten der Vergangenheit ermittelt,<br />

kann also die Unsicherheiten zukünftiger Entwicklungen<br />

kaum ausreichend wiedergeben. Der Gr<strong>und</strong>satz<br />

der Vorsorge gebietet hier eine zurückhaltende Inanspruchnahme,<br />

nicht zuletzt wegen des angestrebten<br />

guten ökologischen Zustandes von Gewässern nach der<br />

WRRL. Dies gilt aber auch für Mengenprobleme: Selbst<br />

wenn in Deutschland infolge des klimatischen Wandels<br />

mittelfristig nicht mit einem signifikanten Rückgang der<br />

globalen Dargebotsmenge zu rechnen ist [30], muss<br />

anhand der allgemein prognostizierten Klimaveränderungen<br />

mit einer Verschärfung regionaler <strong>und</strong> saisonaler<br />

Knappheiten gerechnet werden [31, 32]. Neben der<br />

expliziten Herausbildung von <strong>Wasser</strong>mangelgebieten<br />

ist vor allem die Verschärfung der Differenz zwischen<br />

raum-zeitlichen Verfügbarkeiten <strong>und</strong> Nutzungsansprüchen<br />

zu erwarten, wenn mit dem Klimawandel eine<br />

abnehmende Kontinuität des <strong>Wasser</strong>kreislaufes (Nie-<br />

4<br />

Mit Verweis hierauf wird Bedarf für „weiterhin notwendiges <strong>Wasser</strong>sparen“<br />

gesehen [10].<br />

derschlag, Verdunstung, Zu- <strong>und</strong> Abflussmengen) bzw.<br />

eine Häufung <strong>und</strong> Verschärfung von Starkniederschlagsereignissen<br />

<strong>und</strong> Trockenperioden einhergeht 5 .<br />

3.2 Infrastruktur-Folgekosten<br />

Auch die vielfach ins Feld geführte Verschärfung der<br />

technischen Infrastrukturprobleme, die bei einem weiteren<br />

Rückgang der <strong>Wasser</strong>nachfrage für die <strong>Wasser</strong>ver<strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgungssysteme zu erwarten sind,<br />

spricht im Gr<strong>und</strong>satz nicht gegen ein umweltpolitisches<br />

Lenkungsziel der Mindernutzung: Denn das (kurzfristige)<br />

Interesse kapazitär unterausgelasteter traditioneller<br />

Infrastrukturen an einem hohen <strong>Wasser</strong>durchsatz<br />

stellt kein nachhaltiges Anliegen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

dar <strong>und</strong> sollte daher die <strong>Wasser</strong>politik langfristig nicht<br />

anleiten. Einrichtungsinteressen <strong>und</strong> öffentliche Interessen<br />

sollten hier nicht vermischt werden, da sie im Widerspruch<br />

zueinander stehen können. Die Kritik ist in der<br />

kurzen Frist verständlich, darf jedoch nicht die langfristig<br />

notwendigen Entscheidungen über eine nachhaltige<br />

Infrastruktur verzerren. Es ist Aufgabe einer langfristigen,<br />

nachhaltigen Infrastrukturplanung, sich dem veränderten,<br />

nachhaltigen Bedarf anzupassen, <strong>und</strong> nicht<br />

etwa dauernde Aufgabe der <strong>Wasser</strong>verbraucher, historische<br />

Infrastrukturkapazitäten jeweils auszulasten [33].<br />

3.3 Preiselastizitäten<br />

Gegen die Wirksamkeit einer lenkenden Abgabe wird<br />

zudem die angeblich geringe Preiselastizität der <strong>Wasser</strong>nachfrage<br />

privater Haushalte angeführt [9] 6 : So wird<br />

häufig angenommen, dass im Konsumentensektor<br />

kurzfristig selbst relativ hohe Abgabensätze nur zu<br />

einem geringen Einspareffekt führen. Empirische Schätzungen<br />

der Preiselastizität zeigen aber eine erhebliche<br />

Spannbreite von überwiegend –0,2 bis –0,8, zum Teil<br />

sogar in den elastischen Bereich hinein [38, 39, 40, 41,<br />

42]. Für die Mehrzahl der Verbraucher ist der <strong>Wasser</strong>preis<br />

zudem institutionell ein kaum wahrnehmbares<br />

Signal, das in jährlichen Betriebskostenabrechnungen<br />

nach verbrauchsfernen Umlagemaßstäben jedes Lenkungspotenzial<br />

einbüßen muss; Wirkungsbrüche in der<br />

Preissignalkette erschweren hier eine spürbare Nachfragereaktion<br />

[3, 38]. Im Übrigen gilt, dass auch eine<br />

geringe Preiselastizität, die eine hohe Zahlungsbereitschaft<br />

für ein Gut zum Ausdruck bringt, nicht ohne Lenkungseffekte<br />

bleibt, selbst wenn kurzfristige (technische)<br />

Substitutionen unterbleiben [43]: Denn entsprechend<br />

hoch sind die rentabilitätsbelastenden Zahllasten<br />

aus der <strong>Wasser</strong>nutzung, die Grenzanbieter zum<br />

5<br />

Die Rolle von Klimaveränderungen als neuartige Legitimation<br />

für eine vorsorgende, insbesondere wassersparende Bewirtschaftung<br />

von <strong>Wasser</strong>ressourcen betont auch Kürschner-Pelkmann<br />

[33, 34], der es vor diesem Hintergr<strong>und</strong> für „unverantwortlich“<br />

hält, „zu vermehrtem Trinkwasserverbrauch zu ermutigen“.<br />

6<br />

Mit Blick auf Umweltabgaben allgemein auch [35, 36, 37].<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 843


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Marktaustritt bewegen oder zu Innovationen anreizen<br />

können. Im gewerblichen Bereich sorgen sek<strong>und</strong>äre<br />

Markt- <strong>und</strong> Preiseffekte sowie Innovationsanreize langfristig<br />

für einen Strukturwandel in wasserintensiven<br />

Produktionen. Die Nachfrageelastizitäten bei den ge -<br />

werblichen <strong>Wasser</strong>entnehmern sind zudem überaus<br />

heterogen <strong>und</strong> gestatten dadurch ein größeres Wirkungspotenzial<br />

der Abgabe als im Bereich privater<br />

Haushalte.<br />

4. Schlussfolgerung für Zielsetzung <strong>und</strong><br />

Legitimation einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />

<strong>Wasser</strong>knappheit ist in ökonomischer Hinsicht – trotz<br />

eines mehr als ausreichenden potenziellen Dargebots –<br />

auch in Deutschland gegeben; sie darf nicht mit „<strong>Wasser</strong>mangel“<br />

verwechselt werden. Relevant ist ohnehin<br />

nur ein raum-zeitlich verfügbares Dargebot, <strong>und</strong> auch<br />

dieses darf aus ökologischen Gründen nicht beliebig<br />

„angespannt“ werden. <strong>Wasser</strong>dienste sind – anders als<br />

es das globale Dargebotskonzept nahe legt – gerade<br />

keine homogenen Güter ohne Zeit- <strong>und</strong> Raumbezug.<br />

Schon gar nicht sind sie gesellschaftlich „kostenlos“. Es<br />

ist daher sinnvoll, den entnehmenden Nutzern von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

diese ökonomische Knappheit durch eine<br />

lenkende <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe anzuzeigen <strong>und</strong> –<br />

neben anderen, oben beschriebenen Funktionen des<br />

Preises – auch auf eine Verringerung der Ressourcennutzung<br />

hinzuwirken, nämlich auf ineffiziente <strong>Wasser</strong>inanspruchnahmen<br />

zu verzichten, bei denen die Nützlichkeit<br />

der Inanspruchnahme die Ressourcenkosten nicht<br />

aufwiegen kann. Auch das (Teil-) Lenkungsziel „<strong>Wasser</strong>sparen“<br />

ist mithin keineswegs obsolet. Kurzfristige Auslastungsinteressen<br />

der <strong>Wasser</strong>infrastruktur sind zwar<br />

relevant, dürfen aber den langfristigen <strong>Wasser</strong> bedarf<br />

nicht anleiten. Angeblich zu geringe Preiselastizi täten<br />

stehen dem Lenkungszweck nicht entgegen.<br />

Der Lenkungsauftrag der <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

bleibt daher vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Leitbildes einer<br />

nachhaltigen <strong>und</strong> vorsorgenden Ressourcenbewirtschaftung<br />

weiterhin bestehen [45]. Durch die Erfordernisse<br />

der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (Anlastung von<br />

Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenkosten, Orientierung am Verursacherprinzip<br />

<strong>und</strong> regional differenzierte, vorsorgende<br />

Ressourcenbewirtschaftung) <strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

künftiger Unsicherheiten über regionale <strong>und</strong> zeitliche<br />

Klimaauswirkungen auf den <strong>Wasser</strong>haushalt sind effiziente<br />

Knappheitsanzeiger unentbehrlich. Im Lichte von<br />

Art. 9 WRRL würde umgekehrt eine Abschaffung der<br />

bestehenden <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte eine Begründungs-<br />

<strong>und</strong> Darlegungspflicht ergeben, die jedoch<br />

kaum auszufüllen wäre [1]. Darüber hinaus entsteht<br />

durch die anstehenden Maßnahmenprogramme der<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie ein erheblicher Finanzbedarf.<br />

Die Deckung der entstehenden Kosten kann zumindest<br />

in Teilen durch die Entnahmeabgabe auf eine verursachergerechte<br />

Weise realisiert werden. Auch in ihrer<br />

Finanzierungsfunktion erfüllen <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

insofern dauerhaft wichtige wasserpolitische Aufgaben.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren danken Dr. Johannes Schiller <strong>und</strong> Dr. Stefan Geyler für<br />

wertvolle Hinweise <strong>und</strong> Anregungen.<br />

Literatur<br />

[1] Gawel, E., Köck, W. et al.: <strong>Wasser</strong>nutzungsabgaben. Weiterentwicklung<br />

von <strong>Abwasser</strong>abgabe <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />

zu einer umfassenden <strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe,<br />

Berlin 2011.<br />

[2] Ginzky, H., Bothe, B. <strong>und</strong> Richter, S.: <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />

– Ökonomische <strong>und</strong> verfassungs- <strong>und</strong> europarechtliche<br />

Aspekte. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 146 (2005) Nr. 12, 945–952.<br />

[3] Bergmann, E. <strong>und</strong> Werry, S.: Der <strong>Wasser</strong>pfennig, Berlin 1989.<br />

[4] Leist, H.-J.: <strong>Wasser</strong>versorgung in Deutschland. Kritik <strong>und</strong><br />

Lösungsansätze, München 2007.<br />

[5] Leist, H.-J. <strong>und</strong> Magoulas, G.: <strong>Wasser</strong> sparen in Deutschland<br />

ist Unsinn. Frankfurter R<strong>und</strong>schau, 22.03.2002.<br />

[6] RWW Rheinisch Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbh:<br />

<strong>Wasser</strong>sparen. Macht <strong>Wasser</strong> sparen Sinn? http://www.rww.<br />

de/index.php?id=125, abgerufen am 22.1.2011.<br />

[7] Euler, W.: Das Berliner Gr<strong>und</strong>wasserentnahmeentgelt <strong>und</strong><br />

die Berliner Gr<strong>und</strong>wassersituation. Betriebs-Berater 1998,<br />

S. 1087–1091; kritisch auch Kirchhof, F.: Die Tauglichkeit von<br />

Abgaben zur Lenkung des Verhaltens. In: Deutsches Verwaltungsblatt<br />

115 (2000), S. 1166-1175, 1173.<br />

[8] Kleinhubbert, G: Schwacher Strahl. Der Spiegel 39 (2010),<br />

S. 56–57.<br />

[9] Neumüller, J.: Wirksamkeit von Gr<strong>und</strong>wasserabgaben für den<br />

Gr<strong>und</strong>wasserschutz. Am Beispiel des B<strong>und</strong>eslandes Hessen,<br />

Darmstadt 2000.<br />

[10] Geiler, N.: <strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong> Virtuelles <strong>Wasser</strong> – unser „verborgener“<br />

<strong>Wasser</strong>konsum, o. O. 2008.<br />

[11] Ewringmann, D. <strong>und</strong> Schafhausen, F.: Abgaben als ökonomischer<br />

Hebel in der Umweltpolitik, Berlin 1985.<br />

[12] Reinhardt, M.: Das wasserhaushaltsgesetzliche System der<br />

Eröffnungskontrollen unter besonderer Berücksichtigung<br />

bergrechtlicher Sachverhaltsgestaltungen. Natur <strong>und</strong> Recht<br />

1999, S. 134–143.<br />

[13] Reinhardt, M.: <strong>Wasser</strong>behördliche Zulassungsentscheidungen<br />

vor <strong>und</strong> nach der Föderalismusreform. Verwaltungs-<br />

Archiv 2009, S. 6–20.<br />

[14] Scheidler, A.: Beschränkungen landwirtschaftlicher Nutzungen<br />

durch die Festsetzung von <strong>Wasser</strong>schutzgebieten. Natur<br />

<strong>und</strong> Recht 2006, S. 631-636.<br />

[15] Breuer, R.: Die Kostenlast bei <strong>Wasser</strong>schutzgebietsfestsetzungen.<br />

Natur <strong>und</strong> Recht 1998, S. 337-347.<br />

[16] Gawel, E.: Steigerung der Kosteneffizienz im Umweltordnungsrecht.<br />

Instrumentelle Alternativen, Erfolgsaussichten<br />

<strong>und</strong> Grenzen. Die Verwaltung 32 (1999), S. 179-215.<br />

[17] UBA: Daten zur Umwelt. <strong>Wasser</strong>ressourcen <strong>und</strong> ihre Nutzung,<br />

Dessau 2009. http://www.umweltb<strong>und</strong>esamt-datenzur-umwelt.de/umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent<br />

=2303, abgerufen am 20.1.2011.<br />

[18] Bonus, H.: Eine Lanze für den <strong>Wasser</strong>pfennig. Wirtschaftsdienst<br />

1986, S. 451–455.<br />

September 2011<br />

844 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

FACHBERICHTE<br />

[19] Flinspach, D.: <strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, München<br />

1996.<br />

[20] Raskin, P., Gleick, P. H., Kirshen, P., Pontius, R. G. Jr. and Strzepek,<br />

K.: Comprehensive assessment of the freshwater resources<br />

of the world. Stockholm Environmental Institute, Sweden.<br />

Document prepared for the fifth session of the United<br />

Nations Commission on Sustainable Development, 1997.<br />

[21] EEA: Water resources across Europe – confronting water<br />

scarcity and drought, EEA Report 2/2009, Copenhagen 2009.<br />

[22] Falkenmark, M., L<strong>und</strong>qvist, J. and Widstrand, C.: Macro-Scale<br />

Water Scarcity requires Micro-Scale Approaches: Aspects of<br />

Vulnerability in Semi-Arid Development, in: Natural Resources<br />

Forum 13 (1989), p. 258–267.<br />

[23] Meigh, J., McKenzie, A. and Sene, K.: A Grid-Based Approach to<br />

Water Scarcity – Estimates from Eastern and Southern Africa,<br />

in: Water Resources Management 13 (1999), p. 85–115.<br />

[24] Heaps, C., Kemp-Benedict, E. and Raskin, P.: Conventional<br />

Worlds: Technical Descriptions of Bending the Curve Scenarios,<br />

Stockholm Environment Institute, PoleStar Series<br />

Report No. 9, 1998.<br />

OECD: OECD Environmental Indicators – Towards Sustainable<br />

Development, Paris 2001.<br />

[25] Reiss, M.: Hydrogeographie.de. Eine geographische Gewässerk<strong>und</strong>e<br />

des Binnenlandes, www.hy drogeographie.de,<br />

abgerufen am 22.1.2011.<br />

[26] Woll, A.: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 7. Aufl., München<br />

1981.<br />

[27] Wacker, H. <strong>und</strong> Blank, J. E.: Ressourcenökonomik, München<br />

1999.<br />

[28] Landesumweltamt Brandenburg (LUA): Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />

Bericht zur Bestandsaufnahme für das<br />

Land Brandenburg, Potsdam 2005.<br />

[29] Suckow, F., Lasch, P. <strong>und</strong> Badeck, F.-W.: Auswirkungen von Klimaveränderungen<br />

auf die Gr<strong>und</strong>wasserneubildung, Potsdam<br />

2002, www.pik-potsdam.de/topik/t6scs/safe/home/<br />

publications/ klima_wasser.pdf., abgerufen am 23.01.2011.<br />

[30] UBA: <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland. Teil 1: Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

Berlin 2000.<br />

[31] B<strong>und</strong>/Länder-Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>: Strategiepapier<br />

„Auswirkungen des Klimawandels auf die <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />

Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen“, o. O.<br />

2010.<br />

[32] UBA: Klimaauswirkungen <strong>und</strong> Anpassung in Deutschland –<br />

Phase 1: Erstellung regionaler Klimaszenarien für Deutschland,<br />

Dessau 2008.<br />

[33] Kürschner-Pelkmann, F.: Das <strong>Wasser</strong>buch, 2. Aufl., Frankfurt/M.<br />

2007. Siehe auch Wissen, M.: <strong>Wasser</strong>mangel im Überfluss –<br />

zum Spannungsverhältnis von Infrastruktur- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>haushaltsproblemen.<br />

In: Bernhardt, C., Kilper, H., Moss, T.<br />

(Hrsg.): Im Interesse des Gemeinwohls. Regionale Gemeinschaftsgüter<br />

in Geschichte, Politik <strong>und</strong> Planung.<br />

Frankfurt/M./New York 2009, S. 115–152.<br />

[34] Kürschner-Pelkmann, F.: <strong>Wasser</strong>sparen überflüssig? Sinnvoller<br />

Umgang mit dem kühlen Nass, www.wasser-<strong>und</strong>-mehr.<br />

de/meldungen-archiv/aktuelles/123-wassersparen.html,<br />

abgerufen am 22.1.2011.<br />

[35] Balmes, F. R.: Verfassungsmäßigkeit <strong>und</strong> rechtliche Systematisierung<br />

von Umweltsteuern, Köln 1997.<br />

[36] Hey, J.: Rechtliche Zulässigkeit von Umweltabgaben unter<br />

dem Vorbehalt ihrer ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen Wirksamkeit.<br />

Steuer <strong>und</strong> Wirtschaft 75 (1998), S. 32-54.<br />

[37] Lang, J.: Der Einbau umweltpolitischer Belange in das Steuerrecht.<br />

Breuer, R. et al. (Hrsg.): Umweltschutz durch Abgaben<br />

<strong>und</strong> Steuern, Heidelberg 1992, S. 55–89.<br />

[38] Ansmann, T.: Simulation der Haushaltswassernachfrage im<br />

Elbegebiet, Berlin 2010.<br />

[39] Arbués, F., García-Valiñas, M. À. and Martínez-Espiñeira, R.:<br />

Estimation of residential water demand, a state-of-the-art<br />

review, in: Journal of Socio-Economics 32 (2003), p. 81–102.<br />

[40] Dalhuisen, J. M., Florax, R., de Groot, H. and Nijkamp, P.: Price<br />

and Income Elasticities of Residential Water Demand: A<br />

Meta-Analysis, in: Land Economics 79 (2003), p. 292–308.<br />

[41] Espey, M., Espey, J. and Shaw, W.D.: Price elasticity of residential<br />

demand for water, A meta-analysis. Water Resources<br />

Research 33 (1997), p. 1369–1374.<br />

[42] Schleich, J. and Hillenbrand, T.: Determinants of residential<br />

water demand, in: Ecological Economics (2008), p. 1756–<br />

1769.<br />

[43] Gawel, E.: Steuerinterventionismus <strong>und</strong> Fiskalzweck der<br />

Besteuerung. Lenkung <strong>und</strong> Finanzierung als Problem lenkender<br />

(Umwelt-) Steuern. Steuer <strong>und</strong> Wirtschaft 78 (2001),<br />

S. 26–41.<br />

[44] Geyler, S.: Ökonomisch-ökologische Bewertung von regionalen<br />

Trinkwasserschutzoptionen, Frankfurt a. M., 2008.<br />

[45] Ewringmann, D., Vormann, M.: Ausgestaltungsoptionen für<br />

ein <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt in Nordrhein-Westfalen, Köln<br />

2003.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 06.03.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Prof. Dr. Erik Gawel<br />

E-Mail: erik.gawel@ufz.de |<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />

Department Ökonomie |<br />

Permoser Straße 15 |<br />

D-04318 Leipzig<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marcel Fälsch<br />

E-Mail: faelsch@wifa.uni-Leipzig.de<br />

Universität Leipzig |<br />

Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement |<br />

Grimmaische Straße 12 |<br />

D-04109 Leipzig<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 845


FACHBERICHTE<br />

Kommentar<br />

Kommentar<br />

zum Aufsatz „<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte zwischen <strong>Wasser</strong>sparen<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>dargebot: Ist Ressourcenschonung eine sinnvolle Zielsetzung<br />

für <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte?“ von E rik Gawel <strong>und</strong> Marcel Fälsch<br />

Wolfgang Merkel<br />

Die Arbeit ist eine hervorragende Quellenauswertung<br />

vor allem für Volkswirtschaftler. Hinsichtlich ihrer Relevanz<br />

bleibt sie im Theoretischen hängen: Die Abhängigkeiten<br />

werden plausibel gemacht, aber nicht nachgewiesen,<br />

da die Quantifizierung der vermuteten<br />

Effekte völlig fehlt.<br />

Die <strong>Wasser</strong>abgabe war als Finanzierungsinstrument<br />

eingerichtet worden zwecks Subventionierung ordnungsmäßiger<br />

Landwirtschaft. Letzterer Effekt<br />

wurde weitgehend verpasst. Das <strong>Wasser</strong>sparen war<br />

nicht gemeint (allenfalls als Zusatzbegründung<br />

ergänzt).<br />

Allokationseffekte verschwinden hinter dem Bewirtschaftungsauftrag<br />

der <strong>Wasser</strong>behörden.<br />

Im <strong>Wasser</strong>preis verschwindet die Abgabe (ausgenommen<br />

Berlin wegen der besonderen Höhe) <strong>und</strong><br />

wird so nicht wirksam beim Privatk<strong>und</strong>en. Die Industrie<br />

spart, weil das <strong>Wasser</strong> ein wichtiger Kostenfaktor<br />

ist, nicht wegen des kleinen Abgabenaufschlags.<br />

Die Abgabe steht im Widerspruch zu Art. 9 WRRL, da<br />

sie gerade umweltbezogene Kosten nicht auszugleichen<br />

in der Lage ist.<br />

So bleibt also nur das Behördeninteresse am Geld!<br />

Der Beitrag weist auf diese Einschränkungen der<br />

Aussagen richtig hin, zieht aber nicht die Konsequenz in<br />

einer Evaluierung der erwarteten Effekte.<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-lng. Wolfgang Merkel<br />

E:-Mail: merkel.w@t-online.de |<br />

Klagenfurter Ring 1 a |<br />

D-65187 Wiesbaden<br />

Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />

In der Ausgabe 9/2011 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />

Liebscher u. a.<br />

Krause u. a.<br />

Schneider u. a.<br />

Pauly u.a.<br />

Gawel<br />

Felmeden u. a.<br />

Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten – Untersuchung von Materialien <strong>und</strong> Systemen<br />

zur Abdichtung <strong>und</strong> Beschichtung – Teil 2: Lokale Abdichtungsmaßnahmen<br />

Untersuchungen zum Ressourcen schonenden Betrieb von Membranbelebungsanlagen<br />

(MBR) – Optimierungen hinsichtlich Energie- <strong>und</strong> Chemikalienbedarf<br />

Untersuchungen zu Vorkommen, Quellen <strong>und</strong> Eliminationsmöglichkeiten bestimmter<br />

gefährlicher Stoffe in kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen<br />

Abbau von organischen Schadstoffen bei der Klärschlammbehandlung in<br />

Pflanzenbeeten<br />

Zur Zukunft von Niederschlagswasser- <strong>und</strong> Kleineinleiterabgabe<br />

Effizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit kommunaler <strong>Wasser</strong>-Infrastrukturen<br />

September 2011<br />

846 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


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FACHBERICHTE Hydraulik<br />

Optimierung der geometrischen<br />

Parameter der walzenförmigen <strong>und</strong><br />

kegelförmigen Wirbelkammer<br />

in Wirbeldrosselanlagen<br />

Hydraulik, Umweltschutztechnik, Druckverluste, Wirbeldrossel, Modelversuche<br />

Andrzej Kotowski <strong>und</strong> Patryk Wójtowicz<br />

In dieser Arbeit werden Untersuchungen an Wirbeldrosseln<br />

dargestellt, die in der Umweltschutztechnik<br />

als Regler des Durchflussvolumens Anwendung finden.<br />

Anhand von Modelluntersuchungen wurde der<br />

Einfluss der geometrischen Parameter der walzen<strong>und</strong><br />

kegelförmigen Wirbelkammer, des Einlaufdüsendurchmessers<br />

<strong>und</strong> der Auslauföffnung auf die Charakteristik<br />

der Fluidströmung dargestellt. Die untersuchten<br />

Abhängigkeiten dienen zur hydraulischen<br />

Optimierung der Konstruktionsparameter der Wirbeldrosseln<br />

im Hinblick auf die maximale Drosselleistung.<br />

Optimization of Geometric Parameters of<br />

the Cylindrical and Conical Vortex Chamber on<br />

Vortex Valves<br />

The paper focuses on vortex valves used in the environmental<br />

engineering for flow throttling. The methodology<br />

and selected test results of a semi pilot-plant<br />

scale are presented. The investigated effects on the<br />

flow characteristics included geometric parameters of<br />

the cylindrical and conical vortex chamber as well as<br />

the inlet and outlet diameter. The examined functional<br />

parameters allow for optimization of the<br />

hydraulic design of the vortex chambers by maximizing<br />

the throttling effect of the devices.<br />

Optymalizacja parametrów geometrycznych cylindrycznych i stożkowych<br />

komór wirowych regulatorów dławiących<br />

Przedmiotem pracy są regulatory wirowe stosowane w inżynierii ochrony środowiska do dławienia strumienia<br />

objętości cieczy. Przedstawiono metodologię i wybrane wyniki badań modelowych w skali półtechnicznej dotyczących<br />

wpływu parametrów geometrycznych cylindrycznej i stożkowej komory wirowej oraz średnicy<br />

króćca dopływowego i średnicy otworu odpływowego na charakterystykę przepływu cieczy. Zbadane zależności<br />

funkcyjne umożliwiają optymalizację hydrauliczną parametrów konstrukcyjnych komór wirowych przedmiotowych<br />

regulatorów ze względu na maksymalizację efektu dławienia.<br />

1. Einführung<br />

Wirbeldrosseln für Gas- <strong>und</strong> Flüssigkeiten werden vor<br />

allem zur Drosselung der Massen- oder Volumenströmung<br />

eingesetzt. In herkömmlichen Drosselorganen,<br />

wie z.B. Blenden oder Ventilen, verläuft dies ohne Rücksicht<br />

auf die Querschnittsverminderung der Leitung, in<br />

der sie montiert werden. Infolgedessen kann dies zu<br />

Verstopfungen führen, insbesondere wenn es um verunreinigte<br />

Flüssigkeiten geht (z. B. <strong>Abwasser</strong>). Darüber<br />

hinaus vermindern bewegliche mechanische Elemente<br />

die Betriebssicherheit solcher Anlagen. In Wirbeldrosseln<br />

hingegen treten solche Nachteile nicht auf. Hier<br />

wird die Energie der durchströmenden Flüssigkeit zur<br />

Verwirbelung in der Anlage ausgenutzt, infolgedessen<br />

sie einen erhöhten Durchflusswiderstand erzeugt. Die<br />

Wirbeldrosseln besitzen eine <strong>einfach</strong>e Konstruktion, da<br />

keine innere Verengung <strong>und</strong> keine beweglichen Elemente<br />

vorhanden sind, was wiederum eine sehr hohe<br />

Betriebssicherheit garantiert.<br />

In der Umweltschutztechnik lassen diese Anlagen<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> zuverlässig in solchen Objekten<br />

wie Pumpenstationen, <strong>Wasser</strong>aufbereitungsstationen,<br />

Kläranlagen, Speicherbecken, Regenentlastungsbauwerken<br />

sowie in Separatoren fließen <strong>und</strong> einstellen [1,<br />

2, 3]. Beispielsweise können Wirbeldrosseln in den<br />

Kanalisationsleitungen verwendet werden, wo ein<br />

Schutz der tiefer liegenden Elemente vor einer hydraulischen<br />

Überlastung benötigt wird (z. B. in Kläranlagen).<br />

Die Wirbeldrosseln werden auch im <strong>Wasser</strong>bau verwendet,<br />

als Anlage für Energiereduzierung im Gr<strong>und</strong>ablass<br />

September 2011<br />

848 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Hydraulik<br />

FACHBERICHTE<br />

[2]. Wirbelkammerdioden werden auch zur effizienten<br />

Druckstoßdämpfung in Rohrleitungssystemen eingesetzt<br />

[4].<br />

2. Ziel <strong>und</strong> Untersuchungsbereich<br />

Die Wirkung der Wirbeldrossel hängt von vielen Variablen<br />

ab. Hierzu zählen insbesondere die Konstruktionsparameter<br />

der walzenförmigen <strong>und</strong> kegelförmigen Wirbelkammer<br />

(Bild 1). Für die praktische Anwendung,<br />

besonders in der Umweltschutztechnik [5, 6, 7], ist es<br />

zwingend notwendig, die hydraulischen Charakteristiken<br />

dieser Drosselorgane <strong>und</strong> damit den Zusammenhang<br />

der qualitativen <strong>und</strong> quantitativen geometrischen<br />

Parameter auf die Drosselwirkung zu bestimmen.<br />

Der Druckverlust Δp in der Wirbeldrossel ist von folgenden<br />

physikalischen Größen abhängig: Flüssigkeitsdichte<br />

(ρ), dynamische Viskosität (μ w ), Erdbeschleunigung<br />

(g), Durchflussvolumen (q v ), Radius der Wirbelkammer<br />

(R = D/2), Radius der Flüssigkeitsverwirbelung<br />

am Einlauf (R o = R – r in ), Radius des Einlaufstutzens (r in )<br />

<strong>und</strong> Radius der Auslauföffnung (r out ), Höhe der Wirbelkammer<br />

(h c ), Dicke der Auslaufkante (s) <strong>und</strong> Rauheit der<br />

Wirbeldrosselwände (k). Die Anwendung der Dimensionsanalyse<br />

führt auf folgende Formel für Druckverluste:<br />

2<br />

q<br />

Δp = ζ Vρ<br />

[Pa] (1)<br />

2<br />

2Ain<br />

mit: A in = πr 2 in = Flächenquerschnitt des Einlaufstutzens,<br />

<strong>und</strong> ζ = Verlustbeiwert, der die Funktion der folgenden<br />

dimensionslosen Ähnlichkeitskennzahlen <strong>und</strong> Parameter<br />

bildet. Wird eine Veränderung des Winkels θ des<br />

Zulaufstroms ausgeschlossen, so ergibt die Dimensionsanalyse<br />

für ζ:<br />

Re Fr<br />

R R r h s k<br />

= ⎛ ⎝ ⎜<br />

⎞<br />

o out c<br />

ζ ζ , , , , , , ⎟ [1] (2)<br />

rin<br />

rin<br />

rin<br />

rin rin rin<br />

⎠<br />

mit: Re = Reynoldszahl: Re = 2ρq v /πμ w r in ,<br />

Fr = Froude-Zahl: Fr = q 2 v/2gπ 2 r in5 ,<br />

Aus Gleichung (1) folgt:<br />

qV = μAin 2gΔ H [m³/s] (3)<br />

mit: μ = Durchflusskoeffizient: μ = 1/ ζ ,<br />

ΔH = Gesamthöhe der Druckverluste in der Anlage.<br />

Bild 1. Wirbeldrossel: walzenförmig – Seitenriss, kegelförmig –<br />

Aufsicht (γ = Flüssigkeits-Sprühwinkel; d a = Durchmesser des Luftkerns;<br />

andere Bestimmungen im Text).<br />

In hydrodynamischen Wirbeldrosseln ist der Wert<br />

des Durchflusskoeffizienten (μ) vom Drehimpuls abhängig:<br />

Je größer er ist, desto kleiner ist der Wert μ <strong>und</strong> der<br />

hydraulische Widerstand der Anlage (ζ) wird größer.<br />

Der Zulaufstrom, der durch das Einlaufstück fließt<br />

(Bild 1), stößt gegen die in der Drosselkammer rotierende<br />

Flüssigkeitsschicht. Wenn berücksichtigt wird,<br />

dass der Impuls am Einlaufradius (R o ), also am Eingang<br />

zur Wirbelkammer eine Drallströmung hervorruft <strong>und</strong><br />

die dominierende Umfangsgeschwindigkeit vom Flächeninhalt<br />

des Einlaufsstutzens (r in2 ) abhängt <strong>und</strong> weiterhin<br />

die Zentrifugalkraft in der Drallströmung umgekehrt<br />

proportional zur dritten Potenz des Radius am<br />

Auslauf (r out3 ) ist, so ergibt sich folgender Zusammenhang<br />

der Geometriegrößen:<br />

2<br />

2<br />

Ro cosθrin<br />

2Rocosθdin<br />

K =<br />

=<br />

[1] (4)<br />

3<br />

3<br />

rout<br />

dout<br />

Dabei ist K eine weitere dimensionslose geometrische<br />

Kennzahl der Wirbeldrossel, die sich ergibt, wenn<br />

zusätzlich der Eintrittswinkel θ berücksichtigt wird (vgl.<br />

Bild 1 rechts). Damit nimmt die Funktion des Koeffizienten<br />

μ (analog zu ζ) der untersuchten Wirbeldrossel folgende<br />

Gestalt an:<br />

⎛<br />

μ μ Re Fr K D Ro<br />

dout<br />

= , , , , , , h s k ⎞<br />

c<br />

⎜<br />

, , ,cosθ⎟ [1] (5)<br />

⎝<br />

din<br />

din<br />

din<br />

din din din<br />

⎠<br />

Für kegelförmige Wirbeldrosseln verursacht eine<br />

Winkeländerung (θ < 90°) des Einlaufstutzens in die<br />

Wirbelkammer eine Änderung des Drehimpulses um<br />

den Wert cosθ. Im Fall der walzenförmigen Wirbeldrossel<br />

θ = 0° erhalten wir cosθ = 1, was die universelle<br />

Anwendbarkeit von K nach (4) deutlich werden lässt.<br />

Die durchgeführten Modelluntersuchungen der Wirbeldrossel<br />

mit walzen- <strong>und</strong> kegelförmiger Wirbelkammerform<br />

hatten zum Ziel, den Einfluss der geometrischen<br />

Parameter auf den Wirkungsgrad der Drosselung<br />

zu bestimmen. Hierzu zählen der Durchmesser <strong>und</strong> die<br />

Höhe der Wirbelkammer in Verbindung mit dem Durchmesser<br />

des Einlaufsstutzens <strong>und</strong> der Auslauföffnung. In<br />

19 Serien (Tab. 1) wurden zwei Modelle der walzenförmigen<br />

Wirbeldrosseln für die Durchmesser des Einlaufstücks<br />

d in = 30, 50 <strong>und</strong> 80 mm <strong>und</strong> folgende dimensionslose<br />

Konstruktionsparameter: d out /d in [0,375; 2,67];<br />

h c /d in [1,4; 8,73]; D/d in [3,63; 9,67] <strong>und</strong> R o /d in [1,31;<br />

4,33] untersucht. Für die Höhe der Wirbelkammer h c <br />

[62, 312] mm betrug der Durchmesser der Wirbelkammer<br />

D = 290 mm <strong>und</strong> die Kantendicke der Auslauföffnung<br />

s = 10 mm. Es wurden auch zwei Modelltests der<br />

Wirbeldrossel in einem kleineren Maßstab (Nr. 20 <strong>und</strong><br />

21 – Tab. 1) mit D/d in = 2 <strong>und</strong> 3 <strong>und</strong> R o /d in = 0,5 <strong>und</strong> 1,0<br />

für h c /d in = 1, d out /d in = 1 – mit d in = 20 mm durchgeführt.<br />

In der Tabelle 1 sind die 21 Varianten der Konstruktionsparameter<br />

der untersuchten Modelle der walzenförmigen<br />

Wirbeldrossel zusammengestellt.<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 849


FACHBERICHTE Hydraulik<br />

Tabelle 1. Konstruktionsparameter der untersuchten<br />

walzenförmigen Wirbel drossel.<br />

Serie d in [mm] d out /d in h c /d in D/d in R o /d in<br />

1 30 1,00 2,07 9,67 4,33<br />

2 30 1,67 2,07 9,67 4,33<br />

3 30 2,67 2,07 9,67 4,33<br />

4 50 0,60 1,64 5,80 2,40<br />

5 50 1,00 1,64 5,80 2,40<br />

6 50 1,60 1,64 5,80 2,40<br />

7 80 0,38 1,40 3,63 1,31<br />

8 80 0,63 1,40 3,63 1,31<br />

9 80 1,00 1,40 3,63 1,31<br />

10 30 1,00 8,73 9,67 4,33<br />

11 30 1,67 8,73 9,67 4,33<br />

12 30 2,67 8,73 9,67 4,33<br />

13 50 0,60 5,64 5,80 2,40<br />

14 50 1,00 5,64 5,80 2,40<br />

15 50 1,60 5,64 5,80 2,40<br />

16 80 0,38 3,90 3,63 1,31<br />

17 80 0,63 3,90 3,63 1,31<br />

18 80 1,00 3,90 3,63 1,31<br />

19 30 1,00 5,80 9,67 4,33<br />

20 20 1,00 1,00 2,00 0,50<br />

21 20 1,00 1,00 3,00 1,00<br />

Für die kegelförmigen Wirbeldrosseln wurden<br />

81 Varianten untersucht. Für den Durchmesser des Einlaufstutzens<br />

wurden d in =30, 50 <strong>und</strong> 80 mm gewählt. Die<br />

dimensionslosen Konstruktionsparameter sind in<br />

Tabelle 2 wiedergegeben. Es wurden Einlaufstutzenwinkel<br />

von θ = 30, 45 <strong>und</strong> 60 o untersucht. Für θ = 30°<br />

ergab sich der höchste hydraulische Widerstand. Für<br />

die Wirbelkammerhöhe h c = 140, 280 <strong>und</strong> 420 mm,<br />

betrug der Durchmesser der größeren Kegelgr<strong>und</strong>fläche<br />

D = 290 mm, <strong>und</strong> die Kantendicke (Abschrägung)<br />

der Auslauföffnung (in einer kleineren Kegelgr<strong>und</strong>fläche<br />

– Öffnung mit Durchmesser von d out ) betrug<br />

s = 2 mm.<br />

3. Analyse <strong>und</strong> Interpretation der Ergebnisse<br />

der Modell untersuchungen<br />

3.1 Freie Strömungen <strong>und</strong> Wirbelströmungen<br />

In Wirbeldrosseln unterscheiden wir zwei Arten von<br />

Strömungen: die „freie“ Strömung (ohne Wirbel) <strong>und</strong> die<br />

Drall- oder Wirbelströmung. Mit zunehmender Froude<strong>und</strong><br />

Reynoldszahl nimmt auch der Wert des Durchflusskoeffizienten<br />

zu <strong>und</strong> erreicht den maximalen Wert,<br />

wenn die freie Strömung die Wirbelströmung übergeht<br />

(bei Werten Fr 1 <strong>und</strong> Re 1 ). Der Übergang zwischen den<br />

beiden Strömungsformen entsteht bei sehr kleinen<br />

Tabelle 2. Konstruktionsparameter der untersuchten<br />

kegelförmigen Wirbel drossel.<br />

Serie d in [mm] d out /d in h c /d in D/d in R o /d in<br />

1 30 1,00 4,67 9,67 4,33<br />

2 30 1,67 4,67 9,67 4,33<br />

3 30 2,67 4,67 9,67 4,33<br />

4 50 0,60 2,80 5,80 2,40<br />

5 50 1,00 2,80 5,80 2,40<br />

6 50 1,60 2,80 5,80 2,40<br />

7 80 0,38 1,75 3,63 1,31<br />

8 80 0,63 1,75 3,63 1,31<br />

9 80 1,00 1,75 3,63 1,31<br />

10 30 1,00 9,33 9,67 4,33<br />

11 30 1,67 9,33 9,67 4,33<br />

12 30 2,67 9,33 9,67 4,33<br />

13 50 0,60 5,60 5,80 2,40<br />

14 50 1,00 5,60 5,80 2,40<br />

15 50 1,60 5,60 5,80 2,40<br />

16 80 0,38 3,50 3,63 1,31<br />

17 80 0,63 3,50 3,63 1,31<br />

18 80 1,00 3,50 3,63 1,31<br />

19 30 1,00 14,0 9,67 4,33<br />

20 30 1,67 14,0 9,67 4,33<br />

21 30 2,67 14,0 9,67 4,33<br />

22 50 0,60 8,40 5,80 2,40<br />

23 50 1,00 8,40 5,80 2,40<br />

24 50 1,60 8,40 5,80 2,40<br />

25 80 0,38 5,25 3,63 1,31<br />

26 80 0,63 5,25 3,63 1,31<br />

27 80 1,00 5,25 3,63 1,31<br />

Druckhöhen (ΔH), die nur geringfügig größer als die<br />

Höhe der Wirbelkammer (h c ) sind.<br />

Für walzenförmige Wirbeldrosseln wird die Abhängigkeit<br />

von μ von der Froude-Zahl Fr im Bild 2 dargestellt.<br />

Daraus geht hervor, dass bei einer Drallströmung<br />

ab Fr gr > 1 (<strong>und</strong> analog Re gr > 30 000 [5, 6]), der Koeffizient<br />

μ praktisch konstant bleibt.<br />

In Bezug auf die kegelförmigen Wirbeldrosseln ist<br />

die Abhängigkeit des Koeffizienten m von der Zahl Fr in<br />

Bild 3 dargestellt. Aus dem Bild ist ersichtlich, dass in<br />

der Wirbelbewegung außerhalb des Hysteresebereiches<br />

(Fr 2 ÷ Fr 1 ), d. h. bei Werten für die Reynoldszahl Fr 1 > 2<br />

(<strong>und</strong> analog bei Re 1 > 50 000 [5]), μ unabhängig von der<br />

Froude-Zahl Fr (<strong>und</strong> Re) ist.<br />

Der Hysteresebereich wird durch zwei Froude-Zahlen<br />

begrenzt. Die größere Zahl Fr 1 beschreibt den Übergang<br />

in die Drallströmung (für zunehmende Werte q V <strong>und</strong><br />

ΔH), die kleinere Zahl Fr 2 die Übergangszone der Wirbel-<br />

September 2011<br />

850 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Hydraulik<br />

FACHBERICHTE<br />

auflösung (für sinkende Werte q V <strong>und</strong> ΔH). Daraus ergeben<br />

sich zwei mögliche Werte des Koeffizienten μ zu<br />

einer Froudezahl (Bild 3). Die Untersuchungen zeigen,<br />

dass der Strömungsbereich ohne Wirbel unbedeutend<br />

bezüglich der maximalen Drosselleistung ist.<br />

3.2 Einfluss der Geometrieparameter auf<br />

den Durchflusskoeffizient – walzenförmige<br />

Wirbeldrossel<br />

Für die walzenförmigen Wirbeldrosseln wurde der<br />

Einfluss von h c /d in , R o /d in , D/d in , d out /d in <strong>und</strong> K auf m<br />

untersucht, wobei a priori k/d in <strong>und</strong> s/d in außer Acht<br />

gelassen wurden. Elalfy [3] hat nachgewiesen, dass die<br />

Vergrößerung der Rauheit der Wände (k) zu kleineren<br />

Durchflusswiderständen führt, dies aber dem Ziel der<br />

Maximierung des Durchflusswiderstandes entgegenläuft.<br />

Deshalb wurden die Modelle der walzenförmigen<br />

Wirbeldrossel aus einem sehr glatten Material –<br />

Metaplex – im halbtechnischen Maßstab hergestellt.<br />

Die Kantendicke der Auslauföffnung (s) in allen untersuchten<br />

walzenförmigen Wirbeldrosseln (Serien 1 ÷ 19,<br />

Tab. 1) betrug 10 mm; dies ergab sich aus der verwendeten<br />

Dicke der Bodenplatte (hauptsächlich aus Rücksicht<br />

auf die Widerstandsfähigkeit). Für die gewählten<br />

Modelle wurde der Einfluss der Änderung der Kantendicke<br />

s (durch ihre Abschrägung) auf μ untersucht, wobei<br />

sich die Schwankungsbreite des Koeffizienten m im<br />

Bereich der Messfehler ergab.<br />

Zur Validierung der Messergebnisse wurde ein<br />

Modell einer walzenförmigen Wirbeldrossel aus Stahl<br />

(s = 2 mm) mit identischen Konstruktionsparametern,<br />

wie das Modell aus Metaplex in der Serie 9 (Tab. 1),<br />

gefertigt (d. h. d in = d out = 80 mm, h c = 112 mm <strong>und</strong><br />

D = 290 mm). Als Messergebnis, sowohl für die Wirbeldrossel<br />

aus Stahl als auch aus Metaplex, wurde der gleiche<br />

Wert μ = 0,186 bestimmt.<br />

Bild 4 zeigt die Abhängigkeit von m von der relativen<br />

Wirbelkammerhöhe (h c /d in ) bei walzenförmigen<br />

Wirbeldrosseln mit h c /d in = 2,07; 5,80 <strong>und</strong> 8,73 bei D/<br />

d in = 9,67 <strong>und</strong> d in = d out = 30 mm – die in den Serien 1, 10<br />

<strong>und</strong> 19 untersucht wurden (Tab. 1). Zusätzlich wurden<br />

dort auch die Messergebnisse der walzenförmigen Wirbeldrossel<br />

mit h c /d in = 1,64 <strong>und</strong> 5,64 bei D/d in = 5,8 <strong>und</strong><br />

d in = d out = 50 mm (Serie 5 <strong>und</strong> 14) sowie mit h c /d in = 1,4<br />

<strong>und</strong> 3,9 bei D/d in = 3,63 <strong>und</strong> d in = d out = 80 mm (Serie 9<br />

<strong>und</strong> 18) abgebildet. Aus dem Diagramm geht hervor,<br />

dass mit dem Anstieg der relativen Wirbelkammerhöhe<br />

(h c /d in ) μ geringfügig zunimmt. So führt ein vierfacher<br />

Anstieg von h c /d in nur zu einem 20 %-igen Zuwachs von<br />

μ in den Serien 1 <strong>und</strong> 10. Dies bedeutet, dass der Verlustbeiwert<br />

ζ geringfügig kleiner wird. Ähnliche Ergebnisse<br />

wurden in den Serien 5 <strong>und</strong> 14 sowie 9 <strong>und</strong> 18<br />

beobachtet. Der Einfluss der Grenzschicht auf die Verteilung<br />

der Geschwindigkeit <strong>und</strong> des Druckes ist nach<br />

Ebert [8] nur für flache Wirbelkammern wesentlich, d.h.,<br />

wenn h c /R


FACHBERICHTE Hydraulik<br />

Bild 6. Abhängigkeit<br />

m von<br />

h c /d in für<br />

kegelförmige<br />

Wirbeldrossel<br />

(d out /d in = 1;<br />

θ = 30°).<br />

ten möglichst geringe Höhen der Wirbelkammer (h c /<br />

d in ≤ 1,5) verwendet werden.<br />

Bild 5 zeigt die Abhängigkeit von μ vom relativen<br />

Wirbelradius (R o /d in ) für die untersuchten Modelle der<br />

walzenförmigen Wirbeldrosseln in den Serien 1, 5 <strong>und</strong> 9<br />

(Tab. 1). Im Diagramm wurden auch die Messergebnisse<br />

von Elalfy [4] für walzenförmige Wirbelventile mit R o /<br />

d in = 0,75; 2,0 <strong>und</strong> 3,25 (h c /d in = 1, d out /d in = 1, bei<br />

d in = 15 mm), sowie die Ergebnisse von eigenen Modelltests<br />

der Wirbeldrossel in einem kleineren Maßstab bei<br />

R o /d in = 0,5 <strong>und</strong> 1,0 (h c /d in = 1, d out /d in = 1, d in = 20 mm –<br />

Serie 20 <strong>und</strong> 21 – Tab. 1) dargestellt. Aus Bild 5 geht<br />

hervor, dass für kleine Werte R o /d in μ deutlich ansteigt.<br />

Mit der Zunahme des Wertes R o /d in , der das Impulsmoment<br />

der zufließenden Flüssigkeit überträgt, verringert<br />

sich der Wert des Durchflusskoeffizienten, was bedeutet,<br />

dass der hydraulische Widerstand der Anlage steigt.<br />

Im untersuchten Bereich R o /d in zwischen 0,5 <strong>und</strong> 4,33<br />

erreicht der Koeffizient m einen fast konstanten Wert<br />

schon für R o /d in > 1,5. Nach Haakh [4] wird für d out /d in = 1<br />

bei R o /d in = 10,9 ein maximaler ζ-Wert von 48 (μ = 0,144)<br />

erreicht.<br />

Bei der Verallgemeinerung der Messergebnisse für<br />

die untersuchten walzenförmigen Wirbeldrosseln ergab<br />

sich der größte Einfluss auf μ für die dimensionslosen<br />

Parameter d out /d in , h c /d in <strong>und</strong> K (die Wirbeldrosselkonstante<br />

K fasst folgende geometrischen Parameter zusammen:<br />

d in , d out , R o (D). Für walzenförmige Wirbeldrosseln<br />

gilt θ = 0° <strong>und</strong> cosθ = 1). Für μ wurde auf Basis von<br />

19 Messserien mit Hilfe der multiplen Regression mittels<br />

Methode der kleinsten Fehlerquadrate (R 2 = 0,992) folgende<br />

Gleichung erhalten:<br />

dout<br />

hc<br />

0 135<br />

μ = 0066 , + 0, 0089 + 0,<br />

362K − ,<br />

−0, 211 (6)<br />

d<br />

d<br />

in<br />

in<br />

Die Gleichung (6) wurde für eine große Bandbreite<br />

der dimensionslosen Kenngrößen festgelegt. Für die<br />

Untersuchungen der walzenförmigen Wirbeldrosseln<br />

waren dies: d out /d in [0,37; 2,7]; h c /d in [1,4; 8,7]; K <br />

[0,46; 49,8]; D/d in [3,6; 9,7]; R o /d in [1,3; 4,3], <strong>und</strong> für<br />

die Froudezahl Fr (1; 65].<br />

Es ist festzustellen, dass sich walzenförmige Wirbeldrosseln<br />

durch eine sehr hohe <strong>und</strong> effektive Drosselung<br />

des Durchflussvolumens auszeichnen. Es wurden<br />

Modelle mit einem sehr breiten Wertebereich des<br />

Durchflusskoeffizienten (μ) untersucht, der im Intervall<br />

zwischen 0,052 <strong>und</strong> 0,46 liegt, was in der Umrechnung<br />

auf einen Verlustbeiwert (ζ) entsprechend zwischen 368<br />

<strong>und</strong> 5 hinweist. Hier ist allerdings anzumerken, dass mit<br />

kleiner werdendem Verhältnis von d out /d in die Wirbeldrossel<br />

immer stärker einer Düse ähnelt, was die hohen<br />

ζ-Werte erklärt. Damit wird aber die eingangs hervorgehobene<br />

Bedingung, eine hohe Drosselung ohne Einengung<br />

des Querschnitts zu erzielen, verlassen. Für d out /<br />

d in = 1 werden maximale ζ-Werte von 48 erreicht (vgl.<br />

Haakh [4]).<br />

3.3 Einfluss der geometrischen Parameter<br />

auf den Durchflussfaktor bei kegelförmigen<br />

Wirbeldrosseln<br />

Für die untersuchten kegelförmigen Wirbeldrosseln<br />

wurde ebenfalls der Einfluss auf den Faktor μ <strong>und</strong> die<br />

dimensionslosen geometrischen Parameter: h c /d in , D/<br />

d in , R o /d in , d out /d in , cosθ sowie K analysiert, dabei sind<br />

jedoch analog zu den walzenförmigen Wirbeldrosseln<br />

die Parameter k/d in <strong>und</strong> s/d in außer Acht gelassen worden.<br />

Für die kegelförmigen Wirbeldrosseln sind die<br />

Abhängigkeiten μ von h c /d in <strong>und</strong> R o /d in sowie d out /d in<br />

qualitativ ähnlich, aber quantitativ verschieden [5].<br />

Die Abhängigkeit μ von h c ist im Bild 6 für kegelförmige<br />

Wirbeldrosseln mit h c =140; 280; 420 mm <strong>und</strong><br />

θ = 30 ° , d. h. für: D/d in = 9,67 bei d in = d out = 30 mm<br />

(Serien 1, 10 <strong>und</strong> 19 aus der Tab. 2); für D/d in =5,8 bei<br />

d in = d out = 50 mm (Serien 5, 14 <strong>und</strong> 23) <strong>und</strong> für D/<br />

d in = 3,63 bei d in = d out = 80 mm (Serien 9, 18 <strong>und</strong> 27)<br />

dargestellt. Aus dem abgebildeten Diagramm für D/<br />

d in = 5,8 (d in = d out = 50 mm) folgt beispielsweise, dass<br />

eine Verdreifachung der relativen Wirbelkammerhöhe<br />

(h c /d in ) (von 2,8 auf 8,4) nur eine geringe Zunahme von<br />

μ (von 0,19 auf 0,22) bewirkt, wobei die anderen geometrischen<br />

Parameter unverändert geblieben sind. Ähnlich<br />

ist es bei den anderen analysierten Serien – bei D/<br />

d in = 9,67 <strong>und</strong> D/d in = 3,63. Dies bedeutet, dass für eine<br />

wachsende Höhe der Wirbelkammer der hydraulische<br />

Widerstand der Anlage (ζ) kleiner wird. Deshalb sollten<br />

im Hinblick auf die Drosselung die kegelförmigen Wirbelkammern<br />

möglichst geringe Höhen aufweisen. Ein<br />

sinnvoller Bereich ergibt sich für die Durchmesser d in<br />

<strong>und</strong> D zu h c /d in ≤ 3 <strong>und</strong> D/d in ≤ 6.<br />

Im Bild 7 ist die Abhängigkeit des Durchflusskoeffizienten<br />

vom relativen Wirbelradius abgebildet. Mit dem<br />

Wertanstieg R o /d in wird der Wert des Durchflusskoeffizienten<br />

μ kleiner, in Folge dessen steigt der hydraulische<br />

Widerstand der Anlage. Im untersuchten Intervall<br />

von R o /d in mit 1,31 ≤ R o /d in ≤ 4,33 erreichte μ ab R o /<br />

d in > 2,5 einen annähernd konstanten Wert. Daraus<br />

kann man schließen, dass sich mit der Vergrößerung<br />

September 2011<br />

852 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Hydraulik<br />

FACHBERICHTE<br />

des Radiuses R o <strong>und</strong> somit auch des Wirbelkammerdurchmessers<br />

D (in Hinsicht auf den Einlaufstutzendurchmesser<br />

d in ) die Berührungsfläche der verwirbelten<br />

Flüssigkeit an den Wänden vergrößert <strong>und</strong> die<br />

Fließwiderstände steigen. Es ist also hydraulisch nicht<br />

sinnvoll, walzenförmige Wirbeldrosseln mit Werten von<br />

R o /d in > 2,5 zu projektieren – d. h. entsprechend für D/<br />

d in > 6. Dies geht auch aus dem Zusammenhang zwischen<br />

h c auf μ (Bild 6) hervor.<br />

Aus der Verallgemeinerung der Untersuchungsergebnisse<br />

zu kegelförmigen Wirbeldrosseln ergab sich<br />

der stärkste Einfluss auf m in Abhängigkeit von den<br />

Parametern d out /d in , h c /d in sowie D/d in (alternativ R o /d in ),<br />

der Konstante K sowie cosθ. Die Wirbeldrosselkonstante<br />

K verbessert die Aussageschärfe zur Beschreibung des<br />

Drosseleffektes wesentlich. Als Ergebnis der multiplen<br />

Regression auf Basis der Methode der kleinsten Fehlerquadrate<br />

wurde die Abhängigkeit von μ (für 81 Serien),<br />

in folgender Form (R 2 = 0,994) bestimmt:<br />

d<br />

h<br />

D<br />

out<br />

c<br />

μ = 0, 660 − 0, 067 + 0, 0068 + 0,<br />

0055 +<br />

d<br />

d<br />

d<br />

in<br />

−0 , 239 −0015<br />

,<br />

+ 0553 , K −0841( , cos θ )<br />

(7)<br />

Alle Regressionskoeffizienten sind mit 95 % Signifikanzniveau<br />

statistisch signifikant [5, 9].<br />

Die Gleichung (7) wurde für folgende Bereiche der<br />

dimensionslosen Kennzahlen der kegelförmigen Wirbeldrosseln<br />

bestimmt: d out /d in [0,37; 2,7]; h c /d in [1,7;<br />

14]; D/d in [3,6; 9,7]; R o /d in [1,3; 4,3]; K [0,23; 43]; cosθ<br />

[0,5; 0,9]. Die Froudezahl liegt im Bereich: Fr (2; 97].<br />

Kegelförmige Wirbeldrosseln werden im Vergleich zu<br />

walzenförmigen durch einen geringeren hydraulischen<br />

Widerstand charakterisiert, d. h. durch eine höhere<br />

Durchsatzleistung. Die in dieser Arbeit bestimmten<br />

Werte des Durchflusskoeffizienten für kegelförmige Wirbeldrosseln<br />

liegen zwischen 0,07 <strong>und</strong> 0,5, was ζ-Werten<br />

von 216 bis 4 entspricht. Der wiederum sehr hohe<br />

ζ-Wert wird (wie bei den walzenförmigen Wirbelkammern)<br />

nur für Werte für d out /d in


FACHBERICHTE Hydraulik<br />

Literatur<br />

[1] Mays, L.W.: Storm water collection systems design handbook.<br />

McGraw-Hill 2001.<br />

[2] Brombach, H.: Bistable vortex throttles for sewer flow control.<br />

IFAC Pneumatic&Hydraulic Components, Warszawa<br />

1980, S. 109–113.<br />

[3] Elalfy, Y.E.: Untersuchung der Strömungsvorgänge in Wirbelkammerdioden<br />

<strong>und</strong> Drosseln. Mitteilungen des Instituts für<br />

<strong>Wasser</strong>bau der Universität Stuttgart 1979.<br />

[4] Haakh, F.: Wirbelkammerdioden als Drosselorgan in Rohrleitungssystemen.<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 144 (2003) Nr. 9, S.<br />

574–581.<br />

[5] Wójtowicz, P.: Influence of design and operational parameters<br />

on the hydraulic performance of selected vortex flow<br />

regulators. Ph.D. Thesis, Wrocław University of Technology<br />

2007.<br />

[6] Kotowski, A. and Wójtowicz, P.: Analysis of hydraulic parameters<br />

of cylindrical vortex regulators. Environmental Protection<br />

Engineering 34 (2008) No. 2, p. 43–56.<br />

[7] Wójtowicz, P. and Kotowski, A.: Flow throttling effect in cylindrical<br />

vortex valves. 4th IWA Young Water Professionals International<br />

Conference, 16-18 July 2008. University of California,<br />

Berkeley 2008.<br />

[8] Ebert, F.: Zur turbulenten Durchströmung einer flachen kreiszylindrischen<br />

Kammer. Acta Mechanica 1977, Nr. 25, S. 241–<br />

256.<br />

[9] Wójtowicz, P. and Kotowski, A.: Influence of design parameters<br />

on throttling of cylindrical and conical vortex valves;<br />

Journal of Hydraulic Research Vol 47 (2009) No. 5, p. 559-565;<br />

doi: 10.3826/jhr2009.3449; Ó International Association of<br />

Hydraulic Engineering and Research.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 07.05.2009<br />

Korrektur: 04.07.2011<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Uni.-Prof. Dr.-Ing. habil. Andrzej Kotowski<br />

E-Mail: andrzej.kotowski@pwr.wroc.pl |<br />

Dr.-Ing. Patryk Wójtowicz<br />

E-Mail: patryk.wojtowicz@pwr.wroc.pl |<br />

Technische Universität Wrocław |<br />

Institut für Umweltschutz <strong>und</strong> Umweltschutztechnik |<br />

Grunwaldzki 9<br />

50-377 Wrocław (Polen)<br />

Buchbesprechung<br />

Verordnung über Allgemeine Bedingungen<br />

für die Versorgung mit <strong>Wasser</strong><br />

(AVB <strong>Wasser</strong>V) (AVBW)<br />

Ergänzbarer Kommentar<br />

Von Klaus Dieter Morell, Rechtsanwalt. Berlin, Bielefeld,<br />

München: Erich Schmidt Verlag. 2011, Loseblatt-Kommentar,<br />

476 S., in 1 Ordner, Preis: € 49,80,<br />

ab 01.10.2011 € 54,00, ISBN 978-3-50302371-4.<br />

Ein Quell für die Entscheidungspraxis!<br />

Die AVB <strong>Wasser</strong>V – weitestgehend <strong>und</strong> nur mit<br />

wenigen Ausnahmen legt sie alle Bedingungen für<br />

die privatrechtliche <strong>Wasser</strong>versorgung fest. Es bleiben<br />

kaum Möglichkeiten für ergänzende Regelungen,<br />

jedoch eine Vielzahl rechtlicher, wirtschaftlicher<br />

<strong>und</strong> technischer Fragen.<br />

Der Autor zeigt mit diesem Werk den von der<br />

AVB <strong>Wasser</strong>V angestrebten Interessenausgleich<br />

zwischen den Belangen der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

<strong>und</strong> ihren K<strong>und</strong>en, vor Augen immer<br />

praxisgerechte Lösungen, auf.<br />

In seinem Kommentar zieht er dabei die bislang<br />

ergangene Rechtsprechung <strong>und</strong> Literatur heran <strong>und</strong><br />

arbeitet sie mit ein. Als Materialien sind neben den<br />

„Installateurrichtlinien“ auch die VKU-Formulierungshilfen<br />

für „Ergänzende Bestimmungen zur<br />

AVB <strong>Wasser</strong>V“ mit aufgenommen worden.<br />

Besonders unverzichtbar ist der Kommentar<br />

auch für alle Städte, Gemeinden <strong>und</strong> Verbände, die<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung auf Basis einer <strong>Wasser</strong>versorgungssatzung<br />

betreiben. Diese muss im Wesentlichen<br />

den Bestimmungen der AVB <strong>Wasser</strong>V entsprechen.<br />

Hier leistet der „Morell“ Hilfestellung bei<br />

Fragestellungen zur Anwendung <strong>und</strong> Auslegung<br />

von Satzungen.<br />

Bestellmöglichkeit online unter<br />

www.ESV.info/978 3 503 02371 4<br />

September 2011<br />

854 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNGEN<br />

Buchbesprechungen<br />

<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück<br />

Band 15 „<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“, Hrsg. Fachvereinigung<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung e.V.<br />

2011. Preis: € 20,00 zzgl. Versand, ISBN 978-3-<br />

9811727-4-4.<br />

Klimaveränderungen, demographischer Wandel<br />

<strong>und</strong> die zunehmende Übernutzung von regionalen<br />

<strong>Wasser</strong>vorräten erfordern ein Umdenken im<br />

Umgang mit <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Stoffströmen in Siedlungen.<br />

Es stellt sich daher die Frage, ob unsere bestehenden<br />

zentralen <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme in<br />

der heutigen Form noch zukunftsfähig <strong>und</strong> finanzierbar<br />

sind. Denken in Kreisläufen – auch auf dem<br />

Gr<strong>und</strong>stück – wird für die Siedlungswasserwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Haustechnik zukünftig stärker in den<br />

Fokus rücken. Einzelne Bausteine für „wasserautarke“<br />

Gr<strong>und</strong>stücke sind bereits erprobt <strong>und</strong> marktgängig.<br />

Komplette Systemlösungen<br />

stehen dagegen erst am<br />

Anfang.<br />

Der Band 15 der fbr-Schriftenreihe<br />

enthält Aufsätze verschiedener<br />

Autoren über verfügbare<br />

Technikbausteine wasserautarker<br />

Lösungen bis hin<br />

zu ersten realisierten Praxisbeispielen.<br />

AQS-Merkblätter für die <strong>Wasser</strong>-,<br />

<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Schlammuntersuchung<br />

Ergänzbare Sammlung von Merkblättern zu den<br />

AQS-Rahmenempfehlungen von der Länderarbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Wasser</strong> (LAWA). Herausgegeben von<br />

der B<strong>und</strong>/Länder – Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong><br />

LAWA. Berlin, Bielefeld, München: Erich Schmidt<br />

Verlag. 2011, Loseblattwerk in 1 Ordner, DIN A 4,<br />

€ 76,00, ab 1.10.2011 € 78,00, Ergänzungen bei<br />

Bedarf, ISBN 978-503-03197-9.<br />

Die AQS-Merkblätter enthalten die erforderlichen<br />

Informationen <strong>und</strong> konkrete Arbeitshilfen:<br />

Sachk<strong>und</strong>ige Informationen für die im Labor<br />

tätigen Praktiker <strong>und</strong> für alle, die sich auf dem<br />

Gebiet des Gewässerschutzes mit Fragen der<br />

Analysenqualität befassen<br />

Antworten auf wichtige Fragen zur analytischen<br />

Qualitätssicherung <strong>und</strong> zur statistischen<br />

Qualitätskontrolle<br />

Umfangreiche analysentechnische<br />

Informationen zu Normen zur Verbesserung<br />

der Ergebnisqualität <strong>und</strong><br />

Empfehlungen <strong>und</strong> Leitlinien aus der Hand<br />

der B<strong>und</strong>/Länder-Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong><br />

(LAWA)<br />

Die übersichtlichen <strong>und</strong> checklistenartigen<br />

Darstellungen enthalten:<br />

erforderliche Vorarbeiten (z.B. Planung <strong>und</strong><br />

Organisation)<br />

Durchführung z.B. der Probenahme <strong>und</strong><br />

der Probekonservierung<br />

Mögliche Fehlerquellen<br />

Dokumentation, Auswertung <strong>und</strong> Angabe<br />

der Ergebnisse<br />

Analysentechnische Informationen zu Normen<br />

oder sonstigen Verfahrensvorschriften<br />

Tabellen, Übersichten, grafische Darstellungen<br />

(z.B. von Verfahrensabläufen, Apparaturanordnungen,<br />

Analysenergebnissen)<br />

Berechnungsmethoden/Formeln zur Ermittlung<br />

von Analysenwerten<br />

Muster für Checklisten <strong>und</strong> Protokolle (z.B. für<br />

Algentest, Daphnientest, Leuchtbakterientest<br />

<strong>und</strong> Probenahme für Schwebstoffproben).<br />

Bestellmöglichkeit online unter<br />

www.ESV.info/978 3 503 03197 9<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 855


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Kalkprodukte für die <strong>Wasser</strong>behandlung<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Kalkprodukte, Marmorkiesfilter,<br />

Trink- <strong>und</strong> Schwimmbeckenwasserbehandlung<br />

Georg Csontos <strong>und</strong> Karl Konrad<br />

Bei der Aufbereitung von <strong>Wasser</strong> zu Trinkwasser <strong>und</strong><br />

anderen Einsatzzwecken sind Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser<br />

häufig benötigte Einsatzstoffe. Die wichtigsten<br />

Verwendungszwecke sind unter anderem die Entsäuerung<br />

sowie die Aufhärtung <strong>und</strong> Enthärtung. In<br />

geringerem Umfang wird Kalkmilch auch im Bereich<br />

der Flockung <strong>und</strong> Fällung eingesetzt. Die Bedeutung<br />

dieser Produkte wird auch durch das im Juli 2010<br />

neu erschienene DVGW Arbeitsblatt W 629 „Anlagen<br />

zum Herstellen <strong>und</strong> Dosieren von Kalkmilch <strong>und</strong><br />

Kalkwasser“ [1] hervorgehoben.<br />

In diesem Beitrag werden die Eigenschaften von<br />

Kalkprodukten kurz beschrieben, bevor auf die Verwendung<br />

von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser bei der Aufbereitung<br />

von <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> die dabei ablaufenden<br />

chemischen Reaktionen eingegangen wird. Es werden<br />

Hinweise zur Lagerung von Kalkprodukten gegeben,<br />

die Herstellung von Kalkmilch aus Kalkhydrat oder<br />

Branntkalk, die Bereitung von Kalkwasser sowie die<br />

Dosierung dieser Produkte behandelt. Die Autoren<br />

gehen auf den Einsatz von Marmorkiesfiltern in der<br />

Trink- <strong>und</strong> Schwimmbeckenwasserbehandlung ein.<br />

Lime Products for Water Treatment<br />

Lime milk and lime water are two basic materials<br />

widely used for potable water treatment. The main<br />

applications are the neutralization of carbon dioxide<br />

in potable water, the carbonization of pool water and<br />

decarbonisation and softening of process water. In a<br />

smaller range lime milk is used for flocculation and<br />

sedimentation. The high relevance of lime products<br />

in water processing is pointed out by the new DVGWguideline<br />

W 629 “Systems for the Generation and<br />

Dosing of Lime Milk and Lime Water” published in<br />

July 2010.<br />

In this dossier the main properties of lime products<br />

are summarized. Hereafter the use of lime products<br />

in water treatment and the chemical processes<br />

appearing during lime dosing are described. Advices<br />

are given for the storage of lime products, for the generation<br />

of lime milk from hydrated lime resp. quick<br />

lime, for the preparation of lime water and finally for<br />

the dosing of these products. The authors mention<br />

the use of granulated marble filters in potable and<br />

swimming pool water treatment additionally.<br />

Eigenschaften von Kalkprodukten<br />

Branntkalk CaO <strong>und</strong><br />

Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />

Kalk wird in der Form von Branntkalk CaO mit <strong>Wasser</strong><br />

gelöscht, wobei Kalkhydrat Ca(OH) 2 entsteht. Branntkalk<br />

CaO reagiert mit <strong>Wasser</strong> unter intensiver Wärmeentwicklung<br />

<strong>und</strong> pH-Wert-Erhöhung des <strong>Wasser</strong>s:<br />

CaO + H 2 O Ca(OH) 2 (1)<br />

Kalkhydrat kann auch direkt in <strong>Wasser</strong> suspendiert<br />

werden. Die Suspensionsbereitung <strong>und</strong> Kalklöschung<br />

sind Themen der nachstehenden Kapitel.<br />

Die Kalkprodukte müssen bei Verwendung in der<br />

Trinkwasseraufbereitung bestimmten Mindestanforderungen<br />

entsprechen. Diese sind in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in der DIN EN 12518 [1], „Weißkalk, Produkte<br />

zur Aufbereitung von <strong>Wasser</strong> für den menschlichen<br />

Gebrauch“, geregelt. Welches Ausgangsprodukt<br />

eingesetzt wird, hängt unter anderem vom Verbrauch<br />

ab. Bei einer Menge von 500 t/a rechnet sich der Einsatz<br />

von Branntkalk CaO. Bei Mengen darunter kann Kalkhydrat<br />

Ca(OH) 2 oder bei geringen Mengen, bis zu einem<br />

Verbrauch von ca. 100 t/a, die auf dem Markt befindliche,<br />

gebrauchsfertige Kalkmilch eingesetzt werden.<br />

Die pulverförmigen Kalkprodukte werden als Sackware,<br />

in so genannten Big-Bags, oder in Silowagen<br />

geliefert. Die Anlieferung gebrauchsfertiger Kalkmilch<br />

erfolgt in Kleincontainern oder im Tankwagen.<br />

Die Löslichkeit von Kalkhydrat Ca (OH) 2 in <strong>Wasser</strong><br />

beträgt nur 1,7 g/L bei 20 °C, wobei diese bei zunehmender<br />

Temperatur stetig abnimmt. Eine gesättigte<br />

Kalkhydratlösung wird auch als Kalkwasser bezeichnet.<br />

Wegen der geringen Sättigungskonzentration werden<br />

Kalkmilchsuspensionen angesetzt, die eine Verkleinerung<br />

des Dosiersystems gestatten. Die Konzentrationen<br />

liegen dabei idealerweise bei bis zu 100 g/L.<br />

Da das suspendierte Kalkhydrat vor der chemischen<br />

Reaktion (siehe oben) vollständig in dem zu behandelnden<br />

<strong>Wasser</strong> gelöst werden muss, empfehlen sich eine<br />

niedrige Zugabekonzentration <strong>und</strong> die Nachschaltung<br />

eines geeigneten Mischsystems. Es sollte bei der Ausführung<br />

der Kalkmilchdosierung ebenfalls ein Filter<br />

September 2011<br />

856 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

nachgeschaltet werden. Dadurch werden die unlöslichen<br />

Bestandteile des Kalkes zurückgehalten. Bei der<br />

Dosierung von Kalkwasser kann auf Filter verzichtet<br />

werden.<br />

Kalkstein CaCO 3<br />

Kalkstein wird aus natürlichen Lagerstätten gewonnen.<br />

Kalkstein für die <strong>Wasser</strong>aufbereitung besteht aus hochreinem<br />

Calciumcarbonat. Die Hersteller von Filtermaterialien<br />

liefern spezielle hochporöse, granulierte Kalksteinprodukte,<br />

die eine relativ kurze Kontaktzeit bei der<br />

Reaktion mit kohlensäurehaltigen Wässern aufweisen.<br />

Lagerung von Kalkprodukten<br />

Kalkprodukte werden überwiegend in Stahlblechsilos<br />

bevorratet. Die Anlieferung des Kalkes erfolgt dabei in<br />

Silo-Straßenfahrzeugen. Die Liefermenge kann bei dem<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik zulässigen Gesamtgewicht von<br />

Silofahrzeugen bis zu 28 Tonnen betragen.<br />

Die Fahrzeuge werden entladen, indem in die Befüllleitung<br />

des Silos ausgeblasen wird. Die erforderliche<br />

Luft wird durch einen fahrzeugeigenen Kompressor<br />

erzeugt.<br />

Entsprechend den Empfehlungen des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

Kalk [2, 3] sollte bei der Planung einer Siloanlage<br />

das vorzusehende Volumen beachtet werden. Die Transportkosten<br />

für eine Kalklieferung sind in der Regel<br />

immer gleich hoch, ob eine Tonne oder ein Silozug<br />

(max. 28 t Branntkalk bzw. max. 13 t Kalkhydrat) bezogen<br />

werden. Die Frachtkosten pro Tonne Kalk sind somit<br />

bei Bezug eines ganzen Silozuges immer am niedrigsten.<br />

Es ist deshalb immer günstig, wenn das Silo eine<br />

ganze Silozugladung inklusive Reserve fasst.<br />

Die Silovolumina sollten somit als Mindestgröße<br />

70 bis 100 m 3 bei Kalkhydrat Ca (OH) 2 <strong>und</strong> 40 bis 50 m 3<br />

bei Branntkalk CaO betragen. Es gibt jedoch Ausnahmen<br />

von diesen allgemeinen Betrachtungen:<br />

Der Kalkdurchsatz ist so gering, dass sich Lagerzeiten<br />

im Silo von mehr als einem halben Jahr ergeben.<br />

Die Transportentfernung zum Kalklieferanten<br />

ist gering.<br />

In diesen Fällen sollte ein kleineres Silo gewählt<br />

werden.<br />

Als Werkstoff bietet sich Stahl mit einer entsprechenden<br />

Außenbeschichtung an. Eine Innenbeschichtung ist<br />

nicht notwendig. Um einen stetigen Massenfluss zu<br />

erreichen, ist eine Konusneigung von 72° zu empfehlen.<br />

Mit geeigneten Austragssystemen können auch Silos<br />

mit einem Konuswinkel von 60° vorgesehen werden.<br />

Zur Silostandardausrüstung sollten gehören:<br />

Befüllleitung mit mindestens 80 mm Nennweite<br />

<strong>und</strong> Absperr-Quetschventil<br />

Unabhängige Überfüllsicherung<br />

Über- <strong>und</strong> Unterdruckklappe gegen Silobeschädigungen<br />

Technisches Kalkhydrat<br />

Ca(OH) 2<br />

5 – 11% Unlösliches<br />

Suspendieren<br />

in <strong>Wasser</strong><br />

Kalkmilch Ca(OH) 2 – Suspension<br />

mit 50 – 100 g/l Ca(OH) 2<br />

Verdünnen mit <strong>Wasser</strong><br />

Reinigung von unlöslichem <strong>und</strong><br />

Fremdionen<br />

Technischer Branntkalk<br />

CaO<br />

5 – 11% Unlösliches<br />

Löschen mit<br />

<strong>Wasser</strong><br />

Hochreines Kalkwasser,<br />

klare Lösung von 1,7 g/l Ca(OH) 2 in <strong>Wasser</strong><br />

Druckschalter zur Endschwallbegrenzung<br />

Leistungsfähiger Staubfilter<br />

Steigleiter <strong>und</strong> Dachrandgeländer<br />

Wartungsöffnung im Silodach<br />

Absperrschieber (mindestens Nennweite DN 250)<br />

Mechanische oder pneumatische Austragshilfe<br />

Niveausonden<br />

In besonderen Fällen kann eine Standzargenausführung<br />

(Silozylinder bis zum Boden gezogen) zur Anwendung<br />

kommen. Die Anlagentechnik kann gegebenenfalls<br />

im entstehenden Freiraum unter dem Silo untergebracht<br />

werden.<br />

Bereitung von Kalkmilch<br />

Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasserbereitung<br />

Die eingesetzten Kalkprodukte werden zu den flüssigen<br />

Dosiermedien Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser umgesetzt.<br />

Bild 1 zeigt die Wege zur Bereitung von Kalkmilch <strong>und</strong><br />

Kalkwasser zu den fertigen Dosiermedien.<br />

Die Bereitung von Kalkmilch vor Ort kann auf zweierlei<br />

Weise erfolgen. Kalkmilch kann aus Kalkhydrat Ca<br />

(OH) 2 zu einer Suspension (Bild 2) aufgeschlämmt oder,<br />

bei großen Mengen, durch Löschen von Branntkalk<br />

(Bild 3) hergestellt werden. Bei beiden Varianten wird<br />

das Trockenprodukt über eine Zellenradschleuse, gegebenenfalls<br />

über eine geeignete Fördereinrichtung<br />

(Schneckensystem) <strong>und</strong> einen meist volumetrisch arbeitenden<br />

Trockengutdosierer der Anlage zugeführt. Auf<br />

die Zellenradschleuse am Ausgang des Silos sollte nicht<br />

verzichtet werden, um ein „Schießen“ des Produktes zu<br />

Bild 1. Schema<br />

der Kalkmilch<br />

<strong>und</strong> Kalkwasserbereitung<br />

[4].<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 857


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 2. Kalkmilchbereitung<br />

aus Kalkhydrat<br />

[5].<br />

vermeiden. Bei der Bereitung aus Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />

wird dieses in einem Ansetzbehälter zu einer Suspension<br />

aufgeschlämmt (3 bis 10 %). Da diese Suspension<br />

zum Absetzen der Feststoffe neigt, muss diese ständig<br />

durch Rühren in Bewegung gehalten werden. Neben<br />

der Ausrüstung mit einem Rührwerk (ca. 0,5–0,75 kW/<br />

m 3 ) sollte die Standardausrüstung eines Behälters eine<br />

Revisionsöffnung, die Niveaumessung, eine entsprechende<br />

Betriebswasserausrüstung, sowie Stutzen für<br />

die Entnahme, den Überlauf, den Kalkeintrag <strong>und</strong> ein<br />

Rührwerk aufweisen. Als Behälter kommen in erster<br />

Linie R<strong>und</strong>behälter mit Schräg- oder Klöpperboden <strong>und</strong><br />

Bodenentleerventil in Frage. Die Volumina sollten zwischen<br />

1 <strong>und</strong> 3 m 3 liegen.<br />

Während bei der Herstellung von Kalkmilch aus Kalkhydrat<br />

Ca(OH) 2 die Suspension sofort auf die Gebrauchskonzentration<br />

gebracht wird, ist es bei der Löschung<br />

von Branntkalk zunächst erforderlich, optimale Löschparameter<br />

einzuhalten. Die Ablöschung des Branntkalkes<br />

erfolgt daher in speziellen Kalklöschanlagen. Zu<br />

optimalen Löschbedingungen gehören eine dem<br />

Branntkalk entsprechende Löschtemperatur, ein angepasstes<br />

Kalk-/<strong>Wasser</strong>verhältnis, eine ausreichende Verweilzeit<br />

<strong>und</strong> der Eintrag von hohen Scherkräften in die<br />

Kalkpaste. Der Prozess der Kalklöschung verläuft nach<br />

folgender chemischen Gleichung:<br />

CaO + H 2 O Ca (OH) 2 + 1152 kJ/kg CaO (2)<br />

Es zeigt sich, dass beim Löschen von Branntkalk eine<br />

große Menge an Energie frei wird. Diese wird für den<br />

optimalen Ablauf des Löschvorganges benötigt. Es sollten<br />

Temperaturen von mindestens 60 bis 70 °C erzielt<br />

werden. Die Temperaturen sollten an die individuelle<br />

Löschtemperatur des eingesetzten Kalkproduktes angepasst<br />

werden. Die optimale Löschtemperatur liegt mit<br />

ca. 80 bis 90 °C höher als die Mindesttemperatur. Auf<br />

mehr als 90 °C sollte die Löschtemperatur jedoch nicht<br />

ansteigen, um ein „Vergrießen“ des Produktes, die Bildung<br />

von Krümeln, zu vermeiden.<br />

Die optimale Löschtemperatur kann in Löschanlagen<br />

nach dem Pastenlöschverfahren sicher <strong>und</strong> konstant<br />

erreicht werden. Diese kompakten Anlagen zeichnen<br />

sich durch den Eintrag hoher Scherkräfte <strong>und</strong> eine<br />

geringe Antriebsleistung aus. Diese Scherkräfte erzeugen<br />

ein feinteiliges Kalkhydrat bei gleichmäßiger Verteilung.<br />

Die Reaktionsfähigkeit beziehungsweise die Lösegeschwindigkeit<br />

ist bei Suspensionen aus der Kalklöschung<br />

im Allgemeinen wesentlich größer, als die der<br />

Suspensionen, die aus Kalkhydrat hergestellt sind. Weiterhin<br />

sollte dem eingesetzten Ansetz- bzw. Löschwasser<br />

große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der B<strong>und</strong>esverband<br />

Kalk [1, 2] empfiehlt hierzu Carbonathärten<br />

< 12°dH (2,136 mmol/L Summe Erdalkalien) sowie Sulfatkonzentrationen<br />

unter 400 mg/L (ca. 4,1 mmol/L)<br />

beim Ansetzen aus Kalkhydrat Ca (OH) 2 <strong>und</strong> unter<br />

200 mg/L beim Löschen von Branntkalk.<br />

September 2011<br />

858 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


LSAL<br />

LSHL<br />

SC<br />

LIT<br />

M<br />

M<br />

PZAH<br />

LZAH<br />

LSH<br />

LSAL<br />

LSHL<br />

LIT<br />

M<br />

SAL<br />

M<br />

FI<br />

FSAL<br />

FI<br />

PC PC PC<br />

PC<br />

FI<br />

FI<br />

PI<br />

FI<br />

FSAL<br />

PC<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Zuführung Branntkalk<br />

Brüdenabluft<br />

<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />

Verdünnungsdüsen<br />

<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />

Brüdenabsorber<br />

<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />

Löschwasser Bypass<br />

Bild 3.<br />

Kalklöschanlage<br />

Typ 758 A<br />

entsprechend<br />

DVGW W 629<br />

[6].<br />

<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />

Löschwasser<br />

Siloanlage<br />

für Branntkalk<br />

Schaltschrank<br />

M<br />

Löschwasserventil<br />

Kalkmilchvorlagebehälter<br />

Doppel-<br />

Paddelrührwerk<br />

Homogenisierer<br />

Drehmomentumsetzung<br />

Siloaustrag<br />

Brüdenabluftleitung<br />

Fördereinrichtung<br />

Pastenlöschanlage<br />

<strong>Wasser</strong>apparatur<br />

Rückstände aus der Kalkmilch- <strong>und</strong><br />

Kalkwasserbereitung<br />

Natürliche Kalkprodukte, aus denen Branntkalk <strong>und</strong><br />

Kalkhydrat hergestellt werden, enthalten je nach Herkunft<br />

einen bestimmten Gehalt an unlöslichen Stoffen.<br />

Der Gehalt an wasserunlöslichen Bestandteilen ist in<br />

DIN EN 12518 beschrieben. Bei Weißfeinkalken erfolgt<br />

der Austrag der wasserunlöslichen Stoffe überwiegend<br />

mit der Kalkmilchsuspension. In den Behältern verbleibende,<br />

unlösliche Sumpfrückstände werden von Zeit<br />

zu Zeit als Schlamm abgezogen. Dieser Schlamm wird<br />

bei Kalkwasseranlagen zum überwiegenden Teil in den<br />

Prozess zurückgeführt. Verbleibender Überschuss ist<br />

entsprechend den behördlichen Vorschriften zu entsor-<br />

Bereitung von Kalkwasser<br />

Kalkwasser ist eine klare Lösung des Kalkhydrates Ca<br />

(OH) 2 . Wie bereits erwähnt, können bei 20 °C nur ca.<br />

1,7 g/L Kalkhydrat gelöst werden. Die Löslichkeit von<br />

Kalkhydrat nimmt mit steigender Temperatur ab. Bei der<br />

Technik der Zugabe von Kalkhydrat in Form von Kalkwasser<br />

wird der Löseprozess, der normalerweise im zu<br />

behandelnden <strong>Wasser</strong> stattfindet, vorverlegt. Dies hat<br />

die Vorteile, Verunreinigungen des Ausgangsproduktes<br />

Kalk vor der Zugabe zu entfernen, auf Filter verzichten<br />

zu können <strong>und</strong> bei der Enthärtung das anfallende Calciumcarbonat<br />

besser verwerten zu können.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der oben genannten geringen Löslichkeit<br />

von Kalkhydrat sind große Mengen an Kalkwasser erforderlich.<br />

Die Herstellung erfolgt in Kalksättigern. Die<br />

bisherige Technik der Erzeugung von Kalkwasser in riesigen<br />

Behältern erfordert einen sehr hohen Platzbedarf.<br />

Deshalb wird Kalkwasser in zunehmendem Maße in<br />

Kompaktanlagen mit Parallelplattenabscheidern hergestellt.<br />

Die theoretische Löslichkeit von 1,7 g/L wird<br />

jedoch in der Praxis nicht erreicht.<br />

Das Kalkhydrat Ca (OH) 2 weist hier ein anormales<br />

Löseverhalten auf. Nach Flinspach <strong>und</strong> Werner [4] bedeutet<br />

dies, dass die Bereitung von (nahezu) gesättigtem<br />

Kalkwasser durch Zusatz einer entsprechenden Menge<br />

an festem Kalkhydrat zu <strong>Wasser</strong> nicht ohne Weiteres<br />

möglich ist. Gibt man beispielsweise 1,7 g lösliches Kalkhydrat<br />

Ca (OH) 2 in einen Liter <strong>Wasser</strong>, so gehen je nach<br />

Kalksorte nur 1,35 bis 1,45 g/L Ca (OH) 2 in Lösung. Der<br />

an sich lösliche Rest von 0,25 bis 0,35 g Ca (OH) 2 verbleibt<br />

als ungelöster Bodensatz <strong>und</strong> wird bei der<br />

Abtrennung der unlöslichen Verunreinigungen zwangsläufig<br />

mit abgetrennt. Ein beim Zweckverband Landeswasserversorgung<br />

Stuttgart auf der Basis eines modifizierten<br />

Schwebstoffkontaktverfahrens entwickeltes<br />

<strong>und</strong> patentiertes Löse- <strong>und</strong> Reinigungsverfahren<br />

erlaubt hingegen, kontinuierlich hochkonzentriertes<br />

Kalkwasser bei vernachlässigbaren Verlusten an Kalkhydrat<br />

herzustellen. Dies erlaubt eine Ausnutzung des<br />

eingesetzten Kalkhydrates von 98 bis 99 %, auch noch<br />

bei einer Konzentration von 1,5 bis 1,6 g/L Ca(OH) 2 [7].<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 859


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Dosierstelle<br />

Schaltschrank<br />

Stömungsgeschwindigkeit v ~ 1,50 m/s<br />

Stömungsgeschwindigkeit v ~ 1,00 m/s<br />

Montageplatte<br />

PI<br />

PI<br />

Gesteuerte Zugabe von<br />

Kalkhydrat aus Bigbag / Silo<br />

M<br />

TSAH<br />

HC M HC M<br />

TSAH<br />

LSH<br />

Pumpe für Kalkmilch,<br />

LC<br />

FAL<br />

Ansetzbehälter<br />

aus PP<br />

LSL<br />

LSAL<br />

PI<br />

Schlauchanschluß<br />

Überlauf- <strong>und</strong><br />

Entleeranordnung<br />

Bild 4. Automatische Dosierung<br />

von Kalkmilch mit Quetschventilen<br />

aus einem Ringleitungssystem<br />

[8].<br />

Betriebswasser<br />

gen, sofern sich keine gewerbliche Weiternutzung<br />

anbietet.<br />

Dosierung von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen zwei Möglichkeiten, Kalkmilch<br />

zu dosieren: direkt über eine Stichleitung aus dem Produktbehälter<br />

oder aus einem Ringleitungssystem über<br />

ein entsprechendes Dosierventil, beispielsweise ein<br />

Quetschventil.<br />

Indirekte Dosierung<br />

Insbesondere bei großen Leitungslängen (> 20 m), bei<br />

denen die Gefahr der Sedimentation besonders groß ist,<br />

ist das Dosieren der Kalkmilch aus einem Ringleitungssystem<br />

(Bild 4) zu bevorzugen. Als Förderpumpen können<br />

Kreiselpumpen, Exzenterschneckenpumpen oder<br />

Schlauchpumpen zum Einsatz kommen. Die Förderleistung<br />

sollte mindestens doppelt so hoch wie die maximale<br />

Abnahmemenge sein. Die permanente Bewegung<br />

in der Ringleitung verhindert die Sedimentation von<br />

Kalkhydrat.<br />

Als Austrittsorgan aus der Ringleitung bieten sich<br />

Quetschventile oder spezielle Ventile mit pneumatischer<br />

oder hydraulischer, seltener elektrischer Ansteuerung<br />

an. Bei der Anordnung der Ventile sollte beachtet<br />

werden, dass der Austritt der Kalkmilch aus der Ringleitung<br />

immer nach oben erfolgt.<br />

Direkte Dosierung<br />

Bei der direkten Dosierung kommen Exzenterschneckenpumpen<br />

<strong>und</strong> Schlauchpumpen zum Einsatz. Die<br />

Fördermenge sollte auf die maximale Zugabemenge<br />

ausgelegt sein. Die Leistungsverstellung erfolgt heute<br />

üblicherweise durch die Ansteuerung der Pumpen mittels<br />

eines Frequenzumformers. Exzenterschneckenpumpen<br />

sollten generell mit einem Trockenlaufschutz<br />

ausgerüstet werden. Bei geringen Gegendrücken an der<br />

Impfstelle ist den Schlauchpumpen der Vorzug zu<br />

geben. Auch auf die entsprechende Materialauswahl ist<br />

bei der Festlegung aller Pumpen zu achten. Die Pumpen<br />

sollten saug- <strong>und</strong> druckseitig mit je einem Absperrorgan<br />

(Kugelhahn oder Schlauch-Quetschventil) ausgestattet<br />

sein. Außerdem sind saug- <strong>und</strong> druckseitige<br />

Spülanschlüsse wichtig. Druckminderer <strong>und</strong> sonstige<br />

Ventile sind nicht einzubauen.<br />

Allgemeine Anforderungen an die Dosierung<br />

Als Leitungen haben sich in der Praxis druckseitig gewebeverstärkte<br />

Kunststoffschläuche bewährt. Saugseitig<br />

bieten sich Stahlrohre, Kunststoffrohre oder vakuum-<br />

September 2011<br />

860 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

feste Schläuche an. Die Strömungsgeschwindigkeit<br />

sollte 1,0 m/s nicht unterschreiten, besser bei 1,5 m/s<br />

liegen. Alle Kalkmilch führenden Leitungen sollten so<br />

kurz <strong>und</strong> geradlinig wie möglich geführt werden. Querschnittverengungen<br />

durch beispielsweise Druckminderer,<br />

Schlauchtüllen <strong>und</strong> häufige, enge Richtungsänderungen<br />

sollten unbedingt vermieden werden.<br />

Der Druckverlust in Kalkmilch führenden Leitungen<br />

kann auf ca. 0,5 bar pro 10 m geschätzt werden [2, 3].<br />

Entsprechende Anschlüsse für eine mögliche Spülung<br />

sind in ausreichendem Maße vorzusehen. Eine<br />

hohe Gesamthärte des Spülwassers kann zu Ausfällungen<br />

<strong>und</strong> Ablagerungen führen.<br />

Der Impfstelle sollte ebenfalls große Beachtung<br />

geschenkt werden. Durch örtliche Überalkalisierung<br />

kommt es, insbesondere bei harten Wässern, zu Ablagerungen.<br />

Ausziehbare Impfstücke, bewegliche Lippen am Austritt,<br />

eine Vorverdünnung mit enthärtetem <strong>Wasser</strong> oder<br />

die Dosierung in ein Bypasssystem schaffen Abhilfe.<br />

Anwendungen von Kalkprodukten<br />

Calcitlösekapazität von <strong>Wasser</strong><br />

Aggressives <strong>Wasser</strong> ist durch einen Überschuss an Kohlensäure<br />

gekennzeichnet. Dieser Kohlensäureüberschuss<br />

führt zur Korrosion im Leitungsnetz <strong>und</strong> löst die<br />

verschiedensten Stoffe aus den Werkstoffen der Installation<br />

auf dem Weg zum Abnehmer. Daher ist eine Entsäuerung<br />

beziehungsweise eine Neutralisation der<br />

überschüssigen Kohlensäure erforderlich. Inwieweit<br />

dies erfolgen muss, ist in den Vorschriften der einzelnen<br />

Länder separat geregelt.<br />

Sehr hartes <strong>Wasser</strong> ist durch einen niedrigen Gleichgewichts-pH-Wert<br />

im Bereich pH ≤ 7,0 gekennzeichnet.<br />

Bis zu einem pH-Wert von 7,7 enthält <strong>Wasser</strong> freie Kohlensäure<br />

im Gleichgewicht. Dieser trägt zur korrosiven<br />

Wirkung bei.<br />

Bild 5 zeigt die Verteilung der Kohlensäureformen in<br />

<strong>Wasser</strong> über den pH-Wert. Da <strong>Wasser</strong> mit zunehmender<br />

Kalkhärte auch mehr Kohlensäure enthält, weist hartes<br />

<strong>Wasser</strong> einen niedrigen pH-Wert auf (< 7,7). Sind Faserzementrohre<br />

im Einsatz, muss dieses harte <strong>Wasser</strong><br />

soweit enthärtet <strong>und</strong> der Kohlensäuregehalt soweit<br />

erniedrigt werden, dass der pH-Wert mindestens 7,7<br />

beträgt. Eine zu geringe Kalkhärte bedeutet ein schwach<br />

gepuffertes <strong>Wasser</strong>, welches auf Säure- <strong>und</strong> Laugeeinträge<br />

sehr sensibel reagiert. Der ideale Härtebereich<br />

eines <strong>Wasser</strong>s liegt bei 8–10 °dH beziehungsweise 1,43–<br />

1,79 mmol Erdalkaliionen.<br />

Die Aggressivität eines <strong>Wasser</strong>s wird durch den Parameter<br />

„Calcitlösekapazität“ charakterisiert. Nach der<br />

Trinkwasserverordnung darf ein Einzelwasser eine maximale<br />

Calcitlösekapazität von 5 mg/L aufweisen; Mischwässer<br />

bis zu 10 mg/L.<br />

Insbesondere bei faserzementhaltigen Rohrleitungswerkstoffen<br />

besteht durch die im <strong>Wasser</strong> vorhandene<br />

freie Kohlensäure die Gefahr, dass aus den Rohrwerkstoffen<br />

Zementfasern gelöst werden können. Im Falle<br />

des Kontaktes von Trinkwasser mit faserzementhaltigen<br />

Rohren schreibt die Trinkwasserverordnung einen Mindest-pH-Wert<br />

von 7,7 vor. Bei einem pH-Wert ≥ 7,7 liegt<br />

im <strong>Wasser</strong> keine freie Kohlensäure mehr vor, sodass der<br />

Werkstoff nicht mehr angegriffen werden kann.<br />

Entsäuerung durch Filtration über Kalkstein<br />

Neutralisation von Kohlensäure<br />

Die chemische Entsäuerung kann durch unterschiedliche<br />

Verfahren erfolgen. Bei einer Variante wird das<br />

Rohwasser über festes Entsäuerungsmaterial filtriert. Als<br />

Entsäuerungsmaterial dient sehr häufig hochporöser<br />

Kalkstein, der sich durch schnelle Reaktionszeiten bis<br />

zur Einstellung des Kalk-Kohlensäuregleichgewichts<br />

auszeichnet. Die Entsäuerungsfiltration über Kalkstein<br />

erfolgt gemäß folgender chemischen Reaktion:<br />

CaCO 3 + (H 2 O + CO 2 ) Ca(HCO 3 ) 2 (3)<br />

Bei der Entsäuerungsfiltration wird das Filtermaterial<br />

verbraucht, gleichzeitig werden nach obiger Gleichung<br />

die Kalkhärte <strong>und</strong> die Säurekapazität des <strong>Wasser</strong>s angehoben.<br />

Selbst bei hochporösem Kalkstein bedarf die Reaktionszeit<br />

mehrere Minuten bis zu einer halben St<strong>und</strong>e,<br />

wie auch aus Bild 6 zu erkennen ist.<br />

Bild 5. Verteilung<br />

der Kohlensäureformen<br />

in Abhängigkeit<br />

vom<br />

pH-Wert bei<br />

25 °C (Ionenstärke<br />

vernachlässigt)<br />

[9].<br />

Bild 6. Ermitteln<br />

der Kontaktzeit<br />

bei der<br />

Entsäuerungsfiltration<br />

über<br />

hochporösen<br />

Kalksandstein<br />

[10].<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 861


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Bild 7. Injektorkreislauf<br />

einer Chlor<strong>gas</strong>dosieranlage<br />

mit Marmorkiesfilter<br />

[11].<br />

Das aus Kalkstein gebildete Calciumhydrogencarbonat<br />

ist sehr viel besser wasserlöslich als Calciumcarbonat<br />

selbst. Aus Bild 6 geht hervor, dass der Entsäuerungsfiltration<br />

praktische Grenzen gesetzt sind: Gut<br />

gepufferte Wässer mit hoher Säurekapazität <strong>und</strong> geringer<br />

Basekapazität (d. h. wenig überschüssige Kohlensäure)<br />

haben Kontaktzeiten weit über 30 Minuten <strong>und</strong><br />

sind in Filteranlagen wirtschaftlich nicht mehr zu behandeln.<br />

In diesen Fällen werden dem <strong>Wasser</strong> chemische<br />

Produkte zudosiert oder die Filtration über halbgebrannten<br />

Dolomit (MgO • CaCO 3 ) durchgeführt. Das<br />

Magnesiumoxid im halbgebrannten Dolomit reagiert<br />

mit <strong>Wasser</strong> zu Hydroxidionen <strong>und</strong> bedarf keiner Kohlensäure<br />

im <strong>Wasser</strong> zur Auflösung.<br />

Neutralisation von Salzsäure <strong>und</strong> hypochloriger<br />

Säure bei der Chlor<strong>gas</strong>dosierung<br />

Schwimmbeckenwasser, das bei Durchströmen eines<br />

Injektors Chlor ansaugt, bildet hypochlorige Säure HClO<br />

<strong>und</strong> Salzsäure HCl. Die gebildete Salzsäure sowie die<br />

hypochlorige Säure werden häufig durch Filtration über<br />

Kalkstein neutralisiert <strong>und</strong> gleichzeitig die Carbonathärte<br />

(Carbonathärte = Hydrogencarbonat = HCO 3– ) des<br />

<strong>Wasser</strong>s angehoben:<br />

Cl 2 + H 2 O .HCl + HClO (4)<br />

HCl + HClO + CaCO 3 CaCl(OCl) + H 2 O + CO 2 (5)<br />

2 H 2 O + CO 2 HCO 3<br />

– + H 3 O + (6)<br />

2 HClO + CaCO3 Ca(ClO)2 + H2CO3 (7)<br />

H 2 CO 3 + H 2 O HCO 3<br />

– + H 3 O + (8)<br />

Die Neutralisation wird technisch umgesetzt, indem<br />

in den Injektorkreislauf ein Marmorkiesfilter eingebaut<br />

wird (s. Bild 7).<br />

Das Verfahren der Filtration über porösen Kalkstein<br />

ist überall da von Vorteil, wo eine Entsäuerung ohne<br />

separate Regelung funktionieren muss. Bei dieser Art<br />

der Entsäuerung läuft der chemische Prozess stets nur<br />

bis zur Neutralisation der Säure ab. Eine Überdosierung<br />

von Alkalität ist hierbei im Gegensatz zur Dosierung<br />

flüssiger Chemikalien wie beispielsweise Natronlauge<br />

ausgeschlossen. Ein zu hoher Eintrag von Kalk ins <strong>Wasser</strong><br />

wird durch einen variabel einstellbaren Bypassstrom<br />

für den Marmorkiesfilter realisiert.<br />

Bereitung von Trinkwasser aus Regenwasser<br />

durch Auflösen von Kalkstein<br />

In vielen ariden Gebieten der Erde bedeutet die Gr<strong>und</strong>wassernutzung<br />

eine Beanspruchung abnehmender<br />

Ressourcen – die Gr<strong>und</strong>wasservorräte erschöpfen sich.<br />

Als Alternative bietet sich hier das Auffangen des Regenwassers<br />

an. Das Regenwasser ist jedoch zu arm an Mineralstoffen<br />

<strong>und</strong> kann daher nicht als Trinkwasser genutzt<br />

September 2011<br />

862 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

Bild 8. Schema<br />

einer Zisternenwasseraufbereitung<br />

mit<br />

Kohlensäuredosierung<br />

<strong>und</strong><br />

Mineralisierung<br />

durch<br />

Salzlösungen<br />

[12].<br />

werden. Aus dem Regenwasser kann mit Hilfe von Kohlensäure<br />

oder Mineralsäuren <strong>und</strong> Kalkstein eine Mineralisierung<br />

des <strong>Wasser</strong>s stattfinden. Hierbei wird das <strong>Wasser</strong><br />

zunächst mit einem Kohlensäureüberschuss angereichert<br />

<strong>und</strong> anschließend über Marmorkiesfilter<br />

geleitet. Bild 8 zeigt den schematischen Aufbau einer<br />

Regenwasseraufbereitung mit Marmorkiesfilter.<br />

Eine Dosierung von Mineralsäuren anstelle von Kohlensäure<br />

zur Auflösung des Kalksteins wäre ebenfalls<br />

möglich. Dabei besteht jedoch die Gefahr einer Überdosierung<br />

<strong>und</strong> Überalkalisierung des Filtrats. Da ein natürliches<br />

<strong>Wasser</strong> neben Calcium <strong>und</strong> Hydrogencarbonat<br />

auch andere Mineralien enthält, werden diese als Mineralmischungen<br />

dem <strong>Wasser</strong> durchflussproportional<br />

zudosiert. Die Dosierüberwachung erfolgt kontinuierlich<br />

mittels Leitfähigkeitsmessung.<br />

Entsäuerung durch alkalisch reagierende<br />

Chemikalien wie Kalkhydrat<br />

Bei einer weiteren Entsäuerungsvariante wird die überschüssige<br />

Kohlensäure durch Zugabe von alkalisch<br />

reagierenden Chemikalien wie Natronlauge, Kalkhydrat<br />

in Form von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser neutralisiert. Bei<br />

der Entfernung von CO 2 durch Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />

erfolgt die Umsetzung nach Gleichung (9) im ersten<br />

Schritt zum Calciumhydrogencarbonat:<br />

Ca(OH) 2 + 2 CO 2 Ca (HCO 3 ) 2 (9)<br />

Calciumhydrogencarbonat setzt sich allmählich<br />

durch Abgabe von <strong>Wasser</strong> (Dehydrierung) <strong>und</strong> Kohlendioxid<br />

nach Gleichung (10) zu festem, schwer löslichem<br />

Calciumcarbonat CaCO 3 oder Calcit um:<br />

Ca(HCO 3 ) 2 CaCO 3 + H 2 O + CO 2 (10)<br />

Das unlösliche Calciumcarbonat wird anschließend<br />

abgetrennt.<br />

Entcarbonisierung<br />

Durch die Zugabe von Kalkhydrat kann <strong>Wasser</strong> sehr<br />

effektiv entcarbonisiert werden.<br />

Ca(OH) 2 + Ca(HCO 3 ) 2 2 CaCO 3 + 2 H 2 O (11)<br />

In der Praxis wird diese Enthärtungsreaktion in Verfahren,<br />

die Schnell- <strong>und</strong> Langsamentcarbonisierung<br />

bezeichnet werden, realisiert. Bei der Schnellentcarbonisierung<br />

läuft die Reaktion in einem Reaktor ab. In diesem<br />

kristallisiert das Calciumcarbonat an so genannten<br />

Kristallisationskernen (Quarzsand) zu kleinen Ku geln,<br />

Pellets genannt, aus. Diese werden je nach Reinheitsgrad<br />

einer unterschiedlichen Weiterverwertung zugeführt.<br />

Bei der Langsamentcarbonisierung sind großräumige<br />

Reaktionsräume erforderlich. Mittlerweile wurden<br />

auch hier Verfahren entwickelt, die die Durchsatzzeiten<br />

sowie die Baugrößen wesentlich verringern. Das anfallende<br />

Calciumcarbonat wird weiter entwässert, bei Eignung<br />

weiterverwertet oder entsorgt.<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 863


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Entschwefelung von Waschwasser in der<br />

Rauch<strong>gas</strong>reinigung<br />

Bei der Rauch<strong>gas</strong>entschwefelung werden am meisten<br />

Kalkprodukte verbraucht.<br />

Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Steinkohle,<br />

Braunkohle <strong>und</strong> schwerem Heizöl verbrennt der<br />

im Brennstoff enthaltene Schwefel zu Schwefeldioxid:<br />

2 S + 2 O 2 2 SO 2 (12)<br />

Das Schwefeldioxid<strong>gas</strong> setzt sich katalytisch zu<br />

Schwefeltrioxid SO 3 um:<br />

2 SO 2 + O 2 2 SO 3 (13)<br />

Stöchiometrisch werden pro Kilogramm Schwefel<br />

3750 Gramm Schwefeltrioxid gebildet. Hieraus entsteht<br />

mit <strong>Wasser</strong> hoch aggressive Schwefelsäure. Bezogen auf<br />

1,0 kg Schwefel entstehen 1,18 kg Schwefelsäure:<br />

2 SO 3 + 2 H 2 O 2 H 2 SO 4 (14)<br />

Wird die Schwefelsäure nicht aus dem Rauch<strong>gas</strong> entfernt,<br />

kommt es zur Bildung von saurem Regen, der in<br />

der zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zu massiven<br />

Schäden an Oberflächengewässern, der Vegetation,<br />

Gebäuden <strong>und</strong> zur Beeinträchtigung der menschlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heit geführt hat. Mittlerweile besteht die Verpflichtung,<br />

Rauch<strong>gas</strong>e aus Kraftwerken durch eine Entschweflung<br />

zu reinigen. Bei kleineren Feuerungsanlagen<br />

<strong>und</strong> Verbrennungsmaschinen, die in der Summe<br />

ebenfalls eine erhebliche Menge an Rauch<strong>gas</strong>en freisetzen,<br />

ist die Verwendung entschwefelter Brennstoffe<br />

geeignet.<br />

Eine Entschwefelung der Rauch<strong>gas</strong>e aus Großfeuerungsanlagen<br />

erfolgt unter anderem mit Kalkhydratlösungen,<br />

wobei die Kalkhydratlösung sehr vorteilhaft<br />

aus gebranntem Kalk im Pastenlöschverfahren hergestellt<br />

werden kann. Die Kalkentschwefelung läuft folgendermaßen<br />

ab:<br />

H 2 SO 4 + Ca(OH) 2 CaSO 4 + 2 H 2 O (15)<br />

Enthärtung mit Kalkhydrat<br />

Enthält im Gegenteil das <strong>Wasser</strong> zuviel Härte, so kann<br />

mit Kalk enthärtet werden.<br />

Ca(OH) 2 + Ca(HCO 3 ) 2 2 CaCO 3 + 2 H 2 O (16)<br />

In <strong>Wasser</strong> gelöstes Calciumhydrogencarbonat<br />

Ca(HCO 3 ) 2 verursacht Kalkausfällungen <strong>und</strong> Kesselsteinbildung<br />

bei der Warmwasserbereitung. Durch die Erwärmung<br />

des <strong>Wasser</strong>s <strong>gas</strong>t Kohlendioxid CO 2 aus dem<br />

<strong>Wasser</strong> aus. Dadurch entsteht schwer lösliches Calciumcarbonat,<br />

welches auf den warmen Oberflächen auskristallisiert:<br />

Ca(HCO 3 ) 2 ΔT CaCO 3 + CO 2 + H 2 O (17)<br />

Diese Aus<strong>gas</strong>ung von CO 2 <strong>und</strong> Bildung schwerlöslicher<br />

Kalkbeläge führt unter anderem zu erhöhten Wärmeübergangswiderständen,<br />

massiven Energieverlusten<br />

in Wärmetauschern, einem erhöhten Verbrauch an<br />

Waschchemikalien/Tensiden, zum Belegen <strong>und</strong> Blockieren<br />

von Filtrationsmedien sowie zu erhöhten Reibungswiderständen<br />

in Rohrleitungen.<br />

Der erhöhte Waschmittel- <strong>und</strong> Seifenverbrauch in<br />

hartem <strong>Wasser</strong> beruht auf der Bildung schwer löslicher<br />

Calciumsalze der in Seifen enthaltenen Fettsäuren (hier<br />

als C n H (2n+1) -COO-Ca-OOC-H (2n+1) C n dargestellt):<br />

2 C n H (2n+1) – COOH + Ca 2+ C n H (2n+1) -COO-<br />

Ca-OOC-H (2n+1) C n + 2 H + (18)<br />

Die entstehenden Salze der organischen Säuren sind<br />

schwer löslich <strong>und</strong> führen damit zu einem erhöhten<br />

Waschmittelverbrauch.<br />

Diese Nachteile können durch die Entcarbonisierung<br />

(Enthärtung durch Ausfällung von Ca- <strong>und</strong> Mg-Carbonaten)<br />

des <strong>Wasser</strong>s vermieden werden. Eine Enthärtung<br />

sollte zentral im <strong>Wasser</strong>werk <strong>und</strong> nicht in Einzelanlagen<br />

vorgenommen werden, um Umweltbelastungen, Hygiene-<br />

<strong>und</strong> Korrosionsprobleme zu vermeiden.<br />

Die Enthärtung <strong>und</strong> gleichzeitige Entcarbonisierung<br />

von <strong>Wasser</strong> durch Kalkhydrat folgt dieser Gleichung:<br />

Ca (HCO 3 ) 2 + Ca (OH) 2 2 CaCO 3 +2 H 2 O (19)<br />

Die Kornverteilung <strong>und</strong> die Korngröße der Kalkhydratpartikel<br />

beeinflussen wesentlich die Reaktionsfähigkeit<br />

der Kalkmilch. Diese sollte möglichst groß sein, um<br />

die erwähnten Prozesse optimal ablaufen zu lassen.<br />

Kalkhydrat Ca(OH) 2 , dessen Kornspektrum homogen ist<br />

<strong>und</strong> aus vielen kleinen Partikeln besteht, reagiert<br />

schneller als grobe Produkte.<br />

Neben der Qualität des Ausgangsproduktes ist auch<br />

die Qualität des <strong>Wasser</strong>s, mit dem die Suspension hergestellt<br />

beziehungsweise der Kalk gelöscht wird, von<br />

Bedeutung. Hohe Carbonathärten, hohe Ionenkonzentrationen<br />

an Sulfat- <strong>und</strong> Chloridionen können sich negativ<br />

auf die Qualität der erzeugten Kalkmilch auswirken.<br />

Zusammenfassung<br />

Branntkalk CaO <strong>und</strong> Kalkhydrat Ca(OH) 2 sind die preiswertesten<br />

Neutralisationsmittel. Die Herstellung von<br />

Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser sind unter Berücksichtigung<br />

der besonderen Eigenschaften der Einsatzstoffe <strong>und</strong><br />

Produkte technisch zuverlässig möglich. Allerdings<br />

müssen bei der Planung <strong>und</strong> Ausführung wesentliche,<br />

gr<strong>und</strong>legende Punkte beachtet werden. Die erforderlichen<br />

Investitionskosten amortisieren sich aufgr<strong>und</strong> der<br />

preiswerten Chemikalie in kurzer Zeit.<br />

Literatur<br />

[1] DIN EN 12518: Produkte zur Aufbereitung von <strong>Wasser</strong> für<br />

den menschlichen Gebrauch - Weißkalk (2008).<br />

[2] Herstellung, Lagerung <strong>und</strong> Dosierung von Kalkprodukten,<br />

Februar 1994. B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Kalkindustrie<br />

e.V.<br />

September 2011<br />

864 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

[3] Technische Hinweise für die Planung <strong>und</strong> den Betrieb von<br />

Anlagen zur Bevorratung <strong>und</strong> Dosierung von Kalkprodukten.<br />

B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Kalkindustrie e.V. Mai<br />

1996.<br />

[4] Konrad, K.: Die Bereitung <strong>und</strong> Dosierung von Kalkmilch <strong>und</strong><br />

Kalkwasser aus Kalkhydrat oder Branntkalk für die Trinkwasserbehandlung,<br />

bbr - <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Rohrbau (1997) Nr. 10.<br />

[5] Siemens AG: Verfahrensschema zur Kalkmilchbereitung aus<br />

Kalkhydrat (2011).<br />

[6] DVGW-Arbeitsblatt W 629 „Anlagen zum Herstellen <strong>und</strong><br />

Dosieren von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser“ (Juli 2010).<br />

[7] Flinspach, D. <strong>und</strong> Werner, G.: Neue Methode zur kontinuierlichen<br />

Bereitung großer Mengen an hochreinem Kalkwasser.<br />

Zweckverband Landeswasserversorgung, Stuttgart.<br />

[8] Siemens AG: Verfahrensschema zur Kalkmilchdosierung aus<br />

einem Ringleitungssystem (2010).<br />

[9] Johannsen, K. (August 2010): Säure- <strong>und</strong> Basekapazität (m<strong>und</strong><br />

p-Wert), Praktikum Umweltchemie, Technische Universität<br />

Hamburg-Harburg, Seite 92.<br />

[10] Mutschmann, J. <strong>und</strong> Stimmelmayer, F.: Taschenbuch der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung. Vieweg Verlag 12. Auflage, 1999, S. 241,<br />

Abb. 4-42<br />

[11] Siemens AG (2010): Injektorkreislauf einer Chlor<strong>gas</strong>dosieranlage<br />

mit Marmorkiesfilter.<br />

[12] Schema einer Zisternenwasseraufbereitung mit Kohlesäuredosierung<br />

durch Salzlösungen.<br />

[13] B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Kalkindustrie e.V. (ohne Jahresangabe):<br />

Kalk für den Umweltschutz.<br />

Schlagworte [13]:<br />

Kalkstein (lime stone): Sedimentgestein auf der Basis von fossilen<br />

Korallen oder Muscheln mit dem Hauptbestandteil Calciumcarbonat<br />

in dicht <strong>und</strong> körnig kristalliner Form<br />

Branntkalk (quick lime): Sammelbegriff für gebrannte Kalke <strong>und</strong><br />

Dolomite<br />

Kalkhydrat (hydrated lime): fabrikmäßig zu sehr feinem Pulver trocken<br />

gelöschter Kalk<br />

Kalklöschanlage (lime slaker): Einrichtung zur Umsetzung von<br />

Branntkalk zu Kalkhydrat<br />

Pastenlöschverfahren (paste typed lime slaking process): Umsetzung<br />

von Branntkalk mit <strong>Wasser</strong> zu Kalkhydratsuspension (Feststoffgehalt<br />

bis 20 %) in einer speziellen Kalklöschanlage<br />

Kalkhydratsuspension (suspended lime?): ein heterogenes Stoffgemisch<br />

aus Kalkwasser <strong>und</strong> darin fein verteilten Kalkhydratpartikeln<br />

Kalkwasser (lime water): gesättigte, klare, wässrige Lösung von<br />

Kalkhydrat<br />

Marmorkies (granulated marble): kristallines Sedimentationsgestein<br />

mit den Hauptbestandteilen Calcium- <strong>und</strong> Magnesiumcarbonat<br />

in einer definierten Kornverteilung (ca. 2 – 3 mm Durchmesser)<br />

Aufhärtung (Hardening): Anreicherung von <strong>Wasser</strong> mit Härtebildnern<br />

Calcium <strong>und</strong> Magnesium<br />

Enthärtung (Softening): Entfernung der Härtebildner Calcium <strong>und</strong><br />

Magnesium aus <strong>Wasser</strong><br />

Entcarbonisierung (decarbonization): Reduzierung der Karbonathärte<br />

durch Ausfälllung von Calcit<br />

Rauch<strong>gas</strong>wäsche: Entfernung saurer, korrosiv wirkender Gase aus<br />

Rauch<strong>gas</strong>en mit Kalkwasser<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 21.07.2011<br />

Korrektur: 03.08.2011<br />

Dipl.-Ing. (TH) Chemieingenieurwesen Georg Csontos<br />

E-Mail: georg.csontos@siemens.com |<br />

Siemens AG |<br />

Dipl.-Ing. (FH) Maschinenbau Karl Konrad<br />

E-Mail: karl.r.konrad@siemens.com |<br />

Siemens AG |<br />

Auf der Weide 10 |<br />

D-89312 Günzburg<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 865


PRAXIS<br />

Gut gewickelt unter dem Leuzetunnel<br />

Stadtentwässerung Stuttgart saniert in extremer Örtlichkeit<br />

Zwei hoch belastete B<strong>und</strong>esstraßen, die sich einen Tunnel teilen, fast darüber ein viel besuchtes Freizeitbad<br />

<strong>und</strong> unter dem <strong>Ganz</strong>en einer der Hauptstränge des Stuttgarter <strong>Abwasser</strong>-Kanalisationsnetzes: Diese extreme<br />

Ballung von Infrastruktur war die Ausgangslage für ein spektakuläres Kanalsanierungsprojekt in Stuttgart, das<br />

vom Ingenieurbüro ISAS GmbH vorbereitet, geplant <strong>und</strong> überwacht wurde. Beim Sanierungsprojekt „Stuttgart<br />

Schwanenplatz“ wurden drei begehbare Großprofile mit einer selbstfahrenden Wickelmaschine für Sonderprofile<br />

über eine Länge von insgesamt 260 Metern grabenlos mit dem SPR TM -Wickelrohrverfahren renoviert.<br />

Einer der Bauabschnitte, ein Haubenprofil H/B 1900/2320 mm, ist die bislang größte Nennweite, die in<br />

Deutschland mit diesem Verfahren saniert wurde.<br />

Mehrstöckige Infrastruktur –<br />

<strong>und</strong> zuunterst das <strong>Abwasser</strong><br />

Die Planer des Ingenieurbüros sind<br />

seit Jahren auf die Inspektion <strong>und</strong><br />

Sanierung von Großprofil-Bauwerken<br />

der <strong>Abwasser</strong>entsorgung spezialisiert.<br />

Insoweit ist man bei ISAS<br />

mit komplexen Problemstellungen<br />

eigentlich nur noch schwer zu<br />

beeindrucken. Die Anforderungen<br />

jedoch, die das Projekt „Stuttgart<br />

Schwanenplatz“ stellte, werden in<br />

die inzwischen fast 25-jährige<br />

Unternehmensgeschichte als Highlight<br />

eingehen. Ort des Geschehens<br />

war das Neckarufer in Höhe der<br />

König-Karls-Brücke. Hier konzentriert<br />

sich Infrastruktur in einer fast<br />

beispiellosen Dichte. Die Brücke<br />

überquert den Neckar <strong>und</strong> verbindet<br />

6-spurig Stuttgart mit dem Ortsteil<br />

Bad Cannstatt. Unter der Brücke<br />

verlaufen im sogenannten Leuzetunnel<br />

auf vier Fahrspuren die hochbelasteten<br />

B<strong>und</strong>esstraßen B 10 <strong>und</strong><br />

B 14. Nach dem Tunnel teilen sich<br />

die beiden Hauptverkehrsstraßen,<br />

die B 14 kreuzt die Gegenrichtung<br />

der B 10 <strong>und</strong> führt weiter in Richtung<br />

Innenstadt. Ein weiteres Tunnelbauwerk,<br />

der Bergertunnel, führt<br />

den Rechtsabbiegerverkehr der B 14<br />

aus Richtung Innenstadt kommend<br />

tangential auf die B 10, wo er sich<br />

wiederum unterirdisch einfädelt. Im<br />

Uferstreifen zwischen B 10 <strong>und</strong><br />

König-Karls-Brücke liegt zudem das<br />

Leuzebad, ein viel besuchtes Mineral-<br />

<strong>und</strong> Freizeitbad in Stuttgart.<br />

Und tief unter Verkehrsbauwerken<br />

<strong>und</strong> Mineralbad liegt schließlich der<br />

Problemfall, mit dem sich die Planer<br />

Hauptzugang zum Sanierungsbereich: ein Schachtbauwerk im<br />

Eingangsbereich des Leuzebades, hier mit den Haspeln, die jeweils<br />

1000 Meter des Wickel-Profilstreifens aufnehmen.<br />

auseinanderzusetzen hatten: Der<br />

Hauptsammler links des Neckars<br />

besteht aus zwei parallel verlaufenden<br />

Kanälen <strong>und</strong> ist mit Abflussspitzen<br />

von bis zu 4,4 m³/s ein wichtiger<br />

<strong>Abwasser</strong>strang der Stuttgarter<br />

Kanalisation. Seine ältesten gemauerten<br />

Bauabschnitte stammen<br />

schon aus dem Jahre 1898, die<br />

jüngsten wurden Anfang der 1960-<br />

er Jahre gebaut. Darunter liegt auch<br />

das größte Profil des Sanierungsvorhabens,<br />

ein Haubenprofil H/B<br />

2320/1900 mm.<br />

Von A bis Z<br />

eine Herausforderung<br />

Bei der nach der Baden-Württembergischen<br />

Eigenkontrollverordnung<br />

vorgeschriebenen Routineuntersuchung<br />

war dieser Bereich aufgr<strong>und</strong><br />

diverser Schadensbilder zum<br />

prioritären Sanierungsfall geworden.<br />

Die umfassenden Bestandsaufnahmen<br />

waren von Inspekteuren<br />

der ISAS GmbH durchgeführt worden.<br />

Dieses in Füssen ansässige <strong>und</strong><br />

mit einer Niederlassung in der Nähe<br />

von Stuttgart vertretene Ingenieurbüro<br />

hat die manuelle Begehung als<br />

Verfahren zur Inspektion begehbarer<br />

Sammler insofern perfektioniert,<br />

dass Workflow <strong>und</strong> Untersuchungsqualität<br />

bei der Begehung der<br />

Bauwerke nun einer Befahrung<br />

klein dimensionierter Kanäle per<br />

TV-Kamera entsprechen.<br />

Hauptproblem der Bauwerke im<br />

Sanierungsbereich war neben dem<br />

teils sehr hohen Alter – zwei gemauerte<br />

Bauabschnitte sind bereits<br />

September 2011<br />

866 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

100 Jahre <strong>und</strong> älter – vor allem die<br />

Zusammensetzung des hier eingeleiteten<br />

Mineralwassers. Durch die<br />

Lage innerhalb der Aufstiegszone<br />

der Mineralquellen ist dessen Kohlensäuregehalt<br />

erhöht. Für mineralische<br />

Bauwerke, insbesondere<br />

deren zementgeb<strong>und</strong>ene Komponenten,<br />

ist dies extrem schädlich.<br />

Das machte insbesondere dem<br />

größten Profil des Sammlers zu<br />

schaffen. Das Haubenprofil mit den<br />

Abmessungen 2320/1900 mm<br />

wurde 1961 in Ortbetonbauweise<br />

gebaut <strong>und</strong> hat unter dem ein halbes<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert andauernden Säureangriff<br />

schwer gelitten. Immerhin<br />

wurden den Kanälen im Sanierungsbereich<br />

durch ein Gutachten<br />

des TÜV Rheinland – LGA Nürnberg<br />

eine ausreichende Standsicherheit<br />

des Altrohr-Boden-Systems zugeschrieben.<br />

Voraussetzung hierfür<br />

war aber, dass eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Ertüchtigung der Bauwerksinnenwand<br />

in puncto Druckaufnahme<br />

erfolge. Damit war auch hier die<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für eine grabenlose<br />

Sanierung des vorhandenen<br />

Bauwerksbestands gegeben.<br />

Exotische Profile,<br />

12 Meter tief<br />

Erschwerend kam bei diesem<br />

Projekt hinzu, dass alle drei zu sanierenden<br />

Bauabschnitte unterschiedliche<br />

Profile aufweisen. Neben dem<br />

Haubenprofil galt es, ein gedrücktes<br />

Kreisprofil 1650/1850 mm <strong>und</strong> ein<br />

gemauertes Kreisprofil DN 1200 mm<br />

zu sanieren, in Letzterem waren<br />

zudem deutliche Bögen als Einschränkung<br />

zu berücksichtigen. Die<br />

exakten Innenmaße <strong>und</strong> Geometrien<br />

wurden im Vorfeld der Sanierungsplanung<br />

per 3D-Laserscan<br />

ermittelt. Die wohl restriktivste Vorgabe<br />

überhaupt war die äußerst<br />

problematische Zugänglichkeit<br />

sämtlicher Bauabschnitte, deren<br />

Scheitel bis zu 10 Meter unter<br />

Ge ländeoberkante liegen. Die Sa -<br />

nierungsarbeiten zweier Bereiche<br />

sind maßgeblich nur über ein<br />

12 Meter tiefes Zugangsbauwerk<br />

erreichbar, das unmittelbar neben<br />

Der eigens für dieses Profil<br />

gebaute Wickelrahmen formt<br />

aus dem stahlverstärkten Profilstreifen<br />

ein Haubenprofil mit den<br />

Maßen H/B 1982/1693 mm.<br />

dem Eingangsbereich des Leuzebades<br />

liegt.<br />

SPR TM -Wickelrohr in diesem<br />

Falle alternativlos<br />

Bei Sanierungsprojekten dieser Größenordnung<br />

bestimmt eine Vielzahl<br />

von Randbedingungen das Sanierungsverfahren.<br />

Nach eingehender<br />

Planung unter Berücksichtigung<br />

aller Parameter einschließlich einer<br />

erweiterten Zustandserfassung wurde<br />

nach einem Renovierungsverfahren<br />

gesucht, das diese erfüllt:<br />

Es musste über die vorhandenen<br />

Schachtbauwerke <strong>und</strong><br />

ohne weitere Tiefbaumaßnahmen<br />

gearbeitet werden.<br />

Es musste eine der Geometrie<br />

<strong>und</strong> der Größenordnung der<br />

drei unterschiedlichen Bauabschnitte<br />

anpassbare Sanierungslösung<br />

eingesetzt werden.<br />

Die Materiallogistik unter Tage<br />

musste über Strecken von bis<br />

zu 100 Metern reibungslos<br />

funktionieren.<br />

Es war eine Sanierungslösung<br />

gefragt, die auch ein Fluten<br />

des Sanierungsabschnittes im<br />

Hochwasserfall zulässt.<br />

Während der Profilstreifen von<br />

hinten nachgeführt wird, wandert<br />

der Wickelrahmen im Bauwerk<br />

dem anwachsenden Wickel-Liner<br />

voran.<br />

Die eingesetzte Sanierungstechnik<br />

musste Vorgaben<br />

dauerhaft erfüllen <strong>und</strong> das auch<br />

unter der Randbedingung des<br />

eingeleiteten Mineralwassers.<br />

Schließlich war eine schnell<br />

realisierbare Sanierungslösung<br />

gefragt.<br />

All diese Vorgaben zugleich<br />

konnte nach Einschätzung der<br />

Planer derzeit nur die SPR TM –Wickelrohrtechnik<br />

bedienen. Beim Wickelrohr-Lining<br />

wird aus einem Kunststoff-Profilstreifen<br />

mit Nut-Feder-<br />

Verbindung im vorhandenen Kanal<br />

ein Rohr mit Untermaß gegenüber<br />

dem Altkanal gewickelt. Die Wickelrohrtechnologie<br />

kann über einen<br />

minimalen Zugang eingesetzt werden.<br />

Ein Standard-Kontrollschacht<br />

ist ausreichend, um Verfahrenstechnik<br />

<strong>und</strong> Material zuzuführen. Vorteil<br />

des in Japan vom SEKISUI Konzern<br />

entwickelte SPR TM -Verfahrens: Mit<br />

einem stahlverstärkten Kunststoff-<br />

Endlosprofil <strong>und</strong> patentierten<br />

Wickelrahmen, die sich auf Größe<br />

<strong>und</strong> Geometrie des jeweiligen<br />

Kanals hin anfertigen lassen, können<br />

nicht nur Kreisprofile, sondern<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 867


PRAXIS<br />

Fachk<strong>und</strong>iger<br />

Besuch im<br />

Untergr<strong>und</strong>:<br />

Mitte Juni<br />

informierten<br />

sich Experten<br />

aus ganz<br />

Deutschland<br />

über die<br />

Möglichkeiten,<br />

die das Wickelrohrverfahren<br />

mit selbstständiger<br />

Wickelmaschine<br />

für<br />

Sonderprofile<br />

bietet.<br />

auch beliebige Sonderprofile gewickelt<br />

werden; wie z. B. Ei-, Kastenoder<br />

eben auch Haubenprofile. Im<br />

Letztgenannten baute die beauftragte<br />

KMG Pipe Technologies<br />

GmbH ein Wickelrohr passender<br />

Geometrie mit den Maßen H/B<br />

1982/1693 mm ein.<br />

Ein weiterer Vorteil von SPR TM ist,<br />

dass der Wickelrahmen dem Liner<br />

voraus durch den Kanal fährt,<br />

anstatt das Wickelrohr vom Schacht<br />

her in den Kanal hinein zu drehen.<br />

Der Liner folgt dem voraus wandernden<br />

Rahmen, wodurch Reibungskräfte<br />

beim Einbau keine<br />

Rolle spielen <strong>und</strong> praktisch unbegrenzte<br />

Längen gefahren werden<br />

können: In Stuttgart konnten so<br />

Andienstrecken unter Tage bis zu<br />

100 Meter realisiert werden.<br />

Großprofilsanierung<br />

ohne <strong>Wasser</strong>haltung<br />

Heikel ist bei der Sanierung derart<br />

zentraler Sammler natürlich vor<br />

allem die <strong>Abwasser</strong>haltung während<br />

der Bauarbeiten. Nicht selten<br />

bei Projekten dieser Größenordnung<br />

ist die <strong>Abwasser</strong>haltung letztlich<br />

teurer als die eigentliche Sanierungsmaßnahme.<br />

Abgesehen von<br />

purer technischer Undurchführbarkeit<br />

einer oberirdischen Bypass-<br />

Lösung am Schwanenplatz hätten<br />

die Kosten wohl auch hier den Rahmen<br />

gesprengt. Durch Überleitung<br />

des Trockenwetterabflusses in den<br />

Parallelkanal konnte jederzeit gesichert<br />

<strong>und</strong> abwasserfrei gearbeitet<br />

werden. Im Hochwasserfall bietet<br />

die im Rohr verspannte Wickelmaschine<br />

aber einen durchgängigen<br />

Restquerschnitt – so kann die<br />

Aufrechterhaltung der Vorflut ohne<br />

Ausbau der Maschine sichergestellt<br />

werden. Gleichwohl war natürlich<br />

ein reibungslos funktionierendes<br />

Hochwasser-Frühwarnsystem ein<br />

entscheidender Bestandteil des<br />

sehr umfangreichen Sicherheitskonzeptes,<br />

sodass die Mitarbeiter<br />

den Sanierungsbereich bei Starkregen<br />

rechtzeitig <strong>und</strong> sicher verlassen<br />

konnten.<br />

Liner als Schalung<br />

Beim SPR TM -Verfahren wird der<br />

Liner stets mit einem definierten<br />

Untermaß gegenüber dem Bauwerk<br />

eingebaut. Der entstandene Ringraum<br />

wird im weiteren Verlauf<br />

abschnittsweise mit einem Spezialmörtel<br />

verfüllt, dessen Fließfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Härtungsverhalten speziell<br />

auf diesen Anwendungsfall optimiert<br />

wurden. Während der SPR TM -<br />

Liner also quasi „nur“ eine Schalung<br />

darstellt, entsteht die eigentliche<br />

Sanierungswirkung durch die in situ<br />

neu hergestellte „Betonwandung“.<br />

Im großen Haubenprofil am Schwanenplatz<br />

beträgt deren Stärke mindestens<br />

7,5 cm im statisch relevanten<br />

Kämpferbereich. Ein System<br />

von Abstandselementen stellt vor<br />

der Verfüllung sicher, dass der Liner,<br />

nachdem ihn die Wickelmaschine in<br />

die richtige Geometrie gebracht<br />

hat, auch die berechneten Abstände<br />

zur Wand des Altrohrs hat.<br />

„Nebenbei“: Dauerhafter<br />

Korrosionsschutz<br />

des Betonbauwerks<br />

Langfristig bietet die Sanierung<br />

auch einen wichtigen betrieblichen<br />

Pluspunkt: Da das stahlverstärkte<br />

Kunststoffwickelrohr keine temporäre<br />

Einbauhilfe ist, sondern fester<br />

konstruktiver Bestandteil der Sanierungslösung<br />

bleibt, schützt es das<br />

Altrohr <strong>und</strong> den eingebrachten<br />

Ringraummörtel dauerhaft vor<br />

mechanischem Verschleiß <strong>und</strong> vor<br />

chemischen Angriffen aus der<br />

<strong>Abwasser</strong>zusammensetzung. Die<br />

Ringraumverfüllung wird abwasserseitig<br />

unangreifbar, die kohlensäurehaltigen<br />

Wässer können die Rohrsubstanz<br />

nun nicht weiter schädigen.<br />

Eine Konstellation, die für<br />

eine sehr lange weitere Lebensdauer<br />

dieser „Hauptschlagader“ des<br />

Stuttgarter <strong>Abwasser</strong>netzes spricht.<br />

Zudem wurde mit dem SPR TM -<br />

System eine vergleichsweise schnell<br />

realisierbare Sanierungstechnik für<br />

diesen schwierigen Fall gef<strong>und</strong>en.<br />

Nachdem das Sanierungskonzept<br />

im Januar 2011 beschlossen worden<br />

war, stand nur 8 Monate später,<br />

Ende August 2011, der erfolgreiche<br />

Abschluss eines höchst anspruchsvollen<br />

Kanalsanierungsprojektes<br />

auf dem Bauplan.<br />

Kontakt:<br />

ISAS GmbH,<br />

Ingenieure für Sanierung<br />

von <strong>Abwasser</strong>-Systemen,<br />

Rupprechtstraße 3 ½, D-87629 Füssen,<br />

Tel. (08362) 9166 11, Fax (08362) 9166 22,<br />

E-Mail:<br />

sebastian.brunner@kanalsanierung.com<br />

KMG Pipe Technologies GmbH,<br />

Dipl.-Ing. Sener Polat ,<br />

Haiterbacher Straße 23, D-2202 Nagold,<br />

Tel. (07452) 191 681, Fax (07452) 6003 911,<br />

E-Mail: sener.polat@kmg.de<br />

September 2011<br />

868 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

Prüfung von Rohrleitungen während des Betriebes<br />

– exakt <strong>und</strong> wirtschaftlich mit GLD!<br />

Mehr als 120 Liter <strong>Wasser</strong> verbraucht<br />

der Deutsche durchschnittlich<br />

am Tag – <strong>und</strong> das meist,<br />

ohne bewusst über die wertvolle<br />

Ressource nachzudenken!<br />

Für den Verbraucher kommt das<br />

<strong>Wasser</strong> aus der Leitung.<br />

Was aber für ein Aufwand betrieben<br />

wird, um dieses <strong>Wasser</strong> aus<br />

dem Hahn fließen zu lassen, ist den<br />

Wenigsten bewusst. Zig Tausende<br />

von Kilometern an Kanälen <strong>und</strong><br />

Pipelines müssen deutschlandweit<br />

permanent kontrolliert <strong>und</strong> gewartet<br />

werden, damit die bedenkenlose<br />

Versorgung mit Frischwasser überall<br />

gewährleistet ist. Und dann wird<br />

schließlich das verbrauchte <strong>Wasser</strong><br />

mit hohem Einsatz <strong>und</strong> aufwändigen<br />

Verfahren dem <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />

wieder zugeführt.<br />

Eben dieser Aufwand für die<br />

<strong>Wasser</strong>versorger – besonders dann<br />

wenn es Komplikationen geben<br />

sollte – ist kostenintensiv <strong>und</strong> sehr<br />

sensibel. Die Leitungen können verstopfen<br />

oder gar <strong>und</strong>icht werden.<br />

So gehen selbst bei scheinbar kleineren<br />

Leckagen leicht tausende<br />

Kubikmeter <strong>Wasser</strong> verloren. Die<br />

großen Probleme beginnen spätestens<br />

dann, wenn die Rohre aufwendig<br />

freigelegt <strong>und</strong> repariert<br />

werden müssen – denn im<br />

schlimmsten Fall können die Lecks<br />

schließlich langsam aber sicher<br />

ganze Straßen <strong>und</strong> Häuser unterspülen.<br />

Diese Unterspülungen wiederum<br />

können durch Absacken der<br />

betroffenen Bereiche allerschlimmste<br />

Folgen mit sich ziehen (Bild 1<br />

<strong>und</strong> 2).<br />

Selbst wenn Rohre „nur“ verstopfen,<br />

sind Bilder von regelrecht überfluteten<br />

Straßenzügen präsent, die<br />

dann einhergehend zahlreiche<br />

Gebäuden im wahrsten Sinne unter<br />

<strong>Wasser</strong> setzen können.<br />

Diese Szenarien sind beim Frischwasser<br />

schon schlimm – beim Ab -<br />

wasser noch deutlich verheerender.<br />

Bild 1. Rohrleitungsbruch in Bremen. © picture alliance/dpa<br />

Glücklicherweise gibt es unterschiedlichste<br />

Möglichkeiten, den<br />

Zu stand von Rohrleitungen zu überprüfen,<br />

um ggf. rechtzeitig zu reagieren.<br />

Unter all diesen Möglichkeiten<br />

ist zum Beispiel die Kamera-<br />

Molchung eine in der Kana lisations-<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>rohrprüfung sehr<br />

gebräuchliche.<br />

Sie hat jedoch den Nachteil, dass<br />

sie nicht während des Pumpbetriebes<br />

möglich <strong>und</strong> außerdem relativ<br />

aufwendig in der Auswertung ist. So<br />

muss das Bedienpersonal die<br />

gesamte Molchfahrt über am Monitor<br />

sitzen <strong>und</strong> in Echtzeit die Bilder<br />

betrachten, die das rollende Auge<br />

gerade aufzeichnet bzw. aufgezeichnet<br />

hat.<br />

Was aber wäre nun, wenn die<br />

Inspektion während des Betriebes<br />

durchgeführt werden muss? Die<br />

anschließende Auswertung weitestgehend<br />

automatisch, in wesentlich<br />

kürzerer Zeit, aber genauso zuverlässig<br />

erfolgen soll? Die zu inspizierende<br />

Strecke zu lang für ein kabelgeb<strong>und</strong>enes<br />

System ist, oder das<br />

Umfeld in der Pipeline aufgr<strong>und</strong> der<br />

Beschaffenheit der verpumpten<br />

Medien, wie z. B. trübe Abwässer,<br />

eine optische Inspektion während<br />

des Be triebes nicht zulässt?<br />

Genau hier tritt ein norddeutsches<br />

Unternehmen in Erscheinung,<br />

das sich der Rohrleitungsprüfung<br />

mit Ultraschallmolchen widmet –<br />

<strong>und</strong> bereits über große Erfahrung<br />

mit der Inspektion von Produktenleitungen<br />

verfügt.<br />

Bild 2. Leckage einer Rohrleitung.<br />

© Russ Widstrand/Workbook Stock/Getty images<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 869


PRAXIS<br />

Zulassungen<br />

Der GLD 202 hat eine Zulassung für Zone 0<br />

EX II 1 G Ex d+e ib[ia] ia IIB T3<br />

TÜV 07 ATEX 553393 X<br />

EX II 1G c IIB, TÜV 08 ATEX 554661 X<br />

Des Weiteren ist der Detektor GLD202 durch die<br />

TÜV Nord Systems GmbH & Co. KG verfahrens<strong>und</strong><br />

eignungsgeprüft. Er erfüllt die unter Abschnitt<br />

11.5 der TRFL genannten Anforderungen hinsichtlich<br />

der Leckerkennung <strong>und</strong> -ortung.<br />

Technische Daten:<br />

Messwerterfassung <strong>und</strong> -verarbeitung:<br />

Leckrate (TÜV zertifiziert) ab 6,8 L/h<br />

Druck<br />

Temperatur<br />

Schall<br />

Zeit<br />

Weg<br />

Akkuspannung<br />

Schallsignal- <strong>und</strong> Frequenzanalyse<br />

Analoge Bandbreitenbegrenzung 100–50 000 Hz<br />

Digitale Samplerate der Messung 128 000 Sps<br />

Datenkompression auf 1024 Bytes/second<br />

Mehrkanal-Spektral-Analyse mit FFT in<br />

128 Kanälen<br />

Transienten Erkennung mit Klassifikation<br />

(Fensterbreite 4ms)<br />

Marker-Erkennung aus verrauschten Signalen<br />

Detektion von virtuellen Markern<br />

Technische Hinweise<br />

Pipeline Durchmesser: ab 200 mm<br />

Krümmungsradius mind. 3D<br />

Stromversorgung: Nickel Metall Hydrid 30Ah<br />

Alternative Stromversorgung:<br />

Nickel Cadmium 15Ah<br />

Betriebszeit: > 200 Std. (NiMH)<br />

Betriebszeit: > 100 Std. (NiCd)<br />

Zulässige Umgebungstemp.: max. 40 °C (NiMH)<br />

Zulässige Umgebungstemp.: max. 60 °C (NiCd)<br />

Betriebsdruck: max. 100 bar<br />

Spezielle Eigenschaften auf Anfrage<br />

Geprüft wird mit einem akustischen,<br />

akkubetriebenen Inspektionsmolch,<br />

der mit Multi-Spektral-<br />

Analyse arbeitet. Im Wesentlichen<br />

zeichnet er die Geräusche von Verwirbelungen<br />

der Flüssigkeit an<br />

<strong>und</strong>ichten Stellen oder Ablagerungen<br />

im Rohr auf. Anhand der<br />

akustischen Signaturen lässt sich<br />

auf den Zustand <strong>und</strong> die Leckdichtigkeit<br />

der entsprechenden Pipeline<br />

schließen.<br />

Das System, mit dem die Gottsberg<br />

Leak Detection GmbH arbeitet,<br />

ist gleichermaßen <strong>einfach</strong> in der<br />

Anwendung wie viel versprechend<br />

im Ergebnis!<br />

Mit 128 Kanälen werden sämtliche<br />

Geräusche in <strong>und</strong> um die Leitung<br />

aufgezeichnet, in verschiedene<br />

Frequenzbereiche aufgeteilt<br />

<strong>und</strong> letztendlich auf verschiedene<br />

Arten grafisch <strong>und</strong> numerisch dargestellt.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Ultraschall-Molchen besteht<br />

der Vorteil, dass nicht mehr nur in<br />

den Frequenzbereichen „gehört“<br />

wird, denen üblicherweise Leckagen<br />

<strong>und</strong> Ablagerungen zugeordnet<br />

werden können, sondern auch alle<br />

anderen Geräusche, die bis ins Rohr<br />

durchdringen, aufgezeichnet werden.<br />

Genau diese Geräusche sind<br />

dann letztlich bei der Auswertung<br />

sehr hilfreich, da sie wie „Meilensteine“<br />

zur Lokalisierung von Schadstellen<br />

dienen können.<br />

Der Molch arbeitet hierbei so<br />

exakt, dass z. B. bei der Unterquerung<br />

einer Fabrik im Nachhinein aus<br />

der Analysesoftware herausgelesen<br />

werden kann, ob dort nun mit großen<br />

oder kleinen Maschinen gearbeitet<br />

wird. Nicht deshalb, weil<br />

große Geräte oft lauter sind als kleine,<br />

sondern weil diese von den Ge -<br />

räuschen her in verschiedenen Frequenzbereichen<br />

anzusiedeln sind.<br />

Bei alldem ist die Verwendung<br />

des Lecksuchmolches äußerst <strong>einfach</strong>.<br />

Sie setzen das System in Ihre<br />

Rohrleitung ein, der Lauf wird<br />

durchgeführt <strong>und</strong> an jeder Molchschleuse<br />

oder jedem anderen<br />

Zugang, der groß genug ist, kann<br />

der Molch wieder aus Ihrem Rohrleitungssystem<br />

entnommen werden.<br />

Nach dem Auslesen der Daten<br />

erhalten Sie sofortige Ergebnisse<br />

über den Zustand Ihrer Rohrleitung!<br />

Falls ein Leck vorhanden ist, können<br />

Sie seine Positionen bis auf wenige<br />

Meter genau bestimmen <strong>und</strong><br />

umgehend Gegenmaßnahmen einleiten.<br />

Herzstück des Systems ist der<br />

Detektor GLD202, der in Kombination<br />

mit dem Fahrwerk GLD30x<br />

(Bild 3) in allen Pipelines mit Rohrdurchmessern<br />

ab NW200 genutzt<br />

werden kann. Dies bedeutet für den<br />

Betreiber ein Minimum an Anschaffungskosten,<br />

da er lediglich die<br />

Fahrgestelle wechseln muss, um<br />

Angaben für Anfragen <strong>und</strong> Bestellungen<br />

Durchmesser <strong>und</strong> Länge der Pipeline<br />

Maximaler <strong>und</strong> minimaler Betriebsdruck<br />

Maximale Betriebstemperatur<br />

Kleinster Krümmungsradius<br />

Ungefähres Lageprofil (Steigung/Gefälle<br />

Viskosität der geförderten Flüssigkeit<br />

Durchschnittliche Strömungsgeschwindigkeiten<br />

Bild 3. Fahrgestelle für 24“ <strong>und</strong> 36“ Rohrleitungen.<br />

September 2011<br />

870 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

den GLD202 für verschiedene<br />

Rohrdurchmesser einsatzbereit zu<br />

machen.<br />

Mit dem GLD 202 wird die Inspektion<br />

von Pipelines zum „Kinderspiel“.<br />

die Auswertung der Messdaten ist<br />

weitgehend automatisiert, so dass<br />

Betreiber <strong>und</strong> Inspektions anbieter<br />

schon nach wenigen Minuten der<br />

Analyse den Zustand der Leitung<br />

zuverlässig kennen. Solche Molchungen<br />

lassen sich erstmals auch von<br />

Nicht-Inspektions-Fachleuten durchführen.<br />

Dies liegt auch daran, dass die<br />

Bedienung der unter Microsoft-Windows<br />

laufenden Analyse-Software<br />

GLD 700 sehr intuitiv ist.<br />

Sie wandelt die akustischen<br />

Informationen in Grafiken um. Ziel<br />

der Entwicklung war die sichere<br />

Ortung von Lecks, die mit herkömmlicher<br />

Technik oft daran scheiterte,<br />

dass Störgeräusche nicht<br />

zuverlässig erkannt wurden. Nutzt<br />

man zusätzlich die Möglichkeit der<br />

Zusammenarbeit der GLD700 Software<br />

mit geodätischen Programmen<br />

anderer Hersteller, wie z. B.<br />

google maps®, so kann man ein<br />

äußerst präzises Lagebild der<br />

Geräuschquellen <strong>und</strong> damit zusätzliche<br />

Informationen über die Pipeline<br />

erhalten. Komplettiert werden<br />

diese Optionen durch Odometerräder<br />

(Bild 4) an den Fahrgestellen,<br />

die wohl die genauesten Werte zur<br />

Orts- <strong>und</strong> Geschwindigkeits-Bestimmung<br />

liefern.<br />

Neben der Auswertung der<br />

Messfahrt ist die Analysesoftware<br />

GLD 700 (Bild 5) für die Kommunikation<br />

des Detektor GLD 202 mit<br />

dem Computer zuständig.<br />

Vor jedem Lauf werden verschiedene<br />

Startparameter wie z. B. Dauer<br />

des Laufes, Druckbedingungen in<br />

der Leitung oder Raddurchmesser<br />

der Odometer an den Molch übertragen<br />

<strong>und</strong> ein Selbsttest kann<br />

durchgeführt werden. Ist der Lauf<br />

beendet, wird der Datensatz ausgelesen<br />

<strong>und</strong> kann sofort ausgewertet<br />

werden. Dabei werden alle Messwerte<br />

sowohl grafisch als auch<br />

numerisch dargestellt. Such-Algorithmen<br />

für z. B. Entfernung <strong>und</strong><br />

Leck-Intensität sowie selbst definierbare<br />

Einstellungen unterstützen<br />

den Anwender bei der Suche nach<br />

interessanten Bereichen. Auch können<br />

zwei Datensätze miteinander<br />

verglichen werden, indem sie horizontal<br />

übereinander dargestellt<br />

werden <strong>und</strong> so eine Gegenüberstellung<br />

auffälliger Stellen im Lauf<br />

ermöglichen.<br />

Kontakt:<br />

Gottsberg Leak Detection GmbH & Co. KG,<br />

Rene Landstorfer,<br />

D-Am Knick 20,<br />

D-22113 Oststeinbek,<br />

Tel. (040) 71 48 66 66,<br />

Fax (040) 71 48 66 77,<br />

E-Mail: landstorfer@leak-detection.de,<br />

www.leak-detection.de<br />

Bild 4.<br />

GLD 202 mit<br />

Fahrgestell<br />

GLD 303-200<br />

<strong>und</strong> Odometer.<br />

Bild 5.<br />

Analysesoftware<br />

GLD700 mit<br />

Google maps ®<br />

Verlinkung.<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 871


PRAXIS<br />

Karl Weiss verlegt in Berlin dickwandige Brandenburger<br />

Schlauchliner ohne Peroxidhärtung<br />

Bei der grabenlosen Sanierung eines r<strong>und</strong> 1230 Meter langen Schmutzwasserkanals mit 600/900 Eiprofil in<br />

Berlin Wilmersdorf setzte die Karl Weiss Technologies GmbH einen Brandenburger GFK-Schlauchliner mit<br />

einer Wandstärke von 11,9 mm ein. Aufgr<strong>und</strong> der besonderen Produkteigenschaften konnte trotz der großen<br />

Wandstärke auf den Einsatz von Peroxiden im Harz für die Aushärtung verzichtet werden. Dies ermöglichte<br />

eine hohe Flexibilität auf der Baustelle.<br />

Die Baustelle<br />

in der<br />

Düsseldorfer<br />

Straße.<br />

jeden Tag vorkommt“, sagt Bernd<br />

Wiese, Bereichsleiter Kanalsanierung<br />

bei Karl Weiss <strong>und</strong> Bauleiter<br />

bei dem Berliner Sanierungsprojekt.<br />

Mario Montag, der Vorarbeiter bei<br />

dem Projekt, ergänzt: „Der Einbau<br />

eines Ei-Profils ist schon deshalb<br />

schwieriger, weil meist die Kanäle<br />

steiler sind. Die Anforderungen an<br />

die Baukolonne sind hier deutlich<br />

höher, als bei einem Kreisprofil.“<br />

Im ersten Halbjahr 2011 wurde im<br />

Zentrum Berlins, unweit des Kurfürstendamms,<br />

ein Schmutzwasserkanal<br />

saniert. Notwendig wurde die<br />

Renovierung des Ei-Kanals mit einer<br />

Länge von 1230 Metern in der<br />

Düsseldorfer Straße von der Brandenburgischen<br />

Straße bis zum<br />

Hohenzollerndamm infolge von<br />

Undichtigkeiten, Inkrustationen<br />

<strong>und</strong> Wurzeleinwüchsen. Um die<br />

Belastungen für Anwohner <strong>und</strong> Verkehr<br />

in der innerstädtischen Lage so<br />

gering wie möglich zu halten, hatten<br />

die Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe eine<br />

Sanierung mit Schlauchlinern ausgeschrieben.<br />

Für die Karl Weiss<br />

Technologies GmbH, die den<br />

Zuschlag erhielt, eine Herausforderung<br />

in vielerlei Hinsicht. „Zum<br />

einen ist die Dimension DN 600/900<br />

Ei-Kanal etwas Besonderes, zum<br />

anderen ist auch die Länge von<br />

über 1,2 km eine Größe, die nicht<br />

<strong>Wasser</strong>haltung in fünf<br />

Metern Höhe installiert<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

stellte die <strong>Wasser</strong>haltung bei<br />

diesem Projekt dar. Um auch Beeinträchtigungen<br />

für Fußgänger während<br />

der Sanierungsarbeiten zu<br />

minimieren, musste die <strong>Wasser</strong>haltung,<br />

die die Vorflut gewährleistete,<br />

nicht, wie von den <strong>Wasser</strong>betrieben<br />

ursprünglich geplant, auf dem Gehweg,<br />

sondern in fünf Metern Höhe<br />

errichtet werden. Die mit einem<br />

Pumpwerk ausgestattete provisorische<br />

Leitung hatte eine Länge von<br />

500 Metern. Nach Abschluss des<br />

ersten Bauabschnitts wurde die<br />

komplette Anlage ab- <strong>und</strong> am zwei-<br />

Der geb<strong>und</strong>ene Linerkopf kurz vor dem Einzug.<br />

Der Liner wird über ein Förderband eingezogen.<br />

September 2011<br />

872 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

ten Sanierungsabschnitt wieder<br />

aufgebaut. Außerdem verlangte die<br />

zentrale <strong>und</strong> dadurch verkehrstechnisch<br />

komplexe Lage der Baustelle<br />

ein hohes Maß an organisatorischem<br />

<strong>und</strong> logistischem Knowhow.<br />

Eine möglichst geringe Belastung<br />

für die Anwohner war auch ein<br />

Anliegen von Bernd Wiese: „Selbst<br />

wenn bei der grabenlosen Kanalsanierung<br />

kaum Lärm entsteht,<br />

brauchen wir trotzdem immer das<br />

Verständnis der Anlieger. Daher<br />

haben wir die eigentlichen Sanierungsarbeiten<br />

lediglich an zwei<br />

Werktagen in der Woche durchgeführt.“<br />

Um diese Tage dann auch<br />

zeitlich ausschöpfen zu können,<br />

musste eine Ausnahmegenehmigung<br />

bei der Senatsverwaltung<br />

eingeholt werden.<br />

Die Besonderheiten der<br />

Baustelle erlaubten keine<br />

Hybrid-Härtung<br />

Größtmögliche Flexibilität war<br />

unter den gegebenen Umständen<br />

für das Sanierungsunternehmen<br />

unabdinglich. Das vom Liner-Hersteller<br />

Brandenburger in Landau in<br />

der Pfalz verlegefertig für den Einbau<br />

in den einzelnen Sanierungsabschnitten<br />

von jeweils etwa 80 bis<br />

150 Metern gefertigte Material<br />

musste für die gesamte Baumaßnahme<br />

vor Ort verfügbar sein. Dazu<br />

war eine Lagerhaltung in Berlin<br />

zwingend nötig. Durch die Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> Statik des Kanals im<br />

Altrohrzustand I waren für die<br />

Sanierung Schlauchliner mit einer<br />

Wandstärke von 11,9 mm erforderlich.<br />

Hier wäre an sich der Einsatz<br />

eines Peroxid-Liners notwendig<br />

gewesen, da bei Wandstärken über<br />

10 Millimetern die Aushärtung bis<br />

an den äußeren Liner-Rand allein<br />

mit UV-Licht ohne einen zusätzlichen<br />

warmhärtenden Katalysator<br />

(Hybrid- oder Kombinationshärtung)<br />

bei vielen Liner-Produkten<br />

nicht gewährleistet ist.<br />

Durch die Besonderheiten der<br />

Sanierungsmaßnahme im Zentrum<br />

Berlins kam dieses Verfahren für<br />

Karl Weiss Technologies allerdings<br />

nicht in Frage. Denn GFK-Schlauchliner<br />

mit Peroxid als zusätzlichem<br />

Katalysator für die Aushärtung müssen<br />

kontinuierlich gekühlt werden.<br />

Dadurch ist eine Lagerung dieser<br />

Liner recht kostenintensiv <strong>und</strong> aufwändig.<br />

Außerdem müssen die Baustellen<br />

exakt geplant <strong>und</strong> die Liner<br />

direkt aus einem Kühlwagen heraus<br />

eingebaut werden. Hinzu kommt,<br />

dass beim Einbau selbst ein Kühlrohr<br />

eingesetzt werden muss, um<br />

eine Härtungsreaktion beim Aufstellen<br />

des Liners durch die warme<br />

Druckluft zu verhindern. Verzögerungen<br />

auf der Baustelle oder Änderungen<br />

in der Planung können dann<br />

schnell zu Problemen führen.<br />

Flexible Realisierung der<br />

Maßnahme war dennoch<br />

möglich<br />

In Berlin konnte die Kanalsanierung<br />

in Wilmersdorf dennoch mit einem<br />

ausschließlich lichthärtenden GFK-<br />

Liner durchgeführt werden. Bei<br />

Schlauchlinern von Brandenburger<br />

ist die Entwicklung soweit vorangeschritten,<br />

dass das UP-Harz auch bei<br />

großen Wandstärken immer noch<br />

mit reinem UV-Licht zur Reaktion<br />

angestoßen wird <strong>und</strong> damit eine<br />

komplette Aushärtung sichergestellt<br />

ist. Die Gründe hierfür<br />

nennt Philipp Bergmann, der Leiter<br />

des Auftragszentrums bei Brandenburger:<br />

„Das liegt zum einen an dem<br />

speziellen gewickelten Lineraufbau<br />

des Brandenburger Liners, zum<br />

anderen am transparenteren Harz-<br />

Glas-Verb<strong>und</strong>. Dadurch dringen die<br />

UV-Strahlen zur Aushärtung tief<br />

<strong>und</strong> gleichmäßig in die Materialstruktur<br />

ein. Eine Aushärtung des<br />

Liners bis zu einer Wandstärke von<br />

12,6 mm ist so ohne Peroxid möglich.“<br />

Es wurden, so Bergmann, sogar<br />

schon Baustellen mit 13,3 mm<br />

Wandstärke erfolgreich ausgeführt.<br />

Um die vollständige Aushärtung bei<br />

hohen Wandstärken sicherzustellen,<br />

wird die Geschwindigkeit, mit<br />

Die Aushärtung des Liners wird genauestens<br />

überwacht <strong>und</strong> protokolliert.<br />

der die neungliedrige UV-Lichterkette<br />

mit jeweils 1000 Watt Leistung<br />

durch den Liner läuft, nach Herstellervorgaben<br />

auf 40 Zentimeter pro<br />

Minute eingestellt. Bei Bauabschnitten<br />

von im Durchschnitt 100 Metern<br />

Länge, die in Berlin realisiert wurden,<br />

lag die Aushärtezeit damit bei<br />

r<strong>und</strong> 4 St<strong>und</strong>en.<br />

Für die Kanalsanierung an der<br />

Düsseldorfer Straße war das ein logistischer,<br />

aber auch wirtschaft licher<br />

Gewinn. Durch die Verwendung des<br />

neuen BBplus-Liners aus Landau<br />

konnten die Sanierungs arbeiten im<br />

Zentrum Berlins so flexibel wie nötig<br />

realisiert werden <strong>und</strong> die Transport<strong>und</strong><br />

Lagerkosten waren im Vergleich<br />

zu denen eines Peroxid-Liners deutlich<br />

günstiger. Wie sich in Berlin Wilmersdorf<br />

gezeigt hat, ist durch die<br />

Weiterentwicklung der UV-härtenden<br />

GFK-Schlauchliner ihr Einsatz auch<br />

ohne Hybrid- bzw. Kombinationshärtung<br />

in der grabenlosen Kanalsanierung<br />

auch bei komplexen Projekten,<br />

die Liner mit großen Wandstärken<br />

erfordern, möglich.<br />

Kontakt:<br />

Brandenburger Liner GmbH & Co. KG,<br />

Taubensuhlstraße 6,<br />

D-76829 Landau/Pfalz,<br />

Tel. (06341) 5104-0,<br />

E-Mail: info@brandenburger.de,<br />

www.brandenburger.de<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 873


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Das Radiodetection GatorCam4<br />

Schiebeinspektionssystem<br />

Fortschrittliche Leistung, erstklassige Flexibilität<br />

GatorCam4-<br />

System.<br />

Pearpoint präsentiert das neue<br />

GatorCam4 Schiebe-Kamera-<br />

Inspektionssystem, das Anschlussmöglichkeit<br />

von USB-Speichersticks<br />

<strong>und</strong> extrem robuste, hochauflösende<br />

25-mm- <strong>und</strong> 50-mm-Kameras<br />

bietet. Zu der Baureihe gehört<br />

auch das neue, super-flexible System<br />

für Installateure, das für die<br />

engen Stellen in den Rohrleitungen<br />

von Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebieten,<br />

wie Rohr bögen <strong>und</strong> Geruchsverschlüssen<br />

ausgelegt ist.<br />

Kernstück des GatorCam4 Systems<br />

ist die robuste <strong>und</strong> witterungsbeständige<br />

GatorCam4USB<br />

Steuerung, die digitale Videos oder<br />

Bilder in hoher Qualität auf Knopfdruck<br />

aufnimmt <strong>und</strong> diese auf<br />

einem ultrahellen 8“ (200 mm)-TFT-<br />

Bildschirm anzeigt. Dank fortgeschrittener<br />

Digitalfunktionen kann<br />

der Anwender während der Aufzeichnung<br />

<strong>und</strong> Wiedergabe in Bilder<br />

zoomen oder Bilder schwenken<br />

<strong>und</strong> drehen, um Problembereiche<br />

besser erkennen zu können. Jederzeit<br />

können auch Standbilder aufgenommen<br />

werden.<br />

Flexible USB- <strong>und</strong> Compact-<br />

Flash-Datenspeicherung<br />

Die GatorCam4USB Steuerung<br />

unterstützt die gängigen USB-Flash-<br />

Drives vollständig. Der Flash-Drive<br />

des Anwenders (oder der seines<br />

K<strong>und</strong>en) kann <strong>einfach</strong> in die Steuerung<br />

gesteckt werden, um die<br />

Inspektionsvideos, -fotos <strong>und</strong> -beobachtungen<br />

aufzuzeichnen, zu speichern<br />

oder zu kopieren. Das System<br />

ist auch mit CompactFlash-Speicherkarten<br />

kompatibel <strong>und</strong> kann direkt<br />

an einen PC zur Datenübertragung,<br />

ohne zwischengeschalteten Kartenleser<br />

angeschlossen werden.<br />

Hervorragende Bildqualität<br />

von robusten Kameras<br />

Das GatorCam4 System bietet die<br />

Wahl zwischen zwei neuen, überaus<br />

robusten, hochauflösenden Kameras<br />

aus Edelstahl, die einem Druck<br />

von 11 bar widerstehen können,<br />

was einer Unterwasserarbeitstiefe<br />

von 100 m entspricht.<br />

Die 25-mm- <strong>und</strong> 50-mm-Modelle<br />

sind mit fokussierbaren Objektiven,<br />

die eine erheblich verbesserte<br />

Videoauflösung bieten, sowie der<br />

neuesten Generation von ultrahellen,<br />

weißen LEDs erhältlich, die ein<br />

perfektes <strong>und</strong> klares Bild unter den<br />

meisten Rohrleitungsbedingungen<br />

liefern. Die 50-mm-Kamera ist<br />

selbstnivellierend, wodurch das<br />

Videobild aufrecht bleibt, während<br />

die Kamera durch das Rohr fährt.<br />

Neues System<br />

für Installateure<br />

Dort, wo besondere Flexibilität<br />

erforderlich ist, bietet die neue<br />

30-m-Kabeltrommel für Installateure<br />

hervorragende Leistung bei<br />

engen Stellen in den Rohrleitungen<br />

von Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebieten.<br />

Das System kann die meisten<br />

Geruchsverschlüsse (ab 50 mm) <strong>und</strong><br />

Rohrbiegungen (ab 32 mm) überwinden.<br />

Das GatorCam4 System für<br />

Installateure ist das ideale Werkzeug<br />

für Rohrleitungen mit kleinem<br />

Durchmesser. Zudem kann die eingebaute<br />

Sonde verwendet werden,<br />

um die Lage mit einem geeigneten<br />

Kabel- <strong>und</strong> Leitungssuchgerät festzustellen.<br />

Mehr Produktivität vor Ort<br />

Die GatorCam4USB Steuerung<br />

organisiert automatisch Arbeiten<br />

nach K<strong>und</strong>e, Standort <strong>und</strong> Gutachten,<br />

wodurch das Berichten <strong>und</strong><br />

Auswerten der Videos, Fotos <strong>und</strong><br />

Beobachtungen unkompliziert<br />

wird. Das vorinstallierte, umfassende<br />

Gator Cam4USB Berichtssystem<br />

kann zum schnellen Ausfüllen<br />

von Beobachtungsberichten vor<br />

Ort verwendet werden. Es kann<br />

auch Berichtsdateien im Format<br />

SEWER.DAT erstellen, ohne an einen<br />

Computer angeschlossen sein zu<br />

müssen.<br />

Verwalten von Daten <strong>und</strong><br />

Erstellen von Berichten<br />

Die neue Software Flexisight<br />

Manager ist der optimale PC-Begleiter<br />

für die GatorCam4USB Steuerung,<br />

ermöglicht sie doch dem<br />

Bediener, alle seine digitalen Inspektionsdaten<br />

zu importieren, zu<br />

speichern <strong>und</strong> zu verwalten.<br />

September 2011<br />

876 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Außerdem können umfangreiche<br />

Berichte mit dem Firmenauftritt<br />

des Bedieners erstellt werden.<br />

Die Berichte des Flexisight Manager<br />

können leicht angepasst werden,<br />

einschließlich Rohrleitungsgrafiken,<br />

Beschreibungen <strong>und</strong> farbcodierten<br />

Mängelbewertungen.<br />

Modulares Systemdesign –<br />

an die meisten Inspektionsanforderungen<br />

anpassbar<br />

Die GatorCam4 kann an die meisten<br />

Inspektionsanforderungen angepasst<br />

werden. Eine Reihe von verschiedenen<br />

Kabeltrommeln, von der Kabeltrommel<br />

für Installateure mit 30 m<br />

Länge bis zur Trommel mit besonders<br />

steifem 150 m Schubkabel für größere<br />

Entfernungen, stehen zur Verfügung.<br />

Eine langlebige 25-mm- oder<br />

50-mm-Kamera kann an jedem<br />

Schubkabel angebracht werden <strong>und</strong><br />

eine Reihe kompatibler Sonden,<br />

Schlitten, Bürsten <strong>und</strong> Zubehör r<strong>und</strong>en<br />

das Paket ab, mit dem Rohrleitungen<br />

bis 230 mm Durchmesser<br />

inspiziert werden können.<br />

Dank kompakter Kabeltrommelausführungen<br />

sind die Systeme<br />

vollständig transportabel <strong>und</strong> während<br />

des Transports geschützt.<br />

Das GatorCam4 System ist in<br />

einer Anzahl von Paketen zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisen erhältlich, die<br />

ab sofort bestellt werden können.<br />

Kontakt:<br />

Radiodetection,<br />

Groendahlscher Weg 118,<br />

46446 Emmerich am Rhein,<br />

Tel. (02851) 92 37- 20,<br />

Fax (02851) 92 37.520,<br />

E-Mail: rd.sales.de@spx.com,<br />

http://de.radiodetection.com<br />

Neues <strong>Wasser</strong>lecksuchgerät von SEWERIN<br />

Kabelloser Teststab mit integriertem Empfänger zur elektroakustischen<br />

<strong>Wasser</strong>lecksuche im Außenbereich<br />

Mit dem neuen Teststab Aqua-<br />

Test T10 erweitert SEWERIN<br />

die Palette von Geräten zur elektroakustischen<br />

<strong>Wasser</strong>lecksuche im<br />

Außenbereich. Dem Praktiker in der<br />

Rohrnetzüberprüfung steht jetzt ein<br />

Gerät zur Verfügung, das die perfekte<br />

Sewerin-Mikrofontechnik mit<br />

einer neuen ergonomischen Gehäuseform<br />

<strong>und</strong> <strong>einfach</strong>er Bedienbarkeit<br />

kombiniert. Das bewährte Stethophon®<br />

04 für die Lecksuche im<br />

Gebäude erhält damit sein Pendant<br />

für den Außenbereich.<br />

Der neue Teststab AquaTest T10<br />

zeichnet sich durch innovative Technik<br />

<strong>und</strong> ergonomisches Design aus.<br />

Er ist konzipiert für die Vorortung<br />

von Leckagen in <strong>Wasser</strong>rohrnetzen.<br />

Darüber hinaus ist der AquaTest T10<br />

der erste Teststab von SEWERIN, für<br />

den kein zusätzlicher Empfänger<br />

erforderlich ist. Das Hören der Leckgeräusche<br />

wird nicht über die<br />

übliche Taste, sondern über ein<br />

spezielles Sensorfeld aktiviert. Die<br />

Visualisierung der aufgenommenen<br />

Geräusche erfolgt über ein Display,<br />

das in den Griff integriert ist. In der<br />

Produktvariante mit SDR-Funkmodul<br />

(SEWERIN Digital Radio) wird<br />

der Teststab mit rauschfreiem Funkkopfhörer<br />

ver wendet. Dadurch<br />

stören beim Arbeiten keinerlei<br />

Kabel mehr, störende Windgeräusche<br />

werden vermieden.<br />

Hauptanwendung –<br />

Vororten<br />

Bei Leckagen an Druckrohrleitungen<br />

strömt <strong>Wasser</strong> mit hoher<br />

Geschwindigkeit aus der Bruchstelle<br />

ins Erdreich. Das Rohrmaterial wird<br />

an der Austrittsstelle zum Schwingen<br />

angeregt. Das <strong>Wasser</strong>rohr überträgt<br />

diese Schwingungen, die so<br />

auch an entfernten Kontaktstellen,<br />

z.B. Armaturen, wahrgenommen<br />

werden können. Die hochwertige<br />

Mikrofontechnik des AquaTest T10<br />

ermöglicht eine erstklassige Aufnahme<br />

der Geräusche. Selbst<br />

kleinste Leckagen werden sicher<br />

erkannt.<br />

Soll der Teststab auf tiefer unter<br />

der Oberfläche liegende Objekte<br />

aufgesetzt werden, können zwischen<br />

Tastspitze <strong>und</strong> Mikrofon<br />

problemlos Verlängerungen ge -<br />

schraubt werden. Um die akustischen<br />

Ergebnisse individuell zu<br />

optimieren, besteht die Möglichkeit,<br />

zwischen acht verschiedenen<br />

Frequenzbändern zu wählen. Im<br />

Tastmodus ist das Fließgeräusch an<br />

den Armaturen durch <strong>einfach</strong>es<br />

Auflegen des Daumens auf das Sensorfeld<br />

zu hören. So werden störende<br />

Tastgeräusche im Kopfhörer<br />

vermieden. Der AquaTest T10 zeigt<br />

im Display den jeweils aktuellen<br />

<strong>und</strong> den vorherigen Minimalpegel<br />

sowie die aktuelle Geräuschintensität.<br />

Die Minimalpegel werden<br />

als Zahlenwerte angegeben, die<br />

Geräuschintensität wird in einer<br />

Balkengrafik dargestellt. Damit<br />

erhalten auch weniger geübte<br />

Anwender optische Unterstützung<br />

bei der Entscheidung, ob sie sich<br />

einer Leckage nähern.<br />

T10-Gerät.<br />

<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 877


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

TC-Gerät in<br />

Action.<br />

Weitere<br />

Verwendungsmöglichkeiten<br />

Lokalisieren <strong>und</strong> akustische<br />

Leitungsortung<br />

Vorgeortete Leckagen können mit<br />

dem AquaTest T10 auch lokalisiert<br />

werden. Dazu wird die Tastspitze<br />

durch einen Dreifuß ersetzt. Dieser<br />

nimmt das Leckgeräusch wie ein<br />

Bodenmikrofon an der Oberfläche<br />

auf. Das systematische Abhorchen<br />

der Oberfläche in kleinen Abständen<br />

ermöglicht dann die aufgrabungsreife<br />

Lokalisation der<br />

Leckage.<br />

Wird eine Rohrleitung in Schwingung<br />

versetzt, z. B. mit dem Klopfer<br />

oder Stopper aus dem System COM-<br />

BIPHON®, kann die Leitungslage mit<br />

dem AquaTest T10 geortet werden.<br />

Dazu wird die Erdoberfläche in<br />

kurzen Abständen ebenfalls systematisch<br />

geprüft. Bei der Annäherung<br />

an die schwingende Rohrleitung<br />

nimmt die Lautstärke zu.<br />

Direkt über der Leitung ist das<br />

Geräusch am lautesten.<br />

Zubehör<br />

Der AquaTest T10 wird standardmäßig<br />

in einer strapazierfähigen<br />

Nylontasche ausgeliefert. Neben<br />

dem Gerät sind im Lieferumfang der<br />

Funkkopfhörer <strong>und</strong> die Ladetechnik<br />

enthalten. Als optionales Zubehör<br />

bietet SEWERIN den Dreifuß<br />

<strong>und</strong> die Verlängerung der Tastspitze<br />

zusätzlich an.<br />

Insgesamt überzeugt das robuste<br />

Gerät durch die aussagekräftige<br />

Visualisierung von Geräuschen <strong>und</strong><br />

das ergonomische Design. Wie das<br />

effektive <strong>und</strong> ermüdungsfreie Arbeiten<br />

im Außen bereich mit dem Aqua-<br />

Test T10 funktioniert, demonstrieren<br />

die SEWERIN Vertriebsingenieure<br />

gerne vor Ort.<br />

Kontakt:<br />

SEWERIN,<br />

Robert-Bosch-Straße 3,<br />

D-33334 Gütersloh,<br />

Tel. (05241) 934-0,<br />

Fax (05241) 934-444,<br />

E-Mail: info@sewerin.com,<br />

www.sewerin.com<br />

<strong>Wasser</strong>pumpen im Einklang mit Ökologie <strong>und</strong><br />

Ökonomie: Stromsparer auswählen<br />

Weil <strong>Wasser</strong>pumpen oft über einen langen Zeitraum eingesetzt werden, lohnt der Blick auf den Stromverbrauch.<br />

Ein deutsches Testmagazin untersuchte zwölf handliche Tauchpumpen mit 230V-Anschluss. Als<br />

mit Abstand sparsamstes Modell erwies sich die OMA2 vom Baupumpenmarktführer Tsurumi.<br />

Sparsamste<br />

Pumpe im<br />

Test: Die<br />

OMA2 von<br />

Tsurumi bietet<br />

die größte<br />

Fördermenge<br />

pro Watt, was<br />

den Betriebskosten<br />

<strong>und</strong> der<br />

Umwelt zugute<br />

kommt.<br />

© Tsurumi<br />

Der Pumpe genügen lediglich<br />

150 Watt Nennleistung, um<br />

r<strong>und</strong> zwölf Kublikmeter Klar-,<br />

Schmutz- oder <strong>Abwasser</strong> pro<br />

St<strong>und</strong>e zu fördern. Damit ist sie effizienter<br />

als alle anderen Pumpen, die<br />

das ETM-Testmagazin in seiner Juni-<br />

Ausgabe prüfte. Bei der OMA2 lässt<br />

sich der Stromverbrauch sogar noch<br />

weiter senken, wenn der automatische<br />

Niveauschalter genutzt wird.<br />

Die Tsurumi gilt daher für Anwender<br />

mit Blick auf Kosten <strong>und</strong> Umwelt als<br />

Pumpe der Wahl. Zudem zählt sie<br />

mit sechs Kilogramm Trockengewicht<br />

zu den leichtesten im Test –<br />

andere wiegen mehr als zwölf. Verantwortlich<br />

dafür ist glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff, den Tsurumi bei<br />

vielen Bauteilen verwendet. Das<br />

Material ist äußerst leicht, aber<br />

enorm robust <strong>und</strong> widerstandsfähig<br />

gegenüber aggressiven Substanzen.<br />

Schmutz mit bis zu einem Zentimeter<br />

Korndurchmesser schleust<br />

die OMA2 problemlos durch. Falls<br />

Luft statt <strong>Wasser</strong> aufgesogen wird,<br />

gelangt diese über ein Ventil im<br />

Strömungsgehäuse nach außen.<br />

Eingesetzt werden die Pumpen im<br />

Handwerk, in Industriebetrieben<br />

sowie bei der Feuerwehr. Auch der<br />

Privatbereich bietet ein weites<br />

Anwendungsfeld.<br />

Der japanische Hersteller Tsurumi,<br />

in Deutschland mit 250 Händlern<br />

vertreten, liefert über 1800<br />

Pumpenmodelle für jede denkbare<br />

Aufgabe. Als ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch<br />

gelten sie aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

nachweislichen Zuverlässigkeit, der<br />

langen Lebensdauer sowie des<br />

hohen Wirkungsgrades. Obendrein<br />

ist jede Pumpe auch mit biologisch<br />

abbaubarem Schmieröl erhältlich.<br />

Kontakt:<br />

TSURUMI (EUROPE) GMBH, Ulrich Tempel,<br />

Heltorfer Straße 14, D-40472 Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 417937-450, Fax (0211) 417937-460,<br />

www.tsurumi.eu<br />

TM-Testmagazin, Lea Pfeiffer,<br />

PRECON Medien GmbH,<br />

Dortm<strong>und</strong>er Straße 12, D-58455 Witten,<br />

Tel. (02302) 28233-22, Fax (02302) 28233-23,<br />

www.precon.com, www.etm-testmagazin.de<br />

September 2011<br />

878 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes der Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der B<strong>und</strong>esvereinigung der Firmen im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />

(ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- <strong>und</strong> Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erd<strong>gas</strong>),<br />

Thyssen<strong>gas</strong> GmbH, Dortm<strong>und</strong><br />

Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- <strong>und</strong> Leitungsbau<br />

GmbH, Erkrath<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />

Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />

Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-3 23,<br />

e-mail: ziegler@oiv.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />

Fax (0 89) 4 50 51-3 23, e-mail: balzereit@oiv.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der B<strong>und</strong>eswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong><br />

Abfalltechnik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, FIGAWA, Köln<br />

Dipl.-Ing. Wilhelm Rubbert, Bieske <strong>und</strong> Partner GmbH, Lohmar<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

Universität Hannover<br />

RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />

Hamburg<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />

Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen,<br />

Tel. (0201) 82002-35 e-mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />

Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />

e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />

e-mail: krawczyk@oiv.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 61.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht <strong>und</strong> Steuern im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Inland: € 360,– (€ 330,– + € 30,– Versandspesen)<br />

Ausland: € 365,– (€ 330,– + € 35,– Versandspesen)<br />

Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />

ePaper als PDF € 330,–, Einzelausgabe: € 37,–<br />

Heft <strong>und</strong> ePaper € 429,–<br />

(Versand Deutschland: € 30,–, Versand Ausland: € 35,–)<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Postfach 91 61<br />

D-97091 Würzburg<br />

Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />

e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

September 2011<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 879


INFORMATION Termine<br />

Druckprüfung von <strong>Wasser</strong>rohrleitungen<br />

21.09.2011, Gera<br />

Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, figawa Service GmbH, Marienburger Straße 15,<br />

50968 Köln, Tel. (0221) 37658–20, Fax (0221) 37658–62, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />

3. Seminar <strong>Wasser</strong>versorgung – Politik, Wirtschaftlichkeit, Anlagentechnik<br />

21.09.2011, München-Neubiberg<br />

Universität der B<strong>und</strong>eswehr München, Institut für <strong>Wasser</strong>wesen, Werner-Heisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg,<br />

Marcel Hagen, Tel. (089) 6004-2161, E-Mail: Marcel.Hagen@unibw.de<br />

Kunststoffrohre in der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung – Verlängerung zur GW 331<br />

22.09.2011, Nürnberg<br />

Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, figawa Service GmbH, Marienburger Straße 15,<br />

50968 Köln, Tel. (0221) 37658–20, Fax (0221) 37658–62, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />

Schwerer Korrosionsschutz – Erstausführung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />

29.–30.9.2011, Frankfurt/Main<br />

GfKORR – Gesellschaft für Korrosionsschutz e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt/Main, Tel. (069) 7564-360,<br />

E-Mail: gfkorr@dechema.de, www.gfkorr.de<br />

6. Deutsches Symposium für die grabenlose Leitungserneuerung<br />

06.10.2011, Siegen<br />

Universität Siegen, Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät, Department Bauingenieurwesen,<br />

Dipl.-Ing. Alexander Krüger, Paul-Bonatz-Straße 9–11, 57068 Siegen, Tel. (0271) 740-2186, Fax (0271) 740-3112,<br />

E-Mail: sgl@uni-siegen.de, www.sgl.uni-siegen.de<br />

acqua alta 2011<br />

11.–13.10.2011, Hamburg<br />

Hamburg Messe <strong>und</strong> Congress GmbH, Messeplatz 1, 20357 Hamburg, Tel. (040) 3569-2081, Fax (040) 3250-9244,<br />

E-Mail: alta09@interplan.de, www.acqua-alta.de<br />

86. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium<br />

„Neue Verfahren <strong>und</strong> Betriebsstrategien in der <strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />

13.10.2011, Stuttgart-Büsnau<br />

gabriele.glassmann@iswa.uni-stuttgart.de, http://www.iswa.uni-stuttgart.de/veranstaltungen/index.html<br />

Neue Trinkwasserverordnung<br />

18.10.2011, Mainz<br />

EW Medien <strong>und</strong> Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

Rechtssichere Trinkwasserkommunikation<br />

19.10.2011, Köln<br />

EW Medien <strong>und</strong> Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

Praxisnahe Projektierung in der Kanalsanierung –<br />

Die neuen technischen Regeln <strong>und</strong> ihre Folgen für die beteiligten – VOB/C-DIN 8326 <strong>und</strong> ZTV<br />

27.10.2011, Hamburg<br />

Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e.V. (VSB), Viktoriastraße 28, 68165 Mannheim,<br />

Tel. (0621) 762 176 50, Fax 0621-762 176 51, E-Mail: info@sanierungs-berater.de, www.sanierungs-berater.de<br />

10. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />

07.-08.11.2011, Berlin<br />

EW Medien <strong>und</strong> Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />

E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />

September 2011<br />

880 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

Eintrag Ihres Unternehmens<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon: 0 89/4 50 51-228<br />

Telefax: 0 89/4 / 50 51-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

Oldenbourg Industrieverlag München<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung


Armaturen<br />

Brunnenservice<br />

Absperrarmaturen<br />

Automatisierung<br />

Prozessleitsysteme<br />

Armaturen<br />

Chemikalien<br />

Be- <strong>und</strong> Entlüftungsrohre


Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnik<br />

Schraubenverdichter<br />

Passiver Korrosionsschutz<br />

Fernwirktechnik<br />

Leckortung<br />

Kompressoren<br />

Korrosionsschutz<br />

Drehkolbengebläse<br />

Aktiver Korrosionsschutz<br />

Regenwasser-Behandlung,<br />

-Versickerung, -Rückhaltung<br />

Drehkolbenverdichter<br />

Rohrhalterungen <strong>und</strong><br />

Stützen<br />

Rohrhalterungen


Rohrleitungen<br />

Kunststoffrohrsysteme<br />

Schachtabdeckungen<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Biologische <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Smart Metering<br />

Kunststoffschweißtechnik<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

Umform- <strong>und</strong><br />

Befestigungstechnik<br />

Filtermaterialien<br />

von Anthrazit bis Zeolith


<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Sonderbauwerke<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung <strong>und</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Rohrleitungs- <strong>und</strong> Kanalbau<br />

Öffentliche Ausschreibungen<br />

Ihr direkter Draht zum Fachmarkt<br />

Inge Matos Feliz<br />

Tel. 089 / 4 50 51-228<br />

Fax 089 / 4 50 51-207<br />

matos.feliz@oiv.de


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />

Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />

30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />

www.ibcjd.de Projektleitung<br />

+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

Gr<strong>und</strong>wasserbehandlung<br />

Kanalsanierung<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Schmutz-/Regenwasserableitung<br />

<strong>Wasser</strong>gefährdende Stoffe<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

Regenerative Energien<br />

Rockenhausen<br />

Erfurt<br />

igr AG<br />

Luitpoldstraße 60 a<br />

67806 Rockenhausen<br />

Tel.: +49 (0)6361 919-0<br />

Fax: +49 (0)6361 919-100<br />

Baden-Airpark<br />

Leipzig<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

Berlin<br />

Lichtenstein<br />

Bitburg<br />

Zagreb<br />

E-Mail: info@igr.de<br />

Internet: www.igr.de<br />

Herzogenaurach<br />

Niederstetten<br />

• Beratung<br />

• Planung<br />

• Bauüberwachung<br />

• Betreuung<br />

• Projektmanagement<br />

Beratende Ingenieure für:<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die STREICHER Gruppe steht für Innovation <strong>und</strong> Qualität. Mit knapp 3.000 Mitarbeitern werden<br />

anspruchsvolle Projekte auf regionaler, nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene durchgeführt.<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

DIN EN ISO 9001 GW 11 G 468-1 WHG § 19 I<br />

DIN EN ISO 14001 GW 301: G1: st, ge, pe G 493-1 AD 2000 HPO<br />

SCC** W1: st, ge, gfk, pe, az, ku G 493-2 DIN EN ISO 3834-2<br />

OHSAS 18001 GN2: B W 120 DIN 18800-7 Klasse E<br />

FW 601: FW 1: st, ku<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 Tel.: +49(0)991 330-231 rlb@streicher.de<br />

94469 Deggendorf Fax: +49(0)991 330-266 www.streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Firma<br />

Seite<br />

4. Norddeutsche Geothermietage-ENERCHANGE, Freiburg 823<br />

26. BWK B<strong>und</strong>eskongress <strong>Wasser</strong>wirtschaft u. Erneuerbare Energien, Sindelfingen 785<br />

3S Consult GmbH, Garbsen 777<br />

Amitech Germany GmbH, Mochau b. Döbeln 797<br />

acqua alta 2011, Hamburg Messe, Hamburg 827<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 871<br />

AQUATECH AMSTERDAM 2011, Amsterdam, Niederlande 813<br />

AQUA Trencin, Expocenter Trncin, Slowakei 819<br />

Aqua Ukraine 2011, Kiev, Ukraine 789<br />

Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG, Weil am Rhein 807<br />

Evers e.K <strong>Wasser</strong>technik u. Antrazitveredelung, Hopsten 779<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 781<br />

Frank GmbH, Mörfelden-Walldorf 805<br />

Funke Kunststoffe GmbH, Hamm 801<br />

Güteschutz Kanalbau e.V. Bad Honnef 811<br />

Hauff-Technik GmbH & Co. KG, Herbrechtingen<br />

Titelseite<br />

Haus der Technik e.V., Essen<br />

Beilage<br />

Hans Huber AG, Berching 771<br />

IMETH AG, Wetzikon, Schweiz 821<br />

IWA Specialist Conferences (RWTH Aachen) 775<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 812<br />

Pollutec Horizons 2011, IMF GmbH, Köln 809<br />

REHAU AG + Co., Erlangen 793<br />

Siemens AG, Nürnberg<br />

2. Umschlagseite<br />

Siemens AG, Nürnberg<br />

Beilage<br />

Thüga Aktiengesellschaft , München<br />

4. Umschlagseite<br />

Karl Weiss Technologies GmbH 817<br />

Frietz Wiedemann & Sohn GmbH, Wiesbaden 817<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 881–886<br />

<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong><br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2011<br />

Ausgabe Oktober 2011 November 2011 Dezember 2011<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

17.10.2011<br />

23.09.2011<br />

15.11.2011<br />

25.10.2011<br />

15.12.2011<br />

24.11.2011<br />

Themenschwerpunkt<br />

Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Verfahren<br />

• Partikelentfernung, Entfernung<br />

organischer Stoffe<br />

• Entsäuerung, Enthärtung<br />

• Flockung <strong>und</strong> Flockungsmittel<br />

• Adsorptions-Verfahren<br />

• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />

• Desinfektion: Chlorung, Ozonung, UV-<br />

Bestrahlung<br />

Messen – Steuern – Regeln<br />

Automatisierung in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

• Messtechnik<br />

• Steuerungstechnik<br />

• Regeltechnik<br />

• Fernwirktechnik<br />

• Leitsysteme<br />

• Sicherheitstechnik<br />

• Störfall-Management<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />

• Hochbelastete Abwässer<br />

• Mechanische Reinigung<br />

• Biologische Stufe, Belebtschlammverfahren,<br />

Nitrifikation, Denitrifikation<br />

• Chemische Verfahren<br />

• Membrantechnik<br />

• Klärschlammbehandlung<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

<strong>und</strong> zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

Kommunale 2011, Nürnberg –<br />

19.10.–20.10.2011<br />

DWA-Landesverbandstagung Baden-Württemberg,<br />

Fellbach – 20.10.–21.10.2011<br />

DWA-Landesverbandstagung Bayern mit<br />

Fachausstellung, Würzburg –<br />

26.10.–27.10.2011<br />

AQUA Ukraine – Intern. <strong>Wasser</strong> Forum, Kiew<br />

(Ukraine) – November 2011<br />

SPS/IPS/Drives, Nürnberg –<br />

23.11.–25.11.2010<br />

DWA-B<strong>und</strong>estagung, Bonn –<br />

24.11.–25.11.2010<br />

POLLUTEC Intern. Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />

Lyon (Frankreich) – 30.11.–03.12.2010<br />

Änderungen vorbehalten


NACHBARSCHAFT WEITBLICK<br />

Lebensqualität für heute bieten oder an morgen<br />

denken ist für manche Energieversorger<br />

die große Frage. Für andere das große Plus.<br />

Wie können große kommunale Lebensräume die Lebensqualität<br />

für viele Menschen sichern <strong>und</strong> gleichzeitig Nachhaltigkeit<br />

garantieren? Eine von vielen Fragen, die z. B. in Frankfurt<br />

neu beantwortet wurden: Durch die Zusammenarbeit im starken<br />

Stadtwerke-Netz der Thüga-Gruppe schöpfen kommunale Unternehmen<br />

wie die Mainova AG Kraft, um die Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

nachhaltig zu sichern. Selbstständig, marktgerecht<br />

<strong>und</strong> zukunftsorientiert – das große Plus für bereits 450 Städte<br />

mit über 8 Mio. Menschen. Mehr unter thuega.de<br />

Frankfurt am Main: Lebensqualität für 680.000 Einwohner in Form von Erd<strong>gas</strong>, Strom,<br />

Wärme <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> – dafür sorgt die Mainova AG, Teil der starken Thüga-Gruppe.

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