gwf Wasser/Abwasser Ganz einfach gas- und wasserdicht (Vorschau)
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<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong><br />
Oldenbourg Industrieverlag München<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
9/2011<br />
Jahrgang 152<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
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Mit dem Kopf durch die Wand.
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STANDPUNKT<br />
Kommt nach der Energiewende die <strong>Wasser</strong>wende?<br />
Nein, die Zielsetzungen, Handlungsweisen <strong>und</strong><br />
administrativen Randbedingungen haben sich<br />
in den letzten Jahrzehnten bereits radikal<br />
geändert <strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>wende ist im Prozess!<br />
Die Gewässer sind z. B. nicht mehr, wie in der Vergangenheit,<br />
hauptsächlich stofforientiert zu bewirtschaften,<br />
sondern unter Einbeziehung aller relevanten<br />
Faktoren für das aquatische Ökosystem. Hierzu gehört<br />
gemäß EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtline auch das gesamte<br />
Einzugsgebiet. Es gibt jedoch noch viel zu tun bei der<br />
großen Siedlungsdichte <strong>und</strong> intensiven Landnutzung in<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik. Besonders diffuse Einträge aus der<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> mangelnde Bereitstellung von<br />
Flächen an Fließgewässern werden noch lange Thema<br />
für alle Beteiligten in diesem Bereich sein. Die Zielsetzung<br />
der vernetzten gesamtheitlichen Betrachtungsweise<br />
erscheint jedoch in jedem Fall zukunftsfähig.<br />
Während in der Vergangenheit sämtliche in Siedlungsräumen<br />
anfallenden Schmutzwässer in eine Kanalisation<br />
abgeleitet wurden, gibt es für gewerbliche<br />
Einleiter schon seit langem Einleitungsbeschränkungen<br />
<strong>und</strong> Vorgaben für Reinigungsanlagen. Abwässer sind<br />
nach Herkunft, Art <strong>und</strong> Verwendungsmöglichkeit zu<br />
trennen, ggf. vor Ort zu nutzen oder separiert abzuleiten.<br />
<strong>Wasser</strong>intensive Gewerbebetriebe, die nicht nach<br />
diesen Maximen handeln, wären heute nicht mehr<br />
konkurrenzfähig. In Haushalten oder von den Nutzungsstrukturen<br />
ähnlichen Bereichen, wie Verwaltungen <strong>und</strong><br />
öffentlichen Einrichtungen, besteht jedoch in dieser<br />
Hinsicht noch ein großer Handlungsbedarf. Während<br />
der Umgang mit Regenwasser in Abkehr vom vorrangigen<br />
Ableitungsprinzip hinsichtlich Versickerung,<br />
Rückhaltung <strong>und</strong> Verdunstung technisch <strong>und</strong> administrativ<br />
Stand der Technik ist, wird die Nutzung von<br />
Regenwasser, das Recycling von genutztem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong><br />
die Wiedergewinnung von <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen noch<br />
viele Jahre Handlungsfelder von Forschern, Planern <strong>und</strong><br />
Politikern sein.<br />
Zumindest die Nutzung von Regenwasser hat sich<br />
im letzten Jahrzehnt zunehmend als fester Bestandteil<br />
moderner Haustechnik etabliert. Die Politik in Deutschland<br />
sollte die Chance ergreifen, die technologische<br />
Führungsposition des Landes durch eine Verbesserung<br />
der administrativen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Randbedingungen<br />
zu stärken. Das Recycling von Grauwasser, d. h.<br />
die Wiederverwendung von leicht verschmutztem<br />
häuslichen <strong>Abwasser</strong> z. B. für die Toilettenspülung <strong>und</strong><br />
die Grünflächenbewässerung ist noch wenig verbreitet,<br />
obwohl die Systeme z. B. gegenüber der Regenwassernutzung<br />
den Vorteil aufweisen, dass sie nicht von Witterungsverhältnissen<br />
abhängig sind <strong>und</strong> neben dem<br />
Trinkwasserbezug auch die <strong>Abwasser</strong>menge reduzieren.<br />
Alternative Sanitärkonzepte ermöglichen die Rückführung<br />
von Nährstoffen als Düngestoff. Dies ist angesichts<br />
schwindender Rohstoffe für Dünger eigentlich ein<br />
Gebot der St<strong>und</strong>e. Konsequente Trennung von <strong>Wasser</strong>strömen<br />
in Haushalten, der Einsatz von modi fizierten<br />
Sanitäranlagen in Verbindung mit der Auf bereitung,<br />
Sammlung <strong>und</strong> Verwendung von <strong>Abwasser</strong>teilströmen<br />
bzw. Nährstoffen in diesen, sorgt jedoch bisher für eine<br />
geringe Verbreitung dieser Systeme.<br />
Die klimatischen Veränderungen, aktuelle Entwicklungen<br />
bei der Siedlungsstruktur sowie Demographie<br />
<strong>und</strong> steigende Anforderungen im Gewässerschutz<br />
erfordern die Weiterentwicklung <strong>und</strong> Verbreitung der<br />
genannten, flexiblen dezentralen Systeme <strong>und</strong> deren<br />
Anwendung. Von daher sollten die Akti vitäten zur Fortführung<br />
der <strong>Wasser</strong>wende auf nationaler Ebene intensiviert<br />
werden. Das hierbei entstehende Know-how zu<br />
wasser- <strong>und</strong> energieeffizienten Systemen erfordert<br />
unbedingt einen Transfer in andere Länder, die aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer natürlichen Randbedingungen einen dringenderen<br />
Bedarf danach aufweisen.<br />
Martin Bullermann<br />
Präsident der Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong><br />
Regenwassernutzung e.V., Darmstadt<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 767
INHALT<br />
Untersuchungen an Wirbeldrosseln zur hydraulischen<br />
Optimierung der Konstruktionsparameter der Wirbeldrosseln<br />
im Hinblick auf die maximale Drosselleistung.<br />
Ab Seite 848<br />
Ein zentrales Thema des Projekts IWAS-AGUA DF sind<br />
die Auswirkungen des dynamischen Wandels der<br />
Landnutzung <strong>und</strong> -bedeckung auf die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
in der Region Brasilia im westlichen Zentral-<br />
Brasilien. Ab Seite 828<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
828 C. Lorz u.a.<br />
Die Bedeutung von Landnutzungsänderungen<br />
für ein Integriertes<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management –<br />
Eine Fallstudie aus dem westlichen<br />
Zentral-Brasilien<br />
Importance of Land Use Changes for an<br />
Integrated Water Resource Management –<br />
A Case Study from Western Central Brazil<br />
856 G. Csontos <strong>und</strong> K. Konrad<br />
Kalkprodukte für die <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
Lime Products for Water Treatment<br />
Hydraulik<br />
848 A. Kotowski <strong>und</strong> P. Wójtowicz<br />
Optimierung der geometrischen<br />
Parameter der walzenförmigen <strong>und</strong><br />
kegelförmigen Wirbelkammer in<br />
Wirbeldrosselanlagen<br />
Optimization of Geometric Parameters of<br />
the Cylindrical and Conical Vortex Chamber on<br />
Vortex Valves<br />
Kommentar<br />
846 W. Merkel<br />
Kommentar zum Aufsatz<br />
„<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
zwischen <strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>dargebot“<br />
von Erik Gawel <strong>und</strong> Marcel Fälsch<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
838 E. Gawel <strong>und</strong> M. Fälsch<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte zwischen<br />
<strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
– Ist Ressourcenschonung eine<br />
sinnvolle Zielsetzung für <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte?<br />
Water Extraction Charges, Water Conservation<br />
and the Water Supply: Is the Conservation<br />
of Resources a Meaningful Objective for Water<br />
Extraction Charges?<br />
Interview<br />
772 Systemtechnik für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
– <strong>gwf</strong> im Gespräch mit Geschäftsführer<br />
Martin Frigger, HST Hydro-Systemtechnik<br />
GmbH<br />
September 2011<br />
768 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Bauingenieur Martin Frigger, Geschäftsführer HST, verdeutlicht<br />
im Interview, warum es für die Marktstellung<br />
<strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens wichtig<br />
ist, in kompletten Systemen zu denken. Ab Seite 772<br />
Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung steht im<br />
Fokus dieser Ausgabe. Ab Seite 776<br />
Fokus<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
776 Großes Interesse an der fbr-Fachtagung<br />
„<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“<br />
778 Deutsches Theater München: Dezentrale<br />
Anlage zur Regenwasserbehandlung spielt<br />
Schlüsselrolle bei der Erfüllung der gesetzlichen<br />
Auflagen<br />
780 München: Regenwasserreinigung mit dem<br />
System RAUSIKKO HydroClean von REHAU<br />
782 Wirtschaftlichkeit contra Hygiene?<br />
Regenwassernutzung im Krankenhaus<br />
786 Sauberen Dachabfluss versickern, verschmutztes<br />
Oberflächenwasser nutzen?<br />
Zweierlei Regenwasser im Industriebetrieb<br />
791 Intelligente Reinigung von Regenbecken<br />
für mehr Reinigungs- <strong>und</strong> Energieeffizienz<br />
795 <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Bewässerungsnetze<br />
der griechischen Stadt Larissa<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
800 TÜV Rheinland-Test: Starke Keimbelastung<br />
im Trinkwasser<br />
802 Martin Weyand – Kommentar anlässlich des<br />
Beitrages des ARD-Magazins „Plusminus“<br />
vom 2. August 2011<br />
802 Neues Pflanzenschutzgesetz muss klarere<br />
Vorgaben zur Reduktion von Umweltbelastungen<br />
machen<br />
804 Ohne <strong>Wasser</strong> keine Leistung –<br />
VKU-Kooperation mit der Barmer GEK<br />
804 Bio-Kläranlage versorgt sich selbst mit<br />
Energie<br />
805 Ministerium startet Gutachten-Verfahren<br />
zum Thema „Unkonventionelles Erd<strong>gas</strong>“<br />
Veranstaltungen<br />
806 Innovative Schutzmaßnahmen gegen<br />
Hochwasser <strong>und</strong> Überflutung ein<br />
Schwerpunkt der acqua alta<br />
808 Russland investiert in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> Kläranlagen – ECWATECH 2012 in<br />
Moskau<br />
809 3. Internationales Symposium „Re-Water<br />
Braunschweig“ – Implementierung <strong>und</strong><br />
Realisierung<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 769
INHALT<br />
Hausinstallationen in Gebäuden sind oft mit Keimen<br />
belastet, wie eine Untersuchung des TÜV Rheinland<br />
zeigt. Ab Seite 800<br />
Studie zeigt: Um die <strong>Wasser</strong>qualität in Deutschlands<br />
Flüssen ist es schlecht bestellt. Ab Seite 816<br />
810 2. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung<br />
– Technologien, Wertstoffrückgewinnung,<br />
Entwicklungen“<br />
810 6. BWK B<strong>und</strong>eskongress <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Erneuerbare Energien<br />
811 ANS-Symposium: Biokohle – Klimaretter<br />
oder Mogelpackung?<br />
812 Aktuelle Themen der 7. Bayerischen <strong>Wasser</strong>tage<br />
in Augsburg<br />
812 DVGW-Kurs „Membrantechnik I“<br />
813 Fresenius-Intensivtagung: neues <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
815 Wertvolles <strong>Abwasser</strong> – Die Idee der<br />
Rieselfelder lebt wieder auf<br />
816 Studie zeigt: Um die <strong>Wasser</strong>qualität in<br />
Deutschlands Flüssen ist es schlecht<br />
bestellt<br />
818 Von bunten Bächen <strong>und</strong> Medikamenten<br />
im <strong>Abwasser</strong><br />
821 Forscher an der Bauhaus-Universität<br />
Weimar entwickeln flexible biologische<br />
Kläranlagen<br />
822 High-Tech-Messgerät – Wege des <strong>Wasser</strong>s<br />
verfolgen<br />
Leute<br />
824 60 Jahre Professor Martin Jekel<br />
Recht <strong>und</strong> Regelwerk<br />
825 DWA-Vorhabensbeschreibung<br />
825 DWA-Neues Merkblatt erschienen<br />
826 DVGW-Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
827 Ankündigung zur Fortschreibung des<br />
DVGW-Regelwerks<br />
Praxis<br />
866 Gut gewickelt unter dem Leuzetunnel –<br />
Stadtentwässerung Stuttgart saniert in<br />
extremer Örtlichkeit<br />
869 Prüfung von Rohrleitungen während des<br />
Betriebes – exakt <strong>und</strong> wirtschaftlich mit<br />
GLD<br />
872 Karl Weiss verlegt in Berlin dickwandige<br />
Brandenburger Schlauchliner ohne<br />
Peroxidhärtung<br />
Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />
876 Das Radiodetection GatorCam4 Schiebeinspektionssystem<br />
877 Neues <strong>Wasser</strong>lecksuchgerät von SEWERIN<br />
878 <strong>Wasser</strong>pumpen im Einklang mit Ökologie<br />
<strong>und</strong> Ökonomie: Stromsparer auswählen<br />
September 2011<br />
770 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
Sanierung der <strong>Abwasser</strong>-Kanalisation unter extremen<br />
Bedingungen zwischen zwei hoch belasteten B<strong>und</strong>esstraßen<br />
<strong>und</strong> unter einem viel besuchten Freizeitbad.<br />
Ab Seite 866<br />
Information<br />
854, 855 Buchbesprechungen<br />
879 Impressum<br />
880 Termine<br />
Einfach <strong>und</strong> sicher<br />
mit Schwallspülung<br />
Sonderausgabe – nach Seite 814<br />
<strong>Wasser</strong>Stoff 02/11<br />
Reinigen Sie Ihren Kanal auf Knopfdruck!<br />
Dieses Heft enthält folgende Beilagen:<br />
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<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> im Oktober 2011<br />
Erscheinungstermin: 17.10.2011<br />
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WASTE WATER Solutions<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 771
INTERVIEW<br />
Systemtechnik für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Seit über 30 Jahren bietet das sauerländische Unternehmen HST Produkte, Systeme <strong>und</strong> Lösungen für die<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>wirtschaft. Begonnen hat alles Anfang der Achtzigerjahre mit der Ausgründung einer<br />
kleinen selbstständigen Vertriebseinheit aus einem Ingenieurbüro, um eine selbst entworfene <strong>und</strong> patentierte<br />
Anlage, die den <strong>Wasser</strong>spiegel ohne Fremdenergie konstant hält, in größerem Maßstab zu vermarkten. Seither<br />
wurde am Firmensitz in Meschede eine stattliche Reihe weiterer Produkte <strong>und</strong> Lösungen r<strong>und</strong> um die Regenwasser-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung sowie um den Hochwasserschutz entwickelt <strong>und</strong> vielfach in der Praxis<br />
eingesetzt. Warum es jedoch für die Marktstellung <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens wichtig ist,<br />
sich nicht nur auf einzelne Produkte zu konzentrieren, sondern in kompletten Systemen zu denken, verrät<br />
Martin Frigger, Geschäftsführer HST, im Gespräch mit Christine Ziegler von <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>.<br />
<strong>gwf</strong>: Die Kurzform HST steht für<br />
Hydro-Systemtechnik – wann <strong>und</strong><br />
von wem wurde das Unternehmen<br />
gegründet?<br />
Frigger: Im Ursprung stand HST für<br />
Hydro-Systemtechnik. Heute ist<br />
unter der Dachmarke HST Systemtechnik<br />
das Unternehmen in den<br />
Bereichen <strong>Wasser</strong>, Energie <strong>und</strong> In -<br />
frastruktur tätig. Die Gebrüder<br />
Ernst – der eine tätig bei einem<br />
Energieversorger <strong>und</strong> der andere<br />
angestellter Geschäftsführer in<br />
einem Inge nieurbüro – hatten<br />
Anfang der Achtzigerjahre eine clevere<br />
Konstruktion ersonnen, die<br />
auch heute noch als innovativ<br />
betrachtet werden kann: ein automatisches<br />
schwimmergesteuertes<br />
Klappen-Wehr, um den <strong>Wasser</strong>spiegel<br />
ganz ohne Fremdenergie<br />
<strong>und</strong> auch bei Rückstau exakt konstant<br />
zu halten. Mit einem solchen<br />
Wehr lässt sich beispielsweise die<br />
Bewirtschaftung des Stauraums von<br />
Regenbecken optimieren <strong>und</strong> somit<br />
bzw. deren Bauwerksvolumen reduzieren.<br />
In diesen Jahren beschäftigte<br />
sich das Ingenieurbüro in größerem<br />
Umfang mit der Planung von Kanalnetzen.<br />
R<strong>und</strong> um den Bodensee<br />
wurde eine erste Ringkanalisation<br />
gebaut, um diese wichtige Trinkwasserressource<br />
nicht weiter mit<br />
Abwässern zu belasten – war doch<br />
der Schad- <strong>und</strong> Nährstoffeintrag in<br />
den Siebzigerjahren so bedenklich<br />
hoch geworden, dass die Qualität<br />
des Seewassers zu kippen drohte.<br />
Zum Entwässerungskonzept gehörten<br />
auch Regenbecken zur Speiche-<br />
Martin Frigger,<br />
Geschäftsführer HST.<br />
rung <strong>und</strong> Rückhaltung großer Niederschlagsmengen.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie hat sich das Geschäft mit<br />
den Regenbecken dann weiterentwickelt?<br />
Frigger: Mit Anlagen zur Speicherung<br />
<strong>und</strong> Behandlung von Niederschlagswasser<br />
ist damals ein ganz<br />
neuer Markt entstanden. Mit zunehmendem<br />
Umweltbewusstsein wurde<br />
das Thema hierzulande immer<br />
wichtiger, denn das <strong>Wasser</strong>, das von<br />
Straßen <strong>und</strong> befestigten Flächen<br />
abläuft, enthält in der Regel mehr<br />
Schadstoffe als häusliches <strong>Abwasser</strong>.<br />
Obwohl kaum in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung, da Regenbecken<br />
schließlich unter Tage liegen,<br />
ist ihre Anzahl inzwischen recht eindrucksvoll<br />
gewachsen: Bis zum heutigen<br />
Tag hat das Unternehmen HST<br />
deutschlandweit r<strong>und</strong> 6000 der<br />
etwa 80 000 Regenbecken ausgerüstet.<br />
Dazu haben wir im Umfeld<br />
zahlreiche ergänzende Produkte zur<br />
Überwachung, Regulierung <strong>und</strong> zur<br />
Reinigung geschaffen, indem wir<br />
für die spe ziellen Erfordernisse<br />
unserer K<strong>und</strong>en neue Lösungen<br />
fanden.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie sieht das Angebot von HST<br />
heute aus?<br />
Frigger: Unser Angebot umfasst<br />
heute – ganz generell betrachtet –<br />
die Ausrüstung von Anlagen <strong>und</strong><br />
Einrichtungen für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft. Wir sehen uns<br />
als Spezialisten für Systemlösungen<br />
mit eigenen Produkten: von dem<br />
rein mechanischen oder automatischen<br />
Wehr bis zur Systemkläranlage,<br />
von der Stationstechnik bis zur<br />
kompletten Leittechnik <strong>und</strong> dem<br />
übergeordneten Betriebsmanagementsystem<br />
für Anlagen der Infrastruktur,<br />
vom Wartungsservice bis<br />
zur Instandhaltungsorganisation.<br />
Deshalb unterhalten wir neben der<br />
Produktion, dem Anlagen- <strong>und</strong><br />
Maschinenbau auch eine eigene<br />
starke Software-Sparte als ganz we -<br />
sentliches Standbein.<br />
<strong>gwf</strong>: Dazu braucht ein Unternehmen<br />
eine große Bandbreite technischen<br />
Know-hows …?<br />
Frigger: Wir beschäftigen hier in<br />
Meschede r<strong>und</strong> 80 Mitarbeiter,<br />
davon sind allein 35 Ingenieure.<br />
Maschinenbauer, Bauingenieure,<br />
Elektro- <strong>und</strong> Verfahrensingenieure,<br />
Chemiker, Informatiker: Mit dieser<br />
Vielfalt an Wissen <strong>und</strong> Können sind<br />
wir in der Lage, auch sehr komplexe<br />
September 2011<br />
772 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INTERVIEW<br />
Aufgaben zu meistern. Zudem bilden<br />
wir aus, vor allem in Berufen im<br />
IT-Bereich, um fit für die Zukunft zu<br />
sein. Denn bereits heute erzielen<br />
wir mit unserer Software für die<br />
Bereiche Automation, Fernüberwachung<br />
<strong>und</strong> Betriebsführung fast<br />
40 Prozent unseres Umsatzes.<br />
<strong>gwf</strong>: Um welche Art von Software<br />
handelt es sich dabei?<br />
Frigger: Am Anfang stand der<br />
Wunsch unserer K<strong>und</strong>en, ein EDV-<br />
System für die von Hand geführten<br />
Betriebstagebücher zu entwickeln.<br />
Inzwischen umfassen die bei HST<br />
entwickelten IT-Systeme als integrierte<br />
<strong>und</strong> komplette Systemfamilie<br />
alle Ebenen von der Messtechnik<br />
<strong>und</strong> Automatisierung über die<br />
Prozessüberwachung <strong>und</strong> Leittechnik<br />
bis zur Betriebsführung <strong>und</strong><br />
Instandhaltung. Das daraus entstandene<br />
Systemgeschäft sorgt für<br />
eine nachhaltige K<strong>und</strong>enbeziehung:<br />
Seit mehr als einem Jahrzehnt<br />
arbeiten r<strong>und</strong> 300 Stammk<strong>und</strong>en<br />
mit unseren Software-Produkten<br />
bei Kommunen, Verbänden, Stadtwerken<br />
<strong>und</strong> Industrie.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie entwickelt sich der Markt<br />
für die verschiedenen Produktbereiche<br />
von HST?<br />
Frigger: Aus unserer Sicht sind<br />
Regenbecken international ein<br />
Zukunftsthema, gerade in Asien<br />
wird die Regenwasserbehandlung<br />
zunehmend wichtiger. Wir haben<br />
Aufträge aus diesen Regionen <strong>und</strong><br />
sie gehören ganz klar zu unserer<br />
Internationalisierungsstrategie. Mit<br />
Technik für Kläranlagen bedienen<br />
wir heute ebenfalls hauptsächlich<br />
den internationalen Markt, ist doch<br />
der Bedarf hierzulande weitgehend<br />
gedec kt. Zuwächse im nationalen<br />
Bereich gibt es vorwiegend bei Produkten<br />
aus dem IT-Bereich <strong>und</strong><br />
generell beim Lösungsgeschäft.<br />
<strong>gwf</strong>: In welcher Größenordnung<br />
bewegen sich Ihre Aufträge?<br />
Wenn man seinen K<strong>und</strong>en optimale<br />
Lösungen bieten will, davon ich<br />
bin überzeugt, ist man <strong>einfach</strong> darauf<br />
angewiesen, auch Produkte von<br />
Marktbegleitern einzusetzen.<br />
Frigger: Hier am Standort Meschede<br />
bearbeiten wir etwa 200 Aufträge<br />
per anno. Von Vorteil dabei ist die<br />
Mischung von kleinem, mittlerem<br />
<strong>und</strong> großem Auftragsvolumen –<br />
vergleichbar mit einem gut ausgewogenen<br />
Aktienportfolio – die<br />
unserem Unternehmen Stabilität<br />
verschafft. Pro Jahr erhalten wir<br />
r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Aufträge bis zu einer<br />
Summe von 25 000 Euro, dann gibt<br />
es ein starkes Mittelfeld mit Volumina<br />
bis zu 200 000 Euro <strong>und</strong> dazu<br />
kommen jedes Jahr zwei bis drei<br />
Projekte im Millionenbereich.<br />
Bei Ausschreibungen schaffen<br />
wir eine Auftragsquote von eins zu<br />
drei, das heißt, wenn wir drei Angebote<br />
abgeben, bekommen wir im<br />
Durchschnitt einen Auftrag. Das<br />
hängt einerseits mit der Marktbearbeitung<br />
zusammen, es ist aber<br />
anderseits auch eine Frage der Strategie.<br />
Denn für Ausrüstung gibt es<br />
sowohl das Direktgeschäft als auch<br />
das Indirektgeschäft. So arbeiten<br />
wir beispielsweise auch mit anderen<br />
Anlagenbauern zusammen.<br />
Denn wenn man seinen K<strong>und</strong>en<br />
optimale Lösungen bieten will,<br />
davon ich bin überzeugt, ist man<br />
<strong>einfach</strong> darauf angewiesen, auch<br />
Produkte von Marktbegleitern einzusetzen.<br />
Dazu braucht es aber sehr<br />
wohl Menschen, die in Kooperationen<br />
denken können. Schließlich<br />
geht es nicht immer nur darum, entweder<br />
den goldenen Pokal zu<br />
bekommen oder gar nichts. Manchmal<br />
sind zwei silberne Pokale die<br />
bessere Alternative.<br />
ASK Wehr von HST.<br />
<strong>gwf</strong>: Also lieber kooperieren statt<br />
konkurrieren?<br />
Frigger: Ja, so können wir auch komplexe<br />
Gesamtaufträge annehmen,<br />
dabei unsere eigene Produkte verwenden,<br />
aber auch durchaus mal<br />
Lösungen beim Wettbewerb dazu<br />
kaufen. Wir konzentrieren uns nicht<br />
einzig <strong>und</strong> allein auf das Produktgeschäft,<br />
sondern bieten komplette Sys-<br />
Auswertungstool<br />
im VRS-<br />
System.<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 773
INTERVIEW<br />
teme <strong>und</strong> maßgeschneiderte Lösungen<br />
an, gerne Gewerke übergreifend<br />
<strong>und</strong> aus einer Hand. K<strong>und</strong>en bevorzugen<br />
es, nur einen Ansprechpartner zu<br />
haben, der für die Abwicklung eines<br />
Projektes verantwortlich zeichnet,<br />
statt sich selber vielen Details <strong>und</strong><br />
Schnittstellen kümmern zu müssen.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche strategischen Ziele sehen<br />
Sie dabei kurz- <strong>und</strong> mittelfristig?<br />
Frigger: Wir streben die technologische<br />
Marktführerschaft als Systemausrüster<br />
in Segmenten der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
an. Es gibt in diesem<br />
Markt in der Regel die Produkthersteller<br />
<strong>und</strong> die Anlagenbauer <strong>und</strong><br />
dazwischen praktisch keine Bindeglieder.<br />
Diese Nische wollen wir mit<br />
dem Systemgeschäft füllen. Denn<br />
mit systematischen Lösungen für<br />
ähnliche Aufgaben ersparen wir viel<br />
Planungs- <strong>und</strong> Projektierungsaufwand.<br />
Und unsere K<strong>und</strong>en erhalten<br />
standardisierte Anlagenabschnitte<br />
mit praxisbewährten Produkten in<br />
Kombination mit passgenauer<br />
Produkte von HST: Flotationsanlage (oben),<br />
HSR-Rechen (unten).<br />
Dienstleistung als sicheres Komplettpaket.<br />
Wir haben ein breites Dienstleistungsangebot<br />
r<strong>und</strong> um unsere <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technik angesiedelt:<br />
vom Wartungsservice <strong>und</strong> der<br />
Instandhaltung von Anlagen über<br />
die Datenerfassung <strong>und</strong> -verarbeitung<br />
bis zur teilweisen oder kompletten<br />
Betriebsbesorgung.<br />
<strong>gwf</strong>: Kann man sich also bei HST Kläranlagen<br />
fix <strong>und</strong> fertig aus dem Katalog<br />
bestellen?<br />
Frigger: Nun – keine größere Kläranlage<br />
ist gleich. Zuerst brauchen wir<br />
schon alle relevanten Daten <strong>und</strong> Fakten,<br />
um eine Anlagenlösung anbieten<br />
zu können. Mit unserem EDV-System<br />
lassen sich mit diesen Vorgaben in<br />
ganz kurzer Zeit die Konstruktionselemente<br />
<strong>und</strong> Anlagenkomponenten<br />
generieren <strong>und</strong> daraus können wir<br />
dann relativ exakte Angebotsdaten<br />
ableiten. Schließlich steht man heute<br />
nicht nur im Preiswettbewerb sondern<br />
auch im Zeitwettbewerb.<br />
Geschwindigkeit spielt eine enorme<br />
Rolle, denn wer zuerst einen konkreten<br />
Vorschlag unterbreiten kann,<br />
bekommt meistens auch den<br />
Zuschlag.<br />
Bei der Umsetzung ist es wichtig,<br />
rationeller vorzugehen, also nicht<br />
das Rad jeden Tag neu zu erfinden,<br />
sondern mit durchdachten Baugruppen<br />
<strong>und</strong> Modulen zu arbeiten,<br />
die je nach Anforderung schnell <strong>und</strong><br />
<strong>einfach</strong> kombiniert werden können.<br />
So gesehen, lassen sich die Komponenten<br />
einer Kläranlage durchaus<br />
nach Katalog zusammenstellen.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Tendenzen <strong>und</strong> Veränderungen<br />
sind bei der Ausrüstung<br />
von wasserwirtschaftlichen Anlagen<br />
<strong>und</strong> Einrichtungen zu spüren?<br />
Frigger: Eine Tendenz ist, mit Material<br />
effizienter umzugehen. Das<br />
Bestreben ist dabei, möglichst wenig<br />
Material zu verbrauchen, Produkte<br />
filigraner <strong>und</strong> dennoch nicht weniger<br />
stabil zu konstruieren. Doch<br />
nicht nur beim Verbrauch – auch in<br />
Sachen Haltbarkeit werden immer<br />
bessere Lösungen entwickelt, beispielsweise<br />
beim Korrosionsschutz.<br />
Ein weiterer Trend ist die zunehmende<br />
Bedeutung eines effizienteren<br />
Energieeinsatzes. Und auch weiterhin<br />
liegt die Automatisierung von<br />
Produkten für den <strong>Wasser</strong>bereich im<br />
Fokus. Maschinen <strong>und</strong> Anlagen werden<br />
so immer intelligenter <strong>und</strong><br />
selbstständiger. Große Mengen von<br />
zentralen <strong>und</strong> dezentralen Betriebsdaten<br />
lassen sich <strong>einfach</strong> erheben<br />
<strong>und</strong> kanalisieren. Selbst ausgedehnte<br />
Anlagen können problemlos<br />
von wenigen Mitarbeitern in der<br />
Leitzentrale, oder auch mobil, überwacht<br />
<strong>und</strong> gesteuert werden. Mit<br />
Betriebsführungssystemen lassen<br />
sich komplexe Abläufe im Unternehmen<br />
organisieren <strong>und</strong> dokumentieren.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie wichtig ist es für ein Unternehmen,<br />
mit neuen Ideen am Ball zu<br />
bleiben?<br />
Frigger: Als KMU-Unternehmen habe<br />
wir geradezu die Pflicht, innovativ zu<br />
sein. Wir sind immer auf der Suche<br />
nach guten neuen Ideen. Unsere<br />
Ingenieure arbeiten ständig daran,<br />
die bereits vorhandenen Produkte<br />
immer weiter zu verbessern. Beispiel<br />
Strahlreiniger für Regenbecken: Da<br />
haben wir zuerst die Strömungserzeugung<br />
optimiert, dann das Gerät<br />
mit so viel Intelligenz ausgestattet,<br />
dass es restliche Verschmutzungen<br />
von selbst erkennt <strong>und</strong> beseitigt.<br />
<strong>gwf</strong>: Eine ihrer jüngsten Kreationen<br />
ist der virtuelle Regenschreiber …?<br />
Frigger: Ja, den Regenschreiber<br />
haben wir zusammen mit dem Unter-<br />
September 2011<br />
774 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INTERVIEW<br />
nehmen Meteomedia entwickelt.<br />
Dabei lässt sich die Niederschlagsmenge<br />
für ein ausgewähltes Gebiet<br />
ermitteln, indem reale Messwerte aus<br />
einem dichten Netz von Regenschreibern<br />
mit Daten aus Radarbildern<br />
kombiniert werden. Durch diese<br />
Kombination von Radar- <strong>und</strong> klassischer<br />
Messtechnik können zu jedem<br />
Standort in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland Niederschlagsdaten zur<br />
Verfügung gestellt werden. Der<br />
Anwendungsbereich reicht von der<br />
Bemessung, Steuerung <strong>und</strong> Bewirtschaftung<br />
wasserwirtschaftlicher<br />
Anlagen bis zu Hochwasservorsorge<br />
<strong>und</strong> Flussgebietsmanagement.<br />
<strong>gwf</strong>: Neue Projekte werden also auch<br />
mit Partnern verwirklicht?<br />
Frigger: Wir kooperieren mit verschiedenen<br />
Partnern, auch auf internationaler<br />
Ebene. Beispielsweise<br />
sind wir mit einer Reihe von Hochschulen<br />
<strong>und</strong> Unternehmen an<br />
Unsere K<strong>und</strong>en erhalten den standardisierten<br />
Anlagenbau mit praxisbewährten Produkten<br />
in Kombination mit passgenauer Dienstleistung<br />
als bequemes Komplettpaket.<br />
dem deutsch-vietnamesischen Forschungsprojekt<br />
AKIZ beteiligt. Im<br />
Rahmen diese Projektes wird in Vietnam<br />
ein Modellklärwerk gebaut<br />
sowie ein integriertes <strong>Abwasser</strong>konzept<br />
für Industriezonen (AKIZ) erarbeitet,<br />
das einen effizienten, ökonomisch<br />
<strong>und</strong> ökologisch nachhaltigen<br />
Betrieb des gesamten <strong>Abwasser</strong>systems<br />
schaffen soll. Neben der Entwicklungsarbeit<br />
wollen wir bei diesem<br />
Einsatz wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse für neue Produktentwicklungen<br />
gewinnen <strong>und</strong> gleichermaßen<br />
unsere Mitarbeiter fit<br />
machen für das interna tionale<br />
Geschäft.<br />
<strong>gwf</strong>: Innovationen sind für Sie also<br />
Gr<strong>und</strong>prinzip der Unternehmensentwicklung?<br />
Frigger: Produkte bestehen im<br />
Gr<strong>und</strong>satz aus Materie <strong>und</strong> Wissen.<br />
Deshalb denken wir Tag für<br />
Tag darüber nach, wie sich Aufgaben<br />
noch besser lösen lassen<br />
könnten. Ohne diesen Drang nach<br />
Fortschritt wäre unser Land ja<br />
nicht so, wie es ist. Doch das<br />
schönste Denken ist natürlich das<br />
Denken im Auftrag – schließlich<br />
darf man bei allem Erfindergeist<br />
den wirtschaftlichen Teil nicht<br />
außer Acht lassen.<br />
Einladung zur Registrierung<br />
6 th IWA Specialist Conference<br />
on Membrane Technology<br />
for Water & Wastewater<br />
Treatment<br />
Sonderkonditionen<br />
für Mitarbeiter des<br />
öffentlichen Dienstes<br />
4.-7. Oktober 2011<br />
Aachen<br />
www.iwa-mtc2011.org<br />
SPECIALIST CONFERENCES<br />
Membranen in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
unterstützen maßgeblich die nachhaltige Bewirtschaftung von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
– ein Verdienst intensiver Forschung. Doch liegen weitere<br />
Herausforderungen vor uns, die Membrantechnologie effizienter<br />
<strong>und</strong> wettbewerbsfähiger zu gestalten. Bringen Sie sich auf der IWA<br />
MTC 2011 auf den aktuellen Stand der Entwicklung. Die Verständigung<br />
erleichtern wir durch Simultanübersetzung Englisch-Deutsch.<br />
Das Vortragsprogramm wird durch eine Fachausstellung ergänzt.<br />
Themen: Trinkwasseraufbereitung · <strong>Abwasser</strong>behandlung · Industrielle<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung · <strong>Abwasser</strong>wiederverwendung · Membranmaterialien<br />
· Membranbioreaktoren · Fouling <strong>und</strong> Reinigungsstrategien<br />
· Entsalzung · Konzentratbehandlung · Prozessmodellierung ·<br />
Prozessoptimierung · Moduldesign · Energiereduzierung · Betriebserfahrungen<br />
· Spurenschadstoffe ...<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 775
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Großes Interesse an der fbr-Fachtagung<br />
„<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“<br />
Die Resonanz an der fbr-Fachtagung „<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“ am 24. Mai 2011 in Leipzig war groß –<br />
knapp 100 TeilnehmerInnen interessierten sich für die dezentrale <strong>Wasser</strong>technologie. Die veranstaltenden<br />
Verbände Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung e.V. (fbr) in Kooperation mit dem Bildungs- <strong>und</strong><br />
Demonstrationszentrum für dezentrale <strong>Abwasser</strong>behandlung – BDZ e.V. waren mit dem Zuspruch <strong>und</strong> dem<br />
Ablauf des Tages r<strong>und</strong>um zufrieden. fbr-Referent Dietmar Sperfeld: „Ein gutes Thema, das vor allem in den<br />
Flächenb<strong>und</strong>esländern auf großes Interesse bei Kommunen, Ingenieuren <strong>und</strong> Architekten stößt.“<br />
Klimaveränderungen,<br />
demographischer<br />
Wandel <strong>und</strong> die zunehmende<br />
Übernutzung von regionalen<br />
<strong>Wasser</strong>vorräten erforderten<br />
ein Umdenken im Umgang mit <strong>Wasser</strong><br />
<strong>und</strong> Stoffströmen in Siedlungen,<br />
so Torsten Grüter, Vizepräsident der<br />
fbr in seiner Begrüßung. „Es stellt<br />
sich daher die Frage“, so Grüter, ob<br />
unsere bestehenden zentralen <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme<br />
in der heutigen<br />
Form noch zukunftsfähig <strong>und</strong><br />
finanzierbar sind. Denken in Kreisläufen<br />
– auch auf dem Gr<strong>und</strong>stück<br />
– wird für die Siedlungswasserwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Haustechnik zukünftig<br />
stärker in den Fokus rücken.<br />
Abkopplung als Aufgabe für<br />
das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Den Auftakt der Veranstaltung<br />
machte Dr.- Ing. Harald Hiessl vom<br />
ISI-Fraunhofer-Institut für System<strong>und</strong><br />
Innovationsforschung mit der<br />
Frage nach der Abkopplung von<br />
zentraler Infrastruktur als gesellschaftlicher<br />
Trend oder technische<br />
Notwendigkeit. „Bei Betrachtung<br />
der Ausgangssituation <strong>und</strong> des<br />
Handlungsdruckes unter dem unser<br />
heutiges, konventionelles, zentrales<br />
urbanes <strong>Wasser</strong>infrastruktursystem<br />
steht, wird klar“, führt Dr. Hiessl aus,<br />
„dass nicht nur in den wasserreichen<br />
Industriestaaten, sondern auch<br />
in ariden Regionen liegenden Ländern<br />
ein dringender Handlungsbedarf<br />
besteht, die Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />
Zukunftsfähigkeit der <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme<br />
unserer Siedlungen<br />
<strong>und</strong> Städte zu verbessern.“ Sein<br />
Vortrag zeigte auf, dass die große<br />
Zahl der bereits heute verfügbaren<br />
Bausteine eine sehr gute Basis für<br />
einen effizienten Umgang mit <strong>Wasser</strong>,<br />
Energie <strong>und</strong> Stoffen legt <strong>und</strong><br />
neue Lösungskonzepte der <strong>Wasser</strong>ver-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> entsorgung er -<br />
möglicht.<br />
Wie kann das <strong>Wasser</strong><br />
eingesetzt werden?<br />
Regenwasserbewirtschaftung als<br />
Baustein für ein wasserautarkes<br />
Gr<strong>und</strong>stück wurde von Torsten Grüter,<br />
Hennef vorgestellt. Die Entwicklung<br />
in der Regenwasserbewirtschaftung<br />
wie z.B. die Regenwassernutzung<br />
<strong>und</strong> die Versickerung ist<br />
mittlerweile technisch ausgereift<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich interessant, so<br />
Grüter. Mittlerweile schaffen auch<br />
die Kommunen die rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />
um das Regenwasser<br />
als Ressource einzusetzen.<br />
Mit den Vorträgen Grauwasserrecycling<br />
– ein zentraler Baustein der<br />
Autarkie – Konzepte <strong>und</strong> Visionen<br />
von Erwin Nolde, Nolde & Partner<br />
Technologieberatung für innovative<br />
<strong>Wasser</strong>konzepte, Berlin, <strong>und</strong> dem<br />
nachfolgenden Beitrag zur Schwarzwasserbehandlung<br />
unter Autarkieaspekten<br />
von Dr.-Ing. Elmar Dorgeloh<br />
vom Prüf- <strong>und</strong> Entwicklungsinstitut<br />
für <strong>Abwasser</strong>technik an der<br />
RWTH Aachen e.V. konnten sich die<br />
TeilnehmerInnen über die Technik<br />
im Einzelnen <strong>und</strong> die verschiedenen<br />
Anwendungsmöglichkeiten anhand<br />
der vorgestellten Praxisbeispiele ein<br />
Bild verschaffen. Erwin Nolde zeigte<br />
an mehreren Beispielen, dass das<br />
reine Dusch- <strong>und</strong> Badewasserrecycling<br />
zwar in Hotelgebäuden jedoch<br />
in diversen Mehrfamilienhäusern<br />
meist nicht ausreichend war, um<br />
den entsprechenden Toilettenspülwasserbedarf<br />
vollständig zu decken.<br />
Trotz hervorragender Betriebswasserqualität<br />
musste im Privatbereich<br />
wegen Betriebswassermangels deshalb<br />
mehrfach auf das Wäschewaschen<br />
mit recyceltem Grauwasser<br />
verzichtet werden. Durch den Einbezug<br />
des hoch belasteten Grauwassers<br />
aus Waschmaschinen <strong>und</strong><br />
Küchen wurden deutlich bessere<br />
Ergebnisse erzielt.<br />
Abtrennung von Teilströmen<br />
rechtlich realisierbar<br />
Rechtliche <strong>und</strong> administrative Rahmenbedingungen<br />
bei wasserautarken<br />
Gr<strong>und</strong>stücken stellte Prof. Dr.-<br />
Ing. Martin Oldenburg von der<br />
Hochschule Ostwestfalen-Lippe vor.<br />
Nach einer Definition des Autarkiebegriffes<br />
zeigte Prof. Oldenburg die<br />
Auswirkungen der verschiedenen<br />
Gesetze <strong>und</strong> Verordnungen u.a.<br />
Infektionsschutzgesetz <strong>und</strong> Trinkwasserverordnung<br />
auf die Errichtung<br />
derartiger Systeme auf.<br />
Sein Fazit: „Die Einrichtung eines<br />
vollständig wasserautarken Gr<strong>und</strong>stücks<br />
mit eigener <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
wird auch zukünftig juristisch mit<br />
Hürden verb<strong>und</strong>en sein“, so Oldenburg.<br />
„Die Abtrennung <strong>und</strong> Aufbereitung<br />
von Teilströmen zur Nutzung<br />
als Betriebswasser ist heute<br />
schon möglich <strong>und</strong> wird durch die<br />
deutsche Rechtsprechung bestärkt.<br />
Das Wäschewaschen mit Regenwasser<br />
ist zudem mittlerweile mehrfach<br />
juristisch bestätigt worden. Letztendlich<br />
wird die Verwendung von<br />
Produkten aus der Teilstrombehandlung<br />
erst erfolgreich eingesetzt<br />
werden können, wenn hier<br />
September 2011<br />
776 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
eine Zulassung als Düngemittel<br />
erreicht worden ist.“<br />
Neue Sicht auf das<br />
<strong>Abwasser</strong>: Nährstoffrecycling<br />
<strong>und</strong> Wärmeenergie<br />
sind wertvolle Ressourcen<br />
Den Umgang mit Energie- <strong>und</strong><br />
Nährstoffrecycling in autarken Ge -<br />
bäuden stellte Torsten Bettendorf,<br />
Technische Universität Hamburg<br />
Harburg vor.<br />
Bettendorf zeigte anschaulich<br />
die Möglichkeiten, <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Energie<br />
einzusparen, aber auch wie die<br />
Nährstoffrückgewinnung teils mit<br />
<strong>einfach</strong>en Mitteln erreicht werden<br />
kann. „Nicht die strikte Trennung<br />
von zentral <strong>und</strong> dezentral ist die<br />
Lösung, sondern der Verb<strong>und</strong> von<br />
beiden Systemen.“<br />
Ähnlich äußerte sich auch Dr. Eve<br />
Menger-Krug mit ihrem Vortrag zur<br />
Wärmerückgewinnung aus Grauwasser<br />
am Beispiel einer Anlage in<br />
einem Studentenwohnheim in Freiburg.<br />
Grauwasser aus Badewanne<br />
<strong>und</strong> Dusche eignet sich gut als Ressource<br />
für Maßnahmen zur <strong>Wasser</strong>wiederverwendung,<br />
da es im Vergleich<br />
zu Mischabwasser deutlich<br />
weniger belastet ist. Die Potenziale<br />
der Kosteneinsparung zeigte sie<br />
anhand verschiedener Varianten, die<br />
im Rahmen des Projektes gerechnet<br />
worden sind. Amortisa tionszeiten<br />
sind bereits nach acht Jahren unter<br />
Annahme von niedrigeren Teuerungsraten<br />
für Energie <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong><br />
erreichbar. Bei schneller steigenden<br />
Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>kosten wird dieser<br />
Zeitraum deutlich unterschritten.<br />
Ökologische Gesamtwasserbilanz<br />
– wichtig<br />
Eine vollständig autarke Lösung<br />
stellte Michael Wilhelm aus Bous<br />
anhand eines Bürogebäudes vor.<br />
Bei dem vorgestellten Projekt kommen<br />
eine Regenwassernutzungsanlage,<br />
eine Grauwasseranlage sowie<br />
eine Anlage zur Trinkwasseraufbereitung<br />
zum Einsatz. Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />
für die Planung war die<br />
Erstellung einer ökologischen<br />
Gesamtwasserbilanz für das Projekt.<br />
Das anfallende <strong>Abwasser</strong> wird in<br />
einer vollbiologischen Kläranlage<br />
auf dem Gr<strong>und</strong>stück gereinigt.<br />
„Die gesamte Anlage rechnet sich<br />
bereits nach vier Jahren“, so Michael<br />
Wilhelm, „was den Einsatz gerade<br />
für mittelständische Unternehmen<br />
interessant machen kann.“<br />
Aus Sicht des SANIRESCH Projektes<br />
zur Behandlung <strong>und</strong> Verwertung<br />
von Urin, Braunwasser <strong>und</strong><br />
Grauwasser berichtete Dr.-Ing. Martina<br />
Winker von der Internationalen<br />
Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ)<br />
GmbH über die ersten Ergebnisse<br />
des Pilotprojektes am Beispiel des<br />
GIZ Gebäudes in Eschborn.<br />
Über die eingebauten Trenntoiletten<br />
<strong>und</strong> wasserlosen Urinale<br />
im Gebäude wird Urin separat<br />
erfasst <strong>und</strong> mit Hilfe eines chemisch-physikalischen<br />
Prozesses in<br />
einem Fällungsreaktor aufbereitet.<br />
Als Endprodukt entsteht ein Magnesium-Ammonium-Phosphat<br />
(MAP)<br />
in fester Form mit wertvollen Düngungseigenschaften.<br />
„Ein großer Schritt für die weitere<br />
Umsetzung wird nun im Jahr<br />
2011 erfolgen, da dieses Jahr alle<br />
Anlagen implementiert <strong>und</strong> erstmals<br />
Feldversuche mit Urin <strong>und</strong><br />
MAP erfolgen werden.“<br />
Fazit<br />
Insgesamt hat die Veranstaltung<br />
viele Facetten der Autarkie aufgezeigt.<br />
In der anschließenden Diskussion<br />
mit der Fragestellung: „Sind<br />
wasserautarke Lösungen heute<br />
schon umsetzbar“ wurde unter der<br />
Moderation von Dr. Harald Hiessl<br />
sehr engagiert diskutiert. Einzelne<br />
Technikbausteine ist es heute schon<br />
verfügbar, so das Fazit der Teilnehmer.<br />
Wünschenswert sind Aspekte<br />
der Energie- <strong>und</strong> Nährstoffrückgewinnung<br />
in die technische Umsetzung<br />
mit einzubeziehen, was Haustechnikplaner<br />
vor neue Aufgaben<br />
stellt.<br />
Auch sollte sich der Autarkiebegriff<br />
nicht nur auf Insellösungen<br />
beziehen, sondern im urbanen<br />
Raum Stadtquartiere <strong>und</strong> Stadtteile<br />
mit einbeziehen. Hierin wird noch<br />
weiterer Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbedarf<br />
gesehen. Sowohl die<br />
Politik, als auch Kommunen <strong>und</strong> die<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft sind aufgerufen,<br />
an kon struktiven Lösungen mitzuarbeiten.<br />
Für die weitere Entwicklung wasserautarker<br />
Lösungen in der Gebäudetechnik<br />
werden gute Chancen<br />
gesehen, so Dr. Hiessl, da r<strong>und</strong><br />
80 Prozent des Gebäudebestandes in<br />
Deutschland vor 1980 gebaut wurde<br />
<strong>und</strong> dadurch zukünftig ein Investitionsbedarf<br />
in der Infrastruktur <strong>und</strong><br />
der Gebäudewirtschaft notwendig<br />
wird. Hier sind Chancen zu einer<br />
Modernisierung mit zukunftsfä higen<br />
autarken Lösungen zu er greifen.<br />
Die Verbände fbr <strong>und</strong> BDZ<br />
werden zukünftig das Thema weiter<br />
aktiv bearbeiten.<br />
Kontakt:<br />
Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong><br />
Regenwassernutzung e.V.,<br />
Havelstraße 7A, D-64295 Darmstadt,<br />
E-Mail: info@fbr.de,<br />
www.fbr.de<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 777
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Deutsches Theater München:<br />
sauberer Regen vom Kupferdach<br />
Dezentrale Anlage zur Regenwasserbehandlung spielt Schlüsselrolle bei der Erfüllung<br />
der gesetzlichen Auflagen<br />
Der Einbau<br />
einer<br />
dezentralen<br />
Regenwasseranlage<br />
stellte<br />
die Planer<br />
wegen der<br />
engen Innenstadtlage<br />
vor<br />
echte Herausforderungen,<br />
die nur mit<br />
Sonderlösungen<br />
zu<br />
bewältigen<br />
waren.<br />
Der traditionsreiche Stammsitz<br />
des Deutschen Theaters München<br />
wird derzeit einer umfangreichen<br />
Renovierung unterzogen,<br />
die wegen erheblicher Baumängel<br />
unumgänglich war. 2012 soll das<br />
Theater, das sich vorübergehend in<br />
einem Zeltpalast in München-Fröttmanning<br />
einquartiert hat, wieder<br />
sein 1894 errichtetes Haus beziehen.<br />
Bis zum Wiedereinzug werden<br />
nicht nur die Räume <strong>und</strong> die Fassade<br />
in neuem Glanz erstrahlen, das<br />
Bauwerk wird unter anderem auch<br />
den gestiegenen Umweltanforderungen<br />
im Bayerischen <strong>Wasser</strong>gesetz<br />
(BayWG) gerecht werden. Das<br />
Regenwasser von den traditionell<br />
mit Kupfer belegten Dachflächen<br />
wird daher in einem dezentralen<br />
System gereinigt <strong>und</strong> direkt vor Ort<br />
versickert.<br />
Um das Regenwasser von den Metalldachflächen des neu renovierten<br />
Deutschen Theaters München versickern zu können, musste eine<br />
dezentrale Anlage zur Regenwasserbehandlung installiert werden.<br />
Alle Fotos: 3P Technik<br />
Niederschlagswasser<br />
versickern, statt in die<br />
Kanalisation einleiten<br />
In Einklang mit dem neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
schreibt die Stadt<br />
München vor, dass im Rahmen von<br />
Baumaßnahmen oder Änderungen<br />
am Entwässerungssystem Niederschläge<br />
von Dach- <strong>und</strong> anderen<br />
Flächen nicht mehr in die Kanalisation<br />
eingeleitet werden dürfen,<br />
sondern vor Ort zu versickern sind.<br />
Zugleich ist bei einer ganzen Reihe<br />
von Flächen aber gemäß dem DWA-<br />
Merkblatt M 153 der Deutschen<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V. eine<br />
Behandlung des <strong>Wasser</strong>s notwendig,<br />
bevor es zur Versickerung<br />
gelangt. Dazu zählen, wie im Fall<br />
des Deutschen Theaters, auch<br />
Metalldachflächen. Bei einer ungereinigten<br />
Versickerung droht eine<br />
Anreicherung von Schwermetallen<br />
im Erdreich oder im Gr<strong>und</strong>wasser.<br />
Um diese Anreicherung in Übereinstimmung<br />
mit den geltenden<br />
Gesetzen <strong>und</strong> Regelwerken zu vermeiden,<br />
fiel die Entscheidung, das<br />
Hydrosystem metal des Regenwasserspezialisten<br />
3P Technik einzusetzen.<br />
Der Einbau der entsprechenden<br />
Filterelemente wurde bereits<br />
2009 vom zuständigen <strong>Wasser</strong>wirtschaftsamt<br />
genehmigt, seit Anfang<br />
2011 liegt auch die offizielle bauaufsichtliche<br />
Zulassung gemäß BayWG<br />
vor. Zusätzlich hat das System<br />
bereits 2010 als erste unterirdisch<br />
eingebaute dezentrale Anlage zur<br />
Regenwasserbehandlung eine allgemeine<br />
bauaufsichtliche Zulassung<br />
(abZ) des Deutschen Instituts<br />
September 2011<br />
778 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
für Bautechnik (DIBt) für Verkehrsflächen<br />
bekommen. Der Einsatz des<br />
3P Hydrosystems metal zur <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
von Metalldachflächen<br />
ist aufgr<strong>und</strong> der Zulassung<br />
künftig auch ohne gesonderte<br />
Genehmigung möglich.<br />
Beengte Bausituation<br />
im Innenstadtbereich<br />
Die Innenstadtlage des Deutschen<br />
Theaters mit engen Straßen führte<br />
zu außergewöhnlichen Problemstellungen.<br />
So war z. B. der Einbau<br />
einer Rigole zur Versickerung nicht<br />
möglich, das <strong>Wasser</strong> sollte daher in<br />
einen bereits bestehenden Sickerschacht<br />
eingeleitet werden. Vorgesehen<br />
waren ursprünglich fünf Einzelschächte,<br />
die aber wegen des<br />
beengten Straßenraums nicht zu<br />
realisieren waren. Die fünf Filterschächte<br />
des 3P Hydrosystems 1000<br />
metal wurden deshalb in einem einzigen<br />
großen Betonschacht mit drei<br />
Metern Durchmesser anschlussfertig<br />
eingebaut. Eine weitere Schwierigkeit<br />
stellte der stark kieshaltige<br />
Untergr<strong>und</strong> dar, der das Ausheben<br />
einer Baugrube unmöglich machte.<br />
Mit dem Büro Zickler+Jakob, München,<br />
wurde daher ein so genannter<br />
Abteufschacht als Lösung entwickelt.<br />
Der Betonring wurde an der<br />
Unterseite mit einer Metallschneide<br />
versehen, auf dem Gelände aufgesetzt<br />
<strong>und</strong> von innen ausgebaggert.<br />
Dadurch rutschte er nach <strong>und</strong> nach<br />
auch ohne Baugrube auf die<br />
gewünschte Tiefe ab. Nachdem sie<br />
erreicht war, wurde der Boden ausbetoniert.<br />
Mit Hilfe eines Autokrans<br />
wurde in München zuerst der<br />
Betonschacht eingebracht, nach<br />
Fertigstellung des Bodens <strong>und</strong> der<br />
Kernbohrungen für Zu- <strong>und</strong> Ablauf<br />
folgte die komplette Filtereinheit<br />
mit Arbeitspodest.<br />
Um die Filtereinheit am Stück<br />
<strong>und</strong> in einem Hub in den Schacht<br />
absenken zu können, wurden die<br />
einzelnen Filtergehäuse mit Hilfe<br />
von Partnerfirmen aus der Metall<strong>und</strong><br />
Kunststoffverarbeitung auf eine<br />
Kunststoffplatte geschweißt <strong>und</strong> mit<br />
einem zentralen Zulauf- <strong>und</strong> Verteilerrohr<br />
ausgestattet. Damit ist<br />
eine gleichmäßige Beschickung aller<br />
Schächte durch das zentrale Zulaufrohr<br />
gesichert. Ein Arbeitspodest,<br />
das aufgr<strong>und</strong> der großen Einbautiefe<br />
von 5 m unerlässlich war, wurde<br />
als Metallkonstruktion werksseitig<br />
vormontiert. Damit lassen sich die<br />
künftig anfallenden Wartungs- <strong>und</strong><br />
Reinigungsarbeiten für die Hydrosystem-Filterelemente<br />
<strong>einfach</strong> <strong>und</strong><br />
sicher durchführen.<br />
Facts zum 3P Hydrosystem Deutsches<br />
Theater München:<br />
5 Filterschächte 3P Hydrosystem<br />
1000 metal.<br />
Fünf Filterelemente mit hoher Kapazität in einem<br />
Schacht verb<strong>und</strong>en: So bleiben Boden <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>wasser unter dem Deutschen Theater<br />
München sauber.<br />
Geeignet für Dachflächen aus<br />
Metall bis 500 m 2 je Filtereinheit,<br />
Gesamtkapazität 2500 m 2 .<br />
Aufnahmekapazität je<br />
Filtereinheit 12 Liter pro<br />
Sek<strong>und</strong>e, Gesamtkapazität<br />
60 Liter pro Sek<strong>und</strong>e.<br />
Das Ablaufwasser gilt als<br />
unbedenklich im Sinne von<br />
DWA-A-138.<br />
Kontakt:<br />
3P Technik Filtersysteme GmbH,<br />
Daniel Choya Solé,<br />
Öschstraße 14, D-73072 Donzdorf,<br />
Tel. (07162) 9460724, Fax (07162) 9460799,<br />
E-Mail: sole@3ptechnik.de,<br />
www.3ptechnik.de<br />
EVERZIT ®<br />
Filtermaterialien<br />
Mehrschichtfiltration<br />
mit EVERZIT ® N<br />
Entsäuerung / Aufhärtung<br />
mit EVERZIT ® Carbonat,<br />
EVERZIT ® Dol<br />
Behandlung von<br />
Regenabflusswässern mit<br />
EVERZIT ® RW<br />
EVERS e.K. WASSERTECHNIK <strong>und</strong> ANTHRAZITVEREDELUNG<br />
Rheiner Straße 14a • 48496 Hopsten (Germany)<br />
Tel.: +49 (0) 54 58 / 93 07 - 0 • Fax: +49 (0) 54 58 / 93 07 - 40 • info@evers.de • www.evers.de<br />
Zertifiziert<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 779
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Investition in die Zukunft<br />
Hochschule München <strong>und</strong> Staatliches Bauamt München setzen auf<br />
Regenwasserreinigung mit dem System RAUSIKKO HydroClean<br />
Regenwasser ist in der Öffentlichkeit<br />
ein zentrales Thema. Die<br />
Gründe hierfür liegen auf der Hand.<br />
Die Ressource <strong>Wasser</strong> ist kostbar<br />
<strong>und</strong> der schonende Umgang mit ihr<br />
ein Muss, um die <strong>Wasser</strong>vorräte <strong>und</strong><br />
Gewässer für kommende Generationen<br />
zu sichern <strong>und</strong> in ihrem natürlichen<br />
Zustand zu erhalten. Deshalb<br />
gilt die ökologische Regenwasserbewirtschaftung<br />
in zentralen <strong>und</strong><br />
dezentralen Anlagen heute als<br />
unerlässlich. Einerseits wirkt sie sich<br />
positiv auf die natürliche <strong>Wasser</strong>bilanz<br />
aus <strong>und</strong> stellt sich andererseits<br />
im Rahmen der geteilten <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />
besonders positiv für den<br />
Bauherrn dar.<br />
Ein Hauptaspekt der Regenwasserbewirtschaftung<br />
ist die Reinigung.<br />
Um die heute gesteckten<br />
Ziele, beispielsweise durch die Europäische<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(EU-WRRL) zu erreichen, sind durchdachte<br />
Lösungen für die Bewirtschaftung<br />
von Regenwasser unerlässlich.<br />
REHAU hat sich dieses<br />
vielseitigen Themas erfolgreich<br />
angenommen <strong>und</strong> es geschafft,<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
zu verbinden.<br />
<strong>Wasser</strong>rechtliche<br />
Bauartzulassung<br />
REHAU hat für die Regenwasserbewirtschaftung<br />
verschiedene Systemlösungen<br />
im Programm. So bietet<br />
der Polymerspezialist mit dem<br />
Regenwasserreinigungssystem<br />
RAUSIKKO HydroClean TYP M unter<br />
anderem ein Filterschachtsystem<br />
mit wasserrechtlicher Bauartzulassung<br />
gemäß Artikel 41f des Bayerischen<br />
<strong>Wasser</strong>gesetzes für Metalldächer.<br />
Die Zulassung gilt für den<br />
Anschluss von Metalldachflächen<br />
bis 650 Quadratmeter. Eingesetzt<br />
werden kann das System überall<br />
dort, wo eine weitergehende Reinigung<br />
des Niederschlagswassers<br />
erforderlich ist.<br />
Das Funktionsprinzip<br />
Die Behandlungsanlage RAUSIKKO<br />
HydroClean besteht aus einem in<br />
den polymeren Kanalschacht AWA-<br />
SCHACHT integrierten, mehrstufigen<br />
Reinigungssystem. Sie kann<br />
damit auch unter Schwerlastverkehr<br />
SLW60 eingesetzt werden. Das<br />
Regenwasser der zu entwässernden<br />
Fläche wird im unteren Bereich der<br />
Behandlungseinheit radial eingeleitet.<br />
Hier findet in einem hydrodynamischen<br />
Abscheider die Sedimentation<br />
von Partikeln durch die Gravitationskraft<br />
statt. Diese werden dann<br />
in einem strömungsberuhigten<br />
Schlammsammelraum unter dem<br />
System aufgefangen, wo sie bei<br />
Bedarf abgesaugt werden können.<br />
Durch die Strömungsberuhigung<br />
im Schlammfang <strong>und</strong> dem trichterförmigen<br />
Einlauf wird eine Rückspülung<br />
selbst bei Starkregenereignissen<br />
wirkungsvoll verhindert.<br />
In der Mitte der Behandlungsanlagen<br />
befinden sich insgesamt vier<br />
Filterelemente. Mit ihnen werden<br />
im Aufstromverfahren Schadstoffe<br />
zurückgehalten. Die Reinigung des<br />
<strong>Wasser</strong>s findet in den Filterelementen<br />
über die Prozesse Filtration,<br />
Adsorption (Ionenaustausch) <strong>und</strong><br />
chemische Fällung statt. Der Filter<br />
ist rückspülbar. Zudem sind verbrauchte<br />
oder verschlämmte Filterelemente<br />
austauschbar. Die Standzeit<br />
des Filters liegt bei Zinkdächern<br />
bei zweieinhalb <strong>und</strong> bei Kupferdächern<br />
bei zwei Jahren. Der<br />
Schlammfang muss in Intervallen<br />
zwischen einem <strong>und</strong> fünf Jahren<br />
ausgesaugt werden.<br />
Die Stadt<br />
München<br />
setzte bei der<br />
Sanierung der<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
der TU <strong>und</strong><br />
FH München<br />
auf Systeme<br />
von REHAU.<br />
Das Projekt<br />
Hochschule München<br />
Im Zuge der Kanalsanierung in der<br />
Lothstraße beschloss die Stadt<br />
München auch die Sanierung der<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung der TU<br />
<strong>und</strong> FH München. Hierbei wurden<br />
die vorhandenen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von<br />
Kolmation nicht mehr funktionierenden<br />
Versickerungsschächte auf-<br />
September 2011<br />
780 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Für die Reinigung des<br />
Niederschlagswassers kam das<br />
Reinigungssystem RAUSIKKO<br />
HydroClean Typ M für Metalldach<br />
flächen zum Einsatz, das<br />
eine wasserrechtliche Bauartzulassung<br />
gemäß Artikel 41f des<br />
Bayerischen <strong>Wasser</strong>gesetzes<br />
besitzt.<br />
gelassen <strong>und</strong> durch flächenversickernde<br />
Rigolen ersetzt. Auch die<br />
<strong>Wasser</strong>abflüsse der insgesamt 3900<br />
Quadratmeter großen Kupferdachflächen<br />
mussten aufgr<strong>und</strong> der<br />
hohen Belastung zunächst eine Reinigung<br />
erfahren, bevor sie versickert<br />
werden können.<br />
Bei der Baumaßnahme war der<br />
Münchener Stadtentwässerung<br />
besonders wichtig, auf ein geprüftes<br />
System zurückzugreifen, welches<br />
die hohen wasserrechtlichen<br />
Anforderungen erfüllt. Die Wahl fiel<br />
deshalb auf das durch das Landesamt<br />
für Umwelt Bayern (LfU Bayern)<br />
geprüfte Reinigungssystem RAU-<br />
SIKKO HydroClean Typ M für Metalldachflächen,<br />
das bereits in der<br />
Zulassungsprüfung mit sehr guten<br />
Resultaten überzeugte. Insgesamt<br />
wurden sechs dezentrale Anlagen<br />
eingesetzt, um das Niederschlagswasser<br />
zu reinigen. Die anschließende<br />
Versickerung erfolgt in insgesamt<br />
fünf RAUSIKKO Rigolen, die<br />
sich zum Teil unterhalb von Verkehrsflächen<br />
befinden.<br />
Fazit<br />
Mit der wasserrechtlichen Bauartzulassung<br />
gemäß Artikel 41f des Bayerischen<br />
<strong>Wasser</strong>gesetzes für die eingesetzten<br />
Filter steht ein zuverlässiger<br />
Verwendbarkeitsnachweis für<br />
Anlagen zur Reinigung von Niederschlagswasserabflüssen<br />
von Metalldachflächen<br />
zur Verfügung. Solche<br />
Anlagen werden durch neutrale<br />
Prüfungen auf den Stoffrückhalt,<br />
die Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> die<br />
Funktion geprüft. Das ablaufende<br />
<strong>Wasser</strong> wird als unbedenklich<br />
gemäß Arbeitsblatt A138 der DWA<br />
eingestuft <strong>und</strong> kann über nahezu<br />
alle Versickerungsanlagen, insbesondere<br />
unterirdische Anlagen wie<br />
Rigolen, versickert werden. Damit<br />
steht dem Planer, dem Betreiber<br />
<strong>und</strong> auch der zuständigen Aufsichtsbehörde<br />
eine qualifizierte<br />
Lösung zur Niederschlagswasserbehandlung<br />
zur Verfügung.<br />
Autor/Kontakt:<br />
Marco Wolfstädter,<br />
REHAU AG + Co,<br />
Competence Team Straßentiefbau<br />
REHAU AG + Co,<br />
Ytterbium 4,<br />
D-91058 Erlangen,<br />
Tel. (09131) 92-50,<br />
Fax (09131) 771430,<br />
E-Mail: erlangen@rehau.com,<br />
www.rehau.com<br />
Produktaufbau:<br />
1. Zulauf DN 200<br />
2. Umlenkhilfe<br />
3. Abscheider<br />
4. Auffangbehälter für Sedimente<br />
5. Filterelement<br />
6. Entnahmehilfe für Filterelement<br />
7. Überstaurohr<br />
8. Ölsperre<br />
9. Ablauf DN 200<br />
10. Auftriebssicherung für Filterelemente<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 781<br />
Die Behandlungsanlage<br />
RAUSIKKO<br />
HydroClean<br />
besteht aus<br />
einem in den<br />
polymeren<br />
Kanalschacht<br />
AWASCHACHT<br />
integrierten,<br />
mehrstufigen<br />
Reinigungssystem.
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Wirtschaftlichkeit contra Hygiene?<br />
Regenwassernutzung im Krankenhaus<br />
Klaus W. König<br />
Tarifabschluss mit steigenden Löhnen für Klinikärzte, abnehmende Leistungen der Krankenkassen, abnehmende<br />
Belegungszahlen <strong>und</strong> zunehmende Investitionen für medizinisches Gerät – der Kostendruck, dem<br />
Krankenhäuser ausgesetzt sind, wächst stetig. Ob kommunal oder privat, die Träger beleuchten vorrangig<br />
Betriebskosten, speziell für Energie <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>. Regenwassernutzung birgt Einsparpotenzial bei Strom,<br />
Trinkwasser <strong>und</strong> Niederschlagsgebühr.<br />
Klinikum Bad Hersfeld, Luftbild.<br />
Foto: Klinikum Bad Hersfeld<br />
Klinikum Bad Hersfeld, Regenwasserspeicher aus<br />
Stahl, 29,4 m³ Volumen. Rechts hinten Wirbelfilter.<br />
Foto: WISY<br />
Klinikum Bad Hersfeld, selbstreinigender Wirbelfilter<br />
für das Regenwasser im Zulauf zum Stahlspeicher.<br />
Foto: WISY<br />
Die Nutzung von Dachablaufwasser<br />
ist nicht nur in Verwaltungsgebäuden,<br />
sondern gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
auch in Gemeinschaftseinrichtungen<br />
zulässig, an die<br />
besondere hygienische Anforderungen<br />
gestellt werden wie beispielsweise<br />
Krankenhäuser, Alten- <strong>und</strong><br />
Pflegeheime, Schulen <strong>und</strong> Kindergärten.<br />
Dennoch ist besondere Vorsicht<br />
geboten, denn hygienische Probleme,<br />
die sich insbesondere aus<br />
einer irrtümlich hergestellten Verbindung<br />
von Rohrleitungen für<br />
Trinkwasser <strong>und</strong> solchen für Regenwasser<br />
ergeben, treffen hier nicht<br />
nur einen größeren, sondern zudem<br />
einen für Ges<strong>und</strong>heitsgefährdungen<br />
in der Regel anfälligeren Personenkreis.<br />
Es bleibt dem Träger der<br />
Einrichtung überlassen, sich unter<br />
Beachtung der Anforderungen, die<br />
an Bau <strong>und</strong> Betrieb von Regenwassernutzungsanlagen<br />
zu stellen sind,<br />
in eigener Verantwortung für oder<br />
gegen den Einbau derartiger Anlagen<br />
zu entscheiden [1].<br />
Hygiene<br />
Entscheidungshilfen waren Mitte<br />
der 90er Jahre Gutachten <strong>und</strong> Stellungnahmen<br />
zur Unbedenklichkeit<br />
aus Hamburg, Bremen, Hannover,<br />
Fulda <strong>und</strong> Stuttgart [2]. In den letzten<br />
Jahren ist es ruhig geworden<br />
um die Regenwassernutzung. Mit<br />
Inkrafttreten der aktuellen Trinkwasserverordnung<br />
am 01.01.2003,<br />
die übereinstimmend mit der DIN<br />
1989-1 vom April 2002 die Regenwassernutzung<br />
im Gebäude für<br />
Toilettenspülung, Wäschewaschen<br />
<strong>und</strong> Garten zulässt, ist auch die<br />
Hygienediskussion verebbt. „Als das<br />
Thema in den 90er Jahren noch in<br />
aller M<strong>und</strong>e war, die Anwendung im<br />
Haus noch umstritten, haben wir<br />
nicht viel weniger Anlagen verkauft<br />
als heute“, stellt Klaus Kissel von der<br />
WISY AG in Kefenrod fest. Weitere<br />
Gründe für die damals starke Nachfrage<br />
waren sicherlich auch, dass<br />
noch ein Vielfaches an Eigenheimen<br />
erstellt wurde <strong>und</strong> dass das Land<br />
Hessen, vor der Ära Koch, von 1992<br />
bis 1996 Regenwassernutzung landesweit<br />
bezuschusst hat.<br />
Klinikum Bad Hersfeld<br />
Das Klinikum hat im Jahr 1995,<br />
damals noch als Kreiskrankenhaus,<br />
von der hessischen Landesförderung<br />
profitiert <strong>und</strong> in einem 1. Bauabschnitt<br />
eine Regenwassernutzungsanlage<br />
eingebaut, die 2001<br />
<strong>und</strong> 2008 erweitert wurde. Heute<br />
sind unter einem Dach 15 Kliniken<br />
zusammengefasst. Die Technik-<br />
Abteilung, nicht nur für die Beschaffung<br />
<strong>und</strong> Instandhaltung zuständig,<br />
zeichnet sich auch verantwortlich<br />
für die zuletzt 2008 veröffentlichte<br />
Umwelt erklärung. [3]<br />
<strong>Wasser</strong>bedarf<br />
Umweltmanagementbeauftragter<br />
<strong>und</strong> technischer Leiter des Klinikums<br />
Bad Hersfeld ist Heiko Kohlrenken:<br />
„Unser Gesamtwasserverbrauch<br />
ist innerhalb von fünf Jahren<br />
von 3,06 m³ pro Fall (stationär untergebrachter<br />
Patient) auf 2,69 m³<br />
gesunken.“ Bereits 1995 wurde in<br />
einem ersten Bauabschnitt das<br />
Regenwasser für die Bewässerung<br />
September 2011<br />
782 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Klinikum Bad Hersfeld, <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
pro Fall (stationär<br />
untergebrachter Patient) in den<br />
Jahren 2003 bis 2007. Quelle: [3]<br />
der Außenanlagen genutzt. Darüber<br />
hinaus werden ein Springbrunnen<br />
<strong>und</strong> ein Teich mit dem <strong>Wasser</strong><br />
aus den Zisternen versorgt. Seit<br />
2001 sind 71 Toiletten an Regenwasser<br />
angeschlossen. Im Jahr 2008<br />
kamen nochmals 40 Toiletten für<br />
140 Betten im südlichen Bettenhaus<br />
mit Regenwasser hinzu. Das brachte<br />
weitere 1613 m³ Einsparung pro<br />
Jahr. Kalkuliert wurden pro Bett<br />
4 Spülungen am Tag mit 8 Liter an<br />
360 Tagen im Jahr.<br />
Besonders effektiv ist laut Kohlrenken<br />
die Kühlung von Vakuumpumpen<br />
für die Sterilisation. Wurde<br />
früher der Betriebsanleitung des<br />
Projektdaten Regenwassertechnik<br />
1. Bauabschnitt 1995<br />
Tankvolumen:<br />
Anwendung Bewässerung, Teich, Springbrunnen<br />
Wartungsaufwand:<br />
Betriebskosten:<br />
2. <strong>und</strong> 3. Bauabschnitt 2001/2008<br />
Tankvolumen, erweitert um<br />
Sterilisatoren-Herstellers folgend<br />
innerhalb eines Jahres 4000 m³ enthärtetes<br />
Trinkwasser mit maximal<br />
14 °C genutzt <strong>und</strong> anschließend<br />
warm in die Kanalisation eingeleitet,<br />
so wird heute auf eigenes Risiko<br />
Regenwasser mit maximal 20 °C im<br />
geschlossenen Kreislauf durch die<br />
Zisterne geleitet, wo die Abwärme<br />
aufgenommen wird. Um das zirkulierende<br />
<strong>Wasser</strong> frisch zu halten,<br />
wird ein bestimmter Anteil des im<br />
Kreislauf geführten Kühlwassers<br />
nach <strong>und</strong> nach ausgetauscht.<br />
Gegenüber dem Trinkwasserbedarf<br />
1992 mit r<strong>und</strong> 80 000 m³ waren<br />
nur noch etwa 60 000 m³ in den<br />
damals betrachteten Betriebsgebäuden<br />
pro Jahr notwendig. Der<br />
Anteil der Regenwasser-Kühltechnik<br />
an den gesparten 20 000 m³<br />
beträgt aktuell mit 4000 m³ ein<br />
Fünftel bzw. 20 %.<br />
Eingesparte Gebühren<br />
im Jahr 2007<br />
Aus der Zisterne entnommen wurden<br />
2564 m³. Bei 384 m³ Trinkwasser-Nachspeisung<br />
in Trockenzeiten<br />
blieben 2180 m³ genutzter Regenertrag.<br />
Dazu kommen die jedes Jahr<br />
gesparten 4000 m³ Kühlwasser, also<br />
6180 m³. Bei einem Trinkwasserpreis<br />
1 × 29400 l<br />
250 m³/Jahr<br />
1,0 h/Monat<br />
ca. 100 €/Jahr<br />
8 x 2000 l<br />
Anwendung Kühlwasserkreislauf Sterilisationsanlage,<br />
Bewässerung, Teich, WC-Spülung für 111 Toiletten 2900 m³/<br />
Jahr<br />
Wartungsaufwand:<br />
2,0 h/Monat<br />
Betriebskosten:<br />
ca. 500 €/Jahr<br />
Planung <strong>und</strong> Ausführung:<br />
Planung Anlagentechnik: Ing. Gemeinschaft Libbach & Janssen,<br />
Eschborn<br />
Hersteller Filtertechnik: WISY AG, Kefenrod<br />
Montage: Hermann Horn, Wildeck-Bosserode<br />
Vergleich Badegewässer- <strong>und</strong> Zisternenwasser-<br />
Qualität. Zisternenwerte nach Holländer. Quelle: [4]<br />
von 2,12 € pro m³ reduzierten sich<br />
die Kosten damit um 13 101,60 €.<br />
Das Klinikum profitiert seit<br />
01.01.2003 auch von einer Satzungsänderung<br />
der Stadt Bad Hersfeld.<br />
Im Jahr 2007 wurde Niederschlagswasser<br />
in der ganzen Stadt<br />
verursachergerecht mit 0,66 € je<br />
Quadratmeter versiegelter Fläche,<br />
die in den Kanal entwässert wird,<br />
abgerechnet. Bei Zisternen für<br />
Betriebswassernutzung mit Kanalanschluss,<br />
wie hier im Klinikum,<br />
können je m³ Fassungsvermögen<br />
15 m² Dachfläche abgezogen werden.<br />
Die 45,4 m³ großen Regenspeicher<br />
führen demnach zu einer Minderung<br />
um 681 m² bzw. 449,46 € bei<br />
der Niederschlagsgebühr. Zusammen<br />
mit der Trinkwassergebühr<br />
sparte das Klinikum Bad Hersfeld<br />
also 13 551,06 € im Jahr 2007 durch<br />
die Regenwassernutzung! Die Be -<br />
triebskosten einschließlich Filterwartung<br />
<strong>und</strong> Strom für die Regenwasserpumpen<br />
wurden in etwa<br />
ausgeglichen durch die nicht mehr<br />
erforderliche Enthärtung des Trinkwassers<br />
für die Kühlung.<br />
Regenwassertechnik<br />
Der 1995 erstellte Regenspeicher ist<br />
aus Stahl, die 2001 zusätzlich aufgestellte<br />
Batterie besteht aus acht<br />
Kunststofftanks. Beide Zisternen<br />
sind miteinander verb<strong>und</strong>en, werden<br />
aber parallel mit Regenwasser<br />
gespeist. Davor sitzt jeweils ein<br />
Filter, - für die <strong>Wasser</strong>qualität <strong>und</strong><br />
den störungsfreien Betrieb das ent-<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 783
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Klinikum Bad Hersfeld, <strong>Wasser</strong>bedarf 1990 bis 2007.<br />
Quelle: Klinikum Bad Hersfeld, Abteilung Technik<br />
scheidende Bauteil einer Regenwassernutzungsanlage.<br />
Rechtzeitig vor<br />
dem Boom der 90ger Jahre wurde<br />
das hier eingesetzte Prinzip des<br />
Wirbelfilters in einem Ort am<br />
Vogelsberg erf<strong>und</strong>en. Dabei gelang<br />
die „Quadratur des Kreises“: Ohne<br />
den Leitungsquerschnitt zu verengen,<br />
sitzt die Filterhülse als zylindrisches<br />
perforiertes Bauteil mit<br />
0,28 mm Filterfeinheit in der Wandung<br />
des Zulaufrohres. Dies ermöglicht<br />
den so genannten Schmutzverwurf<br />
(Filtertyp C gemäß DIN<br />
1989-2: 2004-08). Gefilterte Partikel<br />
werden in die <strong>Abwasser</strong>leitung<br />
abgespült, ohne den Filter zu verstopfen<br />
oder entsorgt werden zu<br />
müssen. Daraus resultiert ein hoher<br />
Wirkungsgrad <strong>und</strong> eine lange<br />
Standzeit, d. h. hohe <strong>Wasser</strong>ausbeute,<br />
gute Reinigungsleistung,<br />
lange Reinigungsintervalle. Laut<br />
DIN 1989-1 muss ein Filter mindestens<br />
ein Mal pro Jahr gereinigt werden.<br />
Auch für den Dauerbetrieb in<br />
der Industrie sind solche Wirbelfilter<br />
im Einsatz, dort zusätzlich mit automatischer<br />
Reinigung per Spritzdüse.<br />
Amortisation<br />
Für die künftigen Erweiterungen<br />
<strong>und</strong> Umbauten im Klinikum Bad<br />
Hersfeld hat Heiko Kohlrenken die<br />
Regen-/Betriebswassertechnik im<br />
Jahr 2010 aktuell bewertet: Er kam<br />
im Rückblick auf Investitionskosten<br />
von 21 000 € (71 100 € abzüglich des<br />
Zuschusses von 50 100 € im Jahr<br />
1995 durch das Land Hessen). Bei<br />
eingesparten Kosten von 13 728 €<br />
im Jahr 2009 ergibt sich eine Amortisation<br />
von weniger als zwei Jahren.<br />
Dabei sind Ersatzinvestitionen <strong>und</strong><br />
Betriebskosten mit Preissteigerung<br />
berücksichtigt. Auf eine Betriebsdauer<br />
von 20 Jahren hochgerechnet,<br />
spart das Klinikum so 274 554 €.<br />
In der Zukunft sind Erweiterungen<br />
des Systems bei Neu- <strong>und</strong><br />
Umbaumaßnahmen geplant für<br />
weitere 100 Toiletten. Bedarf <strong>und</strong><br />
Ertrag an Regenwasser wird ausgeglichen<br />
sein, der Speicher soll<br />
um 10 m³ erweitert werden. Die<br />
da durch erzielbare Einsparung<br />
beziffert Kohlrenken mit voraussichtlich<br />
5373 € zusätzlich pro Jahr,<br />
in 20 Jahren 107 465 €. Die Investitionen<br />
werden zwischen 31 500 €<br />
<strong>und</strong> 58 000 € liegen. Daraus resultiert<br />
eine Amortisationszeit von<br />
6–11 Jahren.<br />
Literatur<br />
[1] Bayer. Staatsministerium/Bayer. Ge -<br />
meindetag: Die umweltbewusste<br />
Gemeinde, Band 1, Handlungskonzepte/<br />
Band 2, Maßnahmenbeschreibung.<br />
Bayer. Staatsministerium für<br />
Landesentwicklung <strong>und</strong> Umweltfragen,<br />
München, 1996.<br />
[2] König, K.: Expertenmeinungen, Seiten<br />
94–97 in: Regenwasser in der Architektur,<br />
Ökologische Konzepte. Ein Fachbuch<br />
der Regenwasserbewirtschaftung.<br />
Dokumentation ausgeführter<br />
Beispiele, mit Angaben zu den Kosten.<br />
Ökobuch-Verlag Staufen, 1996.<br />
[3] www.klinikum-bad-hersfeld.de/<br />
upload/File/Umwelterklaerung_2008.<br />
pdf<br />
[4] Holländer, R. (u. a.): Mikrobiologischhygienische<br />
Aspekte bei der Nutzung<br />
von Regenwasser als Betriebswasser<br />
für Toilettenspülung, Gartenbewässerung<br />
<strong>und</strong> Wäschewaschen. Öffentliches<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen 5/96. Georg<br />
Thieme Verlag, Stuttgart, New York,<br />
1996.<br />
[5] Holländer, R.: Das Handbuch der<br />
Re genwassertechnik, was Profis wissen.<br />
Seite 81. Fachbuch, Autor Klaus W.<br />
König, Hrsg. Wilo Brain, Dortm<strong>und</strong>,<br />
2001.<br />
Schnittzeichnung selbstreinigender<br />
Wirbelfilter für das<br />
Regenwasser im Zulauf zum<br />
Stahlspeicher. Grafik: WISY<br />
[6] www.platzregen.info/kommune,<br />
Seite 6<br />
[7] Schriftenreihe fbr Band 6, Projektbeispiele<br />
zur Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung.<br />
Öffentliche <strong>und</strong> gewerbliche<br />
Anlagen. Seite 65–66, Hrsg.: Fachvereinigung<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung<br />
e.V., Darmstadt, 2007.<br />
[8] Schriftenreihe fbr Band 14, Regenwassernutzung<br />
in öffentlichen <strong>und</strong> sozialen<br />
Einrichtungen. Fachtagung der fbr<br />
2011. Hrsg.: Fachvereinigung Betriebs<strong>und</strong><br />
Regenwassernutzung e.V., Darmstadt,<br />
2011.<br />
Kontakt:<br />
WISY AG,<br />
Haustechniksysteme, Filtertechnik,<br />
Oberdorfstraße 26,<br />
D-63699 Kefenrod-Hitzkirchen,<br />
Tel. (0 60 54) 9121-0,<br />
Fax (0 60 54) 9121-29,<br />
www.wisy.de<br />
September 2011<br />
784 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Erneuerbare Energien<br />
Umweltverträgliche Planung,<br />
sicherer Betrieb von Anlagen<br />
26. BWK B<strong>und</strong>eskongress<br />
22. – 24. September 2011 in Wernigerode/Harz<br />
HKK Hotel Wernigerode Harzer Kultur- & Kongresshotel<br />
Fachforum 1:<br />
Bau, Betrieb <strong>und</strong> Überwachung von Talsperren<br />
Fachforum 2:<br />
Entwicklungsstand alternativer Energieträger<br />
Fachforum 3:<br />
Talsperrenbewirtschaftung <strong>und</strong> Fernwasserversorgung<br />
Fachforum 4:<br />
<strong>Wasser</strong>kraft <strong>und</strong> ökologische Durchgängigkeit<br />
Die Veranstaltungen werden von einer zweitägigen Fachausstellung, zwei Abendveranstaltungen<br />
sowie einem Rahmenprogramm begleitet. Der B<strong>und</strong>eskongress<br />
wird am 24. September durch eine Fachexkursion zu wasserwirtschaftlichen<br />
Anlagen im Harz mit Besichtigung der Talsperre Wendefurth sowie der Fernwasserversorgung<br />
Elbaue-Ostharz abger<strong>und</strong>et.<br />
Weitere Informationen:<br />
E-Mail: info@bwk-b<strong>und</strong>.de; Internet: www.bwk-b<strong>und</strong>.de; Fax: 0 70 31 - 4 38 39 95
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Sauberen Dachabfluss versickern,<br />
verschmutztes Oberflächenwasser nutzen?<br />
Zweierlei Regenwasser im Industriebetrieb<br />
Klaus W. König<br />
Wisch Engineering aus Berlin setzt bei der Betriebserweiterung zwei unterschiedliche Verfahren zur Regenwasserbewirtschaftung<br />
ein. Trotz hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>schutzgebiet gelingt eine Kombination,<br />
die naturverträglich <strong>und</strong> für den Betreiber finanziell interessant ist.<br />
Staaken ist der westliche Zipfel<br />
des Landes Berlin <strong>und</strong> Unternehmenssitz<br />
von Wisch Engineering.<br />
Vor mehr als 100 Jahren<br />
begann die Firma unter dem Namen<br />
„Georg Wisch Maschinenfabrik“ auf<br />
dem Gelände der AEG als deren<br />
Zulieferer. Bis zum 2. Weltkrieg waren<br />
neue Technologien in der Metallverarbeitung<br />
ihr Spezial gebiet. Die hier<br />
gefertigten Bauteile fanden in der<br />
Verkehrstechnik, im Schiffsbau <strong>und</strong><br />
Alte Firmenzentrale Wisch Engineering, Staaken/<br />
Berlin. Foto: König<br />
Betriebserweiterung im Jahr 2010 mit etwa 12 000 m²<br />
Hallendachfläche <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 1650 m² asphaltierter<br />
Oberfläche. Foto: König<br />
im Flugzeugwesen Verwendung.<br />
„Ob Sie mit Bahn oder Bus, zu<br />
<strong>Wasser</strong> oder in der Luft unterwegs<br />
waren, ein Teil von Wisch war meistens<br />
dabei“, sagt der heutige Inhaber<br />
<strong>und</strong> Geschäftsführer Klaus Ertel.<br />
Unter seiner Leitung gab es 2005/<br />
2006 einen Neubeginn am jetzigen<br />
Standort. Mit etwa 100 Mitarbeitern<br />
<strong>und</strong> 8000 m² Produktionsfläche<br />
werden Blech- <strong>und</strong> andere Metallteile<br />
zu hochwertigen Schweißverbindungen<br />
verarbeitet. Das sind<br />
z. B. Karosseriestücke <strong>und</strong> Tanksysteme<br />
für MAN <strong>und</strong> Bombardier. Zu<br />
den K<strong>und</strong>en gehören auch Siemens<br />
<strong>und</strong> Rigips. Medizintechnik <strong>und</strong><br />
Apparatebau sind neue Anwendungsfelder<br />
hier hergestellter Produkte;<br />
ebenso die Solartechnik mit<br />
Hochleistungskollektoren, in denen<br />
durch Luft-<strong>Wasser</strong>-Hybridbauweise<br />
gleichzeitig Strom <strong>und</strong> Heißwasser<br />
für Gebäude erzeugt wird.<br />
So erstaunt es nicht, dass Wisch<br />
Engineering als Bauherr bei der<br />
Betriebserweiterung besondere Verfahren<br />
im Umgang mit dem Regenwasser<br />
einsetzt. 500 Meter vom bisherigen<br />
Standort entfernt entstand<br />
im Jahr 2010 eine weitere Betriebsstätte<br />
mit r<strong>und</strong> 10 500 m² Produktionsfläche<br />
<strong>und</strong> 1650 m² Sozialbereich.<br />
An die Bewirtschaftung des<br />
anfallenden Regenwassers von<br />
Gebäude <strong>und</strong> Gelände stellte die<br />
<strong>Wasser</strong>behörde besondere Anforderungen.<br />
Ein Regenkanal der Kommune<br />
ist vorhanden, die Einleitung<br />
ist allerdings begrenzt. Ein hoher<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>schutzzone<br />
III A erlauben auch die<br />
sonst erwünschte dezentrale Versickerung<br />
nicht ohne Weiteres. Die<br />
wasserrechtliche Erlaubnis für die<br />
Betriebserweiterung bei Wisch<br />
Engineering verlangt, einem raffinierten<br />
Kochrezept ähnlich, ein<br />
„Gericht mit zweierlei Regenwasser“.<br />
Die für dieses Projekt zuständigen<br />
Fachingenieure haben die<br />
Herausforderung angenommen<br />
<strong>und</strong> wie Meisterköche mit besonderen<br />
Zutaten etwas kreiert, das für<br />
„die Natur schmackhaft <strong>und</strong> für den<br />
Industriebetrieb finanziell bekömmlich“<br />
ist – so Stefan Gehring, Projektingenieur<br />
bei Mall, dem Lieferant<br />
von „Zutaten“ für Regenwasserbehandlung<br />
<strong>und</strong> -nutzung.<br />
Dachabfluss für die Natur,<br />
die eine Sorte Regenwasser<br />
Das gemäß amtlichem Sprachgebrauch<br />
„nicht schadhaft verunreinigte“<br />
Regenwasser von etwa 12 000<br />
m² Dachfläche wird dem Gr<strong>und</strong>wasser<br />
zugeführt. Es versickert in Geländemulden.<br />
Schadstoffe aus der Luft,<br />
Ablagerungen vom Flachdach <strong>und</strong><br />
Metallionen aus dem Material der<br />
Fallrohre werden durch die Bestandteile<br />
des humushaltigen belebten<br />
Oberbodens zu rückgehalten. Dies<br />
erfolgt abschnittsweise über Fallrohre<br />
<strong>und</strong> weiter, oberflächennah<br />
querab vom Gebäude, in offenen<br />
Rinnen. Diese Rinnen münden nach<br />
wenigen Metern in eine bewachsene<br />
Sickermulde. Linienförmig verläuft<br />
die Mulde parallel zum lang ge -<br />
streckten Hallengebäude, auf beiden<br />
Längsseiten. Alle 15 m mündet ein<br />
Zulauf vom Dach. Die Böschung der<br />
Mulde ist an diesen Stellen durch<br />
Steinpflaster gegen Erosion geschützt.<br />
September 2011<br />
786 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Raum <strong>und</strong> Zeit<br />
Eine der technischen Regeln zur<br />
Versickerung, DWA-A 138, enthält<br />
zwei wesentliche Aspekte. Sie bereiten<br />
in der Praxis regelmäßig Schwierigkeiten,<br />
sind bei diesem Projekt<br />
jedoch hervorragend gelungen. Der<br />
erste Aspekt betrifft den Raum bzw.<br />
die Topografie, der zweite die Zeit<br />
bzw. den Bauablauf.<br />
Ist das Gelände eben <strong>und</strong> die<br />
Sickermulde aus Sicherheitsgründen<br />
nur leicht vertieft (bei Einstau<br />
sollte der <strong>Wasser</strong>stand nicht mehr<br />
als 30 cm betragen), so erfordert<br />
dies oberflächennahe Zuleitungen,<br />
mit wenig Gefälle ab Fallrohrende.<br />
Es gelingt am besten mit offenen<br />
Rinnen bei 0,5 % Gefälle, eine Empfehlung<br />
aus DWA-A 138 Abschnitt<br />
3.4.3. Rohre, die laut DIN-Normen in<br />
frostfreier Tiefe verlegt werden, führen<br />
das <strong>Wasser</strong> mindestens 60 cm<br />
weiter unten. Allerdings muss, was<br />
bei Rohren kein Problem ist, die Last<br />
von oben berücksichtigt werden:<br />
Kreuzen die offenen Rinnen wie hier<br />
einen befahrbaren Weg, so müssen<br />
sie gemäß DIN EN 124 der maximal<br />
zu erwartenden Belastung durch<br />
Fahrzeuge standhalten, <strong>und</strong> dementsprechend<br />
bestellt <strong>und</strong> eingebaut<br />
werden.<br />
Ist das Dach des Gebäudes<br />
gedeckt <strong>und</strong> die Entwässerung<br />
funktionsbereit, so muss auch die<br />
Sickermulde in betriebsfähigem<br />
Zustand sein. Das bedeutet, dass<br />
dieser Teil der Außenanlagen rechtzeitig<br />
fertig gestellt wird, damit<br />
auch der Bewuchs tatsächlich vorhanden<br />
ist. Trotz knappen Terminen<br />
konnte dieser Notwendigkeit durch<br />
kurzfristig aufgebrachten Rollrasen<br />
entsprochen werden. Der Bewuchs<br />
ist entscheidend, er sichert durch<br />
seine Wurzelaktivität die Durchlässigkeit<br />
des Oberbodens; siehe dazu<br />
DWA-A 138, Abschnitt 4.<br />
Oberflächenabfluss<br />
für den Industriebetrieb,<br />
die andere Sorte<br />
Die zweite Sorte Regenwasser<br />
stammt von r<strong>und</strong> 1650 m² asphaltierten<br />
Oberflächen, den Zufahrten<br />
Sickermulde für Dachwasser entlang der neu gebauten Produktionshalle. Fotos: König<br />
Entnahmestelle über einem der vier unterirdischen Löschwasserspeicher.<br />
Fotos: König (Bild links), Mall (Bild rechts)<br />
zu den Produktionshallen. Laut wasserrechtlicher<br />
Erlaubnis wird das<br />
hiervon abfließende Regenwasser<br />
in Zisternen gesammelt <strong>und</strong><br />
genutzt. Der Überlauf, der bei vollen<br />
Regenspeichern <strong>und</strong> weiter anhaltendem<br />
Niederschlag entstehen<br />
kann, wird versickert. Dazu gibt es<br />
jedoch Auflagen hinsichtlich Menge<br />
<strong>und</strong> Qualität:<br />
Auf dem gesamten Erweiterungsgelände<br />
dürfen pro Jahr maximal<br />
50 m³ aus dem Abfluss der<br />
asphaltierten Flächen versickert<br />
werden. Diese Einschränkung der<br />
Behörde hat mit dem <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
zu tun. Darüber hinaus<br />
gehende Mengen werden dem<br />
Schmutzwasserkanal der Kommune<br />
zeitlich verzögert zugeleitet.<br />
Um die Qualität des Oberflächenabflusses<br />
Richtung Gr<strong>und</strong>wasser vor<br />
Passage des bewachsenen Oberbodens<br />
zu verbessern, sind den Überlaufflächen<br />
zwei tech nische Reinigungsstufen<br />
vorgeschaltet – eine<br />
Sedimentationsanlage <strong>und</strong> ein Filterschacht<br />
– so die Auflage der Behörde.<br />
Damit soll sichergestellt werden, dass<br />
bei einer hier im Industriegebiet<br />
möglichen schadhaften Verunreinigung<br />
durch Fahrzeuge oder Warenumschlag<br />
keine Beeinträchtigung<br />
des darunter befindlichen <strong>Wasser</strong>schutzgebietes<br />
III A „zu besorgen ist“,<br />
wie es im Amtsdeutsch heißt.<br />
Gesplittete <strong>Abwasser</strong>gebühr<br />
<br />
Kommunen in Deutschland müssen Regenwasser,<br />
das im öffentlichen Kanal abgeleitet wird, verursachergerecht<br />
<strong>und</strong> unabhängig von Trink- <strong>und</strong><br />
Schmutzwasser in Rechnung stellen. Dies fordern<br />
Verwaltungsgerichtsurteile. Beispiele von jährlichen<br />
Gebühren für Niederschlagswasser-Ableitung:<br />
Berlin 1,90 €/m²<br />
München 1,30 €/m²<br />
Mannheim 0,81€/m²<br />
Stuttgart 0,53 €/m²<br />
Karlsruhe 0,51 €/m²<br />
Passau 0,42 € /m²<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 787
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Industriebetriebe mit beispielhafter Regenwasserbewirtschaftung<br />
Industriebetriebe mit beispielhafter Regenwasserbewirtschaftung<br />
Hüttinger Elektronik, Freiburg: Nutzung (Kühlung von Produktion <strong>und</strong> Räumen)<br />
<strong>und</strong> Versickerung<br />
Arburg Maschinenbau, Loßburg: Nutzung (Löschwasser, WC, Bewässerung)<br />
SEW Automotive, Forbach <strong>und</strong> Bruchsal: Nutzung (Filterwäsche, WC, Reinigung)<br />
Voyage Emile Weber, Canach/Luxemburg: Nutzung (Fahrzeugwäsche für Busse)<br />
Nader Elektrotechnik, Edingen-Neckarhausen: Nutzung (Kühlung von Produktion<br />
<strong>und</strong> Räumen, WC, Bewässerung) <strong>und</strong> Versickerung<br />
Schnitt Sedimentationsanlage <strong>und</strong> Filterschacht,<br />
vorgeschaltet bei den beiden unterirdischen<br />
Speichern, in denen 54 m³ Vorrat zur Regenwassernutzung<br />
mit 96 m³ Löschwasservorrat kombiniert<br />
sind. Zeichnung: Mall<br />
Behandlung <strong>und</strong> Nutzung<br />
Ohne fremde Energie durch Pumpen<br />
durchströmt das von den<br />
Asphaltflächen in Gullys abfließende<br />
Regenwasser beide unterirdischen<br />
Reinigungsstufen. In der<br />
Sedimentationsanlage wird der<br />
Zufluss durch Prall-/Leitbleche in<br />
Rotation versetzt. Dabei sondern<br />
sich leichte Stoffe (auch Öl oder<br />
Benzin) nach oben, schwere Partikel<br />
nach unten ab. Aus der sauberen<br />
mittleren Zone kann das so<br />
gereinigte <strong>Wasser</strong> zum Filterschacht<br />
geschützt abströmen. Dort<br />
werden Schwebstoffe größer als<br />
0,6 mm durch eine Tauchwand aus<br />
Edelstahlsieben vom <strong>Wasser</strong><br />
getrennt. So bleibt die Zisterne <strong>und</strong><br />
– was der unteren <strong>Wasser</strong>behörde<br />
wichtig ist – auch der gelegentliche<br />
Speicherüberlauf Richtung Gr<strong>und</strong>wasser<br />
frei von unerwünschten<br />
Stoffen.<br />
Sedimentationsanlage <strong>und</strong> Filterschacht<br />
werden von Zeit zu Zeit<br />
gereinigt. Das Intervall dazu hat<br />
Haustechnik-Fachingenieur Klaus<br />
Lange in der Wartungsanleitung<br />
festgelegt. „Die Dimensionierung<br />
der Anlage, die Anordnung ihrer<br />
Bauteile <strong>und</strong> die Computersimulation<br />
mit den zu erwartenden Starkniederschlägen<br />
ist eine Gemeinschaftsleistung<br />
meines Büros <strong>und</strong><br />
der Firma Mall, die die hier erforderlichen<br />
Komponenten geliefert hat, “<br />
stellt Lange fest. Er hatte zunächst<br />
alle Optionen geprüft, die gemäß<br />
wasserrechtlicher Erlaubnis für die<br />
Bewirtschaftung des Oberflächenwassers<br />
zulässig sind. Ein Anschluss<br />
an den Regenwasserkanal der<br />
Kommune ist nur zulässig mit<br />
gedrosselter Ableitung. Die dafür<br />
notwendigen Bauwerke eines Stauraumkanals<br />
oder eines Regenrückhaltebeckens<br />
sind aufwendig, vor<br />
allem bei den Herstellungskosten.<br />
Schließlich wären für die Kanalnutzung<br />
laufend Betriebskosten in<br />
Form des Niederschlagswasserentgelts<br />
angefallen, während die realisierte<br />
Variante durch Nutzen des<br />
Oberflächenwassers diese Kosten<br />
<strong>und</strong> zusätzlich einen Teil der Trinkwassergebühren<br />
spart.<br />
Solange in den Zisternen vorrätig,<br />
können mit dem gesammelten<br />
<strong>und</strong> gereinigten Oberflächenwasser<br />
die WC’s im Betrieb gespült werden.<br />
Das Ingenieurbüro Lange hat die<br />
dafür notwendige Zisternengröße<br />
mit 108 m³ ermittelt. Lange ist stolz<br />
auf die preiswerte Herstellung dieses<br />
Speichervolumens <strong>und</strong> stellt<br />
fest: „Wir haben zwei der vier unterirdischen<br />
Löschwasserspeicher, die<br />
mit 96 m³ Regenwasser gefüllt sind,<br />
um jeweils 54 m³ vergrößert. Die<br />
Mehrkosten waren verhältnismäßig<br />
gering.“ Um eine funktionierende<br />
Regenwassernutzungsanlage zu<br />
erhalten, musste nur noch die Pumpentechnik<br />
<strong>und</strong> ein Verteilnetz zu<br />
den Toiletten installiert werden. „Die<br />
WC-Spülung hilft, regelmäßig freies<br />
Speichervolumen zu erhalten, da<br />
sie das ganze Jahr über gleichmäßigen<br />
<strong>Wasser</strong>bedarf hat.“ Sollte der<br />
Vorrat dafür einmal aufgebraucht<br />
sein, erhält das System automatisch<br />
Trinkwasser zugeführt, bis wieder<br />
Regenwasser vorhanden ist. Die<br />
Steuerung übernimmt das Mall-<br />
Regencenter Tano XL. Es steht im<br />
Gebäude <strong>und</strong> enthält Microprozessor-Steuerung,<br />
Doppelpumpendruck<br />
erhöhung <strong>und</strong> Vorlagebehälter.<br />
Unter <strong>Wasser</strong> in der großen<br />
unterirdischen Zisterne steht die<br />
<br />
Regencenter Mall Tano XL, die<br />
Zentrale der Regenwassernutzung<br />
im Gebäude. Foto: König<br />
September 2011<br />
788 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Projektdaten<br />
Bauherr:<br />
Wisch Engineering, Brunsbütteler Damm 448,<br />
13591 Berlin<br />
Planung Haustechnik:<br />
Ingenieurbüro Klaus Lange, Berlin<br />
Planung Außenanlagen <strong>und</strong> Sickermulden:<br />
Ingenieurbüro Klaus Lange, Berlin<br />
Ausführung Tief- <strong>und</strong> Rohrleitungsbau:<br />
Eckhard Garbe GmbH, Berlin<br />
Ausführung Straßen- <strong>und</strong> GaLaBau:<br />
Eckhard Garbe GmbH, Berlin<br />
Lieferung u. Montage Behälter <strong>und</strong><br />
Anlagentechnik für Behandlung u. Nutzung<br />
des Regenwassers:<br />
Mall GmbH, Berlin<br />
Löschwasserspeicher:<br />
4 × 96 m³ (2 × davon mit zusätzlich 54 m³<br />
Vorrat für Regenwassernutzung)<br />
Sedimentationsanlagen:<br />
1 × MSA 2000 N, 1 × MSA 1500 N<br />
Filterschächte: 4 × FS 3000<br />
die Speichergröße zur Versickerung,<br />
um die zulässigen 50 m³<br />
per anno nicht zu überschreiten<br />
die daraufhin zum Kanal<br />
gepumpten Überläufe wegen<br />
<strong>Abwasser</strong>gebühr<br />
die zu den WC’s gepumpte<br />
Spülwassermenge, ebenfalls<br />
wegen <strong>Abwasser</strong>gebühr<br />
Auftriebssicherheit<br />
Bei hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand wie<br />
hier unterirdische Behälter zu<br />
bauen, erfordert Maßnahmen gegen<br />
Auftrieb. Insbesondere leere Behälter<br />
können im Gr<strong>und</strong>wasser so viel<br />
Auftrieb erhalten, dass sie aus dem<br />
Erdreich herausgedrückt werden.<br />
Zisternen, Sedimentations- <strong>und</strong><br />
Filterschächte können jedoch als<br />
Betonfertigteile <strong>einfach</strong> <strong>und</strong> preiswert<br />
mit einem entsprechend<br />
breiten Überstand der Bodenfläche<br />
hergestellt werden, so dass nach<br />
Einbau die umgebende Erde als<br />
Auflast wirkt.<br />
König, K. W.: Ratgeber Regenwasser. Für<br />
Kommunen <strong>und</strong> Planungsbüros. Rückhalten,<br />
Nutzen <strong>und</strong> Versickern von<br />
Regenwasser im Siedlungsgebiet.<br />
(Hrsg.:) Mall GmbH, Donaueschingen,<br />
3. Auflage, 2010. 36 Seiten, DIN A 4,<br />
18,00 € zzgl. Porto u. Verpackung; ISBN<br />
3-9803502-2-3.<br />
Regenwassernutzung von A–Z: Ein Anwenderhandbuch<br />
für Planer, Handwerker<br />
<strong>und</strong> Bauherren, mit DIN 1989, Trinkwasserverordnung<br />
2001 <strong>und</strong> besonderen<br />
Projekten. Autor: Klaus W. König.<br />
Aktualisierter Auszug, Stand 2008,<br />
online auf www.mall.info<br />
Nolde, E., Rüden, H. <strong>und</strong> König, K. W.: Innovative<br />
<strong>Wasser</strong>konzepte, Betriebswassernutzung<br />
in Gebäuden. Grau- <strong>und</strong> Re -<br />
genwasseranlagen in Berliner Ge -<br />
werbe- <strong>und</strong> Wohngebäuden sowie in<br />
öffentlichen <strong>und</strong> kulturellen Einrichtungen<br />
der deutschen Hauptstadt.<br />
(Hrsg.:) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
Berlin, Broschüre, 1. Auflage,<br />
Berlin, 2003. 59 Seiten. Kostenlos<br />
als Download: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/oekologisches_bauen/de/modellvorhaben/<br />
wasser/wasserkonzepte/download.<br />
shtml<br />
Zubringerpumpe <strong>und</strong> fördert nach<br />
Bedarf, von der Regenwasser-Zentrale<br />
gesteuert. <strong>Wasser</strong>standssonden<br />
mit Drucksensoren in der Zisterne<br />
stellen sicher, dass der Feuerlöschvorrat<br />
nicht genutzt wird <strong>und</strong> schalten<br />
das Regencenter in Trockenperioden<br />
rechtzeitig auf Trinkwasserbetrieb<br />
um. Die<br />
Druckerhöhungsanlage ist zweistufig,<br />
sitzt im kompakten Regencenter<br />
unter dem Zwischenbehälter <strong>und</strong><br />
erhält so das <strong>Wasser</strong> im Zulaufbetrieb<br />
mit leichtem Vordruck. Bei<br />
Spitzenbedarf laufen beide Pumpen<br />
gleichzeitig, ansonsten alternierend<br />
einzeln. Sie ver fügen über einen<br />
integrierten Trockenlaufschutz. Mit<br />
einem optischen <strong>und</strong> akustischen<br />
Signal weist die Steuerung auf Fehlfunktionen<br />
hin <strong>und</strong> reagiert darauf.<br />
Der potenzialfreie Störmelder<br />
ermöglicht eine Fernanzeige der<br />
Störung. Zudem verfügt die Steuerung<br />
über eine Anschlussmöglichkeit<br />
für RS 232-Schnittstellen zur<br />
externen Datenübermittlung.<br />
Im Regencenter werden auch<br />
die <strong>Wasser</strong>mengen registriert:<br />
Literatur<br />
fbr-top 8: Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung<br />
für kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebe.<br />
Loseblatt-Reihe zu gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Themen der Regenwassernutzung.<br />
Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung<br />
e. V.. fbr-Dialog GmbH,<br />
Darmstadt.<br />
Kontakt:<br />
Mall GmbH,<br />
Umweltsysteme,<br />
Hüfinger Straße 39–45,<br />
D-78166 Donaueschingen,<br />
Tel. (0771) 8005-0, Fax (0771) 8005-100,<br />
www.mall.info<br />
Schnitt durch einen der beiden Löschwasserspeicher mit 96 m³, ohne<br />
Kombination mit Regenwasser nutzung. Zeichnung: Mall<br />
September 2011<br />
790 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Intelligente Reinigung von Regenbecken<br />
für mehr Reinigungs- <strong>und</strong> Energieeffizienz<br />
HST-„IntelliGrid Automation“ ermöglicht Strahlreiniger der neuen Generation<br />
Maria Gödde-Rötzmeier<br />
In Deutschland sorgen etwa 60 000 Regenbecken als Rückhaltebecken bei stärkeren Regenereignissen dafür,<br />
anfallendes verschmutztes Regen- oder Mischwasser aufzunehmen, zwischenzuspeichern <strong>und</strong> zu behandeln.<br />
Kanalnetze <strong>und</strong> Kläranlagen werden so hydraulisch entlastet <strong>und</strong> der Schmutzfrachteintrag in die Gewässer<br />
wird reduziert.<br />
Trotz aller wichtigen Funktionen<br />
der Regenbecken für eine zeitgemäße,<br />
umweltverträgliche <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
stehen diese regelmäßig<br />
<strong>und</strong> alle Jahre wieder im<br />
Fokus der Diskussion, sowohl unter<br />
Umwelt- als auch unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten.<br />
Bei Abwägung<br />
der Argumente ist für die<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft insgesamt unstrittig,<br />
dass Regenbecken auch in<br />
Zukunft sowohl in Trenn- als auch in<br />
Mischsystemen notwendig sein<br />
werden <strong>und</strong> einen erheblichen Beitrag<br />
zum Gewässerschutz leisten.<br />
Moderne Regenbecken werden<br />
aus betrieblichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Gründen mit Einrichtungen<br />
zur automatischen Volumen- <strong>und</strong><br />
Mengen-Bewirtschaftung <strong>und</strong> zur<br />
Reinigung <strong>und</strong> Überwachung ausgestattet.<br />
Ältere unzureichend ausgestattete<br />
Regenbecken sind in<br />
Zukunft entsprechend zu sanieren<br />
beziehungsweise nachzurüsten.<br />
Die technologische Ausrüstung<br />
von Regenbecken wird in diesem<br />
Beitrag vor allem unter dem Aspekt<br />
der gezielten <strong>und</strong> effektiven Entfernung<br />
der auf der Sohle oder an<br />
der Wand verbleibenden/haftenden<br />
Stoffe <strong>und</strong> Ablagerungen<br />
betrachtet. Die Reinigung von<br />
Regenbecken ist zwingend erforderlich,<br />
um die hydraulische Leistungsfähigkeit<br />
einerseits sicherzustellen,<br />
um Schmutzfrachtstöße<br />
bei der <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong><br />
Mischwasserentlastung sowie Ge -<br />
ruchsbildung <strong>und</strong> Risiken im Be -<br />
reich Arbeitssicherheit <strong>und</strong> Hygiene<br />
zu vermeiden.<br />
In der Regel erfolgt die automatische<br />
Reinigung der Regenbecken<br />
mit Spülkippen beziehungsweise<br />
Spülklappen nach dem Prinzip der<br />
Schwallspülung. Darüber hinaus<br />
werden je nach Baukubatur <strong>und</strong><br />
Installationsbedingungen von den<br />
Betreibern auch Rührwerke <strong>und</strong><br />
Strahlpumpen als Strömungserzeuger<br />
zur Reinigung von Regen becken<br />
eingesetzt.<br />
In der Praxis gelten Schwallspüleinrichtungen<br />
schon allein<br />
aufgr<strong>und</strong> ihres Wirkprinzips als<br />
effi zient. Dagegen werden klassische<br />
Strömungserzeuger, insbesondere<br />
Strahlpumpen, aufgr<strong>und</strong><br />
des Energiebedarfs von den Betreibern<br />
eher kritisch gesehen. Auch<br />
die am Markt bereits eingeführten<br />
beweglichen Strahlreiniger können<br />
das Manko des Energieverbrauchs<br />
nicht durch eine verbesserte,<br />
den baulichen <strong>und</strong><br />
hydraulischen Verhältnissen der<br />
Regenbecken angepasste Reinigungsleistung<br />
wettmachen.<br />
Damit sind die Anforderungen an<br />
zeitgemäße Reinigungseinrichtungen<br />
für Regenbecken klar definiert:<br />
Neben der Reinigungseffizienz muss<br />
auch die Energieeffizienz besser werden.<br />
Genau diesen Weg geht das<br />
Unternehmen HST Hydro-Systemtechnik<br />
bei der Entwicklung von<br />
Automationstechnik für die neue<br />
Generation von Strahlreinigern.<br />
Durch den Einsatz innovativer<br />
Automatisierungs- <strong>und</strong> IT-Technologien<br />
werden Strahlreiniger von<br />
HST mit einer intelligenten Steuerung<br />
ausgestattet, so dass sowohl<br />
stark verbesserte Reinigungsergebnisse<br />
erzielbar sind, als auch der<br />
Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent<br />
deutlich gesenkt werden kann.<br />
Die Gr<strong>und</strong>überlegung von HST<br />
zur Entwicklung energie- <strong>und</strong> reinigungseffizienter<br />
Verfahren mittels<br />
beweglicher <strong>und</strong> schwenkbarer<br />
Der AWS<br />
Strahljet ist<br />
mit einer<br />
intelligenten<br />
Steuerung<br />
ausgestattet.<br />
So werden die<br />
Reinigungsergebnisse<br />
deutlich<br />
verbessert <strong>und</strong><br />
der Energieverbrauch<br />
um<br />
bis zu 30 %<br />
ge senkt.<br />
Foto: HST<br />
Systemtechnik.<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 791
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Zum Unternehmen<br />
HST Hydro-Systemtechnik ist seit über 25 Jahren<br />
als Systemausrüster für wasser wirtschaftliche<br />
Anlagen <strong>und</strong> Einrichtungen tätig.<br />
Durch die einzigartige Kombination der drei<br />
Unternehmensbereiche Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau,<br />
Verfahrenstechnik <strong>und</strong> IT & Automation<br />
arbeiten bei HST fach- <strong>und</strong> bereichsübergreifende<br />
Teams aus Bau-, Maschinenbau-, Elektro- <strong>und</strong><br />
Verfahrensingenieuren sowie Informatikern zu -<br />
sammen. Das inhabergeführte Technologieunternehmen<br />
bietet als einziges Unternehmen am<br />
Markt branchenspezifische Produkte <strong>und</strong> Systeme<br />
für Bauwerksausrüstung, Verfahrenstechnik, Prozessüberwachung<br />
<strong>und</strong> das Betriebsmanagement<br />
von der Entwicklung bis zur Fertigung aus einer<br />
Hand.<br />
Die Verwendung von Standards in den HST-<br />
Produkten <strong>und</strong> -Systemen <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />
Offenheit <strong>und</strong> Flexibilität innerhalb der Systemtechnik<br />
für andere intelligente Systeme sind weitere<br />
Alleinstellungsmerkmale. Damit garantiert<br />
HST für alle Lösungen Investitionssicherheit <strong>und</strong><br />
Lieferantenunabhängigkeit. Kurzum: HST ist Produkthersteller<br />
mit dem Know-how für Systeme<br />
<strong>und</strong> Anlagen.<br />
Strahlreinigern ist denkbar <strong>einfach</strong>:<br />
Wie kann ein Strahlreiniger Ablagerungen<br />
erkennen, gezielt beseitigen<br />
<strong>und</strong> zukünftig vermeiden?<br />
Das Stichwort lautet „visuelle<br />
Verschmutzungserkennung“. Dazu<br />
wird jedem Regenbecken ein Verschmutzungsraster<br />
(s. Bild, Seite<br />
793) zugeordnet, das die Ablagerungen<br />
nach einem Einstauereignis<br />
hinsichtlich der Lage <strong>und</strong> der Intensität<br />
beschreibt. Über eine visuelle<br />
Erkennung wird der Verschmutzungsgrad<br />
des Regenbeckens nach<br />
Einstauende erfasst <strong>und</strong> im Ablauf<br />
des aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Reinigungsmodus<br />
berücksichtigt.<br />
Nach jedem Einstau- beziehungsweise<br />
Betriebsereignis erhält das<br />
Reinigungssystem so ein Feedback<br />
über das Ergebnis des Reinigungsvorganges.<br />
Aufgr<strong>und</strong> temporärer, qualitativer<br />
<strong>und</strong> quantitativer Veränderungen<br />
des Mediums können sich<br />
Ablagerungen verändern. Daher<br />
werden zusätzlich die jeweils aufgetretenen<br />
Ablagerungsstrukturen<br />
<strong>und</strong> Be triebs daten des Reinigungsaggregates<br />
erfasst <strong>und</strong> hinsichtlich<br />
typischer Ablagerungsmuster ausgewertet.<br />
Der Abruf des jeweils<br />
geeigneten Reinigungsprogrammes<br />
erfolgt dann automatisch unter<br />
Berücksichtigung der fortschreitenden<br />
Erfahrung.<br />
Diese einzigartige Funktionsweise<br />
spart Energie-, Betriebs- <strong>und</strong><br />
Personalkosten, da die Strömungserzeugung<br />
im Einstaubetrieb zur<br />
Remobilisierung gezielt erfolgt <strong>und</strong><br />
nur dort im Strahlbetrieb gereinigt<br />
wird, wo Ablagerungen bekannterweise<br />
auftreten. Im Gegensatz dazu<br />
arbeiten Strahlreiniger mit konventionellen<br />
Steuerungen aufgr<strong>und</strong><br />
pauschaler Annahmen <strong>und</strong> Einstellungen,<br />
wie zum Beispiel Reinigung<br />
in festen Intervallen oder nach definierten<br />
Ereignissen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>spiegeln,<br />
selbst dann, wenn keine<br />
Ablagerungen im Regenbecken<br />
auftreten beziehungsweise vorhanden<br />
sind.<br />
Die Verwendung moderner ITbasierter<br />
Automation in Kombination<br />
mit leistungsfähigen Pumpen<br />
in einem Reinigungssystem ergibt<br />
einen wirtschaftlichen Vorteil durch<br />
verringerte Betriebszeiten <strong>und</strong><br />
einen deutlich reduzierten Energieverbrauch.<br />
Für die optimale Steuerung<br />
<strong>und</strong> Automation des Reinigungsvorgangs<br />
wird die Steuerungssoftware<br />
HydroMatic von HST<br />
in Kombination mit der vielfach installierten<br />
HST TeleMatic- <strong>und</strong><br />
SCADA-Technologie eingesetzt. Sie<br />
Beispielskizze zur Erfassung der Ablagerungsbereiche.<br />
Grafik: HST Systemtechnik.<br />
steuert <strong>und</strong> erlernt den Prozess,<br />
erfasst <strong>und</strong> speichert sämtliche<br />
Betriebsdaten des Reinigungssystems,<br />
so dass alle Betriebszustände<br />
zunächst ausgewertet <strong>und</strong> dann<br />
optimiert werden können.<br />
Die speziell für die Automatisierung<br />
von maschinentechnischen<br />
Einrichtungen <strong>und</strong> Anlagen in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft entwickelten<br />
HydroMatic-Funktionsbausteine<br />
haben sich bereits in vielen Anwendungen<br />
wie Abflussregelungen <strong>und</strong><br />
Wehrsteuerungen zur <strong>Wasser</strong>spiegelregulierung<br />
bewährt. Sie werden<br />
überall dort eingesetzt, wo Prä zision<br />
<strong>und</strong> Betriebssicherheit von Automationslösungen<br />
erforderlich sind.<br />
Technologische<br />
Weiterentwicklung –<br />
HST-„IntelliGrid<br />
Automation“<br />
Die nächste technologische Entwicklung<br />
von HST wird in Abhängigkeit<br />
von wissenschaftlichen Studien<br />
<strong>und</strong> deren Ergebnissen noch<br />
einen Schritt weitergehen. In<br />
Kooperation mit wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen soll die vollautomatische<br />
Erkennung der Verschmutzung<br />
der Regenbecken über optische<br />
Sensoren mithilfe eines digitalen<br />
Rasters für eine Kamera möglich<br />
werden. Diese Entwicklung hat HST<br />
mit dem Begriff „IntelliGrid Automation“<br />
markiert.<br />
HST nutzt für die IntelliGrid<br />
Automation Erkenntnisse aus dem<br />
Bereich der Parkraumüberwachung,<br />
Webcam-Technologien <strong>und</strong> Methoden<br />
aus der Erstellung digitaler<br />
September 2011<br />
792 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Bau<br />
Automotive<br />
Industrie<br />
Die Ablagerungen im Regenbecken werden in einem<br />
Verschmutzungsrater erfasst, um sie anschließend<br />
gezielt zu beseitigen. Foto: HST Systemtechnik.<br />
3<br />
1<br />
3<br />
Geländemodelle. Durch die Verbindung von Sensorik<br />
<strong>und</strong> Software entsteht auf diese Weise ein mehrdimensionales<br />
Ablagerungs- beziehungsweise Verschmutzungsraster<br />
des Regenbeckens.<br />
Darüber hinaus wird bei jedem Einstauereignis<br />
erfasst, ob es sich um ein typisches, also häufiges, oder<br />
um ein atypisches, verein zeltes Ereignis handelt. Je<br />
nach Ausprägung werden die Betriebs parameter des<br />
Strahlreinigers automatisch eingestellt. Diese intelligente<br />
Arbeits weise der Reinigungseinrichtung setzt<br />
voraus, dass die Daten aufgezeichnet werden können.<br />
Für diese Anforderung setzt HST das in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
etablierte Fernwirksystem HST TeleMatic ein, das<br />
sowohl elektrisch gemessene als auch visuell erfasste<br />
Prozessdaten aufzeichnet.<br />
Fazit<br />
Allen Betreibern von Regenbecken steht damit ein unter<br />
Energie- <strong>und</strong> Reinigungsgesichtspunkten effizientes<br />
System zur Verfügung, das auch für die Nachrüstung bei<br />
vorhandenen Strahlreinigern geeignet ist. Die Vorteile<br />
liegen neben der Energieeinsparung von bis zu 30 Prozent<br />
auch in einer Verlängerung der Nutzungs- <strong>und</strong><br />
damit Lebensdauer der Pumpenaggregate durch geringeren<br />
Verschleiß. Auch das Personal wird entlastet, da<br />
manuelle Reinigungstätigkeiten weitestgehend entfallen.<br />
Kontakt:<br />
Maria Gödde-Rötzmeier,<br />
Diplom-Ökonomin,<br />
HST Hydro-Systemtechnik GmbH,<br />
Sophienweg 3,<br />
D-59872 Meschede,<br />
www.systemtechnik.net<br />
2<br />
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REGENWASSERBEWIRTSCHAFTUNG<br />
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<strong>und</strong> statischer Sicherheit<br />
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(DIBt Z-84.2.5)<br />
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- Erfüllung der strengen Grenzwerte der BBodSchV<br />
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3 RAUSIKKO Schächte:<br />
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<strong>und</strong> 1000<br />
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Schachtsystem<br />
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effektive Lösungen von REHAU in der<br />
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September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 793
1. Praxistag <strong>Wasser</strong>versorgungsnetze<br />
Leckortung <strong>und</strong><br />
Netzoptimierung<br />
am 8. November 2011 in Essen<br />
Programm<br />
Moderation:<br />
Prof. Th. Wegener, iro<br />
Wann <strong>und</strong> Wo?<br />
Themenblock 1: <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> aktuelle Entwicklungen<br />
im <strong>Wasser</strong>verlustmanagement<br />
Dr. J. Kölbl, Salzburg (A)<br />
Erfahrung der Rohrnetzhydraulik –<br />
Nutzen für das Asset Management<br />
Dr. Osmancevic RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />
Asset Management – Rehabilitationsplanung<br />
Dr. G. Gangl, RBS Wave GmbH, Stuttgart<br />
Themenblock 2: Leckortung – Messtechnik<br />
„<strong>Wasser</strong>“ – vom Bewusstsein zur Verlustanalyse<br />
J. Kurz, SebaKMT, Baunach<br />
Permanente Leckortung –<br />
Verfahren zur Reduzierung von <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
D. Becker, Hermann Sewerin GmbH, Gütersloh<br />
Themenblock 3: Erfahrungen von Netzbetreibern<br />
Leckortung in <strong>Wasser</strong>verteilnetzen<br />
Referent N.N.<br />
Leckortung in <strong>Wasser</strong>transportleitungen<br />
Referent N.N.<br />
Veranstalter:<br />
Veranstalter<br />
3R, ZfW, iro<br />
Termin: Mittwoch, 08.11.2011,<br />
9:00 Uhr – 17:15 Uhr<br />
Ort:<br />
Zielgruppe:<br />
Essen, Welcome Hotel Essen<br />
Mitarbeiter von Stadtwerken <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
Dienstleister im Bereich Netzinspektion<br />
<strong>und</strong> -wartung<br />
Teilnahmegebühr:<br />
3R-Abonnenten<br />
<strong>und</strong> iro-Mitglieder: 350,- €<br />
Nichtabonnenten: 390,- €<br />
Bei weiteren Anmeldungen aus einem Unternehmen wird<br />
ein Rabatt von 10 % auf den jeweiligen Preis gewährt.<br />
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen sowie<br />
das Catering (2 x Kaffee, 1 x Mittagessen).<br />
Themenblock 4: Entstördienst, Wiederinbetriebnahme<br />
Optimierung des Entstördienstes<br />
J. Treiber, Friatec AG, Mannheim<br />
Reinigung, Desinfektion <strong>und</strong> Armatureninspektion<br />
Dr. N. Klein, Hammann GmbH, Annweiler am Trifels<br />
Mehr Information <strong>und</strong> Online-Anmeldung unter<br />
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Fax-Anmeldung: 0201-82002-55 oder Online-Anmeldung: www.praxistag-wasserversorgungsnetze.de<br />
Ich bin 3R-Abonnent<br />
Ich bin iro-Mitglied<br />
Ich bin Nichtabonnent/kein iro-Mitglied<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Firma/Institution<br />
E-Mail<br />
Straße/Postfach<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Nummer<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft – wirtschaftlich <strong>und</strong> effizient<br />
Durchgängige Automatisierung <strong>und</strong> funkbasierte Fernwirksysteme<br />
ermöglichen effiziente Überwachung <strong>und</strong> Steuerung der <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong><strong>und</strong><br />
Bewässerungsnetze der griechischen Stadt Larissa<br />
Spyridon Lakkas<br />
Mit durchgängiger Automatisierung, moderner Betriebsleittechnik <strong>und</strong> funkbasierten Fernwirksystemen hat<br />
die griechische Stadt Larissa in zwei Projekten den Betrieb ihrer <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Bewässerungsnetze<br />
wieder auf den modernsten Stand der Technik gebracht. Der kommunale Versorger hat nun jederzeit <strong>Wasser</strong>qualität<br />
<strong>und</strong> -quantität unter Kontrolle, er minimiert damit Versorgungsengpässe <strong>und</strong> reduziert in allen<br />
Bereichen die Betriebskosten sowie den Instandhaltungsaufwand.<br />
Die in einer von Bergen umgebenen<br />
Tiefebene in Zentral-Griechenland<br />
gelegene Stadt Larissa hat<br />
einen hohen Bedarf an Trink- <strong>und</strong><br />
Brauchwasser, jedoch mangelt es<br />
ihr an natürlichen <strong>Wasser</strong>ressourcen.<br />
Beginnend in den 1920er Jahren<br />
wurden deshalb r<strong>und</strong> um die<br />
Stadt 17 <strong>Wasser</strong>reservoire mit einer<br />
Kapazität von r<strong>und</strong> 50 000 m³<br />
erschlossen. Ebenfalls wurde über<br />
die Jahre hinweg ein komplexes<br />
Netzwerk aus Speichertanks <strong>und</strong><br />
Pumpstationen aufgebaut, um die<br />
Versorgung von heute r<strong>und</strong><br />
200 000 Abnehmern zu sichern.<br />
Dies konnte mit den bisherigen,<br />
teils veralteten <strong>und</strong> nicht ständig<br />
besetzten Betriebseinrichtungen<br />
nur bedingt <strong>und</strong> außerdem unwirtschaftlich<br />
gewährleistet werden.<br />
Es gab keine zentrale Leitstelle<br />
<strong>und</strong> auch keine Möglichkeit, die<br />
weitläufig verteilten Gewerke aus<br />
der Ferne zu überwachen,<br />
geschweige denn zu steuern. Störungen<br />
wurden folglich relativ spät<br />
erkannt – im schlechtesten Fall,<br />
wenn bei den Verbrauchern kein<br />
<strong>Wasser</strong> mehr ankam. Zur Ursachenforschung<br />
<strong>und</strong> Fehlerbehebung war<br />
meist ein Vorort-Einsatz notwendig,<br />
wodurch des Öfteren längere Engpässe<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung entstanden.<br />
Diese mehrfachen <strong>und</strong><br />
langen Fahrten zu den Gewerken<br />
kosteten viel Zeit <strong>und</strong> somit Geld.<br />
Vergleichbare Probleme mit veralteten<br />
Betriebseinrichtungen <strong>und</strong><br />
der Infrastruktur gab es auch bei der<br />
Annähernd 70 dezentrale Gewerke umfasst das durchgängig mit Automatisierungstechnik<br />
von Siemens realisierte System für die Fernüberwachung <strong>und</strong> -Steuerung der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>netze der griechischen Stadt Larissa.<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung <strong>und</strong> Kanalisation,<br />
die ebenfalls nicht mehr heutige<br />
Ansprüche an effiziente, störungssichere<br />
<strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Betriebsführung erfüllten (automatisiert<br />
<strong>und</strong> mit wenig Personal).<br />
Um die Situation nachhaltig zu<br />
verbessern, hat der kommunale<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorger Larissa DEYA in<br />
einer Ausschreibung eine technisch<br />
zeitgemäße, zugleich wirtschaftliche<br />
Lösung <strong>und</strong> einen leistungsfähigen<br />
Partner für die Umsetzung<br />
gesucht.<br />
Durchgängiges Gesamtkonzept<br />
aus einem Guss<br />
Entschieden hat sich der Betreiber<br />
nach eingehender technischer Evaluierung<br />
<strong>und</strong> Vergleich mit Alterna-<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 795
FOKUS<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Dezentrale Stationen wie diese sind über drahtlose<br />
Funkkommunikation im 2,4-GHz-Bereich mit der<br />
zentralen Leitstelle in der Stadt gekoppelt.<br />
tiven anderer Hersteller für eine<br />
durchgängige Gesamtlösung aus<br />
aufeinander abgestimmten Komponenten<br />
der Division Industrial Automation<br />
von Siemens. Planung, Engineering<br />
<strong>und</strong> Projektmanagement<br />
hat Siemens A.E. Griechenland<br />
übernommen <strong>und</strong> die Umsetzung<br />
an lokale Systemintegratoren – allesamt<br />
erfahrene Siemens Solution<br />
Partner Automation – vergeben. Für<br />
Siemens sprachen dabei zahlreiche<br />
zuverlässig laufende Anwendungen<br />
überall im Land <strong>und</strong> eine über Jahre<br />
hinaus gesicherte Versorgung mit<br />
Ersatzteilen <strong>und</strong> Support. Außerdem<br />
kann der Betreiber bei Bedarf<br />
auch weiterhin auf einen Systemintegrator<br />
seiner Wahl zurückgreifen.<br />
Im Mittelpunkt stand der Aufbau<br />
eines Leit- <strong>und</strong> Automatisierungssystems<br />
mit 67 Außenstationen, die<br />
über Fernwirktechnik an die Zentrale<br />
angeb<strong>und</strong>en sind. Dies versetzt den<br />
Betreiber in die Lage, die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
effizienter als bisher überwachen<br />
<strong>und</strong> steuern zu können.<br />
Dazu wurden Automatisierungsstationen<br />
an 27 besonders wichtigen<br />
Punkten wie <strong>Wasser</strong> brunnen, Speichertanks<br />
<strong>und</strong> Pumpstationen eingerichtet.<br />
Herzstück jeder dieser<br />
„Remote“-Stationen ist eine SPS<br />
Simatic S7-300 (mit Kompakt-CPU<br />
S7-314C-2 DP) zur Steuerung der<br />
lokalen Gewerke. Mit aktuellen Prozesswerten<br />
versorgt werden die<br />
Controller über Sensorik aus dem<br />
Siemens-Spektrum, darunter magnetisch-induktive<br />
Durchflussmesser<br />
vom Typ Sitrans FM MAG, Druckmess-Umformer<br />
Sitrans P (Serie Z)<br />
für Absolut- <strong>und</strong> Relativdruck sowie<br />
Ultraschall-Füllstandssensoren.<br />
Aufgabe der Controller ist es<br />
außerdem, die erfassten Daten lokal<br />
zu sammeln <strong>und</strong> zur ebenfalls von<br />
Gr<strong>und</strong> auf neu errichteten zentralen<br />
Leitstelle in der Stadt zu übertragen.<br />
Die Kommunikation zwischen den<br />
Remote-Stationen <strong>und</strong> der Leitstelle<br />
ist über ein drahtloses Wide-Area-<br />
Ethernet-Netzwerk im freien Funkbereich<br />
mit einer Frequenz von<br />
2,4 GHz realisiert.<br />
Als Datenkonzentrator <strong>und</strong> Kopfsteuerung<br />
fungiert eine Steuerung<br />
Simatic S7-400 (CPU S7-416-2) in<br />
der Betriebsleitstelle, in welcher<br />
umgekehrt alle externen Gewerke<br />
bedient <strong>und</strong> beobachtet werden<br />
können. Zur Aufbereitung, Visualisierung<br />
<strong>und</strong> Archivierung wurde ein<br />
red<strong>und</strong>antes Scada-(Supervisory<br />
Control and Data Acquisition)-<br />
System auf der Basis von Simatic<br />
WinCC eingerichtet. Über die<br />
Option WinCC/WebNavigator ist ein<br />
gleichzeitiger Zugriff <strong>und</strong> somit das<br />
Bedienen <strong>und</strong> Beobachten von bis<br />
zu zehn verschiedenen Web-Clients<br />
aus dem Umfeld möglich; im Prinzip<br />
von jedem vom Betreiber autorisierten<br />
Anwender mit Internet-Zugang.<br />
Quantität <strong>und</strong> Qualität<br />
im Fokus<br />
Neu in der Stadt sind darüber hinaus<br />
25 Stationen zur Erfassung<br />
wichtiger Parameter des <strong>Wasser</strong>netzwerks,<br />
wie Fördermengen –<br />
<strong>und</strong> daraus abgeleitet eventuelle<br />
Leckagen in den Rohrleitungen.<br />
Außerdem werden auch Qualitätsdaten<br />
wie pH-Wert <strong>und</strong> Rest-Chlorgehalt<br />
laufend erfasst, zentral überwacht<br />
<strong>und</strong> verwaltet, um in allen<br />
Haushalten bestmögliche Versorgungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>qualität zu<br />
gewährleisten.<br />
Weitere 15 Automatisierungsstationen<br />
in <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Regenwasser-Pumpstationen<br />
wurden eingerichtet,<br />
um den ungehinderten<br />
Abfluss der Abwässer zur städtischen<br />
Kläranlage <strong>und</strong> auch die erhöhten<br />
<strong>Wasser</strong>mengen bei Hochwasser<br />
sicher kontrollieren zu können.<br />
Der Fluss Pinios schlängelt sich<br />
dort malerisch durch die Landschaft.<br />
Die Einwohner nutzen die<br />
Gegend als Naherholungsgebiet,<br />
aber der Fluss hilft auch DEYA,<br />
den Ablauf des Regenwassers zu<br />
steuern.<br />
Sechs der oben erwähnten<br />
15 Unterstationen sind an kritischen<br />
Stellen positioniert, um den <strong>Wasser</strong>stand<br />
zu überwachen <strong>und</strong> die<br />
Pumpen <strong>und</strong> Schieber zwischen<br />
Rückhaltebecken <strong>und</strong> Fluss zu<br />
steuern.<br />
An regenreichen Tagen steigt<br />
der Fluss über den Auslass des Rückhaltebeckens<br />
<strong>und</strong> es besteht die<br />
Gefahr, dass das <strong>Wasser</strong> zurückläuft<br />
<strong>und</strong> die Strassen überflutet. Mit<br />
Hilfe der Unterstationen <strong>und</strong> der<br />
Fernwirktechnik kann DEYA den<br />
<strong>Wasser</strong>stand des Flusses überwachen<br />
<strong>und</strong> die Schieber schließen,<br />
um den Rückfluss des <strong>Wasser</strong>s zu<br />
verhindern. Gleichzeitig wird das<br />
Regenwasser über die Sperrwerke<br />
in den Fluss gepumpt.<br />
Kosten <strong>und</strong> Nutzen<br />
im Einklang<br />
Online schnell informiert zu sein<br />
über Störungen der <strong>Wasser</strong>transportsysteme<br />
<strong>und</strong> Pumpstationen,<br />
kontinuierliche Messungen <strong>und</strong> die<br />
Möglichkeit der Fernbedienung<br />
sämtlicher Gewerke erhöht die allgemeine<br />
Verfügbarkeit der <strong>Wasser</strong>netzwerke<br />
<strong>und</strong> gewährleistet nachhaltig<br />
die Qualität des Trinkwassers.<br />
Dem Betreiber stehen nun vielfältige<br />
Möglichkeiten der statistischen<br />
Auswertung <strong>und</strong> Vorhersage zur<br />
Verfügung. Er kann dazu auch auf<br />
archivierte historische Daten in<br />
Simatic WinCC zurückgreifen <strong>und</strong><br />
beispielsweise häufiger auftretende<br />
Fehler oder das Verbrauchsverhalten<br />
analysieren <strong>und</strong> somit schneller<br />
<strong>und</strong> gezielter, teilweise auch automatisiert,<br />
in das Geschehen eingreifen.<br />
Ebenso wurde konsequent darauf<br />
geachtet, die richtige Balance<br />
zwischen sicherer <strong>Wasser</strong>versor-<br />
September 2011<br />
796 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FOKUS<br />
Grünanlagenbewässerung automatisiert optimiert.<br />
gung <strong>und</strong> niedrigen Betriebskosten<br />
zu finden.<br />
Grünanlagenbewässerung<br />
automatisiert optimiert<br />
Die durchwegs positiven Erfahrungen<br />
aus dem ersten Projekt haben<br />
Larissa DEYA dazu veranlasst, Siemens<br />
Griechenland auch die Errichtung<br />
eines Fernwirksystems für die<br />
Bewässerung von 15 städtischen<br />
Grünanlagen zu übertragen.<br />
Die Stadt Larissa bietet ihren<br />
Bewohnern zahlreiche Möglichkeiten<br />
der Naherholung in Parkanlagen<br />
<strong>und</strong> begrünten Plätzen. Die<br />
Pflege dieser Grünflächen erfordert<br />
ständige Bewässerung, insbesondere<br />
während der heißen Sommer.<br />
Bis vor kurzem erfolgte dies lediglich<br />
über <strong>einfach</strong>e Timer <strong>und</strong> ohne<br />
eine Möglichkeit der Überwachung<br />
oder gar Fernsteuerung.<br />
Mit dem neuen System können<br />
die Techniker der Kommune sämtliche<br />
<strong>Wasser</strong>ventile in den Grünanlagen<br />
über ein GPRS-basiertes Wireless-Netzwerk<br />
<strong>und</strong> Kleinsteuerungen<br />
der Baureihe Simatic S7-200<br />
aus der Ferne ansteuern. Die meteorologischen<br />
Daten der Region werden<br />
von einer Wetterstation erfasst<br />
<strong>und</strong> über die Fernwirk-Software<br />
Sinaut Micro SC für PC von Siemens<br />
<strong>und</strong> sichere VPN-(Virtual Private<br />
Network)-Verbindungen an die<br />
zentrale Leitwarte übertragen. Dort<br />
bereitet ein Simatic WinCC-System<br />
die Messwerte auf <strong>und</strong> ermittelt<br />
automatisch das für die aktuellen<br />
Bedingungen am besten geeignete<br />
Bewässerungsprogramm. Verlässliche<br />
Ist-Werte aus dem Stadtgebiet<br />
liefern auch in diesem Fall magnetisch-induktive<br />
Durchflussmesser<br />
der Baureihe Sitrans F sowie Druckmessumformer<br />
Sitrans P von Siemens.<br />
Wie die Lösung für den Bereich<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> ist<br />
auch die Bewässerungslösung offen<br />
für Erweiterungen <strong>und</strong> bereits vorbereitet<br />
für den Ausbau auf bis zu<br />
400 Außenstationen.<br />
Autor/Kontakt:<br />
MBA, Dipl.electrical Engineer<br />
Spyridon Lakkas,<br />
Projektmanager,<br />
Siemens AG,<br />
Industry Sector,<br />
Industry Automation,<br />
Griechenland,<br />
www.siemens.com/water/automation /<br />
www.edeya.gr<br />
Stauraumsysteme<br />
aus<br />
GFK<br />
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-<br />
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-<br />
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<br />
<br />
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A Member of the<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.amiantit.com<br />
September 2011<br />
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Regenwasserbewirtschaftung<br />
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<strong>Abwasser</strong>, sondern als natürliches Gut anzusehen ist.<br />
Seine nachhaltige Bewirtschaftung ist für den lokalen <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
ebenso bedeutend wie für die Vorsorge vor den Auswirkungen<br />
des Klimawandels mit Starkregenereignissen oder Trockenperioden.<br />
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Rahmenbedingungen <strong>und</strong> richtet das Hauptaugenmerk auf die<br />
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den neuesten Stand von Forschung <strong>und</strong> Technik. Zahlreiche Praxisbeispiele<br />
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ein sinnvoller Umgang mit Regenwasser bei ganz unterschiedlichen<br />
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eBook (ISBN: 978-3-8356-3257-8) für € 54,90<br />
Band II – Messen • Steuern • Regeln<br />
Gr<strong>und</strong>lageninformationen über Automatisierungstechnologien, die dabei helfen,<br />
<strong>Wasser</strong> effizienter zu nutzen, <strong>Abwasser</strong> nachhaltiger zu behandeln <strong>und</strong> Sicherheitsrisiken<br />
besser zu kontrollieren.<br />
Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />
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Band III – Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />
Abwärme aus dem Kanal <strong>und</strong> Strom aus der Kläranlage: Wie aus großen Energieverbrauchern<br />
Energieerzeuger werden. Methoden <strong>und</strong> Technologien zur nachhaltigen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />
Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />
Buch mit Bonusmaterial (ISBN: 978-3-8356-3263-9) für € 54,90<br />
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Band IV –Trinkwasserbehälter<br />
Gr<strong>und</strong>lagen zu Planung, Bauausführung, Instandhaltung <strong>und</strong> Reinigung sowie Sanierung<br />
von Trinkwasserbehältern. Materialien, Beschichtungssysteme <strong>und</strong> technische Ausrüstung.<br />
Hrsg.: C. Ziegler, 1. Auflage 2011, ca. 150 Seiten, Broschur<br />
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Alle Produktvarianten <strong>und</strong> Angebotsoptionen (inkl. eBook)<br />
finden Sie im Buchshop unter www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Oldenbourg Industrieverlag München<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
TÜV Rheinland-Test:<br />
Starke Keimbelastung im Trinkwasser<br />
Nichts erfrischt mehr, als ein Glas<br />
kühles Leitungswasser. Doch<br />
auch wenn Deutschland für seine<br />
hohe Trinkwasserqualität bekannt<br />
ist, sollte man in öffentlichen Ge -<br />
bäuden Vorsicht walten lassen –<br />
denn die <strong>Wasser</strong>versorger stellen<br />
die Qualität nur bis zum Anschluss<br />
ans Gebäude sicher. Ein b<strong>und</strong>esweiter<br />
Test von TÜV Rheinland <strong>und</strong><br />
ARD Plusminus in zehn deutschen<br />
Großstädten zeigt: In der Hälfte der<br />
untersuchten 50 <strong>Wasser</strong>proben aus<br />
öffentlich zugänglichen Gebäuden<br />
wurden zum Teil starke mikrobiologische<br />
Verkeimungen gef<strong>und</strong>en.<br />
„Jede zweite <strong>Wasser</strong>probe war<br />
belastet“, erklärt Dr. Walter Dormagen,<br />
Experte für Mikrobiologie bei<br />
TÜV Rheinland. „Neben einer deutlichen<br />
allgemeinen Verkeimung<br />
haben wir in einigen <strong>Wasser</strong>proben<br />
auch E. coli beziehungsweise Coliforme-Bakterien<br />
<strong>und</strong> Legionellen<br />
ge f<strong>und</strong>en. Für Menschen mit ge -<br />
schwächtem Immunsystem können<br />
diese Belastungen eine Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />
darstellen“.<br />
Die Fachleute von TÜV Rheinland<br />
haben im Juli 2011 in Aachen,<br />
Berlin, Bonn, Düsseldorf, Essen,<br />
Frankfurt am Main, Hannover, Köln,<br />
Nürnberg <strong>und</strong> Saarbrücken jeweils<br />
fünf <strong>Wasser</strong>proben in öffentlichen<br />
Gebäuden genommen. Im Visier<br />
der Tester standen dabei öffentlich<br />
zugängliche Toiletten in Bahnhöfen,<br />
Rathäusern, Krankenhäusern,<br />
Senio renheimen <strong>und</strong> Universitäten.<br />
Die Probennahme wurde<br />
nicht gemäß Trinkwasserverordnung<br />
durchgeführt, wo beispielsweise<br />
ein Abflammen des <strong>Wasser</strong>hahns<br />
vorgeschrieben ist, sondern<br />
die Probe wurde ganz lebensnah<br />
aus dem <strong>Wasser</strong>hahn gezapft. Das<br />
<strong>Wasser</strong> wurde in sterile Flaschen<br />
abgefüllt <strong>und</strong> unter Einhaltung<br />
einer Kühlkette ins Labor gebracht.<br />
Im Mikrobiologie labor von TÜV<br />
Rheinland in Köln wurden die 50<br />
<strong>Wasser</strong>proben anschließend auf<br />
ihre mikrobiolo gische Belastung<br />
hin untersucht. Nach wenigen<br />
Tagen entwickelten sich bereits die<br />
ersten Keimkolonien. „Keimkolonien<br />
entstehen durch die im <strong>Wasser</strong><br />
enthaltenen Bakterien, die so<br />
genannten koloniebildenden Einheiten<br />
– kurz KBE. Diese werden<br />
nach der vorgeschriebenen Bebrütungsdauer<br />
ausgezählt, um Rückschlüsse<br />
auf die Verkeimung zu<br />
ziehen. Je mehr Einheiten sich bilden,<br />
umso verkeimter ist die <strong>Wasser</strong>probe“,<br />
erklärt Dr. Dor magen.<br />
Erlaubt sind laut Trinkwasserverordnung<br />
100 koloniebildende<br />
Einheiten pro Milliliter. In einer<br />
besonders stark verkeimten Probe<br />
fanden sich circa 800 KBE. Der<br />
Grenzwert wurde um ein Achtfaches<br />
überschritten. Neben der<br />
allgemeinen Verkeimung wurden<br />
die <strong>Wasser</strong>proben auch auf E. coli/<br />
Coliforme-Bakterien, Pseudomonaden<br />
<strong>und</strong> Legionellen untersucht.<br />
Acht <strong>Wasser</strong>proben enthielten<br />
E. coli oder Coliforme-Bakterien.<br />
Diese Bakterien können beim Menschen<br />
zu Durchfall <strong>und</strong> Erbrechen<br />
führen. In zwei Proben wurden<br />
Pseudomonaden, auch bekannt als<br />
Krankenhauskeime, gef<strong>und</strong>en.<br />
Gelangen diese in den Körper,<br />
können sie zu entzündlichen Reaktionen<br />
führen. Bei frisch operierten<br />
Patienten kann dies zu erheblichen<br />
Komplikationen führen. Besonders<br />
problematisch ist hierbei, dass<br />
einige dieser Bakterien Resistenzen<br />
gegen zahlreiche Antibiotika<br />
entwickelt haben. Auch können<br />
Pseudomonaden dazu beitragen,<br />
dass sich in den <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
ein Biofilm bildet, der nur schwer<br />
zu beseitigen ist.<br />
Legionellen wurden in vier <strong>Wasser</strong>proben<br />
gef<strong>und</strong>en. Sie gelangen<br />
nicht durch Hautkontakt in den<br />
Körper, sondern werden als feinste<br />
<strong>Wasser</strong>tröpfchen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>nebel<br />
eingeatmet <strong>und</strong> dringen so tief in<br />
die Lunge ein. Bei Menschen kann<br />
dies zu lebensbedrohlichen Lungen<br />
erkrankungen führen.<br />
Trinkwassertest.<br />
Mangelnde <strong>Wasser</strong>hygiene<br />
in öffentlichen Gebäuden<br />
Die Trinkwasserverordnung sieht<br />
vor, dass das Trinkwasser in Deutsch-<br />
September 2011<br />
800 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
land beim Endverbraucher frei von<br />
mikrobiellen Belastungen <strong>und</strong> nicht<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädigend aus dem<br />
<strong>Wasser</strong>hahn kommt. Die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
sind für die<br />
Qualität des <strong>Wasser</strong>s bis zum Hausanschluss<br />
verantwortlich, also für<br />
den Transport zum Endverbraucher.<br />
Für die Instandhaltung der Leitung<br />
<strong>und</strong> Hygiene in den Sanitäranlagen<br />
bis zur Entnahmestelle in den<br />
Gebäuden selbst ist der jeweilige<br />
Gebäudebetreiber verantwortlich.<br />
Auffällig beim Test: „In jeder Stadt<br />
haben wir mikrobiolo gische Belastungen<br />
im Trinkwasser gef<strong>und</strong>en“,<br />
fügt Dr. Dormagen hinzu.<br />
Für die <strong>Wasser</strong>hygiene sind<br />
saubere Leitungen, die durch ausreichend<br />
fließendes <strong>Wasser</strong> regelmäßig<br />
gespült werden, die Gr<strong>und</strong>voraussetzung.<br />
„Verkeimungen können<br />
zum Beispiel durch kaputte<br />
Leitungen oder retrograde Verkeimung,<br />
eine Rückverkeimung durch<br />
stehendes oder nur langsam fließendes<br />
<strong>Wasser</strong>, entstehen. Stagniert<br />
das <strong>Wasser</strong> in den Leitungen, oder<br />
fließt nur wenig <strong>Wasser</strong> mit wenig<br />
Druck durch die Leitungen können<br />
sich leicht so genannte Biofilme<br />
bilden, die dann dauerhaft Keime in<br />
das Trinkwasser abgeben“. Aber<br />
auch mangelnde Hygiene in sanitären<br />
Anlagen kann zu einer Verkeimung<br />
des <strong>Wasser</strong>s führen. Ist beispielsweise<br />
der <strong>Wasser</strong>hahn nicht<br />
richtig gereinigt, können Keime in<br />
das <strong>Wasser</strong> gelangen.<br />
Akuter Handlungsbedarf<br />
bei Legionellen<br />
Besonders bei Legionellen besteht<br />
akuter Handlungsbedarf aufgr<strong>und</strong><br />
der Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung. Die<br />
betroffenen Betreiber wurden<br />
umgehend informiert. Bei Legionellenbef<strong>und</strong>en<br />
muss eine erneute<br />
Untersuchung stattfinden, um bei<br />
einer Bestätigung des Ergebnisses<br />
die Ursache der Verunreinigung zu<br />
klären <strong>und</strong> mögliche Maßnahmen<br />
einzuleiten. „Wir raten allen Betreibern<br />
dringend dazu, das <strong>Wasser</strong><br />
nochmals zu überprüfen. Nur so<br />
können bei einer Bestätigung der<br />
Ergebnisse die Ursachen erforscht<br />
werden. Hierbei wird festgestellt,<br />
woher die Verkeimungen stammen<br />
<strong>und</strong> welche wichtigen Hygienemaßnahmen<br />
zur Verbesserung der<br />
<strong>Wasser</strong>qualität getroffen werden“,<br />
so Dr. Dormagen.<br />
Doch auch die Nutzer selbst können<br />
etwas tun. Zur Verbesserung<br />
der <strong>Wasser</strong>hygiene empfiehlt TÜV<br />
Rheinland einen bewussten Umgang<br />
mit <strong>Wasser</strong>: So sollte der Verbraucher<br />
vor der <strong>Wasser</strong>entnahme<br />
das <strong>Wasser</strong> einen Moment laufen<br />
lassen, damit ein Teil womöglich<br />
vorhandener Keime weggespült<br />
werden kann. So wird sichergestellt,<br />
dass <strong>Wasser</strong>, was länger in den Leitungen<br />
gestanden hat, abfließen<br />
kann. Auch sollte regelmäßig aus<br />
allen <strong>Wasser</strong>hähnen <strong>Wasser</strong> entnommen<br />
werden, um eine Stagnation<br />
des <strong>Wasser</strong>s in den Leitungen<br />
zu verhindern. Die Vorlauftemperatur<br />
von Warmwasser sollte auf<br />
mindestens 50 °C eingestellt werden.<br />
Erfahrungsgemäß wird das<br />
Wachstum der meisten Bakterien ab<br />
dieser Temperatur gehemmt. Auch<br />
eine Erhöhung des <strong>Wasser</strong>drucks<br />
führt zu einer besseren Durchspülung<br />
<strong>und</strong> Reinigung der Leitungen.<br />
Als akkreditiertes Prüfhaus führt<br />
TÜV Rheinland mikrobiologische<br />
Untersuchungen <strong>und</strong> Hygieneüberprüfungen<br />
an Umwelt-, Bau- <strong>und</strong><br />
Gebrauchsmaterialien durch. Allein<br />
am Standort Köln arbeiten in der<br />
Schadstoff- <strong>und</strong> Umweltanalytik<br />
r<strong>und</strong> 130 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter. Sie führen für Gebäudebetreiber<br />
<strong>und</strong> auch für Privatpersonen<br />
regelmäßige Kontrollen von<br />
Trinkwasseranlagen durch, um<br />
sicherzustellen, dass die gesetzlichen<br />
Vorgaben r<strong>und</strong> um Hygiene<br />
eingehalten werden.<br />
Kontakt:<br />
TÜV Rheinland,<br />
Rainer Weiskirchen,<br />
Tel. (0911) 655-4230,<br />
E-Mail: rainer.weiskirchen@lga.de<br />
<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 801
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Thema Trinkwasserqualität in öffentlichen Gebäuden<br />
Martin Weyand anlässlich des Beitrags des ARD-Magazins „Plusminus“<br />
vom 2. August 2011<br />
© Matthew Bowden<br />
diesem Thema müssen<br />
„Bzwei Dinge klar getrennt<br />
werden: die Trinkwasserqualität an<br />
sich <strong>und</strong> der Betrieb der Hausinstallationen<br />
in den Gebäuden. Denn die<br />
Trinkwasserqualität in Deutschland<br />
ist nachweislich gut bis sehr gut.<br />
Das hat auch eine Studie des<br />
Umweltb<strong>und</strong>esamtes bestätigt. Die<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>werke arbeiten<br />
darüber hinaus ständig daran, die<br />
ohnehin schon hohe <strong>Wasser</strong>qualität<br />
noch zu verbessern.<br />
Damit jedoch die von den <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
einwandfrei gelieferte<br />
Trinkwasserqualität auch beim<br />
Verbraucher ankommt, müssen die<br />
<strong>Wasser</strong>installationen in den Gebäuden<br />
den technischen Standards entsprechen<br />
<strong>und</strong> regelmäßig gewartet<br />
werden. Die deutsche Trinkwasserverordnung<br />
schreibt vor, dass nicht<br />
nur bei Planung <strong>und</strong> Bau, sondern<br />
auch beim Betrieb von Hausinstallationen<br />
bestimmte technische<br />
Regeln zu beachten sind. Die Trinkwasserqualität<br />
in Gebäuden kann<br />
andernfalls durch Fehler <strong>und</strong><br />
Mängel bei Hausinstallationen<br />
beeinträchtigt werden. Ein Beispiel<br />
hierfür ist der Einsatz ungeeigneter<br />
Werkstoffe. Unzureichende Isolierung<br />
des Kaltwassersystems <strong>und</strong><br />
falscher Betrieb des Warmwassersystems<br />
können zum Beispiel das<br />
unerwünschte Wachstum von<br />
Legionellen fördern.<br />
Aus gutem Gr<strong>und</strong> legt daher das<br />
B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium in<br />
der Trinkwasserverordnung Pflichten<br />
für die Betreiber von Hausinstallationen<br />
fest. Dabei bietet<br />
die Anwendung der Technischen<br />
Regeln (DVGW-Regelwerk) dem<br />
Betreiber eine wichtige Basis zur<br />
Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen<br />
in der Trinkwasserverordnung.<br />
Die Trinkwasserversorger entnehmen<br />
in ihren Gewinnungs- <strong>und</strong><br />
Versorgungsgebieten regelmäßig<br />
Proben <strong>und</strong> untersuchen diese auf<br />
ihre Reinheit, so dass die Einhaltung<br />
der strengen Trinkwassernormen<br />
gesichert ist. Dies geschieht in<br />
enger Abstimmung mit den<br />
Ge s<strong>und</strong>heitsbehörden <strong>und</strong> Umweltämtern.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bdew.de<br />
Verbände fordern klarere Vorgaben im<br />
Pflanzenschutzgesetz<br />
Reduktion von Umweltbelastungen, Schutz von Gewässerressourcen sowie<br />
Tier- <strong>und</strong> Pflanzenschutz muss verankert werden<br />
Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft im BDEW,<br />
der B<strong>und</strong> für Umwelt <strong>und</strong><br />
Naturschutz Deutschland (BUND)<br />
<strong>und</strong> der Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland<br />
(NABU) haben den Entwurf<br />
des neuen Pflanzenschutzgesetzes<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich begrüßt, fordern<br />
jedoch deutliche Nachbesserungen.<br />
Nach Auffassung der Verbände<br />
muss im Gesetz der Ressourcenschutz<br />
stärker verankert werden.<br />
Der Entwurf des B<strong>und</strong>eslandwirtschaftsministeriums<br />
soll voraussichtlich<br />
im August vom B<strong>und</strong>eskabinett<br />
beschlossen werden. „Der<br />
Schutz der Gewässerressourcen hat<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft im BDEW<br />
hohe Priorität. In diesem Sinn sollte<br />
im neuen Pflanzenschutzgesetz die<br />
Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />
in <strong>Wasser</strong>schutz- <strong>und</strong> Trinkwassergewinnungsgebieten<br />
gesondert<br />
geregelt werden“, fordert<br />
Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer<br />
<strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
der Energie- <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (BDEW).<br />
„Pestizide tragen wesentlich<br />
zum Artensterben in unserer Agrarlandschaft<br />
bei. Zwei Drittel aller<br />
September 2011<br />
802 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Arten in diesem Lebensraum werden<br />
als gefährdet bezeichnet. Das<br />
ist nicht hinnehmbar“, erklärt Olaf<br />
Bandt, Geschäftsführer des BUND.<br />
„Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner<br />
muss im Pflanzenschutzgesetz<br />
die Sicherung ökologischer Rückzugsflächen<br />
für Tiere <strong>und</strong> Pflanzen<br />
in der Agrarlandschaft festschreiben.<br />
Sonst werden Rebhuhn <strong>und</strong><br />
Kiebitz bald aus unserer Kulturlandschaft<br />
verschw<strong>und</strong>en sein“.<br />
NABU-Präsident Olaf Tschimpke<br />
betont: „Wir brauchen dringend<br />
klare Sonderregelungen für den<br />
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
in NATURA 2000-Gebieten. Es darf<br />
nicht sein, dass jeder Landwirt in<br />
Naturschutzgebieten nach seinem<br />
Belieben Pestizide ausbringen<br />
kann.“ Zudem fordert der NABU für<br />
Klein- <strong>und</strong> Hausgärten ein Verbot<br />
von Totalherbiziden auf der Basis<br />
von Glyphosat. „Solche für die<br />
Umwelt besonders gefährlichen<br />
Unkrautkiller haben im Kleingarten<br />
nichts verloren“, erklärt Tschimpke.<br />
„Die chemische Unkrautbekämpfung<br />
ist mit dem naturgemäßen<br />
Gärtnern, dem sich immer mehr<br />
deutsche Kleingärtner verpflichtet<br />
fühlen, nicht vereinbar. In Gärten<br />
ohne Gift fühlen sich Mensch <strong>und</strong><br />
Tier am wohlsten.“<br />
Im neuen Pflanzenschutzgesetz<br />
werden die gute fachliche Praxis<br />
sowie der integrierte Pflanzenschutz<br />
geregelt. Im Rahmen einer<br />
standortangepassten Bewirtschaftung<br />
sollen so die Umwelt geschützt<br />
<strong>und</strong> die Anwendung chemischer<br />
Pflanzenschutzmittel auf das notwendige<br />
Maß beschränkt werden.<br />
Die Verbände fordern, diese im<br />
Rahmen einer Rechtsverordnung<br />
verpflichtend zu verankern. Damit<br />
könnten Verstöße auch mit Bußgeldern<br />
versehen werden.<br />
Der zunehmende Internet- <strong>und</strong><br />
Versandhandel von Pflanzenschutzmitteln<br />
sei mit großer Skepsis zu<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
Die Unternehmen der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft nutzen für die Trinkwassergewinnung<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser. Mit r<strong>und</strong> 70 Prozent stellt das Gr<strong>und</strong>wasser inklusive<br />
Quellwasser die wichtigste Rohwasserressource für die Trinkwasser gewinnung in<br />
Deutschland dar. Oberflächen gewässer werden zu r<strong>und</strong> 30 Prozent genutzt. Dazu zählen<br />
laut BDEW Talsperren, Uferfiltrat, angereichertes Gr<strong>und</strong>wasser sowie direkte Entnahmen<br />
aus Flüssen <strong>und</strong> Seen.<br />
Tier- <strong>und</strong> Pflanzen der Agrarlandschaft sind bedroht. Zwei Drittel aller Arten dieses<br />
Lebensraums müssen nach Angaben des NABU als gefährdet betrachtet werden. Besondere<br />
Bestandseinbußen werden bei Rebhuhn, Kiebitz sowie bei Bewohnern der feuchten<br />
Wiesen <strong>und</strong> Weiden verzeichnet. Siehe http://www.nabu.de/agrarwende/feldvoegel.pdf.<br />
Agrarwissenschaftler der Uni Göttingen kamen 2010 in einer Studie zu der Erkenntnis,<br />
dass Pestizide die Hauptursache des Artensterbens in der Agrarlandschaft darstellen.<br />
An der Straße beteiligten sich Kollegen aus acht europäischen Ländern.<br />
Siehe: www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3477<br />
betrachten, da hier die große Gefahr<br />
einer Ausweitung des illegalen<br />
Handels besteht, warnen BDEW,<br />
BUND <strong>und</strong> NABU. Sie sprechen sich<br />
dafür aus, Maßnahmen zum Erkennen<br />
<strong>und</strong> Vermeiden von illegalen<br />
Anwendungen deutlich stärker in<br />
das Gesetz aufzunehmen.<br />
Kontakt:<br />
B<strong>und</strong>esverband der Energie- <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (BDEW),<br />
Ricarda Ballhaus,<br />
Tel. (030) 300 199-1163,<br />
Fax (030) 300 199-4190,<br />
E-Mail: ricarda.ballhaus@bdew.de<br />
B<strong>und</strong> für Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz<br />
Deutschland (BUND),<br />
Tomas Brückmann,<br />
BUND-Pestizid-Experte,<br />
Tel. (030) 27586-420,<br />
Fax (030) 27586-440,<br />
E-Mail: tomas.brueckmann@b<strong>und</strong>.net,<br />
www.b<strong>und</strong>.net/pestizide<br />
Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland (Nabu),<br />
Karin Deckenbach,<br />
Tel. (030) 284984-1510,<br />
E-Mail: karin.deckenbach@NABU.de<br />
Ökologische Rückzugsflächen für Tiere <strong>und</strong><br />
Pflanzen sollten in der Agrarlandschaft gesetzlich<br />
verankert sein.<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 803
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Ohne <strong>Wasser</strong> keine Leistung<br />
VKU-Kooperation mit der Barmer GEK<br />
<strong>Wasser</strong> ist ges<strong>und</strong>. So lautete<br />
der Titel der ersten Kooperation<br />
zwischen der BARMER GEK <strong>und</strong><br />
dem Verband kommunaler Unternehmen<br />
(VKU). Neben einer<br />
gemeinsamen Broschüre zum wichtigsten<br />
Lebensmittel haben sich<br />
zahlreiche VKU-Mitglieder mit den<br />
örtlichen Geschäftsstellen der BAR-<br />
MER GEK zusammengetan, um mit<br />
verschiedenen Aktionen auf das<br />
erfrischende Nass aufmerksam zu<br />
machen. Unter den Aktivitäten sind<br />
unter anderem Tage der offenen Tür,<br />
gemeinsame Messeauftritte oder<br />
Kooperationen mit Kindertagesstätten.<br />
Sportlich geht es zum Beispiel in<br />
Hamburg <strong>und</strong> Potsdam zu: BARMER<br />
GEK, der Hamburger Sportb<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Hamburg <strong>Wasser</strong> planen in ein<br />
bis drei Schulen eine Auftaktveranstaltung<br />
zum Schülersportabzeichen.<br />
Abgeschlossen sind die Planungen<br />
in Brandenburg. Die Stadtwerke<br />
Potsdam unterstützen im<br />
Rahmen der Kooperation zum ersten<br />
Mal die 10. Barmer GEK City<br />
Night. Während des Nachtlaufs für<br />
Staffeln über 5x5 Kilometer ist das<br />
Stadtwerke-Team mit einer mobilen<br />
<strong>Wasser</strong>-Bar vor Ort <strong>und</strong> informiert<br />
über die lebenswichtige Flüssigkeit.<br />
Termin des City-Laufs ist der<br />
24. August 2011, er wird durch das<br />
historische Holländische Viertel in<br />
Potsdam führen.<br />
Die Kampagne wird im kommenden<br />
Jahr fortgesetzt.<br />
Die Broschüre kann im Internet<br />
unter www.barmer-gek.de/115928<br />
sowie unter www.vku.de heruntergeladen<br />
werden. Neben Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
finden Leser<br />
konkrete Tipps wie etwa Empfehlungen<br />
für die tägliche Trinkmenge<br />
oder nachahmenswerte Trinkgewohnheiten<br />
aus Wüstenländern.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vku.de<br />
Bio-Kläranlage versorgt sich selbst mit Energie<br />
Eine neue biologische Kläranlage<br />
von Siemens erzeugt die zu<br />
ihrem Betrieb notwendige Energie<br />
in Form von Methan<strong>gas</strong> gleich<br />
selbst. Außerdem produziert sie<br />
deutlich weniger Klärschlamm als<br />
herkömmliche Verfahren. Die Pilotanlage<br />
steht auf dem Gelände der<br />
<strong>Wasser</strong>werke Singapurs. Seit Juni<br />
2010 arbeitet sie energieneutral.<br />
Derzeit entsteht in Singapur eine<br />
300-mal größere Pilotanlage. Sie<br />
könnte dann das <strong>Abwasser</strong> von<br />
etwa 1000 Einwohnern reinigen.<br />
Die neue biologische Kläranlage in Singapur erzeugt<br />
die zu ihrem Betrieb notwendige Energie in Form<br />
von Methan<strong>gas</strong> selbst. © Siemens<br />
Eine typische städtische Kläranlage<br />
ist für 10 000 bis 100 000 Einwohner<br />
ausgelegt. Heute wird das<br />
<strong>Abwasser</strong> aufbereitet, indem Bakterien<br />
dessen Verunreinigungen verdauen<br />
<strong>und</strong> in neue Bakteriensubstanz<br />
umsetzen. Der gesamte Prozess<br />
läuft an der Luft ab, also aerob.<br />
Dabei entstehen Bakterienflocken<br />
mit eingelagerten Verunreinigungen.<br />
Dieses Gemisch bildet den<br />
Klärschlamm, der abgetrennt <strong>und</strong><br />
deponiert oder verbrannt wird.<br />
Doch die organischen Verunreinigungen,<br />
die dabei mit entsorgt werden,<br />
enthalten zehnmal mehr Energie,<br />
als für die Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>s<br />
verbraucht wird. Man könnte sie<br />
nutzen, indem man daraus Methan<br />
gewinnt. Das Gas könnte dann in Gasturbinen<br />
oder Blockheizkraftwerken<br />
verbrannt werden <strong>und</strong> Energie liefern.<br />
Allerdings sind die Schmutzkonzentra<br />
tionen in kommunalen<br />
Abwässern zu niedrig, um daraus<br />
wirtschaftlich Strom zu gewinnen.<br />
Die Entwickler von Siemens<br />
Water Technologies greifen deshalb<br />
zu einem Trick: Sie beladen die Bakterienflocken<br />
unter Luftzufuhr nur<br />
kurze Zeit mit den organischen Verunreinigungen,<br />
sodass sich die Bakterien<br />
kaum vermehren. Nach<br />
Abtrennung der größeren Menge<br />
des <strong>Wasser</strong>s vergären die Bakterien<br />
die Verunreinigungen anaerob, also<br />
ohne Luftzufuhr, zu Methan. Insgesamt<br />
wird in zwei aeroben <strong>und</strong> einer<br />
anaeroben Stufe der Schmutz so<br />
abgebaut, dass möglichst wenig<br />
Schlamm <strong>und</strong> möglichst viel<br />
Methan entstehten wie die aktuelle<br />
Ausgabe der Forschungszeitschrift<br />
Pictures of the Future berichtet.<br />
Die Pilotanlage reinigt etwa<br />
einen halben Kubikmeter <strong>Abwasser</strong><br />
am Tag. Dafür benötigt eine herkömmliche<br />
Kläranlage etwas weniger<br />
als 0,25 Kilowattst<strong>und</strong>en Energie.<br />
Die Pilotanlage erzeugt mit<br />
Methan genau diese Menge. Eine<br />
große Anlage könne demnach<br />
völlig energieneutral betrieben<br />
werden. Die Markteinführung der<br />
Technologie ist für 2012 geplant.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.siemens.com<br />
September 2011<br />
804 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Minister Remmel:<br />
„Gutachten <strong>und</strong> Risikostudie<br />
soll bei Fracking zu Klarheit <strong>und</strong><br />
Rechtssicherheit führen“<br />
Ministerium startet Gutachten-Verfahren<br />
zum Thema „Unkonventionelles Erd<strong>gas</strong>“ – Europaweite<br />
Ausschreibung – Schutz des <strong>Wasser</strong>s hat oberste Priorität<br />
Das NRW-Umweltministerium hat das<br />
von der Landesregierung angekündigte<br />
Gutachten- Verfahren zum Thema<br />
„unkonventionelle Erd<strong>gas</strong>gewinnung“<br />
jetzt gestartet. Dazu wurde am 9. August<br />
2011 in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium<br />
eine europaweite<br />
Ausschreibung zu einem „Gutachten mit<br />
einer Risikostudie zur Exploration <strong>und</strong><br />
Gewinnung von Erd<strong>gas</strong> aus unkonventionellen<br />
Lagerstätten in Nordrhein-<br />
West falen <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf<br />
den Naturhaushalt insbesondere die<br />
öffentliche Trinkwasserversorgung“ veröffentlicht.<br />
„Die Landes regierung erwartet<br />
von dem Gutachten eine umfassende<br />
Gr<strong>und</strong>lage für den weiteren politischen<br />
<strong>und</strong> administrativen Entscheidungsprozess“,<br />
sagte Umweltminister Johannes<br />
Remmel.<br />
In dem Gutachten werden die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Aufsuchung, Exploration<br />
<strong>und</strong> Gewinnung von Erd<strong>gas</strong> aus<br />
unkonventionellen Lagerstätten sowie<br />
eine Einschätzung der hierdurch möglicherweise<br />
entstehenden Gefährdungen<br />
dargestellt <strong>und</strong> beschrieben. Aber auch<br />
die Erfahrungen aus stattfindenden<br />
oder bereits stattgef<strong>und</strong>enen Explorations-<br />
<strong>und</strong> Gewinnungstätig keiten insbesondere<br />
in den USA werden einbezogen<br />
<strong>und</strong> die Klärung der Frage der<br />
Übertragbarkeit dieser Erkenntnisse auf<br />
die Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen<br />
beurteilt. Zudem werden Abgrenzungskriterien<br />
für Erk<strong>und</strong>ungs- <strong>und</strong> Fördergebiete<br />
<strong>und</strong> damit gleichzeitig Kriterien<br />
für mögliche Ausschlussgebiete dargestellt.<br />
Die Aufsuchung <strong>und</strong> Gewinnung<br />
von Erd<strong>gas</strong> aus unkonventionellen<br />
Lagerstätten wird in Deutschland <strong>und</strong> in<br />
besonderem Maße in Nordrhein-Westfalen<br />
stark diskutiert. „Wir begrüßen es,<br />
dass inzwischen auch die B<strong>und</strong>esregierung<br />
beim Thema Fracking einen politischen<br />
Kurswechsel vollzogen hat. Die<br />
Menschen <strong>und</strong> die Umwelt müssen in<br />
den Mittelpunkt unseres Handelns<br />
gestellt werden“, sagte Minister Remmel.<br />
„Mit der gr<strong>und</strong>sätzlichen Risikobewertung<br />
durch das Gutachten schaffen<br />
wir zum einen Klarheit über mögliche<br />
Folgen für das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
Rechtssicherheit für Genehmigungsbehörden.“<br />
Bis zum Sommer 2012<br />
soll das Gutachten laut Ausschreibungsunterlagen<br />
vorliegen <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>lage<br />
für Genehmigungsbehörden dienen.<br />
Während die Rohstoffindustrie mit<br />
der Gewinnung von „unkonventionellem<br />
Erd<strong>gas</strong>“ die Erschließung neuer Vorkommen<br />
erwartet, sehen Politik <strong>und</strong><br />
Bürger Gefahren für die Umwelt, insbesondere<br />
für das Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Trinkwasser<br />
<strong>und</strong> ihr unmittelbares Umfeld <strong>und</strong> die<br />
Lebensqualität der Menschen.<br />
Remmel: „Mit der Risikoanalyse <strong>und</strong><br />
der Beurteilung der Übertragbarkeit der<br />
Verhältnisse im Ausland, insbesondere<br />
in den USA, auf die heimische Region<br />
werden wir Gr<strong>und</strong>lagen für eine sachgerechte<br />
Entscheidung bekommen. Denn<br />
eines ist ganz klar: Eine Exploration <strong>und</strong><br />
Gewinnung von unkonven tionellem<br />
Erd<strong>gas</strong> zu Lasten der Umwelt <strong>und</strong> der<br />
Menschen in Nordrhein-Westfalen wird<br />
es mit dieser Landesregierung nicht<br />
geben. Das Gr<strong>und</strong>wasser ist ein Naturerbe,<br />
das es für die nächsten Generationen<br />
zu bewahren gilt.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.umwelt.nrw.de<br />
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NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Klimawandel erfordert neue Wege:<br />
Innovative Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser<br />
<strong>und</strong> Überflutung ein Schwerpunkt der acqua alta<br />
Fachmesse mit internationalem Kongress für Klimafolgen, Hochwasserschutz <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>bau – vom 11. bis 13. Oktober im CCH-Congress Center Hamburg<br />
Nicht nur steigende Pegelstände, auch vermehrt vollgelaufene<br />
Keller durch Starkregenfälle sind Szenarien,<br />
die uns in Zukunft häufiger beschäftigen werden.<br />
Allein in Deutschland lagen die Schäden, die sie 2010<br />
verursachten, bei über einer Milliarde Euro. Der Bedarf<br />
an innovativen Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser<br />
<strong>und</strong> Überflutung wird immer dringender. Hier reicht das<br />
Spektrum von technischen Lösungen für die Deichsanierung<br />
bis hin zu neuen Ansätzen, wie mit den <strong>Wasser</strong>massen<br />
bei extremen Regengüssen umgegangen werden<br />
kann. Auf der acqua alta diskutieren Vertreter aus<br />
Forschung, Wirtschaft, Kommunen <strong>und</strong> Politik unter<br />
anderem den aktuellen Stand der Technik des Hochwasserschutzes.<br />
Experten aus dem In- <strong>und</strong> Ausland stellen<br />
auf der Messe ihre neuen Entwicklungen <strong>und</strong> Projekte<br />
vor, insgesamt werden r<strong>und</strong> 70 Referenten aus 10 Nationen<br />
erwartet. Die Hafenmetropole bietet 2011 als<br />
Umwelt-Hauptstadt Europas einen besonderen Rahmen<br />
für diese Fachveranstaltung.<br />
Neue Erkenntnisse zur Deichsicherung<br />
Deiche, Schutzmauern <strong>und</strong> -wände sind das Rückgrat<br />
des technischen Hochwasserschutzes. Die acqua alta<br />
gibt einen umfassenden Einblick in die aktuellen Entwicklungen<br />
der zukunftsweisenden Deichsanierungsverfahren.<br />
Prof. Norbert Meyer vom Institut für Geotechnik<br />
<strong>und</strong> Markscheidewesen der Technischen Universität<br />
Clausthal stellt beispielsweise ein System zur Überflutung<br />
von Deichen <strong>und</strong> Böschungen vor, das gezielte<br />
Deichkorridore zur Steuerung der <strong>Wasser</strong>ströme vorsieht:<br />
„Eine der Hauptursachen für Deichschäden ist die<br />
Überströmung der Anlagen bei Hochwasser, denn das<br />
verursacht die Erosion des Deiches. Gezielte Deichkorridore<br />
können hier Entlastung bringen.“<br />
Dass Deichsanierungen nicht unbedingt langwierig<br />
<strong>und</strong> teuer sein müssen, zeigen unter anderem neue Verfahren,<br />
die durch das Forschungsinstitut für Tief- <strong>und</strong><br />
Rohrleitungsbau gemeinnützige GmbH (FITR) in Zusammenarbeit<br />
mit Partnern aus Deutschland <strong>und</strong> Europa<br />
entwickelt wurden. So kann beispielsweise durch die<br />
Injektion von modifizierten Tongemischen in den Deich<br />
der Hochwasserschutz weiter verbessert <strong>und</strong> effektiver<br />
gemacht werden. Das Verfahren wird beim Fachkongress<br />
in Hamburg vorgestellt.<br />
Die Entwicklungen beim mobilen Hochwasserschutz<br />
sind rasant. Daher bietet der BWK – B<strong>und</strong> der Ingenieure<br />
für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Kulturbau,<br />
auf der acqua alta ein umfassendes Seminar zu mobilen<br />
Hochwasserschutzanlagen.<br />
Starkregen <strong>und</strong> Überschwemmung<br />
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die meisten<br />
Städte <strong>und</strong> Gemeinden bei Starkregenereignissen nur<br />
unzureichend geschützt sind. Die Regenwassermengen<br />
Der Schutz<br />
gegen Überflutungen<br />
ist oft<br />
unzureichend.<br />
September 2011<br />
806 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
können von den lokalen Siel-, Kanal- <strong>und</strong> Gewässernetzen<br />
nicht aufgenommen werden. Eine Studie im Rahmen<br />
des Forschungsverb<strong>und</strong>s Klimzug Nord zeigt, wie<br />
wichtig innenstadtnahe Gewässer bei Starkregen sind.<br />
Die Studie läuft bis 2014, Sandra Hellmers von der TU<br />
Hamburg-Harburg erläutert auf der acqua alta die ersten<br />
Teilergebnisse: „Am Ende des Projektes entsteht ein<br />
Überblick, mit welchen klimabedingten Folgen für das<br />
Siel- <strong>und</strong> Gewässernetz zu rechnen ist. Anpassungsmaßnahmen<br />
der dezentralen Bewirtschaftung wie<br />
begrünte Dächer oder Grün flächen mit Versickerungsmulden<br />
können jedoch erheblich zu einer Minderung<br />
der Folgen von Starkregen beitragen <strong>und</strong> die Spitzenlast<br />
ausgleichen.“<br />
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Prof. Wolfgang<br />
Dickhaut von der HafenCity Universität Hamburg. Er<br />
weist ein Retentionspotential bei urbanen Gewässern<br />
nach, das es zu fördern gilt. Hierzu zählt er nicht nur<br />
dezentrale Bewirtschaftung, seine Untersuchungen zeigen,<br />
dass auch Auenlandschaften im Stadtraum möglich<br />
sind. Hierzu gibt es bisher keine vergleichbaren<br />
Studien. „Selbst konservativ gerechnet halte ich eine<br />
Reduzierung der Spitzenabflüsse extremer Hochwasser<br />
um mindestens 10 bis 20 Prozent mittel- bis langfristig<br />
für erreichbar. Gleichzeitig könnten die ökologischen<br />
Beeinträchtigungen der Gewässer deutlich reduziert<br />
werden.“<br />
Hochwasserexperte Reinhard Vogt, Geschäftsführer<br />
des HochwasserKompetenzCentrum e.V. in Köln, entwickelt<br />
gerade im Auftrag des Generalverbands der deutschen<br />
Versicherer einen Hochwasserpass. Hausbesitzer<br />
können per Internet die Hochwassersicherheit ihrer<br />
Immobilie ermitteln <strong>und</strong> erhalten Empfehlungen für<br />
mögliche Schutzmaßnahmen. Für Techniker <strong>und</strong> Ingenieure<br />
soll es eine onlinebasierte Fortbildung geben, die<br />
sie dazu berechtigt, die ermittelten Selbstauskünfte offiziell<br />
zu bestä tigen. „Wir gehen davon aus, dass wir auf<br />
der acqua alta bereits den Entwurf des Hochwasserpasses<br />
präsentieren können“, so Vogt.<br />
Internationaler Austausch<br />
Der internationale Austausch über innovative Konzepte<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen steht im Mittelpunkt der acqua alta.<br />
So wird Dr. John Pisaniello von der Universität South<br />
Australia die Besonderheit der privaten landwirtschaftlichen<br />
Dämme in Australien erläutern. Sie können in<br />
Regenzeiten eine Gefahr für benachbarte Gemeinden<br />
darstellen, in Dürre perioden zur ungleichen Verteilung<br />
des <strong>Wasser</strong>s führen. Auch Beiträge aus Rotterdam oder<br />
Kopenhagen zeigen auf, welche Konzepte andere Metropolen<br />
prüfen, um die Konsequenzen von Überflutungen<br />
für die Städte mildern zu können.<br />
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NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Russland investiert in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> Kläranlagen<br />
Deutschland erneut mit zwei Gruppenständen auf Russlands führender Fachmesse<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft, der ECWATECH 2012 vom 05. bis 08. Juni 2012 in Moskau<br />
Das B<strong>und</strong>esland Nordrhein-<br />
Westfalen hat zum zweiten Mal<br />
die ECWATECH ins Auslandsmesseförderprogramm<br />
aufgenommen.<br />
Weiterhin wird es auch erneut auf<br />
Initiative des VDMA, Frankfurt,<br />
einen deutschen Firmengemeinschaftsstand<br />
geben. Auch Nicht-<br />
Mitglieder aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet<br />
können sich an diesem<br />
deutschen Gruppenstand beteiligen.<br />
Ebenso ist im Rahmen dieses<br />
deutschen Gemeinschaftsstandes<br />
ein Gruppenauftritt von German<br />
Water Partnership geplant.<br />
Bereits zum 10. Mal findet Russlands<br />
führende Fachmesse <strong>und</strong><br />
Kongress für <strong>Wasser</strong>-Technologien<br />
statt. Mit gut 77 deutschen Ausstellern<br />
war Deutschland unter den<br />
insgesamt 739 Ausstellern, bei<br />
einem Auslandsanteil von 32 %, die<br />
stärkste Nation bei der letzten<br />
ECWATECH im Jahr 2010. Es wurden<br />
12 600 Fachbesucher <strong>und</strong> 1000 Kongressteilnehmer<br />
registriert. Die<br />
ECWATECH umfasst die Ausstellungsbereiche<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>:<br />
von der Gewinnung über die<br />
Aufbereitung, Behandlung, Verteilung<br />
bis hin zu Ableitung, Entsalzung,<br />
Mess-, Regel- <strong>und</strong> Analysetechniken,<br />
Industrieausrüstungen,<br />
Dienstleistungen. In 2012 findet die<br />
ECWATECH auf dem Crocus Messegelände<br />
in Moskau statt. Moskau ist<br />
mit Abstand der wichtigste Messeplatz<br />
in Russland <strong>und</strong> das neue Messegelände<br />
Crocus entspricht höchsten<br />
Anforderungen<br />
Russlands Regierung hat in 2011<br />
mit der Umsetzung des Programms<br />
„Sauberes <strong>Wasser</strong>“ begonnen. Mit<br />
diesem föderalen Zielprogramm,<br />
das bis zum Jahr 2017 läuft, soll sich<br />
die Situation der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>reinigung verbessern.<br />
In den kommenden sechs Jahren<br />
sind Investitionen von r<strong>und</strong> 8 Mrd.<br />
Euro geplant.<br />
Wie groß der Nachholbedarf bei<br />
Ausrüstungen für die russischen<br />
<strong>Wasser</strong>werke <strong>und</strong> Klärsysteme ist,<br />
hat sich schon 2010 an den Importzahlen<br />
gezeigt. Die Einfuhren von<br />
entsprechender Technik sind zweistellig<br />
gewachsen. Dabei sind deutsche<br />
Hersteller in der Regel die<br />
beliebtesten Lieferanten für <strong>Wasser</strong>technologie.<br />
Ein großes Problem der russischen<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft ist auch der<br />
Personalmangel. Viele Mitarbeiter<br />
der <strong>Wasser</strong>werke <strong>und</strong> Kläranlagen<br />
haben das Pensionsalter überschritten.<br />
Jede zehnte Stelle bleibt mangels<br />
Bewerber unbesetzt. Laut Russlands<br />
Regierung fehlen der Branche<br />
15 000 Ingenieure, Betriebswirte<br />
<strong>und</strong> andere Spezialisten mit Hochschulausbildung.<br />
Hier können sich<br />
deutsche Dienstleister für Fort- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung engagieren. Auch<br />
Technologielieferanten für die <strong>Wasser</strong>technologie,<br />
die Russland bei der<br />
Ausbildung seiner Fachkräfte unterstützt,<br />
sind ausdrücklich willkommen<br />
(Quelle: gtai Germany Trade<br />
and Invest).<br />
Die ECWATECH 2010.<br />
Kontakt:<br />
MESSE & MARKETING<br />
Michael Pittscheidt,<br />
Tel. (02253)932188,<br />
E-Mail info@pittscheidt.de<br />
September 2011<br />
808 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Agentur für Umwelt<br />
<strong>und</strong> Energiewirtschaft<br />
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
3. Internationales<br />
Symposium Re-Water<br />
Braunschweig<br />
21. <strong>und</strong> 22. November 2011 Stadthalle<br />
Braunschweig<br />
asser <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> sind zweifellos Themenfelder<br />
„Wvon globaler Relevanz, deren herausragende<br />
Bedeutung aufgr<strong>und</strong> des Klimawandels <strong>und</strong> wachsender<br />
Bevölkerungszahlen weiter zunehmen wird“. Diese einleitenden<br />
Sätze zum 2. Symposium im Jahre 2009 gelten<br />
uneingeschränkt auch im Jahre 2011. Die globalen Entwicklungstendenzen<br />
führen weiterhin zu einem stetig wachsenden<br />
Bedarf an Energie, Nahrungsmitteln sowie an Rohstoffen<br />
generell, wodurch sich der Druck auf die zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden Ressourcen ebenfalls stetig erhöht. Bei der<br />
Bewältigung der daraus resultierenden globalen Herausforderungen<br />
gerät die konven tionelle Wirtschaft zunehmend<br />
an ihre Grenzen, wie nicht nur die aktuellen Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Energiekrisen zeigen. Es sind somit vermehrt alternative,<br />
nachhaltigere Wege zur Energieproduktion <strong>und</strong> zum<br />
Ressourcenschutz gefragt.<br />
<strong>Abwasser</strong> kann hierzu als Nährstoff- <strong>und</strong> Energiequelle<br />
gleich mehrere Beiträge leisten. Die technischen Verfahren<br />
zur Rückgewinnung <strong>und</strong> Nutzung der Wertstoffe sind weitgehend<br />
bekannt. Die Aufgabe besteht nun insbesondere<br />
darin, diese Verfahren zu optimieren <strong>und</strong> sie in integrierten,<br />
nachhaltigen Konzepten umzusetzen.<br />
Das 3. Internationale Symposium „Re-Water Braunschweig“<br />
befasst sich schwerpunktmäßig mit der konkreten<br />
Umsetzung von Konzepten <strong>und</strong> Projekten zur Nutzung der<br />
im <strong>Wasser</strong> enthaltenen Inhaltsstoffe. Weiterhin wird die<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung berücksichtigt, die beispielsweise im<br />
Bereich der Erfassung <strong>und</strong> Bewertung von Spurenstoffen<br />
neuen <strong>und</strong> komplexen Fragestellungen gegenübersteht.<br />
Während der erste Tag des Symposiums schwerpunktmäßig<br />
Konzepte zur Optimierung der Nährstoff- <strong>und</strong> Energienutzung<br />
beleuchtet, befasst sich der zweite Tag vor allem mit<br />
integrierten Projekten <strong>und</strong> Praxisbeispielen. Insgesamt präsentieren<br />
gut 20 Fachleute aus Forschung <strong>und</strong> Praxis ihre<br />
Projekte <strong>und</strong> Ergebnisse.<br />
Das Symposium wird von der Stadtentwässerung Braunschweig<br />
GmbH in Zusammenarbeit mit dem Institut für<br />
Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig, dem<br />
Kompetenzzentrum <strong>Wasser</strong> Berlin <strong>und</strong> dem <strong>Abwasser</strong>verband<br />
Braunschweig veranstaltet.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.re-water.de.<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 809
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Klärschlamm –<br />
stofflich oder energetisch verwerten?<br />
2. VDI-Fachkonferenz „Klärschlammbehandlung – Technologien, Wertstoffrückgewinnung,<br />
Entwicklungen“ am 16. <strong>und</strong> 17. November 2011 in Heidelberg<br />
Die technischen Möglichkeiten zur Verwertung<br />
<strong>und</strong> Behandlung von Klärschlamm stehen auf<br />
dem Programm der VDI-Fachkonferenz am 16. <strong>und</strong><br />
17. November 2011 in Heidelberg. © VDI Wissensforum<br />
Es gibt zwei Verwertungswege für<br />
Klärschlamm: die stoffliche als<br />
Dünger oder die energetische in<br />
Verbrennungsanlagen. Aber wie<br />
kann man Klärschlamm möglichst<br />
energieeffizient entwässern oder<br />
sogar trocknen? Welche alternativen<br />
Verwertungswege gibt es? Wie<br />
lässt sich eine Klärschlammverbrennung<br />
möglichst optimiert betreiben?<br />
Diese <strong>und</strong> weitere Fragen<br />
beantwortet die 2. VDI-Fachkonferenz<br />
„Klärschlammbehandlung“, die<br />
das VDI Wissensforum am 16. <strong>und</strong><br />
17. November 2011 in Heidelberg<br />
unter fachlicher Leitung von Prof.<br />
Dr.-Ing. Reiner Numrich von der<br />
Universität Paderborn veranstaltet.<br />
Zu den technischen Themen, die<br />
diskutiert werden, zählen optimierte<br />
Verfahren zur <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />
neuartige Verfahren zur<br />
Klärschlammentwässerung, Möglichkeiten<br />
zur energieeffizienten<br />
Trocknung von Klärschlämmen <strong>und</strong><br />
Praxisbeispiele zur Effizienzsteigerung<br />
von Klärschlammverbrennungsanlagen.<br />
Am Vortag besteht<br />
die Möglichkeit zur Besichtigung<br />
der Ver<strong>gas</strong>ungsanlage der Stadtentwässerung<br />
Mannheim.<br />
Die Veranstaltung richtet sich an<br />
Betreiber von Kläranlagen, Ersatzbrennstoffkraftwerken,<br />
Betreiber<br />
von Verbrennungsanlagen, Ingenieur-<br />
<strong>und</strong> Planungsbüros, Anlagenplaner<br />
<strong>und</strong> Anlagenbauer, Ingenieure<br />
von Komponentenherstellern,<br />
Mitarbeiter aus der Verwaltung <strong>und</strong><br />
von Hochschulen.<br />
Anmeldung <strong>und</strong> Programm:<br />
www.vdi.de/klaerschlamm oder<br />
VDI Wissensforum K<strong>und</strong>enzentrum,<br />
Postfach 10 11 39,<br />
D-40002 Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 6214-2 01,<br />
Fax (0211) 6214-154,<br />
E-Mail: wissensforum@vdi.de<br />
6. BWK B<strong>und</strong>eskongress <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Erneuerbare Energien<br />
22. bis 24. September 2011 in Wernigerode/Harz –<br />
HKK Hotel Wernigerode Harzer Kultur- & Kongresshotel<br />
Der 6. BWK B<strong>und</strong>eskongress<br />
steht unter dem Thema „Um-<br />
weltverträgliche Planung, sicherer<br />
Betrieb von Anlagen“.<br />
Fachforum 1:<br />
Bau, Betrieb <strong>und</strong> Überwachung<br />
von Talsperren<br />
Fachforum 2:<br />
Entwicklungsstand alternativer<br />
Energieträger<br />
Fachforum 3:<br />
Talsperrenbewirtschaftung <strong>und</strong><br />
Fernwasserversorgung<br />
Fachforum 4: <strong>Wasser</strong>kraft <strong>und</strong><br />
ökologische Durchgängigkeit<br />
Die Veranstaltungen werden<br />
durch eine zweitägige Fachausstellung,<br />
zwei Abend veranstaltungen<br />
sowie einem Rahmenprogramm<br />
beglei tet. Der B<strong>und</strong>eskongress wird<br />
am 24. September durch eine Fachexkursion<br />
zu wasserwirtschaftlichen<br />
Anlagen im Harz mit Besichtigung<br />
der Talsperre Wendefurth<br />
sowie der Fernwas serversorgung<br />
Elbaue-Ostharz abger<strong>und</strong>et.<br />
Weitere Informationen:<br />
E-Mail: info@bwk-b<strong>und</strong>.de,<br />
Fax (07031) 4 38 39 95,<br />
www.bwk-b<strong>und</strong>.de<br />
September 2011<br />
810 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Biokohle –<br />
Klimaretter oder Mogelpackung?<br />
ANS-Symposium am 5./6. Oktober in Berlin<br />
HAWK-Prof. Dr. Rainer Wallmann von der<br />
Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement<br />
ist Mitorganisator des Symposiums<br />
„Biokohle – Klimaretter oder<br />
Mogel packung?“, zu dem der Arbeitskreis<br />
für die Nutzbarmachung von Siedlungsabfällen<br />
(ANS) nach Berlin einlädt. Die Veranstaltung<br />
findet am 5. <strong>und</strong> 6. Oktober im<br />
Botanischen Garten <strong>und</strong> dem Botanischen<br />
Museum statt. Im Verlauf der Veranstaltung<br />
werden z.B. folgende Fragen aufgeworfen:<br />
Was ist wirklich dran an der Biokohle?<br />
Welche Prozesstechniken stehen zur<br />
Verfügung <strong>und</strong> auf welchem<br />
Entwicklungsstand stehen diese?<br />
Wie ist die Anwendung von Biokohle<br />
rechtlich einzuordnen?<br />
Welche Erfahrungen liegen vor aus<br />
der landbaulichen Anwendung, welche<br />
aus der energetischen Verwertung?<br />
Wie ist die Nachhaltigkeit einzustufen,<br />
insbesondere vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />
Energiebilanz des Gesamtverfahrens,<br />
wie steht es mit der Klimawirksamkeit<br />
<strong>und</strong> wie sieht es aus mit den Kosten?<br />
Und – last but not least – welche<br />
Bedeutung kann Biokohle für<br />
Abfallwirtschaft einnehmen?<br />
Das Symposium unter der Schirmherrschaft<br />
von Staatssekretärin Katherina<br />
Reiche aus dem B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />
(BMU) organisiert der ANS in Kooperation<br />
mit der TU Braunschweig, der HAWK<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Kunst, Fakultät Ressourcenmanagement<br />
in Göttingen, The Interreg IVB North<br />
Sea Region Programme, dem Europäischen<br />
Fond für regionale Entwicklung <strong>und</strong><br />
der DWA, Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.,<br />
Hennef.<br />
Die wissenschaftliche Leitung haben<br />
Prof. Dr. Klaus Fricke (TU Braunschweig),<br />
RDir. Dr. Claus-Gerhard Bergs (BMU) <strong>und</strong><br />
Prof. Dr. Rainer Wallmann (HAWK).<br />
Was ist Biokohle?<br />
Biokohle kann durch Pyrolyse oder Hydrothermale<br />
Carbonisierung (HTC) aus Biomassen<br />
<strong>und</strong> damit auch aus organischen<br />
Abfallstoffen, wie Bioabfällen <strong>und</strong> Klärschlämmen,<br />
produziert werden. Dabei<br />
findet eine „Verkohlung“ statt <strong>und</strong> es entsteht,<br />
je nach Behandlungsintensität, ein<br />
kohle ähnliches Produkt. Biokohle kann<br />
stofflich oder energetisch genutzt werden,<br />
wobei nach derzeitigem Stand jeweils positive<br />
Auswirkungen auf die Kohlenstoffbilanz<br />
auftreten bzw. Beiträge zum Klimaschutz<br />
geleistet werden können. Bei der<br />
stofflichen Verwertung der mittel- bis langfristig<br />
stabilen Biokohle als Bodenverbesserer<br />
wird neben dem positiven Klimaeffekt<br />
durch die Kohlenstoffsenke auch eine<br />
Steigerung der Bodenfruchtbarkeit (<strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Nährstoffhaushalt) erreicht.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.ans-ev.de<br />
Holzhackschnitzel<br />
vor<br />
<strong>und</strong> nach der<br />
„Verkohlung“<br />
HAWK.<br />
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September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 811
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Aktuelle Themen der 7. Bayerischen<br />
<strong>Wasser</strong>tage in Augsburg<br />
Im Zeichen der Energiewende <strong>und</strong><br />
der Klimaschutzziele steht die <strong>Wasser</strong>kraftnutzung<br />
in Bayern zunächst<br />
im Fokus. Anschließend werden die<br />
Neuerungen der novellierten Trinkwasserverordnung<br />
(TrinkwV) aufgezeigt,<br />
wonach vom Trink- <strong>und</strong> Kühlwasser<br />
keine mikrobiologischen<br />
Belastungen ausgehen dürfen.<br />
Änderungen der TrinkwV <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
der Kühlwasserbehandlung<br />
werden dargestellt.<br />
Die Planungs- <strong>und</strong> Rechtssicherheit<br />
von Großprojekten ist unabdingbar.<br />
Gerade hier ist eine Vielzahl<br />
von umwelt- <strong>und</strong> naturschutzrechtlichen<br />
Fragestellungen im Genehmigungsverfahren<br />
zu beachten,<br />
was anhand von Fallbeispielen aufgezeigt<br />
wird. Aktuelle Tendenzen<br />
des europäischen <strong>und</strong> deutschen<br />
Umwelt- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>rechts werden<br />
dargelegt. Die neue Industrieemissionsrich<br />
tlinie wird sich auf wasserwirtschaftlich<br />
relevante Vorhaben<br />
auswirken, ebenso wie das vom<br />
EuGH geforderte Verbandsklagerecht.<br />
Aktuelle Aspekte bringen<br />
auch Verordnungsvorhaben des<br />
B<strong>und</strong>es zur Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
mit sich. Den<br />
Betreibern von Anlagen zum<br />
Umgang mit wassergefährdenden<br />
Stoffen stehen durch die neue B<strong>und</strong>es-VAUwS<br />
ebenfalls Änderungen<br />
bevor.<br />
Ein Themenblock befasst sich<br />
mit modernen Methoden der <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>analytik, von den<br />
Probenahmen bis zur Qualitätssicherung<br />
der Messwerte. Anlagenbetreiber<br />
müssen sicherstellen, dass<br />
die erforderlichen Prozessparameter<br />
qualitätsgesichert <strong>und</strong> kostengünstig<br />
ermittelt werden. Andererseits<br />
müssen aus Gründen der<br />
Rechtssicherheit bei Direkt- oder<br />
Indirekteinleitungen die festgelegten<br />
Grenzwerte sicher bestimmt<br />
werden. Über Online-Messverfahren,<br />
Anwendung von Schnelltests<br />
<strong>und</strong> Qualitätssicherung wird<br />
informiert.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.wassertage-bayern.de<br />
www.wassertermine.de<br />
DVGW-Kurs „Membrantechnik I“<br />
Ultra- <strong>und</strong> Mikrofiltration zur<br />
Trinkwasseraufbereitung für Praktiker<br />
Intensivschulung vom 8.-9. November 2011 in Göttingen<br />
Weltweit gewinnen Membranfiltrationsverfahren<br />
in der<br />
<strong>Wasser</strong>technologie rasant an Bedeutung.<br />
In der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Deutschlands kommen die<br />
Ultra- <strong>und</strong> Mikrofiltrationsverfahren<br />
seit 1998 zunehmend bei der Oberflächen-<br />
<strong>und</strong> Quellwasseraufbereitung<br />
zum Einsatz. Mit nun schon<br />
über 100 in Betrieb befind lichen<br />
Anlagen nehmen die prak tischen<br />
Erfahrungen im Trinkwasserbereich<br />
stetig zu. Hinsichtlich Planung,<br />
Betrieb <strong>und</strong> Überwachung der entsprechenden<br />
Anlagen besteht<br />
jedoch offensichtlich noch erheblicher<br />
Informationsbedarf. Die DVGW-<br />
Kurse zur Membrantechnik sind als<br />
Schulungsmaßnahmen gedacht<br />
<strong>und</strong> speziell auf die Bedürfnisse der<br />
Praktiker zugeschnitten. In diesen<br />
Kursen sollen in kompakter Form<br />
Fachkenntnisse zur Membrantechnik<br />
vermittelt werden, die unmittelbar<br />
für die Praxis in Versorgungsunternehmen,<br />
Planungsbüros sowie<br />
Genehmigungs- <strong>und</strong> Überwachungsbehörden<br />
nutzbar sind.<br />
Gegenstand des DVGW-Kurses<br />
„Membrantechnik I“ sind Ultra- <strong>und</strong><br />
Mikrofiltration, die vornehmlich zur<br />
Abtrennung ungelöster Stoffe <strong>und</strong><br />
von Mikroorganismen eingesetzt<br />
werden.<br />
Hingewiesen sei an dieser Stelle<br />
darauf, dass der DVGW-Kurs „Membrantechnik<br />
II“ zur Nanofiltration <strong>und</strong><br />
Umkehrosmose am 7./8. März 2012<br />
erstmalig angeboten wird.<br />
Kontakt:<br />
Deutscher Verein des Gas- <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>faches e.V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
Josef-Wirmer-Straße 1–3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 91 88-5,<br />
Fax (0228) 91 88-990,<br />
E-Mail: info(at)dvgw.de<br />
September 2011<br />
812 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Fresenius-Intensivtagung: neues <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
5. Oktober 2011 in Köln<br />
Die letzten Änderungen am <strong>Wasser</strong>haushaushaltsgesetz<br />
sind<br />
im August 2010 in Kraft getreten.<br />
Die Neuregelungen versprechen<br />
mehr Übersicht <strong>und</strong> Klarheit in<br />
Rechtsfragen <strong>und</strong> sichern erstmals<br />
die Umsetzung von bestehenden<br />
EG-Vorgaben wie der <strong>Wasser</strong>rahmen-,<br />
Gr<strong>und</strong>wasser- <strong>und</strong> Hochwasserrichtlinie<br />
in der deutschen Praxis.<br />
Für Unternehmen ergeben sich aus<br />
dem novellierten Gesetz wesentliche<br />
Veränderungen in der Handhabe<br />
des Bereichs Gewässerschutz.<br />
Ob neue Gr<strong>und</strong>wasserverordnung,<br />
Neuerungen bei Erlaubnis- <strong>und</strong><br />
Bewilligungsverfahren sowie überarbeitete<br />
Vorschriften zum Umgang<br />
mit wassergefährdenden Stoffen:<br />
Das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzt<br />
wirft zahlreiche Fragen auf. Auf<br />
der Fresenius-Intensivtagung „WHG<br />
Aktuell – das neue <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz“<br />
am 5. Oktober 2011 in Köln<br />
informieren Branchenexperten über<br />
die wichtigsten Fakten zum Thema.<br />
Die Veranstaltung gibt einen<br />
Überblick über praxisrelevante Konsequenzen<br />
aus dem neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz.<br />
Neben allgemeinen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen der Gewässerbewirtschaftung<br />
referiert das Expertenteam<br />
u. a. über die Erweiterung des<br />
nutzungsbezogenen Gr<strong>und</strong>wasserschutzes,<br />
die Verordnung zum<br />
Schutz der Oberflächengewässer<br />
<strong>und</strong> den Umgang mit prioritären<br />
sowie weiteren flussgebietsspezifischen<br />
Schadstoffen.<br />
Das komplette Programm im Internet:<br />
www.umweltakademie-fresenius.de<br />
Referenten:<br />
Dr. Anne Janssen-Overath,<br />
Spezialistin f. VAwS- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>management<br />
Dr. Günter Müller, Currenta<br />
Michael Scheier, Rechtsanwaltskanzlei Scheier<br />
Dr. Frank Andreas Schendel, Deutsche Vereinigung<br />
f. <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall<br />
Dr. Berthold Viertel, RWE Power<br />
Die Tagung ist als Fortbildung für Gewässerschutzbeauftragte<br />
ge mäß §§ 64–66 <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
konzipiert.<br />
Kontakt:<br />
Umweltakademie Fresenius,<br />
c/o Die Akademie Fresenius GmbH,<br />
Monika Stratmann,<br />
Alter Hellweg 46, D-44379 Dortm<strong>und</strong>,<br />
Tel.(0231)75896-48, Fax (0231)75896-53,<br />
E-Mail: mstratmann@umweltakademie-fresenius.de,<br />
www.umweltakademie-fresenius.de<br />
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Die weltweit führende Messe<br />
für Industrie-, Trink <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
1 - 4 NOVEMBER<br />
AMSTERDAM • NL<br />
2011<br />
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Nachgefragt
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energy environment engineering<br />
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Nach Energie fischt<br />
die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
am besten in Berlin:<br />
<br />
<br />
<br />
Zeit für Veränderung<br />
3<br />
en 2.0<br />
21./22. November 2011<br />
andel's Hotel Berlin<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />
Technologie <strong>und</strong> Frauen<br />
Dieses Projekt wird hälftig mit B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesmitteln<br />
aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur“ (GRW) finanziert.
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
NACHRICHTEN<br />
Wertvolles <strong>Abwasser</strong><br />
Die Idee der Rieselfelder lebt wieder auf: So sollen die Folgen des Klimawandels<br />
eingedämmt werden<br />
Speicher des Rieselguts Hobrechtsfelde. © Norhei<br />
Der Klimawandel macht sich in<br />
Brandenburg bereits heute<br />
durch längere Trockenperioden <strong>und</strong><br />
sinkende Gr<strong>und</strong>wasserstände<br />
bemerkbar. In den Landkreisen<br />
Barnim <strong>und</strong> Uckermark sind sie zum<br />
Beispiel zwischen 1976 <strong>und</strong> 2005<br />
teilweise über drei Zentimeter jährlich<br />
gesunken. Feuchtgebiete <strong>und</strong><br />
die Nutzung landwirtschaftlicher<br />
Flächen sind dadurch gefährdet.<br />
Mit den Folgen dieser Entwicklung<br />
wird sich in den nächsten fünf<br />
Jahren der Forschungsverb<strong>und</strong><br />
„Entwicklung eines integrierten<br />
Landmanagements durch nachhaltige<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Stoffnutzung<br />
in Nordostdeutschland“ („ELaN“)<br />
beschäftigen. Ausgangspunkt ist<br />
die bisher gängige Praxis, dass<br />
gereinigte <strong>Abwasser</strong> über Havel<br />
<strong>und</strong> Spree abgeleitet werden <strong>und</strong><br />
damit für die Region verloren<br />
gehen. Aufgr<strong>und</strong> der klimatischen<br />
Bedingungen kann sich die Region<br />
diese Praxis jedoch nicht mehr<br />
länger leisten: Das <strong>Wasser</strong> – ebenso<br />
wie die darin enthaltenen Nährstoffe<br />
– sollten in die Landschaft<br />
zurückgeführt werden.<br />
Manch einer mag s ich da an die<br />
Rieselfelder erinnert fühlen. Das<br />
Prinzip soll jedoch unter anderen<br />
Vorzeichen <strong>und</strong> mit innovativen<br />
Technologien wieder aufgegriffen<br />
werden. Martina Schäfer, Professorin<br />
am Zentrum Technik <strong>und</strong><br />
Gesellschaft der TU Berlin, die die<br />
an der Universität angesiedelten<br />
Teilprojekte koordiniert, erläutert:<br />
„Das Problematische an den über<br />
fast 100 Jahre betriebenen Rieselfeldern<br />
war, dass das <strong>Abwasser</strong><br />
ungereinigt auf Flächen vor die<br />
Tore Berlins geleitet wurde, was zu<br />
einer Belastung der Böden <strong>und</strong> des<br />
Gr<strong>und</strong> wassers führte. Nun aber soll<br />
die Qualität des <strong>Abwasser</strong>s so sein,<br />
dass keine Gefahr für das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
besteht <strong>und</strong> es zur Stabilisierung<br />
des <strong>Wasser</strong>haushalts<br />
beiträgt.“<br />
„ELaN“ wird im Rahmen des Fö r-<br />
derprogramms „Innovative Systemlösungen<br />
für ein nachhaltiges Landmanagement“<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung als<br />
eins von zehn ausgewählten Projekten<br />
mit fünf Millionen Euro gefördert.<br />
Neben der Erforschung der<br />
naturwissenschaftlich-technischen<br />
<strong>und</strong> politisch-rechtlichen Voraussetzungen,<br />
gereinigtes <strong>Abwasser</strong> in die<br />
Natur zu leiten, sollen bereits an<br />
zwei Standorten innovative <strong>Abwasser</strong>technologien<br />
<strong>und</strong> Landnutzungsformen<br />
erprobt <strong>und</strong> hinsichtlich<br />
einer dauerhaften Umsetzung<br />
untersucht werden.<br />
Bei den Rieselfeldern Hobrechtsfeld<br />
e im Norden Berlins handelt es<br />
sich um Flächen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
früheren Nutzung eine hohe Schadstoffbelastung<br />
<strong>und</strong> gestörte Bodenstrukturen<br />
aufweisen. Hier wird<br />
erforscht, ob die Flächen bei einer<br />
Wiedervernässung zum Beispiel für<br />
den Anbau von Energiepflanzen<br />
oder Beweidung genutzt werden<br />
können. Bei dem zweiten Versuchsareal,<br />
der Randow-Welse-Niederung<br />
in Biesenbrow, handelt es sich um<br />
empfindliche Niedermoorgebiete.<br />
Sie sollen durch Klarwasser stabilisiert<br />
werden.<br />
Ziel des „ELaN“-Projekts ist es,<br />
übertragb are Lösungen für die<br />
gesamte Region Berlin-Brandenburg<br />
zu erarbeiten. Außerdem soll nach<br />
Möglichkeiten gesucht werden, wie<br />
die gewonnenen Erfahrungen <strong>und</strong><br />
entwickelten Technologien in anderen<br />
Regionen Deutschlands vermarktet<br />
<strong>und</strong> eingesetzt werden können.<br />
Neben den zwei weiteren TU-<br />
Fachgebieten Standortk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Bodenschutz von Prof. Dr. Gerd Wessolek<br />
<strong>und</strong> Siedlungswasserwirtschaft<br />
von Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch<br />
sind an dem Forschungsverb<strong>und</strong><br />
das Leibniz-Zentrum für<br />
Agrarlandschaftsforschung e.V., die<br />
Humboldt-Universität zu Berlin, die<br />
Hochschule für Nachhaltige Entwicklung<br />
Eberswalde, das Institut für<br />
Regionalentwicklung <strong>und</strong> Strukturplanung<br />
in Erkner <strong>und</strong> die Berliner<br />
<strong>Wasser</strong>betriebe beteiligt.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. Martina Schäfer,<br />
Z entrum Technik <strong>und</strong> Gesellschaft (ZTG)<br />
der TU Berlin,<br />
Hardenbergstraße 16–18,<br />
D-10623 Berlin,<br />
Tel. (030) 314-26854<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 815
NACHRICHTEN<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
Um die <strong>Wasser</strong>qualität in Deutschlands Flüssen<br />
ist es schlecht bestellt<br />
Studie zeigt: Erreichen des von EU bis 2015 geforderten guten ökologischen<br />
Zustands fraglich<br />
Der durch die EU-weite <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (WRRL) geforderte, gute chemische <strong>und</strong> gute ökologische<br />
Zustand wird in großen deutschen Gewässern bis 2015 wahrscheinlich nicht erreicht werden können. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Koblenz-Landau, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung<br />
(UFZ) <strong>und</strong> der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, die nun in der internationalen<br />
Fachzeitschrift für Umweltwissenschaften „Environmental Science & Technology“ erschienen ist. Über einen<br />
Zeitraum von zehn Jahren wurden Daten von den vier größten Flüssen Norddeutschlands ausgewertet: Elbe,<br />
Weser, Aller <strong>und</strong> Ems.<br />
iese Studie ist weltweit die<br />
„Dbislang größte ihrer Art“,<br />
erklärt Ralf B. Schäfer, Juniorprofessor<br />
am Institut für Umweltwissenschaften<br />
der Universität Koblenz-Landau.<br />
Die Wissenschaftler<br />
werteten behördliche Gewässer-<br />
Monitoring-Daten aus einem Zeitraum<br />
von zehn Jahren von 1994 bis<br />
2004 aus. Ausgewertet werden<br />
konnten die Daten erst jetzt dank<br />
einer neuen Methode zur Vorhersage<br />
der Toxizität von bisher ungetesteten<br />
Stoffen. „Spätere Daten<br />
lagen aufgr<strong>und</strong> der Auflösung des<br />
niedersächsischen Landesamtes für<br />
Ökologie nicht mehr in dem erforderlichen<br />
Umfang vor“, so Schäfer.<br />
331 organische Schadstoffe wurden<br />
auf ihr Vorkommen <strong>und</strong> mögliche<br />
toxische Effekte hin untersucht. Auf<br />
dieser Basis wurde dann die Belastung<br />
der Flüsse eingestuft. Das<br />
Ergebnis: 257 der im Visier der Wissenschaftler<br />
stehenden Stoffe wurden<br />
in den Gewässern gef<strong>und</strong>en,<br />
<strong>und</strong> das zum Teil in Konzentrationen,<br />
die akute toxische Effekte<br />
auf Gewässerorganismen wahrscheinlich<br />
erscheinen lassen. Viele<br />
der Substanzen, die schädlich für<br />
Gewässerorganismen sind, fallen<br />
jedoch nicht unter die von der Europäischen<br />
Union als prioritär eingestuften<br />
Stoffe, die zur Beurteilung<br />
des chemischen Zustandes von<br />
Oberflächengewässern im Sinne<br />
der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie herangezogen<br />
werden. Lediglich zwei der<br />
Saalemündung in die Elbe. In den vier größten Flüssen Norddeutschlands,<br />
Elbe, Weser, Aller <strong>und</strong> Ems, werteten Wissenschaftler über einen<br />
Zeitraum von 10 Jahren Daten aus, um den ökologischen <strong>und</strong> chemischen<br />
Zustand zu bestimmen. Foto: André Künzelmann/UFZ<br />
EU-weiten 33 prioritären Stoffe<br />
überschritten die entsprechenden<br />
Grenzwerte. Darüber hinaus wurden<br />
auch nicht zugelassene Pestizide<br />
in den Gewässern nachgewiesen.<br />
„Zwar sind die Trends rückläufig“,<br />
so Schäfer. Insgesamt seien die<br />
Belastungen beispielsweise durch<br />
Pestizide <strong>und</strong> Industriechemikalien<br />
allerdings so hoch, dass die toxischen<br />
Auswirkungen auf Flora <strong>und</strong><br />
Fauna sehr wahrscheinlich seien.<br />
„Die Annahme, dass durch die<br />
Verdünnung der Chemikalien in<br />
großen Gewässern diese nicht so<br />
stark beeinträchtigt würden, lässt<br />
sich durch diese Ergebnisse wide r-<br />
legen“, so Peter C. von der Ohe vom<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
(UFZ). Bleiben die Belastungen<br />
in den großen Strömen auf<br />
dem heutigen Niveau, werden die<br />
Ziele der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
schwer zu realisieren sein, sind<br />
sich die Wissenschaftler einig.<br />
Zur Beurteilung der Gewässerkonzentration<br />
glichen die Wissenschaftler<br />
die Daten aus dem behördlichen<br />
Monitoring mit Laborwerten<br />
aus Standardtests mit <strong>Wasser</strong>flöhen,<br />
Fischen <strong>und</strong> Algen ab. „Wir haben<br />
September 2011<br />
816 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
NACHRICHTEN<br />
teilweise Stoffe in besorgniserregender<br />
Konzentration ausgemacht,<br />
die in vorliegender Höhe unter<br />
Laborbedingungen bei 50 Prozent<br />
der <strong>Wasser</strong>flöhe tödlich wären <strong>und</strong><br />
zu einer großen Abnahme des<br />
Algenbestands führen könnten“, so<br />
Schäfer. Auch sei zu beachten, so<br />
von der Ohe, dass die verwendeten<br />
Monitoringdaten durch punktuelle<br />
Probenahme erfasst wurden, Pestizide<br />
dagegen eher episodisch auftreten<br />
würden <strong>und</strong> die Belastungen<br />
daher in der Praxis zeitweise noch<br />
höher sein könnten. Derzeit werde<br />
behördliches Gewässermonitoring<br />
nur punktuell <strong>und</strong> aus Kostengründen<br />
immer mehr mit Blick auf die<br />
33 prioritären Stoffe durchgeführt,<br />
die in der vorliegenden Studie größtenteils<br />
keinen Anteil an der Gewässerbelastung<br />
hatten. Das größte<br />
Risiko würden dagegen andere<br />
Substanzen bergen, so die Einschätzung<br />
der Wissenschaftler. Diese<br />
sollten zukünftig stärker bei der<br />
Gewässerüberwachung in den Blick<br />
genommen <strong>und</strong> die genauen<br />
Quellen identifiziert werden.<br />
Publikation <strong>und</strong> beteiligte Einrichtungen:<br />
Ralf B. Schäfer, Peter C. von der Ohe,<br />
Ralph Kühne, Gerrit Schüürmann,<br />
Matthias Liess:<br />
Occurence and Toxicity of 331 Organic Pollutants<br />
in Large Rivers of North Germany over a Decade<br />
(1994 to 2004).<br />
http://dx.doi.org/10.1016/j.scitotenv.2011.01.054<br />
Beteiligte Einrichtungen:<br />
Institut für Umweltwissenschaften der<br />
Universität Koblenz-Landau,<br />
Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ),<br />
Technische Universität Bergakademie Freiberg.<br />
Die Methodenstudie zur Vorhersage von Toxizität<br />
Gerrit Schüürmann, Ralf-Uwe Ebert<br />
and Ralph Kühne:<br />
Quantitative Read-Across for Predicting the Acute<br />
Fish Toxicity of Organic Compo<strong>und</strong>s.<br />
http://pubs.acs.org/est, DOI: 10.1021/es200361r<br />
Um Schadstoffe in Flüssen nachzuweisen, müssen<br />
Wissenschafter <strong>Wasser</strong>proben entnehmen <strong>und</strong> untersuchen<br />
– unter anderem mit Hilfe von Glasgefäßen.<br />
Foto: André Künzelmann/UFZ<br />
Weitere Informationen:<br />
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau,<br />
Institut für Umweltwissenschaften,<br />
Jun.-Prof. Dr. Ralf B. Schäfer, Tel. (06341) 280-31536,<br />
E-Mail: schaefer-ralf@uni-landau.de<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ),<br />
Department Wirkungsorientierte Forschung,<br />
Dr. Peter C. von der Ohe, Tel. (0341) 235-1581,<br />
E-Mail: peter.vonderohe@ufz.de<br />
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September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 817
NACHRICHTEN<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
Von bunten Bächen <strong>und</strong> Medikamenten<br />
im <strong>Abwasser</strong><br />
Monika Röthig<br />
Filterfeinheit<br />
des Bloom<br />
Absolutfilters.<br />
Schon Prof. Dr.-Ing. Uwe Menzel<br />
hatte sich zu der Zeit, als er seine<br />
Doktorarbeit schrieb, mit dem Thema<br />
Pulveraktivkohle (PAK) beschäftigt.<br />
Hinter einer seiner späteren Veröffentlichungen<br />
aus dem Jahr 1992<br />
mit dem Titel „Minimierung refraktärer<br />
Stoffe (AOX, Farbstoffe) von<br />
Textilabwässern durch Pulveraktivkohle<br />
nach der mechanisch-biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung“ verbirgt<br />
sich eine Herausforderung, der<br />
sich die Kläranlage Albstadt stellen<br />
musste. Dort gab es zu der Zeit noch<br />
viele Betriebe zur Textilver edelung,<br />
die ihre verschiedenen Farbstoffe in<br />
das nahe gelegene Gewässer einleiteten.<br />
Zwar gab es eine gute <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
in Albstadt, doch<br />
reichte das Verfahren in der Kläranlage<br />
Albstadt-Ebingen nicht aus, um<br />
die Farbstoffe aus dem <strong>Abwasser</strong> zu<br />
entfernen. In der Folge wurden die<br />
„bunten“ Abwässer eingeleitet <strong>und</strong><br />
machtenaus dem klaren Bachlauf<br />
eine braune Brühe. Damals konnte<br />
mit der Zugabe von Pulveraktivkohle<br />
Abhilfe geleistet werden. Die<br />
sog. PAK ist eine offenporige, feinkörnige<br />
Kohle, die mit ihrer großen<br />
inneren Ober fläche als Adsorptionsmittel<br />
unter anderem in den Bereichen<br />
Chemie, Medizin, <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung eingesetzt<br />
wird.<br />
Inzwischen ist Prof. Dr.-Ing. Uwe<br />
Menzel Akademischer Direktor am<br />
Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft<br />
der Universität Stuttgart <strong>und</strong> leitet<br />
den Arbeitsbereich „Industrielle<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technologie<br />
(IWT)“. Und der damals neuartige<br />
Ansatz, die Farbstoffe an Pulveraktivkohle<br />
zu adsorbieren, ist inzwischen<br />
zu einem üblichen Verfahren<br />
in vielen Bereichen geworden.<br />
Neben industriellen Anwendungen<br />
wird Pulveraktivkohle auch in<br />
der kommunalen <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
verwendet. Ähnlich wie in<br />
dem Fall der Abwässer aus Textilfärbereien<br />
werden durch die Zu gabe<br />
von Aktivkohle bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
Spurenstoffe aus der<br />
gelösten Phase mittels Adsorption<br />
eliminiert. Zudem kann der inerte<br />
chemische Sauerstoffbedarf (CSB)<br />
im Ablauf der Kläranlage deutlich<br />
reduziert werden. Dieser Verfahrensschritt<br />
wird zum Abschluss der<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitung durchgeführt.<br />
Die Zugabe von Pulveraktivkohle<br />
erfolgt in den Ablauf der Nachklärung<br />
mit einer separaten technischen<br />
Kohleabscheidung vor der<br />
nachfolgenden Flockungsfil tration.<br />
Wie wird die Pulveraktivkohle<br />
wieder aus dem<br />
<strong>Wasser</strong> entfernt?<br />
Die Aufgaben des Instituts für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- <strong>und</strong><br />
Abfallwirtschaft der Universität<br />
Stuttgart, neben der Forschung <strong>und</strong><br />
Lehre, liegen in der Unterstützung<br />
von Behörden des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />
Länder, den Gemeinden <strong>und</strong> der<br />
Industrie bei ihrer Suche nach praktischen<br />
Lösungen für auftretende<br />
Probleme.<br />
Und wieder ist es ein Doktorand,<br />
der sich mit dem Thema Aktivkohle<br />
genauer beschäftigt. Im Arbeitsbereich<br />
Industrielle <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>technologie (IWT)<br />
beschäftigt sich M.Sc. Dipl.-Ing.<br />
Sebastian Platz mit der Untersuchung<br />
neuartiger Abtrennmethoden<br />
von Pulveraktivkohle aus<br />
<strong>Abwasser</strong> zur Elimination von Spurenstoffen.<br />
Denn die Abscheidung<br />
der zuvor hinzu dosierten Aktivkohle,<br />
besonderes im Falle von Pulveraktivkohle<br />
(PAK) gestaltet sich<br />
verfahrenstechnisch als schwierig.<br />
Die Partikelgrößenverteilung der<br />
getesteten PAK „Carbopal AP“ der<br />
Firma Donau Carbon liegt zwischen<br />
1–100 Mikrometern. Beim Stand der<br />
Technik funktioniert die Abscheidung<br />
mittels Sedimentation <strong>und</strong><br />
Filtration nur unter der Verwendung<br />
von zum Teil erheblichen Mengen<br />
Fällung-/Flockungsmittel sowie Flockungshilfsmittel.<br />
Diese Konditionierungsmittel<br />
sind zum einen<br />
kostenintensiv <strong>und</strong> zum anderen<br />
verschlechtern sie die Adsorptionsleistung<br />
bei einem anschließenden<br />
Wiedereinsatz der teilbeladenen<br />
Aktivkohle. Aber es gibt vielversprechende<br />
Ansätze.<br />
September 2011<br />
818 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
NACHRICHTEN<br />
Bloom ist Teilnehmer an<br />
der Filter Olympiade des<br />
Instituts für Siedlungswasserbau<br />
in Stuttgart<br />
Einer der Wettbewerber ist die<br />
Bloom Filtertechnologie, die sich<br />
mit ihrer gr<strong>und</strong>legend neuen Filtertechnologie<br />
der Herausforderung<br />
stellt. Und die Zielsetzung der<br />
Bloom lautet, nach Möglichkeit<br />
ganz auf Fällung-/Flockungsmittel<br />
zu verzichten.<br />
Der innovative Partikelfilter hat<br />
sich inzwischen als entscheidende<br />
Lösung für viele, vor allem teure<br />
Herausforderungen erwiesen <strong>und</strong><br />
wurde bereits 2005 mit seinen<br />
insgesamt 10 Schutzrechtsansprüchen<br />
als gattungsbildender Filter<br />
patentiert.<br />
Die entscheidende Alleinstellung<br />
liegt darin, dass die Filterschicht<br />
dieses innovativen Filters<br />
unabhängig von der Filterfeinheit<br />
immer gleich aufgebaut ist: Sie<br />
besteht aus kalibrierten Kugeln.<br />
Aufgr<strong>und</strong> eines speziellen Herstellungsverfahrens<br />
kann sichergestellt<br />
Produktentwickler<br />
Blomeier<br />
beim Versuch.
NACHRICHTEN<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
werden, dass die Kugeln sich in der<br />
dichtesten Kugelpackung zusammenfügen.<br />
So entsteht eine Matrix,<br />
die präzise berechenbare Hohlräume<br />
freilässt. Diese Hohlräume<br />
stellen die exakt definierte Filterfeinheit<br />
dar, die genau 15,47 % der<br />
eingesetzten Kugelgröße beträgt.<br />
Durch das Verwenden von unterschiedlichen<br />
Kugelgrößen lässt sich<br />
je nach Herausforderung <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>enwunsch eine maximale<br />
Filterfeinheit herstellen, die zwischen<br />
5 <strong>und</strong> 50 mm individuell<br />
angepasst werden kann. Sehr<br />
schnell bekam der Bloom Filter den<br />
Namenszusatz „absolut“, da er in<br />
einem Glaskugeltest, der während<br />
der Typenzulassung durch den<br />
Germanischen Lloyd stattfand, eine<br />
einmalige Filtereffizienz von mindestens<br />
99,97 % erreichte. Der einzigartige<br />
Kugelaufbau bedeutet<br />
auch, dass der Filter eine außerordentlich<br />
große Freifläche hat.<br />
Gemeinsam mit den vorteilhaften<br />
fluiddynamischen Eigenschaften<br />
der Kugel trägt dies dazu bei, einen<br />
sehr hohen Durchfluss bei gleichzeitig<br />
minimalem Betriebsdruck zu<br />
erreichen.<br />
Ein weiterer Vorteil der Kugel<br />
<strong>und</strong> der Matrix ist die leichte Abreinigung.<br />
Während der Regeneration<br />
wird der Bloom Absolutfilter in kürzester<br />
Zeit mit hohem pulsierenden<br />
Druck abgereinigt. Je nach Anwendung<br />
kann diese aktive Regeneration<br />
mit Druckluft, einem technischen<br />
Gas oder Fluid erfolgen.<br />
Für Filtration <strong>und</strong> Regeneration<br />
kommt der Filter gänzlich ohne Verbrauchsmaterial<br />
oder Filterhilfsmittel<br />
aus <strong>und</strong> spart so die hohen<br />
Kosten für die Entsorgung. Das<br />
Konzentrat wird anschließend aus<br />
dem Filter entfernt <strong>und</strong> kann bei<br />
Bedarf soweit aufkonzentriert werden,<br />
dass wertvolle Reststoffe sogar<br />
zurückgewonnen werden können.<br />
Neben der Ersparnis an Verbrauchsmaterialien<br />
<strong>und</strong> Filterhilfsmitteln<br />
sowie der Ersparnis an <strong>Wasser</strong><br />
<strong>und</strong> Energie werden alle Filter zu<br />
100 % recycelt. So kann 90 % des<br />
Bloom Absolutfilters als Wertstoff<br />
rückgewonnen <strong>und</strong> etwa 10 % einer<br />
sek<strong>und</strong>ären Verwertung zugeführt<br />
werden.<br />
Vom Trinkwasser zum<br />
<strong>Abwasser</strong><br />
Gemeinsam mit Grimm <strong>und</strong> Wulff<br />
Anlagen- <strong>und</strong> Systembau GmbH<br />
aus Seevetal war die Idee dieses<br />
neuartigen Filters auf Kugelbasis<br />
von Produktentwickler Max Blomeier,<br />
Geschäftsführer der Bloom<br />
Filtertechnologie GmbH, zur Serienreife<br />
gebracht worden. Grimm <strong>und</strong><br />
Wulff plant <strong>und</strong> baut Anlagen<br />
sowohl für den Land-, Schiffs- <strong>und</strong><br />
Offshorebereich als auch für die<br />
deutsche Marine <strong>und</strong> die kommunalen<br />
Trinkwasserversorgung.<br />
Im Rahmen des Forschungs<strong>und</strong><br />
Entwicklungsprojektes mit der<br />
Bloom Filtertechnologie sollte eine<br />
kompakte Gesamtanlage zur Trinkwasseraufbereitung<br />
für die Schifffahrt<br />
entwickelt werden. Dazu<br />
gehörte auch die Entwicklung<br />
einer absoluten Vorfiltration vor<br />
der Ultrafiltration <strong>und</strong> Umkehrosmose,<br />
die wesentlich dazu beiträgt,<br />
die Standzeit zu verlängern, Platz<br />
einzusparen <strong>und</strong> Kosten zu reduzieren.<br />
Daher wurde eine sicher<br />
regenerierbare, mechanisch-physikalische<br />
Vorfiltration entwickelt,<br />
die auch den besonderen<br />
Schmutzbelas tungen in der küstennahen<br />
Schifffahrt standhält: der<br />
Bloom Absolutfilter mit seinem<br />
Kugelaufbau.<br />
Nach dem gelungenen Abschluss<br />
des durch die AiF geförderten Forschungsprojektes<br />
wurde der Filter<br />
am 28. Oktober 2010 als Bloom<br />
Absolutfilter Baugruppe 1 durch<br />
den Germanischen Lloyd zertifiziert.<br />
Während der Zertifizierung wurde<br />
der Abscheidegrad durch ein unabhängiges<br />
Analyseinstitut überprüft<br />
<strong>und</strong> durch den GL bestätigt: Die drei<br />
geprüften Bloom Absolutfilter mit<br />
den Filterfeinheiten 7 μm, 12 μm<br />
<strong>und</strong> 17 μm erreichten eine Filtereffizienz<br />
von jeweils mindestens<br />
99,97 %.<br />
Versuchsaufbau am Lehr<strong>und</strong><br />
Forschungsklärwerk<br />
der Uni Stuttgart in Büsnau<br />
Nach der Trinkwasseraufbereitung<br />
in der küstennahen Schifffahrt wird<br />
der neuartige, regenerierbare Filter<br />
auf Kugelbasis mit einer skalierbaren<br />
Porengröße nun am Institut für<br />
Siedlungswasserbau auf seine<br />
Abscheideleistung von Pulveraktivkohle<br />
untersucht. Zu diesem Zweck<br />
hat das Unternehmen Grimm &<br />
Wulff Anlagen- <strong>und</strong> Systembau eine<br />
automatisierte Filteranlage zur Verfügung<br />
gestellt, mit der nun an der<br />
universitätseigenen Kläranlage in<br />
Büsnau die vergleichenden Untersuchungen<br />
stattfinden. Bei der täglichen<br />
Beprobung der Testanlage<br />
wird jeweils der Betrieb des Bloom<br />
Absolutfilters untersucht <strong>und</strong> die<br />
Abscheideleistung überprüft. Da<br />
die Zielsetzung eine Empfehlung<br />
für Kläranlagenbetreiber des B<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> der Länder <strong>und</strong> Gemeinden<br />
ist, wird der Filter auch unter der<br />
Berücksichtigung weiterer Randbedingung<br />
(Vorlagebehälter, Pumpen,<br />
etc.) <strong>und</strong> der Optimierung von<br />
Verfahrensparametern getestet.<br />
Erste Ergebnisse mit der Versuchsanlage<br />
von Grimm & Wulff <strong>und</strong> dem<br />
Bloom Filter sind viel versprechend<br />
<strong>und</strong> eine Lösung scheint in greifbarer<br />
Nähe.<br />
Doch Doktorand Sebastian Platz<br />
blickt schon in die Zukunft <strong>und</strong><br />
äußert einen Wunsch für einen<br />
schonenden Umgang mit der wertvollen<br />
Ressource <strong>Wasser</strong>: Er wünscht<br />
sich, dass Menschen bewusster mit<br />
der Einnahme von Medikamenten<br />
umgehen. „Die Medikamentenrückstände<br />
werden vom Menschen ausgeschieden<br />
<strong>und</strong> belasten unsere<br />
Gewässer – Für diese Herausforderung<br />
gibt es bisher noch keinen<br />
Lösungsansatz.“<br />
Autorin/Kontakt:<br />
Bloom Filtertechnologie GmbH,<br />
Monika Röthig,<br />
Rheinstraße 60a, D-56203 Höhr-Grenzhausen,<br />
Tel. (02624) 9432051, Fax (02624) 9432053,<br />
E-Mail: info@bloom-filter.de<br />
September 2011<br />
820 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
NACHRICHTEN<br />
Einsatzmöglichkeiten zukunftsweisender<br />
<strong>Abwasser</strong>systeme<br />
Forscher an der Bauhaus-Universität Weimar entwickeln flexible<br />
biologische Kläranlagen<br />
Am 1. August 2011 startete an der Professur<br />
Siedlungswasserwirtschaft der<br />
Fakultät Bauinge nieurwesen das Forschungsprojekt<br />
„easypure – Entwicklung<br />
eines neuartigen <strong>Abwasser</strong>reinigungssystems<br />
mit natürlicher Belüftung“. Darin<br />
beschäftigen sich die Forscher unter der<br />
Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong mit<br />
der Entwicklung kleiner <strong>und</strong> flexibler biologischer<br />
Kläranlagen, die in nicht erschlossenen<br />
Gebieten, beispielsweise als Hauskläranlagen,<br />
zum Einsatz kommen <strong>und</strong> Platz<br />
sparend installiert werden können. Das<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt ist<br />
auf die Dauer von zwei Jahren angelegt<br />
<strong>und</strong> wird vom B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Technologie (BMWi) mit 160 000<br />
Euro gefördert. In einem Kooperationsprojekt<br />
ist die Kubra GmbH – Industrie- <strong>und</strong><br />
Kunststofftechnik aus Globig als Projektpartner<br />
für die Herstellung der Anlagentechnik<br />
verantwortlich.<br />
Das <strong>Abwasser</strong> von kleineren Gemeinden<br />
<strong>und</strong> Siedlungen unterliegt in seiner<br />
Menge <strong>und</strong> Qualität starken Schwankungen.<br />
Daher ist es mitunter schwierig zu<br />
entsorgen, vor allem, wenn die Siedlungen<br />
nicht an zentrale <strong>Abwasser</strong>entsorgungssysteme<br />
angeschlossen sind. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> hat das Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt<br />
„easypure“ die Entwicklung<br />
einer neuen, energiearmen Verfahrenstechnik<br />
zur Behandlung häuslichen <strong>Abwasser</strong>s<br />
zum Ziel. Diese sieht vor, <strong>Abwasser</strong> mit<br />
Hilfe von Biofilm, also auf Oberflächen von<br />
Trägermaterialien wachsenden Mikroorganismen,<br />
in kleinen, flexiblen <strong>und</strong> unterirdisch<br />
installierten Anlagen biologisch zu<br />
behandeln. Diese vollbiologischen Kleinkläranlagen<br />
sollen serienmäßig herstellbar<br />
<strong>und</strong> modular aufgebaut sein, um sie auf<br />
indi viduelle Bedürfnisse anzupassen <strong>und</strong><br />
Platz sparend zu installieren.<br />
Kernelemente des neuen Anlagentyps<br />
werden industriell gefertigte Module sein,<br />
in denen die <strong>Abwasser</strong>reinigung mit Hilfe<br />
von Biofiltration mit natürlicher Belüftung<br />
erfolgt. Mittels Stecksystem lassen sich<br />
mehrere Module vor Ort zu einer Anlage<br />
in unterschied lichen Größenordnungen<br />
zusammensetzen, wodurch der übliche<br />
hohe Flächen- bzw. Raumbedarf minimiert<br />
wird. Dabei stellt die Sauerstoffversorgung<br />
der Mikroorganismen durch eine natürliche<br />
Belüftung der unterirdisch verbauten<br />
Module eine besondere Heraus forderung<br />
dar.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Londong,<br />
Bauhaus-Universität Weimar,<br />
Fakultät Bauingenieurwesen,<br />
Professur Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Tel. (03643) 58 46 15,<br />
E-Mail: siwawi@bauing.uni-weimar.de<br />
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September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 821
NACHRICHTEN<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
Wege des <strong>Wasser</strong>s verfolgen<br />
Der mit 44 000 Euro dotierte Universitäts-Förderpreis der mainfränkischen Wirtschaft geht in diesem Jahr an<br />
Dr. Christof Kneisel. Der Geograph investiert das Geld in ein High-Tech-Messgerät, mit dem er den Bodenwasserhaushalt<br />
in Unterfranken <strong>und</strong> den Permafrost in den Alpen erforschen wird. Geoarchäologische<br />
Projekte können von dem Gerät ebenfalls profitieren.<br />
Geoelektrische Multi-Elektroden-<br />
Widerstandsmessapparatur –<br />
so heißt ein Gerät, das der Geograph<br />
Dr. Christof Kneisel von der<br />
Univer sität Würzburg schon seit<br />
Jahren bei seinen Forschungen einsetzt.<br />
Mit Hilfe des Förderpreises<br />
schafft er sich nun die neueste Version<br />
an, die schneller <strong>und</strong> besser ist.<br />
Das Gerät liefert dreidimen sionale<br />
Bilder aus dem Untergr<strong>und</strong>, gibt<br />
Aufschluss über Bodenbeschaffenheit<br />
<strong>und</strong> die Dynamik des Bodenwassers.<br />
Mit ihm lassen sich<br />
Erkenntnisse gewinnen, die für eine<br />
nachhaltige Nutzung des<br />
Niederschlagswassers wichtig sein<br />
können.<br />
In Mainfranken könnte <strong>Wasser</strong> in<br />
Zukunft rar werden. Schon jetzt<br />
zählt die Region, die im Regenschatten<br />
des Spessarts liegt, zu den trockensten<br />
<strong>und</strong> wärmsten in Deutschland.<br />
Im Zuge des Klimawandels<br />
könnte hier künftig noch weniger<br />
<strong>Wasser</strong> zur Verfügung stehen –<br />
davon haben Landwirte <strong>und</strong> Hobbygärtner<br />
in den vergangenen,<br />
regenarmen Jahren schon einen<br />
Vorgeschmack bekommen.<br />
Wege des <strong>Wasser</strong>s<br />
in Unterfranken<br />
Welche Wege nimmt das Regenwasser<br />
im Boden? Wo fließt es<br />
schon in den oberen Schichten ab,<br />
hinein in Bäche <strong>und</strong> Flüsse, <strong>und</strong><br />
wird damit „hochwasserwirksam“?<br />
Wie verändert sich die Neubildung<br />
von Gr<strong>und</strong>wasser, wenn es wärmer<br />
<strong>und</strong> trockener wird? Um solche Fragen<br />
beantworten zu können, will<br />
Kneisel den unterfränkischen<br />
Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> seinen <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
untersuchen. „Wir wissen<br />
zwar, dass die Böden <strong>und</strong> der oberflächennahe<br />
Untergr<strong>und</strong> in unserer<br />
Region auch auf kleinem Raum sehr<br />
variabel sind <strong>und</strong> dadurch eine<br />
starke raum-zeitliche Variabilität<br />
des Bodenwasserhaushaltes vorliegt“,<br />
sagt Kneisel, „aber in der<br />
Fläche messtechnisch erfasst ist das<br />
bislang nicht.“<br />
Die Kartierungen starten frühestens<br />
im Sommer 2011. Sie erstrecken<br />
sich vom relativ niederschlagsreichen<br />
Aschaffenburg über den<br />
Spessart bis ins trockene Mainfranken;<br />
von hier reicht das Studiengebiet<br />
nordwärts bis in die Rhön.<br />
Kneisel rechnet mit einer Projektdauer<br />
von drei bis fünf Jahren. Das<br />
komme auch auf das Wetter an,<br />
denn: „Gut wäre es, wenn wir im<br />
Untersuchungszeitraum neben<br />
‚Normaljahren‘ auch sehr trockene<br />
<strong>und</strong> sehr feuchte Jahre mit dabei<br />
hätten.“<br />
Ein Bachlauf.<br />
© Walter J. Pilsak,<br />
Waldsassen<br />
Permafrost in den Alpen<br />
Mit dem Klimawandel hängt auch<br />
ein anderes Projekt zusammen, bei<br />
dem Kneisel das neue Gerät einsetzen<br />
wird: Die zunehmende<br />
Erwärmung lässt in den Alpen <strong>und</strong><br />
anderen Hochgebirgen Gletscher<br />
schmelzen <strong>und</strong> permanent gefrorene<br />
Böden auftauen. Das Schwinden<br />
dieser so genannten Permafrostböden<br />
ist gefährlich, denn das<br />
gefrorene <strong>Wasser</strong> hält sie wie Kitt<br />
zusammen. Taut es dauerhaft auf,<br />
können ganze Hänge ins Rutschen<br />
geraten.<br />
Den Permafrost erforscht Kneisel<br />
in den Schweizer Alpen <strong>und</strong> an der<br />
Zugspitze. Auch dabei liefert ihm die<br />
Widerstandsmessapparatur wert-<br />
September 2011<br />
822 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
NACHRICHTEN<br />
volle Daten: Weil gefrorenes <strong>Wasser</strong><br />
den elektrischen Strom schlechter<br />
leitet als flüssiges, lassen sich mit<br />
dem Gerät Ausmaß <strong>und</strong> Mächtigkeit<br />
der Permafrostbereiche analysieren.<br />
Funktionsweise<br />
der Apparatur<br />
Wie funktioniert die geoelektrische<br />
Multi-Elektroden-Widerstandsmessapparatur?<br />
Bis zu 72 Stahlspieße,<br />
die Elektroden, werden auf einer<br />
definierten Fläche in den Boden<br />
gerammt. Über Kabel sind sie mit<br />
der eigentlichen Messapparatur<br />
verb<strong>und</strong>en. Die Elektroden schicken<br />
elektrischen Strom aus, der je nach<br />
Beschaffenheit des Untergr<strong>und</strong>s<br />
unterschiedlich gut geleitet wird.<br />
Aus den gemessenen Widerständen<br />
machen sich die Geographen<br />
ein dreidimensionales Bild vom<br />
Untergr<strong>und</strong>. Auch die Dynamik des<br />
Sickerwassers im Boden können sie<br />
erfassen, wenn sie bei Regen über<br />
längere Zeit messen <strong>und</strong> dies später<br />
wiederholen.<br />
Messung beim Archäologischen<br />
Spessartprojekt<br />
Die Apparatur hat noch ein anderes<br />
Einsatzgebiet, das Kneisel seinen<br />
Studierenden 2010 bei einem<br />
Geländepraktikum in der Nähe von<br />
Amorbach demonstriert hat: Dort<br />
erforscht das Archäologische Spessartprojekt<br />
die Reste einer Klosteranlage,<br />
die aufs 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
zurückgehen.<br />
Als Gäste bei diesem Projekt halfen<br />
die Würzburger Geographen<br />
mit, den Untergr<strong>und</strong> elektrisch zu<br />
erforschen. Die Archäologen hatten<br />
mehrere Mauerf<strong>und</strong>amente freigelegt,<br />
die Geographen untersuchten<br />
mit der Apparatur die Fläche hinsichtlich<br />
weiterer Mauerstrukturen<br />
im Untergr<strong>und</strong>.<br />
Universitäts-Förderpreis der<br />
IHK Würzburg-Schweinfurt<br />
Den Universitäts-Förderpreis der<br />
mainfränkischen Wirtschaft vergibt<br />
die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
(IHK) Würzburg-Schweinfurt jedes<br />
Jahr. Bis vor kurzem trug der Preis<br />
den Namen „IHK-Firmenspende“.<br />
Aus dieser Spende von regionalen<br />
Unternehmen sind in den vergangenen<br />
29 Jahren r<strong>und</strong> 780 000 Euro<br />
an Wissenschaftler der Universität<br />
geflossen. Mit dem Geld können die<br />
Forscher neue Arbeitsgebiete <strong>und</strong><br />
Arbeitsgruppen aufbauen oder die<br />
Anlauffinanzierung für Forschungsvorhaben<br />
bestreiten.<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. Christof Kneisel,<br />
Institut für Geographie <strong>und</strong> Geologie<br />
der Universität Würzburg,<br />
Tel. (0931) 31-85441,<br />
E-Mail: kneisel@uni-wuerzburg.de<br />
<br />
Jetzt anmelden!<br />
www.norddeutsche-geothermietagung.de<br />
HOTSPOT HANNOVER<br />
4. Norddeutsche<br />
Geothermietagung<br />
Ermäßigte<br />
Preise für<br />
Vertreter von<br />
Kommunen!<br />
26. –27.10.2011 | Geozentrum Hannover<br />
Hintergr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Praxisinformationen<br />
zur Nutzung von oberflächennaher <strong>und</strong> tiefer<br />
Geothermie im Norddeutschen Becken.<br />
VERANSTALTER<br />
VERANSTALTUNGSPARTNER<br />
MEDIENPARTNER<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 823
NACHRICHTEN<br />
Leute<br />
60 Jahre Professor Martin Jekel<br />
Prof. Martin<br />
Rudolf Jekel<br />
Am 8. August 2011 war es so weit<br />
– unser Berliner „<strong>Wasser</strong>professor“,<br />
Doktorvater, Kollege, DVGW-<br />
Aktivist <strong>und</strong> Ex-Wohnmobilreisender<br />
Martin Jekel feierte seinen 60.<br />
Geburtstag.<br />
Die Wurzeln von Martin Rudolf<br />
Jekel liegen in der kleinen süddeutschen<br />
Ortschaft Finningen bei<br />
Neu-Ulm, in der er seine ersten<br />
19 Lebensjahre verbrachte. 1970<br />
verschlug es ihn nach Karlsruhe, wo<br />
er an der Universität (TH) Chemie<br />
mit Schwerpunkt Chemische Technik<br />
<strong>und</strong> Polymerchemie studierte.<br />
Gleich im Anschluss kam es zum<br />
Kontakt mit dem <strong>Wasser</strong>fach: am<br />
Engler-Bunte-Institut, Bereich <strong>Wasser</strong>chemie<br />
<strong>und</strong> DVGW-Forschungsstelle,<br />
promovierte er über Mechanismen<br />
der Fällung <strong>und</strong> Flockung<br />
bei der <strong>Wasser</strong>aufbereitung. Bei<br />
diesem Kontakt infizierte er sich so<br />
nachhaltig mit der Mikrobe „<strong>Wasser</strong>“,<br />
dass ihn das Thema nie wieder<br />
losließ. Nach einem einjährigen<br />
Post-Doc-Aufenthalt in den USA<br />
(Stanford University) habilitierte er<br />
1980 bis 1985 in <strong>Wasser</strong>chemie an<br />
der Fakultät für Chemieingenieurwesen<br />
der TH Karlsruhe. Schwerpunkte<br />
waren umfangreiche Studien<br />
zur Rolle der Huminstoffe im<br />
Flockungsprozess <strong>und</strong> der Ozonung<br />
als Aufbereitungsverfahren. Schon<br />
relativ früh, bereits im Jahre 1982,<br />
wurden seine Arbeiten mit dem<br />
Preis für den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs der Fachgruppe <strong>Wasser</strong>chemie<br />
ausgezeichnet. Mit der<br />
Habilitation war dann der weitere<br />
Weg vorgegeben. So ergriff er –<br />
anstatt der Verlockung eines großen<br />
Fernwasserversorgers nahe seiner<br />
Heimat nachzukommen – 1986 eine<br />
C3-Professur an der Universität-GHS<br />
Paderborn <strong>und</strong> 1988 eine C4-Professur<br />
für <strong>Wasser</strong>aufbereitung an der<br />
Technischen Universität Berlin. Hier<br />
wurde er jüngst sogar zum Prodekan<br />
für Forschung der Fakultät III<br />
Prozesswissenschaften ernannt.<br />
Martin Jekel gehört heute zu<br />
den renommiertesten deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>chemikern. Mit seiner<br />
menschlichen <strong>und</strong> überzeugenden,<br />
bei Bedarf auch mal brummeligen<br />
oder energischen Art hat er nicht<br />
nur zahlreiche Studenten <strong>und</strong> Doktoranden<br />
den Weg gewiesen,<br />
sondern ebenso <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen,<br />
Behörden<br />
sowie Fachausschüssen auf nationaler<br />
<strong>und</strong> internationaler Ebene. Er<br />
koordiniert den TU Berlin-Forschungsschwerpunkt<br />
„<strong>Wasser</strong> in<br />
Ballungsräumen“, ist Vorsitzender<br />
der <strong>Wasser</strong>chemischen Gesellschaft<br />
in der der Gesellschaft Deutscher<br />
Chemiker <strong>und</strong> Chairman der IWA-<br />
Specialist Group „Particle Separation“.<br />
Im April 2011 wurde ihm von<br />
der Tsinghua-Universität in Peking<br />
der Ehrentitel eines Guest Professor<br />
in Anerkennung seiner wissenschaftlichen<br />
Leistungen verliehen.<br />
Beim DVGW war <strong>und</strong> ist er in<br />
zahlreichen Gremien tätig, angefangen<br />
vom Arbeitskreis „Flockung“ bis<br />
hin zum Lenkungskomitee „<strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Wasser</strong>güte, <strong>Wasser</strong>werke“.<br />
Besonders bedeutsam ist<br />
seine langjährige Obmannschaft im<br />
Technischen Komitee „<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“,<br />
wo unter seiner<br />
Verantwortung der größte Teil des<br />
technischen Regelwerks im Bereich<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung entwickelt<br />
wurde. Und nicht zuletzt ist sein<br />
großes Engagement im Bereich der<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung hervorzuheben,<br />
beispielsweise als einer der<br />
beiden wissenschaftlichen Leiter<br />
des DVGW-Kurses „Verfahrenstechnik<br />
der <strong>Wasser</strong>aufbereitung“. Für<br />
sein erfolgreiches Wirken wurde<br />
Prof. Jekel 2005 mit der DVGW-<br />
Ehrennadel ausgezeichnet.<br />
Der DVGW gratuliert Prof. Martin<br />
Jekel ganz herzlich <strong>und</strong> wünscht ihm<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Glück <strong>und</strong> viel Freude<br />
bei seinem weiteren Schaffen.<br />
Dr. Rudi Winzenbacher,<br />
Landeswasserversorgung<br />
Langenau<br />
© Pixelio<br />
(Martina Taylor)<br />
September 2011<br />
824 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Vorhabensbeschreibung<br />
Erarbeitung des DWA-Merkblatts M 1002 „Anforderungen an<br />
die Qualifikation <strong>und</strong> Organisation von Stauanlagenbetreibern als Gr<strong>und</strong>lage<br />
für ein Technisches Sicherheitsmanagement (TSM)“<br />
Das Technische Sicherheitsmanagement<br />
(TSM) hat sich mittlerweile<br />
im Bereich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
als ein nützliches Instrument zur<br />
Überprüfung der Aufbau- <strong>und</strong><br />
Ablauforganisation eines Unternehmens<br />
bewährt <strong>und</strong> wurde bereits<br />
auf den Bereich Gewässerunterhaltung<br />
ausgedehnt. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
positiven Erfahrungen soll es nun<br />
auch um den Bereich Stauanlagen<br />
erweitert werden. Als Gr<strong>und</strong>lage<br />
dafür ist ein Merkblatt DWA-M 1002<br />
erforderlich, in dem die Anforderungen<br />
an die Betreiber von Stauanlagen<br />
hinsichtlich der Organisation<br />
sowie der Qualifikation der beschäftigten<br />
Personen sowie die sicherheitstechnischen<br />
<strong>und</strong> betriebstechnischen<br />
Belange für den Betrieb, die<br />
Unterhaltung <strong>und</strong> die Überwachung<br />
dargestellt werden.<br />
Des Weiteren soll zur Erläuterung<br />
ein branchenspezifischer Fragenkatalog<br />
erarbeitet werden.<br />
Mit den Arbeiten werden folgende<br />
Ziele angestrebt:<br />
Formulierung der Anforderungen<br />
an das TSM im Kontext<br />
zu Aufgaben <strong>und</strong> Nutzungen<br />
von Stauanlagen.<br />
Definition von Anforderungen<br />
an die Aufbau- <strong>und</strong> Ablauforganisation.<br />
Erstellung eines Anhanges mit<br />
einer Matrix, die die notwendigen<br />
Anforderungen an die<br />
Technische Führungskraft<br />
definiert in Abhängigkeit von<br />
Art, Aufgaben <strong>und</strong> Größe des<br />
Unternehmens.<br />
Formulierung der erforderlichen<br />
Personalqualifikation<br />
Erstellung eines branchenspezifischen<br />
Leitfadens zur<br />
Beschreibung der erforderlichen<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Unterstützung<br />
der Umsetzung.<br />
Eine neue verbändeübergreifende<br />
Arbeitsgruppe, AG-WW-4.8<br />
„TSM-Stauanlagen“ der Verbände<br />
DWA, Deutsches Talsperrenkomitee<br />
(DTK), Deutsche Gesellschaft für<br />
Geotechnik (DGGT) <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
der Trinkwassertalsperren<br />
(ATT), erarbeitet im Fachausschuss<br />
WW-4 „Fluss- <strong>und</strong> Talsperren“<br />
dieses Merkblatt, unter der<br />
Leitung von BauAss. Dipl.-Ing. Antje<br />
Nielinger, Stellv. Abteilungsleiterin<br />
der Betriebsabteilung Talsperren<br />
<strong>und</strong> Stauseen beim Ruhrverband.<br />
Damit sollen Stauanlagenbetreiber,<br />
Consulting-Gesellschaften, <strong>Wasser</strong>wirtschaftsverwaltungen,<br />
Kommunen<br />
<strong>und</strong> die Länderverwaltungen<br />
angesprochen werden.<br />
Hinweise <strong>und</strong><br />
Anregungen:<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing.<br />
Anett Baum,<br />
Theodor-Heuss-<br />
Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
E-Mail:<br />
baum@dwa.de,<br />
www.dwa.de<br />
Neues Merkblatt erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 731: <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der Papierherstellung<br />
Nach der Veröffentlichung des<br />
umfangreichen BREF-Dokumentes<br />
„Pulp and Paper Industry“<br />
<strong>und</strong> des Hintergr<strong>und</strong>papiers zu<br />
Anhang 28 der <strong>Abwasser</strong>verordnung<br />
(AbwV), das im Wesentlichen<br />
auf den behördlichen Vollzug ausgerichtet<br />
ist, wurde ein Merkblatt<br />
für sinnvoll erachtet, das einen praxisbezogenen<br />
Überblick über die<br />
Produktions- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>verhältnisse<br />
der Papier- <strong>und</strong> Pappenherstellung<br />
gibt <strong>und</strong> produktionsintegrierte<br />
Maßnahmen zur Reduzierung<br />
der <strong>Abwasser</strong>belastung darstellt.<br />
D em integrierten Ansatz folgend<br />
wurde darüber hinaus das bestehende<br />
Merkblatt ATV-DVWK-M 364<br />
überarbeitet <strong>und</strong> in das Merkblatt<br />
„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der<br />
Papierherstellung“ eingefügt. Auch<br />
Aspekte anderer Umweltbereiche<br />
wie der Energieverbrauch der Branche,<br />
das Vorkommen gefährlicher<br />
Stoffe sowie Emissionen aus der<br />
<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Abfallbehandlung<br />
(Abluft, Gerüche, Lärm, Abwärme)<br />
wurden mitbehandelt.<br />
Die im Merkblatt DWA-M 731<br />
„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der<br />
Papierherstellung“ beschriebenen<br />
Verfahren zur Verminderung, Be -<br />
handlung <strong>und</strong> Entsorgung von<br />
Abwässern <strong>und</strong> Abfällen entsprechen<br />
sowohl dem Stand der Technik<br />
nach den einschlägigen deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Abfallgesetzen als<br />
auch der nach der IED-Richtlinie<br />
geforderten Anwendung der besten<br />
verfügbaren Techniken (BVT)<br />
bzw. gehen zum Teil auch darüber<br />
hinaus.<br />
Dieses Merkblatt soll Fachbehörden<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft,<br />
Planern, Ingenieur- <strong>und</strong><br />
Beratungsbüros, Anlagenherstellern<br />
<strong>und</strong> betroffenen Betrieben als<br />
Arbeitshilfe dienen <strong>und</strong> einen fachspezifischen<br />
Überblick vermitteln.<br />
Information:<br />
August 2011, 78 Seiten, ISBN 978-3-941897-93-9,<br />
Ladenpreis 71,00 Euro, fördernde DWA-Mitglieder 56,80 Euro.<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfall e.V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de, DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 825
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
DVGW-Merkblatt GW 128: Einfache vermessungstechnische Arbeiten<br />
an Versorgungsnetzen; Schulungsplan, 7/2011<br />
Bescheinigung<br />
nach dem<br />
DVGW-Merkblatt<br />
GW 128.<br />
Die Anforderungen an die Vermessung<br />
<strong>und</strong> Dokumentation<br />
von Versorgungsnetzen haben in<br />
den letzten Jahren hinsichtlich der<br />
Qualität deutlich zugenommen. Die<br />
so genannte „Butterbrotskizze“ als<br />
Klassiker unter den Aufnahmeskizzen<br />
kann unter den heutigen<br />
Gesichtspunkten nicht weiter<br />
akzeptiert werden. So ist auch im<br />
neuen DVGW-Arbeitsblatt GW 120<br />
im Kapitel 4.2 „Vermessung“ festgelegt,<br />
das für <strong>einfach</strong>e vermessungstechnische<br />
Arbeiten mindestens<br />
nach GW 128 geschultes Personal<br />
einzusetzen ist, um sicherzustellen,<br />
dass bei der Vermessung <strong>und</strong> Dokumentation<br />
von Versorgungsleitungen<br />
<strong>und</strong> -anlagen mit der notwendigen<br />
Sorgfalt <strong>und</strong> Fachkompetenz<br />
gearbeitet wird. Denn<br />
spätestens bei der Auswertung der<br />
Daten in weiterführenden IT-An -<br />
wendungen machen sich schlechte<br />
Datenqualitäten schmerzlich be -<br />
merk bar <strong>und</strong> verursachen hohe Folgekosten.<br />
Seit 1998 werden auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage der GW 128 Qualifizierungsmaßnahmen<br />
durchgeführt. In<br />
der neuen Fassung der GW 128 sind<br />
die Erfahrungen aus den Schulungen<br />
in die neue GW 128 eingeflossen.<br />
Darüber hinaus wurden die aus<br />
der Praxis oft geforderten Kriterien<br />
im Anwendungsbereich aufgenommen,<br />
die eine „<strong>einfach</strong>e“ Vermessung<br />
von einer „komplexen“ Vermessung<br />
unterscheiden. Die beim<br />
DVGW durchgeführten Schulungen<br />
wurden bereits auf die neue GW 128<br />
abgestimmt.<br />
Preis:<br />
€ 15,97 für Mitglieder;<br />
€ 21,29 für Nichtmitglieder.<br />
DVGW-Merkblatt GW 134:<br />
IT-gestützte Instandhaltung unter Einbindung von GIS, 8/2011<br />
In modernen Asset-Management-<br />
Systemen ist die zustandsorientierte<br />
Instandhaltung zu einem<br />
festen Bestandteil der Instandhaltungsstrategie<br />
geworden. Im<br />
DVGW-Regelwerk wird dieser Entwicklung<br />
mit der Festlegung<br />
instandhaltungsrelevanter Daten<br />
(s. DVGW-Arbeitsblatt G 402 <strong>und</strong><br />
W 402) angemessen Rechnung<br />
getragen, zumal die dafür notwendigen<br />
IT-Werkzeuge bereits heute<br />
zur Verfügung stehen.<br />
In den Unternehmen kommen<br />
unterschiedliche Softwarelösungen<br />
zum Einsatz, die in einigen Fällen<br />
noch voneinander getrennt betrieben<br />
werden. In Bezug auf Datenhaltung<br />
<strong>und</strong> Verarbeitung müssen<br />
diese jedoch aufeinander abgestimmt<br />
sein, wenn es darum geht<br />
einen durchgängigen IT-gestützten<br />
Instandhaltungsprozess im Unternehmen<br />
einzuführen. Hier bieten<br />
sich als Gr<strong>und</strong>lage prozessorientierte<br />
Sichtweisen an, um zwischen<br />
den IT-Lösungen (z. B. ERP-, GIS- <strong>und</strong><br />
Rohrnetzüberwachungs-Anwendungen)<br />
die notwendigen Festlegungen<br />
in Bezug auf Datenführung,<br />
-verarbeitung <strong>und</strong> -auswertung zu<br />
treffen. In der Praxis hat sich<br />
bewährt, die Ergebnisse mit Geoinformationssystemen<br />
graphisch darzustellen,<br />
um daraus weitere<br />
Schritte abzuleiten. Das DVGW-<br />
Merkblatt GW 134 zeigt Wege der<br />
konzeptionellen Umsetzung einer<br />
IT-gestützten Instandhaltung unter<br />
Einbindung von Geoinformationssystem<br />
auf, die als Orientierung für<br />
Planung <strong>und</strong> Umsetzung unternehmensspezifischer<br />
Lösungen dienen<br />
sollen. Darüber hinaus sind die<br />
DVGW Regelwerke, die instandhaltungsrelevante<br />
Festlegungen treffen,<br />
in der GW 134 tabellarisch aufgearbeitet.<br />
Preis:<br />
€ 24,80 für Mitglieder;<br />
€ 33,06 für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />
Gas <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
September 2011<br />
826 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Ankündigung zur Fortschreibung<br />
des DVGW-Regelwerks<br />
Ankündigung zur Erarbeitung von Regelwerken gemäß GW 100<br />
GW 130<br />
Qualitätssicherung in der Netzdokumentation<br />
Ankündigung zur Überarbeitung von Regelwerken gemäß G W 100<br />
W 111<br />
W 113<br />
W 116<br />
W 119<br />
GW 117<br />
GW 118<br />
GW 126<br />
Planung, Durchführung <strong>und</strong> Auswertung von Pumpversuchen<br />
Bestimmung des Schüttkorndurchmessers <strong>und</strong> hydrogeologischer Parameter aus der<br />
Korngrößenverteilung für den Bau von Brunnen<br />
Verwendung von Spülungszusätzen in Bohrspülungen bei Bohrarbeiten im Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Entwickeln von Brunnen durch Entsanden – Anforderungen, Verfahren, Restsandgehalte<br />
GIS-Kopplung mit ERP-Systemen<br />
Auskunftsverfahren in Versorgungsunternehmen<br />
Geobasisdaten<br />
Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen an den<br />
DVGW, Josef-Wirmer-Straße 1–3, D-53123 Bonn, www.dvgw.de<br />
Hochwasserschutz braucht das Wissen der Welt.<br />
Hier fließt es zusammen:<br />
11.–13. Oktober 2011<br />
CCH – Congress Center Hamburg<br />
www.acqua-alta.de<br />
Fachmesse mit intern. Kongress für Klimafolgen,<br />
Hochwasserschutz <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>bau<br />
11. – 13. Oktober 2011 · www.acqua-alta.de
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Die Bedeutung von Landnutzungsänderungen<br />
für ein Integriertes<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen-Management<br />
Eine Fallstudie aus dem westlichen Zentral-Brasilien<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, Brasilien, IWRM, Landnutzungswandel, Talsperren, <strong>Wasser</strong>qualität<br />
Carsten Lorz, Gudrun Abbt-Braun, Fabio Bakker, Pablo Borges, Hilmar Börnick, Fritz H. Frimmel, Anne Gaffron,<br />
Nicole Hebben, Rene Höfer, Franz Makeschin, Klaus Neder, Henrique L. Roig, Björn Steiniger, Michael Strauch,<br />
Detlef Walde, Holger Weiß, Eckhard Worch <strong>und</strong> Jürgen Wummel<br />
Das Projekt IWAS-ÀGUA DF hat das Ziel, die wissenschaftliche<br />
Basis für ein Integriertes <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
Management (IWRM) Konzept für die Region<br />
Brasília im westlichen Zentral-Brasilien zu entwickeln.<br />
Ein zentrales Thema des Projekts sind die<br />
Auswirkungen des dynamischen Wandels der Landnutzung<br />
<strong>und</strong> -bedeckung auf die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
der Region. Während die Effekte von Klimaveränderungen<br />
in den letzten drei Jahrzehnten als moderat<br />
eingeschätzt werden, wirken sich Landnutzungsänderungen<br />
gravierend auf die Niedrigwasser abflüsse<br />
aus. Insbesondere Gebiete mit einer erheblichen Ausdehnung<br />
von landwirtschaftlichen Flächen, vor allem<br />
Ackernutzung, weisen einen drastischen Rückgang<br />
der Niedrigwasserabflüsse in den letzten dreißig Jahren<br />
auf. Als mögliche Gründe hierfür sind eine stärkere<br />
Evapotranspiration der Ackerkulturen sowie<br />
eine verstärkte Entnahme von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser,<br />
insbesondere zur Bewässerung, zu nennen.<br />
Einen ähnlichen Effekt der Urbanisierung auf<br />
die Abflussbildung konnte nur im Einzelfall beobachtet<br />
werden. Hingegen zeigen urbane Gebiete einen<br />
starken Einfluss auf die <strong>Wasser</strong>qualität. Dies gilt<br />
besonders für den Chemischen Sauerstoffbedarf,<br />
Ammonium-Konzentrationen <strong>und</strong> Sedimentfrachten.<br />
Zukünftig ist zudem eine größere Bedeutung organischer<br />
Mikroschadstoffe zu erwarten. Die vorgestellten<br />
Ergebnisse stellen einen ersten Beitrag zu einem<br />
IWRM Konzept für die Region Brasília dar, mit dem<br />
Ziel, zur Aufrechterhaltung der hohen Standards in<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung beizutragen.<br />
Importance of Land Use Changes for an Integrated<br />
Water Resource Management – a Case Study from<br />
Western Central Brazil<br />
The project IWAS-ÀGUA DF focuses on creating the<br />
scientific base for an IWRM concept for the Brasília<br />
region. A focus of the study is the dynamic land-use/<br />
land-cover change which has caused severe impacts<br />
on water resources, while effects of climate change<br />
during the last three decades are thought to be rather<br />
moderate. Effects on water quantity are most distinct<br />
during base flow conditions. Areas with substantial<br />
expansion of agriculture, i.e. mostly cropland, show a<br />
drastic decrease of base flow discharge. We assume<br />
two processes to be responsible, higher evapotranspiration<br />
of crops and an increasing extraction of water<br />
from gro<strong>und</strong>water and surface water mostly for irrigation<br />
purposes. A similar effect of urbanization on<br />
runoff was observed only for one river basin. However,<br />
we fo<strong>und</strong> urban areas have a negative impact on<br />
water quality. This is especially true for COD, NH 4+ ,<br />
and turbidity. In the future, we assume also emerging<br />
pollutants, i. e. organic (micro)pollutants to play a<br />
major role. Results of our study will be a first contribution<br />
to an IRWM concept for the Brasília region<br />
and might help to maintain high standards in water<br />
supply for the region.<br />
1. Einführung<br />
Eine starke Urbanisierung <strong>und</strong> ein hoher Anteil urbaner<br />
Bevölkerung (83 %) [1] sowie die starke Ausdehnung<br />
von Ackerflächen sind Ursache für eine Vielzahl ökologischer<br />
Probleme in Brasilien. Dazu gehören insbesondere<br />
auch die nicht-nachhaltige Nutzung <strong>und</strong> die<br />
Verschmutzung der <strong>Wasser</strong>ressourcen [1, 2, 3, 4]. Das<br />
Untersuchungsgebiet (Bild 1), der B<strong>und</strong>esdistrikt<br />
September 2011<br />
828 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
(Distrito Federal = DF) <strong>und</strong> in weiterem Sinne die Region<br />
Brasília, gehört zu den großen urbanen Verdichtungsräumen<br />
Brasiliens, in denen <strong>Wasser</strong>ressourcen vor allem<br />
während der Trockenzeit knapp sind. Für den B<strong>und</strong>esdistrikt<br />
ist die Situation infolge des hohen Grades der<br />
Verstädterung deutlich zugespitzt. Hier leben 94 % der<br />
Bevölkerung im städtischen Raum. Das vorhergesagte<br />
Wachstum der Bevölkerung in der Region von momentan<br />
2,5 Millionen auf mehr als 3,2 Millionen im Jahr 2025<br />
wird vorwiegend in Städten erfolgen [5] <strong>und</strong> die Situation<br />
weiter verschärfen.<br />
Aktuell wird die <strong>Wasser</strong>versorgung für den B<strong>und</strong>esdistrikt<br />
vor allem durch zwei größere Talsperren (Bild 1)<br />
gedeckt, Lago Santa Maria (Fläche: 6 km 2 , Volumen<br />
58 Mio. m 3 ) <strong>und</strong> Lago Descoberto (Fläche 14,8 km 2 ,<br />
Volumen 102 Mio. m 3 ). Diese Talsperren decken etwa<br />
78 % (1,9 m 3 s –1 bzw. 5,1 m 3 s –1 [6]) des Gesamtwasserbedarfs<br />
des B<strong>und</strong>esdistrikts. Die Restmenge setzt sich<br />
aus Direktentnahmen aus Fließgewässern (1,6 m 3 s –1 ,<br />
~18 %) <strong>und</strong> aus Gr<strong>und</strong>wasser (0,3 m 3 s –1 , ~ 4 %) zusammen.<br />
In Zukunft plant der regionale <strong>Wasser</strong>versorger<br />
CAESB zusätzlich ca. 2,8 m 3 s –1 aus dem Lago Paranoá<br />
(Fläche: 38 km 2 , Volumen 498 Mio. m 3 ; Bild 2) – eine<br />
Talsperre mit überwiegend urbanem Einzugsgebiet – zu<br />
gewinnen [7].<br />
Vorhersagen des zukünftigen <strong>Wasser</strong>bedarfs deuten<br />
auf eine Überschreitung der verfügbaren <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
<strong>und</strong> Systemkapazitäten in naher Zukunft.<br />
Schon jetzt liegen einige Trinkwasseraufbereitungsanlagen<br />
– insbesondere hinsichtlich der Aufbereitungskapazitäten<br />
– während der Trockenzeit an der oberen<br />
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.<br />
Das Projekt IWAS-ÁGUA DF (www.iwas-sachsen.ufz.<br />
de) hat die Schaffung einer wissenschaftlichen Basis für<br />
die nachhaltige Nutzung der <strong>Wasser</strong>ressourcen in der<br />
Region Brasília im Rahmen eines IWRM zum Ziel. Das<br />
Projekt folgt dem DPSIR-Ansatz (driving forces-pressuresstate-impacts-responses<br />
[8]). IWAS-ÁGUA DF gliedert<br />
sich in drei Arbeitspakete: (a) Flusseinzugsgebiete <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>körper (dieser Beitrag), (b) <strong>Abwasser</strong> [9] <strong>und</strong> (c)<br />
Trinkwasser [10].<br />
Innerhalb des Arbeitspakets Flusseinzugsgebiete<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>körper werden vier Aspekte behandelt, die<br />
zugleich den Inhalt des vorliegenden Beitrags darstellen.<br />
Wandel der Landnutzung/-bedeckung <strong>und</strong><br />
Urbanisierung<br />
Klimawandel <strong>und</strong> regionales Klima<br />
Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Oberflächenwasser<br />
Synthese als Gr<strong>und</strong>lage für nicht-technologische<br />
Ziele <strong>und</strong> Herausforderungen eines IWRM<br />
In diesem Beitrag werden erste Forschungsergebnisse<br />
des Projekts präsentiert. Es wird davon ausgegangen,<br />
dass Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> Landnutzungswandel<br />
entscheidende Triebkräfte für das System<br />
Bild 1. Untersuchungsgebiet B<strong>und</strong>esdistrikt.<br />
Bild 2. Blick von Südosten über den Lago Paranoá auf Brasília<br />
(im Hintergr<strong>und</strong>).<br />
sind. Die zukünftige Rolle des Klimas für die <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
ist allerdings noch unklar, weil regionale<br />
Analysen <strong>und</strong> Vorhersagen zum Klimawandel noch fehlen<br />
[11]. Die Ergebnisse dieser Studie werden in das zu<br />
entwickelnde IWRM Konzept für die Region integriert<br />
<strong>und</strong> sind von weiterem Interesse für Regionen mit ähnlicher<br />
Problemlage.<br />
2. Durchführung<br />
2.1 Untersuchungsgebiet<br />
Der B<strong>und</strong>esdistrikt mit der Hauptstadt Brasília nimmt<br />
eine Fläche von r<strong>und</strong> 5790 km 2 ein (Bild 1) <strong>und</strong> befindet<br />
sich auf der Hochfläche (planalto) des westlichen<br />
Zentral-Brasilien. Die Region gehört zu den wechselfeuchten<br />
Tropen mit mittleren jährlichen Nieder-<br />
September<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 829
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
schlägen von 1600–1700 mm <strong>und</strong> mittleren jährlichen<br />
Temperaturen von 20–21 °C [12]. Das Klima ist durch<br />
eine starke Saisonalität geprägt. Die Trockenzeit mit<br />
etwa 20 % des Jahresniederschlages dauert in der Regel<br />
von Ende März bis Ende September.<br />
Die Region ist Teil des Bioms cerrado (Bild 3), das<br />
aufgr<strong>und</strong> der Baumdichte in Grassavanne (campo) oder<br />
Baumsavanne (cerrado i. e. S.) unterschieden wird [13].<br />
Wälder finden sich als Bestände mit geringer Baumdichte<br />
(cerradão) oder als Galeriewälder (mata de<br />
galeria).<br />
Bild 3. Savannenvegetation (cerrado) im Nationalpark Brasília.<br />
Bild 4. Großflächige Landwirtschaft mit pflugloser Bearbeitung im<br />
Nordosten des DF (Direktsaatverfahren, Soja).<br />
Bild 5. Entwicklung der Landnutzung zwischen 1954 <strong>und</strong> 2006 im<br />
B<strong>und</strong>esdistrikt. a = sonstige Flächen, b = Siedlungen,<br />
c = Landwirtschaft, d = Savanne, e = Wald [15, 18].<br />
2.2 Ergebnisse<br />
2.2.1 Wandel der Landnutzung <strong>und</strong><br />
Landbedeckung<br />
Die Landnutzung <strong>und</strong> -bedeckung im DF unterliegen<br />
seit der Gründung der Hauptstadt Brasília im Jahr 1960<br />
einem dynamischen Wandel, wie er auch in anderen<br />
Regionen Brasiliens beobachtet wird [14]. Der Hauptgr<strong>und</strong><br />
für diese Entwicklung ist die deutliche Ausweitung<br />
von landwirtschaftlichen Flächen (Bild 4) <strong>und</strong><br />
die starke Urbanisierung. Beide Prozesse finden<br />
vorwiegend auf Kosten von Gebieten mit naturnaher<br />
Vegetation, d.h. Savanne <strong>und</strong> Wälder, statt.<br />
Der Verlust an Flächen mit naturnaher Vegetation im<br />
DF betrug etwa 58 % im Zeitraum 1954–1998 [15].<br />
Der Anteil naturnaher Flächen lag im Jahr 2006 bei r<strong>und</strong><br />
40 % (Bild 5). Im Zeitraum 2002 bis 2007 wuchs der<br />
Anteil von Ackerland um 47 % von 84 240 ha im Jahr<br />
2002 auf 123 692 ha im Jahr 2007 [16].<br />
Urbanisierung als zweiter großer Prozess der Landnutzungsänderung<br />
im DF ist verb<strong>und</strong>en mit vegetationslosen<br />
Flächen, Überbauung <strong>und</strong> Versiegelung. Der<br />
Anteil von Siedlungsflächen nahm im Zeitraum<br />
1954–2001 von < 0,1 % auf 10,6 % zu [17, 18] (Bild 5).<br />
2.2.2 Klimaveränderungen<br />
Ergebnisse des globalen Klimamodells ECHAM5/MPI OM<br />
(Szenario SRES A1B) [19] deuten auf niederschlag s-<br />
reichere Regenzeiten <strong>und</strong> längere Trockenzeiten (Bild 6)<br />
sowie einen deutlichen Temperaturanstieg für den Zeitraum<br />
2010–2099 (Referenz 1961–1990 [20]) für das<br />
westliche Zentral-Brasilien hin.<br />
Eigene Trendanalysen (Mann-Kendall-Test) von Niederschlags-Zeitreihen<br />
aus fünf Messstationen im DF<br />
(Bild 1) weisen auf einen schwachen – statistisch nicht<br />
signifikanten – Anstieg der Niederschläge für den Zeitraum<br />
1978–2009 hin (Tabelle 1). Ein signifikanter Trend<br />
zu längeren Trockenzeiten aufgr<strong>und</strong> einer geringeren<br />
Anzahl von Regentagen zu Beginn (Oktober) <strong>und</strong> Ende<br />
(April/Mai) der Regenzeit wurde für zwei bzw. drei Stationen<br />
gef<strong>und</strong>en (Tabelle 1).<br />
Flächenhafte Klima-Informationen für ein IWRM<br />
erfordern eine höhere räumliche Auflösung, als es<br />
globale Modelle liefern [21, 22]. Daher wird ein Forschungsschwerpunkt<br />
im Projekt sein, eine regionale<br />
September 2011<br />
830 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
klimatologische Basis zur Bewertung von klimatischen<br />
Veränderungen <strong>und</strong> zur Kalibrierung/Validierung von<br />
down scaling-Ansätzen zu schaffen. Gegenwärtig werden<br />
im Projekt alle verfügbaren Klimadaten mit täglicher<br />
Auflösung gesammelt, auf Plausibilität geprüft<br />
<strong>und</strong> aktualisiert. Zeitreihen von 25 meteorologischen<br />
<strong>und</strong> über 170 Niederschlagsstationen aus dem westlichen<br />
Zentral-Brasilien wurden genutzt, um die Datenbank<br />
CLIMA-DF aufzubauen. Diese Datenbank stellt<br />
eine Modifikation der sächsischen Klimadatenbank<br />
CLISAX dar, die Werkzeuge für die Prüfung auf Homogenität<br />
<strong>und</strong> für Trendanalysen von Zeitreihen beinhaltet<br />
[23].<br />
2.2.3 Auswirkungen auf <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
2.2.3.1 Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Es existieren drei größere Kluftgr<strong>und</strong>wasserleiter im DF,<br />
die den Komplexen Araxá/Bambuí (Neoproterozoikum)<br />
sowie Canastra <strong>und</strong> Paranoá (Meso-/Neoprotero zoikum)<br />
zuzuordnen sind [24]. Dabei handelt es sich vorwiegend<br />
um Gesteine, d. h. gering metamorphe Sedimente bis<br />
Schiefer <strong>und</strong> Gneise. Oberflächennahes Gr<strong>und</strong>wasser<br />
findet sich überwiegend in den Porengr<strong>und</strong>wasserleitern<br />
der Lockergesteinsdecke (Regolith/Saprolith)<br />
[24, 25]. Der Porengr<strong>und</strong>wasserleiter besitzt hydraulische<br />
Leitfähigkeiten im Bereich von 9,9 – 10 –5 – 1,2 ·<br />
10 –4 m s –1 bis zu 6,1 · 10 –5 – 1,2 · 10 –5 m s –1 [26]. Die<br />
Gr<strong>und</strong>wasserneubildung im DF wird auf r<strong>und</strong> 28 % des<br />
Jahresniederschlags geschätzt [24]. Die Verschmutzungsempfindlichkeit<br />
des Gr<strong>und</strong>wassers lässt sich in<br />
zwei Gruppen unterscheiden. Während die flachen<br />
Gr<strong>und</strong>wasservorkommen in der Regel kurze Verweilzeiten<br />
<strong>und</strong> ein hohes Verschmutzungsrisiko (Landwirtschaft,<br />
Siedlungen) aufweisen [27], sind die Kluftgr<strong>und</strong>wasserleiter<br />
zumeist durch mächtige Deckschichten<br />
geschützt <strong>und</strong> damit deutlich weniger verschmutzungsanfällig<br />
[28].<br />
Bild 6. Niederschlagsanomalien für Januar <strong>und</strong> Juli 2010–2039,<br />
2040–2069 <strong>und</strong> 2070–2099 im Vergleich zur Referenzperiode Januar<br />
<strong>und</strong> Juli 1961–1990. Das Rechteck zeigt die weitere Region Brasília.<br />
Szenario: A1B; Model ECHAM5/MPI-OM [19].<br />
Tabelle 1. Trends (Kendall´s tau) für die Zeitreihen Regentage <strong>und</strong><br />
Jahresniederschlag (Mann-Kendall Test).<br />
Code<br />
Station<br />
Periode<br />
Regentage<br />
April/Mai<br />
Regentage<br />
Oktober<br />
Jahresniederschlag<br />
1547013 1978–2009 –0,25 + (Mai) –0,26 * –0,24 +<br />
1547014 1979–2006 –0,36 ** (April) –0,18 + 0,08 +<br />
1547015 1978–2004 –0,17 + (Mai) –0,08 + –0,04 +<br />
1548007 1978–2008 –0,25 + (Mai) –0,26 * –0,12 +<br />
1548009 1979–2008 –0,31 * (Mai) –0,35 ** –0,33 *<br />
+ = p > 0,05 (nicht signifikant), * = p < 0,05 (signifikant),<br />
**<br />
= p < 0,01 (hoch signifikant),<br />
Regentage sind Tage mit aufgezeichnetem Niederschlag<br />
2.2.3.2 Fließgewässer<br />
Die Effekte von Landnutzungsänderungen auf Oberflächengewässer<br />
werden für das Einzugsgebiet Pipiripau<br />
(Bild 1) exemplarisch gezeigt. Das Gebiet erfuhr in<br />
den letzten Dekaden eine erhebliche Ausdehnung der<br />
Ackerflächen. Ein statistisch signifikanter Rückgang<br />
(Mann-Kendall Test) für die Niedrigwasserabflüsse<br />
(5. Perzentil von Q) ist im Zeitraum 1979 bis 2007 zu<br />
beobachten (Bild 7). Da Veränderungen der Niederschläge<br />
diesen Rückgang nicht ausreichend erklären<br />
(Tabelle 1), ist davon auszugehen, dass die Aus dehnung<br />
von Ackerflächen im erheblichen Umfang dafür verantwortlich<br />
ist [29].<br />
In der Hauptsache können zwei Prozesse zur<br />
Erklärung herangezogen werden:<br />
(a) Eine angenommene höhere Evapotranspiration<br />
durch Ackerkulturen verbraucht mehr Bodenwasser<br />
als naturnahe Vegetation. Dies würde wiederum zu<br />
Bild 7. Zeitreihe der 5. Perzentile des jährlichen Durchfluss <strong>und</strong><br />
Trendlinie für das Einzugsgebiet Pipiripau-Frinocap-DF 130,<br />
code 60473000, A = 215 km 2 , Ackerfläche 1984: 29,2 %; 2006: 80,6 %.<br />
September<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 831
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
11 227 ha im Jahr 1998 auf 16 039 ha im Jahr 2004,<br />
d. h. um 43 %, in der Region Brasília zu [5].<br />
Bild 8. Zusammenhang zwischen Landnutzung <strong>und</strong> Durchfluss<br />
(5. Perzentil) des Flusseinzugsgebiets Pipiripau; Werte für die<br />
Anteile der Landnutzungsklasse jeweils für die Jahre (1973,) 1984,<br />
1994, 2001 <strong>und</strong> 2006, Werte für 5. Perzentil sind jeweils Mittelwerte<br />
für die Jahre (1973–1975,) 1984–1986, 1994–1996, 2001–2003 <strong>und</strong><br />
2006–2008.<br />
Bild 9. Zeitreihe des 5. Perzentil des jährlichen Abfluss<br />
(Niedrigwasserabfluss) <strong>und</strong> Trendlinie für das Einzugsgebiet Gama,<br />
code 60478500, A = 136 km 2 , Ackerland 8,6 %,<br />
urbane Gebiete 24,9 %, naturnahe Flächen 66,1 %.<br />
geringeren Niedrigwasserabflüssen bei abnehmenden<br />
Flächenanteilen der Savannenvegetation führen<br />
(Bild 8). Das in der Region verbreitete Direktsaatverfahren<br />
erhöht zwar die Infiltration gegenüber konventionell<br />
bewirtschafteten Böden [30, 31] <strong>und</strong><br />
Savanne (cerrado) [32], die Auswirkungen auf Evapotranspiration<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung bleiben<br />
jedoch unklar.<br />
(b) Die <strong>Wasser</strong>entnahme aus Fließgewässern <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>wasser, vor allem für die Bewässerung, hat<br />
erheblich mit der Ausweitung der Ackerflächen<br />
zugenommen. Bewässerte Flächen nahmen von<br />
Für das Einzugsgebiet Gama (Bild 1), das mit<br />
25 % Siedlungsflächen einen erheblichen städtischen<br />
Flächenanteil aufweist, ist ein ähnlicher Trend für die<br />
Niedrigwasserabflüsse zu beobachten (1984–2006;<br />
Bild 9). Da die Flächenanteile für Ackerland gering sind<br />
(8,6 %), ist davon auszugehen, dass ein verändertes<br />
Abflussverhalten des Gebietes seit 1984 stark durch die<br />
Aus weitung urbaner Gebiete gesteuert wird. Die<br />
Abnahme der Niedrigwasserabflüsse erklärt sich vermutlich<br />
durch die steigende Entnahme von Gr<strong>und</strong>wasser<br />
[33] <strong>und</strong> geringere Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />
unter versiegelten Flächen.<br />
Es wurde erwartet, dass die erheblichen Landnutzungsänderungen<br />
im DF auch deutliche Auswirkungen<br />
auf die <strong>Wasser</strong>qualität haben. So wurde ein positiver<br />
Zusammenhang zwischen Einzugsgebietsgröße (Bild 1)<br />
<strong>und</strong> den Parametern chemischer Sauerstoffbedarf<br />
(CSB), Ammonium (NH 4+ ) <strong>und</strong> Trübung gef<strong>und</strong>en. Für<br />
CSB <strong>und</strong> NH 4<br />
+ ist zu vermuten, dass die Anzahl der<br />
Quellen <strong>und</strong> die Konzentrationen mit der Einzugsgebietsgröße<br />
ansteigen, weil kleinere Einzugsgebiete<br />
vorwiegend Oberläufe sind, die in der Regel eine geringere<br />
Zahl von Verschmutzungsquellen aufweisen. Für<br />
die Trübung ist davon auszugehen, dass es neben dem<br />
Austrag aus urbanen Gebieten auch zur Remobilisierung<br />
von Auensedimenten durch laterale Erosion im<br />
weiteren Auenbereich kommt, der sich in größerer<br />
Ausdehnung besonders im Unterlauf von Flüssen mit<br />
größeren Einzugsgebieten findet.<br />
Ein direkter Einfluss städtischer Gebiete auf die<br />
<strong>Wasser</strong>qualität ist für Ammonium, CSB <strong>und</strong> Sedimentfrachten/Trübung<br />
zu belegen (Bild 10). Direkte <strong>Abwasser</strong>einleitungen<br />
<strong>und</strong> diffuse Quellen (Sickergruben,<br />
Leckagen) tragen zu erhöhten Konzentrationen von CSB<br />
<strong>und</strong> Ammonium bei [1, 34, 35, 36, 37, 38]. Sedimente<br />
aus urbanen Gebieten stammen vermutlich von vegetationslosen<br />
<strong>und</strong> unbefestigten Flächen. Insbesondere<br />
Baustellen stellen erhebliche Sedimentquellen dar<br />
(Bild 11).<br />
2.2.3.3 <strong>Wasser</strong>qualität im Lago Paranoá<br />
Das Einzugsgebiet des Lago Paranoá bietet ein städtisch<br />
geprägtes Bild; r<strong>und</strong> 80 % sind Siedlungsgebiet. Als<br />
Konsequenz der Einleitung unzureichend geklärter<br />
Abwässer verschlechterte sich die <strong>Wasser</strong>qualität in den<br />
1970er Jahren. Eutrophierung <strong>und</strong> massives Wachstum<br />
von Algen <strong>und</strong> Cyanobakterien (Microcystis aeruginosa)<br />
waren die Folge [39, 40, 41]. Durch den Ausbau von zwei<br />
Kläranlagen – insbesondere durch die Phosphor-Eliminierung<br />
– wurde die <strong>Wasser</strong>qualität in den 1990er Jahren<br />
erheblich verbessert [41, 42]. Allerdings stellen diffuse<br />
Einträge in den See ein erhebliches Belastungspotenzial<br />
dar [43, 44, 45, 46]. Aufgr<strong>und</strong> des prognostizierten<br />
September 2011<br />
832 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
Bevölkerungswachstums <strong>und</strong> des steigenden Lebensstandards<br />
im DF nimmt zudem das Potenzial zur Einbringung<br />
persistenter Produkte, z. B. Pharmazeutika<br />
<strong>und</strong> Körperpflegemittel, zu [47, 48, 49]. Die <strong>Wasser</strong>qualität<br />
im Lago Paranoá wird seit 1976 durch die CAESB<br />
überwacht. Aktuell werden 21 organische Verbindungen,<br />
u.a. Atrazin, DDT <strong>und</strong> Benzen, halbjährlich analysiert.<br />
Bisher traten keine Überschreitungen der brasilianischen<br />
Grenzwerte [50] oder der Richtwerte der WHO<br />
[51] auf.<br />
Es wurde eine Beprobungsstrategie entwickelt, mit<br />
dem Ziel, Schlüsselparameter <strong>und</strong> -verbindungen für<br />
ein zukünftiges Monitoring zu identifizieren. Dabei wurden<br />
repräsentative Beprobungspunkte (Bild 1) <strong>und</strong> -zeiten<br />
ausgewählt. Die Beprobung des Lago Paranoá<br />
erfolgte an den Beprobungspunkten der CAESB in einer<br />
Tiefe von einem Meter, an geplanten Entnahmestellen<br />
<strong>und</strong> im Zentrum des Sees in unterschiedlichen Tiefen.<br />
Zudem wurden die Abläufe der beiden großen Kläranlagen<br />
beprobt. Die Beprobungen erfolgten in drei<br />
Kampagnen im Oktober 2009 (Beginn der Regenzeit),<br />
im März 2010 (zweite Hälfte der Regenzeit) <strong>und</strong> im<br />
August 2010 (Ende der Regenzeit). Es wurden so<br />
genannte non-target screenings, d.h. Identifikation<br />
bisher unbekannter Peaks im Chromatogramm, <strong>und</strong> die<br />
Analyse von häufig auftretenden Schadstoffgruppen<br />
durchgeführt. Als Analysemethoden kamen SPE (solidphase<br />
extraction) in Kombination mit modernen Analysetechniken<br />
(GC-MS <strong>und</strong> LC-MS/MS) zum Einsatz.<br />
Zusätzlich erfolgte eine weitergehende Charakterisierung<br />
des gelösten organischen Kohlenstoffs (DOC)<br />
durch Größenausschlusschromatographie (SEC/UV [52,<br />
53] <strong>und</strong> Fluoreszenz-Spektroskopie [54]. Im Vergleich zu<br />
europäischen Oberflächengewässern besitzt der Lago<br />
Paranoá eine geringe Salinität. Die elektrische Leitfähigkeit<br />
liegt zwischen 100 <strong>und</strong> 180 μS cm –1 . Die DOC-Konzentrationen<br />
sind vergleichsweise gering (1,1 bis 2,5 mg<br />
L –1 ). Der aus den TOC-Werten (TOC = total organic carbon)<br />
resultierende partikuläre C-Anteil (POC) ist äußerst<br />
niedrig. An der Probenahmestelle A ist der Einfluss des<br />
Kläranlagenablaufs der Kläranlage ETE Sul bemerkbar,<br />
hier ergeben sich DOC-Konzentrationen von ca. 1,8<br />
mg/L. Der Kläranlagenablauf liegt hingegen bei ca. 7<br />
mg/L DOC, auch hier ist der partikuläre Anteil gering (ca.<br />
0,3 mg/L POC).<br />
Wie sich aus den Gelchromatogrammen der Proben<br />
A bis F ableiten lässt (Bild 12), ist die Größenverteilung<br />
des DOC im See sehr einheitlich. Sie unterscheidet sich<br />
vom Kläranlagenablauf. Die chromatographierbaren<br />
organischen Substanzen eluieren in einem breiten<br />
Bereich (Proben A bis F). Die Chromatogramme lassen<br />
mehrere Fraktionen erkennen <strong>und</strong> weisen einen ähnlichen<br />
Verlauf auf. Man erhält einen geringen Anteil an<br />
sehr hochmolekularen Substanzen (kleine Retentionszeit),<br />
die Hauptfraktion erscheint im mittelmolekularen<br />
Bereich. Wie aus der UV-Absorption hervorgeht, weisen<br />
Bild 10. Anteil urbane Flächen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>qualität, d.h. Chemischer<br />
Sauerstoffbedarf (CSB), Ammoniumkonzentration (NH 4+ ) <strong>und</strong><br />
Trübung (NTU) für EZG
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 12.<br />
Gelchromatogramme<br />
a us<br />
<strong>Wasser</strong>proben<br />
des Paranoá<br />
Sees (Proben A<br />
bis F,<br />
Stichproben<br />
vom 23.08.10;<br />
links); Zu- <strong>und</strong><br />
Ablauf der<br />
Kläranlage<br />
ETE Norte<br />
(<strong>Ganz</strong>tagesmischproben<br />
vom 19.08.10;<br />
rechts).<br />
die organischen Substanzen aromatische <strong>und</strong> ungesättigte<br />
funktionelle Gruppen auf. Zu- <strong>und</strong> Ablauf der Kläranlage<br />
ETE Norte sind ebenfalls in Bild 12 gezeigt. Der<br />
Zulauf zeichnet sich durch einen hohen Anteil an relativ<br />
niedermolekularen Substanzen aus, die keine oder nur<br />
eine sehr geringe UV-Aktivität aufweisen. Nach der<br />
Behandlung in der Kläranlage erhält man organische<br />
Substanzen, die eine breite Molekülgrößenverteilung<br />
haben. Die meisten dieser Substanzen sind UV-aktiv.<br />
In den Kläranlagenabläufen finden sich Konzentrationen<br />
für organische Mikroverunreinigungen, die für<br />
die meisten Verbindungen ähnlich hoch wie für europäische<br />
Kläranlagenabläufe liegen [55]. Allerdings<br />
konnten einige in Europa bzw. Nordamerika oft verwendeten<br />
Pharmazeutika, wie z. B. das Röntgenkontrastmittel<br />
Iomeprol oder die als Antidepressiva eingesetzten<br />
selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Fluoxetin<br />
(Markenname Prozac) bzw. Sertralin sowie der<br />
Fettsenker Clofibrinsäure, im untersuchten Kläranlagenauslauf<br />
nicht detektiert werden. Im Lago Paranoá sinken<br />
die Konzentrationen der Mikroschadstoffe vermutlich<br />
aufgr<strong>und</strong> von Verdünnungseffekten deutlich mit zunehmender<br />
Entfernung von den Kläranlagenabläufen.<br />
Obwohl die Kläranlagenläufe selbst ähnliche Konzentrationen<br />
wie in Europa aufweisen, sind in unmittelbarer<br />
Nähe zum Kläranlagenablauf die Konzentrationen von<br />
Pharmazeutika, z. B. Carbamazepine, Ibuprofen, Diclofenac<br />
<strong>und</strong> Naproxen niedriger als in vergleichbaren<br />
europäischen Seen [56] oder liegen sogar unter der<br />
Nachweisgrenze. Die Gründe hierfür sind nicht klar, aber<br />
es ist zu vermuten, dass Abbauprozesse durch die<br />
konstant hohen <strong>Wasser</strong>temperaturen <strong>und</strong> die starke<br />
UV-Strahlung verstärkt werden.<br />
Für die in niedrigen Konzentrationen toxisch wirkenden<br />
sek<strong>und</strong>ären Metabolite der Cyanobakterien, z. B.<br />
Mikrocystin-LR (MC-LR), wurde der WHO-Richtwert für<br />
MC-LR im Trinkwasser von 1 μg L –1 an keiner Messstelle<br />
erreicht; die Konzentrationen lagen durchweg unter der<br />
Nachweisgrenze.<br />
Die ersten Untersuchungsergebnisse zeigen eine<br />
vergleichsweise gute <strong>Wasser</strong>qualität des L. Paranoá,<br />
allerdings sind weitere Messungen für belastbare Aussagen<br />
hinsichtlich Trends <strong>und</strong> Auslegung geeigneter<br />
Technologien zur Trinkwasseraufbereitung notwendig.<br />
3. Zusammenfassung: Synthese der<br />
nichttechnologischen Aspekte <strong>und</strong><br />
Herausforderung im Rahmen eines IWRM<br />
Eine Priorität des Projektes IWAS-ÀGUA DF ist es, ein<br />
generelles Verständnis des <strong>Wasser</strong>ressourcensystems im<br />
Rahmen eines IWRM für den B<strong>und</strong>esdistrikt zu<br />
ent wickeln. Dies umfasst folgende drei Aspekte des<br />
Systems Ober flächenwasser-Gr<strong>und</strong>wasser-Rohwasser:<br />
<strong>Wasser</strong>menge, <strong>Wasser</strong>güte <strong>und</strong> Sedimentbelastungen.<br />
Es wurde gezeigt, dass die <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit –<br />
insbesondere bei Niedrigwasserabflüssen – stark von<br />
der Landnutzung in den jeweiligen Einzugsgebieten<br />
abhängig ist. Während aktuelle Effekte regionaler Klimaveränderungen<br />
als gering eingeschätzt werden, sind<br />
zukünftige Auswirkungen noch nicht detailliert untersucht.<br />
Weitere Forschungen werden daher auf (a) Effekte<br />
zukünftiger regionaler Klimaveränderungen, (b) Auswirkungen<br />
urbaner Gebiete <strong>und</strong> (c) Auswirkungen von<br />
Bodenbearbeitung, Fruchtfolgen <strong>und</strong> Bewässerung auf<br />
die Abflussbildung abzielen.<br />
Die <strong>Wasser</strong>qualität (CSB, NH 4+ ) der untersuchten<br />
Fließgewässer ist deutlich durch Siedlungsabwässer<br />
beeinflusst. Auch wenn sich ein Einfluss der Landwirtschaft<br />
auf die <strong>Wasser</strong>qualität mit den vorhandenen<br />
Daten nicht zeigen lässt, so ist doch eine Auswirkung<br />
von Düngung <strong>und</strong> Pestizideinsatz zu vermuten. Darüber<br />
hinaus ist davon auszugehen, dass Substanzen, die<br />
bisher nicht auffällig waren, z. B. Pharmazeutika, zukünftig<br />
eine größere Rolle für die Qualität des Rohwassers<br />
spielen werden. Schließlich, wird auch die Rolle von<br />
Remobilisierungsprozessen aus dem Seesediment für<br />
Seebereiche untersucht werden, die momentan unter<br />
hohen Sedimentlasten leiden, wie beispielsweise der<br />
September 2011<br />
834 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
südwestliche Zuflussbereich (Riacho F<strong>und</strong>o) des Lago<br />
Paranoá.<br />
Eine weitere Priorität ist der Aufbau eines Sediment-<br />
Monitorings mit hoher zeitlicher Auflösung in den<br />
Einzugsgebieten der Talsperren im DF [57, 58, 59]. Eine<br />
deutliche Reduktion der Sedimenteinträge in Fließgewässer<br />
wird nur nach einer Analyse der Sedimentdynamik<br />
(Sedimentbilanz) <strong>und</strong> Durchführung angepasster<br />
Maßnahmen im Rahmen eines Sediment-<br />
Management-Plans erreichbar sein. Zentrale Teile dieses<br />
Plans sind – neben dem Sedimentmonitoring – (a) Regenerierung<br />
von degradierten Flächen <strong>und</strong> Gullies,<br />
(b) Maßnahmen zur Vermeidung von urbaner Erosion<br />
<strong>und</strong> Bodenerosion <strong>und</strong> (c) Anwendung eines Werkzeugs<br />
zur Planungsunterstützung im Sedimentmanagement<br />
[60].<br />
Erfolg <strong>und</strong> Einführung des IWRM für den B<strong>und</strong>esdistrikt<br />
sind im hohen Maße von der schon begonnenen<br />
Verknüpfung mit bestehenden Aktivitäten abhängig.<br />
Dazu gehören insbesondere die nationalen Programme<br />
Plano Nacional de Recursos Hídricos, Produtor de Água<br />
oder PRODES – Programa Despoluição de Bacias Hidrográficas<br />
(www.ana.gov.br.). Schließlich spielt capacity<br />
development in den Bereichen Information, Technologie<br />
<strong>und</strong> Bewirtschaftung – aktuell durch die Sachsen<br />
<strong>Wasser</strong> GmbH im Rahmen des Projektes realisiert – eine<br />
entscheidende Rolle in der Umsetzung eines IWRM<br />
Konzeptes [1].<br />
Danksagung<br />
Das Projekt IWAS-ÀGUA DF wird durch das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />
<strong>und</strong> Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative „Spitzenforschung & Innovation<br />
in den Neuen Ländern“ (FKZ: 02WM1166 & 02WM1070) <strong>und</strong> brasilianische<br />
Partnerinstitutionen (CAESB, Universidade de Brasilia) gefördert. Wir<br />
danken allen Institutionen <strong>und</strong> Personen, die zur Studie durch Daten, Wissen<br />
oder Arbeitskraft beigetragen haben.<br />
Literatur<br />
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September<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 835
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
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Guia de prácticas sedimentométricas. Aneel Brasília 2000.<br />
September 2011<br />
836 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
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Final 2006 (unveröffentlicht).<br />
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– a case study for Brasília DF, Brazil. – SYMPO-<br />
Science.org, Proceedings LandMod 2010, p. 1–12.<br />
Eingereicht: 29.04.2011<br />
Korrektur: 25.08.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Autoren<br />
PD Dr. Carsten Lorz<br />
E-Mail: carsten.lorz@tu-dresden.de |<br />
Prof. Dr. Franz Makeschin<br />
Michael Strauch<br />
Technische Universität Dresden |<br />
Institut für Bodenk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Standortslehre |<br />
Pienner Straße 19 |<br />
D-01737 Tharandt (Dresden)<br />
Prof. Dr. Fritz H. Frimmel<br />
Dr. Gudrun Abbt-Braun<br />
Nicole Hebben<br />
Karlsruher Institut für Technologie |<br />
Engler-Bunte-Institut |<br />
DVGW-Forschungsstelle |<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>chemie |<br />
Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Klaus Neder<br />
Eng. Ftal. Fabio Bakker<br />
Companhia de Saneamento Ambiental do Distrito Federal (CAESB)<br />
Prof. Dr. Holger Weiß<br />
Pablo Borges<br />
Anne Gaffron<br />
Rene Höfer<br />
Helmholtz Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />
Department für Gr<strong>und</strong>wassersanierung<br />
Prof. Dr. Eckhard Worch<br />
Dr. Hilmar Börnick<br />
Björn Steiniger<br />
Technische Universität Dresden |<br />
Institut für <strong>Wasser</strong>chemie<br />
Prof. Dr. Henrique L. Roig<br />
Prof. Dr. Detlef Walde<br />
Universidade de Brasília |<br />
Instituto de Geociências<br />
Dr. Jürgen Wummel<br />
Sachsen <strong>Wasser</strong> GmbH<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas | Erd<strong>gas</strong><br />
Bio<strong>gas</strong> – Gasbeschaffenheit<br />
Sie lesen u. a. fol gende Bei träge:<br />
Wesolowski u.a.<br />
Sattur<br />
Batsch/Dauven<br />
Alfteld/Schley<br />
Schley/Schenk/Hielscher<br />
Derlien/Müller-Kirchenbauer<br />
Bio<strong>gas</strong>erzeugung aus Nebenprodukten der RME-Herstellung<br />
Projektierung von Bio<strong>gas</strong>einspeiseanlagen – Auf der Suche nach einem<br />
standardisierten Konzept<br />
Gasaufbereitung von Reststoff-Bio<strong>gas</strong> mit Membrantechnologie<br />
Entwicklung der Erd<strong>gas</strong>beschaffenheiten in Europa<br />
Brennwertverfolgung in Verteilnetzen<br />
Elektromobiles Erd<strong>gas</strong> – Stromspeicherung <strong>und</strong> Steigerung der Energieeffizienz<br />
durch elektrische Verdichterantriebe<br />
September<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 837
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte zwischen<br />
<strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
Ist Ressourcenschonung eine sinnvolle Zielsetzung<br />
für <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte?<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Wasser</strong>dargebot, <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte, <strong>Wasser</strong>knappheit, <strong>Wasser</strong>sparen,<br />
Gewässergütebewirtschaftung, Klimawandel<br />
Erik Gawel <strong>und</strong> Marcel Fälsch<br />
Die derzeit von 11 B<strong>und</strong>esländern erhobenen <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
werden vielfach verkürzt als „<strong>Wasser</strong>sparabgaben“<br />
wahrgenommen, deren ressourcenpolitische<br />
Notwendigkeit kritisch gesehen wird: Ausreichendes<br />
<strong>Wasser</strong>dargebot, erhebliche Folgekosten<br />
rückläufiger <strong>Wasser</strong>nutzung in den technischen<br />
Infrastruktursystemen von Trinkwasserversorgung<br />
<strong>und</strong> Entwässerung sowie geringe Anreizeffekte stellten<br />
die Abgaben gr<strong>und</strong>sätzlich in Frage. Der Beitrag<br />
geht diesen Einwänden nach <strong>und</strong> zeigt auf, dass <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
auch unter diesen Vorzeichen<br />
sinnvoller Bestandteil einer nachhaltigen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
sein können.<br />
Water Extraction Charges, Water Conservation and<br />
the Water Supply: Is the Conservation of Resources a<br />
Meaningful Objective for Water Extraction Charges?<br />
The water extraction charges that are currently<br />
imposed by 11 German Federal states are often<br />
regarded in short as “water conservation contributions”,<br />
whose resource and political necessity is seen<br />
critically: a sufficient water supply, the substantial<br />
follow-up costs of regressive water use in the technical<br />
infrastructure systems of the drinking water supply<br />
and drainage as well as a low response to incentives<br />
all question the value of such charges. This<br />
contribution takes up these objections, revealing that<br />
water extraction charges – even <strong>und</strong>er these conditions<br />
can still be a very meaningful component of<br />
sustainable water resources management.<br />
1. Hintergr<strong>und</strong><br />
Derzeit erheben in Deutschland elf B<strong>und</strong>esländer ein<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt [1, 2]. An der Notwendigkeit<br />
<strong>und</strong> Effektivität von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten werden<br />
jedoch in der öffentlichen Diskussion vielfach Zweifel<br />
geäußert. Die Belastung von <strong>Wasser</strong>entnahmevorgängen<br />
mit einer gesonderten Lenkungsabgabe setzt preisliche<br />
Anreize zur Ressourcenschonung; insoweit sind<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte auch Instrumente einer <strong>Wasser</strong>sparpolitik<br />
1 , die heftig in die Kritik geraten ist. An der<br />
Sinnhaftigkeit von „<strong>Wasser</strong>sparabgaben“ werden vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der gegebenen wasserwirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen, wie sie insbesondere durch<br />
das <strong>Wasser</strong>dargebot <strong>und</strong> die technischen Infrastruktursysteme<br />
der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, aber auch die Preiselastizitäten<br />
der Nachfrage abgebildet werden, massive<br />
Zweifel laut [4, 5, 6]. Im Mittelpunkt steht dabei die<br />
Frage, warum es in einem Land mit scheinbarer Abwe-<br />
1<br />
Zu anderen ökonomischen Lenkungskonzepten von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />
jenseits einer bloßen „<strong>Wasser</strong>sparabgabe“ [2, 3].<br />
senheit von (physischer) <strong>Wasser</strong>knappheit noch eines<br />
politisch initiierten <strong>und</strong> dauerhaften Anreizes zur Senkung<br />
der in Anspruch genommenen <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
bedarf [7]. Zudem wird auf ökonomische <strong>und</strong> ökologische<br />
Folgekosten des <strong>Wasser</strong>sparens verwiesen, etwa<br />
durch Probleme bei der Funktionsfähigkeit der Infrastruktursysteme<br />
[4, 8]. Schließlich seien geringe Preiselastizitäten<br />
ein Hindernis für wirksame Mindernutzungsanreize<br />
[9]. Soweit dabei nicht nur Kritik an einem<br />
effizienz- <strong>und</strong> nachhaltigkeitsblinden <strong>Wasser</strong>sparen „um<br />
jeden Preis“ geübt wird [4], gerät <strong>Wasser</strong>sparen vielfach<br />
auch ganz gr<strong>und</strong>sätzlich zum Anachronismus, ja zum<br />
„überflüssigen“ [6] „Unsinn“ [5]. Die politische Debatte<br />
wird dabei zunehmend von der Vorstellung bestimmt,<br />
dass es in Deutschland „keinen Gr<strong>und</strong> (gibt), mit <strong>Wasser</strong><br />
zu sparen – weder aus ökologischer noch aus ökonomischer<br />
Sicht“ [6].<br />
Die Diskussion um ein sinnvolles <strong>Wasser</strong>sparziel ist<br />
facettenreich: Zunächst wird zu Recht angemahnt, Ressourcenmindernutzungen<br />
nicht ohne Berücksichtigung<br />
der ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Folgekosten anzu-<br />
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838 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
reizen oder anzuordnen; derartige Folgekosten ergeben<br />
sich nicht zuletzt aus Substitutionen des herkömmlichen<br />
<strong>Wasser</strong>gebrauchs, etwa in Gestalt von dezentralen<br />
Regenwassernutzungen in privaten Haushalten oder<br />
separaten Brauchwasserkreisläufen. Dabei stehen vor<br />
allem bestimmte ordnungsrechtliche <strong>und</strong> subventionspolitische<br />
Instrumente sowie technikorientierte Maßnahmen<br />
des <strong>Wasser</strong>sparens in der Kritik, die ohne genaue<br />
Kosten- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsanalyse Mindernutzungen<br />
„um jeden Preis“ honorieren oder anordnen. Schließlich<br />
wird die umwelt- <strong>und</strong> ressourcenpoli tische Priorisierung<br />
des <strong>Wasser</strong>sparens beklagt, wohingegen etwa im Energiebereich<br />
in Deutschland stärkerer Handlungsbedarf<br />
bestehe; energiezehrende <strong>Wasser</strong>substitution (etwa<br />
durch Brauchwasserkreisläufe) verschärfe diese Schieflage<br />
noch [4, 10]. Zudem sei bei einer erneuerbaren Ressource<br />
mit einem den Verbrauch weit überschreitenden<br />
Dargebot keine mengenmäßige Zurückhaltung zur<br />
Schonung der Ressource <strong>Wasser</strong> geboten; eine qualitative<br />
Ressourcenhege reiche vielmehr aus [5, 6].<br />
Es kann hier dahingestellt bleiben, inwieweit der<br />
Schonung von <strong>Wasser</strong>ressourcen ein im Vergleich zu<br />
anderen umwelt- <strong>und</strong> ressourcenpolitischen Herausforderungen<br />
zu hoher Stellenwert eingeräumt wird. Es soll<br />
auch nicht bestritten werden, dass ein <strong>Wasser</strong>sparen<br />
„um jeden Preis“ <strong>und</strong> mit beliebigen Mitteln den Erfordernissen<br />
einer nachhaltigen <strong>und</strong> effizienten Ressourcenbewirtschaftung<br />
widerspricht. Dem Bemühen um<br />
effiziente <strong>Wasser</strong>nutzung dürfte es aber gerade entsprechen,<br />
wenn über die Nutzung anhand kostenwahrer<br />
Preise <strong>und</strong> in Kenntnis der Folgekosten dezentral<br />
entschieden werden kann. Hierzu wollen aber <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
gerade durch Komplettierung der<br />
Kosteninformation beitragen. Soweit <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
als sog. demeritorisierende Lenkungsabgaben 2<br />
ohne Punktziel ganz allgemein auf wassersparende Nutzungsformen<br />
durch Strukturwandel hinwirken, sind sie<br />
freilich legitimatorisch darauf angewiesen, dass Mindernutzungen<br />
umweltpolitisch überhaupt angezeigt sind.<br />
Es soll daher nachfolgend der Frage nachgegangen<br />
werden, inwieweit ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Lenkungsauftrag<br />
zur <strong>Wasser</strong>ressourcenschonung bejaht werden kann.<br />
Hierzu im Widerspruch steht die These, dass <strong>Wasser</strong>sparen<br />
jedenfalls im Lichte der in Deutschland vorfindlichen<br />
Bedingungen generell überflüssig, ja schädlich<br />
sei. Hierzu nicht im Widerspruch steht der Hinweis auf<br />
Ineffizienzen <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsdefizite eines Sparens<br />
„um jeden Preis“. <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte sind gerade<br />
keine Instrumente zur Durchsetzung bestimmter Technologien<br />
oder Nutzungsformen; im Gegenteil überlassen<br />
sie es dem Ressourcennutzer, welche Konsequenzen<br />
er aus der Information der vollen Ressourcenkosten<br />
zieht. Ineffiziente Nutzungen sollen gerade in überlege-<br />
2<br />
Zum Konzept der Demeritorisierungsabgaben [11]; speziell mit<br />
Blick auf <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte [1, 3].<br />
ner marktlicher Kenntnis der Kosten unterbleiben, effiziente<br />
hingegen fortgesetzt werden. <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
komprimieren die globalen Entnahmen nicht<br />
„um jeden Preis“, sondern auf ein durch den Abgabensatz<br />
definiertes effizientes Maß. An welcher Stelle <strong>und</strong> in<br />
welcher Form diese Vermeidungen umgesetzt werden,<br />
überlässt die Abgabe gerade den dezentralen Entscheidern,<br />
um die dabei auftretenden Vermeidungskosten zu<br />
minimieren.<br />
Konzeptionell setzen <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte in<br />
ihrer Eigenschaft als „Sparabgaben“ aber voraus, dass<br />
der Verzicht auf (ineffiziente) Nutzungen – auch jenseits<br />
der wasserrechtlich angeordneten Basisvermeidungen<br />
– überhaupt sinnvoll ist. Daher soll nachfolgend geprüft<br />
werden, ob ein <strong>Wasser</strong>sparziel angesichts des <strong>Wasser</strong>dargebotes<br />
<strong>und</strong> der Infrastrukturfolgekosten in<br />
Deutschland noch angemessen ist <strong>und</strong> die Erhebung<br />
von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten insoweit noch legitimiert<br />
erscheint. Hierzu wird zunächst rekapituliert, welche<br />
ökonomischen Lenkungsfunktionen den <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />
eigentlich zukommen (Ab schnitt<br />
2). Im Anschluss daran werden vermeintliche Grenzen<br />
für die Legitimation des <strong>Wasser</strong>sparens erörtert<br />
(Abschnitt 3). Schlussfolgerungen für Zielsetzung <strong>und</strong><br />
Legitimation von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten (Abschnitt<br />
4) schließen die Betrachtung ab.<br />
2. Funktionen einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />
Der Funktionsumfang einer lenkenden Umweltabgabe<br />
umgreift eine Reihe von ökonomischen Zwecken <strong>und</strong><br />
ist abhängig vom institutionellen Umfeld, in dem diese<br />
erhoben wird, etwa dem Umstand, dass die Abgabe<br />
eine ordnungsrechtliche Basissteuerung ergänzt. Zu<br />
diesen Funktionen im Bereich der <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
zählen [1]:<br />
die effiziente Strukturierung der Entnahmen durch<br />
Anlastung externer Ressourcenkosten, u. a. im Be -<br />
reich der Reallokation von Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasserentnahmen,<br />
der Allokation der Entnahmen<br />
verschiedener Sektoren mit unterschiedlichen<br />
Grenzvermeidungskosten <strong>und</strong> der Nutzungskonkurrenz<br />
zwischen <strong>Wasser</strong>entnahmen <strong>und</strong> anderen Nutzungen<br />
(Senke für Schadstoffeinleitungen, Schifffahrt,<br />
Erholung, ökologische Funktionen) (statische<br />
Lenkungsfunktion I);<br />
die globale Mindernutzung beanspruchter <strong>Wasser</strong>ressourcen,<br />
die sich durch ein zurückhaltendes Entnahmeverhalten<br />
bemerkbar macht <strong>und</strong> im Rahmen<br />
der Vorsorge einer nachhaltigen Entlastung des <strong>Wasser</strong>haushaltes<br />
dienlich ist (statische Lenkungsfunktion<br />
II);<br />
die Initiierung eines langfristigen Strukturwandels<br />
wasserbasierter Konsum- <strong>und</strong> Produktionsprozesse<br />
unter Berücksichtigung der Inanspruchnahme knapper<br />
Umweltressourcen (dynamische Lenkungsfunktion<br />
durch sek<strong>und</strong>äre Markt- <strong>und</strong> Preiseffekte);<br />
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FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
die kontinuierliche Aktivierung von Innovationspotenzial<br />
bei der Ressourcennutzung (dynamische<br />
Lenkungsfunktion durch Innovation in Bezug auf<br />
Kosten <strong>und</strong> Mengen);<br />
die Schaffung von Aufkommen für öffentliche Haushalte,<br />
das ggf. zur Finanzierung wassergütewirtschaftlicher<br />
Maßnahmen eingesetzt werden kann<br />
(Finanzierungsfunktion).<br />
Im gewässergütepolitischen „Policy Mix“ wird die<br />
eigenständige Wirkung einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />
freilich eingeschränkt, indem ordnungsrechtliche Vorgaben<br />
in das Wirkungsumfeld der Abgabe eingreifen. Es<br />
entsteht eine Wirkungsüberlagerung von Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Beschränkungen des Ordnungsrechts <strong>und</strong> den<br />
durch die Abgabe vermittelten Anreizen. Im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmen ist dies u. a. gegeben durch die<br />
wasserrechtliche Vergabe von Entnahmebefugnissen<br />
(§§ 8–10 WHG) [12, 13] oder durch Nutzungseinschränkungen<br />
gegenüber diffusen Stoffeinträgen der Landwirtschaft<br />
in trinkwasserrelevanten Schutzgebieten<br />
[14, 15]. Die Funktion der Allokation knapper Ressourcen<br />
in unterschiedliche, miteinander konkurrierende<br />
Verwendungen (Entnahmen versus Stoffeinleitungen)<br />
wird so bezüglich einer hierauf gerichteten Abgabenlösung<br />
weitgehend suspendiert. Eine solche Suspendierung<br />
der Allokationsfunktion einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />
ist gr<strong>und</strong>sätzlich auch ökonomisch durchaus<br />
angezeigt, soweit etwa im Bereich der Gefahrenabwehr<br />
zum Schutz von Trinkwasserressourcen die Einwirkung<br />
auf <strong>Wasser</strong>körper durch Verschmutzung <strong>und</strong> Entnahmen<br />
nicht der dezentralen Abwägung von Kosten <strong>und</strong><br />
Nutzen überlassen werden soll. Inwieweit der de lege<br />
lata gegebene wasserrechtliche „Policy Mix“ den Anforderungen<br />
eines solchen „rationalen Instrumenten-<br />
Mixes“ [16] genügt, kann hier nicht näher geprüft werden.<br />
Jedenfalls wird der allokative Möglichkeitenraum<br />
einer Abgabenlenkung ordnungsrechtlich begrenzt.<br />
Sieht man von der Finanzierungsfunktion einer<br />
Abgabe einmal ab, so verbleiben damit Lenkungsanreize<br />
insbesondere im Bereich der (ordnungsrechtlich<br />
zugestandenen) „Restnutzung“. Abgabenlenkung entfaltet<br />
hier Anreize zu einer effizienten Strukturierung<br />
der zugestandenen Gesamt-Entnahmen (z. B. zwischen<br />
Oberflächen- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser sowie zwischen verschiedenen<br />
Entnehmern), bewirkt globale Mindernutzungen<br />
im Bereich der Vorsorge <strong>und</strong> initiiert einen<br />
Strukturwandel wasserbasierter Wirtschaftsprozesse in<br />
Konsum <strong>und</strong> Produktion einschließlich Innovationsimpulse.<br />
Die Input-Ressource <strong>Wasser</strong> erhält so – wie jeder<br />
andere knappe Einsatzfaktor auch – einen Preis, der<br />
ökonomisch durch Anpassungsprozesse effizienzerhöhend<br />
verarbeitet wird.<br />
Es stellt daher eine vorschnelle Verkürzung des ökonomischen<br />
Wirkungsauftrages eines <strong>Wasser</strong>entnahmeentgeltes<br />
dar, wenn in erster Linie auf die Substitution<br />
der Entnahme abgestellt wird, die zu einer Verringerung<br />
der Ressourceninanspruchnahme – oder anders ausgedrückt:<br />
zum <strong>Wasser</strong>sparen – führen soll. Ein lenkendes<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt ist, wie zuvor ausgeführt<br />
wurde, durchaus mehr als eine reine „<strong>Wasser</strong>sparabgabe“.<br />
Dies wird in der umweltpolitischen Diskussion<br />
jedoch meist übersehen; hier ist eine Argumentation<br />
verbreitet, die zunächst die Funktionalität von <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />
auf „<strong>Wasser</strong>sparabgaben“ verkürzt<br />
<strong>und</strong> sodann unter Verweis auf das in Deutschland gegebene<br />
<strong>Wasser</strong>dargebot <strong>und</strong> die Systemnotwendigkeiten<br />
der technischen <strong>Wasser</strong>infrastruktur (Mindestdurchfluss<br />
bei Trinkwasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>kanalsystemen) diese<br />
(verkürzte) Zielstellung als kontraproduktiv kennzeichnet<br />
[7].<br />
Betrachtet man nun den zweiten Teil der Argumentation<br />
etwas näher, so stellt sich die Frage, inwieweit ein<br />
Anreiz zu globaler Mindernutzung („<strong>Wasser</strong>sparen“) vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> des <strong>Wasser</strong>dargebotes in Deutschland<br />
<strong>und</strong> der Infrastrukturerfordernisse sinnvolles Anliegen<br />
einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe sein kann.<br />
3. Begrenzungen des <strong>Wasser</strong>spar-Gebotes?<br />
3.1 <strong>Wasser</strong>dargebot in Deutschland<br />
Ist <strong>Wasser</strong>sparen kontraindiziert, weil in Deutschland<br />
mit Blick auf das Dargebot gar keine <strong>Wasser</strong>-Knappheit<br />
besteht? Drei Aspekte sind hier zu beachten.<br />
a) Potenzielles <strong>und</strong> verfügbares <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
Unter dem potenziellen <strong>Wasser</strong>dargebot wird die über<br />
einen langjährigen Zeitraum gebildete mittlere Differenz<br />
von Niederschlag <strong>und</strong> Verdunstung in einem<br />
bestimmten Gebiet verstanden. In Deutschland wird<br />
gegenwärtig von einem <strong>Wasser</strong>dargebot von 188 Mrd.<br />
Kubikmetern pro Jahr ausgegangen [17]. Knapp 17 Prozent<br />
des insgesamt zur Verfügung stehenden Dargebotes<br />
werden derzeit genutzt. Die bedeutendste Nutzergruppe<br />
sind mit 72 Prozent der genutzten <strong>Wasser</strong>menge<br />
die Wärmekraftwerke, die das <strong>Wasser</strong> in großem Umfang<br />
für Kühlungszwecke verwenden. 27 Prozent entfallen<br />
auf Bergbau <strong>und</strong> verarbeitendes Gewerbe, während die<br />
privaten Haushalte 16 Prozent beanspruchen. Die Landwirtschaft<br />
spielt in Deutschland im Hinblick auf die<br />
<strong>Wasser</strong>entnahmen eine zu vernachlässigende Rolle.<br />
Bei oberflächlicher Betrachtung dieser Zahlen ergibt<br />
sich zunächst der Bef<strong>und</strong>, dass über vier Fünftel des<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>dargebotes ungenutzt bleiben. Es<br />
wird daher vielfach in Zweifel gezogen, ob unter diesen<br />
Umständen ernstlich von „<strong>Wasser</strong>knappheit“ gesprochen<br />
werden könne, angesichts derer die Zielsetzung<br />
sparsamer Inanspruchnahme von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
legitimiert wäre <strong>und</strong> durch umweltpolitische Eingriffe<br />
weiter gefördert werden sollte.<br />
Zunächst muss beachtet werden, dass die wirtschaftliche<br />
Verfügbarkeit von <strong>Wasser</strong>ressourcen nicht durch<br />
das potenzielle <strong>Wasser</strong>dargebot eines bestimmten<br />
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840 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Gebietes determiniert wird: Das potenzielle <strong>Wasser</strong>dargebot<br />
entspricht vielmehr einer hypothetischen Größe,<br />
die sich aus der langjährigen Entwicklung von Verdunstung<br />
<strong>und</strong> Niederschlag, bezogen auf ein (weitgefasstes)<br />
Betrachtungsgebiet ergibt. Diese gibt jedoch keinen<br />
Einblick in die technische <strong>und</strong> ökonomische sowie in die<br />
ökologische <strong>und</strong> juristische Verfügbarkeit von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
für die jeweiligen Nutzer. Die technische Verfügbarkeit<br />
wird weitestgehend von den Bedingungen<br />
bestimmt, unter denen das <strong>Wasser</strong>dargebot nutzbar<br />
gemacht werden kann (Aufstauung, Förderung, Aufbereitung,<br />
etc.). Dies steht im Zusammenhang mit der<br />
ökonomischen Verfügbarkeit, nämlich der Frage, mit<br />
welchen Kosten die jeweilige, raum-zeitlich <strong>und</strong> qualitativ<br />
differenzierte Nutzbarmachung einhergeht <strong>und</strong><br />
ob die Nachfrager bereit sind, diese Kosten zu tragen<br />
(Zahlungsbereitschaft). Ökologische Verfügbarkeit be -<br />
schreibt weiterhin die Wechselwirkung mit ökologischen<br />
Defiziten, die aus der Nutzbarmachung von Ressourcen<br />
ggf. erwachsen – etwa durch Aufstauung, bei<br />
Niedrigwasser oder durch Änderung chemischer <strong>und</strong><br />
physika lischer Ressourceneigenschaften. Die juristische<br />
Verfügbarkeit schließlich ist relevant, soweit Rechtsnormen<br />
die Nutzung des potenziellen Dargebotes zeitlich,<br />
räumlich oder funktional (Nutzung für bestimmte Zwecke)<br />
einschränken kann – etwa durch Vergabe von<br />
begrenzten Entnahmerechten, durch Anforderung an<br />
Mindestabflussmengen oder Hochwasserschutz.<br />
Das effektiv verfügbare <strong>Wasser</strong>dargebot ist mithin<br />
ein (im Einzelnen unbekannter) Bruchteil des potenziellen<br />
Dargebotes <strong>und</strong> hängt von veränderlichen äußeren<br />
Bedingungen ab (Kosten, Zahlungsbereitschaften, Technik,<br />
Rechtsnormen). Zur Herleitung von Knappheitsaussagen<br />
ist daher das potenzielle Dargebot völlig ungeeignet.<br />
Die Begrenzung der Verfügbarkeit ergibt sich, da<br />
es sich bei <strong>Wasser</strong> offensichtlich nicht um ein homogenes<br />
Gut handelt, das dem Nutzer kostenfrei zur Verfügung<br />
steht. Es können gerade nicht sämtliche An -<br />
sprüche an <strong>Wasser</strong>ressourcen (einschließlich beliebig<br />
gewünschter Entnahmen) zu jeder Zeit, an jedem Ort<br />
<strong>und</strong> in jeder Qualität durchgesetzt werden – trotz<br />
womöglich global ausreichend verfügbaren Dargebots.<br />
Insbesondere können eben nicht alle Einwirkungs- <strong>und</strong><br />
Einleitungswünsche in die Gewässer befriedigt werden,<br />
da hieraus qualitative Beeinträchtigungen nicht zuletzt<br />
für <strong>Wasser</strong>entnahmen folgen. Das <strong>Wasser</strong>dargebot wird<br />
daher nicht nur quantitativ durch Entnahmen in<br />
Anspruch genommen, sondern unterliegt infolge von<br />
Einleitungen auch qualitativen Belastungen. Das zur<br />
Entnahme verfügbare <strong>Wasser</strong> ist daher hinsichtlich seiner<br />
ökonomischen Knappheit nicht nur am physikalischen<br />
Dargebot, sondern an den insgesamt an die Ressource<br />
gerichteten wirtschaftlichen Nutzungsansprüchen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Funktionen zu messen (so<br />
beispielsweise die konkurrierende Nutzung eines<br />
Gr<strong>und</strong>wasserkörpers für Trinkwasserentnahmen <strong>und</strong> für<br />
diffuse Einleitungen aus landwirtschaftlicher Produktion)<br />
[18].<br />
Die Nachfrage richtet sich in ökonomischer Hinsicht<br />
also letztlich nicht an das globale (verfügbare) Dargebot<br />
als homogenes Gut, sondern an raum-zeitlich <strong>und</strong> funktional<br />
spezifizierte <strong>Wasser</strong>leistungen, die Nutzungskonkurrenzen<br />
ausgesetzt sind; Konkurrenz entsteht u. a.<br />
aus:<br />
anderen Entnahmen;<br />
sonstigen Nutzungen (diffuse <strong>und</strong> punktuelle Schadstoffeinleitungen,<br />
Gewässernutzungen wie Schifffahrt,<br />
<strong>Wasser</strong>kraft oder Erholungsnutzungen);<br />
sonstigen ökosystemaren Funktionen (aquatische<br />
Ökosysteme, Entnahmen durch Feuchtgebiete, Biotope<br />
etc.);<br />
künftigen Nutzungsansprüchen (Erhaltung von<br />
Options- <strong>und</strong> Vermächtniswerten, Vorsorge).<br />
b) Ökologische Grenzen der Dargebotsnutzung<br />
Eine fast 20 %-ige Anspannung des Dargebotes ist mitnichten<br />
geringfügig. Keineswegs steht das gesamte<br />
Dargebot anthropogenen Nutzungen offen [19]: Eine<br />
vollständige Nutzung des potenziellen oder auch nur<br />
des verfügbaren Dargebots, etwa durch beliebige Entnahmen,<br />
dürfte nicht ohne Gefährdung der Umweltqualitätsziele<br />
in den Gewässern möglich sein <strong>und</strong><br />
erhebliche zusätzliche Umweltkosten hervorrufen.<br />
Gemäß der hydrologischen Gr<strong>und</strong>gleichung (allgemeine<br />
Haushaltsgleichung), welche die wesentlichen<br />
Komponenten des <strong>Wasser</strong>haushalts enthält, gilt:<br />
P – E = R + ΔS .<br />
P: Niederschlag (engl. precipitation)<br />
E: Verdunstung (engl. evaporation)<br />
R: Abfluss (engl. runoff)<br />
ΔS: <strong>Wasser</strong>vorratsänderung<br />
Wird nun durch (verstärkte) anthropogene Entnahmen<br />
in den Abfluss (R) oder die Vorratsänderung von<br />
<strong>Wasser</strong>speichern (ΔS) temporär eingegriffen, so ändert<br />
sich naturgemäß der ökologische Zustand der wasserführenden<br />
Systeme. Ökologisch <strong>und</strong> hydromorphologisch<br />
neutral dürften diese Vorgänge – insbesondere<br />
bei starker Anspannung des Dargebotes – kaum sein<br />
<strong>und</strong> insoweit weitere externe Umweltkosten hervorrufen.<br />
Nicht ohne Gr<strong>und</strong> wird etwa nach dem Konzept des<br />
Water Exploitation Index (WIE) [20] „<strong>Wasser</strong>stress“<br />
bereits ab einer Nutzungsquote von 20 % unterstellt –<br />
ein Wert, der für verschiedene Flussgebietseinheiten in<br />
Deutschland (Rhein, Weser, Elbe) längst erreicht ist [21].<br />
Neben dem eigenständigen Anspruch aquatischer Systeme<br />
auf das Dargebot („ökologischer Bedarf“) müssen<br />
auch räumliche Besonderheiten <strong>und</strong> zeitliche Schwankungen<br />
beachtet werden, die selbst dann zu Druck auf<br />
kleinräumige <strong>Wasser</strong>haushalte führen können, wenn<br />
global noch kein „Stress“ zu befürchten ist.<br />
September 2011<br />
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FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
c) Physische <strong>und</strong> ökonomische Knappheit<br />
von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
Schließlich muss beachtet werden, dass das hydrologische<br />
(physische) Knappheitsverständnis gar nicht<br />
dem ökonomischen Knappheitsbegriff entspricht, der<br />
aber zur Begründung ökonomischer Lenkung maßgeblich<br />
ist. In der Hydrologie sind zur Erfassung von <strong>Wasser</strong>knappheit<br />
„Mangelkonzepte“ verbreitet, die den an -<br />
thropogenen Bedarf an der Verfügbarkeit von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
messen – sei es anhand der Was server fügbarkeit<br />
pro Kopf wie beim Falkenmark Water Stress<br />
Indicator [22], sei es in einer quantitativen Gegenüberstellung<br />
von Bedarf <strong>und</strong> Dargebot wie beim Water<br />
Exploitation Index, beim Water Availability Index [23]<br />
oder beim Index of Water Scarcity [24] ‒ um nur einige<br />
zu nennen. Hydrologische Knappheitskonzepte stellen<br />
mithin normative „Mangelkonzepte“ dar; beide Begriffe<br />
werden folgerichtig auch synonym benutzt. Liegt hingegen<br />
das Dargebot über einer gegebenen oder „normierten“<br />
Nachfrage, so liegt hydrologisch kein <strong>Wasser</strong>mangel<br />
<strong>und</strong> damit auch keine Knappheit mehr vor.<br />
Nach diesen Indikatoren wird häufig gefolgert, dass<br />
die Daten zum <strong>Wasser</strong>dargebot in Deutschland belegten,<br />
dass wir nicht unter „<strong>Wasser</strong>mangel“ leiden [25]. In<br />
einer ökonomischen Betrachtung treten <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
aber auch in diesem Fall noch nicht aus der ökonomischen<br />
Knappheit aus: Auch an Brot oder Mobiltelefonen<br />
herrscht in Deutschland gewiss kein „Mangel“,<br />
wohl aber ökonomische Knappheit dieser Güter, die<br />
genau deshalb zu Recht einen Preis tragen, der diese<br />
Knappheit der in ihnen verarbeiteten Ressourcen widerspiegelt<br />
<strong>und</strong> eine effiziente Inanspruchnahme ermöglicht<br />
– nämlich genau dann, wenn die Nützlichkeit der<br />
Güter von den Konsumenten höher bewertet wird als<br />
der gesellschaftliche Ressourcenverbrauch. Ökonomische<br />
Knappheit bedeutet nämlich nicht absolute Seltenheit<br />
oder Mangel. Nur im seltenen Fall, dass sich der<br />
Vorrat an Gütern nicht erschöpft <strong>und</strong> für deren Gewinnung<br />
keinerlei Anstrengungen erforderlich sind, besteht<br />
keine Knappheit im ökonomischen Sinne [26]. Beides<br />
trifft auf die Nutzung von erschöpfbaren (wenngleich<br />
erneuerbaren) <strong>Wasser</strong>ressourcen 3 ersichtlich gerade<br />
nicht zu.<br />
Offensichtlich ist dies zunächst für den technischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Aufwand, der mit der Förderung<br />
<strong>und</strong> Verfügbarmachung von <strong>Wasser</strong> einhergeht: Die<br />
nutzbaren <strong>Wasser</strong>ressourcen sind schon deshalb knapp,<br />
weil für ihre Bereitstellung knappe Produktionsfaktoren<br />
eingesetzt werden müssen. Die tatsächliche Nutzung<br />
bezieht sich gerade nicht auf die Ressource Rohwasser,<br />
sondern auf die jeweilige <strong>Wasser</strong>dienstleistung der Verfügbarmachung<br />
von <strong>Wasser</strong> in bestimmter Qualität an<br />
den einzelnen gewünschten Nutzungsorten zur<br />
3<br />
Zu den ressourcenökonomischen Konzepten der Erschöpfbarkeit<br />
<strong>und</strong> Erneuerbarkeit [27].<br />
gewünschten Zeit. Weiterhin steht eine verwendete Einheit<br />
des Gutes <strong>Wasser</strong> nicht mehr für andere Zwecke zur<br />
Verfügung. Es besteht demnach Rivalität im Konsum<br />
<strong>und</strong> insoweit entstehen mit der Verwendung für einen<br />
bestimmten Zweck „Ressourcenkosten“, nämlich in<br />
Höhe des Wertes alternativer Verwendungen, die nunmehr<br />
durch die gewählte Nutzung gerade ausgeschlossen<br />
werden (sog. Opportunitäts- oder Alternativkosten).<br />
Die Vorstellung vom „ausreichenden Dargebot“ sieht<br />
daher fälschlich <strong>Wasser</strong>ressourcen als globalen Pool<br />
eines homogenen Gutes, einer großen stationären<br />
Wanne vergleichbar, in der alle Überschüsse des <strong>Wasser</strong>kreislaufs<br />
gesammelt <strong>und</strong> bei Nichtentnahme abgeleitet<br />
werden. An diesem ortsfesten Pool versammeln sich<br />
nun alle Interessenten <strong>und</strong> bedienen sich durch Entnahmen<br />
oder Einleitungen. Beschränkt man die Perspektive<br />
auf Entnahmen (blendet also qualitätsverschlechternde<br />
Einleitungen aus) <strong>und</strong> reicht die globale Poolmenge<br />
eines Jahres für die gewünschten Entnahmen eines Jahres<br />
(ohne Berücksichtigung von Ort, zeitlichem Entnahmeprofil<br />
<strong>und</strong> Qualitätsaspekten), dann besteht hydrologisch<br />
kein „Mangel“. Auch ökonomisch würde in dieser<br />
Welt nur noch durch Entnahmekosten (Zeitaufwand,<br />
Entnahmevorgang) Knappheit erzeugt. <strong>Ganz</strong> offensichtlich<br />
ist aber mit dem globalen Verfügbarkeitsüberschuss<br />
für die Knappheitsfrage noch wenig gewonnen, da tatsächlich<br />
eine <strong>Wasser</strong>verfügbarkeit in einer bestimmten<br />
Qualität, am jeweiligen Konsum- oder Produktionsort<br />
im Raum <strong>und</strong> zeitlich überdies unbeschränkt gewährleistet<br />
werden muss. <strong>Wasser</strong>dienste sind daher inhomogen,<br />
sie erfordern eigenen Verzehr von Ressourcen zur<br />
Erstellung (Kapital, Arbeitskraft), die anderweitig (etwa<br />
im Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssektor) nicht mehr zur<br />
Verfügung stehen. Und es besteht Konsumrivalität zwischen<br />
den Nutzungen (verschiedene Entnahmen, qualitätsverschlechternde<br />
Einleitungen), die sich auf ein<br />
zwar erneuerbares, aber erschöpfbares <strong>und</strong> daher pro<br />
Zeit- <strong>und</strong> Raumeinheit begrenztes Angebot richten.<br />
Selbst wenn also die globale Verfügbarkeitsmenge<br />
eines Jahres rechnerisch ausreichen würde, die globalen<br />
Entnahmewünsche desselben Jahres zu befriedigen,<br />
also kein globaler „Mangel“ besteht, so herrscht dennoch<br />
ökonomische Knappheit der Ressource <strong>Wasser</strong>.<br />
d) Indizien für ökonomische Knappheit<br />
Für die faktisch gegebene ökonomische Knappheit von<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen lassen sich in der Praxis – trotz scheinbar<br />
mehr als ausreichenden, potenziellen Dargebots –<br />
auch zahlreiche Indizien finden:<br />
So wird für die Gewinnung von Trinkwasser teilweise<br />
auf Oberflächenwasser ausgewichen, obwohl die dort<br />
vorgef<strong>und</strong>ene Rohwasserqualität regelmäßig einen<br />
höheren Aufbereitungsaufwand nach sich zieht als bei<br />
alternativer Nutzung von Gr<strong>und</strong>wasser. Ökonomische<br />
Knappheitsfolgen werden hier in Form höherer Aufbereitungskosten<br />
sichtbar.<br />
September 2011<br />
842 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
Weiterhin ist es bei der Trinkwasserproduktion nicht<br />
unüblich, den <strong>Wasser</strong>bedarf über Fernwasserversorger<br />
abzudecken. Gründe dafür sind i. d. R. eine nicht ausreichende<br />
Menge oder Qualität „eigener“, ortsnaher Vorkommen,<br />
die, wenn überhaupt, nur zu höheren Kosten<br />
nutzbar gemacht werden können [44]. Die entstehenden<br />
Transportkosten des Fernwassers verdeutlichen hier<br />
wiederum die ökonomische Knappheit der Ressource.<br />
Tatsächlich wurden ja in den 1970er Jahren zahlreiche<br />
Gr<strong>und</strong>wasservorkommen übernutzt, was im Südhessischen<br />
Ried b<strong>und</strong>esweit beachtete ökologische<br />
Konsequenzen durch absinkende Gr<strong>und</strong>wasserpegel<br />
hatte 4 . Zwar konnten diese Probleme durch gezielte<br />
Bewirtschaftungsmaßnahmen, zu denen auch <strong>Wasser</strong>sparanstrengungen<br />
im Versorgungsgebiet Ballungsraum<br />
Rhein-Main zählten, zwischenzeitlich behoben<br />
werden. Erneut wurden dadurch aber gerade Knappheitskosten<br />
aufgedeckt. Regional kann es auch weiterhin<br />
zu Engpässen bei der Gr<strong>und</strong>wasserförderung kommen;<br />
bereits existierende oder zu erwartende regionale<br />
Klimaeffekte beim Niederschlag verschärfen die Problematik.<br />
So wird in Teilen Brandenburgs seit den 1990er<br />
Jahren eine signifikant verminderte Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />
beobachtet [28, 29].<br />
Auch Niedrigwasser in Fließgewässern bedeutet<br />
i. d. R. neben den ökologischen Lasten auch Nutzungseinschränkungen.<br />
Neben klimatischen Ursachen (dazu<br />
noch unten) können dazu auch Entnahmen durch konkurrierende<br />
Nutzungen beitragen. Knappheitsfolgen<br />
werden dann beispielsweise durch Ertragseinbußen bei<br />
der Schifffahrt oder durch die eingeschränkte Produktion<br />
von Energie aus <strong>Wasser</strong>kraft sichtbar.<br />
<strong>Wasser</strong>knappheit wird jenseits der vielfältigen Nutzungsansprüche<br />
weiterhin von Veränderungen auf der<br />
Angebotsseite beeinflusst. Das potenzielle Dargebot<br />
wird aus Durchschnittswerten der Vergangenheit ermittelt,<br />
kann also die Unsicherheiten zukünftiger Entwicklungen<br />
kaum ausreichend wiedergeben. Der Gr<strong>und</strong>satz<br />
der Vorsorge gebietet hier eine zurückhaltende Inanspruchnahme,<br />
nicht zuletzt wegen des angestrebten<br />
guten ökologischen Zustandes von Gewässern nach der<br />
WRRL. Dies gilt aber auch für Mengenprobleme: Selbst<br />
wenn in Deutschland infolge des klimatischen Wandels<br />
mittelfristig nicht mit einem signifikanten Rückgang der<br />
globalen Dargebotsmenge zu rechnen ist [30], muss<br />
anhand der allgemein prognostizierten Klimaveränderungen<br />
mit einer Verschärfung regionaler <strong>und</strong> saisonaler<br />
Knappheiten gerechnet werden [31, 32]. Neben der<br />
expliziten Herausbildung von <strong>Wasser</strong>mangelgebieten<br />
ist vor allem die Verschärfung der Differenz zwischen<br />
raum-zeitlichen Verfügbarkeiten <strong>und</strong> Nutzungsansprüchen<br />
zu erwarten, wenn mit dem Klimawandel eine<br />
abnehmende Kontinuität des <strong>Wasser</strong>kreislaufes (Nie-<br />
4<br />
Mit Verweis hierauf wird Bedarf für „weiterhin notwendiges <strong>Wasser</strong>sparen“<br />
gesehen [10].<br />
derschlag, Verdunstung, Zu- <strong>und</strong> Abflussmengen) bzw.<br />
eine Häufung <strong>und</strong> Verschärfung von Starkniederschlagsereignissen<br />
<strong>und</strong> Trockenperioden einhergeht 5 .<br />
3.2 Infrastruktur-Folgekosten<br />
Auch die vielfach ins Feld geführte Verschärfung der<br />
technischen Infrastrukturprobleme, die bei einem weiteren<br />
Rückgang der <strong>Wasser</strong>nachfrage für die <strong>Wasser</strong>ver<strong>und</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgungssysteme zu erwarten sind,<br />
spricht im Gr<strong>und</strong>satz nicht gegen ein umweltpolitisches<br />
Lenkungsziel der Mindernutzung: Denn das (kurzfristige)<br />
Interesse kapazitär unterausgelasteter traditioneller<br />
Infrastrukturen an einem hohen <strong>Wasser</strong>durchsatz<br />
stellt kein nachhaltiges Anliegen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
dar <strong>und</strong> sollte daher die <strong>Wasser</strong>politik langfristig nicht<br />
anleiten. Einrichtungsinteressen <strong>und</strong> öffentliche Interessen<br />
sollten hier nicht vermischt werden, da sie im Widerspruch<br />
zueinander stehen können. Die Kritik ist in der<br />
kurzen Frist verständlich, darf jedoch nicht die langfristig<br />
notwendigen Entscheidungen über eine nachhaltige<br />
Infrastruktur verzerren. Es ist Aufgabe einer langfristigen,<br />
nachhaltigen Infrastrukturplanung, sich dem veränderten,<br />
nachhaltigen Bedarf anzupassen, <strong>und</strong> nicht<br />
etwa dauernde Aufgabe der <strong>Wasser</strong>verbraucher, historische<br />
Infrastrukturkapazitäten jeweils auszulasten [33].<br />
3.3 Preiselastizitäten<br />
Gegen die Wirksamkeit einer lenkenden Abgabe wird<br />
zudem die angeblich geringe Preiselastizität der <strong>Wasser</strong>nachfrage<br />
privater Haushalte angeführt [9] 6 : So wird<br />
häufig angenommen, dass im Konsumentensektor<br />
kurzfristig selbst relativ hohe Abgabensätze nur zu<br />
einem geringen Einspareffekt führen. Empirische Schätzungen<br />
der Preiselastizität zeigen aber eine erhebliche<br />
Spannbreite von überwiegend –0,2 bis –0,8, zum Teil<br />
sogar in den elastischen Bereich hinein [38, 39, 40, 41,<br />
42]. Für die Mehrzahl der Verbraucher ist der <strong>Wasser</strong>preis<br />
zudem institutionell ein kaum wahrnehmbares<br />
Signal, das in jährlichen Betriebskostenabrechnungen<br />
nach verbrauchsfernen Umlagemaßstäben jedes Lenkungspotenzial<br />
einbüßen muss; Wirkungsbrüche in der<br />
Preissignalkette erschweren hier eine spürbare Nachfragereaktion<br />
[3, 38]. Im Übrigen gilt, dass auch eine<br />
geringe Preiselastizität, die eine hohe Zahlungsbereitschaft<br />
für ein Gut zum Ausdruck bringt, nicht ohne Lenkungseffekte<br />
bleibt, selbst wenn kurzfristige (technische)<br />
Substitutionen unterbleiben [43]: Denn entsprechend<br />
hoch sind die rentabilitätsbelastenden Zahllasten<br />
aus der <strong>Wasser</strong>nutzung, die Grenzanbieter zum<br />
5<br />
Die Rolle von Klimaveränderungen als neuartige Legitimation<br />
für eine vorsorgende, insbesondere wassersparende Bewirtschaftung<br />
von <strong>Wasser</strong>ressourcen betont auch Kürschner-Pelkmann<br />
[33, 34], der es vor diesem Hintergr<strong>und</strong> für „unverantwortlich“<br />
hält, „zu vermehrtem Trinkwasserverbrauch zu ermutigen“.<br />
6<br />
Mit Blick auf Umweltabgaben allgemein auch [35, 36, 37].<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 843
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Marktaustritt bewegen oder zu Innovationen anreizen<br />
können. Im gewerblichen Bereich sorgen sek<strong>und</strong>äre<br />
Markt- <strong>und</strong> Preiseffekte sowie Innovationsanreize langfristig<br />
für einen Strukturwandel in wasserintensiven<br />
Produktionen. Die Nachfrageelastizitäten bei den ge -<br />
werblichen <strong>Wasser</strong>entnehmern sind zudem überaus<br />
heterogen <strong>und</strong> gestatten dadurch ein größeres Wirkungspotenzial<br />
der Abgabe als im Bereich privater<br />
Haushalte.<br />
4. Schlussfolgerung für Zielsetzung <strong>und</strong><br />
Legitimation einer <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe<br />
<strong>Wasser</strong>knappheit ist in ökonomischer Hinsicht – trotz<br />
eines mehr als ausreichenden potenziellen Dargebots –<br />
auch in Deutschland gegeben; sie darf nicht mit „<strong>Wasser</strong>mangel“<br />
verwechselt werden. Relevant ist ohnehin<br />
nur ein raum-zeitlich verfügbares Dargebot, <strong>und</strong> auch<br />
dieses darf aus ökologischen Gründen nicht beliebig<br />
„angespannt“ werden. <strong>Wasser</strong>dienste sind – anders als<br />
es das globale Dargebotskonzept nahe legt – gerade<br />
keine homogenen Güter ohne Zeit- <strong>und</strong> Raumbezug.<br />
Schon gar nicht sind sie gesellschaftlich „kostenlos“. Es<br />
ist daher sinnvoll, den entnehmenden Nutzern von <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
diese ökonomische Knappheit durch eine<br />
lenkende <strong>Wasser</strong>entnahmeabgabe anzuzeigen <strong>und</strong> –<br />
neben anderen, oben beschriebenen Funktionen des<br />
Preises – auch auf eine Verringerung der Ressourcennutzung<br />
hinzuwirken, nämlich auf ineffiziente <strong>Wasser</strong>inanspruchnahmen<br />
zu verzichten, bei denen die Nützlichkeit<br />
der Inanspruchnahme die Ressourcenkosten nicht<br />
aufwiegen kann. Auch das (Teil-) Lenkungsziel „<strong>Wasser</strong>sparen“<br />
ist mithin keineswegs obsolet. Kurzfristige Auslastungsinteressen<br />
der <strong>Wasser</strong>infrastruktur sind zwar<br />
relevant, dürfen aber den langfristigen <strong>Wasser</strong> bedarf<br />
nicht anleiten. Angeblich zu geringe Preiselastizi täten<br />
stehen dem Lenkungszweck nicht entgegen.<br />
Der Lenkungsauftrag der <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
bleibt daher vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Leitbildes einer<br />
nachhaltigen <strong>und</strong> vorsorgenden Ressourcenbewirtschaftung<br />
weiterhin bestehen [45]. Durch die Erfordernisse<br />
der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie (Anlastung von<br />
Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenkosten, Orientierung am Verursacherprinzip<br />
<strong>und</strong> regional differenzierte, vorsorgende<br />
Ressourcenbewirtschaftung) <strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
künftiger Unsicherheiten über regionale <strong>und</strong> zeitliche<br />
Klimaauswirkungen auf den <strong>Wasser</strong>haushalt sind effiziente<br />
Knappheitsanzeiger unentbehrlich. Im Lichte von<br />
Art. 9 WRRL würde umgekehrt eine Abschaffung der<br />
bestehenden <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte eine Begründungs-<br />
<strong>und</strong> Darlegungspflicht ergeben, die jedoch<br />
kaum auszufüllen wäre [1]. Darüber hinaus entsteht<br />
durch die anstehenden Maßnahmenprogramme der<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie ein erheblicher Finanzbedarf.<br />
Die Deckung der entstehenden Kosten kann zumindest<br />
in Teilen durch die Entnahmeabgabe auf eine verursachergerechte<br />
Weise realisiert werden. Auch in ihrer<br />
Finanzierungsfunktion erfüllen <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
insofern dauerhaft wichtige wasserpolitische Aufgaben.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken Dr. Johannes Schiller <strong>und</strong> Dr. Stefan Geyler für<br />
wertvolle Hinweise <strong>und</strong> Anregungen.<br />
Literatur<br />
[1] Gawel, E., Köck, W. et al.: <strong>Wasser</strong>nutzungsabgaben. Weiterentwicklung<br />
von <strong>Abwasser</strong>abgabe <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten<br />
zu einer umfassenden <strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe,<br />
Berlin 2011.<br />
[2] Ginzky, H., Bothe, B. <strong>und</strong> Richter, S.: <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte<br />
– Ökonomische <strong>und</strong> verfassungs- <strong>und</strong> europarechtliche<br />
Aspekte. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 146 (2005) Nr. 12, 945–952.<br />
[3] Bergmann, E. <strong>und</strong> Werry, S.: Der <strong>Wasser</strong>pfennig, Berlin 1989.<br />
[4] Leist, H.-J.: <strong>Wasser</strong>versorgung in Deutschland. Kritik <strong>und</strong><br />
Lösungsansätze, München 2007.<br />
[5] Leist, H.-J. <strong>und</strong> Magoulas, G.: <strong>Wasser</strong> sparen in Deutschland<br />
ist Unsinn. Frankfurter R<strong>und</strong>schau, 22.03.2002.<br />
[6] RWW Rheinisch Westfälische <strong>Wasser</strong>werksgesellschaft mbh:<br />
<strong>Wasser</strong>sparen. Macht <strong>Wasser</strong> sparen Sinn? http://www.rww.<br />
de/index.php?id=125, abgerufen am 22.1.2011.<br />
[7] Euler, W.: Das Berliner Gr<strong>und</strong>wasserentnahmeentgelt <strong>und</strong><br />
die Berliner Gr<strong>und</strong>wassersituation. Betriebs-Berater 1998,<br />
S. 1087–1091; kritisch auch Kirchhof, F.: Die Tauglichkeit von<br />
Abgaben zur Lenkung des Verhaltens. In: Deutsches Verwaltungsblatt<br />
115 (2000), S. 1166-1175, 1173.<br />
[8] Kleinhubbert, G: Schwacher Strahl. Der Spiegel 39 (2010),<br />
S. 56–57.<br />
[9] Neumüller, J.: Wirksamkeit von Gr<strong>und</strong>wasserabgaben für den<br />
Gr<strong>und</strong>wasserschutz. Am Beispiel des B<strong>und</strong>eslandes Hessen,<br />
Darmstadt 2000.<br />
[10] Geiler, N.: <strong>Wasser</strong>sparen <strong>und</strong> Virtuelles <strong>Wasser</strong> – unser „verborgener“<br />
<strong>Wasser</strong>konsum, o. O. 2008.<br />
[11] Ewringmann, D. <strong>und</strong> Schafhausen, F.: Abgaben als ökonomischer<br />
Hebel in der Umweltpolitik, Berlin 1985.<br />
[12] Reinhardt, M.: Das wasserhaushaltsgesetzliche System der<br />
Eröffnungskontrollen unter besonderer Berücksichtigung<br />
bergrechtlicher Sachverhaltsgestaltungen. Natur <strong>und</strong> Recht<br />
1999, S. 134–143.<br />
[13] Reinhardt, M.: <strong>Wasser</strong>behördliche Zulassungsentscheidungen<br />
vor <strong>und</strong> nach der Föderalismusreform. Verwaltungs-<br />
Archiv 2009, S. 6–20.<br />
[14] Scheidler, A.: Beschränkungen landwirtschaftlicher Nutzungen<br />
durch die Festsetzung von <strong>Wasser</strong>schutzgebieten. Natur<br />
<strong>und</strong> Recht 2006, S. 631-636.<br />
[15] Breuer, R.: Die Kostenlast bei <strong>Wasser</strong>schutzgebietsfestsetzungen.<br />
Natur <strong>und</strong> Recht 1998, S. 337-347.<br />
[16] Gawel, E.: Steigerung der Kosteneffizienz im Umweltordnungsrecht.<br />
Instrumentelle Alternativen, Erfolgsaussichten<br />
<strong>und</strong> Grenzen. Die Verwaltung 32 (1999), S. 179-215.<br />
[17] UBA: Daten zur Umwelt. <strong>Wasser</strong>ressourcen <strong>und</strong> ihre Nutzung,<br />
Dessau 2009. http://www.umweltb<strong>und</strong>esamt-datenzur-umwelt.de/umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent<br />
=2303, abgerufen am 20.1.2011.<br />
[18] Bonus, H.: Eine Lanze für den <strong>Wasser</strong>pfennig. Wirtschaftsdienst<br />
1986, S. 451–455.<br />
September 2011<br />
844 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
FACHBERICHTE<br />
[19] Flinspach, D.: <strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, München<br />
1996.<br />
[20] Raskin, P., Gleick, P. H., Kirshen, P., Pontius, R. G. Jr. and Strzepek,<br />
K.: Comprehensive assessment of the freshwater resources<br />
of the world. Stockholm Environmental Institute, Sweden.<br />
Document prepared for the fifth session of the United<br />
Nations Commission on Sustainable Development, 1997.<br />
[21] EEA: Water resources across Europe – confronting water<br />
scarcity and drought, EEA Report 2/2009, Copenhagen 2009.<br />
[22] Falkenmark, M., L<strong>und</strong>qvist, J. and Widstrand, C.: Macro-Scale<br />
Water Scarcity requires Micro-Scale Approaches: Aspects of<br />
Vulnerability in Semi-Arid Development, in: Natural Resources<br />
Forum 13 (1989), p. 258–267.<br />
[23] Meigh, J., McKenzie, A. and Sene, K.: A Grid-Based Approach to<br />
Water Scarcity – Estimates from Eastern and Southern Africa,<br />
in: Water Resources Management 13 (1999), p. 85–115.<br />
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Worlds: Technical Descriptions of Bending the Curve Scenarios,<br />
Stockholm Environment Institute, PoleStar Series<br />
Report No. 9, 1998.<br />
OECD: OECD Environmental Indicators – Towards Sustainable<br />
Development, Paris 2001.<br />
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des Binnenlandes, www.hy drogeographie.de,<br />
abgerufen am 22.1.2011.<br />
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1981.<br />
[27] Wacker, H. <strong>und</strong> Blank, J. E.: Ressourcenökonomik, München<br />
1999.<br />
[28] Landesumweltamt Brandenburg (LUA): Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />
Bericht zur Bestandsaufnahme für das<br />
Land Brandenburg, Potsdam 2005.<br />
[29] Suckow, F., Lasch, P. <strong>und</strong> Badeck, F.-W.: Auswirkungen von Klimaveränderungen<br />
auf die Gr<strong>und</strong>wasserneubildung, Potsdam<br />
2002, www.pik-potsdam.de/topik/t6scs/safe/home/<br />
publications/ klima_wasser.pdf., abgerufen am 23.01.2011.<br />
[30] UBA: <strong>Wasser</strong>wirtschaft in Deutschland. Teil 1: Gr<strong>und</strong>lagen,<br />
Berlin 2000.<br />
[31] B<strong>und</strong>/Länder-Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>: Strategiepapier<br />
„Auswirkungen des Klimawandels auf die <strong>Wasser</strong>wirtschaft.<br />
Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen“, o. O.<br />
2010.<br />
[32] UBA: Klimaauswirkungen <strong>und</strong> Anpassung in Deutschland –<br />
Phase 1: Erstellung regionaler Klimaszenarien für Deutschland,<br />
Dessau 2008.<br />
[33] Kürschner-Pelkmann, F.: Das <strong>Wasser</strong>buch, 2. Aufl., Frankfurt/M.<br />
2007. Siehe auch Wissen, M.: <strong>Wasser</strong>mangel im Überfluss –<br />
zum Spannungsverhältnis von Infrastruktur- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>haushaltsproblemen.<br />
In: Bernhardt, C., Kilper, H., Moss, T.<br />
(Hrsg.): Im Interesse des Gemeinwohls. Regionale Gemeinschaftsgüter<br />
in Geschichte, Politik <strong>und</strong> Planung.<br />
Frankfurt/M./New York 2009, S. 115–152.<br />
[34] Kürschner-Pelkmann, F.: <strong>Wasser</strong>sparen überflüssig? Sinnvoller<br />
Umgang mit dem kühlen Nass, www.wasser-<strong>und</strong>-mehr.<br />
de/meldungen-archiv/aktuelles/123-wassersparen.html,<br />
abgerufen am 22.1.2011.<br />
[35] Balmes, F. R.: Verfassungsmäßigkeit <strong>und</strong> rechtliche Systematisierung<br />
von Umweltsteuern, Köln 1997.<br />
[36] Hey, J.: Rechtliche Zulässigkeit von Umweltabgaben unter<br />
dem Vorbehalt ihrer ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen Wirksamkeit.<br />
Steuer <strong>und</strong> Wirtschaft 75 (1998), S. 32-54.<br />
[37] Lang, J.: Der Einbau umweltpolitischer Belange in das Steuerrecht.<br />
Breuer, R. et al. (Hrsg.): Umweltschutz durch Abgaben<br />
<strong>und</strong> Steuern, Heidelberg 1992, S. 55–89.<br />
[38] Ansmann, T.: Simulation der Haushaltswassernachfrage im<br />
Elbegebiet, Berlin 2010.<br />
[39] Arbués, F., García-Valiñas, M. À. and Martínez-Espiñeira, R.:<br />
Estimation of residential water demand, a state-of-the-art<br />
review, in: Journal of Socio-Economics 32 (2003), p. 81–102.<br />
[40] Dalhuisen, J. M., Florax, R., de Groot, H. and Nijkamp, P.: Price<br />
and Income Elasticities of Residential Water Demand: A<br />
Meta-Analysis, in: Land Economics 79 (2003), p. 292–308.<br />
[41] Espey, M., Espey, J. and Shaw, W.D.: Price elasticity of residential<br />
demand for water, A meta-analysis. Water Resources<br />
Research 33 (1997), p. 1369–1374.<br />
[42] Schleich, J. and Hillenbrand, T.: Determinants of residential<br />
water demand, in: Ecological Economics (2008), p. 1756–<br />
1769.<br />
[43] Gawel, E.: Steuerinterventionismus <strong>und</strong> Fiskalzweck der<br />
Besteuerung. Lenkung <strong>und</strong> Finanzierung als Problem lenkender<br />
(Umwelt-) Steuern. Steuer <strong>und</strong> Wirtschaft 78 (2001),<br />
S. 26–41.<br />
[44] Geyler, S.: Ökonomisch-ökologische Bewertung von regionalen<br />
Trinkwasserschutzoptionen, Frankfurt a. M., 2008.<br />
[45] Ewringmann, D., Vormann, M.: Ausgestaltungsoptionen für<br />
ein <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelt in Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
2003.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 06.03.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Prof. Dr. Erik Gawel<br />
E-Mail: erik.gawel@ufz.de |<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />
Department Ökonomie |<br />
Permoser Straße 15 |<br />
D-04318 Leipzig<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marcel Fälsch<br />
E-Mail: faelsch@wifa.uni-Leipzig.de<br />
Universität Leipzig |<br />
Institut für Infrastruktur <strong>und</strong> Ressourcenmanagement |<br />
Grimmaische Straße 12 |<br />
D-04109 Leipzig<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 845
FACHBERICHTE<br />
Kommentar<br />
Kommentar<br />
zum Aufsatz „<strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte zwischen <strong>Wasser</strong>sparen<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>dargebot: Ist Ressourcenschonung eine sinnvolle Zielsetzung<br />
für <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelte?“ von E rik Gawel <strong>und</strong> Marcel Fälsch<br />
Wolfgang Merkel<br />
Die Arbeit ist eine hervorragende Quellenauswertung<br />
vor allem für Volkswirtschaftler. Hinsichtlich ihrer Relevanz<br />
bleibt sie im Theoretischen hängen: Die Abhängigkeiten<br />
werden plausibel gemacht, aber nicht nachgewiesen,<br />
da die Quantifizierung der vermuteten<br />
Effekte völlig fehlt.<br />
Die <strong>Wasser</strong>abgabe war als Finanzierungsinstrument<br />
eingerichtet worden zwecks Subventionierung ordnungsmäßiger<br />
Landwirtschaft. Letzterer Effekt<br />
wurde weitgehend verpasst. Das <strong>Wasser</strong>sparen war<br />
nicht gemeint (allenfalls als Zusatzbegründung<br />
ergänzt).<br />
Allokationseffekte verschwinden hinter dem Bewirtschaftungsauftrag<br />
der <strong>Wasser</strong>behörden.<br />
Im <strong>Wasser</strong>preis verschwindet die Abgabe (ausgenommen<br />
Berlin wegen der besonderen Höhe) <strong>und</strong><br />
wird so nicht wirksam beim Privatk<strong>und</strong>en. Die Industrie<br />
spart, weil das <strong>Wasser</strong> ein wichtiger Kostenfaktor<br />
ist, nicht wegen des kleinen Abgabenaufschlags.<br />
Die Abgabe steht im Widerspruch zu Art. 9 WRRL, da<br />
sie gerade umweltbezogene Kosten nicht auszugleichen<br />
in der Lage ist.<br />
So bleibt also nur das Behördeninteresse am Geld!<br />
Der Beitrag weist auf diese Einschränkungen der<br />
Aussagen richtig hin, zieht aber nicht die Konsequenz in<br />
einer Evaluierung der erwarteten Effekte.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-lng. Wolfgang Merkel<br />
E:-Mail: merkel.w@t-online.de |<br />
Klagenfurter Ring 1 a |<br />
D-65187 Wiesbaden<br />
Zeitschrift KA – <strong>Abwasser</strong> · Abfall<br />
In der Ausgabe 9/2011 lesen Sie u. a. fol gende Bei träge:<br />
Liebscher u. a.<br />
Krause u. a.<br />
Schneider u. a.<br />
Pauly u.a.<br />
Gawel<br />
Felmeden u. a.<br />
Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten – Untersuchung von Materialien <strong>und</strong> Systemen<br />
zur Abdichtung <strong>und</strong> Beschichtung – Teil 2: Lokale Abdichtungsmaßnahmen<br />
Untersuchungen zum Ressourcen schonenden Betrieb von Membranbelebungsanlagen<br />
(MBR) – Optimierungen hinsichtlich Energie- <strong>und</strong> Chemikalienbedarf<br />
Untersuchungen zu Vorkommen, Quellen <strong>und</strong> Eliminationsmöglichkeiten bestimmter<br />
gefährlicher Stoffe in kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen<br />
Abbau von organischen Schadstoffen bei der Klärschlammbehandlung in<br />
Pflanzenbeeten<br />
Zur Zukunft von Niederschlagswasser- <strong>und</strong> Kleineinleiterabgabe<br />
Effizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit kommunaler <strong>Wasser</strong>-Infrastrukturen<br />
September 2011<br />
846 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Know-how für<br />
Trinkwasser-Experten<br />
Mikrobiologie des Trinkwassers<br />
Gr<strong>und</strong>legendes Fachwissen zum Betrieb einer seuchenhygienisch<br />
einwandfreien Trinkwasserversorgung<br />
Gr<strong>und</strong>lagenwerk mit den gesammelten Erkenntnissen zur hygienisch einwandfreien<br />
Gewinnung, Aufbereitung <strong>und</strong> Verteilung von Trinkwasser.<br />
Um eine seuchenhygienisch zuverlässige Trinkwasserversorgung betreiben<br />
zu können, erfordert dies Kenntnisse über Risiken durch Krankheitserreger, deren<br />
Vorkommen <strong>und</strong> Ausbreitung mit dem <strong>Wasser</strong>. Es werden allgemein verständlich<br />
Kenntnisse zum Betrieb einer zuverlässigen <strong>Wasser</strong>versorgung vermittelt, die sich<br />
aus Beobachtungen von Epidemien <strong>und</strong> ähnlichen<br />
Zwischenfällen ableiten.<br />
D. Schoenen<br />
1. Auflage 2011, ca. 250 Seiten, Hardcover<br />
Trinkwasserdesinfektion<br />
Vorstellung aller relevanten Verfahren, Anlagen <strong>und</strong> Geräte, die<br />
zur Trinkwasserdesinfektion <strong>und</strong> -kontrolle eingesetzt werden.<br />
Neben der Desinfektion mit chemischen Mitteln wie Chlor, Chlordioxid<br />
<strong>und</strong> Ozon werden auch die praxisrelevanten physikalischen Verfahren wie<br />
UV-Bestrahlung <strong>und</strong> Membranfiltration behandelt. Übersichtliche Ergebnisdarstellungen<br />
mit Tabellen zur Beurteilung nach Trinkwasserverordnung<br />
<strong>und</strong> abschließendem Kostenvergleich.<br />
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wird mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />
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oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt<br />
die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
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Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst <strong>und</strong> gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom Oldenbourg Industrieverlag oder vom<br />
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FACHBERICHTE Hydraulik<br />
Optimierung der geometrischen<br />
Parameter der walzenförmigen <strong>und</strong><br />
kegelförmigen Wirbelkammer<br />
in Wirbeldrosselanlagen<br />
Hydraulik, Umweltschutztechnik, Druckverluste, Wirbeldrossel, Modelversuche<br />
Andrzej Kotowski <strong>und</strong> Patryk Wójtowicz<br />
In dieser Arbeit werden Untersuchungen an Wirbeldrosseln<br />
dargestellt, die in der Umweltschutztechnik<br />
als Regler des Durchflussvolumens Anwendung finden.<br />
Anhand von Modelluntersuchungen wurde der<br />
Einfluss der geometrischen Parameter der walzen<strong>und</strong><br />
kegelförmigen Wirbelkammer, des Einlaufdüsendurchmessers<br />
<strong>und</strong> der Auslauföffnung auf die Charakteristik<br />
der Fluidströmung dargestellt. Die untersuchten<br />
Abhängigkeiten dienen zur hydraulischen<br />
Optimierung der Konstruktionsparameter der Wirbeldrosseln<br />
im Hinblick auf die maximale Drosselleistung.<br />
Optimization of Geometric Parameters of<br />
the Cylindrical and Conical Vortex Chamber on<br />
Vortex Valves<br />
The paper focuses on vortex valves used in the environmental<br />
engineering for flow throttling. The methodology<br />
and selected test results of a semi pilot-plant<br />
scale are presented. The investigated effects on the<br />
flow characteristics included geometric parameters of<br />
the cylindrical and conical vortex chamber as well as<br />
the inlet and outlet diameter. The examined functional<br />
parameters allow for optimization of the<br />
hydraulic design of the vortex chambers by maximizing<br />
the throttling effect of the devices.<br />
Optymalizacja parametrów geometrycznych cylindrycznych i stożkowych<br />
komór wirowych regulatorów dławiących<br />
Przedmiotem pracy są regulatory wirowe stosowane w inżynierii ochrony środowiska do dławienia strumienia<br />
objętości cieczy. Przedstawiono metodologię i wybrane wyniki badań modelowych w skali półtechnicznej dotyczących<br />
wpływu parametrów geometrycznych cylindrycznej i stożkowej komory wirowej oraz średnicy<br />
króćca dopływowego i średnicy otworu odpływowego na charakterystykę przepływu cieczy. Zbadane zależności<br />
funkcyjne umożliwiają optymalizację hydrauliczną parametrów konstrukcyjnych komór wirowych przedmiotowych<br />
regulatorów ze względu na maksymalizację efektu dławienia.<br />
1. Einführung<br />
Wirbeldrosseln für Gas- <strong>und</strong> Flüssigkeiten werden vor<br />
allem zur Drosselung der Massen- oder Volumenströmung<br />
eingesetzt. In herkömmlichen Drosselorganen,<br />
wie z.B. Blenden oder Ventilen, verläuft dies ohne Rücksicht<br />
auf die Querschnittsverminderung der Leitung, in<br />
der sie montiert werden. Infolgedessen kann dies zu<br />
Verstopfungen führen, insbesondere wenn es um verunreinigte<br />
Flüssigkeiten geht (z. B. <strong>Abwasser</strong>). Darüber<br />
hinaus vermindern bewegliche mechanische Elemente<br />
die Betriebssicherheit solcher Anlagen. In Wirbeldrosseln<br />
hingegen treten solche Nachteile nicht auf. Hier<br />
wird die Energie der durchströmenden Flüssigkeit zur<br />
Verwirbelung in der Anlage ausgenutzt, infolgedessen<br />
sie einen erhöhten Durchflusswiderstand erzeugt. Die<br />
Wirbeldrosseln besitzen eine <strong>einfach</strong>e Konstruktion, da<br />
keine innere Verengung <strong>und</strong> keine beweglichen Elemente<br />
vorhanden sind, was wiederum eine sehr hohe<br />
Betriebssicherheit garantiert.<br />
In der Umweltschutztechnik lassen diese Anlagen<br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong> zuverlässig in solchen Objekten<br />
wie Pumpenstationen, <strong>Wasser</strong>aufbereitungsstationen,<br />
Kläranlagen, Speicherbecken, Regenentlastungsbauwerken<br />
sowie in Separatoren fließen <strong>und</strong> einstellen [1,<br />
2, 3]. Beispielsweise können Wirbeldrosseln in den<br />
Kanalisationsleitungen verwendet werden, wo ein<br />
Schutz der tiefer liegenden Elemente vor einer hydraulischen<br />
Überlastung benötigt wird (z. B. in Kläranlagen).<br />
Die Wirbeldrosseln werden auch im <strong>Wasser</strong>bau verwendet,<br />
als Anlage für Energiereduzierung im Gr<strong>und</strong>ablass<br />
September 2011<br />
848 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Hydraulik<br />
FACHBERICHTE<br />
[2]. Wirbelkammerdioden werden auch zur effizienten<br />
Druckstoßdämpfung in Rohrleitungssystemen eingesetzt<br />
[4].<br />
2. Ziel <strong>und</strong> Untersuchungsbereich<br />
Die Wirkung der Wirbeldrossel hängt von vielen Variablen<br />
ab. Hierzu zählen insbesondere die Konstruktionsparameter<br />
der walzenförmigen <strong>und</strong> kegelförmigen Wirbelkammer<br />
(Bild 1). Für die praktische Anwendung,<br />
besonders in der Umweltschutztechnik [5, 6, 7], ist es<br />
zwingend notwendig, die hydraulischen Charakteristiken<br />
dieser Drosselorgane <strong>und</strong> damit den Zusammenhang<br />
der qualitativen <strong>und</strong> quantitativen geometrischen<br />
Parameter auf die Drosselwirkung zu bestimmen.<br />
Der Druckverlust Δp in der Wirbeldrossel ist von folgenden<br />
physikalischen Größen abhängig: Flüssigkeitsdichte<br />
(ρ), dynamische Viskosität (μ w ), Erdbeschleunigung<br />
(g), Durchflussvolumen (q v ), Radius der Wirbelkammer<br />
(R = D/2), Radius der Flüssigkeitsverwirbelung<br />
am Einlauf (R o = R – r in ), Radius des Einlaufstutzens (r in )<br />
<strong>und</strong> Radius der Auslauföffnung (r out ), Höhe der Wirbelkammer<br />
(h c ), Dicke der Auslaufkante (s) <strong>und</strong> Rauheit der<br />
Wirbeldrosselwände (k). Die Anwendung der Dimensionsanalyse<br />
führt auf folgende Formel für Druckverluste:<br />
2<br />
q<br />
Δp = ζ Vρ<br />
[Pa] (1)<br />
2<br />
2Ain<br />
mit: A in = πr 2 in = Flächenquerschnitt des Einlaufstutzens,<br />
<strong>und</strong> ζ = Verlustbeiwert, der die Funktion der folgenden<br />
dimensionslosen Ähnlichkeitskennzahlen <strong>und</strong> Parameter<br />
bildet. Wird eine Veränderung des Winkels θ des<br />
Zulaufstroms ausgeschlossen, so ergibt die Dimensionsanalyse<br />
für ζ:<br />
Re Fr<br />
R R r h s k<br />
= ⎛ ⎝ ⎜<br />
⎞<br />
o out c<br />
ζ ζ , , , , , , ⎟ [1] (2)<br />
rin<br />
rin<br />
rin<br />
rin rin rin<br />
⎠<br />
mit: Re = Reynoldszahl: Re = 2ρq v /πμ w r in ,<br />
Fr = Froude-Zahl: Fr = q 2 v/2gπ 2 r in5 ,<br />
Aus Gleichung (1) folgt:<br />
qV = μAin 2gΔ H [m³/s] (3)<br />
mit: μ = Durchflusskoeffizient: μ = 1/ ζ ,<br />
ΔH = Gesamthöhe der Druckverluste in der Anlage.<br />
Bild 1. Wirbeldrossel: walzenförmig – Seitenriss, kegelförmig –<br />
Aufsicht (γ = Flüssigkeits-Sprühwinkel; d a = Durchmesser des Luftkerns;<br />
andere Bestimmungen im Text).<br />
In hydrodynamischen Wirbeldrosseln ist der Wert<br />
des Durchflusskoeffizienten (μ) vom Drehimpuls abhängig:<br />
Je größer er ist, desto kleiner ist der Wert μ <strong>und</strong> der<br />
hydraulische Widerstand der Anlage (ζ) wird größer.<br />
Der Zulaufstrom, der durch das Einlaufstück fließt<br />
(Bild 1), stößt gegen die in der Drosselkammer rotierende<br />
Flüssigkeitsschicht. Wenn berücksichtigt wird,<br />
dass der Impuls am Einlaufradius (R o ), also am Eingang<br />
zur Wirbelkammer eine Drallströmung hervorruft <strong>und</strong><br />
die dominierende Umfangsgeschwindigkeit vom Flächeninhalt<br />
des Einlaufsstutzens (r in2 ) abhängt <strong>und</strong> weiterhin<br />
die Zentrifugalkraft in der Drallströmung umgekehrt<br />
proportional zur dritten Potenz des Radius am<br />
Auslauf (r out3 ) ist, so ergibt sich folgender Zusammenhang<br />
der Geometriegrößen:<br />
2<br />
2<br />
Ro cosθrin<br />
2Rocosθdin<br />
K =<br />
=<br />
[1] (4)<br />
3<br />
3<br />
rout<br />
dout<br />
Dabei ist K eine weitere dimensionslose geometrische<br />
Kennzahl der Wirbeldrossel, die sich ergibt, wenn<br />
zusätzlich der Eintrittswinkel θ berücksichtigt wird (vgl.<br />
Bild 1 rechts). Damit nimmt die Funktion des Koeffizienten<br />
μ (analog zu ζ) der untersuchten Wirbeldrossel folgende<br />
Gestalt an:<br />
⎛<br />
μ μ Re Fr K D Ro<br />
dout<br />
= , , , , , , h s k ⎞<br />
c<br />
⎜<br />
, , ,cosθ⎟ [1] (5)<br />
⎝<br />
din<br />
din<br />
din<br />
din din din<br />
⎠<br />
Für kegelförmige Wirbeldrosseln verursacht eine<br />
Winkeländerung (θ < 90°) des Einlaufstutzens in die<br />
Wirbelkammer eine Änderung des Drehimpulses um<br />
den Wert cosθ. Im Fall der walzenförmigen Wirbeldrossel<br />
θ = 0° erhalten wir cosθ = 1, was die universelle<br />
Anwendbarkeit von K nach (4) deutlich werden lässt.<br />
Die durchgeführten Modelluntersuchungen der Wirbeldrossel<br />
mit walzen- <strong>und</strong> kegelförmiger Wirbelkammerform<br />
hatten zum Ziel, den Einfluss der geometrischen<br />
Parameter auf den Wirkungsgrad der Drosselung<br />
zu bestimmen. Hierzu zählen der Durchmesser <strong>und</strong> die<br />
Höhe der Wirbelkammer in Verbindung mit dem Durchmesser<br />
des Einlaufsstutzens <strong>und</strong> der Auslauföffnung. In<br />
19 Serien (Tab. 1) wurden zwei Modelle der walzenförmigen<br />
Wirbeldrosseln für die Durchmesser des Einlaufstücks<br />
d in = 30, 50 <strong>und</strong> 80 mm <strong>und</strong> folgende dimensionslose<br />
Konstruktionsparameter: d out /d in [0,375; 2,67];<br />
h c /d in [1,4; 8,73]; D/d in [3,63; 9,67] <strong>und</strong> R o /d in [1,31;<br />
4,33] untersucht. Für die Höhe der Wirbelkammer h c <br />
[62, 312] mm betrug der Durchmesser der Wirbelkammer<br />
D = 290 mm <strong>und</strong> die Kantendicke der Auslauföffnung<br />
s = 10 mm. Es wurden auch zwei Modelltests der<br />
Wirbeldrossel in einem kleineren Maßstab (Nr. 20 <strong>und</strong><br />
21 – Tab. 1) mit D/d in = 2 <strong>und</strong> 3 <strong>und</strong> R o /d in = 0,5 <strong>und</strong> 1,0<br />
für h c /d in = 1, d out /d in = 1 – mit d in = 20 mm durchgeführt.<br />
In der Tabelle 1 sind die 21 Varianten der Konstruktionsparameter<br />
der untersuchten Modelle der walzenförmigen<br />
Wirbeldrossel zusammengestellt.<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 849
FACHBERICHTE Hydraulik<br />
Tabelle 1. Konstruktionsparameter der untersuchten<br />
walzenförmigen Wirbel drossel.<br />
Serie d in [mm] d out /d in h c /d in D/d in R o /d in<br />
1 30 1,00 2,07 9,67 4,33<br />
2 30 1,67 2,07 9,67 4,33<br />
3 30 2,67 2,07 9,67 4,33<br />
4 50 0,60 1,64 5,80 2,40<br />
5 50 1,00 1,64 5,80 2,40<br />
6 50 1,60 1,64 5,80 2,40<br />
7 80 0,38 1,40 3,63 1,31<br />
8 80 0,63 1,40 3,63 1,31<br />
9 80 1,00 1,40 3,63 1,31<br />
10 30 1,00 8,73 9,67 4,33<br />
11 30 1,67 8,73 9,67 4,33<br />
12 30 2,67 8,73 9,67 4,33<br />
13 50 0,60 5,64 5,80 2,40<br />
14 50 1,00 5,64 5,80 2,40<br />
15 50 1,60 5,64 5,80 2,40<br />
16 80 0,38 3,90 3,63 1,31<br />
17 80 0,63 3,90 3,63 1,31<br />
18 80 1,00 3,90 3,63 1,31<br />
19 30 1,00 5,80 9,67 4,33<br />
20 20 1,00 1,00 2,00 0,50<br />
21 20 1,00 1,00 3,00 1,00<br />
Für die kegelförmigen Wirbeldrosseln wurden<br />
81 Varianten untersucht. Für den Durchmesser des Einlaufstutzens<br />
wurden d in =30, 50 <strong>und</strong> 80 mm gewählt. Die<br />
dimensionslosen Konstruktionsparameter sind in<br />
Tabelle 2 wiedergegeben. Es wurden Einlaufstutzenwinkel<br />
von θ = 30, 45 <strong>und</strong> 60 o untersucht. Für θ = 30°<br />
ergab sich der höchste hydraulische Widerstand. Für<br />
die Wirbelkammerhöhe h c = 140, 280 <strong>und</strong> 420 mm,<br />
betrug der Durchmesser der größeren Kegelgr<strong>und</strong>fläche<br />
D = 290 mm, <strong>und</strong> die Kantendicke (Abschrägung)<br />
der Auslauföffnung (in einer kleineren Kegelgr<strong>und</strong>fläche<br />
– Öffnung mit Durchmesser von d out ) betrug<br />
s = 2 mm.<br />
3. Analyse <strong>und</strong> Interpretation der Ergebnisse<br />
der Modell untersuchungen<br />
3.1 Freie Strömungen <strong>und</strong> Wirbelströmungen<br />
In Wirbeldrosseln unterscheiden wir zwei Arten von<br />
Strömungen: die „freie“ Strömung (ohne Wirbel) <strong>und</strong> die<br />
Drall- oder Wirbelströmung. Mit zunehmender Froude<strong>und</strong><br />
Reynoldszahl nimmt auch der Wert des Durchflusskoeffizienten<br />
zu <strong>und</strong> erreicht den maximalen Wert,<br />
wenn die freie Strömung die Wirbelströmung übergeht<br />
(bei Werten Fr 1 <strong>und</strong> Re 1 ). Der Übergang zwischen den<br />
beiden Strömungsformen entsteht bei sehr kleinen<br />
Tabelle 2. Konstruktionsparameter der untersuchten<br />
kegelförmigen Wirbel drossel.<br />
Serie d in [mm] d out /d in h c /d in D/d in R o /d in<br />
1 30 1,00 4,67 9,67 4,33<br />
2 30 1,67 4,67 9,67 4,33<br />
3 30 2,67 4,67 9,67 4,33<br />
4 50 0,60 2,80 5,80 2,40<br />
5 50 1,00 2,80 5,80 2,40<br />
6 50 1,60 2,80 5,80 2,40<br />
7 80 0,38 1,75 3,63 1,31<br />
8 80 0,63 1,75 3,63 1,31<br />
9 80 1,00 1,75 3,63 1,31<br />
10 30 1,00 9,33 9,67 4,33<br />
11 30 1,67 9,33 9,67 4,33<br />
12 30 2,67 9,33 9,67 4,33<br />
13 50 0,60 5,60 5,80 2,40<br />
14 50 1,00 5,60 5,80 2,40<br />
15 50 1,60 5,60 5,80 2,40<br />
16 80 0,38 3,50 3,63 1,31<br />
17 80 0,63 3,50 3,63 1,31<br />
18 80 1,00 3,50 3,63 1,31<br />
19 30 1,00 14,0 9,67 4,33<br />
20 30 1,67 14,0 9,67 4,33<br />
21 30 2,67 14,0 9,67 4,33<br />
22 50 0,60 8,40 5,80 2,40<br />
23 50 1,00 8,40 5,80 2,40<br />
24 50 1,60 8,40 5,80 2,40<br />
25 80 0,38 5,25 3,63 1,31<br />
26 80 0,63 5,25 3,63 1,31<br />
27 80 1,00 5,25 3,63 1,31<br />
Druckhöhen (ΔH), die nur geringfügig größer als die<br />
Höhe der Wirbelkammer (h c ) sind.<br />
Für walzenförmige Wirbeldrosseln wird die Abhängigkeit<br />
von μ von der Froude-Zahl Fr im Bild 2 dargestellt.<br />
Daraus geht hervor, dass bei einer Drallströmung<br />
ab Fr gr > 1 (<strong>und</strong> analog Re gr > 30 000 [5, 6]), der Koeffizient<br />
μ praktisch konstant bleibt.<br />
In Bezug auf die kegelförmigen Wirbeldrosseln ist<br />
die Abhängigkeit des Koeffizienten m von der Zahl Fr in<br />
Bild 3 dargestellt. Aus dem Bild ist ersichtlich, dass in<br />
der Wirbelbewegung außerhalb des Hysteresebereiches<br />
(Fr 2 ÷ Fr 1 ), d. h. bei Werten für die Reynoldszahl Fr 1 > 2<br />
(<strong>und</strong> analog bei Re 1 > 50 000 [5]), μ unabhängig von der<br />
Froude-Zahl Fr (<strong>und</strong> Re) ist.<br />
Der Hysteresebereich wird durch zwei Froude-Zahlen<br />
begrenzt. Die größere Zahl Fr 1 beschreibt den Übergang<br />
in die Drallströmung (für zunehmende Werte q V <strong>und</strong><br />
ΔH), die kleinere Zahl Fr 2 die Übergangszone der Wirbel-<br />
September 2011<br />
850 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Hydraulik<br />
FACHBERICHTE<br />
auflösung (für sinkende Werte q V <strong>und</strong> ΔH). Daraus ergeben<br />
sich zwei mögliche Werte des Koeffizienten μ zu<br />
einer Froudezahl (Bild 3). Die Untersuchungen zeigen,<br />
dass der Strömungsbereich ohne Wirbel unbedeutend<br />
bezüglich der maximalen Drosselleistung ist.<br />
3.2 Einfluss der Geometrieparameter auf<br />
den Durchflusskoeffizient – walzenförmige<br />
Wirbeldrossel<br />
Für die walzenförmigen Wirbeldrosseln wurde der<br />
Einfluss von h c /d in , R o /d in , D/d in , d out /d in <strong>und</strong> K auf m<br />
untersucht, wobei a priori k/d in <strong>und</strong> s/d in außer Acht<br />
gelassen wurden. Elalfy [3] hat nachgewiesen, dass die<br />
Vergrößerung der Rauheit der Wände (k) zu kleineren<br />
Durchflusswiderständen führt, dies aber dem Ziel der<br />
Maximierung des Durchflusswiderstandes entgegenläuft.<br />
Deshalb wurden die Modelle der walzenförmigen<br />
Wirbeldrossel aus einem sehr glatten Material –<br />
Metaplex – im halbtechnischen Maßstab hergestellt.<br />
Die Kantendicke der Auslauföffnung (s) in allen untersuchten<br />
walzenförmigen Wirbeldrosseln (Serien 1 ÷ 19,<br />
Tab. 1) betrug 10 mm; dies ergab sich aus der verwendeten<br />
Dicke der Bodenplatte (hauptsächlich aus Rücksicht<br />
auf die Widerstandsfähigkeit). Für die gewählten<br />
Modelle wurde der Einfluss der Änderung der Kantendicke<br />
s (durch ihre Abschrägung) auf μ untersucht, wobei<br />
sich die Schwankungsbreite des Koeffizienten m im<br />
Bereich der Messfehler ergab.<br />
Zur Validierung der Messergebnisse wurde ein<br />
Modell einer walzenförmigen Wirbeldrossel aus Stahl<br />
(s = 2 mm) mit identischen Konstruktionsparametern,<br />
wie das Modell aus Metaplex in der Serie 9 (Tab. 1),<br />
gefertigt (d. h. d in = d out = 80 mm, h c = 112 mm <strong>und</strong><br />
D = 290 mm). Als Messergebnis, sowohl für die Wirbeldrossel<br />
aus Stahl als auch aus Metaplex, wurde der gleiche<br />
Wert μ = 0,186 bestimmt.<br />
Bild 4 zeigt die Abhängigkeit von m von der relativen<br />
Wirbelkammerhöhe (h c /d in ) bei walzenförmigen<br />
Wirbeldrosseln mit h c /d in = 2,07; 5,80 <strong>und</strong> 8,73 bei D/<br />
d in = 9,67 <strong>und</strong> d in = d out = 30 mm – die in den Serien 1, 10<br />
<strong>und</strong> 19 untersucht wurden (Tab. 1). Zusätzlich wurden<br />
dort auch die Messergebnisse der walzenförmigen Wirbeldrossel<br />
mit h c /d in = 1,64 <strong>und</strong> 5,64 bei D/d in = 5,8 <strong>und</strong><br />
d in = d out = 50 mm (Serie 5 <strong>und</strong> 14) sowie mit h c /d in = 1,4<br />
<strong>und</strong> 3,9 bei D/d in = 3,63 <strong>und</strong> d in = d out = 80 mm (Serie 9<br />
<strong>und</strong> 18) abgebildet. Aus dem Diagramm geht hervor,<br />
dass mit dem Anstieg der relativen Wirbelkammerhöhe<br />
(h c /d in ) μ geringfügig zunimmt. So führt ein vierfacher<br />
Anstieg von h c /d in nur zu einem 20 %-igen Zuwachs von<br />
μ in den Serien 1 <strong>und</strong> 10. Dies bedeutet, dass der Verlustbeiwert<br />
ζ geringfügig kleiner wird. Ähnliche Ergebnisse<br />
wurden in den Serien 5 <strong>und</strong> 14 sowie 9 <strong>und</strong> 18<br />
beobachtet. Der Einfluss der Grenzschicht auf die Verteilung<br />
der Geschwindigkeit <strong>und</strong> des Druckes ist nach<br />
Ebert [8] nur für flache Wirbelkammern wesentlich, d.h.,<br />
wenn h c /R
FACHBERICHTE Hydraulik<br />
Bild 6. Abhängigkeit<br />
m von<br />
h c /d in für<br />
kegelförmige<br />
Wirbeldrossel<br />
(d out /d in = 1;<br />
θ = 30°).<br />
ten möglichst geringe Höhen der Wirbelkammer (h c /<br />
d in ≤ 1,5) verwendet werden.<br />
Bild 5 zeigt die Abhängigkeit von μ vom relativen<br />
Wirbelradius (R o /d in ) für die untersuchten Modelle der<br />
walzenförmigen Wirbeldrosseln in den Serien 1, 5 <strong>und</strong> 9<br />
(Tab. 1). Im Diagramm wurden auch die Messergebnisse<br />
von Elalfy [4] für walzenförmige Wirbelventile mit R o /<br />
d in = 0,75; 2,0 <strong>und</strong> 3,25 (h c /d in = 1, d out /d in = 1, bei<br />
d in = 15 mm), sowie die Ergebnisse von eigenen Modelltests<br />
der Wirbeldrossel in einem kleineren Maßstab bei<br />
R o /d in = 0,5 <strong>und</strong> 1,0 (h c /d in = 1, d out /d in = 1, d in = 20 mm –<br />
Serie 20 <strong>und</strong> 21 – Tab. 1) dargestellt. Aus Bild 5 geht<br />
hervor, dass für kleine Werte R o /d in μ deutlich ansteigt.<br />
Mit der Zunahme des Wertes R o /d in , der das Impulsmoment<br />
der zufließenden Flüssigkeit überträgt, verringert<br />
sich der Wert des Durchflusskoeffizienten, was bedeutet,<br />
dass der hydraulische Widerstand der Anlage steigt.<br />
Im untersuchten Bereich R o /d in zwischen 0,5 <strong>und</strong> 4,33<br />
erreicht der Koeffizient m einen fast konstanten Wert<br />
schon für R o /d in > 1,5. Nach Haakh [4] wird für d out /d in = 1<br />
bei R o /d in = 10,9 ein maximaler ζ-Wert von 48 (μ = 0,144)<br />
erreicht.<br />
Bei der Verallgemeinerung der Messergebnisse für<br />
die untersuchten walzenförmigen Wirbeldrosseln ergab<br />
sich der größte Einfluss auf μ für die dimensionslosen<br />
Parameter d out /d in , h c /d in <strong>und</strong> K (die Wirbeldrosselkonstante<br />
K fasst folgende geometrischen Parameter zusammen:<br />
d in , d out , R o (D). Für walzenförmige Wirbeldrosseln<br />
gilt θ = 0° <strong>und</strong> cosθ = 1). Für μ wurde auf Basis von<br />
19 Messserien mit Hilfe der multiplen Regression mittels<br />
Methode der kleinsten Fehlerquadrate (R 2 = 0,992) folgende<br />
Gleichung erhalten:<br />
dout<br />
hc<br />
0 135<br />
μ = 0066 , + 0, 0089 + 0,<br />
362K − ,<br />
−0, 211 (6)<br />
d<br />
d<br />
in<br />
in<br />
Die Gleichung (6) wurde für eine große Bandbreite<br />
der dimensionslosen Kenngrößen festgelegt. Für die<br />
Untersuchungen der walzenförmigen Wirbeldrosseln<br />
waren dies: d out /d in [0,37; 2,7]; h c /d in [1,4; 8,7]; K <br />
[0,46; 49,8]; D/d in [3,6; 9,7]; R o /d in [1,3; 4,3], <strong>und</strong> für<br />
die Froudezahl Fr (1; 65].<br />
Es ist festzustellen, dass sich walzenförmige Wirbeldrosseln<br />
durch eine sehr hohe <strong>und</strong> effektive Drosselung<br />
des Durchflussvolumens auszeichnen. Es wurden<br />
Modelle mit einem sehr breiten Wertebereich des<br />
Durchflusskoeffizienten (μ) untersucht, der im Intervall<br />
zwischen 0,052 <strong>und</strong> 0,46 liegt, was in der Umrechnung<br />
auf einen Verlustbeiwert (ζ) entsprechend zwischen 368<br />
<strong>und</strong> 5 hinweist. Hier ist allerdings anzumerken, dass mit<br />
kleiner werdendem Verhältnis von d out /d in die Wirbeldrossel<br />
immer stärker einer Düse ähnelt, was die hohen<br />
ζ-Werte erklärt. Damit wird aber die eingangs hervorgehobene<br />
Bedingung, eine hohe Drosselung ohne Einengung<br />
des Querschnitts zu erzielen, verlassen. Für d out /<br />
d in = 1 werden maximale ζ-Werte von 48 erreicht (vgl.<br />
Haakh [4]).<br />
3.3 Einfluss der geometrischen Parameter<br />
auf den Durchflussfaktor bei kegelförmigen<br />
Wirbeldrosseln<br />
Für die untersuchten kegelförmigen Wirbeldrosseln<br />
wurde ebenfalls der Einfluss auf den Faktor μ <strong>und</strong> die<br />
dimensionslosen geometrischen Parameter: h c /d in , D/<br />
d in , R o /d in , d out /d in , cosθ sowie K analysiert, dabei sind<br />
jedoch analog zu den walzenförmigen Wirbeldrosseln<br />
die Parameter k/d in <strong>und</strong> s/d in außer Acht gelassen worden.<br />
Für die kegelförmigen Wirbeldrosseln sind die<br />
Abhängigkeiten μ von h c /d in <strong>und</strong> R o /d in sowie d out /d in<br />
qualitativ ähnlich, aber quantitativ verschieden [5].<br />
Die Abhängigkeit μ von h c ist im Bild 6 für kegelförmige<br />
Wirbeldrosseln mit h c =140; 280; 420 mm <strong>und</strong><br />
θ = 30 ° , d. h. für: D/d in = 9,67 bei d in = d out = 30 mm<br />
(Serien 1, 10 <strong>und</strong> 19 aus der Tab. 2); für D/d in =5,8 bei<br />
d in = d out = 50 mm (Serien 5, 14 <strong>und</strong> 23) <strong>und</strong> für D/<br />
d in = 3,63 bei d in = d out = 80 mm (Serien 9, 18 <strong>und</strong> 27)<br />
dargestellt. Aus dem abgebildeten Diagramm für D/<br />
d in = 5,8 (d in = d out = 50 mm) folgt beispielsweise, dass<br />
eine Verdreifachung der relativen Wirbelkammerhöhe<br />
(h c /d in ) (von 2,8 auf 8,4) nur eine geringe Zunahme von<br />
μ (von 0,19 auf 0,22) bewirkt, wobei die anderen geometrischen<br />
Parameter unverändert geblieben sind. Ähnlich<br />
ist es bei den anderen analysierten Serien – bei D/<br />
d in = 9,67 <strong>und</strong> D/d in = 3,63. Dies bedeutet, dass für eine<br />
wachsende Höhe der Wirbelkammer der hydraulische<br />
Widerstand der Anlage (ζ) kleiner wird. Deshalb sollten<br />
im Hinblick auf die Drosselung die kegelförmigen Wirbelkammern<br />
möglichst geringe Höhen aufweisen. Ein<br />
sinnvoller Bereich ergibt sich für die Durchmesser d in<br />
<strong>und</strong> D zu h c /d in ≤ 3 <strong>und</strong> D/d in ≤ 6.<br />
Im Bild 7 ist die Abhängigkeit des Durchflusskoeffizienten<br />
vom relativen Wirbelradius abgebildet. Mit dem<br />
Wertanstieg R o /d in wird der Wert des Durchflusskoeffizienten<br />
μ kleiner, in Folge dessen steigt der hydraulische<br />
Widerstand der Anlage. Im untersuchten Intervall<br />
von R o /d in mit 1,31 ≤ R o /d in ≤ 4,33 erreichte μ ab R o /<br />
d in > 2,5 einen annähernd konstanten Wert. Daraus<br />
kann man schließen, dass sich mit der Vergrößerung<br />
September 2011<br />
852 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Hydraulik<br />
FACHBERICHTE<br />
des Radiuses R o <strong>und</strong> somit auch des Wirbelkammerdurchmessers<br />
D (in Hinsicht auf den Einlaufstutzendurchmesser<br />
d in ) die Berührungsfläche der verwirbelten<br />
Flüssigkeit an den Wänden vergrößert <strong>und</strong> die<br />
Fließwiderstände steigen. Es ist also hydraulisch nicht<br />
sinnvoll, walzenförmige Wirbeldrosseln mit Werten von<br />
R o /d in > 2,5 zu projektieren – d. h. entsprechend für D/<br />
d in > 6. Dies geht auch aus dem Zusammenhang zwischen<br />
h c auf μ (Bild 6) hervor.<br />
Aus der Verallgemeinerung der Untersuchungsergebnisse<br />
zu kegelförmigen Wirbeldrosseln ergab sich<br />
der stärkste Einfluss auf m in Abhängigkeit von den<br />
Parametern d out /d in , h c /d in sowie D/d in (alternativ R o /d in ),<br />
der Konstante K sowie cosθ. Die Wirbeldrosselkonstante<br />
K verbessert die Aussageschärfe zur Beschreibung des<br />
Drosseleffektes wesentlich. Als Ergebnis der multiplen<br />
Regression auf Basis der Methode der kleinsten Fehlerquadrate<br />
wurde die Abhängigkeit von μ (für 81 Serien),<br />
in folgender Form (R 2 = 0,994) bestimmt:<br />
d<br />
h<br />
D<br />
out<br />
c<br />
μ = 0, 660 − 0, 067 + 0, 0068 + 0,<br />
0055 +<br />
d<br />
d<br />
d<br />
in<br />
−0 , 239 −0015<br />
,<br />
+ 0553 , K −0841( , cos θ )<br />
(7)<br />
Alle Regressionskoeffizienten sind mit 95 % Signifikanzniveau<br />
statistisch signifikant [5, 9].<br />
Die Gleichung (7) wurde für folgende Bereiche der<br />
dimensionslosen Kennzahlen der kegelförmigen Wirbeldrosseln<br />
bestimmt: d out /d in [0,37; 2,7]; h c /d in [1,7;<br />
14]; D/d in [3,6; 9,7]; R o /d in [1,3; 4,3]; K [0,23; 43]; cosθ<br />
[0,5; 0,9]. Die Froudezahl liegt im Bereich: Fr (2; 97].<br />
Kegelförmige Wirbeldrosseln werden im Vergleich zu<br />
walzenförmigen durch einen geringeren hydraulischen<br />
Widerstand charakterisiert, d. h. durch eine höhere<br />
Durchsatzleistung. Die in dieser Arbeit bestimmten<br />
Werte des Durchflusskoeffizienten für kegelförmige Wirbeldrosseln<br />
liegen zwischen 0,07 <strong>und</strong> 0,5, was ζ-Werten<br />
von 216 bis 4 entspricht. Der wiederum sehr hohe<br />
ζ-Wert wird (wie bei den walzenförmigen Wirbelkammern)<br />
nur für Werte für d out /d in
FACHBERICHTE Hydraulik<br />
Literatur<br />
[1] Mays, L.W.: Storm water collection systems design handbook.<br />
McGraw-Hill 2001.<br />
[2] Brombach, H.: Bistable vortex throttles for sewer flow control.<br />
IFAC Pneumatic&Hydraulic Components, Warszawa<br />
1980, S. 109–113.<br />
[3] Elalfy, Y.E.: Untersuchung der Strömungsvorgänge in Wirbelkammerdioden<br />
<strong>und</strong> Drosseln. Mitteilungen des Instituts für<br />
<strong>Wasser</strong>bau der Universität Stuttgart 1979.<br />
[4] Haakh, F.: Wirbelkammerdioden als Drosselorgan in Rohrleitungssystemen.<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 144 (2003) Nr. 9, S.<br />
574–581.<br />
[5] Wójtowicz, P.: Influence of design and operational parameters<br />
on the hydraulic performance of selected vortex flow<br />
regulators. Ph.D. Thesis, Wrocław University of Technology<br />
2007.<br />
[6] Kotowski, A. and Wójtowicz, P.: Analysis of hydraulic parameters<br />
of cylindrical vortex regulators. Environmental Protection<br />
Engineering 34 (2008) No. 2, p. 43–56.<br />
[7] Wójtowicz, P. and Kotowski, A.: Flow throttling effect in cylindrical<br />
vortex valves. 4th IWA Young Water Professionals International<br />
Conference, 16-18 July 2008. University of California,<br />
Berkeley 2008.<br />
[8] Ebert, F.: Zur turbulenten Durchströmung einer flachen kreiszylindrischen<br />
Kammer. Acta Mechanica 1977, Nr. 25, S. 241–<br />
256.<br />
[9] Wójtowicz, P. and Kotowski, A.: Influence of design parameters<br />
on throttling of cylindrical and conical vortex valves;<br />
Journal of Hydraulic Research Vol 47 (2009) No. 5, p. 559-565;<br />
doi: 10.3826/jhr2009.3449; Ó International Association of<br />
Hydraulic Engineering and Research.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 07.05.2009<br />
Korrektur: 04.07.2011<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Uni.-Prof. Dr.-Ing. habil. Andrzej Kotowski<br />
E-Mail: andrzej.kotowski@pwr.wroc.pl |<br />
Dr.-Ing. Patryk Wójtowicz<br />
E-Mail: patryk.wojtowicz@pwr.wroc.pl |<br />
Technische Universität Wrocław |<br />
Institut für Umweltschutz <strong>und</strong> Umweltschutztechnik |<br />
Grunwaldzki 9<br />
50-377 Wrocław (Polen)<br />
Buchbesprechung<br />
Verordnung über Allgemeine Bedingungen<br />
für die Versorgung mit <strong>Wasser</strong><br />
(AVB <strong>Wasser</strong>V) (AVBW)<br />
Ergänzbarer Kommentar<br />
Von Klaus Dieter Morell, Rechtsanwalt. Berlin, Bielefeld,<br />
München: Erich Schmidt Verlag. 2011, Loseblatt-Kommentar,<br />
476 S., in 1 Ordner, Preis: € 49,80,<br />
ab 01.10.2011 € 54,00, ISBN 978-3-50302371-4.<br />
Ein Quell für die Entscheidungspraxis!<br />
Die AVB <strong>Wasser</strong>V – weitestgehend <strong>und</strong> nur mit<br />
wenigen Ausnahmen legt sie alle Bedingungen für<br />
die privatrechtliche <strong>Wasser</strong>versorgung fest. Es bleiben<br />
kaum Möglichkeiten für ergänzende Regelungen,<br />
jedoch eine Vielzahl rechtlicher, wirtschaftlicher<br />
<strong>und</strong> technischer Fragen.<br />
Der Autor zeigt mit diesem Werk den von der<br />
AVB <strong>Wasser</strong>V angestrebten Interessenausgleich<br />
zwischen den Belangen der <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
<strong>und</strong> ihren K<strong>und</strong>en, vor Augen immer<br />
praxisgerechte Lösungen, auf.<br />
In seinem Kommentar zieht er dabei die bislang<br />
ergangene Rechtsprechung <strong>und</strong> Literatur heran <strong>und</strong><br />
arbeitet sie mit ein. Als Materialien sind neben den<br />
„Installateurrichtlinien“ auch die VKU-Formulierungshilfen<br />
für „Ergänzende Bestimmungen zur<br />
AVB <strong>Wasser</strong>V“ mit aufgenommen worden.<br />
Besonders unverzichtbar ist der Kommentar<br />
auch für alle Städte, Gemeinden <strong>und</strong> Verbände, die<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgung auf Basis einer <strong>Wasser</strong>versorgungssatzung<br />
betreiben. Diese muss im Wesentlichen<br />
den Bestimmungen der AVB <strong>Wasser</strong>V entsprechen.<br />
Hier leistet der „Morell“ Hilfestellung bei<br />
Fragestellungen zur Anwendung <strong>und</strong> Auslegung<br />
von Satzungen.<br />
Bestellmöglichkeit online unter<br />
www.ESV.info/978 3 503 02371 4<br />
September 2011<br />
854 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNGEN<br />
Buchbesprechungen<br />
<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück<br />
Band 15 „<strong>Wasser</strong>autarkes Gr<strong>und</strong>stück“, Hrsg. Fachvereinigung<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Regenwassernutzung e.V.<br />
2011. Preis: € 20,00 zzgl. Versand, ISBN 978-3-<br />
9811727-4-4.<br />
Klimaveränderungen, demographischer Wandel<br />
<strong>und</strong> die zunehmende Übernutzung von regionalen<br />
<strong>Wasser</strong>vorräten erfordern ein Umdenken im<br />
Umgang mit <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Stoffströmen in Siedlungen.<br />
Es stellt sich daher die Frage, ob unsere bestehenden<br />
zentralen <strong>Wasser</strong>infrastruktursysteme in<br />
der heutigen Form noch zukunftsfähig <strong>und</strong> finanzierbar<br />
sind. Denken in Kreisläufen – auch auf dem<br />
Gr<strong>und</strong>stück – wird für die Siedlungswasserwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Haustechnik zukünftig stärker in den<br />
Fokus rücken. Einzelne Bausteine für „wasserautarke“<br />
Gr<strong>und</strong>stücke sind bereits erprobt <strong>und</strong> marktgängig.<br />
Komplette Systemlösungen<br />
stehen dagegen erst am<br />
Anfang.<br />
Der Band 15 der fbr-Schriftenreihe<br />
enthält Aufsätze verschiedener<br />
Autoren über verfügbare<br />
Technikbausteine wasserautarker<br />
Lösungen bis hin<br />
zu ersten realisierten Praxisbeispielen.<br />
AQS-Merkblätter für die <strong>Wasser</strong>-,<br />
<strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Schlammuntersuchung<br />
Ergänzbare Sammlung von Merkblättern zu den<br />
AQS-Rahmenempfehlungen von der Länderarbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Wasser</strong> (LAWA). Herausgegeben von<br />
der B<strong>und</strong>/Länder – Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong><br />
LAWA. Berlin, Bielefeld, München: Erich Schmidt<br />
Verlag. 2011, Loseblattwerk in 1 Ordner, DIN A 4,<br />
€ 76,00, ab 1.10.2011 € 78,00, Ergänzungen bei<br />
Bedarf, ISBN 978-503-03197-9.<br />
Die AQS-Merkblätter enthalten die erforderlichen<br />
Informationen <strong>und</strong> konkrete Arbeitshilfen:<br />
Sachk<strong>und</strong>ige Informationen für die im Labor<br />
tätigen Praktiker <strong>und</strong> für alle, die sich auf dem<br />
Gebiet des Gewässerschutzes mit Fragen der<br />
Analysenqualität befassen<br />
Antworten auf wichtige Fragen zur analytischen<br />
Qualitätssicherung <strong>und</strong> zur statistischen<br />
Qualitätskontrolle<br />
Umfangreiche analysentechnische<br />
Informationen zu Normen zur Verbesserung<br />
der Ergebnisqualität <strong>und</strong><br />
Empfehlungen <strong>und</strong> Leitlinien aus der Hand<br />
der B<strong>und</strong>/Länder-Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong><br />
(LAWA)<br />
Die übersichtlichen <strong>und</strong> checklistenartigen<br />
Darstellungen enthalten:<br />
erforderliche Vorarbeiten (z.B. Planung <strong>und</strong><br />
Organisation)<br />
Durchführung z.B. der Probenahme <strong>und</strong><br />
der Probekonservierung<br />
Mögliche Fehlerquellen<br />
Dokumentation, Auswertung <strong>und</strong> Angabe<br />
der Ergebnisse<br />
Analysentechnische Informationen zu Normen<br />
oder sonstigen Verfahrensvorschriften<br />
Tabellen, Übersichten, grafische Darstellungen<br />
(z.B. von Verfahrensabläufen, Apparaturanordnungen,<br />
Analysenergebnissen)<br />
Berechnungsmethoden/Formeln zur Ermittlung<br />
von Analysenwerten<br />
Muster für Checklisten <strong>und</strong> Protokolle (z.B. für<br />
Algentest, Daphnientest, Leuchtbakterientest<br />
<strong>und</strong> Probenahme für Schwebstoffproben).<br />
Bestellmöglichkeit online unter<br />
www.ESV.info/978 3 503 03197 9<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 855
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Kalkprodukte für die <strong>Wasser</strong>behandlung<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Kalkprodukte, Marmorkiesfilter,<br />
Trink- <strong>und</strong> Schwimmbeckenwasserbehandlung<br />
Georg Csontos <strong>und</strong> Karl Konrad<br />
Bei der Aufbereitung von <strong>Wasser</strong> zu Trinkwasser <strong>und</strong><br />
anderen Einsatzzwecken sind Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser<br />
häufig benötigte Einsatzstoffe. Die wichtigsten<br />
Verwendungszwecke sind unter anderem die Entsäuerung<br />
sowie die Aufhärtung <strong>und</strong> Enthärtung. In<br />
geringerem Umfang wird Kalkmilch auch im Bereich<br />
der Flockung <strong>und</strong> Fällung eingesetzt. Die Bedeutung<br />
dieser Produkte wird auch durch das im Juli 2010<br />
neu erschienene DVGW Arbeitsblatt W 629 „Anlagen<br />
zum Herstellen <strong>und</strong> Dosieren von Kalkmilch <strong>und</strong><br />
Kalkwasser“ [1] hervorgehoben.<br />
In diesem Beitrag werden die Eigenschaften von<br />
Kalkprodukten kurz beschrieben, bevor auf die Verwendung<br />
von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser bei der Aufbereitung<br />
von <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> die dabei ablaufenden<br />
chemischen Reaktionen eingegangen wird. Es werden<br />
Hinweise zur Lagerung von Kalkprodukten gegeben,<br />
die Herstellung von Kalkmilch aus Kalkhydrat oder<br />
Branntkalk, die Bereitung von Kalkwasser sowie die<br />
Dosierung dieser Produkte behandelt. Die Autoren<br />
gehen auf den Einsatz von Marmorkiesfiltern in der<br />
Trink- <strong>und</strong> Schwimmbeckenwasserbehandlung ein.<br />
Lime Products for Water Treatment<br />
Lime milk and lime water are two basic materials<br />
widely used for potable water treatment. The main<br />
applications are the neutralization of carbon dioxide<br />
in potable water, the carbonization of pool water and<br />
decarbonisation and softening of process water. In a<br />
smaller range lime milk is used for flocculation and<br />
sedimentation. The high relevance of lime products<br />
in water processing is pointed out by the new DVGWguideline<br />
W 629 “Systems for the Generation and<br />
Dosing of Lime Milk and Lime Water” published in<br />
July 2010.<br />
In this dossier the main properties of lime products<br />
are summarized. Hereafter the use of lime products<br />
in water treatment and the chemical processes<br />
appearing during lime dosing are described. Advices<br />
are given for the storage of lime products, for the generation<br />
of lime milk from hydrated lime resp. quick<br />
lime, for the preparation of lime water and finally for<br />
the dosing of these products. The authors mention<br />
the use of granulated marble filters in potable and<br />
swimming pool water treatment additionally.<br />
Eigenschaften von Kalkprodukten<br />
Branntkalk CaO <strong>und</strong><br />
Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />
Kalk wird in der Form von Branntkalk CaO mit <strong>Wasser</strong><br />
gelöscht, wobei Kalkhydrat Ca(OH) 2 entsteht. Branntkalk<br />
CaO reagiert mit <strong>Wasser</strong> unter intensiver Wärmeentwicklung<br />
<strong>und</strong> pH-Wert-Erhöhung des <strong>Wasser</strong>s:<br />
CaO + H 2 O Ca(OH) 2 (1)<br />
Kalkhydrat kann auch direkt in <strong>Wasser</strong> suspendiert<br />
werden. Die Suspensionsbereitung <strong>und</strong> Kalklöschung<br />
sind Themen der nachstehenden Kapitel.<br />
Die Kalkprodukte müssen bei Verwendung in der<br />
Trinkwasseraufbereitung bestimmten Mindestanforderungen<br />
entsprechen. Diese sind in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland in der DIN EN 12518 [1], „Weißkalk, Produkte<br />
zur Aufbereitung von <strong>Wasser</strong> für den menschlichen<br />
Gebrauch“, geregelt. Welches Ausgangsprodukt<br />
eingesetzt wird, hängt unter anderem vom Verbrauch<br />
ab. Bei einer Menge von 500 t/a rechnet sich der Einsatz<br />
von Branntkalk CaO. Bei Mengen darunter kann Kalkhydrat<br />
Ca(OH) 2 oder bei geringen Mengen, bis zu einem<br />
Verbrauch von ca. 100 t/a, die auf dem Markt befindliche,<br />
gebrauchsfertige Kalkmilch eingesetzt werden.<br />
Die pulverförmigen Kalkprodukte werden als Sackware,<br />
in so genannten Big-Bags, oder in Silowagen<br />
geliefert. Die Anlieferung gebrauchsfertiger Kalkmilch<br />
erfolgt in Kleincontainern oder im Tankwagen.<br />
Die Löslichkeit von Kalkhydrat Ca (OH) 2 in <strong>Wasser</strong><br />
beträgt nur 1,7 g/L bei 20 °C, wobei diese bei zunehmender<br />
Temperatur stetig abnimmt. Eine gesättigte<br />
Kalkhydratlösung wird auch als Kalkwasser bezeichnet.<br />
Wegen der geringen Sättigungskonzentration werden<br />
Kalkmilchsuspensionen angesetzt, die eine Verkleinerung<br />
des Dosiersystems gestatten. Die Konzentrationen<br />
liegen dabei idealerweise bei bis zu 100 g/L.<br />
Da das suspendierte Kalkhydrat vor der chemischen<br />
Reaktion (siehe oben) vollständig in dem zu behandelnden<br />
<strong>Wasser</strong> gelöst werden muss, empfehlen sich eine<br />
niedrige Zugabekonzentration <strong>und</strong> die Nachschaltung<br />
eines geeigneten Mischsystems. Es sollte bei der Ausführung<br />
der Kalkmilchdosierung ebenfalls ein Filter<br />
September 2011<br />
856 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
nachgeschaltet werden. Dadurch werden die unlöslichen<br />
Bestandteile des Kalkes zurückgehalten. Bei der<br />
Dosierung von Kalkwasser kann auf Filter verzichtet<br />
werden.<br />
Kalkstein CaCO 3<br />
Kalkstein wird aus natürlichen Lagerstätten gewonnen.<br />
Kalkstein für die <strong>Wasser</strong>aufbereitung besteht aus hochreinem<br />
Calciumcarbonat. Die Hersteller von Filtermaterialien<br />
liefern spezielle hochporöse, granulierte Kalksteinprodukte,<br />
die eine relativ kurze Kontaktzeit bei der<br />
Reaktion mit kohlensäurehaltigen Wässern aufweisen.<br />
Lagerung von Kalkprodukten<br />
Kalkprodukte werden überwiegend in Stahlblechsilos<br />
bevorratet. Die Anlieferung des Kalkes erfolgt dabei in<br />
Silo-Straßenfahrzeugen. Die Liefermenge kann bei dem<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik zulässigen Gesamtgewicht von<br />
Silofahrzeugen bis zu 28 Tonnen betragen.<br />
Die Fahrzeuge werden entladen, indem in die Befüllleitung<br />
des Silos ausgeblasen wird. Die erforderliche<br />
Luft wird durch einen fahrzeugeigenen Kompressor<br />
erzeugt.<br />
Entsprechend den Empfehlungen des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
Kalk [2, 3] sollte bei der Planung einer Siloanlage<br />
das vorzusehende Volumen beachtet werden. Die Transportkosten<br />
für eine Kalklieferung sind in der Regel<br />
immer gleich hoch, ob eine Tonne oder ein Silozug<br />
(max. 28 t Branntkalk bzw. max. 13 t Kalkhydrat) bezogen<br />
werden. Die Frachtkosten pro Tonne Kalk sind somit<br />
bei Bezug eines ganzen Silozuges immer am niedrigsten.<br />
Es ist deshalb immer günstig, wenn das Silo eine<br />
ganze Silozugladung inklusive Reserve fasst.<br />
Die Silovolumina sollten somit als Mindestgröße<br />
70 bis 100 m 3 bei Kalkhydrat Ca (OH) 2 <strong>und</strong> 40 bis 50 m 3<br />
bei Branntkalk CaO betragen. Es gibt jedoch Ausnahmen<br />
von diesen allgemeinen Betrachtungen:<br />
Der Kalkdurchsatz ist so gering, dass sich Lagerzeiten<br />
im Silo von mehr als einem halben Jahr ergeben.<br />
Die Transportentfernung zum Kalklieferanten<br />
ist gering.<br />
In diesen Fällen sollte ein kleineres Silo gewählt<br />
werden.<br />
Als Werkstoff bietet sich Stahl mit einer entsprechenden<br />
Außenbeschichtung an. Eine Innenbeschichtung ist<br />
nicht notwendig. Um einen stetigen Massenfluss zu<br />
erreichen, ist eine Konusneigung von 72° zu empfehlen.<br />
Mit geeigneten Austragssystemen können auch Silos<br />
mit einem Konuswinkel von 60° vorgesehen werden.<br />
Zur Silostandardausrüstung sollten gehören:<br />
Befüllleitung mit mindestens 80 mm Nennweite<br />
<strong>und</strong> Absperr-Quetschventil<br />
Unabhängige Überfüllsicherung<br />
Über- <strong>und</strong> Unterdruckklappe gegen Silobeschädigungen<br />
Technisches Kalkhydrat<br />
Ca(OH) 2<br />
5 – 11% Unlösliches<br />
Suspendieren<br />
in <strong>Wasser</strong><br />
Kalkmilch Ca(OH) 2 – Suspension<br />
mit 50 – 100 g/l Ca(OH) 2<br />
Verdünnen mit <strong>Wasser</strong><br />
Reinigung von unlöslichem <strong>und</strong><br />
Fremdionen<br />
Technischer Branntkalk<br />
CaO<br />
5 – 11% Unlösliches<br />
Löschen mit<br />
<strong>Wasser</strong><br />
Hochreines Kalkwasser,<br />
klare Lösung von 1,7 g/l Ca(OH) 2 in <strong>Wasser</strong><br />
Druckschalter zur Endschwallbegrenzung<br />
Leistungsfähiger Staubfilter<br />
Steigleiter <strong>und</strong> Dachrandgeländer<br />
Wartungsöffnung im Silodach<br />
Absperrschieber (mindestens Nennweite DN 250)<br />
Mechanische oder pneumatische Austragshilfe<br />
Niveausonden<br />
In besonderen Fällen kann eine Standzargenausführung<br />
(Silozylinder bis zum Boden gezogen) zur Anwendung<br />
kommen. Die Anlagentechnik kann gegebenenfalls<br />
im entstehenden Freiraum unter dem Silo untergebracht<br />
werden.<br />
Bereitung von Kalkmilch<br />
Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasserbereitung<br />
Die eingesetzten Kalkprodukte werden zu den flüssigen<br />
Dosiermedien Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser umgesetzt.<br />
Bild 1 zeigt die Wege zur Bereitung von Kalkmilch <strong>und</strong><br />
Kalkwasser zu den fertigen Dosiermedien.<br />
Die Bereitung von Kalkmilch vor Ort kann auf zweierlei<br />
Weise erfolgen. Kalkmilch kann aus Kalkhydrat Ca<br />
(OH) 2 zu einer Suspension (Bild 2) aufgeschlämmt oder,<br />
bei großen Mengen, durch Löschen von Branntkalk<br />
(Bild 3) hergestellt werden. Bei beiden Varianten wird<br />
das Trockenprodukt über eine Zellenradschleuse, gegebenenfalls<br />
über eine geeignete Fördereinrichtung<br />
(Schneckensystem) <strong>und</strong> einen meist volumetrisch arbeitenden<br />
Trockengutdosierer der Anlage zugeführt. Auf<br />
die Zellenradschleuse am Ausgang des Silos sollte nicht<br />
verzichtet werden, um ein „Schießen“ des Produktes zu<br />
Bild 1. Schema<br />
der Kalkmilch<br />
<strong>und</strong> Kalkwasserbereitung<br />
[4].<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 857
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 2. Kalkmilchbereitung<br />
aus Kalkhydrat<br />
[5].<br />
vermeiden. Bei der Bereitung aus Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />
wird dieses in einem Ansetzbehälter zu einer Suspension<br />
aufgeschlämmt (3 bis 10 %). Da diese Suspension<br />
zum Absetzen der Feststoffe neigt, muss diese ständig<br />
durch Rühren in Bewegung gehalten werden. Neben<br />
der Ausrüstung mit einem Rührwerk (ca. 0,5–0,75 kW/<br />
m 3 ) sollte die Standardausrüstung eines Behälters eine<br />
Revisionsöffnung, die Niveaumessung, eine entsprechende<br />
Betriebswasserausrüstung, sowie Stutzen für<br />
die Entnahme, den Überlauf, den Kalkeintrag <strong>und</strong> ein<br />
Rührwerk aufweisen. Als Behälter kommen in erster<br />
Linie R<strong>und</strong>behälter mit Schräg- oder Klöpperboden <strong>und</strong><br />
Bodenentleerventil in Frage. Die Volumina sollten zwischen<br />
1 <strong>und</strong> 3 m 3 liegen.<br />
Während bei der Herstellung von Kalkmilch aus Kalkhydrat<br />
Ca(OH) 2 die Suspension sofort auf die Gebrauchskonzentration<br />
gebracht wird, ist es bei der Löschung<br />
von Branntkalk zunächst erforderlich, optimale Löschparameter<br />
einzuhalten. Die Ablöschung des Branntkalkes<br />
erfolgt daher in speziellen Kalklöschanlagen. Zu<br />
optimalen Löschbedingungen gehören eine dem<br />
Branntkalk entsprechende Löschtemperatur, ein angepasstes<br />
Kalk-/<strong>Wasser</strong>verhältnis, eine ausreichende Verweilzeit<br />
<strong>und</strong> der Eintrag von hohen Scherkräften in die<br />
Kalkpaste. Der Prozess der Kalklöschung verläuft nach<br />
folgender chemischen Gleichung:<br />
CaO + H 2 O Ca (OH) 2 + 1152 kJ/kg CaO (2)<br />
Es zeigt sich, dass beim Löschen von Branntkalk eine<br />
große Menge an Energie frei wird. Diese wird für den<br />
optimalen Ablauf des Löschvorganges benötigt. Es sollten<br />
Temperaturen von mindestens 60 bis 70 °C erzielt<br />
werden. Die Temperaturen sollten an die individuelle<br />
Löschtemperatur des eingesetzten Kalkproduktes angepasst<br />
werden. Die optimale Löschtemperatur liegt mit<br />
ca. 80 bis 90 °C höher als die Mindesttemperatur. Auf<br />
mehr als 90 °C sollte die Löschtemperatur jedoch nicht<br />
ansteigen, um ein „Vergrießen“ des Produktes, die Bildung<br />
von Krümeln, zu vermeiden.<br />
Die optimale Löschtemperatur kann in Löschanlagen<br />
nach dem Pastenlöschverfahren sicher <strong>und</strong> konstant<br />
erreicht werden. Diese kompakten Anlagen zeichnen<br />
sich durch den Eintrag hoher Scherkräfte <strong>und</strong> eine<br />
geringe Antriebsleistung aus. Diese Scherkräfte erzeugen<br />
ein feinteiliges Kalkhydrat bei gleichmäßiger Verteilung.<br />
Die Reaktionsfähigkeit beziehungsweise die Lösegeschwindigkeit<br />
ist bei Suspensionen aus der Kalklöschung<br />
im Allgemeinen wesentlich größer, als die der<br />
Suspensionen, die aus Kalkhydrat hergestellt sind. Weiterhin<br />
sollte dem eingesetzten Ansetz- bzw. Löschwasser<br />
große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der B<strong>und</strong>esverband<br />
Kalk [1, 2] empfiehlt hierzu Carbonathärten<br />
< 12°dH (2,136 mmol/L Summe Erdalkalien) sowie Sulfatkonzentrationen<br />
unter 400 mg/L (ca. 4,1 mmol/L)<br />
beim Ansetzen aus Kalkhydrat Ca (OH) 2 <strong>und</strong> unter<br />
200 mg/L beim Löschen von Branntkalk.<br />
September 2011<br />
858 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
LSAL<br />
LSHL<br />
SC<br />
LIT<br />
M<br />
M<br />
PZAH<br />
LZAH<br />
LSH<br />
LSAL<br />
LSHL<br />
LIT<br />
M<br />
SAL<br />
M<br />
FI<br />
FSAL<br />
FI<br />
PC PC PC<br />
PC<br />
FI<br />
FI<br />
PI<br />
FI<br />
FSAL<br />
PC<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
Zuführung Branntkalk<br />
Brüdenabluft<br />
<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />
Verdünnungsdüsen<br />
<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />
Brüdenabsorber<br />
<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />
Löschwasser Bypass<br />
Bild 3.<br />
Kalklöschanlage<br />
Typ 758 A<br />
entsprechend<br />
DVGW W 629<br />
[6].<br />
<strong>Wasser</strong>zufuhr<br />
Löschwasser<br />
Siloanlage<br />
für Branntkalk<br />
Schaltschrank<br />
M<br />
Löschwasserventil<br />
Kalkmilchvorlagebehälter<br />
Doppel-<br />
Paddelrührwerk<br />
Homogenisierer<br />
Drehmomentumsetzung<br />
Siloaustrag<br />
Brüdenabluftleitung<br />
Fördereinrichtung<br />
Pastenlöschanlage<br />
<strong>Wasser</strong>apparatur<br />
Rückstände aus der Kalkmilch- <strong>und</strong><br />
Kalkwasserbereitung<br />
Natürliche Kalkprodukte, aus denen Branntkalk <strong>und</strong><br />
Kalkhydrat hergestellt werden, enthalten je nach Herkunft<br />
einen bestimmten Gehalt an unlöslichen Stoffen.<br />
Der Gehalt an wasserunlöslichen Bestandteilen ist in<br />
DIN EN 12518 beschrieben. Bei Weißfeinkalken erfolgt<br />
der Austrag der wasserunlöslichen Stoffe überwiegend<br />
mit der Kalkmilchsuspension. In den Behältern verbleibende,<br />
unlösliche Sumpfrückstände werden von Zeit<br />
zu Zeit als Schlamm abgezogen. Dieser Schlamm wird<br />
bei Kalkwasseranlagen zum überwiegenden Teil in den<br />
Prozess zurückgeführt. Verbleibender Überschuss ist<br />
entsprechend den behördlichen Vorschriften zu entsor-<br />
Bereitung von Kalkwasser<br />
Kalkwasser ist eine klare Lösung des Kalkhydrates Ca<br />
(OH) 2 . Wie bereits erwähnt, können bei 20 °C nur ca.<br />
1,7 g/L Kalkhydrat gelöst werden. Die Löslichkeit von<br />
Kalkhydrat nimmt mit steigender Temperatur ab. Bei der<br />
Technik der Zugabe von Kalkhydrat in Form von Kalkwasser<br />
wird der Löseprozess, der normalerweise im zu<br />
behandelnden <strong>Wasser</strong> stattfindet, vorverlegt. Dies hat<br />
die Vorteile, Verunreinigungen des Ausgangsproduktes<br />
Kalk vor der Zugabe zu entfernen, auf Filter verzichten<br />
zu können <strong>und</strong> bei der Enthärtung das anfallende Calciumcarbonat<br />
besser verwerten zu können.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der oben genannten geringen Löslichkeit<br />
von Kalkhydrat sind große Mengen an Kalkwasser erforderlich.<br />
Die Herstellung erfolgt in Kalksättigern. Die<br />
bisherige Technik der Erzeugung von Kalkwasser in riesigen<br />
Behältern erfordert einen sehr hohen Platzbedarf.<br />
Deshalb wird Kalkwasser in zunehmendem Maße in<br />
Kompaktanlagen mit Parallelplattenabscheidern hergestellt.<br />
Die theoretische Löslichkeit von 1,7 g/L wird<br />
jedoch in der Praxis nicht erreicht.<br />
Das Kalkhydrat Ca (OH) 2 weist hier ein anormales<br />
Löseverhalten auf. Nach Flinspach <strong>und</strong> Werner [4] bedeutet<br />
dies, dass die Bereitung von (nahezu) gesättigtem<br />
Kalkwasser durch Zusatz einer entsprechenden Menge<br />
an festem Kalkhydrat zu <strong>Wasser</strong> nicht ohne Weiteres<br />
möglich ist. Gibt man beispielsweise 1,7 g lösliches Kalkhydrat<br />
Ca (OH) 2 in einen Liter <strong>Wasser</strong>, so gehen je nach<br />
Kalksorte nur 1,35 bis 1,45 g/L Ca (OH) 2 in Lösung. Der<br />
an sich lösliche Rest von 0,25 bis 0,35 g Ca (OH) 2 verbleibt<br />
als ungelöster Bodensatz <strong>und</strong> wird bei der<br />
Abtrennung der unlöslichen Verunreinigungen zwangsläufig<br />
mit abgetrennt. Ein beim Zweckverband Landeswasserversorgung<br />
Stuttgart auf der Basis eines modifizierten<br />
Schwebstoffkontaktverfahrens entwickeltes<br />
<strong>und</strong> patentiertes Löse- <strong>und</strong> Reinigungsverfahren<br />
erlaubt hingegen, kontinuierlich hochkonzentriertes<br />
Kalkwasser bei vernachlässigbaren Verlusten an Kalkhydrat<br />
herzustellen. Dies erlaubt eine Ausnutzung des<br />
eingesetzten Kalkhydrates von 98 bis 99 %, auch noch<br />
bei einer Konzentration von 1,5 bis 1,6 g/L Ca(OH) 2 [7].<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 859
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Dosierstelle<br />
Schaltschrank<br />
Stömungsgeschwindigkeit v ~ 1,50 m/s<br />
Stömungsgeschwindigkeit v ~ 1,00 m/s<br />
Montageplatte<br />
PI<br />
PI<br />
Gesteuerte Zugabe von<br />
Kalkhydrat aus Bigbag / Silo<br />
M<br />
TSAH<br />
HC M HC M<br />
TSAH<br />
LSH<br />
Pumpe für Kalkmilch,<br />
LC<br />
FAL<br />
Ansetzbehälter<br />
aus PP<br />
LSL<br />
LSAL<br />
PI<br />
Schlauchanschluß<br />
Überlauf- <strong>und</strong><br />
Entleeranordnung<br />
Bild 4. Automatische Dosierung<br />
von Kalkmilch mit Quetschventilen<br />
aus einem Ringleitungssystem<br />
[8].<br />
Betriebswasser<br />
gen, sofern sich keine gewerbliche Weiternutzung<br />
anbietet.<br />
Dosierung von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen zwei Möglichkeiten, Kalkmilch<br />
zu dosieren: direkt über eine Stichleitung aus dem Produktbehälter<br />
oder aus einem Ringleitungssystem über<br />
ein entsprechendes Dosierventil, beispielsweise ein<br />
Quetschventil.<br />
Indirekte Dosierung<br />
Insbesondere bei großen Leitungslängen (> 20 m), bei<br />
denen die Gefahr der Sedimentation besonders groß ist,<br />
ist das Dosieren der Kalkmilch aus einem Ringleitungssystem<br />
(Bild 4) zu bevorzugen. Als Förderpumpen können<br />
Kreiselpumpen, Exzenterschneckenpumpen oder<br />
Schlauchpumpen zum Einsatz kommen. Die Förderleistung<br />
sollte mindestens doppelt so hoch wie die maximale<br />
Abnahmemenge sein. Die permanente Bewegung<br />
in der Ringleitung verhindert die Sedimentation von<br />
Kalkhydrat.<br />
Als Austrittsorgan aus der Ringleitung bieten sich<br />
Quetschventile oder spezielle Ventile mit pneumatischer<br />
oder hydraulischer, seltener elektrischer Ansteuerung<br />
an. Bei der Anordnung der Ventile sollte beachtet<br />
werden, dass der Austritt der Kalkmilch aus der Ringleitung<br />
immer nach oben erfolgt.<br />
Direkte Dosierung<br />
Bei der direkten Dosierung kommen Exzenterschneckenpumpen<br />
<strong>und</strong> Schlauchpumpen zum Einsatz. Die<br />
Fördermenge sollte auf die maximale Zugabemenge<br />
ausgelegt sein. Die Leistungsverstellung erfolgt heute<br />
üblicherweise durch die Ansteuerung der Pumpen mittels<br />
eines Frequenzumformers. Exzenterschneckenpumpen<br />
sollten generell mit einem Trockenlaufschutz<br />
ausgerüstet werden. Bei geringen Gegendrücken an der<br />
Impfstelle ist den Schlauchpumpen der Vorzug zu<br />
geben. Auch auf die entsprechende Materialauswahl ist<br />
bei der Festlegung aller Pumpen zu achten. Die Pumpen<br />
sollten saug- <strong>und</strong> druckseitig mit je einem Absperrorgan<br />
(Kugelhahn oder Schlauch-Quetschventil) ausgestattet<br />
sein. Außerdem sind saug- <strong>und</strong> druckseitige<br />
Spülanschlüsse wichtig. Druckminderer <strong>und</strong> sonstige<br />
Ventile sind nicht einzubauen.<br />
Allgemeine Anforderungen an die Dosierung<br />
Als Leitungen haben sich in der Praxis druckseitig gewebeverstärkte<br />
Kunststoffschläuche bewährt. Saugseitig<br />
bieten sich Stahlrohre, Kunststoffrohre oder vakuum-<br />
September 2011<br />
860 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
feste Schläuche an. Die Strömungsgeschwindigkeit<br />
sollte 1,0 m/s nicht unterschreiten, besser bei 1,5 m/s<br />
liegen. Alle Kalkmilch führenden Leitungen sollten so<br />
kurz <strong>und</strong> geradlinig wie möglich geführt werden. Querschnittverengungen<br />
durch beispielsweise Druckminderer,<br />
Schlauchtüllen <strong>und</strong> häufige, enge Richtungsänderungen<br />
sollten unbedingt vermieden werden.<br />
Der Druckverlust in Kalkmilch führenden Leitungen<br />
kann auf ca. 0,5 bar pro 10 m geschätzt werden [2, 3].<br />
Entsprechende Anschlüsse für eine mögliche Spülung<br />
sind in ausreichendem Maße vorzusehen. Eine<br />
hohe Gesamthärte des Spülwassers kann zu Ausfällungen<br />
<strong>und</strong> Ablagerungen führen.<br />
Der Impfstelle sollte ebenfalls große Beachtung<br />
geschenkt werden. Durch örtliche Überalkalisierung<br />
kommt es, insbesondere bei harten Wässern, zu Ablagerungen.<br />
Ausziehbare Impfstücke, bewegliche Lippen am Austritt,<br />
eine Vorverdünnung mit enthärtetem <strong>Wasser</strong> oder<br />
die Dosierung in ein Bypasssystem schaffen Abhilfe.<br />
Anwendungen von Kalkprodukten<br />
Calcitlösekapazität von <strong>Wasser</strong><br />
Aggressives <strong>Wasser</strong> ist durch einen Überschuss an Kohlensäure<br />
gekennzeichnet. Dieser Kohlensäureüberschuss<br />
führt zur Korrosion im Leitungsnetz <strong>und</strong> löst die<br />
verschiedensten Stoffe aus den Werkstoffen der Installation<br />
auf dem Weg zum Abnehmer. Daher ist eine Entsäuerung<br />
beziehungsweise eine Neutralisation der<br />
überschüssigen Kohlensäure erforderlich. Inwieweit<br />
dies erfolgen muss, ist in den Vorschriften der einzelnen<br />
Länder separat geregelt.<br />
Sehr hartes <strong>Wasser</strong> ist durch einen niedrigen Gleichgewichts-pH-Wert<br />
im Bereich pH ≤ 7,0 gekennzeichnet.<br />
Bis zu einem pH-Wert von 7,7 enthält <strong>Wasser</strong> freie Kohlensäure<br />
im Gleichgewicht. Dieser trägt zur korrosiven<br />
Wirkung bei.<br />
Bild 5 zeigt die Verteilung der Kohlensäureformen in<br />
<strong>Wasser</strong> über den pH-Wert. Da <strong>Wasser</strong> mit zunehmender<br />
Kalkhärte auch mehr Kohlensäure enthält, weist hartes<br />
<strong>Wasser</strong> einen niedrigen pH-Wert auf (< 7,7). Sind Faserzementrohre<br />
im Einsatz, muss dieses harte <strong>Wasser</strong><br />
soweit enthärtet <strong>und</strong> der Kohlensäuregehalt soweit<br />
erniedrigt werden, dass der pH-Wert mindestens 7,7<br />
beträgt. Eine zu geringe Kalkhärte bedeutet ein schwach<br />
gepuffertes <strong>Wasser</strong>, welches auf Säure- <strong>und</strong> Laugeeinträge<br />
sehr sensibel reagiert. Der ideale Härtebereich<br />
eines <strong>Wasser</strong>s liegt bei 8–10 °dH beziehungsweise 1,43–<br />
1,79 mmol Erdalkaliionen.<br />
Die Aggressivität eines <strong>Wasser</strong>s wird durch den Parameter<br />
„Calcitlösekapazität“ charakterisiert. Nach der<br />
Trinkwasserverordnung darf ein Einzelwasser eine maximale<br />
Calcitlösekapazität von 5 mg/L aufweisen; Mischwässer<br />
bis zu 10 mg/L.<br />
Insbesondere bei faserzementhaltigen Rohrleitungswerkstoffen<br />
besteht durch die im <strong>Wasser</strong> vorhandene<br />
freie Kohlensäure die Gefahr, dass aus den Rohrwerkstoffen<br />
Zementfasern gelöst werden können. Im Falle<br />
des Kontaktes von Trinkwasser mit faserzementhaltigen<br />
Rohren schreibt die Trinkwasserverordnung einen Mindest-pH-Wert<br />
von 7,7 vor. Bei einem pH-Wert ≥ 7,7 liegt<br />
im <strong>Wasser</strong> keine freie Kohlensäure mehr vor, sodass der<br />
Werkstoff nicht mehr angegriffen werden kann.<br />
Entsäuerung durch Filtration über Kalkstein<br />
Neutralisation von Kohlensäure<br />
Die chemische Entsäuerung kann durch unterschiedliche<br />
Verfahren erfolgen. Bei einer Variante wird das<br />
Rohwasser über festes Entsäuerungsmaterial filtriert. Als<br />
Entsäuerungsmaterial dient sehr häufig hochporöser<br />
Kalkstein, der sich durch schnelle Reaktionszeiten bis<br />
zur Einstellung des Kalk-Kohlensäuregleichgewichts<br />
auszeichnet. Die Entsäuerungsfiltration über Kalkstein<br />
erfolgt gemäß folgender chemischen Reaktion:<br />
CaCO 3 + (H 2 O + CO 2 ) Ca(HCO 3 ) 2 (3)<br />
Bei der Entsäuerungsfiltration wird das Filtermaterial<br />
verbraucht, gleichzeitig werden nach obiger Gleichung<br />
die Kalkhärte <strong>und</strong> die Säurekapazität des <strong>Wasser</strong>s angehoben.<br />
Selbst bei hochporösem Kalkstein bedarf die Reaktionszeit<br />
mehrere Minuten bis zu einer halben St<strong>und</strong>e,<br />
wie auch aus Bild 6 zu erkennen ist.<br />
Bild 5. Verteilung<br />
der Kohlensäureformen<br />
in Abhängigkeit<br />
vom<br />
pH-Wert bei<br />
25 °C (Ionenstärke<br />
vernachlässigt)<br />
[9].<br />
Bild 6. Ermitteln<br />
der Kontaktzeit<br />
bei der<br />
Entsäuerungsfiltration<br />
über<br />
hochporösen<br />
Kalksandstein<br />
[10].<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 861
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 7. Injektorkreislauf<br />
einer Chlor<strong>gas</strong>dosieranlage<br />
mit Marmorkiesfilter<br />
[11].<br />
Das aus Kalkstein gebildete Calciumhydrogencarbonat<br />
ist sehr viel besser wasserlöslich als Calciumcarbonat<br />
selbst. Aus Bild 6 geht hervor, dass der Entsäuerungsfiltration<br />
praktische Grenzen gesetzt sind: Gut<br />
gepufferte Wässer mit hoher Säurekapazität <strong>und</strong> geringer<br />
Basekapazität (d. h. wenig überschüssige Kohlensäure)<br />
haben Kontaktzeiten weit über 30 Minuten <strong>und</strong><br />
sind in Filteranlagen wirtschaftlich nicht mehr zu behandeln.<br />
In diesen Fällen werden dem <strong>Wasser</strong> chemische<br />
Produkte zudosiert oder die Filtration über halbgebrannten<br />
Dolomit (MgO • CaCO 3 ) durchgeführt. Das<br />
Magnesiumoxid im halbgebrannten Dolomit reagiert<br />
mit <strong>Wasser</strong> zu Hydroxidionen <strong>und</strong> bedarf keiner Kohlensäure<br />
im <strong>Wasser</strong> zur Auflösung.<br />
Neutralisation von Salzsäure <strong>und</strong> hypochloriger<br />
Säure bei der Chlor<strong>gas</strong>dosierung<br />
Schwimmbeckenwasser, das bei Durchströmen eines<br />
Injektors Chlor ansaugt, bildet hypochlorige Säure HClO<br />
<strong>und</strong> Salzsäure HCl. Die gebildete Salzsäure sowie die<br />
hypochlorige Säure werden häufig durch Filtration über<br />
Kalkstein neutralisiert <strong>und</strong> gleichzeitig die Carbonathärte<br />
(Carbonathärte = Hydrogencarbonat = HCO 3– ) des<br />
<strong>Wasser</strong>s angehoben:<br />
Cl 2 + H 2 O .HCl + HClO (4)<br />
HCl + HClO + CaCO 3 CaCl(OCl) + H 2 O + CO 2 (5)<br />
2 H 2 O + CO 2 HCO 3<br />
– + H 3 O + (6)<br />
2 HClO + CaCO3 Ca(ClO)2 + H2CO3 (7)<br />
H 2 CO 3 + H 2 O HCO 3<br />
– + H 3 O + (8)<br />
Die Neutralisation wird technisch umgesetzt, indem<br />
in den Injektorkreislauf ein Marmorkiesfilter eingebaut<br />
wird (s. Bild 7).<br />
Das Verfahren der Filtration über porösen Kalkstein<br />
ist überall da von Vorteil, wo eine Entsäuerung ohne<br />
separate Regelung funktionieren muss. Bei dieser Art<br />
der Entsäuerung läuft der chemische Prozess stets nur<br />
bis zur Neutralisation der Säure ab. Eine Überdosierung<br />
von Alkalität ist hierbei im Gegensatz zur Dosierung<br />
flüssiger Chemikalien wie beispielsweise Natronlauge<br />
ausgeschlossen. Ein zu hoher Eintrag von Kalk ins <strong>Wasser</strong><br />
wird durch einen variabel einstellbaren Bypassstrom<br />
für den Marmorkiesfilter realisiert.<br />
Bereitung von Trinkwasser aus Regenwasser<br />
durch Auflösen von Kalkstein<br />
In vielen ariden Gebieten der Erde bedeutet die Gr<strong>und</strong>wassernutzung<br />
eine Beanspruchung abnehmender<br />
Ressourcen – die Gr<strong>und</strong>wasservorräte erschöpfen sich.<br />
Als Alternative bietet sich hier das Auffangen des Regenwassers<br />
an. Das Regenwasser ist jedoch zu arm an Mineralstoffen<br />
<strong>und</strong> kann daher nicht als Trinkwasser genutzt<br />
September 2011<br />
862 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
Bild 8. Schema<br />
einer Zisternenwasseraufbereitung<br />
mit<br />
Kohlensäuredosierung<br />
<strong>und</strong><br />
Mineralisierung<br />
durch<br />
Salzlösungen<br />
[12].<br />
werden. Aus dem Regenwasser kann mit Hilfe von Kohlensäure<br />
oder Mineralsäuren <strong>und</strong> Kalkstein eine Mineralisierung<br />
des <strong>Wasser</strong>s stattfinden. Hierbei wird das <strong>Wasser</strong><br />
zunächst mit einem Kohlensäureüberschuss angereichert<br />
<strong>und</strong> anschließend über Marmorkiesfilter<br />
geleitet. Bild 8 zeigt den schematischen Aufbau einer<br />
Regenwasseraufbereitung mit Marmorkiesfilter.<br />
Eine Dosierung von Mineralsäuren anstelle von Kohlensäure<br />
zur Auflösung des Kalksteins wäre ebenfalls<br />
möglich. Dabei besteht jedoch die Gefahr einer Überdosierung<br />
<strong>und</strong> Überalkalisierung des Filtrats. Da ein natürliches<br />
<strong>Wasser</strong> neben Calcium <strong>und</strong> Hydrogencarbonat<br />
auch andere Mineralien enthält, werden diese als Mineralmischungen<br />
dem <strong>Wasser</strong> durchflussproportional<br />
zudosiert. Die Dosierüberwachung erfolgt kontinuierlich<br />
mittels Leitfähigkeitsmessung.<br />
Entsäuerung durch alkalisch reagierende<br />
Chemikalien wie Kalkhydrat<br />
Bei einer weiteren Entsäuerungsvariante wird die überschüssige<br />
Kohlensäure durch Zugabe von alkalisch<br />
reagierenden Chemikalien wie Natronlauge, Kalkhydrat<br />
in Form von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser neutralisiert. Bei<br />
der Entfernung von CO 2 durch Kalkhydrat Ca(OH) 2<br />
erfolgt die Umsetzung nach Gleichung (9) im ersten<br />
Schritt zum Calciumhydrogencarbonat:<br />
Ca(OH) 2 + 2 CO 2 Ca (HCO 3 ) 2 (9)<br />
Calciumhydrogencarbonat setzt sich allmählich<br />
durch Abgabe von <strong>Wasser</strong> (Dehydrierung) <strong>und</strong> Kohlendioxid<br />
nach Gleichung (10) zu festem, schwer löslichem<br />
Calciumcarbonat CaCO 3 oder Calcit um:<br />
Ca(HCO 3 ) 2 CaCO 3 + H 2 O + CO 2 (10)<br />
Das unlösliche Calciumcarbonat wird anschließend<br />
abgetrennt.<br />
Entcarbonisierung<br />
Durch die Zugabe von Kalkhydrat kann <strong>Wasser</strong> sehr<br />
effektiv entcarbonisiert werden.<br />
Ca(OH) 2 + Ca(HCO 3 ) 2 2 CaCO 3 + 2 H 2 O (11)<br />
In der Praxis wird diese Enthärtungsreaktion in Verfahren,<br />
die Schnell- <strong>und</strong> Langsamentcarbonisierung<br />
bezeichnet werden, realisiert. Bei der Schnellentcarbonisierung<br />
läuft die Reaktion in einem Reaktor ab. In diesem<br />
kristallisiert das Calciumcarbonat an so genannten<br />
Kristallisationskernen (Quarzsand) zu kleinen Ku geln,<br />
Pellets genannt, aus. Diese werden je nach Reinheitsgrad<br />
einer unterschiedlichen Weiterverwertung zugeführt.<br />
Bei der Langsamentcarbonisierung sind großräumige<br />
Reaktionsräume erforderlich. Mittlerweile wurden<br />
auch hier Verfahren entwickelt, die die Durchsatzzeiten<br />
sowie die Baugrößen wesentlich verringern. Das anfallende<br />
Calciumcarbonat wird weiter entwässert, bei Eignung<br />
weiterverwertet oder entsorgt.<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 863
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Entschwefelung von Waschwasser in der<br />
Rauch<strong>gas</strong>reinigung<br />
Bei der Rauch<strong>gas</strong>entschwefelung werden am meisten<br />
Kalkprodukte verbraucht.<br />
Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Steinkohle,<br />
Braunkohle <strong>und</strong> schwerem Heizöl verbrennt der<br />
im Brennstoff enthaltene Schwefel zu Schwefeldioxid:<br />
2 S + 2 O 2 2 SO 2 (12)<br />
Das Schwefeldioxid<strong>gas</strong> setzt sich katalytisch zu<br />
Schwefeltrioxid SO 3 um:<br />
2 SO 2 + O 2 2 SO 3 (13)<br />
Stöchiometrisch werden pro Kilogramm Schwefel<br />
3750 Gramm Schwefeltrioxid gebildet. Hieraus entsteht<br />
mit <strong>Wasser</strong> hoch aggressive Schwefelsäure. Bezogen auf<br />
1,0 kg Schwefel entstehen 1,18 kg Schwefelsäure:<br />
2 SO 3 + 2 H 2 O 2 H 2 SO 4 (14)<br />
Wird die Schwefelsäure nicht aus dem Rauch<strong>gas</strong> entfernt,<br />
kommt es zur Bildung von saurem Regen, der in<br />
der zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zu massiven<br />
Schäden an Oberflächengewässern, der Vegetation,<br />
Gebäuden <strong>und</strong> zur Beeinträchtigung der menschlichen<br />
Ges<strong>und</strong>heit geführt hat. Mittlerweile besteht die Verpflichtung,<br />
Rauch<strong>gas</strong>e aus Kraftwerken durch eine Entschweflung<br />
zu reinigen. Bei kleineren Feuerungsanlagen<br />
<strong>und</strong> Verbrennungsmaschinen, die in der Summe<br />
ebenfalls eine erhebliche Menge an Rauch<strong>gas</strong>en freisetzen,<br />
ist die Verwendung entschwefelter Brennstoffe<br />
geeignet.<br />
Eine Entschwefelung der Rauch<strong>gas</strong>e aus Großfeuerungsanlagen<br />
erfolgt unter anderem mit Kalkhydratlösungen,<br />
wobei die Kalkhydratlösung sehr vorteilhaft<br />
aus gebranntem Kalk im Pastenlöschverfahren hergestellt<br />
werden kann. Die Kalkentschwefelung läuft folgendermaßen<br />
ab:<br />
H 2 SO 4 + Ca(OH) 2 CaSO 4 + 2 H 2 O (15)<br />
Enthärtung mit Kalkhydrat<br />
Enthält im Gegenteil das <strong>Wasser</strong> zuviel Härte, so kann<br />
mit Kalk enthärtet werden.<br />
Ca(OH) 2 + Ca(HCO 3 ) 2 2 CaCO 3 + 2 H 2 O (16)<br />
In <strong>Wasser</strong> gelöstes Calciumhydrogencarbonat<br />
Ca(HCO 3 ) 2 verursacht Kalkausfällungen <strong>und</strong> Kesselsteinbildung<br />
bei der Warmwasserbereitung. Durch die Erwärmung<br />
des <strong>Wasser</strong>s <strong>gas</strong>t Kohlendioxid CO 2 aus dem<br />
<strong>Wasser</strong> aus. Dadurch entsteht schwer lösliches Calciumcarbonat,<br />
welches auf den warmen Oberflächen auskristallisiert:<br />
Ca(HCO 3 ) 2 ΔT CaCO 3 + CO 2 + H 2 O (17)<br />
Diese Aus<strong>gas</strong>ung von CO 2 <strong>und</strong> Bildung schwerlöslicher<br />
Kalkbeläge führt unter anderem zu erhöhten Wärmeübergangswiderständen,<br />
massiven Energieverlusten<br />
in Wärmetauschern, einem erhöhten Verbrauch an<br />
Waschchemikalien/Tensiden, zum Belegen <strong>und</strong> Blockieren<br />
von Filtrationsmedien sowie zu erhöhten Reibungswiderständen<br />
in Rohrleitungen.<br />
Der erhöhte Waschmittel- <strong>und</strong> Seifenverbrauch in<br />
hartem <strong>Wasser</strong> beruht auf der Bildung schwer löslicher<br />
Calciumsalze der in Seifen enthaltenen Fettsäuren (hier<br />
als C n H (2n+1) -COO-Ca-OOC-H (2n+1) C n dargestellt):<br />
2 C n H (2n+1) – COOH + Ca 2+ C n H (2n+1) -COO-<br />
Ca-OOC-H (2n+1) C n + 2 H + (18)<br />
Die entstehenden Salze der organischen Säuren sind<br />
schwer löslich <strong>und</strong> führen damit zu einem erhöhten<br />
Waschmittelverbrauch.<br />
Diese Nachteile können durch die Entcarbonisierung<br />
(Enthärtung durch Ausfällung von Ca- <strong>und</strong> Mg-Carbonaten)<br />
des <strong>Wasser</strong>s vermieden werden. Eine Enthärtung<br />
sollte zentral im <strong>Wasser</strong>werk <strong>und</strong> nicht in Einzelanlagen<br />
vorgenommen werden, um Umweltbelastungen, Hygiene-<br />
<strong>und</strong> Korrosionsprobleme zu vermeiden.<br />
Die Enthärtung <strong>und</strong> gleichzeitige Entcarbonisierung<br />
von <strong>Wasser</strong> durch Kalkhydrat folgt dieser Gleichung:<br />
Ca (HCO 3 ) 2 + Ca (OH) 2 2 CaCO 3 +2 H 2 O (19)<br />
Die Kornverteilung <strong>und</strong> die Korngröße der Kalkhydratpartikel<br />
beeinflussen wesentlich die Reaktionsfähigkeit<br />
der Kalkmilch. Diese sollte möglichst groß sein, um<br />
die erwähnten Prozesse optimal ablaufen zu lassen.<br />
Kalkhydrat Ca(OH) 2 , dessen Kornspektrum homogen ist<br />
<strong>und</strong> aus vielen kleinen Partikeln besteht, reagiert<br />
schneller als grobe Produkte.<br />
Neben der Qualität des Ausgangsproduktes ist auch<br />
die Qualität des <strong>Wasser</strong>s, mit dem die Suspension hergestellt<br />
beziehungsweise der Kalk gelöscht wird, von<br />
Bedeutung. Hohe Carbonathärten, hohe Ionenkonzentrationen<br />
an Sulfat- <strong>und</strong> Chloridionen können sich negativ<br />
auf die Qualität der erzeugten Kalkmilch auswirken.<br />
Zusammenfassung<br />
Branntkalk CaO <strong>und</strong> Kalkhydrat Ca(OH) 2 sind die preiswertesten<br />
Neutralisationsmittel. Die Herstellung von<br />
Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser sind unter Berücksichtigung<br />
der besonderen Eigenschaften der Einsatzstoffe <strong>und</strong><br />
Produkte technisch zuverlässig möglich. Allerdings<br />
müssen bei der Planung <strong>und</strong> Ausführung wesentliche,<br />
gr<strong>und</strong>legende Punkte beachtet werden. Die erforderlichen<br />
Investitionskosten amortisieren sich aufgr<strong>und</strong> der<br />
preiswerten Chemikalie in kurzer Zeit.<br />
Literatur<br />
[1] DIN EN 12518: Produkte zur Aufbereitung von <strong>Wasser</strong> für<br />
den menschlichen Gebrauch - Weißkalk (2008).<br />
[2] Herstellung, Lagerung <strong>und</strong> Dosierung von Kalkprodukten,<br />
Februar 1994. B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Kalkindustrie<br />
e.V.<br />
September 2011<br />
864 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
[3] Technische Hinweise für die Planung <strong>und</strong> den Betrieb von<br />
Anlagen zur Bevorratung <strong>und</strong> Dosierung von Kalkprodukten.<br />
B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Kalkindustrie e.V. Mai<br />
1996.<br />
[4] Konrad, K.: Die Bereitung <strong>und</strong> Dosierung von Kalkmilch <strong>und</strong><br />
Kalkwasser aus Kalkhydrat oder Branntkalk für die Trinkwasserbehandlung,<br />
bbr - <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Rohrbau (1997) Nr. 10.<br />
[5] Siemens AG: Verfahrensschema zur Kalkmilchbereitung aus<br />
Kalkhydrat (2011).<br />
[6] DVGW-Arbeitsblatt W 629 „Anlagen zum Herstellen <strong>und</strong><br />
Dosieren von Kalkmilch <strong>und</strong> Kalkwasser“ (Juli 2010).<br />
[7] Flinspach, D. <strong>und</strong> Werner, G.: Neue Methode zur kontinuierlichen<br />
Bereitung großer Mengen an hochreinem Kalkwasser.<br />
Zweckverband Landeswasserversorgung, Stuttgart.<br />
[8] Siemens AG: Verfahrensschema zur Kalkmilchdosierung aus<br />
einem Ringleitungssystem (2010).<br />
[9] Johannsen, K. (August 2010): Säure- <strong>und</strong> Basekapazität (m<strong>und</strong><br />
p-Wert), Praktikum Umweltchemie, Technische Universität<br />
Hamburg-Harburg, Seite 92.<br />
[10] Mutschmann, J. <strong>und</strong> Stimmelmayer, F.: Taschenbuch der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Vieweg Verlag 12. Auflage, 1999, S. 241,<br />
Abb. 4-42<br />
[11] Siemens AG (2010): Injektorkreislauf einer Chlor<strong>gas</strong>dosieranlage<br />
mit Marmorkiesfilter.<br />
[12] Schema einer Zisternenwasseraufbereitung mit Kohlesäuredosierung<br />
durch Salzlösungen.<br />
[13] B<strong>und</strong>esverband der Deutschen Kalkindustrie e.V. (ohne Jahresangabe):<br />
Kalk für den Umweltschutz.<br />
Schlagworte [13]:<br />
Kalkstein (lime stone): Sedimentgestein auf der Basis von fossilen<br />
Korallen oder Muscheln mit dem Hauptbestandteil Calciumcarbonat<br />
in dicht <strong>und</strong> körnig kristalliner Form<br />
Branntkalk (quick lime): Sammelbegriff für gebrannte Kalke <strong>und</strong><br />
Dolomite<br />
Kalkhydrat (hydrated lime): fabrikmäßig zu sehr feinem Pulver trocken<br />
gelöschter Kalk<br />
Kalklöschanlage (lime slaker): Einrichtung zur Umsetzung von<br />
Branntkalk zu Kalkhydrat<br />
Pastenlöschverfahren (paste typed lime slaking process): Umsetzung<br />
von Branntkalk mit <strong>Wasser</strong> zu Kalkhydratsuspension (Feststoffgehalt<br />
bis 20 %) in einer speziellen Kalklöschanlage<br />
Kalkhydratsuspension (suspended lime?): ein heterogenes Stoffgemisch<br />
aus Kalkwasser <strong>und</strong> darin fein verteilten Kalkhydratpartikeln<br />
Kalkwasser (lime water): gesättigte, klare, wässrige Lösung von<br />
Kalkhydrat<br />
Marmorkies (granulated marble): kristallines Sedimentationsgestein<br />
mit den Hauptbestandteilen Calcium- <strong>und</strong> Magnesiumcarbonat<br />
in einer definierten Kornverteilung (ca. 2 – 3 mm Durchmesser)<br />
Aufhärtung (Hardening): Anreicherung von <strong>Wasser</strong> mit Härtebildnern<br />
Calcium <strong>und</strong> Magnesium<br />
Enthärtung (Softening): Entfernung der Härtebildner Calcium <strong>und</strong><br />
Magnesium aus <strong>Wasser</strong><br />
Entcarbonisierung (decarbonization): Reduzierung der Karbonathärte<br />
durch Ausfälllung von Calcit<br />
Rauch<strong>gas</strong>wäsche: Entfernung saurer, korrosiv wirkender Gase aus<br />
Rauch<strong>gas</strong>en mit Kalkwasser<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 21.07.2011<br />
Korrektur: 03.08.2011<br />
Dipl.-Ing. (TH) Chemieingenieurwesen Georg Csontos<br />
E-Mail: georg.csontos@siemens.com |<br />
Siemens AG |<br />
Dipl.-Ing. (FH) Maschinenbau Karl Konrad<br />
E-Mail: karl.r.konrad@siemens.com |<br />
Siemens AG |<br />
Auf der Weide 10 |<br />
D-89312 Günzburg<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 865
PRAXIS<br />
Gut gewickelt unter dem Leuzetunnel<br />
Stadtentwässerung Stuttgart saniert in extremer Örtlichkeit<br />
Zwei hoch belastete B<strong>und</strong>esstraßen, die sich einen Tunnel teilen, fast darüber ein viel besuchtes Freizeitbad<br />
<strong>und</strong> unter dem <strong>Ganz</strong>en einer der Hauptstränge des Stuttgarter <strong>Abwasser</strong>-Kanalisationsnetzes: Diese extreme<br />
Ballung von Infrastruktur war die Ausgangslage für ein spektakuläres Kanalsanierungsprojekt in Stuttgart, das<br />
vom Ingenieurbüro ISAS GmbH vorbereitet, geplant <strong>und</strong> überwacht wurde. Beim Sanierungsprojekt „Stuttgart<br />
Schwanenplatz“ wurden drei begehbare Großprofile mit einer selbstfahrenden Wickelmaschine für Sonderprofile<br />
über eine Länge von insgesamt 260 Metern grabenlos mit dem SPR TM -Wickelrohrverfahren renoviert.<br />
Einer der Bauabschnitte, ein Haubenprofil H/B 1900/2320 mm, ist die bislang größte Nennweite, die in<br />
Deutschland mit diesem Verfahren saniert wurde.<br />
Mehrstöckige Infrastruktur –<br />
<strong>und</strong> zuunterst das <strong>Abwasser</strong><br />
Die Planer des Ingenieurbüros sind<br />
seit Jahren auf die Inspektion <strong>und</strong><br />
Sanierung von Großprofil-Bauwerken<br />
der <strong>Abwasser</strong>entsorgung spezialisiert.<br />
Insoweit ist man bei ISAS<br />
mit komplexen Problemstellungen<br />
eigentlich nur noch schwer zu<br />
beeindrucken. Die Anforderungen<br />
jedoch, die das Projekt „Stuttgart<br />
Schwanenplatz“ stellte, werden in<br />
die inzwischen fast 25-jährige<br />
Unternehmensgeschichte als Highlight<br />
eingehen. Ort des Geschehens<br />
war das Neckarufer in Höhe der<br />
König-Karls-Brücke. Hier konzentriert<br />
sich Infrastruktur in einer fast<br />
beispiellosen Dichte. Die Brücke<br />
überquert den Neckar <strong>und</strong> verbindet<br />
6-spurig Stuttgart mit dem Ortsteil<br />
Bad Cannstatt. Unter der Brücke<br />
verlaufen im sogenannten Leuzetunnel<br />
auf vier Fahrspuren die hochbelasteten<br />
B<strong>und</strong>esstraßen B 10 <strong>und</strong><br />
B 14. Nach dem Tunnel teilen sich<br />
die beiden Hauptverkehrsstraßen,<br />
die B 14 kreuzt die Gegenrichtung<br />
der B 10 <strong>und</strong> führt weiter in Richtung<br />
Innenstadt. Ein weiteres Tunnelbauwerk,<br />
der Bergertunnel, führt<br />
den Rechtsabbiegerverkehr der B 14<br />
aus Richtung Innenstadt kommend<br />
tangential auf die B 10, wo er sich<br />
wiederum unterirdisch einfädelt. Im<br />
Uferstreifen zwischen B 10 <strong>und</strong><br />
König-Karls-Brücke liegt zudem das<br />
Leuzebad, ein viel besuchtes Mineral-<br />
<strong>und</strong> Freizeitbad in Stuttgart.<br />
Und tief unter Verkehrsbauwerken<br />
<strong>und</strong> Mineralbad liegt schließlich der<br />
Problemfall, mit dem sich die Planer<br />
Hauptzugang zum Sanierungsbereich: ein Schachtbauwerk im<br />
Eingangsbereich des Leuzebades, hier mit den Haspeln, die jeweils<br />
1000 Meter des Wickel-Profilstreifens aufnehmen.<br />
auseinanderzusetzen hatten: Der<br />
Hauptsammler links des Neckars<br />
besteht aus zwei parallel verlaufenden<br />
Kanälen <strong>und</strong> ist mit Abflussspitzen<br />
von bis zu 4,4 m³/s ein wichtiger<br />
<strong>Abwasser</strong>strang der Stuttgarter<br />
Kanalisation. Seine ältesten gemauerten<br />
Bauabschnitte stammen<br />
schon aus dem Jahre 1898, die<br />
jüngsten wurden Anfang der 1960-<br />
er Jahre gebaut. Darunter liegt auch<br />
das größte Profil des Sanierungsvorhabens,<br />
ein Haubenprofil H/B<br />
2320/1900 mm.<br />
Von A bis Z<br />
eine Herausforderung<br />
Bei der nach der Baden-Württembergischen<br />
Eigenkontrollverordnung<br />
vorgeschriebenen Routineuntersuchung<br />
war dieser Bereich aufgr<strong>und</strong><br />
diverser Schadensbilder zum<br />
prioritären Sanierungsfall geworden.<br />
Die umfassenden Bestandsaufnahmen<br />
waren von Inspekteuren<br />
der ISAS GmbH durchgeführt worden.<br />
Dieses in Füssen ansässige <strong>und</strong><br />
mit einer Niederlassung in der Nähe<br />
von Stuttgart vertretene Ingenieurbüro<br />
hat die manuelle Begehung als<br />
Verfahren zur Inspektion begehbarer<br />
Sammler insofern perfektioniert,<br />
dass Workflow <strong>und</strong> Untersuchungsqualität<br />
bei der Begehung der<br />
Bauwerke nun einer Befahrung<br />
klein dimensionierter Kanäle per<br />
TV-Kamera entsprechen.<br />
Hauptproblem der Bauwerke im<br />
Sanierungsbereich war neben dem<br />
teils sehr hohen Alter – zwei gemauerte<br />
Bauabschnitte sind bereits<br />
September 2011<br />
866 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
100 Jahre <strong>und</strong> älter – vor allem die<br />
Zusammensetzung des hier eingeleiteten<br />
Mineralwassers. Durch die<br />
Lage innerhalb der Aufstiegszone<br />
der Mineralquellen ist dessen Kohlensäuregehalt<br />
erhöht. Für mineralische<br />
Bauwerke, insbesondere<br />
deren zementgeb<strong>und</strong>ene Komponenten,<br />
ist dies extrem schädlich.<br />
Das machte insbesondere dem<br />
größten Profil des Sammlers zu<br />
schaffen. Das Haubenprofil mit den<br />
Abmessungen 2320/1900 mm<br />
wurde 1961 in Ortbetonbauweise<br />
gebaut <strong>und</strong> hat unter dem ein halbes<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert andauernden Säureangriff<br />
schwer gelitten. Immerhin<br />
wurden den Kanälen im Sanierungsbereich<br />
durch ein Gutachten<br />
des TÜV Rheinland – LGA Nürnberg<br />
eine ausreichende Standsicherheit<br />
des Altrohr-Boden-Systems zugeschrieben.<br />
Voraussetzung hierfür<br />
war aber, dass eine gr<strong>und</strong>legende<br />
Ertüchtigung der Bauwerksinnenwand<br />
in puncto Druckaufnahme<br />
erfolge. Damit war auch hier die<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung für eine grabenlose<br />
Sanierung des vorhandenen<br />
Bauwerksbestands gegeben.<br />
Exotische Profile,<br />
12 Meter tief<br />
Erschwerend kam bei diesem<br />
Projekt hinzu, dass alle drei zu sanierenden<br />
Bauabschnitte unterschiedliche<br />
Profile aufweisen. Neben dem<br />
Haubenprofil galt es, ein gedrücktes<br />
Kreisprofil 1650/1850 mm <strong>und</strong> ein<br />
gemauertes Kreisprofil DN 1200 mm<br />
zu sanieren, in Letzterem waren<br />
zudem deutliche Bögen als Einschränkung<br />
zu berücksichtigen. Die<br />
exakten Innenmaße <strong>und</strong> Geometrien<br />
wurden im Vorfeld der Sanierungsplanung<br />
per 3D-Laserscan<br />
ermittelt. Die wohl restriktivste Vorgabe<br />
überhaupt war die äußerst<br />
problematische Zugänglichkeit<br />
sämtlicher Bauabschnitte, deren<br />
Scheitel bis zu 10 Meter unter<br />
Ge ländeoberkante liegen. Die Sa -<br />
nierungsarbeiten zweier Bereiche<br />
sind maßgeblich nur über ein<br />
12 Meter tiefes Zugangsbauwerk<br />
erreichbar, das unmittelbar neben<br />
Der eigens für dieses Profil<br />
gebaute Wickelrahmen formt<br />
aus dem stahlverstärkten Profilstreifen<br />
ein Haubenprofil mit den<br />
Maßen H/B 1982/1693 mm.<br />
dem Eingangsbereich des Leuzebades<br />
liegt.<br />
SPR TM -Wickelrohr in diesem<br />
Falle alternativlos<br />
Bei Sanierungsprojekten dieser Größenordnung<br />
bestimmt eine Vielzahl<br />
von Randbedingungen das Sanierungsverfahren.<br />
Nach eingehender<br />
Planung unter Berücksichtigung<br />
aller Parameter einschließlich einer<br />
erweiterten Zustandserfassung wurde<br />
nach einem Renovierungsverfahren<br />
gesucht, das diese erfüllt:<br />
Es musste über die vorhandenen<br />
Schachtbauwerke <strong>und</strong><br />
ohne weitere Tiefbaumaßnahmen<br />
gearbeitet werden.<br />
Es musste eine der Geometrie<br />
<strong>und</strong> der Größenordnung der<br />
drei unterschiedlichen Bauabschnitte<br />
anpassbare Sanierungslösung<br />
eingesetzt werden.<br />
Die Materiallogistik unter Tage<br />
musste über Strecken von bis<br />
zu 100 Metern reibungslos<br />
funktionieren.<br />
Es war eine Sanierungslösung<br />
gefragt, die auch ein Fluten<br />
des Sanierungsabschnittes im<br />
Hochwasserfall zulässt.<br />
Während der Profilstreifen von<br />
hinten nachgeführt wird, wandert<br />
der Wickelrahmen im Bauwerk<br />
dem anwachsenden Wickel-Liner<br />
voran.<br />
Die eingesetzte Sanierungstechnik<br />
musste Vorgaben<br />
dauerhaft erfüllen <strong>und</strong> das auch<br />
unter der Randbedingung des<br />
eingeleiteten Mineralwassers.<br />
Schließlich war eine schnell<br />
realisierbare Sanierungslösung<br />
gefragt.<br />
All diese Vorgaben zugleich<br />
konnte nach Einschätzung der<br />
Planer derzeit nur die SPR TM –Wickelrohrtechnik<br />
bedienen. Beim Wickelrohr-Lining<br />
wird aus einem Kunststoff-Profilstreifen<br />
mit Nut-Feder-<br />
Verbindung im vorhandenen Kanal<br />
ein Rohr mit Untermaß gegenüber<br />
dem Altkanal gewickelt. Die Wickelrohrtechnologie<br />
kann über einen<br />
minimalen Zugang eingesetzt werden.<br />
Ein Standard-Kontrollschacht<br />
ist ausreichend, um Verfahrenstechnik<br />
<strong>und</strong> Material zuzuführen. Vorteil<br />
des in Japan vom SEKISUI Konzern<br />
entwickelte SPR TM -Verfahrens: Mit<br />
einem stahlverstärkten Kunststoff-<br />
Endlosprofil <strong>und</strong> patentierten<br />
Wickelrahmen, die sich auf Größe<br />
<strong>und</strong> Geometrie des jeweiligen<br />
Kanals hin anfertigen lassen, können<br />
nicht nur Kreisprofile, sondern<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 867
PRAXIS<br />
Fachk<strong>und</strong>iger<br />
Besuch im<br />
Untergr<strong>und</strong>:<br />
Mitte Juni<br />
informierten<br />
sich Experten<br />
aus ganz<br />
Deutschland<br />
über die<br />
Möglichkeiten,<br />
die das Wickelrohrverfahren<br />
mit selbstständiger<br />
Wickelmaschine<br />
für<br />
Sonderprofile<br />
bietet.<br />
auch beliebige Sonderprofile gewickelt<br />
werden; wie z. B. Ei-, Kastenoder<br />
eben auch Haubenprofile. Im<br />
Letztgenannten baute die beauftragte<br />
KMG Pipe Technologies<br />
GmbH ein Wickelrohr passender<br />
Geometrie mit den Maßen H/B<br />
1982/1693 mm ein.<br />
Ein weiterer Vorteil von SPR TM ist,<br />
dass der Wickelrahmen dem Liner<br />
voraus durch den Kanal fährt,<br />
anstatt das Wickelrohr vom Schacht<br />
her in den Kanal hinein zu drehen.<br />
Der Liner folgt dem voraus wandernden<br />
Rahmen, wodurch Reibungskräfte<br />
beim Einbau keine<br />
Rolle spielen <strong>und</strong> praktisch unbegrenzte<br />
Längen gefahren werden<br />
können: In Stuttgart konnten so<br />
Andienstrecken unter Tage bis zu<br />
100 Meter realisiert werden.<br />
Großprofilsanierung<br />
ohne <strong>Wasser</strong>haltung<br />
Heikel ist bei der Sanierung derart<br />
zentraler Sammler natürlich vor<br />
allem die <strong>Abwasser</strong>haltung während<br />
der Bauarbeiten. Nicht selten<br />
bei Projekten dieser Größenordnung<br />
ist die <strong>Abwasser</strong>haltung letztlich<br />
teurer als die eigentliche Sanierungsmaßnahme.<br />
Abgesehen von<br />
purer technischer Undurchführbarkeit<br />
einer oberirdischen Bypass-<br />
Lösung am Schwanenplatz hätten<br />
die Kosten wohl auch hier den Rahmen<br />
gesprengt. Durch Überleitung<br />
des Trockenwetterabflusses in den<br />
Parallelkanal konnte jederzeit gesichert<br />
<strong>und</strong> abwasserfrei gearbeitet<br />
werden. Im Hochwasserfall bietet<br />
die im Rohr verspannte Wickelmaschine<br />
aber einen durchgängigen<br />
Restquerschnitt – so kann die<br />
Aufrechterhaltung der Vorflut ohne<br />
Ausbau der Maschine sichergestellt<br />
werden. Gleichwohl war natürlich<br />
ein reibungslos funktionierendes<br />
Hochwasser-Frühwarnsystem ein<br />
entscheidender Bestandteil des<br />
sehr umfangreichen Sicherheitskonzeptes,<br />
sodass die Mitarbeiter<br />
den Sanierungsbereich bei Starkregen<br />
rechtzeitig <strong>und</strong> sicher verlassen<br />
konnten.<br />
Liner als Schalung<br />
Beim SPR TM -Verfahren wird der<br />
Liner stets mit einem definierten<br />
Untermaß gegenüber dem Bauwerk<br />
eingebaut. Der entstandene Ringraum<br />
wird im weiteren Verlauf<br />
abschnittsweise mit einem Spezialmörtel<br />
verfüllt, dessen Fließfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Härtungsverhalten speziell<br />
auf diesen Anwendungsfall optimiert<br />
wurden. Während der SPR TM -<br />
Liner also quasi „nur“ eine Schalung<br />
darstellt, entsteht die eigentliche<br />
Sanierungswirkung durch die in situ<br />
neu hergestellte „Betonwandung“.<br />
Im großen Haubenprofil am Schwanenplatz<br />
beträgt deren Stärke mindestens<br />
7,5 cm im statisch relevanten<br />
Kämpferbereich. Ein System<br />
von Abstandselementen stellt vor<br />
der Verfüllung sicher, dass der Liner,<br />
nachdem ihn die Wickelmaschine in<br />
die richtige Geometrie gebracht<br />
hat, auch die berechneten Abstände<br />
zur Wand des Altrohrs hat.<br />
„Nebenbei“: Dauerhafter<br />
Korrosionsschutz<br />
des Betonbauwerks<br />
Langfristig bietet die Sanierung<br />
auch einen wichtigen betrieblichen<br />
Pluspunkt: Da das stahlverstärkte<br />
Kunststoffwickelrohr keine temporäre<br />
Einbauhilfe ist, sondern fester<br />
konstruktiver Bestandteil der Sanierungslösung<br />
bleibt, schützt es das<br />
Altrohr <strong>und</strong> den eingebrachten<br />
Ringraummörtel dauerhaft vor<br />
mechanischem Verschleiß <strong>und</strong> vor<br />
chemischen Angriffen aus der<br />
<strong>Abwasser</strong>zusammensetzung. Die<br />
Ringraumverfüllung wird abwasserseitig<br />
unangreifbar, die kohlensäurehaltigen<br />
Wässer können die Rohrsubstanz<br />
nun nicht weiter schädigen.<br />
Eine Konstellation, die für<br />
eine sehr lange weitere Lebensdauer<br />
dieser „Hauptschlagader“ des<br />
Stuttgarter <strong>Abwasser</strong>netzes spricht.<br />
Zudem wurde mit dem SPR TM -<br />
System eine vergleichsweise schnell<br />
realisierbare Sanierungstechnik für<br />
diesen schwierigen Fall gef<strong>und</strong>en.<br />
Nachdem das Sanierungskonzept<br />
im Januar 2011 beschlossen worden<br />
war, stand nur 8 Monate später,<br />
Ende August 2011, der erfolgreiche<br />
Abschluss eines höchst anspruchsvollen<br />
Kanalsanierungsprojektes<br />
auf dem Bauplan.<br />
Kontakt:<br />
ISAS GmbH,<br />
Ingenieure für Sanierung<br />
von <strong>Abwasser</strong>-Systemen,<br />
Rupprechtstraße 3 ½, D-87629 Füssen,<br />
Tel. (08362) 9166 11, Fax (08362) 9166 22,<br />
E-Mail:<br />
sebastian.brunner@kanalsanierung.com<br />
KMG Pipe Technologies GmbH,<br />
Dipl.-Ing. Sener Polat ,<br />
Haiterbacher Straße 23, D-2202 Nagold,<br />
Tel. (07452) 191 681, Fax (07452) 6003 911,<br />
E-Mail: sener.polat@kmg.de<br />
September 2011<br />
868 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
Prüfung von Rohrleitungen während des Betriebes<br />
– exakt <strong>und</strong> wirtschaftlich mit GLD!<br />
Mehr als 120 Liter <strong>Wasser</strong> verbraucht<br />
der Deutsche durchschnittlich<br />
am Tag – <strong>und</strong> das meist,<br />
ohne bewusst über die wertvolle<br />
Ressource nachzudenken!<br />
Für den Verbraucher kommt das<br />
<strong>Wasser</strong> aus der Leitung.<br />
Was aber für ein Aufwand betrieben<br />
wird, um dieses <strong>Wasser</strong> aus<br />
dem Hahn fließen zu lassen, ist den<br />
Wenigsten bewusst. Zig Tausende<br />
von Kilometern an Kanälen <strong>und</strong><br />
Pipelines müssen deutschlandweit<br />
permanent kontrolliert <strong>und</strong> gewartet<br />
werden, damit die bedenkenlose<br />
Versorgung mit Frischwasser überall<br />
gewährleistet ist. Und dann wird<br />
schließlich das verbrauchte <strong>Wasser</strong><br />
mit hohem Einsatz <strong>und</strong> aufwändigen<br />
Verfahren dem <strong>Wasser</strong>kreislauf<br />
wieder zugeführt.<br />
Eben dieser Aufwand für die<br />
<strong>Wasser</strong>versorger – besonders dann<br />
wenn es Komplikationen geben<br />
sollte – ist kostenintensiv <strong>und</strong> sehr<br />
sensibel. Die Leitungen können verstopfen<br />
oder gar <strong>und</strong>icht werden.<br />
So gehen selbst bei scheinbar kleineren<br />
Leckagen leicht tausende<br />
Kubikmeter <strong>Wasser</strong> verloren. Die<br />
großen Probleme beginnen spätestens<br />
dann, wenn die Rohre aufwendig<br />
freigelegt <strong>und</strong> repariert<br />
werden müssen – denn im<br />
schlimmsten Fall können die Lecks<br />
schließlich langsam aber sicher<br />
ganze Straßen <strong>und</strong> Häuser unterspülen.<br />
Diese Unterspülungen wiederum<br />
können durch Absacken der<br />
betroffenen Bereiche allerschlimmste<br />
Folgen mit sich ziehen (Bild 1<br />
<strong>und</strong> 2).<br />
Selbst wenn Rohre „nur“ verstopfen,<br />
sind Bilder von regelrecht überfluteten<br />
Straßenzügen präsent, die<br />
dann einhergehend zahlreiche<br />
Gebäuden im wahrsten Sinne unter<br />
<strong>Wasser</strong> setzen können.<br />
Diese Szenarien sind beim Frischwasser<br />
schon schlimm – beim Ab -<br />
wasser noch deutlich verheerender.<br />
Bild 1. Rohrleitungsbruch in Bremen. © picture alliance/dpa<br />
Glücklicherweise gibt es unterschiedlichste<br />
Möglichkeiten, den<br />
Zu stand von Rohrleitungen zu überprüfen,<br />
um ggf. rechtzeitig zu reagieren.<br />
Unter all diesen Möglichkeiten<br />
ist zum Beispiel die Kamera-<br />
Molchung eine in der Kana lisations-<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>rohrprüfung sehr<br />
gebräuchliche.<br />
Sie hat jedoch den Nachteil, dass<br />
sie nicht während des Pumpbetriebes<br />
möglich <strong>und</strong> außerdem relativ<br />
aufwendig in der Auswertung ist. So<br />
muss das Bedienpersonal die<br />
gesamte Molchfahrt über am Monitor<br />
sitzen <strong>und</strong> in Echtzeit die Bilder<br />
betrachten, die das rollende Auge<br />
gerade aufzeichnet bzw. aufgezeichnet<br />
hat.<br />
Was aber wäre nun, wenn die<br />
Inspektion während des Betriebes<br />
durchgeführt werden muss? Die<br />
anschließende Auswertung weitestgehend<br />
automatisch, in wesentlich<br />
kürzerer Zeit, aber genauso zuverlässig<br />
erfolgen soll? Die zu inspizierende<br />
Strecke zu lang für ein kabelgeb<strong>und</strong>enes<br />
System ist, oder das<br />
Umfeld in der Pipeline aufgr<strong>und</strong> der<br />
Beschaffenheit der verpumpten<br />
Medien, wie z. B. trübe Abwässer,<br />
eine optische Inspektion während<br />
des Be triebes nicht zulässt?<br />
Genau hier tritt ein norddeutsches<br />
Unternehmen in Erscheinung,<br />
das sich der Rohrleitungsprüfung<br />
mit Ultraschallmolchen widmet –<br />
<strong>und</strong> bereits über große Erfahrung<br />
mit der Inspektion von Produktenleitungen<br />
verfügt.<br />
Bild 2. Leckage einer Rohrleitung.<br />
© Russ Widstrand/Workbook Stock/Getty images<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 869
PRAXIS<br />
Zulassungen<br />
Der GLD 202 hat eine Zulassung für Zone 0<br />
EX II 1 G Ex d+e ib[ia] ia IIB T3<br />
TÜV 07 ATEX 553393 X<br />
EX II 1G c IIB, TÜV 08 ATEX 554661 X<br />
Des Weiteren ist der Detektor GLD202 durch die<br />
TÜV Nord Systems GmbH & Co. KG verfahrens<strong>und</strong><br />
eignungsgeprüft. Er erfüllt die unter Abschnitt<br />
11.5 der TRFL genannten Anforderungen hinsichtlich<br />
der Leckerkennung <strong>und</strong> -ortung.<br />
Technische Daten:<br />
Messwerterfassung <strong>und</strong> -verarbeitung:<br />
Leckrate (TÜV zertifiziert) ab 6,8 L/h<br />
Druck<br />
Temperatur<br />
Schall<br />
Zeit<br />
Weg<br />
Akkuspannung<br />
Schallsignal- <strong>und</strong> Frequenzanalyse<br />
Analoge Bandbreitenbegrenzung 100–50 000 Hz<br />
Digitale Samplerate der Messung 128 000 Sps<br />
Datenkompression auf 1024 Bytes/second<br />
Mehrkanal-Spektral-Analyse mit FFT in<br />
128 Kanälen<br />
Transienten Erkennung mit Klassifikation<br />
(Fensterbreite 4ms)<br />
Marker-Erkennung aus verrauschten Signalen<br />
Detektion von virtuellen Markern<br />
Technische Hinweise<br />
Pipeline Durchmesser: ab 200 mm<br />
Krümmungsradius mind. 3D<br />
Stromversorgung: Nickel Metall Hydrid 30Ah<br />
Alternative Stromversorgung:<br />
Nickel Cadmium 15Ah<br />
Betriebszeit: > 200 Std. (NiMH)<br />
Betriebszeit: > 100 Std. (NiCd)<br />
Zulässige Umgebungstemp.: max. 40 °C (NiMH)<br />
Zulässige Umgebungstemp.: max. 60 °C (NiCd)<br />
Betriebsdruck: max. 100 bar<br />
Spezielle Eigenschaften auf Anfrage<br />
Geprüft wird mit einem akustischen,<br />
akkubetriebenen Inspektionsmolch,<br />
der mit Multi-Spektral-<br />
Analyse arbeitet. Im Wesentlichen<br />
zeichnet er die Geräusche von Verwirbelungen<br />
der Flüssigkeit an<br />
<strong>und</strong>ichten Stellen oder Ablagerungen<br />
im Rohr auf. Anhand der<br />
akustischen Signaturen lässt sich<br />
auf den Zustand <strong>und</strong> die Leckdichtigkeit<br />
der entsprechenden Pipeline<br />
schließen.<br />
Das System, mit dem die Gottsberg<br />
Leak Detection GmbH arbeitet,<br />
ist gleichermaßen <strong>einfach</strong> in der<br />
Anwendung wie viel versprechend<br />
im Ergebnis!<br />
Mit 128 Kanälen werden sämtliche<br />
Geräusche in <strong>und</strong> um die Leitung<br />
aufgezeichnet, in verschiedene<br />
Frequenzbereiche aufgeteilt<br />
<strong>und</strong> letztendlich auf verschiedene<br />
Arten grafisch <strong>und</strong> numerisch dargestellt.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />
Ultraschall-Molchen besteht<br />
der Vorteil, dass nicht mehr nur in<br />
den Frequenzbereichen „gehört“<br />
wird, denen üblicherweise Leckagen<br />
<strong>und</strong> Ablagerungen zugeordnet<br />
werden können, sondern auch alle<br />
anderen Geräusche, die bis ins Rohr<br />
durchdringen, aufgezeichnet werden.<br />
Genau diese Geräusche sind<br />
dann letztlich bei der Auswertung<br />
sehr hilfreich, da sie wie „Meilensteine“<br />
zur Lokalisierung von Schadstellen<br />
dienen können.<br />
Der Molch arbeitet hierbei so<br />
exakt, dass z. B. bei der Unterquerung<br />
einer Fabrik im Nachhinein aus<br />
der Analysesoftware herausgelesen<br />
werden kann, ob dort nun mit großen<br />
oder kleinen Maschinen gearbeitet<br />
wird. Nicht deshalb, weil<br />
große Geräte oft lauter sind als kleine,<br />
sondern weil diese von den Ge -<br />
räuschen her in verschiedenen Frequenzbereichen<br />
anzusiedeln sind.<br />
Bei alldem ist die Verwendung<br />
des Lecksuchmolches äußerst <strong>einfach</strong>.<br />
Sie setzen das System in Ihre<br />
Rohrleitung ein, der Lauf wird<br />
durchgeführt <strong>und</strong> an jeder Molchschleuse<br />
oder jedem anderen<br />
Zugang, der groß genug ist, kann<br />
der Molch wieder aus Ihrem Rohrleitungssystem<br />
entnommen werden.<br />
Nach dem Auslesen der Daten<br />
erhalten Sie sofortige Ergebnisse<br />
über den Zustand Ihrer Rohrleitung!<br />
Falls ein Leck vorhanden ist, können<br />
Sie seine Positionen bis auf wenige<br />
Meter genau bestimmen <strong>und</strong><br />
umgehend Gegenmaßnahmen einleiten.<br />
Herzstück des Systems ist der<br />
Detektor GLD202, der in Kombination<br />
mit dem Fahrwerk GLD30x<br />
(Bild 3) in allen Pipelines mit Rohrdurchmessern<br />
ab NW200 genutzt<br />
werden kann. Dies bedeutet für den<br />
Betreiber ein Minimum an Anschaffungskosten,<br />
da er lediglich die<br />
Fahrgestelle wechseln muss, um<br />
Angaben für Anfragen <strong>und</strong> Bestellungen<br />
Durchmesser <strong>und</strong> Länge der Pipeline<br />
Maximaler <strong>und</strong> minimaler Betriebsdruck<br />
Maximale Betriebstemperatur<br />
Kleinster Krümmungsradius<br />
Ungefähres Lageprofil (Steigung/Gefälle<br />
Viskosität der geförderten Flüssigkeit<br />
Durchschnittliche Strömungsgeschwindigkeiten<br />
Bild 3. Fahrgestelle für 24“ <strong>und</strong> 36“ Rohrleitungen.<br />
September 2011<br />
870 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
den GLD202 für verschiedene<br />
Rohrdurchmesser einsatzbereit zu<br />
machen.<br />
Mit dem GLD 202 wird die Inspektion<br />
von Pipelines zum „Kinderspiel“.<br />
die Auswertung der Messdaten ist<br />
weitgehend automatisiert, so dass<br />
Betreiber <strong>und</strong> Inspektions anbieter<br />
schon nach wenigen Minuten der<br />
Analyse den Zustand der Leitung<br />
zuverlässig kennen. Solche Molchungen<br />
lassen sich erstmals auch von<br />
Nicht-Inspektions-Fachleuten durchführen.<br />
Dies liegt auch daran, dass die<br />
Bedienung der unter Microsoft-Windows<br />
laufenden Analyse-Software<br />
GLD 700 sehr intuitiv ist.<br />
Sie wandelt die akustischen<br />
Informationen in Grafiken um. Ziel<br />
der Entwicklung war die sichere<br />
Ortung von Lecks, die mit herkömmlicher<br />
Technik oft daran scheiterte,<br />
dass Störgeräusche nicht<br />
zuverlässig erkannt wurden. Nutzt<br />
man zusätzlich die Möglichkeit der<br />
Zusammenarbeit der GLD700 Software<br />
mit geodätischen Programmen<br />
anderer Hersteller, wie z. B.<br />
google maps®, so kann man ein<br />
äußerst präzises Lagebild der<br />
Geräuschquellen <strong>und</strong> damit zusätzliche<br />
Informationen über die Pipeline<br />
erhalten. Komplettiert werden<br />
diese Optionen durch Odometerräder<br />
(Bild 4) an den Fahrgestellen,<br />
die wohl die genauesten Werte zur<br />
Orts- <strong>und</strong> Geschwindigkeits-Bestimmung<br />
liefern.<br />
Neben der Auswertung der<br />
Messfahrt ist die Analysesoftware<br />
GLD 700 (Bild 5) für die Kommunikation<br />
des Detektor GLD 202 mit<br />
dem Computer zuständig.<br />
Vor jedem Lauf werden verschiedene<br />
Startparameter wie z. B. Dauer<br />
des Laufes, Druckbedingungen in<br />
der Leitung oder Raddurchmesser<br />
der Odometer an den Molch übertragen<br />
<strong>und</strong> ein Selbsttest kann<br />
durchgeführt werden. Ist der Lauf<br />
beendet, wird der Datensatz ausgelesen<br />
<strong>und</strong> kann sofort ausgewertet<br />
werden. Dabei werden alle Messwerte<br />
sowohl grafisch als auch<br />
numerisch dargestellt. Such-Algorithmen<br />
für z. B. Entfernung <strong>und</strong><br />
Leck-Intensität sowie selbst definierbare<br />
Einstellungen unterstützen<br />
den Anwender bei der Suche nach<br />
interessanten Bereichen. Auch können<br />
zwei Datensätze miteinander<br />
verglichen werden, indem sie horizontal<br />
übereinander dargestellt<br />
werden <strong>und</strong> so eine Gegenüberstellung<br />
auffälliger Stellen im Lauf<br />
ermöglichen.<br />
Kontakt:<br />
Gottsberg Leak Detection GmbH & Co. KG,<br />
Rene Landstorfer,<br />
D-Am Knick 20,<br />
D-22113 Oststeinbek,<br />
Tel. (040) 71 48 66 66,<br />
Fax (040) 71 48 66 77,<br />
E-Mail: landstorfer@leak-detection.de,<br />
www.leak-detection.de<br />
Bild 4.<br />
GLD 202 mit<br />
Fahrgestell<br />
GLD 303-200<br />
<strong>und</strong> Odometer.<br />
Bild 5.<br />
Analysesoftware<br />
GLD700 mit<br />
Google maps ®<br />
Verlinkung.<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 871
PRAXIS<br />
Karl Weiss verlegt in Berlin dickwandige Brandenburger<br />
Schlauchliner ohne Peroxidhärtung<br />
Bei der grabenlosen Sanierung eines r<strong>und</strong> 1230 Meter langen Schmutzwasserkanals mit 600/900 Eiprofil in<br />
Berlin Wilmersdorf setzte die Karl Weiss Technologies GmbH einen Brandenburger GFK-Schlauchliner mit<br />
einer Wandstärke von 11,9 mm ein. Aufgr<strong>und</strong> der besonderen Produkteigenschaften konnte trotz der großen<br />
Wandstärke auf den Einsatz von Peroxiden im Harz für die Aushärtung verzichtet werden. Dies ermöglichte<br />
eine hohe Flexibilität auf der Baustelle.<br />
Die Baustelle<br />
in der<br />
Düsseldorfer<br />
Straße.<br />
jeden Tag vorkommt“, sagt Bernd<br />
Wiese, Bereichsleiter Kanalsanierung<br />
bei Karl Weiss <strong>und</strong> Bauleiter<br />
bei dem Berliner Sanierungsprojekt.<br />
Mario Montag, der Vorarbeiter bei<br />
dem Projekt, ergänzt: „Der Einbau<br />
eines Ei-Profils ist schon deshalb<br />
schwieriger, weil meist die Kanäle<br />
steiler sind. Die Anforderungen an<br />
die Baukolonne sind hier deutlich<br />
höher, als bei einem Kreisprofil.“<br />
Im ersten Halbjahr 2011 wurde im<br />
Zentrum Berlins, unweit des Kurfürstendamms,<br />
ein Schmutzwasserkanal<br />
saniert. Notwendig wurde die<br />
Renovierung des Ei-Kanals mit einer<br />
Länge von 1230 Metern in der<br />
Düsseldorfer Straße von der Brandenburgischen<br />
Straße bis zum<br />
Hohenzollerndamm infolge von<br />
Undichtigkeiten, Inkrustationen<br />
<strong>und</strong> Wurzeleinwüchsen. Um die<br />
Belastungen für Anwohner <strong>und</strong> Verkehr<br />
in der innerstädtischen Lage so<br />
gering wie möglich zu halten, hatten<br />
die Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe eine<br />
Sanierung mit Schlauchlinern ausgeschrieben.<br />
Für die Karl Weiss<br />
Technologies GmbH, die den<br />
Zuschlag erhielt, eine Herausforderung<br />
in vielerlei Hinsicht. „Zum<br />
einen ist die Dimension DN 600/900<br />
Ei-Kanal etwas Besonderes, zum<br />
anderen ist auch die Länge von<br />
über 1,2 km eine Größe, die nicht<br />
<strong>Wasser</strong>haltung in fünf<br />
Metern Höhe installiert<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
stellte die <strong>Wasser</strong>haltung bei<br />
diesem Projekt dar. Um auch Beeinträchtigungen<br />
für Fußgänger während<br />
der Sanierungsarbeiten zu<br />
minimieren, musste die <strong>Wasser</strong>haltung,<br />
die die Vorflut gewährleistete,<br />
nicht, wie von den <strong>Wasser</strong>betrieben<br />
ursprünglich geplant, auf dem Gehweg,<br />
sondern in fünf Metern Höhe<br />
errichtet werden. Die mit einem<br />
Pumpwerk ausgestattete provisorische<br />
Leitung hatte eine Länge von<br />
500 Metern. Nach Abschluss des<br />
ersten Bauabschnitts wurde die<br />
komplette Anlage ab- <strong>und</strong> am zwei-<br />
Der geb<strong>und</strong>ene Linerkopf kurz vor dem Einzug.<br />
Der Liner wird über ein Förderband eingezogen.<br />
September 2011<br />
872 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
ten Sanierungsabschnitt wieder<br />
aufgebaut. Außerdem verlangte die<br />
zentrale <strong>und</strong> dadurch verkehrstechnisch<br />
komplexe Lage der Baustelle<br />
ein hohes Maß an organisatorischem<br />
<strong>und</strong> logistischem Knowhow.<br />
Eine möglichst geringe Belastung<br />
für die Anwohner war auch ein<br />
Anliegen von Bernd Wiese: „Selbst<br />
wenn bei der grabenlosen Kanalsanierung<br />
kaum Lärm entsteht,<br />
brauchen wir trotzdem immer das<br />
Verständnis der Anlieger. Daher<br />
haben wir die eigentlichen Sanierungsarbeiten<br />
lediglich an zwei<br />
Werktagen in der Woche durchgeführt.“<br />
Um diese Tage dann auch<br />
zeitlich ausschöpfen zu können,<br />
musste eine Ausnahmegenehmigung<br />
bei der Senatsverwaltung<br />
eingeholt werden.<br />
Die Besonderheiten der<br />
Baustelle erlaubten keine<br />
Hybrid-Härtung<br />
Größtmögliche Flexibilität war<br />
unter den gegebenen Umständen<br />
für das Sanierungsunternehmen<br />
unabdinglich. Das vom Liner-Hersteller<br />
Brandenburger in Landau in<br />
der Pfalz verlegefertig für den Einbau<br />
in den einzelnen Sanierungsabschnitten<br />
von jeweils etwa 80 bis<br />
150 Metern gefertigte Material<br />
musste für die gesamte Baumaßnahme<br />
vor Ort verfügbar sein. Dazu<br />
war eine Lagerhaltung in Berlin<br />
zwingend nötig. Durch die Beschaffenheit<br />
<strong>und</strong> Statik des Kanals im<br />
Altrohrzustand I waren für die<br />
Sanierung Schlauchliner mit einer<br />
Wandstärke von 11,9 mm erforderlich.<br />
Hier wäre an sich der Einsatz<br />
eines Peroxid-Liners notwendig<br />
gewesen, da bei Wandstärken über<br />
10 Millimetern die Aushärtung bis<br />
an den äußeren Liner-Rand allein<br />
mit UV-Licht ohne einen zusätzlichen<br />
warmhärtenden Katalysator<br />
(Hybrid- oder Kombinationshärtung)<br />
bei vielen Liner-Produkten<br />
nicht gewährleistet ist.<br />
Durch die Besonderheiten der<br />
Sanierungsmaßnahme im Zentrum<br />
Berlins kam dieses Verfahren für<br />
Karl Weiss Technologies allerdings<br />
nicht in Frage. Denn GFK-Schlauchliner<br />
mit Peroxid als zusätzlichem<br />
Katalysator für die Aushärtung müssen<br />
kontinuierlich gekühlt werden.<br />
Dadurch ist eine Lagerung dieser<br />
Liner recht kostenintensiv <strong>und</strong> aufwändig.<br />
Außerdem müssen die Baustellen<br />
exakt geplant <strong>und</strong> die Liner<br />
direkt aus einem Kühlwagen heraus<br />
eingebaut werden. Hinzu kommt,<br />
dass beim Einbau selbst ein Kühlrohr<br />
eingesetzt werden muss, um<br />
eine Härtungsreaktion beim Aufstellen<br />
des Liners durch die warme<br />
Druckluft zu verhindern. Verzögerungen<br />
auf der Baustelle oder Änderungen<br />
in der Planung können dann<br />
schnell zu Problemen führen.<br />
Flexible Realisierung der<br />
Maßnahme war dennoch<br />
möglich<br />
In Berlin konnte die Kanalsanierung<br />
in Wilmersdorf dennoch mit einem<br />
ausschließlich lichthärtenden GFK-<br />
Liner durchgeführt werden. Bei<br />
Schlauchlinern von Brandenburger<br />
ist die Entwicklung soweit vorangeschritten,<br />
dass das UP-Harz auch bei<br />
großen Wandstärken immer noch<br />
mit reinem UV-Licht zur Reaktion<br />
angestoßen wird <strong>und</strong> damit eine<br />
komplette Aushärtung sichergestellt<br />
ist. Die Gründe hierfür<br />
nennt Philipp Bergmann, der Leiter<br />
des Auftragszentrums bei Brandenburger:<br />
„Das liegt zum einen an dem<br />
speziellen gewickelten Lineraufbau<br />
des Brandenburger Liners, zum<br />
anderen am transparenteren Harz-<br />
Glas-Verb<strong>und</strong>. Dadurch dringen die<br />
UV-Strahlen zur Aushärtung tief<br />
<strong>und</strong> gleichmäßig in die Materialstruktur<br />
ein. Eine Aushärtung des<br />
Liners bis zu einer Wandstärke von<br />
12,6 mm ist so ohne Peroxid möglich.“<br />
Es wurden, so Bergmann, sogar<br />
schon Baustellen mit 13,3 mm<br />
Wandstärke erfolgreich ausgeführt.<br />
Um die vollständige Aushärtung bei<br />
hohen Wandstärken sicherzustellen,<br />
wird die Geschwindigkeit, mit<br />
Die Aushärtung des Liners wird genauestens<br />
überwacht <strong>und</strong> protokolliert.<br />
der die neungliedrige UV-Lichterkette<br />
mit jeweils 1000 Watt Leistung<br />
durch den Liner läuft, nach Herstellervorgaben<br />
auf 40 Zentimeter pro<br />
Minute eingestellt. Bei Bauabschnitten<br />
von im Durchschnitt 100 Metern<br />
Länge, die in Berlin realisiert wurden,<br />
lag die Aushärtezeit damit bei<br />
r<strong>und</strong> 4 St<strong>und</strong>en.<br />
Für die Kanalsanierung an der<br />
Düsseldorfer Straße war das ein logistischer,<br />
aber auch wirtschaft licher<br />
Gewinn. Durch die Verwendung des<br />
neuen BBplus-Liners aus Landau<br />
konnten die Sanierungs arbeiten im<br />
Zentrum Berlins so flexibel wie nötig<br />
realisiert werden <strong>und</strong> die Transport<strong>und</strong><br />
Lagerkosten waren im Vergleich<br />
zu denen eines Peroxid-Liners deutlich<br />
günstiger. Wie sich in Berlin Wilmersdorf<br />
gezeigt hat, ist durch die<br />
Weiterentwicklung der UV-härtenden<br />
GFK-Schlauchliner ihr Einsatz auch<br />
ohne Hybrid- bzw. Kombinationshärtung<br />
in der grabenlosen Kanalsanierung<br />
auch bei komplexen Projekten,<br />
die Liner mit großen Wandstärken<br />
erfordern, möglich.<br />
Kontakt:<br />
Brandenburger Liner GmbH & Co. KG,<br />
Taubensuhlstraße 6,<br />
D-76829 Landau/Pfalz,<br />
Tel. (06341) 5104-0,<br />
E-Mail: info@brandenburger.de,<br />
www.brandenburger.de<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 873
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Das Radiodetection GatorCam4<br />
Schiebeinspektionssystem<br />
Fortschrittliche Leistung, erstklassige Flexibilität<br />
GatorCam4-<br />
System.<br />
Pearpoint präsentiert das neue<br />
GatorCam4 Schiebe-Kamera-<br />
Inspektionssystem, das Anschlussmöglichkeit<br />
von USB-Speichersticks<br />
<strong>und</strong> extrem robuste, hochauflösende<br />
25-mm- <strong>und</strong> 50-mm-Kameras<br />
bietet. Zu der Baureihe gehört<br />
auch das neue, super-flexible System<br />
für Installateure, das für die<br />
engen Stellen in den Rohrleitungen<br />
von Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebieten,<br />
wie Rohr bögen <strong>und</strong> Geruchsverschlüssen<br />
ausgelegt ist.<br />
Kernstück des GatorCam4 Systems<br />
ist die robuste <strong>und</strong> witterungsbeständige<br />
GatorCam4USB<br />
Steuerung, die digitale Videos oder<br />
Bilder in hoher Qualität auf Knopfdruck<br />
aufnimmt <strong>und</strong> diese auf<br />
einem ultrahellen 8“ (200 mm)-TFT-<br />
Bildschirm anzeigt. Dank fortgeschrittener<br />
Digitalfunktionen kann<br />
der Anwender während der Aufzeichnung<br />
<strong>und</strong> Wiedergabe in Bilder<br />
zoomen oder Bilder schwenken<br />
<strong>und</strong> drehen, um Problembereiche<br />
besser erkennen zu können. Jederzeit<br />
können auch Standbilder aufgenommen<br />
werden.<br />
Flexible USB- <strong>und</strong> Compact-<br />
Flash-Datenspeicherung<br />
Die GatorCam4USB Steuerung<br />
unterstützt die gängigen USB-Flash-<br />
Drives vollständig. Der Flash-Drive<br />
des Anwenders (oder der seines<br />
K<strong>und</strong>en) kann <strong>einfach</strong> in die Steuerung<br />
gesteckt werden, um die<br />
Inspektionsvideos, -fotos <strong>und</strong> -beobachtungen<br />
aufzuzeichnen, zu speichern<br />
oder zu kopieren. Das System<br />
ist auch mit CompactFlash-Speicherkarten<br />
kompatibel <strong>und</strong> kann direkt<br />
an einen PC zur Datenübertragung,<br />
ohne zwischengeschalteten Kartenleser<br />
angeschlossen werden.<br />
Hervorragende Bildqualität<br />
von robusten Kameras<br />
Das GatorCam4 System bietet die<br />
Wahl zwischen zwei neuen, überaus<br />
robusten, hochauflösenden Kameras<br />
aus Edelstahl, die einem Druck<br />
von 11 bar widerstehen können,<br />
was einer Unterwasserarbeitstiefe<br />
von 100 m entspricht.<br />
Die 25-mm- <strong>und</strong> 50-mm-Modelle<br />
sind mit fokussierbaren Objektiven,<br />
die eine erheblich verbesserte<br />
Videoauflösung bieten, sowie der<br />
neuesten Generation von ultrahellen,<br />
weißen LEDs erhältlich, die ein<br />
perfektes <strong>und</strong> klares Bild unter den<br />
meisten Rohrleitungsbedingungen<br />
liefern. Die 50-mm-Kamera ist<br />
selbstnivellierend, wodurch das<br />
Videobild aufrecht bleibt, während<br />
die Kamera durch das Rohr fährt.<br />
Neues System<br />
für Installateure<br />
Dort, wo besondere Flexibilität<br />
erforderlich ist, bietet die neue<br />
30-m-Kabeltrommel für Installateure<br />
hervorragende Leistung bei<br />
engen Stellen in den Rohrleitungen<br />
von Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebieten.<br />
Das System kann die meisten<br />
Geruchsverschlüsse (ab 50 mm) <strong>und</strong><br />
Rohrbiegungen (ab 32 mm) überwinden.<br />
Das GatorCam4 System für<br />
Installateure ist das ideale Werkzeug<br />
für Rohrleitungen mit kleinem<br />
Durchmesser. Zudem kann die eingebaute<br />
Sonde verwendet werden,<br />
um die Lage mit einem geeigneten<br />
Kabel- <strong>und</strong> Leitungssuchgerät festzustellen.<br />
Mehr Produktivität vor Ort<br />
Die GatorCam4USB Steuerung<br />
organisiert automatisch Arbeiten<br />
nach K<strong>und</strong>e, Standort <strong>und</strong> Gutachten,<br />
wodurch das Berichten <strong>und</strong><br />
Auswerten der Videos, Fotos <strong>und</strong><br />
Beobachtungen unkompliziert<br />
wird. Das vorinstallierte, umfassende<br />
Gator Cam4USB Berichtssystem<br />
kann zum schnellen Ausfüllen<br />
von Beobachtungsberichten vor<br />
Ort verwendet werden. Es kann<br />
auch Berichtsdateien im Format<br />
SEWER.DAT erstellen, ohne an einen<br />
Computer angeschlossen sein zu<br />
müssen.<br />
Verwalten von Daten <strong>und</strong><br />
Erstellen von Berichten<br />
Die neue Software Flexisight<br />
Manager ist der optimale PC-Begleiter<br />
für die GatorCam4USB Steuerung,<br />
ermöglicht sie doch dem<br />
Bediener, alle seine digitalen Inspektionsdaten<br />
zu importieren, zu<br />
speichern <strong>und</strong> zu verwalten.<br />
September 2011<br />
876 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Außerdem können umfangreiche<br />
Berichte mit dem Firmenauftritt<br />
des Bedieners erstellt werden.<br />
Die Berichte des Flexisight Manager<br />
können leicht angepasst werden,<br />
einschließlich Rohrleitungsgrafiken,<br />
Beschreibungen <strong>und</strong> farbcodierten<br />
Mängelbewertungen.<br />
Modulares Systemdesign –<br />
an die meisten Inspektionsanforderungen<br />
anpassbar<br />
Die GatorCam4 kann an die meisten<br />
Inspektionsanforderungen angepasst<br />
werden. Eine Reihe von verschiedenen<br />
Kabeltrommeln, von der Kabeltrommel<br />
für Installateure mit 30 m<br />
Länge bis zur Trommel mit besonders<br />
steifem 150 m Schubkabel für größere<br />
Entfernungen, stehen zur Verfügung.<br />
Eine langlebige 25-mm- oder<br />
50-mm-Kamera kann an jedem<br />
Schubkabel angebracht werden <strong>und</strong><br />
eine Reihe kompatibler Sonden,<br />
Schlitten, Bürsten <strong>und</strong> Zubehör r<strong>und</strong>en<br />
das Paket ab, mit dem Rohrleitungen<br />
bis 230 mm Durchmesser<br />
inspiziert werden können.<br />
Dank kompakter Kabeltrommelausführungen<br />
sind die Systeme<br />
vollständig transportabel <strong>und</strong> während<br />
des Transports geschützt.<br />
Das GatorCam4 System ist in<br />
einer Anzahl von Paketen zu wettbewerbsfähigen<br />
Preisen erhältlich, die<br />
ab sofort bestellt werden können.<br />
Kontakt:<br />
Radiodetection,<br />
Groendahlscher Weg 118,<br />
46446 Emmerich am Rhein,<br />
Tel. (02851) 92 37- 20,<br />
Fax (02851) 92 37.520,<br />
E-Mail: rd.sales.de@spx.com,<br />
http://de.radiodetection.com<br />
Neues <strong>Wasser</strong>lecksuchgerät von SEWERIN<br />
Kabelloser Teststab mit integriertem Empfänger zur elektroakustischen<br />
<strong>Wasser</strong>lecksuche im Außenbereich<br />
Mit dem neuen Teststab Aqua-<br />
Test T10 erweitert SEWERIN<br />
die Palette von Geräten zur elektroakustischen<br />
<strong>Wasser</strong>lecksuche im<br />
Außenbereich. Dem Praktiker in der<br />
Rohrnetzüberprüfung steht jetzt ein<br />
Gerät zur Verfügung, das die perfekte<br />
Sewerin-Mikrofontechnik mit<br />
einer neuen ergonomischen Gehäuseform<br />
<strong>und</strong> <strong>einfach</strong>er Bedienbarkeit<br />
kombiniert. Das bewährte Stethophon®<br />
04 für die Lecksuche im<br />
Gebäude erhält damit sein Pendant<br />
für den Außenbereich.<br />
Der neue Teststab AquaTest T10<br />
zeichnet sich durch innovative Technik<br />
<strong>und</strong> ergonomisches Design aus.<br />
Er ist konzipiert für die Vorortung<br />
von Leckagen in <strong>Wasser</strong>rohrnetzen.<br />
Darüber hinaus ist der AquaTest T10<br />
der erste Teststab von SEWERIN, für<br />
den kein zusätzlicher Empfänger<br />
erforderlich ist. Das Hören der Leckgeräusche<br />
wird nicht über die<br />
übliche Taste, sondern über ein<br />
spezielles Sensorfeld aktiviert. Die<br />
Visualisierung der aufgenommenen<br />
Geräusche erfolgt über ein Display,<br />
das in den Griff integriert ist. In der<br />
Produktvariante mit SDR-Funkmodul<br />
(SEWERIN Digital Radio) wird<br />
der Teststab mit rauschfreiem Funkkopfhörer<br />
ver wendet. Dadurch<br />
stören beim Arbeiten keinerlei<br />
Kabel mehr, störende Windgeräusche<br />
werden vermieden.<br />
Hauptanwendung –<br />
Vororten<br />
Bei Leckagen an Druckrohrleitungen<br />
strömt <strong>Wasser</strong> mit hoher<br />
Geschwindigkeit aus der Bruchstelle<br />
ins Erdreich. Das Rohrmaterial wird<br />
an der Austrittsstelle zum Schwingen<br />
angeregt. Das <strong>Wasser</strong>rohr überträgt<br />
diese Schwingungen, die so<br />
auch an entfernten Kontaktstellen,<br />
z.B. Armaturen, wahrgenommen<br />
werden können. Die hochwertige<br />
Mikrofontechnik des AquaTest T10<br />
ermöglicht eine erstklassige Aufnahme<br />
der Geräusche. Selbst<br />
kleinste Leckagen werden sicher<br />
erkannt.<br />
Soll der Teststab auf tiefer unter<br />
der Oberfläche liegende Objekte<br />
aufgesetzt werden, können zwischen<br />
Tastspitze <strong>und</strong> Mikrofon<br />
problemlos Verlängerungen ge -<br />
schraubt werden. Um die akustischen<br />
Ergebnisse individuell zu<br />
optimieren, besteht die Möglichkeit,<br />
zwischen acht verschiedenen<br />
Frequenzbändern zu wählen. Im<br />
Tastmodus ist das Fließgeräusch an<br />
den Armaturen durch <strong>einfach</strong>es<br />
Auflegen des Daumens auf das Sensorfeld<br />
zu hören. So werden störende<br />
Tastgeräusche im Kopfhörer<br />
vermieden. Der AquaTest T10 zeigt<br />
im Display den jeweils aktuellen<br />
<strong>und</strong> den vorherigen Minimalpegel<br />
sowie die aktuelle Geräuschintensität.<br />
Die Minimalpegel werden<br />
als Zahlenwerte angegeben, die<br />
Geräuschintensität wird in einer<br />
Balkengrafik dargestellt. Damit<br />
erhalten auch weniger geübte<br />
Anwender optische Unterstützung<br />
bei der Entscheidung, ob sie sich<br />
einer Leckage nähern.<br />
T10-Gerät.<br />
<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 877
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
TC-Gerät in<br />
Action.<br />
Weitere<br />
Verwendungsmöglichkeiten<br />
Lokalisieren <strong>und</strong> akustische<br />
Leitungsortung<br />
Vorgeortete Leckagen können mit<br />
dem AquaTest T10 auch lokalisiert<br />
werden. Dazu wird die Tastspitze<br />
durch einen Dreifuß ersetzt. Dieser<br />
nimmt das Leckgeräusch wie ein<br />
Bodenmikrofon an der Oberfläche<br />
auf. Das systematische Abhorchen<br />
der Oberfläche in kleinen Abständen<br />
ermöglicht dann die aufgrabungsreife<br />
Lokalisation der<br />
Leckage.<br />
Wird eine Rohrleitung in Schwingung<br />
versetzt, z. B. mit dem Klopfer<br />
oder Stopper aus dem System COM-<br />
BIPHON®, kann die Leitungslage mit<br />
dem AquaTest T10 geortet werden.<br />
Dazu wird die Erdoberfläche in<br />
kurzen Abständen ebenfalls systematisch<br />
geprüft. Bei der Annäherung<br />
an die schwingende Rohrleitung<br />
nimmt die Lautstärke zu.<br />
Direkt über der Leitung ist das<br />
Geräusch am lautesten.<br />
Zubehör<br />
Der AquaTest T10 wird standardmäßig<br />
in einer strapazierfähigen<br />
Nylontasche ausgeliefert. Neben<br />
dem Gerät sind im Lieferumfang der<br />
Funkkopfhörer <strong>und</strong> die Ladetechnik<br />
enthalten. Als optionales Zubehör<br />
bietet SEWERIN den Dreifuß<br />
<strong>und</strong> die Verlängerung der Tastspitze<br />
zusätzlich an.<br />
Insgesamt überzeugt das robuste<br />
Gerät durch die aussagekräftige<br />
Visualisierung von Geräuschen <strong>und</strong><br />
das ergonomische Design. Wie das<br />
effektive <strong>und</strong> ermüdungsfreie Arbeiten<br />
im Außen bereich mit dem Aqua-<br />
Test T10 funktioniert, demonstrieren<br />
die SEWERIN Vertriebsingenieure<br />
gerne vor Ort.<br />
Kontakt:<br />
SEWERIN,<br />
Robert-Bosch-Straße 3,<br />
D-33334 Gütersloh,<br />
Tel. (05241) 934-0,<br />
Fax (05241) 934-444,<br />
E-Mail: info@sewerin.com,<br />
www.sewerin.com<br />
<strong>Wasser</strong>pumpen im Einklang mit Ökologie <strong>und</strong><br />
Ökonomie: Stromsparer auswählen<br />
Weil <strong>Wasser</strong>pumpen oft über einen langen Zeitraum eingesetzt werden, lohnt der Blick auf den Stromverbrauch.<br />
Ein deutsches Testmagazin untersuchte zwölf handliche Tauchpumpen mit 230V-Anschluss. Als<br />
mit Abstand sparsamstes Modell erwies sich die OMA2 vom Baupumpenmarktführer Tsurumi.<br />
Sparsamste<br />
Pumpe im<br />
Test: Die<br />
OMA2 von<br />
Tsurumi bietet<br />
die größte<br />
Fördermenge<br />
pro Watt, was<br />
den Betriebskosten<br />
<strong>und</strong> der<br />
Umwelt zugute<br />
kommt.<br />
© Tsurumi<br />
Der Pumpe genügen lediglich<br />
150 Watt Nennleistung, um<br />
r<strong>und</strong> zwölf Kublikmeter Klar-,<br />
Schmutz- oder <strong>Abwasser</strong> pro<br />
St<strong>und</strong>e zu fördern. Damit ist sie effizienter<br />
als alle anderen Pumpen, die<br />
das ETM-Testmagazin in seiner Juni-<br />
Ausgabe prüfte. Bei der OMA2 lässt<br />
sich der Stromverbrauch sogar noch<br />
weiter senken, wenn der automatische<br />
Niveauschalter genutzt wird.<br />
Die Tsurumi gilt daher für Anwender<br />
mit Blick auf Kosten <strong>und</strong> Umwelt als<br />
Pumpe der Wahl. Zudem zählt sie<br />
mit sechs Kilogramm Trockengewicht<br />
zu den leichtesten im Test –<br />
andere wiegen mehr als zwölf. Verantwortlich<br />
dafür ist glasfaserverstärkter<br />
Kunststoff, den Tsurumi bei<br />
vielen Bauteilen verwendet. Das<br />
Material ist äußerst leicht, aber<br />
enorm robust <strong>und</strong> widerstandsfähig<br />
gegenüber aggressiven Substanzen.<br />
Schmutz mit bis zu einem Zentimeter<br />
Korndurchmesser schleust<br />
die OMA2 problemlos durch. Falls<br />
Luft statt <strong>Wasser</strong> aufgesogen wird,<br />
gelangt diese über ein Ventil im<br />
Strömungsgehäuse nach außen.<br />
Eingesetzt werden die Pumpen im<br />
Handwerk, in Industriebetrieben<br />
sowie bei der Feuerwehr. Auch der<br />
Privatbereich bietet ein weites<br />
Anwendungsfeld.<br />
Der japanische Hersteller Tsurumi,<br />
in Deutschland mit 250 Händlern<br />
vertreten, liefert über 1800<br />
Pumpenmodelle für jede denkbare<br />
Aufgabe. Als ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch<br />
gelten sie aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
nachweislichen Zuverlässigkeit, der<br />
langen Lebensdauer sowie des<br />
hohen Wirkungsgrades. Obendrein<br />
ist jede Pumpe auch mit biologisch<br />
abbaubarem Schmieröl erhältlich.<br />
Kontakt:<br />
TSURUMI (EUROPE) GMBH, Ulrich Tempel,<br />
Heltorfer Straße 14, D-40472 Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 417937-450, Fax (0211) 417937-460,<br />
www.tsurumi.eu<br />
TM-Testmagazin, Lea Pfeiffer,<br />
PRECON Medien GmbH,<br />
Dortm<strong>und</strong>er Straße 12, D-58455 Witten,<br />
Tel. (02302) 28233-22, Fax (02302) 28233-23,<br />
www.precon.com, www.etm-testmagazin.de<br />
September 2011<br />
878 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes der Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der B<strong>und</strong>esvereinigung der Firmen im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong><br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach<br />
(ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- <strong>und</strong> Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Winfried Hoch, EnBW Regional AG, Stuttgart<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erd<strong>gas</strong>),<br />
Thyssen<strong>gas</strong> GmbH, Dortm<strong>und</strong><br />
Dipl.-Ing. Jost Körte, RMG Messtechnik GmbH, Butzbach<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Dipl.-Ing. Klaus Küsel, Heinrich Scheven Anlagen- <strong>und</strong> Leitungsbau<br />
GmbH, Erkrath<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans Mehlhorn, Zweckverband Bodensee-<strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
Stuttgart<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Hans Sailer, Wiener <strong>Wasser</strong>werke, Wien<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, Oldenbourg Industrieverlag GmbH,<br />
Rosenheimer Straße 145, D-81671 München,<br />
Tel. (0 89) 4 50 51-3 18, Fax (0 89) 4 50 51-3 23,<br />
e-mail: ziegler@oiv.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. (0 89) 4 50 51-2 22,<br />
Fax (0 89) 4 50 51-3 23, e-mail: balzereit@oiv.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof Dr. med. Konrad Botzenhart, Hygiene Institut der Uni Tübingen,<br />
Tübingen<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der B<strong>und</strong>eswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong><br />
Abfalltechnik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Prof. Dr.-Ing. Werner Hegemann, Andechs<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Rudolf Meyer, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, FIGAWA, Köln<br />
Dipl.-Ing. Wilhelm Rubbert, Bieske <strong>und</strong> Partner GmbH, Lohmar<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Friedhelm Sieker, Institut für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
Universität Hannover<br />
RA Jörg Schwede, Kanzlei Doering, Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann, DVGW-Forschungsstelle TUHH,<br />
Hamburg<br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
D-81671 München, Tel. (089) 450 51-0, Fax (089) 450 51-207,<br />
Internet: http://www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Helga Pelzer, Vulkan-Verlag GmbH, Essen,<br />
Tel. (0201) 82002-35 e-mail: h.pelzer@vulkan-verlag.de<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, im Verlag,<br />
Tel. (089) 45051-228, Fax (089) 45051-207,<br />
e-mail: matos.feliz@oiv.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. (089) 450 51-226, Fax (089) 450 51-300,<br />
e-mail: krawczyk@oiv.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 61.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht <strong>und</strong> Steuern im Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Inland: € 360,– (€ 330,– + € 30,– Versandspesen)<br />
Ausland: € 365,– (€ 330,– + € 35,– Versandspesen)<br />
Einzelheft: € 37,– + Versandspesen<br />
ePaper als PDF € 330,–, Einzelausgabe: € 37,–<br />
Heft <strong>und</strong> ePaper € 429,–<br />
(Versand Deutschland: € 30,–, Versand Ausland: € 35,–)<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Postfach 91 61<br />
D-97091 Würzburg<br />
Tel. +49 (0) 931 / 4170-1615, Fax +49 (0) 931 / 4170-492<br />
e-mail: leserservice@oldenbourg.de<br />
Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
© 1858 Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
September 2011<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 879
INFORMATION Termine<br />
Druckprüfung von <strong>Wasser</strong>rohrleitungen<br />
21.09.2011, Gera<br />
Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, figawa Service GmbH, Marienburger Straße 15,<br />
50968 Köln, Tel. (0221) 37658–20, Fax (0221) 37658–62, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />
3. Seminar <strong>Wasser</strong>versorgung – Politik, Wirtschaftlichkeit, Anlagentechnik<br />
21.09.2011, München-Neubiberg<br />
Universität der B<strong>und</strong>eswehr München, Institut für <strong>Wasser</strong>wesen, Werner-Heisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg,<br />
Marcel Hagen, Tel. (089) 6004-2161, E-Mail: Marcel.Hagen@unibw.de<br />
Kunststoffrohre in der Gas- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung – Verlängerung zur GW 331<br />
22.09.2011, Nürnberg<br />
Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, figawa Service GmbH, Marienburger Straße 15,<br />
50968 Köln, Tel. (0221) 37658–20, Fax (0221) 37658–62, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />
Schwerer Korrosionsschutz – Erstausführung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />
29.–30.9.2011, Frankfurt/Main<br />
GfKORR – Gesellschaft für Korrosionsschutz e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt/Main, Tel. (069) 7564-360,<br />
E-Mail: gfkorr@dechema.de, www.gfkorr.de<br />
6. Deutsches Symposium für die grabenlose Leitungserneuerung<br />
06.10.2011, Siegen<br />
Universität Siegen, Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät, Department Bauingenieurwesen,<br />
Dipl.-Ing. Alexander Krüger, Paul-Bonatz-Straße 9–11, 57068 Siegen, Tel. (0271) 740-2186, Fax (0271) 740-3112,<br />
E-Mail: sgl@uni-siegen.de, www.sgl.uni-siegen.de<br />
acqua alta 2011<br />
11.–13.10.2011, Hamburg<br />
Hamburg Messe <strong>und</strong> Congress GmbH, Messeplatz 1, 20357 Hamburg, Tel. (040) 3569-2081, Fax (040) 3250-9244,<br />
E-Mail: alta09@interplan.de, www.acqua-alta.de<br />
86. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium<br />
„Neue Verfahren <strong>und</strong> Betriebsstrategien in der <strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />
13.10.2011, Stuttgart-Büsnau<br />
gabriele.glassmann@iswa.uni-stuttgart.de, http://www.iswa.uni-stuttgart.de/veranstaltungen/index.html<br />
Neue Trinkwasserverordnung<br />
18.10.2011, Mainz<br />
EW Medien <strong>und</strong> Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />
E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />
Rechtssichere Trinkwasserkommunikation<br />
19.10.2011, Köln<br />
EW Medien <strong>und</strong> Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />
E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />
Praxisnahe Projektierung in der Kanalsanierung –<br />
Die neuen technischen Regeln <strong>und</strong> ihre Folgen für die beteiligten – VOB/C-DIN 8326 <strong>und</strong> ZTV<br />
27.10.2011, Hamburg<br />
Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e.V. (VSB), Viktoriastraße 28, 68165 Mannheim,<br />
Tel. (0621) 762 176 50, Fax 0621-762 176 51, E-Mail: info@sanierungs-berater.de, www.sanierungs-berater.de<br />
10. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />
07.-08.11.2011, Berlin<br />
EW Medien <strong>und</strong> Kongresse GmbH, Josef-Wirmer-Straße 1, 53123 Bonn, Tel. (0228) 2598-100, Fax (0228) 2598-120,<br />
E-Mail: info@ew-online.de, www.ew-online.de<br />
September 2011<br />
880 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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Telefon: 0 89/4 50 51-228<br />
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Oldenbourg Industrieverlag München<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung
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Leckortung<br />
Kompressoren<br />
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Aktiver Korrosionsschutz<br />
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Stützen<br />
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Chemische <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
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Befestigungstechnik<br />
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von Anthrazit bis Zeolith
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Sonderbauwerke<br />
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DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die STREICHER Gruppe steht für Innovation <strong>und</strong> Qualität. Mit knapp 3.000 Mitarbeitern werden<br />
anspruchsvolle Projekte auf regionaler, nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene durchgeführt.<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
DIN EN ISO 9001 GW 11 G 468-1 WHG § 19 I<br />
DIN EN ISO 14001 GW 301: G1: st, ge, pe G 493-1 AD 2000 HPO<br />
SCC** W1: st, ge, gfk, pe, az, ku G 493-2 DIN EN ISO 3834-2<br />
OHSAS 18001 GN2: B W 120 DIN 18800-7 Klasse E<br />
FW 601: FW 1: st, ku<br />
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94469 Deggendorf Fax: +49(0)991 330-266 www.streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Firma<br />
Seite<br />
4. Norddeutsche Geothermietage-ENERCHANGE, Freiburg 823<br />
26. BWK B<strong>und</strong>eskongress <strong>Wasser</strong>wirtschaft u. Erneuerbare Energien, Sindelfingen 785<br />
3S Consult GmbH, Garbsen 777<br />
Amitech Germany GmbH, Mochau b. Döbeln 797<br />
acqua alta 2011, Hamburg Messe, Hamburg 827<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 871<br />
AQUATECH AMSTERDAM 2011, Amsterdam, Niederlande 813<br />
AQUA Trencin, Expocenter Trncin, Slowakei 819<br />
Aqua Ukraine 2011, Kiev, Ukraine 789<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG, Weil am Rhein 807<br />
Evers e.K <strong>Wasser</strong>technik u. Antrazitveredelung, Hopsten 779<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 781<br />
Frank GmbH, Mörfelden-Walldorf 805<br />
Funke Kunststoffe GmbH, Hamm 801<br />
Güteschutz Kanalbau e.V. Bad Honnef 811<br />
Hauff-Technik GmbH & Co. KG, Herbrechtingen<br />
Titelseite<br />
Haus der Technik e.V., Essen<br />
Beilage<br />
Hans Huber AG, Berching 771<br />
IMETH AG, Wetzikon, Schweiz 821<br />
IWA Specialist Conferences (RWTH Aachen) 775<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 812<br />
Pollutec Horizons 2011, IMF GmbH, Köln 809<br />
REHAU AG + Co., Erlangen 793<br />
Siemens AG, Nürnberg<br />
2. Umschlagseite<br />
Siemens AG, Nürnberg<br />
Beilage<br />
Thüga Aktiengesellschaft , München<br />
4. Umschlagseite<br />
Karl Weiss Technologies GmbH 817<br />
Frietz Wiedemann & Sohn GmbH, Wiesbaden 817<br />
Einkaufsberater / Fachmarkt 881–886<br />
<strong>gwf</strong><strong>Wasser</strong><br />
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3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2011<br />
Ausgabe Oktober 2011 November 2011 Dezember 2011<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
17.10.2011<br />
23.09.2011<br />
15.11.2011<br />
25.10.2011<br />
15.12.2011<br />
24.11.2011<br />
Themenschwerpunkt<br />
Trinkwasseraufbereitung <strong>und</strong> Hygiene<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Verfahren<br />
• Partikelentfernung, Entfernung<br />
organischer Stoffe<br />
• Entsäuerung, Enthärtung<br />
• Flockung <strong>und</strong> Flockungsmittel<br />
• Adsorptions-Verfahren<br />
• Membrantechnik, Ultrafiltration<br />
• Desinfektion: Chlorung, Ozonung, UV-<br />
Bestrahlung<br />
Messen – Steuern – Regeln<br />
Automatisierung in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
• Messtechnik<br />
• Steuerungstechnik<br />
• Regeltechnik<br />
• Fernwirktechnik<br />
• Leitsysteme<br />
• Sicherheitstechnik<br />
• Störfall-Management<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Produkte <strong>und</strong> Verfahren<br />
• Hochbelastete Abwässer<br />
• Mechanische Reinigung<br />
• Biologische Stufe, Belebtschlammverfahren,<br />
Nitrifikation, Denitrifikation<br />
• Chemische Verfahren<br />
• Membrantechnik<br />
• Klärschlammbehandlung<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
<strong>und</strong> zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
Kommunale 2011, Nürnberg –<br />
19.10.–20.10.2011<br />
DWA-Landesverbandstagung Baden-Württemberg,<br />
Fellbach – 20.10.–21.10.2011<br />
DWA-Landesverbandstagung Bayern mit<br />
Fachausstellung, Würzburg –<br />
26.10.–27.10.2011<br />
AQUA Ukraine – Intern. <strong>Wasser</strong> Forum, Kiew<br />
(Ukraine) – November 2011<br />
SPS/IPS/Drives, Nürnberg –<br />
23.11.–25.11.2010<br />
DWA-B<strong>und</strong>estagung, Bonn –<br />
24.11.–25.11.2010<br />
POLLUTEC Intern. Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />
Lyon (Frankreich) – 30.11.–03.12.2010<br />
Änderungen vorbehalten
NACHBARSCHAFT WEITBLICK<br />
Lebensqualität für heute bieten oder an morgen<br />
denken ist für manche Energieversorger<br />
die große Frage. Für andere das große Plus.<br />
Wie können große kommunale Lebensräume die Lebensqualität<br />
für viele Menschen sichern <strong>und</strong> gleichzeitig Nachhaltigkeit<br />
garantieren? Eine von vielen Fragen, die z. B. in Frankfurt<br />
neu beantwortet wurden: Durch die Zusammenarbeit im starken<br />
Stadtwerke-Netz der Thüga-Gruppe schöpfen kommunale Unternehmen<br />
wie die Mainova AG Kraft, um die Energie- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
nachhaltig zu sichern. Selbstständig, marktgerecht<br />
<strong>und</strong> zukunftsorientiert – das große Plus für bereits 450 Städte<br />
mit über 8 Mio. Menschen. Mehr unter thuega.de<br />
Frankfurt am Main: Lebensqualität für 680.000 Einwohner in Form von Erd<strong>gas</strong>, Strom,<br />
Wärme <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> – dafür sorgt die Mainova AG, Teil der starken Thüga-Gruppe.