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O rkus<br />
O rkus<br />
Nr. 07/08 · Juli/August 2013<br />
!<br />
WIR AUF<br />
... kam zu Besuch<br />
und brachte das neue Album MASKENHAFT mit!<br />
DEM WGT<br />
MONO INC. + Editors + Lacrimas Profundere + Zeromancer + Covenant<br />
Front Line Assembly + Austra + Edenbridge + Fiddler’s Green + ROME<br />
The Quireboys + Mantus + Tarja + Spiritual Front + WEAREOFF<br />
Queensrÿche + Sweet Ermengarde + Grossstadtgeflüster + Sirenia<br />
Teho Teardo & Blixa Bargeld + Samsas Traum + Camerata Mediolanense<br />
Schwarzer Engel + Eclipse Sol-Air + Fliehende Stürme + shy guy at the show<br />
Circus of Fools + Orphaned Land + We Butter The Bread With Butter + Saltatio Mortis
Titelstory<br />
<strong>ASP</strong> 20<br />
<strong>Orkus</strong>!-Act des Monats<br />
Camerata Mediolanense 44<br />
<strong>Orkus</strong>!-Newcomer des Monats<br />
shy guy at the show 88<br />
Interviews & Storys<br />
Aeonyzhar 58<br />
Austra 58<br />
Broken Soldiers Project 17<br />
Circus of Fools 54<br />
Covenant 28<br />
Eclipse Sol-Air 75<br />
Edenbridge 92<br />
Editors 38<br />
Ego Get Your Gun 16<br />
Electric Sarajevo 74<br />
EXT!ZE 18<br />
Fiddler’s Green 39<br />
Fliehende Stürme 94<br />
Front Line Assembly 48<br />
Grossstadtgeflüster 41<br />
Mantus 52<br />
Melted Space 90<br />
MONO INC. 30<br />
Negative Trip 34<br />
Oniric 72<br />
Orphaned Land 57<br />
Queensrÿche 98<br />
ROME 86<br />
Saltatio Mortis 34<br />
Samsas Traum 36<br />
Schwarzer Engel 56<br />
Sirenia 78<br />
Spheron 42<br />
Spielbann 19<br />
Subterfuge 43<br />
Sweet Ermengarde 85<br />
Tarja 54<br />
Teho Teardo & Blixa Bargeld 82<br />
Terrolokaust 32<br />
The Quireboys 83<br />
The Saint Paul 91<br />
WEAREOFF 84<br />
We Butter The Bread With Butter 76<br />
Specials<br />
Denkpause<br />
Spiritual Front: Simone „Hellvis“ Salvatori 32<br />
Zeromancer: Kim Ljung 105<br />
Movies of my life<br />
Johnny Flesh & The Redneck Zombies: Johnny Flesh<br />
40<br />
Henkersmahlzeit<br />
MONO INC.: Carl Fornia 40<br />
In Zahlen<br />
HENKE, fetisch:MENSCH: Oswald Henke 40<br />
Soundtrack of my life<br />
Army of the Universe: Albert „Trebla“ Vorne 80<br />
Was wäre, wenn...<br />
Love in Prague: Chloé Praha 80<br />
Wortschatz<br />
mechanical moth, Novastorm, NEO: Tandrin 80<br />
<strong>Orkus</strong>! Compilation 91 96<br />
Listening<br />
In Extremo 100<br />
end of green 101<br />
Tanzwut 102<br />
In eigenen Worten<br />
Lacrimas Profundere: Oliver Nikolas Schmid 104<br />
22. Wave Gotik Treffen 106<br />
On Stage<br />
Lacrimas Profundere, Godex, Mundtot 92<br />
Swans 94<br />
Agalloch, Fen 98<br />
Service<br />
short cut 10<br />
Album des Monats & Top 5 62<br />
Plattentipps 63<br />
Jahrestage 71<br />
Buchtipps 73<br />
Kleinanzeigen 126<br />
Abo 127<br />
Tourdates 128<br />
Impressum 130
„Fatum“ – Das ‘Best Of’ Album.<br />
30 Lieder. Alternative und unveröffentlichte Versionen.<br />
Ein neuer, exklusiver Song. Doppel-CD zum Preis einer Einfach-CD.<br />
„Fatum“ ist weniger eine übliche Kopplung der Karrierehöhepunkte. Vielmehr ist das Doppelalbum<br />
die lückenlose Dokumentation der brennenden Leidenschaft, mit der Martin Schindler<br />
sein Projekt von Anfang an führte – und bis heute führt.<br />
Alternative und bislang unveröffentlichte Versionen, feinfühlig in die Gegenwart übertragene Remakes seiner frühesten<br />
Werke sowie der brandneue, beißend intensive Song „Trauma“ ergänzen den wohlig-melancholischen Spaziergang<br />
durch die Vergangenheit. Erst in seiner umfassenden Gesamtheit macht das Kunstwerk „Fatum“ deutlich,<br />
was der deutschsprachige Gothic diesem Projekt zu verdanken hat.<br />
MANTUS sind unter den letzten verbliebenen Poeten wahrhaftiger Gothic-Kultur<br />
– und „Fatum“ ist ihr zeitloses Vermächtnis.<br />
www.infrarot.de
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
herzlich willkommen zu unserer Juli/August-Ausgabe! Unglaublich,<br />
dass die erste Jahreshälfte bereits Vergangenheit ist. In Händen hältst<br />
Du jetzt unsere Sommer-Doppelausgabe. Es gibt viel Spannendes<br />
und Interessantes zu entdecken!<br />
... allem voran <strong>ASP</strong>: Bei dem besonderen Anlass – Erscheinen eines<br />
neuen Albums – freuen wir uns, die Titelstory dieser Ausnahmeformation<br />
zu widmen. Neu ist aber nicht nur das frische Werk.<br />
Asps Kreativität verdanken wir zudem den Vorschlag und die<br />
Umsetzung, dass unser Redakteur Axel Schön zu Hause Besuch<br />
von Asp bekam. Als Gastgeschenk brachte Asp nichts Geringeres<br />
als sein neues Album MASKENHAFT mit!<br />
Wann hat man schon mal solch großes Glück im Leben!?<br />
Auch in dieser Ausgabe findest Du Interviews mit einigen jener<br />
Bands, welche beim Wettbewerb der von Asp ins Leben gerufenen<br />
Aktion Mäzenatentumult gewonnen haben und Konzertabende<br />
für <strong>ASP</strong> eröffnen dürfen. Die Gespräche mit den jungen Künstlern<br />
führte wieder Asp persönlich. Gestartet wird hier auf Seite 16.<br />
Doch auch zahlreiche weitere Bands erzählten Interessantes über<br />
ihre Kunst und besondere Gabe: die Musik! Darunter viele junge<br />
Talente, die einmal mehr zeigen, wie lebendig und kreativ unsere<br />
geliebte Szene ist!<br />
Wir wünschen Dir viel Spaß beim Entdecken und Genießen. Genieße<br />
auch die Zeit, die Du Dir nun selbst schenkst. Diese Auszeit hast Du<br />
Dir verdient! Es ist Sommer...!<br />
Herzliche Grüße & cheers,<br />
Dein <strong>Orkus</strong>!-Team<br />
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ORKUS2013<br />
6 Oct: O 2<br />
Academy, Bristol<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
7 Oct: O 2<br />
Academy2, Oxford<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
9 Oct: O 2<br />
Academy2, Birmingham<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
10 Oct: O 2<br />
Academy2, Sheffield<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
11 Oct: The Garage, Glasgow<br />
Tel: 0844 844 4747<br />
12 Oct: The Rescue Rooms, Nottingham<br />
Tel: 0845 413 4444<br />
14 Oct: O 2<br />
Academy, Newcastle<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
15 Oct: Club Academy, Manchester<br />
Tel: 0161 832 1111<br />
17 Oct: O 2<br />
Academy, Islington, London<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
18 Oct: Old Fire Station, Bournemouth<br />
Tel: 0844 477 2000<br />
www.realmofdarkness.eu<br />
PR. CONSTANTIJNSTRAAT 19 REALM OF DARKNESS KVK. 52538419<br />
4153CM BEESD UNDERGROUND FASHION BTW. NL215560851B01<br />
THE NETHERLANDS INFO@REALMOFDARKNESS.EU IBAN NL43RABO0122867629<br />
www.quireboys.com<br />
www.bonafiderocks.com<br />
www.offyerrocka.com
HATE<br />
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ROME<br />
Digipak • 46 Minuten • 1.000 exeMplare<br />
www.infrarot.de
Covenants lang erwartete Sechs-Track-EP Last Dance ist jetzt im<br />
Handel und bei Dependent (www.dependent.de/shop) erhältlich!<br />
Wer schon vor dem Release des Albums Leaving Babylon am<br />
06.09.2013 einen ersten Eindruck vom neuen Covenant-Sound<br />
gewinnen möchte, sollte allerdings schnell sein: Das Digipak mit<br />
Sticker ist auf 3.000 Exemplare begrenzt. Fans dürfen sich auch<br />
über eine am 28.06.2013 erscheinende 7“ in rotem Vinyl freuen... Hier sind zwei Tracks zu<br />
finden: die Single Last Dance und ein exklusiver Remix von Dupont. Die Vinyl-Edition ist<br />
auf 500 Stück limitiert.<br />
Mit The Hipster Sacrifice hat die italienische Industrial Dance-<br />
Band Army of the Universe gerade ihr zweites Eisen ins<br />
Feuer geworfen, welches auch einen gemeinsamen Song mit<br />
Frontfrau Chibi von The Birthday Massacre enthält.<br />
Futuristisch vielversprechend!<br />
Die Vorbereitungen für das Hörnerfest, bei dem am 28. &<br />
29.06.2013 wieder prächtig gedudelt wird, laufen auf Hochtouren.<br />
Veranstaltungsort des Mittelalter/Folk/Rock-Spektakels ist ein<br />
Bauernhof in Brande-Hörnerkirchen, unweit von Hamburg.<br />
Das überaus günstige Event bespaßt neben Helden wie Corvus<br />
Corax, Fiddler’s Green, Týr oder Vogelfrey auch durch<br />
Mittelaltermarkt, Feuerkunst und Axtwerfen. Horns up!<br />
Spiral69 haben ein Video zum Stück No Heart von ihrem<br />
aktuellen Album Ghosts in my Eyes veröffentlicht. Zu finden<br />
ist der sensible und verspielte Clip auf YouTube. Macht Lust<br />
auf mehr, oder?<br />
In einer abgelegenen Wüstenstadt gehen gruselige Dinge vor sich.<br />
Ihr jüngster Fall verlangt Justus, Peter und Bob einmal mehr alles<br />
ab... Können die Detektive das Rätsel lösen? Finde es heraus, indem<br />
Du an unserer Verlosung von Folge 162 des Klassikers Die drei<br />
??? teilnimmst. Einfach eine e-mail mit dem Betreff „Desertfest“ an<br />
verlosung@orkus.de schicken. Einsendeschluss ist der 25.07.2013, der<br />
Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!<br />
Nach fünf langen Jahren kehren Nine Inch Nails endlich mit neuem<br />
Album zurück. Hesitation Marks wird am 30.08.2013 erscheinen und für<br />
ordentlichen Wirbel sorgen. Wer jetzt nicht mehr schlafen kann, dem sei<br />
verraten, dass ein erster Track namens Came Back Haunted als Video und<br />
Download auf der Website von Universal Music erhältlich ist. Erste Live-<br />
Dates für diesen Sommer sind bereits bestätigt!<br />
Placebo legen nach: Ihr siebtes Studioalbum Loud Like Love,<br />
welches am 13.09.2013 erscheint, ist ab sofort vorbestellbar.<br />
Neben einer regulären CD kommt das quietschbunte Werk als<br />
Vinyl, Limited Edition mit Digipak-CD und DVD (Live Session<br />
At RAK Studios) sowie als „Super Deluxe“-Boxset (inklusive<br />
CD, Vinyl, Photobuch und zwei DVDs). Wer soll sich da bloß<br />
entscheiden können?<br />
2013 könnte das spannendste Jahr in der Karriere einer<br />
einzigartigen Band werden: Die im Januar erschienene<br />
Single Born To Lie war ein exzellenter Vorgeschmack auf<br />
das, was von mesh folgen sollte. Ihr Album Automation<br />
Baby erntete eine Menge Kritikerlob und stieg auf Platz<br />
33 in die Charts ein. Am euphorischsten war jedoch<br />
das Feedback der wachsenden Fangemeinde... So viel<br />
Potenzial will genutzt werden, ergo veröffentlichen<br />
Dependent Anfang September die zweite Single Adjust<br />
Your Set mit drei neuen Mixen und einer exklusiven<br />
B-Seite. Der Titeltrack ist ein Electro Pop-Highlight aus dem Album und wird durch weitere<br />
Live-Shows der Band im Herbst unterstützt!
Gelangweilt vom Musikfernsehen? Dann nichts wie ab zu !<br />
Der digitale Musik-TV-Sender iM1 hat sein Programm um eine<br />
überaus dunkle Facette erweitert: In Kooperation mit unserem<br />
Magazin präsentiert er<br />
– wöchentlich eine volle Stunde<br />
Musikvideos für die düstere Generation. Klassiker, aktuelle Clips,<br />
Weltpremieren und mehr – immer mittwochs um 23.00 Uhr, in der<br />
beliebten und ganz besonderen „Stunde vor Mitternacht“...<br />
Empfangbar über:<br />
ASTRA – 19,2 Grad Ost<br />
DVB-T Berlin – Kanal 56<br />
DVB-T Hessen – Kanal 52<br />
Unitymedia – Kanal 29<br />
Kabel BW – Kanal 57<br />
primacom – Kanal 65<br />
T-Entertain – Kanal 96<br />
Vodafone TV – Kanal 50<br />
www.iM1.tv
Schlafes Bruder haben sich entschieden, Singleund<br />
Videorelease auf September zu verschieben, da<br />
eine noch bessere Location für den Clipdreh gefunden<br />
werden konnte, diese aber auch mehr Vorbereitungszeit<br />
in Anspruch nimmt. Bis dahin gilt es, das Album<br />
Heute war Gott nicht hier mindestens drei lieben<br />
FreundInnen zu empfehlen – am besten gleich heute!<br />
Die Londoner Alternative Rocker White<br />
Lies glänzen mit einem neuen Album,<br />
welches auf den Titel Big TV hört. Ihr<br />
vielversprechendes Drittwerk wird am<br />
09.08.2013 veröffentlicht. Vorspeise gibt’s<br />
in Form der ersten Single There Goes Our<br />
Love Again, die ab dem 02.08.2013 in den<br />
Regalen steht. Als Aperitif kann man sich<br />
Getting Even besorgen – das Lied steht gratis zum Download bereit. Wohl bekomm’s!<br />
„Druckvoll und elektronisch“ – so lässt sich Front Line<br />
Assemblys geniales neues Werk Echogenetic beschreiben,<br />
das am 12.07.2013 erscheint... nicht nur auf CD, sondern<br />
auch als Doppel-LP mit Klappcover! Das Vinyl-Album enthält<br />
zusätzlich einen Downloadcode, ist auf 1.000 Exemplare<br />
limitiert und dürfte binnen<br />
kürzester Zeit ein echtes<br />
Sammlerstück darstellen.<br />
Über www.dependent.de<br />
kannst Du beide Varianten<br />
ordern. Natürlich gibt es das<br />
frische Material auch live zu<br />
erleben: Im August gehen<br />
Front Line Assembly mit<br />
Haujobb auf Europatour.<br />
Mit Bedauern verkünden die „Freibeuter<br />
Folker“ von Vroudenspîl, dass<br />
Basserin 4-Finger-Jane von Bord<br />
gegangen ist. Voller Panik wird nun<br />
nach einem würdigen Ersatz gesucht.<br />
Wer Seemanns genug ist, darf sich<br />
unter info@vroudenspil.de bewerben.<br />
Kleiner Tipp: Auf zeitnahen Rumnachschub sollte immer peinlich genau geachtet<br />
werden!<br />
Die Drachen kommen! Vom 11. bis zum<br />
14.07.2013 steigen die zweiten Dragon<br />
Days. Wieder trifft sich die Fantasy-<br />
Szene im Stuttgarter Literaturhaus,<br />
um in fremden Welten zu schwelgen.<br />
Literatur, Graphic Novels, Bildkunst,<br />
Modenschauen, Vorträge und Workshops stehen auf dem Programm; diesjähriger<br />
Themenschwerpunkt sind Steampunk und Magier. Autorenlegende Tad Williams<br />
wird ebenso anwesend sein wie Schreibgenie Christian von Aster oder<br />
Photokünstlerin Annie Bertram, außerdem gibt es eine Vampirlesung auf dem<br />
wunderschönen Hoppenlaufriedhof gleich neben dem Literaturhaus, eine lange<br />
Buffy-Nacht im Kino und vieles mehr. Genaue Infos über die günstigen Tages- oder<br />
Festivalpässe und das Programm unter www.dragondays.de.
Die beeindruckende Teilnahme an <strong>ASP</strong>s großem Mäzenatentumult hat wieder einmal gezeigt, wie lebendig und<br />
umtriebig der Underground und der Nachwuchs sind. Ebenso war einmal mehr zu sehen, wie groß das Interesse an jungen,<br />
noch eher unbekannten Bands ist. An dieser Stelle: zwei Daumen nach oben!<br />
Das Voting ist jetzt beendet. Trisol, <strong>Orkus</strong>! und natürlich auch Asp höchstpersönlich gratulieren den Gewinnern aufs<br />
Herzlichste!<br />
Als Support für <strong>ASP</strong> auf der „Maskenball“-Tournee werden für Euch ihr Können zeigen:<br />
19.09. Schwabach, Markgrafensaal<br />
Divamee<br />
(www.divamee.de)<br />
20.09. Potsdam, Waschhaus<br />
Violet Light Syndrome<br />
(www.facebook.de/violetlightsyndrome)<br />
21.09. Magdeburg, Altes Theater<br />
TAINA<br />
(www.tainamusic.de)<br />
25.09. Oberhausen, Turbinenhalle<br />
Godex<br />
(www.godex-music.de)<br />
26.09. Osnabrück, Halle Gartlage<br />
Herzfeind<br />
(www.herzfeind.com)<br />
27.09. Bremen, Aladin<br />
Die Vorboten<br />
(www.dievorboten.de)<br />
28.09. Leipzig, Haus Auensee<br />
Birdeatsbaby<br />
(www.birdeatsbaby.co.uk)<br />
02.10. Gießen, Hessenhalle<br />
Jovian Spin<br />
(www.jovianspin.com)<br />
03.10. Erfurt, Stadtgarten<br />
EXT!ZE<br />
(www.extize.com)<br />
04.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />
Broken Soldiers Project<br />
(www.broken-soldiers.de)<br />
05.10. Wiesbaden, Schlachthof<br />
Ego Get Your Gun<br />
(www.egogetyourgun.com)<br />
09.10. Saarbrücken, Garage<br />
Spielbann<br />
(www.facebook.com/Spielbann)<br />
10.10. Köln, Live Music Hall<br />
Noyce<br />
(www.facebook.com/noycetm)<br />
11.10. Hamburg, Markthalle<br />
Schwarzbund<br />
(www.myspace.com/schwarzbund)<br />
12.10. Hamburg, Markthalle<br />
Syntonic<br />
(www.syntonic-music.com)<br />
16.10. CH-Pratteln, Z7<br />
Koraktor<br />
(www.facebook.com/koraktor)<br />
17.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />
Schwarzer Engel<br />
(www.schwarzerengel.info)<br />
18.10. München, Muffathalle<br />
Mundtot<br />
(www.mundtot.net)<br />
19.10. A-Wien, Arena<br />
Surgery<br />
(www.facebook.com/surgerycaos)<br />
Auf den folgenden Seiten und in den nächsten Ausgaben des <strong>Orkus</strong>! Magazins stellen wir die Gewinnerbands nun vor. Und dies im Rahmen eines Interviews,<br />
das jeweils von Asp selbst initiiert und durchgeführt wurde!
02.08.2013<br />
Ebenso tief- wie abgründig: Das neue <strong>ASP</strong>-Album verbindet<br />
die elegante Romantik von <strong>ASP</strong>-Klassikern wie „Aus der Tiefe“<br />
mit der erdigen Wuchtigkeit von „fremd“ ohne dabei jedoch auch<br />
nur einen Augenblick vorhersehbar zu sein. Ein unglaublich<br />
homogenes und intensives Konzept-Album, in dem alle drei<br />
Merkmale des ureigenen <strong>ASP</strong>-Stils groß geschrieben werden:<br />
Das ist GOTHIC. NOVEL. ROCK.<br />
Exklusive Autogrammstunde<br />
05.08.2013 Saturn Frankfurt (MyZeil),<br />
ab 17:30 Uhr<br />
Ultimate Edition. Limitiertes 3CD-Box-Set<br />
• 3-fach CD in einem der Bildwelten würdigem Format (ca. 28 x 28 cm)<br />
• CD 1 enthält eine speziell produzierte Abmischung des Albums<br />
für die heimische Stereoanlage<br />
• CD 2 mit einem alternativen Mix des Albums, welcher speziell für die<br />
Anforderungen moderner Abspielmöglichkeiten angefertigt wurde<br />
• Bonus CD mit spannenden Remixen und Versionen unter anderem<br />
von SAMSAS TRAUM und ZEROMANCER<br />
• Opulenter 92-seitiger Bildband im Hardcover-Einband<br />
• Edler Kunstdruck auf hochwertigem Papier mit aufwändiger<br />
schwarzer Fadenheftung<br />
• Schwarzes Vor- und Nachsatzblatt<br />
• Zusätzliches Artwork und exklusive Illustrationen von Timo Würz<br />
• Inklusive aller Album-Texte sowie zusätzlicher Texte und Gedichte von Asp<br />
• Mit einem Vorwort von Kai Meyer<br />
• 36-seitiger <strong>ASP</strong> Wandkalender (August 2013 – Dezember 2014)<br />
• Handnummeriertes Echtheitszertifikat, von Asp und Artwork-Zauberer<br />
Timo Würz höchstpersönlich signiert<br />
• Stülpdeckelschachtel mit Silber-Heißfolien-Druck und<br />
schwarzer Innenkaschierung<br />
• Streng auf 5.000 Exemplare limitiert<br />
2CD Erstausgabe<br />
• CD im 8-seitigen Digipak<br />
• 28-seitiges Booklet<br />
Limitierte Doppel-Vinyl Edition<br />
• Edles, schwarzes 2x12“ Vinyl (180g audiophiles Vinyl)<br />
• Spezielles Schallplatten-Master<br />
• Opulentes Gatefold Cover<br />
• Bedruckte Innenhüllen<br />
• 2 Poster (ca. 30 x 30 cm)<br />
• Handnummeriert<br />
• Streng limitiert auf 500 Exemplare weltweit<br />
„MASKENHAFT“ Release Partys<br />
02.08.2013 Neunkirchen, Club Cäsar<br />
03.08.2013 Köln, Essigfabrik<br />
03.08.2013 Koblenz, Druckluftkammer<br />
03.08.2013 Hannover, Rockhouse<br />
10.08.2013 Leverkusen, Shadow<br />
16.08.2013 München, Nerodom<br />
17.08.2013 Mühlheim/Ruhr, TIC – The Inner Circle<br />
23.08.2013 Leipzig, Darkflower<br />
24.08.2013 Karlsruhe, Nachtwerk Musikclub<br />
24.08.2013 Ludwigsburg, Club II der Rockfabrik<br />
30.08.2013 Stuttgart, Club Zollamt<br />
30.08.2013 Wiesbaden, Schlachthof<br />
31.08.2013 Wuppertal, B7<br />
31.08.2013 Trier, Ex Haus<br />
01.09.2013 Dresden, Bunker<br />
06.09.2013 Saarbrücken, Kitu<br />
07.09.2013 Mannheim, MS Connexion<br />
präsentiert von:<br />
die grosse maskenball-tournee 2013<br />
featuring MÄZENATENTUMULT!<br />
19.09.2013 Schwabach, Markgrafensaal<br />
20.09.2013 Potsdam, Waschhaus<br />
21.09.2013 Magdeburg, Altes Theater<br />
25.09.2013 Oberhausen, Turbinenhalle<br />
26.09.2013 Osnabrück, Halle Gartlage<br />
27.09.2013 Bremen, Aladin<br />
28.09.2013 Leipzig, Haus Auensee<br />
02.10.2013 Gießen, Hessenhalle<br />
03.10.2013 Erfurt, Stadtgarten<br />
04.10.2013 Dresden, Alter Schlachthof<br />
05.10.2013 Wiesbaden, Schlachthof<br />
09.10.2013 Saarbrücken, Garage<br />
10.10.2013 Köln, Live Music Hall<br />
11.10.2013 Hamburg, Markthalle<br />
12.10.2013 Hamburg, Markthalle<br />
16.10.2013 CH-Pratteln, Z7<br />
17.10.2013 Stuttgart, Theaterhaus<br />
18.10.2013 München, Muffathalle<br />
19.10.2013 A-Wien, Arena<br />
Tickets im <strong>ASP</strong>-Online Shop<br />
Weitere Infos unter www.aspswelten.de
Asp: Hallo. Wenn ihr die Musik von Ego Get Your Gun in einem Satz<br />
beschreiben solltet, wie würdet ihr das machen?<br />
Ego Get Your Gun: Wir vergleichen unsere Musik gerne mit einem<br />
Gemälde: vielschichtig, kontrastreich, mit vielen Details.<br />
Asp: Einige Leute haben die Musik von Ego Get Your Gun natürlich<br />
bereits vorher gekannt oder nun schon mal durch das Mäzenatentumult<br />
kennengelernt, trotzdem würde ich mich freuen, wenn ihr folgenden Satz<br />
vervollständigt: Ego Get Your Gun könnte etwas sein für Fans von...<br />
EGYG: ... großen Welten, Konzepten, Musik mit Tiefe und einer Geschichte.<br />
Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der Vergangenheit versucht, Live-<br />
Auftritte zu organisieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt, und welche<br />
Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />
EGYG: Über persönliche Kontakte oder Kontaktaufnahme mit fremden<br />
Bookern, Clubs und Festivals. Zwischen vielen suboptimalen Angeboten,<br />
wie dem beliebten „Pay to play“-Prinzip, finden wir doch immer wieder<br />
Auftrittsmöglichkeiten, die wir wahrnehmen können.<br />
Asp: Durch soziale Netzwerke und Onlineplattformen scheint es immer<br />
leichter zu sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu präsentieren.<br />
Wie seht ihr das – wie leicht oder schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />
EGYG: Wir denken, dass ein Großteil unseres Publikums nach etwas<br />
Besonderem sucht, das kein Teil der Masse ist, und sich auf lange Sicht<br />
Individualität und Qualität immer durchsetzen. Auf dieser Basis arbeiten wir,<br />
und insofern ist das kein Thema, mit dem wir uns intensiver beschäftigen.<br />
Asp: Ego Get Your Gun wirken auf mich unglaublich strukturiert,<br />
professionell und konzeptionell sehr stark auf den Punkt gebracht.<br />
Songwriting, visuelles Konzept und so weiter, das sieht alles unglaublich<br />
„groß“ aus. Wie habt ihr das bewerkstelligt?<br />
EGYG: Danke. Wir messen Ego Get Your Gun immer an unseren eigenen<br />
Ansprüchen. Das Konzept und die Geschichte, die hinter der Band stehen,<br />
wachsen stetig. Daraus hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die eine<br />
gewisse „Größe“ fordert. Wir veröffentlichen nichts, von dem wir nicht selbst<br />
überzeugt sind, egal um welchen Bereich unseres Schaffens es geht. Alles muss<br />
ins große Bild passen, selbst wenn dem Publikum bis jetzt nur ein kleiner Teil<br />
davon enthüllt wurde.<br />
Asp: Bei Ego Get Your Gun ist es Teil des visuellen Konzeptes, dass die<br />
Bandmitglieder nahezu gesichtslos bleiben. Die Anonymität als ästhetisches<br />
Stilmittel. Was steckt dahinter und, falls es nicht zu indiskret ist: wer steckt<br />
dahinter?<br />
EGYG: Die Anonymität steht symbolisch für das Innere in jedem von uns.<br />
Es geht nicht um Äußerlichkeiten sondern, ganz ohne Kitsch, um das, was<br />
wirklich zählt. Unsere gesamte Geschichte beruht auf dem Gedanken, dass<br />
unsere Gefühle „Egos“ Welt, in der alle gleich und optisch nicht voneinander<br />
zu unterscheiden sind, beeinflussen. Und das verkörpern wir auf der Bühne<br />
und in unserem Auftritt nach außen.<br />
Asp: Ich erlebe es in den letzten Jahren zunehmend, dass sich ein Musiker,<br />
der sich nicht stets auf Tuchfühlung mit dem Publikum begeben möchte,<br />
starker Kritik ausgesetzt sehen kann. Wie, denkt ihr, wird sich diese allgemeine<br />
Nähesucht mit eurem Konzept vereinbaren lassen? Wie fallen diesbezüglich<br />
die ersten Reaktionen aus?<br />
EGYG: Der Kontakt mit unserem Publikum ist erst mal sehr minimalistisch.<br />
Unsere Konzerte sind eher wie ein Schauspiel, bei dem man ja auch nicht<br />
davon ausgehen würde, dass der Darsteller während dem Stück aus seiner<br />
Rolle herausbricht. Die Reaktionen darauf sind am Anfang natürlich<br />
gemischt, viele erwarten bei Bands eine klassische Rockshow. Aber gerade das<br />
macht es ja wieder interessant und anders.<br />
Asp: Ihr habt eine EP veröffentlicht, die konzeptionell als auch<br />
artworktechnisch sehr spannend aussieht. Was könnt ihr mir dazu erzählen?<br />
EGYG: Unsere Debut-EP ist der Prolog zu unserer Geschichte. Wir stellen<br />
den Protagonisten „Ego“ und die Welt, in der er überleben muss, vor. Er<br />
entdeckt die ersten Orte und erfährt die ersten Probleme, mit denen er dort<br />
zu kämpfen hat. Das minimalistische Artwork spiegelt unser Auftreten nach<br />
außen wider, wobei gleichzeitig das Packaging unseren Anspruch an etwas<br />
„Besonderes“ erfüllt.<br />
Asp: Euer Song Ego hat es schon geschafft, ein fester Bestandteil meiner<br />
Playlist zu werden. Davon mal ganz abgesehen: Was würdet ihr euch<br />
wünschen, als Künstler erreichen zu können?<br />
EGYG: Auch dafür danke. Wir hoffen für uns selbst, dass wir die<br />
Möglichkeit haben, unsere Geschichte zu erzählen, und dass viele Leute mit<br />
uns gemeinsam „Egos“ Reise verfolgen wollen.<br />
Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne für Ego Get Your Gun?<br />
EGYG: Wir suchen gerade Künstler aus verschiedenen Richtungen, um<br />
die visuelle Ebene unserer Welt weiter auszubauen. Danach wollen wir<br />
Stück für Stück unsere nächste EP, diesmal eventuell in Form von Videos,<br />
veröffentlichen und eine Tour dazu spielen. Es gibt, wie immer, viel zu tun.<br />
www.egogetyourgun.com<br />
16 - <strong>Orkus</strong>!
Asp: Hallo Markus. Wenn du die Musik von<br />
Broken Soldiers Project in einem Satz beschreiben<br />
sollst, wie würdest du das machen?<br />
Markus Dänhardt: Gar nicht, weil mir das in<br />
einem Satz echt schwerfallen würde. Vielleicht so wie<br />
in unserer Bandinfo? „Romantik wird schwermütig,<br />
Rock theatral, Elektronik elektrisiert, und treibende<br />
Rhythmen fordern zum Tanz.“ Also eigentlich wie<br />
Scooter in einer schweren Depression. (lacht)<br />
Asp: Einige Leute haben die Musik von Broken<br />
Soldiers Project natürlich bereits vorher gekannt<br />
oder nun schon mal durch das Mäzenatentumult<br />
kennengelernt, trotzdem würde ich mich freuen,<br />
wenn du folgenden Satz vervollständigst: Broken<br />
Soldiers Project könnte etwas sein für Fans von...<br />
MD: ... Zeromancer, Katatonia, Lacuna Coil, The<br />
Birthday Massacre. Eben von düsterer, elektronischer<br />
Rockmusik.<br />
Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der<br />
Vergangenheit versucht, Live-Auftritte zu<br />
absolvieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt, und<br />
welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />
MD: Wir knüpfen Kontakte, halten die Augen<br />
offen, versuchen uns bei Abenden einzubringen,<br />
die thematisch passen. Unsere Mercherin ist zum<br />
Beispiel bei amnesty international; als sie uns<br />
fragte, ob wir auf einem Benefizkonzert spielen<br />
würden, haben wir natürlich Ja gesagt. Das war eine<br />
tolle Erfahrung, Musik nicht nur für sich selbst,<br />
sondern für eine gute Sache zu machen. Ansonsten<br />
sind für eine Band, die noch nicht so bekannt ist,<br />
Supportgigs wie das Mäzenatentumult sehr wichtig.<br />
Auch unsere Auftritte bei Letzte Instanz und<br />
end of green haben uns sehr geholfen, denn man<br />
erreicht dadurch einfach ein größeres Publikum.<br />
Wir haben bisher nur gute Erfahrungen bei diesen<br />
Konzerten gemacht. Man lernt a) das Business und<br />
b) die Musiker und Organisatoren noch mal von<br />
einer anderen Seite kennen, das ist echt spannend!<br />
Und wer wollte nicht schon mal einen eigenen<br />
Backstageraum mit seinem Bandnamen an der Tür<br />
und mit tollen Nachbarn haben?!<br />
Asp: Durch soziale Netzwerke und<br />
Onlineplattformen scheint es immer leichter zu<br />
sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu<br />
präsentieren. Wie siehst du das – wie leicht oder<br />
schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />
MD: Obwohl viele Internetplattformen kostenlos<br />
und gut zugänglich sind, ist es nicht unbedingt<br />
einfacher, sich von der Masse abzuheben. Man muss<br />
immer mit irgendetwas Besonderem präsent und<br />
aktuell sein, um bei den Leuten auf dem Schirm zu<br />
bleiben. Dafür geht viel Arbeit und Zeit drauf, die<br />
wir manchmal lieber in musikalisches Engagement<br />
stecken würden. Wir nutzen diese Möglichkeiten<br />
natürlich dennoch, um auch darüber erreichbar zu<br />
sein. Aber eigentlich sind wir mehr Verfechter der<br />
guten alten Mundpropaganda! Konzerte spielen und<br />
sich Publikum erarbeiten, so funktioniert das immer<br />
noch am besten. Der reine Onlineerfolg ist doch<br />
eher selten.<br />
Asp: Ihr habt vor Kurzem einen einschneidenden<br />
Besetzungswechsel vollzogen und als neue Frontfrau<br />
Juliane Richter gewinnen können. Ha! Bei all den<br />
vielen, täglich wechselnden Mäzenatentumult-Bands<br />
auf der „Maskenball“-Tour ein bekanntes Gesicht,<br />
denn sie ist mit Herzfeind auch dabei, richtig?<br />
Das wird mich sicher total verwirren. (grinst) Spaß<br />
beiseite: Wie kam es dazu?<br />
MD: Dich zu verwirren, war ja auch der Plan! (lacht)<br />
Unsere alte Sängerin wollte aus persönlichen und<br />
zeitlichen Gründen aufhören. Da ergab sich das mit<br />
JuRi einfach, weil wir uns schon eine Weile kennen<br />
und befreundet sind. Mit ihrer Banderfahrung –<br />
nicht nur bei Herzfeind – ist sie schon lange im<br />
Genre zu Hause und passt stilistisch einfach perfekt<br />
zu uns.<br />
Asp: Broken Soldiers Project geben sich in ihrer<br />
Grundaussage durchaus gesellschaftskritisch. Wie<br />
drückt sich diese Einstellung in Text und Musik aus?<br />
MD: Die Gesellschaftskritik drückt sich bei uns<br />
schon im Bandnamen aus. Die „gebrochenen<br />
Soldaten“ sind ein paradoxes Symbol für Stärke und<br />
Kraft, aber eben auch für eine Leistungserwartung<br />
der Gesellschaft, die nie hundertprozentig erfüllt<br />
werden kann und an der Leute zerbrechen.<br />
Diesem Existenzdilemma wollen wir eine poetische<br />
Sinnsuche entgegensetzen. Wenn du unsere Musik<br />
hörst, weckt sie ja bestimmte Assoziationen und ein<br />
Gefühl für ein Thema. Das geht uns ganz genauso.<br />
JuRi hört die Musik und entwickelt daraus die<br />
Texte. Das muss nicht ausschließlich Kritik mit dem<br />
Zeigefinger sein, wir wollen aber zum Innehalten<br />
und Reflektieren anregen. In welcher Welt wollen<br />
wir leben? Was ist wichtig? Wenn man mit offenen<br />
Augen durch die Welt geht, findet man viele<br />
hinterfragenswerte Themen.<br />
Asp: Denkst du, Kunst im Allgemeinen und Musik<br />
im Speziellen kann etwas bewirken?<br />
MD: Musik hat immer etwas Verbindendes.<br />
Menschen, die auf Konzerte gehen, erleben ein<br />
Gefühl der Zusammengehörigkeit, und das wird<br />
durch die Musik fokussiert. Vielleicht bewirkt<br />
man damit schon ganz viel. Musik ist auch der<br />
Soundtrack unseres Lebens. Sie kann Emotionen<br />
hervorrufen oder vorhandene untermalen. Ob wir<br />
damit die Gesellschaft ändern können? Hoffen<br />
wir doch... Außerdem hat unser Therapeut gesagt:<br />
„Besser Musik machen, als dass ihr klauen geht.“<br />
(grinst)<br />
Asp: Na ja, bei den Verdienstmöglichkeiten, die<br />
man heute mit Musik hat, kann uns allen das ja<br />
trotzdem noch passieren. (lacht) Wie auch immer.<br />
Besonderen Wert legt ihr laut Info im Web darauf,<br />
Musik als Gemeinschaftserfahrung mit dem<br />
Publikum zu verstehen. Wie nimmt diese Nähe<br />
Einfluss auf ein Konzert und auf eure Aktivitäten als<br />
Band?<br />
MD: In Zeiten, wo Werbung und große<br />
kommerzielle TV- und Radiosender den Bedarf<br />
an bestimmten Bands und Musik kreieren und<br />
sich so Produzierende und Adressaten immer<br />
weiter voneinander entfernen, ist es wichtig, sich<br />
als einen Teil dieses ganzen Prozesses zu begreifen.<br />
Das meinen wir auch damit, dass Musik eine<br />
Gemeinschaftserfahrung von denen ist, die sie hören<br />
wollen, und denen, die sie machen. Wenn einer<br />
der beiden Teile fehlt, funktioniert das Ganze nicht<br />
mehr. Mit den Leuten Party machen, gemeinsam<br />
eine gute Zeit haben und von der Bühne aus mit<br />
dem Publikum zu interagieren, und wenn es nur ein<br />
kurzes „Hey“ im Refrain eines Liedes ist, das ist ganz<br />
wichtig für uns. Genauso wie nach einem Konzert<br />
mit den Leuten persönlich zu reden; das lässt dann<br />
noch einmal Raum, Gedanken gemeinsam zu teilen,<br />
und gibt uns auch ein Feedback...<br />
Asp: Was würdest du dir wünschen, als Künstler<br />
erreichen zu können?<br />
MD: Die Standardantwort ist hier natürlich: auf<br />
großen Bühnen zu stehen, möglichst viele Leute<br />
begeistern zu können und als Künstler verstanden<br />
zu werden. Klingt ganz schön abgedroschen, aber es<br />
stimmt. Mit unserer Musik möchten wir unterhalten<br />
und Menschen anregen, Dinge anders zu machen,<br />
indem wir den Blickwinkel ändern und das textlich<br />
verpacken. Wenn der Soundteppich, auf dem sich<br />
diese Message bewegt, dann auch noch etwas mit<br />
den Hörern macht, wären wir mehr als zufrieden.<br />
Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne für<br />
Broken Soldiers Project?<br />
MD: Mhmm, der Proberaum müsste mal wieder<br />
aufgeräumt werden. Nee, im Ernst: Es liegen ein<br />
Videodreh und Aufnahmen an. Natürlich werden<br />
wir auch versuchen, Konzerte zu bekommen (gern<br />
auch Supportslots) und auf Festivals aufzutreten.<br />
Aber das Wichtigste ist, dass wir uns noch lange<br />
gemeinsam wohlfühlen, Spaß miteinander haben<br />
und Musik machen können.<br />
www.broken-soldiers.de<br />
Line-Up:<br />
Juliane Richter – Gesang<br />
Robert Paul W. – Gitarre<br />
Markus Dänhardt – Bass<br />
Matthias Schmidt – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 17
Asp: Gerade auf YouTube macht ihr viel; ist das nicht auch ein unglaublicher<br />
Aufwand?<br />
C: Als ich diese Zeilen schreibe, sind wir gerade auf dem Rückweg von einem<br />
Videodreh für einen Song unseres kommenden Albums. Wir waren drei Tage<br />
unterwegs, um dann einen Fünf-Minuten-Clip zu haben. Vorbereitungen,<br />
weitere Drehs und Postproduktion kommen natürlich auch noch dazu. Wenn<br />
man dann noch die Verwaltung und Pflege des YouTube-Kanals dazunimmt,<br />
ist das alles wirklich ein riesiger Aufwand für uns, aber das Ergebnis wird<br />
dafür umso besser sein.<br />
Asp: EXT!ZE habe ich, als ich mich in der Vorauswahlphase für das<br />
Mäzenatentumult befand, mit einiger Überraschung angehört. Ich geb’s zu,<br />
und sei mir nicht böse: Ich erinnere mich eher mit Schrecken als mit Freude<br />
an die Gothic Pussy-Anzeigen, aber was mir mit Anarchy Engineers um die<br />
Ohren donnerte, finde ich wirklich deutlich gereift und cool. Ihr scheint<br />
einen ziemlichen stilistischen Wandel hingelegt zu haben. Was hat dafür den<br />
Ausschlag gegeben?<br />
C: Puh, da gab es einige Gründe. Vor allem hatte ich keinen Bock mehr<br />
darauf, die Produktion mit Absicht so primitiv zu machen, nur damit<br />
wir einer Zielgruppe genügen, die sich eh gerade mehr und mehr auflöst.<br />
Natürlich haben wir uns über die Jahre auch mit unserem Anspruch<br />
weiterentwickelt; unser erstes Album war eben so, weil das damals einfach<br />
unseren Fähigkeiten entsprach, aber auf diesem Niveau zu bleiben, konnte<br />
nicht die Lösung sein, auch wenn wir dadurch ein paar Fans Lebewohl sagen<br />
mussten. Wir legen viel Wert darauf, uns beständig weiterzuentwickeln und<br />
neu zu erfinden, was man bei den meisten Bands in der düsterelektronischen<br />
Szene leider selten findet – und jedes Album wie eine schlechte Kopie des<br />
Vorgängers klingt.<br />
Asp: Hallo Cyb3rella. Wenn du die Musik von EXT!ZE in einem Satz<br />
beschreiben sollst, wie würdest du das machen?<br />
Cyb3rella: Unsere Musik ist eine Mischung aus vielen<br />
Undergroundmusikstilen, vor allem aber von Breakbeat, Metal, Dubstep<br />
und Trance geprägt.<br />
Asp: Einige Leute haben natürlich die Musik von EXT!ZE schon vorher<br />
gekannt oder nun schon mal durch das Mäzenatentumult kennengelernt,<br />
trotzdem würde ich mich freuen, wenn du folgenden Satz vervollständigst:<br />
EXT!ZE könnte etwas sein für Fans von...<br />
C: ... Celldweller und The Prodigy.<br />
Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der Vergangenheit versucht,<br />
Live-Auftritte zu absolvieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt, und welche<br />
Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />
C: In Vergangenheit wurden wir oft direkt von Veranstaltern und Clubs<br />
angefragt, aber die aktuelle Marktsituation macht es für kleine bis mittelgroße<br />
Bands wie uns recht schwer, regelmäßig zu einem fairen Deal gebucht zu<br />
werden. Das war einer der Gründe für uns, hier mitzumachen. Aktuell sind<br />
wir vor allem mit dem EXT!ZE DJ Team unterwegs, um in Clubs aufzulegen<br />
und die Tanzflächen zu rocken. (grinst)<br />
Asp: Durch soziale Netzwerke und Onlineplattformen scheint es immer<br />
leichter zu sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu präsentieren.<br />
Wie siehst du das – wie leicht oder schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />
C: Es ist vor allem eine Frage der Zeit, die man in seine virtuelle Präsenz steckt.<br />
Wenn man am Tag fünf Stunden in Kontaktpflege und Onlineaktivitäten<br />
steckt, würde man sicher der Masse an anderen Bands eine Nasenlänge<br />
voraus sein. Wir versuchen da einen gesunden Mittelweg zu finden.<br />
Asp: War es schwer, die alten EXT!ZE-Fans an den „ernsteren“ Sound und<br />
Attitüde zu gewöhnen?<br />
C: Wir haben nicht versucht, sie umzuerziehen; jeder, der bereit war, seinen<br />
musikalischen Horizont zu erweitern, konnte die Reise mit uns weitergehen<br />
und wird unseren neuen Stil noch viel mehr feiern als zuvor. Sicher hat sich<br />
so auch der ein oder andere Fan von uns abgewandt, aber wir haben so doch<br />
viele neue Leute für unsere Musik begeistern können.<br />
Asp: Ihr wart ja früher bei einem Label unter Vertrag, nämlich bei Trisol,<br />
die diesen Wettbewerb mitorganisieren. Wieso habt ihr euch getrennt, und<br />
wie hat das euer Arbeiten als Band beeinflusst?<br />
C: In der aktuellen Musikmarktlage rechnet sich eine kleinere Band wie<br />
EXT!ZE für ein Label wie Trisol einfach nicht. Mit größeren Bands, wie zum<br />
Beispiel euch, kann ein Label gesund wirtschaften. Es war eine wunderbare<br />
Zeit bei Trisol, die uns wirklich nach vorne gebracht hat. Jetzt machen wir<br />
viel selber, arbeiten aber auch mit dem neuen und wilden Label Future Fame<br />
zusammen.<br />
Asp: Ich verrate dir was: im Kleinen wie im Großen... äh... Mittleren:<br />
Ungesund wirtschaften lässt sich auch bei und mit uns. (lacht) Was würdest<br />
du dir wünschen, als Künstler erreichen zu können?<br />
C: Wie schon Kissin’ Dynamite sagten: Money, Sex & Power.<br />
Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne für EXT!ZE?<br />
C: Das neue Album fertig produzieren, mehr live spielen und: siehe oben.<br />
www.extize.com<br />
Line-Up:<br />
Cyb3rella – Gesang<br />
Jan Dysfunction – Keyboard, Gitarre<br />
DJ Barus – Live-Mixing<br />
18 - <strong>Orkus</strong>!
Asp: Hallo Nic und Seb. Wenn ihr die Musik<br />
von Spielbann in einem Satz beschreiben sollt, wie<br />
würdet ihr das machen?<br />
Nic: Spielbann umarmt Dich erst mit Poesie und<br />
harmonischen Klängen, um Dich dann aus Liebe in<br />
den kalten Keller einzuschließen.<br />
Asp: Das ist ja wie bei mir privat! Harrharr.<br />
Mensch, Spielbann gibt es schon seit 2000, und ihr<br />
habt euch bereits einen Namen gemacht, trotzdem<br />
würde ich mich freuen, wenn ihr folgenden Satz<br />
vervollständigen würdet: Spielbann könnte etwas<br />
sein für Fans von...<br />
Seb: ... Psycho Gothic Rock und finsteren<br />
Schauergeschichten in deutscher Sprache.<br />
Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der<br />
Vergangenheit versucht, Live-Auftritte zu absolvieren<br />
und organisieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt,<br />
und welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />
S: Teils haben wir uns für Gigs und Festivals<br />
beworben, teils wurden wir angefragt. Dabei haben<br />
wir die verschiedensten Erfahrungen gemacht.<br />
Manchmal ist es wirklich harte Arbeit, irgendwo<br />
spielen zu können, und manch andere Male wirst du<br />
mit Kusshand eingeladen. Das kommt eben darauf<br />
an, ob ein Organisator schon einmal etwas von dir<br />
gehört hat oder nicht. So verhält es sich auch mit<br />
den Spielzeiten auf einem Festival: Um wie viel Uhr<br />
und wie lange du spielen darfst, hängt davon ab, wie<br />
dich der Veranstalter einstuft.<br />
N: Live zu spielen, macht uns riesigen Spaß! Und<br />
der direkte Kontakt mit unserem Publikum ist uns<br />
wirklich wichtig. Wir haben richtig treue Fans,<br />
die uns schon viele Jahre begleiten, und lernen da<br />
draußen immer wieder neue interessante Menschen<br />
kennen. Wir brauchen das einfach.<br />
Asp: Durch soziale Netzwerke und<br />
Onlineplattformen scheint es immer leichter zu<br />
sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu<br />
präsentieren. Wie seht ihr das – wie leicht oder<br />
schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />
S: Die Zeiten von Schaufenstercommunitys wie<br />
Myspace, wo wir als Künstler einfach unsere Songs<br />
präsentiert haben, sind für uns vorbei. Der soziale<br />
Aspekt steht für uns online vorne, der Kontakt mit<br />
den Fans. Gerade bei Facebook versuchen wir uns<br />
schon durch Kommunikation und gute Aktionen<br />
von anderen Bands abzusetzen und im Gespräch zu<br />
bleiben. Neue Fans gewinnen wir aber hauptsächlich<br />
bei Konzerten, wo wir auch alle auffordern, sich mit<br />
uns zu vernetzen. Unsere klassische Homepage gibt<br />
es natürlich auch noch, für Detailinfos. Ohne die<br />
digitalen Plattformen wäre es also sicher deutlich<br />
schwerer, eine Fanbase zu halten.<br />
N: „Präsenz zeigen“, „up to date sein“ und<br />
„Kreativität“ sind wohl die Zauberwörter dafür.<br />
Manchmal ist es auch ein kleiner Wettlauf gegen die<br />
Zeit. Ich glaube, dass es wichtig ist, irgendwie eine<br />
Nähe herzustellen, was dich für deine Interessenten<br />
greifbar und nahbar macht. Aber das ist auch einer<br />
der Reize an der Öffentlichkeitsarbeit online.<br />
Asp: Ein interessanter Ansatz. Wie erwähnt, gibt es<br />
Spielbann bereits ganz schön lange. Dazu wirklich<br />
ernst gemeinte Glückwünsche! Ich weiß genau, was<br />
es bedeutet, so lange am Ball zu bleiben... Was hat<br />
euch bewogen, euch bei einem „Newcomer“contest<br />
zu bewerben, immerhin seid ihr ja sozusagen „alte<br />
Hasen“ im Geschäft?<br />
S: Danke schön! Ganz ehrlich? Wir wollten einfach<br />
mal gerne mit <strong>ASP</strong> „brennen“!<br />
N: Seit dem Debutalbum Seelenfänger gab es hin<br />
und wieder Veränderungen in der Bandbesetzung,<br />
was die Umsetzung der bereits zahlreich<br />
vorhandenen Ideen immer wieder etwas verändert<br />
beziehungsweise zeitweise sogar ins Stocken<br />
gebracht hat. Bekanntlich kann neue Dynamik in<br />
einer Gruppe die Kreativität fördern, sie kann aber<br />
auch Zeit in Anspruch nehmen. So machen wir<br />
das Beste daraus und machen einfach weiter! Es<br />
steckt so viel Herzblut in dieser Band, dass sich das<br />
immer gelohnt hat. Uns beim Mäzenatentumult zu<br />
bewerben, erschien uns daher auch als „alte Hasen“<br />
noch passend, da wir demnächst erst unser zweites<br />
Album auf den Markt bringen.<br />
Asp: Schwesterchen Frost wird das neue Album<br />
heißen. Wann kommt es, und was erwartet den<br />
geneigten Hörer?<br />
N: Das „Schwesterchen Frost“ wird uns ab dem 09.<br />
Oktober in Saarbrücken beim Mäzenatentumult<br />
begleiten. Dieses Datum erschien uns als<br />
Releasetermin in unserer Zeitplanung als sehr<br />
passend. Den geneigten Hörer erwartet ein Ausflug<br />
in die Abgründe der menschlichen Seele. Es wird<br />
von speziellen Facetten der Psyche, Neigungen<br />
und Abnormitäten erzählt, die einem eisig kalt die<br />
Nackenhärchen aufrichten.<br />
S: Das sind Abgründe, die sich auftun, wenn man<br />
von häuslicher Gewalt oder falsch verstandener<br />
Liebe hört, aber auch die dunklen Tiefen der eigenen<br />
Seele, in die man nicht so gern hinabsteigt und die<br />
manch skurrile und erschreckende Blüte treiben.<br />
Es ist fast eine Art Konzeptalbum. Das Ganze wird<br />
verpackt sein in Musik, die unter die Haut geht und<br />
zum Abrocken provoziert.<br />
Asp: Eine Frage, die mich speziell als Sänger sehr<br />
interessiert: Ihr teilt euch den Job am Mikrophon.<br />
Da will ich doch spontan wissen: Was macht der<br />
jeweils andere in der Zwischenzeit?<br />
N: Unsere Seelen schlüpfen jeweils in den Körper des<br />
anderen, und eigentlich hat immer derselbe Pause!<br />
Nein, ernsthaft... natürlich ist bei Gesangspause<br />
noch lange nicht Rockstopp! Außerdem singen wir<br />
sehr oft zweistimmig, sodass jeder genug zu tun<br />
hat. Oft sind die Gesangsparts auch so aufgeteilt,<br />
dass ein Dialog in der Story des Liedes umgesetzt<br />
werden kann. Das ist sehr praktisch, wenn zum<br />
Beispiel der Charakter der Geschichte mit seinem<br />
eigenen Gewissen debattiert, oder auch, um die<br />
verschiedenen Sichtweisen von Täter und Opfer zu<br />
beschreiben.<br />
S: Diese Frage haben wir uns früher im Proberaum<br />
schon gestellt. Auf der Bühne hat sich das Problem<br />
aber noch nie wirklich bestätigt, denn wenn der<br />
eine singt, tanzt der andere mit, wird angesungen<br />
oder animiert das Publikum – eigentlich gibt es<br />
also immer was zu tun. Und dabei lässt man seinen<br />
Gefühlen einfach freien Lauf.<br />
Asp: Ihr habt wirklich bereits mit vielen anderen<br />
Bands die Bühne geteilt, unter anderem Schelmish<br />
und Fiddler’s Green. Was war die verrückteste<br />
Erfahrung, die ihr als Support bisher gemacht habt?<br />
S: Für mich war das sicher unser Auftritt auf einer<br />
Star Wars/Star Trek/Mittelalter-Convention. Was für<br />
eine Mischung... Vor der Bühne stand eine Gruppe<br />
grölender und schunkelnder Sturmtruppler, und<br />
nach dem Konzert stürmte eine Conan-Kopie mit<br />
Lendenschurz die Bühne und versuchte unsere<br />
Sängerin zu entführen. Das Beste war aber der<br />
Act vor uns: Klingolaus! Ein Mann, verkleidet als<br />
Klingone, verkleidet als Nikolaus, der auf Star Trek<br />
umgedichtete Weihnachtslieder sang – im Sommer!<br />
Das konnte bislang kein anderer Auftritt toppen.<br />
Asp: Kahless the red-nosed Targ??? Spaß beiseite...<br />
Was würdet ihr euch wünschen, als Künstler<br />
erreichen zu können?<br />
S: Die Musik, die wir machen, drückt für uns ein<br />
bestimmtes Lebensgefühl aus, das uns sehr wichtig<br />
ist. Wir wollen dieses Gefühl mit anderen Menschen<br />
teilen, sie zum Nachdenken anregen, sie bewegen<br />
und so einen lauten Schrei in die Welt raushauen.<br />
Wir wollen als Band noch viel erleben und Konzerte<br />
in vielen Städten und Ländern spielen.<br />
Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne, neben<br />
dem neuen Album, für Spielbann?<br />
N: Ganz konkret sind wir zurzeit auf Labelsuche.<br />
Wir haben das Ziel, die Anzahl unserer Gigs zu<br />
erhöhen und das Marketing stark zu verbessern.<br />
Eine neue Homepage ist auch schon in der Mache.<br />
Zudem wollen wir gerne noch öfter auf Festivals<br />
und Konzerten spielen. Letztendlich gibt es noch<br />
jede Menge schön-schauriger Texte und Melodien<br />
in unserem dunklen Keller, die nur darauf warten,<br />
herausgelassen zu werden!<br />
www.facebook.com/Spielbann<br />
Line-Up:<br />
Seb – Gesang<br />
Nic – Gesang<br />
Eddie – Gitarre, Programmierung, Gesang<br />
Spyke – Bass, Programmierung<br />
Pietro – Schlagzeug, Percussion, Loops<br />
<strong>Orkus</strong>! - 19
„Eine Süße und Schwere,<br />
in die man sich gern hineinbegibt,<br />
die etwas Heilendes hat.“<br />
Masken. Tragen nicht viele von uns sie viel zu oft? Bequem sind sie meist, denn sie können verstärken, verzerren, verbergen,<br />
schützen, befreien... aber auch zur Belastung, zum Gefängnis werden.<br />
Ende Mai 2013. Asp kommt zusammen mit Alex Storm vom Label Trisol bei uns daheim zu Besuch. Die Arbeiten zum zweiten<br />
Teil des Fremder-Zyklus sind in vollem Gange. MASKENHAFT heißt die Fortsetzung von fremd, die nicht nur viele neue Songs<br />
enthalten, sondern auch in opulenter Ausstattung erscheinen wird. Natürlich sind wir schon genauso gespannt wie Du, mehr<br />
darüber zu erfahren.<br />
Der vereinbarte Zeitpunkt für das Treffen rückt näher, und mit jeder Minute steigt unsere Aufregung. Was wird uns erwarten?<br />
Es klingelt! Asp und Alex sind immer sehr freundlich, ungezwungen, herzlich. Auch dieses Mal wieder. Ein erster Smalltalk,<br />
der die Nervosität ein wenig eindämmt.<br />
Vieles möchten wir über das uns noch gänzlich unbekannte Album wissen. Doch unsere Fragen haben Zeit. Erst einmal stärken<br />
wir uns: mit Salat, einem Nudelgericht, zum süßen Abschluss dann Heidelbeer-Mandel-Tarte und Kaffee.<br />
Schließlich packt Asp eine CD aus, und wir dürfen uns gemeinsam mit unseren beiden Gästen tatsächlich das gesamte neue<br />
Album komplett anhören. Demoversionen sind es, mehr ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig. Trotzdem ist bereits dieser<br />
erste Eindruck überwältigend. Die Lieder in ihrer steten Abfolge ziehen uns in die Geschichte, in die Musik hinein, weben ein<br />
dichtes, aber mit weicher, süßer Watte gepolstertes Netz um unsere Gefühlswelt, in das wir uns nur zu bereitwillig hineinsinken<br />
lassen. Die letzten Töne verklingen. Wir alle lassen das Erlebnis nachwirken, hängen noch einige Augenblicke unseren Gedanken<br />
nach. Dann beginnt Asp zu erzählen.<br />
Asp: Ich habe das Album selbst auch erst zwei oder drei Mal am<br />
Stück durchgehört. Ich freue mich aber jetzt schon darüber, dass<br />
mir etwas gelungen ist, was ich mir für das Album gewünscht und<br />
ganz fest vorgenommen hatte: dass es so klingt, als wäre es eine<br />
große Gesamtheit. Alle Lieder fügen sich aneinander, keines bricht<br />
komplett aus. Natürlich gibt es Ups und Downs, und die Musik<br />
ist sehr verschieden. Trotzdem ist alles fließend. Eine musikalische<br />
Erzählung, die man gern am Stück hören möchte. Ich selbst stehe<br />
vor dem Ergebnis und habe das Gefühl der Ergriffenheit, obwohl<br />
ich ja alles kenne und gesehen habe, wie es großwird und aufwächst.<br />
Die Platte klingt ein wenig anders als die anderen <strong>ASP</strong>-Platten, weil<br />
eine große Melancholie in ihr steckt, die jedoch nicht so plakativ wie<br />
auf dem letzten Album ist, sondern eher eine Süße und Schwere hat,<br />
in die man sich auch gern hineinbegibt, die etwas Heilendes hat.<br />
Ich denke, wenn ich dieses Gefühl bereits für mich selbst erreicht<br />
habe, habe ich als Künstler schon mal eine große Aufgabe erfüllt.<br />
Natürlich ist das jetzt vor allem für mich auch überwältigend, weil<br />
ich das Gesamtwerk zum ersten Mal auf einer Stereoanlage höre.<br />
Ich mag mir gar nicht ausmalen, was es auslöst, wenn die Lieder<br />
fertig bearbeitet sind, alles zurechtgerückt ist. Aber damit habe ich<br />
erst einmal genug gesagt, du hast ja sicher Fragen.<br />
<strong>Orkus</strong>: Ja, aber du hast recht: Man beginnt das Album zu hören,<br />
und die Musik nimmt einen nach und nach in sich auf. Man wächst<br />
emotional in dieses Werk hinein, sodass eine Symbiose zwischen den<br />
Liedern und eigenen Gefühlen zu entstehen scheint.<br />
Asp: Ich glaube, es ist ganz gut gelungen, dass man bei den<br />
ersten zwei, drei Stücken das Gefühl hat, eine typische <strong>ASP</strong>-<br />
Veröffentlichung vor sich zu haben, vieles zu erkennen. Dann<br />
entfernt sich die Charakteristik aber ein Stück weit, und man wird<br />
sanft auf den neuen Pfad geführt. Ich habe gezielt versucht, das so<br />
zu erreichen. MASKENHAFT habe ich komplett anders erarbeitet<br />
als alle vorherigen <strong>ASP</strong>-Alben und bin nun bei jedem Stück, das<br />
funktioniert hat, froh, weil viele Ansätze auch für mich Neuland<br />
waren.<br />
O: Was meinst du damit konkret?<br />
Asp: Zuerst einmal habe ich mir ganz langsam darüber klar zu<br />
werden versucht, was für ein Album ich als Fan von Musik gern von<br />
mir, dem Künstler, geschrieben haben möchte. Dann habe ich es<br />
mir zur Aufgabe gemacht, mich auf das Schreiben von Geschichten<br />
zu konzentrieren. Es sollte eine Verflechtung entstehen, die das<br />
Album zu einer Ansammlung von elf Kurzgeschichten werden<br />
lässt, die man aber auch einzeln hören kann, wenn man das<br />
möchte. Alle diese Geschichten müssen mehrere Ebenen erfüllen.<br />
Zum einen sollte jede von ihnen eine kleine Gothic Novel sein,<br />
ein kleiner Minischauerroman, der allein erzählt funktioniert. Die<br />
einzelnen Teile sollten aber auch langsam zu einer großen Geschichte<br />
zusammenwachsen, wenn man sie mehrmals hört. Deswegen habe<br />
ich dieses Mal die Storys wirklich chronologisch angelegt. Das heißt,<br />
ich habe den ersten Song auf dem Album auch als Ersten geschrieben,<br />
den zweiten als Nächsten und so weiter. Von dieser Vorgehensweise<br />
bin ich nur an zwei Stellen abgewichen: Das letzte Lied musste ich<br />
in seiner Entstehung etwas vorziehen, weil ich wissen musste, wo<br />
ich ende, um darauf hinarbeiten zu können. Außerdem habe ich<br />
mir im Mittelteil die Freiheit gelassen, einen Track nachträglich<br />
zu ergänzen, um den Gesamteindruck abzurunden. Diese Art der<br />
chronologischen Erzählung habe ich bis dahin noch nie umgesetzt,<br />
es war immer eher kaleidoskopartig und mit Rückblenden versehen.<br />
Auch bei den Texten habe ich dieses Mal ganz bewusst etwas anders<br />
<strong>Orkus</strong>! - 21
„Vielleicht die melancholischste <strong>ASP</strong>-Platte bisher...“<br />
gearbeitet. Viele Leute, das ist jedenfalls mein Eindruck, erkennen<br />
schöne Lyrik nur, wenn sie rhythmisch klar strukturiert ist. Ich<br />
selbst liebe das auch sehr, habe aber festgestellt, dass man aus der<br />
strengen Metrik auch mal ausbrechen können muss, wenn ein<br />
Song das verlangt. Natürlich liest sich das dann komplizierter,<br />
wenn man es als reines Gedicht vor sich hat, aber manches Lied<br />
benötigt eine andere Sprachrhythmik. Und während ich früher<br />
viele Ideen einem Gedicht untergeordnet und die Melodien<br />
danach entwickelt habe, entstanden für MASKENHAFT einige<br />
Gesangsmelodien so, wie sie mir gefielen, ohne dass ich zu<br />
diesem Zeitpunkt eine Vorstellung davon hatte, wie der Text<br />
genau aussehen soll. Es beinhaltet für mich eine große Schönheit,<br />
mit <strong>ASP</strong> so lange Texte vertonen zu dürfen, wie man das von<br />
mir kennt. Doch ich habe das Gefühl gehabt, dass ich auch mal<br />
etwas mehr Luft lassen muss, damit die Texte die Songs nicht<br />
erdrücken. Deshalb habe ich nun versucht, bei jedem Lied einen<br />
Moment zu schaffen, der schon groß und schön ist, bevor alles<br />
dazukommt, einfach eine Melodie, die den Rest trägt. Das waren<br />
auch für mich neue, tolle Erfahrungen, die den Songs trotz ihrer<br />
Textlastigkeit lichte Momente geben. Es entsteht das Gefühl<br />
einer großen Leichtigkeit, obwohl das textlich überhaupt nicht<br />
stimmt, wenn man diese ohne Musik liest. Es steckt eine große<br />
Wehmut dahinter, die aber nicht erdrückt. Vielleicht ist es die<br />
melancholischste <strong>ASP</strong>-Platte bisher, allerdings mit den wenigsten<br />
Amplituden.<br />
O: Es gibt nicht den einen Vorzeigehit. Es ist sicherlich<br />
schwieriger als auf den anderen Alben, mal ein Stück einfach<br />
herauszunehmen.<br />
Asp: Ich glaube, dass man die Stücke nachher tatsächlich auch<br />
gut allein hören kann, aber ich hoffe, dass die Sehnsucht danach<br />
nicht so groß ist.<br />
O: Was hat dich veranlasst, dir diese CD anders zu erarbeiten als<br />
die vorherigen? Meintest du, mit dem bisherigen Ansatz nicht<br />
mehr weiterzukommen? Oder hattest du die Befürchtung, dich<br />
dann zu wiederholen?<br />
Asp: Die Angst, zu wiederholen, ist bei mir tatsächlich immer<br />
da. Aber ich glaube, man muss da ein wenig loslassen. Ich bin,<br />
wer ich bin, und schreibe deswegen Lieder, wie ich sie schreibe.<br />
Es gibt eben auch manche Sachen, die wir bei <strong>ASP</strong> nicht machen<br />
können, da sich unserer Art von Texten vieles unterordnen muss.<br />
Es ist jedoch nicht so, dass ich mit unseren letzten Scheiben<br />
unzufrieden war. Ich habe aber einen anderen Ansatz gewählt,<br />
weil ich in der Gesamtgeschichte jetzt mal konkreter werden<br />
muss. Ich kann nicht immer nur andeuten, sondern muss nun<br />
zumindest den Versuch einer Auflösung starten. Sonst wird der<br />
Fremder-Zyklus wahrscheinlich 20 CDs lang, und da weiß ich<br />
zum einen nicht, ob ich das erlebe, zum anderen, ob ich das<br />
überhaupt machen möchte. Also musste ich das Gefühl auf<br />
der Platte so erarbeiten, wie es jetzt ist. Es gibt schließlich den<br />
einzelnen Song, der funktionieren muss, dann das Album, das<br />
funktionieren muss, und dann natürlich den ganzen Zyklus.<br />
Wenn man sich mal hinsetzen würde, um den am Stück zu<br />
hören, muss zwischen fremd und MASKENHAFT ein Weg<br />
zurückgelegt sein. Nicht nur der, dass man versucht, sich zu<br />
verbessern und künstlerisch anders auszudrücken, sondern vor<br />
allem innerhalb der Erzählung. Eine Herausforderung, der ich<br />
dabei aktiv begegnet bin, ist die Länge der Texte, denn man lässt<br />
sich sonst beim Schreiben und Komponieren von der eigenen<br />
Arbeit mitreißen. Man mag das zwar bezweifeln, wenn man auch<br />
dieses Mal wieder die schiere Länge der Songs anschaut, aber ich<br />
habe noch nie so viel gekürzt wie für dieses Album. Manchmal<br />
ist es wohl doch so, dass in der Kürze die Würze liegt und man<br />
nicht eine Sache auf drei verschiedene Arten sagen muss, damit<br />
sie jemand verstanden hat. Ich bin jemand, der, wenn er sich ein<br />
Reimschema ausgedacht hat und darauf ein Gedicht aufbaut, ein<br />
Jahr lang daran herumschreiben kann. Weil es mich glücklich<br />
macht, Worte zu finden und einen Reim dazu. Sprache unter<br />
Kontrolle zu bringen, ist wie Zauberei für mich. Und da muss<br />
man wirklich aufpassen, sich von diesem Machtgefühl nicht<br />
treiben zu lassen und ein Gedicht zu schreiben, das 70 Zeilen lang<br />
ist, obwohl man das auch in drei Strophen hätte sagen können.<br />
O: Heißt das, wenn du das fertige Album hörst, bist du eigentlich<br />
froh, dass du die Teile, die nicht mehr drin sind, gekürzt hast?<br />
Oder tut es dir um die entfallenen Textzeilen doch noch leid?<br />
Asp: Es tut mir immer leid, wenn ich die Sachen gut fand.<br />
Wenn ich die Sachen aber sehr gut finde, dann versuche ich sie<br />
musikalisch auch umzusetzen. Manchmal reicht es ja, wenn man<br />
sie aufschreibt. Dann sind sie nicht verloren, und irgendwann<br />
wird es vielleicht einen zweiten Teil von meinem Textebuch<br />
geben.<br />
O: Wurdest du bei der Titelwahl und teils auch bei den Lyrics<br />
– beispielhaft sei Die Kreatur mit der stählernen Maske genannt –<br />
von anderen Kunstwerken inspiriert, die mit diesem Thema oder<br />
dem Wort „Maske“ spielen? Mir fällt da stark Der Mann mit der<br />
eisernen Maske von Alexandre Dumas ein.<br />
Asp: Das ist absichtlich so gewählt und absichtlich so variiert.<br />
Das von dir angesprochene Lied Die Kreatur mit der stählernen<br />
Maske wäre fast eine eigene Platte in der Platte geworden, mit<br />
ganz vielen Teilen, in denen ich das noch erzählen wollte und<br />
dieses, und jenes auch noch. Irgendwann habe ich alles zur Seite<br />
gelegt und mir gesagt, dass ich dem Thema jetzt einen Titel gebe,<br />
bei dem jeder, der schon einmal bestimmte Literatur gelesen oder<br />
die Verfilmung gesehen hat, gleich die entsprechende Assoziation<br />
bekommt, und ich das meiste nicht mehr erklären muss. Jeder,<br />
der Buch oder Film kennt, weiß um die Art der Geschichte,<br />
in welcher Welt sie spielt, in welchem Setting das gemacht ist.<br />
Natürlich ist das auch ein wenig frech, denn damit bediene ich<br />
mich einer Welt, die ich vorausschicke und nur noch sage, was<br />
ich dazu beizutragen habe. Doch es hat mir eine Menge unnützen<br />
Songmaterials gespart.<br />
O: Assoziationen, Bilder im Kopf, das bringt mich zum Untertitel<br />
von MASKENHAFT: Ein Versinken in elf Bildern. Warum nicht<br />
Ein Versinken in elf Liedern?<br />
Asp: Das Bild vom Bild, wie man sich selbst in etwas versinken<br />
lässt, hat für mich etwas wie in einer Ausstellung. Ich hatte dieses<br />
Mal stark das Bild vor meinen Augen, dass man einen Gang<br />
entlangläuft und so den einzelnen Songs begegnet. Vor jedem<br />
bleibt man stehen, hört und schaut ihn sich an und lässt sich<br />
hineinziehen. Und natürlich ist es nicht nur das Versinken in den<br />
Bildern, sondern auch das Versinken der Hauptfigur. Die Themen<br />
haben viel mit Reise und Aufbrechen zu tun, und die Figur<br />
verstrickt sich am Ende immer mehr darin, versinkt in dieser<br />
Queste. Es ist die Idee, dass man eigentlich nur den Soundtrack<br />
zur Assoziation des Hörers liefert, präventiv sozusagen. Ich mache<br />
die Musik zu der Vorstellung, die Du dazu entwickelst. Damit<br />
stellt man letztendlich nur etwas her und macht es konsumierbar,<br />
wenn jemand da ist, der das zu einem Ganzen zusammenfügt,<br />
mit seiner Vorstellungswelt und unserer Musik.<br />
O: Für die „Ultimate Edition“ des Albums hat Kai Meyer ein<br />
Vorwort geschrieben. Wo ist die künstlerische und menschliche<br />
Verbindung zwischen Kai und Asp, sodass ein Vorwort von Kai<br />
passend zu deinem neuen Werk erschien?<br />
Asp: Was uns ganz klar verbindet, ist unsere Leidenschaft für<br />
die Phantastik. Seine Romane sind für mich immer willkommene<br />
Abenteuer zwischendurch, wobei das nicht abwertend klingen<br />
soll. Wenn ich mich mal echt entspannen will, dann lese ich Kai<br />
Meyer, weil es sich immer so federleicht liest. Das heißt nicht,<br />
dass es trivial ist, sondern er kann einfach so zackig erzählen, dass<br />
22 - <strong>Orkus</strong>!
„Sprache unter Kontrolle zu bringen,<br />
ist wie Zauberei für mich.“<br />
man vollkommen mitgerissen wird. Im Grunde schreibt er<br />
so phantastische Bücher, wie Fantasy-Blockbuster im Kino<br />
sein müssten. Das mochte ich immer gern und habe ihn<br />
deswegen vor vielen Jahren mal angeschrieben. Ich hatte die<br />
merkwürdige Angewohnheit, Leute anzuschreiben, wenn<br />
ich ein neues Album fertig hatte, und ihnen ein Exemplar<br />
davon zu überreichen, als kleines Dankeschön, dass ich<br />
ihre Kunst auch genießen durfte. Kai war jemand, der sich<br />
daraufhin zurückgemeldet hat. So kamen wir ins Gespräch<br />
und stellten schnell fest, dass wir viele, viele Vorlieben teilen,<br />
was Literatur, Filme und so weiter angeht. Mittlerweile<br />
plaudern wir häufiger mal. Daraus entstand der Wunsch, ihn<br />
dazu einzuladen, etwas über MASKENHAFT zu schreiben.<br />
Kai hat eingewilligt und hat in dem Vorwort auch etwas<br />
allgemein zu dem Thema „Masken“ erörtert.<br />
O: Ich finde das Vorwort sehr gut. Kai hat die Komplexität<br />
und Widersprüchlichkeit von Masken gut zur Sprache<br />
gebracht. Er zitiert dabei auch aus einem deiner neuen<br />
Texte, mit dem Ausschnitt „Manchmal wach’ ich auf, von<br />
großer Angst erfasst, dass hinter dieser Maske mein Gesicht<br />
verschwindet...“, und bezieht diese Zeilen auf dich, den<br />
Menschen Asp. Warum hast du diese Angst? Weil du so sehr<br />
in und mit deiner Musik, deinen Texten lebst?<br />
Asp: Gut ist, dass er auch noch angeführt hat, dass es<br />
der Mensch ist, der sich so fühlen könnte, und dass es am<br />
Ende aber ein Spiegel im Spiegel im Spiegel ist. Das finde<br />
ich wichtig, in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen.<br />
Ich will jetzt nicht so tun, als wäre ich ein unglaublich<br />
vielschichtiger Mensch. Das bin ich viel weniger, als die<br />
meisten Leute denken. Aber es ist nicht so, dass es nur die<br />
Kunstfigur gibt und die als meine Maske dient, sondern<br />
man trägt dann noch einmal eine Maske, als Person selbst,<br />
bevor man in die andere Maske schlüpft, die wieder in eine<br />
Maske schlüpft – und das kann dann so vieles sein. Den<br />
Text, aus dem Kai da zitiert hat, hat ja beispielsweise die<br />
Kunstfigur ersonnen. Das versuche ich immer so zu halten.<br />
Dass es zuerst diese Figur ist, die schreibt, und es auch da<br />
noch einmal eine Maske gibt. Aber natürlich steckt auch viel<br />
drin von der Angst, <strong>ASP</strong> zu sein. Es ist ja nicht immer nur<br />
angenehm, „Rockstar“ zu sein, derjenige, der sich tagtäglich<br />
den Allerwertesten dafür aufreißt, dass man eine Band<br />
haben kann. Im Gegenteil, das ist oft sehr aufreibend, und<br />
manchmal hat man das Gefühl, weder das eine noch das<br />
andere sein zu wollen, sondern Kunstfigur und die Person<br />
Asp beide zu Hause auf dem Sofa sitzen lassen zu wollen<br />
und einkaufen zu gehen oder in den Park. Das ist aber<br />
etwas, das wir alle haben, denke ich. Dieses Maskentragen<br />
ist viel allgegenwärtiger, als man sich das bewusst macht.<br />
Und manchmal bin ich tatsächlich schon auch verzweifelt,<br />
wenn ich frage, was denn nun der Kern ist, das Wesen einer<br />
Person, einer Sache? Denn auch Dinge können maskiert<br />
sein. Ich bin ein Mensch, der ständig reflektiert, ständig<br />
über sich nachdenkt, ständig versucht, seinen Platz in der<br />
Welt zu finden, und zwar so stark, dass ich manchmal das<br />
Gefühl habe, dass genau das mich aber davon abhält, das<br />
zu finden, was ich suche. Weil allein das Nachdenken schon<br />
eine Maskierung ist. Das ist das Schwierige, dieses ständige<br />
Sichverlieren in etwas. Und am Ende kommt man zurück,<br />
kann die Maske endlich ablegen und sieht, da ist gar nichts<br />
mehr darunter.<br />
O: Es finden sich im Booklet der „Ultimate Edition“<br />
zusätzlich zu den reinen Songlyrics weitere Gedichte,<br />
Texte von dir abgedruckt. Sind diese alle direkt mit<br />
MASKENHAFT entstanden und stehen mit den Texten<br />
der Lieder in Zusammenhang, oder sind sie teilweise auch<br />
losgelöst davon?<br />
Asp: Die Texte habe ich tatsächlich alle ausschließlich<br />
und ganz speziell für dieses Album geschrieben. Das sind<br />
einige, bei denen für die Verwendung im Lied Strophen<br />
herausgefallen sind, die ich nun noch einmal in ihrer<br />
Gesamtheit zeigen wollte. Das sind teilweise auch Gedichte,<br />
die ich nur als solche gesehen habe und für die ich auch<br />
keine spätere Vertonung anstrebe. Damit habe ich noch<br />
eine weitere Ebene öffnen können, einige Dinge erläutern<br />
können, die für die Songs zu umfangreich geworden wären.<br />
Das hat mir viel Spaß gemacht, ich hätte gern doppelt so viel<br />
geschrieben, aber irgendwann ist natürlich der Abgabetermin<br />
heran.<br />
O: Wie bist du auf die Idee mit dem Kalender gekommen?<br />
Er passt ja nun mit seiner Laufzeit nicht ganz in das Konzept<br />
der „elf Bilder“.<br />
Asp: Stimmt, da gibt es 17 Bilder. Aber es ist auch gut, dass<br />
es sich nicht überschneidet. Den Kalender haben wir zum<br />
einen deshalb gemacht, weil es noch nie einen <strong>ASP</strong>-Kalender<br />
gab. Und wenn wir zu dem Album schon so einen Aufwand<br />
betrieben haben mit den Zeichnungen, den Gemälden, den<br />
Photos, dann wäre es doch schade, wenn das Ergebnis nur<br />
in den Schränken steht. Timo Wuerz, der für das gesamte<br />
Artwork zuständig war, hat insgesamt über 400 Zeichnungen<br />
angefertigt für unsere optische Umsetzung des Albums. Wir<br />
fanden die Idee gut, sich davon etwas an die Wand hängen<br />
zu können. Zuerst haben wir über ein Poster nachgedacht,<br />
fanden das aber nicht ausreichend. Die nächste Überlegung<br />
ging in Richtung mehrerer Poster. Dabei kam uns die<br />
Erkenntnis, dass man dann auch gleich einen Kalender<br />
machen kann. Und da wir unseren Fans immer mehr als<br />
andere anbieten möchten, sollte der Kalender mehr als zwölf<br />
Monate haben. Weil wir die Zeit selbst nicht vergrößern<br />
können, haben wir uns entschieden, den Kalender für den<br />
Zeitraum vom Erscheinen des Albums im August bis zum<br />
Ende des darauffolgenden Jahres aufzulegen.<br />
O: Dann liegt es jetzt nur noch an Trisol, gesellschaftlich das<br />
„<strong>ASP</strong>-Jahr“ durchzusetzen – mit 17 Monaten.<br />
Asp: Aber nur, wenn ich den Extramonaten dann auch<br />
spezielle Namen geben darf!<br />
O: Dann hast du auch mehr Zeit, wenn du nach Forderung<br />
des Labels beispielsweise innerhalb von zwei Jahren das<br />
nächste Album fertig haben musst... (Gelächter) Jetzt gibt<br />
es das neue Werk in der RELIEF- und in der PLAKAT-<br />
Abmischung. Vielleicht kannst du das noch ein wenig<br />
erläutern und erzählen, warum ihr diese beiden Versionen so<br />
aufnehmen wolltet.<br />
Asp: Erst mal muss ich vorausschicken, dass ich immer sehr<br />
happy damit war, wie die <strong>ASP</strong>-Alben klingen. Es war ein<br />
guter Kompromiss zwischen Hörbarkeit im Club, zu Hause<br />
und unterwegs. Aber es hat mich immer schon gewurmt,<br />
dass man heutzutage an das tragbare MP3-Gerät denken<br />
muss, wenn man eine Platte mischt, und an die vielen,<br />
vielen Leute, die Musik nur noch an ihren Computern<br />
hören. Diese Hörer bedienen wir natürlich auch wieder,<br />
wie wir das bisher gemacht haben. Diese Abmischung heißt<br />
PLAKAT-Mischung, weil sie sehr plakativ ist. Aber einige<br />
Musikliebhaber kennen das vielleicht: Wenn man Werke<br />
hört von Künstlern, die schon vor der CD-Ära aufgenommen<br />
haben, klingen die am Rechner ziemlich merkwürdig, und<br />
<strong>Orkus</strong>! - 25
„Ich mache die Musik<br />
zu der Vorstellung,<br />
die Du entwickelst.“<br />
manches hört man gar nicht richtig, was man früher bei diesen<br />
Aufnahmen eigentlich gehört hatte. Es gab bei diesen Aufnahmen<br />
einfach einen größeren Dynamikbereich. Deshalb habe ich mir<br />
immer gewünscht, einmal eine solche Albumabmischung zu<br />
haben, die mehr Tiefe hat, bei der man mehr damit spielen kann,<br />
was eine Stereoanlage eigentlich zu leisten vermag. In meiner<br />
Unerfahrenheit in diesen Dingen dachte ich natürlich, dass man<br />
da Zeit und vielleicht auch etwas Geld sparen kann. Ein Album,<br />
zwei Abmischungen. Weit, weit gefehlt! Um das überhaupt<br />
realisieren zu können, mussten wir bestimmte Dinge völlig anders<br />
aufnehmen. Am Ende ist das fast unüberschaubar geworden.<br />
Doch jetzt sind wir völlig gespannt, wie unterschiedlich das<br />
tatsächlich klingen wird. Und wie die Leute das annehmen.<br />
Klar, wenn man im Radio oder am Rechner einen Song hören<br />
möchte, muss der Sound eine gewisse Plakativität haben, damit<br />
man die Grundinformationen wahrnimmt. Wir machen ja aber<br />
gar nicht solche Musik, sondern welche, die unglaublich viel zu<br />
entdecken gibt. Und das sollte man, wenn man möchte, auch<br />
hören dürfen. Dafür ist unsere RELIEF-Abmischung. Ich selbst<br />
möchte meine, unsere Musik übrigens auch zu Hause auf dem<br />
Plattenspieler hören können und sagen: „Wow, das finde ich toll.“<br />
Als ich das doppelte Konzept so vorgeschlagen habe, war natürlich<br />
gleichzeitig der Gedanke, wie man nur so eine Idee haben kann.<br />
Aber die Antwort ist eigentlich ganz einfach: ich liebe Musik!<br />
Der Nachmittag ist schon weit vorangeschritten. Asp möchte<br />
noch etwas von unserer Stadt sehen. Gemeinsam machen wir<br />
uns auf, bahnen uns, zum Glück unerkannt, den Weg durch<br />
die Touristenströme und zeigen Asp wenigstens einen Teil<br />
der historischen und architektonischen Schönheiten unseres<br />
Wohnortes.<br />
Auch dieser Teil des Tages verfliegt viel zu schnell, und schließlich<br />
ist es Zeit, sich zu verabschieden. Herzliche Umarmungen und ein<br />
letzter Austausch von Eindrücken zum Album. Dann steigen Asp<br />
und Alex ins Auto. Wenig später sehen wir nur dessen Rücklichter<br />
kleiner und kleiner werden und schließlich in der anbrechenden<br />
Nacht verschwinden.<br />
Natürlich stehen wir den Rest des Abends unter dem Eindruck<br />
dieses Besuches... und sind nun noch mehr gespannt auf<br />
das Erscheinen des neuen <strong>ASP</strong>-Werkes, das bereits in seiner<br />
Rohfassung unsere Augen und Ohren begeistert hat.<br />
www.aspswelten.de<br />
Axel Schön & Evelyn Schön<br />
Photos & Bildbearbeitung: Achim Webel<br />
Discographie (Alben):<br />
Hast Du mich vermisst? – Der Schwarze Schmetterling I (2000)<br />
:Duett – Der Schwarze Schmetterling II (2001)<br />
Weltunter – Der Schwarze Schmetterling III (2003)<br />
Aus der Tiefe – Der Schwarze Schmetterling IV (2005)<br />
Requiembryo – Der Schwarze Schmetterling V (2007)<br />
Zaubererbruder – Der Krabat-Liederzyklus (2008)<br />
AKOASMA – Horror Vacui Live (live, 2008)<br />
Von Zaubererbrüdern – Live & Unplugged (live, 2009)<br />
fremd – Fremder-Zyklus, Teil 1 (2011)<br />
MASKENHAFT – Ein Versinken in elf Bildern (2013)<br />
Line-Up:<br />
Asp – Gesang<br />
Sören Jordan – Gitarre<br />
Lutz Demmler – Gitarre, Live-Gesang<br />
Andreas „Tossi“ Gross – Bass, Live-Gesang<br />
Stefan Günther – Live-Schlagzeug<br />
26 - <strong>Orkus</strong>!
„Ich suche nach dem Gefühl, das keinen Namen hat.“<br />
Über Covenants Musik wurde schon viel gesprochen. Ihre aktuelle EP Last Dance dreht emsig ihre Runden, das kommende Album Leaving Babylon wird<br />
uns im September wieder in die unvergleichlichen Electro-Sphären der Schweden hüllen. Genau der richtige Zeitpunkt also, um innezuhalten und sich<br />
einmal mit den Menschen hinter den Klängen auseinanderzusetzen. <strong>Orkus</strong>! hat zusammen mit dem Label Dependent den Künstlern eine Reihe ganz<br />
persönlicher Fragen gestellt, die sie bestimmt noch nie beantwortet haben. Aber lies selbst...<br />
www.covenant.se<br />
Björn Springorum<br />
Photos: Silent-View<br />
Eskil Simonsson<br />
Welchen Beruf hast du ursprünglich erlernt? Übst du ihn neben Covenant<br />
noch aus?<br />
Ich habe einen Master in Physik und studiere gerade, um Gymnasiallehrer für<br />
Mathematik und Physik zu werden.<br />
Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />
Squarepusher mit seinem unglaublichen neuen Visual Performance-Set.<br />
Sucht mal bei YouTube nach Ufabulum.<br />
Welches ist dein liebstes Elektronik-Album?<br />
Das letzte neue, welches ich gehört habe. Warum? Weil es das ist, worum es<br />
bei elektronischer Musik geht. Wandel ist die einzige Konstante.<br />
Welches ist dein liebstes nicht elektronisches Album?<br />
Ich liebe Bachs sechs Cellosuiten. Ich habe mal in Köthen aufgelegt und<br />
besuchte das Schloss, in dem Bach sie komponiert hat.<br />
Welchen Song einer anderen Band wünschtest du, selbst geschrieben zu<br />
haben?<br />
Beethovens „Neunte“. Es muss unglaublich gewesen sein, sie zu komponieren<br />
– vor allem, weil er taub war. Wie es wohl ist, all diese Noten, Gefühle und<br />
Ausdrücke gleichzeitig im Kopf zu haben?<br />
Was würde dir am meisten fehlen, wenn du nicht mehr bei Covenant<br />
wärst?<br />
Die Reisen und die Kameradschaft! Ich liebe es, lokales Essen und andere<br />
Kulturen kennenzulernen. Mit Covenant haben wir bisher 40 Länder besucht.<br />
Und das lässt mich sehr dankbar sein.<br />
Weißt du, welche Augenfarben deine Bandkollegen haben?<br />
Das hängt vom Lichteinfall und meinem Betrachtungswinkel ab.<br />
Wo würdest du gern mal auftreten?<br />
Der Super Bowl würde bestimmt Spaß machen!<br />
(Eskil Simonsson)<br />
Gibt es einen Moment in deinem Leben, den du gern immer wieder<br />
erleben würdest?<br />
Ja, der Moment genau jetzt – und genau das tue ich. Wieder und wieder.<br />
Wonach suchst du?<br />
Ich suche nach dem Gefühl, das keinen Namen hat.<br />
Wovor fürchtest du dich?<br />
Ich fürchte die Angst.<br />
In wessen Körper würdest du gern für einen Tag schlüpfen?<br />
Ich bin sicher, dass der Teufel binnen eines Tages Krieg und Leid beenden und<br />
einige Politiker davon überzeugen könnte, den Treibhauseffekt zu reduzieren.<br />
Es ist schließlich auch in seinem Interesse, dass es hier auch in 200 Jahren<br />
noch Sünder gibt – und nicht nur einen unbewohnbaren Flecken Schlamm.<br />
Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />
Der letzte Song, den ich schrieb. Er ist der beste, den ich je geschrieben habe.<br />
Worüber regst du dich auf?<br />
Bringen die Nachrichten tatsächlich das, was uns allen wichtig ist?<br />
Was heitert dich auf?<br />
Ein Land oder ein Museum, das ich noch nicht besucht habe.<br />
28 - <strong>Orkus</strong>!
Joakim Montelius<br />
Welchen Beruf hast du ursprünglich erlernt? Übst du ihn<br />
neben Covenant noch aus?<br />
Ich habe Archäologie, Geschichte und Linguistik studiert, arbeite<br />
neben Covenant heute aber als Journalist, Autor und Übersetzer.<br />
Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />
Kürzlich sah ich das erste Covenant-Konzert als Zuschauer. Es<br />
war ein seltsames Gefühl, doch ich war extrem stolz auf sie.<br />
Welches ist dein liebstes Elektronik-Album?<br />
Kraftwerks Trans-Europe Express. Es ist makellos, einmalig,<br />
unfassbar schön und seiner Zeit weit voraus.<br />
Welches ist dein liebstes nicht elektronisches Album?<br />
The Velvet Underground & Nico. Zumindest im Moment. Es<br />
nimmt dich mit auf eine Reise. Und ist ebenso neu und einmalig<br />
wie Kraftwerk.<br />
Welchen Song einer anderen Band wünschtest du, selbst<br />
geschrieben zu haben?<br />
I Feel Love von Giorgio Moroder und Donna Summer. Er<br />
kombiniert Maschine und Seele auf so natürliche Weise.<br />
Was würde dir am meisten fehlen, wenn du nicht mehr bei<br />
Covenant wärst?<br />
Meine Freunde und die Magie, zu der wir manchmal in der Lage<br />
sind.<br />
Weißt du, welche Augenfarben deine Bandkollegen haben?<br />
Eskils sind ein helles Graublau, Daniel und Andreas haben blaue<br />
Augen. Stimmt das?<br />
Wo würdest du gern mal auftreten?<br />
Dazu bräuchte ich eine Zeitmaschine.<br />
Gibt es einen Moment in deinem Leben, den du gern immer<br />
wieder erleben würdest?<br />
Nein, ich möchte nur im Hier und Jetzt leben.<br />
Wonach suchst du?<br />
Nach Weisheit und Seelenfrieden. Doch die beiden vertragen<br />
sich nicht.<br />
Wovor fürchtest du dich?<br />
Wenn, dann vor Horrorfilmen.<br />
In wessen Körper würdest du gern für einen Tag schlüpfen?<br />
In jemandes, der zufrieden ist. Glücklich, ohne Angst, in Frieden<br />
mit der Welt. Wie sich das wohl anfühlt?<br />
Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />
Der Musik verdanke ich viele unglaubliche Momente. Als<br />
ich zum ersten Mal unser erstes Album in den Händen hielt,<br />
beispielsweise. Musik ist aber eher etwas Fortlaufendes, nichts,<br />
das an einem Ereignis festgemacht werden kann.<br />
Worüber regst du dich auf?<br />
Wenn schutzlose Menschen oder Tiere missbraucht werden, fällt<br />
es mir schwer, Ruhe zu bewahren.<br />
Was heitert dich auf?<br />
Eine Umarmung und das Gefühl, dass die Menschen, die mich<br />
lieben, Zeit für mich haben.<br />
Daniel Jonasson<br />
Welchen Beruf hast du ursprünglich<br />
erlernt? Übst du ihn neben Covenant noch<br />
aus?<br />
Ökonom und Projektmanager. Diese<br />
Fertigkeiten sind auch bei Covenant sehr<br />
nützlich.<br />
Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />
Hardfloor – ein TRIP in die Vergangenheit.<br />
Welches ist dein liebstes Elektronik-Album?<br />
Lassigue Bendthaus’ Matter.<br />
Welches ist dein liebstes nicht elektronisches<br />
Album?<br />
Alles von Prince and The Revolution. Sexy<br />
und überragendes Songwriting.<br />
Welchen Song einer anderen Band<br />
wünschtest du, selbst geschrieben zu haben?<br />
Die Interimsliebenden von Einstürzende<br />
Neubauten. Eine Hymne an Chaos und<br />
Liebe, wie nur diese Band sie schreiben kann.<br />
Was würde dir am meisten fehlen, wenn du<br />
nicht mehr bei Covenant wärst?<br />
Meine Freunde nicht mehr so häufig zu sehen<br />
und nicht mehr vor all diesen tollen Leuten<br />
aufzutreten.<br />
Weißt du, welche Augenfarben deine<br />
Bandkollegen haben?<br />
Braun, Blau und Graublau.<br />
Wo würdest du gern mal auftreten?<br />
Noch mal in São Paulo. Obwohl es ein kleiner<br />
Club war, war die Atmosphäre so dicht, dass<br />
man Stückchen herausschneiden und mit<br />
nach Hause nehmen konnte.<br />
Gibt es einen Moment in deinem Leben,<br />
den du gern immer wieder erleben würdest?<br />
I want more life, father!<br />
Wonach suchst du?<br />
Nach der Befriedigung meiner Neugier.<br />
Wovor fürchtest du dich?<br />
Gleichgültigkeit.<br />
In wessen Körper würdest du gern für einen<br />
Tag schlüpfen?<br />
In Krister Linders. Er ist so gut in dem, was<br />
er tut.<br />
Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />
Die letzte US-Tour.<br />
Worüber regst du dich auf?<br />
Sadismus, Ungerechtigkeit.<br />
Was heitert dich auf?<br />
Kreatives Feedback.<br />
Andreas Catjar<br />
Welchen Beruf hast du ursprünglich<br />
erlernt? Übst du ihn neben Covenant noch<br />
aus?<br />
Ich arbeite neben meiner Tätigkeit als Musiker<br />
und Produzent seit 15 Jahren als Komponist<br />
für Theater und zeitgenössische Kunst.<br />
Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />
Swans in Malmö. Laut und wundervoll.<br />
Welches ist dein liebstes Elektronik-<br />
Album?<br />
Kraftwerks Computerwelt. Ich höre noch<br />
heute neue Details.<br />
Welches ist dein liebstes nicht<br />
elektronisches Album?<br />
Slints Spiderland und Talk Talks Spirit of<br />
Eden. Dynamischer geht es nicht.<br />
Welchen Song einer anderen Band<br />
wünschtest du, selbst geschrieben zu<br />
haben?<br />
Still Smiling von Teho Teardo & Blixa<br />
Bargeld.<br />
Was würde dir am meisten fehlen, wenn du<br />
nicht mehr bei Covenant wärst?<br />
Die Freundschaft und der Wille der anderen,<br />
neue Horizonte zu erforschen.<br />
Weißt du, welche Augenfarben deine<br />
Bandkollegen haben?<br />
Nein, aber ich könnte raten.<br />
Wo würdest du gern mal auftreten?<br />
Mit der richtigen Band und dem richtigen<br />
Publikum spiele ich überall gern!<br />
Gibt es einen Moment in deinem Leben,<br />
den du gern immer wieder erleben würdest?<br />
Diese Frage ist zu persönlich.<br />
Wonach suchst du?<br />
Nach der Essenz meiner Musik. Ich hoffe, ich<br />
werde sie nie finden.<br />
Wovor fürchtest du dich?<br />
Geistern.<br />
In wessen Körper würdest du gern für<br />
einen Tag schlüpfen?<br />
Von jedem, der normal ist.<br />
Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />
Ich kann mich beim besten Willen nicht für<br />
einen entscheiden.<br />
Worüber regst du dich auf?<br />
Wirtschaftliche Angelegenheiten.<br />
Was heitert dich auf?<br />
Liebe.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 29
„Ein bisschen<br />
Spiel mir das Lied vom Tod...“<br />
Eigentlich hätte Nimmermehr ganz anders ausfallen sollen. Dann<br />
kam Martin Englers Not-OP – und damit die textliche Besinnung<br />
auf die Kostbarkeit des Lebens. Umstände, die zu einem nach<br />
wie vor unverkennbaren MONO-Album voller Überraschungen<br />
und unerwarteter Einflüsse geführt haben. Klasse statt Klischee...<br />
dieser Siegeszug wird sicher weitergehen.<br />
<strong>Orkus</strong>: Mit Nimmermehr hat euer neues Werk einen äußerst<br />
klangvollen Namen. Die Frage nach einer gewissen Poe-Affinität muss<br />
daher gestattet sein.<br />
Martin Engler: Gestattet, ist aber Zufall. (lächelt)<br />
O: Für was steht dieser Name dann? Klingt nach der Vergänglichkeit<br />
allen Seins...<br />
ME: Sehr richtig. In der Entstehungsphase des Albums mussten wir ja<br />
eine ungewollte Zwangspause einlegen. Wir hatten ungefähr die Hälfte<br />
aufgenommen, als ich nach einem Zusammenbruch im Studio im<br />
Krankenhaus erwachte und mich einer Not-OP unterziehen musste. In<br />
den Wochen danach hatte ich im Krankenbett viel Zeit zum Nachdenken<br />
und habe dann fast alle Texte neu geschrieben. So ein Erlebnis führt<br />
einem mal wieder vor Augen, dass alles morgen – oder auch heute noch<br />
– vorbei sein kann.<br />
O: Sind diese Gedanken auf dem neuen Album entsprechend vermehrt<br />
zu finden?<br />
ME: Ja. Es geht darum, das Leben zu genießen, denn man hat nur<br />
dieses eine! Wobei „genießen“ nicht heißen muss, dass man aus dem<br />
Leben eine einzige Party macht. Es gibt eine Reihe von Emotionen, die<br />
zugelassen werden müssen. Man könnte also auch sagen: bewusst leben!<br />
O: Die lyrische Schlagseite von Nimmermehr zeigt, dass ihr auch spontan<br />
auf aktuelle Geschehnisse reagiert und nicht nur stur einen Fundus<br />
abgrast...<br />
ME: Durchaus. Wir hatten zu Beginn der Produktion kein besonderes<br />
Konzept für Nimmermehr. Es gab eine große Anzahl guter Titel – und so<br />
haben wir einfach mit den Aufnahmen begonnen und uns keine großen<br />
Gedanken um den roten Faden gemacht. Dass es letztlich doch ein<br />
Konzeptalbum geworden ist, war eben Schicksal...<br />
O: Was war nach deiner Not-OP der Startpunkt, sozusagen der erste<br />
Funke, aus dem nun der Flächenbrand entstanden ist?<br />
ME: Es gab diese zwei Funken: Zunächst Titel wie My Deal With God<br />
oder Days Like This. Der zweite Funke war die Zusammenarbeit mit<br />
Joachim Witt. Diese schicksalhafte Begegnung hat mir eine bis dato<br />
verschlossene Tür geöffnet: ich kann deutsche Texte schreiben! Ich<br />
war ob der neuen Facette, mich anders ausdrücken zu können, derart<br />
geflasht, dass ich Tag und Nacht nur noch getextet habe.<br />
O: Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?<br />
ME: Im Juli letzten Jahres bekamen wir die Anfrage eines gewissen<br />
Herren Joachim Witt, mit der Bitte um einen Remix seiner Single Gloria.<br />
Wir haben uns also voller Stolz und Enthusiasmus ans Werk gemacht<br />
und dem Track den MONO INC.-Sound verpasst. Das hat Joachim<br />
derart gut gefallen, dass er uns zum Essen bei seinem Stammitaliener<br />
einlud. So fanden wir heraus, dass wir quasi Nachbarn sind, und haben<br />
seither viele nette private Abende miteinander verbracht und uns richtig<br />
angefreundet. Da wir uns nicht nur persönlich mögen, sondern auch<br />
noch gegenseitig unsere Musik sehr schätzen, entstand folgerichtig<br />
irgendwann die Idee zu einem gemeinsamen Titel.<br />
O: Ungewöhnlich ist die Nummer nicht nur wegen des deutschen Textes<br />
– sie versprüht beinahe ein wenig Westernflair.<br />
ME: „Western“? Wegen des Pfeifens? (lacht) Darauf bin ich noch gar<br />
nicht gekommen. Aber wo du es sagst... stimmt – ein bisschen Spiel mir<br />
das Lied vom Tod... Die eigentliche Story ist aber die von Hoffnung und<br />
vom Aufbruch in eine neue, bessere Zeit. Der dazugehörige Videoclip<br />
wird sicher einiges klären, denn es geht um Gewalt in der Familie,<br />
speziell Gewalt gegen Kinder.<br />
O: Trotz vieler vertrauter Charakteristika würde ich Nimmermehr nicht<br />
als typisches MONO INC.-Werk bezeichnen. Wie siehst du das?<br />
ME: Genauso. Wir haben zwar unseren Bandsound im Kern<br />
beibehalten, aber Nimmermehr ist, entgegen einigen Unkenrufen, nicht<br />
mainstreamiger, sondern eher rauer, riffiger und elektronischer geraten.<br />
Wir standen einfach vor der Wahl, wie es nach dem Megaerfolg von<br />
After The War weitergehen sollte. Wir hätten den einfachen Weg gehen<br />
und eine Art After The War II produzieren können – oder aber den<br />
riskanten Weg der Veränderung. Wir haben uns für die zweite Variante<br />
entschieden, weil wir auf unser Herz gehört haben – und es fühlt sich<br />
für uns so verdammt richtig an, dass es mich schon sehr wundern sollte,<br />
wenn es nicht die richtige Entscheidung gewesen wäre!<br />
O: Welchen Teil rund um die Erstellung eines neuen Albums magst du<br />
generell am liebsten?<br />
ME: Dass sich immer im Laufe der Entstehung eine Eigendynamik<br />
entwickelt – und das Endergebnis immer anders ausfällt, als man sich<br />
30 - <strong>Orkus</strong>!
das vorher ausgemalt hatte. Das ist, als würde man einen Roman<br />
schreiben... und irgendwann hat die Person, die man selbst<br />
geschaffen hat, eine eigene Persönlichkeit, ein selbstständiges<br />
Denken entwickelt. Das ist sehr spannend!<br />
O: Zurück zum Album: Euthanasia schneidet ein sehr düsteres<br />
Thema an. Warum setzt ihr euch damit auseinander?<br />
ME: Ich bin einfach zu alt, um über gängige Gothic-Klischees zu<br />
schreiben. Das würde mich langweilen. Ich beziehe unterbewusst<br />
die meiste Inspiration zu Lyrics aus aktuellen Themen. Aktive<br />
Sterbehilfe ist ja leider aus kirchlichen Gründen in Deutschland noch<br />
immer ein Tabu. Ich finde allerdings, dass die freie Entscheidung<br />
eines Menschen ein ureigenes Recht sein sollte, das der Staat nicht<br />
kontrollieren darf.<br />
O: Abschließend die Frage nach The Clock Ticks On: Woran<br />
bemerkst du das Verstreichen der Zeit am meisten?<br />
ME: Dass ich teilweise noch immer beim Schreiben des Datums<br />
das Jahr 2012 auf meinen Briefkopf setze...<br />
www.mono-inc.com<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
Head Under Water (2004)<br />
Temple Of The Torn (2007)<br />
Pain, Love & Poetry (2008)<br />
Voices Of Doom (2009)<br />
Viva Hades (2011)<br />
After The War (2012)<br />
Nimmermehr (2013)<br />
Line-Up:<br />
Martin Engler – Gesang<br />
Carl Fornia – Gitarre<br />
Manuel Antoni – Bass<br />
Katha Mia – Schlagzeug
Simone „Hellvis“ Salvatori<br />
Allgemein: Gemälde oder Photographie?<br />
Ich mag beides. Ein Gemälde wächst wohl mehr durch die eigenen Hände. Vielleicht<br />
wird es dadurch schneller ein Teil von einem selbst, weil es eine „direktere“ Art der<br />
Schöpfung ist.<br />
Dein Lieblingsbild ist...?<br />
Ich mag das Photo von mir im Booklet von Rotten Roma Casinò. Das Bild mit<br />
Jesus. Kunst: Die Toteninsel von Böcklin. Allgemein: das, auf dem Berlusconi einem<br />
Mädchen seine Muskeln zeigt. Phantastisch!<br />
Ein Akt von dir, Gemälde oder Photographie?<br />
Vielleicht lieber ein Gemälde. Klingt irgendwie zeitloser und heldenhafter.<br />
Von wem hättest du gerne ein Aktbild?<br />
Die Menschen, die ich besonders liebe, sehe ich meistens auch nackt.<br />
Wann hast du zum ersten Mal ein Bild mit einer nackten Person<br />
gesehen?<br />
Da war ich noch ein Kind, und jemand, der ein bisschen älter war, hat mir ein paar<br />
Pornohefte gezeigt! Seit jenem Moment hat sich mir eine völlig neue Welt eröffnet.<br />
Ich erinnere mich immer noch an meine ersten Eindrücke, haha! All diese jungen,<br />
nackten Leute, die damit beschäftigt waren, zu posieren und zu lieben. Ich habe nicht<br />
verstanden, warum sie das machen. Ein faszinierendes Rätsel. Ich erinnere mich,<br />
wie ich meinem Onkel davon erzählte und der so tat, als wüsste er nicht, wovon ich<br />
spreche: „Was, Pornohefte? Sind das diese Bücher mit den jungen Mädchen mit weit<br />
gespreizten Beinen?“<br />
Mit welchem Land verbindest du Fernweh?<br />
Ich war nie in Indien. Doch ich stelle mir vor, dass es ein Land ist, in dem man überall<br />
alles finden kann. Klingt sehr mysteriös und abenteuerlich.<br />
Bist du mit deiner Nationalität zufrieden?<br />
Da sind wir bei der alten Geschichte: Sprechen wir über das kulturelle Erbe, die Art<br />
der „entspannten Toleranz“, die Fähigkeit, zu verhandeln, die Liebe zu gutem Essen<br />
und zum guten Leben und so weiter... da möchte ich sagen: ja. Wenn wir aber über das<br />
bürgerliche Bewusstsein, Respekt, Loyalität, Organisationsvermögen in Verbindung<br />
mit realistischem und konkretem Denken et cetera sprechen... dann nein. Damit bin<br />
ich nicht zufrieden.<br />
Für welche drei Beispiele steht deine Nationalität?<br />
Leidenschaft, Sympathie und Lügen.<br />
Wenn du dir eine andere Nationalität aussuchen könntest,<br />
welche wäre dies und warum?<br />
Eventuell Deutschland oder Schweden.<br />
Wann wird es ein europäisches „Wir“-Gefühl geben?<br />
Ich denke, dass es, abgesehen von einigen kleinen Differenzen, durchaus möglich<br />
ist, Europa zu einer großen, starken Gemeinschaft werden zu lassen. Wenn man<br />
die einzelnen Gebiete ihre Charakteristika, ihre Geschichte und unterschiedlichen<br />
Gepflogenheiten bewahren lässt, könnte Europa sogar zum besten Ort der Erde<br />
werden. Konflikte entstehen nicht durch einzelne Menschen, sondern durch zwei oder<br />
drei Dinge, die ich nicht nennen will. (Und trotzdem wissen alle, wovon ich rede.)<br />
Warum gibt es Streit – im Kleinen wie im Großen?<br />
Genau deshalb! Große Konflikte kommen durch persönliche innere Konflikte<br />
zustande. Wir haben das Talent, alles größer als uns selbst zu machen, wenn wir<br />
verzweifelt sind, weil wir automatisch Schmerz und Frustration auf alles übertragen,<br />
was wir tun. Es spielt keine Rolle, ob man Präsident der USA oder Straßenkehrer ist.<br />
Wenn du deine Sinne nicht von Besitztum und dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit<br />
befreist und Opfer deiner Lust, deiner Gier und deines Neides bist, wirst du nicht in<br />
der Lage sein, etwas Bedeutsames zu schaffen.<br />
„Wir haben an<br />
Wichtigeres zu denken.“<br />
In Zeiten totaler Vernetzung und Reizüberflutung wird schnell alles<br />
zur Sensation erklärt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Doch<br />
auch Marketingkanonen treffen ab und an ihr Ziel. Terrolokaust sind<br />
ein gutes Beispiel, verbinden sie ihr Dark Electro/Industrial Rock-<br />
Gemisch doch mit Härte, Aggressivität und Eingängigkeit zu Songs,<br />
wie man sie in dieser Qualität selten hört. „Vieles an unserer Szene ist<br />
langweilig geworden und wahrlich nicht mehr originell. Die Menschen<br />
lieben zwar Musik, lassen sich aber immer wieder mit althergebrachten<br />
Sounds abspeisen. Zeit für frischen Wind!“, meint Fronter Javi<br />
Ssagittar stolz. Dieses Selbstbewusstsein ist ob des starken Drittwerks<br />
Spit The Poison Out ganz sicher berechtigt, und eventuell schafft es das<br />
spanische Duo hiermit, mehr als eine Randnotiz zu werden, steckt es<br />
doch die letzten Releases von Combichrist & Co. ziemlich locker in<br />
die Tasche.<br />
Eventuell stehen aber der Bandname und die frühere Affinität zu<br />
Uniformen ein bisschen im Weg? „Natürlich verfolgt der Name ein<br />
klares Konzept, und in der Vergangenheit haben wir uns gern in<br />
Uniformen gezeigt, aber wo ist das Problem? Wenn sich nur jeder<br />
Besserwisser die Mühe machen würde, hinter die Bedeutung der Dinge<br />
zu kommen, würde er erkennen, dass wir Faschismus jeglicher Form<br />
verabscheuen und dessen Ideale mit aller Kraft bekämpfen. Wir haben<br />
selbst Familie, die wegen blutiger Diktatoren, wie Franco es in Spanien<br />
war, starb, und tun alles, damit solcher Mist nie wieder passiert.<br />
Wenn jemand die Kritik hinter dem Bandnamen nicht erkennt, ist<br />
ihm wohl nicht zu helfen. Wir haben jedenfalls an Wichtigeres zu<br />
denken.“ Da scheinen Terrolokaust mindestens ein Mal zu viel rechter<br />
Tendenzen verdächtigt worden zu sein... und eigentlich sollte ohnehin<br />
die Musik sprechen. „Wir hatten ein wenig Bammel davor, unser<br />
letztes Album übertreffen zu müssen, weil wir mit ihm noch immer<br />
sehr zufrieden sind. Also haben wir uns anderthalb Jahre im Studio<br />
eingesperrt und versucht, etwas Einzigartiges zu erschaffen, dem man<br />
seine Leidenschaft anhört“, erzählt Javi. Tatsächlich ist Spit The Poison<br />
Out dynamisch, aggressiv „und dennoch voller Gefühle. Wir haben<br />
die Erfahrungen der letzten Jahre in dieses Album gepackt und das<br />
ganze Gift buchstäblich ausgespuckt – egal ob Schmerz, Kummer,<br />
Grausamkeit, Selbstmord, Drogen oder negative Begegnungen. Es<br />
kostete eine Menge Überwindung, so direkte Aussagen zu treffen, aber<br />
die Selbstreflexion, um solch intime Lyrics zu schreiben, war fast schon<br />
transzendental.“<br />
www.terrolokaust.com<br />
Lars Schubert
Aus Zürich erreicht uns ein Electronica-Juwel von besonderer Qualität.<br />
Negative Trip veröffentlichen mit Drug Time ihr nunmehr drittes Album<br />
und blicken erneut tief in die Abgründe des menschlichen Wesens.<br />
Dabei kommt die Formation ohne Schnörkel, ohne Worte aus. Allein<br />
die jeweiligen Tracktitel geben einen Vorgeschmack, worauf sich der<br />
Hörer mental einstellen und gefasst machen darf. Fragt man die Band,<br />
worin sie ihre persönliche Überschreitung – sprich: Transgression – sieht,<br />
so folgt als Antwort: „Musik ist immer Transgression, sie ergreift dich<br />
manchmal überraschend oder nimmt dich ganz langsam und sanft mit<br />
in eine andere Welt, die dir die Realität da draußen nicht bieten kann.<br />
Sie muss in den Kern eines Menschen vordringen, dort einwirken und<br />
Spuren hinterlassen. Mit dieser tief greifenden Erfahrung im Herzen,<br />
bietet sich die Möglichkeit, den eigenen Charakter weiterzuentwickeln.<br />
An diesem Punkt kann dir die Kunst weiterhelfen, indem sie dir Trost,<br />
Zufriedenheit und die nötige persönliche Sicherheit spendet, damit du<br />
die Kraft findest, für deine eigenen Gefühle und Visionen einzustehen.“<br />
Seine ganz eigenen Träume und Visionen verwirklicht das Gespann<br />
durch das Label Purple Tree Records. Es verwundert bei einer solch<br />
konsequenten Formation wie Negative Trip nicht, dass es sich hier<br />
um ein Schweizer Unternehmen handelt. „Purple Tree Records ist ein<br />
Zusammenschluss von Künstlern und Musikern aus dem Großraum<br />
Zürich, bei denen das kommerzielle Vermarkten ihrer Arbeit nicht<br />
im Vordergrund steht. Zuerst kommt die Musik, die Energie und der<br />
Künstler. Diese Prioritäten sind klar gesetzt. Die meisten Musiklabels sind<br />
naturgemäß profitorientiert, das bringt natürlich viele Einschränkungen<br />
mit sich, auf die wir gegenwärtig gerne verzichten.“ Dadurch bleibt<br />
wichtige Zeit und Energie für die Komposition neuer Stücke. „Das<br />
Komponieren ist ja meistens der angenehmste Teil am gesamten Prozess:<br />
Melodien entwickeln, aufgestaute Aggressionen abbauen, Waves und<br />
Bits zusammentragen und sich treiben lassen. Die richtig harte Arbeit<br />
kommt danach. Das Feilen und Schleifen an den Songstrukturen und<br />
Arrangements ist extrem zeitaufwändig und intensiv, aber für uns gehört<br />
es zu dem gesamten Prozess, und darüber hinaus möchten wir die<br />
technischen und seelischen Erfahrungen, die gemacht werden, bei der<br />
Detailarbeit auf keinen Fall missen. Genau dieses Durchbeißen bringt<br />
uns dann zum nächsten Projekt, und die Sache geht wieder von vorne<br />
los.“<br />
www.negativetrip.com<br />
Marie-Luise Henke<br />
Discographie (Alben):<br />
EU (2000)<br />
Parasite Psychotic (2005)<br />
Drug Time (2013)<br />
34 - <strong>Orkus</strong>!<br />
„Meinem Wahnsinn<br />
freien Lauf lassen!“<br />
Das Live-Album Manufactum III ist gerade vor wenigen Monaten<br />
erschienen, doch Saltatio Mortis gönnen sich keine Pause. Sie<br />
stehen bereits mit ihrem nächsten Studiowerk Das schwarze IXI<br />
in den Startlöchern – kritischer denn je! Wir sprachen mit den<br />
Künstlern über das neue Album, die erste Single Wachstum über<br />
alles und ihre Anfänge in der Mittelalter-Szene. Sei gespannt, was<br />
die Spielleute zu berichten haben...<br />
<strong>Orkus</strong>: Fangen wir mal ganz am<br />
Anfang an. Warum habt ihr euch<br />
eigentlich entschieden, Mittelalter-<br />
Musik zu machen?<br />
Alea der Bescheidene: Alle<br />
unsere Gründungsmitglieder, also<br />
Lasterbalk, Falk und ich, waren<br />
schon lange Zeit vor Saltatio<br />
Mortis tief in der Mittelalter-Szene<br />
verwurzelt. Wir verbrachten unsere<br />
Freizeit mit Schaukampf und<br />
historischer Kultur. Als wir uns in<br />
guter Spielmannsmanier im Winter<br />
des Jahres 2000 auf der Ronneburg<br />
trafen, wussten wir noch nicht,<br />
dass wir einmal den Mittelalter<br />
Rock revolutionieren würden, wir<br />
wussten nur, dass wir gemeinsam<br />
laut leben wollten. Der Rockaspekt<br />
unserer musikalischen Lebensart<br />
entwickelte sich wohl durch unseren<br />
Musikgeschmack und unsere<br />
Banderfahrungen der Vergangenheit<br />
und wurde durch unseren damaligen<br />
Produzenten Lutz Demmler<br />
angefeuert.<br />
O: Und auf Das schwarze IXI habt<br />
ihr zum ersten Mal einen richtig<br />
alten Text vertont...<br />
AdB: Ja, genau. Wir haben dem<br />
ältesten deutschen Minnegedicht<br />
eine Melodie gegeben. „Dû bist mîn,<br />
ich bin dîn: des solt dû gewis sîn...“<br />
Diese Zeilen wurden vor langer Zeit<br />
als Randnotiz eines unbekannten<br />
Verfassers einer Bibelübersetzung<br />
(Alea der Bescheidene)<br />
beigefügt. Wir sind die Ersten,<br />
die diesen Zeilen musikalisch<br />
neues Leben eingehaucht haben.<br />
Entstanden ist ein wunderschönes<br />
sanftes Duett zwischen mir und<br />
einer Dame, welche selbst eine<br />
Wegbereiterin und ein Urgestein des<br />
historischen Folk und der Mittelalter-<br />
Szene ist: Emma Härdelin von der<br />
legendären schwedischen Band<br />
Garmarna.<br />
O: Was sind eure persönlichen<br />
Lieblingsstücke des neuen Albums?<br />
Lasterbalk der Lästerliche:<br />
Ich mag Früher war alles besser sehr<br />
gerne. Ich kann die ewige Leier,<br />
dass „früher alles besser war“, nicht<br />
mehr hören. Es stimmt einfach<br />
nicht! Vergangenheitsverklärung ist<br />
mir einfach nur zuwider. Außerdem<br />
liebe ich unsere Single Wachstum<br />
über alles! Tolle Idee und grandiose<br />
Komposition, das hat richtig Dampf<br />
unter der Haube!<br />
AdB: Meine persönlichen Favoriten<br />
sind Satans Fall und der Sandmann.<br />
Warum? Das ist schwierig. Bei<br />
beiden finde ich die Story und den<br />
Text einfach wundervoll, und da<br />
ich ein großer Fan von Balladen<br />
bin, ist Sandmann schon mal ganz<br />
klar mein Fall. Auch hatte ich bei<br />
diesem Song die Möglichkeit, ein<br />
paar Freunde vom Pfalztheater<br />
Kaiserslautern miteinzubringen. Wir<br />
bekamen stimmliche Unterstützung
vom Vokalensemble. Satans Fall hingegen ist eine so<br />
emotionale Nummer, dass ich mich einfach darauf<br />
freue, auf der Bühne meinem Wahnsinn freien Lauf zu<br />
lassen!<br />
O: Es soll auch eine Verbindung zum romantischen<br />
Dichter E.T.A. Hoffmann geben?<br />
LdL: Ja, die gibt es. Ich bin bei den Recherchen zu<br />
den neuen Texten der Platte über einige spannende<br />
Geschichten zum Sandmann gestoßen und habe<br />
feststellen müssen, dass das Sandmännchen – Held<br />
meiner Kindheit – eine ziemlich düstere Gestalt ist. Die<br />
mythologische Ein- und Zuordnung ist sehr schwer,<br />
aber in ein paar Punkten sind sich die Geschichten einig:<br />
Der Sandmann ist der Handlanger des Todes... so, wie<br />
Traum, Schlaf und Tod in vielen Mythen eng verwandt<br />
sind. Im Zuge dieser Recherchen habe ich natürlich<br />
auch Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann gelesen.<br />
O: Erzählt uns doch ein bisschen was zur ersten Single!<br />
LdL: „Wachstum, Wachstum über alles, über alles in<br />
der Welt.“ Na, kommen Euch diese Zeilen bekannt<br />
vor? Ich habe schon länger an einem kritischen Text<br />
über eine der wohl kuriosesten Fehlentwicklungen der<br />
marktwirtschaftlichen Modelle nachgedacht. Als mir die<br />
Idee kam, Das Lied der Deutschen umzutexten, passte<br />
plötzlich alles zusammen.<br />
O: Woran hast du dabei genau gedacht?<br />
LdL: Es ist meiner Meinung nach ein sehr<br />
großer Denkfehler, alles in unserem Land an dem<br />
bedingungslosen Glauben an das Wirtschaftswachstum<br />
auszurichten. Wachstum ist etwas Großartiges, solange<br />
es organisch, substanziell und nicht auf Kosten anderer<br />
entsteht. Doch wer zahlt denn die Zeche für immer<br />
bessere Wirtschaftsdaten? Letztlich die, die für einen<br />
Hungerlohn schuften müssen. Das ist nicht richtig,<br />
und es läuft immer mehr aus dem Ruder. Das kann<br />
so nicht weitergehen. Und wer, wenn nicht Spielleute,<br />
sollte so etwas ansprechen? Ich glaube irgendwie nicht<br />
so richtig daran, dass Dieter Bohlen und seine Armee<br />
aus Plastikmusikern den Arsch in der Hose haben,<br />
unbequeme Fragen zu stellen...<br />
AdB: Ja, wir freuen uns darauf, der Welt am 12.<br />
Juli unsere Single zu präsentieren. Der Song ist ein<br />
Aufschrei gegen die soziale Ungerechtigkeit und die<br />
Tabuisierung der Menschlichkeit. Ein Finger in der<br />
Wunde unserer ach so heilen Welt und ein Aufruf dazu,<br />
endlich aufzuwachen, die Scheuklappen abzulegen und<br />
einen anderen Weg zu gehen. Einen Weg des klaren<br />
Verstandes.<br />
O: Das ist mal eine Ansage! Von wem stammen denn<br />
alle Lyrics auf dem Neuling?<br />
AdB: Bis auf die zwei historischen Texte, wovon einer<br />
von uns bearbeitet und in ein verständlicheres Deutsch<br />
teils umgeschrieben wurde, stammen wieder alle<br />
Texte aus der Feder unseres Haupttexters – von Herrn<br />
Lasterbalk.<br />
O: Und seid ihr zufrieden mit dem Endergebnis des<br />
schwarzen Einmaleins?<br />
AdB: Wir sind sehr zufrieden damit. Noch nie<br />
zuvor gab es in unserem Genre ein so kritisches,<br />
abwechslungsreiches und dennoch lebendiges Album.<br />
Wir haben uns zu neuen Ufern gewagt und sind nun<br />
sehr gespannt, wie unsere Freunde und Fans auf den<br />
neuen Wind in unseren Segeln reagieren werden.<br />
O: Gibt es noch Künstler, die euch inspirieren können?<br />
AdB: Das ist bei uns allen sehr verschieden. Obwohl<br />
sich wohl in unser aller CD-Schränken die Scheiben<br />
von Queen wiederfinden können. Meine größte<br />
Inspiration sind Soundtracks und der gute alte Hard<br />
Rock der Achtziger. Ansonsten liebe ich einfach<br />
melodischen Metal über alles.<br />
www.saltatio-mortis.com<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Photo: Ann Buster<br />
Discographie (Alben):<br />
Tavernakel (2001)<br />
Das Zweite Gesicht (2002)<br />
Heptessenz (2003)<br />
Erwachen (2004)<br />
Manufactum (live, 2005)<br />
Des Königs Henker (2005)<br />
Aus der Asche (2007)<br />
Wer Wind sæt (2009)<br />
Manufactum II (live, 2010)<br />
Sturm aufs Paradies (2011)<br />
Manufactum III (live, 2013)<br />
Das schwarze IXI (2013)<br />
Line-Up:<br />
Alea der Bescheidene – Gesang, Sackpfeifen,<br />
Schalmeien<br />
Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein –<br />
Sackpfeifen, Schalmeien, Drehleier, Gesang<br />
El Silbador – Sackpfeifen, Schalmeien<br />
Luzi das L – Sackpfeifen, Schalmeien, Trumscheit,<br />
Busuki<br />
Till Promill – Gitarre, Busuki<br />
Bruder Frank – Bässe, Chapman Stick<br />
Lasterbalk der Lästerliche – Schlagzeug, Davul,<br />
Percussion<br />
Der Tambour – Schlagzeug, Percussion, Gesang<br />
NEW ALBUM<br />
OUT NOW!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123<br />
www.shy-guy-at-the-show.de
„Ich war schon damals ein Großmaul.“<br />
Eine normale Band feiert normale Jubiläen. Klar, dass die Jubelfeste bei Samsas Traum entsprechend<br />
ungewöhnlich ausfallen. Nach den Feierlichkeiten zum 13. Geburtstag begeht Alexander Kaschte das<br />
jetzige Wiegenfest seines Projekts mit einer opulenten Werkschau: Leben bedeutet kämpfen ist eine<br />
Zeitreise durch 17 Jahre Käfergeschichte, verteilt auf zwei randvolle CDs. Alexander Kaschte dreht die<br />
Uhren zurück...<br />
<strong>Orkus</strong>: 17 Jahre Samsas Traum. Was bedeutet dir diese<br />
Zahl?<br />
Alexander Kaschte: Nun, ich habe ein Faible<br />
für verflixte und krumme Zahlen. Unser letztes<br />
Bandjubiläum haben wir offiziell zum 13-jährigen<br />
Bestehen gefeiert, nun zelebrieren wir die 17 mit einer<br />
prächtigen „Best Of“. Die nächsten Geburtstage feiern<br />
wir wahrscheinlich nach 23 und 29 Jahren. Hurra!<br />
Nein, im Ernst: Die Grundsteine meiner Band Samsas<br />
Traum habe ich gelegt, als ich 17 war. Im Begleitbuch<br />
der „Best Of“ befinden sich diesbezüglich etliche Bilder<br />
und Anekdoten – es war außerdem die Zeit in meinem<br />
Leben, in der ich Musik am intensivsten entdeckt,<br />
empfunden und auch gelebt habe.<br />
O: Inwiefern unterscheidet sich Alexander Kaschte 2013<br />
von seinem Alter Ego zu Gründungstagen der Band?<br />
AK: In der Anfangszeit der Band habe ich<br />
drauflosgearbeitet, ohne über Resultate nachzudenken,<br />
ich habe ziel- und planlos alles veröffentlicht, was ich<br />
geschrieben habe. Deshalb erscheinen mir die ersten<br />
vier, vielleicht fünf Alben heute sehr chaotisch. Jetzt<br />
gehe ich überlegter an die Sache ran, und damit meine<br />
ich nicht, dass ich meine Alben und ihre Konzepte im<br />
Vorfeld totplane: Ich meine damit, dass ich Material erst<br />
dann veröffentliche, wenn es mir zu 100 Prozent gefällt,<br />
was oftmals seelische, künstlerische und finanzielle<br />
Zerreißproben darstellt. Beginnend mit Heiliges Herz,<br />
wollte ich mich einfach nicht mehr so fühlen wie früher...<br />
die ersten Alben sind voll von Songs, mit denen ich<br />
niemals glücklich war.<br />
O: Kannst du dich noch erinnern, unter welchen<br />
Umständen du deinen ersten Song geschrieben hast?<br />
AK: Ja, meinen ersten Song habe ich in meinem<br />
Jugendzimmer im Haus meiner Eltern in Ahrdt am<br />
Aartalsee geschrieben. Er entstand auf einer schwarzen<br />
Flying V-Gitarre von Epiphone, die ich bei Roadstar,<br />
damals ein angesagter Billigmusikinstrumentenversand,<br />
gekauft hatte. Es war ein Melodic Metal-Song, den ich<br />
später mit meiner ersten Band oft gespielt habe. Ich bin<br />
vor Kurzem umgezogen und habe dabei diese Gitarre<br />
wiedergefunden – als ich sie sah, musste ich herzlich<br />
lachen. Sie ist voll von Sprüchen und Aufklebern wie<br />
„Maul halten“, „Arsch lecken“ oder „Fuck it before it<br />
fucks you“. Ich war schon damals ein Großmaul.<br />
O: Und welche Samsas Traum-Stücke entstanden als<br />
Erstes?<br />
AK: Die ersten Samsas Traum-Songs habe ich ebenfalls<br />
in Ahrdt geschrieben, damals hießen sie Mater<br />
Lagrimarum, Mater Tenebrarum und Mater Suspiriorum.<br />
Sie waren inspiriert von einem Horrorfilm von Dario<br />
Argento, Inferno. Die Songs erschienen 1996 allerdings<br />
unter einem anderen Bandnamen, sie bildeten das erste<br />
Demotape von Kazanian. Kazanian sollte mein von<br />
Goethes Erben inspiriertes Neo-Klassik-Projekt werden<br />
und stand anfangs hierarchisch über Samsas Traum.<br />
Später habe ich zwei der Stücke mit leicht abgeändertem<br />
Titel auf Oh Luna Mein veröffentlicht, die Urversionen<br />
befinden sich unter anderem auf der Raritätensammlung<br />
Nostalgia.<br />
O: Über welche Schaffensphasen und Einfälle bist du<br />
noch heute froh, was würdest du lieber ungeschehen<br />
machen?<br />
AK: Ich würde gar nichts ungeschehen machen,<br />
auch wenn manche Angelegenheiten peinlich waren.<br />
Schlussendlich waren alle Schaffensphasen notwendig<br />
und haben mich zu dem werden lassen, der ich heute<br />
bin. Etwas unglücklich bin ich lediglich über die Wenn<br />
schwarzer Regen beiliegende Interview-CD, auf der ich<br />
ziemlichen Müll erzähle und dicke Menschen beleidige.<br />
Eine solche Beleidigung würde ich heute anders<br />
formulieren... ich würde faule oder maßlose Menschen<br />
verurteilen – oder es tunlichst unterlassen, die Klappe<br />
aufzureißen. Ich bin nicht sonderlich begeistert von den<br />
feindseligen Seiten meines Charakters und versuche,<br />
verletzende Ausfälligkeiten zu vermeiden. Es ist nicht<br />
cool, verbal zu poltern und zu randalieren. Na ja, ich bin<br />
gespannt, ob mir meine Bühnenpersönlichkeit nachher<br />
wegen dieser friedlichen Äußerungen nicht die Ohren<br />
lang zieht.<br />
O: Und welcher Samsas Traum-Song ist der wichtigste,<br />
hat die größte Bedeutung für dich?<br />
AK: Oh, es gibt viele Songs, die wichtig sind und ohne<br />
die wir schon längst von der Bildfläche verschwunden<br />
wären... man denke nur an Für immer, Stromausfall<br />
im Herzspital, Ein Foetus wie Du, Die Zärtlichkeit der<br />
Verdammten oder Endstation.Eden. Was die Bedeutung<br />
angeht, so sind mir rein privat Im Ursprung der<br />
Schatten und Dein Herzschlag flüstert meinen Namen die<br />
wichtigsten Stücke.<br />
O: Unter den Fans gibt es natürlich ungemein viele<br />
Anwärter auf ein Lieblingslied. Wunderst du dich über<br />
manche Favoriten?<br />
AK: Und ob. Es wundert mich schon sehr, wenn<br />
Menschen Der Einfall in den Himmel, Mein Flaggschiff<br />
36 - <strong>Orkus</strong>!
in die Sonne oder Ein Duell mit Gott hören wollen – doch wer weiß<br />
schon, was die Fans mit genau diesen Titeln assoziieren, was sie mit<br />
ihnen verbindet. Vielleicht haben sie während Der Einfall in den<br />
Himmel das erste Mal ihre Traumfrau geküsst, zu Mein Flaggschiff in<br />
die Sonne den Führerschein bestanden und mit Ein Duell mit Gott<br />
im Hintergrund im Lotto gewonnen. Ich freue mich grundsätzlich,<br />
wenn meine Musik erklingt... egal wann, wo und wie.<br />
O: Bei welchem Stück wusstest du sofort beim Komponieren, dass<br />
es einschlagen würde wie eine Bombe?<br />
AK: Bei keinem – ich glaube nicht an meinen Erfolg und hätte bei<br />
keinem der heutigen „Hits“ vorausgesagt, dass sie sich so prächtig<br />
entwickeln würden. Die besten Beispiele dafür sind Endstation.<br />
Eden, das von meiner Plattenfirma und nicht von mir als Single<br />
ausgewählt wurde, und Die Zärtlichkeit der Verdammten.<br />
O: Das Kompendium ist chronologisch aufgebaut. Was wird dir<br />
klar, wenn du die Stücke in dieser Reihenfolge hörst?<br />
AK: Ohne jetzt arrogant, überheblich oder zu sehr von mir<br />
selbst überzeugt klingen zu wollen: Leben bedeutet kämpfen macht<br />
deutlich, welch gigantische Entwicklung meine Band in 17 Jahren<br />
durchgemacht hat. Musikalisch, textlich, was die Produktionen und<br />
Fähigkeiten betrifft – man hört überdeutlich, dass wir mit jedem<br />
weiteren Album hart an uns gearbeitet und immer das Maximum<br />
aus uns herausgeholt haben. Und so soll es auch bleiben: Ich werde<br />
mit jedem neuen Song versuchen, die Grenzen des Samsas Traum-<br />
Universums auszuweiten.<br />
O: Inwiefern ist diese Veröffentlichung für dich zugleich ein<br />
Leitfaden für die anstehenden Konzerte? Es wird ja in Bochum<br />
auch ein „Best Of“-Set geben...<br />
AK: Natürlich werden wir in Bochum viele Tracks von Leben<br />
bedeutet kämpfen spielen, die „Best Of“ stellt allerdings keine<br />
Richtlinie für die anstehenden Konzerte dar. Samsas Traum-<br />
Shows haben recht wenig mit Samsas Traum-CDs zu tun, die Fans<br />
kommen vor allem, weil sie mich reden hören, weil sie ausflippen<br />
wollen. In Bochum wird es nicht darum gehen, Koordinaten<br />
abzuklappern, in Bochum wird es darum gehen, Party zu machen!<br />
Der Wodka wird in Strömen fließen!<br />
O: Wie denkst du über die nahenden Konzerte?<br />
AK: Auf die Shows freue ich mich sehr, ich freue mich aber vor<br />
allem darauf, meine Fans wiederzusehen. Ich muss allerdings<br />
zugeben, dass mich die ganze organisatorische Vorarbeit, die<br />
gerade geleistet werden muss, überdeutlich daran erinnert, warum<br />
ich eigentlich nicht mehr auftreten wollte. Ich sollte mal mit<br />
Jochen und Michael, mit einer Gitarre und einem Cajón in einem<br />
Kleinwagen durch Deutschland fahren und in Jugendzentren<br />
auftreten. Das wäre eine Tour nach meinem Geschmack. Einfach<br />
singen, einfach spielen, einfach vorlesen. Nix mit Bühnenbanner,<br />
zig Kabeln, Fahrzeugen, Dokumenten, Gerätschaften und: „Wat<br />
willste essen?“ (zwinkert) Man sieht sich.<br />
www.myspace.com/samsastraum<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
Die Liebe Gottes – Eine märchenhafte Black Metal Operette (1999)<br />
Oh Luna Mein (2000)<br />
Utopia (2001)<br />
Tineoidea oder: Die Folgen einer Nacht – Eine Gothic-Oper<br />
in Blut-Moll (2003)<br />
a.Ura und das Schnecken.Haus (2004)<br />
Heiliges Herz – Das Schwert Deiner Sonne (2007)<br />
Wenn schwarzer Regen (2007)<br />
13 Jahre lang dagegen – Anti bis zum Tod (2009)<br />
Anleitung zum Totsein (2011)<br />
Unbeugsam – Unberechenbar – Unsterblich (live, 2012)<br />
Asen’ka – ein Märchen für Kinder und solche,<br />
die es werden wollen (2012)<br />
Niemand, niemand anderem als dir (2013)
Lange war nicht klar, ob und wie es nach dem dringend nötigen<br />
Rausschmiss von Gründungsmitglied und Hauptsongwriter Chris<br />
Urbanowicz bei den Editors weitergehen sollte. Mit ihrem pressfrischen<br />
Album The Weight Of Your Love meldet sich die zum Quintett<br />
angewachsene Band um Frontmann Tom Smith nun in neuer, alter<br />
Stärke zurück!<br />
„Neudefinition“ und „Selbstfindung“ – die momentan allgegenwärtigen<br />
Schlagworte im Schaffen der britischen Indie Rocker. Spätestens mit<br />
ihrem Nummer eins-Werk In This Light and on This Evening hatten<br />
sich die Editors zur nicht mehr wegzudenkenden Größe innerhalb der<br />
europäischen Musiklandschaft entwickelt; mit der unschönen Trennung<br />
von Urbanowicz dann die Zäsur. Eine dramatische Situation, vor der<br />
selbst jede Schülerband zittert. „Es war eine echt harte Zeit für jeden von<br />
uns“, erinnert sich Tom mit deutlich spürbarem Unbehagen. „Ed, Russell<br />
und ich standen vor der Wahl, uns entweder aufzulösen oder einen Weg<br />
zu finden, irgendwie weiterzumachen. Wir hatten noch immer einen<br />
starken Glauben an diese Band und an unsere Songs, aber keine Ahnung,<br />
was der nächste Schritt sein könnte...“ Kollektiv fasste man sich ein<br />
Herz, fand in Justin Lockey und Elliott Williams schon nach kurzer Zeit<br />
zwei wie die Faust aufs Auge passende Mitstreiter und bestand auch die<br />
Feuertaufe auf dem bereits drei Monate später steigenden Festival Rock<br />
Werchter in Belgien vor 85.000 begeisterten Zuschauern. Anfang 2013<br />
begab man sich mit frisch gewonnener Energie und jeder Menge Ideen<br />
in der Country-Hochburg Nashville ins Studio, um mit den Arbeiten<br />
am vierten Album das einzuläuten, was Tom selbst als „zweites Kapitel“<br />
in der Bandgeschichte bezeichnet. „Wir haben schon immer versucht,<br />
zeitlose, leidenschaftliche Rockmusik zu machen“, beschreibt Smith<br />
die neu definierten Editors. „Auf der letzten Platte waren fast keine<br />
Gitarren; eine sehr synthetische, klinisch kalte Sache. Beim jetzigen<br />
Zeug haben wir versucht, alles wieder ein wenig zu vereinfachen, und<br />
die Traditionsinstrumente einer Rockband aufgegriffen: laute, kraftvolle<br />
Gitarren!“<br />
Auch textlich widmet sich die Crew mit Titeln wie Two Hearted Spider,<br />
Honesty oder der ersten Single A Ton Of Love dem ewigen Dauerthema:<br />
Liebe in all ihren Ausprägungen. Von zart bis hart, leidenschaftlich<br />
brennend bis gemein-vernichtend. „Es beinhaltet wirklich die<br />
unterschiedlichsten Aspekte. Im Stück The Phone Book beispielsweise<br />
mache ich der Person, für die das Lied bestimmt ist, das Kompliment,<br />
dass ich keine Angst habe, mit ihr zusammen alt zu werden. Formaldehyde<br />
ist das völlige Gegenteil – die dunkle Seite der Liebe. Bisher habe ich<br />
mich in meinen Lyrics immer vor persönlichen Dingen gedrückt. Doch<br />
je älter man wird, und auch mit dieser neuen Bandsituation, fühlt es sich<br />
ganz natürlich an, solche Sachen einfach zuzulassen.“<br />
www.editorsofficial.com<br />
Gaetano Rothenburg<br />
Photo: Matt Spalding<br />
Discographie (Alben):<br />
The Back Room (2005)<br />
An End Has A Start (2007)<br />
In This Light and on This Evening (2009)<br />
The Weight Of Your Love (2013)<br />
Line-Up:<br />
Tom Smith – Gesang, Gitarre, Klavier<br />
Justin Lockey – Gitarre<br />
Russell Leetch – Bass, Synthesizer<br />
Elliott Williams – Synthesizer, Gitarre<br />
Edward Lay – Schlagzeug, Percussion<br />
38 - <strong>Orkus</strong>!
MEIN TICKETPORTAL<br />
•••••••••••••••••••••<br />
„Der Song<br />
ist in uns<br />
hineingesprungen...“<br />
.COM/KILL<br />
28.06. Berlin, Comet Club<br />
29.06. Leipzig, Moritzbastei<br />
04.10. Frankfurt, Das Bett<br />
09.11. Augsburg, Kantine<br />
Eine Banderfahrung von mehr als zwei Dekaden kann die<br />
sechsköpfige, aus Erlangen stammende Truppe Fiddler’s<br />
Green bereits aufweisen. Alles begann ganz harmlos mit einer<br />
Faszination für traditionelle irische Musik und das Land sowie<br />
der Affinität einiger Bandmitglieder zum Backpacking in Irland.<br />
Daraus hat sich die Geschichte mit einer gewissen Eigendynamik<br />
über die Jahre entwickelt, berichtet Bassist Rainer Schulz. Sie<br />
veröffentlichten elf Studioalben, mehrere Live-Releases und<br />
DVDs. Mit ihrem schnellen, animierenden, ungezügelten Irish<br />
Folk Metal und ihrer Bühnenpower bringen sie die Konzerthallen<br />
zum Toben, und auf Festivals sind sie immer gern gesehene Gäste.<br />
Liebhaber ihrer Performances dürfen sich jetzt freuen, erklärt<br />
Rainer stolz: „Unser nächstes wichtiges Ziel ist unser eigenes<br />
Festival, das Shamrock Castle. Das findet exakt einen Tag nach<br />
Veröffentlichung der CD – also am 27. Juli – statt. Neben uns<br />
werden noch ein paar weitere Acts, wie Firkin, The Sandsacks oder<br />
Tir Nan Og, auftreten. Das ist so was wie ein Familientreffen und<br />
macht sehr viel Spaß! Nach der darauffolgenden Festivalsaison<br />
geht’s im Herbst dann auf große Tour mit insgesamt 35 Gigs in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz.“<br />
Grund für das Shamrock Castle ist das neue Studioalbum<br />
Winners & Boozers. Allzu viel wird bisher nicht verraten, nur<br />
dies: Uns erwarten 15 Tracks im „gewohnten Fiddler’s-typischen<br />
Mix“, welcher alle möglichen Stilrichtungen beinhaltet. „Der<br />
omnipräsente rote Faden des Irish Folk darf natürlich nicht<br />
fehlen“, schmunzelt Rainer, sagt aber auch, dass die Arbeiten<br />
so gut wie abgeschlossen sind und sie bloß noch an letzten<br />
Kleinigkeiten tüfteln. Rainer erzählt uns außerdem, dass sie mit<br />
einem Stück etwas Besonderes planen: „Wir haben The More The<br />
Merrier als Quasisingle auserkoren. Hierzu drehen wir gerade<br />
ein recht skurriles Video! Also, da kann man wirklich gespannt<br />
sein“, lacht er. Und dann plaudert er noch über No More Pawn,<br />
das während eines Aufenthalts auf den norwegischen Lofoten<br />
entstand. „Wir hatten die Ehre, zur Sommersonnenwende bei<br />
einem Festival in einem kleinen Fischerdorf spielen zu dürfen.<br />
Nachts um zwei Uhr ist bei helllichtem Sonnenschein dieser Song<br />
quasi in uns hineingesprungen – eventuell war auch das ein oder<br />
andere Bier schuld“, lacht er. „Jedenfalls verfolgte uns seitdem die<br />
Nummer derart, dass wir sie einfach aufnehmen mussten!“ Das<br />
macht doch mal sehr neugierig auf das neue Material... Wenn<br />
Du Dir die Truppe live anschauen willst, findest Du sämtliche<br />
Termine auf ihrer offiziellen Homepage.<br />
www.fiddlers.de<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Photo: Carsten Bunnemann<br />
SLAYER, BULLET FOR MY VALENTINE,<br />
TRIVIUM, KILLSWITCH ENGAGE u.v.a.<br />
18.08. Herford, X [eks]<br />
FIDDLER’S GREEN, FEUERSCHWANZ, MET UND MIEZEN,<br />
ARVEN, RAGNARÖEK, VOGELFREY, HARPYIE u.v.a.<br />
06.09. - 07.09. Gießen, Kloster Schiffenberg<br />
LENINGRAD COWBOYS,<br />
KNORKATOR, GRAVE DIGGER,<br />
THE METEORS u.v.a.<br />
12.07. - 13.07. Dorsten, Hürfeldhalde<br />
28.06. - 30.06. Gelsenkirchen, Amphitheater<br />
••••••••••••••••<br />
...und 30.000 weitere Veranstaltungen!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123<br />
Tickets auf www.ADticket.de<br />
Photo: © Carsten Bunnemann
Movies of my life<br />
Henkersmahlzeit<br />
Carl Fornia (MONO INC.)<br />
Currywursteintopf à la Jörg<br />
Johnny Flesh (Johnny Flesh & The Redneck Zombies)<br />
Son of Frankenstein (1939)<br />
Ich liebe sämtliche Universal-<br />
Horrorklassiker. Ich mag die Art und<br />
Weise, wie man in der Zeit gespielt<br />
hat. Alleine die Kulisse des Schlosses<br />
ist einfach genial und schräg zugleich.<br />
Dies diente sicherlich Tim Burton als<br />
Inspiration!<br />
Braindead (1992)<br />
Partyklassiker schlechthin.<br />
Muss man gesehen haben und<br />
funktioniert am besten mit ein paar<br />
Kumpels und einem Kasten Bier.<br />
Evil Dead 2 (1987)<br />
DER Evil Dead für mich! Gepaart<br />
durch seine düstere Atmosphäre von<br />
Teil eins und den Slapstickanteil,<br />
macht der Film eine gute Mischung<br />
für mich aus. Ist wohl definitiv<br />
ein einflussreicher Meilenstein aus<br />
dieser Zeit.<br />
Wie allgemein bekannt, ist die Verpflegung auf Tour nicht immer<br />
die beste. Wie wunderbar ist es dann, wenn man Besuch von seinen<br />
Supporters bekommt. Diese machen sich nicht nur durch spezielle<br />
Aktionen an der Band verdient, sondern gelegentlich lässt es sich der<br />
„Chefsupporter“ nicht nehmen, selbst Hand anzulegen und sich um das<br />
leibliche Wohl der Band zu kümmern.<br />
Mittlerweile hat das bereits Tradition, und die ganze Produktion freut sich<br />
schon den ganzen Tag darauf. Wenn am Nachmittag die Supporters mit<br />
Warmhalteplatte, einem Riesentopf und guter Laune in der Halle auftauchen,<br />
hat plötzlich jeder einen Moment Zeit und natürlich großen Hunger.<br />
Hier jetzt – exklusiv für Euch – das Rezept.<br />
Ihr braucht: ein Päckchen Knorr Fix für Currywurst (das wollte er<br />
eigentlich gar nicht verraten...) und, den Angaben entsprechend, am<br />
besten Thüringer Rostbratwurst. Die angegebene Menge Wasser wird<br />
zur Hälfte durch Orangensaft ersetzt. Dazu Hela CurryGewürzKetchup<br />
(nach Belieben die Geschmacksrichtung „delikat“, „scharf“ oder „extra<br />
hot“) und noch etwas Currypulver. Wer es mag, kann auch Zwiebeln<br />
glasig dünsten und mit dazugeben (schmeckt super).<br />
Die Wurst braten, in Scheiben schneiden und noch mal von beiden<br />
Seiten kurz anbraten. Wurst in die Soße geben und zusammen mit<br />
Brötchen oder Baguette als Beilage genießen.<br />
Im Idealfall genießt man den Currywursteintopf à la Jörg in einer<br />
großen, geselligen Runde.<br />
Guten Appetit!<br />
Haus der 1000 Leichen (2003)<br />
Klasse Soundtrack, super Kulissen,<br />
überragend gute Charaktere! Ich<br />
steh’ auf Rob Zombie-Filme, weil<br />
die immer was richtig Dreckiges<br />
haben. Der hier ist mit Abstand<br />
der beste. Geisteskranke und<br />
furchteinflößende Charaktere,<br />
gepackt in eine wirklich dreckige,<br />
schäbige Südstaatenkulisse.<br />
Ein Zombie hing am Glockenseil (1980)<br />
Ein Meisterwerk von Fulci!<br />
Für seine Zeit ein genialer<br />
atmosphärischer Soundtrack<br />
und wohl DER SCHOCKER<br />
überhaupt aus der damaligen Zeit.<br />
Die Effekte sind auch grandios, vor<br />
allem, wenn man bedenkt, dass der<br />
Streifen aus den Achtzigern ist!<br />
Oswald Henke (HENKE, fetisch:MENSCH)<br />
In Zahlen<br />
Wie viele Gigs hast du in deinem Leben schon bestritten? Circa 500.<br />
Wie viele Songs hast du in deinem Leben geschrieben? Circa 100.<br />
Wie viele Texte hast du in deinem Leben geschrieben? Circa 1.000.<br />
In wie vielen Bands hast du bereits gespielt? Wie hießen sie?<br />
Fünf: Goethes Erben, Artwork, Erblast, fetisch:MENSCH, HENKE.<br />
Seit wann bist du Musiker im weitesten Sinne? 1988.<br />
40 - <strong>Orkus</strong>!
„Ein klein wenig weniger anstrengend...“<br />
Ein Telefonat mit Grossstadtgeflüster ist wie ein Plausch mit Freunden<br />
– alles redet durcheinander, fällt sich ins Wort, und trotzdem kommt<br />
am Ende das Gleiche heraus. Als ob es nicht schon schwer genug wäre,<br />
Raphael Schalz und Chriz Falk zu unterscheiden, gesellt sich Sängerin<br />
Jen Bender mit einer ausklingenden Stimmbandentzündung hinzu und<br />
gibt akustisch den dritten Mann. Eigentlich aber egal, wer was gesagt<br />
hat, wichtig ist nur, dass es gesagt wurde, weigern sich die Berliner<br />
doch auch auf ihrem vierten Album beharrlich, erwachsen zu werden<br />
und endlich mal ein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Was wäre denn<br />
daran erwachsen, die Lyrik mit Blättern abzudecken?“, kontert Jen. „Was<br />
rausmuss, sollte einfach gesagt werden, und wir werden einen Teufel tun<br />
und uns selbst limitieren... Wo wir das schon musikalisch nicht machen,<br />
fangen wir textlich gar nicht erst damit an.“<br />
„Musikalische Limitierung“ ist ein gutes Stichwort: die fehlt auch<br />
dem neuen Werk, dafür gibt es etwas mehr Pop als sonst. Schämt<br />
ihr euch denn nicht? „Ach, Pop nennt man es doch nur, weil es viele<br />
Leute gut finden, und so gesehen, finden wir das natürlich wunderbar.<br />
Eigentlich wollen wir ja immer nur die harten und provokanten Songs<br />
raushauen, aber zwischendurch rutscht halt auch mal ein sanfterer<br />
Track durch.“ Und wenngleich Oh, ein Reh! ein bisschen runder klingt<br />
als die Vorgänger, fahren die drei stilistisch weiterhin das „Konzept<br />
der Konzeptlosigkeit“, wie sie selbst so schön formulieren. „Stimmt,<br />
Dogmen gibt es bei uns noch immer nicht, aber ich denke, dass wir<br />
uns handwerklich wieder ein Stück entwickelt haben und die Songs aus<br />
diesem Grund runder geworden sind. Vielleicht sind wir auch ein klein<br />
wenig weniger anstrengend, als wir es noch bei Haufenweise Scheiße oder<br />
Die Stille waren“, gesteht die Band lachend. Jen ergänzt: „Natürlich wird<br />
die jugendliche Wut inzwischen besser kanalisiert, aber das heißt nicht,<br />
dass es sie nicht mehr gibt, sondern vielmehr, dass wir eine neue Sprache<br />
gefunden haben und keine Angst mehr vor Melodien haben. Bei Oh, ein<br />
Reh! hatten wir echt Spaß an Refrains und Hymnen – gewissermaßen als<br />
Tribut an unsere vielen, großartigen Auftritte.“<br />
Musikalisch pendelt man ergo zwischen Electro, NDW und Punk,<br />
textlich kritisiert man gern querbeet, und irgendwie schafft man es<br />
damit sogar in den <strong>Orkus</strong>!... „Das mag daran liegen, dass die schwarze<br />
Szene tatsächlich die Szene war, die unseren ersten Hit Ich muss gar nix<br />
mit offenen Armen empfangen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir<br />
uns bereits einvernehmlich von unserer Plattenfirma getrennt und den<br />
Song einfach mal bei Myspace hochgeladen“, erzählt die Frontfrau.<br />
Doch es fällt wohl nicht immer leicht, ständig zwischen allen Stühlen<br />
zu sitzen und sich nirgendwo richtig zugehörig zu fühlen? „Sicher ist<br />
das nicht immer ganz leicht, weil wir zum Beispiel nicht einfach bei<br />
szenetypischen Festivals auftauchen können. Auf der anderen Seite<br />
haben wir im Laufe der Jahre die Randgruppen vereint und so unsere<br />
eigene Mitte der Bevölkerung gebildet“, definieren die Großstädter zum<br />
Abschluss schmunzelnd ihr Publikum.<br />
www.gsgf.de<br />
Lars Schubert<br />
Discographie (Alben):<br />
Muss laut sein (2006)<br />
Bis einer heult!!! (2008)<br />
Alles muss man selber machen (2010)<br />
Oh, ein Reh! (2013)<br />
Line-Up:<br />
Jen Bender – Gesang<br />
Raphael Schalz – Keyboard<br />
Chriz Falk – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 41
„Allen Göttern ans Bein pissen...“<br />
(Matthias Minor)<br />
Anspruchsvollen US-Death Metal präsentieren die<br />
Ludwigshafener Spheron auf ihrem Debutalbum Ecstasy of<br />
God. Die technische Klasse ist für einen Newcomer beachtlich.<br />
Doch was heißt schon „Newcomer“? Das Quintett ist seit<br />
mehr als fünf Jahren im Untergrund aktiv, anfangs unter dem<br />
Banner Immanuel Cunt. „Es ist schon erstaunlich, wie viel<br />
Aufmerksamkeit dieser Name bekommen hat und noch immer<br />
bekommt, obwohl wir nur sehr kurz damit aktiv waren“, erinnert<br />
sich Gitarrist Mark Walther und erläutert auch gleich die Idee<br />
hinter dem neuen Namen: „Spheron spiegelt das Konzept unserer<br />
Musik und unserer Texte. Und klingt einfach geil.“<br />
Atmosphäre ist das Gesetz. In puncto Musik machen die<br />
Twentysomethings aber einen großen Bogen um Keyboards oder<br />
lieblichen Frauengesang. Stattdessen bereichern Akustikgitarren<br />
das Repertoire der Todesbleifanatiker. „Wir sind der Meinung,<br />
dass jede gute Scheibe atmosphärische Elemente braucht,<br />
damit man sie genießen kann. Außerdem sind unsere Songs oft<br />
so vollgeladen mit Ideen, dass wir unseren Hörern Zeit lassen<br />
wollen, sich darauf einzulassen. Jeder von uns hat schon mal<br />
einen Film gesehen, bei dem man einfach nicht gedanklich<br />
hinterherkommt, weil die Schnitte zu kurz sind und viel zu viel<br />
passiert. Da ist man auch immer dankbar für ein paar weniger<br />
schnelle Bildfolgen“, sekundiert Bassist Matthias Minor.<br />
Auch lyrisch steigt man in himmlische Sphären. So thematisiert<br />
Saturnian Satellites „die Ehrfurcht vor der sterbenden<br />
Natur“. Andere Lieder fragen nach der Existenz himmlischer<br />
Heerscharen. Dabei ist Ecstasy of God „kein Hetzalbum gegen<br />
Religion“, wie Matthias betont. „Wir sehen es eher als eine Art<br />
philosophische Streitschrift, allerhöchstens als ein Auskotzen<br />
über gewisse Dummheiten in religiösen Köpfen. Die Frage, ob<br />
es höhere Mächte gibt, ob sie verehrt werden sollten oder ob<br />
sie uns auch nur im Entferntesten weiterhelfen können, konnte<br />
bisher kein Mensch beantworten. Was wir alle mit Sicherheit<br />
sagen können, ist, dass Religion vieles falsch macht – und das<br />
seit Jahrtausenden. Aber das Album handelt auch von all dem<br />
sonstigen Mist, den menschliche Gehirne absondern. Wenn<br />
schon Göttern ans Bein pissen, dann doch bitte allen Göttern,<br />
auch den Göttern der Wissenschaft, der Epistemologie, des<br />
Hedonismus und des eigenen Selbst.“ Und weiter: „Götter<br />
schafft sich der Mensch immer selbst, egal ob es sie darüber<br />
hinaus wirklich gibt oder nicht.“ Dieses Schlusswort hätte auch<br />
Immanuel Cunt, äh: Kant gefallen.<br />
www.facebook.com/spheronmusic<br />
Richard Klasen<br />
Line-Up:<br />
Daniel Spoor – Gesang<br />
Tobias Alter – Gitarre<br />
Mark Walther – Gitarre<br />
Matthias Minor – Bass<br />
Tobias Blach – Schlagzeug<br />
42 - <strong>Orkus</strong>!
1994 schlug die EP Darkland Awakening der Australier Subterfuge in<br />
der Szene ein wie eine Bombe. Der musikalischen Steilvorlage folgten<br />
leider nur einige Compilationbeiträge, und der Hoffnungsträger<br />
geriet in Vergessenheit. Fast 20 Jahre später erscheint nun eine<br />
Zusammenstellung mit Material aus dem Zeitraum 1991 bis 1998.<br />
„Wir arbeiteten im Anschluss an Darkland Awakening an unserem<br />
Debutalbum. Doch in dem Bestreben, die Songs immer weiter zu<br />
verbessern, verschleppten wir alles“, wagt Bandkopf Clifford Ennis<br />
einen Blick in die Vergangenheit. „Wir wollten das perfekte Album<br />
aufnehmen – am Ende nahmen wir gar keines auf.“ Mit seinem<br />
Schicksal hadert der Gitarrist aber nicht: „Ich kann es nicht mehr<br />
ändern. Doch ja... das Fenster der Möglichkeiten stand für Subterfuge<br />
weit offen, stattdessen zog ich die Vorhänge zu.“<br />
Hinzu kamen persönliche Enttäuschungen: „Es gab nie ein offizielles<br />
Ende für Subterfuge, wir zogen uns nur in die Stille zurück. Wir<br />
hatten schlicht unseren Drive verloren und waren auch von der Szene<br />
und der Musikindustrie Ende der Neunziger desillusioniert.“ Für<br />
Außenstehende wirkte es so, als hätte sich Clifford damals auf sein<br />
Projekt Jerusalem Syndrome konzentriert. „Das war nicht der Fall.<br />
Meine Priorität lag immer auf Subterfuge. Rick (Mullen, zweite Hälfte<br />
des Duos – Anm.d.Verf.) hatte nie ein Problem damit. Im Nachhinein<br />
hätte ich jedoch einen Teil der in Jerusalem Syndrome gesteckten<br />
Energie in Subterfuge investieren sollen.“<br />
Auf der empfehlenswerten Kollektion reflect
„Diese Art<br />
der Anschuldigung<br />
kann das Leben<br />
von Menschen zerstören.“<br />
14 Jahre ohne Albumveröffentlichung – da kann man schon mal<br />
an eine (Neu-) Vorstellung denken. Daher in aller Kürze: Camerata<br />
Mediolanense ist ein Ensemble aus Mailand, das in den Jahren 1994<br />
bis 1999 im Neo Folk oder auch der Neo-Klassik beheimatet war. Wie<br />
so viele Neo Folk-Bands, mussten auch sie sich die Vorwürfe rechter<br />
Tendenzen gefallen lassen. Trauriger Höhepunkt: Freiburg im Jahre<br />
2008, als einige Vermummte vor Auftrittsbeginn den Veranstaltungsort<br />
stürmten und diesen samt Equipment auseinandernahmen. Doch das<br />
ist lange her. Die Täter von einst sind bestraft, Camerata Mediolanense<br />
– so die Band – amtlich rehabilitiert und nun mit Recht stolz auf das,<br />
was sie eben vollendet haben...<br />
<strong>Orkus</strong>: Es war einige Jahre sehr still um euch. Wie kam es zu der – zumindest<br />
für Außenstehende – sehr langen Pause?<br />
Elena Previdi: Ich bin die Autorin der gesamten Musik und des Konzepts<br />
von Camerata Mediolanense, und während dieser langen Zeitspanne hatte<br />
ich andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren musste. Ich war besonders<br />
an der Entwicklung meiner theoretischen Kenntnisse interessiert. Allerdings<br />
hat Camerata Mediolanense nie eine wirkliche Pause eingelegt: Wir haben<br />
kleine Dinge veröffentlicht (einige Schallplatten in limitierter Auflage, eine<br />
Live-CD, eine CD-Sammlung), und vor allem spielten wir Konzerte, da wir<br />
feststellten, wie sehr wir bei unserem Publikum gefragt waren. So verging<br />
die Zeit wie im Fluge. Dann irgendwann, vor etwa vier Jahren, begann ich,<br />
das Konzept für Vertute, Honor, Bellezza auszuarbeiten, und es hatte schnell<br />
höchste Priorität.<br />
O: Du sprichst von theoretischen Kenntnissen in Bezug auf Musik, richtig?<br />
Das lässt auf eine berufliche Tätigkeit in diesem Bereich schließen (?).<br />
EP: In erster Linie bin ich Musikerin und arbeite hauptsächlich für Camerata<br />
Mediolanense, manchmal auch für andere Künstler. Außerdem bin ich noch<br />
Musikhistorikerin. Mein spezielles Interesse gilt der Barockperiode und der<br />
Geschichte der Musikinstrumente, wobei mich andere Bereiche natürlich<br />
auch interessieren.<br />
O: Das erklärt dann auch, warum du gewissermaßen auf dem Sprung bist<br />
zum „Congress on Art, Literature and urban Gothic Culture“. Ich nehme an,<br />
du trägst dort vor?<br />
EP: Genau. Der Kongress wurde von Pedro Ortega organisiert, einem<br />
spanischen Gelehrten, der auch unser Artbook bearbeitet hat, und ich spreche<br />
beim Kongress natürlich über Musik.<br />
O: Wie ging es weiter, nachdem das Konzept für das neue Album entwickelt<br />
war?<br />
EP: Nachdem die Musik in einer unglaublich kurzen Zeit fertig geschrieben<br />
war, begannen Trevor, Marco, Manuel und ich, die einzelnen Stücke<br />
nacheinander zu arrangieren. Es versteht sich von selbst, dass Camerata<br />
Mediolanense ohne die drei nicht existieren würde. Wie dem auch sei,<br />
auch diese Arbeitsschritte benötigten nicht allzu viel Zeit. Die meiste Zeit<br />
verschlang tatsächlich das komplexe Artwork des Projekts!<br />
O: Sehr gut vorstellbar. Ich habe bereits Bilder des Artbooks gesehen. Es ist<br />
wirklich mehr als komplex.<br />
EP: Ja, es ist ein echtes Buch mit 84 großen Seiten. Die einzelnen Seiten<br />
haben etwa die Größe einer LP. Wie gesagt, wurde es von Pedro Ortega<br />
<strong>Orkus</strong>! - 45
earbeitet, einem langjährigen Freund und Unterstützer von<br />
Camerata Mediolanense. Dort finden sich dann mehrere Essays<br />
in englischer Sprache, verfasst von verschiedenen Autoren. Sie<br />
behandeln Camerata Mediolanense, Francesco Petrarca, einen der<br />
Väter der italienischen Sprache und Literatur (seine Texte sind es,<br />
die auf Vertute, Honor, Bellezza vertont wurden – Anm.d.Verf.),<br />
und den venezianischen Maler Saturno Buttò, der die Bilder zu<br />
unseren zwölf Stücken kreiert hat. Sie sind hier, also im Artbook,<br />
noch beeindruckender, weil sie in großem Format zu sehen sind.<br />
Komplettiert wird die Oper durch die von uns verarbeiteten Texte<br />
Petrarcas und deren englische Übersetzungen.<br />
O: Wenn ich das alles so höre, erscheint es schwer vorstellbar,<br />
dass man euch in der Vergangenheit rechtsradikales Gedankengut<br />
unterstellt hat. Es scheint so gar nicht zu passen. Vermutlich nicht<br />
das angenehmste Thema, und doch würde mich interessieren, wie<br />
ihr mit derlei Angriffen umgeht (?).<br />
EP: Diese Frage ist absolut berechtigt, und ich danke dir<br />
im Gegenteil sehr, dass du sie stellst. Wir sind Opfer einer<br />
Ungerechtigkeit. Ich habe den Anspruch, absolut keine politischen<br />
Themen mit Camerata Mediolanenses Musik, Bebilderung,<br />
Texten und so weiter behandeln zu wollen. Eine „camerata“ ist ein<br />
Ensemble von Personen, die Musik machen und diese erforschen.<br />
Das wurde böswillig in eine „Kameradschaft“ umgewandelt. Für<br />
jeden kulturell gebildeten Menschen ist die Lächerlichkeit dahinter<br />
offensichtlich. Aber durch die Möglichkeiten des Internets, über<br />
das auch falsche und gefälschte Neuigkeiten verbreitet werden,<br />
die ohne Kontrolle und Filter von einer Website zur nächsten<br />
weiterverbreitet werden, wird dies zu einer „Wahrheit“. Das ist<br />
sehr gefährlich, denn diese Art der Anschuldigung kann das Leben<br />
von Menschen zerstören. Und das hätte uns am 11. Oktober<br />
2008 passieren können, als wir von über 20 maskierten Personen<br />
während eines Soundchecks in Freiburg im Üechtland attackiert<br />
wurden. Wir hatten noch Glück, da niemand von uns verletzt<br />
worden ist, während all unsere Instrumente zerstört wurden.<br />
Einige Monate später wurden diese Kriminellen gefunden und<br />
festgenommen. Anschließend gab es einen langen Prozess, und<br />
fast alle Täter wurden verurteilt – wir warten nun nur noch auf<br />
die letzten drei Bestätigungen. Während des Prozesses konnten<br />
keinerlei Verbindungen von Camerata Mediolanense in deren<br />
20-jähriger Existenz zur rechtsextremen Szene nachgewiesen<br />
werden. Genauer gesagt, konnten überhaupt keine politischen<br />
Verbindungen nachgewiesen werden. Dass so sehr auf die<br />
Durchleuchtung unseres Hintergrunds bestanden wurde und<br />
dieser Prozess so lange anhielt, war für uns nur schwer hinnehmbar<br />
(da wir die Opfer waren und nicht die Täter...), doch letztendlich<br />
stellte sich das Ganze als sehr nützlich für uns heraus, da es die<br />
eindeutige Wahrheit über uns offenbarte. Durch diesen Prozess<br />
wurde alles, wofür Camerata Mediolanense steht, besser dargestellt<br />
und deutlicher gemacht als je zuvor. Und das ist nun Geschichte.<br />
Die Affäre von Freiburg ist aber auch eine dramatische Warnung<br />
vor Ignoranz und blinder Ideologie, vollkommen gleichgültig,<br />
welche Farbe sie hat.<br />
www.cameratamediolanense.it<br />
Doreen Krase<br />
Discographie (Alben):<br />
Musica Reservata (1994)<br />
Campo di Marte (1996)<br />
Madrigali (1999)<br />
MDXXX (live, 2010)<br />
Vertute, Honor, Bellezza (2013)
Nachttanz<br />
Dunkelparty auf Carl<br />
JEDEN 1. SAMSTAG IM MONAT / 22 UHR<br />
Kein VVK / AK 5 EUR<br />
FLOOR 1<br />
DJ Alexx Botox<br />
EBM / INDUSTRIAL / FUTUREPOP<br />
FLOOR 2<br />
DJs Georg + Dejan<br />
80‘S / WAVE / GOTHIC / POSTPUNK<br />
Zeche Carl / Wilhelm-Nieswandt-Allee 100 / 45326 Essen<br />
FACEBOOK.COM/NACHTTANZESSEN<br />
Hoernerfest<br />
hoernerfest<br />
open air musik festival<br />
rund um mittelalter,<br />
folk und rock<br />
mit großem mittelaltermarkt, lager und camping<br />
in brande-hörnerkirchen bei elmshorn/hamburg<br />
fr. 28.6. bis Sa. 29.6.2013<br />
2 tageskarte 38 taler incl. camping und vvk<br />
zu erwerben bei: www.hoernerfest.de<br />
www.HellionRecords.de | Pilindi Itzehoe<br />
www.battle-merchant.com | RemedyRecords HH<br />
alle Ad-Ticket + Ticketmaster VVK-Stellen<br />
www.hoernerfest.de | 04127 / 92 99 81
48 - <strong>Orkus</strong>!
„Das Einzige, was mir wirklich Angst macht,<br />
ist die Überbevölkerung.“<br />
Im Wirtschaftsleben ist es gar nicht unüblich, dass das Personal in entscheidenden Positionen hin und wieder<br />
ausgetauscht wird. Entweder war man ohnehin unzufrieden, oder man möchte einfach ein wenig frischen<br />
Wind in die Firma bringen – was oft bleibt, sind die sogenannten Großkopferten. Auch Bill Leeb hat im Laufe<br />
seiner 27 Jahre andauernden Karriere mit Front Line Assembly eine ganze Menge Mitarbeiter verschlissen...<br />
und das mit Erfolg, führt man sich die meist herausragenden Werke zu Gemüte. Wie schaut es also bei<br />
Echogenetic aus, und was macht eigentlich Bills On/Off-Beziehung mit seinem langjährigen Kompagnon<br />
Rhys Fulber?<br />
Bill Leeb: Man mag es kaum glauben, aber ich bin<br />
dieses Album tatsächlich mit den gleichen Mitstreitern<br />
angegangen, wie ich sie in den letzten Jahren auch hatte.<br />
Vor allem Jeremy Inkel und Jared Slingerland sind<br />
inzwischen so etwas wie der feste Kern und das jugendliche<br />
Gesicht Front Line Assemblys geworden. Sie verkörpern<br />
den jugendlichen Drive, den die Band allemal nötig hatte.<br />
Die Arbeit mit ihnen unterscheidet sich komplett von<br />
der Methode, die Rhys und ich jahrelang pflegten. In der<br />
Hinsicht sorgt neues Personal tatsächlich immer wieder für<br />
frischen Wind.<br />
<strong>Orkus</strong>: Inwiefern unterschied sich die Arbeit denn?<br />
BL: Wir hatten für Echogenetic hauptsächlich drei<br />
Arbeitsplätze: Jareds, Jeremys und meinen. Dazu kamen<br />
noch Craig Joseph Huxtable und Sasha Keevill, die ebenfalls<br />
ihre Finger im Spiel hatten. Jeder hat für sich an Ideen und<br />
Songs gewerkelt und zum Teil auch bereits die Vorschläge<br />
der anderen überarbeitet. Später haben wir uns dann eine<br />
Woche im Studio getroffen, alles zusammengeführt und den<br />
Tracks den letzten Schliff verpasst. Diese Vorgehensweise<br />
ist für mich ziemlich spannend, denn Rhys und ich haben<br />
ein Album meist erst gemeinsam im Studio geschrieben<br />
und erarbeitet. Ganz ehrlich? An solchen Dingen merke<br />
ich manchmal, dass ich so langsam zum alten Eisen gehöre<br />
und recht eingefahren war.<br />
O: Das klingt, als ob du nicht mehr der alleinige<br />
Entscheider bei Front Line Assembly wärst?<br />
BL: Vielleicht sind die Rollen mittlerweile ein wenig<br />
gleichmäßiger verteilt, aber auch wenn ich nie eine Art<br />
Führer sein wollte, muss irgendjemand ja die Zügel in der<br />
Hand halten. So ist es immer noch; alles steht und fällt<br />
mit meinem Urteil, und ich treffe in aller Regel die finalen<br />
Entscheidungen.<br />
O: Und das Verhältnis zu Rhys...?<br />
BL: Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir telefonieren<br />
noch immer häufig, und wenn es klappt, werden wir auch<br />
weiterhin zusammen Songs schreiben und aufnehmen,<br />
aber ich warte nicht, bis unsere beiden Terminkalender<br />
mal übereinstimmen. Bei Front Line Assembly herrscht<br />
nun mal ein reges Kommen und Gehen, und Rhys hatte<br />
ja bereits eine Pause, als er sich vor ein paar Jahren lieber<br />
auf seine Produzententätigkeit mit Fear Factory oder auch<br />
Paradise Lost konzentrieren wollte. Eine Band funktioniert<br />
nur als gutes Team, und da haben wir gerade eine sehr gute<br />
Basis – mit mir als erfahrener Abwehrreihe und im Angriff<br />
mit regelmäßig wechselnden, frischen Stürmern. Da kann<br />
doch eigentlich gar nichts schiefgehen. (lacht)<br />
O: Du hast mit Front Line Assembly fast 20 Alben auf dem<br />
Buckel. Gibt es einen Zeitpunkt, an dem für dich Schluss<br />
ist?<br />
BL: Man sollte Musik nicht als etwas Vergängliches<br />
sehen und ihr einen Schlusspunkt geben. Für mich ist<br />
der Kreislauf „Songwriting, Albumrelease, Touren“ keine<br />
Arbeit, der ich bewusst ein Ende setzen möchte, sondern<br />
vielmehr eine Lebenseinstellung. Ich lasse es einfach laufen<br />
und gehe fest davon aus, dass mir das Leben schon die<br />
<strong>Orkus</strong>! - 49
ichtigen Entscheidungen diktieren wird. In dem Moment,<br />
wo sich Jimmy Page und Robert Plant nach dem Ende Led<br />
Zeppelins dasselbe gesagt haben, gewann ihr gemeinsames<br />
Album einen „Grammy“. Auch die Rolling Stones sind das<br />
perfekte Beispiel... sie gehen wieder auf Tour, ihre Konzerte<br />
sind ausverkauft, und dabei haben sie das Geld überhaupt<br />
nicht nötig. Zudem gibt es in unserer Szene doch viel zu<br />
wenige Bands, die irgendeine langfristige Relevanz haben<br />
und uns ablösen könnten, oder was denkst du, warum<br />
auch Skinny Puppy immer noch so fleißig sind? Nein, ich<br />
werde ganz sicher Musik machen, bis ich irgendwann unter<br />
der Erde liege. Ob die Songs dann gut oder schlecht sind,<br />
interessiert aber bis dahin wahrscheinlich nur noch mich.<br />
O: Kommen wir zu Echogenetic, mit dem du endlich die<br />
Ankündigungen wahr machst, ein rein elektronisches<br />
Album zu veröffentlichen. Das Ergebnis klingt wie eine<br />
getunte Version der frühen Neunziger und wird Fans und<br />
Kritiker begeistern. Wolltest du geliebt werden?<br />
BL: (lacht) Ach, wurde ich das nicht eigentlich immer?<br />
Ich bin der Meinung, dass das Leben zu einem nicht<br />
unbeträchtlichen Teil in regelmäßigen Kreisläufen geschieht<br />
und irgendwann Anfang und Ende zusammenfinden. Als<br />
wir begonnen haben, waren wir von den Einstürzenden<br />
Neubauten, Can oder Kraftwerk inspiriert. Irgendwann<br />
folgten dann Ministry, die Revolting Cocks oder Nine Inch<br />
Nails und gaben mit ihrem Stilcrossover dem Industrial<br />
Namen und Gesicht. In dem Moment, in dem etwas so<br />
groß rauskommt, wird man natürlich dadurch beeinflusst,<br />
und darum waren in den letzten Jahren auch verstärkt<br />
Gitarrensamples auf den Alben zu hören. Inzwischen wurde<br />
es einfach Zeit, ein Stück des Weges zurückzugehen, und<br />
es ist ja nicht so, dass wir ein altmodisches Album gemacht<br />
hätten. Das wäre heute wohl auch schwerlich möglich,<br />
denn als ich mit Skinny Puppy anfing, hatten wir noch<br />
nicht mal richtige Computer. Aber ist es nicht amüsant,<br />
dass Skinny Puppy mit Weapon aktuell den gleichen Weg<br />
gehen?<br />
O: Bist du generell jemand, der ab und an zurückschaut,<br />
oder ist dein Blick immer in die Zukunft gerichtet?<br />
BL: Während uns die jüngere Generation gerne<br />
weismachen will, dass wir im Moment zu leben haben,<br />
bin ich der Meinung, dass es ebenso wichtig ist, die<br />
Vergangenheit im Blick zu haben. Wenn man nicht weiß,<br />
wo man herkommt, hat man meines Erachtens auch<br />
keine Zukunft, um die man sich kümmern muss. Man<br />
lernt doch schließlich aus seinen Fehlern und sammelt<br />
Erfahrungen. Ohne die entsprechende Vergangenheit<br />
hätten große Bands wie Depeche Mode doch gar nicht die<br />
Möglichkeit, immer wieder Tausende Fans zu mobilisieren<br />
und Konzerte rund um den Globus zu spielen. Das geht<br />
nur, wenn man sich der Vergangenheit bewusst ist und es<br />
schafft, die Erfahrungen – und in diesem Fall die Fans –<br />
in die nächste Epoche mitzunehmen. Kaum vorzustellen,<br />
dass man auf dem Totenbett liegt und sich keinerlei großer<br />
Momente seines Lebens erinnert, weil alles wie im Rausch<br />
an einem vorbeigezogen ist. Nein, man muss auch mal<br />
entschleunigen und sich seines Lebens bewusst werden. Wo<br />
ich das so erzähle, klingt es schon ein wenig altersmilde,<br />
oder? Tja, man denkt halt im Alter einfach mehr nach.<br />
O: Gibt es etwas in der Zukunft, das dir Angst macht?<br />
BL: Vielleicht sollte man weniger über so etwas reden,<br />
sondern das Leben kurz vorspulen, schauen und dann<br />
wieder zum Ausgangspunkt springen. Man kann natürlich<br />
nie wissen, wie sich die Dinge speziell ökologisch<br />
entwickeln werden, aber ich habe das Gefühl, dass wir<br />
heute viel besser wissen, wie wir die Umwelt schützen<br />
müssen, und es auch tun. Aber eventuell kolonisieren wir<br />
in einigen Jahren bereits andere Planeten? Vielmehr sollten<br />
wir das unbedingt tun, denn das Einzige, was mir wirklich<br />
Angst macht, ist die Überbevölkerung. Der Platz reicht<br />
doch in manchen Landstrichen schon jetzt nicht aus. Wie<br />
wird das also in Zukunft sein? Und was wird passieren? Ich<br />
befürchte, dass die Menschheit mehr als einen Krieg um<br />
Land erleben wird.<br />
O: In unserem Interview zum letzten Album von Delerium<br />
hast du dich selbst gefragt, ob es wohl Menschen gibt, die<br />
tatsächlich noch düsteren Industrial hören wollen. Willst<br />
du das mit Echogenetic nun selbst auch noch überprüfen?<br />
BL: An dem Tag hat wahrscheinlich der glückliche und<br />
freudestrahlende Typ in mir gesprochen, und der ist<br />
tatsächlich nicht selten der Meinung, dass ich eigentlich<br />
einfach nur mit Delerium weitermachen sollte. Da die<br />
Körperchemie ja aber scheinbar meint, dass man nicht zu<br />
glücklich und ausgeglichen sein sollte, gibt es halt auch<br />
die düsteren Tage, die sich dann für Alben mit Front Line<br />
Assembly eignen. Ich kann mit beiden Seiten sehr gut<br />
leben, und ich weiß, dass es vielen Menschen so geht, sie<br />
aber nicht darüber reden wollen. Für mich ist es wichtig,<br />
die Düsternis auch auszuleben, um wieder Platz für sonnige<br />
Tage zu schaffen und mich selbst zu erden.<br />
O: Zum Glück lebst du deine dunkle Seite auf Tonträger<br />
aus und kannst uns darum auch etwas zum Inhalt von<br />
Echogenetic erzählen.<br />
BL: Es ist ganz sicher kein positives Bild unserer Zeit,<br />
welches ich hier zeichne, denn es gibt so viele Punkte,<br />
die gerade furchtbar schieflaufen. Man hat das Gefühl,<br />
dass wir in einer Konsumgesellschaft gefangen sind, aus<br />
der es kein Entrinnen gibt, oder kannst du dir vorstellen,<br />
ohne Smartphone zu leben? Schau dir doch die ganzen<br />
Leute an, die Hunderte Freunde auf Facebook haben,<br />
aber niemanden, mit dem sie sich abends treffen und<br />
dem sie ihre Probleme erzählen können. Doch auch wenn<br />
man kein Teil dieses Systems sein möchte, muss man in<br />
vielen Bereichen einfach mitmachen, und das frustriert<br />
und deprimiert mich wahnsinnig. Daher kommt auch<br />
der Albumtitel: Ein Ultraschallsignal kann ich zwar nicht<br />
hören, aber es kann ein Bild zeichnen. Von Depressionen<br />
hingegen kann man zwar kein Bild zeichnen, aber ich kann<br />
sie niederschreiben und in Liedern verarbeiten. Ich stelle<br />
50 - <strong>Orkus</strong>!
mir sehr oft die Frage, was ich in meinem<br />
Leben noch tun kann, um am Ende aller<br />
Tage einen Unterschied gemacht oder etwas<br />
erreicht zu haben. Zum Glück finde ich mit<br />
der Musik meist eine gute Antwort darauf.<br />
O: Eine andere Möglichkeit der Verarbeitung<br />
wäre es doch auch, auf Tour zu gehen, oder?<br />
Und da gönnt ihr uns im August zusammen<br />
mit Haujobb ein Line-Up der Extraklasse...<br />
BL: ... stimmt, auf Tour muss ich mich<br />
eher selten um mein Gemüt kümmern,<br />
denn da gibt es andere Dinge, auf die ich<br />
mich konzentriere. Haujobb waren meine<br />
persönliche Wahl als Partner; ich kenne und<br />
schätze Daniel Myer schon eine ganze Weile.<br />
Wir haben ja bereits ein paar Touren gemacht,<br />
eine Menge davon mit Supportbands, die<br />
keine Sau interessiert haben. Ich bin sicher,<br />
dass das mit Haujobb völlig anders ist, und<br />
ich sehe sie auch weniger als Vorgruppe und<br />
denke, dass die Zuschauer an diesen Abenden<br />
für ihr Geld zwei gleichberechtigte Bands<br />
nacheinander auf der Bühne sehen werden.<br />
www.mindphaser.com<br />
Lars Schubert<br />
Photos: Troy Sobotka<br />
Discographie (Alben):<br />
State of Mind (1987)<br />
The Initial Command (1987)<br />
Corrosion (1988)<br />
Gashed Senses & Crossfire (1989)<br />
Caustic Grip (1990)<br />
Tactical Neural Implant (1992)<br />
Millennium (1994)<br />
Hard Wired (1995)<br />
Live Wired (live, 1996)<br />
[FLA]vour of the weak (1997)<br />
Implode (1999)<br />
Epitaph (2001)<br />
Civilization (2004)<br />
Artificial Soldier (2006)<br />
Improvised Electronic Device (2010)<br />
Echogenetic (2013)<br />
TRICKY FALSE IDOLS<br />
D E L U X E E D I T I O N A V A I L A B L E<br />
B E S P O K E P A C K A G I N G<br />
L I M I T E D P O S T E R W I T H L Y R I C S<br />
T R I C K Y S T I C K E R & B O N U S T R A C K<br />
27.05.13<br />
FALSE IDOLS<br />
FALSE IDOLS IN ASSOCIATION WITH K7 RECORDS
„Schicksal sollte niemals Flucht sein.“<br />
(Martin Schindler)<br />
Mindestens ein Doppelalbum braucht es schon, will man das unentwegt kreative Schaffen der deutschen Gothic Rock-Ikonen Mantus<br />
im Rahmen einer „Best Of“-Veröffentlichung auch nur annähernd reflektieren. Fatum bildet solch einen Rückblick für die Jahre 2000<br />
bis 2012 und zeigt eindrucksvoll, mit welch zeitloser Intensität und Nachhaltigkeit, Leidenschaft, Härte und Poesie, Romantik, Trauer<br />
oder Aufbegehren die Werke der Band unsere Szene bereichern. Natürlich bietet Fatum auch Neues, wie das Duo erzählt.<br />
<strong>Orkus</strong>: „Im religiösen Denken der Römer und in der Literatur (besonders<br />
bei Vergil) spielte das Fatum eine wichtige Rolle als sinnvolle Ordnung der<br />
Weltgeschichte.“ So heißt es im Wiktionary. Nimmt euer neues Release eine<br />
ähnliche Rolle ein?<br />
Martin Schindler: Das wäre sicher etwas zu hoch gegriffen, aber ich habe<br />
die Betitelung Fatum schon mit entsprechenden Hintergedanken gewählt.<br />
Mantus ist und war immer viel mehr für mich als nur ein Musikprojekt.<br />
Alle Entwicklungen und Geschehnisse waren auch direkt mit meiner Person<br />
und mit meiner Lebenssituation verbunden, und das spiegelt sich in der<br />
Musik und den Texten auf den jeweiligen Alben wider. Deshalb glaube ich,<br />
dass alles, was mit Mantus hervorgebracht wurde, genau so seine Richtigkeit<br />
hat und zwangsläufig so zum Ausdruck kommen musste. Mantus in seiner<br />
Gesamtheit ist für mich zum Schicksal geworden, und ich kann mir nicht<br />
vorstellen, wie mein Leben aussehen würde, wenn es die Musik nicht gäbe.<br />
O: „Fatum“ war bei den Römern der Schicksalsbegriff. Wie steht ihr zum<br />
Schicksal?<br />
MS: Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist immer mit der Vorstellung<br />
an eine jenseitige, übernatürliche, also an eine göttliche Instanz verbunden.<br />
So verstehe und verwende ich den Schicksalsbegriff nicht. Der Mensch<br />
kämpft seit Jahr und Tag mit der Frage nach seiner persönlichen Freiheit.<br />
Und er merkt, dass ihm bestimmte Dinge und Eigenschaften vorgegeben<br />
scheinen, auf die er keinen direkten Einfluss haben kann. Ich denke, dass<br />
jedem Menschen auf dieser Welt eine bestimmte Rolle zugedacht ist, die er<br />
für sich annehmen kann, wenn er sein wirkliches Wesen und seinen wahren<br />
Charakter erkannt hat. Nietzsche sagt: „Werde, der du bist“, und ich glaube,<br />
das trifft es im Kern sehr gut. Schicksal sollte niemals die Flucht vor sich selbst<br />
oder der eigenen Verantwortung sein.<br />
Chiara Amberia: Als chronisch ungläubiger Mensch ist auch meine<br />
Vorstellung von Schicksal – so es das denn gibt – sehr agnostisch. Ich glaube<br />
nicht daran, dass ein Mensch einen einzigen Weg hat, den er gehen muss<br />
und wird, egal was kommt. Ich stelle mir Schicksal eher wie ein Netz vieler<br />
Möglichkeiten vor, in welchem man seinen persönlichen Lebensweg findet,<br />
indem man sich an Weggabelungen bewusst für oder gegen ein Abbiegen<br />
entscheidet. Ich glaube nicht, dass wir gefangen sind in einer mystischen<br />
Transzendenz, sondern dass wir mithilfe von Verstand, Kraft und Glück<br />
zumindest die Richtung unserer Geschicke lenken können.<br />
O: Was war euer bis dato letztes Erlebnis, das ihr automatisch mit dem<br />
Schicksalsbegriff in Verbindung gebracht habt?<br />
CA: (lächelt) Meine schicksalhafte Begegnung mit Martin, die zur<br />
Zusammenarbeit bei Mantus führte.<br />
MS: (lächelt ebenfalls) Das lasse ich so stehen.<br />
O: Nun gab es mit Chronik bereits 2006 ein „Best Of“-Werk von Mantus.<br />
Trotzdem umfasst eure Retrospektive auf Fatum den kompletten Zeitraum<br />
2000 bis 2012...<br />
MS: Anfangs gab es bei mir auch diese Überlegung, ob man die beiden<br />
Schaffensperioden von Mantus trennen sollte. Aber ich dachte mir auch,<br />
dass es eigentlich doch zusammengehört und wir mit der „Best Of“ einen<br />
Gesamtüberblick geben sollten. Da es jedoch bereits die Chronik gibt, haben<br />
wir das Augenmerk leicht auf die spätere Periode, ab dem Requiem-Album,<br />
gelegt.<br />
O: Martin, hast du nach dem unglaublichen Tempo neuer Veröffentlichungen<br />
in den vergangenen Jahren selbst einmal zur eigenen Reflexion über das<br />
Geschaffene innehalten wollen oder müssen?<br />
MS: Hin und wieder nehme ich mir die Zeit und versuche, mir die<br />
vergangenen Alben wieder zu vergegenwärtigen. Aber der Wunsch oder, besser:<br />
der Drang in mir nach neuer Musik und dem kreativen Schaffensprozess<br />
überwiegt. Tage oder gar Wochen, in denen ich nicht wenigstens ein bisschen<br />
in meinem dunklen Studiokeller sitzen kann, um etwas Neues entstehen zu<br />
lassen, empfinde ich als schwierig.<br />
O: Ein paar eurer älteren Lieder erscheinen jetzt auf Fatum als „Remake“.<br />
Warum die Notwendigkeit, diese zu bearbeiten? Um sie in die „Chiara-Ära“<br />
zu überführen?<br />
CA: Der Wechsel der weiblichen Stimme bei Mantus ist für alteingesessene<br />
Fans schon ein bedeutsamer Einschnitt. Mit den Remakes kann man<br />
vielleicht demonstrieren, dass sich zwar einiges ändert – weil ich einfach<br />
nicht Thalia bin und auch nicht versuchen möchte, sie zu kopieren; dazu<br />
ist ihre Rolle als eigenständige Künstlerin zu groß –, dass aber der Geist der<br />
Musik der gleiche bleibt.<br />
MS: Der Gesang bei Kleiner Engel flügellos und Wie ein Engel stammt bei<br />
den Remakes von Chiara, und ich kann mir vorstellen, dass es für einige<br />
52 - <strong>Orkus</strong>!
Fans interessant sein kann, diese älteren Stücke nun mit ihrer Stimme<br />
zu hören. Phönix und Gemeinsam in den Tod stammen vom Album<br />
Fremde Welten, das produktionstechnisch sicher kein Meisterwerk ist.<br />
Auch deshalb wollte ich diese beiden Stücke mit einem guten, aktuellen<br />
Sound versehen. Der Charakter der Lieder ist jedoch grundsätzlich<br />
gleich geblieben.<br />
O: Mit Trauma habt ihr einen ganz neuen Track integriert. Wird es das<br />
Stück später auch auf einem anderen Album geben?<br />
MS: Dieser Song ist prinzipiell nur für die „Best Of“ gedacht. Ob er<br />
noch mal auf einer anderen Veröffentlichung erscheinen wird, kann ich<br />
jetzt noch nicht sagen. Wenn sich jemand wegen eines neuen Titels oder<br />
vier Remakes nicht ein ganzes „Best Of“-Doppelalbum kaufen möchte,<br />
verstehe ich das. Derjenige kann dann immer noch beispielsweise allein<br />
Trauma als Download erwerben.<br />
O: Kauft ihr privat „Best Of“-Releases von Gruppen, die ihr mögt?<br />
Welches habt ihr zuletzt erworben?<br />
MS: Ich habe nichts gegen „Best Of“-Veröffentlichungen, finde sie für<br />
mich aber meist dann sinnvoll, wenn ich entweder eine Band nicht gut<br />
kenne oder eben nicht alle Songs gut finde. Meine letzte „Best Of“ war,<br />
glaube ich, von Goethes Erben.<br />
CA: Ich kaufe gern „Best Of“-Alben von Bands, die ich mag, manchmal<br />
aber auch von Bands, deren Werk ich noch nicht so gut kenne, um<br />
mich vertrauter mit den Songs zu machen. Auf einer „Best Of“ zeigt<br />
eine Band ja auch, welche Songs in ihrem Selbstverständnis am ehesten<br />
den persönlichen Stil ausdrücken. Meine letzte „Best Of“ habe ich nach<br />
der Tour mit <strong>ASP</strong> gekauft: Horror Vacui.<br />
www.mantus.de<br />
Axel Schön<br />
Discographie (Alben):<br />
Liebe und Tod (2000)<br />
Abschied (2001)<br />
Fremde Welten (2002)<br />
Weg ins Paradies (2003)<br />
Ein Hauch von Wirklichkeit (2004)<br />
Zeit muss enden (2005)<br />
Requiem (2009)<br />
Demut (2010)<br />
Die Hochzeit von Himmel und Hölle (2010)<br />
Zeichen (2011)<br />
Wölfe (2012)<br />
Line-Up:<br />
Martin Schindler – Texte, Musik, Gesang, Instrumente<br />
Chiara Amberia – Gesang
„Wir haben keine Angst,<br />
als untrue zu gelten.“<br />
Der Narrenzirkus ist los! Bereits 2006 hatte Tim Strouken den<br />
ersten Stein gesetzt und als Solo-Projekt ein Demo herausgebracht,<br />
aber es dauerte noch ein wenig, bis sich Circus of Fools wahrhaftig<br />
bemerkbar machten. 2012 wurde die Band neu gegründet, und jetzt<br />
erwartet uns die EP From a Distant Land. „Ich begann Songs online<br />
unter dem Namen Circus of Fools zu veröffentlichen. Dieser Name<br />
ist einfach ein Teil von mir geworden; er beschreibt zu gut, wie ich<br />
unsere Welt sehe. Wir sind ein Zirkus voller Narren mit einem sehr<br />
ausgeprägten Selbstzerstörungswahn“, plaudert Tim.<br />
Der Stil der Tübinger lässt sich definitiv nicht kategorisieren. Es<br />
gibt elektronische, rockige sowie theatrale Elemente. Manchmal<br />
wird es sehr brutal und roh, kurz darauf sanft und einfühlsam.<br />
Die Mischung macht’s. „Das Besondere an unserer Musik ist,<br />
dass wir nicht einfach wild zusammenstückeln, wie man vielleicht<br />
vermuten mag bei so vielen verschiedenen Einflüssen“, lacht<br />
Tim. „Nein, wir kreieren daraus einen unverkennbaren Sound.“<br />
Unverkennbar ist die EP ohne Frage... Ihre Texte lassen sich nach<br />
zwei Inspirationsquellen gliedern: Einige Tracks sind politisch,<br />
andere psychologisch motiviert. „Leider sind auch in der schwarzen<br />
Szene die Inhalte vieler Bands nur Alkohol und Frauen, die als<br />
reine Objekte behandelt werden – das kann ich nicht ausstehen!“<br />
Diesem Klischee wollen sie auf keinen Fall entsprechen. So prangert<br />
Inquisition gesellschaftliche, institutionalisierte Diskriminierung an,<br />
und beim Titelstück geht es um die Verzweiflung und den Wunsch,<br />
aufzugeben, wenn ein Mensch eine gravierende, körperliche<br />
Misshandlung erfahren hat.<br />
Am Debutalbum wird schon fleißig gearbeitet. „Die ersten Songs<br />
zeigen eine progressivere Richtung und werden etwas gitarrenlastiger<br />
sein“, verrät der Bandkopf, sichtlich zufrieden mit den bisherigen<br />
Ergebnissen. „Musikalisch gehen wir einen unkonventionellen<br />
Weg und haben auch keine Angst davor, als untrue zu gelten. Wir<br />
durchbrechen (Genre-) Grenzen und würden die Menschen gerne<br />
zusammenbringen. Wer weiß, was sich darüber hinaus für Tore<br />
auftun?“ Die Zukunft hat noch einiges für Circus of Fools in petto.<br />
Der Vorhang ist geöffnet!<br />
www.circusoffools.de<br />
Manuela Ausserhofer<br />
„Ich hatte meinen<br />
Zauberwald direkt vor<br />
der Haustür...“<br />
Sommer in Berlin: Die Sonne strahlt vom blauen, mit<br />
weißen Wolken besprenkelten Himmel, und aus dem<br />
achten Stock des Hotels hat man eine atemberaubend<br />
schöne Sicht auf die glitzernde Spree. Tarja sitzt auf einer<br />
Bank am Fenster und genießt den strahlenden Tag. In der<br />
folgenden halben Stunde gewährt die bildhübsche Finnin<br />
<strong>Orkus</strong>! ausführlich Einblick in den Entstehungsprozess<br />
ihres im August erscheinenden dritten Solo-Werks Colours<br />
In The Dark und ihr Leben als frischgebackene Mutter.<br />
<strong>Orkus</strong>: Bei einem früheren Gespräch hast du verraten, dass dir die<br />
Titel für deine Vorgängeralben schon sehr bald einfielen. War das<br />
dieses Mal genauso?<br />
Tarja Turunen: Es war tatsächlich das absolute Gegenteil, was<br />
mich zwischendrin ziemlich erschreckt hat. Ich habe, von heute aus<br />
betrachtet, bereits vor zwei beziehungsweise zweieinhalb Jahren die<br />
54 - <strong>Orkus</strong>!
ersten Stücke für diese Platte geschrieben. Die Songs brachen einfach<br />
so aus mir heraus, wo auch immer ich gerade war; starke Geschichten<br />
über das Leben und persönliche Themen. Doch plötzlich fiel mir auf,<br />
dass ich noch immer keinen Titel hatte. Textlich sind die Lieder relativ<br />
unzusammenhängend, also setzte ich mich, nachdem alles fertig war,<br />
hin und dachte intensiv nach, welcher Name am besten passen würde.<br />
Mir war allerdings schnell klar: es musste etwas mit Farben zu tun<br />
haben, denn das Album hat viele Klangfarben, und ich habe versucht,<br />
mit der Musik ausdrucksstarke Bilder zu malen. Es gibt aber auch<br />
immer noch viel Dunkelheit, und so kam ich beim Brainstormen mit<br />
meinem Mann auf Colours In The Dark.<br />
O: Der Track Darkness wirkt wie eine Reflexion über die eigenen<br />
Ängste und Unsicherheiten. Mit welchen Phobien hast du zu kämpfen?<br />
TT: Darkness ist ursprünglich ein Stück von Peter Gabriel. Ich war<br />
schon immer ein großer Fan von ihm und habe mich schließlich<br />
an ein Cover getraut. Meine Ängste tauchen meist im Umgang mit<br />
Menschen auf. Vermutlich stammt es noch aus Schultagen, weil ich<br />
lange Zeit stark gemobbt wurde. Die Jungs waren nicht diejenigen,<br />
die grausam zu mir waren, mit denen kam ich immer gut zurecht. Bis<br />
heute habe ich viele gute männliche Freunde, ich bin irgendwie seit<br />
jeher von Männern umgeben. Nach dieser Erfahrung habe ich immer<br />
noch Schwierigkeiten, mich Menschen gegenüber frei auszudrücken.<br />
Ich lasse mir oft zu viel gefallen und hasse es, in schwierige Situationen<br />
zu geraten, in denen ich mich verteidigen muss, es jedoch nur schwer<br />
kann. Vor allem mein Mann war mir in solchen Situationen eine riesige<br />
Hilfe, zum Beispiel, nachdem ich aus der Band gefeuert wurde. Ohne<br />
ihn, meine Familie und auch meine Fans wüsste ich nicht, wo ich heute<br />
wäre.<br />
O: In der Gothic-Szene geht es sehr viel um die Faszination der dunklen<br />
Seite. Was bedeutet Dunkelheit für dich?<br />
TT: Es ist nicht der Ort, an dem ich Musik schreibe; ich brauche Licht,<br />
um Musik zu erschaffen. Allerdings gibt mir die Dunkelheit auch sehr<br />
viel positive Energie. Zum Beispiel haben wir hier eine wundervolle<br />
Aussicht über Berlin, und von meinem Zuhause aus habe ich einen<br />
phantastischen Blick über Buenos Aires. Wenn der Abend kommt und<br />
langsam alle Lichter in der Stadt angehen, kann ich endlich mal tief<br />
durchatmen. Gerade zu dieser Zeit, wenn die Stadt ein wenig stiller<br />
wird, liegt sehr viel schöne Energie in der Luft, und die Dunkelheit<br />
versetzt mich in eine besondere Stimmung. Dieses dunkle Mädchen<br />
lebt immer in mir, sie ist einfach ein Teil von mir, und davor fürchte<br />
ich mich nicht.<br />
O: Würdest du sagen, die Tatsache, dass du Mutter geworden bist, hat<br />
deine Sicht aufs Leben verändert?<br />
TT: Zuerst hatte ich einen dickeren Bauch, jetzt habe ich einen dickeren<br />
Hintern. Wir sind seit März mit demselben Gepäck unterwegs, und<br />
ich freue mich bereits unglaublich darauf, im Juli endlich nach Hause<br />
zurückzukehren und einen Privattrainer anzuheuern, um wieder in<br />
Form zu kommen. Tue ich das nicht, überstehe ich wohl kaum die<br />
kommenden Rockshows. Ich habe mein Kind letztes Jahr im Juli<br />
gekriegt, danach hatte ich zwei bis drei Monate Zeit, um wieder<br />
fit zu werden. Dann folgte die klassische Tour mit Konzerten in<br />
Deutschland und Finnland, und kurz darauf hatte mein Mann eine<br />
Schulteroperation, was bedeutete, dass ich plötzlich mit zwei Babys<br />
dasaß. Nun sind wir erneut unterwegs, und allmählich brauche ich<br />
eine Verschnaufpause.<br />
O: Hältst du Argentinien für ein gutes Land, um ein Kind großzuziehen?<br />
TT: Buenos Aires bietet sicherlich keine sehr kinderfreundliche<br />
Umgebung. Hier ein Kind großzuziehen, kann sehr beängstigend sein,<br />
denn ich selbst bin in einem winzigen Dorf geboren. Ich hatte meinen<br />
Zauberwald direkt vor der Haustür und bin, wann immer ich wollte,<br />
für Stunden dorthin entschwunden. Das war ein tolles Leben, sehr im<br />
Einklang mit der Natur. Mir und meinem Mann ist es daher wichtig,<br />
dass auch unsere Tochter diese Art von Leben zumindest ansatzweise<br />
kennenlernen kann, und wir versuchen alles, um dies zu ermöglichen.<br />
www.tarjaturunen.com<br />
Isabell Köster<br />
Photo: Eugenio Mazzinghi<br />
Discographie (Alben):<br />
My Winter Storm (2007)<br />
What Lies Beneath (2010)<br />
Act I (live, 2012)<br />
Colours In The Dark (2013)
„Der Soundtrack zur Schlacht.“<br />
Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr. Mit In brennenden<br />
Himmeln präsentieren Schwarzer Engel ihr bis dato finsterstes<br />
Album. Die Apokalypse entströmt den epochal-wuchtigen<br />
Stücken stärker denn je, der Weltuntergang hat seinen<br />
offiziellen Soundtrack. Mastermind Dave Jason hat ganz<br />
eigene Vorstellungen vom großen Weltenbrand: „Ich stelle<br />
mir den Weltuntergang als feuriges Epos vor, an dessen Ende<br />
ein brennender Planet steht, der mit einem Donnerschlag<br />
explodiert und alles noch verbliebene Leben auslöscht.“ Das<br />
Drittwerk trägt seinen Titel nicht zufällig – es ist ebenjenes<br />
Szenario, welches die Stuttgarter klang- und wortgewaltig<br />
vertonen. Was danach folgt? „Ich glaube, dass es ein Leben<br />
nach dem Tod gibt“, so Dave. „Der Körper bleibt als leere<br />
Hülle zurück, aber der Geist lebt weiter.“<br />
Seit Anbeginn seiner Karriere hat sich der Herr der Krähen<br />
mit dem Tod auseinandergesetzt. Angst hat er trotzdem nicht<br />
vor ihm. „Ich stand aber schon ein bis zwei Mal an dem<br />
Punkt, an dem ich mir ziemlich sicher war, dass ich gleich<br />
sterben würde. Einer dieser Momente war beispielsweise,<br />
als ich in eine Propellermaschine in Sizilien gestiegen bin<br />
und mir hundertprozentig sicher war, dass das Flugzeug<br />
abstürzen würde und alle sterben würden. Da hatte ich im<br />
Flugzeug schon meinen Frieden mit der Welt gemacht.“<br />
Auf In brennenden Himmeln werden der Tod, das Ende, der<br />
Übertritt in die nächste Dimension eingehend thematisiert.<br />
Ja, der Tod dominiert das Ganze gar, thront mit seiner Sense<br />
über den epischen Dark Metal-Kompositionen. „Die Zeile<br />
Tod und Verderben, es werden alle sterben ist eines der lyrischen<br />
Leitmotive. Auch die Hymne für den Tod handelt davon... und<br />
zwar vom gemeinsamen Tod in der Schlacht.“<br />
Auf bislang drei Alben und zwei EPs verkündet Dave Jason<br />
seine Weltuntergangsphantasien, sechs Jahre sind seit<br />
der Bandgründung ins Land gezogen. Keine Frage, dass<br />
dieses Projekt den jungen Mastermind stark verändert hat.<br />
„Schwarzer Engel ist ein bedeutender Teil meines Lebens<br />
geworden“, nickt er. „Die Band dient mir häufig als Ventil<br />
für Aggression, Trauer und Euphorie. Die Musik ermöglicht<br />
es mir, mich auf eine vollkommen andere Art und Weise<br />
auszudrücken, als reine Sprache es vermag, und gleichzeitig<br />
meine eigenen Welten zu erschaffen.“ Symbolisch verwandelt<br />
sich Dave Jason dann in den schwarz geflügelten Herrn der<br />
Krähen, der die Legionen zum Kampf ruft. „In brennenden<br />
Himmeln ist Krieg. Krieg in der Musik!“, unterstreicht er.<br />
„Das Album ist der Soundtrack zur Schlacht. Die neuen<br />
Stücke handeln von feurigen Schlachten, Attentätern, Tod,<br />
Verderben, Rache und der Herrschaft des Bösen auf Erden.<br />
Geeint wird das Album von einem einzigen Element – Feuer.“<br />
Dass das aktuelle Opus das bisher aggressivste ist, wird schnell<br />
klar. Dave zufolge gibt es allerdings keine Grenzen... in welche<br />
Richtung auch immer. „Schwarzer Engel hat musikalisch<br />
noch nie Grenzen gekannt und wird auch weiterhin Grenzen<br />
überschreiten.“<br />
www.schwarzerengel.info<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
Apokalypse (2010)<br />
Träume einer Nacht (2011)<br />
In brennenden Himmeln (2013)<br />
56 - <strong>Orkus</strong>!
„Wer hassen will, der wird hassen.“<br />
Orphaned Land aus Israel sind mehr als eine<br />
Band. Sie sind Friedensbotschafter für eine<br />
ganze Region, die seit jeher von blutigen<br />
Konflikten dominiert wird. Ihr neues Album<br />
All Is One bricht ein weiteres Mal eine Lanze<br />
für Völkerverständigung und Toleranz, wie<br />
Sänger Kobi Farhi erläutert. „Wir kommen<br />
aus einer völlig anderen Ecke der Welt als die<br />
meisten Metal-Fans. Bei uns liegen Länder<br />
wie Syrien oder der Libanon in direkter<br />
Nachbarschaft. Und mittlerweile haben wir es<br />
geschafft, dass All Is One mehr ist als eine hohle<br />
Phrase. Zu Beginn unserer Karriere hatten wir<br />
hauptsächlich jüdische Fans. Aber jetzt gibt es<br />
auch viele arabische und christliche Anhänger.<br />
Der Titel steht für das, was geschieht, wenn<br />
wir live auftreten oder unsere Musik irgendwo<br />
gespielt wird. Die größten Feinde sind plötzlich<br />
vereint.“<br />
Passend zum Titel wurde das Cover gestaltet.<br />
Es zeigt die Symbole der drei Weltreligionen<br />
– Kreuz, Halbmond und Davidstern –,<br />
die zu einem neuen Zeichen verschmelzen.<br />
„Dieses Zeichen symbolisiert eine Art Utopia.<br />
Im Gegensatz dazu stehen die Texte. Sie<br />
beschäftigen sich mit dem tragischen Ist-<br />
Zustand. Dass es täglich immer noch unzählige<br />
Opfer gibt, die aus den Konflikten zwischen<br />
den verschiedenen Religionen herrühren.“<br />
Und diese Konflikte werden vornehmlich<br />
durch Hardliner befeuert, welche ihre Religion<br />
als die einzig wahre begreifen. Solchen<br />
Menschen dürfte es nicht gefallen, wenn „ihr“<br />
heiliges Symbol in anderen Zeichen aufgeht.<br />
Doch Kobi sieht das realistisch. „Wer hassen<br />
will, der wird hassen. Ich habe vor solchen<br />
Leuten keine Angst. Denn dieses Zeichen<br />
soll keine Provokation darstellen, sondern<br />
steht für unseren Wunsch nach Einigkeit. Die<br />
meisten Religionsführer sind nichts anderes<br />
als Politiker. Das ist der Grund, warum die<br />
Menschen in verschiedene Lager gespalten sind.<br />
Ursprünglich war Religion eine gute Idee. Sie<br />
gab Hoffnung und rief zu Nächstenliebe auf.<br />
Heute ist es nur eine andere Form von Politik.“<br />
Was auf All Is One ausführlich thematisiert<br />
wird. Ein Beispiel dafür ist das Stück Brother.<br />
„Der Text handelt von den Brüdern Isaak und<br />
Ismael. Die Juden verehren Isaak, die Muslime<br />
Ismael. Wir sind also im buchstäblichen Sinne<br />
miteinander verwandt, es gibt keinen Grund für<br />
Auseinandersetzungen. Und ich selbst bin das<br />
beste Beispiel, dass es funktioniert: Ich wurde<br />
jüdisch erzogen, lebte aber in einem Viertel mit<br />
Muslimen und Christen zusammen.“<br />
Wobei sich Orphaned Land nicht nur über den<br />
Glauben definieren möchten. „Wir sind keine<br />
Fanatiker, sondern nehmen diese Symbole als<br />
Vehikel, um auf die Probleme der Menschen<br />
aufmerksam zu machen. Wir interpretieren<br />
Black Metal halt anders. Für mich ist<br />
heutzutage die Musik meine Religion. Als ich<br />
mit 15 Jahren zum ersten Mal Iron Maiden<br />
gehört habe, ist etwas mit mir passiert. Als<br />
Teenager ist die Welt um dich herum ohnehin<br />
falsch. Schule, Eltern, Religion... alles läuft aus<br />
dem Ruder. Dann entdeckte ich diese Musik.<br />
Sie war so rein, so ehrlich und gleichzeitig so<br />
mystisch. Von da an hat sich mein Leben total<br />
verändert.“<br />
www.orphaned-land.com<br />
Marc Halupczok<br />
Discographie (Alben):<br />
Sahara (1994)<br />
El Norra Alila (1996)<br />
Mabool – The Story of the Three Sons of Seven<br />
(2004)<br />
The Never Ending Way Of ORWarriOR (2010)<br />
The Road To OR SHALEM (live, 2011)<br />
All Is One (2013)<br />
Line-Up:<br />
Kobi Farhi – Gesang<br />
Chen Balbus – Gitarre<br />
Yossi Sassi – Gitarre, Busuki, Cümbüş<br />
Uri Zelcha – Bass<br />
Matan Shmuely – Schlagzeug
Aeonyzhar beweisen mit ihrer neuen EP Liberation großes<br />
Talent und ein gerüttelt Maß an Eigenständigkeit. Auf<br />
verschiedenen Websites werden die Hannoveraner unter<br />
„Symphonic Extreme Metal“ geführt, mixen sie doch<br />
orchestrale Elemente mit heftigen Riffs. Obwohl die Idee von<br />
der Band selbst kam, ist sie mit dieser Einordnung nicht mehr<br />
ganz zufrieden, erklärt Schlagzeuger Carsten Schumacher.<br />
„Am Anfang waren wir uns nicht sicher, wie wir unseren Stil<br />
definieren sollen. Symphonic ergibt sich von selbst, denn wir<br />
werden immer mit großem Orchester arbeiten. Der Rest war<br />
etwas schwieriger. Für Black Metal sind die Riffs zu hart und<br />
der Gesang zu tief, für Death Metal ist es zu verspielt. Deshalb<br />
haben wir einfach einen neutraleren Oberbegriff verwendet,<br />
der mit Black, Death und Thrash die drei härteren Metal-<br />
Gangarten abdeckt.“ Gitarrist Christian Kupczyk ergänzt:<br />
„Black Metal können wir uns schon deshalb nicht nennen, weil<br />
wir mit diesem satanistischen oder okkulten Firlefanz nichts<br />
anzufangen wissen. Mittlerweile sind wir wohl am ehesten im<br />
Symphonic Blackened Death Metal angekommen.“<br />
Viel wichtiger als Schubladen ist natürlich die Musik selbst,<br />
welche an Dimmu Borgir, Keep Of Kalessin oder späte<br />
Emperor erinnert, ohne als bloße Kopie durchzugehen.<br />
Allerdings enthält Liberation nur fünf Tracks. Warum<br />
kein vollständiges Album? Weil laut Carsten Qualität vor<br />
Quantität geht. „Material wäre genug da gewesen, die<br />
nächste Veröffentlichung steht schon fast. Es hatte vielmehr<br />
praktische Gründe. Wir besaßen den Ehrgeiz, einen Großteil<br />
der Aufnahmen und Produktion selbst durchzuziehen, und<br />
wollten für jeden Song das Bestmögliche rausholen. Hätten es<br />
krampfhaft acht Songs werden sollen, hätte die Gesamtqualität<br />
mit Sicherheit gelitten, und der Zeitaufwand wäre gigantisch<br />
gewesen.“ Jetzt kommt Liberation bereits nach etwas mehr als<br />
22 Minuten ins Ziel. Apropos, der Titel bedeutet übersetzt<br />
so viel wie „Befreiung“. Bleibt die Frage, wer sich da wovon<br />
befreit? Christian übernimmt: „Der Mensch befreit sich selbst<br />
von Gott. Im Song The Glorious Liberation geht es um einen<br />
Menschen, der erkennt, dass es zwar unumgänglich ist, sich<br />
vom Hirngespinst Gott abzuwenden. Andererseits fällt es ihm<br />
aber auch schwer, zu akzeptieren, dass man alle Verantwortung<br />
für sein Leben und Handeln selber trägt.“<br />
www.aeonyzhar.de<br />
Marc Halupczok<br />
„Opern sind<br />
sehr Gothic-lastig...“<br />
Oh, dieser ewige Fluch des zweiten Albums. Vor allem, wenn das erste<br />
überraschend war. Und neu. Und eigene Maßstäbe setzte. Für Zuhörer<br />
und Austra selbst war das Feel It Break. Von Fans und Kritikern gelobt<br />
und, wie geschehen, durchaus mit Esben and the Witch oder Fever<br />
Ray vergleichbar, sorgt der Tonträger vor fast genau zwei Jahren für<br />
Furore. Stelmanis’ opernähnlicher Gesang, elektronische Beats und<br />
der nicht gerade sparsame Einsatz von Synthies überzeugen – speziell<br />
beim Dauerohrwurm Lose It. Jetzt erschien das Folgewerk der 2009<br />
gegründeten Band, Olympia. Doch was ist anders? Katie Stelmanis,<br />
Frontfrau der kanadischen Formation, sitzt am anderen Ende der<br />
Leitung in London und überlegt kurz, bevor sie die Frage nach dem<br />
Druck, den das zweite Album womöglich auslöste, beantwortet: „Nein,<br />
Druck haben wir uns keinen gemacht. Wir verstehen uns so gut und<br />
haben großen Respekt voreinander, dass das kein Thema ist. Unser Ziel<br />
war nicht, das Debut zu übertrumpfen oder so. Natürlich haben wir uns<br />
bei uns selbst bedient, aber trotzdem etwas Neues gemacht.“<br />
Damit hat sie wohl recht. Mehr klassische Instrumente denn<br />
58 - <strong>Orkus</strong>!
Beatmaschinen, einige Bläser, upbeatlastig,<br />
fröhlichere Texte, ein organischer Sound.<br />
Das Ganze unter einem Dance-Mantel, der<br />
das Album umhüllt. Austra präsentieren<br />
nach wie vor fesselnde, ausschweifende<br />
Klangwelten aus Dark Wave, Synth Pop<br />
und Indietronica, nur eben anders. „Für uns<br />
war das sehr wichtig. Wir haben mit Maya<br />
Postepski eine wunderbare Drummerin,<br />
und durch ihre tolle Arbeit konnten wir all<br />
diese Dance-Aspekte reinbringen... nur mit<br />
klassischen Instrumenten und Percussion“,<br />
so Stelmanis. „Wir haben den Rhythmus<br />
für uns gefunden“, lacht sie. Der Rhythmus<br />
der Band spiegelt sich im Sound wider: Seit<br />
2011 sind Stelmanis, Postepski und Bassist<br />
Dorian Wolf fast ununterbrochen auf Tour,<br />
das schweißt zusammen. Die Texte sind oft<br />
autobiographisch und weniger kryptisch als<br />
auf dem Debutwerk. Die erste, pianolastige<br />
Auskopplung Home etwa handelt vom<br />
nächtlichen Warten auf die Liebste und<br />
von der wachsenden Verzweiflung darüber,<br />
dass sie nicht auftaucht. Als Poetin aber<br />
sieht Stelmanis sich nicht. „Ich finde es<br />
mutig, Dinge aus dem eigenen Leben zu<br />
besingen. Den Mut hatte ich erst beim<br />
zweiten Album. Mit Poesie an sich hat das<br />
aber nichts zu tun, weil ich keinen Vorsatz<br />
verfolgt habe. Es fühlte sich einfach richtig<br />
an.“<br />
Also doch ALLES anders? Nein,<br />
nicht alles. Stelmanis’ klassische<br />
Operngesangsausbildung ist auch auf<br />
Olympia omnipräsent. „Obwohl ich glaube,<br />
dass unser Debut mehr gothy war, ist hier<br />
zumindest ein Aspekt davon zu erkennen“,<br />
sagt sie und meint ihre besondere Stimme.<br />
„Opern sind eben sehr Gothic-lastig, finde<br />
ich.“ Die Hingabe an die Musik hat sich<br />
gleichfalls kaum verändert. Olympia ist<br />
live im Kollektiv im Studio entstanden, als<br />
großen Einfluss nennt Stelmanis „tiefen,<br />
dunklen deutschen Techno“. Und auch<br />
politisch bleibt bei der „queeren“ Band<br />
alles beim Alten. Der Albumtitel indes hat,<br />
wie die Sängerin erklärt, nun überhaupt<br />
nichts mit dem Göttersitz oder gar Austra,<br />
der Göttin des Lichts in der lettischen<br />
Mythologie (und Stelmanis’ zweiter<br />
Vorname), zu tun. „Es war das frisch<br />
geborene Kind einer Frau, die im Studio<br />
dabei war. Ihr Baby heißt Olympia – das<br />
schien uns ein schöner Titel.“ Also eher<br />
neues Leben denn Feel It Break. Und doch<br />
noch mal was anderes.<br />
www.austramusic.com<br />
David Skrinjar<br />
Photo: Shervin Lainez<br />
Discographie (Alben):<br />
Feel It Break (2011)<br />
Olympia (2013)<br />
Line-Up:<br />
Katie Stelmanis – Gesang, Keyboard<br />
Dorian Wolf – Bass<br />
Maya Postepski – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123
SamSaS Traum<br />
Leben bedeuTeT kämpfen<br />
Die ultimative „Best Of“-Zusammenstellung. Kein anderes Projekt wurde so leidenschaftlich<br />
diskutiert und zerrissen, attackiert und verteidigt, gehasst und zugleich geliebt.<br />
Denn SAMSAS TRAUM steht vor allem für eines: „Leben bedeutet kämpfen“!<br />
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Geschichten und Hintergrundinformationen zu der Geschichte von SAMSAS TRAUM<br />
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Samsas Traum Live 2013<br />
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27.09. Matrix - Bochum<br />
28.09. Matrix - Bochum<br />
Foto: Angst-im-Wald
Plattentipps<br />
Top 5<br />
... das <strong>Orkus</strong>!-Album<br />
des Monats<br />
Björn Springorum<br />
1. Anna von Hausswolff<br />
Ceremony<br />
2. Scorpion Child<br />
Scorpion Child<br />
3. Jack White<br />
Love Is Blindness (Track)<br />
4. Junius<br />
Reports from the Threshold of Death<br />
5. Age of Taurus<br />
Desperate Souls of Tortured Times<br />
Isabell Köster<br />
1. Tarja<br />
Colours In The Dark<br />
2. Kvelertak<br />
Meir<br />
3. Notre Dame<br />
Vol 1: Le Théâtre du Vampire<br />
4. The Broken Circle Breakdown<br />
Bluegrass Band<br />
The Broken Circle Breakdown<br />
5. Sirenia<br />
Seven widows weep (Track)<br />
Axel Schön<br />
Doreen Krase<br />
1. Mantus<br />
Fatum<br />
2. <strong>ASP</strong><br />
MASKENHAFT<br />
1. Bloody Dead and Sexy<br />
Bad Ambient<br />
2. Camerata Mediolanense<br />
Vertute, Honor, Bellezza<br />
3. Bloody Dead and Sexy<br />
Bad Ambient<br />
3. Absturtz<br />
Alles wird gut<br />
4. Sweet Ermengarde<br />
Raynham Hall<br />
4. Highschool Nightmare<br />
Die!!!<br />
5. Catastrophe Ballet<br />
The Garden of Decay (Track)<br />
5. Ewigheim<br />
Bereue nichts<br />
Front Line Assembly<br />
Echogenetic<br />
CD (Dependent/AL!VE)<br />
vorauss. 12.07.2013<br />
FLA hauen das beste Album seit 20 Jahren raus<br />
Nur sehr selten dreht es sich bei einer neuen Veröffentlichung der Industrial-<br />
Pioniere um die Frage, ob das Album wohl gut ist... denn das ist es meist.<br />
Vielmehr interessiert oft bloß, wie es nun genau klingt und welchem Fan es<br />
gefallen könnte. So soll diesmal direkt gesagt werden: Front Line Assembly<br />
verneigen sich mit Echogenetic vor sich selbst und ihrer gitarrenlosen<br />
Vergangenheit. Wie schon Skinny Puppy vor Monatsfrist, lassen Bill Leeb<br />
& Co. den Kopf zu Hause und produzieren aus dem Bauch heraus.<br />
Echogenetic scheint der experimentierfreien Zone FLAs entsprungen, und<br />
das ist ganz und gar positiv gemeint. Die Menge an eingängigen Refrains<br />
und Tanzflächenfüllern ruft nicht selten wohlige Erinnerungen an Tactical<br />
Neural Implant oder Caustic Grip hervor, und selbst das balladeske Ghosts<br />
hat seinen Platz auf diesem Werk verdient. Beim Groovemonster Killing<br />
Grounds kann man sogar hören, dass bei Bandgründung Mitte der<br />
Achtziger unter anderem DAF Vorbilder waren. Ein „Haar in der Suppe“<br />
gibt es hier nicht, und namentlich dank solcher Ohrwürmer wie Blood oder<br />
Heartquake sowie zwingender Tracks à la Exhale und Deadened ist<br />
Echogenetic ein Muss... für alle!<br />
Lars Schubert<br />
Claus Müller<br />
1. Schlafes Bruder<br />
Heute war Gott nicht hier<br />
2. shy guy at the show<br />
shy guy at the show<br />
3. Sweet Ermengarde<br />
Raynham Hall<br />
4. MS MR<br />
Secondhand Rapture<br />
5. V/A<br />
Intelligent Inside<br />
Lars Schubert<br />
1. Justin Timberlake<br />
FutureSex/LoveSounds<br />
2. Of The Wand And The Moon<br />
The Lone Descent<br />
3. Daft Punk<br />
Random Access Memories<br />
4. Front Line Assembly<br />
Echogenetic<br />
5. Thirty Seconds to Mars<br />
LOVE LUST FAITH + DREAMS<br />
Nadine Ahlig<br />
1. Queensrÿche<br />
Queensrÿche<br />
2. My Dying Bride<br />
The Manuscript (EP)<br />
3. Dark Tranquillity<br />
Construct<br />
4. Skid Row<br />
United World Rebellion – Chapter One (EP)<br />
5. Drowning Pool<br />
Resilience<br />
Lydia Aufschlager<br />
1. IAMX<br />
Come Home (Track)<br />
2. Esben and the Witch<br />
Violet Cries<br />
3. Electric Sarajevo<br />
If You Only Knew (Track)<br />
4. ohGr<br />
unDeveloped<br />
5. IAMX<br />
Animal Impulses (Track)
Aeonyzhar<br />
Liberation<br />
MCD (Eigenproduktion)<br />
bereits erschienen<br />
Aggressivität und Erhabenheit<br />
Dieses Quintett aus Hannover dürfte sich in<br />
der Szene schon bald einen Namen<br />
gemacht haben. Zu überzeugend ist der<br />
symphonische Extreme Metal, den die<br />
Niedersachsen auf ihrer neuen EP<br />
darbieten. In den fünf Stücken fließen<br />
brutale Riffs, noch brutalere Grunts und<br />
aufwändige Keyboardflächen in nahezu<br />
perfekter Harmonie ineinander. Die Herren<br />
haben ein sehr gutes Gespür für<br />
Tempowechsel und Arrangements; Lieder<br />
wie The Glorious Liberation oder The<br />
Human Arts versprühen gleichzeitig<br />
Aggressivität und Erhabenheit. Einziger<br />
kleiner Makel ist der Einsatz von vereinzelt<br />
auftretendem weiblichen Gesang, der sich<br />
bestimmt noch etwas besser ins Gesamt bild<br />
einfügen lässt. Fans von Dimmu Borgir,<br />
Keep Of Kalessin (welche vor allem in<br />
Sachen Melodieführung immer mal wieder<br />
durchscheinen) oder Children Of Bodom<br />
sollten sich den sperrigen Bandnamen aber<br />
unbedingt notieren.<br />
Marc Halupczok<br />
es ist an der Zeit, sich ebendieser zu stellen<br />
und sich den Namen zu merken. Nicht nur,<br />
weil das italienische Ensemble nach langer<br />
Pause wieder von sich hören macht; es ist<br />
vielmehr die Art und Weise, WIE es von<br />
sich hören macht. Gern wurde der<br />
Kammerchor in der Vergangenheit dem<br />
Neo Folk und der Neo-Klassik zugeordnet,<br />
aber reicht das, um die auf Vertute, Honor,<br />
Bellezza (übersetzt: „Tugend, Ehre, Schönheit“)<br />
enthaltene Musik zu beschreiben? Bei<br />
Weitem nicht! Natürlich findet man auch<br />
die üblichen Attribute der eben genannten<br />
Genres, doch vereinen die Musiker diese<br />
mit verschiedensten weiteren Einflüssen –<br />
aus dem Barock, der Renaissance, aus<br />
Italian Pop und Industrial –, geben sich<br />
martialisch, archaisch, grenzüberschreitend.<br />
Man begegnet La Demolizione<br />
delle Idee (vom zweiten Album Campo di<br />
Marte) in einer neuen Form, bestaunt den<br />
Gesang eines zehnjährigen Knaben und<br />
verliert sich in der vollkommenen Schönheit<br />
der Musik. Die drei ersten Alben der Band<br />
als Beigabe, das Live-Album MDXXX, ein<br />
über 80-seitiges (!) Artbook und eben das<br />
neue Werk, hübsch verpackt in einer<br />
Holzbox, gibt es als streng limitierte<br />
Fassung. Aber auch unabhängig von<br />
diesem Wahnsinnspaket ist Vertute, Honor,<br />
Bellezza ein echtes Ausnahmewerk!<br />
Anspieltipps: Tremo et Taccio, Solo et<br />
Pensoso (!!!), Vergine Bella, Quest’Anima<br />
gentil.<br />
Doreen Krase<br />
Austra<br />
Olympia<br />
CD (Domino/GoodToGo)<br />
bereits erschienen<br />
Opernhaft und tanzbar<br />
Um eines vorwegzunehmen: Einen<br />
Überohrwurm wie Lose It vom Debutalbum<br />
Feel It Break gibt es hier nicht. Und, um<br />
direkt auf den Punkt zu kommen: es ist<br />
schlicht nicht (mehr) nötig. Egal was die<br />
Songs behandeln, versteht es die<br />
kanadische Band, sich erstaunlich<br />
leichtfüßig zwischen Dark Wave und<br />
Indietronic, zwischen Synth Pop und<br />
Bläsern oder Ballade zu bewegen. Wo<br />
andere scheitern würden, ergibt Olympia<br />
ein extrem stimmiges Gesamtbild. Austra<br />
zeigen das gleich mit What We Done?, dem<br />
Eröffnungsstück: langsamer Beginn,<br />
eigentlich Dance-Hymne. Nein, an Synthies<br />
wurde auch bei diesem Album nicht<br />
gespart, sie sind nur anders in Szene<br />
gesetzt. Verzeihung für die Plattitüde, aber<br />
die Musik ist reifer als vor zwei Jahren.<br />
Einiges wirkt weicher, als man es<br />
womöglich erwartet hätte, doch das<br />
pianolastige Home oder Forgive Me<br />
beweisen ab der ersten Sekunde das<br />
Gegenteil. Mehr klassische Instrumente,<br />
mehr Dance, tiefere Texte. Subjektiv ist so<br />
gut wie sicher, dass das überragende<br />
Reconcile die Speerspitze von Olympia<br />
darstellt. Und die kann auch wehtun.<br />
David Skrinjar<br />
Camerata Mediolanense<br />
Vertute, Honor, Bellezza<br />
CD (Prophecy/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Definitiv ein Ausnahmewerk<br />
Camerata Medio... wie bitte? Zugegeben,<br />
der Name ist eine Herausforderung, aber<br />
Camerata Mediolanense<br />
Musica Reservata<br />
Campo di Marte<br />
Madrigali<br />
CDs (Prophecy/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Ein neofolkiger/neo-klassischer<br />
Hochgenuss<br />
Aufgewärmtes Essen schmeckt nicht,<br />
behaupten einige – und übertragen diese<br />
festgefahrene Meinung gleichermaßen auf<br />
musikalische Wiederveröffentlichungen. Zu
METALSHOP.DE PRÄSENTIERT<br />
7.-10. AUGUST 2013<br />
FESTUNG JOSEFOV, TSCHECHIEN<br />
ANTHRAX CARCASS<br />
BEHEMOTH IN FLAMES<br />
MESHUGGAH OPETH<br />
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ABORYM AMORPHIS ANTROPOFAGUS<br />
AS I LAY DYING ATARI TEENAGE RIOT<br />
BENEDICTION BORKNAGAR CARPATHIAN FOREST<br />
CLAWFINGER COFFINS CONTRASTIC<br />
CRUSHING C<strong>ASP</strong>ARS CULT OF LUNA D.R.I.<br />
DECREPITH BIRTH DOWNSET DR. LIVING DEAD<br />
DYING FETUS ENTOMBED ENSIFERUM<br />
FEAR FACTORY HATEBREED IHSAHN<br />
LEPROUS MADBALL MAGRUDERGRIND<br />
MARDUK MISANTHROPE NACHTMYSTIUM<br />
NOVEMBERS DOOM OCTOBER FILE OVERKILL<br />
PRIMORDIAL ROTTEN SOUND SATURNUS<br />
SOLEFALD SUFFOCATION SYLOSIS TRIVIUM<br />
VREID WHITECHAPEL<br />
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80 BANDS<br />
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voreilig? Im Falle von Camerata<br />
Mediolanense (deutsch: „Kammerchor<br />
Mailand“) unbedingt, denn wer sie erst in<br />
diesem Jahr anlässlich ihres WGT-Konzerts<br />
kennengelernt hat oder aus reiner Neugier<br />
den Testkauf ihres neuen Albums wagt, wird<br />
sich freuen, auch die früheren Werke des<br />
Ensembles wieder erwerben zu können.<br />
Erschienen zwischen den Jahren 1994 bis<br />
1999, enthalten sie genau das, was ein<br />
paar ruhige Stunden bei Wein, Kerzenschein<br />
und schöngeistiger Literatur<br />
abrundet: einnehmenden Gesang (mal solo,<br />
mal als Duett oder im Chor, ruhig und tief,<br />
klassisch, manchmal gar stakkato artig),<br />
atmosphärische Keyboardmelodien (mal<br />
getragen, mal verspielt), Trommeln (nicht<br />
selten martialisch, aber auch mal mittelalterlich)<br />
und Abwechslung. Eben all das,<br />
was man gemeinhin gern als Neo Folk oder<br />
auch Neo-Klassik bezeichnet. Und das auf<br />
hohem Niveau, denn nicht nur die Vorliebe<br />
für alte Texte ist unverkennbar, sondern<br />
auch die Professionalität, mit welcher<br />
Camerata Mediolanense schon damals zu<br />
Werke gingen. Ja, diese Wieder veröffentlichung<br />
war eine gute Entscheidung,<br />
und das nicht zuletzt wegen Stücken wie<br />
Eroi, Guillotine, Taberna oder der wirklich<br />
wunderschönen Version von Lili Marleen!<br />
Doreen Krase<br />
Circus of Fools<br />
From a Distant Land<br />
MCD (Eigenproduktion)<br />
bereits erschienen<br />
Der Narrenzirkus kommt in die Stadt!<br />
Circus of Fools sind noch recht neu in der<br />
Szene; hier liefern die Tübinger ihre erste EP<br />
ab. Sie gibt einen Vorgeschmack auf das,<br />
was in den nächsten Monaten folgen soll.<br />
Begrüßt werden wir durch The Show<br />
(prologue), wo uns der Zirkusdirektor<br />
willkommen heißt. Der Vorhang ist geöffnet,<br />
das Spektakel kann beginnen. Man fühlt<br />
sich wie in eine Manege versetzt. Mit<br />
Inquisition machen die Jungs etwas<br />
elektronischer weiter. Der Track steigert sich<br />
empor und behandelt mit aggressiven<br />
Vocals – teils von einer Art Sprechgesang<br />
abgelöst – gesellschaftliche Missstände.<br />
Schon dieses Lied demons triert die Vielfalt<br />
der Truppe. Das Titelstück ist wohl zugleich<br />
das Highlight des Ganzen... ein Song, der<br />
alles bieten kann: From a Distant Land fängt<br />
emotional an, wird melodisch und doch<br />
schnell und fetzig. Erinnert streckenweise an<br />
The Birthday Massacre, bis Fronter Tim<br />
Strouken seinen Part startet. Rorschach, mit<br />
über zwölf Minuten die längste Nummer,<br />
zeigt auch das Talent der Band, eine<br />
authentische Atmosphäre zu schaffen, die<br />
sogar durch weibliche Vocals verfeinert<br />
wird. Diese EP gefällt. Ohne Zweifel. Wir<br />
wollen eindeutig noch mehr vom Narrenzirkus<br />
hören.<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Bekannte und doch fremde Klangwelten<br />
Eine Reise durch das Leben beschreibt das<br />
siebenköpfige Ensemble auf seinem zweiten<br />
offiziellen Album. Von der Geburt (Once<br />
Upon a Time) und unbeschwerten Jugend<br />
(Destiny of Freedom) über schreckliche<br />
Erfahrungen (Watch Over You) bis zum<br />
unausweichlichen Ende (FinalTime) entführt<br />
das Gespann unter der technischen Leitung<br />
von Frank Bornemann in eine bekannte und<br />
doch fremde Welt. Denn musikalisch sind<br />
Eclipse Sol-Air kaum mit anderen Bands zu<br />
vergleichen. Die Grundrichtung ist Prog<br />
Rock, allerdings gehören Instrumente wie<br />
Flöte oder Violine bei der deutsch-französischen<br />
Gruppe zum festen Inventar. Das<br />
Genre Metal wird ebenso gestreift, wie<br />
melancholische Passagen ihren Platz haben.<br />
Die Texte sind in vier Sprachen verfasst,<br />
was den Kompositionen einen weiteren<br />
Exotentouch verleiht. Damit fällt das Septett<br />
nicht unbedingt in die Easy Listening-Abteilung.<br />
Wer Musik aber als Ent deckungsreise<br />
begreift und am liebsten unter dem<br />
Kopfhörer genießt, darf hier gerne mal ein<br />
Ohr riskieren.<br />
Marc Halupczok<br />
Edenbridge<br />
The Bonding<br />
CD (Steamhammer/SPV)<br />
vorauss. 21.06.2013<br />
Symphonischer Metal aus Linz<br />
Edenbridge sind absolut keine Neulinge auf<br />
ihrem Gebiet. In Österreich haben sie sich<br />
ohne Zweifel an die Spitze des Symphonic<br />
Metal emporgespielt. Das unterstreichen sie<br />
auch mit ihrem jüngsten Werk. Die Stimme<br />
von Ausnahmesängerin Sabine Edelsbacher<br />
ist spürbar gereift, und man merkt, dass viele<br />
persönliche Verän derungen auch Veränderungen<br />
in die Band gebracht haben. Das<br />
Album ist ein wenig härter, hat aber nichts<br />
von der Passion der früheren Werke (wie<br />
etwa Arcana) verloren. Binnen knapp einer<br />
Stunde erwarten uns neun Lieder. Schon der<br />
Opener Mystic River gefällt. Er fängt mit<br />
schnelleren Beats an... verfeinert durch<br />
gekonnt theatralische Parts. Besonders<br />
emotional und gefühlvoll wird es bei Star-<br />
Crossed Dreamer, dem wohl ruhigsten Stück.<br />
Eine wunderschöne Ballade, die Sabines<br />
engelsgleiche Stimme umso mehr<br />
hervorhebt. Die letzte Nummer, der<br />
Titeltrack, dauert mit rund 15 Minuten<br />
eindeutig am längsten und beginnt sehr<br />
atmosphärisch, düster und ruhig, arbeitet<br />
sich jedoch in immer schnellere Gefilde<br />
weiter. Ein passender Abschluss für ein<br />
wirklich gelungenes Album. Gefällt sehr gut!<br />
Manuela Ausserhofer<br />
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VOM FESTIVALGELÄNDE ENTFERNT<br />
Eclipse Sol-Air<br />
Schizophilia<br />
CD (Artist Station/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Editors<br />
The Weight Of Your Love<br />
CD ([PIAS]/Rough Trade)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Die Editors im Stadionformat<br />
Groß und ausladend wirken die Editors auf<br />
The Weight Of Your Love. Als hätten sie sich<br />
freigespielt von all dem Druck, den der<br />
Erfolg von In This Light and on This Evening<br />
mit sich brachte. Wie bei so vielen Bands,<br />
ANREISE, BUSTOUREN UND WEITERE INFOS AUF<br />
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stand es auch bei ihnen auf der Kippe. Jetzt<br />
haben sie sich freigeschwommen – und<br />
liefern ein vielschichtiges Werk ab, das Pop<br />
ebenso mit Indie flirten lässt wie Post Punk<br />
mit dem Wave der Achtziger. Neu hinzugekommen<br />
ist ein gewisses Faible für den<br />
Breitwandrock der Amerikaner, ausge löst<br />
durch die in Nashville vollzogenen<br />
Aufnahmen. Doch keine Sorge: von Country<br />
fehlt hier jede Spur, der Klang des Albums<br />
passt immer noch vorzüglich zu den Joy<br />
Division-Artworks. Und wenn, wie bei Sugar,<br />
der archetypisch britische Motor angeworfen<br />
wird, kann man auch The Weight Of Your<br />
Love nur beklatschen. Schwierige Aufgabe<br />
– toll gelöst.<br />
Björn Springorum<br />
Electric Sarajevo<br />
Madrigals<br />
CD (Eigenproduktion)<br />
bereits erschienen<br />
Liebeslieder der anderen Art<br />
Madrigals ist das Debut des lange im<br />
Verborgenen tüftelnden Post Rock/Electro-<br />
Quartetts Electric Sarajevo. Und es verheißt<br />
Vielversprechendes. Musikalisch und<br />
inhaltlich durchdacht, anspruchsvoll und<br />
sensibel, ist es eben kein aufgewärmter,<br />
schon hundert Mal wiedergekäuter<br />
klanglicher Einheitsbrei. Vielmehr versucht<br />
das Projekt, neue Ansätze zu finden und<br />
diese umzusetzen. Und es ist ihm zweifellos<br />
gelungen. Unangefochtener Favorit ist für<br />
mich der Song If You Only Knew, da er sich<br />
vom sonst sehr harmonisch, ruhig und<br />
nachdenklich anmutenden Werk abhebt. Er<br />
ist etwas lauter und heftiger, möglicher weise<br />
unruhiger als die restlichen Stücke. Davon<br />
hätte Madrigals ruhig mehr haben dürfen.<br />
Das kann man nun als Kritik auffassen, es ist<br />
aber keine. Vielmehr ist es eine auf das<br />
nächste Album gerichtete Hoffnung. Denn es<br />
wäre toll, von diesen Herren mehr zu hören!<br />
Lydia Aufschlager<br />
Fliehende Stürme<br />
Fallen<br />
CD (Alice in.../BROKEN SILENCE)<br />
bereits erschienen<br />
Wiederkehr eines Klassikers<br />
Endlich! Die Stuttgarter Düsterpunks und<br />
Chaos Z-Nachfolger Fliehende Stürme<br />
lassen wieder von sich hören. Auf ein<br />
neues Album müssen wir wohl oder übel<br />
noch bis 2014 warten; mit Fallen gibt es<br />
aber bereits jetzt das Re-release ihres<br />
Klassikers aus dem Jahr 1995. Und das ist<br />
dringend nötig, war dieses Werk doch nur<br />
noch zu fast schon obszönen Preisen via<br />
Internet zu bekommen. Die von Fans lange<br />
herbei gesehnte Neuauflage hält zusätzlich<br />
zu den zehn originalen Stücken mit<br />
Ausgehöhlt und Ziellose Wege gleich zwei<br />
Bonustracks bereit, welche bis dato bloß<br />
auf dem Sampler Maschinentrauma<br />
erschienen sind. Egal ob punkig und<br />
schnell wie bei Alles falsch oder dunkel<br />
und schleppend wie bei Schneetreiben –<br />
wenn Andreas Löhr kalt und monoton<br />
Heimatlosigkeit oder Vergäng lichkeit<br />
besingt, jagt es einem eisige Schauer über<br />
den Rücken. Dieses Album ist mit Recht Kult<br />
geworden, aber so was von.<br />
Carsten Weirich<br />
Gloryful<br />
The Warrior’s Code<br />
CD (Massacre/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Leder und Nieten<br />
Night in Gales-Gitarrist Jens Basten hat sich<br />
mit Gloryful eine Spielwiese weitab seiner<br />
eigentlichen musikalischen Ausrichtung<br />
gesucht. Denn statt melodischem Death Metal<br />
schallt hier waschechter Heavy Metal aus den<br />
Boxen. Irgendwo in der Schnitt menge von<br />
Majesty und Wizard preisen die deutschen<br />
Newcomer den Stahl. Und das machen sie<br />
amtlich: Hymnen wie Gloryful’s Tale, More<br />
Than Meets The Eye, Breaking Destiny oder<br />
der rabiate Abschluss Death Of The First<br />
Earth lassen fast keine True Metal-Wünsche<br />
offen. Mit der gelungenen Ballade Chased In<br />
Fate beweisen die Gelsenkirchener zudem,<br />
dass sie auch leisere Töne beherrschen.<br />
Okay, ein paar „Hohoho“-Chöre weniger<br />
hätten es schon sein dürfen. Aber unter dem<br />
Strich präsen tiert sich das Quintett auf seinem<br />
von Dan Swanö produzierten Debutalbum als<br />
ernst zu nehmende neue Kraft im Leder- und<br />
Nietensektor.<br />
Marc Halupczok<br />
Gothminister<br />
Utopia<br />
CD + DVD (AFM/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Ein Festschmaus für die Untoten<br />
Utopia ist so viel mehr als nur ein Album. In<br />
Händen halten wir eine CD und eine Bonus-<br />
DVD. Was uns erwartet? Eine perfekte<br />
Mischung aus visuellem Augen schmaus und<br />
Gothminister von seiner besten und härtesten<br />
Seite. Auf einen 15 Minuten langen Horrorfilm<br />
folgen 17 Live-Tracks, die wiederum<br />
durch einen zehnminütigen Film abgeschlossen<br />
werden. Das eigentliche neue<br />
Album ist Konzept pur: 13 Songs erzählen<br />
die Geschichte eines Jungen, der von<br />
Ängsten geplagt und von den bösen<br />
Mächten mitgerissen wird. Alles beginnt<br />
nach einem kurzen Intro mit Someone Is After<br />
Me und baut sich zu einem wilden Meisterwerk<br />
empor, welches nicht nur die Untoten<br />
aufhorchen lässt. Bei All Alone fühlt man<br />
sich, wie wenn der Friedhof zu einem ins<br />
Wohnzimmer gewandert wäre – es zaubert<br />
eine feine Gänsehaut auf die Arme. Beendet<br />
wird das Ganze durch Boogeyman, die<br />
finale Entscheidung des Jungen. Die<br />
Norweger haben wirklich saubere Arbeit<br />
geleistet, und sich etwas intensiver mit ihm<br />
zu beschäftigen, ist Utopia allemal wert.<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Ivanhoe<br />
Systematrix<br />
CD (Massacre/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Prog Metal für Geduldige<br />
Ivanhoe sind bereits seit 1986 aktiv,<br />
schafften bis dato aber nie den Sprung aus<br />
dem Untergrund. Ob sie ihr sechstes Album
«Das ist große, existenziell wichtige<br />
Literatur, wie sie unsere Gesellschaft<br />
braucht, um zu verstehen, dass wir<br />
unsere Monster immer nur selbst<br />
erschaffen.» Virus über Stiff Chainey<br />
Infos unter www.ulIne-store.de<br />
AntI-PoP!<br />
Der Neustart<br />
der legendären<br />
Reihe!<br />
mit teils exklusiven Geschichten von<br />
Ramona Ambs, Ina Brinkmann, Stiff<br />
Chainey, Oliver Flesch, Markolf Hoffmann,<br />
Alexander Kaschte, Andreas<br />
Kurz, Boris Koch, Christoph Straßer,<br />
Luci van Org und Christian von Aster<br />
Infos unter www.ulIne-store.de<br />
edItIon<br />
einen Schritt nach vorne bringen wird,<br />
scheint zumindest fraglich. Denn die<br />
Schwaben, bei denen einst Andy B. Franck<br />
von Brainstorm am Mikro stand, präsentieren<br />
sich auf ihrem neuesten Werk<br />
ziemlich verkopft. Größtenteils im Midtempo<br />
verharrend, kriechen die mit vielen<br />
Rhythmuswechseln versehenen Stücke aus<br />
den Boxen und erinnern musikalisch<br />
streckenweise an Thresholds 1998<br />
veröffentlichtes Album Clone. Es ist also ein<br />
wenig Geduld gefragt, ehe sich Songs wie<br />
das bedrohliche Madhouse, das hymnische<br />
Learning Path, das im Vergleich fast schon<br />
luftige Walldancer oder das partiell sehr<br />
eingängige Late Recognition festsetzen.<br />
Gerade die beiden letztgenannten Tracks<br />
beweisen, dass es Ivanhoe gut zu Gesicht<br />
steht, wenn sie sich von den mathematisch<br />
anmutenden Formeln lösen und etwas mehr<br />
Wert auf starke Melodien legen. Das<br />
können sie nämlich ganz hervorragend.<br />
Marc Halupczok<br />
Mantus<br />
Fatum<br />
DCD (Trisol/Soulfood)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Von Romantik bis Gitarrenbrett<br />
Zeit für einen Rückblick. Mit einer immensen<br />
Zahl von Veröffentlichungen in den<br />
vergangenen Jahren bewies Martin<br />
Schindler mit seinem Projekt Mantus, dass<br />
er zur Spitze des modernen deutschen<br />
Gothic Rock gehört. Stets kreativ, leidenschaftlich,<br />
kritisch hinterfragend, düster,<br />
romantisch, wurden seine Lieder, EPs, Alben<br />
musikalisch wie auch optisch zu einem<br />
Statement der Gothic-Kultur. Nun erscheint<br />
ein „Best Of“, das dies noch einmal mit<br />
einer Auswahl von 29 (!) Tracks aus dem<br />
Zeitraum 2000 bis 2012 manifestiert. Vier<br />
ältere Stücke wurden dafür einem „Remake“<br />
unterzogen, das den Liedern ihren<br />
Charakter respektvoll erhält, sie aber<br />
stimmlich zum Teil der aktuellen Sängerin<br />
Chiara Amberia anvertraut und produktionstechnisch<br />
aufwertet. Zusätzlich bringen<br />
Mantus einen neuen Song – Trauma – zu<br />
Gehör, der sich in seiner Intensität in die<br />
Stücke der Vergangenheit einreiht und ihnen<br />
Bindeglied für Gegenwart und Zukunft ist.<br />
Mit Fatum ist eine Zusammenstellung<br />
gelungen, durch welche man der von<br />
Beginn an vorhandenen und seitdem stetig<br />
weiter gewachsenen Schönheit und<br />
Bedeutung der Schindler’schen Kunst noch<br />
einmal gewahr wird und sich melancholisch-schwelgend<br />
in ihr verlieren kann.<br />
Axel Schön<br />
Melted Space<br />
Between<br />
MCD (Totentanz/Season of Mist)<br />
bereits erschienen<br />
Französische Metal-Oper<br />
mit besonderen Gästen<br />
Für das Projekt Melted Space ist der aus<br />
Troyes stammende Pierre Le Pape verantwortlich.<br />
Ein Komponist der Extra klasse, der<br />
nach dem 2012 erschienenen Album From<br />
the Past nun Nachschub liefert. Nachschub,<br />
der sich Between nennt und wieder etliche<br />
Gastmusiker an Bord hat, die das Werk<br />
perfekt untermalen. Alles beginnt mit Return<br />
to the Land of the Forgotten, einer<br />
instrumentalen, heroischen Einleitung, die<br />
Soundtrackcharakter hat. Dann geht es mit<br />
Dying Legend – gesungen von Liv Kristine<br />
(Leaves’ Eyes) – auch gleich los. Eine<br />
melodische und gefühlvolle Hymne, die<br />
perfekt zu stimmen scheint. Doch ganz so<br />
ruhig und zart geht es nicht weiter, denn<br />
Pierre Le Pape hat sich noch andere<br />
Granaten zu Hilfe geholt, und so wird es<br />
durch Ashmedi von Melechesh oder Black<br />
Messiah von Seth teils richtig schwarzmetallisch.<br />
Das persönliche Highlight der EP<br />
ist Si Vis Pacem..., ein Song, der in seinen<br />
Anfangsmomenten stark an die Südtiroler<br />
Metaller Graveworm erinnert. Insgesamt<br />
erwarten uns zehn Nummern, wobei die<br />
letzten drei (Bonus-) Tracks allesamt<br />
instrumental sind. Das Konzept des<br />
Franzosen hat Substanz und überzeugt<br />
besonders durch seinen Abwechs lungsreichtum.<br />
Uns gefällt’s!<br />
Manuela Ausserhofer<br />
MONO INC.<br />
Nimmermehr<br />
CD (Rookies & Kings/SPV)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Alles, was man wollte... und mehr<br />
Nimmermehr haben MONO INC. ihr neues<br />
Album also getauft. Das ist natürlich<br />
keineswegs auf den ununterbrochenen<br />
Höhenflug der Goth Rocker zu beziehen,<br />
sondern vielmehr ins Reich der düsteren<br />
Märchen zu versetzen, in dem sich die Band<br />
mit diesem Werk ausbreitet. Wie in Poes<br />
Gedicht Der Rabe, ist auch auf Nimmermehr<br />
viel dunkle Poesie zu spüren, jene ganz<br />
besondere Form von finster-eingängiger<br />
Energie, welche diese Band innerhalb<br />
kürzester Zeit in die Fanherzen und Charts<br />
gebracht hat. Neben harter Arbeit war<br />
dafür vor allem die unge brochene Leidenschaft<br />
verantwortlich, mit der MONO INC.<br />
stets zu Werke gingen – und das noch<br />
immer tun: Der Opener Heile, heile Segen<br />
kommt mit beinahe unverschämt eingängiger<br />
Melodie und Kindergesang daher,<br />
Seligkeit sorgt für brachiales Rammstein-<br />
Flair, bei der Westernballade Kein Weg zu<br />
weit holt sich Martin Engler zusätzlich<br />
Joachim Witt hinters Mikro. Kann man<br />
durchaus mal machen; dessen raue Stimme<br />
passt gut zu der sehnsüchtigen Nummer.<br />
Gewohnt treibend, trotzdem stellenweise<br />
vielschichtig und immer noch ein Ohrwurmgarant<br />
am laufenden Band... man kann nicht<br />
mehr wollen.<br />
Christopher Sturm<br />
MOON.74<br />
How I Feel<br />
CD (Infacted/Soulfood)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Leichter Synthiepop für beste Partylaune<br />
Seit mehreren Wochen befindet sich die<br />
Single How I Feel bereits weit oben in den<br />
DAC, und so konnte man schon erste<br />
Eindrücke des neuesten Werkes von
Dominic Hein aka MOON.74 auf sich<br />
wirken lassen. Die Stücke des nunmehr<br />
zweiten Albums des Tausendsassas (er stellt<br />
alles im Alleingang auf die Beine, vom<br />
Anfang bis zum Ende des fertigen Produktes)<br />
bestechen durch leichte Synthieklangteppiche,<br />
die – mal dunkel-poppig, mal<br />
locker zum Schwof einladend – auch mal<br />
von rockigen Gitarrenriffs abgelöst werden.<br />
Die Gesangsstimme wird in manchen<br />
Stücken (Coming Home dient hier als<br />
wundervolles Beispiel) übereinan der gelegt,<br />
sodass der Eindruck eines kanonartigen<br />
Chorals entsteht und der Track enorm an<br />
Fülle gewinnt. How I Feel ist voll von<br />
romantischen Balladen, eingängigen<br />
Melodien und bietet für jede Tages- und<br />
Nachtstimmung genau das richtige Lied.<br />
Marie-Luise Henke<br />
Negative Trip<br />
Drug Time<br />
CD (Purple Tree)<br />
bereits erschienen<br />
Filmmusik des unmenschlichen Lebens<br />
Anspruchsvolle und erlesene Kost liefern uns<br />
die Schweizer Negative Trip mit ihrem<br />
aktuellen Album. Das Werk besticht durch<br />
Klarheit, Geradlinigkeit und verkündet<br />
bereits durch die jeweiligen Titel, dass es<br />
sich wahrlich um keine musikalische Reise à<br />
la „Das Leben ist ein Ponyhof“ handelt. Es<br />
sind menschliche Abgründe und Abarten,<br />
die von Negative Trip in ein Electronica-<br />
Gewand gehüllt werden und den Hörer so<br />
schnell nicht mehr loslassen. Zarte, leise<br />
Klangteppiche gelangen mal vibrierend<br />
warm, mal spitz und kalt durch Synthesizer<br />
erzeugt ans Ohr. Mit Stücken wie Transgression<br />
oder Dichotomie werden alle Sinne<br />
angesprochen und die Selbstreflexion<br />
unweigerlich angeregt. Das Zürcher<br />
Ensemble zeigt, dass zur musika lischen<br />
Verständigung keine Worte vonnöten sind.<br />
Marie-Luise Henke<br />
Nirvana (you make me sick) mögen leichtfüßig<br />
sein, doch sie führen den Hörer<br />
trotzdem immer weiter gen Abgrund. Wer<br />
auf südeuropäische Folklore steht oder sich<br />
im Fado der Portugiesen wohlfühlt, ist bei<br />
Oniric definitiv richtig.<br />
Lars Schubert<br />
Orphaned Land<br />
All Is One<br />
CD (Century Media)<br />
vorauss. 21.06.2013<br />
Musikalischer und textlicher Tiefgang<br />
Ist es Folk, ist es Prog, ist es Metal oder<br />
Rock? Diese Schubladen greifen bei<br />
Orphaned Land schon lange nicht mehr. Die<br />
Israelis um Fronter Kobi Farhi haben ihren<br />
eigenen Stil etabliert, der von nahöstlichen<br />
Elementen bis hin zu Doom-Passagen alle<br />
möglichen Einflüsse enthält. Und die fügen<br />
sich auf All Is One einmal mehr perfekt<br />
zusammen. Das Titel stück, The Simple Man,<br />
Our Own Messiah oder die Halbballade<br />
Brother sorgen ob ihrer weitschweifenden,<br />
bisweilen sogar epischen Melodie führung<br />
für Gänsehaut. Die tiefen Grunts der<br />
Anfangstage sind heute fast völlig verschwun<br />
den (einzige Ausnahme: Fail), dafür<br />
stellt die Band traditionelle Instrumente des<br />
Nahen Ostens, Chöre und weiblichen<br />
Gesang noch weiter in den Vordergrund.<br />
So wirken die Lieder homogener, ohne<br />
jedoch den progressiven Ansatz zu<br />
vernachlässigen, der vor allem im Mittelteil<br />
von All Is One durchschlägt. Ein Album mit<br />
musikalischem und lyrischem Tiefgang, das<br />
sich erst nach einigen Durchläufen in seiner<br />
ganzen Pracht offenbart.<br />
Marc Halupczok<br />
DAS NEUE ALBUM „The Sun Comes Out Tonight“<br />
AB JETZT ÜBERALL.<br />
Inklusive der aktuellen Single „What Do You Say“.<br />
www.officialfilter.com | www.facebook.com/Filter | www.twitter.com/OfficialFilter<br />
Oniric<br />
Mannequins<br />
CD (Caustic/Nova MD)<br />
vorauss. 21.06.2013<br />
Oniric begrüßen die düsteren Gedanken<br />
mit einem Lächeln<br />
Gar nicht so einfach, dem seltsamen Gebräu<br />
des italienischen Trios einen Namen zu<br />
geben. Grundsätzlich mögen die leicht<br />
ätherischen Songs auf Mannequins zwar<br />
folkloristisch angehaucht sein, und sonderlich<br />
lebensbejahend sind sie ebenfalls nicht,<br />
aber in der Enge der „Dark Folk“-Schublade<br />
würde sich das Album nicht sehr wohlfühlen.<br />
Doch wie will man die morbide Rummelplatzatmosphäre,<br />
die Stimmung aus einem<br />
anderen Zeitalter und die Chanson anleihen<br />
sonst kategorisieren? Muss man aber auch<br />
gar nicht, denn die Qualität der Stücke steht<br />
für sich. Eigentlich reicht es, sich Tim Burton<br />
beim Dreh von Beetlejuice auf Coney Island<br />
vorzustellen, während Jack Skellington<br />
vorbeischaut, um gemein sam mit Helena<br />
Bonham Carter ein paar düster-beschwingte<br />
Lieder zum Besten zu geben. „Beschwingt“?<br />
Ja, Tracks wie Tomorrow the sorrow oder<br />
Queensrÿche<br />
Queensrÿche<br />
CD (Century Media)<br />
vorauss. 21.06.2013<br />
Neue Etappe der Bandevolution<br />
Warum das mittlerweile 13. Studio album<br />
der Progressive-Heroen selbstbetitelt wurde,<br />
kann man sich mit der Trennung von<br />
Frontmann Geoff Tate und der daraus<br />
folgenden kleinen Neugeburt erklären. Seit<br />
2012 steht nun Sänger und Multiinstrumentalist<br />
Todd La Torre am Mikrophon und<br />
scheint hinter den Kulissen mit Energieinjektionen<br />
durch die Reihen zu rennen. So<br />
weht nach drei Dekaden endlich wieder<br />
frischer Wind im Hause Queensrÿche,<br />
glücklicherweise in Richtung jener Heavy<br />
Metal-Seite, die die Erfolgsalben The<br />
Warning, Operation:Mindcrime und Empire<br />
ausmachte. Mit elf ausgefeilten und<br />
-gereiften Songs beweisen die Erfolgsmannen<br />
aus Seattle, dass sie noch lange<br />
nicht am Ende ange kommen sind und im<br />
Gegensatz zu Geoff Gespür für flutschende<br />
Melodien und harmonische Rhythmen,<br />
gekrönt mit rauer Vitalität, besitzen. Ganz<br />
deutlich wird, dass durch Todds Einstieg die<br />
Band als Einheit gereift ist, jetzt dank Input<br />
von allen Seiten ihre ehemaligen Mauern<br />
eingetreten und musikalische Grenzen<br />
überschritten hat. Für Fans und Künstler eine<br />
klassische Win-win-Situation. Wer also noch
"THE BONDING"<br />
Das grossartige<br />
neue Studioalbum!<br />
Erhältlich als limitiertes Ecolbook (incl.<br />
Bonus CD + 32 Seiten Booklet +),<br />
Doppel Gatefold im farbigen Vinyl,<br />
Standard Version und Download<br />
unschlüssig ist, ob er sich lieber das<br />
kürzlich erschienene Album von<br />
Queensrÿche starring Geoff Tate<br />
(Frequency Unknown) besorgen sollte,<br />
dem sei das hier vorlie gende Werk als<br />
die redlich bessere Wahl angepriesen.<br />
Nadine Ahlig<br />
Prinzessin, Auf den Spiralnebeln und so<br />
ziemlich jeden weiteren Samsa-<br />
Klassiker, den sich Kaschte je aus der<br />
Seele gewürgt hat. Um Vergangenheit<br />
und Gegenwart angemessen zu<br />
verknüpfen, verbirgt sich hinter dem<br />
Titeltrack ein nagelneuer, exklusiv für<br />
dieses Release geschriebener Song, der<br />
stilistisch da weitermacht, wo Asen’ka<br />
letztes Jahr aufhörte: Ein siebenminütiger<br />
Ausflug in den finsteren,<br />
verdrehten, gespens tischen Märchenwald,<br />
der Kaschtes Zuhause ist.<br />
Björn Springorum<br />
und andere literarische Einzelgänger.<br />
Ein nicht immer ins Ohr springendes,<br />
dafür ungemein vielschichtiges Album,<br />
das eine ungeheure Langzeitwirkung<br />
an den Tag legt.<br />
Björn Springorum<br />
Ab dem<br />
21. Juni!<br />
2013<br />
ROME<br />
Hate Us And See<br />
If We Mind<br />
MCD (Trisol/Soulfood)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
ROME entdecken den Industrial<br />
Dass uns ROME mit einer neuen EP<br />
überraschen, kaum dass Hell Money<br />
verklungen ist, scheint nicht weiter<br />
verwunderlich, tüftelt Jérôme Reuter<br />
doch ständig an frischem Material.<br />
Musikalisch fühlt sich Hate Us And See<br />
If We Mind aber wie eine Überraschungs<br />
party für jemanden an, der<br />
diese eigentlich gar nicht mag und am<br />
Ende trotzdem seinen Spaß hat. Nur<br />
geduldig sollte man sein, denn die<br />
ersten beiden Stücke The Colony<br />
(Lowveld) und The Colony (Highveld)<br />
sind alles andere als leichte Kost,<br />
verblüffen sie uns doch mit Industrial<br />
ältester Prägung. Für den einen oder<br />
anderen mag die fast 40-minütige<br />
Aneinanderreihung von Maschinengeräuschen,<br />
Vogelstimmen, Chorälen,<br />
ambienten Flächen und flirrenden<br />
Sounds keine Musik sein, aber reizvoll<br />
ist es allemal: Bei jedem Durchgang<br />
gibt es etwas Neues zu entdecken, und<br />
man wartet gespannt auf die<br />
zugehörige Geschichte, welche sich<br />
laut Jérôme mit dem folgenden Album<br />
erschließen wird. Zum verhältnismäßig<br />
entspannten Ausgleich bietet der<br />
Titeltrack dann noch drängendes<br />
„Chanson Noir“ vom Feinsten, bevor<br />
das ruhigere The Fever Tree diese<br />
außergewöhnliche und spezielle<br />
Veröffentlichung komplettiert.<br />
Lars Schubert<br />
Schwarzer Engel<br />
In brennenden Himmeln<br />
CD (Massacre/Soulfood)<br />
vorauss. 26.07.2013<br />
Die Härteschraube zieht sich zu<br />
Machen wir es kurz: Mit seinem<br />
Drittwerk legt Dave Jason das bislang<br />
finsterste, aggressivste und packendste<br />
Schwarzer Engel-Album der noch<br />
jungen Karriere vor. Stärker denn je<br />
bezieht er Elemente aus Black Metal,<br />
symphonischer Dunkelheit und Gothic<br />
in seinen ganz eigenen Klangkosmos<br />
ein und erschafft ein apokalyptisches<br />
Manifest, das mehr als je zuvor von<br />
Tod, Untergang und dem Ende der Welt<br />
dominiert ist. Das macht der Albumtitel<br />
ebenso klar wie die Stücke Der<br />
Untergang, Hymne für den Tod und Im<br />
Schatten des Todes. Fürwahr, viel<br />
Hoffnung gibt es hier nicht zu entdecken,<br />
dafür galoppierende Drums,<br />
schneidende Riffs, gebieterischen<br />
Gesang und jenes bandeigene<br />
Händchen für monumentale, überlebens<br />
große Refrains. Keine Frage,<br />
Dave Jason hat eine Menge Talent,<br />
düstere Visionen zum Leben zu<br />
erwecken und sich ganz nebenbei die<br />
eine oder andere mächtige Hymne aus<br />
dem schwarzen Ärmel zu schütteln.<br />
Björn Springorum<br />
Sirenia<br />
Perils of the Deep Blue<br />
CD (Nuclear Blast/Warner)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Sirenia in unübertroffener Reinform<br />
Wenn Gothic Metal, dann bitte so: Was<br />
Sirenia hier vom Stapel lassen, ruft in<br />
Erinnerung, weshalb diese Band zu<br />
Beginn ihrer Karriere auf derart viel<br />
Begeisterung stieß. Endlich ist er wieder<br />
da, der mystische, finstere, poetische<br />
Gothic Metal, endlich kann die Metal-<br />
Gemeinde wieder in den tiefblauen<br />
Musikfluten von Mastermind Morten<br />
Veland versinken. Schon der Auftakt<br />
Ducere me in lucem ist nichts anderes<br />
als ein betörender Sirenengesang. Nur<br />
zu gerne folgt man ihm, hinein ins<br />
Ungewisse, in die Tiefe – wohl wissend,<br />
dass es wahrscheinlich kein Zurück gibt.<br />
Aber warum auch? Ailyns Vocals<br />
umspülen den Hörer wie eine warme<br />
Regendusche, die Chöre erheben sich<br />
wie versunkene Unterwasserpaläste aus<br />
den Fluten, die Riffs brechen wie<br />
schwarze Wogen über uns herein. Das<br />
ist es, das ultimative Sirenia-Album, das<br />
die Norweger nach zuletzt durch wachsenen<br />
Werken wieder in Hochform<br />
zeigt. Ach was: in Höchstform.<br />
Björn Springorum<br />
Standard Version<br />
Limited EcolBook<br />
www.edenbridge.org<br />
Samsas Traum<br />
Leben bedeutet kämpfen<br />
DCD (Trisol/Soulfood)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Alles, was man über Samsas Traum<br />
wissen muss<br />
Die samsarische Veröffentlichungsflut<br />
reißt nicht ab. Warum auch – wenn<br />
solch exquisite Endprodukte wie Leben<br />
bedeutet kämpfen dabei herauskommen?<br />
Die aktuelle Werkschau aus<br />
dem Bau von Oberkäfer Kaschte<br />
überzeugt durch Qualität UND<br />
Quantität, hält auf zwei CDs 34 Tracks<br />
in petto. Jeweils 17 also, und somit pro<br />
CD ein Lied für jedes Lebensjahr von<br />
Samsas Traum. 17 Jahre Bandgeschichte<br />
werden gefeiert, was vor<br />
allem eines bedeutet: Hits, Hits, Hits.<br />
Chronologisch arbeiten wir uns vor,<br />
passieren auf dem Weg Satanshimmel<br />
voller Geigen, Stromausfall im<br />
Herzspital, K.haos-Prinz und Wind-<br />
shy guy at the show<br />
shy guy at the show<br />
CD (Équinoxe/Nova MD)<br />
bereits erschienen<br />
Von Musikkennern für Musikkenner<br />
So etwas hatte der Szene gerade noch<br />
gefehlt. Und das ist endlich mal nicht<br />
ironisch gemeint. shy guy at the show<br />
sind jung, belesen und Musikliebhaber<br />
der allerersten Güte... beste Voraussetzungen,<br />
um eine Band zu formen,<br />
die nicht nur über den Tellerrand<br />
hinausschaut, sondern das Geschirr<br />
gleich hinter sich lässt, vom Esstisch<br />
hüpft und die Tür hinter sich zuschlägt.<br />
Indie, Post Punk, Wave, Industrial,<br />
Singer/Songwriter – die Mischung der<br />
Karlsruher ist wild, aber geschmackvoll.<br />
In getragenen, schweben den<br />
Kompositionen besingen sie das<br />
Fremdsein, das Nicht dazugehören,<br />
zitieren die ganz Großen wie Bauhaus<br />
oder Leonard Cohen dabei ebenso<br />
spielerisch und frech wie Paul Auster<br />
Spheron<br />
Ecstasy of God<br />
CD (Apostasy/Edel)<br />
vorauss. 05.07.2013<br />
Atmosphärischer,<br />
aber harter Death Metal<br />
Spheron – der Name klingt luftig und<br />
leicht. Doch dahinter verbirgt sich<br />
erdiger und knallharter Death Metal.<br />
Die Vorbilder der Ludwigshafener<br />
dürften aus den Vereinigten Staaten<br />
kommen und auf illustre Namen wie<br />
Atheist oder Morbid Angel hören.<br />
Erraten, Ecstasy of God i s t<br />
entsprechend technisch ausgefallen.<br />
Aber statt Skalengenudel und<br />
Sologefrickel haben Spheron immer<br />
auch das Song writing im Blick.<br />
Funkige Basslinien und Akustikgitarren<br />
brechen das Soundgefüge<br />
regelmäßig auf und sorgen für<br />
Überraschungs momente. Kaum zu<br />
glauben, dass es sich hier um ein<br />
Debutalbum handelt, dessen Musiker<br />
alle noch Anfang 20 sind. Der Band<br />
selbst geht es laut Eigenbekundung<br />
in erster Linie um Atmosphäre, und<br />
darauf dürfte auch ihr Name<br />
anspielen. Die Rechnung geht auf:<br />
Abrissbirnen wie Clasp the Thorns,<br />
Pulse of Instinct oder das melodische<br />
und leicht schwedisch angehauchte<br />
From Glint to Crackling verwandeln
garantiert jedes Wohn zimmer vor dem<br />
geistigen Auge in ein Schlachtfeld!<br />
Richard Klasen<br />
Subterfuge<br />
reflect
Teho Teardo & Blixa Bargeld<br />
Still Smiling<br />
CD (Spècula/Rough Trade)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Der passende Soundtrack<br />
für den verregneten Sommer<br />
Wo „Blixa Bargeld“ draufsteht, ist nicht<br />
selten Kunst drin. Wenn dann noch<br />
jemand wie Teho Teardo, welcher sich<br />
bislang durch Soundtracks und<br />
Theatermusik ausgezeichnet hat, die<br />
kompositorischen Zügel in der Hand hält,<br />
muss man schlicht weg von großer Kunst<br />
ausgehen. Und Still Smiling erfüllt diese<br />
Erwartungen tat sächlich ganz locker.<br />
Dabei befruchten sich Blixas gewohnt<br />
metaphorische Texte, sein polylingualer<br />
Gesang auf Deutsch, Englisch und<br />
Italienisch, elektronische Spielereien und<br />
die omnipräsenten Streicher gegenseitig,<br />
um letztlich in zwölf beeindruckendintensive<br />
Lieder zu münden. Was in der<br />
gefühlten Vertonung von Impro visationstheater<br />
hätte enden können, kommt<br />
zum Glück auch mit einer anstän digen<br />
Portion Eingängigkeit daher, wie Mi Scusi,<br />
What if...? oder Nur Zur Erinnerung<br />
beweisen. Aufgrund der spärlichen<br />
Instrumentierung ist Still Smiling zugleich<br />
noch dunkler geraten und mit mehr<br />
Tiefgang gesegnet, als dies eine durchschnittliche<br />
Düsterband hinkriegt – ganz<br />
große Kunst eben.<br />
Lars Schubert<br />
Terrolokaust<br />
Spit The Poison Out<br />
CD (Vendetta/Audioglobe)<br />
bereits erschienen<br />
Goodbye Combichrist!<br />
Welcome Terrolokaust!<br />
Es passiert in den letzten Monaten recht<br />
selten, dass eine Band, die sich dem Dark<br />
Electro verschrieben hat, von der ersten<br />
Sekunde an begeistern kann und es<br />
schafft, ihren Kopf aus dem langweiligen<br />
Einheitsbrei zu strecken. Den spanischen<br />
Terrolokaust gelingt dieses Kunststück mit<br />
Spit The Poison Out scheinbar mühelos.<br />
Liegt es an Fronter Javi Ssagittar, der nicht<br />
selten nach Jonathan Davis klingt,<br />
welchem hier übrigens mit einem fetten<br />
Cover von KoRns Falling Away From Me<br />
passender weise und kongenial gehuldigt<br />
wurde? Liegt es am mangelnden Stimmverzerrer?<br />
Oder an den Industrial<br />
Rock-Anleihen, die zwar omnipräsent,<br />
aber niemals vordergründig sind?<br />
Vielleicht hat es auch mit dem variablen<br />
Tempo der Nummern zu tun und damit,<br />
dass sich Terrolokaust selbst für Balladen<br />
nicht zu schade sind. Oder den Ausflügen<br />
in die Techno Body Music? Egal welche<br />
Punkte letztlich den Ausschlag geben,<br />
Spit The Poison Out kommt ohne Ausfall<br />
daher und ist auch noch extrem eingängig.<br />
Lars Schubert<br />
The Quireboys<br />
Beautiful Curse<br />
CD (Cargo/Soulfood)<br />
vorauss. 28.06.2013<br />
Großes Sleaze-Kino<br />
Als die erste Meldung auf der Website von<br />
The Quireboys auftauchte, ihr nächstes<br />
Werk würde sie in einem neuen Soundgewand<br />
zeigen, dürften 90 Prozent der<br />
Zielgruppe vor Schreck zusammen gezuckt<br />
sein. Doch alles nur halb so schlimm –<br />
Produzent Chris Tsangarides hat der Band<br />
zwar einen zeitgemäßen Klang verpasst,<br />
dabei aber ihre Wurzeln nicht vergessen.<br />
Und so klingt Beautiful Curse einerseits<br />
nach dem Jahr 2013, anderer seits jedoch<br />
auch wie der große Bruder des Debuts A<br />
Bit Of What You Fancy von 1990. Ein<br />
unwiderstehlicher Groove und hoher<br />
Wiedererkennungswert ziehen sich wie<br />
ein roter Faden durch das Album; Stücke<br />
wie die erste Single Too Much Of A Good<br />
Thing, Talk Of The Town oder Twenty<br />
Seven Years riechen nach Jack Daniel’s<br />
und Rauch. Und Neuschlagzeuger Matt<br />
Goom (unter anderem ehemals Glenn<br />
Hughes) weiß, anders als manche seiner<br />
Vorgänger, wo an seinem Instrument<br />
die verdammte Cowbell hängt. Die<br />
Briten bieten also endlich wieder großes<br />
Sleaze-Kino für alle Bandana- und Sonnenbrillenfetischisten.<br />
Marc Halupczok<br />
The Saint Paul<br />
Consequence<br />
CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />
bereits erschienen<br />
Konsequent tanzbar<br />
Der erste Blick aufs Cover mag den einen<br />
oder anderen zunächst in die Irre führen.<br />
Bei The Saint Paul handelt es sich<br />
keineswegs um ein dem Vampiresken und<br />
Theatralischen zugewandtes Projekt.<br />
Vielmehr haben sich die zwei Jungs den<br />
harten, stampfenden Rhythmen des EBM<br />
verschrieben, um die Massen zum Tanzen<br />
aufzufordern. Und dies gelingt ihnen mit<br />
ihrem Debutalbum Consequence vortrefflich.<br />
Die elf Stücke sind abwechslungsreich<br />
in ihrer musikalischen Spannbreite. Mal<br />
hat man eine Ballade, die einen zu<br />
trauriger Ruhe bringt, mal ziehen uns<br />
treibende Beats auf den Dancefloor. Stets<br />
untermalt werden die Tracks von klarem<br />
Gesang, der einen schon beim ersten<br />
Hören mitsummen lässt und im Ohr<br />
hängen bleibt.<br />
Marie-Luise Henke<br />
WEAREOFF<br />
Objects In Motion<br />
CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />
bereits erschienen<br />
Eighties-Revival de luxe!<br />
Vier Männer aus Hamburg legen mit<br />
Objects In Motion ein traumhaftes Release<br />
vor, welches Liebhaber des Achtziger-<br />
Wave in Verzückung bringen wird. Es<br />
scheint schier unglaublich, dass es sich bei<br />
diesem Album um WEAREOFFs Erstlingswerk<br />
handelt, so fließend gehen einem die<br />
Sounds des zehn Tracks starken Outputs<br />
ins Blut. Von sehnsuchtsvoll traurig über<br />
rauchig-provokant bis hin zu tanzbar<br />
rockig wird dem Hörer alles geboten, und<br />
das in bester Qualität. Dabei ist ein<br />
durchaus massenkompatibler Charakter<br />
der Songs nicht von der Hand zu weisen.<br />
Dies bekräftigt jedoch nur die Tatsache,<br />
dass Objects In Motion wirklich jeden in<br />
Bewegung versetzen kann, ganz egal,<br />
welcher Couleur er angehört. Unbedingt<br />
testen!<br />
Marie-Luise Henke<br />
Sampler<br />
Gothic Visions IV<br />
DVD + CD (Echozone/Soulfood)<br />
bereits erschienen<br />
Eine monumentale Sammlung<br />
für Augen und Ohren<br />
Die beliebte Reihe Gothic Visions geht in<br />
ihre vierte Runde... als ein wirklich<br />
randvolles Paket, welches unfassbare 510<br />
Minuten Spieldauer aufweisen kann. Die<br />
DVD enthält insgesamt 58 Clips von teils<br />
sehr namhaften Formationen wie Epica,<br />
The Mission oder The 69 Eyes, aber auch<br />
von vielen recht unbekannten Projekten,<br />
wie Krankheit, Schwarzbund oder<br />
leichenwetter, um nur einige wenige zu<br />
nennen. Neben den Videos, die auch<br />
manche Live-Auftritte bieten, gibt es noch<br />
35 Audiotracks mit Gruppen wie Area24,<br />
Tränenwelten oder Erszebeth. Auf CD<br />
vollenden dann weitere 18 Stücke das<br />
Package. Das Spektrum der ausgewählten<br />
Musik ist sehr breit, für jeden Geschmack<br />
etwas. Ein paar Trailer sind zu finden und<br />
Strigoi – Nachzehrer, ein Kurzfilm, der uns<br />
in alte Zeiten versetzen will. Echozone<br />
haben ihren Schwerpunkt eindeutig auf<br />
junge Bands gelegt, und wer Lust hat auf<br />
Klänge, die er noch nicht in- und<br />
auswendig kennt, und offen für neue<br />
Künstler ist, sollte sich diese prächtige<br />
Kollektion zum unschlagbar günstigen Preis<br />
unbedingt holen. Knapp neun Stunden<br />
Musik laden zur Entdeckungsreise ein, auf<br />
die wir uns gern begeben.<br />
Manuela Ausserhofer
Juni<br />
Anette Olzon (Ex-Nightwish) – 21.06.1971 in Katrineholm, Schweden<br />
Richard Z. Kruspe (Rammstein) – 24.06.1967 in Wittenberge<br />
Erno „Emppu“ Vuorinen (Nightwish) – 24.06.1978 in Kitee, Finnland<br />
Brendan Perry (Dead Can Dance) – 30.06.1959 in London, UK<br />
Juli<br />
Franz Kafka († 03.06.1924 in Kierling, heute Österreich) – 03.07.1883 in Prag,<br />
heute Tschechische Republik<br />
Vince Clarke (Ex-Depeche Mode) – 03.07.1960 in London, UK<br />
Andrew „Andy“ Fletcher (Depeche Mode) – 08.07.1961 in Nottingham, UK<br />
Marc Almond – 09.07.1957 in Southport, UK<br />
Tilo Wolff (Lacrimosa) – 10.07.1972 in Frankfurt/Main<br />
Peter Murphy (Ex-Bauhaus) – 11.07.1957 in Northampton, UK<br />
Sharon den Adel (Within Temptation) – 12.07.1974 in Waddinxveen, Niederlande<br />
Ian Curtis (Joy Division, † 18.05.1980 in Macclesfield, UK) – 15.07.1956 in Stretford, UK<br />
Paul Cook (Ex-Sex Pistols) – 20.07.1956 in London, UK<br />
Martin L. Gore (Depeche Mode) – 23.07.1961 in London, UK<br />
Dani Filth (Cradle Of Filth) – 25.07.1973 in Hertford, UK<br />
Paavo Lötjönen (Apocalyptica) – 29.07.1968 in Kuopio, Finnland<br />
Alexander Krull (Atrocity) – 31.07.1970 in Ludwigsburg<br />
August<br />
Pete Burns (Ex-Dead or Alive) – 05.08.1959 in Port Sunlight, UK<br />
Eicca Toppinen (Apocalyptica) – 05.08.1975 in Vantaa, Finnland<br />
Stephan Groth (Apoptygma Berzerk) – 10.08.1971 in Odense, Dänemark<br />
Mikko „Linde“ Lindström (HIM) – 12.08.1976 bei Helsinki, Finnland<br />
Wednesday 13 (Murderdolls) – 12.08.1976 in Lexington, North Carolina, USA<br />
Das <strong>Orkus</strong>!-Team gratuliert<br />
allen Jubilarinnen und Jubilaren!
„Das Gefühl, welches uns der Traum beschert hat.“<br />
Leise weht der Wind eine triste Drehorgelmelodie herüber, und<br />
allmählich heben sich drei stilvoll gekleidete Gestalten aus dem Nebel<br />
des alten Rummelplatzes. Zwischen den längst verfallenen Buden der<br />
Preisboxer und Losverkäufer, einem rostigen Kettenkarussell und einer<br />
verwaisten Geisterbahn stehen Carlo De Filippo, Gianpiero Timbro<br />
und die bezaubernde Gastsängerin Simona Giusti und intonieren die<br />
Lieder ihres Zweitwerks. Dabei kann Gianpiero noch nicht einmal<br />
sagen, woher die Inspiration zu den schrägen und morbiden Klängen<br />
stammt, aber das muss er auch nicht unbedingt, bezeichnen die Italiener<br />
ihre Musik doch sowieso als „verborgenen Pfad zwischen den Träumen“<br />
und „Fluss, der den Hörer unbewusst mit auf den Weg zur Gelassenheit<br />
nimmt“.<br />
Wird der Begriff „Oneirismus“ in der Psychiatrie oft mit<br />
Drogenmissbrauch in Verbindung gebracht, da er sich auf visuelle<br />
Halluzinationen bezieht, benennt er im Sinne der Band „verschiedene<br />
Arten von nicht definierbaren und nicht greifbaren Empfindungen.<br />
Es sind die Sachen, die wir träumen und uns einbilden, bei denen die<br />
Grenze zwischen Realität und Traum verschwimmt und man in einen<br />
Zustand der Benommenheit übergeht“, erklärt Gianpiero mystisch die<br />
Bedeutung. Träume waren folgerichtig die größte Inspirationsquelle für<br />
Mannequins. „Es sind meist Träume vom Leben in früheren Zeiten oder<br />
paradoxen Situationen gewesen, und ich glaube, dass man dieses Vage<br />
und Schräge unserem Sound auch anhört. Wir versuchen jedoch weniger,<br />
die Handlungen jener Träume wiederzugeben, denn diese verblassen<br />
nach dem Aufwachen sehr rasch, sondern vielmehr das Gefühl, welches<br />
uns der Traum beschert hat.“ Und das scheint häufig ein eher trauriges<br />
oder wehmütiges zu sein, lauscht man den Stücken. „Paradoxerweise ist<br />
unsere charakteristische, traurige und melancholische Musik Balsam für<br />
unsere Seelen und macht uns glücklich. Oft überkommt uns Nostalgie,<br />
und weil wir nie in den vergangenen Zeiten, die wir so verehren, gelebt<br />
haben, führt das zu der Extradosis Melancholie, die Oniric stark prägt.“<br />
Man mag die Künstler nun aufgrund dieser Aussagen für besonders<br />
zarte Gemüter halten, aber vielleicht haben sie auch einfach nur<br />
erkannt, was wir alle längst wissen sollten und was die emotionslosen<br />
Gliederpuppen auf dem Albumcover treffend illustrieren: „Heutzutage<br />
ist es sehr schwierig, sich natürlich und spontan zu geben. Die moderne<br />
Welt bewegt sich immer schneller, und das Ausdrücken von Gefühlen<br />
verkommt zu etwas Mechanischem und Leblosem. Ich denke, jeder von<br />
uns sollte in der Lage sein, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu<br />
erfreuen, sein emotionales Selbst zu entdecken und es ohne jegliche<br />
Scham auszuleben.“<br />
www.oniricband.org<br />
Lars Schubert<br />
Discographie (Alben):<br />
Cabaret Syndrome (2009)<br />
Mannequins (2013)<br />
72 - <strong>Orkus</strong>!
www.facebook.com/DepecheModeMonument<br />
Christian von Aster<br />
Bilderbuchboy<br />
(Edition Anti-Pop/U-Line)<br />
Hier haben wir eine „kleine<br />
Sammlung kurioser Kurzgeschichten“<br />
aus der Feder des<br />
sicherlich nicht mehr ganz<br />
unbekannten Christian von Aster.<br />
Seine wahnwitzigen und obskuren<br />
Storys sind auch in einigen<br />
Anthologien zu finden; so lieferte<br />
er für das kürzlich erschienene<br />
Kranke Geschichten seinen<br />
Beitrag und war neben Markolf<br />
Hoffmann und Boris Koch für<br />
Rückkehr ins StirnhirnhinterZimmer<br />
verantwortlich. Mit seinem neuen<br />
Werk präsentiert er 19 Texte,<br />
welche je eine Länge von fünf<br />
Seiten kaum überschreiten. Die<br />
perfekte Lektüre für zwischendurch<br />
und unterwegs. Die 112<br />
Seiten in einem Zug auszulesen,<br />
ist fast zu schade, denn jede<br />
einzelne Geschichte macht<br />
wirklich Spaß. Die Titelstory<br />
berichtet von einem Neugeborenen<br />
– Benjamin Bilderbuch –,<br />
der mit unzähligen Tattoos auf die<br />
Welt kam. Seine Mutter sucht<br />
Rat in Talkshows und in einer<br />
Selbsthilfe gruppe für tätowierte<br />
Minderjährige, doch die Zukunft<br />
ist bereits manifestiert... seinen<br />
Weg in den Kindergarten schlägt<br />
Benjamin direkt nach der U-Haft<br />
ein. Wir wollen nicht zu viel<br />
verraten, aber Bilderbuchboy ist<br />
eine Kollektion irrwitziger Storys,<br />
die allesamt zum Schmunzeln<br />
bringen. Die Texte sind grotesk,<br />
makaber und voller teuflischem<br />
Humor. Der Autor weiß, was er<br />
kann, und das ist: Geschichten<br />
erzählen. Wir freuen uns jedenfalls<br />
schon jetzt auf Nachschub!<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Victoria Schwab<br />
Verflucht<br />
(Heyne)<br />
„Man kann niemanden dazu<br />
zwingen, aus dem Nichts wieder<br />
aufzutauchen.“ Am Rande des<br />
Moors ist das Leben hart, die<br />
Menschen im Dorf sind misstrauisch<br />
und verschlossen. In<br />
diesem Umfeld wächst die<br />
16-jährige Lexi auf, die versucht,<br />
ihrem verstorbenen Vater ähnlich<br />
und nah zu sein. Ein Junge taucht<br />
im Ort auf. Er scheint magische<br />
Fähigkeiten zu besitzen. Dann<br />
verschwinden unerklärlicherweise<br />
Kinder... und die Dorfgemeinschaft<br />
sieht schnell in dem Unbekannten<br />
den Täter. Lexi aber forscht auf<br />
eigene Faust, gegen den Widerstand<br />
der Erwachsenen und nur<br />
unterstützt von dem seltsamen<br />
Fremden. Gemeinsam müssen sie<br />
feststellen, dass alte, schlimme<br />
Geschichten lebendig geworden<br />
sind. Schließlich verschwindet<br />
auch Lexis Schwester. Die Ereignisse<br />
überstürzen sich, und die<br />
Dinge sind bei Weitem nicht so<br />
einfach, wie sie zunächst scheinen.<br />
Rettungsversuche. Widerstände.<br />
Scheitern. Verzweiflung. Aufbegehren!<br />
Ist noch genügend Zeit<br />
– wenigstens für den Hauch eines<br />
Happy Ends? Fast unmerklich<br />
zieht Dich Verflucht immer tiefer<br />
an die Orte des Geschehens, lässt<br />
Dich weiter und weiter lesen,<br />
leiden und hoffen, ist Prosa, Lyrik,<br />
Poesie zugleich. Ein gelungenes<br />
Debut voller Spannung und<br />
Phantasie.<br />
Axel Schön<br />
DAS FANBUCH<br />
»An MONUMENT kommt keiner vorbei,<br />
der sich für Depeche Mode interessiert.«<br />
Anne Haffmans, Mute-Labelmanagerin<br />
MONUMENT:<br />
Storys, Interviews, über 2.000 Fotos<br />
33 Jahre Bandgeschichte<br />
Hrsg. von Dennis Burmeister und Sascha Lange. 424 Seiten | ISBN 978-3-351-05003-0 | € [D] 49,90<br />
JETZT IM HANDEL<br />
Mehr<br />
Infos
„Wir können uns glücklich schätzen,<br />
so etwas nie erlebt zu haben.“<br />
(Andrea Borraccino)<br />
In den letzten Wochen wurden in vielen Städten<br />
friedliche Proteste brutal niedergeknüppelt,<br />
demokratische Grundwerte hinterfragt. Genau zu<br />
diesem Zeitpunkt veröffentlichen Electric Sarajevo<br />
aus Rom ihr Debut. Nachdem die Band ihr<br />
Material fast zwei Jahre lang geheim gehalten hatte,<br />
um unter keinen unnötigen Druck zu geraten,<br />
scheint das ein passender Zufall.<br />
Und die Geduld hat sich gelohnt... Madrigals ist<br />
ein Konzeptalbum durch und durch. Erst als für<br />
die vier Musiker alle Teilchen zu einem perfekt<br />
geschlossenen Gesamtkunstwerk wurden, wagte<br />
man das Release eines Tracks und kurz später<br />
das erste Konzert sowie die Videopremiere von<br />
If You Only Knew – quasi die Inszenierung einer<br />
Spiegelwelt zum oben Geschilderten auf anderen<br />
Ebenen. „Während des Zweiten Weltkriegs hat<br />
das italienische faschistische Regime Meldungen<br />
über den Krieg und nationale Ereignisse in<br />
die Filmtheater gebracht. Die meisten dieser<br />
Nachrichten waren natürlich Lügen und hatten<br />
weniger informative als propagandistische Zwecke.<br />
Wir haben versucht, verschiedene Elemente<br />
einer solchen Situation zu rekonstruieren.<br />
Besorgte, gelangweilte, verstörte Menschen. Die<br />
Ansprache des Diktators, die Blicke der Kinder,<br />
Hoffnungslosigkeit, brennende Städte“, erklärt<br />
Sänger Paolo Alvano. „Und trotzdem ist all das<br />
nur ein Sinnbild für Liebe.“ Andrea Borraccino,<br />
Initiator und Bassist des Post Rock/Electro-<br />
Projekts, fügt hinzu: „Diktatur ist eine Art von<br />
Liebe. Wahrscheinlich die schlimmste, seltsamste<br />
und verrückteste. Aber es ist Liebe...“ Und genau<br />
darum geht es auf Madrigals.<br />
Das Debutalbum versammelt, wie sein Titel schon<br />
andeutet, neun Liebeslieder. Allerdings keine<br />
herkömmlichen oder autobiographischen. Electric<br />
Sarajevo erzählen vielmehr Geschichten aus einem<br />
Alltag, der wohl den meisten von uns fremd ist.<br />
„Ich erinnere mich noch gut daran, als Kind die<br />
Nachrichten über Jugoslawien verfolgt zu haben.<br />
Es fühlte sich sehr seltsam an. Da herrschte Krieg<br />
in einem Land, das ganz nah an meinem eigenen<br />
lag. So viele Menschen haben gekämpft, und der<br />
Rest der Welt sah zu. Sarajevos Schicksal ist dabei<br />
speziell. Während des Krieges waren Soldatenhelme<br />
und das tägliche Leben, zu dem nun mal auch<br />
Liebesgeschichten gehören, am selben Ort, ja sogar<br />
in denselben Personen zu finden! Wir können uns<br />
glücklich schätzen, so etwas nie erlebt zu haben.<br />
Madrigals soll auf eine Reise durch diesen völlig<br />
fremden und doch irgendwie vertrauten Alltag<br />
mitnehmen“, erläutert Andrea.<br />
Electric Sarajevo ist eine Verbindung von sehr<br />
sympathischen, hoch talentierten und dennoch am<br />
Boden gebliebenen jungen Männern, denen das<br />
Schicksal anderer nicht egal ist. Sie schreiben Songs<br />
darüber. Und auf die Frage, wo sie gern mal spielen<br />
würden, sind sie sich einig: „Istanbul. Es ist nicht<br />
nur eine der interessantesten Städte der Welt, mit<br />
tollen Leuten. Auch die aktuellen Zustände sind<br />
ein Grund, dort aufzutreten.“<br />
www.electricsarajevo.com<br />
Lydia Aufschlager<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123
„Wir sitzen bequem<br />
auf mehreren Stühlen.“<br />
Das deutsch-französische Gespann Eclipse Sol-Air lässt sich<br />
in keine Schublade pressen. Progressive Rock-Elemente<br />
haben genauso ihren Platz wie klassische Momente oder<br />
Folk-Melodien. Philippe Matic-Arnauld des Lions ist<br />
Kopf des Ensembles und erläutert die musikalischen und<br />
textlichen Ideen hinter Schizophilia. „Der zentrale Song<br />
und Auslöser für das Konzept ist Watch Over You, den<br />
wir für unsere Freundin Anna Kotarska, die Malerin des<br />
Covers von Bartók’s Crisis, geschrieben haben. Sie ist 2011<br />
im Alter von 27 Jahren von einem betrunkenen Autofahrer<br />
in Berlin totgefahren worden. Ihr haben wir auch das neue<br />
Album postum gewidmet. Dieses Ereignis hat uns alle tief<br />
betroffen gemacht und uns inspiriert, über den Sinn des<br />
Lebens nachzudenken und alle Aspekte musikalisch zu<br />
verarbeiten: Geburt, Kindheit, Liebe, Glück, Verzweiflung,<br />
Bewusstseinsspaltung, Alter, Tod.“<br />
Wie bereits erwähnt, ist Schizophilia rein stilistisch schwer<br />
zu fassen. Philippe fühlt sich damit allerdings sehr wohl.<br />
„Warum soll eine Band nicht mal ein eigenes Genre erfinden?<br />
Im Übrigen haben das viele berühmte Bands so praktiziert,<br />
aus ihren angestammten Schubladen auszubrechen. Mit<br />
großem kommerziellen Erfolg. Wir sitzen nicht zwischen<br />
den Stühlen, sondern ziemlich bequem auf mehreren.<br />
Eines unserer Stücke erschien kürzlich auf einem Gothic-<br />
Sampler, insgesamt berichteten neun Rockmagazine der<br />
verschiedensten Schubladenrichtungen über uns, darunter<br />
sogar ein Metal-Magazin. Unser erfahrener Manager sagt<br />
immer: Innovation ist, wenn der Fachmann sagt, es geht<br />
nicht.“ Bei diesen Gratwanderungen kommt der Formation<br />
natürlich zugute, dass Eclipse Sol-Air ausschließlich aus<br />
studierten Musikerinnen und Musikern besteht. Sie<br />
entwickeln auf Schizophilia eine bisweilen überraschende<br />
Spielfreude, die deutlich zu hören ist. Philippe hat dafür<br />
eine einfache Erklärung... „Niemand aus der Band ist ein<br />
Theoretiker, sondern alle spielen neben ihrem Engagement<br />
bei ESA auch Konzerte aus allen Richtungen, darunter<br />
Klassik. Es gibt nur wenige Bands, die durch Geige,<br />
Querflöte und Kirchenorgel – unsere Keyboarderin<br />
Stefanie Heelein ist studierte Kirchenmusikerin – eine<br />
Rockbesetzung ergänzen. Noch viel wichtiger ist die<br />
persönliche Harmonie innerhalb der Gruppe, die erst den<br />
Spaßfaktor ausmacht.“<br />
Besagte Freude wird, trotz der Komplexität des Materials,<br />
auch gerne auf die Bühne gebracht. „Es ist unser Anspruch,<br />
die Lieder auf der Bühne genauso gut wie auf Tonträger<br />
zu präsentieren. Denn wir spielen für unser Leben gerne<br />
live, lieben die Interaktion mit dem Publikum. Und durch<br />
meine Schauspiel- und Pantomimeausbildung werden<br />
unsere Konzerte zu richtigen Events. Bei Bartók’s Crisis<br />
konnten wir einen Teil der sehr komplexen Songs nicht live<br />
aufführen. Deshalb haben wir beim neuen Album stark auf<br />
Bühnentauglichkeit geachtet.“<br />
www.eclipse-sol-air.com<br />
Marc Halupczok<br />
Discographie (Alben):<br />
Bartók’s Crisis (2011)<br />
Schizophilia (2013)<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123
„Es muss nicht alles bluten, sterben und verrotten.“<br />
Alles, nur kein Standard! Die junge Band mit dem kuriosen Namen pflegt einen mindestens ebenso kuriosen Stilmischmasch, den sie<br />
beständig weiter kultivieren will – auf dass ihre Fans nie vorausahnen können, was sie auf der nächsten Scheibe um die Ohren gebuttert<br />
kriegen. Dass We Butter The Bread With Butter einst mit Metalcore-Kinderliedern die Bühne stürmten, will Gründungsmitglied Marci<br />
gar nicht leugnen, aber auch nicht groß betonen. Viel wichtiger sind ihm heute die Ansprüche, welche das Quartett an sich selbst stellt.<br />
<strong>Orkus</strong>: Eure eher ungewöhnlichen Anfänge mal beiseitegelassen – bei eurem<br />
dritten Album wird es richtig haarig, will man es einem Genre zuordnen...<br />
Marcel Neumann: Genau das ist unser Ziel! Was uns mittlerweile<br />
musikalisch ausmacht, ist Rockmusik, die so hart wie Metal ist und so melodisch<br />
wie Pop. Wir haben auch ganz andere Idole, als man wahrscheinlich vermuten<br />
würde. Zum Beispiel würden wir niemals leugnen, dass wir Tokio Hotel gut<br />
finden. Ihre letzte Platte war so dermaßen genial, und jeder, der was anderes<br />
behauptet, hört nicht hin, sondern ist klischeebehaftet.<br />
O: Wer von euch zeichnet denn fürs Songwriting verantwortlich?<br />
MN: Ja, das bin wohl ich. Aber seitdem Can, unser Schlagzeuger, seit 2010<br />
dabei ist, gibt er auch ziemlich viel Input. Er ist so... ein kleines Wunderkind,<br />
spielt klassisch Klavier, seit er zwei ist. Na ja, wenn man ihn nicht kennt, könnte<br />
man ihn auch für einen Autisten halten, denn er lebt wirklich in seiner eigenen<br />
Musikwelt. Und Texte schreiben wir erst, nachdem der Song instrumental fertig<br />
ist.<br />
O: Genau die sind auf Goldkinder recht durchwachsen, mal locker, mal bitter<br />
und auch mal ganz schön durchgeknallt...<br />
MN: Wir setzen uns eben hin und gucken: Was erzählt einem die Musik von<br />
selbst? Aber du hast recht, manchmal gibt’s da schon eine sehr emotionale<br />
Wendung, die man nicht erwartet hat. Wie bei Meine Brille. Und bei Krieg<br />
aus Gold wollten wir einfach nur richtig coole Sätze, die für sich alleine stehen<br />
können, wie: „Hast Du keinen Arm mehr, dann denk’ immer daran: Die Krake<br />
hat acht Arme, die sie Dir leihen kann.“ Warum denn nicht? Wir haben genug<br />
ernsthafte Songs auf dem Album. Aber solche Sätze sind das perfekte Beispiel für<br />
Can. Man sitzt so da, und er kommt einfach aus der zweiten Reihe immer mit<br />
solchen Sätzen an. Da denkt man sich: „Okay?! Cool!“<br />
76 - <strong>Orkus</strong>!
O: Und wie läuft es bandintern mit dem<br />
Komponieren?<br />
MN: Das ist bei uns wohl auch anders als<br />
gewöhnlich. Wir schreiben die Musik am liebsten<br />
direkt am Computer. Einfach, weil wir gerne beim<br />
Songschreiben in die Rolle des Hörers schlüpfen.<br />
Natürlich haben wir es auch mal probiert,<br />
zusammen im Proberaum vor uns hin zu jammen.<br />
Aber das hatte nicht dieses Feeling von The Butter.<br />
Gerade auch bei dem neuen Album nehmen die<br />
Arrangements am Computer 70 Prozent ein. Denn<br />
so ein Gitarrenriff mit Schlagzeug heutzutage noch<br />
neu zu erfinden, das ist ganz schön schwer. Aber so<br />
was in die Musik einzubetten, mit einer schönen<br />
Fläche, das ist die Herausforderung, die wir an uns<br />
stellen. Das macht uns aus!<br />
O: Was macht die Band insgesamt, neben dieser<br />
methodischen Seite, aus?<br />
MN: Da steckt mittlerweile eine ziemlich große<br />
Idee dahinter. Es ist auf jeden Fall das Streben,<br />
immer was Gegensätzliches zu machen, was man<br />
so noch nicht kennt oder was sich keiner trauen<br />
würde. Wir waren schon immer auch Fans von<br />
härterer Musik, aber wollten halt mal was Neues<br />
starten. Denn von diesen ganzen Bands, die die<br />
ganze Zeit monoton vor sich her spielen, waren<br />
wir ein bisschen gelangweilt. Man hat gar keinen<br />
Unterschied mehr gehört. Was da in der harten<br />
Musik passiert, ist teilweise so unauthentisch.<br />
O: Wie meinst du das?<br />
MN: Auf der Bühne sieht man zum Beispiel<br />
Erste Welt-Menschen, die sagen, wir müssten<br />
die Politik stürzen und alles niederbrennen –<br />
und danach packt der sein teures Equipment<br />
ein und fährt in sein gutes Haus. Das kaufe ich<br />
ihm einfach nicht ab! Nur weil die Musik hart<br />
ist, muss nicht alles bluten, sterben, vergewaltigt<br />
werden und verrotten. Das ist doch Quatsch!<br />
Daher kommt ja auch unser Bandname. Das<br />
ist jetzt gar nicht ein „Wir machen total einen<br />
auf lustig“. Sondern wir wollen einfach diesem<br />
Gejammere etwas entgegensetzen. We Butter<br />
The Bread With Butter – das macht jeder, das ist<br />
normal, damit kann sich jeder identifizieren. Für<br />
mich ist das authentischer, als wenn unsere Band<br />
Evil Darkness Of Was-weiß-ich heißen würde. Ja.<br />
Das ist die Grundidee. Was Positives zu machen<br />
anstatt immer nur dieses Negative, Tote.<br />
In unserer nächsten Ausgabe erfährst Du mehr<br />
über den außergewöhnlichen Werdegang des<br />
Gespanns.<br />
www.wbtbwb.com<br />
Miriam Claus<br />
Discographie (Alben):<br />
Das Monster aus dem Schrank (2008)<br />
Der Tag an dem die Welt unterging (2010)<br />
Goldkinder (2013)<br />
Line-Up:<br />
Paul Bartzsch – Gesang<br />
Marcel Neumann – Gitarre<br />
Maximilian Pauly Saux – Bass<br />
Can Özgünsür – Schlagzeug
78 - <strong>Orkus</strong>!<br />
„Die Schönheit der See ist trügerisch...“
Mystisch und geheimnisvoll waren Sirenia schon immer. Ihre letzten Werke ließen<br />
allerdings die düster-orchestrale Opulenz der ersten Meisterstücke vermissen. Perils<br />
of the Deep Blue macht damit Schluss – und schickt den Hörer auf eine ebenso<br />
verheißungsvolle wie gefährliche Reise hinab in die Tiefen der See... dorthin, wo die<br />
Sirenen lauern. <strong>Orkus</strong>! sprach mit Gothic Metal-Versteher Morten Veland über das<br />
Meer und die Faszination der Gefahr.<br />
<strong>Orkus</strong>: Morten, was lauert in den Untiefen der<br />
See?<br />
Morten Veland: Oh, eine Menge. Das<br />
Coverartwork zeigt ja bereits, was uns dort<br />
unten alles erwarten kann. Ich lasse den Titel<br />
bewusst offen, damit jeder die See mit seinen<br />
ganz eigenen Kreaturen und Vorstellungen<br />
bevölkern kann.<br />
O: Was bedeutet dir die See?<br />
MV: Schon immer faszinierte mich der<br />
Ozean. Solange ich denken kann, lebte ich in<br />
unmittelbarer Nähe zum Meer, und ich kann<br />
mir beim besten Willen nicht vorstellen, eines<br />
Tages woanders zu wohnen. Wenn ich das Meer<br />
nicht sehen könnte, wäre das kein Zuhause für<br />
mich. Wir Norweger wissen, was die See nimmt<br />
und was sie gibt. Sie ist das nasse Grab so vieler<br />
Seeleute und Fischer, und das hat das Land tiefer<br />
geprägt als vieles andere. Die Schönheit der See<br />
ist trügerisch, das sollte man nie vergessen.<br />
O: Das macht letztlich die Faszination aus, oder?<br />
MV: Vielleicht, ja. Vieles, was wir tun, tun wir<br />
im vollen Bewusstsein, dass es gefährlich ist.<br />
Der Mensch braucht diese Ungewissheit, diese<br />
Gefahr. Deshalb senden wir noch immer Leute<br />
in den Weltraum, auf den Grund des Meeres<br />
oder auf die höchsten Berge. Wir sind Entdecker<br />
– und werden es wohl immer bleiben.<br />
O: Wie ist es bei dir? Das Leben als Musiker<br />
ist heutzutage schließlich auch ein ganz schönes<br />
Abenteuer.<br />
MV: (lacht) In der Musikindustrie zu überleben,<br />
ist in der Tat eine Herausforderung. Ich hasse es<br />
zwar, das Wort „alt“ zu benutzen, aber als ich 15<br />
war, brauchte ich deutlich mehr Aufregung in<br />
meinem Leben. Jetzt, einige Jahre später, bin ich<br />
wohl nicht nur älter, sondern tatsächlich auch<br />
etwas weiser geworden. Der Entdeckergeist ist<br />
noch immer in mir, doch ich muss mich nicht<br />
mehr aus Flugzeugen stürzen oder so. (grinst)<br />
O: Die Sirene auf dem Artwork steht letztlich<br />
auch dafür. Eine Verführung, der man gerne<br />
erliegt, obwohl man um die Konsequenzen<br />
weiß.<br />
MV: Dieses Bild sagt alles über Sirenia, was es<br />
zu sagen gibt. Ich fand es, lange bevor ich mit<br />
diesem Album begann, und war von Anfang an<br />
verliebt. Alles, worüber wir gerade gesprochen<br />
haben, findet sich in diesem Bild wieder. Ein<br />
archetypisches Bild für ein archetypisches<br />
Album.<br />
mich dazu brachte, einen anderen Ansatz zu<br />
wählen. Die letzten drei Werke waren durchaus<br />
ähnlich mit ihren kurzen, eingängigen Liedern,<br />
und ich spürte, dass es Zeit für einen Wandel<br />
war. Plötzlich quoll das Material bloß so aus<br />
mir heraus, die Stücke wurden länger, Metallastiger,<br />
komplexer und kraftvoller. Das tat mir<br />
als Sänger und als Komponist sehr gut.<br />
O: Sirenia scheinen endlich auch ein stabiles<br />
Line-Up gefunden zu haben. Inwiefern war das<br />
wichtig für den angesprochenen Wandel?<br />
MV: Ein intaktes Line-Up ist essenziell! Die<br />
Suche nach neuen Mitgliedern raubt Energie,<br />
die man sonst für das Songwriting nutzen<br />
könnte. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass<br />
ich mich momentan nicht um diese Dinge<br />
kümmern muss und mich voll auf das Album<br />
konzentrieren kann.<br />
O: Wie kam es eigentlich zu den beiden<br />
norwegischen Tracks? Stücke in deiner<br />
Muttersprache gab es bisher noch nie...<br />
MV: Auch das hat damit zu tun, dass ich für<br />
dieses Album meine behagliche Ecke verlassen<br />
wollte. Ich wollte meine Kreativität frisch<br />
entfachen, an andere Orte führen. Wie gesagt,<br />
sollte das neue Album musikalisch mehr in eine<br />
rohe, dramatische Metal-Richtung tendieren<br />
– und da passten norwegische Texte natürlich<br />
besonders gut. Anfangs war es lediglich ein<br />
Versuch, und der erwies sich zunächst als<br />
ziemlich mühsam. Schon lange wollte ich mal<br />
auf Norwegisch singen, nun habe ich mich<br />
endlich dazu aufgerafft. Es ist nämlich deutlich<br />
schwieriger, etwas Poetisches auf Norwegisch<br />
zu sagen. Vor allem für jemanden, der in den<br />
letzten Jahren immer nur auf Englisch von<br />
seinem Inneren gesprochen hat.<br />
www.sirenia.no<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
At Sixes and Sevens (2002)<br />
An Elixir for Existence (2004)<br />
Nine Destinies and a Downfall (2007)<br />
The 13th Floor (2009)<br />
The Enigma of Life (2011)<br />
Perils of the Deep Blue (2013)<br />
Line-Up:<br />
Ailyn – Gesang<br />
Morten Veland – Gitarre, Gesang<br />
Jan Erik Soltvedt – Gitarre<br />
Jonathan A. Perez – Schlagzeug<br />
O: In der Tat scheinst du dich mit Perils of<br />
the Deep Blue auf deine Stärken zu berufen:<br />
hymnische, epische Songs mit düsteren Chören<br />
und jeder Menge mystischem Zauber.<br />
MV: Als ich mit den Arbeiten begann,<br />
durchströmte mich ein ähnliches Gefühl, wie<br />
ich es bereits bei den ersten drei Alben gefühlt<br />
hatte. In letzter Zeit fand ich es bisweilen<br />
schwer, mich musikalisch auszudrücken, was<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123
Soundtrack of my life<br />
Was wäre, wenn...<br />
Albert „Trebla“ Vorne (Army of the Universe)<br />
Nine Inch Nails<br />
The Downward Spiral (1994)<br />
Ein Meisterwerk. Man muss<br />
wohl nicht erklären, warum...<br />
Prodigy<br />
The Fat Of The Land (1997)<br />
Dieses Album hat mein Leben<br />
verändert und eine neue<br />
elektronische Ära angestoßen.<br />
Sounds voller Power und<br />
von dunkler Atmosphäre.<br />
Revolutionär und inspirierend.<br />
Chloé Praha (Love in Prague)<br />
Stell’ dir vor, Love in Prague wäre...<br />
... eine Farbe? Dunkelblau.<br />
... ein Tier? Ein Tiefseefisch.<br />
... ein Planet? Der Mond.<br />
... ein Lied? La Fête Triste von Trisomie 21.<br />
... eine Blume? Eine Kirschblüte.<br />
... ein Edelstein? Aquamarin.<br />
... eine mythologische Figur? Eine Parze.<br />
... ein Buch? Fahrenheit 451 von Ray Bradbury.<br />
... ein Film? Blade Runner.<br />
... eine Jahreszeit? Herbst.<br />
... eine Stadt? Prag!<br />
Wortschatz<br />
Depeche Mode<br />
Ultra (1997)<br />
Dieses Album steht für eine<br />
Mission, ja eine Lebensaufgabe<br />
Depeche Modes, und auf ihm<br />
ist einer meiner liebsten Songs<br />
zu finden: It’s no good.<br />
Deftones<br />
White Pony (2000)<br />
Mein Teenageralbum.<br />
Ermöglichte mir damals<br />
einen völlig neuen Zugang zu<br />
anderen Metal-Sounds.<br />
Billy Idol<br />
Rebel Yell (1983)<br />
Ich bin 1982 geboren,<br />
daher sind meine Kindheitserinnerungen<br />
wohl nicht<br />
zufällig auch von Billy Idol<br />
geprägt. Der sah immer so<br />
seltsam und cool zugleich aus.<br />
Tandrin (mechanical moth, Novastorm, NEO)<br />
Dies ist der Auftakt einer Fantasy-Reihe, die mir sehr viel Freude<br />
bereitet hat und die ich nach wie vor verfolge. Das Besondere an<br />
dieser Reihe ist weniger die Storyline, die zwar gut gemacht ist, aber<br />
nichts Neues in meine Welt bringt. Es sind vielmehr die interessant<br />
ausgeformten Charaktere und deren Zusammenspiel, welches sich<br />
mal nicht an Tolkien orientiert. Denn was vielen sicherlich aufstößt,<br />
ist die Wirkung der sehr modern und gefühlt „frei und sinnvoll“<br />
denkenden Charaktere, die selten die üblichen Dummheiten<br />
begehen, welche in anderen Romanen erst das Abenteuer starten.<br />
So auch und gerade der Hauptcharakter der Reihe, Havald, seines<br />
Zeichens unsterblich, realistisch abgeklärt und der unfreiwillige<br />
Rächer des Totengottes, der jedes Mal wieder jung wird und heilt,<br />
wenn er einen Gegner erschlagen muss, wozu das Schicksal ihn<br />
immer wieder treibt. Zu Anfang des ersten Buches will er endlich<br />
sterben. Natürlich klappt das nicht...<br />
80 - <strong>Orkus</strong>!
Für Kurztrips &<br />
Zeitreisen<br />
12-Loch„Steampunk“ Boots,<br />
3- Buckles, in schwarz,<br />
für Männer die was vor haben.<br />
Finde diesen Schuh und<br />
viele andere auf<br />
www.boots-and-braces.de
„Wir sind nun mal Genies...“<br />
(Blixa Bargeld)<br />
Roberto Blanco ist ganz bestimmt nicht für seine Lebensweisheiten<br />
bekannt, obschon ihn wohl einige seiner Stilblüten überdauern werden.<br />
Allerdings hat er durchaus recht, wenn er feststellt, dass ab und zu ein<br />
bisschen Spaß sein muss. Mit dieser Maßgabe scheinen auch Blixa<br />
Bargeld und Teho Teardo an diesem grauen Feiertagsmorgen zum<br />
Interview angetreten.<br />
Aber von Anfang an, geht es doch um ein ernsthaftes Projekt. Unter<br />
dem Titel Still Smiling veröffentlichen Teardo & Bargeld ein Album,<br />
welches in seiner geradezu kammermusikalischen Reduziertheit und<br />
Düsternis so tiefgründig wie anspruchsvoll ist. Bislang hat sich Teardo<br />
hauptsächlich durch Soundtracks hervorgetan und wurde bereits von<br />
Altmeister Ennio Morricone als einer der Besten seiner Zunft geadelt.<br />
Nachdem sich Blixa und Teho bei der Umsetzung eines Theaterstücks<br />
kennenlernten, wuchs spätestens bei ihrer Zusammenarbeit am Song A<br />
Quiet Life für den Film Una vita tranquilla eine Freundschaft, die man in<br />
jeder Sekunde unseres Gespräches spürt und die letztlich in Still Smiling<br />
mündete. Den Aufnahmeprozess gestalteten sie für heutige Verhältnisse<br />
relativ unüblich, erzählt Blixa: „Meistens läuft es heute nach einem<br />
Schema, welches ich gern Sandwichtechnik nenne – jeder sitzt allein in<br />
seinem Studio, und man ergänzt die entstandenen Fragmente gegenseitig<br />
und Schicht für Schicht, bis daraus der fertige Song entsteht. Da ich<br />
aber ein eher langsamer Schreiber bin und selten mit fertigen Ideen ins<br />
Studio komme, habe ich den Partner gern bei mir. Also haben wir eine<br />
Art Pendeltechnik verwendet und uns abwechselnd in Tehos Studio in<br />
Rom und im Neubauten-Studio in Berlin verschanzt und so die Tracks<br />
zusammen erarbeitet.“<br />
In Italien konnte Still Smiling bereits begeisterte Kritiken ernten, aber<br />
das war Blixa eigentlich klar, „denn wir sind nun mal Genies“. Mit<br />
einem schmunzelnden Seitenblick auf Teho fügt er hinzu: „Zumindest<br />
war ich schon immer ein Genie.“ Ähnlich seriös gestaltet sich seine<br />
Auskunft über die Zielgruppe des Werks. Wird es eher Fans klassischer<br />
Musik, experimenteller Sounds oder Anhänger von Scores begeistern?<br />
„Ich denke, dass der durchschnittliche Hörer Mitte 50 sein wird, in der<br />
Schweiz lebt, die doppelte Staatsbürgerschaft der Schweiz und Portugals<br />
hat und am liebsten zu Hause mit Kopfhörern Musik hört“, erläutert<br />
Herr Bargeld mit gespieltem Ernst. Und das Duo wäre kein gutes Team,<br />
wenn Teho nicht ergänzen würde, dass „er dabei nackt ist“. „Wer uns<br />
ein Beweisphoto nebst einer Kopie der beiden Pässe mailt, bekommt<br />
auf jeden Fall eine Vinyl-Ausgabe des Albums“, verspricht Teho. Abseits<br />
nackter Tatsachen soll Still Smiling keine einmalige Angelegenheit<br />
bleiben, wie Blixa erzählt: „Zunächst werden wir im Herbst auf Tour<br />
gehen und danach den nächsten Schritt tun, denn für uns wird das kein<br />
hobbymäßiger Ausflug bleiben.“ Nach der Bedeutung ihrer spitzen Hüte<br />
auf dem Cover gefragt, reagieren die Künstler plötzlich verschlossen<br />
und verweisen unisono auf ihre Mitgliedschaft in einer geheimen Loge.<br />
„Leider ist es uns verboten, über die durchaus vorhandene Bedeutung<br />
der Hüte zu sprechen.“ Nun... vielleicht auch besser so, bleibt doch<br />
mehr Zeit, sich mit einem tollen Album und dem eben angestoßenen<br />
Kopfkino hinsichtlich des Durchschnittshörers zu beschäftigen.<br />
www.tehoteardo.com/en/opera/album/teho-teardo-blixa-bargeld<br />
Lars Schubert<br />
Photos: Thomas Rabsch<br />
82 - <strong>Orkus</strong>!
„So ist Rock’n’Roll...“<br />
(Paul Guerin)<br />
Beautiful Curse lautet der Titel des mittlerweile siebten Studioalbums<br />
von The Quireboys. Die britische Institution in Sachen Sleaze Rock hat,<br />
anders als viele Kollegen, keine längeren Ruhepausen eingelegt, sondern<br />
ist seit 1984 fast ununterbrochen unterwegs. Beautiful Curse bedeutet für<br />
Fronter Jonathan „Spike“ Gray & Co. aber trotzdem so etwas wie einen<br />
Neuanfang. Denn die Band hat ein neues Management, ein neues Label<br />
und wird in den kommenden Monaten überall auf der Welt Konzerte<br />
geben. Für das Album verschanzten sich die Quireboys in den Ecology<br />
Rooms in Dover, um Spike zufolge „die beste Platte seit unserem Debut<br />
A Bit Of What You Fancy aus dem Jahr 1990“ aufzunehmen.<br />
Als Produzent fungierte der legendäre Chris Tsangarides, der unter<br />
anderem bereits mit Größen wie Thin Lizzy, Gary Moore, Judas Priest<br />
oder Helloween arbeitete. Gitarrist Paul Guerin erzählt dem Magazin<br />
„Rush on Rock“: „Zwölf Tracks in zwölf Tagen einzuspielen, klingt<br />
wie ein Spaziergang. Allerdings nicht, wenn man bedenkt, dass wir erst<br />
vier Lieder komplett hatten, als wir das Studio enterten.“ Die Musiker<br />
mussten also noch richtig ackern und schöpften die Frist zur Gänze aus.<br />
„Am Ende wurde es natürlich trotzdem knapp. Obwohl wir instrumental<br />
– mit einigen Ausnahmen – viele erste oder zweite Takes behielten,<br />
um mehr Zeit für den Gesang zu haben, nahmen wir die letzte Note<br />
für Beautiful Curse an einem Nachmittag um Viertel nach fünf auf.<br />
Und exakt fünf Minuten später saßen wir in unserem Tourbus, weil wir<br />
abends eine Show in Bishop’s Stortford spielen sollten. So läuft das bei<br />
The Quireboys. Und so ist Rock’n’Roll“, meint Paul an gleicher Stelle.<br />
Für seinen Produzenten Tsangarides hat er nur lobende Worte. „Chris ist<br />
sehr schnell darin, einen guten Sound für die betreffende Band zu finden.<br />
Dadurch blieb uns mehr Zeit, die Songs fertigzustellen. Sobald wir mit<br />
einem Stück so weit waren, nahmen wir es sofort live auf. Das gilt im<br />
Übrigen auch für die meisten Soli auf dem Album.“ Bei aller Hektik blieb<br />
der Gruppe jedoch noch genügend Zeit, sich den entspannten Aspekten<br />
ihres Ausflugs nach Südengland zu widmen. Die waren anscheinend vor<br />
allem in der Küche zu finden... „Wir haben morgens um zehn mit den<br />
Aufnahmen begonnen und arbeiteten zwölf Stunden bis zum Abendessen<br />
durch. Chris ist nicht nur ein großartiger Produzent und Techniker,<br />
sondern auch einer der besten Köche des Planeten. Wir arbeiteten also<br />
regelrecht auf das Abendessen hin.“<br />
Das Coverkonzept von Beautiful Curse beinhaltet zum Glück trotzdem<br />
kein Lammfleisch in Minzsauce, sondern ist ganz auf das mexikanische<br />
Fest Día de los Muertos („Tag der Toten“) abgestimmt. Vom 31. Oktober<br />
bis zum 02. November wird in Mexiko traditionell der Verstorbenen<br />
gedacht. Diese wiederum kommen im genannten Zeitraum zurück auf die<br />
Erde, um gemeinsam mit ihren Verwandten zu feiern. Eine für westliche<br />
Begriffe seltsame Vorstellung, welche The Quireboys beim Artwork des<br />
Albums sowie der Single Too Much Of A Good Thing aufgreifen und damit<br />
eines der stärksten Werke ihrer Karriere optisch abrunden.<br />
www.quireboys.com<br />
Marc Halupczok<br />
<strong>Orkus</strong>! - 83
„Lobbyarbeit für die Melancholie...“<br />
(Stefan Nielsen)<br />
Wer regelmäßig unsere News verfolgt, ist bereits auf den Namen<br />
WEAREOFF gestoßen. Das Hamburger Quartett hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, sein Publikum mit feinstem Achtziger-Sound<br />
zu verwöhnen. Schon vorab wurden die Single Chymera und ein<br />
dazugehöriger Videoclip veröffentlicht. Worum es sich bei der<br />
„Chimäre“ genau handelt, beantwortet Fronter Stefan Nielsen: „Ich habe<br />
nach einer Personifizierung für das Sichverlieren in einer Vorstellung,<br />
einer Phantasie gesucht und bin darüber auf das Fabelwesen Chimäre<br />
gekommen. In unserer Version hat sie/es eher die Funktion der Sirene aus<br />
der klassischen antiken Literatur. Eine Erscheinung, die einen verführt<br />
oder entführt, die Sinne täuscht und letztlich nur ein Trugbild ist. Da<br />
Sirene’s calling me aber einigermaßen blöd und ausgelutscht klingt, ist<br />
es bei Chymera geblieben. Da ist mir dann persönlich das Klangbild<br />
wichtiger als literaturhistorische Genauigkeit. Es ist ja letztlich auch Pop-<br />
Musik und kein Seminar.“<br />
Objects In Motion vereint noch neun weitere Stücke, welche zum Träumen,<br />
Innehalten und Nachdenken einladen. Dass die Lieder meist einen sehr<br />
düster-melancholischen und trotzdem sehr tanzbaren Charakter haben,<br />
erklärt Stefan wie folgt: „Melancholie und Traurigkeit sind für mich<br />
absolut nicht negativ besetzt. In der heutigen Zeit sind diese Begriffe<br />
allerdings fast ein Tabu. Es herrscht mehr oder minder unausgesprochen<br />
Gut-drauf-sein-Zwang. Das ist jetzt nicht protestantisch-lustfeindlich zu<br />
verstehen, aber beide Seiten des Lebens – eben auch die dunklen und<br />
traurigen Momente – zuzulassen, ist ziemlich out. Da kommen viele<br />
nicht mit und wundern sich, wenn sie sich leer fühlen. Kern unserer<br />
Motivation, Musik zu machen, war und ist es, sozusagen Lobbyarbeit<br />
für die Melancholie zu betreiben. Wir verstehen WEAREOFF auch<br />
als Rückbesinnung auf inhaltlicher Ebene, denn viele Bands klingen<br />
heutzutage zwar nach Achtzigern, singen aber belangloses Boy meets girl<br />
on the dance floor-Zeugs. Privat sind wir recht fröhliche Menschen, keine<br />
Sorge... Wir alle sind große Anhänger des absurden Humors.“<br />
Und gerade diese Mischung, mit der WEAREOFF verzaubern, weiß über<br />
Genregrenzen hinaus das Publikum anzusprechen. „Ich sehe mich gerne<br />
da, wo sich Leute freuen, mich zu sehen. Jemandem vorzuschreiben, in<br />
welche Schublade er uns einzuordnen hat, halte ich persönlich für nicht<br />
sehr schlau. Ich würde eher sagen: entweder, die Musik gefällt, oder eben<br />
nicht“, so Drummer Tobias Noormann. Bei solch einem Projekt darf<br />
natürlich auch die graphische Gestaltung nicht zu kurz kommen. Kein<br />
Geringerer als Daniel Holc (dem einen oder anderen unter dem Namen<br />
Ascii.Disko bekannt) hat an Album- und Singlecover Hand angelegt,<br />
um WEAREOFF zu einem stimmigen Gesamtwerk zu machen. Die<br />
Achtziger werden hier durch eine Band neu belebt, die ihre musikalische<br />
Prägung selbst in jener Zeit erfahren hat. Objects In Motion ist ein<br />
Release fernab von Schubladen und Wiedergekäutem. Ein Debut, in das<br />
man einfach reinhören muss!<br />
www.weareoff.net<br />
Marie-Luise Henke<br />
Line-Up:<br />
Stefan Nielsen – Gesang, Gitarre<br />
Angus Baigent – Gitarre, Gesang<br />
Daniel Schlott – Synthesizer, Bass, Gesang<br />
Tobias Noormann – Schlagzeug<br />
84 - <strong>Orkus</strong>!
„Dieses Erlebnis wird mich mein Leben lang begleiten.“<br />
(Kuba Achtelik)<br />
Poetisch mutet es an, und etwas geheimnisvoll:<br />
Sweet Ermengarde. „Moment mal“, rufen<br />
die Literaturfans, „das kenne ich doch!“<br />
Stimmt... Sweet Ermengarde lautet der Titel<br />
einer Erzählung von H.P. Lovecraft. „Lovecraft<br />
ist großartig und bei unserer Musik ja auch<br />
irgendwie naheliegend. Allerdings muss man<br />
sagen, dass die Geschichte nicht unbedingt<br />
typisch für ihn ist und gerade deshalb vielleicht<br />
auch gerade richtig für uns. Zudem fanden wir,<br />
dass es einfach ungewöhnlich und interessant<br />
klingt.“ Dies erklärt Lars Kappeler, Bassist der<br />
deutschen Goth Rock-Band. Hervorgegangen<br />
sind Sweet Ermengarde aus den Überresten<br />
anderer Projekte, in denen die Musiker ihre<br />
Ideen nicht so ganz verwirklichen konnten.<br />
Um der neuen Formation Starthilfe zu geben,<br />
stand in der Anfangsphase Szene-Urgestein Jörg<br />
Kleudgen am Mikro. Mit der Erfahrung der<br />
frühen Jahre und einem gefestigten Bandgefüge<br />
starten die Künstler nun durch. „Die Zeit<br />
hat uns geholfen, uns musikalisch besser<br />
auszudrücken, und das Ergebnis Raynham Hall<br />
gibt uns die Bestätigung, dass wir angekommen<br />
sind“, formuliert der jetzige Sänger Kuba<br />
Achtelik die Meinung des Quintetts und spricht<br />
das Debutwerk an. Raynham Hall heißt ein<br />
mystisches Landhaus im britischen Norfolk,<br />
in dem es spuken soll und in welchem ein<br />
berühmtes Geisterphoto entstand – jenes der<br />
„Brown Lady“.<br />
Glauben die Künstler selbst an Wesen aus<br />
der Schattenwelt? Kubas Antwort klingt<br />
nachdenklich: „Für mich persönlich stellt sich<br />
diese Glaubensfrage nicht, da ich tatsächlich<br />
schon einmal eine Art Besuch hatte. Dieses<br />
Erlebnis wird mich mein Leben lang begleiten.“<br />
Für Lars sind das alles eher Geschichten,<br />
wenngleich er sie sehr mag. An das Thema<br />
„Glaube“ geht er pragmatisch heran. „Ich<br />
glaube an Geburt, Tod und die kurze Spanne<br />
dazwischen. Das macht das Leben umso<br />
kostbarer, denn wir haben nur eines und sollten<br />
die Zeit deswegen gut nutzen.“ Doch auch er<br />
denkt, dass Rationalität und Logik nicht allein<br />
unser Leben bestimmen. „Ich bin wahrhaftig<br />
kein spiritueller Mensch, aber ich glaube nicht,<br />
dass die Wissenschaft alles ist. Ich kann zwar<br />
mathematisch erklären, warum manche Töne<br />
zusammen gut klingen, aber erfasse ich dadurch<br />
die Musik? Die Maße eines Buches sagen<br />
mir nichts über seinen Inhalt, die chemische<br />
Zusammensetzung der Farben nichts über die<br />
Schönheit eines Bildes.“<br />
Sweet Ermengarde spielen im besten Sinne<br />
klassischen Gothic Rock und wollen natürlich<br />
mehr als nur ein Album herausbringen. Doch<br />
hat dieses Genre in seiner ursprünglichen<br />
Ausprägung neben all den elektronisch,<br />
poppig, metallisch... aufgepeppten Varianten<br />
überhaupt noch eine Chance, eine größere<br />
Fanbase zu aktivieren? „Du hast Schlager-<br />
Gothic vergessen“, ergänzt Lars. „Und du hast<br />
natürlich recht, der klassische Gothic Rock hat<br />
es zurzeit sicherlich nicht leicht. Aber er ist nicht<br />
totzukriegen. Ich habe immer das Gefühl, dass<br />
das eine kleine, aber auch sehr enthusiastische<br />
Szene ist. Als Raynham Hall fertig war, wusste<br />
ich, dass wir etwas sehr Gutes geschaffen<br />
haben. Trotzdem hätte wohl niemand von uns<br />
damit gerechnet, dass Leute vom besten Album<br />
der Dekade sprechen. Das macht mich total<br />
glücklich, und ich weiß, dass sich das für mich<br />
persönlich bereits gelohnt hat. Jetzt wird es erst<br />
mal darum gehen, möglichst viele Auftritte zu<br />
spielen, auf die wir uns schon richtig freuen.“<br />
Nun, die Frage nach der Zahl der Fans solcher<br />
Musik können wir ja anschließend noch einmal<br />
erörtern.<br />
www.sweet-ermengarde.de<br />
Axel Schön<br />
Line-Up:<br />
Kuba Achtelik – Gesang<br />
Marco Förster – Gitarre<br />
Danny Elevator – Gitarre, Keyboard<br />
Lars Kappeler – Bass<br />
Rafael Skudro – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 85
„Gerastet wird, wenn ich tot bin.“<br />
Jérôme Reuter muss in einem früheren Leben Bäcker gewesen sein. Nicht dass die Werke von ROME altbacken<br />
klingen würden, wie die aktuelle EP Hate Us And See If We Mind eindrucksvoll und experimentell beweist. Vielmehr<br />
scheint ihm das Liederschreiben wie das sprichwörtliche Brezelbacken von der Hand zu gehen. Dabei gelingt es ihm<br />
immer wieder, die Hörer neu herauszufordern.<br />
Jérôme Reuter: Ich hatte diesmal einfach Lust, mich auf<br />
reinen Industrial zu konzentrieren. Auch, um einfach mal zu<br />
sehen, wie das funktioniert. Es ist ein Genre, welches nach ganz<br />
anderen Spannungs- und Dynamikregeln funktioniert und<br />
nichts mit herkömmlichem Songwriting am Hut hat. Das hat<br />
mich gereizt.<br />
<strong>Orkus</strong>: Da wären neben den industriellen The Colony<br />
(Highveld) und The Colony (Lowveld), die zusammen fast 40<br />
Minuten der EP einnehmen, auch noch weitere zwei Tracks, die<br />
viel eher dem „Chanson Noir“ ROMEs entsprechen. Inwiefern<br />
bietet dieses Gemisch bereits einen Ausblick auf das kommende<br />
Album?<br />
JR: Es ist zwar noch nicht alles fertig, aber auf dem nächsten<br />
Album wird es ebenfalls eine Mischung aus Klangcollagen und<br />
herkömmlichen Songs geben. Sicher aber nicht so Ur-Industrial<br />
wie auf Hate Us And See If We Mind. Was die fernere Zukunft<br />
angeht, kann ich nie sagen, wie ROME mal klingen wird. Als<br />
ich anfing, hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal etwas<br />
wie Nos Chants Perdus oder gar Hell Money mache. Zwar kann<br />
ich mir durchaus vorstellen, wieder etwas rein Industrielles<br />
zu machen, aber wenn, dann wohl nur in erweiterter Form.<br />
Derzeit ist das allerdings nicht in Planung, kann sich jedoch in<br />
ein paar Tagen schnell ändern. (grinst) Ich habe einige Ideen,<br />
wohin ich stilistisch gern möchte, aber eine genaue Vorhersage<br />
ist nicht möglich. Da spielt auch die Musik, welche ich gerade<br />
höre, oder was ich bis dahin noch lese, eine ungemein große<br />
Rolle bei der musikalischen Gestaltung.<br />
O: Was ist so reizvoll daran, krachige Sounds<br />
aneinanderzureihen? Ist es die gänzlich andere Suche nach den<br />
Sounds, den Loops, oder einfach die Unlust zur Harmonie?<br />
JR: Ja, es ist eine ganz andere Herangehensweise. Es stellt<br />
zudem die Frage nach Sinn und Funktionalität von Musik. Ich<br />
meine, ich habe das ja nicht erfunden, denn diese Musik gibt<br />
es schon seit ein paar Jahrzehnten. Aber es ist ein faszinierendes<br />
Feld für mich, in dem ich mich auch mal versuchen wollte, und<br />
ich denke, auf meine Art ist es mir auch gelungen. Es gibt da<br />
keine „Unlust zur Harmonie“, eher ist es die Suche nach neuen<br />
Harmonien. Das Faszinierende an unregelmäßigen Industrialund<br />
Klangcollagen ist, dass sich das menschliche Gehirn<br />
automatisch Anhaltspunkte wie Rhythmik oder Melodie in<br />
jeglicher Musik sucht, selbst wenn es diese nicht gibt.<br />
O: Nun ist Hell Money kaum verdaut, schickst du schon wieder<br />
eine EP hinterher. Warum dieser hohe Veröffentlichungstakt?<br />
JR: Ich kann auf diese Frage immer nur das Gleiche antworten:<br />
Gerastet wird, wenn ich tot bin. Ich mag die Arbeit, und<br />
solange ich die Möglichkeit dazu habe, werde ich das auch tun.<br />
O: Moment... ist das Musikmachen etwa Arbeit für dich? Die<br />
meisten Künstler suggerieren uns doch gern das Bild des armen<br />
Poeten von Spitzweg?<br />
JR: Na ja, die Musik ist Arbeit, insofern es ja mein Beruf ist.<br />
Im Unterschied zu anderen Berufen kann ich natürlich selbst<br />
entscheiden, wie oder was ich wann und wo mache. Zudem<br />
lässt ROME wenig Raum oder Zeit für irgendetwas anderes<br />
in meinem Leben. Nicht dass ich mich beschweren will,<br />
aber wie jede Arbeit, kann das auch schon mal stressig und<br />
belastend werden. ROME beherrscht meinen Alltag genauso<br />
wie ein Acht-Stunden-Job, wenn nicht gar viel mehr – bei etwas<br />
schlechterer Bezahlung, weshalb das Bild vom armen Poeten,<br />
welches allzu oft romantisch verklärt wird, bei der aktuellen<br />
Marktlage durchaus seine Berechtigung hat. Im Gegensatz zu<br />
vielen anderen Tätigkeiten, ist die Kunst natürlich manchmal<br />
auf eine ganz andere Art erfüllend als ein normaler Job. Es ist<br />
eben eine Leidenschaft, die uns Künstler beherrscht. Unser<br />
Leben dreht sich um die Bühne und alles, was damit verwandt<br />
ist. Ehrlich gesagt, kann ich mir kein anderes Leben vorstellen.<br />
Das Wort „Arbeit“ sehe ich übrigens nicht so negativ, wie es uns<br />
die Freizeitgesellschaft vorschreibt. Ich tue das, was ich immer<br />
tun wollte, nur dass es keine ruhige oder geregelte Tätigkeit ist.<br />
O: Hell Money stieß nicht allerorts auf ungeteilte Begeisterung.<br />
Besonders die Releasepolitik wurde mal wieder kritisiert, und<br />
die klassischen Rufe nach der besseren Vergangenheit waren zu<br />
vernehmen. Tangieren dich solche Meinungen?<br />
JR: Eigentlich gibt es solche Rufe bereits seit Erscheinen meines<br />
zweiten Albums, welches scheinbar nicht genügend nach dem<br />
ersten Album klang. Es gibt immer Menschen, die das Neue<br />
mit Begeisterung entgegennehmen, während andere lange<br />
skeptisch bleiben. Und dann gibt es wiederum jene, denen es<br />
nicht gefällt, weil sie entweder das Neue an sich nicht mögen<br />
oder weil sie die eingeschlagene Richtung nicht so mögen wie<br />
etwas, was ich zuvor gemacht habe. Das sind alles Meinungen,<br />
die ich absolut nachvollziehen kann. Ich kann auch die Kritik an<br />
den einzelnen Alben nachvollziehen, und es verletzt mich nicht,<br />
weil sich die Kritik meist auf künstlerische Entscheidungen<br />
meinerseits bezieht, welche ich mir durchaus reiflich überlegt<br />
habe. Andererseits werden einige meiner Alben mittlerweile<br />
sowohl von der Kritik als auch von den Fans als „Klassiker“<br />
bewertet, obwohl sie zunächst nicht mit Begeisterung<br />
aufgenommen wurden. Was die Kritik an der Releasepolitik<br />
von ROME angeht, muss man sich vor Augen halten, dass<br />
mein drittes Album Masse Mensch Material nicht mal ein Jahr<br />
nach Veröffentlichung des ersten Albums abgeschlossen war.<br />
Damals meinte man skeptisch, dass das wohl überstürzt wäre,<br />
aber inzwischen gilt es als eines der wichtigsten ROME-Alben.<br />
Ich überlege sehr lange, ob ich etwas veröffentlichen soll oder<br />
nicht. Ich breche da nichts über das Knie, nur um wieder was<br />
Neues herauszubringen. Und seien wir doch mal ehrlich: Egal<br />
wann etwas vor etlichen Jahren veröffentlicht wurde, wichtig ist<br />
doch, dass die Alben über die Jahre ihre Reife beweisen, oder?<br />
Und in dieser Hinsicht haben eigentlich alle meine Alben ihren<br />
Platz in der Discographie von ROME verdient.<br />
www.facebook.com/romeproject<br />
Lars Schubert<br />
Photo: Achim Webel<br />
Discographie (Alben):<br />
Nera (2006)<br />
Confessions d’Un Voleur d’Âmes (2007)<br />
Masse Mensch Material (2008)<br />
Flowers From Exile (2009)<br />
Nos Chants Perdus (2010)<br />
Die Æsthetik der Herrschaftsfreiheit (2011)<br />
Hell Money (2012)<br />
86 - <strong>Orkus</strong>!
„Die Musik bringt uns nach Hause.“<br />
Dieser Bandname macht neugierig, keine<br />
Frage. Und glücklicherweise hören die<br />
Karlsruher shy guy at the show auch danach<br />
nicht auf, faszinierend zu sein... Nehmen wir<br />
allein ihre Musik: Irgendwo zwischen Indie,<br />
Post Punk, Wave und Industrial sind die<br />
Süddeutschen angesiedelt. Mal sphärische,<br />
mal karge, mal leidenschaftliche, mal<br />
wärmende Kompositionen, fern jeglichen<br />
Hipsteralarms oder Klischeeanbiederei.<br />
Um diese Band zu verstehen, muss man<br />
aber tatsächlich zurückspulen und bei der<br />
Namensgebung ansetzen. „Da sich von<br />
Shakespeare bis Asimov ja irgendwie jeder<br />
pausenlos zu fragen scheint, was es mit<br />
Namen auf sich hat, stellen wir uns gerne<br />
dieser scheinbar so existenziell wichtigen<br />
Frage“, gibt sich Keyboarder Jonas Schira<br />
gönnerhaft. „Seit wir Musik machen,<br />
schreiben wir Songs über Desintegration –<br />
das Gefühl, fehl am Platze zu sein oder sich<br />
als Fremder in einer stets wiederkehrenden<br />
Situation zu fühlen.“ Auch in der Literatur<br />
ist die Desintegration ein beliebtes<br />
Thema. shy guy at the show haben es hier<br />
insbesondere auf Paul Auster abgesehen,<br />
eine Art Galionsfigur der Newcomer.<br />
„Austers Romane haben uns textlich, vor<br />
allem aber auch mit ihrer geheimnisvollen<br />
und rätselhaften Atmosphäre als Leser<br />
gefesselt und als Musiker fasziniert. Wir<br />
wollen mit unseren Songs kleine rätselhafte<br />
Geschichten von scheiternden, aber stets<br />
trotzig kämpfenden Akteuren erzählen, die<br />
wir in Austers Erzählungen immer wieder<br />
aufs Neue gefunden haben.“<br />
Da passt der verlorene Sound ihres<br />
selbstbetitelten Albums natürlich zu den<br />
Karlsruhern wie der Mond zu Manhattan.<br />
Bei aller Einsamkeit, bei aller Fremdheit<br />
fühlen sich shy guy in ihren Klängen<br />
nämlich einzig und wahrhaftig zu Hause.<br />
„In den Minuten auf der Bühne wissen<br />
wir genau, was zu tun ist, folgen einer<br />
musikalischen Choreographie, innerhalb<br />
welcher wir uns geborgen fühlen. Sobald<br />
einer unserer Songs beginnt, treten wir aus<br />
dem Alltag, aus den Sorgen, aus dem Zögern<br />
heraus und werden zu einem Teil eines<br />
kleinen Stückes Musik, das nur durch uns<br />
bestehen kann. Alles andere ist dann egal,<br />
vergessen und völlig nebensächlich, denn<br />
die Musik bringt uns nach Hause.“ Dabei<br />
ist der eingangs erwähnte Mix durchaus<br />
als wild zu bezeichnen. „Es ist noch viel<br />
wilder!“, meint Jonas schmunzelnd. „Von<br />
Esbjörn Svensson über Bauhaus bis zu<br />
The Sisters Of Mercy und zurück zu Bob<br />
Dylan, Leonard Cohen und Warren Zevon<br />
ist alles dabei.“ Auch bei diesen Bands und<br />
Künstlern fühlen sich die Karlsruher zu<br />
Hause, sind sie angekommen. Den ewigen<br />
Pfad der Selbstfindung beurteilt Jonas<br />
dennoch durchaus kritisch. „Vielleicht gibt<br />
es dieses Selbst, nach dem wir alle suchen<br />
sollen, gar nicht, und wir sollten unser<br />
Leben viel lieber dazu nutzen, um in den<br />
vielen kleinen, aber genialen Momenten<br />
des Lebens anzukommen, diese voll und<br />
ganz zu erleben und genau hinzuschauen,<br />
was sie mit uns machen“, überlegt er. „Das<br />
Leben ist viel zu schade, als dass wir es zu<br />
einer permanenten Suche nach etwas noch<br />
Ausstehendem machen sollten.“<br />
www.shy-guy-at-the-show.de<br />
Björn Springorum<br />
Discographie (Alben):<br />
The Birth of Doubt (2011)<br />
shy guy at the show (2013)<br />
Line-Up:<br />
Sebastian Emling – Gesang<br />
David Emling – Gitarre<br />
Sven Schiffler – Bass<br />
Jonas Schira – Keyboard, Trompete<br />
Sebastian Hellmann – Schlagzeug<br />
88 - <strong>Orkus</strong>!
„Ein Trip<br />
in die Anderswelt!“<br />
Schon seit 2007 existiert das Projekt des französischen Pianisten<br />
und Komponisten Pierre Le Pape. Er selbst bezeichnet es<br />
als eine „stark durch Soundtracks inspirierte Metal-Oper,<br />
irgendwo zwischen Heavy, Dark und Black Metal“. Zwei<br />
Jahre später erschien eine instrumentale Eigenproduktion,<br />
2012 das Doppelalbum From the Past, mit welchen er erstmals<br />
von seinem Können überzeugte. Nun folgt die EP Between.<br />
„Zwei Stücke für Sampler waren der Beginn dieses neuen<br />
Kapitels. Nach ein paar Monaten hatte ich die komplette<br />
Story über Romulus, Remus, die Wölfin und Janus im Kasten.<br />
Ich schrieb die Lieder, dann fing der Produktionsprozess mit<br />
den Gastmusikern an“, erzählt Pierre, der jeder Rolle einen<br />
Künstler zuwies. So entstand eine Art Film – nur ohne Bilder.<br />
Die Geschichte in Kurzform: Janus versucht, die Wölfin in<br />
die Anderswelt zu bringen und aus ihr eine echte Göttin zu<br />
machen. Sie stehen zwischen zwei Welten.<br />
Scores sind maßgebend für Pierres Schaffen. Er studierte<br />
Filmmusik, sein Lieblingskomponist ist kein Geringerer als<br />
Hans Zimmer. „Sein Stil ist dem Metal eng verwandt. Er lässt<br />
Platz für Drums und Gitarren, alles ergänzt sich perfekt“, lobt<br />
er und schwärmt von der The Dark Knight-Trilogie, Gladiator<br />
oder Inception. Nicht zu vergessen Videogames, die ihm als<br />
Inspirationsquelle dienten. „Diese Soundtracks haben eine<br />
eigene Persönlichkeit... Man taucht ein in Phantasiewelten,<br />
und genau das will ich auch erreichen: einen Trip in die<br />
Anderswelt!“<br />
Zwar stammt alle Musik aus Pierres Feder, beim Gesang<br />
aber holt er sich prominente Gäste an Bord. Die weibliche<br />
Hauptrolle übernimmt hier Liv Kristine. „Wir hatten die<br />
Möglichkeit, uns in Paris zu treffen. Liv ist der Wahnsinn!<br />
Ein Traum wurde wahr! Als ich jünger war, spielte ich in einer<br />
Doom Metal-Band – auch Stücke von Theatre of Tragedy. Es<br />
hat mich tief beeindruckt, sie jetzt meine Lieder singen zu<br />
hören“, berichtet Pierre. Für die Zukunft schmiedet er große<br />
Pläne und würde gerne einmal mit Shagrath (Dimmu Borgir)<br />
oder auch Sharon den Adel (Within Temptation) arbeiten.<br />
„Ich würde ihnen sehr passende Rollen zuschreiben, doch<br />
ich glaube, da muss ich vorher noch viel tun...“, lacht der<br />
sympathische Franzose, den man bereits im Herbst als Support<br />
von The Old Dead Tree live sehen kann. Wir sind gespannt<br />
und nehmen sicher Teil an dieser neuen Metal-Oper.<br />
www.myspace.com/meltedspace<br />
Manuela Ausserhofer<br />
90 - <strong>Orkus</strong>!
„Entweder, es knallt, oder...“<br />
(Paul Kuhs)<br />
Oft ist die Rede von sentimentaler „Frauenmusik“ und EBM für<br />
harte Kerle. Paul Kuhs und Marc Schleser wollen als The Saint<br />
Paul mit diesem Schubladendenken aufräumen. Nachdem ihre<br />
EP Rewind The Time acht Wochen in den DAC platziert war,<br />
erschien nun das erste Album Consequence. „Der Erfolg von<br />
Rewind The Time fühlte sich richtig gut an. Es beflügelt und<br />
motiviert, gleichzeitig kann es auch blockieren, weil man sich<br />
selbst unter Erfolgsdruck setzt. Wir sind aber ziemlich schnell<br />
übereingekommen, dass wir einfach unser Ding durchziehen“,<br />
erklärt Marc. Das Projekt hat elf komplett neue Stücke<br />
aufgenommen, die dem Hörer einen tanzbaren EBM/Future Pop/<br />
Electro-Mix entgegenschmettern. Die Ruhrgebietler beweisen ein<br />
gutes Händchen in der Mischung, sodass für jeden etwas dabei<br />
ist. „Durch die unterschiedlichen Titel auf Consequence kann<br />
man schon beobachten, welche eher weiblich oder männlich<br />
anzusiedeln sind. Die Herren gehen den etwas härteren Weg, die<br />
Mädels sind doch eher auf die ruhigeren Nummern fixiert. Es<br />
gibt aber auch eine Schnittmenge, wobei es interessant ist, dass<br />
wirklich harte Electroheads sich auf unsere Ebene begeben und die<br />
eine oder andere ruhige Nummer gut finden“, erzählt Paul, und<br />
Marc fügt schmunzelnd hinzu: „Zumindest hat bis jetzt keiner<br />
gesagt, dass wir Mädchen- oder Männermusik machen.“<br />
Wirft man einen genauen Blick ins Booklet, welches im Übrigen<br />
aufs Erste nicht so recht mit dem musikalischen Inhalt in<br />
Einklang zu bringen sein mag, fällt der Name Jan L. (X-Fusion/<br />
Noisuf-X) ins Auge. „Jan hatte schon unsere EP gemastert. Wir<br />
waren mit dem Ergebnis derart zufrieden, dass wir ihm auch das<br />
Album konsequent rübergeschoben haben.“ Diese Konsequenz<br />
wird in Pressetexten zu Recht aufgegriffen. Gerade in Analogie<br />
zum Albumtitel stellt sich da natürlich die Frage, inwieweit The<br />
Saint Paul jene Eigenschaft auch in ihr Privatleben transportieren?<br />
„Ich persönlich versuche immer alles umzusetzen, was ich<br />
mir vornehme. Klappt aber nicht immer“, grinst Marc. „Man<br />
sollte immer zu dem stehen, was man macht, und auch zu den<br />
Konsequenzen, die daraus resultieren. Denn man muss sich<br />
bewusst sein, dass jede Handlung eine bestimmte Konsequenz<br />
nach sich zieht. Allerdings hat jedes Handeln seine Grenzen.<br />
Sobald jemand durch dein Handeln absehbar verletzt wird, sei es<br />
physisch oder psychisch, ist Geradlinigkeit oder Konsequenz nicht<br />
mehr gefragt.“ Paul ergänzt: „Nicht so einfach zu beantworten...<br />
Wenn man ehrlich ist, stellt man im Laufe der Jahre fest, dass es<br />
in der heutigen Zeit leider nicht die Möglichkeit gibt, bis zum<br />
Äußersten konsequent zu bleiben. Es eskaliert an dem Punkt,<br />
bei dem zwei Meinungen unwiderruflich aufeinanderprallen.<br />
Entweder, es knallt, oder einer der beiden ist tolerant genug, sich<br />
mit der Meinung des anderen zumindest auseinanderzusetzen<br />
oder sich eventuell anzunähern.“<br />
www.thesaintpaul.info<br />
Marie-Luise Henke<br />
Line-Up:<br />
Paul Kuhs – Gesang, Texte, Keyboard<br />
Marc Schleser – Keyboard, Gesang<br />
<strong>Orkus</strong>! - 91
Lacrimas Profundere, Godex, Mundtot<br />
Bochum, Matrix, 23.05.2013<br />
Mitten unter der Woche Konzerte zu geben, und dann auch noch<br />
direkt nach dem größten Szene-Festival überhaupt, dem WGT, ist<br />
schon ziemlich mutig. Doch davor scheuen Lacrimas Profundere<br />
nicht zurück und reisen in der Matrix mit einer Vorabpräsentation<br />
ihres neuen Albums Antiadore und jeder Menge Energie an.<br />
Die beliebte Location ist relativ überschaubar gefüllt, was aber<br />
niemanden davon abhält, mit einer gehörigen Portion Rock in<br />
einen ereignisreichen Abend zu starten, der durch die Münchner<br />
Mundtot eröffnet wird. Ihr Mix aus punkigen Rockklängen und<br />
nachdenklichen, ausdrucksstarken Texten kommt gut an. Eine<br />
weitere Steigerung der Stimmung erfahren wir bei den rockigen<br />
Sounds von Godex, welche in Bochum ein echtes Heimspiel haben<br />
und sich auf der Bühne nicht nur pudelwohl fühlen, sondern auch<br />
mit Leibeskräften Songs wie Million Flashlights oder Heart Of Gold<br />
zelebrieren.<br />
Die Ungeduld auf Lacrimas Profundere wird spürbar immer<br />
größer, und als nach einer kurzen Umbaupause das bedrohliche<br />
Intro einsetzt, entlädt sich die Energie des Publikums in wahren<br />
Jubelhymnen. Was für ein Einstieg in diese spannende Show! „Wir<br />
sind wieder zurück und haben unser neues Album dabei“, verkündet<br />
der charismatische Frontmann Roberto Vitacca, der heute auf die<br />
obligatorische Mütze und Sonnenbrille verzichtet. „Ich hoffe, ihr<br />
habt genauso Lust wie wir?!“ Zweifelsohne! Vom ersten Moment<br />
an sind die Fans mit allen Sinnen bei ihren Idolen und kreieren<br />
eine Atmosphäre, die man sonst nur von Menschenmengen der<br />
zehnfachen Größenordnung kennt. Die Jungs auf der Bühne sind<br />
nicht weniger aktiv, legen deutlich ihr Herzblut in das, was sie dort<br />
tun. Die Gitarristen schwingen ihr Haar im Takt, posieren vor dem<br />
Publikum und reißen ihre Instrumente in die Höhe, während Rob<br />
all seine Emotionen in seinen Gesang einfließen und die Klänge<br />
seinen Körper durchströmen lässt. Diese Lust, dieses Brennen für<br />
eine Sache ist selten einer Formation so klar anzumerken. Neben<br />
Stimmungsgaranten wie Again It’s Over oder My Mescaline kriegen<br />
wir auch gleich ein paar Weltpremieren geboten. Die neuen Lieder<br />
kommen super an und fügen sich nahtlos zwischen einigen älteren<br />
Stücken in das Live-Set. Eine wahrlich gelungene Kostprobe,<br />
die Appetit auf mehr macht. Und wer weiß, vielleicht hält ja<br />
der eine oder andere bereits heute Nacht Antiadore in Händen...<br />
Verständlich wäre es!<br />
Text: Tanja Pannwitz<br />
Photo: Michael Gamon<br />
Setlist Lacrimas Profundere:<br />
Dead To Me • Be Mine In Tears • We Shouldn’t Be Here • Again It’s<br />
Over • Antiadore • Her Occasion Of Sin • My Velvet Little Darkness<br />
• The Letter • Head Held High • Dear Amy • My Mescaline • My<br />
Release In Pain • Amber Girl • What I’m Not • I Don’t Care •<br />
Should • Ave End ••• Abandon • A Pearl • A Sigh<br />
„Diese unfassbare<br />
Sesselfurzermentalität...“<br />
(Lanvall)<br />
Österreich hat weit mehr zu bieten als nur Berge, schöne<br />
Natur und etliche Sehenswürdigkeiten. Auch gute Musik<br />
gibt es hier, was die Linzer von Edenbridge eindeutig<br />
beweisen. Mit dem neuen Album The Bonding loten sie ihre<br />
Grenzen weiter aus, und Sabine Edelsbachers engelsgleiche<br />
Stimme wirkt reifer denn je. Sabine und Lanvall standen<br />
uns Rede und Antwort.<br />
<strong>Orkus</strong>: Wie seid ihr auf den Titel The Bonding<br />
gekommen?<br />
Sabine Edelsbacher: Den Titel hatte Lanvall<br />
schon vor dem Album Solitaire. Er wusste einfach,<br />
dass das nächste Album so heißen wird. Ich hatte 2009<br />
einen visionären Klartraum, der in Bezug stand zum<br />
Jahr 2012/13. Das war eine so steile Erfahrung und gar<br />
kein normaler Traum. Darin habe ich mich meinen<br />
nächsten Ahnen vorgestellt, die ich im wirklichen<br />
Leben nie kennengelernt habe, und mich auf diese<br />
Weise mit ihnen verbunden. Auf der anderen Seite<br />
war der Zweifler, der alles in Frage gestellt hat, aber<br />
dennoch mit totaler Anerkennung diesen Vorgang<br />
verfolgt hat. Ich habe beide Zustände auch innerlich<br />
wahrgenommen und denke, dass es Anteile sind, die<br />
jeder in sich trägt.<br />
Arne Stockhammer: Wir haben eine schwere<br />
Zeit hinter uns, viele Todesfälle in unserem Umfeld,<br />
die natürlich ihre Spuren hinterlassen haben. Durch<br />
weitere private Veränderungen hat sich die Produktion<br />
von The Bonding nach hinten verschoben. So konnten<br />
wir erst im Herbst 2012 mit den Aufnahmen zum<br />
neuen Album beginnen.<br />
O: Sabine, wie pflegst du deine außergewöhnliche<br />
Stimme?<br />
SE: Danke für die Blumen. (lächelt) Bei der Stimme<br />
kann man nicht da mal rumdrehen und dort mal<br />
schrauben, sondern alles, was dem Körper und der<br />
Seele guttut, ist auch gut für die Stimme. Es ist schon<br />
so, dass ich gut auf mich schauen muss. Ich rauche<br />
nicht und trinke selten, aber genieße gerne mal ein<br />
Gläschen Wein zum Essen. Meine Laster sind eher<br />
die Süßigkeiten. Dabei kann ich schon mal eine Tafel<br />
Schokolade verdrücken, bis mir schlecht wird. Auf<br />
92 - <strong>Orkus</strong>!
Tour fehlt mir die seltsamerweise nicht; wir sollten<br />
öfter spielen. (lacht)<br />
O: Du machst ja auch Workshops und lässt andere<br />
an deinem Talent teilhaben?<br />
SE: Es macht mir Spaß, mit Sängern zu arbeiten,<br />
aber auch mit Menschen, die glauben, nicht singen<br />
zu können, beziehungsweise das oft gesagt bekamen.<br />
Mein eigenes Gesangsstudium habe ich nicht nur<br />
bei Gesangslehrern und Sängern absolviert, sondern<br />
bei Künstlern unterschiedlichster Richtungen. Man<br />
kann so viel lernen von Tänzern, Schauspielern,<br />
Malern, aber auch von Körpertherapeuten und<br />
spirituellen Lehrern. Aktuell bin ich in Umarbeitung<br />
meines Workshopangebotes und plane Stimmund<br />
Bewusstseinstrainings mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten.<br />
O: Könnt ihr euch noch an euren ersten Auftritt<br />
erinnern?<br />
AS: Natürlich. Das war in einem kleinen<br />
Club in unserer Heimatstadt Linz. Eine lokale<br />
Fernsehstation hat das Konzert mitgefilmt und uns<br />
nachher interviewt.<br />
SE: Ich hab’s noch so in Erinnerung, dass ich mir<br />
gedacht habe: „Das kann ich nicht mein Leben lang<br />
machen.“ (lacht) Es war dermaßen laut; ich hatte<br />
noch kein InEar-System, und das Schlagzeug ist mir<br />
nur so um die Ohren geflogen. Nie wieder hatte ich<br />
die Scheinwerfer so nahe, es war wirklich irre heiß<br />
und hat geblendet. Im Publikum kannte ich beinahe<br />
alle persönlich, aber sehen konnte ich keinen, außer<br />
die Kamera vom Fernsehen – das war Stress pur.<br />
Am Ende hat’s gar nicht so schlecht geklungen, das<br />
hatte mich doch ziemlich verwundert.<br />
O: Ihr seid aus Österreich. Was gefällt euch an dem<br />
Land und was nicht?<br />
AS: Österreich ist ein wunderbares Land mit<br />
verhältnismäßig wenig Problemen, großer<br />
Sicherheit und herrlicher Natur. Zudem haben<br />
wir eines der schärfsten Lebensmittelgesetze<br />
Europas, was sich natürlich auch in positiver Weise<br />
auf unsere Lebensmittel auswirkt. Ich würde in<br />
keinem anderen Land der Welt leben wollen. Am<br />
wenigsten gefällt mir in Österreich die immer noch<br />
omnipräsente Bürokratie und diese unfassbare<br />
„Sesselfurzermentalität“, die du auf vielen<br />
Amtsstellen findest.<br />
SE: In Bezug auf Sicherheit und<br />
Lebensmittelqualitäten kann ich mich<br />
nur anschließen. Ich genieße auch den<br />
Jahreszeitenwechsel und landschaftlich vor allem<br />
die weitläufigen grünen Hügel, gar nicht nur<br />
die Berge. Für den Tourismus aufgemotzte Orte<br />
kann ich hingegen gar nicht leiden. Seltsam bis<br />
fragwürdig ist für mich, dass manche Künstler<br />
Subventionierungen für ihre Kunstwerke erhalten,<br />
nur weil sie offensichtlich die „richtige“ politische<br />
Meinung laut kundtun. Anderen wiederum wird das<br />
Leben schwer gemacht, weil sie nicht ins Konzept<br />
passen. Das ganze parteipolitische Hickhack ist<br />
ohnehin schlechtes Kabarettprogramm.<br />
www.edenbridge.org<br />
Manuela Ausserhofer<br />
Discographie (Alben):<br />
...Sunrise in Eden... (2000)<br />
Arcana (2001)<br />
Aphelion (2003)<br />
A Livetime In Eden (live, 2004)<br />
Shine (2004)<br />
The Grand Design (2006)<br />
MyEarthDream (2008)<br />
LiveEarthDream (live, 2009)<br />
Solitaire (2010)<br />
The Bonding (2013)<br />
Line-Up:<br />
Sabine Edelsbacher – Gesang<br />
Arne „Lanvall“ Stockhammer – Gitarre, Keyboard<br />
Dominik Sebastian – Gitarre<br />
Wolfgang Rothbauer – Bass<br />
Max Pointner – Schlagzeug<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123
„Manche<br />
Gesichter<br />
erzählen<br />
Geschichten...“<br />
Ganze 18 Jahre ist es her, dass die<br />
Kultdüsterpunker und Chaos Z-Nachfolger<br />
mit ihrem Album Fallen einen wahren<br />
Meilenstein geschaffen haben, der lange nur<br />
für schwindelerregende Beträge via Internet<br />
erhältlich war. Pünktlich zum Re-release<br />
sprachen wir mit Sänger Andreas Löhr über<br />
sein zwiespältiges Verhältnis zu Deutschland<br />
und seiner Heimatstadt, die Tücken der<br />
Vergänglichkeit und den anarchischen<br />
Freigeist von Kindern.<br />
Schorndorf, Club Manufaktur, 23.05.2013<br />
Swans live, das ist in etwa das musikalische Gegenstück<br />
zu einer Naturgewalt. Nicht zu einer alles vernichtenden,<br />
klischeehaft opulenten Naturgewalt. Eher zu einer, die<br />
ihre Überlegenheit unterschwellig zum Ausdruck bringt<br />
und sich alle Zeit der Welt für ihre irreparablen Schäden<br />
nimmt. Das macht die ganze Sache natürlich nur noch<br />
viel schlimmer, denn in puncto Intensität, beißender<br />
Schärfe und psychotischer Aura sind Swans schwer zu<br />
toppen. Ein Konzert wie dieses passt perfekt in die schöne<br />
Manufaktur, wo die Menschen wie angewurzelt stehen<br />
bleiben, als sich diese Urgewalt über ihnen entlädt. Bis<br />
Frontmann Michael Gira nach dieser schier unerträglichen<br />
Show mit den deutschen Worten „Jetzt sind wir fertig“ von<br />
der Bühne geht, durchlebt ein jeder Besucher seine ganz<br />
eigene Hölle. Und will es gar nicht anders: Swans’ Post<br />
Punk ist von der zerfetzenden Sorte, laut, schmerzhaft,<br />
suizidal und eigentlich nicht mal für die Stereoanlage<br />
geeignet. Live indes entfalten Stücke wie das halbstündige<br />
Monster The Seer eine Dichte, bei der man eigentlich die<br />
Halle verlassen muss. Allein, irgendwas hält Dich fest, hält<br />
Dich hier, verhindert, dass Du Dich diesem Sog entziehst.<br />
Ist das noch Musik, oder ist das schon Qual? Gute Frage.<br />
Es ist wohl beides. In monotoner Erhabenheit ziehen die<br />
langsamen Riffs vorbei, der Gesang kommt gepresst und<br />
gequält, mal eine Geige, mal eine kurze Verschnaufpause.<br />
Spaß macht das nicht. Aber das soll es natürlich auch nicht.<br />
Swans tun weh... und tun gut. Die Show in Schorndorf –<br />
eine dröhnende Katharsis, von deren Intensität jede Metal-,<br />
jede Drone- und jede Sludge-Band noch was lernen kann.<br />
Instabilen, gestressten, leidenden, unglücklich verliebten,<br />
psychotischen, depressiven Menschen ist ein Konzert wie<br />
dieses freilich nicht zu empfehlen. Dass dann eigentlich<br />
wenige übrig bleiben müssten, die eine Swans-Show<br />
unbeschadet überstehen, ist klar. Und das ist auch gut so.<br />
Wer hier nichts fühlt, fühlt nie.<br />
Text: Björn Springorum<br />
Photo: Alexander Ritz<br />
<strong>Orkus</strong>: Der Opener Alles falsch handelt davon,<br />
dass dir die Zeit und das Land, in denen du lebst,<br />
nicht gefallen. Seitdem sind 18 Jahre vergangen,<br />
und du bist nach Portugal ausgewandert. Immer<br />
noch unzufrieden?<br />
Andreas Löhr: Ich lebe jetzt woanders,<br />
in angenehmerer Atmosphäre. Ich renne aber<br />
immer noch hin und wieder voll gegen die Wand<br />
und sehe andere Menschen, denen das auch<br />
passiert.<br />
O: Bei einem Konzert 2010 in Stuttgart<br />
erwähntest du, dass du mit sehr zwiespältigen<br />
Gefühlen in deine alte Heimat kommst.<br />
Schlechte Erinnerungen?<br />
AL: Wahrscheinlich so etwas in der Art. Ich habe<br />
in Stuttgart jedenfalls keine „Heimatgefühle“ im<br />
Sinne von „Heimspiel“.<br />
O: Ich habe neulich gelesen, dass du schon<br />
immer am Meer leben wolltest?<br />
AL: Das Meer hat eine hypnotische Ausstrahlung<br />
und zieht mich irgendwie an. Dabei ist es so oft so<br />
unterschiedlich – ruhig, stürmisch, aufgewühlt...<br />
O: Viele Menschen erinnert es auch an die<br />
eigene Vergänglichkeit, und die ist, neben der<br />
Heimatlosigkeit, ein großes Thema in deinen<br />
Texten.<br />
AL: Es ist halt nicht immer einfach, zu<br />
akzeptieren, dass hinter allem ein Ende steht.<br />
Sobald du denkst, dass gerade alles schön ist<br />
und du genau so weitermachen könntest, stirbt<br />
irgendjemand.<br />
O: Fallen war das letzte Album, das du gemeinsam<br />
mit deinem Bruder Thomas aufgenommen hast.<br />
Wenig später ist er leider verstorben. Ist es für<br />
dich etwas Besonderes, speziell dieses Werk frisch<br />
aufzulegen?<br />
AL: Das Album ist, wie jedes andere auch, etwas<br />
Besonderes und Persönliches. Die Neuauflage<br />
machen ja die Labels. Kürzlich sind auch Priesthill<br />
und Himmel steht still wiederaufgelegt worden.<br />
Viele Leute haben nach Fallen gefragt, da das<br />
Album eine ganze Zeit lang vergriffen war. Es<br />
122 94 - <strong>Orkus</strong>!
muss wirklich nicht sein, dass Platten zu horrenden<br />
Preisen im Internet gekauft werden müssen. Davon<br />
hat die Band auch nichts, schließlich kriegen wir die<br />
Kohle ja nicht.<br />
O: Du wohnst in Portugal, deine Bandkollegen in<br />
Deutschland. Wie gestaltet sich bei dieser Entfernung<br />
die Zusammenarbeit?<br />
AL: Das ist kein Problem. Die Jungs sind gut und<br />
wissen, worauf es ankommt. Wir proben nicht<br />
regelmäßig wie andere Bands, sondern sind viel mehr<br />
auf uns alleine gestellt. Wir tauschen uns telefonisch<br />
und per Internet aus.<br />
O: Euer Düsterpunk war und ist ja auch stets<br />
eine Art Grenzgang zwischen Punkrock und<br />
Wave. Wie wichtig ist oder war dir persönlich die<br />
Szenezugehörigkeit?<br />
AL: Das war mir schon immer absolut gleichgültig.<br />
Ich lasse mich nicht gerne eingrenzen. Punk<br />
beruht für mich auf persönlicher Freiheit und<br />
Individualismus.<br />
O: Kritiker werfen euch wie vielen anderen Bands<br />
vor, sich nicht wirklich weiterzuentwickeln. Die Fans<br />
hingegen haben oft genau davor Angst und wollen<br />
nicht, dass „ihre“ Bands plötzlich anders klingen.<br />
Wie nimmst du das wahr?<br />
AL: Nimm zum Beispiel das letzte Album Warten<br />
auf Raketen und hör’ dir Stücke wie Werk III, Tiefe<br />
oder Still an, um nur ein paar zu nennen. Ich glaube,<br />
dann wird ganz schnell klar, dass diese Songs in ihrer<br />
Art anders sind. Das hat jedes Fliehende Stürme-<br />
Album ausgemacht. Auch auf Fallen sind die Stücke<br />
sehr unterschiedlich. Das von dir angesprochene<br />
Alles falsch hat einen völlig anderen Charakter als<br />
beispielsweise Es gibt mich nicht. Ein Album hängt<br />
zwar immer irgendwie zusammen, ist aber auch in<br />
verschiedene und völlig unterschiedliche Kapitel<br />
unterteilt.<br />
O: Als Einfluss auf Fliehende Stürme werden gern alte<br />
Bands wie EA80, Bauhaus oder Xmal Deutschland<br />
genannt. Was oder wer inspiriert dich aktuell?<br />
AL: Diese Bands werden immer wieder mit<br />
Fliehende Stürme in Verbindung gebracht. Ich<br />
würde sie, so gut sie auch sein mögen, als Einflüsse<br />
aber absolut nicht überbewerten. Da gibt es andere.<br />
Einflüsse außerhalb der Musik finden sich jeden Tag<br />
und überall. Manche Gesichter erzählen Geschichten<br />
– ich beobachte und höre zu.<br />
O: Viele Künstler, Fliehende Stürme eingeschlossen,<br />
wirken, zumindest auf mich als Außenstehenden, oft<br />
sehr introvertiert. Wie schwer ist es für dich, dein<br />
Seelenleben vor der Öffentlichkeit auszubreiten?<br />
AL: Ich weiß nicht, ob ich wirklich introvertiert bin.<br />
In manchen Situationen vielleicht. Es gibt aber auch<br />
Momente, in denen ich absolut nicht introvertiert<br />
bin; schon gar nicht, wenn meine Tochter und ihre<br />
Freundinnen und Freunde um mich herum eine<br />
One Direction- und Katy Perry-Party veranstalten.<br />
Mit Kids bin ich sehr geduldig und albern. Die<br />
Erwachsenenwelt stößt mich aber zugegebenermaßen<br />
oftmals ab.<br />
O: Warum? Was ist bei Kindern oder Teenagern<br />
anders?<br />
AL: Viele Teenager sind zwar genauso scheiße wie<br />
die ältere Generation. Ich mag aber die Regeln nicht,<br />
die überall vorherrschen. Kinder sind da oft ehrlicher<br />
und in ihrer geistigen Unbekümmertheit manchmal<br />
ziemlich anarchistisch, wenn man sie lässt.<br />
O: Was steht als Nächstes auf der „To do“-Liste von<br />
Fliehende Stürme?<br />
AL: Ein neues Album entsteht gerade im Kopf, und<br />
wir werden uns im Laufe des Jahres immer wieder zu<br />
Aufnahmesessions treffen. Im Winter sind wir dann<br />
wahrscheinlich fertig, und es wird 2014 erscheinen.<br />
Unter Zeitdruck setzen wir uns aber nicht. Außerdem<br />
wird gerade die kommende Tour für Oktober/<br />
November gebucht. Am 11. Oktober spielen wir in<br />
Stuttgart. Vielleicht treffen wir uns ja da.<br />
www.facebook.com/fliehendestuerme<br />
Carsten Weirich<br />
Photo: Michael Gamon<br />
Discographie (Alben):<br />
An den Ufern (1988)<br />
Priesthill (1991)<br />
Fallen (1995)<br />
Hinter Masken (1999)<br />
Himmel steht still (2001)<br />
Licht vergeht (2005)<br />
Lunaire... spielt mit dem Licht (2008)<br />
Zimmer 12 (live, 2009)<br />
Die Tiere schweigen (2009)<br />
Warten auf Raketen (2011)<br />
Line-Up:<br />
Andreas Löhr – Gitarre, Gesang, Programmierung<br />
Uwe Hubatschek – Bass<br />
Jens Halbauer – Schlagzeug, Programmierung<br />
<strong>Orkus</strong>! - 123
<strong>Orkus</strong>! COMPILATION 91<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, wir wünschen Dir viel Vergnügen mit der 91. Ausgabe unserer Samplerreihe!<br />
Sei der Talentscout! Entdecke Du die beste Band. Hier anhören und dann voten auf www.orkus.de!<br />
01. ALEXA<br />
Forever moon<br />
Wenn man die Kunst von Howard Shore, Hans<br />
Zimmer und Nightwish unter einen Hut zu bringen<br />
weiß, läuft es fast zwangsläufig auf symphonischen<br />
Rock hinaus. Genau diesen präsentiert Alexa mit<br />
Forever moon und sorgt so für Hoffnung, hatte sich<br />
ihr Projekt doch zwischenzeitlich bereits aufgelöst. Nun dürfen wir uns<br />
weiterhin an Orchesterarrangements, treibenden Gitarren und Alexas<br />
wunderbarer Stimme erfreuen.<br />
02. STEALING THE BRIDE<br />
Black Sun<br />
Packende Melodien, eine Prise Gothic und der<br />
dynamische Wechsel von lyrisch-melancholischen<br />
Passagen und explosiven Rockrefrains sind die<br />
Trademarks der Mainzer Stealing The Bride. Dennoch<br />
kommt Black Sun ohne jedweden Kitsch daher und ist vielleicht auch<br />
deshalb der Titeltrack der neuen EP der Mannen um Sängerin Sarah.<br />
03. ENGELSHUNGER<br />
Dass ich dich nicht lieben darf<br />
Engelshunger sind etwas Besonderes – ihre<br />
emotionsgeladene, charismatische Musik berührt und<br />
spricht Gefühle und Geist gleichermaßen an. Warum?<br />
Wenn man sich von der Grenze des Lebens zum Tod<br />
hinüberwagt, wenn man hörbar macht, wie klingt, was wir nicht kennen<br />
und was doch alle Menschen erwartet, entstehen solche Stücke wie Dass ich<br />
dich nicht lieben darf aus dem kommenden Album Spiegeleckentage.<br />
04. GATES OF GOLDRAIN<br />
Todesengel<br />
Carsten und Torsten sind Überzeugungstäter, welche<br />
als Gates of Goldrain die musikalische Vision ihrer<br />
dunklen Seite umsetzen. Eine Verschmelzung aus Dark<br />
Wave, Gothic und Electro Pop scheint das adäquate Mittel und vertont<br />
nicht selten, was sie oft empfinden: Hoffnungslosigkeit und die Gewissheit,<br />
dass absolut nichts für ewig bleibt... Die Hooklines von Todesengel halten<br />
allerdings zum Glück eine Weile vor.<br />
05. EYES SHUT TIGHT<br />
we want<br />
Mit ihrer unverblümt zur Schau getragenen Wut über<br />
die alltägliche Sinn- und Machtlosigkeit verwandeln<br />
Eyes Shut Tight eigene Erlebnisse und Gefühle in<br />
einen kompromisslosen Sound. Dass der Heftigrock<br />
der Hamburger ankommt, beweisen ihre Studioaufenthalte, um das schon<br />
dritte Album Banished from Paradise einzuspielen, sowie Supportgigs für<br />
Zeromancer vor ein paar Monaten. Auch we want wird die Fans ganz sicher<br />
begeistern.<br />
06. CYPECORE<br />
Coma Vigil<br />
Cypecore wollen durch ihre Musik und ihr Auftreten<br />
die Atmosphäre eines Endzeitblockbusters erschaffen.<br />
Mit mächtigen, rifflastigen Klängen walzen sie alles<br />
nieder und katapultieren die Apokalypse ohne Umwege<br />
direkt ins Hier und Jetzt. Sollte das letzte Stündlein schlagen – Cypecore<br />
sind da und liefern den Soundtrack.<br />
07. TOXIFEROUS<br />
Skull of lubataan<br />
Ben S. hat seine ersten künstlerischen Erfahrungen<br />
am Klavier gesammelt, ehe er sich der Sogkraft des<br />
Industrial nicht mehr entziehen konnte und Toxiferous<br />
ins Leben rief. Die anfänglichen Experimente sind<br />
Vergangenheit, und so versucht das Ein-Mann-Projekt heute, die Menschen<br />
durch Musik mitzureißen, die bei aller Aggressivität und Kälte auch warme<br />
Elemente nicht vergisst.<br />
08. SOULFLASHER<br />
Why do we live<br />
Soulflasher entlässt ein weiteres seiner Lieder aus der<br />
tiefsten Finsternis ins Licht der Öffentlichkeit. Joe<br />
Ried bezeichnet seine Kreationen gern als „elektromusikalisch<br />
geführtes Tagebuch“ und mag in kein<br />
Genre gepresst werden. Es empfiehlt sich, das Stück laut und im Dunkeln<br />
anzuhören, denn Why do we live kreist um nicht weniger als die Frage nach<br />
unserer Existenz.<br />
09. BROTHERS GRYM<br />
Brothers Grym<br />
Das Märchenduo Brothers Grym geht ganz neue<br />
Wege... Musik allein scheint den Innsbruckern nicht<br />
genügt zu haben, und so legen sie gleich noch eine<br />
eigene Webserie drauf. Brothers Grym – Im Reich der<br />
Schatten entstand unter viel Aufwand, ohne Budget und erzählt voll Herz<br />
und Humor die Geschichte zweier Brüder auf der Suche nach ihren alten<br />
Dämonen. Unbedingt mal antesten!<br />
10. STRUCTURE OF SOUND<br />
Human<br />
Structure Of Sound heißt das Projekt des italienischen<br />
Musikers Carmelo Randazzo, der mittels Geräuschen,<br />
einfacher Melodien und strukturierter Klänge seinen<br />
Vorbildern, wie den frühen Depeche Mode, Kraftwerk<br />
oder Jean Michel Jarre, nacheifert. Human befasst sich<br />
mit dem Sprachgewirr beim Turmbau zu Babel und dessen Aufhebung<br />
durch ein göttliches Wesen. Was hörst Du in diesem Song?<br />
11. DEVOTE<br />
Du bist alles<br />
DeVote sind ein Duo, das sich trotz seiner Betitelung<br />
keinesfalls unterwerfen muss. 2007 gegründet,<br />
kreierten Sebastian und Björn recht bald im stillen<br />
Kämmerlein Nummern voller Tiefe und Emotionen.<br />
2010 erschien ihr Debut; momentan basteln die<br />
Electro Pop-Melancholiker am zweiten Album, bis zu dessen Release Du<br />
bist alles die Zeit perfekt zu vertreiben weiß.<br />
12. THE TINOPENER’S ART<br />
grey buildings<br />
Geschickt bewegen sich die Münchner Klangforscher<br />
the tinopener’s art im Spannungsfeld zwischen Dark<br />
Wave, Trip Hop und Electro. In diesem Herbst soll<br />
ihr neues Werk a mode of reward erscheinen, welches<br />
ganz der sinistren Seite der Band gewidmet ist. Das<br />
hier vorab präsentierte grey buildings erzählt von einem längst verlassenen<br />
Fabrikgelände, dem durch geheime Zusammenkünfte einer Fetish-Szene<br />
frisches Leben eingehaucht wird.<br />
Mit Deiner Band auf der nächsten <strong>Orkus</strong>! Compilation sein? Bewirb Dich einfach unter cd@orkus.de!<br />
96 - <strong>Orkus</strong>!
Sie ist wieder da!<br />
Band 3 jetzt überall,<br />
wo es Comics<br />
oder Bücher gibt!<br />
Infos unter www.ulIne-store.de
Agalloch, Fen<br />
Wien, Viper Room, 18.05.2013<br />
Der Viper Room scheint zu unserer Stammadresse zu werden. Doch<br />
lockte dieses Mal eine ganz andere Größe, und das machte sich<br />
bemerkbar. Die Veranstaltung war schon Tage vorher restlos ausverkauft,<br />
einige wenige Karten lagen noch an der Abendkassa. Aus diesem Grund<br />
bildete sich bereits um 17 Uhr eine enorme Schlange vor dem Club.<br />
Viele enttäuschte Gesichter kamen uns entgegen, die keinen Platz mehr<br />
erwischten. Der Viper Room war gefüllt bis in den letzten Winkel.<br />
Knapp 300 Gäste wimmelten voller Vorfreude in der kellerartigen<br />
Location. Um 21 Uhr begann das Spektakel mit Fen, der englischen<br />
Progressive Black Metal-Band, die sich besonders in Österreich einen<br />
immer größer werdenden Fankreis erspielen konnte. Die Stimmung<br />
war grandios. Speziell das Material vom Album The Malediction Fields<br />
überzeugte. Nach rund 45 Minuten war alles vorbei, wir sicherten uns<br />
unseren Platz in der ersten Reihe und warteten gespannt die halbe<br />
Stunde Umbaupause ab. Die Leute standen wie angewurzelt auf ihrem<br />
Fleck, und man spürte die kribbelnde Vorfreude in der Meute.<br />
Dann betrat Sänger und Mastermind John Haughm für erste<br />
Vorbereitungen die Bühne. Er hatte Räucherwerk dabei und<br />
verwandelte die Bühne in ein duftendes, mystisches Nebelbild. Zwei<br />
Schalen mit weihrauchähnlichem Geruch stellte er direkt vor unsere<br />
Nasen, und schon der verströmende Duft schuf eine Atmosphäre, die<br />
zum Träumen und Entfliehen aus der Realität einlud. Was folgte, war<br />
ein epischer Abend der Extraklasse.<br />
Über zwei Stunden standen Agalloch auf der Bühne und performten<br />
neue wie auch viele alte Meisterwerke. Besonders ihre älteren Lieder<br />
brachten die Menge fast zum Durchdrehen. Umso mehr freuten wir uns,<br />
dass gleich nach dem Intro eines unserer persönlichen Lieblingsstücke –<br />
Limbs – kam. Wenn man die Augen schloss, fühlte man sich, als hätte<br />
man diesen Ort gerade verlassen und dürfe die grandiosen Melodien<br />
der Amerikaner nur für sich alleine genießen. Nummern wie Faustian<br />
Echoes oder Of Stone, Wind, And Pillor könnte man als Highlights des<br />
Programms bezeichnen, obwohl es bei einer so faszinierenden Show<br />
schwerfällt, irgendetwas Negatives zu nennen. Vielleicht wäre es besser,<br />
ein solches Event das nächste Mal in einen größeren Saal zu verfrachten,<br />
damit jeder ein so gewaltiges, gefühlvolles Konzert erleben darf. Wie<br />
man eindeutig gesehen hat: Das Interesse war riesig, die Erwartungen<br />
enorm hoch, und ja, sie wurden gehalten, wenn nicht sogar übertroffen.<br />
Ein Abend, von dem es mehrere geben sollte!<br />
Text & Photo: Manuela Ausserhofer<br />
Setlist Agalloch:<br />
Limbs • Ghosts Of The Midwinter Fires • Falling Snow • Faustian<br />
Echoes • The Melancholy Spirit • You Were But A Ghost In My Arms •<br />
In The Shadow Of Our Pale Companion • Kneel To The Cross ••• Of<br />
Stone, Wind, And Pillor • Our Fortress Is Burning... I • Our Fortress Is<br />
Burning... II – Bloodbirds • Our Fortress Is Burning... III – The Grain<br />
122 - <strong>Orkus</strong>!<br />
„Wir<br />
funktionieren<br />
wie ein<br />
Chemiebaukasten...“<br />
Laut Gerichtsbeschluss wird es bis zum November 2013 zwei<br />
Formationen namens Queensrÿche geben: die von Ex-Fronter<br />
Geoff Tate, welcher nach dem Zickenkrieg bereits ein Album<br />
veröffentlichte, und der verbliebene Teil der Fraktion, die<br />
mit neuem Sänger Todd La Torre eine ganz starke Nummer<br />
an Land gezogen hat. Warum sich der Wechsel als perfekter<br />
Schachzug erweist und was man vom selbstbetitelten Werk<br />
erwarten darf, verrät uns der vor Freude sprudelnde Drummer<br />
Scott Rockenfield.<br />
<strong>Orkus</strong>: Hey Scott, inwiefern haben die Trennung von Geoff und der<br />
Einstieg von Todd die Arbeiten am neuen Album erschwert?<br />
Scott Rockenfield: Oh, es hat alles durcheinandergewirbelt, aber<br />
letztendlich ist es ein phantastischer Line-Up-Wechsel, mit dem wir<br />
extrem glücklich sind, sodass man von „erschweren“ nicht reden kann.<br />
Unsere Energie fließt in Strömen, wie es vor einer halben Ewigkeit<br />
mal war, und unsere Kreativität ist grenzenlos. Todd ist wahnsinnig<br />
talentiert, und dank seinem Input funktionieren wir momentan<br />
wie ein Chemiebaukasten, in dem einfach alles zusammengeworfen<br />
und ausprobiert wird, bis es knallt. Die Aufnahmen waren dann<br />
entsprechend bombastisch. Wir fühlen uns wie in einem kreativen<br />
Ausnahmezustand.<br />
O: Wie kamt ihr auf Todd?<br />
SR: Wir stießen im Mai letzten Jahres auf ihn, und es war für alle<br />
offensichtlich, dass sich hier eine dicke Freundschaft anbahnen würde.<br />
Als wir feststellten, wie begabt er als Sänger und Songwriter ist, wurde<br />
uns klar, dass er genau das Zeug für das hat, was unserer Meinung nach<br />
essenziell für Queensrÿche ist. Darüber hinaus kauft man ihm auch<br />
sofort unsere Klassiker ab, was natürlich ein extrem wichtiger Punkt
für unsere Live-Shows ist. Außerdem schreibt er großartige Lyrics<br />
und hat ein echtes Händchen für Melodien. Ein Volltreffer also... wir<br />
mussten ihn um jeden Preis haben!<br />
O: Inwieweit überträgt sich das auf das Bandklima?<br />
SR: Oh, das Klima unter uns fünf ist einzigartig! Wir sind verdammt<br />
gute Freunde geworden, und unsere Arbeitsatmosphäre ist so gut wie<br />
seit vielen, vielen Jahren nicht mehr.<br />
O: Klingt, als könnten wir uns derbe auf Queensrÿche freuen!?<br />
SR: Aber so was von! Das Album ist Dynamik pur, wahnsinnig<br />
intensiv, gefühlvoll, nervenaufreibend – natürlich im positiven<br />
Sinne – und absolut inspirierend. Genau das, was Queensrÿche im<br />
Ursprung ausgemacht hat beziehungsweise jetzt wieder ausmacht!<br />
O: Wird es musikalisch an Zeiten von Operation:Mindcrime<br />
anknüpfen?<br />
SR: Kann man so sagen. Das Zentrale für mich ist, dass wir ALLE<br />
zusammenarbeiten und wir nun eine Einheit bilden, die unverwüstlich<br />
und stark ist, ohne eine Einzelperson, die alle Fäden in der Hand<br />
halten möchte. Wir haben lange versucht, Queensrÿche den alten<br />
Tagen entsprechend zu entwickeln und die Musik zu machen, die<br />
sich für uns richtig anfühlt. Jetzt, wo Todd da ist, können wir genau<br />
das tun und wieder die Musik an den Mann bringen, nach der wir<br />
uns die ganze Zeit gesehnt haben.<br />
O: Wenn Queensrÿche ein Mensch wäre, in welcher<br />
Entwicklungsphase würde er sich gerade befinden?<br />
SR: Ganz klar: Neugeburt!<br />
O: Im Herbst geht ihr auf „Return To History“-Tour, in deren<br />
Rahmen ihr im Oktober auch nach Deutschland kommt. Worauf<br />
darf man gespannt sein?<br />
SR: Wir werden eine Unmenge an Klassikern spielen, wie Queen Of<br />
The Reich, Warning, En Force, Child Of Fire sowie Stücke von den<br />
Alben Rage For Order, Operation:Mindcrime und Empire. Im Grunde<br />
fixieren wir uns auf unsere ersten fünf Alben. Ach so, Lieder vom<br />
neuen Album sind natürlich auch dabei. Die Show wird bombastisch,<br />
voller Leben und spannungsgeladen... so wie wir eben!<br />
O: Du bist extrem zufrieden mit der Gesamtsituation, nicht wahr?<br />
SR: Es ist unglaublich schön, ganz im Ernst. Es hatte sich einfach viel<br />
zu viel Ballast angestaut, der jetzt abfällt. Wir freuen uns riesig auf die<br />
Tour und darauf, unsere Fans sozusagen umzuhauen!<br />
www.queensrycheofficial.com<br />
Nadine Ahlig<br />
Discographie (Alben):<br />
The Warning (1984)<br />
Rage For Order (1986)<br />
Operation:Mindcrime (1988)<br />
Empire (1990)<br />
Operation LIVE Crime (live, 1991)<br />
Promised Land (1994)<br />
Hear In The Now Frontier (1997)<br />
Q2k (1999)<br />
Live Evolution (live, 2001)<br />
Tribe (2003)<br />
The Art Of Live (live, 2004)<br />
Operation:Mindcrime II (2006)<br />
Mindcrime At The Moore (live, 2007)<br />
Take Cover (2007)<br />
American Soldier (2009)<br />
Dedicated To Chaos (2011)<br />
Queensrÿche (2013)<br />
Line-Up:<br />
Todd La Torre – Gesang<br />
Michael Wilton – Gitarre<br />
Parker Lundgren – Gitarre<br />
Eddie Jackson – Bass<br />
Scott Rockenfield – Schlagzeug
Spielleute feiern anders. Und wenn sieben Gesellen dieses munteren<br />
Völkchens einladen, in ihren neuesten Streich reinzuhören, darf man<br />
sicher sein, dass das kein steifes Prozedere wird. Ein ganzer Nachmittag<br />
mit Angrillen, Vorglühen und abendlichem Lagerfeuer steht auf dem<br />
Programm. Doch was kommt vor dem Vergnügen? Richtig, noch ein<br />
weiteres Vergnügen, auch wenn sich dieses offiziell als Arbeit tarnt: In<br />
Extremo präsentieren ihr noch 2013 erscheinendes Album Kunstraub.<br />
Spannend! Denn nach 18 Jahren Bandgeschichte inklusive sagenhafter<br />
Erfolgsmomente, zahlreichen musikalischen Meilensteinen und mit einer<br />
gewaltigen Fangemeinde gesegnet, werden In Extremo in dieser Stunde<br />
zeigen, ob sie ihren Rang zu verteidigen wissen. Haben sie vielleicht<br />
ungeahnte stilistische Wege beschritten? Welcher Themen haben sie sich<br />
angenommen? Wie viel Hitpotenzial steckt hinter Kunstraub?<br />
Es scheint, als seien die Naturgewalten in einen verschwörerischen Bund<br />
mit den Mittelalter Rockern getreten. Während die ganze Nation unter<br />
einer Schlechtwetterfront ächzt, erstrahlt ein winziges Fleckchen auf der<br />
Landkarte im Sonnenschein – und genau dort, in die Principal Studios<br />
bei Münster, reisen wir hin. Der Weg führt über flaches Land auf immer<br />
schmaler werdenden Straßen fernab städtischen Trubels durch eine<br />
geradezu paradiesische Landschaft, die plötzlich in einem weiten Platz<br />
mündet und den Blick auf ein Haus mit großzügigem Garten freigibt.<br />
Hier haben sich also In Extremo volle zwei Monate verbarrikadiert, um<br />
an ihrer nächsten Veröffentlichung zu feilen. Ein bisschen Lagerkoller hat<br />
sich da mitunter schon eingeschlichen, werden wir später erfahren. Aber<br />
auch wenn mal „die Fetzen flogen“, waren sich alle Beteiligten einig, dass<br />
das ein ganz gesunder Prozess sei. „Wir verbringen mit der Band ja mehr<br />
Zeit als mit unseren Familien oder Freunden“, lacht Schlagzeuger Specki<br />
T.D., „zuletzt 200 Tage im Jahr. Das ist der beste Beweis, dass wir uns alle<br />
noch grün sind.“<br />
Nun wird sich zeigen, wie grün sie der Journalistenmeute sind, die in ihr<br />
kleines Reich anrollt. Viele Fragen, viele Hände zu schütteln, und das<br />
nach zweimonatiger Abgeschiedenheit. Aber In Extremo wären nicht sie<br />
selbst, wenn sie das nicht mit Bravour meistern würden. Der Empfang ist<br />
herzlich, die Band so unprätentiös, wie man sie von ihren Live-Auftritten<br />
kennt, und die Stimmung erwartungsfreudig. Seit 2001 schwören In<br />
Extremo auf ebendiese Arbeitsstätte und ihre Produzenten. „Das sind feine<br />
Typen hier, die sind in all den Jahren auch unsere Freunde geworden“,<br />
betont Sänger Michael Rhein.<br />
Dann wird es ernst. Die große Gruppe entert das Studio, um die elf<br />
Kunstraub-Songs zu begutachten. Vorerst elf... der letzte Anwärter für<br />
das Album steht noch aus. Was also aus dem Topf der insgesamt 37 in<br />
Berlin vorproduzierten Stücke noch herausgepickt wird, bleibt eine<br />
Überraschung. Mit dem gedrückten „Play“-Knopf startet auch die<br />
Pokerfacerunde. Logisch, die Musiker studieren die Mienen der ersten<br />
„Außenstehenden“, die das neue Material vorgespielt bekommen. Diese<br />
wiederum suchen die Nervosität in den Gesichtern der Band. Doch dieses<br />
Spiel verliert sich schnell. Bereits der erste Song weiß als gut gewählter<br />
Einstieg zu packen und macht klar, dass beim Härtegrad noch einmal<br />
straff nachgezogen wurde. Als wolle man an den Vorgänger Sterneneisen<br />
anknüpfen, steht auch hier das Firmament im Mittelpunkt. Es folgt eine<br />
beeindruckende Achterbahnfahrt durch die Emotionswelten: Lebensfreude<br />
– so typisch für In Extremo – wechselt mit Vergänglichkeitsgedanken wie<br />
in Alles schon gesehen, das Liebesbekenntnis in Feuertaufe schäumt beinahe<br />
über, bei Doof kann sich keiner mehr ein Grinsen verkneifen, und bei<br />
Himmel und Hölle angekommen, gewinnt die Frage an Substanz, ob sich<br />
die Mittelalter Rocker bald mit der Titulierung „Mittelalter Metaller“<br />
anfreunden müssen. Längst wippt nicht nur Michas Arm, der (noch) eine<br />
Colaflasche hält, im Takt. Kunstraub beweist sich als auffallend textstarkes<br />
In Extremo-Werk, auf dem bei allem Wiedererkennungswert auch lustig<br />
experimentiert wird. Hier eine flimmerig-elektronische Klangfläche im<br />
Hintergrund; dort, etwa im letzten Track Die Beute, gibt Micha einen<br />
cleanen, sehr ungewohnten Gesang zum Besten.<br />
Es bleibt die Frage, was sie zu dem titelspendenden Song Kunstraub<br />
inspiriert hat... denn ein Konzeptalbum, das sich einem Thema beugt und<br />
zu einer Universallösung führt, war nie der Plan der glorreichen sieben.<br />
Geht es um das schwere Los der Musiker unserer Tage, die mit illegalen<br />
Downloads zu kämpfen haben? „Nein“, schmunzelt Micha. „Letztes Jahr<br />
gab es doch in Rotterdam diesen großen Kunstraub, der bis heute nicht<br />
aufgeklärt wurde. Genau sieben Gemälde sind damals geklaut worden. Wir<br />
haben das in den Medien genau nachverfolgt und sind darauf gekommen:<br />
Eigentlich hätten das auch wir sein können! Ja! So etwas wie der perfekte<br />
Banküberfall, wo keine Menschen zu Schaden kommen. Also, da wäre ich<br />
sofort dabei!“ Das Grinsen, das daraufhin sein Gesicht überzieht, beweist<br />
den Schalk im Nacken überdeutlich. „Weißt du, wir sind ehrlich in dem,<br />
was wir tun – aber wir sind auch Strolche!“<br />
www.inextremo.de<br />
Miriam Claus<br />
Photos: Michael Raadts<br />
100 - <strong>Orkus</strong>!
Mit Mainstream haben end of green in etwa so viel gemein wie mit wohlgemuten Liedern über die Schönheit<br />
des Lebens. Dass die Stuttgarter Hoffnungskiller ihr neues Werk The Painstream nennen, darf demnach als<br />
einzig mögliche Reaktion auf die Bitterkeit des Lebens gewertet werden: Zynismus macht es eben manchmal<br />
erst erträglich. Das wissen die frisch bei Napalm Records im Sold stehenden Dunkelrocker natürlich auch und<br />
legen ein Album vor, das Dich zuerst hinabzieht, Dir dann versöhnlich die Hand reicht, um Dich letztlich<br />
doch über die Klippe zu stoßen. Die Single Degeneration zum Beispiel ist das erste Stück ihrer Karriere, das<br />
die rockende Schlechtwetterfront in Dur geschrieben hat. Mollig ist dafür der Text – und zwar auf eine derart<br />
fies-zermürbende Weise, dass der von Gitarrist Michael Setzer kredenzte Rotwein bei der exklusiven <strong>Orkus</strong>!-<br />
Listening Session in der Kehle stecken bleibt. Von Extremen wie diesen lebt das Album... ein unablässig an<br />
den Nerven zerrender Koloss von einem Werk, das weniger denn je kategorisierbar ist und aus dem Tristesten,<br />
was Rock, Doom, Indie und Post Punk zu bieten haben, eine archetypisch grüne Suppe kocht, die vom ersten<br />
Ton des düsteren Openers Hangman’s Joke an nicht mehr loslässt.<br />
Elf Tracks werden auf dem Ende August erscheinenden Langspieler zu finden sein. Elf Tracks, die eine<br />
gestandene Band ohne Lust auf Kompromisse zeigen. Achtziger-Metal? Bitte, einfach Miss Misery anwählen und<br />
davontragen lassen. Britisch-verlorenes Post Punk-Feeling und Siebziger-Attitüde gibt es bei Chasing Ghosts,<br />
die erbarmungslos mitreißende Doom-Flut begräbt beim bedenklich intensiven Death Of The Weakender (sic!)<br />
und der unglaublichen Übernummer Home On Fire. Dazwischen rockt das Album natürlich auch mal ganz<br />
gehörig, erfrischend trendfrei, und ihrem eigenen Stil treu, beweisen end of green mit The Painstream erneut,<br />
dass sie in genau jenem schwimmen. Mainstream sollen die anderen.<br />
Aufgenommen wurde wieder in den Münchner Weltraumstudios – „und diesmal haben wir endlich einen<br />
richtig geilen Schlagzeugsound hinbekommen“, freut sich Sad Sir nach der zermürbenden, aber bewegenden<br />
Erstpräsentation. Leicht war die Studioarbeit nicht, erinnert er sich: „Michelle war total krank, als er einsingen<br />
sollte. Irgendwann mussten wir sogar abbrechen.“ Ohne dem bemützten Fronter Böses zu wollen... eventuell<br />
sollte er ab jetzt alle Alben krank einsingen. Besser als auf The Painstream klang er nämlich noch nie. Tom<br />
Waits zumindest wäre bestimmt stolz.<br />
www.endofgreen.de<br />
Björn Springorum<br />
40 - <strong>Orkus</strong>! <strong>Orkus</strong>! - 101
Berlin-Friedrichshain. Ein Stadtteil, so vielfältig wie seine Bewohner.<br />
Hier trifft man den Anzugträger an der Pizzabude, den Altpunk<br />
im wohlsortierten Bücherladen, spaziert vorbei an prachtvoll<br />
aufgehübschten Altbauten, liest die Banner der besetzten Häuser,<br />
lässt sich ein Tattoo stechen oder erwirbt auf dem Flohmarkt Oma<br />
Martas 1920er Jahre-Mantel oder Vinyl-Platten für einen Euro.<br />
Und mitten in diesem herrlichen Kiezidyll: das Kugelphone Studio,<br />
für einige Wochen musikalische Behausung von Tanzwut und<br />
Brutstätte des neuesten Werks Höllenfahrt.<br />
Der Name scheint Programm, denn ein gemächlicher Spaziergang<br />
soll es definitiv nicht werden: „Wir laden zum Gelage ein. Die Tore<br />
zur Unterwelt öffnen sich, die Fanfaren erklingen, und es ist reichlich<br />
eingedeckt – mit einer Musik, die uns in unbekannte phantastische<br />
Welten entführt und alle Hüllen fallen lässt. Der Wahnsinn kann<br />
beginnen!“, sprach’s und ergießt das musikalische Füllhorn über den<br />
neugierigen Vorabhörer.<br />
So viel lässt sich mit dem nun noch vorhandenen Restverstand sagen:<br />
Es wird... teuflisch. Ein Album in bester Tanzwut-Manier also – ein<br />
bisschen wild, dann wieder balladesk und hymnisch, ein paar Songs<br />
zum Durchdrehen, zum Tanzen, zum Nachdenken und sämtlichst<br />
geeignet, noch Stunden später im Kopf herumzuspuken. Wer dann<br />
noch dem geheimnisvollen Zauberspruch lauscht oder des Teufels<br />
bestrickende Einleitung zum Stück Gerüchte hört, könnte unter<br />
Umständen tatsächlich vorübergehend seines Verstandes verlustig<br />
gehen.<br />
Bevor dies geschieht, noch ein paar Worte des Gehörnten zu<br />
einzelnen Stationen der Höllenfahrt: „Die Freiheit ist natürlich<br />
wieder mit an Bord! Was ist sonst von Spielmännern denn anderes<br />
zu erwarten? Aber trotzdem man überall zu Hause ist, kommt es<br />
auch vor, dass man sich Heimatlos fühlt. Gut ist es, wenn man es<br />
schafft, der Gefangenschaft eines streng geordneten Lebens zu<br />
entfliehen, bevor Die letzten Tage gekommen sind. Abschiednehmen<br />
gehört da auch immer wieder dazu. Und manchmal ist ein Abschied<br />
nicht nur von kurzer Dauer, sondern auch endgültig. Dann sollte<br />
man in die Zukunft schauen, getreu dem Motto Kein Blick zurück.<br />
Der teuflischen Verführung erliegt der ein oder andere, indem er<br />
sich in einem Sog von Gerüchten verfängt.“<br />
Es wird also abwechslungsreich, musikalisch wie inhaltlich. Und wo<br />
wir gerade bei Abwechslungsreichtum und Gerüchten sind, sei noch<br />
ausgeplaudert, dass sich auch im teuflischen Gefolge etwas getan<br />
hat. Doch dazu dann an anderer Stelle mehr, und hier vielmehr der<br />
Hinweis darauf, dass Tanzwut mit den Vorabstücken Gerüchte und<br />
Der Himmel brennt zu einer kleinen Probefahrt einladen werden,<br />
bevor es im September auf große Höllenfahrt geht, auf der dann<br />
jeder... hmm... vergessen. Wahnsinn... oder?<br />
www.tanzwut.com<br />
Doreen Krase
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My Release In Pain<br />
Der Albumopener und gleichzeitig die erste<br />
Single, zu der wir in dem ersten Musikerhotel<br />
Europas, dem nhow in Berlin, den Clip gedreht<br />
haben! Wir konnten uns nicht entscheiden,<br />
welches Lied wir für das erste Video nehmen<br />
sollten, und hatten fünf Kandidaten auf<br />
der Liste. Also, Leute, schreibt uns, ob die<br />
Entscheidung die richtige war! Der Song startet<br />
mit einem klassischen Lacrimas-Pianoriff. Das<br />
Thema durchdringt den ganzen Song mit einem<br />
Gefühl von, wie ich finde, „Erlösung“. Die<br />
Melodie und die Cleangitarre in der Strophe<br />
treiben unbarmherzig nach vorne. Der Song<br />
wartet mit Guest Vocals von Christopher auf.<br />
Wir wollten das unbedingt mit ihm machen,<br />
20 Jahre feiert man nicht alle Tage! Gleichzeitig<br />
ist der Song eine Ode an meine Alltime-Faves<br />
Sentenced, mein Gruß geht an Ville, ich hoffe,<br />
wir laufen uns dieses Jahr endlich mal wieder<br />
über den Weg!<br />
Antiadore<br />
Der Titeltrack mit einem sehr eingängigen<br />
Chorus, O-Ton Christopher: „Der beste Chorus,<br />
den Lacrimas je hatten!“ Das ist der Song, der<br />
aktuell in den Clubs läuft. Hoffentlich, wenn<br />
unsere Promoagentur anständige Arbeit geleistet<br />
hat, hehehe! Es geht darum, wie es ist, nicht<br />
mehr lieben zu müssen, somit spiegelt das Lied<br />
sozusagen das gesamte Album wider. Es ist nie<br />
einfach, einen Song als Titeltrack zu küren,<br />
hier lag es auf der Hand. Ich kann mich noch<br />
gut daran erinnern, als ich dieses Introriff<br />
geschrieben habe, welches fast schon Rammsteinmäßig<br />
daherkommt. Nur hatte ich lange Zeit<br />
keine passende Idee, wie es weitergehen sollte,<br />
und habe das Stück immer wieder hervorgeholt<br />
und zur Seite gelegt. Als mir dann diese Line für<br />
den Chorus, die ich eigentlich für ein anderes<br />
Stück geschrieben hatte, eingefallen war, wusste<br />
ich, der Song wird ganz besonders: auf der einen<br />
Seite kalt, fast brutal, dann wieder emotional,<br />
aber immer laut! Kann es nicht erwarten, den<br />
live zu präsentieren! Einer meiner Favoriten, weil<br />
er gekonnt zwischen den beiden Welten unserer<br />
Vergangenheit und der Gegenwart hin und her<br />
springt und trotzdem Neuerungen zulässt und<br />
zeigt, was mit Lacrimas Profundere alles möglich<br />
ist, ohne die eigene Identität zu verlieren.<br />
Reinhören ist Pflicht, Leute!<br />
What I’m Not<br />
Wieder ein unglaublich hartes Riffing am<br />
Anfang, könnte so auch auf einer Godsmack-<br />
Platte stehen, der Chorus hat für mich etwas<br />
Orientalisches. Ein sehr wichtiger Track, da<br />
wir von da an wussten, in welche Richtung<br />
das Album gehen soll. Der Song handelt, grob<br />
gesagt, von einem Typen, der mit seinem Leben<br />
nicht mehr klarkommt und vor der Realität<br />
wegläuft. Er soll eigentlich darauf aufmerksam<br />
machen, dass die Menschen mehr wagen sollen,<br />
zu sein, wer man wirklich ist. Die meisten<br />
lassen sich von außen bestimmen, anstatt dem<br />
nachzugehen, was sie innerlich spüren.<br />
All For Nothing<br />
Die beste Midtemponummer unserer „Karriere“!<br />
Wir wollten Songs schreiben, die die Zeit<br />
überdauern, und dies ist einer davon! Es beginnt<br />
superruhig, nur mit einer Phasergitarre, die in die<br />
auch komplett in clean gehaltene Strophe übergeht,<br />
bevor dich die Bridge förmlich ausknockt. Wir<br />
hatten im Studio auch Gesangsspuren für die<br />
Bridge aufgenommen, was wir aber im Endmix<br />
wieder gelassen haben, da so der Chorus einfach<br />
aus dem Nichts geschossen kommt, Rob hat hier<br />
eine gesangliche Meisterleistung dargeboten!<br />
Der Text ist eigentlich sehr klassisch. Er erzählt<br />
von einem Jungen, der merkt, dass sein Leben<br />
kurz vor dem Ende steht, es aber zunächst nicht<br />
akzeptieren oder einsehen will, dass es so ist! Dann<br />
geht er in sich und denkt an Vergangenes und wie<br />
oft er nur belogen wurde, und er geht völlig auf<br />
Abstand, driftet ab, und am Schluss ist ihm alles<br />
egal. Er hat ja auch nichts mehr zu verlieren. Ein<br />
sehr nachdenklicher Track!<br />
Dead To Me<br />
Erneut ein Song, der im Intro und C-Part an<br />
meine musikalische Vergangenheit angelehnt ist!<br />
Der C-Part erinnert an Anathema, der Anfang<br />
an guten alten Thrash Metal à la Overkill, die<br />
ich immer noch sehr verehre! Hört sich jetzt<br />
komisch an, aber durch diese wunderschöne<br />
Pianomelodie, die über dem Ganzen thront,<br />
passt das alles irgendwie zusammen und geht<br />
unglaublich nach vorne! Ein sehr harter Text über<br />
einen Typ, der sich auf eine andere Frau einlässt,<br />
dadurch alles verliert. Er versucht, sie wieder<br />
zurückzugewinnen. Sieht aber letztendlich alles<br />
ein und lässt sie schließlich in Ruhe. Vor allem die<br />
Strophe kommt irgendwie sehr Katatonia-mäßig<br />
daher! Tonys Fave der Scheibe!<br />
Abandon<br />
Der wohl härteste Anfang in der Lacrimas-<br />
History! Sozusagen. Der böse Song des Albums,<br />
auf die Fresse, fertig, los, ohne große Spielereien!<br />
Wie ein Zug, der auf dich zurast. Beginnend<br />
und mündend in einer ultraharten Strophe.<br />
An dem Chorus für den Gesang sind wir ewig<br />
gesessen, auch Ricky wollte mir da noch was<br />
liefern, jeder hatte Ideen dazu, ich bin ständig<br />
mit dem Handy rumgelaufen und hab’ dazu<br />
gesungen. Leute, das wollt Ihr nicht hören...<br />
Am Ende hatte Christopher die coolste! Hartes<br />
Gitarrenriffing trifft auf Sweet Caroline! Trotz der<br />
Grundmelancholie, die wir in jedem unserer Titel<br />
haben, hat der Song etwas Verrücktes, Frisches!<br />
Still In Need<br />
Eine Band kriegt dich oder sie kriegt dich nicht,<br />
entweder berührt sie dich, oder sie tut es eben<br />
nicht. Mit dem Song bekommen wir Euch alle!!!<br />
Versprochen! Schon immer wollte ich einen Titel<br />
schreiben, der auf einer Melodielinie aufbaut, die<br />
über den kompletten Song dasselbe Thema spielt<br />
und worauf alle anderen Instrumente aufbauen.<br />
Hört genau hin, die Melodie beginnt und ist<br />
den ganzen Song über hörbar da, nur dass eben<br />
immer mehr weitere Instrumente hinzugefügt<br />
werden und dadurch der Song komplett neue<br />
Wendungen nimmt und dich einfach mitnimmt<br />
auf diese Reise. Und das ist es doch, was Musik<br />
tun sollte, oder? Es geht um das Verlangen, das<br />
Verzehren nach der einen, seiner großen Liebe,<br />
und dass jedes schöne Gefühl auch seine Tränen<br />
hat. Sehr wahr, wie ich finde!<br />
Deny For Now<br />
Es fängt sehr futuristisch an mit dieser fast an<br />
Linkin Park erinnernden Einleitung, und plötzlich<br />
donnerst du mit Vollgas los ins Ungewisse! Wir<br />
haben hier den Ave End des neuen Jahrtausends<br />
vorliegen! Beim Schreiben haben mich Filme,<br />
Biographien, aber vor allem die Geschichte von<br />
James Dean beeinflusst. Einfach das „Jugendlicher<br />
Rebell“-Image des Typen: Nichts geschenkt<br />
bekommen und seine Habseligkeiten in zwei<br />
verschnürten Papiertüten mit sich führen! Auch<br />
hier kommt wieder dezent die Hammondorgel<br />
rein, was soll ich noch weiter schwafeln: Cooler<br />
Song, Ende der Durchsage!<br />
Head Held High<br />
Textlich ist das Robs wichtigstes Stück des<br />
Albums, es geht darum, dass, wenn wir bei<br />
104 - <strong>Orkus</strong>!
irgendetwas versagen im Leben, wir meistens vor der Versuchung<br />
stehen, frustriert aufzugeben. Aber Niederlagen gehören schließlich<br />
zu unserem Leben. Das ist, worum es in Head Held High geht: sich<br />
niemals unterkriegen lassen und einfach nur der bleiben, der man ist!<br />
Zur Musik: Ich hatte den Kontakt von Ricky Warwick über unseren<br />
Verlag auf dem Tisch liegen! Ich kann das nicht beschreiben, da ich<br />
mit seiner Band The Almighty großgeworden bin, und nun hatte ich<br />
das Angebot, zusammen mit ihm an einigen Songs zu schreiben. Wir<br />
haben vier Songs gemacht, und dieser wurde rechtzeitig fertig. Rob<br />
kam dann mit diesem Wahnsinnschorus an, und das Solo von Tony<br />
am Ende setzt noch einen drauf. Dieser Song ist Melancholie pur und,<br />
was soll ich sagen: scheiße noch mal das Beste, was ich die letzten zehn<br />
Jahre gehört habe. Punkt!<br />
My Chest<br />
Mann, der Song zieht dich runter! Nur mit cleanen Gitarren, ganz<br />
leise schleicht sich dieser Ausbruch an. Auch hier haben wir dann die<br />
Zerrgitarren noch mal lauter gedreht, sodass der Chorus dir nicht nur<br />
ein Brett, sondern eine ganze Wohnwand vor den Schädel nagelt! Ihr<br />
hört eine Band, die definitiv ihre Seele wiedergefunden hat. Der Song<br />
benötigt zwar seine Durchläufe, aber das macht für mich einen guten<br />
Song aus, das Entdecken, und wenn du dir diese Zeit genommen hast,<br />
wird dich das Stück für immer dafür belohnen! Textlich sagt wohl „I’m<br />
diggin’ my own hole“ alles! Aber es gibt ein Licht am Ende des Tunnels,<br />
es ist nur so verdammt weit weg...<br />
Remembrance Song<br />
Das Stück ist eine gute Mischung aus harten Gitarrenriffs und Emotion.<br />
Textlich geht es um die Erinnerung an eine gescheiterte Beziehung. Der<br />
Song ist sehr modern gehalten und die ideale Einstimmung für den<br />
nächsten nächtlichen Friedhofsbesuch!<br />
A Sigh<br />
Der perfekte Abschluss des Albums! Der Song läuft gerade bei<br />
mir, und ich hab’ den jetzt garantiert 250 Mal gehört, aber dieses<br />
Gänsehautgefühl, das ich bei dem Chorus habe, kommt immer wieder<br />
durch! Wer unsere Burning: A Wish-Platte oder auch My Mescaline von<br />
Filthy Notes For Frozen Hearts kennt, versteht den Track erst richtig! Er<br />
atmet die alte Zeit, Doom Metal ist angesagt und einfach nur grandios<br />
von Rob dargebracht. Was soll ich noch sagen, hört sich jetzt wohl auch<br />
doof an, aber wir haben drei Jahre in jeder freien Minute an der Platte<br />
gearbeitet und von diesem Ergebnis geträumt. Eine Art persönliches<br />
„Best Of“-Album aus 20 Jahren Lacrimas. Auf die nächsten 20! Prost!<br />
Words (Bonus)<br />
Unsere Hommage an die guten alten Sisters oder auch The Cult! Da<br />
hätte nur noch ein Gast gefehlt, und wenn wir mehr Zeit im Studio<br />
gehabt hätten, hätte ich Jyrki auch angerufen! Cooler Rocker.<br />
Doomed And Unarmed (Bonus)<br />
Der Song war so ’ne Idee von mir, nachdem ich... Okay, das hört man<br />
jetzt so gar nicht raus, aber irgendwie hat mich die Scheibe von Times<br />
of Grace dazu inspiriert! Dominik hatte sich sofort in das Stück verliebt,<br />
aber wir mussten Ewigkeiten an dem Chorus feilen, bis auch wir das<br />
in dem Song gesehen haben, was Dominik sofort bewusst war! Ich bin<br />
mir sicher, ich hab’ Rob zur Verzweiflung getrieben, bis er plötzlich<br />
mit dieser Idee ankam, und mit jeder neuen Stimme auf dem Chorus<br />
wurde der Song größer. Da war mir klar, das Ding könnte uns ganz weit<br />
bringen. Trotzdem haben wir uns entschieden, den Track erst mal „nur“<br />
als Bonus zu veröffentlichen. Jetzt hab’ ich viel erzählt, wie ein Politiker.<br />
Ohne aber auf den Punkt zu kommen, also hier: Ein ruhiger, fast schon<br />
poppiger Song. Aber mit großer Tiefe und ehrlichen Gefühlen!<br />
A New Scar (iTunes- und Vinyl-Bonus)<br />
Ein Song, der mir sehr am Herzen liegt. Bereits vor der letzten<br />
Platte hatte ich dieses Achtziger Jahre-Rockriff, das sozusagen meine<br />
Huldigung an Bands wie Mötley Crüe oder Backyard Babies darstellt.<br />
Leider fehlte immer das gewisse Etwas, und ich musste mich der<br />
Mehrheit beugen. Die hatte am Ende auch recht, der Song war vor<br />
drei Jahren noch nicht so weit! Nun hab’ ich, wie schon vor drei Jahren,<br />
nicht lockergelassen und am Ende alle, über unseren Produzenten<br />
Corni, meine Bandmitglieder und selbst Tue Madsen überzeugt! Diese<br />
dreckige Hammondorgel, die alles unter sich platt macht, lässt den<br />
Geist von Jon Lord aufleben! Liebe Grüße an dieser Stelle übrigens<br />
an Mattn Machwitz ins Weltraumstudio: super Job, geiler Rocksong!<br />
Kim Ljung<br />
Allgemein: Gemälde oder Photographie?<br />
Oh, das kommt ganz auf den Künstler an. Ich liebe Photographie und besitze eine Menge<br />
Bücher, speziell mit Schwarzweißserien. Seht Euch die „Bubble“-Reihe von Sokolsky<br />
aus den Sechzigern an. Unschlagbar. Wenn ich mich aber zu Hause umschaue – überall<br />
Gemälde. Ich liebe besonders die Dreißiger, Vierziger und Fünfziger, davon haben wir sehr<br />
viel. Ich bin auch ein großer Rothko-Fan, ich liebe seinen repetitiven, minimalistischen<br />
Stil. Als ich jünger war, hatte ich viele verschiedene Phasen: Picasso, Rembrandt, Frans<br />
Widerberg, Edvard Munch et cetera. Ich hätte gerne selbst gemalt. Doch ich glaube, das<br />
ist sogar noch selbstzerstörerischer, als Musik zu machen.<br />
Dein Lieblingsbild ist...?<br />
Vielleicht Leonardo da Vincis Bildnis eines Musikers. Einfach, weil ich eine riesige Kopie<br />
davon in einem goldenen Rahmen im Schlafzimmer meiner alten Wohnung hängen hatte.<br />
Die ist abgebrannt, und ich habe so ziemlich alles verloren, was ich damals besaß. Mein<br />
Bild habe ich schließlich in Mailand wiedergesehen. Im Museum. Ich erinnere mich, dass<br />
das Original viel kleiner war als mein Poster. Es ist nicht das größte Werk aller Zeiten.<br />
Aber für mich ist es ein bisschen was Besonderes.<br />
Ein Akt von dir, Gemälde oder Photographie?<br />
Ich denke, ein Photo in Schwarzweiß. Nicht Peter Steele-Style. Dunkelromantischer, mit<br />
ein paar stilistischen Ecken und Kanten. Ein Gemälde wäre eventuell schmeichelhafter...<br />
Wenn ich mir aussuchen dürfte, dass der norwegische Künstler Odd Nerdrum die Sache<br />
in Angriff nimmt, dann auf jeden Fall!<br />
Von wem hättest du gerne ein Aktbild?<br />
Von meiner Frau. Aber sie würde es mich niemals aufhängen lassen.<br />
Wann hast du zum ersten Mal ein Bild mit einer nackten Person<br />
gesehen?<br />
Ich bin als Kind mal über ein auf der Straße liegendes Pornomagazin gestolpert. Es hat<br />
solch tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich es mit heimnahm und versteckte.<br />
Meine Großmutter hat’s gefunden, jedoch kein Wort darüber verloren. Trotzdem ganz<br />
schön peinlich...<br />
Mit welchem Land verbindest du Fernweh?<br />
Japan fehlt mir. Das Dunkel und das Licht dieses faszinierenden Ortes. Tut irgendwie<br />
weh, dass Zeromancer dort noch nie gespielt haben.<br />
Bist du mit deiner Nationalität zufrieden?<br />
Aber sicher. Norwegen ist ein verdammtes Paradies.<br />
Für welche drei Beispiele steht deine Nationalität?<br />
Fjorde, hübsche Mädchen und Skifahren.<br />
Wenn du dir eine andere Nationalität aussuchen könntest, welche<br />
wäre dies und warum?<br />
Ich habe wohl einen US-Fetisch. Ist so eine Art Hassliebegeschichte. Einerseits echt<br />
kaputt, andererseits bleibt es doch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.<br />
Wann wird es ein europäisches „Wir“-Gefühl geben?<br />
Ich bin Norweger, wir sind ja noch nicht mal in der EU. Wenn ein Land wie das frühere<br />
Jugoslawien es nicht schafft, alles zusammenzuhalten, dann finde ich das in noch<br />
größerem Rahmen unmöglich. Man braucht nur eine einzige Grenze zu überqueren und<br />
sieht schon, wie unterschiedlich dort alles läuft. Keine Chance!<br />
Warum gibt es Streit – im Kleinen wie im Großen?<br />
Aus Mangel an Verständnis, Empathie und Respekt. Schaut nach Syrien. Wahnsinn.<br />
Gewisse Machthaber leben in einer nicht realen Welt und glauben von sich selbst, heilig<br />
zu sein. Mein Vorschlag: Hört Euch Frankie Goes To Hollywood an. Entspannt Euch!<br />
Was machst du, damit unsere Welt eine bessere wird?<br />
Gute Frage. Einen kleinen Betrag für ein Kind nach Afrika zu schicken, zählt nicht. Ich<br />
glaube, es geht eher darum, meine Kinder auf eine bestimmte Weise zu erziehen und<br />
ihnen zu vermitteln, was ich für richtig halte. Ich versuche auch, eine optimistische und<br />
positive Einstellung zu wahren. Meine Texte spiegeln das nicht unbedingt wider, da spielt<br />
mir meine Migräne oft Streiche. Ich bin ein glückliches Kind, das Schwarz trägt.
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
was haben Richard Wagner und das 22. Wave Gotik Treffen<br />
gemeinsam? Rein musikalisch finden sich hier nur recht<br />
wenig Schnittpunkte, doch eines eint beide in diesem Jahr:<br />
Pfingsten in Leipzig. Während die einen den 200. Geburtstag<br />
des Klassikmaestros feierten, zelebrierten die anderen ihre<br />
jährliche Zusammenkunft, blickten aber immer wieder<br />
über den Tellerrand hinaus, gehören doch Veranstaltungen<br />
in der Oper, dem Gewandhaus oder diversen Museen<br />
zum festen Programm. Auch 2013 erfreuten wir uns mit<br />
SzenegängerInnen aus aller Welt an Konzerten, die von<br />
nostalgischem Wave und Post Punk über Electro Pop oder<br />
Mittelalter-Klänge bis hin zu düsterem Metal alles zu bieten<br />
hatten, was das Herz begehrt, ohne das Wesentliche aus den<br />
Augen zu verlieren... das Miteinander. „Ihr seid das WGT!“,<br />
wurden wir Fans vor dem Auftritt von Das Ich in der agra<br />
ermutigt. Und ja, wir waren das Wave Gotik Treffen – dieses<br />
schwarze seidige Band, welches sich aufregend und gelassen<br />
zugleich zu Pfingsten um Leipzig schmiegt. Hast Du es auch<br />
gespürt?<br />
Tanja Pannwitz<br />
Texte:<br />
(NA) – Nadine Ahlig<br />
(LA) – Lydia Aufschlager<br />
(MG) – Michael Gamon<br />
(TP) – Tanja Pannwitz<br />
(AS) – Axel Schön<br />
Photos:<br />
MG – Michael Gamon (www.sparklingphotos.de)<br />
AH – Axel Heyder (www.axelheyder.de)<br />
CK – Christin Kersten (www.fotostern.com)<br />
FR – Fabian Ritter (www.artefaktum-werbetechnik.de)<br />
JS – Johannes Sadlers (www.johannes-sadlers.de)<br />
CS – Claudia Schöne (www.guiding-light.de)<br />
106 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Photos: MG
Photos: AH<br />
Freitag, 17.05.<br />
Clara-Zetkin-Park<br />
15.00 Uhr<br />
Wie erwartet, ist das Viktorianische Picknick auch beim<br />
diesjährigen WGT ein erster Anlaufpunkt, um stilvoll, träumerisch<br />
und gemütlich in das musikalisch ansprechende Pfingstwochenende zu<br />
starten. Der Kontrast zwischen schwarzen Seelen und sattem Blattgrün<br />
lockt schon lange nicht nur Szeneinsider auf die Grünflächen des Clara-<br />
Zetkin-Parks, sondern vermehrt auch die weltoffenen BürgerInnen<br />
Leipzigs. Hier und da dürfen wir eintauchen in eine verspielte, düster<br />
angehauchte Vielfalt, die uns mit dem Gemüt der Romantik, Gotik<br />
und viktorianischen Epoche aus dem Hier und Jetzt reißt und uns eine<br />
Zeitreise im Geiste ermöglicht. Dabei scheuen die AkteurInnen weder<br />
Kosten noch Mühen. Pompöse Gewänder mit großer Liebe zum Detail,<br />
spontane musikalische Darbietungen auf Streichinstrumenten sowie<br />
eine Parkhochzeit mit echten Hochzeitstauben sind genauso Blickfang<br />
wie die zu Boden sitzenden Herrschaften, die sich an Speis und Trank<br />
aus edlem Service und stilechten Kelchen laben. (TP)<br />
Photos: CS<br />
<strong>Orkus</strong>! - 107
Letzte Instanz • AH<br />
agra<br />
18.00 Uhr<br />
Die Tore der agra-Halle werden dieses Jahr von Letzte<br />
Instanz geöffnet, die mit ihrer Trilogie, bestehend aus<br />
Schuldig, Heilig und Ewig, im Gepäck für ausdrucksstarke<br />
gotische Freudentänze sorgen. Die anfänglichen<br />
Technikprobleme tun hierbei keinen Abbruch – gibt<br />
es doch keinen besseren Anlass für den „Und nur<br />
die Männer! Und jetzt nur die Frauen!!!“-Klassiker.<br />
Metliebhaber, Frackträger und barbusige Engelsgeschöpfe<br />
versammeln sich, um in friedlich-geselliger Runde das<br />
15-jährige Bandjubiläum mit Klassikern wie Flucht ins<br />
Glück, Finsternis oder Dein Licht zu feiern. Aus diesem<br />
Anlass verrät Holly schmunzelnd seine ursprüngliche<br />
108 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Photos: JS
Das Ich • AH<br />
Motivation, Musiker zu werden. Er wollte sich mit<br />
seinem Erfolg bei Sängerin Nena rächen, die niemals<br />
seine süßen Liebesbriefe beantwortet hatte. Fazit: Ganz<br />
gleich ob für die musikalischen Eröffnungsspiele oder<br />
eine humorvolle Untermalung... einig sind sich wohl<br />
alle, dass die Letzte Instanz immer eine vorzügliche<br />
Wahl ist! (NA)<br />
19.25 Uhr<br />
„Herzlich willkommen zum 20. WGT!“, begrüßt das<br />
Moderatorenteam die Fans und Freunde von Das Ich.<br />
Moment mal – das diesjährige Wave Gotik Treffen<br />
ist doch bereits das 22.? Richtig! Der Zeitsprung<br />
hat aber seine Berechtigung in der Tatsache, dass<br />
vor genau zwei Jahren zum 20. Jubiläum der Szene-<br />
Zusammenkunft beim Auftritt von Das Ich auf den<br />
charismatischen Fronter Stefan Ackermann verzichtet<br />
werden musste. Nach langem Bangen und Ausharren<br />
in der Ungewissheit steht der damals erkrankte Genius,<br />
dessen Leben auf der Kippe stand, heute wieder neben<br />
seinem Kollegen Bruno Kramm auf der Bühne. Was<br />
für bewegende Momente, die Fans und Band hier<br />
gemeinsam zelebrieren! Bei allem, was hinter der<br />
tapferen Kämpfernatur Stefan und seinem Umfeld liegt,<br />
ist es kein Wunder, dass bestimmte Stücke mittlerweile<br />
eine ganz andere Bedeutung bekommen und auch<br />
Klassiker wie Gottes Tod mit einem Beigeschmack<br />
wahrgenommen werden. Auch wenn Stefan noch etwas<br />
schwach und kraftlos wirkt, merkt und hört man ihm<br />
an, dass die Musik und die Fans sein Lebenselixier sind.<br />
Letztere bringen deutlich und lautstark zum Ausdruck,<br />
wie sehr sie hinter der Band stehen, mitgelitten haben<br />
und heute eine zweite Geburt feiern. Überwältigender<br />
hätte die Rückkehr ins Leben wohl kaum ausfallen<br />
können! (TP)<br />
21.00 Uhr<br />
Nichts anbrennen lassen danach The 69 Eyes. Mit<br />
gewohnt lässig-rotziger Attitüde fackeln die Finnen<br />
auch heute nicht lange. Jyrki – in kecker Weste und<br />
Schlips – schwingt sich mit lasziven Hüftschwüngen<br />
direkt in die Frauenherzen und wird dafür mit<br />
einigen sexy Unterhöschen belohnt. Dass der Erfolg<br />
in Amerika auf sich warten ließ, dürfte die Fans<br />
hierzulande recht freudig stimmen. Denn Hand aufs<br />
Herz: Was die flotten Männer in den letzten Jahren an<br />
Pfeffer eingebüßt haben, schmieren sie sich – zurück<br />
in unseren Regionen – erneut aufs Leder. Hits wie<br />
Brandon Lee, Wasting The Dawn, Framed in Blood<br />
oder Stolen Season (Tränenalarm!) sorgen für helle<br />
Aufregung, da darf Jyrki sogar das Mikrophon aus der<br />
Hand fallen. Einziges Manko: Auf die Setlist haben<br />
es leider nur zwei Songs vom aktuellen und überaus<br />
starken Album X geschafft. Beim nächsten Mal mehr<br />
davon. Kiitos! (NA)<br />
Das Ich • AH<br />
The 69 Eyes • AH<br />
Photos: JS
Abney Park • CK<br />
22.40 Uhr<br />
Vorgestellt werden uns die Amerikaner Abney Park<br />
als Begründer des Steampunk. Sie sollen uns nun in eine<br />
Zeit entführen, die es so nie gegeben hat. Dass das halbe<br />
Publikum noch nie von der Truppe gehört hat, ist nur ein<br />
Grund mehr, um uns mit Vollgas mit ihrer Kombination aus<br />
Electro Pop, Alternative Rock und Folk-angehauchtem Post<br />
Industrial zu imponieren. Die seit 1997 aktiven Jungs und<br />
Mädels versprühen eine unfassbar mitreißende Energie, die<br />
trotz später Stunde einen Großteil des Publikums in ihren<br />
Bann ziehen kann, welches nach anfänglich unsicherem<br />
Zögern unverkennbar begeistert ist. Auch wenn sich<br />
BesucherInnen mit auffälligen Steampunk-Kostümierungen<br />
leider in Grenzen halten, galoppiert hier und dort, passend<br />
zur Stimmung, ein Reiter durch die Menge. Fazit: Abney<br />
Park dürfen auf alle Fälle gerne wiederkommen! (NA)<br />
And One • CS<br />
01.00 Uhr<br />
Trotz strömenden Regens, der ja bekanntlich die hohen<br />
Frisuren in Gefahr bringt, sind zahlreiche BesucherInnen der<br />
Einladung von And One gefolgt, mit ihnen gemeinsam<br />
den ersten offiziellen Tag des WGT ausklingen zu lassen.<br />
Viele sind erschöpft, einige schlafen sogar schon im Schutze<br />
ihres Freundeskreises. Während der langen Stunde vor dem<br />
„Mitternachts-Spezial“ (warum es diesen Namen trägt und<br />
doch erst um ein Uhr beginnt, ist uns ein Rätsel) und dem<br />
als schier endlos empfundenen Soundcheck macht sich nach<br />
und nach Unmut breit. Pfiffe ertönen aus der Menge. Dies ist<br />
wahrlich nicht die Tageszeit der Geduld... All die negativen<br />
Stimmungen werden allerdings bereits nach ein paar Minuten<br />
Verspätung mit den ersten von And One gespielten Takten<br />
zerstreut, die in der folgenden Stunde Klassiker wie Back<br />
Home, Wasted oder auch ein Personal Jesus-Cover zum Besten<br />
geben. Gut gelaunt, adrett im Anzug und mit einer überaus<br />
eleganten Moderation führt Steve Naghavi durch den Abend.<br />
Und was sich schon während der ersten Songs zusammen mit<br />
dem frenetischen Applaus der Fans andeutete, ist zum Ende<br />
des Konzertes hin Gewissheit geworden: das Warten hat sich<br />
auf alle Fälle gelohnt. (LA)<br />
Kohlrabizirkus<br />
19.50 Uhr<br />
Füllten die Fans von POKéMON REAKTOR, die ganz<br />
offensichtlich noch als Geheimtipp gehandelt werden, nur<br />
einen kleineren Teil des Kohlrabizirkus aus, so ist das bei<br />
Decoded Feedback deutlich anders. Die Halle ist voll.<br />
Und das ist für Freitag um diese Uhrzeit wohl nicht nur ein<br />
großes Kompliment, sondern auch ein Beweis für Decoded<br />
Feedbacks Qualitäten als Live-Band. Die wenigsten Projekte,<br />
die aus einer Person am Mikro und einer an den Keyboards<br />
bestehen, sind nicht nur ein akustischer, sondern auch ein<br />
optischer Genuss. Marco Biagiotti und Yone Dudas jedoch<br />
sind tolle Performer. Besonders Yones grazile Bewegungen<br />
am Keyboard zu verfolgen, macht großen Spaß. Da hätte<br />
es die anscheinend inzwischen zum guten Ton gehörenden<br />
aufwändigen Projektionen im Hintergrund gar nicht<br />
Photos: JS
Decoded Feedback • CS<br />
In Strict Confidence • CS<br />
Bruderschaft • CS<br />
Bruderschaft • CS<br />
Bruderschaft • CS<br />
In Strict Confidence • CS<br />
gebraucht. Das Publikum hätte Decoded Feedback garantiert auch ohne<br />
ordentlich gefeiert. (LA)<br />
21.20 Uhr<br />
Man darf Bruderschaft getrost als einen legendären<br />
Zusammenschluss vieler hochkarätiger Musiker aus dem Electro-Bereich<br />
bezeichnen. Attraktiver und lobenswerter wird das Ganze noch dadurch,<br />
dass die Band ihren Erlös der Krebsforschung spendet. Es ist deswegen<br />
wohl wenig verwunderlich, dass die Halle nach Decoded Feedback nicht<br />
leerer wird. Viele sind gekommen, um die exklusive Europapremiere der<br />
Bruderschaft zu erleben. Leider ist die Stimme von Sänger Daniel mehr<br />
als nur angeschlagen. Das ist deutlich zu hören, und er entschuldigt sich<br />
mehrmals dafür. Die Fans sehen es gelassen und unterstützen die Band,<br />
ganz besonders Daniel, mit viel Applaus und Jubel. Leider versagt seine<br />
Stimme letztendlich völlig, und das Konzert kommt zu einem für alle<br />
Beteiligten recht unerwarteten Ende. Gerade deshalb ist zu erwähnen,<br />
dass es toll ist, zu sehen, wie gern BesucherInnen des WGT bereit sind,<br />
ihren Lieblingskünstlern auch in solchen Situationen zur Seite zu stehen.<br />
Es ist besonders ihnen zu verdanken, dass dieses Konzert trotz allem ein<br />
schönes Erlebnis werden konnte. (LA)<br />
22.50 Uhr<br />
Wer glaubte, dass es bis jetzt im Kohlrabizirkus eng war, wird bei In<br />
Strict Confidence eines Besseren belehrt. Mit diesen MusikerInnen<br />
nehmen Talent, Spielfreude, Entspanntheit und eine schier alles<br />
überstrahlende Herzlichkeit für KollegInnen und Fans die Bühne ein,<br />
was nach und nach immer mehr Leute von draußen in die Halle lockt.<br />
Musikalisch einwandfrei, spielen die Damen und Herren ein Programm,<br />
das alle mitreißt. Mit sauberem Sound, einer tollen Performance und<br />
glasklarem Gesang (besonders bewundernswert dabei: Nina de Lianin<br />
im Korsett) wird hier eine Show dargeboten, die wohl so schnell kein Fan<br />
vergessen wird. Alle, die mit In Strict Confidence sympathisieren und<br />
das Konzert aus irgendwelchen Gründen verpasst haben, sollten sie sich<br />
für die Zukunft auf jeden Fall vormerken. Es lohnt sich! (LA)<br />
Photos: JS<br />
<strong>Orkus</strong>! - 111
Samstag, 18.05.<br />
Heidnisches Dorf<br />
Coppelius • MG<br />
18.30 Uhr<br />
Das Heidnische Dorf ist und war schon immer ein beliebter<br />
Anlaufpunkt, doch der Anblick, der sich vor dem Auftritt der<br />
unterhaltsamen Coppelianer bietet, sucht wirklich seinesgleichen.<br />
Die feierwütige Gemeinde kuschelt im überfüllten Dörfchen<br />
vor der Bühne, während Coppelius eine Show für Augen und<br />
Ohren liefern. Wie gewohnt, hat sich die Berliner Combo für<br />
ihre AnhängerInnen in Schale geworfen und weiß von edelster<br />
Gewandung bis hin zum Zylinder einiges zu bieten. Musikalisch<br />
liefern die Jungs einen ansprechenden Mix aus rockigen Klängen, die<br />
auf exklusiven Instrumenten wie Kontrabass, Cello und Klarinette<br />
daherkommen. Die ausgelassene Stimmung ist vorprogrammiert,<br />
zeigt sich in wildem Crowdsurfing, tollen Choreographien und einer<br />
feiernden Menge, deren Laune bei Songs wie I Get Used To It oder<br />
Risiko schnell den Siedepunkt erreicht. (TP)<br />
Velvet Acid Christ • MG<br />
Suicide Commando • MG<br />
Suicide Commando • MG<br />
agra<br />
19.35 Uhr<br />
Velvet Acid Christ scheint für einige WGT-BesucherInnen<br />
absolutes Pflichtprogramm zu sein. Die agra füllt sich zunächst<br />
eher gemächlich, was jedoch angesichts einer viertelstündigen<br />
Verzögerung nur bedingt auffällt. Zu Showbeginn stehen<br />
ausreichend InteressentInnen und Fans vor der Bühne, um dem für<br />
dieses Jahr einzigen exklusiven Europakonzert der US-Amerikaner<br />
beizuwohnen. Ein freudiges „Hello Cleveland!“ von Fronter Bryan<br />
Erickson sorgt erst einmal für Verwirrung beim erwartungsvollen<br />
Publikum. Der Kracher Pretty Toy besänftigt die Gemüter aber<br />
wieder und führt dazu, dass einige ihre Gliedmaßen in Bewegung<br />
setzen. Auch der geschminkte Herr in schwarzer Lederkutte lässt<br />
es sich nicht nehmen, noch den kleinsten Winkel der Bühne<br />
auszukundschaften, brüllt zu Songs wie Futile oder Phucking Phreak<br />
laut ins Mikrophon und taumelt irgendwo zwischen Wahn und<br />
Realität. Alles nur Show? Man wird es wohl nicht erfahren. (TP)<br />
21.05 Uhr<br />
Laut tönende Sirenen locken mehr und mehr ZuschauerInnen, die<br />
sich auf eine Darbietung der besonderen Art freuen, in die große<br />
agra-Halle. Die eingängigen Electro-Klänge werden immer lauter,<br />
fangen an, den Körper zu durchbohren. Kurz vor dem Zerreißen des<br />
Spannungsbogens springt Suicide Commando-Mastermind<br />
Johan Van Roy auf die Bühne und schafft es, die gebündelte<br />
Energie der Menge für sich zu nutzen und in seine grandiose<br />
Show einzubauen. Wie es sich für eine gelungene Performance<br />
des belgischen Electro Industrial-Projekts gehört, lebt das Ganze<br />
vor allem von der dynamischen Art des begnadeten Künstlers, den<br />
untermalenden Leinwandprojektionen und einer guten Portion<br />
an sagenhaften Sounds. Was dieses Mal jedoch anders ist, ist<br />
die Auswahl der Stücke. Präsentiert werden statt der bekannten<br />
Clubhymnen, die jede/r der Anwesenden runterbeten kann, ältere<br />
Nummern wie Traumatize, Save Me oder See You In Hell, welche die<br />
hungrige Electro-Meute nur so in sich aufsaugt. Eine unvergessliche<br />
Retrospektive! (TP)<br />
Photos: JS
IAMX • CS IAMX • CS IAMX • CS<br />
Leæther Strip • CS<br />
IAMX • CS<br />
IAMX • CS<br />
22.55 Uhr<br />
Claus Larsen, vom Veranstalter als „Godfather des EBM“<br />
angekündigt, ist ein ziemlich regelmäßiger Gast auf dem<br />
WGT, und das zu Recht: Die agra-Halle ist fast vollständig<br />
gefüllt. Die Stimmung ist jedoch im unmittelbaren Vergleich<br />
zu Suicide Commando zu Beginn etwas verhalten. Doch<br />
nach nur ein paar Songs ist die gediegene Atmosphäre wie<br />
weggeblasen. Zu verdanken ist das Herrn Larsen selbst. Der<br />
ist sichtlich gut gelaunt, scheint eine schier endlos wirkende<br />
Power in sich zu haben und hüpft auf der Bühne herum wie<br />
Rumpelstilzchen. Diese Feierlust überträgt sich nach und<br />
nach auf seine Fans, und die Halle verwandelt sich in eine<br />
riesige Party, bei der Larsen zu einem von allen leidenschaftlich<br />
gefeierten Gastgeber wird. Trotzdem müssen Leæther<br />
Strip und Publikum auf eine Zugabe verzichten. Die Zeit<br />
drängt... (LA)<br />
01.00 Uhr<br />
IAMX – ein Gesamtkunstwerk, bei dem einfach alles stimmt. Und eine solche Show<br />
in kurze Worte zu fassen, kommt einem Frevel gleich. Ist es also wirklich wichtig, zu<br />
erwähnen, dass Chris Corner in charmantem Deutsch moderiert und er genauso<br />
wie Janine Gezang trotz einer enormen Bühnenpräsenz und Unbezähmbarkeit eine<br />
zerbrechliche Liebenswürdigkeit ausstrahlt? Ist es wichtig, zu erwähnen, dass die Songs<br />
Animal Impulses, Kiss and Swallow, The Unified Field und Tear Garden gespielt werden<br />
und unter den Zugaben I Come with Knives ist? Wohl kaum. Wichtig zu berichten scheint<br />
nur Folgendes: Das ist die wohl aufwändigste, qualitativ hochwertigste, künstlerisch<br />
anspruchsvollste, leidenschaftlichste und in sich stimmigste Show auf dem diesjährigen<br />
WGT. Was wir hier erleben, ist ein grotesker, hochemotionaler Zirkus von solcher<br />
Intensität, dass sie teilweise beängstigende, ja gar besorgniserregende Züge annimmt<br />
und zu Tränen rührt. Ein Konzert, nein: ein Inferno aus Klang, Licht und Rauch, das<br />
uneingeschränkt in seinen Bann zieht. Ein Konzert, das sich wohl in zahllose Herzen<br />
einbrennen und damit unvergesslich machen wird. (LA)<br />
Photos: JS<br />
<strong>Orkus</strong>! - 113
The Vision Bleak • AH<br />
The Vision Bleak • AH<br />
The Vision Bleak • AH<br />
Paradise Lost • AH<br />
The Vision Bleak • AH<br />
The Vision Bleak • AH<br />
Kohlrabizirkus<br />
19.40 Uhr<br />
In den Gruselwald entführen uns die Horror Metaller von The Vision Bleak,<br />
und getaucht in grünes Bühnenlicht, sehen die finsteren Mannen aus wie fiese<br />
Kobolde. Mit The Night Of The Living Dead, Wolfmoon oder A Romance with a<br />
Grave verbreitet sich im gemütlichen Kohlrabizirkus eine erschreckend schöne<br />
Atmosphäre, die in brennende Nackenschmerzen übergeht – kann die Truppe<br />
doch mit wuchtigen Beats und fetten Melodien überzeugen. Dramatischer<br />
Grundton hüllt sich in düsteres Soundgewand. Auch wenn der Zirkus nicht bis<br />
obenhin gefüllt ist, das vorhandene Publikum ergötzt sich an der aufkommenden<br />
Gänsehaut, welcher sich im Übrigen auch The Other-Frontmann Rod Usher<br />
nicht entziehen kann und fleißig für den einen oder anderen Schnappschuss<br />
herhält. Gruselparadies für jeden Metaller! (NA)<br />
22.40 Uhr<br />
Während Bonnie Tyler England beim Eurovision Song Contest zum Sieg<br />
(wahlweise auch Rang 19) trällert, fährt das Metallerherz im Kohlrabizirkus bei<br />
Paradise Lost weiterhin Karussell... da stören auch die obligatorischen 20<br />
Minuten Verspätung nicht. Mit adäquater Laune entführt uns Nick Holmes<br />
heute mit Soul Courageous auf einen Trip durch die Zeit: „Let’s party like it<br />
was 1999!“ Stücke des aktuellen Werks Tragic Idol sowie besonders emotionale<br />
Gassenhauer wie das betörende One Second oder Erased kommen aber natürlich<br />
wie immer nicht zu kurz, und so verwandelt sich der Zirkus zum letzten Mal<br />
an diesem Tage in eine düstere Hülle, die sich mit beständigem und ehrlichem<br />
Gothic Metal füllt. Wessen Gefühlswelt wird von diesen herzergreifenden<br />
Melodien und melancholischen Lyrics nicht ordentlich durcheinandergerüttelt?<br />
Daumen hoch!!! (NA)<br />
114 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Photos: JS
Patrick Wolf • MG<br />
Skeletal Family • MG<br />
end of green • CK<br />
Bloody Dead and Sexy • JS<br />
Werk II<br />
19.30 Uhr<br />
Gespannte Erwartung, als das Intro für den Auftritt von Bloody Dead<br />
and Sexy erklingt. Mit neuem Album im Gepäck, entert die Band das<br />
Werk II. Sänger Rosa Iahn beweist an diesem Abend einmal mehr sein<br />
stimmliches und schauspielerisches Können, tanzt und springt über die<br />
Bühne, gestikuliert, kokettiert und bedankt sich bei seinem Publikum für<br />
die Anwesenheit trotz des vielfältigen Parallelangebotes auf dem WGT.<br />
Der erste Gastmusiker kommt ins Spiel: Jon von Merciful Nuns verleiht<br />
den Stücken von Bloody Dead and Sexy zusätzliche Gitarrenpower.<br />
Ausgelassene Stimmung bei neuen Liedern genauso wie bei bewährten<br />
Hits. Schließlich betritt Gitane Demone das Geschehen, intoniert<br />
gemeinsam mit Rosa Plastic Night Sky. Im blau durchleuchtenden Nebel<br />
verklingen schließlich die letzten Töne des intensiven, bedrückenden<br />
Songs, und die Musiker verlassen unter großem Applaus die Bühne. (AS)<br />
22.20 Uhr<br />
Es ist tatsächlich geschehen: Skeletal Family sind einmal mehr<br />
wiedervereint. Entsprechend groß das Interesse an diesem Abend – die<br />
Halle A ist proppenvoll. Und die Family enttäuscht nicht. Obwohl<br />
Anne-Marie Hurst und ihre Jungs seit mehr als 30 Jahren auf die<br />
unterschiedlichste Weise die Gothic-Szene bereichern, rockt die Band den<br />
Saal mit mehr Power und Dynamik, als man das bei so mancher Jungband<br />
sieht. Die Freude am Auftritt springt rasch von der Bühne ins ausgelassen<br />
tanzende und singende Publikum, das mit vielen wohlbekannten Stücken<br />
und der Information über ein gerade entstehendes neues Album verwöhnt<br />
wird. Am Ende sind sich alle einig: Skeletal Family bilden mit ihrem Gig<br />
den gelungenen Höhepunkt eines guten Konzerttages im Werk II. (AS)<br />
Volkspalast<br />
14.50 Uhr<br />
Der Ärger über 50 Minuten Verzögerung ist schnell verflogen, als<br />
Patrick Wolf sich ans Piano setzt und seine Stimme erstmals die<br />
Kuppelhalle durchdringt. Anders als seine Violinistin, wechselt er beim<br />
rein akustischen Set beizeiten sein Instrument, niemals würde er aber wohl<br />
jene beeindruckende Stimme eintauschen, die in dem leicht hallenden<br />
Kuppelbau so toll zur Geltung kommt. Das Publikum lauscht andächtig und<br />
applaudiert nur zwischen den Songs, dann sind auch Liebesbekundungen<br />
zum Künstler hörbar. Er habe ein spezielles WGT-Programm um Themen<br />
wie „Leid“, „Traurigkeit“ und „Selbstmord“ zusammengestellt, wirkt sehr<br />
sympathisch und sucht zunehmend den Kontakt zu den Fans. Ganz groß,<br />
wie er uns die traurige Hintergrundgeschichte von Damaris um den Tod<br />
an gebrochenem Herzen emotional näherbringt und ein verzaubertes<br />
Publikum zurücklässt. (MG)<br />
116 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Photos: AH
Lord Of The Lost • CK<br />
Sonntag, 19.05.<br />
agra<br />
17.00 Uhr<br />
Lange dauert es nicht, bis sich die agra-Halle in<br />
einen nach Sex brüllenden Chor verwandelt. Schuld<br />
daran ist Lord Of The Lost-Fronter Chris<br />
Harms, der heute eine Extraportion Coolness im<br />
Frühstücksmüsli hatte. So verwundert es niemanden,<br />
dass es nach dem zweiminütigen Intro nur wenige<br />
Minuten dauert, bis sich die Location beträchtlich<br />
gefüllt hat! Die Hamburger beeindrucken mit einer<br />
Ausnahmebühnenpräsenz, der man sich nur schwer<br />
entziehen kann. Neben all den optischen Reizen<br />
gibt es aber auch, beispielsweise mit Break Your<br />
Heart oder Black Lolita, energetische und vor allem<br />
einschüssige Musik auf die Ohren, welche besonders<br />
durch stimmliche Vielfalt glänzen kann. In feuchte<br />
Mädchenträume katapultiert sich Chris allerdings bei<br />
der Hymne Credo, bei der er halb nackt in die Menge<br />
springt und sich auf Händen tragen lässt! Welch<br />
grandioser Auftakt des Tages... Ekstase pur und auf<br />
baldiges Wiedersehen!!! (NA)<br />
18.00 Uhr<br />
Die Zeichen stehen jetzt Auf Sturm mit Unzucht!<br />
Doch auf Leipzig ist Verlass, und so gewähren<br />
die BesucherInnen des Wave Gotik Treffens den<br />
sympathischen Hannoveranern auf deren allererstem<br />
WGT einen ganz besonders intensiven Halt (manche<br />
auch auf der Picknickdecke). Mit Todsünde 8 oder Der<br />
letzte Tanz wird ein fordernder elektronischer Gothic<br />
Rock-Kracher nach dem anderen an den Mann<br />
geknallt, sodass eine wilde Tanzorgie der anderen<br />
folgt. Doch leider gilt auch hier nach 40 Minuten das<br />
Motto Deine Zeit läuft ab – glücklicherweise nur auf<br />
den heutigen Gig bezogen, denn: die Zeichen stehen<br />
auf Unzucht! (NA)<br />
Unzucht • CK<br />
end of green • CK<br />
19.05 Uhr<br />
Die Mütze vom Kopf wummert nun Michelle<br />
Darkness mit seiner Truppe end of green. Schön<br />
mit Fluppe im Mundwinkel, präsentiert sich der<br />
Stuttgarter auch hier wieder von seiner coolsten Seite<br />
und begeistert mit allseits beliebten Attraktionen<br />
wie Klassikern der Marke dead city lights, hurter oder<br />
demons. Einzig Rotbart Michael „Sad Sir“ Setzer<br />
scheint heute nicht in bester Form. Michelle klärt<br />
auf, dass dieser sich erst kürzlich beim Husten die<br />
Rippe brach. Doch echte Männer kennen keinen<br />
Schmerz. Ein Hoch auf diese Standfestigkeit! Danach<br />
geht es zurück ins Studio, wo gerade das im August<br />
erscheinende nächste Album aufgenommen wird.<br />
Man darf sich freuen! (NA)<br />
Photos: JS
Lacrimosa • CK<br />
The Birthday Massacre • CK<br />
The Birthday Massacre • CK<br />
NamNamBulu • MG<br />
NamNamBulu • MG<br />
NamNamBulu • MG<br />
Lacrimosa • CK<br />
20.30 Uhr<br />
Dass die Kanadier von The Birthday Massacre bei ihrem ersten WGT<br />
und ihrem einzigen diesjährigen Deutschlandauftritt derbe Spaß haben, sieht<br />
man ihnen deutlich an. Die Erfolgsband liefert mit ihrem Gothic Electro Pop<br />
den idealen Soundtrack für einen Spaziergang im schillernden Düsterwald.<br />
Diese Rarität lässt sich ein Großteil der BesucherInnen natürlich nicht<br />
entgehen. Das aktuelle Album Hide and Seek im Handgepäck, beeindruckt<br />
Powerfrontfrau Chibi mit herausragend voluminöser Stimme, während die<br />
Musiker ausufernd ihre Instrumente beackern. Die anfänglichen Hüftwackler<br />
seitens des Publikums ufern schon bald in freudigen Ringelpiez mit Anfassen<br />
aus. Ein Auftritt, der von der ersten bis zur letzten Sekunde sowohl optisch<br />
als auch musikalisch perfekt gesessen hat. Gute Leistung! (NA)<br />
22.10 Uhr<br />
Ein Highlight des diesjährigen WGT stellen eindeutig die Gothic-Urgesteine<br />
Lacrimosa dar, die im Rahmen ihrer Welttournee in Leipzig stoppen<br />
mussten, wo sie vor genau 20 Jahren (damals im Werk II) ihr allererstes<br />
Konzert spielten. Ehrenhaft und wie es sich zu solch einem Anlass gehört,<br />
platzt die agra-Halle aus allen Nähten. Bereits der Beginn mit Ich bin der<br />
brennende Komet löst inbrünstige Freudengesänge und -tänze aus, die ganze<br />
zwei Stunden lang nicht zur Ruhe kommen werden. Feurige Klassiker<br />
wie Schakal, Alleine zu zweit oder Alles Lüge sorgen für pikante Gänsehaut<br />
der Extraklasse. Eines ist klar: An Stimme, dramatischem Tiefgang und<br />
detailgetreuer Sorgfalt haben weder Tilo Wolff noch Anne Nurmi auch nur<br />
den Ansatz eines Funkens verloren. Und als ob das aufputschende Liebesspiel,<br />
das dramatische Ich verlasse heut’ Dein Herz oder das ekstatische Lichtgestalt<br />
nicht schon für unfassbare Manie sorgen würden, gibt es mit dem nie zuvor<br />
live gespielten Verloren vom aktuellen Album Revolution ein Sahnehäubchen<br />
obendrauf. Während die Fans in Reih und Glied tanzen und sich in ihrer<br />
Mitsinglautstärke gegenseitig überbieten, schwenkt Weltverbesserer Tilo seine<br />
Flagge zum Titelstück... mit der Bitte, aus dieser Welt eine noch schönere zu<br />
machen. Einzigartig! (NA)<br />
Kohlrabizirkus<br />
19.40 Uhr<br />
Sie sind wieder da: NamNamBulu, Anfang des 21. Jahrhunderts deutsche<br />
Helden der Future Pop-Bewegung, melden sich auf dem Wave Gotik Treffen<br />
2013 und damit pünktlich zum zehnten Geburtstag ihres Debutalbums<br />
Distances auf der Bühne zurück und lassen die tanzbar verträumte<br />
Vergangenheit auferstehen. Alone ist der erste Live-Track nach vielen Jahren,<br />
allein gelassen werden die Hauptakteure Henrik Iversen und Vasi Vallis heute<br />
allerdings nicht, denn viele Fans wollen bei der Wiedervereinigung dabei sein<br />
und machen den beiden die Rückkehr mit guter Stimmung leicht. Und so<br />
nutzt man den Auftritt ausgiebig, um gemeinsam in Memories zu schwelgen.<br />
(MG)<br />
Photos: JS
21.00 Uhr<br />
Mit dem Titelsong ihres dritten Albums Damage betreten<br />
Kosheen die Bühne des Kohlrabizirkus, und Frontfrau<br />
Siân Evans versprüht schnell einen Esprit im gut gefüllten<br />
Kuppelbau, wie es ihn hier nur selten zu beobachten gibt.<br />
Ihre klassisch ausgebildete Stimme klingt klar und voluminös<br />
und versüßt die elektronisch-tanzbaren Rhythmen ihrer<br />
Mitstreiter so eindrucksvoll, dass selbst jene, die sonst<br />
eher düstere Klänge bevorzugen, ihre Coolness über Bord<br />
werfen und ausgelassen mitsingen und -klatschen. Siân<br />
liebt es, wenn ZuschauerInnen aus sich herausgehen, und<br />
wendet sich immer wieder an ihr Publikum, das bei Liedern<br />
wie Hungry, Hide U und natürlich Catch als krönendem<br />
Abschluss einfach nicht stillstehen kann. (MG)<br />
22.30 Uhr<br />
Ein bis ins letzte Eckchen gefüllter Kohlrabizirkus. Band<br />
betritt Bühne, Feuerwerk am Bühnenrand, Publikum<br />
kreischt auf – los geht’s! Seit fast auf den Tag genau 20 Jahren<br />
sendet Welle: Erdball Botschaften an seine Hörer, und<br />
das wird gebührend gefeiert. Neben jeder Menge Songs aus<br />
zwei Dekaden Sendeprogramm, beliebten Traditionen wie<br />
der Ovation für den C=64 und der bekannt ansprechenden<br />
Bühnenperformance gibt es immer wieder Feuerwerk,<br />
verteilen Plastique und Frl. Venus Wunderkerzen und Sekt<br />
im Publikum und werfen große Luftballons in den Saal,<br />
von denen zwei besonders gekennzeichnet sind. Deren<br />
neue Besitzer werden schließlich auf die Bühne gebeten<br />
und stellvertretend für alle Fans von Welle: Erdball mit<br />
Geschenken bedacht. Die „Zugabe!“-Rufe versucht man zu<br />
umgehen, indem das Zugabelied als solches angekündigt<br />
und als Schluss des Sets gespielt wird. Aber natürlich muss<br />
die Band dann doch noch mal auf die Bühne, bis mit Es<br />
geht voran kurz nach Mitternacht eine tolle Live-Sendung<br />
zu Ende ist. (AS)<br />
Werk II<br />
21.20 Uhr<br />
Die Stimmung ist bereits ordentlich aufgeheizt, als die<br />
Industrial-Versteher Shiv-r die Bühne betreten. Mit ihren<br />
extravaganten, von Vixen Warrior designten Outfits machen<br />
sie selbst den aufwändiger gestylten Fans in der Menge<br />
ordentlich Konkurrenz, und binnen weniger Minuten<br />
haben Band und Publikum den bisher im Werk II erreichten<br />
Siedepunkt weit hinter sich gelassen. Kein Wunder, wurden<br />
die Australier doch von vielen schon im Vorfeld zu einem<br />
der absoluten Highlights des Festivals deklariert. Wurde da<br />
zu viel erwartet? Auf keinen Fall! Ein elektronischer Sturm<br />
tobt durch die Location. Tiefe, teilweise gar röhrende Bässe<br />
treffen auf ein unnachgiebig treibendes Schlagzeug und<br />
filigrane Melodien, getragen von Pete Cranes unerwartet<br />
roher Stimme. So bringen Shiv-r im gewohnt soliden Sound<br />
des Werk II die Fans zum Tanzen. Für die meisten von ihnen<br />
hätte dieser Auftritt wahrscheinlich ruhig noch etwas länger<br />
andauern dürfen. (LA)<br />
Kosheen • MG<br />
Shiv-r • JS<br />
Welle: Erdball • FR<br />
Welle: Erdball • AH<br />
Photos: AH<br />
<strong>Orkus</strong>! - 119
Parkbühne<br />
Xandria • MG<br />
Crematory • MG<br />
19.20 Uhr<br />
An den metallischen Grundtenor können Xandria auf der Parkbühne nahtlos<br />
anknüpfen. Tatsächlich ist hier vom harten Metaller bis zur zarten Grazie mit<br />
tiefschwarzen Engelsflügeln im zahlreich anwesenden Publikum alles vertreten,<br />
um sich einer Mischung aus weiblicher Feinfühligkeit und starken symphonischen<br />
Gitarrenklängen hinzugeben. Nach dem bombastisch schallenden Intro, das den<br />
ganzen Clara-Zetkin-Park erfüllt, stürmt die Band um Frontfrau Manuela Kraller,<br />
die sich in ein wallendes schwarzes Kleid hüllt, die Bühne mit einem bunten Mix<br />
aus älterem und neuerem Material. Die Fanmenge fiebert vom ersten Moment<br />
an mit, wird in den Bann der sympathischen Sängerin gezogen und ist Teil einer<br />
großen Show, die stark nach vorne geht und mit Nummern wie Cursed, The Lost<br />
Elysion oder dem Klassiker Ravenheart kaum Verschnaufpausen bietet. (TP)<br />
20.50 Uhr<br />
„Die scheiß Sonne ist weg! Zeit, zu feiern!“ Crematory-Frontmann Gerhard<br />
„Felix“ Stass trifft den Nagel auf den Kopf. Bereits den ganzen Tag dämmerte es<br />
vielleicht dem einen oder anderen, dass harter Metal auf der sonnenerleuchteten<br />
Parkbühne nur halb so gut wirkt wie in der Dunkelheit. Und während die Herren<br />
auf der Bühne zu Krachern wie Fly, Höllenbrand oder Tears of time ihr Haar<br />
schütteln, tun ihre Fans es ihnen nach und lassen ihre Köpfe und Arme in die<br />
Höhe schnellen und die kräftigen Gitarrenklänge durch den Körper strömen. Auch<br />
neues Material bekommt die begeisterte Menge geboten, das hinter den Krachern<br />
stimmungsmäßig kaum zurückstehen muss. Crematory schaffen es, dem WGT-<br />
Sonntag auf der Parkbühne mit einem ganz besonderen Charme, amüsanten<br />
Ansagen und toller Musik das i-Tüpfelchen zu verpassen. (TP)<br />
Moritzbastei<br />
Grausame Töchter • MG<br />
23.00 Uhr<br />
So grausam überfüllt war die Moritzbastei bestimmt schon lange nicht mehr.<br />
Kein Wunder, haben sich Grausame Töchter doch als Abschluss des<br />
Pfingstsonntages angekündigt. Geschubse und Gedrängel sind die beiden<br />
Fertigkeiten, welche die Fans hier beherrschen müssen, immerhin möchte jede/r<br />
das betörend-verstörende Spektakel aus nächster Nähe betrachten. Doch auch<br />
in den hinteren Reihen ist der Grundton der Show von der fast splitternackten<br />
Anführerin Aranea Peel und ihrem teils halb nackten, teils in Latex gehüllten<br />
Gefolge deutlich zu vernehmen. Der düstere Kellerschacht schließt sich, und wir<br />
sind Gefangene einer ausdrucksstarken Künstlerin, die sich irgendwo zwischen<br />
androgynem Sexsymbol und dunkelschönem Schneewittchen bewegt und ihren<br />
Fans ein Fass ohne Boden offenbart, bei dem die Vermengung von Liebe, Lust, Tod<br />
und Gewalt nur der Anfang ist. Die insgesamt sieben Akteurinnen und Akteure<br />
wissen nur zu gut, wie man zu Songs wie Liebestod oder Rosen für Dich mit der<br />
Psyche der Menschen spielt, wie man schockiert und Atemzüge kontrolliert, ohne<br />
sich dabei in Geschmacklosigkeit zu verlieren. Eine bittersüße Darbietung, die<br />
absoluten Seltenheitswert hat und wohl bei dem einen oder der anderen noch<br />
Wochen später zu schaurigem Kopfkino führen wird. (TP)<br />
Volkspalast<br />
Grausame Töchter • MG<br />
16.00 Uhr<br />
Vor der Kuppelhalle drängen sich zahlreiche dunkle Gestalten und bitten um<br />
Einlass, der überraschenderweise erst zum Beginn der Show von Henric de<br />
la Cour gewährt wird. In Windeseile werden die besten Standorte gesichert,<br />
um ungestörte Sicht auf das dynamische Treiben auf der Bühne zu haben. Der<br />
120 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Photos: AH
schwedische Künstler steht weiß geschminkt<br />
und mit blutüberströmten Gesicht und<br />
Oberkörper vor dem Auditorium und<br />
präsentiert buchstäblich mit Herzblut ein<br />
paar Stücke seines Electro Pop-Repertoires,<br />
das unter anderem Dracula, Harmony Dies<br />
und Grenade enthält. Seine Mimik und<br />
Gestik vermag es, die Songs auch fernab<br />
der Texte sprechen zu lassen und einigen<br />
BesucherInnen ein wahres Aha-Erlebnis zu<br />
verschaffen. Für viele an diesem Tag wohl<br />
eine der wenigen Neuentdeckungen des<br />
diesjährigen WGT! (TP)<br />
Henric de la Cour • MG<br />
22.40 Uhr<br />
Zugegeben, man hat den Volkspalast schon<br />
voller erlebt. Aber ein Veranstaltungsort,<br />
in dem man sich nicht gegenseitig auf<br />
die Füße tritt, ist für ein Konzert wie<br />
eines von Esben and the Witch bei<br />
Weitem angenehmer. Nach einem sehr,<br />
sehr langen verträumten Intro finden sich<br />
die drei MusikerInnen auf der Bühne ein,<br />
und die Stimmung wechselt schlagartig.<br />
Die Musik wird laut und schnell und<br />
ist von überraschend andersartiger<br />
Atmosphäre. Mit den Klängen auf ihren<br />
Alben haben Esben and the Witch auf der<br />
Bühne wahrlich nicht so viel zu tun. Es<br />
geht, trotz der ruhigen Art der einzelnen<br />
Bandmitglieder, rockiger und irgendwie<br />
roher, ja wilder zu. Das ohnehin schon<br />
genreübergreifende Projekt kehrt hier seine<br />
psychedelische Seite nach außen, wodurch<br />
selbst Lieder wie Marching Song ganz neue,<br />
ungeahnte Stimmungen transportieren.<br />
Nach über einer Stunde und einer Zugabe,<br />
in der ein neuer Track vorgestellt und<br />
Instrumente getauscht wurden, verlässt eine<br />
überaus erschöpfte, aber glückliche Band<br />
die Bühne. Und sie lässt ein begeistertes<br />
und hochzufriedenes Publikum zurück.<br />
(LA)<br />
Esben and the Witch • MG<br />
Photos: MG<br />
<strong>Orkus</strong>! - 121
KMFDM • CS<br />
Montag, 20.05.<br />
agra<br />
VNV Nation • CS<br />
20.50 Uhr<br />
Wenn eine Legende wie KMFDM die Bühnen des<br />
WGT beehrt, muss man natürlich hin. Gar keine<br />
Frage. Die Begeisterung wird jedoch ziemlich<br />
schnell getrübt, da es von Beginn an ein nicht<br />
zu ignorierendes Manko gibt... Es ist ja bekannt,<br />
dass KMFDMs Musik teilweise brachial ist, in der<br />
agra wird das aber in „gesundheitsschädigend“<br />
uminterpretiert. Soll heißen: Der Sound ist<br />
katastrophal und ohne Gehörschutz nicht zu<br />
ertragen. Viele verlassen sogar die Halle, was für<br />
alle Beteiligten echt bitter ist. Denn die Show<br />
selbst ist wirklich gut, die Band energiegeladen wie<br />
immer und die Setlist, die besonders aus neueren<br />
Liedern besteht, gelungen. Ab Rebels in Control<br />
wird der Sound zum Glück normalisiert und das<br />
Konzert endlich zu einem Allroundgenuss, der<br />
auch wieder zunehmend Gäste in die Halle lockt,<br />
wodurch gegen Ende die Stimmung herrschen<br />
kann, die man sich von Anfang an gewünscht hat.<br />
Wenn es am Montag ein Konzert zum Abrocken<br />
gibt, dann dieses hier! (LA)<br />
VNV Nation • CS<br />
22.30 Uhr<br />
Schon bevor VNV Nation zu spielen beginnen,<br />
ist die agra brechend voll, und beständig strömen<br />
mehr Leute der unterschiedlichsten Genres in die<br />
Halle. Bereits mit dem ersten Ton ist klar, dass das<br />
Publikum hellauf begeistert und Wachs in Ronan<br />
Harris’ Händen ist. Der ist nicht nur ein geborener<br />
Entertainer, sondern versprüht unablässig<br />
Unmengen an guter Laune und positiver Energie,<br />
sodass seine Fans irgendwann vor Zuneigung<br />
zu explodieren scheinen. Unterstützt wird die<br />
Stimmung noch durch eine aufwändige Lichtshow<br />
und LED-Leinwände. Zudem beweisen die<br />
Techniker nach dem vorangegangenen Desaster,<br />
dass die agra durchaus imstande ist, einen guten<br />
Sound hervorzubringen. Doch Ronan selbst stellt<br />
mit seiner grandiosen Bühnenpräsenz all jene<br />
Faktoren in den Schatten. Dieser Mann könnte<br />
die Menge auch bei romantischem Kerzenschein<br />
und Akustikversionen zum Kochen bringen! Er<br />
gehört außerdem zu den wenigen Künstlern, die<br />
nicht nur unablässig mit ihren Fans interagieren,<br />
sondern auch jene BesucherInnen würdigen, die<br />
den langen Weg aus anderen Ländern auf sich<br />
genommen haben. Eine wirklich aufmerksame<br />
Geste. All das lässt diesem Auftritt eine ganz<br />
besondere Atmosphäre zukommen, wobei<br />
absolute Konzerthöhepunkte Songs wie Control<br />
und Nova sind. Nach ihnen ist der Applaus<br />
wortwörtlich ohrenbetäubend. Auch wenn VNV<br />
Nation die Bühne ohne Zugabe verlassen mussten:<br />
Was für ein schöner, feierlicher Ausklang des 22.<br />
Wave Gotik Treffens zu Leipzig! (LA)<br />
122 - <strong>Orkus</strong>!<br />
Photos: CS
Catastrophe Ballet • FR<br />
mit William Faith (Faith and the Muse)<br />
Abschiedskonzert<br />
Catastrophe Ballet<br />
Parkbühne, 20.05.2013<br />
20.40–22.00 Uhr<br />
In den Wochen und Monaten vorher war der Gedanke abstrakt und nicht wirklich real:<br />
Catastrophe Ballet hören nach 25 Jahren auf und spielen ein letztes Konzert.<br />
Und dann erwischt es uns plötzlich in den Tagen vor dem finalen Konzert. Überall lauert der<br />
Gedanke, etwas zum letzten Mal zu tun. Das letzte Mal zusammen proben, das letzte Mal<br />
zusammen losfahren, das letzte Mal Soundcheck. Und jetzt gehe ich das letzte Mal auf die Bühne<br />
mit diesen wunderbaren Menschen, mit denen ich so viele Jahre zusammen Musik machen<br />
durfte.<br />
Ich freue mich, dass sie da sind: Patricia Nigiani (Aurora Sutra), die mit mir Love is dead & Death<br />
is the only Love singt, dann als nächster Gast der wunderbare William Faith (Faith and the Muse)<br />
am Bass bei House of Hate. 1991 haben wir uns kennengelernt in chaotischen, gestrandeten<br />
Zeiten und sind Freunde geblieben, und nichts wird dies jemals ändern.<br />
Wir spielen an diesem Abend einige 20 Jahre alte Songs wie Der Taucher (Father Death, Mother<br />
Life) und Theme from „Zardoz“ und sind selbst überrascht von dem, was wir damals erschaffen<br />
haben.<br />
Bei Model Utopia erscheint Oswald Henke (Goethes Erben/HENKE) im dichten Nebel und<br />
singt mit mir. Ich liebe seine Textzeile „Im Prinzip ist alles möglich...“. Genau das war auch unser<br />
Gedanke, als wir 1988 mit Catastrophe Ballet begannen.<br />
Wir spielen weiter, Song um Song, alles, was uns gefällt. Das ist unser Abend, und es fühlt sich<br />
gut an... und ich vergesse, warum wir eigentlich heute überhaupt hier spielen.<br />
Und dann – kurz bevor Volker Zacharias (Girls Under Glass) auf die Bühne kommt – sehe ich es<br />
auf der Setlist vor mir: gleich kommt der letzte Song!<br />
Es trifft mich mit voller Wucht, ich schau’ mich um und sehe, dass die anderen Catastrophe<br />
Ballet-Musiker Matt E. (Bass), Al X. (Drums), T.homas (Gitarre), Buggy und Klaus (Keyboards)<br />
das Gleiche fühlen. Ich bin so verwirrt, dass ich sogar vergesse, unseren Gast Volker anzusagen,<br />
als er auf der Bühne erscheint. We are Space Cowboys...<br />
Die letzten Minuten zwischen Rausch und einem bitter-süßen Abschied mit Goodbye cruel<br />
world... und dann sind Catastrophe Ballet nur noch Geschichte, vorbei.<br />
So, wie es war, so war es gut.<br />
Rest in Peace.<br />
Catastrophe Ballet<br />
1988–2013.<br />
Eric Burton<br />
mit Oswald Henke (Goethes Erben/HENKE)<br />
mit Patricia Nigiani (Aurora Sutra)<br />
mit Volker Zacharias (Girls Under Glass)<br />
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Die Höhepunkte<br />
der <strong>Orkus</strong>!-Redaktion:<br />
Lydia Aufschlager<br />
Elektronische Musik der härteren Sorte geht am<br />
besten live, teilweise mag ich sie aufgenommen<br />
sogar überhaupt nicht. Deswegen freue ich<br />
mich immer sehr auf einen Nachmittag und<br />
Abend im Werk II, an dem ich mein Bedürfnis<br />
nach gutem Rhythm’n’Noise endlich, endlich<br />
stillen darf. Ganz besonders haben mir dieses<br />
Jahr Dirty K gefallen. Sie haben gezeigt, dass<br />
elektronische Musik nicht unbedingt aus einem<br />
zusammenklappbaren Ding mit leuchtendem<br />
Apfel kommen muss, sondern tatsächlich harte<br />
Arbeit an zahlreichen Geräten sein kann. Es<br />
hat hat großen Spaß gemacht, zuzuhören und<br />
zuzuschauen!<br />
Michael Gamon<br />
Abgesehen vom wie erwartet magischen<br />
Auftritt von IAMX und der hochemotionalen<br />
Rückkehr von Das Ich, hat mich vor allem der<br />
Auftritt von Patrick Wolf sehr beeindruckt.<br />
Christin Kersten<br />
Musikalisch ist mein absolutes Highlight<br />
Lacrimosa, aber auch The Vision Bleak haben<br />
ordentlich gerockt.<br />
Tanja Pannwitz<br />
Wie erwartet, haben mich besonders IAMX<br />
und Das Ich in ihren Bann gezogen. Zwei<br />
wundervolle Auftritte, die ich niemals vergessen<br />
werde!<br />
Fabian Ritter<br />
Mein Highlight war IAMX – musikalisch besser<br />
als auf CD. Sie lieferten eine Wahnsinnsshow<br />
mit einem für die agra erstaunlich guten Sound.<br />
Der zweite Höhepunkt war Catastrophe<br />
Ballet: abwechslungsreiche Musik, tolle Gäste,<br />
emotional... und zwei tolle Cover mit allen<br />
Gästen zusammen: 21 st Century Boy von Sigue<br />
Sigue Sputnik und Anarchy in the UK von den<br />
Sex Pistols.<br />
Johannes Sadlers<br />
Es fällt mir schwer, aus diesem berauschenden<br />
Fest der Sinne einen Höhepunkt<br />
herauszugreifen. Am deutlichsten in Erinnerung<br />
blieben VNV Nation, die uns als Crescendo des<br />
WGT ihre Hymnen entgegenschmetterten.<br />
Axel Schön<br />
Das gesamte WGT.<br />
Claudia Schöne<br />
Mein Highlight neben IAMX waren die<br />
Radioaktivists, das neue Electro-Dreamteam,<br />
bestehend aus Daniel Myer (Haujobb,<br />
Destroid...), Frank M. Spinath (Seabound,<br />
Edge Of Dawn...), Krischan Wesenberg<br />
(Rotersand) und Sascha Lange (unter anderem<br />
Autor des Buches Depeche Mode – Monument).<br />
Intelligente Musik mit großartigen Melodien,<br />
berührendem Gesang und Kopfkinotexten.<br />
Das Album kann kommen. Was für ein Start<br />
ins WGT!<br />
124 - <strong>Orkus</strong>!<br />
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Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
Begierig danach, zu wissen, ob es in unserer<br />
Gesellschaft mehr als nur oberflächliche und<br />
einseitige Freundschaften gibt, möchte ich<br />
(w/23) auf diesem Wege dauerhafte (Brief-)<br />
Freundschaften suchen. Das Mittelalter, Burgen,<br />
Schlösser, die Natur, Mystik, Philosophie, Kunst<br />
und Esoterik sind besonders große Interessen<br />
von mir, genauso wie Lesen, schwarzer Humor,<br />
tiefgründige Gespräche und Weggehen.<br />
Musikalisch lausche ich den Klängen von Faun,<br />
Omnia, Loreena McKennitt, Folk Noir, QNTAL,<br />
Industrial/Electro sowie noch vielen anderen<br />
Bands, ebenso Klassik/Filmmusik. Da ich in<br />
einer Beziehung bin, habe ich nur Interesse an<br />
ernst gemeinten Freundschaften. Wenn ihr<br />
einige meiner Interessen teilt und auch wie ich<br />
keine flüchtigen Bekanntschaften sucht, schreibt<br />
an: Veronika Wolf, Lupinenweg 1, 84098<br />
Hohenthann. Da ich in Niederbayern lebe,<br />
würde ich mich auch über Zuschriften aus<br />
Bayern freuen, ist aber kein Muss! M oder w ist<br />
egal, ihr solltet aber zwischen 20 und 35 Jahren<br />
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Ich (m, 35) bin sympathisch, kräftig gebaut, nett<br />
anzusehen, gesellig, gutherzig, 183 cm und<br />
habe dunkelblondes schulterlanges Haar. Ich<br />
höre gern: La Mortel, Rammstein, Unheilig,<br />
Linkin Park usw. Meine Hobbys sind: Kunst,<br />
Musik, Lesen, Schreiben und meine Gedanken<br />
philosophisch im Raum schweifen lassen.<br />
Zurzeit befinde ich mich noch in Therapie (nichts<br />
mit Alkohol oder Drogen). Wenn Du (w/m),<br />
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positiv verrückt, mich kennenlernen möchtest,<br />
dann würde ich mich sehr freuen, bald einen<br />
Brief von Dir zu erhalten. Chiffre: 13/07/01<br />
Der Dämon ist wieder unter Euch! Meine Gruft<br />
war lange unter Verschluss, nun wird sie<br />
langsam geöffnet. Der Exorzismus ist fehlgeschlagen,<br />
mein Dämon bleibt weiterhin aktiv.<br />
Ich war lange von der Welt verschollen, mein<br />
nächtliches Herrschaftsgebiet war der Raum<br />
Trier/Karlsruhe. Er (28), tätowiert, gepierct und<br />
folgt den Klängen des düsteren schwarzen Rock<br />
bis Metal. Suche Dich (w), Geschöpf der<br />
Finsternis, zum Gedankenaustausch. Das Alter<br />
und Aussehen ist egal, für eine ehrliche<br />
Brieffreundschaft. Bei Sympathie auch gerne<br />
mehr. Sei die schwarze Seele, die mich aus<br />
meinem Gefängnis der Einsamkeit befreit. Keine<br />
Scheu, Ihr Geschöpfe der Nacht und Finsternis!<br />
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Michael-Silvester Neumann, Weinstr. 100,<br />
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jeglichem Metal. Würde mich über einen<br />
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Heinrich-Heine-Str. 21, 08491 Limbach<br />
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beziehungsfähig, auf der Suche nach etwas<br />
Festem ohne Spielchen, treu, ehrlich, gepflegt,<br />
humorvoll und tierlieb? Dann könnte ich Dich<br />
ja evtl. schon gefunden haben. Ob Du in einem<br />
männlichen oder weiblichen Körper steckst, ist<br />
mir egal, wichtig ist, dass Du mich mit Deiner<br />
selbst verzaubern kannst. Was ich NICHT will,<br />
wäre eine offene Beziehung oder irgendwelche<br />
3Ecks-Geschichten. Nur weil ich bi bin,<br />
bedeutet das nicht, dass ich auf zwei Wegen<br />
gleichzeitig laufe oder etwas vermisse! Ich bin<br />
der Person, mit der ich zusammen bin, treu! Zu<br />
mir: Ich komme aus dem PLZ-Gebiet 385<br />
(Nieder sachsen), bin weiblich, Anfang 30 und<br />
wieder auf dem Markt als auch willens, dies zu<br />
ändern. Habe langes, dunkles Haar und<br />
dunkelbraune Augen. 160 cm groß, 66 kg –<br />
also KEINE 90/60/90-Püppi, sondern für<br />
jemanden, der gern mit Kurven spielt und nicht<br />
mit Knochen. Bin Hundemama, mag<br />
Konzertbesuche, Mittelalter, Musik, Horrorfilme,<br />
Bücher, Fußball (BVB-Fan), Mangas, Anime,<br />
Spaziergänge usw. Wenn Du Dich angesprochen<br />
fühlst von meinen Zeilen, überleg<br />
nicht lange, sondern schreib mir doch eine<br />
E-Mail! An: katome666@yahoo.de<br />
!!WICHTIG!! Bitte mit dem Betreff: K <strong>Orkus</strong> (ich<br />
bekomme so oft Spam, sonst lese ich es nicht!!!)<br />
Antworten können auch mal ein paar Tage<br />
dauern, sitze nicht ewig am PC.<br />
Mit 46 Jahren und einer ewigen Suche, ist es<br />
an der Zeit, es mal hier zu versuchen. Bin<br />
männlichen Geschlechts, 190 cm lang und<br />
schlank. Wohnhaft in Ostthüringen und durch<br />
meinen Job auch relativ ortsgebunden.<br />
Möglicherweise sind wir uns ja schon einige<br />
Male über den Weg gelaufen, hatten aber<br />
einfach keine Augen füreinander. Das könnte<br />
sich jetzt ändern. Trau Dich! Ich habe es ja auch<br />
gemacht. SMS an: 0179-4173438<br />
Einsamer Wolf (29) sucht auf diesem Weg eine<br />
dunkle Fee, die mich verzaubert und mir Kraft<br />
und Hoffnung gibt. Ich bin 174 cm groß,<br />
sportlich und habe dunkles Haar sowie blaue<br />
Augen. Meine Hobbys sind: Schwimmen,<br />
Kochen, nächtliche Spaziergänge und<br />
romantische Abende zu zweit. Ich höre Metal<br />
sowohl als auch Gothic und stehe auf Splattersowie<br />
Horrorfilme. Ich hoffe nun, dass ich Dein<br />
Interesse geweckt habe, und würde mich sehr<br />
auf einen Federkrieg mit Dir freuen. Du solltest<br />
keine Vorurteile haben, und Treue als auch<br />
Loyalität sollten Dir keine Fremdwörter sein.<br />
Schreibe an: A. Schröder, Industriestr. E2,<br />
01612 Glaubitz (bitte mit Bild)<br />
Ich, m., 30 Jahre und 180 cm groß, suche<br />
genau Dich: ein nettes weibliches Wesen<br />
zwischen 28 und 35. Du solltest treu, ehrlich,<br />
humorvoll und, wenn möglich, beziehungsfähig<br />
sein. Es wäre so schön, wenn es Dich gibt und<br />
Du mit mir durchs Leben gehen möchtest. Wenn<br />
Du Dich angesprochen fühlst, dann melde Dich<br />
bei mir, gern mit Foto. Ich antworte zu 100<br />
Prozent auf jeden ernst gemeinten Brief. Chiffre:<br />
13/07/02<br />
Lindenstraße<br />
... until dawn. www.netvel.de<br />
Private Kleinanzeigen sind kostenlos. Eine Chiffreanzeige kostet 1,45 Euro (bitte eine deutsche Briefmarke à 1,45 Euro<br />
beilegen) und erscheint voraussichtlich in der September-Ausgabe, sofern sie bis spätestens Donnerstag, den<br />
25.07.2013, bei uns eingetroffen ist. Es gilt die Höchstwortzahl von 300 Wörtern. Gewerbliche Kleinanzeigen werden<br />
nicht berücksichtigt. Kleinanzeigen gerne auch per e-mail: kleinanzeigen@orkus.de<br />
<strong>Orkus</strong>! • „Kleinanzeigen“ • Postfach 1121 • 61477 Glashütten/Taunus<br />
Antworten auf Chiffreanzeigen verseht Ihr bitte außen auf dem Umschlag mit der betreffenden Chiffrenummer. Aber bitte<br />
deutlich und groß!!! Wir leiten die Briefe dann an den jeweiligen Empfänger weiter. NUR gewöhnliche Briefe.<br />
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von 101–130 = 34,90<br />
von 131–140 = 39,90<br />
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von 151–160 = 49,90<br />
von 161–170 = 54,90<br />
Preise in Euro inkl. 19% MwSt.! Zahlbar per Vorauskasse, Rechnung folgt nach Geldeingang.<br />
von 171–180 = 59,90<br />
von 181–190 = 64,90<br />
von 191–200 = 69,90
5 Abo-Werbe-Geschenke<br />
Bei Abschluss eines Werbe-Abos über ein Jahr erhält der Werbende eine Prämien-CD seiner<br />
Wahl, eine CD nach unserer Wahl plus einen der folgenden Artikel nach seinem Wunsch:<br />
Bei Abschluss eines Werbe-Abos über zwei Jahre kann sich der Werbende zwei Extra-Prämien aussuchen!<br />
Bei Abschluss eines Werbe-Abos für ein halbes Jahr erhält der Werbende keine Extra-Prämie!<br />
1.<br />
Extra-Prämien<br />
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten!<br />
Ganz einfach:<br />
Der neue <strong>Orkus</strong>!-Abonnent und der Prämienempfänger dürfen nicht identisch sein. Die Prämien erhaltet Ihr nach Bezahlung mit<br />
separater Lieferung. Dieses Angebot gilt nicht für Geschenk-Abonnements sowie ein Abo ohne Werber.<br />
Du musst selbst kein Abonnent sein, um einen neuen Abonnenten zu werben.<br />
<br />
<br />
Achtung! Das Abo verlängert sich NICHT automatisch und muss NICHT gekündigt werden.<br />
Bei eventuell auftauchenden Fragen ist für Euch Kerstin unter abo@orkus.de zu erreichen.<br />
Bildband von Andy Julia<br />
Ideal<br />
oder<br />
Madeleine Le Roy<br />
Kalender 2013<br />
oder<br />
Katze „Whisky“<br />
(süßer Plüsch-Anhänger, ca. 12 cm)<br />
Leichter als gedacht!<br />
Ja, hiermit abonniere ich <strong>Orkus</strong>! ab Ausgabe<br />
für ein halbes Jahr (5 Ausgaben) für ein Jahr (10)<br />
zum Preis von<br />
24,95 Euro (1/2 Jahr, D) 38,95 Euro (1/2 Jahr, Europa)<br />
für zwei Jahre (20)<br />
59,90 Euro (1/2 Jahr, Welt)<br />
Abo (ohne Werber)<br />
49,90 Euro<br />
(1 Jahr, D)<br />
99,80 Euro<br />
(2 Jahre, D)<br />
Werbe-Abo<br />
77,90 Euro<br />
(1 Jahr, Europa)<br />
Geschenk-Abo<br />
119,00 Euro<br />
(1 Jahr, Welt)<br />
oder<br />
Mütze SAW VII<br />
oder<br />
„wichtig card“<br />
oder<br />
Bildband von Felix Flaucher<br />
Under Your Skin<br />
Werbe-Abo<br />
Prämienempfänger<br />
(Adresse des Werbenden):<br />
Geschenk-Abo<br />
Adresse des Schenkenden:<br />
Telefon (bitte Nummer des<br />
Schenkenden für Rückfragen angeben)<br />
Adresse des Abonnenten/Geworbenen/Beschenkten<br />
oder<br />
Lyrikband<br />
Gedanken 2<br />
oder<br />
DJ-Single von Project Pitchfork<br />
Beholder<br />
oder<br />
DJ-Single von Samsas Traum<br />
Auf den Spiralnebeln<br />
Name<br />
Straße<br />
2.<br />
Wunsch-CDs<br />
PLZ<br />
Land<br />
Geburtstag<br />
Ort<br />
e-mail<br />
Beruf<br />
Ort, Datum<br />
Unterschrift<br />
Telefon (bitte für Rückfragen angeben)<br />
Newsletter-Aufnahme<br />
Austra<br />
Olympia<br />
Eisenherz<br />
Fluch Der Zeit<br />
Bodenski<br />
Auto!<br />
Eric Fish<br />
Kaskade<br />
CAIN<br />
MOONstruck<br />
Front Line Assembly<br />
Echogenetic<br />
Covenant<br />
Last Dance (EP)<br />
HIM<br />
Tears On Tape<br />
Ich habe<br />
den Abo-Betrag als Scheck beigelegt<br />
den Abo-Betrag überwiesen<br />
(bitte eine Kopie des Überweisungsscheines beifügen)<br />
1.<br />
Meine Extra-Prämie:<br />
Bestellen unter www.orkus.de<br />
oder einsenden an:<br />
<strong>Orkus</strong>!, Stichwort: „Abo”,<br />
Postfach 1121, 61477 Glashütten/Taunus<br />
e-mail: abo@orkus.de<br />
Kreissparkasse Waiblingen:<br />
Claus Müller, Konto Nr. 203 35 01, BLZ 602 500 10<br />
Zusatz für Auslandsüberweisungen:<br />
BIC/SWIFT: SOLADES1WBN<br />
IBAN: DE63 6025 0010 0002 0335 01<br />
Cover lag<br />
noch nicht<br />
vor.<br />
2.<br />
Meine Wunsch-CD ist (bitte unbedingt mindestens 5 Titel zur Wahl angeben):<br />
A)<br />
D)<br />
B)<br />
C)<br />
E)<br />
F)<br />
Lordi<br />
To Beast Or Not To Beast<br />
Mantus<br />
Fatum („Best Of“)<br />
MONO INC.<br />
Nimmermehr<br />
Negator<br />
Gates to the Pantheon<br />
3.<br />
5.<br />
<strong>Orkus</strong>-Postkarte<br />
(schwarz)<br />
<strong>Orkus</strong><br />
Wir legen noch 1 CD drauf! Kreuze einfach Deine<br />
bevorzugten Musikrichtungen (mind. 2) an:<br />
4.<br />
Mono Inc.-<br />
Flaschenöffner<br />
Dark Wave<br />
Electro/Industrial<br />
Synth Pop<br />
Mittelalter<br />
Dark Metal<br />
Gothic<br />
egal<br />
Plankton Waves<br />
Songs Of Endings (EP)<br />
Skinny Puppy<br />
Weapon<br />
Spiritual Front<br />
Open Wounds<br />
Stahlmann<br />
Adamant<br />
Die Abo-Prämien gelten nur für Abos, die über das <strong>Orkus</strong>! Magazin und nicht über eine Zweitfirma (amazon...) abgeschlossen werden.<br />
Noch einfacher geht es unter www.orkus.de... und das ganz ohne Briefmarke!<br />
<strong>Orkus</strong>! - 127
Aesthetic Perfection<br />
13.07. Hamburg, Stadtpark (nordstern)<br />
12.09. Duisburg, PULP<br />
13.09. Magdeburg, Factory<br />
14.09. Hamburg, Markthalle<br />
15.09. Hannover, MusikZentrum<br />
17.09. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
18.09. München, Backstage<br />
19.09. Nürnberg, HIRSCH<br />
20.09. Erfurt, HsD<br />
21.09. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />
22.09. Berlin, C-Club<br />
Amorphis<br />
05.11. Köln, Essigfabrik<br />
06.11. Bochum, Zeche<br />
07.11. Ludwigsburg, Rockfabrik<br />
08.11. München, Backstage<br />
09.11. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
21.11. Saarbrücken, Garage<br />
22.11. Dresden, Tante JU<br />
28.11. Osnabrück, Hyde Park<br />
04.12. Hamburg, Markthalle<br />
And One<br />
05.10. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />
19.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />
27.10. Hannover, Capitol<br />
09.11. München, Backstage<br />
16.11. Köln, Theater am Tanzbrunnen<br />
30.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
07.12. Magdeburg, Factory<br />
13.12. Berlin, C-Halle<br />
14.12. Berlin, C-Halle<br />
Apocalyptica<br />
& Avanti! Chamber Orchestra<br />
17.03.2014 Hamburg, CCH<br />
18.03.2014 Berlin, Tempodrom<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
<strong>ASP</strong><br />
19.09. Schwabach, Markgrafensaal<br />
20.09. Potsdam, Waschhaus<br />
21.09. Magdeburg, Altes Theater<br />
25.09. Oberhausen, Turbinenhalle<br />
26.09. Osnabrück, Halle Gartlage<br />
27.09. Bremen, Aladin<br />
28.09. Leipzig, Haus Auensee<br />
02.10. Gießen, Hessenhalle<br />
03.10. Erfurt, Stadtgarten<br />
04.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />
05.10. Wiesbaden, Schlachthof<br />
09.10. Saarbrücken, Garage<br />
10.10. Köln, Live Music Hall<br />
11.10. Hamburg, Markthalle<br />
12.10. Hamburg, Markthalle<br />
16.10. CH-Pratteln, Z7<br />
17.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />
18.10. München, Muffathalle<br />
19.10. A-Wien, Arena<br />
Avenged Sevenfold<br />
12.11. Hamburg, Sporthalle<br />
14.11. München, Zenith<br />
15.11. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />
17.11. Bochum, RuhrCongress<br />
Beady Eye<br />
02.07. Berlin, C-Club<br />
03.07. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />
05.07. München, Backstage<br />
22.08. Köln, Gloria<br />
BerlinskiBeat<br />
29.06. Brande-Hörnerkirchen,<br />
Hörnerfest<br />
04.10. Hannover, Béi Chéz Heinz<br />
Black Veil Brides<br />
22.11. Köln, Essigfabrik<br />
01.12. Hamburg, Grünspan<br />
03.12. Berlin, C-Club<br />
06.12. München, Theaterfabrik<br />
Bullet For My Valentine<br />
09.12. Köln, Palladium<br />
Nick Cave & the Bad Seeds<br />
10.11. Hamburg, Sporthalle<br />
12.11. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric HALLE<br />
13.11. Offenbach, Stadthalle<br />
21.11. München, Zenith<br />
.com/kill<br />
28.06. Berlin, Comet Club<br />
29.06. Leipzig, Moritzbastei<br />
04.10. Frankfurt/M., Das Bett<br />
09.11. Augsburg, Kantine<br />
11.01. Hamburg, Markthalle<br />
Covenant<br />
12.09. Duisburg, PULP<br />
13.09. Magdeburg, Factory<br />
14.09. Hamburg, Markthalle<br />
15.09. Hannover, MusikZentrum<br />
17.09. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
18.09. München, Backstage<br />
19.09. Nürnberg, HIRSCH<br />
20.09. Erfurt, HsD<br />
21.09. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />
22.09. Berlin, C-Club<br />
DAF<br />
25.10. Bochum, Bahnhof Langendreer<br />
26.10. Hamburg, Markthalle<br />
15.11. Berlin, K17<br />
28.03. Wiesbaden, Schlachthof<br />
29.03. München, Feierwerk<br />
Dead Can Dance<br />
21.06. Gelsenkirchen, Amphitheater<br />
24.06. NL-Amsterdam,<br />
Heineken Music Hall<br />
25.06. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />
Depeche Mode<br />
03.07. Düsseldorf, ESPRIT arena<br />
05.07. Düsseldorf, ESPRIT arena<br />
23.11. Hannover, TUI Arena<br />
25.11. Berlin, O 2<br />
World<br />
27.11. Berlin, O 2<br />
World<br />
01.12. Erfurt, Messehalle<br />
03.12. Bremen, ÖVB-Arena<br />
05.12. Oberhausen,<br />
König-Pilsener-ARENA<br />
04.02. Mannheim, SAP Arena<br />
08.02. A-Wien, Stadthalle<br />
12.02. Dresden, Messehalle<br />
De/Vision<br />
13.07. Hamburg,<br />
Stadtpark (nordstern)<br />
20.07. Köln, Tanzbrunnen<br />
(Amphi Festival)<br />
10.08. Königstein, Festung<br />
02.10. Bochum, Matrix<br />
03.10. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
04.10. Leipzig, der ANKER<br />
05.10. Berlin, C-Club<br />
01.11. Erfurt, HsD<br />
02.11. München, Backstage<br />
13.12. Hannover, MusikZentrum<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Dornenreich<br />
30.04.2014 Stuttgart, Club Zentral<br />
01.05.2014 Losheim am See,<br />
Hexentanz<br />
02.05.2014 Köln, Die Werkstatt<br />
03.05.2014 Leipzig,<br />
Theater-Fabrik-Sachsen<br />
04.05.2014 Hamburg, Markthalle<br />
05.05.2014 Berlin, K17<br />
06.05.2014 Frankfurt/M., Nachtleben<br />
08.05.2014 München, Backstage<br />
09.05.2014 A-Wien, ((szene))<br />
10.05.2014 CH-Zürich, Alte Kaserne<br />
Eisbrecher<br />
27.11. Hamburg, DOCKS<br />
28.11. Köln, Live Music Hall<br />
29.11. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
30.11. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
05.12. Nürnberg, Löwensaal<br />
06.12. Leipzig, Werk II<br />
07.12. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
12.12. Langen, Neue Stadthalle<br />
14.12. München, TonHalle<br />
end of green<br />
17.10. Nürnberg, HIRSCH<br />
18.10. Berlin, C-Club<br />
19.10. Dresden, Tante JU<br />
25.10. München, Backstage<br />
26.10. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
01.11. Bochum, Matrix<br />
02.11. Hamburg, Knust<br />
08.11. Osnabrück, Rosenhof<br />
09.11. Köln, Underground<br />
16.11. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
Escape The Fate<br />
25.06. Münster, Skaters Palace<br />
26.06. NL-Tilburg, 013<br />
27.06. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
29.06. Hamburg, LOGO<br />
02.07. A-Dornbirn, Conrad Sohm<br />
Fields of the Nephilim<br />
28.11. Hamburg, Markthalle<br />
29.11. Berlin, Postbahnhof<br />
30.11. Leipzig, der ANKER<br />
01.12. Köln, Live Music Hall<br />
Filter<br />
18.08. Hamburg, Knust<br />
19.08. Berlin, Lido<br />
21.08. München, Backstage<br />
22.08. Köln, LUXOR<br />
30.08. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
Peter Gabriel<br />
11.10. Leipzig, Arena<br />
13.10. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
16.10. Düsseldorf, ISS DOME<br />
18.10. Hamburg, O 2<br />
World<br />
19.10. Berlin, O 2<br />
World<br />
HENKE<br />
25.10. Bayreuth, Rosenau<br />
Hurts<br />
10.11. Berlin, Velodrom<br />
11.11. München, Zenith<br />
13.11. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric HALLE<br />
14.11. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />
15.11. Hamburg, Sporthalle<br />
18.11. CH-Bern, Festhalle BERNEXPO<br />
20.11. B-Brüssel, Ancienne Belgique<br />
21.11. NL-Utrecht,<br />
Vredenburg Leidsche Rijn<br />
22.11. LUX-Esch-sur-Alzette, Rockhal<br />
IAMX<br />
02.10. Hamburg, Grünspan<br />
04.10. Köln, Essigfabrik<br />
16.10. Dresden, beatpol<br />
17.10. München, Backstage<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Letzte Instanz<br />
16.10. Würzburg, Posthalle<br />
19.10. Dresden, EVENTWERK<br />
26.12. Jena, F-Haus<br />
27.12. Hannover, MusikZentrum<br />
28.12. Mannheim, Alte Seilerei<br />
29.12. Ingolstadt, eventhalle Westpark<br />
MONO INC.<br />
28.11. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
29.11. Bremen, Aladin<br />
30.11. Oberhausen, Turbinenhalle<br />
05.12. Köln, Live Music Hall<br />
06.12. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
07.12. Hamburg, Markthalle<br />
12.12. Nürnberg, HIRSCH<br />
13.12. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
14.12. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
15.12. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
Motörhead<br />
26.11. Berlin, Velodrom<br />
27.11. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />
29.11. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
30.11. München, Zenith<br />
02.12. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric HALLE<br />
03.12. Hamburg, Sporthalle<br />
Nickelback<br />
31.10. A-Wien, Stadthalle<br />
04.11. Berlin, O 2<br />
World<br />
05.11. Mannheim, SAP Arena<br />
10.11. CH-Zürich, Hallenstadion<br />
11.11. Oberhausen, König-Pilsener-ARENA<br />
18.11. NL-Amsterdam, Ziggo Dome<br />
21.11. B-Brüssel, Forest National<br />
Paramore<br />
22.06. Hamburg, DOCKS<br />
11.09. München, Kesselhaus<br />
13.09. Berlin, C-Halle<br />
14.09. Bremen, Pier 2<br />
16.09. Düsseldorf,<br />
Mitsubishi Electric HALLE<br />
18.09. Neu-Isenburg, Hugenottenhalle<br />
Placebo<br />
15.11. Leipzig, Arena<br />
16.11. Köln, LANXESS arena<br />
18.11. CH-Zürich, Hallenstadion<br />
19.11. München, Olympiahalle<br />
21.11. A-Wien, Stadthalle<br />
24.11. CH-Le Grand-Saconnex,<br />
Geneva ARENA<br />
27.11. Frankfurt/M., Festhalle<br />
28.11. Berlin, O 2<br />
World<br />
05.12. Hamburg, O 2<br />
World<br />
07.12. B-Antwerpen, Sportpaleis<br />
08.12. NL-Amsterdam, Ziggo Dome<br />
Powerwolf<br />
Majesty<br />
Battle Beast<br />
26.09. F-Paris, Divan du Monde<br />
28.09. Osnabrück, Rosenhof<br />
29.09. NL-Nimwegen, Doornroosje<br />
01.10. Langen, Neue Stadthalle<br />
02.10. CH-Pratteln, Z7<br />
03.10. Lindau, Club Vaudeville<br />
04.10. München, Backstage<br />
05.10. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
19.10. Saarbrücken, Garage<br />
24.10. Köln, Essigfabrik<br />
25.10. Hamburg, Markthalle<br />
26.10. Speyer, Halle 101<br />
27.10. Hannover, Faust<br />
30.10. Leipzig, Hellraiser<br />
31.10. Geiselwind, MusicHall<br />
01.11. B-Vosselaar, Biebob<br />
02.11. Essen, Weststadthalle<br />
03.11. NL-Rotterdam, Baroeg<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Project Pitchfork<br />
26.09. Nürnberg, HIRSCH<br />
27.09. Leipzig, der ANKER<br />
03.10. Hamburg, Markthalle<br />
04.10. Berlin, C-Club<br />
05.10. Görlitz, Landskron<br />
KULTurBRAUEREI<br />
06.10. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
10.10. Duisburg, PULP<br />
11.10. Erfurt, HsD<br />
12.10. Magdeburg, Factory<br />
Saltatio Mortis<br />
31.10. Berlin, Kesselhaus<br />
01.11. Dresden, Alter Schlachthof<br />
02.11. Würzburg, Posthalle<br />
07.11. Köln, Live Music Hall<br />
08.11. Kaiserslautern, Kammgarn<br />
09.11. CH-Pratteln, Z7<br />
14.11. Wilhelmshaven, Pumpwerk<br />
15.11. Hannover, Capitol<br />
16.11. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />
21.11. München, Backstage<br />
22.11. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
23.11. Bochum, RuhrCongress<br />
Samsas Traum<br />
27.09. Bochum, Matrix<br />
28.09. Bochum, Matrix<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
Songs Of Lemuria<br />
(feat. Nik Page)<br />
14.09. Hamburg,<br />
tba (Nacht der Kirchen)<br />
15.09. Lutterbek, Lutterbeker<br />
Schickt bitte alle Eure Tourdaten für die nächste Ausgabe bis spätestens Donnerstag, 25.07.2013, an e-mail: news@orkus.de<br />
128 - <strong>Orkus</strong>
20.09. Kleinmachnow,<br />
Augustinum (Theatersaal)<br />
21.09. Forst (Lausitz), Forster Hof<br />
05.10. Güstrow,<br />
Ernst-Barlach-Theater<br />
11.10. Magdeburg, Feuerwache<br />
13.10. Müncheberg, Stadtpfarrkirche<br />
19.10. Luckenwalde, Stadttheater<br />
30.10. Wachau (Sachsen),<br />
Schloss Seifersdorf<br />
01.11. Eberswalde, Haus Schwärzetal<br />
03.11. Greiz, Vogtlandhalle<br />
09.11. Lübben, Wappensaal<br />
Soulfly<br />
23.06. Osnabrück, Bastard Club<br />
24.06. Lübeck, Rider’s Café<br />
16.07. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
17.07. Karlsruhe, SUBSTAGE<br />
18.07. Burglengenfeld, VAZ Pfarrheim<br />
19.07. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />
20.07. Berlin, C-Club<br />
Soundgarden<br />
10.09. Berlin, C-Halle<br />
Subway to Sally<br />
Lordi<br />
Korpiklaani<br />
Lord Of The Lost<br />
19.12. CH-Pratteln, Z7<br />
20.12. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />
21.12. Gießen, Hessenhalle<br />
22.12. Dresden, Alter Schlachthof<br />
26.12. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
27.12. Fürth, Stadthalle<br />
28.12. Bochum, RuhrCongress<br />
29.12. Bremen, Pier 2<br />
30.12. Potsdam, Metropolis Halle®<br />
Tanzwut<br />
17.10. Hamburg, Markthalle<br />
18.10. Wuppertal, Live Club Barmen<br />
19.10. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
24.10. Leipzig, Werk II<br />
25.10. Berlin, C-Club<br />
26.10. Dresden, Puschkin<br />
31.10. Nürnberg, HIRSCH<br />
01.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />
02.11. Memmingen, Kaminwerk<br />
09.11. Herford, X<br />
Tarja<br />
19.10. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
22.10. Hamburg, DOCKS<br />
23.10. Dortmund, FZW<br />
25.10. Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />
26.10. München, Backstage<br />
27.10. A-Wien, Arena<br />
29.10. CH-Zürich, Komplex N o 457<br />
30.10. Nürnberg, Löwensaal<br />
01.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
02.11. Köln, Gloria<br />
The Vision Bleak<br />
Saturnus<br />
Dordeduh<br />
27.09. Berlin, K17<br />
28.09. Erfurt, From Hell<br />
29.09. CH-Zürich, Dynamo<br />
30.09. München, Backstage<br />
01.10. A-Wien, Escape<br />
02.10. Mühltal, Steinbruch-Theater<br />
03.10. NL-Arnheim, Willemeen<br />
04.10. Oberhausen, Helvete<br />
07.10. B-Vosselaar, Biebob<br />
Trivium<br />
05.08. Karlsruhe, SUBSTAGE<br />
06.08. Bochum, Matrix<br />
Vista Chino<br />
27.10. Osnabrück, Rosenhof<br />
28.10. Hamburg, DOCKS<br />
10.11. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
11.11. Dresden, Alter Schlachthof<br />
18.11. Augsburg, Kantine<br />
19.11. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
20.11. Köln, Live Music Hall<br />
VNV Nation<br />
02.10. Erfurt, HsD<br />
04.10. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />
05.10. München, Backstage<br />
08.10. A-Wien, ((szene))<br />
11.10. Berlin, C-Halle<br />
12.10. Köln, Live Music Hall<br />
13.10. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />
18.10. NL-Dordrecht, Bibelot<br />
19.10. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />
01.11. B-Antwerpen, JCC Zappa<br />
02.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />
12.11. Krefeld, Kulturfabrik<br />
15.11. Magdeburg, Altes Theater<br />
16.11. NL-Amsterdam, Melkweg<br />
17.11. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />
19.11. Memmingen, Kaminwerk<br />
Voodoma<br />
13.07. Mülheim/Ruhr, Schloß Broich<br />
(Castle Rock)<br />
White Lies<br />
09.11. Köln, Live Music Hall<br />
11.11. Frankfurt/M., Gibson<br />
12.11. München, Theaterfabrik<br />
27.11. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />
Within Temptation<br />
31.01. Erfurt, Thüringenhalle<br />
01.02. Berlin, C-Halle<br />
02.02. Hamburg, Sporthalle<br />
03.02. Köln, Palladium<br />
05.02. Ludwigsburg, MHPArena<br />
06.02. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />
07.02. München, TonHalle<br />
<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />
The Brains<br />
01.08. Berlin, Wild at Heart<br />
03.08. Dresden, Chemiefabrik<br />
17.08. München, Backstage<br />
18.08. Hamburg, Kaiserkeller<br />
21.08. Osnabrück, Bastard Club<br />
22.08. Weinheim, Café Central<br />
23.08. Schwäbisch Hall, Kantine 26<br />
25.08. Hamburg, headCRASH<br />
The Crüxshadows<br />
01.08. Berlin, K17<br />
02.08. Würzburg, Posthalle<br />
03.08. Mannheim, Alte Seilerei<br />
TICKETS: www.orkus.de<br />
– unter „Tourdaten“!<br />
The Mission<br />
20.12. Frankfurt/M., Batschkapp<br />
21.12. Berlin, Postbahnhof<br />
22.12. Hamburg, Markthalle<br />
23.12. Köln, Live Music Hall<br />
The Other<br />
The Fright<br />
Kitty in a Casket<br />
31.10. Köln, Underground<br />
01.11. Hamburg, Hafenklang<br />
02.11. Leipzig, Conne Island<br />
Blackfield Festival<br />
mit Samsas Traum, Eisbrecher,<br />
Project Pitchfork, MONO INC.,<br />
Zeromancer...<br />
28.–30.06. Gelsenkirchen,<br />
Amphitheater<br />
Hörnerfest<br />
mit BerlinskiBeat, Corvus Corax,<br />
Heidevolk, Vogelfrey...<br />
28. & 29.06. Brande-Hörnerkirchen<br />
Rockharz Open Air 2013<br />
mit Subway to Sally, Ensiferum,<br />
van Canto, Children Of<br />
Bodom...<br />
11.–13.07. Ballenstedt, Flugplatz<br />
IX. Amphi Festival –<br />
Open Air 2013<br />
mit VNV Nation, Fields of the<br />
Nephilim, Anne Clark, Diary of<br />
Dreams...<br />
20. & 21.07. Köln, Tanzbrunnen<br />
M’era Luna Festival 2013<br />
mit Nightwish, HIM, <strong>ASP</strong>, Front<br />
242, Deine Lakaien, BlutEngel...<br />
10. & 11.08. Hildesheim, Flugplatz<br />
15 Jahre Schandmaul<br />
mit Schandmaul, Saltatio Mortis,<br />
Omnia, Fiddler’s Green...<br />
30. & 31.08. Köln, Tanzbrunnen<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
Für die Ewigkeit<br />
Das umfangreiche Hardcoverbuch<br />
über diese ganz besondere Ausnahmeformation enthält eine Vielzahl<br />
an spannenden Interviews und interessanten Hintergrundinfos!<br />
Außerdem gibt es mehr als 100 wunderschöne Farbphotos zu bestaunen.<br />
Erhältlich bei www.letzte-instanz.de & www.orkus.de
Nehme Dir die Zeit, Dir folgende Fragen zu stellen, und versuche, sie für Dich zu beantworten. Oder<br />
gehe sie mit jemandem gemeinsam durch... <strong>Orkus</strong>! wünscht Dir schöne Momente voller eigener Anregungen.<br />
• Was hast Du gerade in Deinen Taschen?<br />
• Was machst Du an einem verregneten<br />
Wochenende am liebsten?<br />
• Was ist das perfekte Album, um sich in<br />
Depristimmung zu wälzen?<br />
• Wer oder was kann Dir im richtigen Moment<br />
neuen Mut geben?<br />
• Warum kann Musik so starke Emotionen auslösen?<br />
• Welches ist der erste Song, an den Du Dich<br />
erinnern kannst?<br />
• Was ist das perfekte Album, um das Leben zu<br />
genießen?<br />
• Sind Dir bei einem Song auch schon mal die<br />
Tränen gekommen?<br />
• An welchem Ort hörst Du am liebsten Musik?<br />
• Womit möchtest Du Dir heute noch etwas Gutes tun?<br />
In unserer nächsten Ausgabe werden sich verschiedene Musiker diesen Fragen widmen!<br />
HIM, Front Line Assembly, Stahlmann, Bodenski, Lordi, Mantus,<br />
MONO INC., Skinny Puppy, Spiritual Front, Covenant...<br />
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Die nächste Ausgabe erscheint am 16.08.2013<br />
Herausgeber:<br />
Zoomia Medien Gruppe Claus Müller<br />
<strong>Orkus</strong>! Magazin<br />
Postfach 1121<br />
61477 Glashütten/Taunus<br />
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Fax: 06174-2577743<br />
Bankverbindung:<br />
Claus Müller<br />
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Chefredaktion:<br />
Claus Müller (V.i.S.d.P.)<br />
editorial@orkus.de<br />
Anzeigenverkauf (gewerblich),<br />
Business Affairs:<br />
Claus Müller<br />
marketing@orkus.de<br />
Textchef:<br />
Björn Springorum<br />
<strong>Orkus</strong>! Compilation:<br />
Christian Purwien<br />
cd@orkus.de<br />
Tel.: 0231-4753833<br />
Private Kleinanzeigen:<br />
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Art Direction:<br />
Claus Müller, Fabian Ritter<br />
Design:<br />
Fabian Ritter Artworks<br />
DTP/Satz:<br />
Fabian Ritter Artworks, Brigitta Settels<br />
Lektorat/Korrektorat:<br />
Agnes Merklein<br />
Titelbild:<br />
Achim Webel (www.nightshadow-photoart.de)<br />
Ständige MitarbeiterInnen:<br />
Nadine Ahlig, Lydia Aufschlager, Manuela<br />
Ausserhofer, Isabell Köster, Doreen Krase,<br />
Axel Schön, Lars Schubert<br />
Freie MitarbeiterInnen:<br />
Enrico Ahlig, Sarah Beilharz, Sebastian Berning,<br />
Miriam Claus, Balthasar Cunningsworth, Peter<br />
Eskriba, Claudia Feger, Marc Frei, Anja Frost,<br />
Melanie Haack, Marc Halupczok, Marie-Luise<br />
Henke, Michael Hertel, Christian Hesse, Roman<br />
Jasiek, Richard Klasen, Martin Kreischer, Sascha<br />
M. Kühne, Alexander Maciol, Kerstin Müller,<br />
Dinah Nelke, Jens Pan, Tanja Pannwitz, Giovanni<br />
Perna, Ronja Pludra, Emilia Reifert, Annabelle<br />
Reiter, Jana Rischke-Tanaka, Julian Rohrer,<br />
Gaetano Rothenburg, Steffen Rüth, Annika<br />
Schauer, Saskia Scherf, Evelyn Schön, David<br />
Skrinjar, André Steinigen, Christopher Sturm,<br />
Thomas Thyssen, Caroline Traitler, Alexander<br />
Triesch, Daniela Vorndran, Belinda Wagner,<br />
Carsten Weirich, Elena Winter, Silvio Wolff<br />
Ständige PhotographInnen:<br />
Michael Gamon, Axel Heyder, Christin Kersten,<br />
Thomas Nattermann, Lorenz Pietzsch,<br />
Claudia Schöne<br />
<strong>Orkus</strong>!-Abonnement:<br />
Jahres-Abo € 49,90 (inkl. MwSt., P&P)<br />
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Redaktionsschluss für Nr. 09/13:<br />
18.07.2013<br />
Anzeigenschluss (gewerblich) für Nr. 09/13:<br />
18.07.2013<br />
Es gilt unsere Anzeigenpreisliste Nr. 01/2012<br />
vom 02.01.2012<br />
www.orkus.de<br />
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