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Orkus! ASP (Vorschau)

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+ XXXL-WGT-Bericht mit 100-ten Photos<br />

O rkus<br />

O rkus<br />

Nr. 07/08 · Juli/August 2013<br />

!<br />

WIR AUF<br />

... kam zu Besuch<br />

und brachte das neue Album MASKENHAFT mit!<br />

DEM WGT<br />

MONO INC. + Editors + Lacrimas Profundere + Zeromancer + Covenant<br />

Front Line Assembly + Austra + Edenbridge + Fiddler’s Green + ROME<br />

The Quireboys + Mantus + Tarja + Spiritual Front + WEAREOFF<br />

Queensrÿche + Sweet Ermengarde + Grossstadtgeflüster + Sirenia<br />

Teho Teardo & Blixa Bargeld + Samsas Traum + Camerata Mediolanense<br />

Schwarzer Engel + Eclipse Sol-Air + Fliehende Stürme + shy guy at the show<br />

Circus of Fools + Orphaned Land + We Butter The Bread With Butter + Saltatio Mortis


Titelstory<br />

<strong>ASP</strong> 20<br />

<strong>Orkus</strong>!-Act des Monats<br />

Camerata Mediolanense 44<br />

<strong>Orkus</strong>!-Newcomer des Monats<br />

shy guy at the show 88<br />

Interviews & Storys<br />

Aeonyzhar 58<br />

Austra 58<br />

Broken Soldiers Project 17<br />

Circus of Fools 54<br />

Covenant 28<br />

Eclipse Sol-Air 75<br />

Edenbridge 92<br />

Editors 38<br />

Ego Get Your Gun 16<br />

Electric Sarajevo 74<br />

EXT!ZE 18<br />

Fiddler’s Green 39<br />

Fliehende Stürme 94<br />

Front Line Assembly 48<br />

Grossstadtgeflüster 41<br />

Mantus 52<br />

Melted Space 90<br />

MONO INC. 30<br />

Negative Trip 34<br />

Oniric 72<br />

Orphaned Land 57<br />

Queensrÿche 98<br />

ROME 86<br />

Saltatio Mortis 34<br />

Samsas Traum 36<br />

Schwarzer Engel 56<br />

Sirenia 78<br />

Spheron 42<br />

Spielbann 19<br />

Subterfuge 43<br />

Sweet Ermengarde 85<br />

Tarja 54<br />

Teho Teardo & Blixa Bargeld 82<br />

Terrolokaust 32<br />

The Quireboys 83<br />

The Saint Paul 91<br />

WEAREOFF 84<br />

We Butter The Bread With Butter 76<br />

Specials<br />

Denkpause<br />

Spiritual Front: Simone „Hellvis“ Salvatori 32<br />

Zeromancer: Kim Ljung 105<br />

Movies of my life<br />

Johnny Flesh & The Redneck Zombies: Johnny Flesh<br />

40<br />

Henkersmahlzeit<br />

MONO INC.: Carl Fornia 40<br />

In Zahlen<br />

HENKE, fetisch:MENSCH: Oswald Henke 40<br />

Soundtrack of my life<br />

Army of the Universe: Albert „Trebla“ Vorne 80<br />

Was wäre, wenn...<br />

Love in Prague: Chloé Praha 80<br />

Wortschatz<br />

mechanical moth, Novastorm, NEO: Tandrin 80<br />

<strong>Orkus</strong>! Compilation 91 96<br />

Listening<br />

In Extremo 100<br />

end of green 101<br />

Tanzwut 102<br />

In eigenen Worten<br />

Lacrimas Profundere: Oliver Nikolas Schmid 104<br />

22. Wave Gotik Treffen 106<br />

On Stage<br />

Lacrimas Profundere, Godex, Mundtot 92<br />

Swans 94<br />

Agalloch, Fen 98<br />

Service<br />

short cut 10<br />

Album des Monats & Top 5 62<br />

Plattentipps 63<br />

Jahrestage 71<br />

Buchtipps 73<br />

Kleinanzeigen 126<br />

Abo 127<br />

Tourdates 128<br />

Impressum 130


„Fatum“ – Das ‘Best Of’ Album.<br />

30 Lieder. Alternative und unveröffentlichte Versionen.<br />

Ein neuer, exklusiver Song. Doppel-CD zum Preis einer Einfach-CD.<br />

„Fatum“ ist weniger eine übliche Kopplung der Karrierehöhepunkte. Vielmehr ist das Doppelalbum<br />

die lückenlose Dokumentation der brennenden Leidenschaft, mit der Martin Schindler<br />

sein Projekt von Anfang an führte – und bis heute führt.<br />

Alternative und bislang unveröffentlichte Versionen, feinfühlig in die Gegenwart übertragene Remakes seiner frühesten<br />

Werke sowie der brandneue, beißend intensive Song „Trauma“ ergänzen den wohlig-melancholischen Spaziergang<br />

durch die Vergangenheit. Erst in seiner umfassenden Gesamtheit macht das Kunstwerk „Fatum“ deutlich,<br />

was der deutschsprachige Gothic diesem Projekt zu verdanken hat.<br />

MANTUS sind unter den letzten verbliebenen Poeten wahrhaftiger Gothic-Kultur<br />

– und „Fatum“ ist ihr zeitloses Vermächtnis.<br />

www.infrarot.de


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

herzlich willkommen zu unserer Juli/August-Ausgabe! Unglaublich,<br />

dass die erste Jahreshälfte bereits Vergangenheit ist. In Händen hältst<br />

Du jetzt unsere Sommer-Doppelausgabe. Es gibt viel Spannendes<br />

und Interessantes zu entdecken!<br />

... allem voran <strong>ASP</strong>: Bei dem besonderen Anlass – Erscheinen eines<br />

neuen Albums – freuen wir uns, die Titelstory dieser Ausnahmeformation<br />

zu widmen. Neu ist aber nicht nur das frische Werk.<br />

Asps Kreativität verdanken wir zudem den Vorschlag und die<br />

Umsetzung, dass unser Redakteur Axel Schön zu Hause Besuch<br />

von Asp bekam. Als Gastgeschenk brachte Asp nichts Geringeres<br />

als sein neues Album MASKENHAFT mit!<br />

Wann hat man schon mal solch großes Glück im Leben!?<br />

Auch in dieser Ausgabe findest Du Interviews mit einigen jener<br />

Bands, welche beim Wettbewerb der von Asp ins Leben gerufenen<br />

Aktion Mäzenatentumult gewonnen haben und Konzertabende<br />

für <strong>ASP</strong> eröffnen dürfen. Die Gespräche mit den jungen Künstlern<br />

führte wieder Asp persönlich. Gestartet wird hier auf Seite 16.<br />

Doch auch zahlreiche weitere Bands erzählten Interessantes über<br />

ihre Kunst und besondere Gabe: die Musik! Darunter viele junge<br />

Talente, die einmal mehr zeigen, wie lebendig und kreativ unsere<br />

geliebte Szene ist!<br />

Wir wünschen Dir viel Spaß beim Entdecken und Genießen. Genieße<br />

auch die Zeit, die Du Dir nun selbst schenkst. Diese Auszeit hast Du<br />

Dir verdient! Es ist Sommer...!<br />

Herzliche Grüße & cheers,<br />

Dein <strong>Orkus</strong>!-Team<br />

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the discountcode:<br />

ORKUS2013<br />

6 Oct: O 2<br />

Academy, Bristol<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

7 Oct: O 2<br />

Academy2, Oxford<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

9 Oct: O 2<br />

Academy2, Birmingham<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

10 Oct: O 2<br />

Academy2, Sheffield<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

11 Oct: The Garage, Glasgow<br />

Tel: 0844 844 4747<br />

12 Oct: The Rescue Rooms, Nottingham<br />

Tel: 0845 413 4444<br />

14 Oct: O 2<br />

Academy, Newcastle<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

15 Oct: Club Academy, Manchester<br />

Tel: 0161 832 1111<br />

17 Oct: O 2<br />

Academy, Islington, London<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

18 Oct: Old Fire Station, Bournemouth<br />

Tel: 0844 477 2000<br />

www.realmofdarkness.eu<br />

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4153CM BEESD UNDERGROUND FASHION BTW. NL215560851B01<br />

THE NETHERLANDS INFO@REALMOFDARKNESS.EU IBAN NL43RABO0122867629<br />

www.quireboys.com<br />

www.bonafiderocks.com<br />

www.offyerrocka.com


HATE<br />

US<br />

AND<br />

SEE<br />

IF<br />

WE<br />

MIND<br />

ROME<br />

Digipak • 46 Minuten • 1.000 exeMplare<br />

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Covenants lang erwartete Sechs-Track-EP Last Dance ist jetzt im<br />

Handel und bei Dependent (www.dependent.de/shop) erhältlich!<br />

Wer schon vor dem Release des Albums Leaving Babylon am<br />

06.09.2013 einen ersten Eindruck vom neuen Covenant-Sound<br />

gewinnen möchte, sollte allerdings schnell sein: Das Digipak mit<br />

Sticker ist auf 3.000 Exemplare begrenzt. Fans dürfen sich auch<br />

über eine am 28.06.2013 erscheinende 7“ in rotem Vinyl freuen... Hier sind zwei Tracks zu<br />

finden: die Single Last Dance und ein exklusiver Remix von Dupont. Die Vinyl-Edition ist<br />

auf 500 Stück limitiert.<br />

Mit The Hipster Sacrifice hat die italienische Industrial Dance-<br />

Band Army of the Universe gerade ihr zweites Eisen ins<br />

Feuer geworfen, welches auch einen gemeinsamen Song mit<br />

Frontfrau Chibi von The Birthday Massacre enthält.<br />

Futuristisch vielversprechend!<br />

Die Vorbereitungen für das Hörnerfest, bei dem am 28. &<br />

29.06.2013 wieder prächtig gedudelt wird, laufen auf Hochtouren.<br />

Veranstaltungsort des Mittelalter/Folk/Rock-Spektakels ist ein<br />

Bauernhof in Brande-Hörnerkirchen, unweit von Hamburg.<br />

Das überaus günstige Event bespaßt neben Helden wie Corvus<br />

Corax, Fiddler’s Green, Týr oder Vogelfrey auch durch<br />

Mittelaltermarkt, Feuerkunst und Axtwerfen. Horns up!<br />

Spiral69 haben ein Video zum Stück No Heart von ihrem<br />

aktuellen Album Ghosts in my Eyes veröffentlicht. Zu finden<br />

ist der sensible und verspielte Clip auf YouTube. Macht Lust<br />

auf mehr, oder?<br />

In einer abgelegenen Wüstenstadt gehen gruselige Dinge vor sich.<br />

Ihr jüngster Fall verlangt Justus, Peter und Bob einmal mehr alles<br />

ab... Können die Detektive das Rätsel lösen? Finde es heraus, indem<br />

Du an unserer Verlosung von Folge 162 des Klassikers Die drei<br />

??? teilnimmst. Einfach eine e-mail mit dem Betreff „Desertfest“ an<br />

verlosung@orkus.de schicken. Einsendeschluss ist der 25.07.2013, der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!<br />

Nach fünf langen Jahren kehren Nine Inch Nails endlich mit neuem<br />

Album zurück. Hesitation Marks wird am 30.08.2013 erscheinen und für<br />

ordentlichen Wirbel sorgen. Wer jetzt nicht mehr schlafen kann, dem sei<br />

verraten, dass ein erster Track namens Came Back Haunted als Video und<br />

Download auf der Website von Universal Music erhältlich ist. Erste Live-<br />

Dates für diesen Sommer sind bereits bestätigt!<br />

Placebo legen nach: Ihr siebtes Studioalbum Loud Like Love,<br />

welches am 13.09.2013 erscheint, ist ab sofort vorbestellbar.<br />

Neben einer regulären CD kommt das quietschbunte Werk als<br />

Vinyl, Limited Edition mit Digipak-CD und DVD (Live Session<br />

At RAK Studios) sowie als „Super Deluxe“-Boxset (inklusive<br />

CD, Vinyl, Photobuch und zwei DVDs). Wer soll sich da bloß<br />

entscheiden können?<br />

2013 könnte das spannendste Jahr in der Karriere einer<br />

einzigartigen Band werden: Die im Januar erschienene<br />

Single Born To Lie war ein exzellenter Vorgeschmack auf<br />

das, was von mesh folgen sollte. Ihr Album Automation<br />

Baby erntete eine Menge Kritikerlob und stieg auf Platz<br />

33 in die Charts ein. Am euphorischsten war jedoch<br />

das Feedback der wachsenden Fangemeinde... So viel<br />

Potenzial will genutzt werden, ergo veröffentlichen<br />

Dependent Anfang September die zweite Single Adjust<br />

Your Set mit drei neuen Mixen und einer exklusiven<br />

B-Seite. Der Titeltrack ist ein Electro Pop-Highlight aus dem Album und wird durch weitere<br />

Live-Shows der Band im Herbst unterstützt!


Gelangweilt vom Musikfernsehen? Dann nichts wie ab zu !<br />

Der digitale Musik-TV-Sender iM1 hat sein Programm um eine<br />

überaus dunkle Facette erweitert: In Kooperation mit unserem<br />

Magazin präsentiert er<br />

– wöchentlich eine volle Stunde<br />

Musikvideos für die düstere Generation. Klassiker, aktuelle Clips,<br />

Weltpremieren und mehr – immer mittwochs um 23.00 Uhr, in der<br />

beliebten und ganz besonderen „Stunde vor Mitternacht“...<br />

Empfangbar über:<br />

ASTRA – 19,2 Grad Ost<br />

DVB-T Berlin – Kanal 56<br />

DVB-T Hessen – Kanal 52<br />

Unitymedia – Kanal 29<br />

Kabel BW – Kanal 57<br />

primacom – Kanal 65<br />

T-Entertain – Kanal 96<br />

Vodafone TV – Kanal 50<br />

www.iM1.tv


Schlafes Bruder haben sich entschieden, Singleund<br />

Videorelease auf September zu verschieben, da<br />

eine noch bessere Location für den Clipdreh gefunden<br />

werden konnte, diese aber auch mehr Vorbereitungszeit<br />

in Anspruch nimmt. Bis dahin gilt es, das Album<br />

Heute war Gott nicht hier mindestens drei lieben<br />

FreundInnen zu empfehlen – am besten gleich heute!<br />

Die Londoner Alternative Rocker White<br />

Lies glänzen mit einem neuen Album,<br />

welches auf den Titel Big TV hört. Ihr<br />

vielversprechendes Drittwerk wird am<br />

09.08.2013 veröffentlicht. Vorspeise gibt’s<br />

in Form der ersten Single There Goes Our<br />

Love Again, die ab dem 02.08.2013 in den<br />

Regalen steht. Als Aperitif kann man sich<br />

Getting Even besorgen – das Lied steht gratis zum Download bereit. Wohl bekomm’s!<br />

„Druckvoll und elektronisch“ – so lässt sich Front Line<br />

Assemblys geniales neues Werk Echogenetic beschreiben,<br />

das am 12.07.2013 erscheint... nicht nur auf CD, sondern<br />

auch als Doppel-LP mit Klappcover! Das Vinyl-Album enthält<br />

zusätzlich einen Downloadcode, ist auf 1.000 Exemplare<br />

limitiert und dürfte binnen<br />

kürzester Zeit ein echtes<br />

Sammlerstück darstellen.<br />

Über www.dependent.de<br />

kannst Du beide Varianten<br />

ordern. Natürlich gibt es das<br />

frische Material auch live zu<br />

erleben: Im August gehen<br />

Front Line Assembly mit<br />

Haujobb auf Europatour.<br />

Mit Bedauern verkünden die „Freibeuter<br />

Folker“ von Vroudenspîl, dass<br />

Basserin 4-Finger-Jane von Bord<br />

gegangen ist. Voller Panik wird nun<br />

nach einem würdigen Ersatz gesucht.<br />

Wer Seemanns genug ist, darf sich<br />

unter info@vroudenspil.de bewerben.<br />

Kleiner Tipp: Auf zeitnahen Rumnachschub sollte immer peinlich genau geachtet<br />

werden!<br />

Die Drachen kommen! Vom 11. bis zum<br />

14.07.2013 steigen die zweiten Dragon<br />

Days. Wieder trifft sich die Fantasy-<br />

Szene im Stuttgarter Literaturhaus,<br />

um in fremden Welten zu schwelgen.<br />

Literatur, Graphic Novels, Bildkunst,<br />

Modenschauen, Vorträge und Workshops stehen auf dem Programm; diesjähriger<br />

Themenschwerpunkt sind Steampunk und Magier. Autorenlegende Tad Williams<br />

wird ebenso anwesend sein wie Schreibgenie Christian von Aster oder<br />

Photokünstlerin Annie Bertram, außerdem gibt es eine Vampirlesung auf dem<br />

wunderschönen Hoppenlaufriedhof gleich neben dem Literaturhaus, eine lange<br />

Buffy-Nacht im Kino und vieles mehr. Genaue Infos über die günstigen Tages- oder<br />

Festivalpässe und das Programm unter www.dragondays.de.


Die beeindruckende Teilnahme an <strong>ASP</strong>s großem Mäzenatentumult hat wieder einmal gezeigt, wie lebendig und<br />

umtriebig der Underground und der Nachwuchs sind. Ebenso war einmal mehr zu sehen, wie groß das Interesse an jungen,<br />

noch eher unbekannten Bands ist. An dieser Stelle: zwei Daumen nach oben!<br />

Das Voting ist jetzt beendet. Trisol, <strong>Orkus</strong>! und natürlich auch Asp höchstpersönlich gratulieren den Gewinnern aufs<br />

Herzlichste!<br />

Als Support für <strong>ASP</strong> auf der „Maskenball“-Tournee werden für Euch ihr Können zeigen:<br />

19.09. Schwabach, Markgrafensaal<br />

Divamee<br />

(www.divamee.de)<br />

20.09. Potsdam, Waschhaus<br />

Violet Light Syndrome<br />

(www.facebook.de/violetlightsyndrome)<br />

21.09. Magdeburg, Altes Theater<br />

TAINA<br />

(www.tainamusic.de)<br />

25.09. Oberhausen, Turbinenhalle<br />

Godex<br />

(www.godex-music.de)<br />

26.09. Osnabrück, Halle Gartlage<br />

Herzfeind<br />

(www.herzfeind.com)<br />

27.09. Bremen, Aladin<br />

Die Vorboten<br />

(www.dievorboten.de)<br />

28.09. Leipzig, Haus Auensee<br />

Birdeatsbaby<br />

(www.birdeatsbaby.co.uk)<br />

02.10. Gießen, Hessenhalle<br />

Jovian Spin<br />

(www.jovianspin.com)<br />

03.10. Erfurt, Stadtgarten<br />

EXT!ZE<br />

(www.extize.com)<br />

04.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />

Broken Soldiers Project<br />

(www.broken-soldiers.de)<br />

05.10. Wiesbaden, Schlachthof<br />

Ego Get Your Gun<br />

(www.egogetyourgun.com)<br />

09.10. Saarbrücken, Garage<br />

Spielbann<br />

(www.facebook.com/Spielbann)<br />

10.10. Köln, Live Music Hall<br />

Noyce<br />

(www.facebook.com/noycetm)<br />

11.10. Hamburg, Markthalle<br />

Schwarzbund<br />

(www.myspace.com/schwarzbund)<br />

12.10. Hamburg, Markthalle<br />

Syntonic<br />

(www.syntonic-music.com)<br />

16.10. CH-Pratteln, Z7<br />

Koraktor<br />

(www.facebook.com/koraktor)<br />

17.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />

Schwarzer Engel<br />

(www.schwarzerengel.info)<br />

18.10. München, Muffathalle<br />

Mundtot<br />

(www.mundtot.net)<br />

19.10. A-Wien, Arena<br />

Surgery<br />

(www.facebook.com/surgerycaos)<br />

Auf den folgenden Seiten und in den nächsten Ausgaben des <strong>Orkus</strong>! Magazins stellen wir die Gewinnerbands nun vor. Und dies im Rahmen eines Interviews,<br />

das jeweils von Asp selbst initiiert und durchgeführt wurde!


02.08.2013<br />

Ebenso tief- wie abgründig: Das neue <strong>ASP</strong>-Album verbindet<br />

die elegante Romantik von <strong>ASP</strong>-Klassikern wie „Aus der Tiefe“<br />

mit der erdigen Wuchtigkeit von „fremd“ ohne dabei jedoch auch<br />

nur einen Augenblick vorhersehbar zu sein. Ein unglaublich<br />

homogenes und intensives Konzept-Album, in dem alle drei<br />

Merkmale des ureigenen <strong>ASP</strong>-Stils groß geschrieben werden:<br />

Das ist GOTHIC. NOVEL. ROCK.<br />

Exklusive Autogrammstunde<br />

05.08.2013 Saturn Frankfurt (MyZeil),<br />

ab 17:30 Uhr<br />

Ultimate Edition. Limitiertes 3CD-Box-Set<br />

• 3-fach CD in einem der Bildwelten würdigem Format (ca. 28 x 28 cm)<br />

• CD 1 enthält eine speziell produzierte Abmischung des Albums<br />

für die heimische Stereoanlage<br />

• CD 2 mit einem alternativen Mix des Albums, welcher speziell für die<br />

Anforderungen moderner Abspielmöglichkeiten angefertigt wurde<br />

• Bonus CD mit spannenden Remixen und Versionen unter anderem<br />

von SAMSAS TRAUM und ZEROMANCER<br />

• Opulenter 92-seitiger Bildband im Hardcover-Einband<br />

• Edler Kunstdruck auf hochwertigem Papier mit aufwändiger<br />

schwarzer Fadenheftung<br />

• Schwarzes Vor- und Nachsatzblatt<br />

• Zusätzliches Artwork und exklusive Illustrationen von Timo Würz<br />

• Inklusive aller Album-Texte sowie zusätzlicher Texte und Gedichte von Asp<br />

• Mit einem Vorwort von Kai Meyer<br />

• 36-seitiger <strong>ASP</strong> Wandkalender (August 2013 – Dezember 2014)<br />

• Handnummeriertes Echtheitszertifikat, von Asp und Artwork-Zauberer<br />

Timo Würz höchstpersönlich signiert<br />

• Stülpdeckelschachtel mit Silber-Heißfolien-Druck und<br />

schwarzer Innenkaschierung<br />

• Streng auf 5.000 Exemplare limitiert<br />

2CD Erstausgabe<br />

• CD im 8-seitigen Digipak<br />

• 28-seitiges Booklet<br />

Limitierte Doppel-Vinyl Edition<br />

• Edles, schwarzes 2x12“ Vinyl (180g audiophiles Vinyl)<br />

• Spezielles Schallplatten-Master<br />

• Opulentes Gatefold Cover<br />

• Bedruckte Innenhüllen<br />

• 2 Poster (ca. 30 x 30 cm)<br />

• Handnummeriert<br />

• Streng limitiert auf 500 Exemplare weltweit<br />

„MASKENHAFT“ Release Partys<br />

02.08.2013 Neunkirchen, Club Cäsar<br />

03.08.2013 Köln, Essigfabrik<br />

03.08.2013 Koblenz, Druckluftkammer<br />

03.08.2013 Hannover, Rockhouse<br />

10.08.2013 Leverkusen, Shadow<br />

16.08.2013 München, Nerodom<br />

17.08.2013 Mühlheim/Ruhr, TIC – The Inner Circle<br />

23.08.2013 Leipzig, Darkflower<br />

24.08.2013 Karlsruhe, Nachtwerk Musikclub<br />

24.08.2013 Ludwigsburg, Club II der Rockfabrik<br />

30.08.2013 Stuttgart, Club Zollamt<br />

30.08.2013 Wiesbaden, Schlachthof<br />

31.08.2013 Wuppertal, B7<br />

31.08.2013 Trier, Ex Haus<br />

01.09.2013 Dresden, Bunker<br />

06.09.2013 Saarbrücken, Kitu<br />

07.09.2013 Mannheim, MS Connexion<br />

präsentiert von:<br />

die grosse maskenball-tournee 2013<br />

featuring MÄZENATENTUMULT!<br />

19.09.2013 Schwabach, Markgrafensaal<br />

20.09.2013 Potsdam, Waschhaus<br />

21.09.2013 Magdeburg, Altes Theater<br />

25.09.2013 Oberhausen, Turbinenhalle<br />

26.09.2013 Osnabrück, Halle Gartlage<br />

27.09.2013 Bremen, Aladin<br />

28.09.2013 Leipzig, Haus Auensee<br />

02.10.2013 Gießen, Hessenhalle<br />

03.10.2013 Erfurt, Stadtgarten<br />

04.10.2013 Dresden, Alter Schlachthof<br />

05.10.2013 Wiesbaden, Schlachthof<br />

09.10.2013 Saarbrücken, Garage<br />

10.10.2013 Köln, Live Music Hall<br />

11.10.2013 Hamburg, Markthalle<br />

12.10.2013 Hamburg, Markthalle<br />

16.10.2013 CH-Pratteln, Z7<br />

17.10.2013 Stuttgart, Theaterhaus<br />

18.10.2013 München, Muffathalle<br />

19.10.2013 A-Wien, Arena<br />

Tickets im <strong>ASP</strong>-Online Shop<br />

Weitere Infos unter www.aspswelten.de


Asp: Hallo. Wenn ihr die Musik von Ego Get Your Gun in einem Satz<br />

beschreiben solltet, wie würdet ihr das machen?<br />

Ego Get Your Gun: Wir vergleichen unsere Musik gerne mit einem<br />

Gemälde: vielschichtig, kontrastreich, mit vielen Details.<br />

Asp: Einige Leute haben die Musik von Ego Get Your Gun natürlich<br />

bereits vorher gekannt oder nun schon mal durch das Mäzenatentumult<br />

kennengelernt, trotzdem würde ich mich freuen, wenn ihr folgenden Satz<br />

vervollständigt: Ego Get Your Gun könnte etwas sein für Fans von...<br />

EGYG: ... großen Welten, Konzepten, Musik mit Tiefe und einer Geschichte.<br />

Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der Vergangenheit versucht, Live-<br />

Auftritte zu organisieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt, und welche<br />

Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />

EGYG: Über persönliche Kontakte oder Kontaktaufnahme mit fremden<br />

Bookern, Clubs und Festivals. Zwischen vielen suboptimalen Angeboten,<br />

wie dem beliebten „Pay to play“-Prinzip, finden wir doch immer wieder<br />

Auftrittsmöglichkeiten, die wir wahrnehmen können.<br />

Asp: Durch soziale Netzwerke und Onlineplattformen scheint es immer<br />

leichter zu sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu präsentieren.<br />

Wie seht ihr das – wie leicht oder schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />

EGYG: Wir denken, dass ein Großteil unseres Publikums nach etwas<br />

Besonderem sucht, das kein Teil der Masse ist, und sich auf lange Sicht<br />

Individualität und Qualität immer durchsetzen. Auf dieser Basis arbeiten wir,<br />

und insofern ist das kein Thema, mit dem wir uns intensiver beschäftigen.<br />

Asp: Ego Get Your Gun wirken auf mich unglaublich strukturiert,<br />

professionell und konzeptionell sehr stark auf den Punkt gebracht.<br />

Songwriting, visuelles Konzept und so weiter, das sieht alles unglaublich<br />

„groß“ aus. Wie habt ihr das bewerkstelligt?<br />

EGYG: Danke. Wir messen Ego Get Your Gun immer an unseren eigenen<br />

Ansprüchen. Das Konzept und die Geschichte, die hinter der Band stehen,<br />

wachsen stetig. Daraus hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die eine<br />

gewisse „Größe“ fordert. Wir veröffentlichen nichts, von dem wir nicht selbst<br />

überzeugt sind, egal um welchen Bereich unseres Schaffens es geht. Alles muss<br />

ins große Bild passen, selbst wenn dem Publikum bis jetzt nur ein kleiner Teil<br />

davon enthüllt wurde.<br />

Asp: Bei Ego Get Your Gun ist es Teil des visuellen Konzeptes, dass die<br />

Bandmitglieder nahezu gesichtslos bleiben. Die Anonymität als ästhetisches<br />

Stilmittel. Was steckt dahinter und, falls es nicht zu indiskret ist: wer steckt<br />

dahinter?<br />

EGYG: Die Anonymität steht symbolisch für das Innere in jedem von uns.<br />

Es geht nicht um Äußerlichkeiten sondern, ganz ohne Kitsch, um das, was<br />

wirklich zählt. Unsere gesamte Geschichte beruht auf dem Gedanken, dass<br />

unsere Gefühle „Egos“ Welt, in der alle gleich und optisch nicht voneinander<br />

zu unterscheiden sind, beeinflussen. Und das verkörpern wir auf der Bühne<br />

und in unserem Auftritt nach außen.<br />

Asp: Ich erlebe es in den letzten Jahren zunehmend, dass sich ein Musiker,<br />

der sich nicht stets auf Tuchfühlung mit dem Publikum begeben möchte,<br />

starker Kritik ausgesetzt sehen kann. Wie, denkt ihr, wird sich diese allgemeine<br />

Nähesucht mit eurem Konzept vereinbaren lassen? Wie fallen diesbezüglich<br />

die ersten Reaktionen aus?<br />

EGYG: Der Kontakt mit unserem Publikum ist erst mal sehr minimalistisch.<br />

Unsere Konzerte sind eher wie ein Schauspiel, bei dem man ja auch nicht<br />

davon ausgehen würde, dass der Darsteller während dem Stück aus seiner<br />

Rolle herausbricht. Die Reaktionen darauf sind am Anfang natürlich<br />

gemischt, viele erwarten bei Bands eine klassische Rockshow. Aber gerade das<br />

macht es ja wieder interessant und anders.<br />

Asp: Ihr habt eine EP veröffentlicht, die konzeptionell als auch<br />

artworktechnisch sehr spannend aussieht. Was könnt ihr mir dazu erzählen?<br />

EGYG: Unsere Debut-EP ist der Prolog zu unserer Geschichte. Wir stellen<br />

den Protagonisten „Ego“ und die Welt, in der er überleben muss, vor. Er<br />

entdeckt die ersten Orte und erfährt die ersten Probleme, mit denen er dort<br />

zu kämpfen hat. Das minimalistische Artwork spiegelt unser Auftreten nach<br />

außen wider, wobei gleichzeitig das Packaging unseren Anspruch an etwas<br />

„Besonderes“ erfüllt.<br />

Asp: Euer Song Ego hat es schon geschafft, ein fester Bestandteil meiner<br />

Playlist zu werden. Davon mal ganz abgesehen: Was würdet ihr euch<br />

wünschen, als Künstler erreichen zu können?<br />

EGYG: Auch dafür danke. Wir hoffen für uns selbst, dass wir die<br />

Möglichkeit haben, unsere Geschichte zu erzählen, und dass viele Leute mit<br />

uns gemeinsam „Egos“ Reise verfolgen wollen.<br />

Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne für Ego Get Your Gun?<br />

EGYG: Wir suchen gerade Künstler aus verschiedenen Richtungen, um<br />

die visuelle Ebene unserer Welt weiter auszubauen. Danach wollen wir<br />

Stück für Stück unsere nächste EP, diesmal eventuell in Form von Videos,<br />

veröffentlichen und eine Tour dazu spielen. Es gibt, wie immer, viel zu tun.<br />

www.egogetyourgun.com<br />

16 - <strong>Orkus</strong>!


Asp: Hallo Markus. Wenn du die Musik von<br />

Broken Soldiers Project in einem Satz beschreiben<br />

sollst, wie würdest du das machen?<br />

Markus Dänhardt: Gar nicht, weil mir das in<br />

einem Satz echt schwerfallen würde. Vielleicht so wie<br />

in unserer Bandinfo? „Romantik wird schwermütig,<br />

Rock theatral, Elektronik elektrisiert, und treibende<br />

Rhythmen fordern zum Tanz.“ Also eigentlich wie<br />

Scooter in einer schweren Depression. (lacht)<br />

Asp: Einige Leute haben die Musik von Broken<br />

Soldiers Project natürlich bereits vorher gekannt<br />

oder nun schon mal durch das Mäzenatentumult<br />

kennengelernt, trotzdem würde ich mich freuen,<br />

wenn du folgenden Satz vervollständigst: Broken<br />

Soldiers Project könnte etwas sein für Fans von...<br />

MD: ... Zeromancer, Katatonia, Lacuna Coil, The<br />

Birthday Massacre. Eben von düsterer, elektronischer<br />

Rockmusik.<br />

Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der<br />

Vergangenheit versucht, Live-Auftritte zu<br />

absolvieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt, und<br />

welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />

MD: Wir knüpfen Kontakte, halten die Augen<br />

offen, versuchen uns bei Abenden einzubringen,<br />

die thematisch passen. Unsere Mercherin ist zum<br />

Beispiel bei amnesty international; als sie uns<br />

fragte, ob wir auf einem Benefizkonzert spielen<br />

würden, haben wir natürlich Ja gesagt. Das war eine<br />

tolle Erfahrung, Musik nicht nur für sich selbst,<br />

sondern für eine gute Sache zu machen. Ansonsten<br />

sind für eine Band, die noch nicht so bekannt ist,<br />

Supportgigs wie das Mäzenatentumult sehr wichtig.<br />

Auch unsere Auftritte bei Letzte Instanz und<br />

end of green haben uns sehr geholfen, denn man<br />

erreicht dadurch einfach ein größeres Publikum.<br />

Wir haben bisher nur gute Erfahrungen bei diesen<br />

Konzerten gemacht. Man lernt a) das Business und<br />

b) die Musiker und Organisatoren noch mal von<br />

einer anderen Seite kennen, das ist echt spannend!<br />

Und wer wollte nicht schon mal einen eigenen<br />

Backstageraum mit seinem Bandnamen an der Tür<br />

und mit tollen Nachbarn haben?!<br />

Asp: Durch soziale Netzwerke und<br />

Onlineplattformen scheint es immer leichter zu<br />

sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu<br />

präsentieren. Wie siehst du das – wie leicht oder<br />

schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />

MD: Obwohl viele Internetplattformen kostenlos<br />

und gut zugänglich sind, ist es nicht unbedingt<br />

einfacher, sich von der Masse abzuheben. Man muss<br />

immer mit irgendetwas Besonderem präsent und<br />

aktuell sein, um bei den Leuten auf dem Schirm zu<br />

bleiben. Dafür geht viel Arbeit und Zeit drauf, die<br />

wir manchmal lieber in musikalisches Engagement<br />

stecken würden. Wir nutzen diese Möglichkeiten<br />

natürlich dennoch, um auch darüber erreichbar zu<br />

sein. Aber eigentlich sind wir mehr Verfechter der<br />

guten alten Mundpropaganda! Konzerte spielen und<br />

sich Publikum erarbeiten, so funktioniert das immer<br />

noch am besten. Der reine Onlineerfolg ist doch<br />

eher selten.<br />

Asp: Ihr habt vor Kurzem einen einschneidenden<br />

Besetzungswechsel vollzogen und als neue Frontfrau<br />

Juliane Richter gewinnen können. Ha! Bei all den<br />

vielen, täglich wechselnden Mäzenatentumult-Bands<br />

auf der „Maskenball“-Tour ein bekanntes Gesicht,<br />

denn sie ist mit Herzfeind auch dabei, richtig?<br />

Das wird mich sicher total verwirren. (grinst) Spaß<br />

beiseite: Wie kam es dazu?<br />

MD: Dich zu verwirren, war ja auch der Plan! (lacht)<br />

Unsere alte Sängerin wollte aus persönlichen und<br />

zeitlichen Gründen aufhören. Da ergab sich das mit<br />

JuRi einfach, weil wir uns schon eine Weile kennen<br />

und befreundet sind. Mit ihrer Banderfahrung –<br />

nicht nur bei Herzfeind – ist sie schon lange im<br />

Genre zu Hause und passt stilistisch einfach perfekt<br />

zu uns.<br />

Asp: Broken Soldiers Project geben sich in ihrer<br />

Grundaussage durchaus gesellschaftskritisch. Wie<br />

drückt sich diese Einstellung in Text und Musik aus?<br />

MD: Die Gesellschaftskritik drückt sich bei uns<br />

schon im Bandnamen aus. Die „gebrochenen<br />

Soldaten“ sind ein paradoxes Symbol für Stärke und<br />

Kraft, aber eben auch für eine Leistungserwartung<br />

der Gesellschaft, die nie hundertprozentig erfüllt<br />

werden kann und an der Leute zerbrechen.<br />

Diesem Existenzdilemma wollen wir eine poetische<br />

Sinnsuche entgegensetzen. Wenn du unsere Musik<br />

hörst, weckt sie ja bestimmte Assoziationen und ein<br />

Gefühl für ein Thema. Das geht uns ganz genauso.<br />

JuRi hört die Musik und entwickelt daraus die<br />

Texte. Das muss nicht ausschließlich Kritik mit dem<br />

Zeigefinger sein, wir wollen aber zum Innehalten<br />

und Reflektieren anregen. In welcher Welt wollen<br />

wir leben? Was ist wichtig? Wenn man mit offenen<br />

Augen durch die Welt geht, findet man viele<br />

hinterfragenswerte Themen.<br />

Asp: Denkst du, Kunst im Allgemeinen und Musik<br />

im Speziellen kann etwas bewirken?<br />

MD: Musik hat immer etwas Verbindendes.<br />

Menschen, die auf Konzerte gehen, erleben ein<br />

Gefühl der Zusammengehörigkeit, und das wird<br />

durch die Musik fokussiert. Vielleicht bewirkt<br />

man damit schon ganz viel. Musik ist auch der<br />

Soundtrack unseres Lebens. Sie kann Emotionen<br />

hervorrufen oder vorhandene untermalen. Ob wir<br />

damit die Gesellschaft ändern können? Hoffen<br />

wir doch... Außerdem hat unser Therapeut gesagt:<br />

„Besser Musik machen, als dass ihr klauen geht.“<br />

(grinst)<br />

Asp: Na ja, bei den Verdienstmöglichkeiten, die<br />

man heute mit Musik hat, kann uns allen das ja<br />

trotzdem noch passieren. (lacht) Wie auch immer.<br />

Besonderen Wert legt ihr laut Info im Web darauf,<br />

Musik als Gemeinschaftserfahrung mit dem<br />

Publikum zu verstehen. Wie nimmt diese Nähe<br />

Einfluss auf ein Konzert und auf eure Aktivitäten als<br />

Band?<br />

MD: In Zeiten, wo Werbung und große<br />

kommerzielle TV- und Radiosender den Bedarf<br />

an bestimmten Bands und Musik kreieren und<br />

sich so Produzierende und Adressaten immer<br />

weiter voneinander entfernen, ist es wichtig, sich<br />

als einen Teil dieses ganzen Prozesses zu begreifen.<br />

Das meinen wir auch damit, dass Musik eine<br />

Gemeinschaftserfahrung von denen ist, die sie hören<br />

wollen, und denen, die sie machen. Wenn einer<br />

der beiden Teile fehlt, funktioniert das Ganze nicht<br />

mehr. Mit den Leuten Party machen, gemeinsam<br />

eine gute Zeit haben und von der Bühne aus mit<br />

dem Publikum zu interagieren, und wenn es nur ein<br />

kurzes „Hey“ im Refrain eines Liedes ist, das ist ganz<br />

wichtig für uns. Genauso wie nach einem Konzert<br />

mit den Leuten persönlich zu reden; das lässt dann<br />

noch einmal Raum, Gedanken gemeinsam zu teilen,<br />

und gibt uns auch ein Feedback...<br />

Asp: Was würdest du dir wünschen, als Künstler<br />

erreichen zu können?<br />

MD: Die Standardantwort ist hier natürlich: auf<br />

großen Bühnen zu stehen, möglichst viele Leute<br />

begeistern zu können und als Künstler verstanden<br />

zu werden. Klingt ganz schön abgedroschen, aber es<br />

stimmt. Mit unserer Musik möchten wir unterhalten<br />

und Menschen anregen, Dinge anders zu machen,<br />

indem wir den Blickwinkel ändern und das textlich<br />

verpacken. Wenn der Soundteppich, auf dem sich<br />

diese Message bewegt, dann auch noch etwas mit<br />

den Hörern macht, wären wir mehr als zufrieden.<br />

Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne für<br />

Broken Soldiers Project?<br />

MD: Mhmm, der Proberaum müsste mal wieder<br />

aufgeräumt werden. Nee, im Ernst: Es liegen ein<br />

Videodreh und Aufnahmen an. Natürlich werden<br />

wir auch versuchen, Konzerte zu bekommen (gern<br />

auch Supportslots) und auf Festivals aufzutreten.<br />

Aber das Wichtigste ist, dass wir uns noch lange<br />

gemeinsam wohlfühlen, Spaß miteinander haben<br />

und Musik machen können.<br />

www.broken-soldiers.de<br />

Line-Up:<br />

Juliane Richter – Gesang<br />

Robert Paul W. – Gitarre<br />

Markus Dänhardt – Bass<br />

Matthias Schmidt – Schlagzeug<br />

<strong>Orkus</strong>! - 17


Asp: Gerade auf YouTube macht ihr viel; ist das nicht auch ein unglaublicher<br />

Aufwand?<br />

C: Als ich diese Zeilen schreibe, sind wir gerade auf dem Rückweg von einem<br />

Videodreh für einen Song unseres kommenden Albums. Wir waren drei Tage<br />

unterwegs, um dann einen Fünf-Minuten-Clip zu haben. Vorbereitungen,<br />

weitere Drehs und Postproduktion kommen natürlich auch noch dazu. Wenn<br />

man dann noch die Verwaltung und Pflege des YouTube-Kanals dazunimmt,<br />

ist das alles wirklich ein riesiger Aufwand für uns, aber das Ergebnis wird<br />

dafür umso besser sein.<br />

Asp: EXT!ZE habe ich, als ich mich in der Vorauswahlphase für das<br />

Mäzenatentumult befand, mit einiger Überraschung angehört. Ich geb’s zu,<br />

und sei mir nicht böse: Ich erinnere mich eher mit Schrecken als mit Freude<br />

an die Gothic Pussy-Anzeigen, aber was mir mit Anarchy Engineers um die<br />

Ohren donnerte, finde ich wirklich deutlich gereift und cool. Ihr scheint<br />

einen ziemlichen stilistischen Wandel hingelegt zu haben. Was hat dafür den<br />

Ausschlag gegeben?<br />

C: Puh, da gab es einige Gründe. Vor allem hatte ich keinen Bock mehr<br />

darauf, die Produktion mit Absicht so primitiv zu machen, nur damit<br />

wir einer Zielgruppe genügen, die sich eh gerade mehr und mehr auflöst.<br />

Natürlich haben wir uns über die Jahre auch mit unserem Anspruch<br />

weiterentwickelt; unser erstes Album war eben so, weil das damals einfach<br />

unseren Fähigkeiten entsprach, aber auf diesem Niveau zu bleiben, konnte<br />

nicht die Lösung sein, auch wenn wir dadurch ein paar Fans Lebewohl sagen<br />

mussten. Wir legen viel Wert darauf, uns beständig weiterzuentwickeln und<br />

neu zu erfinden, was man bei den meisten Bands in der düsterelektronischen<br />

Szene leider selten findet – und jedes Album wie eine schlechte Kopie des<br />

Vorgängers klingt.<br />

Asp: Hallo Cyb3rella. Wenn du die Musik von EXT!ZE in einem Satz<br />

beschreiben sollst, wie würdest du das machen?<br />

Cyb3rella: Unsere Musik ist eine Mischung aus vielen<br />

Undergroundmusikstilen, vor allem aber von Breakbeat, Metal, Dubstep<br />

und Trance geprägt.<br />

Asp: Einige Leute haben natürlich die Musik von EXT!ZE schon vorher<br />

gekannt oder nun schon mal durch das Mäzenatentumult kennengelernt,<br />

trotzdem würde ich mich freuen, wenn du folgenden Satz vervollständigst:<br />

EXT!ZE könnte etwas sein für Fans von...<br />

C: ... Celldweller und The Prodigy.<br />

Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der Vergangenheit versucht,<br />

Live-Auftritte zu absolvieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt, und welche<br />

Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />

C: In Vergangenheit wurden wir oft direkt von Veranstaltern und Clubs<br />

angefragt, aber die aktuelle Marktsituation macht es für kleine bis mittelgroße<br />

Bands wie uns recht schwer, regelmäßig zu einem fairen Deal gebucht zu<br />

werden. Das war einer der Gründe für uns, hier mitzumachen. Aktuell sind<br />

wir vor allem mit dem EXT!ZE DJ Team unterwegs, um in Clubs aufzulegen<br />

und die Tanzflächen zu rocken. (grinst)<br />

Asp: Durch soziale Netzwerke und Onlineplattformen scheint es immer<br />

leichter zu sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu präsentieren.<br />

Wie siehst du das – wie leicht oder schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />

C: Es ist vor allem eine Frage der Zeit, die man in seine virtuelle Präsenz steckt.<br />

Wenn man am Tag fünf Stunden in Kontaktpflege und Onlineaktivitäten<br />

steckt, würde man sicher der Masse an anderen Bands eine Nasenlänge<br />

voraus sein. Wir versuchen da einen gesunden Mittelweg zu finden.<br />

Asp: War es schwer, die alten EXT!ZE-Fans an den „ernsteren“ Sound und<br />

Attitüde zu gewöhnen?<br />

C: Wir haben nicht versucht, sie umzuerziehen; jeder, der bereit war, seinen<br />

musikalischen Horizont zu erweitern, konnte die Reise mit uns weitergehen<br />

und wird unseren neuen Stil noch viel mehr feiern als zuvor. Sicher hat sich<br />

so auch der ein oder andere Fan von uns abgewandt, aber wir haben so doch<br />

viele neue Leute für unsere Musik begeistern können.<br />

Asp: Ihr wart ja früher bei einem Label unter Vertrag, nämlich bei Trisol,<br />

die diesen Wettbewerb mitorganisieren. Wieso habt ihr euch getrennt, und<br />

wie hat das euer Arbeiten als Band beeinflusst?<br />

C: In der aktuellen Musikmarktlage rechnet sich eine kleinere Band wie<br />

EXT!ZE für ein Label wie Trisol einfach nicht. Mit größeren Bands, wie zum<br />

Beispiel euch, kann ein Label gesund wirtschaften. Es war eine wunderbare<br />

Zeit bei Trisol, die uns wirklich nach vorne gebracht hat. Jetzt machen wir<br />

viel selber, arbeiten aber auch mit dem neuen und wilden Label Future Fame<br />

zusammen.<br />

Asp: Ich verrate dir was: im Kleinen wie im Großen... äh... Mittleren:<br />

Ungesund wirtschaften lässt sich auch bei und mit uns. (lacht) Was würdest<br />

du dir wünschen, als Künstler erreichen zu können?<br />

C: Wie schon Kissin’ Dynamite sagten: Money, Sex & Power.<br />

Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne für EXT!ZE?<br />

C: Das neue Album fertig produzieren, mehr live spielen und: siehe oben.<br />

www.extize.com<br />

Line-Up:<br />

Cyb3rella – Gesang<br />

Jan Dysfunction – Keyboard, Gitarre<br />

DJ Barus – Live-Mixing<br />

18 - <strong>Orkus</strong>!


Asp: Hallo Nic und Seb. Wenn ihr die Musik<br />

von Spielbann in einem Satz beschreiben sollt, wie<br />

würdet ihr das machen?<br />

Nic: Spielbann umarmt Dich erst mit Poesie und<br />

harmonischen Klängen, um Dich dann aus Liebe in<br />

den kalten Keller einzuschließen.<br />

Asp: Das ist ja wie bei mir privat! Harrharr.<br />

Mensch, Spielbann gibt es schon seit 2000, und ihr<br />

habt euch bereits einen Namen gemacht, trotzdem<br />

würde ich mich freuen, wenn ihr folgenden Satz<br />

vervollständigen würdet: Spielbann könnte etwas<br />

sein für Fans von...<br />

Seb: ... Psycho Gothic Rock und finsteren<br />

Schauergeschichten in deutscher Sprache.<br />

Asp: Sicher habt ihr mit eurer Band in der<br />

Vergangenheit versucht, Live-Auftritte zu absolvieren<br />

und organisieren? Wie habt ihr das bewerkstelligt,<br />

und welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?<br />

S: Teils haben wir uns für Gigs und Festivals<br />

beworben, teils wurden wir angefragt. Dabei haben<br />

wir die verschiedensten Erfahrungen gemacht.<br />

Manchmal ist es wirklich harte Arbeit, irgendwo<br />

spielen zu können, und manch andere Male wirst du<br />

mit Kusshand eingeladen. Das kommt eben darauf<br />

an, ob ein Organisator schon einmal etwas von dir<br />

gehört hat oder nicht. So verhält es sich auch mit<br />

den Spielzeiten auf einem Festival: Um wie viel Uhr<br />

und wie lange du spielen darfst, hängt davon ab, wie<br />

dich der Veranstalter einstuft.<br />

N: Live zu spielen, macht uns riesigen Spaß! Und<br />

der direkte Kontakt mit unserem Publikum ist uns<br />

wirklich wichtig. Wir haben richtig treue Fans,<br />

die uns schon viele Jahre begleiten, und lernen da<br />

draußen immer wieder neue interessante Menschen<br />

kennen. Wir brauchen das einfach.<br />

Asp: Durch soziale Netzwerke und<br />

Onlineplattformen scheint es immer leichter zu<br />

sein, sich und seine Musik anderen Menschen zu<br />

präsentieren. Wie seht ihr das – wie leicht oder<br />

schwer ist es, aus der Masse herauszuragen?<br />

S: Die Zeiten von Schaufenstercommunitys wie<br />

Myspace, wo wir als Künstler einfach unsere Songs<br />

präsentiert haben, sind für uns vorbei. Der soziale<br />

Aspekt steht für uns online vorne, der Kontakt mit<br />

den Fans. Gerade bei Facebook versuchen wir uns<br />

schon durch Kommunikation und gute Aktionen<br />

von anderen Bands abzusetzen und im Gespräch zu<br />

bleiben. Neue Fans gewinnen wir aber hauptsächlich<br />

bei Konzerten, wo wir auch alle auffordern, sich mit<br />

uns zu vernetzen. Unsere klassische Homepage gibt<br />

es natürlich auch noch, für Detailinfos. Ohne die<br />

digitalen Plattformen wäre es also sicher deutlich<br />

schwerer, eine Fanbase zu halten.<br />

N: „Präsenz zeigen“, „up to date sein“ und<br />

„Kreativität“ sind wohl die Zauberwörter dafür.<br />

Manchmal ist es auch ein kleiner Wettlauf gegen die<br />

Zeit. Ich glaube, dass es wichtig ist, irgendwie eine<br />

Nähe herzustellen, was dich für deine Interessenten<br />

greifbar und nahbar macht. Aber das ist auch einer<br />

der Reize an der Öffentlichkeitsarbeit online.<br />

Asp: Ein interessanter Ansatz. Wie erwähnt, gibt es<br />

Spielbann bereits ganz schön lange. Dazu wirklich<br />

ernst gemeinte Glückwünsche! Ich weiß genau, was<br />

es bedeutet, so lange am Ball zu bleiben... Was hat<br />

euch bewogen, euch bei einem „Newcomer“contest<br />

zu bewerben, immerhin seid ihr ja sozusagen „alte<br />

Hasen“ im Geschäft?<br />

S: Danke schön! Ganz ehrlich? Wir wollten einfach<br />

mal gerne mit <strong>ASP</strong> „brennen“!<br />

N: Seit dem Debutalbum Seelenfänger gab es hin<br />

und wieder Veränderungen in der Bandbesetzung,<br />

was die Umsetzung der bereits zahlreich<br />

vorhandenen Ideen immer wieder etwas verändert<br />

beziehungsweise zeitweise sogar ins Stocken<br />

gebracht hat. Bekanntlich kann neue Dynamik in<br />

einer Gruppe die Kreativität fördern, sie kann aber<br />

auch Zeit in Anspruch nehmen. So machen wir<br />

das Beste daraus und machen einfach weiter! Es<br />

steckt so viel Herzblut in dieser Band, dass sich das<br />

immer gelohnt hat. Uns beim Mäzenatentumult zu<br />

bewerben, erschien uns daher auch als „alte Hasen“<br />

noch passend, da wir demnächst erst unser zweites<br />

Album auf den Markt bringen.<br />

Asp: Schwesterchen Frost wird das neue Album<br />

heißen. Wann kommt es, und was erwartet den<br />

geneigten Hörer?<br />

N: Das „Schwesterchen Frost“ wird uns ab dem 09.<br />

Oktober in Saarbrücken beim Mäzenatentumult<br />

begleiten. Dieses Datum erschien uns als<br />

Releasetermin in unserer Zeitplanung als sehr<br />

passend. Den geneigten Hörer erwartet ein Ausflug<br />

in die Abgründe der menschlichen Seele. Es wird<br />

von speziellen Facetten der Psyche, Neigungen<br />

und Abnormitäten erzählt, die einem eisig kalt die<br />

Nackenhärchen aufrichten.<br />

S: Das sind Abgründe, die sich auftun, wenn man<br />

von häuslicher Gewalt oder falsch verstandener<br />

Liebe hört, aber auch die dunklen Tiefen der eigenen<br />

Seele, in die man nicht so gern hinabsteigt und die<br />

manch skurrile und erschreckende Blüte treiben.<br />

Es ist fast eine Art Konzeptalbum. Das Ganze wird<br />

verpackt sein in Musik, die unter die Haut geht und<br />

zum Abrocken provoziert.<br />

Asp: Eine Frage, die mich speziell als Sänger sehr<br />

interessiert: Ihr teilt euch den Job am Mikrophon.<br />

Da will ich doch spontan wissen: Was macht der<br />

jeweils andere in der Zwischenzeit?<br />

N: Unsere Seelen schlüpfen jeweils in den Körper des<br />

anderen, und eigentlich hat immer derselbe Pause!<br />

Nein, ernsthaft... natürlich ist bei Gesangspause<br />

noch lange nicht Rockstopp! Außerdem singen wir<br />

sehr oft zweistimmig, sodass jeder genug zu tun<br />

hat. Oft sind die Gesangsparts auch so aufgeteilt,<br />

dass ein Dialog in der Story des Liedes umgesetzt<br />

werden kann. Das ist sehr praktisch, wenn zum<br />

Beispiel der Charakter der Geschichte mit seinem<br />

eigenen Gewissen debattiert, oder auch, um die<br />

verschiedenen Sichtweisen von Täter und Opfer zu<br />

beschreiben.<br />

S: Diese Frage haben wir uns früher im Proberaum<br />

schon gestellt. Auf der Bühne hat sich das Problem<br />

aber noch nie wirklich bestätigt, denn wenn der<br />

eine singt, tanzt der andere mit, wird angesungen<br />

oder animiert das Publikum – eigentlich gibt es<br />

also immer was zu tun. Und dabei lässt man seinen<br />

Gefühlen einfach freien Lauf.<br />

Asp: Ihr habt wirklich bereits mit vielen anderen<br />

Bands die Bühne geteilt, unter anderem Schelmish<br />

und Fiddler’s Green. Was war die verrückteste<br />

Erfahrung, die ihr als Support bisher gemacht habt?<br />

S: Für mich war das sicher unser Auftritt auf einer<br />

Star Wars/Star Trek/Mittelalter-Convention. Was für<br />

eine Mischung... Vor der Bühne stand eine Gruppe<br />

grölender und schunkelnder Sturmtruppler, und<br />

nach dem Konzert stürmte eine Conan-Kopie mit<br />

Lendenschurz die Bühne und versuchte unsere<br />

Sängerin zu entführen. Das Beste war aber der<br />

Act vor uns: Klingolaus! Ein Mann, verkleidet als<br />

Klingone, verkleidet als Nikolaus, der auf Star Trek<br />

umgedichtete Weihnachtslieder sang – im Sommer!<br />

Das konnte bislang kein anderer Auftritt toppen.<br />

Asp: Kahless the red-nosed Targ??? Spaß beiseite...<br />

Was würdet ihr euch wünschen, als Künstler<br />

erreichen zu können?<br />

S: Die Musik, die wir machen, drückt für uns ein<br />

bestimmtes Lebensgefühl aus, das uns sehr wichtig<br />

ist. Wir wollen dieses Gefühl mit anderen Menschen<br />

teilen, sie zum Nachdenken anregen, sie bewegen<br />

und so einen lauten Schrei in die Welt raushauen.<br />

Wir wollen als Band noch viel erleben und Konzerte<br />

in vielen Städten und Ländern spielen.<br />

Asp: Was sind die nächsten konkreten Pläne, neben<br />

dem neuen Album, für Spielbann?<br />

N: Ganz konkret sind wir zurzeit auf Labelsuche.<br />

Wir haben das Ziel, die Anzahl unserer Gigs zu<br />

erhöhen und das Marketing stark zu verbessern.<br />

Eine neue Homepage ist auch schon in der Mache.<br />

Zudem wollen wir gerne noch öfter auf Festivals<br />

und Konzerten spielen. Letztendlich gibt es noch<br />

jede Menge schön-schauriger Texte und Melodien<br />

in unserem dunklen Keller, die nur darauf warten,<br />

herausgelassen zu werden!<br />

www.facebook.com/Spielbann<br />

Line-Up:<br />

Seb – Gesang<br />

Nic – Gesang<br />

Eddie – Gitarre, Programmierung, Gesang<br />

Spyke – Bass, Programmierung<br />

Pietro – Schlagzeug, Percussion, Loops<br />

<strong>Orkus</strong>! - 19


„Eine Süße und Schwere,<br />

in die man sich gern hineinbegibt,<br />

die etwas Heilendes hat.“<br />

Masken. Tragen nicht viele von uns sie viel zu oft? Bequem sind sie meist, denn sie können verstärken, verzerren, verbergen,<br />

schützen, befreien... aber auch zur Belastung, zum Gefängnis werden.<br />

Ende Mai 2013. Asp kommt zusammen mit Alex Storm vom Label Trisol bei uns daheim zu Besuch. Die Arbeiten zum zweiten<br />

Teil des Fremder-Zyklus sind in vollem Gange. MASKENHAFT heißt die Fortsetzung von fremd, die nicht nur viele neue Songs<br />

enthalten, sondern auch in opulenter Ausstattung erscheinen wird. Natürlich sind wir schon genauso gespannt wie Du, mehr<br />

darüber zu erfahren.<br />

Der vereinbarte Zeitpunkt für das Treffen rückt näher, und mit jeder Minute steigt unsere Aufregung. Was wird uns erwarten?<br />

Es klingelt! Asp und Alex sind immer sehr freundlich, ungezwungen, herzlich. Auch dieses Mal wieder. Ein erster Smalltalk,<br />

der die Nervosität ein wenig eindämmt.<br />

Vieles möchten wir über das uns noch gänzlich unbekannte Album wissen. Doch unsere Fragen haben Zeit. Erst einmal stärken<br />

wir uns: mit Salat, einem Nudelgericht, zum süßen Abschluss dann Heidelbeer-Mandel-Tarte und Kaffee.<br />

Schließlich packt Asp eine CD aus, und wir dürfen uns gemeinsam mit unseren beiden Gästen tatsächlich das gesamte neue<br />

Album komplett anhören. Demoversionen sind es, mehr ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig. Trotzdem ist bereits dieser<br />

erste Eindruck überwältigend. Die Lieder in ihrer steten Abfolge ziehen uns in die Geschichte, in die Musik hinein, weben ein<br />

dichtes, aber mit weicher, süßer Watte gepolstertes Netz um unsere Gefühlswelt, in das wir uns nur zu bereitwillig hineinsinken<br />

lassen. Die letzten Töne verklingen. Wir alle lassen das Erlebnis nachwirken, hängen noch einige Augenblicke unseren Gedanken<br />

nach. Dann beginnt Asp zu erzählen.<br />

Asp: Ich habe das Album selbst auch erst zwei oder drei Mal am<br />

Stück durchgehört. Ich freue mich aber jetzt schon darüber, dass<br />

mir etwas gelungen ist, was ich mir für das Album gewünscht und<br />

ganz fest vorgenommen hatte: dass es so klingt, als wäre es eine<br />

große Gesamtheit. Alle Lieder fügen sich aneinander, keines bricht<br />

komplett aus. Natürlich gibt es Ups und Downs, und die Musik<br />

ist sehr verschieden. Trotzdem ist alles fließend. Eine musikalische<br />

Erzählung, die man gern am Stück hören möchte. Ich selbst stehe<br />

vor dem Ergebnis und habe das Gefühl der Ergriffenheit, obwohl<br />

ich ja alles kenne und gesehen habe, wie es großwird und aufwächst.<br />

Die Platte klingt ein wenig anders als die anderen <strong>ASP</strong>-Platten, weil<br />

eine große Melancholie in ihr steckt, die jedoch nicht so plakativ wie<br />

auf dem letzten Album ist, sondern eher eine Süße und Schwere hat,<br />

in die man sich auch gern hineinbegibt, die etwas Heilendes hat.<br />

Ich denke, wenn ich dieses Gefühl bereits für mich selbst erreicht<br />

habe, habe ich als Künstler schon mal eine große Aufgabe erfüllt.<br />

Natürlich ist das jetzt vor allem für mich auch überwältigend, weil<br />

ich das Gesamtwerk zum ersten Mal auf einer Stereoanlage höre.<br />

Ich mag mir gar nicht ausmalen, was es auslöst, wenn die Lieder<br />

fertig bearbeitet sind, alles zurechtgerückt ist. Aber damit habe ich<br />

erst einmal genug gesagt, du hast ja sicher Fragen.<br />

<strong>Orkus</strong>: Ja, aber du hast recht: Man beginnt das Album zu hören,<br />

und die Musik nimmt einen nach und nach in sich auf. Man wächst<br />

emotional in dieses Werk hinein, sodass eine Symbiose zwischen den<br />

Liedern und eigenen Gefühlen zu entstehen scheint.<br />

Asp: Ich glaube, es ist ganz gut gelungen, dass man bei den<br />

ersten zwei, drei Stücken das Gefühl hat, eine typische <strong>ASP</strong>-<br />

Veröffentlichung vor sich zu haben, vieles zu erkennen. Dann<br />

entfernt sich die Charakteristik aber ein Stück weit, und man wird<br />

sanft auf den neuen Pfad geführt. Ich habe gezielt versucht, das so<br />

zu erreichen. MASKENHAFT habe ich komplett anders erarbeitet<br />

als alle vorherigen <strong>ASP</strong>-Alben und bin nun bei jedem Stück, das<br />

funktioniert hat, froh, weil viele Ansätze auch für mich Neuland<br />

waren.<br />

O: Was meinst du damit konkret?<br />

Asp: Zuerst einmal habe ich mir ganz langsam darüber klar zu<br />

werden versucht, was für ein Album ich als Fan von Musik gern von<br />

mir, dem Künstler, geschrieben haben möchte. Dann habe ich es<br />

mir zur Aufgabe gemacht, mich auf das Schreiben von Geschichten<br />

zu konzentrieren. Es sollte eine Verflechtung entstehen, die das<br />

Album zu einer Ansammlung von elf Kurzgeschichten werden<br />

lässt, die man aber auch einzeln hören kann, wenn man das<br />

möchte. Alle diese Geschichten müssen mehrere Ebenen erfüllen.<br />

Zum einen sollte jede von ihnen eine kleine Gothic Novel sein,<br />

ein kleiner Minischauerroman, der allein erzählt funktioniert. Die<br />

einzelnen Teile sollten aber auch langsam zu einer großen Geschichte<br />

zusammenwachsen, wenn man sie mehrmals hört. Deswegen habe<br />

ich dieses Mal die Storys wirklich chronologisch angelegt. Das heißt,<br />

ich habe den ersten Song auf dem Album auch als Ersten geschrieben,<br />

den zweiten als Nächsten und so weiter. Von dieser Vorgehensweise<br />

bin ich nur an zwei Stellen abgewichen: Das letzte Lied musste ich<br />

in seiner Entstehung etwas vorziehen, weil ich wissen musste, wo<br />

ich ende, um darauf hinarbeiten zu können. Außerdem habe ich<br />

mir im Mittelteil die Freiheit gelassen, einen Track nachträglich<br />

zu ergänzen, um den Gesamteindruck abzurunden. Diese Art der<br />

chronologischen Erzählung habe ich bis dahin noch nie umgesetzt,<br />

es war immer eher kaleidoskopartig und mit Rückblenden versehen.<br />

Auch bei den Texten habe ich dieses Mal ganz bewusst etwas anders<br />

<strong>Orkus</strong>! - 21


„Vielleicht die melancholischste <strong>ASP</strong>-Platte bisher...“<br />

gearbeitet. Viele Leute, das ist jedenfalls mein Eindruck, erkennen<br />

schöne Lyrik nur, wenn sie rhythmisch klar strukturiert ist. Ich<br />

selbst liebe das auch sehr, habe aber festgestellt, dass man aus der<br />

strengen Metrik auch mal ausbrechen können muss, wenn ein<br />

Song das verlangt. Natürlich liest sich das dann komplizierter,<br />

wenn man es als reines Gedicht vor sich hat, aber manches Lied<br />

benötigt eine andere Sprachrhythmik. Und während ich früher<br />

viele Ideen einem Gedicht untergeordnet und die Melodien<br />

danach entwickelt habe, entstanden für MASKENHAFT einige<br />

Gesangsmelodien so, wie sie mir gefielen, ohne dass ich zu<br />

diesem Zeitpunkt eine Vorstellung davon hatte, wie der Text<br />

genau aussehen soll. Es beinhaltet für mich eine große Schönheit,<br />

mit <strong>ASP</strong> so lange Texte vertonen zu dürfen, wie man das von<br />

mir kennt. Doch ich habe das Gefühl gehabt, dass ich auch mal<br />

etwas mehr Luft lassen muss, damit die Texte die Songs nicht<br />

erdrücken. Deshalb habe ich nun versucht, bei jedem Lied einen<br />

Moment zu schaffen, der schon groß und schön ist, bevor alles<br />

dazukommt, einfach eine Melodie, die den Rest trägt. Das waren<br />

auch für mich neue, tolle Erfahrungen, die den Songs trotz ihrer<br />

Textlastigkeit lichte Momente geben. Es entsteht das Gefühl<br />

einer großen Leichtigkeit, obwohl das textlich überhaupt nicht<br />

stimmt, wenn man diese ohne Musik liest. Es steckt eine große<br />

Wehmut dahinter, die aber nicht erdrückt. Vielleicht ist es die<br />

melancholischste <strong>ASP</strong>-Platte bisher, allerdings mit den wenigsten<br />

Amplituden.<br />

O: Es gibt nicht den einen Vorzeigehit. Es ist sicherlich<br />

schwieriger als auf den anderen Alben, mal ein Stück einfach<br />

herauszunehmen.<br />

Asp: Ich glaube, dass man die Stücke nachher tatsächlich auch<br />

gut allein hören kann, aber ich hoffe, dass die Sehnsucht danach<br />

nicht so groß ist.<br />

O: Was hat dich veranlasst, dir diese CD anders zu erarbeiten als<br />

die vorherigen? Meintest du, mit dem bisherigen Ansatz nicht<br />

mehr weiterzukommen? Oder hattest du die Befürchtung, dich<br />

dann zu wiederholen?<br />

Asp: Die Angst, zu wiederholen, ist bei mir tatsächlich immer<br />

da. Aber ich glaube, man muss da ein wenig loslassen. Ich bin,<br />

wer ich bin, und schreibe deswegen Lieder, wie ich sie schreibe.<br />

Es gibt eben auch manche Sachen, die wir bei <strong>ASP</strong> nicht machen<br />

können, da sich unserer Art von Texten vieles unterordnen muss.<br />

Es ist jedoch nicht so, dass ich mit unseren letzten Scheiben<br />

unzufrieden war. Ich habe aber einen anderen Ansatz gewählt,<br />

weil ich in der Gesamtgeschichte jetzt mal konkreter werden<br />

muss. Ich kann nicht immer nur andeuten, sondern muss nun<br />

zumindest den Versuch einer Auflösung starten. Sonst wird der<br />

Fremder-Zyklus wahrscheinlich 20 CDs lang, und da weiß ich<br />

zum einen nicht, ob ich das erlebe, zum anderen, ob ich das<br />

überhaupt machen möchte. Also musste ich das Gefühl auf<br />

der Platte so erarbeiten, wie es jetzt ist. Es gibt schließlich den<br />

einzelnen Song, der funktionieren muss, dann das Album, das<br />

funktionieren muss, und dann natürlich den ganzen Zyklus.<br />

Wenn man sich mal hinsetzen würde, um den am Stück zu<br />

hören, muss zwischen fremd und MASKENHAFT ein Weg<br />

zurückgelegt sein. Nicht nur der, dass man versucht, sich zu<br />

verbessern und künstlerisch anders auszudrücken, sondern vor<br />

allem innerhalb der Erzählung. Eine Herausforderung, der ich<br />

dabei aktiv begegnet bin, ist die Länge der Texte, denn man lässt<br />

sich sonst beim Schreiben und Komponieren von der eigenen<br />

Arbeit mitreißen. Man mag das zwar bezweifeln, wenn man auch<br />

dieses Mal wieder die schiere Länge der Songs anschaut, aber ich<br />

habe noch nie so viel gekürzt wie für dieses Album. Manchmal<br />

ist es wohl doch so, dass in der Kürze die Würze liegt und man<br />

nicht eine Sache auf drei verschiedene Arten sagen muss, damit<br />

sie jemand verstanden hat. Ich bin jemand, der, wenn er sich ein<br />

Reimschema ausgedacht hat und darauf ein Gedicht aufbaut, ein<br />

Jahr lang daran herumschreiben kann. Weil es mich glücklich<br />

macht, Worte zu finden und einen Reim dazu. Sprache unter<br />

Kontrolle zu bringen, ist wie Zauberei für mich. Und da muss<br />

man wirklich aufpassen, sich von diesem Machtgefühl nicht<br />

treiben zu lassen und ein Gedicht zu schreiben, das 70 Zeilen lang<br />

ist, obwohl man das auch in drei Strophen hätte sagen können.<br />

O: Heißt das, wenn du das fertige Album hörst, bist du eigentlich<br />

froh, dass du die Teile, die nicht mehr drin sind, gekürzt hast?<br />

Oder tut es dir um die entfallenen Textzeilen doch noch leid?<br />

Asp: Es tut mir immer leid, wenn ich die Sachen gut fand.<br />

Wenn ich die Sachen aber sehr gut finde, dann versuche ich sie<br />

musikalisch auch umzusetzen. Manchmal reicht es ja, wenn man<br />

sie aufschreibt. Dann sind sie nicht verloren, und irgendwann<br />

wird es vielleicht einen zweiten Teil von meinem Textebuch<br />

geben.<br />

O: Wurdest du bei der Titelwahl und teils auch bei den Lyrics<br />

– beispielhaft sei Die Kreatur mit der stählernen Maske genannt –<br />

von anderen Kunstwerken inspiriert, die mit diesem Thema oder<br />

dem Wort „Maske“ spielen? Mir fällt da stark Der Mann mit der<br />

eisernen Maske von Alexandre Dumas ein.<br />

Asp: Das ist absichtlich so gewählt und absichtlich so variiert.<br />

Das von dir angesprochene Lied Die Kreatur mit der stählernen<br />

Maske wäre fast eine eigene Platte in der Platte geworden, mit<br />

ganz vielen Teilen, in denen ich das noch erzählen wollte und<br />

dieses, und jenes auch noch. Irgendwann habe ich alles zur Seite<br />

gelegt und mir gesagt, dass ich dem Thema jetzt einen Titel gebe,<br />

bei dem jeder, der schon einmal bestimmte Literatur gelesen oder<br />

die Verfilmung gesehen hat, gleich die entsprechende Assoziation<br />

bekommt, und ich das meiste nicht mehr erklären muss. Jeder,<br />

der Buch oder Film kennt, weiß um die Art der Geschichte,<br />

in welcher Welt sie spielt, in welchem Setting das gemacht ist.<br />

Natürlich ist das auch ein wenig frech, denn damit bediene ich<br />

mich einer Welt, die ich vorausschicke und nur noch sage, was<br />

ich dazu beizutragen habe. Doch es hat mir eine Menge unnützen<br />

Songmaterials gespart.<br />

O: Assoziationen, Bilder im Kopf, das bringt mich zum Untertitel<br />

von MASKENHAFT: Ein Versinken in elf Bildern. Warum nicht<br />

Ein Versinken in elf Liedern?<br />

Asp: Das Bild vom Bild, wie man sich selbst in etwas versinken<br />

lässt, hat für mich etwas wie in einer Ausstellung. Ich hatte dieses<br />

Mal stark das Bild vor meinen Augen, dass man einen Gang<br />

entlangläuft und so den einzelnen Songs begegnet. Vor jedem<br />

bleibt man stehen, hört und schaut ihn sich an und lässt sich<br />

hineinziehen. Und natürlich ist es nicht nur das Versinken in den<br />

Bildern, sondern auch das Versinken der Hauptfigur. Die Themen<br />

haben viel mit Reise und Aufbrechen zu tun, und die Figur<br />

verstrickt sich am Ende immer mehr darin, versinkt in dieser<br />

Queste. Es ist die Idee, dass man eigentlich nur den Soundtrack<br />

zur Assoziation des Hörers liefert, präventiv sozusagen. Ich mache<br />

die Musik zu der Vorstellung, die Du dazu entwickelst. Damit<br />

stellt man letztendlich nur etwas her und macht es konsumierbar,<br />

wenn jemand da ist, der das zu einem Ganzen zusammenfügt,<br />

mit seiner Vorstellungswelt und unserer Musik.<br />

O: Für die „Ultimate Edition“ des Albums hat Kai Meyer ein<br />

Vorwort geschrieben. Wo ist die künstlerische und menschliche<br />

Verbindung zwischen Kai und Asp, sodass ein Vorwort von Kai<br />

passend zu deinem neuen Werk erschien?<br />

Asp: Was uns ganz klar verbindet, ist unsere Leidenschaft für<br />

die Phantastik. Seine Romane sind für mich immer willkommene<br />

Abenteuer zwischendurch, wobei das nicht abwertend klingen<br />

soll. Wenn ich mich mal echt entspannen will, dann lese ich Kai<br />

Meyer, weil es sich immer so federleicht liest. Das heißt nicht,<br />

dass es trivial ist, sondern er kann einfach so zackig erzählen, dass<br />

22 - <strong>Orkus</strong>!


„Sprache unter Kontrolle zu bringen,<br />

ist wie Zauberei für mich.“<br />

man vollkommen mitgerissen wird. Im Grunde schreibt er<br />

so phantastische Bücher, wie Fantasy-Blockbuster im Kino<br />

sein müssten. Das mochte ich immer gern und habe ihn<br />

deswegen vor vielen Jahren mal angeschrieben. Ich hatte die<br />

merkwürdige Angewohnheit, Leute anzuschreiben, wenn<br />

ich ein neues Album fertig hatte, und ihnen ein Exemplar<br />

davon zu überreichen, als kleines Dankeschön, dass ich<br />

ihre Kunst auch genießen durfte. Kai war jemand, der sich<br />

daraufhin zurückgemeldet hat. So kamen wir ins Gespräch<br />

und stellten schnell fest, dass wir viele, viele Vorlieben teilen,<br />

was Literatur, Filme und so weiter angeht. Mittlerweile<br />

plaudern wir häufiger mal. Daraus entstand der Wunsch, ihn<br />

dazu einzuladen, etwas über MASKENHAFT zu schreiben.<br />

Kai hat eingewilligt und hat in dem Vorwort auch etwas<br />

allgemein zu dem Thema „Masken“ erörtert.<br />

O: Ich finde das Vorwort sehr gut. Kai hat die Komplexität<br />

und Widersprüchlichkeit von Masken gut zur Sprache<br />

gebracht. Er zitiert dabei auch aus einem deiner neuen<br />

Texte, mit dem Ausschnitt „Manchmal wach’ ich auf, von<br />

großer Angst erfasst, dass hinter dieser Maske mein Gesicht<br />

verschwindet...“, und bezieht diese Zeilen auf dich, den<br />

Menschen Asp. Warum hast du diese Angst? Weil du so sehr<br />

in und mit deiner Musik, deinen Texten lebst?<br />

Asp: Gut ist, dass er auch noch angeführt hat, dass es<br />

der Mensch ist, der sich so fühlen könnte, und dass es am<br />

Ende aber ein Spiegel im Spiegel im Spiegel ist. Das finde<br />

ich wichtig, in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen.<br />

Ich will jetzt nicht so tun, als wäre ich ein unglaublich<br />

vielschichtiger Mensch. Das bin ich viel weniger, als die<br />

meisten Leute denken. Aber es ist nicht so, dass es nur die<br />

Kunstfigur gibt und die als meine Maske dient, sondern<br />

man trägt dann noch einmal eine Maske, als Person selbst,<br />

bevor man in die andere Maske schlüpft, die wieder in eine<br />

Maske schlüpft – und das kann dann so vieles sein. Den<br />

Text, aus dem Kai da zitiert hat, hat ja beispielsweise die<br />

Kunstfigur ersonnen. Das versuche ich immer so zu halten.<br />

Dass es zuerst diese Figur ist, die schreibt, und es auch da<br />

noch einmal eine Maske gibt. Aber natürlich steckt auch viel<br />

drin von der Angst, <strong>ASP</strong> zu sein. Es ist ja nicht immer nur<br />

angenehm, „Rockstar“ zu sein, derjenige, der sich tagtäglich<br />

den Allerwertesten dafür aufreißt, dass man eine Band<br />

haben kann. Im Gegenteil, das ist oft sehr aufreibend, und<br />

manchmal hat man das Gefühl, weder das eine noch das<br />

andere sein zu wollen, sondern Kunstfigur und die Person<br />

Asp beide zu Hause auf dem Sofa sitzen lassen zu wollen<br />

und einkaufen zu gehen oder in den Park. Das ist aber<br />

etwas, das wir alle haben, denke ich. Dieses Maskentragen<br />

ist viel allgegenwärtiger, als man sich das bewusst macht.<br />

Und manchmal bin ich tatsächlich schon auch verzweifelt,<br />

wenn ich frage, was denn nun der Kern ist, das Wesen einer<br />

Person, einer Sache? Denn auch Dinge können maskiert<br />

sein. Ich bin ein Mensch, der ständig reflektiert, ständig<br />

über sich nachdenkt, ständig versucht, seinen Platz in der<br />

Welt zu finden, und zwar so stark, dass ich manchmal das<br />

Gefühl habe, dass genau das mich aber davon abhält, das<br />

zu finden, was ich suche. Weil allein das Nachdenken schon<br />

eine Maskierung ist. Das ist das Schwierige, dieses ständige<br />

Sichverlieren in etwas. Und am Ende kommt man zurück,<br />

kann die Maske endlich ablegen und sieht, da ist gar nichts<br />

mehr darunter.<br />

O: Es finden sich im Booklet der „Ultimate Edition“<br />

zusätzlich zu den reinen Songlyrics weitere Gedichte,<br />

Texte von dir abgedruckt. Sind diese alle direkt mit<br />

MASKENHAFT entstanden und stehen mit den Texten<br />

der Lieder in Zusammenhang, oder sind sie teilweise auch<br />

losgelöst davon?<br />

Asp: Die Texte habe ich tatsächlich alle ausschließlich<br />

und ganz speziell für dieses Album geschrieben. Das sind<br />

einige, bei denen für die Verwendung im Lied Strophen<br />

herausgefallen sind, die ich nun noch einmal in ihrer<br />

Gesamtheit zeigen wollte. Das sind teilweise auch Gedichte,<br />

die ich nur als solche gesehen habe und für die ich auch<br />

keine spätere Vertonung anstrebe. Damit habe ich noch<br />

eine weitere Ebene öffnen können, einige Dinge erläutern<br />

können, die für die Songs zu umfangreich geworden wären.<br />

Das hat mir viel Spaß gemacht, ich hätte gern doppelt so viel<br />

geschrieben, aber irgendwann ist natürlich der Abgabetermin<br />

heran.<br />

O: Wie bist du auf die Idee mit dem Kalender gekommen?<br />

Er passt ja nun mit seiner Laufzeit nicht ganz in das Konzept<br />

der „elf Bilder“.<br />

Asp: Stimmt, da gibt es 17 Bilder. Aber es ist auch gut, dass<br />

es sich nicht überschneidet. Den Kalender haben wir zum<br />

einen deshalb gemacht, weil es noch nie einen <strong>ASP</strong>-Kalender<br />

gab. Und wenn wir zu dem Album schon so einen Aufwand<br />

betrieben haben mit den Zeichnungen, den Gemälden, den<br />

Photos, dann wäre es doch schade, wenn das Ergebnis nur<br />

in den Schränken steht. Timo Wuerz, der für das gesamte<br />

Artwork zuständig war, hat insgesamt über 400 Zeichnungen<br />

angefertigt für unsere optische Umsetzung des Albums. Wir<br />

fanden die Idee gut, sich davon etwas an die Wand hängen<br />

zu können. Zuerst haben wir über ein Poster nachgedacht,<br />

fanden das aber nicht ausreichend. Die nächste Überlegung<br />

ging in Richtung mehrerer Poster. Dabei kam uns die<br />

Erkenntnis, dass man dann auch gleich einen Kalender<br />

machen kann. Und da wir unseren Fans immer mehr als<br />

andere anbieten möchten, sollte der Kalender mehr als zwölf<br />

Monate haben. Weil wir die Zeit selbst nicht vergrößern<br />

können, haben wir uns entschieden, den Kalender für den<br />

Zeitraum vom Erscheinen des Albums im August bis zum<br />

Ende des darauffolgenden Jahres aufzulegen.<br />

O: Dann liegt es jetzt nur noch an Trisol, gesellschaftlich das<br />

„<strong>ASP</strong>-Jahr“ durchzusetzen – mit 17 Monaten.<br />

Asp: Aber nur, wenn ich den Extramonaten dann auch<br />

spezielle Namen geben darf!<br />

O: Dann hast du auch mehr Zeit, wenn du nach Forderung<br />

des Labels beispielsweise innerhalb von zwei Jahren das<br />

nächste Album fertig haben musst... (Gelächter) Jetzt gibt<br />

es das neue Werk in der RELIEF- und in der PLAKAT-<br />

Abmischung. Vielleicht kannst du das noch ein wenig<br />

erläutern und erzählen, warum ihr diese beiden Versionen so<br />

aufnehmen wolltet.<br />

Asp: Erst mal muss ich vorausschicken, dass ich immer sehr<br />

happy damit war, wie die <strong>ASP</strong>-Alben klingen. Es war ein<br />

guter Kompromiss zwischen Hörbarkeit im Club, zu Hause<br />

und unterwegs. Aber es hat mich immer schon gewurmt,<br />

dass man heutzutage an das tragbare MP3-Gerät denken<br />

muss, wenn man eine Platte mischt, und an die vielen,<br />

vielen Leute, die Musik nur noch an ihren Computern<br />

hören. Diese Hörer bedienen wir natürlich auch wieder,<br />

wie wir das bisher gemacht haben. Diese Abmischung heißt<br />

PLAKAT-Mischung, weil sie sehr plakativ ist. Aber einige<br />

Musikliebhaber kennen das vielleicht: Wenn man Werke<br />

hört von Künstlern, die schon vor der CD-Ära aufgenommen<br />

haben, klingen die am Rechner ziemlich merkwürdig, und<br />

<strong>Orkus</strong>! - 25


„Ich mache die Musik<br />

zu der Vorstellung,<br />

die Du entwickelst.“<br />

manches hört man gar nicht richtig, was man früher bei diesen<br />

Aufnahmen eigentlich gehört hatte. Es gab bei diesen Aufnahmen<br />

einfach einen größeren Dynamikbereich. Deshalb habe ich mir<br />

immer gewünscht, einmal eine solche Albumabmischung zu<br />

haben, die mehr Tiefe hat, bei der man mehr damit spielen kann,<br />

was eine Stereoanlage eigentlich zu leisten vermag. In meiner<br />

Unerfahrenheit in diesen Dingen dachte ich natürlich, dass man<br />

da Zeit und vielleicht auch etwas Geld sparen kann. Ein Album,<br />

zwei Abmischungen. Weit, weit gefehlt! Um das überhaupt<br />

realisieren zu können, mussten wir bestimmte Dinge völlig anders<br />

aufnehmen. Am Ende ist das fast unüberschaubar geworden.<br />

Doch jetzt sind wir völlig gespannt, wie unterschiedlich das<br />

tatsächlich klingen wird. Und wie die Leute das annehmen.<br />

Klar, wenn man im Radio oder am Rechner einen Song hören<br />

möchte, muss der Sound eine gewisse Plakativität haben, damit<br />

man die Grundinformationen wahrnimmt. Wir machen ja aber<br />

gar nicht solche Musik, sondern welche, die unglaublich viel zu<br />

entdecken gibt. Und das sollte man, wenn man möchte, auch<br />

hören dürfen. Dafür ist unsere RELIEF-Abmischung. Ich selbst<br />

möchte meine, unsere Musik übrigens auch zu Hause auf dem<br />

Plattenspieler hören können und sagen: „Wow, das finde ich toll.“<br />

Als ich das doppelte Konzept so vorgeschlagen habe, war natürlich<br />

gleichzeitig der Gedanke, wie man nur so eine Idee haben kann.<br />

Aber die Antwort ist eigentlich ganz einfach: ich liebe Musik!<br />

Der Nachmittag ist schon weit vorangeschritten. Asp möchte<br />

noch etwas von unserer Stadt sehen. Gemeinsam machen wir<br />

uns auf, bahnen uns, zum Glück unerkannt, den Weg durch<br />

die Touristenströme und zeigen Asp wenigstens einen Teil<br />

der historischen und architektonischen Schönheiten unseres<br />

Wohnortes.<br />

Auch dieser Teil des Tages verfliegt viel zu schnell, und schließlich<br />

ist es Zeit, sich zu verabschieden. Herzliche Umarmungen und ein<br />

letzter Austausch von Eindrücken zum Album. Dann steigen Asp<br />

und Alex ins Auto. Wenig später sehen wir nur dessen Rücklichter<br />

kleiner und kleiner werden und schließlich in der anbrechenden<br />

Nacht verschwinden.<br />

Natürlich stehen wir den Rest des Abends unter dem Eindruck<br />

dieses Besuches... und sind nun noch mehr gespannt auf<br />

das Erscheinen des neuen <strong>ASP</strong>-Werkes, das bereits in seiner<br />

Rohfassung unsere Augen und Ohren begeistert hat.<br />

www.aspswelten.de<br />

Axel Schön & Evelyn Schön<br />

Photos & Bildbearbeitung: Achim Webel<br />

Discographie (Alben):<br />

Hast Du mich vermisst? – Der Schwarze Schmetterling I (2000)<br />

:Duett – Der Schwarze Schmetterling II (2001)<br />

Weltunter – Der Schwarze Schmetterling III (2003)<br />

Aus der Tiefe – Der Schwarze Schmetterling IV (2005)<br />

Requiembryo – Der Schwarze Schmetterling V (2007)<br />

Zaubererbruder – Der Krabat-Liederzyklus (2008)<br />

AKOASMA – Horror Vacui Live (live, 2008)<br />

Von Zaubererbrüdern – Live & Unplugged (live, 2009)<br />

fremd – Fremder-Zyklus, Teil 1 (2011)<br />

MASKENHAFT – Ein Versinken in elf Bildern (2013)<br />

Line-Up:<br />

Asp – Gesang<br />

Sören Jordan – Gitarre<br />

Lutz Demmler – Gitarre, Live-Gesang<br />

Andreas „Tossi“ Gross – Bass, Live-Gesang<br />

Stefan Günther – Live-Schlagzeug<br />

26 - <strong>Orkus</strong>!


„Ich suche nach dem Gefühl, das keinen Namen hat.“<br />

Über Covenants Musik wurde schon viel gesprochen. Ihre aktuelle EP Last Dance dreht emsig ihre Runden, das kommende Album Leaving Babylon wird<br />

uns im September wieder in die unvergleichlichen Electro-Sphären der Schweden hüllen. Genau der richtige Zeitpunkt also, um innezuhalten und sich<br />

einmal mit den Menschen hinter den Klängen auseinanderzusetzen. <strong>Orkus</strong>! hat zusammen mit dem Label Dependent den Künstlern eine Reihe ganz<br />

persönlicher Fragen gestellt, die sie bestimmt noch nie beantwortet haben. Aber lies selbst...<br />

www.covenant.se<br />

Björn Springorum<br />

Photos: Silent-View<br />

Eskil Simonsson<br />

Welchen Beruf hast du ursprünglich erlernt? Übst du ihn neben Covenant<br />

noch aus?<br />

Ich habe einen Master in Physik und studiere gerade, um Gymnasiallehrer für<br />

Mathematik und Physik zu werden.<br />

Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />

Squarepusher mit seinem unglaublichen neuen Visual Performance-Set.<br />

Sucht mal bei YouTube nach Ufabulum.<br />

Welches ist dein liebstes Elektronik-Album?<br />

Das letzte neue, welches ich gehört habe. Warum? Weil es das ist, worum es<br />

bei elektronischer Musik geht. Wandel ist die einzige Konstante.<br />

Welches ist dein liebstes nicht elektronisches Album?<br />

Ich liebe Bachs sechs Cellosuiten. Ich habe mal in Köthen aufgelegt und<br />

besuchte das Schloss, in dem Bach sie komponiert hat.<br />

Welchen Song einer anderen Band wünschtest du, selbst geschrieben zu<br />

haben?<br />

Beethovens „Neunte“. Es muss unglaublich gewesen sein, sie zu komponieren<br />

– vor allem, weil er taub war. Wie es wohl ist, all diese Noten, Gefühle und<br />

Ausdrücke gleichzeitig im Kopf zu haben?<br />

Was würde dir am meisten fehlen, wenn du nicht mehr bei Covenant<br />

wärst?<br />

Die Reisen und die Kameradschaft! Ich liebe es, lokales Essen und andere<br />

Kulturen kennenzulernen. Mit Covenant haben wir bisher 40 Länder besucht.<br />

Und das lässt mich sehr dankbar sein.<br />

Weißt du, welche Augenfarben deine Bandkollegen haben?<br />

Das hängt vom Lichteinfall und meinem Betrachtungswinkel ab.<br />

Wo würdest du gern mal auftreten?<br />

Der Super Bowl würde bestimmt Spaß machen!<br />

(Eskil Simonsson)<br />

Gibt es einen Moment in deinem Leben, den du gern immer wieder<br />

erleben würdest?<br />

Ja, der Moment genau jetzt – und genau das tue ich. Wieder und wieder.<br />

Wonach suchst du?<br />

Ich suche nach dem Gefühl, das keinen Namen hat.<br />

Wovor fürchtest du dich?<br />

Ich fürchte die Angst.<br />

In wessen Körper würdest du gern für einen Tag schlüpfen?<br />

Ich bin sicher, dass der Teufel binnen eines Tages Krieg und Leid beenden und<br />

einige Politiker davon überzeugen könnte, den Treibhauseffekt zu reduzieren.<br />

Es ist schließlich auch in seinem Interesse, dass es hier auch in 200 Jahren<br />

noch Sünder gibt – und nicht nur einen unbewohnbaren Flecken Schlamm.<br />

Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />

Der letzte Song, den ich schrieb. Er ist der beste, den ich je geschrieben habe.<br />

Worüber regst du dich auf?<br />

Bringen die Nachrichten tatsächlich das, was uns allen wichtig ist?<br />

Was heitert dich auf?<br />

Ein Land oder ein Museum, das ich noch nicht besucht habe.<br />

28 - <strong>Orkus</strong>!


Joakim Montelius<br />

Welchen Beruf hast du ursprünglich erlernt? Übst du ihn<br />

neben Covenant noch aus?<br />

Ich habe Archäologie, Geschichte und Linguistik studiert, arbeite<br />

neben Covenant heute aber als Journalist, Autor und Übersetzer.<br />

Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />

Kürzlich sah ich das erste Covenant-Konzert als Zuschauer. Es<br />

war ein seltsames Gefühl, doch ich war extrem stolz auf sie.<br />

Welches ist dein liebstes Elektronik-Album?<br />

Kraftwerks Trans-Europe Express. Es ist makellos, einmalig,<br />

unfassbar schön und seiner Zeit weit voraus.<br />

Welches ist dein liebstes nicht elektronisches Album?<br />

The Velvet Underground & Nico. Zumindest im Moment. Es<br />

nimmt dich mit auf eine Reise. Und ist ebenso neu und einmalig<br />

wie Kraftwerk.<br />

Welchen Song einer anderen Band wünschtest du, selbst<br />

geschrieben zu haben?<br />

I Feel Love von Giorgio Moroder und Donna Summer. Er<br />

kombiniert Maschine und Seele auf so natürliche Weise.<br />

Was würde dir am meisten fehlen, wenn du nicht mehr bei<br />

Covenant wärst?<br />

Meine Freunde und die Magie, zu der wir manchmal in der Lage<br />

sind.<br />

Weißt du, welche Augenfarben deine Bandkollegen haben?<br />

Eskils sind ein helles Graublau, Daniel und Andreas haben blaue<br />

Augen. Stimmt das?<br />

Wo würdest du gern mal auftreten?<br />

Dazu bräuchte ich eine Zeitmaschine.<br />

Gibt es einen Moment in deinem Leben, den du gern immer<br />

wieder erleben würdest?<br />

Nein, ich möchte nur im Hier und Jetzt leben.<br />

Wonach suchst du?<br />

Nach Weisheit und Seelenfrieden. Doch die beiden vertragen<br />

sich nicht.<br />

Wovor fürchtest du dich?<br />

Wenn, dann vor Horrorfilmen.<br />

In wessen Körper würdest du gern für einen Tag schlüpfen?<br />

In jemandes, der zufrieden ist. Glücklich, ohne Angst, in Frieden<br />

mit der Welt. Wie sich das wohl anfühlt?<br />

Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />

Der Musik verdanke ich viele unglaubliche Momente. Als<br />

ich zum ersten Mal unser erstes Album in den Händen hielt,<br />

beispielsweise. Musik ist aber eher etwas Fortlaufendes, nichts,<br />

das an einem Ereignis festgemacht werden kann.<br />

Worüber regst du dich auf?<br />

Wenn schutzlose Menschen oder Tiere missbraucht werden, fällt<br />

es mir schwer, Ruhe zu bewahren.<br />

Was heitert dich auf?<br />

Eine Umarmung und das Gefühl, dass die Menschen, die mich<br />

lieben, Zeit für mich haben.<br />

Daniel Jonasson<br />

Welchen Beruf hast du ursprünglich<br />

erlernt? Übst du ihn neben Covenant noch<br />

aus?<br />

Ökonom und Projektmanager. Diese<br />

Fertigkeiten sind auch bei Covenant sehr<br />

nützlich.<br />

Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />

Hardfloor – ein TRIP in die Vergangenheit.<br />

Welches ist dein liebstes Elektronik-Album?<br />

Lassigue Bendthaus’ Matter.<br />

Welches ist dein liebstes nicht elektronisches<br />

Album?<br />

Alles von Prince and The Revolution. Sexy<br />

und überragendes Songwriting.<br />

Welchen Song einer anderen Band<br />

wünschtest du, selbst geschrieben zu haben?<br />

Die Interimsliebenden von Einstürzende<br />

Neubauten. Eine Hymne an Chaos und<br />

Liebe, wie nur diese Band sie schreiben kann.<br />

Was würde dir am meisten fehlen, wenn du<br />

nicht mehr bei Covenant wärst?<br />

Meine Freunde nicht mehr so häufig zu sehen<br />

und nicht mehr vor all diesen tollen Leuten<br />

aufzutreten.<br />

Weißt du, welche Augenfarben deine<br />

Bandkollegen haben?<br />

Braun, Blau und Graublau.<br />

Wo würdest du gern mal auftreten?<br />

Noch mal in São Paulo. Obwohl es ein kleiner<br />

Club war, war die Atmosphäre so dicht, dass<br />

man Stückchen herausschneiden und mit<br />

nach Hause nehmen konnte.<br />

Gibt es einen Moment in deinem Leben,<br />

den du gern immer wieder erleben würdest?<br />

I want more life, father!<br />

Wonach suchst du?<br />

Nach der Befriedigung meiner Neugier.<br />

Wovor fürchtest du dich?<br />

Gleichgültigkeit.<br />

In wessen Körper würdest du gern für einen<br />

Tag schlüpfen?<br />

In Krister Linders. Er ist so gut in dem, was<br />

er tut.<br />

Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />

Die letzte US-Tour.<br />

Worüber regst du dich auf?<br />

Sadismus, Ungerechtigkeit.<br />

Was heitert dich auf?<br />

Kreatives Feedback.<br />

Andreas Catjar<br />

Welchen Beruf hast du ursprünglich<br />

erlernt? Übst du ihn neben Covenant noch<br />

aus?<br />

Ich arbeite neben meiner Tätigkeit als Musiker<br />

und Produzent seit 15 Jahren als Komponist<br />

für Theater und zeitgenössische Kunst.<br />

Welches Konzert hast du zuletzt besucht?<br />

Swans in Malmö. Laut und wundervoll.<br />

Welches ist dein liebstes Elektronik-<br />

Album?<br />

Kraftwerks Computerwelt. Ich höre noch<br />

heute neue Details.<br />

Welches ist dein liebstes nicht<br />

elektronisches Album?<br />

Slints Spiderland und Talk Talks Spirit of<br />

Eden. Dynamischer geht es nicht.<br />

Welchen Song einer anderen Band<br />

wünschtest du, selbst geschrieben zu<br />

haben?<br />

Still Smiling von Teho Teardo & Blixa<br />

Bargeld.<br />

Was würde dir am meisten fehlen, wenn du<br />

nicht mehr bei Covenant wärst?<br />

Die Freundschaft und der Wille der anderen,<br />

neue Horizonte zu erforschen.<br />

Weißt du, welche Augenfarben deine<br />

Bandkollegen haben?<br />

Nein, aber ich könnte raten.<br />

Wo würdest du gern mal auftreten?<br />

Mit der richtigen Band und dem richtigen<br />

Publikum spiele ich überall gern!<br />

Gibt es einen Moment in deinem Leben,<br />

den du gern immer wieder erleben würdest?<br />

Diese Frage ist zu persönlich.<br />

Wonach suchst du?<br />

Nach der Essenz meiner Musik. Ich hoffe, ich<br />

werde sie nie finden.<br />

Wovor fürchtest du dich?<br />

Geistern.<br />

In wessen Körper würdest du gern für<br />

einen Tag schlüpfen?<br />

Von jedem, der normal ist.<br />

Was war der beste Moment deiner Karriere?<br />

Ich kann mich beim besten Willen nicht für<br />

einen entscheiden.<br />

Worüber regst du dich auf?<br />

Wirtschaftliche Angelegenheiten.<br />

Was heitert dich auf?<br />

Liebe.<br />

<strong>Orkus</strong>! - 29


„Ein bisschen<br />

Spiel mir das Lied vom Tod...“<br />

Eigentlich hätte Nimmermehr ganz anders ausfallen sollen. Dann<br />

kam Martin Englers Not-OP – und damit die textliche Besinnung<br />

auf die Kostbarkeit des Lebens. Umstände, die zu einem nach<br />

wie vor unverkennbaren MONO-Album voller Überraschungen<br />

und unerwarteter Einflüsse geführt haben. Klasse statt Klischee...<br />

dieser Siegeszug wird sicher weitergehen.<br />

<strong>Orkus</strong>: Mit Nimmermehr hat euer neues Werk einen äußerst<br />

klangvollen Namen. Die Frage nach einer gewissen Poe-Affinität muss<br />

daher gestattet sein.<br />

Martin Engler: Gestattet, ist aber Zufall. (lächelt)<br />

O: Für was steht dieser Name dann? Klingt nach der Vergänglichkeit<br />

allen Seins...<br />

ME: Sehr richtig. In der Entstehungsphase des Albums mussten wir ja<br />

eine ungewollte Zwangspause einlegen. Wir hatten ungefähr die Hälfte<br />

aufgenommen, als ich nach einem Zusammenbruch im Studio im<br />

Krankenhaus erwachte und mich einer Not-OP unterziehen musste. In<br />

den Wochen danach hatte ich im Krankenbett viel Zeit zum Nachdenken<br />

und habe dann fast alle Texte neu geschrieben. So ein Erlebnis führt<br />

einem mal wieder vor Augen, dass alles morgen – oder auch heute noch<br />

– vorbei sein kann.<br />

O: Sind diese Gedanken auf dem neuen Album entsprechend vermehrt<br />

zu finden?<br />

ME: Ja. Es geht darum, das Leben zu genießen, denn man hat nur<br />

dieses eine! Wobei „genießen“ nicht heißen muss, dass man aus dem<br />

Leben eine einzige Party macht. Es gibt eine Reihe von Emotionen, die<br />

zugelassen werden müssen. Man könnte also auch sagen: bewusst leben!<br />

O: Die lyrische Schlagseite von Nimmermehr zeigt, dass ihr auch spontan<br />

auf aktuelle Geschehnisse reagiert und nicht nur stur einen Fundus<br />

abgrast...<br />

ME: Durchaus. Wir hatten zu Beginn der Produktion kein besonderes<br />

Konzept für Nimmermehr. Es gab eine große Anzahl guter Titel – und so<br />

haben wir einfach mit den Aufnahmen begonnen und uns keine großen<br />

Gedanken um den roten Faden gemacht. Dass es letztlich doch ein<br />

Konzeptalbum geworden ist, war eben Schicksal...<br />

O: Was war nach deiner Not-OP der Startpunkt, sozusagen der erste<br />

Funke, aus dem nun der Flächenbrand entstanden ist?<br />

ME: Es gab diese zwei Funken: Zunächst Titel wie My Deal With God<br />

oder Days Like This. Der zweite Funke war die Zusammenarbeit mit<br />

Joachim Witt. Diese schicksalhafte Begegnung hat mir eine bis dato<br />

verschlossene Tür geöffnet: ich kann deutsche Texte schreiben! Ich<br />

war ob der neuen Facette, mich anders ausdrücken zu können, derart<br />

geflasht, dass ich Tag und Nacht nur noch getextet habe.<br />

O: Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?<br />

ME: Im Juli letzten Jahres bekamen wir die Anfrage eines gewissen<br />

Herren Joachim Witt, mit der Bitte um einen Remix seiner Single Gloria.<br />

Wir haben uns also voller Stolz und Enthusiasmus ans Werk gemacht<br />

und dem Track den MONO INC.-Sound verpasst. Das hat Joachim<br />

derart gut gefallen, dass er uns zum Essen bei seinem Stammitaliener<br />

einlud. So fanden wir heraus, dass wir quasi Nachbarn sind, und haben<br />

seither viele nette private Abende miteinander verbracht und uns richtig<br />

angefreundet. Da wir uns nicht nur persönlich mögen, sondern auch<br />

noch gegenseitig unsere Musik sehr schätzen, entstand folgerichtig<br />

irgendwann die Idee zu einem gemeinsamen Titel.<br />

O: Ungewöhnlich ist die Nummer nicht nur wegen des deutschen Textes<br />

– sie versprüht beinahe ein wenig Westernflair.<br />

ME: „Western“? Wegen des Pfeifens? (lacht) Darauf bin ich noch gar<br />

nicht gekommen. Aber wo du es sagst... stimmt – ein bisschen Spiel mir<br />

das Lied vom Tod... Die eigentliche Story ist aber die von Hoffnung und<br />

vom Aufbruch in eine neue, bessere Zeit. Der dazugehörige Videoclip<br />

wird sicher einiges klären, denn es geht um Gewalt in der Familie,<br />

speziell Gewalt gegen Kinder.<br />

O: Trotz vieler vertrauter Charakteristika würde ich Nimmermehr nicht<br />

als typisches MONO INC.-Werk bezeichnen. Wie siehst du das?<br />

ME: Genauso. Wir haben zwar unseren Bandsound im Kern<br />

beibehalten, aber Nimmermehr ist, entgegen einigen Unkenrufen, nicht<br />

mainstreamiger, sondern eher rauer, riffiger und elektronischer geraten.<br />

Wir standen einfach vor der Wahl, wie es nach dem Megaerfolg von<br />

After The War weitergehen sollte. Wir hätten den einfachen Weg gehen<br />

und eine Art After The War II produzieren können – oder aber den<br />

riskanten Weg der Veränderung. Wir haben uns für die zweite Variante<br />

entschieden, weil wir auf unser Herz gehört haben – und es fühlt sich<br />

für uns so verdammt richtig an, dass es mich schon sehr wundern sollte,<br />

wenn es nicht die richtige Entscheidung gewesen wäre!<br />

O: Welchen Teil rund um die Erstellung eines neuen Albums magst du<br />

generell am liebsten?<br />

ME: Dass sich immer im Laufe der Entstehung eine Eigendynamik<br />

entwickelt – und das Endergebnis immer anders ausfällt, als man sich<br />

30 - <strong>Orkus</strong>!


das vorher ausgemalt hatte. Das ist, als würde man einen Roman<br />

schreiben... und irgendwann hat die Person, die man selbst<br />

geschaffen hat, eine eigene Persönlichkeit, ein selbstständiges<br />

Denken entwickelt. Das ist sehr spannend!<br />

O: Zurück zum Album: Euthanasia schneidet ein sehr düsteres<br />

Thema an. Warum setzt ihr euch damit auseinander?<br />

ME: Ich bin einfach zu alt, um über gängige Gothic-Klischees zu<br />

schreiben. Das würde mich langweilen. Ich beziehe unterbewusst<br />

die meiste Inspiration zu Lyrics aus aktuellen Themen. Aktive<br />

Sterbehilfe ist ja leider aus kirchlichen Gründen in Deutschland noch<br />

immer ein Tabu. Ich finde allerdings, dass die freie Entscheidung<br />

eines Menschen ein ureigenes Recht sein sollte, das der Staat nicht<br />

kontrollieren darf.<br />

O: Abschließend die Frage nach The Clock Ticks On: Woran<br />

bemerkst du das Verstreichen der Zeit am meisten?<br />

ME: Dass ich teilweise noch immer beim Schreiben des Datums<br />

das Jahr 2012 auf meinen Briefkopf setze...<br />

www.mono-inc.com<br />

Björn Springorum<br />

Discographie (Alben):<br />

Head Under Water (2004)<br />

Temple Of The Torn (2007)<br />

Pain, Love & Poetry (2008)<br />

Voices Of Doom (2009)<br />

Viva Hades (2011)<br />

After The War (2012)<br />

Nimmermehr (2013)<br />

Line-Up:<br />

Martin Engler – Gesang<br />

Carl Fornia – Gitarre<br />

Manuel Antoni – Bass<br />

Katha Mia – Schlagzeug


Simone „Hellvis“ Salvatori<br />

Allgemein: Gemälde oder Photographie?<br />

Ich mag beides. Ein Gemälde wächst wohl mehr durch die eigenen Hände. Vielleicht<br />

wird es dadurch schneller ein Teil von einem selbst, weil es eine „direktere“ Art der<br />

Schöpfung ist.<br />

Dein Lieblingsbild ist...?<br />

Ich mag das Photo von mir im Booklet von Rotten Roma Casinò. Das Bild mit<br />

Jesus. Kunst: Die Toteninsel von Böcklin. Allgemein: das, auf dem Berlusconi einem<br />

Mädchen seine Muskeln zeigt. Phantastisch!<br />

Ein Akt von dir, Gemälde oder Photographie?<br />

Vielleicht lieber ein Gemälde. Klingt irgendwie zeitloser und heldenhafter.<br />

Von wem hättest du gerne ein Aktbild?<br />

Die Menschen, die ich besonders liebe, sehe ich meistens auch nackt.<br />

Wann hast du zum ersten Mal ein Bild mit einer nackten Person<br />

gesehen?<br />

Da war ich noch ein Kind, und jemand, der ein bisschen älter war, hat mir ein paar<br />

Pornohefte gezeigt! Seit jenem Moment hat sich mir eine völlig neue Welt eröffnet.<br />

Ich erinnere mich immer noch an meine ersten Eindrücke, haha! All diese jungen,<br />

nackten Leute, die damit beschäftigt waren, zu posieren und zu lieben. Ich habe nicht<br />

verstanden, warum sie das machen. Ein faszinierendes Rätsel. Ich erinnere mich,<br />

wie ich meinem Onkel davon erzählte und der so tat, als wüsste er nicht, wovon ich<br />

spreche: „Was, Pornohefte? Sind das diese Bücher mit den jungen Mädchen mit weit<br />

gespreizten Beinen?“<br />

Mit welchem Land verbindest du Fernweh?<br />

Ich war nie in Indien. Doch ich stelle mir vor, dass es ein Land ist, in dem man überall<br />

alles finden kann. Klingt sehr mysteriös und abenteuerlich.<br />

Bist du mit deiner Nationalität zufrieden?<br />

Da sind wir bei der alten Geschichte: Sprechen wir über das kulturelle Erbe, die Art<br />

der „entspannten Toleranz“, die Fähigkeit, zu verhandeln, die Liebe zu gutem Essen<br />

und zum guten Leben und so weiter... da möchte ich sagen: ja. Wenn wir aber über das<br />

bürgerliche Bewusstsein, Respekt, Loyalität, Organisationsvermögen in Verbindung<br />

mit realistischem und konkretem Denken et cetera sprechen... dann nein. Damit bin<br />

ich nicht zufrieden.<br />

Für welche drei Beispiele steht deine Nationalität?<br />

Leidenschaft, Sympathie und Lügen.<br />

Wenn du dir eine andere Nationalität aussuchen könntest,<br />

welche wäre dies und warum?<br />

Eventuell Deutschland oder Schweden.<br />

Wann wird es ein europäisches „Wir“-Gefühl geben?<br />

Ich denke, dass es, abgesehen von einigen kleinen Differenzen, durchaus möglich<br />

ist, Europa zu einer großen, starken Gemeinschaft werden zu lassen. Wenn man<br />

die einzelnen Gebiete ihre Charakteristika, ihre Geschichte und unterschiedlichen<br />

Gepflogenheiten bewahren lässt, könnte Europa sogar zum besten Ort der Erde<br />

werden. Konflikte entstehen nicht durch einzelne Menschen, sondern durch zwei oder<br />

drei Dinge, die ich nicht nennen will. (Und trotzdem wissen alle, wovon ich rede.)<br />

Warum gibt es Streit – im Kleinen wie im Großen?<br />

Genau deshalb! Große Konflikte kommen durch persönliche innere Konflikte<br />

zustande. Wir haben das Talent, alles größer als uns selbst zu machen, wenn wir<br />

verzweifelt sind, weil wir automatisch Schmerz und Frustration auf alles übertragen,<br />

was wir tun. Es spielt keine Rolle, ob man Präsident der USA oder Straßenkehrer ist.<br />

Wenn du deine Sinne nicht von Besitztum und dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit<br />

befreist und Opfer deiner Lust, deiner Gier und deines Neides bist, wirst du nicht in<br />

der Lage sein, etwas Bedeutsames zu schaffen.<br />

„Wir haben an<br />

Wichtigeres zu denken.“<br />

In Zeiten totaler Vernetzung und Reizüberflutung wird schnell alles<br />

zur Sensation erklärt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Doch<br />

auch Marketingkanonen treffen ab und an ihr Ziel. Terrolokaust sind<br />

ein gutes Beispiel, verbinden sie ihr Dark Electro/Industrial Rock-<br />

Gemisch doch mit Härte, Aggressivität und Eingängigkeit zu Songs,<br />

wie man sie in dieser Qualität selten hört. „Vieles an unserer Szene ist<br />

langweilig geworden und wahrlich nicht mehr originell. Die Menschen<br />

lieben zwar Musik, lassen sich aber immer wieder mit althergebrachten<br />

Sounds abspeisen. Zeit für frischen Wind!“, meint Fronter Javi<br />

Ssagittar stolz. Dieses Selbstbewusstsein ist ob des starken Drittwerks<br />

Spit The Poison Out ganz sicher berechtigt, und eventuell schafft es das<br />

spanische Duo hiermit, mehr als eine Randnotiz zu werden, steckt es<br />

doch die letzten Releases von Combichrist & Co. ziemlich locker in<br />

die Tasche.<br />

Eventuell stehen aber der Bandname und die frühere Affinität zu<br />

Uniformen ein bisschen im Weg? „Natürlich verfolgt der Name ein<br />

klares Konzept, und in der Vergangenheit haben wir uns gern in<br />

Uniformen gezeigt, aber wo ist das Problem? Wenn sich nur jeder<br />

Besserwisser die Mühe machen würde, hinter die Bedeutung der Dinge<br />

zu kommen, würde er erkennen, dass wir Faschismus jeglicher Form<br />

verabscheuen und dessen Ideale mit aller Kraft bekämpfen. Wir haben<br />

selbst Familie, die wegen blutiger Diktatoren, wie Franco es in Spanien<br />

war, starb, und tun alles, damit solcher Mist nie wieder passiert.<br />

Wenn jemand die Kritik hinter dem Bandnamen nicht erkennt, ist<br />

ihm wohl nicht zu helfen. Wir haben jedenfalls an Wichtigeres zu<br />

denken.“ Da scheinen Terrolokaust mindestens ein Mal zu viel rechter<br />

Tendenzen verdächtigt worden zu sein... und eigentlich sollte ohnehin<br />

die Musik sprechen. „Wir hatten ein wenig Bammel davor, unser<br />

letztes Album übertreffen zu müssen, weil wir mit ihm noch immer<br />

sehr zufrieden sind. Also haben wir uns anderthalb Jahre im Studio<br />

eingesperrt und versucht, etwas Einzigartiges zu erschaffen, dem man<br />

seine Leidenschaft anhört“, erzählt Javi. Tatsächlich ist Spit The Poison<br />

Out dynamisch, aggressiv „und dennoch voller Gefühle. Wir haben<br />

die Erfahrungen der letzten Jahre in dieses Album gepackt und das<br />

ganze Gift buchstäblich ausgespuckt – egal ob Schmerz, Kummer,<br />

Grausamkeit, Selbstmord, Drogen oder negative Begegnungen. Es<br />

kostete eine Menge Überwindung, so direkte Aussagen zu treffen, aber<br />

die Selbstreflexion, um solch intime Lyrics zu schreiben, war fast schon<br />

transzendental.“<br />

www.terrolokaust.com<br />

Lars Schubert


Aus Zürich erreicht uns ein Electronica-Juwel von besonderer Qualität.<br />

Negative Trip veröffentlichen mit Drug Time ihr nunmehr drittes Album<br />

und blicken erneut tief in die Abgründe des menschlichen Wesens.<br />

Dabei kommt die Formation ohne Schnörkel, ohne Worte aus. Allein<br />

die jeweiligen Tracktitel geben einen Vorgeschmack, worauf sich der<br />

Hörer mental einstellen und gefasst machen darf. Fragt man die Band,<br />

worin sie ihre persönliche Überschreitung – sprich: Transgression – sieht,<br />

so folgt als Antwort: „Musik ist immer Transgression, sie ergreift dich<br />

manchmal überraschend oder nimmt dich ganz langsam und sanft mit<br />

in eine andere Welt, die dir die Realität da draußen nicht bieten kann.<br />

Sie muss in den Kern eines Menschen vordringen, dort einwirken und<br />

Spuren hinterlassen. Mit dieser tief greifenden Erfahrung im Herzen,<br />

bietet sich die Möglichkeit, den eigenen Charakter weiterzuentwickeln.<br />

An diesem Punkt kann dir die Kunst weiterhelfen, indem sie dir Trost,<br />

Zufriedenheit und die nötige persönliche Sicherheit spendet, damit du<br />

die Kraft findest, für deine eigenen Gefühle und Visionen einzustehen.“<br />

Seine ganz eigenen Träume und Visionen verwirklicht das Gespann<br />

durch das Label Purple Tree Records. Es verwundert bei einer solch<br />

konsequenten Formation wie Negative Trip nicht, dass es sich hier<br />

um ein Schweizer Unternehmen handelt. „Purple Tree Records ist ein<br />

Zusammenschluss von Künstlern und Musikern aus dem Großraum<br />

Zürich, bei denen das kommerzielle Vermarkten ihrer Arbeit nicht<br />

im Vordergrund steht. Zuerst kommt die Musik, die Energie und der<br />

Künstler. Diese Prioritäten sind klar gesetzt. Die meisten Musiklabels sind<br />

naturgemäß profitorientiert, das bringt natürlich viele Einschränkungen<br />

mit sich, auf die wir gegenwärtig gerne verzichten.“ Dadurch bleibt<br />

wichtige Zeit und Energie für die Komposition neuer Stücke. „Das<br />

Komponieren ist ja meistens der angenehmste Teil am gesamten Prozess:<br />

Melodien entwickeln, aufgestaute Aggressionen abbauen, Waves und<br />

Bits zusammentragen und sich treiben lassen. Die richtig harte Arbeit<br />

kommt danach. Das Feilen und Schleifen an den Songstrukturen und<br />

Arrangements ist extrem zeitaufwändig und intensiv, aber für uns gehört<br />

es zu dem gesamten Prozess, und darüber hinaus möchten wir die<br />

technischen und seelischen Erfahrungen, die gemacht werden, bei der<br />

Detailarbeit auf keinen Fall missen. Genau dieses Durchbeißen bringt<br />

uns dann zum nächsten Projekt, und die Sache geht wieder von vorne<br />

los.“<br />

www.negativetrip.com<br />

Marie-Luise Henke<br />

Discographie (Alben):<br />

EU (2000)<br />

Parasite Psychotic (2005)<br />

Drug Time (2013)<br />

34 - <strong>Orkus</strong>!<br />

„Meinem Wahnsinn<br />

freien Lauf lassen!“<br />

Das Live-Album Manufactum III ist gerade vor wenigen Monaten<br />

erschienen, doch Saltatio Mortis gönnen sich keine Pause. Sie<br />

stehen bereits mit ihrem nächsten Studiowerk Das schwarze IXI<br />

in den Startlöchern – kritischer denn je! Wir sprachen mit den<br />

Künstlern über das neue Album, die erste Single Wachstum über<br />

alles und ihre Anfänge in der Mittelalter-Szene. Sei gespannt, was<br />

die Spielleute zu berichten haben...<br />

<strong>Orkus</strong>: Fangen wir mal ganz am<br />

Anfang an. Warum habt ihr euch<br />

eigentlich entschieden, Mittelalter-<br />

Musik zu machen?<br />

Alea der Bescheidene: Alle<br />

unsere Gründungsmitglieder, also<br />

Lasterbalk, Falk und ich, waren<br />

schon lange Zeit vor Saltatio<br />

Mortis tief in der Mittelalter-Szene<br />

verwurzelt. Wir verbrachten unsere<br />

Freizeit mit Schaukampf und<br />

historischer Kultur. Als wir uns in<br />

guter Spielmannsmanier im Winter<br />

des Jahres 2000 auf der Ronneburg<br />

trafen, wussten wir noch nicht,<br />

dass wir einmal den Mittelalter<br />

Rock revolutionieren würden, wir<br />

wussten nur, dass wir gemeinsam<br />

laut leben wollten. Der Rockaspekt<br />

unserer musikalischen Lebensart<br />

entwickelte sich wohl durch unseren<br />

Musikgeschmack und unsere<br />

Banderfahrungen der Vergangenheit<br />

und wurde durch unseren damaligen<br />

Produzenten Lutz Demmler<br />

angefeuert.<br />

O: Und auf Das schwarze IXI habt<br />

ihr zum ersten Mal einen richtig<br />

alten Text vertont...<br />

AdB: Ja, genau. Wir haben dem<br />

ältesten deutschen Minnegedicht<br />

eine Melodie gegeben. „Dû bist mîn,<br />

ich bin dîn: des solt dû gewis sîn...“<br />

Diese Zeilen wurden vor langer Zeit<br />

als Randnotiz eines unbekannten<br />

Verfassers einer Bibelübersetzung<br />

(Alea der Bescheidene)<br />

beigefügt. Wir sind die Ersten,<br />

die diesen Zeilen musikalisch<br />

neues Leben eingehaucht haben.<br />

Entstanden ist ein wunderschönes<br />

sanftes Duett zwischen mir und<br />

einer Dame, welche selbst eine<br />

Wegbereiterin und ein Urgestein des<br />

historischen Folk und der Mittelalter-<br />

Szene ist: Emma Härdelin von der<br />

legendären schwedischen Band<br />

Garmarna.<br />

O: Was sind eure persönlichen<br />

Lieblingsstücke des neuen Albums?<br />

Lasterbalk der Lästerliche:<br />

Ich mag Früher war alles besser sehr<br />

gerne. Ich kann die ewige Leier,<br />

dass „früher alles besser war“, nicht<br />

mehr hören. Es stimmt einfach<br />

nicht! Vergangenheitsverklärung ist<br />

mir einfach nur zuwider. Außerdem<br />

liebe ich unsere Single Wachstum<br />

über alles! Tolle Idee und grandiose<br />

Komposition, das hat richtig Dampf<br />

unter der Haube!<br />

AdB: Meine persönlichen Favoriten<br />

sind Satans Fall und der Sandmann.<br />

Warum? Das ist schwierig. Bei<br />

beiden finde ich die Story und den<br />

Text einfach wundervoll, und da<br />

ich ein großer Fan von Balladen<br />

bin, ist Sandmann schon mal ganz<br />

klar mein Fall. Auch hatte ich bei<br />

diesem Song die Möglichkeit, ein<br />

paar Freunde vom Pfalztheater<br />

Kaiserslautern miteinzubringen. Wir<br />

bekamen stimmliche Unterstützung


vom Vokalensemble. Satans Fall hingegen ist eine so<br />

emotionale Nummer, dass ich mich einfach darauf<br />

freue, auf der Bühne meinem Wahnsinn freien Lauf zu<br />

lassen!<br />

O: Es soll auch eine Verbindung zum romantischen<br />

Dichter E.T.A. Hoffmann geben?<br />

LdL: Ja, die gibt es. Ich bin bei den Recherchen zu<br />

den neuen Texten der Platte über einige spannende<br />

Geschichten zum Sandmann gestoßen und habe<br />

feststellen müssen, dass das Sandmännchen – Held<br />

meiner Kindheit – eine ziemlich düstere Gestalt ist. Die<br />

mythologische Ein- und Zuordnung ist sehr schwer,<br />

aber in ein paar Punkten sind sich die Geschichten einig:<br />

Der Sandmann ist der Handlanger des Todes... so, wie<br />

Traum, Schlaf und Tod in vielen Mythen eng verwandt<br />

sind. Im Zuge dieser Recherchen habe ich natürlich<br />

auch Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann gelesen.<br />

O: Erzählt uns doch ein bisschen was zur ersten Single!<br />

LdL: „Wachstum, Wachstum über alles, über alles in<br />

der Welt.“ Na, kommen Euch diese Zeilen bekannt<br />

vor? Ich habe schon länger an einem kritischen Text<br />

über eine der wohl kuriosesten Fehlentwicklungen der<br />

marktwirtschaftlichen Modelle nachgedacht. Als mir die<br />

Idee kam, Das Lied der Deutschen umzutexten, passte<br />

plötzlich alles zusammen.<br />

O: Woran hast du dabei genau gedacht?<br />

LdL: Es ist meiner Meinung nach ein sehr<br />

großer Denkfehler, alles in unserem Land an dem<br />

bedingungslosen Glauben an das Wirtschaftswachstum<br />

auszurichten. Wachstum ist etwas Großartiges, solange<br />

es organisch, substanziell und nicht auf Kosten anderer<br />

entsteht. Doch wer zahlt denn die Zeche für immer<br />

bessere Wirtschaftsdaten? Letztlich die, die für einen<br />

Hungerlohn schuften müssen. Das ist nicht richtig,<br />

und es läuft immer mehr aus dem Ruder. Das kann<br />

so nicht weitergehen. Und wer, wenn nicht Spielleute,<br />

sollte so etwas ansprechen? Ich glaube irgendwie nicht<br />

so richtig daran, dass Dieter Bohlen und seine Armee<br />

aus Plastikmusikern den Arsch in der Hose haben,<br />

unbequeme Fragen zu stellen...<br />

AdB: Ja, wir freuen uns darauf, der Welt am 12.<br />

Juli unsere Single zu präsentieren. Der Song ist ein<br />

Aufschrei gegen die soziale Ungerechtigkeit und die<br />

Tabuisierung der Menschlichkeit. Ein Finger in der<br />

Wunde unserer ach so heilen Welt und ein Aufruf dazu,<br />

endlich aufzuwachen, die Scheuklappen abzulegen und<br />

einen anderen Weg zu gehen. Einen Weg des klaren<br />

Verstandes.<br />

O: Das ist mal eine Ansage! Von wem stammen denn<br />

alle Lyrics auf dem Neuling?<br />

AdB: Bis auf die zwei historischen Texte, wovon einer<br />

von uns bearbeitet und in ein verständlicheres Deutsch<br />

teils umgeschrieben wurde, stammen wieder alle<br />

Texte aus der Feder unseres Haupttexters – von Herrn<br />

Lasterbalk.<br />

O: Und seid ihr zufrieden mit dem Endergebnis des<br />

schwarzen Einmaleins?<br />

AdB: Wir sind sehr zufrieden damit. Noch nie<br />

zuvor gab es in unserem Genre ein so kritisches,<br />

abwechslungsreiches und dennoch lebendiges Album.<br />

Wir haben uns zu neuen Ufern gewagt und sind nun<br />

sehr gespannt, wie unsere Freunde und Fans auf den<br />

neuen Wind in unseren Segeln reagieren werden.<br />

O: Gibt es noch Künstler, die euch inspirieren können?<br />

AdB: Das ist bei uns allen sehr verschieden. Obwohl<br />

sich wohl in unser aller CD-Schränken die Scheiben<br />

von Queen wiederfinden können. Meine größte<br />

Inspiration sind Soundtracks und der gute alte Hard<br />

Rock der Achtziger. Ansonsten liebe ich einfach<br />

melodischen Metal über alles.<br />

www.saltatio-mortis.com<br />

Manuela Ausserhofer<br />

Photo: Ann Buster<br />

Discographie (Alben):<br />

Tavernakel (2001)<br />

Das Zweite Gesicht (2002)<br />

Heptessenz (2003)<br />

Erwachen (2004)<br />

Manufactum (live, 2005)<br />

Des Königs Henker (2005)<br />

Aus der Asche (2007)<br />

Wer Wind sæt (2009)<br />

Manufactum II (live, 2010)<br />

Sturm aufs Paradies (2011)<br />

Manufactum III (live, 2013)<br />

Das schwarze IXI (2013)<br />

Line-Up:<br />

Alea der Bescheidene – Gesang, Sackpfeifen,<br />

Schalmeien<br />

Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein –<br />

Sackpfeifen, Schalmeien, Drehleier, Gesang<br />

El Silbador – Sackpfeifen, Schalmeien<br />

Luzi das L – Sackpfeifen, Schalmeien, Trumscheit,<br />

Busuki<br />

Till Promill – Gitarre, Busuki<br />

Bruder Frank – Bässe, Chapman Stick<br />

Lasterbalk der Lästerliche – Schlagzeug, Davul,<br />

Percussion<br />

Der Tambour – Schlagzeug, Percussion, Gesang<br />

NEW ALBUM<br />

OUT NOW!<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123<br />

www.shy-guy-at-the-show.de


„Ich war schon damals ein Großmaul.“<br />

Eine normale Band feiert normale Jubiläen. Klar, dass die Jubelfeste bei Samsas Traum entsprechend<br />

ungewöhnlich ausfallen. Nach den Feierlichkeiten zum 13. Geburtstag begeht Alexander Kaschte das<br />

jetzige Wiegenfest seines Projekts mit einer opulenten Werkschau: Leben bedeutet kämpfen ist eine<br />

Zeitreise durch 17 Jahre Käfergeschichte, verteilt auf zwei randvolle CDs. Alexander Kaschte dreht die<br />

Uhren zurück...<br />

<strong>Orkus</strong>: 17 Jahre Samsas Traum. Was bedeutet dir diese<br />

Zahl?<br />

Alexander Kaschte: Nun, ich habe ein Faible<br />

für verflixte und krumme Zahlen. Unser letztes<br />

Bandjubiläum haben wir offiziell zum 13-jährigen<br />

Bestehen gefeiert, nun zelebrieren wir die 17 mit einer<br />

prächtigen „Best Of“. Die nächsten Geburtstage feiern<br />

wir wahrscheinlich nach 23 und 29 Jahren. Hurra!<br />

Nein, im Ernst: Die Grundsteine meiner Band Samsas<br />

Traum habe ich gelegt, als ich 17 war. Im Begleitbuch<br />

der „Best Of“ befinden sich diesbezüglich etliche Bilder<br />

und Anekdoten – es war außerdem die Zeit in meinem<br />

Leben, in der ich Musik am intensivsten entdeckt,<br />

empfunden und auch gelebt habe.<br />

O: Inwiefern unterscheidet sich Alexander Kaschte 2013<br />

von seinem Alter Ego zu Gründungstagen der Band?<br />

AK: In der Anfangszeit der Band habe ich<br />

drauflosgearbeitet, ohne über Resultate nachzudenken,<br />

ich habe ziel- und planlos alles veröffentlicht, was ich<br />

geschrieben habe. Deshalb erscheinen mir die ersten<br />

vier, vielleicht fünf Alben heute sehr chaotisch. Jetzt<br />

gehe ich überlegter an die Sache ran, und damit meine<br />

ich nicht, dass ich meine Alben und ihre Konzepte im<br />

Vorfeld totplane: Ich meine damit, dass ich Material erst<br />

dann veröffentliche, wenn es mir zu 100 Prozent gefällt,<br />

was oftmals seelische, künstlerische und finanzielle<br />

Zerreißproben darstellt. Beginnend mit Heiliges Herz,<br />

wollte ich mich einfach nicht mehr so fühlen wie früher...<br />

die ersten Alben sind voll von Songs, mit denen ich<br />

niemals glücklich war.<br />

O: Kannst du dich noch erinnern, unter welchen<br />

Umständen du deinen ersten Song geschrieben hast?<br />

AK: Ja, meinen ersten Song habe ich in meinem<br />

Jugendzimmer im Haus meiner Eltern in Ahrdt am<br />

Aartalsee geschrieben. Er entstand auf einer schwarzen<br />

Flying V-Gitarre von Epiphone, die ich bei Roadstar,<br />

damals ein angesagter Billigmusikinstrumentenversand,<br />

gekauft hatte. Es war ein Melodic Metal-Song, den ich<br />

später mit meiner ersten Band oft gespielt habe. Ich bin<br />

vor Kurzem umgezogen und habe dabei diese Gitarre<br />

wiedergefunden – als ich sie sah, musste ich herzlich<br />

lachen. Sie ist voll von Sprüchen und Aufklebern wie<br />

„Maul halten“, „Arsch lecken“ oder „Fuck it before it<br />

fucks you“. Ich war schon damals ein Großmaul.<br />

O: Und welche Samsas Traum-Stücke entstanden als<br />

Erstes?<br />

AK: Die ersten Samsas Traum-Songs habe ich ebenfalls<br />

in Ahrdt geschrieben, damals hießen sie Mater<br />

Lagrimarum, Mater Tenebrarum und Mater Suspiriorum.<br />

Sie waren inspiriert von einem Horrorfilm von Dario<br />

Argento, Inferno. Die Songs erschienen 1996 allerdings<br />

unter einem anderen Bandnamen, sie bildeten das erste<br />

Demotape von Kazanian. Kazanian sollte mein von<br />

Goethes Erben inspiriertes Neo-Klassik-Projekt werden<br />

und stand anfangs hierarchisch über Samsas Traum.<br />

Später habe ich zwei der Stücke mit leicht abgeändertem<br />

Titel auf Oh Luna Mein veröffentlicht, die Urversionen<br />

befinden sich unter anderem auf der Raritätensammlung<br />

Nostalgia.<br />

O: Über welche Schaffensphasen und Einfälle bist du<br />

noch heute froh, was würdest du lieber ungeschehen<br />

machen?<br />

AK: Ich würde gar nichts ungeschehen machen,<br />

auch wenn manche Angelegenheiten peinlich waren.<br />

Schlussendlich waren alle Schaffensphasen notwendig<br />

und haben mich zu dem werden lassen, der ich heute<br />

bin. Etwas unglücklich bin ich lediglich über die Wenn<br />

schwarzer Regen beiliegende Interview-CD, auf der ich<br />

ziemlichen Müll erzähle und dicke Menschen beleidige.<br />

Eine solche Beleidigung würde ich heute anders<br />

formulieren... ich würde faule oder maßlose Menschen<br />

verurteilen – oder es tunlichst unterlassen, die Klappe<br />

aufzureißen. Ich bin nicht sonderlich begeistert von den<br />

feindseligen Seiten meines Charakters und versuche,<br />

verletzende Ausfälligkeiten zu vermeiden. Es ist nicht<br />

cool, verbal zu poltern und zu randalieren. Na ja, ich bin<br />

gespannt, ob mir meine Bühnenpersönlichkeit nachher<br />

wegen dieser friedlichen Äußerungen nicht die Ohren<br />

lang zieht.<br />

O: Und welcher Samsas Traum-Song ist der wichtigste,<br />

hat die größte Bedeutung für dich?<br />

AK: Oh, es gibt viele Songs, die wichtig sind und ohne<br />

die wir schon längst von der Bildfläche verschwunden<br />

wären... man denke nur an Für immer, Stromausfall<br />

im Herzspital, Ein Foetus wie Du, Die Zärtlichkeit der<br />

Verdammten oder Endstation.Eden. Was die Bedeutung<br />

angeht, so sind mir rein privat Im Ursprung der<br />

Schatten und Dein Herzschlag flüstert meinen Namen die<br />

wichtigsten Stücke.<br />

O: Unter den Fans gibt es natürlich ungemein viele<br />

Anwärter auf ein Lieblingslied. Wunderst du dich über<br />

manche Favoriten?<br />

AK: Und ob. Es wundert mich schon sehr, wenn<br />

Menschen Der Einfall in den Himmel, Mein Flaggschiff<br />

36 - <strong>Orkus</strong>!


in die Sonne oder Ein Duell mit Gott hören wollen – doch wer weiß<br />

schon, was die Fans mit genau diesen Titeln assoziieren, was sie mit<br />

ihnen verbindet. Vielleicht haben sie während Der Einfall in den<br />

Himmel das erste Mal ihre Traumfrau geküsst, zu Mein Flaggschiff in<br />

die Sonne den Führerschein bestanden und mit Ein Duell mit Gott<br />

im Hintergrund im Lotto gewonnen. Ich freue mich grundsätzlich,<br />

wenn meine Musik erklingt... egal wann, wo und wie.<br />

O: Bei welchem Stück wusstest du sofort beim Komponieren, dass<br />

es einschlagen würde wie eine Bombe?<br />

AK: Bei keinem – ich glaube nicht an meinen Erfolg und hätte bei<br />

keinem der heutigen „Hits“ vorausgesagt, dass sie sich so prächtig<br />

entwickeln würden. Die besten Beispiele dafür sind Endstation.<br />

Eden, das von meiner Plattenfirma und nicht von mir als Single<br />

ausgewählt wurde, und Die Zärtlichkeit der Verdammten.<br />

O: Das Kompendium ist chronologisch aufgebaut. Was wird dir<br />

klar, wenn du die Stücke in dieser Reihenfolge hörst?<br />

AK: Ohne jetzt arrogant, überheblich oder zu sehr von mir<br />

selbst überzeugt klingen zu wollen: Leben bedeutet kämpfen macht<br />

deutlich, welch gigantische Entwicklung meine Band in 17 Jahren<br />

durchgemacht hat. Musikalisch, textlich, was die Produktionen und<br />

Fähigkeiten betrifft – man hört überdeutlich, dass wir mit jedem<br />

weiteren Album hart an uns gearbeitet und immer das Maximum<br />

aus uns herausgeholt haben. Und so soll es auch bleiben: Ich werde<br />

mit jedem neuen Song versuchen, die Grenzen des Samsas Traum-<br />

Universums auszuweiten.<br />

O: Inwiefern ist diese Veröffentlichung für dich zugleich ein<br />

Leitfaden für die anstehenden Konzerte? Es wird ja in Bochum<br />

auch ein „Best Of“-Set geben...<br />

AK: Natürlich werden wir in Bochum viele Tracks von Leben<br />

bedeutet kämpfen spielen, die „Best Of“ stellt allerdings keine<br />

Richtlinie für die anstehenden Konzerte dar. Samsas Traum-<br />

Shows haben recht wenig mit Samsas Traum-CDs zu tun, die Fans<br />

kommen vor allem, weil sie mich reden hören, weil sie ausflippen<br />

wollen. In Bochum wird es nicht darum gehen, Koordinaten<br />

abzuklappern, in Bochum wird es darum gehen, Party zu machen!<br />

Der Wodka wird in Strömen fließen!<br />

O: Wie denkst du über die nahenden Konzerte?<br />

AK: Auf die Shows freue ich mich sehr, ich freue mich aber vor<br />

allem darauf, meine Fans wiederzusehen. Ich muss allerdings<br />

zugeben, dass mich die ganze organisatorische Vorarbeit, die<br />

gerade geleistet werden muss, überdeutlich daran erinnert, warum<br />

ich eigentlich nicht mehr auftreten wollte. Ich sollte mal mit<br />

Jochen und Michael, mit einer Gitarre und einem Cajón in einem<br />

Kleinwagen durch Deutschland fahren und in Jugendzentren<br />

auftreten. Das wäre eine Tour nach meinem Geschmack. Einfach<br />

singen, einfach spielen, einfach vorlesen. Nix mit Bühnenbanner,<br />

zig Kabeln, Fahrzeugen, Dokumenten, Gerätschaften und: „Wat<br />

willste essen?“ (zwinkert) Man sieht sich.<br />

www.myspace.com/samsastraum<br />

Björn Springorum<br />

Discographie (Alben):<br />

Die Liebe Gottes – Eine märchenhafte Black Metal Operette (1999)<br />

Oh Luna Mein (2000)<br />

Utopia (2001)<br />

Tineoidea oder: Die Folgen einer Nacht – Eine Gothic-Oper<br />

in Blut-Moll (2003)<br />

a.Ura und das Schnecken.Haus (2004)<br />

Heiliges Herz – Das Schwert Deiner Sonne (2007)<br />

Wenn schwarzer Regen (2007)<br />

13 Jahre lang dagegen – Anti bis zum Tod (2009)<br />

Anleitung zum Totsein (2011)<br />

Unbeugsam – Unberechenbar – Unsterblich (live, 2012)<br />

Asen’ka – ein Märchen für Kinder und solche,<br />

die es werden wollen (2012)<br />

Niemand, niemand anderem als dir (2013)


Lange war nicht klar, ob und wie es nach dem dringend nötigen<br />

Rausschmiss von Gründungsmitglied und Hauptsongwriter Chris<br />

Urbanowicz bei den Editors weitergehen sollte. Mit ihrem pressfrischen<br />

Album The Weight Of Your Love meldet sich die zum Quintett<br />

angewachsene Band um Frontmann Tom Smith nun in neuer, alter<br />

Stärke zurück!<br />

„Neudefinition“ und „Selbstfindung“ – die momentan allgegenwärtigen<br />

Schlagworte im Schaffen der britischen Indie Rocker. Spätestens mit<br />

ihrem Nummer eins-Werk In This Light and on This Evening hatten<br />

sich die Editors zur nicht mehr wegzudenkenden Größe innerhalb der<br />

europäischen Musiklandschaft entwickelt; mit der unschönen Trennung<br />

von Urbanowicz dann die Zäsur. Eine dramatische Situation, vor der<br />

selbst jede Schülerband zittert. „Es war eine echt harte Zeit für jeden von<br />

uns“, erinnert sich Tom mit deutlich spürbarem Unbehagen. „Ed, Russell<br />

und ich standen vor der Wahl, uns entweder aufzulösen oder einen Weg<br />

zu finden, irgendwie weiterzumachen. Wir hatten noch immer einen<br />

starken Glauben an diese Band und an unsere Songs, aber keine Ahnung,<br />

was der nächste Schritt sein könnte...“ Kollektiv fasste man sich ein<br />

Herz, fand in Justin Lockey und Elliott Williams schon nach kurzer Zeit<br />

zwei wie die Faust aufs Auge passende Mitstreiter und bestand auch die<br />

Feuertaufe auf dem bereits drei Monate später steigenden Festival Rock<br />

Werchter in Belgien vor 85.000 begeisterten Zuschauern. Anfang 2013<br />

begab man sich mit frisch gewonnener Energie und jeder Menge Ideen<br />

in der Country-Hochburg Nashville ins Studio, um mit den Arbeiten<br />

am vierten Album das einzuläuten, was Tom selbst als „zweites Kapitel“<br />

in der Bandgeschichte bezeichnet. „Wir haben schon immer versucht,<br />

zeitlose, leidenschaftliche Rockmusik zu machen“, beschreibt Smith<br />

die neu definierten Editors. „Auf der letzten Platte waren fast keine<br />

Gitarren; eine sehr synthetische, klinisch kalte Sache. Beim jetzigen<br />

Zeug haben wir versucht, alles wieder ein wenig zu vereinfachen, und<br />

die Traditionsinstrumente einer Rockband aufgegriffen: laute, kraftvolle<br />

Gitarren!“<br />

Auch textlich widmet sich die Crew mit Titeln wie Two Hearted Spider,<br />

Honesty oder der ersten Single A Ton Of Love dem ewigen Dauerthema:<br />

Liebe in all ihren Ausprägungen. Von zart bis hart, leidenschaftlich<br />

brennend bis gemein-vernichtend. „Es beinhaltet wirklich die<br />

unterschiedlichsten Aspekte. Im Stück The Phone Book beispielsweise<br />

mache ich der Person, für die das Lied bestimmt ist, das Kompliment,<br />

dass ich keine Angst habe, mit ihr zusammen alt zu werden. Formaldehyde<br />

ist das völlige Gegenteil – die dunkle Seite der Liebe. Bisher habe ich<br />

mich in meinen Lyrics immer vor persönlichen Dingen gedrückt. Doch<br />

je älter man wird, und auch mit dieser neuen Bandsituation, fühlt es sich<br />

ganz natürlich an, solche Sachen einfach zuzulassen.“<br />

www.editorsofficial.com<br />

Gaetano Rothenburg<br />

Photo: Matt Spalding<br />

Discographie (Alben):<br />

The Back Room (2005)<br />

An End Has A Start (2007)<br />

In This Light and on This Evening (2009)<br />

The Weight Of Your Love (2013)<br />

Line-Up:<br />

Tom Smith – Gesang, Gitarre, Klavier<br />

Justin Lockey – Gitarre<br />

Russell Leetch – Bass, Synthesizer<br />

Elliott Williams – Synthesizer, Gitarre<br />

Edward Lay – Schlagzeug, Percussion<br />

38 - <strong>Orkus</strong>!


MEIN TICKETPORTAL<br />

•••••••••••••••••••••<br />

„Der Song<br />

ist in uns<br />

hineingesprungen...“<br />

.COM/KILL<br />

28.06. Berlin, Comet Club<br />

29.06. Leipzig, Moritzbastei<br />

04.10. Frankfurt, Das Bett<br />

09.11. Augsburg, Kantine<br />

Eine Banderfahrung von mehr als zwei Dekaden kann die<br />

sechsköpfige, aus Erlangen stammende Truppe Fiddler’s<br />

Green bereits aufweisen. Alles begann ganz harmlos mit einer<br />

Faszination für traditionelle irische Musik und das Land sowie<br />

der Affinität einiger Bandmitglieder zum Backpacking in Irland.<br />

Daraus hat sich die Geschichte mit einer gewissen Eigendynamik<br />

über die Jahre entwickelt, berichtet Bassist Rainer Schulz. Sie<br />

veröffentlichten elf Studioalben, mehrere Live-Releases und<br />

DVDs. Mit ihrem schnellen, animierenden, ungezügelten Irish<br />

Folk Metal und ihrer Bühnenpower bringen sie die Konzerthallen<br />

zum Toben, und auf Festivals sind sie immer gern gesehene Gäste.<br />

Liebhaber ihrer Performances dürfen sich jetzt freuen, erklärt<br />

Rainer stolz: „Unser nächstes wichtiges Ziel ist unser eigenes<br />

Festival, das Shamrock Castle. Das findet exakt einen Tag nach<br />

Veröffentlichung der CD – also am 27. Juli – statt. Neben uns<br />

werden noch ein paar weitere Acts, wie Firkin, The Sandsacks oder<br />

Tir Nan Og, auftreten. Das ist so was wie ein Familientreffen und<br />

macht sehr viel Spaß! Nach der darauffolgenden Festivalsaison<br />

geht’s im Herbst dann auf große Tour mit insgesamt 35 Gigs in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz.“<br />

Grund für das Shamrock Castle ist das neue Studioalbum<br />

Winners & Boozers. Allzu viel wird bisher nicht verraten, nur<br />

dies: Uns erwarten 15 Tracks im „gewohnten Fiddler’s-typischen<br />

Mix“, welcher alle möglichen Stilrichtungen beinhaltet. „Der<br />

omnipräsente rote Faden des Irish Folk darf natürlich nicht<br />

fehlen“, schmunzelt Rainer, sagt aber auch, dass die Arbeiten<br />

so gut wie abgeschlossen sind und sie bloß noch an letzten<br />

Kleinigkeiten tüfteln. Rainer erzählt uns außerdem, dass sie mit<br />

einem Stück etwas Besonderes planen: „Wir haben The More The<br />

Merrier als Quasisingle auserkoren. Hierzu drehen wir gerade<br />

ein recht skurriles Video! Also, da kann man wirklich gespannt<br />

sein“, lacht er. Und dann plaudert er noch über No More Pawn,<br />

das während eines Aufenthalts auf den norwegischen Lofoten<br />

entstand. „Wir hatten die Ehre, zur Sommersonnenwende bei<br />

einem Festival in einem kleinen Fischerdorf spielen zu dürfen.<br />

Nachts um zwei Uhr ist bei helllichtem Sonnenschein dieser Song<br />

quasi in uns hineingesprungen – eventuell war auch das ein oder<br />

andere Bier schuld“, lacht er. „Jedenfalls verfolgte uns seitdem die<br />

Nummer derart, dass wir sie einfach aufnehmen mussten!“ Das<br />

macht doch mal sehr neugierig auf das neue Material... Wenn<br />

Du Dir die Truppe live anschauen willst, findest Du sämtliche<br />

Termine auf ihrer offiziellen Homepage.<br />

www.fiddlers.de<br />

Manuela Ausserhofer<br />

Photo: Carsten Bunnemann<br />

SLAYER, BULLET FOR MY VALENTINE,<br />

TRIVIUM, KILLSWITCH ENGAGE u.v.a.<br />

18.08. Herford, X [eks]<br />

FIDDLER’S GREEN, FEUERSCHWANZ, MET UND MIEZEN,<br />

ARVEN, RAGNARÖEK, VOGELFREY, HARPYIE u.v.a.<br />

06.09. - 07.09. Gießen, Kloster Schiffenberg<br />

LENINGRAD COWBOYS,<br />

KNORKATOR, GRAVE DIGGER,<br />

THE METEORS u.v.a.<br />

12.07. - 13.07. Dorsten, Hürfeldhalde<br />

28.06. - 30.06. Gelsenkirchen, Amphitheater<br />

••••••••••••••••<br />

...und 30.000 weitere Veranstaltungen!<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123<br />

Tickets auf www.ADticket.de<br />

Photo: © Carsten Bunnemann


Movies of my life<br />

Henkersmahlzeit<br />

Carl Fornia (MONO INC.)<br />

Currywursteintopf à la Jörg<br />

Johnny Flesh (Johnny Flesh & The Redneck Zombies)<br />

Son of Frankenstein (1939)<br />

Ich liebe sämtliche Universal-<br />

Horrorklassiker. Ich mag die Art und<br />

Weise, wie man in der Zeit gespielt<br />

hat. Alleine die Kulisse des Schlosses<br />

ist einfach genial und schräg zugleich.<br />

Dies diente sicherlich Tim Burton als<br />

Inspiration!<br />

Braindead (1992)<br />

Partyklassiker schlechthin.<br />

Muss man gesehen haben und<br />

funktioniert am besten mit ein paar<br />

Kumpels und einem Kasten Bier.<br />

Evil Dead 2 (1987)<br />

DER Evil Dead für mich! Gepaart<br />

durch seine düstere Atmosphäre von<br />

Teil eins und den Slapstickanteil,<br />

macht der Film eine gute Mischung<br />

für mich aus. Ist wohl definitiv<br />

ein einflussreicher Meilenstein aus<br />

dieser Zeit.<br />

Wie allgemein bekannt, ist die Verpflegung auf Tour nicht immer<br />

die beste. Wie wunderbar ist es dann, wenn man Besuch von seinen<br />

Supporters bekommt. Diese machen sich nicht nur durch spezielle<br />

Aktionen an der Band verdient, sondern gelegentlich lässt es sich der<br />

„Chefsupporter“ nicht nehmen, selbst Hand anzulegen und sich um das<br />

leibliche Wohl der Band zu kümmern.<br />

Mittlerweile hat das bereits Tradition, und die ganze Produktion freut sich<br />

schon den ganzen Tag darauf. Wenn am Nachmittag die Supporters mit<br />

Warmhalteplatte, einem Riesentopf und guter Laune in der Halle auftauchen,<br />

hat plötzlich jeder einen Moment Zeit und natürlich großen Hunger.<br />

Hier jetzt – exklusiv für Euch – das Rezept.<br />

Ihr braucht: ein Päckchen Knorr Fix für Currywurst (das wollte er<br />

eigentlich gar nicht verraten...) und, den Angaben entsprechend, am<br />

besten Thüringer Rostbratwurst. Die angegebene Menge Wasser wird<br />

zur Hälfte durch Orangensaft ersetzt. Dazu Hela CurryGewürzKetchup<br />

(nach Belieben die Geschmacksrichtung „delikat“, „scharf“ oder „extra<br />

hot“) und noch etwas Currypulver. Wer es mag, kann auch Zwiebeln<br />

glasig dünsten und mit dazugeben (schmeckt super).<br />

Die Wurst braten, in Scheiben schneiden und noch mal von beiden<br />

Seiten kurz anbraten. Wurst in die Soße geben und zusammen mit<br />

Brötchen oder Baguette als Beilage genießen.<br />

Im Idealfall genießt man den Currywursteintopf à la Jörg in einer<br />

großen, geselligen Runde.<br />

Guten Appetit!<br />

Haus der 1000 Leichen (2003)<br />

Klasse Soundtrack, super Kulissen,<br />

überragend gute Charaktere! Ich<br />

steh’ auf Rob Zombie-Filme, weil<br />

die immer was richtig Dreckiges<br />

haben. Der hier ist mit Abstand<br />

der beste. Geisteskranke und<br />

furchteinflößende Charaktere,<br />

gepackt in eine wirklich dreckige,<br />

schäbige Südstaatenkulisse.<br />

Ein Zombie hing am Glockenseil (1980)<br />

Ein Meisterwerk von Fulci!<br />

Für seine Zeit ein genialer<br />

atmosphärischer Soundtrack<br />

und wohl DER SCHOCKER<br />

überhaupt aus der damaligen Zeit.<br />

Die Effekte sind auch grandios, vor<br />

allem, wenn man bedenkt, dass der<br />

Streifen aus den Achtzigern ist!<br />

Oswald Henke (HENKE, fetisch:MENSCH)<br />

In Zahlen<br />

Wie viele Gigs hast du in deinem Leben schon bestritten? Circa 500.<br />

Wie viele Songs hast du in deinem Leben geschrieben? Circa 100.<br />

Wie viele Texte hast du in deinem Leben geschrieben? Circa 1.000.<br />

In wie vielen Bands hast du bereits gespielt? Wie hießen sie?<br />

Fünf: Goethes Erben, Artwork, Erblast, fetisch:MENSCH, HENKE.<br />

Seit wann bist du Musiker im weitesten Sinne? 1988.<br />

40 - <strong>Orkus</strong>!


„Ein klein wenig weniger anstrengend...“<br />

Ein Telefonat mit Grossstadtgeflüster ist wie ein Plausch mit Freunden<br />

– alles redet durcheinander, fällt sich ins Wort, und trotzdem kommt<br />

am Ende das Gleiche heraus. Als ob es nicht schon schwer genug wäre,<br />

Raphael Schalz und Chriz Falk zu unterscheiden, gesellt sich Sängerin<br />

Jen Bender mit einer ausklingenden Stimmbandentzündung hinzu und<br />

gibt akustisch den dritten Mann. Eigentlich aber egal, wer was gesagt<br />

hat, wichtig ist nur, dass es gesagt wurde, weigern sich die Berliner<br />

doch auch auf ihrem vierten Album beharrlich, erwachsen zu werden<br />

und endlich mal ein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Was wäre denn<br />

daran erwachsen, die Lyrik mit Blättern abzudecken?“, kontert Jen. „Was<br />

rausmuss, sollte einfach gesagt werden, und wir werden einen Teufel tun<br />

und uns selbst limitieren... Wo wir das schon musikalisch nicht machen,<br />

fangen wir textlich gar nicht erst damit an.“<br />

„Musikalische Limitierung“ ist ein gutes Stichwort: die fehlt auch<br />

dem neuen Werk, dafür gibt es etwas mehr Pop als sonst. Schämt<br />

ihr euch denn nicht? „Ach, Pop nennt man es doch nur, weil es viele<br />

Leute gut finden, und so gesehen, finden wir das natürlich wunderbar.<br />

Eigentlich wollen wir ja immer nur die harten und provokanten Songs<br />

raushauen, aber zwischendurch rutscht halt auch mal ein sanfterer<br />

Track durch.“ Und wenngleich Oh, ein Reh! ein bisschen runder klingt<br />

als die Vorgänger, fahren die drei stilistisch weiterhin das „Konzept<br />

der Konzeptlosigkeit“, wie sie selbst so schön formulieren. „Stimmt,<br />

Dogmen gibt es bei uns noch immer nicht, aber ich denke, dass wir<br />

uns handwerklich wieder ein Stück entwickelt haben und die Songs aus<br />

diesem Grund runder geworden sind. Vielleicht sind wir auch ein klein<br />

wenig weniger anstrengend, als wir es noch bei Haufenweise Scheiße oder<br />

Die Stille waren“, gesteht die Band lachend. Jen ergänzt: „Natürlich wird<br />

die jugendliche Wut inzwischen besser kanalisiert, aber das heißt nicht,<br />

dass es sie nicht mehr gibt, sondern vielmehr, dass wir eine neue Sprache<br />

gefunden haben und keine Angst mehr vor Melodien haben. Bei Oh, ein<br />

Reh! hatten wir echt Spaß an Refrains und Hymnen – gewissermaßen als<br />

Tribut an unsere vielen, großartigen Auftritte.“<br />

Musikalisch pendelt man ergo zwischen Electro, NDW und Punk,<br />

textlich kritisiert man gern querbeet, und irgendwie schafft man es<br />

damit sogar in den <strong>Orkus</strong>!... „Das mag daran liegen, dass die schwarze<br />

Szene tatsächlich die Szene war, die unseren ersten Hit Ich muss gar nix<br />

mit offenen Armen empfangen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir<br />

uns bereits einvernehmlich von unserer Plattenfirma getrennt und den<br />

Song einfach mal bei Myspace hochgeladen“, erzählt die Frontfrau.<br />

Doch es fällt wohl nicht immer leicht, ständig zwischen allen Stühlen<br />

zu sitzen und sich nirgendwo richtig zugehörig zu fühlen? „Sicher ist<br />

das nicht immer ganz leicht, weil wir zum Beispiel nicht einfach bei<br />

szenetypischen Festivals auftauchen können. Auf der anderen Seite<br />

haben wir im Laufe der Jahre die Randgruppen vereint und so unsere<br />

eigene Mitte der Bevölkerung gebildet“, definieren die Großstädter zum<br />

Abschluss schmunzelnd ihr Publikum.<br />

www.gsgf.de<br />

Lars Schubert<br />

Discographie (Alben):<br />

Muss laut sein (2006)<br />

Bis einer heult!!! (2008)<br />

Alles muss man selber machen (2010)<br />

Oh, ein Reh! (2013)<br />

Line-Up:<br />

Jen Bender – Gesang<br />

Raphael Schalz – Keyboard<br />

Chriz Falk – Schlagzeug<br />

<strong>Orkus</strong>! - 41


„Allen Göttern ans Bein pissen...“<br />

(Matthias Minor)<br />

Anspruchsvollen US-Death Metal präsentieren die<br />

Ludwigshafener Spheron auf ihrem Debutalbum Ecstasy of<br />

God. Die technische Klasse ist für einen Newcomer beachtlich.<br />

Doch was heißt schon „Newcomer“? Das Quintett ist seit<br />

mehr als fünf Jahren im Untergrund aktiv, anfangs unter dem<br />

Banner Immanuel Cunt. „Es ist schon erstaunlich, wie viel<br />

Aufmerksamkeit dieser Name bekommen hat und noch immer<br />

bekommt, obwohl wir nur sehr kurz damit aktiv waren“, erinnert<br />

sich Gitarrist Mark Walther und erläutert auch gleich die Idee<br />

hinter dem neuen Namen: „Spheron spiegelt das Konzept unserer<br />

Musik und unserer Texte. Und klingt einfach geil.“<br />

Atmosphäre ist das Gesetz. In puncto Musik machen die<br />

Twentysomethings aber einen großen Bogen um Keyboards oder<br />

lieblichen Frauengesang. Stattdessen bereichern Akustikgitarren<br />

das Repertoire der Todesbleifanatiker. „Wir sind der Meinung,<br />

dass jede gute Scheibe atmosphärische Elemente braucht,<br />

damit man sie genießen kann. Außerdem sind unsere Songs oft<br />

so vollgeladen mit Ideen, dass wir unseren Hörern Zeit lassen<br />

wollen, sich darauf einzulassen. Jeder von uns hat schon mal<br />

einen Film gesehen, bei dem man einfach nicht gedanklich<br />

hinterherkommt, weil die Schnitte zu kurz sind und viel zu viel<br />

passiert. Da ist man auch immer dankbar für ein paar weniger<br />

schnelle Bildfolgen“, sekundiert Bassist Matthias Minor.<br />

Auch lyrisch steigt man in himmlische Sphären. So thematisiert<br />

Saturnian Satellites „die Ehrfurcht vor der sterbenden<br />

Natur“. Andere Lieder fragen nach der Existenz himmlischer<br />

Heerscharen. Dabei ist Ecstasy of God „kein Hetzalbum gegen<br />

Religion“, wie Matthias betont. „Wir sehen es eher als eine Art<br />

philosophische Streitschrift, allerhöchstens als ein Auskotzen<br />

über gewisse Dummheiten in religiösen Köpfen. Die Frage, ob<br />

es höhere Mächte gibt, ob sie verehrt werden sollten oder ob<br />

sie uns auch nur im Entferntesten weiterhelfen können, konnte<br />

bisher kein Mensch beantworten. Was wir alle mit Sicherheit<br />

sagen können, ist, dass Religion vieles falsch macht – und das<br />

seit Jahrtausenden. Aber das Album handelt auch von all dem<br />

sonstigen Mist, den menschliche Gehirne absondern. Wenn<br />

schon Göttern ans Bein pissen, dann doch bitte allen Göttern,<br />

auch den Göttern der Wissenschaft, der Epistemologie, des<br />

Hedonismus und des eigenen Selbst.“ Und weiter: „Götter<br />

schafft sich der Mensch immer selbst, egal ob es sie darüber<br />

hinaus wirklich gibt oder nicht.“ Dieses Schlusswort hätte auch<br />

Immanuel Cunt, äh: Kant gefallen.<br />

www.facebook.com/spheronmusic<br />

Richard Klasen<br />

Line-Up:<br />

Daniel Spoor – Gesang<br />

Tobias Alter – Gitarre<br />

Mark Walther – Gitarre<br />

Matthias Minor – Bass<br />

Tobias Blach – Schlagzeug<br />

42 - <strong>Orkus</strong>!


1994 schlug die EP Darkland Awakening der Australier Subterfuge in<br />

der Szene ein wie eine Bombe. Der musikalischen Steilvorlage folgten<br />

leider nur einige Compilationbeiträge, und der Hoffnungsträger<br />

geriet in Vergessenheit. Fast 20 Jahre später erscheint nun eine<br />

Zusammenstellung mit Material aus dem Zeitraum 1991 bis 1998.<br />

„Wir arbeiteten im Anschluss an Darkland Awakening an unserem<br />

Debutalbum. Doch in dem Bestreben, die Songs immer weiter zu<br />

verbessern, verschleppten wir alles“, wagt Bandkopf Clifford Ennis<br />

einen Blick in die Vergangenheit. „Wir wollten das perfekte Album<br />

aufnehmen – am Ende nahmen wir gar keines auf.“ Mit seinem<br />

Schicksal hadert der Gitarrist aber nicht: „Ich kann es nicht mehr<br />

ändern. Doch ja... das Fenster der Möglichkeiten stand für Subterfuge<br />

weit offen, stattdessen zog ich die Vorhänge zu.“<br />

Hinzu kamen persönliche Enttäuschungen: „Es gab nie ein offizielles<br />

Ende für Subterfuge, wir zogen uns nur in die Stille zurück. Wir<br />

hatten schlicht unseren Drive verloren und waren auch von der Szene<br />

und der Musikindustrie Ende der Neunziger desillusioniert.“ Für<br />

Außenstehende wirkte es so, als hätte sich Clifford damals auf sein<br />

Projekt Jerusalem Syndrome konzentriert. „Das war nicht der Fall.<br />

Meine Priorität lag immer auf Subterfuge. Rick (Mullen, zweite Hälfte<br />

des Duos – Anm.d.Verf.) hatte nie ein Problem damit. Im Nachhinein<br />

hätte ich jedoch einen Teil der in Jerusalem Syndrome gesteckten<br />

Energie in Subterfuge investieren sollen.“<br />

Auf der empfehlenswerten Kollektion reflect


„Diese Art<br />

der Anschuldigung<br />

kann das Leben<br />

von Menschen zerstören.“<br />

14 Jahre ohne Albumveröffentlichung – da kann man schon mal<br />

an eine (Neu-) Vorstellung denken. Daher in aller Kürze: Camerata<br />

Mediolanense ist ein Ensemble aus Mailand, das in den Jahren 1994<br />

bis 1999 im Neo Folk oder auch der Neo-Klassik beheimatet war. Wie<br />

so viele Neo Folk-Bands, mussten auch sie sich die Vorwürfe rechter<br />

Tendenzen gefallen lassen. Trauriger Höhepunkt: Freiburg im Jahre<br />

2008, als einige Vermummte vor Auftrittsbeginn den Veranstaltungsort<br />

stürmten und diesen samt Equipment auseinandernahmen. Doch das<br />

ist lange her. Die Täter von einst sind bestraft, Camerata Mediolanense<br />

– so die Band – amtlich rehabilitiert und nun mit Recht stolz auf das,<br />

was sie eben vollendet haben...<br />

<strong>Orkus</strong>: Es war einige Jahre sehr still um euch. Wie kam es zu der – zumindest<br />

für Außenstehende – sehr langen Pause?<br />

Elena Previdi: Ich bin die Autorin der gesamten Musik und des Konzepts<br />

von Camerata Mediolanense, und während dieser langen Zeitspanne hatte<br />

ich andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren musste. Ich war besonders<br />

an der Entwicklung meiner theoretischen Kenntnisse interessiert. Allerdings<br />

hat Camerata Mediolanense nie eine wirkliche Pause eingelegt: Wir haben<br />

kleine Dinge veröffentlicht (einige Schallplatten in limitierter Auflage, eine<br />

Live-CD, eine CD-Sammlung), und vor allem spielten wir Konzerte, da wir<br />

feststellten, wie sehr wir bei unserem Publikum gefragt waren. So verging<br />

die Zeit wie im Fluge. Dann irgendwann, vor etwa vier Jahren, begann ich,<br />

das Konzept für Vertute, Honor, Bellezza auszuarbeiten, und es hatte schnell<br />

höchste Priorität.<br />

O: Du sprichst von theoretischen Kenntnissen in Bezug auf Musik, richtig?<br />

Das lässt auf eine berufliche Tätigkeit in diesem Bereich schließen (?).<br />

EP: In erster Linie bin ich Musikerin und arbeite hauptsächlich für Camerata<br />

Mediolanense, manchmal auch für andere Künstler. Außerdem bin ich noch<br />

Musikhistorikerin. Mein spezielles Interesse gilt der Barockperiode und der<br />

Geschichte der Musikinstrumente, wobei mich andere Bereiche natürlich<br />

auch interessieren.<br />

O: Das erklärt dann auch, warum du gewissermaßen auf dem Sprung bist<br />

zum „Congress on Art, Literature and urban Gothic Culture“. Ich nehme an,<br />

du trägst dort vor?<br />

EP: Genau. Der Kongress wurde von Pedro Ortega organisiert, einem<br />

spanischen Gelehrten, der auch unser Artbook bearbeitet hat, und ich spreche<br />

beim Kongress natürlich über Musik.<br />

O: Wie ging es weiter, nachdem das Konzept für das neue Album entwickelt<br />

war?<br />

EP: Nachdem die Musik in einer unglaublich kurzen Zeit fertig geschrieben<br />

war, begannen Trevor, Marco, Manuel und ich, die einzelnen Stücke<br />

nacheinander zu arrangieren. Es versteht sich von selbst, dass Camerata<br />

Mediolanense ohne die drei nicht existieren würde. Wie dem auch sei,<br />

auch diese Arbeitsschritte benötigten nicht allzu viel Zeit. Die meiste Zeit<br />

verschlang tatsächlich das komplexe Artwork des Projekts!<br />

O: Sehr gut vorstellbar. Ich habe bereits Bilder des Artbooks gesehen. Es ist<br />

wirklich mehr als komplex.<br />

EP: Ja, es ist ein echtes Buch mit 84 großen Seiten. Die einzelnen Seiten<br />

haben etwa die Größe einer LP. Wie gesagt, wurde es von Pedro Ortega<br />

<strong>Orkus</strong>! - 45


earbeitet, einem langjährigen Freund und Unterstützer von<br />

Camerata Mediolanense. Dort finden sich dann mehrere Essays<br />

in englischer Sprache, verfasst von verschiedenen Autoren. Sie<br />

behandeln Camerata Mediolanense, Francesco Petrarca, einen der<br />

Väter der italienischen Sprache und Literatur (seine Texte sind es,<br />

die auf Vertute, Honor, Bellezza vertont wurden – Anm.d.Verf.),<br />

und den venezianischen Maler Saturno Buttò, der die Bilder zu<br />

unseren zwölf Stücken kreiert hat. Sie sind hier, also im Artbook,<br />

noch beeindruckender, weil sie in großem Format zu sehen sind.<br />

Komplettiert wird die Oper durch die von uns verarbeiteten Texte<br />

Petrarcas und deren englische Übersetzungen.<br />

O: Wenn ich das alles so höre, erscheint es schwer vorstellbar,<br />

dass man euch in der Vergangenheit rechtsradikales Gedankengut<br />

unterstellt hat. Es scheint so gar nicht zu passen. Vermutlich nicht<br />

das angenehmste Thema, und doch würde mich interessieren, wie<br />

ihr mit derlei Angriffen umgeht (?).<br />

EP: Diese Frage ist absolut berechtigt, und ich danke dir<br />

im Gegenteil sehr, dass du sie stellst. Wir sind Opfer einer<br />

Ungerechtigkeit. Ich habe den Anspruch, absolut keine politischen<br />

Themen mit Camerata Mediolanenses Musik, Bebilderung,<br />

Texten und so weiter behandeln zu wollen. Eine „camerata“ ist ein<br />

Ensemble von Personen, die Musik machen und diese erforschen.<br />

Das wurde böswillig in eine „Kameradschaft“ umgewandelt. Für<br />

jeden kulturell gebildeten Menschen ist die Lächerlichkeit dahinter<br />

offensichtlich. Aber durch die Möglichkeiten des Internets, über<br />

das auch falsche und gefälschte Neuigkeiten verbreitet werden,<br />

die ohne Kontrolle und Filter von einer Website zur nächsten<br />

weiterverbreitet werden, wird dies zu einer „Wahrheit“. Das ist<br />

sehr gefährlich, denn diese Art der Anschuldigung kann das Leben<br />

von Menschen zerstören. Und das hätte uns am 11. Oktober<br />

2008 passieren können, als wir von über 20 maskierten Personen<br />

während eines Soundchecks in Freiburg im Üechtland attackiert<br />

wurden. Wir hatten noch Glück, da niemand von uns verletzt<br />

worden ist, während all unsere Instrumente zerstört wurden.<br />

Einige Monate später wurden diese Kriminellen gefunden und<br />

festgenommen. Anschließend gab es einen langen Prozess, und<br />

fast alle Täter wurden verurteilt – wir warten nun nur noch auf<br />

die letzten drei Bestätigungen. Während des Prozesses konnten<br />

keinerlei Verbindungen von Camerata Mediolanense in deren<br />

20-jähriger Existenz zur rechtsextremen Szene nachgewiesen<br />

werden. Genauer gesagt, konnten überhaupt keine politischen<br />

Verbindungen nachgewiesen werden. Dass so sehr auf die<br />

Durchleuchtung unseres Hintergrunds bestanden wurde und<br />

dieser Prozess so lange anhielt, war für uns nur schwer hinnehmbar<br />

(da wir die Opfer waren und nicht die Täter...), doch letztendlich<br />

stellte sich das Ganze als sehr nützlich für uns heraus, da es die<br />

eindeutige Wahrheit über uns offenbarte. Durch diesen Prozess<br />

wurde alles, wofür Camerata Mediolanense steht, besser dargestellt<br />

und deutlicher gemacht als je zuvor. Und das ist nun Geschichte.<br />

Die Affäre von Freiburg ist aber auch eine dramatische Warnung<br />

vor Ignoranz und blinder Ideologie, vollkommen gleichgültig,<br />

welche Farbe sie hat.<br />

www.cameratamediolanense.it<br />

Doreen Krase<br />

Discographie (Alben):<br />

Musica Reservata (1994)<br />

Campo di Marte (1996)<br />

Madrigali (1999)<br />

MDXXX (live, 2010)<br />

Vertute, Honor, Bellezza (2013)


Nachttanz<br />

Dunkelparty auf Carl<br />

JEDEN 1. SAMSTAG IM MONAT / 22 UHR<br />

Kein VVK / AK 5 EUR<br />

FLOOR 1<br />

DJ Alexx Botox<br />

EBM / INDUSTRIAL / FUTUREPOP<br />

FLOOR 2<br />

DJs Georg + Dejan<br />

80‘S / WAVE / GOTHIC / POSTPUNK<br />

Zeche Carl / Wilhelm-Nieswandt-Allee 100 / 45326 Essen<br />

FACEBOOK.COM/NACHTTANZESSEN<br />

Hoernerfest<br />

hoernerfest<br />

open air musik festival<br />

rund um mittelalter,<br />

folk und rock<br />

mit großem mittelaltermarkt, lager und camping<br />

in brande-hörnerkirchen bei elmshorn/hamburg<br />

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www.hoernerfest.de | 04127 / 92 99 81


48 - <strong>Orkus</strong>!


„Das Einzige, was mir wirklich Angst macht,<br />

ist die Überbevölkerung.“<br />

Im Wirtschaftsleben ist es gar nicht unüblich, dass das Personal in entscheidenden Positionen hin und wieder<br />

ausgetauscht wird. Entweder war man ohnehin unzufrieden, oder man möchte einfach ein wenig frischen<br />

Wind in die Firma bringen – was oft bleibt, sind die sogenannten Großkopferten. Auch Bill Leeb hat im Laufe<br />

seiner 27 Jahre andauernden Karriere mit Front Line Assembly eine ganze Menge Mitarbeiter verschlissen...<br />

und das mit Erfolg, führt man sich die meist herausragenden Werke zu Gemüte. Wie schaut es also bei<br />

Echogenetic aus, und was macht eigentlich Bills On/Off-Beziehung mit seinem langjährigen Kompagnon<br />

Rhys Fulber?<br />

Bill Leeb: Man mag es kaum glauben, aber ich bin<br />

dieses Album tatsächlich mit den gleichen Mitstreitern<br />

angegangen, wie ich sie in den letzten Jahren auch hatte.<br />

Vor allem Jeremy Inkel und Jared Slingerland sind<br />

inzwischen so etwas wie der feste Kern und das jugendliche<br />

Gesicht Front Line Assemblys geworden. Sie verkörpern<br />

den jugendlichen Drive, den die Band allemal nötig hatte.<br />

Die Arbeit mit ihnen unterscheidet sich komplett von<br />

der Methode, die Rhys und ich jahrelang pflegten. In der<br />

Hinsicht sorgt neues Personal tatsächlich immer wieder für<br />

frischen Wind.<br />

<strong>Orkus</strong>: Inwiefern unterschied sich die Arbeit denn?<br />

BL: Wir hatten für Echogenetic hauptsächlich drei<br />

Arbeitsplätze: Jareds, Jeremys und meinen. Dazu kamen<br />

noch Craig Joseph Huxtable und Sasha Keevill, die ebenfalls<br />

ihre Finger im Spiel hatten. Jeder hat für sich an Ideen und<br />

Songs gewerkelt und zum Teil auch bereits die Vorschläge<br />

der anderen überarbeitet. Später haben wir uns dann eine<br />

Woche im Studio getroffen, alles zusammengeführt und den<br />

Tracks den letzten Schliff verpasst. Diese Vorgehensweise<br />

ist für mich ziemlich spannend, denn Rhys und ich haben<br />

ein Album meist erst gemeinsam im Studio geschrieben<br />

und erarbeitet. Ganz ehrlich? An solchen Dingen merke<br />

ich manchmal, dass ich so langsam zum alten Eisen gehöre<br />

und recht eingefahren war.<br />

O: Das klingt, als ob du nicht mehr der alleinige<br />

Entscheider bei Front Line Assembly wärst?<br />

BL: Vielleicht sind die Rollen mittlerweile ein wenig<br />

gleichmäßiger verteilt, aber auch wenn ich nie eine Art<br />

Führer sein wollte, muss irgendjemand ja die Zügel in der<br />

Hand halten. So ist es immer noch; alles steht und fällt<br />

mit meinem Urteil, und ich treffe in aller Regel die finalen<br />

Entscheidungen.<br />

O: Und das Verhältnis zu Rhys...?<br />

BL: Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir telefonieren<br />

noch immer häufig, und wenn es klappt, werden wir auch<br />

weiterhin zusammen Songs schreiben und aufnehmen,<br />

aber ich warte nicht, bis unsere beiden Terminkalender<br />

mal übereinstimmen. Bei Front Line Assembly herrscht<br />

nun mal ein reges Kommen und Gehen, und Rhys hatte<br />

ja bereits eine Pause, als er sich vor ein paar Jahren lieber<br />

auf seine Produzententätigkeit mit Fear Factory oder auch<br />

Paradise Lost konzentrieren wollte. Eine Band funktioniert<br />

nur als gutes Team, und da haben wir gerade eine sehr gute<br />

Basis – mit mir als erfahrener Abwehrreihe und im Angriff<br />

mit regelmäßig wechselnden, frischen Stürmern. Da kann<br />

doch eigentlich gar nichts schiefgehen. (lacht)<br />

O: Du hast mit Front Line Assembly fast 20 Alben auf dem<br />

Buckel. Gibt es einen Zeitpunkt, an dem für dich Schluss<br />

ist?<br />

BL: Man sollte Musik nicht als etwas Vergängliches<br />

sehen und ihr einen Schlusspunkt geben. Für mich ist<br />

der Kreislauf „Songwriting, Albumrelease, Touren“ keine<br />

Arbeit, der ich bewusst ein Ende setzen möchte, sondern<br />

vielmehr eine Lebenseinstellung. Ich lasse es einfach laufen<br />

und gehe fest davon aus, dass mir das Leben schon die<br />

<strong>Orkus</strong>! - 49


ichtigen Entscheidungen diktieren wird. In dem Moment,<br />

wo sich Jimmy Page und Robert Plant nach dem Ende Led<br />

Zeppelins dasselbe gesagt haben, gewann ihr gemeinsames<br />

Album einen „Grammy“. Auch die Rolling Stones sind das<br />

perfekte Beispiel... sie gehen wieder auf Tour, ihre Konzerte<br />

sind ausverkauft, und dabei haben sie das Geld überhaupt<br />

nicht nötig. Zudem gibt es in unserer Szene doch viel zu<br />

wenige Bands, die irgendeine langfristige Relevanz haben<br />

und uns ablösen könnten, oder was denkst du, warum<br />

auch Skinny Puppy immer noch so fleißig sind? Nein, ich<br />

werde ganz sicher Musik machen, bis ich irgendwann unter<br />

der Erde liege. Ob die Songs dann gut oder schlecht sind,<br />

interessiert aber bis dahin wahrscheinlich nur noch mich.<br />

O: Kommen wir zu Echogenetic, mit dem du endlich die<br />

Ankündigungen wahr machst, ein rein elektronisches<br />

Album zu veröffentlichen. Das Ergebnis klingt wie eine<br />

getunte Version der frühen Neunziger und wird Fans und<br />

Kritiker begeistern. Wolltest du geliebt werden?<br />

BL: (lacht) Ach, wurde ich das nicht eigentlich immer?<br />

Ich bin der Meinung, dass das Leben zu einem nicht<br />

unbeträchtlichen Teil in regelmäßigen Kreisläufen geschieht<br />

und irgendwann Anfang und Ende zusammenfinden. Als<br />

wir begonnen haben, waren wir von den Einstürzenden<br />

Neubauten, Can oder Kraftwerk inspiriert. Irgendwann<br />

folgten dann Ministry, die Revolting Cocks oder Nine Inch<br />

Nails und gaben mit ihrem Stilcrossover dem Industrial<br />

Namen und Gesicht. In dem Moment, in dem etwas so<br />

groß rauskommt, wird man natürlich dadurch beeinflusst,<br />

und darum waren in den letzten Jahren auch verstärkt<br />

Gitarrensamples auf den Alben zu hören. Inzwischen wurde<br />

es einfach Zeit, ein Stück des Weges zurückzugehen, und<br />

es ist ja nicht so, dass wir ein altmodisches Album gemacht<br />

hätten. Das wäre heute wohl auch schwerlich möglich,<br />

denn als ich mit Skinny Puppy anfing, hatten wir noch<br />

nicht mal richtige Computer. Aber ist es nicht amüsant,<br />

dass Skinny Puppy mit Weapon aktuell den gleichen Weg<br />

gehen?<br />

O: Bist du generell jemand, der ab und an zurückschaut,<br />

oder ist dein Blick immer in die Zukunft gerichtet?<br />

BL: Während uns die jüngere Generation gerne<br />

weismachen will, dass wir im Moment zu leben haben,<br />

bin ich der Meinung, dass es ebenso wichtig ist, die<br />

Vergangenheit im Blick zu haben. Wenn man nicht weiß,<br />

wo man herkommt, hat man meines Erachtens auch<br />

keine Zukunft, um die man sich kümmern muss. Man<br />

lernt doch schließlich aus seinen Fehlern und sammelt<br />

Erfahrungen. Ohne die entsprechende Vergangenheit<br />

hätten große Bands wie Depeche Mode doch gar nicht die<br />

Möglichkeit, immer wieder Tausende Fans zu mobilisieren<br />

und Konzerte rund um den Globus zu spielen. Das geht<br />

nur, wenn man sich der Vergangenheit bewusst ist und es<br />

schafft, die Erfahrungen – und in diesem Fall die Fans –<br />

in die nächste Epoche mitzunehmen. Kaum vorzustellen,<br />

dass man auf dem Totenbett liegt und sich keinerlei großer<br />

Momente seines Lebens erinnert, weil alles wie im Rausch<br />

an einem vorbeigezogen ist. Nein, man muss auch mal<br />

entschleunigen und sich seines Lebens bewusst werden. Wo<br />

ich das so erzähle, klingt es schon ein wenig altersmilde,<br />

oder? Tja, man denkt halt im Alter einfach mehr nach.<br />

O: Gibt es etwas in der Zukunft, das dir Angst macht?<br />

BL: Vielleicht sollte man weniger über so etwas reden,<br />

sondern das Leben kurz vorspulen, schauen und dann<br />

wieder zum Ausgangspunkt springen. Man kann natürlich<br />

nie wissen, wie sich die Dinge speziell ökologisch<br />

entwickeln werden, aber ich habe das Gefühl, dass wir<br />

heute viel besser wissen, wie wir die Umwelt schützen<br />

müssen, und es auch tun. Aber eventuell kolonisieren wir<br />

in einigen Jahren bereits andere Planeten? Vielmehr sollten<br />

wir das unbedingt tun, denn das Einzige, was mir wirklich<br />

Angst macht, ist die Überbevölkerung. Der Platz reicht<br />

doch in manchen Landstrichen schon jetzt nicht aus. Wie<br />

wird das also in Zukunft sein? Und was wird passieren? Ich<br />

befürchte, dass die Menschheit mehr als einen Krieg um<br />

Land erleben wird.<br />

O: In unserem Interview zum letzten Album von Delerium<br />

hast du dich selbst gefragt, ob es wohl Menschen gibt, die<br />

tatsächlich noch düsteren Industrial hören wollen. Willst<br />

du das mit Echogenetic nun selbst auch noch überprüfen?<br />

BL: An dem Tag hat wahrscheinlich der glückliche und<br />

freudestrahlende Typ in mir gesprochen, und der ist<br />

tatsächlich nicht selten der Meinung, dass ich eigentlich<br />

einfach nur mit Delerium weitermachen sollte. Da die<br />

Körperchemie ja aber scheinbar meint, dass man nicht zu<br />

glücklich und ausgeglichen sein sollte, gibt es halt auch<br />

die düsteren Tage, die sich dann für Alben mit Front Line<br />

Assembly eignen. Ich kann mit beiden Seiten sehr gut<br />

leben, und ich weiß, dass es vielen Menschen so geht, sie<br />

aber nicht darüber reden wollen. Für mich ist es wichtig,<br />

die Düsternis auch auszuleben, um wieder Platz für sonnige<br />

Tage zu schaffen und mich selbst zu erden.<br />

O: Zum Glück lebst du deine dunkle Seite auf Tonträger<br />

aus und kannst uns darum auch etwas zum Inhalt von<br />

Echogenetic erzählen.<br />

BL: Es ist ganz sicher kein positives Bild unserer Zeit,<br />

welches ich hier zeichne, denn es gibt so viele Punkte,<br />

die gerade furchtbar schieflaufen. Man hat das Gefühl,<br />

dass wir in einer Konsumgesellschaft gefangen sind, aus<br />

der es kein Entrinnen gibt, oder kannst du dir vorstellen,<br />

ohne Smartphone zu leben? Schau dir doch die ganzen<br />

Leute an, die Hunderte Freunde auf Facebook haben,<br />

aber niemanden, mit dem sie sich abends treffen und<br />

dem sie ihre Probleme erzählen können. Doch auch wenn<br />

man kein Teil dieses Systems sein möchte, muss man in<br />

vielen Bereichen einfach mitmachen, und das frustriert<br />

und deprimiert mich wahnsinnig. Daher kommt auch<br />

der Albumtitel: Ein Ultraschallsignal kann ich zwar nicht<br />

hören, aber es kann ein Bild zeichnen. Von Depressionen<br />

hingegen kann man zwar kein Bild zeichnen, aber ich kann<br />

sie niederschreiben und in Liedern verarbeiten. Ich stelle<br />

50 - <strong>Orkus</strong>!


mir sehr oft die Frage, was ich in meinem<br />

Leben noch tun kann, um am Ende aller<br />

Tage einen Unterschied gemacht oder etwas<br />

erreicht zu haben. Zum Glück finde ich mit<br />

der Musik meist eine gute Antwort darauf.<br />

O: Eine andere Möglichkeit der Verarbeitung<br />

wäre es doch auch, auf Tour zu gehen, oder?<br />

Und da gönnt ihr uns im August zusammen<br />

mit Haujobb ein Line-Up der Extraklasse...<br />

BL: ... stimmt, auf Tour muss ich mich<br />

eher selten um mein Gemüt kümmern,<br />

denn da gibt es andere Dinge, auf die ich<br />

mich konzentriere. Haujobb waren meine<br />

persönliche Wahl als Partner; ich kenne und<br />

schätze Daniel Myer schon eine ganze Weile.<br />

Wir haben ja bereits ein paar Touren gemacht,<br />

eine Menge davon mit Supportbands, die<br />

keine Sau interessiert haben. Ich bin sicher,<br />

dass das mit Haujobb völlig anders ist, und<br />

ich sehe sie auch weniger als Vorgruppe und<br />

denke, dass die Zuschauer an diesen Abenden<br />

für ihr Geld zwei gleichberechtigte Bands<br />

nacheinander auf der Bühne sehen werden.<br />

www.mindphaser.com<br />

Lars Schubert<br />

Photos: Troy Sobotka<br />

Discographie (Alben):<br />

State of Mind (1987)<br />

The Initial Command (1987)<br />

Corrosion (1988)<br />

Gashed Senses & Crossfire (1989)<br />

Caustic Grip (1990)<br />

Tactical Neural Implant (1992)<br />

Millennium (1994)<br />

Hard Wired (1995)<br />

Live Wired (live, 1996)<br />

[FLA]vour of the weak (1997)<br />

Implode (1999)<br />

Epitaph (2001)<br />

Civilization (2004)<br />

Artificial Soldier (2006)<br />

Improvised Electronic Device (2010)<br />

Echogenetic (2013)<br />

TRICKY FALSE IDOLS<br />

D E L U X E E D I T I O N A V A I L A B L E<br />

B E S P O K E P A C K A G I N G<br />

L I M I T E D P O S T E R W I T H L Y R I C S<br />

T R I C K Y S T I C K E R & B O N U S T R A C K<br />

27.05.13<br />

FALSE IDOLS<br />

FALSE IDOLS IN ASSOCIATION WITH K7 RECORDS


„Schicksal sollte niemals Flucht sein.“<br />

(Martin Schindler)<br />

Mindestens ein Doppelalbum braucht es schon, will man das unentwegt kreative Schaffen der deutschen Gothic Rock-Ikonen Mantus<br />

im Rahmen einer „Best Of“-Veröffentlichung auch nur annähernd reflektieren. Fatum bildet solch einen Rückblick für die Jahre 2000<br />

bis 2012 und zeigt eindrucksvoll, mit welch zeitloser Intensität und Nachhaltigkeit, Leidenschaft, Härte und Poesie, Romantik, Trauer<br />

oder Aufbegehren die Werke der Band unsere Szene bereichern. Natürlich bietet Fatum auch Neues, wie das Duo erzählt.<br />

<strong>Orkus</strong>: „Im religiösen Denken der Römer und in der Literatur (besonders<br />

bei Vergil) spielte das Fatum eine wichtige Rolle als sinnvolle Ordnung der<br />

Weltgeschichte.“ So heißt es im Wiktionary. Nimmt euer neues Release eine<br />

ähnliche Rolle ein?<br />

Martin Schindler: Das wäre sicher etwas zu hoch gegriffen, aber ich habe<br />

die Betitelung Fatum schon mit entsprechenden Hintergedanken gewählt.<br />

Mantus ist und war immer viel mehr für mich als nur ein Musikprojekt.<br />

Alle Entwicklungen und Geschehnisse waren auch direkt mit meiner Person<br />

und mit meiner Lebenssituation verbunden, und das spiegelt sich in der<br />

Musik und den Texten auf den jeweiligen Alben wider. Deshalb glaube ich,<br />

dass alles, was mit Mantus hervorgebracht wurde, genau so seine Richtigkeit<br />

hat und zwangsläufig so zum Ausdruck kommen musste. Mantus in seiner<br />

Gesamtheit ist für mich zum Schicksal geworden, und ich kann mir nicht<br />

vorstellen, wie mein Leben aussehen würde, wenn es die Musik nicht gäbe.<br />

O: „Fatum“ war bei den Römern der Schicksalsbegriff. Wie steht ihr zum<br />

Schicksal?<br />

MS: Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist immer mit der Vorstellung<br />

an eine jenseitige, übernatürliche, also an eine göttliche Instanz verbunden.<br />

So verstehe und verwende ich den Schicksalsbegriff nicht. Der Mensch<br />

kämpft seit Jahr und Tag mit der Frage nach seiner persönlichen Freiheit.<br />

Und er merkt, dass ihm bestimmte Dinge und Eigenschaften vorgegeben<br />

scheinen, auf die er keinen direkten Einfluss haben kann. Ich denke, dass<br />

jedem Menschen auf dieser Welt eine bestimmte Rolle zugedacht ist, die er<br />

für sich annehmen kann, wenn er sein wirkliches Wesen und seinen wahren<br />

Charakter erkannt hat. Nietzsche sagt: „Werde, der du bist“, und ich glaube,<br />

das trifft es im Kern sehr gut. Schicksal sollte niemals die Flucht vor sich selbst<br />

oder der eigenen Verantwortung sein.<br />

Chiara Amberia: Als chronisch ungläubiger Mensch ist auch meine<br />

Vorstellung von Schicksal – so es das denn gibt – sehr agnostisch. Ich glaube<br />

nicht daran, dass ein Mensch einen einzigen Weg hat, den er gehen muss<br />

und wird, egal was kommt. Ich stelle mir Schicksal eher wie ein Netz vieler<br />

Möglichkeiten vor, in welchem man seinen persönlichen Lebensweg findet,<br />

indem man sich an Weggabelungen bewusst für oder gegen ein Abbiegen<br />

entscheidet. Ich glaube nicht, dass wir gefangen sind in einer mystischen<br />

Transzendenz, sondern dass wir mithilfe von Verstand, Kraft und Glück<br />

zumindest die Richtung unserer Geschicke lenken können.<br />

O: Was war euer bis dato letztes Erlebnis, das ihr automatisch mit dem<br />

Schicksalsbegriff in Verbindung gebracht habt?<br />

CA: (lächelt) Meine schicksalhafte Begegnung mit Martin, die zur<br />

Zusammenarbeit bei Mantus führte.<br />

MS: (lächelt ebenfalls) Das lasse ich so stehen.<br />

O: Nun gab es mit Chronik bereits 2006 ein „Best Of“-Werk von Mantus.<br />

Trotzdem umfasst eure Retrospektive auf Fatum den kompletten Zeitraum<br />

2000 bis 2012...<br />

MS: Anfangs gab es bei mir auch diese Überlegung, ob man die beiden<br />

Schaffensperioden von Mantus trennen sollte. Aber ich dachte mir auch,<br />

dass es eigentlich doch zusammengehört und wir mit der „Best Of“ einen<br />

Gesamtüberblick geben sollten. Da es jedoch bereits die Chronik gibt, haben<br />

wir das Augenmerk leicht auf die spätere Periode, ab dem Requiem-Album,<br />

gelegt.<br />

O: Martin, hast du nach dem unglaublichen Tempo neuer Veröffentlichungen<br />

in den vergangenen Jahren selbst einmal zur eigenen Reflexion über das<br />

Geschaffene innehalten wollen oder müssen?<br />

MS: Hin und wieder nehme ich mir die Zeit und versuche, mir die<br />

vergangenen Alben wieder zu vergegenwärtigen. Aber der Wunsch oder, besser:<br />

der Drang in mir nach neuer Musik und dem kreativen Schaffensprozess<br />

überwiegt. Tage oder gar Wochen, in denen ich nicht wenigstens ein bisschen<br />

in meinem dunklen Studiokeller sitzen kann, um etwas Neues entstehen zu<br />

lassen, empfinde ich als schwierig.<br />

O: Ein paar eurer älteren Lieder erscheinen jetzt auf Fatum als „Remake“.<br />

Warum die Notwendigkeit, diese zu bearbeiten? Um sie in die „Chiara-Ära“<br />

zu überführen?<br />

CA: Der Wechsel der weiblichen Stimme bei Mantus ist für alteingesessene<br />

Fans schon ein bedeutsamer Einschnitt. Mit den Remakes kann man<br />

vielleicht demonstrieren, dass sich zwar einiges ändert – weil ich einfach<br />

nicht Thalia bin und auch nicht versuchen möchte, sie zu kopieren; dazu<br />

ist ihre Rolle als eigenständige Künstlerin zu groß –, dass aber der Geist der<br />

Musik der gleiche bleibt.<br />

MS: Der Gesang bei Kleiner Engel flügellos und Wie ein Engel stammt bei<br />

den Remakes von Chiara, und ich kann mir vorstellen, dass es für einige<br />

52 - <strong>Orkus</strong>!


Fans interessant sein kann, diese älteren Stücke nun mit ihrer Stimme<br />

zu hören. Phönix und Gemeinsam in den Tod stammen vom Album<br />

Fremde Welten, das produktionstechnisch sicher kein Meisterwerk ist.<br />

Auch deshalb wollte ich diese beiden Stücke mit einem guten, aktuellen<br />

Sound versehen. Der Charakter der Lieder ist jedoch grundsätzlich<br />

gleich geblieben.<br />

O: Mit Trauma habt ihr einen ganz neuen Track integriert. Wird es das<br />

Stück später auch auf einem anderen Album geben?<br />

MS: Dieser Song ist prinzipiell nur für die „Best Of“ gedacht. Ob er<br />

noch mal auf einer anderen Veröffentlichung erscheinen wird, kann ich<br />

jetzt noch nicht sagen. Wenn sich jemand wegen eines neuen Titels oder<br />

vier Remakes nicht ein ganzes „Best Of“-Doppelalbum kaufen möchte,<br />

verstehe ich das. Derjenige kann dann immer noch beispielsweise allein<br />

Trauma als Download erwerben.<br />

O: Kauft ihr privat „Best Of“-Releases von Gruppen, die ihr mögt?<br />

Welches habt ihr zuletzt erworben?<br />

MS: Ich habe nichts gegen „Best Of“-Veröffentlichungen, finde sie für<br />

mich aber meist dann sinnvoll, wenn ich entweder eine Band nicht gut<br />

kenne oder eben nicht alle Songs gut finde. Meine letzte „Best Of“ war,<br />

glaube ich, von Goethes Erben.<br />

CA: Ich kaufe gern „Best Of“-Alben von Bands, die ich mag, manchmal<br />

aber auch von Bands, deren Werk ich noch nicht so gut kenne, um<br />

mich vertrauter mit den Songs zu machen. Auf einer „Best Of“ zeigt<br />

eine Band ja auch, welche Songs in ihrem Selbstverständnis am ehesten<br />

den persönlichen Stil ausdrücken. Meine letzte „Best Of“ habe ich nach<br />

der Tour mit <strong>ASP</strong> gekauft: Horror Vacui.<br />

www.mantus.de<br />

Axel Schön<br />

Discographie (Alben):<br />

Liebe und Tod (2000)<br />

Abschied (2001)<br />

Fremde Welten (2002)<br />

Weg ins Paradies (2003)<br />

Ein Hauch von Wirklichkeit (2004)<br />

Zeit muss enden (2005)<br />

Requiem (2009)<br />

Demut (2010)<br />

Die Hochzeit von Himmel und Hölle (2010)<br />

Zeichen (2011)<br />

Wölfe (2012)<br />

Line-Up:<br />

Martin Schindler – Texte, Musik, Gesang, Instrumente<br />

Chiara Amberia – Gesang


„Wir haben keine Angst,<br />

als untrue zu gelten.“<br />

Der Narrenzirkus ist los! Bereits 2006 hatte Tim Strouken den<br />

ersten Stein gesetzt und als Solo-Projekt ein Demo herausgebracht,<br />

aber es dauerte noch ein wenig, bis sich Circus of Fools wahrhaftig<br />

bemerkbar machten. 2012 wurde die Band neu gegründet, und jetzt<br />

erwartet uns die EP From a Distant Land. „Ich begann Songs online<br />

unter dem Namen Circus of Fools zu veröffentlichen. Dieser Name<br />

ist einfach ein Teil von mir geworden; er beschreibt zu gut, wie ich<br />

unsere Welt sehe. Wir sind ein Zirkus voller Narren mit einem sehr<br />

ausgeprägten Selbstzerstörungswahn“, plaudert Tim.<br />

Der Stil der Tübinger lässt sich definitiv nicht kategorisieren. Es<br />

gibt elektronische, rockige sowie theatrale Elemente. Manchmal<br />

wird es sehr brutal und roh, kurz darauf sanft und einfühlsam.<br />

Die Mischung macht’s. „Das Besondere an unserer Musik ist,<br />

dass wir nicht einfach wild zusammenstückeln, wie man vielleicht<br />

vermuten mag bei so vielen verschiedenen Einflüssen“, lacht<br />

Tim. „Nein, wir kreieren daraus einen unverkennbaren Sound.“<br />

Unverkennbar ist die EP ohne Frage... Ihre Texte lassen sich nach<br />

zwei Inspirationsquellen gliedern: Einige Tracks sind politisch,<br />

andere psychologisch motiviert. „Leider sind auch in der schwarzen<br />

Szene die Inhalte vieler Bands nur Alkohol und Frauen, die als<br />

reine Objekte behandelt werden – das kann ich nicht ausstehen!“<br />

Diesem Klischee wollen sie auf keinen Fall entsprechen. So prangert<br />

Inquisition gesellschaftliche, institutionalisierte Diskriminierung an,<br />

und beim Titelstück geht es um die Verzweiflung und den Wunsch,<br />

aufzugeben, wenn ein Mensch eine gravierende, körperliche<br />

Misshandlung erfahren hat.<br />

Am Debutalbum wird schon fleißig gearbeitet. „Die ersten Songs<br />

zeigen eine progressivere Richtung und werden etwas gitarrenlastiger<br />

sein“, verrät der Bandkopf, sichtlich zufrieden mit den bisherigen<br />

Ergebnissen. „Musikalisch gehen wir einen unkonventionellen<br />

Weg und haben auch keine Angst davor, als untrue zu gelten. Wir<br />

durchbrechen (Genre-) Grenzen und würden die Menschen gerne<br />

zusammenbringen. Wer weiß, was sich darüber hinaus für Tore<br />

auftun?“ Die Zukunft hat noch einiges für Circus of Fools in petto.<br />

Der Vorhang ist geöffnet!<br />

www.circusoffools.de<br />

Manuela Ausserhofer<br />

„Ich hatte meinen<br />

Zauberwald direkt vor<br />

der Haustür...“<br />

Sommer in Berlin: Die Sonne strahlt vom blauen, mit<br />

weißen Wolken besprenkelten Himmel, und aus dem<br />

achten Stock des Hotels hat man eine atemberaubend<br />

schöne Sicht auf die glitzernde Spree. Tarja sitzt auf einer<br />

Bank am Fenster und genießt den strahlenden Tag. In der<br />

folgenden halben Stunde gewährt die bildhübsche Finnin<br />

<strong>Orkus</strong>! ausführlich Einblick in den Entstehungsprozess<br />

ihres im August erscheinenden dritten Solo-Werks Colours<br />

In The Dark und ihr Leben als frischgebackene Mutter.<br />

<strong>Orkus</strong>: Bei einem früheren Gespräch hast du verraten, dass dir die<br />

Titel für deine Vorgängeralben schon sehr bald einfielen. War das<br />

dieses Mal genauso?<br />

Tarja Turunen: Es war tatsächlich das absolute Gegenteil, was<br />

mich zwischendrin ziemlich erschreckt hat. Ich habe, von heute aus<br />

betrachtet, bereits vor zwei beziehungsweise zweieinhalb Jahren die<br />

54 - <strong>Orkus</strong>!


ersten Stücke für diese Platte geschrieben. Die Songs brachen einfach<br />

so aus mir heraus, wo auch immer ich gerade war; starke Geschichten<br />

über das Leben und persönliche Themen. Doch plötzlich fiel mir auf,<br />

dass ich noch immer keinen Titel hatte. Textlich sind die Lieder relativ<br />

unzusammenhängend, also setzte ich mich, nachdem alles fertig war,<br />

hin und dachte intensiv nach, welcher Name am besten passen würde.<br />

Mir war allerdings schnell klar: es musste etwas mit Farben zu tun<br />

haben, denn das Album hat viele Klangfarben, und ich habe versucht,<br />

mit der Musik ausdrucksstarke Bilder zu malen. Es gibt aber auch<br />

immer noch viel Dunkelheit, und so kam ich beim Brainstormen mit<br />

meinem Mann auf Colours In The Dark.<br />

O: Der Track Darkness wirkt wie eine Reflexion über die eigenen<br />

Ängste und Unsicherheiten. Mit welchen Phobien hast du zu kämpfen?<br />

TT: Darkness ist ursprünglich ein Stück von Peter Gabriel. Ich war<br />

schon immer ein großer Fan von ihm und habe mich schließlich<br />

an ein Cover getraut. Meine Ängste tauchen meist im Umgang mit<br />

Menschen auf. Vermutlich stammt es noch aus Schultagen, weil ich<br />

lange Zeit stark gemobbt wurde. Die Jungs waren nicht diejenigen,<br />

die grausam zu mir waren, mit denen kam ich immer gut zurecht. Bis<br />

heute habe ich viele gute männliche Freunde, ich bin irgendwie seit<br />

jeher von Männern umgeben. Nach dieser Erfahrung habe ich immer<br />

noch Schwierigkeiten, mich Menschen gegenüber frei auszudrücken.<br />

Ich lasse mir oft zu viel gefallen und hasse es, in schwierige Situationen<br />

zu geraten, in denen ich mich verteidigen muss, es jedoch nur schwer<br />

kann. Vor allem mein Mann war mir in solchen Situationen eine riesige<br />

Hilfe, zum Beispiel, nachdem ich aus der Band gefeuert wurde. Ohne<br />

ihn, meine Familie und auch meine Fans wüsste ich nicht, wo ich heute<br />

wäre.<br />

O: In der Gothic-Szene geht es sehr viel um die Faszination der dunklen<br />

Seite. Was bedeutet Dunkelheit für dich?<br />

TT: Es ist nicht der Ort, an dem ich Musik schreibe; ich brauche Licht,<br />

um Musik zu erschaffen. Allerdings gibt mir die Dunkelheit auch sehr<br />

viel positive Energie. Zum Beispiel haben wir hier eine wundervolle<br />

Aussicht über Berlin, und von meinem Zuhause aus habe ich einen<br />

phantastischen Blick über Buenos Aires. Wenn der Abend kommt und<br />

langsam alle Lichter in der Stadt angehen, kann ich endlich mal tief<br />

durchatmen. Gerade zu dieser Zeit, wenn die Stadt ein wenig stiller<br />

wird, liegt sehr viel schöne Energie in der Luft, und die Dunkelheit<br />

versetzt mich in eine besondere Stimmung. Dieses dunkle Mädchen<br />

lebt immer in mir, sie ist einfach ein Teil von mir, und davor fürchte<br />

ich mich nicht.<br />

O: Würdest du sagen, die Tatsache, dass du Mutter geworden bist, hat<br />

deine Sicht aufs Leben verändert?<br />

TT: Zuerst hatte ich einen dickeren Bauch, jetzt habe ich einen dickeren<br />

Hintern. Wir sind seit März mit demselben Gepäck unterwegs, und<br />

ich freue mich bereits unglaublich darauf, im Juli endlich nach Hause<br />

zurückzukehren und einen Privattrainer anzuheuern, um wieder in<br />

Form zu kommen. Tue ich das nicht, überstehe ich wohl kaum die<br />

kommenden Rockshows. Ich habe mein Kind letztes Jahr im Juli<br />

gekriegt, danach hatte ich zwei bis drei Monate Zeit, um wieder<br />

fit zu werden. Dann folgte die klassische Tour mit Konzerten in<br />

Deutschland und Finnland, und kurz darauf hatte mein Mann eine<br />

Schulteroperation, was bedeutete, dass ich plötzlich mit zwei Babys<br />

dasaß. Nun sind wir erneut unterwegs, und allmählich brauche ich<br />

eine Verschnaufpause.<br />

O: Hältst du Argentinien für ein gutes Land, um ein Kind großzuziehen?<br />

TT: Buenos Aires bietet sicherlich keine sehr kinderfreundliche<br />

Umgebung. Hier ein Kind großzuziehen, kann sehr beängstigend sein,<br />

denn ich selbst bin in einem winzigen Dorf geboren. Ich hatte meinen<br />

Zauberwald direkt vor der Haustür und bin, wann immer ich wollte,<br />

für Stunden dorthin entschwunden. Das war ein tolles Leben, sehr im<br />

Einklang mit der Natur. Mir und meinem Mann ist es daher wichtig,<br />

dass auch unsere Tochter diese Art von Leben zumindest ansatzweise<br />

kennenlernen kann, und wir versuchen alles, um dies zu ermöglichen.<br />

www.tarjaturunen.com<br />

Isabell Köster<br />

Photo: Eugenio Mazzinghi<br />

Discographie (Alben):<br />

My Winter Storm (2007)<br />

What Lies Beneath (2010)<br />

Act I (live, 2012)<br />

Colours In The Dark (2013)


„Der Soundtrack zur Schlacht.“<br />

Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr. Mit In brennenden<br />

Himmeln präsentieren Schwarzer Engel ihr bis dato finsterstes<br />

Album. Die Apokalypse entströmt den epochal-wuchtigen<br />

Stücken stärker denn je, der Weltuntergang hat seinen<br />

offiziellen Soundtrack. Mastermind Dave Jason hat ganz<br />

eigene Vorstellungen vom großen Weltenbrand: „Ich stelle<br />

mir den Weltuntergang als feuriges Epos vor, an dessen Ende<br />

ein brennender Planet steht, der mit einem Donnerschlag<br />

explodiert und alles noch verbliebene Leben auslöscht.“ Das<br />

Drittwerk trägt seinen Titel nicht zufällig – es ist ebenjenes<br />

Szenario, welches die Stuttgarter klang- und wortgewaltig<br />

vertonen. Was danach folgt? „Ich glaube, dass es ein Leben<br />

nach dem Tod gibt“, so Dave. „Der Körper bleibt als leere<br />

Hülle zurück, aber der Geist lebt weiter.“<br />

Seit Anbeginn seiner Karriere hat sich der Herr der Krähen<br />

mit dem Tod auseinandergesetzt. Angst hat er trotzdem nicht<br />

vor ihm. „Ich stand aber schon ein bis zwei Mal an dem<br />

Punkt, an dem ich mir ziemlich sicher war, dass ich gleich<br />

sterben würde. Einer dieser Momente war beispielsweise,<br />

als ich in eine Propellermaschine in Sizilien gestiegen bin<br />

und mir hundertprozentig sicher war, dass das Flugzeug<br />

abstürzen würde und alle sterben würden. Da hatte ich im<br />

Flugzeug schon meinen Frieden mit der Welt gemacht.“<br />

Auf In brennenden Himmeln werden der Tod, das Ende, der<br />

Übertritt in die nächste Dimension eingehend thematisiert.<br />

Ja, der Tod dominiert das Ganze gar, thront mit seiner Sense<br />

über den epischen Dark Metal-Kompositionen. „Die Zeile<br />

Tod und Verderben, es werden alle sterben ist eines der lyrischen<br />

Leitmotive. Auch die Hymne für den Tod handelt davon... und<br />

zwar vom gemeinsamen Tod in der Schlacht.“<br />

Auf bislang drei Alben und zwei EPs verkündet Dave Jason<br />

seine Weltuntergangsphantasien, sechs Jahre sind seit<br />

der Bandgründung ins Land gezogen. Keine Frage, dass<br />

dieses Projekt den jungen Mastermind stark verändert hat.<br />

„Schwarzer Engel ist ein bedeutender Teil meines Lebens<br />

geworden“, nickt er. „Die Band dient mir häufig als Ventil<br />

für Aggression, Trauer und Euphorie. Die Musik ermöglicht<br />

es mir, mich auf eine vollkommen andere Art und Weise<br />

auszudrücken, als reine Sprache es vermag, und gleichzeitig<br />

meine eigenen Welten zu erschaffen.“ Symbolisch verwandelt<br />

sich Dave Jason dann in den schwarz geflügelten Herrn der<br />

Krähen, der die Legionen zum Kampf ruft. „In brennenden<br />

Himmeln ist Krieg. Krieg in der Musik!“, unterstreicht er.<br />

„Das Album ist der Soundtrack zur Schlacht. Die neuen<br />

Stücke handeln von feurigen Schlachten, Attentätern, Tod,<br />

Verderben, Rache und der Herrschaft des Bösen auf Erden.<br />

Geeint wird das Album von einem einzigen Element – Feuer.“<br />

Dass das aktuelle Opus das bisher aggressivste ist, wird schnell<br />

klar. Dave zufolge gibt es allerdings keine Grenzen... in welche<br />

Richtung auch immer. „Schwarzer Engel hat musikalisch<br />

noch nie Grenzen gekannt und wird auch weiterhin Grenzen<br />

überschreiten.“<br />

www.schwarzerengel.info<br />

Björn Springorum<br />

Discographie (Alben):<br />

Apokalypse (2010)<br />

Träume einer Nacht (2011)<br />

In brennenden Himmeln (2013)<br />

56 - <strong>Orkus</strong>!


„Wer hassen will, der wird hassen.“<br />

Orphaned Land aus Israel sind mehr als eine<br />

Band. Sie sind Friedensbotschafter für eine<br />

ganze Region, die seit jeher von blutigen<br />

Konflikten dominiert wird. Ihr neues Album<br />

All Is One bricht ein weiteres Mal eine Lanze<br />

für Völkerverständigung und Toleranz, wie<br />

Sänger Kobi Farhi erläutert. „Wir kommen<br />

aus einer völlig anderen Ecke der Welt als die<br />

meisten Metal-Fans. Bei uns liegen Länder<br />

wie Syrien oder der Libanon in direkter<br />

Nachbarschaft. Und mittlerweile haben wir es<br />

geschafft, dass All Is One mehr ist als eine hohle<br />

Phrase. Zu Beginn unserer Karriere hatten wir<br />

hauptsächlich jüdische Fans. Aber jetzt gibt es<br />

auch viele arabische und christliche Anhänger.<br />

Der Titel steht für das, was geschieht, wenn<br />

wir live auftreten oder unsere Musik irgendwo<br />

gespielt wird. Die größten Feinde sind plötzlich<br />

vereint.“<br />

Passend zum Titel wurde das Cover gestaltet.<br />

Es zeigt die Symbole der drei Weltreligionen<br />

– Kreuz, Halbmond und Davidstern –,<br />

die zu einem neuen Zeichen verschmelzen.<br />

„Dieses Zeichen symbolisiert eine Art Utopia.<br />

Im Gegensatz dazu stehen die Texte. Sie<br />

beschäftigen sich mit dem tragischen Ist-<br />

Zustand. Dass es täglich immer noch unzählige<br />

Opfer gibt, die aus den Konflikten zwischen<br />

den verschiedenen Religionen herrühren.“<br />

Und diese Konflikte werden vornehmlich<br />

durch Hardliner befeuert, welche ihre Religion<br />

als die einzig wahre begreifen. Solchen<br />

Menschen dürfte es nicht gefallen, wenn „ihr“<br />

heiliges Symbol in anderen Zeichen aufgeht.<br />

Doch Kobi sieht das realistisch. „Wer hassen<br />

will, der wird hassen. Ich habe vor solchen<br />

Leuten keine Angst. Denn dieses Zeichen<br />

soll keine Provokation darstellen, sondern<br />

steht für unseren Wunsch nach Einigkeit. Die<br />

meisten Religionsführer sind nichts anderes<br />

als Politiker. Das ist der Grund, warum die<br />

Menschen in verschiedene Lager gespalten sind.<br />

Ursprünglich war Religion eine gute Idee. Sie<br />

gab Hoffnung und rief zu Nächstenliebe auf.<br />

Heute ist es nur eine andere Form von Politik.“<br />

Was auf All Is One ausführlich thematisiert<br />

wird. Ein Beispiel dafür ist das Stück Brother.<br />

„Der Text handelt von den Brüdern Isaak und<br />

Ismael. Die Juden verehren Isaak, die Muslime<br />

Ismael. Wir sind also im buchstäblichen Sinne<br />

miteinander verwandt, es gibt keinen Grund für<br />

Auseinandersetzungen. Und ich selbst bin das<br />

beste Beispiel, dass es funktioniert: Ich wurde<br />

jüdisch erzogen, lebte aber in einem Viertel mit<br />

Muslimen und Christen zusammen.“<br />

Wobei sich Orphaned Land nicht nur über den<br />

Glauben definieren möchten. „Wir sind keine<br />

Fanatiker, sondern nehmen diese Symbole als<br />

Vehikel, um auf die Probleme der Menschen<br />

aufmerksam zu machen. Wir interpretieren<br />

Black Metal halt anders. Für mich ist<br />

heutzutage die Musik meine Religion. Als ich<br />

mit 15 Jahren zum ersten Mal Iron Maiden<br />

gehört habe, ist etwas mit mir passiert. Als<br />

Teenager ist die Welt um dich herum ohnehin<br />

falsch. Schule, Eltern, Religion... alles läuft aus<br />

dem Ruder. Dann entdeckte ich diese Musik.<br />

Sie war so rein, so ehrlich und gleichzeitig so<br />

mystisch. Von da an hat sich mein Leben total<br />

verändert.“<br />

www.orphaned-land.com<br />

Marc Halupczok<br />

Discographie (Alben):<br />

Sahara (1994)<br />

El Norra Alila (1996)<br />

Mabool – The Story of the Three Sons of Seven<br />

(2004)<br />

The Never Ending Way Of ORWarriOR (2010)<br />

The Road To OR SHALEM (live, 2011)<br />

All Is One (2013)<br />

Line-Up:<br />

Kobi Farhi – Gesang<br />

Chen Balbus – Gitarre<br />

Yossi Sassi – Gitarre, Busuki, Cümbüş<br />

Uri Zelcha – Bass<br />

Matan Shmuely – Schlagzeug


Aeonyzhar beweisen mit ihrer neuen EP Liberation großes<br />

Talent und ein gerüttelt Maß an Eigenständigkeit. Auf<br />

verschiedenen Websites werden die Hannoveraner unter<br />

„Symphonic Extreme Metal“ geführt, mixen sie doch<br />

orchestrale Elemente mit heftigen Riffs. Obwohl die Idee von<br />

der Band selbst kam, ist sie mit dieser Einordnung nicht mehr<br />

ganz zufrieden, erklärt Schlagzeuger Carsten Schumacher.<br />

„Am Anfang waren wir uns nicht sicher, wie wir unseren Stil<br />

definieren sollen. Symphonic ergibt sich von selbst, denn wir<br />

werden immer mit großem Orchester arbeiten. Der Rest war<br />

etwas schwieriger. Für Black Metal sind die Riffs zu hart und<br />

der Gesang zu tief, für Death Metal ist es zu verspielt. Deshalb<br />

haben wir einfach einen neutraleren Oberbegriff verwendet,<br />

der mit Black, Death und Thrash die drei härteren Metal-<br />

Gangarten abdeckt.“ Gitarrist Christian Kupczyk ergänzt:<br />

„Black Metal können wir uns schon deshalb nicht nennen, weil<br />

wir mit diesem satanistischen oder okkulten Firlefanz nichts<br />

anzufangen wissen. Mittlerweile sind wir wohl am ehesten im<br />

Symphonic Blackened Death Metal angekommen.“<br />

Viel wichtiger als Schubladen ist natürlich die Musik selbst,<br />

welche an Dimmu Borgir, Keep Of Kalessin oder späte<br />

Emperor erinnert, ohne als bloße Kopie durchzugehen.<br />

Allerdings enthält Liberation nur fünf Tracks. Warum<br />

kein vollständiges Album? Weil laut Carsten Qualität vor<br />

Quantität geht. „Material wäre genug da gewesen, die<br />

nächste Veröffentlichung steht schon fast. Es hatte vielmehr<br />

praktische Gründe. Wir besaßen den Ehrgeiz, einen Großteil<br />

der Aufnahmen und Produktion selbst durchzuziehen, und<br />

wollten für jeden Song das Bestmögliche rausholen. Hätten es<br />

krampfhaft acht Songs werden sollen, hätte die Gesamtqualität<br />

mit Sicherheit gelitten, und der Zeitaufwand wäre gigantisch<br />

gewesen.“ Jetzt kommt Liberation bereits nach etwas mehr als<br />

22 Minuten ins Ziel. Apropos, der Titel bedeutet übersetzt<br />

so viel wie „Befreiung“. Bleibt die Frage, wer sich da wovon<br />

befreit? Christian übernimmt: „Der Mensch befreit sich selbst<br />

von Gott. Im Song The Glorious Liberation geht es um einen<br />

Menschen, der erkennt, dass es zwar unumgänglich ist, sich<br />

vom Hirngespinst Gott abzuwenden. Andererseits fällt es ihm<br />

aber auch schwer, zu akzeptieren, dass man alle Verantwortung<br />

für sein Leben und Handeln selber trägt.“<br />

www.aeonyzhar.de<br />

Marc Halupczok<br />

„Opern sind<br />

sehr Gothic-lastig...“<br />

Oh, dieser ewige Fluch des zweiten Albums. Vor allem, wenn das erste<br />

überraschend war. Und neu. Und eigene Maßstäbe setzte. Für Zuhörer<br />

und Austra selbst war das Feel It Break. Von Fans und Kritikern gelobt<br />

und, wie geschehen, durchaus mit Esben and the Witch oder Fever<br />

Ray vergleichbar, sorgt der Tonträger vor fast genau zwei Jahren für<br />

Furore. Stelmanis’ opernähnlicher Gesang, elektronische Beats und<br />

der nicht gerade sparsame Einsatz von Synthies überzeugen – speziell<br />

beim Dauerohrwurm Lose It. Jetzt erschien das Folgewerk der 2009<br />

gegründeten Band, Olympia. Doch was ist anders? Katie Stelmanis,<br />

Frontfrau der kanadischen Formation, sitzt am anderen Ende der<br />

Leitung in London und überlegt kurz, bevor sie die Frage nach dem<br />

Druck, den das zweite Album womöglich auslöste, beantwortet: „Nein,<br />

Druck haben wir uns keinen gemacht. Wir verstehen uns so gut und<br />

haben großen Respekt voreinander, dass das kein Thema ist. Unser Ziel<br />

war nicht, das Debut zu übertrumpfen oder so. Natürlich haben wir uns<br />

bei uns selbst bedient, aber trotzdem etwas Neues gemacht.“<br />

Damit hat sie wohl recht. Mehr klassische Instrumente denn<br />

58 - <strong>Orkus</strong>!


Beatmaschinen, einige Bläser, upbeatlastig,<br />

fröhlichere Texte, ein organischer Sound.<br />

Das Ganze unter einem Dance-Mantel, der<br />

das Album umhüllt. Austra präsentieren<br />

nach wie vor fesselnde, ausschweifende<br />

Klangwelten aus Dark Wave, Synth Pop<br />

und Indietronica, nur eben anders. „Für uns<br />

war das sehr wichtig. Wir haben mit Maya<br />

Postepski eine wunderbare Drummerin,<br />

und durch ihre tolle Arbeit konnten wir all<br />

diese Dance-Aspekte reinbringen... nur mit<br />

klassischen Instrumenten und Percussion“,<br />

so Stelmanis. „Wir haben den Rhythmus<br />

für uns gefunden“, lacht sie. Der Rhythmus<br />

der Band spiegelt sich im Sound wider: Seit<br />

2011 sind Stelmanis, Postepski und Bassist<br />

Dorian Wolf fast ununterbrochen auf Tour,<br />

das schweißt zusammen. Die Texte sind oft<br />

autobiographisch und weniger kryptisch als<br />

auf dem Debutwerk. Die erste, pianolastige<br />

Auskopplung Home etwa handelt vom<br />

nächtlichen Warten auf die Liebste und<br />

von der wachsenden Verzweiflung darüber,<br />

dass sie nicht auftaucht. Als Poetin aber<br />

sieht Stelmanis sich nicht. „Ich finde es<br />

mutig, Dinge aus dem eigenen Leben zu<br />

besingen. Den Mut hatte ich erst beim<br />

zweiten Album. Mit Poesie an sich hat das<br />

aber nichts zu tun, weil ich keinen Vorsatz<br />

verfolgt habe. Es fühlte sich einfach richtig<br />

an.“<br />

Also doch ALLES anders? Nein,<br />

nicht alles. Stelmanis’ klassische<br />

Operngesangsausbildung ist auch auf<br />

Olympia omnipräsent. „Obwohl ich glaube,<br />

dass unser Debut mehr gothy war, ist hier<br />

zumindest ein Aspekt davon zu erkennen“,<br />

sagt sie und meint ihre besondere Stimme.<br />

„Opern sind eben sehr Gothic-lastig, finde<br />

ich.“ Die Hingabe an die Musik hat sich<br />

gleichfalls kaum verändert. Olympia ist<br />

live im Kollektiv im Studio entstanden, als<br />

großen Einfluss nennt Stelmanis „tiefen,<br />

dunklen deutschen Techno“. Und auch<br />

politisch bleibt bei der „queeren“ Band<br />

alles beim Alten. Der Albumtitel indes hat,<br />

wie die Sängerin erklärt, nun überhaupt<br />

nichts mit dem Göttersitz oder gar Austra,<br />

der Göttin des Lichts in der lettischen<br />

Mythologie (und Stelmanis’ zweiter<br />

Vorname), zu tun. „Es war das frisch<br />

geborene Kind einer Frau, die im Studio<br />

dabei war. Ihr Baby heißt Olympia – das<br />

schien uns ein schöner Titel.“ Also eher<br />

neues Leben denn Feel It Break. Und doch<br />

noch mal was anderes.<br />

www.austramusic.com<br />

David Skrinjar<br />

Photo: Shervin Lainez<br />

Discographie (Alben):<br />

Feel It Break (2011)<br />

Olympia (2013)<br />

Line-Up:<br />

Katie Stelmanis – Gesang, Keyboard<br />

Dorian Wolf – Bass<br />

Maya Postepski – Schlagzeug<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123


SamSaS Traum<br />

Leben bedeuTeT kämpfen<br />

Die ultimative „Best Of“-Zusammenstellung. Kein anderes Projekt wurde so leidenschaftlich<br />

diskutiert und zerrissen, attackiert und verteidigt, gehasst und zugleich geliebt.<br />

Denn SAMSAS TRAUM steht vor allem für eines: „Leben bedeutet kämpfen“!<br />

28.06.2013<br />

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hochwertigem 170g Papier mit aufwändiger Fadenheftung<br />

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Geschichten und Hintergrundinformationen zu der Geschichte von SAMSAS TRAUM<br />

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Streng auf 3.000 Exemplare limitiert!<br />

www.infrarot.de


Samsas Traum Live 2013<br />

29.06. Blackfield Festival - Gelsenkirchen<br />

27.09. Matrix - Bochum<br />

28.09. Matrix - Bochum<br />

Foto: Angst-im-Wald


Plattentipps<br />

Top 5<br />

... das <strong>Orkus</strong>!-Album<br />

des Monats<br />

Björn Springorum<br />

1. Anna von Hausswolff<br />

Ceremony<br />

2. Scorpion Child<br />

Scorpion Child<br />

3. Jack White<br />

Love Is Blindness (Track)<br />

4. Junius<br />

Reports from the Threshold of Death<br />

5. Age of Taurus<br />

Desperate Souls of Tortured Times<br />

Isabell Köster<br />

1. Tarja<br />

Colours In The Dark<br />

2. Kvelertak<br />

Meir<br />

3. Notre Dame<br />

Vol 1: Le Théâtre du Vampire<br />

4. The Broken Circle Breakdown<br />

Bluegrass Band<br />

The Broken Circle Breakdown<br />

5. Sirenia<br />

Seven widows weep (Track)<br />

Axel Schön<br />

Doreen Krase<br />

1. Mantus<br />

Fatum<br />

2. <strong>ASP</strong><br />

MASKENHAFT<br />

1. Bloody Dead and Sexy<br />

Bad Ambient<br />

2. Camerata Mediolanense<br />

Vertute, Honor, Bellezza<br />

3. Bloody Dead and Sexy<br />

Bad Ambient<br />

3. Absturtz<br />

Alles wird gut<br />

4. Sweet Ermengarde<br />

Raynham Hall<br />

4. Highschool Nightmare<br />

Die!!!<br />

5. Catastrophe Ballet<br />

The Garden of Decay (Track)<br />

5. Ewigheim<br />

Bereue nichts<br />

Front Line Assembly<br />

Echogenetic<br />

CD (Dependent/AL!VE)<br />

vorauss. 12.07.2013<br />

FLA hauen das beste Album seit 20 Jahren raus<br />

Nur sehr selten dreht es sich bei einer neuen Veröffentlichung der Industrial-<br />

Pioniere um die Frage, ob das Album wohl gut ist... denn das ist es meist.<br />

Vielmehr interessiert oft bloß, wie es nun genau klingt und welchem Fan es<br />

gefallen könnte. So soll diesmal direkt gesagt werden: Front Line Assembly<br />

verneigen sich mit Echogenetic vor sich selbst und ihrer gitarrenlosen<br />

Vergangenheit. Wie schon Skinny Puppy vor Monatsfrist, lassen Bill Leeb<br />

& Co. den Kopf zu Hause und produzieren aus dem Bauch heraus.<br />

Echogenetic scheint der experimentierfreien Zone FLAs entsprungen, und<br />

das ist ganz und gar positiv gemeint. Die Menge an eingängigen Refrains<br />

und Tanzflächenfüllern ruft nicht selten wohlige Erinnerungen an Tactical<br />

Neural Implant oder Caustic Grip hervor, und selbst das balladeske Ghosts<br />

hat seinen Platz auf diesem Werk verdient. Beim Groovemonster Killing<br />

Grounds kann man sogar hören, dass bei Bandgründung Mitte der<br />

Achtziger unter anderem DAF Vorbilder waren. Ein „Haar in der Suppe“<br />

gibt es hier nicht, und namentlich dank solcher Ohrwürmer wie Blood oder<br />

Heartquake sowie zwingender Tracks à la Exhale und Deadened ist<br />

Echogenetic ein Muss... für alle!<br />

Lars Schubert<br />

Claus Müller<br />

1. Schlafes Bruder<br />

Heute war Gott nicht hier<br />

2. shy guy at the show<br />

shy guy at the show<br />

3. Sweet Ermengarde<br />

Raynham Hall<br />

4. MS MR<br />

Secondhand Rapture<br />

5. V/A<br />

Intelligent Inside<br />

Lars Schubert<br />

1. Justin Timberlake<br />

FutureSex/LoveSounds<br />

2. Of The Wand And The Moon<br />

The Lone Descent<br />

3. Daft Punk<br />

Random Access Memories<br />

4. Front Line Assembly<br />

Echogenetic<br />

5. Thirty Seconds to Mars<br />

LOVE LUST FAITH + DREAMS<br />

Nadine Ahlig<br />

1. Queensrÿche<br />

Queensrÿche<br />

2. My Dying Bride<br />

The Manuscript (EP)<br />

3. Dark Tranquillity<br />

Construct<br />

4. Skid Row<br />

United World Rebellion – Chapter One (EP)<br />

5. Drowning Pool<br />

Resilience<br />

Lydia Aufschlager<br />

1. IAMX<br />

Come Home (Track)<br />

2. Esben and the Witch<br />

Violet Cries<br />

3. Electric Sarajevo<br />

If You Only Knew (Track)<br />

4. ohGr<br />

unDeveloped<br />

5. IAMX<br />

Animal Impulses (Track)


Aeonyzhar<br />

Liberation<br />

MCD (Eigenproduktion)<br />

bereits erschienen<br />

Aggressivität und Erhabenheit<br />

Dieses Quintett aus Hannover dürfte sich in<br />

der Szene schon bald einen Namen<br />

gemacht haben. Zu überzeugend ist der<br />

symphonische Extreme Metal, den die<br />

Niedersachsen auf ihrer neuen EP<br />

darbieten. In den fünf Stücken fließen<br />

brutale Riffs, noch brutalere Grunts und<br />

aufwändige Keyboardflächen in nahezu<br />

perfekter Harmonie ineinander. Die Herren<br />

haben ein sehr gutes Gespür für<br />

Tempowechsel und Arrangements; Lieder<br />

wie The Glorious Liberation oder The<br />

Human Arts versprühen gleichzeitig<br />

Aggressivität und Erhabenheit. Einziger<br />

kleiner Makel ist der Einsatz von vereinzelt<br />

auftretendem weiblichen Gesang, der sich<br />

bestimmt noch etwas besser ins Gesamt bild<br />

einfügen lässt. Fans von Dimmu Borgir,<br />

Keep Of Kalessin (welche vor allem in<br />

Sachen Melodieführung immer mal wieder<br />

durchscheinen) oder Children Of Bodom<br />

sollten sich den sperrigen Bandnamen aber<br />

unbedingt notieren.<br />

Marc Halupczok<br />

es ist an der Zeit, sich ebendieser zu stellen<br />

und sich den Namen zu merken. Nicht nur,<br />

weil das italienische Ensemble nach langer<br />

Pause wieder von sich hören macht; es ist<br />

vielmehr die Art und Weise, WIE es von<br />

sich hören macht. Gern wurde der<br />

Kammerchor in der Vergangenheit dem<br />

Neo Folk und der Neo-Klassik zugeordnet,<br />

aber reicht das, um die auf Vertute, Honor,<br />

Bellezza (übersetzt: „Tugend, Ehre, Schönheit“)<br />

enthaltene Musik zu beschreiben? Bei<br />

Weitem nicht! Natürlich findet man auch<br />

die üblichen Attribute der eben genannten<br />

Genres, doch vereinen die Musiker diese<br />

mit verschiedensten weiteren Einflüssen –<br />

aus dem Barock, der Renaissance, aus<br />

Italian Pop und Industrial –, geben sich<br />

martialisch, archaisch, grenzüberschreitend.<br />

Man begegnet La Demolizione<br />

delle Idee (vom zweiten Album Campo di<br />

Marte) in einer neuen Form, bestaunt den<br />

Gesang eines zehnjährigen Knaben und<br />

verliert sich in der vollkommenen Schönheit<br />

der Musik. Die drei ersten Alben der Band<br />

als Beigabe, das Live-Album MDXXX, ein<br />

über 80-seitiges (!) Artbook und eben das<br />

neue Werk, hübsch verpackt in einer<br />

Holzbox, gibt es als streng limitierte<br />

Fassung. Aber auch unabhängig von<br />

diesem Wahnsinnspaket ist Vertute, Honor,<br />

Bellezza ein echtes Ausnahmewerk!<br />

Anspieltipps: Tremo et Taccio, Solo et<br />

Pensoso (!!!), Vergine Bella, Quest’Anima<br />

gentil.<br />

Doreen Krase<br />

Austra<br />

Olympia<br />

CD (Domino/GoodToGo)<br />

bereits erschienen<br />

Opernhaft und tanzbar<br />

Um eines vorwegzunehmen: Einen<br />

Überohrwurm wie Lose It vom Debutalbum<br />

Feel It Break gibt es hier nicht. Und, um<br />

direkt auf den Punkt zu kommen: es ist<br />

schlicht nicht (mehr) nötig. Egal was die<br />

Songs behandeln, versteht es die<br />

kanadische Band, sich erstaunlich<br />

leichtfüßig zwischen Dark Wave und<br />

Indietronic, zwischen Synth Pop und<br />

Bläsern oder Ballade zu bewegen. Wo<br />

andere scheitern würden, ergibt Olympia<br />

ein extrem stimmiges Gesamtbild. Austra<br />

zeigen das gleich mit What We Done?, dem<br />

Eröffnungsstück: langsamer Beginn,<br />

eigentlich Dance-Hymne. Nein, an Synthies<br />

wurde auch bei diesem Album nicht<br />

gespart, sie sind nur anders in Szene<br />

gesetzt. Verzeihung für die Plattitüde, aber<br />

die Musik ist reifer als vor zwei Jahren.<br />

Einiges wirkt weicher, als man es<br />

womöglich erwartet hätte, doch das<br />

pianolastige Home oder Forgive Me<br />

beweisen ab der ersten Sekunde das<br />

Gegenteil. Mehr klassische Instrumente,<br />

mehr Dance, tiefere Texte. Subjektiv ist so<br />

gut wie sicher, dass das überragende<br />

Reconcile die Speerspitze von Olympia<br />

darstellt. Und die kann auch wehtun.<br />

David Skrinjar<br />

Camerata Mediolanense<br />

Vertute, Honor, Bellezza<br />

CD (Prophecy/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Definitiv ein Ausnahmewerk<br />

Camerata Medio... wie bitte? Zugegeben,<br />

der Name ist eine Herausforderung, aber<br />

Camerata Mediolanense<br />

Musica Reservata<br />

Campo di Marte<br />

Madrigali<br />

CDs (Prophecy/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Ein neofolkiger/neo-klassischer<br />

Hochgenuss<br />

Aufgewärmtes Essen schmeckt nicht,<br />

behaupten einige – und übertragen diese<br />

festgefahrene Meinung gleichermaßen auf<br />

musikalische Wiederveröffentlichungen. Zu


METALSHOP.DE PRÄSENTIERT<br />

7.-10. AUGUST 2013<br />

FESTUNG JOSEFOV, TSCHECHIEN<br />

ANTHRAX CARCASS<br />

BEHEMOTH IN FLAMES<br />

MESHUGGAH OPETH<br />

«<br />

«<br />

«<br />

ABORYM AMORPHIS ANTROPOFAGUS<br />

AS I LAY DYING ATARI TEENAGE RIOT<br />

BENEDICTION BORKNAGAR CARPATHIAN FOREST<br />

CLAWFINGER COFFINS CONTRASTIC<br />

CRUSHING C<strong>ASP</strong>ARS CULT OF LUNA D.R.I.<br />

DECREPITH BIRTH DOWNSET DR. LIVING DEAD<br />

DYING FETUS ENTOMBED ENSIFERUM<br />

FEAR FACTORY HATEBREED IHSAHN<br />

LEPROUS MADBALL MAGRUDERGRIND<br />

MARDUK MISANTHROPE NACHTMYSTIUM<br />

NOVEMBERS DOOM OCTOBER FILE OVERKILL<br />

PRIMORDIAL ROTTEN SOUND SATURNUS<br />

SOLEFALD SUFFOCATION SYLOSIS TRIVIUM<br />

VREID WHITECHAPEL<br />

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4 TAGE 3 STAGES<br />

80 BANDS<br />

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4-TAGESTICKETS AB 71,30 EURO<br />

EUR 1.20<br />

FÜR 0.5 LITER<br />

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voreilig? Im Falle von Camerata<br />

Mediolanense (deutsch: „Kammerchor<br />

Mailand“) unbedingt, denn wer sie erst in<br />

diesem Jahr anlässlich ihres WGT-Konzerts<br />

kennengelernt hat oder aus reiner Neugier<br />

den Testkauf ihres neuen Albums wagt, wird<br />

sich freuen, auch die früheren Werke des<br />

Ensembles wieder erwerben zu können.<br />

Erschienen zwischen den Jahren 1994 bis<br />

1999, enthalten sie genau das, was ein<br />

paar ruhige Stunden bei Wein, Kerzenschein<br />

und schöngeistiger Literatur<br />

abrundet: einnehmenden Gesang (mal solo,<br />

mal als Duett oder im Chor, ruhig und tief,<br />

klassisch, manchmal gar stakkato artig),<br />

atmosphärische Keyboardmelodien (mal<br />

getragen, mal verspielt), Trommeln (nicht<br />

selten martialisch, aber auch mal mittelalterlich)<br />

und Abwechslung. Eben all das,<br />

was man gemeinhin gern als Neo Folk oder<br />

auch Neo-Klassik bezeichnet. Und das auf<br />

hohem Niveau, denn nicht nur die Vorliebe<br />

für alte Texte ist unverkennbar, sondern<br />

auch die Professionalität, mit welcher<br />

Camerata Mediolanense schon damals zu<br />

Werke gingen. Ja, diese Wieder veröffentlichung<br />

war eine gute Entscheidung,<br />

und das nicht zuletzt wegen Stücken wie<br />

Eroi, Guillotine, Taberna oder der wirklich<br />

wunderschönen Version von Lili Marleen!<br />

Doreen Krase<br />

Circus of Fools<br />

From a Distant Land<br />

MCD (Eigenproduktion)<br />

bereits erschienen<br />

Der Narrenzirkus kommt in die Stadt!<br />

Circus of Fools sind noch recht neu in der<br />

Szene; hier liefern die Tübinger ihre erste EP<br />

ab. Sie gibt einen Vorgeschmack auf das,<br />

was in den nächsten Monaten folgen soll.<br />

Begrüßt werden wir durch The Show<br />

(prologue), wo uns der Zirkusdirektor<br />

willkommen heißt. Der Vorhang ist geöffnet,<br />

das Spektakel kann beginnen. Man fühlt<br />

sich wie in eine Manege versetzt. Mit<br />

Inquisition machen die Jungs etwas<br />

elektronischer weiter. Der Track steigert sich<br />

empor und behandelt mit aggressiven<br />

Vocals – teils von einer Art Sprechgesang<br />

abgelöst – gesellschaftliche Missstände.<br />

Schon dieses Lied demons triert die Vielfalt<br />

der Truppe. Das Titelstück ist wohl zugleich<br />

das Highlight des Ganzen... ein Song, der<br />

alles bieten kann: From a Distant Land fängt<br />

emotional an, wird melodisch und doch<br />

schnell und fetzig. Erinnert streckenweise an<br />

The Birthday Massacre, bis Fronter Tim<br />

Strouken seinen Part startet. Rorschach, mit<br />

über zwölf Minuten die längste Nummer,<br />

zeigt auch das Talent der Band, eine<br />

authentische Atmosphäre zu schaffen, die<br />

sogar durch weibliche Vocals verfeinert<br />

wird. Diese EP gefällt. Ohne Zweifel. Wir<br />

wollen eindeutig noch mehr vom Narrenzirkus<br />

hören.<br />

Manuela Ausserhofer<br />

Bekannte und doch fremde Klangwelten<br />

Eine Reise durch das Leben beschreibt das<br />

siebenköpfige Ensemble auf seinem zweiten<br />

offiziellen Album. Von der Geburt (Once<br />

Upon a Time) und unbeschwerten Jugend<br />

(Destiny of Freedom) über schreckliche<br />

Erfahrungen (Watch Over You) bis zum<br />

unausweichlichen Ende (FinalTime) entführt<br />

das Gespann unter der technischen Leitung<br />

von Frank Bornemann in eine bekannte und<br />

doch fremde Welt. Denn musikalisch sind<br />

Eclipse Sol-Air kaum mit anderen Bands zu<br />

vergleichen. Die Grundrichtung ist Prog<br />

Rock, allerdings gehören Instrumente wie<br />

Flöte oder Violine bei der deutsch-französischen<br />

Gruppe zum festen Inventar. Das<br />

Genre Metal wird ebenso gestreift, wie<br />

melancholische Passagen ihren Platz haben.<br />

Die Texte sind in vier Sprachen verfasst,<br />

was den Kompositionen einen weiteren<br />

Exotentouch verleiht. Damit fällt das Septett<br />

nicht unbedingt in die Easy Listening-Abteilung.<br />

Wer Musik aber als Ent deckungsreise<br />

begreift und am liebsten unter dem<br />

Kopfhörer genießt, darf hier gerne mal ein<br />

Ohr riskieren.<br />

Marc Halupczok<br />

Edenbridge<br />

The Bonding<br />

CD (Steamhammer/SPV)<br />

vorauss. 21.06.2013<br />

Symphonischer Metal aus Linz<br />

Edenbridge sind absolut keine Neulinge auf<br />

ihrem Gebiet. In Österreich haben sie sich<br />

ohne Zweifel an die Spitze des Symphonic<br />

Metal emporgespielt. Das unterstreichen sie<br />

auch mit ihrem jüngsten Werk. Die Stimme<br />

von Ausnahmesängerin Sabine Edelsbacher<br />

ist spürbar gereift, und man merkt, dass viele<br />

persönliche Verän derungen auch Veränderungen<br />

in die Band gebracht haben. Das<br />

Album ist ein wenig härter, hat aber nichts<br />

von der Passion der früheren Werke (wie<br />

etwa Arcana) verloren. Binnen knapp einer<br />

Stunde erwarten uns neun Lieder. Schon der<br />

Opener Mystic River gefällt. Er fängt mit<br />

schnelleren Beats an... verfeinert durch<br />

gekonnt theatralische Parts. Besonders<br />

emotional und gefühlvoll wird es bei Star-<br />

Crossed Dreamer, dem wohl ruhigsten Stück.<br />

Eine wunderschöne Ballade, die Sabines<br />

engelsgleiche Stimme umso mehr<br />

hervorhebt. Die letzte Nummer, der<br />

Titeltrack, dauert mit rund 15 Minuten<br />

eindeutig am längsten und beginnt sehr<br />

atmosphärisch, düster und ruhig, arbeitet<br />

sich jedoch in immer schnellere Gefilde<br />

weiter. Ein passender Abschluss für ein<br />

wirklich gelungenes Album. Gefällt sehr gut!<br />

Manuela Ausserhofer<br />

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FESTIVALSTART AM MITTWOCH 07. AUGUST 17:00 UHR<br />

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Eclipse Sol-Air<br />

Schizophilia<br />

CD (Artist Station/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Editors<br />

The Weight Of Your Love<br />

CD ([PIAS]/Rough Trade)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Die Editors im Stadionformat<br />

Groß und ausladend wirken die Editors auf<br />

The Weight Of Your Love. Als hätten sie sich<br />

freigespielt von all dem Druck, den der<br />

Erfolg von In This Light and on This Evening<br />

mit sich brachte. Wie bei so vielen Bands,<br />

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stand es auch bei ihnen auf der Kippe. Jetzt<br />

haben sie sich freigeschwommen – und<br />

liefern ein vielschichtiges Werk ab, das Pop<br />

ebenso mit Indie flirten lässt wie Post Punk<br />

mit dem Wave der Achtziger. Neu hinzugekommen<br />

ist ein gewisses Faible für den<br />

Breitwandrock der Amerikaner, ausge löst<br />

durch die in Nashville vollzogenen<br />

Aufnahmen. Doch keine Sorge: von Country<br />

fehlt hier jede Spur, der Klang des Albums<br />

passt immer noch vorzüglich zu den Joy<br />

Division-Artworks. Und wenn, wie bei Sugar,<br />

der archetypisch britische Motor angeworfen<br />

wird, kann man auch The Weight Of Your<br />

Love nur beklatschen. Schwierige Aufgabe<br />

– toll gelöst.<br />

Björn Springorum<br />

Electric Sarajevo<br />

Madrigals<br />

CD (Eigenproduktion)<br />

bereits erschienen<br />

Liebeslieder der anderen Art<br />

Madrigals ist das Debut des lange im<br />

Verborgenen tüftelnden Post Rock/Electro-<br />

Quartetts Electric Sarajevo. Und es verheißt<br />

Vielversprechendes. Musikalisch und<br />

inhaltlich durchdacht, anspruchsvoll und<br />

sensibel, ist es eben kein aufgewärmter,<br />

schon hundert Mal wiedergekäuter<br />

klanglicher Einheitsbrei. Vielmehr versucht<br />

das Projekt, neue Ansätze zu finden und<br />

diese umzusetzen. Und es ist ihm zweifellos<br />

gelungen. Unangefochtener Favorit ist für<br />

mich der Song If You Only Knew, da er sich<br />

vom sonst sehr harmonisch, ruhig und<br />

nachdenklich anmutenden Werk abhebt. Er<br />

ist etwas lauter und heftiger, möglicher weise<br />

unruhiger als die restlichen Stücke. Davon<br />

hätte Madrigals ruhig mehr haben dürfen.<br />

Das kann man nun als Kritik auffassen, es ist<br />

aber keine. Vielmehr ist es eine auf das<br />

nächste Album gerichtete Hoffnung. Denn es<br />

wäre toll, von diesen Herren mehr zu hören!<br />

Lydia Aufschlager<br />

Fliehende Stürme<br />

Fallen<br />

CD (Alice in.../BROKEN SILENCE)<br />

bereits erschienen<br />

Wiederkehr eines Klassikers<br />

Endlich! Die Stuttgarter Düsterpunks und<br />

Chaos Z-Nachfolger Fliehende Stürme<br />

lassen wieder von sich hören. Auf ein<br />

neues Album müssen wir wohl oder übel<br />

noch bis 2014 warten; mit Fallen gibt es<br />

aber bereits jetzt das Re-release ihres<br />

Klassikers aus dem Jahr 1995. Und das ist<br />

dringend nötig, war dieses Werk doch nur<br />

noch zu fast schon obszönen Preisen via<br />

Internet zu bekommen. Die von Fans lange<br />

herbei gesehnte Neuauflage hält zusätzlich<br />

zu den zehn originalen Stücken mit<br />

Ausgehöhlt und Ziellose Wege gleich zwei<br />

Bonustracks bereit, welche bis dato bloß<br />

auf dem Sampler Maschinentrauma<br />

erschienen sind. Egal ob punkig und<br />

schnell wie bei Alles falsch oder dunkel<br />

und schleppend wie bei Schneetreiben –<br />

wenn Andreas Löhr kalt und monoton<br />

Heimatlosigkeit oder Vergäng lichkeit<br />

besingt, jagt es einem eisige Schauer über<br />

den Rücken. Dieses Album ist mit Recht Kult<br />

geworden, aber so was von.<br />

Carsten Weirich<br />

Gloryful<br />

The Warrior’s Code<br />

CD (Massacre/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Leder und Nieten<br />

Night in Gales-Gitarrist Jens Basten hat sich<br />

mit Gloryful eine Spielwiese weitab seiner<br />

eigentlichen musikalischen Ausrichtung<br />

gesucht. Denn statt melodischem Death Metal<br />

schallt hier waschechter Heavy Metal aus den<br />

Boxen. Irgendwo in der Schnitt menge von<br />

Majesty und Wizard preisen die deutschen<br />

Newcomer den Stahl. Und das machen sie<br />

amtlich: Hymnen wie Gloryful’s Tale, More<br />

Than Meets The Eye, Breaking Destiny oder<br />

der rabiate Abschluss Death Of The First<br />

Earth lassen fast keine True Metal-Wünsche<br />

offen. Mit der gelungenen Ballade Chased In<br />

Fate beweisen die Gelsenkirchener zudem,<br />

dass sie auch leisere Töne beherrschen.<br />

Okay, ein paar „Hohoho“-Chöre weniger<br />

hätten es schon sein dürfen. Aber unter dem<br />

Strich präsen tiert sich das Quintett auf seinem<br />

von Dan Swanö produzierten Debutalbum als<br />

ernst zu nehmende neue Kraft im Leder- und<br />

Nietensektor.<br />

Marc Halupczok<br />

Gothminister<br />

Utopia<br />

CD + DVD (AFM/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Ein Festschmaus für die Untoten<br />

Utopia ist so viel mehr als nur ein Album. In<br />

Händen halten wir eine CD und eine Bonus-<br />

DVD. Was uns erwartet? Eine perfekte<br />

Mischung aus visuellem Augen schmaus und<br />

Gothminister von seiner besten und härtesten<br />

Seite. Auf einen 15 Minuten langen Horrorfilm<br />

folgen 17 Live-Tracks, die wiederum<br />

durch einen zehnminütigen Film abgeschlossen<br />

werden. Das eigentliche neue<br />

Album ist Konzept pur: 13 Songs erzählen<br />

die Geschichte eines Jungen, der von<br />

Ängsten geplagt und von den bösen<br />

Mächten mitgerissen wird. Alles beginnt<br />

nach einem kurzen Intro mit Someone Is After<br />

Me und baut sich zu einem wilden Meisterwerk<br />

empor, welches nicht nur die Untoten<br />

aufhorchen lässt. Bei All Alone fühlt man<br />

sich, wie wenn der Friedhof zu einem ins<br />

Wohnzimmer gewandert wäre – es zaubert<br />

eine feine Gänsehaut auf die Arme. Beendet<br />

wird das Ganze durch Boogeyman, die<br />

finale Entscheidung des Jungen. Die<br />

Norweger haben wirklich saubere Arbeit<br />

geleistet, und sich etwas intensiver mit ihm<br />

zu beschäftigen, ist Utopia allemal wert.<br />

Manuela Ausserhofer<br />

Ivanhoe<br />

Systematrix<br />

CD (Massacre/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Prog Metal für Geduldige<br />

Ivanhoe sind bereits seit 1986 aktiv,<br />

schafften bis dato aber nie den Sprung aus<br />

dem Untergrund. Ob sie ihr sechstes Album


«Das ist große, existenziell wichtige<br />

Literatur, wie sie unsere Gesellschaft<br />

braucht, um zu verstehen, dass wir<br />

unsere Monster immer nur selbst<br />

erschaffen.» Virus über Stiff Chainey<br />

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AntI-PoP!<br />

Der Neustart<br />

der legendären<br />

Reihe!<br />

mit teils exklusiven Geschichten von<br />

Ramona Ambs, Ina Brinkmann, Stiff<br />

Chainey, Oliver Flesch, Markolf Hoffmann,<br />

Alexander Kaschte, Andreas<br />

Kurz, Boris Koch, Christoph Straßer,<br />

Luci van Org und Christian von Aster<br />

Infos unter www.ulIne-store.de<br />

edItIon<br />

einen Schritt nach vorne bringen wird,<br />

scheint zumindest fraglich. Denn die<br />

Schwaben, bei denen einst Andy B. Franck<br />

von Brainstorm am Mikro stand, präsentieren<br />

sich auf ihrem neuesten Werk<br />

ziemlich verkopft. Größtenteils im Midtempo<br />

verharrend, kriechen die mit vielen<br />

Rhythmuswechseln versehenen Stücke aus<br />

den Boxen und erinnern musikalisch<br />

streckenweise an Thresholds 1998<br />

veröffentlichtes Album Clone. Es ist also ein<br />

wenig Geduld gefragt, ehe sich Songs wie<br />

das bedrohliche Madhouse, das hymnische<br />

Learning Path, das im Vergleich fast schon<br />

luftige Walldancer oder das partiell sehr<br />

eingängige Late Recognition festsetzen.<br />

Gerade die beiden letztgenannten Tracks<br />

beweisen, dass es Ivanhoe gut zu Gesicht<br />

steht, wenn sie sich von den mathematisch<br />

anmutenden Formeln lösen und etwas mehr<br />

Wert auf starke Melodien legen. Das<br />

können sie nämlich ganz hervorragend.<br />

Marc Halupczok<br />

Mantus<br />

Fatum<br />

DCD (Trisol/Soulfood)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Von Romantik bis Gitarrenbrett<br />

Zeit für einen Rückblick. Mit einer immensen<br />

Zahl von Veröffentlichungen in den<br />

vergangenen Jahren bewies Martin<br />

Schindler mit seinem Projekt Mantus, dass<br />

er zur Spitze des modernen deutschen<br />

Gothic Rock gehört. Stets kreativ, leidenschaftlich,<br />

kritisch hinterfragend, düster,<br />

romantisch, wurden seine Lieder, EPs, Alben<br />

musikalisch wie auch optisch zu einem<br />

Statement der Gothic-Kultur. Nun erscheint<br />

ein „Best Of“, das dies noch einmal mit<br />

einer Auswahl von 29 (!) Tracks aus dem<br />

Zeitraum 2000 bis 2012 manifestiert. Vier<br />

ältere Stücke wurden dafür einem „Remake“<br />

unterzogen, das den Liedern ihren<br />

Charakter respektvoll erhält, sie aber<br />

stimmlich zum Teil der aktuellen Sängerin<br />

Chiara Amberia anvertraut und produktionstechnisch<br />

aufwertet. Zusätzlich bringen<br />

Mantus einen neuen Song – Trauma – zu<br />

Gehör, der sich in seiner Intensität in die<br />

Stücke der Vergangenheit einreiht und ihnen<br />

Bindeglied für Gegenwart und Zukunft ist.<br />

Mit Fatum ist eine Zusammenstellung<br />

gelungen, durch welche man der von<br />

Beginn an vorhandenen und seitdem stetig<br />

weiter gewachsenen Schönheit und<br />

Bedeutung der Schindler’schen Kunst noch<br />

einmal gewahr wird und sich melancholisch-schwelgend<br />

in ihr verlieren kann.<br />

Axel Schön<br />

Melted Space<br />

Between<br />

MCD (Totentanz/Season of Mist)<br />

bereits erschienen<br />

Französische Metal-Oper<br />

mit besonderen Gästen<br />

Für das Projekt Melted Space ist der aus<br />

Troyes stammende Pierre Le Pape verantwortlich.<br />

Ein Komponist der Extra klasse, der<br />

nach dem 2012 erschienenen Album From<br />

the Past nun Nachschub liefert. Nachschub,<br />

der sich Between nennt und wieder etliche<br />

Gastmusiker an Bord hat, die das Werk<br />

perfekt untermalen. Alles beginnt mit Return<br />

to the Land of the Forgotten, einer<br />

instrumentalen, heroischen Einleitung, die<br />

Soundtrackcharakter hat. Dann geht es mit<br />

Dying Legend – gesungen von Liv Kristine<br />

(Leaves’ Eyes) – auch gleich los. Eine<br />

melodische und gefühlvolle Hymne, die<br />

perfekt zu stimmen scheint. Doch ganz so<br />

ruhig und zart geht es nicht weiter, denn<br />

Pierre Le Pape hat sich noch andere<br />

Granaten zu Hilfe geholt, und so wird es<br />

durch Ashmedi von Melechesh oder Black<br />

Messiah von Seth teils richtig schwarzmetallisch.<br />

Das persönliche Highlight der EP<br />

ist Si Vis Pacem..., ein Song, der in seinen<br />

Anfangsmomenten stark an die Südtiroler<br />

Metaller Graveworm erinnert. Insgesamt<br />

erwarten uns zehn Nummern, wobei die<br />

letzten drei (Bonus-) Tracks allesamt<br />

instrumental sind. Das Konzept des<br />

Franzosen hat Substanz und überzeugt<br />

besonders durch seinen Abwechs lungsreichtum.<br />

Uns gefällt’s!<br />

Manuela Ausserhofer<br />

MONO INC.<br />

Nimmermehr<br />

CD (Rookies & Kings/SPV)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Alles, was man wollte... und mehr<br />

Nimmermehr haben MONO INC. ihr neues<br />

Album also getauft. Das ist natürlich<br />

keineswegs auf den ununterbrochenen<br />

Höhenflug der Goth Rocker zu beziehen,<br />

sondern vielmehr ins Reich der düsteren<br />

Märchen zu versetzen, in dem sich die Band<br />

mit diesem Werk ausbreitet. Wie in Poes<br />

Gedicht Der Rabe, ist auch auf Nimmermehr<br />

viel dunkle Poesie zu spüren, jene ganz<br />

besondere Form von finster-eingängiger<br />

Energie, welche diese Band innerhalb<br />

kürzester Zeit in die Fanherzen und Charts<br />

gebracht hat. Neben harter Arbeit war<br />

dafür vor allem die unge brochene Leidenschaft<br />

verantwortlich, mit der MONO INC.<br />

stets zu Werke gingen – und das noch<br />

immer tun: Der Opener Heile, heile Segen<br />

kommt mit beinahe unverschämt eingängiger<br />

Melodie und Kindergesang daher,<br />

Seligkeit sorgt für brachiales Rammstein-<br />

Flair, bei der Westernballade Kein Weg zu<br />

weit holt sich Martin Engler zusätzlich<br />

Joachim Witt hinters Mikro. Kann man<br />

durchaus mal machen; dessen raue Stimme<br />

passt gut zu der sehnsüchtigen Nummer.<br />

Gewohnt treibend, trotzdem stellenweise<br />

vielschichtig und immer noch ein Ohrwurmgarant<br />

am laufenden Band... man kann nicht<br />

mehr wollen.<br />

Christopher Sturm<br />

MOON.74<br />

How I Feel<br />

CD (Infacted/Soulfood)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Leichter Synthiepop für beste Partylaune<br />

Seit mehreren Wochen befindet sich die<br />

Single How I Feel bereits weit oben in den<br />

DAC, und so konnte man schon erste<br />

Eindrücke des neuesten Werkes von


Dominic Hein aka MOON.74 auf sich<br />

wirken lassen. Die Stücke des nunmehr<br />

zweiten Albums des Tausendsassas (er stellt<br />

alles im Alleingang auf die Beine, vom<br />

Anfang bis zum Ende des fertigen Produktes)<br />

bestechen durch leichte Synthieklangteppiche,<br />

die – mal dunkel-poppig, mal<br />

locker zum Schwof einladend – auch mal<br />

von rockigen Gitarrenriffs abgelöst werden.<br />

Die Gesangsstimme wird in manchen<br />

Stücken (Coming Home dient hier als<br />

wundervolles Beispiel) übereinan der gelegt,<br />

sodass der Eindruck eines kanonartigen<br />

Chorals entsteht und der Track enorm an<br />

Fülle gewinnt. How I Feel ist voll von<br />

romantischen Balladen, eingängigen<br />

Melodien und bietet für jede Tages- und<br />

Nachtstimmung genau das richtige Lied.<br />

Marie-Luise Henke<br />

Negative Trip<br />

Drug Time<br />

CD (Purple Tree)<br />

bereits erschienen<br />

Filmmusik des unmenschlichen Lebens<br />

Anspruchsvolle und erlesene Kost liefern uns<br />

die Schweizer Negative Trip mit ihrem<br />

aktuellen Album. Das Werk besticht durch<br />

Klarheit, Geradlinigkeit und verkündet<br />

bereits durch die jeweiligen Titel, dass es<br />

sich wahrlich um keine musikalische Reise à<br />

la „Das Leben ist ein Ponyhof“ handelt. Es<br />

sind menschliche Abgründe und Abarten,<br />

die von Negative Trip in ein Electronica-<br />

Gewand gehüllt werden und den Hörer so<br />

schnell nicht mehr loslassen. Zarte, leise<br />

Klangteppiche gelangen mal vibrierend<br />

warm, mal spitz und kalt durch Synthesizer<br />

erzeugt ans Ohr. Mit Stücken wie Transgression<br />

oder Dichotomie werden alle Sinne<br />

angesprochen und die Selbstreflexion<br />

unweigerlich angeregt. Das Zürcher<br />

Ensemble zeigt, dass zur musika lischen<br />

Verständigung keine Worte vonnöten sind.<br />

Marie-Luise Henke<br />

Nirvana (you make me sick) mögen leichtfüßig<br />

sein, doch sie führen den Hörer<br />

trotzdem immer weiter gen Abgrund. Wer<br />

auf südeuropäische Folklore steht oder sich<br />

im Fado der Portugiesen wohlfühlt, ist bei<br />

Oniric definitiv richtig.<br />

Lars Schubert<br />

Orphaned Land<br />

All Is One<br />

CD (Century Media)<br />

vorauss. 21.06.2013<br />

Musikalischer und textlicher Tiefgang<br />

Ist es Folk, ist es Prog, ist es Metal oder<br />

Rock? Diese Schubladen greifen bei<br />

Orphaned Land schon lange nicht mehr. Die<br />

Israelis um Fronter Kobi Farhi haben ihren<br />

eigenen Stil etabliert, der von nahöstlichen<br />

Elementen bis hin zu Doom-Passagen alle<br />

möglichen Einflüsse enthält. Und die fügen<br />

sich auf All Is One einmal mehr perfekt<br />

zusammen. Das Titel stück, The Simple Man,<br />

Our Own Messiah oder die Halbballade<br />

Brother sorgen ob ihrer weitschweifenden,<br />

bisweilen sogar epischen Melodie führung<br />

für Gänsehaut. Die tiefen Grunts der<br />

Anfangstage sind heute fast völlig verschwun<br />

den (einzige Ausnahme: Fail), dafür<br />

stellt die Band traditionelle Instrumente des<br />

Nahen Ostens, Chöre und weiblichen<br />

Gesang noch weiter in den Vordergrund.<br />

So wirken die Lieder homogener, ohne<br />

jedoch den progressiven Ansatz zu<br />

vernachlässigen, der vor allem im Mittelteil<br />

von All Is One durchschlägt. Ein Album mit<br />

musikalischem und lyrischem Tiefgang, das<br />

sich erst nach einigen Durchläufen in seiner<br />

ganzen Pracht offenbart.<br />

Marc Halupczok<br />

DAS NEUE ALBUM „The Sun Comes Out Tonight“<br />

AB JETZT ÜBERALL.<br />

Inklusive der aktuellen Single „What Do You Say“.<br />

www.officialfilter.com | www.facebook.com/Filter | www.twitter.com/OfficialFilter<br />

Oniric<br />

Mannequins<br />

CD (Caustic/Nova MD)<br />

vorauss. 21.06.2013<br />

Oniric begrüßen die düsteren Gedanken<br />

mit einem Lächeln<br />

Gar nicht so einfach, dem seltsamen Gebräu<br />

des italienischen Trios einen Namen zu<br />

geben. Grundsätzlich mögen die leicht<br />

ätherischen Songs auf Mannequins zwar<br />

folkloristisch angehaucht sein, und sonderlich<br />

lebensbejahend sind sie ebenfalls nicht,<br />

aber in der Enge der „Dark Folk“-Schublade<br />

würde sich das Album nicht sehr wohlfühlen.<br />

Doch wie will man die morbide Rummelplatzatmosphäre,<br />

die Stimmung aus einem<br />

anderen Zeitalter und die Chanson anleihen<br />

sonst kategorisieren? Muss man aber auch<br />

gar nicht, denn die Qualität der Stücke steht<br />

für sich. Eigentlich reicht es, sich Tim Burton<br />

beim Dreh von Beetlejuice auf Coney Island<br />

vorzustellen, während Jack Skellington<br />

vorbeischaut, um gemein sam mit Helena<br />

Bonham Carter ein paar düster-beschwingte<br />

Lieder zum Besten zu geben. „Beschwingt“?<br />

Ja, Tracks wie Tomorrow the sorrow oder<br />

Queensrÿche<br />

Queensrÿche<br />

CD (Century Media)<br />

vorauss. 21.06.2013<br />

Neue Etappe der Bandevolution<br />

Warum das mittlerweile 13. Studio album<br />

der Progressive-Heroen selbstbetitelt wurde,<br />

kann man sich mit der Trennung von<br />

Frontmann Geoff Tate und der daraus<br />

folgenden kleinen Neugeburt erklären. Seit<br />

2012 steht nun Sänger und Multiinstrumentalist<br />

Todd La Torre am Mikrophon und<br />

scheint hinter den Kulissen mit Energieinjektionen<br />

durch die Reihen zu rennen. So<br />

weht nach drei Dekaden endlich wieder<br />

frischer Wind im Hause Queensrÿche,<br />

glücklicherweise in Richtung jener Heavy<br />

Metal-Seite, die die Erfolgsalben The<br />

Warning, Operation:Mindcrime und Empire<br />

ausmachte. Mit elf ausgefeilten und<br />

-gereiften Songs beweisen die Erfolgsmannen<br />

aus Seattle, dass sie noch lange<br />

nicht am Ende ange kommen sind und im<br />

Gegensatz zu Geoff Gespür für flutschende<br />

Melodien und harmonische Rhythmen,<br />

gekrönt mit rauer Vitalität, besitzen. Ganz<br />

deutlich wird, dass durch Todds Einstieg die<br />

Band als Einheit gereift ist, jetzt dank Input<br />

von allen Seiten ihre ehemaligen Mauern<br />

eingetreten und musikalische Grenzen<br />

überschritten hat. Für Fans und Künstler eine<br />

klassische Win-win-Situation. Wer also noch


"THE BONDING"<br />

Das grossartige<br />

neue Studioalbum!<br />

Erhältlich als limitiertes Ecolbook (incl.<br />

Bonus CD + 32 Seiten Booklet +),<br />

Doppel Gatefold im farbigen Vinyl,<br />

Standard Version und Download<br />

unschlüssig ist, ob er sich lieber das<br />

kürzlich erschienene Album von<br />

Queensrÿche starring Geoff Tate<br />

(Frequency Unknown) besorgen sollte,<br />

dem sei das hier vorlie gende Werk als<br />

die redlich bessere Wahl angepriesen.<br />

Nadine Ahlig<br />

Prinzessin, Auf den Spiralnebeln und so<br />

ziemlich jeden weiteren Samsa-<br />

Klassiker, den sich Kaschte je aus der<br />

Seele gewürgt hat. Um Vergangenheit<br />

und Gegenwart angemessen zu<br />

verknüpfen, verbirgt sich hinter dem<br />

Titeltrack ein nagelneuer, exklusiv für<br />

dieses Release geschriebener Song, der<br />

stilistisch da weitermacht, wo Asen’ka<br />

letztes Jahr aufhörte: Ein siebenminütiger<br />

Ausflug in den finsteren,<br />

verdrehten, gespens tischen Märchenwald,<br />

der Kaschtes Zuhause ist.<br />

Björn Springorum<br />

und andere literarische Einzelgänger.<br />

Ein nicht immer ins Ohr springendes,<br />

dafür ungemein vielschichtiges Album,<br />

das eine ungeheure Langzeitwirkung<br />

an den Tag legt.<br />

Björn Springorum<br />

Ab dem<br />

21. Juni!<br />

2013<br />

ROME<br />

Hate Us And See<br />

If We Mind<br />

MCD (Trisol/Soulfood)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

ROME entdecken den Industrial<br />

Dass uns ROME mit einer neuen EP<br />

überraschen, kaum dass Hell Money<br />

verklungen ist, scheint nicht weiter<br />

verwunderlich, tüftelt Jérôme Reuter<br />

doch ständig an frischem Material.<br />

Musikalisch fühlt sich Hate Us And See<br />

If We Mind aber wie eine Überraschungs<br />

party für jemanden an, der<br />

diese eigentlich gar nicht mag und am<br />

Ende trotzdem seinen Spaß hat. Nur<br />

geduldig sollte man sein, denn die<br />

ersten beiden Stücke The Colony<br />

(Lowveld) und The Colony (Highveld)<br />

sind alles andere als leichte Kost,<br />

verblüffen sie uns doch mit Industrial<br />

ältester Prägung. Für den einen oder<br />

anderen mag die fast 40-minütige<br />

Aneinanderreihung von Maschinengeräuschen,<br />

Vogelstimmen, Chorälen,<br />

ambienten Flächen und flirrenden<br />

Sounds keine Musik sein, aber reizvoll<br />

ist es allemal: Bei jedem Durchgang<br />

gibt es etwas Neues zu entdecken, und<br />

man wartet gespannt auf die<br />

zugehörige Geschichte, welche sich<br />

laut Jérôme mit dem folgenden Album<br />

erschließen wird. Zum verhältnismäßig<br />

entspannten Ausgleich bietet der<br />

Titeltrack dann noch drängendes<br />

„Chanson Noir“ vom Feinsten, bevor<br />

das ruhigere The Fever Tree diese<br />

außergewöhnliche und spezielle<br />

Veröffentlichung komplettiert.<br />

Lars Schubert<br />

Schwarzer Engel<br />

In brennenden Himmeln<br />

CD (Massacre/Soulfood)<br />

vorauss. 26.07.2013<br />

Die Härteschraube zieht sich zu<br />

Machen wir es kurz: Mit seinem<br />

Drittwerk legt Dave Jason das bislang<br />

finsterste, aggressivste und packendste<br />

Schwarzer Engel-Album der noch<br />

jungen Karriere vor. Stärker denn je<br />

bezieht er Elemente aus Black Metal,<br />

symphonischer Dunkelheit und Gothic<br />

in seinen ganz eigenen Klangkosmos<br />

ein und erschafft ein apokalyptisches<br />

Manifest, das mehr als je zuvor von<br />

Tod, Untergang und dem Ende der Welt<br />

dominiert ist. Das macht der Albumtitel<br />

ebenso klar wie die Stücke Der<br />

Untergang, Hymne für den Tod und Im<br />

Schatten des Todes. Fürwahr, viel<br />

Hoffnung gibt es hier nicht zu entdecken,<br />

dafür galoppierende Drums,<br />

schneidende Riffs, gebieterischen<br />

Gesang und jenes bandeigene<br />

Händchen für monumentale, überlebens<br />

große Refrains. Keine Frage,<br />

Dave Jason hat eine Menge Talent,<br />

düstere Visionen zum Leben zu<br />

erwecken und sich ganz nebenbei die<br />

eine oder andere mächtige Hymne aus<br />

dem schwarzen Ärmel zu schütteln.<br />

Björn Springorum<br />

Sirenia<br />

Perils of the Deep Blue<br />

CD (Nuclear Blast/Warner)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Sirenia in unübertroffener Reinform<br />

Wenn Gothic Metal, dann bitte so: Was<br />

Sirenia hier vom Stapel lassen, ruft in<br />

Erinnerung, weshalb diese Band zu<br />

Beginn ihrer Karriere auf derart viel<br />

Begeisterung stieß. Endlich ist er wieder<br />

da, der mystische, finstere, poetische<br />

Gothic Metal, endlich kann die Metal-<br />

Gemeinde wieder in den tiefblauen<br />

Musikfluten von Mastermind Morten<br />

Veland versinken. Schon der Auftakt<br />

Ducere me in lucem ist nichts anderes<br />

als ein betörender Sirenengesang. Nur<br />

zu gerne folgt man ihm, hinein ins<br />

Ungewisse, in die Tiefe – wohl wissend,<br />

dass es wahrscheinlich kein Zurück gibt.<br />

Aber warum auch? Ailyns Vocals<br />

umspülen den Hörer wie eine warme<br />

Regendusche, die Chöre erheben sich<br />

wie versunkene Unterwasserpaläste aus<br />

den Fluten, die Riffs brechen wie<br />

schwarze Wogen über uns herein. Das<br />

ist es, das ultimative Sirenia-Album, das<br />

die Norweger nach zuletzt durch wachsenen<br />

Werken wieder in Hochform<br />

zeigt. Ach was: in Höchstform.<br />

Björn Springorum<br />

Standard Version<br />

Limited EcolBook<br />

www.edenbridge.org<br />

Samsas Traum<br />

Leben bedeutet kämpfen<br />

DCD (Trisol/Soulfood)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Alles, was man über Samsas Traum<br />

wissen muss<br />

Die samsarische Veröffentlichungsflut<br />

reißt nicht ab. Warum auch – wenn<br />

solch exquisite Endprodukte wie Leben<br />

bedeutet kämpfen dabei herauskommen?<br />

Die aktuelle Werkschau aus<br />

dem Bau von Oberkäfer Kaschte<br />

überzeugt durch Qualität UND<br />

Quantität, hält auf zwei CDs 34 Tracks<br />

in petto. Jeweils 17 also, und somit pro<br />

CD ein Lied für jedes Lebensjahr von<br />

Samsas Traum. 17 Jahre Bandgeschichte<br />

werden gefeiert, was vor<br />

allem eines bedeutet: Hits, Hits, Hits.<br />

Chronologisch arbeiten wir uns vor,<br />

passieren auf dem Weg Satanshimmel<br />

voller Geigen, Stromausfall im<br />

Herzspital, K.haos-Prinz und Wind-<br />

shy guy at the show<br />

shy guy at the show<br />

CD (Équinoxe/Nova MD)<br />

bereits erschienen<br />

Von Musikkennern für Musikkenner<br />

So etwas hatte der Szene gerade noch<br />

gefehlt. Und das ist endlich mal nicht<br />

ironisch gemeint. shy guy at the show<br />

sind jung, belesen und Musikliebhaber<br />

der allerersten Güte... beste Voraussetzungen,<br />

um eine Band zu formen,<br />

die nicht nur über den Tellerrand<br />

hinausschaut, sondern das Geschirr<br />

gleich hinter sich lässt, vom Esstisch<br />

hüpft und die Tür hinter sich zuschlägt.<br />

Indie, Post Punk, Wave, Industrial,<br />

Singer/Songwriter – die Mischung der<br />

Karlsruher ist wild, aber geschmackvoll.<br />

In getragenen, schweben den<br />

Kompositionen besingen sie das<br />

Fremdsein, das Nicht dazugehören,<br />

zitieren die ganz Großen wie Bauhaus<br />

oder Leonard Cohen dabei ebenso<br />

spielerisch und frech wie Paul Auster<br />

Spheron<br />

Ecstasy of God<br />

CD (Apostasy/Edel)<br />

vorauss. 05.07.2013<br />

Atmosphärischer,<br />

aber harter Death Metal<br />

Spheron – der Name klingt luftig und<br />

leicht. Doch dahinter verbirgt sich<br />

erdiger und knallharter Death Metal.<br />

Die Vorbilder der Ludwigshafener<br />

dürften aus den Vereinigten Staaten<br />

kommen und auf illustre Namen wie<br />

Atheist oder Morbid Angel hören.<br />

Erraten, Ecstasy of God i s t<br />

entsprechend technisch ausgefallen.<br />

Aber statt Skalengenudel und<br />

Sologefrickel haben Spheron immer<br />

auch das Song writing im Blick.<br />

Funkige Basslinien und Akustikgitarren<br />

brechen das Soundgefüge<br />

regelmäßig auf und sorgen für<br />

Überraschungs momente. Kaum zu<br />

glauben, dass es sich hier um ein<br />

Debutalbum handelt, dessen Musiker<br />

alle noch Anfang 20 sind. Der Band<br />

selbst geht es laut Eigenbekundung<br />

in erster Linie um Atmosphäre, und<br />

darauf dürfte auch ihr Name<br />

anspielen. Die Rechnung geht auf:<br />

Abrissbirnen wie Clasp the Thorns,<br />

Pulse of Instinct oder das melodische<br />

und leicht schwedisch angehauchte<br />

From Glint to Crackling verwandeln


garantiert jedes Wohn zimmer vor dem<br />

geistigen Auge in ein Schlachtfeld!<br />

Richard Klasen<br />

Subterfuge<br />

reflect


Teho Teardo & Blixa Bargeld<br />

Still Smiling<br />

CD (Spècula/Rough Trade)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Der passende Soundtrack<br />

für den verregneten Sommer<br />

Wo „Blixa Bargeld“ draufsteht, ist nicht<br />

selten Kunst drin. Wenn dann noch<br />

jemand wie Teho Teardo, welcher sich<br />

bislang durch Soundtracks und<br />

Theatermusik ausgezeichnet hat, die<br />

kompositorischen Zügel in der Hand hält,<br />

muss man schlicht weg von großer Kunst<br />

ausgehen. Und Still Smiling erfüllt diese<br />

Erwartungen tat sächlich ganz locker.<br />

Dabei befruchten sich Blixas gewohnt<br />

metaphorische Texte, sein polylingualer<br />

Gesang auf Deutsch, Englisch und<br />

Italienisch, elektronische Spielereien und<br />

die omnipräsenten Streicher gegenseitig,<br />

um letztlich in zwölf beeindruckendintensive<br />

Lieder zu münden. Was in der<br />

gefühlten Vertonung von Impro visationstheater<br />

hätte enden können, kommt<br />

zum Glück auch mit einer anstän digen<br />

Portion Eingängigkeit daher, wie Mi Scusi,<br />

What if...? oder Nur Zur Erinnerung<br />

beweisen. Aufgrund der spärlichen<br />

Instrumentierung ist Still Smiling zugleich<br />

noch dunkler geraten und mit mehr<br />

Tiefgang gesegnet, als dies eine durchschnittliche<br />

Düsterband hinkriegt – ganz<br />

große Kunst eben.<br />

Lars Schubert<br />

Terrolokaust<br />

Spit The Poison Out<br />

CD (Vendetta/Audioglobe)<br />

bereits erschienen<br />

Goodbye Combichrist!<br />

Welcome Terrolokaust!<br />

Es passiert in den letzten Monaten recht<br />

selten, dass eine Band, die sich dem Dark<br />

Electro verschrieben hat, von der ersten<br />

Sekunde an begeistern kann und es<br />

schafft, ihren Kopf aus dem langweiligen<br />

Einheitsbrei zu strecken. Den spanischen<br />

Terrolokaust gelingt dieses Kunststück mit<br />

Spit The Poison Out scheinbar mühelos.<br />

Liegt es an Fronter Javi Ssagittar, der nicht<br />

selten nach Jonathan Davis klingt,<br />

welchem hier übrigens mit einem fetten<br />

Cover von KoRns Falling Away From Me<br />

passender weise und kongenial gehuldigt<br />

wurde? Liegt es am mangelnden Stimmverzerrer?<br />

Oder an den Industrial<br />

Rock-Anleihen, die zwar omnipräsent,<br />

aber niemals vordergründig sind?<br />

Vielleicht hat es auch mit dem variablen<br />

Tempo der Nummern zu tun und damit,<br />

dass sich Terrolokaust selbst für Balladen<br />

nicht zu schade sind. Oder den Ausflügen<br />

in die Techno Body Music? Egal welche<br />

Punkte letztlich den Ausschlag geben,<br />

Spit The Poison Out kommt ohne Ausfall<br />

daher und ist auch noch extrem eingängig.<br />

Lars Schubert<br />

The Quireboys<br />

Beautiful Curse<br />

CD (Cargo/Soulfood)<br />

vorauss. 28.06.2013<br />

Großes Sleaze-Kino<br />

Als die erste Meldung auf der Website von<br />

The Quireboys auftauchte, ihr nächstes<br />

Werk würde sie in einem neuen Soundgewand<br />

zeigen, dürften 90 Prozent der<br />

Zielgruppe vor Schreck zusammen gezuckt<br />

sein. Doch alles nur halb so schlimm –<br />

Produzent Chris Tsangarides hat der Band<br />

zwar einen zeitgemäßen Klang verpasst,<br />

dabei aber ihre Wurzeln nicht vergessen.<br />

Und so klingt Beautiful Curse einerseits<br />

nach dem Jahr 2013, anderer seits jedoch<br />

auch wie der große Bruder des Debuts A<br />

Bit Of What You Fancy von 1990. Ein<br />

unwiderstehlicher Groove und hoher<br />

Wiedererkennungswert ziehen sich wie<br />

ein roter Faden durch das Album; Stücke<br />

wie die erste Single Too Much Of A Good<br />

Thing, Talk Of The Town oder Twenty<br />

Seven Years riechen nach Jack Daniel’s<br />

und Rauch. Und Neuschlagzeuger Matt<br />

Goom (unter anderem ehemals Glenn<br />

Hughes) weiß, anders als manche seiner<br />

Vorgänger, wo an seinem Instrument<br />

die verdammte Cowbell hängt. Die<br />

Briten bieten also endlich wieder großes<br />

Sleaze-Kino für alle Bandana- und Sonnenbrillenfetischisten.<br />

Marc Halupczok<br />

The Saint Paul<br />

Consequence<br />

CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />

bereits erschienen<br />

Konsequent tanzbar<br />

Der erste Blick aufs Cover mag den einen<br />

oder anderen zunächst in die Irre führen.<br />

Bei The Saint Paul handelt es sich<br />

keineswegs um ein dem Vampiresken und<br />

Theatralischen zugewandtes Projekt.<br />

Vielmehr haben sich die zwei Jungs den<br />

harten, stampfenden Rhythmen des EBM<br />

verschrieben, um die Massen zum Tanzen<br />

aufzufordern. Und dies gelingt ihnen mit<br />

ihrem Debutalbum Consequence vortrefflich.<br />

Die elf Stücke sind abwechslungsreich<br />

in ihrer musikalischen Spannbreite. Mal<br />

hat man eine Ballade, die einen zu<br />

trauriger Ruhe bringt, mal ziehen uns<br />

treibende Beats auf den Dancefloor. Stets<br />

untermalt werden die Tracks von klarem<br />

Gesang, der einen schon beim ersten<br />

Hören mitsummen lässt und im Ohr<br />

hängen bleibt.<br />

Marie-Luise Henke<br />

WEAREOFF<br />

Objects In Motion<br />

CD (Danse Macabre/AL!VE)<br />

bereits erschienen<br />

Eighties-Revival de luxe!<br />

Vier Männer aus Hamburg legen mit<br />

Objects In Motion ein traumhaftes Release<br />

vor, welches Liebhaber des Achtziger-<br />

Wave in Verzückung bringen wird. Es<br />

scheint schier unglaublich, dass es sich bei<br />

diesem Album um WEAREOFFs Erstlingswerk<br />

handelt, so fließend gehen einem die<br />

Sounds des zehn Tracks starken Outputs<br />

ins Blut. Von sehnsuchtsvoll traurig über<br />

rauchig-provokant bis hin zu tanzbar<br />

rockig wird dem Hörer alles geboten, und<br />

das in bester Qualität. Dabei ist ein<br />

durchaus massenkompatibler Charakter<br />

der Songs nicht von der Hand zu weisen.<br />

Dies bekräftigt jedoch nur die Tatsache,<br />

dass Objects In Motion wirklich jeden in<br />

Bewegung versetzen kann, ganz egal,<br />

welcher Couleur er angehört. Unbedingt<br />

testen!<br />

Marie-Luise Henke<br />

Sampler<br />

Gothic Visions IV<br />

DVD + CD (Echozone/Soulfood)<br />

bereits erschienen<br />

Eine monumentale Sammlung<br />

für Augen und Ohren<br />

Die beliebte Reihe Gothic Visions geht in<br />

ihre vierte Runde... als ein wirklich<br />

randvolles Paket, welches unfassbare 510<br />

Minuten Spieldauer aufweisen kann. Die<br />

DVD enthält insgesamt 58 Clips von teils<br />

sehr namhaften Formationen wie Epica,<br />

The Mission oder The 69 Eyes, aber auch<br />

von vielen recht unbekannten Projekten,<br />

wie Krankheit, Schwarzbund oder<br />

leichenwetter, um nur einige wenige zu<br />

nennen. Neben den Videos, die auch<br />

manche Live-Auftritte bieten, gibt es noch<br />

35 Audiotracks mit Gruppen wie Area24,<br />

Tränenwelten oder Erszebeth. Auf CD<br />

vollenden dann weitere 18 Stücke das<br />

Package. Das Spektrum der ausgewählten<br />

Musik ist sehr breit, für jeden Geschmack<br />

etwas. Ein paar Trailer sind zu finden und<br />

Strigoi – Nachzehrer, ein Kurzfilm, der uns<br />

in alte Zeiten versetzen will. Echozone<br />

haben ihren Schwerpunkt eindeutig auf<br />

junge Bands gelegt, und wer Lust hat auf<br />

Klänge, die er noch nicht in- und<br />

auswendig kennt, und offen für neue<br />

Künstler ist, sollte sich diese prächtige<br />

Kollektion zum unschlagbar günstigen Preis<br />

unbedingt holen. Knapp neun Stunden<br />

Musik laden zur Entdeckungsreise ein, auf<br />

die wir uns gern begeben.<br />

Manuela Ausserhofer


Juni<br />

Anette Olzon (Ex-Nightwish) – 21.06.1971 in Katrineholm, Schweden<br />

Richard Z. Kruspe (Rammstein) – 24.06.1967 in Wittenberge<br />

Erno „Emppu“ Vuorinen (Nightwish) – 24.06.1978 in Kitee, Finnland<br />

Brendan Perry (Dead Can Dance) – 30.06.1959 in London, UK<br />

Juli<br />

Franz Kafka († 03.06.1924 in Kierling, heute Österreich) – 03.07.1883 in Prag,<br />

heute Tschechische Republik<br />

Vince Clarke (Ex-Depeche Mode) – 03.07.1960 in London, UK<br />

Andrew „Andy“ Fletcher (Depeche Mode) – 08.07.1961 in Nottingham, UK<br />

Marc Almond – 09.07.1957 in Southport, UK<br />

Tilo Wolff (Lacrimosa) – 10.07.1972 in Frankfurt/Main<br />

Peter Murphy (Ex-Bauhaus) – 11.07.1957 in Northampton, UK<br />

Sharon den Adel (Within Temptation) – 12.07.1974 in Waddinxveen, Niederlande<br />

Ian Curtis (Joy Division, † 18.05.1980 in Macclesfield, UK) – 15.07.1956 in Stretford, UK<br />

Paul Cook (Ex-Sex Pistols) – 20.07.1956 in London, UK<br />

Martin L. Gore (Depeche Mode) – 23.07.1961 in London, UK<br />

Dani Filth (Cradle Of Filth) – 25.07.1973 in Hertford, UK<br />

Paavo Lötjönen (Apocalyptica) – 29.07.1968 in Kuopio, Finnland<br />

Alexander Krull (Atrocity) – 31.07.1970 in Ludwigsburg<br />

August<br />

Pete Burns (Ex-Dead or Alive) – 05.08.1959 in Port Sunlight, UK<br />

Eicca Toppinen (Apocalyptica) – 05.08.1975 in Vantaa, Finnland<br />

Stephan Groth (Apoptygma Berzerk) – 10.08.1971 in Odense, Dänemark<br />

Mikko „Linde“ Lindström (HIM) – 12.08.1976 bei Helsinki, Finnland<br />

Wednesday 13 (Murderdolls) – 12.08.1976 in Lexington, North Carolina, USA<br />

Das <strong>Orkus</strong>!-Team gratuliert<br />

allen Jubilarinnen und Jubilaren!


„Das Gefühl, welches uns der Traum beschert hat.“<br />

Leise weht der Wind eine triste Drehorgelmelodie herüber, und<br />

allmählich heben sich drei stilvoll gekleidete Gestalten aus dem Nebel<br />

des alten Rummelplatzes. Zwischen den längst verfallenen Buden der<br />

Preisboxer und Losverkäufer, einem rostigen Kettenkarussell und einer<br />

verwaisten Geisterbahn stehen Carlo De Filippo, Gianpiero Timbro<br />

und die bezaubernde Gastsängerin Simona Giusti und intonieren die<br />

Lieder ihres Zweitwerks. Dabei kann Gianpiero noch nicht einmal<br />

sagen, woher die Inspiration zu den schrägen und morbiden Klängen<br />

stammt, aber das muss er auch nicht unbedingt, bezeichnen die Italiener<br />

ihre Musik doch sowieso als „verborgenen Pfad zwischen den Träumen“<br />

und „Fluss, der den Hörer unbewusst mit auf den Weg zur Gelassenheit<br />

nimmt“.<br />

Wird der Begriff „Oneirismus“ in der Psychiatrie oft mit<br />

Drogenmissbrauch in Verbindung gebracht, da er sich auf visuelle<br />

Halluzinationen bezieht, benennt er im Sinne der Band „verschiedene<br />

Arten von nicht definierbaren und nicht greifbaren Empfindungen.<br />

Es sind die Sachen, die wir träumen und uns einbilden, bei denen die<br />

Grenze zwischen Realität und Traum verschwimmt und man in einen<br />

Zustand der Benommenheit übergeht“, erklärt Gianpiero mystisch die<br />

Bedeutung. Träume waren folgerichtig die größte Inspirationsquelle für<br />

Mannequins. „Es sind meist Träume vom Leben in früheren Zeiten oder<br />

paradoxen Situationen gewesen, und ich glaube, dass man dieses Vage<br />

und Schräge unserem Sound auch anhört. Wir versuchen jedoch weniger,<br />

die Handlungen jener Träume wiederzugeben, denn diese verblassen<br />

nach dem Aufwachen sehr rasch, sondern vielmehr das Gefühl, welches<br />

uns der Traum beschert hat.“ Und das scheint häufig ein eher trauriges<br />

oder wehmütiges zu sein, lauscht man den Stücken. „Paradoxerweise ist<br />

unsere charakteristische, traurige und melancholische Musik Balsam für<br />

unsere Seelen und macht uns glücklich. Oft überkommt uns Nostalgie,<br />

und weil wir nie in den vergangenen Zeiten, die wir so verehren, gelebt<br />

haben, führt das zu der Extradosis Melancholie, die Oniric stark prägt.“<br />

Man mag die Künstler nun aufgrund dieser Aussagen für besonders<br />

zarte Gemüter halten, aber vielleicht haben sie auch einfach nur<br />

erkannt, was wir alle längst wissen sollten und was die emotionslosen<br />

Gliederpuppen auf dem Albumcover treffend illustrieren: „Heutzutage<br />

ist es sehr schwierig, sich natürlich und spontan zu geben. Die moderne<br />

Welt bewegt sich immer schneller, und das Ausdrücken von Gefühlen<br />

verkommt zu etwas Mechanischem und Leblosem. Ich denke, jeder von<br />

uns sollte in der Lage sein, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu<br />

erfreuen, sein emotionales Selbst zu entdecken und es ohne jegliche<br />

Scham auszuleben.“<br />

www.oniricband.org<br />

Lars Schubert<br />

Discographie (Alben):<br />

Cabaret Syndrome (2009)<br />

Mannequins (2013)<br />

72 - <strong>Orkus</strong>!


www.facebook.com/DepecheModeMonument<br />

Christian von Aster<br />

Bilderbuchboy<br />

(Edition Anti-Pop/U-Line)<br />

Hier haben wir eine „kleine<br />

Sammlung kurioser Kurzgeschichten“<br />

aus der Feder des<br />

sicherlich nicht mehr ganz<br />

unbekannten Christian von Aster.<br />

Seine wahnwitzigen und obskuren<br />

Storys sind auch in einigen<br />

Anthologien zu finden; so lieferte<br />

er für das kürzlich erschienene<br />

Kranke Geschichten seinen<br />

Beitrag und war neben Markolf<br />

Hoffmann und Boris Koch für<br />

Rückkehr ins StirnhirnhinterZimmer<br />

verantwortlich. Mit seinem neuen<br />

Werk präsentiert er 19 Texte,<br />

welche je eine Länge von fünf<br />

Seiten kaum überschreiten. Die<br />

perfekte Lektüre für zwischendurch<br />

und unterwegs. Die 112<br />

Seiten in einem Zug auszulesen,<br />

ist fast zu schade, denn jede<br />

einzelne Geschichte macht<br />

wirklich Spaß. Die Titelstory<br />

berichtet von einem Neugeborenen<br />

– Benjamin Bilderbuch –,<br />

der mit unzähligen Tattoos auf die<br />

Welt kam. Seine Mutter sucht<br />

Rat in Talkshows und in einer<br />

Selbsthilfe gruppe für tätowierte<br />

Minderjährige, doch die Zukunft<br />

ist bereits manifestiert... seinen<br />

Weg in den Kindergarten schlägt<br />

Benjamin direkt nach der U-Haft<br />

ein. Wir wollen nicht zu viel<br />

verraten, aber Bilderbuchboy ist<br />

eine Kollektion irrwitziger Storys,<br />

die allesamt zum Schmunzeln<br />

bringen. Die Texte sind grotesk,<br />

makaber und voller teuflischem<br />

Humor. Der Autor weiß, was er<br />

kann, und das ist: Geschichten<br />

erzählen. Wir freuen uns jedenfalls<br />

schon jetzt auf Nachschub!<br />

Manuela Ausserhofer<br />

Victoria Schwab<br />

Verflucht<br />

(Heyne)<br />

„Man kann niemanden dazu<br />

zwingen, aus dem Nichts wieder<br />

aufzutauchen.“ Am Rande des<br />

Moors ist das Leben hart, die<br />

Menschen im Dorf sind misstrauisch<br />

und verschlossen. In<br />

diesem Umfeld wächst die<br />

16-jährige Lexi auf, die versucht,<br />

ihrem verstorbenen Vater ähnlich<br />

und nah zu sein. Ein Junge taucht<br />

im Ort auf. Er scheint magische<br />

Fähigkeiten zu besitzen. Dann<br />

verschwinden unerklärlicherweise<br />

Kinder... und die Dorfgemeinschaft<br />

sieht schnell in dem Unbekannten<br />

den Täter. Lexi aber forscht auf<br />

eigene Faust, gegen den Widerstand<br />

der Erwachsenen und nur<br />

unterstützt von dem seltsamen<br />

Fremden. Gemeinsam müssen sie<br />

feststellen, dass alte, schlimme<br />

Geschichten lebendig geworden<br />

sind. Schließlich verschwindet<br />

auch Lexis Schwester. Die Ereignisse<br />

überstürzen sich, und die<br />

Dinge sind bei Weitem nicht so<br />

einfach, wie sie zunächst scheinen.<br />

Rettungsversuche. Widerstände.<br />

Scheitern. Verzweiflung. Aufbegehren!<br />

Ist noch genügend Zeit<br />

– wenigstens für den Hauch eines<br />

Happy Ends? Fast unmerklich<br />

zieht Dich Verflucht immer tiefer<br />

an die Orte des Geschehens, lässt<br />

Dich weiter und weiter lesen,<br />

leiden und hoffen, ist Prosa, Lyrik,<br />

Poesie zugleich. Ein gelungenes<br />

Debut voller Spannung und<br />

Phantasie.<br />

Axel Schön<br />

DAS FANBUCH<br />

»An MONUMENT kommt keiner vorbei,<br />

der sich für Depeche Mode interessiert.«<br />

Anne Haffmans, Mute-Labelmanagerin<br />

MONUMENT:<br />

Storys, Interviews, über 2.000 Fotos<br />

33 Jahre Bandgeschichte<br />

Hrsg. von Dennis Burmeister und Sascha Lange. 424 Seiten | ISBN 978-3-351-05003-0 | € [D] 49,90<br />

JETZT IM HANDEL<br />

Mehr<br />

Infos


„Wir können uns glücklich schätzen,<br />

so etwas nie erlebt zu haben.“<br />

(Andrea Borraccino)<br />

In den letzten Wochen wurden in vielen Städten<br />

friedliche Proteste brutal niedergeknüppelt,<br />

demokratische Grundwerte hinterfragt. Genau zu<br />

diesem Zeitpunkt veröffentlichen Electric Sarajevo<br />

aus Rom ihr Debut. Nachdem die Band ihr<br />

Material fast zwei Jahre lang geheim gehalten hatte,<br />

um unter keinen unnötigen Druck zu geraten,<br />

scheint das ein passender Zufall.<br />

Und die Geduld hat sich gelohnt... Madrigals ist<br />

ein Konzeptalbum durch und durch. Erst als für<br />

die vier Musiker alle Teilchen zu einem perfekt<br />

geschlossenen Gesamtkunstwerk wurden, wagte<br />

man das Release eines Tracks und kurz später<br />

das erste Konzert sowie die Videopremiere von<br />

If You Only Knew – quasi die Inszenierung einer<br />

Spiegelwelt zum oben Geschilderten auf anderen<br />

Ebenen. „Während des Zweiten Weltkriegs hat<br />

das italienische faschistische Regime Meldungen<br />

über den Krieg und nationale Ereignisse in<br />

die Filmtheater gebracht. Die meisten dieser<br />

Nachrichten waren natürlich Lügen und hatten<br />

weniger informative als propagandistische Zwecke.<br />

Wir haben versucht, verschiedene Elemente<br />

einer solchen Situation zu rekonstruieren.<br />

Besorgte, gelangweilte, verstörte Menschen. Die<br />

Ansprache des Diktators, die Blicke der Kinder,<br />

Hoffnungslosigkeit, brennende Städte“, erklärt<br />

Sänger Paolo Alvano. „Und trotzdem ist all das<br />

nur ein Sinnbild für Liebe.“ Andrea Borraccino,<br />

Initiator und Bassist des Post Rock/Electro-<br />

Projekts, fügt hinzu: „Diktatur ist eine Art von<br />

Liebe. Wahrscheinlich die schlimmste, seltsamste<br />

und verrückteste. Aber es ist Liebe...“ Und genau<br />

darum geht es auf Madrigals.<br />

Das Debutalbum versammelt, wie sein Titel schon<br />

andeutet, neun Liebeslieder. Allerdings keine<br />

herkömmlichen oder autobiographischen. Electric<br />

Sarajevo erzählen vielmehr Geschichten aus einem<br />

Alltag, der wohl den meisten von uns fremd ist.<br />

„Ich erinnere mich noch gut daran, als Kind die<br />

Nachrichten über Jugoslawien verfolgt zu haben.<br />

Es fühlte sich sehr seltsam an. Da herrschte Krieg<br />

in einem Land, das ganz nah an meinem eigenen<br />

lag. So viele Menschen haben gekämpft, und der<br />

Rest der Welt sah zu. Sarajevos Schicksal ist dabei<br />

speziell. Während des Krieges waren Soldatenhelme<br />

und das tägliche Leben, zu dem nun mal auch<br />

Liebesgeschichten gehören, am selben Ort, ja sogar<br />

in denselben Personen zu finden! Wir können uns<br />

glücklich schätzen, so etwas nie erlebt zu haben.<br />

Madrigals soll auf eine Reise durch diesen völlig<br />

fremden und doch irgendwie vertrauten Alltag<br />

mitnehmen“, erläutert Andrea.<br />

Electric Sarajevo ist eine Verbindung von sehr<br />

sympathischen, hoch talentierten und dennoch am<br />

Boden gebliebenen jungen Männern, denen das<br />

Schicksal anderer nicht egal ist. Sie schreiben Songs<br />

darüber. Und auf die Frage, wo sie gern mal spielen<br />

würden, sind sie sich einig: „Istanbul. Es ist nicht<br />

nur eine der interessantesten Städte der Welt, mit<br />

tollen Leuten. Auch die aktuellen Zustände sind<br />

ein Grund, dort aufzutreten.“<br />

www.electricsarajevo.com<br />

Lydia Aufschlager<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123


„Wir sitzen bequem<br />

auf mehreren Stühlen.“<br />

Das deutsch-französische Gespann Eclipse Sol-Air lässt sich<br />

in keine Schublade pressen. Progressive Rock-Elemente<br />

haben genauso ihren Platz wie klassische Momente oder<br />

Folk-Melodien. Philippe Matic-Arnauld des Lions ist<br />

Kopf des Ensembles und erläutert die musikalischen und<br />

textlichen Ideen hinter Schizophilia. „Der zentrale Song<br />

und Auslöser für das Konzept ist Watch Over You, den<br />

wir für unsere Freundin Anna Kotarska, die Malerin des<br />

Covers von Bartók’s Crisis, geschrieben haben. Sie ist 2011<br />

im Alter von 27 Jahren von einem betrunkenen Autofahrer<br />

in Berlin totgefahren worden. Ihr haben wir auch das neue<br />

Album postum gewidmet. Dieses Ereignis hat uns alle tief<br />

betroffen gemacht und uns inspiriert, über den Sinn des<br />

Lebens nachzudenken und alle Aspekte musikalisch zu<br />

verarbeiten: Geburt, Kindheit, Liebe, Glück, Verzweiflung,<br />

Bewusstseinsspaltung, Alter, Tod.“<br />

Wie bereits erwähnt, ist Schizophilia rein stilistisch schwer<br />

zu fassen. Philippe fühlt sich damit allerdings sehr wohl.<br />

„Warum soll eine Band nicht mal ein eigenes Genre erfinden?<br />

Im Übrigen haben das viele berühmte Bands so praktiziert,<br />

aus ihren angestammten Schubladen auszubrechen. Mit<br />

großem kommerziellen Erfolg. Wir sitzen nicht zwischen<br />

den Stühlen, sondern ziemlich bequem auf mehreren.<br />

Eines unserer Stücke erschien kürzlich auf einem Gothic-<br />

Sampler, insgesamt berichteten neun Rockmagazine der<br />

verschiedensten Schubladenrichtungen über uns, darunter<br />

sogar ein Metal-Magazin. Unser erfahrener Manager sagt<br />

immer: Innovation ist, wenn der Fachmann sagt, es geht<br />

nicht.“ Bei diesen Gratwanderungen kommt der Formation<br />

natürlich zugute, dass Eclipse Sol-Air ausschließlich aus<br />

studierten Musikerinnen und Musikern besteht. Sie<br />

entwickeln auf Schizophilia eine bisweilen überraschende<br />

Spielfreude, die deutlich zu hören ist. Philippe hat dafür<br />

eine einfache Erklärung... „Niemand aus der Band ist ein<br />

Theoretiker, sondern alle spielen neben ihrem Engagement<br />

bei ESA auch Konzerte aus allen Richtungen, darunter<br />

Klassik. Es gibt nur wenige Bands, die durch Geige,<br />

Querflöte und Kirchenorgel – unsere Keyboarderin<br />

Stefanie Heelein ist studierte Kirchenmusikerin – eine<br />

Rockbesetzung ergänzen. Noch viel wichtiger ist die<br />

persönliche Harmonie innerhalb der Gruppe, die erst den<br />

Spaßfaktor ausmacht.“<br />

Besagte Freude wird, trotz der Komplexität des Materials,<br />

auch gerne auf die Bühne gebracht. „Es ist unser Anspruch,<br />

die Lieder auf der Bühne genauso gut wie auf Tonträger<br />

zu präsentieren. Denn wir spielen für unser Leben gerne<br />

live, lieben die Interaktion mit dem Publikum. Und durch<br />

meine Schauspiel- und Pantomimeausbildung werden<br />

unsere Konzerte zu richtigen Events. Bei Bartók’s Crisis<br />

konnten wir einen Teil der sehr komplexen Songs nicht live<br />

aufführen. Deshalb haben wir beim neuen Album stark auf<br />

Bühnentauglichkeit geachtet.“<br />

www.eclipse-sol-air.com<br />

Marc Halupczok<br />

Discographie (Alben):<br />

Bartók’s Crisis (2011)<br />

Schizophilia (2013)<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123


„Es muss nicht alles bluten, sterben und verrotten.“<br />

Alles, nur kein Standard! Die junge Band mit dem kuriosen Namen pflegt einen mindestens ebenso kuriosen Stilmischmasch, den sie<br />

beständig weiter kultivieren will – auf dass ihre Fans nie vorausahnen können, was sie auf der nächsten Scheibe um die Ohren gebuttert<br />

kriegen. Dass We Butter The Bread With Butter einst mit Metalcore-Kinderliedern die Bühne stürmten, will Gründungsmitglied Marci<br />

gar nicht leugnen, aber auch nicht groß betonen. Viel wichtiger sind ihm heute die Ansprüche, welche das Quartett an sich selbst stellt.<br />

<strong>Orkus</strong>: Eure eher ungewöhnlichen Anfänge mal beiseitegelassen – bei eurem<br />

dritten Album wird es richtig haarig, will man es einem Genre zuordnen...<br />

Marcel Neumann: Genau das ist unser Ziel! Was uns mittlerweile<br />

musikalisch ausmacht, ist Rockmusik, die so hart wie Metal ist und so melodisch<br />

wie Pop. Wir haben auch ganz andere Idole, als man wahrscheinlich vermuten<br />

würde. Zum Beispiel würden wir niemals leugnen, dass wir Tokio Hotel gut<br />

finden. Ihre letzte Platte war so dermaßen genial, und jeder, der was anderes<br />

behauptet, hört nicht hin, sondern ist klischeebehaftet.<br />

O: Wer von euch zeichnet denn fürs Songwriting verantwortlich?<br />

MN: Ja, das bin wohl ich. Aber seitdem Can, unser Schlagzeuger, seit 2010<br />

dabei ist, gibt er auch ziemlich viel Input. Er ist so... ein kleines Wunderkind,<br />

spielt klassisch Klavier, seit er zwei ist. Na ja, wenn man ihn nicht kennt, könnte<br />

man ihn auch für einen Autisten halten, denn er lebt wirklich in seiner eigenen<br />

Musikwelt. Und Texte schreiben wir erst, nachdem der Song instrumental fertig<br />

ist.<br />

O: Genau die sind auf Goldkinder recht durchwachsen, mal locker, mal bitter<br />

und auch mal ganz schön durchgeknallt...<br />

MN: Wir setzen uns eben hin und gucken: Was erzählt einem die Musik von<br />

selbst? Aber du hast recht, manchmal gibt’s da schon eine sehr emotionale<br />

Wendung, die man nicht erwartet hat. Wie bei Meine Brille. Und bei Krieg<br />

aus Gold wollten wir einfach nur richtig coole Sätze, die für sich alleine stehen<br />

können, wie: „Hast Du keinen Arm mehr, dann denk’ immer daran: Die Krake<br />

hat acht Arme, die sie Dir leihen kann.“ Warum denn nicht? Wir haben genug<br />

ernsthafte Songs auf dem Album. Aber solche Sätze sind das perfekte Beispiel für<br />

Can. Man sitzt so da, und er kommt einfach aus der zweiten Reihe immer mit<br />

solchen Sätzen an. Da denkt man sich: „Okay?! Cool!“<br />

76 - <strong>Orkus</strong>!


O: Und wie läuft es bandintern mit dem<br />

Komponieren?<br />

MN: Das ist bei uns wohl auch anders als<br />

gewöhnlich. Wir schreiben die Musik am liebsten<br />

direkt am Computer. Einfach, weil wir gerne beim<br />

Songschreiben in die Rolle des Hörers schlüpfen.<br />

Natürlich haben wir es auch mal probiert,<br />

zusammen im Proberaum vor uns hin zu jammen.<br />

Aber das hatte nicht dieses Feeling von The Butter.<br />

Gerade auch bei dem neuen Album nehmen die<br />

Arrangements am Computer 70 Prozent ein. Denn<br />

so ein Gitarrenriff mit Schlagzeug heutzutage noch<br />

neu zu erfinden, das ist ganz schön schwer. Aber so<br />

was in die Musik einzubetten, mit einer schönen<br />

Fläche, das ist die Herausforderung, die wir an uns<br />

stellen. Das macht uns aus!<br />

O: Was macht die Band insgesamt, neben dieser<br />

methodischen Seite, aus?<br />

MN: Da steckt mittlerweile eine ziemlich große<br />

Idee dahinter. Es ist auf jeden Fall das Streben,<br />

immer was Gegensätzliches zu machen, was man<br />

so noch nicht kennt oder was sich keiner trauen<br />

würde. Wir waren schon immer auch Fans von<br />

härterer Musik, aber wollten halt mal was Neues<br />

starten. Denn von diesen ganzen Bands, die die<br />

ganze Zeit monoton vor sich her spielen, waren<br />

wir ein bisschen gelangweilt. Man hat gar keinen<br />

Unterschied mehr gehört. Was da in der harten<br />

Musik passiert, ist teilweise so unauthentisch.<br />

O: Wie meinst du das?<br />

MN: Auf der Bühne sieht man zum Beispiel<br />

Erste Welt-Menschen, die sagen, wir müssten<br />

die Politik stürzen und alles niederbrennen –<br />

und danach packt der sein teures Equipment<br />

ein und fährt in sein gutes Haus. Das kaufe ich<br />

ihm einfach nicht ab! Nur weil die Musik hart<br />

ist, muss nicht alles bluten, sterben, vergewaltigt<br />

werden und verrotten. Das ist doch Quatsch!<br />

Daher kommt ja auch unser Bandname. Das<br />

ist jetzt gar nicht ein „Wir machen total einen<br />

auf lustig“. Sondern wir wollen einfach diesem<br />

Gejammere etwas entgegensetzen. We Butter<br />

The Bread With Butter – das macht jeder, das ist<br />

normal, damit kann sich jeder identifizieren. Für<br />

mich ist das authentischer, als wenn unsere Band<br />

Evil Darkness Of Was-weiß-ich heißen würde. Ja.<br />

Das ist die Grundidee. Was Positives zu machen<br />

anstatt immer nur dieses Negative, Tote.<br />

In unserer nächsten Ausgabe erfährst Du mehr<br />

über den außergewöhnlichen Werdegang des<br />

Gespanns.<br />

www.wbtbwb.com<br />

Miriam Claus<br />

Discographie (Alben):<br />

Das Monster aus dem Schrank (2008)<br />

Der Tag an dem die Welt unterging (2010)<br />

Goldkinder (2013)<br />

Line-Up:<br />

Paul Bartzsch – Gesang<br />

Marcel Neumann – Gitarre<br />

Maximilian Pauly Saux – Bass<br />

Can Özgünsür – Schlagzeug


78 - <strong>Orkus</strong>!<br />

„Die Schönheit der See ist trügerisch...“


Mystisch und geheimnisvoll waren Sirenia schon immer. Ihre letzten Werke ließen<br />

allerdings die düster-orchestrale Opulenz der ersten Meisterstücke vermissen. Perils<br />

of the Deep Blue macht damit Schluss – und schickt den Hörer auf eine ebenso<br />

verheißungsvolle wie gefährliche Reise hinab in die Tiefen der See... dorthin, wo die<br />

Sirenen lauern. <strong>Orkus</strong>! sprach mit Gothic Metal-Versteher Morten Veland über das<br />

Meer und die Faszination der Gefahr.<br />

<strong>Orkus</strong>: Morten, was lauert in den Untiefen der<br />

See?<br />

Morten Veland: Oh, eine Menge. Das<br />

Coverartwork zeigt ja bereits, was uns dort<br />

unten alles erwarten kann. Ich lasse den Titel<br />

bewusst offen, damit jeder die See mit seinen<br />

ganz eigenen Kreaturen und Vorstellungen<br />

bevölkern kann.<br />

O: Was bedeutet dir die See?<br />

MV: Schon immer faszinierte mich der<br />

Ozean. Solange ich denken kann, lebte ich in<br />

unmittelbarer Nähe zum Meer, und ich kann<br />

mir beim besten Willen nicht vorstellen, eines<br />

Tages woanders zu wohnen. Wenn ich das Meer<br />

nicht sehen könnte, wäre das kein Zuhause für<br />

mich. Wir Norweger wissen, was die See nimmt<br />

und was sie gibt. Sie ist das nasse Grab so vieler<br />

Seeleute und Fischer, und das hat das Land tiefer<br />

geprägt als vieles andere. Die Schönheit der See<br />

ist trügerisch, das sollte man nie vergessen.<br />

O: Das macht letztlich die Faszination aus, oder?<br />

MV: Vielleicht, ja. Vieles, was wir tun, tun wir<br />

im vollen Bewusstsein, dass es gefährlich ist.<br />

Der Mensch braucht diese Ungewissheit, diese<br />

Gefahr. Deshalb senden wir noch immer Leute<br />

in den Weltraum, auf den Grund des Meeres<br />

oder auf die höchsten Berge. Wir sind Entdecker<br />

– und werden es wohl immer bleiben.<br />

O: Wie ist es bei dir? Das Leben als Musiker<br />

ist heutzutage schließlich auch ein ganz schönes<br />

Abenteuer.<br />

MV: (lacht) In der Musikindustrie zu überleben,<br />

ist in der Tat eine Herausforderung. Ich hasse es<br />

zwar, das Wort „alt“ zu benutzen, aber als ich 15<br />

war, brauchte ich deutlich mehr Aufregung in<br />

meinem Leben. Jetzt, einige Jahre später, bin ich<br />

wohl nicht nur älter, sondern tatsächlich auch<br />

etwas weiser geworden. Der Entdeckergeist ist<br />

noch immer in mir, doch ich muss mich nicht<br />

mehr aus Flugzeugen stürzen oder so. (grinst)<br />

O: Die Sirene auf dem Artwork steht letztlich<br />

auch dafür. Eine Verführung, der man gerne<br />

erliegt, obwohl man um die Konsequenzen<br />

weiß.<br />

MV: Dieses Bild sagt alles über Sirenia, was es<br />

zu sagen gibt. Ich fand es, lange bevor ich mit<br />

diesem Album begann, und war von Anfang an<br />

verliebt. Alles, worüber wir gerade gesprochen<br />

haben, findet sich in diesem Bild wieder. Ein<br />

archetypisches Bild für ein archetypisches<br />

Album.<br />

mich dazu brachte, einen anderen Ansatz zu<br />

wählen. Die letzten drei Werke waren durchaus<br />

ähnlich mit ihren kurzen, eingängigen Liedern,<br />

und ich spürte, dass es Zeit für einen Wandel<br />

war. Plötzlich quoll das Material bloß so aus<br />

mir heraus, die Stücke wurden länger, Metallastiger,<br />

komplexer und kraftvoller. Das tat mir<br />

als Sänger und als Komponist sehr gut.<br />

O: Sirenia scheinen endlich auch ein stabiles<br />

Line-Up gefunden zu haben. Inwiefern war das<br />

wichtig für den angesprochenen Wandel?<br />

MV: Ein intaktes Line-Up ist essenziell! Die<br />

Suche nach neuen Mitgliedern raubt Energie,<br />

die man sonst für das Songwriting nutzen<br />

könnte. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass<br />

ich mich momentan nicht um diese Dinge<br />

kümmern muss und mich voll auf das Album<br />

konzentrieren kann.<br />

O: Wie kam es eigentlich zu den beiden<br />

norwegischen Tracks? Stücke in deiner<br />

Muttersprache gab es bisher noch nie...<br />

MV: Auch das hat damit zu tun, dass ich für<br />

dieses Album meine behagliche Ecke verlassen<br />

wollte. Ich wollte meine Kreativität frisch<br />

entfachen, an andere Orte führen. Wie gesagt,<br />

sollte das neue Album musikalisch mehr in eine<br />

rohe, dramatische Metal-Richtung tendieren<br />

– und da passten norwegische Texte natürlich<br />

besonders gut. Anfangs war es lediglich ein<br />

Versuch, und der erwies sich zunächst als<br />

ziemlich mühsam. Schon lange wollte ich mal<br />

auf Norwegisch singen, nun habe ich mich<br />

endlich dazu aufgerafft. Es ist nämlich deutlich<br />

schwieriger, etwas Poetisches auf Norwegisch<br />

zu sagen. Vor allem für jemanden, der in den<br />

letzten Jahren immer nur auf Englisch von<br />

seinem Inneren gesprochen hat.<br />

www.sirenia.no<br />

Björn Springorum<br />

Discographie (Alben):<br />

At Sixes and Sevens (2002)<br />

An Elixir for Existence (2004)<br />

Nine Destinies and a Downfall (2007)<br />

The 13th Floor (2009)<br />

The Enigma of Life (2011)<br />

Perils of the Deep Blue (2013)<br />

Line-Up:<br />

Ailyn – Gesang<br />

Morten Veland – Gitarre, Gesang<br />

Jan Erik Soltvedt – Gitarre<br />

Jonathan A. Perez – Schlagzeug<br />

O: In der Tat scheinst du dich mit Perils of<br />

the Deep Blue auf deine Stärken zu berufen:<br />

hymnische, epische Songs mit düsteren Chören<br />

und jeder Menge mystischem Zauber.<br />

MV: Als ich mit den Arbeiten begann,<br />

durchströmte mich ein ähnliches Gefühl, wie<br />

ich es bereits bei den ersten drei Alben gefühlt<br />

hatte. In letzter Zeit fand ich es bisweilen<br />

schwer, mich musikalisch auszudrücken, was<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123


Soundtrack of my life<br />

Was wäre, wenn...<br />

Albert „Trebla“ Vorne (Army of the Universe)<br />

Nine Inch Nails<br />

The Downward Spiral (1994)<br />

Ein Meisterwerk. Man muss<br />

wohl nicht erklären, warum...<br />

Prodigy<br />

The Fat Of The Land (1997)<br />

Dieses Album hat mein Leben<br />

verändert und eine neue<br />

elektronische Ära angestoßen.<br />

Sounds voller Power und<br />

von dunkler Atmosphäre.<br />

Revolutionär und inspirierend.<br />

Chloé Praha (Love in Prague)<br />

Stell’ dir vor, Love in Prague wäre...<br />

... eine Farbe? Dunkelblau.<br />

... ein Tier? Ein Tiefseefisch.<br />

... ein Planet? Der Mond.<br />

... ein Lied? La Fête Triste von Trisomie 21.<br />

... eine Blume? Eine Kirschblüte.<br />

... ein Edelstein? Aquamarin.<br />

... eine mythologische Figur? Eine Parze.<br />

... ein Buch? Fahrenheit 451 von Ray Bradbury.<br />

... ein Film? Blade Runner.<br />

... eine Jahreszeit? Herbst.<br />

... eine Stadt? Prag!<br />

Wortschatz<br />

Depeche Mode<br />

Ultra (1997)<br />

Dieses Album steht für eine<br />

Mission, ja eine Lebensaufgabe<br />

Depeche Modes, und auf ihm<br />

ist einer meiner liebsten Songs<br />

zu finden: It’s no good.<br />

Deftones<br />

White Pony (2000)<br />

Mein Teenageralbum.<br />

Ermöglichte mir damals<br />

einen völlig neuen Zugang zu<br />

anderen Metal-Sounds.<br />

Billy Idol<br />

Rebel Yell (1983)<br />

Ich bin 1982 geboren,<br />

daher sind meine Kindheitserinnerungen<br />

wohl nicht<br />

zufällig auch von Billy Idol<br />

geprägt. Der sah immer so<br />

seltsam und cool zugleich aus.<br />

Tandrin (mechanical moth, Novastorm, NEO)<br />

Dies ist der Auftakt einer Fantasy-Reihe, die mir sehr viel Freude<br />

bereitet hat und die ich nach wie vor verfolge. Das Besondere an<br />

dieser Reihe ist weniger die Storyline, die zwar gut gemacht ist, aber<br />

nichts Neues in meine Welt bringt. Es sind vielmehr die interessant<br />

ausgeformten Charaktere und deren Zusammenspiel, welches sich<br />

mal nicht an Tolkien orientiert. Denn was vielen sicherlich aufstößt,<br />

ist die Wirkung der sehr modern und gefühlt „frei und sinnvoll“<br />

denkenden Charaktere, die selten die üblichen Dummheiten<br />

begehen, welche in anderen Romanen erst das Abenteuer starten.<br />

So auch und gerade der Hauptcharakter der Reihe, Havald, seines<br />

Zeichens unsterblich, realistisch abgeklärt und der unfreiwillige<br />

Rächer des Totengottes, der jedes Mal wieder jung wird und heilt,<br />

wenn er einen Gegner erschlagen muss, wozu das Schicksal ihn<br />

immer wieder treibt. Zu Anfang des ersten Buches will er endlich<br />

sterben. Natürlich klappt das nicht...<br />

80 - <strong>Orkus</strong>!


Für Kurztrips &<br />

Zeitreisen<br />

12-Loch„Steampunk“ Boots,<br />

3- Buckles, in schwarz,<br />

für Männer die was vor haben.<br />

Finde diesen Schuh und<br />

viele andere auf<br />

www.boots-and-braces.de


„Wir sind nun mal Genies...“<br />

(Blixa Bargeld)<br />

Roberto Blanco ist ganz bestimmt nicht für seine Lebensweisheiten<br />

bekannt, obschon ihn wohl einige seiner Stilblüten überdauern werden.<br />

Allerdings hat er durchaus recht, wenn er feststellt, dass ab und zu ein<br />

bisschen Spaß sein muss. Mit dieser Maßgabe scheinen auch Blixa<br />

Bargeld und Teho Teardo an diesem grauen Feiertagsmorgen zum<br />

Interview angetreten.<br />

Aber von Anfang an, geht es doch um ein ernsthaftes Projekt. Unter<br />

dem Titel Still Smiling veröffentlichen Teardo & Bargeld ein Album,<br />

welches in seiner geradezu kammermusikalischen Reduziertheit und<br />

Düsternis so tiefgründig wie anspruchsvoll ist. Bislang hat sich Teardo<br />

hauptsächlich durch Soundtracks hervorgetan und wurde bereits von<br />

Altmeister Ennio Morricone als einer der Besten seiner Zunft geadelt.<br />

Nachdem sich Blixa und Teho bei der Umsetzung eines Theaterstücks<br />

kennenlernten, wuchs spätestens bei ihrer Zusammenarbeit am Song A<br />

Quiet Life für den Film Una vita tranquilla eine Freundschaft, die man in<br />

jeder Sekunde unseres Gespräches spürt und die letztlich in Still Smiling<br />

mündete. Den Aufnahmeprozess gestalteten sie für heutige Verhältnisse<br />

relativ unüblich, erzählt Blixa: „Meistens läuft es heute nach einem<br />

Schema, welches ich gern Sandwichtechnik nenne – jeder sitzt allein in<br />

seinem Studio, und man ergänzt die entstandenen Fragmente gegenseitig<br />

und Schicht für Schicht, bis daraus der fertige Song entsteht. Da ich<br />

aber ein eher langsamer Schreiber bin und selten mit fertigen Ideen ins<br />

Studio komme, habe ich den Partner gern bei mir. Also haben wir eine<br />

Art Pendeltechnik verwendet und uns abwechselnd in Tehos Studio in<br />

Rom und im Neubauten-Studio in Berlin verschanzt und so die Tracks<br />

zusammen erarbeitet.“<br />

In Italien konnte Still Smiling bereits begeisterte Kritiken ernten, aber<br />

das war Blixa eigentlich klar, „denn wir sind nun mal Genies“. Mit<br />

einem schmunzelnden Seitenblick auf Teho fügt er hinzu: „Zumindest<br />

war ich schon immer ein Genie.“ Ähnlich seriös gestaltet sich seine<br />

Auskunft über die Zielgruppe des Werks. Wird es eher Fans klassischer<br />

Musik, experimenteller Sounds oder Anhänger von Scores begeistern?<br />

„Ich denke, dass der durchschnittliche Hörer Mitte 50 sein wird, in der<br />

Schweiz lebt, die doppelte Staatsbürgerschaft der Schweiz und Portugals<br />

hat und am liebsten zu Hause mit Kopfhörern Musik hört“, erläutert<br />

Herr Bargeld mit gespieltem Ernst. Und das Duo wäre kein gutes Team,<br />

wenn Teho nicht ergänzen würde, dass „er dabei nackt ist“. „Wer uns<br />

ein Beweisphoto nebst einer Kopie der beiden Pässe mailt, bekommt<br />

auf jeden Fall eine Vinyl-Ausgabe des Albums“, verspricht Teho. Abseits<br />

nackter Tatsachen soll Still Smiling keine einmalige Angelegenheit<br />

bleiben, wie Blixa erzählt: „Zunächst werden wir im Herbst auf Tour<br />

gehen und danach den nächsten Schritt tun, denn für uns wird das kein<br />

hobbymäßiger Ausflug bleiben.“ Nach der Bedeutung ihrer spitzen Hüte<br />

auf dem Cover gefragt, reagieren die Künstler plötzlich verschlossen<br />

und verweisen unisono auf ihre Mitgliedschaft in einer geheimen Loge.<br />

„Leider ist es uns verboten, über die durchaus vorhandene Bedeutung<br />

der Hüte zu sprechen.“ Nun... vielleicht auch besser so, bleibt doch<br />

mehr Zeit, sich mit einem tollen Album und dem eben angestoßenen<br />

Kopfkino hinsichtlich des Durchschnittshörers zu beschäftigen.<br />

www.tehoteardo.com/en/opera/album/teho-teardo-blixa-bargeld<br />

Lars Schubert<br />

Photos: Thomas Rabsch<br />

82 - <strong>Orkus</strong>!


„So ist Rock’n’Roll...“<br />

(Paul Guerin)<br />

Beautiful Curse lautet der Titel des mittlerweile siebten Studioalbums<br />

von The Quireboys. Die britische Institution in Sachen Sleaze Rock hat,<br />

anders als viele Kollegen, keine längeren Ruhepausen eingelegt, sondern<br />

ist seit 1984 fast ununterbrochen unterwegs. Beautiful Curse bedeutet für<br />

Fronter Jonathan „Spike“ Gray & Co. aber trotzdem so etwas wie einen<br />

Neuanfang. Denn die Band hat ein neues Management, ein neues Label<br />

und wird in den kommenden Monaten überall auf der Welt Konzerte<br />

geben. Für das Album verschanzten sich die Quireboys in den Ecology<br />

Rooms in Dover, um Spike zufolge „die beste Platte seit unserem Debut<br />

A Bit Of What You Fancy aus dem Jahr 1990“ aufzunehmen.<br />

Als Produzent fungierte der legendäre Chris Tsangarides, der unter<br />

anderem bereits mit Größen wie Thin Lizzy, Gary Moore, Judas Priest<br />

oder Helloween arbeitete. Gitarrist Paul Guerin erzählt dem Magazin<br />

„Rush on Rock“: „Zwölf Tracks in zwölf Tagen einzuspielen, klingt<br />

wie ein Spaziergang. Allerdings nicht, wenn man bedenkt, dass wir erst<br />

vier Lieder komplett hatten, als wir das Studio enterten.“ Die Musiker<br />

mussten also noch richtig ackern und schöpften die Frist zur Gänze aus.<br />

„Am Ende wurde es natürlich trotzdem knapp. Obwohl wir instrumental<br />

– mit einigen Ausnahmen – viele erste oder zweite Takes behielten,<br />

um mehr Zeit für den Gesang zu haben, nahmen wir die letzte Note<br />

für Beautiful Curse an einem Nachmittag um Viertel nach fünf auf.<br />

Und exakt fünf Minuten später saßen wir in unserem Tourbus, weil wir<br />

abends eine Show in Bishop’s Stortford spielen sollten. So läuft das bei<br />

The Quireboys. Und so ist Rock’n’Roll“, meint Paul an gleicher Stelle.<br />

Für seinen Produzenten Tsangarides hat er nur lobende Worte. „Chris ist<br />

sehr schnell darin, einen guten Sound für die betreffende Band zu finden.<br />

Dadurch blieb uns mehr Zeit, die Songs fertigzustellen. Sobald wir mit<br />

einem Stück so weit waren, nahmen wir es sofort live auf. Das gilt im<br />

Übrigen auch für die meisten Soli auf dem Album.“ Bei aller Hektik blieb<br />

der Gruppe jedoch noch genügend Zeit, sich den entspannten Aspekten<br />

ihres Ausflugs nach Südengland zu widmen. Die waren anscheinend vor<br />

allem in der Küche zu finden... „Wir haben morgens um zehn mit den<br />

Aufnahmen begonnen und arbeiteten zwölf Stunden bis zum Abendessen<br />

durch. Chris ist nicht nur ein großartiger Produzent und Techniker,<br />

sondern auch einer der besten Köche des Planeten. Wir arbeiteten also<br />

regelrecht auf das Abendessen hin.“<br />

Das Coverkonzept von Beautiful Curse beinhaltet zum Glück trotzdem<br />

kein Lammfleisch in Minzsauce, sondern ist ganz auf das mexikanische<br />

Fest Día de los Muertos („Tag der Toten“) abgestimmt. Vom 31. Oktober<br />

bis zum 02. November wird in Mexiko traditionell der Verstorbenen<br />

gedacht. Diese wiederum kommen im genannten Zeitraum zurück auf die<br />

Erde, um gemeinsam mit ihren Verwandten zu feiern. Eine für westliche<br />

Begriffe seltsame Vorstellung, welche The Quireboys beim Artwork des<br />

Albums sowie der Single Too Much Of A Good Thing aufgreifen und damit<br />

eines der stärksten Werke ihrer Karriere optisch abrunden.<br />

www.quireboys.com<br />

Marc Halupczok<br />

<strong>Orkus</strong>! - 83


„Lobbyarbeit für die Melancholie...“<br />

(Stefan Nielsen)<br />

Wer regelmäßig unsere News verfolgt, ist bereits auf den Namen<br />

WEAREOFF gestoßen. Das Hamburger Quartett hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, sein Publikum mit feinstem Achtziger-Sound<br />

zu verwöhnen. Schon vorab wurden die Single Chymera und ein<br />

dazugehöriger Videoclip veröffentlicht. Worum es sich bei der<br />

„Chimäre“ genau handelt, beantwortet Fronter Stefan Nielsen: „Ich habe<br />

nach einer Personifizierung für das Sichverlieren in einer Vorstellung,<br />

einer Phantasie gesucht und bin darüber auf das Fabelwesen Chimäre<br />

gekommen. In unserer Version hat sie/es eher die Funktion der Sirene aus<br />

der klassischen antiken Literatur. Eine Erscheinung, die einen verführt<br />

oder entführt, die Sinne täuscht und letztlich nur ein Trugbild ist. Da<br />

Sirene’s calling me aber einigermaßen blöd und ausgelutscht klingt, ist<br />

es bei Chymera geblieben. Da ist mir dann persönlich das Klangbild<br />

wichtiger als literaturhistorische Genauigkeit. Es ist ja letztlich auch Pop-<br />

Musik und kein Seminar.“<br />

Objects In Motion vereint noch neun weitere Stücke, welche zum Träumen,<br />

Innehalten und Nachdenken einladen. Dass die Lieder meist einen sehr<br />

düster-melancholischen und trotzdem sehr tanzbaren Charakter haben,<br />

erklärt Stefan wie folgt: „Melancholie und Traurigkeit sind für mich<br />

absolut nicht negativ besetzt. In der heutigen Zeit sind diese Begriffe<br />

allerdings fast ein Tabu. Es herrscht mehr oder minder unausgesprochen<br />

Gut-drauf-sein-Zwang. Das ist jetzt nicht protestantisch-lustfeindlich zu<br />

verstehen, aber beide Seiten des Lebens – eben auch die dunklen und<br />

traurigen Momente – zuzulassen, ist ziemlich out. Da kommen viele<br />

nicht mit und wundern sich, wenn sie sich leer fühlen. Kern unserer<br />

Motivation, Musik zu machen, war und ist es, sozusagen Lobbyarbeit<br />

für die Melancholie zu betreiben. Wir verstehen WEAREOFF auch<br />

als Rückbesinnung auf inhaltlicher Ebene, denn viele Bands klingen<br />

heutzutage zwar nach Achtzigern, singen aber belangloses Boy meets girl<br />

on the dance floor-Zeugs. Privat sind wir recht fröhliche Menschen, keine<br />

Sorge... Wir alle sind große Anhänger des absurden Humors.“<br />

Und gerade diese Mischung, mit der WEAREOFF verzaubern, weiß über<br />

Genregrenzen hinaus das Publikum anzusprechen. „Ich sehe mich gerne<br />

da, wo sich Leute freuen, mich zu sehen. Jemandem vorzuschreiben, in<br />

welche Schublade er uns einzuordnen hat, halte ich persönlich für nicht<br />

sehr schlau. Ich würde eher sagen: entweder, die Musik gefällt, oder eben<br />

nicht“, so Drummer Tobias Noormann. Bei solch einem Projekt darf<br />

natürlich auch die graphische Gestaltung nicht zu kurz kommen. Kein<br />

Geringerer als Daniel Holc (dem einen oder anderen unter dem Namen<br />

Ascii.Disko bekannt) hat an Album- und Singlecover Hand angelegt,<br />

um WEAREOFF zu einem stimmigen Gesamtwerk zu machen. Die<br />

Achtziger werden hier durch eine Band neu belebt, die ihre musikalische<br />

Prägung selbst in jener Zeit erfahren hat. Objects In Motion ist ein<br />

Release fernab von Schubladen und Wiedergekäutem. Ein Debut, in das<br />

man einfach reinhören muss!<br />

www.weareoff.net<br />

Marie-Luise Henke<br />

Line-Up:<br />

Stefan Nielsen – Gesang, Gitarre<br />

Angus Baigent – Gitarre, Gesang<br />

Daniel Schlott – Synthesizer, Bass, Gesang<br />

Tobias Noormann – Schlagzeug<br />

84 - <strong>Orkus</strong>!


„Dieses Erlebnis wird mich mein Leben lang begleiten.“<br />

(Kuba Achtelik)<br />

Poetisch mutet es an, und etwas geheimnisvoll:<br />

Sweet Ermengarde. „Moment mal“, rufen<br />

die Literaturfans, „das kenne ich doch!“<br />

Stimmt... Sweet Ermengarde lautet der Titel<br />

einer Erzählung von H.P. Lovecraft. „Lovecraft<br />

ist großartig und bei unserer Musik ja auch<br />

irgendwie naheliegend. Allerdings muss man<br />

sagen, dass die Geschichte nicht unbedingt<br />

typisch für ihn ist und gerade deshalb vielleicht<br />

auch gerade richtig für uns. Zudem fanden wir,<br />

dass es einfach ungewöhnlich und interessant<br />

klingt.“ Dies erklärt Lars Kappeler, Bassist der<br />

deutschen Goth Rock-Band. Hervorgegangen<br />

sind Sweet Ermengarde aus den Überresten<br />

anderer Projekte, in denen die Musiker ihre<br />

Ideen nicht so ganz verwirklichen konnten.<br />

Um der neuen Formation Starthilfe zu geben,<br />

stand in der Anfangsphase Szene-Urgestein Jörg<br />

Kleudgen am Mikro. Mit der Erfahrung der<br />

frühen Jahre und einem gefestigten Bandgefüge<br />

starten die Künstler nun durch. „Die Zeit<br />

hat uns geholfen, uns musikalisch besser<br />

auszudrücken, und das Ergebnis Raynham Hall<br />

gibt uns die Bestätigung, dass wir angekommen<br />

sind“, formuliert der jetzige Sänger Kuba<br />

Achtelik die Meinung des Quintetts und spricht<br />

das Debutwerk an. Raynham Hall heißt ein<br />

mystisches Landhaus im britischen Norfolk,<br />

in dem es spuken soll und in welchem ein<br />

berühmtes Geisterphoto entstand – jenes der<br />

„Brown Lady“.<br />

Glauben die Künstler selbst an Wesen aus<br />

der Schattenwelt? Kubas Antwort klingt<br />

nachdenklich: „Für mich persönlich stellt sich<br />

diese Glaubensfrage nicht, da ich tatsächlich<br />

schon einmal eine Art Besuch hatte. Dieses<br />

Erlebnis wird mich mein Leben lang begleiten.“<br />

Für Lars sind das alles eher Geschichten,<br />

wenngleich er sie sehr mag. An das Thema<br />

„Glaube“ geht er pragmatisch heran. „Ich<br />

glaube an Geburt, Tod und die kurze Spanne<br />

dazwischen. Das macht das Leben umso<br />

kostbarer, denn wir haben nur eines und sollten<br />

die Zeit deswegen gut nutzen.“ Doch auch er<br />

denkt, dass Rationalität und Logik nicht allein<br />

unser Leben bestimmen. „Ich bin wahrhaftig<br />

kein spiritueller Mensch, aber ich glaube nicht,<br />

dass die Wissenschaft alles ist. Ich kann zwar<br />

mathematisch erklären, warum manche Töne<br />

zusammen gut klingen, aber erfasse ich dadurch<br />

die Musik? Die Maße eines Buches sagen<br />

mir nichts über seinen Inhalt, die chemische<br />

Zusammensetzung der Farben nichts über die<br />

Schönheit eines Bildes.“<br />

Sweet Ermengarde spielen im besten Sinne<br />

klassischen Gothic Rock und wollen natürlich<br />

mehr als nur ein Album herausbringen. Doch<br />

hat dieses Genre in seiner ursprünglichen<br />

Ausprägung neben all den elektronisch,<br />

poppig, metallisch... aufgepeppten Varianten<br />

überhaupt noch eine Chance, eine größere<br />

Fanbase zu aktivieren? „Du hast Schlager-<br />

Gothic vergessen“, ergänzt Lars. „Und du hast<br />

natürlich recht, der klassische Gothic Rock hat<br />

es zurzeit sicherlich nicht leicht. Aber er ist nicht<br />

totzukriegen. Ich habe immer das Gefühl, dass<br />

das eine kleine, aber auch sehr enthusiastische<br />

Szene ist. Als Raynham Hall fertig war, wusste<br />

ich, dass wir etwas sehr Gutes geschaffen<br />

haben. Trotzdem hätte wohl niemand von uns<br />

damit gerechnet, dass Leute vom besten Album<br />

der Dekade sprechen. Das macht mich total<br />

glücklich, und ich weiß, dass sich das für mich<br />

persönlich bereits gelohnt hat. Jetzt wird es erst<br />

mal darum gehen, möglichst viele Auftritte zu<br />

spielen, auf die wir uns schon richtig freuen.“<br />

Nun, die Frage nach der Zahl der Fans solcher<br />

Musik können wir ja anschließend noch einmal<br />

erörtern.<br />

www.sweet-ermengarde.de<br />

Axel Schön<br />

Line-Up:<br />

Kuba Achtelik – Gesang<br />

Marco Förster – Gitarre<br />

Danny Elevator – Gitarre, Keyboard<br />

Lars Kappeler – Bass<br />

Rafael Skudro – Schlagzeug<br />

<strong>Orkus</strong>! - 85


„Gerastet wird, wenn ich tot bin.“<br />

Jérôme Reuter muss in einem früheren Leben Bäcker gewesen sein. Nicht dass die Werke von ROME altbacken<br />

klingen würden, wie die aktuelle EP Hate Us And See If We Mind eindrucksvoll und experimentell beweist. Vielmehr<br />

scheint ihm das Liederschreiben wie das sprichwörtliche Brezelbacken von der Hand zu gehen. Dabei gelingt es ihm<br />

immer wieder, die Hörer neu herauszufordern.<br />

Jérôme Reuter: Ich hatte diesmal einfach Lust, mich auf<br />

reinen Industrial zu konzentrieren. Auch, um einfach mal zu<br />

sehen, wie das funktioniert. Es ist ein Genre, welches nach ganz<br />

anderen Spannungs- und Dynamikregeln funktioniert und<br />

nichts mit herkömmlichem Songwriting am Hut hat. Das hat<br />

mich gereizt.<br />

<strong>Orkus</strong>: Da wären neben den industriellen The Colony<br />

(Highveld) und The Colony (Lowveld), die zusammen fast 40<br />

Minuten der EP einnehmen, auch noch weitere zwei Tracks, die<br />

viel eher dem „Chanson Noir“ ROMEs entsprechen. Inwiefern<br />

bietet dieses Gemisch bereits einen Ausblick auf das kommende<br />

Album?<br />

JR: Es ist zwar noch nicht alles fertig, aber auf dem nächsten<br />

Album wird es ebenfalls eine Mischung aus Klangcollagen und<br />

herkömmlichen Songs geben. Sicher aber nicht so Ur-Industrial<br />

wie auf Hate Us And See If We Mind. Was die fernere Zukunft<br />

angeht, kann ich nie sagen, wie ROME mal klingen wird. Als<br />

ich anfing, hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal etwas<br />

wie Nos Chants Perdus oder gar Hell Money mache. Zwar kann<br />

ich mir durchaus vorstellen, wieder etwas rein Industrielles<br />

zu machen, aber wenn, dann wohl nur in erweiterter Form.<br />

Derzeit ist das allerdings nicht in Planung, kann sich jedoch in<br />

ein paar Tagen schnell ändern. (grinst) Ich habe einige Ideen,<br />

wohin ich stilistisch gern möchte, aber eine genaue Vorhersage<br />

ist nicht möglich. Da spielt auch die Musik, welche ich gerade<br />

höre, oder was ich bis dahin noch lese, eine ungemein große<br />

Rolle bei der musikalischen Gestaltung.<br />

O: Was ist so reizvoll daran, krachige Sounds<br />

aneinanderzureihen? Ist es die gänzlich andere Suche nach den<br />

Sounds, den Loops, oder einfach die Unlust zur Harmonie?<br />

JR: Ja, es ist eine ganz andere Herangehensweise. Es stellt<br />

zudem die Frage nach Sinn und Funktionalität von Musik. Ich<br />

meine, ich habe das ja nicht erfunden, denn diese Musik gibt<br />

es schon seit ein paar Jahrzehnten. Aber es ist ein faszinierendes<br />

Feld für mich, in dem ich mich auch mal versuchen wollte, und<br />

ich denke, auf meine Art ist es mir auch gelungen. Es gibt da<br />

keine „Unlust zur Harmonie“, eher ist es die Suche nach neuen<br />

Harmonien. Das Faszinierende an unregelmäßigen Industrialund<br />

Klangcollagen ist, dass sich das menschliche Gehirn<br />

automatisch Anhaltspunkte wie Rhythmik oder Melodie in<br />

jeglicher Musik sucht, selbst wenn es diese nicht gibt.<br />

O: Nun ist Hell Money kaum verdaut, schickst du schon wieder<br />

eine EP hinterher. Warum dieser hohe Veröffentlichungstakt?<br />

JR: Ich kann auf diese Frage immer nur das Gleiche antworten:<br />

Gerastet wird, wenn ich tot bin. Ich mag die Arbeit, und<br />

solange ich die Möglichkeit dazu habe, werde ich das auch tun.<br />

O: Moment... ist das Musikmachen etwa Arbeit für dich? Die<br />

meisten Künstler suggerieren uns doch gern das Bild des armen<br />

Poeten von Spitzweg?<br />

JR: Na ja, die Musik ist Arbeit, insofern es ja mein Beruf ist.<br />

Im Unterschied zu anderen Berufen kann ich natürlich selbst<br />

entscheiden, wie oder was ich wann und wo mache. Zudem<br />

lässt ROME wenig Raum oder Zeit für irgendetwas anderes<br />

in meinem Leben. Nicht dass ich mich beschweren will,<br />

aber wie jede Arbeit, kann das auch schon mal stressig und<br />

belastend werden. ROME beherrscht meinen Alltag genauso<br />

wie ein Acht-Stunden-Job, wenn nicht gar viel mehr – bei etwas<br />

schlechterer Bezahlung, weshalb das Bild vom armen Poeten,<br />

welches allzu oft romantisch verklärt wird, bei der aktuellen<br />

Marktlage durchaus seine Berechtigung hat. Im Gegensatz zu<br />

vielen anderen Tätigkeiten, ist die Kunst natürlich manchmal<br />

auf eine ganz andere Art erfüllend als ein normaler Job. Es ist<br />

eben eine Leidenschaft, die uns Künstler beherrscht. Unser<br />

Leben dreht sich um die Bühne und alles, was damit verwandt<br />

ist. Ehrlich gesagt, kann ich mir kein anderes Leben vorstellen.<br />

Das Wort „Arbeit“ sehe ich übrigens nicht so negativ, wie es uns<br />

die Freizeitgesellschaft vorschreibt. Ich tue das, was ich immer<br />

tun wollte, nur dass es keine ruhige oder geregelte Tätigkeit ist.<br />

O: Hell Money stieß nicht allerorts auf ungeteilte Begeisterung.<br />

Besonders die Releasepolitik wurde mal wieder kritisiert, und<br />

die klassischen Rufe nach der besseren Vergangenheit waren zu<br />

vernehmen. Tangieren dich solche Meinungen?<br />

JR: Eigentlich gibt es solche Rufe bereits seit Erscheinen meines<br />

zweiten Albums, welches scheinbar nicht genügend nach dem<br />

ersten Album klang. Es gibt immer Menschen, die das Neue<br />

mit Begeisterung entgegennehmen, während andere lange<br />

skeptisch bleiben. Und dann gibt es wiederum jene, denen es<br />

nicht gefällt, weil sie entweder das Neue an sich nicht mögen<br />

oder weil sie die eingeschlagene Richtung nicht so mögen wie<br />

etwas, was ich zuvor gemacht habe. Das sind alles Meinungen,<br />

die ich absolut nachvollziehen kann. Ich kann auch die Kritik an<br />

den einzelnen Alben nachvollziehen, und es verletzt mich nicht,<br />

weil sich die Kritik meist auf künstlerische Entscheidungen<br />

meinerseits bezieht, welche ich mir durchaus reiflich überlegt<br />

habe. Andererseits werden einige meiner Alben mittlerweile<br />

sowohl von der Kritik als auch von den Fans als „Klassiker“<br />

bewertet, obwohl sie zunächst nicht mit Begeisterung<br />

aufgenommen wurden. Was die Kritik an der Releasepolitik<br />

von ROME angeht, muss man sich vor Augen halten, dass<br />

mein drittes Album Masse Mensch Material nicht mal ein Jahr<br />

nach Veröffentlichung des ersten Albums abgeschlossen war.<br />

Damals meinte man skeptisch, dass das wohl überstürzt wäre,<br />

aber inzwischen gilt es als eines der wichtigsten ROME-Alben.<br />

Ich überlege sehr lange, ob ich etwas veröffentlichen soll oder<br />

nicht. Ich breche da nichts über das Knie, nur um wieder was<br />

Neues herauszubringen. Und seien wir doch mal ehrlich: Egal<br />

wann etwas vor etlichen Jahren veröffentlicht wurde, wichtig ist<br />

doch, dass die Alben über die Jahre ihre Reife beweisen, oder?<br />

Und in dieser Hinsicht haben eigentlich alle meine Alben ihren<br />

Platz in der Discographie von ROME verdient.<br />

www.facebook.com/romeproject<br />

Lars Schubert<br />

Photo: Achim Webel<br />

Discographie (Alben):<br />

Nera (2006)<br />

Confessions d’Un Voleur d’Âmes (2007)<br />

Masse Mensch Material (2008)<br />

Flowers From Exile (2009)<br />

Nos Chants Perdus (2010)<br />

Die Æsthetik der Herrschaftsfreiheit (2011)<br />

Hell Money (2012)<br />

86 - <strong>Orkus</strong>!


„Die Musik bringt uns nach Hause.“<br />

Dieser Bandname macht neugierig, keine<br />

Frage. Und glücklicherweise hören die<br />

Karlsruher shy guy at the show auch danach<br />

nicht auf, faszinierend zu sein... Nehmen wir<br />

allein ihre Musik: Irgendwo zwischen Indie,<br />

Post Punk, Wave und Industrial sind die<br />

Süddeutschen angesiedelt. Mal sphärische,<br />

mal karge, mal leidenschaftliche, mal<br />

wärmende Kompositionen, fern jeglichen<br />

Hipsteralarms oder Klischeeanbiederei.<br />

Um diese Band zu verstehen, muss man<br />

aber tatsächlich zurückspulen und bei der<br />

Namensgebung ansetzen. „Da sich von<br />

Shakespeare bis Asimov ja irgendwie jeder<br />

pausenlos zu fragen scheint, was es mit<br />

Namen auf sich hat, stellen wir uns gerne<br />

dieser scheinbar so existenziell wichtigen<br />

Frage“, gibt sich Keyboarder Jonas Schira<br />

gönnerhaft. „Seit wir Musik machen,<br />

schreiben wir Songs über Desintegration –<br />

das Gefühl, fehl am Platze zu sein oder sich<br />

als Fremder in einer stets wiederkehrenden<br />

Situation zu fühlen.“ Auch in der Literatur<br />

ist die Desintegration ein beliebtes<br />

Thema. shy guy at the show haben es hier<br />

insbesondere auf Paul Auster abgesehen,<br />

eine Art Galionsfigur der Newcomer.<br />

„Austers Romane haben uns textlich, vor<br />

allem aber auch mit ihrer geheimnisvollen<br />

und rätselhaften Atmosphäre als Leser<br />

gefesselt und als Musiker fasziniert. Wir<br />

wollen mit unseren Songs kleine rätselhafte<br />

Geschichten von scheiternden, aber stets<br />

trotzig kämpfenden Akteuren erzählen, die<br />

wir in Austers Erzählungen immer wieder<br />

aufs Neue gefunden haben.“<br />

Da passt der verlorene Sound ihres<br />

selbstbetitelten Albums natürlich zu den<br />

Karlsruhern wie der Mond zu Manhattan.<br />

Bei aller Einsamkeit, bei aller Fremdheit<br />

fühlen sich shy guy in ihren Klängen<br />

nämlich einzig und wahrhaftig zu Hause.<br />

„In den Minuten auf der Bühne wissen<br />

wir genau, was zu tun ist, folgen einer<br />

musikalischen Choreographie, innerhalb<br />

welcher wir uns geborgen fühlen. Sobald<br />

einer unserer Songs beginnt, treten wir aus<br />

dem Alltag, aus den Sorgen, aus dem Zögern<br />

heraus und werden zu einem Teil eines<br />

kleinen Stückes Musik, das nur durch uns<br />

bestehen kann. Alles andere ist dann egal,<br />

vergessen und völlig nebensächlich, denn<br />

die Musik bringt uns nach Hause.“ Dabei<br />

ist der eingangs erwähnte Mix durchaus<br />

als wild zu bezeichnen. „Es ist noch viel<br />

wilder!“, meint Jonas schmunzelnd. „Von<br />

Esbjörn Svensson über Bauhaus bis zu<br />

The Sisters Of Mercy und zurück zu Bob<br />

Dylan, Leonard Cohen und Warren Zevon<br />

ist alles dabei.“ Auch bei diesen Bands und<br />

Künstlern fühlen sich die Karlsruher zu<br />

Hause, sind sie angekommen. Den ewigen<br />

Pfad der Selbstfindung beurteilt Jonas<br />

dennoch durchaus kritisch. „Vielleicht gibt<br />

es dieses Selbst, nach dem wir alle suchen<br />

sollen, gar nicht, und wir sollten unser<br />

Leben viel lieber dazu nutzen, um in den<br />

vielen kleinen, aber genialen Momenten<br />

des Lebens anzukommen, diese voll und<br />

ganz zu erleben und genau hinzuschauen,<br />

was sie mit uns machen“, überlegt er. „Das<br />

Leben ist viel zu schade, als dass wir es zu<br />

einer permanenten Suche nach etwas noch<br />

Ausstehendem machen sollten.“<br />

www.shy-guy-at-the-show.de<br />

Björn Springorum<br />

Discographie (Alben):<br />

The Birth of Doubt (2011)<br />

shy guy at the show (2013)<br />

Line-Up:<br />

Sebastian Emling – Gesang<br />

David Emling – Gitarre<br />

Sven Schiffler – Bass<br />

Jonas Schira – Keyboard, Trompete<br />

Sebastian Hellmann – Schlagzeug<br />

88 - <strong>Orkus</strong>!


„Ein Trip<br />

in die Anderswelt!“<br />

Schon seit 2007 existiert das Projekt des französischen Pianisten<br />

und Komponisten Pierre Le Pape. Er selbst bezeichnet es<br />

als eine „stark durch Soundtracks inspirierte Metal-Oper,<br />

irgendwo zwischen Heavy, Dark und Black Metal“. Zwei<br />

Jahre später erschien eine instrumentale Eigenproduktion,<br />

2012 das Doppelalbum From the Past, mit welchen er erstmals<br />

von seinem Können überzeugte. Nun folgt die EP Between.<br />

„Zwei Stücke für Sampler waren der Beginn dieses neuen<br />

Kapitels. Nach ein paar Monaten hatte ich die komplette<br />

Story über Romulus, Remus, die Wölfin und Janus im Kasten.<br />

Ich schrieb die Lieder, dann fing der Produktionsprozess mit<br />

den Gastmusikern an“, erzählt Pierre, der jeder Rolle einen<br />

Künstler zuwies. So entstand eine Art Film – nur ohne Bilder.<br />

Die Geschichte in Kurzform: Janus versucht, die Wölfin in<br />

die Anderswelt zu bringen und aus ihr eine echte Göttin zu<br />

machen. Sie stehen zwischen zwei Welten.<br />

Scores sind maßgebend für Pierres Schaffen. Er studierte<br />

Filmmusik, sein Lieblingskomponist ist kein Geringerer als<br />

Hans Zimmer. „Sein Stil ist dem Metal eng verwandt. Er lässt<br />

Platz für Drums und Gitarren, alles ergänzt sich perfekt“, lobt<br />

er und schwärmt von der The Dark Knight-Trilogie, Gladiator<br />

oder Inception. Nicht zu vergessen Videogames, die ihm als<br />

Inspirationsquelle dienten. „Diese Soundtracks haben eine<br />

eigene Persönlichkeit... Man taucht ein in Phantasiewelten,<br />

und genau das will ich auch erreichen: einen Trip in die<br />

Anderswelt!“<br />

Zwar stammt alle Musik aus Pierres Feder, beim Gesang<br />

aber holt er sich prominente Gäste an Bord. Die weibliche<br />

Hauptrolle übernimmt hier Liv Kristine. „Wir hatten die<br />

Möglichkeit, uns in Paris zu treffen. Liv ist der Wahnsinn!<br />

Ein Traum wurde wahr! Als ich jünger war, spielte ich in einer<br />

Doom Metal-Band – auch Stücke von Theatre of Tragedy. Es<br />

hat mich tief beeindruckt, sie jetzt meine Lieder singen zu<br />

hören“, berichtet Pierre. Für die Zukunft schmiedet er große<br />

Pläne und würde gerne einmal mit Shagrath (Dimmu Borgir)<br />

oder auch Sharon den Adel (Within Temptation) arbeiten.<br />

„Ich würde ihnen sehr passende Rollen zuschreiben, doch<br />

ich glaube, da muss ich vorher noch viel tun...“, lacht der<br />

sympathische Franzose, den man bereits im Herbst als Support<br />

von The Old Dead Tree live sehen kann. Wir sind gespannt<br />

und nehmen sicher Teil an dieser neuen Metal-Oper.<br />

www.myspace.com/meltedspace<br />

Manuela Ausserhofer<br />

90 - <strong>Orkus</strong>!


„Entweder, es knallt, oder...“<br />

(Paul Kuhs)<br />

Oft ist die Rede von sentimentaler „Frauenmusik“ und EBM für<br />

harte Kerle. Paul Kuhs und Marc Schleser wollen als The Saint<br />

Paul mit diesem Schubladendenken aufräumen. Nachdem ihre<br />

EP Rewind The Time acht Wochen in den DAC platziert war,<br />

erschien nun das erste Album Consequence. „Der Erfolg von<br />

Rewind The Time fühlte sich richtig gut an. Es beflügelt und<br />

motiviert, gleichzeitig kann es auch blockieren, weil man sich<br />

selbst unter Erfolgsdruck setzt. Wir sind aber ziemlich schnell<br />

übereingekommen, dass wir einfach unser Ding durchziehen“,<br />

erklärt Marc. Das Projekt hat elf komplett neue Stücke<br />

aufgenommen, die dem Hörer einen tanzbaren EBM/Future Pop/<br />

Electro-Mix entgegenschmettern. Die Ruhrgebietler beweisen ein<br />

gutes Händchen in der Mischung, sodass für jeden etwas dabei<br />

ist. „Durch die unterschiedlichen Titel auf Consequence kann<br />

man schon beobachten, welche eher weiblich oder männlich<br />

anzusiedeln sind. Die Herren gehen den etwas härteren Weg, die<br />

Mädels sind doch eher auf die ruhigeren Nummern fixiert. Es<br />

gibt aber auch eine Schnittmenge, wobei es interessant ist, dass<br />

wirklich harte Electroheads sich auf unsere Ebene begeben und die<br />

eine oder andere ruhige Nummer gut finden“, erzählt Paul, und<br />

Marc fügt schmunzelnd hinzu: „Zumindest hat bis jetzt keiner<br />

gesagt, dass wir Mädchen- oder Männermusik machen.“<br />

Wirft man einen genauen Blick ins Booklet, welches im Übrigen<br />

aufs Erste nicht so recht mit dem musikalischen Inhalt in<br />

Einklang zu bringen sein mag, fällt der Name Jan L. (X-Fusion/<br />

Noisuf-X) ins Auge. „Jan hatte schon unsere EP gemastert. Wir<br />

waren mit dem Ergebnis derart zufrieden, dass wir ihm auch das<br />

Album konsequent rübergeschoben haben.“ Diese Konsequenz<br />

wird in Pressetexten zu Recht aufgegriffen. Gerade in Analogie<br />

zum Albumtitel stellt sich da natürlich die Frage, inwieweit The<br />

Saint Paul jene Eigenschaft auch in ihr Privatleben transportieren?<br />

„Ich persönlich versuche immer alles umzusetzen, was ich<br />

mir vornehme. Klappt aber nicht immer“, grinst Marc. „Man<br />

sollte immer zu dem stehen, was man macht, und auch zu den<br />

Konsequenzen, die daraus resultieren. Denn man muss sich<br />

bewusst sein, dass jede Handlung eine bestimmte Konsequenz<br />

nach sich zieht. Allerdings hat jedes Handeln seine Grenzen.<br />

Sobald jemand durch dein Handeln absehbar verletzt wird, sei es<br />

physisch oder psychisch, ist Geradlinigkeit oder Konsequenz nicht<br />

mehr gefragt.“ Paul ergänzt: „Nicht so einfach zu beantworten...<br />

Wenn man ehrlich ist, stellt man im Laufe der Jahre fest, dass es<br />

in der heutigen Zeit leider nicht die Möglichkeit gibt, bis zum<br />

Äußersten konsequent zu bleiben. Es eskaliert an dem Punkt,<br />

bei dem zwei Meinungen unwiderruflich aufeinanderprallen.<br />

Entweder, es knallt, oder einer der beiden ist tolerant genug, sich<br />

mit der Meinung des anderen zumindest auseinanderzusetzen<br />

oder sich eventuell anzunähern.“<br />

www.thesaintpaul.info<br />

Marie-Luise Henke<br />

Line-Up:<br />

Paul Kuhs – Gesang, Texte, Keyboard<br />

Marc Schleser – Keyboard, Gesang<br />

<strong>Orkus</strong>! - 91


Lacrimas Profundere, Godex, Mundtot<br />

Bochum, Matrix, 23.05.2013<br />

Mitten unter der Woche Konzerte zu geben, und dann auch noch<br />

direkt nach dem größten Szene-Festival überhaupt, dem WGT, ist<br />

schon ziemlich mutig. Doch davor scheuen Lacrimas Profundere<br />

nicht zurück und reisen in der Matrix mit einer Vorabpräsentation<br />

ihres neuen Albums Antiadore und jeder Menge Energie an.<br />

Die beliebte Location ist relativ überschaubar gefüllt, was aber<br />

niemanden davon abhält, mit einer gehörigen Portion Rock in<br />

einen ereignisreichen Abend zu starten, der durch die Münchner<br />

Mundtot eröffnet wird. Ihr Mix aus punkigen Rockklängen und<br />

nachdenklichen, ausdrucksstarken Texten kommt gut an. Eine<br />

weitere Steigerung der Stimmung erfahren wir bei den rockigen<br />

Sounds von Godex, welche in Bochum ein echtes Heimspiel haben<br />

und sich auf der Bühne nicht nur pudelwohl fühlen, sondern auch<br />

mit Leibeskräften Songs wie Million Flashlights oder Heart Of Gold<br />

zelebrieren.<br />

Die Ungeduld auf Lacrimas Profundere wird spürbar immer<br />

größer, und als nach einer kurzen Umbaupause das bedrohliche<br />

Intro einsetzt, entlädt sich die Energie des Publikums in wahren<br />

Jubelhymnen. Was für ein Einstieg in diese spannende Show! „Wir<br />

sind wieder zurück und haben unser neues Album dabei“, verkündet<br />

der charismatische Frontmann Roberto Vitacca, der heute auf die<br />

obligatorische Mütze und Sonnenbrille verzichtet. „Ich hoffe, ihr<br />

habt genauso Lust wie wir?!“ Zweifelsohne! Vom ersten Moment<br />

an sind die Fans mit allen Sinnen bei ihren Idolen und kreieren<br />

eine Atmosphäre, die man sonst nur von Menschenmengen der<br />

zehnfachen Größenordnung kennt. Die Jungs auf der Bühne sind<br />

nicht weniger aktiv, legen deutlich ihr Herzblut in das, was sie dort<br />

tun. Die Gitarristen schwingen ihr Haar im Takt, posieren vor dem<br />

Publikum und reißen ihre Instrumente in die Höhe, während Rob<br />

all seine Emotionen in seinen Gesang einfließen und die Klänge<br />

seinen Körper durchströmen lässt. Diese Lust, dieses Brennen für<br />

eine Sache ist selten einer Formation so klar anzumerken. Neben<br />

Stimmungsgaranten wie Again It’s Over oder My Mescaline kriegen<br />

wir auch gleich ein paar Weltpremieren geboten. Die neuen Lieder<br />

kommen super an und fügen sich nahtlos zwischen einigen älteren<br />

Stücken in das Live-Set. Eine wahrlich gelungene Kostprobe,<br />

die Appetit auf mehr macht. Und wer weiß, vielleicht hält ja<br />

der eine oder andere bereits heute Nacht Antiadore in Händen...<br />

Verständlich wäre es!<br />

Text: Tanja Pannwitz<br />

Photo: Michael Gamon<br />

Setlist Lacrimas Profundere:<br />

Dead To Me • Be Mine In Tears • We Shouldn’t Be Here • Again It’s<br />

Over • Antiadore • Her Occasion Of Sin • My Velvet Little Darkness<br />

• The Letter • Head Held High • Dear Amy • My Mescaline • My<br />

Release In Pain • Amber Girl • What I’m Not • I Don’t Care •<br />

Should • Ave End ••• Abandon • A Pearl • A Sigh<br />

„Diese unfassbare<br />

Sesselfurzermentalität...“<br />

(Lanvall)<br />

Österreich hat weit mehr zu bieten als nur Berge, schöne<br />

Natur und etliche Sehenswürdigkeiten. Auch gute Musik<br />

gibt es hier, was die Linzer von Edenbridge eindeutig<br />

beweisen. Mit dem neuen Album The Bonding loten sie ihre<br />

Grenzen weiter aus, und Sabine Edelsbachers engelsgleiche<br />

Stimme wirkt reifer denn je. Sabine und Lanvall standen<br />

uns Rede und Antwort.<br />

<strong>Orkus</strong>: Wie seid ihr auf den Titel The Bonding<br />

gekommen?<br />

Sabine Edelsbacher: Den Titel hatte Lanvall<br />

schon vor dem Album Solitaire. Er wusste einfach,<br />

dass das nächste Album so heißen wird. Ich hatte 2009<br />

einen visionären Klartraum, der in Bezug stand zum<br />

Jahr 2012/13. Das war eine so steile Erfahrung und gar<br />

kein normaler Traum. Darin habe ich mich meinen<br />

nächsten Ahnen vorgestellt, die ich im wirklichen<br />

Leben nie kennengelernt habe, und mich auf diese<br />

Weise mit ihnen verbunden. Auf der anderen Seite<br />

war der Zweifler, der alles in Frage gestellt hat, aber<br />

dennoch mit totaler Anerkennung diesen Vorgang<br />

verfolgt hat. Ich habe beide Zustände auch innerlich<br />

wahrgenommen und denke, dass es Anteile sind, die<br />

jeder in sich trägt.<br />

Arne Stockhammer: Wir haben eine schwere<br />

Zeit hinter uns, viele Todesfälle in unserem Umfeld,<br />

die natürlich ihre Spuren hinterlassen haben. Durch<br />

weitere private Veränderungen hat sich die Produktion<br />

von The Bonding nach hinten verschoben. So konnten<br />

wir erst im Herbst 2012 mit den Aufnahmen zum<br />

neuen Album beginnen.<br />

O: Sabine, wie pflegst du deine außergewöhnliche<br />

Stimme?<br />

SE: Danke für die Blumen. (lächelt) Bei der Stimme<br />

kann man nicht da mal rumdrehen und dort mal<br />

schrauben, sondern alles, was dem Körper und der<br />

Seele guttut, ist auch gut für die Stimme. Es ist schon<br />

so, dass ich gut auf mich schauen muss. Ich rauche<br />

nicht und trinke selten, aber genieße gerne mal ein<br />

Gläschen Wein zum Essen. Meine Laster sind eher<br />

die Süßigkeiten. Dabei kann ich schon mal eine Tafel<br />

Schokolade verdrücken, bis mir schlecht wird. Auf<br />

92 - <strong>Orkus</strong>!


Tour fehlt mir die seltsamerweise nicht; wir sollten<br />

öfter spielen. (lacht)<br />

O: Du machst ja auch Workshops und lässt andere<br />

an deinem Talent teilhaben?<br />

SE: Es macht mir Spaß, mit Sängern zu arbeiten,<br />

aber auch mit Menschen, die glauben, nicht singen<br />

zu können, beziehungsweise das oft gesagt bekamen.<br />

Mein eigenes Gesangsstudium habe ich nicht nur<br />

bei Gesangslehrern und Sängern absolviert, sondern<br />

bei Künstlern unterschiedlichster Richtungen. Man<br />

kann so viel lernen von Tänzern, Schauspielern,<br />

Malern, aber auch von Körpertherapeuten und<br />

spirituellen Lehrern. Aktuell bin ich in Umarbeitung<br />

meines Workshopangebotes und plane Stimmund<br />

Bewusstseinstrainings mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten.<br />

O: Könnt ihr euch noch an euren ersten Auftritt<br />

erinnern?<br />

AS: Natürlich. Das war in einem kleinen<br />

Club in unserer Heimatstadt Linz. Eine lokale<br />

Fernsehstation hat das Konzert mitgefilmt und uns<br />

nachher interviewt.<br />

SE: Ich hab’s noch so in Erinnerung, dass ich mir<br />

gedacht habe: „Das kann ich nicht mein Leben lang<br />

machen.“ (lacht) Es war dermaßen laut; ich hatte<br />

noch kein InEar-System, und das Schlagzeug ist mir<br />

nur so um die Ohren geflogen. Nie wieder hatte ich<br />

die Scheinwerfer so nahe, es war wirklich irre heiß<br />

und hat geblendet. Im Publikum kannte ich beinahe<br />

alle persönlich, aber sehen konnte ich keinen, außer<br />

die Kamera vom Fernsehen – das war Stress pur.<br />

Am Ende hat’s gar nicht so schlecht geklungen, das<br />

hatte mich doch ziemlich verwundert.<br />

O: Ihr seid aus Österreich. Was gefällt euch an dem<br />

Land und was nicht?<br />

AS: Österreich ist ein wunderbares Land mit<br />

verhältnismäßig wenig Problemen, großer<br />

Sicherheit und herrlicher Natur. Zudem haben<br />

wir eines der schärfsten Lebensmittelgesetze<br />

Europas, was sich natürlich auch in positiver Weise<br />

auf unsere Lebensmittel auswirkt. Ich würde in<br />

keinem anderen Land der Welt leben wollen. Am<br />

wenigsten gefällt mir in Österreich die immer noch<br />

omnipräsente Bürokratie und diese unfassbare<br />

„Sesselfurzermentalität“, die du auf vielen<br />

Amtsstellen findest.<br />

SE: In Bezug auf Sicherheit und<br />

Lebensmittelqualitäten kann ich mich<br />

nur anschließen. Ich genieße auch den<br />

Jahreszeitenwechsel und landschaftlich vor allem<br />

die weitläufigen grünen Hügel, gar nicht nur<br />

die Berge. Für den Tourismus aufgemotzte Orte<br />

kann ich hingegen gar nicht leiden. Seltsam bis<br />

fragwürdig ist für mich, dass manche Künstler<br />

Subventionierungen für ihre Kunstwerke erhalten,<br />

nur weil sie offensichtlich die „richtige“ politische<br />

Meinung laut kundtun. Anderen wiederum wird das<br />

Leben schwer gemacht, weil sie nicht ins Konzept<br />

passen. Das ganze parteipolitische Hickhack ist<br />

ohnehin schlechtes Kabarettprogramm.<br />

www.edenbridge.org<br />

Manuela Ausserhofer<br />

Discographie (Alben):<br />

...Sunrise in Eden... (2000)<br />

Arcana (2001)<br />

Aphelion (2003)<br />

A Livetime In Eden (live, 2004)<br />

Shine (2004)<br />

The Grand Design (2006)<br />

MyEarthDream (2008)<br />

LiveEarthDream (live, 2009)<br />

Solitaire (2010)<br />

The Bonding (2013)<br />

Line-Up:<br />

Sabine Edelsbacher – Gesang<br />

Arne „Lanvall“ Stockhammer – Gitarre, Keyboard<br />

Dominik Sebastian – Gitarre<br />

Wolfgang Rothbauer – Bass<br />

Max Pointner – Schlagzeug<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123


„Manche<br />

Gesichter<br />

erzählen<br />

Geschichten...“<br />

Ganze 18 Jahre ist es her, dass die<br />

Kultdüsterpunker und Chaos Z-Nachfolger<br />

mit ihrem Album Fallen einen wahren<br />

Meilenstein geschaffen haben, der lange nur<br />

für schwindelerregende Beträge via Internet<br />

erhältlich war. Pünktlich zum Re-release<br />

sprachen wir mit Sänger Andreas Löhr über<br />

sein zwiespältiges Verhältnis zu Deutschland<br />

und seiner Heimatstadt, die Tücken der<br />

Vergänglichkeit und den anarchischen<br />

Freigeist von Kindern.<br />

Schorndorf, Club Manufaktur, 23.05.2013<br />

Swans live, das ist in etwa das musikalische Gegenstück<br />

zu einer Naturgewalt. Nicht zu einer alles vernichtenden,<br />

klischeehaft opulenten Naturgewalt. Eher zu einer, die<br />

ihre Überlegenheit unterschwellig zum Ausdruck bringt<br />

und sich alle Zeit der Welt für ihre irreparablen Schäden<br />

nimmt. Das macht die ganze Sache natürlich nur noch<br />

viel schlimmer, denn in puncto Intensität, beißender<br />

Schärfe und psychotischer Aura sind Swans schwer zu<br />

toppen. Ein Konzert wie dieses passt perfekt in die schöne<br />

Manufaktur, wo die Menschen wie angewurzelt stehen<br />

bleiben, als sich diese Urgewalt über ihnen entlädt. Bis<br />

Frontmann Michael Gira nach dieser schier unerträglichen<br />

Show mit den deutschen Worten „Jetzt sind wir fertig“ von<br />

der Bühne geht, durchlebt ein jeder Besucher seine ganz<br />

eigene Hölle. Und will es gar nicht anders: Swans’ Post<br />

Punk ist von der zerfetzenden Sorte, laut, schmerzhaft,<br />

suizidal und eigentlich nicht mal für die Stereoanlage<br />

geeignet. Live indes entfalten Stücke wie das halbstündige<br />

Monster The Seer eine Dichte, bei der man eigentlich die<br />

Halle verlassen muss. Allein, irgendwas hält Dich fest, hält<br />

Dich hier, verhindert, dass Du Dich diesem Sog entziehst.<br />

Ist das noch Musik, oder ist das schon Qual? Gute Frage.<br />

Es ist wohl beides. In monotoner Erhabenheit ziehen die<br />

langsamen Riffs vorbei, der Gesang kommt gepresst und<br />

gequält, mal eine Geige, mal eine kurze Verschnaufpause.<br />

Spaß macht das nicht. Aber das soll es natürlich auch nicht.<br />

Swans tun weh... und tun gut. Die Show in Schorndorf –<br />

eine dröhnende Katharsis, von deren Intensität jede Metal-,<br />

jede Drone- und jede Sludge-Band noch was lernen kann.<br />

Instabilen, gestressten, leidenden, unglücklich verliebten,<br />

psychotischen, depressiven Menschen ist ein Konzert wie<br />

dieses freilich nicht zu empfehlen. Dass dann eigentlich<br />

wenige übrig bleiben müssten, die eine Swans-Show<br />

unbeschadet überstehen, ist klar. Und das ist auch gut so.<br />

Wer hier nichts fühlt, fühlt nie.<br />

Text: Björn Springorum<br />

Photo: Alexander Ritz<br />

<strong>Orkus</strong>: Der Opener Alles falsch handelt davon,<br />

dass dir die Zeit und das Land, in denen du lebst,<br />

nicht gefallen. Seitdem sind 18 Jahre vergangen,<br />

und du bist nach Portugal ausgewandert. Immer<br />

noch unzufrieden?<br />

Andreas Löhr: Ich lebe jetzt woanders,<br />

in angenehmerer Atmosphäre. Ich renne aber<br />

immer noch hin und wieder voll gegen die Wand<br />

und sehe andere Menschen, denen das auch<br />

passiert.<br />

O: Bei einem Konzert 2010 in Stuttgart<br />

erwähntest du, dass du mit sehr zwiespältigen<br />

Gefühlen in deine alte Heimat kommst.<br />

Schlechte Erinnerungen?<br />

AL: Wahrscheinlich so etwas in der Art. Ich habe<br />

in Stuttgart jedenfalls keine „Heimatgefühle“ im<br />

Sinne von „Heimspiel“.<br />

O: Ich habe neulich gelesen, dass du schon<br />

immer am Meer leben wolltest?<br />

AL: Das Meer hat eine hypnotische Ausstrahlung<br />

und zieht mich irgendwie an. Dabei ist es so oft so<br />

unterschiedlich – ruhig, stürmisch, aufgewühlt...<br />

O: Viele Menschen erinnert es auch an die<br />

eigene Vergänglichkeit, und die ist, neben der<br />

Heimatlosigkeit, ein großes Thema in deinen<br />

Texten.<br />

AL: Es ist halt nicht immer einfach, zu<br />

akzeptieren, dass hinter allem ein Ende steht.<br />

Sobald du denkst, dass gerade alles schön ist<br />

und du genau so weitermachen könntest, stirbt<br />

irgendjemand.<br />

O: Fallen war das letzte Album, das du gemeinsam<br />

mit deinem Bruder Thomas aufgenommen hast.<br />

Wenig später ist er leider verstorben. Ist es für<br />

dich etwas Besonderes, speziell dieses Werk frisch<br />

aufzulegen?<br />

AL: Das Album ist, wie jedes andere auch, etwas<br />

Besonderes und Persönliches. Die Neuauflage<br />

machen ja die Labels. Kürzlich sind auch Priesthill<br />

und Himmel steht still wiederaufgelegt worden.<br />

Viele Leute haben nach Fallen gefragt, da das<br />

Album eine ganze Zeit lang vergriffen war. Es<br />

122 94 - <strong>Orkus</strong>!


muss wirklich nicht sein, dass Platten zu horrenden<br />

Preisen im Internet gekauft werden müssen. Davon<br />

hat die Band auch nichts, schließlich kriegen wir die<br />

Kohle ja nicht.<br />

O: Du wohnst in Portugal, deine Bandkollegen in<br />

Deutschland. Wie gestaltet sich bei dieser Entfernung<br />

die Zusammenarbeit?<br />

AL: Das ist kein Problem. Die Jungs sind gut und<br />

wissen, worauf es ankommt. Wir proben nicht<br />

regelmäßig wie andere Bands, sondern sind viel mehr<br />

auf uns alleine gestellt. Wir tauschen uns telefonisch<br />

und per Internet aus.<br />

O: Euer Düsterpunk war und ist ja auch stets<br />

eine Art Grenzgang zwischen Punkrock und<br />

Wave. Wie wichtig ist oder war dir persönlich die<br />

Szenezugehörigkeit?<br />

AL: Das war mir schon immer absolut gleichgültig.<br />

Ich lasse mich nicht gerne eingrenzen. Punk<br />

beruht für mich auf persönlicher Freiheit und<br />

Individualismus.<br />

O: Kritiker werfen euch wie vielen anderen Bands<br />

vor, sich nicht wirklich weiterzuentwickeln. Die Fans<br />

hingegen haben oft genau davor Angst und wollen<br />

nicht, dass „ihre“ Bands plötzlich anders klingen.<br />

Wie nimmst du das wahr?<br />

AL: Nimm zum Beispiel das letzte Album Warten<br />

auf Raketen und hör’ dir Stücke wie Werk III, Tiefe<br />

oder Still an, um nur ein paar zu nennen. Ich glaube,<br />

dann wird ganz schnell klar, dass diese Songs in ihrer<br />

Art anders sind. Das hat jedes Fliehende Stürme-<br />

Album ausgemacht. Auch auf Fallen sind die Stücke<br />

sehr unterschiedlich. Das von dir angesprochene<br />

Alles falsch hat einen völlig anderen Charakter als<br />

beispielsweise Es gibt mich nicht. Ein Album hängt<br />

zwar immer irgendwie zusammen, ist aber auch in<br />

verschiedene und völlig unterschiedliche Kapitel<br />

unterteilt.<br />

O: Als Einfluss auf Fliehende Stürme werden gern alte<br />

Bands wie EA80, Bauhaus oder Xmal Deutschland<br />

genannt. Was oder wer inspiriert dich aktuell?<br />

AL: Diese Bands werden immer wieder mit<br />

Fliehende Stürme in Verbindung gebracht. Ich<br />

würde sie, so gut sie auch sein mögen, als Einflüsse<br />

aber absolut nicht überbewerten. Da gibt es andere.<br />

Einflüsse außerhalb der Musik finden sich jeden Tag<br />

und überall. Manche Gesichter erzählen Geschichten<br />

– ich beobachte und höre zu.<br />

O: Viele Künstler, Fliehende Stürme eingeschlossen,<br />

wirken, zumindest auf mich als Außenstehenden, oft<br />

sehr introvertiert. Wie schwer ist es für dich, dein<br />

Seelenleben vor der Öffentlichkeit auszubreiten?<br />

AL: Ich weiß nicht, ob ich wirklich introvertiert bin.<br />

In manchen Situationen vielleicht. Es gibt aber auch<br />

Momente, in denen ich absolut nicht introvertiert<br />

bin; schon gar nicht, wenn meine Tochter und ihre<br />

Freundinnen und Freunde um mich herum eine<br />

One Direction- und Katy Perry-Party veranstalten.<br />

Mit Kids bin ich sehr geduldig und albern. Die<br />

Erwachsenenwelt stößt mich aber zugegebenermaßen<br />

oftmals ab.<br />

O: Warum? Was ist bei Kindern oder Teenagern<br />

anders?<br />

AL: Viele Teenager sind zwar genauso scheiße wie<br />

die ältere Generation. Ich mag aber die Regeln nicht,<br />

die überall vorherrschen. Kinder sind da oft ehrlicher<br />

und in ihrer geistigen Unbekümmertheit manchmal<br />

ziemlich anarchistisch, wenn man sie lässt.<br />

O: Was steht als Nächstes auf der „To do“-Liste von<br />

Fliehende Stürme?<br />

AL: Ein neues Album entsteht gerade im Kopf, und<br />

wir werden uns im Laufe des Jahres immer wieder zu<br />

Aufnahmesessions treffen. Im Winter sind wir dann<br />

wahrscheinlich fertig, und es wird 2014 erscheinen.<br />

Unter Zeitdruck setzen wir uns aber nicht. Außerdem<br />

wird gerade die kommende Tour für Oktober/<br />

November gebucht. Am 11. Oktober spielen wir in<br />

Stuttgart. Vielleicht treffen wir uns ja da.<br />

www.facebook.com/fliehendestuerme<br />

Carsten Weirich<br />

Photo: Michael Gamon<br />

Discographie (Alben):<br />

An den Ufern (1988)<br />

Priesthill (1991)<br />

Fallen (1995)<br />

Hinter Masken (1999)<br />

Himmel steht still (2001)<br />

Licht vergeht (2005)<br />

Lunaire... spielt mit dem Licht (2008)<br />

Zimmer 12 (live, 2009)<br />

Die Tiere schweigen (2009)<br />

Warten auf Raketen (2011)<br />

Line-Up:<br />

Andreas Löhr – Gitarre, Gesang, Programmierung<br />

Uwe Hubatschek – Bass<br />

Jens Halbauer – Schlagzeug, Programmierung<br />

<strong>Orkus</strong>! - 123


<strong>Orkus</strong>! COMPILATION 91<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, wir wünschen Dir viel Vergnügen mit der 91. Ausgabe unserer Samplerreihe!<br />

Sei der Talentscout! Entdecke Du die beste Band. Hier anhören und dann voten auf www.orkus.de!<br />

01. ALEXA<br />

Forever moon<br />

Wenn man die Kunst von Howard Shore, Hans<br />

Zimmer und Nightwish unter einen Hut zu bringen<br />

weiß, läuft es fast zwangsläufig auf symphonischen<br />

Rock hinaus. Genau diesen präsentiert Alexa mit<br />

Forever moon und sorgt so für Hoffnung, hatte sich<br />

ihr Projekt doch zwischenzeitlich bereits aufgelöst. Nun dürfen wir uns<br />

weiterhin an Orchesterarrangements, treibenden Gitarren und Alexas<br />

wunderbarer Stimme erfreuen.<br />

02. STEALING THE BRIDE<br />

Black Sun<br />

Packende Melodien, eine Prise Gothic und der<br />

dynamische Wechsel von lyrisch-melancholischen<br />

Passagen und explosiven Rockrefrains sind die<br />

Trademarks der Mainzer Stealing The Bride. Dennoch<br />

kommt Black Sun ohne jedweden Kitsch daher und ist vielleicht auch<br />

deshalb der Titeltrack der neuen EP der Mannen um Sängerin Sarah.<br />

03. ENGELSHUNGER<br />

Dass ich dich nicht lieben darf<br />

Engelshunger sind etwas Besonderes – ihre<br />

emotionsgeladene, charismatische Musik berührt und<br />

spricht Gefühle und Geist gleichermaßen an. Warum?<br />

Wenn man sich von der Grenze des Lebens zum Tod<br />

hinüberwagt, wenn man hörbar macht, wie klingt, was wir nicht kennen<br />

und was doch alle Menschen erwartet, entstehen solche Stücke wie Dass ich<br />

dich nicht lieben darf aus dem kommenden Album Spiegeleckentage.<br />

04. GATES OF GOLDRAIN<br />

Todesengel<br />

Carsten und Torsten sind Überzeugungstäter, welche<br />

als Gates of Goldrain die musikalische Vision ihrer<br />

dunklen Seite umsetzen. Eine Verschmelzung aus Dark<br />

Wave, Gothic und Electro Pop scheint das adäquate Mittel und vertont<br />

nicht selten, was sie oft empfinden: Hoffnungslosigkeit und die Gewissheit,<br />

dass absolut nichts für ewig bleibt... Die Hooklines von Todesengel halten<br />

allerdings zum Glück eine Weile vor.<br />

05. EYES SHUT TIGHT<br />

we want<br />

Mit ihrer unverblümt zur Schau getragenen Wut über<br />

die alltägliche Sinn- und Machtlosigkeit verwandeln<br />

Eyes Shut Tight eigene Erlebnisse und Gefühle in<br />

einen kompromisslosen Sound. Dass der Heftigrock<br />

der Hamburger ankommt, beweisen ihre Studioaufenthalte, um das schon<br />

dritte Album Banished from Paradise einzuspielen, sowie Supportgigs für<br />

Zeromancer vor ein paar Monaten. Auch we want wird die Fans ganz sicher<br />

begeistern.<br />

06. CYPECORE<br />

Coma Vigil<br />

Cypecore wollen durch ihre Musik und ihr Auftreten<br />

die Atmosphäre eines Endzeitblockbusters erschaffen.<br />

Mit mächtigen, rifflastigen Klängen walzen sie alles<br />

nieder und katapultieren die Apokalypse ohne Umwege<br />

direkt ins Hier und Jetzt. Sollte das letzte Stündlein schlagen – Cypecore<br />

sind da und liefern den Soundtrack.<br />

07. TOXIFEROUS<br />

Skull of lubataan<br />

Ben S. hat seine ersten künstlerischen Erfahrungen<br />

am Klavier gesammelt, ehe er sich der Sogkraft des<br />

Industrial nicht mehr entziehen konnte und Toxiferous<br />

ins Leben rief. Die anfänglichen Experimente sind<br />

Vergangenheit, und so versucht das Ein-Mann-Projekt heute, die Menschen<br />

durch Musik mitzureißen, die bei aller Aggressivität und Kälte auch warme<br />

Elemente nicht vergisst.<br />

08. SOULFLASHER<br />

Why do we live<br />

Soulflasher entlässt ein weiteres seiner Lieder aus der<br />

tiefsten Finsternis ins Licht der Öffentlichkeit. Joe<br />

Ried bezeichnet seine Kreationen gern als „elektromusikalisch<br />

geführtes Tagebuch“ und mag in kein<br />

Genre gepresst werden. Es empfiehlt sich, das Stück laut und im Dunkeln<br />

anzuhören, denn Why do we live kreist um nicht weniger als die Frage nach<br />

unserer Existenz.<br />

09. BROTHERS GRYM<br />

Brothers Grym<br />

Das Märchenduo Brothers Grym geht ganz neue<br />

Wege... Musik allein scheint den Innsbruckern nicht<br />

genügt zu haben, und so legen sie gleich noch eine<br />

eigene Webserie drauf. Brothers Grym – Im Reich der<br />

Schatten entstand unter viel Aufwand, ohne Budget und erzählt voll Herz<br />

und Humor die Geschichte zweier Brüder auf der Suche nach ihren alten<br />

Dämonen. Unbedingt mal antesten!<br />

10. STRUCTURE OF SOUND<br />

Human<br />

Structure Of Sound heißt das Projekt des italienischen<br />

Musikers Carmelo Randazzo, der mittels Geräuschen,<br />

einfacher Melodien und strukturierter Klänge seinen<br />

Vorbildern, wie den frühen Depeche Mode, Kraftwerk<br />

oder Jean Michel Jarre, nacheifert. Human befasst sich<br />

mit dem Sprachgewirr beim Turmbau zu Babel und dessen Aufhebung<br />

durch ein göttliches Wesen. Was hörst Du in diesem Song?<br />

11. DEVOTE<br />

Du bist alles<br />

DeVote sind ein Duo, das sich trotz seiner Betitelung<br />

keinesfalls unterwerfen muss. 2007 gegründet,<br />

kreierten Sebastian und Björn recht bald im stillen<br />

Kämmerlein Nummern voller Tiefe und Emotionen.<br />

2010 erschien ihr Debut; momentan basteln die<br />

Electro Pop-Melancholiker am zweiten Album, bis zu dessen Release Du<br />

bist alles die Zeit perfekt zu vertreiben weiß.<br />

12. THE TINOPENER’S ART<br />

grey buildings<br />

Geschickt bewegen sich die Münchner Klangforscher<br />

the tinopener’s art im Spannungsfeld zwischen Dark<br />

Wave, Trip Hop und Electro. In diesem Herbst soll<br />

ihr neues Werk a mode of reward erscheinen, welches<br />

ganz der sinistren Seite der Band gewidmet ist. Das<br />

hier vorab präsentierte grey buildings erzählt von einem längst verlassenen<br />

Fabrikgelände, dem durch geheime Zusammenkünfte einer Fetish-Szene<br />

frisches Leben eingehaucht wird.<br />

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96 - <strong>Orkus</strong>!


Sie ist wieder da!<br />

Band 3 jetzt überall,<br />

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Agalloch, Fen<br />

Wien, Viper Room, 18.05.2013<br />

Der Viper Room scheint zu unserer Stammadresse zu werden. Doch<br />

lockte dieses Mal eine ganz andere Größe, und das machte sich<br />

bemerkbar. Die Veranstaltung war schon Tage vorher restlos ausverkauft,<br />

einige wenige Karten lagen noch an der Abendkassa. Aus diesem Grund<br />

bildete sich bereits um 17 Uhr eine enorme Schlange vor dem Club.<br />

Viele enttäuschte Gesichter kamen uns entgegen, die keinen Platz mehr<br />

erwischten. Der Viper Room war gefüllt bis in den letzten Winkel.<br />

Knapp 300 Gäste wimmelten voller Vorfreude in der kellerartigen<br />

Location. Um 21 Uhr begann das Spektakel mit Fen, der englischen<br />

Progressive Black Metal-Band, die sich besonders in Österreich einen<br />

immer größer werdenden Fankreis erspielen konnte. Die Stimmung<br />

war grandios. Speziell das Material vom Album The Malediction Fields<br />

überzeugte. Nach rund 45 Minuten war alles vorbei, wir sicherten uns<br />

unseren Platz in der ersten Reihe und warteten gespannt die halbe<br />

Stunde Umbaupause ab. Die Leute standen wie angewurzelt auf ihrem<br />

Fleck, und man spürte die kribbelnde Vorfreude in der Meute.<br />

Dann betrat Sänger und Mastermind John Haughm für erste<br />

Vorbereitungen die Bühne. Er hatte Räucherwerk dabei und<br />

verwandelte die Bühne in ein duftendes, mystisches Nebelbild. Zwei<br />

Schalen mit weihrauchähnlichem Geruch stellte er direkt vor unsere<br />

Nasen, und schon der verströmende Duft schuf eine Atmosphäre, die<br />

zum Träumen und Entfliehen aus der Realität einlud. Was folgte, war<br />

ein epischer Abend der Extraklasse.<br />

Über zwei Stunden standen Agalloch auf der Bühne und performten<br />

neue wie auch viele alte Meisterwerke. Besonders ihre älteren Lieder<br />

brachten die Menge fast zum Durchdrehen. Umso mehr freuten wir uns,<br />

dass gleich nach dem Intro eines unserer persönlichen Lieblingsstücke –<br />

Limbs – kam. Wenn man die Augen schloss, fühlte man sich, als hätte<br />

man diesen Ort gerade verlassen und dürfe die grandiosen Melodien<br />

der Amerikaner nur für sich alleine genießen. Nummern wie Faustian<br />

Echoes oder Of Stone, Wind, And Pillor könnte man als Highlights des<br />

Programms bezeichnen, obwohl es bei einer so faszinierenden Show<br />

schwerfällt, irgendetwas Negatives zu nennen. Vielleicht wäre es besser,<br />

ein solches Event das nächste Mal in einen größeren Saal zu verfrachten,<br />

damit jeder ein so gewaltiges, gefühlvolles Konzert erleben darf. Wie<br />

man eindeutig gesehen hat: Das Interesse war riesig, die Erwartungen<br />

enorm hoch, und ja, sie wurden gehalten, wenn nicht sogar übertroffen.<br />

Ein Abend, von dem es mehrere geben sollte!<br />

Text & Photo: Manuela Ausserhofer<br />

Setlist Agalloch:<br />

Limbs • Ghosts Of The Midwinter Fires • Falling Snow • Faustian<br />

Echoes • The Melancholy Spirit • You Were But A Ghost In My Arms •<br />

In The Shadow Of Our Pale Companion • Kneel To The Cross ••• Of<br />

Stone, Wind, And Pillor • Our Fortress Is Burning... I • Our Fortress Is<br />

Burning... II – Bloodbirds • Our Fortress Is Burning... III – The Grain<br />

122 - <strong>Orkus</strong>!<br />

„Wir<br />

funktionieren<br />

wie ein<br />

Chemiebaukasten...“<br />

Laut Gerichtsbeschluss wird es bis zum November 2013 zwei<br />

Formationen namens Queensrÿche geben: die von Ex-Fronter<br />

Geoff Tate, welcher nach dem Zickenkrieg bereits ein Album<br />

veröffentlichte, und der verbliebene Teil der Fraktion, die<br />

mit neuem Sänger Todd La Torre eine ganz starke Nummer<br />

an Land gezogen hat. Warum sich der Wechsel als perfekter<br />

Schachzug erweist und was man vom selbstbetitelten Werk<br />

erwarten darf, verrät uns der vor Freude sprudelnde Drummer<br />

Scott Rockenfield.<br />

<strong>Orkus</strong>: Hey Scott, inwiefern haben die Trennung von Geoff und der<br />

Einstieg von Todd die Arbeiten am neuen Album erschwert?<br />

Scott Rockenfield: Oh, es hat alles durcheinandergewirbelt, aber<br />

letztendlich ist es ein phantastischer Line-Up-Wechsel, mit dem wir<br />

extrem glücklich sind, sodass man von „erschweren“ nicht reden kann.<br />

Unsere Energie fließt in Strömen, wie es vor einer halben Ewigkeit<br />

mal war, und unsere Kreativität ist grenzenlos. Todd ist wahnsinnig<br />

talentiert, und dank seinem Input funktionieren wir momentan<br />

wie ein Chemiebaukasten, in dem einfach alles zusammengeworfen<br />

und ausprobiert wird, bis es knallt. Die Aufnahmen waren dann<br />

entsprechend bombastisch. Wir fühlen uns wie in einem kreativen<br />

Ausnahmezustand.<br />

O: Wie kamt ihr auf Todd?<br />

SR: Wir stießen im Mai letzten Jahres auf ihn, und es war für alle<br />

offensichtlich, dass sich hier eine dicke Freundschaft anbahnen würde.<br />

Als wir feststellten, wie begabt er als Sänger und Songwriter ist, wurde<br />

uns klar, dass er genau das Zeug für das hat, was unserer Meinung nach<br />

essenziell für Queensrÿche ist. Darüber hinaus kauft man ihm auch<br />

sofort unsere Klassiker ab, was natürlich ein extrem wichtiger Punkt


für unsere Live-Shows ist. Außerdem schreibt er großartige Lyrics<br />

und hat ein echtes Händchen für Melodien. Ein Volltreffer also... wir<br />

mussten ihn um jeden Preis haben!<br />

O: Inwieweit überträgt sich das auf das Bandklima?<br />

SR: Oh, das Klima unter uns fünf ist einzigartig! Wir sind verdammt<br />

gute Freunde geworden, und unsere Arbeitsatmosphäre ist so gut wie<br />

seit vielen, vielen Jahren nicht mehr.<br />

O: Klingt, als könnten wir uns derbe auf Queensrÿche freuen!?<br />

SR: Aber so was von! Das Album ist Dynamik pur, wahnsinnig<br />

intensiv, gefühlvoll, nervenaufreibend – natürlich im positiven<br />

Sinne – und absolut inspirierend. Genau das, was Queensrÿche im<br />

Ursprung ausgemacht hat beziehungsweise jetzt wieder ausmacht!<br />

O: Wird es musikalisch an Zeiten von Operation:Mindcrime<br />

anknüpfen?<br />

SR: Kann man so sagen. Das Zentrale für mich ist, dass wir ALLE<br />

zusammenarbeiten und wir nun eine Einheit bilden, die unverwüstlich<br />

und stark ist, ohne eine Einzelperson, die alle Fäden in der Hand<br />

halten möchte. Wir haben lange versucht, Queensrÿche den alten<br />

Tagen entsprechend zu entwickeln und die Musik zu machen, die<br />

sich für uns richtig anfühlt. Jetzt, wo Todd da ist, können wir genau<br />

das tun und wieder die Musik an den Mann bringen, nach der wir<br />

uns die ganze Zeit gesehnt haben.<br />

O: Wenn Queensrÿche ein Mensch wäre, in welcher<br />

Entwicklungsphase würde er sich gerade befinden?<br />

SR: Ganz klar: Neugeburt!<br />

O: Im Herbst geht ihr auf „Return To History“-Tour, in deren<br />

Rahmen ihr im Oktober auch nach Deutschland kommt. Worauf<br />

darf man gespannt sein?<br />

SR: Wir werden eine Unmenge an Klassikern spielen, wie Queen Of<br />

The Reich, Warning, En Force, Child Of Fire sowie Stücke von den<br />

Alben Rage For Order, Operation:Mindcrime und Empire. Im Grunde<br />

fixieren wir uns auf unsere ersten fünf Alben. Ach so, Lieder vom<br />

neuen Album sind natürlich auch dabei. Die Show wird bombastisch,<br />

voller Leben und spannungsgeladen... so wie wir eben!<br />

O: Du bist extrem zufrieden mit der Gesamtsituation, nicht wahr?<br />

SR: Es ist unglaublich schön, ganz im Ernst. Es hatte sich einfach viel<br />

zu viel Ballast angestaut, der jetzt abfällt. Wir freuen uns riesig auf die<br />

Tour und darauf, unsere Fans sozusagen umzuhauen!<br />

www.queensrycheofficial.com<br />

Nadine Ahlig<br />

Discographie (Alben):<br />

The Warning (1984)<br />

Rage For Order (1986)<br />

Operation:Mindcrime (1988)<br />

Empire (1990)<br />

Operation LIVE Crime (live, 1991)<br />

Promised Land (1994)<br />

Hear In The Now Frontier (1997)<br />

Q2k (1999)<br />

Live Evolution (live, 2001)<br />

Tribe (2003)<br />

The Art Of Live (live, 2004)<br />

Operation:Mindcrime II (2006)<br />

Mindcrime At The Moore (live, 2007)<br />

Take Cover (2007)<br />

American Soldier (2009)<br />

Dedicated To Chaos (2011)<br />

Queensrÿche (2013)<br />

Line-Up:<br />

Todd La Torre – Gesang<br />

Michael Wilton – Gitarre<br />

Parker Lundgren – Gitarre<br />

Eddie Jackson – Bass<br />

Scott Rockenfield – Schlagzeug


Spielleute feiern anders. Und wenn sieben Gesellen dieses munteren<br />

Völkchens einladen, in ihren neuesten Streich reinzuhören, darf man<br />

sicher sein, dass das kein steifes Prozedere wird. Ein ganzer Nachmittag<br />

mit Angrillen, Vorglühen und abendlichem Lagerfeuer steht auf dem<br />

Programm. Doch was kommt vor dem Vergnügen? Richtig, noch ein<br />

weiteres Vergnügen, auch wenn sich dieses offiziell als Arbeit tarnt: In<br />

Extremo präsentieren ihr noch 2013 erscheinendes Album Kunstraub.<br />

Spannend! Denn nach 18 Jahren Bandgeschichte inklusive sagenhafter<br />

Erfolgsmomente, zahlreichen musikalischen Meilensteinen und mit einer<br />

gewaltigen Fangemeinde gesegnet, werden In Extremo in dieser Stunde<br />

zeigen, ob sie ihren Rang zu verteidigen wissen. Haben sie vielleicht<br />

ungeahnte stilistische Wege beschritten? Welcher Themen haben sie sich<br />

angenommen? Wie viel Hitpotenzial steckt hinter Kunstraub?<br />

Es scheint, als seien die Naturgewalten in einen verschwörerischen Bund<br />

mit den Mittelalter Rockern getreten. Während die ganze Nation unter<br />

einer Schlechtwetterfront ächzt, erstrahlt ein winziges Fleckchen auf der<br />

Landkarte im Sonnenschein – und genau dort, in die Principal Studios<br />

bei Münster, reisen wir hin. Der Weg führt über flaches Land auf immer<br />

schmaler werdenden Straßen fernab städtischen Trubels durch eine<br />

geradezu paradiesische Landschaft, die plötzlich in einem weiten Platz<br />

mündet und den Blick auf ein Haus mit großzügigem Garten freigibt.<br />

Hier haben sich also In Extremo volle zwei Monate verbarrikadiert, um<br />

an ihrer nächsten Veröffentlichung zu feilen. Ein bisschen Lagerkoller hat<br />

sich da mitunter schon eingeschlichen, werden wir später erfahren. Aber<br />

auch wenn mal „die Fetzen flogen“, waren sich alle Beteiligten einig, dass<br />

das ein ganz gesunder Prozess sei. „Wir verbringen mit der Band ja mehr<br />

Zeit als mit unseren Familien oder Freunden“, lacht Schlagzeuger Specki<br />

T.D., „zuletzt 200 Tage im Jahr. Das ist der beste Beweis, dass wir uns alle<br />

noch grün sind.“<br />

Nun wird sich zeigen, wie grün sie der Journalistenmeute sind, die in ihr<br />

kleines Reich anrollt. Viele Fragen, viele Hände zu schütteln, und das<br />

nach zweimonatiger Abgeschiedenheit. Aber In Extremo wären nicht sie<br />

selbst, wenn sie das nicht mit Bravour meistern würden. Der Empfang ist<br />

herzlich, die Band so unprätentiös, wie man sie von ihren Live-Auftritten<br />

kennt, und die Stimmung erwartungsfreudig. Seit 2001 schwören In<br />

Extremo auf ebendiese Arbeitsstätte und ihre Produzenten. „Das sind feine<br />

Typen hier, die sind in all den Jahren auch unsere Freunde geworden“,<br />

betont Sänger Michael Rhein.<br />

Dann wird es ernst. Die große Gruppe entert das Studio, um die elf<br />

Kunstraub-Songs zu begutachten. Vorerst elf... der letzte Anwärter für<br />

das Album steht noch aus. Was also aus dem Topf der insgesamt 37 in<br />

Berlin vorproduzierten Stücke noch herausgepickt wird, bleibt eine<br />

Überraschung. Mit dem gedrückten „Play“-Knopf startet auch die<br />

Pokerfacerunde. Logisch, die Musiker studieren die Mienen der ersten<br />

„Außenstehenden“, die das neue Material vorgespielt bekommen. Diese<br />

wiederum suchen die Nervosität in den Gesichtern der Band. Doch dieses<br />

Spiel verliert sich schnell. Bereits der erste Song weiß als gut gewählter<br />

Einstieg zu packen und macht klar, dass beim Härtegrad noch einmal<br />

straff nachgezogen wurde. Als wolle man an den Vorgänger Sterneneisen<br />

anknüpfen, steht auch hier das Firmament im Mittelpunkt. Es folgt eine<br />

beeindruckende Achterbahnfahrt durch die Emotionswelten: Lebensfreude<br />

– so typisch für In Extremo – wechselt mit Vergänglichkeitsgedanken wie<br />

in Alles schon gesehen, das Liebesbekenntnis in Feuertaufe schäumt beinahe<br />

über, bei Doof kann sich keiner mehr ein Grinsen verkneifen, und bei<br />

Himmel und Hölle angekommen, gewinnt die Frage an Substanz, ob sich<br />

die Mittelalter Rocker bald mit der Titulierung „Mittelalter Metaller“<br />

anfreunden müssen. Längst wippt nicht nur Michas Arm, der (noch) eine<br />

Colaflasche hält, im Takt. Kunstraub beweist sich als auffallend textstarkes<br />

In Extremo-Werk, auf dem bei allem Wiedererkennungswert auch lustig<br />

experimentiert wird. Hier eine flimmerig-elektronische Klangfläche im<br />

Hintergrund; dort, etwa im letzten Track Die Beute, gibt Micha einen<br />

cleanen, sehr ungewohnten Gesang zum Besten.<br />

Es bleibt die Frage, was sie zu dem titelspendenden Song Kunstraub<br />

inspiriert hat... denn ein Konzeptalbum, das sich einem Thema beugt und<br />

zu einer Universallösung führt, war nie der Plan der glorreichen sieben.<br />

Geht es um das schwere Los der Musiker unserer Tage, die mit illegalen<br />

Downloads zu kämpfen haben? „Nein“, schmunzelt Micha. „Letztes Jahr<br />

gab es doch in Rotterdam diesen großen Kunstraub, der bis heute nicht<br />

aufgeklärt wurde. Genau sieben Gemälde sind damals geklaut worden. Wir<br />

haben das in den Medien genau nachverfolgt und sind darauf gekommen:<br />

Eigentlich hätten das auch wir sein können! Ja! So etwas wie der perfekte<br />

Banküberfall, wo keine Menschen zu Schaden kommen. Also, da wäre ich<br />

sofort dabei!“ Das Grinsen, das daraufhin sein Gesicht überzieht, beweist<br />

den Schalk im Nacken überdeutlich. „Weißt du, wir sind ehrlich in dem,<br />

was wir tun – aber wir sind auch Strolche!“<br />

www.inextremo.de<br />

Miriam Claus<br />

Photos: Michael Raadts<br />

100 - <strong>Orkus</strong>!


Mit Mainstream haben end of green in etwa so viel gemein wie mit wohlgemuten Liedern über die Schönheit<br />

des Lebens. Dass die Stuttgarter Hoffnungskiller ihr neues Werk The Painstream nennen, darf demnach als<br />

einzig mögliche Reaktion auf die Bitterkeit des Lebens gewertet werden: Zynismus macht es eben manchmal<br />

erst erträglich. Das wissen die frisch bei Napalm Records im Sold stehenden Dunkelrocker natürlich auch und<br />

legen ein Album vor, das Dich zuerst hinabzieht, Dir dann versöhnlich die Hand reicht, um Dich letztlich<br />

doch über die Klippe zu stoßen. Die Single Degeneration zum Beispiel ist das erste Stück ihrer Karriere, das<br />

die rockende Schlechtwetterfront in Dur geschrieben hat. Mollig ist dafür der Text – und zwar auf eine derart<br />

fies-zermürbende Weise, dass der von Gitarrist Michael Setzer kredenzte Rotwein bei der exklusiven <strong>Orkus</strong>!-<br />

Listening Session in der Kehle stecken bleibt. Von Extremen wie diesen lebt das Album... ein unablässig an<br />

den Nerven zerrender Koloss von einem Werk, das weniger denn je kategorisierbar ist und aus dem Tristesten,<br />

was Rock, Doom, Indie und Post Punk zu bieten haben, eine archetypisch grüne Suppe kocht, die vom ersten<br />

Ton des düsteren Openers Hangman’s Joke an nicht mehr loslässt.<br />

Elf Tracks werden auf dem Ende August erscheinenden Langspieler zu finden sein. Elf Tracks, die eine<br />

gestandene Band ohne Lust auf Kompromisse zeigen. Achtziger-Metal? Bitte, einfach Miss Misery anwählen und<br />

davontragen lassen. Britisch-verlorenes Post Punk-Feeling und Siebziger-Attitüde gibt es bei Chasing Ghosts,<br />

die erbarmungslos mitreißende Doom-Flut begräbt beim bedenklich intensiven Death Of The Weakender (sic!)<br />

und der unglaublichen Übernummer Home On Fire. Dazwischen rockt das Album natürlich auch mal ganz<br />

gehörig, erfrischend trendfrei, und ihrem eigenen Stil treu, beweisen end of green mit The Painstream erneut,<br />

dass sie in genau jenem schwimmen. Mainstream sollen die anderen.<br />

Aufgenommen wurde wieder in den Münchner Weltraumstudios – „und diesmal haben wir endlich einen<br />

richtig geilen Schlagzeugsound hinbekommen“, freut sich Sad Sir nach der zermürbenden, aber bewegenden<br />

Erstpräsentation. Leicht war die Studioarbeit nicht, erinnert er sich: „Michelle war total krank, als er einsingen<br />

sollte. Irgendwann mussten wir sogar abbrechen.“ Ohne dem bemützten Fronter Böses zu wollen... eventuell<br />

sollte er ab jetzt alle Alben krank einsingen. Besser als auf The Painstream klang er nämlich noch nie. Tom<br />

Waits zumindest wäre bestimmt stolz.<br />

www.endofgreen.de<br />

Björn Springorum<br />

40 - <strong>Orkus</strong>! <strong>Orkus</strong>! - 101


Berlin-Friedrichshain. Ein Stadtteil, so vielfältig wie seine Bewohner.<br />

Hier trifft man den Anzugträger an der Pizzabude, den Altpunk<br />

im wohlsortierten Bücherladen, spaziert vorbei an prachtvoll<br />

aufgehübschten Altbauten, liest die Banner der besetzten Häuser,<br />

lässt sich ein Tattoo stechen oder erwirbt auf dem Flohmarkt Oma<br />

Martas 1920er Jahre-Mantel oder Vinyl-Platten für einen Euro.<br />

Und mitten in diesem herrlichen Kiezidyll: das Kugelphone Studio,<br />

für einige Wochen musikalische Behausung von Tanzwut und<br />

Brutstätte des neuesten Werks Höllenfahrt.<br />

Der Name scheint Programm, denn ein gemächlicher Spaziergang<br />

soll es definitiv nicht werden: „Wir laden zum Gelage ein. Die Tore<br />

zur Unterwelt öffnen sich, die Fanfaren erklingen, und es ist reichlich<br />

eingedeckt – mit einer Musik, die uns in unbekannte phantastische<br />

Welten entführt und alle Hüllen fallen lässt. Der Wahnsinn kann<br />

beginnen!“, sprach’s und ergießt das musikalische Füllhorn über den<br />

neugierigen Vorabhörer.<br />

So viel lässt sich mit dem nun noch vorhandenen Restverstand sagen:<br />

Es wird... teuflisch. Ein Album in bester Tanzwut-Manier also – ein<br />

bisschen wild, dann wieder balladesk und hymnisch, ein paar Songs<br />

zum Durchdrehen, zum Tanzen, zum Nachdenken und sämtlichst<br />

geeignet, noch Stunden später im Kopf herumzuspuken. Wer dann<br />

noch dem geheimnisvollen Zauberspruch lauscht oder des Teufels<br />

bestrickende Einleitung zum Stück Gerüchte hört, könnte unter<br />

Umständen tatsächlich vorübergehend seines Verstandes verlustig<br />

gehen.<br />

Bevor dies geschieht, noch ein paar Worte des Gehörnten zu<br />

einzelnen Stationen der Höllenfahrt: „Die Freiheit ist natürlich<br />

wieder mit an Bord! Was ist sonst von Spielmännern denn anderes<br />

zu erwarten? Aber trotzdem man überall zu Hause ist, kommt es<br />

auch vor, dass man sich Heimatlos fühlt. Gut ist es, wenn man es<br />

schafft, der Gefangenschaft eines streng geordneten Lebens zu<br />

entfliehen, bevor Die letzten Tage gekommen sind. Abschiednehmen<br />

gehört da auch immer wieder dazu. Und manchmal ist ein Abschied<br />

nicht nur von kurzer Dauer, sondern auch endgültig. Dann sollte<br />

man in die Zukunft schauen, getreu dem Motto Kein Blick zurück.<br />

Der teuflischen Verführung erliegt der ein oder andere, indem er<br />

sich in einem Sog von Gerüchten verfängt.“<br />

Es wird also abwechslungsreich, musikalisch wie inhaltlich. Und wo<br />

wir gerade bei Abwechslungsreichtum und Gerüchten sind, sei noch<br />

ausgeplaudert, dass sich auch im teuflischen Gefolge etwas getan<br />

hat. Doch dazu dann an anderer Stelle mehr, und hier vielmehr der<br />

Hinweis darauf, dass Tanzwut mit den Vorabstücken Gerüchte und<br />

Der Himmel brennt zu einer kleinen Probefahrt einladen werden,<br />

bevor es im September auf große Höllenfahrt geht, auf der dann<br />

jeder... hmm... vergessen. Wahnsinn... oder?<br />

www.tanzwut.com<br />

Doreen Krase


LIGHTS<br />

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Auflage: 5.000<br />

Format: DIN A6<br />

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IXIO LIGHTS<br />

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My Release In Pain<br />

Der Albumopener und gleichzeitig die erste<br />

Single, zu der wir in dem ersten Musikerhotel<br />

Europas, dem nhow in Berlin, den Clip gedreht<br />

haben! Wir konnten uns nicht entscheiden,<br />

welches Lied wir für das erste Video nehmen<br />

sollten, und hatten fünf Kandidaten auf<br />

der Liste. Also, Leute, schreibt uns, ob die<br />

Entscheidung die richtige war! Der Song startet<br />

mit einem klassischen Lacrimas-Pianoriff. Das<br />

Thema durchdringt den ganzen Song mit einem<br />

Gefühl von, wie ich finde, „Erlösung“. Die<br />

Melodie und die Cleangitarre in der Strophe<br />

treiben unbarmherzig nach vorne. Der Song<br />

wartet mit Guest Vocals von Christopher auf.<br />

Wir wollten das unbedingt mit ihm machen,<br />

20 Jahre feiert man nicht alle Tage! Gleichzeitig<br />

ist der Song eine Ode an meine Alltime-Faves<br />

Sentenced, mein Gruß geht an Ville, ich hoffe,<br />

wir laufen uns dieses Jahr endlich mal wieder<br />

über den Weg!<br />

Antiadore<br />

Der Titeltrack mit einem sehr eingängigen<br />

Chorus, O-Ton Christopher: „Der beste Chorus,<br />

den Lacrimas je hatten!“ Das ist der Song, der<br />

aktuell in den Clubs läuft. Hoffentlich, wenn<br />

unsere Promoagentur anständige Arbeit geleistet<br />

hat, hehehe! Es geht darum, wie es ist, nicht<br />

mehr lieben zu müssen, somit spiegelt das Lied<br />

sozusagen das gesamte Album wider. Es ist nie<br />

einfach, einen Song als Titeltrack zu küren,<br />

hier lag es auf der Hand. Ich kann mich noch<br />

gut daran erinnern, als ich dieses Introriff<br />

geschrieben habe, welches fast schon Rammsteinmäßig<br />

daherkommt. Nur hatte ich lange Zeit<br />

keine passende Idee, wie es weitergehen sollte,<br />

und habe das Stück immer wieder hervorgeholt<br />

und zur Seite gelegt. Als mir dann diese Line für<br />

den Chorus, die ich eigentlich für ein anderes<br />

Stück geschrieben hatte, eingefallen war, wusste<br />

ich, der Song wird ganz besonders: auf der einen<br />

Seite kalt, fast brutal, dann wieder emotional,<br />

aber immer laut! Kann es nicht erwarten, den<br />

live zu präsentieren! Einer meiner Favoriten, weil<br />

er gekonnt zwischen den beiden Welten unserer<br />

Vergangenheit und der Gegenwart hin und her<br />

springt und trotzdem Neuerungen zulässt und<br />

zeigt, was mit Lacrimas Profundere alles möglich<br />

ist, ohne die eigene Identität zu verlieren.<br />

Reinhören ist Pflicht, Leute!<br />

What I’m Not<br />

Wieder ein unglaublich hartes Riffing am<br />

Anfang, könnte so auch auf einer Godsmack-<br />

Platte stehen, der Chorus hat für mich etwas<br />

Orientalisches. Ein sehr wichtiger Track, da<br />

wir von da an wussten, in welche Richtung<br />

das Album gehen soll. Der Song handelt, grob<br />

gesagt, von einem Typen, der mit seinem Leben<br />

nicht mehr klarkommt und vor der Realität<br />

wegläuft. Er soll eigentlich darauf aufmerksam<br />

machen, dass die Menschen mehr wagen sollen,<br />

zu sein, wer man wirklich ist. Die meisten<br />

lassen sich von außen bestimmen, anstatt dem<br />

nachzugehen, was sie innerlich spüren.<br />

All For Nothing<br />

Die beste Midtemponummer unserer „Karriere“!<br />

Wir wollten Songs schreiben, die die Zeit<br />

überdauern, und dies ist einer davon! Es beginnt<br />

superruhig, nur mit einer Phasergitarre, die in die<br />

auch komplett in clean gehaltene Strophe übergeht,<br />

bevor dich die Bridge förmlich ausknockt. Wir<br />

hatten im Studio auch Gesangsspuren für die<br />

Bridge aufgenommen, was wir aber im Endmix<br />

wieder gelassen haben, da so der Chorus einfach<br />

aus dem Nichts geschossen kommt, Rob hat hier<br />

eine gesangliche Meisterleistung dargeboten!<br />

Der Text ist eigentlich sehr klassisch. Er erzählt<br />

von einem Jungen, der merkt, dass sein Leben<br />

kurz vor dem Ende steht, es aber zunächst nicht<br />

akzeptieren oder einsehen will, dass es so ist! Dann<br />

geht er in sich und denkt an Vergangenes und wie<br />

oft er nur belogen wurde, und er geht völlig auf<br />

Abstand, driftet ab, und am Schluss ist ihm alles<br />

egal. Er hat ja auch nichts mehr zu verlieren. Ein<br />

sehr nachdenklicher Track!<br />

Dead To Me<br />

Erneut ein Song, der im Intro und C-Part an<br />

meine musikalische Vergangenheit angelehnt ist!<br />

Der C-Part erinnert an Anathema, der Anfang<br />

an guten alten Thrash Metal à la Overkill, die<br />

ich immer noch sehr verehre! Hört sich jetzt<br />

komisch an, aber durch diese wunderschöne<br />

Pianomelodie, die über dem Ganzen thront,<br />

passt das alles irgendwie zusammen und geht<br />

unglaublich nach vorne! Ein sehr harter Text über<br />

einen Typ, der sich auf eine andere Frau einlässt,<br />

dadurch alles verliert. Er versucht, sie wieder<br />

zurückzugewinnen. Sieht aber letztendlich alles<br />

ein und lässt sie schließlich in Ruhe. Vor allem die<br />

Strophe kommt irgendwie sehr Katatonia-mäßig<br />

daher! Tonys Fave der Scheibe!<br />

Abandon<br />

Der wohl härteste Anfang in der Lacrimas-<br />

History! Sozusagen. Der böse Song des Albums,<br />

auf die Fresse, fertig, los, ohne große Spielereien!<br />

Wie ein Zug, der auf dich zurast. Beginnend<br />

und mündend in einer ultraharten Strophe.<br />

An dem Chorus für den Gesang sind wir ewig<br />

gesessen, auch Ricky wollte mir da noch was<br />

liefern, jeder hatte Ideen dazu, ich bin ständig<br />

mit dem Handy rumgelaufen und hab’ dazu<br />

gesungen. Leute, das wollt Ihr nicht hören...<br />

Am Ende hatte Christopher die coolste! Hartes<br />

Gitarrenriffing trifft auf Sweet Caroline! Trotz der<br />

Grundmelancholie, die wir in jedem unserer Titel<br />

haben, hat der Song etwas Verrücktes, Frisches!<br />

Still In Need<br />

Eine Band kriegt dich oder sie kriegt dich nicht,<br />

entweder berührt sie dich, oder sie tut es eben<br />

nicht. Mit dem Song bekommen wir Euch alle!!!<br />

Versprochen! Schon immer wollte ich einen Titel<br />

schreiben, der auf einer Melodielinie aufbaut, die<br />

über den kompletten Song dasselbe Thema spielt<br />

und worauf alle anderen Instrumente aufbauen.<br />

Hört genau hin, die Melodie beginnt und ist<br />

den ganzen Song über hörbar da, nur dass eben<br />

immer mehr weitere Instrumente hinzugefügt<br />

werden und dadurch der Song komplett neue<br />

Wendungen nimmt und dich einfach mitnimmt<br />

auf diese Reise. Und das ist es doch, was Musik<br />

tun sollte, oder? Es geht um das Verlangen, das<br />

Verzehren nach der einen, seiner großen Liebe,<br />

und dass jedes schöne Gefühl auch seine Tränen<br />

hat. Sehr wahr, wie ich finde!<br />

Deny For Now<br />

Es fängt sehr futuristisch an mit dieser fast an<br />

Linkin Park erinnernden Einleitung, und plötzlich<br />

donnerst du mit Vollgas los ins Ungewisse! Wir<br />

haben hier den Ave End des neuen Jahrtausends<br />

vorliegen! Beim Schreiben haben mich Filme,<br />

Biographien, aber vor allem die Geschichte von<br />

James Dean beeinflusst. Einfach das „Jugendlicher<br />

Rebell“-Image des Typen: Nichts geschenkt<br />

bekommen und seine Habseligkeiten in zwei<br />

verschnürten Papiertüten mit sich führen! Auch<br />

hier kommt wieder dezent die Hammondorgel<br />

rein, was soll ich noch weiter schwafeln: Cooler<br />

Song, Ende der Durchsage!<br />

Head Held High<br />

Textlich ist das Robs wichtigstes Stück des<br />

Albums, es geht darum, dass, wenn wir bei<br />

104 - <strong>Orkus</strong>!


irgendetwas versagen im Leben, wir meistens vor der Versuchung<br />

stehen, frustriert aufzugeben. Aber Niederlagen gehören schließlich<br />

zu unserem Leben. Das ist, worum es in Head Held High geht: sich<br />

niemals unterkriegen lassen und einfach nur der bleiben, der man ist!<br />

Zur Musik: Ich hatte den Kontakt von Ricky Warwick über unseren<br />

Verlag auf dem Tisch liegen! Ich kann das nicht beschreiben, da ich<br />

mit seiner Band The Almighty großgeworden bin, und nun hatte ich<br />

das Angebot, zusammen mit ihm an einigen Songs zu schreiben. Wir<br />

haben vier Songs gemacht, und dieser wurde rechtzeitig fertig. Rob<br />

kam dann mit diesem Wahnsinnschorus an, und das Solo von Tony<br />

am Ende setzt noch einen drauf. Dieser Song ist Melancholie pur und,<br />

was soll ich sagen: scheiße noch mal das Beste, was ich die letzten zehn<br />

Jahre gehört habe. Punkt!<br />

My Chest<br />

Mann, der Song zieht dich runter! Nur mit cleanen Gitarren, ganz<br />

leise schleicht sich dieser Ausbruch an. Auch hier haben wir dann die<br />

Zerrgitarren noch mal lauter gedreht, sodass der Chorus dir nicht nur<br />

ein Brett, sondern eine ganze Wohnwand vor den Schädel nagelt! Ihr<br />

hört eine Band, die definitiv ihre Seele wiedergefunden hat. Der Song<br />

benötigt zwar seine Durchläufe, aber das macht für mich einen guten<br />

Song aus, das Entdecken, und wenn du dir diese Zeit genommen hast,<br />

wird dich das Stück für immer dafür belohnen! Textlich sagt wohl „I’m<br />

diggin’ my own hole“ alles! Aber es gibt ein Licht am Ende des Tunnels,<br />

es ist nur so verdammt weit weg...<br />

Remembrance Song<br />

Das Stück ist eine gute Mischung aus harten Gitarrenriffs und Emotion.<br />

Textlich geht es um die Erinnerung an eine gescheiterte Beziehung. Der<br />

Song ist sehr modern gehalten und die ideale Einstimmung für den<br />

nächsten nächtlichen Friedhofsbesuch!<br />

A Sigh<br />

Der perfekte Abschluss des Albums! Der Song läuft gerade bei<br />

mir, und ich hab’ den jetzt garantiert 250 Mal gehört, aber dieses<br />

Gänsehautgefühl, das ich bei dem Chorus habe, kommt immer wieder<br />

durch! Wer unsere Burning: A Wish-Platte oder auch My Mescaline von<br />

Filthy Notes For Frozen Hearts kennt, versteht den Track erst richtig! Er<br />

atmet die alte Zeit, Doom Metal ist angesagt und einfach nur grandios<br />

von Rob dargebracht. Was soll ich noch sagen, hört sich jetzt wohl auch<br />

doof an, aber wir haben drei Jahre in jeder freien Minute an der Platte<br />

gearbeitet und von diesem Ergebnis geträumt. Eine Art persönliches<br />

„Best Of“-Album aus 20 Jahren Lacrimas. Auf die nächsten 20! Prost!<br />

Words (Bonus)<br />

Unsere Hommage an die guten alten Sisters oder auch The Cult! Da<br />

hätte nur noch ein Gast gefehlt, und wenn wir mehr Zeit im Studio<br />

gehabt hätten, hätte ich Jyrki auch angerufen! Cooler Rocker.<br />

Doomed And Unarmed (Bonus)<br />

Der Song war so ’ne Idee von mir, nachdem ich... Okay, das hört man<br />

jetzt so gar nicht raus, aber irgendwie hat mich die Scheibe von Times<br />

of Grace dazu inspiriert! Dominik hatte sich sofort in das Stück verliebt,<br />

aber wir mussten Ewigkeiten an dem Chorus feilen, bis auch wir das<br />

in dem Song gesehen haben, was Dominik sofort bewusst war! Ich bin<br />

mir sicher, ich hab’ Rob zur Verzweiflung getrieben, bis er plötzlich<br />

mit dieser Idee ankam, und mit jeder neuen Stimme auf dem Chorus<br />

wurde der Song größer. Da war mir klar, das Ding könnte uns ganz weit<br />

bringen. Trotzdem haben wir uns entschieden, den Track erst mal „nur“<br />

als Bonus zu veröffentlichen. Jetzt hab’ ich viel erzählt, wie ein Politiker.<br />

Ohne aber auf den Punkt zu kommen, also hier: Ein ruhiger, fast schon<br />

poppiger Song. Aber mit großer Tiefe und ehrlichen Gefühlen!<br />

A New Scar (iTunes- und Vinyl-Bonus)<br />

Ein Song, der mir sehr am Herzen liegt. Bereits vor der letzten<br />

Platte hatte ich dieses Achtziger Jahre-Rockriff, das sozusagen meine<br />

Huldigung an Bands wie Mötley Crüe oder Backyard Babies darstellt.<br />

Leider fehlte immer das gewisse Etwas, und ich musste mich der<br />

Mehrheit beugen. Die hatte am Ende auch recht, der Song war vor<br />

drei Jahren noch nicht so weit! Nun hab’ ich, wie schon vor drei Jahren,<br />

nicht lockergelassen und am Ende alle, über unseren Produzenten<br />

Corni, meine Bandmitglieder und selbst Tue Madsen überzeugt! Diese<br />

dreckige Hammondorgel, die alles unter sich platt macht, lässt den<br />

Geist von Jon Lord aufleben! Liebe Grüße an dieser Stelle übrigens<br />

an Mattn Machwitz ins Weltraumstudio: super Job, geiler Rocksong!<br />

Kim Ljung<br />

Allgemein: Gemälde oder Photographie?<br />

Oh, das kommt ganz auf den Künstler an. Ich liebe Photographie und besitze eine Menge<br />

Bücher, speziell mit Schwarzweißserien. Seht Euch die „Bubble“-Reihe von Sokolsky<br />

aus den Sechzigern an. Unschlagbar. Wenn ich mich aber zu Hause umschaue – überall<br />

Gemälde. Ich liebe besonders die Dreißiger, Vierziger und Fünfziger, davon haben wir sehr<br />

viel. Ich bin auch ein großer Rothko-Fan, ich liebe seinen repetitiven, minimalistischen<br />

Stil. Als ich jünger war, hatte ich viele verschiedene Phasen: Picasso, Rembrandt, Frans<br />

Widerberg, Edvard Munch et cetera. Ich hätte gerne selbst gemalt. Doch ich glaube, das<br />

ist sogar noch selbstzerstörerischer, als Musik zu machen.<br />

Dein Lieblingsbild ist...?<br />

Vielleicht Leonardo da Vincis Bildnis eines Musikers. Einfach, weil ich eine riesige Kopie<br />

davon in einem goldenen Rahmen im Schlafzimmer meiner alten Wohnung hängen hatte.<br />

Die ist abgebrannt, und ich habe so ziemlich alles verloren, was ich damals besaß. Mein<br />

Bild habe ich schließlich in Mailand wiedergesehen. Im Museum. Ich erinnere mich, dass<br />

das Original viel kleiner war als mein Poster. Es ist nicht das größte Werk aller Zeiten.<br />

Aber für mich ist es ein bisschen was Besonderes.<br />

Ein Akt von dir, Gemälde oder Photographie?<br />

Ich denke, ein Photo in Schwarzweiß. Nicht Peter Steele-Style. Dunkelromantischer, mit<br />

ein paar stilistischen Ecken und Kanten. Ein Gemälde wäre eventuell schmeichelhafter...<br />

Wenn ich mir aussuchen dürfte, dass der norwegische Künstler Odd Nerdrum die Sache<br />

in Angriff nimmt, dann auf jeden Fall!<br />

Von wem hättest du gerne ein Aktbild?<br />

Von meiner Frau. Aber sie würde es mich niemals aufhängen lassen.<br />

Wann hast du zum ersten Mal ein Bild mit einer nackten Person<br />

gesehen?<br />

Ich bin als Kind mal über ein auf der Straße liegendes Pornomagazin gestolpert. Es hat<br />

solch tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich es mit heimnahm und versteckte.<br />

Meine Großmutter hat’s gefunden, jedoch kein Wort darüber verloren. Trotzdem ganz<br />

schön peinlich...<br />

Mit welchem Land verbindest du Fernweh?<br />

Japan fehlt mir. Das Dunkel und das Licht dieses faszinierenden Ortes. Tut irgendwie<br />

weh, dass Zeromancer dort noch nie gespielt haben.<br />

Bist du mit deiner Nationalität zufrieden?<br />

Aber sicher. Norwegen ist ein verdammtes Paradies.<br />

Für welche drei Beispiele steht deine Nationalität?<br />

Fjorde, hübsche Mädchen und Skifahren.<br />

Wenn du dir eine andere Nationalität aussuchen könntest, welche<br />

wäre dies und warum?<br />

Ich habe wohl einen US-Fetisch. Ist so eine Art Hassliebegeschichte. Einerseits echt<br />

kaputt, andererseits bleibt es doch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.<br />

Wann wird es ein europäisches „Wir“-Gefühl geben?<br />

Ich bin Norweger, wir sind ja noch nicht mal in der EU. Wenn ein Land wie das frühere<br />

Jugoslawien es nicht schafft, alles zusammenzuhalten, dann finde ich das in noch<br />

größerem Rahmen unmöglich. Man braucht nur eine einzige Grenze zu überqueren und<br />

sieht schon, wie unterschiedlich dort alles läuft. Keine Chance!<br />

Warum gibt es Streit – im Kleinen wie im Großen?<br />

Aus Mangel an Verständnis, Empathie und Respekt. Schaut nach Syrien. Wahnsinn.<br />

Gewisse Machthaber leben in einer nicht realen Welt und glauben von sich selbst, heilig<br />

zu sein. Mein Vorschlag: Hört Euch Frankie Goes To Hollywood an. Entspannt Euch!<br />

Was machst du, damit unsere Welt eine bessere wird?<br />

Gute Frage. Einen kleinen Betrag für ein Kind nach Afrika zu schicken, zählt nicht. Ich<br />

glaube, es geht eher darum, meine Kinder auf eine bestimmte Weise zu erziehen und<br />

ihnen zu vermitteln, was ich für richtig halte. Ich versuche auch, eine optimistische und<br />

positive Einstellung zu wahren. Meine Texte spiegeln das nicht unbedingt wider, da spielt<br />

mir meine Migräne oft Streiche. Ich bin ein glückliches Kind, das Schwarz trägt.


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

was haben Richard Wagner und das 22. Wave Gotik Treffen<br />

gemeinsam? Rein musikalisch finden sich hier nur recht<br />

wenig Schnittpunkte, doch eines eint beide in diesem Jahr:<br />

Pfingsten in Leipzig. Während die einen den 200. Geburtstag<br />

des Klassikmaestros feierten, zelebrierten die anderen ihre<br />

jährliche Zusammenkunft, blickten aber immer wieder<br />

über den Tellerrand hinaus, gehören doch Veranstaltungen<br />

in der Oper, dem Gewandhaus oder diversen Museen<br />

zum festen Programm. Auch 2013 erfreuten wir uns mit<br />

SzenegängerInnen aus aller Welt an Konzerten, die von<br />

nostalgischem Wave und Post Punk über Electro Pop oder<br />

Mittelalter-Klänge bis hin zu düsterem Metal alles zu bieten<br />

hatten, was das Herz begehrt, ohne das Wesentliche aus den<br />

Augen zu verlieren... das Miteinander. „Ihr seid das WGT!“,<br />

wurden wir Fans vor dem Auftritt von Das Ich in der agra<br />

ermutigt. Und ja, wir waren das Wave Gotik Treffen – dieses<br />

schwarze seidige Band, welches sich aufregend und gelassen<br />

zugleich zu Pfingsten um Leipzig schmiegt. Hast Du es auch<br />

gespürt?<br />

Tanja Pannwitz<br />

Texte:<br />

(NA) – Nadine Ahlig<br />

(LA) – Lydia Aufschlager<br />

(MG) – Michael Gamon<br />

(TP) – Tanja Pannwitz<br />

(AS) – Axel Schön<br />

Photos:<br />

MG – Michael Gamon (www.sparklingphotos.de)<br />

AH – Axel Heyder (www.axelheyder.de)<br />

CK – Christin Kersten (www.fotostern.com)<br />

FR – Fabian Ritter (www.artefaktum-werbetechnik.de)<br />

JS – Johannes Sadlers (www.johannes-sadlers.de)<br />

CS – Claudia Schöne (www.guiding-light.de)<br />

106 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: MG


Photos: AH<br />

Freitag, 17.05.<br />

Clara-Zetkin-Park<br />

15.00 Uhr<br />

Wie erwartet, ist das Viktorianische Picknick auch beim<br />

diesjährigen WGT ein erster Anlaufpunkt, um stilvoll, träumerisch<br />

und gemütlich in das musikalisch ansprechende Pfingstwochenende zu<br />

starten. Der Kontrast zwischen schwarzen Seelen und sattem Blattgrün<br />

lockt schon lange nicht nur Szeneinsider auf die Grünflächen des Clara-<br />

Zetkin-Parks, sondern vermehrt auch die weltoffenen BürgerInnen<br />

Leipzigs. Hier und da dürfen wir eintauchen in eine verspielte, düster<br />

angehauchte Vielfalt, die uns mit dem Gemüt der Romantik, Gotik<br />

und viktorianischen Epoche aus dem Hier und Jetzt reißt und uns eine<br />

Zeitreise im Geiste ermöglicht. Dabei scheuen die AkteurInnen weder<br />

Kosten noch Mühen. Pompöse Gewänder mit großer Liebe zum Detail,<br />

spontane musikalische Darbietungen auf Streichinstrumenten sowie<br />

eine Parkhochzeit mit echten Hochzeitstauben sind genauso Blickfang<br />

wie die zu Boden sitzenden Herrschaften, die sich an Speis und Trank<br />

aus edlem Service und stilechten Kelchen laben. (TP)<br />

Photos: CS<br />

<strong>Orkus</strong>! - 107


Letzte Instanz • AH<br />

agra<br />

18.00 Uhr<br />

Die Tore der agra-Halle werden dieses Jahr von Letzte<br />

Instanz geöffnet, die mit ihrer Trilogie, bestehend aus<br />

Schuldig, Heilig und Ewig, im Gepäck für ausdrucksstarke<br />

gotische Freudentänze sorgen. Die anfänglichen<br />

Technikprobleme tun hierbei keinen Abbruch – gibt<br />

es doch keinen besseren Anlass für den „Und nur<br />

die Männer! Und jetzt nur die Frauen!!!“-Klassiker.<br />

Metliebhaber, Frackträger und barbusige Engelsgeschöpfe<br />

versammeln sich, um in friedlich-geselliger Runde das<br />

15-jährige Bandjubiläum mit Klassikern wie Flucht ins<br />

Glück, Finsternis oder Dein Licht zu feiern. Aus diesem<br />

Anlass verrät Holly schmunzelnd seine ursprüngliche<br />

108 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: JS


Das Ich • AH<br />

Motivation, Musiker zu werden. Er wollte sich mit<br />

seinem Erfolg bei Sängerin Nena rächen, die niemals<br />

seine süßen Liebesbriefe beantwortet hatte. Fazit: Ganz<br />

gleich ob für die musikalischen Eröffnungsspiele oder<br />

eine humorvolle Untermalung... einig sind sich wohl<br />

alle, dass die Letzte Instanz immer eine vorzügliche<br />

Wahl ist! (NA)<br />

19.25 Uhr<br />

„Herzlich willkommen zum 20. WGT!“, begrüßt das<br />

Moderatorenteam die Fans und Freunde von Das Ich.<br />

Moment mal – das diesjährige Wave Gotik Treffen<br />

ist doch bereits das 22.? Richtig! Der Zeitsprung<br />

hat aber seine Berechtigung in der Tatsache, dass<br />

vor genau zwei Jahren zum 20. Jubiläum der Szene-<br />

Zusammenkunft beim Auftritt von Das Ich auf den<br />

charismatischen Fronter Stefan Ackermann verzichtet<br />

werden musste. Nach langem Bangen und Ausharren<br />

in der Ungewissheit steht der damals erkrankte Genius,<br />

dessen Leben auf der Kippe stand, heute wieder neben<br />

seinem Kollegen Bruno Kramm auf der Bühne. Was<br />

für bewegende Momente, die Fans und Band hier<br />

gemeinsam zelebrieren! Bei allem, was hinter der<br />

tapferen Kämpfernatur Stefan und seinem Umfeld liegt,<br />

ist es kein Wunder, dass bestimmte Stücke mittlerweile<br />

eine ganz andere Bedeutung bekommen und auch<br />

Klassiker wie Gottes Tod mit einem Beigeschmack<br />

wahrgenommen werden. Auch wenn Stefan noch etwas<br />

schwach und kraftlos wirkt, merkt und hört man ihm<br />

an, dass die Musik und die Fans sein Lebenselixier sind.<br />

Letztere bringen deutlich und lautstark zum Ausdruck,<br />

wie sehr sie hinter der Band stehen, mitgelitten haben<br />

und heute eine zweite Geburt feiern. Überwältigender<br />

hätte die Rückkehr ins Leben wohl kaum ausfallen<br />

können! (TP)<br />

21.00 Uhr<br />

Nichts anbrennen lassen danach The 69 Eyes. Mit<br />

gewohnt lässig-rotziger Attitüde fackeln die Finnen<br />

auch heute nicht lange. Jyrki – in kecker Weste und<br />

Schlips – schwingt sich mit lasziven Hüftschwüngen<br />

direkt in die Frauenherzen und wird dafür mit<br />

einigen sexy Unterhöschen belohnt. Dass der Erfolg<br />

in Amerika auf sich warten ließ, dürfte die Fans<br />

hierzulande recht freudig stimmen. Denn Hand aufs<br />

Herz: Was die flotten Männer in den letzten Jahren an<br />

Pfeffer eingebüßt haben, schmieren sie sich – zurück<br />

in unseren Regionen – erneut aufs Leder. Hits wie<br />

Brandon Lee, Wasting The Dawn, Framed in Blood<br />

oder Stolen Season (Tränenalarm!) sorgen für helle<br />

Aufregung, da darf Jyrki sogar das Mikrophon aus der<br />

Hand fallen. Einziges Manko: Auf die Setlist haben<br />

es leider nur zwei Songs vom aktuellen und überaus<br />

starken Album X geschafft. Beim nächsten Mal mehr<br />

davon. Kiitos! (NA)<br />

Das Ich • AH<br />

The 69 Eyes • AH<br />

Photos: JS


Abney Park • CK<br />

22.40 Uhr<br />

Vorgestellt werden uns die Amerikaner Abney Park<br />

als Begründer des Steampunk. Sie sollen uns nun in eine<br />

Zeit entführen, die es so nie gegeben hat. Dass das halbe<br />

Publikum noch nie von der Truppe gehört hat, ist nur ein<br />

Grund mehr, um uns mit Vollgas mit ihrer Kombination aus<br />

Electro Pop, Alternative Rock und Folk-angehauchtem Post<br />

Industrial zu imponieren. Die seit 1997 aktiven Jungs und<br />

Mädels versprühen eine unfassbar mitreißende Energie, die<br />

trotz später Stunde einen Großteil des Publikums in ihren<br />

Bann ziehen kann, welches nach anfänglich unsicherem<br />

Zögern unverkennbar begeistert ist. Auch wenn sich<br />

BesucherInnen mit auffälligen Steampunk-Kostümierungen<br />

leider in Grenzen halten, galoppiert hier und dort, passend<br />

zur Stimmung, ein Reiter durch die Menge. Fazit: Abney<br />

Park dürfen auf alle Fälle gerne wiederkommen! (NA)<br />

And One • CS<br />

01.00 Uhr<br />

Trotz strömenden Regens, der ja bekanntlich die hohen<br />

Frisuren in Gefahr bringt, sind zahlreiche BesucherInnen der<br />

Einladung von And One gefolgt, mit ihnen gemeinsam<br />

den ersten offiziellen Tag des WGT ausklingen zu lassen.<br />

Viele sind erschöpft, einige schlafen sogar schon im Schutze<br />

ihres Freundeskreises. Während der langen Stunde vor dem<br />

„Mitternachts-Spezial“ (warum es diesen Namen trägt und<br />

doch erst um ein Uhr beginnt, ist uns ein Rätsel) und dem<br />

als schier endlos empfundenen Soundcheck macht sich nach<br />

und nach Unmut breit. Pfiffe ertönen aus der Menge. Dies ist<br />

wahrlich nicht die Tageszeit der Geduld... All die negativen<br />

Stimmungen werden allerdings bereits nach ein paar Minuten<br />

Verspätung mit den ersten von And One gespielten Takten<br />

zerstreut, die in der folgenden Stunde Klassiker wie Back<br />

Home, Wasted oder auch ein Personal Jesus-Cover zum Besten<br />

geben. Gut gelaunt, adrett im Anzug und mit einer überaus<br />

eleganten Moderation führt Steve Naghavi durch den Abend.<br />

Und was sich schon während der ersten Songs zusammen mit<br />

dem frenetischen Applaus der Fans andeutete, ist zum Ende<br />

des Konzertes hin Gewissheit geworden: das Warten hat sich<br />

auf alle Fälle gelohnt. (LA)<br />

Kohlrabizirkus<br />

19.50 Uhr<br />

Füllten die Fans von POKéMON REAKTOR, die ganz<br />

offensichtlich noch als Geheimtipp gehandelt werden, nur<br />

einen kleineren Teil des Kohlrabizirkus aus, so ist das bei<br />

Decoded Feedback deutlich anders. Die Halle ist voll.<br />

Und das ist für Freitag um diese Uhrzeit wohl nicht nur ein<br />

großes Kompliment, sondern auch ein Beweis für Decoded<br />

Feedbacks Qualitäten als Live-Band. Die wenigsten Projekte,<br />

die aus einer Person am Mikro und einer an den Keyboards<br />

bestehen, sind nicht nur ein akustischer, sondern auch ein<br />

optischer Genuss. Marco Biagiotti und Yone Dudas jedoch<br />

sind tolle Performer. Besonders Yones grazile Bewegungen<br />

am Keyboard zu verfolgen, macht großen Spaß. Da hätte<br />

es die anscheinend inzwischen zum guten Ton gehörenden<br />

aufwändigen Projektionen im Hintergrund gar nicht<br />

Photos: JS


Decoded Feedback • CS<br />

In Strict Confidence • CS<br />

Bruderschaft • CS<br />

Bruderschaft • CS<br />

Bruderschaft • CS<br />

In Strict Confidence • CS<br />

gebraucht. Das Publikum hätte Decoded Feedback garantiert auch ohne<br />

ordentlich gefeiert. (LA)<br />

21.20 Uhr<br />

Man darf Bruderschaft getrost als einen legendären<br />

Zusammenschluss vieler hochkarätiger Musiker aus dem Electro-Bereich<br />

bezeichnen. Attraktiver und lobenswerter wird das Ganze noch dadurch,<br />

dass die Band ihren Erlös der Krebsforschung spendet. Es ist deswegen<br />

wohl wenig verwunderlich, dass die Halle nach Decoded Feedback nicht<br />

leerer wird. Viele sind gekommen, um die exklusive Europapremiere der<br />

Bruderschaft zu erleben. Leider ist die Stimme von Sänger Daniel mehr<br />

als nur angeschlagen. Das ist deutlich zu hören, und er entschuldigt sich<br />

mehrmals dafür. Die Fans sehen es gelassen und unterstützen die Band,<br />

ganz besonders Daniel, mit viel Applaus und Jubel. Leider versagt seine<br />

Stimme letztendlich völlig, und das Konzert kommt zu einem für alle<br />

Beteiligten recht unerwarteten Ende. Gerade deshalb ist zu erwähnen,<br />

dass es toll ist, zu sehen, wie gern BesucherInnen des WGT bereit sind,<br />

ihren Lieblingskünstlern auch in solchen Situationen zur Seite zu stehen.<br />

Es ist besonders ihnen zu verdanken, dass dieses Konzert trotz allem ein<br />

schönes Erlebnis werden konnte. (LA)<br />

22.50 Uhr<br />

Wer glaubte, dass es bis jetzt im Kohlrabizirkus eng war, wird bei In<br />

Strict Confidence eines Besseren belehrt. Mit diesen MusikerInnen<br />

nehmen Talent, Spielfreude, Entspanntheit und eine schier alles<br />

überstrahlende Herzlichkeit für KollegInnen und Fans die Bühne ein,<br />

was nach und nach immer mehr Leute von draußen in die Halle lockt.<br />

Musikalisch einwandfrei, spielen die Damen und Herren ein Programm,<br />

das alle mitreißt. Mit sauberem Sound, einer tollen Performance und<br />

glasklarem Gesang (besonders bewundernswert dabei: Nina de Lianin<br />

im Korsett) wird hier eine Show dargeboten, die wohl so schnell kein Fan<br />

vergessen wird. Alle, die mit In Strict Confidence sympathisieren und<br />

das Konzert aus irgendwelchen Gründen verpasst haben, sollten sie sich<br />

für die Zukunft auf jeden Fall vormerken. Es lohnt sich! (LA)<br />

Photos: JS<br />

<strong>Orkus</strong>! - 111


Samstag, 18.05.<br />

Heidnisches Dorf<br />

Coppelius • MG<br />

18.30 Uhr<br />

Das Heidnische Dorf ist und war schon immer ein beliebter<br />

Anlaufpunkt, doch der Anblick, der sich vor dem Auftritt der<br />

unterhaltsamen Coppelianer bietet, sucht wirklich seinesgleichen.<br />

Die feierwütige Gemeinde kuschelt im überfüllten Dörfchen<br />

vor der Bühne, während Coppelius eine Show für Augen und<br />

Ohren liefern. Wie gewohnt, hat sich die Berliner Combo für<br />

ihre AnhängerInnen in Schale geworfen und weiß von edelster<br />

Gewandung bis hin zum Zylinder einiges zu bieten. Musikalisch<br />

liefern die Jungs einen ansprechenden Mix aus rockigen Klängen, die<br />

auf exklusiven Instrumenten wie Kontrabass, Cello und Klarinette<br />

daherkommen. Die ausgelassene Stimmung ist vorprogrammiert,<br />

zeigt sich in wildem Crowdsurfing, tollen Choreographien und einer<br />

feiernden Menge, deren Laune bei Songs wie I Get Used To It oder<br />

Risiko schnell den Siedepunkt erreicht. (TP)<br />

Velvet Acid Christ • MG<br />

Suicide Commando • MG<br />

Suicide Commando • MG<br />

agra<br />

19.35 Uhr<br />

Velvet Acid Christ scheint für einige WGT-BesucherInnen<br />

absolutes Pflichtprogramm zu sein. Die agra füllt sich zunächst<br />

eher gemächlich, was jedoch angesichts einer viertelstündigen<br />

Verzögerung nur bedingt auffällt. Zu Showbeginn stehen<br />

ausreichend InteressentInnen und Fans vor der Bühne, um dem für<br />

dieses Jahr einzigen exklusiven Europakonzert der US-Amerikaner<br />

beizuwohnen. Ein freudiges „Hello Cleveland!“ von Fronter Bryan<br />

Erickson sorgt erst einmal für Verwirrung beim erwartungsvollen<br />

Publikum. Der Kracher Pretty Toy besänftigt die Gemüter aber<br />

wieder und führt dazu, dass einige ihre Gliedmaßen in Bewegung<br />

setzen. Auch der geschminkte Herr in schwarzer Lederkutte lässt<br />

es sich nicht nehmen, noch den kleinsten Winkel der Bühne<br />

auszukundschaften, brüllt zu Songs wie Futile oder Phucking Phreak<br />

laut ins Mikrophon und taumelt irgendwo zwischen Wahn und<br />

Realität. Alles nur Show? Man wird es wohl nicht erfahren. (TP)<br />

21.05 Uhr<br />

Laut tönende Sirenen locken mehr und mehr ZuschauerInnen, die<br />

sich auf eine Darbietung der besonderen Art freuen, in die große<br />

agra-Halle. Die eingängigen Electro-Klänge werden immer lauter,<br />

fangen an, den Körper zu durchbohren. Kurz vor dem Zerreißen des<br />

Spannungsbogens springt Suicide Commando-Mastermind<br />

Johan Van Roy auf die Bühne und schafft es, die gebündelte<br />

Energie der Menge für sich zu nutzen und in seine grandiose<br />

Show einzubauen. Wie es sich für eine gelungene Performance<br />

des belgischen Electro Industrial-Projekts gehört, lebt das Ganze<br />

vor allem von der dynamischen Art des begnadeten Künstlers, den<br />

untermalenden Leinwandprojektionen und einer guten Portion<br />

an sagenhaften Sounds. Was dieses Mal jedoch anders ist, ist<br />

die Auswahl der Stücke. Präsentiert werden statt der bekannten<br />

Clubhymnen, die jede/r der Anwesenden runterbeten kann, ältere<br />

Nummern wie Traumatize, Save Me oder See You In Hell, welche die<br />

hungrige Electro-Meute nur so in sich aufsaugt. Eine unvergessliche<br />

Retrospektive! (TP)<br />

Photos: JS


IAMX • CS IAMX • CS IAMX • CS<br />

Leæther Strip • CS<br />

IAMX • CS<br />

IAMX • CS<br />

22.55 Uhr<br />

Claus Larsen, vom Veranstalter als „Godfather des EBM“<br />

angekündigt, ist ein ziemlich regelmäßiger Gast auf dem<br />

WGT, und das zu Recht: Die agra-Halle ist fast vollständig<br />

gefüllt. Die Stimmung ist jedoch im unmittelbaren Vergleich<br />

zu Suicide Commando zu Beginn etwas verhalten. Doch<br />

nach nur ein paar Songs ist die gediegene Atmosphäre wie<br />

weggeblasen. Zu verdanken ist das Herrn Larsen selbst. Der<br />

ist sichtlich gut gelaunt, scheint eine schier endlos wirkende<br />

Power in sich zu haben und hüpft auf der Bühne herum wie<br />

Rumpelstilzchen. Diese Feierlust überträgt sich nach und<br />

nach auf seine Fans, und die Halle verwandelt sich in eine<br />

riesige Party, bei der Larsen zu einem von allen leidenschaftlich<br />

gefeierten Gastgeber wird. Trotzdem müssen Leæther<br />

Strip und Publikum auf eine Zugabe verzichten. Die Zeit<br />

drängt... (LA)<br />

01.00 Uhr<br />

IAMX – ein Gesamtkunstwerk, bei dem einfach alles stimmt. Und eine solche Show<br />

in kurze Worte zu fassen, kommt einem Frevel gleich. Ist es also wirklich wichtig, zu<br />

erwähnen, dass Chris Corner in charmantem Deutsch moderiert und er genauso<br />

wie Janine Gezang trotz einer enormen Bühnenpräsenz und Unbezähmbarkeit eine<br />

zerbrechliche Liebenswürdigkeit ausstrahlt? Ist es wichtig, zu erwähnen, dass die Songs<br />

Animal Impulses, Kiss and Swallow, The Unified Field und Tear Garden gespielt werden<br />

und unter den Zugaben I Come with Knives ist? Wohl kaum. Wichtig zu berichten scheint<br />

nur Folgendes: Das ist die wohl aufwändigste, qualitativ hochwertigste, künstlerisch<br />

anspruchsvollste, leidenschaftlichste und in sich stimmigste Show auf dem diesjährigen<br />

WGT. Was wir hier erleben, ist ein grotesker, hochemotionaler Zirkus von solcher<br />

Intensität, dass sie teilweise beängstigende, ja gar besorgniserregende Züge annimmt<br />

und zu Tränen rührt. Ein Konzert, nein: ein Inferno aus Klang, Licht und Rauch, das<br />

uneingeschränkt in seinen Bann zieht. Ein Konzert, das sich wohl in zahllose Herzen<br />

einbrennen und damit unvergesslich machen wird. (LA)<br />

Photos: JS<br />

<strong>Orkus</strong>! - 113


The Vision Bleak • AH<br />

The Vision Bleak • AH<br />

The Vision Bleak • AH<br />

Paradise Lost • AH<br />

The Vision Bleak • AH<br />

The Vision Bleak • AH<br />

Kohlrabizirkus<br />

19.40 Uhr<br />

In den Gruselwald entführen uns die Horror Metaller von The Vision Bleak,<br />

und getaucht in grünes Bühnenlicht, sehen die finsteren Mannen aus wie fiese<br />

Kobolde. Mit The Night Of The Living Dead, Wolfmoon oder A Romance with a<br />

Grave verbreitet sich im gemütlichen Kohlrabizirkus eine erschreckend schöne<br />

Atmosphäre, die in brennende Nackenschmerzen übergeht – kann die Truppe<br />

doch mit wuchtigen Beats und fetten Melodien überzeugen. Dramatischer<br />

Grundton hüllt sich in düsteres Soundgewand. Auch wenn der Zirkus nicht bis<br />

obenhin gefüllt ist, das vorhandene Publikum ergötzt sich an der aufkommenden<br />

Gänsehaut, welcher sich im Übrigen auch The Other-Frontmann Rod Usher<br />

nicht entziehen kann und fleißig für den einen oder anderen Schnappschuss<br />

herhält. Gruselparadies für jeden Metaller! (NA)<br />

22.40 Uhr<br />

Während Bonnie Tyler England beim Eurovision Song Contest zum Sieg<br />

(wahlweise auch Rang 19) trällert, fährt das Metallerherz im Kohlrabizirkus bei<br />

Paradise Lost weiterhin Karussell... da stören auch die obligatorischen 20<br />

Minuten Verspätung nicht. Mit adäquater Laune entführt uns Nick Holmes<br />

heute mit Soul Courageous auf einen Trip durch die Zeit: „Let’s party like it<br />

was 1999!“ Stücke des aktuellen Werks Tragic Idol sowie besonders emotionale<br />

Gassenhauer wie das betörende One Second oder Erased kommen aber natürlich<br />

wie immer nicht zu kurz, und so verwandelt sich der Zirkus zum letzten Mal<br />

an diesem Tage in eine düstere Hülle, die sich mit beständigem und ehrlichem<br />

Gothic Metal füllt. Wessen Gefühlswelt wird von diesen herzergreifenden<br />

Melodien und melancholischen Lyrics nicht ordentlich durcheinandergerüttelt?<br />

Daumen hoch!!! (NA)<br />

114 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: JS


Patrick Wolf • MG<br />

Skeletal Family • MG<br />

end of green • CK<br />

Bloody Dead and Sexy • JS<br />

Werk II<br />

19.30 Uhr<br />

Gespannte Erwartung, als das Intro für den Auftritt von Bloody Dead<br />

and Sexy erklingt. Mit neuem Album im Gepäck, entert die Band das<br />

Werk II. Sänger Rosa Iahn beweist an diesem Abend einmal mehr sein<br />

stimmliches und schauspielerisches Können, tanzt und springt über die<br />

Bühne, gestikuliert, kokettiert und bedankt sich bei seinem Publikum für<br />

die Anwesenheit trotz des vielfältigen Parallelangebotes auf dem WGT.<br />

Der erste Gastmusiker kommt ins Spiel: Jon von Merciful Nuns verleiht<br />

den Stücken von Bloody Dead and Sexy zusätzliche Gitarrenpower.<br />

Ausgelassene Stimmung bei neuen Liedern genauso wie bei bewährten<br />

Hits. Schließlich betritt Gitane Demone das Geschehen, intoniert<br />

gemeinsam mit Rosa Plastic Night Sky. Im blau durchleuchtenden Nebel<br />

verklingen schließlich die letzten Töne des intensiven, bedrückenden<br />

Songs, und die Musiker verlassen unter großem Applaus die Bühne. (AS)<br />

22.20 Uhr<br />

Es ist tatsächlich geschehen: Skeletal Family sind einmal mehr<br />

wiedervereint. Entsprechend groß das Interesse an diesem Abend – die<br />

Halle A ist proppenvoll. Und die Family enttäuscht nicht. Obwohl<br />

Anne-Marie Hurst und ihre Jungs seit mehr als 30 Jahren auf die<br />

unterschiedlichste Weise die Gothic-Szene bereichern, rockt die Band den<br />

Saal mit mehr Power und Dynamik, als man das bei so mancher Jungband<br />

sieht. Die Freude am Auftritt springt rasch von der Bühne ins ausgelassen<br />

tanzende und singende Publikum, das mit vielen wohlbekannten Stücken<br />

und der Information über ein gerade entstehendes neues Album verwöhnt<br />

wird. Am Ende sind sich alle einig: Skeletal Family bilden mit ihrem Gig<br />

den gelungenen Höhepunkt eines guten Konzerttages im Werk II. (AS)<br />

Volkspalast<br />

14.50 Uhr<br />

Der Ärger über 50 Minuten Verzögerung ist schnell verflogen, als<br />

Patrick Wolf sich ans Piano setzt und seine Stimme erstmals die<br />

Kuppelhalle durchdringt. Anders als seine Violinistin, wechselt er beim<br />

rein akustischen Set beizeiten sein Instrument, niemals würde er aber wohl<br />

jene beeindruckende Stimme eintauschen, die in dem leicht hallenden<br />

Kuppelbau so toll zur Geltung kommt. Das Publikum lauscht andächtig und<br />

applaudiert nur zwischen den Songs, dann sind auch Liebesbekundungen<br />

zum Künstler hörbar. Er habe ein spezielles WGT-Programm um Themen<br />

wie „Leid“, „Traurigkeit“ und „Selbstmord“ zusammengestellt, wirkt sehr<br />

sympathisch und sucht zunehmend den Kontakt zu den Fans. Ganz groß,<br />

wie er uns die traurige Hintergrundgeschichte von Damaris um den Tod<br />

an gebrochenem Herzen emotional näherbringt und ein verzaubertes<br />

Publikum zurücklässt. (MG)<br />

116 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: AH


Lord Of The Lost • CK<br />

Sonntag, 19.05.<br />

agra<br />

17.00 Uhr<br />

Lange dauert es nicht, bis sich die agra-Halle in<br />

einen nach Sex brüllenden Chor verwandelt. Schuld<br />

daran ist Lord Of The Lost-Fronter Chris<br />

Harms, der heute eine Extraportion Coolness im<br />

Frühstücksmüsli hatte. So verwundert es niemanden,<br />

dass es nach dem zweiminütigen Intro nur wenige<br />

Minuten dauert, bis sich die Location beträchtlich<br />

gefüllt hat! Die Hamburger beeindrucken mit einer<br />

Ausnahmebühnenpräsenz, der man sich nur schwer<br />

entziehen kann. Neben all den optischen Reizen<br />

gibt es aber auch, beispielsweise mit Break Your<br />

Heart oder Black Lolita, energetische und vor allem<br />

einschüssige Musik auf die Ohren, welche besonders<br />

durch stimmliche Vielfalt glänzen kann. In feuchte<br />

Mädchenträume katapultiert sich Chris allerdings bei<br />

der Hymne Credo, bei der er halb nackt in die Menge<br />

springt und sich auf Händen tragen lässt! Welch<br />

grandioser Auftakt des Tages... Ekstase pur und auf<br />

baldiges Wiedersehen!!! (NA)<br />

18.00 Uhr<br />

Die Zeichen stehen jetzt Auf Sturm mit Unzucht!<br />

Doch auf Leipzig ist Verlass, und so gewähren<br />

die BesucherInnen des Wave Gotik Treffens den<br />

sympathischen Hannoveranern auf deren allererstem<br />

WGT einen ganz besonders intensiven Halt (manche<br />

auch auf der Picknickdecke). Mit Todsünde 8 oder Der<br />

letzte Tanz wird ein fordernder elektronischer Gothic<br />

Rock-Kracher nach dem anderen an den Mann<br />

geknallt, sodass eine wilde Tanzorgie der anderen<br />

folgt. Doch leider gilt auch hier nach 40 Minuten das<br />

Motto Deine Zeit läuft ab – glücklicherweise nur auf<br />

den heutigen Gig bezogen, denn: die Zeichen stehen<br />

auf Unzucht! (NA)<br />

Unzucht • CK<br />

end of green • CK<br />

19.05 Uhr<br />

Die Mütze vom Kopf wummert nun Michelle<br />

Darkness mit seiner Truppe end of green. Schön<br />

mit Fluppe im Mundwinkel, präsentiert sich der<br />

Stuttgarter auch hier wieder von seiner coolsten Seite<br />

und begeistert mit allseits beliebten Attraktionen<br />

wie Klassikern der Marke dead city lights, hurter oder<br />

demons. Einzig Rotbart Michael „Sad Sir“ Setzer<br />

scheint heute nicht in bester Form. Michelle klärt<br />

auf, dass dieser sich erst kürzlich beim Husten die<br />

Rippe brach. Doch echte Männer kennen keinen<br />

Schmerz. Ein Hoch auf diese Standfestigkeit! Danach<br />

geht es zurück ins Studio, wo gerade das im August<br />

erscheinende nächste Album aufgenommen wird.<br />

Man darf sich freuen! (NA)<br />

Photos: JS


Lacrimosa • CK<br />

The Birthday Massacre • CK<br />

The Birthday Massacre • CK<br />

NamNamBulu • MG<br />

NamNamBulu • MG<br />

NamNamBulu • MG<br />

Lacrimosa • CK<br />

20.30 Uhr<br />

Dass die Kanadier von The Birthday Massacre bei ihrem ersten WGT<br />

und ihrem einzigen diesjährigen Deutschlandauftritt derbe Spaß haben, sieht<br />

man ihnen deutlich an. Die Erfolgsband liefert mit ihrem Gothic Electro Pop<br />

den idealen Soundtrack für einen Spaziergang im schillernden Düsterwald.<br />

Diese Rarität lässt sich ein Großteil der BesucherInnen natürlich nicht<br />

entgehen. Das aktuelle Album Hide and Seek im Handgepäck, beeindruckt<br />

Powerfrontfrau Chibi mit herausragend voluminöser Stimme, während die<br />

Musiker ausufernd ihre Instrumente beackern. Die anfänglichen Hüftwackler<br />

seitens des Publikums ufern schon bald in freudigen Ringelpiez mit Anfassen<br />

aus. Ein Auftritt, der von der ersten bis zur letzten Sekunde sowohl optisch<br />

als auch musikalisch perfekt gesessen hat. Gute Leistung! (NA)<br />

22.10 Uhr<br />

Ein Highlight des diesjährigen WGT stellen eindeutig die Gothic-Urgesteine<br />

Lacrimosa dar, die im Rahmen ihrer Welttournee in Leipzig stoppen<br />

mussten, wo sie vor genau 20 Jahren (damals im Werk II) ihr allererstes<br />

Konzert spielten. Ehrenhaft und wie es sich zu solch einem Anlass gehört,<br />

platzt die agra-Halle aus allen Nähten. Bereits der Beginn mit Ich bin der<br />

brennende Komet löst inbrünstige Freudengesänge und -tänze aus, die ganze<br />

zwei Stunden lang nicht zur Ruhe kommen werden. Feurige Klassiker<br />

wie Schakal, Alleine zu zweit oder Alles Lüge sorgen für pikante Gänsehaut<br />

der Extraklasse. Eines ist klar: An Stimme, dramatischem Tiefgang und<br />

detailgetreuer Sorgfalt haben weder Tilo Wolff noch Anne Nurmi auch nur<br />

den Ansatz eines Funkens verloren. Und als ob das aufputschende Liebesspiel,<br />

das dramatische Ich verlasse heut’ Dein Herz oder das ekstatische Lichtgestalt<br />

nicht schon für unfassbare Manie sorgen würden, gibt es mit dem nie zuvor<br />

live gespielten Verloren vom aktuellen Album Revolution ein Sahnehäubchen<br />

obendrauf. Während die Fans in Reih und Glied tanzen und sich in ihrer<br />

Mitsinglautstärke gegenseitig überbieten, schwenkt Weltverbesserer Tilo seine<br />

Flagge zum Titelstück... mit der Bitte, aus dieser Welt eine noch schönere zu<br />

machen. Einzigartig! (NA)<br />

Kohlrabizirkus<br />

19.40 Uhr<br />

Sie sind wieder da: NamNamBulu, Anfang des 21. Jahrhunderts deutsche<br />

Helden der Future Pop-Bewegung, melden sich auf dem Wave Gotik Treffen<br />

2013 und damit pünktlich zum zehnten Geburtstag ihres Debutalbums<br />

Distances auf der Bühne zurück und lassen die tanzbar verträumte<br />

Vergangenheit auferstehen. Alone ist der erste Live-Track nach vielen Jahren,<br />

allein gelassen werden die Hauptakteure Henrik Iversen und Vasi Vallis heute<br />

allerdings nicht, denn viele Fans wollen bei der Wiedervereinigung dabei sein<br />

und machen den beiden die Rückkehr mit guter Stimmung leicht. Und so<br />

nutzt man den Auftritt ausgiebig, um gemeinsam in Memories zu schwelgen.<br />

(MG)<br />

Photos: JS


21.00 Uhr<br />

Mit dem Titelsong ihres dritten Albums Damage betreten<br />

Kosheen die Bühne des Kohlrabizirkus, und Frontfrau<br />

Siân Evans versprüht schnell einen Esprit im gut gefüllten<br />

Kuppelbau, wie es ihn hier nur selten zu beobachten gibt.<br />

Ihre klassisch ausgebildete Stimme klingt klar und voluminös<br />

und versüßt die elektronisch-tanzbaren Rhythmen ihrer<br />

Mitstreiter so eindrucksvoll, dass selbst jene, die sonst<br />

eher düstere Klänge bevorzugen, ihre Coolness über Bord<br />

werfen und ausgelassen mitsingen und -klatschen. Siân<br />

liebt es, wenn ZuschauerInnen aus sich herausgehen, und<br />

wendet sich immer wieder an ihr Publikum, das bei Liedern<br />

wie Hungry, Hide U und natürlich Catch als krönendem<br />

Abschluss einfach nicht stillstehen kann. (MG)<br />

22.30 Uhr<br />

Ein bis ins letzte Eckchen gefüllter Kohlrabizirkus. Band<br />

betritt Bühne, Feuerwerk am Bühnenrand, Publikum<br />

kreischt auf – los geht’s! Seit fast auf den Tag genau 20 Jahren<br />

sendet Welle: Erdball Botschaften an seine Hörer, und<br />

das wird gebührend gefeiert. Neben jeder Menge Songs aus<br />

zwei Dekaden Sendeprogramm, beliebten Traditionen wie<br />

der Ovation für den C=64 und der bekannt ansprechenden<br />

Bühnenperformance gibt es immer wieder Feuerwerk,<br />

verteilen Plastique und Frl. Venus Wunderkerzen und Sekt<br />

im Publikum und werfen große Luftballons in den Saal,<br />

von denen zwei besonders gekennzeichnet sind. Deren<br />

neue Besitzer werden schließlich auf die Bühne gebeten<br />

und stellvertretend für alle Fans von Welle: Erdball mit<br />

Geschenken bedacht. Die „Zugabe!“-Rufe versucht man zu<br />

umgehen, indem das Zugabelied als solches angekündigt<br />

und als Schluss des Sets gespielt wird. Aber natürlich muss<br />

die Band dann doch noch mal auf die Bühne, bis mit Es<br />

geht voran kurz nach Mitternacht eine tolle Live-Sendung<br />

zu Ende ist. (AS)<br />

Werk II<br />

21.20 Uhr<br />

Die Stimmung ist bereits ordentlich aufgeheizt, als die<br />

Industrial-Versteher Shiv-r die Bühne betreten. Mit ihren<br />

extravaganten, von Vixen Warrior designten Outfits machen<br />

sie selbst den aufwändiger gestylten Fans in der Menge<br />

ordentlich Konkurrenz, und binnen weniger Minuten<br />

haben Band und Publikum den bisher im Werk II erreichten<br />

Siedepunkt weit hinter sich gelassen. Kein Wunder, wurden<br />

die Australier doch von vielen schon im Vorfeld zu einem<br />

der absoluten Highlights des Festivals deklariert. Wurde da<br />

zu viel erwartet? Auf keinen Fall! Ein elektronischer Sturm<br />

tobt durch die Location. Tiefe, teilweise gar röhrende Bässe<br />

treffen auf ein unnachgiebig treibendes Schlagzeug und<br />

filigrane Melodien, getragen von Pete Cranes unerwartet<br />

roher Stimme. So bringen Shiv-r im gewohnt soliden Sound<br />

des Werk II die Fans zum Tanzen. Für die meisten von ihnen<br />

hätte dieser Auftritt wahrscheinlich ruhig noch etwas länger<br />

andauern dürfen. (LA)<br />

Kosheen • MG<br />

Shiv-r • JS<br />

Welle: Erdball • FR<br />

Welle: Erdball • AH<br />

Photos: AH<br />

<strong>Orkus</strong>! - 119


Parkbühne<br />

Xandria • MG<br />

Crematory • MG<br />

19.20 Uhr<br />

An den metallischen Grundtenor können Xandria auf der Parkbühne nahtlos<br />

anknüpfen. Tatsächlich ist hier vom harten Metaller bis zur zarten Grazie mit<br />

tiefschwarzen Engelsflügeln im zahlreich anwesenden Publikum alles vertreten,<br />

um sich einer Mischung aus weiblicher Feinfühligkeit und starken symphonischen<br />

Gitarrenklängen hinzugeben. Nach dem bombastisch schallenden Intro, das den<br />

ganzen Clara-Zetkin-Park erfüllt, stürmt die Band um Frontfrau Manuela Kraller,<br />

die sich in ein wallendes schwarzes Kleid hüllt, die Bühne mit einem bunten Mix<br />

aus älterem und neuerem Material. Die Fanmenge fiebert vom ersten Moment<br />

an mit, wird in den Bann der sympathischen Sängerin gezogen und ist Teil einer<br />

großen Show, die stark nach vorne geht und mit Nummern wie Cursed, The Lost<br />

Elysion oder dem Klassiker Ravenheart kaum Verschnaufpausen bietet. (TP)<br />

20.50 Uhr<br />

„Die scheiß Sonne ist weg! Zeit, zu feiern!“ Crematory-Frontmann Gerhard<br />

„Felix“ Stass trifft den Nagel auf den Kopf. Bereits den ganzen Tag dämmerte es<br />

vielleicht dem einen oder anderen, dass harter Metal auf der sonnenerleuchteten<br />

Parkbühne nur halb so gut wirkt wie in der Dunkelheit. Und während die Herren<br />

auf der Bühne zu Krachern wie Fly, Höllenbrand oder Tears of time ihr Haar<br />

schütteln, tun ihre Fans es ihnen nach und lassen ihre Köpfe und Arme in die<br />

Höhe schnellen und die kräftigen Gitarrenklänge durch den Körper strömen. Auch<br />

neues Material bekommt die begeisterte Menge geboten, das hinter den Krachern<br />

stimmungsmäßig kaum zurückstehen muss. Crematory schaffen es, dem WGT-<br />

Sonntag auf der Parkbühne mit einem ganz besonderen Charme, amüsanten<br />

Ansagen und toller Musik das i-Tüpfelchen zu verpassen. (TP)<br />

Moritzbastei<br />

Grausame Töchter • MG<br />

23.00 Uhr<br />

So grausam überfüllt war die Moritzbastei bestimmt schon lange nicht mehr.<br />

Kein Wunder, haben sich Grausame Töchter doch als Abschluss des<br />

Pfingstsonntages angekündigt. Geschubse und Gedrängel sind die beiden<br />

Fertigkeiten, welche die Fans hier beherrschen müssen, immerhin möchte jede/r<br />

das betörend-verstörende Spektakel aus nächster Nähe betrachten. Doch auch<br />

in den hinteren Reihen ist der Grundton der Show von der fast splitternackten<br />

Anführerin Aranea Peel und ihrem teils halb nackten, teils in Latex gehüllten<br />

Gefolge deutlich zu vernehmen. Der düstere Kellerschacht schließt sich, und wir<br />

sind Gefangene einer ausdrucksstarken Künstlerin, die sich irgendwo zwischen<br />

androgynem Sexsymbol und dunkelschönem Schneewittchen bewegt und ihren<br />

Fans ein Fass ohne Boden offenbart, bei dem die Vermengung von Liebe, Lust, Tod<br />

und Gewalt nur der Anfang ist. Die insgesamt sieben Akteurinnen und Akteure<br />

wissen nur zu gut, wie man zu Songs wie Liebestod oder Rosen für Dich mit der<br />

Psyche der Menschen spielt, wie man schockiert und Atemzüge kontrolliert, ohne<br />

sich dabei in Geschmacklosigkeit zu verlieren. Eine bittersüße Darbietung, die<br />

absoluten Seltenheitswert hat und wohl bei dem einen oder der anderen noch<br />

Wochen später zu schaurigem Kopfkino führen wird. (TP)<br />

Volkspalast<br />

Grausame Töchter • MG<br />

16.00 Uhr<br />

Vor der Kuppelhalle drängen sich zahlreiche dunkle Gestalten und bitten um<br />

Einlass, der überraschenderweise erst zum Beginn der Show von Henric de<br />

la Cour gewährt wird. In Windeseile werden die besten Standorte gesichert,<br />

um ungestörte Sicht auf das dynamische Treiben auf der Bühne zu haben. Der<br />

120 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: AH


schwedische Künstler steht weiß geschminkt<br />

und mit blutüberströmten Gesicht und<br />

Oberkörper vor dem Auditorium und<br />

präsentiert buchstäblich mit Herzblut ein<br />

paar Stücke seines Electro Pop-Repertoires,<br />

das unter anderem Dracula, Harmony Dies<br />

und Grenade enthält. Seine Mimik und<br />

Gestik vermag es, die Songs auch fernab<br />

der Texte sprechen zu lassen und einigen<br />

BesucherInnen ein wahres Aha-Erlebnis zu<br />

verschaffen. Für viele an diesem Tag wohl<br />

eine der wenigen Neuentdeckungen des<br />

diesjährigen WGT! (TP)<br />

Henric de la Cour • MG<br />

22.40 Uhr<br />

Zugegeben, man hat den Volkspalast schon<br />

voller erlebt. Aber ein Veranstaltungsort,<br />

in dem man sich nicht gegenseitig auf<br />

die Füße tritt, ist für ein Konzert wie<br />

eines von Esben and the Witch bei<br />

Weitem angenehmer. Nach einem sehr,<br />

sehr langen verträumten Intro finden sich<br />

die drei MusikerInnen auf der Bühne ein,<br />

und die Stimmung wechselt schlagartig.<br />

Die Musik wird laut und schnell und<br />

ist von überraschend andersartiger<br />

Atmosphäre. Mit den Klängen auf ihren<br />

Alben haben Esben and the Witch auf der<br />

Bühne wahrlich nicht so viel zu tun. Es<br />

geht, trotz der ruhigen Art der einzelnen<br />

Bandmitglieder, rockiger und irgendwie<br />

roher, ja wilder zu. Das ohnehin schon<br />

genreübergreifende Projekt kehrt hier seine<br />

psychedelische Seite nach außen, wodurch<br />

selbst Lieder wie Marching Song ganz neue,<br />

ungeahnte Stimmungen transportieren.<br />

Nach über einer Stunde und einer Zugabe,<br />

in der ein neuer Track vorgestellt und<br />

Instrumente getauscht wurden, verlässt eine<br />

überaus erschöpfte, aber glückliche Band<br />

die Bühne. Und sie lässt ein begeistertes<br />

und hochzufriedenes Publikum zurück.<br />

(LA)<br />

Esben and the Witch • MG<br />

Photos: MG<br />

<strong>Orkus</strong>! - 121


KMFDM • CS<br />

Montag, 20.05.<br />

agra<br />

VNV Nation • CS<br />

20.50 Uhr<br />

Wenn eine Legende wie KMFDM die Bühnen des<br />

WGT beehrt, muss man natürlich hin. Gar keine<br />

Frage. Die Begeisterung wird jedoch ziemlich<br />

schnell getrübt, da es von Beginn an ein nicht<br />

zu ignorierendes Manko gibt... Es ist ja bekannt,<br />

dass KMFDMs Musik teilweise brachial ist, in der<br />

agra wird das aber in „gesundheitsschädigend“<br />

uminterpretiert. Soll heißen: Der Sound ist<br />

katastrophal und ohne Gehörschutz nicht zu<br />

ertragen. Viele verlassen sogar die Halle, was für<br />

alle Beteiligten echt bitter ist. Denn die Show<br />

selbst ist wirklich gut, die Band energiegeladen wie<br />

immer und die Setlist, die besonders aus neueren<br />

Liedern besteht, gelungen. Ab Rebels in Control<br />

wird der Sound zum Glück normalisiert und das<br />

Konzert endlich zu einem Allroundgenuss, der<br />

auch wieder zunehmend Gäste in die Halle lockt,<br />

wodurch gegen Ende die Stimmung herrschen<br />

kann, die man sich von Anfang an gewünscht hat.<br />

Wenn es am Montag ein Konzert zum Abrocken<br />

gibt, dann dieses hier! (LA)<br />

VNV Nation • CS<br />

22.30 Uhr<br />

Schon bevor VNV Nation zu spielen beginnen,<br />

ist die agra brechend voll, und beständig strömen<br />

mehr Leute der unterschiedlichsten Genres in die<br />

Halle. Bereits mit dem ersten Ton ist klar, dass das<br />

Publikum hellauf begeistert und Wachs in Ronan<br />

Harris’ Händen ist. Der ist nicht nur ein geborener<br />

Entertainer, sondern versprüht unablässig<br />

Unmengen an guter Laune und positiver Energie,<br />

sodass seine Fans irgendwann vor Zuneigung<br />

zu explodieren scheinen. Unterstützt wird die<br />

Stimmung noch durch eine aufwändige Lichtshow<br />

und LED-Leinwände. Zudem beweisen die<br />

Techniker nach dem vorangegangenen Desaster,<br />

dass die agra durchaus imstande ist, einen guten<br />

Sound hervorzubringen. Doch Ronan selbst stellt<br />

mit seiner grandiosen Bühnenpräsenz all jene<br />

Faktoren in den Schatten. Dieser Mann könnte<br />

die Menge auch bei romantischem Kerzenschein<br />

und Akustikversionen zum Kochen bringen! Er<br />

gehört außerdem zu den wenigen Künstlern, die<br />

nicht nur unablässig mit ihren Fans interagieren,<br />

sondern auch jene BesucherInnen würdigen, die<br />

den langen Weg aus anderen Ländern auf sich<br />

genommen haben. Eine wirklich aufmerksame<br />

Geste. All das lässt diesem Auftritt eine ganz<br />

besondere Atmosphäre zukommen, wobei<br />

absolute Konzerthöhepunkte Songs wie Control<br />

und Nova sind. Nach ihnen ist der Applaus<br />

wortwörtlich ohrenbetäubend. Auch wenn VNV<br />

Nation die Bühne ohne Zugabe verlassen mussten:<br />

Was für ein schöner, feierlicher Ausklang des 22.<br />

Wave Gotik Treffens zu Leipzig! (LA)<br />

122 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: CS


Catastrophe Ballet • FR<br />

mit William Faith (Faith and the Muse)<br />

Abschiedskonzert<br />

Catastrophe Ballet<br />

Parkbühne, 20.05.2013<br />

20.40–22.00 Uhr<br />

In den Wochen und Monaten vorher war der Gedanke abstrakt und nicht wirklich real:<br />

Catastrophe Ballet hören nach 25 Jahren auf und spielen ein letztes Konzert.<br />

Und dann erwischt es uns plötzlich in den Tagen vor dem finalen Konzert. Überall lauert der<br />

Gedanke, etwas zum letzten Mal zu tun. Das letzte Mal zusammen proben, das letzte Mal<br />

zusammen losfahren, das letzte Mal Soundcheck. Und jetzt gehe ich das letzte Mal auf die Bühne<br />

mit diesen wunderbaren Menschen, mit denen ich so viele Jahre zusammen Musik machen<br />

durfte.<br />

Ich freue mich, dass sie da sind: Patricia Nigiani (Aurora Sutra), die mit mir Love is dead & Death<br />

is the only Love singt, dann als nächster Gast der wunderbare William Faith (Faith and the Muse)<br />

am Bass bei House of Hate. 1991 haben wir uns kennengelernt in chaotischen, gestrandeten<br />

Zeiten und sind Freunde geblieben, und nichts wird dies jemals ändern.<br />

Wir spielen an diesem Abend einige 20 Jahre alte Songs wie Der Taucher (Father Death, Mother<br />

Life) und Theme from „Zardoz“ und sind selbst überrascht von dem, was wir damals erschaffen<br />

haben.<br />

Bei Model Utopia erscheint Oswald Henke (Goethes Erben/HENKE) im dichten Nebel und<br />

singt mit mir. Ich liebe seine Textzeile „Im Prinzip ist alles möglich...“. Genau das war auch unser<br />

Gedanke, als wir 1988 mit Catastrophe Ballet begannen.<br />

Wir spielen weiter, Song um Song, alles, was uns gefällt. Das ist unser Abend, und es fühlt sich<br />

gut an... und ich vergesse, warum wir eigentlich heute überhaupt hier spielen.<br />

Und dann – kurz bevor Volker Zacharias (Girls Under Glass) auf die Bühne kommt – sehe ich es<br />

auf der Setlist vor mir: gleich kommt der letzte Song!<br />

Es trifft mich mit voller Wucht, ich schau’ mich um und sehe, dass die anderen Catastrophe<br />

Ballet-Musiker Matt E. (Bass), Al X. (Drums), T.homas (Gitarre), Buggy und Klaus (Keyboards)<br />

das Gleiche fühlen. Ich bin so verwirrt, dass ich sogar vergesse, unseren Gast Volker anzusagen,<br />

als er auf der Bühne erscheint. We are Space Cowboys...<br />

Die letzten Minuten zwischen Rausch und einem bitter-süßen Abschied mit Goodbye cruel<br />

world... und dann sind Catastrophe Ballet nur noch Geschichte, vorbei.<br />

So, wie es war, so war es gut.<br />

Rest in Peace.<br />

Catastrophe Ballet<br />

1988–2013.<br />

Eric Burton<br />

mit Oswald Henke (Goethes Erben/HENKE)<br />

mit Patricia Nigiani (Aurora Sutra)<br />

mit Volker Zacharias (Girls Under Glass)<br />

Photos: FR


Die Höhepunkte<br />

der <strong>Orkus</strong>!-Redaktion:<br />

Lydia Aufschlager<br />

Elektronische Musik der härteren Sorte geht am<br />

besten live, teilweise mag ich sie aufgenommen<br />

sogar überhaupt nicht. Deswegen freue ich<br />

mich immer sehr auf einen Nachmittag und<br />

Abend im Werk II, an dem ich mein Bedürfnis<br />

nach gutem Rhythm’n’Noise endlich, endlich<br />

stillen darf. Ganz besonders haben mir dieses<br />

Jahr Dirty K gefallen. Sie haben gezeigt, dass<br />

elektronische Musik nicht unbedingt aus einem<br />

zusammenklappbaren Ding mit leuchtendem<br />

Apfel kommen muss, sondern tatsächlich harte<br />

Arbeit an zahlreichen Geräten sein kann. Es<br />

hat hat großen Spaß gemacht, zuzuhören und<br />

zuzuschauen!<br />

Michael Gamon<br />

Abgesehen vom wie erwartet magischen<br />

Auftritt von IAMX und der hochemotionalen<br />

Rückkehr von Das Ich, hat mich vor allem der<br />

Auftritt von Patrick Wolf sehr beeindruckt.<br />

Christin Kersten<br />

Musikalisch ist mein absolutes Highlight<br />

Lacrimosa, aber auch The Vision Bleak haben<br />

ordentlich gerockt.<br />

Tanja Pannwitz<br />

Wie erwartet, haben mich besonders IAMX<br />

und Das Ich in ihren Bann gezogen. Zwei<br />

wundervolle Auftritte, die ich niemals vergessen<br />

werde!<br />

Fabian Ritter<br />

Mein Highlight war IAMX – musikalisch besser<br />

als auf CD. Sie lieferten eine Wahnsinnsshow<br />

mit einem für die agra erstaunlich guten Sound.<br />

Der zweite Höhepunkt war Catastrophe<br />

Ballet: abwechslungsreiche Musik, tolle Gäste,<br />

emotional... und zwei tolle Cover mit allen<br />

Gästen zusammen: 21 st Century Boy von Sigue<br />

Sigue Sputnik und Anarchy in the UK von den<br />

Sex Pistols.<br />

Johannes Sadlers<br />

Es fällt mir schwer, aus diesem berauschenden<br />

Fest der Sinne einen Höhepunkt<br />

herauszugreifen. Am deutlichsten in Erinnerung<br />

blieben VNV Nation, die uns als Crescendo des<br />

WGT ihre Hymnen entgegenschmetterten.<br />

Axel Schön<br />

Das gesamte WGT.<br />

Claudia Schöne<br />

Mein Highlight neben IAMX waren die<br />

Radioaktivists, das neue Electro-Dreamteam,<br />

bestehend aus Daniel Myer (Haujobb,<br />

Destroid...), Frank M. Spinath (Seabound,<br />

Edge Of Dawn...), Krischan Wesenberg<br />

(Rotersand) und Sascha Lange (unter anderem<br />

Autor des Buches Depeche Mode – Monument).<br />

Intelligente Musik mit großartigen Melodien,<br />

berührendem Gesang und Kopfkinotexten.<br />

Das Album kann kommen. Was für ein Start<br />

ins WGT!<br />

124 - <strong>Orkus</strong>!<br />

Photos: FR


Photos: FR


Kleinanzeigen<br />

Notruf<br />

New Wave/Electropop-Projekt sucht<br />

Zusammen arbeit mit Sängerin (Raum OS), gern<br />

auch Anfängerin. Bei Interesse melde Dich bitte<br />

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Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

Begierig danach, zu wissen, ob es in unserer<br />

Gesellschaft mehr als nur oberflächliche und<br />

einseitige Freundschaften gibt, möchte ich<br />

(w/23) auf diesem Wege dauerhafte (Brief-)<br />

Freundschaften suchen. Das Mittelalter, Burgen,<br />

Schlösser, die Natur, Mystik, Philosophie, Kunst<br />

und Esoterik sind besonders große Interessen<br />

von mir, genauso wie Lesen, schwarzer Humor,<br />

tiefgründige Gespräche und Weggehen.<br />

Musikalisch lausche ich den Klängen von Faun,<br />

Omnia, Loreena McKennitt, Folk Noir, QNTAL,<br />

Industrial/Electro sowie noch vielen anderen<br />

Bands, ebenso Klassik/Filmmusik. Da ich in<br />

einer Beziehung bin, habe ich nur Interesse an<br />

ernst gemeinten Freundschaften. Wenn ihr<br />

einige meiner Interessen teilt und auch wie ich<br />

keine flüchtigen Bekanntschaften sucht, schreibt<br />

an: Veronika Wolf, Lupinenweg 1, 84098<br />

Hohenthann. Da ich in Niederbayern lebe,<br />

würde ich mich auch über Zuschriften aus<br />

Bayern freuen, ist aber kein Muss! M oder w ist<br />

egal, ihr solltet aber zwischen 20 und 35 Jahren<br />

sein.<br />

Ich, w., 40 Jahre jung, aus dem PLZ-Gebiet 26,<br />

suche zuverlässige Freundin für gemeinsame<br />

Unternehmungen wie Tanzengehen, Partys,<br />

Konzerte, Festivals, Städtereisen etc. Höre<br />

Gothic, Elektro usw. Freu mich auf Deine e-mail<br />

unter: tessa.weser@web.de<br />

Ich (m, 35) bin sympathisch, kräftig gebaut, nett<br />

anzusehen, gesellig, gutherzig, 183 cm und<br />

habe dunkelblondes schulterlanges Haar. Ich<br />

höre gern: La Mortel, Rammstein, Unheilig,<br />

Linkin Park usw. Meine Hobbys sind: Kunst,<br />

Musik, Lesen, Schreiben und meine Gedanken<br />

philosophisch im Raum schweifen lassen.<br />

Zurzeit befinde ich mich noch in Therapie (nichts<br />

mit Alkohol oder Drogen). Wenn Du (w/m),<br />

18–40 Jahre, nett, sympathisch, tiefsinnig,<br />

positiv verrückt, mich kennenlernen möchtest,<br />

dann würde ich mich sehr freuen, bald einen<br />

Brief von Dir zu erhalten. Chiffre: 13/07/01<br />

Der Dämon ist wieder unter Euch! Meine Gruft<br />

war lange unter Verschluss, nun wird sie<br />

langsam geöffnet. Der Exorzismus ist fehlgeschlagen,<br />

mein Dämon bleibt weiterhin aktiv.<br />

Ich war lange von der Welt verschollen, mein<br />

nächtliches Herrschaftsgebiet war der Raum<br />

Trier/Karlsruhe. Er (28), tätowiert, gepierct und<br />

folgt den Klängen des düsteren schwarzen Rock<br />

bis Metal. Suche Dich (w), Geschöpf der<br />

Finsternis, zum Gedankenaustausch. Das Alter<br />

und Aussehen ist egal, für eine ehrliche<br />

Brieffreundschaft. Bei Sympathie auch gerne<br />

mehr. Sei die schwarze Seele, die mich aus<br />

meinem Gefängnis der Einsamkeit befreit. Keine<br />

Scheu, Ihr Geschöpfe der Nacht und Finsternis!<br />

100 Prozent Antwortgarantie! Schreibt an:<br />

Michael-Silvester Neumann, Weinstr. 100,<br />

76889 Klingenmünster<br />

Ich 21 w. suche Brieffreundschaften m/w Alter<br />

egal und Leute zum Weggehen, Raum Vogtland.<br />

Meine Musik reicht von Gothic, EBM bis hin zu<br />

jeglichem Metal. Würde mich über einen<br />

Kontakt freuen. Schreibt an: Jenny Schrödter,<br />

Heinrich-Heine-Str. 21, 08491 Limbach<br />

Ein Fall für zwei<br />

Wanted! Du bist m/w, Mitte 20 bis Ende 30,<br />

beziehungsfähig, auf der Suche nach etwas<br />

Festem ohne Spielchen, treu, ehrlich, gepflegt,<br />

humorvoll und tierlieb? Dann könnte ich Dich<br />

ja evtl. schon gefunden haben. Ob Du in einem<br />

männlichen oder weiblichen Körper steckst, ist<br />

mir egal, wichtig ist, dass Du mich mit Deiner<br />

selbst verzaubern kannst. Was ich NICHT will,<br />

wäre eine offene Beziehung oder irgendwelche<br />

3Ecks-Geschichten. Nur weil ich bi bin,<br />

bedeutet das nicht, dass ich auf zwei Wegen<br />

gleichzeitig laufe oder etwas vermisse! Ich bin<br />

der Person, mit der ich zusammen bin, treu! Zu<br />

mir: Ich komme aus dem PLZ-Gebiet 385<br />

(Nieder sachsen), bin weiblich, Anfang 30 und<br />

wieder auf dem Markt als auch willens, dies zu<br />

ändern. Habe langes, dunkles Haar und<br />

dunkelbraune Augen. 160 cm groß, 66 kg –<br />

also KEINE 90/60/90-Püppi, sondern für<br />

jemanden, der gern mit Kurven spielt und nicht<br />

mit Knochen. Bin Hundemama, mag<br />

Konzertbesuche, Mittelalter, Musik, Horrorfilme,<br />

Bücher, Fußball (BVB-Fan), Mangas, Anime,<br />

Spaziergänge usw. Wenn Du Dich angesprochen<br />

fühlst von meinen Zeilen, überleg<br />

nicht lange, sondern schreib mir doch eine<br />

E-Mail! An: katome666@yahoo.de<br />

!!WICHTIG!! Bitte mit dem Betreff: K <strong>Orkus</strong> (ich<br />

bekomme so oft Spam, sonst lese ich es nicht!!!)<br />

Antworten können auch mal ein paar Tage<br />

dauern, sitze nicht ewig am PC.<br />

Mit 46 Jahren und einer ewigen Suche, ist es<br />

an der Zeit, es mal hier zu versuchen. Bin<br />

männlichen Geschlechts, 190 cm lang und<br />

schlank. Wohnhaft in Ostthüringen und durch<br />

meinen Job auch relativ ortsgebunden.<br />

Möglicherweise sind wir uns ja schon einige<br />

Male über den Weg gelaufen, hatten aber<br />

einfach keine Augen füreinander. Das könnte<br />

sich jetzt ändern. Trau Dich! Ich habe es ja auch<br />

gemacht. SMS an: 0179-4173438<br />

Einsamer Wolf (29) sucht auf diesem Weg eine<br />

dunkle Fee, die mich verzaubert und mir Kraft<br />

und Hoffnung gibt. Ich bin 174 cm groß,<br />

sportlich und habe dunkles Haar sowie blaue<br />

Augen. Meine Hobbys sind: Schwimmen,<br />

Kochen, nächtliche Spaziergänge und<br />

romantische Abende zu zweit. Ich höre Metal<br />

sowohl als auch Gothic und stehe auf Splattersowie<br />

Horrorfilme. Ich hoffe nun, dass ich Dein<br />

Interesse geweckt habe, und würde mich sehr<br />

auf einen Federkrieg mit Dir freuen. Du solltest<br />

keine Vorurteile haben, und Treue als auch<br />

Loyalität sollten Dir keine Fremdwörter sein.<br />

Schreibe an: A. Schröder, Industriestr. E2,<br />

01612 Glaubitz (bitte mit Bild)<br />

Ich, m., 30 Jahre und 180 cm groß, suche<br />

genau Dich: ein nettes weibliches Wesen<br />

zwischen 28 und 35. Du solltest treu, ehrlich,<br />

humorvoll und, wenn möglich, beziehungsfähig<br />

sein. Es wäre so schön, wenn es Dich gibt und<br />

Du mit mir durchs Leben gehen möchtest. Wenn<br />

Du Dich angesprochen fühlst, dann melde Dich<br />

bei mir, gern mit Foto. Ich antworte zu 100<br />

Prozent auf jeden ernst gemeinten Brief. Chiffre:<br />

13/07/02<br />

Lindenstraße<br />

... until dawn. www.netvel.de<br />

Private Kleinanzeigen sind kostenlos. Eine Chiffreanzeige kostet 1,45 Euro (bitte eine deutsche Briefmarke à 1,45 Euro<br />

beilegen) und erscheint voraussichtlich in der September-Ausgabe, sofern sie bis spätestens Donnerstag, den<br />

25.07.2013, bei uns eingetroffen ist. Es gilt die Höchstwortzahl von 300 Wörtern. Gewerbliche Kleinanzeigen werden<br />

nicht berücksichtigt. Kleinanzeigen gerne auch per e-mail: kleinanzeigen@orkus.de<br />

<strong>Orkus</strong>! • „Kleinanzeigen“ • Postfach 1121 • 61477 Glashütten/Taunus<br />

Antworten auf Chiffreanzeigen verseht Ihr bitte außen auf dem Umschlag mit der betreffenden Chiffrenummer. Aber bitte<br />

deutlich und groß!!! Wir leiten die Briefe dann an den jeweiligen Empfänger weiter. NUR gewöhnliche Briefe.<br />

bis 100 Zeichen = 29,00<br />

von 101–130 = 34,90<br />

von 131–140 = 39,90<br />

Kostenlose Kleinanzeigen<br />

Gewerbliche Kleinanzeigen:<br />

von 141–150 = 44,90<br />

von 151–160 = 49,90<br />

von 161–170 = 54,90<br />

Preise in Euro inkl. 19% MwSt.! Zahlbar per Vorauskasse, Rechnung folgt nach Geldeingang.<br />

von 171–180 = 59,90<br />

von 181–190 = 64,90<br />

von 191–200 = 69,90


5 Abo-Werbe-Geschenke<br />

Bei Abschluss eines Werbe-Abos über ein Jahr erhält der Werbende eine Prämien-CD seiner<br />

Wahl, eine CD nach unserer Wahl plus einen der folgenden Artikel nach seinem Wunsch:<br />

Bei Abschluss eines Werbe-Abos über zwei Jahre kann sich der Werbende zwei Extra-Prämien aussuchen!<br />

Bei Abschluss eines Werbe-Abos für ein halbes Jahr erhält der Werbende keine Extra-Prämie!<br />

1.<br />

Extra-Prämien<br />

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten!<br />

Ganz einfach:<br />

Der neue <strong>Orkus</strong>!-Abonnent und der Prämienempfänger dürfen nicht identisch sein. Die Prämien erhaltet Ihr nach Bezahlung mit<br />

separater Lieferung. Dieses Angebot gilt nicht für Geschenk-Abonnements sowie ein Abo ohne Werber.<br />

Du musst selbst kein Abonnent sein, um einen neuen Abonnenten zu werben.<br />

<br />

<br />

Achtung! Das Abo verlängert sich NICHT automatisch und muss NICHT gekündigt werden.<br />

Bei eventuell auftauchenden Fragen ist für Euch Kerstin unter abo@orkus.de zu erreichen.<br />

Bildband von Andy Julia<br />

Ideal<br />

oder<br />

Madeleine Le Roy<br />

Kalender 2013<br />

oder<br />

Katze „Whisky“<br />

(süßer Plüsch-Anhänger, ca. 12 cm)<br />

Leichter als gedacht!<br />

Ja, hiermit abonniere ich <strong>Orkus</strong>! ab Ausgabe<br />

für ein halbes Jahr (5 Ausgaben) für ein Jahr (10)<br />

zum Preis von<br />

24,95 Euro (1/2 Jahr, D) 38,95 Euro (1/2 Jahr, Europa)<br />

für zwei Jahre (20)<br />

59,90 Euro (1/2 Jahr, Welt)<br />

Abo (ohne Werber)<br />

49,90 Euro<br />

(1 Jahr, D)<br />

99,80 Euro<br />

(2 Jahre, D)<br />

Werbe-Abo<br />

77,90 Euro<br />

(1 Jahr, Europa)<br />

Geschenk-Abo<br />

119,00 Euro<br />

(1 Jahr, Welt)<br />

oder<br />

Mütze SAW VII<br />

oder<br />

„wichtig card“<br />

oder<br />

Bildband von Felix Flaucher<br />

Under Your Skin<br />

Werbe-Abo<br />

Prämienempfänger<br />

(Adresse des Werbenden):<br />

Geschenk-Abo<br />

Adresse des Schenkenden:<br />

Telefon (bitte Nummer des<br />

Schenkenden für Rückfragen angeben)<br />

Adresse des Abonnenten/Geworbenen/Beschenkten<br />

oder<br />

Lyrikband<br />

Gedanken 2<br />

oder<br />

DJ-Single von Project Pitchfork<br />

Beholder<br />

oder<br />

DJ-Single von Samsas Traum<br />

Auf den Spiralnebeln<br />

Name<br />

Straße<br />

2.<br />

Wunsch-CDs<br />

PLZ<br />

Land<br />

Geburtstag<br />

Ort<br />

e-mail<br />

Beruf<br />

Ort, Datum<br />

Unterschrift<br />

Telefon (bitte für Rückfragen angeben)<br />

Newsletter-Aufnahme<br />

Austra<br />

Olympia<br />

Eisenherz<br />

Fluch Der Zeit<br />

Bodenski<br />

Auto!<br />

Eric Fish<br />

Kaskade<br />

CAIN<br />

MOONstruck<br />

Front Line Assembly<br />

Echogenetic<br />

Covenant<br />

Last Dance (EP)<br />

HIM<br />

Tears On Tape<br />

Ich habe<br />

den Abo-Betrag als Scheck beigelegt<br />

den Abo-Betrag überwiesen<br />

(bitte eine Kopie des Überweisungsscheines beifügen)<br />

1.<br />

Meine Extra-Prämie:<br />

Bestellen unter www.orkus.de<br />

oder einsenden an:<br />

<strong>Orkus</strong>!, Stichwort: „Abo”,<br />

Postfach 1121, 61477 Glashütten/Taunus<br />

e-mail: abo@orkus.de<br />

Kreissparkasse Waiblingen:<br />

Claus Müller, Konto Nr. 203 35 01, BLZ 602 500 10<br />

Zusatz für Auslandsüberweisungen:<br />

BIC/SWIFT: SOLADES1WBN<br />

IBAN: DE63 6025 0010 0002 0335 01<br />

Cover lag<br />

noch nicht<br />

vor.<br />

2.<br />

Meine Wunsch-CD ist (bitte unbedingt mindestens 5 Titel zur Wahl angeben):<br />

A)<br />

D)<br />

B)<br />

C)<br />

E)<br />

F)<br />

Lordi<br />

To Beast Or Not To Beast<br />

Mantus<br />

Fatum („Best Of“)<br />

MONO INC.<br />

Nimmermehr<br />

Negator<br />

Gates to the Pantheon<br />

3.<br />

5.<br />

<strong>Orkus</strong>-Postkarte<br />

(schwarz)<br />

<strong>Orkus</strong><br />

Wir legen noch 1 CD drauf! Kreuze einfach Deine<br />

bevorzugten Musikrichtungen (mind. 2) an:<br />

4.<br />

Mono Inc.-<br />

Flaschenöffner<br />

Dark Wave<br />

Electro/Industrial<br />

Synth Pop<br />

Mittelalter<br />

Dark Metal<br />

Gothic<br />

egal<br />

Plankton Waves<br />

Songs Of Endings (EP)<br />

Skinny Puppy<br />

Weapon<br />

Spiritual Front<br />

Open Wounds<br />

Stahlmann<br />

Adamant<br />

Die Abo-Prämien gelten nur für Abos, die über das <strong>Orkus</strong>! Magazin und nicht über eine Zweitfirma (amazon...) abgeschlossen werden.<br />

Noch einfacher geht es unter www.orkus.de... und das ganz ohne Briefmarke!<br />

<strong>Orkus</strong>! - 127


Aesthetic Perfection<br />

13.07. Hamburg, Stadtpark (nordstern)<br />

12.09. Duisburg, PULP<br />

13.09. Magdeburg, Factory<br />

14.09. Hamburg, Markthalle<br />

15.09. Hannover, MusikZentrum<br />

17.09. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

18.09. München, Backstage<br />

19.09. Nürnberg, HIRSCH<br />

20.09. Erfurt, HsD<br />

21.09. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />

22.09. Berlin, C-Club<br />

Amorphis<br />

05.11. Köln, Essigfabrik<br />

06.11. Bochum, Zeche<br />

07.11. Ludwigsburg, Rockfabrik<br />

08.11. München, Backstage<br />

09.11. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

21.11. Saarbrücken, Garage<br />

22.11. Dresden, Tante JU<br />

28.11. Osnabrück, Hyde Park<br />

04.12. Hamburg, Markthalle<br />

And One<br />

05.10. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />

19.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />

27.10. Hannover, Capitol<br />

09.11. München, Backstage<br />

16.11. Köln, Theater am Tanzbrunnen<br />

30.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

07.12. Magdeburg, Factory<br />

13.12. Berlin, C-Halle<br />

14.12. Berlin, C-Halle<br />

Apocalyptica<br />

& Avanti! Chamber Orchestra<br />

17.03.2014 Hamburg, CCH<br />

18.03.2014 Berlin, Tempodrom<br />

<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />

<strong>ASP</strong><br />

19.09. Schwabach, Markgrafensaal<br />

20.09. Potsdam, Waschhaus<br />

21.09. Magdeburg, Altes Theater<br />

25.09. Oberhausen, Turbinenhalle<br />

26.09. Osnabrück, Halle Gartlage<br />

27.09. Bremen, Aladin<br />

28.09. Leipzig, Haus Auensee<br />

02.10. Gießen, Hessenhalle<br />

03.10. Erfurt, Stadtgarten<br />

04.10. Dresden, Alter Schlachthof<br />

05.10. Wiesbaden, Schlachthof<br />

09.10. Saarbrücken, Garage<br />

10.10. Köln, Live Music Hall<br />

11.10. Hamburg, Markthalle<br />

12.10. Hamburg, Markthalle<br />

16.10. CH-Pratteln, Z7<br />

17.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />

18.10. München, Muffathalle<br />

19.10. A-Wien, Arena<br />

Avenged Sevenfold<br />

12.11. Hamburg, Sporthalle<br />

14.11. München, Zenith<br />

15.11. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />

17.11. Bochum, RuhrCongress<br />

Beady Eye<br />

02.07. Berlin, C-Club<br />

03.07. Hamburg, Uebel & Gefährlich<br />

05.07. München, Backstage<br />

22.08. Köln, Gloria<br />

BerlinskiBeat<br />

29.06. Brande-Hörnerkirchen,<br />

Hörnerfest<br />

04.10. Hannover, Béi Chéz Heinz<br />

Black Veil Brides<br />

22.11. Köln, Essigfabrik<br />

01.12. Hamburg, Grünspan<br />

03.12. Berlin, C-Club<br />

06.12. München, Theaterfabrik<br />

Bullet For My Valentine<br />

09.12. Köln, Palladium<br />

Nick Cave & the Bad Seeds<br />

10.11. Hamburg, Sporthalle<br />

12.11. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric HALLE<br />

13.11. Offenbach, Stadthalle<br />

21.11. München, Zenith<br />

.com/kill<br />

28.06. Berlin, Comet Club<br />

29.06. Leipzig, Moritzbastei<br />

04.10. Frankfurt/M., Das Bett<br />

09.11. Augsburg, Kantine<br />

11.01. Hamburg, Markthalle<br />

Covenant<br />

12.09. Duisburg, PULP<br />

13.09. Magdeburg, Factory<br />

14.09. Hamburg, Markthalle<br />

15.09. Hannover, MusikZentrum<br />

17.09. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

18.09. München, Backstage<br />

19.09. Nürnberg, HIRSCH<br />

20.09. Erfurt, HsD<br />

21.09. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />

22.09. Berlin, C-Club<br />

DAF<br />

25.10. Bochum, Bahnhof Langendreer<br />

26.10. Hamburg, Markthalle<br />

15.11. Berlin, K17<br />

28.03. Wiesbaden, Schlachthof<br />

29.03. München, Feierwerk<br />

Dead Can Dance<br />

21.06. Gelsenkirchen, Amphitheater<br />

24.06. NL-Amsterdam,<br />

Heineken Music Hall<br />

25.06. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />

Depeche Mode<br />

03.07. Düsseldorf, ESPRIT arena<br />

05.07. Düsseldorf, ESPRIT arena<br />

23.11. Hannover, TUI Arena<br />

25.11. Berlin, O 2<br />

World<br />

27.11. Berlin, O 2<br />

World<br />

01.12. Erfurt, Messehalle<br />

03.12. Bremen, ÖVB-Arena<br />

05.12. Oberhausen,<br />

König-Pilsener-ARENA<br />

04.02. Mannheim, SAP Arena<br />

08.02. A-Wien, Stadthalle<br />

12.02. Dresden, Messehalle<br />

De/Vision<br />

13.07. Hamburg,<br />

Stadtpark (nordstern)<br />

20.07. Köln, Tanzbrunnen<br />

(Amphi Festival)<br />

10.08. Königstein, Festung<br />

02.10. Bochum, Matrix<br />

03.10. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

04.10. Leipzig, der ANKER<br />

05.10. Berlin, C-Club<br />

01.11. Erfurt, HsD<br />

02.11. München, Backstage<br />

13.12. Hannover, MusikZentrum<br />

<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />

Dornenreich<br />

30.04.2014 Stuttgart, Club Zentral<br />

01.05.2014 Losheim am See,<br />

Hexentanz<br />

02.05.2014 Köln, Die Werkstatt<br />

03.05.2014 Leipzig,<br />

Theater-Fabrik-Sachsen<br />

04.05.2014 Hamburg, Markthalle<br />

05.05.2014 Berlin, K17<br />

06.05.2014 Frankfurt/M., Nachtleben<br />

08.05.2014 München, Backstage<br />

09.05.2014 A-Wien, ((szene))<br />

10.05.2014 CH-Zürich, Alte Kaserne<br />

Eisbrecher<br />

27.11. Hamburg, DOCKS<br />

28.11. Köln, Live Music Hall<br />

29.11. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

30.11. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

05.12. Nürnberg, Löwensaal<br />

06.12. Leipzig, Werk II<br />

07.12. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />

12.12. Langen, Neue Stadthalle<br />

14.12. München, TonHalle<br />

end of green<br />

17.10. Nürnberg, HIRSCH<br />

18.10. Berlin, C-Club<br />

19.10. Dresden, Tante JU<br />

25.10. München, Backstage<br />

26.10. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />

01.11. Bochum, Matrix<br />

02.11. Hamburg, Knust<br />

08.11. Osnabrück, Rosenhof<br />

09.11. Köln, Underground<br />

16.11. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />

Escape The Fate<br />

25.06. Münster, Skaters Palace<br />

26.06. NL-Tilburg, 013<br />

27.06. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

29.06. Hamburg, LOGO<br />

02.07. A-Dornbirn, Conrad Sohm<br />

Fields of the Nephilim<br />

28.11. Hamburg, Markthalle<br />

29.11. Berlin, Postbahnhof<br />

30.11. Leipzig, der ANKER<br />

01.12. Köln, Live Music Hall<br />

Filter<br />

18.08. Hamburg, Knust<br />

19.08. Berlin, Lido<br />

21.08. München, Backstage<br />

22.08. Köln, LUXOR<br />

30.08. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

Peter Gabriel<br />

11.10. Leipzig, Arena<br />

13.10. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

16.10. Düsseldorf, ISS DOME<br />

18.10. Hamburg, O 2<br />

World<br />

19.10. Berlin, O 2<br />

World<br />

HENKE<br />

25.10. Bayreuth, Rosenau<br />

Hurts<br />

10.11. Berlin, Velodrom<br />

11.11. München, Zenith<br />

13.11. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric HALLE<br />

14.11. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />

15.11. Hamburg, Sporthalle<br />

18.11. CH-Bern, Festhalle BERNEXPO<br />

20.11. B-Brüssel, Ancienne Belgique<br />

21.11. NL-Utrecht,<br />

Vredenburg Leidsche Rijn<br />

22.11. LUX-Esch-sur-Alzette, Rockhal<br />

IAMX<br />

02.10. Hamburg, Grünspan<br />

04.10. Köln, Essigfabrik<br />

16.10. Dresden, beatpol<br />

17.10. München, Backstage<br />

<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />

Letzte Instanz<br />

16.10. Würzburg, Posthalle<br />

19.10. Dresden, EVENTWERK<br />

26.12. Jena, F-Haus<br />

27.12. Hannover, MusikZentrum<br />

28.12. Mannheim, Alte Seilerei<br />

29.12. Ingolstadt, eventhalle Westpark<br />

MONO INC.<br />

28.11. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

29.11. Bremen, Aladin<br />

30.11. Oberhausen, Turbinenhalle<br />

05.12. Köln, Live Music Hall<br />

06.12. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

07.12. Hamburg, Markthalle<br />

12.12. Nürnberg, HIRSCH<br />

13.12. Kaiserslautern, Kammgarn<br />

14.12. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />

15.12. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

Motörhead<br />

26.11. Berlin, Velodrom<br />

27.11. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />

29.11. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

30.11. München, Zenith<br />

02.12. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric HALLE<br />

03.12. Hamburg, Sporthalle<br />

Nickelback<br />

31.10. A-Wien, Stadthalle<br />

04.11. Berlin, O 2<br />

World<br />

05.11. Mannheim, SAP Arena<br />

10.11. CH-Zürich, Hallenstadion<br />

11.11. Oberhausen, König-Pilsener-ARENA<br />

18.11. NL-Amsterdam, Ziggo Dome<br />

21.11. B-Brüssel, Forest National<br />

Paramore<br />

22.06. Hamburg, DOCKS<br />

11.09. München, Kesselhaus<br />

13.09. Berlin, C-Halle<br />

14.09. Bremen, Pier 2<br />

16.09. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric HALLE<br />

18.09. Neu-Isenburg, Hugenottenhalle<br />

Placebo<br />

15.11. Leipzig, Arena<br />

16.11. Köln, LANXESS arena<br />

18.11. CH-Zürich, Hallenstadion<br />

19.11. München, Olympiahalle<br />

21.11. A-Wien, Stadthalle<br />

24.11. CH-Le Grand-Saconnex,<br />

Geneva ARENA<br />

27.11. Frankfurt/M., Festhalle<br />

28.11. Berlin, O 2<br />

World<br />

05.12. Hamburg, O 2<br />

World<br />

07.12. B-Antwerpen, Sportpaleis<br />

08.12. NL-Amsterdam, Ziggo Dome<br />

Powerwolf<br />

Majesty<br />

Battle Beast<br />

26.09. F-Paris, Divan du Monde<br />

28.09. Osnabrück, Rosenhof<br />

29.09. NL-Nimwegen, Doornroosje<br />

01.10. Langen, Neue Stadthalle<br />

02.10. CH-Pratteln, Z7<br />

03.10. Lindau, Club Vaudeville<br />

04.10. München, Backstage<br />

05.10. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />

19.10. Saarbrücken, Garage<br />

24.10. Köln, Essigfabrik<br />

25.10. Hamburg, Markthalle<br />

26.10. Speyer, Halle 101<br />

27.10. Hannover, Faust<br />

30.10. Leipzig, Hellraiser<br />

31.10. Geiselwind, MusicHall<br />

01.11. B-Vosselaar, Biebob<br />

02.11. Essen, Weststadthalle<br />

03.11. NL-Rotterdam, Baroeg<br />

<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />

Project Pitchfork<br />

26.09. Nürnberg, HIRSCH<br />

27.09. Leipzig, der ANKER<br />

03.10. Hamburg, Markthalle<br />

04.10. Berlin, C-Club<br />

05.10. Görlitz, Landskron<br />

KULTurBRAUEREI<br />

06.10. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

10.10. Duisburg, PULP<br />

11.10. Erfurt, HsD<br />

12.10. Magdeburg, Factory<br />

Saltatio Mortis<br />

31.10. Berlin, Kesselhaus<br />

01.11. Dresden, Alter Schlachthof<br />

02.11. Würzburg, Posthalle<br />

07.11. Köln, Live Music Hall<br />

08.11. Kaiserslautern, Kammgarn<br />

09.11. CH-Pratteln, Z7<br />

14.11. Wilhelmshaven, Pumpwerk<br />

15.11. Hannover, Capitol<br />

16.11. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />

21.11. München, Backstage<br />

22.11. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />

23.11. Bochum, RuhrCongress<br />

Samsas Traum<br />

27.09. Bochum, Matrix<br />

28.09. Bochum, Matrix<br />

<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />

Songs Of Lemuria<br />

(feat. Nik Page)<br />

14.09. Hamburg,<br />

tba (Nacht der Kirchen)<br />

15.09. Lutterbek, Lutterbeker<br />

Schickt bitte alle Eure Tourdaten für die nächste Ausgabe bis spätestens Donnerstag, 25.07.2013, an e-mail: news@orkus.de<br />

128 - <strong>Orkus</strong>


20.09. Kleinmachnow,<br />

Augustinum (Theatersaal)<br />

21.09. Forst (Lausitz), Forster Hof<br />

05.10. Güstrow,<br />

Ernst-Barlach-Theater<br />

11.10. Magdeburg, Feuerwache<br />

13.10. Müncheberg, Stadtpfarrkirche<br />

19.10. Luckenwalde, Stadttheater<br />

30.10. Wachau (Sachsen),<br />

Schloss Seifersdorf<br />

01.11. Eberswalde, Haus Schwärzetal<br />

03.11. Greiz, Vogtlandhalle<br />

09.11. Lübben, Wappensaal<br />

Soulfly<br />

23.06. Osnabrück, Bastard Club<br />

24.06. Lübeck, Rider’s Café<br />

16.07. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />

17.07. Karlsruhe, SUBSTAGE<br />

18.07. Burglengenfeld, VAZ Pfarrheim<br />

19.07. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />

20.07. Berlin, C-Club<br />

Soundgarden<br />

10.09. Berlin, C-Halle<br />

Subway to Sally<br />

Lordi<br />

Korpiklaani<br />

Lord Of The Lost<br />

19.12. CH-Pratteln, Z7<br />

20.12. Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

21.12. Gießen, Hessenhalle<br />

22.12. Dresden, Alter Schlachthof<br />

26.12. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

27.12. Fürth, Stadthalle<br />

28.12. Bochum, RuhrCongress<br />

29.12. Bremen, Pier 2<br />

30.12. Potsdam, Metropolis Halle®<br />

Tanzwut<br />

17.10. Hamburg, Markthalle<br />

18.10. Wuppertal, Live Club Barmen<br />

19.10. Aschaffenburg, Colos-Saal<br />

24.10. Leipzig, Werk II<br />

25.10. Berlin, C-Club<br />

26.10. Dresden, Puschkin<br />

31.10. Nürnberg, HIRSCH<br />

01.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />

02.11. Memmingen, Kaminwerk<br />

09.11. Herford, X<br />

Tarja<br />

19.10. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

22.10. Hamburg, DOCKS<br />

23.10. Dortmund, FZW<br />

25.10. Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />

26.10. München, Backstage<br />

27.10. A-Wien, Arena<br />

29.10. CH-Zürich, Komplex N o 457<br />

30.10. Nürnberg, Löwensaal<br />

01.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

02.11. Köln, Gloria<br />

The Vision Bleak<br />

Saturnus<br />

Dordeduh<br />

27.09. Berlin, K17<br />

28.09. Erfurt, From Hell<br />

29.09. CH-Zürich, Dynamo<br />

30.09. München, Backstage<br />

01.10. A-Wien, Escape<br />

02.10. Mühltal, Steinbruch-Theater<br />

03.10. NL-Arnheim, Willemeen<br />

04.10. Oberhausen, Helvete<br />

07.10. B-Vosselaar, Biebob<br />

Trivium<br />

05.08. Karlsruhe, SUBSTAGE<br />

06.08. Bochum, Matrix<br />

Vista Chino<br />

27.10. Osnabrück, Rosenhof<br />

28.10. Hamburg, DOCKS<br />

10.11. Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

11.11. Dresden, Alter Schlachthof<br />

18.11. Augsburg, Kantine<br />

19.11. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

20.11. Köln, Live Music Hall<br />

VNV Nation<br />

02.10. Erfurt, HsD<br />

04.10. Dresden, REITHALLE STRASSE E®<br />

05.10. München, Backstage<br />

08.10. A-Wien, ((szene))<br />

11.10. Berlin, C-Halle<br />

12.10. Köln, Live Music Hall<br />

13.10. Stuttgart, LKA/Longhorn<br />

18.10. NL-Dordrecht, Bibelot<br />

19.10. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />

01.11. B-Antwerpen, JCC Zappa<br />

02.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />

12.11. Krefeld, Kulturfabrik<br />

15.11. Magdeburg, Altes Theater<br />

16.11. NL-Amsterdam, Melkweg<br />

17.11. Bielefeld, Ringlokschuppen<br />

19.11. Memmingen, Kaminwerk<br />

Voodoma<br />

13.07. Mülheim/Ruhr, Schloß Broich<br />

(Castle Rock)<br />

White Lies<br />

09.11. Köln, Live Music Hall<br />

11.11. Frankfurt/M., Gibson<br />

12.11. München, Theaterfabrik<br />

27.11. Hamburg, Grosse Freiheit 36<br />

Within Temptation<br />

31.01. Erfurt, Thüringenhalle<br />

01.02. Berlin, C-Halle<br />

02.02. Hamburg, Sporthalle<br />

03.02. Köln, Palladium<br />

05.02. Ludwigsburg, MHPArena<br />

06.02. Frankfurt/M., Jahrhunderthalle<br />

07.02. München, TonHalle<br />

<strong>Orkus</strong>! präsentiert:<br />

The Brains<br />

01.08. Berlin, Wild at Heart<br />

03.08. Dresden, Chemiefabrik<br />

17.08. München, Backstage<br />

18.08. Hamburg, Kaiserkeller<br />

21.08. Osnabrück, Bastard Club<br />

22.08. Weinheim, Café Central<br />

23.08. Schwäbisch Hall, Kantine 26<br />

25.08. Hamburg, headCRASH<br />

The Crüxshadows<br />

01.08. Berlin, K17<br />

02.08. Würzburg, Posthalle<br />

03.08. Mannheim, Alte Seilerei<br />

TICKETS: www.orkus.de<br />

– unter „Tourdaten“!<br />

The Mission<br />

20.12. Frankfurt/M., Batschkapp<br />

21.12. Berlin, Postbahnhof<br />

22.12. Hamburg, Markthalle<br />

23.12. Köln, Live Music Hall<br />

The Other<br />

The Fright<br />

Kitty in a Casket<br />

31.10. Köln, Underground<br />

01.11. Hamburg, Hafenklang<br />

02.11. Leipzig, Conne Island<br />

Blackfield Festival<br />

mit Samsas Traum, Eisbrecher,<br />

Project Pitchfork, MONO INC.,<br />

Zeromancer...<br />

28.–30.06. Gelsenkirchen,<br />

Amphitheater<br />

Hörnerfest<br />

mit BerlinskiBeat, Corvus Corax,<br />

Heidevolk, Vogelfrey...<br />

28. & 29.06. Brande-Hörnerkirchen<br />

Rockharz Open Air 2013<br />

mit Subway to Sally, Ensiferum,<br />

van Canto, Children Of<br />

Bodom...<br />

11.–13.07. Ballenstedt, Flugplatz<br />

IX. Amphi Festival –<br />

Open Air 2013<br />

mit VNV Nation, Fields of the<br />

Nephilim, Anne Clark, Diary of<br />

Dreams...<br />

20. & 21.07. Köln, Tanzbrunnen<br />

M’era Luna Festival 2013<br />

mit Nightwish, HIM, <strong>ASP</strong>, Front<br />

242, Deine Lakaien, BlutEngel...<br />

10. & 11.08. Hildesheim, Flugplatz<br />

15 Jahre Schandmaul<br />

mit Schandmaul, Saltatio Mortis,<br />

Omnia, Fiddler’s Green...<br />

30. & 31.08. Köln, Tanzbrunnen<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Für die Ewigkeit<br />

Das umfangreiche Hardcoverbuch<br />

über diese ganz besondere Ausnahmeformation enthält eine Vielzahl<br />

an spannenden Interviews und interessanten Hintergrundinfos!<br />

Außerdem gibt es mehr als 100 wunderschöne Farbphotos zu bestaunen.<br />

Erhältlich bei www.letzte-instanz.de & www.orkus.de


Nehme Dir die Zeit, Dir folgende Fragen zu stellen, und versuche, sie für Dich zu beantworten. Oder<br />

gehe sie mit jemandem gemeinsam durch... <strong>Orkus</strong>! wünscht Dir schöne Momente voller eigener Anregungen.<br />

• Was hast Du gerade in Deinen Taschen?<br />

• Was machst Du an einem verregneten<br />

Wochenende am liebsten?<br />

• Was ist das perfekte Album, um sich in<br />

Depristimmung zu wälzen?<br />

• Wer oder was kann Dir im richtigen Moment<br />

neuen Mut geben?<br />

• Warum kann Musik so starke Emotionen auslösen?<br />

• Welches ist der erste Song, an den Du Dich<br />

erinnern kannst?<br />

• Was ist das perfekte Album, um das Leben zu<br />

genießen?<br />

• Sind Dir bei einem Song auch schon mal die<br />

Tränen gekommen?<br />

• An welchem Ort hörst Du am liebsten Musik?<br />

• Womit möchtest Du Dir heute noch etwas Gutes tun?<br />

In unserer nächsten Ausgabe werden sich verschiedene Musiker diesen Fragen widmen!<br />

HIM, Front Line Assembly, Stahlmann, Bodenski, Lordi, Mantus,<br />

MONO INC., Skinny Puppy, Spiritual Front, Covenant...<br />

Jetzt einfach Abo abschließen oder verlängern!<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am 16.08.2013<br />

Herausgeber:<br />

Zoomia Medien Gruppe Claus Müller<br />

<strong>Orkus</strong>! Magazin<br />

Postfach 1121<br />

61477 Glashütten/Taunus<br />

e-mail: contact@orkus.de<br />

Fax: 06174-2577743<br />

Bankverbindung:<br />

Claus Müller<br />

Kreissparkasse Waiblingen<br />

Kto: 212 99 27 BLZ: 602 500 10<br />

BIC/SWIFT: SOLADES1WBN<br />

IBAN: DE41 6025 0010 0002 1299 27<br />

Chefredaktion:<br />

Claus Müller (V.i.S.d.P.)<br />

editorial@orkus.de<br />

Anzeigenverkauf (gewerblich),<br />

Business Affairs:<br />

Claus Müller<br />

marketing@orkus.de<br />

Textchef:<br />

Björn Springorum<br />

<strong>Orkus</strong>! Compilation:<br />

Christian Purwien<br />

cd@orkus.de<br />

Tel.: 0231-4753833<br />

Private Kleinanzeigen:<br />

kleinanzeigen@orkus.de<br />

Art Direction:<br />

Claus Müller, Fabian Ritter<br />

Design:<br />

Fabian Ritter Artworks<br />

DTP/Satz:<br />

Fabian Ritter Artworks, Brigitta Settels<br />

Lektorat/Korrektorat:<br />

Agnes Merklein<br />

Titelbild:<br />

Achim Webel (www.nightshadow-photoart.de)<br />

Ständige MitarbeiterInnen:<br />

Nadine Ahlig, Lydia Aufschlager, Manuela<br />

Ausserhofer, Isabell Köster, Doreen Krase,<br />

Axel Schön, Lars Schubert<br />

Freie MitarbeiterInnen:<br />

Enrico Ahlig, Sarah Beilharz, Sebastian Berning,<br />

Miriam Claus, Balthasar Cunningsworth, Peter<br />

Eskriba, Claudia Feger, Marc Frei, Anja Frost,<br />

Melanie Haack, Marc Halupczok, Marie-Luise<br />

Henke, Michael Hertel, Christian Hesse, Roman<br />

Jasiek, Richard Klasen, Martin Kreischer, Sascha<br />

M. Kühne, Alexander Maciol, Kerstin Müller,<br />

Dinah Nelke, Jens Pan, Tanja Pannwitz, Giovanni<br />

Perna, Ronja Pludra, Emilia Reifert, Annabelle<br />

Reiter, Jana Rischke-Tanaka, Julian Rohrer,<br />

Gaetano Rothenburg, Steffen Rüth, Annika<br />

Schauer, Saskia Scherf, Evelyn Schön, David<br />

Skrinjar, André Steinigen, Christopher Sturm,<br />

Thomas Thyssen, Caroline Traitler, Alexander<br />

Triesch, Daniela Vorndran, Belinda Wagner,<br />

Carsten Weirich, Elena Winter, Silvio Wolff<br />

Ständige PhotographInnen:<br />

Michael Gamon, Axel Heyder, Christin Kersten,<br />

Thomas Nattermann, Lorenz Pietzsch,<br />

Claudia Schöne<br />

<strong>Orkus</strong>!-Abonnement:<br />

Jahres-Abo € 49,90 (inkl. MwSt., P&P)<br />

Auslands-Abo € 77,90 (inkl. P&P)<br />

Übersee-Abo € 119,00 (inkl. P&P)<br />

Abo-Verwaltung/Nachbestellungen:<br />

<strong>Orkus</strong>!, Abo-Abteilung,<br />

Postfach 1121<br />

61477 Glashütten/Taunus<br />

abo@orkus.de<br />

Redaktionsschluss für Nr. 09/13:<br />

18.07.2013<br />

Anzeigenschluss (gewerblich) für Nr. 09/13:<br />

18.07.2013<br />

Es gilt unsere Anzeigenpreisliste Nr. 01/2012<br />

vom 02.01.2012<br />

www.orkus.de<br />

Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Keine Haftung für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Photos, Tonträger et cetera. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nur die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder.

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