Bergsteiger Die Paten - Berühmte Bergsteiger und ihre Wege (Vorschau)
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06<br />
Stubaier Alpen: Thronfolge am Höhenweg<br />
A 6.50 € | CH 9.90 sFr | I 7.50 € | LU 6.50 € | F 6.50 € D 5.90 €<br />
Juni 2013<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
DIE PATEN<br />
<strong>Berühmte</strong> <strong>Bergsteiger</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Wege</strong><br />
IM TEST<br />
Multifunktions-<br />
Schuhe für Damen<br />
& Herren<br />
Plus 50 Tourentipps + Tourenkarten: Stubaier Alpen • Ötztaler Alpen • Ammergauer Alpen<br />
Allgäuer Alpen<br />
Dachstein<br />
Karwendel<br />
Wetterstein<br />
Berchtesgaden<br />
WILDER KAISER<br />
Dreitage-Wanderung:<br />
Sonne satt an Südhängen<br />
36<br />
Klettersteige<br />
Für Einsteiger <strong>und</strong> Erfahrene<br />
Testen Sie Ihr Können!<br />
SERVICE<br />
Erste Hilfe<br />
Tipps <strong>und</strong> Tricks zur<br />
Versorgung Verletzter<br />
PORTRÄT<br />
Erste Liga<br />
Adam Ondras Weg<br />
an die Weltspitze<br />
Südtirol<br />
Gipfelglück in der<br />
Alpenstadt Schenna<br />
REPORTAGE<br />
Echter Kult<br />
Pilgerwanderung im Gran-<br />
Paradiso-Nationalpark
2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
EDITORIAL<br />
Über den<br />
Sinn <strong>und</strong><br />
Unsinn von<br />
Preisen<br />
Der große Drehbuchautor <strong>und</strong> Regisseur Billy<br />
Wilder (»Some like it hot« mit Marilyn Monroe)<br />
hat im Laufe seines Schaffens mehr als<br />
100 Auszeichnungen erhalten, darunter<br />
sechs Oscars <strong>und</strong> 22 Oscar-Nominierungen.<br />
Wenn es um die Frage des Werts von Würdigungen<br />
geht, wird heute noch ein Ausspruch von ihm gerne zitiert: »Preise sind wie<br />
Hämorrhoiden. Irgendwann kriegt sie jeder Arsch.« Es sei dahingestellt, ob Wilder<br />
Bescheidenheit zeigen oder Kritik am System üben wollte. Er fordert heraus.<br />
Der Oscar des Bergsports ist der Piolet d’Or (»Goldener Eispickel«), der seit 1991 jedes<br />
Jahr vom französischen Montagne Magazine in Kooperation mit der Groupe de Haute<br />
Montagne vergeben wird. Steve House war einer der Preisträger (2005), Ueli Steck<br />
(2008), Denis Urubko (2009) <strong>und</strong> die Favresse-Brüder (2010). Das sind zweifelsohne<br />
große Alpinisten, <strong>und</strong> dennoch war schon vor Jahren – zurecht – eine Diskussion<br />
entflammt, welche Besteigung eigentlich warum preiswürdig ist. David Lama brachte<br />
es nun erneut auf den Punkt: Wie, fragte er, will man Besteigungen einschätzen,<br />
bei denen man selbst nicht dabei war? Das Dilemma hat dazu geführt, dass die Jury<br />
gleich allen sechs Nominierten den Piolet d’Or verlieh. <strong>Die</strong> Begründung, man habe<br />
»sich nicht zwischen solchen unglaublichen Leistungen« entscheiden können (siehe<br />
S. 12), führt Wettbewerbe aber generell ad absurdum. Oder soll man künftig vier<br />
Fußballweltmeister küren, weil die alle im Halbfinale so toll spielten?<br />
Der Oscar-Preisträger Marlon Brando schrieb 1971 an die Academy of Motion Picture Arts<br />
<strong>und</strong> Sciences, sie solle ihm die Trophäe für On the Waterfront (1954) ersetzen, weil sie<br />
ihm gestohlen worden sei. Angeblich hatte er die Statue als Türstopper benutzt. Sein<br />
Wunsch wurde ihm nicht erfüllt, dafür bekam er 1973 erneut einen Oscar als bester<br />
Hauptdarsteller in Der Pate. Aus Protest verweigerte er die Annahme <strong>und</strong> prangerte<br />
den damals diskriminierenden Umgang der US-Filmindustrie mit den Indianern an.<br />
Francis Ford Coppolas Opus steht übrigens auch Pate für unsere Titelgeschichte über<br />
Namensgeber von <strong>Wege</strong>n. Eigentlich gebührt ihm dafür ein BERGSTEIGER-Preis.<br />
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen<br />
The Great<br />
Himalaya Trail<br />
In 153 Tagen zu Fuß<br />
durch Nepal<br />
Wir organisieren den gesamten Trek individuell<br />
ab 2 Personen für Sie – in 153 Tagen.<br />
Sie starten im Kanchenjunga-Gebiet <strong>und</strong><br />
beenden ihn im äußersten Westen.<br />
Wenn Sie in der Gruppe gehen möchten,<br />
haben Sie die Möglichkeit, die Etappen aufgeteilt<br />
in 6 Reisen in kleinen Gruppen über<br />
einen längeren Zeitraum „zu sammeln“<br />
<br />
1 GHT – Das Kanchenjunga Gebiet<br />
34 Tage ab € 4.990,–<br />
2 GHT – Everest Gebiet <strong>und</strong> Rolwaling<br />
24 Tage ab € 1.990,–<br />
3 GHT – Langtang mit Tilman Pass<br />
21 Tage ab € 2.690,–<br />
4 GHT – Manaslu <strong>und</strong> Annapurna<br />
28 Tage ab € 3.790,–<br />
5 GHT – Dolpo <strong>und</strong> Juphal<br />
25 Tage ab € 3.290,–<br />
6 GHT – Rara See bis Darchula<br />
28 Tage ab € 3.390,–<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
Details anfordern unter Telefon:<br />
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INHALT<br />
22<br />
<strong>Die</strong> <strong>Paten</strong><br />
Wer war eigentlich dieser Hermann<br />
von Barth? Wir stellen zehn bekannte<br />
Persönlichkeiten <strong>und</strong> die nach ihnen<br />
benannten Pfade in den Alpen vor.<br />
32<br />
Klettersteig Special<br />
Welcher Klettersteigtyp sind Sie?<br />
Machen Sie unseren Test <strong>und</strong><br />
sahnen Sie jede Menge Tourentipps<br />
ab!<br />
TITELTHEMA<br />
22 Vorwärts in die Vergangenheit<br />
In den Bergen treffen wir immer wieder auf<br />
Spuren früherer Zeiten. Zum Beispiel in Form<br />
von <strong>Wege</strong>namen<br />
AKTUELL<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 EIN PREIS FÜR ALLE Erstmals haben alle<br />
sechs Nominierten den Piolet d‘Or erhalten.<br />
12 JUNGSPUND Alexander Megos (19) gelingt<br />
als erstem Kletterer eine 9a onsight.<br />
16 RÜCKZUG Gletscherbericht des Alpenvereins<br />
verheißt nichts Gutes für die Eisriesen.<br />
17 BUS STATT AUTO Ring-Linie am Wendelstein<br />
macht den eigenen Pkw überflüssig.<br />
18 MEDIEN-TIPPS Aktuelle Bücher, Apps <strong>und</strong><br />
Webpages zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
32 Klettersteig Special<br />
Machen Sie unseren kleinen Einstufungstest<br />
<strong>und</strong> erfahren Sie, welcher Klettersteigtyp<br />
Sie sind. Je nach Ergebnis liefern wir Ihnen<br />
gleich noch die passenden Tourentipps.
44<br />
Stubaier Thronfolge<br />
Acht Hütten in Top-Aussichtslage bilden<br />
das Herz des Stubaier Höhenwegs.<br />
80<br />
Val di Fiemme<br />
Traumtouren mit<br />
Legendencharakter<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Top-Touren für den Juni<br />
Bergsee-Klettersteig ............................................................59<br />
Hohe Bleick ...................................................................................59<br />
Kreuzjoch – Franz-Senn-Hütte ............................59<br />
Fr.-Senn-Hütte – N. Regensburger Hütte ....61<br />
N.Regensburger Hütte – Dresdner Hütte .61<br />
Dresdner Hütte – Nürnberger Hütte ...............61<br />
Dresdner – Nürnberger Hütte (m. Gipfel) 63<br />
Nürnberber Hütte – Bremer Hütte .................63<br />
Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte ................63<br />
Habicht ..............................................................................................65<br />
Scheffauer ......................................................................................65<br />
Verpeilspitze. ...............................................................................65<br />
90<br />
Schuhe für<br />
jeden Zweck<br />
Multifunktionsschuhe<br />
für Damen<br />
<strong>und</strong> Herren<br />
im Test<br />
110<br />
Gipfel-Duell<br />
Ein Kamm schöner als der<br />
andere: Touren im Pitztal<br />
Cover: B. Ritschel (Pürschling); Herbert Raffalt, Bernd Römmelt, Mark Zahel, Orler Images, Bernd Ritschel, Annika Müller<br />
40 Alpines Mostviertel<br />
Früher gefürchtet <strong>und</strong> gemieden, ist<br />
die Gegend um den Ötscher im Mostviertel<br />
inzwischen ein beliebtes Wandergebiet.<br />
44 Der Publikumsliebling<br />
Tolle <strong>Wege</strong>, tolle Hütten: Der Stubaier<br />
Höhenweg ist mit Recht einer der populärsten<br />
Hüttentreks der Alpen.<br />
52 Alpenstadt Schenna<br />
Schenna hat alles im Programm: reichhaltige<br />
Historie, mediterranes Flair, alpine Gipfel<br />
<strong>und</strong> gemütliche Waalwanderungen<br />
74 Sonnenverwöhnter Kaiser<br />
<strong>Die</strong> perfekte Tour, um Sonne satt zu tanken:<br />
drei Tage unterwegs am Wilder-Kaiser-Steig<br />
80 Trekking im Val di Fiemme<br />
Wer hier unterwegs ist, kann sich nur<br />
schwer den vielen Sagen entziehen: Report<br />
aus einer Märchenwelt<br />
110 Duell im Pitztal<br />
Kaunergrat oder Geigenkamm? Das Pitztal<br />
wartet mit einem Überangebot an Touren<br />
auf. Wir helfen Ihnen beim Entscheiden.<br />
Familien-TIPP<br />
86 Serie: Geotop | Hohe Bleick<br />
<strong>Die</strong> Turbidite am Hohen Trauchberg in<br />
den Ammergauer Alpen sind ein besonders<br />
ausdrucksvolles geologisches Lehrbeispiel.<br />
SERVICE<br />
90 Multifunktionsschuhe im Test<br />
Zwölf Schuhmodelle, die eine Mischung<br />
aus luftigen Trailrunnern <strong>und</strong> robusten<br />
Wanderschuhen darstellen<br />
100 Service: Erste Hilfe am Berg<br />
Bei Unfällen im Gebirge ist man oft auf<br />
sich allein gestellt. Dann zahlt es sich aus,<br />
gut ausgerüstet <strong>und</strong> vorbereitet zu sein.<br />
102 Serie: Stille Helfer<br />
Trotz aller Bemühungen ist das Klettersteig-<br />
Set nach wie vor kein Garant für folgenfreie<br />
Stürze.<br />
REPORTAGE<br />
NEU!<br />
68 Heiligenkult am Gran Paradiso<br />
H<strong>und</strong>erte pilgern Jahr für Jahr zum Santuario<br />
San Besso. Der Kult hat die Zeiten überlebt<br />
<strong>und</strong> beschäftigt nun die Wissenschaft.<br />
116 Im Porträt:<br />
Adam Ondra<br />
Er trägt den Spitznamen »Zauberlehrling«,<br />
ist gerade mal<br />
zwanzig Jahre alt <strong>und</strong> hat das<br />
Sportklettern<br />
bereits<br />
in eine neue<br />
Dimension<br />
geführt: So<br />
tickt Adam<br />
Ondra.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
TV-Programm 20<br />
Bergpredigt 56<br />
Im Härtetest 106<br />
Grassls Tipp 120<br />
Briefe/Impressum 120<br />
Bergwachteln 122<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERG-BILDER<br />
Wolkenkunst<br />
Ein Impressionist wie Claude Monet<br />
hätte wohl sofort zum Pinsel gegriffen<br />
angesichts der Farbexplosion am Morgenhimmel<br />
im Karwendel. Föhnwolken sind<br />
mit die bizarrste Wolkenart, sie stehen oft<br />
st<strong>und</strong>enlang über dem gleichen Berg – <strong>und</strong><br />
das bei hohen Windgeschwindigkeiten.<br />
Föhnwolken (Lenticularis) über der Soierngruppe<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Überblick<br />
Für den Bergwanderer sind es die<br />
besonderen, im Wortsinne erhabenen<br />
Momente. Alles Darunterliegende,<br />
alles Schwere ist ausgeblendet.<br />
Bischof (2033 m), Estergebirge <strong>und</strong> Loisachtal<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Fernblick<br />
<strong>Die</strong> Morgenstimmung ist in den<br />
Bergen nie gleich. Je nach Luftfeuchtigkeit<br />
präsentiert sich die<br />
Silhouette der Bergketten anders.<br />
Bayerische Voralpen<br />
Ausblick<br />
Der Horizont als Bühne: Langsam<br />
wandert der Schatten des<br />
»eigenen« Berges gen Horizont.<br />
<strong>Die</strong> Nacht ist nicht mehr weit.<br />
Schattenkegel des Krottenkopfs (2086 m)
Wolkenzauber<br />
Oft sind es nur Augenblicke – Nuancen<br />
im letzten Tageslicht –, in denen großartige<br />
Stimmungen entstehen <strong>und</strong><br />
Wolken zu Kunstwerken formen. Sie<br />
einzufangen, ist fotografische Passion.<br />
Ich bin nun seit 14 Jahren<br />
Hüttenwirt auf der Weilheimer<br />
Hütte <strong>und</strong> habe<br />
den ganzen Sommer die<br />
gleichen Berge im Sichtfeld.<br />
Es ist unglaublich,<br />
wie Wolken die immer<br />
gleiche Landschaft in eine<br />
komplett andere Stimmung<br />
versetzen können. Dabei bin ich immer<br />
auf der Lauer, diese einzigartigen <strong>und</strong><br />
oft unwiederbringlichen Momente in Szene<br />
zu setzten.<br />
Christian Weiermann<br />
Mehr Bilder <strong>und</strong> Infos gibt es auf den Seiten<br />
www.weiermann-foto.de <strong>und</strong> www.krinerweiermann.de
Lebenskunst<br />
Man kann das Gewicht der Gewitterwolken<br />
förmlich spüren <strong>und</strong><br />
die Gefahr riechen. Das Jungrind<br />
bleibt indes unbeeindruckt.<br />
Estergebirge, Blitzeinschlag im Ammergebirge<br />
Alle Fotos: Christian Weiermann<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 11
<strong>Bergsteiger</strong><br />
06/13 AKTUELL<br />
Geehrt für die Besteigung<br />
des Kyashar (6770 m),<br />
Nepal: die drei Japaner<br />
Tatsuya Aoki, Yasuhiro Hanatani,<br />
Hiroyoshi Manome<br />
Sébastien Bohin, Didier<br />
Jourdain, Sébastien<br />
Moatti, Sébastien Ratel,<br />
geehrt für die Besteigung<br />
des Kamet, Indien<br />
<strong>Die</strong> Russen Dmitry<br />
Golovchenko, Alexander<br />
Lange <strong>und</strong> Sergey Nilov<br />
bestiegen den Muztagh<br />
Tower in Pakistan.<br />
Nochmal Briten: Mick<br />
Fowler <strong>und</strong> Paul Ramsden,<br />
geehrt für <strong>ihre</strong> Shiva-<br />
Besteigung (6142 m) über<br />
den Nordostgrat<br />
Zitat des Monats<br />
<strong>Die</strong> Briten Sandy Allan<br />
<strong>und</strong> Rick Allen wurden<br />
geehrt für die Besteigung<br />
des Nanga Parbat<br />
über den Mazeno-Grat.<br />
»<strong>Die</strong> Berge sind<br />
ein grandioses Kino,<br />
es gibt jeden Tag<br />
einen neuen Film,<br />
kein Bild ist wie das<br />
andere, <strong>und</strong> man<br />
selbst ist mittendrin<br />
in diesem Schauspiel<br />
– mit Haut <strong>und</strong><br />
Haaren.«<br />
Stephan Siegrist, Schweizer Extrembergsteiger<br />
Kyle Dempster, Hayden<br />
Kennedy <strong>und</strong> Josh<br />
Wharton (kein Bild) eröffneten<br />
eine neue Linie<br />
auf den Baintha Brakk.<br />
Ein Preis für alle<br />
PIOLETS D’OR ERSTMALS FÜR ALLE NOMINIERTEN<br />
Alle sechs Nominierten haben in diesem Jahr den Piolet d’Or – die wohl<br />
renommierteste Auszeichnung im Extrembergsteigen – erhalten. »Wir haben einstimmig<br />
beschlossen, dass man sich nicht zwischen solchen unglaublichen Leistungen<br />
entscheiden kann«, gab Jury-Vorsitzender Stephen Venables als Gr<strong>und</strong> an.<br />
In der Szene ist die Entscheidung auf Verw<strong>und</strong>erung gestoßen. »Was ist der<br />
Sinn einer Verleihung, wenn man im Alpinismus keine Vergleiche anstellen<br />
möchte? Und wie wurden dann überhaupt die sechs Nominierten unter den<br />
mehr als 80 ursprünglichen Kandidaten ermittelt?«, fragt etwa Vinicio Stefanello,<br />
Redakteur bei www.planetmountain.com.<br />
David Lama, der zwar nicht zu den sechs Nominierten gehörte, dafür aber mit<br />
einer »Special Mention« für die erste freie Begehung des Cerro Torre gewürdigt<br />
wurde, findet die Entscheidung hingegen gut. »Ich glaube, dass es unmöglich<br />
ist, eine Besteigung einzuschätzen, bei der man nicht selbst dabei war.« Gleichzeitig<br />
ist er der Meinung, dass Alpinismus zu viel mit Kunst zu tun habe, um<br />
Leistungen direkt mit Preisen <strong>und</strong> Auszeichnungen kategorisieren zu können.<br />
Wie die Jury im kommenden Jahr verfahren wird, ist noch offen.<br />
Ein Piolet d’Or immerhin ging unumstritten an nur einen Preisträger: Kurt<br />
<strong>Die</strong>mberger erhielt den »Walter Bonatti Award« für sein Lebenswerk. –bw–<br />
9a onsight!<br />
ALEXANDER MEGOS KLETTERT<br />
»ESTADO CRÍTICO«<br />
Feuertaufe in Spanien: Im März ist der Erlanger<br />
Alexander Megos für zwei Wochen ins<br />
spanische Klettergebiet Siurana gereist <strong>und</strong><br />
hat gleich am ersten Tag Klettergeschichte geschrieben. Mit dem Durchstieg von<br />
»Estado Crítico« im ersten Versuch ist es dem 19-Jährigen als erstem Kletterer<br />
gelungen, eine Route im Schwierigkeitsgrad XI/9a onsight zu begehen. Und uner -<br />
müdlich ging es weiter: Megos wiederholte verschiedene Routen im Grad X+<br />
bis XI+ wie beispielweise den Klassiker »La Rambla« (XI+/9a+). Gutes Training zahlt<br />
sich aus <strong>und</strong> Zeit dafür hatte Alexander Megos. Nach dem Abitur 2012 reiste er<br />
zum Klettern nach Südafrika, Kalymnos <strong>und</strong> schließlich in die USA. –bd–<br />
Foto: Julian Singer Fotos: www.pioletsdor.com<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Fünf Fragen an …<br />
Gipfelstürmer.<br />
NEU!<br />
Foto: Jörg Fokuhl<br />
Hubert Heinl (52),<br />
Revierleiter bei den<br />
bayerischen Staatsforsten<br />
in Sonthofen, der<br />
regelmäßig Freiwillige<br />
des »Bergwaldprojekts«<br />
betreut, die ihm eine<br />
Woche lang bei Waldarbeiten<br />
helfen.<br />
... den Bergwald-Förster<br />
Sie sind seit 1988 Förster im Revier zwischen Gunzesried <strong>und</strong><br />
Oberstdorf. Wie steht es momentan um den Bergwald?<br />
An <strong>und</strong> für sich nicht schlecht. Wir stehen vor der Herausforderung,<br />
den Bergwald für den Klimawandel zu rüsten. Zwar gibt es überall<br />
Wälder mit natürlicher Baumartenausstattung, sprich Mischwald aus<br />
Fichte, Tanne, Buche <strong>und</strong> Bergahorn, es gibt aber auch immer<br />
noch viele Flächen mit naturfernen Fichtenreinbeständen, die wir<br />
wieder in Mischwälder umwandeln müssen.<br />
Ist Waldsterben kein Thema mehr?<br />
<strong>Die</strong> Szenarien aus den 1980er-Jahren vom großfl ächigen Waldsterben<br />
sind ja nicht eingetreten. Natürlich ist nach wie vor eine Belastung<br />
der Bäume durch Luftschadstoffe, vor allem durch Ozon, vorhanden.<br />
<strong>Die</strong> Schwefeldioxid-Belastung hat bei uns aber zum Glück abgenommen.<br />
<strong>Die</strong> Bäume sind auch nach wie vor von Blatt- <strong>und</strong> Nadelveränderungen<br />
betroffen. Aber da können wir als Förster leider nichts machen.<br />
Mit dem Bergwaldprojekt kommen immer wieder Freiwillige zu<br />
Ihnen <strong>und</strong> wollen helfen. Was können sie tun?<br />
Sie helfen, Mischwald anzupfl anzen, Pfl anzungen zu pfl egen, Steige<br />
anzulegen. Sie arbeiten aber auch bei Moorrenaturierungen, Lebensraumverbesserungen<br />
für Auer- <strong>und</strong> Birkwild sowie Verbissschutz mit.<br />
Überfüllte Normalwege, Warteschlangen am Gipfel? Nicht auf<br />
dem Großteil dieser 3000er, die Alpenkenner Richard Goedeke<br />
in seinem Buch zusammengestellt hat. F<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> ausführlich<br />
beschreibt der Autor 98 Aufstiege <strong>und</strong> gibt zu weiteren 306 Gipfeln<br />
die wichtigsten Infos. Frisch verschneit bieten diese 3000er selbst<br />
in den weithin viel besuchten Alpenregionen häufig die Chance,<br />
sich dort oben wie der erste Mensch zu fuḧlen!<br />
288 Seiten · ca. 250 Abb. · 16,5 x 23,5 cm<br />
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ISBN 978-3-7654-6122-4 € 32,99<br />
Auf der einen Seite Hilfe, auf der anderen Seite Belastung durch<br />
Luftverschmutzung <strong>und</strong> Klimawandel. Wie wird es weiter gehen?<br />
Ich sehe das positiv. Der Wald wird überleben. Unsere Herausforderung<br />
wird es sein, die Wälder für den Klimawandel fi t zu machen.<br />
Der wird mehr Borkenkäfer durch höhere Temperaturen mit sich<br />
bringen, weniger Schnee, mehr Regen <strong>und</strong> Unwetter. In den Alpen<br />
kommt noch erschwerend hinzu, dass sich der Klimawandel extremer<br />
auswirken wird als in anderen Regionen. Als Hauptproblem sehe<br />
ich momentan die überhöhten Wildbestände, die uns die kleinen<br />
Anpfl anzungen, vor allem die wichtige Weißtanne, wegfressen.<br />
Wie wird man überhaupt Förster im Bergwald?<br />
Durch Zufall <strong>und</strong> Glück. Und wenn man bereit ist, sich sehr viel<br />
zu bewegen. Ich bin von Beruf zwar kein <strong>Bergsteiger</strong>, aber ich laufe<br />
trotzdem dauernd in den Bergen umher. Interview: H. Schmidt<br />
192 Seiten · ca. 120 Abb.<br />
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<strong>Die</strong> Welt neu entdecken<br />
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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
Foto: Salewa/Birgit Gelder<br />
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 06/13 AKTUELL<br />
Berg-Splitter<br />
Einen Tick zu spät<br />
Chris Sharma hat die mit 9b+ bewertete Route<br />
»La dura dura« in Oliana, Spanien, wiederholt.<br />
Obwohl der 32-jährige US-Amerikaner die Route<br />
selbst eingebohrt hatte, war die Erstbegehung<br />
bereits wenige Wochen zuvor dem tschechischen<br />
Ausnahmekletterer Adam Ondra geglückt<br />
(siehe Porträt S. 116–119).<br />
–dp–<br />
SALEWA Klettersteigtage in<br />
Bad Hindelang<br />
Am 8. <strong>und</strong> 9. Juni veranstaltet SALEWA ein<br />
Klettersteig-Event in Bad Hindelang im Allgäu.<br />
Auf dem Programm stehen verschiedene<br />
Klettersteigtouren, Material-Check, Infos zur<br />
Unfallvermeidung <strong>und</strong> speziell zum Sichern von<br />
Kindern. Teilnehmer können die neuesten<br />
Klettersteig-Produkte testen. Alle Informationen<br />
unter www.salewa.de/klettersteigtage –bd–<br />
Oberstdorfer Fotogipfel<br />
Natur, Leben <strong>und</strong> Brauchtum steht – in<br />
abgelichteter Form – im Mittelpunkt der Oberst -<br />
dorfer Fotoausstellung vom 19. bis 25. Mai.<br />
Gezeigt werden Ausstellungen renommierter<br />
Fotografen wie Tim Mantoani oder Walter Schels.<br />
Neben verschiedenen Fotografi e-Seminaren<br />
werden täglich von Heinz Zak geführte Fotowanderungen<br />
angeboten. Weitere Informationen<br />
zum Programm sind erhältlich unter<br />
www.fotogipfel-oberstdorf.de<br />
–bd–<br />
Foto: Archivio F. Ventura<br />
Grau weicht grün<br />
GLEICHE PERSPEKTIVE, GLEICHE JAHRESZEIT: EINE AUSSTELLUNG<br />
VERGLEICHT GLETSCHER HEUTE UND VOR HUNDERT JAHREN<br />
Cooler Schuss<br />
RAINER EDER GEWINNT INTER-<br />
NATIONALEN FOTOWETTBEWERB<br />
Reinhold<br />
Messner <strong>und</strong><br />
Fabiano Ventura<br />
präsentieren<br />
<strong>ihre</strong> Gletscher-<br />
Ausstellung.<br />
Gletscherschw<strong>und</strong> schwarz auf weiß: Noch bis 17. November ist im Messner<br />
Mountain Museum Firmian in Bozen eine Ausstellung mit Gletscheraufnahmen<br />
zu sehen. Das Besondere daran: Zu jedem gezeigten Gletscher existieren zwei<br />
Aufnahmen. <strong>Die</strong> einen stammen von Expeditionen zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />
die zweiten sind exakte Nachstellungen aus der jüngeren Vergangenheit, aufgenommen<br />
von Fabiano Ventura. Perspektive <strong>und</strong> Jahreszeit der Aufnahme sind<br />
die gleichen. <strong>Die</strong> Veränderung ist so auf einen Blick zu erkennen.<br />
Anhand der Bilder zieht ein wissenschaftlicher Beirat, der das Projekt begleitet,<br />
Rückschlüsse auf den Ges<strong>und</strong>heitszustand der Gletscher.<br />
<strong>Die</strong> Aufnahmen, die in der Ausstellung zu sehen sind, stammen aus dem Karakorum<br />
(2009) <strong>und</strong> dem Kaukasus (2011). Weitere Expeditionen sind geplant für<br />
Alaska, die Anden, den Himalaya <strong>und</strong> die Alpen.<br />
–bw–<br />
Beim spanischen Memorial-Maria-<br />
Luisa-Fotowettbewerb werden jährlich<br />
die besten Natur- <strong>und</strong> Bergfotografen<br />
aus mehr als 73 Ländern ausgezeichnet.<br />
In der Kategorie »Mountaineering« gewann<br />
in diesem Jahr der Österreicher Rainer Eder. Der Outdoorfotograf – selbst<br />
Klet te rer <strong>und</strong> Kenner der Szene – hatte bereits die Elite der Eis- <strong>und</strong> Felskletterer<br />
wie David Lama, Cédric Lachat, Dani Arnold oder Chris Sharma vor der Linse.<br />
Das Siegerbild zeigt die viermalige Eiskletterweltmeisterin Ines Papert beim Klettern<br />
am Argentière-Gletscher in Chamonix.<br />
–bd–<br />
Foto: Visual Impact/Rainer Eder<br />
Hoch hinaus im Herz der Schweiz<br />
Egal ob Anfänger oder Profi-Level, bei der<br />
zweiten »Alpine Arc’ademy« vom 14. bis 16. Juni<br />
in Chamonix hat Arc’teryx für jeden Leistungsstand<br />
den passenden Workshop im Programm.<br />
Unterstützt werden die örtlichen Bergführer<br />
von Profi -Alpinisten wie Ines Papert oder<br />
Nina Caprez. Anmeldungen für das <strong>Bergsteiger</strong>wochenende<br />
sind online möglich unter<br />
www.alpinearcademy.com<br />
–bd–<br />
Ins rechte Licht gerückt<br />
IMS PHOTO CONTEST GEHT IN NEUE RUNDE<br />
Berge in Licht <strong>und</strong> Schatten: Wem zu diesem Motto bereits erste Motive in den<br />
Sinn kommen, sollte sich am IMS Photo Contest beteiligen. Bis 21. Juli haben<br />
Anwärter Zeit, <strong>ihre</strong> Aufnahmen einzureichen. Drei Finalisten werden zur Preisverleihung<br />
beim IMS in Brixen am 19. Oktober eingeladen. Dort erfahren sie, wer den<br />
Hauptpreis im Wert von 3000 Euro gewinnt. Alle drei Gewinnerbilder werden in der<br />
Dezember-Ausgabe des BERGSTEIGER veröffentlicht. Alle Infos: www.ims.bz –bw–<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Foto: Gerald Lobenwein<br />
Tragischer Erfolg<br />
BROAD PEAK: WINTER-<br />
BESTEIGUNG GEGLÜCKT<br />
Am 5. März ist den Polen<br />
Maciej Berbeka, Adam Bielecki,<br />
Tomasz Kowalski <strong>und</strong><br />
Artur Malek die erste Winterbesteigung<br />
des Broad Peak (8047 m) in Pakistan gelungen. Doch nur zwei<br />
Teammitglieder kehrten ins Basislager zurück. Inzwischen geht Expeditionsleiter<br />
Krzysztof Wielicki vom Tod Maciej Berbekas <strong>und</strong> Tomasz Kowalskis<br />
aus. Das Team brach am Gipfeltag um 5:15 Uhr von Lager 4 auf 7400 Meter<br />
Höhe zum höchsten Punkt des Berges auf. Am Vorgipfel gab es laut dem<br />
Sprecher der Expedition technische Schwierigkeiten, wodurch Berbeka <strong>und</strong><br />
Kowalski den Gipfel später als <strong>ihre</strong> Kameraden erreichten. Dann verliert<br />
sich die Spur. Was genau in den letzten St<strong>und</strong>en geschah, soll nun eine Kommission<br />
des polnischen <strong>Bergsteiger</strong>verbands analysieren.<br />
–bd–<br />
Wandern <strong>und</strong> laufen<br />
Nur zwei der vier polnischen <strong>Bergsteiger</strong><br />
überlebten die Expedition zum Broad Peak.<br />
WANDERMARATHON HOHE TAUERN GEHT IN DIE ZWEITE RUNDE<br />
Am 25. August findet der zweite Hohe Tauern Wandermarathon<br />
in der Region Mittersill-Hollersbach-Stuhlfelden statt.<br />
<strong>Die</strong> Veranstalter erwarten 500 Teilnehmer. <strong>Die</strong>se können sich<br />
einzeln oder in der Staffel über 25,6 Kilometer <strong>und</strong> 851 Höhenmeter<br />
aneinander messen. Für Kinder (8–13 Jahre) werden<br />
die beiden Distanzen 7,4 <strong>und</strong> knapp drei Kilometer (4–7 Jahre)<br />
angeboten. <strong>Die</strong> lange Strecke führt vom Startpunkt (750 m)<br />
auf den ersten fünf Kilometern kontinuierlich bergauf bis auf<br />
etwa 1100 Meter, dann in ähnlichem Gefälle wieder bergab.<br />
Das Ziel befindet sich ebenfalls im Nationalparkzentrum. <strong>Die</strong><br />
Anmeldung ist möglich unter www.wandermarathon.info –sz–<br />
Foto: Ralf Dujmovits<br />
Berg-F<strong>und</strong>stück<br />
VON WEGEN FLASCHE<br />
Faltbar, wiederverwendbar,<br />
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<strong>und</strong> dann auch<br />
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www.trinkflaschen24.net, 15,95 €<br />
200 Wanderer<br />
<strong>und</strong> Läufer waren<br />
2012 dabei,<br />
heuer erwarten<br />
die Veranstalter<br />
500 Teilnehmer.<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer <strong>und</strong> korrosionsbeständiger als herkömmliche<br />
Aluminiumstöcke. Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke<br />
aus Carbon. Finden Sie das für Sie optimale Modell auf www.komperdell.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 06/13 AKTUELL<br />
Umwelt <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
GASTBeitrag<br />
Foto: privat<br />
Laura Linke<br />
aus Burgberg<br />
ist Mitglied der<br />
Pressegruppe<br />
des YPAC <strong>und</strong><br />
hat die Tagung<br />
in Sonthofen<br />
mitorganisiert.<br />
»Wir wollen mitreden«<br />
Uns ist es wichtig mitzureden <strong>und</strong> nicht<br />
rumzureden! Um die Fragen zu diskutieren,<br />
wie die Alpenstadt der Zukunft aussehen <strong>und</strong><br />
gestaltet werden soll, haben wir uns vom<br />
11. bis zum 15. März in Sonthofen im Allgäu<br />
getroffen. Mit »uns« meine ich die 80<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler des Jugendparlaments<br />
zur Alpenkonvention (YPAC), das 2006<br />
an einem Innsbrucker Gymnasium ins Leben<br />
gerufen wurde <strong>und</strong> seither jedes Jahr in einem<br />
anderen Alpenland tagt.<br />
Aus unseren Ideen für nachhaltige <strong>und</strong><br />
umweltfre<strong>und</strong>liche Städtepolitik im Alpenraum<br />
haben wir im Vorfeld einen Forderungskatalog<br />
zusammengestellt, der dann in Sonthofen<br />
der Öffentlichkeit <strong>und</strong> zahlreichen Vertretern aus<br />
der Politik vorgestellt wurde.<br />
Aus den Ideen, die im Allgäu besonders gut<br />
ankamen, wurden schließlich zehn Resolutionen<br />
beschlossen: beispielweise ein Bonus system<br />
für die Nutzung umweltfre<strong>und</strong>licher Verkehrsmittel<br />
zum Arbeitsplatz, ein »Mobility-Package«<br />
mit Ermäßigungen für Familien <strong>und</strong> junge<br />
Reisende in der Alpenregion oder die Gründung<br />
einer sogenannte »Eco-University«, die sich<br />
speziell mit ökologischen Themen befasst<br />
<strong>und</strong> ein Austauschprogramm zwischen den<br />
Alpen ländern ermöglicht. Dass unsere Vor -<br />
schläge von den Politikern vor Ort so positiv<br />
aufgenommen wurden, hat uns bestärkt,<br />
unsere Ideen auch noch an höhere Stelle zu<br />
tragen. Dazu haben wir eigens die Plattform<br />
»Future« gegründet, deren Aufgabe es ist,<br />
das YPAC gegenüber den Politikern zu reprä -<br />
sentieren. Erste Erfolge haben wir bereits<br />
erzielt: B<strong>und</strong>esumweltminister Peter Altmaier<br />
hat Vertreter des YPAC eingeladen, ihm<br />
die diesjährigen Resolutionen vorzustellen.<br />
Foto: Alpenverein/B. Seiser<br />
Foto: DAV/Steffen Reich<br />
Ging um 37 Meter zurück: das Obersulzbachkees in der Venedigergruppe<br />
Ein Jahr, minus 97,3 Meter<br />
OEAV STELLT ERNEUT STARKEN RÜCKGANG DER GLETSCHER FEST<br />
2012 war kein gutes Jahr für die Eisriesen. Der aktuelle Bericht des Österreichischen<br />
Alpenvereins (OeAV) besagt, dass 98 Prozent der Gletscher abgeschmolzen<br />
sind, im Schnitt 17,4 Meter. Den Minusrekord führt die Pasterze am Großglockner<br />
an, die seit der letzten Messung vor einem Jahr um 97,3 Meter zurückwich. Laut<br />
Andrea Fischer, Leiterin des OeAV-Gletschermessdienstes, ist diese Zahl nicht nur<br />
durch das Klima bedingt. »Unterdurchschnittliche Winterniederschläge« <strong>und</strong> eine<br />
lange Schmelzsaison hätten dazu geführt, dass der Eisnachschub zur Zunge fehlte.<br />
Im Vergleich dazu sei der Teil der Zunge, der von Schutt bedeckt ist, kaum zurückgewichen.<br />
Auch Oskar Wörz, Vizepräsident des OeAV, versucht trotz alarmierender<br />
Zahlen eine positive Entwicklung hervorzuheben. »Der Schutt sorgt dafür, dass sich<br />
ein ge wisses Gleichgewicht einstellt«, sagt Wörz. »Das sieht nicht mehr so schön aus,<br />
aber das Eis ist noch da.« <strong>Die</strong> Messungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen seiner<br />
Meinung nach auch, dass »wir nicht nur einseitig von einer Katastrophe sprechen<br />
können«. Tatsache bleibt, dass viele Touren in den Alpen bereits heute nicht mehr<br />
so möglich sind, wie noch vor ein<br />
paar Jahren <strong>und</strong> dass die Alpenvereine<br />
bereits Geld in Sicherung<br />
<strong>und</strong> Neubau von Hütten <strong>und</strong> <strong>Wege</strong>n<br />
stecken, die durch das Auftauen<br />
des Permafrostes gefährdet oder<br />
bereits abgerutscht sind. –sz–<br />
<strong>Die</strong> fünf stärksten Rückgänge<br />
1. Pasterze (Glocknergruppe) -97,3 m<br />
2. Gepatschferner (Ötztaler Alpen) -72,7 m<br />
3. Waxeggkees (Zillertaler Alpen) -52,0 m<br />
4. Viltragenkees (Venedigergruppe) -46,5 m<br />
5. Vernagtferner (Ötztaler Alpen) -46,2 m<br />
Skigebiete adé<br />
DER DAV FORDERT NEUE KONZEPTE<br />
Es sieht düster aus für Bayerns Skigebiete:<br />
In den nächsten 20 Jahren schmilzt<br />
ihnen der Schnee so schnell weg, dass sich<br />
ein Betrieb nur noch für etwa 50 Prozent<br />
der Gebiete rechnet. Das ist das Ergebnis<br />
Auch Kunstschnee ist keine Rettung. einer Studie, die der DAV in Auftrag gegeben<br />
hat. <strong>Die</strong> Wissenschaftler der Uni Innsbruck<br />
bezogen die technische Beschneiung erstmals in <strong>ihre</strong> Berechnungen mit<br />
ein. Ergebnis: Auch bei maximaler Aufrüstung seien mittelfristig nur Fell- <strong>und</strong> Nebelhorn<br />
sowie Zugspitze schneesicher. Der DAV fordert ein Umdenken <strong>und</strong> stellt<br />
sich gegen weitere Beschneiungsprojekte. »<strong>Die</strong> Kommunen müssen jetzt alternative,<br />
nachhaltige Tourismuskonzepte vorantreiben«, bekräftigt Hanspeter Mair vom<br />
DAV. Als Vorbild sieht er das Projekt der österreichischen »<strong>Bergsteiger</strong>dörfer«. –mr–<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Gut für die CO2-Bilanz<br />
MIT DEM BUS IN DIE BERGE<br />
Um zeitgleich mit den<br />
Heli-Skifahrern am<br />
Gipfel zu sein, biwakierten<br />
die Demonstranten.<br />
Foto: Daimler AG/Peter Zangerl<br />
Zur Anreise für Bergtouren gibt es durchaus<br />
Alternativen zum Auto, was besonders<br />
dann interessant ist, wenn Ausgangs- <strong>und</strong> Endpunkt<br />
nicht identisch sind. <strong>Die</strong> Wendelstein-<br />
Bus-Ringlinie zum Beispiel startete am 27. April<br />
in die Saison. Sie verbindet täglich mit zwei<br />
Bussen sämtliche Talorte r<strong>und</strong> um den Wendelstein<br />
sowie das Sudelfeldgebiet; die Anschlüsse<br />
zur Bayerischen Oberlandbahn (BOB)<br />
<strong>und</strong> zur DB Regio sowie die Fahrzeiten der<br />
Wendelstein-Seilbahn <strong>und</strong> -Zahnradbahn werden<br />
dabei berücksichtigt. Den Fahrplan sowie<br />
Tipps Frisch gibt saniert: es unter der www.wendelstein-ringlinie<br />
Weg<br />
de. über Vom die 15. Brunnenauscharte<br />
Juni bis 13. Oktober fährt der Eng-<br />
Bus wieder die<br />
Strecke Bad<br />
Tölz – Lenggries<br />
– Vorderriß<br />
– Hinterriß<br />
– Eng.<br />
Infos stehen<br />
unter www.<br />
rvo-bus.de<br />
bereit. –pgk–<br />
Demo auf 4200 Metern<br />
ALPENSCHUTZORGANISATION MOUNTAIN WILDERNESS FORDERT<br />
AUS FÜR TOURISTISCHE FLÜGE AUF DEN MONTE ROSA<br />
Mountain Wilderness hat sich mit einer Demo auf 4200 Metern gegen<br />
den Gebirgslandeplatz am Monte Rosa stark gemacht. <strong>Die</strong> Bergschutzorganisation<br />
wollte nach Frisch eigenen saniert: Angaben der Weg mit der Aktion <strong>ihre</strong>r Forderung Nachdruck<br />
verleihen, über Landeplätze die Brunnenauscharte<br />
in Schutzgebieten zu touristischen Zwecken<br />
wie etwa für Heli-Skiing zu verbieten.<br />
Mit dieser Forderung steht Mountain Wilderness nicht alleine da. Ein im März<br />
erschienenes Gutachten, das das Schweizer Umweltministerium in Auftrag<br />
gegeben hatte, weist darauf hin, dass der Landeplatz in einem Schutzgebiet<br />
liegt <strong>und</strong> seine Nutzung dieses schwerwiegend beeinträchtige. Laut Schweizer<br />
Tagesanzeiger fordern die Ersteller des Gutachtens, die Eidgenössische Natur<strong>und</strong><br />
Heimatschutzkommission, dazu auf, die Ruhe <strong>und</strong> die Stille in der Hochgebirgslandschaft<br />
zu erhalten. Ausnahmen seien nur zulässig, wenn für Flüge<br />
ein Interesse von nationaler Bedeutung vorliege. <strong>Die</strong>s treffe jedoch nur auf<br />
Flüge zu Ausbildungszwecken zu, nicht aber auf touristische Flüge. –bw–<br />
Foto: Mountain Wilderness<br />
„DIE BERGE BRAUCHEN<br />
MICH NICHT, ABER<br />
ICH BRAUCHE SIE.“<br />
„NACH ÜBER 40 JAHREN HABE<br />
ICH MICH DAMIT ABGEFUNDEN!“<br />
HANWAG ProTeam: Peter Vogler<br />
Bergführer seit 1972<br />
vimeo.com/hanwag<br />
www.hanwag.de<br />
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Spaziergänge oder den täg lichen Einsatz.<br />
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<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
06/13 AKTUELL<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Martin Scharfe<br />
»BILDER AUS DEN ALPEN«<br />
216 Seiten mit durchwegs farbigen Abb.,<br />
Format 16 x 24 cm, geb<strong>und</strong>en, Böhlau<br />
Verlag, Wien 2013, 22,90 €<br />
Das Alpenvereinsmuseum<br />
Innsbruck (des OeAV) <strong>und</strong> das Alpine<br />
Museum München (des DAV)<br />
haben jeweils eine umfangreiche<br />
Sammlung an Gemälden, die Ansichten<br />
eines Berges, eines Gletschers, eines Tales oder einer Hütte<br />
darstellen sowie Porträts bekannter <strong>Bergsteiger</strong> <strong>und</strong> Alpenpflanzenbilder.<br />
Das Interesse des Volksk<strong>und</strong>lers, Kunsthistorikers <strong>und</strong><br />
Soziologen Martin Scharfe richtet sich aber eher auf die Geschichten,<br />
die in oder hinter einem Bild stecken, sozusagen auf die Pointe<br />
des Dargestellten. So interpretiert er erfrischend subjektiv 66<br />
Gemälde, indem er das Vordergründige mehr oder weniger übergeht<br />
<strong>und</strong> dafür Details herausstellt <strong>und</strong> zum Teil deren Geschichte<br />
fortführt. Entstanden ist ein auch optisch (Satz <strong>und</strong> Layout) bemerkenswertes<br />
<strong>und</strong> empfehlenswertes Lesebuch.<br />
–pgk–<br />
Jochen Hemmleb<br />
»AUSTRIA 8000. ÖSTERREICHI-<br />
SCHE ALPINISTEN AUF DEN<br />
HÖCHSTEN GIPFELN DER ERDE«<br />
416 Seiten; 22,5 x 15,0 cm,<br />
Hardcover, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-<br />
Wien 2013, 19,99 €<br />
Heldensagen überlässt<br />
Jochen Hemmleb anderen.<br />
Er nähert sich den 14 Achttausendern<br />
wie gewohnt aus der<br />
Perpektive des akribisch recherchierenden<br />
Beobachters,<br />
was dem Leser etwas Durchhaltevermögen<br />
abverlangt.<br />
Dass er sich dabei bewusst nur<br />
auf österreichische Alpinisten<br />
konzentriert <strong>und</strong> nicht in<br />
unzähligen Details verliert, ist<br />
eindeutig eine Stärke. –dp–<br />
»MÄNNERTOUREN. 30 WANDER-<br />
TOUREN FÜR ECHTE KERLE IN DEN<br />
BAYERISCHEN HAUSBERGEN«<br />
144 Seiten, Format 16,5 x 23,5 cm,<br />
Softcover, J. Berg Verlag, München<br />
2013, 17,99 €<br />
Wenn Männer in die Berge<br />
gehen, gelten andere Gesetze<br />
als beim Familienausflug. Es ist<br />
fast schon ein kleines W<strong>und</strong>er,<br />
dass es bislang noch kein Buch<br />
gab, das Touren nach Kriterien<br />
wie »Heute geben wir’s uns<br />
richtig«, »Das Weißbier auf der<br />
Hütte ist wichtiger als der Gipfel«<br />
oder »Da müssen wir unbedingt<br />
wieder rauf« klassifiziert.<br />
Jetzt liegt es vor <strong>und</strong> macht<br />
verdammt Lust auf die nächste<br />
kernige Männertour. –mr–<br />
BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />
Foto: unafi lm<br />
WER FINDET‘S SCHÖNSTE BLÜMELI?<br />
Wofür? Bestimmung der Alpenblumen<br />
Mitteleuropas<br />
Wie? Gefi ltert werden kann nach Blütenfarbe,<br />
Blütenart, Blattform <strong>und</strong> Blütezeit. Jede Blumenart<br />
mit Bild <strong>und</strong> botanischen Informationen verfügbar<br />
Wieviel? »Alpenblumen Finder« kostet 5,49 €<br />
Warum? Weil sich kanpp 150 Alpenblumen kaum<br />
einer auswendig merken kann.<br />
»PEAK«<br />
Das Paradies kränkelt: <strong>Die</strong> Alpen sind<br />
zu einem bizarren Hybriden aus Technik<br />
<strong>und</strong> Natur geworden. Für »Peak«,<br />
2011 mit dem Dokumentarfilmpreis<br />
des Goethe-Instituts ausgezeichnet, hat<br />
Regisseur Hannes Lang mehr als ein Jahr<br />
lang die Bau- <strong>und</strong> Produktionsprozesse<br />
r<strong>und</strong> um den Ski-Tourismus beobachtet.<br />
Er offenbart, was sonst unter der Kunstschneedecke<br />
verborgen bleibt. –sz–<br />
Von: Hannes Lang; vereinzelt noch im Kino zu<br />
sehen; ab September auf DVD erhältlich<br />
Aus: Deutschland/Italien<br />
www.tourentipp.de<br />
An dieser Stelle sei einmal völlig neidlos<br />
<strong>und</strong> uneigennützig angemerkt, dass auch<br />
andere Medien in Sachen Tourentipps<br />
wirklich spitze sind. Das professionelle<br />
Routenportal www. tourentipps.de besteht<br />
zwar schon seit dem Jahr 2000, ist jedoch<br />
derart empfehlenswert, dass zum Auftakt<br />
jeder Wander- <strong>und</strong> Bergsaison darauf verwiesen<br />
werden darf, nein, muss. –dp–<br />
www.roterhahn.it<br />
Ab nach Südtirol, aber wo übernachten?<br />
Auf dieser Homepage finden sich 1600<br />
Bauernhöfe für jeden Geschmack. –dp–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
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TV-Programm Mai/ Juni 2013<br />
14.5. | 18.15 | SWR<br />
Wandern mit allen Sinnen<br />
Über Stock <strong>und</strong> Stein<br />
am Donnersberg, Pfalz<br />
Dauer: 30 Min.<br />
14.5. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Eine Reise durch<br />
Pan-Amerika<br />
Dauer: 50 Min.<br />
20.5. | 10.30 | SWR<br />
Der schönste Weg<br />
über die Alpen<br />
Vom Berner Oberland<br />
ins Aostatal<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.5. | 11.15 | SWR<br />
Alpenlust auf Schwäbisch<br />
<strong>Die</strong> Stuttgarter Hütte<br />
in Vorarlberg<br />
Dauer: 30 Min.<br />
20.5. | 11.45 | SWR<br />
Wandern auf dem<br />
Schwarzwälder Westweg<br />
Dauer: 30 Min.<br />
24.5. | 19.15 | Servus TV<br />
Aus dem Leben<br />
Faszination Fels<br />
Dauer: 30 Min.<br />
26.5. | 11.35 | HR<br />
Von Berggeistern, Bauern<br />
<strong>und</strong> Bürgerkrieg<br />
<strong>Die</strong> Pyrenäen Kataloniens<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.5. | 17.15 | ZDF Info<br />
Tibet – Reise durch ein<br />
verbotenes Land<br />
Das Geheimnis<br />
des heiligen Berges<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.6. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Quer durch Kuba – Unterwegs<br />
in Castros Karibik-Insel<br />
Dauer: 30 Min.<br />
1.6. | 16.45 | alpha<br />
Fernweh<br />
Reisereportage: Amazonien<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 30 Min.<br />
2.6. | 16.05 | MDR<br />
Heute auf Tour<br />
Am Gardasee –<br />
Wandern <strong>und</strong> Klettern<br />
Dauer: 25 Min.<br />
J15.5. | 12.25 | 3sat<br />
Der Dachstein<br />
Dauer: 35 Min.<br />
15.5. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
99 Tage im Eis<br />
Dauer: 50 Min.<br />
16.5. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa Kreta<br />
Dauer: 55 Min.<br />
18.5. | 15.00 | N 3<br />
<strong>Die</strong> schönsten Naturparadiese<br />
des Nordens<br />
Dauer: 45 Min.<br />
18.5. | 15.45 | SWR<br />
Moselwandern ....<br />
per pedes <strong>und</strong> per Brett<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.5. | 9.15 | HR<br />
Das Kinzigtal<br />
im Schwarzwald<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.5. | 13.55 | 3sat<br />
AH<br />
La Haute Route – Von<br />
Chamonix bis Zermatt<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.5. | 18.00 | Servus TV<br />
Retroalpin <strong>Die</strong> Berge,<br />
<strong>Die</strong> Menschen, Der Wahn<br />
Dauer: 60 Min.<br />
19.5. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Kurz & Knapp Zinalrothorn –<br />
Traumberg vis-a-vis<br />
vom Matterhorn<br />
Dauer: 30 Min.<br />
20.5. | 12.15 | SWR<br />
Auf dem Westerwaldsteig<br />
von Herborn bis Bad<br />
Marienberg zum Rhein<br />
Dauer: 60 Min.<br />
AH<br />
J20.5. | 13.45 | SWR<br />
Wanderlust – Der Eifelsteig<br />
Dauer: 45 Min.<br />
20.5. | 15.15 | SWR<br />
Hochsaison in den<br />
Allgäuer Alpen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
20.5. | 16.30 | SWR<br />
Traumpfade zu Fuß<br />
über die Alpen<br />
Dauer: 90 Min.<br />
20.5. | 17.45 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Gipfelträume<br />
Dauer: 48 Min.<br />
20.5. | 19.25 | S: Disc. Channel<br />
Everest: Spiel mit dem Tod<br />
Aufbruch zum Gipfel<br />
Dauer: 48 Min.<br />
21.5. | 18.50 | HR<br />
service: reisen<br />
Zillertal<br />
Dauer: 25 Min.<br />
23.5. | 21.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Mythos Everest<br />
Dauer: 60 Min.<br />
26.5. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Dauer: 30 Min.<br />
27.5. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Marokko: Im Land der Berber<br />
Dauer: 50 Min.<br />
28.5. | 18.25 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise<br />
Durch die Sahara<br />
Dauer: 50 Min.<br />
J28.5. | 20.15 | ZDF<br />
Mythos Everest<br />
Dauer: 45 Min.<br />
29.5. | 19.30 | ZDF Info<br />
Mythos Everest –<br />
Der Schicksalsberg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.5. | 16.00 | Phoenix<br />
Auf der Datumsgrenze<br />
durch die Südsee<br />
Vom Maori-Berg<br />
nach Pukapuka<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.5. | 18.00 | Phoenix<br />
Abenteuer Yukon<br />
Dauer: 30 Min.<br />
31.5. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Nepal – Auf dem Weg<br />
zum Kristallberg<br />
Dauer: 60 Min.<br />
AH<br />
J2.6. | 16.15 | BR<br />
Fernweh – Spitzbergen<br />
Reisereportage<br />
Dauer: 30 Min.<br />
2.6. | 21.15 | BR<br />
freizeit<br />
Schmidt Max übernachtet<br />
in der Steilwand<br />
Dauer: 30 Min.<br />
4.6. | 20.15 | alpha<br />
Im Herzen der Bretagne<br />
Eine Reise entlang des<br />
Nantes-Brest-Kanals<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.6. | 14.15 | N 3<br />
Bilderbuch Deutschland<br />
Der nördliche Schwarzwald –<br />
Weinberge, Sterneküche,<br />
heilende Wasser...<br />
Dauer: 45 Min.<br />
12.6. | 15.45 | Arte<br />
Reise durch Amerika<br />
Hawaii – Vulkane<br />
als Lebensquelle<br />
Dauer: 25 Min.<br />
13.6. | 23.15 | Arte<br />
Operation Eisberg<br />
Geburt eines Giganten<br />
Dauer: 50 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
Brenta Dolomiten Italien.<br />
Träume …<br />
… leben.<br />
Spannende Ausrüstungs- <strong>und</strong> Reisetipps von<br />
Globetrotter Experten zum Thema Sportklettern<br />
unter www.4-Seasons.TV/sportklettern
TITELTHEMA<br />
Serie: <strong>Die</strong> <strong>Paten</strong><br />
Teil 1:<br />
Vorwärts in die<br />
Vergangenheit<br />
Auf den Spuren von Ludwig Ganghofer, Toni Gaugg <strong>und</strong> anderen engagierten<br />
Menschen, die einen Teil <strong>ihre</strong>s Lebens den Bergen widmeten<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Wer am Ganghoferweg unterwegs<br />
ist, blickt immer wieder<br />
auf die Gehrenspitze (re.).<br />
Foto: Bernd Römmelt<br />
Es kommt auch in den Bergen<br />
immer wieder vor, dass einem<br />
Menschen aus der Vergangenheit<br />
begegnen. Sie tun das natürlich<br />
nicht leibhaftig, was wohl auch<br />
ziemlich merkwürdig wäre, wenn plötzlich<br />
der junge Paul Preuß neben Walter Bonatti<br />
angeklettert käme. Nein, man trifft die Personen<br />
in Form von Namen.<br />
Da geht es beispielsweise über den Hermann-von-Barth-Weg<br />
ins Wetterstein, man<br />
steigt im Wallis auf den Gipfel der Dufourspitze,<br />
wandert gemütlich zum Purtschellerhaus<br />
oder knüpft beim Abseilen den Prusikknoten.<br />
Meistens macht man sich nicht<br />
allzu viele Gedanken bei diesen Begriffen.<br />
Aber wer versteckt sich eigentlich hinter<br />
Hermann von Barth, hinter Dufour, Purtscheller<br />
<strong>und</strong> diesem Prusik?<br />
<strong>Die</strong> Gemeinsamkeit? Bergleidenschaft!<br />
Wir wollen in der BERGSTEIGER-Serie »<strong>Die</strong><br />
<strong>Paten</strong>« in den kommenden Monaten an<br />
die Namensgeber in den Bergen erinnern<br />
<strong>und</strong> ihr Erbe am Leben halten. Der erste<br />
Teil in dieser Ausgabe widmet sich einigen<br />
ausgesuchten <strong>Wege</strong>n <strong>und</strong> Steigen in den<br />
Nordalpen. Teil zwei wird von den hohen<br />
Gipfeln in den Westalpen handeln <strong>und</strong> Teil<br />
drei einige namhafte Übernachtungsmöglichkeiten<br />
südlich des Alpenhauptkamms<br />
vorstellen. Eine Sonderrolle kommt dem<br />
vierten <strong>und</strong> abschließenden Teil der Serie<br />
zu, weil darin die Urheber für bestimmte<br />
Techniken aus der Welt des Alpinismus<br />
vorgestellt werden – von der Abalakov-<br />
Eissanduhr bis zum Dülfer-Sitz.<br />
Interessant ist dabei, dass die Namensgeber<br />
der Berge, <strong>Wege</strong> <strong>und</strong> Hütten häufig aus den<br />
verschiedensten Lebensbereichen stammen:<br />
Es sind Kletterer <strong>und</strong> Bürgermeister,<br />
Dichter <strong>und</strong> Industrielle, Geografen <strong>und</strong><br />
verdiente DAV-Mitglieder. Manche der<br />
vorgestellten Personen werden Ihnen als<br />
Leser möglicherweise bereits bekannt vorkommen,<br />
andere haben schon zu Lebzeiten<br />
ein eher unauffälliges Leben geführt. Eines<br />
verbindet sie jedoch alle: die Liebe zu den<br />
Bergen.<br />
–dp–<br />
Der zweite Teil über die Gipfelpaten der Westalpen<br />
erscheint in der August-Ausgabe.<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23
[ Nr. 1 Maximiliansweg ]<br />
Der Watzmann-Blick ist Lohn für alle,<br />
die den Weg bis zum Ende gehen.<br />
Fotos: Bernd Römmelt, Eugen E. Hüsler<br />
<strong>Die</strong> Namensgeber<br />
1<br />
König Maximilian II.<br />
Maximiliansweg<br />
2<br />
Josef Enzensperger<br />
Enzenspergerweg<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Es regnete <strong>und</strong> regnete in diesem<br />
Sommer 1858. Doch die Reise war<br />
längst »gebucht«, <strong>und</strong> so ging’s am<br />
24. Juni in Lindau los, zu Fuß <strong>und</strong><br />
hoch zu Ross, ein ganzer Tross. Das Volk<br />
ließ seinen König unterwegs hochleben,<br />
<strong>und</strong> am Ende der fünfwöchigen Unternehmung<br />
meinte Maximilian II. beim abschließenden<br />
Diner in Berchtesgaden: »Es<br />
gereicht mir zur großen Freude, dass auch<br />
Sie sich alle so gut amüsiert haben.«<br />
Friedrich von Bodenstedt, der Chronist<br />
dieser Reise, erwiderte darauf: »Der Unterschied<br />
besteht nur darin, dass Eure Majestät<br />
auf dieser Reise sich menschlich amüsiert<br />
haben <strong>und</strong> wir uns königlich.«<br />
Maximilian II. bestieg den bayerischen<br />
Thron im Jahr 1848; er gilt als »Bürgerkönig«,<br />
dem Prunk <strong>und</strong> Pomp zuwider waren.<br />
Als großer Förderer von Wissenschaft <strong>und</strong><br />
Kunst hatte er die Vision, das Bauernland<br />
Bayern zu einem europäischen Zentrum<br />
der Moderne zu machen. Dafür holte er<br />
zahlreiche namhafte Wissenschaftler an<br />
die Isar, vor allem aus dem protestantischen<br />
(<strong>und</strong> liberalen) Norden, was bei der<br />
katholischen Bevölkerung wie beim Klerus<br />
auf wenig Verständnis stieß. Maximilian II.<br />
war allerdings auch Traditionalist; Dirndl,<br />
Janker <strong>und</strong> Lederhose erlebten unter ihm<br />
eine echte Renaissance. Er war es, der die<br />
Tracht hoffähig machte.<br />
Der König sagt, wo’s langgeht<br />
Verlauf: 22 Etappen. Lindau –<br />
Wolfurt – Lingenau – Staufner<br />
Haus (1614 m) – Gunzesried<br />
– Rehbach – Füssen<br />
– Tegelberghaus (1707 m) –<br />
Linderhof – Höndlhütte<br />
(1390 m) – Eschenlohe –<br />
Herzogstandhaus (1573 m)<br />
– Tutzinger Hütte (1325 m)<br />
– Lenggries – Bad Wiessee –<br />
Fischbachau – Wendelstein<br />
(1838 m) – Mitteralm<br />
(1198 m) – Hochrieshaus<br />
(1568 m) – Kampenwand<br />
(1663 m) – Hochgernhaus<br />
(1461 m) – Ruhpolding –<br />
Reichenhaller Haus (1750 m)<br />
– Berchtesgaden<br />
Gehzeit: Pro Etappe zwischen<br />
4 <strong>und</strong> 7½ Std., gesamt<br />
132 Std.<br />
Streckenlänge: Pro Etappe<br />
zwischen 10 <strong>und</strong> 24 km,<br />
gesamt 366 km<br />
Übernachtung: In Berghütten,<br />
Gasthöfen <strong>und</strong> Hotels.<br />
Stets am Vortag reservieren!<br />
Einige Unterkünfte zeichnen<br />
sich durch eine besonders<br />
schöne Lage aus, etwa das<br />
Staufner Haus, das Tegelberghaus,<br />
das Pürschlinghaus,<br />
das Herzogstandhaus, das<br />
Hochgernhaus <strong>und</strong> das<br />
Reichenhaller Haus. Bei der<br />
Brunnenkopfhütte handelt<br />
es sich um die ehemalige<br />
Jagdhütte von Maximilian II.<br />
(die er auf seiner Reise auch<br />
besuchte).<br />
Literatur: Bruckmann Wanderführer<br />
»Maximiliansweg«<br />
Maximilian II., ein König zwischen Moderne<br />
<strong>und</strong> Tradition. Dass seine Reiseroute<br />
heute auch seinen Namen trägt, würde ihm<br />
bestimmt gefallen.<br />
Eröffnet wurde der »Maximiliansweg« 1991,<br />
<strong>und</strong> im Vorwort zu einem Buch über die<br />
»Königsroute« wünschte Fritz März, damals<br />
Erster Vorsitzender des DAV, dem Weg alles<br />
Gute. Dabei ging allerdings vergessen, dass<br />
Neues in unserer Zeit gr<strong>und</strong>sätzlich beworben<br />
werden muss, <strong>und</strong> beim »Maximiliansweg«<br />
reichte es bis heute nicht einmal<br />
zu einer einheitlichen Markierung (eine<br />
Königskrone?) von Lindau bis nach Berchtesgaden.<br />
Schade, aber das könnte man ja<br />
noch ändern… –Eugen Hüsler–<br />
<strong>Die</strong> einzelnen Etappen sind im<br />
Allgemeinen gut ausgeschildert.<br />
3 5 7<br />
Hermann Uhde-Bernays<br />
Uhde-Bernays-Weg<br />
Hermann von Barth<br />
Hermann-von-Barth-Steig<br />
Ludwig Ganghofer<br />
Ganghoferweg<br />
Heinrich Noë<br />
Heinrich-Noë-Steig<br />
Anton Gaugg<br />
Toni-Gaugg-Weg<br />
4 6 8 10<br />
Dr. Julius Mayr<br />
Dr.-Julius-Mayr-Weg<br />
9<br />
Johann Grill<br />
Kederbacher-Weg<br />
Irg Steiner<br />
Irg-Klettersteig<br />
Fotos: Stadtmuseum Kaufbeuren, DAV-Sektion Hanau, Nationalpark<br />
Berchtesgaden, Museum Georg Schäfer Schweinfurt,<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25
[ Nr. 2 Enzenspergerweg ]<br />
Allgäuer Alpen<br />
Josef Enzensperger, 1873 in Rosenheim<br />
geboren, zählte um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />
zu den besten deutschen<br />
<strong>Bergsteiger</strong>n. Nachdem er 14-jährig<br />
mit seiner Familie nach Sonthofen übersiedelte,<br />
erk<strong>und</strong>ete er vor allem die Allgäuer<br />
Alpen <strong>und</strong> machte diese später durch<br />
Veröffentlichungen in Klettererkreisen<br />
populär. 1892 trat Enzensperger als Mitbegründer<br />
des Akademischen Alpenvereins<br />
München – der sich das führerlose,<br />
»forschende« Bergsteigen auf die Fahnen<br />
schrieb – in Erscheinung. Damit ist auch<br />
das zweite große Kapitel seines Lebens ver-<br />
knüpft. Denn Josef Enzensperger studierte<br />
Meteorologie <strong>und</strong> hatte eine Zeit lang den<br />
höchsten Arbeitsplatz ganz Deutschlands<br />
inne: als erster Beobachter auf der »Königlich<br />
Bayerischen Meteorologischen Hochstation<br />
Zugspitze«, wie die Wetterwarte<br />
damals hieß. Das wissenschaftliche Talent<br />
bescherte ihm bald darauf die Teilnahme<br />
an Drygalskis Südpolar-Expedition. Von<br />
dieser sollte er jedoch nicht mehr zurückkehren.<br />
Josef Enzensperger starb wenige<br />
Tage vor seinem dreißigsten Geburtstag<br />
auf den Kerguelen, einer Inselgruppe vor<br />
der Antarktis.<br />
–Mark Zahel–<br />
[ Nr. 3<br />
Lechtaler Alpen<br />
<strong>Die</strong> Felskanzel der Rotwand<br />
neben dem Balschtesattel<br />
Durch die Hornbachkette<br />
Der Enzenspergerweg durchquert<br />
die Hornbachkette in den südlichen<br />
Allgäuer Alpen (Lechtal). Im engeren<br />
Sinn handelt es sich um den Übergang<br />
zwischen Kaufbeurer Haus <strong>und</strong><br />
Hermann-von-Barth-Hütte. Darauf beziehen<br />
sich auch hiesige Angaben. Mitunter<br />
wird der Weiterweg zur Kemptner<br />
Hütte als Westteil einbezogen.<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
900 Hm +14 J.<br />
Charakter: Eher wenig frequentierter<br />
Übergang durch stille Kare über dem<br />
Lechtal. Teils Matten, teils Schrofen<br />
bzw. Geröll, stellenweise Trittsicherheit<br />
erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Hinterhornbach<br />
(1101 m), in einem Seitental des<br />
Lechtals<br />
Endpunkt: Elbigenalp (1039 m) im<br />
Lechtal<br />
Route: Hinterhornbach – Kaufbeurer<br />
Haus (Selbstversorger) – NO-Grat der<br />
Bretterspitze (Gipfelabstecher empfehlenswert)<br />
– Gliegerkar – Luxnacher<br />
Sattel – Noppenkar – Balschtesattel<br />
– Balschtekar – Hermann-von-Barth-<br />
Hütte – Elbigenalp<br />
Von einer Bergleidenschaft erkennt<br />
man in Hermann Uhde-<br />
Bernays’ Biografie auf den ersten<br />
Blick reichlich wenig: 1873<br />
in Weimar geboren, Shakespeare-Fan, Student<br />
der Literatur <strong>und</strong> Kunstgeschichte,<br />
später Assistent im Germanischen Nationalmuseum<br />
in Nürnberg, dann Kunsthistoriker<br />
in München. Und trotzdem wurde<br />
ein Weg in den Lechtaler Alpen nach ihm<br />
benannt.<br />
Wie das Leben eben manchmal so spielt,<br />
kam sein Name schlicht <strong>und</strong> ergreifend<br />
den richtigen Personen im richtigen<br />
Moment in den Sinn. Dann nämlich, als<br />
Ludwig Purtscheller, ein bedeutender<br />
Alpin-Schriftsteller, im Montblanc-Massiv<br />
tödlich abstürzte. Schon vor seinem<br />
Tod hatte dieser in der Gegend um die<br />
Hanauer Hütte recherchiert, um für eine<br />
Münchner <strong>Bergsteiger</strong>zeitung einen Bericht<br />
zu verfassen. <strong>Die</strong>s übernahm nun<br />
Uhde-Bernays. Im Rahmen seiner Recherchen<br />
machte er sogar noch eine Erstbegehung:<br />
die »Hanauer Spitze«. <strong>Die</strong> Veröffentlichung<br />
erfüllte <strong>ihre</strong>n Zweck <strong>und</strong> die<br />
Hanauer Hütte wurde innerhalb kurzer<br />
Zeit zu einem beliebten Tourenziel. Aus<br />
Dankbarkeit gab die Sektion dem Weg von<br />
Gramais zur Hütte Uhde-Bernays’ Namen.<br />
Zur NS-Zeit – Uhde-Bernays selbst war<br />
in dieser Zeit ein Schreibverbot auferlegt<br />
worden – benannte die Sektion den Weg<br />
nach Aufforderung vom Hauptverein allerdings<br />
wieder um, da Hermann Uhde-<br />
Bernays Stiefsohn eines Juden war. Erst<br />
in diesem Sommer soll der Weg wieder<br />
seinen ursprünglichen Namen erhalten.<br />
–Bettina Willmes–<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
[ Nr. 4 Hermann-von-Barth-Steig ]<br />
Wetterstein<br />
Der Kogelsee ist nicht der<br />
einzige See auf dem Weg.<br />
Uhde-Bernays-Weg ]<br />
Neuer alter Name<br />
Der Weg führt von Gramais über den<br />
Kogelsee zur Hanauer Hütte.<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
600 Hm +12 J.<br />
Charakter: leichter Höhenweg mit<br />
vielen landschaftlichen Höhepunkten<br />
Ausgangspunkt: Gramais (1321 m)<br />
Endpunkt: Hanauer Hütte (1922 m)<br />
Route: Gramais – Kogelsee – Kogelseescharte<br />
– Parzinnsee – Parzinn-<br />
Almhütte – Hanauer Hütte<br />
Dem Zufall hat Hermann von<br />
Barth (1845–1876) nie so recht<br />
über den Weg getraut. Als Jurist<br />
<strong>und</strong> späterer Naturwissenschaftler<br />
lag das wohl in seinem Wesen.<br />
Bezeichnend für diese Haltung ist, dass<br />
er bei seinen Gipfelerk<strong>und</strong>ungen, die er<br />
in der Regel alleine unternahm, immer<br />
ein Fläschchen Gift mit sich führte. Sollte<br />
er unrettbar abstürzen, hätte er seinem<br />
Leben so ein schnelles <strong>und</strong> schmerzloses<br />
Ende bereiten können.<br />
Soweit kam es nicht. Dabei war von Barth<br />
ausgesprochen aktiv. Vor allem für seine<br />
Besteigungen im Karwendel ist er bekannt.<br />
Im Sommer 1870 bestieg er dort<br />
r<strong>und</strong> 85 Gipfel, zwölf davon als erster.<br />
Ein Jahr später widmete er sich dem Wetterstein.<br />
Bergsteigen war zu dieser Zeit<br />
längst in Mode – die meisten Viertausender<br />
der Westalpen waren bestiegen, im<br />
Karakorum hatten <strong>Bergsteiger</strong> bereits<br />
die 7000-Meter-Marke geknackt. Doch die<br />
Nördlichen Kalkalpen galten als Voralpen<br />
<strong>und</strong> damit als zweitrangig. Freies Feld also<br />
für Hermann von Barth.<br />
Neben dem Giftfläschchen waren Skizzenblock<br />
<strong>und</strong> Stift wesentliche Utensilien<br />
bei seinen Erk<strong>und</strong>ungen. Damit<br />
dokumentierte er alles ganz genau –<br />
Gr<strong>und</strong>lage für seinen Klassiker »Aus den<br />
Nördlichen Kalkalpen«.<br />
Seinen Tod nahm von Barth schließlich<br />
doch noch selbst in die Hand. Allerdings<br />
in Afrika <strong>und</strong> mittels Revolver. Nachdem<br />
er mit 27 Jahren erneut zum Studenten<br />
wurde – diesmal Geologie <strong>und</strong> Paläontologie<br />
– reiste er 1876 auf Einladung der portugiesischen<br />
Regierung zu Forschungszwecken<br />
nach Angola. Dort erkrankte er<br />
an einer Tropenkrankheit, sah seine Forschungsreise<br />
als gescheitert – <strong>und</strong> nahm<br />
sich das Leben. –Bettina Willmes–<br />
Karwendelkenner<br />
im Wetterstein<br />
Der Steig führt von der Meilerhütte<br />
auf den Westgipfel der Partenkirchner<br />
Dreitorspitze im Wetterstein.<br />
▶ A 2 Std.<br />
250 Hm +12 J.<br />
Charakter: Einfacher <strong>und</strong> kurzer<br />
Klettersteig, der allerdings etwas<br />
steinschlaggefährdet ist. Daher am<br />
besten mit Helm losziehen<br />
Ausgangspunkt: Meilerhütte (2372 m)<br />
Endpunkt: Westgipfel Partenkirchener<br />
Dreitorspitze (2633 m)<br />
Route: Hütte – Felswände des Bayerländerturms<br />
– Leutascher Platt – in<br />
zwei großen Kehren zur Gipfelwand,<br />
weiter in kurzen Kehren zum höchsten<br />
Punkt<br />
Fotos: Mark Zahel (2), Georg Hohenester<br />
Prominente Nachbarn: Blick auf<br />
Alpspitze, Hochblassen <strong>und</strong> Zugspitze<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27
[ Nr. 5 Ganghoferweg ]<br />
Wetterstein<br />
Man muss nicht unbedingt Berge<br />
erklimmen, um Pfadpate zu<br />
werden. Bei Ludwig Ganghofer<br />
(1855–1920) hat es schon<br />
gereicht, Heimatromane zu schreiben, die<br />
in den Bergen spielen. Mit diesen Romanen<br />
traf er den Geist der Zeit, auch wenn es viele<br />
gab, die sie als Kitsch abtaten. Immerhin<br />
war Ganghofer Lieblingsautor von Kaiser<br />
Wilhelm II., heißt es. Auch heute noch<br />
werden seine Bücher verlegt. Wesentlich<br />
für die Benennung des Wegs im Gaistal war<br />
aber sicher auch, dass sein Jagdhaus über<br />
eben diesen Weg erreichbar ist. Dort empfing<br />
Ganghofer, der eigentlich in München<br />
lebte, so illustre Gäste wie Ludwig Thoma,<br />
Rainer Maria Rilke oder Richard Strauß.<br />
Dabei ging der ursprüngliche Werdegang<br />
des Autors zunächst so gar nicht in Richtung<br />
Schöne Künste. Er absolvierte eine<br />
Lehre als Schlosser <strong>und</strong> Monteur <strong>und</strong> studierte<br />
anschließend Maschinenbau. Erst<br />
dann wechselte er zu Literaturgeschichte<br />
<strong>und</strong> Philosophie. Mehr zur Person lässt sich<br />
in einer Ausstellung des Stadtmuseums<br />
Kauf beuren erfahren. –BettinaWillmes–<br />
Fast vergessen<br />
Der Heinrich-Noë-Steig verbindet die<br />
Karwendelgrube mit der Brunnsteinhütte.<br />
Am Gatterl kreuzt er den<br />
Mittenwalder Höhenweg. <strong>Die</strong> beiden<br />
lassen sich auch gut verbinden.<br />
▶ K1 2 Std.<br />
350 1800 +12 J.<br />
Charakter: Einfacher Klettersteig,<br />
der seit dem Bau des Mittenwalder<br />
Höhenwegs etwas vernachlässigt<br />
wird. Dabei bietet er sehr schöne<br />
Landschaftseindrücke.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Karwendelbahn<br />
(2244 m)<br />
Endpunkt: Brunnsteinhütte<br />
(1523 m)<br />
Route: Bergstation – Karwendelgrube<br />
– Gatterl (2260) – Brunnsteinhütte<br />
[ Nr. 6 Heinrich-<br />
Endpunkt Jagdschloss<br />
Der Ganghoferweg führt durch das<br />
Gaistal zum ehemaligen Jagdschloss<br />
Ludwig Ganghofers.<br />
▶ einfach 5 Std.<br />
400 Hm +6 J.<br />
Charakter: Einfache Wanderung mit<br />
wenig Steigung. Schöne Ausblicke auf<br />
Hohe M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Wettersteinmassiv<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Gaistal<br />
(Salzbachbrücke, 1239 m)<br />
Endpunkt: Gaistalalm (1366 m)<br />
Route: Parkplatz – rechts über die<br />
Brücke – Ganghoferweg – Gaistalalm<br />
– Tillfussalm – Jagdschloss. Rückweg<br />
gemäß Hinweg oder entlang der<br />
Leutascher Ache<br />
Variante: <strong>Die</strong> Wanderung lässt sich<br />
zu einer mittelschweren Gipfeltour<br />
aufpeppen, indem man den<br />
Predigtstein (2234 m) ansteuert.<br />
Dazu an der Salzach entlang zu<br />
Wettersteinhütte/Wangalm. Weiterer<br />
Verlauf: Rossberg-Grat – Schönberg<br />
– Rotmoosalm – Predigtstein – über<br />
Fahrweg bis Schild »Salzbach«, dann<br />
über Steig <strong>und</strong> zuletzt Ganghoferweg<br />
zurück zum Parkplatz<br />
Immer wieder zeigt sich auf<br />
dem Weg die Hohe M<strong>und</strong>e.<br />
Heinrich Noë (1835–1896) wurde<br />
bekannt als Reiseschriftsteller.<br />
Nach einem Studium der Literatur-<br />
<strong>und</strong> Naturwissenschaften arbeitete<br />
er als Hof bibliothekar in München<br />
<strong>und</strong> in London. Mit etwa dreißig Jahren<br />
begann er seine Tätigkeit als Schriftsteller.<br />
Manche heute bekannten Tourismusregionen<br />
haben <strong>ihre</strong>n Ruf ursprünglich durch<br />
ihn erhalten, so war er beispielsweise von<br />
Berchtesgaden, Cortina d’Ampezzo oder<br />
Arco sehr angetan. Eine Zeitlang lebte<br />
er in Mittenwald, dem Startpunkt für<br />
den nach ihm benannten »Heinrich-Noë-<br />
Weg«. Hier war er auch einer der Mitbegründer<br />
der AV-Sektion, später übersiedelte<br />
er nach Wien <strong>und</strong> wurde Herausgeber<br />
der »Alpenzeitung«.<br />
Das Reisen wurde ihm schließlich zum<br />
Lebensinhalt, er war in halb Europa unterwegs,<br />
einen festen Wohnsitz hatte er<br />
nicht mehr. Seine Fremdsprachenkenntnisse<br />
(18 Sprachen) halfen ihm bei den<br />
Recherchen für seine Bücher. Neben ein<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
[ Nr. 7 Toni-Gaugg-Höhenweg ]<br />
Karwendel<br />
Noë-Steig ]<br />
Der Westlichen Karwendelspitze<br />
kommt man auf dem<br />
Noë-Steig sehr nahe.<br />
Karwendel<br />
paar Romanen handelt es sich um Reiseberichte<br />
aus vielen Alpenregionen.<br />
Den Tod einer seiner Töchter verkraftete<br />
Heinrich Noë nicht, er starb verarmt in<br />
Bozen.<br />
–Andrea Strauß–<br />
Einmal ist bei Anton Gaugg eine<br />
Karte angekommen, aus Chile. Auf<br />
der stand nur: Pleisentoni, Karwendel,<br />
Austria. Wie gesagt: <strong>Die</strong> Karte<br />
kam an.<br />
Anton Gaugg war der Pleisentoni. Unter<br />
diesem Namen kannten ihn die Menschen<br />
in seinem Heimatort Scharnitz – <strong>und</strong> weit<br />
darüber hinaus. Man fragt sich heute<br />
manchmal, ob der Pleisentoni seinen<br />
Spitznamen durch seinen Lieblingsgipfel<br />
erhalten hat oder ob es nicht eher umgekehrt<br />
war, <strong>und</strong> die 2569 Meter hohe Pleisenspitze<br />
nach ihm benannt wurde.<br />
Jedenfalls war der Pleisentoni selbst ein<br />
Teil des Karwendels. Einer, der seinen Lebenstraum<br />
verwirklichte. Im Dezember<br />
1949 kehrte er aus der russischen Kriegsgefangenschaft<br />
zurück. Zuvor hatte er<br />
sich geschworen. »Wenn ich das überlebe,<br />
baue ich mir da oben eine Hütte.« Er überlebte<br />
die Gefangenschaft. Und er baute auf<br />
1757 Metern eine Hütte, die er dem Hang<br />
<strong>und</strong> dem Bergwald mit seinen Zimmermannhänden<br />
abtrotzte. Das Monument<br />
seines Willens ist heute ein beliebtes<br />
Ganzjahresziel für Mountainbiker, Wanderer,<br />
Skitouren- <strong>und</strong> Schneeschuhgeher<br />
<strong>und</strong> wird von seinem Sohn Sigi geführt.<br />
Das Vermächtnis des Pleisentoni reicht<br />
weit darüber hinaus. Er überquerte das<br />
Karwendel auf unbekannten Pfaden wie<br />
dem Toni-Gaugg-Höhenweg, holte in Bergnot<br />
Geratene aus der Wand <strong>und</strong> ging als<br />
passionierter Höhlenforscher sogar in die<br />
Berge hinein. Aus der Vorderkarhöhle zog<br />
er 1951 das Skelett eines Elchkalbes, das<br />
heute im Besucherzentrum im Tal steht.<br />
»Botschafter für Scharnitz«, nannte ihn<br />
der Kunst- <strong>und</strong> Kulturverein des Ortes,<br />
ein Wikipedia-Eintrag bezeichnet ihn als<br />
»Luis Trenker des Karwendels«, Zeitungen<br />
adelten ihn als »lebende Legende«.<br />
Er selbst sagte einmal: »Wenn mich einer<br />
nicht kennt, ist das eine Bildungslücke.«<br />
Als im Sommer 2006 eine Videodokumentation<br />
über ihn gezeigt wurde, war<br />
das Interesse angeblich so groß, dass die<br />
Sitzreihen im Gemeindesaal von Scharnitz<br />
nicht ausreichten. Ein halbes Jahr<br />
später starb der Pleisentoni im Alter von<br />
87 Jahren. Seine Heimat lässt sich auf<br />
dem Toni-Gaugg-Höhenweg noch immer<br />
erleben.<br />
–Dominik Prantl–<br />
Karwendel pur<br />
Der landschaftlich überragende<br />
Toni-Gaugg-Höhenweg führt von der<br />
Pleisenhütte (Richtung Pleisenspitze<br />
nach 15 Min. rechts abbiegen) mitten<br />
durch die Karwendelhauptkette<br />
zum Karwendelhaus. Trittsicherheit,<br />
Schwindelfreiheit <strong>und</strong> gute Kondition<br />
sind unerlässlich. <strong>Die</strong> Schlüsselpassage<br />
am teilweise mit Drahtseilen<br />
gesicherten Brendlsteig kommt<br />
erst im letzten Drittel eines langen<br />
Bergtages.<br />
▶ schwierig 7–8 Std.<br />
1100 Hm +14 J.<br />
Charakter: Kaum begangener,<br />
über weite Teile alpiner Steig im<br />
felsigen Gelände des Karwendels. Für<br />
geübte Bergwanderer eine grandiose<br />
Tagestour. Auf halbem Weg bietet eine<br />
Biwakschachtel bei Unwetter Schutz.<br />
Ausgangspunkt: Pleisenhütte (1757<br />
m), in etwa 2½ Std. über Wanderweg<br />
von Scharnitz (964 m) erreichbar<br />
Endpunkt: Karwendelhaus (1771 m)<br />
Route: Pleisenhütte – Abzweig nach<br />
rechts auf Toni-Gaugg-Höhenweg<br />
– Hinterkar – Breitgrieskarspitze –<br />
Biwakschachtel an der Breitgrieskarscharte<br />
– Marxenkar – Brendlsteig –<br />
Schlauchkargraben – Karwendelhaus<br />
Fotos: Dominik Prantl, Bernd Römmelt (2)<br />
Auf halber Strecke bietet<br />
eine Biwakschachtel Schutz.<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 29
[ Nr. 8 Dr. Julius-Mayr-Weg ]<br />
Mangfallgebirge<br />
Trotz Warnung: Für die meisten<br />
ist der Steig gut zu bewältigen.<br />
Kurze Etappe<br />
mit Gipfel<br />
Der Dr.-Julius-Mayer-Weg führt vom<br />
Brünnsteinhaus auf den Brünnstein:<br />
kurz, leicht <strong>und</strong> mit einem originellen<br />
Durchschlupf hinter einem Felsturm<br />
▶ K1 4½ Std.<br />
900 Hm +8 J.<br />
Charakter: Zwischen Hütte <strong>und</strong> Gipfelkapelle<br />
gut ausgebaute Steiganlage<br />
mit Metalltreppen <strong>und</strong> durch einen<br />
engen, relativ langen Felsspalt<br />
Ausgangspunkt: Brünnsteinhaus<br />
(1342 m), erreichbar von Tatzelwurm<br />
(764 m) oder Gasthaus Rosengasse<br />
(1125 m)<br />
Endpunkt: Brünnstein (1619 m)<br />
Route: Tatzelwurm bzw. Rosengasse<br />
– Brünnsteinhaus - »Dr.-Julius-Mayer-<br />
Weg« – Brünnstein<br />
Der Erste war Johann Grill nicht<br />
nur einmal in seinem Leben: Erstdurchsteiger<br />
der Watzmann-Ostwand,<br />
erster Bergführer Deutschlands,<br />
erster Wirt des Watzmannhauses.<br />
Und das sind nur einige Beispiele. Kein<br />
W<strong>und</strong>er, dass der 1835 geborene Ramsauer<br />
– dem Namen seines Hofs gemäß<br />
besser bekannt als »der Kederbacher« – in<br />
seiner Heimat eine Legende ist. Gleich am<br />
Ortseingang erinnert ein Denkmal an ihn,<br />
eingeweiht 1981 zum 100. Jubiläum der<br />
Erstbezwingung der Watzmann-Ostwand.<br />
Und nicht nur das: die von ihm verwendete<br />
Aufstiegsroute auf die Ostwand wurde zu<br />
seinen Ehren »Kederbacherweg« genannt.<br />
Bei der ersten Besteigung führte Grill den<br />
Wiener Alpinisten Otto Schück durch die<br />
Ostwand auf den Gipfel.<br />
Seit jeher hat die Wand einen besonderen<br />
Reiz, schließlich ist sie mit <strong>ihre</strong>n 1800 Metern<br />
Wandhöhe die größte der Ostalpen.<br />
Seit Grills Durchstieg sind dort mehr als<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> tödlich abgestürzt – mehr<br />
als an der Eiger-Nordwand. Als das Watz-<br />
Kein Geringerer als Wilhelm Leibl<br />
(1844–1900), der Maler des deutschen<br />
Realismus, mit dem er befre<strong>und</strong>et<br />
war, hat ihn 1890 porträtiert.<br />
Und der kleine versicherte Steig<br />
vom Brünnsteinhaus zum gleichnamigen<br />
Gipfel im Mangfallgebirge ist nach ihm<br />
benannt. Der Bezirksarzt Dr. Julius Mayr<br />
(1855–1935) stammte aus Rotthalmünster<br />
<strong>und</strong> ließ sich 1880 in Rosenheim nieder,<br />
wo er praktizierte. Zweimal stand er<br />
der Sektion Rosenheim als 1. Vorsitzender<br />
vor, von 1887 bis 1897 <strong>und</strong> von 1907 bis<br />
1911; von 1913 bis 1920 war er Referent für<br />
die Alpenvereinsbücherei des Hauptausschusses.<br />
Für seine Verdienste um die Sektion<br />
Rosenheim wurde der Felsensteig auf<br />
den Brünnstein nach ihm benannt <strong>und</strong> am<br />
15. August 1898 feierlich eingeweiht <strong>und</strong><br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />
Angelegt hatte den Steig Georg Seebacher,<br />
der damalige Pächter des Brünnsteinhauses.<br />
Julius Mayr beschrieb in seinem Buch<br />
»Auf stillen Pfaden«, das 1924 im Bergverlag<br />
Rother erschienen ist, seine schönsten<br />
Bergerlebnisse <strong>und</strong> begeisterte sich vor<br />
allem für die Schönheit der Natur. Das Erscheinen<br />
seiner Leibl-Biografie durfte er<br />
nicht mehr erleben. Das Originalbild ist<br />
im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt<br />
zu besichtigen. –Petra Gössl-Kubin–<br />
Von St. Bartholomä aus sind es<br />
2,5 km bis zum Ausgangspunkt.<br />
[ Nr. 9<br />
Berchtesgadener Alpen<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
mannhaus 1888 fertiggestellt wurde, versuchte<br />
sich Grill auch noch als Hüttenwirt<br />
– <strong>und</strong> blieb es 17 Jahre lang. Den Gipfel<br />
erreichte er in dieser Zeit auch ohne Kederbacherweg.<br />
–Bettina Willmes–<br />
Ein Klassiker<br />
Der Kederbacherweg ist der klassische<br />
Durchstieg der Watzmann-Ostwand.<br />
Weit häufi ger begangen wird<br />
der einfachere Berchtesgadener Weg.<br />
[ Nr. 10 Irg-Klettersteig ]<br />
Dachsteingebirge<br />
Einige knackige Stellen zeichnen<br />
den Klettersteig aus.<br />
▶ IV- 8 Std.<br />
2000 Hm –– J.<br />
Charakter: Firn-, Eisfelder <strong>und</strong> die<br />
ein oder andere Randkluft verleihen<br />
der Tour eine besondere alpine Note.<br />
<strong>Die</strong> Schlüsselstelle liegt bei IV-. Kurze<br />
Strecken lll, der Rest ll.<br />
Ausgangspunkt: Eiskapelle, gut 2,5<br />
km westlich von Sankt Bartholomä<br />
Endpunkt: Watzmann-Südspitze<br />
Route: Eiskapelle – Schöllhornkar<br />
– Schöllhorneis – Schöllhornplatte –<br />
Zellerloch – Südspitze<br />
Kederbacher-Weg ]<br />
Irg (Georg) Steiner (geb. 1885 in der<br />
Ramsau) ist der drittälteste Sohn von<br />
Johann Steiner, dem Erstbesteiger der<br />
Großen Bischofsmütze. Er selbst ist vor<br />
allem für die geniale Erstbesteigung der<br />
Dachstein-Südwand gemeinsam mit seinem<br />
Bruder Franz auf dem nach ihnen<br />
benannten »Steinerweg« bekannt. Irg<br />
Steiner bewältigt die Schlüsselstelle an der<br />
Unterbrechungsstelle des Steinerbands,<br />
indem ihm sein Bruder mit einem langen<br />
Stock hilft das Gleichgewicht zu halten –<br />
wohl mehr eine moralische Stütze als eine<br />
praktische Hilfe. Irg gilt zu dieser Zeit als<br />
einer der kühnsten Kletterer.<br />
Sein Ruf begründet sich nicht nur auf seine<br />
Erstbegehungen <strong>und</strong> seine Tätigkeit als<br />
Bergführer <strong>und</strong> Bergretter, sondern auch<br />
auf die vielen anekdotenhaften Geschichten,<br />
die ihn als Frauenhelden, Wilderer,<br />
Freigeist, Deserteur <strong>und</strong> findigen Tüftler<br />
darstellen.<br />
Legendär sind seine Holzski , die er sich<br />
selbst schnitzte sowie die Geschichte, als<br />
er sich im Alter von 80 Jahren wegen einer<br />
Grippe ein Grab schaufelte, sich hineinlegte<br />
<strong>und</strong> auf den Tod wartete. Erst zwei<br />
Tage später ging er wieder nach Hause,<br />
weil es zum Regnen anfing.<br />
–Andrea Strauß– ◀<br />
Klettersteig zu Ehren des Kletterers<br />
Der Irg-Klettersteig führt auf den<br />
Großen Koppenkarstein (2865 m)<br />
▶ K5 4 Std.<br />
470 Hm ––<br />
Charakter: Hochalpiner, sehr schwieriger<br />
Klettersteig, der trotz des kurzen<br />
Zustiegs bei Benutzung der Hunerkogelbahn<br />
nicht unterschätzt werden<br />
darf. Landschaftlich sehr reizvoll <strong>und</strong><br />
auch der Klettersteig ist liebevoll<br />
erbaut – allerdings erst lange nach Irg<br />
Steiners Tod.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Hunerkogelbahn<br />
(2685 m)<br />
Endpunkt: Großer Koppenkarstein<br />
Route: Bergstation – Hunerscharte –<br />
Bergstation des kleinen Schlepplifts<br />
zu Füßen des Koppenkarsteins –<br />
Eingang Rosmariestollen – Edelgrießgletscher–<br />
Einstieg in die SO-Wand<br />
– Klettersteig – Abstieg über den<br />
einfacheren Westgrat-Klettersteig<br />
Fotos: Andreas Strauß (2), Siegfried Garnweidner<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 31
AUF TOUR<br />
Vom Sport-Klettersteig bis zur Alpin-Ferrata<br />
Der gute<br />
Draht nach<br />
oben<br />
Klettersteige boomen nach wie vor.<br />
Der Klettersteig-Chronist verzeichnet<br />
mittlerweile mehr als 1200<br />
gesicherte Anlagen zwischen Wien<br />
<strong>und</strong> der Côte d’Azur. Wir stellen<br />
Ihnen 36 Top-Ziele vor.<br />
Von Eugen E. Hüsler<br />
Eine der schönsten<br />
Routen der Schweiz:<br />
der Sulzfluh-Klettersteig<br />
über Partnun im<br />
Rätikon
Spektakulär:<br />
der Sky-Walk-<br />
Klettersteig am<br />
Hunerkogel<br />
Genau richtig für<br />
Einsteiger: die<br />
Alpspitz-Ferrata<br />
Der gute Dr. Friedrich Simony,<br />
Geograf <strong>und</strong> Gletscherforscher,<br />
dürfte kaum geahnt haben, was<br />
für eine Langzeitwirkung sein<br />
Vorschlag, den Normalweg auf<br />
den Hohen Dachstein zu sichern, entwickeln<br />
sollte. Mit Eisenstiften <strong>und</strong> Hanfseilen<br />
wurde die Route damals entschärft,<br />
<strong>und</strong> im Sommer 1843 bestiegen die ersten<br />
Bergtouristen über diesen »Weg« den<br />
Gipfel. Das Beispiel machte Schule; anfangs<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es bereits<br />
zahlreiche gesicherte Anstiege <strong>und</strong> auch<br />
Höhenwege. Zu den bekanntesten zählen<br />
der Stüdlgrat am Großglockner (längst<br />
verfallen) <strong>und</strong> der »Heilbronner Weg« in<br />
den Allgäuer Alpen. Ramsau hatte den<br />
Anfang gemacht, <strong>und</strong> heute registriert<br />
man am Dachstein die möglicherweise<br />
größte Klettersteigdichte alpenweit. Ob<br />
etwa der Sky-Walk-Klettersteig dem aus<br />
Böhmen stammenden Alpenforscher gefallen<br />
würde, darf allerdings bezweifelt<br />
werden. Zu Zeiten Simonys herrschte Aufbruchstimmung,<br />
die Alpen wollten erst<br />
einmal »erobert« werden, weiße Flecken<br />
all überall. <strong>Die</strong> sind längst getilgt, <strong>und</strong><br />
unsere moderne Freizeitgesellschaft hat<br />
andere Präferenzen: Spaß muss sein. Und<br />
Klettersteiggehen ist nicht umsonst so populär<br />
geworden: Sport <strong>und</strong> Naturerlebnis<br />
lassen sich am sichernden Drahtseil eben<br />
bestens verbinden.<br />
Wer allerdings meint, die gesamten Alpen<br />
wären »verdrahtet«, liegt schwer daneben:<br />
Ein Klettersteig auf r<strong>und</strong> 200 Quadratkilometer<br />
ist nicht wirklich viel, <strong>und</strong> wenn<br />
man bedenkt, dass die Verteilung eine sehr<br />
ungleiche ist (siehe Dachstein), erscheint<br />
der »Bauboom« der letzten Jahrzehnte in<br />
einem wesentlich milderen Licht. Und<br />
Drahtseile gibt’s in den Alpen noch viel,<br />
viel mehr. <strong>Die</strong> sind auch länger, dicker <strong>und</strong><br />
hängen nicht an einem Eisenstift, sondern<br />
an mächtigen Eisenmasten: Seilbahnen,<br />
Lifte. Trotzdem möchte ich den Klettersteigbauern<br />
am Dachstein (<strong>und</strong> anderswo)<br />
zurufen: Lasst es gut sein, die Berge sind<br />
wichtiger als alles, was wir an sie hinbauen.<br />
Es gilt, eine Balance zu bewahren (oder<br />
wieder herzustellen) zwischen dem Erlebniswert<br />
der Natur <strong>und</strong> jener naturfernen<br />
Technik, die uns die Berge (vermeintlich)<br />
näher bringt.<br />
Fotos: Manfred Kostner, Herbert Raffalt/www.photo-austria.at, Eugen E. Hüsler<br />
<strong>Bergsteiger</strong>EIGNUNGSTEST<br />
Was für ein Klettersteigler sind Sie?<br />
1 2 3<br />
1. Ist das »Klick-klick!« eines Karabiners Musik in Ihren Ohren? ja naja nein<br />
2. Verspüren Sie beim Durchblättern der folgenden<br />
BERGSTEIGER-Seiten ein Kribbeln in den Fingern?<br />
ja naja nein<br />
3. Wie viele Liegestütze schaffen Sie am Stück? 100 20 5<br />
4. Träumen Sie manchmal von Klettersteigen? ja eher nicht nein<br />
5. Haben Sie den Ehrgeiz, in Ihrem <strong>Bergsteiger</strong>leben alle<br />
Klettersteige der Alpen zu begehen?<br />
ja nein unmöglich<br />
6. Haben Sie Ihren Klettersteig-Urlaub bereits geplant? ja nein Klettersteig-<br />
Urlaub?<br />
7. Sie schaffen eine Schlüsselstelle nicht.<br />
Geben Sie auf <strong>und</strong> kehren um?<br />
nein vielleicht immer<br />
8. Wie viele Klettersteigbücher haben Sie zuhause? alle 2 oder 3 keine<br />
Für jede Antwort: • 1 gibt es zehn Punkte,<br />
• für die 2 vier Punkte,<br />
• für die 3 einen.<br />
Auflösung:<br />
• Sie kommen auf weniger als 10<br />
Punkte: Ihre Stärken liegen anderswo.<br />
• Sie erreichen 11 bis 30 Punkte:<br />
Sie mögen Klettersteige, sind aber<br />
keinesfalls süchtig.<br />
• Ihr Total liegt zwischen 31 <strong>und</strong> 50<br />
Punkte: der sympathische Klettersteig-Freak<br />
• 51 bis 75 Punkte: Hier liegt eindeutig<br />
starke Suchtgefahr vor.<br />
• 80 Punkte? Gibt es noch etwas<br />
anderes in Ihrem Leben?<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33
<strong>Die</strong> Dreiseilbrücke am<br />
Bergsee-Klettersteig<br />
in den Urner Alpen<br />
Drei Dutzend Klettersteige:<br />
für Einsteiger, Erfahrene<br />
<strong>und</strong> Top-Ferratisten<br />
Nach dem Einstufungstest haben Sie<br />
jetzt die Qual der Wahl: 36 Klettersteige<br />
in drei Schwierigkeitskategorien<br />
warten darauf, unter die Schuhsohlen<br />
genommen zu werden.<br />
12 Routen für Einsteiger (K 1 bis K 2–3)<br />
AMMERGAUER ALPEN<br />
1 Ettaler-Mandl-Steig<br />
▶ K 2 3½ Std. 850 Hm + 10 J.<br />
Charakter: <strong>Die</strong>ses Mannsbild kennt man im<br />
bayerischen Oberland; die arg polierten Felsen<br />
am steilen Gipfelaufbau belegen eindrucksvoll<br />
seine Beliebtheit beim bergsteigenden Fußvolk:<br />
80 Kraxelmeter an soliden Ketten<br />
Ausgangspunkt: Ettal (877 m)<br />
Anfahrt: Ettal erreicht man von Schongau bzw.<br />
von Garmisch-Partenkirchen.<br />
Routenverlauf: Ettal – Tiefentalsattel – Ettaler<br />
Manndl (1633 m)<br />
WETTERSTEINGEBIRGE<br />
2 Alpspitz-Ferrata<br />
▶ K 2 4 Std. 600 Hm + 10 J.<br />
Charakter: Ein Klassiker, allerdings mit (zu) viel<br />
Eisen, aber trotzdem lohnend <strong>und</strong> sehr beliebt.<br />
Mehr Wanderweg ist der (ebenfalls bestens »ausgebaute«)<br />
Nordwandsteig. Vom Gipfel prächtige<br />
Aussicht<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Alpspitz-Seilbahn<br />
(2033 m)<br />
Anfahrt: Garmisch-Partenkirchen (708 m) ist der<br />
Hauptort des Werdenfelser Landes, von München<br />
über die Autobahn A95 etwa 80 km<br />
Routenverlauf: Alpspitz-Seilbahn – »Alpspitz-<br />
Ferrata« – Alpspitze (2628 m) – Ostgrat – Nordwandsteig<br />
– Alpspitz-Seilbahn<br />
Einkehr: Bei der Seilbahnstation<br />
KARWENDELGEBIRGE<br />
3 Mittenwalder Klettersteig<br />
▶ K 1–2 6 Std. 500 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Der »Mittenwalder«, obwohl mit<br />
reichlich Eisen bestückt, ist vor allem Aussichtspromenade,<br />
für Anfänger eine Idealtour.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Seilschwebebahn<br />
(2224 m)<br />
Anfahrt: Mittenwald (912 m) liegt am Oberlauf<br />
der Isar, auf halber Strecke zwischen Walchensee<br />
<strong>und</strong> Seefeld. Am Ortsrand befi ndet sich die<br />
Talstation der Karwendel-Seilbahn.<br />
Routenverlauf: Seilbahnstation – Nördliche Linderspitze<br />
(2372 m) – »Mittenwalder Klettersteig«<br />
– Brunnsteinanger (2080 m) – Brunnsteinhütte<br />
(1523 m) – Hängebrücke – Mittenwald<br />
Einkehr: Brunnsteinhütte<br />
ALLGÄUER ALPEN DACHSTEIN MARMOLADAGRUPPE<br />
4 Mindelheimer Klettersteig<br />
▶ K 2–3 9 Std. 1500 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Recht lange, sehr abwechslungsreiche<br />
Gratroute, überall gut gesichert <strong>und</strong> nur<br />
mäßig schwierig; zwischen den Kletterpassagen<br />
immer wieder Gehgelände<br />
Ausgangspunkt: Schwendle (1160 m), Ortsteil<br />
von Mittelberg<br />
Anfahrt: Ins Kleine Walsertal kommt man von<br />
Sonthofen über Oberstdorf auf guter Straße,<br />
28 km bis Mittelberg (1215 m)<br />
Routenverlauf: Schwendle – Fiderepass-Hütte<br />
(2067 m) – »Mindelheimer Klettersteig« –<br />
Schafalpenköpfe (2320 m) – Mindelheimer<br />
Hütte (2013 m) – Schwendle<br />
Hütten: Fiderepass-Hütte, Mindelheimer Hütte<br />
5 Kali- <strong>und</strong> Kalasteig<br />
▶ K 2–3 2 Std. 170 Hm + 8 J.<br />
Charakter: In Ramsau kümmert man sich auch<br />
um den (Klettersteig-)Nachwuchs. Spielerisch<br />
lernen die Kids so den Umgang mit der Ausrüstung<br />
<strong>und</strong> das richtige Gehen im (gesicherten)<br />
Fels.<br />
Ausgangspunkt: Ramsau-Kulm (1082 m),<br />
Parkplatz bei der »Alten Mühle«<br />
Anfahrt: Ramsau (1135 m) liegt am Südfuß<br />
des Dachsteinmassivs; Anfahrt von Schladming<br />
Routenverlauf: Parkplatz – Einstieg am Sattelberg<br />
– »Kalisteig«/»Kalasteig« – Sattelberg<br />
(1253 m) – Naturlehrpfad – Einstieg – Parkplatz<br />
6 Via ferrata Franco Gadotti<br />
▶ K 2 6¼ Std. 700 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Interessante, wenig schwierige<br />
Überschreitung mit ein paar originellen Passagen,<br />
etwa am »Teufelsloch«; grandioses Panorama von<br />
der Valacia<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bei der Baita Monzoni<br />
(1792 m)<br />
Anfahrt: Von Pozza di Fassa zur Malga Crocifi sso<br />
(1526 m), dann rechts ins Valle dei Monzoni<br />
Routenverlauf: Baita Monzoni – Bivacco Zeni<br />
(2090 m) – »Ferrata Gadotti« – Sass Aut (2555<br />
m) – Valacia (2637 m) – Rif. Vallaccia (2275 m)<br />
– Baita Monzoni<br />
Hütten: Baita Monzoni, Rif. Vallaccia<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
AMPEZZANER DOLOMITEN<br />
7 Sentiero ferrato Ivano Dibona<br />
▶ K 2 6 Std. 300 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Gesicherte Route, die dem Westgrat<br />
des Cristallomassivs folgt; fulminant der Auftakt<br />
mit der Cristallo-Hängebrücke<br />
Ausgangspunkt: Liftstation an der Forcella<br />
Staunies (2918 m)<br />
Endpunkt: Ospitale (1474 m)<br />
Anfahrt: Cortina d’Ampezzo (1210 m) liegt im<br />
Tal des Boite, am Fuß der Straße zum Passo Tre<br />
Croci (1805 m); Talstation der Cristallo-Lifte.<br />
Routenverlauf: Forcella Staunies – Cristallino<br />
d’Ampezzo (3008 m) – Forcella Grande – Forcella<br />
Padeon (2760 m) – Forcella Alta – Forcella<br />
Bassa (2417 m) – Zurlon (2379 m) – Col dei<br />
Stonbe (2168 m) – Val Padeon – Ospitale<br />
SEXTENER DOLOMITEN<br />
8 Alpinisteig<br />
▶ K 2–3 8¼ Std. 1400 Hm –<br />
Charakter: Der Klassiker unter allen gesicherten<br />
Steigen der Sextener Dolomiten. Bis zur<br />
Elferscharte leicht, aber teilweise ausgesetzt.<br />
Weiterweg <strong>und</strong> Abstieg mittel, stark von den Verhältnissen<br />
abhängig. Bei Schnee oder Eis von der<br />
Scharte direkt absteigen (Gehzeit dann 7 Std.)!<br />
Ausgangspunkt: Touristenparkplatz (1450 m)<br />
am Fischleinboden, 3,5 km von Sexten-Moos<br />
Anfahrt: Von Innichen via Sexten ins Fischleintal<br />
Routenverlauf: Fischleinboden – Zsigmondyhütte<br />
(2224 m) – »Alpinisteig« – Elferscharte (2610 m)<br />
– Sentinellascharte (2717 m) – Fischleinboden<br />
Hütten: Talschlusshütte, Zsigmondyhütte<br />
Der erste Klettersteig<br />
der Schweiz<br />
<strong>und</strong> längst ein<br />
Klassiker: der Tälli<br />
MENDELKAMM<br />
9Sentiero attrezzato Burrone-Giovanelli<br />
▶ K 2 4½ Std. 770 Hm + 10 J.<br />
Charakter: Für den Tourismus entdeckt wurde die<br />
wilde Klamm unweit der Nonstalmündung bereits<br />
zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts; der Burrone-<br />
Steig ist also eine echte Antiquität, später ergänzt<br />
durch eine Variante mit luftigen Leitern. Grandiose<br />
Kulisse!<br />
Ausgangspunkt: Mezzocorona (219 m)<br />
Anfahrt: Über die Brenner-Autobahn, Ausfahrt San<br />
Michele/Mezzocorona<br />
Routenverlauf: Mezzocorona – »Burrone-Steig«<br />
– Baita dei Manzi (858 m) – Monte (891 m) –<br />
Mezzocorona<br />
Einkehr: In Monte <strong>und</strong> in Mezzocorona<br />
GARDASEEBERGE<br />
10 Via dell’Amicizia<br />
▶ K 2 6 Std. 1200 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Ihren Ruf diesseits der Alpen verdanken<br />
die Gardasee-Eisenwege zu einem guten Teil<br />
dem »Fre<strong>und</strong>schaftsweg«, genauer: den langen<br />
Feuerwehrleitern hoch über den Dächern von Riva.<br />
Wenig schwierig, Morgensonne, gute Kondition<br />
notwendig<br />
Ausgangspunkt: An der Hauptstraße Richtung<br />
Bréscia, hinter der Altstadt<br />
Anfahrt: Riva del Garda (78 m) liegt am oberen<br />
Ende des Gardasees.<br />
Routenverlauf: Riva – Capanna Barbara (560<br />
m) – »Via dell’Amicizia« – Cima SAT (1246 m) –<br />
»Sentèr dei Crazedei« – San Giovanni – Riva<br />
Einkehr: Capanna Barbara<br />
GARDASEEBERGE<br />
11 Sentiero attrezzato del Colodri<br />
URNER ALPEN<br />
12 Klettersteig Bergsee<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
Fotos: Eugen E. Hüsler<br />
▶ K 2 2¼ Std. 320 Hm + 8 J.<br />
Charakter: Kleine, wenig schwierige Ferrata,<br />
bestens als Trainingsroute <strong>und</strong> für Familien<br />
geeignet – inklusive Eis für den Nachwuchs<br />
hinterher in Arco<br />
Ausgangspunkt: Campingplatz von Arco-Prabi<br />
Anfahrt: Arco (86 m) liegt ein paar Kilometer<br />
nordöstlich von Riva an der Straße nach Trento.<br />
Routenverlauf: Prabi – »Sentiero del Colodri« –<br />
Colodri (400 m) – Laghèl – Arco – Prabi<br />
Einkehr: In Arco<br />
▶ K 3 5¼ Std. 800 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Genussklettersteig, kurze Passagen<br />
K 3, sonst überwiegend K 2; Drahtseilsicherungen,<br />
einige Klammern <strong>und</strong> eine 18 m lange<br />
Dreiseilbrücke (kann umgangen werden).<br />
Ausgangspunkt: Gebührenpfl ichtiger Parkplatz<br />
(1782 m) bei der Staumauer des Göscheneralpsees<br />
Anfahrt: Von Göschenen (1102 m) am<br />
Nordeingang des Gotthardtunnels durch das<br />
Göscheneralptal<br />
Routenverlauf: Parkplatz – Bergseehütte (2370<br />
m) – Einstieg (ca. 2420 m) – Klettersteig –<br />
»Krokodil« (2527 m) – Bergseehütte – Parkplatz<br />
Hütte: Bergseehütte<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 35
Der Ramsauer<br />
Klettersteig am<br />
Dachstein ist nicht<br />
schwierig, aber<br />
sehr lang.<br />
12 Routen für Fortgeschrittene (K 3 bis K 4–5)<br />
BERCHTESGADENER ALPEN KARWENDELGEBIRGE STUBAIER ALPEN<br />
1 Berchtesgadener Hochthron<br />
▶ K 4–5 7 Std. 1200 Hm –<br />
Charakter: Anspruchsvolle, bestens gesicherte<br />
Route in festem Fels. Nur ganz kurze leichtere<br />
Passagen, teilweise sehr ausgesetzt, tolle<br />
Routenführung<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz bei Ettenberg<br />
(ca. 780 m)<br />
Anfahrt: Von Salzburg bzw. Berchtesgaden via<br />
Marktschellenberg nach Ettenberg<br />
Routenverlauf: Ettenberg – Scheibenkaser<br />
(1440 m) – Einstieg (ca. 1600 m) – Klettersteig<br />
– Berchtesgadener Hochthron (1972 m) –<br />
Stöhrhaus (1894 m) – Leiterl – Scheibenkaser<br />
– Ettenberg<br />
Hütte: Stöhrhaus<br />
2 Innsbrucker Klettersteig<br />
▶ K 4 5¾ Std. 550 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Tiroler Klettersteig-Klassiker am<br />
Nordkettengrat. Schlüsselstellen am Ein<strong>und</strong><br />
Ausstieg, beide senkrecht, sonst wenig<br />
schwierig. Kleiner Gag: die acht Meter lange<br />
»Seufzerbrücke«<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Nordkettenbahn<br />
(Hafelekar, 2269 m)<br />
Anfahrt: Von Innsbruck bzw. Hungerburg (868 m)<br />
mit der Seilbahn über die Seegrube (1905 m)<br />
ins Hafelekar<br />
Routenverlauf: Hafelekar – »Innsbrucker<br />
Klettersteig« – Frau-Hitt-Sattel (2234 m) –<br />
»Schmidhuberweg« – Seegrube<br />
Einkehr: Hafelekarhaus, Seegrube<br />
3 Fernau-Klettersteig<br />
▶ K 4 2¼ Std. 320 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Kurzer Zustieg, großer Genuss. Das<br />
Klettern im rauen Gneis macht viel Spaß – aber<br />
nur, wenn der Fels trocken ist.<br />
Ausgangspunkt: Seilbahnstation bei der Dresdner<br />
Hütte (2308 m)<br />
Anfahrt: Ins Stubaital kommt man von Innsbruck<br />
über die Brenner-Autobahn (Ausfahrt<br />
Schönberg), bis zur Mutterbergalm (1750 m)<br />
gut 40 km<br />
Wegverlauf: Dresdner Hütte (2308 m) –<br />
»Fernau-Klettersteig« – Egesengrat (2631 m)<br />
– Dresdner Hütte<br />
Hütte: Dresdner Hütte<br />
DACHSTEIN DACHSTEIN DACHSTEIN<br />
4 Laserer alpin Klettersteig<br />
▶ K 3 1½ Std. 80 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Gag-Sportklettersteig in unmittelbarer<br />
Spazierwegnähe. Am »Laserer alpin«<br />
bewegt man sich fast ausschließlich auf Eisen<br />
(Krampen, Seilleiter, 30-Meter-Seilbrücke).<br />
Ausgangspunkt: Parkplätze knapp vor dem<br />
Gosausee (937 m)<br />
Anfahrt: Den Vorderen Gosausee erreicht man<br />
von Bad Ischl oder von Golling über den Pass<br />
Gschütt.<br />
Wegverlauf: Parkplatz Gosausee – Einstieg –<br />
Klettersteig – »Steinwanne« (995 m) – Ausstieg<br />
– Parkplatz Gosausee<br />
5 Dachstein-Überschreitung<br />
▶ K 3 4½ Std. 500 Hm + 14 J.<br />
Charakter: Hochalpine Tour mit Gletscherbegehung;<br />
nicht ohne entsprechende Ausrüstung!<br />
Klettersteigpassagen nur mäßig schwierig<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Dachstein-<br />
Gletscherbahn am Hunerkogel (2687 m)<br />
Anfahrt: Von Schladming (738 m) kommt man<br />
über Ramsau <strong>und</strong> die Dachsteinstraße zur<br />
Talstation der Seilschwebebahn (1692 m).<br />
Routenverlauf: Hunerkogel – Hallstätter Gletscher<br />
– »Felsensteig« – Hoher Dachstein (2995 m)<br />
– Westgrat – Gosaugletscher – Steiner-scharte<br />
(2717 m) – Hallstätter Gletscher – Hunerkogel<br />
Hütte: Seethalerhütte<br />
6 Ramsauer Klettersteig<br />
▶ K 3 7½ Std. 450 Hm + 14 J.<br />
Charakter: Mäßig schwierig, aber sehr lang; anspruchsvollste<br />
Passagen beiderseits der Hohen<br />
Gamsfeldspitze. Gute Kondition erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Dachstein-<br />
Gletscherbahn am Hunerkogel (2694 m)<br />
Endpunkt: Ramsau (1135 m)<br />
Anfahrt: Von Schladming im Ennstal via<br />
Ramsau zur Talstation der Seilbahn (1692 m)<br />
Routenverlauf: Hunerkogel – Hunerscharte –<br />
Rosmarie-Stollen – Edelgrießhöhe (2489 m)<br />
– »Ramsauer Klettersteig« – Scheichenspitze<br />
(2667 m) – Gruberscharte (2364 m) – Guttenberghaus<br />
– Gasthof Feisterer – Ramsau<br />
Hütte: Guttenberghaus<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
Ausgesetzte Brücke<br />
am Pertini-Klettersteig<br />
bei Gröden<br />
Der längste (<strong>und</strong><br />
schönste) Klettersteig<br />
der Gardaseeregion<br />
ist der<br />
Che Guevara.<br />
PUEZ-GEISLER-GRUPPE AMPEZZANER DOLOMITEN GARDASEEBERGE<br />
7 Via ferrata Sandro Pertini<br />
▶ K 4 4¼ Std. 700 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Sehr attraktive, mit Drahtseilen,<br />
Eisenbügeln, Leitern <strong>und</strong> einer kleinen Brücke<br />
bestens gesicherte Route. Teilweise sehr ausgesetzt,<br />
tolle Kulisse.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (1615 m) am Eingang<br />
ins Langental bzw. zum Naturpark Puez-Geisler<br />
Anfahrt: Wolkenstein (1565 m) liegt im innersten<br />
Grödner Tal; Anfahrt von Klausen via St. Ulrich<br />
Routenverlauf: Parkplatz – Einstieg (ca. 1720<br />
m) – »Via ferrata Sandro Pertini« – Steviahütte<br />
(2312 m) – St.-Sylvester-Scharte (2280 m) –<br />
Daunëi (1687 m) – Parkplatz<br />
Hütte: Steviahütte<br />
8 Via ferrata della Piramide<br />
▶ K 3–4 3½ Std. 500 Hm + 12 J.<br />
Charakter: Bestens gesicherter, landschaftlich<br />
sehr reizvoller Klettersteig in Sichtweite der<br />
»Großen Dolomitenstraße«. Durchlaufendes, straff<br />
gespanntes Drahtseil, einige wenige künstliche<br />
Tritte <strong>und</strong> Griffe<br />
Ausgangspunkt: Ristorante Da Strobel (2055 m)<br />
östlich unterhalb des Passo Falzárego; Parkplatz<br />
Anfahrt: Von Cortina d’Ampezzo über die »Große<br />
Dolomitenstraße«<br />
Routenverlauf: Ristorante Da Strobel – Einstieg<br />
(2180 m) – »Via ferrata della Piramide« – Col dei<br />
Bos (2559 m) – Ristorante Da Strobel<br />
9 Via ferrata Ernesto »Che« Guevara<br />
▶ K 3 7¼ Std. 1380 Hm –<br />
Charakter: Da müssen schon ein paar Superlative<br />
her: der längste, trockenste (!) <strong>und</strong> schönste<br />
Klettersteig der Gardasee-Region. Tadellose Kondition<br />
unerlässlich! Das Kernstück der Route, etwa<br />
600 Hm, ist durchgehend mit Fixseilen <strong>und</strong> Klammern<br />
gesichert. Abstieg via Busòn neu gesichert.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz im Gewerbegebiet von<br />
Pietramurata, vor dem großen Steinbruch<br />
Anfahrt: Pietramurata (254 m) liegt an der Straße<br />
Riva – Trento, 13 km nördlich von Arco<br />
Routenverlauf: Pietramurata – »Ferrata Che<br />
Guevara« – Monte Casale (1632 m) – Rif. Don Zio<br />
(1610 m) – Busòn – Pietramurata<br />
Hütte: Rif. Don Zio<br />
Fotos: Herbert Raffalt/www.photo-austria.at, Eugen E. Hüsler, Manfred Kostner<br />
RÄTIKON BERNER VORALPEN BERNER ALPEN<br />
10 Klettersteig Sulzfluh<br />
▶ K 4–5 7 Std. 1200 Hm –<br />
Charakter: Anspruchsvolle, tolle Route, bestens<br />
gesichert. Viele Eisenkrampen, eine Dreiseilbrücke<br />
<strong>und</strong> ein Eisensteg. Finale Herausforderung<br />
ist die am Beginn leicht überhängende<br />
»Klagemauer«.<br />
Ausgangspunkt: Partnun (1763 m); gebührenpfl<br />
ichtige P an der Zufahrtsstraße (1620 m)<br />
Anfahrt: Von Küblis im Prättigau nach St. Antönien<br />
<strong>und</strong> weiter zu den Parkplätzen unterhalb<br />
von Partnun<br />
Routenverlauf: Partnun – Einstieg (ca. 2370 m)<br />
– Klettersteig – Sulzfl uh (2817 m) – Gemschtobel<br />
– Partnun<br />
Hütte: Carschinahütte<br />
11 Tälli-Klettersteig<br />
▶ K 3 6½ Std. 1030 Hm + 14 J.<br />
Charakter: <strong>Die</strong> erste Via ferrata der Schweiz<br />
(1993), eine absolute Genussroute. <strong>Die</strong><br />
schwierigsten Passagen befi nden sich am Anfang,<br />
zum Grat hin eine Folge von fünf Leitern.<br />
Ausgangspunkt: Tällihütte (1726 m)<br />
Anfahrt: Ins Gadmertal über die Sustenpassstraße,<br />
12 km von Innertkirchen, 34 km von<br />
Wassen bis Gadmen. Zwischen Furen <strong>und</strong><br />
Gadmen Talstation der Seilbahn zur Tällihütte<br />
Routenverlauf: Tällihütte (1726 m) – Alpligerstock<br />
(2067 m) – »Tälli-Klettersteig« – Gadmerfl<br />
ue-Kamm (2540 m) – Abstieg zum Engstlenweg<br />
– Sätteli (2116 m) – Tällihütte<br />
Hütte: Tällihütte<br />
12 Klettersteig Allmenalp<br />
▶ K 4–5 3 Std. 550 Hm –<br />
Charakter: Auch Kandersteg hat seinen Klettersteig,<br />
eine spektakuläre Anlage, talnah <strong>und</strong> doch<br />
alpin, garniert mit ein paar luftig-verwegenen<br />
Gags, darunter eine Drehleiter vor einem Zehn-<br />
Meter-Dach<br />
Ausgangspunkt: Bahnhof oder Talstation der<br />
Allmenalp-Seilbahn (1181 m)<br />
Anfahrt: Von Spiez via Frutigen nach Kandersteg<br />
(1176 m)<br />
Routenverlauf: Bahnhof – Einstieg (ca. 1250 m)<br />
– Klettersteig – Allmenalp (1723 m)<br />
Einkehr: Restaurant Allmenalp<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 37
<strong>Die</strong>se Route hat<br />
es in sich: der<br />
extreme Johann-<br />
Klettersteig<br />
12 Routen für Top-Ferratisten (K 5 bis K 6)<br />
LECHTALER ALPEN LECHTALER ALPEN MIEMINGER BERGE<br />
1 Arlberger Klettersteig<br />
▶ K 5 5¼ Std. 450 Hm –<br />
Charakter: Landschaftlich großartige, sehr lange<br />
Ferrata, vorbildlich, aber eher sparsam gesichert<br />
(Drahtseile, einige wenige Haken), gute Kondition<br />
erforderlich. Für den Abstieg Helm!<br />
Ausgangspunkt: Seilbahnstation Vallugagrat<br />
(2664 m)<br />
Anfahrt: St. Anton (1284 m) liegt an der<br />
Arlberg-Schnellstraße Landeck – Bludenz.<br />
Routenverlauf: Vallugagrat – Valfagehrjoch<br />
(2543 m) – »Arlberger Klettersteig« – Lorfekopf<br />
(2689 m) – Weißschrofenspitze (2752 m) –<br />
Kapall (2333 m<br />
2 Imster Klettersteig<br />
▶ K 5 5¼ Std. 940 Hm –<br />
Charakter: Eine Route der Spitzenklasse,<br />
aber nur etwas für Könner; ein zweistündiger<br />
Kletterspaß am straff gespannten Seil, steil bis<br />
(fast) senkrecht<br />
Ausgangspunkt: Vorderes Alpjoch (2050 m),<br />
mit dem Sessellift von Hochimst aus bequem<br />
erreichbar.<br />
Anfahrt: Das Marktstädtchen Imst (827 m) liegt<br />
im Oberinntal, Zufahrt nach Hochimst (1050 m)<br />
Routenverlauf: Vorderes Alpjoch – Muttekopfhütte<br />
(1934 m) – Guggersattele (ca. 2095 m)<br />
– »Imster Klettersteig« – Maldonkopf (2632 m) –<br />
Engelkar – Muttekopfhütte – Vorderes Alpjoch<br />
Hütte: Muttekopfhütte<br />
3 Tajakante-Klettersteig<br />
▶ K 5–6 7½ Std. 950 Hm –<br />
Charakter: Eine echte »Magic line« für ambitionierte<br />
Klettersteigler, direkt am messerscharfen<br />
Grat der Tajakante verlaufend; neben dem dicken<br />
Drahtseil nur ganz wenige Eisenstifte<br />
Ausgangspunkt: Bergstation des Gondellifts zur<br />
Ehrwalder Alm (1502 m)<br />
Anfahrt: Nach Ehrwald von Garmisch <strong>und</strong> von<br />
Reutte auf gut ausgebauten Straßen, 25 bzw.<br />
21 km<br />
Routenverlauf: Ehrwalder Alm – Seebensee<br />
(1657 m) – »Tajakante-Klettersteig« – Vorderer<br />
Tajakopf (2450 m) – Coburger Hütte – Seebensee<br />
– »Immensteig« – Talstation Seilbahn (1108 m)<br />
Hütte/Einkehr: Coburger Hütte, Seebenalm<br />
ZILLERTALER ALPEN BERCHTESGADENER ALPEN DACHSTEIN<br />
4 Zimmereben-Klettersteig<br />
▶ K 5 2¼ Std. 220 Hm –<br />
Charakter: Anspruchsvoller Sportklettersteig,<br />
opulent gesichert, aber mit einigen sehr anstrengenden<br />
Passagen. Schlüsselstelle hoch in<br />
der Wand, Notausstieg nach etwa einem Drittel.<br />
Kurze Bandschlinge mit Karabiner ratsam.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz unweit vom Gasthof<br />
Zillertal (630 m) links der Ziller<br />
Anfahrt: Mayrhofen (633 m) ist der Hauptort<br />
des Zillertals, Zufahrt von der Inntal-Autobahn<br />
Routenverlauf: Parkplatz – Einstieg (700 m) –<br />
»Zimmereben-Klettersteig« – Gasthof Zimmereben<br />
(853 m) – Parkplatz<br />
Hinweis: Parallel verläuft der »Huterlaner« (K 3).<br />
Einkehr: Gasthof Zimmereben<br />
5 Königsjodler-Steig<br />
▶ K 5 9½ Std. 1920 Hm –<br />
Charakter: Fast 2 km lang in steilem, teilweise<br />
atemberaubend ausgesetztem Auf <strong>und</strong> Ab über<br />
die Teufelshörner, von der Hohen Scharte (2282<br />
m) bis zum Hohen Kopf – ein faszinierender<br />
Gang über nicht weniger als acht Türme<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz knapp unterhalb des<br />
<strong>Die</strong>ntner Sattels (1380 m)<br />
Anfahrt: Über die Höhenstraße zwischen Saalfelden<br />
<strong>und</strong> Bischofshofen zum <strong>Die</strong>ntner Sattel<br />
Routenverlauf: Parkplatz (1342 m) – Erichhütte<br />
(1545 m) – Hohe Scharte – »Königsjodler-Steig«<br />
– Hoher Kopf (2875 m) – Matrashaus (2941 m)<br />
– »Birgkarsteig« – <strong>Die</strong>ntner Sattel – Parkplatz<br />
Hütten: Erichhütte, Matrashaus<br />
6 Johann-Klettersteig<br />
▶ K 6 5½ Std. 1050 Hm –<br />
Charakter: Eine Route der Spitzenklasse: leichte<br />
Kletterstellen (II-) bereits am Zustieg, eine extreme<br />
Schlüsselstelle gleich als Einstieg <strong>und</strong> dann<br />
der senkrechte 100-Meter-Pfeiler – ein echter<br />
Knaller, diese Ferrata<br />
Ausgangspunkt: Talstation der Dachstein-Gletscherbahn<br />
(1692 m)<br />
Anfahrt: Von Schladming via Ramsau zur<br />
Talstation der Dachstein-Gletscherbahn (1692<br />
m), 17 km<br />
Routenverlauf: Seilbahnstation – Dachstein-<br />
Südwandhütte (1871 m) – »Der Johann« – Dachsteinwarte<br />
(2741 m) – Hunerkogel (2687 m)<br />
Hütten: Dachstein-Südwandhütte, Seethalerhütte<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
DACHSTEIN<br />
DACHSTEIN<br />
Nur mit Fixseilen<br />
gesicherter Dolomiten-<br />
Klassiker: die Via<br />
ferrata Tomaselli<br />
7 Sky-Walk-Klettersteig<br />
8 Irg-Klettersteig<br />
▶ K 6 2 Std. 150 Hm –<br />
▶ K 5 4 Std. 500 Hm –<br />
Charakter: Extremer Sportklettersteig in<br />
hochalpinem Gelände, mit durchlaufendem<br />
Drahtseil <strong>und</strong> Trittstiften gesichert; Kletterschuhe<br />
empfehlenswert, dazu eine kurze Bandschlinge<br />
mit Karabiner<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Dachstein-<br />
Gletscherbahn am Hunerkogel (2687 m)<br />
Anfahrt: Von Schladming via Ramsau zur Talstation<br />
der Dachstein-Gletscherbahn<br />
(1692 m), 17 km<br />
Routenverlauf: Seilbahnstation – Hunerscharte<br />
(2620 m) – Einstieg (ca. 2540 m) – »Sky-Walk-<br />
Klettersteig« – Hunerkogel (2687 m)<br />
Charakter: Klasse-Ferrata mit knackig-verwegenen<br />
Stellen, vor allem im unteren Teil der Route.<br />
Für den Zustieg über den Edelgrießgletscher im<br />
Frühsommer evtl. Steigeisen<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Dachstein-<br />
Gletscherbahn am Hunerkogel (2687 m)<br />
Anfahrt: Von Schladming via Ramsau zur Talstation<br />
der Dachstein-Gletscherbahn<br />
(1692 m), 17 km<br />
Routenverlauf: Hunerkogel – Hunerscharte<br />
(2620 m) – Rosmarie-Stollen – Edelgrießgletscher<br />
– Einstieg (ca. 2550 m) – »Irg-Klettersteig«<br />
– Großer Koppenkarstein (2863 m) – Schladminger<br />
Gletscher – Hunerkogel<br />
FANESGRUPPE<br />
CIVETTAGRUPPE<br />
9 Via ferrata Cesco Tomaselli<br />
10 Via ferrata Costantini<br />
▶ K 5 6 Std. 900 Hm –<br />
▶ K 6 10 Std. 1400 Hm –<br />
Charakter: Ein absoluter »Klassiker« unter den<br />
Dolomiten-Klettersteigen, lediglich mit Fixseilen<br />
gesicherte Route. Schlüsselstelle (extrem luftige<br />
Querung) gleich am Einstieg<br />
Ausgangspunkt: Passo Falzárego (2105 m), alternativ<br />
Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn (2750 m)<br />
Anfahrt: Über den Passo Falzárego führt die<br />
berühmte »Große Dolomitenstraße«, 17 km von<br />
Cortina, 21 km von Arabba<br />
Routenverlauf: Passo Falzárego – Forcella Travenanzes<br />
(2507 m) – Gran Forcela (2652 m) –<br />
»Ferrata Tomaselli« – Südliche Fanisspitze<br />
(2980 m) – Selletta Fanis (ca. 2820 m) –<br />
Forcella Travenanzes – Passo Falzárego<br />
Charakter: Sie ist die Dolomiten-Ferrata schlechthin,<br />
wer »in« sein will, muss sie einfach gemacht<br />
haben. Durch die enorme Länge auch extrem<br />
anstrengend!<br />
Ausgangspunkt: Passo Duran (1601 m)<br />
Anfahrt: Der Passo Duran verbindet das Tal des<br />
Cordévole mit dem Zoldano, 13 km von Agordo,<br />
12 km von Forno di Zoldo<br />
Wegverlauf: Passo Duran – Rif. Carestiato (1834 m)<br />
– »Ferrata Costantini« – Cresta delle Masenade<br />
(2737 m) – Cima Moiazza Sud (2878 m) –<br />
Cengia Angelini – Forcella delle Nevere (2601 m)<br />
– Van dei Cantoi – Rif. Carestiato – Passo Duran<br />
Hütten: Rif. San Sebastiano, Rif. Carestiato<br />
TIPP<br />
Aktuelle Klettersteig-Literatur:<br />
Fotos: Herbert Raffalt/www.photo-austria.at, Manfred Kostner<br />
GARDASEEBERGE<br />
11 Via attrezzata Rino Pisetta<br />
▶ K 5–6 5 Std. 730 Hm –<br />
Charakter: <strong>Die</strong> »Pisetta«, 1982 angelegt, ist<br />
längst ein Klassiker, die schwierigste Ferrata am<br />
Gardasee; durchlaufende Drahtseilsicherungen,<br />
nur ganz wenige Eisenstifte<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bei der großen<br />
Bocciahalle in Sarche, etwas oberhalb der<br />
Straßenkreuzung<br />
Anfahrt: Sarche (259 m) liegt an der Straße zum<br />
Gardasee, 19 km von Trento, 22 km von Riva del<br />
Garda<br />
Wegverlauf: Sarche – »Via Pisetta« – Dain Picol<br />
(971 m) – Ranzo (746 m) – San Vigilio – Sarche<br />
WALLISER ALPEN<br />
12 Leukerbadner Klettersteig<br />
▶ K 5–6 8 Std. 900 Hm –<br />
Charakter: <strong>Die</strong> Schweizer Super-Ferrata! Kleiner<br />
Klettersteig mit maximal exponierter Leiternserie<br />
zur Unteren Gemsfreiheit. Großer Klettersteig sehr<br />
anstrengend (Ausdauerkraft)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Gemmipass-<br />
Seilbahn (2346 m)<br />
Anfahrt: Leukerbad (1402 m) ist ein berühmter<br />
Thermalkurort am Fuß des Gemmipasses, 16 km<br />
von Susten bzw. Leuk im Rhonetal<br />
Wegverlauf: Gemmipass – Untere Schmitte<br />
(2070 m) – Kleiner Klettersteig – Obere Gemsfreiheit<br />
(2303 m) – Großer Klettersteig – Daubenhorn<br />
(2942 m) – Gemmipass<br />
Hütte: Berghotel Wildstrubel am Gemmipass<br />
Eugen E. Hüsler:<br />
»Klettersteig 1« / »Klettersteig 2«<br />
Jeweils 288 Seiten, ca. 200 Abb.,<br />
16,5 x 23,5 cm, Klappenbroschur mit<br />
Fadenheftung, 29,95 €, Bruckmann n<br />
Verlag, München 2012<br />
Alle Klettersteige in den Alpen,<br />
aufgeteilt in Nordalpen (Bd. 1)<br />
<strong>und</strong> Südalpen (Bd. 2)<br />
Eugen E. Hüsler<br />
»Hüslers Klettersteigführer<br />
Gardasee«<br />
144 Seiten, ca. 120 Abb., 16,5 x<br />
23,5 cm, Broschur mit Fadenheftung,<br />
19,95 €, Bruckmann Verlag,<br />
München 2012<br />
60 Klettersteige r<strong>und</strong> um den<br />
Gardasee, aktuell recherchiert<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39
AUF TOUR<br />
Wandern r<strong>und</strong> um den Ötscher<br />
Gezähmter Riese<br />
Lange Zeit mied <strong>und</strong> fürchtete man ihn.<br />
Dann lernte der Mensch, die Rohstoffe <strong>und</strong><br />
die Kraft zu nutzen, die der höchste Berg im<br />
Mostviertel spendete. Schließlich entdeckten<br />
die Touristen den Ötscher, dessen Gräben im<br />
Frühling ein spektakuläres Wandergebiet sind.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
Väter führten früher ein strenges<br />
Regiment– egal ob Landesväter<br />
oder Familienoberhäupter;<br />
manche galten gar als unberechenbar <strong>und</strong><br />
grausam. Der Ötscher im Mostviertel, dessen<br />
slawischer Name übersetzt »Vaterberg«<br />
bedeutet, scheint ein besonders schrecklicher<br />
gewesen zu sein. Riesen kegelten in<br />
seinen Rinnen mit Felsbrocken <strong>und</strong> verbannte<br />
Seelen hausten in seinen Höhlen, so<br />
erzählten sich die Leute. <strong>Die</strong> Bewohner der<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Familien-TIPP<br />
Blumenpracht im<br />
Mostviertel: Im Frühjahr<br />
ist die Gegend um den<br />
Ötscher (1893 m) zum<br />
Wandern besonders<br />
reizvoll.<br />
Altes Handwerk: Trifter im Mendlingstal<br />
Täler ringsum kannten keine ärgere Verdammung,<br />
als jemanden auf diesen Berg<br />
hinauf zu wünschen. Selbst den Teufeln,<br />
die auch sonst einen rauen Umgang pflegten,<br />
sei es am Ötscher so unangenehm gewesen,<br />
»dass sie auch viel lieber in alle andere<br />
abscheuliche Orte, als hiehin wandern<br />
möchten«, heißt es in einem Bericht von J.<br />
N. Nagl aus dem Jahr 1747. Doch dann setzte<br />
ein mutiger Geistlicher dem Treiben am<br />
Ötscher ein Ende: Der Prior der Kartause Gabedrohst!«<br />
Im gleichen Augenblick erstarrte<br />
der Riese <strong>und</strong> verwandelte sich in einen<br />
großen Felsblock. Damit war die magische<br />
Macht des Ötscher gebrochen.<br />
Fotos: Mostviertel Tourismus/weinfranz.at<br />
ming – einst das größte Kartäuserkloster<br />
in Mitteleuropa – marschierte bis zum Riffel<br />
hinauf, von wo aus der felsige Westgrat<br />
zum Gipfel zieht. Einer der Riesen sah das<br />
Menschlein kommen <strong>und</strong> wollte es schon<br />
in gewohnter Manier mit einem Felsbrocken<br />
zerschmettern. Doch da zog der Prior<br />
rasch ein hölzernes Kreuz unter seiner<br />
Kutte hervor, hielt es dem Jähzornigen entgegen<br />
<strong>und</strong> rief: »So werde selbst zu Stein,<br />
der du einen <strong>Die</strong>ner Gottes mit einem Stein<br />
<strong>Die</strong> Zeit der schwarzen Grafen<br />
Richard Meyer, der seit 15 Jahren Touristen<br />
in den Sommermonaten durch die Ötschergräben<br />
führt, glaubt allerdings nicht an<br />
solche Märchen. Lieber erzählt der Annaberger<br />
von jenen Kräften am Ötscher, die<br />
der Mensch mit der Industrialisierung zu<br />
nutzen lernte: Das Wasser, das durch die<br />
Gräben tost. <strong>Die</strong> ausgedehnten Wälder. Das<br />
Holz fürs Feuer, um das Eisen des nahen<br />
Erzberges zu verarbeiten. Bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
blühte das Schmiedehandwerk vor<br />
allem im südlichen Teil des Mostviertels. Allein<br />
in Waidhofen an der Ybbs arbeiteten in<br />
der Blütezeit 100 Messer-, 60 Klingen- <strong>und</strong><br />
26 Zirkelschmiede <strong>und</strong> exportierten <strong>ihre</strong><br />
Erzeugnisse bis nach Venedig <strong>und</strong> in den<br />
Orient. <strong>Die</strong> »schwarzen Grafen«, wie die<br />
Schmiede genannt wurden, brauchten für<br />
<strong>ihre</strong> Arbeit Holz in rauen Mengen; mitunter<br />
sogar mehr, als nachwachsen konnte.<br />
Ein Milliardär rettet die Wälder<br />
Einem Großindustriellen ist es zu verdanken,<br />
dass die Wälder im Mostviertel dem<br />
Kahlschlag entkamen. Der Bankier Albert<br />
von Rothschild, mit einem Vermögen von<br />
einer Milliarde Kronen um das Jahr 1910<br />
der wahrscheinlich reichste Mann Europas,<br />
kaufte 1875 große Gebiete in den alpinen Bereichen<br />
des Mostviertels. Er forstete die Wälder<br />
bei Lackenhof am Fuß des Ötscher<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Spektakulär:<br />
der Mirafall in<br />
den Ötschergräben<br />
Fabelhaft: Vom Gipfel<br />
des Göller (1766 m) hat<br />
man beste Sicht auf den<br />
Ötscher.<br />
KOMPAKT<br />
Das Mostviertel<br />
Wildromantisch: In den<br />
Ötschergräben gibt es<br />
herrlich kühle Gumpen.<br />
Anreise: Mit dem Auto von Innsbruck <strong>und</strong><br />
München über die Autobahn Richtung Wien<br />
bis Ausfahrt Ybbs, weiter auf der B25 über<br />
Wieselburg <strong>und</strong> Purgstall bis kurz nach<br />
Scheibbs, dann über B28 <strong>und</strong> B20 bis<br />
Wienerbruck bzw. Annaberg<br />
Informationen: Mostviertel Tourismus,<br />
Adalbert-Stifter-Str. 4, A-3250 Wieselburg,<br />
Tel. 00 43/74 16/5 21 91,<br />
www.mostviertel.info<br />
Landesausstellung: 2015 wird die Region<br />
um den Ötscher Kerngebiet der Niederösterreichischen<br />
Landesausstellung zum<br />
Thema Natur <strong>und</strong> Technik in den Alpen.<br />
Bis dahin soll in Wienerbruck ein nach<br />
nachhaltigen Kriterien errichteter Wander<strong>und</strong><br />
Naturparkcampus entstehen. Weitere<br />
Ausstellungsorte sind die Laubenbachmühle<br />
<strong>und</strong> das Schloss Neubruck.<br />
Karten: Kompass 1:25 000, WK 22, »Mariazell–Ötscher–Erlauftal«;<br />
freytag & berndt<br />
1:35 000, WK 5031 »Mariazell–Ötscher–<br />
Josefsberg–Annaberg–Erlaufsee«<br />
Literatur: Stephen Sokoloff »Mariazeller<br />
Land <strong>und</strong> Mostviertel«, Kompass Wanderführer<br />
2012<br />
wieder auf. Am Dürrenstein – 15 Kilometer<br />
südwestlich des Ötscher – rettete er ein<br />
2400 Hektar großes Stück Urwald. Das Kerngebiet<br />
des Wildnisgebiets Dürrenstein, der<br />
Rothwald, ist unzugänglich. In die Randgebiete<br />
dürfen heute Besucher nur im Rahmen<br />
limitierter <strong>und</strong> geführter Wanderungen.<br />
Vermutlich hätten dem Freiherr auch die<br />
Naturparke in den Mostviertler Alpen gut<br />
gefallen: der Naturpark Buchenberg bei<br />
Waidhofen an der Ybbs mit seinen vielen<br />
Wildtieren, der Naturpark Niederösterreichische<br />
Eisenwurzen <strong>und</strong> der Naturpark<br />
Ötscher-Tormäuer, dessen Ötschergräben<br />
manch einen dazu verleiten, angesichts der<br />
bis zu 1200 Meter hohen Seitenwände vom<br />
»Grand Canyon Österreichs« zu sprechen.<br />
Gewaltiger Frühjahrsputz<br />
Richard Meyer ist mit den Gräben im Süden<br />
<strong>und</strong> Osten des Ötscher aufgewachsen. Seine<br />
Heimat Annaberg liegt nur ein paar Kilometer<br />
entfernt auf einem Sattel; von den<br />
Fenstern seines Gasthofes sieht Meyer auf die<br />
massive Felspyramide. <strong>Die</strong> Lieblingstour des<br />
Bergwanderführers geht von Wienerbruck<br />
über den Lassingfall hinein in die Ötschergräben<br />
zur Jausenstation »Ötscherhias«, deren<br />
Terrasse sich eng an die Felsen über der<br />
Schlucht schmiegt, <strong>und</strong> weiter bis zu den Mirafällen;<br />
über den Erlaufstausee <strong>und</strong> mit der<br />
Mariazellerbahn retour bis Wienerbruck.<br />
In Kaskaden stürzt das Wasser über die<br />
Steinterrassen in Gumpen, sammelt sich<br />
<strong>und</strong> rauscht weiter durch das kurvige Kalk-<br />
stein-Bett. <strong>Die</strong> Wanderer können es beinahe<br />
auf Schritt <strong>und</strong> Tritt begleiten. Manchmal<br />
führt das Steiglein durch Tunnel, dann wieder<br />
über Holzplanken oder – an flacheren<br />
Stellen – durch Blumenwiesen. Während<br />
der Ötscher noch bis in den Frühsommer<br />
eine Schneehaube trägt, heizt die Sonne die<br />
Felsen in den Gräben ordentlich auf. »Dank<br />
diesem besonderen Klima findet man hier<br />
unten viele Blumen, die normalerweise erst<br />
1000 Meter weiter oben wachsen«, erklärt<br />
Meyer. »Den blauen Enzian zum Beispiel,<br />
den gelben Petergstamm oder verschiedene<br />
Steinbrech-Arten.«<br />
Noch etwas anderes macht den Frühling<br />
zur spektakulärsten Jahreszeit in den Ötschergräben:<br />
Das Schmelzwasser tost durch<br />
Fotos: Mostviertel Tourismus/weinfranz.at (3), Dagmar Steigenberger<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
die Schluchten. Äste <strong>und</strong> dünne Baumstämme<br />
krallen sich zwischen Gesteinsbrocken<br />
fest; umsonst. Der Ötscherbach reißt alles<br />
mit, was die Lawinen im Winter in seinem<br />
Bett liegen gelassen haben: ein gewaltiger<br />
Frühjahrsputz.<br />
Im Hochsommer bleibt nur noch ein sanft<br />
plätscherndes Bächlein übrig – »außer, man<br />
hilft nach«. Richard Meyer schmunzelt, wartet,<br />
bis die Neugierde bei seinen Zuhörern<br />
geweckt ist. Dann erzählt er die Geschichte<br />
vom Hotelier, der die Touristen an der Nase<br />
herum führte: »Ihm gehörte das Gebiet um<br />
den Lassingfall. Wer den Wasserfall sehen<br />
wollte, der musste Eintritt bezahlen. Wenn<br />
die Bezahlung besonders gut ausgefallen ist,<br />
hat der Hotelier das Wasser heimlich aufgestaut<br />
<strong>und</strong> es dann auch noch im Hochsommer<br />
spektakulär rauschen lassen.«<br />
Strom für die Touristenbahn<br />
Vor gut 100 Jahren zapfte der Mensch eine<br />
weitere Kraftquelle des Berges an. Das<br />
Wasser der Erlauf, die sich in Jahrmillionen<br />
durch den Kalkstein der Hinteren Tormäuer<br />
gearbeitet hat, wurde für ein Elektrizitäts-<br />
Kraftwerk aufgestaut. Jenes wiederum versorgt<br />
die 1907 gebaute Mariazellerbahn,<br />
welche die Touristen von St. Pölten in die<br />
Region bringt, mit Strom. An die Stelle der<br />
Klause, an der man früher das Wasser zur<br />
Trift aufgestaut hatte, trat eine Staumauer:<br />
Der so entstandene Erlaufstausee gleicht<br />
einer Fjordlandschaft. Als die Landesregierung<br />
in den 1970er-Jahren Pläne zu einem<br />
dritten Staudamm schmiedete, rebellierten<br />
die Naturschützer. Den Staudamm bei<br />
Trübenbach konnten sie verhindern <strong>und</strong><br />
gaben den Anstoß, einen Naturpark r<strong>und</strong><br />
um den Ötscher zu gründen. Inzwischen ist<br />
der Naturpark Ötscher-Tormäuer mit 170<br />
Quadratkilometern der größte Naturpark<br />
in Niederösterreich. Und nicht nur in den<br />
Gräben sind die Wanderer unterwegs, sondern<br />
auch am Ötscher selbst. Der grausame<br />
Riese von einst ist gezähmt. Er empfängt<br />
seinen Besuch nun mit Wasserrauschen<br />
<strong>und</strong> einem Strauß wilder Alpenblumen. ◀<br />
TOUREN<br />
Zurück geht es mit der Mariazellerbahn.<br />
Wandern im alpinen Mostviertel<br />
Durch Gräben <strong>und</strong> Schluchten, durch dichte Wälder <strong>und</strong> über felsige Grate führen die<br />
Touren im alpinen Teil des Mostviertels. Wir stellen die fünf schönsten vor.<br />
1 Ötscher (1893 m)<br />
▶ schwierig 11 Std.<br />
1730 Hm +16 J.<br />
Charakter: Der schönste Aufstieg auf<br />
den höchsten Berg im Mostviertel<br />
verläuft über die Ötschergräben im<br />
Süden <strong>und</strong> den Rauen Kamm. Allerdings<br />
ist die Tour konditionell sehr<br />
anstrengend <strong>und</strong> der Raue Kamm hat<br />
leichte Kletterstellen; mit Übernachtung<br />
auf dem Ötscher Schutzhaus als<br />
Zweitagetour empfehlenswert<br />
Ausgangspunkt: Wienerbruck,<br />
Lassingfallstuben (796 m)<br />
Einkehr: Ötscherhias (712 m),<br />
Ötscher Schutzhaus (1418 m)<br />
Route: Wienerbruck – Stierwaschboden<br />
(622 m) – Ötschergräben<br />
– Ötscherhias – Mirafälle – Jägerherz<br />
– Geldloch – Taubenloch – Rauer<br />
Kamm – Ötschergipfel – Ötscher<br />
Schutzhaus – Riffelsattel (1283 m) –<br />
Ötschergräben – Wienerbruck<br />
2 Ötschergräben<br />
Route: Wienerbruck – Lassingfall<br />
– Stierwaschboden (622 m)<br />
– Ötscherhias – Mirafälle (700 m)<br />
– Ötscherhias – Forsthaus Hagen<br />
(833 m) – Erlaufstausee (777 m) –<br />
Erlaufklause (814 m) – zurück mit<br />
der Mariazellerbahn (Fahrplan unter<br />
www.mariazellerbahn.at)<br />
3 Tirolerkogel (1377 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
400 Hm +6 J.<br />
Charakter: <strong>Die</strong> einfache, kurze<br />
Wanderung auf den Hausberg von<br />
Annaberg kann mit einer Schleife<br />
übers Dachsental in die wildromantische<br />
Falkenschlucht noch verlängert<br />
werden (plus 500 Hm <strong>und</strong> 3 Std.).<br />
Ausgangspunkt: Annaberg (976 m)<br />
Einkehr: Annaberger Haus am Tirolerkogel<br />
(1377 m)<br />
Route: Annaberg – Am Gscheid<br />
– Tirolerkogel – Jagdhütte bei der<br />
Ebenbaueralm (1080 m) – Am<br />
Gscheid – Annaberg<br />
mit seinen ausgedehnten Buchenwäldern.<br />
Ausgangspunkt: Kernhof (690 m)<br />
Einkehr: Göllerhaus (1440 m)<br />
Route: Kernhof – Waldhüttsattel<br />
(1266 m) – Göllerhaus – Kl. Göller<br />
(1673 m) – Göller – zurück auf dem<br />
gleichen Weg oder über den Göllergraben<br />
nach Oberknollenhals <strong>und</strong> per<br />
Autostopp zurück zum Ausgangspunkt<br />
5 Gippel (1669 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1120 Hm +10 J.<br />
Charakter: Der Nachbargipfel des<br />
Göller ist zwar etwas niedriger, doch<br />
die Aussicht auf der R<strong>und</strong>tour – meist<br />
am Grat entlang – steht ihm in nichts<br />
nach.<br />
Ausgangspunkt: Kernhof (690 m)<br />
Einkehr: Gippelalm, Hofalm (bew.<br />
Mai bis September)<br />
Route: Kernhof – Waldhüttsattel<br />
(1266 m) – Querung unterhalb<br />
Schnalzstein (1546 m) oder Abstecher<br />
zur Hofalm (1480 m) – Gamsmauer<br />
(1401 m) – Gippel (1669 m) –<br />
Gippeltörl (1526 m) – evtl. Abstecher<br />
zur Gippelalm (1500 m) – Treibsteig –<br />
Reintaleralm – Hinterbichler – Kernhof<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
220 Hm +6 J.<br />
4 Göller (1766 m)<br />
Charakter: Der Klassiker unter den<br />
Wanderungen r<strong>und</strong> um den Ötscher<br />
wartet vor allem im Frühjahr mit einer<br />
außergewöhnlichen Flora <strong>und</strong> beeindruckenden<br />
Wassermassen auf.<br />
Ausgangspunkt: Wienerbruck (800 m)<br />
Einkehr: Ötscherhias (712 m),<br />
Lassingfallstuben (796 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1070 Hm +10 J.<br />
Charakter: Auf schönen Waldwegen,<br />
über Almwiesen <strong>und</strong> durch<br />
Latschenfelder hinauf zum herrlichen<br />
Aussichtsgipfel im südöstlichen<br />
Mostviertel. Als Abstiegsvariante<br />
empfi ehlt sich der Göllergraben<br />
■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43
AUF TOUR<br />
Stubaier Höhenweg<br />
<strong>Die</strong> Thronfolge<br />
R<strong>und</strong> um das Stubaital<br />
führt einer der populärsten<br />
Hüttentreks der Alpen.<br />
Acht Stützpunkte liegen an<br />
dieser Route. Sie alle sind<br />
Alpenvereinshäuser mit<br />
bemerkenswertem Umfeld<br />
<strong>und</strong> großer Tradition.<br />
Von Mark Zahel<br />
(Text <strong>und</strong> Bilder)<br />
erfreut sich diese Tour großer Beliebtheit.<br />
Meist wird der Stubaier Höhenweg bei der<br />
aussichtsreichen Starkenburger Hütte aufgenommen.<br />
<strong>Die</strong> erste lange Panoramastrecke<br />
führt zur Franz-Senn-Hütte im Alpeiner<br />
Hochtal, der nächste Übergang via Schrimmennieder<br />
zur Neuen Regensburger Hütte<br />
an der Schwelle zum zauberhaften Hohen<br />
Moos. <strong>Die</strong> Grawagrubennieder im Abschnitt<br />
zur Dresdner Hütte gilt gemeinhin<br />
als Schlüsselstelle, bevor die variantenrei-<br />
ein guter Film lebt davon, dass sich<br />
einzelne Erlebnisfacetten zu einem<br />
größeren Ganzen verdichten.<br />
Insofern hat ein tagelanges Alpentrekking<br />
im Idealfall viel mit einem guten Film gemein.<br />
Nur dass man dabei nicht bloß die<br />
Zuschauerrolle einnimmt, sondern selbst<br />
einen aktiven Part spielt. Man durchstreift<br />
eine Region mit offenen Sinnen, lernt sie<br />
Schritt um Schritt aus ganz unterschiedlichen<br />
Perspektiven kennen <strong>und</strong> hat am Ende<br />
eines solchen Hüttentreks im besten Fall<br />
eine emotionale Verb<strong>und</strong>enheit aufgebaut.<br />
Manchmal werde ich nach meinen Favoriten<br />
gefragt, nach Empfehlungen, wo es<br />
besonders schön sei. Da jede Tour anders<br />
verläuft <strong>und</strong> jeder unterschiedliche Vorlieben<br />
<strong>und</strong> Empfindungen einbringt, lässt sich<br />
das gar nicht so einfach sagen. Versuche ich<br />
dennoch, ein paar objektive Kriterien gelten<br />
zu lassen, sehe ich im Stubaier Höhenweg<br />
so etwas wie die Idealform eines Hüttentreks:<br />
perfekter Zuschnitt im Rahmen eines<br />
Wochenprogramms, hohe landschaftliche<br />
Reize mit jeder Menge Abwechslung, gehobener<br />
Anspruch ohne Extremanforderungen,<br />
gut geführte Hütten… Nicht umsonst<br />
Selbst im Sommer ist<br />
man am Höhenweg nicht<br />
sicher vor Schnee.<br />
chen Verbindungen zur Sulzenauhütte <strong>und</strong><br />
weiter zur Nürnberger Hütte kürzer, aber<br />
nicht minder attraktiv ausfallen. <strong>Die</strong> imposanten<br />
Gletscher sind hier plötzlich ganz<br />
nah! Über das Simmingjöchl zur Bremer<br />
Hütte wird sogar eine Gschnitzer Stippvisite<br />
unternommen, ehe die letzte große Etappe<br />
bei der Innsbrucker Hütte endet. Krönung<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig Abschluss des Ganzen<br />
kann schließlich eine Besteigung des Habichts<br />
sein.<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Starkenburger Hütte (2237 m)<br />
Auf der Südschulter des Hohen Burgstalls<br />
thront die Starkenburger Hütte mehr<br />
als 1200 Meter über dem Stubaital – ein<br />
wahrer Logenplatz, um die Parade des<br />
Serles- <strong>und</strong> Habichtkamms, des Stubaier<br />
Hauptkamms sowie der Alpeiner Berge abzunehmen.<br />
Das Haus wurde vor über 100<br />
Jahren während der klassischen Erschließungsphase<br />
des Alpenvereins errichtet.<br />
Nachdem viel später in der Schlick ein Skigebiet<br />
entstanden war, wandelte sich auch<br />
der übliche Zugang. <strong>Die</strong> meisten bevorzugen<br />
heute den Panoramaweg von der Bergstation,<br />
der nicht nur kürzer <strong>und</strong> weniger<br />
anstrengend, sondern auch landschaftlich<br />
lohnender ist als die <strong>Wege</strong> vom Tal herauf.<br />
Und mit der Variante über den Burgstall<br />
kann man sogar eine alpin angehauchte<br />
R<strong>und</strong>tour begehen. Neben den meist zahlreichen<br />
Tagestouristen empfängt die Starkenburger<br />
Hütte hauptsächlich die Anwärter<br />
auf den Stubaier Höhenweg, die hier in<br />
der Regel ihr erstes (manchmal auch letztes)<br />
Quartier beziehen. Gemütlich auf der Panoramaterrasse<br />
oder in der alten Stube zu<br />
hocken <strong>und</strong> erwartungsfroh der Dinge zu<br />
harren, die da kommen, löst zweifellos ein<br />
Gefühl der Vorfreude aus.<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: DAV Sektion Darmstadt-<br />
Starkenburg<br />
Baujahr: 1900<br />
Schlafplätze: 28 Betten, 35 Lager<br />
Bewirtschaftet: Anfang Juni bis Anfang<br />
Oktober<br />
Kontakt: Tel. 00 43/6 64/5 03 54 20<br />
Internet: www.starkenburgerhuette.at<br />
Zustieg: von der Bergstation Schlick 2000<br />
am Kreuzjoch (Seilbahn von Fulpmes)<br />
1½ Std., von Neustift 3½ Std.<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 45
Bekanntester Stützpunkt:<br />
die Franz-Senn-Hütte<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: OeAV Sektion Innsbruck<br />
Baujahr: 1885<br />
Schlafplätze: 80 Betten, 90 Lager<br />
Bewirtschaftet: Mitte Juni bis Anfang<br />
Oktober <strong>und</strong> zur Skitourenzeit<br />
Kontakt: Tel. 00 43/52 26/22 18<br />
Internet: www.franzsennhuette.at<br />
Zustieg: von der Oberisshütte (1742 m)<br />
im Oberbergtal 1¼ Std.<br />
Franz-Senn-Hütte (2149 m)<br />
<strong>Die</strong> Franz-Senn-Hütte ist der größte <strong>und</strong><br />
wohl auch bekannteste Stützpunkt in den<br />
Stubaier Alpen, ein gefragtes alpines Ausbildungszentrum,<br />
unentbehrliches Etappenziel<br />
auf dem Stubaier Höhenweg, aber<br />
auch frequentierter Anlaufpunkt für Tageswanderer<br />
(vgl. BERGSTEIGER 4/13). Der Bau<br />
im Jahr 1885 ging auf eine Anregung des<br />
»Gletscherpfarrers« Franz Senn zurück, der<br />
zuletzt in Neustift wirkte. Mit einem Dutzend<br />
vergletscherter Gipfelziele ringsum ist<br />
das Tourenrevier ausgesprochen ergiebig.<br />
Im Laufe der vergangenen Jahre wurde zudem<br />
ein breit gefächertes Angebot an moder-<br />
nen bergsportlichen Aktivitäten geschaffen:<br />
Klettergärten, kurze Sport- <strong>und</strong> Action-Klettersteige,<br />
eine permanente Slackline <strong>und</strong> der<br />
»Flying Fox« über die Schlucht des Gschwezbachs.<br />
Auf neudeutsch: ein alpiner Funpark.<br />
Dazu passt die komfortable Ausstattung des<br />
Hauses. Gleichwohl bemüht sich die Pächterfamilie<br />
Fankhauser seit jeher, den Platz<br />
als <strong>Bergsteiger</strong>heim zu erhalten. Zur Skitourenzeit,<br />
wenn viele der Hochgipfel sogar<br />
deutlich mehr besucht werden, bekommt<br />
dieser Aspekt stärkeres Gewicht.<br />
Neue Regensburger Hütte (2287 m)<br />
<strong>Die</strong> Sektion Regensburg hatte <strong>ihre</strong> alpine<br />
Heimat ursprünglich in den Grödner Dolomiten.<br />
Als nach dem Ersten Weltkrieg die<br />
Hütte auf der Cislesalpe durch Enteignung<br />
futsch war, musste man sich nach einem<br />
neuen »Arbeitsgebiet« umschauen. Man<br />
fand es im Herzen der Stubaier Alpen, genauer<br />
im Falbesoner Hochtal, wo damals<br />
noch eine Lücke im hochalpinen <strong>Wege</strong>verb<strong>und</strong><br />
klaffte. <strong>Die</strong> Neue Regensburger Hütte<br />
wurde 1930/31 direkt oberhalb eines Wasserfalls,<br />
an der Schwelle zum Hohen Moos,<br />
errichtet. <strong>Die</strong>ser idyllische Feuchtboden mit<br />
seiner seltenen Flora verleiht dem Standort<br />
ein ganz besonderes Flair. Gleiches gilt für<br />
Das Hohe Moos mit<br />
der Regensburger Hütte<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: DAV Sektion Regensburg<br />
Baujahr: 1931<br />
Schlafplätze: 27 Betten, 56 Lager<br />
Bewirtschaftet: Mitte Juni bis Ende<br />
September<br />
Kontakt: Tel. 00 43/6 64/4 06 56 88<br />
Internet: www.n-r-h.at<br />
Zustieg: von Falbeson (1212 m) im<br />
Unterbergtal 3 Std.<br />
den Traumblick zum Habicht. Das Tourenspektrum<br />
der Neuen Regensburger Hütte<br />
– die übrigens <strong>ihre</strong> komplette Energie über<br />
ein hauseigenes Wasserkraftwerk bezieht<br />
– ist vom Charakter her ähnlich wie jenes<br />
der Franz-Senn-Hütte, nur nicht ganz so<br />
umfangreich. <strong>Die</strong> zünftigste Hochtour hat<br />
die Ruderhofspitze zum Ziel, während Östliche<br />
Knotenspitze, Vordere Plattenspitze<br />
<strong>und</strong> Basslerjoch die drei wandertauglichen<br />
Gipfel sind. Das Gros der Gäste ist aber wohl<br />
auf dem Stubaier Höhenweg unterwegs<br />
<strong>und</strong> wechselt anderntags zur Dresdnerbzw.<br />
Franz-Senn-Hütte.
Dresdner Hütte (2308 m)<br />
<strong>Die</strong> Dresdner Hütte ist die älteste Alpenvereinsunterkunft<br />
in den Stubaier Alpen.<br />
<strong>Die</strong>s allein beweist, dass der Standort nahe<br />
dem Hauptkamm bereits zu Pionierzeiten<br />
als sehr wichtig eingestuft wurde.<br />
So erfüllte das Haus jahrzehntelang die<br />
originäre Bestimmung <strong>und</strong> wurde unterdessen<br />
mehrfach erweitert bzw. saniert.<br />
Eine Zäsur kam 1973 mit dem Stubaier<br />
Gletscherskigebiet, welches die Dresdner<br />
Hütte gleichsam vereinnahmte. Damit war<br />
die Zukunft hin zu einer hotelartig betriebenen<br />
Bergunterkunft mit allerlei Komfort<br />
praktisch vorgezeichnet. Bis auf ein paar<br />
Wochen während der Übergangszeiten ist<br />
die Hütte ganzjährig bewirtschaftet, wobei<br />
der Schwerpunkt längst auf die Wintersaison<br />
fällt, wenn es r<strong>und</strong>herum nur so wuselt.<br />
Im Sommer kann man über die Landschaftseingriffe<br />
leider kaum hinwegsehen,<br />
selbst wenn das Eis immer noch verheißungsvoll<br />
von den Gipfeln herableuchtet.<br />
Mehr Hotel als einfache<br />
Bleibe: die Dresdner Hütte<br />
Da die Seilbahn nur einen Katzensprung<br />
entfernt liegt, mag die ursprüngliche<br />
Stützpunktfunktion ein wenig überholt<br />
sein. Nur die Begeher des Stubaier Höhenwegs<br />
sind tatsächlich darauf angewiesen<br />
<strong>und</strong> werden in der Dresdner Hütte mit <strong>ihre</strong>n<br />
großzügigen Zimmern <strong>und</strong> Duschen<br />
zweifellos einen entspannten Aufenthalt<br />
verbringen.<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: DAV Sektion Dresden<br />
Baujahr: 1875<br />
Schlafplätze: 140 in Zwei- <strong>und</strong> Mehrbettzimmern<br />
Bewirtschaftet: Ende Juni bis Ende September<br />
sowie während der Wintersaison<br />
Kontakt: Tel. 00 43/52 26/81 12<br />
Internet: www.dresdnerhuette.at<br />
Zustieg: von der Mittelstation Fernau<br />
der Stubaier Gletscherbahn 5 Min.,<br />
ab Mutterbergalm (1721 m) 1½ Std.<br />
Sulzenauhütte<br />
(2191 m)<br />
Wasser <strong>und</strong> Gletscherschliffe sind beherrschende<br />
Elemente r<strong>und</strong> um die Sulzenauhütte,<br />
die inmitten einer zentralalpinen<br />
Bilderbuchlandschaft liegt. Seit ein paar<br />
Umgeben von Wasser:<br />
die Sulzenauhütte<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: DAV Sektion Leipzig<br />
Baujahr: 1978<br />
Schlafplätze: 40 Betten, 100 Lager<br />
Bewirtschaftet: Anfang Juni bis Anfang<br />
Oktober<br />
Kontakt: Tel. 00 43/52 26/24 32<br />
Internet: www.sulzenauhuette.at<br />
Zustieg: aus dem Stubaier Unterbergtal<br />
2 Std.<br />
Jahren misst man dem auch im Tourenmenü<br />
größeres Gewicht bei. So sind beispielsweise<br />
der »Wilde-Wasser-Weg« (vom<br />
Tal aus am imposanten Grawa-Wasserfall<br />
vorbei) sowie ein Schluchtklettersteig eingerichtet<br />
worden.<br />
In den Talschlüssen hinter der Hütte liegen<br />
mit Blauer Lacke <strong>und</strong> Grünausee zwei<br />
zauberhafte Bergseen sowie zerrissene<br />
Gletscher, die zu den eindrucksvollsten<br />
weit <strong>und</strong> breit gehören. Klassische Alpinwanderungen<br />
<strong>und</strong> Hochtouren bilden<br />
nach wie vor das Hauptinteresse für die<br />
bergsteigenden Gäste der Sulzenauhütte.<br />
<strong>Die</strong>se wurde von der Sektion Leipzig<br />
ursprünglich 1926 errichtet <strong>und</strong> erlebte<br />
knapp 50 Jahre später <strong>ihre</strong> düsterste St<strong>und</strong>e,<br />
als eine Lawine nicht mehr viel davon<br />
übrig ließ. Ein Neubau wurde von den interimistisch<br />
tätigen Dachauern umgehend<br />
in Angriff genommen. Echte Kontinuität<br />
gewährleistet seit Anbeginn die Pächterfamilie<br />
Schöpf, die in der jüngsten Generation<br />
moderne Konzepte mit althergebrachter<br />
Tradition verbindet.<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47
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© 2013 adidas AG. adidas <strong>und</strong> die 3-Streifen sind registrierte Warenzeichen der adidas Gruppe. South Tower, Mt. Asgard, Auyuittuq National Park, Baffin Island, Canada timeline productions
Ein echter Familienbetrieb:<br />
die Nürnberger Hütte<br />
Thomas Huber | Mt. Asgard, Baffin Island timeline production<br />
Nürnberger Hütte (2278 m)<br />
Mit seinem breiten, leuchtenden Firngiebel<br />
entsendet der Wilde Freiger einen starken<br />
Lockruf aus dem Hochstubai, dem schon<br />
die <strong>Bergsteiger</strong> der Pionierzeit verfielen.<br />
So ist es zu erklären, dass im Langental<br />
bereits 1886 von der Sektion Nürnberg<br />
ein Stützpunkt vor allem auf diesen Paradegipfel<br />
ausgerichtet gebaut wurde. Nach<br />
mehrmaligen Erweiterungen besitzt die<br />
Frankenmetropole einen stattlichen, mehrstöckigen<br />
Repräsentativbau, der auch im<br />
Interieur stilvoll angepasst erscheint <strong>und</strong><br />
heute mehrere Gütesiegel des Alpenvereins<br />
vorzeigen kann (Umwelt, Kinder <strong>und</strong> »So<br />
schmecken die Berge«). Trotz seiner Größe<br />
ist es ein Hort der Behaglichkeit, den Tageswanderer<br />
gern als Zielpunkt <strong>und</strong> ambitioniertere<br />
<strong>Bergsteiger</strong> als Basislager wählen.<br />
Sitzt man auf der Sonnenterrasse vor der<br />
Südfront des Hauses, fällt der Blick vor allem<br />
auf die Wetterspitzen <strong>und</strong> die vergletscherten<br />
Feuersteine gegenüber. Der Wilde<br />
Freiger versteckt sich indessen hinter Gletscherschliffwällen<br />
<strong>und</strong> Seitengraten; trotzdem<br />
gilt seinem verhältnismäßig leichten<br />
Normalweg seit jeher das alpinistische<br />
Hauptinteresse.<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: DAV Sektion Nürnberg<br />
Baujahr: 1886<br />
Schlafplätze: 48 Betten, 82 Lager<br />
Bewirtschaftungszeit: Mitte Juni bis<br />
Anfang Oktober<br />
Kontakt: Tel. 00 43/52 26/24 92<br />
Internet: www.nuernbergerhuette.at<br />
Zustieg: aus dem Stubaier Unterbergtal<br />
über die Bsuchalm 2½ Std.<br />
In einem Karsee unterhalb des Niederls spiegeln sich die Gletscherberge.<br />
© 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.<br />
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OutdoorTrends D-87616 Marktoberdorf im Allgäu<br />
Nordwand Sports<br />
D-87629 Füssen<br />
Yosemite Lausanne<br />
CH-1006 Lausanne<br />
Stockhorn Sport<br />
CH-3601 Thun<br />
Vertical Sport<br />
CH-3800 Interlaken<br />
Grindelwaldsports<br />
CH-3818 Grindelwald<br />
Pollux Sport<br />
CH-3860 Meiringen<br />
Julen Sport<br />
CH-3920 Zermatt<br />
Yosemite Zermatt<br />
CH-3920 Zermatt<br />
Bordogna Bergsport<br />
CH-4500 Solothurn<br />
Eiselin Sport<br />
CH-6000 Luzern<br />
Norbert Joos Bergsport<br />
CH-7000 Chur<br />
Gonzen Sport<br />
CH-7320 Sargans<br />
Go Vertical<br />
CH-7504 Pontresina<br />
Ruedi Bergsport<br />
CH-8004 Zürich<br />
Climbing Shop<br />
A-4306 Grein<br />
Spitaler Sportstadl A-4582 Spital am Pyhrn<br />
Sport Lichtenegger<br />
A-4822 Bad Goisern<br />
INTERSPORT Okay<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Conny’s Sport<br />
A-6230 Brixlegg<br />
SUNUP<br />
A-6450 Sölden<br />
INTERSPORT Rankweil<br />
A-6830 Rankweil<br />
Bergsport Vasold<br />
A-8940 Liezen<br />
Sport 2000 Ski Willy A-8972 Ramsau am Dachstein<br />
Sport 2000 Wibmer<br />
A-9900 Lienz
<strong>Die</strong> Hütte ist bekannt für<br />
ein üppiges Frühstück.<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: DAV Sektion Bremen<br />
Baujahr: 1897<br />
Schlafplätze: 23 Zimmer, 64 Lager<br />
Bewirtschaftet: Mitte Juni bis Anfang<br />
Oktober<br />
Kontakt: Tel. 00 43/6 64/2 72 80 71<br />
Internet: www.bremerhuette.at<br />
Zustieg: vom Gasthof Feuerstein (1281 m)<br />
in Gschnitz-Obertal 3¾ Std.<br />
Bremer Hütte (2411 m)<br />
Rasenpolster neben buckelig geschliffenen<br />
Urgesteinsfelsen, dazwischen ein paar malerische<br />
Seeaugen, in denen sich die Gletscher<br />
<strong>und</strong> Grate des nahen Hauptkamms spiegeln:<br />
Bei der kürzlich erweiterten Bremer Hütte<br />
umgarnt den Besucher eine harmonische<br />
Zentralalpenlandschaft, wie man sie sich<br />
gemeinhin erträumt. Östlich des Simmingjöchls<br />
liegt sie geografisch schon im Einzugsbereich<br />
des Gschnitztals, ist aber in den Stubaier<br />
Höhenweg integriert. <strong>Die</strong> Übergänge<br />
zur Tribulaunhütte (via Bremer Jubiläumssteig)<br />
sowie zur Magdeburger Hütte in Südtirol<br />
(auf einer neu eingerichteten Alpinroute<br />
über die Bremer Scharte) werden weit weniger<br />
begangen. Eine ausgewachsene Bergwanderung<br />
ist bereits der abwechslungsreiche<br />
Hüttenanstieg aus dem Gschnitztal,<br />
während die Gipfelmöglichkeiten ringsum<br />
nicht den überragenden Stellenwert genießen.<br />
Immerhin erhält die markierte Innere<br />
Wetterspitze als Hüttengipfel regelmäßig<br />
Besuch. Als Highlight empfinden viele die<br />
kulinarischen Qualitäten. Ein derart üppiges<br />
Frühstücksbüffet genießt Seltenheitswert,<br />
sodass man morgens womöglich erst mit<br />
leichter Verspätung aufbrechen wird.<br />
Innsbrucker Hütte (2370 m)<br />
Bei der Innsbrucker Hütte kommen gleich<br />
mehrere Vorzüge zusammen, die für starken<br />
Zulauf sorgen. Zum einen lockt die<br />
Lage am Pinnisjoch zwischen Stubai- <strong>und</strong><br />
Gschnitztal Wanderfre<strong>und</strong>e von beiden<br />
Seiten herauf. Zweitens ist die Hütte einem<br />
wahren Primus von Berg quasi auf den Leib<br />
geschrieben <strong>und</strong> dient somit als Sprungbrett<br />
für nahezu h<strong>und</strong>ert Prozent aller Habicht-<br />
Besteigungen. Und ein dritter, etwas subtilerer<br />
Gr<strong>und</strong> sei auch noch angefügt: Am<br />
Viele verbringen hier<br />
die letzte Nacht vor<br />
dem Abstieg.<br />
Steckbrief<br />
Eigentümer: OeAV Sektion Touristenklub<br />
Innsbruck<br />
Baujahr: 1884<br />
Schlafplätze: 30 Betten, 100 Lager<br />
Bewirtschaftet: Ende Juni bis Anfang<br />
Oktober<br />
Kontakt: Tel. 00 43/52 76/2 95<br />
Internet: www.innsbrucker-huette.at<br />
Zustieg: aus dem Gschnitztal 3 Std;<br />
aus dem Stubaital (Neder) mit dem<br />
Wandertaxi oder zu Fuß bis zur Karalm<br />
(1747 m), von dort 2 Std.<br />
Pinnisjoch zeigt sich ein abrupter Wechsel<br />
zwischen Kalk <strong>und</strong> Urgestein. So verläuft die<br />
Tour zum Habicht beispielsweise vollständig<br />
über typisches Gneisgelände, während<br />
man sich gegenüber am anspruchsvollen<br />
Ilmspitz-Klettersteig gleichsam in die Dolomiten<br />
versetzt fühlt. Auch die Gruppe der<br />
Tribulaune – Schaustück bei einer Siesta<br />
auf der Hüttenterrasse – gehört in diese<br />
geologische Kategorie. Kontraste, die jeden<br />
Landschaftsgenießer begeistern. Im Rahmen<br />
des Stubaier Höhenwegs darf auf der Innsbrucker<br />
Hütte rustikal Abschluss gefeiert<br />
werden. Keine Frage – eine tolle Tour! ◀
TOUREN<br />
Der Stubaier Höhenweg<br />
Binnen einer guten Woche lässt sich das Stubaital auf einer Reihe fantastischer Höhenwege<br />
umr<strong>und</strong>en. Über 5000 Höhenmeter <strong>und</strong> fast 80 Streckenkilometer stehen dabei zu Buche.<br />
Touristische Informationen:<br />
TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift<br />
im Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10,<br />
www.stubai.at<br />
Karten: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />
Blätter 31/1 »Hochstubai« <strong>und</strong> 31/2<br />
»Sellrain« (decken das Gebiet<br />
nicht vollständig ab). Zur Ergänzung:<br />
Freytag & Berndt, 1:50 000,<br />
Blatt 241 »Innsbruck – Stubai –<br />
Sellrain – Brenner«<br />
Wanderführer: Mark Zahel »Trekking<br />
im Stubai«, Bergverlag Rother, 2013.<br />
Mark Zahel »Hüttentreks«,<br />
Bruckmann Verlag, 2011<br />
DIE ETAPPEN IM EINZELNEN<br />
1 Zugang zur Starkenburger<br />
Hütte (2237 m)<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
300 160 +8 J.<br />
Charakter: Erster Hüttenzugang<br />
als gut angelegter Höhenweg, der<br />
streckenweise steilere Hänge<br />
quert, aber weder schwierig noch<br />
anstrengend ist. Trittsicherheit<br />
erfordert die Variante über den<br />
Hohen Burgstall (2611 m).<br />
Route: Fulpmes – Seilbahn zum<br />
Kreuzjoch – Sennjoch<br />
– Starkenburger Hütte<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
2 Starkenburger Hütte –<br />
Franz-Senn-Hütte (2149 m)<br />
▶ mittel 6¼ Std.<br />
740 830 +14 J.<br />
auch blockreich. Gr<strong>und</strong>legende<br />
Trittsicherheit angezeigt<br />
Route: Franz-Senn-Hütte –<br />
Kuhgschwez – Unnützes Grübl –<br />
Platzengrube – Schrimmennieder –<br />
Neue Regensburger Hütte<br />
Tipp: Der Abstecher<br />
zum Basslerjoch<br />
(2829 m) lohnt sich!<br />
4 Neue Regensburger Hütte<br />
– Dresdner Hütte (2308 m)<br />
▶ schwierig 6 Std.<br />
960 940 +14 J.<br />
Charakter: Ernster alpiner<br />
Übergang, vor allem aufgr<strong>und</strong> des<br />
abschüssigen Felsgeländes auf<br />
der Nordseite der Grawagrubennieder<br />
(Sicherungen, bei Schnee heikel).<br />
Der Rest ist mittelschwer, ab <strong>und</strong> zu<br />
Blockfelder.<br />
Route: Neue Regensburger Hütte –<br />
Falbesoner See – Grawagrubennieder<br />
– Schafspitz – Ruderhofkar – Hohe<br />
Grube – Wilde Grube<br />
– Egesennieder –<br />
Dresdner Hütte<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
5a Dresdner Hütte –<br />
Sulzenauhütte (2191 m) –<br />
Nürnberger Hütte (2278 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
900 Hm +12 J.<br />
Charakter: Weithin gut angelegte<br />
Bergwege, zum Teil wieder etwas<br />
holprig über Blockwerk. Vereinzelt<br />
ausgesetzte Passagen mit Sicherungen.<br />
Trittsicherheit <strong>und</strong> Schwindelfreiheit<br />
obligatorisch<br />
Route: Dresdner Hütte – Peiljoch<br />
– Sulzenauhütte –<br />
Grünausee – Niederl<br />
– Nürnberger Hütte<br />
Tourenkarte 6<br />
Heftmitte<br />
5b Dresdner Hütte – Sulzenauhütte<br />
– Nürnberger Hütte<br />
▶ schwierig 7 Std.<br />
1300 Hm +14 J.<br />
Charakter: Längere Variante über<br />
zwei fantastische Aussichtsgipfel,<br />
gegenüber der Normalroute eine<br />
Nuance schwieriger <strong>und</strong> auch konditionell<br />
etwas fordernder<br />
Route: Dresdner Hütte – Großer<br />
Trögler – Kleiner Trögler – Sulzenauhütte<br />
– Grünausee – Schafgrübl<br />
– Mairspitze<br />
– Nürnberger Hütte<br />
6 Nürnberger Hütte – Bremer<br />
Hütte (2411 m)<br />
▶ mittel 3¾ Std.<br />
600 480 +12 J.<br />
Charakter: Relativ kurze, hochalpine<br />
Etappe in beschwerlichem Gelände,<br />
oft über Platten <strong>und</strong> Gletscherschliffe.<br />
Wiederholt Sicherungen, Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Schwindelfreiheit nötig<br />
Route: Nürnberger Hütte –<br />
Auf den Platten –<br />
Paradies – Simmingjöchl<br />
– Bremer Hütte<br />
7 Bremer Hütte – Innsbrucker<br />
Hütte (2370 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
960 1000 +14 J.<br />
Charakter: Anspruchsvoller <strong>und</strong><br />
langer alpiner Höhensteig mit wiederholtem<br />
Auf <strong>und</strong> Ab, phasenweise<br />
ausgesetzte Traversen (Siche rungen).<br />
Trittsicherheit <strong>und</strong> gute Ausdauer<br />
Route: Bremer Hütte – Simmingalpe<br />
(Variante via Lautersee) – Trauljöchl<br />
– Plattental – Trauler Bockgrube –<br />
Beilgrube – Pramarnspitze – Glättegrube<br />
– Sendesgrat<br />
– Innsbrucker Hütte<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
Charakter: Langer Höhenweg quer<br />
durch steile Bergfl anken, überwiegend<br />
gut ausgetreten <strong>und</strong> an ausgesetzten<br />
Stellen mitunter gesichert. Ab <strong>und</strong> zu<br />
schrofi g, meist aber Mattengelände<br />
Route: Starkenburger Hütte – Schlicker<br />
Schartl – Seejöchl – Sendersjöchl<br />
– Seduck Hochalm –<br />
Viller Grube – Franz-<br />
Senn-Hütte<br />
Tourenkarte 3<br />
Heftmitte<br />
3 Franz-Senn-Hütte – Neue<br />
Regensburger Hütte (2287 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
660 520 +12 J.<br />
Charakter: Alpiner Übergang auf<br />
zumeist gutem Steig, phasenweise<br />
8 Habicht (3277 m) <strong>und</strong><br />
Abstieg nach Neder<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
900 2300 ––<br />
Charakter: Steiler <strong>und</strong> oft auch exponierter<br />
Fels- <strong>und</strong> Blockschuttsteig<br />
mit Stellen I <strong>und</strong> vielen gesicherten<br />
Passagen. Im oberen Teil je nach<br />
Jahreszeit kurz über Firn, insgesamt<br />
leichter Hochtourencharakter, obwohl<br />
markiert. Alpine Erfahrung wichtig.<br />
Der Talabstieg ist leicht.<br />
Route: Innsbrucker Hütte – Habicht<br />
<strong>und</strong> zurück – Pinnisjoch – Karalm<br />
– Pinnisalm – Issenangeralm<br />
– Neder<br />
(oder Neustift)<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 51
AUF TOUR<br />
Waale am<br />
Alpenstadt Schenna<br />
Gipfelmeer<br />
Schenna im Meraner Land bietet ein reichhaltiges<br />
Kontrastprogramm: geschichtsträchtige Schlösser<br />
<strong>und</strong> schön gelegene Almen, mediterranes Flair<br />
<strong>und</strong> alpine Gipfel, gemütliche Wanderungen <strong>und</strong><br />
anspruchsvolle Steige. Von Franziska Baumann<br />
Foto: TV Schenna
Umrahmt von grünen<br />
Wiesen <strong>und</strong> Gipfeln: das<br />
2800-Einwohner-Dorf<br />
Schenna mit Blick auf<br />
die Mutspitze<br />
Manchmal beneidet Josef Mair<br />
seine Gäste. Heute zum Beispiel. Der Nordwind<br />
hat den Himmel blank geputzt. <strong>Die</strong><br />
Luft ist so klar, dass sie fast gläsern wirkt. Ein<br />
Tag, um auf dem Gipfel des Hirzer zu stehen.<br />
Doch während der Saison hat Josef Mair auf<br />
seiner Mahdalm oberhalb von Schenna alle<br />
Hände voll zu tun. <strong>Die</strong> Kühe müssen versorgt,<br />
die Milch verarbeitet werden. Dann kommen<br />
schon die ersten hungrigen Wanderer von<br />
der Bergstation der Hirzer-Seilbahn herüber.<br />
Da bleibt keine Zeit, um seinem Hüttenberg<br />
einen Besuch abzustatten.<br />
Höher hinaus geht es nicht mehr. Zumindest<br />
nicht in den Sarntaler Alpen. Der Hirzer ist<br />
die höchste Erhebung dieser Gebirgsgruppe,<br />
die zwischen Sterzing, Meran <strong>und</strong> Bozen<br />
liegt. Sein Gipfel aus dunklem Blockgestein<br />
hat nicht unbedingt einen Schönheitspreis<br />
verdient, aber das Panorama ist fünf Sterne<br />
wert. Ihm liegt das Meraner Land mit dem<br />
Ferienort Schenna zu Füßen, eine Region,<br />
die landschaftliche Gegensätze auf engstem<br />
Raum vereint. Von den Palmen auf Merans<br />
Promenaden zu den Dreitausendern im Naturpark<br />
Texelgruppe ist es nicht weit. Das<br />
Ultental zieht sich von den Apfelfeldern im<br />
Etschtal bis an den Fuß der vergletscherten<br />
Ortlerberge. An die steilen Hänge des Passeiertals<br />
klammern sich alte Bergbauernhöfe.<br />
Nur wenige Kilometer weiter thronen im<br />
weiten Meraner Talkessel Villen <strong>und</strong> Schlösser<br />
inmitten üppig blühender Gärten. Oben<br />
am Hirzergipfel vergraben die Schaulustigen<br />
fröstelnd <strong>ihre</strong> Hände in den Jackentaschen.<br />
Doch im Meraner Land friert niemand für<br />
lange Zeit. Nur wenige St<strong>und</strong>en später sitzen<br />
sie hemdsärmlig in einem der Cafés in Merans<br />
Altstadt oder im sonnigen Schenna am<br />
Eingang des Passeiertals <strong>und</strong> fühlen sich dem<br />
Mittelmeer schon ein gutes Stück näher.<br />
160 000 Urlauber, 2800 Einwohner<br />
Ein »Führer für Kurgäste <strong>und</strong> Touristen« aus<br />
dem Jahr 1867 berichtet von einer anderen<br />
Zeit: »Schenna ist von Meran mit Maulthier<br />
in 1 St<strong>und</strong>e zu erreichen. Im Wirtshause<br />
finden Fremde in drei Zimmern leidliche<br />
Unterkunft.« Heute ist Schenna einer der<br />
beliebtesten Ferienorte Südtirols. Das<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 53
Der Anstieg auf den Ifinger ist lang. Es sei denn, man nimmt die Bergbahn zu Hilfe.<br />
Besonderes Erlebnis: Wandern an Waalen<br />
Fotos: TV Schenna, Franziska Baumann<br />
Wahrzeichen des Meraner Lands: Äpfel<br />
Beschauliche <strong>Wege</strong> findet man r<strong>und</strong> um Schenna genauso wie anspruchsvolle Steige.<br />
KOMPAKT<br />
Schenna erk<strong>und</strong>en<br />
Anreise: Mit dem Auto über die Brennerautobahn<br />
<strong>und</strong> Bozen nach Meran, von dort<br />
4 km nach Schenna, alternativ über Timmelsjoch<br />
oder Jaufenpass ins Passeiertal<br />
<strong>und</strong> nach Schenna. Bahnverbindung über<br />
Bozen nach Meran, weiter mit Bus nach<br />
Schenna<br />
Beste Jahreszeit: April bis Oktober<br />
für die Waalwege, Juni bis Oktober für<br />
Bergtouren<br />
Touristinformation: Tourismusverein<br />
Schenna, Erzherzog-Johann-Platz 1/D,<br />
I-39017 Schenna, Tel. 00 39/04 73/94 56<br />
69, info@schenna.com, www.schenna.com<br />
Karte: Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 53<br />
»Meran <strong>und</strong> Umgebung«; Schenna – 3D<br />
Reality Map: fotorealistische, interaktive 3D-<br />
Wanderkarte unter www.schenna.com<br />
Literatur: Franziska Baumann »R<strong>und</strong> um<br />
Meran«, Kompass Verlag, 2011; Mark Zahel<br />
»Entdeckertouren Meraner Land«, Bruckmann<br />
Verlag, 2010<br />
2800-Einwohner-Dorf wird von mehr als<br />
160 000 Urlaubern pro Jahr aufgesucht. Kein<br />
W<strong>und</strong>er, über 300 Sonnentage verzeichnet<br />
die Statistik. In den Gärten blüht <strong>und</strong> grünt<br />
es wie sonst nur in mediterranen Gefilden.<br />
Im Frühjahr verwandeln sich die Apfelfelder<br />
r<strong>und</strong> um Schenna in ein weißes Blütenmeer.<br />
Durch die blühenden Zweige glänzen<br />
die schneebedeckten Gipfel der Texelgruppe<br />
– ein faszinierender Kontrast. Auch die<br />
Adeligen wussten um diese Vorzüge. Das im<br />
14. Jahrh<strong>und</strong>ert erbaute Schloss prägt heute<br />
noch das Ortsbild von Schenna, ebenso das<br />
Mausoleum, ein roter Sandsteinbau im neugotischen<br />
Stil, das für Erzherzog Johann von<br />
Österreich errichtet wurde. Der Habsburger<br />
hatte das Schloss 1845 erworben. Bis heute<br />
wird es von seinen Nachfahren bewohnt.<br />
Eine ganz andere Welt erlebt, wer den abgeschiedenen<br />
Weiler Videgg fast 1000 Höhenmeter<br />
über Schenna besucht. Dort wird<br />
die mühevolle Arbeit der Bergbauern, die<br />
seit Jahrh<strong>und</strong>erten die steilen Hänge bewirtschaften,<br />
spürbar. Erst seit Ende der 1980er-<br />
Jahre führt eine Straße zu den Höfen hinauf.<br />
Auch Wanderungen r<strong>und</strong> um Schenna bieten<br />
ein Kontrastprogramm: vom kurzen, luftigen<br />
Klettersteig am Felszacken des Großen<br />
Ifinger über aussichtsreiche, mit Gasthäusern<br />
gespickte Höhenwanderungen bis zum<br />
beschaulichen Schlendern auf Waalwegen.<br />
Lebenselixier Wasserwosser<br />
Jeden Morgen ist Heinrich Pircher am sieben<br />
Kilometer langen Schenner Waal unterwegs,<br />
um den Bewässerungskanal zu kontrollieren.<br />
Vor allem nach Unwettern sei der Waal<br />
oft beschädigt, erzählt er. Dann heißt es, keine<br />
Zeit verlieren <strong>und</strong> die Schäden möglichst<br />
schnell reparieren. Als Waaler ist er dafür<br />
verantwortlich, dass das Wasser, in der sonnenverwöhnten<br />
Gegen r<strong>und</strong> um Schenna<br />
ein kostbares Gut, nicht ungenutzt versickert.<br />
Bereits seit dem Mittelalter wurden<br />
Waale gebaut. Das Wasser zum Bewässern<br />
bekam sogar einen eigenen Namen: »Wasserwosser«.<br />
Es wurde den Bauern nach einem<br />
bestimmten Turnus, der »Road«, zugeteilt.<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
TOUREN<br />
300 Sonnentage für Wanderer<br />
Schenna ist nicht nur ein hübsches Städtchen, sondern<br />
auch ein idealer Ausgangspunkt für Bergtouren.<br />
Im Juni <strong>und</strong> Juli blühen die Alpenrosen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Wege</strong>, die einst nur die Waaler benutzten,<br />
sind heute beliebt zum Wandern. Den<br />
Schritt-Rhythmus gibt das Wasser vor, das<br />
mal behäbig vor sich hin gluckst, mal in<br />
schäumenden Strudeln ein Gefälle hinunterrauscht.<br />
Das gleichförmige Plätschern,<br />
die Licht- <strong>und</strong> Schattenspiele, die die Sonne<br />
durch das Blätterdach zaubert, regen dazu<br />
an, Gedanken auf Reisen zu schicken. Auch<br />
wenn inzwischen moderne Bewässerungsanlagen<br />
eingesetzt werden, ist das »Wasserwosser«<br />
immer noch Lebenselixier für die Landwirtschaft.<br />
<strong>Die</strong> »Road«, die Wasserzuteilung,<br />
wird bis heute eingehalten. Und der Waaler<br />
schaut jeden Tag am Waal nach dem Rechten<br />
– so wie viele Generationen vor ihm.<br />
Vor der Mahdalm haben es sich Wanderer<br />
an den Holztischen gemütlich gemacht.<br />
<strong>Die</strong> tief stehende Sonne, die schon fast die<br />
Gipfel der Texelgruppe berührt, lässt sie<br />
blinzeln. Sie sind auf dem Fernwanderweg<br />
E5 von Oberstdorf nach Meran unterwegs,<br />
<strong>und</strong> obwohl es bis zu <strong>ihre</strong>m Ziel noch zwei<br />
Etappen sind, wirken sie, als seien sie bereits<br />
angekommen. Wer will an einem solchen<br />
Platz auch an Aufbruch denken? Josef Mair<br />
hängt an seiner Alm, auf der er aufgewachsen<br />
ist. In seiner Kindheit gab es für Wanderer<br />
Himbeersaft, Rotwein <strong>und</strong> Milch. Heute<br />
ist der gelernte Koch bekannt für seine Knödel<br />
<strong>und</strong> seinen Kaiserschmarrn. »Zufriedene<br />
Gäste sind für mich die beste Belohnung«,<br />
sagt er. Manchmal hat er in seinem arbeitsreichen<br />
Almalltag doch Muße zum Schauen<br />
<strong>und</strong> Genießen. Besonders schön sei es,<br />
wenn zwischen Ende Juni <strong>und</strong> Anfang Juli<br />
die Alpenrosen die Hänge mit einem roten<br />
Teppich überziehen. Auch wenn er in der<br />
Wandersaison kaum jemals auf dem Hirzer<br />
stehen wird – tauschen möchte er nicht. ◀<br />
MEHR TOUREN UND INFOS fi nden Sie auf unserer<br />
Website unter www.bergsteiger.de<br />
1 Almenr<strong>und</strong>e im Hirzergebiet<br />
▶ leicht 3¼ Std.<br />
150 720 +8 J.<br />
Charakter: Leichte Wanderung, bei<br />
der für viele Panoramablicke <strong>und</strong> das<br />
leibliche Wohl gesorgt ist, besonders<br />
schön zur Zeit der Alpenrosenblüte<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Hirzer-Seilbahn (1980 m)<br />
Hütte: Hirzerhütte (1983 m), Mitte<br />
Mai bis Anf. November, Tel. 00 39/<br />
3 30/51 59 00; Reseggeralm,<br />
Hintereggalm, Mahdalm, Gompmalm<br />
Route: Bergstation – Hirzerhütte<br />
– Reseggeralm – Rotmoos – Hintereggalm<br />
– Mahdalm – Gompmalm<br />
– Prenn, Mittelstation der Hirzer-<br />
Seilbahn (1404 m)<br />
2 Hirzer (2781 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
830 Hm +14 J.<br />
Charakter: Steiler, teils felsiger<br />
Anstieg auf den höchsten Gipfel<br />
der Sarntaler Alpen, Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Schwindelfreiheit erforderlich,<br />
anschließend Übergang auf einem<br />
Teilstück des E5 nach Meran 2000<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der<br />
Hirzer-Seilbahn (1980 m)<br />
Hütte: Hirzerhütte (1983 m),<br />
Tel. 00 39/3 30/51 59 00<br />
Route: Bergstation – Obere Scharte<br />
– Hirzer (2¾ Std.) – Anteranlacken –<br />
Kratzberger See – Missensteiner Joch<br />
– Bergstation Meran 2000 (1900 m)<br />
3 Schenner Waalweg<br />
▶ leicht 2¼ Std.<br />
200 Hm +6 J.<br />
Charakter: Bequeme, aussichtsreiche<br />
Wanderung entlang eines<br />
ursprünglich erhaltenen Waals<br />
Ausgangspunkt: nördliches Ortsende<br />
von Schenna (620 m)<br />
Hütte: Einkehr im Gasthaus Pichler<br />
<strong>und</strong> St. Georgen<br />
Route: Schenna – Taser-Seilbahn/<br />
Ghs. Pichler – Schenner Waalweg –<br />
»Katzenleiter« – Brunjaunhof – St.<br />
Georgen – Schenna<br />
4 Großer Ifinger (2581 m)<br />
▶ schwierig 8½ Std.<br />
1350 Hm +14 J.<br />
Charakter: Ruhiger, langer Anstieg<br />
auf den bekannten Felsberg über<br />
Meran, zum Gipfel kurzer ausgesetzter<br />
Klettersteig; kürzer wird die Tour bei<br />
Abfahrt mit der Bergbahn Meran<br />
2000 (6½ Std.)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation<br />
Taser-Seilbahn (1450 m), Talstation<br />
oberhalb von Schenna<br />
Hütte: Gasthaus Taser, Streitweideralm,<br />
Kuhleitenhütte, Ifi nger Hütte<br />
Route: Bergstation Taser – Streitweideralm<br />
– Oswaldscharte – Großer<br />
Ifi nger – Meran 2000 – Ifi ngerscharte<br />
– Ifi ngerhütte – Bergstation Taser<br />
5 Lauwandspitze (2251 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
800 Hm +12 J.<br />
Charakter: Ruhiger Gipfel vis-à-vis<br />
der Felsfl uchten des Ifi nger<br />
Ausgangspunkt: Bergstation<br />
Taser-Seilbahn (1450 m), Talstation<br />
oberhalb von Schenna<br />
Hütte: Einkehr bei Gasthaus Taser,<br />
Ifi ngerhütte, Eggerhof, Greitererhof<br />
Route: Bergstation Taser – Ifi ngerhütte<br />
– Lenzeben – Lauwandspitze<br />
– Lenzeben – Eggerhof – Greitererhof<br />
– Bergstation Taser<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 55
KOLUMNE<br />
Pasta... e basta!<br />
Auch im Hochgebirge buhlen Hüttenwarte mit einfallsreichen<br />
Menüs um die Gunst der Gäste. In manchen<br />
Fällen vergeblich. Aber wer braucht auf 4000 Meter<br />
Höhe Sahnehäubchen <strong>und</strong> arrangierte Salatblätter?<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Caroline Fink<br />
berichtet am liebsten über die<br />
stillen Winkel in den Alpen.<br />
<strong>Die</strong> Autorin lebt in Zürich <strong>und</strong><br />
arbeitet unter anderem frei für<br />
die NZZ <strong>und</strong> das SAC-Magazin<br />
»<strong>Die</strong> Alpen«. <strong>Die</strong> 35-Jährige<br />
schreibt im Wechsel mit<br />
Sandra Zistl, Axel Klemmer <strong>und</strong><br />
Eugen Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Vergangenes Jahr besuchte ich die<br />
neue Monte-Rosa-Hütte am Fuß<br />
der 4634 Meter hohen Dufourspitze.<br />
Endlich sah ich das Juwel<br />
modernen Hüttenbaus mit eigenen Augen.<br />
Als wäre es ein Museum, schlenderte ich<br />
Treppen hoch <strong>und</strong> betrachtete den Essraum<br />
aus hellem Holz, durch dessen Fenster das<br />
Licht floss. Prüfend legte ich mich ins Bett<br />
<strong>und</strong> freute mich darüber, dank geschickter<br />
Raumteilung keinen Bettnachbar zu haben.<br />
<strong>Die</strong> neue Hütte begeisterte mich – bis<br />
es Zeit für das Nachtessen war. Mit einem<br />
Bärenhunger saß ich am Tisch <strong>und</strong> spielte<br />
ungeduldig mit Messer <strong>und</strong> Gabel, als ich<br />
sah, wie das Hüttenpersonal jedem Gast einen<br />
Teller servierte, anstatt große Schüsseln<br />
auf die Tische zu stellen. Es dauerte nicht<br />
lange, bis auch vor meiner Nase ein Teller<br />
stand: ein gemischter Salat, arrangiert wie<br />
im Restaurant. Als zweiter Gang folgte ein<br />
Schüsselchen Suppe. Als Hauptgang ein paar<br />
Löffel Kartoffelbrei mit zwei Scheiben Braten<br />
<strong>und</strong> Gemüse. Von allem: genau eine Portion.<br />
Was nützt mir rohes Grünzeug?<br />
»Vielleicht ist noch ein wenig Kartoffelbrei<br />
übrig«, hieß es seitens des Hüttenpersonals,<br />
als ich um Nachschlag bat. Ich bin sicher:<br />
Dreißig Jahre jünger, hätte ich mich in diesem<br />
Moment auf den Boden geworfen <strong>und</strong><br />
geschrien. Als erwachsene Frau indes verzog<br />
ich nur die M<strong>und</strong>winkel <strong>und</strong> schwieg. Was<br />
immerhin meinen Tischnachbar – einen<br />
korpulenten Architekten aus Berlin – dazu<br />
brachte, mir seinen Kartoffelbrei zu überlas-<br />
sen. Er mache gerade eine »Low-CarbDiät«,<br />
erklärte er mit wohlwollendem Lächeln, verzichte<br />
also auf Kohlenhydrate. Zugegeben,<br />
ich esse meist mehr als die Männer am Tisch.<br />
Und ich pflege einen ausgeprägten Futterneid.<br />
Doch mit Verlaub: Was nützt mir Salat,<br />
wenn ich tags darauf eine mehrstündige<br />
Ausdauerleistung in großer Höhe erbringen<br />
will? Oder anders gefragt: Kennen Sie Triathleten,<br />
die am Vorabend des Wettkampfs auf<br />
Tomaten <strong>und</strong> rohen Kohl schwören?<br />
Ein Hoch auf Älplermagronen<br />
Nichts gegen leckeres Essen <strong>und</strong> Gemüse.<br />
Nichts gegen einfallsreiche Menüs <strong>und</strong><br />
Hüttenküchen, die frei von Glutamat <strong>und</strong><br />
Päckchensuppen sind. Doch der grassierenden<br />
Salatkultur in Schweizer Berghütten<br />
begegne ich skeptisch. So sehr ich Salat im<br />
Tal mag – im Hochgebirge rohes Grünzeug<br />
aufzutischen, scheint mir in etwa so sinnvoll,<br />
wie der Verkauf von Sahnetörtchen im<br />
Fitnessstudio. Mit dem Unterschied, dass es<br />
keinen Helikopter braucht, um das Fitnessstudio<br />
zu beliefern. Und wenn ich schon<br />
beim Meckern bin: Nach meinem Gusto<br />
kann der Hüttenkoch auch gleich Braten<br />
<strong>und</strong> Hackfleisch weglassen. Wer nun sagt,<br />
ich sei kompliziert, irrt. Mit Gästen wie mir<br />
wäre die Logistik von Hüttenküchen sogar<br />
einfacher, ist meine Devise doch simpel: Pasta<br />
... e basta! Zwei Teller Spaghetti mit Sugo,<br />
Älplermagronen oder Penne mit Pesto reichen,<br />
liebe Hüttenwarte, um eine Alpinistin<br />
wie mich glücklich zu machen. Und wenn es<br />
denn sein muss: eine Suppe dazu. ◀<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Quality since 1923
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
<strong>Die</strong> besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/13<br />
Urner <strong>und</strong> Ammergauer Alpen, Wilder<br />
Kaiser, Stubaier <strong>und</strong> Ötztaler Alpen<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
6 Nürnberger Hütte, 5 Dresdner Hütte,<br />
4 N. Regensburger<br />
2 Hohe Bleick,<br />
3 Franz-Senn-<br />
11 Scheffauer,<br />
gute Bergwege, in Teilstrecken<br />
blockig<br />
ernster Höhenweg, z. T.<br />
abschüssiges Gelände<br />
Hütte, alpiner Übergang,<br />
meist guter Steig<br />
leichte Bike & Hike-<br />
Tour, meist im Wald<br />
Hütte, lange Höhenroute,<br />
z. T. ausgesetzt<br />
lange R<strong>und</strong>tour auf versichertem<br />
Steig<br />
1 Bergsee-Klettersteig,<br />
12 Verpeilspitze,<br />
7 Gr. Trögler, steile<br />
8 Bremer Hütte,<br />
9 Innsbrucker Hütte,<br />
origineller, un-<br />
schwieriger Eisenweg<br />
Hochtour (II) mit günstigem<br />
Stützpunkt<br />
Gipfeltour auf markierten<br />
Steigen<br />
steinige, hochalpine<br />
Etappe, aber kurz<br />
anspruchsvoller Höhenweg,<br />
z. T. ausgesetzt<br />
10 Habicht, an Hochtour<br />
grenzender Felssteig,<br />
markiert<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Urner Alpen Bergsee-Klettersteig<br />
1<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
TIPP<br />
Eisenweg im Urner Granit<br />
Einer der jüngsten Klettersteige der Schweiz, 2012 offiziell eröffnet, führt mitten hinein in die Welt<br />
des Urner Granits. Da verbindet sich das Klettervergnügen aufs Schönste mit einem faszinierenden<br />
Landschaftserlebnis.<br />
810 Hm | 5¼ Std.<br />
komplette Klettersteigausrüstung<br />
inkl. Helm<br />
Talort: Göschenen (1101 m) an der Gotthardstrecke<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bzw. Bushalt an der Staumauer<br />
des Göscheneralpsees (1791 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Postbuslinie Göschenen<br />
– Göscheneralpsee (Juli bis Oktober)<br />
Gehzeiten: Zustieg 2 Std., Klettersteig 2 Std.,<br />
Abstieg 1¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis zum ersten Schnee im Herbst<br />
Karten/Führer: Swisstopo 1:25 000, Blatt 1231 »Urseren«<br />
Fremdenverkehrsamt: Uri Tourismus, Schützengasse 11,<br />
CH-6460 Altdorf; Tel. 00 41/41/8 74 80 00, www.uri.info<br />
Hütte: Bergseehütte (2370 m), bewirtschaftet Anfang Juni bis<br />
Mitte Oktober; Tel. 00 41/41/8 85 14 35<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Nur mäßig anspruchsvoller<br />
Klettersteig (K 2, Stellen K 3) mit origineller Routenführung, an<br />
dem sich auch größere Kinder in Begleitung Erwachsener versuchen<br />
können. Besonderer Gag: die Dreiseilbrücke<br />
Ammergauer Alpen Hohe Bleick (1638 m)<br />
Bike & Hike zum höchsten Punkt des Hohen Trauchbergs<br />
<strong>Die</strong> bewaldeten Höhen des Trauchbergs sind durchzogen von guten<br />
Forstwegen, die sich ideal zum Mountainbiken eignen. Nur den steileren<br />
Gipfelanstieg muss man zu Fuß bewältigen.<br />
980 Hm | 3¾ Std.<br />
Mountainbike, Helm <strong>und</strong><br />
Wanderausrüstung<br />
2<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Talort: Halblech (825 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz der<br />
Kenzenhütte (829 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite Nord:<br />
47.625524 Länge Ost: 010.852207<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 73 Füssen –<br />
Trauchgau – Halblech<br />
Entfernung: 26,34 km<br />
Zeiten: Auffahrt <strong>und</strong> Aufstieg 2¾ Std.;<br />
Abstieg <strong>und</strong> Abfahrt 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer <strong>und</strong> Herbst<br />
Karten: Topografi sche Karte des Bayer. Landesamtes für<br />
Vermessung <strong>und</strong> Geoinformation 1:50 000, Blatt UK 50-48<br />
<strong>und</strong> Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 6<br />
Informationen: Gästeinformation Halblech, Dorfstr. 18,<br />
87642 Halblech, Tel. 0 83 68/9 12 22 22,<br />
www.halblech.de<br />
Einkehr: keine Möglichkeit<br />
Schwierigkeiten: Leichte Bike&Hike-Tour, die ein paar<br />
Steil-Auf- <strong>und</strong> Abfahrten <strong>und</strong> zwei sehr einfache Gipfelanstiege<br />
bietet.<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Kreuzjoch – Starkenburger Hütte – Franz-Senn-Hütte<br />
3<br />
Panoramawandern von Anfang an<br />
Steigt man mit der Seilbahn von Fulpmes in den Stubaier Höhenweg<br />
ein, lässt sich schon beim Zustieg zur Starkenburger Hütte in herrlichen<br />
Ausblicken schwelgen. Auf der ersten richtigen Etappe zur Franz-<br />
Senn-Hütte setzt sich dies nahtlos fort.<br />
1040 Hm | 7¾ St<strong>und</strong>en<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Ausgangspunkt: Bergstation am Kreuzjoch (2108 m) der<br />
Schlicker Seilbahnen in Fulpmes<br />
Endpunkt: Franz-Senn-Hütte (2149 m); Abstiegsmöglichkeit<br />
zur Oberisshütte (1742 m)<br />
Gehzeiten: Kreuzjoch – Starkenburger Hütte 1½ Std. – Seejöchl<br />
1½ Std. – Sendersjöchl 1 Std. – Seduck Hochalm 1½ Std.<br />
– Franz-Senn-Hütte 2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Ende September<br />
Karte: AV 1:25 000, Blatt 31/2 »Sellrain«; freytag & berndt<br />
1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck – Stubai – Sellrain – Brenner«<br />
Führer: Mark Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverl. Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift<br />
im Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.at<br />
Hütten: Starkenburger Hütte, Tel. 00 43/6 64/5 03 54 20;<br />
Franz-Senn-Hütte, Tel. 00 43/52 26/22 18<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Lange Höhenroute durch häufi<br />
g abschüssige Bergfl anken, deshalb gute Trittsicherheit <strong>und</strong><br />
Schwindelfreiheit erforderlich. <strong>Die</strong> Steige sind aber gut angelegt<br />
<strong>und</strong> an manchen ausgesetzten Stellen gesichert.<br />
Tipp: Am Anreisetag am besten nur bis zur Starkenburger Hütte<br />
gehen <strong>und</strong> anderntags ausgeruht auf den Übergang.
TIPP<br />
Urner Alpen Bergsee-Klettersteig<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Der schön angelegte Plattenweg steigt vom<br />
Parkplatz an der Staumauer im Zickzack an. Nach etwa 20<br />
Min. führt ein kleiner Abstecher links zu einem Ausguck über<br />
der Brätschenfl ue. Wenig weiter zweigt der Zugang zur Chelenalphütte<br />
ab. Zur Bergseehütte geht’s über den zunehmend<br />
steileren Hang in vielen Kehren zügig aufwärts, zuletzt links<br />
hinüber zu dem prächtig gelegenen Haus. Packender Blick<br />
auf den Winterberg<br />
Bergsee-Klettersteig: Markierungen leiten über<br />
Blockwerk <strong>und</strong> leichte Schrofen zum Einstieg rechts des<br />
<br />
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Ammergauer Alpen Hohe Bleick (1638 m)<br />
Auffahrt: Vom Wanderparkplatz dem asphaltierten Fahrweg<br />
am Halblech entlang folgen, bis unmittelbar vor der zweiten<br />
Brücke nach links ein Fahrweg abzweigt. Auf ihm steil in Richtung<br />
Röthenbachtal hinauf <strong>und</strong> hinter der Scheitelstrecke<br />
bis zum Querweg ins Röthenbachtal hinunter. Links in das<br />
Tal hinein, bis man auf der rechten Seite hinter dem Röthenbach<br />
das sehenswerte Geotop mit den Turbiditen entdeckt.<br />
Anschließend in meist geringer Steigung nach Nordosten<br />
hinauf, bis schließlich auf der Höhe von 1260 m links des<br />
<br />
<br />
Bergseeschijen-Südgrats (ca. 2420 m; Tafel). Den Auftakt<br />
zum eisernen Vergnügen bilden zwei glatte, mit ein paar<br />
Eisenklammern entschärfte Felsaufschwünge. Anschließend<br />
schlängelt sich die Route durch die stark gegliederte Felsfl<br />
anke hinauf zum ersten Felsturm (2510 m). Dahinter steigt<br />
man ab in die Senke vor dem »Krokodil«, das seinen Namen<br />
der bizarren, an ein aufgerissenes Krokodilmaul erinnernden<br />
Form verdankt. <strong>Die</strong> Urner »Echse« ist allerdings aus Granit.<br />
Drahtseile leiten steil hinauf zur Spitze des Turms (2527<br />
m). Man klettert luftig um ihn herum <strong>und</strong> steigt dann kurz<br />
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Sträßchens eine breite Furt zu sehen ist. Dort links abbiegen<br />
<strong>und</strong> zur Grübleshütte hinauf (Unterstand <strong>und</strong> Notunterkunft).<br />
Bei der Hütte rechts ab <strong>und</strong> gleich darauf zu einer Verzweigung.<br />
Bei ihr nach rechts weiter <strong>und</strong> gegen Osten mehrmals<br />
auf <strong>und</strong> ab. An beschilderter Stelle zweigt ein schmaler,<br />
relativ grober Fahrweg links ab. Man folgt ihm mit dem Rad,<br />
soweit man es schafft.<br />
Aufstieg: Den Rest der steilen <strong>und</strong> groben Schlepperspur<br />
geht man zu Fuß hinauf <strong>und</strong> erreicht schließlich ein etwas<br />
ab zu einer kleinen Scharte. Unerschrockene nehmen <strong>ihre</strong>n<br />
Weg über die 18 Meter lange Dreiseilbrücke; alternativ kann<br />
man sie auch auf einer Drahtseilleiter umgehen. Ein letzter<br />
Gratbuckel wird überstiegen, dann ist das Ende der Ferrata<br />
erreicht. Steigspuren leiten hinab in eine Karmulde <strong>und</strong><br />
zurück zur Bergseehütte.<br />
Abstieg: Der Abstieg zum Göscheneralpsee erfolgt über den<br />
Anstiegsweg.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
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fl acheres, meist lehmiges Wegstück, das bei der privaten<br />
Bleickhütte endet. Unmittelbar vor der Hütte links halten <strong>und</strong><br />
über eine Wiese auf die Niederbleick. Von der Niederbleick<br />
zur Bleickhütte hinunter, auf einem Pfad geradeaus über<br />
einen Wiesenhang <strong>und</strong> in den Wald hinein. Der folgende<br />
Wegabschnitt bis zum aussichtsreichen Gipfelkreuz der Hohen<br />
Bleick ist ziemlich lehmig <strong>und</strong> vom Weidevieh geschädigt.<br />
Abstieg/Abfahrt: auf dem Anstiegsweg<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Panorama: www.peakfinder.org Panorama: www.peakfinder.org<br />
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TIPP<br />
Stubaier Alpen Kreuzjoch – Starkenburger Hütte – Franz-Senn-Hütte<br />
Zustieg: Von der Bergstation auf dem gepfl egten Höhenweg<br />
quer durch den Nordhang leicht ansteigend zum Sennjoch.<br />
Etwas oberhalb der Kammsenke <strong>und</strong> der Jausenstation<br />
schwenkt man um ein Eck in die Südseite <strong>und</strong> trifft dort unmittelbar<br />
auf die Abzweigung zum Burgstall (mögliche Variante).<br />
Nach interessanten Bändertraversen in den zerklüfteten<br />
Flanken geht es recht kurvenreich leicht auf <strong>und</strong> ab <strong>und</strong><br />
schließlich durch einige Schneefangzäune hinüber zur Geländeschulter<br />
mit der Starkenburger Hütte (2237 m).<br />
Route: Von dort steigt man nordwärts in den Flanken des<br />
Burgstalls an <strong>und</strong> umkurvt den Berg über zwei markante Rippen<br />
auf der Westseite. Durch Kalkschutthänge knapp unter<br />
dem Schlicker Schartl entlang <strong>und</strong> weiter zum Seejöchl<br />
(2518 m). Man bleibt diesseits <strong>und</strong> quert – von nun an im Urgestein<br />
– durch die Südostfl anken von Gamskogel <strong>und</strong> Steinkogel,<br />
ehe man zwischendurch nochmals die Kammhöhe berührt.<br />
Zum Sendersjöchl (2477 m) dann wieder etwas bergab<br />
<strong>und</strong> anschließend in die Steilschrofen der Roten Wand hinein<br />
(Steinschlaggefahr; einige ausgesetzte Stellen versichert).<br />
Nach dem deutlichen Abstieg hält die Route quer durch etliche<br />
Hangeinbuchtungen über längere Zeit in etwa die Höhe.<br />
Man gelangt zur Seduck Hochalm (2249 m, Jausenstation<br />
während der Almsaison).<br />
Hangparallel zwischen 2200 <strong>und</strong> 2300 Meter Höhe quert<br />
man auch danach weiterhin recht steile grasige oder schrofi<br />
ge Flanken. Zwischendrin ist der markante Trichter der Viller<br />
Grube eingelagert. Um ein ausgesetztes Eck leitet man den<br />
Schlussteil der Traverse ein, wo die Routen zum Horntaler<br />
Joch <strong>und</strong> zur Rinnenspitze abzweigen. Hinter einem Gerinne<br />
über eine letzte gesicherte Stelle <strong>und</strong> in leichtem Gefälle zur<br />
stattlichen Franz-Senn-Hütte<br />
Mark Zahel<br />
Wegweiser bei der Franz-Senn-Hütte<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Stubaier Alpen Franz-Senn-Hütte – Neue Regensburger Hütte<br />
4<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Vom Alpeiner ins Falbesoner Hochtal<br />
<strong>Die</strong> Ausläufer des mächtigen Ruderhofkammes prägen diese Etappe. Zeitweise geht es etwas mühsam<br />
über Blockgestein dahin, was eine zentralalpine Urlandschaft freilich auszeichnet. Bemerkenswert<br />
ist der zwischenzeitliche Szenenwechsel hin zum Stubaier Hauptkamm.<br />
660 Hm | 4 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Ausgangspunkt: Franz-Senn-Hütte (2149 m)<br />
Endpunkt: Neue Regensburger Hütte (2287 m); Abstiegsmöglichkeit<br />
nach Falbeson im Stubaital<br />
Gehzeiten: Franz-Senn-Hütte – Übergang zur Platzengrube<br />
2 Std. – Schrimmennieder 1 Std. – Neue Regensburger<br />
Hütte 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Ende September<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 31/1 »Hochstubai«<br />
<strong>und</strong> Blatt 31/2 »Sellrain«; freytag & berndt<br />
Stubaier Alpen Neue Regensburger Hütte – Dresdner Hütte<br />
Schlüsselpassage an der Grawagrubennieder<br />
Das idyllische Hohe Moos zu Beginn, der strenge Übergang an der Grawagrubennieder (übrigens der<br />
höchste Punkt des gesamten offiziellen Stubaier Höhenwegs) sowie die Traverse weiterer Karbuchten<br />
sind die Zutaten dieser langen Etappe. Man nähert sich damit allmählich dem Hauptkamm.<br />
960 Hm | 6 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Ausgangspunkt: Neue Regensburger Hütte (2287 m)<br />
Endpunkt: Dresdner Hütte (2308 m); Ausstiegsmöglichkeit<br />
talwärts von der nahen Mittelstation der Stubaier<br />
Gletscherbahn<br />
Gehzeiten: Neue Regensburger Hütte – Grawagrubennieder<br />
2 Std. – Schafspitz ¾ Std. – Hohe Grube 1¼ Std.<br />
– Wilde Grube ¾ Std. – Egesennieder ¾ Std. – Dresdner<br />
Hütte ½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Ende September<br />
1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck – Stubai – Sellrain –<br />
Brenner«<br />
Führer: Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag Rother-<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167<br />
Neustift im Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10,<br />
www.stubai.at<br />
Hütten: Franz-Senn-Hütte, Tel. 00 43/52 26/22 18;<br />
Neue Regensburger Hütte, Tel. 00 43/6 64/4 06 56 88<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Alpiner Übergang auf<br />
zumeist gutem Steig, phasenweise aber auch blockreich.<br />
Etwas Trittsicherheit angezeigt. Schwierigkeiten können<br />
bei ungünstigen Verhältnissen auftreten, z. B. im Frühsommer<br />
an einer Wechte in der Scharte.<br />
Tipp: Von der Schrimmennieder kurzer, wenig schwieriger<br />
Abstecher auf Steigspuren zum Basslerjoch (2829 m).<br />
Das Panorama weitet sich erheblich!<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 31/1 »Hochstubai«;<br />
freytag & berndt 1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck – Stubai – Sellrain<br />
– Brenner«<br />
Führer: Mark Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag Rother,<br />
2013<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift im<br />
Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.at<br />
Hütten: Neue Regensburger Hütte, Tel. 00 43/6 64/4 06 56 88;<br />
Dresdner Hütte, Tel. 00 43/52 26/81 12<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Ernster alpiner Übergang, vor<br />
allem aufgr<strong>und</strong> des abschüssigen Felsgeländes auf der Nordseite<br />
der Grawagrubennieder, wo ungünstige Verhältnisse oft noch erschwerend<br />
hinzukommen (Sicherungen, aber nicht durchgehend<br />
<strong>und</strong> bei Schnee heikel). Der Rest ist bis auf vereinzelte Schrofenstellen<br />
ein mittelschwerer Höhenweg, ab <strong>und</strong> zu über Blockfelder.<br />
Trittsicherheit <strong>und</strong> solide Kondition unerlässlich<br />
5<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Dresdner Hütte – Sulzenauhütte – Nürnberger Hütte (Normalroute)<br />
6<br />
Im Bannkreis gleißender Gletscher<br />
Auf dieser Etappe bewegt man sich quasi durchs Herz des Hochstubai,<br />
direkt unter den höchsten Gipfeln entlang. Es bieten sich fortwährend<br />
Prachtblicke auf Zuckerhütl, Freiger <strong>und</strong> Co.<br />
900 Hm | 5 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Ausgangspunkt: Dresdner Hütte (2308 m)<br />
Endpunkt: Nürnberger Hütte (2278 m); Abstiegsmöglichkeit<br />
über die Bsuchalm ins Stubaital<br />
Gehzeiten: Dresdner Hütte – Peiljoch 1¼ Std. – Sulzenauhütte<br />
1¼ Std. – Grünausee 1 Std. – Niederl ¾ Std. – Nürnberger<br />
Hütte ¾ Std.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000, Blatt 31/1 »Hochstubai«; freytag<br />
& berndt 1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck – Stubai – Sellrain<br />
– Brenner«<br />
Führer: Mark Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift<br />
im Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.at<br />
Hütten: Dresdner Hütte, Tel. 00 43/52 26/81 12; Sulzenauhütte,<br />
Tel. 00 43/52 26/24 32; Nürnberger Hütte, Tel.<br />
00 43/52 26/24 92<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Weithin gut angelegte Bergwege,<br />
in Teilstrecken über Blockwerk etwas holprig. Vereinzelt<br />
auch ausgesetzte Passagen mit Sicherungen, daher Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Schwindelfreiheit wichtig.<br />
Hinweis: <strong>Die</strong> Etappe kann in der Sulzenauhütte unterbrochen<br />
werden.
TIPP<br />
Stubaier Alpen Franz-Senn-Hütte – Neue Regensburger Hütte<br />
Das Hohe Moos mit der<br />
Neuen Regensburger Hütte<br />
Foto: Mark Zahel<br />
Route: Von der Franz-Senn-Hütte auf AV-Weg Nr. 133 sogleich<br />
über einen Seitenbach des Alpeiner Bachs. Nahezu<br />
horizontal durch den Nordhang bis in die große Hangbucht<br />
mit dem Namen Kuhgschwez. Auch hier führt der Weg noch<br />
längere Zeit hangparallel weiter – ab <strong>und</strong><br />
zu über Blockwerk, meist aber ziemlich bequem<br />
– bis unter die Platzengrube. Da der<br />
alte Weg direkt durch diese Geländekehle<br />
auf einem Teilstück verschüttet wurde <strong>und</strong><br />
steinschlaggefährdet ist, dreht man jetzt<br />
markant nach rechts ab <strong>und</strong> gelangt über<br />
einen verblockten Graben etwas mühsam<br />
ins Unnütze Grübl hinauf. Links haltend<br />
durch ein ausgedehntes, unwegsames<br />
Blockfeld lavierend <strong>und</strong> in Kehren auf die östliche begrenzende<br />
Gratrippe. Dort erfolgt auf ca. 2500 Metern der Überstieg<br />
in die Platzengrube. Nach etwas Zwischenabstieg zieht<br />
man auf die linke Seite hinüber <strong>und</strong> gewinnt dort Anschluss<br />
an die alte Routenführung. Nach einigen Kehren schließlich<br />
im Hochkar mit einem markanten Bogen nach rechts bis in<br />
die enge Schrimmennieder (2714 m), wo auch das Basslerjoch<br />
ausgeschildert ist.<br />
Südseitig verliert man in der Rinne auf einem guten Serpentinenweg<br />
rasch an Höhe, orientiert sich dann auf die rechte<br />
Seite des Trichters <strong>und</strong> kommt zeitweilig über Blockgestein<br />
zu einer Gabelung auf knapp 2300 Metern. Hier nach rechts<br />
<strong>und</strong> mit einer halbstündigen Traverse, die noch über einige<br />
kleine Bäche führt, hinüber zur Neuen Regensburger Hütte.<br />
Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Neue Regensburger Hütte – Dresdner Hütte<br />
Route: Zunächst geht es ganz fl ach ins »Hohe Moos«<br />
hinein. Am rechten Rand der Sumpfebene gewinnt der Weg<br />
(Nr. 138) allmählich an Höhe <strong>und</strong> nähert sich rechter Hand<br />
dem Falbesoner See, der hinter einem Moränenrücken<br />
verborgen bleibt (kurzer Abstecher). Nach einem letzten<br />
Flachstück im Vorfeld des zurückgewichenen Hochmoosferners<br />
steigt man in die steile Flanke zur Grawagrubennieder<br />
(2881 m) ein. Mit Drahtseilen entschärfte Felszonen <strong>und</strong><br />
kaum minder abschüssiges Blockschuttgelände erheischen<br />
Vorsicht (bis weit in den Sommer hinein Altschneereste).<br />
Jenseits der Scharte folgt man einem besseren Steig über<br />
eine Verfl achung hinweg <strong>und</strong> quert nach einem Abstiegsstück<br />
die oberste Nockgrube. Nur wenige Kehren sind<br />
anschließend nötig, um die Rippe am Schafspitz (2760 m)<br />
zu überwinden (Drahtseile). Hinter dem kleinen Schafgrübl<br />
folgt eine zweite Rippe. Mit einer längeren Abwärtstraverse<br />
lässt man das größere Ruderhofkar hinter sich <strong>und</strong> passiert<br />
unter dem Gratsporn der Hölltalspitze entlang die Hohe<br />
Grube mit <strong>ihre</strong>r sehenswerten Hochmoorlandschaft. Ein<br />
lohnender Abstecher führt hier zum Mutterberger See. Am<br />
Hauptweg wandert man indes weiter über die Geländenase<br />
am Zuntenkopf hinweg, schwenkt Richtung Glamergrube<br />
ein <strong>und</strong> passiert das oberhalb gelegene Kar im Bereich<br />
der Trogschulter. Mit einem weiten Bogen Richtung Wilde<br />
Grube, wo man auf eine Fahrpiste stößt. Man folgt ihr einige<br />
Schleifen aufwärts, dann empfi ehlt sich eine steile Abkürzung,<br />
die im Zickzack mit einer kurzen gesicherten Plattenpassage<br />
in die Egesennieder (2506 m) hinaufl eitet. Auf der<br />
Ostseite ist es dann nur noch ein halbstündiger Abstieg bis<br />
zur Dresdner Hütte, die inmitten des Skigebiets liegt.<br />
Mark Zahel<br />
Beim Übergang zwischen<br />
Neuer Regensburger <strong>und</strong> Dresdner Hütte<br />
Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Dresdner Hütte – Sulzenauhütte – Nürnberger Hütte (Normalroute)<br />
Route: Von der Dresdner Hütte zunächst in wenigen Minuten<br />
zur Mittelstation der Stubaier Gletscherbahn hinab<br />
<strong>und</strong> dahinter über den Fernaubach. Ein Plattenweg zieht<br />
ein Stück weit empor zu einer Gabelung. Während links der<br />
Große Trögler ausgewiesen wird, hält man sich zum Peiljoch<br />
rechts. Der felsige Steig windet sich aufwärts, wobei die eine<br />
oder andere Stufe mit Drahtseil gesichert ist. Später deutlich<br />
abfl achend durch ein Blockkar, welches von Nordwesten her<br />
zum Peiljoch (2672 m) aufschließt. Gewaltig nimmt sich der<br />
unvermittelte Blick auf den Sulzenauferner aus.<br />
Mit dieser Begleitkulisse steigt man jenseits in Kehren steil<br />
bergab <strong>und</strong> kommt dann auf eine Moräne, wo zwei Möglichkeiten<br />
angeboten werden. Zum einen ist es der »Wilde-<br />
Wasser-Weg«, der sich rechts ins Vorfeld des Gletschers<br />
begibt <strong>und</strong> anschließend durch den Trog hinausleitet. Von der<br />
Perspektive her vorzuziehen ist jedoch jene Route, die links<br />
am Hang bleibt. Hier tritt zwischendurch noch eine gesicherte<br />
Plattentraverse auf, ehe der Weg sanft ins Hochtal ausläuft<br />
<strong>und</strong> dort die Sulzenauhütte (2191 m) ansteuert.<br />
Gleich nebenan den breiten Bach kreuzen <strong>und</strong> anschließend<br />
über den fl achen Riegel des Übergschritt. Mit einer kurzen<br />
steilen Abwärtspassage in den breiten Grünautrog <strong>und</strong><br />
nach einer weiteren Bachtraverse an einem Moränenrücken<br />
aufwärts. Auf der grasigen Schwelle des Grünausees links<br />
haltend <strong>und</strong> bei der nächsten Gabelung auf ca. 2500 Metern<br />
rechts. Man gelangt in eine Hochmulde mit fl achem See <strong>und</strong><br />
anschließend über Blockfelder zur gesicherten Steilstufe,<br />
die zum Gratüberstieg am Niederl (2629 m) leitet. Vorsicht,<br />
das letzte Stück ist ziemlich ausgesetzt! Das gilt auch für die<br />
anfängliche Felstraverse auf der Ostseite, ehe es in verwickeltem<br />
Routenverlauf über Blöcke <strong>und</strong> glattgeschliffenes<br />
Urgestein sukzessive tiefer geht. Nach gut 300 Höhenmeter<br />
Abstieg erreicht man die Nürnberger Hütte.<br />
Mark Zahel<br />
<strong>Die</strong> malerische Umgebung der Sulzenauhütte<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Stubaier Alpen Dresdner Hütte – Sulzenauhütte – Nürnberger Hütte (Gipfelvariante)<br />
7<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Alternativroute über zwei erlesene Logenplätze<br />
Wer die Übergänge zur Sulzenauhütte bzw. Nürnberger Hütte über<br />
den Großen Trögler <strong>und</strong> die Mairspitze wählt, bereichert den Erlebniswert<br />
zusätzlich. <strong>Die</strong> Anforderungen liegen etwas höher, bleiben<br />
für geübte Bergwanderer aber noch gut verträglich.<br />
1300 Hm | 7 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Ausgangspunkt: Dresdner Hütte (2308 m)<br />
Endpunkt: Nürnberger Hütte (2278 m); Abstiegsmöglichkeit<br />
über die Bsuchalm ins Stubaital<br />
Gehzeiten: Dresdner Hütte – Großer Trögler 2 Std. – Sulzenauhütte<br />
1½ Std. – Grünausee 1 Std. – Mairspitze 1½ Std.<br />
– Nürnberger Hütte 1 Std.<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 31/1 »Hochstubai«;<br />
freytag & berndt 1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck – Stubai<br />
– Sellrain – Brenner«<br />
Führer: Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift<br />
im Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.at<br />
Hütten: Dresdner Hütte, Tel. 00 43/52 26/81 12; Sulzenauhütte,<br />
Tel. 00 43/52 26/24 32; Nürnberger Hütte, Tel. 00<br />
Stubaier Alpen Nürnberger Hütte – Bremer Hütte<br />
Der Weg durchs »Paradies«<br />
Eine glazial geprägte, zentralalpine Bilderbuchlandschaft begleitet den Wanderer auch hinüber zur<br />
Bremer Hütte. Ein verborgener Hochboden trägt sogar den Namen »Paradies«. Steinig wird es über<br />
das Simmingjöchl, doch ist auch dieser Übergang gut beherrschbar.<br />
600 Hm | 3¾ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Ausgangspunkt: Nürnberger Hütte (2278 m)<br />
Endpunkt: Bremer Hütte (2411 m); der Talabstieg von<br />
hier führt nach Gschnitz, also nicht ins Stubaital<br />
Gehzeiten: Nürnberger Hütte – Paradies 1½ Std. – Simmingjöchl<br />
1¼ Std. – Bremer Hütte 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Ende September<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 31/1 »Hochstubai«;<br />
freytag & berndt 1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck<br />
– Stubai – Sellrain – Brenner«<br />
Führer: Mark Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag Rother,<br />
2013<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift im<br />
Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.at<br />
Hütten: Nürnberger Hütte, Tel. 00 43/52 26/24 92; Bremer<br />
Hütte, Tel. 00 43/6 64/2 72 80 71<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Relativ kurze, aber hochalpine<br />
Etappe in beschwerlichem Gelände (oft über Platten <strong>und</strong><br />
Gletscherschliffe). Wiederholt Sicherungen; Trittsicherheit <strong>und</strong><br />
Schwindelfreiheit nötig<br />
43/52 26/24 92<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Markierte Steige mit steilen,<br />
ausgesetzten Passagen (vereinzelt gesichert). Grasschrofen<br />
<strong>und</strong> Blockgelände, bei Nässe heikel. Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Schwindelfreiheit obligatorisch, zudem gute Kondition<br />
Hinweis: <strong>Die</strong> Etappe kann in zwei Hälften aufgeteilt werden<br />
(Zwischennächtigung in der Sulzenauhütte).<br />
8<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte<br />
9<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Hoch über dem inneren Gschnitztal<br />
Zwischen Bremer <strong>und</strong> Innsbrucker Hütte bewegt man sich nicht direkt über dem Stubaital, sondern<br />
über dem Gschnitztal. Das bringt optisch willkommene Abwechslungen – etwa mit der dolomitenhaften<br />
Tribulaungruppe vis-à-vis. Ein fantastischer Höhenweg quer durch die Flanken des Habichtkammes.<br />
960 Hm | 6½ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Ausgangspunkt: Bremer Hütte (2411 m)<br />
Endpunkt: Innsbrucker Hütte (2370 m)<br />
Gehzeiten: Bremer Hütte – Trauljöchl 1¾ Std. – Pramarnspitze<br />
2¼ Std. – Sendesgrat 1¾ Std. – Innsbrucker<br />
Hütte ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Ende September<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 31/1 »Hochstubai«;<br />
freytag & berndt 1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck<br />
– Stubai – Sellrain – Brenner«<br />
Führer: Mark Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag Rother,<br />
2013<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167 Neustift im<br />
Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.at<br />
Hütten: Bremer Hütte, Tel. 00 43/6 64/2 72 80 71; Innsbrucker<br />
Hütte, Tel. 00 43/ 52 76/2 95<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Recht anspruchsvoller <strong>und</strong><br />
langer alpiner Höhensteig mit wiederholtem Auf <strong>und</strong> Ab. Phasenweise<br />
ausgesetzte Traversen mit einigen Sicherungen, wobei<br />
schrofi ges <strong>und</strong> teils auch blockiges Gelände überwiegt. Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> gute Ausdauer wichtig<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen
TIPP<br />
Stubaier Alpen Dresdner Hütte – Sulzenauhütte – Nürnberger Hütte (Gipfelvariante)<br />
TIPP<br />
Route: Von der Dresdner Hütte kurz hinab zur Seilbahnstation<br />
<strong>und</strong> über den Fernaubach auf den ostwärts emporziehenden<br />
Bergweg. Bei der Verzweigung auf ca. 2400 Metern links <strong>und</strong><br />
in Serpentinen die Flanke hinauf zu einer Geländeschwelle.<br />
Vorübergehend etwas nach rechts auf eine Gratkerbe zuhalten,<br />
davor aber wieder linker Hand steil aufwärts, über eine gesicherte<br />
Schrofenpassage <strong>und</strong> schließlich auf gutem Felssteig<br />
bis zum Gipfel des Großen Tröglers (2902 m). Was für ein<br />
Aussichtspunkt!<br />
Der Weiterweg folgt dem teils ausgesetzten <strong>und</strong> mit kleineren<br />
Felshürden gespickten Nordostgrat zum Kleinen Trögler (vereinzelt<br />
Drahtseile). Nachdem die Kuppe knapp rechts passiert<br />
ist, verbreitert sich der Grat zu einem sanfteren Rücken. <strong>Die</strong><br />
Markierungen leiten dann aber in die Südostfl anke hinab, wo<br />
sich zwischen zahlreichen Serpentinen eine Klettersteigeinlage<br />
einschaltet. Über wellige Grasplateaus <strong>und</strong> Schliffrücken läuft<br />
der Steig schließlich unbeschwert aus <strong>und</strong> mündet kurz vor der<br />
Sulzenauhütte in die Route, die vom Peiljoch kommt.<br />
Von dort wie beim Normalweg über das Niederl zum Grünausee<br />
<strong>und</strong> zur Verzweigung auf ca. 2500 Meter Höhe. Man<br />
steigt nun weiter ins Schafgrübl auf, vollzieht einige Kehren<br />
<strong>und</strong> bewältigt linker Hand einen schrofi gen Aufschwung. Nach<br />
einem Band wird die Mairspitze (2780 m) auf einem kurzen<br />
Stichweg gewonnen.<br />
Für den Wechsel auf die Ostseite kurz zurück <strong>und</strong> dann eine<br />
gratnahe Blockmulde durchschreiten. Ein kleiner Gegenanstieg<br />
leitet in eine Minilücke, den eigentlichen Überstieg. Jenseits im<br />
Zickzack an einer blockigen Geländerippe tiefer, kurzzeitig versichert<br />
nach rechts <strong>und</strong> im oberen Bereich der Hänge schräg<br />
abwärts. Zuletzt verbindet sich der Steig wieder mit der Niederl-<br />
Route <strong>und</strong> trifft bei der Nürnberger Hütte ein.<br />
Mark Zahel<br />
Stubaier Alpen Nürnberger Hütte – Bremer Hütte<br />
Route: Von der Nürnberger Hütte folgt man ein Stück weit<br />
der Route zum Wilden Freiger aufwärts <strong>und</strong> biegt dann<br />
links ab, um die ausgedehnten Gletscherschliffzonen »Auf<br />
den Platten« zu durchqueren. Dabei geht es sukzessive etwas<br />
abwärts, allerdings nicht gleichmäßig. Immer wieder<br />
tauchen überraschende Steilstufen auf (teils versichert).<br />
<strong>Die</strong> Traverse führt schließlich in den Trog des Grüblferners,<br />
welcher sich weit zurückgezogen hat. Man geht den Bacheinschnitt<br />
aus <strong>und</strong> quert auf der gegenüberliegenden Seite<br />
markant nach links. Auch hier legen sich wieder felsige<br />
Stufen in den Weg, diesmal im Bergauf. Später geht es sogar<br />
ein ganzes Stück über Schliffgelände höher (weiterhin<br />
Drahtseile), bevor man auf etwa 2400 Metern die Schwelle<br />
ins Untere Grübl erreicht. <strong>Die</strong> lieblichen Schwemmböden<br />
mit <strong>ihre</strong>n Mäandern <strong>und</strong> den kleinen Seen werden auch<br />
»Paradies« genannt. Nach einem Linksschwenk weiter ins<br />
zunehmend geröllige Obere Grübl hinauf. Der Serpentinensteig<br />
nähert sich aufsteilenden Felsfl anken. Rechts haltend<br />
über kurzfristig gesicherte Platten schräg empor <strong>und</strong><br />
abwechselnd über Schutt <strong>und</strong> kompaktere Felsen – je nach<br />
Jahreszeit auch von Schneefeldern durchsetzt – bis zum<br />
Auf der Gratüberschreitung<br />
des Großen Tröglers<br />
Scheitelpunkt der Etappe am Simmingjöchl (2754 m), wo<br />
eine ehemalige Zollhütte steht.<br />
Der Abstieg auf der Ostseite beginnt mit einer grimmig steilen<br />
gesicherten Rinne. <strong>Die</strong> Schwierigkeiten nehmen aber<br />
rasch ab, <strong>und</strong> nach einigen Kehren geht der Steig mehr in<br />
eine Querung über, denn man bleibt ein Stück weit links<br />
oberhalb der Talsohle. Zuletzt folgt noch ein kleiner Gegenanstieg,<br />
bevor man auf dem w<strong>und</strong>erschönen Geländebalkon<br />
mit der Bremer Hütte eintrifft. Mark Zahel<br />
Wasserspiegelung an der Bremer Hütte<br />
Foto: Mark Zahel Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte<br />
Route: Ab Bremer Hütte gibt es anfangs zwei Varianten:<br />
Gleich beim Schutzhaus zweigt die schwierigere Route ab, die<br />
als Klettersteig ausgebaut durch einen Kamin Richtung Lautersee<br />
(2425 m) führt <strong>und</strong> anschließend die Karbucht auf<br />
etwa gleicher Höhe ausgeht. <strong>Die</strong> Normalroute folgt hingegen<br />
anfangs dem Hüttenweg, zweigt nach wenigen Minuten links<br />
ab <strong>und</strong> leitet ebenfalls durch eine recht steile Flanke auf die<br />
Böden im Kessel der Simmingalpe. Von dort im Schräganstieg<br />
nordwärts über Schafmatten zur Vereinigung <strong>und</strong> weiter<br />
ins Blockgelände. In Kehren steiler aufwärts zum von der Äußeren<br />
Wetterspitze nach Osten abstreichenden Kammausläufer,<br />
der im Trauljöchl (ca. 2530 m) überstiegen wird.<br />
Jenseits kurz durch eine steile Rinne abwärts <strong>und</strong> links haltend<br />
durch einen Blockhang ins Plattental. Bis in die Trauler<br />
Bockgrube verliert man noch etwas an Höhe, dann stellt sich<br />
die »Wasenwand« entgegen. Mit vereinzelter Drahtseilhilfe im<br />
Auf <strong>und</strong> Ab quer durch den Schrofenriegel, danach ein steiles<br />
Gerinne kreuzend <strong>und</strong> mit leichtem Zwischenabstieg in den<br />
Trichter der Beilgrube. Hier setzt ein Schräganstieg durch<br />
steile Grashänge an, der bis auf eine Gratrippe leitet. Vom eigentlichen<br />
Übersteig ist es bloß ein Katzensprung zur vorspringenden<br />
Kanzel der Pramarnspitze (2511 m), dem<br />
schönsten Platz für eine ausgiebige Rast.<br />
Auf der anderen Seite bergab in eine Karbucht <strong>und</strong> später in<br />
den größeren Kessel der Glättegrube. Nachdem dieser Bogen<br />
etwas weniger beschwerlich ausgegangen ist, windet sich der<br />
Steig erneut aufwärts <strong>und</strong> erreicht um ein Eck herum mit dem<br />
Sendesgrat (ca. 2540 m) die letzte markante Rippe. Im Abstieg<br />
wandert man schließlich durch ein blockreiches Hochkar,<br />
oberhalb des kleinen Alfairsees vorbei, zur Innsbrucker<br />
Hütte.<br />
Mark Zahel<br />
Gesicherte Passage am Höhenweg<br />
zwischen Bremer <strong>und</strong> Innsbrucker Hütte<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Stubaier Alpen Habicht (3277 m)<br />
10<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
TIPP<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Höhepunkt fürs Finale<br />
Eine Besteigung des mächtigen Habichts ist gewiss die Krönung am Ende des Stubaier Höhenwegs.<br />
Der übliche Anstieg von der Innsbrucker Hütte ist vergleichsweise anspruchsvoll, liegt aber für gestandene<br />
Bergwanderer durchaus in Reichweite. Oben spannt sich ein gewaltiges Panorama auf.<br />
900 Hm | 8 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Ausgangspunkt: Innsbrucker Hütte (2370 m)<br />
Endpunkt: Neder (970 m) im Stubaital<br />
Gehzeiten: Innsbrucker Hütte – Habicht 3 Std. – Innsbrucker<br />
Hütte 2¼ Std. – Karalm 1 Std. – Issenangeralm 1<br />
Std. – Neder ¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Ende September<br />
Karte: Freytag & berndt 1:50 000, Blatt 241 »Innsbruck –<br />
Stubai – Sellrain – Brenner«<br />
Führer: Mark Zahel »Trekking im Stubai«, Bergverlag<br />
Wilder Kaiser Scheffauer (2111 m)<br />
Tolle R<strong>und</strong>tour auf den Westpfeiler des Kaisergebirges<br />
Vom Tal aus ist die R<strong>und</strong>tour auf den Scheffauer eine lange Angelegenheit, weshalb es sich gerade<br />
im Sommer – wenn man die Gewittergefahr besonders beachten muss – anbietet, am Vortag auf der<br />
Walleralm zu übernachten.<br />
950 Hm | 7 Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Scheffau (745 m)<br />
Ausgangspunkt: Walleralm (1199 m)<br />
Gehzeiten: Walleralm - Kaindlhütte 1 Std., Kaindlhütte<br />
– Scheffauer 3 Std., Scheffauer – Steiner Hochalm 2 Std.,<br />
Steiner Hochalm – Scheffau 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis Ende September<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Nr. 8 »Kaisergebirge«<br />
Führer: S. Garnweidner »Kaisergebirge <strong>und</strong> Kitzbüheler<br />
Alpen«, Bruckmann Verlag, 2006<br />
Rother, 2013<br />
Fremdenverkehrsamt: TVB Stubai, Dorf 3, A-6167<br />
Neustift im Stubaital, Tel. 00 43/5 01 88 10, www.stubai.<br />
at<br />
Hütten: Innsbrucker Hütte, Tel. 00 43/52 76/2 95; beim<br />
Abstieg talwärts mehrere Einkehrstationen<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Markierter Felssteig, oft<br />
steil <strong>und</strong> phasenweise auch exponiert, mit Stellen I sowie<br />
etlichen gesicherten Passagen. Kompaktere Felsen sind<br />
gut gestuft, sonst Blockschutt mit Begehungsspuren, im<br />
oberen Teil evtl. kurz über Firn. Insgesamt leichter Hochtourencharakter,<br />
was entsprechende Bergerfahrung, ausgeprägte<br />
Trittsicherheit <strong>und</strong> Schwindelfreiheit erfordert.<br />
Der Abstieg von der Hütte ins Tal ist leicht.<br />
Hinweis: Ab Karalm kann talauswärts ein Wandertaxi genutzt<br />
werden, womit man sich r<strong>und</strong> 7 km Marsch erspart.<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Wilder Kaiser, Infobüro<br />
Scheffau, Dorf 28, A-6351 Scheffau am Wilden Kaiser,<br />
Tel. 00 43/50 50/93 10, www.wilderkaiser.info<br />
Hütten: Walleralm (1199 m), privat, Ostern bis Ende Oktober, Tel.<br />
00 43/6 64/5 24 94 41, www.walleralm.at<br />
Kaindlhütte (1293 m), privat, ab Mitte Mai geöffnet, Tel. 00 43/<br />
6 64/1 68 65 68, www.kaindlhuette.com,<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Bergtour mit hervorragender<br />
Aussicht.Der Widauersteig sowie Teile des Abstiegs erfordern Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Schwindelfreiheit.<br />
11<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
w<br />
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Verpeilspitze (3425 m)<br />
12<br />
Auf einen der markantesten Gipfel des Kaunergrats<br />
<strong>Die</strong> Besteigung der Verpeilspitze verlangt zwar sicheres Klettern im<br />
IIer-Gelände, dank der hoch gelegenen Kaunergrathütte ist von diesem<br />
Stützpunkt aus aber nur eine vergleichsweise geringe Höhendifferenz zu<br />
meistern. Zur Belohnung warten überwältigende Fern- <strong>und</strong> Tiefblicke.<br />
1813 Hm | 2 Tage<br />
Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />
Hochtourenausrüstung,<br />
evtl. mit Seil<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 6/2013<br />
Talort: Plangerross (1617 m)<br />
Ausgangspunkt: Hüttenparkplatz kurz vor Plangeross<br />
(1600 m)<br />
Gehzeiten: Plangeross – Kaunergrathütte 3½ Std.<br />
Kaunergrathütte - Verpeilspitze 2¾ Std., Verpeilspitze –<br />
Plangeross 4 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Mitte September<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Nr. 30/3 »Ötztaler Alpen<br />
– Kaunergrat«<br />
Führer: Walter Klier »Alpenvereinsführer Ötztaler Alpen«,<br />
Bergverlag Rother, 2006<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Pitztal, A 6473<br />
Wenns im Pitztal, Tel. 00 43/54 14/8 69 99, E-Mail: info@<br />
pitztal.com<br />
Hütten: Kaunergrathütte (2817 m), DAV, geöffnet von Mitte<br />
Juni bis Mitte September, Tel. 00 43/7 20/34 69 47,<br />
www.kaunergrathuette.at<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Großartige Hochtour, die<br />
sicheres Klettern im oberen zweiten Schwierigkeitsgrad erfordert.<br />
Im Zweifelsfalle auch mit Seil möglich, da mit Bohrhaken<br />
ausgestattet.
TIPP<br />
Stubaier Alpen Habicht (3277 m)<br />
Aufstieg zum Habicht: Von der Innsbrucker Hütte auf<br />
passablem Steig über Schliffe zu einem linker Hand jäh<br />
abbrechenden Geländerücken. Über Blockschutt nähert man<br />
sich der mächtigen Steilfl anke, wo die leichte Felskletterei<br />
beginnt. In reich gestuftem Terrain den Markierungen folgend<br />
höher, immer wieder auch mit Drahtseilhilfe. Nach einer<br />
Passage im Schotter gelangt man in eine erdige rinnenartige<br />
Verschneidung, begeht aber im weiteren Verlauf die steilen<br />
Platten unmittelbar rechts davon (weitere Drahtseile).<br />
Vorsicht wegen Steinschlaggefahr! Man gewinnt eine luftige<br />
Gratrippe, die rasch Anschluss an die nächste Blockschuttfl<br />
anke vermittelt. Hier mit nur wenig Kraxelei höher bis zur<br />
linken Begrenzung einer Firnbucht (bei guten Verhältnissen<br />
eventuell auch direkt durch diese). Rechts eindrehend wird<br />
nun der Gipfelgrat angepeilt. Wo dieser schroff wird, weicht<br />
man auf bandartige Absätze aus <strong>und</strong> kommt dadurch mit<br />
relativ wenig Kletterei aus. Über einige Stufen <strong>und</strong> glatte<br />
Platten helfen nochmals Drahtseile, ehe das Gipfelkreuz auf<br />
dem Habicht (3277 m) erreicht ist. Der Abstieg erfolgt auf<br />
der gleichen Route.<br />
Talabstieg: Von der Hütte zum nahen Pinnisjoch, wo man<br />
sich auf die Nordseite wendet. Zwei gleichwertige Varianten<br />
treffen weiter unten am Karboden wieder zusammen. Über<br />
die Geländeschwelle auf einem Serpentinenweg tiefer <strong>und</strong><br />
zur Jausenstation Karalm (1747 m). Nun weiter auf einem<br />
Fahrweg, der schnurstracks, aber noch sehr weit durchs Pinnistal<br />
hinausführt. Dabei kommt man an weiteren Einkehrstationen<br />
vorbei, zunächst an der Pinnisalm (1560 m), später<br />
an Issenangeralm <strong>und</strong> Herzebner Almwirt. In etwas stärkerem<br />
Gefälle absolviert man das letzte Stück bis in die Ortschaft<br />
Neder <strong>und</strong> zweigt gegebenenfalls links Richtung Neustift ab,<br />
sofern man die Tour dort beenden möchte.<br />
Mark Zahel<br />
Spannende Felspassagen prägen<br />
den Weg auf den Habicht.<br />
Foto: Mark Zahel<br />
TIPP<br />
Wilder Kaiser Scheffauer (2111 m)<br />
Aufstieg: Von der Walleralm aus auf deutlichem Pfad zunächst<br />
durch Wald, dann über den freien Rücken des Hochegg<br />
zur Kaindlhütte. Dort dem Wegweiser am obersten Haus<br />
kurz nach links <strong>und</strong> rechts an Felsen vorbei zum Waldrand<br />
folgen. Hier links. Nun dem Steig folgend zum sogenannten<br />
Großen Friedhof (Geröllfeld) ansteigen. Man folgt Trittspuren<br />
nach links an den (von unten gesehen) linken Karrand.<br />
Nun beginnt der mit Drahtseilen versicherte Widauer Steig,<br />
der zunächst nach oben, dann in einer langen Querung zu<br />
einer Rinne führt. Es geht über die Rinne hinüber <strong>und</strong> auf deren<br />
Ostseite wieder bergan. Schließlich erreicht man über die<br />
Rinne selbst ein Geröllkar <strong>und</strong> bald darauf einen Sattel.<br />
Von hier aus erfolgt später der Abstieg nach Süden. Zuvor<br />
wendet man sich freilich nach rechts <strong>und</strong> erreicht in einer<br />
Viertelst<strong>und</strong>e den Gipfel des Scheffauer.<br />
Abstieg: Für den Abstieg geht man zurück zum Sattel <strong>und</strong><br />
folgt einem markierten Pfad nach Süden. Teils Drahtseil<br />
gesichert geht es steil hinab in die Latschenzone, wo man auf<br />
eine Weggabelung trifft. Hier rechts Richtung »Steiner Hochalm«,<br />
die man zunächst über Geröllfelder, dann durch Wald<br />
<strong>und</strong> schließlich über Wiesen erreicht. Weiter nach Süden zur<br />
Steiner Niederalm <strong>und</strong> von hier dem Fahrweg ein Stück lang<br />
folgen <strong>und</strong> dann links zu einer Forststraße, die den Gaisgraben<br />
quert. Gleich hinter der Brücke scharf rechts in den Weg<br />
einbiegen, der parallel zum Gaisgraben nach Süden über<br />
Leiten nach Scheffau führt.<br />
Michael Pröttel<br />
Panorama: www.peakfinder.org<br />
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TIPP<br />
Ötztaler Alpen Verpeilspitze (3425 m)<br />
Hüttenzustieg: Von Plangeross führt der gut markierte<br />
Hüttenzustieg zunächst steil, dann fl acher ins Plangeross-Tal,<br />
wo bald darauf die nächste Steilstufe zu meistern ist, um<br />
wiederum mäßig <strong>und</strong> wieder steiler ansteigend die Hütte zu<br />
erreichen.<br />
Gipfelanstieg: Am nächsten Tag folgt man dem Wegweiser<br />
»Verpeilspitze/Schwabenkopf/Plangerosskopf« <strong>und</strong> steigt<br />
somit unterhalb des Klettergartens in Richtung Nordwesten.<br />
Nachdem es leicht bergab geht, folgt man rechts bei Gabelung<br />
dem Steig Nr. 927 (auf älteren AV Karten fälschlich mit 279<br />
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eingetragen). Es geht auf den Plangerosskopf zu, den man aber<br />
links liegen lässt, indem man sich bei der nächsten Gabelung<br />
wieder rechts hält. Bald erreicht man den Fuß der steilen Südfl<br />
anke der Verpeilspitze. Hier markiert ein roter Punkt den Beginn<br />
einer großen, nach rechts hochziehenden Rinne. Je nach<br />
Verhältnissen geht es über Schnee oder Geröll <strong>und</strong> Blockwerk<br />
zunehemend steiler bergan. Man gelangt zu einem nach Osten<br />
ansteigenden Band (Steinmänner). Das Gelände wird steiler<br />
<strong>und</strong> erfordert erste Klettereinlagen (blaue Punkte an Bohrhaken).<br />
Schließlich erreicht man einen Absatz des Südostgrats,<br />
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dem man zunächst folgt <strong>und</strong> dann hinter einem kurzem<br />
Aufschwung wieder verlässt. Über steiles Gelände steigt man<br />
zu einer kleinen Scharte auf, von der aus es über die Südfl anke<br />
weiter bergan geht. Noch einmal ist Orientierungssinn gefragt,<br />
um im IIer-Klettergelände teils ansteigend, teils auch querend<br />
den Südgrat zu erreichen. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung<br />
zum aussichtsreichen Gipfel.<br />
Abstieg: Der Abstieg erfolgt auf demselben Weg. Wer ein Seil<br />
dabei hat, kann öfter auch abseilen.<br />
Michael Pröttel<br />
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Panorama: www.peakfinder.org
VOM 02.06. 01.06. BIS 14.10.2012: 13.10.2013<br />
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AUF TOUR<br />
H<strong>und</strong>erte pilgern jedes Jahr im<br />
August zum Santuario San Besso,<br />
das an einem Monolithen liegt.<br />
Der archaische Heiligenkult auf<br />
einer abgelegenen Alm im Gran-<br />
Paradiso-Nationalpark hat die<br />
Zeit überlebt <strong>und</strong> beschäftigt<br />
nun die Wissenschaft.<br />
Am Anfang war<br />
der Fels<br />
Entdeckungen im Nationalpark
Jedes Jahr am<br />
10. August feiern<br />
Gläubige an der<br />
Wallfahrtskirche<br />
am Fuße des Monte<br />
Fantono einen Gottesdienst<br />
zu Ehren<br />
des Heiligen Besso.<br />
Der Fels ragt mehr als 50 Meter<br />
aus dem Almboden <strong>und</strong><br />
sieht aus wie ein von einem<br />
Riesen eingepflanzter Menhir.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass sich an<br />
diesem übernatürlich wirkenden Ort ein<br />
Heiligenkult entwickelt hat. In der Abgeschiedenheit<br />
des piemontesischen Teils<br />
des Gran-Paradiso-Nationalparks hat sich<br />
der archaische Brauch zu Ehren von San<br />
Besso bis in die Jetztzeit gehalten – eine<br />
Besonderheit, die selbst Wissenschaftler<br />
beschäftigt. Und kaum einer außerhalb des<br />
Soana-Tales weiß vom Santuario San Besso,<br />
der Wallfahrtskirche des Heiligen Besso, zu<br />
der jedes Jahr im August H<strong>und</strong>erte Gläubige<br />
pilgern. Für den Wanderer mutet es wie<br />
eine Reise in vergangene Jahrh<strong>und</strong>erte an.<br />
des Gran Paradiso<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
Werner Bätzing, 63, ist<br />
Geografi e-Professor an der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg <strong>und</strong><br />
forscht seit mehr als 30 Jahren<br />
über die Kulturlandschaft in den<br />
Alpen. Exklusiv für den <strong>Bergsteiger</strong><br />
berichtet er über den kaum<br />
begangenen südlichen Teil des<br />
Gran-Paradiso-Nationalparks.<br />
Foto: Uli Ertle<br />
Phänomen für Religionssoziologen<br />
Überall im Alpenraum gibt es im Almbereich<br />
in Höhen um 2000 Meter Wallfahrtsorte<br />
mit regionaler Bedeutung, bei denen man<br />
einmal im Jahr mit Gottesdiensten <strong>und</strong> Prozessionen<br />
an bestimmte religiöse Erlebnisse<br />
von Hirten <strong>und</strong> Heiligen erinnert; wobei es<br />
oft eine enge Verbindung zu Naturphänomenen<br />
gibt, die sich an solchen Orten finden.<br />
Das Santuario San Besso im obersten<br />
Soana-Tal im Gebiet des Nationalparks Gran<br />
Paradiso ist ein solch typischer Wallfahrtsort:<br />
Er liegt abseits der Straßen in 2019 Meter<br />
Höhe, ist nur zu Fuß zu erreichen, <strong>und</strong> der<br />
Heilige Besso <strong>und</strong> das ihm geweihte Fest sind<br />
außerhalb dieses Tales nahezu unbekannt.<br />
In der Religionssoziologie hat der Kult inzwischen<br />
eine internationale Bedeutung<br />
erlangt. Besonders ist auch, dass San Besso<br />
von einer sehr attraktiven Hochgebirgslandschaft<br />
umgeben ist.<br />
Pilgern über fast 3000 Meter<br />
Das Santuario San Besso liegt im Gebiet<br />
der Gemeinde Campiglia Soana in einem<br />
großen Almgebiet, das an einer Stelle eine<br />
Reihe von bizarren Felsformationen aufweist<br />
sowie einen großen, isolierten Felsen,<br />
den Monte Fantono (2072 m). Direkt<br />
an der Westseite dieses Felsens stehen die<br />
Wallfahrtskapelle San Besso sowie die dazu<br />
gehörigen Pilgerunterkünfte. <strong>Die</strong> Gebäude<br />
stammen aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert, als wesentlich<br />
ältere <strong>und</strong> kleinere Bauten stark<br />
umgebaut <strong>und</strong> vergrößert wurden.<br />
Am 10. August findet hier jährlich das Fest<br />
des Heiligen Besso statt, das in einer festen<br />
Reihenfolge jeweils von den Pfarreien<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69
Verfall: Immer<br />
wieder stößt der<br />
Wanderer auf<br />
Almgebäude, die vor<br />
langerZeit aufgegeben<br />
wurden.<br />
Und nach dem Gottesdienst<br />
gibt’s auf der oberen<br />
Fantono-Alm Polenta für<br />
alle Pilger.<br />
ßend verteilen sich alle in Gruppen auf den<br />
nahen Almweiden, um dort zu essen, zu<br />
trinken, zu singen <strong>und</strong> sich zu unterhalten.<br />
Nach einigen St<strong>und</strong>en löst sich dann wieder<br />
alles auf, <strong>und</strong> die Menschen wandern nach<br />
Hause zurück.<br />
Seit 100 Jahren unter Beobachtung<br />
Der Zufall hat dazu geführt, dass der französische<br />
Religionssoziologe Robert Hertz am<br />
10. August 1912 dieses Fest von Cogne aus<br />
besuchte <strong>und</strong> ihm einen längeren Artikel<br />
widmete, <strong>und</strong> dass der heutige Autor genau<br />
100 Jahre später an diesem Fest teilnahm,<br />
was interessante Vergleiche ermöglicht.<br />
Hertz befürchtete 1912, dass dieser archaische<br />
Kult verschwinden könne, weil er quer<br />
zu den kirchlichen Strukturen stehe (Cogne<br />
gehört zum Bistum Aosta, das Soana-Tal zu<br />
dem von Ivrea), weil seine religiöse Anziehungskraft<br />
schwinde <strong>und</strong> weil das Wissen<br />
um seine Bedeutung nur noch schwach ausgeprägt<br />
sei. H<strong>und</strong>ert Jahre später kann man<br />
feststellen, dass Hertz nicht Recht haben<br />
sollte: Das gesamte Fest läuft immer noch in<br />
der traditionellen Form ab, <strong>und</strong> 2012 nahmen<br />
daran etwa 500 Personen teil.<br />
Was hat es mit dieser Tradition auf sich?<br />
San Besso wird im gesamten Soana-Tal<br />
<strong>und</strong> in Cogne als Schutzheiliger »für alles«<br />
verehrt, ist aber außerhalb dieses Gebietes<br />
nahezu unbekannt. <strong>Die</strong> kirchlich<br />
autorisierte Heiligenlegende, die erst sehr<br />
spät, nämlich im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert in Ivrea<br />
Alle Fotos: Werner Bätzing<br />
Campiglia, Valprato, Ronco, Ingria (Soana-<br />
Tal) <strong>und</strong> Cogne (Aosta-Tal) organisiert wird.<br />
Während die Teilnehmer aus dem Soana-<br />
Tal dafür eine zweistündige Fußwanderung<br />
auf sich nehmen, müssen diejenigen<br />
aus Cogne erst den Colle dell’Arietta (2939<br />
m) überschreiten, weshalb sie bereits am<br />
Abend vorher eintreffen <strong>und</strong> in den Pilgerunterkünften<br />
übernachten.<br />
Am Vormittag des 10. August beginnt der<br />
Gottesdienst in der Kapelle. Den Höhepunkt<br />
stellt die feierliche Prozession dar,<br />
die aus der Kapelle im Uhrzeigersinn um<br />
den Monte Fantono herum zurück in die<br />
Kapelle führt. Dabei wird eine große Holzstatue<br />
von San Besso, der als römischer<br />
Soldat mit dem Palmzweig des Märtyrers<br />
dargestellt ist, von acht jungen Männern getragen.<br />
Sie stammen jeweils aus der Pfarrei,<br />
die das Fest vorbereitet. Hinter der Statue<br />
kommen dann die Gläubigen, die während<br />
der Prozession den Rosenkranz beten. Nach<br />
der Prozession werden in der Kapelle Gaben<br />
für den Heiligen niedergelegt, <strong>und</strong> anschlie-<br />
KOMPAKT<br />
Im abgelegensten Teil<br />
des Nationalparks Gran Paradiso<br />
Anreise: Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der<br />
Bahn bis Turin. Vom Turiner Bahnhof »Porta<br />
Susa« an der Piazza XXVII Dicembre fahren<br />
Busse direkt ins Soana-Tal bis Bordone, Corzonera<br />
<strong>und</strong> Piamprato. Mit dem Auto: Autobahn<br />
A5 (Turin – Aosta), Ausfahrt Ivrea. Man erreicht<br />
diese Ausfahrt entweder über den Großen St.<br />
Bernhard oder über Gotthard bzw. San Bernardino<br />
<strong>und</strong> Mailand via A4. Von der Ausfahrt Ivrea<br />
auf der SS565 bis kurz vor Rivarolo. Hier auf<br />
die SS460 in Richtung Orco-/Soana-Tal wechseln<br />
<strong>und</strong> an Cuorgnè vorbei direkt in den Ort<br />
Pont hineinfahren. Hier den Schildern Soana-Tal<br />
folgen (eng <strong>und</strong> unübersichtlich) <strong>und</strong> dann das<br />
Soana-Tal hinauffahren. Achtung: <strong>Die</strong> Talstraße<br />
ist teilweise sehr eng <strong>und</strong> exponiert; Gegenverkehr<br />
kann nicht immer passieren.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Übernachtung: Trattoria Alpina, Via Roma<br />
22, Bordone (Ortsteil der Gemeinde Valprato<br />
Soana), Tel. 0039/01 24/81 29 29. <strong>Die</strong><br />
GTA-Unterkunft in Ronco wird derzeit umgebaut<br />
<strong>und</strong> erst 2014 neu eröffnet. In Piamprato GTA-<br />
Unterkunft, ein Agriturismo <strong>und</strong> zwei Hotels<br />
Karte: Carta dei sentieri 1:25 000, Nr. 15<br />
»Val Soana« von L’Escursionista & Monti editori,<br />
in Deutschland erhältlich<br />
für 10,90 Euro bei<br />
www.michael-kleider.de<br />
oder www.mapfox.de<br />
Literatur/Führer:<br />
Werner Bätzing/Michael<br />
Kleider »Gran Paradiso.<br />
Wandern auf der<br />
piemontesischen Seite<br />
des Nationalparks«,<br />
Rotpunktverlag, Zürich<br />
2013, 224 S., 26,- €<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
INFO<br />
Campiglia <strong>und</strong> die Azaria-Ebene<br />
Der sehenswerte Ort Campiglia<br />
(1350 m; im Bild der<br />
mittelalterliche Kirchturm,<br />
der neben dem barocken<br />
Kirchenschiff steht) liegt im<br />
obersten Teil des Soana-Tales.<br />
Früher lebten hier um die<br />
250 Menschen, 1901 waren<br />
es noch 209 <strong>und</strong> heute gibt<br />
es nur noch zwei ganzjährige<br />
Bewohner – eine Entwicklung,<br />
schriftlich fixiert wurde, beschreibt den<br />
Heiligen Besso als einen römischen Soldaten<br />
der thebäischen Legion, die aus Christen<br />
bestand <strong>und</strong> von Mauritius angeführt<br />
wurde. <strong>Die</strong>se weigerten sich im Jahr 287 n.<br />
Chr. vor einer Schlacht bei Martigny (Wallis)<br />
den Göttern zu opfern, weshalb die meisten<br />
von ihnen umgebracht wurden. Besso<br />
gelang es jedoch, ins Soana-Tal zu fliehen,<br />
wo er die dortigen Bewohner missionierte,<br />
was seine Verfolger jedoch nach einiger Zeit<br />
mitbekamen. Als Besso sich einmal auf der<br />
Alm aufhielt, luden ihn die dortigen Hirten<br />
ein, die gerade ein gestohlenes Lamm aßen.<br />
<strong>Die</strong>s lehnte er jedoch empört ab <strong>und</strong> hielt<br />
ihnen eine heftige Strafpredigt. Da die Hirten<br />
Angst hatten, dass Besso <strong>ihre</strong>n <strong>Die</strong>bstahl<br />
weitererzählte, packten sie ihn <strong>und</strong> warfen<br />
ihn vom Gipfel des Monte Fantono in die<br />
Tiefe. Durch Bessos Sturz entstand am Fuß<br />
des Felsens eine Delle, die noch heute zwischen<br />
Felswand <strong>und</strong> Kapelle gut zu sehen<br />
ist. Besso überlebte wie durch ein W<strong>und</strong>er<br />
den Aufprall, hatte aber Pech: Gerade in<br />
diesem Augenblick erreichten seine römischen<br />
Verfolger die Alm <strong>und</strong> töteten ihn.<br />
Christianisierter Kult<br />
Robert Hertz erfährt bei seinen Recherchen<br />
1912 in Cogne eine andere Version dieser<br />
Legende: San Besso war ein besonders from-<br />
die für diese Alpenregion<br />
typisch ist. Ganze Täler haben<br />
sich vor allem in den 1960er-<br />
Jahren regelrecht entvölkert,<br />
die Bewohner suchten in den<br />
Industrieregionen der Poebene<br />
nach Arbeit <strong>und</strong> besseren<br />
Lebensbedingungen.<br />
Oberhalb dieses Ortes<br />
erstreckt sich in 1500 bis<br />
1600 Meter Höhe die vom<br />
Rio Campiglia durchfl ossene<br />
Azaria-Ebene (Pian d’Azaria)<br />
– geschaffen durch den<br />
eiszeitlichen Gletscher –, die<br />
von bis zu 3000 Meter hohen<br />
Bergen umrahmt wird.<br />
Neben den traditionellen<br />
Almsiedlungen gibt es hier<br />
eine barocke Kapelle, ein ehemaliges<br />
königliches Jagdhaus<br />
<strong>und</strong> ein großes Holzgerüst zur<br />
Beobachtung von Wildtieren,<br />
das der Nationalpark Gran<br />
Paradiso errichtete.<br />
Der italienische Alpinist <strong>und</strong><br />
Schriftsteller Mario Rigoni<br />
Stern bezeichnete Azaria als<br />
»den schönsten Platz der<br />
Alpen«. Und dies gilt heute<br />
umso mehr, weil der Nationalpark<br />
hier alle modernen<br />
Hässlichkeiten wie Zweitwohnungskomplexe,<br />
Tourismusanlagen<br />
oder Fahrstraßen<br />
verhindert hat.<br />
mer Schafhirte aus Campiglia, der sehr<br />
häufig auf dem Gipfel des Monte Fantono<br />
betete, <strong>und</strong> dessen Schafe auf der Alm außergewöhnlich<br />
fett wurden <strong>und</strong> ihm überallhin<br />
nachfolgten, so dass er sie nie suchen<br />
musste. <strong>Die</strong>s erweckte den Neid der anderen<br />
Hirten, <strong>und</strong> zwei von ihnen warfen ihn<br />
vom Monte Fantono herab. Robert Hertz<br />
legt dar, dass die christliche Legende die<br />
Neuinterpretation einer sehr viel älteren<br />
religiösen Tradition ist, so wie es die katholische<br />
Kirche im Mittelalter häufig machte,<br />
um »heidnische« Traditionen ins Christentum<br />
zu integrieren.<br />
Am Anfang war der Fels<br />
Er argumentiert sehr überzeugend dafür,<br />
dass auch die Cogne-Version dieser Legende<br />
nicht die älteste Form sein kann, weil sich<br />
der Kern dieser religiösen Tradition nicht<br />
um eine Heilige Person, sondern um einen<br />
Heiligen Felsen rankt, der als Fels selbst heilig<br />
war – deshalb die hohe Bedeutung der<br />
Felseintiefung, deshalb der kreisförmige<br />
Prozessionsumgang um den Felsen herum.<br />
Noch 1912 schlugen die Gläubigen vom Felsen<br />
kleine Felsstückchen ab <strong>und</strong> trugen sie<br />
dann als eine Art Talisman lebenslang bei<br />
sich. Deshalb dürfte der Ursprung dieses<br />
religiösen Kultes sehr alt sein. Das könnte<br />
bedeuten, dass er in der Zeit entstand,<br />
GERLINDE<br />
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TOUREN<br />
Archaische Kult-Touren r<strong>und</strong> um San Besso<br />
<strong>Die</strong> Region um San Besso auf aussichtsreichen<br />
Pfaden entdecken: die fünf schönsten Touren<br />
Bizarre Felsformationen<br />
nahe der<br />
Kapelle<br />
1 R<strong>und</strong>weg San Besso<br />
(2019 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
670 Hm +12 J.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz im Ort<br />
Campiglia (1350 m)<br />
Charakter: Steiler Weg vom Tal auf<br />
die Alm, der auch als Pilgerweg<br />
genutzt wird<br />
Route: Schotterstraße talaufwärts;<br />
nach gut einem Kilometer zweigt nach<br />
rechts ein schmaler Fußweg ab (deutliche<br />
Markierung auf Fels), dem man<br />
nach Norden folgt <strong>und</strong> der bald steil<br />
aufwärts direkt zum Santuario führt.<br />
Hier den Monte Fantono umr<strong>und</strong>en<br />
(ein ausgesetzter Steig führt auf den<br />
Gipfel) <strong>und</strong> dann zum Punkt 2076 m<br />
südlich der Kapelle gehen, der sehr<br />
schöne Fern- <strong>und</strong> Tiefblicke ins<br />
Soana-Tal <strong>und</strong> in die Po-Ebene ermöglicht.<br />
Abstieg durch das Fantono-<br />
Seitental, bis man kurz vor der<br />
Schotterstraße wieder auf den Fußweg<br />
vom Aufstieg stößt<br />
2 Grange Arietta (2275 m)<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
1000 Hm –<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz im Ort<br />
Campiglia (1350 m)<br />
Charakter: Sehr aussichtsreicher<br />
Bergweg in größerer Höhe (längere<br />
Zeit um 2300 m), der im Aufstieg<br />
über San Besso <strong>und</strong> im Abstieg über<br />
die Azaria-Ebene führt<br />
Route: Aufstieg nach San Besso wie<br />
bei Route 1, dann weiterer Aufstieg<br />
zur Alpe La Balma (2151 m) <strong>und</strong><br />
zum namenlosen Paß (2326 m). Von<br />
hier bis zur Arietta-Alm (2275 m)<br />
sehr aussichtsreicher, höhenlinienparalleler<br />
Weg, der von den Pilgern<br />
aus Cogne genutzt wird, wenn sie am<br />
9./10. August San Besso besuchen.<br />
Kurz vor der Alm steiler Abstieg ins Tal<br />
zur Azaria-Ebene <strong>und</strong> auf Schotterstraße<br />
zurück nach Campiglia<br />
3 Colle della Borra (2578 m)<br />
▶ schwierig 6¼ Std.<br />
1230 Hm –<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz im Ort<br />
Campiglia (1350 m)<br />
Charakter: Anspruchsvoller Bergweg<br />
mit sehr schönen Fernblicken; im<br />
oberen Teil Weg im Almgebiet teilweise<br />
<strong>und</strong>eutlich<br />
Route: Aufstieg nach San Besso wie<br />
bei Tour 1, dann weiter in östliche<br />
Richtung, zuerst eben, dann steil<br />
ansteigend mit vielen Serpentinen bis<br />
zum aussichtsreichen Pass. Von hier<br />
aus auf dem Aufstiegsweg zurück oder<br />
Abstieg nach Piamprato (1559 m;<br />
Umweg über die Orletto-Alm<br />
benutzen, da der direkte Weg sehr<br />
<strong>und</strong>eutlich <strong>und</strong> kaum markiert ist).<br />
In Piamprato div. Übernachtungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Bus nach Corzonera/<br />
Bordone (selten)<br />
4 Pian d’Azaria (1600 m)<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
200 Hm +8 J.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz im Ort<br />
Campiglia (1350 m)<br />
Charakter: Einfache Familienwanderung<br />
im Talboden auf Schotterstraße<br />
mit vielen Picknickplätzen, Bademöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> einigen kulturellen<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Route: Vom Ort Campiglia immer<br />
auf Schotterstraße (ehemaliger königlicher<br />
Jagdweg) aufwärts bis zum<br />
Ende der Azaria-Ebene in etwa 1600<br />
m Höhe (Azarietta). Zurück auf dem<br />
gleichen Weg<br />
5 Zwei einsame Bergdörfer<br />
(1453 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
500 Hm +12 J.<br />
Ausgangspunkt: Ort Corzonero<br />
(1110 m; Straßengabelung Piamprato<br />
– Campiglia, dort großer Parkplatz)<br />
Charakter: Wanderung auf alten<br />
Bauernwegen zu zwei verlassenen<br />
Dörfern in aussichtsreicher Höhenlage,<br />
die das frühere Bauernleben<br />
lebendig werden lassen. <strong>Wege</strong>n<br />
der Nationalpark-Aufl agen besitzen<br />
diese Dörfer keine Fahrstraße, keine<br />
Neubauten, keine Zweitwohnungen,<br />
aber einige sachgerechte Renovierungen<br />
traditioneller Häuser wurden<br />
vorgenommen<br />
Route: Vom Parkplatz in Corzonero<br />
fünf Minuten auf der Fahrstraße nach<br />
Campiglia. Dann Fußweg nach links<br />
(großes Schild am Baum) <strong>und</strong> im<br />
Wald steil hinauf zum Dorf Andorina<br />
(1453 m) mit sehr schöner Aussicht.<br />
Im Ort in Richtung Nivolastro (Südwesten)<br />
weitergehen (Hinweis auf<br />
Hausmauer) <strong>und</strong> meist wieder durch<br />
Wald in stetem Auf <strong>und</strong> Ab bis zum<br />
Ort Nivolastro (1423 m) mit ebenfalls<br />
sehr schöner Aussicht. An der Kapelle<br />
nach Westen durch Wald bis zum Ort<br />
Ronco (932 m) absteigen. Von hier<br />
mit Autobus auf Talstraße zurück nach<br />
Corzonera<br />
Achtung: <strong>Die</strong> Brücke über den Rio<br />
Chiapetto war im Herbst 2012 noch<br />
durch eine Lawine zerstört. Solange<br />
sie nicht repariert ist, kann diese<br />
Steilstelle nicht passiert werden<br />
(Schild am Beginn des <strong>Wege</strong>s<br />
beachten). Alternative: Abstieg von<br />
Andorina nach Chiapetto <strong>und</strong> von<br />
dort nach Nivolastro<br />
Foto: Werner Bätzing<br />
als Campiglia im 10. oder 11. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
als Dauersiedlung gegründet wurde. Als die<br />
Menschen den Monte Fantono das erste Mal<br />
sahen, dürfte er auf Gr<strong>und</strong> seiner außergewöhnlichen<br />
Form sofort eine starke Aufmerksamkeit<br />
erregt haben – so wie man<br />
es selbst heute noch als Wanderer erleben<br />
kann. So liegt es nahe, einem solchen besonderen<br />
Naturphänomen auch eine besondere<br />
religiöse Bedeutung zu verleihen. Denn die<br />
Gebirgswelt, in der <strong>und</strong> von der man lebt,<br />
muss man verstehen, um sie angemessen –<br />
im materiellen wie immateriellen Sinn –<br />
nutzen zu können.<br />
Mit solchen menschlichen Gr<strong>und</strong>erfahrungen,<br />
die in unserer modernen Welt stark<br />
verschüttet sind, kann man sich an diesem<br />
besonderen Ort während einer Wanderung<br />
auseinandersetzen. Lange Zeit war Robert<br />
Hertz (1881–1915), Schüler von Émile<br />
Durkheim <strong>und</strong> Marcel Mauss, vergessen.<br />
Vor etwa 15 Jahren wurde er jedoch auf einmal<br />
als wichtiger religionssoziologischer<br />
Klassiker wieder entdeckt, <strong>und</strong> 2007 ist sogar<br />
ein Band mit Texten von ihm erstmals<br />
in deutscher Sprache herausgekommen. In<br />
diesem Zusammenhang lebt auch sein Aufsatz<br />
über San Besso wieder auf <strong>und</strong> wird wegen<br />
seiner Kombination unterschiedlichster<br />
Methoden gerühmt. Inzwischen gibt es<br />
sogar eine kleine internationale Diskussion<br />
über San Besso, die aber akademisch ausgerichtet<br />
<strong>und</strong> daher vor Ort nicht bekannt<br />
ist. Es ist außergewöhnlich, welche Wellen<br />
dieser kleine archaische Hochgebirgskult<br />
inzwischen geschlagen hat.<br />
◀<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
AUF TOUR<br />
Drei Tage im Wilden Kaiser<br />
Seine Majestät<br />
lassen bitten<br />
Zu Füßen gewaltiger Felswände führt<br />
die Dreitagetour am »Wilde-Kaiser-<br />
Steig« zu traumhaft gelegenen Berghütten.<br />
Da ein Großteil der Tour an Südhängen<br />
verläuft, lässt sich hier Sonne<br />
satt tanken. Von Michael Pröttel<br />
Fotos: TVB Wilder Kaiser<br />
<strong>Die</strong> wenigsten Sonnenst<strong>und</strong>en<br />
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen!<br />
Mit diesem traurigen<br />
Rekord ging der Winter<br />
2012/2013 in die Annalen der<br />
Meteorologie ein. Wer allerdings im Sommer<br />
genug Sonne <strong>und</strong> somit Endorphine<br />
tankt, braucht vor der nächsten trüben<br />
Jahreszeit keine Angst zu haben. <strong>Die</strong> vielleicht<br />
beste Möglichkeit dazu stellt eine<br />
mehrtägige Hüttentour an der Südseite des<br />
Wilden Kaisers dar.<br />
Nach einem gemütlichen Hüttenzustieg<br />
darf man sich bereits an der Oberen Reg-<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Unverkennbar: die Felszacken des<br />
Ostkaisers; Törlspitzen, Hochgrubachspitzen<br />
<strong>und</strong> Ackerlspitze (v. l.)<br />
alm darüber freuen, dass in den nächsten<br />
Tagen auch die Augen voll auf <strong>ihre</strong> Kosten<br />
kommen. <strong>Die</strong> grünen Gipfelkuppen der<br />
Kitzbüheler Alpen bilden den perfekten<br />
Vordergr<strong>und</strong> für die dahinter aufragende<br />
3000er-Kulisse der Hohen Tauern. <strong>Die</strong><br />
Nah-Blicke sind auch nicht von schlechten<br />
Eltern. Vor allem wenn man als Verdauungsspaziergang<br />
ein Stück über die Ackerlhütte<br />
Richtung Hochgrubkar aufsteigt. Das<br />
kerzengerade aufragende Triumvirat aus<br />
Regalm-, Ackerl- <strong>und</strong> Maukspitze macht<br />
unmissverständlich klar, woher der Wilde<br />
Kaiser seinen Namen hat.<br />
Erst bei der letzten Etappe hat<br />
man immer wieder den Hintersteiner<br />
See im Blick; im Hintergr<strong>und</strong><br />
die Maukspitze
Nur noch ein paar<br />
Schritte, dann ist<br />
Hütte Nr. 2 erreicht<br />
Vor der Felskulisse der Ellmauer Halt kommen<br />
Alpenrosenblüten besonders gut zur Geltung.<br />
Bonus-Track zur Goinger Halt<br />
Nach einem leckeren Frühstück auf der<br />
Alm – die übrigens erst vor fünf Jahren in<br />
traditioneller Holzbauweise anstelle der alten<br />
Regalm errichtet wurde – tritt man am<br />
zweiten Tag über das Baumgartenköpfl ins<br />
Naturschutzgebiet Wilder Kaiser ein. Schon<br />
vergleichsweise früh war den Anwohnern<br />
Bedeutung <strong>und</strong> Schutzwürdigkeit <strong>ihre</strong>s<br />
Gebirges bewusst: 1961 wurde nach einer<br />
Volksbefragung beschlossen, ein mehr als<br />
100 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet<br />
im Kaisergebirge einzurichten.<br />
Wer auf dem Weg zur Gruttenhütte zusätzliche<br />
Höhenmeter aufs Ellmauer Tor<br />
in Kauf nimmt, sieht beim Blick in die von<br />
steilen Felswänden eingerahmte Steinerne<br />
Rinne sofort, was den Kaiser in den Tiroler<br />
Nordalpen so einzigartig macht.<br />
Von der Tagesplanung her ist es zudem keine<br />
schlechte Idee, weitere 200 Meter draufzulegen,<br />
um das großartige Gebirge auch<br />
noch aus der Vogelperspektive zu betrachten.<br />
Schließlich ergänzt der weitere Anstieg<br />
auf die Hintere Goinger Halt die vergleichsweise<br />
kurze zweite Etappe zu einem ausgefüllten<br />
Bergtag.<br />
<strong>Die</strong>ser findet seinen fulminanten Abschluss<br />
am sogenannten Jubiläumssteig, der durch<br />
Fotos: TVB Wilder Kaiser, Michael Pröttel (1)<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Sonnig gelegen:<br />
die Gruttenhütte<br />
mit den Törlspitzen<br />
Beim Abstieg von der Hinteren<br />
Goinger Halt wechselt sich<br />
schroffes Gelände mit einfacheren<br />
<strong>Wege</strong>n ab; links die<br />
Fleischbank-Südostwand<br />
ein beeindruckendes Felsentor <strong>und</strong> über<br />
steile Leitern zur höchstgelegenen Hütte<br />
des Wilden Kaisers führt.<br />
Wie in den Dolomiten<br />
Mit gerade einmal 1640 m. ü. NN kann die<br />
Gruttenhütte anderen kalk-alpinen Wolkenhäusern<br />
zwar nicht das Wasser reichen,<br />
der legendäre Holzofen-Schweinsbraten<br />
gleicht dieses kleine Manko aber mehr als<br />
aus. Für Frühaufsteher bringt die geringe<br />
Höhenlage zusätzlichen Gewinn. Wenn<br />
die ersten Sonnenstrahlen die gewaltigen<br />
Ostwände von Treffauer <strong>und</strong> Tuxegg in rosa<br />
Licht tauchen, kommt echtes Dolomiten-<br />
Feeling auf.<br />
Der dritte Tag beschert eine Wander-Etappe<br />
wie man sie sich genussreicher nicht vorstellen<br />
kann. Erst leicht absteigend, dann<br />
auf immer derselben Höhenlinie, geht es<br />
zu Füßen der beiden Kalkberge auf dem<br />
»Wilde-Kaiser-Steig« zur Kaiserhochalm<br />
<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n Almwiesen voller Alpenrosen.<br />
Der zweite Abschnitt über die Steiner<br />
WELCOME OUTDOORS.<br />
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Sonne satt bis zum Schluss: am Hintersteiner See<br />
Hochalm zur Stöfflhütte führt meist durch<br />
Wald. Das bringt den netten Nebeneffekt<br />
mit sich, dass die grandiose Aussicht von<br />
derselben so richtig zur Geltung kommt.<br />
Das selbst gebraute Bier <strong>und</strong> der<br />
Bergkäse aus eigener Produktion<br />
machen die 350 Jahre alte<br />
Alm darüber hinaus zu einem<br />
perfekten Tourenziel.<br />
Nach der Einkehr muss man<br />
sich entscheiden: Entweder<br />
man steigt über den Hintersteiner<br />
See nach Scheffau ab oder<br />
man hängt eine weitere Übernachtung<br />
auf der nur einen Katzensprung<br />
entfernten Walleralm an.<br />
Egal ob Almen-Blues, Knöpferl(Harmonika)-<br />
Treffen oder Alpen-Brass – auf der Walleralm-Homepage<br />
können sich musikinteressierte<br />
Bergwanderer die für sie richtige<br />
Stilrichtung als Auftakt für einen besonders<br />
spektakulären Ausklang der Kaiser Tour<br />
aussuchen.<br />
Denn die Walleralm ist der perfekte Startpunkt<br />
für die Nord-Süd-Überschreitung<br />
des Scheffauers. Der zum Gipfel führende<br />
Widauersteig erfordert zwar etwas mehr<br />
Trittsicherheit <strong>und</strong> Schwindelfreiheit als in<br />
den zurückliegenden Tagen, die Aussicht<br />
vom Westpfeiler des Kaisergebirges ist dafür<br />
aber noch um einiges besser als von der<br />
unteren Etage.<br />
◀<br />
TOUREN<br />
Lauschig: die Walleralm<br />
Ausgesetzt im Wilden Kaiser<br />
Bei schönem Wetter kann man bei dieser Dreitagetour auf der Südseite<br />
des Wilden Kaisers genug Sonne für triste Tage tanken.<br />
1. TAG<br />
Hüttenzustieg Regalm<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
550 Hm + 6 J.<br />
Charakter: Waldreicher Hüttenzustieg<br />
mit aussichtsreichem Finale<br />
Ausgangspunkt: Going<br />
Route: In Going folgt man dem Weg<br />
Nr. 813 <strong>und</strong> somit dem »Pramaweg«<br />
links in den »Thumbichlweg«. An der<br />
Gabelung geradeaus <strong>und</strong> über eine<br />
Wiese <strong>und</strong> bei Häusern rechts auf<br />
Brücke über den Bach. Nun links <strong>und</strong><br />
immer dem Fahrweg (813) entlang<br />
des Tannbichlbachs nach Norden.<br />
Bei erster Gabelung rechts (Weg<br />
816) <strong>und</strong> bei großer Kurve rechts von<br />
Fahrstraße ab <strong>und</strong> auf Fußweg in den<br />
Rehplaikgraben. Aus diesem nach<br />
rechts ansteigend zu Lichtung, dann<br />
wieder durch Wald (Fahrstraße zweimal<br />
querend) <strong>und</strong> zuletzt über freiere<br />
Wiesen zur schön gelegenen Regalm<br />
2. TAG<br />
Über den Jubiläumssteig<br />
zur Gruttenhütte<br />
Oktober (geöffnet Mittwoch, Samstag,<br />
Sonntag, Feiertag), Tel. 00 43/<br />
6 64/1 30 91 64, www.regalm.at<br />
Route: Nach Westen ansteigend geht<br />
es zum Wiesensattel des Brennenden<br />
Palven (auch Baumgartnerköpfl ). Dort<br />
hält man sich rechts <strong>und</strong> folgt kurz<br />
der Beschilderung zum Kleinen Törl.<br />
Bei der nächsten Gabelung nach<br />
links Richtung Ellmauer Tor.<br />
Im Kübelkar folgt man links der<br />
Beschilderung »Jubiläumssteig«.<br />
Der recht erodierte Weg ist mit vielen<br />
Drahtseilen gesichert. Trittsicherheit<br />
ist dennoch erforderlich. Nachdem<br />
man einen natürlichen Tunnel <strong>und</strong><br />
ein Felstor durchquert hat, geht es<br />
über zwei Stahlleitern in eine Rinne.<br />
Auf der anderen Seite ein letztes<br />
Mal bergan (unten in der Rinne nicht<br />
nach links gehen!). Auf gutem Weg<br />
wandert man um eine Ecke <strong>und</strong> sieht<br />
die Gruttenhütte vor sich.<br />
Optionaler Zusatzgipfel: Hintere<br />
Goinger Halt (2192 m)<br />
Vom Kübelkar nach Norden zum<br />
Ellmauer Tor <strong>und</strong> nach rechts über<br />
meist guten Steig auf die Hintere<br />
Goinger Halt (500 Hm, 3 Std., + 8 J.)<br />
Charakter: Leichte, zumeist waldreiche<br />
Wanderung am Fuße des<br />
westlichen Kaisergebirges<br />
Ausgangspunkt: Gruttenhütte (ÖAV,<br />
1620 m), Anfang Juni bis Mitte Oktober,<br />
Tel. 00 43/53 58/22 42,<br />
www.gruttenhuette.at<br />
Route: Von der Hütte nach Westen<br />
<strong>und</strong> an Gabelung geradeaus (Weg<br />
823). Erst leicht absteigend, dann<br />
immer in derselben Höhe am Fuße<br />
von Treffauer <strong>und</strong> Tuxegg nach<br />
Westen zur Kaiserhochalm. Dahinter<br />
an Gabelung rechts <strong>und</strong> durch Wald<br />
leicht absteigend zur Steiner Hochalm.<br />
Nun in einer langen Querung<br />
zu Füßen des Scheffauer hinüber zu<br />
Waller- <strong>und</strong> Stöffl alm. Abstieg nach<br />
Süden <strong>und</strong> an Gabelung links nach<br />
Bichl am Hintersteiner See <strong>und</strong> weiter<br />
entlang des Seebach nach Scheffau.<br />
Per Bus nach Going (Bus Nr 4060)<br />
Einkehr: Kaiserhochalm (1417 m,<br />
teilw. bew. von 2. Juli-Woche bis Mitte<br />
Sept.); Walleralm (privat, 1171 m),<br />
Ostern bis Ende Oktober,<br />
Tel. 00 43/ 6 64/5 24<br />
94 41, www.walleralm.at<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
Fotos: TVB Wilder Kaiser<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
550 Hm + 6 J.<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Bergtour ins Herz des Kaisergebirges<br />
Ausgangspunkt: Regalm (privat,<br />
1313 m), Ende Mai bis Anfang<br />
3. TAG<br />
Auf dem »Wilde-Kaiser-Steig«<br />
zur Walleralm<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
100 500 + 6 J.<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
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REPORTAGE<br />
Auf dem »Trekking delle Leggende« durchs Val di Fiemme<br />
<strong>Die</strong> Legende lebt<br />
Lässt man sich ein auf die wild-ursprüngliche Berglandschaft des<br />
Val di Fiemme, spürt man, wie sie lebendig werden, die alten Sagen:<br />
von Riesen, schönen Edelfräulein <strong>und</strong> ehebrechenden Kriegern, die<br />
sich nicht in Blumen verwandeln wollen. Von Verena Wisthaler<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Kontrastreiches Wandern durch<br />
Blumenwiesen <strong>und</strong> Felslandschaft:<br />
<strong>Die</strong> Dolomiten wurden 2009 zum<br />
UNESCO-Weltnaturerbe erklärt.<br />
»<strong>Die</strong> blauen Blumen<br />
waren die Seelen der<br />
gefallenen Krieger,<br />
die von Raben aus<br />
den fernen Schlachtfeldern<br />
in die Wiesen<br />
des Lagorai gebracht<br />
wurden.«<br />
Pio Bora, auch »il tronco« genannt,<br />
gehört zum Urgestein des Val<br />
di Fiemme. Wo der Name »der<br />
Stamm« herkommt, weiß hier<br />
niemand so genau, nicht mal Pio<br />
selbst. Vielleicht wird er wegen seiner breiten<br />
Schultern so genannt, seiner Bodenständigkeit<br />
oder weil er im Tal so stark verwurzelt<br />
ist. Er ist ein »bell’uomo« – ein schöner<br />
Mann – <strong>und</strong> schon fast eine Legende im Val<br />
di Fiemme, obwohl er das nicht gerne hört.<br />
Legenden erzählt er viel lieber selbst während<br />
seiner Kutschfahrten zwischen Daiano<br />
bis auf das Lavazèjoch. Hier oben ist einer<br />
der Ausgangspunkte des »Trekking delle<br />
Leggende«, das in 20 Etappen <strong>und</strong> mehr als<br />
200 Kilometern das Val di Fiemme mit dem<br />
Val di Fassa <strong>und</strong> der Palagruppe verbindet.<br />
<strong>Die</strong> alten Sagen begleiten den Wanderer.<br />
Mystische Landschaft r<strong>und</strong><br />
um die Laghi di Bombasel<br />
Zaubertrank vom Karersee<br />
Auf der Fahrt zum Lavazèjoch scheuen<br />
Pios Pferde so manches Mal <strong>und</strong> er treibt<br />
sie sanft an. »Hier, in den Wäldern r<strong>und</strong><br />
um den Karersee, auf der Nordseite des<br />
Val di Fiemme, herrschen die Wilden vom<br />
Latemar«, murmelt Pio ehrfürchtig. Solange<br />
diese Riesen vom Wasser des Karersees<br />
trinken, sind sie unbesiegbar. Nicht so die<br />
bleichen Berge des Latemars, der sich nahe<br />
am Karersee erhebt. Den circa 20 Kilometer<br />
langen, hufeisenförmigen Dolomitenstock<br />
kann man in zwei Tagen problemlos durchschreiten;<br />
wobei die Latemarhütte (Rifugio<br />
Torre di Pisa) wie in den Fels gemeißelt erscheint<br />
<strong>und</strong> einen einzigartigen Ausblick<br />
auf die zackigen Felsentürme ringsum erlaubt.<br />
Und nicht zu vergessen, der spektakuläre<br />
Sonnenaufgang! Bei der Besteigung<br />
der 2790 Meter hohen Latemarspitze, der<br />
höchsten des Gebirgsstocks, kann man zwischen<br />
dem Normalweg <strong>und</strong> der anspruchsvollen<br />
Via ferrata Campanili-Latemar wählen:<br />
eine anspruchsvolle Felspassage ohne<br />
Stahlseilsicherung, ein kurzer, aber steiler<br />
Leiternabstieg, gefolgt von einer luftigen<br />
Querung am Drahtseil <strong>und</strong> einem exponiertem<br />
Gegenanstieg fordern die volle Konzentration,<br />
bevor es über das ruhige Valsorda<br />
wieder ins Val di Fiemme zurück geht.<br />
<strong>Die</strong> Südseite des Tals interessiert Pio Bora<br />
hingegen weniger: Der Lagorai ist das Reich<br />
der unzähligen Seen <strong>und</strong> der in blaue Blumen<br />
verwandelten Seelen. Für Menschen<br />
jedoch präsentiert er sich schroff <strong>und</strong> unnahbar.<br />
»Il tronco« bleibt deshalb lieber<br />
im Tal. Er ist eben verwurzelt. Der Abstieg<br />
vom Latemar durch das wilde Valsorda war<br />
nur ein Vorgeschmack auf das, was auf der<br />
gegenüberliegenden Talseite wartet: Im<br />
Winter sind die weiten fels- <strong>und</strong> baumlosen<br />
Hänge meterhoch mit Schnee überzogen<br />
<strong>und</strong> somit ein Geheimtipp für Skitouren.<br />
Im Sommer ist die Natur dort oben jedoch<br />
weit weniger sanft: <strong>Die</strong> steilen Gipfel aus<br />
tiefgrauem <strong>und</strong> blaugrün glitzerndem<br />
Porphyr – Ergebnis eines gewaltigen Vulkanausbruches<br />
vor mehr als 300 Millionen<br />
Jahren – lassen sich in fünf langen Tagen<br />
erschließen. Natürlich alles mit dem Zelt<br />
auf dem Rücken! Dafür wandert man durch<br />
einsame Natur, ein Blütenmeer aus Leberblümchen,<br />
Primeln <strong>und</strong> Enzianen <strong>und</strong> umr<strong>und</strong>et<br />
eiskalte Bergseen. Und es geht<br />
Fotos: Fototeca Trentino Sviluppo S.p.A., A. Campanile<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81
TOUREN<br />
»Trekking delle Leggende« – die schönsten Tagestouren<br />
Nicht nur auf dem Weitwanderweg, auch auf einzelnen Tagesetappen lässt<br />
sich das »Trekking delle Legende«, das durch das Trentiner Val di Fiemme,<br />
das Val di Fassa <strong>und</strong> die Palagruppe führt, erleben.<br />
1 Latemar-Durchquerung<br />
▶ mittel 8 Std.<br />
600 1200 + 14 J.<br />
Ausgangspunkt: Predazzo Kabinenbahn<br />
Endpunkt: Forno<br />
Hütten: Latemarhütte (2670 m),<br />
Tel. 00 39/04 62/50 15 64,<br />
20 Schlafplätze<br />
Charakter: Kühne Zinnen <strong>und</strong><br />
wildgrüne Täler: Der Latemar gilt noch<br />
als Geheimtipp der Dolomiten <strong>und</strong><br />
umrahmt wie ein Hufeisen das wilde<br />
<strong>und</strong> unberührte Valsorda; es kann<br />
zusätzlich die Latemarspitze (2790 m)<br />
über die Via Ferrata Campanili Latemar<br />
(Weg Nr. 511) bestiegen werden.<br />
Route: Mit Kabinenbahn <strong>und</strong> Sessellift<br />
von Predazzo Gardonè zum Passo<br />
Feudo. Von dort über den Wanderweg<br />
Nr. 516 zur Latemarhütte (2670 m),<br />
weiter zur Gamsstallscharte (Forcella<br />
dei Camosci, 2560 m) <strong>und</strong> zur<br />
Campanili-Scharte (2582 m). Dann<br />
über Weg Nr. 516 B zur Biwakhütte,<br />
die sich auf der Latemarscharte<br />
befi ndet, <strong>und</strong> über das einsame<br />
Valsorda ins Dorf Forno<br />
2 Monte Cauriol (2494 m)<br />
▶ mittel-schwer<br />
940 940<br />
5½ Std.<br />
+ 14 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Rifugio<br />
Cauriol (1587 m)<br />
Hütten: Rifugio Cauriol (1587 m),<br />
Malga Sadole, Tel 00 39/<br />
3 48/5 16 11 23<br />
Charakter: Teils steile Wanderung<br />
auf alten Militärpfaden zu einem der<br />
am meisten umkämpften Gipfel des<br />
Alpenkrieges 1915-1918. Der Aufstieg<br />
geht über die »Via italiana«, ein<br />
schmaler <strong>und</strong> steiler Pfad; Abstieg<br />
über die »Via austriaca«, eine fast<br />
schon gepfl asterte Straße. Neben<br />
Relikten aus dem Krieg kann man<br />
aber auch die wilde Felsenwelt des<br />
Lagorai bestaunen <strong>und</strong> immer wieder<br />
einen Blick in einen tiefblauen See<br />
werfen.<br />
Route: Mit dem Auto bis zum Rifugio<br />
Cauriol (Parkplatz vorhanden), dann<br />
an der Malga Sàdole vorbei Richtung<br />
Talende, über den Steig Nr. 320 zum<br />
Sàdole-Pass. Vom Pass weiter über<br />
den Südrand des kleinen Cauriols<br />
(2385 m) in die Saletta Cartieri. Von<br />
dort über den Westgrat zum höchsten<br />
Punkt. Der Abstieg erfolgt Richtung<br />
Norden, den Steinmännchen <strong>und</strong><br />
rot-weißen Markierungen folgend<br />
auf einer Militärstraße, bis man am<br />
Nordabhang des kleinen Cauriols<br />
wieder auf den Aufstiegsweg trifft.<br />
3 Cima Cece (2754 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1200 1200 + 14 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Malga<br />
Valmaggiore (Parkmöglichkeiten<br />
vorhanden)<br />
Hütte: Malga Valmaggiore (1620 m)<br />
Charakter: R<strong>und</strong>tour mit Besteigung<br />
des höchsten Gipfels der Lagoraikette.<br />
Grandioses Panorama (bei<br />
klarem Wetter bis in die Lagune von<br />
Venedig) mit abwechslungsreichem<br />
Aufstieg vorbei an Laufgräben des<br />
Ersten Weltkrieges <strong>und</strong> Aussicht auf<br />
tiefblaue Bergseen<br />
Route: Von der Alm Valmaggiore über<br />
den Weg Nr. 335 zum nahen Sattel,<br />
dann über eine Hochebene <strong>und</strong> in<br />
weiten Kehren zum darüber liegenden<br />
Tal. An der Kreuzung »Sentiere Val<br />
Auto« nach links (Osten) gehen, <strong>und</strong><br />
weiter bis zur Kreuzung mit dem Weg<br />
336b. Gerade aus bis zur Abzweigung<br />
auf den Weg 349 <strong>und</strong> über<br />
eine steile, aber einfache Rinne auf<br />
den Gipfel. Der Abstieg erfolgt über<br />
die Ostfl anke (Markierung 349) zur<br />
Scharte Forcella di Cece (2393 m),<br />
links haltend bis zum See Laghetto<br />
Caserina <strong>und</strong> zum nahen Lago di<br />
Cece. Man folgt dem Weg bis zu<br />
einem Biwak <strong>und</strong> steigt dann über<br />
eine Forststraße wieder zur Malga<br />
Valmaggiore ab.<br />
4 Cima Fradusta (2939 m)<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
550 550 + 14 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Bergstation<br />
der Seilbahn Colverde Rosetta<br />
Hütte: Rifugio Rosetta (2581 m),<br />
Tel. 00 39/04 39/6 83 08,<br />
www.rifugiorosetta.it<br />
Charakter: Tour ins Herz der mondlandschaftlichen<br />
Palagruppe, über<br />
einen Gletscher zum Gipfel, von dem<br />
man einen herrlichen Blick auf den<br />
nahen Lago Fradusta genießt<br />
Route: Von der Bergstation der<br />
Seilbahn in ca. 10 Min. zum Rifugio<br />
Rosetta (2581 m). Von dort nach<br />
rechts über den Weg Nr. 707 <strong>und</strong><br />
709 Richtung Hochplateau. Den<br />
vielen Steinmännchen folgend über<br />
eine links aufwärts ziehende Rampe<br />
zum Passo Pradidali basso. Vom<br />
Pass nach links <strong>und</strong> gegen Norden<br />
zum Gletschersee Lago Fradusta, von<br />
dessen Ostseite über den Nordrücken<br />
zum höchsten Punkt ansteigen;<br />
Rückweg wie Anstieg<br />
5 Cima della Rosetta (2741 m)<br />
▶ leicht 1½ Std.<br />
200 200 + 8 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Bergstation<br />
der Seilbahn Colverde Rosetta<br />
Hütte: Rifugio Rosetta (2581 m),<br />
Tel. 00 39/04 39/6 83 08,<br />
www.rifugiorosetta.it<br />
Charakter: Sehr einfache Wanderung<br />
am Rand der Palagruppe, mit einem<br />
grandiosen Ausblick auf die Lagoraigruppe<br />
<strong>und</strong> den Lago Fradusta<br />
Route: Von der Bergstation der<br />
Seilbahn direkt über den Gipfelhang<br />
in ca. 40 Min. zum nahen Gipfel.<br />
Auf dem Rückweg kann das Rifugio<br />
Rosetta besucht werden (ca. 10 Min.<br />
von der Bergstation); Rückweg wie<br />
Anstieg<br />
6 Cristo Pensante (2333 m)<br />
▶ leicht-mittel 3½ Std.<br />
153 153 + 10 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Rollepass<br />
Hütte: Capanna Cervino (2082 m),<br />
Tel. 00 39/04 39/76 90 95<br />
Charakter: Einfache Wanderung<br />
durch grüne Almwiesen auf den<br />
einsamen Bergstock des Castellazzo<br />
(2333 m), auf dessen Gipfel die<br />
Kathedrale des denkenden Christus<br />
(Cristo Pensante) steht<br />
Route: Vom Rollepass über die gut<br />
markierte Forststraße, vorbei an der<br />
Hütte Capanna Cervino zur Baita Segantini<br />
(2170 m); von dort immer der<br />
Markierung »Castellazzo – Trekking<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Logenplatz auf der Latemarhütte<br />
Über die Via ferrata Campanili-Latemar zum höchsten Punkt des Latemarstocks<br />
del Cristo Pensante« (R01) folgend<br />
auf den Gipfel; Rückweg wie Anstieg<br />
7 Zur Gartlhütte (2621 m)<br />
▶ leicht 6 Std.<br />
450 500 +14 J.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Welschnofen,<br />
Laurinlift-Talstation<br />
Hütte: Kölner Hütte (2239 m),<br />
www.rifugiofronza.com, Tel. 00 39/<br />
04 71/61 20 33 oder 00 39/<br />
3 35/6 56 35 12; Santnerpasshütte<br />
(2734 m), Tel. 00 39/04 71/64 22<br />
30 oder 00 39/3 40/6 56 22 28;<br />
Gartlhütte (2621 m), www.rifugiorealberto.com,<br />
Tel. 00 39/3 34/7 24<br />
66 98 oder 00 39/04 62/76 34 28;<br />
Vajolethütte (2243 m), www.rifugiovajolet.com,<br />
Tel. 00 39/04 62/76 32<br />
92 oder 00 39/3 35/7 07 32 58<br />
Charakter: Sehr bekannter Klettersteig<br />
auf den Santnerpass <strong>und</strong> weiter<br />
zur Gartlhütte inmitten des Rosengartens,<br />
mit Ausblick auf die nahen<br />
Vajolettürme. Der Abstieg erfolgt in<br />
einer schönen R<strong>und</strong>tour über die<br />
Vajolethütte <strong>und</strong> das Tschagerjoch.<br />
Route: Von Welschnofen mit dem<br />
Laurinlift zur Kölner Hütte. Dann auf<br />
Steig 542 nördlich zum Einstieg des<br />
Santnerklettersteigs (Achtung: In<br />
der sogenannten »Eisrinne« werden<br />
oft auch im Sommer die Fixseile<br />
durch Schnee <strong>und</strong> Eis überdeckt; die<br />
Mitnahme eines zusätzlichen Seiles<br />
wird empfohlen); vom Ausstieg des<br />
Klettersteigs am Santnerpass<br />
(2734 m) über einen problemlosen<br />
Steig hinunter zur Gartlhütte.<br />
Für den Abstieg weiter auf einem<br />
steilen Zickzackweg zur Vajolet- <strong>und</strong><br />
Preußhütte <strong>und</strong> auf Steig 541 über<br />
das Tschagerjoch zurück zur Kölner<br />
Hütte<br />
Fotos: A. Campanile<br />
»Unser Tal ist<br />
das einzige des<br />
Trentino, das<br />
niemals von einem<br />
König beherrscht<br />
wurde«<br />
vorbei an Laufgräben <strong>und</strong> Schießscharten<br />
aus dem Ersten Weltkrieg.<br />
Italienisch hoch, österreichisch runter<br />
Ganz anders als Pio erlebten die österreichischen<br />
<strong>und</strong> italienischen Soldaten den<br />
Lagorai, der einen Teil der gefürchteten Dolomitenfront<br />
bildete: Sie konnten nicht im<br />
Tal bleiben <strong>und</strong> kämpften stattdessen hoch<br />
oben in den Bergen Mann gegen Mann,<br />
doch öfter noch Mann gegen Naturgewalten.<br />
Am Monte Cauriol, mit 2929 Metern<br />
einer der schönsten Aussichtsberge des<br />
Lagorai, fand vom 23. bis 27. August 1916<br />
eine der entscheidenden Schlachten statt.<br />
Bei der Besteigung sieht man heute noch<br />
die Unterschiede in der italienischen <strong>und</strong><br />
österreichischen Kriegsführung: <strong>Die</strong> »Via<br />
italiana« wurde innerhalb weniger Tage als<br />
ein provisorischer, schmaler Steig hinauf<br />
auf den Gipfel angelegt; die »Via austriaca«<br />
eignet sich hingegen besser für den Abstieg,<br />
denn sie ist ein jahrelang geplanter <strong>und</strong> mü-<br />
hevoll mit großen Steinen angelegter Karrenweg,<br />
der in einer weiten Kehre zurück<br />
zum Ausgangspunkt im Sàdole-Tal führt.<br />
Relikte aus diesem Alpenkrieg findet man<br />
immer wieder entlang des <strong>Wege</strong>s. Giuseppe,<br />
der Wirt des Rifugio Cauriol trägt diese<br />
schon seit Jahren liebevoll zusammen <strong>und</strong><br />
stellt sie in seiner Hütte aus. Sie ist übrigens<br />
die einzige bewirtschaftete Übernachtungsmöglichkeit<br />
auf der Strecke zwischen dem<br />
Manghen- <strong>und</strong> dem Rollepass.<br />
Ansonsten übernachtet man auf diesem<br />
Trekking im Zelt oder noch besser, unter<br />
dem freien Sternenhimmel. Leider ist das<br />
Schloss des Edelfräuleins Dina, das sich vor<br />
langer Zeit an den Ufern des Lagorai-Sees<br />
erhob, unauffindbar. Ihr Bräutigam war in<br />
den Krieg gezogen, <strong>und</strong> da sie schon<br />
INFO<br />
Naturnah Leben<br />
Mit dem Slogan »Vallevviva« (»Es lebe<br />
das Tal«) wirbt das Val di Fiemme nicht nur<br />
um Gäste, sondern realisiert ein Konzept<br />
für nachhaltige Umwelt- <strong>und</strong> Energiepolitik.<br />
Der Baumbestand im Tal wird beispielweise<br />
autonom verwaltet <strong>und</strong> in einem Sägewerk<br />
mitten im Tal verarbeitet – null Transportkilometer<br />
also. Auch die Mülltrennung <strong>und</strong><br />
das Recycling im Tal sind vorbildlich <strong>und</strong><br />
werden regelmäßig ausgezeichnet.<br />
Zum Konzept des lebenden Tales trägt<br />
auch die »FiemmE-motion card« bei: Sie<br />
ermöglicht es Gästen, ihr Auto während<br />
des Urlaubs stehen zu lassen <strong>und</strong><br />
stattdessen kostenlos die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel zu nutzen.<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83
Blick vom Lavazè-See auf den Latemar<br />
INFO<br />
Das Herz des Val di Fiemme<br />
»Talgemeinde Fleims« klingt recht unspektakulär.<br />
Nur der italienische Name »Magnifi<br />
ca Communità di Fiemme« erfasst diese<br />
Institution wirklich: in der Tat eine großartige<br />
Talgemeinschaft! Bereits seit dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
werden die Holz- <strong>und</strong> Wasserressourcen<br />
des Val di Fiemme <strong>und</strong> des Val di Fassa<br />
sowie einer Gemeinde in Südtirol zum Wohle<br />
der Talgemeinschaft autonom von den Bürgern<br />
»Hier, in den<br />
Wäldern r<strong>und</strong> um<br />
den Karersee,<br />
herrschen die<br />
Wilden vom<br />
Latemar.«<br />
verwaltet. Früher hatte die Talgemeinde sogar<br />
<strong>ihre</strong> eigene Gerichtsbarkeit <strong>und</strong> man sprach<br />
von einer Bauernrepublik. Der Sitz der Talgemeinde<br />
ist der Bischofspalast in Cavalese,<br />
der in sieben Jahren aufwendig restauriert<br />
wurde <strong>und</strong> nun neben der Verwaltung auch ein<br />
Museum mit 150 Werken von Michelangelo<br />
<strong>und</strong> Cristoforo Unterperger <strong>und</strong> weiteren Meistern<br />
der Fleimstaler Schule beheimatet. <strong>Die</strong><br />
ehemaligen Gefängnisse im Keller sind dabei<br />
auch einen Besuch wert.<br />
Für Geschichtsbegeisterte fi nden im Sommer<br />
wöchentlich Führungen durch den Palast statt,<br />
bei denen den Besuchern die Fleimstaler<br />
Vergangenheit in Form eines Theaterstücks<br />
nahegebracht wird.<br />
Öffnungszeiten des Bischofspalasts: Anfang<br />
Juli bis Mitte September von 9.30–12 Uhr <strong>und</strong><br />
von 15–18.30 Uhr; Führungen fünfmal täglich<br />
Inszenierung der Hexenprozesse<br />
längere Zeit nichts mehr von ihm gehört<br />
hatte, nahm sie an, dass er eines ehrenhaften<br />
Heldentodes gestorben war. In <strong>ihre</strong>r<br />
Trauer goss Dina jeden Tag die unzähligen<br />
blauen Blumen, die in den Wiesen ringsum<br />
blühten, mit dem glasklaren Wasser des<br />
Sees. <strong>Die</strong> blauen Blumen waren die Seelen<br />
der gefallenen Krieger, die von Raben aus<br />
den fernen Schlachtfeldern in die Wiesen<br />
des Lagorai gebracht wurden. Wer einer<br />
dieser Blumen an sieben aufeinander folgenden<br />
Tagen Wasser brachte, konnte den<br />
Gefallenen sehen <strong>und</strong> mit ihm sprechen.<br />
Leider suchte Dina <strong>ihre</strong>n Liebsten vergebens<br />
unter den blauen Blumen, sondern<br />
fand ihn eines Tages unter den Ehebrechern.<br />
Aus lauter Kummer starb Dina einen<br />
qualvollen Tod. Man erzählt sich, dass sie<br />
noch immer als w<strong>und</strong>erschöne Frau für die<br />
einen <strong>und</strong> als Hexe für die anderen über die<br />
Wiesen des Lagorai wandelt.<br />
Ob Dina nun eine der sechs Hexen ist, die jeden<br />
Januar durch Cavalese gezogen werden,<br />
weiß niemand so genau. In einer aufwendigen<br />
Inszenierung werden jährlich die Fleimstaler<br />
Hexenprozesse, ein Höhepunkt der<br />
norditalienischen Hexenjagd, nachgespielt.<br />
22 Frauen aus dem Val di Fiemme wurden<br />
im Frühjahr 1505 der Hexerei <strong>und</strong> Ketzerei<br />
bezichtigt <strong>und</strong> 18 von ihnen binnen weniger<br />
Tage am »Banco de la reson« (Bank der Vernunft)<br />
lebend verbrannt.<br />
Von den Hexenprozessen spricht Pio Bora<br />
nicht gerne, auch nicht von den Gefängnissen,<br />
die man im alten Bischofspalast in Cavalese<br />
besichtigen kann. Er ist auch der Sitz<br />
der »Magnifica Communità di Fiemme« (vgl.<br />
Kasten). <strong>Die</strong> Talgemeinschaft entscheidet,<br />
wie man das Val di Fiemme zum Wohle der<br />
Talbewohner verwalten sollte. »Darauf sind<br />
wir stolz. Unser Tal ist das einzige des Trentino,<br />
das niemals von einem König beherrscht<br />
wurde, sondern sich seit dem Jahr 1111 selbst<br />
verwaltet«, erzählt Pio Bora, <strong>und</strong> nimmt einen<br />
großen Schluck von seinem Larixbier.<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Lago Brutto – der »hässlich See« –<br />
<strong>und</strong> trotzdem einer der schönsten<br />
im Lagoraigebirge<br />
Fotos: A. Campanile, F. Cerri<br />
KOMPAKT<br />
Durchquerung des Lagorai auf dem<br />
»Trekking delle Leggende«<br />
Charakter: Wanderung durch unberührte Natur<br />
<strong>und</strong> farbiges Porphyrgestein, vorbei an vielen<br />
Seen <strong>und</strong> Blumenwiesen; mit etwas Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Kondition gut zu bewältigen<br />
Strecke: Vom Manghen-Pass über den Lagorai<strong>und</strong><br />
Sadole-Pass zur Cauriol-Hütte, der einzigen<br />
bewirtschafteten Übernachtungsmöglichkeit.<br />
Weiter über die Cadinon- <strong>und</strong> Coltorondo-<br />
Scharte zum Biwak »Paolo e Nicola«, <strong>und</strong> durch<br />
den Naturpark Paneveggio auf den Colbricon<br />
(2602 m) <strong>und</strong> hinunter zum Rollepass<br />
Route: Das Trekking kann in 4 Tagen mit 3<br />
Übernachtungen (Zelt, Cauriol-Hütte, Biwak<br />
»Paolo e Nicola« oder »Aldo Moro«) begangen<br />
werden. Möchte man den Cauriol (2929 m)<br />
besteigen, sollte man eine zusätzliche Nacht in<br />
der Cauriol-Hütte einplanen.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober<br />
Höhenunterschied: ca. 4000 Hm im Aufstieg<br />
Gehzeit: 4 bis 5 Tage<br />
Ausgangs- <strong>und</strong> Endpunkt: Start am Manghen<br />
Ein edler Trentiner Tropfen<br />
Auch macht ihn stolz, dass Stefano Gilmozzi<br />
seit 1999 in Cavalese, dem wirtschaftlichen<br />
Zentrum des italienischen Tales,<br />
wieder Bier braut: Ganz naturbewusst<br />
ohne Zusatz- <strong>und</strong> Konservierungsstoffe<br />
entsteht aus den mehrheitlich aus dem Tal<br />
stammenden Zutaten ein besonderer Tropfen<br />
für ein besonderes Tal. Das Larixbier,<br />
das leicht nach Kaffee <strong>und</strong> getrockneten<br />
Pflaumen schmeckt, verdankt seinen Namen<br />
den vielen Lärchen im Tal. Eine weitere<br />
Sorte, das Lupinus, wird mit wild wachsenden<br />
Lupinen verfeinert <strong>und</strong> erinnert an<br />
die Tradition des im Nachbardorfes Altrei<br />
produzierten Lupinenkaffees. Pio ist das<br />
aber alles ziemlich egal! Ihm schmecken<br />
sie alle, auch das Nosa mit wildem Hopfen<br />
oder das klassische Helle, das »Birra di<br />
Fiemme«. Er genießt den Feierabend im<br />
Tal, lässt seinen Blick über die Zinnen des<br />
Lagorai schweifen, <strong>und</strong> vielleicht auch seine<br />
Gedanken. Was gibt es Schöneres nach<br />
getaner Arbeit: brennende Fußsohlen, ein<br />
letzter Blick auf die nahen Gipfel, Wiesen<br />
<strong>und</strong> Wälder <strong>und</strong> ein kühles Helles. ◀<br />
Pass (2047 m), Ende am Rollepass (1984 m);<br />
von hier mit dem Bus zurück ins Tal<br />
Informationen: Azienda per il turismo Val di<br />
Fiemme, Tel. 00 39/04 62/24 11 11,<br />
www.visitfi emme.it/cosa-fare/estate/trekkingdel-lagorai-de,<br />
www.visittrentino.it/trekking<br />
Aktionen 2013: Freiluftkonzerte mit renommierten<br />
Musikern (»Il Suoni delle Dolomiti«)<br />
fi nden in der ganzen Region Trentino statt; Feinschmecker-Gerichte<br />
auf mehr als 50 Schutzhütten<br />
(»I Rifugi del Gusto«) vom 21. Sept. bis 6.<br />
Okt.; alle Infos unter www.visittrentino.it<br />
Karte: Wanderkarte erhältlich im Tourismusbüro<br />
Val di Fiemme mit Sitz in Cavalese oder<br />
Tabacco-Karte 1:25 000, Nr. 014 »Val di<br />
Fiemme–Lagorai–Latemar«<br />
Anreise: Von der A22 Ausfahrt Neumarkt/Auer<br />
auf die Dolomiten-Staatsstraße SS48. Mit dem<br />
Zug von Süden aus bis Trento-Hbf. bzw. nach<br />
Auer, von Norden aus bis Bozen-Hbf.; weiter ins<br />
Val di Fiemme mit Linienbussen<br />
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AUF TOUR<br />
An diesem Wetzsteinbruch<br />
kommt man<br />
bei der Wanderung auf<br />
Schartenköpfl <strong>und</strong><br />
Rosengarten vorbei.<br />
Der Röthenbach<br />
schickt sein Wasser<br />
über viele Stufen<br />
<strong>und</strong> Wasserfälle.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄12
SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />
Teil 13: Flyschsedimente am Alpenrand<br />
Fotos: Siegfried Garnweidner (2), Ulrich Lagally<br />
Bike & Hike<br />
zur Hohen<br />
Bleick<br />
<strong>Die</strong> Turbidite am Hohen Trauchberg sind ein besonders<br />
ausdrucksvolles geologisches Lehrbeispiel<br />
<strong>und</strong> wurden als eines von Bayerns schönsten Geotopen<br />
ausgezeichnet. Von Siegfried Garnweidner<br />
(Tour) <strong>und</strong> Ulrich Lagally (Geologie)<br />
Nicht ohne mein Fahrrad! 26<br />
Kilometer Entfernung <strong>und</strong><br />
825 Meter Höhenunterschied<br />
gehen vernünftige<br />
Menschen normalerweise<br />
nicht zu Fuß, vor allem, wenn es gut ausgebaute<br />
Straßen bis fast auf die Gipfelhöhen<br />
hinauf gibt <strong>und</strong> das Mountainbiken<br />
ausnahmsweise mal nicht verboten ist.<br />
So ein Bike-Dorado findet sich am Hohen<br />
Trauchberg in den Ammergauer Alpen.<br />
Wir schwingen uns also in Halblech<br />
beim Parkplatz der Kenzenhütte in<br />
den Sattel <strong>und</strong> steuern ern das Stahlross<br />
ohne nennenswerte Steigungen<br />
am Halblech entlang. Schon<br />
nach ein paar Minuten treffen<br />
wir bei den Forstgebäuden<br />
auf eine Büste<br />
von Kurfürst Maximilian<br />
IV. Joseph von Bayern,<br />
dem späteren König Max I. Was hat es<br />
damit für eine Bewandtnis?<br />
<strong>Die</strong> Einwohner der Pfarreien Trauchgau<br />
<strong>und</strong> Niederhofen sowie die Klöster Steingaden<br />
<strong>und</strong> Rottenbuch nutzten seit alters<br />
die Wälder am Trauchberg für die Holzversorgung.<br />
Dabei scherten sie sich kaum<br />
darum, dass der Wald nicht ihnen, sondern<br />
den bayerischen Kurfürsten gehörte.<br />
Streitigkeiten blieben nicht aus. Damit<br />
diese ein für alle Mal beendet wurden,<br />
schenkte der Kurfürst den Berech-<br />
tigten von Buching <strong>und</strong> Trauchgau<br />
einen großen Waldbereich. Damit<br />
war ab 1799 die Versorgung mit<br />
Holz sichergestellt. Zur Erinne-<br />
Büste von<br />
Kurfürst Maximilian<br />
IV. Joseph von Bayern<br />
Spurenfossilien sind der Beweis<br />
für urzeitliches Leben.<br />
Flyschgestein<br />
Nördlich der Kalkalpen<br />
befindet sich die Flysch-<br />
Zone, ein schmaler, meist<br />
nur wenige Kilometer<br />
breiter Gebietsstreifen.<br />
Sie erstreckt sich, aus der<br />
Schweiz <strong>und</strong> Vorarlberg<br />
kommend, in Bayern bis<br />
zur Salzach. Ihre meist<br />
bewaldeten Höhenzüge<br />
bestehen vorwiegend aus<br />
weichen Sand-, Ton- <strong>und</strong><br />
Mergelsteinen. <strong>Die</strong> Flyschgesteine<br />
entstanden im<br />
Verlauf von vielen Jahrmillionen<br />
zur Zeit der<br />
Kreide in einem Meeresbecken,<br />
das verschwand,<br />
als die Entwicklung des<br />
Alpengebirges begann.<br />
Ausgelöst wurde dieser<br />
Vorgang durch die Kollision<br />
des afrikanischen<br />
mit dem europäischen<br />
Kontinent. Dabei wirkten<br />
ungeheure Kräfte auf die<br />
Erdkruste ein. Dort, wo<br />
die Kontinente aneinander<br />
prallten, entstanden<br />
in einer Art »Knautschzone«<br />
die Alpen. Dabei<br />
wurden die bereits<br />
vorhandenen Gesteinsablagerungen<br />
vom Untergr<strong>und</strong><br />
abgelöst, steil<br />
gestellt, gefaltet <strong>und</strong> so<br />
in den geologischen Gebirgsbau<br />
mit einbezogen.<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87
Fotos: Siegfried Garnweidner (3); Grafi k: © LfU<br />
GEOTOP<br />
Aus der Tiefsee: Turbidite/Flyschgesteine<br />
Flyschgesteine entstehen<br />
größtenteils aus untermeerischen<br />
Trübeströmen, einem<br />
Gemisch aus Wasser <strong>und</strong><br />
Schlamm. <strong>Die</strong>se fl ießen<br />
unregelmäßig <strong>und</strong> in vielfacher<br />
Folge, oft ausgelöst<br />
durch Erdbeben, lawinenartig<br />
mit hoher Geschwindigkeit<br />
von Schelfbereichen über<br />
Einmal noch<br />
kräftig in die<br />
Pedale treten:<br />
das letzte<br />
steilere Stück<br />
beim Anstieg zur<br />
Hohen Bleick<br />
Abhänge in die Tiefsee ab.<br />
Sobald sie den fl acheren<br />
Tiefseeboden erreichen <strong>und</strong><br />
damit die Geschwindigkeit<br />
abnimmt, lagert sich zunächst<br />
gröberes <strong>und</strong> schwereres,<br />
darüber nach <strong>und</strong> nach<br />
immer feineres Material ab.<br />
Derartige, meist rhythmisch<br />
geschichtete Meeresablagerungen<br />
bezeichnet man als<br />
Turbidite. Aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Ausbildung<br />
lassen sie auf meist<br />
sehr weite Transportwege am<br />
Tiefseegr<strong>und</strong> schließen. So<br />
zeigen heutige Beobachtungen<br />
in den Weltmeeren, dass<br />
Trübeströme Entfernungen von<br />
mehreren tausend Kilometern<br />
zurücklegen können.<br />
Typische Turbiditabfolgen entstehen, wenn Trübeströme aus Schlamm <strong>und</strong> Wasser vom<br />
seichten Kontinentrand in Tiefseebereiche abgleiten <strong>und</strong> dort <strong>ihre</strong> Fracht absetzen.<br />
rung daran wurde von der 70 Jahre später<br />
gegründeten Waldkörperschaft Buching-<br />
Trauchgau das Denkmal errichtet.<br />
Das betreute Waldgebiet umfasst 5100<br />
Hektar. Davon besitzen etwa 60 % Schutzwaldfunktionen,<br />
wodurch Siedlungen <strong>und</strong><br />
Straßen weitgehend vor Steinschlag, Lawinen,<br />
Hochwasser <strong>und</strong> Muren geschützt werden.<br />
Auf andere Weise ist der erforderliche<br />
Schutz auf dem weichen Boden aus Flyschgestein<br />
am Trauchberg nicht zu erreichen.<br />
<strong>Die</strong> Berge hier liegen in der so genannten<br />
Flyschzone, einer schmalen geologischen<br />
Baueinheit am nördlichen Alpenrand.<br />
»Flysch« ist ein Lokalbegriff aus der Schweiz,<br />
der so viel bedeutet wie fließen, vermutlich<br />
weil die Berge vorwiegend aus wenig verfestigten,<br />
erosionsanfälligen Gesteinen bestehen.<br />
Dort bilden sich oft Rutschungen, wo<br />
sich natürlich kaum Bewuchs hält, <strong>und</strong> es<br />
entstehen so genannte Blaiken (= Erosionsform<br />
in steilem Gelände). Um dem Jungwald<br />
eine Chance zu geben, musste auch<br />
der Wildbestand drastisch reduziert werden,<br />
<strong>und</strong> so finden wir heute eine weitgehend<br />
intakte, mit Forstwegen durchzogene<br />
riesige Bergwaldfläche vor.<br />
Holzwirtschaft versus Naturschutz?<br />
Wir strampeln auf der breiten, gemütlich<br />
zu fahrenden Straße in Richtung Kenzenhütte<br />
weiter <strong>und</strong> es fällt auf, dass der Halblech<br />
mal frei, dann wieder in einem »Korsett«<br />
das Tal hinaus fließt. Das seit 1986 unter<br />
Naturschutz stehende Ammergebirge<br />
wurde früher intensiv zur Holzgewinnung<br />
<strong>und</strong> für die Waldweide genutzt. Eine starke<br />
Erosion des weichen, wasserdurchlässigen<br />
Bodens war die unvermeidliche Folge. Insgesamt<br />
entwässert der Halblech ein Niederschlagsgebiet<br />
von 50 km². Bei größeren Unwettern<br />
kommt eine enorme Wassermenge<br />
zusammen, die große Geschiebemengen<br />
transportiert <strong>und</strong> zu verheerenden Hochwassern<br />
führen kann. Weil die Wildbäche<br />
in diesem Gebiet sehr aktiv sind, wurden<br />
zwar schon im Jahr 1911 die ersten größeren<br />
wasserbaulichen Eingriffe am Unterlauf<br />
des Halblechs vorgenommen, doch hat<br />
man nur das Nötigste getan. Insgesamt war<br />
das Halblechgebiet in einem so maroden<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Der Doppio Covolo<br />
im Wasserfallpark<br />
ist eine eigenartige<br />
Spielerei der Natur.<br />
Foto: Ulrich Lagally<br />
Belastungs-, Schleif- <strong>und</strong><br />
Strömungsmarken an den<br />
Schichtgrenzen erzählen von<br />
den dynamischen Verhältnissen<br />
bei der Ablagerung von<br />
Trübeströmen.<br />
Eine geologische Infotafel<br />
gibt sachk<strong>und</strong>ige Auskunft.<br />
Direkt am Röthenbach<br />
ragen<br />
die eigentümlich<br />
gegliederten<br />
Felswände auf.<br />
Das Geotop…<br />
… zeigt die Gesteine der so genannten<br />
Piesenkopf-Formation,<br />
die vor etwa 85 Millionen Jahren<br />
entstand. <strong>Die</strong> vielfache, rhythmische<br />
Wiederholung von Ablagerungszyklen<br />
ist an dieser Stelle<br />
in typischer Weise ausgebildet<br />
<strong>und</strong> gilt als Paradebeispiel für<br />
Flyschsedimente des alpinen<br />
Raumes. <strong>Die</strong> Schichten sind aus<br />
unzähligen, untermeerischen<br />
Trübeströmen entstanden <strong>und</strong><br />
die meist nur einige Dezimeter<br />
mächtigen »Turbidit-Zyklen«<br />
bestehen überwiegend aus Kalk-,<br />
Mergel- <strong>und</strong> Tonsteinen. Charakteristisch<br />
ist die Korngrößensortierung<br />
dieser Zyklen: die gröbsten<br />
Körner findet man an der<br />
Basis, die feinsten am Top einer<br />
solchen Abfolge.<br />
Typisch für die Untergrenze der<br />
Lagen sind so genannte Sohlmarken,<br />
das sind Sedimentstrukturen<br />
in Form eigenartiger Wülste.<br />
Aus manchen Bildungen kann<br />
man sogar auf die Fließrichtung<br />
der Trübeströme schließen. Und<br />
auf der Oberseite der Schichten<br />
blieben mitunter verschiedene<br />
Kriech- <strong>und</strong> Weidespuren von<br />
Tiefseebewohnern, die den Meeresboden<br />
zwischen den einzelnen<br />
Turbidit-Ereignissen besiedelten,<br />
erhalten.<br />
Zustand, dass sein Fortbestand als Natur<strong>und</strong><br />
Wirtschaftsraum ernstlich in Frage<br />
stand, weshalb weitere umfangreiche Sicherungsmaßnahmen<br />
folgen mussten.<br />
Dem Halblech sind nur im Oberlauf zwei<br />
kurze naturnahe Fließstrecken geblieben.<br />
Schließlich mussten auch die Zuläufe, wie<br />
der Röthenbach, ausgebaut werden. Wald<br />
<strong>und</strong> Weide wurden getrennt, man legte ein<br />
weitverzweigtes <strong>Wege</strong>netz an, Wieder- <strong>und</strong><br />
Neuaufforstungen, umfangreiche Wildbachverbauungen<br />
<strong>und</strong> Hangsicherungen<br />
wurden durchgeführt. Nur so war es möglich,<br />
Siedlungen, Straßen <strong>und</strong> landwirtschaftliche<br />
Flächen vor größeren Schäden<br />
zu bewahren.<br />
Wir biegen aus dem Halblechtal links ab<br />
<strong>und</strong> mühen uns einen steilen Hang hinauf,<br />
dann geht es wieder abwärts <strong>und</strong> links herum<br />
ins Röthenbachtal. Schon bald erreichen<br />
wir als Highlight der Tour das Geotop:<br />
Direkt auf der gegenüberliegenden Seite<br />
des Wildbachs ragen eigentümlich gegliederte<br />
Felswände in die Höhe (siehe Infokasten<br />
Geotop).<br />
Anschließend geht es noch lange das Röthenbachtal<br />
hinauf <strong>und</strong> wir sehen immer<br />
wieder fasziniert, wie der felsige Untergr<strong>und</strong><br />
dem Bach seinen Lauf vorgibt <strong>und</strong><br />
ihn über viele Stufen <strong>und</strong> Wasserfälle<br />
schickt, bis wir schließlich links abbiegen<br />
<strong>und</strong> dem Wegverlauf zu den beiden Gipfeln<br />
von Niederbleick <strong>und</strong> Hoher Bleick folgen.<br />
Bei der Talabfahrt über die Unterreither<br />
Ruh gibt es außer einem brillanten Aussichtsplatz<br />
<strong>und</strong> dem schönen Trauchgau<br />
mit der idyllischen Landschaft des Ostallgäus<br />
nichts, was den flotten Downhillritt<br />
bremsen könnte.<br />
◀<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: Teil 14: Das Schlernriff <strong>und</strong><br />
der Geologensteig auf der Seiser Alm<br />
KOMPAKT<br />
Hohe Bleick<br />
(1638 m), Ammergauer<br />
Alpen<br />
Charakter: Lange, aber leichte Bike &<br />
Hike-Tour mit ein paar kurzen Steiletappen<br />
Anforderungen: Etwas Ausdauer kann<br />
nicht schaden.<br />
Ausgangs-/Endpunkt: Wanderparkplatz<br />
der Kenzenhütte (829 m)<br />
Hütten: Keine<br />
Zeit: Auffahrt <strong>und</strong> Aufstieg 3½ Std.;<br />
Abstieg <strong>und</strong> Abfahrt 1 Std.<br />
Karte: Topografi sche Karte des Bayer.<br />
Landesamtes für Vermessung <strong>und</strong> Geoinformation<br />
1:50 000, Blatt UK<br />
50-48; Alpenvereinskarte<br />
1:25 000, Blatt BY 6<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89
KAUFBERATUNG: Multifunktionsschuhe<br />
<strong>Die</strong> richtige<br />
Kreuzung<br />
Multifunktionsschuhe sind im Idealfall<br />
eine Mischung aus luftigen Trailrunnern<br />
<strong>und</strong> robusten Wanderschuhen, mit denen<br />
man leichtfüßig, aber doch sicher unterwegs<br />
ist. Wir zeigen Ihnen, wofür sich die<br />
verschiedenen Konstruktionen am besten<br />
eignen. Von Christian Schneeweiß<br />
Foto: Bernd Ritschel<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Je nach Profil geben Multifunktionsschuhe<br />
auch auf<br />
felsigen Passagen Halt.<br />
Da es für den Begriff »Multifunktionsschuh«,<br />
also einen leichten<br />
sportlichen Outdoor-Halbschuh,<br />
keine feste Definition gibt, ist<br />
das Einsatzspektrum dieser bequemen<br />
<strong>und</strong> leichten Schuhe beim Bergsteigen<br />
recht vielseitig. Es reicht vom aus<br />
dem Trailrunningschuh (z. B. La Sportiva<br />
<strong>und</strong> Mammut MTR) entwickelten, leichten<br />
<strong>und</strong> luftigen Speedhiker (v. a. Meindl) mit<br />
griffigem Profil bis zum robusten Approachmodell<br />
(z. B. Aku <strong>und</strong> Salewa) bzw.<br />
zum leichten Wandermodell (z. B. Lowa).<br />
Viele Multifunktionsschuhe werden auch<br />
für die Freizeit oder zum Laufen eingesetzt,<br />
<strong>und</strong> fast alle gibt es in Männer- <strong>und</strong> Frauenversion.<br />
Niedriger Leichtbau: Schaft <strong>und</strong> Gewichte<br />
Multifunktionsschuhe besitzen einen niedrigen<br />
Schaft, der sowohl die Beweglichkeit<br />
des Fußes erhöht als auch den sommerlichen<br />
Hitzestau verringert. Nachteil ist, dass<br />
man leicht seitlich umknicken kann, weshalb<br />
häufig mittelhohe Varianten erhältlich<br />
sind. Besonders die von Laufschuhen<br />
abgeleiteten Modelle können aber kaum<br />
abknicken. Alle vorgestellten Multifunktionsschuhe<br />
wiegen in Größe 45 unter ein<br />
Kilogramm pro Paar (meist um 850 g! Salomon/Merrell<br />
730 g) bzw. unter 850 Gramm in<br />
Frauengröße 42 (Mammut MTR 680 g).<br />
Atmung mit Abriebschutz: Obermaterial<br />
<strong>und</strong> Verstärkungen<br />
Um Gewicht zu sparen <strong>und</strong> mehr Schweißdampf<br />
durchzulassen, besteht das Obermaterial<br />
von Multifunktionsschuhen aus<br />
leichten Textilien, die an der Schnürung<br />
mit zähem Leder <strong>und</strong> zum Schutz der Flanken<br />
häufig mit Gittern aus Kunststoff oder<br />
gummiertem Leder (z. B. Vaude <strong>und</strong> Lowa)<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91
<strong>Die</strong> Suche nach<br />
dem Richtigen<br />
Welcher Schuh optimal passt, hängt von vielen<br />
Faktoren ab. Auf diese Details sollten Sie bei<br />
der Anprobe auf jeden Fall achten.<br />
EINLAGEN<br />
Robuste Einlagen sind meist weniger<br />
dampfdurchlässig (außer Gitter-<br />
Schaumstoff), lassen sich aber im<br />
Gegensatz zu weichen offenzelligen Einlagen<br />
nach Herausnahme zum Trocknen<br />
leicht wieder in den Schuh einführen.<br />
SCHNÜRUNG<br />
Eine leichtgängige Schlaufenschnürung<br />
ist angenehmer, eine Zugschnürung<br />
fester (kann sich aber lockern), eine<br />
Ösenschnürung zum Nachziehen umschließt<br />
den Fuß exakter.<br />
TIPP<br />
Das gilt für<br />
jedes Modell<br />
■ Membran: Viele der vorgstellten Schuhe<br />
gibt es mit oder ohne Membran. Mit sind sie<br />
zwar regendicht; Textilschuhe ohne Membran<br />
sind dafür aber dampfdurchlässiger <strong>und</strong><br />
wärmen weniger auf.<br />
■ Passform: Da Multifunktionsschuhe<br />
sich in der Regel an die Fußform anpassen,<br />
sollte man sie nicht zu groß kaufen, um<br />
optimalen Halt am Fuß, zur Seite <strong>und</strong> mit<br />
dem Profi l zu erhalten.<br />
OBERMATERIAL<br />
Das Obermaterial des Schuhs besteht<br />
im Idealfall aus sehr dampfdurchlässigem<br />
Meshtextil, das aber an Spitze,<br />
Rand <strong>und</strong> Flanken verstärkt sein sollte.<br />
ABSATZ<br />
Für jeden Schuh<br />
gilt: Da nur wenige<br />
Multifunktionsschuhe<br />
einen nennenswerten<br />
Absatz besitzen,<br />
sollte man bei<br />
steilen Abstiegen<br />
den gesamten Fuß<br />
belasten, um das<br />
gesamte griffi ge<br />
Profi l zur Geltung zu<br />
bringen, um nicht<br />
auszurutschen.<br />
PROFIL<br />
Das Profi l muss nicht tief<br />
(3–4 mm reicht), aber außer<br />
auf Fahrwegen oder felsigen<br />
Steigen griffi g <strong>und</strong> doch dreckabweisend<br />
sein.<br />
SOHLE<br />
<strong>Die</strong> Sohle sollte weicher gedämpft sein als bei<br />
Wander- oder gar Trekkingschuhen <strong>und</strong> doch<br />
durch Kombination aus hartem Mittelfuß <strong>und</strong><br />
weichem Vorderfuß Umknicken verhindern.<br />
92<br />
<strong>Bergsteiger</strong> ei<br />
ger<br />
06⁄13
Fotos: Bernd Ritschel (1), Andreas Strauß<br />
überzogen sind. Noch dampfdurchlässiger<br />
ist Meshgewebe (z. B. La Sportiva <strong>und</strong> Meindl),<br />
das dafür aber auch anfälliger gegen Stöße<br />
<strong>und</strong> Abrieb ist. Eine wasserdicht-atmungsaktive<br />
(GoreTex-)Membran erweitert den<br />
Wettereinsatz der Schuhe, verringert jedoch<br />
deren Dampfdurchlässigkeit. Robustere<br />
Modelle mit glatten Profilabschnitten<br />
sind eher Approachschuhe, die sich auch<br />
für leichtes Klettern oder Klettersteige eignen<br />
(Aku <strong>und</strong> Salewa).<br />
<strong>Die</strong> leicht gebauten Multifunktionsschuhe<br />
müssen zumindest vorne <strong>und</strong> hinten Verstärkungen<br />
besitzen. <strong>Die</strong> Zehenkappe sollte<br />
etwas über den Vorderfuß gezogen sein <strong>und</strong><br />
die Fersenkappe zur Formstabilisierung<br />
beitragen. Bei La Sportiva, Vaude <strong>und</strong> Meindl<br />
schützt eine umlaufende Randgummierung<br />
das empfindliche Meshtextil.<br />
Für Passagen über Stock <strong>und</strong> Stein dürfen die Sohlen nicht zu weich sein.<br />
Komfort dank Futter mit Einlage<br />
Das Futter der Sommerschuhe sollte möglichst<br />
atmungsaktiv sein <strong>und</strong> kaum wärmen.<br />
Am effizientesten ist poriges Textilfutter,<br />
da es viel Dampf durchlässt <strong>und</strong><br />
dennoch robust ist. Der niedrige Schaft-<br />
abschluss oder der ganze Schaft ist mit<br />
Schaumstoff gepolstert (Mammut MTR anpassend).<br />
Nicht zu unterschätzen ist die<br />
Schweißabsorption oder -weiterleitung<br />
der zum Trocknen herausnehmbaren, mit<br />
Schaumstoff gepolsterten Einlage mit<br />
So bewertet der BERGSTEIGER<br />
EINSATZBEREICH<br />
Befestigter Weg: Der Schuh sollte<br />
eine sehr gute Fußbett-Dämpfung<br />
<strong>und</strong> ein nicht zu griffi ges Profi l<br />
(schnelle Abnutzung, evtl. Durchdrücken<br />
des Profi ls) besitzen sowie<br />
harmonisch über den gesamten<br />
Fuß abrollen.<br />
Erdiger Fußpfad: Ein griffi ges,<br />
dreckabweisendes Profi l ist ideal<br />
für typische Voralpentouren, eine<br />
gewisse Robustheit des gesamten<br />
Schuhs für schotterige Pfade.<br />
Weiche Fersendämpfung <strong>und</strong> ein<br />
(Profi l-)Absatz erleichtern den<br />
Abstieg.<br />
Steig/Gelände: Das Profi l mit<br />
Absatz sollte sehr griffi g <strong>und</strong><br />
dreckabweisend sein sowie ein<br />
Gefühl für den Untergr<strong>und</strong> ohne<br />
Durchdrücken (Geröll) vermitteln,<br />
während der Schuh guten (Seiten-)<br />
Halt bieten sollte.<br />
Felsig/Fels: Das Profi l sollte Reibungsfl<br />
ächen oder eine blockige<br />
Struktur von den Zehen bis zum<br />
Innenballen besitzen, der Schuh<br />
sehr guten Fußhalt <strong>und</strong> Seitenhalt<br />
bieten <strong>und</strong> etwas robuster sein.<br />
Auch Schuhe mit niedrigem negativem<br />
Profi l können sich für felsige<br />
Steige oder Klettersteige eignen.<br />
KONSTRUKTION<br />
Zum besseren Vergleich erfolgten<br />
alle Tests mit zwei unterschiedlichen<br />
Schuhmodellen an den Füßen.<br />
<strong>Die</strong> Schnürung variierte je nach<br />
Einsatzbereich: Für enges Anliegen<br />
war Nachziehen erforderlich, für<br />
Komfort eine leichtgängige Schnellschnürung<br />
<strong>und</strong> für sportliche Modelle<br />
eine effi ziente Zugschnürung.<br />
Sie wurde daher nicht bewertet.<br />
Der Seitenhalt wurde zwar durch<br />
Stehen auf einem Balken <strong>und</strong> beim<br />
Gehen geprüft. Aber letztlich waren<br />
Fußhalt <strong>und</strong> Profi lgriff entscheidend<br />
für die Geländegängigkeit. Ein Einkanten<br />
der Sohlen war kaum möglich<br />
(am ehesten Salewa <strong>und</strong> Aku).<br />
Der Profilgriff wurde durch Gehen<br />
auf matschiger Erde, auf steiler<br />
Wiese <strong>und</strong> beim Fahrwegsabstieg<br />
ermittelt. Herausragend griffi g<br />
waren Adidas <strong>und</strong> Mammut MTR,<br />
nur mäßig griffi g Aku <strong>und</strong> Salewa<br />
(können v. a. bei Nässe rutschen).<br />
<strong>Die</strong> Dreckabweisung war im<br />
Vergleich zu normalen Bergschuhen<br />
phänomenal. Am ehesten blieb<br />
Dreck beim Abstieg unter der Ferse<br />
hängen. Salomon, Vaude, Merrell<br />
<strong>und</strong> Aku ragten hier heraus.<br />
Beim Abrollen wurde sowohl die<br />
ergonomische Bewegung des Vorderfußes<br />
über den Ballen <strong>und</strong> die<br />
Aufbiegung der Zehen als auch das<br />
Rollen über die Ferse bewertet. La<br />
Sportiva, Mammut MTR <strong>und</strong> Merrell<br />
waren praktisch widerstandsfrei<br />
<strong>und</strong> rollten auch beim Abstieg gut<br />
über die Ferse ab.<br />
<strong>Die</strong> Umschließung des Fußes mittels<br />
Vorformung (v. a. Adidas) plus<br />
die Anpassung mittels Schnürung<br />
ergibt den Fußhalt. Bewertet wurde<br />
ein möglichst geringes Verrutschen<br />
des Fußes von der Ferse bis zum<br />
Das meist sehr griffige Profil der<br />
Schuhe gräbt sich in alles Weiche<br />
ein, vom Sand über matschige<br />
Erde bis Gras (auch seitlich, aber<br />
kein Einkanten; Mammut MTR).<br />
Zehenbereich. Selbst bei vorn<br />
breiteren Fußbetten verschoben<br />
sich die Füße bei Hangquerungen<br />
kaum im Schuh (außer Mammut<br />
MTR, Merrell <strong>und</strong> Vaude; Meindl für<br />
breitere Füße).<br />
<strong>Die</strong> Sohlendämpfung wurde im Abstieg<br />
über einen guten Schotterweg<br />
geprüft. <strong>Die</strong> weichsten Dämpfungen<br />
erhielten die besten Bewertungen<br />
(Salomon <strong>und</strong> Merrell), sind<br />
aber für lange Abstiege oder mit<br />
schwererem Gepäck weniger gut als<br />
mittlere (Aku, Lowa <strong>und</strong> Mammut<br />
Claw).<br />
Auch auf steilen <strong>Wege</strong>n kommt<br />
man mit Multifunktionsschuhen<br />
nicht ins Rutschen (weiß<br />
Männerversion Mammut MTR,<br />
grau Adidas).<br />
06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93
EXPERTEN-TIPP<br />
»Bei Frauenmodellen<br />
achtet man besonders<br />
auf Stabilität <strong>und</strong><br />
Halt im Fußgewölbe.«<br />
An Klettersteig<br />
<strong>und</strong> Fels ist ein<br />
negatives oder mit<br />
Reibungsflächen<br />
versehenes Profil<br />
gefragt.<br />
Michael Krell ist Handels-Manager<br />
für Schuhe bei Salomon<br />
Tipp 1 Für die nötige Stabilität im Schuh<br />
sorgen eine optimale Passform im Mittel- <strong>und</strong><br />
Vorfußbereich, umfassender Fersenhalt <strong>und</strong><br />
eine Schnürung, die den Fuß gut umschließt.<br />
Des Weiteren ist der Grip entscheidend: Nur<br />
ein optimaler Sohlenaufbau mit entsprechender<br />
Dämpfung, gutem Abrollverhalten <strong>und</strong><br />
robustem Sohlenprofi l gewährleisten<br />
Trittfestigkeit <strong>und</strong> damit sicheres Vorankommen<br />
am Berg. Ein sportlicher Multifunktionsschuh<br />
sollte sich optimal an das Terrain anpassen<br />
<strong>und</strong> direkten Bodenkontakt ermöglichen, was<br />
durch eine fl exible Zwischensohle erreicht wird.<br />
Grip <strong>und</strong> Widerstandfähigkeit ist von der<br />
Außensohle abhängig: <strong>Die</strong>se sollte so<br />
aufgebaut sein, dass sie eine optimale<br />
Balance zwischen einer härteren Gummimischung<br />
für Langlebigkeit <strong>und</strong> einer weicheren<br />
Mischung für Grip <strong>und</strong> Vortrieb gewährleistet.<br />
Tipp 2 Frauenmodelle sind optimal an die<br />
weibliche Anatomie angepasst. Das beginnt<br />
beim Leisten, der bei Frauen im Ballenbereich<br />
in der Regel schmaler ist, bis hin zur Passform<br />
im Mittel- <strong>und</strong> Vorfuß. Der Fersenbereich ist<br />
etwas schlanker. Bei Frauenmodellen wird<br />
besonders auf Halt <strong>und</strong> Stabilität im<br />
Fußgewölbe geachtet.<br />
Tipp 3 Ob der Schuh wasserdicht-atmungsaktiv<br />
oder membranfrei sein sollte, kommt<br />
ganz auf den Einsatzbereich an. Jemand, der<br />
bei höheren Temperaturen unterwegs ist, wird<br />
sicher einen Mesh-Schuh vorziehen. Ein Schuh<br />
mit Membran ist vor allem dann ratsam, wenn<br />
er das ganze Jahr hindurch bei unterschiedlichsten<br />
Witterungen getragen werden soll.<br />
Im Segment<br />
der Sportschuhe<br />
haben sich<br />
Einlagen durchgesetzt,<br />
die<br />
Schweiß weiterleiten.<br />
Fotos: Bernd Ritschel (2), Andreas Strauß, privat<br />
Textilbezug. Undurchlässiger Schaumstoff<br />
ist zwar robust, ermöglicht aber nur<br />
Schweißabsorption (The North Face hohe<br />
Kapazität): <strong>Die</strong> Socken werden unterm Fuß<br />
feucht. Deshalb haben sich im Segment der<br />
Sportschuhe offenzellige Schaumeinlagen<br />
durchgesetzt (z. B. Adidas), die den Schweiß<br />
auch weiterleiten, aber ohne Verstärkung<br />
(Lowa Form-Textil) anfällig sind. Alternativ<br />
gibt es dampfdurchlässigen Gitter-Schaumstoff<br />
(z. B. Aku) oder vorn gelochte Einlagen<br />
(z. B. verstärkte La Sportiva).<br />
Gut angepasst: Schnürung <strong>und</strong> Fußraum<br />
<strong>Die</strong> klassische Ösen- <strong>und</strong> Hakenschnürung<br />
ist bei Multifunktionsschuhen nicht üblich.<br />
Komfortabel sind leicht <strong>und</strong> teils ohne<br />
Nachziehen bedienbare Schlaufenschnürungen<br />
mit Öse als rücklaufstoppendem<br />
Abschluss (zum Beispiel Meindl). Besser der<br />
Form des Fußes anpassen lassen sich Ösenschnürungen,<br />
die man aber stückweise von<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Wanderhotel Gassner ****<br />
Trotz aller Leichtigkeit muss ein Schuh Halt auf unwegsamem Gelände geben.<br />
Gipfelglück-Woche inkl. Großvenediger-Besteigung<br />
unten nach oben teils mühsam nachziehen<br />
muss (perfekt Salewa). Von Laufschuhen<br />
stammen per Tanka statt Schleife schnell<br />
<strong>und</strong> effizient fixierbare, verstaubare Zugschnüre<br />
(Mammut MTR perfekt, aber kaum<br />
verstaubar).<br />
Zwar lassen sich die relativ weichen Multifunktionsschuhe<br />
der Form des Fußes recht<br />
gut anpassen. Trotzdem lässt sich grob zwischen<br />
besonders am Vorderfuß breiteren<br />
(Laufmodelle wie La Sportiva) oder insgesamt<br />
schmaler geschnittenen Modellen für<br />
besseren Seitenhalt beim Gelände-Einsatz<br />
(zum Beispiel Adidas) oder schmalere Füße<br />
(zum Beispiel Lowa) unterscheiden. Generell<br />
lassen Multifunktionsschuhe von der<br />
Ferse bis zum Mittelfuß kaum Spiel, so dass<br />
der Fuß stabilisiert ist <strong>und</strong> die Ferse nicht<br />
verrutscht.<br />
Sohlenhärte <strong>und</strong> Dämpfung<br />
Fast alle Sohlen der leichten Multifunktionsschuhe<br />
sind von der Ferse bis zum<br />
Mittelfuß aus mehr oder weniger steifem<br />
Kunststoff gefertigt. <strong>Die</strong>ser stützt den Fuß<br />
<strong>und</strong> erhöht die Torsionssteifigkeit. Im Vorderfuß<br />
sind sie weicher <strong>und</strong> rollen gleichmäßig<br />
ab (eher Lauftyp wie La Sportiva) oder<br />
besitzen eine Knickstelle unterm Ballen<br />
(eher Gelände- oder Felstyp wie Adidas <strong>und</strong><br />
Aku). Bei weicheren Sohlen können gröbere<br />
Steine <strong>und</strong> auf befestigten <strong>Wege</strong>n das eigene<br />
Profil spürbar sein (Ultraleichtschuhe<br />
Salomon, Merell, Mammut MTR <strong>und</strong> The North<br />
Face). Dafür hat man in diesen Schuhen ein<br />
besseres Gespür für den Boden (Aku <strong>und</strong><br />
Salewa).<br />
<strong>Die</strong> Dämpfung der Zwischensohle aus EVA<br />
(Ethylenvinylacetat) ist weicher als bei<br />
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Griffig: Allro<strong>und</strong>profil mit Häkchenstruktur,<br />
blockigem Zehen-/Fersenabschnitt <strong>und</strong><br />
Pro-/Supinationsschutz (links; Mammut<br />
Claw) bzw. Laufprofil mit Querstruktur <strong>und</strong><br />
Splittern für erdige <strong>Wege</strong> (La Sportiva)<br />
Stütze: Typische Kombination aus Flankenschutzgitter<br />
(hier gummiertes Leder) gegen<br />
Abrieb des dampfdurchlässigen Textilmaterials<br />
<strong>und</strong> als Verstärkung der stark beanspruchten<br />
Ansatzzone der Schnürung (Lowa)<br />
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TIPP<br />
Profilgriff<br />
Adidas<br />
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Aku<br />
Mates GTX<br />
La Sportiva<br />
Ultra Raptor<br />
Lowa<br />
Innox GTX Lo<br />
Mammut<br />
Claw II GTX<br />
Meindl<br />
SX 1 GTX<br />
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07 51/7 69 54 10,<br />
www.aku.it<br />
00 39/04 62/57 18 00,<br />
www.lasportiva.com<br />
0 81 37/99 90,<br />
www.lowa.de<br />
0 83 34/3 62 00,<br />
www.mammut.ch<br />
0 86 85/7 70 90,<br />
www.meindl.de<br />
Preis in Euro 159,95 135,- 129,- 149,95 140,- 149,90<br />
Gewicht<br />
in Größe<br />
920 g/Paar in 45 1000 g/Paar in 45 840 g/Paar in 45 980 g/Paar in 45 1000 g/Paar in 45 860 g/Paar in 45<br />
Obermaterial Ripstop-Textil mit Membran Grobtextil+Leder m. Membr. Mesh, vorn luftdurchlässig Textil+gitterlamin. Membr. Poren-Textil mit Membran Mesh-Textil mit Membran<br />
Verstärkungen Zehen- + Fersenkappe<br />
Hartgummi, Verstärkungen<br />
Zehen- + Fersenkappe<br />
gummiert, Verstärkungen<br />
Zehen-+Fersenkappe<br />
stabil, gummierter Rand<br />
Zehen- + Fersenkappe<br />
Leder, PU-Rand<br />
Gummierter Lederrand,<br />
Form-Fersenkappe<br />
Zehen- + Fersenkappe<br />
gummiert, Lederrand<br />
Futter mit<br />
Einlage<br />
Textil, Abschluss Schaum/<br />
offenzelliger Schaumstoff<br />
antibakteriell<br />
Kuscheltextil, Abschluss<br />
Schaum dünn/<br />
Schaumstoff mit luftigem<br />
Gitterpolster<br />
Porentextil, Abschluss<br />
Schaum dünn, Ferse<br />
Leder/ergon. Schaumstoff<br />
gelocht<br />
Kuscheltextil, Abschluss<br />
gepolstert/offenzelliger<br />
Schaumstoff + Textil,<br />
robust<br />
Textil, Abschluss<br />
Schaum/Schaumstoff<br />
mit luftigem Gitterpolster,<br />
Seitenhalt<br />
Kuschel-Textil, Abschluss<br />
gepolstert/Schaumstoff<br />
vorn gelocht, Seitenhalt<br />
Fußraum schmaler, v. a. vorn vorn breiter mittel, vorn breiter insgesamt schmaler schmaler, v. a. vorn breiter, v. a. vorn<br />
Schnürung Zug mit Schlaufen, exakt Ösen schwergängig, exakt Schlaufen z. Nachziehen Ösen zum Nachziehen Schlaufen + Öse oben Schlaufen mit Öse oben<br />
Sohlenhärte steifer, ab Ballen weich steifer, Vorderfuß 2<br />
Knickpunkte<br />
mittelsteif, vorn sehr weich<br />
steifer, ab Ballen weich,<br />
aufgebogen<br />
steifer, vorn weicher/<br />
aufgebogen<br />
ziemlich steif, ab Ballen<br />
weich<br />
Profilsohle<br />
Continental; griffi ge<br />
L-Noppen 4 mm,<br />
Absatz 9 mm<br />
Vibram; Ecknoppen 3<br />
mm, Flächen, Profi lferse<br />
4 mm<br />
Frixion; Querblöcke 2–4<br />
mm mit Splittern 5 mm,<br />
Absatz 7 mm<br />
Lowa; Blöcke/Noppen 4<br />
mm, Profi labsatz 4 mm<br />
Grip-X; griffi ge 3 mm<br />
Häkchen, Profi labsatz<br />
Vibram; griffi ge 3 mm<br />
teils blockig, Profi labsatz<br />
4–7 mm<br />
Extras<br />
Flankenschutz-Gitter,<br />
kurze Zunge, bewegliche<br />
Ferse, Refl ektor hinten<br />
Zug-/Hängschlaufen,<br />
Refl ektoren, etwas<br />
Supinationsschutz<br />
Flankenschutz-Gitter,<br />
Pronationsschutz, Polster-<br />
Zunge, Refl ektoren<br />
Flankenschutz-Gitter, Pfl e-<br />
geanleitung, Zugschlaufe,<br />
Profi l vorn/hinten Riffel<br />
Pro- <strong>und</strong> Supinationsschutz,<br />
Refl ektoren,<br />
Zug-/Hängschlaufen<br />
Flankenschutz-Gitter, gute<br />
Zugschlaufe, Refl ektoren,<br />
Profi l vorn/hinten Riffel<br />
BEWERTUNGEN<br />
Sitz am Fuß ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Abrollen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Profilgriff ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Dreckabweisg. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Dämpfung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Unser<br />
Eindruck<br />
wasserdicht-atmungsaktiver<br />
Allro<strong>und</strong>er; robust,<br />
auch für schwere Last,<br />
extrem griffi ge Sohle<br />
auch bei Nässe, Absatz<br />
Rutschreserve, top<br />
Fuß- <strong>und</strong> Seitenhalt,<br />
Umknicken möglich,<br />
Zehenraum etwas eng,<br />
etwas schweißiger<br />
EINSATZBEREICHE<br />
wasserdicht-atmungsaktiver<br />
Approachschuh;<br />
Profi l kaum Abnutzung,<br />
aber geringere Griffi gkeit,<br />
robust, super Seitenhalt,<br />
gutes Bodengefühl,<br />
Schnürung kompliziert,<br />
etwas schweißiger,<br />
Schuh kann rutschen<br />
luftiger Leicht-Schuh Typ<br />
Trail Running; an den<br />
richtigen Stellen luftig bzw.<br />
robust, super anpassbar,<br />
keine Zugschlaufe, über<br />
Zehen anfällig, bergab<br />
etwas unr<strong>und</strong>, aber<br />
Rutschreserve durch<br />
Absatz, Bändelfach<br />
suboptimal<br />
wasserdicht-atmungsaktiver<br />
Leicht-Wanderschuh;<br />
sehr bequem, vorn<br />
tiefergelegt, haltbares<br />
Profi l mit Antirutsch-<br />
Absatz beim Abrollen,<br />
obwohl wasserdicht, kaum<br />
Schweißbildung, aufdringlicher<br />
Schriftzug<br />
wasserdicht-atmungsaktiver<br />
Berg-Allro<strong>und</strong>er;<br />
super Seitenhalt + Sitz<br />
am Fuß, Schnürung sehr<br />
gut anpassbar, kein<br />
Zungenrutschen, robust,<br />
aber kein Schutz über<br />
Zehen, fällt atwas kleiner<br />
aus, Schnürung geht auf<br />
luftiger wasserdichtatmungsaktiver<br />
Speed<br />
Hiker; Sitz ideal für<br />
breitere Füße, kantiger<br />
Absatz sichert Abstieg,<br />
sehr bequem, gutes<br />
Bodengefühl, guter<br />
Mesh-Schutz, Schlaufenfi -<br />
xierung in einem Zug, evtl.<br />
Gehfalte<br />
Weg befestigt ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Pfad erdig ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Steig/Gelände ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
Fels/felsig ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
TIPP<br />
Preis/Leistg.<br />
TIPP<br />
Komfort<br />
Merell Mix Master<br />
Tuff GTX<br />
Salewa<br />
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Salomon<br />
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Mammut MTR 201<br />
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The North Face Hedgehog<br />
Guide GTX W<br />
Vaude<br />
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08 00/6 64 84 68,<br />
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0 89/90 99 30,<br />
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0 80 00/7 25 66 66,<br />
www.salomonsports.com<br />
0 83 34/3 62 00,<br />
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730 g/Paar in 45 980 g/Paar in 45 730 g/Paar in 45 680 g/Paar in 42 790 g/Paar in 41,5 830 g/Paar in 42<br />
Mesh-Textil mit Membran Grob-Textil Poren-Textil Dyneema-Textil Mesh-Textil, vorn m. Membr. Mesh-Textil<br />
Zehen groß Gummi, Ferse<br />
kaum, Rand Leder/Textil<br />
Rand Vorderfuß Gummi,<br />
Rand inkl. Ferse gummiert<br />
Zehen- + Fersenkappe<br />
klein, gummierter Rand<br />
Zehen- + Fersenkappe,<br />
Spritzgummierungen<br />
Zehen- <strong>und</strong> Fersenkappe<br />
Zehen- + Fersenkappe<br />
Gummi, Lederrand<br />
Absorber-Textil, Abschluss<br />
gepolstert/Schaumstoff<br />
mittig gelocht, ergonomisch<br />
gröberes Textil, Schaftabschluss<br />
gepolstert/Schaumstoff,<br />
hinten robust/dicker<br />
Poren-Textil, Schaft gepolstert/offenzelliger<br />
Schaumstoff,<br />
vorn gelocht<br />
anregendes Textil, Schaft<br />
Anpass-Schaum/ergonomischer<br />
Schaumstoff, vorn<br />
gelocht<br />
Absorber-Textil, Schaft<br />
gepolstert/Schaumstoff<br />
absorbierend gepolstert<br />
Poren-Textil, Schaft gepolstert/Schaumstoff<br />
sehr<br />
ergonomisch, vorn gelocht<br />
mittel, vorn breiter schmaler, v. a. vorn schmaler, v. a. vorn mittel schmaler, v. a. vorn etwas breiter<br />
Schlaufen mit Öse oben Nachzieh-Öse schwergängig Zug mit Metallösen effi z. Zug gewöhnungsbed. Ösen mit Nachziehen Nachzieh-Öse schwergängig<br />
weniger steif, Vorderfuß<br />
weich<br />
ziemlich steif, Vorderfuß<br />
weicher<br />
mittelsteif, Vorderfuß kontinuierlich<br />
weicher<br />
weniger steif, vorn sehr weich<br />
steifer, Vorderfuß weicher/<br />
aufgebogen<br />
mittelsteif, Knickpunkt unter<br />
Ballen<br />
Merrell; griffi ge 3 mm<br />
noppig/außen quer,<br />
ohne Absatz<br />
Vibram; griffi ge 3 mm<br />
Noppen/blockig 2 mm,<br />
Profi labsatz<br />
Contagrip; Häkchen 3<br />
mm, Mulden 6–9 mm,<br />
Profi labsatz<br />
Grip-X; griffi ge 4 mm quer/<br />
außen längs, ohne Absatz<br />
Vibram; griffi ge 3 mm<br />
Häkchen, Ferse Riffel,<br />
Profi labsatz<br />
Vaude; griffi ge 3 mm quer,<br />
Profi labsatz 3 mm<br />
Flankenschutz-Gitter, Supinationsschutz,<br />
Refl ektor,<br />
antimikrobiell<br />
Flankenschutz-Gitter, Zug-/<br />
Hängschlaufe, Reibungsfl<br />
äche<br />
großzügiges Flankenschutz-<br />
Gitter, Zugschlaufe, Einlage<br />
antibakteriell<br />
Top Refl ektoren, Bändelfach,<br />
Zug-/Hängschlaufe<br />
großzügiges Flankenschutz-<br />
Gitter, Zug-/Hängschlaufe,<br />
Supinationsschutz<br />
Flankenschutz-Gitter, elastische<br />
Zunge, Supinationsschutz,<br />
Refl ektor vorn<br />
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Ultraleicht-Schuh Typ Trail<br />
Running; wie Turnschuh,<br />
super Abrollen, Verstärkungen<br />
dort, wo nötig,<br />
Schnellschnürung mit<br />
Nachzug-Option, Profi l<br />
drückt durch, Spitze 2 mm<br />
tief, gutes Bodengespür,<br />
weniger Seitenhalt<br />
sehr atmungsaktiver Approachschuh;<br />
für Schuhtyp<br />
ungewöhnlich griffi g,<br />
Schnürung bis Zehen,<br />
perfekte Umschließung,<br />
super Seitenhalt, exakter<br />
Antritt, vorn tiefergelegt,<br />
gutes Bodengespür, Schuh<br />
kann rutschen<br />
günstiger Allro<strong>und</strong>-Ultraleichtschuh;<br />
wie Turnschuh,<br />
elastische Sohle im<br />
Aufstieg, bergab perfektes<br />
Abrollen, seitenstabiler,<br />
Bodengespür gut, aber evtl.<br />
Durchdrücken, Schnürung<br />
kann sich lockern<br />
Ultraleicht-Schuh Typ Trail<br />
Running; trotzdem robust<br />
genug, wie Hausschuh,<br />
gutes Bodengefühl, super<br />
griffi ge Sohle, zuverlässige<br />
Schnürung gewöhnungsbedürftig,<br />
Bändeltasche diffi zil,<br />
Profi l drückt durch, etwas<br />
schweißiger<br />
wasserdicht-atmungsaktiver<br />
Leicht-Allro<strong>und</strong>er; relativ<br />
luftige Schnürung sehr gut<br />
umschließend, super Seitenhalt,<br />
Profi l drückt durch,<br />
Ferse unr<strong>und</strong>, Fersenprofi l<br />
steinanfällig, Gitter kann<br />
innen drücken<br />
günstiger, sehr atmungsaktiver<br />
Allro<strong>und</strong>er; r<strong>und</strong>um<br />
bequem, seitenstabil,<br />
schiebt nach vorne, Ober-<br />
Stoff anfällig, Nachziehen<br />
mühsam, Ferse rutscht im<br />
Schuh, Profi l kann seitlich<br />
rutschen, evtl. Falte<br />
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06⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97
Wenn es heiß ist <strong>und</strong><br />
der Weg sich zieht, sind<br />
luftige Mesh-Schuhe<br />
die erste Wahl.<br />
Das typische<br />
Profil ist sehr<br />
griffig – dank<br />
Haken, Spezialnoppen<br />
oder kantiger<br />
Balken.<br />
Fotos: Bernd Ritschel (1), Andreas Strauß<br />
Wanderschuhen. Das macht sich besonders<br />
im Abstieg positiv bemerkbar. Der Effekt<br />
des Dämpfungskeils wird bei vielen Schuhen<br />
durch den Sohlengummi verstärkt,<br />
welches meist weicher ist, als im Bergbereich<br />
üblich (häufig Eigenmarken) oder zusätzlich<br />
durch seine Struktur dämpft.<br />
Griffiger geht’s nimmer: Profil<br />
Das typische positive (aufgesetzte) Multifunktionsschuh-Profil<br />
ist sehr griffig – vor<br />
allem dank kantiger Querbalken (Vaude<br />
rutscht seitlich), Spezialnoppen (Adidas)<br />
oder Häkchen (The North Face) mit drei,<br />
besser vier Millimetern Tiefe. Es entfaltet<br />
maximale Griffigkeit auf erdigen oder wurzeligen<br />
Pfaden oder im mäßig geneigten<br />
Gelände <strong>und</strong> besitzt nur teilweise einen<br />
Absatz, der im Abstieg Sicherheit gegen Abrutschen<br />
gibt (vor allem Adidas <strong>und</strong> Meindl).<br />
Ausgeprägte Absätze können allerdings<br />
leichter verdrecken.<br />
Eher für felsige Aufstiege konstruierte Profile<br />
sind mehr auf exakte Schuhplatzierung<br />
zugeschnitten <strong>und</strong> besitzen ein abriebresistentes,<br />
aber weniger griffiges, negatives<br />
(eingeschnittenes) Profil (Aku, teils Salewa).<br />
Beide Profiltypen zeichnen sich durch hohe<br />
Dreckabweisung aus. Eine Riffelung vorn<br />
<strong>und</strong> hinten (Lowa <strong>und</strong> Meindl) soll verhindern,<br />
dass man im steilen Auf- bzw. Abstieg<br />
abrutscht.<br />
◀<br />
Dampf-Ablasser: Das luftige »Mesh-Textil«<br />
(Netzstoff) ist anfällig gegen Abrieb (hier<br />
eher Stöße; Zehenkappe hochgezogen;<br />
Meindl); glattes Textil ist abriebfester, aber<br />
weniger dampfdurchlässig (The North Face).<br />
Schmeichler: Zwei Schaumstoffeinlagen mit<br />
gelochtem Vorfuß (bessere Dampfableitung)<br />
sowie Supinationsschutz (härteres rotes<br />
Material; Vaude) bzw. stark schweißabsorbierendem<br />
offenzelligem Schaum (Salomon).<br />
Für Faule: <strong>Die</strong> Zugschnürung lässt sich mit<br />
Zug <strong>und</strong> Druck auf den Klemmverschluss<br />
(Tanka) schließen (Adidas). <strong>Die</strong> Vorderschuh-<br />
Umschließung ist zwar nicht perfekt, aber die<br />
Schuhform gleicht diese Schwäche aus.<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
INNSBRUCK TOURISMUS GRAFIK h. a.<br />
Wandern & Wellness Package!<br />
1 Nacht/Halbpension + Wellness<br />
ab € 75,– p. P.<br />
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Hohe Berge. Starke Stadt<br />
ADLER UND ALTSTADT ZUM GREIFEN NAHE!<br />
Erst wandern, die Gipfel erklimmen <strong>und</strong> dann bummeln – oder auch umgekehrt.<br />
Hier lassen sich Naturerlebnis <strong>und</strong> City-Feeling perfekt unter einen Hut bringen.<br />
<strong>Die</strong> Seele lassen wir an einem der Naturseen in Innsbruck <strong>und</strong> seinen Ferien dörfern<br />
baumeln. Und als Nachtisch gibt es noch ein Wellnesszuckerl.<br />
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SERVICE<br />
NEU !<br />
Auch wenn sich niemand<br />
die Situation vorstellen<br />
möchte: Vor einem Unfall<br />
im Gebirge ist niemand<br />
gefeit. <strong>Die</strong> wichtigsten<br />
Handgriffe in Sachen Erste<br />
Hilfe sollte man daher<br />
unbedingt beherrschen.<br />
Von Bettina Willmes<br />
Erste Hilfe im Gebirge<br />
Raus aus der<br />
Schockstarre<br />
die Situation klingt banal, ist aber typisch:<br />
Gerade noch haben die zwei<br />
Wanderer gemeinsam den Ausblick<br />
am Grat genossen. Einen Augenblick<br />
später verliert der eine den Halt <strong>und</strong> stürzt<br />
die Böschung hinunter. R<strong>und</strong> fünf Meter<br />
weiter unten bleibt er liegen.<br />
Auch wenn man im Gebirge selten ganz alleine<br />
ist – darauf verlassen, dass nach wenigen<br />
Minuten ärztliche Hilfe zur Verfügung<br />
steht, sollte man sich nicht. Zwar kann man<br />
dank Handy meist schnell Hilfe holen; doch<br />
bis die kommt, vergeht Zeit. Und diese Zeit<br />
kann unter Umständen über Leben <strong>und</strong> Tod<br />
entscheiden.<br />
Daher sollte man wissen, worauf es in Notsituationen<br />
ankommt. »<strong>Die</strong> meisten haben als<br />
Basis aber nur den eintägigen Kurs, den man<br />
für den Führerschein braucht«, sagt Jochen<br />
Gürtler vom Verein Alpines Rettungswesen,<br />
einem Anbieter für Outdoor-Erste-Hilfe<br />
in Deutschland. <strong>Die</strong>ser Kurs liegt oft Jahre,<br />
wenn nicht Jahrzehnte zurück.<br />
Wer in eine Notsituation gerät, sollte zunächst<br />
in Ruhe die Situation einschätzen:<br />
Begebe ich mich in Gefahr, wenn ich zum<br />
AKTION 1<br />
Handlicher Retter<br />
Sie haben keinen Biwaksack? Dann schicken<br />
Sie uns bis zum 14. Juni 2013 eine<br />
E-Mail oder Postkarte mit dem Betreff<br />
»Erste Hilfe« <strong>und</strong> der europaweiten Notrufnummer<br />
an redaktion@bergsteiger.de<br />
bzw. Redaktion BERGSTEIGER,<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München.<br />
Unter den richtigen Antworten verlosen wir<br />
zehn Ultralite Bivis von Mountain Equipment<br />
im Wert von je 19,95 €. Der Ultralite<br />
Bivi ist ein Not-Biwaksack für eine Person<br />
zum einmaligen Gebrauch. Er refl ektiert<br />
90 Prozent der Körper-Wärmestrahlung.<br />
Dabei hat er ein Packmaß von nur<br />
7x8 Zentimeter <strong>und</strong> wiegt 108 Gramm.<br />
Fotos: Bernd Ritschel, Hersteller<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
Verletzten absteige? In dem Fall gilt es, sofort<br />
einen Notruf abzusetzen. Am besten über<br />
die europaweit gültige 112. Allerdings hat<br />
man nicht überall im Gebirge Netz. Zur Not<br />
muss man zur nächsten Hütte ab- oder aufsteigen.<br />
Von Vorteil ist es dann, wenn man<br />
nicht nur zu zweit unterwegs ist, so dass<br />
einer beim Verletzten bleiben kann. Ist das<br />
nicht möglich, sollte man das weitere Vorgehen<br />
mit dem Verletzten besprechen <strong>und</strong><br />
ihm sagen, wie lange man unterwegs sein<br />
wird. Das erleichtert das Warten enorm.<br />
Gelangt man zur Unfallstelle, sind zwei Aspekte<br />
wichtig: Blutet der Verletzte stark oder<br />
ist er bewusstlos? Dann zählt jede Minute.<br />
Liegt eine stark blutende W<strong>und</strong>e vor, sollte<br />
man den betreffenden Körperteil zunächst<br />
hochlagern, wenn nötig die Schlagader zwischen<br />
W<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Herz abdrücken <strong>und</strong> einen<br />
Druckverband anlegen.<br />
30-mal drücken, zweimal beatmen<br />
Ist die Person darüber hinaus bewusstlos,<br />
sollte man zuerst versuchen, sie zurück ins<br />
Bewusstsein zu holen. Atmet der Verletzte<br />
noch, gilt es zunächst sicherzustellen, dass<br />
die Atemwege frei bleiben: stabile Seitenlage,<br />
Kopf überstrecken. Atmet er nicht mehr,<br />
beginnt man mit der Herzdruckmassage. <strong>Die</strong><br />
Regel dafür lautet: 30-mal drücken, zweimal<br />
beatmen, mit einer Frequenz von 100 Stößen<br />
pro Minute. »Das ist nach wie vor das<br />
Maß der Dinge, auch wenn in den vergangenen<br />
Jahren immer wieder anderes zu lesen<br />
war«, sagt Gürtler. Nur wenn sich ein Ersthelfer<br />
außerstande sehe, den Verletzten zu<br />
Tatonka First Aid<br />
Compact, Set für<br />
2 Personen <strong>und</strong><br />
Drei tagetouren,<br />
Gewicht: 390 g,<br />
Maße: 24x40 cm,<br />
UVP: 37,50 €<br />
Vaude First Aid<br />
Kit Hike XT,<br />
Gewicht: 250 g,<br />
Maße: 18x14 cm,<br />
UVP: 28 €<br />
TIPP<br />
Nicht ohne<br />
Erste-Hilfe-Set!<br />
Wie umfangreich die Reiseapotheke ausfällt,<br />
hängt davon ab, wo man unterwegs<br />
ist <strong>und</strong> wie lange. Als Minimum sollte jeder<br />
das Folgende dabei haben:<br />
• 1 steriles Verbandspäckchen<br />
• 2 Heftpflasterstreifen<br />
• 3 W<strong>und</strong>nahtstreifen<br />
• 1 Rolle Tapeverband<br />
• einige Schmerztabletten<br />
• 1 W<strong>und</strong>desinfektionsmittel<br />
• 2 sterile Kompressen<br />
• verpackte Gummi-Schutzhandschuhe<br />
• 1 Dreiecktuch<br />
• 1 Rettungsfolie<br />
• 1 Mull- bzw. Verbandsbinde<br />
• 1 elastische, selbsthaftende Binde<br />
• 1 funktionierende Schere, 1 Pinzette<br />
in Anlehnung an: Dr. Walter Treibel »Erste Hilfe am<br />
Berg <strong>und</strong> auf Reisen«, Rother Verlag, 2011<br />
AKTION 2<br />
Exklusiv für Leser<br />
Wir bieten unseren Lesern gemeinsam<br />
mit dem Alpinen Rettungswesen e.V. einen<br />
Erste-Hilfe-Kurs im alpinen Gelände zu<br />
vergünstigten Konditionen an. Der Kurs<br />
dauert 2,5 Tage, zwei Ausbilder kümmern<br />
sich um die mindestens 8 <strong>und</strong> maximal<br />
12 Teilnehmer. Bei normalen Kursen dauert<br />
der Kurs nur zwei Tage, zudem gibt es nur<br />
einen Ausbilder.<br />
Termin: 28. Juni, 17 Uhr bis 30. Juni 2013<br />
Kosten: 120 Euro zzgl. Kosten für Übernachtung/HP.<br />
Für AV-Mitglieder kostet die<br />
Nacht im DZ je nach Hütte ca. 20 €<br />
Ort: Spitzinggebiet, vorr. Spitzinghütte<br />
<strong>Die</strong> Teilnehmer erhalten eine Kurs-Bescheinigung,<br />
ARW-Notfallkarte, Erste-Hilfe-<br />
Alpin-Fibel, Schlangen- <strong>und</strong> Zeckeninfoblatt<br />
sowie das Übungsmaterial.<br />
Fragen <strong>und</strong> Anmeldung per Mail an<br />
jochen.guertler@arwev.de<br />
<strong>Die</strong> Anmeldung ist bis 17. Juni möglich<br />
Blutet der Verletzte stark oder ist er bewusstlos?<br />
Dann kommt es auf jede Minute an.<br />
beatmen, wird inzwischen empfohlen, sich<br />
nur auf die Herzdruckmassage zu konzentrieren.<br />
»Das Gehirn braucht aber Sauerstoff,<br />
daher ist das Beatmen nach wie vor wichtig.«<br />
Jochen Gürtler empfiehlt, die Herz-Lungen-<br />
Wiederbelegung regelmäßig zu üben. »Allein<br />
schon um ein Gespür dafür zu haben,<br />
wie tief man drücken muss.«<br />
Nicht fehlen sollte zudem ein Erste-Hilfe-Set<br />
<strong>und</strong> ein Biwaksack, um den Verletzten vor<br />
Kälte zu schützen. Was genau ins Erste-Hilfe-Set<br />
gehört, hängt von der Dauer der Tour<br />
sowie der Personenanzahl ab (siehe Kasten).<br />
Der Outdoor-Ausrüster Tatonka beispielsweise<br />
informiert auf seiner Homepage genau,<br />
welches Set für wie viele Personen <strong>und</strong><br />
Tage das richtige ist. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte<br />
aber jede Person ein eigenes Set haben, sonst<br />
kann es passieren, dass das Set im Rucksack<br />
des Verunglückten liegt <strong>und</strong> die Helfer keinen<br />
Zugriff darauf haben.<br />
Den Inhalt gängiger Sets beurteilt Gürteler<br />
als »soweit okay«. Was oft fehle, seien Kleinteile<br />
wie eine vernünftige Schere, Blasenpflaster,<br />
Traubenzucker, Zeckenkarte, ggf.<br />
Ersatz-Kontaktlinsen <strong>und</strong> eine Stirnlampe.<br />
»Ich empfehle, diese Dinge ins Set zu legen,<br />
damit man sie immer dabei hat.« Genauso<br />
wichtig sei es allerdings, das Wissen in Erster<br />
Hilfe stets auf dem Laufenden zu halten, um<br />
im Notfall richtig handeln zu können. ◀<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101
SERVICE<br />
SERIE: Stille Helfer<br />
Teil 3: Klettersteig-Sets<br />
Stille<br />
Helfer<br />
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Ein Fall für<br />
Experten<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13<br />
Seil für die Massen:<br />
Klettersteiggehen<br />
bedeutet für viele<br />
Bergwanderer den<br />
ersten Kontakt mit<br />
dem Fels.
Ein Sturz am Klettersteig hat oft<br />
fatale Folgen, da der Fallende<br />
bis zur nächsten Sicherungsstrebe<br />
rutscht.<br />
Mit der steigenden<br />
Zahl der Klettersteiggeher<br />
wurden in den<br />
vergangenen Jahren<br />
auch die Klettersteig-<br />
Sets verfeinert.<br />
Eine Garantie für<br />
folgenlose Stürze gibt<br />
es bislang trotz aller<br />
Bemühungen der Industrie<br />
jedoch nicht.<br />
Von Moritz Baumstieger<br />
Klemmende Fensterheber, falsch<br />
auslösende Airbags, rutschende<br />
Fußmatten: <strong>Die</strong> vergangenen Jahre<br />
waren für Toyota nicht lustig.<br />
Kaum ein Quartal, in dem der<br />
Autohersteller nicht Millionen Autos in die<br />
Werkstätten zurückbeordern musste. Kommentatoren<br />
<strong>und</strong> Konkurrenten spotteten,<br />
Image <strong>und</strong> Umsatz litten. Vor allem, weil die<br />
Rückrufaktionen Verkaufsschlager wie das<br />
Modell »Corolla« betrafen.<br />
<strong>Die</strong> Bergsportbranche kannte so etwas bis dahin<br />
kaum, bei den Herstellern gehört gewissenhafte<br />
Produktentwicklung zum Markenkern.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, denn manchmal hängt<br />
das Leben der K<strong>und</strong>en im Wortsinne von der<br />
Qualität der Produkte ab. Doch im Sommer<br />
2012 war es soweit: <strong>Die</strong> Branche hatte <strong>ihre</strong>n<br />
Toyota-Moment. Nach einem tödlichen Unfall<br />
mussten Klettersteig-Sets in Rückrufaktionen<br />
massenhaft ausgetauscht, <strong>ihre</strong> Konstruktion<br />
<strong>und</strong> Haltbarkeit neu überprüft werden. <strong>Die</strong><br />
K<strong>und</strong>en waren verunsichert, der Schaden<br />
enorm. Ähnlich wie bei Toyotas Kleinwagen<br />
Corolla traf es mit den Klettersteig-Sets ein<br />
Produkt, das sich in der jüngeren Vergangenheit<br />
fast wie von selbst verkaufte.<br />
Spektakuläre Blicke aus <strong>und</strong> auf Felslandschaften,<br />
Grenzerfahrungen bei luftigen<br />
Passagen, das Drahtseil immer in Griffweite<br />
– Klettersteige sind für viele Berggänger<br />
attraktiv, die sonst nicht unbedingt zu den<br />
Nordwand-Gesichtern zu zählen sind. <strong>Die</strong><br />
Eisenwege sind scheinbar mit wenig Vorwissen<br />
zu begehen, den Erfahrungsschatz der<br />
Alpinkletterer braucht es nicht.<br />
So entwickelte sich der Sport in den vergangenen<br />
Jahrzehnten zu einem wahren Massenphänomen.<br />
45 Prozent der Mitglieder<br />
des Deutschen Alpenvereins (DAV) gaben<br />
bei einer Befragung 2009 an, regelmäßig mit<br />
Hilfe von Eisenleitern <strong>und</strong> -seilen Felswände<br />
zu durchsteigen, auf Skitour gehen zum<br />
Vergleich nur 30 Prozent. <strong>Die</strong> Zahlen haben<br />
sich zwar seit der Befragung fünf Jahre zuvor<br />
kaum verändert, die Anzahl der Vereinsmitglieder<br />
ist aber im gleichen Zeitraum um 20<br />
Prozent gestiegen. Hinzu kommen all jene,<br />
die ohne Vereinsausweis losziehen. Heißt<br />
unterm Strich: deutlich mehr Klettersteig-<br />
Geher – in deutlich mehr Klettersteigen.<br />
Denn am besten lässt sich der Boom an der<br />
Anzahl der <strong>Wege</strong> ablesen: Jedes Jahr entstehen<br />
in den Alpen 50 neue Anlagen, etwa<br />
1400 sind es laut der Datenbank www.<br />
klettersteig.de allein in Italien, Österreich,<br />
Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz. In einer im<br />
Juni erscheinenden Dokumentation hat die<br />
Naturschutz-Organisation Mountain Wilderness<br />
allein für die Jahre 2008 bis 2012<br />
mehr als h<strong>und</strong>ert neue Eisenrouten in den<br />
deutschsprachigen Alpenländern gezählt.<br />
»Liftbetreiber <strong>und</strong> Tourismusverbände bauen<br />
Action-Anlagen in Bergbahnnähe, die mit<br />
Brücken, Netzen <strong>und</strong> Seilrutschen ausgestattet<br />
sind. Das hat mit Alpinismus nichts<br />
Fotos: Mammut, Eugen E. Hüsler<br />
06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103
Großes Erlebnis bei vergleichsweise<br />
geringem<br />
Risiko macht den Reiz<br />
der Klettersteige aus.<br />
Kleines<br />
Sturzglossar<br />
Sturzfaktor: Seile dehnen sich bei Belastung<br />
<strong>und</strong> nehmen so Energie auf. Je kürzer<br />
das Seil, desto geringer sind Dehnung <strong>und</strong><br />
Energieverbrauch. Als Maß für die Sturzhärte<br />
gilt der Sturzfaktor: die Sturzhöhe geteilt<br />
durch die Länge des Seilstücks, das den<br />
Sturz abfängt. Wenn ein Sportkletterer also<br />
nach 20 Metern fünf Meter fällt, beträgt<br />
der Sturzfaktor also 0,25 (5/20). Beim<br />
Klettersteig-Set steht nur etwa ein Meter Seil<br />
zur Verfügung. Der Sturzfaktor beträgt beim<br />
gleichen Sturz 5/1 – die Belastung für Karabiner<br />
<strong>und</strong> Körper ist hier also 20 Mal höher<br />
als beim Klettern.<br />
Fangstoß: Fangstoß nennt man die maximale<br />
Kraft, die beim Sturz auf Körper <strong>und</strong><br />
Sicherungen wirkt – also den Ruck, den<br />
man beim Abbremsen spürt. Je höher der<br />
Sturzfaktor, desto höher der Fangstoß. Laut<br />
Norm darf er bei Klettersteig-Sets sechs<br />
Kilo-Newton betragen – das entspricht noch<br />
immer der Kraft eines Gewichtes von 600<br />
Kilogramm, das am Körper ziehen würde.<br />
Deshalb gilt: Am besten gar nicht stürzen.<br />
Statische Bremswirkung: Bei einem<br />
Sturz in ein fi xiertes Seil absorbiert dieses die<br />
gesamte Energie durch Dehnung. Am Klettersteig<br />
ist dieses Seilstück meist kurz, der<br />
Fangstoß damit hoch. Noch härter ist der Fall,<br />
wenn man Reepschnur oder Bandmaterial<br />
statisch verwendet, da sich diese so gut wie<br />
gar nicht dehnen.<br />
Dynamische Bremswirkung: Eine dynamisch<br />
wirkende Klettersteigbremse vernichtet<br />
die beim Fallen auftretende Energie durch<br />
Reibung, indem das Sicherungsseil durch<br />
die Bremse gezogen wird. Hier ist es egal,<br />
ob man Seil- oder Bandmaterial verwendet.<br />
Wenn Bremse <strong>und</strong> Seilmaterial ideal abgestimmt<br />
sind, wird der Sturz weich abgebremst<br />
wie durch ein Luftkissen.<br />
Tipp: Weitere Infos r<strong>und</strong> um Klettersteig, Sets<br />
<strong>und</strong> Bremsen gibt es in der »Klettersteigfi bel«<br />
von Mammut, abrufbar unter www.mammut.<br />
ch/images/Klettersteigfi bel_D_.pdf<br />
mehr zu tun«, meint Vorstandsmitglied Gotlind<br />
Blechschmidt. »Wir sind nicht generell<br />
gegen Klettersteige, aber genug ist genug.«<br />
Denn der Bau-Boom wirkt sich nicht nur negativ<br />
auf die Natur aus, auch die Zahl der Notfälle<br />
steigt. Laut der DAV-Unfallstatistik vom<br />
vergangenen Jahr haben sich die Meldungen<br />
seit 2006 verdoppelt, seit 2002 sogar auf r<strong>und</strong><br />
50 pro Jahr verdreifacht. Das Problem seien<br />
laut DAV weniger die ganz Unerfahrenen,<br />
sondern fortgeschrittene Anfänger. Nach 20,<br />
30 Einsteigertouren überschätzen sich viele<br />
<strong>und</strong> landen nicht selten in Situationen, in<br />
denen sie weder vor noch zurück wissen: Der<br />
Hälfte aller abgesetzten Notrufe liegt nicht<br />
etwa eine Verletzung zu Gr<strong>und</strong>e, sondern<br />
schlicht psychische Überforderung angesichts<br />
schwindelnder Tiefe.<br />
Schock für die Branche<br />
Hätte sich die Sicherungstechnik nicht rapide<br />
weiterentwickelt, lägen die Unfallzahlen<br />
wohl noch um einiges höher. Vor ungefähr<br />
20 Jahren nahm die Entwicklung der Klettersteig-Sets<br />
mit zwei entscheidenden Neuerungen<br />
Fahrt auf. Zum einen wurden spezielle<br />
Karabiner entwickelt, die sich nach dem<br />
Zuschnappen automatisch verriegeln <strong>und</strong><br />
bei einem Sturz nicht aufgehen können. <strong>Die</strong><br />
zweite Innovation waren Reibungsbremsen:<br />
<strong>Die</strong> beiden Arme des Klettersteig-Sets waren<br />
anfangs noch aus einem Seilstück gefertigt,<br />
das in der Mitte durch ein kleines Metallstück<br />
– die Seilbremse – gefädelt wurde. Fiel ein<br />
<strong>Bergsteiger</strong>, der jeweils nur einen Fangarm<br />
zur Sicherung benutzte, zog es die andere<br />
Seilhälfte durch die Seilbremse. Teile der<br />
Fallenergie wurden so in Reibungsenergie<br />
umgesetzt <strong>und</strong> somit die Kräfte, die auf den<br />
Körper wirkten, reduziert. Auch wenn diese<br />
V-Form heute als veraltet gilt, so basiert das<br />
heute noch gängige Prinzip (Y-Form) auf diesem<br />
Modell (siehe Kasten Seite 105).<br />
Vor einigen Jahren tauchte ein weiteres System<br />
in den Regalen auf: sogenannte Bandfalldämpfer<br />
mit gefalteten <strong>und</strong> vernähten Bändern.<br />
Sobald die Kraft beim Fall ins Set fünf<br />
Kilo-Newton übersteigt, reißen die Nähte<br />
Stück für Stück auf <strong>und</strong> federn so den Sturz<br />
ab. <strong>Die</strong> Systeme erfahren im Gegensatz zur<br />
Reibungsbremse auch bei Nässe oder Verschmutzung<br />
keinen Funktionsverlust <strong>und</strong><br />
werden daher von Sicherheitsforschern empfohlen.<br />
Seit neuestem gibt es auch Seilklemmen,<br />
die ähnlich wie eine Prusikschlinge am<br />
Drahtseil mitlaufen <strong>und</strong> im Falle eines Falles<br />
nicht zurückrutschen. Durch geringere<br />
Sturzhöhen sind die wirkenden Kräfte automatisch<br />
kleiner. Sicherheits-Experten finden<br />
die Entwicklung vielversprechend, mahnen<br />
aber eine bessere Handhabbarkeit an.<br />
Im Sommer 2012 traf die Branche dann der<br />
Schock: Ein unerfahrener 17-Jähriger stürzte<br />
im schwierigen Direttissima-Klettersteig am<br />
Walchsee, als beide Fangarme seines Leih-<br />
Klettersteig-Sets rissen. Untersuchungen<br />
ergaben, dass die elastischen Fangarme des<br />
Sets durch das häufige Dehnen geschwächt<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
Fotos: Manfred Kostner, privat, Mammut (4)<br />
worden <strong>und</strong> einfach gerissen waren. Mehrere<br />
Hersteller riefen daraufhin nicht nur diverse<br />
Modelle zurück, sondern führten eigenständige<br />
Tests durch. In Zusammenarbeit mit<br />
der Sicherheitsforschung des DAV wiesen sie<br />
an Systemen mit Reibungsbremsen weitere<br />
Mängel nach. Vereinfacht lässt sich das Problem<br />
so darstellen: Mit der Zeit verliert das<br />
Material seine Flexibilität, die Reibung in der<br />
Bremse <strong>und</strong> der Fangstoß werden dadurch<br />
höher, die Belastung der Fangarme steigt.<br />
»Klettersteig-Sets wurden bisher aufgr<strong>und</strong><br />
der Erfahrungen bewertet, die man im Umgang<br />
mit Schlingen <strong>und</strong> Seilen etwa im Kletterbereich<br />
gesammelt hatte«, erklärt Florian<br />
Hellberg von der DAV-Sicherheitsforschung.<br />
»<strong>Die</strong> Belastungen sind bei Klettersteigen aber<br />
andere, das Problem der Alterung wurde unterschätzt.<br />
Von der Industrie, aber teilweise<br />
auch von Experten wie uns.«<br />
So folgte im Februar 2013 die zweite Rückrufaktion.<br />
Zudem wurde die entsprechende<br />
Norm der UIAA verschärft. Verunsicherten<br />
K<strong>und</strong>en rät Hellberg, drei Punkte zu beachten:<br />
»Ist mein Set vom Rückruf betroffen?<br />
Wenn nicht: Liegt sein Alter noch innerhalb<br />
der vom Hersteller angegebenen Lebensdauer?<br />
Und wenn auch das der Fall ist, sollte<br />
man checken, dass es nicht zu abgenutzt ist.«<br />
Darüber hinaus warnt er davor, auch ein intaktes<br />
Klettersteig-Set als Garantie für folgenloses<br />
Stürzen zu sehen: »Im Gr<strong>und</strong>e ist ein<br />
Taglingers Tipp:<br />
Vorsicht ist<br />
keine Schande<br />
»Dass Gurt, Klettersteig-Set <strong>und</strong> ein Helm<br />
Voraussetzungen für ein sicheres Klettersteigerlebnis<br />
sind, möchte ich nicht groß<br />
erwähnen. Was aber viel zu oft vergessen wird:<br />
Fragen stellen. Dem Partner <strong>und</strong> auch sich<br />
selbst. Manche Bergsportler sind den Routen,<br />
in die sie einsteigen, mental nicht gewachsen.<br />
Deshalb sollte man sich schon bei der Tourenplanung<br />
genauestens fragen: Bin ich wirklich<br />
schwindelfrei? Hat mein Tourenpartner sicher<br />
kein Problem damit, über 50 Höhenmeter<br />
eine Eisenleiter hochzuklettern? Wenn man<br />
all diese Fragen mit »Ja« beantworten kann:<br />
Nichts wie los. Aber wenn auf der Tour das<br />
kleinste Anzeichen von Unsicherheit auftritt,<br />
sollte man die Fragen noch einmal stellen.<br />
Zugeben, dass man lieber umkehren will, ist<br />
keine Schande. Von einem Helikopter aus<br />
einem Klettersteig geholt zu werden, weil die<br />
Psyche nicht mehr mitspielt, hingegen schon.«<br />
Reiner Taglinger, Jahrgang 69, ist Leiter der<br />
Mammut Alpine School, Vorstand Ausbildung<br />
des deutschen Bergführerverbandes <strong>und</strong><br />
Profi bergführer seit mehr als 20 Jahren.<br />
Klettersteig-Set keine Sicherungsausrüstung,<br />
die Unfälle ausschließt, sondern eine Notfallausrüstung.«<br />
Vergleichbar vielleicht mit einem<br />
Airbag im Auto, »der die Verletzungen<br />
reduziert, aber nicht dafür sorgen kann, dass<br />
man unversehrt davon kommt«. Was in diesem<br />
Fall aber nichts mit Toyota zu tun hat. ◀<br />
Ein Tag,<br />
der bleibt.<br />
Mit dem<br />
Bayern-Ticket<br />
für nur 22 Euro<br />
<strong>und</strong> 4 Euro<br />
je Mitfahrer.<br />
Vier Typen, ein Ziel<br />
Das Prinzip der Klettersteig-Sets ist immer das<br />
Gleiche: Zwei Seil- oder Bandschlingenarme lassen<br />
sich per Karabiner in ein Sicherungsdrahtseil<br />
einklinken. Am anderen Ende befi ndet sich eine<br />
Einbindeschlaufe zum Fixieren am Klettergurt,<br />
dazwischen liegt ein Fangstoßdämpfer zum Absorbieren<br />
der Fallenergie. Unterschiede gibt es<br />
allerdings in den Details, die über Sicherheit <strong>und</strong><br />
Bedienungskomfort entscheiden. Eine Sonderform<br />
sind die neuen Modelle mit Rücklaufsperre<br />
dank einer Seilklemme an einem zusätzlichen<br />
dritten Arm.<br />
<strong>Die</strong> Y-Form<br />
Wie bei der V-Form wird die Fallenergie mit Hilfe einer<br />
Reibungsbremse reduziert. Da beide Karabiner ins Drahtseil<br />
eingehängt werden, sind die Sicherheitsreserven<br />
größer. Weiterhin üblich.<br />
Bandfalldämpfer<br />
Im Falle eines Sturzes wird der<br />
Bremsweg durch Aufreißen eines<br />
verwobenen oder vernähten<br />
Bandmaterials verlängert.<br />
Derzeit vorherrschend.<br />
Ticket gilt auch in:<br />
Weitere Informationen,<br />
Ausflugstipps <strong>und</strong> Kauf<br />
unter bahn.de/bayern<br />
<strong>Die</strong> V-Form<br />
Da nur ein Karabiner eingehängt wird,<br />
sollte dieses veraltete System wegen mangelnder<br />
Red<strong>und</strong>anz nicht mehr verwendet<br />
werden. Weg damit!<br />
Rücklaufsperre<br />
Drahtsteilklemmen reduzieren<br />
die Fallhöhe <strong>und</strong> damit den<br />
Sturzfaktor an besonders<br />
heiklen Stellen.<br />
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<strong>Die</strong> Bahn macht mobil.
Glaubt man den Herstellern,<br />
ist so gut wie jedes Produkt<br />
grandios. Doch stimmt das<br />
wirklich? <strong>Die</strong> Redaktion<br />
schildert <strong>ihre</strong> Eindrücke.<br />
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Soft Shell Lite Vest L<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
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Windstopper-Active-<br />
Shell-Material. Hochschließender<br />
Kragen mit weichem<br />
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Dank Zipperverlängerungen<br />
lassen sich die Reißverschlüsse<br />
einfach bedienen.<br />
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Größen: 34–46 Farbe: schwarz<br />
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mit hochwertigem Reißverschluss! Auch sonst ist<br />
man mit der Weste gut bedient: Sie ist ausgesprochen<br />
atmungsaktiv sowie windabweisend<br />
<strong>und</strong> zwar genau an der Körperpartie, an der es<br />
darauf ankommt.<br />
Atmungsaktivität ■■■■■<br />
Packmaß ■■■■■<br />
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Leki Trekkingstock<br />
Micro Stick<br />
Fotos: Hersteller, Andreas Strauß<br />
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Ferrata II GTX<br />
▶ Das sagt der Hersteller: Der Dauerbrenner unter<br />
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einsetzbar. <strong>Die</strong> Vibram-Climbing-Sohle hat eine<br />
extra Versteifungseinlage <strong>und</strong> bietet so Trittkontrolle<br />
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(Männer), 3,5–9 (Frauen) Preis: 239,95 €<br />
Info: www.hanwag.de<br />
▶ Das sagen wir: Besonders im felsigen Gelände<br />
spielt der Ferrata seine Stärken aus <strong>und</strong> bietet<br />
Trittsicherheit <strong>und</strong> optimalen Seitenhalt. Da der<br />
Schuh so bequem sitzt, kann man ihn aber auch<br />
bei einfacheren Wanderungen tragen.<br />
Passform/Sitz<br />
Kälteschutz<br />
Preis/Leistung<br />
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Adidas Primaloft-Jacke<br />
Terrex Women<br />
▶ Das sagt der Hersteller:<br />
PrimaLoft®-Sport-Fasern (60g/qm) garantieren<br />
selbst bei Nässe noch beste Isolationswerte <strong>und</strong><br />
trocknen schnell. Praktisch: kleines Packmaß <strong>und</strong><br />
geringes Gewicht.<br />
Farbe: grün-türkis; pink-orange<br />
Preis: 179,95 € Gewicht: 450 g<br />
Info: www.adidas.com<br />
▶ Das sagen wir: Leichte Jacke, die man beim<br />
Tragen kaum merkt <strong>und</strong> platzsparend im Rucksack<br />
verstauen kann. Das Primaloft-Material hält schön<br />
warm <strong>und</strong> der langgeschnittene Rücken sorgt<br />
dafür, dass die Jacke nicht hochrutscht. Auffällige<br />
Farbvarianten – übersehen wird man nicht!<br />
Isolation<br />
Tragekomfort<br />
Preis/Leistung<br />
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▶ Das sagt der Hersteller:<br />
Faltstock mit minimalem Packmaß. Einfaches<br />
Handling dank Speed Lock, das durch die<br />
Spanntechnik für hohe Stabilität sorgt. Der Aergon<br />
Griff bietet durch seine große ergonomische<br />
Stützfl äche sowie der kantenfreien Außenform,<br />
Sicherheit <strong>und</strong> variable Greifmöglichkeiten.<br />
Gewicht: 566 g/Paar<br />
Längen: 110, 115, 120,125,130 cm<br />
Packmaß: 39 cm Preis: 99,95 €<br />
Info: www.leki.de<br />
▶ Das sagen wir: Der Stock lässt sich in kürzester<br />
Zeit zusammen- <strong>und</strong> auseinanderbauen. <strong>Die</strong> Höhe<br />
ist nicht verstellbar, das heißt aber auch, dass<br />
man sie nicht jedes Mal aufs Neue einstellen<br />
muss, was wiederum Zeit spart. <strong>Die</strong> Stöcke sind<br />
perfekt für Kletterpassagen, weil sie sich komplett<br />
im Rucksack verstauen lassen.<br />
Verstaubarkeit<br />
Bedienung<br />
Preis/Leistung<br />
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06 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 109
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Duell auf<br />
Augenhöhe<br />
Auch beim Abstieg von<br />
der Hohen Geige ist<br />
absolute Trittsicherheit<br />
erforderlich.<br />
110 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
Bei Touren über<br />
dem Pitztal hat man<br />
die überaus erfreuliche<br />
Qual der Wahl<br />
zwischen zwei<br />
attraktiven Gebirgskämmen.<br />
Vor der Besteigung der markanten<br />
Verpeilspitze …<br />
… übernachtet man auf der einladenden<br />
Kaunergrathütte.<br />
Im Pitztal treten Kaunergrat <strong>und</strong> Geigenkamm<br />
mit großartigen Touren fast wie in der Champions<br />
League gegeneinander an. Mal sehen, wie das<br />
Ranking bei Zwischenständen <strong>und</strong> Endstand<br />
ausfällt. Von Michael Pröttel (Text) <strong>und</strong><br />
Bernd Ritschel (Fotos)<br />
Links oder rechts? Keine leichte<br />
Entscheidung, wenn fast alle Parteien<br />
zur anstehenden B<strong>und</strong>estagswahl<br />
immer mehr in die Mitte<br />
rücken. Und auch in den Alpen<br />
ist es manchmal gar nicht so leicht, diese<br />
Richtungsfrage zu beantworten. Wer beispielsweise<br />
seinen Bergurlaub im w<strong>und</strong>erschönen<br />
Pitztal verbringt, hat die (in diesem<br />
Falle sehr erfreuliche) Qual der Wahl zwischen<br />
zwei Gebirgskämmen, die mit tollen<br />
Aussichtsbergen, urigen Hütten <strong>und</strong> beeindruckenden<br />
3000er-Touren auf unternehmungslustige<br />
<strong>Bergsteiger</strong> warten.<br />
Um eine kleine Entscheidungshilfe in die<br />
Ötztaler Alpen mit zu geben, haben wir<br />
das Vergleichsspiel verfolgt, wer links <strong>und</strong><br />
rechts der sprudelnden Pitze in den entscheidenden<br />
Kategorien die Nase vorn hat.<br />
Um sich auf das großartige Tal <strong>und</strong> seine<br />
überragende Gletscherwelt einzustimmen,<br />
stellt sich zunächst die Frage nach dem<br />
besten Aussichtspunkt: Steile Anstiege machen<br />
sowohl am Gahwinden als auch am<br />
Rappenkopf auf den ersten Metern klar,<br />
dass man sich nicht in den Voralpen befindet.<br />
In Sachen Gipfelhöhe hebt sich der der<br />
Hohen Geige vorgelagerte Panorama-Punkt<br />
(Gahwinden) vom Aussichtsbalkon am Kaunergrat<br />
(Rappenkopf) zwar um satte 300 Höhenmeter<br />
ab, letzterer hat dafür im oberen<br />
Teil eine nette R<strong>und</strong>tour <strong>und</strong> vor allem ein<br />
viel eigenständigeres Gipfel-Feeling zu bieten<br />
als der große Bruder vis-à-vis – was uns<br />
zum ersten Zwischenstand führt:<br />
[Kaunergrat – GEIGENKAMM 1:0]<br />
Hat man sich nach der Eingehtour akklimatisiert,<br />
wird’s natürlich höchste Zeit für<br />
den ersten Dreitausender. Schon der Blick<br />
auf die Karte zeigt: Hohe Geige <strong>und</strong> Verpeilspitze<br />
bieten sich dafür besonders gut an.<br />
Von Gesamtgehzeit, Höhendifferenz <strong>und</strong><br />
sogar vom Breitengrad her machen die beiden<br />
Hochtouren oberhalb von Plangeross<br />
so gut wie keinen Unterschied. Allerdings<br />
kann man am Idealanstieg zur Hohen Geige<br />
den Gahwinden ohne Umweg mitnehmen.<br />
Zudem bietet der Westkamm grandioses<br />
Ansteigen über wie Schleifpapier raue<br />
Granitblöcke, gefolgt von einem sowohl<br />
schwindelerregenden als auch perfekt abgesicherten<br />
Grat.<br />
Demgegenüber überzeugt die Verpeilspitze<br />
mit einem tollen Südanstieg, der abso-<br />
Wanderer über Plangeross; rechts hinten der Puitkogel, ein einsamer, wilder 3000er
Dank der hoch gelegenen Kaunergrathütte<br />
als Stützpunkt ist<br />
bei der Besteigung der Verpeilspitze<br />
nur eine geringe Höhendifferenz<br />
zu meistern.<br />
Start an der Kaunergrathütte<br />
[Kaunergrat – GEIGENKAMM 1:1]<br />
Mit einer echt urigen Gaststube,<br />
einem hervorragenden<br />
Tiroler Tris (bestehend aus<br />
Spinat-, Käse- <strong>und</strong> Pilzknödel)<br />
<strong>und</strong> »Hütten-Biergarten«<br />
mit Nachmittagssonne legt die<br />
südlich der Hohen Geige gelegene<br />
Rüsselsheimer Hütte in<br />
der Kategorie »Beste Berghütte«<br />
die Messlatte ziemlich hoch.<br />
Für die auf der anderen Talseite<br />
thronende Kaunergrathütte<br />
spricht wiederum, dass sie mit<br />
stolzen 2817 Metern zu den<br />
höchsten Hütten der Ötztaler<br />
Alpen gehört <strong>und</strong> das Manko an Spätnachmittagssonne<br />
mit einem gut abgesicherten<br />
Klettergarten (Schwierigkeiten von II+ bis<br />
VII-) ausgleicht. Vor allem aber wird die<br />
Kaunergrathütte von einer einzigartigen<br />
Frau bewirtet: Als die Pitztaler Familie Dolute<br />
Sicherheit im zweiten Schwierigkeitsgrad<br />
<strong>und</strong> Orientierungssinn verlangt. Von<br />
daher ist es eher Geschmackssache, ob man<br />
eine eher alpine Unternehmung oder einen<br />
Drahtseil-gesicherten »Plaisir-Dreitausender«<br />
in Angriff nimmt.<br />
Vielleicht auch als Tribut an<br />
den Zeitgeist, vor allem aber<br />
wegen der Möglichkeit, die Hohe<br />
Geige als R<strong>und</strong>tour anzugehen,<br />
geht der zweite Punkt an<br />
die linke Seite des Pitztals:<br />
<strong>Die</strong> Rüsselsheimer<br />
Hütte südlich der<br />
Hohen Geige legt die<br />
Messlatte in der<br />
Kategorie »Beste<br />
Berghütte« ziemlich<br />
hoch.<br />
bler die Hütte 2012 übernehmen wollte,<br />
erkrankte die Mutter <strong>und</strong> der Vater musste<br />
mit ihr im Tal bleiben. Obwohl die Hütte<br />
nicht einmal über eine Materialseilbahn<br />
verfügt (was die Bewirtschaftung bekannterweise<br />
um ein Vielfaches umständlicher<br />
macht) zögerte die 22-jährige Tochter Julia<br />
keine Minute, für die Eltern einzuspringen,<br />
<strong>und</strong> war prompt die jüngste Hüttenwirtin<br />
Österreichs. Dafür, dass er den dritten<br />
Punkt einfährt, darf sich der Kaunergrat also<br />
nicht zuletzt bei Julia Dobler bedanken.<br />
Aktueller Zwischenstand:<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
Von Plangeross in zwei St<strong>und</strong>en erreichbar: die Rüsselsheimer<br />
Hütte (ehemals Chemnitzer Hütte)<br />
Der Lussbach bildet auf einem Plateau kurz unter der Kaunergrathütte<br />
ein richtiges Schwemmland.<br />
[Kaunergrat – GEIGENKAMM 2:1]<br />
Bezüglich der Größe sticht übrigens keiner<br />
der beiden Brüder den anderen aus.<br />
Gesamtlängen von jeweils knapp 28 Kilometern<br />
machen sowohl den Kaunergrat,<br />
als auch den Geigenkamm zur optimalen<br />
Spielwiese für alle, denen der Sinn mehr<br />
nach ausgedehnten Überschreitungen als<br />
nach steilen Gipfelanstiegen steht.<br />
In der abschließenden Kategorie »Bester<br />
Höhenweg« stehen sich zwei Kandidaten<br />
gegenüber, die unterschiedlicher nicht<br />
sein könnten. Nach einem sportlichen<br />
Anstieg zum Riffelsee bietet der an der<br />
Sonnenseite des Kaunergrats gelegene<br />
Fuldaer Höhenweg Wandergenuss at its<br />
best. So gut wie kein Anstieg trübt die<br />
elf Panorama-Kilometer vom Riffelsee<br />
hinüber zum Taschachhaus. Je näher<br />
man dem wild zerrissenen Taschachferner<br />
kommt, desto beeindruckender wird<br />
die Tour.<br />
Zehn St<strong>und</strong>en Gehzeit, 2000 Höhenmeter<br />
(inkl. Hüttenzustieg), Klettersteigeinlagen<br />
<strong>und</strong> Gletscherquerungen – demgegenüber<br />
stellt der, den Großteil des Geigenkamms<br />
überschreitende Mainzer Hö-<br />
Den Schuhen eine Pause gönnen<br />
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<strong>Die</strong> Watzespitze im<br />
Hintergr<strong>und</strong> ist der<br />
Hausberg der Kaunergrathütte.<br />
TOUREN<br />
<strong>Die</strong> schönsten Touren im Pitztal<br />
1 Rappenkopf (2320 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
960 Hm +6 J.<br />
Charakter/Schwierigkeit: Mittelschwere<br />
Bergwanderung, die auch<br />
für größere Kinder geeignet ist; großartige<br />
Tiefblicke ins Pitztal. Im oberen<br />
Teil auch als R<strong>und</strong>tour möglich<br />
Ausgangspunkt: St. Leonhard/<br />
Scheibe (1380 m)<br />
Route: St. Leonhard – Arzler Alm –<br />
Rappenkopf – Arzler Alm –<br />
St. Leonhard<br />
2 Gahwinden (2648 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
1050 Hm +7 J.<br />
Charakter/Schwierigkeit: Zunächst<br />
steiler Hüttenzustieg, dann angenehm<br />
ansteigende Querung zu einzigartigem<br />
Aussichtspunkt. Sehr nette<br />
Einkehrmöglichkeit<br />
Ausgangspunkt: Hüttenparkplatz<br />
kurz vor Plangeross (1600 m)<br />
Route: Hüttenparkplatz – Rüsselsheimer<br />
Hütte – Gahwinden – Rüsselsheimer<br />
Hütte – Hüttenparkplatz<br />
möglich, da mit Bohrhaken<br />
ausgestattet<br />
Ausgangspunkt: Hüttenparkplatz<br />
kurz vor Plangeross (1600 m)<br />
Route: Hüttenparkplatz – Kaunergrathütte<br />
– Verpeilspitze – Kaunergrathütte<br />
– Hüttenparkplatz<br />
4 Hohe Geige (3393 m)<br />
▶ schwierig 9½ Std.<br />
1800 Hm +14 J.<br />
Stützpunkt: Rüsselsheimer Hütte<br />
(2323 m)<br />
Charakter/Schwierigkeit: Tolle Grattour<br />
mit gewaltigen Tiefblicken ins<br />
Pitztal <strong>und</strong> eindrucksvollen Fernblicken<br />
auf die Wildspitze. Trittsicherheit<br />
<strong>und</strong> Schwindelfreiheit erforderlich.<br />
Im Zweifelsfall kann man für den<br />
obersten, drahtseilgesicherten<br />
Abschnitt ein Klettersteigset mitnehmen.<br />
Ausgangspunkt: Hüttenparkplatz<br />
kurz vor Plangeross (1600 m)<br />
Route: Hüttenparkplatz – Rüsselsheimer<br />
Hütte – Gahwinden –<br />
Hohe Geige – Rüsselsheimer Hütte –<br />
Hüttenparkplatz<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
3 Verpeilspitze (3423 m)<br />
▶ mittel 2 Tage<br />
1830 Hm +14 J.<br />
henweg die in Stein gemeißelte Antithese<br />
zum Fuldaer Höhenweg dar.<br />
Da aber auch der Mainzer Höhenweg ins<br />
Tourenbuch eines jeden ambitionierten<br />
<strong>Bergsteiger</strong>s gehört, fällt die Entscheidung<br />
zur letzten Punktvergabe alles andere als<br />
schwer. Der Endstand lautet also:<br />
[Kaunergrat – GEIGENKAMM 2:2]<br />
<strong>Die</strong>ses (zugegeben nicht ganz zufällige) Remis<br />
bringt uns zum Fazit: Ein Mal ist kein<br />
Mal! Wer die Pitztaler Bergwelt wirklich<br />
kennen lernen möchte, muss mindestens<br />
ein zweites Mal hierher kommen <strong>und</strong><br />
beide Kämme unter die Sohlen nehmen.<br />
Und dazu werden wir demnächst das Taschachhaus<br />
<strong>und</strong> im nächsten Jahr Fuldaer<br />
<strong>und</strong> Mainzer Höhenweg – wie es ihnen<br />
gebührt –gesondert vorstellen.<br />
◀<br />
Stützpunkt: Kaunergrathütte<br />
(2817 m)<br />
Charakter/Schwierigkeit: Großartige<br />
Hochtour, die sicheres Klettern im<br />
oberen zweiten Schwierigkeitsgrad erfordert.<br />
Im Zweifelsfalle auch mit Seil<br />
Vor dem Hängegletscher der Watzespitze<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 06 ⁄13
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Foto: Andreas Strauß<br />
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PORTRÄT<br />
Adam Ondra klettert<br />
»La Planta de Shiva«,<br />
eine 9b in Spaniens<br />
Süden.<br />
Auf die ganz<br />
harte Tour<br />
Adam Ondra hat eine neue Dimension<br />
des Sportkletterns eröffnet. Der<br />
BERGSTEIGER war vor kurzem bei<br />
einer seiner erstaunlichen Erstbegehungen<br />
dabei. Von Annika Müller<br />
Fotos: Bernardo Gimenez, Peter O'DonavanEs ist einer jener magischen Momente,<br />
wie sie am Kletterfelsen<br />
derzeit nur Adam Ondra erzeugen<br />
kann. <strong>Die</strong> Sonne taucht den Kalkfelsen<br />
im nordspanischen Oliana<br />
bereits in ein geheimnisvolles Goldgelb.<br />
Das Dutzend anderer Kletterer am Sektor<br />
»Contrafort de Rumbau« – darunter viele<br />
Profis – steigt aus den eigenen Routen ab<br />
<strong>und</strong> gruppiert sich am Boden. Ondra aber<br />
wartet. Still fixiert er die Route, die ihm in<br />
den vergangenen Monaten zur Obsession<br />
geworden ist: »La dura dura«, 45 Meter lang,<br />
eingerichtet von Chris Sharma, bewertet<br />
116 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄13
UNSERE BESTEN<br />
Adam Ondra<br />
Jeder Muskel des<br />
sehnigen Körpers ist<br />
gespannt, als sich der<br />
»Zauberlehrling« über<br />
die ersten Meter von<br />
»La dura dura« hangelt.<br />
Den Schwebezustand<br />
nach<br />
einer gelungenen<br />
Erstbegehung<br />
kennt dieser Mann<br />
nur zu gut.<br />
mit 9b+, eine der schwersten Sportkletterrouten<br />
der Welt. Erst als der tiefe Schatten<br />
sich über die ganze Länge der Wand geschoben<br />
hat, zieht er die engen Kletterschuhe<br />
an <strong>und</strong> streift trotz der winterlichen Kälte<br />
das T-Shirt ab. »Wenn ich so nahe an meinem<br />
persönlichen Limit klettere, sind Feinheiten<br />
wie die Temperaturen ausschlaggebend«,<br />
hat er vorher erklärt.<br />
Wüsste man es nicht besser, so glaubt man<br />
kaum, dass der 20-jährige Tscheche – 1,82<br />
Meter groß, 58 Kilo schwer <strong>und</strong> mit der Statur<br />
eines Heranwachsenden – beim Sportklettern<br />
am Fels Größen wie Chris Sharma<br />
<strong>und</strong> Dani Andrada hinter sich gelassen hat.<br />
Wer den jungen Tschechen in seiner bislang<br />
schwersten Route »The Change« (9b+)<br />
im norwegischen Flatanger gesehen hat,<br />
der wird sich an fließende, tänzerische Bewegungen<br />
erinnern mit denen er sich den<br />
Spitznamen »Zauberlehrling« verdiente.<b