eb - Elektrische Bahnen Bahnfrequenz in Deutschland (Vorschau)
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B 2580<br />
12/2011<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Dezember<br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
Elektromobilität an der richtigen Stelle<br />
unterstützen<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Michael Daum, Stadler Pankow<br />
Thema<br />
Besseres Klima für Straßenbahnen <strong>in</strong> Österreich<br />
Forum<br />
Zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
<strong>Bahnfrequenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Report<br />
Maglev 2011 <strong>in</strong> Südkorea<br />
Praxis<br />
S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
Agilis setzt auf Coradia-Tri<strong>eb</strong>züge<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Metro Santo Dom<strong>in</strong>go − Bau der L<strong>in</strong>ie 2 und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />
der L<strong>in</strong>ie 1<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung (Rail Power Supply Systems)<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn<br />
Schutz- und Steuergerät SGBA − E<strong>in</strong>satz bei den Dres dner<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
High-voltage DC power supply − Part 2:<br />
Technology and migration strategies<br />
Sicherheit<br />
Berechnungen nach DIN EN 50122-1 −<br />
Erdung im Katzenbergtunnel − Teil 2<br />
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1961 – Teil 2
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
Mit vielen, bisher<br />
unveröffentlichten Bildern<br />
Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die<br />
schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />
Bereits bei der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />
die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />
schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />
Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />
begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />
unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> beigetragen<br />
hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />
prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />
anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />
Reichsbahn.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />
die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
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Standpunkt<br />
Elektromobilität an der<br />
richtigen Stelle unterstützen<br />
W<br />
enn deutsche Politiker über Elektromobilität<br />
reden, erzeugen sie bei<br />
den Betreibern der über 50 Straßen-,<br />
Stadt- und U-<strong>Bahnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
sowie der Wuppertaler Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn nur e<strong>in</strong> müdes<br />
Lächeln. Diese Reaktion ist verständlich, ist doch im<br />
ÖPNV Elektromobilität seit der Betri<strong>eb</strong>saufnahme<br />
der elektrischen Straßenbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde<br />
im Jahr 1881 Realität. Auch wenn sich seitdem<br />
die Technik weiterentwickelt hat, haben sich die<br />
Grundpr<strong>in</strong>zipien von elektrisch betri<strong>eb</strong>enen städtischen<br />
Nahverkehrssystemen bewährt. Diese Komb<strong>in</strong>ation<br />
aus Innovation und bewährter Technik muss<br />
das Erfolgsgeheimnis se<strong>in</strong>, dass die oft totgesagte<br />
Straßenbahn seit nun über 25 Jahren e<strong>in</strong>e Renaissance<br />
als moderne Stadtbahn <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> oder<br />
als Niederflur-Verkehrssystem <strong>in</strong> Frankreich, Spanien,<br />
England etc. erl<strong>eb</strong>t.<br />
Deswegen ist es umso unverständlicher, wie mit<br />
diesem Thema <strong>in</strong> der Politik umgegangen wird.<br />
Unter anderem wird im Bericht der Nationalen<br />
Plattform Elektromobilität (NPE), die von der Bundesregierung<br />
als neutrale, übergreifende Instanz für<br />
die Entwicklung von tragfähigen Zielen im Bereich<br />
E-Mobilität gegründet wurde, das Elektroauto fast<br />
als Synonym für die Zukunft der Elektromobilität <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> gesehen. Es macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, Milliarden<br />
<strong>in</strong> die Entwicklung und E<strong>in</strong>führung von Elektroautos<br />
zu stecken, während bei anderen Ang<strong>eb</strong>oten<br />
wie dem ÖPNV seit Jahren das Geld für dr<strong>in</strong>gende<br />
Erneuerungs- und Ausbaumaßnahmen fehlt. Elektroautos<br />
benötigen, wie herkömmliche Pkw auch, Platz<br />
zum Fahren und zum Parken und somit e<strong>in</strong>en hohen<br />
Flächenbedarf <strong>in</strong> städtisch ohneh<strong>in</strong> schon stark verdichteten<br />
Räumen. Es stellt sich also die Frage, warum<br />
mit politischer Unterstützung noch mehr Pkw<br />
<strong>in</strong> die ohneh<strong>in</strong> verkehrlich überlasteten deutschen<br />
Städte geholt werden sollen. Stattdessen sollten von<br />
Bund und Ländern Mittel für den Ausbau, aber auch<br />
für Ersatz<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die bestehende Infrastruktur<br />
der deutschen Straßen-, Stadt- und U-<strong>Bahnen</strong><br />
zur Verfügung gestellt werden. Denn es stehen viele<br />
E<strong>in</strong>richtungen der Infrastruktur, wie beispielsweise<br />
Anlagen der Zugsicherung und Fahrstromversorgung,<br />
aber auch Fahrtreppen und<br />
Aufzüge zur Erneuerung an.<br />
All dies bedeutet aber nicht,<br />
dass die im VDV organisierten<br />
Verkehrsunternehmen gegenüber<br />
dem technischen Fortschritt nicht<br />
aufgeschlossen s<strong>in</strong>d. Speziell die<br />
Betreiber der elektrisch betri<strong>eb</strong>enen<br />
<strong>Bahnen</strong> unternehmen<br />
unterschiedlichste Anstrengungen,<br />
um sowohl den Energieverbrauch<br />
der Fahrzeuge und<br />
Anlagen als auch die Kosten für<br />
deren Instandhaltung weiter zu<br />
verr<strong>in</strong>gern. Hierzu zählen bei den<br />
Fahrstromversorgungsanlagen der<br />
laufende Übergang zur zweiseitigen<br />
Speisung, der Erhöhung der Netzspannung, die<br />
Verstärkung und Ertüchtigung der Oberleitungs-,<br />
Kabel- und Schaltanlagen sowie geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />
der E<strong>in</strong>satz von Speichern zur optimierten Nutzung<br />
der Bremsenergie. Auf der Fahrzeugseite ist <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren wieder e<strong>in</strong>e leichte Steigerung des<br />
Energieverbrauchs festzustellen, der aber zwecks<br />
Komfortverbesserung für die Fahrgäste auf die zunehmende<br />
Ausstattung der Fahrzeuge mit Klimaanlagen<br />
zurückzuführen ist. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives Bordenergie-Management,<br />
e<strong>in</strong>schließlich auf den Fahrzeugen<br />
angeordneter Speicher, kann hier Abhilfe schaffen.<br />
Wer es also ernst me<strong>in</strong>t mit stadtverträglicher<br />
Mobilität, Ressourcenschonung und Klimaschutz,<br />
unterstützt die Elektromobilität dort, wo sie ihre<br />
höchste Wirkung entfaltet: im ÖPNV.<br />
Ihr<br />
Jürgen Fenske<br />
Präsident<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />
109 (2011) Heft 12<br />
625
Inhalt<br />
12 / 2011<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
Jürgen Fenske<br />
625 Elektromobilität an der richtigen<br />
Stelle unterstützen<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Michael Daum<br />
628 Die Straßenbahn hat Zukunft<br />
Thema<br />
W. Struckl<br />
631 Besseres Klima für Straßenbahnen<br />
<strong>in</strong> Österreich<br />
Forum<br />
U. Behmann<br />
634 Zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
U. Behmann<br />
638 <strong>Bahnfrequenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Report<br />
Titelbild<br />
U3 am Wiener Westbahnhof<br />
© 2011 Alfredo Suchomel<br />
M. Witt, E. Fritz<br />
642 Maglev 2011 <strong>in</strong> Südkorea
Inhalt<br />
Praxis<br />
M. B<strong>in</strong>swanger<br />
647 Agilis setzt auf Coradia-Tri<strong>eb</strong>züge<br />
U. Behmann<br />
648 S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
Rail Power Supply Systems<br />
M. Lehmann<br />
672 High-voltage DC power supply – Part 2:<br />
Technology and migration strategies<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit hohen Gleichspannungen<br />
– Teil 2: Technische Lösungen und<br />
Umsetzungsstrategien<br />
Alimentation en énergie de traction à courant<br />
cont<strong>in</strong>u haut tension – Partie 2: technologie et<br />
stratégie de migration<br />
Sicherheit<br />
Hauptbeiträge<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
R. Puschmann, J. I. Nunez Toribio<br />
652 Metro Santo Dom<strong>in</strong>go – Bau der L<strong>in</strong>ie 2<br />
und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen der L<strong>in</strong>ie 1<br />
Metro Santo Dom<strong>in</strong>go – construction of l<strong>in</strong>e 2<br />
and operational experience on l<strong>in</strong>e 1<br />
Metro de Sa<strong>in</strong>t Dom<strong>in</strong>gue – construction de la<br />
ligne 2 et retour d‘expérience sur l‘exploitation<br />
sur la l<strong>in</strong>ge 1<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
D. Behrends, Ch. Fischer,<br />
680 Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />
Erdung im Katzenbergtunnel – Teil 2<br />
Analysis <strong>in</strong> accordance with EN 50122-1 –<br />
Earth<strong>in</strong>g at tunnel Katzenberg – Part 2<br />
Analyse de cas en conformité avec la norme<br />
EN 50122-1 – mise á la terre du tunnel de<br />
Katzenberg – Partie 2<br />
Nachrichten<br />
688 <strong>Bahnen</strong><br />
693 Unternehmen<br />
694 Energie und Umwelt<br />
696 Produkte und Lösungen<br />
H.-J. Fronzke, A. Maack, F. Schumann<br />
657 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der Schwer<strong>in</strong>er<br />
Straßenbahn<br />
Traction power supply for the Schwer<strong>in</strong><br />
tramway network<br />
Alimentation électrique du tramway de<br />
Schwer<strong>in</strong><br />
J. Thiede, H.-J. Fronzke<br />
667 Schutz- und Steuerungsgerät SGBA – E<strong>in</strong>satz<br />
bei den Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
Protection and control device SGBA – Application<br />
at dresden traction power supply<br />
Appareil de protection et de contrôle SGBA – mise<br />
en oevre à la compagnie de transport de Dresde<br />
697 Medien<br />
704 Impressum<br />
U 3 Term<strong>in</strong>e<br />
Historie<br />
700 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1961 – Teil 2
Fokus Interview<br />
Michael Daum<br />
Die Straßenbahn<br />
hat Zukunft<br />
Der Trend zu Straßenbahn und Stadtbahn als Alternative zu noch mehr Individualverkehr ist weltweit<br />
unverkennbar. Davon könnte auch Stadler Pankow profitieren, das <strong>Deutschland</strong>-Unternehmen der<br />
schweizerischen Stadler Rail Gruppe – vor wenigen Monaten erst eröffneten die Berl<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> neues<br />
Werk. Im <strong>eb</strong>-Interview sprach Eberhard Buhl mit Michael Daum, Vorsitzender der Geschäftsführung von<br />
Stadler Pankow, über Trends beim städtischen Nahverkehr und die Zukunftsaussichten für die Branche.<br />
<strong>eb</strong>: Herr Daum, wie ist das Unternehmen Stadler<br />
<strong>in</strong>sgesamt aufgestellt und welche Aufgaben hat<br />
die von Ihnen geführte deutsche Gesellschaft<br />
Stadler Pankow übernommen?<br />
Daum: Die Stadler Rail Group, die aus dem 1942<br />
<strong>in</strong> Zürich gegründeten Ingenieurbüro von Ernst<br />
Stadler hervorgegangen ist, versteht sich heute als<br />
Systemanbieter von <strong>in</strong>dividuellen Lösungen für den<br />
Schienenverkehr. Die Schwerpunkte liegen dabei im<br />
Regional-, S-Bahn- und Stadtbahnverkehr.<br />
Stadler Pankow ist das deutsche Unternehmen<br />
der Firmengruppe. Sämtliche Fahrzeugaufträge für<br />
den deutschen Markt werden von uns betreut,<br />
also entwickelt, produziert und <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gesetzt.<br />
In Berl<strong>in</strong>-Pankow fertigen wir alle Produkte für den<br />
deutschen Markt, auch das Regio-Shuttle RS1, sowie<br />
die Straßenbahnen für den Export. Und im Servicezentrum<br />
im brandenburgischen Velten erfolgt n<strong>eb</strong>en<br />
der Fertigung e<strong>in</strong>zelner Komponenten auch die<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahme der Schienenfahrzeuge. Weiterh<strong>in</strong><br />
s<strong>in</strong>d wir das Kompetenzzentrum für re<strong>in</strong>e Stadtverkehrsfahrzeuge,<br />
also Straßenbahnen, Stadtbahnen<br />
und U-<strong>Bahnen</strong>, und verantworten deshalb auch das<br />
Exportgeschäft <strong>in</strong> diesem Segment.<br />
Die Aktivitäten der Schweizer und der deutschen<br />
Gesellschaft bleiben also strikt getrennt?<br />
Natürlich gibt es e<strong>in</strong>e technische Zusammenarbeit,<br />
wir l<strong>eb</strong>en nicht n<strong>eb</strong>ene<strong>in</strong>ander her. Aber<br />
wir haben unsere Tätigkeitsschwerpunkte auf die<br />
Gesellschaften <strong>in</strong> der Schweiz und <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
verteilt. Das s<strong>in</strong>d unsere sogenannten Heim-<br />
Märkte, hier s<strong>in</strong>d jeweils komplette Kapazitäten<br />
<strong>in</strong> Projektabwicklung, Entwicklung und Fertigung<br />
vorhanden. Die Schweizer Gesellschaft ist hauptsächlich<br />
auf die Basisentwicklung von S-<strong>Bahnen</strong>,<br />
Regionalbahnen und Doppelstockfahrzeugen konzentriert.<br />
Der Begriff Basisentwicklung umfasst bei<br />
Stadler ja immer grundlegende Themen wie zum<br />
Beispiel Entgleisungssicherheit oder statische Berechnungen,<br />
die weiteren Entwicklungen erfolgen<br />
<strong>in</strong> den Landesgesellschaften sehr marktspezifisch.<br />
Wir <strong>in</strong> Pankow übernehmen wie gesagt die Basisentwicklung<br />
für alle Fahrzeuge des Stadtverkehrs,<br />
und auf unseren Erg<strong>eb</strong>nissen stützt sich das ganze<br />
Unternehmen bei länderspezifischen Stadtverkehr-<br />
Anwendungen ab.<br />
Gilt das auch für Lokomotiven?<br />
Das Lokomotivgeschäft ist für uns e<strong>in</strong> Nischengeschäft<br />
und wird es auch bleiben. Da geht<br />
es vorrangig um Dieselantri<strong>eb</strong>e, und wir können<br />
uns sicher auf die Entwicklungen unserer<br />
Schweizer Kollegen stützen, falls es bei uns e<strong>in</strong>es<br />
Tages um Dieselhybridtechnik, zum Beispiel bei<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen geht. Im Moment denken wir aber<br />
nicht daran, das Lokomotivsegment auch hier<br />
auszubauen.<br />
628 109 (2011) Heft 12
Interview Fokus<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren ist ja weltweit e<strong>in</strong>e Renaissance<br />
der Tram und fast e<strong>in</strong> Boom bei Stadtbahn<br />
und TramTra<strong>in</strong> zu beobachten. Wie gehen Sie<br />
damit um?<br />
Ich sehe dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sehr erfreuliche Entwicklung für<br />
die gesamte Branche, weil das Verkehrsmittel Straßenbahn<br />
Zukunft hat. Wenn man heute von Elektromobilität<br />
redet, denkt jeder nur an Autos. Dabei s<strong>in</strong>d<br />
Straßenbahnen seit Jahrzehnten gel<strong>eb</strong>te Elektromobilität<br />
und können auch <strong>in</strong> großen Städten e<strong>in</strong>iges<br />
an Problemen lösen, von der Fe<strong>in</strong>staub-Problematik<br />
bis zur Energieeffizienz.<br />
Worauf führen Sie diesen Boom des Öffentlichen<br />
Verkehrs zurück – auf die Energie- und Klimadiskussionen,<br />
die Urbanisierung?<br />
Vor allem die <strong>in</strong>nerstädtischen Situationen beim<br />
Individualverkehr sehe ich als Gründe dafür: Parkraumbewirtschaftung,<br />
hohe Spritpreise, Baustellen,<br />
fehlende Parkplätze und Stau. Der Bedarf an modernen<br />
ÖV-Lösungen für Städte und Geme<strong>in</strong>den liegt<br />
auf der Hand, und für die Menschen ist es mittlerweile<br />
oft komfortabler, mit der Tram zu fahren statt<br />
mit dem Auto. Gerade <strong>in</strong> größeren Städten ist ja e<strong>in</strong>e<br />
Straßen- oder Stadtbahn, zumal auf eigenem Gleiskörper,<br />
deutlich schneller als der Individualverkehr.<br />
In bestimmten Ländern wie der Schweiz war der<br />
öffentliche Nahverkehr schon bisher e<strong>in</strong> gängiges<br />
Transportmittel für alle, und auch bei uns schw<strong>in</strong>det<br />
das altbackene Image des Schienen-ÖPNV.<br />
In welchen Regionen Europas erwarten Sie e<strong>in</strong>e<br />
besonders starke Entwicklung?<br />
Fast überall. E<strong>in</strong> Beispiel aus Norwegen: Die Stadt<br />
Bergen hatte <strong>in</strong> den 1960er Jahren ihre Straßenbahn<br />
im Hafenbecken versenkt und auf den damals modernen<br />
Busbetri<strong>eb</strong> umgestellt. Jetzt gibt es dort e<strong>in</strong> komplett<br />
neues Straßenbahnsystem, für das wir die Fahrzeuge<br />
liefern und warten. Auch <strong>in</strong> Frankreich werden<br />
viele neue Systeme und Fahrzeuge beschafft. Wir<br />
s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong> Lyon erfolgreich, wo unsere Fahrzeuge<br />
den Verkehr zwischen Flughafen und Stadtzentrum<br />
durchführen. Das ist fast überall der Trend, und <strong>in</strong><br />
Europa ist sicher noch e<strong>in</strong>e Menge Potenzial vorhanden<br />
– aber auch <strong>in</strong> den USA ist gerade der Bereich der<br />
Straßen- und Stadtbahnen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Markt.<br />
F<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> Osteuropa e<strong>in</strong>e andere Situation vor?<br />
Osteuropa bietet aus me<strong>in</strong>er Sicht – gerade auch<br />
für uns – e<strong>in</strong> sehr großes Potenzial für modernen<br />
Nahverkehr allgeme<strong>in</strong>. Aktuell haben wir ja aus<br />
Tschechien, wo ähnlich wie <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e regionale<br />
Verkehrsbestellung stattf<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong>en großen<br />
Auftrag für Dieseltri<strong>eb</strong>wagen vom Typ RegioShuttle<br />
bekommen – und das wird auch im Stadtbahn- und<br />
Straßenbahnbereich kommen. Allerd<strong>in</strong>gs b<strong>in</strong> ich der<br />
Überzeugung, dass im Moment <strong>in</strong> Osteuropa auch<br />
e<strong>in</strong>iger Nachholbedarf bei der Modernisierung der<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Infrastruktur besteht, um die Voraussetzungen für<br />
modernen Nahverkehr zu schaffen.<br />
Viele Straßenbahnsysteme wurden <strong>in</strong> osteuropäischen<br />
Ländern gar nicht erst abg<strong>eb</strong>aut ...<br />
... das stimmt natürlich, aber ich glaube schon, dass<br />
man sich erst verstärkt um die Modernisierung der<br />
Infrastruktur kümmern muss – und das geschieht ja<br />
derzeit auch.<br />
Welche Anforderungen stellen Betreiber heute<br />
allgeme<strong>in</strong> an die Fahrzeuge?<br />
Hohe Verfügbarkeit, günstige Unterhaltskosten und<br />
schneller Fahrgastwechsel zur E<strong>in</strong>haltung der Taktzeiten<br />
s<strong>in</strong>d Beispiele aus Sicht des<br />
Betreibers, aus der Sicht des Fahrgastes<br />
muss der Fahrkomfort g<strong>eb</strong>ündelt<br />
mit Sicherheit und Enterta<strong>in</strong>ment<br />
geg<strong>eb</strong>en se<strong>in</strong>.<br />
Meist werden Energieeffizienz<br />
und wirtschaftlicher Betri<strong>eb</strong> über<br />
die L<strong>eb</strong>ensdauer genannt.<br />
Natürlich s<strong>in</strong>d das wichtige Aspekte,<br />
doch für den Betreiber ist es<br />
auch notwendig, zusätzliche Fahrgäste<br />
zu gew<strong>in</strong>nen. Der Trend zum<br />
Fahrgastzuwachs ist ja erfreulicherweise<br />
da. Wir müssen uns allerd<strong>in</strong>gs bei den Fahrzeugen<br />
an der gesellschaftlichen und demografischen<br />
Entwicklung ausrichten und den Nahverkehr<br />
so gestalten, dass man relativ e<strong>in</strong>fachen Zugang<br />
dazu bekommt – auch als älterer Mensch. Dazu gehört<br />
für mich zw<strong>in</strong>gend Niederflurigkeit; da s<strong>in</strong>d wir<br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> technologisch gut aufgestellt und<br />
können auch e<strong>in</strong>iges bieten.<br />
N<strong>eb</strong>en Themen wie Energieeffizienz und L<strong>eb</strong>ensdauerkosten<br />
ist also Kundenfreundlichkeit zum<br />
wesentlichen Faktor geworden?<br />
Ja sicher. Der Nahverkehr muss <strong>in</strong> der Wertigkeit<br />
steigen, damit die Menschen leichter wegkommen<br />
vom re<strong>in</strong>en Individualverkehr. Also müssen wir uns<br />
fragen, was dieses Produkt entsprechend aufwertet.<br />
Niederflurigkeit mit bequemen E<strong>in</strong>stiegen gehört jedenfalls<br />
dazu, auch Enterta<strong>in</strong>ment im Zug. In Bergen<br />
beispielsweise haben wir direkten Internetzugang,<br />
e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-System, mit dem jeder die tatsächlichen<br />
Ankunftszeiten der <strong>Bahnen</strong> ablesen kann – das wird<br />
verstärkt kommen.<br />
Da sprechen wir von Nahverkehrszügen und<br />
Stadtbahnen?<br />
Das wird auch <strong>in</strong> Straßenbahnen zunehmen. Für<br />
junge Leute ist das sicher e<strong>in</strong> Argument, auch <strong>in</strong><br />
der Straßenbahn e<strong>in</strong>en Internetzugang zu haben.<br />
Die Frage ist doch immer: Was erwarten die Menschen,<br />
wenn sie unterwegs s<strong>in</strong>d, und was kann ich<br />
Für junge Leute ist<br />
e<strong>in</strong> Internetzugang<br />
<strong>in</strong> der Straßenbahn<br />
sicher e<strong>in</strong> Argument<br />
629
Fokus Interview<br />
ihnen bieten, um ihnen die Fahrt möglichst komfortabel<br />
zu machen. Das wird auch von Betreibern<br />
nachgefragt.<br />
Auch Klimaanlagen s<strong>in</strong>d ja fast selbstverständlich<br />
geworden ...<br />
Genau. Über den Nutzen e<strong>in</strong>er Klimaanlage <strong>in</strong> Öffentlichen<br />
hat man sich schon vor 20 Jahren heiß<br />
geredet. Aber ich b<strong>in</strong> überzeugt: Wenn wir uns<br />
messen wollen mit dem Individualverkehr, ist das<br />
e<strong>in</strong>fach Standard – es gibt ja heute kaum mehr<br />
e<strong>in</strong>en Neuwagen ohne Klimaanlage. Dass dieser<br />
Komfort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tram technisch und energetisch<br />
nicht ganz so e<strong>in</strong>fach ist, weil sich ständig die Türen<br />
öffnen, steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt. Aber man<br />
sieht aus den letzten Jahren, dass wir zunehmend<br />
heiße und schwüle Sommer haben <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
Da ist es nun mal angenehmer für Fahrgäste, wenn<br />
die Temperatur <strong>in</strong> der Tram spürbar niedriger ist.<br />
Klimaanlagen s<strong>in</strong>d auch für Betreiber schon gängige<br />
Ausstattung.<br />
Überland-<strong>Bahnen</strong> mit elektrischen Mehrsystemfahrzeugen<br />
wie <strong>in</strong> Karlsruhe, Kassel oder Chemnitz,<br />
die teils auf Bahngleisen fahren, sche<strong>in</strong>en<br />
<strong>eb</strong>enfalls im Aufw<strong>in</strong>d zu se<strong>in</strong>. Haben Sie solche<br />
Fahrzeuge <strong>eb</strong>enfalls im Fokus?<br />
Dass dies e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Segment ist, steht außer<br />
Frage, und wir können da ja auch was bieten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist es durch die neu aufgestellte Normenlage<br />
nicht ganz so e<strong>in</strong>fach, solche Fahrzeuge auf die<br />
Schiene zu br<strong>in</strong>gen. Wenn ich zum Beispiel an Crash-<br />
Normen denke: Es ist e<strong>in</strong>e äußerst knifflige Sache,<br />
diese Vorgaben bei den vorgeg<strong>eb</strong>enen niedrigen<br />
Achslasten zu erfüllen. Auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d<br />
das auch <strong>in</strong>teressante Herausforderungen – und<br />
es macht riesigen Spaß, wenn es schließlich doch<br />
klappt. Ob es immer so wirtschaftlich funktioniert,<br />
ob also die Normen wirklich zur Realität passen,<br />
steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt.<br />
Bedarf und Potenzial für Mehrsystemfahrzeuge<br />
bestehen aber?<br />
Das sehe ich schon so.<br />
ZUR PERSON<br />
Michael Daum schloss se<strong>in</strong> Studium der Elektrotechnik<br />
an der Universität Karlsruhe 1982 als Diplom-<br />
Ingenieur ab und trat bei der BBC AG <strong>in</strong> Mannheim<br />
e<strong>in</strong>. Zunächst Entwicklungs<strong>in</strong>genieur für Leittechniksysteme,<br />
bekleidete er bei BBC, später ABB und Adtranz<br />
verschiedene Funktionen und leitete zuletzt als<br />
Mitglied der Geschäftsleitung e<strong>in</strong>en Produktbereich<br />
„Regionalfahrzeuge und S-<strong>Bahnen</strong>“ mit Standorten<br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, Dänemark, Schweiz, Portugal und<br />
Australien. Im Jahr 2011 übernahm die im schweizerischen<br />
Bussnang ansässige Stadler Rail AG alle<br />
Anteile aus dem geme<strong>in</strong>samen Jo<strong>in</strong>t Venture mit<br />
Adtranz, der Stadler Pankow GmbH. Seit Mai 2001<br />
ist Michael Daum stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der Stadler Rail AG, CEO Stadler <strong>Deutschland</strong><br />
und Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadler<br />
Pankow GmbH.<br />
Und welche Chancen g<strong>eb</strong>en Sie Straßen- und<br />
Stadtbahnen mit Energiespeichersystemen – wie<br />
beispielsweise Ihrer Variobahn für München?<br />
Auch da sehen wir e<strong>in</strong>en Bedarf. Es gibt zahlreiche<br />
Städte mit schützenswerten, sehr schönen Plätzen<br />
und Straßenzügen. Und es gibt immer mehr Politiker,<br />
die sich Trambahnen wünschen, aber <strong>in</strong> solchen<br />
Bereichen auf E<strong>in</strong>speisungsleitungen verzichten wollen.<br />
In solchen Fällen ist e<strong>in</strong>e Batterie-Hybrid-Lösung<br />
e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Sache, weil man weite Strecken ohne<br />
E<strong>in</strong>speisung fahren und anschließend an der Oberleitung<br />
wieder aufladen kann. Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass<br />
es dafür e<strong>in</strong>en Markt gibt.<br />
Deshalb haben wir uns vor e<strong>in</strong>iger Zeit ja den<br />
Spaß gemacht, mit der Variobahn 19 Kilometer weit<br />
ohne Oberleitung zu fahren und e<strong>in</strong>en Weltrekord<br />
fürs Gu<strong>in</strong>ess-Buch aufzustellen. Wenn e<strong>in</strong>e Stadt<br />
e<strong>in</strong>en solchen Bedarf hat, ist die Technik mit relativ<br />
ger<strong>in</strong>gen Mitteln umsetzbar. Die Attraktivität des Verkehrsmittels<br />
Straßenbahn steigert sie auf jeden Fall.<br />
Ziehen Sie auch andere Energiespeichertechnologien<br />
<strong>in</strong> Betracht, zum Beispiel mit Kondensatoren<br />
oder Schwungrädern?<br />
E<strong>in</strong> Kondensatorspeicher br<strong>in</strong>gt sicher Vorteile <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit e<strong>in</strong>em Diesel, weil man beim Anfahren<br />
e<strong>in</strong>en elektrischen Booster zuschalten kann, aber bei<br />
Straßenbahnen ergibt das wenig S<strong>in</strong>n. Energiespeicher<br />
mit Schwungrädern, die seit Jahrzehnten immer<br />
wieder <strong>in</strong> der Diskussion s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>de ich als Ingenieur<br />
630 109 (2011) Heft 12
Thema Fokus<br />
natürlich spannend – aber man muss sich heute <strong>eb</strong>en<br />
stärker denn je an betri<strong>eb</strong>lichen Bedürfnissen wie<br />
Instandhaltung, Aufwand und Nutzen orientieren.<br />
Da ist sicher e<strong>in</strong>e Akku-Lösung am ehesten tragfähig,<br />
zumal auch die Automobilbranche auf diese Technologie<br />
e<strong>in</strong>steigt und bei Fertigung und Sicherheit e<strong>in</strong><br />
nützlicher Skalierungseffekt zu erwarten ist.<br />
Der Bedarf an modernen<br />
ÖV-Lösungen für Städte<br />
und Geme<strong>in</strong>den liegt auf<br />
der Hand<br />
Erst kürzlich haben Sie ja e<strong>in</strong> neues Werk eröffnet,<br />
und daraus könnte man schließen, dass Sie mit<br />
Stadler Pankow im nächsten Jahrzehnt auf Wachstumskurs<br />
gehen wollen. Sie s<strong>in</strong>d optimistisch?<br />
Ja sicher. Steigende Bevölkerungszahlen und zunehmendes<br />
Umweltbewusstse<strong>in</strong> – das s<strong>in</strong>d zwei Aspekte,<br />
die <strong>in</strong> Städten und Geme<strong>in</strong>den immer ernster genommen<br />
werden. H<strong>in</strong>zu kommt der Wunsch der Menschen<br />
nach une<strong>in</strong>geschränkter Mobilität. Dies s<strong>in</strong>d<br />
nur e<strong>in</strong>ige Gründe für die positiven Impulse <strong>in</strong> unserer<br />
Branche. Und mit unseren Entwicklungen be dienen<br />
wir die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse unserer Kunden.<br />
Das bedeutet konkret für die nächsten Jahre?<br />
Wir haben im Jahr 2001 mit 200 Mitarbeitern begonnen,<br />
heute arbeiten 850 Menschen hier und<br />
ich b<strong>in</strong> guten Mutes, dass wir <strong>in</strong> den nächsten<br />
Jahren bei Umsatz und Mitarbeiterzahl weiter zulegen<br />
können. Ausgehend von unserem heutigen<br />
Auftragsbestand str<strong>eb</strong>en wir an, bis zum Jahr 2013<br />
noch e<strong>in</strong>mal 300 Arbeitsplätze aufzulegen, und so<br />
etwas plant man ja nur, wenn man gutes Geschäft<br />
erwartet. Ich sehe uns da ja auch ganz gut aufgestellt<br />
– vom Trend her sehe ich sehr positiv <strong>in</strong> die<br />
Zukunft.<br />
Herr Daum, herzlichen Dank.<br />
Besseres Klima für<br />
Straßenbahnen<br />
<strong>in</strong> Österreich<br />
Im Forschungsprojekt EcoTram untersucht e<strong>in</strong><br />
Konsortium unter Führung der Technischen<br />
Universität (TU) Wien und mit Beteiligung von<br />
Siemens Österreich seit März 2010, wie bei<br />
Straßenbahnen der Verbrauch an elektrischer<br />
Energie noch weiter gesenkt werden kann. Die<br />
erste Phase ist nun abgeschlossen.<br />
In der österreichischen Hauptstadt erfreut sich der<br />
öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) schon heute<br />
großer Beli<strong>eb</strong>theit. Damit Fahrgäste noch häufiger<br />
öffentliche Verkehrsmittel wählen, müssen diese<br />
nicht nur kostengünstig und zuverlässig se<strong>in</strong>,<br />
sondern auch attraktiv und komfortabel. Für die<br />
Betreiber zählen zudem Wirtschaftlichkeit, niedrige<br />
L<strong>eb</strong>enszykluskosten und Energieeffizienz.<br />
Obwohl gerade Straßenbahnen bereits zu den<br />
sparsamsten Verkehrsmitteln gehören, stellt sich das<br />
Forschungskonsortium im Rahmen von EcoTram die<br />
anspruchsvolle Aufgabe, mit <strong>in</strong>novativen Lösungen<br />
den Energieverbrauch noch weiter zu senken. Es setzt<br />
die aus den Messerg<strong>eb</strong>nissen der ersten Projektphase<br />
gewonnenen Erkenntnisse nun erstmals experimentell<br />
an e<strong>in</strong>em Prototyp der Siemens-Straßenbahn des<br />
Typs ULF (Bild 1) um. In der nun beg<strong>in</strong>nenden Phase<br />
2 werden die mithilfe von Simulationsmodellen<br />
prognostizierten Energiee<strong>in</strong>sparungen unter realen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen geprüft.<br />
Das Projekt wird aufgrund se<strong>in</strong>es Beitrags zum<br />
Klimaschutz von der österreichischen Forschungsgesellschaft<br />
(FFG) gefördert. Es hat e<strong>in</strong> Volumen<br />
von rund 1,35 Mio. EUR und soll im November 2013<br />
abgeschlossen se<strong>in</strong>.<br />
An Ideen, wie sich Energie e<strong>in</strong>sparen ließe, mangelt<br />
es nicht. Doch wie s<strong>in</strong>nvoll sie s<strong>in</strong>d, hängt von<br />
vielen Faktoren ab. E<strong>in</strong>e gute Wärmedämmung<br />
beispielsweise reduziert die nötige Heizenergie im<br />
W<strong>in</strong>ter, aber sie macht die Bahnfahrzeuge unter anderem<br />
schwerer. Die Lüftungen wiederum s<strong>in</strong>d auf<br />
maximale Besetzung der Tram ausgelegt. Aber die<br />
zugeführte Luft muss meist gekühlt oder geheizt<br />
werden. Misst man mit Sensoren die Qualität der<br />
Luft, kann man die Frischluftzufuhr dosieren und<br />
der Komfort bleibt trotzdem erhalten.<br />
Geräte für Heizung, Klima und Lüftung (HKL-<br />
Geräte) haben e<strong>in</strong>en hohen Anteil am Energieverbrauch,<br />
der im Extremfall 30 bis 40 %<br />
des gesamten Energi<strong>eb</strong>edarfs ausmachen kann.<br />
Daher konzentrieren sich die Projektpartner von<br />
109 (2011) Heft 12<br />
631
Fokus Thema<br />
EcoTram auf diesen Bereich. Es werden sämtliche<br />
Aspekte abgedeckt, vom Klimagerät über Klimatestlabors<br />
bis zur Produktion und den Betri<strong>eb</strong> der<br />
<strong>Bahnen</strong>. Insgesamt 20 Sparideen sollen geprüft<br />
werden. Sie reichen von e<strong>in</strong>er besseren Wärmedämmung<br />
über das Verwerten von Abwärme<br />
bis zu Fußbodenheizungen oder reflektierenden<br />
Außenanstrichen.<br />
In der 18-monatigen ersten Phase von EcoTram<br />
wurde erstmals e<strong>in</strong> Schienenfahrzeug umfassend<br />
auf Energieeffizienz der HKL-Geräte im Detail<br />
durchleuchtet; zu berücksichtigende Parameter<br />
waren: Spezifizierte Anforderungen und tatsächlicher<br />
Energieverbrauch bei maximal erzielbarem<br />
Passagierkomfort. Messungen und Simulationsmodelle<br />
mündeten <strong>in</strong> technische Vorgaben für e<strong>in</strong>e<br />
energieeffiziente Umrüstung der Siemens-Straßenbahn<br />
vom Typ ULF, die bei den Wiener L<strong>in</strong>ien<br />
im E<strong>in</strong>satz ist. Darauf wird e<strong>in</strong> Straßenbahnzug<br />
mit energie effizienten thermischen Komponenten<br />
ausgerüstet. Das Forschungsteam will so überprüfen,<br />
ob sich durch optimierte Betri<strong>eb</strong>sstrategien<br />
und Umbauten relevante E<strong>in</strong>sparungen erreichen<br />
lassen. Durch erneute Tests im Klima-W<strong>in</strong>d-Kanal<br />
der Rail Tec Arsenal GmbH (RTA) und im regulären<br />
Passagierbetri<strong>eb</strong> können so die tatsächlich realisierbaren<br />
E<strong>in</strong>sparungen erfasst werden.<br />
In dieser zweiten Phase des Projekts wird e<strong>in</strong>e<br />
neue Generation von HKL-Geräten e<strong>in</strong>gesetzt. Sie<br />
verfügt über zahlreiche technologische Innovationen<br />
wie e<strong>in</strong>e Wärmepumpe oder e<strong>in</strong>e frequenzvariable<br />
Ansteuerung. Die TU Wien entwickelte<br />
dafür e<strong>in</strong> Simulationsmodell für e<strong>in</strong>en prädiktiven<br />
Regler, der selbstständig den Heiz- oder Kühlbedarf<br />
Bild 1:<br />
Straßenbahnzug ULF im E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Wien (Fotos: Siemens Österreich).<br />
ermittelt. Für Projektleiter Prof. Mart<strong>in</strong> Kozek von<br />
der TU Wien s<strong>in</strong>d diese vorausschauenden Regler<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Instrument: „Wenn man weiß, dass<br />
gleich e<strong>in</strong> Tunnel kommt, kann man im Sommer<br />
die Klimaanlage zurückfahren und den Innenraum<br />
mit der kühlen Tunnelluft belüften. Weil die Tram<br />
täglich ihre Runden dreht, erg<strong>eb</strong>en sich schnell<br />
große E<strong>in</strong>sparungen.“<br />
E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung des Projekts liegt<br />
im Umfang der betrachteten Parameter: Anstatt nur<br />
E<strong>in</strong>zelkomponenten zu prüfen, werden auch betri<strong>eb</strong>liche<br />
E<strong>in</strong>flussgrößen und die Umg<strong>eb</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
mit e<strong>in</strong>bezogen. Die errechnete Optimierung<br />
stellt daher nicht alle<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>en durchschnittlichen<br />
Energieverbrauch der HKL-Systeme ab, sondern<br />
muss e<strong>in</strong>e Verbesserung unter veränderlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
erreichen. Dazu gehören beispielsweise die<br />
wechselnde Anzahl der Fahrgäste, die Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />
und die Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur.<br />
Über den mithilfe von Sensoren zur Lüftungssteuerung<br />
gemessenen CO 2<br />
-Gehalt der Luft lässt sich<br />
auf die Zahl der Fahrgäste rückschließen. Aber auch<br />
über die Farbe der Wagenbeleuchtung wird nachgedacht:<br />
In kaltem Licht empf<strong>in</strong>den Menschen ihre<br />
Umg<strong>eb</strong>ung um etwa zwei Grad kühler. Mit e<strong>in</strong>er geeigneten<br />
Beleuchtung, etwa mit Leuchtdioden, ließe<br />
sich viel Energie sparen, <strong>in</strong>dem man die passende<br />
warmweiße oder kaltweiße Lichtfarbe e<strong>in</strong>stellt. Weil<br />
viele Sparmaßnahmen auf bestimmte Situationen<br />
abzielen, zum Beispiel auf die Kühlung e<strong>in</strong>es voll<br />
besetzten Wagens, s<strong>in</strong>d sie nur dann nachhaltig<br />
wirksam, wenn dieser Zustand oft auftritt und die<br />
Bahn dabei viel Strom verbraucht.<br />
Die E<strong>in</strong>sparungen bei Energie und Umweltschadstoffen<br />
(CO 2<br />
-Äquivalente) sollen anhand von Messungen<br />
im Klima-W<strong>in</strong>d-Kanal (Bilder 2 und 3) und im<br />
Fahrgastbetri<strong>eb</strong> dargestellt werden. Sie liefern wichtige<br />
Erkenntnisse zu Energie- und Kosten-Effizienz<br />
und bieten den Konsortialpartnern die Möglichkeit,<br />
neue Technologien zu erlernen.<br />
Der Prototyp e<strong>in</strong>er Öko-Tram wird die nächsten<br />
Monate mit ihrer Sensorik, die Tag und Nacht die<br />
gleichen Daten wie im Labor sammelt, im Wiener<br />
Nahverkehr unterwegs se<strong>in</strong>. Zusätzlich registrieren<br />
Lichtschranken, wie viele Personen an den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Haltestellen zu- und aussteigen. Sogar die Behaglichkeit<br />
aus Sicht der Fahrgäste wird gemessen. Sie<br />
ergibt sich aus Vorgaben der Temperatur, der Luftgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
und des CO 2<br />
-Gehalts der Luft im Wagen.<br />
Dann wird sich an der Reaktion der Fahrgäste<br />
zeigen, ob der Balanceakt gelungen ist.<br />
Und es stellt sich aufgrund der Erg<strong>eb</strong>nisse die<br />
Frage, wie die Straßenbahn der Zukunft aussehen<br />
könnte. Der Trend geht zu hocheffizienten HKL-<br />
Systemen sowie zum Leichtbau und zur Energiespeicherung.<br />
Bei der Speicherung wird die Energie,<br />
die beim Bremsen oder aus der Abwärme von<br />
Klimageräten frei wird, zurückgewonnen und zwi-<br />
632 109 (2011) Heft 12
Thema Fokus<br />
schengespeichert. Das können Speicher im Zug se<strong>in</strong><br />
oder das Netz nimmt diese Energie auf und stellt sie<br />
anderen Fahrzeugen zur Verfügung. Mancherorts ist<br />
das heute schon möglich. Die <strong>in</strong>telligenten Stromnetze,<br />
die zurzeit im Zusammenhang mit erneuerbaren<br />
Energien entwickelt werden, s<strong>in</strong>d auch für<br />
den Schienenverkehr e<strong>in</strong> wichtiges Thema. Nimmt<br />
man alle möglichen Sparmaßnahmen am Fahrzeug<br />
und an der Infrastruktur zusammen, könnte sich der<br />
Energieverbrauch e<strong>in</strong>er Bahn bis 2030 halbieren.<br />
Die gewonnenen Daten der EcoTram fließen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Software, mit der Hersteller und Betreiber das thermische<br />
Verhalten e<strong>in</strong>er Bahn auf beli<strong>eb</strong>igen Strecken simulieren<br />
und so die Klimasysteme optimieren können.<br />
Das Konsortium sieht zudem e<strong>in</strong>e große Multiplizierbarkeit<br />
der Erg<strong>eb</strong>nisse. Etwa 100 MWh an<br />
elektrischer Energie brauchen die HKL-Systeme e<strong>in</strong>er<br />
modernen Straßenbahn pro Jahr. Das EcoTram-Projekt<br />
wird zeigen, wie weit man diesen Wert reduzieren<br />
kann. Der Geschäftsführer der Wiener L<strong>in</strong>ien,<br />
Günter Ste<strong>in</strong>bauer, rechnet mit m<strong>in</strong>destens 10 %.<br />
Alle<strong>in</strong>e auf die 300 modernen <strong>Bahnen</strong> der Wiener<br />
L<strong>in</strong>ien hochgerechnet, wären das E<strong>in</strong>sparungen von<br />
über 3 GWh jährlich, e<strong>in</strong>e Menge, die 1 200 Haushalte<br />
im gleichen Zeitraum verbrauchen.<br />
Zudem wären E<strong>in</strong>sparungen von bis zu<br />
30 000 t CO 2<br />
pro Jahr möglich. Bei umfassenden<br />
Umbauten sogar doppelt so viel. Durch die Reduktion<br />
der benötigten Energie verr<strong>in</strong>gern sich L<strong>eb</strong>enszykluskosten<br />
des Fahrzeugs. Auch der Umbau e<strong>in</strong>er<br />
Straßenbahnflotte kann, bei e<strong>in</strong>er L<strong>eb</strong>ensdauer von<br />
etwa 30 Jahren, für den Betreiber e<strong>in</strong>e lohnende<br />
Investition se<strong>in</strong>. Bestätigt sich die wirtschaftliche und<br />
technische Machbarkeit, ließen sich solche Maßnahmen<br />
übertragen. So könnten die entwickelten<br />
Technologien auf andere Fahrzeugarten umgelegt<br />
werden oder sogar <strong>in</strong> G<strong>eb</strong>äuden von Nutzen se<strong>in</strong>.<br />
Weiter wird den Herstellern ermöglicht, bereits <strong>in</strong><br />
der Entwicklung den gestiegenen Anforderungen<br />
der Passagiere an Komfort und thermischer Behaglichkeit<br />
nachzukommen.<br />
Siemens <strong>in</strong> Österreich setzt seit 2009 an den Standorten<br />
Wien und Graz Forschungs- und Entwicklungs-<br />
Projekte zu den Themen umweltgerechte Metro und<br />
virtuelle Metro-Simulation um. Durch die detaillierten<br />
Erkenntnisse aus dem Fahrzeugumbau kann das<br />
Unternehmen künftig für Kunden und Betreiber sehr<br />
realistische Vorhersagen zu Energiee<strong>in</strong>sparungen oder<br />
zur wirtschaftlichen und zeitlichen Planung treffen.<br />
Nachhaltigkeit, Effektivität und die Akzeptanz umweltfreundlicher<br />
Verkehrsmittel können nur durch Innovation<br />
erreicht werden, und zwar <strong>in</strong> Verfahren, Implementierung<br />
und Technik. Das Projekt EcoTram entfaltet<br />
hier e<strong>in</strong>en wichtigen Dialog zwischen Forschung und<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>erseits und mit der Bevölkerung. Denn<br />
der E<strong>in</strong>satz der EcoTram fördert das Bewusstse<strong>in</strong> für das<br />
Thema Klimaschutz und stärkt unmittelbar den ÖPNV<br />
und den Verkehrsträger Schiene.<br />
Walter Struckl, Siemens Rail Systems, Wien<br />
Bild 2:<br />
Umgerüsteter Straßenbahnwagen<br />
Ulf beim<br />
Testprogramm im Klima-<br />
W<strong>in</strong>d-Kanal von Rail Tec<br />
Arsenal.<br />
Bild 3:<br />
Beim Test im Klima-W<strong>in</strong>d-<br />
Kanal heizen künstliche<br />
Sonnen den Innenraum auf.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
633
Fokus Forum<br />
Zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
In <strong>Deutschland</strong> ist das Bahnstromleitungsnetz mit <strong>in</strong> die Trassendiskussion geraten. Gewisse Aussagen<br />
zu dem Thema erfordern es, dazu e<strong>in</strong>ige Grundtatsachen, Zusammenhänge und Konsequenzen kurz zu<br />
wiederholen.<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Bei den aktuellen Diskussionen zur so genannten<br />
Energiewende und zu den dafür nötigen 380-kVoder<br />
500-kV-Hochspannungsleitungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
ist das bestehende 110-kV-Bahnstromleitungsnetz<br />
<strong>in</strong>s Blickfeld geraten. Wie immer wieder <strong>in</strong> den<br />
letzten 60 Jahren taucht dabei der Gedanke auf,<br />
den elektrischen 16,7-Hz-Betri<strong>eb</strong> auf dem DB-Streckennetz<br />
dezentral, also direkt aus den 50-Hz-Drehstromnetzen<br />
der öffentlichen Versorgung zu speisen.<br />
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat Mitte September<br />
2011 e<strong>in</strong>e Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung<br />
von Bahn- und Energieleitungs<strong>in</strong>frastrukturen öffentlich<br />
EG-weit ausgeschri<strong>eb</strong>en, und zwar <strong>in</strong> drei<br />
Losen je e<strong>in</strong>e Studie<br />
1. Technische Machbarkeit zur Nutzung des<br />
Trassenraumes von Bahnstromleitungen für<br />
Freileitungs- und Kabeltrassen der öffentlichen<br />
Energieversorgung<br />
2. Technische Machbarkeit der Dezentralisierung<br />
des Bahnstromnetzes<br />
3. Untersuchung der rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Die Überschriften irritieren zunächst, aber <strong>in</strong> den<br />
Aufgabenbeschreibungen s<strong>in</strong>d dann auch die „ökonomischen<br />
Anforderungen“ genannt. Ang<strong>eb</strong>otsfrist<br />
und -öffnung war am 10. November 2011.<br />
Schon im Vorlauf zum nunmehr amtlichen Stand<br />
der D<strong>in</strong>ge kursierten seit Monaten zu diesem Komplex<br />
Meldungen, Kommentare, Gerüchte und mehr<br />
oder weniger kluge Gedanken und Vorschläge.<br />
Durchweg kommen diese von Außenstehenden,<br />
die den Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> und die Zusammenhänge<br />
nicht kennen oder außer Acht lassen. Deshalb ist es<br />
notwendig, an E<strong>in</strong>iges zu er<strong>in</strong>nern – wobei absolut<br />
nichts davon neu ist.<br />
Bild 1:<br />
Modulare Umrichteranlage Doberlug-Kirchha<strong>in</strong> 2 x 15 MW (Sammlung Be).<br />
Bild 2:<br />
Zweiseitig angeschlossenes Unterwerk 2 x 15 MVA (Foto: Manfred Lückert).<br />
Infrastruktur<br />
Umwandlung<br />
Wenn mit E<strong>in</strong>phasenstrom 16,7 Hz betri<strong>eb</strong>ene <strong>Bahnen</strong><br />
dezentral aus e<strong>in</strong>em 50-Hz-Drehstrom netz versorgt<br />
werden sollen, muss die Energie an jeder E<strong>in</strong>speisestelle<br />
umgewandelt werden. Nach dem Stand<br />
der Technik geschieht das mit statischen Umrichtern,<br />
die komplexer und teurer s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong>fache Umspanner,<br />
die nur Hochspannung 110 kV <strong>in</strong> Mittelspannung<br />
15 kV transformieren (Bilder 1 und 2).<br />
Die DB hat derzeit rund 180 solcher Unterwerke<br />
(Uw). Davon s<strong>in</strong>d rund 50 für die von 1991 bis 2010<br />
etappenweise eröffneten Schnellfahrstrecken oder<br />
für Strecken der Verkehrsprojekte Deutsche E<strong>in</strong>heit<br />
neu g<strong>eb</strong>aut. In der gleichen Zeit wurden Dutzende<br />
älterer Uw teil- oder grunderneuert (Bild 3).<br />
Pauschal geschätzt liegt <strong>in</strong> diesen Schaltanlagen<br />
und Hauptumspannern rund 0,5 Mrd. EUR g<strong>eb</strong>unden,<br />
bei der von den technisch möglichen 40 Jahren<br />
Anlagennutzungszeit erst durchschnittlich 10 Jahre<br />
abgelaufen s<strong>in</strong>d. Bis auf die 15-kV-Schaltanlagen<br />
634 109 (2011) Heft 12
Forum Fokus<br />
s<strong>in</strong>d die Komponenten praktisch nicht anderweitig<br />
nutzbar, nur der Kupferwert aus den Umspannern<br />
wäre beachtlich.<br />
Verteilung<br />
Bis auf wenige Fälle an Netzausläufern s<strong>in</strong>d alle Uw<br />
an zwei oder mehr Bahnstromleitungen angeschlossen<br />
(Bild 2). Wegen ihrer Zweckbestimmung gilt<br />
für diese logischer Weise das oben Gesagte zum<br />
Neubau und zur Erneuerung gleichermaßen (Bild 4).<br />
Wenn die E<strong>in</strong>speisungen gleich hoch verfügbar bleiben<br />
sollen wie bisher, müssen alle diese zweiphasigen<br />
Hochspannungsstromkreise durch dreiphasige<br />
ersetzt werden.<br />
Alle<strong>in</strong> für die unmittelbaren Zuleitungen zu den<br />
Uw bestehen Planfeststellungen von mehreren hundert<br />
Kilometern Trasse und Grunddienstbarkeiten auf<br />
tausenden Immobilien, und zwar für Bahnstromleitungen<br />
mit ihrer ger<strong>in</strong>geren Breite und Höhe, also<br />
kle<strong>in</strong>eren Masten und Fundamenten als für Drehstromleitungen<br />
(Bild 5). Ob Umnutzungen hier ohne<br />
neue Verfahren und Verhandlungen möglich s<strong>in</strong>d,<br />
wird e<strong>in</strong>e der Studien zu untersuchen haben und<br />
vielleicht sogar klären. Es ist aber nicht zu erkennen,<br />
warum diese dann e<strong>in</strong>facher, schneller und erfolgreicher<br />
ablaufen sollen als beim Bau neuer Leitungen.<br />
Selbst Forderungen nach vorherigen neuen Raumordnungsverfahren<br />
würden heute nicht überraschen.<br />
Übertragung<br />
Das gilt natürlich <strong>eb</strong>enso für die durchgehenden<br />
Leitungen auf ihren rund 7 000 km Gesamttrassenlänge.<br />
Überschlägig können hier 2 Mrd. EUR Wiederbeschaffungswert<br />
bei etwa doppelt so langer<br />
technischer Nutzungszeit vermutet werden wie bei<br />
Schaltgeräten und Umspannern. Von den Leitungskomponenten<br />
wären allenfalls Seile und Armaturen<br />
weiter verwendbar.<br />
Erzeugung<br />
In das 16,7-Hz-Bahnstromnetz speisen derzeit als<br />
DB-eigene Anlagen jeweils e<strong>in</strong>ige Umformer- und<br />
modular aufg<strong>eb</strong>aute Umrichterwerke und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Laufwasserkraftwerk, vor allem aber<br />
• jeweils e<strong>in</strong> Speicher- und e<strong>in</strong> Pumpspeicherwerk<br />
sowie zwei Laufwerksketten,<br />
• vier ältere und zwei neuere Wärmekraftwerke und<br />
• zwei Großumrichteranlagen,<br />
durchweg im Eigentum und Betri<strong>eb</strong> von sechs Großunternehmen<br />
der Energi<strong>eb</strong>ranche. Dabei ist der Ersatz<br />
der älteren Wärmekraft- durch Großumrichteranlagen<br />
bestellt oder schon voll im Gange. Diese dann ganz<br />
neuen sowie die beiden erst 15 und 12 Jahre alten<br />
100-MW-Anlagen (Bild 6) werden bei dezentraler<br />
Versorgung unbrauchbar, was die betroffenen Unternehmen<br />
ähnlich werten werden wie die Stilllegungen<br />
ihrer Kernkraftwerke. Das gilt auch für die 16,7-Hz-Generatoren,<br />
-Masch<strong>in</strong>en umspanner und -Schaltanlagen<br />
109 (2011) Heft 12<br />
<strong>in</strong> den noch nicht e<strong>in</strong>mal 20 Jahre alten Kraftwerken<br />
Kirchmöser und Schkopau (Bild 7) sowie <strong>in</strong> allen<br />
zehn Wasserkraftwerken und dem Pumpspeicherwerk<br />
(Bild 8), es sei denn man <strong>in</strong>stalliert hier überall Umrichter<br />
zum Umwandeln von 16,7 auf 50 Hz.<br />
Bild 3:<br />
Nach 35 Jahren Nutzungszeit<br />
erneuertes Unterwerk<br />
2 x 10 MVA (Sammlung Be).<br />
Bild 4:<br />
Erneuerung 75 Jahre alter<br />
110-kV-Bahnstromleitung<br />
(Sammlung Be).<br />
Bild 5:<br />
Hochspannungsleitungen 110 kV Bahnstrom (rechts) und Drehstrom (Foto: Bernd Hoyer).<br />
635
Fokus Forum<br />
Energiewirtschaft<br />
Bei der zentralen Versorgung kann die Bahn freizügig<br />
im gesamten Bundesg<strong>eb</strong>iet e<strong>in</strong>kaufen, das heißt die<br />
Lieferanten im Wettbewerb auswählen und mit ihnen<br />
langfristige Verträge schließen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
Bild 6:<br />
Großumrichteranlage Karlsfeld (bei München) 50/16,7 Hz 2 x 50 MW mit Hochspannungsnetzknoten<br />
Bahnstrom (vorne) und Drehstrom (h<strong>in</strong>ten) (Foto: E.ON Netz GmbH).<br />
Bild 7:<br />
Masch<strong>in</strong>enhalle 16,7-Hz-<br />
Kraftwerk Kirchmöser,<br />
zwei Gasturb<strong>in</strong>en gruppen<br />
je 55 MW (l<strong>in</strong>ks und Mitte)<br />
und Dampfturb<strong>in</strong>engruppe<br />
50 MW (rechts)<br />
(Foto: E.ON).<br />
Bild 8:<br />
Unterbecken und 110-kV-Bahnstromschaltanlage Pumpspeicherwerk Langenprozelten (bei<br />
Gemünden am Ma<strong>in</strong>), Bahnstromleitungen Richtung Osten (Forto: Markus Rühl).<br />
kann sie an 50-Hz-Strombörsen günstige Ang<strong>eb</strong>ote<br />
nutzen und die Energie daraus über jedes ihrer<br />
eigenen Umformer- oder Umrichterwerke und ihr<br />
Hochspannungsnetz e<strong>in</strong>setzen.<br />
Bei dezentraler Versorgung scheidet dies aus und<br />
die Marktpositionen verkehren sich <strong>in</strong>s Gegenteil,<br />
was E<strong>in</strong>zelbezug und -abrechnung an bald 200 unverrückbaren<br />
E<strong>in</strong>speisestellen bedeuten kann. Weil<br />
dafür die Ausgleichsfunktion des Bahnstromnetzes<br />
fehlt, wird an jeder dieser Stellen e<strong>in</strong>e Verrechnungsleistung<br />
anstehen, <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> üblich der<br />
höchste Viertelstundenmittelwert, für die das Leistungsentgelt<br />
zusammen mit dem Arbeitsengelt die<br />
Energiekosten bestimmt.<br />
Die Folgen sollen an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen realen<br />
Fall demonstriert werden: Bild 9 zeigt von e<strong>in</strong>em<br />
Werktag die Stundenmittelwerte e<strong>in</strong>es Uw<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballungsg<strong>eb</strong>iet und e<strong>in</strong>es Uw an e<strong>in</strong>er<br />
Abfuhr- oder e<strong>in</strong>er Schnellfahrstrecke bei durchgeschalteten<br />
Fahrleitungsnetzen sowie deren Summen.<br />
Deutlich sieht man, wie günstig sich bei den<br />
stark unterschiedlichen Quotienten von höchstem<br />
1-h-Mittel wert zum 24-h-Mittelwert und damit zur<br />
Tagesarbeit die Überlagerung auswirkt: Die drei<br />
Wertepaare erg<strong>eb</strong>en auf äquivalent 8 000 h/a hochgerechnet<br />
die Benutzungskennzahlen 5 000, 6 400<br />
und 5 500 h/a. Mit 1<br />
/ 4<br />
-h-Werten würden die Diagramme<br />
differenzierter, pr<strong>in</strong>zipiell aber gleichartig<br />
aussehen. Der Effekt wird umso größer, je mehr Uw<br />
von Fernverkehrsstrecken ihren Lastverlauf am Netz<br />
zusammenführen.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen Risiken aus bahntypischen Betri<strong>eb</strong>sstörungen,<br />
sei es durch <strong>in</strong>terne Systemfehler<br />
oder durch äußere E<strong>in</strong>wirkungen. Hierzu wieder<br />
e<strong>in</strong> Beispiel: Auf e<strong>in</strong>er Durchgangsstrecke möge<br />
fahrplanmäßig alle 15 m<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zug mit hoher Leistung<br />
fahren. Nach e<strong>in</strong>er Betri<strong>eb</strong>sunterbrechung<br />
sollen die rückgestauten Züge aber so rasch wie<br />
möglich abgefahren werden. Normale Signaltechnik<br />
erlaubt das im 5-m<strong>in</strong>- und höherer Standard im<br />
3-m<strong>in</strong>-Abstand. Das 1 / 4<br />
-h-Mittel ist dann dreimal<br />
oder sogar fünfmal so hoch wie normal, während<br />
sich die Tagesarbeit bei gleicher Zugzahl nicht<br />
ändert. Diese Leistungsspitze, die dann auch noch<br />
von e<strong>in</strong>em Uw-Anschluss zum nächsten und dabei<br />
vielleicht sogar von e<strong>in</strong>em Energieversorger zum<br />
anderen weiterwandert, muss die Bahn entweder<br />
vorsorglich überall bestellen und bezahlen, ohne sie<br />
vielleicht im Jahreslauf beanspruchen zu müssen,<br />
oder es wird e<strong>in</strong>e teure Überschreitungspönale fällig.<br />
Im bahneigenen Hochspannungsnetz dagegen<br />
prägt sich e<strong>in</strong>e solche regional wandernde Spitze <strong>in</strong><br />
der sowieso ständig wechselnden, um e<strong>in</strong> bis zwei<br />
Zehnerpotenzen höheren Gesamtlast überhaupt<br />
nicht aus. Ähnliche Situationen entstehen, wenn<br />
während der Festtagsverkehre am Jahresende und<br />
-wechsel extreme Kälte plötzlich viel Zugheizleistung<br />
erfordert.<br />
636 109 (2011) Heft 12
Forum Fokus<br />
50<br />
MWh/h<br />
40<br />
30<br />
20<br />
W •<br />
W •<br />
10<br />
0<br />
200<br />
%<br />
150<br />
100<br />
•<br />
W med<br />
50<br />
0 0 6 12 18 24 0 6 12 18 24 0 6 12 18 24<br />
Uhrzeit Uhrzeit Uhrzeit<br />
Bild 9:<br />
Werktagsstundenmittelwerte Unterwerke <strong>in</strong> Ballungsknoten (l<strong>in</strong>ks) und an Abfuhrstrecke (Mitte) sowie Summen (rechts), jeweils absolut<br />
(oben) und auf Tagesmittelwerte bezogen (unten), Abbau des höheren Stundenmaximums um 10 %.<br />
Lastregelung<br />
In den 50-Hz-Netzen der öffentlichen Versorgung<br />
muss die Frequenz mit Rücksicht auf empf<strong>in</strong>dliche<br />
Verbraucher sehr genau e<strong>in</strong>gehalten werden. Deshalb<br />
nennt die e<strong>in</strong>schlägige Norm dafür als gewöhnliche<br />
Toleranz ±1 %. Die bahntypischen Lastwechsel<br />
im Sekundenbereich durch Aufschalten, Abschalten<br />
oder sogar Umschalten <strong>in</strong> Rückspeis<strong>eb</strong>remsbetri<strong>eb</strong><br />
erreichen heute bei E<strong>in</strong>zelzügen wie ICE 1, S-<br />
Bahn-Langzügen und schweren Güterzugen ständig<br />
±10 MW, <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Uw überlagert also regelmäßig<br />
e<strong>in</strong> Mehrfaches davon. Bei dezentraler Versorgung<br />
beansprucht das die 50-Hz-Frequenz regelung<br />
erh<strong>eb</strong>lich. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge s<strong>in</strong>d dagegen<br />
viel robuster gegen Frequenzschwankungen. Bei der<br />
Vorsorgung aus dem bahneigenen Hochspannungsnetz<br />
s<strong>in</strong>d deshalb +2 % und sogar –3% zugelassen.<br />
Dieses, übrigens mit den gleichartigen <strong>in</strong> Österreich<br />
und der Schweiz verbunden, gleicht nicht nur die<br />
kurzzeitigen Spitzen großräumig aus, sondern kann<br />
auf die Laständerungen wesentlich elastischer und<br />
mit viel ger<strong>in</strong>gerem technischen Aufwand reagieren.<br />
Fazit<br />
Übergang zur dezentralen Versorgung verteuert<br />
die Traktionsenergie, steigert also die Betri<strong>eb</strong>skosten,<br />
erzw<strong>in</strong>gt höhere Beförderungspreise, schwächt<br />
die Wettbewerbslage der Bahn und wirkt somit<br />
dem Ziel entgegen, mehr Verkehr von der Straße<br />
und aus der Luft auf die Schiene zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Wegen der energie- und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlichen<br />
Vorteile betreiben viel mehr <strong>Bahnen</strong> weltweit eigene<br />
Hochpannungsnetze als landläufig bekannt ist;<br />
näher liegende Beispiele s<strong>in</strong>d die S-<strong>Bahnen</strong> Berl<strong>in</strong><br />
und Hamburg mit ihren eigenen Mittelspannungs-<br />
Kabelnetzen.<br />
Von den zentralen Bahnstromversorgungsanlagen<br />
ist der allergrößte Teil für e<strong>in</strong>e dezentrale<br />
Versorgung unbrauchbar, wobei wiederum große<br />
Anteile ziemlich bis ganz neu s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Vernichtung<br />
dieser Vermögenswerte bei der Eisenbahn des<br />
Bundes, aber auch bei e<strong>in</strong>igen großen Versorgungsunternehmen<br />
müsste volkswirtschaftlich erst noch<br />
erklärt werden.<br />
Uwe Behmann<br />
109 (2011) Heft 12<br />
637
Fokus Forum<br />
<strong>Bahnfrequenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Bei der Leitungstrassendiskussion ist sogar die Idee wieder geäußert worden, den elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> von 16,7 Hz auf 50 Hz umzustellen. Auch hierzu muss offenkundig an Fakten<br />
und Konsequenzen er<strong>in</strong>nert werden.<br />
Bild 1:<br />
Eigenmassen (jeweils<br />
l<strong>in</strong>ks) und Bremsgewichte<br />
von ICE-Tri<strong>eb</strong>kopf (l<strong>in</strong>ks)<br />
und Regio-Lokomotive<br />
(rechts) (Fotos: Ludwig<br />
Hartmann).<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Die elektrische Ausrüstung auf 20 000 km Strecken,<br />
das heißt über etwa 45 000 km Gleisen des DB-<br />
Netzes ist für 1 AC 15 kV 16,7 Hz bemessen. Die<br />
Anlagen wurden und werden seit 1911 bis heute dafür<br />
g<strong>eb</strong>aut und erneuert. Obwohl sie damit de facto<br />
so zementiert s<strong>in</strong>d wie die Gleise und Weichen mit<br />
ihrer Spurweite 1 435 mm, wird immer wieder daran<br />
herumgestochert.<br />
Neuester Anlass dafür ist die aktuelle Leitungsdiskussion,<br />
<strong>in</strong> der die Bundesnetzagentur jetzt e<strong>in</strong>en<br />
Studienauftrag über mögliche Nutzungen des<br />
Bahnstromleitungstrassen aufgelegt hat. Die Frequenz<br />
im Fahrleitungsnetz wird dabei überhaupt<br />
nicht erwähnt. Dieses Thema wird vielmehr von<br />
Dritten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>- und hochgespielt. Vordergründig<br />
soll damit vermieden werden, dass bei dezentralen<br />
E<strong>in</strong>speisestellen von 50 auf 16,7 Hz umgewandelt<br />
werden muss; über H<strong>in</strong>tergründe darf spekuliert<br />
werden. Wie bei dem Leitungstrassenthema fehlen<br />
aber auch hierbei Kenntnisse oder E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> Tatsachen<br />
und Zusammenhänge, und zwar nicht nur<br />
<strong>in</strong> technische und wirtschaftliche, sondern auch <strong>in</strong><br />
naturgesetzliche.<br />
Physik, Technik und Betri<strong>eb</strong><br />
E<strong>in</strong>phasiger Leistungsbedarf elektrischer <strong>Bahnen</strong><br />
bee<strong>in</strong>trächtigt die Spannungsqualität <strong>in</strong> speisenden<br />
Drehstromnetzen so, dass Gegenmaßnahmen erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e besteht dar<strong>in</strong>, die Unterwerke<br />
(Uw) mit höherer Spannung zu versorgen als mit<br />
110 kV wie es für 30 MW symmetrische Wirkleistung<br />
bei Weitem ausreichen würde. Nachdem Leitungen<br />
für 220 kV nicht mehr neu g<strong>eb</strong>aut werden,<br />
kommt dafür nur 380 kV <strong>in</strong>frage, was nicht nur die<br />
Investitionen <strong>in</strong> die Höhe treibt; wieso dafür die<br />
Raumordnungs- und die Planfeststellungsverfahren<br />
sowie die privatrechtlichen Regelungen e<strong>in</strong>facher,<br />
schneller und erfolgreicher ablaufen sollten als für<br />
neue Übertragungsleitungen, erschließt sich auch<br />
hier nicht.<br />
Ferner muss man die Uw zyklisch wechselnd<br />
anschließen und kann deshalb das Fahrleitungsnetz<br />
nicht mehr großflächig durchschalten, sondern muss<br />
es <strong>in</strong> relativ kurzen Abständen mittels aufwändiger<br />
Schutzstrecken <strong>in</strong> der Oberleitung <strong>in</strong> lauter Inseln<br />
auftrennen. Soweit hieran überhaupt gedacht wird,<br />
liest man das als n<strong>eb</strong>ensächlich abgetan. Dabei ächzen<br />
<strong>Bahnen</strong>, die bisher damit l<strong>eb</strong>en müssen, unter<br />
den Unzuträglichkeiten und suchen nach L<strong>in</strong>derung.<br />
Das regelmäßige Aus- und E<strong>in</strong>schalten der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
an diesen Stellen, je nach Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
fast im M<strong>in</strong>utentakt, birgt nämlich e<strong>in</strong> permanentes<br />
Risiko, dass es durch Fehlhandlungen oder unglückliche<br />
Umstände zu Betri<strong>eb</strong>sstörungen oder sogar<br />
Sachschäden kommt.<br />
Diese Netzgestalt schränkt auch die Nutzung<br />
rückgespeister Bremsenergie e<strong>in</strong>. Im aufgetrennten<br />
Fahrleitungsnetz ist es natürlich weniger wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
als im durchgeschalteten, dass die<br />
Bremsleistung e<strong>in</strong>es Zuges andere Züge erreichen<br />
kann. Den Pfad zurück <strong>in</strong> das Hochspannungsnetz<br />
verbieten viele Netzbetreiber im Ausland, was<br />
e<strong>in</strong> totales Verdikt für die Netzbremse bedeuten<br />
kann. In Deutsch land hat sich diese Frage bisher<br />
überhaupt nicht gestellt, während im DB-Fahrleitungsnetz<br />
derzeit rund 10 % der von den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />
aufgenommenen Energie von diesen<br />
wieder zurück fließen und entweder gleich im<br />
Fahrleitungsnetz oder ausnahmsweise auf dem Weg<br />
über das bahneigene 110-kV-Netz wieder genutzt<br />
werden. In diesem Umfang werden hierzulande<br />
also Bezugsmengen aus zentraler Primärerzeugung<br />
oder Umwandlung gespart.<br />
Ferner s<strong>in</strong>d im aufgetrennten und fremd versorgten<br />
Fahrleitungsnetz die elektrischen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugbremsen<br />
nicht so hochgradig zuverlässig und<br />
verfügbar wie im durchgeschalteten. Es ersche<strong>in</strong>t<br />
deshalb ausgeschlossen, dass man ihre Wirkung<br />
beim Gesamtbremsvermögen der Züge mitrechnen<br />
darf wie bei der DB (Bild 1). Das bedeutet <strong>in</strong> großem<br />
Ausmaß niedrigere zulässige Geschw<strong>in</strong>digkeiten der<br />
Reisezüge, sei es punktuell oder für bestimmte Zuggattungen<br />
generell, also längere Fahrzeiten und<br />
dadurch geschmälerte Attraktivität, vor allem aber<br />
638 109 (2011) Heft 12
Forum Fokus<br />
erhöhten Bedarf an Fahrzeugen und Zugpersonal<br />
und somit steigende Kosten.<br />
Schließlich erfordern die e<strong>in</strong>seitige Speisung<br />
der Fahrleitungen und deren dreifache Reaktanz<br />
bei 50 Hz schon im Regelbetri<strong>eb</strong> dichtere Uw-Abstände<br />
als bei 16,7 Hz, von Redundanzfragen noch<br />
ganz zu schweigen. Dabei können sich als vernünftige<br />
Uw-Abstandsteilung entlang der Fernstrecken<br />
Werte erg<strong>eb</strong>en, bei denen die bisherigen Standorte<br />
nicht mehr passen; deren elektrische Ausrüstungen<br />
fielen allerd<strong>in</strong>gs sowieso ganz dem Recycl<strong>in</strong>g<br />
anheim. Die Genehmigungs- und Gestattungsprobleme<br />
und -proze duren – siehe oben – vermehren<br />
sich also weiter.<br />
Das Zweispannungssystem kann dies teilweise<br />
umgehen, es erfordert aber für das Mitführen der<br />
Negativleiter neue Fahrleitungsmasten und Fundamente<br />
entlang der gesamten Strecken und zwischen<br />
jeweils zwei Uw drei bis fünf oder noch mehr Autotransformatorstationen<br />
(Bild 2).<br />
Um den Mehrbedarf an Uw zu begrenzen, wird<br />
auch gerne die Fahrleitungsspannung 25 kV vorgeschlagen.<br />
Dafür s<strong>in</strong>d im DB-Netz rund zwei Millionen<br />
Isolatoren, davon hunderttausende neu und<br />
praktisch nicht anderweitig nutzbar, durch größere<br />
zu ersetzen. An zahllosen Stellen besonders im<br />
Altnetz muss der Fahrdraht für den größeren elektrischen<br />
Sicherheitsabstand zur Fahrzeugumgrenzungsl<strong>in</strong>ie<br />
höher gelegt werden. Ob vorhandene<br />
Stützpunkte das geometrisch erlauben und ob Masten<br />
und Fundamente die größeren Lastmomente<br />
ertragen, muss <strong>in</strong> rund e<strong>in</strong>er Million Fälle e<strong>in</strong>zeln<br />
geprüft werden. Noch schlimmer ist, dass unter tausenden<br />
Brücken und <strong>in</strong> hunderten Tunneln der lichte<br />
Raum erweitert werden muss, um auch hier den<br />
größeren Sicherheitsabstand zwischen festen und<br />
Spannung führenden Teilen zu schaffen, besonders<br />
denen der Stromabnehmer, und zwar ausgehend<br />
von der erhöhten Fahrdrahtlage.<br />
An e<strong>in</strong>en Komplex wird meist überhaupt nicht<br />
gedacht, nämlich die elektromagnetische Verträglichkeit<br />
mit anderen Anlagen der Bahn und Dritter.<br />
Bei unveränderten geometrischen Verhältnissen<br />
und Stromstärken der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge wachsen die<br />
Grundwellenbee<strong>in</strong>flussungen durch Betri<strong>eb</strong>sströme<br />
<strong>in</strong> erster Näherung frequenzproportional, also bei<br />
50 Hz auf dreifache Beträge. Diese halten auch länger<br />
an, weil sich die Ströme nicht mehr mit wachsender<br />
Entfernung vom Uw zum nächsten aufteilen<br />
Bild 2:<br />
Autotransformatorstation 50/25 kV mit zweipoliger Schaltungskonfiguration für Zweispannungssystem<br />
(Foto: Kema).<br />
Kommentar<br />
„Alles schon mal dagewesen“ (Ben Akiba), und zwar nicht nur e<strong>in</strong>mal. Zuerst musste die damalige DB <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />
gegen erbitterte Attacken <strong>in</strong>teressierter Wirtschaftskreise durchkämpfen, ihr aus der Vorkriegszeit überkommenes autarkes<br />
16 2 /3-Hz-Bahn stromversorgungssystem von Süddeutschland aus weiterzubauen. Später tauchten diese Vorstöße dann so<br />
regelmäßig wieder auf wie Nessie im Loch Ness, und auch die SBB musste erst kürzlich e<strong>in</strong>en solchen Anschlag überstehen.<br />
Angesichts 56 000 km bestehender 50-Hz-Hochspannungsleitungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, davon zwei Drittel 110 kV und e<strong>in</strong><br />
Drittel 380 oder 220 kV, ist das D<strong>eb</strong>attieren über 7 800 km 110-kV-Bahn strom leitungen befremdend; die Frequenzfrage anzusprechen<br />
ist weltfremd.<br />
Die kursierenden Ideen s<strong>in</strong>d auch konträr zu aktuellen und <strong>in</strong>ternational für <strong>in</strong>teressant befundenen Vorschlägen, alle<br />
Mängel der klassischen 50-Hz-Versor gung von <strong>Bahnen</strong> mittels systematischem E<strong>in</strong>satz von Umrichtern zu überw<strong>in</strong>den, womit<br />
die <strong>Bahnfrequenz</strong> auch bei dezentraler Versorgung von der Landesnetzfrequenz zu entkoppeln ist und die Vorteile niedriger<br />
Frequenz nutzbar werden.<br />
Es ist zu hoffen, dass die e<strong>in</strong>e oder andere erstaunliche Veröffentlichung heute nur eifriges akademisches Str<strong>eb</strong>en ist, möglichst<br />
klug alle erdenklichen theoretischen Varianten zu präsentieren, und nicht der „klientel-getri<strong>eb</strong>e ne“ Versuch, die aktuelle<br />
Engpasssituation auszunutzen und der größten europäischen Bahn ihre Energieautarkie wegnehmen zu lassen. Noch besser<br />
ist es, wenn solche D<strong>eb</strong>atten gar nicht mehr angezettelt werden.<br />
Be<br />
109 (2011) Heft 12<br />
639
Fokus Forum<br />
und verlagern, sondern bis zur Trennstelle und ab<br />
dieser <strong>in</strong> voller Höhe anstehen. Bei 25 kV verm<strong>in</strong>dern<br />
sich diese E<strong>in</strong>wirkungen auf nur noch knapp das<br />
Doppelte gegenüber 16,7 Hz. In jedem Falle werden<br />
also neue Schutzmaßnahmen <strong>in</strong> unabsehbarem Umfang<br />
fällig, zunächst bahn energieseitig <strong>in</strong> Form von<br />
Rückleitern, die wiederum stärkere Fahrleitungsmasten<br />
und Fundamente erfordern, aber vielfach auch<br />
an den gestörten Anlagen. Das würde die gesamte<br />
Signaltechnik und Fernmeldetechnik sowie fallweise<br />
EDV der Bahn treffen.<br />
Für die elektrischen Schutz streifen und für die<br />
Bee<strong>in</strong>flussungen entlang der Strecken sowie für die<br />
meistens Dritten gehörenden Überquerungsbauwerke<br />
s<strong>in</strong>d die Maßnahmen anlässlich der Elektrifizierung<br />
für den Betri<strong>eb</strong> mit 15 kV 16 2 /3 oder 16,7 Hz<br />
und überwiegend ohne Rückleiter oder Spannung<br />
führende Negativ leiter bemessen, planfestgestellt<br />
und vere<strong>in</strong>bart. Für 50 Hz und erst recht für 25 kV<br />
oder gar 50/25 kV müssten also neue Verfahren<br />
entlang aller 20 000 km Bahntrassen durchgeführt,<br />
neue Vere<strong>in</strong>barungen mit betroffenen Eigentümern<br />
geschlossen und diese entschädigt werden; dagegen<br />
verblasst das Schreckgespenst der Verfahren für<br />
schätzungsweise bis 300 neue Höchstspannungszuleitungen,<br />
ihres Verlaufes und ihrer Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />
H<strong>in</strong>tergrund: Bremsgewicht<br />
Das Bremsgewicht von Eisenbahnfahrzeugen<br />
oder addiert von Zügen ist e<strong>in</strong>e Maßzahl für<br />
deren resultierendes Bremsvermögen bei ungleichförmigem<br />
Bremskraftverlauf von e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit bis zum<br />
Stillstand. Es wird ganz und gar unphysikalisch<br />
<strong>in</strong> t angeg<strong>eb</strong>en, ist aber höchst praktikabel<br />
und seit etwa 1930 <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>geführt.<br />
Vere<strong>in</strong>facht gesagt gelten für den E<strong>in</strong>satz der<br />
durchgehenden Druckluftbremse die Werte R<br />
im Schnellzug-, P im Personenzug- und G im<br />
Güterzugbetri<strong>eb</strong>. Bei der DB kommen durch<br />
die hohe Wirkung der Widerstands- wie der<br />
Netzbremsen elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge die<br />
+E-Werte dazu. In großem Ausmaß erlauben<br />
erst diese Werte höhere Zuggeschw<strong>in</strong>digkeiten;<br />
bei unwirksamer E-Bremse gelten Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen.<br />
Erst jeweils danach können abschnittsweise die<br />
Fahrleitungs- und die Bauwerksarbeiten beg<strong>in</strong>nen,<br />
die bei laufendem Betri<strong>eb</strong> Geschw<strong>in</strong> digkeitsbeschränkungen,<br />
Gleis- oder Streckensperrungen,<br />
Umleitungen, andere Betri<strong>eb</strong>sbeh<strong>in</strong>derungen und<br />
Mehrbedarf an Ressourcen oder Kürzungen beim<br />
Zugang<strong>eb</strong>ot bed<strong>in</strong>gen und sich auf den 20 000 km<br />
Strecken nur <strong>in</strong> Jahrzehnten abwickeln lassen werden.<br />
Offenkundig fehlen Vorstellungen darüber, <strong>in</strong><br />
welchem Ausmaß der Bahnbetri<strong>eb</strong> hierdurch belastet<br />
würde.<br />
Zu den Komplikationen dabei zählen auch wandernde<br />
Schutzstrecken <strong>in</strong> den Oberleitungen zum<br />
Trennen umgestellter von nicht umgestellten Netzbereichen.<br />
Parallel dazu wird e<strong>in</strong>e ganze Generation<br />
von Zweifrequenztri<strong>eb</strong>zügen und -lokomotiven benötigt,<br />
während mehrere tausend großenteils neue<br />
16,7-Hz-Fahrzeuge nicht mehr freizügig oder gar<br />
nicht mehr e<strong>in</strong>setzbar werden.<br />
Spannend würden schließlich noch die Reaktionen<br />
der schweizerischen, der österreichischen<br />
und der vielen dritten Bahnunternehmen, wenn<br />
sie durch die Technik diskrim<strong>in</strong>iert werden und<br />
entweder neue Tri<strong>eb</strong> fahrzeuge kaufen oder vom<br />
Wettbewerb auf deutschen Strecken aussteigen<br />
müssen. Zwar müssen sie fallweise für 0,1 bis<br />
0,2 Mio. EUR pro Lokomotive ETCS e<strong>in</strong>bauen lassen,<br />
können aber dafür schneller fahren und bekommen<br />
mehr Fahrplantrassen und es ist etwas<br />
Anderes, ob sie pro Stück 3 Mio. EUR nicht abgeschri<strong>eb</strong>en<br />
entsorgen und für 5 Mio. EUR nichtsnutzig<br />
neu kaufen müssen.<br />
Fazit<br />
In noch viel größerem Umfang als beim Abschaffen<br />
der zentralen Versorgung würden beim Wechseln<br />
der Frequenz und der Spannung Vermögenswerte<br />
vorzeitig vernichtet, und es würden geschätzt e<strong>in</strong>ige<br />
Milliarden Euro neu ausgeg<strong>eb</strong>en. Zusätzlich<br />
würden jahrzehntelang Bauarbeiten auf den Strecken<br />
den Betri<strong>eb</strong> bee<strong>in</strong>trächtigen und verteuern.<br />
Von all dem hätte die Bahn nicht den ger<strong>in</strong>gsten<br />
Nutzen, und volkswirtschaftlich könnte man es<br />
allenfalls als Maßnahme zur Arbeitsbeschaffung<br />
betrachten.<br />
Uwe Behmann<br />
640 109 (2011) Heft 12
Fokus Report<br />
Maglev 2011 <strong>in</strong> Südkorea<br />
E<strong>in</strong> Bericht über die 21. Internationale Maglev-Konferenz (Maglev 2011) vom 10.–13.10.2011<br />
im südkoreanischen Daejeon und ihre anwendungs- und forschungstechnologischen Schwerpunkte.<br />
Ziel der Maglev-Konferenzen über Magnetschw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnsysteme<br />
und L<strong>in</strong>earantri<strong>eb</strong>e ist es, e<strong>in</strong>e Plattform<br />
für den <strong>in</strong>ternationalen Wissensaustausch zwischen<br />
Forschung und Systementwickler, Betreibern<br />
und Planern auf dem G<strong>eb</strong>iet der Magnetbahnsysteme<br />
zu ermöglichen und den Stand der Technik<br />
aufzuzeigen. Unter dem Schlagwort Green Mobility<br />
zeigt die Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik im Vergleich zu<br />
bestehenden konventionellen Bahnsystemen deutliche<br />
Vorteile<br />
• mit ger<strong>in</strong>gerem Flächenverbrauch durch die aufgeständerte<br />
Fahrwegbauweise,<br />
• bei den Investitionskosten durch die Verr<strong>in</strong>gerung<br />
von Tunnelbaukosten,<br />
• im Fahrkomfort durch Vibrationsarmut,<br />
• bei den Umwelteffekten durch ger<strong>in</strong>gere Schallemissionen,<br />
• bei den Betri<strong>eb</strong>skosten durch niedrigere Instandhaltungskosten<br />
aufgrund der Berührungsfreiheit<br />
von Fahrweg und Fahrzeug bis auf die Stromabnehmer,<br />
• mit ger<strong>in</strong>gerer visueller Bee<strong>in</strong>trächtigung der Umg<strong>eb</strong>ung<br />
durch e<strong>in</strong>e schlanke Fahrwegbauweise<br />
und<br />
• durch Nutzung erneuerbarer Energien (Ressourcen,<br />
Trassen).<br />
Die 21. Internationale Maglev-Konferenz Maglev<br />
2011, die nach dreijähriger Pause auf die Maglev-<br />
Konferenz <strong>in</strong> San Diego, USA, folgte und vom 10.–<br />
13. Oktober 2011 <strong>in</strong> Daejeon, Südkorea, stattfand,<br />
wurde vom Korea Institute of Mach<strong>in</strong>ery & Materials<br />
(KIMM) – Zentrum des koreanischen Magnetbahnprogrammes<br />
für den Nahverkehr –, dem Korea<br />
Railroad Research Institute (KRRI) sowie mehreren<br />
Universitäten organisiert. Die Veranstaltung unter<br />
der Leitung des Direktors der Kookm<strong>in</strong> Universität,<br />
Prof. Douyoung Chan, stand unter dem Motto „Go<br />
Green! Go Maglev!” (Bild 1). Damit verbunden war<br />
das Ziel, die Magnetbahn <strong>in</strong>sbesondere im Nahverkehr<br />
als umweltverträgliches Verkehrssystem für e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Mobilität zu präsentieren.<br />
Bild 1:<br />
Titelbild zur 21. Maglev 2011,<br />
Daejeon (Foto: KIMM).<br />
Korea kamen. Die asiatischen Staaten Korea, Ch<strong>in</strong>a<br />
und Japan dom<strong>in</strong>ierten verständlicherweise mit<br />
rund 90 % der Teilnehmer. Aus <strong>Deutschland</strong> waren<br />
9 Fachvertreter angereist, die übrigen Teilnehmer kamen<br />
aus den USA, der Schweiz, Brasilien, Südafrika,<br />
Italien, Polen und Russland.<br />
Die Konferenz fand an zwei Tagen im Convention<br />
Center <strong>in</strong> Daejeon statt und bestand aus<br />
Tagungsveranstaltungen mit Plenar- und Fachvorträgen<br />
sowie e<strong>in</strong>em Tag mit zwei technischen Besichtigungen<br />
im KIMM <strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er Fahrt mit dem<br />
Maglev-Incheon-Prototyp-Fahrzeug sowie im KRRI.<br />
Die forschungstechnologischen Schwerpunkte der<br />
Veranstaltung lagen auf den G<strong>eb</strong>ieten der Hochtemperatursupraleitung<br />
für Magnete sowie der L<strong>in</strong>ear-<br />
Ablauf und Inhalt der 21. Maglev-<br />
Konferenz<br />
Insgesamt hatten sich rund 200 Teilnehmer aus<br />
17 Nationen angemeldet, wovon etwa 70 % aus<br />
Bild 2:<br />
UMT 2 Fahrzeug <strong>in</strong> Daejeon (Foto: L. Holloway).<br />
642 109 (2011) Heft 12
Report Fokus<br />
motorantri<strong>eb</strong>ssysteme. Das Programm umfasste <strong>in</strong>sgesamt<br />
37 Vorträge zu den si<strong>eb</strong>en Themenbereichen<br />
• Magnetbahnentwicklung, Projekte und Betri<strong>eb</strong>serg<strong>eb</strong>nisse<br />
der weltweiten Anwendungen im<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits- und Nahverkehrsbereich,<br />
• Fahrzeuge sowie Tragen und Führen,<br />
• Fahrweg und Infrastruktur,<br />
• Planungs- und Machbarkeitsstudien,<br />
• Sicherheit und Betri<strong>eb</strong>sleittechnik,<br />
• Neue Ideen für Maglev,<br />
• Antri<strong>eb</strong>, L<strong>in</strong>earmotoren und Energieversorgung.<br />
lang, besitzt e<strong>in</strong>e Dreiwege-Weiche (Bild 3), zwei<br />
Stationen, zwei Abschnitte mit Neigungen von 4 und<br />
6 % (Bild 4), Kurven mit bis zu m<strong>in</strong>imal 60 m Radius.<br />
Das Zwei-Sektionsfahrzeug (Bilder 5 und 6) kann mit<br />
e<strong>in</strong>er Betri<strong>eb</strong>sgeschw<strong>in</strong>digkeit von bis zu 75 km/h<br />
Die Mehrzahl der Vorträge wurde von ch<strong>in</strong>esischen<br />
und US-amerikanischen Teilnehmern gehalten. Auch<br />
aus dem Iran kam e<strong>in</strong> Beitrag zu dem Systemvergleich<br />
Rad/Schiene-Magnetbahn. Ergänzt wurden<br />
die Vorträge durch 57 Poster-Präsentationen,<br />
die zeitversetzt durchgeführt wurden. Die Mehrzahl<br />
der Präsentationen stammte von koreanischen<br />
Forschungs<strong>in</strong>stitutionen. Daraus wird deutlich, wie<br />
schnell Korea als jüngstes Mitglied der Maglev Community<br />
den Wissensvorsprung anderer Nationen<br />
annähernd aufgeholt hat.<br />
Bild 3:<br />
Dreiwege-Weiche des<br />
Maglev-Systems auf<br />
dem KIMM-Gelände<br />
(Foto M. Retzmann).<br />
Schwerpunkte der Konferenz<br />
Das Thema Anwendung und Marktpotenziale für<br />
Magnetbahnsysteme wurde <strong>in</strong> Plenarvorträgen sowie<br />
an konkreten Machbarkeitstudien wie zum Beispiel<br />
Anwendungsplanungen für die Magnetbahn auf der<br />
Insel Teneriffa durch das Institut für Bahntechnik (IFB)<br />
beziehungsweise als Nahverkehrssystem am Incheon<br />
International Airport präsentiert. Ergänzt wurde dieser<br />
Teil durch die Erg<strong>eb</strong>nisse aus dem Betri<strong>eb</strong> der ch<strong>in</strong>esischen<br />
Transrapid-Strecke <strong>in</strong> Pudong, Shanghai.<br />
E<strong>in</strong> Schwerpunkt der Konferenz und der sich anschließenden<br />
Gespräche lagen gemäß des Mottos<br />
der Veranstaltung auf Entwicklung und E<strong>in</strong>satz der<br />
Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik für den Nah- und Regionalverkehr.<br />
Konkrete Beispiele für Nahverkehrsmagnetbahnen<br />
s<strong>in</strong>d das HSST/LINIMO-System <strong>in</strong> Nagoya,<br />
Japan, der Bau e<strong>in</strong>er Magnetbahndemonstrationsstrecke<br />
am Flughafen Incheon <strong>in</strong> Südkorea sowie<br />
drei unterschiedliche Technologieentwicklungen <strong>in</strong><br />
Ch<strong>in</strong>a. Diese verlaufen zurzeit zwar eher zögerlich,<br />
werden aber trotzdem n<strong>eb</strong>en der ch<strong>in</strong>esischen Transrapid-Schnellbahntechnologie<br />
parallel fortgeführt.<br />
Das erste koreanische Magnetbahnprototypfahrzeug<br />
Urban Transit Maglev 1 (UTM 1) wurde 1998<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit von KIMM und Hyundai-Rotem<br />
entwickelt und erprobt. Der im Jahr 2005 entwickelte<br />
Nachfolgeprototyp UTM 2 ist seit 2008 auf dem Gelände<br />
des National Science Museums als Shuttle <strong>in</strong><br />
Betri<strong>eb</strong> (Bild 2). Die Teststrecke beim KIMM, auf der<br />
gegenwärtig der Prototyp für die Incheon Demonstrationsstrecke<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommen wird, ist 1,3 km<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Bild 4:<br />
Maglev-Strecke mit Längsneigungsabschnitten (Foto: M. Retzmann).<br />
Bild 5:<br />
Prototyp Fahrzeug für Demonstrationsstrecke auf KIMM-Testanlage (Foto: M. Retzmann).<br />
643
Fokus Report<br />
Bild 6:<br />
Rotem-Demonstrationsfahrzeug im Bahnhof auf dem KIMM-Gelände<br />
(Foto: M. Witt).<br />
verkehren. Demonstriert wurde die bisher erreichte<br />
technische Leistungsfähigkeit anschaulich im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Besichtigung und e<strong>in</strong>er Mitfahrt (Bild 7).<br />
Die koreanischen Vertreter berichteten umfassend<br />
über den Stand der Entwicklung <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Fahrzeug, Tragen und Führung sowie Antri<strong>eb</strong> und<br />
L<strong>in</strong>earmotor für das im Bau bef<strong>in</strong>dliche kommerzielle<br />
Magnetbahn-Nahverkehrssystem am Flughafen Incheon,<br />
das e<strong>in</strong>e Länge von 6,5 km mit Doppelspur<br />
umfassen wird und vom Flughafen Verkehrszentrum<br />
zum Yongyu Touristenfreizeitzentrum führt (Bild 8). Es<br />
soll im Jahr 2012 baulich abgeschlossen se<strong>in</strong> und 2013<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gehen. Die Auslegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit für<br />
e<strong>in</strong> Zwei-Sektionsfahrzeug für 115 Passagiere pro Sektion<br />
soll 110 km/h betragen. Es s<strong>in</strong>d sechs Stationen<br />
und e<strong>in</strong> Depot geplant. Insgesamt s<strong>in</strong>d 400 Mio. USD<br />
für die F<strong>in</strong>anzierung vorgesehen, davon f<strong>in</strong>anziert der<br />
Staat 60 % und der Flughafen die restlichen Anteile.<br />
Prof. Eisuke Masada, der Doyen der Maglev-Konferenzen,<br />
gab <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag e<strong>in</strong>en umfassenden<br />
Überblick auf 100 Jahre Magnetbahnentwicklung<br />
von den Anfängen der Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> unter Wilhelm Kemper und dem Supraleitungsforscher<br />
Emile Bachelet <strong>in</strong> den USA bis<br />
h<strong>in</strong> zu den heutigen Entwicklungsl<strong>in</strong>ien Transrapid,<br />
Supraleitende Supermagnetbahn und den Maglev-<br />
Nahverkehrsentwicklungen <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Ländern. Er sieht <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Wirtschaftskorridoren<br />
und den Megastädten im asiatischen<br />
Raum Chancen für die Anwendung der Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik.<br />
In Japan setzt man seit Jahrzehnten auf die Entwicklung<br />
der supraleitenden Magnetbahn MLX zwischen<br />
Tokyo und Osaka und plant die Eröffnung der<br />
Chuo Sh<strong>in</strong>kansen-Strecke zwischen Tokyo und Nagoya<br />
<strong>in</strong> 2027 und die volle Strecken<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme<br />
zwischen Tokyo und Osaka bis 2045. Zurzeit werden<br />
verschiedene Trassenvarianten für die 550 km lange<br />
Strecke untersucht. Die Auslegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
soll 600 km/h betragen und die Investitionskosten<br />
werden auf rund 80 Mrd. EUR geschätzt. Derzeit<br />
wird die Verlängerung der Teststrecke <strong>in</strong> Yamanashi<br />
von 18,4 auf 42,2 km vorbereitet. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
Versuchsfahrzeuge ist <strong>in</strong> Japan klotzen statt kleckern<br />
angesagt; sage und schreibe 14 verschiedene<br />
Vorserienfahrzeuge sollen getestet werden, um die<br />
optimale aerodynamische Fahrzeugform zu f<strong>in</strong>den.<br />
Das entscheidende Kriterium für die weitere Planung<br />
ist aber, dass die Central Japan Railway Co. voll h<strong>in</strong>ter<br />
der Entwicklung steht, e<strong>in</strong> Verhalten und e<strong>in</strong>e<br />
Weitsicht, welche man sich durch den damaligen<br />
vorgesehenen Betreiber auch für die deutsche Transrapidtechnik<br />
gewünscht hätte. Hieran zeigt sich<br />
unter anderem auch die fast über 50 Jahre reichende<br />
Tradition zur kont<strong>in</strong>uierlichen Weiterentwicklung des<br />
japanischen Schnellbahnsystems, für das alle Register<br />
neuer Technologien gezogen werden, ohne dass<br />
gescheiterte Börsengänge über Weh und Ach von<br />
Langfrist<strong>in</strong>vestitionen entscheiden.<br />
Die Vorträge aus den USA enthielten e<strong>in</strong>erseits visionäre<br />
Magnetbahnplanungen <strong>in</strong> den USA zum Aufbau<br />
e<strong>in</strong>es nationalen Magnetbahnnetzes über 28 800 Meilen.<br />
Andererseits vermittelte der Beitrag von Maglev-<br />
Transport Inc. USA e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung zu<br />
den aktuellen Planungen für Fern- und Nahverkehrsbahnen<br />
<strong>in</strong> den USA, deren Planungsstand sowie f<strong>in</strong>anziellen<br />
Konditionen und zeitlichen Perspektiven. Der<br />
Schwerpunkt liegt weiterh<strong>in</strong> auf den Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsanwendungen.<br />
Neu h<strong>in</strong>zugekommen zu den<br />
Bild 7:<br />
Innenraum des Maglev-Fahrzeugs von Rotem (Foto: M. Retzmann).<br />
644 109 (2011) Heft 12
Report Fokus<br />
Bild 8:<br />
Die geplante Maglev-Demonstrationsstrecke am Incheon International Airport im Überblick; aus der aktuellen Urban-Maglev-<br />
Programmbroschüre (Grafik: KIMM).<br />
bisher diskutierten Projekten ist e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />
Colorado. Insgesamt werden aber die Chancen bei US-<br />
Regierungsstellen eher zurückhaltend bewertet, und es<br />
gibt ke<strong>in</strong> Go-ahead für irgende<strong>in</strong> Projekt.<br />
Die ch<strong>in</strong>esischen Vorträge betrafen sowohl die<br />
seit 2004 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> bef<strong>in</strong>dliche Magnetbahnstrecke<br />
<strong>in</strong> Shanghai als auch neue Forschungsaktivitäten<br />
an Universitäten und Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />
zum Thema Hochtemperatursupraleitung<br />
(77 K). Gegenwärtig erhält die ch<strong>in</strong>esische Seite<br />
noch technische Unterstützung sowie Ersatzteile<br />
für Komponenten durch die deutsche Transrapid-<br />
System<strong>in</strong>dustrie. Es wurden <strong>in</strong> Gesprächen am<br />
Rande der Konferenz auch vorhandene Probleme<br />
erwähnt, so zum Beispiel die Setzungen an den<br />
Trägern des von ch<strong>in</strong>esischer Seite erstellten Fahrwegs.<br />
Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen teilweise so gravierend,<br />
dass sich dies spürbar im Fahrkomfort äußert.<br />
Der Fahrzeugkomfort wurde <strong>in</strong>zwischen durch<br />
ch<strong>in</strong>esische Eigenentwicklungen verbessert. Die<br />
Klimaanlagen wurden ersetzt und der Kab<strong>in</strong>enschall<br />
reduziert. Gleichzeitig haben ungünstige<br />
Umfeldbed<strong>in</strong>gungen wie der Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>er parallelen<br />
U-Bahnstrecke zwischen dem alten Flughafen<br />
Hongqiao und dem neuen Flughafen Pudong<br />
erh<strong>eb</strong>lich negativen E<strong>in</strong>fluss auf das Verkehrsaufkommen<br />
und das Betri<strong>eb</strong>serg<strong>eb</strong>nis auf der Magnetbahnstrecke<br />
genommen. Mit Verlängerung der<br />
Transrapid-Strecke bis zum Flughafen Hongqiao ist<br />
auch auf dem bisherigen Streckenabschnitt Long<br />
Yang Road Station – Flughafen Pudong wieder e<strong>in</strong><br />
deutlich höheres Verkehrsaufkommen zu erwarten.<br />
In Ch<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d derzeit drei Magnetbahnsysteme für<br />
den mittleren und niedrigen Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich<br />
<strong>in</strong> der Entwicklung. Die Verlängerung der Transrapid-<br />
Strecke <strong>in</strong> Pudong ist <strong>in</strong> der politischen Diskussion.<br />
Aufgrund des jüngsten Unglücks auf der Rad/Schiene-<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke Beij<strong>in</strong>g – Shanghai verzögern<br />
sich jedoch die notwendigen Entscheidungen<br />
für die Anwendung der Magnetbahnsysteme.<br />
Die deutschen Beiträge befassten sich mit folgenden<br />
Themen:<br />
• Implementierungsstrategien für Transrapid-Projekte<br />
von Thyssen-Krupp-Transrapid<br />
• Entwicklung von Fahrwegstrukturen von Max Bögl<br />
für Magnetbahnen<br />
• Magnetbahnsystem auf der Insel Teneriffa (IFB)<br />
• Vergleich von Entwurfsparametern für den Fahrweg<br />
von Magnetbahnen und Rad/Schiene-Verb<strong>in</strong>dungen<br />
im H<strong>in</strong>blick auf Trassierung, Betri<strong>eb</strong> und<br />
Kosteneffizienz (International Maglevboard e. V.)<br />
Die Erg<strong>eb</strong>nisse des staatlich und <strong>in</strong>dustriell f<strong>in</strong>anzierten<br />
Weiterentwicklungsprogrammes <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Fahrzeug, Antri<strong>eb</strong> und Betri<strong>eb</strong>sleitsystem (siehe<br />
Berichte zur 19. und 20. Maglev-Konferenz [5; 6])<br />
wurden <strong>in</strong>zwischen von der Bau- und System<strong>in</strong>dustrie<br />
weitergeführt und mündeten <strong>in</strong><br />
109 (2011) Heft 12<br />
645
Fokus Report<br />
• e<strong>in</strong>e ganzheitliche kostenreduzierte Fahrweg- und<br />
Fahrwegausrüstungsmanufaktur mit hohem Vorfabrikationsgrad,<br />
• mittlere Systemkosten <strong>in</strong> Höhe von ca. 30 Mio. EUR<br />
pro Doppel-Kilometer,<br />
• Simplifizierung der Schnittstellen zwischen Fahrzeug,<br />
Fahrweg und Antri<strong>eb</strong>,<br />
• reduzierte Bau- und Errichtungszeiten,<br />
• deutlich reduzierte Fahrweg<strong>in</strong>spektionskosten sowie<br />
• Off-the-shelf-Komponenten mit deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />
spezifischen Beschaffungskosten.<br />
Zurzeit werden für das Transrapid-System drei Anwendungsstrecken<br />
diskutiert. Das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />
des Nord- mit dem Südteil der Insel Teneriffa,<br />
die Verb<strong>in</strong>dung der beiden Großstädte Rio de Janeiro<br />
und Sao Paulo <strong>in</strong> Brasilien, die als PPP-Konzept realisiert<br />
werden soll, sowie e<strong>in</strong>e private Initiative für e<strong>in</strong>e<br />
Magnetbahn-Strecke <strong>in</strong> der Türkei. In diesem Kontext<br />
sei verwiesen auf den Artikel von Prof. Peter Mnich<br />
[4], wo unter dem Titel Letzte Chance <strong>in</strong> Europa auf<br />
die aktuelle Situation der Anwendungsplanungen<br />
und technologischen Entwicklungsl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>gegangen<br />
wurde.<br />
Von Seiten des brasilianischen Forschungs<strong>in</strong>stituts<br />
von Prof. Richard Magdalena Stephan wurde über<br />
den Stand der Entwicklung des Nahverkehrssystems<br />
Maglev-Cobra (schlangenartiger Gliederzug) auf Basis<br />
supraleitender Magnete berichtet. Gegenwärtig<br />
existiert nur e<strong>in</strong>e 5 m lange Versuchsstrecke, die<br />
bis 2014 aber auf 200 m Länge erweitert und aufgeständert<br />
über e<strong>in</strong>e Straße zur Verb<strong>in</strong>dung zweier<br />
Campusanlagen geführt werden soll.<br />
Vertreter der Firma SwissRapide stellten ihre Überlegungen<br />
zum SwissRapideExpress vor, e<strong>in</strong>em Magnetbahnsystem,<br />
das technisch auf dem Transrapid-<br />
System basiert. Es soll die Schweiz mit kle<strong>in</strong>sten<br />
Taktzeiten von bis zu 5 m<strong>in</strong> erschließen. Erste Streckenüberlegungen<br />
gibt es zu Bern – Zürich und Genf<br />
– Lausanne. Verbunden ist damit e<strong>in</strong>e neue Form<br />
der Projektrealisierung durch E<strong>in</strong>bezug von Privat<strong>in</strong>vestitionen<br />
für öffentliche Infrastrukturprojekte. Das<br />
bisherige, von der Universität Lausanne verfolgte<br />
Swissmetro Projekt Magnetschw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn <strong>in</strong> teilevakuierten<br />
Tunneln mit kle<strong>in</strong>em Durchmesser wurde bereits<br />
2009 beendet.<br />
Auf dem G<strong>eb</strong>iet neuer Ideen ist e<strong>in</strong>e Präsentation<br />
zu e<strong>in</strong>em besonders unkonventionellen Transportkonzept<br />
aus Südafrika, dem so genannten Maglev-<br />
Tube Puckpodcar hervorzuh<strong>eb</strong>en. Dabei soll e<strong>in</strong>e<br />
Kapsel, die für die Beförderung von Personen und<br />
geg<strong>eb</strong>enenfalls auch alternativ für den Transport<br />
von Fracht verwendbar se<strong>in</strong> soll, zwischen zwei<br />
kreuzartig diagonal angeordneten Trägern gelagert<br />
werden. Die Kapsel wird mittels je zwei an den jeweiligen<br />
Trägerenden ang<strong>eb</strong>rachten Permanentmagneten<br />
entlang von acht Magnetstreifen im Tunnel<br />
geführt und durch L<strong>in</strong>earmotoren angetri<strong>eb</strong>en. Im<br />
Intercity-Verkehr wird e<strong>in</strong>e Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 600 km/h angestr<strong>eb</strong>t.<br />
Im Bereich L<strong>in</strong>earmotoren wurden unter anderem<br />
<strong>in</strong> Vorträgen die Anwendungen bei LCD-Glas-<br />
Transportbändern sowie bei e<strong>in</strong>em Pipel<strong>in</strong>e-System<br />
für den Transport von Kohlenerz vorgestellt. In<br />
den Posterpräsentationen wurden e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Spezialthemen erläutert, wobei das Spektrum von<br />
e<strong>in</strong>er Anwendungsuntersuchung zu e<strong>in</strong>er Magnetbahnstrecke<br />
Berl<strong>in</strong> – Warschau – Moskau bis zu<br />
rad/schiene-spezifischen Themen wie der <strong>in</strong>tegralen<br />
Modellierung von Stromabnehmer, Drehgestell<br />
und Rad/Schiene-Kontakt reichte. Aufgrund der Dom<strong>in</strong>anz<br />
der koreanischen Präsentationen lag der<br />
Schwerpunkt auch hier auf den städtischen Magnetbahnanwendungen.<br />
Unter www.maglev2011.com f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e<br />
Übersicht über die behandelten Themen <strong>in</strong> den<br />
Vorträgen als auch über die Beiträge <strong>in</strong> der Postersession.<br />
Ausblick<br />
Das <strong>in</strong>ternationale Lenkungskomitee aus 25 Experten<br />
der <strong>in</strong>ternationalen Maglev Community unter<br />
der Leitung von Prof. Eisuke Masada beschloss <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Abschlussveranstaltung, die nächste Maglev-<br />
Konferenz im Oktober 2014 nochmals <strong>in</strong> Rio de<br />
Janeiro an der Copacabana durchzuführen. Prof.<br />
Richard Magdalena Stephan wird die Organisation<br />
vor Ort übernehmen. Aufgrund der begrenzten<br />
Mittel und Kapazitäten der Universität ist e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />
deutscherseits sehr willkommen: Vamos<br />
Maglev Cobra para Copacabana!<br />
Michael Witt, Lahmeyer Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>, Bad Vilbel<br />
Eckert Fritz, Institut für Bahntechnik, Dresden<br />
Literatur<br />
[1] The 21 st International Conference on Magnetically Levitated<br />
Systems and L<strong>in</strong>ear Drives, Maglev 2011, October<br />
10-13, 2011, Daejeon Convention Center, Daejeon,<br />
Korea, Program Book.<br />
[2] www.maglev2011.com<br />
[3] Urban Maglev program, Brochure, KIMM-Korea Institute<br />
of Mach<strong>in</strong>ery and Materials.<br />
[4] Mnich, P.: Letzte Chance <strong>in</strong> Europa? In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
109 (2011), Heft 10, S. 510–512.<br />
[5] The 20 th International Conference on Magnetically<br />
Levitated Systems and L<strong>in</strong>ear Drives, Maglev 2008,<br />
December 15-18, 2008, San Diego, California, USA,<br />
Proceed<strong>in</strong>gs.<br />
[6] The 19 th International Conference on Magnetically<br />
Levitated Systems and L<strong>in</strong>ear Drives, Maglev 2006, September<br />
13-15, 2006, Dresden, Germany, Proceed<strong>in</strong>gs.<br />
646 109 (2011) Heft 12
Praxis Fokus<br />
Agilis setzt auf Coradia-Tri<strong>eb</strong>züge<br />
Neuer E<strong>in</strong>satzbereich auf der Donautalbahn bis Ulm.<br />
Seit Dezember 2010 s<strong>in</strong>d elektrische Tri<strong>eb</strong>züge<br />
Coradia Cont<strong>in</strong>ental von Alstom <strong>Deutschland</strong> für<br />
Agilis im Raum Regensburg im E<strong>in</strong>satz. Mit e<strong>in</strong>er<br />
Verfügbarkeit von über 99 % auf bisher über<br />
3 Mio. km Fahrstrecke sorgen sie hier für zuverlässigen<br />
Betri<strong>eb</strong>. Ab Dezember 2011 befährt Agilis entsprechend<br />
dem Erg<strong>eb</strong>nis der Verkehrsausschreibung<br />
<strong>in</strong> zweiter Betri<strong>eb</strong>sstufe der Region Mitte auch den<br />
bisher von der DB Regio bedienten Streckenabschnitt<br />
der Donautalbahn von Ingolstadt nach Ulm.<br />
Die vertragliche Streckenlänge steigt damit auf<br />
<strong>in</strong>sgesamt 449 km und die jährliche Zugfahrstrecke<br />
auf 5,5 Mio. km. Bisher betreibt die Agilis Eisenbahngesellschaft<br />
als Tochtergesellschaft von BeNEX und<br />
Hamburger Hochbahn <strong>in</strong> der Region Mitte die Strecken<br />
von Plattl<strong>in</strong>g nach Neumarkt <strong>in</strong> der Oberpfalz<br />
und von Landshut nach Ingolstadt.<br />
„Mit der Betri<strong>eb</strong>saufnahme der Donautalbahn<br />
kommen noch mehr Reisende <strong>in</strong> den Genuss des<br />
Agilis-Fahrgefühls“, so Geschäftsführer Dietmar<br />
Knerr. „Der erst kürzlich gewonnene dritte Platz<br />
im Qualitätsrank<strong>in</strong>g der Bayerischen Eisenbahngesellschaft<br />
(BEG) bestätigt unsere bisherigen Erfolge.<br />
Auch auf dieser neuen Strecke werden Züge<br />
von Alstom fahren, die sich bezüglich Lieferqualität<br />
und Performance weiterh<strong>in</strong> für uns bezahlt machen<br />
werden.“ D. Knerr verweist dazu auch auf die hohe<br />
Zugbegleitrate als Fahrgastservice, der aufwändige<br />
Fahrkartenautomaten völlig entbehrlich macht.<br />
Auch gibt es ab Betri<strong>eb</strong>saufnahme nach Ulm e<strong>in</strong><br />
Onl<strong>in</strong>e-Platzreservierungssystem, was für den Regionalverkehr<br />
eher ungewöhnlich ist.<br />
Die 26 drei- und vierteiligen Regionaltri<strong>eb</strong>züge mit<br />
160 km/h Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit für das Regensburger<br />
E-Netz hat Alstom <strong>in</strong> Salzgitter entwickelt, gefertigt<br />
und bereits ab Ende 2010 ausgeliefert. Die modulare<br />
Bauweise bietet Betreibern hohe Flexibilität <strong>in</strong><br />
der Zugkonfiguration und erlaubt e<strong>in</strong>e breite Palette<br />
an Innenausstattungen. Mit Rückspeisung der Bremsenergie<br />
braucht der Zug zirka 30 % weniger elektrische<br />
Energie. Außerdem s<strong>in</strong>d Lärm emissionen deutlich<br />
reduziert, und durch den E<strong>in</strong>satz schadstofffreier<br />
Materialien ist der Zug bis zu 95 % wiederverwertbar.<br />
Das Konzept der Anordnung elektrischer Großkomponenten<br />
auf dem Fahrzeugdach erlaubt e<strong>in</strong>e<br />
größtmögliche Sitzplatzzahl im Fahrgastraum bei<br />
durchgängig stufenlosem Mittelgang vom ersten bis<br />
zum letzten E<strong>in</strong>stiegsraum. Andererseits erfordert<br />
Bild 1:<br />
Großkomponenten auf dem Dach e<strong>in</strong>es Coradia-Tri<strong>eb</strong>zuges niveaugleich mit beidseitiger Arbeitsbühne<br />
<strong>in</strong> der neuen Instandhaltungshalle von Agilis <strong>in</strong> Regensburg (Foto: M. B<strong>in</strong>swanger).<br />
diese Geräteanordnung e<strong>in</strong>e Dacharbeitsbühne, wie<br />
sie das 2009 gegründete Unternehmen Agilis <strong>in</strong> der<br />
neu g<strong>eb</strong>auten Instandsetzungshalle <strong>in</strong> Regensburg<br />
bereits mit errichtet hat (Bild 1). Diese Arbeitsbühne<br />
ist <strong>in</strong> Zuglänge beidseitig auf die Dachkonstruktion<br />
so präzise ausgerichtet, dass gefahrloses Arbeiten<br />
gewährleistet wird. In der Halle ist ke<strong>in</strong>e Oberleitung<br />
<strong>in</strong>stalliert; <strong>in</strong>soweit s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Sicherheitsschalthandlungen<br />
<strong>in</strong> der Instandhaltung nötig, jedoch ist für<br />
den Tri<strong>eb</strong>zugtransport im Hallenbereich Fremdtraktion<br />
erforderlich.<br />
Alstom hat bisher mehr als 140 elektrische Regionaltri<strong>eb</strong>züge<br />
vom Typ Coradia Cont<strong>in</strong>ental an drei<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> geliefert.<br />
Die ersten Fahrzeuge s<strong>in</strong>d seit 2008 im Raum<br />
Augsburg bei DB Regio erfolgreich im E<strong>in</strong>satz und<br />
fahren seit Mitte 2010 auch von München nach Passau<br />
und zwischen Würzburg und Nürnberg. Gleichzeitig<br />
mit Regensburg s<strong>in</strong>d sie seit Dezember 2010<br />
ferner für die Regio-S-Bahn Bremen <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>.<br />
M. B<strong>in</strong>swanger<br />
109 (2011) Heft 12<br />
647
Fokus Praxis<br />
S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />
Die Situation bei der S-Bahn Berl<strong>in</strong> hatte sich zeitweise stabilisiert, jedoch b<strong>in</strong>den die Ertüchtigungsaktionen<br />
immer noch viele Tri<strong>eb</strong>züge. E<strong>in</strong>ge Schwachpunkte lassen sich konstruktiv gar nicht beh<strong>eb</strong>en. Ab<br />
Ende 2017 sollen auch neue Fahrzeuge e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Der Betri<strong>eb</strong> der S-Bahn Berl<strong>in</strong> lief <strong>in</strong> den letzten<br />
Monaten eher unspektakulär, und es gab Erfolgsmeldungen<br />
über wieder bediente oder verlängerte<br />
und wieder verdichtete L<strong>in</strong>ien. Weil die Züge tagsüber<br />
durchschnittlich nur etwa halb besetzt s<strong>in</strong>d,<br />
fällt es nicht so sehr auf, wenn statt e<strong>in</strong>es eigentlich<br />
vorgesehenen Vollzuges nur e<strong>in</strong> aus drei Viertelzügen<br />
(Vz) g<strong>eb</strong>ildeter fährt (Bild 1). Zur Jahresmitte<br />
2011 pendelte der E<strong>in</strong>satzbestand um 450 Vz,<br />
zum Jahresende wurden als Summe aller drei Baureihen<br />
(BR) 480.0+480.5, 481+482 und 485+885<br />
(nachfolgend nur BR. 480, 481 und 485) 500 Vz<br />
angestr<strong>eb</strong>t. Man ist also noch weit davon entfernt,<br />
wie früher erhofft und verkündet zum kommenden<br />
Fahrplanwechsel alle L<strong>in</strong>ien mit den vertraglichen<br />
Zugfolgen und -stärken zu fahren. Die Lage war<br />
und ist auch deshalb noch schwierig, weil 107 statt<br />
wie im langjährigen Mittel 80 Hauptuntersuchungen<br />
fällig waren, 137 Vz 481 für das neue Zugbee<strong>in</strong>flussungssystem<br />
auszurüsten waren und die BR 480 und<br />
485 den Nord-Südtunnel nicht befahren dürfen.<br />
Nach dem erneuten Leistungse<strong>in</strong>bruch im W<strong>in</strong>ter<br />
2010/11 hatten die Länder Berl<strong>in</strong> und Brandenburg<br />
als Verkehrsbesteller und die DB als Auftragnehmer<strong>in</strong><br />
zwei Arbeitskreise e<strong>in</strong>gerichtet und dazu<br />
von den Ländern benannte Bahntechnikexperten<br />
e<strong>in</strong>bezogen. E<strong>in</strong> Gremium hatte alle technischen<br />
Probleme bei Fahrzeugen mit ihren Folgen für deren<br />
Verfügbarkeit und damit für das Leistungsang<strong>eb</strong>ot<br />
zu behandeln, das andere diejenigen mit der Zuverlässigkeit<br />
der Infrastruktur bei extremem W<strong>in</strong>terwetter.<br />
Beide hatten die Probleme zu benennen,<br />
die e<strong>in</strong>geleiteten Maßnahmen zu beurteilen und<br />
fallweise ergänzende vorzuschlagen. Laut geme<strong>in</strong>samer<br />
Presseerklärung fanden die Experten das von<br />
der S-Bahn und der DB Netz E<strong>in</strong>geleitete oder Vorgesehene<br />
nach Art und Umfang angemessen [1];<br />
die Maßnahmenkataloge wurden Grundlage für das<br />
Kontrollieren durch Bahn und Länder.<br />
Fahrzeugpark<br />
Bild 1:<br />
Drei Viertelzüge 481+482 S-Bahn Berl<strong>in</strong>, R<strong>in</strong>gbahn E<strong>in</strong>fahrt Bahnhof Berl<strong>in</strong><br />
Gesundbrunnen (Foto: DB/Günter Jazbec).<br />
Bild 2:<br />
Zwei reaktivierte Viertelzüge 485+885 S-Bahn Berl<strong>in</strong>, Ausfahrt Werk Schöneweide<br />
(Foto: DB/Rolf Kranert).<br />
Als Fahrzeugbestand wurde von 650 Vz ausgegangen,<br />
und zwar von 500 Vz 481, 70 Vz 480 und 80 Vz<br />
485, die beiden letzteren teils durchgehend betri<strong>eb</strong>ene<br />
und teils zu reaktivierende Vz (Bild 2). Zu den<br />
meisten der rund 25 anstehenden Probleme wurden<br />
technische Lösungen entweder bestätigt oder neue,<br />
relativ schnell umzusetzende Vorschläge entwickelt.<br />
Geklärt ist zum Beispiel die Besandung bei der<br />
BR 481. Deren Füllstandsanzeige arbeitet nunmehr<br />
mit e<strong>in</strong>er Magnetresonanzvorrichtung von Knorr,<br />
nachdem der Sand die Schaugläser für optische Kontrolle<br />
b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Woche bl<strong>in</strong>d kratzte. Die Endstücke<br />
der Sandfallrohre werden beheizbar. Zum Fahrplanwechsel<br />
im Dezember wird die Hälfte der Vz 481<br />
ausgerüstet se<strong>in</strong>, die dann vorrangig auf L<strong>in</strong>ien mit<br />
besonders engem Fahrplan fahren werden. Im Übrigen<br />
gilt unverändert, dass Züge mit festgefrorenem<br />
Sand nur höchstens 60 km/h „statt 80 km/h“ fahren<br />
dürfen; aus dieser beiläufig genannten Zahl ist zu<br />
648 109 (2011) Heft 12
Praxis Fokus<br />
folgern, dass überhaupt noch nicht wieder schneller<br />
gefahren wird. Auf diesen weniger kritischen Strecken<br />
wird zwar ke<strong>in</strong> genereller 60-km/h-Fahrplan<br />
gelten wie ab F<strong>eb</strong>ruar 2011 im ganzen Netz, jedoch<br />
wird dieser nach Wettervorhersage mit zwei Tagen<br />
Vorlauf <strong>in</strong> Kraft treten. Die Um- und Nachbauaktion<br />
geht weiter und 2012 folgt die BR 480, die BR 485<br />
bremst dagegen ohne Sand.<br />
Große Fortschritte machten die Radsatztauschaktionen,<br />
die an den drei BR aus unterschiedlichen<br />
Gründen nötig wurden. Das Werk Schöneweide bekam<br />
dafür e<strong>in</strong>e neue H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ockanlage, auf der täglich<br />
zwei Vz 481 behandelt, das heißt wöchentlich<br />
72 Treib- und 24 Laufradsätze ersetzt werden. Davon<br />
gehen Laufradsätze direkt zum Schrott, während<br />
Treibradsätze per Lkw zur Radsatzfabrik Ilsenburg<br />
(Harz) kommen (Bild 3); brauchbare Getri<strong>eb</strong>e werden<br />
bei der ZF Friedrichs hafen oder <strong>in</strong> deren Berl<strong>in</strong>er<br />
Zweigbetri<strong>eb</strong> aufgearbeitet (Bild 4). Die Rollkur hatte<br />
nach e<strong>in</strong>em Jahr technischem und organisatorischem<br />
Vorlauf im Dezember 2010 begonnen und<br />
soll bis Jahresende 2011 abgeschlossen se<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong><br />
für diese Maßnahme waren 50 Mio. EUR zu <strong>in</strong>vestieren.<br />
Die neuen Radscheiben s<strong>in</strong>d dicker als die alten,<br />
sodass deren Wirbelstromprüf<strong>in</strong>tervall auf 60 000 km<br />
gestreckt werden konnte. Die Wellen mussten aber<br />
wegen Geometrie, Statik und Dynamik wieder aus<br />
hochfestem und deshalb spröderem Werkstoff werden.<br />
Deshalb meldete die Bahn an, dass eventuell<br />
weiterh<strong>in</strong> häufigere Ultraschallprüfungen nötig werden<br />
könnten, die wieder mehr Fahrzeuge b<strong>in</strong>den<br />
würden. Laut der Presse<strong>in</strong>formation „erwarten die<br />
Länder hier zusätzliche Anstrengungen der Bahn“ –<br />
was immer man sich darunter vorstellt.<br />
Damit die Zahl der e<strong>in</strong>setzbaren Vz stets so hoch<br />
wie möglich bleibt, sollen die meisten Umrüstungen<br />
bei der planmäßigen Instandhaltung erfolgen; auch<br />
das ist e<strong>in</strong> Grund für ihre länger dauernde Erledigung.<br />
Nur für wenige Probleme erwartet man noch<br />
unverzüglich Lösungsvorschläge der Industrie. N<strong>eb</strong>en<br />
der Führerraumkühlung gehört dazu als neu<br />
aufgetauchtes, dass bei BR 481 die Radsatzlenker zu<br />
sanieren s<strong>in</strong>d. Dazu wurden e<strong>in</strong>zelne Fahrzeuge dem<br />
Werk Delitzsch der schwedischen EuroMa<strong>in</strong>t oder<br />
der Masch<strong>in</strong>enbau und Service (MSG) <strong>in</strong> Ammendorf<br />
zugeführt.<br />
Für e<strong>in</strong>ige letzte Punkte ist auch aus Sicht der Experten<br />
derzeit ke<strong>in</strong>e konstruktive Lösung absehbar,<br />
sodass die Verfügbarkeit nur mit höherem Instandhaltungsaufwand<br />
zu erhalten oder zu verbessern ist.<br />
Das gilt besonders für die Fahrmotoren der BR 481.<br />
Hiervon wurden zwar bisher fast 2 000 gegen solche<br />
mit neuen Ständerwicklungen getauscht und weitere<br />
600 betroffene sollen es bis F<strong>eb</strong>ruar 2012 werden.<br />
Danach soll dies weiterh<strong>in</strong> nach 1 Mio. km Laufweg<br />
geschehen. Das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Flugschnee lässt<br />
sich aber offenbar nicht vermeiden, sodass man sich<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Bild 3:<br />
Radsatz-Rollkur für S-Bahntri<strong>eb</strong>züge Baureihe 481+482, Ultraschallprüfung der Hohlwelle<br />
(Foto: Radsatzfabrik Ilsenburg).<br />
für den W<strong>in</strong>ter auf vermehrten Motortausch wegen<br />
Überschlägen e<strong>in</strong>stellen muss. Ähnliches gilt für die<br />
Elektronikconta<strong>in</strong>er: Bei Versuchen <strong>in</strong> der Klimakammer<br />
Wien Arsenal überzeugte ke<strong>in</strong>e von mehreren<br />
vorgestellten Abhilfevarianten. Deshalb müssen im<br />
W<strong>in</strong>ter Filtermatten e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut und <strong>in</strong> kurzen Abständen<br />
gewechselt werden. Die Bahn stellt dazu<br />
fest, dass die von der Industrie gelieferte BR 481 „für<br />
extreme Witterungsverhältnisse nicht geeignet ist.“<br />
Seit 2009 hat die S-Bahn ihre Strategie zur „vorbeugenden<br />
Instandhaltung“ gewechselt (sic!). Dazu wird<br />
„hervorgehoben“, dass nun für alle drei BR sowohl für<br />
die betri<strong>eb</strong>snahe wie für die schwere Instandhaltung<br />
Handbücher erstellt werden, die den Sollzustand sowie<br />
feste Prüf- und Tauschfristen <strong>in</strong> standardisierter<br />
Form zusammenfassen. Der Aufbau zusätzlicher Werkstattkapazitäten<br />
wie die Wiedereröffnung Friedrichsfelde<br />
und Aufstocken des Personals s<strong>in</strong>d vollzogen oder<br />
im Gange. Bei drei Werkstätten wird das Enteisen der<br />
Züge aus der Halle <strong>in</strong> e<strong>in</strong> beheiztes Zelt verlegt.<br />
Bild 4:<br />
Aufgearbeitete Getri<strong>eb</strong>eteile<br />
S-Bahntri<strong>eb</strong>züge<br />
Baureihe 481+482 vor<br />
Zusammenbau (Foto: ZF<br />
Friedrichshafen, Sonderantri<strong>eb</strong>stechnik).<br />
649
Fokus Praxis<br />
Der vertragliche Regelbedarf von derzeit 562 Vz<br />
und mit der verlängerten Flughafenl<strong>in</strong>ie 575 Vz, also<br />
ausgehend von 650 Vz maximal 75 Vz gleichzeitig<br />
<strong>in</strong> Instandhaltung oder Behandlung, wird jetzt für<br />
Mitte 2012 zwar angestr<strong>eb</strong>t, aber realistisch erst auf<br />
Ende 2012 – Anfang 2013 kommentiert. Sowieso gilt<br />
das vorbehaltlich der Prüffristen für die neuen Radsatzwellen<br />
oder anderer Überraschungen.<br />
Zukunft<br />
Mit den Ertüchtigungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
hielt der Arbeitskreis die Fahrzeuge aller drei<br />
BR bis zum Ende des laufenden Verkehrsvertrages,<br />
also Fahrplanwechsel Dezember 2017 für e<strong>in</strong>setzbar,<br />
die BR 481 technisch und wirtschaftlich auch darüber<br />
h<strong>in</strong>aus für durchschnittlich weitere 23 Jahre, das<br />
heißt die letzten bis 2037. Jedoch können hier ke<strong>in</strong>e<br />
Klimaanlagen nachgerüstet werden, weil Wagenkästen,<br />
Drehgestelle und Radsätze die zusätzlichen 2 t<br />
nicht aufnehmen können. Für die BR 480 und 485<br />
wäre Ersatz durch neue Fahrzeuge 2017 wirtschaftlich<br />
s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong> befristeter Weiterbetri<strong>eb</strong> aber vertretbar.<br />
Voraussetzung wären Lösungen für zusätzliche<br />
technische Maßnahmen, deren Ausführung und<br />
E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA).<br />
Ungeachtet dieser E<strong>in</strong>schätzungen und unabhängig<br />
davon wer später wo Betreiber se<strong>in</strong> wird, bereiten<br />
Senatsverwaltung und S-Bahn e<strong>in</strong>e Ausschreibung<br />
und dafür e<strong>in</strong> Lastenheft über 384 freizügig im ganzen<br />
Netz e<strong>in</strong>setzbare Wagen vor, wobei die Restriktionen<br />
aus dem Nord-Süd-Tunnel entstehen. Neuerer<br />
Meldung zufolge sollen Breite, Höhe, Fußbodenhöhe,<br />
zwei Drehgestelle pro Wagen, drei Türen pro Wagenseite,<br />
größte Zug länge 148 m und Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
100 km/h bleiben; jedoch sollen alle Radsätze<br />
angetri<strong>eb</strong>en werden und es soll durchgängige<br />
Züge aus zwei Wagen und aus vier Wagen mit voll<br />
ausgerüstetem Führerraum an jedem Ende g<strong>eb</strong>en.<br />
Rasches An- und Abkuppeln soll Flügelzugbetri<strong>eb</strong><br />
ermöglichen. Ausschreibung und Vergabe könnten<br />
bis Ende 2012 laufen, e<strong>in</strong> Musterzug ab 2016 erprobt<br />
werden und die Auslieferung 2017 beg<strong>in</strong>nen.<br />
Infrastruktur<br />
Besonders anfällige technische Schwachstellen bei<br />
W<strong>in</strong>terwetter waren Weichen, Weichenheizungen<br />
und streckenseitige Fahrsperrenanschläge gewesen,<br />
erh<strong>eb</strong>liche organisatorische die <strong>in</strong>terne Kommunikation,<br />
die Personalkapazität, die Ausbildung und<br />
drei weitere Bereiche. Als Maßnahmen hiergegen<br />
wurden Nachrüstungen technischer Komponenten,<br />
darunter Beheizung aller für e<strong>in</strong>en zuverlässigen<br />
Betri<strong>eb</strong> zu befahrenden Weichen, sowie Verbesserungen<br />
der W<strong>in</strong>terdienst organisation erarbeitet,<br />
e<strong>in</strong> Zeitplan zur Umsetzung bis spätestens Ende<br />
November 2011 erarbeitet und die Umsetzung von<br />
DB Netz zugesichert. E<strong>in</strong> Restrisiko sieht die Bahn<br />
trotz zusätzlichen Personals beim Bereitstellen der<br />
Sicherungsleistungen für Schneeräumarbeiten <strong>in</strong><br />
den Weichen.<br />
Berichtigung und Ergänzung<br />
In <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> Heft 11/2011 muss auf<br />
Seite 614 <strong>in</strong> der Nachricht „Sanierung Baureihe<br />
485 ...“ der zweite Satz so lauten: „Die BR war vom<br />
damaligen Lokomotivbau – Elektrotechnische Werke<br />
(LEW) <strong>in</strong> Hennigsdorf entwickelt und von 1988 bis<br />
1991 als BR 270 und dann 1992 als BR 485 an die<br />
DR geliefert worden.“<br />
Während der Abschlussarbeiten zu diesem <strong>eb</strong>-<br />
Heft wurden aus Berl<strong>in</strong> wieder vermehrt auftretende<br />
Schwierigkeiten gemeldet. Ende Oktober – Anfang<br />
November waren nur durchschnittlich um 470 von<br />
den 650 Vz verfügbar. Technische Mängel an dem<br />
neuen Bremssandsystem der BR 481+482 und se<strong>in</strong>er<br />
elektronischen Überwachung, jahreszeitlich bed<strong>in</strong>gt<br />
hoher Sandverbrauch und dispositive Engpässe beim<br />
Nachfüllen erzwangen, dass e<strong>in</strong>zelne Züge spontan<br />
ihre Geschw<strong>in</strong>digkeit auf höchstens 60 km/h begrenzen<br />
mussten und so den Fahrplan empf<strong>in</strong>dlich<br />
störten. Das In-Betri<strong>eb</strong>-Halten oder gar Reaktivieren<br />
der BR 485+885 stockt, unter anderem wegen<br />
schwieriger Teil<strong>eb</strong>eschaffung für die noch analoge<br />
Steuerelektronik; von den 80 Vz ist nur e<strong>in</strong> Bruchteil<br />
e<strong>in</strong>setzbar. Dazu kamen noch Engpässe beim Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpersonal.<br />
Mitte November haben die beiden künftigen<br />
Berl<strong>in</strong>er Regierungsparteien <strong>in</strong> ihrem Koalitionsvertrag<br />
vere<strong>in</strong>bart, den Betri<strong>eb</strong> der S-Bahn für die<br />
Zeit nach 2017 <strong>in</strong> Teilnetzen auszuschreiben.<br />
Uwe Behmann<br />
[1] www.s-bahn-berl<strong>in</strong>/unternehmen/firmenprofil/krise_<br />
expertenbericht.htm<br />
650 109 (2011) Heft 12
Projektkomplex ESTW<br />
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Betri<strong>eb</strong><br />
Metro Santo Dom<strong>in</strong>go – Bau der L<strong>in</strong>ie 2<br />
und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen der L<strong>in</strong>ie 1<br />
Ra<strong>in</strong>er Puschmann, Erlangen; Jose Ismael Nunez Toribio, Santo Dom<strong>in</strong>go<br />
Am 29.01.2009 eröffnete <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go die erste Metrol<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Dom<strong>in</strong>ikanischen Republik<br />
ihren Betri<strong>eb</strong>; im Jahr 2012 wird die L<strong>in</strong>ie 2 folgen. Die L<strong>in</strong>ie 1 verläuft vom Stadtzentrum im Tunnel<br />
und ab der Station Máximo Gómez auf e<strong>in</strong>em Viadukt bis zur Endstation Mamá T<strong>in</strong>gó im Norden. Die<br />
L<strong>in</strong>ie 2 verläuft von West nach Ost vollständig im Tunnel und kreuzt die L<strong>in</strong>ie 1 an der Station Juan Pablo<br />
Duarte. Siemens ist für die Errichtung und Instandhaltung der Energieversorgungsanlagen beider<br />
L<strong>in</strong>ien zuständig. In den zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren der L<strong>in</strong>ie 1 erreichte die Verfügbarkeit der Fahrleitung<br />
100 %, die der Energieversorgung 99,998 %.<br />
METRO SANTO DOMINGO – CONSTRUCTION OF LINE 2 AND OPERATIONAL EXPERIENCE ON LINE 1<br />
On January 29, 2009 the first Metro l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> the Dom<strong>in</strong>ican Republic started regular services; l<strong>in</strong>e 2 will follow<br />
<strong>in</strong> 2012. L<strong>in</strong>e 1 starts from down town Santo Dom<strong>in</strong>go <strong>in</strong> a tunnel and runs from station Máximo Gómez on<br />
a viaduct up to the f<strong>in</strong>al dest<strong>in</strong>ation Mamá T<strong>in</strong>gó <strong>in</strong> the north. L<strong>in</strong>e 2 runs from West to East completely <strong>in</strong><br />
tunnel and crosses l<strong>in</strong>e 1 at the Juan Pablo Duarte station. Siemens is <strong>in</strong> charge of construction and ma<strong>in</strong>tenance<br />
of power supply <strong>in</strong>stallations of both l<strong>in</strong>es. Dur<strong>in</strong>g the first two years of operation the availability of<br />
the overhead contact l<strong>in</strong>e and the power supply of l<strong>in</strong>e 1 achieved 100 % and 99,998 %, respectively.<br />
METRO DE SAINT DOMINGUE – CONSTRUCTION DE LA LIGNE 2 ET RETOUR D’EXPÉRIENCE SUR<br />
L’EXPLOITATION SUR LA LIGNE 1<br />
Le 29 janvier 2009, la première ligne de métro de la république dom<strong>in</strong>ica<strong>in</strong>e a commencé son exploi-tation<br />
régulière ; la ligne 2 suivra en 2012. La ligne 1 débute en centre ville de Sa<strong>in</strong>t Dom<strong>in</strong>gue en tunnel et<br />
cont<strong>in</strong>ue après la station Maximo Gomez sur un viaduc jusqu’à la station term<strong>in</strong>us de Mama T<strong>in</strong>gó dans le<br />
nord. La ligne 2, située sur un axe ouest, est entièrement en tunnel et croise la ligne 1 à la station Juan Pablo<br />
Duarte. Siemens est en charge de la construction et de la ma<strong>in</strong>tenance des <strong>in</strong>stallations de traction électrique<br />
des deux lignes. Durant les deux premières années d’exploitation, la disponibilité des lignes aériennes de<br />
contact et de l’alimentation en énergie de la ligne 1 ont atte<strong>in</strong>t respectivement 100 % et 99,998 %.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Bild 1:<br />
Verlauf der L<strong>in</strong>ien 1 und 2.<br />
Die Bevölkerung der dom<strong>in</strong>ikanischen Hauptstadt<br />
Santo Dom<strong>in</strong>go wuchs <strong>in</strong> den letzten Jahren auf über<br />
drei Millionen E<strong>in</strong>wohner. Mit diesem Bevölkerungswachstum<br />
nahm auch der Verkehr rapid zu. Deshalb<br />
sieht e<strong>in</strong> nationaler Raumordnungsplan vor, e<strong>in</strong><br />
Metro-Netz zur Verbesserung der Verkehrssituation<br />
<strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go zu errichten. Auf der ersten L<strong>in</strong>ie<br />
begann am 27.02.2008, dem Tag der dom<strong>in</strong>ikanischen<br />
Unabhängigkeit, der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>; seit dem<br />
29.01.2009 ist diese 14,5 km lange L<strong>in</strong>ie 1 (Bild 1)<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> [1]. Sie verläuft vom Hafen im Süden der<br />
Stadt <strong>in</strong> den Norden.<br />
Die L<strong>in</strong>ie 1 wird nun durch e<strong>in</strong>e zweite L<strong>in</strong>ie ergänzt.<br />
Nach der Ankündigung im September 2009,<br />
die L<strong>in</strong>ie 2 <strong>in</strong> zwei Teilen zu errichten, begannen<br />
zwei Monate später die Bauarbeiten im westlichen<br />
Abschnitt vom Stadtteil Los Alcarrizos und bis zur<br />
Station Juan Pablo Duarte der L<strong>in</strong>ie 1.<br />
Die L<strong>in</strong>ie 2 wird im Westen der Stadt an der<br />
Station JFK/Luperon beg<strong>in</strong>nen, die L<strong>in</strong>ie 1 an der<br />
Station Juan Pablo Duarte kreuzen und dann weiter<br />
652 109 (2011) Heft 12
Betri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Richtung Osten zur Endstation Rosario Sánchez<br />
führen (Bild 1). Weitere vier L<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d geplant und<br />
sollen den Straßenverkehr mit derzeit nicht kalkulierbaren<br />
Fahrzeiten entlasten (Bild 2). Die L<strong>in</strong>ie 1<br />
ist seit fast drei Jahren im Betri<strong>eb</strong>. Die Verfügbarkeit,<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Fahrleitung, erreichte <strong>in</strong> dieser Zeit<br />
praktisch 100 %.<br />
2 Streckenführung der L<strong>in</strong>ien 1<br />
und 2<br />
Der südliche Teil der L<strong>in</strong>e 1 verläuft beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong><br />
der Station Centro de los Héroes im Tunnel. Nach<br />
der <strong>eb</strong>enerdigen Station Máximo Gómez führt die<br />
Strecke über e<strong>in</strong> Viadukt (Bild 3) <strong>in</strong> den nördlichen<br />
Vorort Villa Mella bis zur Endstation Mamá T<strong>in</strong>gó.<br />
Die 17,5 km lange L<strong>in</strong>e 2 umfasst 20 Stationen,<br />
verläuft vollständig unterirdisch im Tunnel und<br />
kreuzt die L<strong>in</strong>ie 1 an der Station Juan Pablo Duarte.<br />
Dort bestehen Umsteigemöglichkeiten zur L<strong>in</strong>ie 1<br />
und zu Busl<strong>in</strong>ien. Die L<strong>in</strong>ie 2 beg<strong>in</strong>nt im westlichen<br />
Stadtteil Los Alcarrizos an der Station JFK/Luperon,<br />
führt entlang der Avenida John F. Kennedy im<br />
westlichen Abschnitt und weiter zur Avenida Padre<br />
Castellanos bis zur Endstation Rosario Sánchez im<br />
östlichen Abschnitt, wobei der gegenwärtig im Bau<br />
bef<strong>in</strong>dliche 12 km lange westliche Abschnitt an der<br />
Station Juan Pablo Duarte der L<strong>in</strong>ie 1 endet. Nach<br />
Bild 2:<br />
Zukünftige Erweiterungen des Metronetzes.<br />
der Fertigstellung des Tunnels im ersten Abschnitt<br />
s<strong>in</strong>d bereits die Tunnelvortri<strong>eb</strong>sarbeiten von der<br />
Station Juan Pablo Duarte bis zur Endstation Rosario<br />
Sánchez im östlichen Abschnitt gut vorangekommen<br />
und lassen sich voraussichtlich noch im<br />
Jahr 2011 abschließen.<br />
Bild 3:<br />
Viadukt über den<br />
Rio Ozama.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
653
Betri<strong>eb</strong><br />
Die Metro-Stationen s<strong>in</strong>d nicht nach Straßennamen<br />
oder Kreuzungen benannt, sondern nach wichtigen<br />
Persönlichkeiten aus der dom<strong>in</strong>ikanischen Geschichte.<br />
3 Betri<strong>eb</strong><br />
Den Betri<strong>eb</strong> der L<strong>in</strong>ie 1 führt Ofic<strong>in</strong>a para la Reorganizacion<br />
del Transporte (OPRET) durch. OPRET wird<br />
durch Fachpersonal der Metro Madrid, Spanien,<br />
unterstützt. Im ersten Jahr beförderte die Metro neun<br />
Millionen Passagiere, das s<strong>in</strong>d täglich durchschnittlich<br />
rund 25 000 Passagiere, im zweiten Betri<strong>eb</strong>sjahr<br />
41 000. Das Ziel, 100 000 Passagiere täglich zu transportieren,<br />
erreichte OPRET <strong>in</strong> den ersten zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren<br />
demnach noch nicht, es soll aber voraussichtlich<br />
nach dem sechsten Betri<strong>eb</strong>sjahr soweit se<strong>in</strong>.<br />
Die Metro hatte <strong>in</strong> den beiden ersten Betri<strong>eb</strong>sjahren<br />
2 288 Mio. DOP (Dom<strong>in</strong>ikaniksche Pesos) Kosten,<br />
das s<strong>in</strong>d rund 46 Mio. EUR. Davon wurden<br />
840 Mio. DOP durch Fahrgelde<strong>in</strong>nahmen bei 20 DOP<br />
Fahrpreis pro Ticket e<strong>in</strong>genommen. Der Staat subventionierte<br />
1 488 Mio. DOP, ca. 63 % der Gesamtkosten<br />
des Metro-Betri<strong>eb</strong>s. Ohne Subventionen würde<br />
e<strong>in</strong> Metro-Ticket 54 DOP kosten müssen, also fast<br />
das Dreifache des derzeitigen Fahrpreises.<br />
Für den Betri<strong>eb</strong> der L<strong>in</strong>ie 1 stehen 19 Tri<strong>eb</strong>züge<br />
des französischen Zuglieferanten Alstom zur Verfügung.<br />
E<strong>in</strong>e Drei-Wagen-E<strong>in</strong>heit bildet e<strong>in</strong>en Zug.<br />
Von den 19 gelieferten Tri<strong>eb</strong>zügen bef<strong>in</strong>den sich<br />
während der Spitzenzeiten 17 im Betri<strong>eb</strong> und zwei<br />
stehen als Reserve im Depot.<br />
E<strong>in</strong> dreiteiliger Zug kann bis zu 617 Passagiere<br />
befördern. Die Zugfolge lässt sich auf e<strong>in</strong>en Drei-<br />
M<strong>in</strong>uten-Takt mit Sechs-Wagen-E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> den<br />
Spitzenzeiten verdichten. Auch dank der Unterstützung<br />
durch erfahrene Mitarbeiter der Metro Madrid<br />
verlief der Betri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> den ersten zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren<br />
ohne Ausfälle.<br />
4 Anforderungen an die L<strong>in</strong>ie 2<br />
4.1 Bauliche Anlagen<br />
Die Spurweite der Gleise entspricht mit 1 435 mm<br />
dem europäischen Standard. Die Schienen der Gleise<br />
s<strong>in</strong>d isoliert verlegt, um Gefährdungen durch<br />
Streustrom-Korrosion vorzubeugen (Bild 4). Die<br />
Maße des Tunnels s<strong>in</strong>d die gleichen wie bei der L<strong>in</strong>ie<br />
1. Das Profil des Tunnels zeigt Bild 3 <strong>in</strong> [1]. Die<br />
Bahnsteige der Metro-Stationen der beiden L<strong>in</strong>ien<br />
s<strong>in</strong>d für Sechs-Wagen-Züge ausgelegt.<br />
4.2 Klima<br />
Bild 4:<br />
Schienenisolierung gegen<br />
Streustrome<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die<br />
feste Fahrbahn.<br />
Die relative Luftfeuchte <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go bewegt<br />
sich um 90 %. Die Lufttemperatur schwankt wegen<br />
der Meeresnähe nur ger<strong>in</strong>gfügig zwischen 20 °C<br />
nachts bis 30 °C tagsüber bei 255 Sonnentagen im<br />
Jahr. Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit erreicht <strong>in</strong> Wirbelstürmen<br />
extreme Werte, die aber nur die Oberleitung<br />
der offenen Strecke bee<strong>in</strong>trächtigen könnten. Den<br />
während der bisherigen Betri<strong>eb</strong>szeit aufgetretenen<br />
Stürmen waren die Anlagen der L<strong>in</strong>ie 1 gewachsen.<br />
Aufgrund der Meeresnähe kann Salzwasser die Anlagen<br />
bee<strong>in</strong>flussen. Der Kriechweg der Isolatoren<br />
wurde hierfür bemessen.<br />
Die Anlagen s<strong>in</strong>d auch für Erdb<strong>eb</strong>en ausgelegt<br />
und bewiesen ihre Zuverlässigkeit bereits während<br />
des schweren Erdb<strong>eb</strong>ens im Januar 2010 im Nachbarstaat<br />
Haiti. Bezüglich des Grundwasserpegels<br />
bestanden ke<strong>in</strong>e besonderen Anforderungen. E<strong>in</strong>e<br />
entsprechend dimensionierte Pumpenanlage entwässert<br />
während der Hurrikan-Periode mit starken<br />
Regenfällen vom Mai bis November die Tunnel.<br />
4.3 Elektrifizierung<br />
Bild 5:<br />
Feste Fahrbahn im Tunnel der L<strong>in</strong>ie 2, Bauzustand.<br />
Der erste Abschnitt der L<strong>in</strong>ie 2 soll Ende 2012 <strong>in</strong><br />
Betri<strong>eb</strong> gehen. Die Bahnelektrifizierung soll für 200-s-<br />
Zugfolge mit Sechs-Wagen-Zügen die Energie bereit-<br />
654 109 (2011) Heft 12
Betri<strong>eb</strong><br />
stellen. Jeder Zug benötigt maximal rund 4 kA. Die<br />
höchste Betri<strong>eb</strong>sgeschw<strong>in</strong>digkeit beträgt 80 km/h.<br />
Die Stromart ist auch für die L<strong>in</strong>ie 2 mit DC 1,5 kV<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en. Die Erdungsanlage hat den Vorgaben<br />
der EN 50122-1 [2] zu entsprechen. E<strong>in</strong>e Stromschienenoberleitung<br />
erfüllt die Anforderungen an den E<strong>in</strong>bau<br />
<strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Tunnelquerschnitt. Der Stromabnehmertyp<br />
SK49 bestimmte die Fahrdrahtgrenzlage.<br />
Die Fahrdrahthöhe soll 4,10 m im Tunnel der<br />
L<strong>in</strong>ie 2 betragen. Die Stützpunkte der Stromschiene<br />
werden an der Tunneldecke befestigt. Die Bemessung<br />
der Unterwerke ergab sich aus dem Streckenprofil,<br />
der Betri<strong>eb</strong>sgeschw<strong>in</strong>digkeit, dem Fahrplan<br />
und der Leistungsaufnahme der Tri<strong>eb</strong>züge.<br />
4.4 Auftragsabwicklung<br />
Das Konsortium Siemens/Thales erhielt 2010 von<br />
OPRET den Auftrag zur elektrotechnischen Ausrüstung<br />
der L<strong>in</strong>ie 2. Siemens als Konsortialführer hat<br />
den größeren Auftragsanteil. Dieser be<strong>in</strong>haltet die<br />
Errichtung der Anlagen und auch deren Instandhaltung<br />
über drei Jahre.<br />
Als Konsortialführer ist Siemens zuständig für die<br />
Projektsteuerung und die Errichtung der Signal- und<br />
Steuerungstechnik, der automatischen Zugbee<strong>in</strong>flussung<br />
ZUB 222, des Betri<strong>eb</strong>sleitsystems Vicos<br />
OC100, der Stromschienenoberleitung und von fünf<br />
1,5-kV-Unterwerken.<br />
Thales liefert und <strong>in</strong>stalliert die Fernwirkanlage,<br />
die Telekommunikationsanlage und die Fahrgeldautomaten.<br />
4.5 Stand der Arbeiten<br />
Die Tunnelvortri<strong>eb</strong>sarbeiten im ersten Abschnitt der<br />
L<strong>in</strong>ie 2 s<strong>in</strong>d abgeschlossen. Aus dem Depot erreichen<br />
die Fahrzeuge die L<strong>in</strong>ie 2 über e<strong>in</strong>e bereits fertiggestellte<br />
Verb<strong>in</strong>dungskurve zwischen der L<strong>in</strong>ie 1<br />
und der L<strong>in</strong>ie 2 an der Station Juan Pablo Duarte.<br />
Am 29.02.2012, dem Unabhängigkeitstag, soll der<br />
Präsident der Dom<strong>in</strong>ikanischen Republik e<strong>in</strong>en Teilabschnitt<br />
der L<strong>in</strong>ie 2 e<strong>in</strong>weihen. Auf dieses Ereignis<br />
konzentrieren sich gegenwärtig die Fertigstellungsarbeiten<br />
der Stationen Juan Pablo Duarte und Ortega y<br />
Gasset. Der Ausbau der anderen Stationen hat <strong>eb</strong>enfalls<br />
begonnen. Die Gleisanlage, als feste Fahrbahn<br />
ausgeführt, ist zu rund 50 % fertiggestellt (Bild 5).<br />
Die Befestigungen der Traversen für die Stromschienenoberleitung<br />
lassen sich vor der Errichtung der<br />
festen Fahrbahn von e<strong>in</strong>em Zwei-Wege-Fahrzeug<br />
herstellen (Bild 6). Nach der Montage der Traversen<br />
kann der E<strong>in</strong>bau der Stromschienen oberleitung Typ<br />
„Metro Madrid“ folgen (Bild 7). Nach der Kabelverlegung<br />
vom Unterwerk zur E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> die Stromschienenoberleitung<br />
und der Rückleitung kann nach<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Fertigstellung der Unterwerke die Abnahme und<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahme beg<strong>in</strong>nen.<br />
Für die L<strong>in</strong>ie 2 s<strong>in</strong>d fünf Gleichrichterunterwerke<br />
geplant, wovon zwei Unterwerke für die Speisung<br />
des ersten Abschnitts erforderlich s<strong>in</strong>d. Das erste Unterwerk<br />
steht kurz vor der Fertigstellung, sodass die<br />
L<strong>in</strong>ie 2 am 29.02.2012 wie geplant feierlich eröffnet<br />
werden kann. Für Ende 2012 ist dann der Betri<strong>eb</strong>sbeg<strong>in</strong>n<br />
der Metro-L<strong>in</strong>ie 2 geplant.<br />
5 Instandhaltung der L<strong>in</strong>ie 1<br />
Die Qualität der Instandhaltung zeigt sich an der Verfügbarkeit<br />
der Energieversorgungsanlage und im Verschleißverhalten<br />
<strong>in</strong>folge des Befahrens und des Zusam-<br />
Bild 6:<br />
Montage der Grundplatten<br />
für die Stromschienenoberleitung.<br />
Bild 7:<br />
Montage e<strong>in</strong>er Stromschiene<br />
für die L<strong>in</strong>ie 2.<br />
655
Betri<strong>eb</strong><br />
menwirkens von Stromabnehmer und Oberleitung.<br />
Die Stromabnehmer erreichen Laufzeiten zwischen<br />
160 000 km und 200 000 km. Mit dieser hohen Laufleistung<br />
ist der Betreiber sehr zufrieden, da damit niedrige<br />
Kosten für den Tausch der Stromabnehmerwippen<br />
entstehen. Das Verschleißbild der Stromabnehmerwippen<br />
zeigt ke<strong>in</strong>e Anschläge, Risse oder Rillenbildungen.<br />
E<strong>in</strong>e Vergrößerung der Seitenlage des Fahrdrahts am<br />
Stützpunkt von 0,19 m auf 0,30 m <strong>in</strong> der Geraden<br />
bei 50 m Längsspannweiten auf der offenen Strecke<br />
und im Tunnel auf 0,40 m würde die Laufleistung der<br />
Stromabnehmerwippen weiter erhöhen. Die Randlage<br />
des Fahrdrahts kann auf der verwendeten Stromabnehmerschleifleiste<br />
0,475 m erreichen.<br />
Die Verfügbarkeit der Oberleitung betrug <strong>in</strong> den<br />
ersten zwei Jahren 100 %. Es trat ke<strong>in</strong>e Störung <strong>in</strong><br />
der Oberleitung und damit auch ke<strong>in</strong>e dadurch bed<strong>in</strong>gte<br />
Betri<strong>eb</strong>sstörung auf. Dieses Resultat steht für<br />
e<strong>in</strong>e qualitätsgerechte Errichtung, e<strong>in</strong>e kompetente<br />
Abnahme und e<strong>in</strong>e fachkundige Instandhaltung.<br />
Die Unterwerke liefern bedarfsgerecht die <strong>Bahnen</strong>ergie<br />
über die Fahrleitungsanlage an die Züge.<br />
Zwei kle<strong>in</strong>e Ausfälle verm<strong>in</strong>derten die Verfügbarkeit<br />
von 100 % auf 99,998 %. Die Nichtverfügbarkeit<br />
betrug rund 17 m<strong>in</strong> <strong>in</strong> zwei Jahren.<br />
Im ersten Betri<strong>eb</strong>sjahr unterstützen noch erfahrene<br />
Siemens-Mitarbeiter aus <strong>Deutschland</strong> die Instandhaltung;<br />
nach Ablauf des ersten Betri<strong>eb</strong>sjahres<br />
g<strong>in</strong>g auch die Instandhaltungsleitung an lokale<br />
Mitarbeiter über. Damit liegt nun die Zuständigkeit<br />
für die anforderungsgerechte Instandhaltung bei<br />
der Siemens-Organisation <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go. Diese<br />
schuf durch Kompetenz und Kostenbewusstse<strong>in</strong> die<br />
Grundlage zur Verlängerung des Instandhaltungsvertrags<br />
der L<strong>in</strong>ie 1 und die Erweiterung des Vertrags<br />
auf die im Bau bef<strong>in</strong>dliche L<strong>in</strong>ie 2.<br />
Die Befürchtung, durch noch nicht vorhandene<br />
Instandhaltungserfahrung der e<strong>in</strong>heimischen Fachkräfte<br />
<strong>in</strong> der Instandhaltung Abstriche bei der Verfügbarkeit<br />
der Bahnelektrifizierungsanlage h<strong>in</strong>nehmen<br />
zu müssen [1], bewahrheitete sich nicht. Im<br />
Gegenteil: Die erzielte Verfügbarkeit ist höher als die<br />
mancher europäischer Infrastrukturbetreiber. E<strong>in</strong>e<br />
nach zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren durchgeführte Inspektion<br />
der Anlagen bestätigte den guten Zustand und führte<br />
zur Verlängerung der Inspektions<strong>in</strong>tervalle.<br />
Die Regierung hat die Absicht, das hohe Tempo<br />
beim Ausbau des Metro-Netzes <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go<br />
beizubehalten und bereitet den Baubeg<strong>in</strong>n der<br />
dritten L<strong>in</strong>e vor, die südlich zur L<strong>in</strong>ie 2 verlaufen soll<br />
(Bild 2).<br />
Literatur<br />
[1] Bach, M.; Fels, S.; Fiegl B.; Puschmann, R.: Metro Santo<br />
Dom<strong>in</strong>go – Errichtung und Instandhaltung der Oberleitung<br />
Sicat LD. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 1-2, S. 75–82.<br />
[2] DIN EN 50122-1:2011-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und<br />
Rückstromführung – Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen<br />
elektrischen Schlag.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Ra<strong>in</strong>er Puschmann<br />
(61), Studium <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an<br />
der Hochschule für Verkehrswesen<br />
Dresden und Studium Eisenbahnbau<br />
an der Fachschule für Verkehrstechnik<br />
Dresden. Verschiedene Tätigkeiten<br />
bei den Deutschen <strong>Bahnen</strong> und<br />
der Siemens AG, tätig als Segmentleiter<br />
im Sektor Infrastructure &<br />
Cities der Siemens AG <strong>in</strong> Erlangen<br />
und als EBA- und EBC-Gutachter.<br />
Adresse: Siemens AG, Infrastructure<br />
& Cities, Siemens Rail Services,<br />
Si<strong>eb</strong>oldstr. 16,<br />
91052 Erlangen, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 9131 722626,<br />
Fax: +49 9131 82822626;<br />
E-Mail:<br />
ra<strong>in</strong>er.puschmann@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. Jose Ismael Nunez<br />
Toribio (33), Studium Bauwesen<br />
und Projektmanagement an der Universidad<br />
National Pedro Henriquez<br />
Urena. Weiterbildung <strong>in</strong> Elektrotechnik<br />
an der Universidad INTEC Santo<br />
Dom<strong>in</strong>go. Verschiedene Tätigkeiten<br />
<strong>in</strong> der Bau<strong>in</strong>dustrie und bei der<br />
Siemens AG <strong>in</strong> der Karibik und <strong>in</strong><br />
Mexiko.<br />
6 Ausblick<br />
Der Fokus der laufenden Arbeiten ist nun auf die<br />
feierliche E<strong>in</strong>weihung e<strong>in</strong>es ersten Abschnitts der<br />
L<strong>in</strong>ie 2 am 29.02.2012 und auf die für Ende 2012<br />
geplante Betri<strong>eb</strong>saufnahme gerichtet.<br />
Adresse: Siemens S.R.L., PCC<br />
Metro de Santo Dom<strong>in</strong>go, OPRET’s<br />
Build<strong>in</strong>g, Maximo Gómez Av., Int.<br />
Reyes Católicos, Santo Dom<strong>in</strong>go,<br />
República Domenicana;<br />
Fon: +1 809 732-3631, Fax: -228;<br />
E-Mail: ismael.nunez@siemens.com<br />
656 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der Schwer<strong>in</strong>er<br />
Straßenbahn<br />
Hans-Joachim Fronzke, Berl<strong>in</strong>; Andreas Maack, Schwer<strong>in</strong>; Frank Schumann, Berl<strong>in</strong><br />
Seit Mitte der 1990er Jahre wurde <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> das <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz der Straßenbahn<br />
mit dem Ziel komplett rekonstruiert, Neubaustraßenbahnfahrzeuge ohne Leistungsbegrenzung und<br />
energetisch optimal e<strong>in</strong>setzen zu können. Die Rekonstruktion umfasste den schrittweisen Neubau der<br />
Oberleitung und die Rekonstruktion sämtlicher Unterwerke verbunden mit dem generellen Übergang<br />
von der e<strong>in</strong>- zur zweiseitigen Speisung.<br />
TRACTION POWER SUPPLY FOR THE SCHWERIN TRAMWAY NETWORK<br />
S<strong>in</strong>ce the middle of the 1990s, the complete power supply system for the Schwer<strong>in</strong> tramway has been<br />
under reconstruction with the aim to allow new tramway vehicles to be used without power limitation<br />
and <strong>in</strong> an energetically optimised manner. This reconstruction <strong>in</strong>cludes the step-by-step <strong>in</strong>stallation of<br />
a new catenary system and the reconstruction of all substations, together with a general conversion<br />
from s<strong>in</strong>gle to dual feed<strong>in</strong>g.<br />
ALIMENTATION ÉLECTRIQUE DU TRAMWAY DE SCHWERIN<br />
Depuis le milieu des années 1990, le réseau d’alimentation électrique du tramway de Schwer<strong>in</strong> a été<br />
totalement rénové af<strong>in</strong> de permettre l’utilisation de nouvelles rames sans limitation de performances<br />
et avec la meilleure efficience énergétique. La rénovation comprenait la pose progressive de la caténaire<br />
et la reconstruction de toutes les sous-stations allant de pair avec le passage général de l’alimentation<br />
en un po<strong>in</strong>t à l’alimentation en deux po<strong>in</strong>ts.<br />
1 Geschichtlicher Abriss<br />
1.1 Netzentwicklung<br />
Die Geschichte der Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn beg<strong>in</strong>nt<br />
mit der Eröffnung von zwei Pferd<strong>eb</strong>ahnl<strong>in</strong>ien im Jahre<br />
1881. Dieser Straßenbahnbetri<strong>eb</strong> war von relativ<br />
kurzer Dauer und endete nach dem Konkurs des<br />
Betreibers 1885.<br />
Nach zwischenzeitlich erfolglosen Versuchen e<strong>in</strong>es<br />
Omnibusbetri<strong>eb</strong>es wurde am 1. Dezember 1908<br />
der elektrische Straßenbahnbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> eröffnet<br />
(Bild 1). Dieses neue Nahverkehrsang<strong>eb</strong>ot<br />
wurde ständig erweitert und erreichte mit Eröffnung<br />
der fünften temporären L<strong>in</strong>ie zur Landesgewerbeausstellung<br />
1911 die se<strong>in</strong>erzeit größte Ausdehnung mit<br />
12,7 km Streckenlänge.<br />
Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs, die Nachkriegszeit<br />
und der Inflation 1923/24 zwangen immer<br />
wieder zu E<strong>in</strong>schränkungen des Betri<strong>eb</strong>s und<br />
zweitweisen Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>stellungen. Nachdem bereits<br />
im Jahre 1921 das Strandbad Zippendorf mit der<br />
Straßenbahn erschlossen wurde, wurde das Netz<br />
1927/28 zum Lewenberg und nach Lankow erweitert.<br />
Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten sollte<br />
das Ende der Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn besiegelt werden.<br />
Der 1936 e<strong>in</strong>geführte Kraftomnibus im L<strong>in</strong>ienverkehr<br />
diente nicht nur als Ergänzung bestehender Straßenbahnl<strong>in</strong>ien,<br />
sondern übernahm <strong>in</strong> Etappen auch<br />
deren Aufgaben. E<strong>in</strong>e vollständige E<strong>in</strong>stellung des<br />
Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>es wurde, wie <strong>in</strong> anderen Städten<br />
auch, mangels fossiler Brennstoffe nicht vollzogen.<br />
Der e<strong>in</strong>zige Bombenabwurf über Schwer<strong>in</strong> im<br />
Zweiten Weltkrieg zerstörte am 7. April 1945 das<br />
Straßenbahndepot vollständig. Der Straßenbahnbetri<strong>eb</strong><br />
wurde am 1. Mai 1946 mit je vier notdürftig<br />
wieder aufg<strong>eb</strong>auten Tri<strong>eb</strong>- und Beiwagen neu<br />
aufgenommen<br />
Aufgrund der seit Kriegsende rasant gestiegenen<br />
E<strong>in</strong>wohnerzahl Schwer<strong>in</strong>s entstanden neue Wohng<strong>eb</strong>iete.<br />
Zur Anb<strong>in</strong>dung des Neubaug<strong>eb</strong>ietes Lankow<br />
wurden 1965 mehrere Varianten untersucht. Die Entscheidung<br />
fiel, entgegen dem Trend <strong>in</strong> Mittel- und<br />
Westeuropa, zugunsten der Straßenbahn. Die neue<br />
Strecke wurde im Oktober 1969 eröffnet. Die Trassierung<br />
entsprach modernen Stadtbahnkriterien. Der<br />
Gleismittenabstand betrug 3,0 m, der M<strong>in</strong>destradius<br />
30 m und, wo möglich, der M<strong>in</strong>imalradius bei 200 m.<br />
Mit den gleichen Parametern wurde ab den<br />
1970er Jahren das Streckennetz nach Süden signifikant<br />
erweitert, und zwar zunächst bis nach Neu<br />
Zippendorf (Berl<strong>in</strong>er Platz; 1974), nach Neu Pampow<br />
(1979) und zuletzt bis Mueßer Holz (Hegelstraße;<br />
1984). Der Betri<strong>eb</strong>shof Haselholz wurde <strong>in</strong> den Jahren<br />
1980/81 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommen. Am Bertha-Kl<strong>in</strong>genberg-Platz<br />
wurde 2007 e<strong>in</strong>e Gleisschleife errichtet.<br />
Das Streckennetz ist mit 22 km Länge seitdem unverändert.<br />
Es werden 39 Haltestellen bedient (Bild 2).<br />
109 (2011) Heft 12<br />
657
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 1:<br />
Streckennetzplan<br />
1908 mit Angaben zur<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
(Sammlung NVS). S –<br />
Streckenunterbrecher, K<br />
– Ausschalterkasten<br />
1.2 Fahrzeugpark<br />
Bild 2:<br />
L<strong>in</strong>iennetzplan 2011 mit Unterwerksstandorten (Grafik: NVS).<br />
Im Jahre 1911 erhielt die Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn<br />
erstmalig zwei vierachsige Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge. Ab 1926<br />
wurden kont<strong>in</strong>uierlich neue Fahrzeuge beschafft,<br />
nunmehr wieder zweiachsig, jedoch mit geschlossenen<br />
Fahrerkab<strong>in</strong>en und mit Schienenbremsen<br />
ausgerüstet. Hervorzuh<strong>eb</strong>en ist die Lieferung von<br />
zwei Tri<strong>eb</strong>wagen im Jahre 1929, deren mittlerer<br />
Bereich bereits niederflurig ausgeführt war. Das<br />
waren für fast 30 Jahre die letzten Fahrzeugneubeschaffungen.<br />
Anfang der 1950er Jahre wurden<br />
im zweiten Weltkrieg beschädigte Tri<strong>eb</strong>wagen <strong>in</strong><br />
der Waggonfabrik Wismar wieder aufg<strong>eb</strong>aut, aber<br />
auch g<strong>eb</strong>rauchte Fahrzeuge aus anderen Städten<br />
erworben.<br />
Für die Neubaustrecke nach Lankow wurden<br />
1967 elf Tri<strong>eb</strong>- und 20 Beiwagen beschafft, denen<br />
1969 zwei weitere Beiwagen folgten. Es handelte<br />
sich um zweiachsige Fahrzeuge, die im Waggonbau<br />
Gotha hergestellt wurden. Da die Fahrgastzahlen<br />
der neuen L<strong>in</strong>ie 2 von Anfang an alle Erwartungen<br />
übertrafen, mussten bis zur bereits geplanten E<strong>in</strong>führung<br />
von Tatra-Fahrzeugen nochmals zweiachsige<br />
Fahrzeuge, so genannte Reko-Wagen, aus Berl<strong>in</strong>-<br />
Schöneweide beschafft werden.<br />
Mit Anlieferung des Vorserienzuges, bestehend<br />
aus Tri<strong>eb</strong>wagen 201 und 202 sowie Beiwagen 301<br />
im Jahre 1973, begann <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> die Ära der<br />
Tatra-Fahrzeuge. Während e<strong>in</strong> dreiteiliger so genannter<br />
Tatra-Großzug etwa um die Hälfte länger<br />
war als die bisherigen Drei-Wagen-Züge, wuchs die<br />
658 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Kapazität aufgrund der größeren Fahrzeugbreite<br />
von 2,50 m auf fast das Doppelte. Die Motorleistung<br />
e<strong>in</strong>es Tatra-Großzuges war jedoch mit 344 kW<br />
fast dreimal größer als die e<strong>in</strong>es Reko-Zuges mit<br />
120 kW. Bis 1982 wurden fast alle Zweiachsfahrzeuge<br />
aus dem Betri<strong>eb</strong> genommen; seit 1988 war<br />
e<strong>in</strong> typenre<strong>in</strong>er Betri<strong>eb</strong> mit Tatra-Fahrzeugen möglich.<br />
Insgesamt erhielt die Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn<br />
115 Tri<strong>eb</strong>- und 56 Beiwagen vom Typ Tatra T3D/<br />
B3D (Bild 3).<br />
Aufgrund der störanfälligen Steuerung der Tatra-<br />
Fahrzeuge wurde 1990 der Beschluss gefasst, diese<br />
im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) mit e<strong>in</strong>er<br />
Gleichstromsteller-Steuerung auszurüsten. Bis 1995<br />
erhielten 41 Doppeltri<strong>eb</strong>wagen diese Choppersteuerung.<br />
Weiterh<strong>in</strong> wurden 1994 und 1995 zwanzig<br />
Beiwagen für den Betri<strong>eb</strong> mit umg<strong>eb</strong>auten Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
adaptiert. Somit wurden ab 1995 ausschließlich<br />
Straßenbahnfahrzeuge genutzt, die e<strong>in</strong>e Rückspeisung<br />
von Bremsenergie ermöglichten. Weiterh<strong>in</strong><br />
konnte die bis 1990 sehr große Störreserve drastisch<br />
gesenkt werden.<br />
Ende der 1990er Jahre wurde e<strong>in</strong>e weitere<br />
Grundsatzentscheidung getroffen. Die Tatra-Fahrzeuge<br />
würden bei Erreichen ihrer Inspektionsfristen<br />
gemäß BO Strab [1] e<strong>in</strong> durchschnittliches<br />
Alter von über 20 Jahren aufweisen. Die Wagenkästen<br />
waren verschlissen. Dem gegenüber waren<br />
die Konstruktionen von Niederflur-Straßenbahnen<br />
ausgereift und diese waren zu diesem Zeitpunkt<br />
verhältnismäßig günstig zu beschaffen. Zudem<br />
lagen <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> Erfahrungen mit jeweils zweiwöchigen<br />
Probee<strong>in</strong>sätzen von Niederflurfahrzeugen<br />
vor. So konnten 1992 der Tri<strong>eb</strong>wagen 801<br />
der Bremer Straßenbahn AG, 1995 der Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
601 der Chemnitzer Verkehrs AG und im<br />
Jahre 1998 der Tri<strong>eb</strong>wagen 239 der Karlsruher<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e getestet werden. Die Entscheidung<br />
fiel schließlich zugunsten e<strong>in</strong>er Fahrzeugneubeschaffung.<br />
Zwischen 2001 und 2003 wurden die noch <strong>in</strong><br />
Betri<strong>eb</strong> bef<strong>in</strong>dlichen 41 Tatra-Züge durch 30 Niederflur-Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
ersetzt. Diese s<strong>in</strong>d 2,65 m<br />
breit, 30 m lang und werden sowohl als E<strong>in</strong>zelals<br />
auch als Doppeltri<strong>eb</strong>wagen e<strong>in</strong>gesetzt. Jeder<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen verfügt über vier Asynchron-Fahrmotore<br />
mit e<strong>in</strong>er Nennleistung von je 125 kW <strong>in</strong><br />
Form e<strong>in</strong>es voll abgefederten Achsquerantri<strong>eb</strong>es.<br />
E<strong>in</strong>e Besonderheit dieser Fahrzeuge besteht <strong>in</strong> der<br />
hydro-pneumatischen Federung, die unter anderem<br />
e<strong>in</strong>e konstante E<strong>in</strong>stieghöhe gewährleistet<br />
(Bild 4).<br />
Mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Elektrizitätswerkes<br />
im Jahre 1904 und dem Aufbau des Verteilernetzes<br />
wurde die technische Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />
elektrische Straßenbahn <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> geschaffen.<br />
Der Versorgung des 1908 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommenen<br />
Straßenbahnnetzes dienten zwei Speiseschalter am<br />
südlichen Teil des Pfaffenteiches <strong>in</strong> der damaligen<br />
Kaiser-Wilhelm-Straße, heute Mecklenburgstraße.<br />
Das Elektrizitätswerk versorgte diese direkt mit<br />
Gleichstrom. Im Jahre 1910 wurde die Versorgung<br />
auf Drehstrom umgestellt. Damit wurde auch das<br />
erste Gleichrichterunterwerk (GUW) Reiferbahn notwendig,<br />
um den Drehstrom mit Quecksilberdampfgleichrichtern<br />
<strong>in</strong> Gleichstrom umzuwandeln. In den<br />
Jahren 1914/15 betrug der Energi<strong>eb</strong>edarf 400 MWh,<br />
was e<strong>in</strong>em Drittel der vom Elektrizitätswerk abgeg<strong>eb</strong>enen<br />
Energie entsprach. 1918 kam es aufgrund<br />
von Kohlemangel zum E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> der Energieversorgung.<br />
Im Zusammenhang mit der Streckenerweiterung<br />
nach Zippendorf entstand <strong>in</strong> den 1920er Jahren<br />
das GUW <strong>in</strong> der Christian-Ludwig-Straße, der<br />
heutigen Johannes-Stell<strong>in</strong>g-Straße.<br />
Mit der Eröffnung der Neubaustrecke nach Lankow<br />
1969 g<strong>in</strong>g das GUW Johannes-R.-Becher-Straße<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Während man die Neubaustrecke bereits<br />
stadtbahnmäßig trassierte, wurden Energieversorgungs-<br />
und Fahrleitungsanlagen nach alten Standards<br />
errichtet. Die E<strong>in</strong>führung der Tatra-Fahrzeuge<br />
führte unweigerlich zu Problemen. Zur Stabilisierung<br />
der Versorgung entstand 1974 e<strong>in</strong> neues GUW<br />
<strong>in</strong> Lankow. Gleichzeitig wurde n<strong>eb</strong>en dem alten<br />
GUW Reiferbahn e<strong>in</strong> neues, leistungsstärkeres GUW<br />
Bild 3:<br />
Fahrzeuge vom Typ<br />
Tatra T3D/B3D auf dem<br />
Betri<strong>eb</strong>shof (2001).<br />
1.3 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Bild 4:<br />
Neubaufahrzeug<br />
vom<br />
Typ SN2001<br />
(2009).<br />
659
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 5:<br />
Hauptschaltplan für das<br />
GUW Heizkraftwerk.<br />
errichtet. Damit wurden die letzten Quecksilberdampfgleichrichter<br />
außer Betri<strong>eb</strong> genommen. Im<br />
Zusammenhang mit dem Streckenneubau vom Platz<br />
der Jugend zum Großen Dreesch, zwischen 1971<br />
und 1974, wurden zwei neue GUW (Slüterufer,<br />
Dreesch I) errichtet. Die Fahrleitungsanlage wurde<br />
als nachgespannte E<strong>in</strong>fachfahrleitung mit Beiseilaufhängung<br />
<strong>in</strong>stalliert.<br />
Mit der Erschließung des Industrieg<strong>eb</strong>ietes<br />
Schwer<strong>in</strong>-Süd und dem Neubau des Betri<strong>eb</strong>shofes<br />
Haselholz entstanden 1979 die GUW Haselholz,<br />
Kr<strong>eb</strong>sförden und Schwer<strong>in</strong>-Süd. Schließlich g<strong>in</strong>g<br />
1984 das GUW Dreesch II im Zusammenhang mit<br />
der Streckenerweiterung auf dem Großen Dreesch<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Die beiden letztgenannten Neubaustrecken<br />
wurden bereits vollständig mit nachgespannten<br />
Kettenfahrleitungen ausgerüstet. Auch <strong>in</strong> der<br />
Wismarschen Straße gab es seit der E<strong>in</strong>führung der<br />
Tatra-Fahrzeuge Probleme mit der Energieversorgung.<br />
Etwa <strong>in</strong> der Mitte des Abschnittes wurde das<br />
GUW Wismarsche Straße 1985 auf dem Gelände des<br />
damaligen Bezirkskrankenhauses g<strong>eb</strong>aut.<br />
Da das GUW Dreesch I ständig überlastet war,<br />
wurde an diesem Standort 1988 mit e<strong>in</strong>em Neubau<br />
begonnen, welches wegen der politischen Ereignisse<br />
1989/90 aber erst 1991 fertiggestellt wurde. Dieses<br />
neue GUW war sehr störanfällig und führte ständig<br />
zu Ausfällen. Der Grund hierfür lag <strong>in</strong> der neuentwickelten,<br />
unausgereiften technischen Ausrüstung,<br />
die <strong>in</strong> Folge der politischen „Wende“ nicht weiter<br />
entwickelt wurden. Bereits ab Inbetri<strong>eb</strong>nahme war<br />
die Ersatzteilversorgung nicht gewährleistet.<br />
Mit der Errichtung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kaufscenters am Marienplatz<br />
1997 musste das GUW Reiferbahn weichen<br />
und wurde durch den Neubau des GUW Lobedanzgang<br />
ersetzt. Dies war zugleich der Beg<strong>in</strong>n der Modernisierung<br />
aller GUW <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong>, welche ihre Nutzungsdauer<br />
von 30 Jahren zum Teil erreicht hatten.<br />
Die Modernisierung wurde durch e<strong>in</strong>e Netzstudie<br />
vorbereitet und Schritt für Schritt bis 2011 umgesetzt.<br />
2 Netzstudie<br />
2.1 Aufgabenstellung<br />
Die bei der ELBAS GmbH <strong>in</strong> Auftrag geg<strong>eb</strong>ene<br />
Netzstudie sollte die Grundlage für alle notwendigen<br />
Maßnahmen im <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz<br />
im H<strong>in</strong>blick auf den E<strong>in</strong>satz neuer Fahrzeuge und die<br />
geplante Rekonstruktion und den Neubau von Unterwerken<br />
darstellen. Im Zuge der Maßnahme wurde<br />
die bis dah<strong>in</strong> vorherrschende e<strong>in</strong>seitige Speisung, der<br />
so genannten Mehrpunktspeisung, <strong>in</strong> Frage gestellt<br />
und der konsequente Übergang zur zweiseitigen<br />
Speisung, das heißt den Parallelbetri<strong>eb</strong> der Unterwerke,<br />
untersucht. Diese Umstellung der Schaltung<br />
dient der verbesserten Nutzung von Bremsenergie,<br />
der Verr<strong>in</strong>gerung der Übertragungsverluste, Reduzierung<br />
von Lastspitzen, e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung der Spannungsfälle<br />
entlang der Fahrleitung und mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Verbesserung der Versorgungssicherheit.<br />
Durch die Verr<strong>in</strong>gerung des Anlagenbestandes,<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Reduzierung der Fahrleitungstrenner,<br />
deutlich kürzere Speisekabel, weniger Streckenschalter<br />
und den Wegfall von Kabelverteilerschränken<br />
soll damit auch der Instandhaltungsaufwand<br />
reduziert werden.<br />
Derzeit beträgt die Fahrleitungsnennspannung<br />
600 V, e<strong>in</strong>e perspektivische Umstellung auf 750 V war<br />
<strong>in</strong> der Netzstudie betrachtet worden.<br />
2.2 Ausgangsdaten<br />
Die Ausgangsdaten gliedern sich <strong>in</strong><br />
• Fahrwegdaten,<br />
• elektrische Netzdaten,<br />
• Fahrzeugdaten und<br />
• Fahrplandaten.<br />
Die Fahrwegdaten be<strong>in</strong>halten die Strecken und deren<br />
Längen, Streckenhöchstgeschw<strong>in</strong>digkeit und<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeitse<strong>in</strong>schränkungen, die kilometrische<br />
Lage der Haltestellen, Gradienten, Bogenradien,<br />
und die Lage der e<strong>in</strong>gleisigen Abschnitte.<br />
Zu den elektrischen Netzdaten zählen die Unterwerksdaten<br />
mit Transformator- und Gleichrichterangaben,<br />
Gleichstromkabel für die H<strong>in</strong>- und Rückleitung<br />
mit den Kabellängen, dem elektrischen Widerstand und<br />
der Lage der Speise- und Rückleiteranschlusspunkte, die<br />
elektrischen Kenndaten Widerstand von Oberleitung<br />
und Gleis, Verb<strong>in</strong>der und die Lage von Trennstellen.<br />
660 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Die Fahrzeugdaten beschreiben mechanische und<br />
elektrische Eigenschaften. Hierzu zählen Zugkraft- und<br />
Bremskraftangaben, Betri<strong>eb</strong>s- und Bremsstromkennl<strong>in</strong>ien,<br />
Parameter zur Masse, zur Nennspannung, zur<br />
Strombegrenzung und zur Nachbildung der Energierückspeisung<br />
beim Bremsen. Die Fahrplandaten<br />
beschreiben den L<strong>in</strong>ienverlauf im Netz, Abfahr- und<br />
Haltezeiten an den Haltestellen sowie den Fahrplantakt.<br />
Grundsätzlich ist die Nachbildung e<strong>in</strong>es Tagesfahrplans<br />
möglich, für die Netzdimensionierung reicht<br />
zumeist die Stunde der höchsten Belastung.<br />
Mit den Fahrwegdaten und den elektrischen Daten<br />
wurde das Straßenbahnnetz entsprechend der<br />
konkreten Situation und mit dem zu berücksichtigenden<br />
Fahrzeugen und Fahrplänen nachg<strong>eb</strong>ildet.<br />
Das Netz wurde im Ganzen modelliert.<br />
2.3 Ablauf<br />
Ausgehend von den Ausgangsdaten wurden die<br />
Simulationsrechnungen zur Ermittlung der für die<br />
Auslegung erforderlichen Kenngrößen unter Verwendung<br />
des Simulationsprogramms ELBAS-SINANET ®<br />
durchgeführt [2; 3]. Dieses Simulationsprogramm<br />
führt die Zugfahrtsimulation und die Berechnung des<br />
elektrischen Netzes zeitparallel und iterativ durch.<br />
Die Aufgabenstellung wurde gemäß den folgenden<br />
Arbeitsschritten gelöst.<br />
Datenerfassung<br />
Die <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 beschri<strong>eb</strong>enen Ausgangsdaten<br />
wurden für die Verwendung im Simulationssystem<br />
aufbereitet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Datenbank e<strong>in</strong>geg<strong>eb</strong>en.<br />
der Überprüfung der Belastung der Gleichstromkabel<br />
ausschlagg<strong>eb</strong>ende Punkte zur Bewertung.<br />
Für die Bemessung der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen<br />
war die Prüfung der sicheren Kurzschlusserkennung<br />
durch rechnerische Ermittlung der m<strong>in</strong>imalen<br />
Dauerkurzschlussströme und Vergleich mit den<br />
rechnerisch ermittelten maximalen Betri<strong>eb</strong>sströmen<br />
erforderlich.<br />
2.4 Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
Nach Durchführung der Simulationsrechnungen<br />
standen im Wesentlichen die Anforderungen an die<br />
neue <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlage fest. Die angenommenen<br />
Effekte des Wechsels von der Mehrpunkte<strong>in</strong>speisung<br />
auf die zweiseitige Speisung wurden<br />
durch die Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse bestätigt.<br />
Die Lage der Unterwerke und die Kennwerte der<br />
Transformatoren und Gleichrichter, die Anzahl der<br />
Speiseschalter und die Lage der Speise- und Rückleiteranschlusspunkte<br />
wurden aus den Erg<strong>eb</strong>nissen<br />
der Simulation bestimmt. Ergänzend wurden die<br />
Lage der Streckentrenner und die Kabel- und Fahrleitungsquerschnitte<br />
ermittelt.<br />
Mit der Nahverkehr Schwer<strong>in</strong> GmbH wurden im<br />
Anschluss an die Präsentation der Erg<strong>eb</strong>nisse sämtliche<br />
Vorschläge der Simulation auf die betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Belange abgestimmt. N<strong>eb</strong>en der Realisierbarkeit der<br />
neu zu bauenden Unterwerke <strong>in</strong> Bezug auf den<br />
Modellierung des zu betrachtenden Netzes<br />
Die Strecken werden entsprechend den Erfordernissen<br />
des simulationsprogrammspezifischen Netzmodells<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die zu liefernden Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
modelliert. Dabei wurden verschiedene Schaltungsvarianten<br />
berücksichtigt.<br />
Simulationsrechnungen<br />
Für den Normalbetri<strong>eb</strong> und den gestörten Betri<strong>eb</strong> wurden<br />
Simulationsrechnungen durchgeführt. Im gestörten<br />
Betri<strong>eb</strong> wurden die Kenndaten, unter anderem Streckenabgangsstrom<br />
und m<strong>in</strong>imale Fahrleitungsspannung<br />
der zu untersuchenden Strecken bei Ausfall e<strong>in</strong>es<br />
oder mehrerer Unterwerke betrachtet. Pro Netzkonfiguration<br />
waren bis zu 24 Rechnungen erforderlich.<br />
Bewertung der Rechnungen und Aussagen zur<br />
Bemessung der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlage<br />
Die Prüfung der Spannungshaltung bei gestörter<br />
und ungestörter Betri<strong>eb</strong>sführung und die Ermittlung<br />
und Prüfung der Unterwerksbelastung waren n<strong>eb</strong>en<br />
Bild 6:<br />
Aufstellplan für das GUW Heizkraftwerk.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
661
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 7:<br />
GUW Platz der Freiheit,<br />
Blick auf den Zugangsschacht<br />
(2000).<br />
Bild 8:<br />
GUW Betri<strong>eb</strong>shof, Blick<br />
auf die Gleichrichtertransformatoren<br />
(2002).<br />
Bild 9:<br />
GUW Lomonossowstraße,<br />
Außenansicht<br />
(2010).<br />
Bild 10:<br />
GUW Heizkraftwerk,<br />
Außenansicht (2011).<br />
möglichen Standort wurden die E<strong>in</strong>speise- und Rückleiteranschlusspunkte<br />
abgestimmt.<br />
3 Gleichrichterunterwerke<br />
3.1 Planung und Bauphase<br />
Die Planung wurde entsprechend der Honorarordnung<br />
für Architekten und Ingenieure (HOAI) [4]<br />
erstellt und umfasste die Leistungsphasen Entwurfsplanung,<br />
Genehmigungsplanung, Ausführungsplanung,<br />
Vorbereitung der Vergabe, Mitwirkung bei der<br />
Vergabe und die Objektüberwachung.<br />
In der Leistungsphase Genehmigungsplanung<br />
wurden unter anderem die Unterlagen zur Fördermittelbeantragung<br />
erstellt. Ziel der Planung<br />
war es, e<strong>in</strong>e relative Baugleichheit aller neu zu<br />
errichtenden Gleichrichterunterwerke zu gewährleisten,<br />
sodass die Instandhaltung vere<strong>in</strong>facht und<br />
Komponenten zwischen den Unterwerken ausgetauscht<br />
werden können.<br />
Die durchschnittliche Bauzeit pro Gleichrichterunterwerk<br />
betrug sechs Monate ab Auftragsvergabe.<br />
In den überwiegenden Fällen wurden Neubauunterwerke<br />
n<strong>eb</strong>en bestehenden Unterwerken errichtet,<br />
sodass diese während der Bauphase noch <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />
waren. Nach erfolgreichem Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> wurden die<br />
entsprechenden Altbauunterwerke zurückg<strong>eb</strong>aut.<br />
Bild 5 zeigt exemplarisch den Hauptschaltplan und<br />
Bild 6 den Aufstellplan für das GUW Heizkraftwerk.<br />
Nach dem GUW Lobedanzgang wurde 1999 das<br />
GUW Fliederberg als Ersatz für das GUW Johannes-<br />
R.-Becher-Straße neu errichtet.<br />
Im Jahre 2000 wurde das GUW Platz der Freiheit<br />
neu g<strong>eb</strong>aut, welches sich im Kellergeschoss des Kundendienstbüros<br />
Nahverkehr Schwer<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>e<br />
Besonderheit <strong>in</strong> der Planung und <strong>in</strong> der Errichtung<br />
des GUW Platz der Freiheit war die Zuführung aller<br />
Komponenten der Ausrüstung über e<strong>in</strong>en schmalen<br />
Zugangsschacht, der auch für die Instandhaltungsarbeiten<br />
genutzt wird (Bild 7).<br />
Das GUW Lankow wurde durch das GUW Julius-<br />
Polentz-Straße im Jahre 2002 ersetzt und das GUW<br />
Haselholz als Komb<strong>in</strong>ationsbau mit der Fernwärmeübertragungsstation<br />
auf dem Betri<strong>eb</strong>shof Haselholz<br />
neu errichtet. Das GUW Haselholz (Betri<strong>eb</strong>shof)<br />
besteht wegen der Trennung der verschiedenen<br />
Betri<strong>eb</strong>serden aus mehreren Systemen. Drei der fünf<br />
Haupttransformatoren versorgen als Gleichrichtertransformatoren<br />
den Streckenbereich (e<strong>in</strong> Transformator)<br />
und den Bereich des Betri<strong>eb</strong>shofes (zwei<br />
Transformatoren). Die restlichen zwei Transformatoren<br />
speisten die Unterverteilungen für die 50-Hz-Anlagen<br />
getrennt nach Betri<strong>eb</strong>shof und Strecke (Bild 8).<br />
Das alte GUW Slüterufer wurde 2004 durch e<strong>in</strong>en<br />
Neubau am gleichen Standort ersetzt. Ebenso wurde<br />
2005 das GUW Wismarsche Straße durch e<strong>in</strong>en<br />
Neubau ersetzt.<br />
Das störanfällige GUW Dreesch I wurde durch<br />
den Neubau der GUW Gartenstadt und Berl<strong>in</strong>er<br />
Platz im Jahre 2008 ersetzt. Da das GUW Berl<strong>in</strong>er<br />
Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wendeschleife konzipiert wurde,<br />
gestaltete sich bereits <strong>in</strong> den Planungsphasen die<br />
Aufgabe der Anlieferung der Komponenten (Betonkörper<br />
des GUW, Transformatoren) als schwierig.<br />
662 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Erst nach Planung und Aufbau e<strong>in</strong>er Behelfszuwegung<br />
konnten die Fahrzeuge den Standort erreichen<br />
und den Baukörper und die Transformatoren<br />
am Standort aufstellen.<br />
Im Jahre 2009 wurde das GUW Lomonossowstraße<br />
als Ersatz für das GUW Dreesch II <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />
genommen (Bild 9). Abschließend wurde im<br />
Jahre 2011 das GUW Heizkraftwerk als Ersatz für<br />
die GUW Kr<strong>eb</strong>sförden und Schwer<strong>in</strong>-Süd errichtet<br />
(Bild 10).<br />
Bestandteil der e<strong>in</strong>zelnen Gesamtplanung war<br />
jeweils die Planung des Gleichrichterunterwerkes<br />
e<strong>in</strong>schließlich dem elektrotechnischen und bautechnischen<br />
Teil, der Planung und Dimensionierung<br />
der Außenkabelanlagen und Kabelverteilerschränke<br />
(Bild 10), der Planung der Brandmeldeanlage sowie<br />
der Planung der Kommunikation mit den benachbarten<br />
Unterwerken. Der Rückbau des jeweiligen<br />
Altunterwerkes wurde <strong>in</strong> die Planungsunterlage <strong>in</strong>tegriert<br />
und nach erfolgreich durchgeführtem Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong><br />
des Neubauunterwerkes umgesetzt.<br />
3.2 Unterwerkstechnik<br />
3.2.1 Baugruppen<br />
Die Unterwerke bestehen im Wesentlichen aus folgenden<br />
Komponenten:<br />
• Mittelspannungsschaltanlage AC 24 kV (nicht im<br />
GUW Betri<strong>eb</strong>shof)<br />
• Gleichrichtertransformatoren 1 000/1 500 kVA<br />
• Bahnstromgleichrichter DC 1 500/2 000 A<br />
• Gleichspannungsschaltanlage DC 750 V<br />
• Eigenbedarfsanlage<br />
AC 400/230 V<br />
• Ladegleichrichter/Batterie<br />
DC 60 V<br />
• Zentrales Melde- und Bedienfeld DC 60/24 V<br />
• Eigenbedarfstransformatoren<br />
35 kVA<br />
• Ortsnetztransformatoren<br />
35 kVA<br />
Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf die<br />
Unterwerke Lobedanzgang, Betri<strong>eb</strong>shof Haselholz,<br />
Berl<strong>in</strong>er Platz, Gartenstadt, Lomonossowstraße und<br />
Heizkraftwerk (Bild 11). Diese GUW wurden gesamtheitlich<br />
von Elpro geliefert.<br />
(unabhängiger Maximalstromzeitschutz) ist auf die<br />
nachgeschalteten Verbraucher Gleichrichtertransformator/Gleichrichter<br />
abgestimmt. Dies betrifft auch<br />
die Mitnahme- und Verriegelungsbed<strong>in</strong>gungen zur<br />
Gleichspannungsschaltanlage.<br />
3.2.3 Gleichrichtertransformatoren<br />
Es wurden Gießharztransformatoren für Stromrichterbetri<strong>eb</strong><br />
mit verm<strong>in</strong>derten Leerlaufverlusten der<br />
Firmen MF und HTT e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Die GUW werden jeweils mit zwei Doppelstock-<br />
Gleichrichtertransformatoren betri<strong>eb</strong>en. Die Gießharztransformatoren<br />
s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Nennleistung von<br />
jeweils 1 000 kVA (2 x 500 kVA) ausgelegt.<br />
Die Transformatoren s<strong>in</strong>d mit der Schaltgruppe<br />
YY0d5 ausgeführt, sodass bei jedem Gleichrichter<br />
e<strong>in</strong> Zwölfpulsbetri<strong>eb</strong> entsteht.<br />
Die Transformatoren s<strong>in</strong>d sekundärseitig auf e<strong>in</strong>e<br />
Spannung von AC 525 V für e<strong>in</strong>e Nennspannung<br />
von DC 600 V oder AC 610 V für e<strong>in</strong>e Nennspannung<br />
von DC 750 V schaltbar und für ger<strong>in</strong>ge Geräuschen<br />
nach DIN 42523 [5] ausgelegt. Sie s<strong>in</strong>d mit<br />
e<strong>in</strong>em Transformator-Vollschutz mit zwei Kaltleitern<br />
je Schenkel, Warnung und Auslösung, und e<strong>in</strong>em<br />
Auslösegerät ausgerüstet.<br />
3.2.4 Gleichspannungsschaltanlage DC 750V<br />
Allgeme<strong>in</strong>es<br />
Die Schaltfelder der Firma Elpro s<strong>in</strong>d typgeprüft nach<br />
EN 50123-6 [6] und Bestandteil e<strong>in</strong>er metallgekapselten<br />
und teilgeschotteten Schaltanlage <strong>in</strong> folgenden<br />
E<strong>in</strong>zelkomponenten (Standardkonfiguration):<br />
• 2 Stück Fahrstromgleichrichter jeweils DC 1500A<br />
(2 x 750 A)<br />
• 1 Stück Rückleiter 4 x DC 1000 A Trennschalter<br />
• 1 Stück E<strong>in</strong>speisung 2 x DC 2500 A Trennschalter<br />
3.2.2 Mittelspannungsschaltanlagen AC 24 kV<br />
In den e<strong>in</strong>zelnen GUW wurden Fabrikate der Firmen<br />
AREVA, ABB und ABB/Elpro e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut.<br />
Die Ausführung der Schaltanlage entspricht den<br />
technischen Anschlussbed<strong>in</strong>gungen des örtlichen<br />
Energieversorgungsunternehmens und des Verteilungsnetzbetreibers.<br />
Jedem Transformatorabgangsfeld mit e<strong>in</strong>em<br />
630-A-Leistungsschalter ist e<strong>in</strong> Gleichrichtertransformator<br />
zugeordnet. Die UMZ-Schutze<strong>in</strong>stellung<br />
Bild 11:<br />
GUW Slüterufer, Ansicht der oberirdischen Kabelverteiler (2004).<br />
109 (2011) Heft 12<br />
663
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
• 4 x E<strong>in</strong>zel-Strommessung je Rückleitungsabgang<br />
• 4 x Rückleitungsabgang mit Elpro-Trennschalter<br />
EST 1000A (Überlastfähigkeit nach Belastungsklasse<br />
VI)<br />
• Gerüstschlusserfassung<br />
• Potenzialschutze<strong>in</strong>richtung (Erdungskurzschließer)<br />
• Potenzialüberwachung Rückleitung/Schutz- und<br />
Betri<strong>eb</strong>serde<br />
• Überspannungsableiter Rückleitung/Schutz- und<br />
Betri<strong>eb</strong>serde<br />
Bild 12:<br />
GUW Heizkraftwerk, Innenansicht (2011).<br />
• 2 Stück Streckenabzweig<br />
• 1 Stück Streckenersatz<br />
1 x DC 2 600 A<br />
Schnellschalter<br />
1 x DC 2 600 A<br />
Schnellschalter<br />
Das Schaltanlagensystem ist mit e<strong>in</strong>er hohen aktiven<br />
und passiven Sicherheit für das Bedienpersonal ausgestattet<br />
(Personensicherheit) und bietet e<strong>in</strong>e hohe<br />
Verfügbarkeit.<br />
Gleichrichter<br />
Das Gleichrichterfeld besteht jeweils aus e<strong>in</strong>em zwölfpulsigen<br />
Diodengleichrichter mit zwei dreiphasigen<br />
Brückenschaltungen 2(B6U), ausgelegt für die Belastungsklasse<br />
VI nach DIN 417 56/6.71 beziehungsweise<br />
IEC 146/73 [7].<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Dioden mit zugehörigen Sicherungen<br />
s<strong>in</strong>d auf Kühlkörpern aufg<strong>eb</strong>aut, welche<br />
e<strong>in</strong>e gleichmäßige und adäquate Luftkühlung gewährleisten.<br />
Um den Selektivitätsanforderungen zu<br />
genügen, kann der Stromrichtersatz e<strong>in</strong>en Dauerkurzschlussstrom<br />
<strong>in</strong> 13-facher Höhe se<strong>in</strong>es Nennstromes<br />
für 400 ms führen. Innerhalb dieser Zeit spricht<br />
die vorgeordnete Überstromschutze<strong>in</strong>richtung im<br />
Transformator- Abgangsfeld der Mittelspannungsschaltanlage<br />
an.<br />
Jeder Zweigsicherung ist für e<strong>in</strong>e Sicherungsmeldung<br />
e<strong>in</strong> Mikroschalter zugeordnet. Gegen TSE-<br />
Überspannungen ist der Stromrichtersatz mit e<strong>in</strong>er<br />
drehstromseitigen RC-Beschaltung versehen.<br />
Rückleiterfeld<br />
Das Rückleiterfeld dient der Zusammenführung aller<br />
Rückleiteranschlusskabel aus dem GUW sowie den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Rückleitungspunkten der Außenanlage.<br />
An der Rückleitersammelschiene können sich alle<br />
Rückleiterströme ausgleichen. Die wesentlichsten<br />
E<strong>in</strong>baukomponenten s<strong>in</strong>d:<br />
• Strommessung je Gleichrichter (L-)<br />
• Summen-Strommessung aller Rückleitungsabgänge<br />
E<strong>in</strong>speisefeld<br />
Das E<strong>in</strong>speisefeld dient der Anb<strong>in</strong>dung der Gleichrichter<br />
an die Sammelschiene der DC- Schaltanlage.<br />
Die beiden Elpro-Trennschalter EST 2500A (Überlastfähigkeit<br />
nach Belastungsklasse VI) bieten weiterh<strong>in</strong><br />
die Möglichkeit der galvanischen Abtrennung des<br />
jeweils zugeordneten Gleichrichters.<br />
Streckenabzweigfeld<br />
Die Schaltfelder s<strong>in</strong>d ausgerüstet mit vier Funktionsräumen<br />
für<br />
• Sammelschiene,<br />
• Schaltgerät,<br />
• Kabelanschluss und<br />
• Niederspannungsnische.<br />
Das Schaltgerät ist auf e<strong>in</strong>em ausfahrbaren mit<br />
dem E<strong>in</strong>fahr-Trennschalter verriegelten Schaltwagen<br />
montiert. Alle Schalthandlungen s<strong>in</strong>d bei geschlossener<br />
Schaltfeldtür ausführbar und garantieren somit<br />
maximalen Personenschutz. Der Raum für den<br />
Schaltwagen ist mit e<strong>in</strong>em Ausblasraum ausgerüstet.<br />
Der mechanische Schnellschalter ist zusätzlich mit<br />
e<strong>in</strong>em De-Ionisationskam<strong>in</strong> ausgerüstet. Die Auswirkungen<br />
e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternen Störlichtbogens bleiben auf<br />
das Schaltfeld begrenzt und treten def<strong>in</strong>iert nach<br />
oben aus.<br />
In e<strong>in</strong>gefahrener Stellung ist der Schnellschalter<br />
für den Betri<strong>eb</strong> bereit und der Hauptstromkreis<br />
kann geschlossen werden. E<strong>in</strong>e elektrische und mechanische<br />
Verriegelung verh<strong>in</strong>dern das Ausfahren<br />
des Schaltwagens im e<strong>in</strong>geschalteten Zustand. Bei<br />
ausgefahrenem Schaltwagen s<strong>in</strong>d die Kontakte vollumfänglich<br />
durch e<strong>in</strong>en automatischen Shutter geschützt<br />
und vom Hauptstromkreis getrennt.<br />
In der Betri<strong>eb</strong>sstellung ist der Schaltwagen sicher<br />
verriegelt und der Schnellschalter kann lokal wie<br />
auch ferngesteuert betätigt werden.<br />
E<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal ist die Verwendung e<strong>in</strong>es<br />
zweipoligen Elpro-Trennschalters EDT 2500A mit<br />
e<strong>in</strong>er Überlastfähigkeit nach Belastungsklasse VI zur<br />
Herstellung der Trennstellung zwischen Schaltwagen<br />
und dem Sammelschienensystem, ohne den Schaltwagen<br />
bewegen zu müssen.<br />
Die Trennstellung ist sowohl vor Ort als auch durch<br />
Fernbedienung möglich. Das Ausfahren des Schaltwagens<br />
ist nur zu Wartungszwecken erforderlich.<br />
664 109 (2011) Heft 12
Die mechanische Anzeige der Trennstellung erfolgt<br />
auf der Schnellschaltertür, die elektrische Anzeige<br />
der Trennstellung auf der Steuernischentür.<br />
DC-Schutztechnik<br />
Mit der DC-Schutztechnik können Strom und Spannung<br />
kont<strong>in</strong>uierlich auf Über- oder Unterschreitung<br />
parametrierbarer Grenzwerte überwacht werden.<br />
Im Falle e<strong>in</strong>er Auslösung durch die Schutzfunktionen<br />
kann der angeschlossene Gleichstrom-Schalter<br />
über den <strong>in</strong>tegrierten Kondensatorauslöser abgeschaltet<br />
werden.<br />
Für die Auswertung und Diagnose steht e<strong>in</strong>e Software<br />
zur Verfügung. Hiermit kann der Verlauf von<br />
Messwerten und Meldeereignissen dargestellt sowie<br />
die Parametrierung durchgeführt werden.<br />
Es werden Schutzgeräte DPU 96 oder Sitras PRO<br />
verwendet.<br />
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4 Oberleitung<br />
N<strong>eb</strong>en dem Neubau der Gleichrichterunterwerke<br />
wurde auch die Oberleitungsanlage der Straßenbahn<br />
modernisiert. Die Modernisierung begann<br />
1991 und wurde 2009 vollendet.<br />
Im Jahre 1992 wurde mit der Streckenerneuerung<br />
<strong>in</strong> Lankow auch die Oberleitung erneuert.<br />
Auch <strong>in</strong> der Wismarschen Straße wurde die<br />
Oberleitung <strong>in</strong> Teilstücken mit der Streckenerneuerung<br />
1991, mit der Beseitigung des letzten<br />
e<strong>in</strong>gleisigen Streckenabschnittes, und 1993<br />
umg<strong>eb</strong>aut. 1993 erfolgte der Umbau der Strecke<br />
Bürgermeister-Bade-Platz bis Hauptbahnhof,<br />
1994 Hauptbahnhof bis Franz-Mehr<strong>in</strong>g-Straße.<br />
Im Jahre 1995 wurde der Marienplatz bis zur Goethestraße<br />
umg<strong>eb</strong>aut.<br />
Die Erneuerung der Oberleitungsanlage nach<br />
Schwer<strong>in</strong>-Süd wurde wegen alkaligeschädigter<br />
Oberleitungsmaste erforderlich. Der Umbau wurde<br />
1995 und 1997 durchgeführt. N<strong>eb</strong>en der Erneuerung<br />
der geschädigten Masten auf dem Betri<strong>eb</strong>shof<br />
Haselholz ab 1999 wurde die Fahrleitung Goethestraße<br />
bis zum Großen Dreesch im Jahr 2000<br />
umg<strong>eb</strong>aut. Der Platz der Freiheit wurde 2000 umg<strong>eb</strong>aut.<br />
E<strong>in</strong>e besondere Bauart mit e<strong>in</strong>er flachen<br />
Kettenfahrleitung <strong>in</strong> Gleithängerbauweise wurde <strong>in</strong><br />
der Innenstadt ab 2005 umgesetzt. Hier wurde die<br />
E<strong>in</strong>fachfahrleitung mit e<strong>in</strong>em zusätzlichen Tragseil<br />
mit 95 mm 2 (üblich 150 mm 2 ) und mit Gleithängern<br />
zur nachgespannten Kettenfahrleitung umg<strong>eb</strong>aut.<br />
Dieses war erforderlich, um den Leistungsbedarf der<br />
neuen Straßenbahnfahrzeuge im Innenstadtbereich<br />
sicherzustellen. Zusammen mit e<strong>in</strong>er Fahrleitungsbaufirma<br />
wurde diese Bauweise mit handelsüblichen<br />
Bauteilen entwickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 300 m<br />
langem Testaufbau auf dem Betri<strong>eb</strong>shof auf Tauglichkeit<br />
getestet.<br />
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109 (2011) Heft 12<br />
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<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
In Schwer<strong>in</strong> ist das gesamte L<strong>in</strong>iennetz mit Kettenfahrleitung<br />
ausgestattet. Der Betri<strong>eb</strong>shof und<br />
zwei wenig befahrene Wendeschleifen verfügen<br />
über E<strong>in</strong>fachfahrleitung.<br />
5 Ausblick<br />
Mit dem Abschluss der Modernisierung der Unterwerke<br />
im Jahr 2011 ist der Nahverkehr Schwer<strong>in</strong><br />
deutschlandweit der erste Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>, bei<br />
dem das Pr<strong>in</strong>zip der zweiseitigen E<strong>in</strong>speisung im<br />
gesamten L<strong>in</strong>iennetz umgesetzt wurde.<br />
Durch die überwiegend e<strong>in</strong>heitliche Gestaltung<br />
und technische Ausrüstung der Unterwerke ist e<strong>in</strong><br />
flexibler Betri<strong>eb</strong> gewährleistet.<br />
E<strong>in</strong>e angestr<strong>eb</strong>te Umstellung der Nennspannung<br />
von 600 V auf 750 V zur weiteren Erhöhung der<br />
Leistungsfähigkeit der Fahrleitungsanlage sowie zur<br />
Verr<strong>in</strong>gerung der Übertragungsverluste <strong>in</strong> der Fahrleitung<br />
ist technisch <strong>in</strong> den Unterwerken und auf<br />
den e<strong>in</strong>gesetzten Fahrzeugen des Typ SN 2001 vorbereitet.<br />
Literatur<br />
[1] Bau und Betri<strong>eb</strong>sordnung für Straßenbahnen (BO Strab)<br />
vom 11. Dezember 1987.<br />
[2] Hofmann, G.: Besonderheiten bei der Berechnung elektrischer<br />
Bahnnetze. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000),<br />
H. 3, S. 14–22.<br />
[3] Hofmann, G.; Röhlig, S.; Mom, A.: Berechnung von DC-<br />
Bahnnetzen mit e<strong>in</strong>bezogenem AC-Versorgungsnetz.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 7, S. 14–22.<br />
[4] Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)<br />
vom 11. August 2009.<br />
[5] DIN 42523 ersetzt durch DIN EN 50541 – 1: Drehstrom-<br />
Trockentransformatoren 50 Hz, 100 kVA bis 3150 kVA<br />
mit e<strong>in</strong>er höchsten Spannung für Betri<strong>eb</strong>smittel bis<br />
36 kV – Teil 1: Allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen für Trockentransformatoren<br />
mit e<strong>in</strong>er höchsten Spannung für Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
bis 36 kV; 2009.<br />
[6] EN 50123-6: Bahnanwendungen – Gleichstromschalte<strong>in</strong>richtungen,<br />
Teil 6: Gleichstromschaltanlagen; 2003.<br />
[7] DIN 417 56/6.71: Stromrichter; Belastung von Stromrichtern,<br />
Betri<strong>eb</strong>sarten und Belastungsklassen; 1971.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. (FH) Hans-Joachim<br />
Fronzke (49), Studium der Elektrotechnik<br />
mit Fachrichtung Elektroenergieanlagen<br />
an der FHTW Leipzig;<br />
seit 1989 tätig bei der Elpro AG, als<br />
Projekt<strong>in</strong>genieur im Bereich Verkehrstechnik;<br />
ab 1998 tätig bei der Elpro<br />
BahnstromAnlagen GmbH als Projektleiter,<br />
derzeit tätig als Geschäftsbereichsleiter<br />
Technik/Vertri<strong>eb</strong> für<br />
DC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />
Adresse: Elpro BahnstromAnlagen<br />
GmbH, EBA-T, Marzahner Str. 34,<br />
13053 Berl<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 30 9861-2595, Fax: -2251;<br />
E-Mail: hans-joachim.fronzke@elpro.de<br />
Dipl.-Ing. (FH) Andreas Maack<br />
(48), Studium der Elektrotechnik<br />
mit Fachrichtung Elektromasch<strong>in</strong>en<br />
und -geräte an der Ingenieurschule<br />
Velten-Hohenschöpp<strong>in</strong>g; seit 1980<br />
tätig bei der Nahverkehr Schwer<strong>in</strong><br />
GmbH, als Elektromonteur ab<br />
1988 als Elektro<strong>in</strong>genieur <strong>in</strong> den<br />
Bereichen Straßenbahn<strong>in</strong>standhaltung,<br />
Omnibus<strong>in</strong>standhaltung und<br />
Omnibusverkehr; ab 1997 im Bereich<br />
Fahrleitung/Stromversorgung, stellvertretender<br />
Betri<strong>eb</strong>sleiter BOStrab<br />
und BOKraft, derzeit tätig als Sachbearbeiter<br />
im Bereich Infrastruktur.<br />
Adresse: Nahverkehr Schwer<strong>in</strong> GmbH,<br />
Ludwigsluster Chaussee 72,<br />
19061 Schwer<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 385 39-90280, Fax: -76153;<br />
E-Mail: maack@nahverkehr-schwer<strong>in</strong>.de<br />
Dipl.-Ing. (FH) Frank Schumann<br />
(38), Studium der Elektrotechnik mit<br />
Fachrichtung elektrische Verkehrssysteme<br />
an der HTW Dresden; seit 2000<br />
tätig bei der ELBAS GmbH, als Projekt<strong>in</strong>genieur<br />
im Bereich Bahnstromanlagen;<br />
ab 2001 tätig bei der ELBAS<br />
GmbH, Büro Berl<strong>in</strong> als Büroleiter und<br />
Projektleiter Planung <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />
Adresse: ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme<br />
Ingenieur-Gesellschaft mbH,<br />
Büro Berl<strong>in</strong>, Invalidenstr. 34,<br />
10115 Berl<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 30 364143-0, Fax: -29;<br />
E-Mail: frank.schumann@kema.com<br />
666 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Schutz- und Steuerungsgerät SGBA<br />
– E<strong>in</strong>satz bei den Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
Jens Thiede, Dresden; Hans-Joachim Fronzke, Berl<strong>in</strong><br />
Die Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG setzt das komb<strong>in</strong>ierte Schutz- und Steuerungsgerät SGBA <strong>in</strong> ihrem<br />
Bahnstromnetz e<strong>in</strong>. Mit dem SGBA steht e<strong>in</strong>e technisch vollwertige und ausgereifte Lösung e<strong>in</strong>es<br />
komb<strong>in</strong>ierten Schutz- und Steuerungsgeräts zur Verfügung, das den Empfehlungen des Verbandes<br />
der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) entspricht. Durch die Aufteilung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Baugruppen<br />
lassen sich e<strong>in</strong>zelne Komponenten kostengünstig austauschen. E<strong>in</strong>e tagesgenaue Term<strong>in</strong>planung und<br />
die vorhergehende Felderprobung sorgten für den zügigen und störungsfreien Umbau, wobei der<br />
Fahrbetri<strong>eb</strong> nur m<strong>in</strong>imal bee<strong>in</strong>trächtigt wurde.<br />
PROTECTION AND CONTROL DEVICE SGBA – APPLICATION AT DRESDEN TRACTION POWER SUPPLY<br />
The Dresden Transport Company uses the protection and control device SGBA with<strong>in</strong> their traction<br />
power supply network. The device SGBA is a technically fully adequate and mature solution of a<br />
comb<strong>in</strong>ed protection and control device, which complies with the recommendations of German public<br />
transport association VDV. Due to the separation <strong>in</strong>to <strong>in</strong>dividual components these components can<br />
be replaced with low expenditures only. An exact day-by-day plann<strong>in</strong>g and a pre-test<strong>in</strong>g resulted <strong>in</strong> an<br />
implementation accord<strong>in</strong>g to schedule without problems affect<strong>in</strong>g the service to a m<strong>in</strong>or extend only.<br />
APPAREIL DE PROTECTION ET DE CONTRÔLE SGBA – MISE EN ŒUVRE À LA COMPAGNIE DE<br />
TRANSPORTS DE DRESDE<br />
La compagnie de transport de Dresde SA utilise l’appareil de protection et de contrôle SGBA sur son<br />
réseau d’alimentation. L’appareil SGBA est techniquement complètement adapté et constitue une<br />
solution mature comb<strong>in</strong>ant les fonctions protection et contrôle, ce qui répond aux recommandations<br />
de l’association germanique du transport public VDV. Grace à la possibilité de séparation des composants<br />
<strong>in</strong>dividuels, ceux-ci peuvent être remplacés avec des coûts réduits. Une planification quotidienne<br />
et une séquence d’essais ont permis une mise en œuvre en conformité dans les délais sans problème<br />
avec un impact m<strong>in</strong>imal sur le service.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Betri<strong>eb</strong>smittel <strong>in</strong> elektrischen Anlagen s<strong>in</strong>d gegen<br />
Überlast- und Kurzschlussstrom zu schützen [1; 2].<br />
Ziel dabei ist es, die elektrischen, mechanischen<br />
und thermischen Beanspruchungen im zulässigen<br />
Bereich zu halten. Der Schutz von Fahrstromanlagen<br />
wird durch automatisches Abschalten der Stromversorgung<br />
erreicht. Unzulässige Betri<strong>eb</strong>szustände<br />
müssen sicher, schnell und möglichst selektiv abgeschaltet<br />
werden. Kabel und Fahrleitungsanlagen<br />
werden Strom begrenzend durch Leistungsschalter<br />
geschützt. Zusätzliche, <strong>in</strong>direkt wirkende Schutzfunktionen<br />
entsprechen dem Stand der Technik und<br />
umfassen:<br />
• Maximalstrombegrenzung<br />
• Stromänderungsgeschw<strong>in</strong>digkeit di/dt<br />
• Stromänderung ΔI<br />
• Unabhängiger Maximalstrom-Zeitschutz<br />
• Thermische Überstromauslösung<br />
Die dazu verwendeten Geräte s<strong>in</strong>d gewöhnlich <strong>in</strong> die<br />
Feld- und Stationsleittechnik der Gleichrichterunterwerke<br />
(GUW) e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>unden [3].<br />
Das Schutz- und Steuerungsgerät SGBA wird dabei<br />
für die <strong>in</strong>direkt wirkenden Schutzfunktionen als<br />
auch für die Steuerung genutzt. Es beachtet die entsprechenden<br />
Empfehlungen [2] des Verbandes der<br />
Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV). Das Gerät<br />
wurde im Netz der Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (DVB)<br />
implementiert und <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />
2 Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG<br />
2.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />
Dresden verfügte im Jahr 2010 über e<strong>in</strong> Straßenbahnnetz<br />
mit 12 L<strong>in</strong>ien auf 204 km L<strong>in</strong>ienlänge.<br />
Die DVB beförderte rund 400 000 Fahrgäste täglich,<br />
dies entspricht 148 Millionen im Jahr. Den<br />
109 (2011) Heft 12<br />
667
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
L<strong>in</strong>ienverkehr bewältigen 166 Stadtbahnzüge. Die<br />
modernisierten Tatrawagen übernehmen nur noch<br />
Sonderverkehrsleistungen. Mit Straßenbahnspezialfahrzeugen<br />
wird der Güterverkehr zwischen dem<br />
Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrichstadt und<br />
der Gläserne Manufaktur des VW-Werkes durchgeführt.<br />
Die DVB ist e<strong>in</strong> Unternehmen der Technischen<br />
Werke Dresden, zu der unter anderen auch der Energieverbund<br />
Dresden gehört. Mit 1 703 Mitarbeitern<br />
und 94 Auszubildenden ist die DVB e<strong>in</strong> bedeutender<br />
Arbeitg<strong>eb</strong>er <strong>in</strong> der Landeshauptstadt Dresden. Der<br />
Kostendeckungsgrad der DVB stieg im Jahr 2010 auf<br />
rund 78 %.<br />
2.2 Bahnstromversorgung, Netzleitstelle,<br />
Fern wirktechnik<br />
Bei den Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d derzeit<br />
dauerhaft 51 Gleich richter unterwerke (GUW) für die<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Die <strong>Bahnen</strong>ergie<br />
wird von 3 AC 20 kV oder 3 AC 10 kV auf 3 AC 530 V<br />
transformiert. Die Traktionstransformatoren haben<br />
<strong>in</strong>sgesamt 120 MVA <strong>in</strong>stallierte Leistung. Zur<br />
Gleichrichtung werden 6-pulsige Brückenschaltungen<br />
verwendet. Die Nennspannung beträgt derzeit<br />
DC 600 V. E<strong>in</strong> Großteil der Gleichrichterunterwerke<br />
wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren modernisiert und weitgehend<br />
auf die Umstellung der Nennspannung auf<br />
DC 750 V vorbereitet.<br />
Die 310 km Fahrleitung werden über e<strong>in</strong> 563 km<br />
langes Kabelnetz gespeist.<br />
Für die Bahnstromversorgung steht <strong>in</strong> Trachenberge<br />
e<strong>in</strong>e Netzleitstelle zu Verfügung [4]. Dort<br />
werden im Leitsystem der Schalt- und Spannungszustand<br />
aller Sammelschienen, Fahrleitungen, Kabel<br />
und E<strong>in</strong>speisungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzübersichtsplan<br />
angezeigt. Zwischen Netzleitstelle und den Fernwirkunterstationen<br />
<strong>in</strong> den GUW werden die Daten<br />
weitestgehend über das DVB-eigene Glasfasernetz<br />
ausgetauscht. Dabei wird das auf Ethernet basierende,<br />
nach IEC 60870-5-104 genormte Übertragungsprotokoll<br />
genutzt.<br />
2.3 Beschreibung der Umbaumaßnahme<br />
Das von Elpro entwickelte SGBA ist neu am Markt<br />
und wurde zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2011 erstmals kommerziell<br />
bei der DVB e<strong>in</strong>gesetzt. Vor der Fertigungsfreigabe<br />
im Jahr 2010 wurde es über e<strong>in</strong> Jahr unter<br />
realen E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen im Jenaer Nahverkehr<br />
erfolgreich erprobt.<br />
Die DVB forderte, <strong>in</strong> sechs GUW b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>es<br />
Jahres die Geräte für den Anlagenschutz der Fahrstromanlagen<br />
sowie die Komponenten der Feld- und<br />
Stationsleittechnik zu ersetzen.<br />
Zur Sicherstellung der Fahrstromversorgung war<br />
der Umbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen GUW nur während der nächtlichen,<br />
vierstündigen Betri<strong>eb</strong>spausen möglich. Dies<br />
hatte zur Konsequenz, dass jeweils nur e<strong>in</strong> Streckenfeld<br />
umgerüstet werden konnte, da die funktionssichere<br />
Wiederaufnahme des Betri<strong>eb</strong>es nach jedem<br />
Bauabschnitt gewährleistet se<strong>in</strong> musste.<br />
Auf Basis e<strong>in</strong>er tagesgenauen Term<strong>in</strong>planung für<br />
alle durchzuführenden Arbeiten wurde umgerüstet.<br />
Dabei wurde jeweils <strong>in</strong> der ersten Etappe mit dem<br />
Umbau des Streckenersatzfeldes – für den späteren<br />
Ersatz der noch umzurüstenden Streckenabzweige –<br />
begonnen. Nachfolgend wurden sukzessive die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Streckenfelder und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er letzten Etappe die<br />
Stationsleittechnik, e<strong>in</strong>schließlich Master-SPS und<br />
Industrie-PC mit Display umgerüstet.<br />
Unmittelbar nach Abschluss der Umbauarbeiten<br />
wurden die Funktionsprüfungen für jeden Anlagenteil<br />
durchgeführt. Abschließend wurde die Gesamtfunktionalität<br />
geprüft, was die Kommunikation<br />
zwischen Feldleit<strong>eb</strong>ene und Stationsleit<strong>eb</strong>ene e<strong>in</strong>schloss.<br />
Hierbei wurde das SGBA mit der Stationsleittechnik<br />
auf Grundlage des Profibus-DP-Protokolls<br />
seriell verbunden. Alle Datenpunkte von Feldleit<strong>eb</strong>ene,<br />
Stationsleit<strong>eb</strong>ene und Netzleitstelle wurden mit<br />
e<strong>in</strong>em abschließenden Bit-Test geprüft.<br />
3 E<strong>in</strong>stellung der Schutzparameter<br />
nach VDV 520<br />
Die VDV-Schrift 520 [1] befasst sich mit dem Kurzschluss-<br />
und Überstromschutz von Fahrstromanlagen<br />
für Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen. E<strong>in</strong>e Neuausgabe<br />
[2] ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kürze. Die Schrift gibt H<strong>in</strong>weise<br />
h<strong>in</strong>sichtlich des Anlagenschutzes der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Komponenten der Fahrstromanlagen, unter anderen<br />
Mittelspannungsschaltanlagen, Gleichrichtertransformatoren,<br />
Gleichrichter, Gleichspannungsschaltanlagen,<br />
Speise- und Rückleitungen sowie Fahrleitungsanlagen.<br />
Hierzu werden die Schutzfunktionen<br />
und besonders die unterschiedlichen Auslösertypen<br />
mit ihren Besonderheiten vorgestellt. Der für die<br />
örtlichen Betri<strong>eb</strong>sverhältnisse korrekten E<strong>in</strong>stellung<br />
des Streckenschutzes ist e<strong>in</strong> eigener Abschnitt gewidmet;<br />
e<strong>in</strong> Rechenbeispiel im Anhang der Schrift<br />
erläutert die praktische Umsetzung. Gegenüber der<br />
Vorgängerausgabe aus dem Jahre 1995 wurde die<br />
VDV-Schrift um e<strong>in</strong>en Abschnitt über Kurzschlussversuche<br />
e<strong>in</strong>schließlich deren Durchführung sowie<br />
Auswertung und Dokumentation ergänzt. Diese<br />
Ausgabe [2] ersetzt die VDV-Schrift 520 aus dem<br />
Jahr 1995.<br />
Die <strong>in</strong> [2] beschri<strong>eb</strong>enen, <strong>in</strong>direkt wirkenden<br />
Funktionen zum Kurzschlussschutz e<strong>in</strong>erseits und<br />
ungestörten Fahrbetri<strong>eb</strong> andererseits werden im<br />
SGBA umgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit galt<br />
dabei dem<br />
668 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
• Erkennen des unterwerksnahen Kurzschlusses<br />
bei schneller Abschaltung durch Auswertung der<br />
Stromänderung, der Stromänderungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
und der Dauer,<br />
• Erkennen des unterwerksfernen Kurzschlusses<br />
durch Auswertung des Stromanstiegs und der<br />
Dauer,<br />
• Oberleitungs- und Kabelschutz entsprechend der<br />
thermischen Belastbarkeit.<br />
Die größten, betri<strong>eb</strong>lich auftretenden Stromänderungen<br />
können Steilheiten wie bei Kurzschlussströmen<br />
erreichen. Folgende Fälle dürfen nicht zum<br />
Ansprechen des Stromanstiegsauslösers führen:<br />
• Überfahren von Fahrleitungstrennstellen oder<br />
Stromschienenlücken<br />
• Zuschalten e<strong>in</strong>es Speiseabschnittes, <strong>in</strong> dem sich<br />
Fahrzeuge bef<strong>in</strong>den<br />
• Umschaltstromsprünge durch die Fahrzeugsteuerung<br />
• Zuschalten e<strong>in</strong>es bereits vom benachbarten Unterwerk<br />
gespeisten Abschnitts<br />
• Abschalten des Streckenschalters im benachbarten,<br />
parallel speisenden Gleichrichterunterwerk<br />
Maßg<strong>eb</strong>end für die E<strong>in</strong>stellung der Stromanstiegsauslöser<br />
ist, dass die Stromaufnahme der e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Fahrzeuge unter allen Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen sowie der<br />
Verlauf des Stromes bei Kurzschluss am ungünstigsten<br />
Ort bekannt s<strong>in</strong>d. Das Überfahren von Trennstellen<br />
erfordert besondere Beachtung. Falls ke<strong>in</strong>e Messerg<strong>eb</strong>nisse<br />
vorliegen, kann für e<strong>in</strong> Fahrzeug mit Stromrichterantri<strong>eb</strong>stechnik<br />
bei Überfahrt e<strong>in</strong>er Trennstelle<br />
der Stromsprung mit m<strong>in</strong>destens dem 1,3-fachen des<br />
maximalen Betri<strong>eb</strong>sstromes angenommen werden.<br />
Die Maximalstromauslösung wird nach Überschreiten<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>gestellten Grenzwertes wirksam<br />
und entspricht damit der Funktion des direkten<br />
Auslösers. Der Grenzwert liegt <strong>in</strong> der Regel<br />
bis zu 5 % unterhalb der E<strong>in</strong>stellung des direkten<br />
Auslösers.<br />
Strom-Zeitauslöser dienen dem Erkennen von Fehlerströmen.<br />
Der e<strong>in</strong>gestellte Wert liegt dabei deutlich<br />
unterhalb des E<strong>in</strong>stellwertes des direkten Auslösers. Die<br />
Verzögerungszeit ist größer als die Stromflussdauer bei<br />
Anfahr- und Bremsvorgängen. Typische Auslösewerte<br />
liegen zwischen 50 % und 70 % der E<strong>in</strong>stellung des<br />
direkten Auslösers. Dabei beträgt die Verzögerungszeit<br />
zwischen 10 s und mehreren M<strong>in</strong>uten.<br />
Die Kennl<strong>in</strong>ien der thermischen Belastbarkeit von<br />
Oberleitungen wurden von der DVB vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel der zeitabhängigen Strombelastbarkeit<br />
für das Kettenwerk mit dem Fahrdraht Cu AC-100<br />
und dem Tragseil Cu 95 zeigt Bild 1. Die Dauerstrombelastbarkeit<br />
liegt bei 655 A, die Erwärmungszeitkonstante<br />
beträgt 382 s.<br />
Alle entsprechenden weiteren Parameter für die<br />
Anwendung bei der DVB wurden auf Basis der bisherigen<br />
Erfahrungswerte ermittelt und <strong>in</strong> den SGBA-<br />
Parametersätzen h<strong>in</strong>terlegt. E<strong>in</strong> Beispiel zeigt Bild 2.<br />
Zur E<strong>in</strong>stellung der Kurzschlussauslösung des<br />
Streckenschalters mit dem statischen Auslöser und<br />
zur Kontrolle und Nachweis e<strong>in</strong>er zuverlässigen<br />
Funktion der Streckenprüfung und der di/dt-Schutzauslösung<br />
wurden Kurzschlussversuche <strong>in</strong> Form von<br />
DC-Schutzprüfungen unter realen Netzbed<strong>in</strong>gungen<br />
durchgeführt. Dabei wurden der Schleifenwiderstand<br />
und die Spannungsverhältnisse im Speiseabschnitt<br />
gemessen. Zum Nachweis wurden die<br />
relevanten Prozessgrößen nach e<strong>in</strong>em festgelegten<br />
Messprogramm an vorgeg<strong>eb</strong>enen Kurzschlussorten<br />
gemessen und aufgezeichnet. Die Auswertung der<br />
Messwerte bestätigte die zuvor ermittelten E<strong>in</strong>stellwerte<br />
für die e<strong>in</strong>zelnen Parameter.<br />
4 Aufbau und Funktion des<br />
Gerätes SGBA<br />
4.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />
Das komb<strong>in</strong>ierte Schutz- und Steuerungsgerät SGBA<br />
ist für die Gleichstromanlagen des Öffentlichen Perso-<br />
Strom<br />
4000<br />
A<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
655<br />
500<br />
0<br />
10 100 1000 s 10000<br />
Dauer<br />
Bild 1:<br />
Zeitabhängige Belastbarkeit der Fahrleitung CuAC-100 und<br />
Cu 95 bei 20 % Abnutzung.<br />
Bild 2:<br />
SGBA-Parametersatz, Auswertung DC-Schutzprüfung,<br />
Anzeige mit SGBA-Diagnoseprogramm.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
669
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
• die Zentrale<strong>in</strong>heit<br />
• die Messwertaufbereitung<br />
• die Kabelüberwachung<br />
• das Bedien- und Anzeigefeld<br />
SGBA-ZE<br />
SGBA-MWA<br />
SGBA-KUB<br />
SGBA-MAB<br />
Die Zentrale<strong>in</strong>heit (Bild 3) ist als Baugruppenträger<br />
ausgeführt und umfasst die Komponenten:<br />
• Spannungsversorgung<br />
• E<strong>in</strong>- und Ausgab<strong>eb</strong>augruppe<br />
• Schutzbaugruppe<br />
• Steuerbaugruppe<br />
Bild 3:<br />
SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit.<br />
4.2.2 Messwerterfassung<br />
nen-Nahverkehrs konzipiert. Strom- und Spannungs-<br />
Zeitverläufe werden erfasst und bewertet. Kritische<br />
Betri<strong>eb</strong>szustände werden durch das Abschalten des<br />
zugeordneten Streckenschalters vermieden. Das<br />
SGBA erkennt unter anderem Fehlerzustände im Stromanstieg<br />
noch vor Erreichen der maximalen Kurzschlussströme.<br />
Das SGBA enthält e<strong>in</strong>e umfangreiche,<br />
variable SPS-Technik für die komplette Steuerung von<br />
Schaltfeldern stationärer Gleichstromanlagen.<br />
Die Konstruktion des Zentralgerätes lässt durch die<br />
variable Auswahl von E<strong>in</strong>- und Ausgängen e<strong>in</strong>e Anpassung<br />
an die Steuerungsumfänge zu. Die E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />
über e<strong>in</strong>e CAN-Bus-Schnittstelle können durch<br />
handelsübliche E/A-Baugruppen extern erweitert werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist mit e<strong>in</strong>er im SGBA vorhandenen,<br />
variablen Bus-Schnittstelle e<strong>in</strong>e Kommunikation<br />
zur übergeordneten Steuer<strong>eb</strong>ene möglich.<br />
Der Auswertung und Diagnose dient e<strong>in</strong>e komfortable<br />
Software, mit dieser kann der Verlauf von Messwerten<br />
und Meldeereignissen detailliert dargestellt sowie die<br />
Parametrierung des SGBA durchgeführt werden.<br />
4.2 Aufbau und Funktion<br />
4.2.1 Hauptkomponenten<br />
Folgende funktionelle Komponenten des SGBA werden<br />
an verschiedenen Stellen <strong>in</strong>nerhalb des Schaltfeldes<br />
<strong>in</strong>stalliert und gewährleisten die Gesamtfunktion:<br />
Die Messwerterfassung dient dem Registrieren und<br />
der Aufbereitung der Leistungskenngrößen:<br />
• Ausgangsgleichstrom<br />
• Streckenprüfstrom<br />
• Ausgangsspannung des Streckenschalterfeldes<br />
Die über die entsprechenden Shunts gemessenen<br />
Stromwerte und die Ausgangsspannung werden <strong>in</strong><br />
der Messwertbaugruppe erfasst, digitalisiert und im<br />
50-μs-Takt als optisches Signal zusammen mit e<strong>in</strong>em<br />
Taktsignal der SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit über zwei LWL-<br />
Anschlüsse bereit gestellt.<br />
4.2.3 Schutzbaugruppe<br />
Die Schutzbaugruppe sichert die Schutzfunktionen<br />
auf Basis parametrierbarer Grenzwerte:<br />
• I max<br />
Überwachung des Maximalstroms, positiv<br />
• I max rev<br />
Überwachung des Maximalstroms, negativ<br />
• ΔI Überwachung der Stromänderung, für nahe<br />
Kurzschlüsse<br />
• di/dt-Überwachung der Stromänderungsgeschw<strong>in</strong><br />
digkeit, für ferne Kurzschlüsse<br />
• UMZ Unabhängiger Maximalstrom-Zeitschutz,<br />
positiv<br />
• UMZ rev<br />
Unabhängiger Maximalstrom-Zeitschutz,<br />
negativ<br />
• U m<strong>in</strong><br />
Überwachung der m<strong>in</strong>imalen Spannung<br />
• U max<br />
Überwachung der maximalen Spannung<br />
Die Parameter werden auf dem SGBA-Display angezeigt.<br />
Weiterh<strong>in</strong> besteht die Möglichkeit, alle Parameter<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Parameterdatei auf e<strong>in</strong>em USB-Stick<br />
zu speichern.<br />
4.2.4 Steuerbaugruppe<br />
Bild 4:<br />
Display der<br />
SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit.<br />
Die Steuerbaugruppe übernimmt die<br />
• Überwachung des Streckenschalters,<br />
• Streckenprüf- und Wiedere<strong>in</strong>schaltautomatik und die<br />
• Energie- und Leistungsberechnung.<br />
670 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Für die frei programmierbare Steuerung entsprechend<br />
IEC 61131-3 stehen bis zu 112 digitale E<strong>in</strong>und<br />
Ausgänge zur Verfügung.<br />
4.2.5 Kabelüberwachung<br />
Der separate Kabelüberwachungsbauste<strong>in</strong> erfasst<br />
den Kabelisolationswiderstand zwischen Leiter und<br />
Schirm des Abgangskabels für die Streckenspeisung.<br />
Der Bauste<strong>in</strong> wird aus der am Kabel anliegenden<br />
Speisespannung und damit unabhängig von e<strong>in</strong>er<br />
externen E<strong>in</strong>speisung versorgt. Die E<strong>in</strong>stellung der<br />
Kabelwiderstände und die Meldung von Kabelfehlern<br />
werden über zwei potenzialfreie Relaisausgänge<br />
<strong>in</strong>tern getätigt. Die Isolationswiderstandstendenz<br />
wird digital über LWL an die SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit<br />
geleitet und dort angezeigt. Die Kabelüberwachung<br />
kann unabhängig von der SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden.<br />
4.2.6 Bedienung und Anzeige<br />
Als Bedien- und Anzeigefeld wurde e<strong>in</strong> firmware-angepasstes<br />
Melde-, Anzeige- und Bedientableau (HMI)<br />
entwickelt. Dieses ermöglicht die Vorortbedienung,<br />
Parametrierung und Zustandsanzeige der Schutzund<br />
Steuerbaugruppe. Das HMI wird <strong>in</strong> die Tür des<br />
entsprechenden Anlagenfeldes e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut (Bild 4).<br />
4.2.7 Parametrierung und Diagnose<br />
Mit der PC-Anwender-Software für die Diagnose<br />
steht e<strong>in</strong> umfangreiches Hilfsmittel für die Inbetri<strong>eb</strong>nahme,<br />
Fehlersuche, Parameter-, Messwert- und<br />
Meldungsarchivbearbeitung der SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit<br />
zu Verfügung.<br />
Das SGBA-Softwaretool übernimmt die Funktionen:<br />
• Auslesen der Parametere<strong>in</strong>stellungen (Bild 2)<br />
• Auslesen der Meldungsarchive<br />
• Auslesen der Messwertarchive<br />
• Parameteränderungen und Übertragen der Parameter<br />
zur SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit<br />
• Drucken der Parametere<strong>in</strong>stellungen<br />
• grafische Anzeige und Auswertung von Stromund<br />
Spannungsverläufen (Bild 5)<br />
Literatur<br />
[1] VDV-Schrift 520: Schutz bei Überlast- und<br />
Kurzschlußstrom (Überstrom) von Fahrstromanlagen<br />
für Gleichstrombahnen. Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV): BEKA-Verlag Köln, F<strong>eb</strong>ruar 1995.<br />
[2] VDV-Schrift 520: Schutz bei Überlast- und Kurzschlussstrom<br />
(Überstrom) von Fahrstromanlagen für Gleichstrombahnen.<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV):<br />
BEKA-Verlag Köln, Entwurf Oktober 2010.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
[3] Niemann, T.; Nölkensmeier, S.; Ste<strong>in</strong>bauer, J.; Schirmer,<br />
G.: Pilotanwendung des komb<strong>in</strong>ierten Schutz- und<br />
Steuergerät Sitras PRO bei der VAG Nürnberg. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 105 (2007), H. 3, S. 156–163.<br />
[4] He<strong>in</strong>rich, U.; Thiede, J.: Erweiterung der Netzleitstelle der<br />
Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
107 (2009), H. 12, S. 1–8.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. (FH) Hans-Joachim<br />
Fronzke (49), Ausbildung zum<br />
Elektromonteur bei Elektroprojekt und<br />
Anlagenbau Berl<strong>in</strong>, Studium der Elektrotechnik<br />
mit Fachrichtung Elektroenergieanlagen<br />
an der FHTW Leipzig;<br />
seit 1989 tätig bei der Elpro AG, als<br />
Projekt<strong>in</strong>genieur im Bereich Verkehrstechnik;<br />
ab 1998 tätig bei der Elpro<br />
BahnstromAnlagen GmbH als Projektleiter,<br />
derzeit tätig als Geschäftsbereichsleiter<br />
Technik/Vertri<strong>eb</strong> für<br />
DC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />
Adresse: Elpro BahnstromAnlagen<br />
GmbH, EBA-T, Marzahner Str. 34,<br />
13053 Berl<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 30 9861-2595,<br />
Fax: -2251;<br />
E-Mail: hans-joachim.fronzke@elpro.de<br />
Dipl.-Ing. Jens Thiede (47),<br />
Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />
der Deutschen Reichsbahn, Studium<br />
an der Hochschule für Verkehrswesen<br />
„Friedrich List“ Dresden, Fachrichtung<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, 1992–2003<br />
System<strong>in</strong>genieur für Gleich- und<br />
Wechselstrombahnen <strong>in</strong> der Industrie,<br />
seit 2004 Gruppenleiter bei<br />
der ELBAS GmbH, ab August 2009<br />
Instandhaltungsbereichsleiter Bahnstromversorgung<br />
bei der Dresdner<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG.<br />
Adresse: Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
AG, Trachenberger Str. 40,<br />
01129 Dresden, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 351 857-2560, Fax: -2205;<br />
E-Mail: thiede@dvbag.de<br />
Bild 5:<br />
SGBA-Kurvenverlauf<br />
für Abgangsspannung<br />
und Abgangsstrom,<br />
Auswertung DC-<br />
Schutzprüfung, Anzeige<br />
mit SGBA-Diagnoseprogramm.<br />
671
Rail Power Supply Systems<br />
High-voltage DC power supply – Part 2:<br />
Technology and migration strategies<br />
Michael Lehmann, Erlangen<br />
Electric public mass transit systems and ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e railways can be operated more energy efficiently by<br />
us<strong>in</strong>g higher DC voltages. Based on the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of part 1 this second part gives an overview on the<br />
technical restrictions and concepts to raise DC voltages <strong>in</strong> traction applications. These solutions need<br />
to comply with the applicable standards. The possible migration strategies are l<strong>in</strong>ked to the age and<br />
size of the exist<strong>in</strong>g network and the voltage step envisaged.<br />
BAHNENERGIEVERSORGUNG MIT HOHEN GLEICHSPANNUNGEN – TEIL 2: TECHNISCHE LÖSUNGEN<br />
UND UMSETZUNGSSTRATEGIEN<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> des Nah- und Fernverkehrs können mit höherer Gleichspannung energieeffizienter<br />
betri<strong>eb</strong>en werden. Der zweite Teil des Aufsatzes gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die technischen Konzepte<br />
und normativen Restriktionen zur Anh<strong>eb</strong>ung der Spannung bei Gleichstrombahnen. Die Strategien<br />
des Übergangs auf höhere Spannungen müssen Alter und Größe des Bestandsnetzes sowie die beabsichtigte<br />
Spannungserhöhung berücksichtigen.<br />
ALIMENTATION EN ÉNERGIE DE TRACTION À COURANT CONTINU HAUTE TENSION – PARTIE 2:<br />
TECHNOLOGIE ET STRATÉGIE DE MIGRATION<br />
Les réseaux de transport électriques suburba<strong>in</strong>s et de longue distance peuvent être exploités avec une<br />
tension cont<strong>in</strong>ue plus élevée augmentant a<strong>in</strong>si l’efficacité énergétique du système. La deuxième partie<br />
de l’article donne une vue globale des concepts et des restrictions techniques en vue d’augmenter la<br />
tension cont<strong>in</strong>ue dans des applications de traction. Ces solutions nécessitent de répondre aux exigences<br />
normatives applicables. Les stratégies de migration envisageables sont corrélées à l’âge et la<br />
dimension des réseaux existants a<strong>in</strong>si qu’au saut quantitatif de tension envisagé.<br />
1 Introduction<br />
Rais<strong>in</strong>g the nom<strong>in</strong>al voltages of electrified DC railways<br />
or mass transit systems has always been a favorite<br />
approach to benefit from lower voltage drops<br />
and transmission losses and to raise overall system<br />
efficiency. The first part of this report [1] concentrated<br />
on the general benefits of higher DC supply<br />
voltages and the theoretical basics as well as their<br />
mutual dependencies. This second part will focus on<br />
the technical feasibility as it deals with the applicable<br />
standards, necessary technologies and long-term<br />
strategies for system migration.<br />
The restrictions and technical concepts presented<br />
here cover some of the ma<strong>in</strong> f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of a research<br />
TABLE 1<br />
Nom<strong>in</strong>al voltages and permissible deviations for DC railways accord<strong>in</strong>g to<br />
EN 50163 [2].<br />
System U nV U m<strong>in</strong>1<br />
V<br />
U max1<br />
V<br />
U max2<br />
V<br />
DC general U n<br />
2/3 U n<br />
1,2 U n<br />
1,3 U n<br />
U max3<br />
V<br />
U n<br />
· 1,264<br />
t 0,0745<br />
DC 1,5 kV 1 500 1 000 1 800 1 950 2 538<br />
DC 3 kV 3 000 2 000 3 600 3 900 5 075<br />
project with an academic partner that dealt with a<br />
systematic analysis of the benefits and demands of<br />
high-voltage railways [2]. Concern<strong>in</strong>g DC railways<br />
the positive effects are desirable to <strong>in</strong>crease efficiency<br />
and cut <strong>in</strong>frastructure <strong>in</strong>vestment. Nevertheless<br />
the necessary research work and prototyp<strong>in</strong>g<br />
as well as migration costs may keep on prevent<strong>in</strong>g<br />
high-voltage DC railways to be set on development<br />
roadmaps soon.<br />
2 Normative restrictions and<br />
general system layout<br />
2.1 Applicable standards and limits<br />
Be<strong>in</strong>g the most characteristic values of any railway<br />
power supply the nom<strong>in</strong>al voltages and permissible<br />
deviations are of major <strong>in</strong>terest. The description<br />
of these values helps to dist<strong>in</strong>guish between conventional<br />
systems and systems with raised nom<strong>in</strong>al<br />
voltage and provides an important restriction for<br />
component and subsystem design.<br />
Table 1 shows the nom<strong>in</strong>al voltages and deviations<br />
of the exist<strong>in</strong>g DC power supply systems for ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e<br />
railways, that are standardised <strong>in</strong> EN 50163 [3], IEC<br />
672 109 (2011) Heft 12
Rail Power Supply Systems<br />
60850 [4] and EN 50124-2 [5]. Systems with higher<br />
nom<strong>in</strong>al voltages need to be standardised similarly. A<br />
possible approach could be to consider the relative<br />
deviations from the nom<strong>in</strong>al voltage as given <strong>in</strong> the<br />
l<strong>in</strong>e headed DC general <strong>in</strong> Table 1. For nom<strong>in</strong>al voltages<br />
of 4 kV, 6 kV and 12 kV the correspond<strong>in</strong>g values<br />
are given <strong>in</strong> Table 2. Where applicable, these systems<br />
are considered <strong>in</strong> the other chapters. Nevertheless,<br />
most assumptions and descriptions are of general<br />
nature and not limited to a specific voltage level. If<br />
necessary, results can be transferred to other systems<br />
us<strong>in</strong>g the relative deviations.<br />
Besides the nom<strong>in</strong>al voltages, some other standards<br />
for electrified railways need to be observed as<br />
well. For the purpose of this report the follow<strong>in</strong>g<br />
aspects have to be considered:<br />
• Short-term and permanent touch potentials that<br />
can be bridged by passengers dur<strong>in</strong>g operation<br />
or by ma<strong>in</strong>tenance staff touch<strong>in</strong>g roll<strong>in</strong>g stock<br />
or metal structures that are connected to the<br />
return circuit. These potentials are standardised<br />
<strong>in</strong> EN 50122-1 [6] and depend on the exposure<br />
time. For permanent conditions the limit is 120 V<br />
along the l<strong>in</strong>e and at stations but only 60 V <strong>in</strong><br />
ma<strong>in</strong>tenance yards. The permissible touch potential<br />
is <strong>in</strong>dependent from the chosen nom<strong>in</strong>al<br />
voltage of the system.<br />
• For a safe and reliable operation, electrical equipment<br />
needs to be tested <strong>in</strong> high-voltage tests. The<br />
determ<strong>in</strong>ation of applicable test procedures and<br />
test voltages is called <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation. This<br />
process needs to consider voltage conditions for<br />
the equipment at normal and ultimate operation<br />
as well as operational and environmental aspects.<br />
Results of the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation are important<br />
<strong>in</strong>put values for the component design such<br />
as arc<strong>in</strong>g and creepage distances or the choice<br />
of appropriate <strong>in</strong>sulation material. The standards<br />
EN 50119 [7], EN 50124-1 [8] and EN 50124-2 [5]<br />
specify this process for the stationary equipment<br />
of electric railways, i. e. substations and contact<br />
l<strong>in</strong>es. For roll<strong>in</strong>g stock EN 50153 [9] needs to be<br />
observed additionally. As the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation<br />
depends on the nom<strong>in</strong>al and operational<br />
voltages railway systems with higher nom<strong>in</strong>al<br />
voltages, require a new determ<strong>in</strong>ation of the <strong>in</strong>sulation<br />
requirements. For certa<strong>in</strong> aspects of railway<br />
systems with high DC voltages the general standard<br />
IEC 60071-5 [10] for HVDC applications may<br />
be considered.<br />
• In addition to the nom<strong>in</strong>al voltage and the <strong>in</strong>sulation<br />
coord<strong>in</strong>ation, that are of general <strong>in</strong>terest, the<br />
component design observes specific standards,<br />
too. Consequently railway equipment for higher<br />
DC voltages has to consider standards such<br />
as EN 50123 [11] for DC switch<strong>in</strong>g equipment,<br />
EN 50328 [12] for rectifiers and EN 50329 [13] for<br />
traction transformers. If these standards do not<br />
109 (2011) Heft 12<br />
cover the chosen system voltage appropriately,<br />
the design of a DC railway system at a higher<br />
nom<strong>in</strong>al voltage needs to be coord<strong>in</strong>ated with the<br />
amendment of the applicable standards.<br />
2.2 General system layout and impacted<br />
subsystems<br />
A raised nom<strong>in</strong>al voltage of a traction power supply<br />
system effects all subsystems and components<br />
that are operated at contact l<strong>in</strong>e voltage, i. e. the<br />
TABLE 2<br />
Nom<strong>in</strong>al voltages and permissible deviations for higher nom<strong>in</strong>al<br />
DC voltages.<br />
System U nV U m<strong>in</strong>1<br />
V<br />
U max1<br />
V<br />
U max2<br />
V<br />
U max3<br />
V<br />
DC 4 kV 4 000 2 640 4 800 5 200 6 770<br />
DC 6 kV 6 000 4 000 7 200 7 800 10 150<br />
DC 12 kV 12 000 8 000 14 400 15 600 20 300<br />
Figure 1:<br />
General system la yout and ma<strong>in</strong> components of DC systems with raised nom<strong>in</strong>al voltages.<br />
673
Rail Power Supply Systems<br />
Figure 2:<br />
B asic structures for DC<br />
railway substations.<br />
substation, the contact l<strong>in</strong>e system and the highvoltage<br />
equipment of the roll<strong>in</strong>g stock. On the other<br />
hand, m<strong>in</strong>or or no impacts on the other subsystems<br />
of electric railways, ma<strong>in</strong>ly track <strong>in</strong>frastructure and<br />
operation, occur due to raised system voltages.<br />
The system layout of an electric railway with<br />
raised system voltage <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the ma<strong>in</strong> components<br />
of the substations and the electric traction<br />
units can be derived from the studies <strong>in</strong> the first part<br />
of this report [1] and the pr<strong>in</strong>ciple characteristics of<br />
DC traction power supply [14]. Figure 1 shows this<br />
general system layout and highlights the ma<strong>in</strong> components<br />
that need to be adapted to or developed for<br />
DC systems with raised system voltages.<br />
The systems’ names given <strong>in</strong> Figure 1 transfer<br />
the nomenclature of AC traction systems, e. g. 1 AC<br />
25 kV for standard systems and 2 AC 50/25 kV for autotransformer<br />
systems, to DC traction power supply<br />
systems. The groups are:<br />
• 1 DC 3 kV as the standard and reference system<br />
for DC ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e power supply with 3 kV nom<strong>in</strong>al<br />
contact l<strong>in</strong>e voltage<br />
• 1 DC 4 kV to 1 DC 12 kV for high-voltage DC systems,<br />
where the raised system voltage is directly<br />
applied to the contact l<strong>in</strong>e system<br />
• 2 DC 6/3 kV to 2 DC 24/3 kV where a parallel<br />
feeder network with a higher transmission voltage<br />
of 6 to 24 kV and special feeder stations are<br />
arranged along the l<strong>in</strong>e, that step down the high<br />
transmission voltage to the standard contact l<strong>in</strong>e<br />
voltage of 3 kV.<br />
The ma<strong>in</strong> components shown <strong>in</strong> Figure 1 are coloured<br />
either yellow or orange. All yellow components<br />
can be regarded as standard components of<br />
DC or AC traction or public power supply, whereas<br />
the orange components need to be newly developed<br />
or at least adapted for traction power supply<br />
and roll<strong>in</strong>g stock for higher nom<strong>in</strong>al DC voltages.<br />
For the first high-voltage DC railway system this<br />
development process will need additional resources<br />
before the beneficial life cycle costs (LCC) effects<br />
can be realised.<br />
The number of energy conversions and transmissions<br />
given <strong>in</strong> Figure 1 for each of the systems<br />
is meant as a first simple approach to assess the<br />
complexity of the systems and the likel<strong>in</strong>ess of efficiency<br />
<strong>in</strong>creases due to higher system voltages.<br />
Nevertheless, this approach cannot replace detailed<br />
system simulations as described <strong>in</strong> [15] that take<br />
<strong>in</strong>to account power- and speed-dependent efficiency<br />
characteristics.<br />
3 Impacts on power supply<br />
3.1 Substation design<br />
The design and structure of railway substations follows<br />
two ma<strong>in</strong> functions:<br />
• Conversion of traction energy <strong>in</strong> terms of voltage<br />
level, frequency and number of phases and<br />
feed<strong>in</strong>g of the contact l<strong>in</strong>e sections to supply all<br />
operat<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> all applicable operation modes<br />
• Provision of safe, fast and selective protection<br />
equipment to react on all feasible failures <strong>in</strong> the<br />
substation itself or <strong>in</strong> the contact l<strong>in</strong>e sections fed<br />
The correct substation design needs to allow for<br />
both functions and is limited by the choice of applicable<br />
and affordable components. The ma<strong>in</strong> components<br />
of DC substations are:<br />
• AC <strong>in</strong>feed and switchgears, high- or mediumvoltage<br />
equipment<br />
• transformers<br />
• rectifier and <strong>in</strong>verter, if applicable<br />
• DC filters, if applicable<br />
674 109 (2011) Heft 12
Rail Power Supply Systems<br />
• DC contact l<strong>in</strong>e feed<strong>in</strong>g section panels <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />
DC high-speed circuit breakers (HSBC)<br />
The step to higher DC voltages has not been<br />
taken yet due to the lack of reliable and affordable<br />
DC high-speed circuit breakers that allow many<br />
switch<strong>in</strong>g cycles and can cope with a mechanically<br />
and electrically highly stressed environment.<br />
Consequently, two basic structures for DC railway<br />
substations can be set up as shown <strong>in</strong> Figure 2,<br />
with the structure for conventional voltage levels<br />
<strong>in</strong> comparison with that for higher voltages.<br />
As shown <strong>in</strong> Figure 2 the conventional structure<br />
comprises only one transformer-rectifier unit, that<br />
needs to be chosen accord<strong>in</strong>g to the overall power<br />
demand of all tra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> the sections fed. The selective<br />
protection of the contact l<strong>in</strong>e sections is realised<br />
by a number of DC high-speed circuit breakers<br />
(HSCB) that are assigned to the l<strong>in</strong>e feeder section<br />
panels. This structure applies to the majority<br />
of all DC systems with an option to operate more<br />
than one transformer-rectifier units <strong>in</strong> parallel due<br />
to redundancy and reliability considerations. The<br />
application of this conventional structure for DC<br />
systems with higher nom<strong>in</strong>al voltages demands the<br />
follow<strong>in</strong>g changes:<br />
• Development of high-voltage DC HSCB for traction<br />
applications<br />
• Development of rectifiers and <strong>in</strong>verters for higher<br />
DC voltages<br />
If these demands cannot be served sufficiently the<br />
only concept that provides selective protection for<br />
each contact l<strong>in</strong>e section is the structure shown<br />
<strong>in</strong> Figure 2 for high-voltage DC applications. This<br />
concept comprises of one AC switchgear, one transformer<br />
and one rectifier unit for each contact l<strong>in</strong>e<br />
feed<strong>in</strong>g section.<br />
The ma<strong>in</strong> technical approaches to fulfil these demands<br />
are:<br />
• An evolutionary step <strong>in</strong> DC HSCB design to 4 kV<br />
system voltage, that might be possible <strong>in</strong> the<br />
present circuit breaker design although high DC<br />
voltages above 6 kV are very unlikely to be manageable<br />
soon [2].<br />
• A change <strong>in</strong> HSCB design to the pr<strong>in</strong>ciples used <strong>in</strong><br />
HVDC applications that use standard AC vacuum<br />
switch<strong>in</strong>g tubes and a parallel resonant circuit<br />
that causes a counter-current to quench the<br />
switch<strong>in</strong>g arc,<br />
• Standard rectifier concepts based on serial connections<br />
of two B6-bridges with IGBTs for 6,5 kV<br />
reverse voltage and<br />
• Development of multi-level structures comparable<br />
to HVDC applications [16].<br />
Figure 3 shows an HSCB design based on the pr<strong>in</strong>ciples<br />
used <strong>in</strong> HVDC applications [2].<br />
109 (2011) Heft 12<br />
3.2 Contact l<strong>in</strong>es<br />
A raise of the nom<strong>in</strong>al system voltage impacts the<br />
contact l<strong>in</strong>e as well. The ma<strong>in</strong> aspects to be considered<br />
are:<br />
• Retrofitt<strong>in</strong>g of the ma<strong>in</strong> components, especially<br />
<strong>in</strong>sulators<br />
• Recalculation of feeder dimensions due to reduced<br />
current load<br />
• Development of special equipment for switch<strong>in</strong>g,<br />
earth<strong>in</strong>g and separation of contact l<strong>in</strong>e sections<br />
The design of ma<strong>in</strong> components of contact l<strong>in</strong>es is<br />
aimed to bear the relevant mechanical and electrical<br />
loads and needs to consider the specific conditions<br />
such as clearances, vehicle gauges or environmental<br />
conditions. The <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation for higher<br />
system voltages is described <strong>in</strong> section 3.3 focus<strong>in</strong>g<br />
on stationary equipment and <strong>in</strong> section 4.2 on roll<strong>in</strong>g<br />
stock.<br />
Higher system voltages will lead to raised values<br />
for arc<strong>in</strong>g and creepage distances. For these raised<br />
values adequate <strong>in</strong>sulators need to be designed and<br />
considered <strong>in</strong> the mechanical design of the poles.<br />
As public power supply grids are operated at significantly<br />
higher voltage levels, be<strong>in</strong>g either DC or AC<br />
systems, the design of <strong>in</strong>sulators for nom<strong>in</strong>al DC<br />
voltages of 4 kV or higher is possible without technological<br />
changes.<br />
Accord<strong>in</strong>g to the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs described <strong>in</strong> the first<br />
part [1], higher system voltages may lead to reduced<br />
traction currents, when the distances between the<br />
substations are not altered. This may lead to either<br />
reduced transmission losses or allows for a reduction<br />
of the feeder cross sections lead<strong>in</strong>g to lighter and<br />
less expensive systems. Nevertheless, the reduction<br />
of cross sections is limited by the mechanical function<br />
of the contact wire as active counter-part of the<br />
pantograph. Accord<strong>in</strong>g to the system speed and the<br />
power transmission quality requested for the contact<br />
l<strong>in</strong>e to pantograph <strong>in</strong>terface the contact l<strong>in</strong>e is<br />
tensioned with forces of 10 to 30 kN per conductor.<br />
These tensile forces require certa<strong>in</strong> m<strong>in</strong>imum cross<br />
sections. Consequently, the reduction of feeder cross<br />
sections must ensure correct mechanical function of<br />
the contact l<strong>in</strong>e and needs to evaluate reduced material<br />
<strong>in</strong>vestment and reduced operational costs due<br />
to lower transmission losses.<br />
Switch<strong>in</strong>g equipment for contact l<strong>in</strong>es typically<br />
comprise of <strong>in</strong>sulators and active parts that separate<br />
Figure 3:<br />
High-speed circuit<br />
breaker for HVDC<br />
applications with parallel<br />
resonant circuit [2].<br />
675
Rail Power Supply Systems<br />
TABLE 3<br />
Characteristic values for the <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation<br />
of fixed <strong>in</strong>stallations for high-voltage DC<br />
accord<strong>in</strong>g to EN 50124-1 [7].<br />
U n<br />
kV<br />
U max2<br />
V<br />
U Nm<br />
(m<strong>in</strong>. U max1<br />
)<br />
V<br />
U Ni<br />
kV<br />
U a<br />
kV<br />
Arc<strong>in</strong>g<br />
distance<br />
mm<br />
3 kV 3 900 4 800 30 14 45<br />
4 kV 5 200 6 500 40 18,5 72<br />
6 kV 7 800 8 300 45 23 91<br />
12 kV 15 600 17 250 95 44 175<br />
U Ni<br />
for overvoltage category OV3; U a<br />
for fixed <strong>in</strong>stallations;<br />
arc<strong>in</strong>g distance for environmental conditions PD 4.<br />
live parts from earthed parts. Consequently, the<br />
<strong>in</strong>sulators of equipment for higher nom<strong>in</strong>al voltages<br />
need to be designed accord<strong>in</strong>g to the results of the<br />
<strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> section 3.3. The active<br />
parts need to be redesigned <strong>in</strong> a way that the adopted<br />
arc<strong>in</strong>g distances are adequate for the separation<br />
of high-voltage parts from earthed parts.<br />
3.3 Insulation co-ord<strong>in</strong>ation for substations<br />
and contact l<strong>in</strong>es<br />
The <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation for higher system voltages<br />
follows the standard process for railway equipment<br />
with standardised voltages as described <strong>in</strong> EN 50124-<br />
1 [8] for substation equipment and <strong>in</strong> EN 50119 [7]<br />
for contact l<strong>in</strong>es. This standard process considers the<br />
overvoltage category for the rated power frequency<br />
withstand voltage and the rated lightn<strong>in</strong>g impulse<br />
voltage. The environmental conditions are considered<br />
for the specific creepage distances.<br />
Table 3 shows the relevant values for the systems<br />
with 4 kV, 6 kV and 12 kV nom<strong>in</strong>al voltage described<br />
<strong>in</strong> Table 2 regard<strong>in</strong>g the deviations from the nom<strong>in</strong>al<br />
system voltage.<br />
Depend<strong>in</strong>g on the voltage step considered additional<br />
measures regard<strong>in</strong>g <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation<br />
and overvoltage protection might be applicable.<br />
A moderate step to 4 kV nom<strong>in</strong>al voltage may be<br />
possible without changes <strong>in</strong> the substation structure<br />
as shown <strong>in</strong> Figure 2. Higher DC voltages with different<br />
substation structures may request additional<br />
measures as described <strong>in</strong> IEC 60071-5 [10] for HVDC<br />
feeder stations.<br />
Although HVDC application have been part of the<br />
technical state of the art for some decades, there are<br />
still different sources and views how to adequately<br />
consider the effects of the constant polarity of the<br />
feeder voltages that form the electric load of the <strong>in</strong>sulators.<br />
Depend<strong>in</strong>g on material and environmental<br />
considerations, the specific creepage distances vary<br />
over a wide range as shown <strong>in</strong> Table 4.<br />
Tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account a moderate voltage raise to<br />
4 kV a redesign of <strong>in</strong>sulators might not be necessary,<br />
if the characteristics calculated accord<strong>in</strong>g to the relevant<br />
standards are fulfilled and the type tests with<br />
raised test<strong>in</strong>g voltages are passed accord<strong>in</strong>g to the<br />
type test<strong>in</strong>g standards.<br />
4 Impacts on roll<strong>in</strong>g stock<br />
4.1 Roll<strong>in</strong>g stock design<br />
Rais<strong>in</strong>g the system voltage affects roll<strong>in</strong>g stock design<br />
<strong>in</strong> two major aspects:<br />
• The rat<strong>in</strong>g values of the ma<strong>in</strong> components and<br />
• the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation as described <strong>in</strong><br />
section 4.2.<br />
The raised DC voltage <strong>in</strong>fluences all parts and ma<strong>in</strong><br />
components that are operated at contact l<strong>in</strong>e voltage.<br />
They can be grouped as:<br />
• roof equipment <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g pantograph<br />
• ma<strong>in</strong> switch<br />
• <strong>in</strong>put converter, if applicable<br />
• DC l<strong>in</strong>k and traction converter<br />
The ma<strong>in</strong> changes for the roof equipment refer to<br />
the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation consider<strong>in</strong>g the raised<br />
system voltage. Consequently the values calculated<br />
<strong>in</strong> 4.2 must be observed.<br />
TABLE 4<br />
Macroscopic environmental conditions and creepage distances.<br />
U n<br />
kV<br />
U Nm<br />
V<br />
Specific creepage<br />
distance PD 3<br />
mm/kV<br />
Specific creepage<br />
distance PD 4<br />
mm/kV<br />
Absolute creepage distance<br />
PD 3<br />
mm<br />
Absolute creepage<br />
distance PD 4<br />
mm<br />
3 kV 3 900 12,5 25 48,8 97,5<br />
4 kV 5 200 12,5 25 65,0 130,0<br />
6 kV 7 800 12,5 25 97,5 195,0<br />
12 kV 15 600 12,5 25 195,0 390,0<br />
U Nm<br />
is def<strong>in</strong>ed as U max2<br />
contrary to Table 3, where U Nm<br />
had to be chosen from the values listed <strong>in</strong> EN 50124-1 [7]. Environmental<br />
conditions PD 3 apply to <strong>in</strong>door <strong>in</strong>stallations, PD 4 to outdoor equipment and vehicle roofs. The specific and absolute creepage<br />
distances apply to <strong>in</strong>sulation material class I accord<strong>in</strong>g to EN 50124-1 [7].<br />
676 109 (2011) Heft 12
Rail Power Supply Systems<br />
For the ma<strong>in</strong> switch, <strong>in</strong> DC applications typically<br />
high-speed circuit breakers, the considerations described<br />
<strong>in</strong> 3.1 are applicable. Tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account<br />
the common value of about one ma<strong>in</strong> switch cycle<br />
per 100 km [14] the importance of reliable switch<strong>in</strong>g<br />
devices for high DC voltages for electric traction vehicles<br />
is even higher compared to substations, where<br />
an alternated structure may transfer all necessary<br />
switch<strong>in</strong>g cycles to the AC side of the substation.<br />
In [17] a locomotive ma<strong>in</strong> electric circuit was designed<br />
with a ma<strong>in</strong> switch based on the pr<strong>in</strong>ciple of a<br />
parallel resonant circuit as shown <strong>in</strong> Figure 3. The design<br />
presented <strong>in</strong> [18] does not conta<strong>in</strong> ma<strong>in</strong> switches<br />
on the locomotive. Depend<strong>in</strong>g on the structure of<br />
the railway network and the planned schedule, this<br />
may cause undue cuts <strong>in</strong> the system’s availability.<br />
For the converter built of power electric components<br />
and units three different technical approaches<br />
can be dist<strong>in</strong>guished:<br />
• Directly fed DC l<strong>in</strong>k B6-bridge,<br />
• <strong>in</strong>put high-voltage DC chopper feed<strong>in</strong>g a DC l<strong>in</strong>k<br />
at common voltage level for traction <strong>in</strong>verters and<br />
• <strong>in</strong>put converter <strong>in</strong> multi-level technology comparable<br />
to receiv<strong>in</strong>g sides of HVDC connections<br />
followed by a medium-frequency transformer and<br />
standard locomotive traction equipment consist<strong>in</strong>g<br />
of four quadrant choppers and traction <strong>in</strong>verters.<br />
This may result <strong>in</strong> EMU designs with separated traction<br />
units and passenger trailers like the German ICE<br />
1 and ICE 2 or the TGV generations <strong>in</strong> France [2].<br />
4.2 Insulation co-ord<strong>in</strong>ation for roll<strong>in</strong>g stock<br />
The <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation for roll<strong>in</strong>g stock follows<br />
the same pr<strong>in</strong>ciples as the process for fixed <strong>in</strong>stallations.<br />
The general process is described <strong>in</strong> EN 50124-<br />
1 [8], additional remarks concern<strong>in</strong>g roll<strong>in</strong>g stock<br />
are described <strong>in</strong> EN 50153 [9]. Depend<strong>in</strong>g on the<br />
location of the overvoltage protection devices, e. g.<br />
surge arresters, the overvoltage category OV3 or<br />
OV4 can be assigned for each component. The location<br />
of the component on the roof or <strong>in</strong> the mach<strong>in</strong>e<br />
compartment and the project specific environment<br />
characteristics determ<strong>in</strong>e the macroscopic environmental<br />
conditions PD 3, PD 4 or higher.<br />
Figure 4:<br />
Locomotive ma<strong>in</strong> circuit<br />
designs for high DC<br />
voltages [2].<br />
Moderate raises of DC system voltages may be accommodated<br />
by state of the art power IGBTs used at<br />
traction <strong>in</strong>verters. These <strong>in</strong>verters typically consist of<br />
only one IGBT per valve and may be used <strong>in</strong> directly<br />
fed DC l<strong>in</strong>k traction applications for system voltages<br />
up to 3 kV. Modern power electronic devices such as<br />
IGBTs and IGCTs have reverse voltages of about 6,5 up<br />
to 10 kV and may be used <strong>in</strong> s<strong>in</strong>gle or serial connection<br />
of two power electronic devices per valve. The other<br />
two options us<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>put dc chopper or an <strong>in</strong>put<br />
high-voltage converter are illustrated <strong>in</strong> Figure 4.<br />
The strengthened electric characteristics, especially<br />
ris<strong>in</strong>g values for clearances and creepage<br />
distances, may have effects on the mechanic design<br />
as well. In high-voltage AC systems these clearances<br />
are achieved by either raised nom<strong>in</strong>al contact wire<br />
heights or roof lower<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> the pantograph section<br />
and high-voltage compartment [19].<br />
The described approaches apply to the ma<strong>in</strong> circuits<br />
of any high-voltage DC roll<strong>in</strong>g stock for electric<br />
traction. Depend<strong>in</strong>g on the voltage step envisaged,<br />
some further considerations may be necessary for<br />
electric multiple units (EMU). The roof height <strong>in</strong> the<br />
vehicle compartments has to comply with standardised<br />
values. If these values cannot be kept, sections<br />
without passenger access need to be def<strong>in</strong>ed. In<br />
these section roof lower<strong>in</strong>gs can be realised to accommodate<br />
the high-voltage equipment. This can<br />
be a significant draw-back for high-voltage EMU<br />
with traction equipment split on several coaches.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
677
Rail Power Supply Systems<br />
For overvoltage category OV3 and environmental<br />
conditions PD 4 Table 5 conta<strong>in</strong>s values for rated<br />
impulse voltage U Ni<br />
, rated power frequency withstand<br />
voltage U a<br />
and the m<strong>in</strong>imum arc<strong>in</strong>g distance.<br />
In comparison with Table 3 for fixed <strong>in</strong>stallations the<br />
standard EN 50124-1 [8] requires significantly lower<br />
values for roll<strong>in</strong>g stock for the same system voltages.<br />
The correspond<strong>in</strong>g creepage distances can be taken<br />
from Table 4, as they do not differ between fixed<br />
<strong>in</strong>stallations and roll<strong>in</strong>g stock.<br />
5 Migration strategies<br />
As described <strong>in</strong> the previous chapters, rais<strong>in</strong>g the<br />
nom<strong>in</strong>al voltage of an electric railway DC system<br />
effects both ma<strong>in</strong> subsystems: power supply and<br />
roll<strong>in</strong>g stock. Hence no subsystem can be changed<br />
<strong>in</strong>dependently from the other. A further drawback for<br />
a change of the system voltage is the relatively long<br />
mean utilisation period for railway equipment rang<strong>in</strong>g<br />
from at least 15 years for roll<strong>in</strong>g stock up to more<br />
than five decades for substations and contact l<strong>in</strong>es.<br />
Consequently a migration strategy needs to be set<br />
up tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account the age of the exist<strong>in</strong>g equipment<br />
and the scheduled refurbishments and <strong>in</strong>vestment<br />
projects as well as the size and development<br />
strategy of the electric railway network <strong>in</strong> question.<br />
At least two major migration strategies can be<br />
highlighted:<br />
• Small voltage step <strong>in</strong> a relatively big electrified<br />
railway network with different generations of roll<strong>in</strong>g<br />
stock and power supply equipment and<br />
• large voltage step <strong>in</strong> a so far small electrified<br />
railway network but with a significant growth<br />
planned for the next years and decades<br />
The first migration strategy demands a long-term plan<br />
to adapt all roll<strong>in</strong>g stock and substations with each refurbishment<br />
and modernisation. For this adaption period<br />
all equipment needs to be designed to cope with<br />
the exist<strong>in</strong>g and the raised system voltage planned for<br />
the future. At the end of the renovation cycle, that may<br />
take about 10 years, the system voltage can be f<strong>in</strong>ally<br />
TABLE 5<br />
Characteristic values for the <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation<br />
of roll<strong>in</strong>g stock for high-voltage DC accord<strong>in</strong>g to<br />
EN 50124-1 [6].<br />
U n<br />
kV<br />
U max2<br />
V<br />
U Nm<br />
(m<strong>in</strong>.<br />
tU max1<br />
)<br />
V<br />
U Ni<br />
kV<br />
U a<br />
kV<br />
Arc<strong>in</strong>g distance<br />
mm<br />
3 kV 3 900 4 800 25 11,6 45<br />
4 kV 5 200 6 500 30 15 54<br />
6 kV 7 800 8 300 35 17 72<br />
12 kV 15 600 17 250 75 34,5 135<br />
U Ni<br />
for overvoltage category OV3; U a<br />
for roll<strong>in</strong>g stock; arc<strong>in</strong>g<br />
distance for environmental conditions PD 4.<br />
changed to the raised level. The duration of this period<br />
highly depends on the voltage step planned f<strong>in</strong>ally.<br />
As described <strong>in</strong> EN 50124-1 [8] power supply<br />
equipment and the <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation for this<br />
equipment often considers certa<strong>in</strong> risk off-sets and<br />
decision marg<strong>in</strong>s. These marg<strong>in</strong>s may be used to raise<br />
the system voltage without a redesign of the stationary<br />
equipment. This would significantly reduce system<br />
migration <strong>in</strong>vestment <strong>in</strong> this strategy. Nevertheless,<br />
this migration strategy demands a long-term <strong>in</strong>vestment<br />
<strong>in</strong> equipment whereas the beneficial effects of<br />
the raised system voltage cannot be realised before<br />
the end of the process. Examples for this migration<br />
can be found <strong>in</strong> several public tramway networks, for<br />
example <strong>in</strong> Nuremberg and Leipzig, where the nom<strong>in</strong>al<br />
voltage is to be raised from 600 V to 750 V.<br />
The second migration strategy is applicable for<br />
higher voltage steps and features high-voltage<br />
equipment and operation for all new railway l<strong>in</strong>es<br />
and network parts set <strong>in</strong>to operation <strong>in</strong> the country<br />
that decides for a raised DC voltage. Under certa<strong>in</strong><br />
circumstances dual-system roll<strong>in</strong>g stock might be<br />
advisable to allow for an unrestricted service of the<br />
roll<strong>in</strong>g stock <strong>in</strong> the whole network. Depend<strong>in</strong>g on<br />
the length and capacity of the railway network electrified<br />
at the lower voltage a change l<strong>in</strong>e by l<strong>in</strong>e or a<br />
long-term co-existence of both systems might be feasible.<br />
In contrast to the other migration strategy the<br />
operator will benefit from the raised system voltage<br />
right from the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g of the migration. Nevertheless,<br />
especially this strategy needs to consider, that<br />
the high DC voltages of 6 kV and higher demand a<br />
significant effort <strong>in</strong> research and development. Some<br />
of these aspects of migration apply as well to the<br />
change from DC supply systems to AC systems. Such<br />
a change is under discussion for the Netherlands’<br />
state railway, where a raise of the system voltage<br />
from DC 1,5 kV to AC 25 kV is planned [23].<br />
References<br />
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Basics and system design. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), Vol. 6, pp. 271–275.<br />
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die Teilsysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong> bei Nennspannungen<br />
über 25 kV AC und 3 kV DC. Technische<br />
Universität Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“, Dissertation, 2010 (Zugl.: Shaker Verlag,<br />
Aachen, 2010).<br />
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voltages of traction systems.<br />
[5] EN 50124-2: 2001-03: Railway applications – Insulation<br />
coord<strong>in</strong>ation – Part 2: Overvoltages and related<br />
protection.<br />
[6] EN 50122-1: 2011-01: Railway applications – Fixed<br />
<strong>in</strong>stallations – Part 1: Protective provisions relat<strong>in</strong>g to<br />
electrical safety and earth<strong>in</strong>g.<br />
678 109 (2011) Heft 12
Rail Power Supply Systems<br />
[7] EN 50119: 2009-09: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
- Electric traction overhead contact l<strong>in</strong>es.<br />
[8] EN 50124-1: 2001-03: Railway applications – Insulation<br />
coord<strong>in</strong>ation – Part 1: Basic requirements – Clearances<br />
and creepage distances for all electrical and<br />
electronic equipment.<br />
[9] EN 50153: 2002-06: Railway applications – Roll<strong>in</strong>g stock<br />
– Protective provisions relat<strong>in</strong>g to electrical hazards.<br />
[10] IEC 60071-5: 2002-06: Insulation co-ord<strong>in</strong>ation – Part<br />
5: Procedures for high-voltage direct current (HVDC)<br />
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[11] EN 50123: 2003-02: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
– D.C. switchgear – Part 1.3.<br />
[12] EN 50328: 2003-03: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
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[13] EN 50329:2003-03: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />
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Energy. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), Vol. 4–5,<br />
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Transmission –Proven Technology for Power Exchange.<br />
Siemens AG, Power Transmission and Distribution,<br />
Erlangen, 2008.<br />
[17] Wang, C.: Stromrichter-System für Traktion mit hoher<br />
Gleichspannung an der Fahrleitung. Technische<br />
Hochschule Darmstadt, Fachbereich 17 – <strong>Elektrische</strong><br />
Energietechnik, Darmstadt, Dissertation, 1995.<br />
[18] Leander, P.; Östlund, S.: A Concept for an HVDC Traction<br />
System. In: IEE – Institution of Electrical Eng<strong>in</strong>eers<br />
[Editor], International Conference on Ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e Railway<br />
Electrification, Conference Publication No. 312, London,<br />
1989, pp. 169–173.<br />
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mit hohen Spannungen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107<br />
(2009), Vol. 4-5, pp. 192–198.<br />
[20] Kornienko, V., et al.: Elektrifikatsija Shelesnich Dorog,<br />
Mirovnie Tendentsii i Perspektivi – Analititscheskii Obsor.<br />
Transport Ukra<strong>in</strong>i, 2004. (Title: The Electrification<br />
of Railways, International Trends and Perspectives –<br />
Analytical Overview.)<br />
[21] Mayer, L.: Valutazione della fattibilità di un sistema di<br />
trazione elettrica a 12 kV corrente cont<strong>in</strong>ua. In: Ingegneria<br />
ferroviaria – Rivista dei Trasporti 43 (1988), Vol.5,<br />
pp. 271–275. (Title: Evaluation of the feasibilty of a<br />
12 kV DC traction power system.)<br />
[22] Kurbasow, S.: Optimales System der Elektrotraktion. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), Vol. 10, pp. 390–393.<br />
[23] Railway Technology.com (Editor): Netherlands National<br />
Re-Electrification, www.railway-technology.<br />
com/projects/netherlands/<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. (PhD) Michael Lehmann<br />
(31), studied Transport Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
at Dresden University of Technology<br />
specialis<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Plann<strong>in</strong>g and Operat<strong>in</strong>g<br />
of Electrical Transportation Systems.<br />
From 2006 to 2009 he was a Siemens<br />
AG doctorate stipendiate at Dresden<br />
University of Technology, Chair for<br />
Electric Railways, <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g high<br />
voltage railways. S<strong>in</strong>ce 2009 he has<br />
been with Siemens AG as specialist for<br />
AC and DC railway electrification and<br />
research projects.<br />
Address: Siemens AG, IC MOL TI IMS,<br />
Mozartstr. 33 B, 91052, Erlangen,<br />
Germany;<br />
phone: +49 9131 7-23617,<br />
fax: +49 9131 828-23617;<br />
e-mail:<br />
lehmann.michael@siemens.com<br />
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109 (2011) Heft 12<br />
679
Sicherheit<br />
Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />
Erdung im Katzenbergtunnel – Teil 2<br />
Dirk Behrends, Berl<strong>in</strong>; Christian Fischer, Halle an der Saale<br />
Durch die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität für das Teilsystem Energie und die<br />
Revision der Normreihe EN 50122 s<strong>in</strong>d derzeit vier Regelwerke für <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung<br />
und Rückleitung bei der Planung, bei der Ausführung, der Prüfung der EG-Konformität und der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
anzuwenden. Die Wirksamkeit der Erdung des Katzenbergtunnels der Neubaustrecke<br />
Karlsruhe – Basel wurde für diese Vorgaben nachgewiesen, wofür e<strong>in</strong> Berechnungsverfahren entwickelt<br />
wurde.<br />
ANALYSIS IN ACCORDANCE WITH EN 50122-1 − EARTHING AT TUNNEL KATZENBERG − PART 2<br />
After issu<strong>in</strong>g of technical specifications of <strong>in</strong>teroperability for the Energy subsystem and the revision<br />
of standard series EN 50122 four specifications for electric safety, earth<strong>in</strong>g und current return need to<br />
be obeyed when plann<strong>in</strong>g, implement<strong>in</strong>g, check<strong>in</strong>g EC conformity and commission<strong>in</strong>g railway <strong>in</strong>stallations.<br />
The effectiveness of earth<strong>in</strong>g of the tunnel Katzenberg of the new high-speed l<strong>in</strong>e Karlsruhe<br />
– Basel was verified for these stipulations us<strong>in</strong>g a newly developed calculation procedure.<br />
ANALYSE DE CAS EN CONFORMITÉ AVEC LA NORME EN 50122-1 − MISE À LA TERRE DU TUNNEL DE<br />
KATZENBERG – PARTIE 2<br />
Comme suite à la parution des spécifications techniques d’<strong>in</strong>teropérabilité du sous système énergie<br />
et de la révision de la série de normes EN 50122, quatre spécifications associées à la sécurité électrique,<br />
à la mise à la terre et au retour du courant de traction doivent être respectées lors de la planification,<br />
la réalisation, la vérification de conformité CE a<strong>in</strong>si que la mise en service des <strong>in</strong>stallations<br />
ferroviaires. L’efficacité de la mise à la terre du tunnel de Katzenberg de la nouvelle ligne à grande<br />
vitesse Karlsruhe – Bâle a été vérifiée vis-à-vis de ces exigences en utilisant une nouvelle procédure<br />
de calcul.<br />
4.3 Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse<br />
4.3.1 Grundlagendaten<br />
Bild 5:<br />
Berechnungsgrundlagen mit Streckendaten, Streckenabschnitt Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen.<br />
blau Zugstrom i Z<br />
<strong>in</strong> A je Zug<br />
grün mittlerer spezifischer Bodenwiderstand <strong>in</strong> Ωm<br />
rot Kurzschlussstrom I“ K<br />
<strong>in</strong> kA<br />
IRML Uw Müllheim<br />
IRHL Uw Halt<strong>in</strong>gen<br />
Die Berechnungsgrundlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 5 grafisch<br />
aufbereitet. E<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d hier mittlere spezifische<br />
Bodenwiderstände aus Messungen für die Streckenbereiche<br />
und aus der geoelektrischen Abschätzung für<br />
den Tunnelbereich. Charakteristisch s<strong>in</strong>d relativ niedrige<br />
Bodenwiderstände von teilweise unter 100 Ωm<br />
im NBS-Bereich um Schliengen, etwas höhere Bodenwiderstände<br />
im NBS-Bereich um Eimeld<strong>in</strong>gen sowie<br />
deutlich höhere Bodenwiderstände <strong>in</strong> den derzeitigen<br />
Bestandsbereichen Müllheim und Halt<strong>in</strong>gen. Die sehr<br />
hohen, aus Messungen aller Masterdungswiderstände<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich ermittelten wirksamen Bodenwiderstände<br />
im Bereich e<strong>in</strong>er aus Gründen des Tr<strong>in</strong>kwasserschutzes<br />
unterhalb des Streckenplanums e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>auten<br />
Kunststoffdichtungsbahn (KDB) zwischen Katzenbergtunnel<br />
und Eimeld<strong>in</strong>gen führten bereits vorab zu der<br />
Entscheidung, dort Rückleiterseile aufzulegen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die örtlichen Kurzschlussströme<br />
sowie e<strong>in</strong>e der beiden Zugstromvorgaben, <strong>in</strong> diesem<br />
Fall die ursprünglich vorgesehenen 900 A je Zug,<br />
dargestellt.<br />
680 109 (2011) Heft 12
Sicherheit<br />
TABELLE 1<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für die Gesamtstrecke.<br />
Berechnungsvariante Bild G <strong>in</strong> S G m<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> S G‘ <strong>in</strong> S/km G‘ m<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> S/km<br />
Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 900 A je Zug,<br />
Tunnel mit mittleren Geste<strong>in</strong>swiderständen<br />
Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 900 A je Zug,<br />
Tunnel mit maximalen Geste<strong>in</strong>swiderständen<br />
Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 900 A je Zug, Tunnel mit maximalen Geste<strong>in</strong>swiderständen,<br />
Rückleiterseile Tunnel bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder KDB<br />
Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 1 500 A je Zug, Tunnel mit maximalen Geste<strong>in</strong>swider<br />
ständen, Rückleiterseile Tunnel bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder KDB<br />
6 29,850 18,848 1,254 0,792<br />
7 26,683 18,848 1,121 0,792<br />
8 26,923 15,135 1,131 0,636<br />
26,923 24,990 1,131 1,050<br />
Endausbau – 900 A je Zug 10 32,525 15,135 1,367 0,636<br />
Endausbau – 1 500 A je Zug 11 32,525 24,990 1,367 1,050<br />
4.3.2 Bewertung des zu zertifizierenden<br />
Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustands<br />
Zu bewerten war der für Ende 2012 vorgesehene<br />
Zustand bei Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Tunnels und der<br />
daran nördlich bis Schliengen und südlich bis Eimeld<strong>in</strong>gen<br />
anschließenden Streckenbereiche. Die<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse s<strong>in</strong>d numerisch <strong>in</strong> Tabelle 1 und grafisch<br />
im Bild 6 dargestellt.<br />
Auf die Gesamtstrecke bezogen ist die Ableitung<br />
ausreichend, wobei <strong>in</strong> den Bestandsbereichen, letztlich<br />
wegen des dort anzutreffenden höheren Bodenwiderstands<br />
und des Vorhandense<strong>in</strong>s von klassischen<br />
Mastfundamenten ohne Rammpfähle, die<br />
erforderliche örtliche Ableitung nicht erreicht wird.<br />
Im KDB-Bereich wird die erforderliche Ableitung<br />
trotz Rückleiterseilen nicht erreicht. Die grafische<br />
Darstellung kann dah<strong>in</strong>gehend <strong>in</strong>terpretiert werden,<br />
dass <strong>in</strong> den Bereichen, <strong>in</strong> denen die durchgehende<br />
L<strong>in</strong>ie für den Istwert über der gleichfarbigen<br />
gestrichelten L<strong>in</strong>ie für die Vorgabe liegt, ke<strong>in</strong>e<br />
weiteren ableitungsverbessernden Maßnahmen erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d. Die erzielte Ableitung (blau) und<br />
der Ableitungsbelag (rot) s<strong>in</strong>d also besser als die<br />
M<strong>in</strong>destvorgabe.<br />
Aus der grafischen Darstellung und den Berechnungserg<strong>eb</strong>nissen<br />
für den KDB-Bereich kann<br />
man entnehmen, dass e<strong>in</strong> zusätzlicher Erder mit<br />
m<strong>in</strong>destens 0,24 S Ableitung den örtlichen Ableitungsbelag<br />
formal <strong>in</strong> den gewünschten Bereich<br />
br<strong>in</strong>gen würde. Falls es trotz der mit rund 0,8 km<br />
relativ ger<strong>in</strong>gfügigen Ausdehnung dieses Bereiches<br />
und des bereits an anderer Stelle geführten Nachweises,<br />
dass Berührungsspannungen <strong>in</strong>nerhalb des<br />
relevanten Bereiches regelmäßig nicht auftreten<br />
können, für notwendig erachtet werden sollte,<br />
kann man Tiefenerder <strong>in</strong> den gewachsenen Boden<br />
setzen und/oder die Fundamenterderwirkung e<strong>in</strong>er<br />
im Bereich gelegenen neuen Straßenüberführung<br />
untersuchen.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Die mit Mittelwerten der Bodenwiderstände<br />
im Tunnelbereich durchgeführte Berechnung bestätigt<br />
im Übrigen die se<strong>in</strong>erzeit für das Erreichen<br />
des Ableitbelages des Katzenbergtunnels getroffenen<br />
Vorgaben. Im Tunnelbereich gibt es jedoch<br />
die im Abschnitt 4.2 erörterte Unwägbarkeit der<br />
Leitfähigkeit der Verpressung der Tiefenerder. Beispielhaft<br />
wurde daher e<strong>in</strong>e Berechnung mit den<br />
abgeschätzten oberen Grenzwerten der spezifischen<br />
Geste<strong>in</strong>swiderstände durchgeführt, die e<strong>in</strong>e<br />
grundsätzlich schlechtere Ableitung der Tiefener-<br />
Bild 6:<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für den zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand, Streckenabschnitt<br />
Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen; Mittelwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich.<br />
blau<br />
Ableitung G <strong>in</strong> S<br />
rot<br />
Ableitungsbelag G‘ <strong>in</strong> S/km<br />
durchgehende L<strong>in</strong>ie Istwert<br />
gestrichelte L<strong>in</strong>ie M<strong>in</strong>dest-Sollwert<br />
IRML<br />
Uw Müllheim<br />
IRHL<br />
Uw Halt<strong>in</strong>gen<br />
681
Sicherheit<br />
der abbildet. Die Erg<strong>eb</strong>nisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 1 und<br />
Bild 7 enthalten.<br />
Auf die Gesamtstrecke bezogen ist die Ableitung<br />
immer noch ausreichend, wobei für den KDB-<br />
Bereich sowie die Bestandsbereiche die bei der<br />
Berechnung mit Mittelwerten getroffenen Aussagen<br />
analog gelten. Im Tunnelbereich ist bei dieser<br />
Berechnungsvariante aber e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>gfügige<br />
Unterschreitung der Vorgabewerte zu verzeichnen.<br />
Bild 7:<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand; Streckenabschnitt<br />
Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, obere Grenzwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich.<br />
Man kann annehmen, dass auch für Tunnel die<br />
günstige Wirkung der Rückleiterseile gilt. Somit<br />
muss nur 0,56 S/km Ableitungsbelag und mith<strong>in</strong><br />
5,26 S Ableitung erreicht werden. Rechnerisch s<strong>in</strong>d<br />
damit sowohl der Tunnel als auch die Gesamtstrecke<br />
reichlich im zulässigen Ableitungsbereich.<br />
Alternativ könnte man die für den Tunnelbereich<br />
formal fehlende Ableitung von gut 0,5 S auch durch<br />
zusätzliche künstliche Erder an den Tunnelportalen<br />
herstellen. In e<strong>in</strong>er Fachdiskussion wurde diese Anregung<br />
aufgenommen und festgelegt, die die Böschung<br />
sichernden Spritzbetonwände <strong>in</strong> die Bahn erdung e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Hiermit können zum<strong>in</strong>dest potenzialsteuernde<br />
Effekte erzielt werden. An beiden Portalen sollen<br />
darüber h<strong>in</strong>aus die Blitzschutzerdungen der EEA-Trafostationen<br />
<strong>in</strong> die Bahnerdung e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Die tatsächliche Ableitung der vorhandenen Tiefenerder<br />
e<strong>in</strong>schließlich ihrer Verpressung <strong>in</strong> den<br />
Querschlägen ist dessen ungeachtet auf diesem<br />
Wege nicht seriös bestimmt. Es wird empfohlen, die<br />
Berührungsspannungen bei Betri<strong>eb</strong>sströmen, mith<strong>in</strong><br />
nach Inbetri<strong>eb</strong>nahme, zu messen.<br />
Es wird angeregt, als grundsätzliche Absicherung<br />
die aus dem Tunnel kommenden Rückleiterseile auch<br />
<strong>in</strong> den unmittelbar angrenzenden Streckenbereichen<br />
mit relativ hoher Ableitung aufzulegen, um im Portalbereich<br />
zu befürchtende unzulässige Berührungsspannungen<br />
zu vermeiden. In e<strong>in</strong>er Fachdiskussion<br />
wurde diese Anregung aufgegriffen und festgelegt,<br />
dass – auch wegen der dort tendenziell höheren Bodenwiderstände<br />
– <strong>in</strong> den südlichen Bereichen, mith<strong>in</strong><br />
vom Tunnel bis zum Unterwerk Halt<strong>in</strong>gen, durchgängig<br />
Rückleiterseile aufzulegen s<strong>in</strong>d. Zum Zeitpunkt<br />
dieser Festlegung war auch schon entschieden, im<br />
KDB-Bereich zwei Tiefenerder zu errichten, um dort<br />
die formal fehlende Ableitung zu kompensieren.<br />
Unter Berücksichtigung dieser Festlegungen<br />
und ohne die zunächst nicht quantifizierbaren<br />
Maßnahmen an den Tunnelportalen erhält man<br />
die <strong>in</strong> Tabelle 1 und Bild 8 dargestellten, im zu<br />
zertifizierenden Bereich durchgehend zulässigen<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />
4.3.3 Berechnungen des Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustands<br />
mit Zugstrom 1 500 A<br />
Bild 8:<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand; Streckenabschnitt<br />
Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, obere Grenzwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich, Rückleiterseile<br />
im Tunnel und bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder im KDB-Bereich, 900 A je Zug.<br />
Legende wie Bild 6<br />
Unabhängig davon, dass das e<strong>in</strong>e Reihe weiterer<br />
Konsequenzen für Nachrüstungen an bereits fertig<br />
gestellten Anlagen hat, wurden auf Basis der Variante<br />
nach Abschnitt 4.3.2 Berechnungen für 1500 A<br />
Zugstrom vorgenommen. Die Erg<strong>eb</strong>nisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Tabelle 1 und Bild 9 ersichtlich.<br />
Der hohe Zugstrom erfordert richtl<strong>in</strong>iengemäß<br />
zunächst mit 1,5 S/km nahezu den doppelten Ableitungsbelag.<br />
Legt man gemäß Richtl<strong>in</strong>ie 997.0222<br />
durchgehend Rückleiterseile auf, müssen immer<br />
noch 1,05 S/km erreicht werden. Dieser Wert kann<br />
682 109 (2011) Heft 12
Sicherheit<br />
für die Gesamtstrecke nicht mehr e<strong>in</strong>gehalten werden,<br />
er wird auch auf der zu zertifizierenden Teilstrecke<br />
im Bereich des Tunnels und im KDB-Bereich<br />
örtlich unterschritten.<br />
4.3.4 Bewertung des Endausbauzustandes<br />
Für den Endausbau wird angenommen, dass die<br />
verbleibenden Streckenbereiche Müllheim – Schliengen<br />
sowie Halt<strong>in</strong>gen viergleisig ausg<strong>eb</strong>aut werden,<br />
wobei m<strong>in</strong>destens der Neubau des dritten und<br />
vierten Gleises mit W14K-Oberbau und Rammpfahlgründungen<br />
mit noch e<strong>in</strong>mal gleicher Mastanzahl<br />
wie auf der bisher zweigleisig ausg<strong>eb</strong>auten Strecke<br />
ausgeführt wird. Für die anderen Streckenabschnitte<br />
wird der Ausbauzustand der letzten Variante des Abschnittes<br />
4.3.2 angenommen.<br />
Die Berechnungen sollten nunmehr für 900 A und<br />
1 500 A je Zug vorgenommen werden. Die Kurzschlussstromvorgaben<br />
ändern sich zunächst nicht.<br />
Im Zuge der Berechnung für 900 A je Zug zeigte<br />
sich übrigens, dass wegen der dort anzutreffenden<br />
hohen Bodenwiderstände im Bereich Halt<strong>in</strong>gen<br />
zw<strong>in</strong>gend Rückleiterseile aufzulegen s<strong>in</strong>d, um auch<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich die M<strong>in</strong>destableitung gewährleisten<br />
zu können, wenn man nicht zusätzliche<br />
Bauwerkserder berücksichtigen will. In den anderen<br />
vom Umbau betroffenen Bereichen s<strong>in</strong>d bei 900 A<br />
Zugstrom ke<strong>in</strong>e weiteren Maßnahmen erforderlich.<br />
Die dann <strong>in</strong> allen Bereichen zulässigen Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse<br />
zeigen Tabelle 1 und Bild 10.<br />
Für 1 500 A Zugstrom erg<strong>eb</strong>en sich die <strong>in</strong> Tabelle 1<br />
und Bild 11 dargestellten, lediglich für die Gesamtstrecke,<br />
nicht jedoch <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelbereichen<br />
zulässigen Resultate im Endausbauzustand. S<strong>in</strong>ngemäß<br />
gelten zunächst die gleichen Aussagen wie<br />
im Abschnitt 4.3.3. Das war für die <strong>in</strong> der dortigen<br />
Betrachtung bereits neu- oder ausg<strong>eb</strong>auten Bereiche<br />
auch so zu erwarten.<br />
In den beiden nunmehr ausg<strong>eb</strong>auten Bereichen<br />
Müllheim – Auggen und Halt<strong>in</strong>gen werden<br />
die M<strong>in</strong>destableitungen jedoch <strong>eb</strong>enfalls nicht erreicht.<br />
Überschlägige Berechnungen ergaben, dass<br />
zum<strong>in</strong>dest im Bereich Halt<strong>in</strong>gen der E<strong>in</strong>satz von<br />
zusätzlichen Tiefen- oder Banderdern erforderlich<br />
werden kann. Lediglich im Abschnitt Müllheim<br />
– Auggen würden zulässige Ableitungen ohne<br />
weitere Maßnahmen gewährleistet werden, wenn<br />
durchgehend, also bei allen vier Gleisen, Rammpfahlgründungen<br />
realisiert würden, wie weitere<br />
Berechnungen zeigen.<br />
Bei der Planung des weiteren Ausbaus der hier<br />
betrachteten Streckenbereiche sollten die Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse<br />
berücksichtigt und die dann<br />
projektierten, geg<strong>eb</strong>enenfalls zusätzlichen Maßnahmen<br />
zur E<strong>in</strong>haltung der zulässigen Berührungsspannungen<br />
erneut zum<strong>in</strong>dest rechnerisch geprüft<br />
werden.<br />
Das erarbeitete Excel-Berechnungsverfahren steht<br />
natürlich auch für die Bewertung anderer Strecken<br />
zur Verfügung und kann bei Bedarf um weitere ob-<br />
Bild 9:<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand; Streckenabschnitt<br />
Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, obere Grenzwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich, Rückleiterseile<br />
im Tunnel und bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder im KDB-Bereich, 1 500 A je Zug.<br />
L<strong>eb</strong>ende wie Bild 6<br />
5 Ausblick<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Bild 10:<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für Endausbau; Streckenabschnitt Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, 900 A je Zug.<br />
Legende wie Bild 6<br />
683
Sicherheit<br />
Bild 11:<br />
Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für Endausbau;<br />
Streckenabschnitt Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen,<br />
1 500 A je Zug.Legende wie Bild 6<br />
jektspezifische Berechnungsalgorithmen, beispielsweise<br />
für andere Tunnelbauformen, ergänzt und<br />
weiter automatisiert werden. Es kann auch geänder-<br />
te Vorgaben abbilden, die sich aus der Überarbeitung<br />
der zugrunde liegenden Normen und Richtl<strong>in</strong>ien<br />
erg<strong>eb</strong>en können.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends (53),<br />
Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />
der Deutschen Reichsbahn. Bis 1991<br />
Studium Ingenieurschule für Verkehrstechnik<br />
Dresden und Humboldt<br />
Universität Berl<strong>in</strong>, 1983 bis 1991 verschiedene<br />
Tätigkeiten Hauptverwaltung<br />
Masch<strong>in</strong>enwirtschaft/Abteilung<br />
<strong>Elektrische</strong> Zugförderung DR, 1992<br />
bis 1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Hauptabteilung Elektrotechnik<br />
der DB, seit 1995 verschiedene<br />
Tätigkeiten EBA, seit 2000 Systembereichsleiter<br />
Energieversorgung.<br />
Adresse: EISENBAHN-CERT beim<br />
Eisenbahn-Bundesamt,<br />
Steglitzer Damm 117 , 12169 Berl<strong>in</strong>,<br />
<strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 30 77007-370, Fax: -5370;<br />
E-Mail: behrendsd@<strong>eb</strong>a.bund.de<br />
Dr.-Ing. Christian Fischer (55),<br />
Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />
der Deutschen Reichsbahn. Bis 1983<br />
Studium und Aspirantur an der Hochschule<br />
für Verkehrswesen „Friedrich<br />
List“ Dresden, Fachrichtung Verkehrselektrotechnik/<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>,<br />
1979 bis 1980 Projektierungs<strong>in</strong>genieur<br />
beim Entwurfs- und Vermessungsbetri<strong>eb</strong><br />
der Deutschen Reichsbahn;<br />
bis 1992 zunächst Entwicklungs<strong>in</strong>genieur,<br />
später Abteilungsleiter für<br />
Versuche und Messungen bei der<br />
Zentralstelle Elektrotechnik der Deutschen<br />
Reichsbahn (vormals Institut<br />
für Eisenbahnwesen) <strong>in</strong> Halle an der<br />
Saale. Seit 1991 Komplementär und<br />
Geschäftsführer der NET-TREND<br />
Fischer & Partner; seit 1999 Gutachter<br />
des Eisenbahn-Bundesamtes für<br />
elektrotechnische Anlagen.<br />
Adresse: NET-TREND Fischer &<br />
Partner KG, Hordorfer Str. 7,<br />
06112 Halle, <strong>Deutschland</strong>;<br />
Fon: +49 345 29247-10, Fax: -22;<br />
E-Mail: fischer@fupkg.de<br />
684 109 (2011) Heft 12
Heute schon Know-how geshoppt?
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Neues im DB-Fernverkehrsfahrplan<br />
Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember<br />
2011 verbessert die DB ihren Fernverkehr<br />
mit kürzeren Reisezeiten, zusätzlichen<br />
Halten, verbesserten Anschlüssen und<br />
neuen Direktverb<strong>in</strong>dungen. Dazu werden<br />
ausgewählte Beispiele genannt.<br />
Die durchgehend fertigen Schnellfahrgleise<br />
zwischen München und Augsburg<br />
(<strong>eb</strong> 9/2011) werden mit Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
befahren, was die Reisezeit<br />
von München nach Augsburg, Stuttgart,<br />
Mannheim und Karlsruhe um vier bis<br />
sechs M<strong>in</strong>uten verkürzt. Zusätzliche<br />
ICE-Direktverb<strong>in</strong>dungen wird es montags<br />
bis freitags von München über Nürnberg<br />
– Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) – Köln Messe/<br />
Deutz – Düsseldorf nach Essen g<strong>eb</strong>en<br />
und am Wochenenden e<strong>in</strong>e neue ICE-<br />
Verb<strong>in</strong>dung zwischen Passau – Plattl<strong>in</strong>g<br />
– Regensburg – Leipzig – Berl<strong>in</strong>. Gießen<br />
und Marburg bekommen wochentags<br />
e<strong>in</strong> direktes IC-Paar nach und von Berl<strong>in</strong>;<br />
Speyer, Germersheim und Schifferstadt<br />
bekommen erstmals e<strong>in</strong>e direkte<br />
IC-Verb<strong>in</strong>dung morgens nach Frankfurt<br />
(Ma<strong>in</strong>) und abends zurück. Nicht mitgeteilt<br />
wird allerd<strong>in</strong>gs, dass das IC-Ang<strong>eb</strong>ot<br />
zwischen Saarbrücken und Mannheim<br />
weiter ausgedünnt wird.<br />
Ab Ende März 2012 wird <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit der SNCF e<strong>in</strong>e Direktverb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und Marseille<br />
mit 7 3 / 4 h Reisezeit über Mannheim,<br />
Karlsruhe, Baden-Baden, Straßburg,<br />
Mühlhausen, Belfort, Besançon, Chalonsur-Saône<br />
oder Mâcon, Lyon, Avignon<br />
und Aix-en-Provence e<strong>in</strong>gerichet,<br />
zunächst e<strong>in</strong>mal täglich mittags ab Frankfurt<br />
(Ma<strong>in</strong>) und morgens ab Marseille.<br />
Zwischen München und Prag bietet<br />
die DB täglich vier Expressbuspaare mit<br />
< 5 h Reisezeit neu an. – Für Rosenheim<br />
machen der Halt e<strong>in</strong>es railjet-<br />
Zugpaares morgens und abends Reisen<br />
nach Wien und Budapest bequemer.<br />
Im Italienverkehr wird von April bis<br />
Oktober samstags und sonntags e<strong>in</strong><br />
EuroCity München – Verona bis Venedig<br />
verlängert. – Das Netz City Night L<strong>in</strong>e<br />
(CNL) wird um e<strong>in</strong>e tägliches Zugpaar<br />
Kopenhagen – Prag erweitert.<br />
Neue Schutz- und Leittechnik auf der Lötschbergachse<br />
Die BLS hat von Herbst 2009 bis Frühjahr<br />
2011 die 15-kV-seitige Sekundärtechnik<br />
der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen der<br />
Lötschberg-Bergstrecke erneuert und<br />
an die 2006 e<strong>in</strong>gerichtete neue Leitstelle<br />
Bahnstrom Spiez angeschlossen. Dabei<br />
handelte es sich um Eigenbedarfsanlagen,<br />
Netzschutz sowie Fernüberwachung<br />
und -steuerung der Unterwerke Frutigen<br />
und Kandersteg, der Schaltstationen<br />
Spiez und Hohten (Südrampe) sowie der<br />
sonstigen Fahrleitungsschaltposten auf<br />
der ganzen Strecke.<br />
Quelle: BLS AG, départ 2011 Nr. 1<br />
BLS-Leitstelle Bahnstrom Spiez für 15-kV-Netzbetri<strong>eb</strong>.<br />
DB Systemtechnik eigenständig<br />
Zum 1. September 2011 ist die DB Systemtechnik<br />
von e<strong>in</strong>em Geschäftsbereich<br />
der Deutsche Bahn AG zu e<strong>in</strong>er GmbH<br />
geworden. Die veröffentlichte Formulierung<br />
„ausgegliedert” ist zwar rechtlich<br />
richtig, darf aber nicht <strong>in</strong> die Irre leiten,<br />
denn die Deutsche Bahn AG ist zunächst<br />
noch weiterh<strong>in</strong> ihr alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter<br />
wie bei der DB ProjektBau, der DB Energie<br />
und e<strong>in</strong>igen weiteren 100%-Töchtern.<br />
Die größere Selbstständigkeit soll es aber<br />
erleichtern, noch mehr Ingenieur- und<br />
Prüfdienstleistungen auf dem Markt zu<br />
akquirieren und auf diesem Feld mit externen<br />
Partnern zu kooperieren.<br />
Instandsetzung Simplontunnel<br />
Mitte November 2011 war die Instandsetzung<br />
des vom Brand schwer beschädigten<br />
Stückes <strong>in</strong> der Südhälfte des Simplontunnels<br />
2 planmäßig fertig (<strong>eb</strong> 9/2011,<br />
S. 485–486). Dabei waren auf 5500 m 2<br />
Gewölbe Spritzbeton mit hohem Brandwiderstand<br />
aufzutragen, 120 m 2 Seitenmauer<br />
zu erneuern und 630 m Gleis n<strong>eb</strong>st Fahrleitung<br />
sowie 5 km Beleuchtungskabel neu zu<br />
verlegen. Nach der Brandursache an e<strong>in</strong>em<br />
Güterwagen wird weiterh<strong>in</strong> geforscht. Mit<br />
dem Fahrplanwechsel beg<strong>in</strong>nen jetzt die<br />
lange geplanten, bis 2014 term<strong>in</strong>ierten<br />
Erneuerungsarbeiten <strong>in</strong> den beiden 20 km<br />
langen Röhren und an der Überleitstelle<br />
<strong>in</strong> der Mitte, für die jetzt 150 Mio. CHF als<br />
Investition genannt werden. Der Betri<strong>eb</strong><br />
wird dabei genau so abgewickelt wie während<br />
der jetzigen Arbeiten, sodass auch<br />
der dafür e<strong>in</strong>geführte Fahrplan über die<br />
kommenden drei Jahre weiter gilt.<br />
688 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Ersatzkonzepte für<br />
Talent 2<br />
Betri<strong>eb</strong>. Durch die Nichtverfügbarkeit<br />
der 22 bestellten Talent 2-Züge wird<br />
e<strong>in</strong> alternatives Fahrplankonzept mit<br />
Ersatzfahrzeugen erstellt, das jedoch<br />
ke<strong>in</strong>e Flügelungen ermöglicht und zu<br />
häufigerem Umsteigen führt.<br />
DB Regio prüft vorsorglich Ersatzkonzepte<br />
für Fahrzeuge der BR 442 Talent 2. Auch<br />
e<strong>in</strong> Spitzengespräch zwischen Verkehrsm<strong>in</strong>isterium<br />
BMVBS, EBA, dem Hersteller<br />
Bombardier (BT) und der DB hat noch<br />
ke<strong>in</strong>e neuen Erkenntnisse zu verb<strong>in</strong>dlichen<br />
Lieferplänen der neuen Talent 2-Fahrzeuge<br />
g<strong>eb</strong>racht. BT ist nochmals g<strong>eb</strong>eten<br />
worden, dem EBA die für die Zulassung<br />
erforderlichen Nachweise kurzfristig<br />
vorzulegen. Die bis zu zweijährige<br />
Lieferverzögerung für rund 160 Nahverkehrszüge<br />
schwächt die – vor allem im<br />
W<strong>in</strong>ter benötigte – Fahrzeugreserve der<br />
DB empf<strong>in</strong>dlich.<br />
Rund 60 Tri<strong>eb</strong>züge sollten <strong>in</strong> den<br />
Jahren 2009 und 2010 bei der S-Bahn<br />
Nürnberg, auf der Strecke Cottbus –<br />
Leipzig, beim Rhe<strong>in</strong>-Sieg-Express und<br />
bei der Moselbahn zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Weitere mehr als 100 Fahrzeuge<br />
waren für die Betri<strong>eb</strong>saufnahmen beim<br />
E-Netz Franken, beim Mittelhessen-<br />
Netz und beim Berl<strong>in</strong>er Regionalverkehr<br />
im Dezember 2011 vorgesehen. Die<br />
Fahrzeuge verfügen jedoch bislang<br />
nicht über e<strong>in</strong>e restriktionsfreie und<br />
damit für die DB nutzbare Zulassung.<br />
Dies betrifft <strong>in</strong>sbesondere die Genehmigung<br />
für die Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 160 km/h, die erforderlich ist, um<br />
sowohl die Fahrplanvorgaben e<strong>in</strong>zuhalten<br />
als auch die Verpflichtungen zu<br />
erfüllen, die sich aus den Verkehrsverträgen<br />
erg<strong>eb</strong>en.<br />
An Stelle von 15 bestellten Fahrzeugen<br />
des Talent 2 für den Rhe<strong>in</strong>-Sieg-<br />
Express s<strong>in</strong>d derzeit lediglich zwei zu<br />
Personalschulungszwecken auf der<br />
Strecke zwischen Aachen und Siegen<br />
(RE 9) e<strong>in</strong>gesetzt. Auf den laufenden<br />
Betri<strong>eb</strong> haben die Lieferprobleme<br />
dennoch ke<strong>in</strong>e Auswirkungen. Das seit<br />
fast e<strong>in</strong>em Jahr laufende Ersatzkonzept<br />
wird vorerst auch im kommenden Jahr<br />
weitergeführt, sodass der Fahrplan des<br />
RE 9 sichergestellt ist.<br />
Auch das zum Fahrplanwechsel<br />
am 11. Dezember 2011 von DB Regio<br />
gewonnene E-Netz Franken auf den<br />
Strecken von Nürnberg über Bamberg<br />
nach Würzburg und von Nürnberg<br />
nach Sonn<strong>eb</strong>erg beziehungsweise<br />
Jena geht mit e<strong>in</strong>em Ersatzkonzept <strong>in</strong><br />
Grundsanierung Frankenwaldbahn<br />
Auf der Frankenwaldbahn schreitet die<br />
Erneuerung der 70 Jahre alten Oberleitungsanlagen<br />
fort. Zugleich werden Glei-<br />
TGV Euro Duplex<br />
Unter diesem Namen angekündigt werden<br />
SNCF und DB <strong>in</strong> Kooperation ab März 2010<br />
zwischen Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und Paris sowie<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Direktverb<strong>in</strong>dung zwischen<br />
Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und Marseille neue TGV<br />
2N2 e<strong>in</strong>setzen, also Doppelstock-Zweifrequenztri<strong>eb</strong>züge.<br />
Diese haben 509 Sitzplätze,<br />
das s<strong>in</strong>d rund hundert mehr als <strong>in</strong> den<br />
bisher über die LGV Est und Saarbücken<br />
fahrenden, oft überbesetzten e<strong>in</strong>stöckigen<br />
Zügen. E<strong>in</strong> solcher neuer Zug absolvierte<br />
im Oktober 2011 Probe- und Ausbildungsfahrten<br />
<strong>in</strong> Süddeutschland. Unter anderem<br />
wurden dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Evakuierungsübung<br />
se erneuert, und auf längeren “Abschnitten<br />
wurde die Baumgrenze nachhaltig<br />
zurück verlegt.<br />
60 Personen <strong>in</strong> sechs M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Ersatz-ICE umquartiert. Vor zwei Jahren<br />
groß aufgezogene Zulassungsfahrten der<br />
E<strong>in</strong>fach-Züge <strong>in</strong> Doppeltraktion waren im<br />
Sande verlaufen.<br />
Die gleichen Züge setzt auch die<br />
Tochtergeselschaft Lyria von SNCF und<br />
SBB im nächsten Jahr nach und nach im<br />
Verkehr zwischen der Schweiz und Paris<br />
e<strong>in</strong>. Die Züge fahren dabei bis 320 km/h<br />
schnell über die neue Schnellfahrstrecke<br />
Rh<strong>in</strong>-Rhône. Dadurch werden 30 m<strong>in</strong><br />
Reisezeit gewonnen und Paris ab Zürich<br />
<strong>in</strong> 4 h und ab Basel <strong>in</strong> 3 h erreicht.<br />
DB-Strecke<br />
5010 „Frankenwaldbahn”,<br />
27-‰-Nordrampe<br />
von<br />
Ludwigsstadt<br />
zum Brechpunkt<br />
<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>bach<br />
am Wald<br />
(Foto: Jochen<br />
Schmidt, Oktober<br />
2011).<br />
Foto: DB/<br />
Claus W<strong>eb</strong>er.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
689
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Stadler präsentiert erste Rangierlokomotive<br />
Eem 923 für SBB Cargo<br />
Weitere ETCS-Strecke<br />
bei ÖBB<br />
Durch SBB Cargo und Stadler W<strong>in</strong>terthur<br />
wurde die als Hybridlok bezeichnete dieselelektrische<br />
Zweikraft-Rangierlokokomotive<br />
des Typs Eem 923 präsentiert. Anfang 2012<br />
wird SBB Cargo die ersten von <strong>in</strong>sgesamt<br />
30 bestellten Lokomotiven <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> nehmen.<br />
Sie ermöglichen e<strong>in</strong>en umweltschonenden<br />
und effizienteren Strecken- und<br />
Zustelldienst, durch ihre Fähigkeit unter<br />
Fahrdraht re<strong>in</strong> elektrisch fahren zu können<br />
und durch die Dieselmotor-Generator-<br />
E<strong>in</strong>heit auch auf nicht elektrifizierten Anschlussgleisen,<br />
der letzten Meile, e<strong>in</strong>gesetzt<br />
zu werden. Sie basiert auf dem Typ Ee 922,<br />
der bei SBB Personenverkehr bereits für<br />
Rangieraufgaben im E<strong>in</strong>satz ist und sieht<br />
Eem 923 Rangierlokomotive für SBB Cargo (Foto: Stadlerrail).<br />
Coradia Nordic <strong>in</strong> Schweden<br />
Die schwedische Skånetrafiken hat für<br />
>100 Mio. EUR bei Alstom weitere 20<br />
elektrische Tri<strong>eb</strong>züge Coradia Nordic<br />
bestellt, die von Juli 2013 bis Oktober<br />
2014 zu liefern s<strong>in</strong>d und auf den Strecken<br />
der Region Skåne <strong>in</strong> Südschweden das L<strong>in</strong>iennetz<br />
erweitern sollen. Die Betreiber<strong>in</strong><br />
diesem optisch auch ähnlich, verfügt jedoch<br />
über e<strong>in</strong>en elektrischen Antri<strong>eb</strong> doppelter<br />
Leistung. Unter den markanten Vorbauten<br />
verbergen sich e<strong>in</strong>erseits die Stromrichter<br />
mit ihrem Kühlsystem und andererseits<br />
das DieselPower-Pack, die Klimaanlage, die<br />
Druckluftanlage und die Pneumatiktafel.<br />
Der Transformator und die Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />
bef<strong>in</strong>den sich teils <strong>in</strong> und teils unterhalb der<br />
Fahrerkab<strong>in</strong>e.<br />
Ausgewählte technische Daten der<br />
Eem 923.<br />
Spurweite<br />
Länge<br />
Breite<br />
Höhe<br />
Achsanordnung<br />
Achsstand<br />
Masse (ausrüstungsabhängig)<br />
Fahrleitungsspannungen<br />
Anfahrzugkraft<br />
Leistung am Treibrad<br />
elektrisch/<br />
diesel-elektrisch<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Umgrenzungsprofil<br />
1 435 mm<br />
9 100 mm<br />
3 100 mm<br />
4 306 mm<br />
Bo<br />
4 300 mm<br />
4 245 t<br />
1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />
und 1 AC 25 kV 50 Hz<br />
150 kN<br />
1500 kW/290 kW<br />
100 km/h<br />
UIC 5051 ABEBV U3<br />
hatte Ende 2006 schon 49 Züge bestellt,<br />
von denen <strong>in</strong>zwischen die Mehrzahl im<br />
E<strong>in</strong>satz ist. Seit 2002 hat Alstom jetzt 193<br />
Coradia Nordic an verschiedene Betreiber<br />
wie Östgötatrafiken, Jönköp<strong>in</strong>gs Lokaltrafik,<br />
Norrtåg, Västtrafik und Stockholm<br />
Lokaltrafik verkauft.<br />
Elektrifizierung England – Wales<br />
Die von London Padd<strong>in</strong>gton nach Westen<br />
führende Great Western Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e (GWML)<br />
ist bisher bis zur Ab zweigung zum Flughafen<br />
Heathrow <strong>in</strong> km 17 elektrifiziert. Die<br />
Traktionsumstellung für weitere 85 km über<br />
Read<strong>in</strong>g und Didcot bis Oxford wurde<br />
Ende 2010 beschlossen und Anfang 2011<br />
für zusammen rund 160 km von Didcot<br />
nach Bristol und nach Cardiff. Damit<br />
bekommt Wales erstmals Anschluss an<br />
elektrischen Betri<strong>eb</strong>, und die Fahrzeit von<br />
den beiden Großstädten nach London<br />
soll von derzeit 2 h und 1 3 / 4 h um etwa<br />
20 m<strong>in</strong> kürzer werden. Die GWML wurde<br />
<strong>in</strong> den Jahren um 1840 von dem vielseitigen<br />
und berühmten Ingenieur Isambard<br />
K<strong>in</strong>gdom Brunel (1806 – 1859) mit 7 Fuß<br />
(2140 mm) Spurweite g<strong>eb</strong>aut.<br />
Die ÖBB Infrastruktur hat für 7 Mio. EUR<br />
Siemens damit beauftragt, bis Ende<br />
2013 die 85 km lange Nordbahn Wien<br />
– Bernhardtshal – Grenze (–Břaclav) und<br />
deren elf Bahnhöfe mit ETCS Level 2<br />
Typ Tra<strong>in</strong>guard 200 RBC auszurüsten<br />
(Bild 3 und Tabelle 6 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> H. 8/2011,<br />
S. 420). Der Vertrag enthält auch e<strong>in</strong>e<br />
Option zur ETCS-Ausrüstung des zentralen<br />
Knotens Wien Hauptbahnhof für<br />
4,5 Mio. EUR.<br />
Fahrerlose Züge auf<br />
Pariser Metro-L<strong>in</strong>ie 1<br />
Siemens rüstete die Metrol<strong>in</strong>ie 1 <strong>in</strong><br />
Paris, die traditionsreichste und zugleich<br />
am stärksten frequentierte L<strong>in</strong>ie der<br />
französischen Hauptstadt, mit dem<br />
vollautomatischen Zugsicherungssystem<br />
vom Typ Tra<strong>in</strong>guard MT CBTC aus. Die<br />
L<strong>in</strong>ie verb<strong>in</strong>det auf rund 17 Kilometern<br />
den Osten und Westen der Stadt und<br />
befördert bis zu 725 000 Fahrgäste<br />
täglich. Die Installation der streckenseitigen<br />
Betri<strong>eb</strong>sleittechnik und des<br />
kompletten Telekommunikationssystems<br />
erfolgte ohne Unterbrechungen bei<br />
laufendem Betri<strong>eb</strong>. Auch die Umrüstung<br />
der Fahrzeuge sowie die Ausstattung<br />
der neuen Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale führte<br />
Siemens durch. Mit dem vollautomatischen<br />
System lassen sich laut Siemens<br />
e<strong>in</strong>e dichtere Zugfolge und e<strong>in</strong>e schnellere<br />
Fahrgastbeförderung realisieren als<br />
mit herkömmlichen fahrergeführten<br />
Systemen. Die Züge der L<strong>in</strong>ie 1 können<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von 85 s statt wie<br />
bisher 105 s fahren. Die Taktfolge der<br />
Züge kann zudem an das jeweilige Fahrgastaufkommen<br />
angepasst werden. Dies<br />
ist <strong>in</strong>sbesondere bei außergewöhnlichen<br />
Ereignissen wie Sportveranstaltungen<br />
oder Messen von Bedeutung. Zunächst<br />
wird die Strecke im Mischbetri<strong>eb</strong><br />
bedient, bis Anfang 2013 sollen alle 49<br />
Fahrzeuge der L<strong>in</strong>ie für den fahrerlosen<br />
Betri<strong>eb</strong> umgerüstet se<strong>in</strong>. Die Zugbewegungen<br />
werden von der Leitzentrale<br />
gesteuert, für zusätzliche Sicherheit<br />
an allen 25 Stationen sorgen spezielle<br />
Türen an den Bahnsteigen.<br />
690 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Rollmaterial auf Simplon- und Gotthardachsen<br />
Von den Fahrzeugen der Cisalp<strong>in</strong>o<br />
bekamen bei deren Auflösung SBB und<br />
Trenitalia jeweils si<strong>eb</strong>en der Neigetechnik-<br />
Tri<strong>eb</strong>züge (ETR) 610 (Bild 1). Deren<br />
Fahren mit Neigetechnik bewilligte das<br />
Bundesamt für Verkehr (BAV) der SBB im<br />
Herbst 2010 def<strong>in</strong>itiv für die Simplonachse<br />
und im März 2011 provisorisch<br />
für die Gotthardachse; letzteres gilt zwar<br />
befristet bis F<strong>eb</strong>ruar 2012, die SBB geht<br />
aber auch hier von kommendem def<strong>in</strong>itiven<br />
Entscheid aus. Allerd<strong>in</strong>gs mussten<br />
dafür, um Nachrüstungen an den Zügen<br />
zu vermeiden, die örtlich zulässigen<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>in</strong> Gleisbögen herabgesetzt<br />
werden, übrigens auch bei den<br />
SBB-Neigetechnikzügen ICN.<br />
Von den älteren und extrem pannenträchtigen<br />
ETR 470 g<strong>in</strong>gen vier Züge an<br />
die SBB und fünf an Trenitalia (Bild 2).<br />
Die SBB will an ihren die Ende 2014 bei<br />
4,2 Mio km Laufweg fällige Großrevision<br />
nicht mehr durchführen und sie dann<br />
ausrangieren. Obwohl die Störungszahlen<br />
seit Übergang der Instandhaltung an<br />
die SBB-Werkstätte Basel auf die Hälfte<br />
sanken, bli<strong>eb</strong> diese sehr teuer. Weil aber<br />
das Rollmaterial der SBB allgeme<strong>in</strong> knapp<br />
ist und weil Trenitalia se<strong>in</strong>e ETR 610 nur<br />
noch im Inland e<strong>in</strong>setzt, <strong>in</strong>vestiert die<br />
SBB noch 12 Mio. CHF <strong>in</strong> ihre ETR 470.<br />
SBB und FS haben sich vorgenommen,<br />
die Qualität des <strong>in</strong>ternationalen<br />
Fernverkehrs auf der Gotthardachse<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren spürbar zu<br />
verbessern und dazu die Fahrzeiten und<br />
die Pünktlichkeit bis 2013 auf e<strong>in</strong> hohes<br />
Niveau zu br<strong>in</strong>gen. Für 2012 musste<br />
die Fahrzeit für EC zwischen Zürich und<br />
Mailand sogar um 30 m<strong>in</strong> verlängert<br />
werden. Um langfristig attraktive und<br />
stabile Fahrzeiten zu bieten, plant die<br />
SBB die Ausschreibung neuer Züge<br />
für den <strong>in</strong>ternationalen Verkehr via<br />
Gotthard-Basistunnel ab Eröffnung im<br />
Dezember 2016.<br />
ETR 610 der SBB bei Gorgier, Strecke Neuchâtel – Yverdon-les-<br />
Ba<strong>in</strong>s (Foto: SBB, September 2010).<br />
ETR 470 der Trenitalia, im H<strong>in</strong>tergrund Bristen (3073 m)<br />
(Foto: Be, September 2011).<br />
Tram Citadis für Magr<strong>eb</strong>-Städte<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es Verkehrsentwicklungsplanes<br />
gehängten Zwischenmodulen. Jedes Endmodul hat<br />
für die marokkanische Hauptstadt e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache und jedes Zwischenmodul zwei doppelgehängten<br />
Rabat und die unmittelbar benachbarte te, elektrisch angetri<strong>eb</strong>ene Außenschi<strong>eb</strong>etüren, und<br />
frühere Seeräuber stadt Salé hat die Société zwar nur auf e<strong>in</strong>er Seite für E<strong>in</strong>-Richtungs-Betri<strong>eb</strong>.<br />
du Tramway de Rabat-Salé (STRS) 88 Trams Nur e<strong>in</strong>es der beiden Endmodule hat e<strong>in</strong>en Führerraum<br />
Citadis 302 bei Alstom bestellt (Tabelle 1).<br />
und es fahren immer zwei Fahrzeuge gekuppelt<br />
Die Fahrzeuge bestehen aus zwei Endmodulen<br />
<strong>in</strong> Mehrfachsteuerung. Das IGBT-Traktionssystem<br />
mit je zweiwelligem Tri<strong>eb</strong>drehgestell ONIX Version 850 speist an den Tri<strong>eb</strong>drehgestel len<br />
Bauart Arpège, e<strong>in</strong>em Mittelmodul mit außen diagonal verkreuzt sitzende Asynchronfahrmotoren<br />
zweiwelligem Laufdrehgestell und zwei e<strong>in</strong>tri<strong>eb</strong>e<br />
mit 4500 m<strong>in</strong> –1 Nenndrehzahl und Stirnradge-<br />
≈1 . 7; an den gegenüber liegenden<br />
TABELLE 1<br />
Rädern jeder Welle sitzt e<strong>in</strong>e Scheibenbremse.<br />
Um das Fahrgeräusch zu senken, ist die<br />
Ausgewählte Kenndaten Tram Citadis für<br />
Rabat und Salé (Marokko).<br />
Gesamtlänge m 32,375<br />
Primärfederung <strong>in</strong> die Räder <strong>in</strong>tegriert. Die<br />
größte Breite m 2,65 Technikkomponenten sitzen überwiegend<br />
Dienstmasse t ≈38 auf den Dächern. Die Innenräume s<strong>in</strong>d<br />
Zahl und Breite<br />
voll klimatisiert, und es gibt Audio- und<br />
E<strong>in</strong>fachtüren<br />
m<br />
2 · 0,80 Video<strong>in</strong>formationen. Die Rückwärtssicht<br />
Zahl und Breite<br />
TABELLE 2<br />
für den Führer arbeitet via Kamera. Alle<br />
Doppeltüren<br />
m<br />
4 · 1,30<br />
Bestellte Trampaare Citadis.<br />
Innenbeschriftungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Arabisch und<br />
Zahl Sitzplätze<br />
59<br />
Marokko<br />
1<br />
bei 4 ... 6 m –2 Nordafrika (Tabelle 2).<br />
Summe 271<br />
Zahl Stehplätze 1 217 ... 303 Französisch. Innere und äußere Beschichtungen,<br />
Rabat – Salé<br />
44<br />
Fahrleitungssspannung DC V 750<br />
Ausrüstungen und Konstruktionen Casablanca<br />
74<br />
Algerien<br />
Fußbodenhöhe m 0,36 s<strong>in</strong>d besonders gegen Graffiti und anderen<br />
Algier<br />
41<br />
Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit km/h<br />
17 Vandalismus ausg<strong>eb</strong>ildet; e<strong>in</strong> Fenstertausch<br />
Oran<br />
30<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit km/h<br />
70 dauert nur 15 m<strong>in</strong>. – Straßenbahnfahrzeuge Constant<strong>in</strong>e<br />
27<br />
Anfahrbeschleunigung m/s 2 1,2 Citadis s<strong>in</strong>d ak tuell <strong>in</strong> 36 Städten weltweit <strong>in</strong> Tunesien<br />
Schnellbremsverzögerung m/s 2 2,9 ... 4 Betri<strong>eb</strong> oder bestellt, davon etwa 20 % für Tunis 55<br />
109 (2011) Heft 12<br />
691
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Neue Zugsicherungstechnik für Metro <strong>in</strong> São Paulo<br />
Die L<strong>in</strong>ie 5 der U-Bahn von São Paulo <strong>in</strong><br />
Brasilien wird mit dem kommunikationsbasierten<br />
Zugsicherungssystem CITY-<br />
FLO 650 von Bombardier (BT) ausgerüstet.<br />
Dieses CBTC-System Communication Based<br />
Tra<strong>in</strong> Control, das nach dem Mov<strong>in</strong>g-<br />
Block-Pr<strong>in</strong>zip arbeitet, nutzt für die Kommunikation<br />
zwischen Leitzentrale und Zug<br />
funkgesteuerte Netzwerke. Es ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>imalen Zugfolge von nur 75 s<br />
und soll so die Beförderungskapazität<br />
der L<strong>in</strong>ie erhöhen. Das Projekt umfasst<br />
die Entwicklung, Lieferung, Installation<br />
und Inbetri<strong>eb</strong>nahme für die bestehende<br />
8,4 km lange Strecke mit sechs Bahnhöfen<br />
und die 11,6 km lange Erweiterung mit 11<br />
neuen Bahnhöfen. Es sollen außerdem 34<br />
neue Züge e<strong>in</strong>gesetzt werden. Ausrüstung<br />
und Dienstleistungen stammen von<br />
Bewerbern <strong>in</strong> Brasilien, Spanien und den<br />
USA. Der von der Companhia do Metropolitano<br />
de São Paulo CMSP verg<strong>eb</strong>ene<br />
Auftrag hat e<strong>in</strong>en Wert von 70 Mio. EUR.<br />
Diese CBTC-Systeme s<strong>in</strong>d bereits bei 14<br />
südamerikanischen Metrol<strong>in</strong>ien im E<strong>in</strong>satz,<br />
weitere acht L<strong>in</strong>ien werden derzeit damit<br />
ausgerüstet.<br />
Peoplemover Sacramento<br />
Am Sacramento International Airport<br />
SMF nimmt e<strong>in</strong> neues automatisches<br />
Peoplemover-System I NNOVIA APM 100<br />
von Bombardier (BT) den Fahrgastbetri<strong>eb</strong><br />
auf. Das System verb<strong>in</strong>det das neue<br />
Hauptg<strong>eb</strong>äude Central Term<strong>in</strong>al B mit<br />
dem Flugsteigg<strong>eb</strong>äude Concourse B. Das<br />
The Big Build genannte Term<strong>in</strong>al-Modernisierungsprogramm<br />
des SMF begann<br />
2008 und führte zu e<strong>in</strong>er Erweiterung<br />
der Term<strong>in</strong>al B-Anlage auf das dreifache<br />
der ursprünglichen Größe. Das fahrerlose<br />
System mit zwei Fahrzeugen wird im<br />
Shuttle-Service betri<strong>eb</strong>en, mit je e<strong>in</strong>em<br />
Wagen pro Gleis. Die Fahrt dauert etwa<br />
52 s, wobei die Züge im Abstand von<br />
etwa 87 s verkehren. Die Fahrzeuge fahren<br />
dabei mit e<strong>in</strong>er Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 35 km/h.<br />
Der Auftrag umfasst n<strong>eb</strong>en den zwei <strong>in</strong><br />
Pittsburgh, Pennsylvania, g<strong>eb</strong>auten INNO-<br />
VIA APM 100-Fahrzeugen die automatische<br />
Zugsteuerung CITYFLO 650, das<br />
Stromversorgungssystem, die Kommunikationsausrüstung<br />
und die Bahnsteigtüren.<br />
BT übernimmt außerdem für<br />
fünf Jahre die Betri<strong>eb</strong>sführung und die<br />
Wartung des Systems, mit e<strong>in</strong>er Option<br />
für weitere fünf Jahre.<br />
BT <strong>in</strong>stalliert zurzeit e<strong>in</strong> neues INNO-<br />
VIA APM 200-System am Phoenix Sky<br />
Harbor International Airport <strong>in</strong> den USA,<br />
das 2012 mit 18 Fahrzeugen <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />
gehen soll.<br />
[1] N. N.: Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung Peoplemover<br />
Denver. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 12, S. 94.<br />
[2] N.N.: Neues Peoplemover-System Flughafen<br />
Jaddah. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 7, S. 366.<br />
Zweigelenk-Batterie-Trolleybusse für Zürich<br />
Die Züricher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (VBZ) haben<br />
bei der Schweizer Hess AG und dem Düsseldorfer<br />
Antri<strong>eb</strong>sausrüster Vossloh Kiepe<br />
GmbH zwölf 24 m lange Zweigelenk-Trolleybusse<br />
vom Typ Ligh Tram bestellt. Die<br />
Lieferung beg<strong>in</strong>nt schon im Herbst 2012.<br />
Die Besonderheit der Busse liegt<br />
nicht nur <strong>in</strong> ihrer außergewöhnlich<br />
großen Transportkapazität <strong>in</strong> drei über<br />
die beiden Gelenksysteme verbundenen<br />
Fahrzeugteilen, sondern <strong>in</strong> dem auch<br />
Zweigelenk-Trolleybusse vom Typ Ligh Tram (Foto: VBZ).<br />
abseits der Oberleitung vollkommen<br />
emissionsfreien Betri<strong>eb</strong>. Dies ermöglicht<br />
der Elektroantri<strong>eb</strong> von Vossloh Kiepe mit<br />
E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er modernen Li-Ionen-Batterie<br />
(Li-Batterie) anstelle e<strong>in</strong>es verschiedentlich<br />
realisierten Diesel-Generator-<br />
Aggregats. Durch die Komb<strong>in</strong>ation von<br />
Oberleitungsbetri<strong>eb</strong> und Energiespeicherung<br />
über Li-Batterien kommen die O-<br />
Busse umweltschonend ganz ohne fossile<br />
Brennstoffe aus und s<strong>in</strong>d besonders leise.<br />
Im Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> lassen sich auf<br />
Basis der Züricher Anforderungen oberleitungsfreie<br />
Strecken von bis zu 1,5 km<br />
im L<strong>in</strong>ienbetri<strong>eb</strong> überbrücken. Insbesondere<br />
<strong>in</strong> Baustellenbereichen und bei<br />
Versperrung der Busspuren können die<br />
neuen Fahrzeuge daher weiter voll elektrisch<br />
betri<strong>eb</strong>en werden. Auch ist im<br />
Depot abgasfreies und geräuscharmes<br />
Rangieren der Fahrzeuge möglich.<br />
Die Batterien werden während der<br />
Fahrt an der Oberleitung aufgeladen.<br />
Ergänzt wird die Leistungselektronik<br />
dazu um e<strong>in</strong> im Dachgerätegehäuse<br />
<strong>in</strong>tegriertes leistungsstarkes Batterieladegerät,<br />
das im Übrigen die Batterie<br />
auch mit Bremsenergie lädt.<br />
N<strong>eb</strong>en der Ausrüstung mit Supercaps<br />
bei Anwendungen mit hohen<br />
Zyklenbelastungen bieten die Li-<br />
Batterien e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der<br />
umweltschonenden Energiespeicherung<br />
und damit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative zusätzliche<br />
Traktions-Ausrüstungsoption für Fahrzeuge<br />
des ÖPNV.<br />
692 109 (2011) Heft 12
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnwagen für Wuppertal<br />
Nach e<strong>in</strong>em Vertrag vom November 2011<br />
mit 122 Mio. EUR Auftragswert wird Vossloh<br />
Kiepe an die Wuppertaler Stadtwerke<br />
(WSW) 31 neue Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnwagen liefern.<br />
Die Fahrzeuge werden mit Lieferbeg<strong>in</strong>n<br />
Mitte 2014 und mit weiter zwei bis<br />
drei Fahrzeugen pro Monat die aus den<br />
70er Jahren stammenden Wagen ersetzen.<br />
Sie erhalten e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Drehstrom-<br />
Antri<strong>eb</strong>sausrüstung mit Traktions- und<br />
Bordnetzumrichtern sowie der Leittechnik<br />
von Vossloh Kiepe. Künftig wird somit die<br />
Bremsenergie <strong>in</strong>s Netz zurückgespeist.<br />
E<strong>in</strong> neues Heizungs-/Lüftungskonzept<br />
erhöht den Komfort im Fahrgastraum.<br />
Den weiteren Lieferumfang<br />
mit Montage der<br />
Fahrzeuge übernimmt<br />
Vossloh Rail Vehicles <strong>in</strong><br />
Valencia. Diese beiden<br />
Tochterunternehmen<br />
der Vossloh AG aus<br />
Werdohl konnten vor<br />
kurzem geme<strong>in</strong>sam<br />
e<strong>in</strong>en Großauftrag aus<br />
Karlsruhe gew<strong>in</strong>nen<br />
und haben Projekte für<br />
Mallorca und die spanischen<br />
Prov<strong>in</strong>zen León<br />
und Gijón umgesetzt.<br />
Grafik: Vossloh Kiepe.<br />
Unternehmen Nachrichten<br />
Partnerschaft zwischen Inf<strong>in</strong>eon und Bombardier<br />
Der Halbleiterhersteller Inf<strong>in</strong>eon Technologies<br />
und Bombardier (BT) haben e<strong>in</strong>e<br />
strategische Partnerschaft im Bereich<br />
Antri<strong>eb</strong>selektronik von Schienenverkehrsfahrzeugen<br />
geschlossen. Im Rahmen der<br />
Vere<strong>in</strong>barung wird Inf<strong>in</strong>eon im Laufe der<br />
kommenden fünf Jahre IGBT-Leistungshalbleiter<br />
an BT liefern, wofür Fertigungskapazitäten<br />
reserviert werden. BT wird sich<br />
an den dafür erforderlichen Investitionen<br />
beteiligen. Darüber h<strong>in</strong>aus werden die<br />
beiden Unternehmen geme<strong>in</strong>sam die<br />
Antri<strong>eb</strong>selektronik für Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge weiterentwickeln,<br />
um die Energieeffizienz und<br />
die Zuverlässigkeit zu erhöhen.<br />
Bombardier richtet neue Kompetenzzentren e<strong>in</strong><br />
Am Konstruktions- und Produktionsstandort<br />
<strong>in</strong> Mannheim entsteht das neue Kompetenzzentrum<br />
für PrimoveCity. Dort sollen<br />
die Produkte der <strong>in</strong>duktiven Energieübertragung<br />
für Elektromobiliät weiter entwickelt<br />
werden. Geplant ist, <strong>in</strong>nerstädtischen<br />
Verkehr mit allen Arten von Elektrofahrzeugen<br />
zu ermöglichen – von Straßenbahnen<br />
und Bussen bis h<strong>in</strong> zu Lastkraftwagen<br />
und PKWs. Mit e<strong>in</strong>er neuen Prüf- und<br />
Entwicklungsanlage, die im Herbst 2011<br />
eröffnet wird, soll das Kompetenzzentrum<br />
zukünftige Partnerschaften und Projekte im<br />
schnelll<strong>eb</strong>igen E-Mobilitätssektor fördern.<br />
Die PRIMOVE-Technologie wurde bereits<br />
mit e<strong>in</strong>er Niederflurstraßenbahn <strong>in</strong> Augsburg<br />
erprobt. Zudem wird sie auf e<strong>in</strong>er<br />
125 m langen Strecke <strong>in</strong> Lommel, Belgien<br />
mit e<strong>in</strong>em Bus getestet. Dort sollen bald<br />
auch Tests mit e<strong>in</strong>em PKW beg<strong>in</strong>nen.<br />
Im neuen Kompetenzzentrum für<br />
Signaltechnik <strong>in</strong> Madrid arbeiten mehr<br />
als 200 Ingenieure an Projekten für<br />
Signaltechnik <strong>in</strong> Europa und Late<strong>in</strong>amerika.<br />
Zu diesen Projekten zählt die<br />
Implementierung des kommunikationsbasierten<br />
Zugsteuerungssystems<br />
Communication-Based Tra<strong>in</strong> Control,<br />
CBTC CITYFLO 650 auf vier L<strong>in</strong>ien der<br />
Londoner U-Bahn und den L<strong>in</strong>ien 1 und<br />
6 der Metro <strong>in</strong> Madrid. Letztgenannte<br />
gehört zu den verkehrsreichsten Netzen<br />
<strong>in</strong> Europa.<br />
Vossloh soll Stadtbahnen für Karlsruhe liefern<br />
Die Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Karlsruhe (VBK) und<br />
die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG)<br />
haben Vossloh e<strong>in</strong>en Auftrag zur Lieferung<br />
von 25 Niederflur-Stadtbahnen vom Typ<br />
Cityl<strong>in</strong>k NET 2012 erteilt; außerdem wurde<br />
e<strong>in</strong>e Option über 50 weitere Fahrzeuge<br />
vere<strong>in</strong>bart. Die neu entwickelten Fahrzeuge<br />
von Vossloh Rail Vehicles (Valencia) werden<br />
mit Traktionselektronik von Vossloh Kiepe<br />
(Düsseldorf) ausgerüstet. Die Stadtbahnen<br />
s<strong>in</strong>d speziell auf die Bedürfnisse des „Karlsruher<br />
Modells“ zugeschnitten und bieten<br />
bis zu 224 Personen Platz. Die Auslieferung<br />
soll im Oktober 2013 beg<strong>in</strong>nen. Ähnliche<br />
Fahrzeugkonzepte von Vossloh werden<br />
bereits beispielsweise für Mallorca und die<br />
spanischen Prov<strong>in</strong>zen León und Gijón sowie<br />
für die Stadt Rostock umgesetzt.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
693
Nachrichten Energie und Umwelt<br />
Vision Null Emission 2050 für den Schienenverkehr<br />
Die Partner der Initiative Eco Rail Innovation<br />
(ERI) haben im Sommer 2011 den<br />
Rahmen für ihre geme<strong>in</strong>same Arbeit<br />
festgeschri<strong>eb</strong>en. ERI ist e<strong>in</strong>e offene Kommunikationsplattform,<br />
die sich mit der<br />
strategischen Ausrichtung des Schienenverkehrs<br />
und se<strong>in</strong>er gesellschaftlichen<br />
Stellung befasst. Sie soll nachhaltige<br />
Entwicklungskonzepte für Produkte und<br />
Transportang<strong>eb</strong>ote des Systems Bahn erarbeiten,<br />
Forschungsbedarf identifizieren<br />
und Forschungsvorhaben anstoßen; als<br />
Ziel formuliert ist Null Emission 2050 für<br />
die Schiene. Beteiligt s<strong>in</strong>d bisher die Deutsche<br />
Bahn, von der Bahn<strong>in</strong>dustrie Alstom<br />
Transport, Bombardier Transportation,<br />
Siemens, Tognum/MTU, Voith, Vossloh<br />
und der Verband der Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> (VDB), von der Erneuerbare-<br />
Energien-Branche Ballard, ENERTRAG und<br />
SOLON sowie die Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt (DLR) und die Fachhochschule<br />
Brandenburg. Hier wird als erster konkreter<br />
Schritt mit 1 Mio. EUR e<strong>in</strong>e fünfjährige<br />
Forschungsprofessur Energieeffiziente<br />
Systeme der Bahntechnologie gestiftet.<br />
Wasserstoff-Hybridkraftwerk <strong>in</strong> Prenzlau geht <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />
Am 25.10.2011 g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Prenzlau <strong>in</strong> der<br />
Uckermark das weltweit erste Wasserstoff-Hybridkraftwerk<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Das<br />
Pilotprojekt, an dem die Unternehmen<br />
Enertrag, Total <strong>Deutschland</strong>, Vattenfall<br />
und Deutsche Bahn beteiligt s<strong>in</strong>d, soll<br />
die Machbarkeit e<strong>in</strong>er sicheren und<br />
nachhaltigen Energieversorgung und<br />
Energiespeicherung mit e<strong>in</strong>em Mix aus<br />
re<strong>in</strong> erneuerbaren Energiequellen im<br />
Praxistest nachweisen. Das Wasserstoff-<br />
Hybridkraftwerk vere<strong>in</strong>igt erstmals die<br />
Energiequellen W<strong>in</strong>d, Wasserstoff und<br />
Biogas zu e<strong>in</strong>em Verbund. Der <strong>in</strong> drei<br />
W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en erzeugte Strom wird<br />
anteilig zur CO 2<br />
-freien Herstellung von<br />
Wasserstoff e<strong>in</strong>gesetzt. Dieser „grüne“<br />
Wasserstoff wird gespeichert und <strong>in</strong><br />
Zeiten hoher Nachfrage bei gleichzeitig<br />
ger<strong>in</strong>gem W<strong>in</strong>denergieang<strong>eb</strong>ot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Wasserstoff-Biogas-Blockheizkraftwerk zur<br />
Strom- und Wärmeproduktion genutzt.<br />
Außerdem kommt der Wasserstoff auch<br />
an Wasserstoff-Tankstellen der Firma<br />
Total <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Hamburg an die Zapfsäulen.<br />
Die gesamte Investitionssumme<br />
für das Hybridkraftwerk beläuft sich auf<br />
21 Mio. EUR, gefördert wird das Pionierprojekt<br />
durch das Land Brandenburg und<br />
das Bundesverkehrsm<strong>in</strong>isterium.<br />
Bl<strong>in</strong>denergiekompensation im Lötschberg-Basistunnel<br />
Foto: BLS AG.<br />
Das Mittelspannungskabelnetz 3 AC<br />
16 kV 50 Hz für die Licht- und Kraftstromversorgung<br />
im Lötsch berg-<br />
Basistunnel ist rund 90 km lang. Im<br />
Regelbetri<strong>eb</strong> ist der Wirkleistungsbedarf<br />
mit durchschnittlich 900 kW wesentlich<br />
ger<strong>in</strong>ger als vorausberechnet. Dadurch<br />
führten durchschnittlich 1 800 kVAr<br />
kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung der Kabel zu<br />
Leistungsfaktoren an den Übergabestellen<br />
um 0,75 im Norden und sogar um<br />
0,43 im Süden, was monatlich mehrere<br />
10 000 CHF Bl<strong>in</strong>darbeitsentgelte kostete.<br />
Deshalb wurde zunächst im Süden bei<br />
der Koppelstation Steg e<strong>in</strong>e 1,2-MVAr-<br />
Kompensa tionsanlage aus Drosselspulen<br />
und e<strong>in</strong>em Filterkreis im Innenraum<br />
aufgestellt. Damit wird hier als mittlerer<br />
Leistungsfaktor 0,94 erreicht, was ausreichend<br />
über dem zusatzentgeltfreien<br />
Wert 0,894 liegt.<br />
Quelle: BLS AG, départ 2011 Nr. 1<br />
Weitere HGÜ für Offshore-W<strong>in</strong>denergie<br />
Obwohl E.ON als Bauherr<strong>in</strong> auf noch<br />
nicht vorliegenden Investitionsentscheid<br />
verweist, <strong>in</strong>formiert Siemens über den<br />
Anschluss des 300-MW-W<strong>in</strong>denergieparks<br />
Amrumbank West, der 35 km<br />
nördlich Helgoland und 37 km westlich<br />
Amrum entstehen und Anfang 2015<br />
betri<strong>eb</strong>sbereit se<strong>in</strong> soll. Offshore wird<br />
wird die Umrichterstation auf e<strong>in</strong>er 18 m<br />
hohen Plattform errichtet. Betreiber der<br />
Übertragung wird TenneT TSO, Bayreuth.<br />
Der HGÜ-Netzanschluss ist für 690 MW<br />
ausgelegt, kann also die Leistung weiterer<br />
Parks aufnehmen. Die e<strong>in</strong>gesetzte<br />
HVDC-PLUS-Technik verwendet Leistungstransistoren,<br />
die im Gegensatz zu<br />
den netzgeführten Thyristoren beli<strong>eb</strong>ig<br />
e<strong>in</strong>- und ausschalten können und mittels<br />
Multilevel-Pr<strong>in</strong>zip oberschw<strong>in</strong>gungsfreie<br />
AC- und DC-Größen liefern, sodass<br />
besondere Filter entbehrlich s<strong>in</strong>d. Auch<br />
s<strong>in</strong>d die Umrichter kle<strong>in</strong>er, weil sie ke<strong>in</strong>e<br />
Kondensatoren zur Bl<strong>in</strong>dleistungskompensation<br />
benötigen. Mit > 6 GW <strong>in</strong>stallierter<br />
oder im Bau bef<strong>in</strong>dlicher Leistung<br />
sieht sich Siemens als Marktführer für<br />
Netzanb<strong>in</strong>dungen auf See.<br />
694 109 (2011) Heft 12
Energie und Umwelt Nachrichten<br />
Netzprobleme schmälern W<strong>in</strong>denergieausbeute<br />
Laut e<strong>in</strong>er vom Bundesverband W<strong>in</strong>denergie<br />
(BWE) <strong>in</strong>itiierten Studie wurden <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
wegen Netzengpässen im Jahr 2010 <strong>in</strong><br />
1085 Fällen W<strong>in</strong>denergieanlagen abgeschaltet,<br />
gegenüber 285 Fällen im Jahr davor.<br />
Dadurch s<strong>in</strong>d rund 150 GWh mögliche<br />
Erzeugung verloren gegangen, das waren<br />
zwei Drittel mehr als 2009. Zwar bedeutete<br />
das nur 0,4 % der hierzulande e<strong>in</strong>gespeisten<br />
W<strong>in</strong>denergie, allerd<strong>in</strong>gs waren e<strong>in</strong>zelne<br />
Regionen <strong>in</strong> Norddeutschland mit 25 %<br />
ihrer möglichen Jahreserzeugung betroffen.<br />
Dabei war 2010 e<strong>in</strong> schwächerw<strong>in</strong>diges Jahr.<br />
Angesichts der Leitungsprobleme erwartet<br />
der BWE wachsende E<strong>in</strong>bußen.<br />
Offshore-W<strong>in</strong>denergie vor <strong>Deutschland</strong><br />
In der Ost- und der Nordsee s<strong>in</strong>d aktuell erst je zwei W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />
mit zusammen 0,5 GW <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>, und zwar Rostock Breitl<strong>in</strong>g sowie EnBW<br />
Baltic 1 und alpha ventus sowie BARD Offshore 1. In den nächsten vier Jahren<br />
sollen dort vier und 24 Anlagen mit zusammen 7,5 GW folgen (Tabelle). Die<br />
Ballung entsteht durch e<strong>in</strong>en befristeten E<strong>in</strong>speis<strong>eb</strong>onus. Sechs Anlagen sollen<br />
Nachrichten Produkte und Lösungen<br />
Feedback im Standard-Motorkabel<br />
Beckhoff hat zur SPS/IPC/DRIVES 2011 die<br />
neue Motorbaureihe AM8000 vorgestellt,<br />
rotative Synchron-Servomotoren <strong>in</strong> Standard-<br />
und Edelstahlbauweise. Sie zeichnen<br />
sich durch e<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>kabeltechnologie<br />
aus, mit der Strom und Prozessdaten <strong>in</strong> der<br />
Standard-Motorleitung übertragen werden<br />
können. Laut Hersteller werden G<strong>eb</strong>erdaten,<br />
Rotorlage, Multiturn-Informationen sowie<br />
der Status der thermischen Verhältnisse<br />
im Motor über e<strong>in</strong>e digitale Schnittstelle<br />
störsicher und zuverlässig übertragen. Die<br />
Material- und Inbetri<strong>eb</strong>nahmekosten können<br />
damit deutlich reduziert werden. Die<br />
neue Servomotorserie, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
entwickelt und gefertigt wird, soll ab 2012<br />
zur Verfügung stehen.<br />
www.beckhoff.de<br />
Variable Schienenbühne<br />
Für Arbeiten im Bereich der Gleise,<br />
die wegen zahlreicher Höhenzugänge<br />
mit konventionellen Arbeitsbühnen<br />
schwer durchgeführt werden können,<br />
hat der italienische Hersteller Platform<br />
Basket die Selbstfahrerbühne rr14evo<br />
entwickelt. Die automatische Nivellierung<br />
des Turms bei Schrägstellung und<br />
verschiedene Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen<br />
erlauben sichere Wartungs- oder<br />
Bauarbeiten <strong>in</strong> schwierigen Situationen<br />
sowie das komfortable Beschneiden von<br />
Bewuchs oder die Geröllsicherung <strong>in</strong><br />
Hanglagen. Die selbstfahrende, allradgetri<strong>eb</strong>ene<br />
Spezialbühne mit schaumgefüllten<br />
Gummireifen und Stahlrädern<br />
verfügt über e<strong>in</strong>en Arbeitskorb mit<br />
300 kg Traglast und lässt sich von dort<br />
aus komplett steuern. Sie erreicht bei<br />
Höhentätigkeiten <strong>in</strong> statischer Position<br />
e<strong>in</strong>e Arbeitshöhe von 14,40 m bei<br />
e<strong>in</strong>er seitlichen Reichweite von 9,30 m<br />
sowie <strong>in</strong> dynamischer Bewegung von<br />
13 m bei e<strong>in</strong>er seitlichen Reichweite<br />
von 6,30 m. Auf Gleisen erreicht<br />
die Platform-Basket-Schienenbühne<br />
auch mit angehängter Material-Lore<br />
e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeit von 8 km/h. Im<br />
deutschsprachigen Raum liegt der<br />
Vertri<strong>eb</strong> der Schienenbühne rr14evo bei<br />
der bayerischen Firma Kunze.<br />
www.kunze-buehnen.com<br />
Vollautomatischer Schienen-Schweißroboter<br />
Der neu entwickelte Schweißroboter<br />
APT 1500 R von Plasser & Theurer erfüllt<br />
steigende Anforderungen wie e<strong>in</strong>e höhere<br />
Geometriegenauigkeit nach der Schweißung<br />
oder die Forderung nach Trennung<br />
von E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen des Schweißstromes und<br />
Klemmen der Schiene und Abscheren des<br />
Schweißwulstes <strong>in</strong> Druckrichtung gemäß<br />
EN 14587-2. Der Schweißroboter ermöglicht<br />
automatisierte Schweißvorgänge<br />
ohne manuelle Interaktion und damit<br />
e<strong>in</strong>e hohe reproduzierbare Schweißgüte.<br />
Schlussschweißung beziehungsweise<br />
Verspannungsschweißen s<strong>in</strong>d Bestandteil<br />
des Arbeitsablaufes, die Schienenziehe<strong>in</strong>richtung<br />
mit 1500 kN Zugkraft ist <strong>in</strong> den<br />
Schweißkopf <strong>in</strong>tegriert. Die zu verschweißenden<br />
Schienen werden automatisch<br />
<strong>in</strong> den Schweißkopf gehoben, durch automatische<br />
Höhenzentrierung und Fahrkantenausrichtung<br />
<strong>in</strong> Position g<strong>eb</strong>racht<br />
und laufend über e<strong>in</strong>e spezielle Messe<strong>in</strong>richtung<br />
überwacht. Der Schweißspalt<br />
zwischen den Schienenenden wird <strong>eb</strong>en-<br />
falls automatisch hergestellt. Optionale<br />
Pulsorschweißung verkürzt die Schweißzeit<br />
sowie die Abbrandlängen bei hoher<br />
Qualität. Die Schweißstromübertragung<br />
erfolgt an der Schienenkopfunterseite sowie<br />
an der Schienenfußoberseite, dadurch<br />
verr<strong>in</strong>gern sich die Schleifvorbereitungsarbeiten.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit ist die<br />
Wechselstromversorgung mit 1000 Hz<br />
Mittelfrequenz. Für die Schweißung selbst<br />
wird Gleichstrom verwendet, wodurch<br />
sich ke<strong>in</strong>e weiteren Abhängigkeiten von<br />
der Impedanz des Stromkreises erg<strong>eb</strong>en.<br />
Der neue Schweißroboter ist <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und Österreich nach EN 14587-2<br />
geprüft und zugelassen und <strong>in</strong> Österreich<br />
bereits im E<strong>in</strong>satz.<br />
www.plassertheurer.com<br />
696 109 (2011) Heft 12
Produkte und Lösungen Nachrichten<br />
Neue Karten für erweiterte TDM-Daten- und -Sprachdienste<br />
N<strong>eb</strong>en den bekannten Ethernet-Funktionen<br />
stellt die Zugangs- und Übertragungsplattform<br />
MileGate von Keymile jetzt mit<br />
neuen Karten erweiterte TDM-Daten- und<br />
-Sprachdienste bereit. Die neuen Karten<br />
s<strong>in</strong>d vorrangig für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>snetzen<br />
von Eisenbahngesellschaften,<br />
Versorgungsunternehmen und Behörden<br />
gedacht. MileGate stellt Hochleistungs-<br />
Ethernet- und native TDM-Dienste vorrangig<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>snetzen bereit und kann<br />
traditionelle Dienste wie analoge Telefonie<br />
sowie synchrone und asynchrone TDM-<br />
Verb<strong>in</strong>dungen bereitstellen.<br />
Die neuen Sprachschnittstellenkarten<br />
s<strong>in</strong>d auf die Telefonie-Anforderungen<br />
<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>snetzen zugeschnitten. E<strong>in</strong>e<br />
neue POTS-FxS-Karte bietet 16 analoge<br />
Schnittstellen mit erweitertem Überspannungsschutz.<br />
Diese Karte kann<br />
zusammen mit e<strong>in</strong>er neuen FxO-Schnittstellenkarte<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, die den<br />
Anschluss an e<strong>in</strong>e Vermittlungsstelle<br />
realisiert. E<strong>in</strong>e 2/4-Draht-Sprachkarte<br />
mit E&M-Signalisierung lässt sich für<br />
Sprachfrequenzmodems oder andere<br />
2/4-Draht-Kommunikationsterm<strong>in</strong>als<br />
e<strong>in</strong>setzen. Die E&M-Karte bietet umfassende<br />
Sprachkonferenzfunktionen. So<br />
können pro Karte bis zu 32 Konferenzteilnehmer<br />
<strong>in</strong> zehn Gruppen angeschlossen<br />
werden. Die Konferenzdienste s<strong>in</strong>d<br />
vollständig kompatibel mit anderen<br />
Telefoniediensten wie POTS/ISDN-Diensten<br />
<strong>in</strong> UMUX und MileGate.<br />
Die Zugangs- und<br />
Übertragungsplattform<br />
MileGate ist<br />
e<strong>in</strong> kompaktes und<br />
robust ausgelegtes<br />
System für den<br />
Betri<strong>eb</strong>stemperaturbereich<br />
zwischen<br />
-25 °C und +60 °C<br />
und eignet sich für<br />
den E<strong>in</strong>satz unter<br />
rauen Umg<strong>eb</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
beispielsweise <strong>in</strong><br />
Außengehäusen.<br />
www.keymile.com<br />
Medien Nachrichten<br />
Zeitschriften<br />
Scherer, M.: Frequenzschwankungen<br />
durch nicht konforme Fahrplanwechsel<br />
E<strong>in</strong> verbundweites Problem und die<br />
Schweizer Lösung. In: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE<br />
101 (2011), Nr. 3, S. 16–19.<br />
Nicht Bahnfahrpläne s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>t,<br />
sondern Änderungen der Viertelstunden-<br />
Wirklastflüsse im Hochspannungs-Verbundnetz.<br />
Mehr noch als die Behandlung<br />
des Problems selbst besticht hier die<br />
<strong>eb</strong>enso kurze wie präzise Erklärung se<strong>in</strong>er<br />
Ursache und der dabei zehn wichtigsten<br />
Begriffe aus dem Netzbetri<strong>eb</strong>: Angesichts<br />
fehlender Sanktionierung fahren<br />
Verbundpartner vielfach versehentlich,<br />
leichtfertig oder vermutlich vorsätzlich<br />
starke Lastflusswechsel abrupt statt wie<br />
vere<strong>in</strong>bart auf e<strong>in</strong>er 10-m<strong>in</strong>-Rampe; die<br />
Folge s<strong>in</strong>d Frequenzsprünge bis ±0,1 Hz,<br />
die Regelleistungssprünge bis +400 MW<br />
erfordern. Klare Verbesserung hat ab Juli<br />
2010 e<strong>in</strong>e modifizierte Abrechnung von<br />
Ausgleichsenergiemengen <strong>in</strong> der Schweiz<br />
g<strong>eb</strong>racht, die konformes Verhalten belohnt.<br />
Das Problem steht aber europaweit<br />
an und kann bei sich völlig änderndem<br />
Marktgeschehen „zu e<strong>in</strong>er systematischen<br />
Destabilisierung des Netzes“ führen.<br />
Ruegg, W.: Die Tschernobyl-Katastrophe<br />
Hergang, Folgen und die Rolle der<br />
Berichterstattung. In: Bullet<strong>in</strong> SVE/VSE<br />
101 (2011), Nr. 4, S. 40–45.<br />
E<strong>in</strong>e so gründliche, kompakte und<br />
sachliche Arbeit kann nicht spontan entstanden<br />
se<strong>in</strong>, sondern wurde bestimmt<br />
zum 25. Jahrestag lange vorbereitet.<br />
Dass <strong>in</strong> Japan e<strong>in</strong>en Monat vor ihrem<br />
Ersche<strong>in</strong>en die nächste Katastrophe<br />
e<strong>in</strong>trat, mutet schicksalhaft an. Der<br />
Beitrag schildert knapp den Hergang,<br />
listet zehn technische, organisatorische<br />
oder menschliche Fehler auf, zeigt dabei<br />
e<strong>in</strong>ige sicherheitlich grundsätzliche<br />
Unterschiede westlicher Reaktortypen<br />
und benennt an allen Reaktoren des<br />
Unglückstyps ausgeführte Nachrüstungen.<br />
Den gleichen Umfang nimmt e<strong>in</strong>e<br />
Diskussion der Folgen e<strong>in</strong>, wo völlige<br />
Une<strong>in</strong>igkeit über Wirkungen oder gar<br />
Opferzahlen besteht. Je e<strong>in</strong> neuerer<br />
Be richt der WHO und von Greenpeace<br />
werden <strong>in</strong> Tenor und Daten kurz verglichen<br />
und am Schluss dem Unglück<br />
zugeschri<strong>eb</strong>ene Strahlendosen und<br />
Sterberaten den natürlichen Werten<br />
gegenübergestellt.<br />
Novotny, R.: Rohstoffmangel <strong>in</strong> der<br />
Elektronik<br />
Geologische Engpässe, ökonomische<br />
Interessen und der E<strong>in</strong>fluss neuer<br />
Technologien. In: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE<br />
102 (2011), Nr. 11, S. 6–9.<br />
Besonders der Bedarf an Metallen der<br />
Seltenen Erden, aber auch an anderen<br />
Rohstoffen wie Kupfer und Silber<br />
wird stark steigen. Als hauptsächliche<br />
Auslöser werden die qualtativen und<br />
quanititativen Entwicklungen auf neun<br />
Anwendungsfeldern genannt und<br />
bewertet, darunter Elektrofahrzeuge,<br />
Displays, Glasfaserkabel, Kondensatoren<br />
und Festkörperlaser. Mehr Sorgen<br />
als die geologische Knappheit bereiten<br />
ökonomische und politische Interessen,<br />
besonders bei Ch<strong>in</strong>a. Zur Entspannung<br />
könnten n<strong>eb</strong>en anderen Maßnahmen<br />
alte Abbaug<strong>eb</strong>iete <strong>in</strong> den USA reaktiviert<br />
und neue <strong>in</strong> Grönland, Afghanistan,<br />
Kasachstan, Vietnam sowie Australien<br />
erschlossen, Materialien und Funktionen<br />
ersetzt und Abfälle gründlicher rückgewonnen<br />
werden.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
697
Nachrichten Medien<br />
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FH_Aachen_86X214_4c.<strong>in</strong>dd 1 23.11.11 14:25<br />
698 109 (2011) Heft 12
In eigener Sache Nachrichten<br />
Dieselelektrik versus Dieselhydraulik<br />
In den Jahren 1982 und 1983 hatten<br />
sich Hersteller und Verfechter der beiden<br />
Antri<strong>eb</strong>ssysteme <strong>in</strong> der Fachliteratur und<br />
auch <strong>in</strong> <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> heftig<br />
ause<strong>in</strong>andergesetzt und ihre jeweiligen<br />
Argumente und Zahlen gegenseitig<br />
zu widerlegen versucht. Anlässlich der<br />
aktuellen Großserienbestellungen der<br />
DB für Strecken- und für Rangierlokomotiven<br />
hat die <strong>eb</strong>-Redaktion die e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>er Sachdiskussion hierüber unter den<br />
heutigen Geg<strong>eb</strong>enheiten e<strong>in</strong>geladen.<br />
Beide Fraktionen wollen aber hierzu<br />
nicht e<strong>in</strong>treten.<br />
Bl<strong>in</strong>dleistung Nachrichten<br />
Naturwunder<br />
„Jede OL-Strecke wird beidseitig gespeist<br />
– dabei ist maximal e<strong>in</strong> UW beteiligt.“<br />
(aus e<strong>in</strong>em Fachbeitrag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen<br />
eisenbahntechnischen Zeitschrift, auch die<br />
nächsten drei Zitate).<br />
Zurücktreten von<br />
der Bahnsteigkante!<br />
„Die Oberleitungsanlagen verlangen<br />
hohe Sicherheitsstandards, da der Fahrdraht<br />
zum Beispiel <strong>in</strong> Bahnhöfen relativ<br />
nahe an der Bahnsteigkante verläuft<br />
und dies im S<strong>in</strong>ne des Personenschutzes<br />
bei allen Steuerungsaufgaben (<strong>in</strong>klusive<br />
Automatisierung) berücksichtigt werden<br />
muss.“.<br />
Ach ne<strong>in</strong>!<br />
„Das Instandsetzungs- und Instandhaltungsmanagement<br />
folgt der Zielsetzung,<br />
die Zahl der für den Betri<strong>eb</strong> verfügbaren<br />
Viertelzüge sowohl aktuell als auch langfristig<br />
zu maximieren.“ (aus Geme<strong>in</strong>samer<br />
Presse<strong>in</strong>formation der Länder Berl<strong>in</strong> und<br />
Brandenburg sowie der S-Bahn Berl<strong>in</strong> zum<br />
Abschluss zweier Arbeitskreise).<br />
E<strong>in</strong> bisschen also<br />
schon?<br />
„Besonderes Augenmerk ist dabei<br />
darauf zu legen, dass der elektrische<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> nicht über G<strong>eb</strong>ühr bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
wird ...“.<br />
Umsteigen mit<br />
Pyjama<br />
„Die neue tägliche L<strong>in</strong>ie Kopenhagen<br />
– Prag ermöglicht Reisenden aus Berl<strong>in</strong><br />
oder Dresden über Nacht nach Kopenhagen<br />
zu fahren. In der Gegenrichtung<br />
bietet der CNL Fahrgästen aus Norddeutschland<br />
e<strong>in</strong>e komfortable Anb<strong>in</strong>dung<br />
nach Prag.“ (aus DB-Presse<strong>in</strong>formation<br />
zum neuen Jahresfahrplan).<br />
Regionaltri<strong>eb</strong>züge<br />
als Baufahrzeuge<br />
„Die neuen Züge (Coradia Nordic) sollen<br />
auf den Strecken der Region Skåne <strong>in</strong><br />
Südschweden verkehren und dort das<br />
Streckennetz erweitern.“ (aus Pressemitteilung<br />
des Herstellers).<br />
E<strong>in</strong>gleisig ohne<br />
N<strong>eb</strong>engleise<br />
„Es existieren bundesweit 19 378 km Oberleitungen.“<br />
(das Streckennetz der DB ist<br />
derzeit rund 33700 km lang und zu knapp<br />
60 % elektrifiziert).<br />
Schon Goethe reiste<br />
mit TEE 84/85<br />
Mediolanum<br />
„Die Bahn fährt mit ... 16,7Hertz-Wechselstrom.<br />
Das liegt daran, dass Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts die ersten Elektro-<br />
Loks den Drehstrom aus dem öffentlichen<br />
Netz ... e<strong>in</strong>fach nicht vertrugen.“<br />
(aus Mitarbeiterzeitschrift DB WELT<br />
Nr. 10/Oktober 2011).<br />
Miles and more<br />
In der Enzyklopädie Wikipedia ist auf der<br />
Seite zur Great Western Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e London<br />
– Bristol rechts das bekannte rote Streckenschema<br />
mit „Streckenlänge: 192 km“<br />
überschri<strong>eb</strong>en und dann kont<strong>in</strong>uierlich<br />
von 0 bis 118,5 ohne E<strong>in</strong>heit vermaßt.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
699
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
im Jahre 1961 – Teil 2<br />
Bild 9: Beispiel E<strong>in</strong>stellung Brücke und Drehgestelle<br />
bei Bo’Bo‘-Lokomotive unter Zugkraft mit Federwegen f<br />
(Bild 16 aus [13]).<br />
Schluss zu <strong>eb</strong> Heft 6/2011 Seiten 318–320<br />
Von den 16 Hauptbeiträgen des<br />
zweiten Halbjahres behandelten 13<br />
Fahrzeugthemen, davon vier ausführliche<br />
Gesamtbeschreibungen. Die Kurzbeschreibungen<br />
[24; 28] zeigten, wie<br />
man auch immer ausländische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
erfasste.<br />
Zu der Arbeit [13] muss der Rezensent<br />
heute, bei allem schuldigen<br />
Respekt vor se<strong>in</strong>em Mentor ab 1963,<br />
Art und Umfang der Darstellung monieren,<br />
mit 54 Gleichungen und dabei<br />
bis zu sechs Untergleichungen<br />
und zugehörigen Grafiken (Bild 9).<br />
Interessanter als die endlosen statischen<br />
Rechnungen nachzuvollziehen<br />
war das Betrachten e<strong>in</strong>es Schri<strong>eb</strong>es,<br />
der die Änderungen aller Radlasten<br />
und ihrer Federkräfte während e<strong>in</strong>er<br />
schweren Anfahrt zeigte. Untergegangen<br />
ist wohl damals die beiläufige<br />
Vermutung, ob die landläufig<br />
angenommene Abnahme der Kraftschlussbeiwerte<br />
bei steigender Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
nur e<strong>in</strong>e Folge dynamischer<br />
Radsatzlaständerungen ist.<br />
Bewundernswert ist die Akribie, mit<br />
der mittels damaliger Zeichenmittel<br />
dreiteilige Nomogramme und andere<br />
Grafiken von Hand erstellt wurden.<br />
Weitere Überlängen mochten<br />
beim Vorstellen von Lokomotiven mit<br />
neuer Technik und entsprechenden<br />
Perspektiven noch verständlich se<strong>in</strong><br />
[7; 15; 18; 27]. Zur Beschreibung<br />
der elektronischen Steuerung e<strong>in</strong>es<br />
Stufenschaltwerkantri<strong>eb</strong>s hätten aber,<br />
Innovationsgehalt h<strong>in</strong> oder her, ke<strong>in</strong>e<br />
detaillierten lehrmäßigen Funktionserklärungen<br />
wie zu Flip-Flop und zu<br />
Schmitt-Trigger gehört [23].<br />
Vergleichsweise wohltuend knapp<br />
war dagegen, wie schon [4], e<strong>in</strong>er<br />
der wenigen Berichte über Betri<strong>eb</strong>serfahrungen,<br />
nachdem die <strong>in</strong> <strong>eb</strong><br />
10/1958 beschri<strong>eb</strong>enen Bo’Bo’Bo‘-<br />
Lokomotiven 400 000 km gefahren<br />
waren [14], und zwar auch solche,<br />
die Verbesserungen erheischten.<br />
E<strong>in</strong>e davon war, dass der gegenüber<br />
Bo‘Bo‘-Lokomotiven höhere Kühlluftbedarf<br />
den Masch<strong>in</strong>enraum beim<br />
Zwischendienst so stark verschmutzte,<br />
dass die neuen Lokomotiven davon<br />
auszuschließen waren.<br />
Von den drei DB-Zweifrequenzlokomotiven<br />
für den E<strong>in</strong>satz zwischen<br />
Saarland und Lothr<strong>in</strong>gen wurde die<br />
E 320 01 schon im Vorjahr behandelt,<br />
zugleich mit e<strong>in</strong>igen Spitzen zu diesen<br />
Experimentalträgern (<strong>eb</strong> 8-9/2010).<br />
Im aktuellen Jahrgang folgten dann<br />
die E 320.21 und 11 [7; 18; 27]. E<strong>in</strong>e<br />
der Herausforderungen war gewesen,<br />
<strong>in</strong> der UIC- statt der EBO-Fahrzeugbegrenzung<br />
n<strong>eb</strong>en den klassischen<br />
Großbauteilen wie Haupt umspanner<br />
mit Stufenschaltwerk, noch dazu für<br />
25 kV, sowie Bremswiderstand zusätzlich<br />
Gleichrichter und monströse<br />
Glättungsdrosseln unterzubr<strong>in</strong>gen<br />
(Bilder 10 und 11). Für den ursprüng-<br />
Bild 10: Si-Gleichrichter, Kühlkörper im Fahrmotorlüfterschacht,<br />
Zweifrequenzlokomotive<br />
E 320.21 (Bild 22 aus [7]).<br />
Bild 11: Glättungsdrosseln 3,1 t schwer für<br />
vier Fahrmotorstromkreise, Zweifrequenzlokomotive<br />
E 320.11 (Bild 14 aus [27]).<br />
Bild 12: Lokomotive K-01 für Russland bei Erprobung zwischen Überherrn und Hostenbach<br />
(Saarland) (Ausschnitt von Orig<strong>in</strong>al zu Bild 1 <strong>in</strong> [15], Siemens Corporate Archives).<br />
Spurweite 1 524 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 25 kV 50 Hz, Länge über Puffer 19 800 mm, Radsatzfolge<br />
Co’Co‘, Dienstmasse 138 t, Anfahrzugkraft 520 kN, Stundenleistung 4 950 kW, spezifische<br />
Leistung 36 kW/t, Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit 100 km/h, größte elektrische Bremskraft 160 kN<br />
700 109 (2011) Heft 12
Historie<br />
lich geplanten E<strong>in</strong>satz auch auf der<br />
Höllental-Steilstrecke war relativ hohe<br />
elektrische Bremskraft gefordert. Um<br />
die Radsatzlast 80 t e<strong>in</strong>zuhalten oder<br />
wenigstens „81 t nicht wesentlich<br />
zu überschreiten“, hatte man „nach<br />
Erfahrungen mit den E<strong>in</strong>heitslokomotiven“<br />
bei der E 320.11 viel Al-<br />
Legierung verwenden müssen. Deren<br />
neuartige Kastenabstützung mit seitlich<br />
ausgelenkten Schraubenfedern<br />
hatte noch Anschläge [18], ihre elektrische<br />
Bremse war mit Erregermotorschaltung<br />
fahrdraht unabhängig [27].<br />
In Verbundschaltung arbeitete die<br />
fahrdrahtabhängig DC-erregte Widerstandsbremse<br />
der E 320.21, von<br />
der das Grundpr<strong>in</strong>zip und manche<br />
Bauteile wie der Hochspannungs-<br />
Sprunglastschalter mit Antri<strong>eb</strong>sk<strong>in</strong>ematik<br />
ohne Stellungszwang gleich<br />
weiter verwendet wurden.<br />
Als Exporterfolg galten nämlich 20<br />
schwere Lokomotiven, die e<strong>in</strong>zeln auf<br />
der Transsibirischen Bahn 5 000 t <strong>in</strong><br />
der Ebene mit 70 km/h und 3 000 t<br />
<strong>in</strong> 10 ‰ mit 45 km/h ziehen sollten;<br />
auch Doppeltraktion war e<strong>in</strong>gerichtet<br />
[15]. Längeres Abstellen bei Temperaturen<br />
von –50 ºC bis +40 ºC erforderte<br />
nicht nur Spezialwerkstoffe<br />
besonders beim Isoliermaterial und<br />
bei den Betri<strong>eb</strong>sstoffen. Schwerer<br />
wog, dass Hg bei –39 ºC fest wird,<br />
sodass man dafür mit unmäßigem<br />
Aufwand das E<strong>in</strong>frieren verh<strong>in</strong>dern<br />
sowie mit geregelter Kühlung den<br />
engen Arbeitsbereich hätte sichern<br />
müssen. Alternativen wären rotierende<br />
AC/DC-Umrichter oder 50-Hz-<br />
Fahrmotoren mit kle<strong>in</strong>erer Leistung<br />
gewesen. So kam die Betri<strong>eb</strong>sreife<br />
der Si-Gleichrichter gerade richtig.<br />
Die Bauart wurde auf der <strong>in</strong>zwischen<br />
deelektrifizierten und deklassierten<br />
DB-Strecke 3290 Überherrn – Hostenbach,<br />
die sich wahlweise von<br />
Frankreich her mit 25 kV 50 Hz speisen<br />
ließ, drei Monate lang „streng“<br />
erprobt (Bild 12).<br />
Die 50-Hz-Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft lieferte<br />
Lokomotiven noch mit Ignitron-<br />
Gleichrichtern (Bild 13) nach Indien,<br />
die Frequenzschwankungen von 48,5<br />
bis 51,5 Hz, Temperaturen bis 70 ºC<br />
<strong>in</strong> der Sonne, 100 % Luftfeuchte und<br />
häufige Gewitterstürme vertragen<br />
mussten [19].<br />
109 (2011) Heft 12<br />
Über Versuche der SNCF, die damals<br />
Haftwert genannten Kraftschlussbeiwerte<br />
Rad-Schiene zu verbessern,<br />
wurde <strong>in</strong> [26] berichtet. Erprobt hatte<br />
man dabei e<strong>in</strong>erseits mechanisches<br />
und hydraulisches Re<strong>in</strong>igen und anschließendes<br />
Trocknen real vor e<strong>in</strong>em<br />
führenden Lokomotivradsatz und andererseits<br />
e<strong>in</strong>e Abbrennvorrichtung<br />
im Labor, mit der Werte bis 1,2 erreicht<br />
wurden.<br />
Beitrag [20] zeigte am Beispiel der<br />
korrekt benannten Mehrspannungsund<br />
nicht etwa Mehrsystem-Heizung,<br />
wie sich elektronische Steuerungen<br />
auch knapper beschreiben ließen.<br />
An der Technischen Hochschule<br />
Stuttgart war e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Modell<br />
erfolgreich erprobt [17]: E<strong>in</strong> 12-kW-<br />
Reihenschluss-Kommutatormotor für<br />
16 2 / 3<br />
Hz wurde mit 50 Hz betri<strong>eb</strong>en<br />
und die dabei entstehenden 6,3 V<br />
transformatorische Kurzschlussspannung<br />
bei Nennstrom mittels klassisch<br />
geregeltem Wendefeldstrom kompensiert<br />
(Bild 14). Das Pr<strong>in</strong>zip hielt<br />
der Autor aber resigniert für überholt<br />
angesichts der unübertrefflich e<strong>in</strong>fachen<br />
Si-Gleichrichter.<br />
E<strong>in</strong>e Gesamtschau der 16 2 / 3<br />
-Hz-<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der DB bot<br />
[16]. Summenwerte der damals si<strong>eb</strong>en<br />
Wasserkraft-, fünf Wärmekraftund<br />
drei Umformerwerke stehen<br />
<strong>in</strong> der Tabelle; der Zwitter Pfrombach<br />
ist hierbei von Umformern<br />
zur Wasserkraft umg<strong>eb</strong>ucht. Beim<br />
Bild 13: Fahrzeugumgrenzung Indian Railways,<br />
Maße <strong>in</strong> mm (Bild 2 aus [19]).<br />
TABELLE<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung DB 1960 [16], jedoch<br />
Pfrombach hier als Wasserkraft.<br />
Generatorleistung<br />
373 MW<br />
Jahresarbeit<br />
1,8 GWh<br />
Dampf 55 % 58 %<br />
Wasser 20 % 22 %<br />
Umformer 25 % 20 %<br />
Benutzungsdauer 4 800 h<br />
Bild 14: E<strong>in</strong>stellung Betrag und Phase des Wendefeldstromes<br />
w<br />
bei Reihenschluss-Kommutator motor mittels<br />
Synchron-Synchronumformer M = G. (Bild 1 aus [17]).<br />
701
Historie<br />
Bild 15: Stundenmittelwerte Unterwerke (Uw)<br />
mit und ohne Nahverkehr (Bild 4 aus [16]).<br />
höchste Stundenmittel zu Tagesmittel: Pas<strong>in</strong>g<br />
(noch ohne S-Bahn) 1,65, B<strong>in</strong>gen (noch ohne<br />
rechte Rhe<strong>in</strong>strecke) 1,20, Summe 1,50<br />
Zahlenvergleich mit DB-<strong>in</strong>ternen<br />
Dokumentationen nach 1990 muss<br />
man beachten, dass diese gesamtdeutsch<br />
s<strong>in</strong>d, denn die Werte der<br />
DR wurden rückwirkend e<strong>in</strong>gerechnet.<br />
Die Zahlen spiegeln e<strong>in</strong> wenig<br />
die Verteilung von Grund- und von<br />
Spitzenlast wider. Deutlicher wurde<br />
dieser Aspekt <strong>in</strong> Bild 15 und man erkennt<br />
angesichts heutiger D<strong>eb</strong>atten<br />
sofort, wie sich die Addition solcher<br />
Lastgänge im bahneigenen Hochspannungsnetz<br />
günstig auswirkt.<br />
An sehr kalten W<strong>in</strong>tertagen konnte<br />
der Bedarf für Zugheizung noch<br />
die Hälfte des Traktionsbedarfs der<br />
Reisezüge erreichen. Die 16 2 / 3<br />
-Hz-<br />
Kurzschluss abschalt zeiten hatten<br />
sich von früher 240 bis 300 ms über<br />
120 bis 150 ms bei moderneren Ölschaltern<br />
zu 20 bis 60 ms bei Druckluftschaltern<br />
entwickelt. Die größte<br />
Kurzschlussleistung im 15-kV-Netz<br />
erreichte 300 MVA; heute ist sie rund<br />
doppelt so hoch. Geplant war, künftig<br />
noch e<strong>in</strong> Drittel bis e<strong>in</strong> Viertel<br />
aller Unterwerke (Uw) besetzt zu<br />
betreiben; heute überwachen und<br />
steuern si<strong>eb</strong>en Zentralschaltstellen<br />
180 Uw fern.<br />
Die Arbeit [25] gehörte zu den<br />
oben kritiserten. Fraglos war das Zusammenwirken<br />
der verschiedenen<br />
Bahnstromerzeuger bei dem stark expandierenden<br />
DB-Bahnstromnetz e<strong>in</strong><br />
wichtiges Thema. Statt Seiten lang<br />
Hochschulwissen auszubreiten und<br />
mit Dutzenden hier unnummerierter<br />
Gleichungen anzuwenden, hätten<br />
aber mit der Fachkompetenz des Autors<br />
kompakte Erg<strong>eb</strong>nisse genügen<br />
sollen. Dies entsprach aber wohl dem<br />
Stil der Zeit, von der man offenbar<br />
noch reichlich hatte.<br />
Im April 1961 hatten im Kraftwerk<br />
Göschenen, am Nordportal des Gotthard-Scheiteltunnels,<br />
die 16-MW-<br />
Masch<strong>in</strong>e der Stufe Andermatt und<br />
e<strong>in</strong>e der beiden 40-MW-Bahnstrommasch<strong>in</strong>en<br />
der Stufe Göscheneralp<br />
die SBB zu versorgen begonnen [22].<br />
Die Dammerhöhung des Speichersees<br />
wurde kürzlich ad acta gelegt<br />
(Bild 16).<br />
Bei den Kurznachrichten überwogen<br />
solche über Streckenelektrifizierungen<br />
und Fahrzeugbeschaffungen<br />
<strong>in</strong> aller Welt. Vermeldet wurde die<br />
Aufnahme des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s<br />
von Homburg (Saar) nach Kaiserslautern;<br />
der Lückenschluss nach Ludwigshafen,<br />
damals noch e<strong>in</strong> <strong>eb</strong>enerdiger<br />
Kopfbahnhof, musste wegen<br />
der Bauarbeiten <strong>in</strong> zwölf Tunneln im<br />
Pfälzerwald warten. Elektrifizierungsverträge<br />
waren mit dem Land Niedersachsen<br />
und den Hansestädten<br />
Bremen und Hamburg für die Nord-<br />
Südstrecke von den Seehäfen über<br />
Hannover sowie mit dem Freistaat<br />
Bayern für die Strecke Würzburg<br />
– Ansbach – Treuchtl<strong>in</strong>gen als Teil<br />
der kürzesten Verb<strong>in</strong>dung Frankfurt<br />
(Ma<strong>in</strong>) – München abgeschlossen<br />
und gleich danach Bauaufträge erteilt<br />
worden (H. 8). Auch für 540 km Strecken<br />
<strong>in</strong> Hessen bekam die DB vom<br />
Land 200 Mio. DM Elektifizierungskredit<br />
bei 10 Jahren Laufzeit und<br />
5 % Z<strong>in</strong>ssatz, weitere 310 Mio. DM<br />
musste sie sich selbst besorgen. Erste<br />
Gespräche gab es für die Strecken<br />
vom Ruhrg<strong>eb</strong>iet über Osnabrück und<br />
Bremen nach Hamburg, womit die<br />
DB 27 % ihres 31 000 km langen Netzes<br />
elektrisch betreiben und darauf<br />
70 % der Bruttotonnenkilometer fahren<br />
wollte. Entsprechend war das<br />
Beschaffungsprogramm für Elektrolokomotiven<br />
um weitere 203 auf<br />
1 316 Stück erweitert worden, von<br />
denen bis September 600 geliefert<br />
waren (H. 9).<br />
Die SBB hatten nach Prototyperprobung<br />
36 Tri<strong>eb</strong>wagen RBe 4/4<br />
bestellt, die mit 64 t Dienstmasse,<br />
2 600 kW Stundenleistung und<br />
125 km/h Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit ungefähr<br />
der DB-Serienloko motive E 41<br />
entsprachen, aber selbstverständlich<br />
Rekuperationsbremse hatten und 68<br />
Sitzplätze sowie Gepäckraum boten.<br />
Zugleich hatten sie sechs Bo’Bo‘-<br />
Prototypen Re 4/4 II bestellt, deren<br />
Merkmale „strikt“ 80 t, 4 120 kW und<br />
125 km/h, perspektivisch 140 km/h<br />
sowie Rekuperation die DB-Baureihen<br />
E 10 und E 40 deutlich überboten.<br />
Beide Vergleichsfälle zeigten<br />
den Entwicklungsvorsprung <strong>in</strong> der<br />
Schweiz während zehn Jahren Kriegsund<br />
Nachkriegszeit (H. 8).<br />
In Schweden bekam die SJ die<br />
letzte von acht bestellten Lokomotiven<br />
Ra noch mit 1AC-Fahrmotoren.<br />
Nicht absehbar war, dass diese<br />
16 2 / 3<br />
-Hz-Bahn nach e<strong>in</strong>em kurzen<br />
Intermezzo mit Gleichrichterlokomotiven<br />
Rb voll <strong>in</strong> die Thyrsotortechnik<br />
mit mehreren Serien Rc e<strong>in</strong>steigen<br />
würde (H. 8).<br />
Versuchsfahrten der SNCF mit<br />
190 km/h zwischen Straßburg und<br />
Mülhausen hatten gezeigt, dass die<br />
mit Si-Gleichrichtern ausgerüstete<br />
Lokomotive B’B‘ 20103 h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Leistung, Laufwerk und Stromabnehmer<br />
sowie die Oberleitung hierfür<br />
geeignet waren (H. 7).<br />
Nach umfangreichen Neuelektrifizierungen<br />
und Umstellungen mit und<br />
auf DC 3 kV waren <strong>in</strong> Oberitalien noch<br />
die Brennerbahn ab Bozen und der<br />
Netzbereich Genau – Alessandria –<br />
Carmagnola – Ventimiglia mit 3 AC<br />
16 2 / 3<br />
Hz betri<strong>eb</strong>en (H. 8).<br />
Für die 560 km lange Strecke Japeri<br />
– Barreiro <strong>in</strong> Brasilien wurden Investitions-<br />
und Kostenvergleiche für DC<br />
3 kV und 1 AC 60 Hz 25 kV vorgestellt<br />
(H. 10).<br />
Die Henschel-Werke, Kassel, sollten<br />
zum 1. Januar 1962 Aktiengesellschaft<br />
werden, an der e<strong>in</strong> amerikanisches<br />
Investorenkonsoritum 44 % Anteile<br />
übernehmen wollte (H. 12).<br />
702 109 (2011) Heft 12
Historie<br />
Bild 16: Längsprofil Kraftwerk Göschenen,<br />
Höhenmaße über Meer <strong>in</strong> m (Bild 2 aus [22],<br />
dort aus Bullet<strong>in</strong> SEV 1958, Nr. 13).<br />
Berichtigung zum Teil 1: Bei den Bildern<br />
5 und 6 s<strong>in</strong>d bei richtiger Nummerierung<br />
die Unterschriften und Erklärungen<br />
vertauscht.<br />
Uwe Behmann<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1986<br />
Dieser Beitrag folgt <strong>in</strong> Heft 1-2/2012.<br />
Berichtigung zu <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Heft 11/2011 auf Seite 620: Auf<br />
der Höllental- und Dreiseenbahn hatten<br />
die Dampflokomotiven für den<br />
Reibungsbetri<strong>eb</strong> die Baureihennummer<br />
85 (nicht 95) und die 50-Hz-<br />
Lokomotiven die Baureihennummer<br />
E 244 (nicht E 344); das Bild 20 zeigt<br />
die Lokomotive E 244.21 nahe dem<br />
Bahnhof Feldberg-Bärental.<br />
Die größte Steigung betrug 55 ‰<br />
(nicht 60 ‰). Die Phasentrennstelle<br />
lag nicht „kurz“, sondern 3 km vor<br />
dem Bahnhof Titisee <strong>in</strong> km 26,4 am<br />
Scheitelpunkt der Höllentalbahn 1 km<br />
nach dem Bahnhof H<strong>in</strong>terzarten.<br />
Die E<strong>in</strong>heitsfahrleitung stammte<br />
von 1931 (nicht 1928). Der Fahrdraht-Zick-Zack<br />
war auf 200 mm<br />
(nicht 250 mm) verkle<strong>in</strong>ert worden.<br />
Der 20-kV-Stabisolator war <strong>eb</strong>enso<br />
lang wie bei der 15-kV-Regel bauart,<br />
hatte allerd<strong>in</strong>gs von 120 auf 160 mm<br />
Durchmesser vergrößerte Endschirme.<br />
Georg Schwach,<br />
Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen<br />
Hauptbeiträge Jahrgang 32 (1961) Hefte 7 bis 12<br />
[7] Marten, Fritz: Die elektrische Ausrüstung<br />
der Mehrsystemlokomotive<br />
E 320.21 der Deutschen Bundesbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />
H. 4, S. 69–76; H. 5, S. 110–119.<br />
[13] Gladigau, Albert: Untersuchung über<br />
die Achsentlastung bei elektrischen<br />
Lokomotiven mit zweiachsigen Drehgestellen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
32 (1961), H. 7, S. 145–160; Berichtigung<br />
<strong>in</strong>: H. 9, S. 216.<br />
[14] Bächtiger, Alfred: Betri<strong>eb</strong>erfahrungen<br />
mit neuartigen Bo’Bo’Bo‘-Schmalspurlokomotiven<br />
großer Leistung. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 7,<br />
S. 161–164.<br />
[15] Rambold, Werner: Die elektrische Ausrüstung<br />
von 50-Hz-Lokomotiven mit<br />
Soliziumgleichrichtern für die UdSSR.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />
H. 8, S. 169–180.<br />
[16] Kniffler, Alfred; Schaefer, Herbert: Die<br />
Bahnstromversorgung der Deutschen<br />
Bundesbahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
32 (1961), H. 9, S. 197–206.<br />
[17] Boettger, Klaus: Der 50-Hz-Bahnmotor<br />
mit Wendefeldregelung. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 9,<br />
S. 206–210.<br />
[18] Mittmann, He<strong>in</strong>z: Der mechanische<br />
Teil der Bo’Bo‘-Mehrsystemlokomotive<br />
E 320.11 der Deutschen Bundesbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 9,<br />
S. 210–214.<br />
[19] Krienitz, Gerhard: Mehrzwecklokomotive<br />
für die Indischen Eisenbahnen<br />
Reihe BBM/1 20 200. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 10, S. 217–<br />
226.<br />
[20] Spöhrer, Walter: Mehrspannungsheizung<br />
mit elektronischer Steuerung:<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />
H. 10, S. 227–235.<br />
[21] Blatz, Helmut; Curtius, Ernst Werner:<br />
Belastbarkeit der Kupplungen und<br />
Hauptleitungen für die elektrische<br />
Zugheizung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
32 (1961), H. 10, S. 235–237.<br />
[22] N. N.: Geme<strong>in</strong>schaftskraftwerk Göschenen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32<br />
(1961), H. 10, S. 237–238.<br />
[23] Veith, Peter: Elektronisch gesteuerter<br />
Schaltwerksantri<strong>eb</strong>. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 11, S. 241–<br />
255.<br />
[24] Peters, Albert: Die Zweisystemlokomotive<br />
20 005 der SNCF. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 11, S. 255–<br />
257.<br />
[25] Kammerer, Albert: Die Aufteilung von<br />
Strömen und Leistungen beim Parallelbetri<strong>eb</strong><br />
von Synchrongenratoren<br />
und ihre Bee<strong>in</strong>flussung durch die<br />
Dreh zahlregelung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
32 (1961), H. 11, S. 257–267.<br />
[26] Kiepfer, H.-H.: Versuche zur Haftwertverbesserung<br />
bei der SNCF. In:<br />
Elekt rische <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 11,<br />
S. 262–263.<br />
[27] Reichelt, Erich: Die elektrische Ausrüstung<br />
der Mehrsystemlokomotive<br />
E 320.11 der Deutschen Bundesbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />
H. 12, S. 269–283.<br />
[28] Peters, A.: Die elektrischen Wechselstromtri<strong>eb</strong>wagen<br />
der SNCF für den<br />
Vorortverkehr. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
32 (1961), H. 12, S. 284–286.<br />
109 (2011) Heft 12<br />
703
Impressum<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF, Paris<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Leiter Fahrzeugtechnik, DB Fernverkehr, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Ing. Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlich keitsarbeit,<br />
DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, M<strong>in</strong>den<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dipl.-Ing. (FH) Peter Schließmann, Leiter Consult<strong>in</strong>g Services Ausrüstungstechnik,<br />
DB International, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Redaktion:<br />
Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />
Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />
E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
81671 München, <strong>Deutschland</strong>, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />
Internet: http://www.oldenbourg.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 57.<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />
Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />
E-Mail: leserservice@oldenbourg.de<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ ersche<strong>in</strong>t 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement 289,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
E<strong>in</strong>zelheft 33,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (<strong>Deutschland</strong> 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
E<strong>in</strong>zelausgabe als ePaper 33,00 €<br />
Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 375,70 €<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />
s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 00 13-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
109 (2011) Heft 12<br />
704
Term<strong>in</strong>e<br />
Messen, Tagungen, Fachaustellungen<br />
56. Eisenbahntechnische Fachtagung<br />
EXPO Ferroviaria 2012<br />
19.01.2012 VDEI Service GmbH<br />
Leipzig (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />
Internet: www.vdei.de<br />
27.–29.03.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />
Tur<strong>in</strong> (IT) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />
E-Mail: expoferroviaria@mackbrooks.com,<br />
Internet: www.expoferrovia.com<br />
Railways 2012<br />
5. Fachtagung „<strong>Elektrische</strong> Energieanlagen von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen“<br />
09.-10.02.2012 VDV-Akademie<br />
Dresden (DE) Fon: +49 221 57979-173, Fax: -8173,<br />
E-Mail: akademie(via)vdv.de,<br />
Internet: www.vdv-akademie.de<br />
14. EBA-Sachverständigentagung<br />
14.–15.02.2012 DVV Media Group GmbH<br />
Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH,<br />
Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com<br />
Praxis-Sem<strong>in</strong>ar − E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Blitzschutz für Bahnanlagen<br />
− Die Anwendung der neuen Blitzschutznorm<br />
DIN VDE 0185-305<br />
18.-22.04.2012 Civil-Comp Press<br />
Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@civil-comp.com,<br />
Internet:www.civil-comp.com<br />
INFRARAIL 2012<br />
01.-03.05.2012 Mack Brooks Group<br />
Birm<strong>in</strong>gham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk,<br />
Internet: www.mackbrooks.com<br />
9. Internationales Rail Forum<br />
08.-10.05.2012 Montané Comunicación<br />
Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />
Internet: www.montane.eu.com<br />
4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
28.02.2012 Haus der Technik/Zweigstelle Berl<strong>in</strong><br />
Delitsch (DE) Fon: +40 30 3949-3411, Fax: -3437,<br />
E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-berl<strong>in</strong>.de<br />
10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />
Gotha (DE) Fon: +49 30 22605790,<br />
E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />
Internet: www.vdei.de<br />
RailTel Europe<br />
28.-29.02.2012 Terrap<strong>in</strong>n<br />
Wien (AT) Fon: +44 20 70921000,<br />
E-Mail: enquiry.uk@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />
Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />
Rail+Metro Ch<strong>in</strong>a 2012<br />
30.05.- 02.06.2012 Intex Shanghai Co., Ltd<br />
Shanghai (CN) Fon: +86 21 62-956882, Fax: -780038,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>texhxp@sh163.net,<br />
Internet: www.metro-ch<strong>in</strong>a.org
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