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eb - Elektrische Bahnen Bahnfrequenz in Deutschland (Vorschau)

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B 2580<br />

12/2011<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Dezember<br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Elektromobilität an der richtigen Stelle<br />

unterstützen<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Michael Daum, Stadler Pankow<br />

Thema<br />

Besseres Klima für Straßenbahnen <strong>in</strong> Österreich<br />

Forum<br />

Zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>Bahnfrequenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Report<br />

Maglev 2011 <strong>in</strong> Südkorea<br />

Praxis<br />

S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

Agilis setzt auf Coradia-Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

Metro Santo Dom<strong>in</strong>go − Bau der L<strong>in</strong>ie 2 und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

der L<strong>in</strong>ie 1<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung (Rail Power Supply Systems)<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn<br />

Schutz- und Steuergerät SGBA − E<strong>in</strong>satz bei den Dres dner<br />

Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />

High-voltage DC power supply − Part 2:<br />

Technology and migration strategies<br />

Sicherheit<br />

Berechnungen nach DIN EN 50122-1 −<br />

Erdung im Katzenbergtunnel − Teil 2<br />

Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1961 – Teil 2


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die<br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits bei der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2011, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

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mit ausführlichem<br />

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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – Band 2<br />

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WZD2<strong>eb</strong>2011<br />

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Standpunkt<br />

Elektromobilität an der<br />

richtigen Stelle unterstützen<br />

W<br />

enn deutsche Politiker über Elektromobilität<br />

reden, erzeugen sie bei<br />

den Betreibern der über 50 Straßen-,<br />

Stadt- und U-<strong>Bahnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

sowie der Wuppertaler Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn nur e<strong>in</strong> müdes<br />

Lächeln. Diese Reaktion ist verständlich, ist doch im<br />

ÖPNV Elektromobilität seit der Betri<strong>eb</strong>saufnahme<br />

der elektrischen Straßenbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde<br />

im Jahr 1881 Realität. Auch wenn sich seitdem<br />

die Technik weiterentwickelt hat, haben sich die<br />

Grundpr<strong>in</strong>zipien von elektrisch betri<strong>eb</strong>enen städtischen<br />

Nahverkehrssystemen bewährt. Diese Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Innovation und bewährter Technik muss<br />

das Erfolgsgeheimnis se<strong>in</strong>, dass die oft totgesagte<br />

Straßenbahn seit nun über 25 Jahren e<strong>in</strong>e Renaissance<br />

als moderne Stadtbahn <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> oder<br />

als Niederflur-Verkehrssystem <strong>in</strong> Frankreich, Spanien,<br />

England etc. erl<strong>eb</strong>t.<br />

Deswegen ist es umso unverständlicher, wie mit<br />

diesem Thema <strong>in</strong> der Politik umgegangen wird.<br />

Unter anderem wird im Bericht der Nationalen<br />

Plattform Elektromobilität (NPE), die von der Bundesregierung<br />

als neutrale, übergreifende Instanz für<br />

die Entwicklung von tragfähigen Zielen im Bereich<br />

E-Mobilität gegründet wurde, das Elektroauto fast<br />

als Synonym für die Zukunft der Elektromobilität <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> gesehen. Es macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, Milliarden<br />

<strong>in</strong> die Entwicklung und E<strong>in</strong>führung von Elektroautos<br />

zu stecken, während bei anderen Ang<strong>eb</strong>oten<br />

wie dem ÖPNV seit Jahren das Geld für dr<strong>in</strong>gende<br />

Erneuerungs- und Ausbaumaßnahmen fehlt. Elektroautos<br />

benötigen, wie herkömmliche Pkw auch, Platz<br />

zum Fahren und zum Parken und somit e<strong>in</strong>en hohen<br />

Flächenbedarf <strong>in</strong> städtisch ohneh<strong>in</strong> schon stark verdichteten<br />

Räumen. Es stellt sich also die Frage, warum<br />

mit politischer Unterstützung noch mehr Pkw<br />

<strong>in</strong> die ohneh<strong>in</strong> verkehrlich überlasteten deutschen<br />

Städte geholt werden sollen. Stattdessen sollten von<br />

Bund und Ländern Mittel für den Ausbau, aber auch<br />

für Ersatz<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die bestehende Infrastruktur<br />

der deutschen Straßen-, Stadt- und U-<strong>Bahnen</strong><br />

zur Verfügung gestellt werden. Denn es stehen viele<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Infrastruktur, wie beispielsweise<br />

Anlagen der Zugsicherung und Fahrstromversorgung,<br />

aber auch Fahrtreppen und<br />

Aufzüge zur Erneuerung an.<br />

All dies bedeutet aber nicht,<br />

dass die im VDV organisierten<br />

Verkehrsunternehmen gegenüber<br />

dem technischen Fortschritt nicht<br />

aufgeschlossen s<strong>in</strong>d. Speziell die<br />

Betreiber der elektrisch betri<strong>eb</strong>enen<br />

<strong>Bahnen</strong> unternehmen<br />

unterschiedlichste Anstrengungen,<br />

um sowohl den Energieverbrauch<br />

der Fahrzeuge und<br />

Anlagen als auch die Kosten für<br />

deren Instandhaltung weiter zu<br />

verr<strong>in</strong>gern. Hierzu zählen bei den<br />

Fahrstromversorgungsanlagen der<br />

laufende Übergang zur zweiseitigen<br />

Speisung, der Erhöhung der Netzspannung, die<br />

Verstärkung und Ertüchtigung der Oberleitungs-,<br />

Kabel- und Schaltanlagen sowie geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />

der E<strong>in</strong>satz von Speichern zur optimierten Nutzung<br />

der Bremsenergie. Auf der Fahrzeugseite ist <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren wieder e<strong>in</strong>e leichte Steigerung des<br />

Energieverbrauchs festzustellen, der aber zwecks<br />

Komfortverbesserung für die Fahrgäste auf die zunehmende<br />

Ausstattung der Fahrzeuge mit Klimaanlagen<br />

zurückzuführen ist. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives Bordenergie-Management,<br />

e<strong>in</strong>schließlich auf den Fahrzeugen<br />

angeordneter Speicher, kann hier Abhilfe schaffen.<br />

Wer es also ernst me<strong>in</strong>t mit stadtverträglicher<br />

Mobilität, Ressourcenschonung und Klimaschutz,<br />

unterstützt die Elektromobilität dort, wo sie ihre<br />

höchste Wirkung entfaltet: im ÖPNV.<br />

Ihr<br />

Jürgen Fenske<br />

Präsident<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />

109 (2011) Heft 12<br />

625


Inhalt<br />

12 / 2011<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Jürgen Fenske<br />

625 Elektromobilität an der richtigen<br />

Stelle unterstützen<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Michael Daum<br />

628 Die Straßenbahn hat Zukunft<br />

Thema<br />

W. Struckl<br />

631 Besseres Klima für Straßenbahnen<br />

<strong>in</strong> Österreich<br />

Forum<br />

U. Behmann<br />

634 Zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

U. Behmann<br />

638 <strong>Bahnfrequenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Report<br />

Titelbild<br />

U3 am Wiener Westbahnhof<br />

© 2011 Alfredo Suchomel<br />

M. Witt, E. Fritz<br />

642 Maglev 2011 <strong>in</strong> Südkorea


Inhalt<br />

Praxis<br />

M. B<strong>in</strong>swanger<br />

647 Agilis setzt auf Coradia-Tri<strong>eb</strong>züge<br />

U. Behmann<br />

648 S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

Rail Power Supply Systems<br />

M. Lehmann<br />

672 High-voltage DC power supply – Part 2:<br />

Technology and migration strategies<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit hohen Gleichspannungen<br />

– Teil 2: Technische Lösungen und<br />

Umsetzungsstrategien<br />

Alimentation en énergie de traction à courant<br />

cont<strong>in</strong>u haut tension – Partie 2: technologie et<br />

stratégie de migration<br />

Sicherheit<br />

Hauptbeiträge<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

R. Puschmann, J. I. Nunez Toribio<br />

652 Metro Santo Dom<strong>in</strong>go – Bau der L<strong>in</strong>ie 2<br />

und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen der L<strong>in</strong>ie 1<br />

Metro Santo Dom<strong>in</strong>go – construction of l<strong>in</strong>e 2<br />

and operational experience on l<strong>in</strong>e 1<br />

Metro de Sa<strong>in</strong>t Dom<strong>in</strong>gue – construction de la<br />

ligne 2 et retour d‘expérience sur l‘exploitation<br />

sur la l<strong>in</strong>ge 1<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

D. Behrends, Ch. Fischer,<br />

680 Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />

Erdung im Katzenbergtunnel – Teil 2<br />

Analysis <strong>in</strong> accordance with EN 50122-1 –<br />

Earth<strong>in</strong>g at tunnel Katzenberg – Part 2<br />

Analyse de cas en conformité avec la norme<br />

EN 50122-1 – mise á la terre du tunnel de<br />

Katzenberg – Partie 2<br />

Nachrichten<br />

688 <strong>Bahnen</strong><br />

693 Unternehmen<br />

694 Energie und Umwelt<br />

696 Produkte und Lösungen<br />

H.-J. Fronzke, A. Maack, F. Schumann<br />

657 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der Schwer<strong>in</strong>er<br />

Straßenbahn<br />

Traction power supply for the Schwer<strong>in</strong><br />

tramway network<br />

Alimentation électrique du tramway de<br />

Schwer<strong>in</strong><br />

J. Thiede, H.-J. Fronzke<br />

667 Schutz- und Steuerungsgerät SGBA – E<strong>in</strong>satz<br />

bei den Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />

Protection and control device SGBA – Application<br />

at dresden traction power supply<br />

Appareil de protection et de contrôle SGBA – mise<br />

en oevre à la compagnie de transport de Dresde<br />

697 Medien<br />

704 Impressum<br />

U 3 Term<strong>in</strong>e<br />

Historie<br />

700 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1961 – Teil 2


Fokus Interview<br />

Michael Daum<br />

Die Straßenbahn<br />

hat Zukunft<br />

Der Trend zu Straßenbahn und Stadtbahn als Alternative zu noch mehr Individualverkehr ist weltweit<br />

unverkennbar. Davon könnte auch Stadler Pankow profitieren, das <strong>Deutschland</strong>-Unternehmen der<br />

schweizerischen Stadler Rail Gruppe – vor wenigen Monaten erst eröffneten die Berl<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> neues<br />

Werk. Im <strong>eb</strong>-Interview sprach Eberhard Buhl mit Michael Daum, Vorsitzender der Geschäftsführung von<br />

Stadler Pankow, über Trends beim städtischen Nahverkehr und die Zukunftsaussichten für die Branche.<br />

<strong>eb</strong>: Herr Daum, wie ist das Unternehmen Stadler<br />

<strong>in</strong>sgesamt aufgestellt und welche Aufgaben hat<br />

die von Ihnen geführte deutsche Gesellschaft<br />

Stadler Pankow übernommen?<br />

Daum: Die Stadler Rail Group, die aus dem 1942<br />

<strong>in</strong> Zürich gegründeten Ingenieurbüro von Ernst<br />

Stadler hervorgegangen ist, versteht sich heute als<br />

Systemanbieter von <strong>in</strong>dividuellen Lösungen für den<br />

Schienenverkehr. Die Schwerpunkte liegen dabei im<br />

Regional-, S-Bahn- und Stadtbahnverkehr.<br />

Stadler Pankow ist das deutsche Unternehmen<br />

der Firmengruppe. Sämtliche Fahrzeugaufträge für<br />

den deutschen Markt werden von uns betreut,<br />

also entwickelt, produziert und <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gesetzt.<br />

In Berl<strong>in</strong>-Pankow fertigen wir alle Produkte für den<br />

deutschen Markt, auch das Regio-Shuttle RS1, sowie<br />

die Straßenbahnen für den Export. Und im Servicezentrum<br />

im brandenburgischen Velten erfolgt n<strong>eb</strong>en<br />

der Fertigung e<strong>in</strong>zelner Komponenten auch die<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme der Schienenfahrzeuge. Weiterh<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d wir das Kompetenzzentrum für re<strong>in</strong>e Stadtverkehrsfahrzeuge,<br />

also Straßenbahnen, Stadtbahnen<br />

und U-<strong>Bahnen</strong>, und verantworten deshalb auch das<br />

Exportgeschäft <strong>in</strong> diesem Segment.<br />

Die Aktivitäten der Schweizer und der deutschen<br />

Gesellschaft bleiben also strikt getrennt?<br />

Natürlich gibt es e<strong>in</strong>e technische Zusammenarbeit,<br />

wir l<strong>eb</strong>en nicht n<strong>eb</strong>ene<strong>in</strong>ander her. Aber<br />

wir haben unsere Tätigkeitsschwerpunkte auf die<br />

Gesellschaften <strong>in</strong> der Schweiz und <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

verteilt. Das s<strong>in</strong>d unsere sogenannten Heim-<br />

Märkte, hier s<strong>in</strong>d jeweils komplette Kapazitäten<br />

<strong>in</strong> Projektabwicklung, Entwicklung und Fertigung<br />

vorhanden. Die Schweizer Gesellschaft ist hauptsächlich<br />

auf die Basisentwicklung von S-<strong>Bahnen</strong>,<br />

Regionalbahnen und Doppelstockfahrzeugen konzentriert.<br />

Der Begriff Basisentwicklung umfasst bei<br />

Stadler ja immer grundlegende Themen wie zum<br />

Beispiel Entgleisungssicherheit oder statische Berechnungen,<br />

die weiteren Entwicklungen erfolgen<br />

<strong>in</strong> den Landesgesellschaften sehr marktspezifisch.<br />

Wir <strong>in</strong> Pankow übernehmen wie gesagt die Basisentwicklung<br />

für alle Fahrzeuge des Stadtverkehrs,<br />

und auf unseren Erg<strong>eb</strong>nissen stützt sich das ganze<br />

Unternehmen bei länderspezifischen Stadtverkehr-<br />

Anwendungen ab.<br />

Gilt das auch für Lokomotiven?<br />

Das Lokomotivgeschäft ist für uns e<strong>in</strong> Nischengeschäft<br />

und wird es auch bleiben. Da geht<br />

es vorrangig um Dieselantri<strong>eb</strong>e, und wir können<br />

uns sicher auf die Entwicklungen unserer<br />

Schweizer Kollegen stützen, falls es bei uns e<strong>in</strong>es<br />

Tages um Dieselhybridtechnik, zum Beispiel bei<br />

Tri<strong>eb</strong>wagen geht. Im Moment denken wir aber<br />

nicht daran, das Lokomotivsegment auch hier<br />

auszubauen.<br />

628 109 (2011) Heft 12


Interview Fokus<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren ist ja weltweit e<strong>in</strong>e Renaissance<br />

der Tram und fast e<strong>in</strong> Boom bei Stadtbahn<br />

und TramTra<strong>in</strong> zu beobachten. Wie gehen Sie<br />

damit um?<br />

Ich sehe dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e sehr erfreuliche Entwicklung für<br />

die gesamte Branche, weil das Verkehrsmittel Straßenbahn<br />

Zukunft hat. Wenn man heute von Elektromobilität<br />

redet, denkt jeder nur an Autos. Dabei s<strong>in</strong>d<br />

Straßenbahnen seit Jahrzehnten gel<strong>eb</strong>te Elektromobilität<br />

und können auch <strong>in</strong> großen Städten e<strong>in</strong>iges<br />

an Problemen lösen, von der Fe<strong>in</strong>staub-Problematik<br />

bis zur Energieeffizienz.<br />

Worauf führen Sie diesen Boom des Öffentlichen<br />

Verkehrs zurück – auf die Energie- und Klimadiskussionen,<br />

die Urbanisierung?<br />

Vor allem die <strong>in</strong>nerstädtischen Situationen beim<br />

Individualverkehr sehe ich als Gründe dafür: Parkraumbewirtschaftung,<br />

hohe Spritpreise, Baustellen,<br />

fehlende Parkplätze und Stau. Der Bedarf an modernen<br />

ÖV-Lösungen für Städte und Geme<strong>in</strong>den liegt<br />

auf der Hand, und für die Menschen ist es mittlerweile<br />

oft komfortabler, mit der Tram zu fahren statt<br />

mit dem Auto. Gerade <strong>in</strong> größeren Städten ist ja e<strong>in</strong>e<br />

Straßen- oder Stadtbahn, zumal auf eigenem Gleiskörper,<br />

deutlich schneller als der Individualverkehr.<br />

In bestimmten Ländern wie der Schweiz war der<br />

öffentliche Nahverkehr schon bisher e<strong>in</strong> gängiges<br />

Transportmittel für alle, und auch bei uns schw<strong>in</strong>det<br />

das altbackene Image des Schienen-ÖPNV.<br />

In welchen Regionen Europas erwarten Sie e<strong>in</strong>e<br />

besonders starke Entwicklung?<br />

Fast überall. E<strong>in</strong> Beispiel aus Norwegen: Die Stadt<br />

Bergen hatte <strong>in</strong> den 1960er Jahren ihre Straßenbahn<br />

im Hafenbecken versenkt und auf den damals modernen<br />

Busbetri<strong>eb</strong> umgestellt. Jetzt gibt es dort e<strong>in</strong> komplett<br />

neues Straßenbahnsystem, für das wir die Fahrzeuge<br />

liefern und warten. Auch <strong>in</strong> Frankreich werden<br />

viele neue Systeme und Fahrzeuge beschafft. Wir<br />

s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong> Lyon erfolgreich, wo unsere Fahrzeuge<br />

den Verkehr zwischen Flughafen und Stadtzentrum<br />

durchführen. Das ist fast überall der Trend, und <strong>in</strong><br />

Europa ist sicher noch e<strong>in</strong>e Menge Potenzial vorhanden<br />

– aber auch <strong>in</strong> den USA ist gerade der Bereich der<br />

Straßen- und Stadtbahnen e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Markt.<br />

F<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> Osteuropa e<strong>in</strong>e andere Situation vor?<br />

Osteuropa bietet aus me<strong>in</strong>er Sicht – gerade auch<br />

für uns – e<strong>in</strong> sehr großes Potenzial für modernen<br />

Nahverkehr allgeme<strong>in</strong>. Aktuell haben wir ja aus<br />

Tschechien, wo ähnlich wie <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e regionale<br />

Verkehrsbestellung stattf<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong>en großen<br />

Auftrag für Dieseltri<strong>eb</strong>wagen vom Typ RegioShuttle<br />

bekommen – und das wird auch im Stadtbahn- und<br />

Straßenbahnbereich kommen. Allerd<strong>in</strong>gs b<strong>in</strong> ich der<br />

Überzeugung, dass im Moment <strong>in</strong> Osteuropa auch<br />

e<strong>in</strong>iger Nachholbedarf bei der Modernisierung der<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Infrastruktur besteht, um die Voraussetzungen für<br />

modernen Nahverkehr zu schaffen.<br />

Viele Straßenbahnsysteme wurden <strong>in</strong> osteuropäischen<br />

Ländern gar nicht erst abg<strong>eb</strong>aut ...<br />

... das stimmt natürlich, aber ich glaube schon, dass<br />

man sich erst verstärkt um die Modernisierung der<br />

Infrastruktur kümmern muss – und das geschieht ja<br />

derzeit auch.<br />

Welche Anforderungen stellen Betreiber heute<br />

allgeme<strong>in</strong> an die Fahrzeuge?<br />

Hohe Verfügbarkeit, günstige Unterhaltskosten und<br />

schneller Fahrgastwechsel zur E<strong>in</strong>haltung der Taktzeiten<br />

s<strong>in</strong>d Beispiele aus Sicht des<br />

Betreibers, aus der Sicht des Fahrgastes<br />

muss der Fahrkomfort g<strong>eb</strong>ündelt<br />

mit Sicherheit und Enterta<strong>in</strong>ment<br />

geg<strong>eb</strong>en se<strong>in</strong>.<br />

Meist werden Energieeffizienz<br />

und wirtschaftlicher Betri<strong>eb</strong> über<br />

die L<strong>eb</strong>ensdauer genannt.<br />

Natürlich s<strong>in</strong>d das wichtige Aspekte,<br />

doch für den Betreiber ist es<br />

auch notwendig, zusätzliche Fahrgäste<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. Der Trend zum<br />

Fahrgastzuwachs ist ja erfreulicherweise<br />

da. Wir müssen uns allerd<strong>in</strong>gs bei den Fahrzeugen<br />

an der gesellschaftlichen und demografischen<br />

Entwicklung ausrichten und den Nahverkehr<br />

so gestalten, dass man relativ e<strong>in</strong>fachen Zugang<br />

dazu bekommt – auch als älterer Mensch. Dazu gehört<br />

für mich zw<strong>in</strong>gend Niederflurigkeit; da s<strong>in</strong>d wir<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> technologisch gut aufgestellt und<br />

können auch e<strong>in</strong>iges bieten.<br />

N<strong>eb</strong>en Themen wie Energieeffizienz und L<strong>eb</strong>ensdauerkosten<br />

ist also Kundenfreundlichkeit zum<br />

wesentlichen Faktor geworden?<br />

Ja sicher. Der Nahverkehr muss <strong>in</strong> der Wertigkeit<br />

steigen, damit die Menschen leichter wegkommen<br />

vom re<strong>in</strong>en Individualverkehr. Also müssen wir uns<br />

fragen, was dieses Produkt entsprechend aufwertet.<br />

Niederflurigkeit mit bequemen E<strong>in</strong>stiegen gehört jedenfalls<br />

dazu, auch Enterta<strong>in</strong>ment im Zug. In Bergen<br />

beispielsweise haben wir direkten Internetzugang,<br />

e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-System, mit dem jeder die tatsächlichen<br />

Ankunftszeiten der <strong>Bahnen</strong> ablesen kann – das wird<br />

verstärkt kommen.<br />

Da sprechen wir von Nahverkehrszügen und<br />

Stadtbahnen?<br />

Das wird auch <strong>in</strong> Straßenbahnen zunehmen. Für<br />

junge Leute ist das sicher e<strong>in</strong> Argument, auch <strong>in</strong><br />

der Straßenbahn e<strong>in</strong>en Internetzugang zu haben.<br />

Die Frage ist doch immer: Was erwarten die Menschen,<br />

wenn sie unterwegs s<strong>in</strong>d, und was kann ich<br />

Für junge Leute ist<br />

e<strong>in</strong> Internetzugang<br />

<strong>in</strong> der Straßenbahn<br />

sicher e<strong>in</strong> Argument<br />

629


Fokus Interview<br />

ihnen bieten, um ihnen die Fahrt möglichst komfortabel<br />

zu machen. Das wird auch von Betreibern<br />

nachgefragt.<br />

Auch Klimaanlagen s<strong>in</strong>d ja fast selbstverständlich<br />

geworden ...<br />

Genau. Über den Nutzen e<strong>in</strong>er Klimaanlage <strong>in</strong> Öffentlichen<br />

hat man sich schon vor 20 Jahren heiß<br />

geredet. Aber ich b<strong>in</strong> überzeugt: Wenn wir uns<br />

messen wollen mit dem Individualverkehr, ist das<br />

e<strong>in</strong>fach Standard – es gibt ja heute kaum mehr<br />

e<strong>in</strong>en Neuwagen ohne Klimaanlage. Dass dieser<br />

Komfort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tram technisch und energetisch<br />

nicht ganz so e<strong>in</strong>fach ist, weil sich ständig die Türen<br />

öffnen, steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt. Aber man<br />

sieht aus den letzten Jahren, dass wir zunehmend<br />

heiße und schwüle Sommer haben <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

Da ist es nun mal angenehmer für Fahrgäste, wenn<br />

die Temperatur <strong>in</strong> der Tram spürbar niedriger ist.<br />

Klimaanlagen s<strong>in</strong>d auch für Betreiber schon gängige<br />

Ausstattung.<br />

Überland-<strong>Bahnen</strong> mit elektrischen Mehrsystemfahrzeugen<br />

wie <strong>in</strong> Karlsruhe, Kassel oder Chemnitz,<br />

die teils auf Bahngleisen fahren, sche<strong>in</strong>en<br />

<strong>eb</strong>enfalls im Aufw<strong>in</strong>d zu se<strong>in</strong>. Haben Sie solche<br />

Fahrzeuge <strong>eb</strong>enfalls im Fokus?<br />

Dass dies e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Segment ist, steht außer<br />

Frage, und wir können da ja auch was bieten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist es durch die neu aufgestellte Normenlage<br />

nicht ganz so e<strong>in</strong>fach, solche Fahrzeuge auf die<br />

Schiene zu br<strong>in</strong>gen. Wenn ich zum Beispiel an Crash-<br />

Normen denke: Es ist e<strong>in</strong>e äußerst knifflige Sache,<br />

diese Vorgaben bei den vorgeg<strong>eb</strong>enen niedrigen<br />

Achslasten zu erfüllen. Auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d<br />

das auch <strong>in</strong>teressante Herausforderungen – und<br />

es macht riesigen Spaß, wenn es schließlich doch<br />

klappt. Ob es immer so wirtschaftlich funktioniert,<br />

ob also die Normen wirklich zur Realität passen,<br />

steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt.<br />

Bedarf und Potenzial für Mehrsystemfahrzeuge<br />

bestehen aber?<br />

Das sehe ich schon so.<br />

ZUR PERSON<br />

Michael Daum schloss se<strong>in</strong> Studium der Elektrotechnik<br />

an der Universität Karlsruhe 1982 als Diplom-<br />

Ingenieur ab und trat bei der BBC AG <strong>in</strong> Mannheim<br />

e<strong>in</strong>. Zunächst Entwicklungs<strong>in</strong>genieur für Leittechniksysteme,<br />

bekleidete er bei BBC, später ABB und Adtranz<br />

verschiedene Funktionen und leitete zuletzt als<br />

Mitglied der Geschäftsleitung e<strong>in</strong>en Produktbereich<br />

„Regionalfahrzeuge und S-<strong>Bahnen</strong>“ mit Standorten<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, Dänemark, Schweiz, Portugal und<br />

Australien. Im Jahr 2011 übernahm die im schweizerischen<br />

Bussnang ansässige Stadler Rail AG alle<br />

Anteile aus dem geme<strong>in</strong>samen Jo<strong>in</strong>t Venture mit<br />

Adtranz, der Stadler Pankow GmbH. Seit Mai 2001<br />

ist Michael Daum stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der Stadler Rail AG, CEO Stadler <strong>Deutschland</strong><br />

und Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadler<br />

Pankow GmbH.<br />

Und welche Chancen g<strong>eb</strong>en Sie Straßen- und<br />

Stadtbahnen mit Energiespeichersystemen – wie<br />

beispielsweise Ihrer Variobahn für München?<br />

Auch da sehen wir e<strong>in</strong>en Bedarf. Es gibt zahlreiche<br />

Städte mit schützenswerten, sehr schönen Plätzen<br />

und Straßenzügen. Und es gibt immer mehr Politiker,<br />

die sich Trambahnen wünschen, aber <strong>in</strong> solchen<br />

Bereichen auf E<strong>in</strong>speisungsleitungen verzichten wollen.<br />

In solchen Fällen ist e<strong>in</strong>e Batterie-Hybrid-Lösung<br />

e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Sache, weil man weite Strecken ohne<br />

E<strong>in</strong>speisung fahren und anschließend an der Oberleitung<br />

wieder aufladen kann. Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass<br />

es dafür e<strong>in</strong>en Markt gibt.<br />

Deshalb haben wir uns vor e<strong>in</strong>iger Zeit ja den<br />

Spaß gemacht, mit der Variobahn 19 Kilometer weit<br />

ohne Oberleitung zu fahren und e<strong>in</strong>en Weltrekord<br />

fürs Gu<strong>in</strong>ess-Buch aufzustellen. Wenn e<strong>in</strong>e Stadt<br />

e<strong>in</strong>en solchen Bedarf hat, ist die Technik mit relativ<br />

ger<strong>in</strong>gen Mitteln umsetzbar. Die Attraktivität des Verkehrsmittels<br />

Straßenbahn steigert sie auf jeden Fall.<br />

Ziehen Sie auch andere Energiespeichertechnologien<br />

<strong>in</strong> Betracht, zum Beispiel mit Kondensatoren<br />

oder Schwungrädern?<br />

E<strong>in</strong> Kondensatorspeicher br<strong>in</strong>gt sicher Vorteile <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit e<strong>in</strong>em Diesel, weil man beim Anfahren<br />

e<strong>in</strong>en elektrischen Booster zuschalten kann, aber bei<br />

Straßenbahnen ergibt das wenig S<strong>in</strong>n. Energiespeicher<br />

mit Schwungrädern, die seit Jahrzehnten immer<br />

wieder <strong>in</strong> der Diskussion s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>de ich als Ingenieur<br />

630 109 (2011) Heft 12


Thema Fokus<br />

natürlich spannend – aber man muss sich heute <strong>eb</strong>en<br />

stärker denn je an betri<strong>eb</strong>lichen Bedürfnissen wie<br />

Instandhaltung, Aufwand und Nutzen orientieren.<br />

Da ist sicher e<strong>in</strong>e Akku-Lösung am ehesten tragfähig,<br />

zumal auch die Automobilbranche auf diese Technologie<br />

e<strong>in</strong>steigt und bei Fertigung und Sicherheit e<strong>in</strong><br />

nützlicher Skalierungseffekt zu erwarten ist.<br />

Der Bedarf an modernen<br />

ÖV-Lösungen für Städte<br />

und Geme<strong>in</strong>den liegt auf<br />

der Hand<br />

Erst kürzlich haben Sie ja e<strong>in</strong> neues Werk eröffnet,<br />

und daraus könnte man schließen, dass Sie mit<br />

Stadler Pankow im nächsten Jahrzehnt auf Wachstumskurs<br />

gehen wollen. Sie s<strong>in</strong>d optimistisch?<br />

Ja sicher. Steigende Bevölkerungszahlen und zunehmendes<br />

Umweltbewusstse<strong>in</strong> – das s<strong>in</strong>d zwei Aspekte,<br />

die <strong>in</strong> Städten und Geme<strong>in</strong>den immer ernster genommen<br />

werden. H<strong>in</strong>zu kommt der Wunsch der Menschen<br />

nach une<strong>in</strong>geschränkter Mobilität. Dies s<strong>in</strong>d<br />

nur e<strong>in</strong>ige Gründe für die positiven Impulse <strong>in</strong> unserer<br />

Branche. Und mit unseren Entwicklungen be dienen<br />

wir die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse unserer Kunden.<br />

Das bedeutet konkret für die nächsten Jahre?<br />

Wir haben im Jahr 2001 mit 200 Mitarbeitern begonnen,<br />

heute arbeiten 850 Menschen hier und<br />

ich b<strong>in</strong> guten Mutes, dass wir <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahren bei Umsatz und Mitarbeiterzahl weiter zulegen<br />

können. Ausgehend von unserem heutigen<br />

Auftragsbestand str<strong>eb</strong>en wir an, bis zum Jahr 2013<br />

noch e<strong>in</strong>mal 300 Arbeitsplätze aufzulegen, und so<br />

etwas plant man ja nur, wenn man gutes Geschäft<br />

erwartet. Ich sehe uns da ja auch ganz gut aufgestellt<br />

– vom Trend her sehe ich sehr positiv <strong>in</strong> die<br />

Zukunft.<br />

Herr Daum, herzlichen Dank.<br />

Besseres Klima für<br />

Straßenbahnen<br />

<strong>in</strong> Österreich<br />

Im Forschungsprojekt EcoTram untersucht e<strong>in</strong><br />

Konsortium unter Führung der Technischen<br />

Universität (TU) Wien und mit Beteiligung von<br />

Siemens Österreich seit März 2010, wie bei<br />

Straßenbahnen der Verbrauch an elektrischer<br />

Energie noch weiter gesenkt werden kann. Die<br />

erste Phase ist nun abgeschlossen.<br />

In der österreichischen Hauptstadt erfreut sich der<br />

öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) schon heute<br />

großer Beli<strong>eb</strong>theit. Damit Fahrgäste noch häufiger<br />

öffentliche Verkehrsmittel wählen, müssen diese<br />

nicht nur kostengünstig und zuverlässig se<strong>in</strong>,<br />

sondern auch attraktiv und komfortabel. Für die<br />

Betreiber zählen zudem Wirtschaftlichkeit, niedrige<br />

L<strong>eb</strong>enszykluskosten und Energieeffizienz.<br />

Obwohl gerade Straßenbahnen bereits zu den<br />

sparsamsten Verkehrsmitteln gehören, stellt sich das<br />

Forschungskonsortium im Rahmen von EcoTram die<br />

anspruchsvolle Aufgabe, mit <strong>in</strong>novativen Lösungen<br />

den Energieverbrauch noch weiter zu senken. Es setzt<br />

die aus den Messerg<strong>eb</strong>nissen der ersten Projektphase<br />

gewonnenen Erkenntnisse nun erstmals experimentell<br />

an e<strong>in</strong>em Prototyp der Siemens-Straßenbahn des<br />

Typs ULF (Bild 1) um. In der nun beg<strong>in</strong>nenden Phase<br />

2 werden die mithilfe von Simulationsmodellen<br />

prognostizierten Energiee<strong>in</strong>sparungen unter realen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen geprüft.<br />

Das Projekt wird aufgrund se<strong>in</strong>es Beitrags zum<br />

Klimaschutz von der österreichischen Forschungsgesellschaft<br />

(FFG) gefördert. Es hat e<strong>in</strong> Volumen<br />

von rund 1,35 Mio. EUR und soll im November 2013<br />

abgeschlossen se<strong>in</strong>.<br />

An Ideen, wie sich Energie e<strong>in</strong>sparen ließe, mangelt<br />

es nicht. Doch wie s<strong>in</strong>nvoll sie s<strong>in</strong>d, hängt von<br />

vielen Faktoren ab. E<strong>in</strong>e gute Wärmedämmung<br />

beispielsweise reduziert die nötige Heizenergie im<br />

W<strong>in</strong>ter, aber sie macht die Bahnfahrzeuge unter anderem<br />

schwerer. Die Lüftungen wiederum s<strong>in</strong>d auf<br />

maximale Besetzung der Tram ausgelegt. Aber die<br />

zugeführte Luft muss meist gekühlt oder geheizt<br />

werden. Misst man mit Sensoren die Qualität der<br />

Luft, kann man die Frischluftzufuhr dosieren und<br />

der Komfort bleibt trotzdem erhalten.<br />

Geräte für Heizung, Klima und Lüftung (HKL-<br />

Geräte) haben e<strong>in</strong>en hohen Anteil am Energieverbrauch,<br />

der im Extremfall 30 bis 40 %<br />

des gesamten Energi<strong>eb</strong>edarfs ausmachen kann.<br />

Daher konzentrieren sich die Projektpartner von<br />

109 (2011) Heft 12<br />

631


Fokus Thema<br />

EcoTram auf diesen Bereich. Es werden sämtliche<br />

Aspekte abgedeckt, vom Klimagerät über Klimatestlabors<br />

bis zur Produktion und den Betri<strong>eb</strong> der<br />

<strong>Bahnen</strong>. Insgesamt 20 Sparideen sollen geprüft<br />

werden. Sie reichen von e<strong>in</strong>er besseren Wärmedämmung<br />

über das Verwerten von Abwärme<br />

bis zu Fußbodenheizungen oder reflektierenden<br />

Außenanstrichen.<br />

In der 18-monatigen ersten Phase von EcoTram<br />

wurde erstmals e<strong>in</strong> Schienenfahrzeug umfassend<br />

auf Energieeffizienz der HKL-Geräte im Detail<br />

durchleuchtet; zu berücksichtigende Parameter<br />

waren: Spezifizierte Anforderungen und tatsächlicher<br />

Energieverbrauch bei maximal erzielbarem<br />

Passagierkomfort. Messungen und Simulationsmodelle<br />

mündeten <strong>in</strong> technische Vorgaben für e<strong>in</strong>e<br />

energieeffiziente Umrüstung der Siemens-Straßenbahn<br />

vom Typ ULF, die bei den Wiener L<strong>in</strong>ien<br />

im E<strong>in</strong>satz ist. Darauf wird e<strong>in</strong> Straßenbahnzug<br />

mit energie effizienten thermischen Komponenten<br />

ausgerüstet. Das Forschungsteam will so überprüfen,<br />

ob sich durch optimierte Betri<strong>eb</strong>sstrategien<br />

und Umbauten relevante E<strong>in</strong>sparungen erreichen<br />

lassen. Durch erneute Tests im Klima-W<strong>in</strong>d-Kanal<br />

der Rail Tec Arsenal GmbH (RTA) und im regulären<br />

Passagierbetri<strong>eb</strong> können so die tatsächlich realisierbaren<br />

E<strong>in</strong>sparungen erfasst werden.<br />

In dieser zweiten Phase des Projekts wird e<strong>in</strong>e<br />

neue Generation von HKL-Geräten e<strong>in</strong>gesetzt. Sie<br />

verfügt über zahlreiche technologische Innovationen<br />

wie e<strong>in</strong>e Wärmepumpe oder e<strong>in</strong>e frequenzvariable<br />

Ansteuerung. Die TU Wien entwickelte<br />

dafür e<strong>in</strong> Simulationsmodell für e<strong>in</strong>en prädiktiven<br />

Regler, der selbstständig den Heiz- oder Kühlbedarf<br />

Bild 1:<br />

Straßenbahnzug ULF im E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Wien (Fotos: Siemens Österreich).<br />

ermittelt. Für Projektleiter Prof. Mart<strong>in</strong> Kozek von<br />

der TU Wien s<strong>in</strong>d diese vorausschauenden Regler<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Instrument: „Wenn man weiß, dass<br />

gleich e<strong>in</strong> Tunnel kommt, kann man im Sommer<br />

die Klimaanlage zurückfahren und den Innenraum<br />

mit der kühlen Tunnelluft belüften. Weil die Tram<br />

täglich ihre Runden dreht, erg<strong>eb</strong>en sich schnell<br />

große E<strong>in</strong>sparungen.“<br />

E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung des Projekts liegt<br />

im Umfang der betrachteten Parameter: Anstatt nur<br />

E<strong>in</strong>zelkomponenten zu prüfen, werden auch betri<strong>eb</strong>liche<br />

E<strong>in</strong>flussgrößen und die Umg<strong>eb</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

mit e<strong>in</strong>bezogen. Die errechnete Optimierung<br />

stellt daher nicht alle<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>en durchschnittlichen<br />

Energieverbrauch der HKL-Systeme ab, sondern<br />

muss e<strong>in</strong>e Verbesserung unter veränderlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erreichen. Dazu gehören beispielsweise die<br />

wechselnde Anzahl der Fahrgäste, die Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

und die Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur.<br />

Über den mithilfe von Sensoren zur Lüftungssteuerung<br />

gemessenen CO 2<br />

-Gehalt der Luft lässt sich<br />

auf die Zahl der Fahrgäste rückschließen. Aber auch<br />

über die Farbe der Wagenbeleuchtung wird nachgedacht:<br />

In kaltem Licht empf<strong>in</strong>den Menschen ihre<br />

Umg<strong>eb</strong>ung um etwa zwei Grad kühler. Mit e<strong>in</strong>er geeigneten<br />

Beleuchtung, etwa mit Leuchtdioden, ließe<br />

sich viel Energie sparen, <strong>in</strong>dem man die passende<br />

warmweiße oder kaltweiße Lichtfarbe e<strong>in</strong>stellt. Weil<br />

viele Sparmaßnahmen auf bestimmte Situationen<br />

abzielen, zum Beispiel auf die Kühlung e<strong>in</strong>es voll<br />

besetzten Wagens, s<strong>in</strong>d sie nur dann nachhaltig<br />

wirksam, wenn dieser Zustand oft auftritt und die<br />

Bahn dabei viel Strom verbraucht.<br />

Die E<strong>in</strong>sparungen bei Energie und Umweltschadstoffen<br />

(CO 2<br />

-Äquivalente) sollen anhand von Messungen<br />

im Klima-W<strong>in</strong>d-Kanal (Bilder 2 und 3) und im<br />

Fahrgastbetri<strong>eb</strong> dargestellt werden. Sie liefern wichtige<br />

Erkenntnisse zu Energie- und Kosten-Effizienz<br />

und bieten den Konsortialpartnern die Möglichkeit,<br />

neue Technologien zu erlernen.<br />

Der Prototyp e<strong>in</strong>er Öko-Tram wird die nächsten<br />

Monate mit ihrer Sensorik, die Tag und Nacht die<br />

gleichen Daten wie im Labor sammelt, im Wiener<br />

Nahverkehr unterwegs se<strong>in</strong>. Zusätzlich registrieren<br />

Lichtschranken, wie viele Personen an den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Haltestellen zu- und aussteigen. Sogar die Behaglichkeit<br />

aus Sicht der Fahrgäste wird gemessen. Sie<br />

ergibt sich aus Vorgaben der Temperatur, der Luftgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und des CO 2<br />

-Gehalts der Luft im Wagen.<br />

Dann wird sich an der Reaktion der Fahrgäste<br />

zeigen, ob der Balanceakt gelungen ist.<br />

Und es stellt sich aufgrund der Erg<strong>eb</strong>nisse die<br />

Frage, wie die Straßenbahn der Zukunft aussehen<br />

könnte. Der Trend geht zu hocheffizienten HKL-<br />

Systemen sowie zum Leichtbau und zur Energiespeicherung.<br />

Bei der Speicherung wird die Energie,<br />

die beim Bremsen oder aus der Abwärme von<br />

Klimageräten frei wird, zurückgewonnen und zwi-<br />

632 109 (2011) Heft 12


Thema Fokus<br />

schengespeichert. Das können Speicher im Zug se<strong>in</strong><br />

oder das Netz nimmt diese Energie auf und stellt sie<br />

anderen Fahrzeugen zur Verfügung. Mancherorts ist<br />

das heute schon möglich. Die <strong>in</strong>telligenten Stromnetze,<br />

die zurzeit im Zusammenhang mit erneuerbaren<br />

Energien entwickelt werden, s<strong>in</strong>d auch für<br />

den Schienenverkehr e<strong>in</strong> wichtiges Thema. Nimmt<br />

man alle möglichen Sparmaßnahmen am Fahrzeug<br />

und an der Infrastruktur zusammen, könnte sich der<br />

Energieverbrauch e<strong>in</strong>er Bahn bis 2030 halbieren.<br />

Die gewonnenen Daten der EcoTram fließen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Software, mit der Hersteller und Betreiber das thermische<br />

Verhalten e<strong>in</strong>er Bahn auf beli<strong>eb</strong>igen Strecken simulieren<br />

und so die Klimasysteme optimieren können.<br />

Das Konsortium sieht zudem e<strong>in</strong>e große Multiplizierbarkeit<br />

der Erg<strong>eb</strong>nisse. Etwa 100 MWh an<br />

elektrischer Energie brauchen die HKL-Systeme e<strong>in</strong>er<br />

modernen Straßenbahn pro Jahr. Das EcoTram-Projekt<br />

wird zeigen, wie weit man diesen Wert reduzieren<br />

kann. Der Geschäftsführer der Wiener L<strong>in</strong>ien,<br />

Günter Ste<strong>in</strong>bauer, rechnet mit m<strong>in</strong>destens 10 %.<br />

Alle<strong>in</strong>e auf die 300 modernen <strong>Bahnen</strong> der Wiener<br />

L<strong>in</strong>ien hochgerechnet, wären das E<strong>in</strong>sparungen von<br />

über 3 GWh jährlich, e<strong>in</strong>e Menge, die 1 200 Haushalte<br />

im gleichen Zeitraum verbrauchen.<br />

Zudem wären E<strong>in</strong>sparungen von bis zu<br />

30 000 t CO 2<br />

pro Jahr möglich. Bei umfassenden<br />

Umbauten sogar doppelt so viel. Durch die Reduktion<br />

der benötigten Energie verr<strong>in</strong>gern sich L<strong>eb</strong>enszykluskosten<br />

des Fahrzeugs. Auch der Umbau e<strong>in</strong>er<br />

Straßenbahnflotte kann, bei e<strong>in</strong>er L<strong>eb</strong>ensdauer von<br />

etwa 30 Jahren, für den Betreiber e<strong>in</strong>e lohnende<br />

Investition se<strong>in</strong>. Bestätigt sich die wirtschaftliche und<br />

technische Machbarkeit, ließen sich solche Maßnahmen<br />

übertragen. So könnten die entwickelten<br />

Technologien auf andere Fahrzeugarten umgelegt<br />

werden oder sogar <strong>in</strong> G<strong>eb</strong>äuden von Nutzen se<strong>in</strong>.<br />

Weiter wird den Herstellern ermöglicht, bereits <strong>in</strong><br />

der Entwicklung den gestiegenen Anforderungen<br />

der Passagiere an Komfort und thermischer Behaglichkeit<br />

nachzukommen.<br />

Siemens <strong>in</strong> Österreich setzt seit 2009 an den Standorten<br />

Wien und Graz Forschungs- und Entwicklungs-<br />

Projekte zu den Themen umweltgerechte Metro und<br />

virtuelle Metro-Simulation um. Durch die detaillierten<br />

Erkenntnisse aus dem Fahrzeugumbau kann das<br />

Unternehmen künftig für Kunden und Betreiber sehr<br />

realistische Vorhersagen zu Energiee<strong>in</strong>sparungen oder<br />

zur wirtschaftlichen und zeitlichen Planung treffen.<br />

Nachhaltigkeit, Effektivität und die Akzeptanz umweltfreundlicher<br />

Verkehrsmittel können nur durch Innovation<br />

erreicht werden, und zwar <strong>in</strong> Verfahren, Implementierung<br />

und Technik. Das Projekt EcoTram entfaltet<br />

hier e<strong>in</strong>en wichtigen Dialog zwischen Forschung und<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>erseits und mit der Bevölkerung. Denn<br />

der E<strong>in</strong>satz der EcoTram fördert das Bewusstse<strong>in</strong> für das<br />

Thema Klimaschutz und stärkt unmittelbar den ÖPNV<br />

und den Verkehrsträger Schiene.<br />

Walter Struckl, Siemens Rail Systems, Wien<br />

Bild 2:<br />

Umgerüsteter Straßenbahnwagen<br />

Ulf beim<br />

Testprogramm im Klima-<br />

W<strong>in</strong>d-Kanal von Rail Tec<br />

Arsenal.<br />

Bild 3:<br />

Beim Test im Klima-W<strong>in</strong>d-<br />

Kanal heizen künstliche<br />

Sonnen den Innenraum auf.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

633


Fokus Forum<br />

Zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

In <strong>Deutschland</strong> ist das Bahnstromleitungsnetz mit <strong>in</strong> die Trassendiskussion geraten. Gewisse Aussagen<br />

zu dem Thema erfordern es, dazu e<strong>in</strong>ige Grundtatsachen, Zusammenhänge und Konsequenzen kurz zu<br />

wiederholen.<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Bei den aktuellen Diskussionen zur so genannten<br />

Energiewende und zu den dafür nötigen 380-kVoder<br />

500-kV-Hochspannungsleitungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

ist das bestehende 110-kV-Bahnstromleitungsnetz<br />

<strong>in</strong>s Blickfeld geraten. Wie immer wieder <strong>in</strong> den<br />

letzten 60 Jahren taucht dabei der Gedanke auf,<br />

den elektrischen 16,7-Hz-Betri<strong>eb</strong> auf dem DB-Streckennetz<br />

dezentral, also direkt aus den 50-Hz-Drehstromnetzen<br />

der öffentlichen Versorgung zu speisen.<br />

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat Mitte September<br />

2011 e<strong>in</strong>e Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung<br />

von Bahn- und Energieleitungs<strong>in</strong>frastrukturen öffentlich<br />

EG-weit ausgeschri<strong>eb</strong>en, und zwar <strong>in</strong> drei<br />

Losen je e<strong>in</strong>e Studie<br />

1. Technische Machbarkeit zur Nutzung des<br />

Trassenraumes von Bahnstromleitungen für<br />

Freileitungs- und Kabeltrassen der öffentlichen<br />

Energieversorgung<br />

2. Technische Machbarkeit der Dezentralisierung<br />

des Bahnstromnetzes<br />

3. Untersuchung der rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Die Überschriften irritieren zunächst, aber <strong>in</strong> den<br />

Aufgabenbeschreibungen s<strong>in</strong>d dann auch die „ökonomischen<br />

Anforderungen“ genannt. Ang<strong>eb</strong>otsfrist<br />

und -öffnung war am 10. November 2011.<br />

Schon im Vorlauf zum nunmehr amtlichen Stand<br />

der D<strong>in</strong>ge kursierten seit Monaten zu diesem Komplex<br />

Meldungen, Kommentare, Gerüchte und mehr<br />

oder weniger kluge Gedanken und Vorschläge.<br />

Durchweg kommen diese von Außenstehenden,<br />

die den Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> und die Zusammenhänge<br />

nicht kennen oder außer Acht lassen. Deshalb ist es<br />

notwendig, an E<strong>in</strong>iges zu er<strong>in</strong>nern – wobei absolut<br />

nichts davon neu ist.<br />

Bild 1:<br />

Modulare Umrichteranlage Doberlug-Kirchha<strong>in</strong> 2 x 15 MW (Sammlung Be).<br />

Bild 2:<br />

Zweiseitig angeschlossenes Unterwerk 2 x 15 MVA (Foto: Manfred Lückert).<br />

Infrastruktur<br />

Umwandlung<br />

Wenn mit E<strong>in</strong>phasenstrom 16,7 Hz betri<strong>eb</strong>ene <strong>Bahnen</strong><br />

dezentral aus e<strong>in</strong>em 50-Hz-Drehstrom netz versorgt<br />

werden sollen, muss die Energie an jeder E<strong>in</strong>speisestelle<br />

umgewandelt werden. Nach dem Stand<br />

der Technik geschieht das mit statischen Umrichtern,<br />

die komplexer und teurer s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong>fache Umspanner,<br />

die nur Hochspannung 110 kV <strong>in</strong> Mittelspannung<br />

15 kV transformieren (Bilder 1 und 2).<br />

Die DB hat derzeit rund 180 solcher Unterwerke<br />

(Uw). Davon s<strong>in</strong>d rund 50 für die von 1991 bis 2010<br />

etappenweise eröffneten Schnellfahrstrecken oder<br />

für Strecken der Verkehrsprojekte Deutsche E<strong>in</strong>heit<br />

neu g<strong>eb</strong>aut. In der gleichen Zeit wurden Dutzende<br />

älterer Uw teil- oder grunderneuert (Bild 3).<br />

Pauschal geschätzt liegt <strong>in</strong> diesen Schaltanlagen<br />

und Hauptumspannern rund 0,5 Mrd. EUR g<strong>eb</strong>unden,<br />

bei der von den technisch möglichen 40 Jahren<br />

Anlagennutzungszeit erst durchschnittlich 10 Jahre<br />

abgelaufen s<strong>in</strong>d. Bis auf die 15-kV-Schaltanlagen<br />

634 109 (2011) Heft 12


Forum Fokus<br />

s<strong>in</strong>d die Komponenten praktisch nicht anderweitig<br />

nutzbar, nur der Kupferwert aus den Umspannern<br />

wäre beachtlich.<br />

Verteilung<br />

Bis auf wenige Fälle an Netzausläufern s<strong>in</strong>d alle Uw<br />

an zwei oder mehr Bahnstromleitungen angeschlossen<br />

(Bild 2). Wegen ihrer Zweckbestimmung gilt<br />

für diese logischer Weise das oben Gesagte zum<br />

Neubau und zur Erneuerung gleichermaßen (Bild 4).<br />

Wenn die E<strong>in</strong>speisungen gleich hoch verfügbar bleiben<br />

sollen wie bisher, müssen alle diese zweiphasigen<br />

Hochspannungsstromkreise durch dreiphasige<br />

ersetzt werden.<br />

Alle<strong>in</strong> für die unmittelbaren Zuleitungen zu den<br />

Uw bestehen Planfeststellungen von mehreren hundert<br />

Kilometern Trasse und Grunddienstbarkeiten auf<br />

tausenden Immobilien, und zwar für Bahnstromleitungen<br />

mit ihrer ger<strong>in</strong>geren Breite und Höhe, also<br />

kle<strong>in</strong>eren Masten und Fundamenten als für Drehstromleitungen<br />

(Bild 5). Ob Umnutzungen hier ohne<br />

neue Verfahren und Verhandlungen möglich s<strong>in</strong>d,<br />

wird e<strong>in</strong>e der Studien zu untersuchen haben und<br />

vielleicht sogar klären. Es ist aber nicht zu erkennen,<br />

warum diese dann e<strong>in</strong>facher, schneller und erfolgreicher<br />

ablaufen sollen als beim Bau neuer Leitungen.<br />

Selbst Forderungen nach vorherigen neuen Raumordnungsverfahren<br />

würden heute nicht überraschen.<br />

Übertragung<br />

Das gilt natürlich <strong>eb</strong>enso für die durchgehenden<br />

Leitungen auf ihren rund 7 000 km Gesamttrassenlänge.<br />

Überschlägig können hier 2 Mrd. EUR Wiederbeschaffungswert<br />

bei etwa doppelt so langer<br />

technischer Nutzungszeit vermutet werden wie bei<br />

Schaltgeräten und Umspannern. Von den Leitungskomponenten<br />

wären allenfalls Seile und Armaturen<br />

weiter verwendbar.<br />

Erzeugung<br />

In das 16,7-Hz-Bahnstromnetz speisen derzeit als<br />

DB-eigene Anlagen jeweils e<strong>in</strong>ige Umformer- und<br />

modular aufg<strong>eb</strong>aute Umrichterwerke und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Laufwasserkraftwerk, vor allem aber<br />

• jeweils e<strong>in</strong> Speicher- und e<strong>in</strong> Pumpspeicherwerk<br />

sowie zwei Laufwerksketten,<br />

• vier ältere und zwei neuere Wärmekraftwerke und<br />

• zwei Großumrichteranlagen,<br />

durchweg im Eigentum und Betri<strong>eb</strong> von sechs Großunternehmen<br />

der Energi<strong>eb</strong>ranche. Dabei ist der Ersatz<br />

der älteren Wärmekraft- durch Großumrichteranlagen<br />

bestellt oder schon voll im Gange. Diese dann ganz<br />

neuen sowie die beiden erst 15 und 12 Jahre alten<br />

100-MW-Anlagen (Bild 6) werden bei dezentraler<br />

Versorgung unbrauchbar, was die betroffenen Unternehmen<br />

ähnlich werten werden wie die Stilllegungen<br />

ihrer Kernkraftwerke. Das gilt auch für die 16,7-Hz-Generatoren,<br />

-Masch<strong>in</strong>en umspanner und -Schaltanlagen<br />

109 (2011) Heft 12<br />

<strong>in</strong> den noch nicht e<strong>in</strong>mal 20 Jahre alten Kraftwerken<br />

Kirchmöser und Schkopau (Bild 7) sowie <strong>in</strong> allen<br />

zehn Wasserkraftwerken und dem Pumpspeicherwerk<br />

(Bild 8), es sei denn man <strong>in</strong>stalliert hier überall Umrichter<br />

zum Umwandeln von 16,7 auf 50 Hz.<br />

Bild 3:<br />

Nach 35 Jahren Nutzungszeit<br />

erneuertes Unterwerk<br />

2 x 10 MVA (Sammlung Be).<br />

Bild 4:<br />

Erneuerung 75 Jahre alter<br />

110-kV-Bahnstromleitung<br />

(Sammlung Be).<br />

Bild 5:<br />

Hochspannungsleitungen 110 kV Bahnstrom (rechts) und Drehstrom (Foto: Bernd Hoyer).<br />

635


Fokus Forum<br />

Energiewirtschaft<br />

Bei der zentralen Versorgung kann die Bahn freizügig<br />

im gesamten Bundesg<strong>eb</strong>iet e<strong>in</strong>kaufen, das heißt die<br />

Lieferanten im Wettbewerb auswählen und mit ihnen<br />

langfristige Verträge schließen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

Bild 6:<br />

Großumrichteranlage Karlsfeld (bei München) 50/16,7 Hz 2 x 50 MW mit Hochspannungsnetzknoten<br />

Bahnstrom (vorne) und Drehstrom (h<strong>in</strong>ten) (Foto: E.ON Netz GmbH).<br />

Bild 7:<br />

Masch<strong>in</strong>enhalle 16,7-Hz-<br />

Kraftwerk Kirchmöser,<br />

zwei Gasturb<strong>in</strong>en gruppen<br />

je 55 MW (l<strong>in</strong>ks und Mitte)<br />

und Dampfturb<strong>in</strong>engruppe<br />

50 MW (rechts)<br />

(Foto: E.ON).<br />

Bild 8:<br />

Unterbecken und 110-kV-Bahnstromschaltanlage Pumpspeicherwerk Langenprozelten (bei<br />

Gemünden am Ma<strong>in</strong>), Bahnstromleitungen Richtung Osten (Forto: Markus Rühl).<br />

kann sie an 50-Hz-Strombörsen günstige Ang<strong>eb</strong>ote<br />

nutzen und die Energie daraus über jedes ihrer<br />

eigenen Umformer- oder Umrichterwerke und ihr<br />

Hochspannungsnetz e<strong>in</strong>setzen.<br />

Bei dezentraler Versorgung scheidet dies aus und<br />

die Marktpositionen verkehren sich <strong>in</strong>s Gegenteil,<br />

was E<strong>in</strong>zelbezug und -abrechnung an bald 200 unverrückbaren<br />

E<strong>in</strong>speisestellen bedeuten kann. Weil<br />

dafür die Ausgleichsfunktion des Bahnstromnetzes<br />

fehlt, wird an jeder dieser Stellen e<strong>in</strong>e Verrechnungsleistung<br />

anstehen, <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> üblich der<br />

höchste Viertelstundenmittelwert, für die das Leistungsentgelt<br />

zusammen mit dem Arbeitsengelt die<br />

Energiekosten bestimmt.<br />

Die Folgen sollen an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen realen<br />

Fall demonstriert werden: Bild 9 zeigt von e<strong>in</strong>em<br />

Werktag die Stundenmittelwerte e<strong>in</strong>es Uw<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballungsg<strong>eb</strong>iet und e<strong>in</strong>es Uw an e<strong>in</strong>er<br />

Abfuhr- oder e<strong>in</strong>er Schnellfahrstrecke bei durchgeschalteten<br />

Fahrleitungsnetzen sowie deren Summen.<br />

Deutlich sieht man, wie günstig sich bei den<br />

stark unterschiedlichen Quotienten von höchstem<br />

1-h-Mittel wert zum 24-h-Mittelwert und damit zur<br />

Tagesarbeit die Überlagerung auswirkt: Die drei<br />

Wertepaare erg<strong>eb</strong>en auf äquivalent 8 000 h/a hochgerechnet<br />

die Benutzungskennzahlen 5 000, 6 400<br />

und 5 500 h/a. Mit 1<br />

/ 4<br />

-h-Werten würden die Diagramme<br />

differenzierter, pr<strong>in</strong>zipiell aber gleichartig<br />

aussehen. Der Effekt wird umso größer, je mehr Uw<br />

von Fernverkehrsstrecken ihren Lastverlauf am Netz<br />

zusammenführen.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen Risiken aus bahntypischen Betri<strong>eb</strong>sstörungen,<br />

sei es durch <strong>in</strong>terne Systemfehler<br />

oder durch äußere E<strong>in</strong>wirkungen. Hierzu wieder<br />

e<strong>in</strong> Beispiel: Auf e<strong>in</strong>er Durchgangsstrecke möge<br />

fahrplanmäßig alle 15 m<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zug mit hoher Leistung<br />

fahren. Nach e<strong>in</strong>er Betri<strong>eb</strong>sunterbrechung<br />

sollen die rückgestauten Züge aber so rasch wie<br />

möglich abgefahren werden. Normale Signaltechnik<br />

erlaubt das im 5-m<strong>in</strong>- und höherer Standard im<br />

3-m<strong>in</strong>-Abstand. Das 1 / 4<br />

-h-Mittel ist dann dreimal<br />

oder sogar fünfmal so hoch wie normal, während<br />

sich die Tagesarbeit bei gleicher Zugzahl nicht<br />

ändert. Diese Leistungsspitze, die dann auch noch<br />

von e<strong>in</strong>em Uw-Anschluss zum nächsten und dabei<br />

vielleicht sogar von e<strong>in</strong>em Energieversorger zum<br />

anderen weiterwandert, muss die Bahn entweder<br />

vorsorglich überall bestellen und bezahlen, ohne sie<br />

vielleicht im Jahreslauf beanspruchen zu müssen,<br />

oder es wird e<strong>in</strong>e teure Überschreitungspönale fällig.<br />

Im bahneigenen Hochspannungsnetz dagegen<br />

prägt sich e<strong>in</strong>e solche regional wandernde Spitze <strong>in</strong><br />

der sowieso ständig wechselnden, um e<strong>in</strong> bis zwei<br />

Zehnerpotenzen höheren Gesamtlast überhaupt<br />

nicht aus. Ähnliche Situationen entstehen, wenn<br />

während der Festtagsverkehre am Jahresende und<br />

-wechsel extreme Kälte plötzlich viel Zugheizleistung<br />

erfordert.<br />

636 109 (2011) Heft 12


Forum Fokus<br />

50<br />

MWh/h<br />

40<br />

30<br />

20<br />

W •<br />

W •<br />

10<br />

0<br />

200<br />

%<br />

150<br />

100<br />

•<br />

W med<br />

50<br />

0 0 6 12 18 24 0 6 12 18 24 0 6 12 18 24<br />

Uhrzeit Uhrzeit Uhrzeit<br />

Bild 9:<br />

Werktagsstundenmittelwerte Unterwerke <strong>in</strong> Ballungsknoten (l<strong>in</strong>ks) und an Abfuhrstrecke (Mitte) sowie Summen (rechts), jeweils absolut<br />

(oben) und auf Tagesmittelwerte bezogen (unten), Abbau des höheren Stundenmaximums um 10 %.<br />

Lastregelung<br />

In den 50-Hz-Netzen der öffentlichen Versorgung<br />

muss die Frequenz mit Rücksicht auf empf<strong>in</strong>dliche<br />

Verbraucher sehr genau e<strong>in</strong>gehalten werden. Deshalb<br />

nennt die e<strong>in</strong>schlägige Norm dafür als gewöhnliche<br />

Toleranz ±1 %. Die bahntypischen Lastwechsel<br />

im Sekundenbereich durch Aufschalten, Abschalten<br />

oder sogar Umschalten <strong>in</strong> Rückspeis<strong>eb</strong>remsbetri<strong>eb</strong><br />

erreichen heute bei E<strong>in</strong>zelzügen wie ICE 1, S-<br />

Bahn-Langzügen und schweren Güterzugen ständig<br />

±10 MW, <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Uw überlagert also regelmäßig<br />

e<strong>in</strong> Mehrfaches davon. Bei dezentraler Versorgung<br />

beansprucht das die 50-Hz-Frequenz regelung<br />

erh<strong>eb</strong>lich. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge s<strong>in</strong>d dagegen<br />

viel robuster gegen Frequenzschwankungen. Bei der<br />

Vorsorgung aus dem bahneigenen Hochspannungsnetz<br />

s<strong>in</strong>d deshalb +2 % und sogar –3% zugelassen.<br />

Dieses, übrigens mit den gleichartigen <strong>in</strong> Österreich<br />

und der Schweiz verbunden, gleicht nicht nur die<br />

kurzzeitigen Spitzen großräumig aus, sondern kann<br />

auf die Laständerungen wesentlich elastischer und<br />

mit viel ger<strong>in</strong>gerem technischen Aufwand reagieren.<br />

Fazit<br />

Übergang zur dezentralen Versorgung verteuert<br />

die Traktionsenergie, steigert also die Betri<strong>eb</strong>skosten,<br />

erzw<strong>in</strong>gt höhere Beförderungspreise, schwächt<br />

die Wettbewerbslage der Bahn und wirkt somit<br />

dem Ziel entgegen, mehr Verkehr von der Straße<br />

und aus der Luft auf die Schiene zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Wegen der energie- und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlichen<br />

Vorteile betreiben viel mehr <strong>Bahnen</strong> weltweit eigene<br />

Hochpannungsnetze als landläufig bekannt ist;<br />

näher liegende Beispiele s<strong>in</strong>d die S-<strong>Bahnen</strong> Berl<strong>in</strong><br />

und Hamburg mit ihren eigenen Mittelspannungs-<br />

Kabelnetzen.<br />

Von den zentralen Bahnstromversorgungsanlagen<br />

ist der allergrößte Teil für e<strong>in</strong>e dezentrale<br />

Versorgung unbrauchbar, wobei wiederum große<br />

Anteile ziemlich bis ganz neu s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Vernichtung<br />

dieser Vermögenswerte bei der Eisenbahn des<br />

Bundes, aber auch bei e<strong>in</strong>igen großen Versorgungsunternehmen<br />

müsste volkswirtschaftlich erst noch<br />

erklärt werden.<br />

Uwe Behmann<br />

109 (2011) Heft 12<br />

637


Fokus Forum<br />

<strong>Bahnfrequenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Bei der Leitungstrassendiskussion ist sogar die Idee wieder geäußert worden, den elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> von 16,7 Hz auf 50 Hz umzustellen. Auch hierzu muss offenkundig an Fakten<br />

und Konsequenzen er<strong>in</strong>nert werden.<br />

Bild 1:<br />

Eigenmassen (jeweils<br />

l<strong>in</strong>ks) und Bremsgewichte<br />

von ICE-Tri<strong>eb</strong>kopf (l<strong>in</strong>ks)<br />

und Regio-Lokomotive<br />

(rechts) (Fotos: Ludwig<br />

Hartmann).<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Die elektrische Ausrüstung auf 20 000 km Strecken,<br />

das heißt über etwa 45 000 km Gleisen des DB-<br />

Netzes ist für 1 AC 15 kV 16,7 Hz bemessen. Die<br />

Anlagen wurden und werden seit 1911 bis heute dafür<br />

g<strong>eb</strong>aut und erneuert. Obwohl sie damit de facto<br />

so zementiert s<strong>in</strong>d wie die Gleise und Weichen mit<br />

ihrer Spurweite 1 435 mm, wird immer wieder daran<br />

herumgestochert.<br />

Neuester Anlass dafür ist die aktuelle Leitungsdiskussion,<br />

<strong>in</strong> der die Bundesnetzagentur jetzt e<strong>in</strong>en<br />

Studienauftrag über mögliche Nutzungen des<br />

Bahnstromleitungstrassen aufgelegt hat. Die Frequenz<br />

im Fahrleitungsnetz wird dabei überhaupt<br />

nicht erwähnt. Dieses Thema wird vielmehr von<br />

Dritten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>- und hochgespielt. Vordergründig<br />

soll damit vermieden werden, dass bei dezentralen<br />

E<strong>in</strong>speisestellen von 50 auf 16,7 Hz umgewandelt<br />

werden muss; über H<strong>in</strong>tergründe darf spekuliert<br />

werden. Wie bei dem Leitungstrassenthema fehlen<br />

aber auch hierbei Kenntnisse oder E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> Tatsachen<br />

und Zusammenhänge, und zwar nicht nur<br />

<strong>in</strong> technische und wirtschaftliche, sondern auch <strong>in</strong><br />

naturgesetzliche.<br />

Physik, Technik und Betri<strong>eb</strong><br />

E<strong>in</strong>phasiger Leistungsbedarf elektrischer <strong>Bahnen</strong><br />

bee<strong>in</strong>trächtigt die Spannungsqualität <strong>in</strong> speisenden<br />

Drehstromnetzen so, dass Gegenmaßnahmen erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e besteht dar<strong>in</strong>, die Unterwerke<br />

(Uw) mit höherer Spannung zu versorgen als mit<br />

110 kV wie es für 30 MW symmetrische Wirkleistung<br />

bei Weitem ausreichen würde. Nachdem Leitungen<br />

für 220 kV nicht mehr neu g<strong>eb</strong>aut werden,<br />

kommt dafür nur 380 kV <strong>in</strong>frage, was nicht nur die<br />

Investitionen <strong>in</strong> die Höhe treibt; wieso dafür die<br />

Raumordnungs- und die Planfeststellungsverfahren<br />

sowie die privatrechtlichen Regelungen e<strong>in</strong>facher,<br />

schneller und erfolgreicher ablaufen sollten als für<br />

neue Übertragungsleitungen, erschließt sich auch<br />

hier nicht.<br />

Ferner muss man die Uw zyklisch wechselnd<br />

anschließen und kann deshalb das Fahrleitungsnetz<br />

nicht mehr großflächig durchschalten, sondern muss<br />

es <strong>in</strong> relativ kurzen Abständen mittels aufwändiger<br />

Schutzstrecken <strong>in</strong> der Oberleitung <strong>in</strong> lauter Inseln<br />

auftrennen. Soweit hieran überhaupt gedacht wird,<br />

liest man das als n<strong>eb</strong>ensächlich abgetan. Dabei ächzen<br />

<strong>Bahnen</strong>, die bisher damit l<strong>eb</strong>en müssen, unter<br />

den Unzuträglichkeiten und suchen nach L<strong>in</strong>derung.<br />

Das regelmäßige Aus- und E<strong>in</strong>schalten der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

an diesen Stellen, je nach Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

fast im M<strong>in</strong>utentakt, birgt nämlich e<strong>in</strong> permanentes<br />

Risiko, dass es durch Fehlhandlungen oder unglückliche<br />

Umstände zu Betri<strong>eb</strong>sstörungen oder sogar<br />

Sachschäden kommt.<br />

Diese Netzgestalt schränkt auch die Nutzung<br />

rückgespeister Bremsenergie e<strong>in</strong>. Im aufgetrennten<br />

Fahrleitungsnetz ist es natürlich weniger wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

als im durchgeschalteten, dass die<br />

Bremsleistung e<strong>in</strong>es Zuges andere Züge erreichen<br />

kann. Den Pfad zurück <strong>in</strong> das Hochspannungsnetz<br />

verbieten viele Netzbetreiber im Ausland, was<br />

e<strong>in</strong> totales Verdikt für die Netzbremse bedeuten<br />

kann. In Deutsch land hat sich diese Frage bisher<br />

überhaupt nicht gestellt, während im DB-Fahrleitungsnetz<br />

derzeit rund 10 % der von den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

aufgenommenen Energie von diesen<br />

wieder zurück fließen und entweder gleich im<br />

Fahrleitungsnetz oder ausnahmsweise auf dem Weg<br />

über das bahneigene 110-kV-Netz wieder genutzt<br />

werden. In diesem Umfang werden hierzulande<br />

also Bezugsmengen aus zentraler Primärerzeugung<br />

oder Umwandlung gespart.<br />

Ferner s<strong>in</strong>d im aufgetrennten und fremd versorgten<br />

Fahrleitungsnetz die elektrischen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugbremsen<br />

nicht so hochgradig zuverlässig und<br />

verfügbar wie im durchgeschalteten. Es ersche<strong>in</strong>t<br />

deshalb ausgeschlossen, dass man ihre Wirkung<br />

beim Gesamtbremsvermögen der Züge mitrechnen<br />

darf wie bei der DB (Bild 1). Das bedeutet <strong>in</strong> großem<br />

Ausmaß niedrigere zulässige Geschw<strong>in</strong>digkeiten der<br />

Reisezüge, sei es punktuell oder für bestimmte Zuggattungen<br />

generell, also längere Fahrzeiten und<br />

dadurch geschmälerte Attraktivität, vor allem aber<br />

638 109 (2011) Heft 12


Forum Fokus<br />

erhöhten Bedarf an Fahrzeugen und Zugpersonal<br />

und somit steigende Kosten.<br />

Schließlich erfordern die e<strong>in</strong>seitige Speisung<br />

der Fahrleitungen und deren dreifache Reaktanz<br />

bei 50 Hz schon im Regelbetri<strong>eb</strong> dichtere Uw-Abstände<br />

als bei 16,7 Hz, von Redundanzfragen noch<br />

ganz zu schweigen. Dabei können sich als vernünftige<br />

Uw-Abstandsteilung entlang der Fernstrecken<br />

Werte erg<strong>eb</strong>en, bei denen die bisherigen Standorte<br />

nicht mehr passen; deren elektrische Ausrüstungen<br />

fielen allerd<strong>in</strong>gs sowieso ganz dem Recycl<strong>in</strong>g<br />

anheim. Die Genehmigungs- und Gestattungsprobleme<br />

und -proze duren – siehe oben – vermehren<br />

sich also weiter.<br />

Das Zweispannungssystem kann dies teilweise<br />

umgehen, es erfordert aber für das Mitführen der<br />

Negativleiter neue Fahrleitungsmasten und Fundamente<br />

entlang der gesamten Strecken und zwischen<br />

jeweils zwei Uw drei bis fünf oder noch mehr Autotransformatorstationen<br />

(Bild 2).<br />

Um den Mehrbedarf an Uw zu begrenzen, wird<br />

auch gerne die Fahrleitungsspannung 25 kV vorgeschlagen.<br />

Dafür s<strong>in</strong>d im DB-Netz rund zwei Millionen<br />

Isolatoren, davon hunderttausende neu und<br />

praktisch nicht anderweitig nutzbar, durch größere<br />

zu ersetzen. An zahllosen Stellen besonders im<br />

Altnetz muss der Fahrdraht für den größeren elektrischen<br />

Sicherheitsabstand zur Fahrzeugumgrenzungsl<strong>in</strong>ie<br />

höher gelegt werden. Ob vorhandene<br />

Stützpunkte das geometrisch erlauben und ob Masten<br />

und Fundamente die größeren Lastmomente<br />

ertragen, muss <strong>in</strong> rund e<strong>in</strong>er Million Fälle e<strong>in</strong>zeln<br />

geprüft werden. Noch schlimmer ist, dass unter tausenden<br />

Brücken und <strong>in</strong> hunderten Tunneln der lichte<br />

Raum erweitert werden muss, um auch hier den<br />

größeren Sicherheitsabstand zwischen festen und<br />

Spannung führenden Teilen zu schaffen, besonders<br />

denen der Stromabnehmer, und zwar ausgehend<br />

von der erhöhten Fahrdrahtlage.<br />

An e<strong>in</strong>en Komplex wird meist überhaupt nicht<br />

gedacht, nämlich die elektromagnetische Verträglichkeit<br />

mit anderen Anlagen der Bahn und Dritter.<br />

Bei unveränderten geometrischen Verhältnissen<br />

und Stromstärken der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge wachsen die<br />

Grundwellenbee<strong>in</strong>flussungen durch Betri<strong>eb</strong>sströme<br />

<strong>in</strong> erster Näherung frequenzproportional, also bei<br />

50 Hz auf dreifache Beträge. Diese halten auch länger<br />

an, weil sich die Ströme nicht mehr mit wachsender<br />

Entfernung vom Uw zum nächsten aufteilen<br />

Bild 2:<br />

Autotransformatorstation 50/25 kV mit zweipoliger Schaltungskonfiguration für Zweispannungssystem<br />

(Foto: Kema).<br />

Kommentar<br />

„Alles schon mal dagewesen“ (Ben Akiba), und zwar nicht nur e<strong>in</strong>mal. Zuerst musste die damalige DB <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />

gegen erbitterte Attacken <strong>in</strong>teressierter Wirtschaftskreise durchkämpfen, ihr aus der Vorkriegszeit überkommenes autarkes<br />

16 2 /3-Hz-Bahn stromversorgungssystem von Süddeutschland aus weiterzubauen. Später tauchten diese Vorstöße dann so<br />

regelmäßig wieder auf wie Nessie im Loch Ness, und auch die SBB musste erst kürzlich e<strong>in</strong>en solchen Anschlag überstehen.<br />

Angesichts 56 000 km bestehender 50-Hz-Hochspannungsleitungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, davon zwei Drittel 110 kV und e<strong>in</strong><br />

Drittel 380 oder 220 kV, ist das D<strong>eb</strong>attieren über 7 800 km 110-kV-Bahn strom leitungen befremdend; die Frequenzfrage anzusprechen<br />

ist weltfremd.<br />

Die kursierenden Ideen s<strong>in</strong>d auch konträr zu aktuellen und <strong>in</strong>ternational für <strong>in</strong>teressant befundenen Vorschlägen, alle<br />

Mängel der klassischen 50-Hz-Versor gung von <strong>Bahnen</strong> mittels systematischem E<strong>in</strong>satz von Umrichtern zu überw<strong>in</strong>den, womit<br />

die <strong>Bahnfrequenz</strong> auch bei dezentraler Versorgung von der Landesnetzfrequenz zu entkoppeln ist und die Vorteile niedriger<br />

Frequenz nutzbar werden.<br />

Es ist zu hoffen, dass die e<strong>in</strong>e oder andere erstaunliche Veröffentlichung heute nur eifriges akademisches Str<strong>eb</strong>en ist, möglichst<br />

klug alle erdenklichen theoretischen Varianten zu präsentieren, und nicht der „klientel-getri<strong>eb</strong>e ne“ Versuch, die aktuelle<br />

Engpasssituation auszunutzen und der größten europäischen Bahn ihre Energieautarkie wegnehmen zu lassen. Noch besser<br />

ist es, wenn solche D<strong>eb</strong>atten gar nicht mehr angezettelt werden.<br />

Be<br />

109 (2011) Heft 12<br />

639


Fokus Forum<br />

und verlagern, sondern bis zur Trennstelle und ab<br />

dieser <strong>in</strong> voller Höhe anstehen. Bei 25 kV verm<strong>in</strong>dern<br />

sich diese E<strong>in</strong>wirkungen auf nur noch knapp das<br />

Doppelte gegenüber 16,7 Hz. In jedem Falle werden<br />

also neue Schutzmaßnahmen <strong>in</strong> unabsehbarem Umfang<br />

fällig, zunächst bahn energieseitig <strong>in</strong> Form von<br />

Rückleitern, die wiederum stärkere Fahrleitungsmasten<br />

und Fundamente erfordern, aber vielfach auch<br />

an den gestörten Anlagen. Das würde die gesamte<br />

Signaltechnik und Fernmeldetechnik sowie fallweise<br />

EDV der Bahn treffen.<br />

Für die elektrischen Schutz streifen und für die<br />

Bee<strong>in</strong>flussungen entlang der Strecken sowie für die<br />

meistens Dritten gehörenden Überquerungsbauwerke<br />

s<strong>in</strong>d die Maßnahmen anlässlich der Elektrifizierung<br />

für den Betri<strong>eb</strong> mit 15 kV 16 2 /3 oder 16,7 Hz<br />

und überwiegend ohne Rückleiter oder Spannung<br />

führende Negativ leiter bemessen, planfestgestellt<br />

und vere<strong>in</strong>bart. Für 50 Hz und erst recht für 25 kV<br />

oder gar 50/25 kV müssten also neue Verfahren<br />

entlang aller 20 000 km Bahntrassen durchgeführt,<br />

neue Vere<strong>in</strong>barungen mit betroffenen Eigentümern<br />

geschlossen und diese entschädigt werden; dagegen<br />

verblasst das Schreckgespenst der Verfahren für<br />

schätzungsweise bis 300 neue Höchstspannungszuleitungen,<br />

ihres Verlaufes und ihrer Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />

H<strong>in</strong>tergrund: Bremsgewicht<br />

Das Bremsgewicht von Eisenbahnfahrzeugen<br />

oder addiert von Zügen ist e<strong>in</strong>e Maßzahl für<br />

deren resultierendes Bremsvermögen bei ungleichförmigem<br />

Bremskraftverlauf von e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit bis zum<br />

Stillstand. Es wird ganz und gar unphysikalisch<br />

<strong>in</strong> t angeg<strong>eb</strong>en, ist aber höchst praktikabel<br />

und seit etwa 1930 <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>geführt.<br />

Vere<strong>in</strong>facht gesagt gelten für den E<strong>in</strong>satz der<br />

durchgehenden Druckluftbremse die Werte R<br />

im Schnellzug-, P im Personenzug- und G im<br />

Güterzugbetri<strong>eb</strong>. Bei der DB kommen durch<br />

die hohe Wirkung der Widerstands- wie der<br />

Netzbremsen elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge die<br />

+E-Werte dazu. In großem Ausmaß erlauben<br />

erst diese Werte höhere Zuggeschw<strong>in</strong>digkeiten;<br />

bei unwirksamer E-Bremse gelten Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen.<br />

Erst jeweils danach können abschnittsweise die<br />

Fahrleitungs- und die Bauwerksarbeiten beg<strong>in</strong>nen,<br />

die bei laufendem Betri<strong>eb</strong> Geschw<strong>in</strong> digkeitsbeschränkungen,<br />

Gleis- oder Streckensperrungen,<br />

Umleitungen, andere Betri<strong>eb</strong>sbeh<strong>in</strong>derungen und<br />

Mehrbedarf an Ressourcen oder Kürzungen beim<br />

Zugang<strong>eb</strong>ot bed<strong>in</strong>gen und sich auf den 20 000 km<br />

Strecken nur <strong>in</strong> Jahrzehnten abwickeln lassen werden.<br />

Offenkundig fehlen Vorstellungen darüber, <strong>in</strong><br />

welchem Ausmaß der Bahnbetri<strong>eb</strong> hierdurch belastet<br />

würde.<br />

Zu den Komplikationen dabei zählen auch wandernde<br />

Schutzstrecken <strong>in</strong> den Oberleitungen zum<br />

Trennen umgestellter von nicht umgestellten Netzbereichen.<br />

Parallel dazu wird e<strong>in</strong>e ganze Generation<br />

von Zweifrequenztri<strong>eb</strong>zügen und -lokomotiven benötigt,<br />

während mehrere tausend großenteils neue<br />

16,7-Hz-Fahrzeuge nicht mehr freizügig oder gar<br />

nicht mehr e<strong>in</strong>setzbar werden.<br />

Spannend würden schließlich noch die Reaktionen<br />

der schweizerischen, der österreichischen<br />

und der vielen dritten Bahnunternehmen, wenn<br />

sie durch die Technik diskrim<strong>in</strong>iert werden und<br />

entweder neue Tri<strong>eb</strong> fahrzeuge kaufen oder vom<br />

Wettbewerb auf deutschen Strecken aussteigen<br />

müssen. Zwar müssen sie fallweise für 0,1 bis<br />

0,2 Mio. EUR pro Lokomotive ETCS e<strong>in</strong>bauen lassen,<br />

können aber dafür schneller fahren und bekommen<br />

mehr Fahrplantrassen und es ist etwas<br />

Anderes, ob sie pro Stück 3 Mio. EUR nicht abgeschri<strong>eb</strong>en<br />

entsorgen und für 5 Mio. EUR nichtsnutzig<br />

neu kaufen müssen.<br />

Fazit<br />

In noch viel größerem Umfang als beim Abschaffen<br />

der zentralen Versorgung würden beim Wechseln<br />

der Frequenz und der Spannung Vermögenswerte<br />

vorzeitig vernichtet, und es würden geschätzt e<strong>in</strong>ige<br />

Milliarden Euro neu ausgeg<strong>eb</strong>en. Zusätzlich<br />

würden jahrzehntelang Bauarbeiten auf den Strecken<br />

den Betri<strong>eb</strong> bee<strong>in</strong>trächtigen und verteuern.<br />

Von all dem hätte die Bahn nicht den ger<strong>in</strong>gsten<br />

Nutzen, und volkswirtschaftlich könnte man es<br />

allenfalls als Maßnahme zur Arbeitsbeschaffung<br />

betrachten.<br />

Uwe Behmann<br />

640 109 (2011) Heft 12


Fokus Report<br />

Maglev 2011 <strong>in</strong> Südkorea<br />

E<strong>in</strong> Bericht über die 21. Internationale Maglev-Konferenz (Maglev 2011) vom 10.–13.10.2011<br />

im südkoreanischen Daejeon und ihre anwendungs- und forschungstechnologischen Schwerpunkte.<br />

Ziel der Maglev-Konferenzen über Magnetschw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnsysteme<br />

und L<strong>in</strong>earantri<strong>eb</strong>e ist es, e<strong>in</strong>e Plattform<br />

für den <strong>in</strong>ternationalen Wissensaustausch zwischen<br />

Forschung und Systementwickler, Betreibern<br />

und Planern auf dem G<strong>eb</strong>iet der Magnetbahnsysteme<br />

zu ermöglichen und den Stand der Technik<br />

aufzuzeigen. Unter dem Schlagwort Green Mobility<br />

zeigt die Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik im Vergleich zu<br />

bestehenden konventionellen Bahnsystemen deutliche<br />

Vorteile<br />

• mit ger<strong>in</strong>gerem Flächenverbrauch durch die aufgeständerte<br />

Fahrwegbauweise,<br />

• bei den Investitionskosten durch die Verr<strong>in</strong>gerung<br />

von Tunnelbaukosten,<br />

• im Fahrkomfort durch Vibrationsarmut,<br />

• bei den Umwelteffekten durch ger<strong>in</strong>gere Schallemissionen,<br />

• bei den Betri<strong>eb</strong>skosten durch niedrigere Instandhaltungskosten<br />

aufgrund der Berührungsfreiheit<br />

von Fahrweg und Fahrzeug bis auf die Stromabnehmer,<br />

• mit ger<strong>in</strong>gerer visueller Bee<strong>in</strong>trächtigung der Umg<strong>eb</strong>ung<br />

durch e<strong>in</strong>e schlanke Fahrwegbauweise<br />

und<br />

• durch Nutzung erneuerbarer Energien (Ressourcen,<br />

Trassen).<br />

Die 21. Internationale Maglev-Konferenz Maglev<br />

2011, die nach dreijähriger Pause auf die Maglev-<br />

Konferenz <strong>in</strong> San Diego, USA, folgte und vom 10.–<br />

13. Oktober 2011 <strong>in</strong> Daejeon, Südkorea, stattfand,<br />

wurde vom Korea Institute of Mach<strong>in</strong>ery & Materials<br />

(KIMM) – Zentrum des koreanischen Magnetbahnprogrammes<br />

für den Nahverkehr –, dem Korea<br />

Railroad Research Institute (KRRI) sowie mehreren<br />

Universitäten organisiert. Die Veranstaltung unter<br />

der Leitung des Direktors der Kookm<strong>in</strong> Universität,<br />

Prof. Douyoung Chan, stand unter dem Motto „Go<br />

Green! Go Maglev!” (Bild 1). Damit verbunden war<br />

das Ziel, die Magnetbahn <strong>in</strong>sbesondere im Nahverkehr<br />

als umweltverträgliches Verkehrssystem für e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Mobilität zu präsentieren.<br />

Bild 1:<br />

Titelbild zur 21. Maglev 2011,<br />

Daejeon (Foto: KIMM).<br />

Korea kamen. Die asiatischen Staaten Korea, Ch<strong>in</strong>a<br />

und Japan dom<strong>in</strong>ierten verständlicherweise mit<br />

rund 90 % der Teilnehmer. Aus <strong>Deutschland</strong> waren<br />

9 Fachvertreter angereist, die übrigen Teilnehmer kamen<br />

aus den USA, der Schweiz, Brasilien, Südafrika,<br />

Italien, Polen und Russland.<br />

Die Konferenz fand an zwei Tagen im Convention<br />

Center <strong>in</strong> Daejeon statt und bestand aus<br />

Tagungsveranstaltungen mit Plenar- und Fachvorträgen<br />

sowie e<strong>in</strong>em Tag mit zwei technischen Besichtigungen<br />

im KIMM <strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er Fahrt mit dem<br />

Maglev-Incheon-Prototyp-Fahrzeug sowie im KRRI.<br />

Die forschungstechnologischen Schwerpunkte der<br />

Veranstaltung lagen auf den G<strong>eb</strong>ieten der Hochtemperatursupraleitung<br />

für Magnete sowie der L<strong>in</strong>ear-<br />

Ablauf und Inhalt der 21. Maglev-<br />

Konferenz<br />

Insgesamt hatten sich rund 200 Teilnehmer aus<br />

17 Nationen angemeldet, wovon etwa 70 % aus<br />

Bild 2:<br />

UMT 2 Fahrzeug <strong>in</strong> Daejeon (Foto: L. Holloway).<br />

642 109 (2011) Heft 12


Report Fokus<br />

motorantri<strong>eb</strong>ssysteme. Das Programm umfasste <strong>in</strong>sgesamt<br />

37 Vorträge zu den si<strong>eb</strong>en Themenbereichen<br />

• Magnetbahnentwicklung, Projekte und Betri<strong>eb</strong>serg<strong>eb</strong>nisse<br />

der weltweiten Anwendungen im<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits- und Nahverkehrsbereich,<br />

• Fahrzeuge sowie Tragen und Führen,<br />

• Fahrweg und Infrastruktur,<br />

• Planungs- und Machbarkeitsstudien,<br />

• Sicherheit und Betri<strong>eb</strong>sleittechnik,<br />

• Neue Ideen für Maglev,<br />

• Antri<strong>eb</strong>, L<strong>in</strong>earmotoren und Energieversorgung.<br />

lang, besitzt e<strong>in</strong>e Dreiwege-Weiche (Bild 3), zwei<br />

Stationen, zwei Abschnitte mit Neigungen von 4 und<br />

6 % (Bild 4), Kurven mit bis zu m<strong>in</strong>imal 60 m Radius.<br />

Das Zwei-Sektionsfahrzeug (Bilder 5 und 6) kann mit<br />

e<strong>in</strong>er Betri<strong>eb</strong>sgeschw<strong>in</strong>digkeit von bis zu 75 km/h<br />

Die Mehrzahl der Vorträge wurde von ch<strong>in</strong>esischen<br />

und US-amerikanischen Teilnehmern gehalten. Auch<br />

aus dem Iran kam e<strong>in</strong> Beitrag zu dem Systemvergleich<br />

Rad/Schiene-Magnetbahn. Ergänzt wurden<br />

die Vorträge durch 57 Poster-Präsentationen,<br />

die zeitversetzt durchgeführt wurden. Die Mehrzahl<br />

der Präsentationen stammte von koreanischen<br />

Forschungs<strong>in</strong>stitutionen. Daraus wird deutlich, wie<br />

schnell Korea als jüngstes Mitglied der Maglev Community<br />

den Wissensvorsprung anderer Nationen<br />

annähernd aufgeholt hat.<br />

Bild 3:<br />

Dreiwege-Weiche des<br />

Maglev-Systems auf<br />

dem KIMM-Gelände<br />

(Foto M. Retzmann).<br />

Schwerpunkte der Konferenz<br />

Das Thema Anwendung und Marktpotenziale für<br />

Magnetbahnsysteme wurde <strong>in</strong> Plenarvorträgen sowie<br />

an konkreten Machbarkeitstudien wie zum Beispiel<br />

Anwendungsplanungen für die Magnetbahn auf der<br />

Insel Teneriffa durch das Institut für Bahntechnik (IFB)<br />

beziehungsweise als Nahverkehrssystem am Incheon<br />

International Airport präsentiert. Ergänzt wurde dieser<br />

Teil durch die Erg<strong>eb</strong>nisse aus dem Betri<strong>eb</strong> der ch<strong>in</strong>esischen<br />

Transrapid-Strecke <strong>in</strong> Pudong, Shanghai.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt der Konferenz und der sich anschließenden<br />

Gespräche lagen gemäß des Mottos<br />

der Veranstaltung auf Entwicklung und E<strong>in</strong>satz der<br />

Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik für den Nah- und Regionalverkehr.<br />

Konkrete Beispiele für Nahverkehrsmagnetbahnen<br />

s<strong>in</strong>d das HSST/LINIMO-System <strong>in</strong> Nagoya,<br />

Japan, der Bau e<strong>in</strong>er Magnetbahndemonstrationsstrecke<br />

am Flughafen Incheon <strong>in</strong> Südkorea sowie<br />

drei unterschiedliche Technologieentwicklungen <strong>in</strong><br />

Ch<strong>in</strong>a. Diese verlaufen zurzeit zwar eher zögerlich,<br />

werden aber trotzdem n<strong>eb</strong>en der ch<strong>in</strong>esischen Transrapid-Schnellbahntechnologie<br />

parallel fortgeführt.<br />

Das erste koreanische Magnetbahnprototypfahrzeug<br />

Urban Transit Maglev 1 (UTM 1) wurde 1998<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit von KIMM und Hyundai-Rotem<br />

entwickelt und erprobt. Der im Jahr 2005 entwickelte<br />

Nachfolgeprototyp UTM 2 ist seit 2008 auf dem Gelände<br />

des National Science Museums als Shuttle <strong>in</strong><br />

Betri<strong>eb</strong> (Bild 2). Die Teststrecke beim KIMM, auf der<br />

gegenwärtig der Prototyp für die Incheon Demonstrationsstrecke<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommen wird, ist 1,3 km<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Bild 4:<br />

Maglev-Strecke mit Längsneigungsabschnitten (Foto: M. Retzmann).<br />

Bild 5:<br />

Prototyp Fahrzeug für Demonstrationsstrecke auf KIMM-Testanlage (Foto: M. Retzmann).<br />

643


Fokus Report<br />

Bild 6:<br />

Rotem-Demonstrationsfahrzeug im Bahnhof auf dem KIMM-Gelände<br />

(Foto: M. Witt).<br />

verkehren. Demonstriert wurde die bisher erreichte<br />

technische Leistungsfähigkeit anschaulich im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Besichtigung und e<strong>in</strong>er Mitfahrt (Bild 7).<br />

Die koreanischen Vertreter berichteten umfassend<br />

über den Stand der Entwicklung <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Fahrzeug, Tragen und Führung sowie Antri<strong>eb</strong> und<br />

L<strong>in</strong>earmotor für das im Bau bef<strong>in</strong>dliche kommerzielle<br />

Magnetbahn-Nahverkehrssystem am Flughafen Incheon,<br />

das e<strong>in</strong>e Länge von 6,5 km mit Doppelspur<br />

umfassen wird und vom Flughafen Verkehrszentrum<br />

zum Yongyu Touristenfreizeitzentrum führt (Bild 8). Es<br />

soll im Jahr 2012 baulich abgeschlossen se<strong>in</strong> und 2013<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gehen. Die Auslegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit für<br />

e<strong>in</strong> Zwei-Sektionsfahrzeug für 115 Passagiere pro Sektion<br />

soll 110 km/h betragen. Es s<strong>in</strong>d sechs Stationen<br />

und e<strong>in</strong> Depot geplant. Insgesamt s<strong>in</strong>d 400 Mio. USD<br />

für die F<strong>in</strong>anzierung vorgesehen, davon f<strong>in</strong>anziert der<br />

Staat 60 % und der Flughafen die restlichen Anteile.<br />

Prof. Eisuke Masada, der Doyen der Maglev-Konferenzen,<br />

gab <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag e<strong>in</strong>en umfassenden<br />

Überblick auf 100 Jahre Magnetbahnentwicklung<br />

von den Anfängen der Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> unter Wilhelm Kemper und dem Supraleitungsforscher<br />

Emile Bachelet <strong>in</strong> den USA bis<br />

h<strong>in</strong> zu den heutigen Entwicklungsl<strong>in</strong>ien Transrapid,<br />

Supraleitende Supermagnetbahn und den Maglev-<br />

Nahverkehrsentwicklungen <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Ländern. Er sieht <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Wirtschaftskorridoren<br />

und den Megastädten im asiatischen<br />

Raum Chancen für die Anwendung der Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik.<br />

In Japan setzt man seit Jahrzehnten auf die Entwicklung<br />

der supraleitenden Magnetbahn MLX zwischen<br />

Tokyo und Osaka und plant die Eröffnung der<br />

Chuo Sh<strong>in</strong>kansen-Strecke zwischen Tokyo und Nagoya<br />

<strong>in</strong> 2027 und die volle Strecken<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme<br />

zwischen Tokyo und Osaka bis 2045. Zurzeit werden<br />

verschiedene Trassenvarianten für die 550 km lange<br />

Strecke untersucht. Die Auslegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

soll 600 km/h betragen und die Investitionskosten<br />

werden auf rund 80 Mrd. EUR geschätzt. Derzeit<br />

wird die Verlängerung der Teststrecke <strong>in</strong> Yamanashi<br />

von 18,4 auf 42,2 km vorbereitet. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

Versuchsfahrzeuge ist <strong>in</strong> Japan klotzen statt kleckern<br />

angesagt; sage und schreibe 14 verschiedene<br />

Vorserienfahrzeuge sollen getestet werden, um die<br />

optimale aerodynamische Fahrzeugform zu f<strong>in</strong>den.<br />

Das entscheidende Kriterium für die weitere Planung<br />

ist aber, dass die Central Japan Railway Co. voll h<strong>in</strong>ter<br />

der Entwicklung steht, e<strong>in</strong> Verhalten und e<strong>in</strong>e<br />

Weitsicht, welche man sich durch den damaligen<br />

vorgesehenen Betreiber auch für die deutsche Transrapidtechnik<br />

gewünscht hätte. Hieran zeigt sich<br />

unter anderem auch die fast über 50 Jahre reichende<br />

Tradition zur kont<strong>in</strong>uierlichen Weiterentwicklung des<br />

japanischen Schnellbahnsystems, für das alle Register<br />

neuer Technologien gezogen werden, ohne dass<br />

gescheiterte Börsengänge über Weh und Ach von<br />

Langfrist<strong>in</strong>vestitionen entscheiden.<br />

Die Vorträge aus den USA enthielten e<strong>in</strong>erseits visionäre<br />

Magnetbahnplanungen <strong>in</strong> den USA zum Aufbau<br />

e<strong>in</strong>es nationalen Magnetbahnnetzes über 28 800 Meilen.<br />

Andererseits vermittelte der Beitrag von Maglev-<br />

Transport Inc. USA e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung zu<br />

den aktuellen Planungen für Fern- und Nahverkehrsbahnen<br />

<strong>in</strong> den USA, deren Planungsstand sowie f<strong>in</strong>anziellen<br />

Konditionen und zeitlichen Perspektiven. Der<br />

Schwerpunkt liegt weiterh<strong>in</strong> auf den Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsanwendungen.<br />

Neu h<strong>in</strong>zugekommen zu den<br />

Bild 7:<br />

Innenraum des Maglev-Fahrzeugs von Rotem (Foto: M. Retzmann).<br />

644 109 (2011) Heft 12


Report Fokus<br />

Bild 8:<br />

Die geplante Maglev-Demonstrationsstrecke am Incheon International Airport im Überblick; aus der aktuellen Urban-Maglev-<br />

Programmbroschüre (Grafik: KIMM).<br />

bisher diskutierten Projekten ist e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />

Colorado. Insgesamt werden aber die Chancen bei US-<br />

Regierungsstellen eher zurückhaltend bewertet, und es<br />

gibt ke<strong>in</strong> Go-ahead für irgende<strong>in</strong> Projekt.<br />

Die ch<strong>in</strong>esischen Vorträge betrafen sowohl die<br />

seit 2004 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> bef<strong>in</strong>dliche Magnetbahnstrecke<br />

<strong>in</strong> Shanghai als auch neue Forschungsaktivitäten<br />

an Universitäten und Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />

zum Thema Hochtemperatursupraleitung<br />

(77 K). Gegenwärtig erhält die ch<strong>in</strong>esische Seite<br />

noch technische Unterstützung sowie Ersatzteile<br />

für Komponenten durch die deutsche Transrapid-<br />

System<strong>in</strong>dustrie. Es wurden <strong>in</strong> Gesprächen am<br />

Rande der Konferenz auch vorhandene Probleme<br />

erwähnt, so zum Beispiel die Setzungen an den<br />

Trägern des von ch<strong>in</strong>esischer Seite erstellten Fahrwegs.<br />

Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen teilweise so gravierend,<br />

dass sich dies spürbar im Fahrkomfort äußert.<br />

Der Fahrzeugkomfort wurde <strong>in</strong>zwischen durch<br />

ch<strong>in</strong>esische Eigenentwicklungen verbessert. Die<br />

Klimaanlagen wurden ersetzt und der Kab<strong>in</strong>enschall<br />

reduziert. Gleichzeitig haben ungünstige<br />

Umfeldbed<strong>in</strong>gungen wie der Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>er parallelen<br />

U-Bahnstrecke zwischen dem alten Flughafen<br />

Hongqiao und dem neuen Flughafen Pudong<br />

erh<strong>eb</strong>lich negativen E<strong>in</strong>fluss auf das Verkehrsaufkommen<br />

und das Betri<strong>eb</strong>serg<strong>eb</strong>nis auf der Magnetbahnstrecke<br />

genommen. Mit Verlängerung der<br />

Transrapid-Strecke bis zum Flughafen Hongqiao ist<br />

auch auf dem bisherigen Streckenabschnitt Long<br />

Yang Road Station – Flughafen Pudong wieder e<strong>in</strong><br />

deutlich höheres Verkehrsaufkommen zu erwarten.<br />

In Ch<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d derzeit drei Magnetbahnsysteme für<br />

den mittleren und niedrigen Geschw<strong>in</strong>digkeitsbereich<br />

<strong>in</strong> der Entwicklung. Die Verlängerung der Transrapid-<br />

Strecke <strong>in</strong> Pudong ist <strong>in</strong> der politischen Diskussion.<br />

Aufgrund des jüngsten Unglücks auf der Rad/Schiene-<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke Beij<strong>in</strong>g – Shanghai verzögern<br />

sich jedoch die notwendigen Entscheidungen<br />

für die Anwendung der Magnetbahnsysteme.<br />

Die deutschen Beiträge befassten sich mit folgenden<br />

Themen:<br />

• Implementierungsstrategien für Transrapid-Projekte<br />

von Thyssen-Krupp-Transrapid<br />

• Entwicklung von Fahrwegstrukturen von Max Bögl<br />

für Magnetbahnen<br />

• Magnetbahnsystem auf der Insel Teneriffa (IFB)<br />

• Vergleich von Entwurfsparametern für den Fahrweg<br />

von Magnetbahnen und Rad/Schiene-Verb<strong>in</strong>dungen<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Trassierung, Betri<strong>eb</strong> und<br />

Kosteneffizienz (International Maglevboard e. V.)<br />

Die Erg<strong>eb</strong>nisse des staatlich und <strong>in</strong>dustriell f<strong>in</strong>anzierten<br />

Weiterentwicklungsprogrammes <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Fahrzeug, Antri<strong>eb</strong> und Betri<strong>eb</strong>sleitsystem (siehe<br />

Berichte zur 19. und 20. Maglev-Konferenz [5; 6])<br />

wurden <strong>in</strong>zwischen von der Bau- und System<strong>in</strong>dustrie<br />

weitergeführt und mündeten <strong>in</strong><br />

109 (2011) Heft 12<br />

645


Fokus Report<br />

• e<strong>in</strong>e ganzheitliche kostenreduzierte Fahrweg- und<br />

Fahrwegausrüstungsmanufaktur mit hohem Vorfabrikationsgrad,<br />

• mittlere Systemkosten <strong>in</strong> Höhe von ca. 30 Mio. EUR<br />

pro Doppel-Kilometer,<br />

• Simplifizierung der Schnittstellen zwischen Fahrzeug,<br />

Fahrweg und Antri<strong>eb</strong>,<br />

• reduzierte Bau- und Errichtungszeiten,<br />

• deutlich reduzierte Fahrweg<strong>in</strong>spektionskosten sowie<br />

• Off-the-shelf-Komponenten mit deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />

spezifischen Beschaffungskosten.<br />

Zurzeit werden für das Transrapid-System drei Anwendungsstrecken<br />

diskutiert. Das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />

des Nord- mit dem Südteil der Insel Teneriffa,<br />

die Verb<strong>in</strong>dung der beiden Großstädte Rio de Janeiro<br />

und Sao Paulo <strong>in</strong> Brasilien, die als PPP-Konzept realisiert<br />

werden soll, sowie e<strong>in</strong>e private Initiative für e<strong>in</strong>e<br />

Magnetbahn-Strecke <strong>in</strong> der Türkei. In diesem Kontext<br />

sei verwiesen auf den Artikel von Prof. Peter Mnich<br />

[4], wo unter dem Titel Letzte Chance <strong>in</strong> Europa auf<br />

die aktuelle Situation der Anwendungsplanungen<br />

und technologischen Entwicklungsl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>gegangen<br />

wurde.<br />

Von Seiten des brasilianischen Forschungs<strong>in</strong>stituts<br />

von Prof. Richard Magdalena Stephan wurde über<br />

den Stand der Entwicklung des Nahverkehrssystems<br />

Maglev-Cobra (schlangenartiger Gliederzug) auf Basis<br />

supraleitender Magnete berichtet. Gegenwärtig<br />

existiert nur e<strong>in</strong>e 5 m lange Versuchsstrecke, die<br />

bis 2014 aber auf 200 m Länge erweitert und aufgeständert<br />

über e<strong>in</strong>e Straße zur Verb<strong>in</strong>dung zweier<br />

Campusanlagen geführt werden soll.<br />

Vertreter der Firma SwissRapide stellten ihre Überlegungen<br />

zum SwissRapideExpress vor, e<strong>in</strong>em Magnetbahnsystem,<br />

das technisch auf dem Transrapid-<br />

System basiert. Es soll die Schweiz mit kle<strong>in</strong>sten<br />

Taktzeiten von bis zu 5 m<strong>in</strong> erschließen. Erste Streckenüberlegungen<br />

gibt es zu Bern – Zürich und Genf<br />

– Lausanne. Verbunden ist damit e<strong>in</strong>e neue Form<br />

der Projektrealisierung durch E<strong>in</strong>bezug von Privat<strong>in</strong>vestitionen<br />

für öffentliche Infrastrukturprojekte. Das<br />

bisherige, von der Universität Lausanne verfolgte<br />

Swissmetro Projekt Magnetschw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn <strong>in</strong> teilevakuierten<br />

Tunneln mit kle<strong>in</strong>em Durchmesser wurde bereits<br />

2009 beendet.<br />

Auf dem G<strong>eb</strong>iet neuer Ideen ist e<strong>in</strong>e Präsentation<br />

zu e<strong>in</strong>em besonders unkonventionellen Transportkonzept<br />

aus Südafrika, dem so genannten Maglev-<br />

Tube Puckpodcar hervorzuh<strong>eb</strong>en. Dabei soll e<strong>in</strong>e<br />

Kapsel, die für die Beförderung von Personen und<br />

geg<strong>eb</strong>enenfalls auch alternativ für den Transport<br />

von Fracht verwendbar se<strong>in</strong> soll, zwischen zwei<br />

kreuzartig diagonal angeordneten Trägern gelagert<br />

werden. Die Kapsel wird mittels je zwei an den jeweiligen<br />

Trägerenden ang<strong>eb</strong>rachten Permanentmagneten<br />

entlang von acht Magnetstreifen im Tunnel<br />

geführt und durch L<strong>in</strong>earmotoren angetri<strong>eb</strong>en. Im<br />

Intercity-Verkehr wird e<strong>in</strong>e Maximalgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 600 km/h angestr<strong>eb</strong>t.<br />

Im Bereich L<strong>in</strong>earmotoren wurden unter anderem<br />

<strong>in</strong> Vorträgen die Anwendungen bei LCD-Glas-<br />

Transportbändern sowie bei e<strong>in</strong>em Pipel<strong>in</strong>e-System<br />

für den Transport von Kohlenerz vorgestellt. In<br />

den Posterpräsentationen wurden e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Spezialthemen erläutert, wobei das Spektrum von<br />

e<strong>in</strong>er Anwendungsuntersuchung zu e<strong>in</strong>er Magnetbahnstrecke<br />

Berl<strong>in</strong> – Warschau – Moskau bis zu<br />

rad/schiene-spezifischen Themen wie der <strong>in</strong>tegralen<br />

Modellierung von Stromabnehmer, Drehgestell<br />

und Rad/Schiene-Kontakt reichte. Aufgrund der Dom<strong>in</strong>anz<br />

der koreanischen Präsentationen lag der<br />

Schwerpunkt auch hier auf den städtischen Magnetbahnanwendungen.<br />

Unter www.maglev2011.com f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e<br />

Übersicht über die behandelten Themen <strong>in</strong> den<br />

Vorträgen als auch über die Beiträge <strong>in</strong> der Postersession.<br />

Ausblick<br />

Das <strong>in</strong>ternationale Lenkungskomitee aus 25 Experten<br />

der <strong>in</strong>ternationalen Maglev Community unter<br />

der Leitung von Prof. Eisuke Masada beschloss <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Abschlussveranstaltung, die nächste Maglev-<br />

Konferenz im Oktober 2014 nochmals <strong>in</strong> Rio de<br />

Janeiro an der Copacabana durchzuführen. Prof.<br />

Richard Magdalena Stephan wird die Organisation<br />

vor Ort übernehmen. Aufgrund der begrenzten<br />

Mittel und Kapazitäten der Universität ist e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

deutscherseits sehr willkommen: Vamos<br />

Maglev Cobra para Copacabana!<br />

Michael Witt, Lahmeyer Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>, Bad Vilbel<br />

Eckert Fritz, Institut für Bahntechnik, Dresden<br />

Literatur<br />

[1] The 21 st International Conference on Magnetically Levitated<br />

Systems and L<strong>in</strong>ear Drives, Maglev 2011, October<br />

10-13, 2011, Daejeon Convention Center, Daejeon,<br />

Korea, Program Book.<br />

[2] www.maglev2011.com<br />

[3] Urban Maglev program, Brochure, KIMM-Korea Institute<br />

of Mach<strong>in</strong>ery and Materials.<br />

[4] Mnich, P.: Letzte Chance <strong>in</strong> Europa? In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

109 (2011), Heft 10, S. 510–512.<br />

[5] The 20 th International Conference on Magnetically<br />

Levitated Systems and L<strong>in</strong>ear Drives, Maglev 2008,<br />

December 15-18, 2008, San Diego, California, USA,<br />

Proceed<strong>in</strong>gs.<br />

[6] The 19 th International Conference on Magnetically<br />

Levitated Systems and L<strong>in</strong>ear Drives, Maglev 2006, September<br />

13-15, 2006, Dresden, Germany, Proceed<strong>in</strong>gs.<br />

646 109 (2011) Heft 12


Praxis Fokus<br />

Agilis setzt auf Coradia-Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Neuer E<strong>in</strong>satzbereich auf der Donautalbahn bis Ulm.<br />

Seit Dezember 2010 s<strong>in</strong>d elektrische Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Coradia Cont<strong>in</strong>ental von Alstom <strong>Deutschland</strong> für<br />

Agilis im Raum Regensburg im E<strong>in</strong>satz. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Verfügbarkeit von über 99 % auf bisher über<br />

3 Mio. km Fahrstrecke sorgen sie hier für zuverlässigen<br />

Betri<strong>eb</strong>. Ab Dezember 2011 befährt Agilis entsprechend<br />

dem Erg<strong>eb</strong>nis der Verkehrsausschreibung<br />

<strong>in</strong> zweiter Betri<strong>eb</strong>sstufe der Region Mitte auch den<br />

bisher von der DB Regio bedienten Streckenabschnitt<br />

der Donautalbahn von Ingolstadt nach Ulm.<br />

Die vertragliche Streckenlänge steigt damit auf<br />

<strong>in</strong>sgesamt 449 km und die jährliche Zugfahrstrecke<br />

auf 5,5 Mio. km. Bisher betreibt die Agilis Eisenbahngesellschaft<br />

als Tochtergesellschaft von BeNEX und<br />

Hamburger Hochbahn <strong>in</strong> der Region Mitte die Strecken<br />

von Plattl<strong>in</strong>g nach Neumarkt <strong>in</strong> der Oberpfalz<br />

und von Landshut nach Ingolstadt.<br />

„Mit der Betri<strong>eb</strong>saufnahme der Donautalbahn<br />

kommen noch mehr Reisende <strong>in</strong> den Genuss des<br />

Agilis-Fahrgefühls“, so Geschäftsführer Dietmar<br />

Knerr. „Der erst kürzlich gewonnene dritte Platz<br />

im Qualitätsrank<strong>in</strong>g der Bayerischen Eisenbahngesellschaft<br />

(BEG) bestätigt unsere bisherigen Erfolge.<br />

Auch auf dieser neuen Strecke werden Züge<br />

von Alstom fahren, die sich bezüglich Lieferqualität<br />

und Performance weiterh<strong>in</strong> für uns bezahlt machen<br />

werden.“ D. Knerr verweist dazu auch auf die hohe<br />

Zugbegleitrate als Fahrgastservice, der aufwändige<br />

Fahrkartenautomaten völlig entbehrlich macht.<br />

Auch gibt es ab Betri<strong>eb</strong>saufnahme nach Ulm e<strong>in</strong><br />

Onl<strong>in</strong>e-Platzreservierungssystem, was für den Regionalverkehr<br />

eher ungewöhnlich ist.<br />

Die 26 drei- und vierteiligen Regionaltri<strong>eb</strong>züge mit<br />

160 km/h Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit für das Regensburger<br />

E-Netz hat Alstom <strong>in</strong> Salzgitter entwickelt, gefertigt<br />

und bereits ab Ende 2010 ausgeliefert. Die modulare<br />

Bauweise bietet Betreibern hohe Flexibilität <strong>in</strong><br />

der Zugkonfiguration und erlaubt e<strong>in</strong>e breite Palette<br />

an Innenausstattungen. Mit Rückspeisung der Bremsenergie<br />

braucht der Zug zirka 30 % weniger elektrische<br />

Energie. Außerdem s<strong>in</strong>d Lärm emissionen deutlich<br />

reduziert, und durch den E<strong>in</strong>satz schadstofffreier<br />

Materialien ist der Zug bis zu 95 % wiederverwertbar.<br />

Das Konzept der Anordnung elektrischer Großkomponenten<br />

auf dem Fahrzeugdach erlaubt e<strong>in</strong>e<br />

größtmögliche Sitzplatzzahl im Fahrgastraum bei<br />

durchgängig stufenlosem Mittelgang vom ersten bis<br />

zum letzten E<strong>in</strong>stiegsraum. Andererseits erfordert<br />

Bild 1:<br />

Großkomponenten auf dem Dach e<strong>in</strong>es Coradia-Tri<strong>eb</strong>zuges niveaugleich mit beidseitiger Arbeitsbühne<br />

<strong>in</strong> der neuen Instandhaltungshalle von Agilis <strong>in</strong> Regensburg (Foto: M. B<strong>in</strong>swanger).<br />

diese Geräteanordnung e<strong>in</strong>e Dacharbeitsbühne, wie<br />

sie das 2009 gegründete Unternehmen Agilis <strong>in</strong> der<br />

neu g<strong>eb</strong>auten Instandsetzungshalle <strong>in</strong> Regensburg<br />

bereits mit errichtet hat (Bild 1). Diese Arbeitsbühne<br />

ist <strong>in</strong> Zuglänge beidseitig auf die Dachkonstruktion<br />

so präzise ausgerichtet, dass gefahrloses Arbeiten<br />

gewährleistet wird. In der Halle ist ke<strong>in</strong>e Oberleitung<br />

<strong>in</strong>stalliert; <strong>in</strong>soweit s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Sicherheitsschalthandlungen<br />

<strong>in</strong> der Instandhaltung nötig, jedoch ist für<br />

den Tri<strong>eb</strong>zugtransport im Hallenbereich Fremdtraktion<br />

erforderlich.<br />

Alstom hat bisher mehr als 140 elektrische Regionaltri<strong>eb</strong>züge<br />

vom Typ Coradia Cont<strong>in</strong>ental an drei<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> geliefert.<br />

Die ersten Fahrzeuge s<strong>in</strong>d seit 2008 im Raum<br />

Augsburg bei DB Regio erfolgreich im E<strong>in</strong>satz und<br />

fahren seit Mitte 2010 auch von München nach Passau<br />

und zwischen Würzburg und Nürnberg. Gleichzeitig<br />

mit Regensburg s<strong>in</strong>d sie seit Dezember 2010<br />

ferner für die Regio-S-Bahn Bremen <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>.<br />

M. B<strong>in</strong>swanger<br />

109 (2011) Heft 12<br />

647


Fokus Praxis<br />

S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

Die Situation bei der S-Bahn Berl<strong>in</strong> hatte sich zeitweise stabilisiert, jedoch b<strong>in</strong>den die Ertüchtigungsaktionen<br />

immer noch viele Tri<strong>eb</strong>züge. E<strong>in</strong>ge Schwachpunkte lassen sich konstruktiv gar nicht beh<strong>eb</strong>en. Ab<br />

Ende 2017 sollen auch neue Fahrzeuge e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Der Betri<strong>eb</strong> der S-Bahn Berl<strong>in</strong> lief <strong>in</strong> den letzten<br />

Monaten eher unspektakulär, und es gab Erfolgsmeldungen<br />

über wieder bediente oder verlängerte<br />

und wieder verdichtete L<strong>in</strong>ien. Weil die Züge tagsüber<br />

durchschnittlich nur etwa halb besetzt s<strong>in</strong>d,<br />

fällt es nicht so sehr auf, wenn statt e<strong>in</strong>es eigentlich<br />

vorgesehenen Vollzuges nur e<strong>in</strong> aus drei Viertelzügen<br />

(Vz) g<strong>eb</strong>ildeter fährt (Bild 1). Zur Jahresmitte<br />

2011 pendelte der E<strong>in</strong>satzbestand um 450 Vz,<br />

zum Jahresende wurden als Summe aller drei Baureihen<br />

(BR) 480.0+480.5, 481+482 und 485+885<br />

(nachfolgend nur BR. 480, 481 und 485) 500 Vz<br />

angestr<strong>eb</strong>t. Man ist also noch weit davon entfernt,<br />

wie früher erhofft und verkündet zum kommenden<br />

Fahrplanwechsel alle L<strong>in</strong>ien mit den vertraglichen<br />

Zugfolgen und -stärken zu fahren. Die Lage war<br />

und ist auch deshalb noch schwierig, weil 107 statt<br />

wie im langjährigen Mittel 80 Hauptuntersuchungen<br />

fällig waren, 137 Vz 481 für das neue Zugbee<strong>in</strong>flussungssystem<br />

auszurüsten waren und die BR 480 und<br />

485 den Nord-Südtunnel nicht befahren dürfen.<br />

Nach dem erneuten Leistungse<strong>in</strong>bruch im W<strong>in</strong>ter<br />

2010/11 hatten die Länder Berl<strong>in</strong> und Brandenburg<br />

als Verkehrsbesteller und die DB als Auftragnehmer<strong>in</strong><br />

zwei Arbeitskreise e<strong>in</strong>gerichtet und dazu<br />

von den Ländern benannte Bahntechnikexperten<br />

e<strong>in</strong>bezogen. E<strong>in</strong> Gremium hatte alle technischen<br />

Probleme bei Fahrzeugen mit ihren Folgen für deren<br />

Verfügbarkeit und damit für das Leistungsang<strong>eb</strong>ot<br />

zu behandeln, das andere diejenigen mit der Zuverlässigkeit<br />

der Infrastruktur bei extremem W<strong>in</strong>terwetter.<br />

Beide hatten die Probleme zu benennen,<br />

die e<strong>in</strong>geleiteten Maßnahmen zu beurteilen und<br />

fallweise ergänzende vorzuschlagen. Laut geme<strong>in</strong>samer<br />

Presseerklärung fanden die Experten das von<br />

der S-Bahn und der DB Netz E<strong>in</strong>geleitete oder Vorgesehene<br />

nach Art und Umfang angemessen [1];<br />

die Maßnahmenkataloge wurden Grundlage für das<br />

Kontrollieren durch Bahn und Länder.<br />

Fahrzeugpark<br />

Bild 1:<br />

Drei Viertelzüge 481+482 S-Bahn Berl<strong>in</strong>, R<strong>in</strong>gbahn E<strong>in</strong>fahrt Bahnhof Berl<strong>in</strong><br />

Gesundbrunnen (Foto: DB/Günter Jazbec).<br />

Bild 2:<br />

Zwei reaktivierte Viertelzüge 485+885 S-Bahn Berl<strong>in</strong>, Ausfahrt Werk Schöneweide<br />

(Foto: DB/Rolf Kranert).<br />

Als Fahrzeugbestand wurde von 650 Vz ausgegangen,<br />

und zwar von 500 Vz 481, 70 Vz 480 und 80 Vz<br />

485, die beiden letzteren teils durchgehend betri<strong>eb</strong>ene<br />

und teils zu reaktivierende Vz (Bild 2). Zu den<br />

meisten der rund 25 anstehenden Probleme wurden<br />

technische Lösungen entweder bestätigt oder neue,<br />

relativ schnell umzusetzende Vorschläge entwickelt.<br />

Geklärt ist zum Beispiel die Besandung bei der<br />

BR 481. Deren Füllstandsanzeige arbeitet nunmehr<br />

mit e<strong>in</strong>er Magnetresonanzvorrichtung von Knorr,<br />

nachdem der Sand die Schaugläser für optische Kontrolle<br />

b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Woche bl<strong>in</strong>d kratzte. Die Endstücke<br />

der Sandfallrohre werden beheizbar. Zum Fahrplanwechsel<br />

im Dezember wird die Hälfte der Vz 481<br />

ausgerüstet se<strong>in</strong>, die dann vorrangig auf L<strong>in</strong>ien mit<br />

besonders engem Fahrplan fahren werden. Im Übrigen<br />

gilt unverändert, dass Züge mit festgefrorenem<br />

Sand nur höchstens 60 km/h „statt 80 km/h“ fahren<br />

dürfen; aus dieser beiläufig genannten Zahl ist zu<br />

648 109 (2011) Heft 12


Praxis Fokus<br />

folgern, dass überhaupt noch nicht wieder schneller<br />

gefahren wird. Auf diesen weniger kritischen Strecken<br />

wird zwar ke<strong>in</strong> genereller 60-km/h-Fahrplan<br />

gelten wie ab F<strong>eb</strong>ruar 2011 im ganzen Netz, jedoch<br />

wird dieser nach Wettervorhersage mit zwei Tagen<br />

Vorlauf <strong>in</strong> Kraft treten. Die Um- und Nachbauaktion<br />

geht weiter und 2012 folgt die BR 480, die BR 485<br />

bremst dagegen ohne Sand.<br />

Große Fortschritte machten die Radsatztauschaktionen,<br />

die an den drei BR aus unterschiedlichen<br />

Gründen nötig wurden. Das Werk Schöneweide bekam<br />

dafür e<strong>in</strong>e neue H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ockanlage, auf der täglich<br />

zwei Vz 481 behandelt, das heißt wöchentlich<br />

72 Treib- und 24 Laufradsätze ersetzt werden. Davon<br />

gehen Laufradsätze direkt zum Schrott, während<br />

Treibradsätze per Lkw zur Radsatzfabrik Ilsenburg<br />

(Harz) kommen (Bild 3); brauchbare Getri<strong>eb</strong>e werden<br />

bei der ZF Friedrichs hafen oder <strong>in</strong> deren Berl<strong>in</strong>er<br />

Zweigbetri<strong>eb</strong> aufgearbeitet (Bild 4). Die Rollkur hatte<br />

nach e<strong>in</strong>em Jahr technischem und organisatorischem<br />

Vorlauf im Dezember 2010 begonnen und<br />

soll bis Jahresende 2011 abgeschlossen se<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong><br />

für diese Maßnahme waren 50 Mio. EUR zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Die neuen Radscheiben s<strong>in</strong>d dicker als die alten,<br />

sodass deren Wirbelstromprüf<strong>in</strong>tervall auf 60 000 km<br />

gestreckt werden konnte. Die Wellen mussten aber<br />

wegen Geometrie, Statik und Dynamik wieder aus<br />

hochfestem und deshalb spröderem Werkstoff werden.<br />

Deshalb meldete die Bahn an, dass eventuell<br />

weiterh<strong>in</strong> häufigere Ultraschallprüfungen nötig werden<br />

könnten, die wieder mehr Fahrzeuge b<strong>in</strong>den<br />

würden. Laut der Presse<strong>in</strong>formation „erwarten die<br />

Länder hier zusätzliche Anstrengungen der Bahn“ –<br />

was immer man sich darunter vorstellt.<br />

Damit die Zahl der e<strong>in</strong>setzbaren Vz stets so hoch<br />

wie möglich bleibt, sollen die meisten Umrüstungen<br />

bei der planmäßigen Instandhaltung erfolgen; auch<br />

das ist e<strong>in</strong> Grund für ihre länger dauernde Erledigung.<br />

Nur für wenige Probleme erwartet man noch<br />

unverzüglich Lösungsvorschläge der Industrie. N<strong>eb</strong>en<br />

der Führerraumkühlung gehört dazu als neu<br />

aufgetauchtes, dass bei BR 481 die Radsatzlenker zu<br />

sanieren s<strong>in</strong>d. Dazu wurden e<strong>in</strong>zelne Fahrzeuge dem<br />

Werk Delitzsch der schwedischen EuroMa<strong>in</strong>t oder<br />

der Masch<strong>in</strong>enbau und Service (MSG) <strong>in</strong> Ammendorf<br />

zugeführt.<br />

Für e<strong>in</strong>ige letzte Punkte ist auch aus Sicht der Experten<br />

derzeit ke<strong>in</strong>e konstruktive Lösung absehbar,<br />

sodass die Verfügbarkeit nur mit höherem Instandhaltungsaufwand<br />

zu erhalten oder zu verbessern ist.<br />

Das gilt besonders für die Fahrmotoren der BR 481.<br />

Hiervon wurden zwar bisher fast 2 000 gegen solche<br />

mit neuen Ständerwicklungen getauscht und weitere<br />

600 betroffene sollen es bis F<strong>eb</strong>ruar 2012 werden.<br />

Danach soll dies weiterh<strong>in</strong> nach 1 Mio. km Laufweg<br />

geschehen. Das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Flugschnee lässt<br />

sich aber offenbar nicht vermeiden, sodass man sich<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Bild 3:<br />

Radsatz-Rollkur für S-Bahntri<strong>eb</strong>züge Baureihe 481+482, Ultraschallprüfung der Hohlwelle<br />

(Foto: Radsatzfabrik Ilsenburg).<br />

für den W<strong>in</strong>ter auf vermehrten Motortausch wegen<br />

Überschlägen e<strong>in</strong>stellen muss. Ähnliches gilt für die<br />

Elektronikconta<strong>in</strong>er: Bei Versuchen <strong>in</strong> der Klimakammer<br />

Wien Arsenal überzeugte ke<strong>in</strong>e von mehreren<br />

vorgestellten Abhilfevarianten. Deshalb müssen im<br />

W<strong>in</strong>ter Filtermatten e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut und <strong>in</strong> kurzen Abständen<br />

gewechselt werden. Die Bahn stellt dazu<br />

fest, dass die von der Industrie gelieferte BR 481 „für<br />

extreme Witterungsverhältnisse nicht geeignet ist.“<br />

Seit 2009 hat die S-Bahn ihre Strategie zur „vorbeugenden<br />

Instandhaltung“ gewechselt (sic!). Dazu wird<br />

„hervorgehoben“, dass nun für alle drei BR sowohl für<br />

die betri<strong>eb</strong>snahe wie für die schwere Instandhaltung<br />

Handbücher erstellt werden, die den Sollzustand sowie<br />

feste Prüf- und Tauschfristen <strong>in</strong> standardisierter<br />

Form zusammenfassen. Der Aufbau zusätzlicher Werkstattkapazitäten<br />

wie die Wiedereröffnung Friedrichsfelde<br />

und Aufstocken des Personals s<strong>in</strong>d vollzogen oder<br />

im Gange. Bei drei Werkstätten wird das Enteisen der<br />

Züge aus der Halle <strong>in</strong> e<strong>in</strong> beheiztes Zelt verlegt.<br />

Bild 4:<br />

Aufgearbeitete Getri<strong>eb</strong>eteile<br />

S-Bahntri<strong>eb</strong>züge<br />

Baureihe 481+482 vor<br />

Zusammenbau (Foto: ZF<br />

Friedrichshafen, Sonderantri<strong>eb</strong>stechnik).<br />

649


Fokus Praxis<br />

Der vertragliche Regelbedarf von derzeit 562 Vz<br />

und mit der verlängerten Flughafenl<strong>in</strong>ie 575 Vz, also<br />

ausgehend von 650 Vz maximal 75 Vz gleichzeitig<br />

<strong>in</strong> Instandhaltung oder Behandlung, wird jetzt für<br />

Mitte 2012 zwar angestr<strong>eb</strong>t, aber realistisch erst auf<br />

Ende 2012 – Anfang 2013 kommentiert. Sowieso gilt<br />

das vorbehaltlich der Prüffristen für die neuen Radsatzwellen<br />

oder anderer Überraschungen.<br />

Zukunft<br />

Mit den Ertüchtigungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />

hielt der Arbeitskreis die Fahrzeuge aller drei<br />

BR bis zum Ende des laufenden Verkehrsvertrages,<br />

also Fahrplanwechsel Dezember 2017 für e<strong>in</strong>setzbar,<br />

die BR 481 technisch und wirtschaftlich auch darüber<br />

h<strong>in</strong>aus für durchschnittlich weitere 23 Jahre, das<br />

heißt die letzten bis 2037. Jedoch können hier ke<strong>in</strong>e<br />

Klimaanlagen nachgerüstet werden, weil Wagenkästen,<br />

Drehgestelle und Radsätze die zusätzlichen 2 t<br />

nicht aufnehmen können. Für die BR 480 und 485<br />

wäre Ersatz durch neue Fahrzeuge 2017 wirtschaftlich<br />

s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong> befristeter Weiterbetri<strong>eb</strong> aber vertretbar.<br />

Voraussetzung wären Lösungen für zusätzliche<br />

technische Maßnahmen, deren Ausführung und<br />

E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA).<br />

Ungeachtet dieser E<strong>in</strong>schätzungen und unabhängig<br />

davon wer später wo Betreiber se<strong>in</strong> wird, bereiten<br />

Senatsverwaltung und S-Bahn e<strong>in</strong>e Ausschreibung<br />

und dafür e<strong>in</strong> Lastenheft über 384 freizügig im ganzen<br />

Netz e<strong>in</strong>setzbare Wagen vor, wobei die Restriktionen<br />

aus dem Nord-Süd-Tunnel entstehen. Neuerer<br />

Meldung zufolge sollen Breite, Höhe, Fußbodenhöhe,<br />

zwei Drehgestelle pro Wagen, drei Türen pro Wagenseite,<br />

größte Zug länge 148 m und Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

100 km/h bleiben; jedoch sollen alle Radsätze<br />

angetri<strong>eb</strong>en werden und es soll durchgängige<br />

Züge aus zwei Wagen und aus vier Wagen mit voll<br />

ausgerüstetem Führerraum an jedem Ende g<strong>eb</strong>en.<br />

Rasches An- und Abkuppeln soll Flügelzugbetri<strong>eb</strong><br />

ermöglichen. Ausschreibung und Vergabe könnten<br />

bis Ende 2012 laufen, e<strong>in</strong> Musterzug ab 2016 erprobt<br />

werden und die Auslieferung 2017 beg<strong>in</strong>nen.<br />

Infrastruktur<br />

Besonders anfällige technische Schwachstellen bei<br />

W<strong>in</strong>terwetter waren Weichen, Weichenheizungen<br />

und streckenseitige Fahrsperrenanschläge gewesen,<br />

erh<strong>eb</strong>liche organisatorische die <strong>in</strong>terne Kommunikation,<br />

die Personalkapazität, die Ausbildung und<br />

drei weitere Bereiche. Als Maßnahmen hiergegen<br />

wurden Nachrüstungen technischer Komponenten,<br />

darunter Beheizung aller für e<strong>in</strong>en zuverlässigen<br />

Betri<strong>eb</strong> zu befahrenden Weichen, sowie Verbesserungen<br />

der W<strong>in</strong>terdienst organisation erarbeitet,<br />

e<strong>in</strong> Zeitplan zur Umsetzung bis spätestens Ende<br />

November 2011 erarbeitet und die Umsetzung von<br />

DB Netz zugesichert. E<strong>in</strong> Restrisiko sieht die Bahn<br />

trotz zusätzlichen Personals beim Bereitstellen der<br />

Sicherungsleistungen für Schneeräumarbeiten <strong>in</strong><br />

den Weichen.<br />

Berichtigung und Ergänzung<br />

In <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> Heft 11/2011 muss auf<br />

Seite 614 <strong>in</strong> der Nachricht „Sanierung Baureihe<br />

485 ...“ der zweite Satz so lauten: „Die BR war vom<br />

damaligen Lokomotivbau – Elektrotechnische Werke<br />

(LEW) <strong>in</strong> Hennigsdorf entwickelt und von 1988 bis<br />

1991 als BR 270 und dann 1992 als BR 485 an die<br />

DR geliefert worden.“<br />

Während der Abschlussarbeiten zu diesem <strong>eb</strong>-<br />

Heft wurden aus Berl<strong>in</strong> wieder vermehrt auftretende<br />

Schwierigkeiten gemeldet. Ende Oktober – Anfang<br />

November waren nur durchschnittlich um 470 von<br />

den 650 Vz verfügbar. Technische Mängel an dem<br />

neuen Bremssandsystem der BR 481+482 und se<strong>in</strong>er<br />

elektronischen Überwachung, jahreszeitlich bed<strong>in</strong>gt<br />

hoher Sandverbrauch und dispositive Engpässe beim<br />

Nachfüllen erzwangen, dass e<strong>in</strong>zelne Züge spontan<br />

ihre Geschw<strong>in</strong>digkeit auf höchstens 60 km/h begrenzen<br />

mussten und so den Fahrplan empf<strong>in</strong>dlich<br />

störten. Das In-Betri<strong>eb</strong>-Halten oder gar Reaktivieren<br />

der BR 485+885 stockt, unter anderem wegen<br />

schwieriger Teil<strong>eb</strong>eschaffung für die noch analoge<br />

Steuerelektronik; von den 80 Vz ist nur e<strong>in</strong> Bruchteil<br />

e<strong>in</strong>setzbar. Dazu kamen noch Engpässe beim Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpersonal.<br />

Mitte November haben die beiden künftigen<br />

Berl<strong>in</strong>er Regierungsparteien <strong>in</strong> ihrem Koalitionsvertrag<br />

vere<strong>in</strong>bart, den Betri<strong>eb</strong> der S-Bahn für die<br />

Zeit nach 2017 <strong>in</strong> Teilnetzen auszuschreiben.<br />

Uwe Behmann<br />

[1] www.s-bahn-berl<strong>in</strong>/unternehmen/firmenprofil/krise_<br />

expertenbericht.htm<br />

650 109 (2011) Heft 12


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Betri<strong>eb</strong><br />

Metro Santo Dom<strong>in</strong>go – Bau der L<strong>in</strong>ie 2<br />

und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen der L<strong>in</strong>ie 1<br />

Ra<strong>in</strong>er Puschmann, Erlangen; Jose Ismael Nunez Toribio, Santo Dom<strong>in</strong>go<br />

Am 29.01.2009 eröffnete <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go die erste Metrol<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Dom<strong>in</strong>ikanischen Republik<br />

ihren Betri<strong>eb</strong>; im Jahr 2012 wird die L<strong>in</strong>ie 2 folgen. Die L<strong>in</strong>ie 1 verläuft vom Stadtzentrum im Tunnel<br />

und ab der Station Máximo Gómez auf e<strong>in</strong>em Viadukt bis zur Endstation Mamá T<strong>in</strong>gó im Norden. Die<br />

L<strong>in</strong>ie 2 verläuft von West nach Ost vollständig im Tunnel und kreuzt die L<strong>in</strong>ie 1 an der Station Juan Pablo<br />

Duarte. Siemens ist für die Errichtung und Instandhaltung der Energieversorgungsanlagen beider<br />

L<strong>in</strong>ien zuständig. In den zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren der L<strong>in</strong>ie 1 erreichte die Verfügbarkeit der Fahrleitung<br />

100 %, die der Energieversorgung 99,998 %.<br />

METRO SANTO DOMINGO – CONSTRUCTION OF LINE 2 AND OPERATIONAL EXPERIENCE ON LINE 1<br />

On January 29, 2009 the first Metro l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> the Dom<strong>in</strong>ican Republic started regular services; l<strong>in</strong>e 2 will follow<br />

<strong>in</strong> 2012. L<strong>in</strong>e 1 starts from down town Santo Dom<strong>in</strong>go <strong>in</strong> a tunnel and runs from station Máximo Gómez on<br />

a viaduct up to the f<strong>in</strong>al dest<strong>in</strong>ation Mamá T<strong>in</strong>gó <strong>in</strong> the north. L<strong>in</strong>e 2 runs from West to East completely <strong>in</strong><br />

tunnel and crosses l<strong>in</strong>e 1 at the Juan Pablo Duarte station. Siemens is <strong>in</strong> charge of construction and ma<strong>in</strong>tenance<br />

of power supply <strong>in</strong>stallations of both l<strong>in</strong>es. Dur<strong>in</strong>g the first two years of operation the availability of<br />

the overhead contact l<strong>in</strong>e and the power supply of l<strong>in</strong>e 1 achieved 100 % and 99,998 %, respectively.<br />

METRO DE SAINT DOMINGUE – CONSTRUCTION DE LA LIGNE 2 ET RETOUR D’EXPÉRIENCE SUR<br />

L’EXPLOITATION SUR LA LIGNE 1<br />

Le 29 janvier 2009, la première ligne de métro de la république dom<strong>in</strong>ica<strong>in</strong>e a commencé son exploi-tation<br />

régulière ; la ligne 2 suivra en 2012. La ligne 1 débute en centre ville de Sa<strong>in</strong>t Dom<strong>in</strong>gue en tunnel et<br />

cont<strong>in</strong>ue après la station Maximo Gomez sur un viaduc jusqu’à la station term<strong>in</strong>us de Mama T<strong>in</strong>gó dans le<br />

nord. La ligne 2, située sur un axe ouest, est entièrement en tunnel et croise la ligne 1 à la station Juan Pablo<br />

Duarte. Siemens est en charge de la construction et de la ma<strong>in</strong>tenance des <strong>in</strong>stallations de traction électrique<br />

des deux lignes. Durant les deux premières années d’exploitation, la disponibilité des lignes aériennes de<br />

contact et de l’alimentation en énergie de la ligne 1 ont atte<strong>in</strong>t respectivement 100 % et 99,998 %.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Bild 1:<br />

Verlauf der L<strong>in</strong>ien 1 und 2.<br />

Die Bevölkerung der dom<strong>in</strong>ikanischen Hauptstadt<br />

Santo Dom<strong>in</strong>go wuchs <strong>in</strong> den letzten Jahren auf über<br />

drei Millionen E<strong>in</strong>wohner. Mit diesem Bevölkerungswachstum<br />

nahm auch der Verkehr rapid zu. Deshalb<br />

sieht e<strong>in</strong> nationaler Raumordnungsplan vor, e<strong>in</strong><br />

Metro-Netz zur Verbesserung der Verkehrssituation<br />

<strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go zu errichten. Auf der ersten L<strong>in</strong>ie<br />

begann am 27.02.2008, dem Tag der dom<strong>in</strong>ikanischen<br />

Unabhängigkeit, der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>; seit dem<br />

29.01.2009 ist diese 14,5 km lange L<strong>in</strong>ie 1 (Bild 1)<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> [1]. Sie verläuft vom Hafen im Süden der<br />

Stadt <strong>in</strong> den Norden.<br />

Die L<strong>in</strong>ie 1 wird nun durch e<strong>in</strong>e zweite L<strong>in</strong>ie ergänzt.<br />

Nach der Ankündigung im September 2009,<br />

die L<strong>in</strong>ie 2 <strong>in</strong> zwei Teilen zu errichten, begannen<br />

zwei Monate später die Bauarbeiten im westlichen<br />

Abschnitt vom Stadtteil Los Alcarrizos und bis zur<br />

Station Juan Pablo Duarte der L<strong>in</strong>ie 1.<br />

Die L<strong>in</strong>ie 2 wird im Westen der Stadt an der<br />

Station JFK/Luperon beg<strong>in</strong>nen, die L<strong>in</strong>ie 1 an der<br />

Station Juan Pablo Duarte kreuzen und dann weiter<br />

652 109 (2011) Heft 12


Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Richtung Osten zur Endstation Rosario Sánchez<br />

führen (Bild 1). Weitere vier L<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d geplant und<br />

sollen den Straßenverkehr mit derzeit nicht kalkulierbaren<br />

Fahrzeiten entlasten (Bild 2). Die L<strong>in</strong>ie 1<br />

ist seit fast drei Jahren im Betri<strong>eb</strong>. Die Verfügbarkeit,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Fahrleitung, erreichte <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

praktisch 100 %.<br />

2 Streckenführung der L<strong>in</strong>ien 1<br />

und 2<br />

Der südliche Teil der L<strong>in</strong>e 1 verläuft beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong><br />

der Station Centro de los Héroes im Tunnel. Nach<br />

der <strong>eb</strong>enerdigen Station Máximo Gómez führt die<br />

Strecke über e<strong>in</strong> Viadukt (Bild 3) <strong>in</strong> den nördlichen<br />

Vorort Villa Mella bis zur Endstation Mamá T<strong>in</strong>gó.<br />

Die 17,5 km lange L<strong>in</strong>e 2 umfasst 20 Stationen,<br />

verläuft vollständig unterirdisch im Tunnel und<br />

kreuzt die L<strong>in</strong>ie 1 an der Station Juan Pablo Duarte.<br />

Dort bestehen Umsteigemöglichkeiten zur L<strong>in</strong>ie 1<br />

und zu Busl<strong>in</strong>ien. Die L<strong>in</strong>ie 2 beg<strong>in</strong>nt im westlichen<br />

Stadtteil Los Alcarrizos an der Station JFK/Luperon,<br />

führt entlang der Avenida John F. Kennedy im<br />

westlichen Abschnitt und weiter zur Avenida Padre<br />

Castellanos bis zur Endstation Rosario Sánchez im<br />

östlichen Abschnitt, wobei der gegenwärtig im Bau<br />

bef<strong>in</strong>dliche 12 km lange westliche Abschnitt an der<br />

Station Juan Pablo Duarte der L<strong>in</strong>ie 1 endet. Nach<br />

Bild 2:<br />

Zukünftige Erweiterungen des Metronetzes.<br />

der Fertigstellung des Tunnels im ersten Abschnitt<br />

s<strong>in</strong>d bereits die Tunnelvortri<strong>eb</strong>sarbeiten von der<br />

Station Juan Pablo Duarte bis zur Endstation Rosario<br />

Sánchez im östlichen Abschnitt gut vorangekommen<br />

und lassen sich voraussichtlich noch im<br />

Jahr 2011 abschließen.<br />

Bild 3:<br />

Viadukt über den<br />

Rio Ozama.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

653


Betri<strong>eb</strong><br />

Die Metro-Stationen s<strong>in</strong>d nicht nach Straßennamen<br />

oder Kreuzungen benannt, sondern nach wichtigen<br />

Persönlichkeiten aus der dom<strong>in</strong>ikanischen Geschichte.<br />

3 Betri<strong>eb</strong><br />

Den Betri<strong>eb</strong> der L<strong>in</strong>ie 1 führt Ofic<strong>in</strong>a para la Reorganizacion<br />

del Transporte (OPRET) durch. OPRET wird<br />

durch Fachpersonal der Metro Madrid, Spanien,<br />

unterstützt. Im ersten Jahr beförderte die Metro neun<br />

Millionen Passagiere, das s<strong>in</strong>d täglich durchschnittlich<br />

rund 25 000 Passagiere, im zweiten Betri<strong>eb</strong>sjahr<br />

41 000. Das Ziel, 100 000 Passagiere täglich zu transportieren,<br />

erreichte OPRET <strong>in</strong> den ersten zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren<br />

demnach noch nicht, es soll aber voraussichtlich<br />

nach dem sechsten Betri<strong>eb</strong>sjahr soweit se<strong>in</strong>.<br />

Die Metro hatte <strong>in</strong> den beiden ersten Betri<strong>eb</strong>sjahren<br />

2 288 Mio. DOP (Dom<strong>in</strong>ikaniksche Pesos) Kosten,<br />

das s<strong>in</strong>d rund 46 Mio. EUR. Davon wurden<br />

840 Mio. DOP durch Fahrgelde<strong>in</strong>nahmen bei 20 DOP<br />

Fahrpreis pro Ticket e<strong>in</strong>genommen. Der Staat subventionierte<br />

1 488 Mio. DOP, ca. 63 % der Gesamtkosten<br />

des Metro-Betri<strong>eb</strong>s. Ohne Subventionen würde<br />

e<strong>in</strong> Metro-Ticket 54 DOP kosten müssen, also fast<br />

das Dreifache des derzeitigen Fahrpreises.<br />

Für den Betri<strong>eb</strong> der L<strong>in</strong>ie 1 stehen 19 Tri<strong>eb</strong>züge<br />

des französischen Zuglieferanten Alstom zur Verfügung.<br />

E<strong>in</strong>e Drei-Wagen-E<strong>in</strong>heit bildet e<strong>in</strong>en Zug.<br />

Von den 19 gelieferten Tri<strong>eb</strong>zügen bef<strong>in</strong>den sich<br />

während der Spitzenzeiten 17 im Betri<strong>eb</strong> und zwei<br />

stehen als Reserve im Depot.<br />

E<strong>in</strong> dreiteiliger Zug kann bis zu 617 Passagiere<br />

befördern. Die Zugfolge lässt sich auf e<strong>in</strong>en Drei-<br />

M<strong>in</strong>uten-Takt mit Sechs-Wagen-E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> den<br />

Spitzenzeiten verdichten. Auch dank der Unterstützung<br />

durch erfahrene Mitarbeiter der Metro Madrid<br />

verlief der Betri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> den ersten zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren<br />

ohne Ausfälle.<br />

4 Anforderungen an die L<strong>in</strong>ie 2<br />

4.1 Bauliche Anlagen<br />

Die Spurweite der Gleise entspricht mit 1 435 mm<br />

dem europäischen Standard. Die Schienen der Gleise<br />

s<strong>in</strong>d isoliert verlegt, um Gefährdungen durch<br />

Streustrom-Korrosion vorzubeugen (Bild 4). Die<br />

Maße des Tunnels s<strong>in</strong>d die gleichen wie bei der L<strong>in</strong>ie<br />

1. Das Profil des Tunnels zeigt Bild 3 <strong>in</strong> [1]. Die<br />

Bahnsteige der Metro-Stationen der beiden L<strong>in</strong>ien<br />

s<strong>in</strong>d für Sechs-Wagen-Züge ausgelegt.<br />

4.2 Klima<br />

Bild 4:<br />

Schienenisolierung gegen<br />

Streustrome<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die<br />

feste Fahrbahn.<br />

Die relative Luftfeuchte <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go bewegt<br />

sich um 90 %. Die Lufttemperatur schwankt wegen<br />

der Meeresnähe nur ger<strong>in</strong>gfügig zwischen 20 °C<br />

nachts bis 30 °C tagsüber bei 255 Sonnentagen im<br />

Jahr. Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit erreicht <strong>in</strong> Wirbelstürmen<br />

extreme Werte, die aber nur die Oberleitung<br />

der offenen Strecke bee<strong>in</strong>trächtigen könnten. Den<br />

während der bisherigen Betri<strong>eb</strong>szeit aufgetretenen<br />

Stürmen waren die Anlagen der L<strong>in</strong>ie 1 gewachsen.<br />

Aufgrund der Meeresnähe kann Salzwasser die Anlagen<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Der Kriechweg der Isolatoren<br />

wurde hierfür bemessen.<br />

Die Anlagen s<strong>in</strong>d auch für Erdb<strong>eb</strong>en ausgelegt<br />

und bewiesen ihre Zuverlässigkeit bereits während<br />

des schweren Erdb<strong>eb</strong>ens im Januar 2010 im Nachbarstaat<br />

Haiti. Bezüglich des Grundwasserpegels<br />

bestanden ke<strong>in</strong>e besonderen Anforderungen. E<strong>in</strong>e<br />

entsprechend dimensionierte Pumpenanlage entwässert<br />

während der Hurrikan-Periode mit starken<br />

Regenfällen vom Mai bis November die Tunnel.<br />

4.3 Elektrifizierung<br />

Bild 5:<br />

Feste Fahrbahn im Tunnel der L<strong>in</strong>ie 2, Bauzustand.<br />

Der erste Abschnitt der L<strong>in</strong>ie 2 soll Ende 2012 <strong>in</strong><br />

Betri<strong>eb</strong> gehen. Die Bahnelektrifizierung soll für 200-s-<br />

Zugfolge mit Sechs-Wagen-Zügen die Energie bereit-<br />

654 109 (2011) Heft 12


Betri<strong>eb</strong><br />

stellen. Jeder Zug benötigt maximal rund 4 kA. Die<br />

höchste Betri<strong>eb</strong>sgeschw<strong>in</strong>digkeit beträgt 80 km/h.<br />

Die Stromart ist auch für die L<strong>in</strong>ie 2 mit DC 1,5 kV<br />

vorgeg<strong>eb</strong>en. Die Erdungsanlage hat den Vorgaben<br />

der EN 50122-1 [2] zu entsprechen. E<strong>in</strong>e Stromschienenoberleitung<br />

erfüllt die Anforderungen an den E<strong>in</strong>bau<br />

<strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Tunnelquerschnitt. Der Stromabnehmertyp<br />

SK49 bestimmte die Fahrdrahtgrenzlage.<br />

Die Fahrdrahthöhe soll 4,10 m im Tunnel der<br />

L<strong>in</strong>ie 2 betragen. Die Stützpunkte der Stromschiene<br />

werden an der Tunneldecke befestigt. Die Bemessung<br />

der Unterwerke ergab sich aus dem Streckenprofil,<br />

der Betri<strong>eb</strong>sgeschw<strong>in</strong>digkeit, dem Fahrplan<br />

und der Leistungsaufnahme der Tri<strong>eb</strong>züge.<br />

4.4 Auftragsabwicklung<br />

Das Konsortium Siemens/Thales erhielt 2010 von<br />

OPRET den Auftrag zur elektrotechnischen Ausrüstung<br />

der L<strong>in</strong>ie 2. Siemens als Konsortialführer hat<br />

den größeren Auftragsanteil. Dieser be<strong>in</strong>haltet die<br />

Errichtung der Anlagen und auch deren Instandhaltung<br />

über drei Jahre.<br />

Als Konsortialführer ist Siemens zuständig für die<br />

Projektsteuerung und die Errichtung der Signal- und<br />

Steuerungstechnik, der automatischen Zugbee<strong>in</strong>flussung<br />

ZUB 222, des Betri<strong>eb</strong>sleitsystems Vicos<br />

OC100, der Stromschienenoberleitung und von fünf<br />

1,5-kV-Unterwerken.<br />

Thales liefert und <strong>in</strong>stalliert die Fernwirkanlage,<br />

die Telekommunikationsanlage und die Fahrgeldautomaten.<br />

4.5 Stand der Arbeiten<br />

Die Tunnelvortri<strong>eb</strong>sarbeiten im ersten Abschnitt der<br />

L<strong>in</strong>ie 2 s<strong>in</strong>d abgeschlossen. Aus dem Depot erreichen<br />

die Fahrzeuge die L<strong>in</strong>ie 2 über e<strong>in</strong>e bereits fertiggestellte<br />

Verb<strong>in</strong>dungskurve zwischen der L<strong>in</strong>ie 1<br />

und der L<strong>in</strong>ie 2 an der Station Juan Pablo Duarte.<br />

Am 29.02.2012, dem Unabhängigkeitstag, soll der<br />

Präsident der Dom<strong>in</strong>ikanischen Republik e<strong>in</strong>en Teilabschnitt<br />

der L<strong>in</strong>ie 2 e<strong>in</strong>weihen. Auf dieses Ereignis<br />

konzentrieren sich gegenwärtig die Fertigstellungsarbeiten<br />

der Stationen Juan Pablo Duarte und Ortega y<br />

Gasset. Der Ausbau der anderen Stationen hat <strong>eb</strong>enfalls<br />

begonnen. Die Gleisanlage, als feste Fahrbahn<br />

ausgeführt, ist zu rund 50 % fertiggestellt (Bild 5).<br />

Die Befestigungen der Traversen für die Stromschienenoberleitung<br />

lassen sich vor der Errichtung der<br />

festen Fahrbahn von e<strong>in</strong>em Zwei-Wege-Fahrzeug<br />

herstellen (Bild 6). Nach der Montage der Traversen<br />

kann der E<strong>in</strong>bau der Stromschienen oberleitung Typ<br />

„Metro Madrid“ folgen (Bild 7). Nach der Kabelverlegung<br />

vom Unterwerk zur E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> die Stromschienenoberleitung<br />

und der Rückleitung kann nach<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Fertigstellung der Unterwerke die Abnahme und<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme beg<strong>in</strong>nen.<br />

Für die L<strong>in</strong>ie 2 s<strong>in</strong>d fünf Gleichrichterunterwerke<br />

geplant, wovon zwei Unterwerke für die Speisung<br />

des ersten Abschnitts erforderlich s<strong>in</strong>d. Das erste Unterwerk<br />

steht kurz vor der Fertigstellung, sodass die<br />

L<strong>in</strong>ie 2 am 29.02.2012 wie geplant feierlich eröffnet<br />

werden kann. Für Ende 2012 ist dann der Betri<strong>eb</strong>sbeg<strong>in</strong>n<br />

der Metro-L<strong>in</strong>ie 2 geplant.<br />

5 Instandhaltung der L<strong>in</strong>ie 1<br />

Die Qualität der Instandhaltung zeigt sich an der Verfügbarkeit<br />

der Energieversorgungsanlage und im Verschleißverhalten<br />

<strong>in</strong>folge des Befahrens und des Zusam-<br />

Bild 6:<br />

Montage der Grundplatten<br />

für die Stromschienenoberleitung.<br />

Bild 7:<br />

Montage e<strong>in</strong>er Stromschiene<br />

für die L<strong>in</strong>ie 2.<br />

655


Betri<strong>eb</strong><br />

menwirkens von Stromabnehmer und Oberleitung.<br />

Die Stromabnehmer erreichen Laufzeiten zwischen<br />

160 000 km und 200 000 km. Mit dieser hohen Laufleistung<br />

ist der Betreiber sehr zufrieden, da damit niedrige<br />

Kosten für den Tausch der Stromabnehmerwippen<br />

entstehen. Das Verschleißbild der Stromabnehmerwippen<br />

zeigt ke<strong>in</strong>e Anschläge, Risse oder Rillenbildungen.<br />

E<strong>in</strong>e Vergrößerung der Seitenlage des Fahrdrahts am<br />

Stützpunkt von 0,19 m auf 0,30 m <strong>in</strong> der Geraden<br />

bei 50 m Längsspannweiten auf der offenen Strecke<br />

und im Tunnel auf 0,40 m würde die Laufleistung der<br />

Stromabnehmerwippen weiter erhöhen. Die Randlage<br />

des Fahrdrahts kann auf der verwendeten Stromabnehmerschleifleiste<br />

0,475 m erreichen.<br />

Die Verfügbarkeit der Oberleitung betrug <strong>in</strong> den<br />

ersten zwei Jahren 100 %. Es trat ke<strong>in</strong>e Störung <strong>in</strong><br />

der Oberleitung und damit auch ke<strong>in</strong>e dadurch bed<strong>in</strong>gte<br />

Betri<strong>eb</strong>sstörung auf. Dieses Resultat steht für<br />

e<strong>in</strong>e qualitätsgerechte Errichtung, e<strong>in</strong>e kompetente<br />

Abnahme und e<strong>in</strong>e fachkundige Instandhaltung.<br />

Die Unterwerke liefern bedarfsgerecht die <strong>Bahnen</strong>ergie<br />

über die Fahrleitungsanlage an die Züge.<br />

Zwei kle<strong>in</strong>e Ausfälle verm<strong>in</strong>derten die Verfügbarkeit<br />

von 100 % auf 99,998 %. Die Nichtverfügbarkeit<br />

betrug rund 17 m<strong>in</strong> <strong>in</strong> zwei Jahren.<br />

Im ersten Betri<strong>eb</strong>sjahr unterstützen noch erfahrene<br />

Siemens-Mitarbeiter aus <strong>Deutschland</strong> die Instandhaltung;<br />

nach Ablauf des ersten Betri<strong>eb</strong>sjahres<br />

g<strong>in</strong>g auch die Instandhaltungsleitung an lokale<br />

Mitarbeiter über. Damit liegt nun die Zuständigkeit<br />

für die anforderungsgerechte Instandhaltung bei<br />

der Siemens-Organisation <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go. Diese<br />

schuf durch Kompetenz und Kostenbewusstse<strong>in</strong> die<br />

Grundlage zur Verlängerung des Instandhaltungsvertrags<br />

der L<strong>in</strong>ie 1 und die Erweiterung des Vertrags<br />

auf die im Bau bef<strong>in</strong>dliche L<strong>in</strong>ie 2.<br />

Die Befürchtung, durch noch nicht vorhandene<br />

Instandhaltungserfahrung der e<strong>in</strong>heimischen Fachkräfte<br />

<strong>in</strong> der Instandhaltung Abstriche bei der Verfügbarkeit<br />

der Bahnelektrifizierungsanlage h<strong>in</strong>nehmen<br />

zu müssen [1], bewahrheitete sich nicht. Im<br />

Gegenteil: Die erzielte Verfügbarkeit ist höher als die<br />

mancher europäischer Infrastrukturbetreiber. E<strong>in</strong>e<br />

nach zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren durchgeführte Inspektion<br />

der Anlagen bestätigte den guten Zustand und führte<br />

zur Verlängerung der Inspektions<strong>in</strong>tervalle.<br />

Die Regierung hat die Absicht, das hohe Tempo<br />

beim Ausbau des Metro-Netzes <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go<br />

beizubehalten und bereitet den Baubeg<strong>in</strong>n der<br />

dritten L<strong>in</strong>e vor, die südlich zur L<strong>in</strong>ie 2 verlaufen soll<br />

(Bild 2).<br />

Literatur<br />

[1] Bach, M.; Fels, S.; Fiegl B.; Puschmann, R.: Metro Santo<br />

Dom<strong>in</strong>go – Errichtung und Instandhaltung der Oberleitung<br />

Sicat LD. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 1-2, S. 75–82.<br />

[2] DIN EN 50122-1:2011-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />

Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und<br />

Rückstromführung – Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen<br />

elektrischen Schlag.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Ra<strong>in</strong>er Puschmann<br />

(61), Studium <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an<br />

der Hochschule für Verkehrswesen<br />

Dresden und Studium Eisenbahnbau<br />

an der Fachschule für Verkehrstechnik<br />

Dresden. Verschiedene Tätigkeiten<br />

bei den Deutschen <strong>Bahnen</strong> und<br />

der Siemens AG, tätig als Segmentleiter<br />

im Sektor Infrastructure &<br />

Cities der Siemens AG <strong>in</strong> Erlangen<br />

und als EBA- und EBC-Gutachter.<br />

Adresse: Siemens AG, Infrastructure<br />

& Cities, Siemens Rail Services,<br />

Si<strong>eb</strong>oldstr. 16,<br />

91052 Erlangen, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 9131 722626,<br />

Fax: +49 9131 82822626;<br />

E-Mail:<br />

ra<strong>in</strong>er.puschmann@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. Jose Ismael Nunez<br />

Toribio (33), Studium Bauwesen<br />

und Projektmanagement an der Universidad<br />

National Pedro Henriquez<br />

Urena. Weiterbildung <strong>in</strong> Elektrotechnik<br />

an der Universidad INTEC Santo<br />

Dom<strong>in</strong>go. Verschiedene Tätigkeiten<br />

<strong>in</strong> der Bau<strong>in</strong>dustrie und bei der<br />

Siemens AG <strong>in</strong> der Karibik und <strong>in</strong><br />

Mexiko.<br />

6 Ausblick<br />

Der Fokus der laufenden Arbeiten ist nun auf die<br />

feierliche E<strong>in</strong>weihung e<strong>in</strong>es ersten Abschnitts der<br />

L<strong>in</strong>ie 2 am 29.02.2012 und auf die für Ende 2012<br />

geplante Betri<strong>eb</strong>saufnahme gerichtet.<br />

Adresse: Siemens S.R.L., PCC<br />

Metro de Santo Dom<strong>in</strong>go, OPRET’s<br />

Build<strong>in</strong>g, Maximo Gómez Av., Int.<br />

Reyes Católicos, Santo Dom<strong>in</strong>go,<br />

República Domenicana;<br />

Fon: +1 809 732-3631, Fax: -228;<br />

E-Mail: ismael.nunez@siemens.com<br />

656 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der Schwer<strong>in</strong>er<br />

Straßenbahn<br />

Hans-Joachim Fronzke, Berl<strong>in</strong>; Andreas Maack, Schwer<strong>in</strong>; Frank Schumann, Berl<strong>in</strong><br />

Seit Mitte der 1990er Jahre wurde <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> das <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz der Straßenbahn<br />

mit dem Ziel komplett rekonstruiert, Neubaustraßenbahnfahrzeuge ohne Leistungsbegrenzung und<br />

energetisch optimal e<strong>in</strong>setzen zu können. Die Rekonstruktion umfasste den schrittweisen Neubau der<br />

Oberleitung und die Rekonstruktion sämtlicher Unterwerke verbunden mit dem generellen Übergang<br />

von der e<strong>in</strong>- zur zweiseitigen Speisung.<br />

TRACTION POWER SUPPLY FOR THE SCHWERIN TRAMWAY NETWORK<br />

S<strong>in</strong>ce the middle of the 1990s, the complete power supply system for the Schwer<strong>in</strong> tramway has been<br />

under reconstruction with the aim to allow new tramway vehicles to be used without power limitation<br />

and <strong>in</strong> an energetically optimised manner. This reconstruction <strong>in</strong>cludes the step-by-step <strong>in</strong>stallation of<br />

a new catenary system and the reconstruction of all substations, together with a general conversion<br />

from s<strong>in</strong>gle to dual feed<strong>in</strong>g.<br />

ALIMENTATION ÉLECTRIQUE DU TRAMWAY DE SCHWERIN<br />

Depuis le milieu des années 1990, le réseau d’alimentation électrique du tramway de Schwer<strong>in</strong> a été<br />

totalement rénové af<strong>in</strong> de permettre l’utilisation de nouvelles rames sans limitation de performances<br />

et avec la meilleure efficience énergétique. La rénovation comprenait la pose progressive de la caténaire<br />

et la reconstruction de toutes les sous-stations allant de pair avec le passage général de l’alimentation<br />

en un po<strong>in</strong>t à l’alimentation en deux po<strong>in</strong>ts.<br />

1 Geschichtlicher Abriss<br />

1.1 Netzentwicklung<br />

Die Geschichte der Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn beg<strong>in</strong>nt<br />

mit der Eröffnung von zwei Pferd<strong>eb</strong>ahnl<strong>in</strong>ien im Jahre<br />

1881. Dieser Straßenbahnbetri<strong>eb</strong> war von relativ<br />

kurzer Dauer und endete nach dem Konkurs des<br />

Betreibers 1885.<br />

Nach zwischenzeitlich erfolglosen Versuchen e<strong>in</strong>es<br />

Omnibusbetri<strong>eb</strong>es wurde am 1. Dezember 1908<br />

der elektrische Straßenbahnbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> eröffnet<br />

(Bild 1). Dieses neue Nahverkehrsang<strong>eb</strong>ot<br />

wurde ständig erweitert und erreichte mit Eröffnung<br />

der fünften temporären L<strong>in</strong>ie zur Landesgewerbeausstellung<br />

1911 die se<strong>in</strong>erzeit größte Ausdehnung mit<br />

12,7 km Streckenlänge.<br />

Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs, die Nachkriegszeit<br />

und der Inflation 1923/24 zwangen immer<br />

wieder zu E<strong>in</strong>schränkungen des Betri<strong>eb</strong>s und<br />

zweitweisen Betri<strong>eb</strong>se<strong>in</strong>stellungen. Nachdem bereits<br />

im Jahre 1921 das Strandbad Zippendorf mit der<br />

Straßenbahn erschlossen wurde, wurde das Netz<br />

1927/28 zum Lewenberg und nach Lankow erweitert.<br />

Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten sollte<br />

das Ende der Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn besiegelt werden.<br />

Der 1936 e<strong>in</strong>geführte Kraftomnibus im L<strong>in</strong>ienverkehr<br />

diente nicht nur als Ergänzung bestehender Straßenbahnl<strong>in</strong>ien,<br />

sondern übernahm <strong>in</strong> Etappen auch<br />

deren Aufgaben. E<strong>in</strong>e vollständige E<strong>in</strong>stellung des<br />

Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>es wurde, wie <strong>in</strong> anderen Städten<br />

auch, mangels fossiler Brennstoffe nicht vollzogen.<br />

Der e<strong>in</strong>zige Bombenabwurf über Schwer<strong>in</strong> im<br />

Zweiten Weltkrieg zerstörte am 7. April 1945 das<br />

Straßenbahndepot vollständig. Der Straßenbahnbetri<strong>eb</strong><br />

wurde am 1. Mai 1946 mit je vier notdürftig<br />

wieder aufg<strong>eb</strong>auten Tri<strong>eb</strong>- und Beiwagen neu<br />

aufgenommen<br />

Aufgrund der seit Kriegsende rasant gestiegenen<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl Schwer<strong>in</strong>s entstanden neue Wohng<strong>eb</strong>iete.<br />

Zur Anb<strong>in</strong>dung des Neubaug<strong>eb</strong>ietes Lankow<br />

wurden 1965 mehrere Varianten untersucht. Die Entscheidung<br />

fiel, entgegen dem Trend <strong>in</strong> Mittel- und<br />

Westeuropa, zugunsten der Straßenbahn. Die neue<br />

Strecke wurde im Oktober 1969 eröffnet. Die Trassierung<br />

entsprach modernen Stadtbahnkriterien. Der<br />

Gleismittenabstand betrug 3,0 m, der M<strong>in</strong>destradius<br />

30 m und, wo möglich, der M<strong>in</strong>imalradius bei 200 m.<br />

Mit den gleichen Parametern wurde ab den<br />

1970er Jahren das Streckennetz nach Süden signifikant<br />

erweitert, und zwar zunächst bis nach Neu<br />

Zippendorf (Berl<strong>in</strong>er Platz; 1974), nach Neu Pampow<br />

(1979) und zuletzt bis Mueßer Holz (Hegelstraße;<br />

1984). Der Betri<strong>eb</strong>shof Haselholz wurde <strong>in</strong> den Jahren<br />

1980/81 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommen. Am Bertha-Kl<strong>in</strong>genberg-Platz<br />

wurde 2007 e<strong>in</strong>e Gleisschleife errichtet.<br />

Das Streckennetz ist mit 22 km Länge seitdem unverändert.<br />

Es werden 39 Haltestellen bedient (Bild 2).<br />

109 (2011) Heft 12<br />

657


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 1:<br />

Streckennetzplan<br />

1908 mit Angaben zur<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

(Sammlung NVS). S –<br />

Streckenunterbrecher, K<br />

– Ausschalterkasten<br />

1.2 Fahrzeugpark<br />

Bild 2:<br />

L<strong>in</strong>iennetzplan 2011 mit Unterwerksstandorten (Grafik: NVS).<br />

Im Jahre 1911 erhielt die Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn<br />

erstmalig zwei vierachsige Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge. Ab 1926<br />

wurden kont<strong>in</strong>uierlich neue Fahrzeuge beschafft,<br />

nunmehr wieder zweiachsig, jedoch mit geschlossenen<br />

Fahrerkab<strong>in</strong>en und mit Schienenbremsen<br />

ausgerüstet. Hervorzuh<strong>eb</strong>en ist die Lieferung von<br />

zwei Tri<strong>eb</strong>wagen im Jahre 1929, deren mittlerer<br />

Bereich bereits niederflurig ausgeführt war. Das<br />

waren für fast 30 Jahre die letzten Fahrzeugneubeschaffungen.<br />

Anfang der 1950er Jahre wurden<br />

im zweiten Weltkrieg beschädigte Tri<strong>eb</strong>wagen <strong>in</strong><br />

der Waggonfabrik Wismar wieder aufg<strong>eb</strong>aut, aber<br />

auch g<strong>eb</strong>rauchte Fahrzeuge aus anderen Städten<br />

erworben.<br />

Für die Neubaustrecke nach Lankow wurden<br />

1967 elf Tri<strong>eb</strong>- und 20 Beiwagen beschafft, denen<br />

1969 zwei weitere Beiwagen folgten. Es handelte<br />

sich um zweiachsige Fahrzeuge, die im Waggonbau<br />

Gotha hergestellt wurden. Da die Fahrgastzahlen<br />

der neuen L<strong>in</strong>ie 2 von Anfang an alle Erwartungen<br />

übertrafen, mussten bis zur bereits geplanten E<strong>in</strong>führung<br />

von Tatra-Fahrzeugen nochmals zweiachsige<br />

Fahrzeuge, so genannte Reko-Wagen, aus Berl<strong>in</strong>-<br />

Schöneweide beschafft werden.<br />

Mit Anlieferung des Vorserienzuges, bestehend<br />

aus Tri<strong>eb</strong>wagen 201 und 202 sowie Beiwagen 301<br />

im Jahre 1973, begann <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> die Ära der<br />

Tatra-Fahrzeuge. Während e<strong>in</strong> dreiteiliger so genannter<br />

Tatra-Großzug etwa um die Hälfte länger<br />

war als die bisherigen Drei-Wagen-Züge, wuchs die<br />

658 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Kapazität aufgrund der größeren Fahrzeugbreite<br />

von 2,50 m auf fast das Doppelte. Die Motorleistung<br />

e<strong>in</strong>es Tatra-Großzuges war jedoch mit 344 kW<br />

fast dreimal größer als die e<strong>in</strong>es Reko-Zuges mit<br />

120 kW. Bis 1982 wurden fast alle Zweiachsfahrzeuge<br />

aus dem Betri<strong>eb</strong> genommen; seit 1988 war<br />

e<strong>in</strong> typenre<strong>in</strong>er Betri<strong>eb</strong> mit Tatra-Fahrzeugen möglich.<br />

Insgesamt erhielt die Schwer<strong>in</strong>er Straßenbahn<br />

115 Tri<strong>eb</strong>- und 56 Beiwagen vom Typ Tatra T3D/<br />

B3D (Bild 3).<br />

Aufgrund der störanfälligen Steuerung der Tatra-<br />

Fahrzeuge wurde 1990 der Beschluss gefasst, diese<br />

im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) mit e<strong>in</strong>er<br />

Gleichstromsteller-Steuerung auszurüsten. Bis 1995<br />

erhielten 41 Doppeltri<strong>eb</strong>wagen diese Choppersteuerung.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurden 1994 und 1995 zwanzig<br />

Beiwagen für den Betri<strong>eb</strong> mit umg<strong>eb</strong>auten Tri<strong>eb</strong>wagen<br />

adaptiert. Somit wurden ab 1995 ausschließlich<br />

Straßenbahnfahrzeuge genutzt, die e<strong>in</strong>e Rückspeisung<br />

von Bremsenergie ermöglichten. Weiterh<strong>in</strong><br />

konnte die bis 1990 sehr große Störreserve drastisch<br />

gesenkt werden.<br />

Ende der 1990er Jahre wurde e<strong>in</strong>e weitere<br />

Grundsatzentscheidung getroffen. Die Tatra-Fahrzeuge<br />

würden bei Erreichen ihrer Inspektionsfristen<br />

gemäß BO Strab [1] e<strong>in</strong> durchschnittliches<br />

Alter von über 20 Jahren aufweisen. Die Wagenkästen<br />

waren verschlissen. Dem gegenüber waren<br />

die Konstruktionen von Niederflur-Straßenbahnen<br />

ausgereift und diese waren zu diesem Zeitpunkt<br />

verhältnismäßig günstig zu beschaffen. Zudem<br />

lagen <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> Erfahrungen mit jeweils zweiwöchigen<br />

Probee<strong>in</strong>sätzen von Niederflurfahrzeugen<br />

vor. So konnten 1992 der Tri<strong>eb</strong>wagen 801<br />

der Bremer Straßenbahn AG, 1995 der Tri<strong>eb</strong>wagen<br />

601 der Chemnitzer Verkehrs AG und im<br />

Jahre 1998 der Tri<strong>eb</strong>wagen 239 der Karlsruher<br />

Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e getestet werden. Die Entscheidung<br />

fiel schließlich zugunsten e<strong>in</strong>er Fahrzeugneubeschaffung.<br />

Zwischen 2001 und 2003 wurden die noch <strong>in</strong><br />

Betri<strong>eb</strong> bef<strong>in</strong>dlichen 41 Tatra-Züge durch 30 Niederflur-Tri<strong>eb</strong>wagen<br />

ersetzt. Diese s<strong>in</strong>d 2,65 m<br />

breit, 30 m lang und werden sowohl als E<strong>in</strong>zelals<br />

auch als Doppeltri<strong>eb</strong>wagen e<strong>in</strong>gesetzt. Jeder<br />

Tri<strong>eb</strong>wagen verfügt über vier Asynchron-Fahrmotore<br />

mit e<strong>in</strong>er Nennleistung von je 125 kW <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>es voll abgefederten Achsquerantri<strong>eb</strong>es.<br />

E<strong>in</strong>e Besonderheit dieser Fahrzeuge besteht <strong>in</strong> der<br />

hydro-pneumatischen Federung, die unter anderem<br />

e<strong>in</strong>e konstante E<strong>in</strong>stieghöhe gewährleistet<br />

(Bild 4).<br />

Mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Elektrizitätswerkes<br />

im Jahre 1904 und dem Aufbau des Verteilernetzes<br />

wurde die technische Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />

elektrische Straßenbahn <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> geschaffen.<br />

Der Versorgung des 1908 <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommenen<br />

Straßenbahnnetzes dienten zwei Speiseschalter am<br />

südlichen Teil des Pfaffenteiches <strong>in</strong> der damaligen<br />

Kaiser-Wilhelm-Straße, heute Mecklenburgstraße.<br />

Das Elektrizitätswerk versorgte diese direkt mit<br />

Gleichstrom. Im Jahre 1910 wurde die Versorgung<br />

auf Drehstrom umgestellt. Damit wurde auch das<br />

erste Gleichrichterunterwerk (GUW) Reiferbahn notwendig,<br />

um den Drehstrom mit Quecksilberdampfgleichrichtern<br />

<strong>in</strong> Gleichstrom umzuwandeln. In den<br />

Jahren 1914/15 betrug der Energi<strong>eb</strong>edarf 400 MWh,<br />

was e<strong>in</strong>em Drittel der vom Elektrizitätswerk abgeg<strong>eb</strong>enen<br />

Energie entsprach. 1918 kam es aufgrund<br />

von Kohlemangel zum E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> der Energieversorgung.<br />

Im Zusammenhang mit der Streckenerweiterung<br />

nach Zippendorf entstand <strong>in</strong> den 1920er Jahren<br />

das GUW <strong>in</strong> der Christian-Ludwig-Straße, der<br />

heutigen Johannes-Stell<strong>in</strong>g-Straße.<br />

Mit der Eröffnung der Neubaustrecke nach Lankow<br />

1969 g<strong>in</strong>g das GUW Johannes-R.-Becher-Straße<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Während man die Neubaustrecke bereits<br />

stadtbahnmäßig trassierte, wurden Energieversorgungs-<br />

und Fahrleitungsanlagen nach alten Standards<br />

errichtet. Die E<strong>in</strong>führung der Tatra-Fahrzeuge<br />

führte unweigerlich zu Problemen. Zur Stabilisierung<br />

der Versorgung entstand 1974 e<strong>in</strong> neues GUW<br />

<strong>in</strong> Lankow. Gleichzeitig wurde n<strong>eb</strong>en dem alten<br />

GUW Reiferbahn e<strong>in</strong> neues, leistungsstärkeres GUW<br />

Bild 3:<br />

Fahrzeuge vom Typ<br />

Tatra T3D/B3D auf dem<br />

Betri<strong>eb</strong>shof (2001).<br />

1.3 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Bild 4:<br />

Neubaufahrzeug<br />

vom<br />

Typ SN2001<br />

(2009).<br />

659


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 5:<br />

Hauptschaltplan für das<br />

GUW Heizkraftwerk.<br />

errichtet. Damit wurden die letzten Quecksilberdampfgleichrichter<br />

außer Betri<strong>eb</strong> genommen. Im<br />

Zusammenhang mit dem Streckenneubau vom Platz<br />

der Jugend zum Großen Dreesch, zwischen 1971<br />

und 1974, wurden zwei neue GUW (Slüterufer,<br />

Dreesch I) errichtet. Die Fahrleitungsanlage wurde<br />

als nachgespannte E<strong>in</strong>fachfahrleitung mit Beiseilaufhängung<br />

<strong>in</strong>stalliert.<br />

Mit der Erschließung des Industrieg<strong>eb</strong>ietes<br />

Schwer<strong>in</strong>-Süd und dem Neubau des Betri<strong>eb</strong>shofes<br />

Haselholz entstanden 1979 die GUW Haselholz,<br />

Kr<strong>eb</strong>sförden und Schwer<strong>in</strong>-Süd. Schließlich g<strong>in</strong>g<br />

1984 das GUW Dreesch II im Zusammenhang mit<br />

der Streckenerweiterung auf dem Großen Dreesch<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Die beiden letztgenannten Neubaustrecken<br />

wurden bereits vollständig mit nachgespannten<br />

Kettenfahrleitungen ausgerüstet. Auch <strong>in</strong> der<br />

Wismarschen Straße gab es seit der E<strong>in</strong>führung der<br />

Tatra-Fahrzeuge Probleme mit der Energieversorgung.<br />

Etwa <strong>in</strong> der Mitte des Abschnittes wurde das<br />

GUW Wismarsche Straße 1985 auf dem Gelände des<br />

damaligen Bezirkskrankenhauses g<strong>eb</strong>aut.<br />

Da das GUW Dreesch I ständig überlastet war,<br />

wurde an diesem Standort 1988 mit e<strong>in</strong>em Neubau<br />

begonnen, welches wegen der politischen Ereignisse<br />

1989/90 aber erst 1991 fertiggestellt wurde. Dieses<br />

neue GUW war sehr störanfällig und führte ständig<br />

zu Ausfällen. Der Grund hierfür lag <strong>in</strong> der neuentwickelten,<br />

unausgereiften technischen Ausrüstung,<br />

die <strong>in</strong> Folge der politischen „Wende“ nicht weiter<br />

entwickelt wurden. Bereits ab Inbetri<strong>eb</strong>nahme war<br />

die Ersatzteilversorgung nicht gewährleistet.<br />

Mit der Errichtung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kaufscenters am Marienplatz<br />

1997 musste das GUW Reiferbahn weichen<br />

und wurde durch den Neubau des GUW Lobedanzgang<br />

ersetzt. Dies war zugleich der Beg<strong>in</strong>n der Modernisierung<br />

aller GUW <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong>, welche ihre Nutzungsdauer<br />

von 30 Jahren zum Teil erreicht hatten.<br />

Die Modernisierung wurde durch e<strong>in</strong>e Netzstudie<br />

vorbereitet und Schritt für Schritt bis 2011 umgesetzt.<br />

2 Netzstudie<br />

2.1 Aufgabenstellung<br />

Die bei der ELBAS GmbH <strong>in</strong> Auftrag geg<strong>eb</strong>ene<br />

Netzstudie sollte die Grundlage für alle notwendigen<br />

Maßnahmen im <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsnetz<br />

im H<strong>in</strong>blick auf den E<strong>in</strong>satz neuer Fahrzeuge und die<br />

geplante Rekonstruktion und den Neubau von Unterwerken<br />

darstellen. Im Zuge der Maßnahme wurde<br />

die bis dah<strong>in</strong> vorherrschende e<strong>in</strong>seitige Speisung, der<br />

so genannten Mehrpunktspeisung, <strong>in</strong> Frage gestellt<br />

und der konsequente Übergang zur zweiseitigen<br />

Speisung, das heißt den Parallelbetri<strong>eb</strong> der Unterwerke,<br />

untersucht. Diese Umstellung der Schaltung<br />

dient der verbesserten Nutzung von Bremsenergie,<br />

der Verr<strong>in</strong>gerung der Übertragungsverluste, Reduzierung<br />

von Lastspitzen, e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung der Spannungsfälle<br />

entlang der Fahrleitung und mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Verbesserung der Versorgungssicherheit.<br />

Durch die Verr<strong>in</strong>gerung des Anlagenbestandes,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Reduzierung der Fahrleitungstrenner,<br />

deutlich kürzere Speisekabel, weniger Streckenschalter<br />

und den Wegfall von Kabelverteilerschränken<br />

soll damit auch der Instandhaltungsaufwand<br />

reduziert werden.<br />

Derzeit beträgt die Fahrleitungsnennspannung<br />

600 V, e<strong>in</strong>e perspektivische Umstellung auf 750 V war<br />

<strong>in</strong> der Netzstudie betrachtet worden.<br />

2.2 Ausgangsdaten<br />

Die Ausgangsdaten gliedern sich <strong>in</strong><br />

• Fahrwegdaten,<br />

• elektrische Netzdaten,<br />

• Fahrzeugdaten und<br />

• Fahrplandaten.<br />

Die Fahrwegdaten be<strong>in</strong>halten die Strecken und deren<br />

Längen, Streckenhöchstgeschw<strong>in</strong>digkeit und<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitse<strong>in</strong>schränkungen, die kilometrische<br />

Lage der Haltestellen, Gradienten, Bogenradien,<br />

und die Lage der e<strong>in</strong>gleisigen Abschnitte.<br />

Zu den elektrischen Netzdaten zählen die Unterwerksdaten<br />

mit Transformator- und Gleichrichterangaben,<br />

Gleichstromkabel für die H<strong>in</strong>- und Rückleitung<br />

mit den Kabellängen, dem elektrischen Widerstand und<br />

der Lage der Speise- und Rückleiteranschlusspunkte, die<br />

elektrischen Kenndaten Widerstand von Oberleitung<br />

und Gleis, Verb<strong>in</strong>der und die Lage von Trennstellen.<br />

660 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Die Fahrzeugdaten beschreiben mechanische und<br />

elektrische Eigenschaften. Hierzu zählen Zugkraft- und<br />

Bremskraftangaben, Betri<strong>eb</strong>s- und Bremsstromkennl<strong>in</strong>ien,<br />

Parameter zur Masse, zur Nennspannung, zur<br />

Strombegrenzung und zur Nachbildung der Energierückspeisung<br />

beim Bremsen. Die Fahrplandaten<br />

beschreiben den L<strong>in</strong>ienverlauf im Netz, Abfahr- und<br />

Haltezeiten an den Haltestellen sowie den Fahrplantakt.<br />

Grundsätzlich ist die Nachbildung e<strong>in</strong>es Tagesfahrplans<br />

möglich, für die Netzdimensionierung reicht<br />

zumeist die Stunde der höchsten Belastung.<br />

Mit den Fahrwegdaten und den elektrischen Daten<br />

wurde das Straßenbahnnetz entsprechend der<br />

konkreten Situation und mit dem zu berücksichtigenden<br />

Fahrzeugen und Fahrplänen nachg<strong>eb</strong>ildet.<br />

Das Netz wurde im Ganzen modelliert.<br />

2.3 Ablauf<br />

Ausgehend von den Ausgangsdaten wurden die<br />

Simulationsrechnungen zur Ermittlung der für die<br />

Auslegung erforderlichen Kenngrößen unter Verwendung<br />

des Simulationsprogramms ELBAS-SINANET ®<br />

durchgeführt [2; 3]. Dieses Simulationsprogramm<br />

führt die Zugfahrtsimulation und die Berechnung des<br />

elektrischen Netzes zeitparallel und iterativ durch.<br />

Die Aufgabenstellung wurde gemäß den folgenden<br />

Arbeitsschritten gelöst.<br />

Datenerfassung<br />

Die <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 beschri<strong>eb</strong>enen Ausgangsdaten<br />

wurden für die Verwendung im Simulationssystem<br />

aufbereitet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Datenbank e<strong>in</strong>geg<strong>eb</strong>en.<br />

der Überprüfung der Belastung der Gleichstromkabel<br />

ausschlagg<strong>eb</strong>ende Punkte zur Bewertung.<br />

Für die Bemessung der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen<br />

war die Prüfung der sicheren Kurzschlusserkennung<br />

durch rechnerische Ermittlung der m<strong>in</strong>imalen<br />

Dauerkurzschlussströme und Vergleich mit den<br />

rechnerisch ermittelten maximalen Betri<strong>eb</strong>sströmen<br />

erforderlich.<br />

2.4 Erg<strong>eb</strong>nisse<br />

Nach Durchführung der Simulationsrechnungen<br />

standen im Wesentlichen die Anforderungen an die<br />

neue <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlage fest. Die angenommenen<br />

Effekte des Wechsels von der Mehrpunkte<strong>in</strong>speisung<br />

auf die zweiseitige Speisung wurden<br />

durch die Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse bestätigt.<br />

Die Lage der Unterwerke und die Kennwerte der<br />

Transformatoren und Gleichrichter, die Anzahl der<br />

Speiseschalter und die Lage der Speise- und Rückleiteranschlusspunkte<br />

wurden aus den Erg<strong>eb</strong>nissen<br />

der Simulation bestimmt. Ergänzend wurden die<br />

Lage der Streckentrenner und die Kabel- und Fahrleitungsquerschnitte<br />

ermittelt.<br />

Mit der Nahverkehr Schwer<strong>in</strong> GmbH wurden im<br />

Anschluss an die Präsentation der Erg<strong>eb</strong>nisse sämtliche<br />

Vorschläge der Simulation auf die betri<strong>eb</strong>lichen<br />

Belange abgestimmt. N<strong>eb</strong>en der Realisierbarkeit der<br />

neu zu bauenden Unterwerke <strong>in</strong> Bezug auf den<br />

Modellierung des zu betrachtenden Netzes<br />

Die Strecken werden entsprechend den Erfordernissen<br />

des simulationsprogrammspezifischen Netzmodells<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die zu liefernden Erg<strong>eb</strong>nisse<br />

modelliert. Dabei wurden verschiedene Schaltungsvarianten<br />

berücksichtigt.<br />

Simulationsrechnungen<br />

Für den Normalbetri<strong>eb</strong> und den gestörten Betri<strong>eb</strong> wurden<br />

Simulationsrechnungen durchgeführt. Im gestörten<br />

Betri<strong>eb</strong> wurden die Kenndaten, unter anderem Streckenabgangsstrom<br />

und m<strong>in</strong>imale Fahrleitungsspannung<br />

der zu untersuchenden Strecken bei Ausfall e<strong>in</strong>es<br />

oder mehrerer Unterwerke betrachtet. Pro Netzkonfiguration<br />

waren bis zu 24 Rechnungen erforderlich.<br />

Bewertung der Rechnungen und Aussagen zur<br />

Bemessung der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlage<br />

Die Prüfung der Spannungshaltung bei gestörter<br />

und ungestörter Betri<strong>eb</strong>sführung und die Ermittlung<br />

und Prüfung der Unterwerksbelastung waren n<strong>eb</strong>en<br />

Bild 6:<br />

Aufstellplan für das GUW Heizkraftwerk.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

661


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 7:<br />

GUW Platz der Freiheit,<br />

Blick auf den Zugangsschacht<br />

(2000).<br />

Bild 8:<br />

GUW Betri<strong>eb</strong>shof, Blick<br />

auf die Gleichrichtertransformatoren<br />

(2002).<br />

Bild 9:<br />

GUW Lomonossowstraße,<br />

Außenansicht<br />

(2010).<br />

Bild 10:<br />

GUW Heizkraftwerk,<br />

Außenansicht (2011).<br />

möglichen Standort wurden die E<strong>in</strong>speise- und Rückleiteranschlusspunkte<br />

abgestimmt.<br />

3 Gleichrichterunterwerke<br />

3.1 Planung und Bauphase<br />

Die Planung wurde entsprechend der Honorarordnung<br />

für Architekten und Ingenieure (HOAI) [4]<br />

erstellt und umfasste die Leistungsphasen Entwurfsplanung,<br />

Genehmigungsplanung, Ausführungsplanung,<br />

Vorbereitung der Vergabe, Mitwirkung bei der<br />

Vergabe und die Objektüberwachung.<br />

In der Leistungsphase Genehmigungsplanung<br />

wurden unter anderem die Unterlagen zur Fördermittelbeantragung<br />

erstellt. Ziel der Planung<br />

war es, e<strong>in</strong>e relative Baugleichheit aller neu zu<br />

errichtenden Gleichrichterunterwerke zu gewährleisten,<br />

sodass die Instandhaltung vere<strong>in</strong>facht und<br />

Komponenten zwischen den Unterwerken ausgetauscht<br />

werden können.<br />

Die durchschnittliche Bauzeit pro Gleichrichterunterwerk<br />

betrug sechs Monate ab Auftragsvergabe.<br />

In den überwiegenden Fällen wurden Neubauunterwerke<br />

n<strong>eb</strong>en bestehenden Unterwerken errichtet,<br />

sodass diese während der Bauphase noch <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />

waren. Nach erfolgreichem Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> wurden die<br />

entsprechenden Altbauunterwerke zurückg<strong>eb</strong>aut.<br />

Bild 5 zeigt exemplarisch den Hauptschaltplan und<br />

Bild 6 den Aufstellplan für das GUW Heizkraftwerk.<br />

Nach dem GUW Lobedanzgang wurde 1999 das<br />

GUW Fliederberg als Ersatz für das GUW Johannes-<br />

R.-Becher-Straße neu errichtet.<br />

Im Jahre 2000 wurde das GUW Platz der Freiheit<br />

neu g<strong>eb</strong>aut, welches sich im Kellergeschoss des Kundendienstbüros<br />

Nahverkehr Schwer<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>e<br />

Besonderheit <strong>in</strong> der Planung und <strong>in</strong> der Errichtung<br />

des GUW Platz der Freiheit war die Zuführung aller<br />

Komponenten der Ausrüstung über e<strong>in</strong>en schmalen<br />

Zugangsschacht, der auch für die Instandhaltungsarbeiten<br />

genutzt wird (Bild 7).<br />

Das GUW Lankow wurde durch das GUW Julius-<br />

Polentz-Straße im Jahre 2002 ersetzt und das GUW<br />

Haselholz als Komb<strong>in</strong>ationsbau mit der Fernwärmeübertragungsstation<br />

auf dem Betri<strong>eb</strong>shof Haselholz<br />

neu errichtet. Das GUW Haselholz (Betri<strong>eb</strong>shof)<br />

besteht wegen der Trennung der verschiedenen<br />

Betri<strong>eb</strong>serden aus mehreren Systemen. Drei der fünf<br />

Haupttransformatoren versorgen als Gleichrichtertransformatoren<br />

den Streckenbereich (e<strong>in</strong> Transformator)<br />

und den Bereich des Betri<strong>eb</strong>shofes (zwei<br />

Transformatoren). Die restlichen zwei Transformatoren<br />

speisten die Unterverteilungen für die 50-Hz-Anlagen<br />

getrennt nach Betri<strong>eb</strong>shof und Strecke (Bild 8).<br />

Das alte GUW Slüterufer wurde 2004 durch e<strong>in</strong>en<br />

Neubau am gleichen Standort ersetzt. Ebenso wurde<br />

2005 das GUW Wismarsche Straße durch e<strong>in</strong>en<br />

Neubau ersetzt.<br />

Das störanfällige GUW Dreesch I wurde durch<br />

den Neubau der GUW Gartenstadt und Berl<strong>in</strong>er<br />

Platz im Jahre 2008 ersetzt. Da das GUW Berl<strong>in</strong>er<br />

Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wendeschleife konzipiert wurde,<br />

gestaltete sich bereits <strong>in</strong> den Planungsphasen die<br />

Aufgabe der Anlieferung der Komponenten (Betonkörper<br />

des GUW, Transformatoren) als schwierig.<br />

662 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Erst nach Planung und Aufbau e<strong>in</strong>er Behelfszuwegung<br />

konnten die Fahrzeuge den Standort erreichen<br />

und den Baukörper und die Transformatoren<br />

am Standort aufstellen.<br />

Im Jahre 2009 wurde das GUW Lomonossowstraße<br />

als Ersatz für das GUW Dreesch II <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />

genommen (Bild 9). Abschließend wurde im<br />

Jahre 2011 das GUW Heizkraftwerk als Ersatz für<br />

die GUW Kr<strong>eb</strong>sförden und Schwer<strong>in</strong>-Süd errichtet<br />

(Bild 10).<br />

Bestandteil der e<strong>in</strong>zelnen Gesamtplanung war<br />

jeweils die Planung des Gleichrichterunterwerkes<br />

e<strong>in</strong>schließlich dem elektrotechnischen und bautechnischen<br />

Teil, der Planung und Dimensionierung<br />

der Außenkabelanlagen und Kabelverteilerschränke<br />

(Bild 10), der Planung der Brandmeldeanlage sowie<br />

der Planung der Kommunikation mit den benachbarten<br />

Unterwerken. Der Rückbau des jeweiligen<br />

Altunterwerkes wurde <strong>in</strong> die Planungsunterlage <strong>in</strong>tegriert<br />

und nach erfolgreich durchgeführtem Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong><br />

des Neubauunterwerkes umgesetzt.<br />

3.2 Unterwerkstechnik<br />

3.2.1 Baugruppen<br />

Die Unterwerke bestehen im Wesentlichen aus folgenden<br />

Komponenten:<br />

• Mittelspannungsschaltanlage AC 24 kV (nicht im<br />

GUW Betri<strong>eb</strong>shof)<br />

• Gleichrichtertransformatoren 1 000/1 500 kVA<br />

• Bahnstromgleichrichter DC 1 500/2 000 A<br />

• Gleichspannungsschaltanlage DC 750 V<br />

• Eigenbedarfsanlage<br />

AC 400/230 V<br />

• Ladegleichrichter/Batterie<br />

DC 60 V<br />

• Zentrales Melde- und Bedienfeld DC 60/24 V<br />

• Eigenbedarfstransformatoren<br />

35 kVA<br />

• Ortsnetztransformatoren<br />

35 kVA<br />

Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf die<br />

Unterwerke Lobedanzgang, Betri<strong>eb</strong>shof Haselholz,<br />

Berl<strong>in</strong>er Platz, Gartenstadt, Lomonossowstraße und<br />

Heizkraftwerk (Bild 11). Diese GUW wurden gesamtheitlich<br />

von Elpro geliefert.<br />

(unabhängiger Maximalstromzeitschutz) ist auf die<br />

nachgeschalteten Verbraucher Gleichrichtertransformator/Gleichrichter<br />

abgestimmt. Dies betrifft auch<br />

die Mitnahme- und Verriegelungsbed<strong>in</strong>gungen zur<br />

Gleichspannungsschaltanlage.<br />

3.2.3 Gleichrichtertransformatoren<br />

Es wurden Gießharztransformatoren für Stromrichterbetri<strong>eb</strong><br />

mit verm<strong>in</strong>derten Leerlaufverlusten der<br />

Firmen MF und HTT e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die GUW werden jeweils mit zwei Doppelstock-<br />

Gleichrichtertransformatoren betri<strong>eb</strong>en. Die Gießharztransformatoren<br />

s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Nennleistung von<br />

jeweils 1 000 kVA (2 x 500 kVA) ausgelegt.<br />

Die Transformatoren s<strong>in</strong>d mit der Schaltgruppe<br />

YY0d5 ausgeführt, sodass bei jedem Gleichrichter<br />

e<strong>in</strong> Zwölfpulsbetri<strong>eb</strong> entsteht.<br />

Die Transformatoren s<strong>in</strong>d sekundärseitig auf e<strong>in</strong>e<br />

Spannung von AC 525 V für e<strong>in</strong>e Nennspannung<br />

von DC 600 V oder AC 610 V für e<strong>in</strong>e Nennspannung<br />

von DC 750 V schaltbar und für ger<strong>in</strong>ge Geräuschen<br />

nach DIN 42523 [5] ausgelegt. Sie s<strong>in</strong>d mit<br />

e<strong>in</strong>em Transformator-Vollschutz mit zwei Kaltleitern<br />

je Schenkel, Warnung und Auslösung, und e<strong>in</strong>em<br />

Auslösegerät ausgerüstet.<br />

3.2.4 Gleichspannungsschaltanlage DC 750V<br />

Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Die Schaltfelder der Firma Elpro s<strong>in</strong>d typgeprüft nach<br />

EN 50123-6 [6] und Bestandteil e<strong>in</strong>er metallgekapselten<br />

und teilgeschotteten Schaltanlage <strong>in</strong> folgenden<br />

E<strong>in</strong>zelkomponenten (Standardkonfiguration):<br />

• 2 Stück Fahrstromgleichrichter jeweils DC 1500A<br />

(2 x 750 A)<br />

• 1 Stück Rückleiter 4 x DC 1000 A Trennschalter<br />

• 1 Stück E<strong>in</strong>speisung 2 x DC 2500 A Trennschalter<br />

3.2.2 Mittelspannungsschaltanlagen AC 24 kV<br />

In den e<strong>in</strong>zelnen GUW wurden Fabrikate der Firmen<br />

AREVA, ABB und ABB/Elpro e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut.<br />

Die Ausführung der Schaltanlage entspricht den<br />

technischen Anschlussbed<strong>in</strong>gungen des örtlichen<br />

Energieversorgungsunternehmens und des Verteilungsnetzbetreibers.<br />

Jedem Transformatorabgangsfeld mit e<strong>in</strong>em<br />

630-A-Leistungsschalter ist e<strong>in</strong> Gleichrichtertransformator<br />

zugeordnet. Die UMZ-Schutze<strong>in</strong>stellung<br />

Bild 11:<br />

GUW Slüterufer, Ansicht der oberirdischen Kabelverteiler (2004).<br />

109 (2011) Heft 12<br />

663


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

• 4 x E<strong>in</strong>zel-Strommessung je Rückleitungsabgang<br />

• 4 x Rückleitungsabgang mit Elpro-Trennschalter<br />

EST 1000A (Überlastfähigkeit nach Belastungsklasse<br />

VI)<br />

• Gerüstschlusserfassung<br />

• Potenzialschutze<strong>in</strong>richtung (Erdungskurzschließer)<br />

• Potenzialüberwachung Rückleitung/Schutz- und<br />

Betri<strong>eb</strong>serde<br />

• Überspannungsableiter Rückleitung/Schutz- und<br />

Betri<strong>eb</strong>serde<br />

Bild 12:<br />

GUW Heizkraftwerk, Innenansicht (2011).<br />

• 2 Stück Streckenabzweig<br />

• 1 Stück Streckenersatz<br />

1 x DC 2 600 A<br />

Schnellschalter<br />

1 x DC 2 600 A<br />

Schnellschalter<br />

Das Schaltanlagensystem ist mit e<strong>in</strong>er hohen aktiven<br />

und passiven Sicherheit für das Bedienpersonal ausgestattet<br />

(Personensicherheit) und bietet e<strong>in</strong>e hohe<br />

Verfügbarkeit.<br />

Gleichrichter<br />

Das Gleichrichterfeld besteht jeweils aus e<strong>in</strong>em zwölfpulsigen<br />

Diodengleichrichter mit zwei dreiphasigen<br />

Brückenschaltungen 2(B6U), ausgelegt für die Belastungsklasse<br />

VI nach DIN 417 56/6.71 beziehungsweise<br />

IEC 146/73 [7].<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Dioden mit zugehörigen Sicherungen<br />

s<strong>in</strong>d auf Kühlkörpern aufg<strong>eb</strong>aut, welche<br />

e<strong>in</strong>e gleichmäßige und adäquate Luftkühlung gewährleisten.<br />

Um den Selektivitätsanforderungen zu<br />

genügen, kann der Stromrichtersatz e<strong>in</strong>en Dauerkurzschlussstrom<br />

<strong>in</strong> 13-facher Höhe se<strong>in</strong>es Nennstromes<br />

für 400 ms führen. Innerhalb dieser Zeit spricht<br />

die vorgeordnete Überstromschutze<strong>in</strong>richtung im<br />

Transformator- Abgangsfeld der Mittelspannungsschaltanlage<br />

an.<br />

Jeder Zweigsicherung ist für e<strong>in</strong>e Sicherungsmeldung<br />

e<strong>in</strong> Mikroschalter zugeordnet. Gegen TSE-<br />

Überspannungen ist der Stromrichtersatz mit e<strong>in</strong>er<br />

drehstromseitigen RC-Beschaltung versehen.<br />

Rückleiterfeld<br />

Das Rückleiterfeld dient der Zusammenführung aller<br />

Rückleiteranschlusskabel aus dem GUW sowie den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Rückleitungspunkten der Außenanlage.<br />

An der Rückleitersammelschiene können sich alle<br />

Rückleiterströme ausgleichen. Die wesentlichsten<br />

E<strong>in</strong>baukomponenten s<strong>in</strong>d:<br />

• Strommessung je Gleichrichter (L-)<br />

• Summen-Strommessung aller Rückleitungsabgänge<br />

E<strong>in</strong>speisefeld<br />

Das E<strong>in</strong>speisefeld dient der Anb<strong>in</strong>dung der Gleichrichter<br />

an die Sammelschiene der DC- Schaltanlage.<br />

Die beiden Elpro-Trennschalter EST 2500A (Überlastfähigkeit<br />

nach Belastungsklasse VI) bieten weiterh<strong>in</strong><br />

die Möglichkeit der galvanischen Abtrennung des<br />

jeweils zugeordneten Gleichrichters.<br />

Streckenabzweigfeld<br />

Die Schaltfelder s<strong>in</strong>d ausgerüstet mit vier Funktionsräumen<br />

für<br />

• Sammelschiene,<br />

• Schaltgerät,<br />

• Kabelanschluss und<br />

• Niederspannungsnische.<br />

Das Schaltgerät ist auf e<strong>in</strong>em ausfahrbaren mit<br />

dem E<strong>in</strong>fahr-Trennschalter verriegelten Schaltwagen<br />

montiert. Alle Schalthandlungen s<strong>in</strong>d bei geschlossener<br />

Schaltfeldtür ausführbar und garantieren somit<br />

maximalen Personenschutz. Der Raum für den<br />

Schaltwagen ist mit e<strong>in</strong>em Ausblasraum ausgerüstet.<br />

Der mechanische Schnellschalter ist zusätzlich mit<br />

e<strong>in</strong>em De-Ionisationskam<strong>in</strong> ausgerüstet. Die Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternen Störlichtbogens bleiben auf<br />

das Schaltfeld begrenzt und treten def<strong>in</strong>iert nach<br />

oben aus.<br />

In e<strong>in</strong>gefahrener Stellung ist der Schnellschalter<br />

für den Betri<strong>eb</strong> bereit und der Hauptstromkreis<br />

kann geschlossen werden. E<strong>in</strong>e elektrische und mechanische<br />

Verriegelung verh<strong>in</strong>dern das Ausfahren<br />

des Schaltwagens im e<strong>in</strong>geschalteten Zustand. Bei<br />

ausgefahrenem Schaltwagen s<strong>in</strong>d die Kontakte vollumfänglich<br />

durch e<strong>in</strong>en automatischen Shutter geschützt<br />

und vom Hauptstromkreis getrennt.<br />

In der Betri<strong>eb</strong>sstellung ist der Schaltwagen sicher<br />

verriegelt und der Schnellschalter kann lokal wie<br />

auch ferngesteuert betätigt werden.<br />

E<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal ist die Verwendung e<strong>in</strong>es<br />

zweipoligen Elpro-Trennschalters EDT 2500A mit<br />

e<strong>in</strong>er Überlastfähigkeit nach Belastungsklasse VI zur<br />

Herstellung der Trennstellung zwischen Schaltwagen<br />

und dem Sammelschienensystem, ohne den Schaltwagen<br />

bewegen zu müssen.<br />

Die Trennstellung ist sowohl vor Ort als auch durch<br />

Fernbedienung möglich. Das Ausfahren des Schaltwagens<br />

ist nur zu Wartungszwecken erforderlich.<br />

664 109 (2011) Heft 12


Die mechanische Anzeige der Trennstellung erfolgt<br />

auf der Schnellschaltertür, die elektrische Anzeige<br />

der Trennstellung auf der Steuernischentür.<br />

DC-Schutztechnik<br />

Mit der DC-Schutztechnik können Strom und Spannung<br />

kont<strong>in</strong>uierlich auf Über- oder Unterschreitung<br />

parametrierbarer Grenzwerte überwacht werden.<br />

Im Falle e<strong>in</strong>er Auslösung durch die Schutzfunktionen<br />

kann der angeschlossene Gleichstrom-Schalter<br />

über den <strong>in</strong>tegrierten Kondensatorauslöser abgeschaltet<br />

werden.<br />

Für die Auswertung und Diagnose steht e<strong>in</strong>e Software<br />

zur Verfügung. Hiermit kann der Verlauf von<br />

Messwerten und Meldeereignissen dargestellt sowie<br />

die Parametrierung durchgeführt werden.<br />

Es werden Schutzgeräte DPU 96 oder Sitras PRO<br />

verwendet.<br />

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4 Oberleitung<br />

N<strong>eb</strong>en dem Neubau der Gleichrichterunterwerke<br />

wurde auch die Oberleitungsanlage der Straßenbahn<br />

modernisiert. Die Modernisierung begann<br />

1991 und wurde 2009 vollendet.<br />

Im Jahre 1992 wurde mit der Streckenerneuerung<br />

<strong>in</strong> Lankow auch die Oberleitung erneuert.<br />

Auch <strong>in</strong> der Wismarschen Straße wurde die<br />

Oberleitung <strong>in</strong> Teilstücken mit der Streckenerneuerung<br />

1991, mit der Beseitigung des letzten<br />

e<strong>in</strong>gleisigen Streckenabschnittes, und 1993<br />

umg<strong>eb</strong>aut. 1993 erfolgte der Umbau der Strecke<br />

Bürgermeister-Bade-Platz bis Hauptbahnhof,<br />

1994 Hauptbahnhof bis Franz-Mehr<strong>in</strong>g-Straße.<br />

Im Jahre 1995 wurde der Marienplatz bis zur Goethestraße<br />

umg<strong>eb</strong>aut.<br />

Die Erneuerung der Oberleitungsanlage nach<br />

Schwer<strong>in</strong>-Süd wurde wegen alkaligeschädigter<br />

Oberleitungsmaste erforderlich. Der Umbau wurde<br />

1995 und 1997 durchgeführt. N<strong>eb</strong>en der Erneuerung<br />

der geschädigten Masten auf dem Betri<strong>eb</strong>shof<br />

Haselholz ab 1999 wurde die Fahrleitung Goethestraße<br />

bis zum Großen Dreesch im Jahr 2000<br />

umg<strong>eb</strong>aut. Der Platz der Freiheit wurde 2000 umg<strong>eb</strong>aut.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Bauart mit e<strong>in</strong>er flachen<br />

Kettenfahrleitung <strong>in</strong> Gleithängerbauweise wurde <strong>in</strong><br />

der Innenstadt ab 2005 umgesetzt. Hier wurde die<br />

E<strong>in</strong>fachfahrleitung mit e<strong>in</strong>em zusätzlichen Tragseil<br />

mit 95 mm 2 (üblich 150 mm 2 ) und mit Gleithängern<br />

zur nachgespannten Kettenfahrleitung umg<strong>eb</strong>aut.<br />

Dieses war erforderlich, um den Leistungsbedarf der<br />

neuen Straßenbahnfahrzeuge im Innenstadtbereich<br />

sicherzustellen. Zusammen mit e<strong>in</strong>er Fahrleitungsbaufirma<br />

wurde diese Bauweise mit handelsüblichen<br />

Bauteilen entwickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 300 m<br />

langem Testaufbau auf dem Betri<strong>eb</strong>shof auf Tauglichkeit<br />

getestet.<br />

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109 (2011) Heft 12<br />

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<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

In Schwer<strong>in</strong> ist das gesamte L<strong>in</strong>iennetz mit Kettenfahrleitung<br />

ausgestattet. Der Betri<strong>eb</strong>shof und<br />

zwei wenig befahrene Wendeschleifen verfügen<br />

über E<strong>in</strong>fachfahrleitung.<br />

5 Ausblick<br />

Mit dem Abschluss der Modernisierung der Unterwerke<br />

im Jahr 2011 ist der Nahverkehr Schwer<strong>in</strong><br />

deutschlandweit der erste Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>, bei<br />

dem das Pr<strong>in</strong>zip der zweiseitigen E<strong>in</strong>speisung im<br />

gesamten L<strong>in</strong>iennetz umgesetzt wurde.<br />

Durch die überwiegend e<strong>in</strong>heitliche Gestaltung<br />

und technische Ausrüstung der Unterwerke ist e<strong>in</strong><br />

flexibler Betri<strong>eb</strong> gewährleistet.<br />

E<strong>in</strong>e angestr<strong>eb</strong>te Umstellung der Nennspannung<br />

von 600 V auf 750 V zur weiteren Erhöhung der<br />

Leistungsfähigkeit der Fahrleitungsanlage sowie zur<br />

Verr<strong>in</strong>gerung der Übertragungsverluste <strong>in</strong> der Fahrleitung<br />

ist technisch <strong>in</strong> den Unterwerken und auf<br />

den e<strong>in</strong>gesetzten Fahrzeugen des Typ SN 2001 vorbereitet.<br />

Literatur<br />

[1] Bau und Betri<strong>eb</strong>sordnung für Straßenbahnen (BO Strab)<br />

vom 11. Dezember 1987.<br />

[2] Hofmann, G.: Besonderheiten bei der Berechnung elektrischer<br />

Bahnnetze. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000),<br />

H. 3, S. 14–22.<br />

[3] Hofmann, G.; Röhlig, S.; Mom, A.: Berechnung von DC-<br />

Bahnnetzen mit e<strong>in</strong>bezogenem AC-Versorgungsnetz.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 7, S. 14–22.<br />

[4] Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)<br />

vom 11. August 2009.<br />

[5] DIN 42523 ersetzt durch DIN EN 50541 – 1: Drehstrom-<br />

Trockentransformatoren 50 Hz, 100 kVA bis 3150 kVA<br />

mit e<strong>in</strong>er höchsten Spannung für Betri<strong>eb</strong>smittel bis<br />

36 kV – Teil 1: Allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen für Trockentransformatoren<br />

mit e<strong>in</strong>er höchsten Spannung für Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

bis 36 kV; 2009.<br />

[6] EN 50123-6: Bahnanwendungen – Gleichstromschalte<strong>in</strong>richtungen,<br />

Teil 6: Gleichstromschaltanlagen; 2003.<br />

[7] DIN 417 56/6.71: Stromrichter; Belastung von Stromrichtern,<br />

Betri<strong>eb</strong>sarten und Belastungsklassen; 1971.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. (FH) Hans-Joachim<br />

Fronzke (49), Studium der Elektrotechnik<br />

mit Fachrichtung Elektroenergieanlagen<br />

an der FHTW Leipzig;<br />

seit 1989 tätig bei der Elpro AG, als<br />

Projekt<strong>in</strong>genieur im Bereich Verkehrstechnik;<br />

ab 1998 tätig bei der Elpro<br />

BahnstromAnlagen GmbH als Projektleiter,<br />

derzeit tätig als Geschäftsbereichsleiter<br />

Technik/Vertri<strong>eb</strong> für<br />

DC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />

Adresse: Elpro BahnstromAnlagen<br />

GmbH, EBA-T, Marzahner Str. 34,<br />

13053 Berl<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 30 9861-2595, Fax: -2251;<br />

E-Mail: hans-joachim.fronzke@elpro.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Andreas Maack<br />

(48), Studium der Elektrotechnik<br />

mit Fachrichtung Elektromasch<strong>in</strong>en<br />

und -geräte an der Ingenieurschule<br />

Velten-Hohenschöpp<strong>in</strong>g; seit 1980<br />

tätig bei der Nahverkehr Schwer<strong>in</strong><br />

GmbH, als Elektromonteur ab<br />

1988 als Elektro<strong>in</strong>genieur <strong>in</strong> den<br />

Bereichen Straßenbahn<strong>in</strong>standhaltung,<br />

Omnibus<strong>in</strong>standhaltung und<br />

Omnibusverkehr; ab 1997 im Bereich<br />

Fahrleitung/Stromversorgung, stellvertretender<br />

Betri<strong>eb</strong>sleiter BOStrab<br />

und BOKraft, derzeit tätig als Sachbearbeiter<br />

im Bereich Infrastruktur.<br />

Adresse: Nahverkehr Schwer<strong>in</strong> GmbH,<br />

Ludwigsluster Chaussee 72,<br />

19061 Schwer<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 385 39-90280, Fax: -76153;<br />

E-Mail: maack@nahverkehr-schwer<strong>in</strong>.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Frank Schumann<br />

(38), Studium der Elektrotechnik mit<br />

Fachrichtung elektrische Verkehrssysteme<br />

an der HTW Dresden; seit 2000<br />

tätig bei der ELBAS GmbH, als Projekt<strong>in</strong>genieur<br />

im Bereich Bahnstromanlagen;<br />

ab 2001 tätig bei der ELBAS<br />

GmbH, Büro Berl<strong>in</strong> als Büroleiter und<br />

Projektleiter Planung <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />

Adresse: ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme<br />

Ingenieur-Gesellschaft mbH,<br />

Büro Berl<strong>in</strong>, Invalidenstr. 34,<br />

10115 Berl<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 30 364143-0, Fax: -29;<br />

E-Mail: frank.schumann@kema.com<br />

666 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Schutz- und Steuerungsgerät SGBA<br />

– E<strong>in</strong>satz bei den Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />

Jens Thiede, Dresden; Hans-Joachim Fronzke, Berl<strong>in</strong><br />

Die Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG setzt das komb<strong>in</strong>ierte Schutz- und Steuerungsgerät SGBA <strong>in</strong> ihrem<br />

Bahnstromnetz e<strong>in</strong>. Mit dem SGBA steht e<strong>in</strong>e technisch vollwertige und ausgereifte Lösung e<strong>in</strong>es<br />

komb<strong>in</strong>ierten Schutz- und Steuerungsgeräts zur Verfügung, das den Empfehlungen des Verbandes<br />

der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) entspricht. Durch die Aufteilung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Baugruppen<br />

lassen sich e<strong>in</strong>zelne Komponenten kostengünstig austauschen. E<strong>in</strong>e tagesgenaue Term<strong>in</strong>planung und<br />

die vorhergehende Felderprobung sorgten für den zügigen und störungsfreien Umbau, wobei der<br />

Fahrbetri<strong>eb</strong> nur m<strong>in</strong>imal bee<strong>in</strong>trächtigt wurde.<br />

PROTECTION AND CONTROL DEVICE SGBA – APPLICATION AT DRESDEN TRACTION POWER SUPPLY<br />

The Dresden Transport Company uses the protection and control device SGBA with<strong>in</strong> their traction<br />

power supply network. The device SGBA is a technically fully adequate and mature solution of a<br />

comb<strong>in</strong>ed protection and control device, which complies with the recommendations of German public<br />

transport association VDV. Due to the separation <strong>in</strong>to <strong>in</strong>dividual components these components can<br />

be replaced with low expenditures only. An exact day-by-day plann<strong>in</strong>g and a pre-test<strong>in</strong>g resulted <strong>in</strong> an<br />

implementation accord<strong>in</strong>g to schedule without problems affect<strong>in</strong>g the service to a m<strong>in</strong>or extend only.<br />

APPAREIL DE PROTECTION ET DE CONTRÔLE SGBA – MISE EN ŒUVRE À LA COMPAGNIE DE<br />

TRANSPORTS DE DRESDE<br />

La compagnie de transport de Dresde SA utilise l’appareil de protection et de contrôle SGBA sur son<br />

réseau d’alimentation. L’appareil SGBA est techniquement complètement adapté et constitue une<br />

solution mature comb<strong>in</strong>ant les fonctions protection et contrôle, ce qui répond aux recommandations<br />

de l’association germanique du transport public VDV. Grace à la possibilité de séparation des composants<br />

<strong>in</strong>dividuels, ceux-ci peuvent être remplacés avec des coûts réduits. Une planification quotidienne<br />

et une séquence d’essais ont permis une mise en œuvre en conformité dans les délais sans problème<br />

avec un impact m<strong>in</strong>imal sur le service.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Betri<strong>eb</strong>smittel <strong>in</strong> elektrischen Anlagen s<strong>in</strong>d gegen<br />

Überlast- und Kurzschlussstrom zu schützen [1; 2].<br />

Ziel dabei ist es, die elektrischen, mechanischen<br />

und thermischen Beanspruchungen im zulässigen<br />

Bereich zu halten. Der Schutz von Fahrstromanlagen<br />

wird durch automatisches Abschalten der Stromversorgung<br />

erreicht. Unzulässige Betri<strong>eb</strong>szustände<br />

müssen sicher, schnell und möglichst selektiv abgeschaltet<br />

werden. Kabel und Fahrleitungsanlagen<br />

werden Strom begrenzend durch Leistungsschalter<br />

geschützt. Zusätzliche, <strong>in</strong>direkt wirkende Schutzfunktionen<br />

entsprechen dem Stand der Technik und<br />

umfassen:<br />

• Maximalstrombegrenzung<br />

• Stromänderungsgeschw<strong>in</strong>digkeit di/dt<br />

• Stromänderung ΔI<br />

• Unabhängiger Maximalstrom-Zeitschutz<br />

• Thermische Überstromauslösung<br />

Die dazu verwendeten Geräte s<strong>in</strong>d gewöhnlich <strong>in</strong> die<br />

Feld- und Stationsleittechnik der Gleichrichterunterwerke<br />

(GUW) e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>unden [3].<br />

Das Schutz- und Steuerungsgerät SGBA wird dabei<br />

für die <strong>in</strong>direkt wirkenden Schutzfunktionen als<br />

auch für die Steuerung genutzt. Es beachtet die entsprechenden<br />

Empfehlungen [2] des Verbandes der<br />

Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV). Das Gerät<br />

wurde im Netz der Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (DVB)<br />

implementiert und <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />

2 Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG<br />

2.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Dresden verfügte im Jahr 2010 über e<strong>in</strong> Straßenbahnnetz<br />

mit 12 L<strong>in</strong>ien auf 204 km L<strong>in</strong>ienlänge.<br />

Die DVB beförderte rund 400 000 Fahrgäste täglich,<br />

dies entspricht 148 Millionen im Jahr. Den<br />

109 (2011) Heft 12<br />

667


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

L<strong>in</strong>ienverkehr bewältigen 166 Stadtbahnzüge. Die<br />

modernisierten Tatrawagen übernehmen nur noch<br />

Sonderverkehrsleistungen. Mit Straßenbahnspezialfahrzeugen<br />

wird der Güterverkehr zwischen dem<br />

Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrichstadt und<br />

der Gläserne Manufaktur des VW-Werkes durchgeführt.<br />

Die DVB ist e<strong>in</strong> Unternehmen der Technischen<br />

Werke Dresden, zu der unter anderen auch der Energieverbund<br />

Dresden gehört. Mit 1 703 Mitarbeitern<br />

und 94 Auszubildenden ist die DVB e<strong>in</strong> bedeutender<br />

Arbeitg<strong>eb</strong>er <strong>in</strong> der Landeshauptstadt Dresden. Der<br />

Kostendeckungsgrad der DVB stieg im Jahr 2010 auf<br />

rund 78 %.<br />

2.2 Bahnstromversorgung, Netzleitstelle,<br />

Fern wirktechnik<br />

Bei den Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en s<strong>in</strong>d derzeit<br />

dauerhaft 51 Gleich richter unterwerke (GUW) für die<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Die <strong>Bahnen</strong>ergie<br />

wird von 3 AC 20 kV oder 3 AC 10 kV auf 3 AC 530 V<br />

transformiert. Die Traktionstransformatoren haben<br />

<strong>in</strong>sgesamt 120 MVA <strong>in</strong>stallierte Leistung. Zur<br />

Gleichrichtung werden 6-pulsige Brückenschaltungen<br />

verwendet. Die Nennspannung beträgt derzeit<br />

DC 600 V. E<strong>in</strong> Großteil der Gleichrichterunterwerke<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren modernisiert und weitgehend<br />

auf die Umstellung der Nennspannung auf<br />

DC 750 V vorbereitet.<br />

Die 310 km Fahrleitung werden über e<strong>in</strong> 563 km<br />

langes Kabelnetz gespeist.<br />

Für die Bahnstromversorgung steht <strong>in</strong> Trachenberge<br />

e<strong>in</strong>e Netzleitstelle zu Verfügung [4]. Dort<br />

werden im Leitsystem der Schalt- und Spannungszustand<br />

aller Sammelschienen, Fahrleitungen, Kabel<br />

und E<strong>in</strong>speisungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzübersichtsplan<br />

angezeigt. Zwischen Netzleitstelle und den Fernwirkunterstationen<br />

<strong>in</strong> den GUW werden die Daten<br />

weitestgehend über das DVB-eigene Glasfasernetz<br />

ausgetauscht. Dabei wird das auf Ethernet basierende,<br />

nach IEC 60870-5-104 genormte Übertragungsprotokoll<br />

genutzt.<br />

2.3 Beschreibung der Umbaumaßnahme<br />

Das von Elpro entwickelte SGBA ist neu am Markt<br />

und wurde zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2011 erstmals kommerziell<br />

bei der DVB e<strong>in</strong>gesetzt. Vor der Fertigungsfreigabe<br />

im Jahr 2010 wurde es über e<strong>in</strong> Jahr unter<br />

realen E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen im Jenaer Nahverkehr<br />

erfolgreich erprobt.<br />

Die DVB forderte, <strong>in</strong> sechs GUW b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>es<br />

Jahres die Geräte für den Anlagenschutz der Fahrstromanlagen<br />

sowie die Komponenten der Feld- und<br />

Stationsleittechnik zu ersetzen.<br />

Zur Sicherstellung der Fahrstromversorgung war<br />

der Umbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen GUW nur während der nächtlichen,<br />

vierstündigen Betri<strong>eb</strong>spausen möglich. Dies<br />

hatte zur Konsequenz, dass jeweils nur e<strong>in</strong> Streckenfeld<br />

umgerüstet werden konnte, da die funktionssichere<br />

Wiederaufnahme des Betri<strong>eb</strong>es nach jedem<br />

Bauabschnitt gewährleistet se<strong>in</strong> musste.<br />

Auf Basis e<strong>in</strong>er tagesgenauen Term<strong>in</strong>planung für<br />

alle durchzuführenden Arbeiten wurde umgerüstet.<br />

Dabei wurde jeweils <strong>in</strong> der ersten Etappe mit dem<br />

Umbau des Streckenersatzfeldes – für den späteren<br />

Ersatz der noch umzurüstenden Streckenabzweige –<br />

begonnen. Nachfolgend wurden sukzessive die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Streckenfelder und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er letzten Etappe die<br />

Stationsleittechnik, e<strong>in</strong>schließlich Master-SPS und<br />

Industrie-PC mit Display umgerüstet.<br />

Unmittelbar nach Abschluss der Umbauarbeiten<br />

wurden die Funktionsprüfungen für jeden Anlagenteil<br />

durchgeführt. Abschließend wurde die Gesamtfunktionalität<br />

geprüft, was die Kommunikation<br />

zwischen Feldleit<strong>eb</strong>ene und Stationsleit<strong>eb</strong>ene e<strong>in</strong>schloss.<br />

Hierbei wurde das SGBA mit der Stationsleittechnik<br />

auf Grundlage des Profibus-DP-Protokolls<br />

seriell verbunden. Alle Datenpunkte von Feldleit<strong>eb</strong>ene,<br />

Stationsleit<strong>eb</strong>ene und Netzleitstelle wurden mit<br />

e<strong>in</strong>em abschließenden Bit-Test geprüft.<br />

3 E<strong>in</strong>stellung der Schutzparameter<br />

nach VDV 520<br />

Die VDV-Schrift 520 [1] befasst sich mit dem Kurzschluss-<br />

und Überstromschutz von Fahrstromanlagen<br />

für Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen. E<strong>in</strong>e Neuausgabe<br />

[2] ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kürze. Die Schrift gibt H<strong>in</strong>weise<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des Anlagenschutzes der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Komponenten der Fahrstromanlagen, unter anderen<br />

Mittelspannungsschaltanlagen, Gleichrichtertransformatoren,<br />

Gleichrichter, Gleichspannungsschaltanlagen,<br />

Speise- und Rückleitungen sowie Fahrleitungsanlagen.<br />

Hierzu werden die Schutzfunktionen<br />

und besonders die unterschiedlichen Auslösertypen<br />

mit ihren Besonderheiten vorgestellt. Der für die<br />

örtlichen Betri<strong>eb</strong>sverhältnisse korrekten E<strong>in</strong>stellung<br />

des Streckenschutzes ist e<strong>in</strong> eigener Abschnitt gewidmet;<br />

e<strong>in</strong> Rechenbeispiel im Anhang der Schrift<br />

erläutert die praktische Umsetzung. Gegenüber der<br />

Vorgängerausgabe aus dem Jahre 1995 wurde die<br />

VDV-Schrift um e<strong>in</strong>en Abschnitt über Kurzschlussversuche<br />

e<strong>in</strong>schließlich deren Durchführung sowie<br />

Auswertung und Dokumentation ergänzt. Diese<br />

Ausgabe [2] ersetzt die VDV-Schrift 520 aus dem<br />

Jahr 1995.<br />

Die <strong>in</strong> [2] beschri<strong>eb</strong>enen, <strong>in</strong>direkt wirkenden<br />

Funktionen zum Kurzschlussschutz e<strong>in</strong>erseits und<br />

ungestörten Fahrbetri<strong>eb</strong> andererseits werden im<br />

SGBA umgesetzt. Besondere Aufmerksamkeit galt<br />

dabei dem<br />

668 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

• Erkennen des unterwerksnahen Kurzschlusses<br />

bei schneller Abschaltung durch Auswertung der<br />

Stromänderung, der Stromänderungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und der Dauer,<br />

• Erkennen des unterwerksfernen Kurzschlusses<br />

durch Auswertung des Stromanstiegs und der<br />

Dauer,<br />

• Oberleitungs- und Kabelschutz entsprechend der<br />

thermischen Belastbarkeit.<br />

Die größten, betri<strong>eb</strong>lich auftretenden Stromänderungen<br />

können Steilheiten wie bei Kurzschlussströmen<br />

erreichen. Folgende Fälle dürfen nicht zum<br />

Ansprechen des Stromanstiegsauslösers führen:<br />

• Überfahren von Fahrleitungstrennstellen oder<br />

Stromschienenlücken<br />

• Zuschalten e<strong>in</strong>es Speiseabschnittes, <strong>in</strong> dem sich<br />

Fahrzeuge bef<strong>in</strong>den<br />

• Umschaltstromsprünge durch die Fahrzeugsteuerung<br />

• Zuschalten e<strong>in</strong>es bereits vom benachbarten Unterwerk<br />

gespeisten Abschnitts<br />

• Abschalten des Streckenschalters im benachbarten,<br />

parallel speisenden Gleichrichterunterwerk<br />

Maßg<strong>eb</strong>end für die E<strong>in</strong>stellung der Stromanstiegsauslöser<br />

ist, dass die Stromaufnahme der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Fahrzeuge unter allen Betri<strong>eb</strong>sbed<strong>in</strong>gungen sowie der<br />

Verlauf des Stromes bei Kurzschluss am ungünstigsten<br />

Ort bekannt s<strong>in</strong>d. Das Überfahren von Trennstellen<br />

erfordert besondere Beachtung. Falls ke<strong>in</strong>e Messerg<strong>eb</strong>nisse<br />

vorliegen, kann für e<strong>in</strong> Fahrzeug mit Stromrichterantri<strong>eb</strong>stechnik<br />

bei Überfahrt e<strong>in</strong>er Trennstelle<br />

der Stromsprung mit m<strong>in</strong>destens dem 1,3-fachen des<br />

maximalen Betri<strong>eb</strong>sstromes angenommen werden.<br />

Die Maximalstromauslösung wird nach Überschreiten<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>gestellten Grenzwertes wirksam<br />

und entspricht damit der Funktion des direkten<br />

Auslösers. Der Grenzwert liegt <strong>in</strong> der Regel<br />

bis zu 5 % unterhalb der E<strong>in</strong>stellung des direkten<br />

Auslösers.<br />

Strom-Zeitauslöser dienen dem Erkennen von Fehlerströmen.<br />

Der e<strong>in</strong>gestellte Wert liegt dabei deutlich<br />

unterhalb des E<strong>in</strong>stellwertes des direkten Auslösers. Die<br />

Verzögerungszeit ist größer als die Stromflussdauer bei<br />

Anfahr- und Bremsvorgängen. Typische Auslösewerte<br />

liegen zwischen 50 % und 70 % der E<strong>in</strong>stellung des<br />

direkten Auslösers. Dabei beträgt die Verzögerungszeit<br />

zwischen 10 s und mehreren M<strong>in</strong>uten.<br />

Die Kennl<strong>in</strong>ien der thermischen Belastbarkeit von<br />

Oberleitungen wurden von der DVB vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel der zeitabhängigen Strombelastbarkeit<br />

für das Kettenwerk mit dem Fahrdraht Cu AC-100<br />

und dem Tragseil Cu 95 zeigt Bild 1. Die Dauerstrombelastbarkeit<br />

liegt bei 655 A, die Erwärmungszeitkonstante<br />

beträgt 382 s.<br />

Alle entsprechenden weiteren Parameter für die<br />

Anwendung bei der DVB wurden auf Basis der bisherigen<br />

Erfahrungswerte ermittelt und <strong>in</strong> den SGBA-<br />

Parametersätzen h<strong>in</strong>terlegt. E<strong>in</strong> Beispiel zeigt Bild 2.<br />

Zur E<strong>in</strong>stellung der Kurzschlussauslösung des<br />

Streckenschalters mit dem statischen Auslöser und<br />

zur Kontrolle und Nachweis e<strong>in</strong>er zuverlässigen<br />

Funktion der Streckenprüfung und der di/dt-Schutzauslösung<br />

wurden Kurzschlussversuche <strong>in</strong> Form von<br />

DC-Schutzprüfungen unter realen Netzbed<strong>in</strong>gungen<br />

durchgeführt. Dabei wurden der Schleifenwiderstand<br />

und die Spannungsverhältnisse im Speiseabschnitt<br />

gemessen. Zum Nachweis wurden die<br />

relevanten Prozessgrößen nach e<strong>in</strong>em festgelegten<br />

Messprogramm an vorgeg<strong>eb</strong>enen Kurzschlussorten<br />

gemessen und aufgezeichnet. Die Auswertung der<br />

Messwerte bestätigte die zuvor ermittelten E<strong>in</strong>stellwerte<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Parameter.<br />

4 Aufbau und Funktion des<br />

Gerätes SGBA<br />

4.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Das komb<strong>in</strong>ierte Schutz- und Steuerungsgerät SGBA<br />

ist für die Gleichstromanlagen des Öffentlichen Perso-<br />

Strom<br />

4000<br />

A<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

655<br />

500<br />

0<br />

10 100 1000 s 10000<br />

Dauer<br />

Bild 1:<br />

Zeitabhängige Belastbarkeit der Fahrleitung CuAC-100 und<br />

Cu 95 bei 20 % Abnutzung.<br />

Bild 2:<br />

SGBA-Parametersatz, Auswertung DC-Schutzprüfung,<br />

Anzeige mit SGBA-Diagnoseprogramm.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

669


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

• die Zentrale<strong>in</strong>heit<br />

• die Messwertaufbereitung<br />

• die Kabelüberwachung<br />

• das Bedien- und Anzeigefeld<br />

SGBA-ZE<br />

SGBA-MWA<br />

SGBA-KUB<br />

SGBA-MAB<br />

Die Zentrale<strong>in</strong>heit (Bild 3) ist als Baugruppenträger<br />

ausgeführt und umfasst die Komponenten:<br />

• Spannungsversorgung<br />

• E<strong>in</strong>- und Ausgab<strong>eb</strong>augruppe<br />

• Schutzbaugruppe<br />

• Steuerbaugruppe<br />

Bild 3:<br />

SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit.<br />

4.2.2 Messwerterfassung<br />

nen-Nahverkehrs konzipiert. Strom- und Spannungs-<br />

Zeitverläufe werden erfasst und bewertet. Kritische<br />

Betri<strong>eb</strong>szustände werden durch das Abschalten des<br />

zugeordneten Streckenschalters vermieden. Das<br />

SGBA erkennt unter anderem Fehlerzustände im Stromanstieg<br />

noch vor Erreichen der maximalen Kurzschlussströme.<br />

Das SGBA enthält e<strong>in</strong>e umfangreiche,<br />

variable SPS-Technik für die komplette Steuerung von<br />

Schaltfeldern stationärer Gleichstromanlagen.<br />

Die Konstruktion des Zentralgerätes lässt durch die<br />

variable Auswahl von E<strong>in</strong>- und Ausgängen e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

an die Steuerungsumfänge zu. Die E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />

über e<strong>in</strong>e CAN-Bus-Schnittstelle können durch<br />

handelsübliche E/A-Baugruppen extern erweitert werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist mit e<strong>in</strong>er im SGBA vorhandenen,<br />

variablen Bus-Schnittstelle e<strong>in</strong>e Kommunikation<br />

zur übergeordneten Steuer<strong>eb</strong>ene möglich.<br />

Der Auswertung und Diagnose dient e<strong>in</strong>e komfortable<br />

Software, mit dieser kann der Verlauf von Messwerten<br />

und Meldeereignissen detailliert dargestellt sowie die<br />

Parametrierung des SGBA durchgeführt werden.<br />

4.2 Aufbau und Funktion<br />

4.2.1 Hauptkomponenten<br />

Folgende funktionelle Komponenten des SGBA werden<br />

an verschiedenen Stellen <strong>in</strong>nerhalb des Schaltfeldes<br />

<strong>in</strong>stalliert und gewährleisten die Gesamtfunktion:<br />

Die Messwerterfassung dient dem Registrieren und<br />

der Aufbereitung der Leistungskenngrößen:<br />

• Ausgangsgleichstrom<br />

• Streckenprüfstrom<br />

• Ausgangsspannung des Streckenschalterfeldes<br />

Die über die entsprechenden Shunts gemessenen<br />

Stromwerte und die Ausgangsspannung werden <strong>in</strong><br />

der Messwertbaugruppe erfasst, digitalisiert und im<br />

50-μs-Takt als optisches Signal zusammen mit e<strong>in</strong>em<br />

Taktsignal der SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit über zwei LWL-<br />

Anschlüsse bereit gestellt.<br />

4.2.3 Schutzbaugruppe<br />

Die Schutzbaugruppe sichert die Schutzfunktionen<br />

auf Basis parametrierbarer Grenzwerte:<br />

• I max<br />

Überwachung des Maximalstroms, positiv<br />

• I max rev<br />

Überwachung des Maximalstroms, negativ<br />

• ΔI Überwachung der Stromänderung, für nahe<br />

Kurzschlüsse<br />

• di/dt-Überwachung der Stromänderungsgeschw<strong>in</strong><br />

digkeit, für ferne Kurzschlüsse<br />

• UMZ Unabhängiger Maximalstrom-Zeitschutz,<br />

positiv<br />

• UMZ rev<br />

Unabhängiger Maximalstrom-Zeitschutz,<br />

negativ<br />

• U m<strong>in</strong><br />

Überwachung der m<strong>in</strong>imalen Spannung<br />

• U max<br />

Überwachung der maximalen Spannung<br />

Die Parameter werden auf dem SGBA-Display angezeigt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> besteht die Möglichkeit, alle Parameter<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Parameterdatei auf e<strong>in</strong>em USB-Stick<br />

zu speichern.<br />

4.2.4 Steuerbaugruppe<br />

Bild 4:<br />

Display der<br />

SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit.<br />

Die Steuerbaugruppe übernimmt die<br />

• Überwachung des Streckenschalters,<br />

• Streckenprüf- und Wiedere<strong>in</strong>schaltautomatik und die<br />

• Energie- und Leistungsberechnung.<br />

670 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Für die frei programmierbare Steuerung entsprechend<br />

IEC 61131-3 stehen bis zu 112 digitale E<strong>in</strong>und<br />

Ausgänge zur Verfügung.<br />

4.2.5 Kabelüberwachung<br />

Der separate Kabelüberwachungsbauste<strong>in</strong> erfasst<br />

den Kabelisolationswiderstand zwischen Leiter und<br />

Schirm des Abgangskabels für die Streckenspeisung.<br />

Der Bauste<strong>in</strong> wird aus der am Kabel anliegenden<br />

Speisespannung und damit unabhängig von e<strong>in</strong>er<br />

externen E<strong>in</strong>speisung versorgt. Die E<strong>in</strong>stellung der<br />

Kabelwiderstände und die Meldung von Kabelfehlern<br />

werden über zwei potenzialfreie Relaisausgänge<br />

<strong>in</strong>tern getätigt. Die Isolationswiderstandstendenz<br />

wird digital über LWL an die SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit<br />

geleitet und dort angezeigt. Die Kabelüberwachung<br />

kann unabhängig von der SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden.<br />

4.2.6 Bedienung und Anzeige<br />

Als Bedien- und Anzeigefeld wurde e<strong>in</strong> firmware-angepasstes<br />

Melde-, Anzeige- und Bedientableau (HMI)<br />

entwickelt. Dieses ermöglicht die Vorortbedienung,<br />

Parametrierung und Zustandsanzeige der Schutzund<br />

Steuerbaugruppe. Das HMI wird <strong>in</strong> die Tür des<br />

entsprechenden Anlagenfeldes e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>aut (Bild 4).<br />

4.2.7 Parametrierung und Diagnose<br />

Mit der PC-Anwender-Software für die Diagnose<br />

steht e<strong>in</strong> umfangreiches Hilfsmittel für die Inbetri<strong>eb</strong>nahme,<br />

Fehlersuche, Parameter-, Messwert- und<br />

Meldungsarchivbearbeitung der SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit<br />

zu Verfügung.<br />

Das SGBA-Softwaretool übernimmt die Funktionen:<br />

• Auslesen der Parametere<strong>in</strong>stellungen (Bild 2)<br />

• Auslesen der Meldungsarchive<br />

• Auslesen der Messwertarchive<br />

• Parameteränderungen und Übertragen der Parameter<br />

zur SGBA-Zentrale<strong>in</strong>heit<br />

• Drucken der Parametere<strong>in</strong>stellungen<br />

• grafische Anzeige und Auswertung von Stromund<br />

Spannungsverläufen (Bild 5)<br />

Literatur<br />

[1] VDV-Schrift 520: Schutz bei Überlast- und<br />

Kurzschlußstrom (Überstrom) von Fahrstromanlagen<br />

für Gleichstrombahnen. Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

(VDV): BEKA-Verlag Köln, F<strong>eb</strong>ruar 1995.<br />

[2] VDV-Schrift 520: Schutz bei Überlast- und Kurzschlussstrom<br />

(Überstrom) von Fahrstromanlagen für Gleichstrombahnen.<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV):<br />

BEKA-Verlag Köln, Entwurf Oktober 2010.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

[3] Niemann, T.; Nölkensmeier, S.; Ste<strong>in</strong>bauer, J.; Schirmer,<br />

G.: Pilotanwendung des komb<strong>in</strong>ierten Schutz- und<br />

Steuergerät Sitras PRO bei der VAG Nürnberg. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 105 (2007), H. 3, S. 156–163.<br />

[4] He<strong>in</strong>rich, U.; Thiede, J.: Erweiterung der Netzleitstelle der<br />

Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

107 (2009), H. 12, S. 1–8.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. (FH) Hans-Joachim<br />

Fronzke (49), Ausbildung zum<br />

Elektromonteur bei Elektroprojekt und<br />

Anlagenbau Berl<strong>in</strong>, Studium der Elektrotechnik<br />

mit Fachrichtung Elektroenergieanlagen<br />

an der FHTW Leipzig;<br />

seit 1989 tätig bei der Elpro AG, als<br />

Projekt<strong>in</strong>genieur im Bereich Verkehrstechnik;<br />

ab 1998 tätig bei der Elpro<br />

BahnstromAnlagen GmbH als Projektleiter,<br />

derzeit tätig als Geschäftsbereichsleiter<br />

Technik/Vertri<strong>eb</strong> für<br />

DC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />

Adresse: Elpro BahnstromAnlagen<br />

GmbH, EBA-T, Marzahner Str. 34,<br />

13053 Berl<strong>in</strong>, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 30 9861-2595,<br />

Fax: -2251;<br />

E-Mail: hans-joachim.fronzke@elpro.de<br />

Dipl.-Ing. Jens Thiede (47),<br />

Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />

der Deutschen Reichsbahn, Studium<br />

an der Hochschule für Verkehrswesen<br />

„Friedrich List“ Dresden, Fachrichtung<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, 1992–2003<br />

System<strong>in</strong>genieur für Gleich- und<br />

Wechselstrombahnen <strong>in</strong> der Industrie,<br />

seit 2004 Gruppenleiter bei<br />

der ELBAS GmbH, ab August 2009<br />

Instandhaltungsbereichsleiter Bahnstromversorgung<br />

bei der Dresdner<br />

Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e AG.<br />

Adresse: Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />

AG, Trachenberger Str. 40,<br />

01129 Dresden, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 351 857-2560, Fax: -2205;<br />

E-Mail: thiede@dvbag.de<br />

Bild 5:<br />

SGBA-Kurvenverlauf<br />

für Abgangsspannung<br />

und Abgangsstrom,<br />

Auswertung DC-<br />

Schutzprüfung, Anzeige<br />

mit SGBA-Diagnoseprogramm.<br />

671


Rail Power Supply Systems<br />

High-voltage DC power supply – Part 2:<br />

Technology and migration strategies<br />

Michael Lehmann, Erlangen<br />

Electric public mass transit systems and ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e railways can be operated more energy efficiently by<br />

us<strong>in</strong>g higher DC voltages. Based on the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of part 1 this second part gives an overview on the<br />

technical restrictions and concepts to raise DC voltages <strong>in</strong> traction applications. These solutions need<br />

to comply with the applicable standards. The possible migration strategies are l<strong>in</strong>ked to the age and<br />

size of the exist<strong>in</strong>g network and the voltage step envisaged.<br />

BAHNENERGIEVERSORGUNG MIT HOHEN GLEICHSPANNUNGEN – TEIL 2: TECHNISCHE LÖSUNGEN<br />

UND UMSETZUNGSSTRATEGIEN<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> des Nah- und Fernverkehrs können mit höherer Gleichspannung energieeffizienter<br />

betri<strong>eb</strong>en werden. Der zweite Teil des Aufsatzes gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die technischen Konzepte<br />

und normativen Restriktionen zur Anh<strong>eb</strong>ung der Spannung bei Gleichstrombahnen. Die Strategien<br />

des Übergangs auf höhere Spannungen müssen Alter und Größe des Bestandsnetzes sowie die beabsichtigte<br />

Spannungserhöhung berücksichtigen.<br />

ALIMENTATION EN ÉNERGIE DE TRACTION À COURANT CONTINU HAUTE TENSION – PARTIE 2:<br />

TECHNOLOGIE ET STRATÉGIE DE MIGRATION<br />

Les réseaux de transport électriques suburba<strong>in</strong>s et de longue distance peuvent être exploités avec une<br />

tension cont<strong>in</strong>ue plus élevée augmentant a<strong>in</strong>si l’efficacité énergétique du système. La deuxième partie<br />

de l’article donne une vue globale des concepts et des restrictions techniques en vue d’augmenter la<br />

tension cont<strong>in</strong>ue dans des applications de traction. Ces solutions nécessitent de répondre aux exigences<br />

normatives applicables. Les stratégies de migration envisageables sont corrélées à l’âge et la<br />

dimension des réseaux existants a<strong>in</strong>si qu’au saut quantitatif de tension envisagé.<br />

1 Introduction<br />

Rais<strong>in</strong>g the nom<strong>in</strong>al voltages of electrified DC railways<br />

or mass transit systems has always been a favorite<br />

approach to benefit from lower voltage drops<br />

and transmission losses and to raise overall system<br />

efficiency. The first part of this report [1] concentrated<br />

on the general benefits of higher DC supply<br />

voltages and the theoretical basics as well as their<br />

mutual dependencies. This second part will focus on<br />

the technical feasibility as it deals with the applicable<br />

standards, necessary technologies and long-term<br />

strategies for system migration.<br />

The restrictions and technical concepts presented<br />

here cover some of the ma<strong>in</strong> f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of a research<br />

TABLE 1<br />

Nom<strong>in</strong>al voltages and permissible deviations for DC railways accord<strong>in</strong>g to<br />

EN 50163 [2].<br />

System U nV U m<strong>in</strong>1<br />

V<br />

U max1<br />

V<br />

U max2<br />

V<br />

DC general U n<br />

2/3 U n<br />

1,2 U n<br />

1,3 U n<br />

U max3<br />

V<br />

U n<br />

· 1,264<br />

t 0,0745<br />

DC 1,5 kV 1 500 1 000 1 800 1 950 2 538<br />

DC 3 kV 3 000 2 000 3 600 3 900 5 075<br />

project with an academic partner that dealt with a<br />

systematic analysis of the benefits and demands of<br />

high-voltage railways [2]. Concern<strong>in</strong>g DC railways<br />

the positive effects are desirable to <strong>in</strong>crease efficiency<br />

and cut <strong>in</strong>frastructure <strong>in</strong>vestment. Nevertheless<br />

the necessary research work and prototyp<strong>in</strong>g<br />

as well as migration costs may keep on prevent<strong>in</strong>g<br />

high-voltage DC railways to be set on development<br />

roadmaps soon.<br />

2 Normative restrictions and<br />

general system layout<br />

2.1 Applicable standards and limits<br />

Be<strong>in</strong>g the most characteristic values of any railway<br />

power supply the nom<strong>in</strong>al voltages and permissible<br />

deviations are of major <strong>in</strong>terest. The description<br />

of these values helps to dist<strong>in</strong>guish between conventional<br />

systems and systems with raised nom<strong>in</strong>al<br />

voltage and provides an important restriction for<br />

component and subsystem design.<br />

Table 1 shows the nom<strong>in</strong>al voltages and deviations<br />

of the exist<strong>in</strong>g DC power supply systems for ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e<br />

railways, that are standardised <strong>in</strong> EN 50163 [3], IEC<br />

672 109 (2011) Heft 12


Rail Power Supply Systems<br />

60850 [4] and EN 50124-2 [5]. Systems with higher<br />

nom<strong>in</strong>al voltages need to be standardised similarly. A<br />

possible approach could be to consider the relative<br />

deviations from the nom<strong>in</strong>al voltage as given <strong>in</strong> the<br />

l<strong>in</strong>e headed DC general <strong>in</strong> Table 1. For nom<strong>in</strong>al voltages<br />

of 4 kV, 6 kV and 12 kV the correspond<strong>in</strong>g values<br />

are given <strong>in</strong> Table 2. Where applicable, these systems<br />

are considered <strong>in</strong> the other chapters. Nevertheless,<br />

most assumptions and descriptions are of general<br />

nature and not limited to a specific voltage level. If<br />

necessary, results can be transferred to other systems<br />

us<strong>in</strong>g the relative deviations.<br />

Besides the nom<strong>in</strong>al voltages, some other standards<br />

for electrified railways need to be observed as<br />

well. For the purpose of this report the follow<strong>in</strong>g<br />

aspects have to be considered:<br />

• Short-term and permanent touch potentials that<br />

can be bridged by passengers dur<strong>in</strong>g operation<br />

or by ma<strong>in</strong>tenance staff touch<strong>in</strong>g roll<strong>in</strong>g stock<br />

or metal structures that are connected to the<br />

return circuit. These potentials are standardised<br />

<strong>in</strong> EN 50122-1 [6] and depend on the exposure<br />

time. For permanent conditions the limit is 120 V<br />

along the l<strong>in</strong>e and at stations but only 60 V <strong>in</strong><br />

ma<strong>in</strong>tenance yards. The permissible touch potential<br />

is <strong>in</strong>dependent from the chosen nom<strong>in</strong>al<br />

voltage of the system.<br />

• For a safe and reliable operation, electrical equipment<br />

needs to be tested <strong>in</strong> high-voltage tests. The<br />

determ<strong>in</strong>ation of applicable test procedures and<br />

test voltages is called <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation. This<br />

process needs to consider voltage conditions for<br />

the equipment at normal and ultimate operation<br />

as well as operational and environmental aspects.<br />

Results of the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation are important<br />

<strong>in</strong>put values for the component design such<br />

as arc<strong>in</strong>g and creepage distances or the choice<br />

of appropriate <strong>in</strong>sulation material. The standards<br />

EN 50119 [7], EN 50124-1 [8] and EN 50124-2 [5]<br />

specify this process for the stationary equipment<br />

of electric railways, i. e. substations and contact<br />

l<strong>in</strong>es. For roll<strong>in</strong>g stock EN 50153 [9] needs to be<br />

observed additionally. As the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation<br />

depends on the nom<strong>in</strong>al and operational<br />

voltages railway systems with higher nom<strong>in</strong>al<br />

voltages, require a new determ<strong>in</strong>ation of the <strong>in</strong>sulation<br />

requirements. For certa<strong>in</strong> aspects of railway<br />

systems with high DC voltages the general standard<br />

IEC 60071-5 [10] for HVDC applications may<br />

be considered.<br />

• In addition to the nom<strong>in</strong>al voltage and the <strong>in</strong>sulation<br />

coord<strong>in</strong>ation, that are of general <strong>in</strong>terest, the<br />

component design observes specific standards,<br />

too. Consequently railway equipment for higher<br />

DC voltages has to consider standards such<br />

as EN 50123 [11] for DC switch<strong>in</strong>g equipment,<br />

EN 50328 [12] for rectifiers and EN 50329 [13] for<br />

traction transformers. If these standards do not<br />

109 (2011) Heft 12<br />

cover the chosen system voltage appropriately,<br />

the design of a DC railway system at a higher<br />

nom<strong>in</strong>al voltage needs to be coord<strong>in</strong>ated with the<br />

amendment of the applicable standards.<br />

2.2 General system layout and impacted<br />

subsystems<br />

A raised nom<strong>in</strong>al voltage of a traction power supply<br />

system effects all subsystems and components<br />

that are operated at contact l<strong>in</strong>e voltage, i. e. the<br />

TABLE 2<br />

Nom<strong>in</strong>al voltages and permissible deviations for higher nom<strong>in</strong>al<br />

DC voltages.<br />

System U nV U m<strong>in</strong>1<br />

V<br />

U max1<br />

V<br />

U max2<br />

V<br />

U max3<br />

V<br />

DC 4 kV 4 000 2 640 4 800 5 200 6 770<br />

DC 6 kV 6 000 4 000 7 200 7 800 10 150<br />

DC 12 kV 12 000 8 000 14 400 15 600 20 300<br />

Figure 1:<br />

General system la yout and ma<strong>in</strong> components of DC systems with raised nom<strong>in</strong>al voltages.<br />

673


Rail Power Supply Systems<br />

Figure 2:<br />

B asic structures for DC<br />

railway substations.<br />

substation, the contact l<strong>in</strong>e system and the highvoltage<br />

equipment of the roll<strong>in</strong>g stock. On the other<br />

hand, m<strong>in</strong>or or no impacts on the other subsystems<br />

of electric railways, ma<strong>in</strong>ly track <strong>in</strong>frastructure and<br />

operation, occur due to raised system voltages.<br />

The system layout of an electric railway with<br />

raised system voltage <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the ma<strong>in</strong> components<br />

of the substations and the electric traction<br />

units can be derived from the studies <strong>in</strong> the first part<br />

of this report [1] and the pr<strong>in</strong>ciple characteristics of<br />

DC traction power supply [14]. Figure 1 shows this<br />

general system layout and highlights the ma<strong>in</strong> components<br />

that need to be adapted to or developed for<br />

DC systems with raised system voltages.<br />

The systems’ names given <strong>in</strong> Figure 1 transfer<br />

the nomenclature of AC traction systems, e. g. 1 AC<br />

25 kV for standard systems and 2 AC 50/25 kV for autotransformer<br />

systems, to DC traction power supply<br />

systems. The groups are:<br />

• 1 DC 3 kV as the standard and reference system<br />

for DC ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e power supply with 3 kV nom<strong>in</strong>al<br />

contact l<strong>in</strong>e voltage<br />

• 1 DC 4 kV to 1 DC 12 kV for high-voltage DC systems,<br />

where the raised system voltage is directly<br />

applied to the contact l<strong>in</strong>e system<br />

• 2 DC 6/3 kV to 2 DC 24/3 kV where a parallel<br />

feeder network with a higher transmission voltage<br />

of 6 to 24 kV and special feeder stations are<br />

arranged along the l<strong>in</strong>e, that step down the high<br />

transmission voltage to the standard contact l<strong>in</strong>e<br />

voltage of 3 kV.<br />

The ma<strong>in</strong> components shown <strong>in</strong> Figure 1 are coloured<br />

either yellow or orange. All yellow components<br />

can be regarded as standard components of<br />

DC or AC traction or public power supply, whereas<br />

the orange components need to be newly developed<br />

or at least adapted for traction power supply<br />

and roll<strong>in</strong>g stock for higher nom<strong>in</strong>al DC voltages.<br />

For the first high-voltage DC railway system this<br />

development process will need additional resources<br />

before the beneficial life cycle costs (LCC) effects<br />

can be realised.<br />

The number of energy conversions and transmissions<br />

given <strong>in</strong> Figure 1 for each of the systems<br />

is meant as a first simple approach to assess the<br />

complexity of the systems and the likel<strong>in</strong>ess of efficiency<br />

<strong>in</strong>creases due to higher system voltages.<br />

Nevertheless, this approach cannot replace detailed<br />

system simulations as described <strong>in</strong> [15] that take<br />

<strong>in</strong>to account power- and speed-dependent efficiency<br />

characteristics.<br />

3 Impacts on power supply<br />

3.1 Substation design<br />

The design and structure of railway substations follows<br />

two ma<strong>in</strong> functions:<br />

• Conversion of traction energy <strong>in</strong> terms of voltage<br />

level, frequency and number of phases and<br />

feed<strong>in</strong>g of the contact l<strong>in</strong>e sections to supply all<br />

operat<strong>in</strong>g tra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> all applicable operation modes<br />

• Provision of safe, fast and selective protection<br />

equipment to react on all feasible failures <strong>in</strong> the<br />

substation itself or <strong>in</strong> the contact l<strong>in</strong>e sections fed<br />

The correct substation design needs to allow for<br />

both functions and is limited by the choice of applicable<br />

and affordable components. The ma<strong>in</strong> components<br />

of DC substations are:<br />

• AC <strong>in</strong>feed and switchgears, high- or mediumvoltage<br />

equipment<br />

• transformers<br />

• rectifier and <strong>in</strong>verter, if applicable<br />

• DC filters, if applicable<br />

674 109 (2011) Heft 12


Rail Power Supply Systems<br />

• DC contact l<strong>in</strong>e feed<strong>in</strong>g section panels <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />

DC high-speed circuit breakers (HSBC)<br />

The step to higher DC voltages has not been<br />

taken yet due to the lack of reliable and affordable<br />

DC high-speed circuit breakers that allow many<br />

switch<strong>in</strong>g cycles and can cope with a mechanically<br />

and electrically highly stressed environment.<br />

Consequently, two basic structures for DC railway<br />

substations can be set up as shown <strong>in</strong> Figure 2,<br />

with the structure for conventional voltage levels<br />

<strong>in</strong> comparison with that for higher voltages.<br />

As shown <strong>in</strong> Figure 2 the conventional structure<br />

comprises only one transformer-rectifier unit, that<br />

needs to be chosen accord<strong>in</strong>g to the overall power<br />

demand of all tra<strong>in</strong>s <strong>in</strong> the sections fed. The selective<br />

protection of the contact l<strong>in</strong>e sections is realised<br />

by a number of DC high-speed circuit breakers<br />

(HSCB) that are assigned to the l<strong>in</strong>e feeder section<br />

panels. This structure applies to the majority<br />

of all DC systems with an option to operate more<br />

than one transformer-rectifier units <strong>in</strong> parallel due<br />

to redundancy and reliability considerations. The<br />

application of this conventional structure for DC<br />

systems with higher nom<strong>in</strong>al voltages demands the<br />

follow<strong>in</strong>g changes:<br />

• Development of high-voltage DC HSCB for traction<br />

applications<br />

• Development of rectifiers and <strong>in</strong>verters for higher<br />

DC voltages<br />

If these demands cannot be served sufficiently the<br />

only concept that provides selective protection for<br />

each contact l<strong>in</strong>e section is the structure shown<br />

<strong>in</strong> Figure 2 for high-voltage DC applications. This<br />

concept comprises of one AC switchgear, one transformer<br />

and one rectifier unit for each contact l<strong>in</strong>e<br />

feed<strong>in</strong>g section.<br />

The ma<strong>in</strong> technical approaches to fulfil these demands<br />

are:<br />

• An evolutionary step <strong>in</strong> DC HSCB design to 4 kV<br />

system voltage, that might be possible <strong>in</strong> the<br />

present circuit breaker design although high DC<br />

voltages above 6 kV are very unlikely to be manageable<br />

soon [2].<br />

• A change <strong>in</strong> HSCB design to the pr<strong>in</strong>ciples used <strong>in</strong><br />

HVDC applications that use standard AC vacuum<br />

switch<strong>in</strong>g tubes and a parallel resonant circuit<br />

that causes a counter-current to quench the<br />

switch<strong>in</strong>g arc,<br />

• Standard rectifier concepts based on serial connections<br />

of two B6-bridges with IGBTs for 6,5 kV<br />

reverse voltage and<br />

• Development of multi-level structures comparable<br />

to HVDC applications [16].<br />

Figure 3 shows an HSCB design based on the pr<strong>in</strong>ciples<br />

used <strong>in</strong> HVDC applications [2].<br />

109 (2011) Heft 12<br />

3.2 Contact l<strong>in</strong>es<br />

A raise of the nom<strong>in</strong>al system voltage impacts the<br />

contact l<strong>in</strong>e as well. The ma<strong>in</strong> aspects to be considered<br />

are:<br />

• Retrofitt<strong>in</strong>g of the ma<strong>in</strong> components, especially<br />

<strong>in</strong>sulators<br />

• Recalculation of feeder dimensions due to reduced<br />

current load<br />

• Development of special equipment for switch<strong>in</strong>g,<br />

earth<strong>in</strong>g and separation of contact l<strong>in</strong>e sections<br />

The design of ma<strong>in</strong> components of contact l<strong>in</strong>es is<br />

aimed to bear the relevant mechanical and electrical<br />

loads and needs to consider the specific conditions<br />

such as clearances, vehicle gauges or environmental<br />

conditions. The <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation for higher<br />

system voltages is described <strong>in</strong> section 3.3 focus<strong>in</strong>g<br />

on stationary equipment and <strong>in</strong> section 4.2 on roll<strong>in</strong>g<br />

stock.<br />

Higher system voltages will lead to raised values<br />

for arc<strong>in</strong>g and creepage distances. For these raised<br />

values adequate <strong>in</strong>sulators need to be designed and<br />

considered <strong>in</strong> the mechanical design of the poles.<br />

As public power supply grids are operated at significantly<br />

higher voltage levels, be<strong>in</strong>g either DC or AC<br />

systems, the design of <strong>in</strong>sulators for nom<strong>in</strong>al DC<br />

voltages of 4 kV or higher is possible without technological<br />

changes.<br />

Accord<strong>in</strong>g to the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs described <strong>in</strong> the first<br />

part [1], higher system voltages may lead to reduced<br />

traction currents, when the distances between the<br />

substations are not altered. This may lead to either<br />

reduced transmission losses or allows for a reduction<br />

of the feeder cross sections lead<strong>in</strong>g to lighter and<br />

less expensive systems. Nevertheless, the reduction<br />

of cross sections is limited by the mechanical function<br />

of the contact wire as active counter-part of the<br />

pantograph. Accord<strong>in</strong>g to the system speed and the<br />

power transmission quality requested for the contact<br />

l<strong>in</strong>e to pantograph <strong>in</strong>terface the contact l<strong>in</strong>e is<br />

tensioned with forces of 10 to 30 kN per conductor.<br />

These tensile forces require certa<strong>in</strong> m<strong>in</strong>imum cross<br />

sections. Consequently, the reduction of feeder cross<br />

sections must ensure correct mechanical function of<br />

the contact l<strong>in</strong>e and needs to evaluate reduced material<br />

<strong>in</strong>vestment and reduced operational costs due<br />

to lower transmission losses.<br />

Switch<strong>in</strong>g equipment for contact l<strong>in</strong>es typically<br />

comprise of <strong>in</strong>sulators and active parts that separate<br />

Figure 3:<br />

High-speed circuit<br />

breaker for HVDC<br />

applications with parallel<br />

resonant circuit [2].<br />

675


Rail Power Supply Systems<br />

TABLE 3<br />

Characteristic values for the <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation<br />

of fixed <strong>in</strong>stallations for high-voltage DC<br />

accord<strong>in</strong>g to EN 50124-1 [7].<br />

U n<br />

kV<br />

U max2<br />

V<br />

U Nm<br />

(m<strong>in</strong>. U max1<br />

)<br />

V<br />

U Ni<br />

kV<br />

U a<br />

kV<br />

Arc<strong>in</strong>g<br />

distance<br />

mm<br />

3 kV 3 900 4 800 30 14 45<br />

4 kV 5 200 6 500 40 18,5 72<br />

6 kV 7 800 8 300 45 23 91<br />

12 kV 15 600 17 250 95 44 175<br />

U Ni<br />

for overvoltage category OV3; U a<br />

for fixed <strong>in</strong>stallations;<br />

arc<strong>in</strong>g distance for environmental conditions PD 4.<br />

live parts from earthed parts. Consequently, the<br />

<strong>in</strong>sulators of equipment for higher nom<strong>in</strong>al voltages<br />

need to be designed accord<strong>in</strong>g to the results of the<br />

<strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> section 3.3. The active<br />

parts need to be redesigned <strong>in</strong> a way that the adopted<br />

arc<strong>in</strong>g distances are adequate for the separation<br />

of high-voltage parts from earthed parts.<br />

3.3 Insulation co-ord<strong>in</strong>ation for substations<br />

and contact l<strong>in</strong>es<br />

The <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation for higher system voltages<br />

follows the standard process for railway equipment<br />

with standardised voltages as described <strong>in</strong> EN 50124-<br />

1 [8] for substation equipment and <strong>in</strong> EN 50119 [7]<br />

for contact l<strong>in</strong>es. This standard process considers the<br />

overvoltage category for the rated power frequency<br />

withstand voltage and the rated lightn<strong>in</strong>g impulse<br />

voltage. The environmental conditions are considered<br />

for the specific creepage distances.<br />

Table 3 shows the relevant values for the systems<br />

with 4 kV, 6 kV and 12 kV nom<strong>in</strong>al voltage described<br />

<strong>in</strong> Table 2 regard<strong>in</strong>g the deviations from the nom<strong>in</strong>al<br />

system voltage.<br />

Depend<strong>in</strong>g on the voltage step considered additional<br />

measures regard<strong>in</strong>g <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation<br />

and overvoltage protection might be applicable.<br />

A moderate step to 4 kV nom<strong>in</strong>al voltage may be<br />

possible without changes <strong>in</strong> the substation structure<br />

as shown <strong>in</strong> Figure 2. Higher DC voltages with different<br />

substation structures may request additional<br />

measures as described <strong>in</strong> IEC 60071-5 [10] for HVDC<br />

feeder stations.<br />

Although HVDC application have been part of the<br />

technical state of the art for some decades, there are<br />

still different sources and views how to adequately<br />

consider the effects of the constant polarity of the<br />

feeder voltages that form the electric load of the <strong>in</strong>sulators.<br />

Depend<strong>in</strong>g on material and environmental<br />

considerations, the specific creepage distances vary<br />

over a wide range as shown <strong>in</strong> Table 4.<br />

Tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account a moderate voltage raise to<br />

4 kV a redesign of <strong>in</strong>sulators might not be necessary,<br />

if the characteristics calculated accord<strong>in</strong>g to the relevant<br />

standards are fulfilled and the type tests with<br />

raised test<strong>in</strong>g voltages are passed accord<strong>in</strong>g to the<br />

type test<strong>in</strong>g standards.<br />

4 Impacts on roll<strong>in</strong>g stock<br />

4.1 Roll<strong>in</strong>g stock design<br />

Rais<strong>in</strong>g the system voltage affects roll<strong>in</strong>g stock design<br />

<strong>in</strong> two major aspects:<br />

• The rat<strong>in</strong>g values of the ma<strong>in</strong> components and<br />

• the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation as described <strong>in</strong><br />

section 4.2.<br />

The raised DC voltage <strong>in</strong>fluences all parts and ma<strong>in</strong><br />

components that are operated at contact l<strong>in</strong>e voltage.<br />

They can be grouped as:<br />

• roof equipment <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g pantograph<br />

• ma<strong>in</strong> switch<br />

• <strong>in</strong>put converter, if applicable<br />

• DC l<strong>in</strong>k and traction converter<br />

The ma<strong>in</strong> changes for the roof equipment refer to<br />

the <strong>in</strong>sulation coord<strong>in</strong>ation consider<strong>in</strong>g the raised<br />

system voltage. Consequently the values calculated<br />

<strong>in</strong> 4.2 must be observed.<br />

TABLE 4<br />

Macroscopic environmental conditions and creepage distances.<br />

U n<br />

kV<br />

U Nm<br />

V<br />

Specific creepage<br />

distance PD 3<br />

mm/kV<br />

Specific creepage<br />

distance PD 4<br />

mm/kV<br />

Absolute creepage distance<br />

PD 3<br />

mm<br />

Absolute creepage<br />

distance PD 4<br />

mm<br />

3 kV 3 900 12,5 25 48,8 97,5<br />

4 kV 5 200 12,5 25 65,0 130,0<br />

6 kV 7 800 12,5 25 97,5 195,0<br />

12 kV 15 600 12,5 25 195,0 390,0<br />

U Nm<br />

is def<strong>in</strong>ed as U max2<br />

contrary to Table 3, where U Nm<br />

had to be chosen from the values listed <strong>in</strong> EN 50124-1 [7]. Environmental<br />

conditions PD 3 apply to <strong>in</strong>door <strong>in</strong>stallations, PD 4 to outdoor equipment and vehicle roofs. The specific and absolute creepage<br />

distances apply to <strong>in</strong>sulation material class I accord<strong>in</strong>g to EN 50124-1 [7].<br />

676 109 (2011) Heft 12


Rail Power Supply Systems<br />

For the ma<strong>in</strong> switch, <strong>in</strong> DC applications typically<br />

high-speed circuit breakers, the considerations described<br />

<strong>in</strong> 3.1 are applicable. Tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account<br />

the common value of about one ma<strong>in</strong> switch cycle<br />

per 100 km [14] the importance of reliable switch<strong>in</strong>g<br />

devices for high DC voltages for electric traction vehicles<br />

is even higher compared to substations, where<br />

an alternated structure may transfer all necessary<br />

switch<strong>in</strong>g cycles to the AC side of the substation.<br />

In [17] a locomotive ma<strong>in</strong> electric circuit was designed<br />

with a ma<strong>in</strong> switch based on the pr<strong>in</strong>ciple of a<br />

parallel resonant circuit as shown <strong>in</strong> Figure 3. The design<br />

presented <strong>in</strong> [18] does not conta<strong>in</strong> ma<strong>in</strong> switches<br />

on the locomotive. Depend<strong>in</strong>g on the structure of<br />

the railway network and the planned schedule, this<br />

may cause undue cuts <strong>in</strong> the system’s availability.<br />

For the converter built of power electric components<br />

and units three different technical approaches<br />

can be dist<strong>in</strong>guished:<br />

• Directly fed DC l<strong>in</strong>k B6-bridge,<br />

• <strong>in</strong>put high-voltage DC chopper feed<strong>in</strong>g a DC l<strong>in</strong>k<br />

at common voltage level for traction <strong>in</strong>verters and<br />

• <strong>in</strong>put converter <strong>in</strong> multi-level technology comparable<br />

to receiv<strong>in</strong>g sides of HVDC connections<br />

followed by a medium-frequency transformer and<br />

standard locomotive traction equipment consist<strong>in</strong>g<br />

of four quadrant choppers and traction <strong>in</strong>verters.<br />

This may result <strong>in</strong> EMU designs with separated traction<br />

units and passenger trailers like the German ICE<br />

1 and ICE 2 or the TGV generations <strong>in</strong> France [2].<br />

4.2 Insulation co-ord<strong>in</strong>ation for roll<strong>in</strong>g stock<br />

The <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation for roll<strong>in</strong>g stock follows<br />

the same pr<strong>in</strong>ciples as the process for fixed <strong>in</strong>stallations.<br />

The general process is described <strong>in</strong> EN 50124-<br />

1 [8], additional remarks concern<strong>in</strong>g roll<strong>in</strong>g stock<br />

are described <strong>in</strong> EN 50153 [9]. Depend<strong>in</strong>g on the<br />

location of the overvoltage protection devices, e. g.<br />

surge arresters, the overvoltage category OV3 or<br />

OV4 can be assigned for each component. The location<br />

of the component on the roof or <strong>in</strong> the mach<strong>in</strong>e<br />

compartment and the project specific environment<br />

characteristics determ<strong>in</strong>e the macroscopic environmental<br />

conditions PD 3, PD 4 or higher.<br />

Figure 4:<br />

Locomotive ma<strong>in</strong> circuit<br />

designs for high DC<br />

voltages [2].<br />

Moderate raises of DC system voltages may be accommodated<br />

by state of the art power IGBTs used at<br />

traction <strong>in</strong>verters. These <strong>in</strong>verters typically consist of<br />

only one IGBT per valve and may be used <strong>in</strong> directly<br />

fed DC l<strong>in</strong>k traction applications for system voltages<br />

up to 3 kV. Modern power electronic devices such as<br />

IGBTs and IGCTs have reverse voltages of about 6,5 up<br />

to 10 kV and may be used <strong>in</strong> s<strong>in</strong>gle or serial connection<br />

of two power electronic devices per valve. The other<br />

two options us<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>put dc chopper or an <strong>in</strong>put<br />

high-voltage converter are illustrated <strong>in</strong> Figure 4.<br />

The strengthened electric characteristics, especially<br />

ris<strong>in</strong>g values for clearances and creepage<br />

distances, may have effects on the mechanic design<br />

as well. In high-voltage AC systems these clearances<br />

are achieved by either raised nom<strong>in</strong>al contact wire<br />

heights or roof lower<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> the pantograph section<br />

and high-voltage compartment [19].<br />

The described approaches apply to the ma<strong>in</strong> circuits<br />

of any high-voltage DC roll<strong>in</strong>g stock for electric<br />

traction. Depend<strong>in</strong>g on the voltage step envisaged,<br />

some further considerations may be necessary for<br />

electric multiple units (EMU). The roof height <strong>in</strong> the<br />

vehicle compartments has to comply with standardised<br />

values. If these values cannot be kept, sections<br />

without passenger access need to be def<strong>in</strong>ed. In<br />

these section roof lower<strong>in</strong>gs can be realised to accommodate<br />

the high-voltage equipment. This can<br />

be a significant draw-back for high-voltage EMU<br />

with traction equipment split on several coaches.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

677


Rail Power Supply Systems<br />

For overvoltage category OV3 and environmental<br />

conditions PD 4 Table 5 conta<strong>in</strong>s values for rated<br />

impulse voltage U Ni<br />

, rated power frequency withstand<br />

voltage U a<br />

and the m<strong>in</strong>imum arc<strong>in</strong>g distance.<br />

In comparison with Table 3 for fixed <strong>in</strong>stallations the<br />

standard EN 50124-1 [8] requires significantly lower<br />

values for roll<strong>in</strong>g stock for the same system voltages.<br />

The correspond<strong>in</strong>g creepage distances can be taken<br />

from Table 4, as they do not differ between fixed<br />

<strong>in</strong>stallations and roll<strong>in</strong>g stock.<br />

5 Migration strategies<br />

As described <strong>in</strong> the previous chapters, rais<strong>in</strong>g the<br />

nom<strong>in</strong>al voltage of an electric railway DC system<br />

effects both ma<strong>in</strong> subsystems: power supply and<br />

roll<strong>in</strong>g stock. Hence no subsystem can be changed<br />

<strong>in</strong>dependently from the other. A further drawback for<br />

a change of the system voltage is the relatively long<br />

mean utilisation period for railway equipment rang<strong>in</strong>g<br />

from at least 15 years for roll<strong>in</strong>g stock up to more<br />

than five decades for substations and contact l<strong>in</strong>es.<br />

Consequently a migration strategy needs to be set<br />

up tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account the age of the exist<strong>in</strong>g equipment<br />

and the scheduled refurbishments and <strong>in</strong>vestment<br />

projects as well as the size and development<br />

strategy of the electric railway network <strong>in</strong> question.<br />

At least two major migration strategies can be<br />

highlighted:<br />

• Small voltage step <strong>in</strong> a relatively big electrified<br />

railway network with different generations of roll<strong>in</strong>g<br />

stock and power supply equipment and<br />

• large voltage step <strong>in</strong> a so far small electrified<br />

railway network but with a significant growth<br />

planned for the next years and decades<br />

The first migration strategy demands a long-term plan<br />

to adapt all roll<strong>in</strong>g stock and substations with each refurbishment<br />

and modernisation. For this adaption period<br />

all equipment needs to be designed to cope with<br />

the exist<strong>in</strong>g and the raised system voltage planned for<br />

the future. At the end of the renovation cycle, that may<br />

take about 10 years, the system voltage can be f<strong>in</strong>ally<br />

TABLE 5<br />

Characteristic values for the <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation<br />

of roll<strong>in</strong>g stock for high-voltage DC accord<strong>in</strong>g to<br />

EN 50124-1 [6].<br />

U n<br />

kV<br />

U max2<br />

V<br />

U Nm<br />

(m<strong>in</strong>.<br />

tU max1<br />

)<br />

V<br />

U Ni<br />

kV<br />

U a<br />

kV<br />

Arc<strong>in</strong>g distance<br />

mm<br />

3 kV 3 900 4 800 25 11,6 45<br />

4 kV 5 200 6 500 30 15 54<br />

6 kV 7 800 8 300 35 17 72<br />

12 kV 15 600 17 250 75 34,5 135<br />

U Ni<br />

for overvoltage category OV3; U a<br />

for roll<strong>in</strong>g stock; arc<strong>in</strong>g<br />

distance for environmental conditions PD 4.<br />

changed to the raised level. The duration of this period<br />

highly depends on the voltage step planned f<strong>in</strong>ally.<br />

As described <strong>in</strong> EN 50124-1 [8] power supply<br />

equipment and the <strong>in</strong>sulation co-ord<strong>in</strong>ation for this<br />

equipment often considers certa<strong>in</strong> risk off-sets and<br />

decision marg<strong>in</strong>s. These marg<strong>in</strong>s may be used to raise<br />

the system voltage without a redesign of the stationary<br />

equipment. This would significantly reduce system<br />

migration <strong>in</strong>vestment <strong>in</strong> this strategy. Nevertheless,<br />

this migration strategy demands a long-term <strong>in</strong>vestment<br />

<strong>in</strong> equipment whereas the beneficial effects of<br />

the raised system voltage cannot be realised before<br />

the end of the process. Examples for this migration<br />

can be found <strong>in</strong> several public tramway networks, for<br />

example <strong>in</strong> Nuremberg and Leipzig, where the nom<strong>in</strong>al<br />

voltage is to be raised from 600 V to 750 V.<br />

The second migration strategy is applicable for<br />

higher voltage steps and features high-voltage<br />

equipment and operation for all new railway l<strong>in</strong>es<br />

and network parts set <strong>in</strong>to operation <strong>in</strong> the country<br />

that decides for a raised DC voltage. Under certa<strong>in</strong><br />

circumstances dual-system roll<strong>in</strong>g stock might be<br />

advisable to allow for an unrestricted service of the<br />

roll<strong>in</strong>g stock <strong>in</strong> the whole network. Depend<strong>in</strong>g on<br />

the length and capacity of the railway network electrified<br />

at the lower voltage a change l<strong>in</strong>e by l<strong>in</strong>e or a<br />

long-term co-existence of both systems might be feasible.<br />

In contrast to the other migration strategy the<br />

operator will benefit from the raised system voltage<br />

right from the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g of the migration. Nevertheless,<br />

especially this strategy needs to consider, that<br />

the high DC voltages of 6 kV and higher demand a<br />

significant effort <strong>in</strong> research and development. Some<br />

of these aspects of migration apply as well to the<br />

change from DC supply systems to AC systems. Such<br />

a change is under discussion for the Netherlands’<br />

state railway, where a raise of the system voltage<br />

from DC 1,5 kV to AC 25 kV is planned [23].<br />

References<br />

[1] Lehmann, M.: High-voltage DC power supply – Part 1:<br />

Basics and system design. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), Vol. 6, pp. 271–275.<br />

[2] Lehmann, M.: Grundlagen und Anforderungen an<br />

die Teilsysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong> bei Nennspannungen<br />

über 25 kV AC und 3 kV DC. Technische<br />

Universität Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“, Dissertation, 2010 (Zugl.: Shaker Verlag,<br />

Aachen, 2010).<br />

[3] EN 50163:2004-11: Railway applications – Supply<br />

voltages of traction systems.<br />

[4] IEC 60850: 2007-02: Railway applications – Supply<br />

voltages of traction systems.<br />

[5] EN 50124-2: 2001-03: Railway applications – Insulation<br />

coord<strong>in</strong>ation – Part 2: Overvoltages and related<br />

protection.<br />

[6] EN 50122-1: 2011-01: Railway applications – Fixed<br />

<strong>in</strong>stallations – Part 1: Protective provisions relat<strong>in</strong>g to<br />

electrical safety and earth<strong>in</strong>g.<br />

678 109 (2011) Heft 12


Rail Power Supply Systems<br />

[7] EN 50119: 2009-09: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

- Electric traction overhead contact l<strong>in</strong>es.<br />

[8] EN 50124-1: 2001-03: Railway applications – Insulation<br />

coord<strong>in</strong>ation – Part 1: Basic requirements – Clearances<br />

and creepage distances for all electrical and<br />

electronic equipment.<br />

[9] EN 50153: 2002-06: Railway applications – Roll<strong>in</strong>g stock<br />

– Protective provisions relat<strong>in</strong>g to electrical hazards.<br />

[10] IEC 60071-5: 2002-06: Insulation co-ord<strong>in</strong>ation – Part<br />

5: Procedures for high-voltage direct current (HVDC)<br />

converter stations.<br />

[11] EN 50123: 2003-02: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

– D.C. switchgear – Part 1.3.<br />

[12] EN 50328: 2003-03: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

– Electronic power convertors for substations.<br />

[13] EN 50329:2003-03: Railway applications – Fixed <strong>in</strong>stallations<br />

– Traction transformers.<br />

[14] Biesenack, H., et al.: Energieversorgung elektrischer<br />

<strong>Bahnen</strong>. B. G. Teubner Verlag, Wiesbaden, 2006.<br />

[15] Altmann, M.; Elschner, K.: Energy efficiency <strong>in</strong> traction<br />

power supply for ma<strong>in</strong> l<strong>in</strong>es – European Project Rail<br />

Energy. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), Vol. 4–5,<br />

pp. 184-191.<br />

[16] Siemens AG PTD (Editor): High-Voltage Direct Current<br />

Transmission –Proven Technology for Power Exchange.<br />

Siemens AG, Power Transmission and Distribution,<br />

Erlangen, 2008.<br />

[17] Wang, C.: Stromrichter-System für Traktion mit hoher<br />

Gleichspannung an der Fahrleitung. Technische<br />

Hochschule Darmstadt, Fachbereich 17 – <strong>Elektrische</strong><br />

Energietechnik, Darmstadt, Dissertation, 1995.<br />

[18] Leander, P.; Östlund, S.: A Concept for an HVDC Traction<br />

System. In: IEE – Institution of Electrical Eng<strong>in</strong>eers<br />

[Editor], International Conference on Ma<strong>in</strong>l<strong>in</strong>e Railway<br />

Electrification, Conference Publication No. 312, London,<br />

1989, pp. 169–173.<br />

[19] Borchard, L.; Lehmann, M.: <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

mit hohen Spannungen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107<br />

(2009), Vol. 4-5, pp. 192–198.<br />

[20] Kornienko, V., et al.: Elektrifikatsija Shelesnich Dorog,<br />

Mirovnie Tendentsii i Perspektivi – Analititscheskii Obsor.<br />

Transport Ukra<strong>in</strong>i, 2004. (Title: The Electrification<br />

of Railways, International Trends and Perspectives –<br />

Analytical Overview.)<br />

[21] Mayer, L.: Valutazione della fattibilità di un sistema di<br />

trazione elettrica a 12 kV corrente cont<strong>in</strong>ua. In: Ingegneria<br />

ferroviaria – Rivista dei Trasporti 43 (1988), Vol.5,<br />

pp. 271–275. (Title: Evaluation of the feasibilty of a<br />

12 kV DC traction power system.)<br />

[22] Kurbasow, S.: Optimales System der Elektrotraktion. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), Vol. 10, pp. 390–393.<br />

[23] Railway Technology.com (Editor): Netherlands National<br />

Re-Electrification, www.railway-technology.<br />

com/projects/netherlands/<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. (PhD) Michael Lehmann<br />

(31), studied Transport Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

at Dresden University of Technology<br />

specialis<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Plann<strong>in</strong>g and Operat<strong>in</strong>g<br />

of Electrical Transportation Systems.<br />

From 2006 to 2009 he was a Siemens<br />

AG doctorate stipendiate at Dresden<br />

University of Technology, Chair for<br />

Electric Railways, <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g high<br />

voltage railways. S<strong>in</strong>ce 2009 he has<br />

been with Siemens AG as specialist for<br />

AC and DC railway electrification and<br />

research projects.<br />

Address: Siemens AG, IC MOL TI IMS,<br />

Mozartstr. 33 B, 91052, Erlangen,<br />

Germany;<br />

phone: +49 9131 7-23617,<br />

fax: +49 9131 828-23617;<br />

e-mail:<br />

lehmann.michael@siemens.com<br />

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Marktspiegel_10_2011.<strong>in</strong>dd 1 21.09.11 11:00<br />

109 (2011) Heft 12<br />

679


Sicherheit<br />

Berechnungen nach DIN EN 50122-1 –<br />

Erdung im Katzenbergtunnel – Teil 2<br />

Dirk Behrends, Berl<strong>in</strong>; Christian Fischer, Halle an der Saale<br />

Durch die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität für das Teilsystem Energie und die<br />

Revision der Normreihe EN 50122 s<strong>in</strong>d derzeit vier Regelwerke für <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung<br />

und Rückleitung bei der Planung, bei der Ausführung, der Prüfung der EG-Konformität und der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

anzuwenden. Die Wirksamkeit der Erdung des Katzenbergtunnels der Neubaustrecke<br />

Karlsruhe – Basel wurde für diese Vorgaben nachgewiesen, wofür e<strong>in</strong> Berechnungsverfahren entwickelt<br />

wurde.<br />

ANALYSIS IN ACCORDANCE WITH EN 50122-1 − EARTHING AT TUNNEL KATZENBERG − PART 2<br />

After issu<strong>in</strong>g of technical specifications of <strong>in</strong>teroperability for the Energy subsystem and the revision<br />

of standard series EN 50122 four specifications for electric safety, earth<strong>in</strong>g und current return need to<br />

be obeyed when plann<strong>in</strong>g, implement<strong>in</strong>g, check<strong>in</strong>g EC conformity and commission<strong>in</strong>g railway <strong>in</strong>stallations.<br />

The effectiveness of earth<strong>in</strong>g of the tunnel Katzenberg of the new high-speed l<strong>in</strong>e Karlsruhe<br />

– Basel was verified for these stipulations us<strong>in</strong>g a newly developed calculation procedure.<br />

ANALYSE DE CAS EN CONFORMITÉ AVEC LA NORME EN 50122-1 − MISE À LA TERRE DU TUNNEL DE<br />

KATZENBERG – PARTIE 2<br />

Comme suite à la parution des spécifications techniques d’<strong>in</strong>teropérabilité du sous système énergie<br />

et de la révision de la série de normes EN 50122, quatre spécifications associées à la sécurité électrique,<br />

à la mise à la terre et au retour du courant de traction doivent être respectées lors de la planification,<br />

la réalisation, la vérification de conformité CE a<strong>in</strong>si que la mise en service des <strong>in</strong>stallations<br />

ferroviaires. L’efficacité de la mise à la terre du tunnel de Katzenberg de la nouvelle ligne à grande<br />

vitesse Karlsruhe – Bâle a été vérifiée vis-à-vis de ces exigences en utilisant une nouvelle procédure<br />

de calcul.<br />

4.3 Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse<br />

4.3.1 Grundlagendaten<br />

Bild 5:<br />

Berechnungsgrundlagen mit Streckendaten, Streckenabschnitt Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen.<br />

blau Zugstrom i Z<br />

<strong>in</strong> A je Zug<br />

grün mittlerer spezifischer Bodenwiderstand <strong>in</strong> Ωm<br />

rot Kurzschlussstrom I“ K<br />

<strong>in</strong> kA<br />

IRML Uw Müllheim<br />

IRHL Uw Halt<strong>in</strong>gen<br />

Die Berechnungsgrundlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 5 grafisch<br />

aufbereitet. E<strong>in</strong>getragen s<strong>in</strong>d hier mittlere spezifische<br />

Bodenwiderstände aus Messungen für die Streckenbereiche<br />

und aus der geoelektrischen Abschätzung für<br />

den Tunnelbereich. Charakteristisch s<strong>in</strong>d relativ niedrige<br />

Bodenwiderstände von teilweise unter 100 Ωm<br />

im NBS-Bereich um Schliengen, etwas höhere Bodenwiderstände<br />

im NBS-Bereich um Eimeld<strong>in</strong>gen sowie<br />

deutlich höhere Bodenwiderstände <strong>in</strong> den derzeitigen<br />

Bestandsbereichen Müllheim und Halt<strong>in</strong>gen. Die sehr<br />

hohen, aus Messungen aller Masterdungswiderstände<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich ermittelten wirksamen Bodenwiderstände<br />

im Bereich e<strong>in</strong>er aus Gründen des Tr<strong>in</strong>kwasserschutzes<br />

unterhalb des Streckenplanums e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>auten<br />

Kunststoffdichtungsbahn (KDB) zwischen Katzenbergtunnel<br />

und Eimeld<strong>in</strong>gen führten bereits vorab zu der<br />

Entscheidung, dort Rückleiterseile aufzulegen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die örtlichen Kurzschlussströme<br />

sowie e<strong>in</strong>e der beiden Zugstromvorgaben, <strong>in</strong> diesem<br />

Fall die ursprünglich vorgesehenen 900 A je Zug,<br />

dargestellt.<br />

680 109 (2011) Heft 12


Sicherheit<br />

TABELLE 1<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für die Gesamtstrecke.<br />

Berechnungsvariante Bild G <strong>in</strong> S G m<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> S G‘ <strong>in</strong> S/km G‘ m<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> S/km<br />

Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 900 A je Zug,<br />

Tunnel mit mittleren Geste<strong>in</strong>swiderständen<br />

Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 900 A je Zug,<br />

Tunnel mit maximalen Geste<strong>in</strong>swiderständen<br />

Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 900 A je Zug, Tunnel mit maximalen Geste<strong>in</strong>swiderständen,<br />

Rückleiterseile Tunnel bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder KDB<br />

Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme – 1 500 A je Zug, Tunnel mit maximalen Geste<strong>in</strong>swider<br />

ständen, Rückleiterseile Tunnel bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder KDB<br />

6 29,850 18,848 1,254 0,792<br />

7 26,683 18,848 1,121 0,792<br />

8 26,923 15,135 1,131 0,636<br />

26,923 24,990 1,131 1,050<br />

Endausbau – 900 A je Zug 10 32,525 15,135 1,367 0,636<br />

Endausbau – 1 500 A je Zug 11 32,525 24,990 1,367 1,050<br />

4.3.2 Bewertung des zu zertifizierenden<br />

Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustands<br />

Zu bewerten war der für Ende 2012 vorgesehene<br />

Zustand bei Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Tunnels und der<br />

daran nördlich bis Schliengen und südlich bis Eimeld<strong>in</strong>gen<br />

anschließenden Streckenbereiche. Die<br />

Erg<strong>eb</strong>nisse s<strong>in</strong>d numerisch <strong>in</strong> Tabelle 1 und grafisch<br />

im Bild 6 dargestellt.<br />

Auf die Gesamtstrecke bezogen ist die Ableitung<br />

ausreichend, wobei <strong>in</strong> den Bestandsbereichen, letztlich<br />

wegen des dort anzutreffenden höheren Bodenwiderstands<br />

und des Vorhandense<strong>in</strong>s von klassischen<br />

Mastfundamenten ohne Rammpfähle, die<br />

erforderliche örtliche Ableitung nicht erreicht wird.<br />

Im KDB-Bereich wird die erforderliche Ableitung<br />

trotz Rückleiterseilen nicht erreicht. Die grafische<br />

Darstellung kann dah<strong>in</strong>gehend <strong>in</strong>terpretiert werden,<br />

dass <strong>in</strong> den Bereichen, <strong>in</strong> denen die durchgehende<br />

L<strong>in</strong>ie für den Istwert über der gleichfarbigen<br />

gestrichelten L<strong>in</strong>ie für die Vorgabe liegt, ke<strong>in</strong>e<br />

weiteren ableitungsverbessernden Maßnahmen erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d. Die erzielte Ableitung (blau) und<br />

der Ableitungsbelag (rot) s<strong>in</strong>d also besser als die<br />

M<strong>in</strong>destvorgabe.<br />

Aus der grafischen Darstellung und den Berechnungserg<strong>eb</strong>nissen<br />

für den KDB-Bereich kann<br />

man entnehmen, dass e<strong>in</strong> zusätzlicher Erder mit<br />

m<strong>in</strong>destens 0,24 S Ableitung den örtlichen Ableitungsbelag<br />

formal <strong>in</strong> den gewünschten Bereich<br />

br<strong>in</strong>gen würde. Falls es trotz der mit rund 0,8 km<br />

relativ ger<strong>in</strong>gfügigen Ausdehnung dieses Bereiches<br />

und des bereits an anderer Stelle geführten Nachweises,<br />

dass Berührungsspannungen <strong>in</strong>nerhalb des<br />

relevanten Bereiches regelmäßig nicht auftreten<br />

können, für notwendig erachtet werden sollte,<br />

kann man Tiefenerder <strong>in</strong> den gewachsenen Boden<br />

setzen und/oder die Fundamenterderwirkung e<strong>in</strong>er<br />

im Bereich gelegenen neuen Straßenüberführung<br />

untersuchen.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Die mit Mittelwerten der Bodenwiderstände<br />

im Tunnelbereich durchgeführte Berechnung bestätigt<br />

im Übrigen die se<strong>in</strong>erzeit für das Erreichen<br />

des Ableitbelages des Katzenbergtunnels getroffenen<br />

Vorgaben. Im Tunnelbereich gibt es jedoch<br />

die im Abschnitt 4.2 erörterte Unwägbarkeit der<br />

Leitfähigkeit der Verpressung der Tiefenerder. Beispielhaft<br />

wurde daher e<strong>in</strong>e Berechnung mit den<br />

abgeschätzten oberen Grenzwerten der spezifischen<br />

Geste<strong>in</strong>swiderstände durchgeführt, die e<strong>in</strong>e<br />

grundsätzlich schlechtere Ableitung der Tiefener-<br />

Bild 6:<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für den zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand, Streckenabschnitt<br />

Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen; Mittelwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich.<br />

blau<br />

Ableitung G <strong>in</strong> S<br />

rot<br />

Ableitungsbelag G‘ <strong>in</strong> S/km<br />

durchgehende L<strong>in</strong>ie Istwert<br />

gestrichelte L<strong>in</strong>ie M<strong>in</strong>dest-Sollwert<br />

IRML<br />

Uw Müllheim<br />

IRHL<br />

Uw Halt<strong>in</strong>gen<br />

681


Sicherheit<br />

der abbildet. Die Erg<strong>eb</strong>nisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 1 und<br />

Bild 7 enthalten.<br />

Auf die Gesamtstrecke bezogen ist die Ableitung<br />

immer noch ausreichend, wobei für den KDB-<br />

Bereich sowie die Bestandsbereiche die bei der<br />

Berechnung mit Mittelwerten getroffenen Aussagen<br />

analog gelten. Im Tunnelbereich ist bei dieser<br />

Berechnungsvariante aber e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>gfügige<br />

Unterschreitung der Vorgabewerte zu verzeichnen.<br />

Bild 7:<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand; Streckenabschnitt<br />

Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, obere Grenzwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich.<br />

Man kann annehmen, dass auch für Tunnel die<br />

günstige Wirkung der Rückleiterseile gilt. Somit<br />

muss nur 0,56 S/km Ableitungsbelag und mith<strong>in</strong><br />

5,26 S Ableitung erreicht werden. Rechnerisch s<strong>in</strong>d<br />

damit sowohl der Tunnel als auch die Gesamtstrecke<br />

reichlich im zulässigen Ableitungsbereich.<br />

Alternativ könnte man die für den Tunnelbereich<br />

formal fehlende Ableitung von gut 0,5 S auch durch<br />

zusätzliche künstliche Erder an den Tunnelportalen<br />

herstellen. In e<strong>in</strong>er Fachdiskussion wurde diese Anregung<br />

aufgenommen und festgelegt, die die Böschung<br />

sichernden Spritzbetonwände <strong>in</strong> die Bahn erdung e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Hiermit können zum<strong>in</strong>dest potenzialsteuernde<br />

Effekte erzielt werden. An beiden Portalen sollen<br />

darüber h<strong>in</strong>aus die Blitzschutzerdungen der EEA-Trafostationen<br />

<strong>in</strong> die Bahnerdung e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Die tatsächliche Ableitung der vorhandenen Tiefenerder<br />

e<strong>in</strong>schließlich ihrer Verpressung <strong>in</strong> den<br />

Querschlägen ist dessen ungeachtet auf diesem<br />

Wege nicht seriös bestimmt. Es wird empfohlen, die<br />

Berührungsspannungen bei Betri<strong>eb</strong>sströmen, mith<strong>in</strong><br />

nach Inbetri<strong>eb</strong>nahme, zu messen.<br />

Es wird angeregt, als grundsätzliche Absicherung<br />

die aus dem Tunnel kommenden Rückleiterseile auch<br />

<strong>in</strong> den unmittelbar angrenzenden Streckenbereichen<br />

mit relativ hoher Ableitung aufzulegen, um im Portalbereich<br />

zu befürchtende unzulässige Berührungsspannungen<br />

zu vermeiden. In e<strong>in</strong>er Fachdiskussion<br />

wurde diese Anregung aufgegriffen und festgelegt,<br />

dass – auch wegen der dort tendenziell höheren Bodenwiderstände<br />

– <strong>in</strong> den südlichen Bereichen, mith<strong>in</strong><br />

vom Tunnel bis zum Unterwerk Halt<strong>in</strong>gen, durchgängig<br />

Rückleiterseile aufzulegen s<strong>in</strong>d. Zum Zeitpunkt<br />

dieser Festlegung war auch schon entschieden, im<br />

KDB-Bereich zwei Tiefenerder zu errichten, um dort<br />

die formal fehlende Ableitung zu kompensieren.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Festlegungen<br />

und ohne die zunächst nicht quantifizierbaren<br />

Maßnahmen an den Tunnelportalen erhält man<br />

die <strong>in</strong> Tabelle 1 und Bild 8 dargestellten, im zu<br />

zertifizierenden Bereich durchgehend zulässigen<br />

Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />

4.3.3 Berechnungen des Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustands<br />

mit Zugstrom 1 500 A<br />

Bild 8:<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand; Streckenabschnitt<br />

Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, obere Grenzwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich, Rückleiterseile<br />

im Tunnel und bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder im KDB-Bereich, 900 A je Zug.<br />

Legende wie Bild 6<br />

Unabhängig davon, dass das e<strong>in</strong>e Reihe weiterer<br />

Konsequenzen für Nachrüstungen an bereits fertig<br />

gestellten Anlagen hat, wurden auf Basis der Variante<br />

nach Abschnitt 4.3.2 Berechnungen für 1500 A<br />

Zugstrom vorgenommen. Die Erg<strong>eb</strong>nisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Tabelle 1 und Bild 9 ersichtlich.<br />

Der hohe Zugstrom erfordert richtl<strong>in</strong>iengemäß<br />

zunächst mit 1,5 S/km nahezu den doppelten Ableitungsbelag.<br />

Legt man gemäß Richtl<strong>in</strong>ie 997.0222<br />

durchgehend Rückleiterseile auf, müssen immer<br />

noch 1,05 S/km erreicht werden. Dieser Wert kann<br />

682 109 (2011) Heft 12


Sicherheit<br />

für die Gesamtstrecke nicht mehr e<strong>in</strong>gehalten werden,<br />

er wird auch auf der zu zertifizierenden Teilstrecke<br />

im Bereich des Tunnels und im KDB-Bereich<br />

örtlich unterschritten.<br />

4.3.4 Bewertung des Endausbauzustandes<br />

Für den Endausbau wird angenommen, dass die<br />

verbleibenden Streckenbereiche Müllheim – Schliengen<br />

sowie Halt<strong>in</strong>gen viergleisig ausg<strong>eb</strong>aut werden,<br />

wobei m<strong>in</strong>destens der Neubau des dritten und<br />

vierten Gleises mit W14K-Oberbau und Rammpfahlgründungen<br />

mit noch e<strong>in</strong>mal gleicher Mastanzahl<br />

wie auf der bisher zweigleisig ausg<strong>eb</strong>auten Strecke<br />

ausgeführt wird. Für die anderen Streckenabschnitte<br />

wird der Ausbauzustand der letzten Variante des Abschnittes<br />

4.3.2 angenommen.<br />

Die Berechnungen sollten nunmehr für 900 A und<br />

1 500 A je Zug vorgenommen werden. Die Kurzschlussstromvorgaben<br />

ändern sich zunächst nicht.<br />

Im Zuge der Berechnung für 900 A je Zug zeigte<br />

sich übrigens, dass wegen der dort anzutreffenden<br />

hohen Bodenwiderstände im Bereich Halt<strong>in</strong>gen<br />

zw<strong>in</strong>gend Rückleiterseile aufzulegen s<strong>in</strong>d, um auch<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich die M<strong>in</strong>destableitung gewährleisten<br />

zu können, wenn man nicht zusätzliche<br />

Bauwerkserder berücksichtigen will. In den anderen<br />

vom Umbau betroffenen Bereichen s<strong>in</strong>d bei 900 A<br />

Zugstrom ke<strong>in</strong>e weiteren Maßnahmen erforderlich.<br />

Die dann <strong>in</strong> allen Bereichen zulässigen Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse<br />

zeigen Tabelle 1 und Bild 10.<br />

Für 1 500 A Zugstrom erg<strong>eb</strong>en sich die <strong>in</strong> Tabelle 1<br />

und Bild 11 dargestellten, lediglich für die Gesamtstrecke,<br />

nicht jedoch <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelbereichen<br />

zulässigen Resultate im Endausbauzustand. S<strong>in</strong>ngemäß<br />

gelten zunächst die gleichen Aussagen wie<br />

im Abschnitt 4.3.3. Das war für die <strong>in</strong> der dortigen<br />

Betrachtung bereits neu- oder ausg<strong>eb</strong>auten Bereiche<br />

auch so zu erwarten.<br />

In den beiden nunmehr ausg<strong>eb</strong>auten Bereichen<br />

Müllheim – Auggen und Halt<strong>in</strong>gen werden<br />

die M<strong>in</strong>destableitungen jedoch <strong>eb</strong>enfalls nicht erreicht.<br />

Überschlägige Berechnungen ergaben, dass<br />

zum<strong>in</strong>dest im Bereich Halt<strong>in</strong>gen der E<strong>in</strong>satz von<br />

zusätzlichen Tiefen- oder Banderdern erforderlich<br />

werden kann. Lediglich im Abschnitt Müllheim<br />

– Auggen würden zulässige Ableitungen ohne<br />

weitere Maßnahmen gewährleistet werden, wenn<br />

durchgehend, also bei allen vier Gleisen, Rammpfahlgründungen<br />

realisiert würden, wie weitere<br />

Berechnungen zeigen.<br />

Bei der Planung des weiteren Ausbaus der hier<br />

betrachteten Streckenbereiche sollten die Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse<br />

berücksichtigt und die dann<br />

projektierten, geg<strong>eb</strong>enenfalls zusätzlichen Maßnahmen<br />

zur E<strong>in</strong>haltung der zulässigen Berührungsspannungen<br />

erneut zum<strong>in</strong>dest rechnerisch geprüft<br />

werden.<br />

Das erarbeitete Excel-Berechnungsverfahren steht<br />

natürlich auch für die Bewertung anderer Strecken<br />

zur Verfügung und kann bei Bedarf um weitere ob-<br />

Bild 9:<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für zu zertifizierenden Teil<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahmezustand; Streckenabschnitt<br />

Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, obere Grenzwerte der Geste<strong>in</strong>swiderstände im Tunnelbereich, Rückleiterseile<br />

im Tunnel und bis Halt<strong>in</strong>gen, Tiefenerder im KDB-Bereich, 1 500 A je Zug.<br />

L<strong>eb</strong>ende wie Bild 6<br />

5 Ausblick<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Bild 10:<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für Endausbau; Streckenabschnitt Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen, 900 A je Zug.<br />

Legende wie Bild 6<br />

683


Sicherheit<br />

Bild 11:<br />

Berechnungserg<strong>eb</strong>nisse für Endausbau;<br />

Streckenabschnitt Müllheim – Halt<strong>in</strong>gen,<br />

1 500 A je Zug.Legende wie Bild 6<br />

jektspezifische Berechnungsalgorithmen, beispielsweise<br />

für andere Tunnelbauformen, ergänzt und<br />

weiter automatisiert werden. Es kann auch geänder-<br />

te Vorgaben abbilden, die sich aus der Überarbeitung<br />

der zugrunde liegenden Normen und Richtl<strong>in</strong>ien<br />

erg<strong>eb</strong>en können.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends (53),<br />

Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />

der Deutschen Reichsbahn. Bis 1991<br />

Studium Ingenieurschule für Verkehrstechnik<br />

Dresden und Humboldt<br />

Universität Berl<strong>in</strong>, 1983 bis 1991 verschiedene<br />

Tätigkeiten Hauptverwaltung<br />

Masch<strong>in</strong>enwirtschaft/Abteilung<br />

<strong>Elektrische</strong> Zugförderung DR, 1992<br />

bis 1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Hauptabteilung Elektrotechnik<br />

der DB, seit 1995 verschiedene<br />

Tätigkeiten EBA, seit 2000 Systembereichsleiter<br />

Energieversorgung.<br />

Adresse: EISENBAHN-CERT beim<br />

Eisenbahn-Bundesamt,<br />

Steglitzer Damm 117 , 12169 Berl<strong>in</strong>,<br />

<strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 30 77007-370, Fax: -5370;<br />

E-Mail: behrendsd@<strong>eb</strong>a.bund.de<br />

Dr.-Ing. Christian Fischer (55),<br />

Ausbildung zum Elektromonteur bei<br />

der Deutschen Reichsbahn. Bis 1983<br />

Studium und Aspirantur an der Hochschule<br />

für Verkehrswesen „Friedrich<br />

List“ Dresden, Fachrichtung Verkehrselektrotechnik/<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>,<br />

1979 bis 1980 Projektierungs<strong>in</strong>genieur<br />

beim Entwurfs- und Vermessungsbetri<strong>eb</strong><br />

der Deutschen Reichsbahn;<br />

bis 1992 zunächst Entwicklungs<strong>in</strong>genieur,<br />

später Abteilungsleiter für<br />

Versuche und Messungen bei der<br />

Zentralstelle Elektrotechnik der Deutschen<br />

Reichsbahn (vormals Institut<br />

für Eisenbahnwesen) <strong>in</strong> Halle an der<br />

Saale. Seit 1991 Komplementär und<br />

Geschäftsführer der NET-TREND<br />

Fischer & Partner; seit 1999 Gutachter<br />

des Eisenbahn-Bundesamtes für<br />

elektrotechnische Anlagen.<br />

Adresse: NET-TREND Fischer &<br />

Partner KG, Hordorfer Str. 7,<br />

06112 Halle, <strong>Deutschland</strong>;<br />

Fon: +49 345 29247-10, Fax: -22;<br />

E-Mail: fischer@fupkg.de<br />

684 109 (2011) Heft 12


Heute schon Know-how geshoppt?


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Neues im DB-Fernverkehrsfahrplan<br />

Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember<br />

2011 verbessert die DB ihren Fernverkehr<br />

mit kürzeren Reisezeiten, zusätzlichen<br />

Halten, verbesserten Anschlüssen und<br />

neuen Direktverb<strong>in</strong>dungen. Dazu werden<br />

ausgewählte Beispiele genannt.<br />

Die durchgehend fertigen Schnellfahrgleise<br />

zwischen München und Augsburg<br />

(<strong>eb</strong> 9/2011) werden mit Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

befahren, was die Reisezeit<br />

von München nach Augsburg, Stuttgart,<br />

Mannheim und Karlsruhe um vier bis<br />

sechs M<strong>in</strong>uten verkürzt. Zusätzliche<br />

ICE-Direktverb<strong>in</strong>dungen wird es montags<br />

bis freitags von München über Nürnberg<br />

– Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) – Köln Messe/<br />

Deutz – Düsseldorf nach Essen g<strong>eb</strong>en<br />

und am Wochenenden e<strong>in</strong>e neue ICE-<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen Passau – Plattl<strong>in</strong>g<br />

– Regensburg – Leipzig – Berl<strong>in</strong>. Gießen<br />

und Marburg bekommen wochentags<br />

e<strong>in</strong> direktes IC-Paar nach und von Berl<strong>in</strong>;<br />

Speyer, Germersheim und Schifferstadt<br />

bekommen erstmals e<strong>in</strong>e direkte<br />

IC-Verb<strong>in</strong>dung morgens nach Frankfurt<br />

(Ma<strong>in</strong>) und abends zurück. Nicht mitgeteilt<br />

wird allerd<strong>in</strong>gs, dass das IC-Ang<strong>eb</strong>ot<br />

zwischen Saarbrücken und Mannheim<br />

weiter ausgedünnt wird.<br />

Ab Ende März 2012 wird <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit der SNCF e<strong>in</strong>e Direktverb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und Marseille<br />

mit 7 3 / 4 h Reisezeit über Mannheim,<br />

Karlsruhe, Baden-Baden, Straßburg,<br />

Mühlhausen, Belfort, Besançon, Chalonsur-Saône<br />

oder Mâcon, Lyon, Avignon<br />

und Aix-en-Provence e<strong>in</strong>gerichet,<br />

zunächst e<strong>in</strong>mal täglich mittags ab Frankfurt<br />

(Ma<strong>in</strong>) und morgens ab Marseille.<br />

Zwischen München und Prag bietet<br />

die DB täglich vier Expressbuspaare mit<br />

< 5 h Reisezeit neu an. – Für Rosenheim<br />

machen der Halt e<strong>in</strong>es railjet-<br />

Zugpaares morgens und abends Reisen<br />

nach Wien und Budapest bequemer.<br />

Im Italienverkehr wird von April bis<br />

Oktober samstags und sonntags e<strong>in</strong><br />

EuroCity München – Verona bis Venedig<br />

verlängert. – Das Netz City Night L<strong>in</strong>e<br />

(CNL) wird um e<strong>in</strong>e tägliches Zugpaar<br />

Kopenhagen – Prag erweitert.<br />

Neue Schutz- und Leittechnik auf der Lötschbergachse<br />

Die BLS hat von Herbst 2009 bis Frühjahr<br />

2011 die 15-kV-seitige Sekundärtechnik<br />

der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen der<br />

Lötschberg-Bergstrecke erneuert und<br />

an die 2006 e<strong>in</strong>gerichtete neue Leitstelle<br />

Bahnstrom Spiez angeschlossen. Dabei<br />

handelte es sich um Eigenbedarfsanlagen,<br />

Netzschutz sowie Fernüberwachung<br />

und -steuerung der Unterwerke Frutigen<br />

und Kandersteg, der Schaltstationen<br />

Spiez und Hohten (Südrampe) sowie der<br />

sonstigen Fahrleitungsschaltposten auf<br />

der ganzen Strecke.<br />

Quelle: BLS AG, départ 2011 Nr. 1<br />

BLS-Leitstelle Bahnstrom Spiez für 15-kV-Netzbetri<strong>eb</strong>.<br />

DB Systemtechnik eigenständig<br />

Zum 1. September 2011 ist die DB Systemtechnik<br />

von e<strong>in</strong>em Geschäftsbereich<br />

der Deutsche Bahn AG zu e<strong>in</strong>er GmbH<br />

geworden. Die veröffentlichte Formulierung<br />

„ausgegliedert” ist zwar rechtlich<br />

richtig, darf aber nicht <strong>in</strong> die Irre leiten,<br />

denn die Deutsche Bahn AG ist zunächst<br />

noch weiterh<strong>in</strong> ihr alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter<br />

wie bei der DB ProjektBau, der DB Energie<br />

und e<strong>in</strong>igen weiteren 100%-Töchtern.<br />

Die größere Selbstständigkeit soll es aber<br />

erleichtern, noch mehr Ingenieur- und<br />

Prüfdienstleistungen auf dem Markt zu<br />

akquirieren und auf diesem Feld mit externen<br />

Partnern zu kooperieren.<br />

Instandsetzung Simplontunnel<br />

Mitte November 2011 war die Instandsetzung<br />

des vom Brand schwer beschädigten<br />

Stückes <strong>in</strong> der Südhälfte des Simplontunnels<br />

2 planmäßig fertig (<strong>eb</strong> 9/2011,<br />

S. 485–486). Dabei waren auf 5500 m 2<br />

Gewölbe Spritzbeton mit hohem Brandwiderstand<br />

aufzutragen, 120 m 2 Seitenmauer<br />

zu erneuern und 630 m Gleis n<strong>eb</strong>st Fahrleitung<br />

sowie 5 km Beleuchtungskabel neu zu<br />

verlegen. Nach der Brandursache an e<strong>in</strong>em<br />

Güterwagen wird weiterh<strong>in</strong> geforscht. Mit<br />

dem Fahrplanwechsel beg<strong>in</strong>nen jetzt die<br />

lange geplanten, bis 2014 term<strong>in</strong>ierten<br />

Erneuerungsarbeiten <strong>in</strong> den beiden 20 km<br />

langen Röhren und an der Überleitstelle<br />

<strong>in</strong> der Mitte, für die jetzt 150 Mio. CHF als<br />

Investition genannt werden. Der Betri<strong>eb</strong><br />

wird dabei genau so abgewickelt wie während<br />

der jetzigen Arbeiten, sodass auch<br />

der dafür e<strong>in</strong>geführte Fahrplan über die<br />

kommenden drei Jahre weiter gilt.<br />

688 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Ersatzkonzepte für<br />

Talent 2<br />

Betri<strong>eb</strong>. Durch die Nichtverfügbarkeit<br />

der 22 bestellten Talent 2-Züge wird<br />

e<strong>in</strong> alternatives Fahrplankonzept mit<br />

Ersatzfahrzeugen erstellt, das jedoch<br />

ke<strong>in</strong>e Flügelungen ermöglicht und zu<br />

häufigerem Umsteigen führt.<br />

DB Regio prüft vorsorglich Ersatzkonzepte<br />

für Fahrzeuge der BR 442 Talent 2. Auch<br />

e<strong>in</strong> Spitzengespräch zwischen Verkehrsm<strong>in</strong>isterium<br />

BMVBS, EBA, dem Hersteller<br />

Bombardier (BT) und der DB hat noch<br />

ke<strong>in</strong>e neuen Erkenntnisse zu verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Lieferplänen der neuen Talent 2-Fahrzeuge<br />

g<strong>eb</strong>racht. BT ist nochmals g<strong>eb</strong>eten<br />

worden, dem EBA die für die Zulassung<br />

erforderlichen Nachweise kurzfristig<br />

vorzulegen. Die bis zu zweijährige<br />

Lieferverzögerung für rund 160 Nahverkehrszüge<br />

schwächt die – vor allem im<br />

W<strong>in</strong>ter benötigte – Fahrzeugreserve der<br />

DB empf<strong>in</strong>dlich.<br />

Rund 60 Tri<strong>eb</strong>züge sollten <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2009 und 2010 bei der S-Bahn<br />

Nürnberg, auf der Strecke Cottbus –<br />

Leipzig, beim Rhe<strong>in</strong>-Sieg-Express und<br />

bei der Moselbahn zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />

Weitere mehr als 100 Fahrzeuge<br />

waren für die Betri<strong>eb</strong>saufnahmen beim<br />

E-Netz Franken, beim Mittelhessen-<br />

Netz und beim Berl<strong>in</strong>er Regionalverkehr<br />

im Dezember 2011 vorgesehen. Die<br />

Fahrzeuge verfügen jedoch bislang<br />

nicht über e<strong>in</strong>e restriktionsfreie und<br />

damit für die DB nutzbare Zulassung.<br />

Dies betrifft <strong>in</strong>sbesondere die Genehmigung<br />

für die Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 160 km/h, die erforderlich ist, um<br />

sowohl die Fahrplanvorgaben e<strong>in</strong>zuhalten<br />

als auch die Verpflichtungen zu<br />

erfüllen, die sich aus den Verkehrsverträgen<br />

erg<strong>eb</strong>en.<br />

An Stelle von 15 bestellten Fahrzeugen<br />

des Talent 2 für den Rhe<strong>in</strong>-Sieg-<br />

Express s<strong>in</strong>d derzeit lediglich zwei zu<br />

Personalschulungszwecken auf der<br />

Strecke zwischen Aachen und Siegen<br />

(RE 9) e<strong>in</strong>gesetzt. Auf den laufenden<br />

Betri<strong>eb</strong> haben die Lieferprobleme<br />

dennoch ke<strong>in</strong>e Auswirkungen. Das seit<br />

fast e<strong>in</strong>em Jahr laufende Ersatzkonzept<br />

wird vorerst auch im kommenden Jahr<br />

weitergeführt, sodass der Fahrplan des<br />

RE 9 sichergestellt ist.<br />

Auch das zum Fahrplanwechsel<br />

am 11. Dezember 2011 von DB Regio<br />

gewonnene E-Netz Franken auf den<br />

Strecken von Nürnberg über Bamberg<br />

nach Würzburg und von Nürnberg<br />

nach Sonn<strong>eb</strong>erg beziehungsweise<br />

Jena geht mit e<strong>in</strong>em Ersatzkonzept <strong>in</strong><br />

Grundsanierung Frankenwaldbahn<br />

Auf der Frankenwaldbahn schreitet die<br />

Erneuerung der 70 Jahre alten Oberleitungsanlagen<br />

fort. Zugleich werden Glei-<br />

TGV Euro Duplex<br />

Unter diesem Namen angekündigt werden<br />

SNCF und DB <strong>in</strong> Kooperation ab März 2010<br />

zwischen Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und Paris sowie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Direktverb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

Frankfurt (Ma<strong>in</strong>) und Marseille neue TGV<br />

2N2 e<strong>in</strong>setzen, also Doppelstock-Zweifrequenztri<strong>eb</strong>züge.<br />

Diese haben 509 Sitzplätze,<br />

das s<strong>in</strong>d rund hundert mehr als <strong>in</strong> den<br />

bisher über die LGV Est und Saarbücken<br />

fahrenden, oft überbesetzten e<strong>in</strong>stöckigen<br />

Zügen. E<strong>in</strong> solcher neuer Zug absolvierte<br />

im Oktober 2011 Probe- und Ausbildungsfahrten<br />

<strong>in</strong> Süddeutschland. Unter anderem<br />

wurden dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Evakuierungsübung<br />

se erneuert, und auf längeren “Abschnitten<br />

wurde die Baumgrenze nachhaltig<br />

zurück verlegt.<br />

60 Personen <strong>in</strong> sechs M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Ersatz-ICE umquartiert. Vor zwei Jahren<br />

groß aufgezogene Zulassungsfahrten der<br />

E<strong>in</strong>fach-Züge <strong>in</strong> Doppeltraktion waren im<br />

Sande verlaufen.<br />

Die gleichen Züge setzt auch die<br />

Tochtergeselschaft Lyria von SNCF und<br />

SBB im nächsten Jahr nach und nach im<br />

Verkehr zwischen der Schweiz und Paris<br />

e<strong>in</strong>. Die Züge fahren dabei bis 320 km/h<br />

schnell über die neue Schnellfahrstrecke<br />

Rh<strong>in</strong>-Rhône. Dadurch werden 30 m<strong>in</strong><br />

Reisezeit gewonnen und Paris ab Zürich<br />

<strong>in</strong> 4 h und ab Basel <strong>in</strong> 3 h erreicht.<br />

DB-Strecke<br />

5010 „Frankenwaldbahn”,<br />

27-‰-Nordrampe<br />

von<br />

Ludwigsstadt<br />

zum Brechpunkt<br />

<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>bach<br />

am Wald<br />

(Foto: Jochen<br />

Schmidt, Oktober<br />

2011).<br />

Foto: DB/<br />

Claus W<strong>eb</strong>er.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

689


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Stadler präsentiert erste Rangierlokomotive<br />

Eem 923 für SBB Cargo<br />

Weitere ETCS-Strecke<br />

bei ÖBB<br />

Durch SBB Cargo und Stadler W<strong>in</strong>terthur<br />

wurde die als Hybridlok bezeichnete dieselelektrische<br />

Zweikraft-Rangierlokokomotive<br />

des Typs Eem 923 präsentiert. Anfang 2012<br />

wird SBB Cargo die ersten von <strong>in</strong>sgesamt<br />

30 bestellten Lokomotiven <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> nehmen.<br />

Sie ermöglichen e<strong>in</strong>en umweltschonenden<br />

und effizienteren Strecken- und<br />

Zustelldienst, durch ihre Fähigkeit unter<br />

Fahrdraht re<strong>in</strong> elektrisch fahren zu können<br />

und durch die Dieselmotor-Generator-<br />

E<strong>in</strong>heit auch auf nicht elektrifizierten Anschlussgleisen,<br />

der letzten Meile, e<strong>in</strong>gesetzt<br />

zu werden. Sie basiert auf dem Typ Ee 922,<br />

der bei SBB Personenverkehr bereits für<br />

Rangieraufgaben im E<strong>in</strong>satz ist und sieht<br />

Eem 923 Rangierlokomotive für SBB Cargo (Foto: Stadlerrail).<br />

Coradia Nordic <strong>in</strong> Schweden<br />

Die schwedische Skånetrafiken hat für<br />

>100 Mio. EUR bei Alstom weitere 20<br />

elektrische Tri<strong>eb</strong>züge Coradia Nordic<br />

bestellt, die von Juli 2013 bis Oktober<br />

2014 zu liefern s<strong>in</strong>d und auf den Strecken<br />

der Region Skåne <strong>in</strong> Südschweden das L<strong>in</strong>iennetz<br />

erweitern sollen. Die Betreiber<strong>in</strong><br />

diesem optisch auch ähnlich, verfügt jedoch<br />

über e<strong>in</strong>en elektrischen Antri<strong>eb</strong> doppelter<br />

Leistung. Unter den markanten Vorbauten<br />

verbergen sich e<strong>in</strong>erseits die Stromrichter<br />

mit ihrem Kühlsystem und andererseits<br />

das DieselPower-Pack, die Klimaanlage, die<br />

Druckluftanlage und die Pneumatiktafel.<br />

Der Transformator und die Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />

bef<strong>in</strong>den sich teils <strong>in</strong> und teils unterhalb der<br />

Fahrerkab<strong>in</strong>e.<br />

Ausgewählte technische Daten der<br />

Eem 923.<br />

Spurweite<br />

Länge<br />

Breite<br />

Höhe<br />

Achsanordnung<br />

Achsstand<br />

Masse (ausrüstungsabhängig)<br />

Fahrleitungsspannungen<br />

Anfahrzugkraft<br />

Leistung am Treibrad<br />

elektrisch/<br />

diesel-elektrisch<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Umgrenzungsprofil<br />

1 435 mm<br />

9 100 mm<br />

3 100 mm<br />

4 306 mm<br />

Bo<br />

4 300 mm<br />

4 245 t<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />

und 1 AC 25 kV 50 Hz<br />

150 kN<br />

1500 kW/290 kW<br />

100 km/h<br />

UIC 5051 ABEBV U3<br />

hatte Ende 2006 schon 49 Züge bestellt,<br />

von denen <strong>in</strong>zwischen die Mehrzahl im<br />

E<strong>in</strong>satz ist. Seit 2002 hat Alstom jetzt 193<br />

Coradia Nordic an verschiedene Betreiber<br />

wie Östgötatrafiken, Jönköp<strong>in</strong>gs Lokaltrafik,<br />

Norrtåg, Västtrafik und Stockholm<br />

Lokaltrafik verkauft.<br />

Elektrifizierung England – Wales<br />

Die von London Padd<strong>in</strong>gton nach Westen<br />

führende Great Western Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e (GWML)<br />

ist bisher bis zur Ab zweigung zum Flughafen<br />

Heathrow <strong>in</strong> km 17 elektrifiziert. Die<br />

Traktionsumstellung für weitere 85 km über<br />

Read<strong>in</strong>g und Didcot bis Oxford wurde<br />

Ende 2010 beschlossen und Anfang 2011<br />

für zusammen rund 160 km von Didcot<br />

nach Bristol und nach Cardiff. Damit<br />

bekommt Wales erstmals Anschluss an<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong>, und die Fahrzeit von<br />

den beiden Großstädten nach London<br />

soll von derzeit 2 h und 1 3 / 4 h um etwa<br />

20 m<strong>in</strong> kürzer werden. Die GWML wurde<br />

<strong>in</strong> den Jahren um 1840 von dem vielseitigen<br />

und berühmten Ingenieur Isambard<br />

K<strong>in</strong>gdom Brunel (1806 – 1859) mit 7 Fuß<br />

(2140 mm) Spurweite g<strong>eb</strong>aut.<br />

Die ÖBB Infrastruktur hat für 7 Mio. EUR<br />

Siemens damit beauftragt, bis Ende<br />

2013 die 85 km lange Nordbahn Wien<br />

– Bernhardtshal – Grenze (–Břaclav) und<br />

deren elf Bahnhöfe mit ETCS Level 2<br />

Typ Tra<strong>in</strong>guard 200 RBC auszurüsten<br />

(Bild 3 und Tabelle 6 <strong>in</strong> <strong>eb</strong> H. 8/2011,<br />

S. 420). Der Vertrag enthält auch e<strong>in</strong>e<br />

Option zur ETCS-Ausrüstung des zentralen<br />

Knotens Wien Hauptbahnhof für<br />

4,5 Mio. EUR.<br />

Fahrerlose Züge auf<br />

Pariser Metro-L<strong>in</strong>ie 1<br />

Siemens rüstete die Metrol<strong>in</strong>ie 1 <strong>in</strong><br />

Paris, die traditionsreichste und zugleich<br />

am stärksten frequentierte L<strong>in</strong>ie der<br />

französischen Hauptstadt, mit dem<br />

vollautomatischen Zugsicherungssystem<br />

vom Typ Tra<strong>in</strong>guard MT CBTC aus. Die<br />

L<strong>in</strong>ie verb<strong>in</strong>det auf rund 17 Kilometern<br />

den Osten und Westen der Stadt und<br />

befördert bis zu 725 000 Fahrgäste<br />

täglich. Die Installation der streckenseitigen<br />

Betri<strong>eb</strong>sleittechnik und des<br />

kompletten Telekommunikationssystems<br />

erfolgte ohne Unterbrechungen bei<br />

laufendem Betri<strong>eb</strong>. Auch die Umrüstung<br />

der Fahrzeuge sowie die Ausstattung<br />

der neuen Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale führte<br />

Siemens durch. Mit dem vollautomatischen<br />

System lassen sich laut Siemens<br />

e<strong>in</strong>e dichtere Zugfolge und e<strong>in</strong>e schnellere<br />

Fahrgastbeförderung realisieren als<br />

mit herkömmlichen fahrergeführten<br />

Systemen. Die Züge der L<strong>in</strong>ie 1 können<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von 85 s statt wie<br />

bisher 105 s fahren. Die Taktfolge der<br />

Züge kann zudem an das jeweilige Fahrgastaufkommen<br />

angepasst werden. Dies<br />

ist <strong>in</strong>sbesondere bei außergewöhnlichen<br />

Ereignissen wie Sportveranstaltungen<br />

oder Messen von Bedeutung. Zunächst<br />

wird die Strecke im Mischbetri<strong>eb</strong><br />

bedient, bis Anfang 2013 sollen alle 49<br />

Fahrzeuge der L<strong>in</strong>ie für den fahrerlosen<br />

Betri<strong>eb</strong> umgerüstet se<strong>in</strong>. Die Zugbewegungen<br />

werden von der Leitzentrale<br />

gesteuert, für zusätzliche Sicherheit<br />

an allen 25 Stationen sorgen spezielle<br />

Türen an den Bahnsteigen.<br />

690 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Rollmaterial auf Simplon- und Gotthardachsen<br />

Von den Fahrzeugen der Cisalp<strong>in</strong>o<br />

bekamen bei deren Auflösung SBB und<br />

Trenitalia jeweils si<strong>eb</strong>en der Neigetechnik-<br />

Tri<strong>eb</strong>züge (ETR) 610 (Bild 1). Deren<br />

Fahren mit Neigetechnik bewilligte das<br />

Bundesamt für Verkehr (BAV) der SBB im<br />

Herbst 2010 def<strong>in</strong>itiv für die Simplonachse<br />

und im März 2011 provisorisch<br />

für die Gotthardachse; letzteres gilt zwar<br />

befristet bis F<strong>eb</strong>ruar 2012, die SBB geht<br />

aber auch hier von kommendem def<strong>in</strong>itiven<br />

Entscheid aus. Allerd<strong>in</strong>gs mussten<br />

dafür, um Nachrüstungen an den Zügen<br />

zu vermeiden, die örtlich zulässigen<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>in</strong> Gleisbögen herabgesetzt<br />

werden, übrigens auch bei den<br />

SBB-Neigetechnikzügen ICN.<br />

Von den älteren und extrem pannenträchtigen<br />

ETR 470 g<strong>in</strong>gen vier Züge an<br />

die SBB und fünf an Trenitalia (Bild 2).<br />

Die SBB will an ihren die Ende 2014 bei<br />

4,2 Mio km Laufweg fällige Großrevision<br />

nicht mehr durchführen und sie dann<br />

ausrangieren. Obwohl die Störungszahlen<br />

seit Übergang der Instandhaltung an<br />

die SBB-Werkstätte Basel auf die Hälfte<br />

sanken, bli<strong>eb</strong> diese sehr teuer. Weil aber<br />

das Rollmaterial der SBB allgeme<strong>in</strong> knapp<br />

ist und weil Trenitalia se<strong>in</strong>e ETR 610 nur<br />

noch im Inland e<strong>in</strong>setzt, <strong>in</strong>vestiert die<br />

SBB noch 12 Mio. CHF <strong>in</strong> ihre ETR 470.<br />

SBB und FS haben sich vorgenommen,<br />

die Qualität des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Fernverkehrs auf der Gotthardachse<br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren spürbar zu<br />

verbessern und dazu die Fahrzeiten und<br />

die Pünktlichkeit bis 2013 auf e<strong>in</strong> hohes<br />

Niveau zu br<strong>in</strong>gen. Für 2012 musste<br />

die Fahrzeit für EC zwischen Zürich und<br />

Mailand sogar um 30 m<strong>in</strong> verlängert<br />

werden. Um langfristig attraktive und<br />

stabile Fahrzeiten zu bieten, plant die<br />

SBB die Ausschreibung neuer Züge<br />

für den <strong>in</strong>ternationalen Verkehr via<br />

Gotthard-Basistunnel ab Eröffnung im<br />

Dezember 2016.<br />

ETR 610 der SBB bei Gorgier, Strecke Neuchâtel – Yverdon-les-<br />

Ba<strong>in</strong>s (Foto: SBB, September 2010).<br />

ETR 470 der Trenitalia, im H<strong>in</strong>tergrund Bristen (3073 m)<br />

(Foto: Be, September 2011).<br />

Tram Citadis für Magr<strong>eb</strong>-Städte<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es Verkehrsentwicklungsplanes<br />

gehängten Zwischenmodulen. Jedes Endmodul hat<br />

für die marokkanische Hauptstadt e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache und jedes Zwischenmodul zwei doppelgehängten<br />

Rabat und die unmittelbar benachbarte te, elektrisch angetri<strong>eb</strong>ene Außenschi<strong>eb</strong>etüren, und<br />

frühere Seeräuber stadt Salé hat die Société zwar nur auf e<strong>in</strong>er Seite für E<strong>in</strong>-Richtungs-Betri<strong>eb</strong>.<br />

du Tramway de Rabat-Salé (STRS) 88 Trams Nur e<strong>in</strong>es der beiden Endmodule hat e<strong>in</strong>en Führerraum<br />

Citadis 302 bei Alstom bestellt (Tabelle 1).<br />

und es fahren immer zwei Fahrzeuge gekuppelt<br />

Die Fahrzeuge bestehen aus zwei Endmodulen<br />

<strong>in</strong> Mehrfachsteuerung. Das IGBT-Traktionssystem<br />

mit je zweiwelligem Tri<strong>eb</strong>drehgestell ONIX Version 850 speist an den Tri<strong>eb</strong>drehgestel len<br />

Bauart Arpège, e<strong>in</strong>em Mittelmodul mit außen diagonal verkreuzt sitzende Asynchronfahrmotoren<br />

zweiwelligem Laufdrehgestell und zwei e<strong>in</strong>tri<strong>eb</strong>e<br />

mit 4500 m<strong>in</strong> –1 Nenndrehzahl und Stirnradge-<br />

≈1 . 7; an den gegenüber liegenden<br />

TABELLE 1<br />

Rädern jeder Welle sitzt e<strong>in</strong>e Scheibenbremse.<br />

Um das Fahrgeräusch zu senken, ist die<br />

Ausgewählte Kenndaten Tram Citadis für<br />

Rabat und Salé (Marokko).<br />

Gesamtlänge m 32,375<br />

Primärfederung <strong>in</strong> die Räder <strong>in</strong>tegriert. Die<br />

größte Breite m 2,65 Technikkomponenten sitzen überwiegend<br />

Dienstmasse t ≈38 auf den Dächern. Die Innenräume s<strong>in</strong>d<br />

Zahl und Breite<br />

voll klimatisiert, und es gibt Audio- und<br />

E<strong>in</strong>fachtüren<br />

m<br />

2 · 0,80 Video<strong>in</strong>formationen. Die Rückwärtssicht<br />

Zahl und Breite<br />

TABELLE 2<br />

für den Führer arbeitet via Kamera. Alle<br />

Doppeltüren<br />

m<br />

4 · 1,30<br />

Bestellte Trampaare Citadis.<br />

Innenbeschriftungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Arabisch und<br />

Zahl Sitzplätze<br />

59<br />

Marokko<br />

1<br />

bei 4 ... 6 m –2 Nordafrika (Tabelle 2).<br />

Summe 271<br />

Zahl Stehplätze 1 217 ... 303 Französisch. Innere und äußere Beschichtungen,<br />

Rabat – Salé<br />

44<br />

Fahrleitungssspannung DC V 750<br />

Ausrüstungen und Konstruktionen Casablanca<br />

74<br />

Algerien<br />

Fußbodenhöhe m 0,36 s<strong>in</strong>d besonders gegen Graffiti und anderen<br />

Algier<br />

41<br />

Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit km/h<br />

17 Vandalismus ausg<strong>eb</strong>ildet; e<strong>in</strong> Fenstertausch<br />

Oran<br />

30<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit km/h<br />

70 dauert nur 15 m<strong>in</strong>. – Straßenbahnfahrzeuge Constant<strong>in</strong>e<br />

27<br />

Anfahrbeschleunigung m/s 2 1,2 Citadis s<strong>in</strong>d ak tuell <strong>in</strong> 36 Städten weltweit <strong>in</strong> Tunesien<br />

Schnellbremsverzögerung m/s 2 2,9 ... 4 Betri<strong>eb</strong> oder bestellt, davon etwa 20 % für Tunis 55<br />

109 (2011) Heft 12<br />

691


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Neue Zugsicherungstechnik für Metro <strong>in</strong> São Paulo<br />

Die L<strong>in</strong>ie 5 der U-Bahn von São Paulo <strong>in</strong><br />

Brasilien wird mit dem kommunikationsbasierten<br />

Zugsicherungssystem CITY-<br />

FLO 650 von Bombardier (BT) ausgerüstet.<br />

Dieses CBTC-System Communication Based<br />

Tra<strong>in</strong> Control, das nach dem Mov<strong>in</strong>g-<br />

Block-Pr<strong>in</strong>zip arbeitet, nutzt für die Kommunikation<br />

zwischen Leitzentrale und Zug<br />

funkgesteuerte Netzwerke. Es ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>imalen Zugfolge von nur 75 s<br />

und soll so die Beförderungskapazität<br />

der L<strong>in</strong>ie erhöhen. Das Projekt umfasst<br />

die Entwicklung, Lieferung, Installation<br />

und Inbetri<strong>eb</strong>nahme für die bestehende<br />

8,4 km lange Strecke mit sechs Bahnhöfen<br />

und die 11,6 km lange Erweiterung mit 11<br />

neuen Bahnhöfen. Es sollen außerdem 34<br />

neue Züge e<strong>in</strong>gesetzt werden. Ausrüstung<br />

und Dienstleistungen stammen von<br />

Bewerbern <strong>in</strong> Brasilien, Spanien und den<br />

USA. Der von der Companhia do Metropolitano<br />

de São Paulo CMSP verg<strong>eb</strong>ene<br />

Auftrag hat e<strong>in</strong>en Wert von 70 Mio. EUR.<br />

Diese CBTC-Systeme s<strong>in</strong>d bereits bei 14<br />

südamerikanischen Metrol<strong>in</strong>ien im E<strong>in</strong>satz,<br />

weitere acht L<strong>in</strong>ien werden derzeit damit<br />

ausgerüstet.<br />

Peoplemover Sacramento<br />

Am Sacramento International Airport<br />

SMF nimmt e<strong>in</strong> neues automatisches<br />

Peoplemover-System I NNOVIA APM 100<br />

von Bombardier (BT) den Fahrgastbetri<strong>eb</strong><br />

auf. Das System verb<strong>in</strong>det das neue<br />

Hauptg<strong>eb</strong>äude Central Term<strong>in</strong>al B mit<br />

dem Flugsteigg<strong>eb</strong>äude Concourse B. Das<br />

The Big Build genannte Term<strong>in</strong>al-Modernisierungsprogramm<br />

des SMF begann<br />

2008 und führte zu e<strong>in</strong>er Erweiterung<br />

der Term<strong>in</strong>al B-Anlage auf das dreifache<br />

der ursprünglichen Größe. Das fahrerlose<br />

System mit zwei Fahrzeugen wird im<br />

Shuttle-Service betri<strong>eb</strong>en, mit je e<strong>in</strong>em<br />

Wagen pro Gleis. Die Fahrt dauert etwa<br />

52 s, wobei die Züge im Abstand von<br />

etwa 87 s verkehren. Die Fahrzeuge fahren<br />

dabei mit e<strong>in</strong>er Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 35 km/h.<br />

Der Auftrag umfasst n<strong>eb</strong>en den zwei <strong>in</strong><br />

Pittsburgh, Pennsylvania, g<strong>eb</strong>auten INNO-<br />

VIA APM 100-Fahrzeugen die automatische<br />

Zugsteuerung CITYFLO 650, das<br />

Stromversorgungssystem, die Kommunikationsausrüstung<br />

und die Bahnsteigtüren.<br />

BT übernimmt außerdem für<br />

fünf Jahre die Betri<strong>eb</strong>sführung und die<br />

Wartung des Systems, mit e<strong>in</strong>er Option<br />

für weitere fünf Jahre.<br />

BT <strong>in</strong>stalliert zurzeit e<strong>in</strong> neues INNO-<br />

VIA APM 200-System am Phoenix Sky<br />

Harbor International Airport <strong>in</strong> den USA,<br />

das 2012 mit 18 Fahrzeugen <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />

gehen soll.<br />

[1] N. N.: Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung Peoplemover<br />

Denver. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), H. 12, S. 94.<br />

[2] N.N.: Neues Peoplemover-System Flughafen<br />

Jaddah. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 7, S. 366.<br />

Zweigelenk-Batterie-Trolleybusse für Zürich<br />

Die Züricher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (VBZ) haben<br />

bei der Schweizer Hess AG und dem Düsseldorfer<br />

Antri<strong>eb</strong>sausrüster Vossloh Kiepe<br />

GmbH zwölf 24 m lange Zweigelenk-Trolleybusse<br />

vom Typ Ligh Tram bestellt. Die<br />

Lieferung beg<strong>in</strong>nt schon im Herbst 2012.<br />

Die Besonderheit der Busse liegt<br />

nicht nur <strong>in</strong> ihrer außergewöhnlich<br />

großen Transportkapazität <strong>in</strong> drei über<br />

die beiden Gelenksysteme verbundenen<br />

Fahrzeugteilen, sondern <strong>in</strong> dem auch<br />

Zweigelenk-Trolleybusse vom Typ Ligh Tram (Foto: VBZ).<br />

abseits der Oberleitung vollkommen<br />

emissionsfreien Betri<strong>eb</strong>. Dies ermöglicht<br />

der Elektroantri<strong>eb</strong> von Vossloh Kiepe mit<br />

E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er modernen Li-Ionen-Batterie<br />

(Li-Batterie) anstelle e<strong>in</strong>es verschiedentlich<br />

realisierten Diesel-Generator-<br />

Aggregats. Durch die Komb<strong>in</strong>ation von<br />

Oberleitungsbetri<strong>eb</strong> und Energiespeicherung<br />

über Li-Batterien kommen die O-<br />

Busse umweltschonend ganz ohne fossile<br />

Brennstoffe aus und s<strong>in</strong>d besonders leise.<br />

Im Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> lassen sich auf<br />

Basis der Züricher Anforderungen oberleitungsfreie<br />

Strecken von bis zu 1,5 km<br />

im L<strong>in</strong>ienbetri<strong>eb</strong> überbrücken. Insbesondere<br />

<strong>in</strong> Baustellenbereichen und bei<br />

Versperrung der Busspuren können die<br />

neuen Fahrzeuge daher weiter voll elektrisch<br />

betri<strong>eb</strong>en werden. Auch ist im<br />

Depot abgasfreies und geräuscharmes<br />

Rangieren der Fahrzeuge möglich.<br />

Die Batterien werden während der<br />

Fahrt an der Oberleitung aufgeladen.<br />

Ergänzt wird die Leistungselektronik<br />

dazu um e<strong>in</strong> im Dachgerätegehäuse<br />

<strong>in</strong>tegriertes leistungsstarkes Batterieladegerät,<br />

das im Übrigen die Batterie<br />

auch mit Bremsenergie lädt.<br />

N<strong>eb</strong>en der Ausrüstung mit Supercaps<br />

bei Anwendungen mit hohen<br />

Zyklenbelastungen bieten die Li-<br />

Batterien e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der<br />

umweltschonenden Energiespeicherung<br />

und damit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative zusätzliche<br />

Traktions-Ausrüstungsoption für Fahrzeuge<br />

des ÖPNV.<br />

692 109 (2011) Heft 12


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnwagen für Wuppertal<br />

Nach e<strong>in</strong>em Vertrag vom November 2011<br />

mit 122 Mio. EUR Auftragswert wird Vossloh<br />

Kiepe an die Wuppertaler Stadtwerke<br />

(WSW) 31 neue Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnwagen liefern.<br />

Die Fahrzeuge werden mit Lieferbeg<strong>in</strong>n<br />

Mitte 2014 und mit weiter zwei bis<br />

drei Fahrzeugen pro Monat die aus den<br />

70er Jahren stammenden Wagen ersetzen.<br />

Sie erhalten e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Drehstrom-<br />

Antri<strong>eb</strong>sausrüstung mit Traktions- und<br />

Bordnetzumrichtern sowie der Leittechnik<br />

von Vossloh Kiepe. Künftig wird somit die<br />

Bremsenergie <strong>in</strong>s Netz zurückgespeist.<br />

E<strong>in</strong> neues Heizungs-/Lüftungskonzept<br />

erhöht den Komfort im Fahrgastraum.<br />

Den weiteren Lieferumfang<br />

mit Montage der<br />

Fahrzeuge übernimmt<br />

Vossloh Rail Vehicles <strong>in</strong><br />

Valencia. Diese beiden<br />

Tochterunternehmen<br />

der Vossloh AG aus<br />

Werdohl konnten vor<br />

kurzem geme<strong>in</strong>sam<br />

e<strong>in</strong>en Großauftrag aus<br />

Karlsruhe gew<strong>in</strong>nen<br />

und haben Projekte für<br />

Mallorca und die spanischen<br />

Prov<strong>in</strong>zen León<br />

und Gijón umgesetzt.<br />

Grafik: Vossloh Kiepe.<br />

Unternehmen Nachrichten<br />

Partnerschaft zwischen Inf<strong>in</strong>eon und Bombardier<br />

Der Halbleiterhersteller Inf<strong>in</strong>eon Technologies<br />

und Bombardier (BT) haben e<strong>in</strong>e<br />

strategische Partnerschaft im Bereich<br />

Antri<strong>eb</strong>selektronik von Schienenverkehrsfahrzeugen<br />

geschlossen. Im Rahmen der<br />

Vere<strong>in</strong>barung wird Inf<strong>in</strong>eon im Laufe der<br />

kommenden fünf Jahre IGBT-Leistungshalbleiter<br />

an BT liefern, wofür Fertigungskapazitäten<br />

reserviert werden. BT wird sich<br />

an den dafür erforderlichen Investitionen<br />

beteiligen. Darüber h<strong>in</strong>aus werden die<br />

beiden Unternehmen geme<strong>in</strong>sam die<br />

Antri<strong>eb</strong>selektronik für Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge weiterentwickeln,<br />

um die Energieeffizienz und<br />

die Zuverlässigkeit zu erhöhen.<br />

Bombardier richtet neue Kompetenzzentren e<strong>in</strong><br />

Am Konstruktions- und Produktionsstandort<br />

<strong>in</strong> Mannheim entsteht das neue Kompetenzzentrum<br />

für PrimoveCity. Dort sollen<br />

die Produkte der <strong>in</strong>duktiven Energieübertragung<br />

für Elektromobiliät weiter entwickelt<br />

werden. Geplant ist, <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Verkehr mit allen Arten von Elektrofahrzeugen<br />

zu ermöglichen – von Straßenbahnen<br />

und Bussen bis h<strong>in</strong> zu Lastkraftwagen<br />

und PKWs. Mit e<strong>in</strong>er neuen Prüf- und<br />

Entwicklungsanlage, die im Herbst 2011<br />

eröffnet wird, soll das Kompetenzzentrum<br />

zukünftige Partnerschaften und Projekte im<br />

schnelll<strong>eb</strong>igen E-Mobilitätssektor fördern.<br />

Die PRIMOVE-Technologie wurde bereits<br />

mit e<strong>in</strong>er Niederflurstraßenbahn <strong>in</strong> Augsburg<br />

erprobt. Zudem wird sie auf e<strong>in</strong>er<br />

125 m langen Strecke <strong>in</strong> Lommel, Belgien<br />

mit e<strong>in</strong>em Bus getestet. Dort sollen bald<br />

auch Tests mit e<strong>in</strong>em PKW beg<strong>in</strong>nen.<br />

Im neuen Kompetenzzentrum für<br />

Signaltechnik <strong>in</strong> Madrid arbeiten mehr<br />

als 200 Ingenieure an Projekten für<br />

Signaltechnik <strong>in</strong> Europa und Late<strong>in</strong>amerika.<br />

Zu diesen Projekten zählt die<br />

Implementierung des kommunikationsbasierten<br />

Zugsteuerungssystems<br />

Communication-Based Tra<strong>in</strong> Control,<br />

CBTC CITYFLO 650 auf vier L<strong>in</strong>ien der<br />

Londoner U-Bahn und den L<strong>in</strong>ien 1 und<br />

6 der Metro <strong>in</strong> Madrid. Letztgenannte<br />

gehört zu den verkehrsreichsten Netzen<br />

<strong>in</strong> Europa.<br />

Vossloh soll Stadtbahnen für Karlsruhe liefern<br />

Die Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Karlsruhe (VBK) und<br />

die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG)<br />

haben Vossloh e<strong>in</strong>en Auftrag zur Lieferung<br />

von 25 Niederflur-Stadtbahnen vom Typ<br />

Cityl<strong>in</strong>k NET 2012 erteilt; außerdem wurde<br />

e<strong>in</strong>e Option über 50 weitere Fahrzeuge<br />

vere<strong>in</strong>bart. Die neu entwickelten Fahrzeuge<br />

von Vossloh Rail Vehicles (Valencia) werden<br />

mit Traktionselektronik von Vossloh Kiepe<br />

(Düsseldorf) ausgerüstet. Die Stadtbahnen<br />

s<strong>in</strong>d speziell auf die Bedürfnisse des „Karlsruher<br />

Modells“ zugeschnitten und bieten<br />

bis zu 224 Personen Platz. Die Auslieferung<br />

soll im Oktober 2013 beg<strong>in</strong>nen. Ähnliche<br />

Fahrzeugkonzepte von Vossloh werden<br />

bereits beispielsweise für Mallorca und die<br />

spanischen Prov<strong>in</strong>zen León und Gijón sowie<br />

für die Stadt Rostock umgesetzt.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

693


Nachrichten Energie und Umwelt<br />

Vision Null Emission 2050 für den Schienenverkehr<br />

Die Partner der Initiative Eco Rail Innovation<br />

(ERI) haben im Sommer 2011 den<br />

Rahmen für ihre geme<strong>in</strong>same Arbeit<br />

festgeschri<strong>eb</strong>en. ERI ist e<strong>in</strong>e offene Kommunikationsplattform,<br />

die sich mit der<br />

strategischen Ausrichtung des Schienenverkehrs<br />

und se<strong>in</strong>er gesellschaftlichen<br />

Stellung befasst. Sie soll nachhaltige<br />

Entwicklungskonzepte für Produkte und<br />

Transportang<strong>eb</strong>ote des Systems Bahn erarbeiten,<br />

Forschungsbedarf identifizieren<br />

und Forschungsvorhaben anstoßen; als<br />

Ziel formuliert ist Null Emission 2050 für<br />

die Schiene. Beteiligt s<strong>in</strong>d bisher die Deutsche<br />

Bahn, von der Bahn<strong>in</strong>dustrie Alstom<br />

Transport, Bombardier Transportation,<br />

Siemens, Tognum/MTU, Voith, Vossloh<br />

und der Verband der Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> (VDB), von der Erneuerbare-<br />

Energien-Branche Ballard, ENERTRAG und<br />

SOLON sowie die Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) und die Fachhochschule<br />

Brandenburg. Hier wird als erster konkreter<br />

Schritt mit 1 Mio. EUR e<strong>in</strong>e fünfjährige<br />

Forschungsprofessur Energieeffiziente<br />

Systeme der Bahntechnologie gestiftet.<br />

Wasserstoff-Hybridkraftwerk <strong>in</strong> Prenzlau geht <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong><br />

Am 25.10.2011 g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Prenzlau <strong>in</strong> der<br />

Uckermark das weltweit erste Wasserstoff-Hybridkraftwerk<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>. Das<br />

Pilotprojekt, an dem die Unternehmen<br />

Enertrag, Total <strong>Deutschland</strong>, Vattenfall<br />

und Deutsche Bahn beteiligt s<strong>in</strong>d, soll<br />

die Machbarkeit e<strong>in</strong>er sicheren und<br />

nachhaltigen Energieversorgung und<br />

Energiespeicherung mit e<strong>in</strong>em Mix aus<br />

re<strong>in</strong> erneuerbaren Energiequellen im<br />

Praxistest nachweisen. Das Wasserstoff-<br />

Hybridkraftwerk vere<strong>in</strong>igt erstmals die<br />

Energiequellen W<strong>in</strong>d, Wasserstoff und<br />

Biogas zu e<strong>in</strong>em Verbund. Der <strong>in</strong> drei<br />

W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en erzeugte Strom wird<br />

anteilig zur CO 2<br />

-freien Herstellung von<br />

Wasserstoff e<strong>in</strong>gesetzt. Dieser „grüne“<br />

Wasserstoff wird gespeichert und <strong>in</strong><br />

Zeiten hoher Nachfrage bei gleichzeitig<br />

ger<strong>in</strong>gem W<strong>in</strong>denergieang<strong>eb</strong>ot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Wasserstoff-Biogas-Blockheizkraftwerk zur<br />

Strom- und Wärmeproduktion genutzt.<br />

Außerdem kommt der Wasserstoff auch<br />

an Wasserstoff-Tankstellen der Firma<br />

Total <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Hamburg an die Zapfsäulen.<br />

Die gesamte Investitionssumme<br />

für das Hybridkraftwerk beläuft sich auf<br />

21 Mio. EUR, gefördert wird das Pionierprojekt<br />

durch das Land Brandenburg und<br />

das Bundesverkehrsm<strong>in</strong>isterium.<br />

Bl<strong>in</strong>denergiekompensation im Lötschberg-Basistunnel<br />

Foto: BLS AG.<br />

Das Mittelspannungskabelnetz 3 AC<br />

16 kV 50 Hz für die Licht- und Kraftstromversorgung<br />

im Lötsch berg-<br />

Basistunnel ist rund 90 km lang. Im<br />

Regelbetri<strong>eb</strong> ist der Wirkleistungsbedarf<br />

mit durchschnittlich 900 kW wesentlich<br />

ger<strong>in</strong>ger als vorausberechnet. Dadurch<br />

führten durchschnittlich 1 800 kVAr<br />

kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung der Kabel zu<br />

Leistungsfaktoren an den Übergabestellen<br />

um 0,75 im Norden und sogar um<br />

0,43 im Süden, was monatlich mehrere<br />

10 000 CHF Bl<strong>in</strong>darbeitsentgelte kostete.<br />

Deshalb wurde zunächst im Süden bei<br />

der Koppelstation Steg e<strong>in</strong>e 1,2-MVAr-<br />

Kompensa tionsanlage aus Drosselspulen<br />

und e<strong>in</strong>em Filterkreis im Innenraum<br />

aufgestellt. Damit wird hier als mittlerer<br />

Leistungsfaktor 0,94 erreicht, was ausreichend<br />

über dem zusatzentgeltfreien<br />

Wert 0,894 liegt.<br />

Quelle: BLS AG, départ 2011 Nr. 1<br />

Weitere HGÜ für Offshore-W<strong>in</strong>denergie<br />

Obwohl E.ON als Bauherr<strong>in</strong> auf noch<br />

nicht vorliegenden Investitionsentscheid<br />

verweist, <strong>in</strong>formiert Siemens über den<br />

Anschluss des 300-MW-W<strong>in</strong>denergieparks<br />

Amrumbank West, der 35 km<br />

nördlich Helgoland und 37 km westlich<br />

Amrum entstehen und Anfang 2015<br />

betri<strong>eb</strong>sbereit se<strong>in</strong> soll. Offshore wird<br />

wird die Umrichterstation auf e<strong>in</strong>er 18 m<br />

hohen Plattform errichtet. Betreiber der<br />

Übertragung wird TenneT TSO, Bayreuth.<br />

Der HGÜ-Netzanschluss ist für 690 MW<br />

ausgelegt, kann also die Leistung weiterer<br />

Parks aufnehmen. Die e<strong>in</strong>gesetzte<br />

HVDC-PLUS-Technik verwendet Leistungstransistoren,<br />

die im Gegensatz zu<br />

den netzgeführten Thyristoren beli<strong>eb</strong>ig<br />

e<strong>in</strong>- und ausschalten können und mittels<br />

Multilevel-Pr<strong>in</strong>zip oberschw<strong>in</strong>gungsfreie<br />

AC- und DC-Größen liefern, sodass<br />

besondere Filter entbehrlich s<strong>in</strong>d. Auch<br />

s<strong>in</strong>d die Umrichter kle<strong>in</strong>er, weil sie ke<strong>in</strong>e<br />

Kondensatoren zur Bl<strong>in</strong>dleistungskompensation<br />

benötigen. Mit > 6 GW <strong>in</strong>stallierter<br />

oder im Bau bef<strong>in</strong>dlicher Leistung<br />

sieht sich Siemens als Marktführer für<br />

Netzanb<strong>in</strong>dungen auf See.<br />

694 109 (2011) Heft 12


Energie und Umwelt Nachrichten<br />

Netzprobleme schmälern W<strong>in</strong>denergieausbeute<br />

Laut e<strong>in</strong>er vom Bundesverband W<strong>in</strong>denergie<br />

(BWE) <strong>in</strong>itiierten Studie wurden <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

wegen Netzengpässen im Jahr 2010 <strong>in</strong><br />

1085 Fällen W<strong>in</strong>denergieanlagen abgeschaltet,<br />

gegenüber 285 Fällen im Jahr davor.<br />

Dadurch s<strong>in</strong>d rund 150 GWh mögliche<br />

Erzeugung verloren gegangen, das waren<br />

zwei Drittel mehr als 2009. Zwar bedeutete<br />

das nur 0,4 % der hierzulande e<strong>in</strong>gespeisten<br />

W<strong>in</strong>denergie, allerd<strong>in</strong>gs waren e<strong>in</strong>zelne<br />

Regionen <strong>in</strong> Norddeutschland mit 25 %<br />

ihrer möglichen Jahreserzeugung betroffen.<br />

Dabei war 2010 e<strong>in</strong> schwächerw<strong>in</strong>diges Jahr.<br />

Angesichts der Leitungsprobleme erwartet<br />

der BWE wachsende E<strong>in</strong>bußen.<br />

Offshore-W<strong>in</strong>denergie vor <strong>Deutschland</strong><br />

In der Ost- und der Nordsee s<strong>in</strong>d aktuell erst je zwei W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />

mit zusammen 0,5 GW <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>, und zwar Rostock Breitl<strong>in</strong>g sowie EnBW<br />

Baltic 1 und alpha ventus sowie BARD Offshore 1. In den nächsten vier Jahren<br />

sollen dort vier und 24 Anlagen mit zusammen 7,5 GW folgen (Tabelle). Die<br />

Ballung entsteht durch e<strong>in</strong>en befristeten E<strong>in</strong>speis<strong>eb</strong>onus. Sechs Anlagen sollen<br />


Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

Feedback im Standard-Motorkabel<br />

Beckhoff hat zur SPS/IPC/DRIVES 2011 die<br />

neue Motorbaureihe AM8000 vorgestellt,<br />

rotative Synchron-Servomotoren <strong>in</strong> Standard-<br />

und Edelstahlbauweise. Sie zeichnen<br />

sich durch e<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>kabeltechnologie<br />

aus, mit der Strom und Prozessdaten <strong>in</strong> der<br />

Standard-Motorleitung übertragen werden<br />

können. Laut Hersteller werden G<strong>eb</strong>erdaten,<br />

Rotorlage, Multiturn-Informationen sowie<br />

der Status der thermischen Verhältnisse<br />

im Motor über e<strong>in</strong>e digitale Schnittstelle<br />

störsicher und zuverlässig übertragen. Die<br />

Material- und Inbetri<strong>eb</strong>nahmekosten können<br />

damit deutlich reduziert werden. Die<br />

neue Servomotorserie, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

entwickelt und gefertigt wird, soll ab 2012<br />

zur Verfügung stehen.<br />

www.beckhoff.de<br />

Variable Schienenbühne<br />

Für Arbeiten im Bereich der Gleise,<br />

die wegen zahlreicher Höhenzugänge<br />

mit konventionellen Arbeitsbühnen<br />

schwer durchgeführt werden können,<br />

hat der italienische Hersteller Platform<br />

Basket die Selbstfahrerbühne rr14evo<br />

entwickelt. Die automatische Nivellierung<br />

des Turms bei Schrägstellung und<br />

verschiedene Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen<br />

erlauben sichere Wartungs- oder<br />

Bauarbeiten <strong>in</strong> schwierigen Situationen<br />

sowie das komfortable Beschneiden von<br />

Bewuchs oder die Geröllsicherung <strong>in</strong><br />

Hanglagen. Die selbstfahrende, allradgetri<strong>eb</strong>ene<br />

Spezialbühne mit schaumgefüllten<br />

Gummireifen und Stahlrädern<br />

verfügt über e<strong>in</strong>en Arbeitskorb mit<br />

300 kg Traglast und lässt sich von dort<br />

aus komplett steuern. Sie erreicht bei<br />

Höhentätigkeiten <strong>in</strong> statischer Position<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitshöhe von 14,40 m bei<br />

e<strong>in</strong>er seitlichen Reichweite von 9,30 m<br />

sowie <strong>in</strong> dynamischer Bewegung von<br />

13 m bei e<strong>in</strong>er seitlichen Reichweite<br />

von 6,30 m. Auf Gleisen erreicht<br />

die Platform-Basket-Schienenbühne<br />

auch mit angehängter Material-Lore<br />

e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeit von 8 km/h. Im<br />

deutschsprachigen Raum liegt der<br />

Vertri<strong>eb</strong> der Schienenbühne rr14evo bei<br />

der bayerischen Firma Kunze.<br />

www.kunze-buehnen.com<br />

Vollautomatischer Schienen-Schweißroboter<br />

Der neu entwickelte Schweißroboter<br />

APT 1500 R von Plasser & Theurer erfüllt<br />

steigende Anforderungen wie e<strong>in</strong>e höhere<br />

Geometriegenauigkeit nach der Schweißung<br />

oder die Forderung nach Trennung<br />

von E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen des Schweißstromes und<br />

Klemmen der Schiene und Abscheren des<br />

Schweißwulstes <strong>in</strong> Druckrichtung gemäß<br />

EN 14587-2. Der Schweißroboter ermöglicht<br />

automatisierte Schweißvorgänge<br />

ohne manuelle Interaktion und damit<br />

e<strong>in</strong>e hohe reproduzierbare Schweißgüte.<br />

Schlussschweißung beziehungsweise<br />

Verspannungsschweißen s<strong>in</strong>d Bestandteil<br />

des Arbeitsablaufes, die Schienenziehe<strong>in</strong>richtung<br />

mit 1500 kN Zugkraft ist <strong>in</strong> den<br />

Schweißkopf <strong>in</strong>tegriert. Die zu verschweißenden<br />

Schienen werden automatisch<br />

<strong>in</strong> den Schweißkopf gehoben, durch automatische<br />

Höhenzentrierung und Fahrkantenausrichtung<br />

<strong>in</strong> Position g<strong>eb</strong>racht<br />

und laufend über e<strong>in</strong>e spezielle Messe<strong>in</strong>richtung<br />

überwacht. Der Schweißspalt<br />

zwischen den Schienenenden wird <strong>eb</strong>en-<br />

falls automatisch hergestellt. Optionale<br />

Pulsorschweißung verkürzt die Schweißzeit<br />

sowie die Abbrandlängen bei hoher<br />

Qualität. Die Schweißstromübertragung<br />

erfolgt an der Schienenkopfunterseite sowie<br />

an der Schienenfußoberseite, dadurch<br />

verr<strong>in</strong>gern sich die Schleifvorbereitungsarbeiten.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit ist die<br />

Wechselstromversorgung mit 1000 Hz<br />

Mittelfrequenz. Für die Schweißung selbst<br />

wird Gleichstrom verwendet, wodurch<br />

sich ke<strong>in</strong>e weiteren Abhängigkeiten von<br />

der Impedanz des Stromkreises erg<strong>eb</strong>en.<br />

Der neue Schweißroboter ist <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

und Österreich nach EN 14587-2<br />

geprüft und zugelassen und <strong>in</strong> Österreich<br />

bereits im E<strong>in</strong>satz.<br />

www.plassertheurer.com<br />

696 109 (2011) Heft 12


Produkte und Lösungen Nachrichten<br />

Neue Karten für erweiterte TDM-Daten- und -Sprachdienste<br />

N<strong>eb</strong>en den bekannten Ethernet-Funktionen<br />

stellt die Zugangs- und Übertragungsplattform<br />

MileGate von Keymile jetzt mit<br />

neuen Karten erweiterte TDM-Daten- und<br />

-Sprachdienste bereit. Die neuen Karten<br />

s<strong>in</strong>d vorrangig für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>snetzen<br />

von Eisenbahngesellschaften,<br />

Versorgungsunternehmen und Behörden<br />

gedacht. MileGate stellt Hochleistungs-<br />

Ethernet- und native TDM-Dienste vorrangig<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>snetzen bereit und kann<br />

traditionelle Dienste wie analoge Telefonie<br />

sowie synchrone und asynchrone TDM-<br />

Verb<strong>in</strong>dungen bereitstellen.<br />

Die neuen Sprachschnittstellenkarten<br />

s<strong>in</strong>d auf die Telefonie-Anforderungen<br />

<strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong>snetzen zugeschnitten. E<strong>in</strong>e<br />

neue POTS-FxS-Karte bietet 16 analoge<br />

Schnittstellen mit erweitertem Überspannungsschutz.<br />

Diese Karte kann<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>er neuen FxO-Schnittstellenkarte<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, die den<br />

Anschluss an e<strong>in</strong>e Vermittlungsstelle<br />

realisiert. E<strong>in</strong>e 2/4-Draht-Sprachkarte<br />

mit E&M-Signalisierung lässt sich für<br />

Sprachfrequenzmodems oder andere<br />

2/4-Draht-Kommunikationsterm<strong>in</strong>als<br />

e<strong>in</strong>setzen. Die E&M-Karte bietet umfassende<br />

Sprachkonferenzfunktionen. So<br />

können pro Karte bis zu 32 Konferenzteilnehmer<br />

<strong>in</strong> zehn Gruppen angeschlossen<br />

werden. Die Konferenzdienste s<strong>in</strong>d<br />

vollständig kompatibel mit anderen<br />

Telefoniediensten wie POTS/ISDN-Diensten<br />

<strong>in</strong> UMUX und MileGate.<br />

Die Zugangs- und<br />

Übertragungsplattform<br />

MileGate ist<br />

e<strong>in</strong> kompaktes und<br />

robust ausgelegtes<br />

System für den<br />

Betri<strong>eb</strong>stemperaturbereich<br />

zwischen<br />

-25 °C und +60 °C<br />

und eignet sich für<br />

den E<strong>in</strong>satz unter<br />

rauen Umg<strong>eb</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

beispielsweise <strong>in</strong><br />

Außengehäusen.<br />

www.keymile.com<br />

Medien Nachrichten<br />

Zeitschriften<br />

Scherer, M.: Frequenzschwankungen<br />

durch nicht konforme Fahrplanwechsel<br />

E<strong>in</strong> verbundweites Problem und die<br />

Schweizer Lösung. In: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE<br />

101 (2011), Nr. 3, S. 16–19.<br />

Nicht Bahnfahrpläne s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>t,<br />

sondern Änderungen der Viertelstunden-<br />

Wirklastflüsse im Hochspannungs-Verbundnetz.<br />

Mehr noch als die Behandlung<br />

des Problems selbst besticht hier die<br />

<strong>eb</strong>enso kurze wie präzise Erklärung se<strong>in</strong>er<br />

Ursache und der dabei zehn wichtigsten<br />

Begriffe aus dem Netzbetri<strong>eb</strong>: Angesichts<br />

fehlender Sanktionierung fahren<br />

Verbundpartner vielfach versehentlich,<br />

leichtfertig oder vermutlich vorsätzlich<br />

starke Lastflusswechsel abrupt statt wie<br />

vere<strong>in</strong>bart auf e<strong>in</strong>er 10-m<strong>in</strong>-Rampe; die<br />

Folge s<strong>in</strong>d Frequenzsprünge bis ±0,1 Hz,<br />

die Regelleistungssprünge bis +400 MW<br />

erfordern. Klare Verbesserung hat ab Juli<br />

2010 e<strong>in</strong>e modifizierte Abrechnung von<br />

Ausgleichsenergiemengen <strong>in</strong> der Schweiz<br />

g<strong>eb</strong>racht, die konformes Verhalten belohnt.<br />

Das Problem steht aber europaweit<br />

an und kann bei sich völlig änderndem<br />

Marktgeschehen „zu e<strong>in</strong>er systematischen<br />

Destabilisierung des Netzes“ führen.<br />

Ruegg, W.: Die Tschernobyl-Katastrophe<br />

Hergang, Folgen und die Rolle der<br />

Berichterstattung. In: Bullet<strong>in</strong> SVE/VSE<br />

101 (2011), Nr. 4, S. 40–45.<br />

E<strong>in</strong>e so gründliche, kompakte und<br />

sachliche Arbeit kann nicht spontan entstanden<br />

se<strong>in</strong>, sondern wurde bestimmt<br />

zum 25. Jahrestag lange vorbereitet.<br />

Dass <strong>in</strong> Japan e<strong>in</strong>en Monat vor ihrem<br />

Ersche<strong>in</strong>en die nächste Katastrophe<br />

e<strong>in</strong>trat, mutet schicksalhaft an. Der<br />

Beitrag schildert knapp den Hergang,<br />

listet zehn technische, organisatorische<br />

oder menschliche Fehler auf, zeigt dabei<br />

e<strong>in</strong>ige sicherheitlich grundsätzliche<br />

Unterschiede westlicher Reaktortypen<br />

und benennt an allen Reaktoren des<br />

Unglückstyps ausgeführte Nachrüstungen.<br />

Den gleichen Umfang nimmt e<strong>in</strong>e<br />

Diskussion der Folgen e<strong>in</strong>, wo völlige<br />

Une<strong>in</strong>igkeit über Wirkungen oder gar<br />

Opferzahlen besteht. Je e<strong>in</strong> neuerer<br />

Be richt der WHO und von Greenpeace<br />

werden <strong>in</strong> Tenor und Daten kurz verglichen<br />

und am Schluss dem Unglück<br />

zugeschri<strong>eb</strong>ene Strahlendosen und<br />

Sterberaten den natürlichen Werten<br />

gegenübergestellt.<br />

Novotny, R.: Rohstoffmangel <strong>in</strong> der<br />

Elektronik<br />

Geologische Engpässe, ökonomische<br />

Interessen und der E<strong>in</strong>fluss neuer<br />

Technologien. In: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE<br />

102 (2011), Nr. 11, S. 6–9.<br />

Besonders der Bedarf an Metallen der<br />

Seltenen Erden, aber auch an anderen<br />

Rohstoffen wie Kupfer und Silber<br />

wird stark steigen. Als hauptsächliche<br />

Auslöser werden die qualtativen und<br />

quanititativen Entwicklungen auf neun<br />

Anwendungsfeldern genannt und<br />

bewertet, darunter Elektrofahrzeuge,<br />

Displays, Glasfaserkabel, Kondensatoren<br />

und Festkörperlaser. Mehr Sorgen<br />

als die geologische Knappheit bereiten<br />

ökonomische und politische Interessen,<br />

besonders bei Ch<strong>in</strong>a. Zur Entspannung<br />

könnten n<strong>eb</strong>en anderen Maßnahmen<br />

alte Abbaug<strong>eb</strong>iete <strong>in</strong> den USA reaktiviert<br />

und neue <strong>in</strong> Grönland, Afghanistan,<br />

Kasachstan, Vietnam sowie Australien<br />

erschlossen, Materialien und Funktionen<br />

ersetzt und Abfälle gründlicher rückgewonnen<br />

werden.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

697


Nachrichten Medien<br />

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o Elektrotechnik<br />

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FH_Aachen_86X214_4c.<strong>in</strong>dd 1 23.11.11 14:25<br />

698 109 (2011) Heft 12


In eigener Sache Nachrichten<br />

Dieselelektrik versus Dieselhydraulik<br />

In den Jahren 1982 und 1983 hatten<br />

sich Hersteller und Verfechter der beiden<br />

Antri<strong>eb</strong>ssysteme <strong>in</strong> der Fachliteratur und<br />

auch <strong>in</strong> <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> heftig<br />

ause<strong>in</strong>andergesetzt und ihre jeweiligen<br />

Argumente und Zahlen gegenseitig<br />

zu widerlegen versucht. Anlässlich der<br />

aktuellen Großserienbestellungen der<br />

DB für Strecken- und für Rangierlokomotiven<br />

hat die <strong>eb</strong>-Redaktion die e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er Sachdiskussion hierüber unter den<br />

heutigen Geg<strong>eb</strong>enheiten e<strong>in</strong>geladen.<br />

Beide Fraktionen wollen aber hierzu<br />

nicht e<strong>in</strong>treten.<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung Nachrichten<br />

Naturwunder<br />

„Jede OL-Strecke wird beidseitig gespeist<br />

– dabei ist maximal e<strong>in</strong> UW beteiligt.“<br />

(aus e<strong>in</strong>em Fachbeitrag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen<br />

eisenbahntechnischen Zeitschrift, auch die<br />

nächsten drei Zitate).<br />

Zurücktreten von<br />

der Bahnsteigkante!<br />

„Die Oberleitungsanlagen verlangen<br />

hohe Sicherheitsstandards, da der Fahrdraht<br />

zum Beispiel <strong>in</strong> Bahnhöfen relativ<br />

nahe an der Bahnsteigkante verläuft<br />

und dies im S<strong>in</strong>ne des Personenschutzes<br />

bei allen Steuerungsaufgaben (<strong>in</strong>klusive<br />

Automatisierung) berücksichtigt werden<br />

muss.“.<br />

Ach ne<strong>in</strong>!<br />

„Das Instandsetzungs- und Instandhaltungsmanagement<br />

folgt der Zielsetzung,<br />

die Zahl der für den Betri<strong>eb</strong> verfügbaren<br />

Viertelzüge sowohl aktuell als auch langfristig<br />

zu maximieren.“ (aus Geme<strong>in</strong>samer<br />

Presse<strong>in</strong>formation der Länder Berl<strong>in</strong> und<br />

Brandenburg sowie der S-Bahn Berl<strong>in</strong> zum<br />

Abschluss zweier Arbeitskreise).<br />

E<strong>in</strong> bisschen also<br />

schon?<br />

„Besonderes Augenmerk ist dabei<br />

darauf zu legen, dass der elektrische<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> nicht über G<strong>eb</strong>ühr bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

wird ...“.<br />

Umsteigen mit<br />

Pyjama<br />

„Die neue tägliche L<strong>in</strong>ie Kopenhagen<br />

– Prag ermöglicht Reisenden aus Berl<strong>in</strong><br />

oder Dresden über Nacht nach Kopenhagen<br />

zu fahren. In der Gegenrichtung<br />

bietet der CNL Fahrgästen aus Norddeutschland<br />

e<strong>in</strong>e komfortable Anb<strong>in</strong>dung<br />

nach Prag.“ (aus DB-Presse<strong>in</strong>formation<br />

zum neuen Jahresfahrplan).<br />

Regionaltri<strong>eb</strong>züge<br />

als Baufahrzeuge<br />

„Die neuen Züge (Coradia Nordic) sollen<br />

auf den Strecken der Region Skåne <strong>in</strong><br />

Südschweden verkehren und dort das<br />

Streckennetz erweitern.“ (aus Pressemitteilung<br />

des Herstellers).<br />

E<strong>in</strong>gleisig ohne<br />

N<strong>eb</strong>engleise<br />

„Es existieren bundesweit 19 378 km Oberleitungen.“<br />

(das Streckennetz der DB ist<br />

derzeit rund 33700 km lang und zu knapp<br />

60 % elektrifiziert).<br />

Schon Goethe reiste<br />

mit TEE 84/85<br />

Mediolanum<br />

„Die Bahn fährt mit ... 16,7Hertz-Wechselstrom.<br />

Das liegt daran, dass Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts die ersten Elektro-<br />

Loks den Drehstrom aus dem öffentlichen<br />

Netz ... e<strong>in</strong>fach nicht vertrugen.“<br />

(aus Mitarbeiterzeitschrift DB WELT<br />

Nr. 10/Oktober 2011).<br />

Miles and more<br />

In der Enzyklopädie Wikipedia ist auf der<br />

Seite zur Great Western Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e London<br />

– Bristol rechts das bekannte rote Streckenschema<br />

mit „Streckenlänge: 192 km“<br />

überschri<strong>eb</strong>en und dann kont<strong>in</strong>uierlich<br />

von 0 bis 118,5 ohne E<strong>in</strong>heit vermaßt.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

699


Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

im Jahre 1961 – Teil 2<br />

Bild 9: Beispiel E<strong>in</strong>stellung Brücke und Drehgestelle<br />

bei Bo’Bo‘-Lokomotive unter Zugkraft mit Federwegen f<br />

(Bild 16 aus [13]).<br />

Schluss zu <strong>eb</strong> Heft 6/2011 Seiten 318–320<br />

Von den 16 Hauptbeiträgen des<br />

zweiten Halbjahres behandelten 13<br />

Fahrzeugthemen, davon vier ausführliche<br />

Gesamtbeschreibungen. Die Kurzbeschreibungen<br />

[24; 28] zeigten, wie<br />

man auch immer ausländische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

erfasste.<br />

Zu der Arbeit [13] muss der Rezensent<br />

heute, bei allem schuldigen<br />

Respekt vor se<strong>in</strong>em Mentor ab 1963,<br />

Art und Umfang der Darstellung monieren,<br />

mit 54 Gleichungen und dabei<br />

bis zu sechs Untergleichungen<br />

und zugehörigen Grafiken (Bild 9).<br />

Interessanter als die endlosen statischen<br />

Rechnungen nachzuvollziehen<br />

war das Betrachten e<strong>in</strong>es Schri<strong>eb</strong>es,<br />

der die Änderungen aller Radlasten<br />

und ihrer Federkräfte während e<strong>in</strong>er<br />

schweren Anfahrt zeigte. Untergegangen<br />

ist wohl damals die beiläufige<br />

Vermutung, ob die landläufig<br />

angenommene Abnahme der Kraftschlussbeiwerte<br />

bei steigender Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

nur e<strong>in</strong>e Folge dynamischer<br />

Radsatzlaständerungen ist.<br />

Bewundernswert ist die Akribie, mit<br />

der mittels damaliger Zeichenmittel<br />

dreiteilige Nomogramme und andere<br />

Grafiken von Hand erstellt wurden.<br />

Weitere Überlängen mochten<br />

beim Vorstellen von Lokomotiven mit<br />

neuer Technik und entsprechenden<br />

Perspektiven noch verständlich se<strong>in</strong><br />

[7; 15; 18; 27]. Zur Beschreibung<br />

der elektronischen Steuerung e<strong>in</strong>es<br />

Stufenschaltwerkantri<strong>eb</strong>s hätten aber,<br />

Innovationsgehalt h<strong>in</strong> oder her, ke<strong>in</strong>e<br />

detaillierten lehrmäßigen Funktionserklärungen<br />

wie zu Flip-Flop und zu<br />

Schmitt-Trigger gehört [23].<br />

Vergleichsweise wohltuend knapp<br />

war dagegen, wie schon [4], e<strong>in</strong>er<br />

der wenigen Berichte über Betri<strong>eb</strong>serfahrungen,<br />

nachdem die <strong>in</strong> <strong>eb</strong><br />

10/1958 beschri<strong>eb</strong>enen Bo’Bo’Bo‘-<br />

Lokomotiven 400 000 km gefahren<br />

waren [14], und zwar auch solche,<br />

die Verbesserungen erheischten.<br />

E<strong>in</strong>e davon war, dass der gegenüber<br />

Bo‘Bo‘-Lokomotiven höhere Kühlluftbedarf<br />

den Masch<strong>in</strong>enraum beim<br />

Zwischendienst so stark verschmutzte,<br />

dass die neuen Lokomotiven davon<br />

auszuschließen waren.<br />

Von den drei DB-Zweifrequenzlokomotiven<br />

für den E<strong>in</strong>satz zwischen<br />

Saarland und Lothr<strong>in</strong>gen wurde die<br />

E 320 01 schon im Vorjahr behandelt,<br />

zugleich mit e<strong>in</strong>igen Spitzen zu diesen<br />

Experimentalträgern (<strong>eb</strong> 8-9/2010).<br />

Im aktuellen Jahrgang folgten dann<br />

die E 320.21 und 11 [7; 18; 27]. E<strong>in</strong>e<br />

der Herausforderungen war gewesen,<br />

<strong>in</strong> der UIC- statt der EBO-Fahrzeugbegrenzung<br />

n<strong>eb</strong>en den klassischen<br />

Großbauteilen wie Haupt umspanner<br />

mit Stufenschaltwerk, noch dazu für<br />

25 kV, sowie Bremswiderstand zusätzlich<br />

Gleichrichter und monströse<br />

Glättungsdrosseln unterzubr<strong>in</strong>gen<br />

(Bilder 10 und 11). Für den ursprüng-<br />

Bild 10: Si-Gleichrichter, Kühlkörper im Fahrmotorlüfterschacht,<br />

Zweifrequenzlokomotive<br />

E 320.21 (Bild 22 aus [7]).<br />

Bild 11: Glättungsdrosseln 3,1 t schwer für<br />

vier Fahrmotorstromkreise, Zweifrequenzlokomotive<br />

E 320.11 (Bild 14 aus [27]).<br />

Bild 12: Lokomotive K-01 für Russland bei Erprobung zwischen Überherrn und Hostenbach<br />

(Saarland) (Ausschnitt von Orig<strong>in</strong>al zu Bild 1 <strong>in</strong> [15], Siemens Corporate Archives).<br />

Spurweite 1 524 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 25 kV 50 Hz, Länge über Puffer 19 800 mm, Radsatzfolge<br />

Co’Co‘, Dienstmasse 138 t, Anfahrzugkraft 520 kN, Stundenleistung 4 950 kW, spezifische<br />

Leistung 36 kW/t, Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit 100 km/h, größte elektrische Bremskraft 160 kN<br />

700 109 (2011) Heft 12


Historie<br />

lich geplanten E<strong>in</strong>satz auch auf der<br />

Höllental-Steilstrecke war relativ hohe<br />

elektrische Bremskraft gefordert. Um<br />

die Radsatzlast 80 t e<strong>in</strong>zuhalten oder<br />

wenigstens „81 t nicht wesentlich<br />

zu überschreiten“, hatte man „nach<br />

Erfahrungen mit den E<strong>in</strong>heitslokomotiven“<br />

bei der E 320.11 viel Al-<br />

Legierung verwenden müssen. Deren<br />

neuartige Kastenabstützung mit seitlich<br />

ausgelenkten Schraubenfedern<br />

hatte noch Anschläge [18], ihre elektrische<br />

Bremse war mit Erregermotorschaltung<br />

fahrdraht unabhängig [27].<br />

In Verbundschaltung arbeitete die<br />

fahrdrahtabhängig DC-erregte Widerstandsbremse<br />

der E 320.21, von<br />

der das Grundpr<strong>in</strong>zip und manche<br />

Bauteile wie der Hochspannungs-<br />

Sprunglastschalter mit Antri<strong>eb</strong>sk<strong>in</strong>ematik<br />

ohne Stellungszwang gleich<br />

weiter verwendet wurden.<br />

Als Exporterfolg galten nämlich 20<br />

schwere Lokomotiven, die e<strong>in</strong>zeln auf<br />

der Transsibirischen Bahn 5 000 t <strong>in</strong><br />

der Ebene mit 70 km/h und 3 000 t<br />

<strong>in</strong> 10 ‰ mit 45 km/h ziehen sollten;<br />

auch Doppeltraktion war e<strong>in</strong>gerichtet<br />

[15]. Längeres Abstellen bei Temperaturen<br />

von –50 ºC bis +40 ºC erforderte<br />

nicht nur Spezialwerkstoffe<br />

besonders beim Isoliermaterial und<br />

bei den Betri<strong>eb</strong>sstoffen. Schwerer<br />

wog, dass Hg bei –39 ºC fest wird,<br />

sodass man dafür mit unmäßigem<br />

Aufwand das E<strong>in</strong>frieren verh<strong>in</strong>dern<br />

sowie mit geregelter Kühlung den<br />

engen Arbeitsbereich hätte sichern<br />

müssen. Alternativen wären rotierende<br />

AC/DC-Umrichter oder 50-Hz-<br />

Fahrmotoren mit kle<strong>in</strong>erer Leistung<br />

gewesen. So kam die Betri<strong>eb</strong>sreife<br />

der Si-Gleichrichter gerade richtig.<br />

Die Bauart wurde auf der <strong>in</strong>zwischen<br />

deelektrifizierten und deklassierten<br />

DB-Strecke 3290 Überherrn – Hostenbach,<br />

die sich wahlweise von<br />

Frankreich her mit 25 kV 50 Hz speisen<br />

ließ, drei Monate lang „streng“<br />

erprobt (Bild 12).<br />

Die 50-Hz-Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft lieferte<br />

Lokomotiven noch mit Ignitron-<br />

Gleichrichtern (Bild 13) nach Indien,<br />

die Frequenzschwankungen von 48,5<br />

bis 51,5 Hz, Temperaturen bis 70 ºC<br />

<strong>in</strong> der Sonne, 100 % Luftfeuchte und<br />

häufige Gewitterstürme vertragen<br />

mussten [19].<br />

109 (2011) Heft 12<br />

Über Versuche der SNCF, die damals<br />

Haftwert genannten Kraftschlussbeiwerte<br />

Rad-Schiene zu verbessern,<br />

wurde <strong>in</strong> [26] berichtet. Erprobt hatte<br />

man dabei e<strong>in</strong>erseits mechanisches<br />

und hydraulisches Re<strong>in</strong>igen und anschließendes<br />

Trocknen real vor e<strong>in</strong>em<br />

führenden Lokomotivradsatz und andererseits<br />

e<strong>in</strong>e Abbrennvorrichtung<br />

im Labor, mit der Werte bis 1,2 erreicht<br />

wurden.<br />

Beitrag [20] zeigte am Beispiel der<br />

korrekt benannten Mehrspannungsund<br />

nicht etwa Mehrsystem-Heizung,<br />

wie sich elektronische Steuerungen<br />

auch knapper beschreiben ließen.<br />

An der Technischen Hochschule<br />

Stuttgart war e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Modell<br />

erfolgreich erprobt [17]: E<strong>in</strong> 12-kW-<br />

Reihenschluss-Kommutatormotor für<br />

16 2 / 3<br />

Hz wurde mit 50 Hz betri<strong>eb</strong>en<br />

und die dabei entstehenden 6,3 V<br />

transformatorische Kurzschlussspannung<br />

bei Nennstrom mittels klassisch<br />

geregeltem Wendefeldstrom kompensiert<br />

(Bild 14). Das Pr<strong>in</strong>zip hielt<br />

der Autor aber resigniert für überholt<br />

angesichts der unübertrefflich e<strong>in</strong>fachen<br />

Si-Gleichrichter.<br />

E<strong>in</strong>e Gesamtschau der 16 2 / 3<br />

-Hz-<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der DB bot<br />

[16]. Summenwerte der damals si<strong>eb</strong>en<br />

Wasserkraft-, fünf Wärmekraftund<br />

drei Umformerwerke stehen<br />

<strong>in</strong> der Tabelle; der Zwitter Pfrombach<br />

ist hierbei von Umformern<br />

zur Wasserkraft umg<strong>eb</strong>ucht. Beim<br />

Bild 13: Fahrzeugumgrenzung Indian Railways,<br />

Maße <strong>in</strong> mm (Bild 2 aus [19]).<br />

TABELLE<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung DB 1960 [16], jedoch<br />

Pfrombach hier als Wasserkraft.<br />

Generatorleistung<br />

373 MW<br />

Jahresarbeit<br />

1,8 GWh<br />

Dampf 55 % 58 %<br />

Wasser 20 % 22 %<br />

Umformer 25 % 20 %<br />

Benutzungsdauer 4 800 h<br />

Bild 14: E<strong>in</strong>stellung Betrag und Phase des Wendefeldstromes<br />

w<br />

bei Reihenschluss-Kommutator motor mittels<br />

Synchron-Synchronumformer M = G. (Bild 1 aus [17]).<br />

701


Historie<br />

Bild 15: Stundenmittelwerte Unterwerke (Uw)<br />

mit und ohne Nahverkehr (Bild 4 aus [16]).<br />

höchste Stundenmittel zu Tagesmittel: Pas<strong>in</strong>g<br />

(noch ohne S-Bahn) 1,65, B<strong>in</strong>gen (noch ohne<br />

rechte Rhe<strong>in</strong>strecke) 1,20, Summe 1,50<br />

Zahlenvergleich mit DB-<strong>in</strong>ternen<br />

Dokumentationen nach 1990 muss<br />

man beachten, dass diese gesamtdeutsch<br />

s<strong>in</strong>d, denn die Werte der<br />

DR wurden rückwirkend e<strong>in</strong>gerechnet.<br />

Die Zahlen spiegeln e<strong>in</strong> wenig<br />

die Verteilung von Grund- und von<br />

Spitzenlast wider. Deutlicher wurde<br />

dieser Aspekt <strong>in</strong> Bild 15 und man erkennt<br />

angesichts heutiger D<strong>eb</strong>atten<br />

sofort, wie sich die Addition solcher<br />

Lastgänge im bahneigenen Hochspannungsnetz<br />

günstig auswirkt.<br />

An sehr kalten W<strong>in</strong>tertagen konnte<br />

der Bedarf für Zugheizung noch<br />

die Hälfte des Traktionsbedarfs der<br />

Reisezüge erreichen. Die 16 2 / 3<br />

-Hz-<br />

Kurzschluss abschalt zeiten hatten<br />

sich von früher 240 bis 300 ms über<br />

120 bis 150 ms bei moderneren Ölschaltern<br />

zu 20 bis 60 ms bei Druckluftschaltern<br />

entwickelt. Die größte<br />

Kurzschlussleistung im 15-kV-Netz<br />

erreichte 300 MVA; heute ist sie rund<br />

doppelt so hoch. Geplant war, künftig<br />

noch e<strong>in</strong> Drittel bis e<strong>in</strong> Viertel<br />

aller Unterwerke (Uw) besetzt zu<br />

betreiben; heute überwachen und<br />

steuern si<strong>eb</strong>en Zentralschaltstellen<br />

180 Uw fern.<br />

Die Arbeit [25] gehörte zu den<br />

oben kritiserten. Fraglos war das Zusammenwirken<br />

der verschiedenen<br />

Bahnstromerzeuger bei dem stark expandierenden<br />

DB-Bahnstromnetz e<strong>in</strong><br />

wichtiges Thema. Statt Seiten lang<br />

Hochschulwissen auszubreiten und<br />

mit Dutzenden hier unnummerierter<br />

Gleichungen anzuwenden, hätten<br />

aber mit der Fachkompetenz des Autors<br />

kompakte Erg<strong>eb</strong>nisse genügen<br />

sollen. Dies entsprach aber wohl dem<br />

Stil der Zeit, von der man offenbar<br />

noch reichlich hatte.<br />

Im April 1961 hatten im Kraftwerk<br />

Göschenen, am Nordportal des Gotthard-Scheiteltunnels,<br />

die 16-MW-<br />

Masch<strong>in</strong>e der Stufe Andermatt und<br />

e<strong>in</strong>e der beiden 40-MW-Bahnstrommasch<strong>in</strong>en<br />

der Stufe Göscheneralp<br />

die SBB zu versorgen begonnen [22].<br />

Die Dammerhöhung des Speichersees<br />

wurde kürzlich ad acta gelegt<br />

(Bild 16).<br />

Bei den Kurznachrichten überwogen<br />

solche über Streckenelektrifizierungen<br />

und Fahrzeugbeschaffungen<br />

<strong>in</strong> aller Welt. Vermeldet wurde die<br />

Aufnahme des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s<br />

von Homburg (Saar) nach Kaiserslautern;<br />

der Lückenschluss nach Ludwigshafen,<br />

damals noch e<strong>in</strong> <strong>eb</strong>enerdiger<br />

Kopfbahnhof, musste wegen<br />

der Bauarbeiten <strong>in</strong> zwölf Tunneln im<br />

Pfälzerwald warten. Elektrifizierungsverträge<br />

waren mit dem Land Niedersachsen<br />

und den Hansestädten<br />

Bremen und Hamburg für die Nord-<br />

Südstrecke von den Seehäfen über<br />

Hannover sowie mit dem Freistaat<br />

Bayern für die Strecke Würzburg<br />

– Ansbach – Treuchtl<strong>in</strong>gen als Teil<br />

der kürzesten Verb<strong>in</strong>dung Frankfurt<br />

(Ma<strong>in</strong>) – München abgeschlossen<br />

und gleich danach Bauaufträge erteilt<br />

worden (H. 8). Auch für 540 km Strecken<br />

<strong>in</strong> Hessen bekam die DB vom<br />

Land 200 Mio. DM Elektifizierungskredit<br />

bei 10 Jahren Laufzeit und<br />

5 % Z<strong>in</strong>ssatz, weitere 310 Mio. DM<br />

musste sie sich selbst besorgen. Erste<br />

Gespräche gab es für die Strecken<br />

vom Ruhrg<strong>eb</strong>iet über Osnabrück und<br />

Bremen nach Hamburg, womit die<br />

DB 27 % ihres 31 000 km langen Netzes<br />

elektrisch betreiben und darauf<br />

70 % der Bruttotonnenkilometer fahren<br />

wollte. Entsprechend war das<br />

Beschaffungsprogramm für Elektrolokomotiven<br />

um weitere 203 auf<br />

1 316 Stück erweitert worden, von<br />

denen bis September 600 geliefert<br />

waren (H. 9).<br />

Die SBB hatten nach Prototyperprobung<br />

36 Tri<strong>eb</strong>wagen RBe 4/4<br />

bestellt, die mit 64 t Dienstmasse,<br />

2 600 kW Stundenleistung und<br />

125 km/h Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit ungefähr<br />

der DB-Serienloko motive E 41<br />

entsprachen, aber selbstverständlich<br />

Rekuperationsbremse hatten und 68<br />

Sitzplätze sowie Gepäckraum boten.<br />

Zugleich hatten sie sechs Bo’Bo‘-<br />

Prototypen Re 4/4 II bestellt, deren<br />

Merkmale „strikt“ 80 t, 4 120 kW und<br />

125 km/h, perspektivisch 140 km/h<br />

sowie Rekuperation die DB-Baureihen<br />

E 10 und E 40 deutlich überboten.<br />

Beide Vergleichsfälle zeigten<br />

den Entwicklungsvorsprung <strong>in</strong> der<br />

Schweiz während zehn Jahren Kriegsund<br />

Nachkriegszeit (H. 8).<br />

In Schweden bekam die SJ die<br />

letzte von acht bestellten Lokomotiven<br />

Ra noch mit 1AC-Fahrmotoren.<br />

Nicht absehbar war, dass diese<br />

16 2 / 3<br />

-Hz-Bahn nach e<strong>in</strong>em kurzen<br />

Intermezzo mit Gleichrichterlokomotiven<br />

Rb voll <strong>in</strong> die Thyrsotortechnik<br />

mit mehreren Serien Rc e<strong>in</strong>steigen<br />

würde (H. 8).<br />

Versuchsfahrten der SNCF mit<br />

190 km/h zwischen Straßburg und<br />

Mülhausen hatten gezeigt, dass die<br />

mit Si-Gleichrichtern ausgerüstete<br />

Lokomotive B’B‘ 20103 h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Leistung, Laufwerk und Stromabnehmer<br />

sowie die Oberleitung hierfür<br />

geeignet waren (H. 7).<br />

Nach umfangreichen Neuelektrifizierungen<br />

und Umstellungen mit und<br />

auf DC 3 kV waren <strong>in</strong> Oberitalien noch<br />

die Brennerbahn ab Bozen und der<br />

Netzbereich Genau – Alessandria –<br />

Carmagnola – Ventimiglia mit 3 AC<br />

16 2 / 3<br />

Hz betri<strong>eb</strong>en (H. 8).<br />

Für die 560 km lange Strecke Japeri<br />

– Barreiro <strong>in</strong> Brasilien wurden Investitions-<br />

und Kostenvergleiche für DC<br />

3 kV und 1 AC 60 Hz 25 kV vorgestellt<br />

(H. 10).<br />

Die Henschel-Werke, Kassel, sollten<br />

zum 1. Januar 1962 Aktiengesellschaft<br />

werden, an der e<strong>in</strong> amerikanisches<br />

Investorenkonsoritum 44 % Anteile<br />

übernehmen wollte (H. 12).<br />

702 109 (2011) Heft 12


Historie<br />

Bild 16: Längsprofil Kraftwerk Göschenen,<br />

Höhenmaße über Meer <strong>in</strong> m (Bild 2 aus [22],<br />

dort aus Bullet<strong>in</strong> SEV 1958, Nr. 13).<br />

Berichtigung zum Teil 1: Bei den Bildern<br />

5 und 6 s<strong>in</strong>d bei richtiger Nummerierung<br />

die Unterschriften und Erklärungen<br />

vertauscht.<br />

Uwe Behmann<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1986<br />

Dieser Beitrag folgt <strong>in</strong> Heft 1-2/2012.<br />

Berichtigung zu <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Heft 11/2011 auf Seite 620: Auf<br />

der Höllental- und Dreiseenbahn hatten<br />

die Dampflokomotiven für den<br />

Reibungsbetri<strong>eb</strong> die Baureihennummer<br />

85 (nicht 95) und die 50-Hz-<br />

Lokomotiven die Baureihennummer<br />

E 244 (nicht E 344); das Bild 20 zeigt<br />

die Lokomotive E 244.21 nahe dem<br />

Bahnhof Feldberg-Bärental.<br />

Die größte Steigung betrug 55 ‰<br />

(nicht 60 ‰). Die Phasentrennstelle<br />

lag nicht „kurz“, sondern 3 km vor<br />

dem Bahnhof Titisee <strong>in</strong> km 26,4 am<br />

Scheitelpunkt der Höllentalbahn 1 km<br />

nach dem Bahnhof H<strong>in</strong>terzarten.<br />

Die E<strong>in</strong>heitsfahrleitung stammte<br />

von 1931 (nicht 1928). Der Fahrdraht-Zick-Zack<br />

war auf 200 mm<br />

(nicht 250 mm) verkle<strong>in</strong>ert worden.<br />

Der 20-kV-Stabisolator war <strong>eb</strong>enso<br />

lang wie bei der 15-kV-Regel bauart,<br />

hatte allerd<strong>in</strong>gs von 120 auf 160 mm<br />

Durchmesser vergrößerte Endschirme.<br />

Georg Schwach,<br />

Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen<br />

Hauptbeiträge Jahrgang 32 (1961) Hefte 7 bis 12<br />

[7] Marten, Fritz: Die elektrische Ausrüstung<br />

der Mehrsystemlokomotive<br />

E 320.21 der Deutschen Bundesbahn.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />

H. 4, S. 69–76; H. 5, S. 110–119.<br />

[13] Gladigau, Albert: Untersuchung über<br />

die Achsentlastung bei elektrischen<br />

Lokomotiven mit zweiachsigen Drehgestellen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

32 (1961), H. 7, S. 145–160; Berichtigung<br />

<strong>in</strong>: H. 9, S. 216.<br />

[14] Bächtiger, Alfred: Betri<strong>eb</strong>erfahrungen<br />

mit neuartigen Bo’Bo’Bo‘-Schmalspurlokomotiven<br />

großer Leistung. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 7,<br />

S. 161–164.<br />

[15] Rambold, Werner: Die elektrische Ausrüstung<br />

von 50-Hz-Lokomotiven mit<br />

Soliziumgleichrichtern für die UdSSR.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />

H. 8, S. 169–180.<br />

[16] Kniffler, Alfred; Schaefer, Herbert: Die<br />

Bahnstromversorgung der Deutschen<br />

Bundesbahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

32 (1961), H. 9, S. 197–206.<br />

[17] Boettger, Klaus: Der 50-Hz-Bahnmotor<br />

mit Wendefeldregelung. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 9,<br />

S. 206–210.<br />

[18] Mittmann, He<strong>in</strong>z: Der mechanische<br />

Teil der Bo’Bo‘-Mehrsystemlokomotive<br />

E 320.11 der Deutschen Bundesbahn.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 9,<br />

S. 210–214.<br />

[19] Krienitz, Gerhard: Mehrzwecklokomotive<br />

für die Indischen Eisenbahnen<br />

Reihe BBM/1 20 200. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 10, S. 217–<br />

226.<br />

[20] Spöhrer, Walter: Mehrspannungsheizung<br />

mit elektronischer Steuerung:<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />

H. 10, S. 227–235.<br />

[21] Blatz, Helmut; Curtius, Ernst Werner:<br />

Belastbarkeit der Kupplungen und<br />

Hauptleitungen für die elektrische<br />

Zugheizung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

32 (1961), H. 10, S. 235–237.<br />

[22] N. N.: Geme<strong>in</strong>schaftskraftwerk Göschenen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32<br />

(1961), H. 10, S. 237–238.<br />

[23] Veith, Peter: Elektronisch gesteuerter<br />

Schaltwerksantri<strong>eb</strong>. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 11, S. 241–<br />

255.<br />

[24] Peters, Albert: Die Zweisystemlokomotive<br />

20 005 der SNCF. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 11, S. 255–<br />

257.<br />

[25] Kammerer, Albert: Die Aufteilung von<br />

Strömen und Leistungen beim Parallelbetri<strong>eb</strong><br />

von Synchrongenratoren<br />

und ihre Bee<strong>in</strong>flussung durch die<br />

Dreh zahlregelung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

32 (1961), H. 11, S. 257–267.<br />

[26] Kiepfer, H.-H.: Versuche zur Haftwertverbesserung<br />

bei der SNCF. In:<br />

Elekt rische <strong>Bahnen</strong> 32 (1961), H. 11,<br />

S. 262–263.<br />

[27] Reichelt, Erich: Die elektrische Ausrüstung<br />

der Mehrsystemlokomotive<br />

E 320.11 der Deutschen Bundesbahn.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 32 (1961),<br />

H. 12, S. 269–283.<br />

[28] Peters, A.: Die elektrischen Wechselstromtri<strong>eb</strong>wagen<br />

der SNCF für den<br />

Vorortverkehr. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

32 (1961), H. 12, S. 284–286.<br />

109 (2011) Heft 12<br />

703


Impressum<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF, Paris<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Leiter Fahrzeugtechnik, DB Fernverkehr, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Ing. Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlich keitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, M<strong>in</strong>den<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dipl.-Ing. (FH) Peter Schließmann, Leiter Consult<strong>in</strong>g Services Ausrüstungstechnik,<br />

DB International, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Redaktion:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 München, <strong>Deutschland</strong>, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 57.<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ ersche<strong>in</strong>t 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement 289,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

E<strong>in</strong>zelheft 33,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (<strong>Deutschland</strong> 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

E<strong>in</strong>zelausgabe als ePaper 33,00 €<br />

Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 375,70 €<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 00 13-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

109 (2011) Heft 12<br />

704


Term<strong>in</strong>e<br />

Messen, Tagungen, Fachaustellungen<br />

56. Eisenbahntechnische Fachtagung<br />

EXPO Ferroviaria 2012<br />

19.01.2012 VDEI Service GmbH<br />

Leipzig (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

27.–29.03.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />

Tur<strong>in</strong> (IT) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: expoferroviaria@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.expoferrovia.com<br />

Railways 2012<br />

5. Fachtagung „<strong>Elektrische</strong> Energieanlagen von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen“<br />

09.-10.02.2012 VDV-Akademie<br />

Dresden (DE) Fon: +49 221 57979-173, Fax: -8173,<br />

E-Mail: akademie(via)vdv.de,<br />

Internet: www.vdv-akademie.de<br />

14. EBA-Sachverständigentagung<br />

14.–15.02.2012 DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH,<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com<br />

Praxis-Sem<strong>in</strong>ar − E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Blitzschutz für Bahnanlagen<br />

− Die Anwendung der neuen Blitzschutznorm<br />

DIN VDE 0185-305<br />

18.-22.04.2012 Civil-Comp Press<br />

Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@civil-comp.com,<br />

Internet:www.civil-comp.com<br />

INFRARAIL 2012<br />

01.-03.05.2012 Mack Brooks Group<br />

Birm<strong>in</strong>gham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk,<br />

Internet: www.mackbrooks.com<br />

9. Internationales Rail Forum<br />

08.-10.05.2012 Montané Comunicación<br />

Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />

Internet: www.montane.eu.com<br />

4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

28.02.2012 Haus der Technik/Zweigstelle Berl<strong>in</strong><br />

Delitsch (DE) Fon: +40 30 3949-3411, Fax: -3437,<br />

E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-berl<strong>in</strong>.de<br />

10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />

Gotha (DE) Fon: +49 30 22605790,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

RailTel Europe<br />

28.-29.02.2012 Terrap<strong>in</strong>n<br />

Wien (AT) Fon: +44 20 70921000,<br />

E-Mail: enquiry.uk@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />

Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />

Rail+Metro Ch<strong>in</strong>a 2012<br />

30.05.- 02.06.2012 Intex Shanghai Co., Ltd<br />

Shanghai (CN) Fon: +86 21 62-956882, Fax: -780038,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>texhxp@sh163.net,<br />

Internet: www.metro-ch<strong>in</strong>a.org


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