STRASSENBAHN MAGAZIN M-/N-Wagen von Düwag (Vorschau)
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3/2013 | März € 8,50
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M-/N-Wagen
von Düwag
Aktuelle Einsätze
Ausmusterungen
Zukunft
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
Augsburg, Bochum/Gelsenkirchen,
Bielefeld, Dortmund, Essen, Heidelberg,
Kassel, Krefeld, Mainz, Mülheim, Nürnberg
Kassel und Darmstadt in den
80ern: Zweiachs-Plandienst!
Auf den Spuren Karlsruhes:
Das »Chemnitzer Modell«
Probleme in Graz: Ausbau
der Straßenbahn in Gefahr!
Exklusiv und gratis
nur für Abonnenten –
die Fotoedition »Die schönsten Straßenbahnen«
2013 erhalten Sie als Abonnent von STRASSENBAHN
MAGAZIN mit jeder Ausgabe ein Exemplar der Fotoedition
»Die schönsten Straßenbahnen«. Die Karten –
zum Sammeln, zum Aufhängen oder Weiterverschicken
– sind aus hochwertigem Chromokarton,
12 x 17 cm groß und erscheinen in limitierter Auflage.
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4/2013
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Einsteigen, bitte …
Alles Facebook, oder was?
Stimmen Sie ab!
Sollten Verkehrsbetriebe für Terminankündigungen oder Einladungen
zu Präsentationen ausschließlich „Facebook“ nutzen?
• Ja, coole Aktion. Das ist eine gute Möglichkeit, um speziell auch
Jugendliche für den öffentlichen Nahverkehr zu begeistern
• Nein, denn damit geht so etwas an mir völlig vorbei. Betriebe sollten
so etwas zusätzlich auch in Print- und Funkmedien kommunizieren
• Nein. Ich lehne virtuelle soziale Netzwerke wie „Facebook“ persönlich
ab und habe keinerlei Verständnis für solche Aktionen
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
Bei den Stadtwerken Bonn (SWB) werden in
den nächsten Jahren 25 zwischen 1974 und
1977 gebaute Düwag-Stadtbahnwagen vom
Typ B100S einem aufwändigen Umbau unterzogen.
Dabei werden die Innenausstattung,
Elektrik sowie Antrieb modernisiert
und auf den aktuellen Stand der Technik
gebracht. Weitere 35 Fahrzeuge der Baujahre
1983 bis 1993 sollen in einer zweiten
Phase ebenfalls erneuert werden.
Als Prototypen stellte das Unternehmen
im Herbst 2012 zunächst die Wagen 7456
und 7459 fertig. Die nunmehr als Typ B80C
geführten Fahrzeuge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit
von 80 km/h und sind mit
einer Choppersteuerung ausgerüstet. Den
Umbau lassen sich die SWB rund 1,2 Mio.
Euro pro Wagen kosten. Doch damit liegt
das Unternehmen deutlich unter den Preisen
industriell gefertigter Neuwagen. Ein Stadtbahnwagen
koste derzeit ab Werk weit mehr
als das Doppelte, argumentieren die SWB,
die mit der Investition gleichzeitig einheimische
Unternehmen stärken. Immerhin werden
die öffentlichen Mittel auf diese Weise
sehr effizient eingesetzt und hochqualifizierte
Handwerksarbeitsplätze in der Region gesichert
bzw. neu geschaffen.
Doch auch bei der Vermarktung der umgebauten
Wagen gingen die SWB Ende 2012
neue Wege: Nach einer offiziellen Vorstellung
der beiden Fahrzeuge am 15. Dezember fand
tags darauf eine ungewöhnlich organisierte
Premierenfahrt statt. Zu dieser wurde ausschließlich
per „Facebook“ eingeladen. Doch
nicht nur das – die Nutzer dieses virtuellen
sozialen Netzwerks legten auch die Fahrtroute
im Vorfeld per Mausklick fest!
Nach einem kleinen Rahmenprogramm
startete die Fangemeinde also am dritten
Adventssonntag 2012 mit etwa 100 Teilnehmern
im Tw 7456 vom Bertha-von-Suttner-
Platz zur Fahrt auf der Linie 66 Richtung
Bad Honnef. Die SWB waren nach eigenen
Angaben von der Begeisterung der Teilnehmer
selbst überrascht. Sie bezeichnen die
„Inbesitznahme der neuen Stadtbahnwagen“
als vollen Erfolg. Nahverkehrsfreunde, die
in „Facebook“ nicht vertreten sind, fühlten
sich hingegen etwas hilflos. An mehreren
von ihnen ging die Veranstaltung schlichtweg
vorbei, anderen blieb die Fahrtroute
unbekannt, wieder andere
stellten sich „aus Prinzip“ nicht
an die Strecke. Es entbrannten
Diskussionen, ob eine Premierenfahrt
wirklich ausschließlich
auf so „neumodische Weise“
organisiert werden solle. Und
wie sehen Sie das, liebe Leser?
Der Bonner Tw 7459
gehört zu den beiden
Prototypen der grundlegend
überarbeiteten
SWB-Wagen vom
Typ B100S (jetzt Typ
B80C). Am 16. Dezember
2012 wurde mit
ihm eine Premierenfahrt
veranstaltet,
zu der ausschließlich
über das virtuelle
soziale Netzwerk
„Facebook“ eingeladen
wurde
SWB
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
3
Inhalt
Inhalt
TITEL
Aktuelle Einsätze der M- und N-Wagen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Betriebe
Per Straßenbahn in den Hauptbahnhof . . . 16
Das »Chemnitzer Modell« – Das bis 1988 auf 1.435 mm umgespurte
Chemnitzer Netz hat im Süden der Stadt seit 2002 Anschluss
an die Eisenbahn nach Stollberg. Seit 15. Februar 2013 ist nun
auch der Chemnitzer Hauptbahnhof direkt in das Straßenbahn-Netz
integriert – und es gibt weitere Pläne!
Oldie-Revival an der Isar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
München: Aufgearbeitete P-/p-Züge im Liniendienst – Fahrplanverdichtungen
trotz nicht verlässlich und freizügig einsetzbarer
Variobahnen – das bescherte fünf Kurzgelenkzügen noch einmal
eine neue Hauptuntersuchung. Die Ende der 1960er-Jahre gebauten
Fahrzeuge kommen planmäßig auf den Linie 17 und 27 zum Einsatz
RUBRIKEN
»Einsteigen, bitte ...«. . . . . 3
Bild des Monats. . . . . . . . . 6
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt. . . . . . . . . . . 31
Einst & Jetzt. . . . . . . . . . . . 62
Fundstück des Monats . . . . 73
»Forum«, Impressum . . . . . 78
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . 82
»Ende gut ...« . . . . . . . . . . 82
Das besondere Bild . . . . . . 83
Vorbei am Schokoladenmuseum ... . . . . . . . . 26
Halles Kulturlinie 7 im Porträt – Drei Linien verbinden die große
Endstelle Kröllwitz mit dem Hauptbahnhof der Saalestadt. Die Linie 7
braucht am längsten für diese Strecke, doch sie bietet dafür den schöns -
ten Weg. Seit 2010 vermarktet die HAVAG ihre »7« als Kulturlinie
Trambefürworter aus Überzeugung . . . . . . . 32
Kluge Entscheidungen für Karlsruhe und Bremen – Am 20. Dezember
2012 verstarb Georg Drechsler – bis 1996 stellvertretender
Betriebsleiter der Karlsruher Verkehrsbetriebe, bis 2010 Vorstandsvorsitzender
der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Als »Diplomat und
Kämpfer« prägte er beide Gesellschaften
Große Ziele, wenig Geld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Aktuelle Zukunftspläne aus
Graz – In der steiermärkischen Landeshauptstadt
stehen zahlreiche
Ausbauprojekte an. Anfang des Jahres
verkündete die Stadtregierung
aber einen Sparkurs und brachte damit
den geplanten Netzausbau ins
Wanken. Doch ein Bedarf daran besteht
mehr denn je …
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
STRASSENBAHN MAGAZIN FOTOEDITION Nr. 3
Mit der Linie 5 durch Halle an der Saale 26
Ein Tatra-Großzug trifft im Sommer 1981 als Einsatzkurs für den
Berufsverkehr auf der Hallenser Linie 5 in Schkopau ein W. WALPER
Im Jahr 2013 machen wir unseren Abonnenten ein ganz besonderes
Geschenk: Mit jeder STRASSENBAHN MAGAZIN-
Ausgabe des Jahrgangs liefern wir Ihnen ein faszinierendes,
historisches Foto der interessantesten Fahrzeugtypen. Die
Bilder sind auf hochwertigem Chromolux-Karton gedruckt
und können auch als Ansichtskarten verschickt werden.
Das Ende der U-Bahn-Pläne in Ludwigshafen 68
Übrigens: Wer sich jetzt entschließt, das STRASSENBAHN
MAGAZIN künftig bequem nach Hause geschickt zu bekommen,
erhält die komplette zwölfteilige Foto-Edition sofort und
spart gegenüber dem Heft-Einzelkauf im Handel bares Geld!
Fahrzeuge
Über dem Zenit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
M- und N-Wagen in Deutschland – Mit dem fortschreitenden
Ausscheiden der letzten Düwag-Einheitswagen aus dem Plandienst
rückt die nächste Generation zunehmend in den Fokus der Straßenbahnfreunde.
Doch auch für die in den 70er- und 80er-Jahren gebauten
hochflurigen Stadtbahnwagen vom Typ N stehen die Zeichen
zumeist schon auf Abschied. Und der Typ M fährt nur noch in Kassel
Konstal-Klassiker auf dem Abstellgleis . . . . 56
Ende von Polens 13N-Wagen – In Polens Hauptstadt standen die
Vierachser vom Typ 13N in der Silvesternacht 2012 letztmalig im Planeinsatz.
Am 5. Januar 2013 erfolgte ihre offizielle Verabschiedung –
das Ende eines Kapitels, das 1959 in Warschau mit starken Geburtswehen
begann …
Geschichte
Zweiachser im Liniendienst. . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Mit Tram-Raritäten in den 1980er-Jahren durch Kassel und
Darmstadt – Es heute kaum vorstellbar: In den meisten westdeutschen
Tramstädten gehörten Zweiachs-Triebwagen zu Beginn der
1980er-Jahre längst allenfalls noch zur Museumsflotte. Doch im
planmäßigen tagtäglichen Einsatz?
»Skandal von bundesweitem Ausmaß«. . . 68
Vor 40 Jahren in Ludwigshafen als »undurchführbar« abgehakt
– Der Plan zur Abschaffung der Straßenbahn zugunsten einer
Stadtschnellbahn konnte Mannheim nicht überzeugen. Nur drei Jahre
nach dem Ludwigshafener Grundsatzbeschluss vom September 1971
war daher die „totale Stadtbahn“ (s. SM 9/2012) am Ende
STRASSENBAHN im Modell
Im Zeichen des 3-D-Drucks . . . . . . . . . . . 74
Altbekannte Herstellungsverfahren werden durch neue
Methoden verdrängt - auch bei Kleinanbietern von Trammodellen.
Report von der Nürnberger Spielwarenmesse, Teil 1
Titelmotiv
Die rot-weißen M6-Tw 311,
342 und 354 der Bogestra
im Bochumer Betriebshof
Engelsburg
C. HETTCHE
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
5
Bild des Monats
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 2 | 2013
Bild des Monats
Bild des Monats
Durch Nürnberg rollen seit 1881 Straßenbahnen, elektrisch bewegen sich diese seit 1896. Trotz
zahlreicher Stilllegungen zugunsten der U-Bahn wurde der Wagenpark umfassend modernisiert.
Prägend für die Altstadt ist die Stadtmauer mit ihren großen Türmen, überragt von der gewal tigen
Burg. Ein wunderschönes Panorama bietet sich am Spittlertorgraben. Diese Szene mit dem GT8N-
Wagen Nr. 1117 auf der Linie 6 hielt Bernhard Kußmagk am 24. Oktober 2011 im Bild fest.
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Die am weitesten vom Dresdner Stadtzentrum entfernte Straßenbahn-Endstelle der DVB, Weinböhla, ist nach
siebenmonatiger Unterbrechung wieder erreichbar
R. GLEMBOTZKY
ONLINE-UMFRAGE
»Kurzläufer«: Spezielle
Liniennummer erwünscht
Im letzten Heft haben wir auf Seite 3
gefragt: Welche Liniennummern sollten
„Kurzläufer“ haben, die nicht bis zur
regulären Endstelle einer Stammlinie
fahren? Die (knappe) absolute Mehrheit
der Umfragteilnehmer, nämlich 51,4 Prozent,
plädierte dafür, Kurzläufern eigene
Liniennummern zu geben, auch wenn
diese Linien dann nur selten oder zeitweise
fahren, so wie es z.B. bei Münchens
neuer Linie 22 der Fall ist.
42,7 Prozent der Votierenden halten
diese Variante dagegen nicht für sinnvoll,
sondern favorisieren die Lösung mit der
um ein „E“ ergänzten oder durchgestrichenen
Stammliniennummer für „Kurzläufer“
– natürlich inklusive der Fahrtzielangabe
des tatsächlichen Endpunkt
des Kurses. Die bloße Stammliniennummer
in Kombination mit der Endpunktangabe
des tatsächlichen Ziel des Kurses,
so wie es z.B. in Köln seit der Liniennetzbereininigung
im Jahr 2007 praktiziert
wird, halten lediglich 5,7 Prozent der
Umfragteilnehmer für sinnvoll. SM
Dresden: Linie 4 und Schwebebahn fit für die Zukunft, Kürzungen im Fahrplan
Frischekur für Überland- und Schwebebahn
Wenn die
Schwebebahn
im Frühjahr
wieder fährt,
wird Wagen 2
seine rote
Jubiläums -
lackierung von
2011 verloren
haben
C. MUCH
Dem Abschluss eines wichtigen Sanierungsprojektes,
der Modernisierung
der Straßenbahnlinie 4 im Bereich
Radebeul, folgt bei den Dresdner
Verkehrsbetrieben (DVB) mit der Erneuerung
der Schwebebahn direkt das
nächste Projekt. Gleichzeitig wurden
die Fahrpläne etlicher Straßenbahnlinien
moderat gekürzt
Weihnachtsgeschenk für
Weinböhla
Noch kurz vor Weihnachten, am
20. Dezember, konnten die DVB nach
mehrmonatigen Bauarbeiten die Straßenbahnlinie
4 nach Weinböhla wieder
in Betrieb nehmen. Zuvor musste
Dresdens längste Straßenbahnlinie in
Radebeul im Bereich Zillerstraße über
ein temporäres Gleisdreieck wenden.
Begonnen hatte die Streckensperrung
bereits am 7. Mai 2012, um in Radebeul
die Meißner Straße zwischen Borstraße
und Gradsteg grundhaft zu sanieren.
Dabei konnten insgesamt auch
ca. 850 m Straßenbahngleis, wenn
auch ohne eigenen Bahnkörper, erneuert
werden. Die beiden Haltestellen
Gradsteg und Borstraße wurden barrierefrei
ausgebaut, wozu die Straßenbahngleise
an den Fahrbahnrand verschwenkt
werden mussten.
Ursprünglich war das Bauende bereits
für Ende November geplant.
8 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Deutschland
Nur noch für einzelne Fahrten am Tag kommen die Bahnen der Linie 6 auf die großzügig angelegte Strecke in das
zu DDR-Zeiten entstandene Neubaugebiet Dresden-Gorbitz
P. KRAMMER
Schwierigkeiten im Bauablauf führten
aber zu etlichen Verzögerungen. Nur
durch eine Vollsperrung konnte die
Wiederaufnahme des Straßenbahnverkehrs
vor Weihnachten sichergestellt
werden. Für die dadurch notwendigen
Fahrweg- und Fahrzeitenwechsel der
Ersatzbusse sowie für die schwierige
Verkehrssituation insgesamt entschuldigten
sich die DVB bei den Fahrgästen.
Als Aufmerksamkeit erhielten die
Betroffenen Gratis-Tickets zur Nutzung
der wiedereröffneten Linie 4. Im
weiteren Streckenverlauf nach Weinböhla
wurden zudem mehrere Instandhaltungsmaßnahmen
vorgenommen
und Gleisbrüche durch vorangegangene
Winter beseitigt. Die frühere
Ausweichmöglichkeit an der Eisenbahnbrücke
wurde dagegen auf ein
Gleis zurückgebaut.
Bus statt Schwebebahn
Vom 2. Januar bis zum 28. März ist die
Dresdner Schwebebahn außer Betrieb.
Zum einen muss eine komplette Hauptuntersuchung
an den Wagen durchgeführt
werden. Gleichzeitig werden auch
beide Wagen vollständig neu lackiert.
Damit verliert auch der Wagen 2 seine
rote Jubiläumslackierung aus dem Jahr
2011. Zum anderen müssen das Zahnradvorgelege
mit Antriebswelle sowie
das 104-jährige Großrad für die Kraftübertragung
ausgetauscht werden.
Auch werden die Steuerung sowie der
Bedienstand in der Talstation erneuert.
Da die Buslinie 84 zwischen Tal- und
Bergstation der Schwebebahn fährt,
muss kein Schienenersatzverkehr eingerichtet
werden. Die Dresdner Schwebebahn
verbindet auf ihrer 274 m langen
Strecke die Stadtteile Loschwitz
und Oberloschwitz und überwindet dabei
84 Höhenmeter. Als Einschienenhängebahn
ist sie bezüglich der Spurführung
zwar verwandt mit der Wuppertaler
Schwebebahn, allerdings
werden die Wagen in Dresden nach
dem „Prinzip Standseilbahn“ von einem
Seil gezogen bzw. herabgelassen.
Straßenbahnfahrpläne
»optimiert«
Darüber hinaus haben die Dresdner
Verkehrsbetriebe moderate Kürzungen
im Bus- und Straßenbahnbereich vollzogen.
Nachdem die Bedienung der
Strecke nach Gorbitz durch die Linie 6
im Jahr 2003 bereits auf den Berufs -
verkehr beschränkt wurde, wendet diese
Linie seit dem 3. September 2012
(einzelne Fahrten ausgenommen)
ganztags schon in Wölfnitz. Damit folgt
die DVB dem ostdeutschen Trend, das
Fahrplanangebot in den großen, am
Stadtrand gelegenen Plattenbausiedlungen
Schritt für Schritt zurückzufahren.
Denn vom Einwohnerrückgang
sind diese Stadtteile ganz besonders
betroffen, womit einst üppig bemessene
Angebote mit mehreren Linien im
Zehn-Minuten-Takt nicht mehr gerechtfertigt
erscheinen. In Gorbitz verbleiben
aber weiterhin die Linien 2 und 7, womit
diese Außenstrecke im städtischen
Vergleich immer noch ein sehr dichtes
Fahrplanangebot hat. Gleichzeitig wurde
der abendliche Betriebsschluss der
Linie 10 (Striesen – Messe) um eine
Stunde vorverlegt.
Am 3. Januar folgten die nächsten
Kürzungen, die sich nun aber auf viele
Linien verteilen. Auf den Straßenbahnlinien
1, 6, 7, 8, 9 und 10 entfielen einzelne
schwach nachgefragte Früh- und
Spätfahrten. Auch traf es abermals die
Linie 10, die seitdem sonntags erst gegen
8 statt bisher gegen 6 Uhr in den
Betrieb startet. Um sinkende Zuschüsse
für die Busbeschaffung und Schülerbeförderung
auszugleichen, könnten
künftig weitere derartige Angebotskürzungen
folgen.
ROG/PKR
Frankfurt am Main
Neubaupläne für
Museum vorgestellt
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt
(VGF) will die Westhalle ihres Verkehrsmuseums
durch einen Neubau
ersetzen. Der Entwurf des Architekturbüros
Karl Dudler sieht eine Halle aus
sechs gestuften und bis zu zwölf Meter
hohen Bauriegeln vor. Die Staffelung
in mehrere Bauriegel ermöglicht eine
bessere Ausnutzung des Baugrundes,
der von einer Straßenbahnwendeschleife
umgeben ist. Damit die Verbindung
vom alten Empfangsgebäude
der Endstation Schwanheim zum Museumseingang
nicht durch den Stra-
Frankfurt am Main: Bis Ende 2014 soll das Verkehrsmuseum an der Endstation
Schwanheim Rheinlandstraße teilweise durch einen modernen
Neubau ersetzt werden
VGF/KARL DUDLER
Darmstadt
Mit der Linie 8 (Arheilgen
Dreieichweg – Alsbach Am Hinkelstein)
können Fahrgäste eine
geführte Stadtrundfahrt per
Straßenbahn machen. Dazu lassen
sich Hörbeiträge, die jederzeit
gestoppt und fortgesetzt
werden können, aufs Handy laden.
Die Funktionsweise ähnelt
den aus Museen bekannten Audio-Guides.
Die Linie 8 ist bereits
die zweite Linie, für die dieser
Service eingeführt wurde, denn
auch für die Linie 3 (Darmstadt
Hbf – Lichtenbergschule) lässt
sich entsprechendes Audio-Material
unter www.darmstadtmarketing.de
herunterladen. JÖS
Hamburg
Nachdem die Bürgerschaft
die Mittel zum Bau der 1,1 km
langen U4-Verlängerung zur
Elbbrücke bewilligt hat, laufen
derzeit die Detailplanungen. Die
neue Strecke wird ab der Station
HafenCity Universität in östlicher
Richtung verlaufen, um
dann in einen 90°-Bogen direkt
an die Norderelbe zu stoßen.
Dort endet sie dann auf der Viadukt-Haltestelle
Elbbrücke. Die
Haltestelle wird so angelegt,
dass eine Fortführung der Strecke
über die Elbe nach Wilhelmsburg
möglich ist. Perspektivisch
wird hier mit 16.000 Fahrgästen
am Tag gerechnet.
JEP
Karlsruhe
Die neuen Flexity Swift-Zweisystemwagen
der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
(AVG) konnten
bislang noch nicht im Fahrgastverkehr
eingesetzt werden.
Die Zulassung durch den TÜV
Süd ist noch nicht erfolgt. Unter
anderem würde der Aufenthalt
an Haltestellen bei den derzei -
tigen Türeinstellungen zu lange
dauern, so dass der Fahrplan
nicht gehalten werden könnte.
Nach aktuellem Stand sollen die
ersten der 30 neuen von Bombardier
gefertigten Fahrzeuge
noch im ersten Quartal 2013 im
Fahrgastverkehr eingesetzt werden.
PKR
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
9
Aktuell
Stillstand wegen Blitzeis: In Frankfurt am Main schafften es am 20. Januar viele Straßenbahnen wegen vereister
Oberleitungen nicht mehr ins Depot
S. KYRIELEIS
Südwestdeutschland
Blitzeis legte Straßenbahnnetze lahm
Eine ungewöhnliche Wettersituation
brachte am Sonntag, 20. Januar,
den Betrieb einiger Straßenbahnnetze
zum Erliegen. Es regnete, während
in Bodennähe weiterhin der Frost das
Sagen hatte. Im gesamten Rhein-Neckar-Raum,
in Darmstadt und Frankfurt
ging deshalb seit Sonntagnachmittag
auf den Gleisen nichts mehr.
Wegen der glatten Straßen war auch
ein Ersatzverkehr durch Busse nur in
sehr begrenztem Umfang möglich.
Teilweise umhüllte eine mehrere
ßenbahnverkehr unterbrochen wird,
soll auch die Straßenbahnstation umgebaut
werden. Nach Fertigstellung
der Baumaßnahme, die für das Jahresende
2014 vorgesehen ist, machen die
Züge der Linie 12 bereits vor Erreichen
des Bahnhofsgebäudes an einer barrierefrei
ausgebauten Haltestelle Kopf.
Die bestehende Wendeschleife soll
aber für Sonderverkehre mit historischen
Zügen beibehalten werden. Die
VGF entschied sich für einen Neubau,
Zentimeter starke Eisschicht die Fahrleitungen,
so dass die Einsatzkräfte der
Verkehrsunternehmen mit Gasbrennern
und Hämmern zu Werke gehen
mussten. Wo es noch irgendwie ging,
wurden ältere Fahrzeuge, die gegenüber
Spannungsabfällen weniger empfindlich
reagieren, eingesetzt, um das
Eis von den Leitungen zu kratzen und
Neu-Vereisungen zu vermeiden. Während
im Bereich Rhein-Neckar am
Montagnachmittag Normalisierung
einsetzte, kehrte in Darmstadt erst zur
da das Tragwerk der 1905 für die mit
Dampf betriebene Waldbahn errichteten
Wagenhalle in Schwanheim, 1983
für das Museum umgebaut, marode
geworden war. Eine Sanierung hätte
zwei Mio. Euro gekosten. Für den Neubau
rechnet man mit Bau- und Planungskosten
von fünf Mio. Euro. Noch
bis zum Spätsommer 2013 kann das
Verkehrsmuseum besichtigt werden.
Dann sollen die Räumung und der Abriss
der Westhalle beginnen. SKY
Nacht auf den Mittwoch der reguläre
Betriebszustand zurück. In Frankfurt
war es noch schwieriger: Lediglich
die Linie 11 konnte am Dienstagnachmittag
den Betrieb auf dem Teilstück
zwischen Nied Kirche und Hugo-Junkers-Straße
wieder aufnehmen.
Die Linie 16 folgte, ebenfalls
auf einer Teilstrecke, am Dienstagabend.
Bis auf die Linie U9 konnten
aber immerhin alle U-Bahn-Linien
bereits am Montag wieder in Betrieb
gehen.
JÖS
Stuttgart
Keine Kreuzungen
Stadt-/Eisenbahn mehr
In Stuttgart haben die beiden letzten
niveaugleichen Kreuzungen zwischen
Eisenbahn und Stadtbahn ihren
Daseinszweck verloren. Im Dezember
wurde letztmals ein bei der Flint Group
Germany entleerter Kesselwagen über
die Gleise der Industriebahn Feuerbach
abgefahren. Um den Anschluss
Stuttgart: An
der Haltestelle
Sieglestraße
wartet ein Zug
der U7 die
Kreuzung mit
der in städ ti -
schem Auftrag
tätigen DB-363
ab
M. DAUR
Strausberg: Nach Berlin und Straus -
berg wird der ATw 13 im dänischen
Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm
seine dritte Heimat finden
C. MUCH
des Herstellers von Druckfarben bedienen
zu können, mussten die Stadtbahnlinien
U7 und U15 im Bereich der
Haltestellen Borsigstraße und Sieglestraße
zweimal kurz hintereinander
gequert werden. Grund für das Aus ist
eine veränderte Verkehrsführung der
stark befahrenen B 295, die zu gegenseitigen
Behinderungen von Straßenund
Schienenverkehr geführt hätte. Eine
Verlegung der in städtischem Eigentum
befindlichen Gleisanlagen
schied angesichts der nur noch geringen
Bedeutung aus.
JDA
Strausberg
Arbeitswagen nach
Dänemark verkauft
Am 8. Januar wurde in Strausberg
der Arbeitstriebwagen 13 auf einen
Straßentieflader verladen, um ins dänische
Straßenbahnmuseum Skjoldenaesholm
überführt zu werden. Nach
Ablauf der Untersuchungsfristen des
Fahrzeugs im Jahr 2012 hat die Strausberger
Eisenbahn einen Käufer für den
Wagen 13 gesucht. Eine Instandsetzung
des Zweiachsers lohnte sich in
Strausberg aufgrund der sehr geringen
Einsatzzeiten nicht mehr.
Bei dem Fahrzeug handelt es sich um
einen Rekotriebwagen vom Typ ATZ. In
den Jahren 1980 und 1981 wurden im
Reichsbahnausbesserungswerk (RAW)
Berlin-Schöneweide für die Berliner Verkehrsbetriebe
(BVB) insgesamt 38 vorhandene
Reko-Einrichtungstriebwagen
TE63 und TE64 zu universell einsetzbaren
Arbeitswagen umgebaut. Durch die
Neuzuführung von KT4D-Serienfahrzeugen
in Berlin standen dort die TE63
und TE64 als Spenderfahrzeuge zur Verfügung.
Die Fahrzeuge wurden zu
Zweirichtungswagen umgebaut und er-
10 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Deutschland
hielten Doppelscheinwerfer; der Einbau
von Doppelschiebetüren auf beiden
Wagenseiten und die Innenverkleidung
der Fahrzeuge mit Sperrholzplatten ermöglichten
fortan Material- und Gütertransporte.
Nach der politischen Wende
ging der Güterverkehr stark zurück; die
BVB stellten ab 1990 erste ATZ ab bzw.
boten sie zum Kauf an. So kam der Berliner
Wagen 4502 (ex 721 040) im Jahr
1993 nach Strausberg und war von nun
an dort 20 Jahre mit der Wagennummer
13 als Arbeitswagen im Einsatz. CMU
Mülheim an der Ruhr
Weitere U18-Station
modernisiert
Die Mülheimer VerkehrsGesellschaft
(MVG) hat in den vergangenen
zwei Jahren die beiden Bahnsteige der
U18-Station Rosendeller Straße inmitten
der A40 (Ruhrschnellweg) modernisiert.
Bereits im Jahr 2011 hatte die
MVG damit begonnen, den Bahnsteig
Richtung Mülheim komplett umzugestalten.
Im Jahr 2012 war schließlich
auch die Gegenrichtung dran. Mittlerweile
sind beide Bahnsteige im neuen
Gewand in Betrieb, lediglich einige
Restarbeiten fehlen noch. Bei der Umgestaltung
wurde vor allem darauf geachtet,
dass die Bahnsteige auch bei
Nacht noch hell und freundlich sind.
Von den Stationen der von Mülheim
nach Essen führenden U18, die oberirdisch
im Mittelstreifen des Ruhrschnellwegs
liegen, erscheint jetzt nur
noch der Bahnhof „Rhein-Ruhr-Zentrum“
im Stil der 1970er-Jahre. CLÜ
Mannheim
Stadtbahn Nord soll
2016 fahren
Mit dem symbolischen Spatenstich
ist das Projekt „Stadtbahn Mannheim
Nord“ dem Planungsstadium entwachsen.
Bis 2016 die ersten Bahnen
Mannheim: Noch fahren die Linien 4 und 5 nach Käfertal. Künftig soll die Linie 4 die Stadtbahn Nord bedienen PKR
rollen, sollen 14 neue Haltestellen errichtet
und 6,4 km Neubaustrecke gebaut
werden. Die Strecke wird zwischen
den Haltestellen Lange Rötterstraße
und Grenadierstraße von der
Strecke nach Käfertal abzweigen und
sich im Stadtteil Gartenstadt in zwei
Äste zum Waldfriedhof und zum Carl-
Benz-Bad gabeln. Ursprünglich sollte
der Ast zum Waldfriedhof noch weiter
bis zum Glücksburger Weg verlaufen,
was allerdings im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung
fallen gelassen
wurde. Beide Äste sollen alternierend,
also alle 20 Minuten, befahren werden.
Die Strecke wird größtenteils eigenen
Gleiskörper, dafür auf dem Außenast
zum Waldfriedhof und auf etwa
630 m entlang der Hessischen
Straße zwei eingleisige Abschnitte erhalten.
Das größte Einzelbauwerk des
78 Mio. Euro teuren Vorhabens wird
die Unterquerung der alten Riedbahn
sein. Auf Wunsch der Anwohner wird
entlang der Strecke nördlich der Waldstraße
eine rund 540 m lange und 3 m
hohe Lärmschutzwand aufgestellt. Für
die neue Strecke soll die Linie 4 von ihrem
Heddesheimer Ast abgezogen
werden und künftig die Stadtbahn
Nord bedienen. Die Linie 5 soll künftig
in Käfertal in Richtung Heddesheim
und Weinheim/Heidelberg geflügelt
werden.
PKR
Bad Herrenalb
Falkenburgbahn
eingestellt
Bereits seit 4. September steht die
Falkenburgbahn in Bad Herrenalb, etwa
25 km südlich von Karlsruhe gelegen,
still. Im Dezember teilte die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
(AVG), die
für den Betrieb verantwortlich war, die
endgültige Einstellung der Standseilbahn
mit. Grund für die Stilllegung
sind formal ausstehende Jahreswartungen
und Störungsbehebungen sowie
die nicht erfolgte Jahresabnahme.
Die ACURA Ruland Klinik als private
Eigentümerin der erst 1998 eröffneten
Bahn wollte sich eine Instandhaltung
bei einer Kostenunterdeckung von
100.000 Euro im Jahr nicht leisten.
Auch die Gemeinde Bad Herrenalb
konnte sich zu einer finanziellen Beteiligung
nicht durchringen. Die Falkenburgbahn
verlief vom Bahnhof Bad
Herrenalb mit der Mittelstation Themenhotel
Falkenburg zur Klinik Falkenburg
und überwand dabei auf ihrer
117 m langen Strecke 46 Höhenmeter.
Auf der Falkenburgbahn pendelte nur
ein Wagen, weshalb es sich in technischer
Hinsicht eigentlich um einen
Schrägaufzug handelte.
PKR
Bielefeld
Neuerungen im Bereich
Universität
Im Zuge der Erweiterung des Universitätsgeländes
ist die Verlängerung
der Linie 4 über die Endstelle Lohmannshof
hinaus zum neuen Gelände
Campus Lange Lage/Schlosshofstr.
vorgesehen. Im Vorgriff darauf und
auch im Hinblick auf Erweiterungen
der Universität am bestehenden
Standort wurde der bisherige einfache
Gleiswechsel an der Haltestelle Universität
zu einer vollwertigen Zwischenendstelle
mit Wendegleis ausgebaut.
Die folgende Haltestelle Wellensiek
wird als künftiger, direkter Zugang
zu den Erweiterungsbauten am bisherigen
Standort ausgebaut. Dafür wurden
die Gleise aufgeweitet, ein breiterer
Mittelbahnsteig erstellt und der Zu-
Mülheim/Ruhr: Trotz gerade abgeschlossener Modernisierung ist die Station
Rosendeller Straße bereits mit Schmierereien versehen C. LÜCKER
Bad Herrenalb: Die Falkenburgbahn (im Hintergrund sichtbar) steht seit dem
4. September 2012 still K. BINDEWALD
11
Aktuell
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Krefeld: An der Endstelle Hüls Betriebshof gibt es zwar keinen Betriebshof mehr, dafür noch die alte Halle des
ebensolchen. Eigentlich hätte die Linie 044 als so genannte „Kleine Ringlösung“ von hier auf einer Schleife durch
das Zentrum von Hüls verlängert werden und die Halle einem Parkplatz weichen sollen. Nachdem diese Pläne im
September vom Stadtrat ad acta gelegt wurden, bleibt zunächst alles beim Alten. An Stelle der Halle könnte aber
künftig ein optimierter Busverknüpfungspunkt entstehen.
C. LÜCKER
gang zum Fakultätsgelände durch
zwei auffällige, torähnliche Einrahmungen
neu gestaltet. Die Bauarbeiten
der Stadtbahn sind inzwischen
weitgehend abgeschlossen worden,
dagegen stehen die Unigebäude selbst
noch vor der Vollendung. BUD
Rostock
Tramlinks kommen
später
Bei den 13 bestellten Rostocker
Niederflurstraßenbahnen des Typs
Tramlink, die von Vossloh Espana in
Valencia gebaut werden, kommt es zu
einer Lieferverzögerung. Der erste Wagen
des neuen Typs war ursprünglich
bereits für Mai 2013 in der Hansestadt
erwartet worden. Inzwischen geht der
Verkehrsbetrieb Rostocker Straßenbahn
AG (RSAG) von einer Lieferung
ab Jahresende 2013 aus. Danach soll
in jedem Monat ein weiteres Neufahrzeug
angeliefert werden und zum Einsatz
kommen. Für die in den Jahren
1989/1990 beschafften und zwischen
1995 und 2001 aufwändig modernisierten
Tatrawagen T6A2M mit den
Niederflurbeiwagen 4NBWE bedeutet
dies eine Verlängerung ihrer Einsatzzeit.
Fünf seit 2010 abgestellte Beiwagen
sind unterdessen nach Leipzig verkauft
worden.
YUG
Jena
Tw 435 aus Erfurt
übernommen
Am Abend des 7. Januar traf der unechte
Zweirichtungs-Tw KT4D 435 aus
Erfurt im Betriebshof Burgau ein und
wurde am nächsten Morgen entladen.
Der Wagen soll als Arbeitstriebwagen
hergerichtet werden. Der Neuzugang
könnte als Winterdienst-Tw oder
Schlepp-Tw für defekte GT6M eingesetzt
werden, wofür er sicherlich besser
geeignet wäre als die vorhandenen
Gotha-Tw. Der genaue Aufgabenbereich
ist aber noch nicht festgelegt. Voraussetzung
für den Wechsel war, dass
der Tw zwei Führerstände hat. Schließlich
sind in Jena nur die Endstellen in
Zwätzen und Winzerla mit Wendeschleifen
ausgestattet. Es wird voraussichtlich
noch einige Zeit vergehen,
bevor der Tw 435 erstmals im Jenaer
Schienennetz zu sehen sein wird. ULU
Industrie
Bombardier/CSR Puzhen
Flexity 2 für Suzhou
Nach der ersten öffentlichen Ausschreibung
für 100%-Niederflurstraßenbahnen
in China hat der Bombardier-Partner
CSR Puzhen einen Auftrag
über 18 Niederflur-Triebwagen für die
Stadt Suzhou, wo ein neues Straßenbahnnetz
mit sechs Linien aufgebaut
wird, erhalten. CSR Puzhen wird die
auf der Flexity 2-Technologie von
Bombardier basierenden Triebwagen
an seinem Standort in Nanjing, China,
bauen. Die Suzhou New District Tram
(SND) wird die Wagen im expandierenden
Ballungsraum von Suzhou betreiben.
Suzhou ist eine Stadt mit elf Mio.
Einwohnern im Südosten der Provinz
Noch mehr Auswahl unter
www.strassenbahnmagazin.de/abo
Jiangsu, unweit von Shanghai. Die aktuelle
Ausschreibung gilt für die erste,
18 km lange Strecke, auf der zunächst
18 fünfteilige Zweirichtungsfahrzeuge
(32 m lang und 2,65 m breit) sieben
Haltestellen bedienen werden. Es ist
der erste Auftrag, den CSR Puzhen im
Rahmen der neuen Partnerschaft mit
Bombardier erhalten hat. Im Juli 2012
unterzeichneten die beiden Unter -
nehmen eine Vereinbarung über eine
Zehn-Jahres-Technologielizenz für die
Herstellung und den Vertrieb von
100-%-Niederflurstraßenbahnen in
Chi na einschließlich Hongkong und
Macao.
ROS
Bombardier
Mehr Straßenbahnen
für Plauen
Die Plauener Straßenbahn (PSB)
hat vier zusätzliche Niederflur-Straßenbahnen
bei Bombardier bestellt.
Die Bestellung der ersten beiden Tw
wurde bereits im Dezember 2011 bekannt.
Es wird sich um Straßenbahnen
des Typs Flexity Classic, die im Bombardier-Werk
Bautzen gebaut werden,
handeln. Für die ersten beiden Wagen
wurden die Gelder angespart, für die
vier zusätzlichen Fahrzeuge müssen
Bielefeld: Die Haltestelle Wellensiek wurde für ihre neue Aufgabe als Zugangshaltestelle
zur Universität ausgebaut
D. BUDACH
Erfurt/Jena: Bis Dezember war Tw 435 noch in Erfurt im Linieneinsatz (hier
am Hauptbahnhof), jetzt wird er in Jena zum Arbeits-Tw umgebaut U. LUGE
12 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Deutschland · Industrie · Weltweit
Kredite aufgenommen werden. Es ist
angedacht, auf jeder der fünf Linien einen
Niederflurkurs anzubieten und
diesen gesondert im Fahrplan zu kennzeichnen.
Der niederflurige Straßenbahnwagen
„Flexity Plauen“ basiert
auf den Modellen, die bereits in Halle
und Dessau anzutreffen sind. Die
Plauener Fahrzeuge werden, analog zu
den Dessauer Flexitys, als Einrichtungsfahrzeuge
ausgeführt. Im Laufe
des Jahres 2012 wurde in Plauen damit
begonnen, die Bahnsteige für die
neuen Flexitys umzubauen. Dazu müssen
die Bahnsteigkanten um einige cm
nach verschmälert werden, sodass die
neuen Wagen problemlos dort halten
können. Die ersten Flexitys sollen Ende
2013 in Plauen eintreffen. DAM
Ausland
Italien: Bozen
Wagenrückgabe und
Betriebsunterbrechung
Die Rittnerbahn bei Bozen ist seit
dem 7. Januar und voraussichtlich bis
zum 15. Juni eingestellt. Der Grund
sind Abriss- und Aufbauarbeiten der
Remise und Werkstätte im Betriebsmittelpunkt
Oberbozen, weswegen die 6,6
km lange Lokalbahn auf dem Hochplateau
des Ritten gesperrt werden muss.
Zeitgleich mit diesem dann dreiglei -
sigen Neubau wird in Klobenstein die
zweigleisige Remise auf vier Gleise
erweitert. Die größeren Kapazitäten
werden benötigt, da der Fahrzeugpark
dem nächst aufgestockt werden soll.
Den hochflurigen fix gekuppelten
Trieb- und Beiwagen 21 und 24, die
2009 von der Trogenerbahn aus St. Gallen
auf den Ritten geholt wurden,
sollen zwei weitere baugleiche Garnituren
folgen. Von den dann vier St. Gallener
Zügen wird einer als Ersatz teilspender
dienen.
Zwischen Ostern und Allerheiligen
sollen aus touristischen Gründen aber
Ein aus Düsseldorf kommendes B80D-Doppel nähert sich der Stadtgrenze. Die anstehende Erneuerung der
Zugsicherungssysteme könnte ab 2020 das Aus für die städteübergreifende Verbindung bedeuten C. LÜCKER
Düsseldorf/Duisburg:
U79 künftig zweigeteilt?
Für den Betrieb der Duisburger und Düsseldorfer Stadtbahntunnel,
die durch die Linie U79 verbunden sind, steht
in den nächsten Jahren der Ersatz des bisherigen Zugsicherungssystems
an. Eigentlich sollte die Ausschreibung
dafür im Sommer dieses Jahres starten. Da es in Duisburg
Finanzierungsschwierigkeiten gibt, steht nun in Frage ob
sich die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) an der gemeinsamen
Ausschreibung mit der Rheinbahn aus Düsseldorf
beteiligen kann. Insbesondere für die Fahrgäste der
Linie U79 könnte das zu Problemen führen. Denn unterschiedliche
Zugsicherungssysteme in beiden Stadtbahntunneln
würde den langfristigen Einsatz einer durchgehenden
Linie unmöglich machen, womit die U79 gegebenenfalls
zweigeteilt werden müsste. Dieses Problem
würde aber erst in den Jahren 2020 bis 2024 auftreten, da
die alte und neue Zugsicherungstechnik bis dahin parallel
eingesetzt werden. Bis dahin werden die Stadtbahnen
nach und nach auf das neue System umgestellt. So lange
weiterhin Altfahrzeuge, darunter der
von der 1978 eingestellten Straßenbahn
Esslingen – Nellingen – Denkendorf
(END) übernommene Tw12, eingesetzt
werden. Sein Schwesterfahrzeug,
der END-Tw 13, trat dagegen kurz vor
den Umbauarbeiten am 17. Dezember
seine Heimkehr in die Region Stuttgart
an. Künftig wird er in der Straßenbahnwelt
in Stuttgart-Bad Cann statt zu sehen
sein. In der kommenden Ausgabe
werden wir umfangreich über den Werdegang
und die Heimkehr des Tw 13
berichten.
K. Demar/PKR
also noch genügend Stadtbahnen für den Betrieb der U79
mit dem alten Zugsicherungssystem laufen, steht dem
durchgehenden Betrieb der ehemaligen „Linie D“ nichts
im Wege.
Kostenproblem Ersatzteile
Gerade in Düsseldorf drängt die Zeit, denn dort sind die ältesten
Stadtbahntunnel samt Zugsicherungstechnik von
1981 und damit elf Jahre älter als in Duisburg. Insbesondere
die Ersatzteilbeschaffung entwickelt sich zunehmend
zum (Kosten-)Problem. In Duisburg besteht noch die Hoffnung,
dass sich Land und Bund zu einer Bestandsförderung
der Stadtbahninfrastruktur, die im Gegensatz zum
Bau neuer Infrastruktur von den Kommunen alleine getragen
werden muss, durchringen. Wie eine zweigeteilte U79
aussehen würde, d.h. welche Endstationen aus Richtung
Düsseldorf und Duisburg angefahren würden, lässt sich
aktuell noch nicht abschätzen.
PKR
Niederlande: Groningen
»Aus« für Regiotram
Ein Eklat im Groninger Kommunalparlament
hat die weit fortgeschrittene
Planung zum Bau eines Straßenbahnsystems
zumindest vorerst ge-
Bombardier: Plauen hat vier Flexitys nachbestellt, womit insgesamt sechs
Einheiten in der Vogtlandmetropole eintreffen werden MONTAGE: D. MÖSCHKE
Bozen: Den beiden ex St.Gallener Zügen, die seit 2011weinrot/grau lackiert
sind, sollen zwei weitere folgen
H. STAMMLER
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
13
Aktuell
VIS Halberstadt: VIS Halberstadt modernisiert zum wiederholten Mal Straßenbahnen aus Helsinki. Zehn Triebwagen
vom Typ NRV1 werden bis Mitte 2013 komplett überholt und zusätzlich mit neuen Niederflurmittelmodulen
versehen, wodurch sich auch die Kapazität der Fahrzeuge erhöht. Der Auftrag beinhaltet zwei weitere Optionen
zu jeweils fünf Fahrzeugen, die dann bis Ende 2014 zu liefern wären.
B. SCHULZ
stoppt. Nachdem zwei Stadträte wegen
gestiegener Kosten jede weitere
Unterstützung für das Projekt verweigerten,
traten die übrigen drei Stadt -
räte aus Protest zurück. Mit großer
Verärgerung reagierte die Provinzregierung
auf diese Vorgänge im Leitungsgremium
der Gemeinde. Sie wies
darauf hin, dass ein derartiges Verhalten
einen massiven Verlust an Glaubwürdigkeit
bedeute und das Projekt,
das in einem zweiten Schritt ins Umland
erweitert werden sollte, ernsthaft
infrage stelle. Die bereits weitgediehene
Ausschreibung wurde noch im
Dezember 2012 gestoppt. Zwei Anbieter
müssen nun finanziell entschädigt
werden.
Ob es einen neuen Versuch geben
wird, das Projekt durchzuführen, ist
derzeit offen. Neben der Tatsache, dass
inhaltliche Uneinigkeit bei der Stadt
herrscht, dürfte eine „Neuauflage“
schon deshalb erhebliche Probleme
bereiten, weil aus rechtlichen Gründen
kein erneuter Start eines einmal gestoppten
Verfahrens auf denselben
Grundlagen möglich ist.
AMF
Frankreich: Amiens/Caen
Neue Straßenbahnen
geplant
Amiens, Hauptstadt der Picardie
und 142 km nördlich von Paris gelegen,
soll bis zum Jahr 2018/19 ein
Straßenbahnsystem bekommen. Das
beschlossen die Gremien der 135.000
Einwohner-Stadt (180.000 Einwohner
im Großraum) am 18.Dezember. Zuvor
wurde über Buslinien auf abgetrennten
Fahrspuren nachgedacht. Rückenwind
erhielt das Straßenbahnprojekt
nach der Kommunalwahl 2011, die eine
neue Equipe ins Rathaus von
Amiens brachte. Die rund elf km lange
Tramlinie soll mit rund 23 Haltestellen
Zitadelle, Stadtzentrum, Bahnhof, Klinikum,
zwei Hochschulstandorte und
natürlich zahlreiche Wohnviertel erschließen.
40 Prozent der Einwohner
und Arbeitsplätze von Amiens liegen
im Einzugsbereich der 200 Mio. Euro
teuren Bahn, was auf eine gute Auslastung
hoffen lässt.
Für eine gemeinsame Bestellung
des rollenden Materials zusammen mit
Amiens interessiert sich die Stadt Caen
in der Normandie, wo ebenfalls im Dezember
2012 ein Beschluss pro Tram
gefasst wurde. Die 2002 eingerichtete
„Busbahn“ (TVR von Bombardier) soll
nicht nur, wie bereits berichtet, durch
eine „echte“ Straßenbahn ersetzt, sondern
zudem durch eine zusätzliche
Tramlinie ergänzt werden. VLC
Prag: Von den 250 bestellten Niederflur-Tw des Fahrzeugtyps 15 T „ForCity“ waren bis Ende 2012 61 eingetroffen.
2013 liefert Škoda Transportation weitere 32 dreiteilige Einrichtungsfahrzeuge. Tw 9256, hier an der Haltestelle
Vodli kova, gehört mit dem Lieferjahr 2012 zu den jüngeren Vertretern dieses Typs. Auch sind in den
nächsten Jahren etliche Netzerweiterungen in Planung. Dieses Jahr soll mit dem Bau der Linienverlängerungen
Divoká Šárka – D dinská (2,1 km) und Barrandov – Holyn – Slivenec (1,5 km) begonnen werden. R. SCHREMPF
Frankreich: Lyon
Längeres Netz,
längere Trams
Mit der Eröffnung der fünften Tramlinie
T5 zwischen der Metro-Station
Grange-Blanche und dem Ausstellungspark
Eurexpo am 17. November
2012 ist das Straßenbahnnetz von
Lyon auf 60 km angewachsen und nun
vor Straßburg das größte in Frankreich.
Die neue Strecke zweigt in Les Alizés
von der T2 ab und umfasst vier neue
Haltestellen. Die eigentliche Endstelle
Eurexpo wird nur zu besonderen
Anlässen bedient. Ansonsten enden
die Trams am Parc du Chêne. Bis 2014
soll die Linie T5 um weitere 1,7 km
nach Chassieu-René-Cassin verlängert
werden.
Seit Dezember 2012 kommen auf
der T3 neue 43 m lange Citadis, von
denen zwölf Einheiten bei Alstom geordert
sind, zum Einsatz. Die bisher
eingesetzten Citadis sind mit 32 m
deutlich kürzer. Nach der vollständigen
Auslieferung wird Lyon über 85 Citadis
und damit über die drittgrößte
Flotte in Frankreich verfügen. VLC
Österreich: Wien
Solowagen außer -
planmäßig im Einsatz
In der ersten Schulwoche nach den
Weihnachtsferien kam es in Wien zum
akuten Wagenmangel, weswegen auf
der Linie 52 wieder einmal ein Solo-E1
eingesetzt werden musste. Hintergrund
dafür ist, dass die neuen ULF-Tw
von der Behörde nach wie vor nicht
abgenommen sind, parallel aber laufend
E1-Tw ausgemustert und nach
Polen verkauft werden. Ein Gesamtschadwagenstand
der ULF-Tw von
zehn Prozent kommt erschwerend hinzu.
Selbst auf der frequenzstärksten Linie
43 konnte am 8. Januar ein Solo-E1
in der Frühspitze beobachtet werden.
14 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Caen: Das
bestehende TVR-
System soll durch
eine Tram ersetzt
und um eine
zusätzliche „echte“
Tramlinie ergänzt
werden
Weltweit
B. KUSSMAGK
Am 17. Januar 2013 war es dann
weniger der Wagenmangel, als vielmehr
die Witterungsbedingungen,
wes wegen außerplanmäßig Solo-Tw
eingesetzt wurden. Bedingt durch 25
cm Neuschnee entgleiste ausgerechnet
der als Schneepflug im Einsatz befindliche
LH 6462 bei der Weiche Maroltingergasse
(Linie 10)/Erdbrustgasse
(Linie 2). Als Konsequenz wurden
wegen Entgleisungsgefahr am Nachmittag
auf den Linien 60 und 62 nur
Solowagen eingesetzt.
HLU
Frankreich: Nantes
Neue Strecke,
neue Bahnen
Am 15. Dezember erhielt die Straßenbahnlinie
1 mit der Haltestelle Haluchère-Batignolles
einen neuen multimodalen
Umsteigepunkt. Seitdem verzweigt
sich die Linie 1 dort auch nach
Beaujoire und nach Ranzay, wohin eine
800 m lange Neubaustrecke führt.
Auch befinden sich zwölf neue Urbos-
Trams des Herstellers CAF in Auslieferung.
Das neue Modell sollte den Incentro-Zügen
von 2000 möglichst ähnlich
sehen. Die Urbos-Züge sind mit 38
m zwei Meter länger als die Incentros
und zeichnen sich gegenüber ihren
24 neue NGT8Kr rollen künftig durch Krakau – auch bei schlechtem Wetter sind sie ein echter Hingucker C. LÜCKER
Polen: Krakau
NGT8Kr ersetzen GT6 ex Nürnberg
Vorgängern zudem durch 1,30 m breite
Doppeltüren, auch an den Wagenenden,
aus. Nachdem die Linie 4 als
Hochleistungs-Buslinie realisiert wurde,
soll die Linie 5 wieder als konventionelle
Straßenbahn gebaut werden.
Neben der Anbindung der Insel Ile de
Nantes, auf der städtebauliche Entwicklungen
anstehen, soll die neue Linie
auch der Entlastung der Linien 1 bis
4 dienen. Vor der Inbetriebnahme als
Straßenbahn, 2020 ist anvisiert, soll eine
Buslinie ab Herbst 2013 auf der
künftigen Trasse eingerichtet werden.
Ende 2012 haben sich die letzten ex Nürnberger MAN-
GT6 in Krakau offiziell aus dem Liniendienst verabschiedet.
Seit 1994 sind insgesamt 50 dieser Wagen nach
Krakau verkauft worden. Anfang 2013 waren laut Betrieb
nur noch sechs GT6 vorhanden – und zwar die Wagen
184, 187, 188, 189, 196 und der mittlerweile äußerlich
recht desolate Stadtrundfahrtwagen. Ein Fahrzeug soll als
Museumswagen erhalten bleiben. Die restlichen Wagen
sind teilweise schon ausgeschlachtet und sollen zügig
verschrottet werden. Abgelöst wurden die Nürnberger
von den neuen dreiteiligen Bombardier-Achtachsern
NGT8Kr. Die Neulinge werden seit Oktober 2012 ausgeliert.
Insgesamt werden 24 Exemplare in Krakau eintreffen.
Die 33 m langen Wagen mit den Nummern 2051-
2074 unterscheiden sich von ihren sechsachsigen Vorgängern
vor allem durch ein neues Design und eine Klimaanlage.
Bislang werden sie vorrangig auf den Linien 3 und
14 eingesetzt.
Neues Design für ex Düsseldorfer GT8S
Ein neues Design könnten langfristig auch die ex Düsseldorfer
GT8S bekommen: Wagen 3060 hat als Prototyp eine
neue Front erhalten. Wenn der Umbau sich bewährt,
könnten auch die anderen GT8S entsprechend moder nisiert
werden und anstelle des hochflurigen ein Niederflurmittelteil
bekommen.
CLÜ
Im Frühjahr 2013 soll auch die 64
km lange und seit 1980 stillgelegte Eisenbahnstrecke
nach Châteaubriant
als Tram-Train wiedereröffnet werden.
Die Alstom Dualis Züge sind seit 2011
bereits auf der Strecke Nantes – Clisson
im Einsatz.
VLC
Wien: 25 cm Neuschnee und Entgleisungsgefahr führten am 17. Januar
zum Einsatz von Solo-E2 auf den Linien 60 und 62
H. LUTTENBERGER
Lyon: Die neuen 43-Meter-Citadis greifen die Formensprache ihrer Vorgänger
auf, womit der Fahrzeugpark sehr einheitlich wirkt SYTRAL S. EROME
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
15
Betriebe
Mit der Straßenbahn
in den Hauptbahnhof
Das »Chemnitzer Modell« Die bis 1988 komplett auf 1.435 mm umgespurte Chemnitzer Straßenbahn
ist bereits seit 2002 an die Eisenbahnstrecke nach Stollberg angeschlossen. Seit 15. Februar
2013 ist nun auch der Hauptbahnhof direkt in das Netz integriert – und es gibt weitere Pläne!
Für Chemnitzer und häufige Gäste der
Stadt ist es ungewohnt: Im Hauptbahnhof
von Sachsens drittgrößter
Stadt steht ein Stadtbahnzug. Nach
der offiziellen Eröffnung am 15. Februar
starten die Linien 2, 6 und 522 seit Montag,
18. Februar, im regulären Betriebsdienst aus
der Bahnsteighalle des Chemnitzer Hauptbahnhof.
Mehr als zehn Jahre nach Eröffnung
der Pilotstrecke ist damit auf dem Weg
zur Stufe 1 des so genannten Chemnitzer
Modells eine weitere Hürde gemeistert. Die
Weichen für dieses Projekt wurden jedoch
bereits in den 1990er-Jahren gestellt:
Im Jahr 1992 stellte die Arbeitsgemeinschaft
Verkehrsverbund Mittelsachsen erste Überlegungen
an, ob es möglich wäre, die Chemnitzer
Straßenbahn mit dem umliegenden Eisenbahnnetz
zu verbinden. Wobei in Sachsen
letztendlich auch nur die Großstadt am Fuße
des Erzgebirges überhaupt dafür in Frage
kommen konnte. Die übrigen sechs sächsischen
Tram-Betriebe weisen von 1.435 mm
abweichende Spurweiten auf …
Studie schafft Gewissheit
Nach Gründung der Deutschen Bahn AG
war Anfang 1994 vom sächsischen Wirtschaftsministerium
(SMWA) eine Machbarkeitsstudie
in Auftrag gegeben worden, um
der Frage unter unterschiedlichsten Gesichtspunkten
wissenschaftlich auf den
Grund zu gehen. Das Ergebnis für ein solches
„Chemnitzer Modell“ fiel positiv aus.
Die Urheber der Studie empfahlen Mitte der
1990er-Jahre zwei Linien:
• eine Neubaulinie von Burgstädt und Limbach-Oberfrohna
zum Chemnitzer Hauptbahnhof,
über die bestehenden Stadtbahngleise
entlang der Annaberger Straße
bis Altchemnitz und von dort weiter auf
Eisenbahngleisen bis nach Stollberg
16 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Chemnitz
Am 7. Dezember 2012 fuhr erstmals eine Variobahn in den Chemnitzer Hbf. Hier können Reisende
künftig sowohl in die Stadtbahnen als auch Regio-Shuttle der City-Bahn und Regionalbahnen
von DB Regio steigen. Bei der Pressefahrt am 13. Dezember 2012 gab es am Bahnsteig
aber noch viel zu tun
S. GLEISBERG (BILD UNTEN); M. BERGELT (BILD OBEN)
Im Rahmen einer Pressefahrt kehrt die Variobahn
902 der CVAG am 13. Dezember
2012 aus dem Chemnitzer Hbf zur Straße der
Nationen zurück
S. GLEISBERG
• eine Linie von Hohenstein-Ernstthal über
Chemnitz-Siegmar und den Chemnitzer
Hauptbahnhof nach Chemnitz-Hilbersdorf
und auf DB-Gleisen weiter bis nach Flöha
Als Pilotlinie zur Umsetzung dieser Empfehlung
wurde vom Verkehrsverbund
Mittelsachsen (VMS) der Abschnitt vom
Chemnitzer Hauptbahnhof über die Zentralhaltestelle
und Annaberger Straße nach
Stollberg auserkoren, da dafür nur kurze
Neubaustücke notwendig waren.
Die City-Bahn Chemnitz
Nach langen Gesprächen – vor allem mit
dem Geschäftsbereich Nahverkehr der Deutschen
Bahn AG – fand im März 1997 die
Gründung der City-Bahn Chemnitz GmbH
statt. Als Gesellschafter waren dafür ursprünglich
die Chemnitzer Verkehrs-AG
(CVAG, der Betreiber des Bus- und Stadtbahnverkehrs
in Chemnitz) und die DB AG
mit jeweils 40 Prozent sowie die Autobus
Sachsen GmbH mit 20 Prozent Beteiligung
vorgesehen gewesen. Doch die DB AG zog
sich im letzten Augenblick zurück, so dass
die CVAG bei der Gründung der City-Bahn
60 Prozent und die Autobus Sachsen GmbH
40 Prozent der Anteile übernahmen.
Offizielle Aufgabe der City-Bahn ist es, den
Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
in und um Chemnitz besser zu gestalten. In
dieser Funktion dient sie dem VMS der Umsetzung
des „Chemnitzer Modells“. Als erstes
Etappenziel nahm sich die neue Gesellschaft
der Pilotstrecke Chemnitz Hbf –
Stollberg an. Im Jahr 1998 richtete die City-
Bahn auf dieser als Kursbuchlinie 522
geführten 23 km langen Eisenbahnstrecke einen
Vorläuferbetrieb mit MAN-Dieseltriebwagen
der Karsdorfer Eisenbahngesellschaft
Die Pilotstrecke
Chemnitz – Stollberg
Streckenlänge
23,1 km, davon 6,8 km CVAG
und 16,3 km von DB gepachtet
Streckengeschwindigkeit
60 km/h Chemnitz Hbf – Chemnitz-Altchemnitz
(BOStrab)
80 km/h Chemnitz-Altchemnitz – Stollberg
(EBO)
Reisezeit und -geschwindigkeit
Chemnitz Hbf – Stollberg
49 Minuten (28,3 km/h)
Angebote
33 Zugpaare an Werktagen (außer Samstag)
25 Zugpaare an Samstagen
19 Zugpaare an Sonn- und Feiertagen
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
17
Betriebe
Daten der City-Bahn-
Variobahnen
Zwischen Altchemnitz und Stollberg nutzen die Variobahnen der City-Bahn Chemnitz seit 2002
die Eisenbahn-Infrastruktur von DB Netz. Auf dieser Pilotstrecke zum „Chemnitzer Modell“
kommt es häufig zu Begegnungen mit Sonderzügen
M. BERGELT
Hersteller: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adtranz
Typ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . NGT6-LDZ
Baujahre:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2001/02
Betriebsnummern: . . . . . . . . . . . . . . 411 bis 416
Netzspannung: . . . . . . . . . . . . wahlweise 600 V
oder 750 V Gleichstrom
Ausführung: . . . . . . . . . Zweirichtungsfahrzeuge
Fahrmotorleistung: . . . . . . . . . . . . . . . 8 x 45 kW
Höchstgeschwindigkeit:. . . . . . . . . . . . . 80 km/h
kleinster befahrbarer Radius: . . . . . . 20.000 mm
Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.380 mm
Breite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.650 mm
Höhe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.350 mm
Einstiegshöhe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 mm
Leergewicht mit Vorräten: . . . . . . . . . 37.800 kg
Maximale Nutzlast: . . . . . . . . . . . . . . 21.200 kg
Fahrgastsitzplätze: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
davon Klappsitze: 5
Stehplätze: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Ist auf der oberen Aufnahme vom 12. Januar 2013 neben einer Variobahn gerade ein von 112 708
geführter Sonderzug in den Bahnhof Stollberg eingefahren, so begegnet der Triebwagen 412
am 14. September 2012 in Klaffenbach einem Dampfsonderzug
M. BERGELT
In Altchemnitz befindet sich die Übergangsstelle
zwischen Eisenbahn- und Stadtbahn-Infrastruktur.
Vom ESTW in Stollberg gesteuert,
gibt ein Lichtsignal die Fahrt auf die EBO-Anlagen
frei. Bei einem solchen Wechsel erhöht
sich zugleich die Fahrspannung von 600 auf
750 V Gleichstrom C. WETTEBORN (2)
(KEG) ein, welche auch ab 28. Mai 1998
mehr als drei Jahre den Betrieb abwickelte.
Der Nutzen dieser ersten Aktion war noch
vergleichsweise gering, denn die Eisenbahnstrecke
verläuft vom Chemnitzer Hauptbahnhof
aus abseits der Innenstadt. Entweder
mussten Reisende zum Hauptbahnhof
laufen bzw. fahren oder aber in Altchemnitz,
einem Stadtteil im Süden der sächsischen
Metropole, umsteigen.
Da die Stadtbahn- und Eisenbahngleise in
Altchemnitz ca. 80 m voneinander entfernt
verlaufen, war hier ein optimaler Verknüpfungspunkt
gegeben. So ließ die City-Bahn
dort bis Ende 2002 einerseits zwischen beiden
Anlagen eine Gleisverbindung herstellen
und andererseits die Eisenbahnstrecke nach
Stollberg elektrifizieren. Seit 15. Dezember
2002 fahren nun Stadtbahnwagen aus der
Chemnitzer Innenstadt bis nach Stollberg.
Zwischen 2001 und 2004 hat die City-
Bahn im Auftrag des VMS außerdem den
ÖPNV auf mehreren Eisenbahnstrecken der
Region übernommen – siehe Kasten.
Pilotprojekt für das
»Chemnitzer Modell«
Neben der Wendeschleife der Stadtbahn in
Altchemnitz zweigt seit 2002 ein Verbindungsgleis
zur Eisenbahnstrecke Chemnitz –
Stollberg ab. Auf dieser signalgeregelten Zufahrt
zum Netz der DB AG befindet sich eine
Übergabestelle, an welcher sich der über die
Fahrleitung gelieferte Strom für die Stadtbahnfahrzeuge
von 600 V (CVAG-Spannung)
auf 750 V Gleichstrom erhöht. Die
nicht im Eigentum der CVAG, sondern der
City-Bahn befindlichen Variobahnen aus dem
Hause Adtranz vom Typ NGT6-LDZ rollen
in diesem Bereich unter einem kurzen Trenn-
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Chemnitz
stück ohne Spannung entlang, bevor sie die
Fahrt mit neuer Einspeisung fortsetzen.
Sind die NGT6 der CVAG ausschließlich
nach Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung
(BOStrab) ausgeführt und zugelassen
(wodurch sie nicht nach Stollberg fahren
dürfen), so sind die sechs Schwesterfahrzeuge
der City-Bahn mit allen eisenbahnrelevanten
Sicherheitsapparaturen (Signalhorn,
Dreipunkt-Spitzenbeleuchtung, Geräte zur
punktförmigen Zugbeeinflussung etc.) ausgerüstet.
Auf dieser Basis verfügen sie über
eine Zulassung sowohl nach BOStrab als
auch nach Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung
(EBO). Gewartet und unterhalten
werden die Variobahnen der City-Bahn gemeinsam
mit den CVAG-Wagen im Chemnitzer
Betriebshof Adelsberg.
Seit Dezember 2002 fahren wochentags
täglich vier sowie an Feiertagen und am Wochenende
ab Samstagnachmittag zwei der
sechs Niederflurwagen der City-Bahn auf der
KBS 522 im Halb- bzw. Stundentakt nach
Stollberg. Einwohner von Stollberg und Umgebung
kommen so umsteigefrei in die
Chemnitzer Innenstadt. Dabei bedienen sie
seit 2002 vier neue Stationen: im Chemnitzer
Stadtgebiet die Haltepunkte Riemenschneiderstraße
und Klaffenbach, in Stollberg
den Haltepunkt Schlachthofstraße
sowie nachträglich seit 2006 den Haltepunkt
Chemnitz Friedrichstraße. Alle Stationen
entstanden nach modernen Gesichtspunkten.
Dazu zählen eine Bahnsteighöhe von
20 cm zum niveaugleichen Ein- und Ausstieg,
Fahrgastunterstände mit Informationsanlagen,
dynamische Fahrgastinformation,
Parkmöglichkeiten für Fahrräder und
Pkw sowie verbesserte Umsteigebeziehungen
zu den regionalen Buslinien.
Visualisiert die obere Grafik die einzelnen
Stufen des „Chemnitzer Modells“, so zeigt die
kleinere Grafik die Situation am Chemnitzer
Hauptbahnhof S. PASCHINSKY (2)
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
19
Betriebe
Die KBS 522 nach Stollberg – hier am
12. Januar 2013 mit Tw 414 – gilt für
das „Chemnitzer Modell“ als Pilotstrecke.
Manchmal wird deshalb
auch von „Stufe 0“ gesprochen
M. BERGELT
Von City-Bahn betriebene Eisenbahnen
KBS-Nr. Strecke Länge Betriebsaufnahme
516 Chemnitz – Hainichen 25,9 km 11.12.2004
522 Chemnitz – Stollberg 23,1 km 28.05.1998 KEG
14.12.2002* City-Bahn
523 Stollberg – Glauchau 26,7 km 15.02.2003
525 Chemnitz – Burgstädt 14,5 km 10.07.2002
* seit 2002 mit Stadtbahnnetz verknüpft und von Variotrams befahren;
der Betrieb wird auf den übrigen Linien wird mit Dieseltriebwagen vom
Stadtler-Typ „Regio-Shuttle“ und eigenem Personal erbracht
• zusätzlich ist die City-Bahn für die Schnellbuslinie 526 Chemnitz –
Limbach-Oberfrohna verantwortlich
Ende 2011 zeigte auf der Straße der Nationen
in Höhe der Zillestraße das Ende der Tramgleise
noch auf ein Gebäude. Am 19. Oktober
war davon nichts mehr zu sehen C. WETTEBORN (2)
Die Fahrgastzahl hat sich im Vergleich zur
Zeit vor 2002 auf das Fünf- bis Sechsfache
gesteigert. Waren um die Jahrtausendwende
täglich etwa 1.000 „Beförderungsfälle“ in
Richtung Stollberg gezählt worden, so sind
es in den vergangenen Jahren stets 5.000 bis
6.000 pro Tag gewesen.
Die Eisenbahnstrecke nach Stollberg selbst
wurde bei ihrer Elektrifizierung mit einem
ESTW-Stellwerk (in Stollberg), einer automatischen
Gleisfreimeldeanlage und einer
punktuellen Zugbeeinflussung ausgestattet.
Güterverkehr ist auf der Eisenbahnlinie weiterhin
möglich.
Die Tram kommt in den Hbf
Verkehren auf der Pilotstrecke des „Chemnitzer
Modells“ die Stadtbahnen seit 2002
bis Stollberg („Stufe 0“), so ist die Einbindung
der Stadtbahngleise in den Chemnitzer
Hauptbahnhof lange Zeit offen geblieben.
In den vergangenen vier Jahren haben VMS,
Stadtverwaltung Chemnitz, DB AG, CVAG
und City-Bahn jedoch – fast wortwörtlich –
gemeinsam dafür die Weichen gestellt, dass
nun seit Februar 2013 die Variobahnen direkt
in den Hbf fahren können.
Damit besteht nun innerhalb des Bahnhofes
eine direkte Umsteigemöglichkeit zwischen
Stadtbahn und Eisenbahn. Die Trams
halten jetzt nicht mehr vor dem Hbf, sondern
direkt in der überdachten Bahnsteighalle.
Vom Hauptbahnhof fahren die Stadtbahnen
der Linie 522 nach Stollberg auf der Strecke
der Linie 6 auf ca. 6,8 km Länge über
die Straße der Nationen, die Zentralhaltestelle
(dem Treffpunkt aller Stadtbahn- und
vieler Buslinien im Stadtzentrum), die Annaberger
Straße bis zur Gleisschleife in Altchemnitz
klassisch auf den Stadtbahngleise.
Danach beginnt die 16,3 km lange Eisenbahnstrecke
nach Stollberg.
Der Umbau des Hauptbahnhofes
Im Rahmen der Umgestaltung des Chemnitzer
Hauptbahnhofes für die geänderten
Bedürfnisse der DB AG begannen im Jahre
2009 auch die Vorbereitungen zur Einführung
der Stadtbahngleise in den Hbf. Dies
stellt eine erste Etappe für die Stufe 1 des
„Chemnitzer Modells“ dar.
Zunächst legte die CVAG dazu den eingleisigen
Straßenbahnabschnitt durch die
Georgstraße neben dem Hbf still. Die Lini-
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Chemnitz
en 2, 6 und 522 endeten nunmehr auf dem
Bahnhofsvorplatz an einem Stumpfgleis. Dadurch
war die Bedienung des Bahnhofes
lediglich noch mit Zweirichtungsfahrzeugen
der CVAG und City-Bahn möglich.
Parallel ließ die CVAG auf der Straße der
Nationen das Doppelgleis von der Einmündung
Georgstraße in Richtung Abzweig
Hauptbahnhof verlängern, der sich in Höhe
Zillestraße befindet. Nach dieser Baumaßnahme
endeten die Gleise ab 2011 vor einem
zum Abbruch vorgesehenen Gebäude an der
Straße der Nationen.
Ein Haus muss weg!
Die DB AG ließ ihrerseits die Verkleidung
der Bahnhofshalle im Stirn- und Seitenbereich,
aber auch die Bahnsteiggleise 1 bis 4
entfernen, um so den westlichen Bahnsteigbereich
auf die Einfädelung von Stadtbahngleisen
vorzubereiten.
Um von der Straße der Nationen bis auf
die Höhe des Gleisfeldes der Eisenbahn zu
kommen, war nach dem Abriss des Gebäudes
(im Winter 2011/12) die Schüttung eines
Dammes erforderlich. Über diesen führen die
Tramgleise seit Herbst 2012 im großen Bogen
von hinten aus Richtung Norden in den
Hauptbahnhof hinein. Die feierliche Erstbefahrung
dieses Abschnittes fand am 7. Dezember
2012 mit Tw 902 statt. Zu diesem
Zeitpunkt war der Bau neuer, für die Variobahnen
geeigneter Bahnsteige noch im vollen
Gange.
Inzwischen sind beide Bahnsteige für die
vier Stadtbahngleise fertiggestellt, wenngleich
seit Mitte Februar davon zunächst nur Gleis
1 und 2 für das „Chemnitzer Modell“ benötigt
werden. Die Gleise 3 und 4 werden erst
ihrer Nutzung zugeführt, wenn die nächsten
Etappen der Stufe 1 umgesetzt werden.
Ab dem dritten Bahnsteig (Gleis 5 und 6)
besteht die Möglichkeit zum Umstieg in die
Regionalzüge der DB (oder anderer Anbieter).
Die Gleise 5 bis 14 liegen aber ca. 2 m
höher!
Die Ausfahrt auf den
Bahnhofsvorplatz
Im Rahmen der 1. Stufe bisher noch nicht
ausgeführt ist die direkte Ausfahrt vom
Stadtbahn-Bahnsteig in Richtung Stadtmitte/Süden.
Diese Arbeiten können erst jetzt
beginnen, nachdem die bisherige Endhaltestelle
auf dem Bahnhofsvorplatz nicht mehr
bedient werden muss. Mit einem Baustart
wird im Frühjahr gerechnet. Die Fertigstellung
ist für Ende 2013 geplant. Dann können
Stadtbahnzüge aus beiden Richtungen
in den Hbf einfahren. Dadurch entfällt das
Kopfmachen, wodurch dann auch Einrich-
So kennen die älteren Chemnitzer ihre Straßenbahn. 1988 rangiert hier der schmalspurige
Tw 332 mit einem Beiwagen vor dem Depot in Altendorf
J. OTTO, SLG. J. FRIEDRICH
Geschichte der Chemnitzer Straßenbahn
Die Chemnitzer Straßenbahn besaß ursprünglich
eine abnorme Spurweite. Vor dem Bau der Pferdebahn
1879/80 hatte der englische Betreiber eine
Spurweite von drei englischen Fuß festgelegt, was
915 mm entsprach. Auch bei der Einführung des
elektrischen Betriebes (1893) wurde diese Spurweite
zunächst beibehalten. Nach wenigen Betriebsjahren
erkannte man jedoch die Nachteile
dieser vergleichsweise geringen Spurweite und
drängte auf eine Verbreiterung. Aber man kam bis
zum Ersten Weltkrieg nur bis auf 925 mm, eine
weitere Verbreiterung war zunächst nicht möglich.
So verkehrte ein Teil der Straßenbahn von Chemnitz
bis zum Jahre 1988 in dieser Spurweite, bei
der es sich um die schmalste einer Straßenbahn in
ganz Deutschland handelte.
Fahrzeugmangel führt zu Umspurung
Da der Bau neuer Fahrzeuge für diese Spurweite
unter DDR-Bedingungen nicht möglich war (es wurden
lediglich neue Beiwagen beschafft) trat in den
1950er-Jahren ein großer Mangel an einsatzfähigem
Rollmaterial auf. Die „jüngsten“ Triebwagen
stammten aus den Jahren vor 1930, so auch die
Untergestelle und elektrische Ausrüstung der acht
1950 in Gotha entstandenen „Aufbauwagen“.
In dieser Misere fasste der Stadtrat von Chemnitz
– seit 1953 Karl-Marx-Stadt genannt – in den
1950er-Jahren den Beschluss, die Straßenbahn auf
1.435 mm umzuspuren. 1958 begannen die Bauarbeiten
auf der Annaberger Straße (Linie 5), 1960
fuhren die ersten Normalspurfahrzeuge auf diesem
Streckenabschnitt. Die Gleise wurden dabei
auf einem eigenen Planum verlegt, womit zugleich
der Wandel von der Straßen- zur Stadtbahn eingeläutet
worden ist.
Danach wuchs das (neue) Chemnitzer Straßenbahnnetz
– bzw. eben jetzt korrekter Stadtbahnnetz
– langsam, aber stetig an. 1988 endete auf
der letzten 925-mm-Straßenbahnstrecke der Betrieb,
seitdem wird der öffentliche Planbetrieb in
Chemnitz ausschließlich auf regelspurigen Tramgleisen
erbracht – mehrheitlich in Stadtbahnform.
Damit war die Grundlage für das hier vorgestellte
„Chemnitzer Modell“ geschaffen.
J. FRIEDRICH/AM
In Chemnitz-Harthau überquert die KBS 522
(hier im April 2008) die Würschnitz, einen der
beiden Quellflüsse der Chemnitz M. BERGELT
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
21
Betriebe
Die aktuelle „Chemnitzer-Modell-Beklebung“ der CBC-Variobahnen 413 und 414
(oben) und der CVAG-Variobahnen 905 und 910 (unten) FORTUNA-WERBEAGENTUR.DE
Sonderbeklebungen der Variobahnen
im ersten Halbjahr 2013
Seit Januar 2013 sind je zwei Zweirichtungs-Variobahnen der CVAG und der City-Bahn Chemnitz (CBC)
mit Hinweisen auf die Einweihung der Stadtbahnstrecke in den Chemnitzer Hauptbahnhof beklebt. Der
angebrachte Schriftzug lautet: „Neuigkeiten vom Chemnitzer Modell +++ Einfahrt der Stadtbahn in den
Hauptbahnhof Chemnitz +++ Wir sind drin – ab Februar 2013“.
»Schnupperfahrten Hauptbahnhof«
Am Wochenende 16. und 17. Februar 2013 fanden jeweils von 10 bis 17 Uhr im Viertelstundentakt
Pendelfahrten zum „Nulltarif“ zwischen der Zentralhaltestelle und dem Hbf statt. Geplant war der Einsatz
von zwei Variobahnen, dem Gotha-Triebwagen 802 sowie dem Tatra-T3D-M-Zug 509/519. Die historischen
Wagen verkehren von der Zentralhaltestelle weiter zum Straßenbahnmuseum im Stadtteil Kappel.
Seit Montag, dem 18. Februar, führen die Linien 2, 6 und 522 regulär durch den Hauptbahnhof.
tungsfahrzeuge der CVAG durch den Hbf
geleitet werden können.
Die von den beiden Stadtbahn-Bahnsteigen
im Hbf direkt auf den Bahnhofsvorplatz
führenden zwei Gleise sind gleichzeitig die
Voraussetzung für die Vollendung der 1. Stufe
des „Chemnitzer Modells“.
Die Stufe 1 des
»Chemnitzer Modells«
Nach dem Ende der geplanten Gleisbauarbeiten
im und vor dem Chemnitzer Hbf ist
die Möglichkeit gegeben, mit speziellen Hybridfahrzeugen
aus den Richtungen Burgstädt,
Hainichen und Mittweida direkt ins
Chemnitzer Zentrum zu fahren.
Hierzu hat der VMS bei Vossloh eine Bestellung
von acht neuen Stadtbahnwagen
ausgelöst, die auf den CVAG-Gleisen elektrisch
und auf den (teils nicht elektrifizierten)
Gleisen der DB AG mit Dieselantrieb
fahren können. Der Auftragswert dieser
„Train-Trams“ beläuft sich auf 42 Mio. Euro
(siehe auch STRASSENBAHN MAGAZIN
10/2012, S. 13). Der Geldbetrag für den
Fahrzeugkauf wird großteils von der Sächsischen
Staatsregierung bereitgestellt, andere
Teile übernimmt der VMS.
Damit wäre Chemnitz ab 2014 die nächste
Stadt, die nach Karlsruhe, Kassel, Saarbrücken
und Nordhausen dann Stadt-/Stra-
Das Chemnitzer Modell verbindet ländliche Idylle
mit großstädtischem Flair. Das zeigt auch diese
Aufnahme von einer der sechs Variobahnen
der City-Bahn Chemnitz GmbH. Auf der KBS 522
ist die Stadttram am 6. Mai 2008 bei Klaffenbach
auf dem Weg nach Stollberg M. BERGELT
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Chemnitz
ßen bahnen und Regionalbahnen im größeren
Umfang verbinden würde.
In Vorbereitung dieser Stufe wurde im Jahr
2006 von der Regionalbahn Kassel GmbH
ein Zweisystemfahrzeug mit Elektro- und
Dieselantrieb ausgeliehen. Die Testfahrten
auf den Strecken im Chemnitzer Umfeld verliefen
zufriedenstellend.
Weitere Bauvorhaben
Bestandteil der 2. Stufe des „Chemnitzer Modell“
ist der Ausbau der Verbindung Chemnitz
– Thalheim. Dabei soll einerseits die von
der Chemnitzer Innenstadt nach Süden verlaufende
Stadtbahntrasse ertüchtigt werden,
andererseits eine neue Verbindung zum Netz
der DB AG geschaffen werden, um auf der
so genannten Zwönitztalbahn bis Thalheim
diese Infrastruktur nutzen zu können. Der
neue Einbindepunkt ins DB-Netz ist südlich
des Bahnhofes Chemnitz Süd geplant.
Die Linienführung der geplanten etwa
2,5 km langen neuen Stadtbahnstrecke ist
bereits festgelegt. Sie erfolgt ab Bernsdorfer
Straße über Turnstraße, Reichenhainer Straße
bis zum Hörsaalzentrum und dem „Technopark
Süd“. Die neue Trasse wird bis zu
einem noch zu definierenden Punkt Straßenbahninfrastruktur
nach BOStrab werden
und ab dem Übergabepunkt auf bundeseigener
Eisenbahninfrastruktur verlaufen.
Um an dieser provisorischen Endstelle am Hauptbahnhof stumpf wenden zu können, kamen auf
der Linie 6 Heck an Heck gekuppelte T3D-M-Traktionen zum Einsatz. Im Hintergund laufen die
Bauarbeiten zur Einführung der Tramgleise in die Bahnhofshalle (6. Februar 2012) B. RASOV
Der Neubau wird als Stadtbahnstrecke auf
straßenbündigen Bahnkörper ausgeführt, die
Planungen sehen ein Rasengleis mit vier Haltestellen
und einer Wendeschleife vor.
Im Rahmen weiterer Stufen ist außerdem
die Einbindung von Olbernhau und Annaberg-Buchholz
im Erzgebirge (Stufe 3), von
Limbach-Oberfrohna im nordwestlichen Vorfeld
von Chemnitz (Stufe 4) sowie von Oelsnitz
bei Stollberg (Stufe 5) in das „Chem nitzer
Modell“ im Gespräch. Das STRASSEN-
BAHN MAGAZIN wird in Zukunft regelmäßig
über die Fortschritte aus Chemnitz berichten.
JÜRGEN FRIEDRICH/ANDRÉ MARKS
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
23
Betriebe
Oldie-Revival an der Isar
Zwei „Isar-Klassiker“ am Karolinenplatz: P-Tw 2006 fuhr in den letzten Jahren im Advent als „Christkindl-Tram“
durch München. Weil er nun wieder für den Liniendienst gebraucht wird, hat diese vorweihnachtliche
Aufgabe im Advent 2012 der M-Tw mit der passenden Nummer 2412 übernommen
München: Aufgearbeitete P-/p-Züge im Liniendienst Fahrplanverdichtungen trotz nicht
verlässlich einsetzbarer Variobahnen – das bescherte fünf Kurzgelenkzügen eine neue Hauptuntersuchung.
Die »Dicken« aus den 1960er-Jahren kommen auf den Linien 17 und 27 zum Einsatz
Mit Fristablauf des letzten P-Triebwagens
2021 sollte der Einsatz
von Hochflurwagen im Liniendienst
in München Ende 2012 eigentlich
endgültig enden. Weil die insgesamt
14 Variobahnen (Typ S 1.4 und S 1.5) aber
nach wie vor weder vollständig noch zuverlässig
und außerdem nicht flexibel einsetzbar
waren, entschloss sich die Münchner
Verkehrsgesellschaft (MVG) im Sommer
2012 überraschend noch einmal zu einer Investition
in ihre letzten verbliebenen Altwagen.
Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag
wurde in die Hand genommen, um
künftig auf insgesamt fünf kapazitätsstarke
Kurzgelenkzüge aus P-Trieb- und p-Beiwagen
für den Einsatz im Liniendienst zurückgreifen
zu können.
Die Maßnahme stand auch in Zusammenhang
mit schon länger geplanten Fahrplanverdichtungen,
von denen nun zumin-
dest ein Teil zum 9. Dezember 2012 realisiert
wurde (siehe STRASSENBAHN MA-
GAZIN 12/2012). Seitdem sind in Spitzenzeiten
an Vorlesungstagen der Hochschule
maximal 90 Kurse im Netz unterwegs.
Die Niederflurflotte umfasst im Grundsatz
102 Wagen (68 dreiteilige R 2.2, 20 vierteilige
R 3.3 und 14 Variobahnen), wobei die
„Batterie-Variobahn“ 2301 nicht einsatzfähig
zur Verfügung steht und wegen des andauernden
Re-Design-Programms auch immer
einige R 2.2 fehlen.
Die letzten fünf von einst 44 „Pi“
Die P-Wagen – im Sprachjargon der Münchner
Trambahn übrigens englisch „Pi“ ausgesprochen
– wurden von der Münchner Firma
Rathgeber mit einer Lizenz von Hansa
Waggonbau erstellt und sind den ehemaligen
Bremer Kurzgelenkwagen daher auch
wie aus dem Gesicht geschnitten. Zwischen
1964 und 1969 wurden insgesamt 44 P-
Trieb und 40 p-Beiwagen für die Münchner
Tram gebaut. Sie wurden wegen ihrer großen
Kapazität immer auf den am stärksten
frequentierten Strecken bzw. auf den tangentialen
Zubringerlinien zur U-Bahn eingesetzt.
Ab Ende der 1990er-Jahre verdrängten
neue Niederflurbahnen (Typ R 3.3)
die Mehrzahl der noch betriebsfähigen P-/p-
Züge. 22 Trieb- und 21 Beiwagen wurden
nach Timisoara abgegeben, einige weitere
„Dicke“ zu Partywagen umgebaut, zu Ersatzteilspendern
degradiert oder verschrottet.
Ganz ohne P-Züge kam der Trambetrieb
an der Isar aber bisher noch nie aus.
Um künftig wieder fünf für den Linienbetrieb
einsatzbereite P-/p-Züge zu haben,
wurden auch Fahrzeuge requiriert, die eigentlich
nur noch für den Partyverkehr ohne
die für den Plandienst notwendigen Ausstattungen
vorgesehen waren (P-Tw 2006
24 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
München
P-Tw 2031 erklimmt auf dem Weg zur
Schwanseestraße den Nockherberg.
Auf der Linie 17 sind vier Kurse für
P-Wagen-Einsätze vorgesehen, wie
viele „Dicke“ tatsächlich zum Einsatz
kommen, hängt mit der Verfügbarkeit
der Variobahnen zusammen
F. BUCHLEITNER (2)
XXX XXXXXX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXXXXXXX
XXX XXXXXX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXXXXXXX
Der P-Tw 2006 war zunächst meist solo unterwegs, wie hier am 17. Dezember
2012 auf der Linie 17 am Romanplatz M. KRISCHE (2)
Beim Blick ins Innere wird die Kapazitätsstärke eines P-/p-Zuges spürbar.
Acht Türen gewährleisten zudem einen schnellen Fahrgastwechsel
und 2031, p-Bw 3014 und 3039). Die Aufarbeitungsmaßnahmen
an den einzelnen
Fahrzeugen waren höchst unterschiedlich
und reichten bis hin zu einer Kernsanierung
(neue Böden, neuer Dachaufbau usw.).
Münchens P-/p-Flotte
P-Triebwagen:
2006, 2010, 2021, 2028, 2031
p-Beiwagen:
3004, 3005, 3014, 3037, 3039
Einsätze in Abhängigkeit von der
Variobahn-Verfügbarkeit
Für den Einsatz der Kurzgelenkzüge sind seit
Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012
montags bis freitags grundsätzlich vier Kurse
der Linie 17 (Kurse 03, 06, 08, 10) und
ein Kurs der Linie 27 (Kurs 32) vorgesehen.
Wie viele aber tatsächlich im Netz unterwegs
sind, hängt immer unmittelbar mit der Verfügbarkeit
der Niederflurwagen und speziell
der Variobahnen zusammen. So waren in
den ersten Wochen nach Fahrplanwechsel
an mehreren Tagen bis zu vier „Dicke“ im
Dienst; ein P-Tw musste dabei sogar solo ran
weil noch nicht genügend p-Beiwagen fertiggestellt
waren und es gab sogar Samstagseinsätze!
In den Ferien bzw. an vorlesungsfreien
Tagen, wenn z.B. die Linie 22 nicht im
Einsatz ist, kann es aber sein, dass sämtliche
Kurse mit Niederflurwagen ausgestattet werden
können. Im Januar trug auch eine stabil
hohe Verfügbarkeit der Variobahnen, deren
Einsatz auf die Linie 19 konzentriert
wurde, dazu bei, dass der P-Wagen-Einsatz
nicht mehr so üppig ausfiel. Für das Frühjahr
rechnet die MVG mit der Zulassung
weiterer Streckenabschnitte und Linien für
die Variobahnen, die bislang außer auf der
Linie 19 nur auf den Linien 20, 21 und 22
eingesetzt werden dürfen.
Die P-/p-Züge sind derzeit dagegen mit
Ausnahme der Strecke der Linie 23 („Parkstadt-Tram“)
und der Ende 2011 eröffneten
Strecke nach St. Emmeram (Linie 16) – für
diese Abschnitte ist der Lichtraumnachweis
noch in Arbeit – für den Einsatz im kompletten
Netz zugelassen. Allerdings gilt nach
wie vor ein eingeschränktes Begegnungsverbot
mit Variobahnen (Vorbeifahrt nur, wenn
eines der beiden Fahrzeuge steht). Beim Einsatz
der „Dicken“ wird darauf geachtet, solche
Situationen zu vermeiden – die Linien 17
und 27 haben kaum bzw. keine Berührungspunkte
mit den bisherigen „Variobahnlinien“
19 und 20/21/22.
Kein langfristiges Einsatzkonzept
Wie der P-Wagen-Einsatz nach der Zulassung
der Variobahnen für weitere Linien –
die 17 wird als nächste angestrebt – aussehen
soll, ist derzeit noch offen. Mittelfristig
hat sie die MVG als Betriebsreserve vorgesehen,
um z. B. weitere Verbesserungsmaßnahmen
an Bestandsfahrzeugen durchführen
zu können (Beschleunigung Re-Design
R 2.2, Ausrüstung R 3.3 mit Videoüberwachung
und Infotainment). Zum Fahrplanwechsel
im kommenden Dezember sollen
aber schon sechs neue Avenio-Niederflurbahnen
von Siemens für den Liniendienst zur
Verfügung stehen (zwei weitere folgen). Allerdings
sind auch zusätzliche Taktverdichtungen
auf diversen Linien im Laufe des
Jahres 2013 geplant. Zwar können die Kurzgelenkzüge
nicht mit Niederflurkomfort
punkten, dafür macht ihnen in puncto Spurtstärke,
Kurvengängigkeit und Kapazität keiner
der bislang in München fahrenden Niederflurtrams
etwas vor. MICHAEL KRISCHE
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
25
Betriebe
Vorbei am
Schokoladenmuseum
...
Unterhalb der Burgruine Giebichenstein
überquert die Kulturlinie 7 auf der
Giebichensteinbrücke die Saale
BILDER, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: S. VOCKRODT
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Halle (Saale)
Daten & Fakten: HAVAG
Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG)
Freiimfelder Straße 74 · 06112 Halle
www.havag.com
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm
Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Streckenlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86,1 km
Fahrzeuge: . . . . . . . . . . . 62 MGT6-D, 30 MGT-K,
21 T4D, 11 B4D
Betriebshöfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Halles Kulturlinie 7 im
Porträt Drei Linien verbinden
die große Endstelle Kröllwitz
mit dem Hauptbahnhof
der Saalestadt. Die Linie 7
braucht am längsten für diese
Strecke, doch sie bietet dafür
den schönsten Weg. Seit
2010 vermarktet die HAVAG
ihre »7« als Kulturlinie
Im Nordwesten von Halle (Saale) liegt die
Endstation Kröllwitz. Auf den ersten
Blick wirkt sie wie eine gigantische Fehlplanung:
eine doppelte Wendeschleife
mit vier Bahnsteiggleisen mitten in einer
weitgehend unbebauten Landschaft. Viel
Grün, viel Tram, viel Asphalt – doch die
nächsten Wohnhäuser sind mehrere Gehminuten
entfernt. Dafür liegt von der Haltestelle
nur einmal über die Straße das Landschaftsschutzgebiet
Heide mit vielen Wegen
für Spaziergänger und Erholungssuchende.
In dieser Form ist die Endstelle noch keine
zehn Jahre alt, als kombinierte, doppelte
Wendeschleife mit Durchfahrgleisen besteht
sie seit Herbst 2007. Hier enden drei Straßenbahnlinien
der Halleschen Verkehrs-AG
(HAVAG), den Anschluss zu den nächsten
nicht von der Tram bedienten Stadtteilen
stellen die Buslinien 21 und 22 her. Während
die über Heide auf dem 2007 eröffneten Verbindungsstück
nach Kröllwitz gelangende
Linie 5 (Halle-Kröllwitz – Merseburg – Bad
Dürrenberg, mit rund 31 Kilometer die
längste Meterspurtramlinie Deutschlands)
hier wendet, sind von Montag bis Freitag
tagsüber die ebenfalls in Kröllwitz endenden
Linien 4 (Hauptbahnhof – Saline – Heide –
Kröllwitz) und die Linie 7 heute an Werk tagen
umlauftechnisch verknüpft. Die Linie 7
gehört zu den Halleschen Linien, die praktisch
rund um die Uhr verkehren.
Begeben wir uns nun zum Abfahrtgleis der
Linie 7, denn gerade läuft ein MGT6D der
Die neue Endhaltestelle in Halle-Büschdorf zeigt sich modern und geräumig. Sie bietet eine gute
Möglichkeit zum Umstieg in Busse, wie auch hier am 3. Oktober 2012
M. PIETSCHMANN
In der Abendsonne kreuzen zwei MGT6D auf der Verschwenkung von der Delitzscher Straße
Richtung Hauptbahnhof. Die Zweirichtungswagen dieses Typs sind Standard auf der Linie 7
Vom Knoten Reileck kommend rollt Tw 601 die Große Brunnenstraße hinab Richtung Giebichenstein.
Gleich muss der Zug am Ende des Pkw-Staus halten
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
27
Betriebe
Tw 613 hat gerade die Haltestelle „Landesmuseum für Vorgeschichte“
verlassen, dessen Eingang links ins Bild ragt. Hier wird die Himmelsscheibe
von Nebra ausgestellt – wenn sie nicht gerade auf Tournee ist
Von Burg Giebichenstein kommend nähert sich ein Zug der Linie 7 auf
dem Weg in die Innenstadt der Haltestelle Triftstraße. Hier befährt die
7 einen der ältesten Abschnitte des Halleschen Straßenbahnnetzes
Zwischen Reileck und Markt teilt sich die „7“ die Trasse mit den Linien
3 und 8, die beide nach Trotha fahren. In der Großen Ulrichstraße geht
es mitunter recht eng zu. Dieser Abschnitt wird ab März 2013 saniert
HAVAG als Linie 4 kommend ein. Das Matrixsignal
wechselt auf „7 – Büschdorf“ und
nach einem Fahrgastwechsel und kurzer Pause
(laut Fahrplan drei Minuten) beginnt die
Fahrt hinunter zur Saale und durch Halles
alte Nordstadt.
Baustellenbedingt über Steintor
Zu Füßen von Burg Giebichenstein
Unsere „7“ rollt zunächst am Rand der Dölauer
Straße entlang, schwenkt dann in die
Mitte der hier gut ausgebauten Straße, bevor
sie in die abschüssige und nur zweispurige
Kröllwitzer Straße einmündet. Wir passieren
Vorstadthäuser und die im Gefälle
liegende Haltestelle Louise-Peters-Straße,
bevor die Bahn nach einem engen Rechtsbogen
die Talstraße erreicht, unmittelbar am
Saale-Ufer gelegen. Rechts erhebt sich ein
grüner Hügel mit einem Ausflugslokal, das
an warmen Tagen eine schöne Aussicht über
das Saaletal und Burg Giebichenstein bietet.
Am steilen Hang über dem Saaleufer findet
sich etwas versteckt die „Brüderhöhle“.
Nun rollt der Triebwagen über die Giebichensteinbrücke,
den nördlichsten Saaleübergang
auf Halleschem Stadtgebiet und
entsprechend stark frequentiert. Zu Füßen
des Burgbergs fährt die Tram nun die gleichnamige
Haltestelle „Burg Giebichenstein“
an. Hier trifft die „7“ erstmals mit der aus
Trotha kommenden Linie 8 zusammen und
wer das an Samstagen während der Sommermonate
geöffnete Straßenbahnmuseum
im alten Depot Seebener Straße besuchen
will, sollte hier aussteigen. Man kann eine
Haltestelle weiter mit Linie 8 in Richtung
Trotha fahren oder die recht fotogene Strecke
ablaufen. Das Depot ist weniger als fünf
Fußminuten entfernt.
Durch Giebichenstein nach Reileck
Die „7“ biegt jedoch nach rechts in die Burgstraße
ein, um nach weniger als zwei Fahrzeuglängen
sich scharf nach links zu wenden,
während die Linie 8 geradeaus
weiterfährt. Nun muss sich die „7“ durch
Giebichenstein quälen, was besonders während
der Spitzenzeiten fast wörtlich zu nehmen
ist, denn dann steht die Tram hier oft in
Halle bleibt auch 2013 eine Straßenbahn-Großbaustelle.
Nachdem mit Verlängerung der Linie 7
nach Büschdorf Ost die große Ost-West-Achse fertiggestellt
ist, wird nun die Sanierung auf den Nord-
Süd-Ästen fortgesetzt. Konkret beginnt im März
der Ausbau der Linie 1 zur Stadtbahn mit Sanierung
der Gleise in der Großen Ulrichstraße und Torstraße.
Neben einer weitgehenden Trennung der
Fahrwege von Tram und Individualverkehr werden
Oberleitungen erneuert sowie neue, barrierefreie
Haltestellen angelegt. Von ersterer Maßnahme
sind die Linien 3, 7 und 8 betroffen.
Deshalb werden die Linien 3, 7 und 8 ab März
umgeleitet, bzw. geteilt. Die Linien, die die Große
Ulrichstraße durchfahren, verkehren zwischen Reileck
und Markt über das Steintor, das betrifft auch
die Kulturlinie 7. Daher kann ab März die Moritzburg
nicht mit der Tram erreicht werden. Genauere
Einzelheiten dazu wird man rechtzeitig auf der
Internetseite der HAVAG erfahren. S. VOCKRODT
beiden Fahrtrichtungen im Stau. Hinter der
Haltestelle Triftstraße biegen wir wieder
scharf nach rechts ab und erreichen mit dem
nächsten Halt einen der für naturkundlich
interessierte Menschen wesentlichen Anziehungspunkte
der Saalestadt: Das Landesmuseum
für Vorgeschichte bietet nicht nur
paläologische Kostbarkeiten wie das komplette
Skelett eines Altelefanten, sondern ist
heute auch Heimat der Himmelsscheibe von
Nebra, dem ältesten astronomischen (und
wohl auch astrologischen) Artefakt Europas.
Am Rosa-Luxemburg-Platz gabelt sich die
Strecke: Stadteinwärts kreuzt unser MGT6D
das Gegengleis und rollt über die Adolfstraße
zur Reilstraße. Das zweite Gleis auf diesem
Stück dient zum Wenden von in Reileck
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Halle (Saale)
2006 wurde der erste große Abschnitt der Ost-West-Strecke von Halle-Neustadt nach Büschdorf mit Fertigstellung der neuen Anlagen an
Riebeckplatz und Hauptbahnhof abgeschlossen. Die Linien 4, 7, 9 und 10 halten seither unter den Gleisen der Halleschen S-Bahn. Der alte Wasserturm
wirbt heute für den Zoo der Saalestadt
GRAFIK: R. SCHWANDL
Linie 7: Daten & Fakten
Führung
Kröllwitz – Burg Giebichenstein – Reileck –
Markt – Franckeplatz – Riebeckplatz – Hauptbahnhof
– Büschdorf
Linienlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 10,7 km
Spurweite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.000 mm
Fahrzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Minuten
Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Takt: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Min. (tagsüber)
20 Min. (abends und sonntags)
Fahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . MGT6-D
Weitere Informationen
www.havag.com/service/freizeitangebote/
kulturlinie-7
endenden Zügen, während das stadtauswärtige
Gleis auf der Richard-Wagner-Straße
verbleibt und direkt in den großen Straßenbahnknoten
Reileck mündet.
Der zentrale Knoten Markt
Nun vereinigt sich die Linie 7 mit der ebenfalls
aus Trotha kommenden, aber direkt von
Nord nach Süd verkehrenden Linie 3. Am
Mühlweg trifft auch die Linie 8 wieder auf
diese Strecke, die nun nacheinander entlang
der Bernburger Straße, der Geiststraße und
der Großen Ulrichstraße zum Markt führt.
Zuvor passiert die „7“ an der Haltestelle
„Moritzburgring“ die Moritzburg. Die
jüngste der Saaleburgen beherbergt im Westflügel
ein Kunstmuseum.
Halles Marktplatz wird seiner Bedeutung
als Stadtzentrum vollauf gerecht. Seine Mitte
ziert der 84 Meter hohe Marktturm, mit
dem Halles Bürger einst alle Kirchtürme der
Stadt in den Schatten stellen wollten, besonders
die viertürmige Marktkirche. Von deren
Verbindungssteg zwischen den beiden Osttürmen
kann man einen faszinierenden Blick
über die Stadt werfen. Die fünf Türme bilden
das Wahrzeichen der Stadt. Das Glockenspiel
im Marktturm gilt als das größte Europas.
Am Marktturm prangt der Haller Roland,
gegenüber und jenseits der Tramgleise steht
das Denkmal für den großen Komponisten
Georg-Friedrich Händel, der in Halle geboren
wurde und später in London großen
Ruhm erlangte. Auch das Rathaus befindet
sich hier. Davor liegt noch immer ein Stumpfgleis,
das von Zeit zu Zeit von Museumssonderzügen
zum Wenden genutzt wird.
An der Hochstraße entlang
zum Riebeckplatz
Mit den Linien 1, 3, 6, 8 und 11 zusammen
fährt unsere „7“ nun durch Schmeer- und
das nördliche Stück der Rannischen Straße
hinunter zum Franckeplatz, der von den beiden
aufgeständerten Stücken der Hochstraße
schier erdrückt wird. Diese verstellen auch
den Blick auf die historischen Gebäude des
Lindenhofs und der Franckeschen Stiftungen,
die heute teilweise als Museum und teilweise
der Universität dienen. Die „7“ biegt
nun links ab auf den zentralen Teil der gro-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
29
Betriebe
Im Grünen liegt die großzügige, mit vier Bahnsteiggleisen versehene Endstelle Kröllwitz, an der die Linien 4, 5 und 7 (von links) enden. Der Zug
der Linie 7 wird in Blickrichtung seine Fahrt herunter zur Saale antreten, die Busse stellen den Anschluss zur Siedlung Heide Nord her. Werktags
wechseln hier die Züge der Linie 4 auf Linie 7 und umgekehrt
Der Riebeckplatz wurde zu DDR-Zeiten im
Stile eines „Saalhattan“ umgestaltet. Die
Hochhäuser sind heute teilweise bereits Geschichte
(Bild von 2007)
ßen Ost-West-Achse, die nach 1990 von der
Neustadt kommend über Saline, Franckeplatz,
Riebeckplatz zum Hauptbahnhof und
seit vergangenem Jahr über die Freiimfelder
Straße hinaus wieder weiter nach Osten nach
Büschdorf führt. Ab Franckeplatz teilt sich
die „7“ ihren Weg mit der Linie 4 und der Linie
9 bis zum Hauptbahnhof, wo Linie 4 endet
und aus der Linie 9 die Linie 10 wird. Neben
den Franckeschen Stiftungen liegt hier
auch das „Beatlesmuseum“, um das Liverpool
Halle beneidet.
Nun wird die Strecke ein kleines Stück
Berg- und Talbahn: Über eine Rampe erreicht
die Trasse vom Franckeplatz kommend
am Leipziger Turm die Höhe der
Hochstraße, dann sinkt sie wieder hinunter
ins tiefere Niveau, um den 2005, 2006 komplett
neu gestalteten Riebeckplatz zu unterqueren.
Dessen großes Rondell bietet einen
Überblick über (fast) alle berühmten Hallenser,
Halloren und Halunken …
Und zum Schokoladenmuseum
Apropos Halloren: Nicht nur die Geschichte
dieser Halleschen Spezialität stellt das
Schokoladenmuseum vor, das an der Haltestelle
Grenzstraße erreicht wird. Diese wird
erst seit 2011 wieder angefahren, als das erste
Teilstück der sanierten Delitzscher Straße
in Betrieb ging. Das Museum gehört zur
Halloren-Schokoladenfabrik.
Nun fährt die 7 auf der bis Juli 2012 sanierten
Delitzscher Straße nach Büschdorf,
doch der Name der Endstelle verdeckt, dass
die Linie 7 mit der Sanierung auch um gut
1,3 Kilometer verlängert wurde und insgesamt
vier neue Haltestellen bedient.
So liegt die neue Haltestelle Alfred-Schneider-Straße
in etwa auf Höhe der alten Wendeschleife
Büschdorf. Ab hier verläuft die
neue Trasse eingleisig und führt am Nordrand
der ausgebauten Delitzscher Straße entlang.
Büschdorf wird nun fast durchfahren, die
neue Endstelle Büschdorf liegt auf Höhe des
Spargelwegs. Sie ist als zweigleisige Stumpfendstelle
angelegt. Die Züge machen hier
rund 23 Minuten Pause, bevor die Rückfahrt
nach Kröllwitz und von da als Linie 4 wieder
zum Hauptbahnhof beginnt.
STEFAN VOCKRODT
Den großen Marktturm Halles zieht der „Roland“,
unmittelbar vor diesem liegt die Haltestelle,
die sich unsere „7“ mit den Linien 1,
3, 6, 8 und 11 teilt
Die »7« als Kulturlinie
Seit August 2010 verkehrt Halles Linie 7 als „Kulturlinie
7“, den Vorbildern Dresdens (Linie 4) und
Essens (Linie 107) folgend. Geschah dies zunächst
unter weitgehendem Ausschluss der
Öffentlichkeit, bewirbt die HAVAG die Linie heute
auf ihrer Internetseite, von der man sich auch
ein Werbeblatt mit Hinweisen auf die passierten
kulturellen Attraktionen herunterladen kann.
Dabei werden auch einige der Sehenswürdigkeiten
vorgestellt, die abseits der Linie 7 liegen.
Tatsächlich lässt sich mit der „7“ einen Großteil
der Sehenswürdigkeiten Halles erreichen,
womit sie den Titel „Kulturlinie“ tatsächlich verdient.
S. VOCKRODT
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Nächster Halt: …
Die Züge der Stadtbahnlinie 18 kreuzen auf ihrer Fahrt stadtauswärts den Sülzgürtel, bevor sie an diesem Mittelbahnsteig halten. Links hinter
dem B-Wagen-Doppel befindet sich die Endhaltestelle der Kölner „Gürtelinie”13 auf dem Sülzgürtel selbst
C. LÜCKER
Nächster Halt:
Sülzgürtel
Die Geschichte des Kölner Stadtteils Sülz
reicht bis in das Jahr 1145 zurück. Damals
stand dort ein Gutshof mit dem Namen „Villa
Sultz“. Über die Jahrhunderte hat sich der
Name dann weiterentwickelt. Heut ist Sülz
mit über 35.000 Einwohnern der viertgrößte
Kölner Stadtteil. Deshalb ist neben der Stadtbahn
auch eine gut ausgebaute Straßenanbindung
wichtig. So ist Sülz auch über den sogenannten
Kölner Gürtel erreichbar, eine
wichtige Hauptstraße, die das linksrheinische
Köln im Halbkreis erschließt. Die einzelnen
Abschnitte sind nach den jeweiligen Stadtteilen
benannt, durch die der Gürtel führt. Und
so kommt auch die Haltestelle zu ihrem kuriosen
Namen: Sie liegt am Sülzgürtel!
Der Sülzgürtel wird heute von zwei Linien
bedient: Die Linie 13 hat hier ihren Endpunkt
und endet in der Mitte des vierspurigen Gürtels
in einer Allee. Spannend ist hier, dass die
Bäume quasi in den Mittelhochbahnsteig integriert
wurden. Auf ihrem Weg nach Holweide
befährt die 13 übrigens weite Teile des
Gürtels, stellenweise sogar als Hochbahn auf
einer Betonbrücke.
In Nord-Südrichtung kreuzt außerdem die
Linie 18, die Köln über die „Vorgebirgsbahn”
mit der Nachbarstadt Bonn verbindet, den
Sülzgürtel. In der Hauptverkehrszeit fährt die
Linie 18 bis zum Klettenbergpark sogar im
Fünf-Minuten-Takt.
Am Sülzgürtel existiert zwischen den Streckenästen
der Hochflurlinien 13 und 18 zudem
noch eine Gleisschleife in Form einer
Häuserblockumfahrung, die aber nur noch
für Dienstfahrten genutzt wird. Ursprünglich
diente sie den früher auf der Linie 13 eingesetzten
Einrichtungs-Achtachsern zum Wenden.
Vom Betriebshof Braunsfeld aus sind die
Achtachser übrigens noch bis zum Jahr 2006
auf die damalige Linie 6 zum Barbarossaplatz
ausgerückt. Sie mussten wegen eines fehlenden
Gleisbogens am Sülzgürtel regelmäßig auf
dem Gegengleis über die Kreuzung fahren, um
vom Gürtel in die Luxemburger Straße einbiegen
zu können. CHRISTIAN LÜCKER
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
31
Betriebe
Trambefürworter
aus Überzeugung
Ein Stadtbahnwagen im
Hauptbahnhof – dass Straßenund
Eisenbahn in Karlsruhe
attraktiv und beispielhaft vernetzt
sind, daran hat Georg Drechsler
wesent lichen Anteil
A. MÜLLER
Kluge Entscheidungen für
Karlsruhe und Bremen
Am 20. Dezember 2012
verstarb Georg Drechsler –
bis 1996 stellvertretender
Betriebsleiter der Karlsruher
Verkehrsbetriebe, bis 2010
Vorstandsvorsitzender der Bremer
Straßenbahn AG (BSAG).
Als »Diplomat und Kämpfer«
prägte er beide Gesellschaften
Im Alter von 63 Jahren ist in Bremen kurz
vor Weihnachten 2012 Georg Drechsler
– bis 2010 Vorstandsvorsitzender der
Bremer Straßenbahn AG (BSAG) – verstorben.
In einer Mitteilung an die Belegschaft
bezeichnete der BSAG-Vorstand
Drechsler als „Diplomat und Kämpfer zugleich“.
Für Viele charakterisiert diese Einschätzung
den anerkannten Fachmann und
überzeugten Verfechter der Sache Bahn, wie
sie ihn immer wieder engagiert und gewinnend
erlebt haben.
Karlsruhe und Bremen
Drechsler wurde im Juli 1949 in Köln geboren,
wo er auch sein Abitur absolvierte.
Im Anschluss nahm er ein Ingenieurstudium
an der Universität Karlsruhe mit Schwerpunkt
Städtebau und Verkehrswesen auf. In
den Semesterferien steuerte er Straßenbahnen
durch Karlsruhe – die von diesem Verkehrsmittel
ausgehende Faszination hatte ihn
schon früh „gepackt“. Folgerichtig stieg
Drechsler nach seinem Studium bei den
Karlsruher Verkehrsbetrieben ein, bei denen
er über zwei Jahrzehnte blieb.
Er begann als wissenschaftlicher Assistent
und avancierte schließlich zum stellvertretenden
Betriebsleiter. Gemeinsam mit Direktor
Dieter Ludwig entwickelte und verwirklichte
er mit großem Erfolg das
„Karlsruher Modell“, bei dem regionale und
städtische Strecken mit einem Fahrzeug befahren
werden, womit der ÖPNV vielen
Menschen eine bedeutend höhere Flexibilität
bietet. Anfang 1997 verließ Drechsler
Krankheitsbedingt zog sich Georg Drechsler
bereits Ende 2010 von seiner Vorstandstätigkeit
zurück. Die BSAG verabschiedete ihren
langjährigen Vorstandsvorsitzenden am 28. Januar
2011, hier auf der Fahrt zur Fa.-Zentrale
an der Domsheide
A. MAUSOLF
nach 22 Jahren die Karlsruher Verkehrsbetriebe
und folgte einem Ruf an die Weser.
Bei der Bremer Straßenbahn AG wurde er
Vorstandsmitglied für Technik, Betrieb, Marketing
und Kommunikation. Auch in Bremen
– so einer seiner Ansätze – sollte der
Übergang von Eisenbahn und Straßenbahn
fließend werden. Doch hier hatte er mit Vorbehalten
im kleinsten Bundesland und mit
den Nachbarn in Hannover zu kämpfen.
Manche Idee – wie die projektierte Linie 11
von Delmenhorst, mitten durch Bremen nach
Oberneuland – ließ sich nicht umsetzen.
Das Motto: Geduldig Dranbleiben!
Drechsler war dabei klar, dass vieles mit Personen
und Konstellationen zusammenhing,
die nicht unveränderlich sind. Sein Motto
lautete: Dranbleiben und später verbessert
erneut betreiben. Er betrieb mit Nachdruck
den Ausbau des Tram-Netzes, stritt dabei
wenn nötig in vorderster Linie als überzeugender
Mittler auf Bürgerversammlungen
und in politischen Gremien. Er konnte eingestehen,
wenn etwas „schief gelaufen“ war.
Wie z.B. in Lilienthal, wo die Verlängerung
der Linie 4 im dritten Bauabschnitt zunächst
kein Selbstläufer war. Hier war hier parallel
zu politischen Kapriolen zeitweise der Bürgerdialog
aus dem Ruder gelaufen. Drechsler
sorgte dafür, dass mit Erfolg nachgebessert
wurde. Es war ihm gewiss Genugtuung
zu erfahren, dass die projektierte Verlängerung
der Linie 8 ins niedersächsische Umland
nun doch – wenn auch mit reichlicher
Verspätung – Realität wird. Das Ende der
Zitterpartie um die wichtigen Huchtinger
Projekte, für die er sich immer verstärkt eingesetzt
hatte, hat er noch miterlebt.
Drechsler wusste, nur Überzeugung durch
optimierten Service bedeutet neue Kunden.
Und unter besserem Service verstand er sowohl
dichtere Takte als auch neue Linien.
Restrukturierung geriet unter ihm nicht zum
Kaputtsparen. Die auferlegte Verringerung
des Verlustausgleichs durch die Hansestadt
war für ihn Ansporn: Er strebte an, die Verlustreduzierung
in erheblichem Maße durch
neue Fahrgäste und entsprechende Einnahmesteigerungen
zu erzielen. Nicht ohne ein
wenig Stolz konnte er im Interview mit dem
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Karlsruhe/Bremen
STRASSENBAHN MAGAZIN im Jahre
2006 vermelden, dass bereits ein Drittel der
Verlustreduzierung auf diesem Wege zustande
kam.
Drechsler war in vielen überregionalen
Gremien und Ausschüssen tätig, wodurch er
ein wertvolles Kontaktnetz knüpfen und Erfahrungsaustausch
zum Nutzen der BSAG
Drechsler genoss es, bei seiner Verabschiedung
am 28. Januar 2011 auf der „Bühne“ des historischen
Zweiachsers mit offener Plattform
zu stehen und noch einmal viele Weggefährten
– nicht nur aus Bremen und Karlsruhe –
wieder zu sehen A. MAUSOLF (2)
Im Herbst 1998 begrüßte Drechsler den damaligen
Chef des Verkehrsbetriebs Timisoara,
Nicolae Marcu, in Bremen zu einer Rundfahrt.
Links Frau Marcu, rechts Marcus Deutschland-
Koordinatorin Iuliana Potcoava, die spätere
Vorsitzende des Tramclub Banat
betreiben konnte. Noch nach seinem Ausscheiden
aus dem Vorstand Ende 2010 engagierte
er sich an verantwortlicher Stelle für
die Weiterentwicklung der „Airport-City“
ganz in der Nähe der BSAG-Hauptverwaltung
am Flughafendamm.
Sein Freund und Salzburger Kollege Gunter
Mackinger formulierte treffend, Drechsler
sei „Vorbild als charismatische Führungspersönlichkeit
im Schienenverkehr, einem
bedeutenden gesellschaftlichen Bereich,
in dem es an solchen Personen mangelt.“
Für Bremen war Drechsler ein Glücksgriff,
weil er in einer wichtigen Epoche für den
ÖPNV diesem Themenbereich ein populäres
Gesicht gab. Sein hoher Beliebtheitsgrad
Die Münchner Niederflur-Prototypen wurden
bei der BSAG auf ihr neues Einsatzgebiet im
schwedischen Norrköping eingerichtet. Am
1. September 1999 präsentierten Georg
Drechsler und sein Münchner Kollege Herbert
König in Bremen Tw 22 für Schweden.
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
33
Betriebe
Fließende Übergänge zwischen Straßenbahn und Eisenbahn waren Georg Drechslers Credo. So steuerte er im Herbst 2005 persönlich den Kasseler
Hybrid-Triebwagen 757 über die Strecke der Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH). Die BSAG-Tochter Weserbahn (ex BVG) hatte 2003 ein
Viertel der Anteile an der VGH und deren Betriebsführung übernommen
A. MAUSOLF
bei der Belegschaft der BSAG und bei seinen
Gesprächspartnern, aber auch bei jenen,
die sich eigentlich nur am Rande mit
der Materie Nahverkehr befassen, lag in einer
sehr persönlichen Mischung aus hoher
fachlicher und menschlicher Kompetenz sowie
von Ernsthaftigkeit und Herzlichkeit
begründet, mit der er seinem Gegenüber begegnete.
Sein Charisma nährte sich neben dieser
ganz persönlichen Art auch aus einem Aspekt,
der wesentlichen Anteil an seiner
Glaubwürdigkeit hatte. Drechsler war mit
Ablösung am Fahrschalter
Um beliebte Persönlichkeiten ranken sich Anekdoten:
Zitieren wir eine, die Drechslers Leidenschaft
für die Bahn und seine persönliche Art treffend
skizziert. In seiner Anfangszeit in Bremen kam er
eines Tages auf dem Heimweg auf den Gedanken,
er könnte eigentlich einmal wieder selbst eine
Tram fahren. Das hatte er auch schon in Karlsruhe
immer wieder einmal getan. So stieg er ein und
sprach mit der ihm stets eigenen gewinnenden
Freundlichkeit den Fahrer an. Er sei der neue Direktor
und möchte ihn an der Kurbel ablösen. Der
Leib und Seele „Bahner“. In karger Freizeit
engagierte er sich mit seiner späteren Frau
Insa auch bei der DEV-Schmalspurbahn in
Bruchhausen-Vilsen. So ließ er es sich nicht
nehmen, im Jahre 2005 einen Kasseler
„Leihwagen“ zwischen Bruchhausen-Vilsen
und Syke selbst zu fahren. Er hat sich vehement
für die Revitalisierung dieser Bahnstrecke
als Zubringer zum Museumsbetrieb
eingesetzt.
Eines hat Drechsler übrigens stets interessiert:
Er wollte wissen, wie im rumänischen
Timisoara die „Altflotten“ der Bremer und
Fahrer soll schlicht sprachlos gewesen sein. Drechsler
– den Namen hatte er wohl schon gehört, aber
gesehen hatte er „den Neuen“ offenbar noch nicht.
Und üblich war es bisher auch nicht, dass da ein
Vorstand kommt und einen so einfach auf die hinteren
Bänke bittet. Da könne ja jeder kommen,
brachte er schließlich noch immer verblüfft heraus
und Drechsler wies sich lachend aus. Recht hätte
der Kollege, räumte der neue Direktor ein, so einfach
dürfe man das „Ruder“ eben nicht aus der
Hand geben…
ANDREAS MAUSOLF
der Karlsruher Straßenbahn gemeinsam weiterhin
beste Dienste leisten. So begrüßte er
zum Beispiel im August 1998 den damaligen
Leiter der Verkehrsbetriebe Timisoara bei
dessen Besuch in Bremen und vermittelte bei
einer großen Fahrt über das Bremer Netz
umfangreiche Erfahrungen. Die große und
überzeugte Unterstützung, die Drechsler
durch die Abgabe von Trambahnen nach Timisoara
gewährte, erleichterte bei diesem ansonsten
nicht immer problemlosen Projekt
Vieles.
Großes Vertrauen:
Zweimal wieder ernannt
2000 wurde Drechsler zum ersten Mal zum
Vorstandsvorsitzenden ernannt, 2008 zum
dritten Mal. Offiziell hätte seine Amtszeit
bis Januar 2012 gedauert, doch aus gesundheitlichen
Gründen kündigte er am
21. Juni 2010 seinen Abschied zum 31. Dezember
2010 an. Am 28. Januar 2011 verabschiedete
die BSAG mit einer großen
Feierstunde ihren ehemaligen Vorstandsvorsitzenden.
Zu seiner großen Freude wurde
er hierzu mit einer Sonder-Straßenbahn
abgeholt. Drechsler hinterlässt eine Frau
und zwei Kinder, denen unser tiefes Mitgefühl
gilt.
ANDREAS MAUSOLF
34 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Gewinnen
Sie eine „Fahrt“
im ICE-Simulator!
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Deutschen
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Kleinbahn-Spezialist
Wolf-Dietger Machel
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Geschichte, Strecken
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Schmalspurbahnen.
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Einheits-Elloks
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die die Deutsche
Bundesbahn ab Beginn
der 50er-Jahre beschafft
hatten, revolutionierten
das Bild der Eisenbahn
in Deutschland. Dieser
Bildband stellt alle
Typen des Einheits-
Ellok-Programms vor.
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Welche Lokomotiven sind
heute bei der Deutschen
Bahn und den Privatbahnen
unterwegs? Dieses
Nachschlagewerk im
Taschenformat beantwortet
alle Fragen.
41.–50. PREIS
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Diese DVD mit aktuellen
und historischen
Aufnahmen zeigt, was alles
auf Berlins Schienen rollt:
Fernbahn, S-Bahn, U-Bahn
und Straßenbahn.
LOKMagazin
UND SO GEHT’S: Gesucht wird der Name eines bedeutenden
Knotens im Berliner S-Bahn-Netz, der sich aus den Antworten
auf die folgenden acht Fragen ergibt.
Frage 1: In welcher Stadt der Schweiz ist der „Place Pury“
die zentrale Drehscheibe des städtischen Nahverkehrs?
(siehe auch S. 62/63)
Frage 2: Welcher niederflurige Fahrzeugtyp der Chemnitzer
Straßenbahn bereichert seit Februar das Betriebsgeschehen
in der Bahnsteighalle des Hauptbahnhofs?
(siehe auch Beitrag ab S. 16)
Frage 3: Wie hieß der polnische Hersteller des Straßenbahnwagens
vom Typ 13N dessen Einsatzende in Warschau
nun gekommen ist? (siehe auch Beitrag ab S. 56)
Frage 4: Drei deutsche Betriebe beschafften Stadtbahn -
wagen vom Typ N. Welche Stadt hatte mit 54 Exemplaren
die größte Flotte dieses normalspurigen Düwag-Typen?
(siehe auch Titelgeschichte ab S. 42)
Frage 5: Welcher Verkehrsbetrieb betreibt eine Straßenbahnlinie,
die an einem Schokoladenmuseum vorbeiführt? (siehe
auch Linienporträt ab S. 26)
Lösungswort:
s s s
Schreiben Sie eine E-Mail an
redaktion@strassenbahnmagazin.de
Senden Sie eine Postkarte an STRASSENBAHN MAGAZIN,
Gewinnspiel, Infanteriestr. 11a, 80797 München
Oder nutzen Sie unser Spezial-Angebot und bestellen Sie
sich mit Ihrer Teilnahme am Gewinnspiel gleich die nächste
Ausgabe STRASSENBAHN MAGAZIN gratis und frei Haus.
Füllen Sie dazu einfach die einem Teil der Auflage beiliegende
Postkarte aus.
Bitte vergessen Sie nicht, Ihren Namen, Ihre Anschrift, eine Telefonnummer,
unter der wir Sie erreichen können, und – falls
vorhanden – Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Alle Gewinner
werden schriftlich informiert.
Angestellte der GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH sowie deren Tochtergesellschaften
und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Die Teilnahme muss persönlich
erfolgen und ist nicht über einen Beauftragten oder eine Agentur möglich. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen.
Datenschutz- und wettbewerbsrechtliche Einwilligungserklärung:
Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel, konkret durch das Zusenden einer Postkarte
oder einer E-Mail mit meinen Daten, willige ich in die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung
meiner personenbezogenen Daten unter Beachtung des Datenschutzgesetzes ein.
Die Daten werden für Marketingzwecke und zur Übermittlung von Produktinformationen
via Post, Telefon, Fax oder E-Mail (nicht Gewünschtes bitte streichen) von der GeraNova
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GeraMond Verlag GmbH, Bruckmann Verlag GmbH, Christian Verlag GmbH,
Frederking & Thaler Verlag GmbH gespeichert und genutzt.
Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit bei der GeraNova Bruckmann
Verlagshaus GmbH bzw. der GeraMond Verlag GmbH widerrufen kann.
Einsendeschluss: 15. April 2013
Betriebe
Große Ziele, wenig Geld
Graz: Straßenbahn-Ausbau in Gefahr In der steiermärkischen Landeshauptstadt stehen für
die Tram zahlreiche dringende und sinnvolle Ausbauprojekte an. Anfang 2013 verkündete die
Stadtregierung aber einen Sparkurs und brachte damit den geplanten Netzausbau ins Wanken
36 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Österreich: Graz
Seit 26. November 2012 wird die neue unterirdische
Tram-Haltestelle am Grazer Hauptbahnhof
bedient. Am 12. Januar 2013 fährt
Cityrunner 665 als Linie 6 in die großzügig,
hell und freundlich gestaltete Station ein
Wegen einer Gleissanierung in der Annenstraße war die Linie 7 im Sommer 2012 unterbrochen,
weshalb der Triebwagen 610 hier am Jakominiplatz wendet ALLE AUFNAHMEN: R. SCHREMPF
Mit der neuen unterirdischen Tram-
Haltestelle am Grazer Hauptbahnhof
gelang es, die Verkehrswie
auch die Betriebsabwicklung
auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Zahlreiche
weitere Ausbauprojekte stehen zur Realisierung
an. Doch Anfang 2013 verkündete
die Grazer Stadtregierung einen Sparkurs und
brachte damit geplante Netzausbauten ins
Wanken. Ohne Mitfinanzierung durch den
Bund und das Land wird die Stadt größere
Netzausbauten nicht stemmen können, doch
fehlen dafür in Österreich klare Strukturen. Die
Holding Graz Linien gerät durch den S-Bahn-
Ausbau zunehmend unter Druck, allein am
Hauptbahnhof werden die Passagierzahlen bis
zum Jahr 2015 von derzeit 30.000 auf 40.000
ansteigen. Statt in neue Straßenbahnrouten soll
daher in die Kapazitätserhöhung im Bestandsnetz
investiert werden.
Hohe Smog- und Feinstaubbelastung
Graz ist die Landeshauptstadt im Bundesland
Steiermark, mit 270.000 Einwohnern die
zweitgrößte Stadt Österreichs und mit über
45.000 Studierenden eine bedeutende Universitätsstadt.
An Werktagen pendeln 76.000
Personen aus dem Großraum (rund 439.000
Einwohner) in die Stadt Graz, die wegen ihrer
topografischen Lage in einem Talbecken
besonders anfällig für die verkehrsbedingte
Luftverschmutzung ist. Besonders im Winter
kommt es oft zur Inversionswetterlage, die
einen Luftaustausch im Grazer Becken verhindert
und eine hohe Smog- und Feinstaubbelastung
bewirkt. Die „Verkehrspolitischen
Leitlinien 2020“ sehen daher eine
Verschiebung der Anteile des motorisierten
Individualverkehrs hin zum Umweltverbund
(Öffentlichen Verkehr, Rad- und Fußgängerverkehr)
vor.
Die Holding Graz Linien (früher: Grazer
Verkehrsbetriebe und Graz AG Verkehrsbetriebe)
beförderten 2011 über 101 Mio.
Fahrgäste mit steigender Tendenz, davon 53
Mio. Fahrgäste mit der Straßenbahn. Graz
verfügt über ein relativ gut ausgebautes öffentliches
Verkehrsnetz, das Teil des Steirischen
Verkehrsverbundes ist. Das Straßenbahnnetz
besteht aus sechs Linien, die
sternförmig aus den Außenbezirken kommend
durch das Stadtzentrum führen.
Abends und an Wochenenden werden einige
Linien verkürzt bzw. zusammengefasst
(Linien 13 und 26). Zudem betreiben die
Graz Linien rund 30 Buslinien, die Standseilbahn
und einen Aufzug auf den Schlossberg.
An Wochenenden sowie in den Nächten
vor Feiertagen verkehren Nachtbuslinien.
3,7 km neue Tramstrecken
Nachdem im Jahr 1989 die Linie 1 um 500
Meter bis zum Unfallkrankenhaus Eggenberg
verlängert wurde, dauerte es bis ins Jahr
2003, ehe die Stadt Graz die Weichen für den
weiteren Tramausbau stellte, um neue Wohnund
Gewerbegebiete aufzuschließen. Parallel
dazu wurde nach dem Konzept „Steirertakt“
des Landes Steiermark auf allen von
Graz ausgehenden Eisenbahnstrecken ein S-
Bahn-Betrieb eingerichtet. Fünf Nahverkehrsknoten
sollten eine Verknüpfung beider
Systeme herstellen. Über die wichtigsten
Punkte gibt der Kasten auf Seite 39 einen
Überblick.Mit insgesamt 3,7 km Neubaustrecken
bedeutete dies die größte Erweiterung
im Grazer Straßenbahnnetz seit 1941,
nachdem in den 1950er- und 1960er-Jahren
das Schienennetz stark dezimiert wurde.
Unterirdische Straßenbahnstation
am Hauptbahnhof
Zuletzt entstand als Herzstück der Nahverkehrsdrehscheibe
Hauptbahnhof die unterirdische
Anbindung der Straßenbahn (65
Mio. Euro Errichtungskosten). Für den Bau
der Unterflur-Trasse musste die Schleife vor
dem Hauptbahnhof weichen und es wurde
westlich der ÖBB-Gleise in der Waagner-
Biro-Straße für die Linien 3 und 6 eine rund
400 Meter lange Neubaustrecke zur zweigleisigen
Endhaltstelle „Laudongasse“ er-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
37
Betriebe
Das aktuelle Straßenbahnnetz
in Graz
und geplante Ausbauprojekte
(gestrichelt)
GRAFIK: R. SCHWANDL
richtet (Betriebsaufnahme 10. Januar 2011).
Nach zweijähriger Bauzeit erschließen seit
Betriebsbeginn am 26. November 2012 neben
den Linien 3 und 6 zur Kapazitätserhöhung
auch die Linien 1 und 7 den Nahverkehrsknoten
Hauptbahnhof, die beiden
Linien führten bislang in Sichtweite vorbei.
Zudem ist der Hauptbahnhof nun auch aus
den westlichen Stadtteilen direkt erreichbar.
Die neue Station (Doppelhaltestelle mit 80
Meter Länge) befindet sich zwischen zwei
neu errichteten Unterführungen, die unter
den Eisenbahngleisen sowie unter dem Bahnhofgürtel
durchführen, in Tieflage und ist
aus Sicherheitsgründen (Brandentrauchung)
nach oben hin offen. Die Höchstgeschwindigkeit
in den beiden Unterführungen, die
auch von den Nachtbuslinien befahren werden,
beträgt aufgrund der kurvigen Trassierung
nur 20 km/h.
Kein »echtes« Tunnelbauwerk
Um Errichtungs- und Betriebskosten gering
zu halten, handelt es sich um kein Tunnelbauwerk
mit all den notwendigen Brandschutz-
und Sicherungsanlagen. Auch auf
eine Verteilerebene mit direktem Zugang zu
den Bahnsteigen wurde aus Kostengründen
verzichtet. Stiegen, Aufzüge und Rolltreppen
führen hinauf auf den Bahnhofsvorplatz
und zu den Bussteigen. Im Jahr 2013 kommt
mit dem Nahverkehrsknoten „Murpark“ ein
weiterer Verknüpfungspunkt mit dem S-
Bahn-System hinzu. In den nächsten Jahren
soll der Modal Split des ÖPNV von rund 20
auf 24 Prozent steigen. Zur Projektierung
dieser Angebots- und Kapazitätserweiterungen
wurde zwischen der Stadt Graz und
den Graz Linien ein ÖV-Masterplan erstellt.
Eine zweite Ausbaustufe des Straßenbahnsystems
sah in einer Prioritätenreihung der
Ausbauprojekte innerhalb der nächsten zehn
Jahre die Einreichung und zumindest die teilweise
Umsetzung mehrerer Straßenbahnstrecken
vor (s. Kasten).
38 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Netzausbau in Graz
Die wichtigsten Projekte im Überblick:
Dezember 2006: Verlängerung der Linie 5
zum neuen Nahverkehrs -
knoten Puntigam
Mai 2007: Verlängerung der Linie 4
zum Murpark
September 2007: Nahverkehrsknoten Don
Bosco (spätere Straßenbahn-
Anbindung berücksichtigt)
Dezember 2007: Verlängerung der Linie 6
ins Peterstal
Dezember 2007: Start der S-Bahn Steiermark
November 2012: Teilinbetriebnahme der Nahverkehrsdrehscheibe
Hauptbahnhof
Ausbaupläne für die
nächsten zehn Jahre
Linie 8 Süd
Südwestlinie vom Jakominiplatz über
Don Bosco zur Hummelkaserne und
weiter zur Grottenhofstraße . . . . . . . . . 7,7 km
Linie 7
Verlängerung der Linie 7
bis zur Billrothgasse . . . . . . . . . . . . . . . 0,5 km
Linie 1
Anbindung der Universität durch
Umlegung der Linie 1 . . . . . . . . . . . . . . 1,4 km
Linie 8 Nord
Nordwestlinie von der Keplerbrücke
nach Gösting . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,4 km
Für die erste Bauetappe der Südwest-Linie
bis zur Hummelkaserne wurden die Finanzmittel
für die eisenbahnrechtliche Einreichplanung
vom Gemeinderat bewilligt, ein
Baubeginn war für 2016 vorgesehen. Doch
der jüngste Sparkurs bremst den beschlossenen
Netzausbau. Priorität haben neu Maßnahmen
zur Kapazitätserhöhung, so zuletzt
die Beschaffung von Gelenkbussen als Ersatz
für Solobusse.
Entlastungsstrecke in der
Innenstadt dringend notwendig
Große Bedeutung käme im Zusammenhang
mit dem Bau der Südwestlinie der zu errichtenden
Innenstadt-Entlastungsstrecke (Jakominiplatz
– Griesplatz – Roseggerhaus –
Keplerbrücke) zu. Alle Straßenbahnlinien
fahren zwischen dem Hauptplatz und dem
Knotenpunkt Jakominiplatz durch die Fußgängerzone
(Herrengasse) und verlassen das
Zentrum an beiden Plätzen Richtung Außenbezirke.
Bei Veranstaltungen im Stadtzentrum
ist das Straßenbahnnetz oft unterbrochen.
Am Jakominiplatz besteht zwar seit
der Neugestaltung der Gleisanlagen in den
Jahren 1995/96 die Möglichkeit aus allen
Richtungen zu wenden, die Strecken nach
Andritz und zur Laudongasse sind dann
meist unterbrochen.
Einzig die Verlängerung der Linie 7 um
500 Meter zum Neubau der Zahnklinik, der
Medizinischen Universität und eines For-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Österreich: Graz
Im Sommer 1986 steht der noch „neue“, gebraucht aus Wuppertal übernommene Triebwagen am
Hauptbahnhof bereit. Die Schleife wich im Januar 2011 der neuen Unterflur-Trasse
Die Linie 4 fährt direkt
zum Haupteingang
des Einkaufzentrums
Murpark,
wo im Sommer
2010 die Variobahn
201 bereitsteht. Insgesamt
45 dieser
von Stadler in Berlin-Pankow
gebauten
Niederflurfahrzeuge
werden die
Grazer Tramflotte
bis Ende 2015 deutlich
verjüngen
Die in den Jahren 1989 bis 1994 übernommenen Achtachser aus Duisburg, hier Tw 531 vor dem
Kunsthaus, werden durch die Variobahnen abgelöst, die im Laufe des Jahres Jahres 2013 auch
auf den Linien 6 und 7 (bislang nur 4 und 5) zum Einsatz kommen sollen
39
Betriebe
Seit 2006 fährt die „5“ zum Knoten Puntigam. Ende 2012 hat ihn einer der mit Mittelteilen und
Fahrwerken ausgemusterter „Wuppertaler“ zu Achtachsern umgebauten Tw (Nr. 581–584) erreicht
Die im Dezember 2007 verlängerte Linie 6 ins Peterstal führt durch ein Wohn- und Naherholungsgebiet,
Cityrunner 653 an der Haltestelle Plüddemanngasse
Tipp für Tramfreunde
An der Endstation der Linie 1 in Mariatrost befindet sich in der ehemaligen Remise der Kleinbahn Graz –
Mariatrost das sehenswerte Grazer Tramway-Museum. Öffnungstage siehe: www.tramway-museum-graz.at
An der neuen Endstation Laudongasse begegnen sich wenige Tage vor deren Betriebsaufnahme
der „Wiener“ Triebwagen 292 und der Triebwagen 121 mit dem Beiwagen 60B, anlässlich
einer Sonderfahrt des Grazer Tramwaymuseums
schungszentrums wird bis 2015 realisiert.
Vor der nunmehrigen Endstation St. Leonhard
biegt die Linie 7 künftig in die alte Stiftingtalstraße
ein, umrundet die bestehende
Klinikum-Parkgarage und erhält vor der
Zahnklinik eine zweigleisige Endstation. Die
Bauarbeiten haben mit dem Neubau eines
kombinierten Straßen- und Straßenbahntragwerks
über den Stiftingbach begonnen.
Durch den Umzug der Med-Uni ist der
Bedarf an der Anbindung des Universitätsviertels
durch Umlegung der Linie 1 gesunken.
Hingegen soll die Linie 1 im nächsten
Jahr zwischen dem Hauptbahnhof und der
Haltestelle Georgigasse über die Schleife
Laudongasse und eine kurze Neubaustrecke
umgelegt und im Gegenzug der sanierungsbedürftige
Streckenabschnitt durch die Alte
Poststraße aufgegeben werden. An der bisherigen
Abzweigung vom gemeinsamen Streckenverlauf
mit der Linie 7 soll künftig die
Linie 3 (oder 6) Richtung Süden abzweigen
und das Stadtentwicklungsgebiet Reininghaus
erschließen.
Große Investitionen waren in den vergangenen
Jahren für die Sanierung der Innenstadtstrecken
notwendig, wobei zugleich
der Gleismittenabstand für den Einsatz der
breiteren Variobahnen erweitert wurde, aber
auch um die Haltestellen für den geplanten
Einsatz längerer Fahrzeuge entsprechend zu
adaptieren und die Stromversorgung für die
neuen Wagen zu verstärken.
Fuhrparkerneuerung
Der Jubel über den Ausbau der Straßenbahn
in den Jahren 2006/07 wurde ein wenig getrübt
durch die angespannte Fahrzeugsituation.
Dadurch waren Intervallverdichtungen
und somit ein attraktiveres Angebot für den
Fahrgast kaum möglich. Das Vorhaben, die
neuen Strecken als „Musterlinien“ für den
weiteren Ausbau zu präsentieren, war damit
sehr eingeschränkt, auch durch den Einsatz
überwiegend älterer Gelenktriebwagen. Es
herrschte in weiten Teilen der Bevölkerung
die Meinung, die Straßenbahn sei ein „veraltetes“
Verkehrsmittel. Auf den Buslinien
waren schon moderne Niederflurbusse vorherrschend.
Ende 2006 bestand der Fuhrpark abgesehen
von den 18 Cityrunnner (Nr. 651 bis
668, Baujahr 2000/01) und den zwölf mit einem
Niederflurmittelteil erweiterten Gelenktriebwagen
(Nr. 601 bis 612, Baujahr
1986/87) überwiegend aus Altwagen. Die
sieben sechsachsigen (aus der Serie 261 bis
283) und die 29 achtachsigen Gelenktriebwagen
(501 bis 510, 521, 524 bis 537 und
die umgebauten 581 bis 584) standen schon
über 30 Jahre im Einsatz (Baujahr 1963 bis
1978). Als Überbrückung bis zur Lieferung
neuer Niederflurbahnen wurden 2007 drei
sechsachsige Gelenktriebwagen von den
Wiener Linien beschafft. Die drei E1 (Nr. 291
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Österreich: Graz
Tw 501, einer von zehn im Jahre 1978 von SGP und Siemens in Düwag-Lizenz gefertigten Achtachser, verlässt die Fußgängerzone, die von allen
sechs Straßenbahnlinien durchfahren wird. Wegen Veranstaltungen ist dieser Streckenabschnitt oft unterbrochen, eine Alternativroute fehlt
bis 293) kamen vor allem in der Frühverkehrsspitze
auf der Linie 4 zum Einsatz.
Ende 2006 haben die Grazer Stadtwerke
neue Niederflur-Triebwagen ausgeschrieben,
Stadler Pankow bekam den Zuschlag für
die Lieferung von 45 fünfteiligen Einrichtungswagen
vom Typ „Variobahn“, die mit
27,10 m Länge und 2,30 m Breite speziell für
die Grazer Verhältnisse konzipiert sind.
Großer Modernisierungsschritt
Die erste Variobahn erreichte Graz Ende
2009, die Auslieferung der weiteren Fahrzeuge
erstreckt sich bis Ende 2015. Der Einsatz
erfolgt in der Phase 1 zunächst auf den
Linien 4 und 5. Auf den anderen Linien waren
bzw. sind noch an einzelnen Streckenabschnitten
der Gleismittenabstand für die
geringfügig breiteren Wagen zu vergrößern
(bisherige Grazer Standard-Fahrzeugbreite
2,20 m) sowie Parkflächen für die gesetzlich
vorgeschriebenen Sicherheitsräume zu reduzieren.
Mit der Beschaffung von 45 Niederflur-Triebwagen
wollten die Graz Linien
einen großen Modernisierungsschritt setzen,
doch der Einsatz der ersten Neufahrzeuge
löste heftige Proteste bei den Anrainern aus.
Hohe unabgefederte Massen der Variobahnen
erzeugten Lärm und Vibrationen, Hersteller
und Verkehrsbetriebe erforschten und
testeten danach Maßnahmen zu deren Verringerung.
Bis Ende 2012 wurden die Variobahnen
201 bis 212 mit folgendem Maßnahmenpaket,
nach erfolgreichen Tests am
Wagen 206, ausgerüstet: a) weichere Sekundär-
und Primärfeder im Lauffahrwerk,
b) Einsatz neuer Räder mit weicherer Charakteristik,
c) Austausch der Metallelemente
bei der Anlenkung gegen Elemente aus
Plastikmasse und d) neues Tilgersystem (dynamische
Dämpferelemente im Bereich der
Räder).
Die weiteren Variobahnen sind bereits ab
Werk entsprechend ausgerüstet. Zu Jahresbeginn
2013 waren 20 Triebwagen ausgeliefert,
davon 13 im Einsatz. Die anderen
Bahnen warteten noch auf die behördliche
Genehmigung nach dem Umbau oder die für
die Genehmigung notwendige Prüfbescheinigungen
des TÜV Süd. 2013 werden neun
Variobahnen ausgeliefert, 2014 und 2015
folgen jeweils acht. Im Frühjahr soll sich dessen
Einsatzgebiet auf die Linie 6 und gegen
Jahresende auf die Linie 7 erstrecken. Wurden
zunächst überwiegend Sechsachser abgestellt,
so dürfte 2013 das Ende für einige
„Duisburger“ Triebwagen kommen, deren
Frist abläuft.
Kapazitätserhöhung
Nach 2015 soll der Fuhrpark aus 45 Variobahnen,
18 Cityrunner und den 12 achtachsigen
Gelenktriebwagen mit Niederflurmittelteil
bestehen. Zur Erhöhung der
Beförderungskapazität bei gleich bleibenden
Betriebsleistungen soll die letzte Tranche
„Variobahnen“ bereits ab Werk in siebenteiliger
Ausführung geliefert werden. Zudem
ist beabsichtigt, ab 2015 die weiteren Variobahnen
und die Cityrunner um zwei Module
zu verlängern. Allerdings ist die Finanzierung
hierfür noch nicht gesichert.
Alternativ sollen für eine Taktverdichtung
die Achtachser 501 bis 510 erhalten bleiben
und wie die Triebwagen 601 bis 612 mit neuer
elektrischer Ausrüstung ertüchtigt werden,
die wegen Ersatzteilmangel und Erhöhung
der Fahrdrahtspannung auf 750 Volt
notwendig wird.
Im Depot Steyrergasse wurde 2011 ein
neuer Werkstättentrakt für die künftig bis zu
40 Meter langen Niederflurfahrzeuge errichtet.
In naher Zukunft steht noch die
Adaptierung der Tageswerkstätte für längere
Fahrzeuge an.
Fazit
Die Gleise im 32,5 Kilometer umfassenden
Straßenbahnnetz verlaufen großteils im Straßenraum.
Werktags entstehen dadurch große
Verlustzeiten, vor allem durch den zähflüssig
laufenden Individualverkehr. Doch für Beschleunigungsprogramme
stehen die Zeichen
ebenso ungünstig, wie für die zweite Ausbaustufe,
insbesondere nach den Gemeinderatswahlen
im vergangenen Herbst, wo jene Parteien
an Wählerstimmen verloren, die in den
vergangenen Jahren den Ausbau des Öffentlichen
Verkehrs forcierten. Offenbar sehen Teile
der Bevölkerung die Straßenbahn noch immer
nicht als leistungsfähiges Verkehrsmittel,
das höchsten Komfort für die Fahrgäste und
Wirtschaftlichkeit vereint. Auch die Ziele der
Stadt Graz, eine Verbesserung der Luftsituation
durch eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl
hin zum Umweltverbund herbeizuführen,
scheinen damit in weite Ferne zu
rücken.
ROBERT SCHREMPF
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
41
Titel
Über dem
Zenit
M- und N-Wagen in Deutschland Mit dem fortschreitendem
Ausscheiden der letzten Düwag-Einheitswagen aus
dem Plandienst rückt nun die nächste Generation zunehmend
in den Fokus der Straßenbahnfreunde. Doch auch für
die in den 70er-Jahren gebauten hochflurigen Stadtbahnwagen
vom Typ N stehen die Zeichen zumeist schon auf
Abschied. Und der Typ M fährt nur noch in Kassel
Die Vorgeschichte ist sicherlich jedem
Straßenbahnfreund bekannt: Ab
1973 entwickelte die Düwag in Zusammenarbeit
mit den Verkehrsbetrieben
in Essen, Mülheim (Ruhr) und Bochum
einen neuen Straßenbahnwagentyp,
der aufgrund seiner Breite von 2,30 m besonders
auch für den Einsatz auf Stadtbahnstrecken
und im Tunnel geeignet war,
was dann auch in der Namensgebung berücksichtigt
wurde. Wird die meterspurige
Variante der häufig acht-, teilweise aber auch
sechsachsigen Zweirichtungswagen als
„Stadtbahnwagen Typ M“ bezeichnet, so
werden die ab 1976 gebauten normalspurigen
Exemplare als Typ N geführt.
Aufgrund der flexiblen Auslegung der
Bauform schlossen sich bald weitere Verkehrsbetriebe
der Projektgruppe an. Bielefeld
gehörte dabei auch zu den ersten vier
Bestellern im Januar 1974, während Krefeld
und Duisburg sich vorerst nur zeitweise an
den Gesprächen beteiligten.
42
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
M-/N-Wagen
Geliefert wurden Wagen dieses Typs ab 1975
schließlich an die Betriebe in Augsburg, Bielefeld,
Bochum/Gelsenkirchen, Dortmund,
Essen, Heidelberg, Kassel, Krefeld, Mainz,
Mülheim an der Ruhr und Nürnberg. Eine
letzte, 36 Fahrzeuge umfassende Serie mit
Drehstromtechnik und verändertem Design
(Typ M8D, D = Drehstrom) entstand beim
Fahrzeugbauer in Düsseldorf in den Jahren
1994 bis 1999 für Bielefeld.
Durch die Lieferung neuer Niederflurwagen
oder moderner Hochflurbahnen (Bielefeld)
werden N-Wagen bei vielen deutschen
Betrieben nun aber Schritt für Schritt ersetzt.
Zur grundlegenden Modernisierung hat sich
bislang lediglich die Rhein-Neckar-Verkehrs
GmbH mit den acht relativ jungen Heidelberger
M-Wagen entschieden. Der Normalspurtyp
N fährt in Deutschland heute nur
noch in Kassel, nachdem die Verkehrsaktiengesellschaft
Nürnberg (VAG) und die
Dortmunder Stadtwerke (DSW21) ihre N-
Wagen bereits vor einigen Jahren vollständig
aus dem Plandienst abgezogen und ins
Ausland verkauft haben. Doch auch in den
anderen Regionen wird klar: Die M- und N-
Wagen haben den Zenit ihres Einsatz längst
überschritten:
Augsburg
Nach erfolgreichen Testfahrten mit dem ausgeliehenen
Essener Tw 1114 erhielt der Verkehrsbetrieb
der Fuggerstadt in den Jahren
1985/86 zwölf M8C (C = Choppersteuerung),
die mit dem Betriebsnummern 8001
bis 8012 in den Bestand eingereiht wurden.
Auffälligstes und exklusives Merkmal der
Augsburger M-Wagen sind die Türen im
mittleren hochflurigen Wagenteil. Eine weitere
Besonderheit war die Endfertigung
durch die Firma MAN. Außerdem waren die
Wagen die ersten Exemplare dieses Typs, die
ab Werk nur noch mit einem Einholmstromabnehmer
ausgeliefert wurden. Eine
Ende der 1980er-Jahre erwogene Bestellung
weiterer Exemplare wurde nicht ausgelöst.
Die drei letzten im klassischen „Rot/Weiß“ lackierten
M6-Wagen der Bogestra im Bochumer
Betriebshof Engelsburg. Die M6C Nr. 354 und
342 sind inzwischen bereits verkauft, aber – genau
wie M6S Nr. 311 – noch im Einsatz. Von einst
55 M6 der Bogestra sind noch 29 betriebsfähig.
Einige Jahre werden sie noch den Gesamtverkehr
auf der Linie 310 bestreiten C. HETTCHE
Die Tw 8001 und 8011 wurden Anfang
April 2012 nach Darmstadt verkauft. Während
ersterer inzwischen von der IFTEC in
Leipzig zu einem Arbeitstriebwagen um -
gebaut wird, dient letzterer aktuell im
Darmstädter Betriebshof Frankenstein als
Ersatzteillager, perspektivisch jedoch als Ersatzteilspender.
Die IFTEC erstellt derzeit das
Pflichtenheft für den Umbau des Tw 8001.
Die HEAG rechnet damit, dass der Umbau
im April 2014 abgeschlossen wird.
Durch die aktuellen Umbaumaßnahmen
im Augsburger Netz (Verkürzung der befahrenen
Strecken) befindet sich von den verbliebenen
M8C derzeit kein Wagen im regulären
Linieneinsatz. Als Reservewagen
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
43
Titel
Die M-Wagen, die in Bielefeld keine Matrixanzeigen mehr erhalten haben, sind ab 2011 als erste durch die Vamos-Stadtbahnwagen ersetzt worden.
Die letzten Exemplare sollen bald ausgemustert werden. M8C 516 (Baujahr 1982) ist der dienstälteste Wagen seines Typs in Bielefeld C. LÜCKER
Diese beiden Aufnahmen stellen das unterschiedliche Interieur der Bielefelder M-Wagen gegenüber. Während links die Inneneinrichtung eines M8C
(Tw 529) aus den 1980er-Jahren zu sehen ist, zeigt die rechte Aufnahme den Tw 589 vom Typ M8D aus den 1990er-Jahren von innen L. BRÜGGEMANN (2)
stehen jedoch sieben unverändert im Betriebsbestand.
Bei Bedarf können sie am
ehesten auf den Linien 1, 2 oder 4 angetroffen
werden. Ab Dezember 2013 sind sieben
Wagen wieder im Linieneinsatz fest eingeplant.
Über die Wagen 8003, 8010 und 8012
werden derzeit Verkaufsverhandlungen geführt.
Bielefeld
In der größten Stadt der Region Ostwestfalen-Lippe
gibt es heute drei Serien M-Wagen.
Insgesamt waren es sogar vier, doch wurden
die vier 1976 gelieferten M8S Nr. 501 bis
504 bereits 1987 nach Mainz verkauft, u. a.
weil sie ohne Klappstufen nicht an den
Hochbahnsteigen des Stadtbahnnetzes eingesetzt
werden konnten.
Danach erreichten Bielefeld 44 zwischen
1982 und 1987 gebaute M8C (Betriebsnummern
516 bis 559) mit Klappstufen,
die – mit wenigen Ausnahmen am Wochenende
– in Doppeltraktion eingesetzt werden.
Zu diesem Zweck wurden sie mit automatischen
Kupplungen ausgerüstet. In ihrer ursprünglichen
Lackierung stechen die auffälligen
rot-weißen Schraffierungen an den
Fronten ins Auge, die auf den nach wie vor
genutzten klassischen Straßenbahntrassen
den Individualverkehr warnen sollten. Bei
den zunehmenden Neulackierungen im aktuellen
Farbschema – angelehnt an den neuen
taillierten Fahrzeugtyp VAMOS – wird
auf die Warnschraffierungen verzichtet.
Von 1994 bis 1999 kamen die bereits erwähnten
36 Triebwagen des Typs M8D dazu
(Betriebsnummern 560 bis 595), die technisch
auf den M8C basieren, aber auch einige
Abweichungen besitzen. Neben etwas
M-/N-Wagen
Technische Daten Typ M/N
Länge über Kupplung: . . . . . . . . . . . 26.640 mm
(bei M8C + Notkupplung)
20.440 mm (M6)
Maximale Breite: . . . . . . . . . . . . . . . . 2.300 mm
Höhe über SO bis
Oberkante Dachblech: . . . . . . . . . . . . 3.306 mm
Fußbodenhöhe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 880 mm
Höchstgeschwindigkeit:. . . . . . . . . . . . . 70 km/h
Achsfolge: . . . . . . . . . . . . . B‘2‘2‘B‘ (Achtachser)
B‘2‘B‘ (Sechsachser)
Spurweite: . . . . 1.000 mm (Stadtbahnwagen M)
1.435 mm (Stadtbahnwagen N)
Leergewicht . . . . . . . . . . . . 27.800 kg (bei M6S)
(inkl. E-Ausrüstung): . . . . . . . . 38.000 kg (M8C)
Motorleistung (Standard):. . 2 x 150 kW/600 V =
2 x 185 kW/750 V =
Sitzplätze: . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 (Achtachser)
36 (Sechsachser)
Der Tw 579, hier am 14. August 2012 in der Kehre an der Haltestelle Universität (Linie 4), ist einer
von 36 zwischen 1994 und 1999 nach Bielefeld gelieferten Wagen des Typs M8D mit nur einem
Führerstand. Technisch basieren diese auf dem Typ M8C
L. BRÜGGEMANN, C. HECHT (UNTEN)
veränderten Maßen, äußerem Design und
dem abweichenden Antrieb zählt dazu u.a.
der Verzicht auf die zweite Fahrerkabine an
einem Wagenende. Da die Wagen gewöhnlich
in Doppeltraktion eingesetzt werden,
war diese entbehrlich, und die Wagen werden
jeweils am fahrerstandslosen Ende gekuppelt.
Der Königsplatz in Augsburg wird derzeit umgebaut – hier Tw 8008 am 11. März 2012 am alten
Bahnsteig F. Wegen der Baumaßnahmen kommen die letzten M8C der Fuggerstadt, die als einzige
M-Wagen mit Türen im Mittelteil gebaut wurden, bis Ende 2013 regulär nicht zum Einsatz
Ablösung durch taillierte VAMOS
Als Ergänzung zu den M8D wurden 1999
fünf passende, vierachsige Beiwagen geliefert
(Typ MB4, Betriebsnummern 511 bis
515). Diese werden zur Kapazitätsvergrößerung
mittig in M8D-Traktionen mitgeführt.
Trotz ihres Stromabnehmers besitzen
sie keinen eigenen Antrieb.
Seit Lieferung der VAMOS-Wagen ist der
Bestand an M8C-Wagen rückläufig. Die Wagen
517 bis 520 dienten zunächst längere
Zeit als Ersatzteilspender, im April 2010
wurden jedoch alle vier Tw verschrottet. Dieses
Schicksal ereilte im März 2012 auch die
Tw 527 und 535. Weiterhin vorhanden und
im Einsatz war Ende 2012 jedoch noch der
„Oldie“ 516. Für Ende Januar 2013 wurde
der Abtransport von 14 M8C gemeldet, die
von einem polnischen Unternehmen gekauft
wurden und dort für einen Weiterverkauf
aufgearbeitet werden sollen.
Wegen des größeren Lichtraumprofils ist
der Einsatz der VAMOS in Bielefeld derzeit
noch auf die Linien 2 und 4 beschränkt. Auf
der Linie 4 kommen deshalb nur noch vereinzelt
M8D zum Einsatz. Die mittels Beiwagen
ergänzten Langzüge (M8D, MB4,
M8D) fahren nun statt zuvor auf der Linie
4 vorrangig auf der Linie 1. Auch auf der Linie
3 sind die heute mit 15 bis 20 Jahren
noch recht jungen M8D-Wagen anzutreffen.
Die M8C sind noch regelmäßig auf den
Linien 1, 2 und 3 unterwegs und als E-Kurse
manchmal auch noch im Verlauf der Linie
4. In der Regel fahren immer Doppeltraktion,
lediglich abens oder am Wochenende
sind Solowagen im Einsatz.
Bochum/Gelsenkirchen
Von den ersten meterspurigen Neubaufahrzeugen
vom Typ M bezog die Bogestra
1976/77 insgesamt 33 Triebwagen – allerdings
in der kürzeren Bauform als Sechsachser.
Die entsprechend dem Typ M6S
(S = Schützensteuerung) zugewiesenen Wagen
301 bis 333 waren ursprünglich in den
Rhein/Ruhr-Stadtbahnfarben Rot und Weiß
lackiert. Sie haben eine Betriebsspannung
von 600/750 Volt.
2011 verkaufte die Bogestra die Wagen
301, 302, 316, 324, 327 und 328 nach Lodz;
die Tw 305, 306, 307 und 315 kaufte im selben
Jahr das nicht weit entfernte Mülheim
an der Ruhr. Einige weitere Fahrzeuge wurden
verschrottet, so dass inzwischen nur
noch die Wagen 304, 310-314, 317, 318,
321, 325, 326 und 329-332 vorhanden sind.
Textfortsetzung auf Seite 48
Titel
Essen ist nach wie vor die deutsche „M-Wagen-Hauptstadt“– hier eine Parade an der Hobeisebrücke: Die M8C der Serie 1100 haben bald ausgedient,
der dritte Wagen, ein 1400er, Baujahr 1990, wird dagegen noch länger seine Runden durch die Ruhrmetropole drehen
C. LÜCKER
Die Mülheimer Linie 110 führt ein kurzes Stück auf der legendären Reichsstraße 1 entlang, die Bäume bilden dabei ein „schützendes Dach“. Der
M6S-Tw 299, der 2011 von der Bogestra übernommen wurde, trägt noch den typischen Bochum-Gelsenkirchener „CE-Lack“
M. LEHMANN
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
M-/N-Wagen
Die Frankfurter Straße in Kassel ist ein beliebtes Trammotiv. Die 16 im Jahr 1981 gelieferten N8C (Tw 401 bis 416) werden ab Ende Februar 2013
vollständig dem Reservebestand zugeordnet. Am 17. Januar 2012 befand sich Tw 412 jedoch noch im regulären Linieneinsatz C. LÜCKER (2)
Die Heidelberger M8C werden durch eine Modernisierung für die Zukunft fit gemacht. Neben einem Niederflurmittelteil, neuem Innenraum und
neuer Technik, bekommen die Wagen auch eine Klimaanlage für den Fahrer – daher auch der „Huckel“ über der Front, hier Prototyp Tw 3253
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Titel
Klassischer geht es kaum: Mittellage, Kopfsteinpflaster und M-Wagen rot-weiß in
Witten auf der Linie, wo die M6S (hier Tw 311) und M6C der Bogestra wohl noch bis
zum Jahre 2017 den Gesamtverkehr bestreiten werden
C. LÜCKER
Gleich startet die Fahrt im M6 der Bogestra vom Endpunkt der Linie 310 in Heven-
Dorf über Witten und Bochum nach Wattenscheid-Höntrop. Nicht nur Straßenbahnfans
freuen sich über das klassisch-gemütliche Fahrgefühl im M-Wagen... MIK (2)
Ebenfalls bereits gelichtet haben sich die
Reihen der 1981/1982 gelieferten Folgeserie
von 22 sechsachsigen Triebwagen mit Choppersteuerung
(Typ M6C, mit 600 Volt Betriebsspannung,
Fahrzeugnummern 334 bis
355), die bei Ablieferung ebenfalls rot/weiß
lackiert waren. Mit insgesamt 55 Sechsachsern
besaß die Bogestra nach Essen den größten
Bestand an M-Wagen deutschlandweit.Aktuell
stehen der Bogestra noch 24
M-Wagen (15 M6S und neun M6C) betriebsfähig
zur Verfügung, darunter noch
drei im ursprünglichen rot/weißen Farbschema
(die meisten Exemplare erhielten den
in Grau- und Orangetönen gehaltenen „CE-
Lack“, einige tragen Ganzwerbung). Sie bestreiten
den Gesamtverkehr auf der nach
Witten führenden Linie 310 – und zwar noch
so lange, bis die Neubaustrecke über Langendreer
eröffnet wird. Diese wird – voraussichtlich/spätestens
im Jahre 2017 – das
idyllische eingleisige und für Niederflurbahnen
nicht zugelassene Streckenstück zwischen
Unterstraße und Crengeldanz ersetzen.
Dann ist mit einer weiteren deutlichen
Verkleinerung bis hin zur vollständigen Abstellung
des Bestandes zu rechnen.
Auf den anderen Straßenbahnlinien der
Bogestra ist der Planeinsatz der M6 nach
dem Zugang neuer Variobahnen inzwischen
48 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
M-/N-Wagen
Das Weltkulturerbe Zeche Zollverein ist ein beliebtes Fotomotiv für die
Essener M8C mit Klappstufen auf der Linie 107. Nach aktuellem Stand
wird dieses Szenario auch noch einige Jahre möglich sein M. KOCHEMS (2)
Scherenstromabnehmer und „Schokoladenlack“ waren Markenzeichen
der Dortmunder N8C. Fast alle fahren nun umgebaut in Danzig, in Dortmund
blieb kein einziges der einst 54 Fahrzeuge erhalten F. FREDENBAUM
Am 1. August 2012 treffen sich die Essener Tw 1402 und 1411 in der
Wendeschleife Helenenstraße. Diese Fahrzeuzgserie fällt auf den ersten
Blick durch den zur Wagenmitte hin versetzen Stromabnehmer auf
beendet; nur bei Fahrzeugausfällen oder im
Veranstaltungsverkehr kommt gelegentlich
noch einer der kurzen Hochflur-Sechsacher
auf Strecken abseits der Linie 310.
Dortmund
Die Stadt Dortmund bezog von 1978 bis 1983
insgesamt 54 regelspurige Gelenkzüge vom
Typ N8C. Sie erhielten die Betriebsnummern
101 bis 154 zugewiesen. Typische Merkmale
waren ihr ursprüngliches „Schokoladen-Lackschema“
und der Scherenstromabnehmer. Ein
wichtiges Einsatzgebiet war in den ersten Jahren
das wachsende Stadtbahnnetz. Dort wurden
sie später aber nach und nach durch neue
Stadtbahnwagen B, die einen stufenlosen Einstieg
von Hochbahnsteigen aus ermöglichen,
in den Straßenbahndienst verdrängt, wo sie
ihrerseits ältere Gelenkwagen ablösten.
Schließlich wickelten sie den Gesamtverkehr
auf den beiden letzten oberirdischen Ost-West-
Linien 403 (häufig in Doppeltraktion) und
404 ab. Mit der Tieferlegung dieser Linien
(Umzeichnung in U43 und U44) erhielt Dortmund
ab 2008 neue achtachsige Niederflurwagen
von Bombardier, welche die N8C nach
und nach und bis 2011 endgültig arbeitslos
machten. Beinahe alle wurden nach Danzig
abgegeben. Für den dortigen Einsatz wurden
die Wagen modernisiert, wobei u.a. jeweils anstelle
des bisherigen ein neues Mittelteil in Niederflurbauweise
eingesetzt wurde.
Bis auf ein zu einem sechsachsigen Arbeitswagen
verkürztes Exemplar (Nr. 902)
wurden die nicht nach Danzig abgegebenen
Exemplare verschrottet, so dass kein einziger
N8C in der westfälischen Großstadt erhalten
blieb.
Essen
Essen ist die Stadt mit dem umfangreichsten
M-Wagen-Bestand und wird die Wagen auch
nach heutigem Stand noch mittel- bis langfristig
einsetzen.
Die Essener Verkehrs-AG (EVAG) bezog
1975/76 die ersten Exemplare vom Typ M.
Die 21 als Typ M8S bezeichneten Achtachser
belegten die Nummern 1001 bis 1021
und waren ursprünglich in den „Stadtbahnfarben“
rot-weiß lackiert.
Literaturhinweise
www.tram-info.de
Michael Kochems: „Die Stadtbahnwagen der
Typen M und N“, transpress-Verlag, Stuttgart
2005
Schon 1977 bzw. 1980 gingen die Tw
1009 und 1010 durch Brandschäden verloren.
Während die Lücke des 1009 bestehen
blieb, wurde 1979 der ehemalige Tw 1021
in 1010 II umgezeichnet. Sowohl den 1010 II
als auch die Tw 1014 und 1020 gab die
EVAG zwischen 2002 und 2004 jedoch nach
Mülheim an der Ruhr ab. Weitere Wagen
gingen nach Polen (Lodz, Krakau) und Rumänien
(Arad), so dass kein M8S in Essen
erhalten geblieben ist.
Bereits mit Choppersteuerung stellte die
EVAG im Jahr 1979 dann 15 Triebwagen des
Typs M8C mit den Betriebsnummern 1101
bis 1115 in Dienst. Äußerlich waren diese Wagen
von ihren Vorgängern sofort an ihrer abweichenden
Lackierung in den Farben gelb
und blau (welche dann auch die Fahrzeuge der
ersten Serie erhielten) unterscheidbar. Exemplare
aus dieser Serie wurden mehrfach als
Vorführwagen genutzt und liefen in Augsburg,
Erfurt, Heidelberg, Krefeld und Mainz. Als
Nr. 1116“ gehört heute auch ein Einzelgänger
zu diesem Nummernkreis – dahinter verbirgt
sich der ehemalige Drehstrom-Versuchswagen
1200 von 1980, der später zu
einem herkömmlichen Chopperwagen umgebaut
und umgezeichnet wurde. Der Triebwagen
1115 wurde inzwischen zu einem Ar-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
49
Titel
Modernisierungen von M-/N-Wagen
Die Mülheimer
M-Wagen mit Niederflurmittelteil
werden respektlos
„Hängebauchschweine“
genannt.
Der M6D-
NF Nr. 285, der
hier gerade von
Sterkrade kommend
in die Station
„Neue Mitte“
einfährt, trägt als
einziger eine
gelb/weiß/anthrazite
Farbgebung
analog den bisherigen
Mülheimer
Farben
M. KOCHEMS
Drei deutsche Verkehrsbetriebe ließen ihre M/N-
Wagen durch Einbau eines niederflurigen Mittelteils
mit Doppeltür umfangreich modernisieren.
Ab 1991 wurden zunächst die zwölf Nürnberger
N6S durch ein solches C-Teil ergänzt, das in
konventioneller Stahlleichtbauweise erstellt wurde
und ein zusätzliches Gelenkportal mit Drehgestell
erforderte, wodurch die Wagen zu N8S-NF
wurden. Die VAG Nürnberg schlug mit diesem Umbau
gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Fahrzeuge
erhielten einen (teilweisen) Niederflurstandard
und das zuvor für den Fahrgasteinsatz eher
zu geringe Fassungsvermögen der Wagen wurde
erweitert.
Ab 1996 gingen die Betriebe der Stadt Mülheim
a. d. Ruhr bei ihrem Modernisierungsprogramm
noch einen Schritt weiter: Sie bauten zwar nur einen
Teil ihrer M6 um, doch erhielten diese nicht nur
einen vollständig abgesenkten C-Teil in Sandwichkonstruktion
auf zwei Einzelradlaufwerken
(blieben also Sechsachser), sondern fünf der sieben
Wagen wurden gleichzeitig auch im elektrischen Teil
modernisiert, indem u. a. die bisherigen Schütze-Wagen
Nr. 277 bis 281 auf Choppersteuerung umgebaut
und die Fahrerpulte ausgetauscht wurden. Die beiden
übrigen besaßen bereits einen moderneren Drehstromantrieb.
Im Vergleich zu den Nürnberger Wagen
erwies sich das Mülheimer Projekt als deutlich
heikler und langwieriger – als ein Indiz wurde der
damalige Baumusterwagen Nr. 282 danach nur selten
eingesetzt und bereits vor einigen Jahren zerlegt.
Niederflur-Mittelteile aus Prag
Fast 20 Jahre nach dem Nürnberger Vorbild werden
aktuell auch die acht Heidelberger M8C seit
2009 in ähnlicher Form umgebaut. Doch gibt es auch
einige Abweichungen. Da sie bereits ein (hochfluriges)
Mittelteil besaßen, wird dieses bei der tschechischen
Firma Cegelec durch ein neues Element mit
niedrflurigem Einstieg ersetzt. Der Umbau der Fahrerkabine
mit Einbau einer Klimaanlage verändert
die Wagen durch einen Höcker auf dem Dach über
den Fahrerkabinen äußerlich genauso, wie die neue
Lackierung in den aktuellen rnv-Farben anstelle
der traditionellen Heidelberger Farbgebung in
weiß/blau. Rund zwei Jahre nach Ablieferung des
ersten umgebauten Wagens ist das Vorhaben Anfang
2013 noch nicht komplett abgeschlossen.
Neben diesen drei umfangreichen Modernisierungsbeispielen
wurden natürlich auch die übrigen
M-/N-Wagen bei allen Betrieben immer wieder
angepasst. So verschwanden beispielsweise in
den meisten Fällen die betrieblich nicht notwendigen
zweiten Stromabnehmer, die Innenräume
wurden aufgearbeitet, ältere Bauteile durch neue
ersetzt (z.B. im Bereich der Beleuchtungseinrichtungen
an den Stirnfronten) und Mülheim a. d.
Ruhr ließ neben den bereits oben erwähnten M6S
auch seine sechs M8S Nr. 271 bis 276 ab 1998 in
M8C umbauen.
MKO
beitsfahrzeug (Nr. 616) umgebaut, während
die übrigen Wagen noch alle im Betriebspark
vorhanden sind.
Meistens sind zwei oder drei Wagen der Serie
im benachbarten Mülheim leihweise im
Einsatz. Für die übrigen ist ein Einsatzschwerpunkt
die Linie 106, doch können sie
auch auf allen anderen Linien – mit Ausnahme
der nach Bredeney durchlaufenden Kurse
der 101 und 107 – vereinzelt angetroffen
werden.
Klappstufen zunächst nur einseitig
In den Jahren 1980 bis 1982 beschaffte die
EVAG die M8C-Serie 1116 bis 1135. Weil die
M-Wagen dann auch auf Strecken mit Hochbahnsteigen
eingesetzt werden sollten, erhielten
die Wagen ab 1984 Klappstufen eingebaut
(zunächst teilweise nur einseitig) und
die neuen Betriebsnummern 1151 bis 1166
sowie 1177 bis 1180. Direkt mit Klappstufen
(ebenfalls ab Werk nur auf einer Seite) ausgeliefert
worden waren 1983/84 noch sechs
weitere M8C mit den Nummern 1171 bis
1176. Alle Wagen besitzen inzwischen Klappstufen
auf beiden Seiten und sind noch vollzählig
im Bestand. Sie bestreiten aktuell den
Gesamtverkehr auf der Linie 107 sowie alle
Kurse der Linie 101, die über die Südstrecke
Richtung Bredeney rollen, da die dortigen
Tunnelhaltestellen aufgrund des gemischten
Einsatzes mit normalspurigen, hochflurigen
Stadtbahnzügen nur Hochbahnsteige aufweisen.
Außer auf ihren beiden Stammlinien kommen
die Wagen vereinzelt bei Wagenmangel
auch auf anderen Verbindungen zum Einsatz,
z.B. auf der Linie 106. Weil zurzeit alle Planungen
zur Umstellung des Bredeneyer Astes
auf Nieder flurbetrieb eingestellt sind, die
EVAG zwischenzeitlich neue Wagen aber nur
niederflurig bestellt hat, werden nach jetzigem
Stand auch langfristig die M-Wagen mit
Klappstufen in Essen benötigt werden; über
die „Kulturlinie 107“ kommen sie auch nach
Gelsenkirchen.
Mit versetzem Stromabnehmer
Die letzte Serie M-Wagen bezog Essen
1989/90. Es handelte sich um 15 Fahrzeuge
vom Typ M8C – diesmal jedoch ohne Klappstufen.
Sie kommen bis heute als Tw 1401 bis
1415 zum Einsatz und sind äußerlich an ihrem
zur Wagenmitte hin versetzten Stromab-
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M-/N-Wagen
OBEN Am 22. Juli 2012 verabschiedete die RNV
ihre noch nicht modernisierten ex Heidelberger
M8C, hier an der Haltestelle SAP-Arena.
Anschließend wurden die „Altbauwagen“ dem
Umbau in M8C-NF zugeführt, den Tw 3254 als
erster bereits absolviert hatte
C. HECHT
RECHTS Wegen der Hochbahnsteige an den Tunnelstationen
des Bredeneyer Streckenastes
werden in Essen die M8C mit Klappstufen noch
längerfristig zum Einsatz kommen F. FREDENBAUM
nehmer leicht zu erkennen. Es sind die einzigen
Fahrzeuge vom Typ M/N in der klassischen
Bauform, die dieses Merkmal aufweisen
– die noch später gebauten Bielfelder
M8D mit dieser Stromabnehmeranordnung
wurden ja auch im Wagenkastendesign deutlich
verändert.
Wie die Wagen 1101 bis 1116 laufen die
Tw 1401 bis 1415 meist auf der Linie 106
(aktuell die einzige Essener Linie, die nur mit
M8C bestückt wird) und vereinzelt auf allen
anderen Routen ohne Hochbahnsteige –
noch, denn die Ablösung kommt bald: Ab
August 2013 (zwei Prototypen) bzw. März
2014 (Serienfahrzeuge) erwartet die EVAG
27 neue Flexity Classic, die Ende 2011 bei
Bombardier bestellt wurden.
Heidelberg
Ursprünglich dem Typ M8C entsprachen die
im nordbadischen Heidelberg eingesetzten M-
Wagen. 1985 bezog die damalige Heidelberger
Straßenbahn (inzwischen in der RNV –
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH aufgegangen)
für die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt
insgesamt acht solcher meterspurigen Fahrzeuge
und gab ihnen die Betriebsnummern
251 bis 258. Zwischenzeitlich wurde die jeweilige
Nummer nach Gründung der RNV
durch eine vorgestellte 3 als Zeichen für Heidelberger
Wagen ergänzt. Von allen anderen
M/N-Wagen unterschieden sich die Heidelberger
Wagen durch den Verzicht auf seitliche
Zielanzeiger im Dachbereich.
2009 wurde die Modernisierung der acht
Wagen, u. a. durch das Einfügen eines niederflurigen
Mittelteils anstelle des bishe rigen
hochflurigen Elements, bei der Firma Cegelec
beschlossen. Die Fertigstellung des Prototyps
3253 verzögerte sich mehrmals, so
dass er erst 2011 in neuer Gestalt in den Linienverkehr
zurückkehrte. Schrittweise werden
auch die übrigen Wagen zur Modernisierung
überführt. Anfang 2013 hatten
bereits fünf Wagen diesen Umbau durchlaufen,
die Triebwagen 3251, 3252 und
3258 waren in Arbeit. Obwohl inzwischen
auch zahlreiche neue Niederflurwagen in
Heidelberg vorhanden sind, sollen die modernisierten
M-Wagen noch rund 15 Jahre
im Betrieb bleiben. Eingesetzt werden sie auf
den Linien 21, 22, 24 und 26.
Kassel
Die nordhessische Großstadt Kassel bestellte
Ende 1979 nach erfolgreichen Testfahrten
mit einem geliehenen Dortmunder Wagen
bei der Düwag zunächst 16 normalspurige
Wagen vom Typ N8C, die 1981 geliefert
wurden. 1986 folgten nochmals sechs weitere
Fahrzeuge dieses Typs. Die als Tw 401
bis 422 geführten Fahrzeuge werden aber
derzeit massiv von neuen NGT8 von Bom-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
51
Titel
Die Krefelder Standardlackierung ist weiß mit roten Zierstreifen, wie sie auch der M8C Nr. 834 trägt, der im eingleisigen Abschnitt auf der Linie
044 unter der Linner Eisenbahnbrücke Richtung Rheinhafen unterwegs ist M. KOCHEMS (2)
Nicht mehr lange Alltag in der Schleife Tackheide:
Einerseits werden Krefelds M-Wagen
durch weitere Niederflurwagen ersetzt, andererseits
wird dieser Abschnitt der Linie 043 vom
Abzweig Oberschlesienstraße 2013 stillgelegt
Namen der Krefelder M8C
831: Stadt Krefeld
832: City of Leicester
833: Cracau
834: Uerdingen
835: Lehmheide
836: Inrath
837: Gemeente Venlo
838: Fischeln
839: Ville de Dunkerque
840: Gemeente Leiden
841: Bockum
842: Oppum
843: Lindental
844: Hüls
845: Dießem
846: Königshof
847: Verberg
848: Gellep
849: Kliedbruch
850: Forstwald
bardier verdrängt. Seit 31. März 2012 sind
die ersten dieser Neubaufahrzeuge in Kassel
im Einsatz. Ende Dezember 2012 waren daraufhin
schon 13 N8C zu Betriebsreservewagen
degradiert worden. Bis Ende Februar
2013 sollten bereits alle Tw der ersten
Serie (Tw 401 bis 416) zu diesem Reservebestand
gehören. Mitte 2013, wenn alle neuen
22 NGT8 von Bombardier in Kassel eingetroffen
sein, wird die KVG über den
Verkauf der Tw 401 bis 416 entscheiden.
Für die Wagen der zweiten Serie (Tw 417 bis
422) ist hingegen eine Nutzung als Verstärkungs-
bzw. Reservewagen noch bis ca. 2016
vorgesehen.Gegenwärtig trifft man die N8C
am häufigsten auf der Linie 5E (verkehrt
noch bis zum 22. März). In der morgendlichen
Hauptverkehrszeit sind sie auch oft auf
der Linie 7 oder als E-Wagen unterwegs.
Krefeld
Nach erfolgreichen Testfahrten mit einem
geliehenen Wagen aus Essen beschaffte Krefeld
1980/81 insgesamt 20 M8C. Diese Wagen
sind bis heute alle noch vorhanden und
tragen als Besonderheit Namen von Krefelder
Stadtteilen oder Partnerstädten. 1985
weilte ein Krefelder M8C als Vorführfahrzeug
in Ludwigshafen (Bild auf Seite 71 in
diesem Heft). Bunt gemischt mit den
2009/2010 beschafften Flexity Niederflurwagen
kommen die M8C aktuell noch auf
allen Krefelder Linien zum Einsatz.
Ende 2012 löste die Krefelder SWK mobil
aus der ursprünglichen Option von 19
weiteren Flexity-Triebwagen einen Teil ein
und bestellte zwölf weitere Niederflurbahnen
bei Bombardier. Damit dürfte Ende 2014
der regelmäßige Planeinsatz der M8C in Kre-
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
M-/N-Wagen
Der Mainzer Tw 271, hier vor dem Hauptbahnhof der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, trägt noch die klassische Lackierung. Er war der
erste der sechs 1984 nach Mainz gelieferten M8C, die nun immer mehr von den neuen Variobahnen verdrängt werden
P. KRAMMER
Noch rollen die Mainzer M-Wagen auch hin
und wieder durch das idyllische Gonsenheim,
wie hier am 23. März 2012. Tw 278 ist einer
von ingesamt vier M8S, die 1987 von Bielefeld
nach Mainz kamen
M. KOCHEMS
Taufnamen der Mainzer M8C
271: Mainz-Hechtsheim
272: Mainz-Gonsenheim
273: Mainz-Finthen
274: Mainz-Bretzenheim
275: Mainz-Mombach
276: Mainz-City
feld zu Ende gehen. Möglicherweise werden
jedoch einige Wagen in der Betriebsreserve
und zur Bestückung von Verstärkungkursen
verbleiben.
Mainz
Der Mainzer Bestand an M-Wagen setzt sich
aus sechs M8C des Baujahres 1984 (Nr. 271
bis 276), die nach erfolgreichen Testfahrten
eines ausgeliehenen Essener Wagens fabrikneu
gekauft wurden, und vier älteren M8S
des Baujahres 1976 (Nr. 277 bis 280), die
1987 gebraucht aus Bielefeld beschafft wurden
zusammen. Ähnlich wie in Krefeld wurden
die neuen Wagen seinerzeit auf die Namen
Mainzer Stadtteile getauft. Noch zählen
alle zehn Wagen zum betriebsfähigen Bestand
und kommen fallweise auf allen drei
Linien zum Einsatz. Ein großer Teil ihrer
Leistungen wurde aber bereits von ihren niederflurigen
Nachfolgern (insgesamt zehn Variobahnen,
sieben davon waren Anfang Februar
2013 bereits für den Liniendienst
zugelassen) übernommen, so dass die M8C/S
immer öfters nur noch als Ergänzungskurse/E-Wagen
ins Netz kommen.
Ob und wann die Wagen endgültig ausscheiden,
ist noch offen – und hängt auch
mit dem sich veränderndem Fahrzeugbedarf
zusammen, der sich mit Inbetriebnahme der
Neubaustrecke „Mainzelbahn“ ergibt. Überlegungen
zur grundlegenden Modernisierung
von M-Wagen analog den Heidelberger Wagen
wurden nicht weiter verfolgt.
Mülheim an der Ruhr
Mülheim an der Ruhr gehörte neben Essen
und Bochum zu den ersten Käufern des M-
Wagentyps. Zunächst wurden 1976 sechs
M8S beschafft, die die Nummern 271 bis 276
erhielten. Anschließend wurden nur noch
sechsachsige Wagen neu beschafft. 1977 handelte
es sich dabei um fünf M6S (Nr. 277 bis
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
53
Titel
So wie die große Zeit der Gaslampen in Deutschland beendet ist, so haben auch die M-Wagen ihren Zenit überschritten. Im Ruhrgebiet, wo Marcus
Lehmann am 9. Juli 2012 den Tw 298 (ex Bochum 307) in Mülheims Stadtmitte fotografierte, spürt man das mancherorts aber noch wenig
In Nürnberg ist von ursprünglich zwölf Wagen
des Typs N8S-NF lediglich noch der Tw 363 als
Museumswagen vorhanden. Im Rahmen einer
Sonderfahrt lichtete ihn Christopher Hecht am
21. Oktober 2012 in seiner Heimatstadt am
Hauptbahnhof ab
281). Anschließend erhielten die neu gelieferten
Wagen einen Drehstromantrieb:
• Baujahr 1979: 282 – erster M-Wagen mit
Drehstromantrieb von Siemens
• Baujahr 1984: 283 bis 286
• Baujahr 1987: 287 bis 290
• Baujahr 1992: 291 bis 294
Aus Kapazitätsgründen wurden ab den frühen
1990er-Jahren die M6D mit Hilfe ihrer
automatischen Kupplungen u. a. auf der Linie
102 teilweise auch in Doppeltraktion eingesetzt.
Ab Mitte der 1990er-Jahre wurden
außerdem die M6S (dabei gleichzeitig Modernisierung
zu Chopper-Wagen) und zwei
M6D durch Einfügung eines niederflurigen
Mittelteils beim Mittenwalder Gerätebau
zu dreiteiligen Triebwagen umgebaut. Im
Unterschied zu den ähnlich moder nisierten
Nürnberger Fahrzeugen blieben die umgebauten
Mülheimer Wagen aber Sechsachser,
da man keine zwei Drehgestelle verwendete,
sondern anstelle des früheren mittleren
Jacobsdrehgestells zwei Losradlaufwerke
einbaute. Vorhanden von diesen Umbauten
sind heute noch die M6C-NF 277 bis 279
und 281 und der M6D-NF 285. Der Prototyp
Nr. 282 wurde u. a. aufgrund einiger Abweichungen
zur späteren (Klein-) Serie und
einer relativ hohen Schadanfälligkeit inzwischen
ausgemustert und verscgrottet, Triebwagen
280 ist zerlegt.
Als Ersatz für ältere Gelenkwagen wurden
2002 bis 2004 drei gebrauchte M8S aus Essen
übernommen, die inzwischen aber teilweise
abgestellt wurden – nur noch der Tw
270 (ex EVAG 1020) gehört zum Bestand.
Darüber hinaus sind seit vielen Jahren gewöhnlich
zwei oder drei Essener M8C aus
der Reihe 1101 bis 1116 leihweise in Mülheim
im Einsatz, gewöhnlich auf der Linie
104 Hauptfriedhof – Abzweig Aktienstraße.
2011 übernahm Mülheim zudem vier M6S
aus Bochum (Tw 305, 306, 307 und 315),
welche die Wagennummern 296 bis 299 erhielten.
Die Wagen 297 und 299 wurden
aber bereits wieder abgestellt.
Die Mülheimer M-Wagen bedienen aktuell
noch alle Linien, wobei die Achtachser
mit Niederflurmittelteil auf der Linie 102
oder – falls nicht genügen MGT6-Niederflurwagen
einsatzfähig sind – auf der Linie
112 zum Einsatz kommen. Nach Zugang der
durch Mülheim aus der Essener Option bestellten
fünf neuen Flexity-Niederflurwagen
werden vermutlich einige ältere Mülheimer
M-Wagen abgestellt werden. Auch die anhaltende
Diskussion um Streckenstillegungen
könnte bei Realisierung das Aus für weitere
M-Wagen bedeuten.
Nürnberg
Die Verkehrsaktiengesellschaft Nürnberg
setzte schon sehr früh auf niedrige Einstiegshöhen
ihrer Fahrzeuge. So ließ sie ihre
zwölf von der Düwag und MAN 1976 in die
fränkische Metropole gelieferten Wagen vom
Typ N6S im Jahr 1992 mit jeweils einem
54 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
In Linz fuhren bis 2012 die einzigen Zehnachser, die vom Typ M/N
abgeleitet wurden. Tw 45 (2012 verschrottet) fährt hier am 28. März
2009 auf der Linzer Landstraße T. FISCHBACHER
M/N-Wagen in Österreich
Aus Tradition.
www.geramond.de
In Österreich verkehrten bis vor kurzem nicht nur in Graz, sondern auch in
Linz Lizenzbauten des Typs M/N. Die oberösterreichische Landeshauptstadt
nahm in den Jahren 1985/86 16 zehnach sige Triebwagen des Typs L10 in Betrieb
(Tw 41 bis 56), die im Bombardier-Rotax-Werk in Wien gefertigt worden
waren und über eine Choppersteuerung der Firma Siemens verfügten.
Unterschiede zu den deutschen Fahrzeugen bestanden hauptsächlich in der
Einrichtungsausführung und den zwei Mittelteilen. Wie auch in Augsburg
waren die Mittelteile mit einem Einstieg ausgestattet. Alle 16 Linzer Wagen
wurden 2011/12 verschrottet.
Graz erhielt 1986/87 zwölf Einrichtungs-Sechsachser der Reihe 600, die
im Grazer SGP-Werk entstanden und deren technische Ausrüstung mit jener
der Linzer Fahrzeuge vergleichbar ist. Da die Wagen 601 bis 612 dem
steigenden Fahrgastaufkommen nicht mehr genügten, wurden sie 1999 mit
Niederflur-Mittelteilen von Bombardier Wien zu Achtachsern erweitert. Sie
sollen auch in Zukunft im Einsatz bleiben.
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Trams und Straßenbahnbetriebe weiß dieses mit
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Niederflurmittelteil versehen. Die wegen des
zusätzlichen Drehgestells seither als N8S-NF
geführten Wagen 361 bis 372 waren jedoch
mit den letzten Exemplaren in Nürnberg nur
bis 2011 im Einsatz. Theoretisch hätte ihre
Einsatzzeit sogar noch früher enden sollen,
doch Probleme mit ihren Nachfolgern – Variobahnen
aus dem Hause Stadler – sorgten
für eine Gnadenfrist. Schrittweise gingen die
nicht mehr benötigten Wagen zwischen 2006
und 2011 nach Krakau.
Als Museumswagen in Nürnberg verblieben
ist der Triebwagen 363.
MICHAEL KOCHEMS/ANDRÉ MARKS/MIK
Jeder zweite Kurs
der Mülheimer Linie
104 wendet am
Gleisdreieck Grenze
Borbeck. Hier kommen
leihweise auch
Essener M8C zum
Einsatz. Am 1. August
2012 verlässt
EVAG-Tw 1108 das
Wendegleis, während
der Mülheimer
M6D 294 gerade
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ISBN 978-3-86245-148-7
€ 29,95
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
www.geramond.de
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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)
Fahrzeuge
Konstal-Klassiker
auf dem Abstellgleis
Ende von Polens 13N-Wagen In Polens Hauptstadt standen die Vierachser vom Typ 13N in der
Silvesternacht 2012 letztmalig im Planeinsatz. Am 5. Januar 2013 erfolgte ihre offizielle Verabschiedung
– das Ende eines Kapitels, das 1959 in Warschau mit starken Geburtswehen begann …
56 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Polen: Typ 13N
Jedes Land hat seine Straßenbahnklassiker,
von denen es nun langsam
Abschied zu nehmen gilt: Sind es hierzulande
die letzten Düwag-Gelenktriebwagen
oder die Tatras, so sind es in Polen
die Konstal-Wagen. Nachdem in der
ersten Hälfte der 1990er-Jahre die letzten
Zweiachser aus dem Linienverkehr abgezogen
wurden (sieht man vom Sonderfall der
Linie 38 im oberschlesischen Beuthen einmal
ab), sind nun die Tage der zweiten Generation
Konstal-Wagen mit ihren runden
Formen gezählt. Schieden 2009 die regelspurigen
sechsachsigen Gelenkwagen des
Typs 102Na offiziell aus dem Planverkehr
aus, so folgten vor einem Jahr die Wagen der
Meterspurvariante vom Typ 803N. Deren
letzte Exemplare sind am 31. März 2012 in
Lodz abgestellt und anschließend verschrottet
worden. Anfang dieses Jahres
nahm man nun in Warschau von den vierachsigen
Großraumwagen des Typs 13N,
den ersten modernen Straßenbahnfahrzeugen
Polens, Abschied. Diese Wagen befinden
sich inzwischen ebenfalls in Zerlegung.
Die ersten 13N
Der erste Triebwagen vom Typ 13N wurde
im September 1959 ausgeliefert und erhielt
in der Hauptstadt die Wagennummer 503.
Mit den Tw 504 bis 508 kamen 1960 fünf
weitere Vorserienfahrzeuge nach Warschau.
Für das damalige Polen stellten die 13N-
Großraumwagen eine regelrechte Revolution
dar: Bei den Zweiachsern mussten die
Fahrer per Hand die Stromzufuhr regeln und
mit Hilfe der Zuschaltung von mehr oder
weniger Widerständen in den Stromkreis der
Elektromotoren die Fahrgeschwindigkeit bestimmen.
Die 13N verfügten hingegen über
PCC-Beschleunigertechnik mit Pedalsteuerung.
Dabei konnten über einen automatischen
Schalter 76 Widerstandsstufen für das
Anfahren und 99 Stufen für den Bremsvorgang
zugeschaltet werden.
Die neuen Vierachser waren sehr leistungsstarke
Fahrzeuge: Verfügten die Zweiachser
lediglich über zwei Motoren mit einer
In Deutschland in dieser Form längst museal
anmutend – in Warschau bis Silvester 2012 Alltag:
Kupplung und Kabelverbindungen zwischen
13N-Wagen
Im August 2007 waren Dreifachtraktionen
von 13N schon Geschichte. An der Station
Okecie steht hinter dem von Tw 769 geführten
Pärchen bereits das nächste Pärchen,
während auf dem Nebengleis Tw 598 auf
Fahrgäste wartet M. SPERL (2)
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
57
Fahrzeuge
Die beiden Tw 828 + 736 legen am 4. Februar 2011
im leicht verschneiten Warschau als Linie 33 in
Richtung Kielecka an der Haltestelle „Biblioteka
Narodowa“ (Nationalbibliothek) einen Stopp ein
B. MARTIN
Auch Warschauer 13N-Wagen erhielten komplette Werbelackierungen, hier zum Beispiel das
Pärchen aus den Tw 706 + 707 am 12. August 2007
M. SPERL, M. JUNGE (BILD LINKS)
Haltestellenbeschilderung und Linienfahrplan
durften nicht fehlen – und sei es nur für wenige
Stunden. Während im Vordergrund noch die
richtige Linie gesucht wird, steht im Hintergrund
der heimliche Star des Silvesterabends
Leistung von lediglich 60 kW, mit denen eine
Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erzielt
werden konnte, so waren die 13N mit vier
41,5-kW-Motoren ausgestattet, was eine Maximalgeschwindigkeit
von 68 km/h ermöglichte.
Das Getriebe besaß eine zweistufige
Übersetzung im Verhältnis von 1:7,375. Hieraus
resultierte das für die 13N charakteristische
Heulen beim Anfahren und Bremsen.
Die Serienwagen
Die ersten neuen Fahrzeuge wurden in Warschau
als Tw 509ff. in den Wagenpark eingereiht
und auf den Linien 31 und 33 eingesetzt.
Um Umnummerierungen der Altfahrzeuge
zu vermeiden, wurde jedoch schon
bald für die weiteren 13N eine neue Nummernserie
1ff. geschaffen.
Im Verlauf der Produktion wurde der Wagen
weiter verbessert. Ab 1964 war die einheimische
Elektroindustrie in der Lage, die
belgischen Importausrüstungen durch eigene
Erzeugnisse zu ersetzen. Bis 1969 wurden
846 (!) 13N an die Warschauer Straßenbahn
ausgeliefert. Ein Teil der Fahrzeuge wurde
als führerstandslose Beitriebwagen (Typenbezeichnung
13ND) ausgeführt. Sechs weitere
Konstal-Vierachser gelangten nach
Oberschlesien (dort als 14N und 15N bezeichnet).
Der hauptstädtische Straßenbahnbetrieb
hätte gerne weitere 13N beschafft, da noch
täglich dutzende Zweiachser unentbehrlich
waren. Doch das Ministerium für Transportwesen
konnte sich Mitte der 1960er-Jahre
den Forderungen der anderen polnischen
Verkehrsbetriebe nach der Zuteilung moderner
Fahrzeuge nicht länger verschließen und
wies daher den Waggonbauer Konstal an, die
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Polen: Typ 13N
Die Triebwagen 836 und 835 verlassen am 16. August 2010 als Linie 28 in Richtung Wiatraczna die Haltestelle „Dworzec Wilenski“. Neben dieser
steht das Denkmal an die Befreiung Warschaus durch die Rote Armee 1945
B. MARTIN
Produktion der Vierachser einzustellen und
stattdessen einen sechsachsigen Gelenktriebwagen
zu entwickeln. Dieser neue Fahrzeugtyp
war zwar vornehmlich für die „Provinzbetriebe“
gedacht, doch auch Warschau sollte
nach den ursprünglichen Planungen Konstal-
Sechsachser erhalten. Diese Idee wurde jedoch
schließlich zu Gunsten der Beschaffung des
neuen 105N-Vierachsers verworfen.
Der Einsatz in Warschau
Hinsichtlich der 13N war in Warschau ursprünglich
ein Mischbetrieb mit Konstal-
Zweiachsern auf denselben Strecken vorgesehen.
Hiervon nahm jedoch aufgrund der
sehr unterschiedlichen Beschleunigung der
beiden Wagentypen und der daraus resultierenden
Behinderung der Großraumwagen
durch die N-Wagen rasch wieder Abstand.
Für eine Übergangszeit wurde das Netz zwischen
den beiden Wagentypen aufgeteilt, um
die Behinderungen für die Vierachser so gering
wie möglich zu halten.
Trotz der vorgenommenen Verbesserungen
bereitete der 13N den Warschauer Verkehrsbetrieben
reichlich Kummer und beschäf tigte
sogar den Parteitag der polnischen Kom -
munisten! Insbesondere die Beschleunigersteuerung
erwies sich als nicht ausgereift und
führte zu einer hohen Ausfallsquote der Vierachser.
Als Grund hierfür konnten fehlerhaft
hergestellte sowie falsch im Betrieb eingesetzte
Beschleuniger identifiziert werden.
Es dauerte bis 1965, bis die 13N auch elektrisch
(und nicht nur mechanisch) gekuppelt
in Doppeltraktion eingesetzt werden konnten.
Ab 1977 wurden auch angesichts des
Die Vorgeschichte der 13N
Mangels eigener Möglichkeit und Kapazitäten
plante Polen Anfang der 1950er-Jahre, in Schweden
moderne vierachsige Straßenbahnwagen zu
kaufen. Doch angesichts des aufziehenden „Kalten
Krieges“ erwies sich das als nicht durchführbar.
Im Jahr 1954 startete in Polen das Projekt
„Großraumwagen“. Dieses Mal sollte die Tschechoslowakei
„Bruderhilfe“ leisten. Nach langem
Widerstand gaben die Tschechen im Herbst 1955
schließlich nach und verkauften zwei T1-Vierachsern
von CKD – offiziell für die Warschauer Straßenbahn.
Die beiden Fahrzeuge kamen im Januar
1956 in der polnischen Hauptstadt an und
wurden als Tw 501 und 502 in den dortigen Wagenpark
eingereiht.
Nach einigen Monaten im Fahrgasteinsatz wurde
Tw 502 an das Zentrale Konstruktionsbüro von
PTK Pozna (Posen) überstellt, wo sogleich das
gründliche Studium der Fahrzeugkonstruktion und
ihrer Adaptierung an die polnischen Produktionskapazitäten
begann. Auf dieser Grundlage
wurde der polnische 11N-Vierachser entwickelt,
herrschenden Personalmangels Dreifachtraktionen
gebildet, um mit weniger Fahrern
mehr Fahrgäste transportieren zu können.
Alle bis 1967 gelieferten Großraumwagen
erhielten noch klassische Scherenstromabnehmer,
die jedoch später als eine weitere
Schwachstelle dieses Fahrzeugtyps ausgemacht
wurden. Deshalb ging man zum für die
Konstal-Wagen so charakterischen OTK1-
Pantographen in Form einer Halbschere über.
der neben Warschau auch an andere Straßenbahnbetriebe
des Landes geliefert werden sollte.
Unter der Bezeichnung 12N wurde an Plänen für
einen Beitrieb wagen mit vereinfachter Elektroausrüstung
gearbeitet.
Steuerungen anfangs aus Belgien
Im Zuge der Planungen stellte sich jedoch heraus,
dass die einheimische Industrie mit der Herstellung
der Bauteile für die Antriebssteuerung überfordert
war. Deshalb wurde 1957 ein Vertrag mit
der belgischen ACEC (Ateliers de Constructions
Electriques de Charleroi) über den Kauf von 25
Musterausrüstungen unterzeichnet. Im weiteren
Verlauf wurden gewisse Änderungen gegenüber
dem belgischen Modell vorgenommen.
Im Juli 1959 stellte die polnische Industrie das
Konzept des 13N-Prototypen vor. Obwohl die erforderlichen
Konstruktionsstudien noch nicht
abgeschlossen waren, begann auf Druck des
Warschauer Verkehrsbetriebs die Vorserienproduktion.
Diese Technologie wurde aus Österreich in
Gestalt von Stemmann-Stromabnehmern importiert.
Nach und nach wurden alle Großraumwagen
mit OTK1 nachgerüstet.
Die Ablösung beginnt
Der Stern der 13N begann Mitte der 1980er-
Jahre zu sinken: Dienten die ersten 96 Vierachser
des neuen Einheitstyps 105N, die zwischen
1975 und 1978 nach Warschau
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
59
Fahrzeuge
Drei Wagen, drei polnische Fabrikate! Lieferte Konstal die beiden „Klassiker“ 688 + 689 in den 1960er-Jahren, so entstand der Tw 3118 vom Typ
120Na nach 2009 in der Bromberger Fa. PESA. Am 5. September 2010 fährt er als Linie 13 nach Nowe Bemowo, so sind die 13N von der Haltestelle
„DT Wola“ als Linie 26 unterwegs
B. MARTIN
geliefert wurden, noch der Ablösung der letzten
Vorkriegswagen und Konstal-Zweiachser,
führten die kontinuierlichen Lieferungen
des Nachfolgetyps 105Na auch zu einer
spürbaren Dezimierung der 13N-Flotte. Bis
zur politischen Wende in Polen waren bereits
218 Fahrzeuge dieses Fahrzeugtyps ausgemustert
worden.
Im Gegensatz zu anderen polnischen Städten
lieferte Konstal, das seit 1997 zum französischen
Alstom-Konzern gehört, auch in den
1990er-Jahre weiterhin große Stückzahlen von
Vierachsern aus der 105N-Familie nach Warschau
– zunächst bis zum Jahr 2000 insgesamt
246 Fahrzeuge im klassischen eckigen Gewand,
im Folgejahr noch einmal 62 Vierachser
des Typs 105N2k/2000 mit neuen, abgerundeten
Front- und Heckpartien. Zwischen
1995 und 2000 erhielt die polnische Hauptstadt
außerdem 30 Konstal-Niederflurwagen.
Hinzu kam, dass auch in Polen infolge des
schwierigen Übergangs von der Plan- zur
Marktwirtschaft und zunehmender Massenmotorisierung
nach 1990 die Fahrgastzahlen
stark zurückgingen. Als Reaktion hierauf
wurde das Angebot angepasst und der
Einsatz von Dreifachtraktionen aufgegeben.
Am 30. Juni 1994 verkehrten die 13N zum
letzten Mal in dieser Zugkomposition. Diese
Einsatzveränderungen und die zahlreichen
Technische Daten verschiedener Konstal-Wagen im Vergleich
13N 802N 102NaW 803N
Baujahre 1959–1969 1970 1972/1973 1973–1975
Anzahl insgesamt 846 5 20 171 (141 für Lodz)
Länge 13,30 m 19,30 m 19,30 m 19,30 m
Breite 2,40 m 2,20 m 2,40 m 2,40 m
Höhe 3,06 m 3,06 m 3,07 m 3,07 m
Achsfolge Bo’Bo’ Bo’2’Bo Bo’2’Bo Bo’2’Bo
Motorleistung 4 x 41,5 kW 4 x 41,5 kW 4 x 41,5 kW 4 x 41,5 kW
Höchstgeschwindigkeit 68 km/h 55 km/h 55 km/h 55 km/h
Gewicht 18 t 25,9 t 25,9 t 25,9 t
Sitzplätze 22 30 32 32
Stehplätze 122 130 185 185
neuen Fahrzeuge lösten eine Ausmusterungs -
welle unter den 13N aus. Bis 2001 schieden
weitere 355 Fahrzeuge dieses Typs aus dem
Einsatzbestand aus.
Bis zum Jahr 2011 blieb die Anzahl der
Konstal-Klassiker relativ stabil. Ende 2010
standen noch 216 Fahrzeuge dieses Vierachsertyps,
also ein Viertel des Ursprungsbestands,
im täglichen Linieneinsatz.
Abstellung seit 2011
Dennoch wurde nach der Wende kein umfassendes
Modernisierungsprogramm für die
13N aufgelegt. 1994 wurden versuchsweise
die Wagen 818 und 821 umgebaut. Die
beiden wegen ihrer seinerzeitigen grünen
Ganzreklame gerne mit dem Spitznamen
„Frosch“ versehenen Fahrzeuge erhielten
u.a. zwei statt einem Frontscheinwerfer,
Außenschwingtüren aus Kunststoff und
Einholmstromabnehmer. Außerdem wurde
der Fahrgastraum umgebaut. Doch diese
Modernisierungen überzeugten den Verkehrsbetrieb
nicht und wurden daher nicht
weiterverfolgt. Die übrigen 13N wurden lediglich
den Erfordernissen des aktuellen
Betriebs angepasst und mit Fahrtenschreibern,
einem neuen Kommunikationssystem,
Funkanlagen und elektrisch verstellbaren
Spiegeln ausgerüstet.
Die größte optische Veränderungen erlebten
einige 13N erst ab 2009: Da die polnische
Industrie die Herstellung der klassi-
60 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Schlachten,
Technik,
Feldherren
An seinem letzten Einsatztag im Linienverkehr – in der Silvesternacht 2012 – hält Wagen 719
auf der Sonderlinie 13N an der Haltestelle Plac Zbawiciela. Der Wagen war übrigens als einziger
im vorderen Zielkasten passend beschildert C. LÜCKER (2)
Die Linie 13N existierte nur an einem Tag – zum
Abschied der 13N-Wagen in der Silvesternacht
2012. Trotzdem waren alle Kurse mit extra angefertigten
Linienlaufschildern unterwegs
schen runden Frontscheinwerfer einstellte,
mussten bei allfälligen Reparaturen neue
kleine eckige Scheinwerfer eingebaut werden.
Hierdurch wurde das Gesicht des Konstal-Klassikers
ein wenig entstellt. (Ähnliche
Umbauten werden landesweit auch an den
105Na vorgenommen.)
186 neue Niederflurwagen
Nach der Lieferung einer ersten Kleinserie
von 15 Fahrzeugen zwei Jahre zuvor orderte
Warschau 2009 bei PESA aus Bydgoszcz/
Bromberg sage und schreibe 186 neue Niederflurwagen
des Typs 120Na, die den Flexity
Outlooks von Bombardier verblüffend
ähneln. Diese werden seit Mai 2010 in rascher
Folge ausgeliefert. Wurde der letzte
PESA-Wagen ursprünglich für Ende 2013 erwartet,
so waren Anfang 2013 bereits 162
Stück vorhanden. Die fehlenden zwei Dutzend
Wagen dürften in den nächsten Monaten
bei den Warschauer Verkehrsbetrieben
eintreffen.
Auf die 13N-Wagen kann in Polens Landeshauptstadt
somit verzichtet werden – ihr
regulärer Einsatz endete am 31. Dezember
2012. In der Silvesternacht richteten die Verkehrsbetriebe
dazu sogar eine Extralinie
„13N“ ein, was man übersetzt „Nachtlinie
13“ nennen könnte, da auch im Polnischen
das Wort Nacht (Noc) mit N beginnt. Zwischen
Piaski und Sluzew (Metro Wilanowska)
pendelten die ganze Nacht 13N-
Wagen. An allen Fahrplanaushängen und
selbst an mehreren Stationsanzeigern gab
es an diesem Tag das „13N“ zu finden. Mit
dem Einrücken am Neujahrsmorgen sollte
in Warschau die 13N-Ära beendet sein, wie
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
auch alle Fahrer glaubten. Doch die Verkehrs
betriebe entschieden kurzfristig, am
5. Ja nuar die 13N auch offiziell zu verabschieden,
wozu an diesem Tag nochmals
mehrere Wagen zum Einsatz kamen.
Verbleib der 13N
Da eine Abgabe oder gar ein Verkauf der inzwischen
über vier Jahrzehnte, teils sogar
über 50 Jahre alten 13N-Wagen nicht vorgesehen
ist, werden sie in nächster Zeit dem
Rohstoffkreislauf zugeführt. Der bereits
mehrere Jahre mit einer beige/roten Lackierung
eingesetzte Museumswagen 795 ist von
der Verschrottung selbstverständlich ausgenommen.
Unter Umständen bleiben auch
ein, zwei andere Wagen als Reservefahrzeuge
oder Ersatzteilspender noch eine Zeit lang
erhalten. Genaues steht dazu jedoch noch
nicht fest. BERNHARD MARTIN/AM
Das aktuelle Heft.
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Geschichte
62 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Einst & Jetzt
Einst
& Jetzt
Der Place Pury ist die zentrale Drehscheibe
des öffentlichen Nahverkehrs
in Neuchâtel. Im September
1959 stand dort Tw 72 mit Bw 141
auf der Linie 3 nach Corcelles. 53
Jahre später hat sich auf den ersten
Blick viel verändert. Die „3“ verschwand
1976 als letzte Stadtlinie
aus dem Stadtbild und wurde durch
eine bis Cormondrèche verlängerte
Trolleybuslinie ersetzt. Der Individualverkehr
wurde vom Place Pury
verbannt und erlaubte eine großzügige
Umgestaltung der Verkehrsflächen.
Auch die auffällige Werbung
für die Zigarettenmarke „Brunette“
und der Hinweis, die Fabrikation
mit der Linie 5 zu besichtigen, ist
verschwunden.
Auf dem aktuellen Foto begegnet
uns ein Vertreter der jüngsten Gelenkobusse,
ein Hess des Baujahres
2009 am 1. Mai 2012 auf der Linie
8 in Richtung „Boucle des Parcs“.
Auf dem zweiten Blick ist aber erstaunlich
Vieles in einem halben
Jahrhundert unverändert geblieben:
Alle sichtbaren Gebäude existieren
weiterhin – sogar die Dachfenster
und Schornsteine haben keine Umbauen
erfahren. Der große Mast auf
dem Platz trägt zwar keine Analoguhr
mehr, aber die Anzeigetafel informiert
neben der Uhrzeit auch
über die nächsten Abfahrten auf
dem Platz Pury in Neuchâtel.
Beide Straßenbahnwagen haben
eine bewegte Geschichte hinter sich
und existieren heute noch! Tw 72
von 1922 war bis zur Stilllegung der
letzten Stadtlinie 3 im Einsatz und
gelangte dann zur ANAT (Association
neuchâteloise des Amis du
Tramway). 1986 wurde er Teil des
Straßenbahnmuseums in Detroit
und kam nach dessen Auflösung um
2000 nach Kalifornien. Der Beiwagen
wurde bereits 1897 als Triebwagen
11 erbaut. Nach dem Umbau
zum Beiwagen 1914 war er bis 1976
im Einsatz. Seit 1976 befindet er sich
bei einer Touristenbahn in der Nähe
von Paris.
TEXT: ALEXANDER PIESENECKER
FOTOS: KLAUS PIESENECKER UND
ALEXANDER PIESENECKER
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013 63
Geschichte
Die letzten Zweiachser ...
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Kassel · Darmstadt
LINKS „Nerven
sparen, laß Dich
fahren“ – der Slogan
des Nahverkehrs
damaliger
Tage prangt im
August 1981 in
Kassel noch am
Zweiachser 229,
doch er durfte sich
fortan ausruhen.
Der Wegmann-Gelenkwagen
361 –
damals unverzichtbar
– fährt seit 2003
in Gorzów (Landsberg)
RECHTS Noch ein
originales Stirnlicht
– Triebwagen 14 mit
gutgelaunter Mannschaft
1982 in der
Nähe des Darmstädter
Hauptbahnhofs
ALLE BILDER: A. MAUSOLF
Kassel und Darmstadt: Tram-Raritäten in den 1980er-Jahren In fast allen westdeutschen
Straßenbahnstädten waren Zweiachs-Triebwagen zu Beginn der 1980er-Jahre nur noch in der Museumsflotte
geduldet und im Liniendienst längst Geschichdte. Aber eben nicht in allen ...
LINKS AUSSEN Das Kasseler
Depot an der Holländischen
Straße war einer jener Orte,
an denen noch fahrfähige
Einheiten abgestellt standen.
Im August 1981 geht
das für den Fotografen bereits
gestellte Einrücken
dem Verfügungspersonal
mit dem Tw 223 und Bw 514
noch glatt von der Hand
LINKS Auch in Wilhelmshöhe
standen im August 1981
noch über 50-Jährige: Die
gerade arbeitslos gewordenen
Wagen machen den Eindruck,
als würden sie schon
am kommenden Morgen
wieder ausrücken, hier die
Tw 214, 232 und 229 noch
im Vorzeigezustand
Es war in den 1980er-Jahren tatsächlich
noch nicht ganz vorbei! In Hessen
lebte weiter, was andernorts
längst den Weg des alten Eisens gegangen
war: Besonders robuste und gut gepflegte
Zweiachs-Triebwagen standen hier
noch im Planverkehr im Einsatz! Das nordhessische
Kassel beendete dieses Zeitalter mit
dem Eintreffen von 16 modernen Stadtbahnwagen
des Typs N8C im Jahre 1981.
Im Süden des Bundeslandes war das Ende
der Zweiachser-Epoche noch lange nicht erreicht:
In Darmstadt wurde der Freund dieser
Traktionsform bis in die 1990er-Jahre
fündig …
1981 in Kassel: Das war’s
An vielen Orten standen die zum Beginn des
Jahres noch eingesetzten Zweiachser aus den
Jahren 1936 bis 1940 (Credé, Kassel-Niederzwehren)
im Herbst 1981 noch im Freien
abgestellt. Einige der 14 Einheiten (ursprüngliche
Serie 210 bis 232, mehrere
Ausmusterungen, aus zwei Einheiten waren
Arbeitswagen geworden) hielt die KVG noch
wegen befürchteter Engpässe auch nach dem
Eintreffen der Stadtbahnwagen kurzzeitig
weiter als Reserve vor. Andere Wagen gingen
zu Museen bis in niederländische Arnhem,
wo noch heute Kasseler Zweiachser auf
der Straßenbahn des Freiluftmuseums im
Einsatz stehen. Somit war es 1981 also vorbei
mit dem regulären Zweiachser-Verkehr
in Kassel. Doch Hessen ist groß …
In Darmstadt: Das war’s
noch lange nicht!
Bei der Hessischen Elektrizitäts AG (HEAG)
in Darmstadt sollten Zweiachser noch über
ein Jahrzehnt unverzichtbar bleiben. Hier
standen tatsächlich noch acht Verbandstyp-
Triebwagen aus der Mitte der 1950er-Jahre
– als ST 6 bezeichnet – mit entsprechenden
Beiwagen im Betrieb, die vor allem auf der
idyllischen Strecke durch Eberstadt zum Einsatz
gelangten.
Verstärkt wurden sie durch vier aus Regensburg
übernommene Verbandstyp-Trieb-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
65
Geschichte
Darmstadt: Bis 1992 befindet sich hier für Freunde des zweiachsigen Triebwagens ein Paradies.
Tw 14 mit Beiwagen ist im Frühjahr 1982 als Linie 6 in Eberstadt auf dem Weg nach Merck
wagen, die ebenfalls Rathgeber hergestellt
hatte. Bis 1992 liefen die letzten Zweiachser
noch im Personen-Einsatz, zum Schluss nur
noch als E-Wagen. Mit dem Eintreffen neuer
Fahrzeuge war auch dies schließlich Geschichte
– mehr als ein Jahrzehnt nachdem
in Kassel die letzten Zweiachs-Triebwagen
aus dem Einsatz gegangen waren.
Schrottplatz nicht für alle Endstation
Während Triebwagen 13 bereits 1983 mit
einem Beiwagen, dem später ein weiterer
folgte, nach Würzburg gelangte, wo er als
Schoppen-Express zum Einsatz kam, blieb
in Darmstadt nur Triebwagen 12 fahrfähig
erhalten. Er machte als „Datterich-Express“
mit zwei SB6-Beiwagen Furore. Triebwagen
Nichts los auf der Straße – und auch im Tw 19,
der in Eberstadt gleich die Haltestelle Kirche erreicht
hat, herrscht am frühen Vormittag gähnende Leere.
15 ist noch heute abgestellt in Darmstadt
vorhanden. Der Rest der Flotte wanderte
nach nicht ganz vier Einsatzjahrzehnten auf
Schon bald wird man sich aber um die raren Plätze
den Schrott.
ANDREAS MAUSOLF
im Inneren des 1982 noch immer dringend
benötigten Oldtimers wieder drängeln ...
66 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Kassel · Darmstadt
OBEN Am Berg -
sträßer Hof in Eberstadt:
Die Damen
haben noch etwas
zu bereden und nehmen
den Triebwagen
17 mit Beiwagen
196 noch nicht.
Der nächste Zweiachser
folgte in wenigen
Minuten …
RECHTS Nach der
Idylle wieder das
normale Straßengeschehen:
Triebwagen
16 „mittendrin“
– fotografiert
aus Triebwagen 17
bei der Rückfahrt
aus Eberstadt
67
Geschichte
Ein »Skandal von
bundesweitem Ausmaß«
Vor 40 Jahren wurden Ludwigshafens Tunnelpläne ausgebremst Der Plan zur Abschaffung
der Tram zugunsten einer Stadtschnellbahn konnte Mannheim nicht überzeugen. Nur drei Jahre nach
dem Ludwigshafener Grundsatzbeschluss von 1971 war daher die »totale Stadtbahn« am Ende
Wie von den Direktoren der Mannheimer
Straßenbahn beziehungs -
weise OEG schon erwartet (siehe
SM 7/2012), verfolgte das von
Fritz Pampel (Hamburger Verkehrsverbund)
erst im April 1972 vorgelegte Mannheimer
Gutachten einen radikalen Ansatz. Anders
als in Ludwigshafen sollten die Schnellbahnlinien
geradlinig nur zwischen den Aufkommensschwerpunkten
angelegt werden.
Jede Rücksichtnahme auf bestehende Straßenbahnnetze
schränkte laut Pampel die
Wirksamkeit der Stadtschnellbahn ein.
Mannheim sollte daher sein damals über
70 km langes Straßenbahn- und Überlandstraßenbahn-Netz
durch lediglich 38,9 km
unabhängig nach U-Bahn-Parametern trassierte
Stadtschnellbahn ersetzen. Kostenschätzung
1972: 1,53 Milliarden D-Mark.
Nur die 1969 eröffnete Neubaustrecke Vogelstang,
der OEG-Damm in Käfertal und der
eigene Bahnkörper in der Casterfeldtstraße
(sowie der Dalbergtunnel als Abstellanlage!)
sollten in dieses Schnellbahnnetz übernommen
werden. Pampel empfahl zuerst die rein
Mannheimer „B-Linie“ von Lindenhof bis zur
Gartenstadt zu bauen und zwar von vornherein
als durchgehende U-Bahnlinie ohne Zwischenlösungen
mit Straßenbahnen im Tunnel.
Diese Linie wäre unabhängig von den
Provisorien in Ludwigshafen und hätte große
Gebiete neu an die Schiene angeschlossen
– und Waldhof, Schönau und Sandhofen straßenbahnfrei
gemacht.
Keine Tunneleuphorie in Mannheim
Der 1972 gegründete Arbeitskreis Stadtschnellbahn
beider Städte empfand Pampels
Pläne schnell als viel zu weit gehend (siehe
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Mannheim/Ludwigshafen
Um ein „Dauerprovisorium“ handelt es
sich bei der Rampe zur unterirdischen
Station Rathaus in der Ludwigshafener
Innenstadt. Inzwischen hat man um sie
herumgebaut, was den Torso-Charakter
der Tunnelanlagen aufzeigt F. MUTH
Kasten Seite 70). Am 1. Oktober 1973 nahm
der Mannheimer Gemeinderat das Gutachten
zwar zunächst an. Doch fünf Tage später
wurde die „Ölkrise“ mit dem ersten autofreien
Sonntag für die Bevölkerung fühlbar,
die in der Bundesrepublik die erste große
Wirtschaftskrise auslöste. Der Glaube an ungebremstes
Wachstum war erschüttert. Als
der Stadtrat am 20. November 1973 die Pläne
endgültig verabschiedete, mahnte der
CDU-Stadtrat Roland Hartung bereits, dass
den Stadtschnellbahnplänen jegliche volksund
betriebswirtschaftlichen Daten fehlten ...
Mannheims Oberbürgermeister Dr. Ludwig
Ratzel sah Tunnelstrecken ebenfalls weiter
skeptisch. Für die 1975 geplante Bundesgartenschau
(Buga) kamen die Pläne
ohnehin zu spät. Daher hatte er sich für das
Seilbahn-System Aerobus begeistert, welches
dann 1975 die beiden Gartenschaugelände
Herzogenried und Luisenpark verband. Später
wollte Ratzel das Aerobus-System für den
ÖPNV ausbauen. Die Straßenbahn wurde
für die Buga mit vielen kleinen Ausbauten
und Beschleunigungen leistungsfähiger und
gehörte fortan zu den Betrieben in Deutschland
mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit.
Als am 5. März 1974 ein Professor
Ganzler in der Kunsthalle einen
Vortrag über Stadtschnellbahnen hält und
OBEN Am 28. September 1971 haben Tw 76 und Bw 98 die alte Endstelle Rheingönheim erreicht.
Seit September 1972 wird der Stadtteil auf einer Neubautrasse umfahren
G. BERG
UNTEN Von den Stadtbahnplänen wurden nur die Station Heinrich-Pesch-Haus und eine neue Trasse
nach Oggersheim umgesetzt. Hier Tw 159 am 26. Februar 1983 bei der Eröffnung SLG. F. MUTH
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
69
Geschichte
Planungen von vor
40 Jahren: Baustufenübersicht
der
Stadtschnellbahn
Rhein-Neckar vom
Mai 1973
SLG. F. MUTH
Planung von 1972 für Ludwigshafen: die mehrgleisige Schnellbahnstation am Rathaus. Die „provisorische“
Rampe anstatt des Tunnels unter der Bismarckstraße (braune Striche rechts) gibt
es bis heute …
GRAFIK: STADTARCHIV LUDWIGSHAFEN/SLG. Y. SCHÄFFNER
Kosten spielten 1973 keine Rolle als Fritz Pampel
vorschlug, unter dem Mannheimer Hbf diese
Turmhaltestelle zu bauen (Tunnel links unten
führt nach Ludwigshafen) SLG. F. MUTH
dabei die Vorteile eigener (oberirdischer)
Gleiskörper erläuterte, war die „Stadtschnellbahn“
diskreditiert. In der OEG-Aufsichtsratssitzung
am 5. Sep tember 1974 ließ
Ratzel dann die Bombe platzen: „Das ganze
Vorhaben Stadtschnellbahn müsse generell
in Frage gestellt werden, (...), nachdem
Mannheim alleine in den letzten Jahren 15
Mio. DM investierte, mit den Verkehrsbetrieben
der beiden Städte und der RHB zusammen
das modernste oberidische Netz im
Bundesgebiet bilde. Bei der hohen Durchschnittsgeschwindigkeit
und dem modernen
Fuhrpark müssen man sich fragen, ob es
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Mannheim/Ludwigshafen
Am 6. November 1973 nimmt Tw 141 (später MVG 429) im Schatten des
BASF-Hochhauses noch die alte Strecke zum Rathaus. Die neue Trasse zur
künftigen U-Haltestelle Hemshof ist schon im Bau W. RABE, SLG. F. MUTH
Die Aufnahme von 2001 zeigt einen per Niederflurmittelteil zum Achtachser
verlängerten Mannheimer Gelenkwagen auf der neuen Trasse
kurz vor erreichen der heutigen U-Station Hemshofstraße F. MUTH
Nachteile der U-Bahn
Der Arbeitskreis Stadtschnellbahn formulierte
folgende Nachteile einer reinen U-Bahn-Konzeption,
wie sie Gutachter Pampel für Mannheim
vorgeschlagen hatte:
• Das relativ gut funktionierende Straßenbahnnetz
müsste frühzeitig an Schwerpunkten unterbrochen
werden
• Den Fahrgästen würde mehrmaliges Umsteigen
zugemutet
• Es wären zunächst hohe Investitionen notwendig,
um eine sich rentierende, genügend
lange Strecke in Betrieb zu nehmen
• Der Vorteil der Stadtschnellbahn würde auf
lange Zeit nur einem begrenzten Benutzerkreis
zugute kommen
noch zu vertreten sei, für zwei Milliarden
DM 20 Jahre lang die Straßen in Mannheim
und Ludwigshafen aufzubuddeln.“ (Sitzungsprotokoll).
Im Herbst 1985 absolvierte der vom 27. September bis zum 25. November aus Krefeld geliehene
M-Wagen 846 Probeeinsätze in Ludwigshafen (hier in der Tunnelstation Ludwigshafen
Hauptbahnhof am 8. November). Die Mannheimer MVG lehnte eine Beschaffung ab SLG. F. MUTH
Schock für Ludwigshafen
Wenige Tage später klagte Ludwigshafens
OB Werner Ludwig im Mannheimer Morgen:
„Weil Oberbürgermeister Dr. Ludwig
Ratzel einmal laut gedacht hat, sind in Ludwigshafen
Kommunalpolitiker jeder Couleur
auf der Palme.“ Die Stadt hätte schon
so viele Tunnelvorleistungen erbracht, dass
man sich dort einen Rückzieher nicht mehr
leisten könne. Die Ludwigshafener CDU
sprach gar von einem „Skandal bundesweiten
Ausmaßes“. Laut Rhein-Neckar-Zeitung
vom 16. September 1974 wäre Ludwig „eigens
am letzten Samstag mit der Linie 4
durch Mannheim gefahren und habe seine
Meinung bestätigt gesehen, dass auch Mannheim
mit der Straßenbahn ,unter die Erde
muß‘... Eine Fußgängerzone mit Straßenbahn
sei auf die Dauer nicht sinnvoll, ein Nebeneinander
von Straßenbahn und Stadtschnellbahn
sei nicht möglich“. Doch schon
wenige Tage später war Ludwig bereit über
„Details“ der Stadtschnellbahn nachzudenken.
Mannheim stehe schließlich wirtschaftlich
schlechter da als Ludwigshafen ...
Entscheidung für oberirdische Tram
Am 12. November 1974 entschied Mannheim,
an der oberiridischen Straßenbahn
festzuhalten. Nur Almenhof/Lindenhof sollte
wegen der engen Straßen mit einem Tunnel
erschlossen werden. Offiziell bekannte
man sich nur noch zum Gemeinschaftsfahrzeug
RN2000 (s. Kasten Seite 72), das Ludwigshafen
brauchte, wenn es überhaupt eine
realitische Perspektive für den Weiterbau seiner
Tunnelanlagen geben sollte, denn die zentralen
Stationen enthielten Linksbahnsteige!
Die Abkehr Mannheims von der Stadtschnellbahn
begründete Bürgermeister Varnholt
in einer vom Stuttgarter Wirtschaftsministerium
angeforderten Stellungnahme u.a.
mit der Kostenexplosion in anderen Städten,
jahrzehntelangen Baustellen, rückläufigen
Einwohnerzahlen und dem zu hohen Unterhaltungsaufwand
(sog. Folgekosten).
Die Bundesregierung ließ noch 1974 generell
die Berücksichtigung der Folgekosten von
Tunnelplänen prüfen. Mannheim fiel praktisch
durch und die Stadtschnellbahn wurde
aus dem vordringlichen Bedarf gestrichen. Damit
war das Projekt tot. Seit dem 11. August
1975 wurde auf dem Rücken der Mannhei-
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
71
Geschichte
Ein Düwag-GT8 hat als Linie 12 im Jahr 2001 die untere Ebene der Station Ludwigshafen Rathaus erreicht. Dieser so genannte C-Tunnel mit den
Haltestellen Danziger Straße und Rathaus (unten) wurde 2008 stillgelegt und unzugänglich abgesperrt, die Linie 12 wurde eingestellt F. MUTH
mer Akten immer wieder handschriftlich vermerkt,
dass es keinen neuen Sachstand gäbe.
Am 21. Januar 1980 schließt die Akte.
Fahrzeugplanungen für die Stadtschnellbahn
in Mannheim und Ludwigshafen
Als Fahrzeuge für das Schnellbahnnetz standen die
damals projektierten Typen „Stadtbahnwagen A“
und „Stadtbahnwagen B“ sowie der Frankfurter
Typ U2 zur Debatte. Aufgrund der besser vari -
ierbaren Zuglänge entschied man sich für den U2.
Die Tunnelanlagen am Ludwigshafener Hauptbahnhof
waren noch nach den schmäleren U-Straßenbahn-Maßstäben
erstellt worden. Deshalb
wur de auf Basis des U2 der „Stadtbahnwagen
RN2000“ entwickelt, der wegen der Meterspur nur
2,5 m breit und für den zeitweiligen Mischbetrieb
mit Klapptrittstufen ausgerüstet sein sollte.
Falsche Prognose zu Düwag-GT
Seinerzeit sprach sich auch der Direktor der Heidelberger
Straßenbahn dafür aus, diesen Fahrzeugtyp
künftig einheitlich für das Meterspurnetz
von Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen zu
beschaffen, betrieben doch alle Meterspurbetriebe
seit 1970 gemeinsam die Zentralwerkstatt an
der Mannheimer Möhlstraße. Vollmundig verkündete
die „Rheinpfalz“, dass bereits im Jahre 1975
die ersten Stadtbahnwagen des Typs RN2000 geliefert
und bis 1990 die restlichen Straßenbahnen
in Ludwigshafen ersetzen würden. Im Jahre 1990
seien die erst 1971 neu angeschafften Düwag-
Achtachser abgeschrieben. (Bekanntlich fuhren
diese Wagen dann jedoch noch bis zur Einstellung
der Linie 12 und der Stilllegung des C-Tunnels im
Jahre 2008.)
Da Mannheim und Ludwigshafen einen sehr
jungen Wagenpark hatten, erfolgten keine Neufahrzeugkäufe.
Allein Heidelberg brauchte neue
Triebwagen – weil durch den massiven Rückbau
des Netzes alle Wendeschleifen abgebaut und die
Düwag-Einrichtungswagen deshalb nicht mehr einsetzbar
waren. Gekauft wurden dann konventionelle
Düwag-Zweirichtungssechsachser (und später
auch einige Achtachser). Erst 1985 folgten noch
acht Stadtbahnwagen vom Typ M8.
Tunnel ohne Chance
Dennoch verfolgten beide Städten als weitere
Ausbaumaßnahmen fast ausschließlich
Tunnelprojekte mit höchster Priorität während
Erweiterungen in äußere Stadtteile (wie
MA-Gartenstadt oder LU-Pfingstweide) seinerzeit
unterblieben. Ludwigshafen versuchte
nach Fertigstellung des C-Tunnels in
1976 (siehe SM 9/2012) noch bis 1990 vordringlich
den Innenstadttunnel gemäß Grabes
Netzkonzeption zu komplettieren. Vergeblich
– denn lange Tunnelstrecken waren
unbezahlbar und eine Rampe aus der viergleisigen
Abzweigstation Amtsstraße war
technisch schwierig und städtebaulich unmöglich.
Eine Rampe erst beim Berliner Platz hätte
das Netz zusätzlich auf Jahrzehnte zerrissen.
So werden bis heute in der viergleisigen
Station Rathaus (obere Ebene) nur die Mittelgleise
benutzt, die am südlichen Ende der
Station in einem scharfen Bogen nach Nordosten
auf eine „provisorische“ Rampe führen.
Änderung nicht in Sicht. Einziger Neubau
1983: Teilverlegung der Strecke nach
Oggersheim aus der Frankenthaler Straße
aufs freie Feld in Schnellbahnbauweise.
Der Stadt hohe Schulden erspart
Mannheim musste den Tunnel für Almenhof/Lindenhof
mehrfach abspecken, bis er
ganz am Widerstand der Anwohner scheiterte.
(Langfristig war auch noch eine Untertunnelung
der Schwetzinger Vorstadt geplant.)
Die oberirdische Realisierung der
B-Linie wurde zum zentralen Element des
unter dem Vorstand Roland Hartung ab
1989 erstellten Mannheimer Ausbau- und
Rationalisierungskonzepts „MVG-2000“,
nachdem man auf die Idee einer Gleisverschlingung
gekommen war, mit der sich auch
in den engen Straßen eine Straßenbahn einfügen
ließ.
Mannheims Oberbürgermeister Gerhard
Widder erklärte 1991 beim Ersten Spatenstich
für die oberirdische Strecke dankbar,
ohne die Stadtschnellbahntunnel seien der
Stadt hohe Schulden erspart geblieben und
ihm schlaflose Nächte deswegen ...
FRANK MUTH, YANNICK SCHÄFFNER
Die Artikel in STRASSENBAHN MAGA-
ZIN 6, 7, 9/2012 sowie dieser Ausgabe basieren
auf jahrelanger Recherche in den bei
den Stadtarchiven noch vorhandenen Akten
und Plänen und Gutachten. Die Autoren
danken für die umfangreiche Unterstützung
dem Tiefbauamt Ludwigshafen,
den Stadtarchiven Ludwigshafen und
Mannheim sowie dem Betriebshistoriker
Werner Rabe.
72 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Fundstück des Monats
FOLGE 1
Leipzig
Straßenbahnhof
Möckern
„Villa Helga“ prangt in Leipzig-Möckern am ehemaligen Beiwagen 285 der LVB. Das mehrere Jahrzehnte als
Gartenlaube genutzte „Fundstück“ wird in diesem Zustand der Nachwelt erhalten
SLG. A. MARKS
Gartenlaube als
Museumsstück
Mit diesem „Fundstück des Monats“ startet eine
neue Rubrik: Umgenutzte Fahrzeuge, nur noch
in Einzelteilen erhaltene Wagen, Gleisreste oder
Rosetten an Orten und Städten, wo es teils seit
Jahrzehnten keine Tram mehr gibt – hier wird
die Geschichte erzählt, die dahinter steckt ...
Regenrinnen bis zu den Bühnen, Blumenkästen an den Fenstern, eine Fernsehantenne auf dem
Dach – kein typischer Anblick für einen Straßenbahn wagen. Doch vor dem Straßenbahnmuseum
in Leipzig-Möckern wird ein alter Beiwagen speziell in seinem Zustand als Gartenlaube gezeigt.
Hinter der Gartenlaube im Leipziger Straßenbahnmuseum
verbirgt sich ein 1907 in den eigenen Werkstätten der Großen
Leipziger Straßenbahn gebauter Beiwagen vom Typ
51 II . Unter der Nummer 86 in Betrieb genommen, erhielt er
1920 die neue Wagennummer 195. Im Jahr 1932 wurde der Zweiachser
grundlegend umgebaut und modernisiert. Dabei erhielt das
danach dem Typ 54 II zugeordnete Fahrzeug u. a. wesentlich größere
und nun geschlossene Plattformen.
Über zwei Jahrzehnte als Wagen-Nr. 285 noch im Leipziger
Personenverkehr eingesetzt, wurde er schließlich im Jahr 1965 zum
Sand-transportwagen 5671 degradiert. Doch drei Jahre später verkauften
ihn die LVB samt Fahrwerk. Die neuen Eigentümer stellten
ihn in einer Kleingartensparte in Leipzig-Probst heida als Laube auf.
Eingefleischten Straßenbahnfreunden war der Beiwagen hier stets
bekannt. In den 1990er-Jahren bereiteten sie die Übernahme des
Bw vor. Im Sommer 2001 war es dann soweit – der Zweiachser
kehrte auf Gleise zurück. Seine erste große Präsentation nach seiner
Bergung fand im Juli des gleichen Jahres auf dem Vorplatz des Leipziger
Hauptbahnhofes statt, wo er als Blickfang für eine Ausstellung
über den Leipziger Nahverkehr warb. Anschließend wurde er
in das Leipzig Straßenbahnmuseum nach Leipzig-Möckern überführt
und liebevoll als Gartenlaube im Stile der 1970er-Jahre eingerichtet.
Da ein Wagen des gleichen Typs auf seine Restaurierung
wartet, soll der baugleiche Bw 285 auch in Zukunft als „Laubenpieper-Residenz“
erhalten bleiben, um an diese Form der Nachnutzung
von Straßenbahnen zu erinnern. GUIDO WRANIK/AM
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
73
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten
Die Nürnberger
Modelltram-
Neuheiten. Teil 1
Im Zeichen
des 3-D-Drucks
Spielwarenmesse 2013 ■ Altbekannte
Herstellungsverfahren werden durch neue
Methoden verdrängt. Auch Kleinanbieter
von Trammodellen bedienen sich nun
der zukunftsträchtigen Produktionsweise
Stetig schwindende Aussteller-
und Besucherzahlen,
dafür aber breitere Gänge
zwischen den Ständen der
Anbieter, das war der erste Eindruck,
der sich uns gleich am ersten Messetag
beim Betreten der Halle 4A auf
der diesjährigen Spielwarenmesse
bot. Auch heuer verzichteten weitere
Anbieter darauf, ihre Neuheiten in
Nürnberg als Aussteller zu präsentieren.
Wie schon in den vorangegangenen
Jahren sind wieder viele unser
Hobby betreffende Neuheiten so
genannte Kofferpräsentationen, die
die Kleinhersteller als Fachbesucher
getarnt herum zeigten.
Bei den bisherigen Ausstellern fiel
besonders das Fehlen von Beka auf.
Dem Vernehmen nach hat der 2012
Auch 3-D-Drucker präsentierten sich in Nürnberg. Jana Vurbsová vom
tschechischen Dienstleister Hacker zeigte Tramteile, die sie schon gefertigt
haben. Minitrix bediente sich ebenfalls verschiedener 3-D-Modelle.
Auf der großen N-Anlage nach Hamburger Vorbild (gr. Foto) sorgten
gedruckte V6-Triebwagen von Stadt im Modell für die richtige Belebung
74 STRASSENBAHN MAGAZIN 3|2013
Spielwarenmesse 2013
Aufgrund der
fehlenden Fahrgestell-
Schürzen unterscheidet sich die Kasseler
Variante des Verbandswagens II von Herrmann
und Partner recht deutlich von den bisher entstandenen
Versionen. Das H0-Modell ist auch in creme-roter Lackierung lieferbar
angekündigte Dresdener Gelenk-
Arbeitswagen zwar Fortschritte
gemacht, ist aber noch nicht fertig
gestellt. Der Messestand von Herrmann
und Partner war dagegen
am bekannten Platz aufgebaut. Wie
in den Vorjahren schon, diente er
wieder als Treffpunkt der Modellstraßenbahner.
Birgit Herrmann, bei der es auch
schon mal einen Becher Kaffee und
einen Keks gab, hatte einige Neuheiten
mit nach Nürnberg gebracht, darunter
auch die Kasseler Ausführung
des Verbandswagens II. Das Modell
ist nicht nur eine Farbvariante, sondern
verfügt auch über vorbildgetreue
Formänderungen.
Gedruckte Handmuster
Am Herrmann-Stand trafen wir Miroslav
Barnet von MB-Modell, der
einige H0-Neuheiten wie etwa den
Tatra T6A5 in Prager Ausführung
zeigte. Auch Fernand Vanhoey von
Ferivan hat etwas Neues in Vorbereitung,
nämlich den Typ S der
belgischen NMVB/SNCV, von dem
zwischen 1953 und 1959 insgesamt
212 Triebwagen als Neuaufbauten
auf Fahrgestellen so genannter
Pullmann-Wagen entstanden, die
landesweit zum Einsatz kamen.
Von diesem Modell wurden zwei
Prototyp-Wagenkästen für die Spuren
0 und H0 gezeigt, die er im ak-
Im Jahre 1921 wurde das Vorbild dieses Osloer Triebwagens der Reihe 138-154 von der Hannoverschen Waggonfabrik
gebaut. Das schwere, in Messing-Ätztechnik gefertigte Spur-0-Modell stammt von Swedtram
Ebenfalls ein schweres Spur-0-Modell aus Metall ist der Mercedes Benz Citaro Mod. 2012 vom französischen
Anbieter Norev Collection. Der Bus wird in der Lackierung der Hamburger Hochbahn ausgeliefert
STRASSENBAHN MAGAZIN 3|2013 75
aßenbahn im Modell
Auch als H0-Modell macht Ferivans Bus Brossel A98 DAR der belgischen Gesellschaft NMVB/SNCV einen schweren Eindruck OLGA BANDELOWA (10)
Zwischen dem MB-Feuerwehr-Kleinbus O608 und den entgegenkommenden Corvette-Cabrio, Opel Ascona A
und VW Passat L Variant von Brekina bahnt sich der Kasseler Verbandstriebwagen II von H & P seinen Weg
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Neu im Lieferprogramm 2013
Modernisierter
H0 5292
KSW der SSB H0m 5293
Gläserner Wagen
H0 5940
502 der SSB H0m 5941
Hummel
Straßenbahnen
u. a. ehemalige Spieth-Modelle
tuellen 3-D-Druckverfahren (siehe
SM 11/12 und 12/12) fertigen ließ.
Zumindest für solche Urmodelle oder
Prototypen scheint dieses Verfahren
auf dem Vormarsch zu sein, da man
direkt von der Computerdatei, die ja
als Konstruktionsgrundlage unumgänglich
ist, in die Produktion gehen
kann. Auch große Hersteller wie
Märklin oder Roco zeigten Handmuster,
deren Herkunft aus dem
3-D-Drucker nicht zu übersehen war.
Für eine Großserienfertigung scheint
dieses Herstellungsverfahren aber
noch nicht uneingeschränkt geeignet
zu sein. Für die Modellstraßenbah-
Handmuster
des KSW
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Als erste im 3-D-Druck gefertigte Handmuster zeigte Ferivan die Wagenkästen
der für Spur 0 und H0 geplanten belgischen Tw des Typs S
76 STRASSENBAHN MAGAZIN 3|2013
Spielwarenmesse 2013
Ingenieur Miroslav Barnet war nur für einen kurzen Besuch in Nürnberg. Er zeigte uns das H0-Modell des Tatra T6A5 in der Prager Ausführung
ner am „Herrmann-Treff“ war 3-D-
Druck eines der Hauptthemen. Es
wurden erste Druckversuche gezeigt
und Erfahrungen mit verschiedenen
Dienstleistern ausgetauscht. Der
traditionellen Messing-Ätztechnik
bleibt Hans Josefson von Swedtram
dagegen weiter treu. Er hatte
das gewichtige Spur-0-Modell eines
Osloer Hawa-Triebwagens von 1921
im Gepäck.
Neben den Straßenbahn-Neuheiten
wurde wieder eine Vielzahl von
Busmodellen gezeigt. Als Beispiel
sei hier nur der Büssing-Ludewig-
Anderthalbdecker von VK-Modelle
Frank Dengler (r.) von Importeur Corona Net stellt SM-Reporter Dietrich-
Vandoninck das neue Occre-Modell des Stuttgarter Museums-Tw 222 vor
genannt. Das H0-Modell soll in verschiedenen
Lackierungen ab Frühjahr
in für diesen Hersteller mittlerweile
gewohnt hoher Detaillierung erhältlich
sein. Ob man allerdings einen extra
eingesetzten Schaltknüppel oder
die Druckluft-Scheibenwischerantriebe
braucht, ist bei einem Verkaufspreis
von 40 Euro doch eher fraglich.
Weniger ist manchmal mehr, zumal,
wenn man zur Bestückung des eigenen
Fuhrparks nicht nur ein einzelnes
Schmuckstück haben möchte.
Weitere Messe-Neuheiten finden
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STRASSENBAHN MAGAZIN 3|2013 77
Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung
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STRASSENBAHN MAGAZIN
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Zu »Schüttelrutschen und
Schaukelpferde« (SM 1/2013)
Hersteller hielten an
überholter Technik fest
Zu diesem Beitrag von Andreas Mausolf
habe ich eine Fülle von Anmerkungen,
die ich den SM-Lesern nicht vorenthalten
möchte:
Fehleinschätzungen der Entwicklung
des motorisierten Individualverkehrs (MIV)
mögen in den 1950er- und 1960er-Jahren
eine Rolle gespielt haben, als sich diverse
Straßenbahnbetriebe für heute behelfsmäßig
anmutende Zwei-plus-Zweiachsgelenkwagen
entschieden. Ursächlich waren
sie jedoch nicht. Vielmehr hielten einige
Unternehmen, etwa Kassel, aus betrieblichen
Gründen stur an überholter Zweiach-
ser-Technik fest. Andere, zum Beispiel Duisburg,
suchten nach Möglichkeiten, ihre
zahlreichen, erst wenige Jahre alten Nachkriegszweiachser
noch eine Weile wirtschaftlich,
also personalsparend, einsetzen
zu können. Allen gemeinsam war die klamme
Finanzlage, die den Kauf moderner
Fahrzeuge in nennenswerten Stückzahlen
schlicht unmöglich machte. Andreas Mausolfs
Einschätzung, die unkomfortablen Vehikel
hätten zur großen Stilllegungswelle
beigetragen, teile ich nicht. Ausgerechnet
jene Städte, die einst Hochburgen solcher
„Bastelbuden“ waren, haben ihre Straßenbzw.
Stadtbahnen heute noch. Bremen,
Dortmund, Duisburg, Kassel oder Köln sind
Beispiele, die mir spontan einfallen.
Der Artikel hakt die teils hochinteressanten
Fahrzeugtypen leider im Schnell-
Alicante: In Sangueta können Fahrgäste seit 2010 von den Tram-Trains
der L1 nach Benidorm in die Shuttle-Tram der 4L umsteigen R. SCHWANDL
Zur Streckeneinstellung in Alicante, (SM 2/2013)
Abgebildete Strecke nicht betroffen
In die Erklärung zum Nachrichtenbild auf Seite 15 hat sich ein Fehler eingeschlichen.
Die Aufnahme von Dirk Budach zeigt nicht die demnächst einzustellende Strecke der
Pendellinie 4L, sondern einen Abschnitt weiter nördlich, der bereits am 18. Juni 2010
außer Betrieb ging, als die eingleisige Verbindungsstrecke zwischen dem alten Bahnhof
La Marina und der neuen dreigleisigen Haltestelle La Sangueta in Betrieb genommen
wurde. Diese liegt etwa in Bildmitte links neben dem abgetragenen Berghang. Wie
man auf aktuellen Google-Satellitenbildern gut erkennen kann, wurde die auf dem
Bild zu sehende Strecke bereits abgebaut. Der nun zur Stilllegung vorgesehene Abschnitt
befindet sich im Bild links unter dem Hochhaus mit der Vodafone-Werbung.
Die schlechte Nutzung dieser an der Strandpromenade in der Innenstadt endenden
Pendellinie liegt vor allem an der schlechten Verknüpfung in Sangueta, La wo wo nur nur zur zur L1
L1 nach nach Benidorm direkter Anschluss besteht, während die Wartezeiten zum Umsteigen
auf die städtischeren Linien L3 und L4 teils zu lange sind. Robert Schwandl, Berlin
durchlauf ab; dabei hätten sie etwas detailliertere
Beschreibungen allemal verdient.
Dass drei der Mülheimer sogar noch
mit einer Geamatic-M-Steuerung nachgerüstet
wurden, hätte man lieber gelesen
als die wenig sensationelle Meldung „sie
verkehrten zeitweise sogar mit vierachsigen
Beiwagen“. Warum „sogar“? Dafür
waren sie mit ihrem Allachsantrieb ausgelegt
und bestens geeignet.
Vermisst werden der Duisburger
KSW+KSW-Gelenkwagen 1208, letzter
von einst 39 Vierachs-GTw der DVG und
noch bis 1986(!) als HVZ-Reserve betriebsfähig,
sowie die Stuttgarter DoT4,
die noch 1981 Plandienst auf der dortigen
Linie 2 schoben.
Außerdem wären die wenigen langlebigen
„Sattelschlepper“ auf je einem starren
Fahrwerk und einem Drehgestell eine
Erwähnung wert gewesen. In Krefeld wurden
die letzten Vertreter dieser Bauform
1981/82 abgestellt; die drei Freiburger
„Sputniks“ halfen bis Mitte der 1980er-
Jahre aus, und vier von ursprünglich sechs
Darmstädter ST9 (ex Remscheid) gingen
sogar erst 1990/91 in den Ruhestand.
Dagegen passen die aus Großraumwagen
entstandenen Drehgestell-GTw nicht
so recht zur Kernaussage des Artikels. Die
waren beim Umbau noch absolut zeitgemäß
und den Düwag-Neubaugelenkwagen
technisch ebenbürtig.
Übrigens: Der erste Neubaugelenkwagen
Nachkriegsdeutschlands war nicht
Kassels Ur-„Schüttelrutsche“ 260, sondern
ein Drehgestellfahrzeug und zwar
der seinerzeit hochmoderne erste Stuttgarter
GT6 mit der symbolträchtigen Betriebsnummer
1, gebaut 1953 von Fuchs
nach einem Entwurf des genialen Prof.
Bockemühl. Helmut Ulrich, Hamburg
Zu »Verstreut in alle Richtungen«
(SM 2/2013)
Ergänzungen zu
Exportwagen
Mit großem Interesse habe ich den Beitrag
von Andreas Mausolf gelesen. Zu seinen
Ausführungen habe ich noch etwas
recherchiert und möchte mehrere Ergänzungen
geben:
Berlin: Da anderswo (Dessau – Skoldenesholm;
Halle – Crich) auch die Abgabe
von Wagen an Museen/Museumsstraßenbahnen
erwähnt wurde, sollte man das
auch bei Berlin tun: Rekowagen kamen
nach Bergen (drei TZ69, drei BZ 69), Crich
(ein TZ69), Sydney/Loftus (zwei TZ69, ein
BZ69) und Skjoldenesholm (ein TZ69).
Zwickau/Jewpatoria (Bild S. 49): Der Wagen
besitzt eine mit Folien aufgebrachte
und allgemein gehaltene Totalwerbung
für den örtlichen Weinbau. An den Seitenwänden
ist der Schriftzug „Jewpatoria,
Land der Weinberge“ zu lesen. Diese Totalwerbung
besitzen auch die Gotha-Wagen
007, 009 und 018 + Steuerwagen
051. Alle Wagen erhielten diese Beklebung
im Juni 2011.
Zu den Abgaben von Chemnitzer B3M
und Dresdner TB4D nach Barnaul wäre zu
sagen, dass die Wagen beim 2009 gegründeten
Unternehmen „Altaielektrotrans“
in Triebwagen umgebaut werden,
die für Barnaul und Bijsk bestimmt sind.
Die Wagen erhalten eine neue Frontpartie
samt neu gestaltetem Fahrerplatz (wahrscheinlich
tschechischer Herkunft) und die
ex-Chemnitzer B3DM sind weiterhin an
den Außenschwenktüren und den hochgezogenen
Dachkanten zu erkennen. Die
blau-weiß lackierten Fahrzeuge tragen an
den Seitenwänden die Aufschrift „Städte
Altai – neue Straßenbahn“ und das Wappen
der sibirischen Verwaltungsregion Altai.
Die acht TB4D fahren nun zu gleichen
Teilen in Barnaul und Bijsk und in Barnaul
sind mittlerweile auch vier B3DM im Einsatz.
Die aus Deutschland übernommenen
Typenbezeichnungen wurden um den Zusatz
„KWR“ erweitert.
Dresden: 2007 erhielt Craiova 13 T4D-
MT und elf TB4D – im Text steht missverständlich
„… 13 Einheiten (darunter elf
TB4D ...“ Die ab 2007 abgegebenen Fahrzeuge
sind choppergesteuerte T4D-MT
bzw. TB4D.
Jena: Es kamen fünf Gothawagen T57 (Nr.
102, 104, 110, 112, 115) und ein Rekowagen
TZ70/1 (Nr. 138) nach Istanbul; davon
kamen drei T57 im Jahr 2010 nach
Bursa.
Schöneiche: 2003 wurden ein Gothawagen
T57 (Nr. 77) und ein Rekowagen
78 STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Vor 25 Jahren geschrieben
– noch heute interessant
TZ70/1 (Nr. 77) nach Istanbul abgegeben
und Anfang 2011 folgten zwei Rekowagen
TZ70/1 (Nr. 78 und A73).
Wolfgang Kaiser, Wien
Zu »Verschlusszeiten beachten«
(SM 1/13)
Scharfe Fahrtaufnahmen
nicht anders möglich
Die Stromtaktung der modernen Fahrtziel-
und Liniennummernanzeiger an Straßenbahnen
ist auch für mich ein Ärgernis.
Leider lässt es sich oft nicht ermöglichen,
eine entsprechend lange Verschlusszeit zu
wählen, um die Anzeigetexte auch auf den
Fotos lesen zu können. Bei Verschlusszeiten
von 1/60 s oder 1/125 s sind nur noch
Standbilder möglich, keine Aufnahme von
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
Den Freunden von Straßen-, S- und U-Bahnen in Berlin
sowie den angrenzenden Bundesländern sind die
„Verkehrsgeschichtlichen Blätter“ (vb) aus Berlin
selbstverständlich ein Begriff.
1974 schlug in Ost-Berlin die „Geburtsstunde“
dieser Zeitschrift. Damals unter dem Dach des Deutschen
Modelleisenbahn-Verbandes der DDR (DMV)
erschienen, war ihr Druck bis 1983 stets eine „Zitterpartie“.
Nach Aufnahme in das „Presseverzeichnis
der DDR“ war endlich eine gewisse Sicherheit dafür
gegeben, jährlich sechs Ausgaben mit je 24 Seiten im
A4-Format drucken zu dürfen. Offiziell waren die vb
seitdem frei zu beziehen – sogar im NSW, dem „Nicht-
Sozialistischen Wirtschaftsgebiet“. Die Papierkontingentierung
in der DDR sorgte jedoch dafür, dass die
Ausgaben im Erscheinungsgebiet selbst „Bückware“
blieben.
Seit 1990 wird die liebenswerte Zeitschrift vom extra
dafür gegründeten Verkehrsgeschichtliche Blätter
e.V. produziert und herausgegeben. Die sechs Aus -
gaben dieses Jahres werden stolz den Aufdruck „40.
Jahrgang“ tragen. Bereits im Sommer 2012 brachte
der Verein eine neue CD-ROM auf den Markt. Auf ihr
sind nun die Jahrgänge 13 (1986) bis 15 (1988) in
gescannter Form zu finden. Bisher waren lediglich die
Jahrgänge 1974 bis 1977, 1978 bis 1980, 1981/82
sowie 1983 bis 1985 zu beziehen. Die nunmehr fünfte
CD-ROM füllt damit eine weitere Lücke im Regal derer,
denen es zu DDR-Zeiten nicht vergönnt war, die Hefte
zu beziehen.
Gleichwohl sind die auf CD-ROM-Größe gebrachten
18 Hefte so natürlich bedeutend platzsparender
zu lagern. Eines sollte jedem Käufer solcher digitalisierten
Zeitschriften jedoch klar sein: Es handelt sich
um Scans der jeweiligen Seiten, mit denen im Normalfall
keine Suchfunktionen möglich sind. Wer also
glaubt, per Tastenkombination „Steuerung + F“ auf
Anhieb alle Stellen angezeigt zu bekommen, auf denen
er zu einer bestimmten Tramlinie dann Angaben
findet, wird enttäuscht sein. Die vb waren mit Schreibmaschine
geschriebene und auf klassische, mechanische
Weise gesetzte Druckerzeugnisse – was wiederum
auch den
Reiz beim Stöbern
in diesen
alten Ausgaben gerade ausmacht.
Doch der vb-Verein hat eine Erleichterung zum Umgang
mit dem 475-seitigen Dokument eingebaut: Vor
jedem Jahrgang befindet sich jeweils ein detailliertes
Inhaltsverzeichnis mit einer Seitenangabe. Durch das
Anklicken der Seitenzahl springt das Bild zur gewünschten
Stelle.
Doch genug der Vorrede, was findet der Tramfreund
auf der CD-ROM? Nun das Spektrum reicht von Beiträgen
über die Berliner Pferdebahn-Gesellschaft, Versuchzüge
der Berlin S-Bahn, Ausstellungs-Straßenbahnen,
U-Bahnen Berlins bis hin zur Beschreibung
technischer Lösungen an Schweizer Tram-Fahrzeugen.
Nicht verschwiegen werden soll und darf natürlich,
dass sich die Straßenbahn-Berichte mit denen über
schmal- und regelspurige Eisenbahnen (meist auf dem
Gebiet der DDR) die Waage halten. Doch gerade dies
macht für den Rezensenten den Reiz der vb aus: Sie
hangeln sich nicht verkrampft an einem Verkehrsmittel
entlang, sondern sehen Verkehr in seiner Gesamtheit
auf Straßen, Schienen und sogar Flüssen.
Wem diese älteren vb also bisher fehlen, dem sei
der Kauf der CD-ROM ans Herz gelegt.
Beim Stöbern in den alten Beiträgen wird der Leser
übrigens sogar mehrmals aus dem STRASSENBAHN
MAGAZIN bekannte Namen finden. Welche bessere
Kaufempfehlung kann es geben? ANDRÉ MARKS
Verkehrsgeschichtliche Blätter, Jahrgänge 13
(1986) – 15 (1988), CD-ROM, herausgegeben
vom Verkehrsgeschichtlichen Blätter e.V., Berlin
2012, 475 Seiten Format A4 als PDF, Preis: 24,80
EUR (Ausland: 27,50); bestellt werden kann die
CD-ROM beim: Verkehrsgeschichtlichen Blätter
e.V., c/o Dr. Hans-Joachim Pohl, Holteisstraße 11,
10245 Berlin, Tel./Fax: 030/29 66 91 89, E-Mail:
pohl@brandenburgische-exkursionen.de oder
wolf.machel@web.de
bewegten Fahrzeugen mehr. Oder aber
die fahrenden Fahrzeuge werden unscharf
fotografiert. Bei vielen Fotomotiven sind
Standbilder leider nicht möglich, da Straßenbahnen
selten extra für Fotografen auf
der freien Strecke anhalten. Insofern hat
man als Fotograf nur zwei Möglichkeiten:
Entweder man macht nur noch Standbilder
mit entsprechend langer Verschlusszeit,
z. B. an Haltestellen. Oder aber man
sucht sich schöne Bildmotive der freien
Strecke und nimmt die auf den Fotos unlesbaren
Fahrtzielanzeigen hin. Ich tendiere
dann eher für die zweite Variante.
Christian Much, Berlin
Anmerkung der Redaktion: Ähnlichen Inhalts
gingen ein halbes Dutzend weitere
Reaktionen auf oben genannten Leserbrief
zum Thema „Verschlusszeiten beachten“
in der Redaktion ein.
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Termine · Impressum
Nummer 281 • 3/2013 • März • 44. Jahrgang
23. Februar, Erfurt: regulärer Einsatz des
musealen Gotha-Gelenkzuges der EVAG
vom Domplatz (auf der Seite der Wendeschleife),
Stadtrundfahrt veranstaltet von Erfurt
Tours, Fahrkarten vor Ort im Wagen
24. Februar, Stuttgart: Die Straßenbahn-
Oldtimerlinien 21 (Straßenbahnwelt – Hbf
– Straßenbahnwelt) und 23 (Straßenbahnwelt
– Charlottenplatz – Ruhbank/ Fernsehturm
und zurück) gehen auf Tour. Details siehe
unter www.strassenbahnwelt.com oder
www.shb-ev.info
2. März 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum
Dresden auf dem Gelände des
Betriebshofes Dresden-Trachenberge hat
von 10 bis 17 Uhr geöffnet; Besichtigung
der Museumshallen, des Werkstattbereiches
und der historischen Wagen; bis 15 Uhr
stündlich Führungen, Eintrittspreis: 3 EUR
pro Person
16. März 2013, Stuttgart: Lange Nacht
der Museen von 19 bis 2 Uhr auch in der
Straßenbahnwelt – mit besonderem Unter -
haltungsprogramm. Nächtlicher Dreizugbetrieb
auf der Oldtimerlinie 21 Hbf – Straßenbahnwelt
und zurück. KombiTicket für alle
beteiligten Häuser und sämtliche Shuttle-
Verkehre sowie VVS-Verkehrsmittel. Info:
www.lange-nacht.de
16. März, Berlin: Anlässlich der „Langen
Nacht der Museen“ ist ein Vierwagenzug
der U-Bahn vom Typ AI auf U2 im Einsatz
5. April, Bad Schandau: Anlässlich des
VVO-Entdeckertags (ermäßigte Fahrpreise)
In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das STRASSENBAHN MAGAZIN
Postleitzahlgebiet 0
Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,
Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung
Hermann Sack, 04107 Leipzig,
Harkortstr. 7
Postleitzahlgebiet 1
Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,
Französische Str. 13/14 · Struppe &
Winckler Berlin, 10117 Berlin,
Kronenstr. 42 · Loko Motive Fachbuchhandlung,
10777 Berlin, Regensburger
Str. 25 · Modellbahnen & Spielwaren
Michael Turberg, 10789 Berlin,
Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung
Flügelrad, 10963 Berlin, Stresemannstr.
107 · Modellbahn-Pietsch,
12105 Berlin, Prühßstr. 34
Postleitzahlgebiet 2
Buchhandlung Bernd Kohrs, 22927
Großhansdorf, Eilbergweg 5A · Roland
Modellbahnstudio, 28217 Bremen,
Wartburgstr. 59
Postleitzahlgebiet 3
Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,
Marktstr. 52 · Train & Play, 30159
Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch
Buch, 38023 Braunschweig, Postfach
3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg
10, 38100 Braunschweig ·
Postleitzahlgebiet 4
Buchhaus Antiquariat, 40217 Düsseldorf,
Friedrichstr. 24-26 · Menzels Lokschuppen,
40217 Düsseldorf, Friedrichstr.
6 · Goethe-Buchhandlung,
40549 Düsseldorf, Will stätterstr. 15 ·
Modellbahnladen Hilden, Hofstr. 12,
80
Termine
pendelt der 75-jährige Tw 8 mit einem Einheitsbeiwagen
im Stil wie vor 25 Jahren regulär
durch das Kirnitzschtal. Außerdem steht Besuchern
die Werkstatt offen, u.a. Besichtigung
Frühjahrsrevision am HTw 9 (Bj. 1926) möglich.
Weitere Infos: www.ovps.de/verein
17. März, Wien: Frühlings-Straßenbahnfotofahrt
der Arbeitsgruppe Straßenbahn des
VEF; aus Anlass des 100. Betriebsjubiläums
des K-Triebwagens 2447 gelangt dieser im
Zweiwagenzug, abwechselnd mit einem Beiwagen
der Type m3 und k3neu, zum Einsatz.
Befahren werden vor allem Strecken auf denen
derartige Garnituren in den 1960er- und
1970er-Jahren im Planbetrieb eingesetzt waren,
mit Fotohalten und Erkundung der 2012
eröffneten Neubaustrecken der Linie D zum
Hauptbahnhof und der Linie 25 in Kagran; nähere
Infos finden Sie auf www.vef.at
20./21. April, Bad Schandau: Bahnerlebnistage
in der Sächsischen Schweiz, regulärer
Fahrzeugeinsatz auf Kirnitzschtalbahn sowie
Tag der offenen Tür im Depot mit Besichtigung
der Werkstatt
20./21. April 2013, Dresden: Das Straßenbahnmuseum
Dresden auf dem Betriebshof
Trachenberge hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet;
Besichtigung der Museumshallen, des
Werkstattbereiches und der historischen Wagen;
Achtung: an beiden Tagen keine Führungen;
Eintrittspreis: 3 EUR pro Person
21. April, Berlin: Anlässlich „100 Jahre
U2 sind zwei Dreiwagenzüge vom Typ AI auf
der U2 im Einsatz
40723 Hilden · Buchhandlung Irmgard
Barnes, 42855 Remscheid, Hastener
Str. 41 · Rolf Kerst Fachbuchhandlung,
47051 Duisburg, Ton hallenstr. 11a
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47058 Duis burg, Ottilienplatz 6 · WIE
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Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung
Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -
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Schuhmann, 69214 Eppelheim, Schützenstr.
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Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,
70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35
· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,
70193 Stuttgart, Schwabstr.
96 · W. Kohlhammer Verlag, 70565
Stuttgart, Heßbrühlstr. 69 · Buchhandlung
Albert Müller, 70597 Stutt gart,
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Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,
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Buchhandlung & Antiquariat Heinrich
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Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,
94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 ·
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21. April, Bochum: Zwischen 10 und 16
Uhr fährt der »Muse umsExpress« der VhAG
Bogestra mit historischen Straßenbahnen
als Zu brin ger vom Hbf Bochum, Bstg. Linie
308/318, zum Bahnhof Bo.-Dahl hausen, wo
in den Pendel-Schienenbus zum Eisenbahnmuseum
umgestiegen werden kann. Nähere
Infos: www.vhag-bogestra.de
1. Mai, Bad Schandau: Sonderfahrten
auf Kirnitzschtalbahn mit historischen Fahrzeugen.
Es gilt der normale Fahrpreis zzgl.
eines Obolus von 1 € pro Fahrt, den Fahrplan
gibt es unter www.ovps.de/verein
17. bis 19. Mai, Woltersdorf: 100 Jahre
Woltersdorfer Straßenbahn – voraussichtlich
mit Gastfahrzeugen
25. Mai, Augsburg: 18.30 Uhr Themenabend
des Stadtarchivs, Vortrag von Tobias
Brenner: Wie die Tram nach Augsburg kam,
Ort: Depot Lechhausen
25./26. Mai, Chemnitz: Tage der offenen
Tür und die Museumsnacht im CVAG-Busbetriebshof,
Werner-Seelenbinder-Str. 13. Im
Rahmen der 10. internationalen Modell-
Straßenbahn-Ausstellung werden mehr als
20 Modellstraßenbahnanlagen präsentiert.
Geöffnet ist am Sonnabend von 13 Uhr bis
1 Uhr nachts sowie am Sonntag von 12 bis
16 Uhr. Zeitgleich hat jeweils das Straßenbahnmuseum
Chemnitz, Zwickauer Str. 164,
geöffnet. Auskünfte zu den Miniatur-Trams:
kleinestrassenbahn2013@web.de, zum Museum
über: strassenbahn-chemnitz.de, claudia.mann@strassenbahn-chemnitz.de
Österreich
Buchhandlung Herder, 1010 Wien,
Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,
1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische
Fachbuch handlung, 1040 Wien,
Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die
Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.
17 · Buchhandlung J. Heyn,
9020 Klagenfurt, Kramer gasse 2-4
Belgien
Musée du Transport Urbain Bruxellois,
1090 Brüssel, Boulevard de Smet de
Naeyer 423/1
Tschechien
Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1
Klimentska 32
Dänemark
Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -
husene, Brandvaenget 60
Spanien
Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad
de Elche 5
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Luxemburg
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Den Haag, Westeinde 57 · Railpress
Papendrecht, 2951 GN, Alblasserdam,
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jernbane AS, 6815 ES, Arnheim, Kluizeweg
474
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Layout: Axel Ladleif
Litho: Cromika, Verona
Druck: Stürtz GmbH,
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Verlag:
GeraMond Verlag GmbH,
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Geschäftsführung:
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Herstellungsleitung:
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Vertrieb Zeitschriften:
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erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -
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über jeden neuen Leser
A. MAUSOLF
TOPTHEMA Neue Bahnen braucht das Land!
Von zahlreichen Betrieben in Deutschland werden derzeit neue Straßen- oder Stadtbahnwagen beschafft. Namen
wie Avenio, Vamos oder Tramino stehen im Raum, wenn es um die Ablösung von M- und N-Wagen oder anderen
Klassikern geht. Doch welcher Betrieb hat wie viele neue Wagen bestellt? Wo setzt man noch länger auf ältere
Fahrzeuge Wie schnell geht der Generationswechsel in Deutschland? Das nächste Heft liefert die Antworten!
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
Schubkräfte an der Weser
Vor 15 Jahren begann in Bremen ein Jahr, das den ÖPNV
gleich mehrfach voranbrachte. Stand in der Hansestadt
zuvor der motorisierte Individualverkehr ganz oben auf der
Prioritätenliste, so wurde 1998 die Rolle der Straßenbahn
gestärkt. Bis heute wirken an der Weser diese Schubkräfte –
ein Überblick.
Die Mitteleinstieg-Wagen
der Berliner Straßenbahn
In den 1920er-Jahren gab es in Berlin einen großen Bedarf
an neuen Straßenbahnfahrzeugen. 1926 stellte die Berliner
Straßenbahn-Betriebs GmbH die ersten Triebwagen mit
Mitteleinstieg in Dienst, weitere Serien folgten. Der Beitrag
stellt alle Typen und deren Einsatz im Detail vor – bis zur
Abstellung im West- und Ostteil Berlins.
Schweiz: Gegenüber dem
Bus durchgesetzt
Im vergangenen Jahr feierte die Frauenfeld-Wil-Bahn ihr
125. Jubiläum. Der fast auf seiner ganzen Streckenlänge unmittelbar
neben der Straße herführende elektrische Betrieb
befördert mehr als eine Million Fahrgäste im Jahr. 2013
werden neue Wagen erwartet – ein Porträt der 17 km
langen Strecke.
Ruhrort – Mit der Tram zu den
»großen Pötten« im Pott
Lange bevor ein gewisser Schimanski ab Juni 1981 der
Stadt Duisburg mit seinem „Tatort“-Debüt „Duisburg-Ruhrort“
ein vielbeachtetes Image verlieh, übte der Kleinkosmos
des Stadtteils Ruhrort bereits Faszination auf Tramfreunde
aus. Andreas Mausolf schaut, wie es hier vor 30 Jahren
aussah und wie sich Ruhrort heute präsentiert.
A. MARKS
A. MAUSOLF
André Marks,
verantwortlicher Redakteur
Ende gut …?
Schaden durch
Schienenkartell
Anfang dieses Jahres wurde bekannt,
dass die Staatsanwaltschaft Bochum
seit 2011 Ermittlungen gegen verschiedene
Hersteller von Schienen
führt. Es liegt der Verdacht vor, dass
es unter den Anbietern unerlaubte
Preisabsprachen gegeben hat. Unter
den geschädigten Unternehmen sind
neben der Deutschen Bahn AG und
anderen Eisenbahngesellschaften vor
allem auch städtische Verkehrsbetriebe.
Diese kommunalen Gesellschaften
fordern nun Schadenersatz. Dabei stehen
mehrere Millionen Euro im Raum!
Die Gruppe der Geschädigten ist groß
– sie reicht von der Bremer und der
Rostocker Straßenbahn AG über die
Berliner Verkehrsbetriebe, Düssel -
dorfer Rheinbahn und Essener Verkehrs-AG
bis hin zu den Stadtwerken
München. Im Osten seien auch die
Betriebe in Schwerin, Magdeburg,
Halle, Leipzig, Jena, Erfurt und Gotha
betroffen. Insgesamt sollen kommunale
Nahverkehrsunternehmen in
mehr als 100 Fällen Opfer eines Kartells
gewesen sein. Diesem Vorwurf
stellen sich derzeit die Stahlunternehmen
Thyssen-Krupp und Voest -
alpine Klöckner Bahntechnik. Sie sollen
in den vergangenen 30 Jahren die
Preise für Schienen und Weichen
heimlich abgesprochen haben, um
größere Gewinne zu erzielen.
Zur Erstattung des entstandenen
Schadens stimmen sich die kommunalen
Verkehrsbetriebe derzeit mit
dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
(VDV) ab. AM
DAS STRASSENBAHN MAGAZIN 4/2013 erscheint am 22. März 2013
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Das besondere Bild
Das besondere Bild
Ein Jahr vor der Stilllegung der Straßenbahn Esslingen –
Nellingen – Denkendorf (END) entspannt sich im
Jahre 1977 am Esslinger Bahnhof das Personal des vierachsigen
Triebwagens 6 vor der Abfahrt nach Neuhausen.
Die meterspurige Überlandstraßenbahn wurde 1926 eröffnet,
drei Jahre später kam ein Abzweig von Nellingen
nach Neuhausen hinzu. In der Hauptverkehrszeit verließ
alle zwölf Minuten ein Beiwagenzug die Endstation in der
Nähe des Neckars, abwechselnd ging eine Fahrt nach
Denkendorf oder nach Neuhausen.
Der abgebildete Triebwagen 6, 1927 gebaut und immer
mit derselben türkisgrünen Farbgebung unterwegs, wurde
der Nachwelt vorerst erhalten. 1981 gelangte er in
die private Fahrzeug-sammlung nach Marxzell
im nördlichen Schwarzwald. Da er dort aber
stets im Freien stand, verrottete der hölzerne
Wagenkasten langsam. Nach mehr als 20 Jahren
unter freiem Himmel wurde Tw 6 nach
der Jahrtausendwende verschrottet.
OLAF GÜTTLER
Das besondere Bild
Ein Jahr vor der Stilllegung der Straßenbahn Esslingen – Nellingen – Denkendorf (END) entspannte sich im Jahre 1977 am Esslinger
Bahnhof das Personal des vierachsigen Triebwagens 6 vor der Abfahrt nach Neuhausen. Die meterspurige Überlandstraßenbahn wurde
1926 eröffnet, drei Jahre später kam ein Abzweig von Nellingen nach Neuhausen hinzu. In der Hauptverkehrszeit verließ alle zwölf Minuten
ein Beiwagenzug die Endstation in der Nähe des Neckars, abwechselnd ging eine Fahrt nach Denkendorf oder nach Neuhausen. Der
abgebildete Triebwagen 6, 1927 gebaut und immer mit derselben Farbgebung (türkisgrün) unterwegs, wurde der Nachwelt vorerst erhalten.
1981 gelangte er in die private Fahrzeugsammlung nach Marxzell im nördlichen Schwarzwald. Da er dort aber stets im Freien stand,
verrottete der hölzerne Wagenkasten langsam. Nach mehr als 20 Jahren unter freiem Himmel wurde der Wagen 6 nach der Jahrtausendwende
verschrottet. OLAF GÜTTLER
STRASSENBAHN MAGAZIN 3 | 2013
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