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numis SPECIAL Wie sicher ist unser Euro? (Vorschau)

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Österreich € 5,10, Benelux € 5,10, Schweiz/Liechtenstein sfr 7,50, Dänemark dkr 42, Italien € 5,50<br />

<strong>Wie</strong> <strong>sicher</strong> <strong>ist</strong><br />

<strong>unser</strong> <strong>Euro</strong>?<br />

<strong>numis</strong><strong>SPECIAL</strong>.de<br />

EZB<br />

Geschichte und<br />

Aufgaben einer Weltbank<br />

Münze Österreich<br />

Nicht nur<br />

eine Münzstätte<br />

Sotheby’s<br />

Eines der ältesten<br />

Auktionshäuser der Welt


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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

mit der zweiten „<strong>numis</strong> <strong>SPECIAL</strong>“-Ausgabe führen wir <strong>unser</strong>e neue Serie<br />

des Wissensmagazins rund ums Geld fort.<br />

Mit speziellen Leitartikeln wie zum Beispiel der EZB-Geschichte,<br />

Aufgaben einer Weltbank und Sotheby’s – eines der ältesten Auktionshäuser<br />

der Welt, prägen wir auch in der Zukunft <strong>unser</strong> Wissensmagazin zu einer<br />

interessanten Lektüre für Sie.<br />

Seien Sie gespannt auf die nächsten Ausgaben.<br />

Themen wie Vatikan - die Geldmaschine, „Engel“ das neue Geld,<br />

Anlagemünzen und viele weitere interessante Themen begleiten <strong>unser</strong><br />

Wissensmagazin in Zukunft.<br />

Helfen Sie auch mit!<br />

Wir suchen immer interessante Themen und Meinungen rund ums Geld.<br />

Schreiben Sie einfach eine E-Mail an: redaktion@<strong>numis</strong>special.de<br />

Viel Spaß beim Lesen ...<br />

... wünscht Ihnen Ihr<br />

Ralf Enders, Chefredakteur<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 3


InHALT<br />

18<br />

TITELTHEMA<br />

<strong>Wie</strong> <strong>sicher</strong> <strong>ist</strong> <strong>unser</strong> EURO?<br />

Die <strong>Euro</strong>päische Zentralbank und ihre Geschichte<br />

Die „Gründungsväter“ <strong>Euro</strong>pas, die in den Fünfzigerjahren die Verträge von Rom<br />

aushandelten, dachten noch nicht über eine gemeinsame Währung nach.<br />

Die ursprünglichen Ziele der <strong>Euro</strong>päischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) waren<br />

weitgehend auf die Schaffung einer Zollunion und eines Gemeinsamen Agrarmarktes<br />

beschränkt; eine Integration im währungspolitischen Bereich wurde hierfür<br />

nicht als notwendig erachtet.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 18<br />

4 | <strong>numis</strong> Special 06/12


InHALT<br />

30<br />

44<br />

52<br />

60 70<br />

THEMEn<br />

RUBRIKEn<br />

Die <strong>Euro</strong>päische Zentralbank<br />

und ihre Geschichte ........................ 18<br />

Die Aufgaben der EZB und die<br />

Zukunft<strong>sicher</strong>heit des EURO .......... 30<br />

Impressionen vom Bau und der<br />

Grundsteinlegung der EZB ............. 34<br />

<strong>Wie</strong> <strong>sicher</strong> <strong>ist</strong> der EURO?<br />

Sicherheitsmerkmale<br />

und Techniken ................................. 38<br />

Geldwäsche? Sichere Banknoten?<br />

Kein Problem! ................................. 42<br />

Die Abschaffung<br />

des Kupfercents .............................. 44<br />

Tresore<br />

Ein guter Tresor <strong>ist</strong> Gold wert! ....... 52<br />

Auktionshaus Sotheby’s<br />

Eine der besten Adressen,<br />

wenn es um Kunst geht ................... 60<br />

Das besondere Objekt<br />

Teil 1 - Was kommuniziert Geld ..... 66<br />

Münze Österreich<br />

Nicht nur eine Münzstätte ............... 70<br />

Editorial .............................................. 3<br />

Kuriositäten rund ums Geld ............... 6<br />

<strong>numis</strong> Special Abo ............................ 43<br />

Cartoons ........................................... 49<br />

<strong>numis</strong> Special Rätsel ........................ 51<br />

Impressum ........................................ 82<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 5


6 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Kuriositäten rund ums Geld<br />

Unsere neue Serie zum Schmunzeln<br />

und Nachdenken<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 7


KURIOSITäTEn<br />

George Washington, ein Mann mit vielen Gesichtern.<br />

Für alle Fans ein Muß!<br />

Mit diesem 100 Dollar-Schein gedenkt<br />

Amerika der Star Wars-Saga.<br />

8 | <strong>numis</strong> Special 06/12


KURIOSITäTEn<br />

Die größte fre<strong>ist</strong>ehende Münze der Welt.<br />

„Big Nickel“ steht in Ontario Kanada und<br />

<strong>ist</strong> über 9 m hoch.<br />

Die Nachbildung des Fünf-Cent-Stückes<br />

<strong>ist</strong> heute in Kanada für Tour<strong>ist</strong>en eine riesen Attraktion.<br />

Auch David Bowie (Ziggy Stardust)<br />

hat seinen eigenen 100-Dollar-Schein.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 9


10 | <strong>numis</strong> Special 06/12


KURIOSITäTEn<br />

Künstler wagen sich Geld und Kunst<br />

in attraktiven und ästhetischen Bildern der<br />

Moderne zu verschmelzen.<br />

Die Verbindung von Musik und Geld<br />

wird in diesem Bild harmonisch<br />

zum Ausdruck gebracht.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 11


KURIOSITäTEn<br />

12 | <strong>numis</strong> Special 06/12


KURIOSITäTEn<br />

Schönes Betreuungsgeld?<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 13


Das EROS-Geld sollte nur ein Scherz sein,<br />

aber ein Tscheche tauschte einen<br />

1000-EROS-Schein in echtes Geld um.<br />

24.000 Kronen bekam der 47-jährige dafür.<br />

14 | <strong>numis</strong> Special 06/12


KURIOSITäTEn<br />

Das Freundschaftsgeld der Vergangenheit.<br />

Test-Druck einer Jules Verne Banknote.<br />

„Elvis lebt“...<br />

... auch auf einem englischen<br />

20-Pfund-Geldschein.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 15


16 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 17


<strong>Wie</strong> <strong>sicher</strong> <strong>ist</strong> <strong>unser</strong> <strong>Euro</strong>?<br />

Die <strong>Euro</strong>päische Zentralbank<br />

und ihre Geschichte<br />

18 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 19


GESCHICHTE DER EZB<br />

<strong>Wie</strong> hat alles begonnen?<br />

Als einen möglichen Ausgangspunkt<br />

dieser Chronik<br />

der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion<br />

könnte man die Römischen<br />

Verträge ansehen, die am 1. Januar 1958<br />

in Kraft traten. Immerhin <strong>ist</strong> die Verwirklichung<br />

der WWU wahrscheinlich einer<br />

der bisher größten Erfolge auf dem Weg<br />

zu einem vereinten <strong>Euro</strong>pa.<br />

Der Gedanke einer gemeinsamen<br />

Währung lag den Verfassern der Römischen<br />

Verträge allerdings noch fern; die<br />

Ziele der ursprünglichen Verträge waren<br />

viel enger gesteckt.<br />

Auch das Jahr 1989 könnte als Ausgangspunkt<br />

angesehen werden; damals<br />

beschloss der <strong>Euro</strong>päische Rat, die<br />

WWU noch vor Ende des Jahrhunderts<br />

zu verwirklichen. Allerdings wäre es aus<br />

h<strong>ist</strong>orischer Sicht nicht korrekt, die<br />

ersten Schritte auf dem Weg zur währungspolitischen<br />

Integration in <strong>Euro</strong>pa,<br />

die Mitte der Sechzigerjahre ihren Anfang<br />

nahm, außer Acht zu lassen. Die<br />

ersten Versuche zur Schaffung einer<br />

Währungsunion waren von unterschiedlich<br />

großem Erfolg gekennzeichnet,<br />

wobei sich Fortschritte und Rückschläge<br />

die Waage hielten.<br />

Dennoch waren die Errungenschaften<br />

dieser Zeit sowie einige der gewonnenen<br />

Erfahrungen für die Gestaltung des<br />

währungspolitischen Integrationsprozesses,<br />

der in den Neunzigerjahren schließlich<br />

auf den Weg gebracht wurde,<br />

unverzichtbar.<br />

Vor diesem Hintergrund dürften sich das<br />

Jahr 1962 und ein Dokument der <strong>Euro</strong>päischen<br />

Kommission, das so genannte<br />

Marjolin-Memorandum, als geeignetster<br />

Ausgangspunkt erweisen. Aufgrund des<br />

genannten Memorandums fanden auf<br />

Gemeinschaftsebene die ersten Gesprä-<br />

20 | <strong>numis</strong> Special 06/12


GESCHICHTE DER EZB<br />

che über die währungspolitische Integration<br />

statt, und es kam zu den ersten,<br />

wenn auch sehr begrenzten, Maßnahmen<br />

im Bereich der währungspolitischen<br />

Zusammenarbeit.<br />

Erste Schritte auf dem<br />

Weg zur währungspolitischen<br />

Integration<br />

in <strong>Euro</strong>pa<br />

Die „Gründungsväter“ <strong>Euro</strong>pas, die in<br />

den Fünfzigerjahren die Verträge von<br />

Rom aushandelten, dachten noch nicht<br />

über eine gemeinsame Währung nach.<br />

Die ursprünglichen Ziele der <strong>Euro</strong>päischen<br />

Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)<br />

waren weitgehend auf die Schaffung<br />

einer Zollunion und eines Gemeinsamen<br />

Agrarmarktes beschränkt; eine Integration<br />

im währungspolitischen Bereich<br />

wurde hierfür nicht als notwendig erachtet.<br />

Zudem nahmen damals sämtliche<br />

EWG-Staaten an einem gut funktionierenden<br />

internationalen Währungssystem,<br />

dem Bretton-Woods-System, teil.<br />

Im Rahmen dieses Systems waren die<br />

Wechselkurse fest, aber anpassungsfähig,<br />

und blieben bis Mitte der Sechzigerjahre<br />

sowohl innerhalb der EWG als<br />

auch weltweit relativ stabil.<br />

Der Gedanke einer gemeinsamen<br />

Währung für die Mitgliedstaaten der<br />

EWG wurde erstmals im so genannten<br />

Marjolin-Memorandum der <strong>Euro</strong>päischen<br />

Kommission vom 24. Oktober<br />

1962 angestoßen. In diesem Memorandum<br />

forderte die Kommission, dass die<br />

Zollunion bis Ende der Sechzigerjahre<br />

zu einer Wirtschaftsunion mit unwiderruflich<br />

festgelegten Wechselkursen<br />

zwischen den Währungen der Mitgliedstaaten<br />

ausgebaut werden solle. Da das<br />

Bretton-Woods-System aber bereits eine<br />

weit reichende Wechselkursstabilität<br />

<strong>sicher</strong>stellte, waren die Mitgliedstaaten<br />

der Ansicht, dass die Wechselkursstabi-<br />

Bildquelle: EZB<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 21


GESCHICHTE DER EZB<br />

lität innerhalb der EWG gewährle<strong>ist</strong>et<br />

werden könne, ohne neue institutionelle<br />

Vereinbarungen auf Gemeinschaftsebene<br />

zu treffen. Daher zog dieses Memorandum<br />

keine weiteren Maßnahmen außer<br />

der Gründung eines Ausschusses der<br />

Präsidenten der Zentralbanken der Mitgliedstaaten<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

(nachfolgend als<br />

„Ausschuss der Zentralbankpräsidenten“<br />

bezeichnet) im Jahr 1964 nach sich. Der<br />

Ausschuss der Zentralbankpräsidenten<br />

ergänzte den in Artikel 105 Absatz 2 des<br />

EWG-Vertrags vorgesehenen Währungsausschuss.<br />

Anfänglich hatte der Ausschuss der<br />

Zentralbankpräsidenten nur ein sehr<br />

begrenztes Mandat, doch mit der Zeit<br />

gewann er zunehmend an Bedeutung<br />

und rückte in den Mittelpunkt der<br />

währungspolitischen Zusammenarbeit<br />

zwischen den Zentralbanken der Gemeinschaft.<br />

In dieser Eigenschaft entwickelte<br />

und gestaltete der Ausschuss die<br />

Rahmenbedingungen der währungspolitischen<br />

Kooperation, die in der Folge auf<br />

Gemeinschaftsebene festgelegt wurden.<br />

Die Arbeit des Ausschusses erwies<br />

sich auch für die letzten Schritte auf dem<br />

Weg zur WWU als bedeutsam. Bis Ende<br />

der Sechzigerjahre hatte sich das internationale<br />

Umfeld erheblich gewandelt.<br />

Das Bretton-Woods-System zeigte infolge<br />

der Zahlungsbilanzpolitik der Vereinigten<br />

Staaten immer mehr Anzeichen<br />

von Anspannung. Bei den Mitgliedstaaten<br />

der EWG bildeten sich zunehmend<br />

unterschiedliche wirtschaftspolitische<br />

Prioritäten heraus. Ein stärkeres<br />

Preis- und Kostengefälle zwischen den<br />

einzelnen Mitgliedern führte zu mehreren<br />

Wechselkurs- und Zahlungsbilanzkrisen,<br />

die wiederum die Zollunion und<br />

den Gemeinsamen Agrarmarkt, die bis<br />

dato recht gut funktioniert hatten, zu stören<br />

drohten.<br />

1969 legte die <strong>Euro</strong>päische Kommission<br />

den so genannten Barre-Plan vor, um in<br />

der Gemeinschaft eine eigene Identität<br />

im Währungsbereich zu schaffen. Auf<br />

der Grundlage dieses Plans forderten die<br />

Staats- und Regierungschefs auf ihrer<br />

Sitzung in Den Haag den Min<strong>ist</strong>errat<br />

dazu auf, einen Plan zur stufenweisen<br />

Verwirklichung einer Wirtschafts- und<br />

Währungsunion auszuarbeiten.<br />

Diese Aufgabe wurde von einer Expertenkommission<br />

unter der Leitung von<br />

Pierre Werner, dem damaligen Premiermin<strong>ist</strong>er<br />

von Luxemburg, übernommen.<br />

Der daraus hervorgegangene Werner-<br />

Bericht, der 1970 veröffentlicht wurde,<br />

sah die Schaffung einer Wirtschafts- und<br />

Währungsunion in mehreren Stufen bis<br />

1980 vor. Parallel zu diesen Entwicklungen<br />

wurden 1970 und 1971 die ersten<br />

Maßnahmen für einen Währungs- und<br />

Finanzbe<strong>ist</strong>and innerhalb der Gemeinschaft<br />

getroffen.<br />

Im März 1971 vereinbarten die Mitgliedstaaten<br />

die Schaffung einer Wirtschaftsund<br />

Währungsunion. In der ersten Stufe<br />

wurde ein gemeinsames System zur<br />

schrittweisen Verringerung der Schwankungsbandbreiten<br />

für die Währungen der<br />

Mitgliedstaaten eingeführt. Dieses System,<br />

auch „Währungsschlange“ genannt,<br />

wurde im April 1972 in Betrieb genommen.<br />

1973 wurde der <strong>Euro</strong>päische Fonds<br />

für währungspolitische Zusammenarbeit<br />

(EFWZ) als Kernstück einer zukünftigen<br />

Gemeinschaftsorganisation von Zentralbanken<br />

gegründet. Mit Blick auf die<br />

Verstärkung der wirtschaftspolitischen<br />

Koordinierung verabschiedete der Rat im<br />

Jahr 1974 eine Entscheidung zur Erreichung<br />

eines hohen Grades an Konvergenz<br />

in der Gemeinschaft sowie eine<br />

Richtlinie über Stabilität, Wachstum und<br />

Vollbeschäftigung.<br />

Mitte der Siebzigerjahre hatte der Integrationsprozess<br />

allerdings angesichts<br />

des von divergierenden wirtschaftspolitischen<br />

Reaktionen auf die damaligen<br />

Wirtschaftskrisen ausgehenden Drucks<br />

an Dynamik verloren.<br />

Von der Währungsschlange blieb nur<br />

noch ein Wechselkursmechanismus zwischen<br />

der D-Mark, den Währungen der<br />

Benelux-Länder und der Dänischen<br />

Krone übrig (eine Zeit lang gehörten<br />

auch zwei Drittlandswährungen – die<br />

schwedische Krone und die norwegische<br />

Krone – dem System an). Die übrigen<br />

Gemeinschaftswährungen nahmen nicht<br />

bzw. nur für kurze Zeit daran teil.<br />

Der EFWZ erwies sich als leere Hülle<br />

mit begrenzten Aufgaben der „Buchführung“:<br />

Da seine rechtliche Grundlage ihn<br />

den Institutionen der Gemeinschaft unterstellte,<br />

zögerten die Mitgliedstaaten<br />

und ihre Zentralbanken, ihm politische<br />

Funktionen zuzuweisen.<br />

<strong>Euro</strong>päisches Währungssystem<br />

und die Einheitliche<br />

<strong>Euro</strong>päische Akte<br />

Im März 1979 wurde der währungspolitische<br />

Integrationsprozess mit der<br />

Gründung des <strong>Euro</strong>päischen Währungssystems<br />

(EWS) erneut ins Rollen gebracht.<br />

Die Gründung des EWS beruhte<br />

auf einer Entschließung des <strong>Euro</strong>päischen<br />

Rates, und seine Funktionsweise<br />

wurde in einem Abkommen zwischen<br />

den teilnehmenden Zentralbanken festgeschrieben.<br />

Das EWS erwies sich für den weiteren<br />

währungspolitischen Integrationsprozess<br />

in <strong>Euro</strong>pa als besonders bedeutsam. Im<br />

Gegensatz zur Währungsschlange vermochte<br />

das EWS die me<strong>ist</strong>en Gemeinschaftswährungen<br />

in einem einheitlichen<br />

Wechselkurssystem unterzubringen. Einige<br />

Merkmale des EWS ähnelten der<br />

Währungsschlange; z.B. beruhte auch<br />

das EWS auf dem Konzept fester, aber<br />

anpassungsfähiger Leitkurse der teilnehmenden<br />

Gemeinschaftswährungen.<br />

Neu war jedoch die Einführung der<br />

<strong>Euro</strong>päischen Währungseinheit (ECU),<br />

die als ein „Währungskorb“ definiert<br />

war, der sich aus feststehenden Beträgen<br />

22 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Bildquelle: EZB<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 23


GESCHICHTE DER EZB<br />

der Währungen der Mitgliedstaaten<br />

zusammensetzte. Die ECU sollte als Bezugsgröße<br />

für den Wechselkursmechanismus<br />

(WKM), als Recheneinheit bei<br />

Interventions- und Kreditgeschäften<br />

sowie als Reservewährung und Zahlungsmittel<br />

zum Saldenausgleich für die<br />

teilnehmenden Zentralbanken dienen.<br />

Das EWS war jedoch nicht nur ein<br />

Wechselkursmechanismus. Im Einklang<br />

mit seinem Ziel, die interne und externe<br />

Geldwertstabilität zu fördern, beinhaltete<br />

das EWS auch die Anpassung der Geldpolitik<br />

und der Wirtschaftspolitik als<br />

Mittel zur Erreichung von Wechselkursstabilität.<br />

Die Teilnehmer schufen eine Region,<br />

in der zunehmend Geldwertstabilität<br />

herrschte und Kapitalverkehrskontrollen<br />

nach und nach gelockert wurden. Die<br />

Wechselkursvorgaben halfen Teilnehmerländern<br />

mit vergleichsweise hohen<br />

Inflationsraten maßgeblich bei der Eindämmung<br />

der Inflation vor allem über<br />

die Geldpolitik. Sie trugen also dazu bei,<br />

dass sich die Inflationsraten einander<br />

annäherten und auf ein niedrigeres<br />

Niveau fielen und führten zu einem<br />

hohen Maß an Wechselkursstabilität.<br />

Dies führte wiederum in vielen Ländern<br />

zu geringeren Kostensteigerungen und<br />

zu einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung.<br />

Darüber hinaus schützten die verminderte<br />

Un<strong>sicher</strong>heit über die Wechselkursentwicklung<br />

und das Bewusstsein, dass<br />

die Paritäten der teilnehmenden Währungen<br />

nicht allzu stark von den wirtschaftlichen<br />

Fundamentaldaten abweichen<br />

durften, den innereuropäischen Handel<br />

vor einer übermäßigen Wechselkursvolatilität.<br />

Wenngleich das EWS in den Mittelpunkt<br />

der verbesserten Koordinierung der<br />

Geldpolitik rückte, war sein Erfolg hinsichtlich<br />

einer stärkeren Annäherung<br />

der Wirtschaftspolitiken recht begrenzt.<br />

Auch die unzureichende finanzpolitische<br />

Konvergenz sorgte weiterhin für Spannungen:<br />

Einige Länder wiesen dauerhaft<br />

hohe Haushaltsdefizite auf (weshalb es<br />

Anfang der Neunzigerjahre zu mehreren<br />

Wechselkurskrisen kam), was eine überproportionale<br />

Belastung für die Geldpolitik<br />

darstellte.<br />

Die Entschließung des <strong>Euro</strong>päischen<br />

Rates von 1978 sah vor, dass die ECU<br />

im Mittelpunkt des EWS stehen sollte,<br />

doch in der Praxis spielte sie nur eine<br />

untergeordnete Rolle für die Funktionsweise<br />

des Systems. An den Finanzmärkten<br />

wurde ihr mit der Zeit allerdings eine<br />

gewisse Bedeutung als Mittel der Portfoliodiversifizierung<br />

und zur Ab<strong>sicher</strong>ung<br />

gegen Währungsrisiken beigemessen.<br />

Grund für den Anstieg der in ECU getätigten<br />

Finanzmarkttransaktionen war das<br />

steigende Volumen von auf ECU lautenden<br />

Schuldtiteln, die von Einrichtungen<br />

der Gemeinschaft und öffentlichen<br />

Stellen einiger Mitgliedstaaten begeben<br />

wurden. Aufgrund des Fehlens eines<br />

Ankers für die ECU blieben die weiteren<br />

Perspektiven für den ECU-Markt allerdings<br />

beschränkt.<br />

Einen weiteren Impuls erfuhr die Wirtschafts-<br />

und Währungsunion durch die<br />

Verabschiedung der Einheitlichen <strong>Euro</strong>päischen<br />

Akte (EEA), die im Februar<br />

1986 unterzeichnet wurde und am 1. Juli<br />

1987 in Kraft trat. Hauptziel dieser Akte<br />

war es, den Binnenmarkt als ein weiteres<br />

Ziel der Gemeinschaft einzuführen, die<br />

erforderlichen Veränderungen zur Vollendung<br />

des Binnenmarktes vorzunehmen<br />

und zu bekräftigen, dass die<br />

Gemeinschaft über währungspolitische<br />

Befugnisse verfügen muss, um die Wirtschafts-<br />

und Währungsunion zu verwirklichen.<br />

Es kam unter den politischen Entscheidungsträgern<br />

zu einem zunehmenden<br />

Konsens darüber, dass ein Markt ohne<br />

Binnengrenzen die nationalen Volkswirtschaften<br />

enger miteinander verknüpfen<br />

und das wirtschaftliche Zusammenwachsen<br />

innerhalb der Gemeinschaft spürbar<br />

fördern würde. Dadurch würde wiederum<br />

der politische Spielraum auf<br />

nationaler Ebene verringert, und die<br />

Mitgliedstaaten wären verpflichtet, ihre<br />

Wirtschaftspolitik stärker einander anzugleichen.<br />

Würde kein höheres Maß an<br />

Konvergenz erzielt, so würden der freie<br />

Kapitalverkehr und integrierte Finanzmärkte<br />

den Erwartungen zufolge eine<br />

unangemessene Belastung für die Geldpolitik<br />

darstellen. Der Integrationsprozess<br />

erforderte daher eine stärkere und<br />

effektivere wirtschaftspolitische Koordinierung,<br />

die durch den bestehenden institutionellen<br />

Rahmen nicht ausreichend<br />

abgedeckt erschien.<br />

Darüber hinaus war nicht anzunehmen,<br />

dass der Binnenmarkt ohne eine gemeinsame<br />

Währung sein volles Potenzial<br />

würde ausschöpfen können. Die Einführung<br />

einer einheitlichen Währung würde<br />

24 | <strong>numis</strong> Special 03/12


Bildquelle: Ralf Enders<br />

GESCHICHTE DER EZB<br />

eine höhere Pre<strong>ist</strong>ransparenz für Verbraucher<br />

und Anleger mit sich bringen,<br />

die Wechselkursrisiken innerhalb des<br />

Binnenmarkts beseitigen, die Transaktionskosten<br />

reduzieren und folglich den<br />

wirtschaftlichen Wohlstand in der Gemeinschaft<br />

deutlich erhöhen.<br />

Vor diesem Hintergrund beschlossen die<br />

damaligen zwölf Mitgliedstaaten der<br />

<strong>Euro</strong>päischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

im Jahr 1988, den Prozess zur Schaffung<br />

der WWU wieder in Gang zu bringen.<br />

In den Bereichen, in denen der Werner-<br />

Plan Anfang der Siebzigerjahre gescheitert<br />

war, erwies sich der zweite Anlauf<br />

als Erfolg, und der Traum von einer gemeinsamen<br />

Währung wurde schließlich<br />

Wirklichkeit.<br />

Der Vertrag über die<br />

<strong>Euro</strong>päische Union<br />

Im Juni 1988 bestätigte der <strong>Euro</strong>päische<br />

Rat das Ziel einer stufenweisen Verwirklichung<br />

der Wirtschafts- und Währungsunion<br />

und beauftragte einen Ausschuss<br />

unter dem Vorsitz von Jacques Delors,<br />

dem damaligen Präsidenten der <strong>Euro</strong>päischen<br />

Kommission, konkrete Schritte<br />

hierzu vorzuschlagen. Mitglieder des<br />

Ausschusses waren neben den Präsidenten<br />

der nationalen Zentralbanken der<br />

Gemeinschaft auch Alexandre Lamfalussy,<br />

Generaldirektor der Bank für Internationalen<br />

Zahlungsausgleich (BIZ),<br />

Niels Thygesen, Professor für Wirtschaftswissenschaften<br />

in Kopenhagen,<br />

Miguel Boyer, Präsident der Banco Exterior<br />

de España, und Frans Andriessen,<br />

Mitglied der <strong>Euro</strong>päischen Kommission.<br />

In dem von diesem Gremium am<br />

17. April 1989 vorgelegten „Delors-<br />

Bericht“ wurde empfohlen, die Wirtschafts-<br />

und Währungsunion in drei<br />

aufeinander aufbauenden Stufen zu verwirklichen.<br />

• In der ersten Stufe sollte das Hauptaugenmerk<br />

auf der Vollendung des<br />

Binnenmarktes, der Verringerung von<br />

Disparitäten zwischen den Wirtschaftspolitiken<br />

der Mitgliedstaaten, der Beseitigung<br />

sämtlicher Hindernisse, die<br />

der finanzpolitischen Integration im<br />

Wege standen, und der Intensivierung<br />

der währungspolitischen Zusammenarbeit<br />

liegen.<br />

• Die zweite Stufe sollte der Vorbereitung<br />

des Übergangs in die Endstufe<br />

dienen. Ziel dabei war es, die institutionellen<br />

und organisatorischen Voraussetzungen<br />

für die Vollendung der WWU<br />

zu schaffen und die wirtschaftliche<br />

Konvergenz voranzutreiben.<br />

• In der dritten Stufe sollten die Wechselkurse<br />

unwiderruflich festgelegt und den<br />

verschiedenen Organen und Institutionen<br />

der Gemeinschaft die volle geldpolitische<br />

und wirtschaftliche Verantwortung<br />

übertragen werden.<br />

Während die erste Stufe innerhalb des<br />

bestehenden institutionellen Rahmens<br />

der Gemeinschaft umgesetzt werden<br />

konnte, waren zur Verwirklichung der<br />

zweiten und dritten Stufe einige Änderungen<br />

an diesem Rahmen erforderlich.<br />

Daher musste der Vertrag zur Gründung<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

entsprechend überarbeitet werden.<br />

Zu diesem Zweck wurden im November<br />

1990 zwei Regierungskonferenzen einberufen.<br />

Aufgabe der einen Konferenz<br />

war es, über die WWU zu beraten; die<br />

andere sollte sich mit der Weiterentwicklung<br />

der Gemeinschaft zu einer politischen<br />

Union befassen.<br />

Der <strong>Euro</strong>päische Rat hatte den Min<strong>ist</strong>errat,<br />

die <strong>Euro</strong>päische Kommission, den<br />

Währungsausschuss und den Ausschuss<br />

der Zentralbankpräsidenten darum gebeten,<br />

die Regierungskonferenz über die<br />

WWU ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich<br />

entsprechend vorzubereiten.<br />

Das Ergebnis der beiden Konferenzen<br />

war der Vertrag über die <strong>Euro</strong>päische<br />

Union (EU-Vertrag bzw. „Vertrag von<br />

Maastricht“), der am 7. Februar 1992 in<br />

Maastricht unterzeichnet wurde. Der<br />

EU-Vertrag begründete die <strong>Euro</strong>päische<br />

Union und änderte die Gründungsverträge<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Gemeinschaften.<br />

Hierdurch wurde dem EWG-Vertrag<br />

unter anderem ein neues Kapitel über die<br />

Wirtschafts und Währungspolitik hinzugefügt.<br />

Dieses neue Kapitel schuf die<br />

Grundlage für die WWU und gab ein<br />

Verfahren und einen Zeitplan für ihre<br />

Realisierung vor.<br />

Um den zunehmenden Kompetenzen<br />

und Zuständigkeiten der Gemeinschaft<br />

Rechnung zu tragen, wurde die EWG in<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 25


GESCHICHTE DER EZB<br />

<strong>Euro</strong>päische Gemeinschaft (EG) umbenannt.<br />

Die Satzung des <strong>Euro</strong>päischen<br />

Systems der Zentralbanken und der<br />

<strong>Euro</strong>päischen Zentralbank (ESZB-Satzung)<br />

und die Satzung des <strong>Euro</strong>päischen<br />

Währungsinstituts (EWI-Satzung) wurden<br />

dem EG-Vertrag als Protokolle beigefügt.<br />

Dänemark und dem Vereinigten<br />

Königreich wurde ein Sonderstatus eingeräumt,<br />

aufgrund dessen sie nicht dazu<br />

verpflichtet sind, an der dritten Stufe der<br />

WWU teilzunehmen.<br />

Der EU-Vertrag sollte am 1. Januar 1993<br />

in Kraft treten. Aufgrund einiger Verzögerungen<br />

bei den innerstaatlichen Ratifizierungsverfahren<br />

in Dänemark und<br />

Deutschland trat er allerdings erst am<br />

1. November 1993 in Kraft.<br />

Die Verwirklichung der<br />

WWU und die Einführung<br />

des <strong>Euro</strong><br />

Auf der Grundlage des Delors-Berichts<br />

beschloss der <strong>Euro</strong>päische Rat im Juni<br />

1989, dass die erste Stufe der Wirtschafts-<br />

und Währungsunion am 1. Juli<br />

1990 beginnen sollte; von diesem Tag an<br />

sollten grundsätzlich alle Beschränkungen<br />

des Kapitalverkehrs zwischen den<br />

Mitgliedstaaten aufgehoben sein.<br />

Damals wurden dem Ausschuss der<br />

Zentralbankpräsidenten der Mitgliedstaaten<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

weitere Verantwortlichkeiten<br />

übertragen, die in einem Ratsbeschluss<br />

vom 12. März 1990 festgehalten wurden.<br />

Dazu zählten die Durchführung von<br />

Konsultationen über die Geldpolitik der<br />

Mitgliedstaaten und die Verbesserung<br />

der Koordination derselben mit dem<br />

Ziel, Preisstabilität zu erreichen.<br />

In Anbetracht der relativ kurzen zur<br />

Verfügung stehenden Zeit und der Komplexität<br />

der Aufgaben veranlasste der<br />

Ausschuss der Zentralbankpräsidenten<br />

unmittelbar nach der Unterzeichnung des<br />

Vertrags von Maastricht die Vorbereitungen<br />

für die dritte Stufe der Wirtschaftsund<br />

Währungsunion.<br />

In einem ersten Schritt sollten alle Fragen,<br />

die einer frühzeitigen Klärung bedurften,<br />

ermittelt und bis Ende 1993 ein<br />

Arbeitsprogramm erstellt werden. Ferner<br />

mussten die bereits bestehenden Unterausschüsse<br />

und die neuen Arbeitsgruppen,<br />

die zur Untersuchung bestimmter<br />

Themen eingerichtet worden waren, ein<br />

entsprechendes Mandat erhalten.<br />

Mit der Errichtung des EWI am 1. Januar<br />

1994 begann die zweite Stufe der Wirtschafts-<br />

und Währungsunion. Das EWI<br />

wurde als Übergangsinstitution ins<br />

Leben gerufen, um die dritte Stufe<br />

der WWU vorzubereiten, während die<br />

Durchführung der Geld- und Wechselkurspolitik<br />

in der <strong>Euro</strong>päischen Union<br />

weiterhin den nationalen Behörden vorbehalten<br />

war. Der Ausschuss der Zentralbankpräsidenten<br />

wurde zwar aufgelöst,<br />

tatsächlich jedoch als Rat (Leitungsgremium)<br />

des EWI wieder eingesetzt.<br />

Die beiden Hauptaufgaben des EWI<br />

waren:<br />

• die Verstärkung der Zusammenarbeit<br />

zwischen den nationalen Zentralbanken<br />

und der Koordinierung der Geldpolitik<br />

und<br />

• die Durchführung der Vorarbeiten, die<br />

für die Errichtung des ESZB, die Verfolgung<br />

einer einheitlichen Geldpolitik<br />

und die Schaffung einer gemeinsamen<br />

Währung in der dritten Stufe der WWU<br />

erforderlich waren.<br />

Im Dezember 1995 bestätigte der <strong>Euro</strong>päische<br />

Rat von Madrid, dass die dritte<br />

Stufe der WWU am 1. Januar 1999 beginnen<br />

würde. Außerdem legte er für die<br />

Gemeinschaftswährung, die mit Beginn<br />

der dritten Stufe eingeführt werden<br />

sollte, die Bezeichnung „<strong>Euro</strong>“ fest und<br />

gab den Zeitplan für den Übergang zum<br />

<strong>Euro</strong> bekannt. Die Grundlage für dieses<br />

Szenario bildeten im Wesentlichen detaillierte<br />

Vorschläge, die vom EWI ausgearbeitet<br />

worden waren und in denen<br />

auch die Formulierung „Übergang zum<br />

<strong>Euro</strong>“ anstelle von „Einführung des<br />

<strong>Euro</strong>“ verwendet wurde, um das Wesen<br />

des Übergangs zur Gemeinschaftswährung<br />

widerzuspiegeln.<br />

Im Rahmen seines Übergangsszenarios<br />

sprach sich das EWI für einen Übergangszeitraum<br />

von drei Jahren ab dem<br />

1. Januar 1999 aus, um dem unterschiedlichen<br />

Tempo Rechnung zu tragen, in<br />

dem sich die verschiedenen Wirtschaftsakteure<br />

(z.B. der Finanzsektor, die nichtfinanziellen<br />

Kapitalgesellschaften, der<br />

Staatssektor und die Bevölkerung) auf<br />

die einheitliche Währung einstellen<br />

könnten.<br />

Dem EWI wurde im Dezember 1995<br />

auch die Aufgabe übertragen, Vorarbeiten<br />

für die zukünftigen geld- und<br />

wechselkurspolitischen Beziehungen<br />

zwischen dem <strong>Euro</strong> und den Währungen<br />

der EU-Länder außerhalb des <strong>Euro</strong>-<br />

Währungsgebiets zu le<strong>ist</strong>en.<br />

Im Dezember 1996 legte das EWI dem<br />

<strong>Euro</strong>päischen Rat einen Bericht vor, der<br />

in der Folge die Grundlage für eine im<br />

Juni 1997 verabschiedete Entschließung<br />

des <strong>Euro</strong>päischen Rates über die Grundsätze<br />

und die wesentlichen Elemente<br />

des neuen Wechselkursmechanismus<br />

(WKM II)24 bildete.<br />

Im Dezember 1996 stellte das EWI dem<br />

<strong>Euro</strong>päischen Rat und der Öffentlichkeit<br />

den Entwurf vor, der den Wettbewerb zur<br />

Gestaltung der <strong>Euro</strong>-Banknoten gewonnen<br />

hatte und somit das Aussehen der<br />

Banknoten bestimmte, die am 1. Januar<br />

2002 vom ESZB in Umlauf gegeben<br />

würden. Die Gestaltung der <strong>Euro</strong>-Münzen,<br />

die von den EU-Mitgliedstaaten<br />

ausgegeben werden sollten, wurde 1997<br />

vom <strong>Euro</strong>päischen Rat gebilligt.<br />

Im Juni 1997 verabschiedete der <strong>Euro</strong>päische<br />

Rat den Stabilitäts- und Wachstumspakt,<br />

der die Vertragsbestimmungen<br />

26 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Bildquelle: Ralf Enders<br />

ergänzt und auf die Einhaltung der Haushaltsdisziplin<br />

in der WWU abzielt.<br />

Der Pakt besteht aus einer Entschließung<br />

des <strong>Euro</strong>päischen Rates und zwei<br />

Ratsverordnungen. Eine Erklärung des<br />

Rates vom Mai 1998 ergänzte den Pakt<br />

und verstärkte die entsprechenden Verpflichtungen.<br />

Die Mitgliedstaaten führten Maßnahmen<br />

zur Erfüllung der wirtschaftlichen<br />

„Konvergenzkriterien“ (Artikel 121 EG-<br />

Vertrag) durch und nahmen zahlreiche<br />

Änderungen an ihren innerstaatlichen<br />

Rechtsvorschriften vor, um sie mit der<br />

Verpflichtung zur rechtlichen Konvergenz<br />

in Einklang zu bringen (Artikel 109<br />

EG-Vertrag). Die Anpassungen betrafen<br />

in erster Linie die Zentralbanksatzungen<br />

und -gesetze hinsichtlich der Integration<br />

in das <strong>Euro</strong>system.<br />

Die letzten Entscheidungen zur WWU<br />

wurden ab Mai 1998 getroffen. Am<br />

2. Mai 1998 entschied der EU-Rat in<br />

der Zusammensetzung der Staats- und<br />

Regierungschefs einstimmig, dass elf<br />

Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland,<br />

Spanien, Frankreich, Irland, Italien,<br />

Luxemburg, Niederlande, Österreich,<br />

Portugal und Finnland) die notwendigen<br />

Voraussetzungen für die Einführung<br />

der einheitlichen Währung am 1. Januar<br />

1999 erfüllten und somit an der dritten<br />

Stufe der WWU teilnehmen würden.<br />

Aufgrund ihres Sonderstatus entschieden<br />

sich Dänemark und das Vereinigte<br />

Königreich, nicht an der dritten Stufe der<br />

WWU teilzunehmen; Griechenland und<br />

Schweden erfüllten zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht die Kriterien für die Einführung der<br />

Gemeinschaftswährung.<br />

Die Staats- und Regierungschefs erzielten<br />

ferner politisches Einvernehmen über<br />

die Mitglieder des künftigen Direktoriums<br />

der EZB. Gleichzeitig vereinbarten<br />

die Finanzmin<strong>ist</strong>er der Mitgliedstaaten,<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 27


GESCHICHTE DER EZB<br />

die die einheitliche Währung einführten,<br />

und die Präsidenten der nationalen<br />

Zentralbanken dieser Mitgliedstaaten gemeinsam<br />

mit der <strong>Euro</strong>päischen Kommission<br />

und dem EWI, zur Bestimmung<br />

der unwiderruflichen Umrechnungskurse<br />

für den <strong>Euro</strong> die aktuellen bilateralen<br />

WKM-Leitkurse der Währungen der teilnehmenden<br />

Mitgliedstaaten zugrunde zu<br />

legen.<br />

Am 25. Mai 1998 wurden der Präsident,<br />

der Vizepräsident und die vier weiteren<br />

Mitglieder des EZB-Direktoriums von<br />

den Regierungen der damals elf an der<br />

WWU teilnehmenden Mitgliedstaaten<br />

auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs<br />

einvernehmlich ernannt.<br />

Im Einklang mit Artikel 50 der ESZB-<br />

Satzung erfolgte ihre Ernennung auf<br />

Empfehlung des ECOFIN-Rates und<br />

nach Anhörung des <strong>Euro</strong>päischen Parlaments<br />

und des Rates des EWI (welcher<br />

anstelle des EZBRates handelte, da dieser<br />

noch nicht ex<strong>ist</strong>ierte).<br />

Die sechs Mitglieder des Direktoriums<br />

wurden mit Wirkung zum 1. Juni 1998,<br />

also mit Errichtung der EZB, ernannt.<br />

Das EWI hatte seine Aufgaben erfüllt<br />

und wurde im Einklang mit Artikel 123<br />

Absatz 2 des EG-Vertrags aufgelöst.<br />

Als Nachfolger des EWI konnte die<br />

EZB nicht nur auf dessen umfangreiche<br />

Vorarbeiten zurückgreifen, sondern auch<br />

auf seine gesamte Infrastruktur einschließlich<br />

eines Mitarbeiterstabs, der<br />

darauf vorbereitet war, in der Folge für<br />

die EZB zu arbeiten. Dies trug maßgeblich<br />

dazu bei, dass die EZB das <strong>Euro</strong>system<br />

innerhalb von nur sieben Monaten,<br />

also rechtzeitig zum Beginn der dritten<br />

Stufe, handlungsfähig machen und die<br />

Vorarbeiten für die <strong>Euro</strong>-Bargeldumstellung<br />

bis zum 1. Januar 2002 abschließen<br />

konnte.<br />

Die dritte und letzte Stufe der WWU<br />

begann am 1. Januar 1999. Die Umrechnungskurse<br />

der Währungen der elf Mitgliedstaaten,<br />

die von Beginn an der Währungsunion<br />

angehörten, wurden unwiderruflich<br />

festgelegt, und die EZB war<br />

von nun an für die Durchführung der einheitlichen<br />

Geldpolitik im <strong>Euro</strong>-Währungsgebiet<br />

verantwortlich.<br />

Im Einklang mit dem vom EU-Rat<br />

festgelegten rechtlichen Rahmenwerk<br />

des sekundären Gemeinschaftsrechts trat<br />

der <strong>Euro</strong> unmittelbar an die Stelle der nationalen<br />

Vorgängerwährungen, die in der<br />

Übergangsphase vom 1. Januar 1999 bis<br />

zum 31. Dezember 2001 zu nichtdezimalen<br />

Untereinheiten des <strong>Euro</strong> wurden.<br />

In den ersten drei Jahren stand es allen<br />

Akteuren frei, entweder den <strong>Euro</strong> oder<br />

dessen nationale Untereinheiten zur<br />

Denominierung von Forderungen und<br />

Verbindlichkeiten sowie im unbaren<br />

Zahlungsverkehr zu verwenden (gemäß<br />

dem Grundsatz „weder Zwang noch<br />

Verbot“). Die Mitgliedstaaten waren jedoch<br />

berechtigt, Einrichtungen dazu zu<br />

verpflichten, den <strong>Euro</strong> zur Neudenominierung<br />

handelbarer in Umlauf befindlicher<br />

Schuldtitel, für den Handel an<br />

geregelten Märkten und als Rechnungseinheit<br />

in Zahlungssystemen zu verwenden.<br />

Diese Möglichkeit wurde von den<br />

Mitgliedstaaten im Vorfeld der dritten<br />

Stufe der WWU intensiv genutzt. Ferner<br />

gab das EWI bekannt, dass das <strong>Euro</strong>system<br />

seine geldpolitischen Geschäfte<br />

ausschließlich in <strong>Euro</strong> abwickeln würde<br />

und Zahlungen über das TARGET-System<br />

nur in <strong>Euro</strong> abgewickelt werden<br />

könnten.<br />

Vor diesem Hintergrund traf der Finanzsektor<br />

umfangreiche Vorbereitungen für<br />

die Teilnahme am integrierten Finanzmarkt<br />

ab Beginn der dritten Stufe. Dem<br />

Finanzsektor selbst war an einer raschen<br />

und umfassenden Umstellung der Finanzmärkte<br />

auf den <strong>Euro</strong> gelegen, und<br />

keine Gruppe von Marktteilnehmern<br />

wollte hinter der Konkurrenz zurückbleiben.<br />

Mit der Unterstützung des EWI<br />

schlossen die Finanzmarktverbände Vereinbarungen<br />

über die Vereinheitlichung<br />

von Marktgepflogenheiten, und es wurden<br />

Referenzzinssätze (z.B. der EURI-<br />

BOR und der EONIA) entwickelt.<br />

Dank dieser Vorarbeiten waren die Finanzmärkte<br />

in der Lage, mit Beginn der<br />

dritten Stufe der WWU sofort zum <strong>Euro</strong><br />

überzugehen. Die Geschäfte an den Finanzmärkten<br />

wurden ausschließlich in<br />

<strong>Euro</strong> getätigt, und das Gros der im Umlauf<br />

befindlichen handelbaren Schuldtitel<br />

wurde auf <strong>Euro</strong> umgestellt.<br />

Sämtliche grenzüberschreitenden Großbetragszahlungssysteme<br />

arbeiteten mit<br />

<strong>Euro</strong>. Die Umstellung des Finanzmarkts<br />

erfolgte nicht nur zügig, sondern verlief<br />

auch völlig reibungslos.<br />

Während die Unternehmen in der Übergangsphase<br />

nach und nach auf <strong>Euro</strong> umstellten,<br />

verwendete die Bevölkerung –<br />

angesichts des noch fehlenden <strong>Euro</strong>-<br />

Bargelds – den <strong>Euro</strong> bei Transaktionen<br />

zunächst nicht besonders häufig. Dies<br />

änderte sich natürlich mit der Einführung<br />

der <strong>Euro</strong>-Banknoten und -Münzen am<br />

1. Januar 2002.<br />

Am 1. Januar 2001 trat Griechenland<br />

dem <strong>Euro</strong>-Währungsgebiet bei, womit<br />

sich die Zahl der Teilnehmerländer auf<br />

zwölf erhöhte; die Bank von Griechenland<br />

wurde damit Bestandteil des <strong>Euro</strong>systems.<br />

Nach dem Verfahren gemäß<br />

Artikel 122 Absatz 2 des EG-Vertrags<br />

hatte der EU-Rat am 19. Juni 2000 entschieden,<br />

dass Griechenland die Voraussetzungen<br />

für die Einführung des <strong>Euro</strong><br />

erfüllte. Der Umrechnungskurs zwischen<br />

dem <strong>Euro</strong> und der griechischen Drachme<br />

war in einer Ratsverordnung am gleichen<br />

Tag vorab angekündigt worden.<br />

Die Einführung des <strong>Euro</strong> wurde mit der<br />

Bargeldumstellung am 1. Januar 2002<br />

vollendet: Die <strong>Euro</strong>-Banknoten und<br />

-Münzen wurden in Umlauf gegeben,<br />

und die nationalen Währungen verloren<br />

ihre Eigenschaft als nichtdezimale Untereinheiten<br />

des <strong>Euro</strong>. Die auf nationale<br />

28 | <strong>numis</strong> Special 06/12


GESCHICHTE DER EZB<br />

Der Weg zum EURO<br />

1962 Die <strong>Euro</strong>päische Kommission legt ihren ersten Vorschlag<br />

(Marjolin-Memorandum) für eine Wirtschafts- und Währungsunion vor.<br />

1964 Ein Ausschuss der Präsidenten der Zentralbanken der Mitgliedstaaten der<br />

<strong>Euro</strong>päischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wird gebildet, um die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Zentralbanken der EWG zu institutionalisieren.<br />

1970 Mit dem Werner-Bericht wird ein Plan zur Verwirklichung der Wirtschaftsund<br />

Währungsunion der Gemeinschaft bis 1980 vorgelegt.<br />

1972 Ein System (die „Währungsschlange“) zur allmählichen Verengung<br />

der Bandbreiten, in denen die Währungen der EWGMitgliedstaaten in<br />

Relation zueinander schwanken, wird eingerichtet.<br />

1973 Der <strong>Euro</strong>päische Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ)<br />

wird eingerichtet, um das ordnungsgemäße Funktionieren der Währungsschlange<br />

zu gewährle<strong>ist</strong>en.<br />

1979 Das <strong>Euro</strong>päische Währungssystem (EWS) wird geschaffen.<br />

1986 Die Einheitliche <strong>Euro</strong>päische Akte (EEA) wird unterzeichnet.<br />

1988 Der <strong>Euro</strong>päische Rat beauftragt einen Ausschuss von Experten unter dem<br />

Vorsitz von Jacques Delors („Delors-Ausschuss“), Vorschläge zur<br />

Verwirklichung der WWU zu unterbreiten.<br />

1989 Der „Delors-Bericht“ wird dem <strong>Euro</strong>päischen Rat vorgelegt.<br />

1989 Der <strong>Euro</strong>päische Rat stimmt der Verwirklichung der WWU in drei Stufen zu.<br />

1990 Die erste Stufe der WWU beginnt.<br />

Eine Regierungskonferenz zur Vorbereitung der zweiten und dritten Stufe der<br />

WWU wird einberufen.<br />

1992 Der Vertrag über die <strong>Euro</strong>päische Union („Vertrag von Maastricht“) wird<br />

unterzeichnet.<br />

1993 Frankfurt am Main wird als Sitz des <strong>Euro</strong>päischen Währungsinstituts (EWI)<br />

und der <strong>Euro</strong>päischen Zentralbank (EZB) ausgewählt, und der Präsident des<br />

EWI wird nominiert.<br />

Der Vertrag über die <strong>Euro</strong>päische Union tritt in Kraft.<br />

1993 Alexandre Lamfalussy wird zum Präsidenten des am 1. Januar zu errichtenden<br />

EWI ernannt.<br />

1994 Die zweite Stufe der WWU beginnt, und das EWI wird errichtet.<br />

1995 Der <strong>Euro</strong>päische Rat von Madrid beschließt den Namen der einheitlichen<br />

Währung und legt das Szenario für ihre Einführung und die Bargeldumstellung<br />

fest.<br />

1996 Das EWI legt dem <strong>Euro</strong>päischen Rat Muster der <strong>Euro</strong>-Banknoten vor.<br />

1997 Der <strong>Euro</strong>päische Rat verständigt sich auf den Stabilitäts- und Wachstumspakt.<br />

1998 Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg,<br />

die Niederlande, Österreich, Portugal und Finnland erfüllen die notwendigen<br />

Voraussetzungen für die Einführung des <strong>Euro</strong> als ihrer einheitlichen<br />

Währung; die Mitglieder des Direktoriums der EZB werden ernannt.<br />

Die EZB und das ESZB werden errichtet.<br />

Die EZB gibt die Strategie und den Handlungsrahmen für die einheitliche<br />

Geldpolitik, die sie ab Januar 1999 durchführen wird, bekannt.<br />

1999 Die dritte Stufe der WWU beginnt. Der <strong>Euro</strong> wird die einheitliche Währung<br />

des <strong>Euro</strong>-Währungsgebiets. Die Umrechnungskurse für die ehemaligen nationalen<br />

Währungen der teilnehmenden Mitgliedstaaten werden unwiderruflich<br />

festgelegt. Für den <strong>Euro</strong>raum wird eine einheitliche Geldpolitik durchgeführt.<br />

2001 Griechenland tritt als zwölfter Mitgliedstaat dem <strong>Euro</strong>-Währungsgebiet bei.<br />

2002 Die <strong>Euro</strong>-Bargeldeinführung: <strong>Euro</strong>-Banknoten und -Münzen werden eingeführt<br />

und zum Ende Februar 2002 alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel im<br />

<strong>Euro</strong>-Währungsgebiet.<br />

2004 Die NZBen der zehn neuen EU-Mitgliedstaaten treten dem ESZB bei.<br />

Währungseinheiten lautenden Banknoten<br />

und Münzen verloren Ende Februar<br />

2002 ihre Gültigkeit als gesetzliches<br />

Zahlungsmittel, und der <strong>Euro</strong> wurde<br />

alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel in<br />

den Ländern des <strong>Euro</strong>raums.<br />

Die WWU wurde im Rahmen der <strong>Euro</strong>päischen<br />

Gemeinschaft geschaffen, die<br />

sich seit ihrer Gründung im Jahr 1952<br />

deutlich erweitert hat.<br />

Seit dem Beitritt von 10 Ländern aus<br />

Mittel- und Osteuropa sowie dem Mittelmeerraum<br />

am 1. Mai 2004 besteht die<br />

<strong>Euro</strong>päische Union nun aus 25 Mitgliedstaaten.<br />

Zwei weitere osteuropäische Staaten,<br />

Bulgarien und Rumänien, unterzeichneten<br />

im April 2005 den Beitrittsvertrag<br />

und werden ab 2007 der EU angehören.<br />

Mit zwei weiteren Beitrittskandidaten,<br />

Kroatien und der Türkei, wurden im<br />

Herbst 2005 Verhandlungen aufgenommen.<br />

Da ein Mitgliedstaat der EU vor Einführung<br />

des <strong>Euro</strong> die hierfür erforderlichen<br />

Kriterien erfüllen muss, treten neue EU-<br />

Mitgliedstaaten nicht sofort der Währungsunion<br />

bei. Allerdings sind sie den<br />

Zielen der WWU verpflichtet, und die<br />

jeweiligen NZBen werden mit dem EU-<br />

Beitritt ex officio zu integralen Bestandteilen<br />

des ESZB und bereiten sich auf<br />

eine Eingliederung in das <strong>Euro</strong>system<br />

vor. Slowenien wird zum 1. Januar 2007<br />

als erster der neuen EU-Mitgliedstaaten<br />

den <strong>Euro</strong> einführen. Nach dem in Artikel<br />

122 Absatz 2 des EG-Vertrags festgelegten<br />

Verfahren entschied der EU-<br />

Rat am 11. Juli 2006, dass Slowenien<br />

die Voraussetzungen für die Einführung<br />

des <strong>Euro</strong> erfüllt. Der mit Wirkung vom<br />

1. Januar 2007 geltende Umrechnungskurs<br />

wurde auf 239,640 slowenische<br />

Tolar für 1 <strong>Euro</strong> festgelegt.<br />

Quelle:<br />

Die <strong>Euro</strong>päische Zentralbank -<br />

Geschichte, Rolle und Aufgaben<br />

Hanspeter K. Scheller<br />

Zweite, überarbeitete Auflage 2006<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 29


Die Aufgaben der EZB<br />

und die Zukunft<strong>sicher</strong>heit des EURO<br />

30 | <strong>numis</strong> Special 06/12


DIE AUfGABEn DER EZB<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Die Möglichkeit der Geldpolitik, Preisstabilität<br />

auf mittlere Sicht zu gewährle<strong>ist</strong>en,<br />

liegt darin begründet, dass<br />

das Bankensystem auf Zentralbankgeld<br />

(„Basisgeld“) angewiesen <strong>ist</strong>, um<br />

1. den öffentlichen Bargeldbedarf zu<br />

decken,<br />

2. Interbanksalden auszugleichen,<br />

3. die Anforderungen hinsichtlich der<br />

bei der Zentralbank zu hinterlegenden<br />

Mindestreserven zu erfüllen.<br />

Aufgrund seines Monopols auf die<br />

Schaffung von Basisgeld <strong>ist</strong> das <strong>Euro</strong>system<br />

in der Lage, die Bedingungen am<br />

Geldmarkt und die Geldmarktsätze maßgeblich<br />

zu beeinflussen. Von der Zentralbank<br />

herbeigeführte Änderungen der<br />

Geldmarktzinsen setzen bei den Wirtschaftsteilnehmern<br />

eine Reihe von Mechanismen<br />

und Handlungen in Gang,<br />

die sich schließlich in ökonomischen<br />

Variablen wie Produktion und Preisen<br />

niederschlagen. Dieser komplexe, als<br />

„geldpolitischer Transmissionsmechanismus“<br />

bekannte Ablauf <strong>ist</strong> in der Publikation<br />

„Die Geldpolitik der EZB“<br />

näher beschrieben. Da er eine Anzahl<br />

verschiedener Mechanismen und Handlungen<br />

der Wirtschaftsakteure über mehrere<br />

Phasen hinweg umfasst, schlagen<br />

die geldpolitischen Maßnahmen für gewöhnlich<br />

erst nach geraumer Zeit auf die<br />

Entwicklung der Preise durch. Darüber<br />

hinaus können Breite und Stärke der<br />

Wirkung je nach Wirtschaftslage variieren,<br />

weshalb eine präzise Schätzung des<br />

Einflusses schwierig <strong>ist</strong>.<br />

Unter Ökonomen allerdings findet sich<br />

eine breite Zustimmung zu der These,<br />

dass sich langfr<strong>ist</strong>ig – wenn alle Anpassungen<br />

in der Wirtschaft ihre Wirkung<br />

entfaltet haben – eine Änderung des<br />

Geldumlaufs (unter sonst gleichen Bedingungen)<br />

in einem veränderten allgemeinen<br />

Preisniveau niederschlägt und<br />

nicht zu einer dauerhaften Veränderung<br />

realer Variablen wie der gesamtwirtschaftlichen<br />

Produktion oder der Arbeitslosigkeit<br />

führt.<br />

In diesem Zusammenhang <strong>ist</strong> auch die<br />

Aussage zu verstehen, Inflation sei letztlich<br />

ein monetäres Phänomen. Tatsächlich<br />

gehen länger anhaltende Phasen<br />

hoher Inflation gemeinhin mit einem<br />

starken Geldmengenwachstum einher.<br />

Sonstige Faktoren (z.B. Veränderungen<br />

der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage,<br />

technologischer Wandel oder Rohstoffpreisschocks)<br />

können sich zwar durchaus<br />

über kürzere Zeiträume auf die Preisentwicklung<br />

auswirken, dieser Einfluss<br />

lässt sich aber auf längere Sicht durch<br />

eine gewisse Anpassung der Geldmenge<br />

neutralisieren.<br />

So gesehen <strong>ist</strong> der längerfr<strong>ist</strong>ige Preisoder<br />

Inflationstrend von der Zentralbank<br />

also steuerbar. Der geldpolitische Transmissionsmechanismus<br />

<strong>ist</strong> folglich ein<br />

komplexes Geflecht ökonomischer Wirkungszusammenhänge,<br />

und die Zentralbanken<br />

müssen in der Geldpolitik<br />

langwierige, veränderliche und schwer<br />

bestimmbare Wirkungsverzögerungen in<br />

Rechnung stellen. Dabei dürfte die Un<strong>sicher</strong>heit<br />

im Falle der EZB größer als<br />

bei vielen anderen Zentralbanken sein,<br />

da sie für einen multinationalen Währungsraum<br />

verantwortlich <strong>ist</strong>, der erst<br />

1999 errichtet wurde. Zudem könnten institutionelle<br />

und verhaltensmäßige Veränderungen<br />

nach der Einführung der<br />

Einheitswährung die Beziehungen zwischen<br />

den verschiedenen ökonomischen<br />

Variablen verändert haben.<br />

Im Laufe der Zeit hat sich mit der<br />

höheren Verfügbarkeit von Informationen<br />

und Forschungsergebnissen ein besseres<br />

Verständnis des geldpolitischen<br />

Transmissionsprozesses im <strong>Euro</strong>-Währungsgebiet<br />

herausgebildet. Dennoch<br />

sind weitere Fortschritte vonnöten.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 31


DIE AUfGABEn DER EZB<br />

Die geldpolitische Strategie der EZB<br />

Kernpunkt der geldpolitischen Strategie<br />

der EZB <strong>ist</strong> eine quantitative Definition<br />

von Preisstabilität. Daneben gibt die<br />

Strategie einen Rahmen vor, der <strong>sicher</strong>stellt,<br />

dass der EZB-Rat alle relevanten<br />

Informationen und Analysen prüft, die<br />

für eine vorausschauende geldpolitische<br />

Entscheidungsfindung nötig sind.<br />

Wahl eines quantitativen<br />

Ansatzes für die Preisstabilität<br />

Obgleich der EG-Vertrag die Gewährle<strong>ist</strong>ung<br />

von Preisstabilität als vorrangiges<br />

Ziel der EZB eindeutig festschreibt,<br />

fehlt darin eine Definition dessen, was<br />

unter Preisstabilität eigentlich zu verstehen<br />

<strong>ist</strong>.<br />

Daher gab der EZB-Rat im Oktober<br />

1998 eine quantitative Abgrenzung von<br />

Preisstabilität bekannt.<br />

Für die Wahl eines quantitativen Ansatzes<br />

sprach im Wesentlichen dreierlei:<br />

1. Die Definition trägt dazu bei, die<br />

Geldpolitik transparenter zu gestalten.<br />

2. Eine quantitative Definition liefert der<br />

Öffentlichkeit einen Maßstab, an dem<br />

sie die EZB messen kann. Da von der<br />

Preisstabilitätsdefinition abweichende<br />

Preisentwicklungen leicht feststellbar<br />

sind, muss die EZB über anhaltende<br />

Abweichungen dieser Art Rechenschaft<br />

geben und darlegen, wie Preisstabilität<br />

innerhalb eines vertretbaren<br />

Zeitraums wiederherzustellen <strong>ist</strong>.<br />

3. Die Definition soll Anhaltspunkte für<br />

die Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen<br />

Preisentwicklung vorgeben<br />

und somit die Glaubwürdigkeit und<br />

Effektivität der Geldpolitik der EZB<br />

steigern. Die vorrangige Ausrichtung<br />

der EZB an der Gewährle<strong>ist</strong>ung von<br />

Preisstabilität sollte sowohl den Finanzmärkten<br />

als auch der Öffentlichkeit<br />

ein guter Grund sein, mit einer<br />

Inflationsrate zu rechnen, die mittelfr<strong>ist</strong>ig<br />

innerhalb der mit Preisstabilität<br />

zu vereinbarenden Bandbreite liegt.<br />

Eine so erzielte Stabilisierung der<br />

längerfr<strong>ist</strong>igen Inflationserwartungen<br />

sollte die Unternehmen, Gewerkschaften<br />

und individuellen Wirtschaftsakteure,<br />

die am Lohn- und Preisbildungsprozess<br />

beteiligt sind, davon<br />

abhalten, bei ihren Entscheidungen<br />

höhere Inflationsraten einzukalkulieren,<br />

wodurch wiederum die Gewährle<strong>ist</strong>ung<br />

von Preisstabilität erschwert<br />

würde.<br />

Quelle:<br />

Die <strong>Euro</strong>päische Zentralbank -<br />

Geschichte, Rolle und Aufgaben<br />

Hanspeter K. Scheller<br />

Zweite, überarbeitete Auflage 2006<br />

Bildquelle: EZB<br />

32 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Bildquelle: EZB<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 33


34 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Bau und Grundsteinlegung der EZB<br />

Bedeutungsschwerer hätte der Zeitpunkt<br />

kaum sein können:<br />

Mitten in ihrer tiefsten Krise setzt die <strong>Euro</strong>päische<br />

Zentralbank (EZB) auf Neubeginn.<br />

Am 19.05.2010 abends legte sie den Grundstein für ihr<br />

neues Gebäude an der alten Großmarkthalle im Osten<br />

Frankfurts.<br />

Nachdem alle Festreden gehalten waren, gab Trichet<br />

ein Bündel <strong>Euro</strong>scheine in den Grundstein. Dazugelegt<br />

wurden auch die Baupläne, Tageszeitungen aus den<br />

27 EU-Mitgliedstaaten und je ein Satz Münzen aus den<br />

16 <strong>Euro</strong>-Ländern. Das soll dem Neubau Glück bringen.<br />

Dann wurde der Stein in der Baugraube versenkt.<br />

Fast alle Notenbankchefs des <strong>Euro</strong>raums waren bei dem<br />

Ereignis zugegen. Nur wenige fehlten.<br />

Bis Ende 2013 soll das 500 Millionen <strong>Euro</strong><br />

teure Gebäude der <strong>Wie</strong>ner Architekten Coop<br />

Himmelb(l)au stehen.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 35


36 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Bildquelle und Artwork: Streetwalker<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 37


<strong>Wie</strong> <strong>sicher</strong> <strong>ist</strong> der EURO?<br />

Sicherheitsmerkmale und Techniken<br />

38 | <strong>numis</strong> Special 06/12


WIE SICHER IST DER EURO?<br />

Die derzeit anfallenden Fälschungen<br />

sind als Fälschungen zu<br />

erkennen, wenn die Sicherheitsmerkmale<br />

geprüft werden. Fälscher konzentrieren<br />

sich me<strong>ist</strong>ens bei der Nachahmung<br />

auf ein oder wenige Sicherheitsmerkmale,<br />

so dass es deshalb ratsam <strong>ist</strong>,<br />

mehrere Merkmale einzubeziehen.<br />

Das Papier der Banknoten besteht aus<br />

Baumwolle. Es fühlt sich griffig und fest<br />

an. Mit Erfahrung und Praxis kann man<br />

echtes Geld bereits am Material erkennen.<br />

Schnelltest mit Kippen<br />

Je nach Situation möchten Sie vielleicht<br />

eine Banknote unauffällig auf Echtheit<br />

überprüfen, beispielsweise, damit Ihr<br />

Gegenüber nichts davon bemerkt. Während<br />

der Test selbst nur Sekundenbruchteile<br />

erfordert, muss man sich vorher<br />

einige ausgewählte Sicherheitsmerkmale<br />

besonders genau ansehen. Der Schnelltest<br />

besteht aus zwei separaten Teilen:<br />

Kippen und Fühlen.<br />

Jede Banknote we<strong>ist</strong> sowohl auf der<br />

Vorderseite als auch auf der Rückseite je<br />

ein Echtheitsmerkmal aus der Kategorie<br />

"Kippen" auf: Hologramm oder Farbwechsel.<br />

Also <strong>ist</strong> immer ein "Kippen"-<br />

Merkmal sichtbar. Sie sehen sich die<br />

Banknote schon an, wenn Ihr Gegenüber<br />

sie Ihnen reicht. Während er den Arm<br />

ausstreckt, verändert sich der Betrachtungswinkel<br />

auf die Banknote. So können<br />

Sie das Geld oft schon prüfen, bevor<br />

Sie es in der Hand haben.<br />

Sichtbarkeit des Glanzstreifens, wenn<br />

Sie auf den Effekt achten. Leider lassen<br />

sich nicht alle Eigenschaften des Hologrammes<br />

in voller Detailschärfe prüfen.<br />

Hier reicht es, bei den Hologramm der<br />

50 € - 500 € Scheinen auf die Bewegung<br />

der konzentrischen Kreise aus Regenbogenfarben<br />

zu achten.<br />

Bei den 5 € - 20 € Scheinen wandern<br />

die Regenbogenfarben parallel durch den<br />

Hologrammstreifen.<br />

Etwas Übung mit einem Geldschein<br />

sollte reichen, um den Kipptest zu lernen<br />

und in normalen Handbewegungen der<br />

Geldannahme unterzubringen.<br />

Erklärende Videos werden am Ende<br />

des Artikels als Download angeboten.<br />

Schnelltest mit Fühlen<br />

Beim Fühlen kommt es darauf an, wo Sie<br />

die Banknote anfassen. Fassen Sie die<br />

Banknote mit Daumen und Zeigefinger<br />

genau auf dem deutlich spürbaren trapezförmigen<br />

Feld an (siehe grüner Pfeil),<br />

um das Relief zu erfühlen. Beim anschließenden<br />

Glätten und Ausrichten der<br />

Banknote ziehen Sie den Schein mit der<br />

anderen Hand so, dass die deutlich fühlbaren<br />

Schriftzeichen BCE, ECB, EZB,<br />

EKT, EKP zwischen Daumen und Zeigefinger<br />

der ersten Hand durchgleiten.<br />

Schnelltest mit Kippen<br />

MPEG Videos zum Download<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank<br />

<strong>Euro</strong>-Banknotenfälschungen in Deutschland (i.Z.)<br />

pro Jahr seit 2002<br />

Dieser Film zeigt den<br />

Folienstreifen einer echten<br />

5 <strong>Euro</strong> Banknote. Beim Bewegen/<br />

Kippen der Banknote<br />

zeigt ein silbriger<br />

Spezialfolienstreifen im farbigen<br />

Wechselspiel mehrfach<br />

das <strong>Euro</strong>-Symbol oder<br />

die Wertzahl als Hologramm.<br />

Dieser Film zeigt den Perlglanzstreifen<br />

einer echten<br />

20 <strong>Euro</strong> Banknote. Auf der<br />

Rückseite wird ein goldfarbener<br />

Streifen ("Perlglanzstreifen")<br />

sichtbar, in dem<br />

sich das <strong>Euro</strong>-Symbol und<br />

die Wertzahl mehrfach dunkel<br />

absetzen.<br />

Dieser Film zeigt ein silbriges<br />

Folienelement im farbigen<br />

Wechselspiel das<br />

Architekturmotiv oder die<br />

Wertzahl als Hologramm,<br />

wenn man die Banknote<br />

bewegt bzw. kippt.<br />

Dieser Film zeigt den<br />

Wechsel die mit Spezialfarbe<br />

gedruckte große<br />

Wertzahl auf der Rückseite<br />

von Purpurrot nach Olivgrün<br />

oder Braun beim Kippen<br />

der Banknote.<br />

War die Banknote gefaltet oder konnten<br />

Sie aus einem sonstigen Grund nichts erkennen,<br />

dann müssen Sie die Banknote<br />

auffalten oder glätten. Eine winzige<br />

Kippbewegung aus dem Handgelenk<br />

lässt sich in diesem Bewegungsablauf<br />

unauffällig unterbringen. Schauen Sie<br />

dabei auf die Banknote.<br />

Schon eine relativ geringe Kippbewegung<br />

führt zum Farbwechsel bzw. zur<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 39


WIE SICHER IST DER EURO?<br />

Auf allen Banknoten <strong>ist</strong> der „Glanzstreifen“<br />

zu sehen (Abgebildet <strong>ist</strong> eine 20 EURO-<br />

Banknote).<br />

Hologramm ab der 50 EURO-Banknote<br />

(Abgebildet <strong>ist</strong> eine 50 EURO-Banknote).<br />

Hologramm bis 20 EURO-Banknoten<br />

(Abgebildet <strong>ist</strong> eine 20 EURO-Banknote).<br />

40 | <strong>numis</strong> Special 06/12


WIE SICHER IST DER EURO?<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 41


Geldwäsche?<br />

Sichere Banknoten? Kein Problem!<br />

In Kanada werden ab Ende 2013<br />

alle neu gedruckten Banknoten aus<br />

Kunststoff sein. Bereits sind schon<br />

die 50- und 100-Noten im Umlauf, sie<br />

können wie die alten Banknoten aus<br />

Papier gerollt und gefaltet werden. Sie<br />

sind langlebig, ca. zwei- bis dreimal<br />

länger als die Papierbanknoten, durch<br />

das reißfeste und waschbare Material.<br />

Durch die zwei transparenten Fenster,<br />

links ein Ahornblatt mit Zahlen eingearbeitet,<br />

die nur unter einem speziellen<br />

Licht sichtbar sind. Rechts ein Streifen<br />

mit Hologramm, die je nach Lichtverhältnissen<br />

die Farbe wechselt. Die Kanadische<br />

Regierung hat viel Zeit und Geld<br />

investiert, um den Schaden in der Vergangenheit<br />

von jährlich mehreren Millionen<br />

Dollar einzudemmen. Australien im<br />

Jahre 1988 war das erste Land das Plastikbanknoten<br />

eingeführt hat. Auch einige<br />

afrikanische Länder haben sich entschieden<br />

Ihre Banknoten nicht mehr aus Papier<br />

sondern in dem besonderen Plastikmaterial<br />

herzustellen und auszugeben.<br />

Warum Polymer?<br />

Zwischen 1992 und<br />

1996, die Reserve<br />

Bank of Australia<br />

(RBA) schrittweise<br />

eine neue Serie von<br />

Banknoten, um die ursprünglichen<br />

Dezimal-Banknoten, die erstmals im<br />

Jahr 1966 ausgegeben wurden ersetzen.<br />

Die neuen Banknoten werden auf Polymer<br />

(Kunststoff-) Substrat anstelle der<br />

traditionellen Papier gedruckt. Polymer-Banknoten-Technologie<br />

wurde in<br />

Australien entwickelt, die gemeinsam<br />

von der RBA und der Commonwealth<br />

Scientific and Industrial Research<br />

Organisation (CSIRO). Die RBA machte<br />

den Umzug in Polymer zu machen<br />

Australiens Banknoten <strong>sicher</strong>er gegen<br />

Fälschungen, die auf dem Vormarsch<br />

gewesen war als moderne Vervielfältigungsausrüstung<br />

wurde leichter verfügbar.<br />

Polymer-Banknoten sind auch<br />

haltbarer als Papier-Banknoten, sind<br />

sauberer und hygienischer, und können<br />

am Ende ihrer Nutzungsdauer in eine<br />

Reihe von Kunststoff-Produkten recycelt<br />

werden. Australien war das erste Land<br />

der Welt, um all ihren Papier-Banknoten<br />

mit Polymer-Banknoten zu ersetzen.<br />

Text: Ralf Enders, Bilder: Royal Bank of Canada<br />

42 | <strong>numis</strong> Special 06/12


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Die Abschaffung<br />

des Kupfercents<br />

44 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Das EU-Parlament plant die Abschaffung<br />

der kleinen Kupfermünzen.<br />

Es geht um Bargeld<br />

mit einem Gewicht von 120.000 Tonnen.<br />

Die von vielen wenig geliebten Ein- und<br />

Zwei-Cent-Münzen könnten im <strong>Euro</strong>-<br />

Zahlungsraum bald der Vergangenheit<br />

angehören. Das EU-Parlament hat zwei<br />

Vorlagen zur möglichen Abschaffung<br />

dieser Münzen und zur Einführung von<br />

Ein- und Zwei-<strong>Euro</strong>-Banknoten mit<br />

großer Mehrheit angenommen. Würde<br />

dies durchgesetzt, auch dem Deutschen<br />

Bundestag liegen entsprechende Petitionen<br />

vor, wäre demnächst der Glücks-<br />

Cent in der Nachfolge des Glückspfennigs<br />

passe, und der Bürger hätte außerdem<br />

wieder solche kleinen „Lappen“<br />

in der Brieftasche wie seinerzeit 1948,<br />

als die D-Mark eingeführt wurde; ebenfalls<br />

mit kleinen Scheinen.<br />

45 Milliarden Münzen sind<br />

ausgegeben worden<br />

Die kleinen Münzen; ihre Abschaffung -<br />

heißt es in der EU-Kommission – könnte<br />

zu Kostensenkungen bei der Münzproduktion<br />

und zu mehr Effizienz führen.<br />

Dabei geht es um 45 Milliarden Ein- und<br />

Zwei-Cent-Münzen, die europaweit ausgegeben<br />

worden sind. Sie besitzen einen<br />

Stahlkern und sind mit Kupfer ummantelt.<br />

Alle Münzen zusammen haben ein<br />

Gewicht von 120.000 Tonnen. Würde<br />

man sie aneinander legen, ergäbe sich<br />

eine Strecke, die den zweifachen Abstand<br />

von der Erde zum Mond umfasst.<br />

Schließlich: Ein-Cent-Münzen sind die<br />

einzigen <strong>Euro</strong>-Münzen, deren Materialwert<br />

nicht kleiner <strong>ist</strong> als ihr Nennwert.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 45


DIE ABSCHAffUnG DES KUPfERCEnTS<br />

Auch das Brötchen<br />

würde teuerer<br />

Im Jahr 2004 hatte die Abschaffung dieser<br />

Münzen schon einmal zur Diskussion<br />

gestanden. Doch eine Mehrheit der<br />

Bürger war dagegen gewesen. Denn<br />

befürchtet wurde und wird ein „Anpassungsprozeß“,<br />

der in Finnland und an<br />

den me<strong>ist</strong>en Kassen auch in den Niederlanden<br />

Praxis <strong>ist</strong>. Kosten beispielsweise<br />

bislang die Augentropfen in der Apotheke<br />

3,41 <strong>Euro</strong>, dann würde aufgerundet<br />

auf 3,45 <strong>Euro</strong>. Und das Brötchen, bisher<br />

mit 27 Cent ausgezeichnet, wäre dann<br />

30 Cent teuer. Marktforscher in der<br />

Bundesrepublik sehen das locker. „Der<br />

eine oder andere Kunde wird zwar zunächst<br />

stutzen, aber dann <strong>ist</strong> das Thema<br />

bald durch“.<br />

„Wer den Pfennig<br />

nicht ehrt…“<br />

„Bald durch“ <strong>ist</strong> es allerdings nicht<br />

für etliche Wohltätigkeitsorganisationen.<br />

Beispielsweise für die Organisatoren<br />

der im vergangenen März gegründeten<br />

Aktion „Deutschland rundet auf“. Bei<br />

vielen Unternehmen können Kunden an<br />

der Kasse ihren Rechnungsbetrag freiwillig<br />

zugunsten wohltätiger Zwecke<br />

aufrunden. Das hat im Startmonat bereits<br />

95.000 <strong>Euro</strong> eingebracht. Die Aktion,<br />

sie <strong>ist</strong> nicht die einzige dieser Art, geht<br />

ein bisschen nach dem alten Wort: „Wer<br />

den Pfennig nicht ehrt…“.<br />

<strong>Wie</strong> bezahlt die Braut<br />

ihre Brautschuhe?<br />

„Wer den Pfennig nicht ehrt, <strong>ist</strong> des<br />

Talers nicht wert“. Für Generationen<br />

war dieser Satz Leitspruch eines Sparsamkeitsideals,<br />

an dem nicht gerüttelt<br />

wurde. Doch die Zeiten haben sich geändert.<br />

In <strong>Euro</strong>pa denkt man in Zeiten<br />

von Finanzkrisen in Milliarden-Dimensionen.<br />

Kein Wunder also, dass die kleinen<br />

Kupferlinge – wenn auch mit<br />

Stahlkern – zur Disposition stehen. Sie<br />

sorgen bei den Banken und im Handel<br />

für Log<strong>ist</strong>ikprobleme. Wahrlich: Im<br />

Schuhgeschäft schlügen sie die Hände<br />

über dem Kopf zusammen, wenn eine<br />

Braut ihre Brautschuhe heute noch mit<br />

Pfennigen, genauer: Mit Cent-Stücken<br />

bezahlen wollte. Symbol für eine sparsame<br />

Braut war das einmal. Und der<br />

Glaube daran, dass in allem Kleinen der<br />

Ursprung für etwas Großes liegt...<br />

Quelle: Klaus J. Schwehn, Italien<br />

46 | <strong>numis</strong> Spezial 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 47


Helfen Sie<br />

traumatisierten<br />

Kindern.<br />

Mit uns. Weltweit.<br />

Kinder, die auf den Straßen von El Salvador oder Sierra Leone<br />

leben, erhalten eine berufliche Ausbildung. Kinder in Pak<strong>ist</strong>an<br />

und Indien, die im Steinbruch schuften, können künftig zur Schule<br />

gehen. Ehemalige Kindersoldaten in Kongo und Uganda finden<br />

psychologische Hilfe und neue Perspektiven. Caritas international<br />

arbeitet in vielen Ländern an einer besseren Welt für Kinder.<br />

Spendenkonto 202<br />

BFS Karlsruhe<br />

BLZ 660 205 00<br />

www.caritas-international.de


Cartoons<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 49


Cartoons<br />

50 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>SPECIAL</strong><br />

Rätsel<br />

Das Rätsel für diese<br />

Ausgabe lautet:<br />

<strong>Wie</strong>viele Sicherheitsmerkmale<br />

gibt es auf der<br />

50 EURO-Banknote?<br />

1. Preis:<br />

50,- EURO-Gutschein von<br />

AMAZON<br />

2. Preis:<br />

Ein Jahresabonnement der<br />

„Numis Special“<br />

Die Antwort senden Sie bitte an:<br />

raetsel@<strong>numis</strong>special.de<br />

Einsendeschluß <strong>ist</strong> der<br />

30.09.2012<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 51


Tresore<br />

Ein guter Tresor<br />

<strong>ist</strong> Gold wert!<br />

52 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 53


Allgemeine Informationen<br />

zum Tresorkauf<br />

Auf welche Eigenschaften eines<br />

Tresors sollten Besitzer wertvoller<br />

Münzsammlungen bei<br />

der Auswahl des passenden Wertschutzschrankes<br />

achten?<br />

Es sollten nur von neutralen Zertifizierungsinstituten<br />

wie der VdS GmbH<br />

oder der ESSA (<strong>Euro</strong>pean Security<br />

Systems Association e.V.) geprüfte und<br />

zertifizierte Tresore erworben werden.<br />

Sie sind an einer entsprechenden Zertifizierungsplakette<br />

im Inneren des Tresors<br />

erkennbar.<br />

Diese Tresore werden nach europaweit<br />

einheitlichen Kriterien auf ihre Einbruch<strong>sicher</strong>heit<br />

getestet. Bei den Tests<br />

der VdS Schadenverhütung beispielsweise<br />

wird ihnen mit allen mechanischen,<br />

elektrischen und thermischen<br />

Werkzeugen „zu Leibe gerückt“, mit<br />

denen auch Unbefugte versuchen könnten,<br />

einen Tresor zu öffnen, z.B. Vorschlaghammer,<br />

Bohrmaschine, Winkelschleifer<br />

oder Brennschneider.<br />

Über einige der bei den Tests verwendeten<br />

Spezialwerkzeuge bewahrt das<br />

Prüfinstitut sogar Stillschweigen, um<br />

Nachahmungen zu verhindern.<br />

Nur wenn die Tresore den Aufbruchtests<br />

standhalten, bekommen sie als Qualitätssiegel<br />

eine Prüfplakette, die den erreichten<br />

Widerstandsgrad nach <strong>Euro</strong>-Norm<br />

dokumentiert. Die wesentlichste Norm<br />

für den Einbruchschutz von Wertschutzschränken<br />

<strong>ist</strong> die EN 1143-1.<br />

Der Widerstandsgrad <strong>ist</strong> wichtig für die<br />

Ver<strong>sicher</strong>barkeit des Tresorinhalts. Je<br />

höher der Widerstandsgrad, desto höher<br />

54 | <strong>numis</strong> Special 06/12


TRESORE<br />

kann der Tresorinhalt ver<strong>sicher</strong>t werden.<br />

Bei den gängigen Widerstandsgraden<br />

0 bis IV liegen die Ver<strong>sicher</strong>ungssummen<br />

zwischen 40.000 und 400.000 <strong>Euro</strong><br />

und steigen bei noch höheren Widerstandsgraden<br />

entsprechend weiter an.<br />

Diese Angaben sind unverbindliche<br />

Richtwerte, die je nach Ver<strong>sicher</strong>ung<br />

leicht variieren können. Am besten sind<br />

die Ver<strong>sicher</strong>ungssummen bei der eigenen<br />

Sachver<strong>sicher</strong>ung zu erfragen.<br />

Bei Anschluss des Tresors an eine<br />

VdS-anerkannte Einbruchmeldeanlage<br />

(EMA) erhöhen – in der Regel verdoppeln<br />

– sich die Ver<strong>sicher</strong>ungssummen.<br />

Wer dies in Betracht zieht, sollte also<br />

überlegen, den Tresor gleich mit Komponenten<br />

zum Anschluss an eine EMA<br />

ausstatten zu lassen.<br />

Nicht nur an den Einbruchschutz, auch<br />

an den Feuerschutz sollte man bei der<br />

Anschaffung eines Tresors denken –<br />

schließlich können Münzen auch bei<br />

einem Brand Schaden nehmen. Auch<br />

hier gilt: nur Tresore erwerben, die neben<br />

dem geprüften Einbruchschutz auch über<br />

einen ebenfalls geprüften Feuerschutz<br />

verfügen, sogenannte Duplexschränke.<br />

Eine Überlegung wert <strong>ist</strong> auch die Wahl<br />

des Schlosses. Ein Elektronikschloss <strong>ist</strong><br />

in der Anschaffung etwas teurer als ein<br />

Doppelbartschloss, bietet aber einen<br />

entscheidenden Vorteil: Es gibt keinen<br />

Schlüssel, der verloren gehen könnte und<br />

um dessen <strong>sicher</strong>e Verwahrung man sich<br />

wiederum Gedanken machen muss. Ein<br />

Elektronikschloss signalisiert eventuellen<br />

Einbrechern zudem, dass es sich<br />

nicht lohnt, auf der Suche nach einem<br />

Schlüssel Schränke und Schubladen zu<br />

durchwühlen.<br />

Die wesentlichen Eigenschaften eines<br />

Tresors sind von außen nicht sichtbar<br />

und können von Laien nicht beurteilt<br />

werden. Daher <strong>ist</strong> Vorsicht bei besonders<br />

günstigen „Schnäppchen“ geboten – ein<br />

Tresor sollte nur nach vorheriger Beratung<br />

im Fachhandel gekauft werden.<br />

Wo und wie sollte ein Tresor<br />

aufgestellt werden?<br />

In der Regel sollte ein Tresor so aufgestellt<br />

werden, dass er von Besuchern<br />

nicht sofort gesehen wird, z. B. in einem<br />

Keller- oder Nebenraum.<br />

Tresore lassen sich auch als Wandtresore<br />

einmauern – dies <strong>ist</strong> vor allem eine<br />

Option, wenn schon beim Neu- oder<br />

Umbau an das Thema Einbruchschutz<br />

gedacht wird.<br />

Wichtig <strong>ist</strong> es, den Tresor professionell<br />

verankern zu lassen. Für Tresore mit<br />

einem Gewicht unter 200 kg <strong>ist</strong> dies in<br />

Hausratsrisiken ohnehin verpflichtend,<br />

die VdS Schadenverhütung GmbH empfiehlt<br />

eine Verankerung jedoch dringend<br />

bei allen Tresoren unter 1.000 kg * – denn<br />

sonst besteht die Gefahr, dass der<br />

Schrank im Falle eines Einbruchs einfach<br />

mitgenommen werden kann.<br />

Quellen:<br />

* VdS 0691 „Sicherungsempfehlungen<br />

für Haushalte“<br />

HARTMANN TRESORE AG<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 55


TRESORE<br />

Keine Chance für Panzerknacker<br />

Tresore oder stählerne<br />

„Geldmöbel“ blicken auf<br />

eine lange Geschichte zurück.<br />

Heute sind sie vielseitig<br />

einsetzbar.<br />

Ob Uhren, Schmuck, Geld oder<br />

Goldbarren - Tresore gibt es<br />

schon so lange wie Menschen<br />

ihren Besitz ab<strong>sicher</strong>n. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte haben sie sich von simplen<br />

Schatztruhen in wahre High-Tech-<br />

Gebilde gewandelt. Mussten vormals<br />

Besitzer beispielsweise ihre Schatullen<br />

vergraben, um so ihre Schätze vor Dieben<br />

zu schützen, so können heute Eigner<br />

dem ganzen entspannt entgegen sehen.<br />

Denn schon längst bieten die stählernen,<br />

sehr anpassungsfähigen Schutzschränke<br />

je nach Einsatz einen enorm hohen<br />

Schutz.<br />

Landläufig gilt der Tresor (griechisch<br />

θεσαύρος oder Schatzkammer) als ein<br />

besonders ge<strong>sicher</strong>tes Behältnis für<br />

Geld, Wert- oder sonstige Gegenstände<br />

wie Kunst, Waffen oder Datenträger.<br />

Doch im Zeitalter der Internationalisierung<br />

und Technologisierung haben auch<br />

Tresore neue Züge angenommen.<br />

So gibt es heute Behältnisse von unterschiedlichster<br />

Materialbeschaffenheit<br />

und Ausrichtung - demzufolge <strong>ist</strong> die<br />

Produktpalette vielfältig und lässt keinen<br />

Kundenwunsch offen: von Haustresoren,<br />

Möbeleinbautresoren über fre<strong>ist</strong>ehende<br />

Wertschutzschränke und hochmoderne<br />

Papier– und Daten<strong>sicher</strong>ungsschränke<br />

bis zu modernen Cash-Safes inklusive<br />

integrierten Cash-Management-Systemen.<br />

Hinzu kommen ergänzendes Engineering<br />

und integrierte, softwarebasierte<br />

Steuerungs- und Überwachungsmöglichkeiten<br />

einzelner Tresormodule. Moderne<br />

Deposit Safes beispielsweise lassen sich<br />

mit Radio Frequency Identification<br />

(RFID) Technologie ausgestatten. Hierbei<br />

werden mit Funk-Chips versehene<br />

Safebags beim so genannten Cash drop<br />

von Lesegeräten erfasst und damit durchgängig<br />

kontrolliert und ge<strong>sicher</strong>t.<br />

Vom Einzelkämpfer zur<br />

Serien-Produktion<br />

Dieses sehr vielschichtige technische<br />

Raffinement zeugt von der großen Innovationskraft<br />

der Hersteller:<br />

Zunächst gab es unter den Tresorbauern<br />

den klassischen „Einzelkämpfer“,<br />

der bis 1960 die Behältnisse je nach<br />

Kundenanforderung und Situation in unterschiedlicher<br />

Ausführung nach Maß<br />

56 | <strong>numis</strong> Special 06/12


TRESORE<br />

fertigte. In dieser Zeit galten Tresore<br />

landläufig als ein im Keller „verstecktes“<br />

Beiwerk zum Schutz gegen Diebstahl<br />

oder Feuer; die Herstellung richtete sich<br />

jedoch nach keinen festgelegten Normen<br />

oder gesetzlichen Vorgaben.<br />

Viel hat sich seitdem geändert. Heute<br />

sind die Geld- und Wertmöbel längst zu<br />

einem wichtigen Bestand unterschiedlichster<br />

Sicherlösungen avanciert, die<br />

allesamt strenge Regeln erfüllen. Denn<br />

die Kunden wollen zunehmend Lösungen,<br />

die neben einer hohen Materialsqualität<br />

auch höchste Sicherheitsstandards<br />

aufweisen.<br />

Auf dem Prüfstand<br />

Um in dem Umfeld eine verbindliche<br />

Grundlage für die Anwender zu schaffen,<br />

erarbeitete daher der Fachverband Sicherheitssysteme<br />

im VDMA (Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

e.V.) einzelne Richtlinien, wo je nach<br />

Bauart und Anwendung die Stahl- und<br />

Wertschutzschränke einzelnen Sicherheitsklassen<br />

zugeteilt werden - immer<br />

unterteilt in Einbruchschutz und Feuerschutz.<br />

In den jeweiligen Stufen decken die<br />

Ver<strong>sicher</strong>ungsunternehmen Beträge von<br />

2.500 <strong>Euro</strong> bis zu mehreren 100.000<br />

<strong>Euro</strong> ab. Hiermit zeigt sich, dass der<br />

Schutzwert eines Wertschrankes nach<br />

äußerlichen Merkmalen kaum zu beurteilen<br />

<strong>ist</strong>.<br />

Allein die im Schrank befindliche Plakette<br />

dokumentiert die Sicherheit, wenn<br />

sie mit dem Kennzeichen VdS (Verband<br />

der Sachver<strong>sicher</strong>er) oder ECB-S (<strong>Euro</strong>pean<br />

Certification Boards Security) versehen<br />

<strong>ist</strong>. Im Zuge der Harmonisierung<br />

des europäischen Marktes wurden in den<br />

letzten Jahren durch das europäische<br />

Institut CEN (Comité <strong>Euro</strong>péen de Normalisation)<br />

internationale Prüf- und Gütenormen<br />

für die Tresore eingeführt.<br />

Um die begehrte Prüfplakette zu erlangen,<br />

werden gemäß der <strong>Euro</strong>panorm<br />

CEN EN 1143 - 1 Geldschränke, Tresorraumtüren,<br />

Tresorräume auf den Widerstand<br />

bei Einbruchdiebstahl getestet;<br />

Deposit-Systeme werden gemäß der<br />

CEN EN 1143 - 2 unter anderem in<br />

puncto Gewaltanwendung, Herausfischen<br />

(Fishing) von Deposit`s und Abfangen<br />

(Trapping Last Deposit) geprüft,<br />

Papier und Daten<strong>sicher</strong>ungsschränke<br />

nach der EN 1047-1.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 57


Die Entwicklung von dem einfachen<br />

Tresor zu einem technologisch ausgereiften<br />

Schutzschrank erfordert Spezialwissen:<br />

In der hauseigenen Entwicklung<br />

und Produktion in Hessisch Lichtenau<br />

arbeiten daher Entwickler, Ingenieure<br />

und durchweg qualifizierte Facharbeiter<br />

Hand in Hand.<br />

Die versierten Monteure und Schweißer<br />

stehen nicht – wie man vielleicht erwarten<br />

könnte - am Fließband. Vielmehr<br />

<strong>ist</strong> jeder Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz<br />

für „seinen“ Tresor verantwortlich,<br />

den er von Anfang bis zur Abnahme<br />

durch den Betriebsleiter komplett in Eigenregie<br />

fertigt. Darüber hinaus haben<br />

die Lichtenauer in der „Next Generation<br />

Production“ die weltweit einzige vollautomatisierte<br />

Safeproduktion in Betrieb<br />

genommen, die kleinere Margen flexibel<br />

und bedarfsgerecht produziert - – punktgenau<br />

und just in time.<br />

Pfiffige Lösungen von<br />

Spezial<strong>ist</strong>en<br />

Dieses für den Laien sehr komplizierte<br />

Regelwerk gilt auch für die Format<br />

Tresorbau GmbH & Co.KG aus Hessisch<br />

Lichtenau. Das 1989 gegründete Spezialunternehmen<br />

bietet ein breites Produktsortiment:<br />

Wert- und Brandschutzschränke unterschiedlichster<br />

Ausführung, modernste<br />

softwarebasierte Cash-Management-<br />

Systeme, Daten<strong>sicher</strong>ungsschränke und<br />

Server<strong>sicher</strong>ung bis hin zu speziellen<br />

Branchenlösungen wie Apotheker-Safes.<br />

„Viele der Wertschutzschränke werden<br />

nicht mehr nur durch Schlüssel, sondern<br />

vorrangig durch moderne Elektronik-,<br />

Zeit- oder Zahlenkombinationsschlösser<br />

ge<strong>sicher</strong>t“, erläutert Jürgen Feihl. Geschäftsführer<br />

von Format Tresorbau,<br />

„Damit können Tresore über implementierte<br />

Software-Lösungen intelligent mit<br />

anderen Sicherheitsgewerken verzahnt<br />

werden. Und der Anwender hat die Möglichkeit,<br />

jeglichen Zugriff auf einen<br />

Wertschrank jederzeit zu kontrollieren.“<br />

ECB•S<br />

ECB•S <strong>ist</strong> die „Marke“ der <strong>Euro</strong>pean Security<br />

Systems Association (ESSA) e.V.<br />

als akkreditierte Zertifizierungsstelle<br />

nach EN 45 011 für Sicherheitsprodukte.<br />

Die ESSA bietet als europäisch orientierter<br />

Zertifizierer nach EN 45 011<br />

Zertifizierungsdienstle<strong>ist</strong>ungen für Erzeugnisse<br />

der Sicherheitsbranche<br />

□ zum Schutz gegen Einbruchdiebstahl<br />

□ zum Schutz gegen Brände<br />

□ für Hoch<strong>sicher</strong>heitsschlösser<br />

□ und für feuerwiderstandsfähige<br />

Lagerschränke<br />

Die ESSA <strong>ist</strong> seit 1996 Mitglied der <strong>Euro</strong>pean<br />

Fire and Security Group (EFSG),<br />

der <strong>Euro</strong>päischen Vereinigung der nationalen<br />

Zertifizierungsorganisationen<br />

unter anderem für Einbruchdiebstahl-<br />

Produkte, Alarmanlagen oder brandschutztechnische<br />

Erzeugnisse.<br />

Informationen unter www.ecb-s.com<br />

Quelle: 2/2009 – Medium<br />

FORMAT Tresorbau GmbH & Co. KG<br />

58 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 59


Auktionshaus Sotheby’s<br />

Seit 268 Jahren eine der besten<br />

Adressen, wenn es um Kunst geht<br />

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62 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Sotheby’s <strong>ist</strong> mit Auktionszentren<br />

in New York, London, Paris und<br />

in Hongkong vertreten, und beschäftigt<br />

mehr als 300 Experten, die über<br />

70 Sammelgebiete betreuen, unter anderem<br />

Armband- und Standuhren, Bücher,<br />

Fotografien, Gemälde, Möbel, Musikinstrumente,<br />

Manuskripte, Skulpturen,<br />

Teppiche und Wein und natürlich auch<br />

Juwelen.<br />

Ein dicht verzweigtes Netz mit weltweit<br />

100 Niederlassungen (vier davon in<br />

Deutschland) in 40 Ländern, darunter<br />

in Moskau/Russland, Beijing/China,<br />

Doha/Katar, Jakarta/Indonesien, garantiert<br />

dafür, daß jeder Kunde umfassend<br />

betreut und beraten wird. Ein besonderer<br />

Sotheby’s-Service <strong>ist</strong> das Schätzen von<br />

Kunstgegenständen.<br />

Jeder Interessierte kann nach Voranmeldung<br />

im nächstgelegenen Sotheby’s-<br />

Büro seinen Besitz (sei es ein Gemälde,<br />

ein antiker Teppich oder ein Diamantcollier)<br />

von einem Experten auf seinen<br />

Wert hin prüfen lassen – völlig kostenlos<br />

und unverbindlich.<br />

Im Jahre 1744 wurde Sotheby’s von<br />

Samuel Baker in London gegründet.<br />

Doch erst sein Neffe John Sotheby, der<br />

1778 in die Firma eintrat, hat der Firma<br />

ihren endgültigen Namen gegeben.<br />

200 Jahre lang dominierten Bücher und<br />

Handschriften das Geschäft. Den Aufstieg<br />

zum Weltauktionator und Finanzimperium<br />

verdankt Sotheby’s dem Ehrgeiz,<br />

der Geschicklichkeit und dem<br />

Charme des legendären Chairmans Peter<br />

Wilson, der nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

als der große Stratege die Internationalisierung<br />

des Auktionsgeschäftes betrieb.<br />

1983 übernahm der amerikanische Geschäftsmann<br />

und Kunstfreund Alfred<br />

Taubman das Unternehmen. In seiner<br />

Ära wurden erstmals phänomenale<br />

Höchstpreise für Impression<strong>ist</strong>en bezahlt<br />

(78 Millionen Dollar beispielsweise für<br />

das Renoir-Gemälde „Au Moulin de la<br />

Galette“). Und im Mai 1990 erzielte<br />

Sotheby’s in einer einzelnen Impression<strong>ist</strong>en-Auktion<br />

einen nie dagewesenen<br />

Rekord-Umsatz: 286 Millionen Dollar.<br />

Jährlich veranstaltet Sotheby’s mehr<br />

als 300 Auktionen weltweit. Dabei erzielte<br />

Sotheby’s in der ersten Hälfte des<br />

Jahres 2011 einen Konzernumsatz von<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 63


AUKTIOnSHAUS SOTHEBy’S<br />

$ 3,4 Milliarden. Während der letzten<br />

Jahrzehnte hat Sotheby’s im Bereich<br />

„Kunst des Impressionismus & Klassische<br />

Moderne“ sowie „Zeitgenössische<br />

Kunst“ exzeptionelle Me<strong>ist</strong>erwerke und<br />

die berühmtesten Sammlungen dieser<br />

Welt versteigert, so wie die Deyhle-<br />

Sammlung, die Beck-Sammlung, die<br />

Helga und Walther Lauffs Sammlung,<br />

die „Sammlung Lenz Schönberg“ sowie<br />

im Frühjahr 2012 die „Sammlung Gunter<br />

Sachs“.<br />

Im Februar 2010 avancierte mit<br />

£ 65.001,250 ($ 104.327,006; 74.185,983)<br />

Alberto Giacomettis L’Homme qui marche<br />

I zur teuersten Skulptur, die jemals in<br />

einer Auktion verkauft wurde (Schätzpreis:<br />

£ 12 Mio.-18 Mio.). Diese Skulptur,<br />

die seit 1980 Teil der Unternehmenssammlung<br />

der Dresdner Bank AG war,<br />

kam nach der Übernahme der Dresdner<br />

Bank AG 2009 in den Besitz der<br />

Commerzbank.<br />

Unter den weiteren Verkäufern in der<br />

Auktionsgeschichte von Sotheby’s befanden<br />

sich so bekannte Namen wie der<br />

Herzog und die Herzogin von Windsor,<br />

die Fürstin von Thurn und Taxis, Karl<br />

Lagerfeld, Sir Elton John, Andy Warhol,<br />

Andrew Lloyd Webber, Wolfgang Joop,<br />

die Kinder von Jackie Kennedy Onassis,<br />

Cher und Damien Hirst („Pharmacysale“).<br />

Sotheby’s hält den Weltrekord für eine<br />

Schlossauktion: Die größte Schlossauktion<br />

in der bisherigen Auktionsgeschichte<br />

endete mit einem sensationellen<br />

Ergebnis von € 43.950,915.<br />

Erzielt wurde dieses fulminante Ergebnis<br />

auf Schloss Marienburg mit der Auktion<br />

der „Kunstwerke des königlichen<br />

Hauses Hannover“. Die bis dahin erfolgreichsten<br />

deutschen Sotheby’s-Auktionen<br />

waren mit 77,7 Millionen DM<br />

(34,1 Mio. £) die Markgrafen-Auktion in<br />

Baden-Baden im Oktober 1995 und mit<br />

31,4 Millionen DM (12,8 Mio. £) die<br />

Thurn-und-Taxis-Auktion im Oktober<br />

1993 in Regensburg.<br />

Anfang 2004 vermittelte Sotheby’s den<br />

Verkauf der Fabergé-Kollektion aus der<br />

vormals legendären Forbes Sammlung<br />

an den russischen Industriellen Viktor<br />

Vekselberg. Im Mai 2007 wurde in New<br />

York das Ölgemälde „White Center“ von<br />

Mark Rothko für ein sensationelles<br />

Ergebnis von $ 72,8 Millionen versteigert<br />

– dies <strong>ist</strong> ein Rekordpreis, den je<br />

ein zeitgenössisches Werk bei Sotheby’s<br />

erzielt hat. Im September 2007 erstand<br />

Alischer Usmanow die komplette ursprünglich<br />

zur Auktion kommende<br />

Kunstsammlung des verstorbenen Cell<strong>ist</strong>en<br />

Rostropowitsch und seiner Frau der<br />

Sopran<strong>ist</strong>in Galina Vischneskaya.<br />

Im November 2007 erzielte in New<br />

York Jeff Koons “Hanging Heart” mit<br />

$ 23,6 Millionen einen Auktionsrekordpreis<br />

- das bisher höchste Ergebnis, das<br />

je in einer Auktion für ein Werk eines<br />

lebenden Künstlers realisiert wurde.<br />

Im Sommer 2008 versteigerte Sotheby’s<br />

in London in der zweitägigen Auktion<br />

„Beautiful Inside My Head Forever“<br />

erstmals ganz neue Werke von Damien<br />

Hirst - einem der führenden britischen<br />

Künstler des 21. Jahrhunderts. In dieser<br />

h<strong>ist</strong>orischen Versteigerung wurde mit<br />

über $ 200 Millionen ein fulminantes<br />

Ergebnis realisiert.<br />

Am 2. Mai 2012 schrieb Sotheby’s<br />

Auktionsgeschichte als der Auktionator<br />

des Abends, Tobias Meyer, Edvard<br />

Munchs‘ Me<strong>ist</strong>erwerk „Der Schrei“ als<br />

Losnummer 20 aufrief: Nach einem lang<br />

anhaltenden Bieterwechsel zwischen anfänglich<br />

mindestens acht Bietern, der<br />

sich am Ende über 12 Minuten lang<br />

zwischen zwei Bietern am Telefon abspielte,<br />

avancierte mit $ 119.922,500 /<br />

£73.921,284 / € 91.033,826 diese von<br />

1895 stammende Version (Pastell auf<br />

Karton) zum teuersten jemals zur Auktion<br />

kommenden Werk schlechthin!<br />

Dieses Gemälde, das aus dem Besitz des<br />

norwegischen Geschäftsmannes Petter<br />

Olsen zur Auktion kam, dessen Vater<br />

Thomas Olsen Freund, Förderer und<br />

Nachbar von Munch war, war seit mehr<br />

als 70 Jahren Teil der Sammlung der Familie<br />

Olsen und wechselte als eine von<br />

vier bestehenden Versionen dieses Sujets<br />

in den Besitz eines anonymen Käufers.<br />

Text- und Bildquellen:<br />

Sotheby’s Frankfurt/Main<br />

64 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 65


66 | <strong>numis</strong> Special 06/12


Das besondere Objekt<br />

Die Serie zu Exponaten aus der<br />

Geldgeschichtlichen Sammlung<br />

der Deutschen Bundesbank<br />

Teil 1 - Was kommuniziert Geld?<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 67


DAS BESOnDERE OBjEKT<br />

Quelle: „Copyright: Deutsche Bundesbank,<br />

Frankfurt am Main, Deutschland“<br />

68 | <strong>numis</strong> Special 06/12


DAS BESOnDERE OBjEKT<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 69


Münze Österreich<br />

Nicht nur eine Münzstätte<br />

70 | <strong>numis</strong> Special 06/12


MünZE ÖSTERREICH<br />

Die heutige Münze Österreich AG<br />

<strong>ist</strong> das am längsten bestehende<br />

Unternehmen in Österreich.<br />

Kein anderes heimisches Unternehmen<br />

blickt auf eine derart lange, ereignisund<br />

erfahrungsreiche Geschichte zurück.<br />

Heute <strong>ist</strong> sie der Grundstein auf dem<br />

modernste Technik und international gefragtes<br />

Know-how aufbauen.<br />

Begonnen hat alles im Jahr 1194, also<br />

ganz genau weiß man das heute natürlich<br />

nicht mehr. Jedenfalls taucht die „<strong>Wie</strong>ner<br />

Münze“ als Institution erstmals 1194 in<br />

den Geschichtsbüchern auf. Zu ihrer<br />

Gründung hat ein Silberschatz beigetragen,<br />

den die Babenberger den Rauhen<br />

Sitten der damalogen Zeit verdankten.<br />

Reisen wir also zurück in die Zeit des<br />

ausklingenden 12. Jahrhunderts, in die<br />

Zeit der Kreuzzüge.<br />

Der Babenberger Herzog Leopold V.<br />

(1157-1194) wie auch der englische<br />

König Richard Löwenherz (1157-1199)<br />

nahmen damals am Dritten Kreuzzug<br />

im Heiligen Land teil. Bei der Eroberung<br />

der Festung Akkon, unweit von Jerusalem,<br />

im Jahr 1191 kam es zum Streit<br />

zwischen den beiden. Wenig diplomatisch<br />

hatte König Richard die Standarte<br />

Leopolds vom Burgturm werfen lassen.<br />

Während Leopold wütend abre<strong>ist</strong>e,<br />

machte sich Richard erst Ende Oktober<br />

1192 auf den Heimweg. Ein Schiffbruch<br />

in der Adria zwang ihn, die Heimreise zu<br />

Land fortzusetzen. Sein Weg führte ihn<br />

über österreichisches Gebiet. Obwohl als<br />

Pilger verkleidet wurde er in Erdberg –<br />

also nicht weit von hier – erkannt und<br />

von Leopolds Truppen festgenommen.<br />

Der englische König wurde in Dürnstein<br />

gefangen gehalten und 1193 an<br />

Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert. Der<br />

Preis für seine Freilassung waren letztlich<br />

100.000 kölnische Mark Silber,<br />

das sind etwa 23 Tonnen. Eine enorme<br />

Summe, die wohl nie zur Gänze bezahlt<br />

wurde.<br />

Von seinem Anteil, etwa 11 Tonnen,<br />

ließ Leopold die Befestigung von <strong>Wie</strong>n<br />

sowie von Enns und Hainburg erneuern.<br />

Er verwendete das Silber auch, um die<br />

<strong>Wie</strong>ner Neustadt zu gründen. Und<br />

schließlich wurde von ihm im Jahr 1194<br />

die erste <strong>Wie</strong>ner Prägestätte errichtet, wo<br />

Silber aus dem Lösegeld unter den Prägehammer<br />

kam und zum berühmten<br />

<strong>Wie</strong>ner Pfennig wurde.<br />

Die Münze entstand tatsächlich „am<br />

Hof“, nämlich am Hof der Babenberger.<br />

Der Sitz der „Urmünze“ dürfte wahrscheinlich<br />

zwischen den Hohen Markt<br />

und der Landskrongasse gewesen sein.<br />

Heute erinnert eine Gedenktafel an den<br />

Standort der ersten <strong>Wie</strong>ner Prägestätte.<br />

Um die Geschichte abzuschließen sei<br />

erwähnt, dass Leopold vom Papst wegen<br />

des Festhaltens eines Kreuzfahrers exkommuniziert<br />

wurde. Erst als er am<br />

Sterbebett unter anderem versprach, das<br />

Lösegeld zurückzugeben, wurde der Kirchenbann<br />

aufgehoben. Wenig überraschend:<br />

Viel war vom Lösegeld nicht<br />

übrig.<br />

Herzog Albrecht III. schenkte 1386 den<br />

Münzhof den Karmelitern. Die Prägestätte<br />

verlegte man in die Wollzeile.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 71


MünZE ÖSTERREICH<br />

Wir kennen die erste urkundliche Erwähnung<br />

der neuen Adresse aus dem Jahr<br />

1397. Rund 350 Jahre blieb die <strong>Wie</strong>ner<br />

Prägestätte nun in der Wollzeile.<br />

Nicht nur das Schlagen der Münzen,<br />

auch die Herstellung des Vormaterials<br />

war im Mittelalter Handarbeit.<br />

Hatte der Gießer das Metall geschmolzen<br />

und die Zaine - die schmalen, dünnen<br />

Metallstreifen – gegossen, griff der<br />

Zainme<strong>ist</strong>er zum Hammer und schlug<br />

und schlug bis die Münzdicke erreicht<br />

war. Der Schrotme<strong>ist</strong>er schnitt mit der<br />

Benehmschere aus dem gehämmerten<br />

Blech die Schrötlinge (heute Ronden genannt)<br />

und bemühte sich, mit diesen<br />

Plättchen dem Münzgewicht möglichst<br />

nahe zu kommen. Das führte zu einer<br />

großzügigen Gewichtstoleranz, die in der<br />

Praxis nur dadurch ausgeglichen werden<br />

konnte, dass man beim Zahlen auf ein<br />

möglichst genaues Gesamtgewicht der<br />

Münzen Wert legte.<br />

Mitte des 15. Jahrhunderts begann man<br />

unter Kaiser Friedrich III. mit der Prägung<br />

von Kreuzern, Halbgroschen und<br />

Groschen, später folgten Dukaten und<br />

Goldgulden. Der <strong>Wie</strong>ner Pfennig wurde<br />

nach und nach zur geringwertigen Kleinmünze.<br />

Fehlendes Gold und die Entdeckung<br />

großer Silbervorkommen führten<br />

dazu, dass Groß-Silbermünzen geprägt<br />

wurden. Hochwertigere und größere<br />

Münzen, wie die Guldiner und später die<br />

Taler – von dessem Namen sich später<br />

auch der Dollar ableiten sollte - waren<br />

nun gefragt.<br />

Die neuen und größeren Münzen verlangten<br />

nun auch einen Wandel in der<br />

Technik.<br />

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gab<br />

es erste Versuche, die Walzenprägung,<br />

die in Tirol recht gut funktionierte, auch<br />

in <strong>Wie</strong>n einzuführen. Der Erfolg blieb<br />

aber aus. Eine Ursache dafür dürfte die<br />

fehlende Wasserkraft zum Betrieb der<br />

Anlage gewesen sein.<br />

Die größeren Aufgaben verlangten aber<br />

auch mehr Platz. So entstanden im<br />

17. Jahrhundert Nebenbetriebe, etwa in<br />

Gumpendorf und im Stadtgraben bzw.<br />

im sogenannten Münzgraben.<br />

Im Münzgebäude in der Wollzeile trug<br />

sich eine weitere Anekdote in der Geschichte<br />

des Hauses zu:<br />

Im Jahr 1679 suchte die Pest, der<br />

schwarze Tod, abermals <strong>Wie</strong>n heim. In<br />

diesem Jahr ereignete sich nicht nur die<br />

Geschichte des lieben Augustin.<br />

Der damalige Münzme<strong>ist</strong>er Matthias<br />

Mittermayer von Waffenberg war sehr<br />

um seine Mitarbeiter und deren Familien<br />

bemüht. Deshalb beschloss er, seine<br />

Leute, deren Familien und sich selbst<br />

sowie die notwendigsten Lebensmittel<br />

für die nächsten Monate im wahrsten<br />

Sinn des Wortes in der Prägestätte einzumauern.<br />

Alle Münzer begaben sich in<br />

„ihr“ Gebäude, und sämtliche Fenster<br />

und Türen wurden bis auf winzige Gucklöcher<br />

zugemauert. Als neun Monate<br />

später die Epidemie ein Ende nahm und<br />

die Totenglocken in der Stadt immer seltener<br />

zu hören waren, war das Wunder<br />

perfekt: Die Pest hatte alle Münzer und<br />

deren Familien verschont. „Nicht ein<br />

Kind fehlte, ja nicht einmal ein Krankheitsfall<br />

hatte sich unter ihnen ergeben.“<br />

Zum Dank wurde eine jährliche Wallfahrt<br />

beschlossen, die bis heute satttfindet<br />

und zwar zur Dreifaltigkeitskirche in<br />

Lainz. Die alljährliche „Münzer“-Wallfahrt<br />

zählt heute zu den ältesten aufrechten<br />

Traditionen der Stadt.<br />

Einen Höhepunkt erlebte die Münze in<br />

<strong>Wie</strong>n, als Karl VI. 1733 eine Graveurakademie<br />

gründete. Schon seit ungefähr<br />

1715 sprach man nicht mehr vom Münzamt<br />

sondern vom Hauptmünzamt, und<br />

ab 1764 haben wir es schriftlich:<br />

,,lst das allhiesige Haupt-Münz-Amt<br />

nicht ein Simples Münz-Amt, sondern<br />

zugleich auch quasi ein Factor-Amt<br />

für alle Erbländische Münz- und Berg-<br />

Ämter“.<br />

Mit fortschreitender Zeit wurde die Organisation<br />

der vielen Produktionsstätten<br />

der Monarchie zu einem Problem, mittlerweile<br />

war unter der Regierung Maria<br />

Theresias 1753 die <strong>Wie</strong>ner Münze zum<br />

Kay. Kön. Haubt-Müntz-Ambt (Kaiserlich<br />

Königliches Hauptmünzamt) aufgestiegen<br />

und für die Versorgung der<br />

österreichischen Teile des Reiches mit<br />

Münzen zuständig.<br />

Für den ungarischen Teil war Kremnitz<br />

zuständig, eine Prägestätte mit ähnlichem<br />

h<strong>ist</strong>orischem Hintergrund. Heute<br />

liegt Kremnitz in der Slowakei und <strong>ist</strong><br />

deren Prägestätte.<br />

1752 erwarb der Staat das ehemalige<br />

Winterpalais des Prinzen Eugen, jenes<br />

Palais in der Himmelpfortgasse 8, in dem<br />

sich heute das Finanzmin<strong>ist</strong>erium befindet.<br />

Neben verschiedenen Ämtern und<br />

Behörden hielt hier auch die Münze<br />

Einzug. Wo der feinsinnige Prinz einst<br />

seine illustren Gäste empfangen hatte,<br />

stampften jetzt die Stoßwerke der Prägemaschinen.<br />

Als nach der Einführung des<br />

Kupferkreuzers Tag und Nacht gearbeitet<br />

wurde, fühlte sich ein Min<strong>ist</strong>er, der auch<br />

hier wohnte, empfindlich in seinem<br />

Schlaf gestört.<br />

Es gab aber noch ein weiteres Haus am<br />

Ochsengries (heute am Heumarkt), also<br />

bereits auf dem Areal der heutigen<br />

MÜNZE ÖSTERREICH AG.<br />

Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

stiegen die Anforderungen an<br />

das <strong>Wie</strong>ner Münzamt, und in den ersten<br />

Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren<br />

immer mehr Prägungen notwendig.<br />

Wurden am Anfang in der Himmelpfortgasse<br />

jährlich nur einige hunderttausend<br />

Gulden geprägt, so waren es um<br />

1830 jedes Jahr ungefähr vier Millionen<br />

in Gold oder Silber. Verschiedene Werkstätten<br />

lagen außerhalb des Hauses. Das<br />

alte Palais war zu klein geworden.<br />

,,Mit allerh. Entschließung weiland Sr.<br />

Majestät Kaiser Franz I. vom 7. Novem-<br />

72 | <strong>numis</strong> Special 06/12


MünZE ÖSTERREICH<br />

ber 1834 <strong>ist</strong> die Erbauung eines neuen<br />

Münzhauses, dann eines Streck-,<br />

Schlemm-, Amalgamir- und Hammergebäudes<br />

auf der Stelle des alten Goldund<br />

Silberdrahtzugsgebäudes und auf<br />

dem daran anstoßenden zu dem <strong>Wie</strong>ner-<br />

Neustädter Canal gehörigen Steinkohlenplatze<br />

auf der Landstraße zwischen<br />

diesem Canal und der Reißnerstraße anbefohlen,<br />

und die Leitung des Baues dem<br />

k.k. Professor und akademischen Rathe<br />

Paul Sprenger, der auch die Pläne entworfen<br />

hatte, unter unmittelbarer Aufsicht<br />

der k.k. Hofkammer in Münz- und<br />

Bergwesen übertragen worden. Dieser<br />

Befehl war eine der letzten Entschließungen<br />

des verewigten Monarchen.<br />

Am 2. März 1835, „also am Tage des Regierungsantrittes<br />

Sr. jetzt regierenden<br />

Majestät Kaiser Ferdinand I., ward der<br />

Anfang der Grundgrabung gemacht und<br />

das Hauptgebäude stand schon mit Ende<br />

des Jahres 1835 unter Dache.“, heißt es<br />

in einem Werk aus dieser Zeit.<br />

Der gleiche Zeitzeuge fährt fort: ,,Im<br />

Laufe des Jahres 1836 und 1837 war dasselbe<br />

nicht nur vollendet, sondern auch<br />

die Uebertragung sämmtlicher, der Manipulation<br />

angehörigen Werkstätten und<br />

des Hauptmünzamtes mit sämmtlichen<br />

Geschäftsabtheilungen und Cassen in das<br />

neue Gebäude vorbereitet, die ordentliche<br />

Benützung des herrlichen Bauwerkes<br />

aber auf das Jahr 1838 festgesetzt.“<br />

Schließlich dauerte es noch bis August<br />

1839, bevor der volle Betrieb aufgenommen<br />

wurde.<br />

Die Gesamtkosten samt lnneneinrichtung<br />

lagen bei einer Million Gulden. Der<br />

Baume<strong>ist</strong>er dieses wahrhaftig ,,herrlichen<br />

Bauwerkes“ war der spätere k.k.<br />

Hofbaurat Karl Sprenger, von Architekten<br />

seiner Zeit als ,,Metternich der Architektur“<br />

bezeichnet.<br />

Nun hatte das österreichische Münzwesen<br />

ein solides und repräsentatives Heim,<br />

eine ,,Burg der klingenden Münze“ –<br />

damals wie heute eine gute Adresse:<br />

Am Heumarkt 1.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 73


74 | <strong>numis</strong> Special 06/12


<strong>numis</strong> Special 06/12 | 75


Inzwischen nahm die <strong>Wie</strong>ner Münze die<br />

führende Stellung im Habsburger Reich<br />

ein. <strong>Wie</strong> groß die Bedeutung des <strong>Wie</strong>ner<br />

Hauptmünzamts war, zeigt folgendes<br />

Beispiel: 1848 - 50 wurden in <strong>Wie</strong>n rund<br />

40 Millionen Gulden geprägt, während<br />

es die anderen Münzstätten zusammen<br />

auf ca. 17 Millionen Gulden brachten.<br />

Ursprünglich kannte man nur die freie<br />

Prägung: Das beim Prägen verdrängte<br />

Material floss in den Rand, der dadurch<br />

eine unregelmäßige Form einnahm.<br />

Um 1830 führte man in <strong>Wie</strong>n die Ringprägung<br />

ein, wie sie im Prinzip bis heute<br />

verwendet wird: Die Ronde liegt in<br />

einem Prägering. Durch die Presskraft<br />

beim Prägen fließt das Material exakt in<br />

die Ausnehmungen des Prägestempels<br />

und wird gleichzeitig an den Prägering<br />

angepresst. Das garantiert die tadellos<br />

runde Form. 1826 waren für <strong>Wie</strong>n zwei<br />

Kniehebelpressen bestellt worden.<br />

Wasserkraft kam aus dem <strong>Wie</strong>ner<br />

Neustädter Kanal neben dem Hauptmünzamt,<br />

und zwar dort, wo heute die<br />

Schnellbahn verläuft. Es gab zwei<br />

Dampfmaschinen mit jeweils 14 Pferdekräften.<br />

lm 19. Jahrhundert kam es mit der<br />

Friktionspresse zu einer Verbesserung<br />

der Spindelpresse. Die Aufwärts- und<br />

Abwärtsbewegungen besorgten ein<br />

Schwungrad und zwei rotierende Friktionsscheiben.<br />

Um 1880 begann im Hauptmünzamt<br />

mit der Reduziermaschine ein neuer Abschnitt<br />

der Stempelherstellung. Nun<br />

konnte von großen Modellen das Münzmotiv,<br />

auf Münzgröße reduziert, in Stahl<br />

geschnitten werden, Bisher hatte man die<br />

Stempel 1:1 graviert.<br />

Bei der Einführung der Kronenwährung<br />

stand das Hauptmünzamt in technischer<br />

Hinsicht vor seiner größten<br />

Herausforderung. Man baute sowohl das<br />

Kessel- als auch das Maschinenhaus um,<br />

ein neuer Dampfkessel und eine neue<br />

Dampfmaschine gingen in Betrieb.<br />

Man erweiterte das ,,Streckwerkslokale“.<br />

Dazu kamen neue Glühöfen mit der doppelten<br />

Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit. 28 Pressen<br />

gaben den Münzen ihre Prägung. Ab<br />

1907 führte der Elektromotor als Antriebskraft<br />

zu neuen Le<strong>ist</strong>ungsdimensionen.<br />

Wer zählt die Münzstätten, die im Laufe<br />

der Jahrhunderte dem Geld in <strong>unser</strong>em<br />

Land ihren Stempel aufprägten. Krems,<br />

Neunkirchen, Fischau und Enns, Graz,<br />

Friesach und Villach hatten das Privileg<br />

der ,,Geldmacher“. In <strong>Wie</strong>ner Neustadt<br />

ebenso wie in St. Pölten, Linz, Salzburg,<br />

Innsbruck und Hall verwandelten sich<br />

unter den Prägehammern gesichtslose<br />

Schrötlinge in blanke Taler und andere<br />

Münzen. Jenseits der heutigen Grenzen<br />

lagen Prägestätten in Eger, Prag und<br />

Kremnitz, in Günzburg, in Mailand und<br />

Mantua, ja in Brüssel, Brügge und Antwerpen.<br />

Allmählich wurde die <strong>Wie</strong>ner Münze<br />

durch Qualität und Quantität zum führenden<br />

Hersteller der einzigartigen vielbegehrten<br />

Produkte. Und schließlich –<br />

nach l9l8 – blieb das <strong>Wie</strong>ner Hauptmünzamt<br />

als einzige Prägestätte der neu<br />

entstandenen Republik.<br />

Das Münzamt war ein Ressort des<br />

Finanzmin<strong>ist</strong>eriums, das heute seinen<br />

Sitz in dem Prinz Eugen-Palais in der<br />

Himmelpfortgasse hat, wo seinerzeit die<br />

<strong>Wie</strong>ner Münze zu Hause war. Ein Teil<br />

des Gebäudes wird heute noch als Münztrakt<br />

bezeichnet.<br />

Obwohl die <strong>Wie</strong>ner Münze durch die<br />

Jahrhunderte ein Stück Österreich war,<br />

ging sie 1938 in den Besitz des Deutschen<br />

Reichs über. Hatte am Beginn der<br />

Prägestätte der <strong>Wie</strong>ner Pfennig gestanden,<br />

so wurden jetzt deutsche Pfennige<br />

und Reichsmark geprägt.<br />

<strong>Wie</strong> man weiß, dauerte das nicht sehr<br />

lange. 1945 musste die Münze eine kurze<br />

Zeit der russischen Verwaltung über sich<br />

ergehen lassen. Im gleichen Jahr kam der<br />

Schilling wieder. Bei der Herstellung<br />

von Zehngroschenstücken behalf man<br />

sich zunächst sogar damit, dass man<br />

Zehnpfennigstücke überprägte.<br />

76 | <strong>numis</strong> Special 06/12


MünZE ÖSTERREICH<br />

Die Münze wurde nicht nur dem großen<br />

Bedarf der Zweiten Republik an Umlaufmünzen<br />

gerecht:<br />

Schon 1955 kam zur <strong>Wie</strong>dereröffnung<br />

der Bundestheater eine 25 S-Silbergedenkmünze<br />

heraus. Das war der Anfang<br />

einer großen Zahl silberner Sammlermünzen,<br />

eine schöner als die andere.<br />

Zuerst waren es 25er, später Silbergedenkmünzen<br />

zum Nominale von S 50<br />

und S 100, schließlich zum Nennwert<br />

von S 500.<br />

Man übernahm auch Exportaufträge.<br />

Als ab 1974 der private Goldbesitz in<br />

den USA gestattet wurde, war Österreich<br />

mit seinen Kronen- und Dukatennachprägungen<br />

der größte Exporteur von<br />

Goldmünzen nach Amerika. Tonnenweise<br />

gingen die Goldprägungen „Made<br />

in Austria“ über den ,,großen Teich“.<br />

Im Jahr 1974 hatte man auch 60.000<br />

Kilo Gold für Saudiarabien und andere<br />

Scheichtümer zu prägen.<br />

Nach 1979 kamen Ronden für deutsche<br />

Zehnmarkstücke aus <strong>Wie</strong>n. <strong>Wie</strong> eh<br />

und je waren jedes Jahr Hunderttausende<br />

von Maria-Theresien-Talern für Abnehmer<br />

in aller Welt bestimmt.<br />

In den Siebzigerjahren gingen die jährlichen<br />

Prägezahlen des Levantinertalers<br />

sogar in die Millionen.<br />

Für die Herstellung der Edelmetallronden<br />

setzte man seit 1969 das Horizontal-<br />

Stranggussverfahren ein. Dabei wird das<br />

Material in einem ,,unendlichen“ Strang<br />

gegossen und zu einem Band aufgewickelt.<br />

Nach dem Walzen auf die gewünschte<br />

Dicke stanzt man daraus die<br />

Ronden, das unmittelbare Vormaterial<br />

für die Münzenprägung.<br />

Die bedeutendste Rationalisierung seit<br />

der Einführung der Kniehebelpresse<br />

ergab sich durch eine neue Prägetechnik<br />

in den letzten Jahrzehnten.<br />

In der Zeit vorher konnte man auf<br />

Pressen mit Transmissionsantrieb höchstens<br />

120 Münzen pro Minute prägen.<br />

Mit elektropneumatisch gesteuerten Prägemaschinen<br />

Anfang der 60er Jahre begann<br />

eine neue Münzära.<br />

Mit diesen Maschinen, bei denen die<br />

Stempel waagrecht angeordnet waren,<br />

erreichte man einen Ausstoß von rund<br />

500 Stück in der Minute. Die hochmodernen<br />

Prägeautomaten <strong>unser</strong>er Zeitwieder<br />

senkrecht arbeitend – bringen es<br />

bis auf 750 Münzen in jeder Minute. Das<br />

sind 12,5 Münzen pro Sekunde. Der Prägedruck,<br />

dem die Ronden ausgesetzt<br />

sind, macht bis zu 200 t aus.<br />

1989 war das Jahr der einschneidenden<br />

Veränderung in der Firmenstruktur:<br />

Am 1. Jänner 1989 wurde aus dem<br />

Hauptmünzamt die MÜNZE ÖSTER-<br />

REICH AG. Die eigenständige Aktiengesellschaft<br />

hat die gesetzliche Aufgabe,<br />

die Umlaufmünzen der Republik Österreich<br />

herzustellen. Während das Hauptmünzamt<br />

zum Bereich des Finanzmin<strong>ist</strong>eriums<br />

gehört hatte, <strong>ist</strong> die MÜNZE<br />

ÖSTERREICH AG eine Tochtergesellschaft<br />

der OESTERREICHISCHEN<br />

NATIONAL-BANK. Entsprechend der<br />

Unternehmensform wird der Betrieb<br />

nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen<br />

gewinnorientiert geführt.<br />

Die Stunde Null der MÜNZE ÖSTER-<br />

REICH AG beginnt mit einem Paukenschlag.<br />

Zum ersten Mal gab es eine österreichische<br />

so genannte Goldbullionmünze,<br />

eine Anlagemünze aus purem Gold. Erst<br />

das neue Scheidemünzengesetz vom<br />

November 1988 erlaubte das.<br />

Und für diese Gesetzesänderung war<br />

viel Überzeugungsarbeit von Seiten der<br />

Münze notwendig gewesen.<br />

<strong>Wie</strong> soll das Goldstück heißen? Eine<br />

österreichische Goldmünze musste im<br />

Musikland Österreich einen ,,musikalischen<br />

Namen“ haben – davon war man<br />

in der MÜNZE ÖSTERREICH AG<br />

überzeugt. Schließlich sollte man sich<br />

gegen fünf etablierte Goldbullionmünzen<br />

großer Länder durchsetzen.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 77


MünZE ÖSTERREICH<br />

Nach langem Hin und Her war der<br />

,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“ geboren.<br />

Und wie sollte er aussehen? Es folgten<br />

Entwürfe, Entwürfe, Entwürfe. Schließlich<br />

machte der spätere Chefgraveur der<br />

MÜNZE ÖSTERREICH AG Thomas<br />

Pesendorfer ,,das Rennen“.<br />

Eine Seite zeigt die Orgel des <strong>Wie</strong>ner<br />

Musikvereins, die bei jedem Neujahrskonzert<br />

auf Millionen Bildschirmen in<br />

der ganzen Welt zu sehen <strong>ist</strong>, auf der anderen<br />

Seite symbolisieren Musikinstrumente<br />

das weltberühmte Orchester; ganz<br />

einfach und damit einfach ideal.<br />

Zunächst gab es das Goldstück zu<br />

einer Unze und zu einer Viertelunze,<br />

1991 folgte eine Zehntelunze und 1994<br />

eine halbe Unze.<br />

Die Fachwelt war vom neuen Glanzstück<br />

aus Österreich angetan. Schon im Ausgabejahr<br />

wählten die renommierten<br />

Krause Publications, der führende<br />

Numismatikverlag in den USA, den<br />

,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“ zur Best Gold<br />

Coin, also schlicht und einfach zur besten<br />

Goldmünze.<br />

1991 verlieh dann die ,,Münzen<br />

Revue“ der neuen Parademünze den in<br />

der Fachwelt äußerst begehrten Vreneli-<br />

Preis – ebenfalls für die beste Goldmünze.<br />

Hatte die zweifellos besonders schöne<br />

Goldmünze aus dem kleinen Österreich<br />

auch nur die geringste Chance gegen die<br />

fünf Großen; Maple Leaf aus Kanada,<br />

Nugget aus Australien, Eagle aus den<br />

USA, Britannia aus Großbritannien und<br />

Krügerrand aus Südafrika?<br />

Anfangs wurde das Projekt oft mitleidig<br />

belächelt. Doch 1990 wurde schon<br />

der einmillionste ,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“<br />

geprägt. 1991 war er <strong>Euro</strong>pas Nummer<br />

1 und überholte die etablierten Goldbullionmiinzen<br />

Maple Leaf und Krugerrand.<br />

Bereits 1992 hatte er weltweit<br />

einen Marktanteil von 40 Prozent. lm<br />

gleichen Jahr lag er weltweit auf dem<br />

ersten Platz. Das wiederholte sich 1995,<br />

1996 und im Jahr 2000.<br />

Besonders gut kam der ,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“<br />

in den USA an, aber auch<br />

bei den Japanern, unter denen es viele<br />

Liebhaber österreichischer Klassik gibt.<br />

2002 wurde zum Rekordabsatzjahr in<br />

Japan. Und die Prägemaschinen ,,liefen<br />

heiß“; 1996 gab es den fünfmillionsten<br />

,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“ aus Gold.<br />

lm Zug der angespannten Wirtschaftslage<br />

wurde 2008 zum Rekordjahr für<br />

Gold und viele, viele Anleger setzen<br />

dabei auf den ,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“.<br />

So kam es in diesem Jahr zur zehnmillionsten<br />

Goldbullionmünze aus Österreich.<br />

Bis Sommer 2012 gingen etwa<br />

15 Millionen goldene <strong>Wie</strong>ner Philharmoniker<br />

in die ganze Welt.<br />

Schon 1995 bot die MÜNZE ÖSTER-<br />

REICH AG eine Alternative oder Ergänzung<br />

zum ,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“ und<br />

brachte ihr Goldbarrenprogramm heraus:<br />

Die so genannten ,,Good-Delivery-<br />

Goldbarren“, zehn Barren vom kleinen<br />

1-g-kinebar TM bis zum gewichtigen<br />

1-kg-Barren.<br />

78 | <strong>numis</strong> Special 06/12


MünZE ÖSTERREICH<br />

Unabhängig von diesen Innovationen<br />

setzte die MÜNZE ÖSTERREICH AG<br />

mit den so genannten Handelsgoldmünzen<br />

eine gute alte Tradition fort, Nachprägungen<br />

h<strong>ist</strong>orischer Münzen.<br />

Im Angebot gibt es 1-Dukaten- und<br />

4-Dukaten-Stücke sowie 4-Gulden-,<br />

8-Gulden-Stücke, 10-Kronen-, 20-Kronen-<br />

und 100-Kronen-Münzen.<br />

Sie haben sich als ideale wertbeständige<br />

Geschenke und auch als <strong>sicher</strong>e<br />

Anlagemöglichkeit bewährt. Eine Attraktion<br />

ganz eigener Art <strong>ist</strong> die Nachprägung<br />

des weltberühmten silbernen<br />

Maria-Theresien-Talers.<br />

Genau zur richtigen Zeit, nämlich im<br />

Jahr 2008, brachte die MÜNZE ÖSTER-<br />

REICH AG die Alternative zum goldenen<br />

,,<strong>Wie</strong>ner Philharmoniker“ heraus,<br />

sozusagen den silbernen Bruder – zu<br />

einer Unze. Damit wurde eine Edelmetallanlage<br />

auch für kleinere Budgets geschaffen.<br />

Der Erfolg übertraf alle Erwartungen;<br />

auf Anhieb wurden im ersten Jahr fast<br />

acht Millionen Unzen verkauft. Im Sommer<br />

2012 waren es bereits unglaubliche<br />

50 Mio. Unzen bzw. Stück.<br />

Vor 1989 hatten die silbernen Gedenkmünzen<br />

zu 25, 50, 100 und schließlich<br />

500 Schilling nur eine Motivseite. Die<br />

Seite mit dem Nennwert hatte auf allen<br />

dieser Münzen nur das Wappen, den<br />

Bundesadler oder die neun Bundesländerwappen<br />

zu bieten. Mit Gründung der<br />

MÜNZE ÖSTERREICH AG werden<br />

nun beide Seiten individuell gestaltet und<br />

damit für Sammler und Münzliebhaber<br />

um einiges interessanter.<br />

Vor 1989 gab es auch nur einzelne<br />

Gedenkmünzen zu bestimmten Anlässen.<br />

Nun machte man mit 500-Schilling-<br />

Münzen zum Thema ,,Künstler der<br />

Jahrhundertwende“ den ersten Schritt in<br />

Richtung Münzserie.<br />

1991 wurde die Welt der Münzfreunde<br />

entschieden bereichert. Es erschien als<br />

erste Kleinserie die Mozart-Reihe mit<br />

Gold- und Silber-Sammlermünzen in der<br />

höchsten Prägequalitat ,,Polierte Platte“<br />

ohne Umlaufmünzen-Version.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 79


MünZE ÖSTERREICH<br />

lm selben Jahr startete die große<br />

Millennium-Serie. Nun folgten laufend<br />

künstlerisch hochwertige Münzenserien<br />

zu anspruchsvollen oder spannenden<br />

Themen in Gold und Silber.<br />

Wer seine Stücke liebt, will sie in einem<br />

würdigen Rahmen sehen. Dem trägt die<br />

MÜNZE ÖSTERREICH AG Rechnung<br />

und schafft den attraktiven, gediegenen<br />

Rahmen für die edlen Prägungen. Für die<br />

Münzen der einzelnen Serien gibt es repräsentative<br />

Etuis und Echtheitszertifikate.<br />

Überdies kann man sehr schöne<br />

Sammelkassetten für die komplette Serie<br />

erwerben.<br />

1994 war es 800 Jahre, dass<br />

die <strong>Wie</strong>ner Münze im Jahr<br />

1194 gegründet wurde.<br />

Die 800-Jahr-Feier<br />

war der ideale Anlass,<br />

eine außergewöhnliche<br />

Münze in einer<br />

völlig neuen<br />

Münztechnik<br />

herzustellen. Es entstand eine mittelalterlich<br />

anmutende Münze, für welche die<br />

Punze zum Münzstempel handgeschnitten<br />

wurde wie in alten Tagen.<br />

Das lnnovative und damals Einzigartige;<br />

es wurden zwei Edelmetalle, Gold<br />

und Silber, in einer Münze verarbeitet.<br />

So vereint diese Münze jahrhundertealte<br />

Tradition und neueste Technik. Es war<br />

die erste Bimetallmünze der MÜNZE<br />

ÖSTERREICH AG.<br />

Von nun an spielte die Bimetallmethode<br />

eine wichtige Rolle bei ganz besonderen<br />

Münzen, aber auch bei den späteren<br />

<strong>Euro</strong>-Umlaufmünzen.<br />

Bei dieser Prägetechnik sind zwei verschiedene<br />

Metalle zu einer Münze vereint.<br />

Die Münze besteht aus dem äußeren<br />

Ring und der inneren ,,Pille“. Es finden<br />

wertvolle Metalle Verwendung – wie<br />

etwa bei der Münze ,,Mobilität“ aus dem<br />

Jahr 2000, bei welcher der Ring aus<br />

Silber und die ,,PiIle“ aus Titan <strong>ist</strong>.<br />

Es wurden und werden aber auch Bimetallmünzen<br />

aus unedlen Metallen hergestellt.<br />

Mit diesen Münzen machte sich<br />

die MÜNZE ÖSTERREICH AG fit für<br />

die spätere Prägung der 1- und 2-<strong>Euro</strong>-<br />

Münzen, die ebenfalls Bimetallmünzen<br />

sind. 1995 erscheint die Münze<br />

,,Österreich in der EU“, ebenfalls<br />

eine Bimetallmünze in der<br />

Kombination von Gold<br />

und Silber. Dieses<br />

Me<strong>ist</strong>erstück war<br />

technisch allerdings<br />

noch aufwendiger,<br />

denn im Goldring<br />

sind die EU-Sterne<br />

ausgestanzt.<br />

80 | <strong>numis</strong> Special 06/12


MünZE ÖSTERREICH<br />

Bisher konnte man farbige Münzen nur<br />

durch Emaillieren oder im Weg der<br />

Drucktechnik herstellen. 2003 kam es<br />

erstmalig zur Zusammenarbeit mit der<br />

Firma Plansee in Reutte, Tirol, einer Spezial<strong>ist</strong>in<br />

u. a. für Niob, das auch in der<br />

Hoch- und Kommunikationstechnologie<br />

zur Anwendung kommt.<br />

Das absolut Neue für die Münzgestaltung;<br />

das Metall selbst ließ sich durch ein<br />

spezielles Verfahren färben. So brachte<br />

die MÜNZE ÖSTERREICH AG die<br />

erste Bimetallmünze aus Silber und tiefblauem<br />

Niob heraus: ,,700 Jahre Stadt<br />

Hall in Tirol“.<br />

ln der Folge entstanden weitere faszinierende<br />

farbige Bimetallmünzen, mit<br />

denen ein breites Farbspektrum abgedeckt<br />

wurde. Ein Riesenerfolg unter bestehenden,<br />

vor allem aber auch neuen<br />

Münzfreunden.<br />

Schon bei der Planung eines neuen Rondenwerks<br />

wurden Kapazitätsreserven für<br />

Aufträge anderer Unternehmen berücksichtigt.<br />

Die Kunden sollten allerdings<br />

nicht mit fertigen Münzprojekten vor<br />

vollendete Tatsachen gestellt werden.<br />

Wichtig war die echte Partnerschaft<br />

mit dem Auftraggeber. Von der Gestaltung<br />

über die Dimensionierung der Münzen<br />

bis zur Auflagenhohe wurde und<br />

wird alles gemeinsam auf die Bedürfnisse<br />

des jeweiligen Landes abgestimmt.<br />

Das große technische und betriebswirtschaftliche<br />

Know-how der MÜNZE<br />

ÖSTERREICH AG kommt dabei international<br />

den Kunden uneingeschränkt<br />

zugute.<br />

Seit I994 werden Münzstätten in <strong>Euro</strong>pa<br />

und Übersee mit Halbfabrikaten, also<br />

Ronden, aus Gold und Silber beliefert.<br />

Bei Großaufträgen kann das sieben bis<br />

zehn Millionen Stück ausmachen.<br />

Das Edelmetall wird von Fall zu Fall<br />

vom Kunden beigestellt. Die MÜNZE<br />

ÖSTERREICH AG kauft aber auch im<br />

Kundenauftrag Material an der Metallbörse<br />

in London und bewahrt es für Kunden<br />

in Depots auf.<br />

Bei der Zusammenarbeit mit weltweit<br />

circa 40 Kunden werden die verschiedensten<br />

Qualitätsanforderungen an die<br />

Metalloberfläche erfüllt. Das erstreckt<br />

sich vom rohen Münzplättchen über die<br />

geglühte Ausführung bis zur prägefertigen<br />

Ronde in Sonderausführungen wie<br />

kugel- oder bürstenpoliert.<br />

Die Qualitäts<strong>sicher</strong>ung durchläuft in<br />

der Regel mehrere Stationen von der<br />

Prüfung beim Wareneingang bis zur Gewichts-<br />

und Durchmesserkontrolle. Die<br />

Verpackung erfolgt ganz nach jeweiligem<br />

Kundenwunsch.<br />

Im August l995 wurde für Kasachstan<br />

die erste fertig geprägte Gedenkmünzenserie<br />

in Gold und Silber ausgeliefert.<br />

In den folgenden Jahren gingen Gedenkmünzen<br />

und ganze Serien, die in der<br />

MÜNZE ÖSTERREICH AG entwickelt<br />

und geprägt werden, in aller Herren Länder.<br />

Für die Entwürfe stehen den Kunden<br />

die - im wahrsten Sinn des Wortes - ausgezeichneten<br />

Graveure der MÜNZE<br />

ÖSTERREICH AG zur Verfügung, die<br />

immer wieder mit zahlreichen Preisen<br />

bedacht werden.<br />

Die Ausführung der Prägungen reicht<br />

vom Schüttgut bis zu den Top-Qualitäten.<br />

Dazu kommt die Verpackung ,,nach<br />

Maß“ in Absprache mit dem Kunden.<br />

Die MÜNZE ÖSTERREICH AG prägt<br />

aber nicht nur Hartgeld, sondern ganze<br />

Projekte bei der Einführung neuer Währungen<br />

hinsichtlich Log<strong>ist</strong>ik - einschließlich<br />

Recycling der alten Währung.<br />

Noch wichtiger als hochwertige Ronden<br />

und Münzen <strong>ist</strong> für manche Kunden<br />

die Erfahrung der österreichischen<br />

Münzexperten. So liefert die MÜNZE<br />

ÖSTERREICH AG auch Maschinen und<br />

Werkzeuge samt dem nötigen technischen<br />

Wissen.<br />

Durch den EU-Beitritt wurde die<br />

MÜNZE ÖSTERREICH AG 1995<br />

Mitglied der <strong>Euro</strong>pean Mint Directors<br />

Conference (<strong>Euro</strong>parsche Munzdirektorenkonferenz)<br />

und übernimmt den Vorsitz<br />

in der Collector Coin Sub-Group<br />

(der Sammlermünzen-Arbeitsgruppe).<br />

So trug das österreichische Unternehmen<br />

maßgeblich zur Koordination bei der<br />

Vorbereitung zur <strong>Euro</strong>-Einführung bei.<br />

Bereits seit November 1998 rasselten in<br />

<strong>Wie</strong>n die <strong>Euro</strong>-Münzen aus den Prägemaschinen.<br />

Bis Ende 2001 waren es zwei<br />

Milliarden Stück.<br />

2002 war die Stunde null der <strong>Euro</strong>-<br />

Münzen und Banknoten. In zwölf Ländern<br />

wurde mit einem Schlag aus der<br />

Landes- die <strong>Euro</strong>pawährung. Aber schon<br />

ab 15. Dezember 2001 waren in Österreich<br />

so genannte ,,Starter-Kits“ mit<br />

sämtlichen <strong>Euro</strong>- und Cent-Münzen für<br />

200 Schilling pro Set zu haben. Insgesamt<br />

sechs Millionen dieser Startpakete<br />

im Wert von 87 Millionen <strong>Euro</strong> gingen<br />

in die Haushalte.<br />

Für Unternehmen gab es eigene ,,Vorsorgeprogramme“.<br />

Das Ergebnis ab Neujahr<br />

2002; lückenlose Versorgung der<br />

Bevölkerung und der Wirtschaft mit<br />

Münzen.<br />

Die Münze Österreich AG <strong>ist</strong> heute eine<br />

der führenden Prägeanstalten der Welt<br />

und wird in einem Atemzug mit den ganz<br />

großen genannt. Dies resultiert nicht nur<br />

aus der langen H<strong>ist</strong>orie des Unternehmens,<br />

sondern vor allem aus dem Einsatz<br />

modernster Technologie gepaart mit<br />

Jahrhunderte altem Wissen.<br />

Hinter denkmalgeschützter, biedermeierlicher<br />

Fassade verbirgt sich eines der<br />

modernsten Industrieunternehmen Österreichs<br />

von Weltrang. Die Weitergabe des<br />

„Feuers“ <strong>ist</strong> Garant für die positive Entwicklung<br />

der Münze Österreich AG in<br />

der Zukunft.<br />

<strong>numis</strong> Special 06/12 | 81


MünZE ÖSTERREICH<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>SPECIAL</strong><br />

Was wird die Zukunft<br />

bringen?<br />

Wir werden künftig vermutlich weniger<br />

Einkäufe mit Bargeld tätigen. Verschiedene<br />

Zahlungssysteme machen den<br />

Banknoten und Münzen bereits heute<br />

Konkurrenz. ln den kommenden Jahren<br />

werden Handy, kontaktlose Karten oder<br />

das biometrische Verfahren, bei dem der<br />

Kunde anhand seines unverwechselbaren<br />

Fingerabdrucks identifiziert wird, noch<br />

stärker zum Zahlungseinsatz kommen.<br />

Wenn auch in den Kassen des alltäglichen<br />

Lebens weniger Münzen klingeln,<br />

so werden sie als Wertanlage auch weiterhin<br />

goldene Zeiten erleben. Vor allem<br />

dann, wenn wir gewohnt stark auf <strong>unser</strong>e<br />

weltweite Einzigartigkeit setzen und internationale<br />

Aufmerksamkeit erzielen<br />

wie mit der ersten Niobprägung oder<br />

der ersten Münze aus dem Raumfahrtmetall<br />

Titan. Kleinste Auflagen, Unikate<br />

und ungewöhnliche Münzformen werden<br />

noch an Bedeutung zulegen.<br />

<strong>Wie</strong> auch immer die einzelnen Ausprägungen<br />

<strong>unser</strong>er Produkte im Detail ausfallen<br />

werden, eines <strong>ist</strong> <strong>sicher</strong>: Gold und<br />

Silber halten ihren Wert seit Jahrtausenden<br />

und werden auch in der Zukunft Anleger<br />

wie Sammler bereichern.<br />

Text- und Bildquelle: Münze Österreich AG<br />

82 | <strong>numis</strong> Special 06/12


VORSCHAU<br />

Ausgabe 07 / 2012 erscheint am 25. September 2012<br />

mit dem folgenden Thema:<br />

Hinter den Toren des<br />

VATIKAN<br />

Die Geldmaschine<br />

Der Papst-EURO<br />

Philatal<strong>ist</strong>isches und<br />

<strong>numis</strong>matisches Amt<br />

Vatikan-Bank<br />

Die Geschäfte<br />

der Heiligen<br />

Währung von Morgen?<br />

Das neue Geld<br />

der „Engel“

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