eb - Elektrische Bahnen Fahrleitungsanlage (Vorschau)
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B 2580<br />
3/2011<br />
Monat März<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
B ahnen<br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Entwicklung elektronischer<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen im Nahverkehr<br />
Sicherheit<br />
Sichere Anzeige- und Bediensysteme –<br />
Sicherheit schafft Vertrauen<br />
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
Oberleitungsinstandhaltung bei<br />
der Rhätischen Bahn<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Desiro ML – Erfolgsbilanz nach zwei Jahren<br />
Betri<strong>eb</strong>serfahrung<br />
Journal<br />
Die Metroplattform Inspiro<br />
Bauen im DB-Netz 2011<br />
Neue Horizonte im Stadtverkehr –<br />
Willkommen in der E-Mobilität<br />
Wasserkraftwerke und Übertragungsleitungen<br />
der SBB<br />
<strong>Bahnen</strong>, Unternehmen, Energie und Umwelt,<br />
Personen, Medien, Historie, Termine<br />
Erste Fachzeitschrift für Elektrotechnik<br />
im öffentlichen Verkehr
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Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />
Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />
Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der<br />
Entwicklung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungsund<br />
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n sowie des Werkstättenwesens<br />
dieser Zeit.<br />
Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />
Gustav Wittfeld den Grundstein für den Aufbau eines elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>s mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen<br />
– es war der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />
Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />
Jahre – von der Finanzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />
Teststrecken, über die schwere Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme in den<br />
Zwanzigern und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren, bis<br />
hin zur Phase des Wiederaufbaus und der Demontage nach<br />
dem zweiten Weltkrieg.<br />
Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und<br />
beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />
und wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und<br />
politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
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WZD1<strong>eb</strong>2010<br />
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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Inhalt<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 3/2011<br />
Elektrotechnik im Verkehrswesen<br />
Hauptbeiträge Seite Journal Seite<br />
Fahrzeugtechnik<br />
U. von Stockhausen<br />
Entwicklung elektronischer<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen im Nahverkehr 107<br />
Development of electronic traction control units<br />
in public transport<br />
Développement d’automates de traction électrique<br />
dans le transport public<br />
Sicherheit<br />
R. Ganz<br />
Sichere Anzeige- und Bediensysteme −<br />
Sicherheit schafft Vertrauen 131<br />
Only safety deserves trust<br />
Systèmes sûrs de display-unit et de manipulation –<br />
la sûreté donne la confiance<br />
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
J. B<strong>eb</strong>i<br />
Oberleitungsinstandhaltung bei der<br />
Rhätischen Bahn 135<br />
Maintenance of overhead contact lines at<br />
Rhätische Bahn<br />
Maintenance des lignes aériennes de contact<br />
des chemins de fer rhétiques<br />
Journal extra<br />
Die Metroplattform Inspiro 144<br />
Bauen im DB-Netz 2011 147<br />
Neue Horizonte im Stadtverkehr –<br />
Willkommen in der E-Mobilität 148<br />
Wasserkraftwerke und Übertragungsleitungen<br />
der SBB 150<br />
<strong>Bahnen</strong> · Railways · Chemins de fer 152<br />
Unternehmen · Companies · Sociétés 159<br />
Energie und Umwelt · Energy and environment<br />
Énergie et environnement 160<br />
Personen · Persons · Personnes 161<br />
Medien · Media · Media 162<br />
Historie · History · Histoire 165<br />
Termine · Dates · Dates 168<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
M. Kopp, H. Lengenfeld, K. M. Wermke<br />
Desiro ML – Erfolgsbilanz nach zwei<br />
Jahren Betri<strong>eb</strong>serfahrung 140<br />
Desiro ML – Record of Success Af-ter Two Years<br />
of Train Service Ex-perience<br />
Desiro ML – bilan positif après deux années<br />
d’exploitation<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3
Impressum<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Die Fachzeitschrift<br />
für Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
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elektrischer <strong>Bahnen</strong> und Verkehrssysteme.<br />
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Fahrzeugausrüstung, Infrastruktur und Energieversorgung.<br />
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Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler, Königlich Sächsische Technische Hochschule<br />
zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berlin<br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, Leiter Business Segment Public Transit, Siemens Mobility, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Hans-Peter Lang, Vorsitzender DB Systemtechnik, Minden (federführend)<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische<br />
Universität Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik und Leistungselektronik,<br />
Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungssysteme<br />
in der Direction de l‘ingéniere der SNCF<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft<br />
mbH, Abteilung Benannte Stelle, Wien<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Leiter Fahrzeugtechnik, DB Fernverkehr, Frankfurt am Main<br />
Dr. Andreas Fuchs, Leiter Vorentwicklung Traktion, Siemens Mobility, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Ing. Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter<br />
Öffentlich keitsarbeit, DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Geschäftsführer Alstom LHB GmbH, Salzgitter<br />
Dipl.-Ing. Manfred Lörtscher, Geschäftsführer, LOITS GmbH, Wettswil am Albis<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dipl.-Ing. (FH) Peter Schließmann, Leiter Consulting Services Ausrüstungstechnik, DB International,<br />
Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV), Köln<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik, Balfour Beatty Rail<br />
GmbH, Offenbach am Main<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. Michael Witt, Lahmeyer International GmbH, Bad Vilbel<br />
Dr. Dipl.-Ing. Alfred Zimmermann, Vorstandsdirektor Infrastruktur, Österreichische Bundes -<br />
bahnen, Wien<br />
Redaktion:<br />
Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich), Fon: +49 711 33-7977, Fax: -3022,<br />
E-Mail: redaktion@<strong>eb</strong>-elektrische-bahnen.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. (FH) Bodo Ehret, DB AG, Vorstandsressort Technik, Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Mobility, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />
Internet: http://www.oldenbourg.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 57.<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />
E-Mail: leserservice@oldenbourg.de<br />
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„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement 289,00 € (inkl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
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Einzelausgabe als ePaper 33,00 €<br />
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Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige<br />
Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />
sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung<br />
ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 00 13-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />
109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong><br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München
Fahrzeugtechnik<br />
Entwicklung elektronischer<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen im Nahverkehr<br />
Ulrich von Stockhausen, Nürnberg<br />
Die Entwicklung elektronischer Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen bei Nahverkehrsfahrzeugen begann vor<br />
50 Jahren etwa gleichzeitig in Göt<strong>eb</strong>org, Genf, Hamburg, München und Nürnberg. Sie ermöglichte<br />
für Stadtbahnen erstmals einen leistungsfähigen Betri<strong>eb</strong> mit Mehrfachtraktion im<br />
Schienennahverkehr. Zusammen mit dem Verband Öffentlicher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e erreichte die<br />
deutsche Industrie frühzeitig eine Vereinheitlichung dieser Technik.<br />
Development of electronic traction control units in public transport<br />
The development of electronic traction control units for local transport vehicles began 50 years<br />
ago almost at the same time in Gothenburg, Geneva, Hamburg, Munich and Nuremberg. For<br />
the first time, such control units permitted an efficient multiple-unit operation in road traffic.<br />
Together with the Verband Öffentlicher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (Association of Public Transport Companies)<br />
the German industries succeeded in achieving a standardisation of this technology at an<br />
early time.<br />
Développement d’automates de traction électrique dans le transport public<br />
Le développement d’automates pour la traction électrique pour les véhicules de transport local<br />
a commencé il y a 50 années au même moment à Gothenburg, Genève, Hambourg, Munich et<br />
Nu-remberg. Pour la première fois, de tels automates ont permis une exploitation efficace en<br />
unité mul-tiple en trafic ferroviaire . Conjointement avec le Verband Öffentlicher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
(Association des entreprises de transport publics), les industries allemandes ont rapidement<br />
standardisé cette technologie.<br />
1 Einführung<br />
Nachdem die Göt<strong>eb</strong>orger Straßenbahn im Jahr 1958<br />
eine neue Tri<strong>eb</strong>wagenserie (Bild 1) mit einer elektronischen<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerung (Bild 2) vorgestellt hatte,<br />
begannen die einschlägige deutsche und die schweizerische<br />
Elektroindustrie umgehend, eigene Entwicklungen<br />
umzusetzen und in Fahrzeugen<br />
verschiedener Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e zu<br />
erproben.<br />
Die Entwicklung elektronischer Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen<br />
bei Nahverkehrsfahrzeugen,<br />
den Straßenbahnen,<br />
U-<strong>Bahnen</strong> und Trolleybussen, startete<br />
in Deutschland und der Schweiz<br />
mit der Vorstellung erster Fahrzeuge<br />
1960 in Genf, Hamburg, München<br />
und Nürnberg. Die ersten Jahre waren<br />
geprägt von vielen grundlegenden<br />
Versuchen, aber auch von Rückschlägen.<br />
Unter der Federführung des<br />
damaligen Verbandes Öffentlicher<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (VÖV), heute Verband<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV), gelang es, diese Technik<br />
frühzeitig zu vereinheitlichen.<br />
Der vorliegende Artikel beschreibt alle von der deutschen<br />
Industrie zur Automatisierung der konventionellen<br />
Vorwiderstandssteuerung entwickelten Systeme [1].<br />
Grundlage waren hierbei Fahrschalter- und Schützensteuerungen.<br />
Die Technik dieser Systeme basierte auf Schaltkreissystemen<br />
mit Germanium- und später Siliziumtransistoren<br />
als so genannte Dioden-Transistor-Logik (DTL).<br />
Bild 1: Tri<strong>eb</strong>wagenserie M25 der Göt<strong>eb</strong>orger Straßenbahn (Foto: H. Reinfeld, 18.05.1961).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
107
Fahrzeugtechnik<br />
Bevor eine durchgreifende Automatisierung durch elektronische<br />
Regelkreise stattfand, waren für Straßenbahnen<br />
manuelle Steuerungen Standard. Der Fahrer musste beim<br />
Anfahren und Bremsen mit einem Fahrschalter stufenweise<br />
Widerstände unter Beachtung vieler Einflüsse abschalten.<br />
Steuerungen, die mit der konventionellen Technik<br />
der Elektromechanik automatisiert waren, konnten sich<br />
nur bei den unabhängig vom allgemeinen Verkehr geführten<br />
Stadtschnellbahnen, also den U- und S-<strong>Bahnen</strong>,<br />
durchsetzen. Bei Straßenbahnen wurde zwar <strong>eb</strong>enfalls<br />
eine Vielzahl derartiger Steuerungen erprobt, die sich<br />
aber wegen ungenügender Reaktionsschnelle im Straßenverkehr<br />
als ungeeignet erwiesen. Erwähnenswert sind<br />
deshalb nur zwei solcher automatisierter Steuerungen,<br />
die sich in größeren Stückzahlen durchsetzen konnten:<br />
• So genannte Druckknopfsteuerung: Wurde 1929 in<br />
Dresden entwickelt und dort in allen Tri<strong>eb</strong>wagen der<br />
Bauart Hecht sowie nach dem Krieg in weiterentwickelter<br />
Form in den vierachsigen Einheitsgroßraumwagen<br />
der DDR eing<strong>eb</strong>aut; nur die Anfahrt war automatisiert,<br />
nicht die Bremsung [2].<br />
• Steuerung des 1936 in den USA eingeführten PCC-<br />
Wagens: War für Fahren und Bremsen so automatisiert,<br />
dass der Fahrer nur noch Sollwerte mit Pedalen vorg<strong>eb</strong>en<br />
musste; nach 1945 übernahmen unter anderem die<br />
Firmen ACEC (Belgien) und CKD Tatra (damalige Tschechoslowakei)<br />
Lizenzen und führten diese Steuerungsart<br />
in Europa in großen Stückzahlen ein; Tatra-Wagen<br />
mit der PCC-Steuerung sind in den neuen Bundesländern<br />
noch heute verbreitet [3].<br />
Bild 2: Vorführmodell der Göt<strong>eb</strong>orger TRAMIAC-Steuerung, der 1958<br />
als erste realisierten elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerung<br />
(Foto: Hägglund och Söner).<br />
Mit Aufkommen der Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen mit TTL- oder<br />
C-MOS-Schaltkreisen ab 1970 sowie dem beginnenden<br />
Einsatz der Leistungselektronik mit Gleichstromstellern<br />
gilt die Anfangsperiode als abgeschlossen.<br />
2 Ausgangssituation<br />
Die wesentliche neue Funktion, die mit elektronischen<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen erstmals realisiert werden konnte,<br />
bestand im Gleit- und Schleuderschutz. Die Erforschung<br />
des Rad/Schiene-Kraftschlusses stand vor 50 Jahren allerdings<br />
noch am Anfang. Allgemein gültige Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
lagen kaum vor. Erkenntnisse konnte man lediglich aus<br />
veröffentlichten Versuchen gewinnen, die mit sehr unterschiedlichen<br />
Methoden und Zielen durchgeführt worden<br />
waren [4; 5; 6; 7]. Von großer Bedeutung waren vor allem<br />
die Arbeiten von Schwend in den 1940er Jahren bei der<br />
Nürnberg-Fürther Straßenbahn. Sie hatten zum Ziel, das<br />
Verhalten der Kurzschlussbremse bei Überbremsungen näher<br />
zu ergründen [5; 6]. Er stellte fest, dass sich die höchste<br />
Bremskraft nicht bei einem Schlupf s = 0, sondern bei<br />
einer gewissen Schlupfgeschwindigkeit s > 0 übertragen<br />
lässt. Damit war erstmals die Erkenntnis gewonnen worden,<br />
dass Bremsungen mit einem kleinen, dem optimalen<br />
Schlupf zu den besten Verzögerungswerten führen. Erst<br />
jenseits dieses Schlupfwertes gehen der Kraftschluss und<br />
damit die übertragbare Bremskraft stark zurück.<br />
Ferner wies Schwend nach, dass die elektrische Kurzschlussbremse<br />
aufgrund der stark abfallenden Kennlinien<br />
der Gleichstrom-Reihenschlussmotoren im Gegensatz zur<br />
mechanischen Bremse die Eigenschaft besitzt, sich selbsttätig<br />
an den verfügbaren Reibwert anzupassen, wenn<br />
man mit dem Fortschalten in geringere Bremswiderstandstufen<br />
genügend lange wartet und allen rotierenden<br />
Massen zur Anpassung Zeit lässt.<br />
Auf den Erkenntnissen von Schwend aufbauend, entwickelte<br />
die Rheinische Bahngesellschaft Düsseldorf (Rheinbahn)<br />
ab 1950 mehrere Gleitschutzeinrichtungen in Zusammenarbeit<br />
mit der Firma Kiepe. Die ersten Versuche<br />
wurden in einem zweiachsigen Tri<strong>eb</strong>wagen des Baujahres<br />
1950 mit verkreuzter Bremsschaltung und Ausgleichswiderstand<br />
durchgeführt [8; 9]. Als Gleitkriterium nutzte man<br />
den Umstand, dass durch die Radsatzlastverschi<strong>eb</strong>ung beim<br />
Bremsen der jeweils hintere Radsatz zuerst einen höheren<br />
Schlupf annehmen und ins Gleiten kommen wird. Dadurch<br />
weichen die Drehzahlen beider Radsätze voneinander ab.<br />
Infolge dieses Drehzahlunterschiedes fällt am Ausgleichswiderstand<br />
eine Spannung ab, die dazu benutzt wurde, die<br />
Fahrschalterachse elektromagnetisch festzubremsen. Das<br />
Durchreißen des Fahrschalters aus einer Schreckreaktion heraus<br />
wurde dadurch unterbunden und eine Überbremsung<br />
verhindert. Dieser Überbremsschutz wurde von der Firma<br />
Kiepe unter dem Namen Kobold hergestellt und sowohl<br />
108 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
an die Rheinbahn als auch an weitere Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e in<br />
Westeuropa in größerer Stückzahl ausgeliefert.<br />
Fink und Bugarcic stellten etwa um 1960 bei den neuen<br />
Düsseldorfer Drehgestellwagen mit DÜWAG-Tandemantri<strong>eb</strong><br />
eine andere Lösung vor: Der Spannungsabfall am Ausgleichswiderstand<br />
der verkreuzten Bremsschaltung diente zur Ansteuerung<br />
von flinken Relais, die eine zweistufige Feldschwächung<br />
bewirkten. Dieser Gleitschutz war in alle damals von<br />
der Rheinbahn auf der Linie D eingesetzten Achtachsern eing<strong>eb</strong>aut<br />
worden. Schließlich ging die Rheinbahn zur Messung<br />
der Drehzahldifferenz zwischen Tri<strong>eb</strong>- und (ung<strong>eb</strong>remsten)<br />
Laufradsätzen mittels Tachogeneratoren über und bediente<br />
sich zur Auswertung der Transistortechnik, worauf unter Abschnitt<br />
5.2.1 eingegangen wird.<br />
Die Entwicklung elektronischer Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen<br />
war insbesondere für die damals neue Gattung der<br />
Stadtbahnfahrzeuge von Bedeutung. Stadtbahnfahrzeuge<br />
[10] vereinen Einsatzprofile von Straßenbahnen<br />
und U-<strong>Bahnen</strong> und ermöglichen einen technischen wie<br />
zeitlich fließenden Übergang zwischen beiden Systemeigenschaften.<br />
Mit der elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerung<br />
lag erstmals eine Konzeption vor, die es erlaubte, im<br />
allgemeinen Straßenverkehr große und leistungsfähige<br />
Zugverbände in einem U-Bahn-ähnlichen Betri<strong>eb</strong> zu führen.<br />
Denn bei halbautomatischen Steuerungen müssen<br />
nur wenige Sollwerte übertragen werden, wobei die Regelung<br />
entsprechend den lokalen Reibungsverhältnissen<br />
für jedes Fahrzeug individuell und dank der Elektronik<br />
sehr schnell erfolgt.<br />
N<strong>eb</strong>en der Erhöhung der Leistungsfähigkeit gibt es<br />
eine Reihe weiterer Gründe für die Entwicklung:<br />
• Erhöhung des Fahrkomforts: Das zum Anfahren und<br />
Bremsen nötige progressive Abschalten der Widerstände<br />
geschieht durch die Automatisierung programmiert und<br />
überwacht, wodurch der Fahrkomfort gesteigert wird.<br />
• Verminderung des Verschleißes: Die stark beanspruchten<br />
Schaltkontakte werden geschont, weil sie durch<br />
die elektronische Automatik präziser betätigt werden;<br />
der Gleit- und Schleuderschutz wirkt einem Blockieren<br />
oder Durchdrehen der Räder und damit vermeidbarem<br />
Verschleiß entgegen.<br />
• Steigerung des Bedienungskomforts: Anstelle des kraftaufwändigen<br />
Bestätigens eines Fahrschalters braucht<br />
der Fahrer nur die wenigen Sollwerte für die Steuerung<br />
abzusetzen; die Bedienung der halbautomatischen Steuerung<br />
erfordert weniger Aufmerksamkeit und Können;<br />
eine Entlastung des Fahrers war zudem erstr<strong>eb</strong>enswert,<br />
einerseits im Hinblick auf zusätzliche Fahreraufgaben<br />
mit dem beabsichtigten schaffnerlosen Betri<strong>eb</strong> und andererseits,<br />
weil die Straßenverkehrsdichte stetig zunahm.<br />
• Erhöhung der Sicherheit: Die bei Straßenbahnen übliche<br />
selbsterregte Widerstandsbremse hat in Verbindung<br />
mit der Handsteuerung die ungünstige Eigenschaft,<br />
dass der Fahrer in Gefahrensituationen dazu neigt,<br />
den Fahrschalter durchzureißen, was zu Gleiten wegen<br />
Überbremsung führt und den Bremsweg erh<strong>eb</strong>lich verlängert;<br />
eine Gefahrenbremsung mit halbautomatischer<br />
Steuerung bleibt wegen der anderen Bedienungsweise<br />
und des Gleitschutzes hiervon unbeeinflusst.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
Wegweisende erste Serienanwendungen fanden sich<br />
bei der Stadtbahn Frankfurt und der Oberrheinischen Eisenbahngesellschaft<br />
(OEG) Mannheim, aber auch bei klassischen<br />
Straßenbahnen in Amsterdam, Basel, München,<br />
Mülheim/Ruhr oder Wien.<br />
Entsprechend der Vorstellung von einer abgestuften<br />
Definition der Automatisierungsgrade wurden die<br />
elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen in der Literatur auch<br />
als halbautomatische Steuerungen bezeichnet, um sie vom<br />
manuellen Betri<strong>eb</strong> der klassischen Fahrschalterbedienung,<br />
aber auch vom vollautomatischen Betri<strong>eb</strong>, zum Beispiel<br />
mit Linienzugbeeinflussung, abzugrenzen.<br />
3 Technik der elektronischen Regelkreise<br />
Die technische Realisierung elektronischer Steuerungen<br />
war von den Herstellern unterschiedlich gelöst worden. Gemeinsam<br />
ist den Systemen der 1. Generation, dass anfänglich<br />
Germanium-Bauelemente verwendet wurden. Später<br />
ging man in mehreren Fällen zu den weniger temperaturempfindlichen<br />
Silizium-Bauelementen über. Die Schaltungen<br />
waren mit diskreten Bauelementen auf Leiterplatten,<br />
in einigen wenigen Systemen sogar noch in klassischer Verdrahtungstechnik<br />
mit Lötstützpunkten aufg<strong>eb</strong>aut.<br />
Meistens griffen die Hersteller auf bereits vorhandene<br />
elektronische Regel- und Steuersysteme ihres Industrieprogramms<br />
zurück. Diese bestanden aus zueinander<br />
genormten Schaltkreismodulen und einem zugehörigen<br />
mechanischen Aufbausystem. Die Schaltkreismodule<br />
hatten Trägerrahmen oder becherförmige Gehäuse,<br />
in denen die bestückten Platinen befestigt und zur<br />
Erhöhung der Erschütterungsfestigkeit zusätzlich vergossen<br />
waren. Über eine Anschlussleiste konnte man<br />
die einzelnen Module anlagenspezifisch untereinander<br />
verdrahten. Diese Schaltkreise waren n<strong>eb</strong>en sonstigen<br />
diskreten Bauelementen mit Dioden und Transistoren<br />
bestückt. In späteren Jahren wurde für Schaltkreise mit<br />
derartigen Schaltungen der Begriff Dioden-Transistor-<br />
Logik (DTL) eingeführt.<br />
Die elektronischen Regel- und Steuerkreise waren, je<br />
nach Anwendung und Herstellerkonzept, in analoger<br />
oder in digitaler Schaltungstechnik implementiert. Je<br />
nach Hersteller wurde die eine oder andere Methode<br />
oder eine Kombination aus beiden bevorzugt.<br />
Binäre Eingangssignale werden durch Schaltkreise,<br />
welche die logischen Grundfunktionen der Booleschen<br />
Alg<strong>eb</strong>ra, wie UND-, ODER-, NICHT-, SPEICHER-Funktion,<br />
nachbilden, verarbeitet. Das Signal Logisch 1 entsprach<br />
einer Spannung deutlich verschieden von Null, das Signal<br />
Logisch 0 einer Spannung im Toleranzbereich um<br />
das Nullpotential. Zunächst waren nur pnp-Transistoren<br />
verfügbar, die hauptsächlich in Emitterschaltung betri<strong>eb</strong>en<br />
worden waren, weshalb das Signal Logisch 1<br />
einer negativen Spannung entsprach. Sofern man auf<br />
Schaltkreise mit Silizium-Bauelementen überging, vollzog<br />
man gleichzeitig den Wechsel zur Verwendung<br />
von npn-Transistoren und zu positiven Spannungen für<br />
109
Fahrzeugtechnik<br />
das Signal Logisch 1. Analoge Eingangssignale wurden<br />
wertediskret und zeitkontinuierlich durch Triggerstufen<br />
ein- oder mehrstufig abgetastet.<br />
Bei analog arbeitenden Regelkreisen hatte man die bekannten<br />
Analogrechnerfunktionen wie Summierer, Integrator<br />
und Differentiator mit elektronischen Schaltungen<br />
nachg<strong>eb</strong>ildet. In Einzelfällen verwendete man zusätzlich<br />
konventionelle Bauteile, zum Beispiel Transduktoren.<br />
Regelsysteme der beschri<strong>eb</strong>enen Art werden zurückblickend<br />
als 1. Generation bezeichnet. Ihr folgte ab etwa<br />
1970 die 2. Generation, die weitgehend mit integrierten<br />
Schaltkreisen aufg<strong>eb</strong>aut ist; es wurden jetzt Schaltkreisfamilien<br />
der TTL- oder C-MOS-Logik verwendet. Den<br />
mechanischen Aufbau kennzeichnete eine einheitliche<br />
Einschubtechnik und das 19“-Bauformat. Zur gleichen<br />
Zeit begann die Anwendung der Leistungselektronik mit<br />
Abkehr von der konventionellen Widerstandssteuerung.<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen der 3. Generation, die heute<br />
Stand der Technik ist, arbeiten mit Mikroprozessoren und<br />
werden als speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS)<br />
bezeichnet. Zur Unterscheidung von den SPS werden die<br />
Systeme der 1. und 2. Generation auch gerne als verdrahtungsprogrammierte<br />
Steuerungen bezeichnet, sofern sie<br />
auf digitalen Schaltungen basieren.<br />
4 Grundelemente und Grundfunktionen<br />
Die elektronischen Steuer- und Regelkreise der hier betrachteten<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen besitzen, auch wenn sie<br />
sich hinsichtlich der implementierten Technologie unterscheiden,<br />
einen gemeinsamen Grundaufbau der wesentlichen<br />
Funktionsgruppen.<br />
Bild 3: Grundelemente und Grundfunktionen elektronischer Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen bei Schützensteuerung (links) und Nockenfahrschalter mit<br />
Stellantri<strong>eb</strong> (rechts).<br />
M Traktionsmotor<br />
T Treibradsatz-Drehzahl<br />
L Laufradsatz-Drehzahl<br />
110 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
In Bild 3 sind alle zu den elektronischen Regelkreisen<br />
gehörenden Funktionsgruppen mit dick ausgezogenen<br />
Linien und grauen Blöcken gezeichnet. Sie unterscheiden<br />
sich hinsichtlich der Ausführung des traktionsstromseitigen<br />
Stellgliedes, je nachdem ob das Fahrzeug mit einer<br />
Schützensteuerung (Bild 3a) oder einem Nockenfahrschalter<br />
mit Stellantri<strong>eb</strong> (Bild 3b) ausgerüstet ist. Die elektronische<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerung beinhaltet vier wesentliche<br />
Funktionsgruppen:<br />
• Erfassung der Sollwerte und Istwerte<br />
• Auswertung und Regelung<br />
• Verknüpfung mit der traktionsstromseitigen Steuerung<br />
• Verknüpfung mit anderen Fahrzeugsystemen<br />
Diese Funktionsgruppen lassen sich in Untergruppen,<br />
deren Strukturen und Funktionen im Folgenden kurz<br />
beschri<strong>eb</strong>en werden, weiter unterteilen. Die Nummern in<br />
den beiden Blockschaltbildern von Bild 3 korrespondieren<br />
mit den Endnummern der folgenden Abschnitte und<br />
finden sich, soweit relevant, auch in der Gliederung nach<br />
Spalte 1 der Tabellen 2, 3 und 4.<br />
4.1 Erfassung der Sollwerte<br />
4.1.1 Sollwertg<strong>eb</strong>er<br />
Der Sollwertg<strong>eb</strong>er ist die Schnittstelle zwischen der Steuerung<br />
und dem Fahrer, der in die eigentliche Traktionsstromsteuerung<br />
(im Normalfall) nun nicht mehr direkt<br />
eingreifen kann. Der Fahrer übermittelt mit dem Sollwertg<strong>eb</strong>er<br />
statische und variable Befehle an die elektronische<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerung. Die statischen Befehle werden mit<br />
einer Steuernockenwalze übertragen. Wenn die variablen<br />
Sollwerte kontinuierlich verstellbar sein sollen, werden<br />
Potentiometer oder Drehtransformatoren verwendet. Für<br />
variable Sollwerte eignen sich verschiedene elektrische<br />
oder fahrdynamische Größen.<br />
4.1.2 Zugsteuerung<br />
4.2.2 Erfassung der Drehzahl<br />
Für den Gleit- und Schleuderschutz sowie für die Regelung<br />
der Beschleunigung, Verzögerung oder Geschwindigkeit<br />
und des Bremseinsatzes ist die Kenntnis der (Radsatz-)Drehzahl(en)<br />
und ihrer zeitlichen Änderung sowie<br />
von Drehzahldifferenzen erforderlich.<br />
4.3 Fahr-/Bremsregler<br />
Die Eingangssignale der Soll- und Istwerte werden in geeigneter<br />
Weise miteinander verknüpft und aufbereitet,<br />
um dann den Regelkreisen zugeführt zu werden. Der<br />
Fahr-/Bremsregler übernimmt das Ausregeln der Regelabweichung<br />
und bestimmt das transiente Verhalten dieser<br />
Regelung durch die Ruckbegrenzung. Außerdem umfasst<br />
er bei Verwendung der selbsterregten Widerstandsbremse<br />
die Regelung des Bremseinsatzes.<br />
4.3.1 Ausregelung der Soll-/Istwertdifferenz<br />
Je nach der Art der Sollwertvorgabe sind die Regelabweichung<br />
und damit der erwartete Istwert festgelegt. Am<br />
Ausgang des Fahr-/Bremsreglers erscheint ein Signal, das<br />
die Fortschaltrichtung und -geschwindigkeit der Widerstandsstufen<br />
bestimmt.<br />
Die einfachste und häufigste Form ist die Traktionsstromregelung<br />
(Bild 4), die einen konstanten Fahr- oder<br />
Bremsstrom einregelt. Sie bewirkt, wenn man vereinfachend<br />
eine ausgeprägte Sättigung der Gleichstrom-Reihenschlussmotoren<br />
voraussetzt, eine konstante Zug- oder<br />
Bremskraft. Die Beschleunigung oder Verzögerung stellt<br />
sich entsprechend den momentanen Trägheits- und Fahrwiderstandsgrößen<br />
ein. Um bei Zugverbänden eine einheitliche<br />
Beschleunigung und Verzögerung zu erzielen,<br />
korrigiert man zweckmäßigerweise den Stromsollwert<br />
abhängig vom Besetzungsgewicht der einzelnen Wagen.<br />
Dadurch können sich die Zug- und Bremskräfte entsprechend<br />
der jeweiligen Besetzung einstellen.<br />
Wenn mehrere Tri<strong>eb</strong>wagen im Zugverband geführt werden<br />
sollen, ist zwischen Sollwertg<strong>eb</strong>er und Fahr-/Bremsregler<br />
ein Zugsteuergerät vorzusehen. Dieses arbeitet die Sollwerte<br />
derart auf, dass sie sicher zu den Antri<strong>eb</strong>ssteuergeräten<br />
der folgenden Tri<strong>eb</strong>wagen übertragen werden können.<br />
4.2 Erfassung der Istwerte<br />
4.2.1 Erfassung des Traktionsstromes<br />
Mit einem Mess-Shunt oder Gleichstromwandler wird<br />
der Traktionsstrom erfasst; er wird als Istwert bei der<br />
Traktionsstromregelung und im Falle der Realisierung<br />
einer unterlagerten Strombegrenzung, zum Beispiel bei<br />
der Nachlaufsteuerung, oder Beschleunigungs-/Verzögerungsregelung<br />
benötigt.<br />
Bild 4: Bremsoszillogramme am Beispiel der SIMATIC-Steuerung für Betri<strong>eb</strong>sbremse<br />
mit Ruckbegrenzung und Gefahrenbremse (Grafik: SSW).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
111
Fahrzeugtechnik<br />
Eine Alternative stellt die Beschleunigungs- und Verzögerungsregelung<br />
dar, welche die tatsächliche Beschleunigung<br />
und Verzögerung misst und mit dem Sollwert<br />
vergleicht. Sie hat sich vor allem in der Schweiz [11] durchgesetzt.<br />
Es kamen aber auch in Westdeutschland Versuchswagen<br />
mit dieser Art der Regelung in Betri<strong>eb</strong>.<br />
Für längere Gefällefahrten ist es von Vorteil, wenn<br />
die zulässige Maximalgeschwindigkeit automatisch oder<br />
mit technischer Hilfe vereinfacht eingehalten werden<br />
kann:<br />
• Geschwindigkeitsregelung für Gefäll<strong>eb</strong>remsungen: Dieses<br />
Verfahren ist vor allem in der Schweiz in G<strong>eb</strong>rauch<br />
[11] und beruht auf einem unterlagerten Geschwindigkeitsregler,<br />
der bei Überschreiten des Geschwindigkeitssollwertes<br />
die Regelabweichung mit konstanter<br />
Verzögerung beseitigt.<br />
• Sollfunktionen Bremse Stop und Bremse Mindern [12]:<br />
Diese Steuerungsart hat sich wegen ihrer Einfachheit<br />
bei deutschen Herstellern allgemein durchgesetzt.<br />
Durch die Sollwertg<strong>eb</strong>erstellung Bremse Stop wird<br />
das Fortschalten in höhere Bremsstufen unterbunden.<br />
Gleichzeitiges Drücken einer Taste Bremse Mindern<br />
erlaubt es, die Bremskraft stufenweise zu vermindern.<br />
Damit kann der Fahrer die Bremskraft an das jeweilige<br />
Gefälle in einfacher Weise anpassen.<br />
4.3.2 Ruckbegrenzung<br />
Für hohen Fahrkomfort sind erträgliche Beschleunigungsänderungen<br />
wichtig. Der zeitliche Differentialquotient<br />
der Beschleunigung oder Verzögerung wird als Ruck bezeichnet.<br />
Eine Ruckbegrenzung wird entweder durch geeignete<br />
Dimensionierung des transienten Verhaltens des<br />
Reglers oder durch eine spezielle Eingangsbeschaltung<br />
bewirkt (Bild 4).<br />
4.3.3 Regelung des Bremseinsatzes<br />
Die bei Straßen- und Stadtbahnen g<strong>eb</strong>räuchliche selbsterregte<br />
Widerstandsbremse hat die Eigenschaft, dass<br />
eine Auferregung der Motoren nur bei einer bestimmten,<br />
von der momentanen Geschwindigkeit abhängigen<br />
Widerstandsstufe beginnt. Diese steuert die Bremseinsatzregelung<br />
selbsttätig an, um einen schnellen Bremseinsatz<br />
zu erzielen.<br />
4.3.4 Gleit- und Schleuderschutz<br />
Als zentrale Aufgabe sahen alle Hersteller die Verwirklichung<br />
eines Gleit- und Schleuderschutzes an. Dieser soll<br />
vor allem dem bremswegverlängernden Gleiten entgegenwirken,<br />
was durch elektronische Steuer- und Regelkreise<br />
mit kurzer Reaktionszeit prinzipiell möglich ist.<br />
Ein Gleiten oder Schleudern erfasst man zweckmäßigerweise,<br />
indem man Drehzahldifferenzen oder Radsatzverzögerungen<br />
auswertet. Wenn es auftritt, greift der<br />
Gleit- und Schleuderschutz über den Fahr-/Bremsregler in<br />
den Schaltprozess des Schaltwerkes derart ein, dass das<br />
Fortschalten in kleinere Widerstandsstufen unterbleibt<br />
oder sogar in Stufen größeren Widerstandes zurückgeschaltet<br />
wird. So wird kurzzeitig der Traktionsstrom und<br />
damit die zu übertragende Bremskraft verringert und die<br />
bestmögliche Kraftübertragung zwischen Rad und Schiene<br />
wiederhergestellt.<br />
4.3.5 Funktionsüberwachung<br />
der elektronischen Steuerung<br />
In den halbautomatischen Steuerungen ist eine Reihe<br />
von Schutzeinrichtungen implementiert, damit Störungen<br />
und sicherheitsrelevante Fehler erkannt und Schäden vermieden<br />
werden. Die Überwachungsschaltungen arbeiten<br />
meistens nach dem Ruhestromprinzip und beziehen sich<br />
im Wesentlichen auf folgende Funktionen:<br />
• Selbsterregung und Brems stromaufbau ent sprechend<br />
dem Soll wert<br />
• Rücklauf in die Nullstellung des Schaltwerks nach einem<br />
Null- oder Bremsbefehl<br />
• Einlauf in die Bremsstufen des Schaltwerks nach einem<br />
Bremsbefehl<br />
• Überwachung auf ausreichende Betri<strong>eb</strong>sspannung für<br />
die elektronischen Schaltkreise<br />
Wenn eine dieser Be ding ungen nicht erfüllt ist, wird<br />
der Fahrstrom automat ausge löst und eine Notbremsung<br />
mit den Schienen- und Ersatzbremsen veranlasst. Darüber<br />
hinaus können noch weitere Überwachungseinrichtungen<br />
implementiert werden, etwa die Überwachung der Fahrleitungsspannung,<br />
der ordnungsgemäßen Funktion der<br />
Drehzahlg<strong>eb</strong>er oder der Maximalgeschwindigkeit.<br />
Wenn die Fahrleitungsspannung ausfällt, bewirkt die<br />
Steuerung das automatische Zurückschalten in die Nullstellung,<br />
um bei plötzlichem Wiederkehren der Spannung<br />
eine Überlastung der Motoren zu vermeiden.<br />
4.3.6 Totmanneinrichtung<br />
Die Wachsamkeit des Fahrers zu überwachen, ist die Aufgabe<br />
der Totmanneinrichtung; sie prüft die Einhaltung<br />
einer Tasten- oder Pedalstellung ab und kann eine Notbremsung<br />
veranlassen. Totmanneinrichtungen bildeten<br />
bei den klassischen Straßenbahnen in Deutschland noch<br />
eine Ausnahme, wurden in Stadtbahnwagen aber generell<br />
eing<strong>eb</strong>aut.<br />
Von der österreichischen Technischen Aufsichtsbehörde<br />
war als Voraussetzung für die Einführung des Einmannbetri<strong>eb</strong>es<br />
eine Totmanneinrichtung gefordert worden. Die<br />
zugehörige Totmannbremse musste eine Mindestverzögerung<br />
von 1,3 bis 1,6 m/s 2 erbringen, was nur die generatorische<br />
Bremse in Verbindung mit einer elektronischen<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerung leisten konnte. Daher sind diese Steuerungen<br />
in alle Grazer, Linzer und Wiener Gelenkwagen<br />
für Einmannbetri<strong>eb</strong> eing<strong>eb</strong>aut worden.<br />
112 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
4.4 Verknüpfung mit der<br />
Traktionsstromseite der Steuerung<br />
4.4.1 Stufenregister für Schützensteuerungen<br />
Im Falle der Schützensteuerung ist ein Stufenregister<br />
Bindeglied zur Traktionsstromsteuerung. Das Ausgangssignal<br />
des Fahr-/Bremsreglers wird durch das<br />
Stufenregister entsprechend dem geforderten Schaltprogramm<br />
für die Widerstandsstufen in Schaltimpulse<br />
für das jeweilige Stufenschütz umgewandelt. Außerdem<br />
verriegelt das Stufenregister die Schütze elektrisch<br />
gegeneinander.<br />
4.6 Stromversorgungsgerät<br />
Die hier betrachteten Schaltkreissysteme arbeiten mit zwei<br />
Gleichspannungen entgegengesetzter Polarität und gemeinsamem<br />
Bezugspotential. Eine Gleichspannung stellt<br />
das Signal Logisch 1 dar. Die entgegengesetzte Spannung<br />
dient zum Abführen von Basisrestströmen, um ein einwandfreies<br />
Sperren der Transistoren im gesamten Betri<strong>eb</strong>stemperaturbereich<br />
zu gewährleisten. Für den Betri<strong>eb</strong> von<br />
Drehtransformatoren als Sollwertg<strong>eb</strong>er und von Magnetverstärkern<br />
sowie die Erzeugung der Zugsteuersignale ist<br />
außerdem eine rechteckförmige Wechselspannung nötig.<br />
Das Stromversorgungsgerät erzeugt und stabilisiert die<br />
Spannungen und filtert hochfrequente Störimpulse heraus.<br />
4.4.2 Stellantri<strong>eb</strong> für Nockenfahrschalter<br />
Bei Einsatz eines Nockenfahrschalters wird als Bindeglied<br />
zur Traktionsstromsteuerung ein Stellantri<strong>eb</strong> verwendet.<br />
Er umfasst den eigentlichen Fahrschalterantri<strong>eb</strong> und dessen<br />
Steuerung, die das Ausgangssignal des Fahr-/Bremsreglers<br />
in Anfahr- und Bremsvorgänge des Fahrschalterantri<strong>eb</strong>s<br />
umwandelt und die Position des Fahrschalters<br />
erfasst.<br />
4.5 Ansteuerung weiterer Systeme<br />
Über Endstufen können von der elektronischen Steuerung<br />
die übrigen Bremssysteme, der Sandstreuer und der<br />
Fahrstromhauptschalter angesteuert werden. Mit der Information<br />
über die Wagengeschwindigkeit lässt sich auch<br />
die selbsttätige Ablösung der generatorischen Bremse<br />
durch die mechanische (Halte-)Bremse realisieren.<br />
5 Systemvergleich elektronischer<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen<br />
5.1 Herstellerübersicht<br />
Im betrachteten Zeitraum brachten die Hersteller AEG (ab<br />
1968 AEG-Telefunken), BBC (später ABB, Adtranz, heute<br />
Bombardier), Kiepe (heute Vossloh-Kiepe) und Siemens-<br />
Schuckert-Werke (SSW, ab 1966 Siemens AG) elektronische<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen auf den Markt. Darüber hinaus<br />
beschäftigten sich die Firmen BBC und Kiepe mit elektronischen<br />
Gleit- und Schleuderschutzreglern für Straßenbahnen.<br />
In fast allen Fällen konnten die Hersteller bereits<br />
auf vorhandene elektronische Regelsysteme aus ihrem<br />
Industrieautomatisierungsprogramm zurückgreifen.<br />
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die einzelnen Systeme<br />
und ihren Umfang. Die Jahreszahlen in Klammern bei den<br />
Tabelle 1: Systemüberblick über die bis etwa Mitte der 60er Jahre eingeführten elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen.<br />
Hersteller System Ersteinführung Steuerungs- oder Regelungsprinzip Gs Ss<br />
AEG LOGITRAM 1959 Traktionsstromregelung X –<br />
LOGISTAT 1961 Traktionsstromregelung X –<br />
GEAMATIC 1962 Traktionsstromregelung, Nachlaufsteuerung X –<br />
BSAG<br />
1966 Traktionsstromregelung X X<br />
SSW SIMATIC 1960 Traktionsstromregelung X X<br />
Kiepe Gs Rheinbahn 1962 – X –<br />
TRAMIAC 1962 (1958) Traktionsstromregelung X X<br />
Elektronische Steuerung SSB 1964 Traktionsstromregelung X X<br />
Sécheron UF126 1964 (1960) Beschleunigungsregelung – –<br />
1965 Traktionsstromregelung X X<br />
BBC BBC-Gs/Ss 1963 – X X<br />
BBC-Elektronik 1965 Traktionsstromregelung X X<br />
1967 Nachlaufsteuerung – –<br />
Abkürzungen in den Tabellen 1 bis 4:<br />
DiTr Differenzier-Transformator<br />
Gs, Ss Gleit-,Schleuderschutz<br />
GeTr Germanium-Transistor(en)<br />
SiTr Silizium-Transistor(en)<br />
Tg Tachogenerator(en)<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
113
Fahrzeugtechnik<br />
Systemen der Firma Kiepe rühren daher, dass die Systeme<br />
TRAMIAC und Sécheron UF 126 bereits vorher durch deren<br />
Hersteller Hägglund och Söner und andererseits Sécheron<br />
eingeführt worden waren. Die unter GEAMATIC vermerkte<br />
Nachlaufsteuerung hatte AEG bei der Bremer Straßenbahn<br />
(BSAG) im Wagen 438 erprobt. Diese Version war als<br />
vereinfachte GEAMATIC bezeichnet worden.<br />
Der Vergleich der Systeme erfolgt für die wesentlichsten<br />
Funktionen anhand der in Bild 3 eingeführten Einteilung.<br />
Ausgenommen von dieser Gliederungsweise sind die<br />
elektronischen Gleit- und Schleuderschutzregler, die unter<br />
Abschnitt 5.2 vorgestellt werden und nur eine funktionale<br />
Untermenge für Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen darstellen, aller dings<br />
hierfür in verschiedener Hinsicht wegbereitend waren.<br />
5.2 Elektronische Gleit- und<br />
Schleuderschutzregler<br />
5.2.1 Gleitschutz, Bauart Rheinbahn, von Kiepe<br />
Bild 5: Elektronischer Gleitschutz, Bauart Rheinbahn, für Düsseldorf<br />
und Wien, Versuchsausführung (Foto: H. Reinfeld, 22.08.1962).<br />
Bild 6: Versuchswagen Wien mit elektronischem Gleitschutz, Bauart<br />
Rheinbahn (Foto: H. Reinfeld, 28.11.1962).<br />
Die Rheinbahn in Düsseldorf beschäftigte sich aus Sicherheitsüberlegungen<br />
schon seit 1950 in Zusammenarbeit mit<br />
Kiepe mit Gleitschutzeinrichtungen. Versuche mit einem<br />
elektronischen Gleitschutzregler (Bild 5) [13; 14] fanden im<br />
Achtachser 2458, der auf der Fernlinie D nach Duisburg eingesetzt<br />
wurde, statt und wurden vom 26. bis 28.November<br />
1962 in Wien (Bild 6) mit dem sechsachsigen Gelenktri<strong>eb</strong>wagen<br />
4449 (ab 1964: 4609) für die österreichische Technische<br />
Aufsichtsbehörde wiederholt. Beide Versuchswagen<br />
besaßen handbetätigte Nockenfahrschalter von Kiepe.<br />
Ein Gleiten wurde detektiert, indem man die Drehzahldifferenz<br />
zwischen Tri<strong>eb</strong>- und ung<strong>eb</strong>remstem Laufradsatz<br />
mit Gleichstrom-Tachogeneratoren ermittelte. Die Auswertung<br />
sprach mit Transistorschaltungen bereits bei sehr<br />
kleinem Schlupf an, um den Schlupf noch im ansteigenden<br />
Bereich der Kraftschlusskurve zu begrenzen. Bei kleinem<br />
Schlupf wurden die Fahrschalterachse festg<strong>eb</strong>remst<br />
und sodann die Motorfelder in zwei Stufen geschwächt,<br />
womit einem Gleiten sehr frühzeitig begegnet werden<br />
konnte. In einer zusätzlichen Transistorstufe berücksichtigte<br />
man die durch unterschiedlichen Verschleiß entstehenden<br />
Raddurchmesser-Unterschiede. Die Fahrschalterbremse<br />
erwies sich jedoch als zu träge.<br />
Nach gleichen Grundprinzipien verwirklichte Kiepe den<br />
elektronischen Gleit- und Schleuderschutz für die Hamburger<br />
U-Bahnwagen der Baureihe DT2 (Bild 7). Dieser wirkt<br />
hier zweistufig auf das Programm-Steuer-Schaltwerk, eine<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerung mit Mitteln der Elektromechanik, ein [15].<br />
Weiterhin betri<strong>eb</strong> Kiepe in den Jahren 1965/66 Versuche<br />
mit dem Achtachser 8017 der Wuppertaler Straßenbahn.<br />
Hier wurde <strong>eb</strong>enfalls eine Antri<strong>eb</strong>ssteuerung<br />
ohne Elektronik mit einem elektromechanischen Traktionsstromregler<br />
und einem speziellen Zwei-Motor-Stellantri<strong>eb</strong><br />
erprobt [16]. Allein der Gleit- und Schleuderschutz-<br />
Regler war elektronisch und wirkte zweistufig.<br />
5.2.2 Gleit- und Schleuderschutz für<br />
Mannheim von BBC<br />
Bild 7: Elektronischer Gleitschutz, Bauart Kiepe, unter anderem für<br />
Hamburger U-Bahn DT2 (Foto: Archiv Vossloh Kiepe).<br />
Die Mannheimer Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e beabsichtigten, einen<br />
Gleit- und Schleuderschutz aus Sicherheitsgründen und<br />
zur Verschleißminderung zu verwirklichen, weshalb man<br />
sich von der ortsansässigen BBC einen solchen Regler mit<br />
114 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
deren elektronischem Regelungssystem BBC-Elektronik<br />
entwickeln ließ (siehe Abschnitt 5.7). Die Versuche hierzu<br />
fanden mit dem sechsachsigen Tri<strong>eb</strong>wagen 352 ohne<br />
Fahrgasteinsatz in den Jahren 1963 und 1964 statt. Das<br />
Geräteprogramm der Elektronik bestand aus Schaltkreismodulen<br />
für Analogrechnerfunktionen und logische Verknüpfungen.<br />
Wie in Düsseldorf wurde auch hier der Schlupf aus<br />
der Drehzahldifferenz zwischen Tri<strong>eb</strong>- und Laufradsatz<br />
ermittelt und daraus ein Gleit-/Schleudersignal abgeleitet.<br />
Die Drehzahl wurde mit eigens entwickelten digitalen<br />
Drehzahlg<strong>eb</strong>ern, bestehend aus Zahnscheibe und Initiator,<br />
erfasst und wertediskret mit Binärzählern ausgewertet.<br />
Durch logische Verknüpfungen der Binärzählerausgänge<br />
wurde ein Gleit-/Schleudersignal g<strong>eb</strong>ildet. Im Vergleich<br />
zu anderen Systemen war der Drehzahlvergleich sehr<br />
grob und sprach erst bei einem Schlupf von 30 % an.<br />
Der Gleit- und Schleuderschutzregler wirkte auf die<br />
Traktionsstromsteuerung zweistufig ein:<br />
• Beim ersten Gleitsignal wurde das Fortschalten in höhere<br />
Stufen durch eine Bremse, die auf die Fahrschalterachse<br />
wirkte, verhindert.<br />
• Wenn direkt zwei weitere Gleitsignale folgten, wurde<br />
die Zug-/Bremskraft in zwei Stufen verringert, zunächst<br />
über zusätzliche Vorwiderstände, ab F<strong>eb</strong>ruar 1963 mittels<br />
einer zweistufigen Feldschwächung.<br />
Nach ersten Versuchen fand am 1. April 1963 die Präsentation<br />
für die Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Mannheim-Ludwigshafen<br />
statt. Im Folgemonat hatte man die elektronischen<br />
Schaltkreise durch die weiterentwickelte Version der BBC-<br />
Elektronik mit Silizium- statt Germanium-Bauelementen<br />
ersetzt. Nach der Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme am 14. Oktober<br />
1963 ging das Fahrzeug in die Dauererprobung, die<br />
1964 mit dem Rückbau der Versuchsanlage beendet worden<br />
ist. Letztendlich erfüllte dieser elektronische Gleitund<br />
Schleuderschutz die Erwartungen nicht.<br />
5.3 LOGITRAM, LOGISTAT und<br />
GEAMATIC von AEG<br />
Der Unterschied zwischen den drei Systemen [17-23] besteht<br />
im Aufbau der elektronischen Schaltkreise und darin,<br />
dass die ersten beiden Schützensteuerungen, die GEAMA-<br />
TIC jedoch Nockenfahrschalter automatisierte (Tabelle 2).<br />
Die elektronischen Schaltkreise waren ab 1958 zunächst<br />
von der Bahnabteilung der AEG selbst unter dem Arbeitstitel<br />
LOGITRAM hergestellt worden (Bild 8). Ab 1961 hatte<br />
man das Schaltkreissystem LOGISTAT aus dem Industrieautomatisierungsprogramm<br />
der AEG verwendet, weshalb<br />
dieser Name für die überarbeiteten Steuerungen in München<br />
und Hamburg Pate stand. Mit dem Übergang zur<br />
ausschließlichen Automatisierung von Nockenfahrschaltern<br />
mit hydraulischem Stellantri<strong>eb</strong> im Jahre 1962 führte<br />
man den neuen Namen GEAMATIC ein. In Bremen wurde<br />
in den 60er Jahren eine elektronische Nachlaufsteuerung,<br />
die vereinfachte GEAMATIC, erprobt.<br />
N<strong>eb</strong>en den digitalen Schaltkreisen fanden analog arbeitende<br />
Regler in Form von Magnetverstärkern (Transduktoren)<br />
in größerem Umfang Verwendung. Diese entstammten<br />
bei den GEAMATIC-Steuerungen dem Programm des<br />
AEG-Regelsystems LOGIDYN [18]. Ab 1966/67 benutzte<br />
man bei den Anlagen neu hinzugekommener Kunden das<br />
System LOGISTAT I-Si und damit Silizium- anstelle Germanium-Bauelemente<br />
[19]. In den Jahren ab 1972 ging man<br />
zu integrierten Schaltkreisen in 19“-Bauweise (System IN-<br />
TERMAS) über. Zur Unterscheidung von späteren Applikationen<br />
für Gleichstromsteller-Steuerungen (GEAMATIC-C)<br />
und zur Kennzeichnung des ab 1970 ausschließlich verwendeten<br />
elektromotorischen Stellantri<strong>eb</strong>s bezeichnete<br />
man die Steuerung nun als GEAMATIC-M.<br />
In der ersten Entwicklungsphase ab Frühjahr 1958<br />
schied eine Automation von Nockenfahrschaltern mangels<br />
leistungsfähiger Transistoren für die Ansteuerung<br />
Bild 8: Elektronisches Stufenregister LOGITRAM der AEG (Foto: AEG 1958, Sammlung von Möllendorff).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
115
Fahrzeugtechnik<br />
der Stellantri<strong>eb</strong>e aus. Erstes Entwicklungsziel war daher<br />
ein elektronisches Stufenregister für Schützensteuerungen,<br />
das die Schaltabwicklung festlegte und die Schütze<br />
gegeneinander verriegelte (Bild 8) [24]. Die Vorführung<br />
mit einem Versuchsmodell fand so viel Anklang, dass<br />
man 1959 eine Versuchssteuerung in dem von der AEG<br />
ausgerüsteten Dreisystemversuchswagen ET 01.22 der<br />
Albtalbahn realisierte [25]. Für die Traktionsstromsteuerung<br />
fanden leistungsarm anzusteuernde Schütze mit<br />
hydraulischer Betätigung Verwendung. Die Versuche unter<br />
dem Arbeitstitel LOGITRAM beinhalteten außerdem<br />
einen elektronischen Gleitschutz.<br />
Die Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e der Stadt München verfolgten die<br />
Entwicklung mit großem Interesse, weil sie die Einführung<br />
von Doppeltraktionen anstr<strong>eb</strong>ten, um die Leistungsfähigkeit<br />
ihrer Straßenbahn zu steigern. Außerdem begannen in<br />
der Zeit um 1960 die ersten Planungen für eine U-Straßen-<br />
bahn. Deshalb ließ die Münchner Straßenbahn im Sommer<br />
1960 in ihren Tri<strong>eb</strong>wagen 801 (Bild 9) eine elektronische<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerung zu Versuchen einbauen, die auf den mit<br />
dem ET 01.22 gewonnenen Erkenntnissen aufsetzte.<br />
Der Tri<strong>eb</strong>wagen 801 entstammte einer Kleinserie (774-<br />
810) mit Schützensteuerungen und war seit Ende 1960 auf<br />
der Linie 25 (Sendlinger-Tor-Platz – Grünwald) im Einsatz.<br />
Gemäß den Auflagen der Aufsichtsbehörde durfte er in den<br />
ersten Wochen bis zum Nachweis der Betri<strong>eb</strong>stauglichkeit<br />
nur auf dem Außenabschnitt mit elektronische Antri<strong>eb</strong>ssteuerung<br />
gefahren werden. Der Betri<strong>eb</strong>seinsatz dauerte bis<br />
Mitte Juni 1961. Mit der verbesserten Steuerung in LOGIS-<br />
TAT-Technik war der Wagen ab Oktober 1961 wieder im Linieneinsatz;<br />
er wurde 1962 in seinen Urzustand zurückg<strong>eb</strong>aut.<br />
Etwa gleichzeitig begannen 1960 die Versuche in dem<br />
DT 8918+8919 (Typ TU1) der Hamburger U-Bahn. Hier lag<br />
die Motivation in der Realisierung einer neuen Steuerung<br />
Tabelle 2: Grundelemente und Grundfunktionen LOGITRAM, LOGISTAT und GEAMATIC sowie SIMATIC.<br />
LOGITRAM 1959 LOGISTAT 1961 GEAMATIC 1962 SIMATIC<br />
1.1 Sollwertg<strong>eb</strong>er<br />
1.2 Zugsteuerung<br />
2.1 Erfassung des<br />
Traktionsstromes<br />
2.2 Erfassung der<br />
Drehzahl<br />
3 Fahr-/Brems-<br />
Regler<br />
3.1 Ausregelung<br />
der Soll-/Istwert-<br />
Differenz<br />
3.2 Ruckbegrenzung<br />
3.3 Regelung des<br />
Bremseinsatzes<br />
kleiner H<strong>eb</strong>el, Potentiometer,<br />
Nocken<br />
kleiner H<strong>eb</strong>el, Potentiometer,<br />
Nocken<br />
kleiner H<strong>eb</strong>el, Potentiometer,<br />
Nocken<br />
– – binäre Signale: 60 V 400 Hz (ab<br />
1970 24 V nach VÖV); Sollwerte:<br />
60 V 400 Hz, Amplitude (ab 1970<br />
PBM nach VÖV)<br />
Mess-Shunt über Transduktor<br />
Ankerspannung des<br />
Motors über DiTr<br />
Mess-Shunt über Transduktor<br />
Ankerspannung des<br />
Motors über DiTr<br />
Mess-Shunt über Transduktor<br />
LOGIDYN<br />
Ankerspannung des Motors<br />
über DiTr; zusätzlich Tg<br />
Eigenentwicklung (GeTr) LOGISTAT (GeTr) LOGIDYN, LOGISTAT (GeTr), ab<br />
1967 auch: LOGISTAT-I-Si (SiTr)<br />
Traktionsstromregelung<br />
über Transduktor<br />
Integratorverhalten des<br />
Transduktors<br />
Hochlauf im festen<br />
Takt, bis Stromregelung<br />
anspricht<br />
3.4 Gs und Ss Gs-Schlupferkennung<br />
über DiTr aus Motor-<br />
Ankerspannung; bei<br />
Gleiten Zurückschalten<br />
in höhere Bremswiderstandsstufen<br />
4.1 Stufenregister<br />
für Schützensteuerung<br />
4.2 Stellantri<strong>eb</strong><br />
für Nockenfahrschalter<br />
5 Ansteuerung<br />
weiterer Systeme<br />
6 Stromversorgungsgerät<br />
Eigenentwicklung mit<br />
GeTr<br />
Traktionsstromregelung<br />
über Transduktor<br />
Integratorverhalten des<br />
Transduktors<br />
Vergleich der Bremsstufe<br />
(Potentiometer) mit<br />
Geschwindigkeit<br />
Gs-Schlupferkennung<br />
über DiTr aus Motor-Ankerspannung;<br />
bei Gleiten<br />
Zurückschalten in höhere<br />
Bremswiderstandsstufen<br />
Traktionsstromregelung über<br />
Transduktor<br />
Integratorverhalten des Transduktors<br />
Vergleich der Bremsstufe<br />
(Potentiometer) mit Geschwindigkeit<br />
Gs-Schlupferkennung über DiTr<br />
aus Motor-Ankerspannung<br />
sowie Tg; zusätzlich Vergleich<br />
mit Traktionsstrom (als Maß für<br />
Ist-Verzögerung); bei leichtem<br />
Gleiten Fortschaltens-Stopp, bei<br />
starkem Gleiten Zurückschalten<br />
in höhere Bremswiderstandsstufen.<br />
Ab 1966 auch Ss (Schlupferkennung<br />
über Tg)<br />
H<strong>eb</strong>el, Steuerschalter mit Nocken;<br />
ab 1963 kleiner H<strong>eb</strong>el,<br />
Drehtransformator, Nocken<br />
binäre Signale: 60 V 400 Hz<br />
(ab 1970 24 V nach VÖV); Sollwerte:<br />
60 V 400 Hz, Amplitude<br />
(ab 1970 PBM nach VÖV)<br />
Stromwandler mit Feldplatten-Potentiometer<br />
digitale Drehzahlg<strong>eb</strong>er<br />
SIMATIC-G (GeTr)<br />
LOGISTAT mit GeTr – SIMATIC-G<br />
– – hydraulischer Stellantri<strong>eb</strong>, ab<br />
1970 Scheibenläufermotor;<br />
Stellungserfassung über Nocken<br />
und Zahnscheibe-Initiator<br />
– – Sandung,<br />
Solenoid-Bremse<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±12 V DC, 12 V 400 Hz<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±12 V DC, 12 V 400 Hz<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±12 V DC, 12/60 V 400 Hz<br />
Traktionsstromregelung<br />
RC-Beschaltung an SIMATIC-<br />
Stufe<br />
Vergleich der Bremsstufe<br />
(binär) mit Geschwindigkeit<br />
Gs- und Ss-Schlupferkennung<br />
über binäre Zählketten mit<br />
Impulsen aus Drehzahlg<strong>eb</strong>ern;<br />
bei kleinem Schlupf<br />
Fortschaltens-Stopp, bei hohem<br />
Schlupf Zurückschalten<br />
in höhere Widerstandsstufen<br />
Zwei-Motoren-Stellantri<strong>eb</strong><br />
(schnell/langsam) mit Additionsgetri<strong>eb</strong>e;<br />
Stellungserfassung<br />
über Nocken und magnetische<br />
Stellungsmeldung<br />
Sandung,<br />
Solenoid-Bremse<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±24 V DC, 24/60 V 400 Hz<br />
116 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 9: Versuchswagen 801 mit LOGITRAM/LOGISTAT der Münchner<br />
Straßenbahn; links die Urausführung des Sollwertg<strong>eb</strong>ers, die bis heute<br />
bestimmend bli<strong>eb</strong> (Foto: AEG 1960, Sammlung Onnich/FMTM e.V.).<br />
Bild 10: Sollwertg<strong>eb</strong>er der GEAMATIC, Serienausführung ab 1963; der<br />
H<strong>eb</strong>el der Direktsteuerung ist gekürzt und dient als Stellungsanzeige.<br />
mit selbsterregter Bremse im Vorgriff auf die zu beschaffende<br />
Baureihe DT2. Die beiden Tri<strong>eb</strong>wagen des Versuchszuges<br />
besaßen je eine eigene Steuerung und wurden festverbunden<br />
in Doppeltraktion betri<strong>eb</strong>en. Der Hamburger<br />
Versuchszug war seit 8. März 1962 im fahrplanmäßigen<br />
Einsatz. Weil Störungen auftraten und die AEG nach Vergabe<br />
der DT2 an Kiepe das Vertri<strong>eb</strong>sinteresse verloren hatte,<br />
wurden die Versuche in Hamburg noch 1962 beendet.<br />
Die Münchner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e str<strong>eb</strong>ten von Anfang<br />
an eine elektronische Antri<strong>eb</strong>ssteuerung für Nockenfahrschalter<br />
an, weshalb sie in ihrem Prüffeld Vorversuche<br />
für einen Stellantri<strong>eb</strong> begannen. Man entschied<br />
sich wegen der geringen Ansteuerungsleistung für den<br />
hydraulischen Stellantri<strong>eb</strong>, dessen Entwicklung von der<br />
AEG fortgeführt wurde. Im März 1962 kam als erster der<br />
Münchner Wagen 974 mit GEAMATIC und hydraulischem<br />
Stellantri<strong>eb</strong> in Betri<strong>eb</strong>.<br />
Dieser Wagen bewährte sich in München sehr gut, sodass<br />
die GEAMATIC dort auf breiter Basis eingeführt und<br />
in anderen Städten, wie Bremen (Wagen 438), Frankfurt/<br />
Main (631-634), Wien (4436,160), Hannover (455), Köln<br />
(1300-1, 3830), ab 1963 erprobt wurde [26]. Nachdem in<br />
München inzwischen zwei Fahrzeuge (973-974) vorhanden<br />
waren, konnten ab 1963 Fahrten in Doppeltraktion<br />
unternommen werden [27]. In den Folgejahren werden in<br />
München fast alle Fahrzeuge der Baureihe M5 (983-1049)<br />
und die Nachfolg<strong>eb</strong>aureihe P2/3 (2001-2044) mit GEAMA-<br />
TIC ausgerüstet (Bilder 10 bis 14).<br />
Die Versuchswagen 631-634 der Straßenbahn Frankfurt/Main<br />
erhielten erstmals einen Schleuderschutz; sie<br />
fuhren 1966/67 <strong>eb</strong>enfalls planmäßig in Doppeltraktion.<br />
Im Tri<strong>eb</strong>wagen 160 der Wiener Straßenbahn wurde das<br />
Schaltkreissystem LOGISTAT I-Si erstmals verwendet. Als<br />
erster Stadtbahnwagen mit GEAMATIC-Steuerung kam<br />
der Prototyp 600 für Hannover in Betri<strong>eb</strong>. Für den Stellantri<strong>eb</strong><br />
verwendete man ab 1970 generell einen Scheibenläufermotor<br />
(Bild 15). Für die Wiener Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
lief 1970 die Fertigung einer Großserie von GEAMATIC-<br />
M-Steuerungen mit Totmanneinrichtung für alle E/E1-<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen an, deren Auslieferung bis 1984 andauerte.<br />
Die 1970-1976 ausgerüsteten Fahrzeuge erhielten das<br />
Schaltkreissystem LOGISTAT I-Si.<br />
Ab dem Jahr 1972 wurden für Neuanlagen integrierte<br />
Schaltkreise und das mechanische Aufbausystem INTER-<br />
Bild 11: Sollwertg<strong>eb</strong>er der GEAMATIC, Ausführung Typ E/E1 Wien;<br />
binäre Stellungssignale werden über Nockenschalter, der kontinuierlich<br />
verstellbare Strom-Sollwert über ein Potentiometer erfasst .<br />
Bild 12: Elektronik der GEAMATIC-Steuerung Typ E/E1 Wien, aufg<strong>eb</strong>aut<br />
aus Elementen der Schaltkreissysteme LOGISTAT und LOGIDYN.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
117
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 13: Hydraulischer Stellantri<strong>eb</strong> der GEAMATIC-Steuerung (Grafik: Münchner Verkehrsgesellschaft, Zeichnung 430/4009(3)).<br />
Bild 14: Hydraulischer Stellantri<strong>eb</strong> der GEAMATIC-Steuerung, Funktionsmodell<br />
München; die Stellung wird mittels Zahnscheibe und<br />
Initiator bzw. Nockenschaltern erfasst.<br />
Bild 15: Motorischer Stellantri<strong>eb</strong> der GEAMATIC-Steuerung, Scheibenläufermotor;<br />
die Stellung wird mittels Zahnscheibe und Initiator bzw. Nockenschaltern<br />
erfasst, das Potentiometer dient der Bremseinsatzregelung.<br />
MAS verwendet. In den folgenden Jahren wurden solche<br />
Ausrüstungen an Darmstadt (Baureihen ST7 und ST10),<br />
Duisburg (1077-1094), Freiburg (201-204) und Bremen<br />
(537) sowie Wien (in 1977-1984 umg<strong>eb</strong>aute Fahrzeuge)<br />
geliefert geliefert. In Duisburg wurden zusätzlich Fahrzeuge<br />
mit BBC-Feinstufenfahrschaltern (1246-1255, 1056-<br />
1061) ausgerüstet.<br />
Die elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen von AEG für<br />
Schützensteuerungen und Nockenfahrschalter sind in<br />
ihrem Aufbau in Tabelle 2 beschri<strong>eb</strong>en.<br />
5.4 SIMATIC von Siemens<br />
Bei den SSW begannen erste Entwicklungsaktivitäten<br />
in Bezug auf elektronische Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen Anfang<br />
1960, im Wesentlichen auf Initiative des damaligen Direktors<br />
der Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) Nürnberg. Er<br />
hatte den SSW zur Entwicklung einer solchen Steuerung<br />
einen Versuchswagen zur Verfügung gestellt, um für die<br />
elektrische Ausrüstung der bestellten sechsachsigen Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
Erfahrungen zu sammeln.<br />
118 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
Die Steuerung realisierten die SSW mit dem Schaltkreissystem<br />
SIMATIC in digitaler Arbeitsweise [28-32].<br />
Die Verwendung von Germanium-Bauelementen wurde<br />
bis zur Einführung integrierter Schaltkreise beibehalten,<br />
weshalb das hier verwendete Ursprungssystem auch als<br />
SIMATIC G bezeichnet wurde (Bild 16). Nachdem ab 1970<br />
SIMATIC-Steuerungen mit integrierten Schaltkreisen [33]<br />
verfügbar waren, wurden auf Kundenwunsch weiterhin<br />
Steuerungen mit dem Schaltkreissystem SIMATIC G gefertigt.<br />
Die letzten Steuerungen dieser Art erhielt bis 1982<br />
die Verkehrsgesellschaft Baselland Transport (BLT) [34].<br />
Am 13. Dezember 1960 präsentierte man den umg<strong>eb</strong>auten<br />
Nürnberger Wagen 208 den Teilnehmern des<br />
VÖV-Ausschusses Schienenfahrzeuge. Das automatische<br />
Fortschalten der Fahr- und Bremsstufen wurde durch eine<br />
Leuchttafel verdeutlicht (Bilder 17 und 18).<br />
Die SIMATIC-Steuerungen der ersten Versuchsfahrzeuge<br />
basierten auf Schützensteuerungen. Der Nürnberger<br />
Versuchswagen 208 und der DT 8889+8920 der Hamburger<br />
U-Bahn mussten eigens von Fahrschalter- auf<br />
Schützensteuerung umgerüstet werden. Die folgenden<br />
Fahrzeuge für die BOGESTRA (Wagen 16), Braunschweig<br />
(31), Mülheim/Ruhr (264) und Amsterdam (652) besaßen<br />
bereits Schützensteuerungen. Als 1963 nach Verfügbarkeit<br />
von Transistoren mit entsprechender Leistung ein<br />
Zwei-Motor-Stellantri<strong>eb</strong> entwickelt worden war, konnte<br />
der Fahrschalterstellantri<strong>eb</strong> im Münchner Wagen 924<br />
erprobt werden. Mit diesen si<strong>eb</strong>en Versuchsfahrzeugen,<br />
die auch im Fahrgastverkehr eingesetzt wurden, hatte<br />
man alle wesentlichen Funktionen der SIMATIC-Steuerung<br />
weiterentwickelt. Der Nürnberger Versuchswagen 208<br />
wurde 1965 auf SIMATIC mit Zwei-Motor-Stellantri<strong>eb</strong> und<br />
Nockenfahrschalter umgerüstet.<br />
Als Sollwertg<strong>eb</strong>er hatten die SSW zunächst die bei<br />
handbetätigten Schützensteuerungen üblichen Meisterwalzen<br />
mit H<strong>eb</strong>elbetätigung in ihrer Grundform, aber mit<br />
verminderter Stufenzahl, beibehalten (Bild 19). Der Sollwert<br />
für den Traktionsstrom wurde hierbei in Stufen und<br />
getrennt nach der Motorengruppierung vorgeg<strong>eb</strong>en. Der<br />
Hamburger U-Bahnzug bildete insofern eine Besonderheit,<br />
als mit dem H<strong>eb</strong>el zwar stufenweise die Traktionsstromsollwerte<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en wurden, die Zielstufen, also<br />
Rangieren, Serie, Parallel, Parallel-Shunt, aber über eine<br />
getrennte Tastenleiste (Bild 20).<br />
Die Münchner SIMATIC-Wagen 924 und die folgenden<br />
Wagen 975, 976 (Typ M5) und 201 (Typ P) hatten<br />
Sollwertg<strong>eb</strong>er nach Bauart der AEG eing<strong>eb</strong>aut, um die<br />
Anforderung nach Bedienungs- und Funktionsgleichheit<br />
im Hinblick auf einen Mischbetri<strong>eb</strong> mit GEAMATIC-Wagen<br />
zu erfüllen.<br />
Versuchsweise bei Wagen 924 und generell bei allen<br />
seit 1963 in Betri<strong>eb</strong> genommenen SIMATIC-Steuerungen<br />
ging man zur Verwendung kontaktloser Drehtransformatoren<br />
über. Die älteren Versuchswagen wurden 1964-1965<br />
entsprechend umgerüstet. Diese Drehtransformatoren<br />
wurden über einen kleinen H<strong>eb</strong>el bedient und ermöglichten<br />
eine kontinuierlich veränderbare Sollwertvorgabe.<br />
Für die Zielstufe war ein Umschalter für Serie-Parallel vorhanden<br />
(Bild 21). Die Ausgangsspannung des Drehtrans-<br />
Bild 16: Schaltkreissystem SIMATIC-G (Grafik: SSW).<br />
Bild 17: SIMATIC-Steuerung des ersten Fahrzeuges, Wagen 208 der<br />
VAG Nürnberg (Foto: SSW 1960, Archiv VAG Nürnberg).<br />
Bild 18: Prüfgerät für SIMATIC-Schützensteuerungen (Foto: SSW-NMA).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
119
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 19: Sollwertg<strong>eb</strong>er der SIMATIC-Steuerung im Wagen 208 der<br />
VAG Nürnberg, ursprüngliche Bauform: Die Stufenzahlen entsprechen<br />
der Sollwerthöhe (Foto: SSW 1960, Archiv VAG Nürnberg).<br />
Bild 20: Sollwertg<strong>eb</strong>er der SIMATIC-Steuerung im Doppeltri<strong>eb</strong>wagen<br />
8889 + 8920 der Hamburger U-Bahn; die Sollwerte werden über<br />
den H<strong>eb</strong>el vorgeg<strong>eb</strong>en, die Zielstufen für Rangieren, Serie, Parallel,<br />
Parallel-Shunt über Taster (Foto: SSW 1961, Sammlung Dillig).<br />
Bild 21: Sollwertg<strong>eb</strong>er in der Ausführung ab 1963, kleiner H<strong>eb</strong>el mit<br />
Drehtransformator zur kontinuierlich veränderbaren Vorgabe des<br />
Traktionsstroms, hier Tri<strong>eb</strong>wagen 634 Frankfurt/Main (Foto: SSW<br />
1964, Sammlung Dillig).<br />
Bild 22: Funktionsweise des SIMATIC-Gleitschutzes für starkes und<br />
leichtes Gleiten (Grafik: SSW).<br />
formators, eine Rechteckspannung von 24 V 400 Hz, steigt<br />
mit dessen Auslenkung aus der Nulllage. Bei späteren<br />
Ausführungen benutzte man einen magnetfeldabhängigen<br />
Widerstand, ein Feldplattenpotentiometer. Abweichend<br />
ließ die Grazer Straßenbahn ihre Sollwertg<strong>eb</strong>er<br />
ausführen; sie bedient sich hierfür zweier Pedale, die in<br />
Analogie zu den Kraftfahrzeugen angeordnet sind [35].<br />
Die Stellung Stopp, die den Fortschaltvorgang in höhere<br />
Stufen unterbindet, und die Taste Bremse Mindern, mit<br />
der man durch Knopfdruck die Bremse stufenweise lösen<br />
konnte, sind eine Erfindung von SSW, welche auch bei<br />
anderen Fabrikaten übernommen wurde.<br />
Wesentlichen Entwicklungsumfang beanspruchte<br />
1960-1963 der Gleit- und Schleuderschutz. Die SIMATIC-<br />
Steuerung bediente sich der digitalen Drehzahlerfassung,<br />
deren Impulse in binären Zählketten ermittelt wurden.<br />
Durch geeignete Verknüpfung der Impulsketten konnten<br />
Signale für Gleit- und Schleuderkriterien gewonnen werden.<br />
Nach vielen Rückschlägen hatte man die Entwicklungsarbeit<br />
1962-1963 auf den Wagen 16 der BOGESTRA konzentriert<br />
und intensive Messungen durchgeführt. Als Erg<strong>eb</strong>nis wurde<br />
eine sehr empfindliche Schlupferfassung implementiert;<br />
sie muss zwar bei Änderungen des Raddurchmessers mittels<br />
einer Empfindlichkeitsumschaltung angepasst werden,<br />
aber sie erkennt ein Gleiten sehr frühzeitig und gibt durch<br />
Stoppen des Fortschaltens in höhere Bremsstufen den rotierenden<br />
Massen Zeit, sich an den momentanen Kraftschlussbeiwert<br />
fast ohne Bremskrafteinbußen anzupassen. Erst bei<br />
schwerem Gleiten wird einmal zurückgeschaltet und die<br />
Sandgabe aktiviert (Bilder 22 und 23). Das neue Verfahren<br />
funktionierte auch bei Fahrzeugen ohne Laufradsätze wie<br />
dem Nürnberger Versuchswagen 208. Bei diesem musste<br />
übergangsweise 1962-1964 das Gleitsignal aus einer differenzierten<br />
Tachogeneratorspannung abgeleitet werden,<br />
was zwar nicht das eigentliche Entwicklungsziel, aber zur<br />
Aufrechterhaltung des Betri<strong>eb</strong>es erforderlich war.<br />
Die Erprobung des Zugverbandsbetri<strong>eb</strong>es fand 1965-<br />
1969 in München (Wagen 975-976) und ab 1966/67 in<br />
Frankfurt/Main (Wagen 635-636, 301-302) statt.<br />
120 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 24: Die erste<br />
Fahrzeugserie mit<br />
SIMATIC-Steuerung<br />
wurde 1964 in Mülheim/Ruhr<br />
in Betri<strong>eb</strong><br />
genommen (Foto:<br />
SSW 1964, Sammlung<br />
Dillig).<br />
Bild 23: Tri<strong>eb</strong>wagen 975 der Münchner Straßenbahn mit typischer<br />
Versuchsausrüstung (Foto: Münchner Verkehrsgesellschaft 1964,<br />
Sammlung Onnich/FMTM e.V.).<br />
Die wesentlichen Ausprägungen funktionaler wie technischer<br />
Art der SIMATIC können <strong>eb</strong>enfalls der Tabelle 2<br />
entnommen werden.<br />
Die erste Fahrzeugserie wurde 1964 in Mülheim/Ruhr<br />
(Bild 24) in Betri<strong>eb</strong> genommen (Serie 247-249, Umbau<br />
250-259, 261-262, 229). Als beachtliche Aufträge konnten<br />
die Ausrüstung der ersten deutschen Stadtbahnwagen für<br />
Frankfurt/Main (U6 301-302, U2 303-365, P/Pt/Ptb) und<br />
Hannover (601), Serien- und Großlieferungen für Kassel<br />
(301-304), Amsterdam (Prototyp 570, Serien 6G-7G), die<br />
OEG (82-110) und Köln (3101-3139) sowie Musterfahrzeuge<br />
für Brüssel (5018) und Bukarest (3501) verbucht werden. In<br />
Österreich wurden in Zusammenhang mit dem Einmannbetri<strong>eb</strong><br />
Fahrzeuge in Graz (Prototyp 283, Umbau 261, 263-282)<br />
und Linz (61-67, 81-88) mit SIMATIC und Totmanneinrichtung<br />
[36] ausgerüstet. Die Basler Straßenbahnen beziehen<br />
mit einem eigens entwickelten Bremssteuergerät die<br />
Druckluftbremse in die SIMATIC-Steuerung ein. Mit dieser<br />
1967 erprobten Ausrüstung (Wagen 606-607) werden in der<br />
Folge alle bis 1982 g<strong>eb</strong>auten Wagen des Typs Be4/6 der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
BVB und BLT ausgerüstet (Bilder 25 bis 27).<br />
1970 wurde in Nürnberg (Wagen 356) die erste SIMATIC-<br />
Steuerung mit integrierten Schaltkreisen (TTL-Technik) erprobt.<br />
Die serienmäßige Anwendung erfolgte ab 1973 in<br />
Düsseldorf (GT8S), bei den Stadtbahnwagen B und M/N, in<br />
Frankfurt (U2 366-399), Braunschweig (Serie 81), San Diego/<br />
Bild 26: Zwei-Motor-Stellantri<strong>eb</strong> mit Additionsgetri<strong>eb</strong>e (Foto: SSW<br />
1964, Sammlung Dillig).<br />
Bild 25: Strom-Istwertg<strong>eb</strong>er (unten Mitte), bestehend aus Eisenjoch mit<br />
Feldplatte zur galvanisch getrennten Stromerfassung (Foto: SSW 1963).<br />
Bild 27: Testplatz für die SIMATIC-Steuerungen der Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
6G und 7G der Straßenbahn Amsterdam; der SIMATIC-Rahmen ist<br />
aufgeklappt.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
121
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 28: Fahrerstand der Baureihe M25 der Göt<strong>eb</strong>orger Straßenbahn;<br />
die Sollwerte für die TRAMIAC-Steuerung wurden über Pedale vorgeg<strong>eb</strong>en<br />
(Foto: Hägglund och Söner, 1958).<br />
USA und Sacramento/USA. Mit der TTL-SIMATIC wurden ab<br />
1972 auch Gleichstromsteller-Steuerungen automatisiert.<br />
5.5 TRAMIAC und Elektronische<br />
Steuerung der SSB von Kiepe<br />
Bei der TRAMIAC [37-40] handelt es sich um die erste bekannt<br />
gewordene Antri<strong>eb</strong>ssteuerung, die sich elektronischer<br />
Regelkreise bediente. Der Name steht als Abkürzung für<br />
Transistor-Regulierung für Automatische Motorsteuerung<br />
mit Instant (augenblicklich wirkendem) Analogie-Calculator.<br />
Die ersten TRAMIAC-Steuerungen wurden in die 1958-<br />
1964 ausgelieferte Fahrzeugserie M25 (501-625) der Göt<strong>eb</strong>orger<br />
Straßenbahn (GS) von Hägglund och Söner<br />
installiert (Bilder 28 und 29). Ihre Entwicklung entstammt<br />
einer Diplomaufgabe des Instituts für Teletechnik an Chalmers<br />
Technischer Hochschule in Göt<strong>eb</strong>org. Die von ASEA,<br />
Schweden, gelieferte TRAMIAC der Folgeserie M28 (701-<br />
770) unterscheidet sich darin, dass der Traktionsstrom aus<br />
der Motorspannung mit einer elektrischen Nachbildung<br />
der Motorgleichungen errechnet wird. In den 70er Jahren<br />
rüstete ASEA 100 Tri<strong>eb</strong>wagen für die Straßenbahn<br />
Melbourne, Australien, mit dieser Version der TRAMIAC<br />
aus. Die TRAMIAC der folgenden GS-Serie M29 (801-860)<br />
stellte wiederum Hägglund och Söner her.<br />
Die Anfangsjahre bei der GS waren von ernsthaften<br />
Problemen geprägt, die hauptsächlich in der Grundkonstruktion<br />
und Bauelementewahl begründet waren.<br />
Aufgrund vielgestaltiger Störungen waren die TRAMIAC-<br />
Steuerung zeitweise durch konventionelle Relais vereinfacht<br />
und schließlich die beim M25 verwendeten Germanium-Bauelemente<br />
durch solche aus Silizium ersetzt<br />
worden. Außerdem hatte man eine grobe Ersatzsteuerung<br />
implementiert und einen mobilen Störungsdienst<br />
eingerichtet, der Ausfälle durch einen Austausch der<br />
Elektronik behob. Unter diesen Bedingungen nahm man<br />
durchschnittlich einen Ausfall pro Tag hin.<br />
Anfängliche erfolgversprechende Meldungen von der<br />
Bewährung der TRAMIAC in Göt<strong>eb</strong>org, die wohl mehr<br />
in der Euphorie für die neue Technik begründet waren,<br />
weckten bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) das<br />
Interesse an dieser Steuerung. Man plante, damals noch<br />
in der Auslieferung befindliche GT4-Fahrzeuge damit<br />
auszurüsten. Die Firma Kiepe hatte zuvor die Lizenzen für<br />
die Herstellung der TRAMIAC von Hägglund och Söner<br />
übernommen.<br />
Die TRAMIAC-Steuerung arbeitete sowohl mit Analogrechner-<br />
als auch mit Digitalschaltungen (DTL-Logik). Sie<br />
wurde von Kiepe überarbeitet. Die DTL-Gatter mit Germanium-Bauelementen<br />
waren, ähnlich zu SIMATIC-G und LOGIS-<br />
TAT, in vergossenen Flachgehäusen mit Steckerleiste (Bild 30)<br />
aufg<strong>eb</strong>aut. Andere Schaltungen waren zum Teil in klassischer<br />
Verdrahtungstechnik mit Lötstützpunkten ausgeführt.<br />
Die ersten Versuche 1962 mit den SSB-Versuchswagen<br />
501 und 502 brachten erfolgversprechende Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />
Am 6. F<strong>eb</strong>ruar 1963 wurden beide Wagen von der Technischen<br />
Aufsichtsbehörde abgenommen [39]. Noch 1963<br />
begann die Auslieferung der TRAMIAC-Serie (Bilder 31<br />
und 32) über 35 GT4-Fahrzeuge (606-640). Mit Betri<strong>eb</strong>s-<br />
Bild 29: TRAMIAC-<br />
Steuerung der Göt<strong>eb</strong>orger<br />
Straßenbahn<br />
in der Ursprungsausführung;<br />
das<br />
Stufenregister für die<br />
Schützensteuerung<br />
am rechten Geräterahmen<br />
ist noch<br />
mit Relais ausgeführt<br />
(Foto: Hägglund och<br />
Söner, 1958).<br />
Bild 30: TRAMIAC-Steuerung der Göt<strong>eb</strong>orger Straßenbahn; die Transistorschaltkreise<br />
sind vergossen aufg<strong>eb</strong>aut; zum Größenvergleich<br />
eine 2-Öre-Münze (Foto: Hägglund och Söner, 1958).<br />
122 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
Bild 32: Sollwertg<strong>eb</strong>er<br />
der TRAMIAC-<br />
Steuerung der<br />
Stuttgarter Straßenbahnen;<br />
der Taster<br />
im Griff diente der<br />
Umschaltung zwischen<br />
den Zielstufen<br />
Serie und Parallel<br />
(Foto: 1963, Archiv<br />
Vossloh Kiepe).<br />
Bild 31: TRAMIAC-Steuerung der Stuttgarter Straßenbahnen<br />
(Foto: 1963, Archiv Vossloh Kiepe).<br />
aufnahme stellten sich jedoch in zunehmender Anzahl<br />
Störungen ein. Aufgrund von Bremsversagern verloren<br />
die Fahrer letztendlich das Vertrauen in die elektronische<br />
Steuerung. Nachdem sich kurzfristig keine nachhaltige<br />
Besserung einstellte, brachen die SSB den Einbau ab, noch<br />
bevor der letzte Wagen der Serie ausgeliefert war. Nach<br />
Stornierung der Bestellung erfolgte 1965-1967 der Ausbau<br />
zugunsten der konventionellen Steuerschalter, welche<br />
die Stufenschütze direkt ansteuerten.<br />
Das Versagen der TRAMIAC hatte keine prinzipiellen,<br />
funktional-konzeptionellen Ursachen, die verwendeten<br />
Bauelemente und der mechanische Aufbau hielten jedoch<br />
den harten Beanspruchungen des Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>es<br />
nicht stand. Derartige Probleme waren auch bei den Firmen<br />
AEG und SSW nicht unbekannt, allerdings konnte<br />
Kiepe nicht auf in großindustriellem Niveau betreute Produkte<br />
der Automatisierungstechnik zurückgreifen.<br />
Ungeachtet dieser Tatsache str<strong>eb</strong>te Kiepe natürlich danach,<br />
die Mängel von Grund auf abzustellen, und begann<br />
1964 mit der Entwicklung einer neuen Steuerung. Sie<br />
basierte zwar auf demselben Prinzip, war aber hinsichtlich<br />
der Bauelementeauswahl und des mechanischen Aufbaus<br />
eine wegweisende Neuentwicklung [40], die Prinzipien<br />
der späteren 19“-Aufbausysteme berücksichtigte (Bild 33).<br />
Diese neue Steuerung, die man nicht mehr mit dem vorbelasteten<br />
Namen TRAMIAC versehen hatte, sondern mit<br />
dem Arbeitstitel Elektronische Steuerung der SSB, wurde<br />
in Stuttgart in drei oder vier GT4-Tri<strong>eb</strong>wagen 1964/65 noch<br />
mit guten Erg<strong>eb</strong>nissen erprobt. Weil die gesamte Entwicklung<br />
aber inzwischen derart negativ belegt war, hatten die<br />
SSB endgültig das Interesse an ihr verloren, sodass eine Serienausrüstung<br />
unterbli<strong>eb</strong>. Die Entwicklung wurde später<br />
zum Beispiel für die elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen<br />
der Hamburger U-Bahnserie DT3 genutzt.<br />
Die einzelnen funktionalen und technischen Details<br />
können der Tabelle 3 entnommen werden.<br />
Im Jahr 1971 entwickelte Kiepe ein Antri<strong>eb</strong>ssteuergerät<br />
mit integrierten Schaltkreisen und Ein-Motor-Stellantri<strong>eb</strong><br />
(Bild 34), das zur Automatisierung der in Köln bestehenden<br />
Gelenkwagenflotte mit Nockenfahrschaltern gedacht war.<br />
Nach Erprobung kam die Serienausrüstung indes nicht zustan-<br />
Bild 33: Die wegen der Probleme mit der TRAMIAC von Kiepe neu<br />
entwickelte, konstruktiv völlig überarbeitete Elektronische Steuerung<br />
der Stuttgarter Straßenbahnen (Foto: 1964, Archiv Vossloh Kiepe).<br />
Bild 34: Für Köln im Wagen 3772 von Kiepe realisierte Antri<strong>eb</strong>ssteuerung<br />
mit integrierten Schaltkreisen und Ein-Motor-Stellantri<strong>eb</strong> zur<br />
Automatisierung der bestehenden Fahrschalter, die KIMATIC<br />
(Foto: 1971, Archiv Vossloh Kiepe).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
123
Fahrzeugtechnik<br />
de. Erst 1988-1994 erfolgte die Umrüstung von 39 Fahrzeugen<br />
(Serie 3200), um sie in Doppeltraktion betreiben zu können.<br />
5.6 Sécheron UF 126 von Kiepe<br />
Außer den Stuttgarter Straßenbahnwagen rüstete Kiepe<br />
im betrachteten Zeitraum weitere Fahrzeuge mit<br />
einer elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerung aus. Es handelt<br />
sich dabei um einen Obus in Offenbach, einen DT2 der<br />
Hamburger U-Bahn und einen Straßenbahnwagen für<br />
die städtischen Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Brüssel (STIB/MIVB). Die<br />
elektronischen Steuerungen aller drei Versuchswagen basierten<br />
auf dem System UF 126 des Genfer Herstellers<br />
Société Anonyme des Ateliers de Sécheron (SAAS) und<br />
Schützensteuerungen (Tabelle 3).<br />
Das Steuerungssystem UF 126 [41] arbeitete vorzugsweise<br />
analog (Bild 35). Durch sorgfältige Auswahl der<br />
Germanium-Bauelemente, die später durch Siliziumhalbleiter<br />
ersetzt wurden, war es gelungen, eine sehr zuverlässige<br />
Steuerung zu schaffen. Das System UF 126<br />
entstammte dem Programm für Industrieautomation und<br />
war nach dem Baukastenprinzip aufg<strong>eb</strong>aut. Jedes steckbare<br />
Regelelement besaß eine bestimmte Funktion und<br />
war entsprechend dieser farblich gekennzeichnet. In der<br />
Schweiz war diese elektronische Steuerung bei Obussen<br />
Tabelle 3: Grundelemente und Grundfunktionen TRAMIAC und Elektronische Steuerung SSB sowie Sécheron UF126.<br />
TRAMIAC und<br />
Elektronische<br />
Steuerung SSB<br />
1.1 Sollwertg<strong>eb</strong>er kleiner H<strong>eb</strong>el, Potentiometer<br />
(Prototyp), Drehtransformator<br />
(Serie ab 1963),<br />
Nocken<br />
Sécheron UF126:<br />
Obus 56 Offenbach/Main<br />
Pedale, Potentiometer,<br />
Nocken<br />
Sécheron UF126:<br />
Straßenbahn STIB/MIVB<br />
5020<br />
Pedale, Potentiometer,<br />
Nocken<br />
Sécheron UF126:<br />
U-Bahn DT2 Hamburg<br />
9348-9349<br />
H<strong>eb</strong>el für Zielstufen; F/B-/<br />
Totmann-Pedal, Pedal für<br />
Fahrsollwert; Potentiometer,<br />
Nocken<br />
1.2 Zugsteuerung 150 V 600 Hz – – 110 V DC; binäre Signale<br />
2.1 Erfassung des<br />
Traktionsstromes<br />
2.2 Erfassung der<br />
Drehzahl<br />
3 Fahr-/Brems-<br />
Regler<br />
3.1 Ausregelung<br />
der Soll-/Istwert-<br />
Differenz<br />
Errechnung über Analogrechner<br />
aus Spannung am<br />
Anfahrwiderstand und Tg-<br />
Spannung beim Bremsen<br />
Gleichstromwandler mittels<br />
Transduktor<br />
Gleichstromwandler<br />
mittels Transduktor<br />
Tg Tg Tg Tg<br />
Eigenentwicklung mit<br />
vergossenen GeTr, ab 1964<br />
Leiterkarten<br />
Traktionsstromregelung<br />
über Analogrechner (elektronische<br />
Nachbildung der<br />
Vorwiderstandskette)<br />
3.2 Ruckbegrenzung Mindest-Stufenschaltzeiten<br />
und Totzeiten des Analogrechners<br />
3.3 Regelung des<br />
Bremseinsatzes<br />
Führung des Analogrechners<br />
über Tg-Spannung<br />
3.4 Gs und Ss Schlupferkennung über Tg<br />
an Tri<strong>eb</strong>- und Laufradsätzen,<br />
daraus Sollwertreduzierung<br />
in zwei Stufen; die zweite<br />
bewirkt über Analogrechner<br />
Zurückschalten in höhere<br />
Widerstandsstufen<br />
4.1 Stufenregister<br />
für Schützensteuerung<br />
4.2 Stellantri<strong>eb</strong> für<br />
Nockenfahrschalter<br />
5 Ansteuerung<br />
weiterer Systeme<br />
6 Stromversorgungsgerät<br />
Eigenentwicklung mit<br />
vergossenen GeTr, ab 1964<br />
Leiterkarten<br />
UF 126 UF 126 UF 126<br />
Beschleunigungs- und<br />
Verzögerungsregelung über<br />
Integrator (analog)<br />
entsprechend Traktions-<br />
Iststrom lineare Verringerung<br />
des Beschleunigungs-/<br />
Verzögerungs-Sollwertes<br />
Beschleunigungs- und<br />
Verzögerungsregelung,<br />
unterlagerte Geschwindigkeitsregelung<br />
über<br />
Integrator (analog)<br />
entsprechend Traktions-<br />
Iststrom lineare Verringerung<br />
des Beschleunigungs-/<br />
Verzögerungs-Sollwertes<br />
– unterlagerter Regler,<br />
nutzt Tg-Spannung mit<br />
Spannungsabbild für<br />
Widerstandswert als<br />
Regelabweichung<br />
– Vergleich der Tg-Spannungen;<br />
bei Schlupfdifferenz<br />
Zurückschalten in höhere<br />
Widerstandsstufen<br />
Spannungsabbild für<br />
Widerstandswert wird über<br />
Schmitt-Trigger in Schützansteuerbefehle<br />
umgesetzt<br />
Spannungsabbild für<br />
Widerstandswert wird über<br />
Schmitt-Trigger in Schützansteuerbefehle<br />
umgesetzt<br />
– – – –<br />
Sandung – Sandung –<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±24 V DC, 150 V 600 Hz<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±12 V DC<br />
Umwandlung 36 V DC in<br />
±12 V DC<br />
Gleichstromwandler<br />
mittels Transduktor<br />
Traktionsstromregelung<br />
über Integrator (analog)<br />
Mindest-Stufenschaltzeiten<br />
und Integrationsparameter<br />
des Traktionsstromreglers<br />
unterlagerter Regler,<br />
nutzt Tg-Spannung mit<br />
Spannungsabbild für<br />
Widerstandswert als<br />
Regelabweichung<br />
Vergleich der Tg-Spannungen;<br />
bei Schlupfdifferenz<br />
Zurückschalten<br />
in höhere Widerstandsstufen<br />
Spannungsabbild für<br />
Widerstandswert wird<br />
über Schmitt-Trigger in<br />
Schützansteuerbefehle<br />
umgesetzt<br />
Umwandlung 110 V DC in<br />
±12 V DC<br />
124 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
und <strong>Bahnen</strong> weit verbreitet. Für den Stadtverkehr setzten<br />
sich mit dem System UF 126 zwei Varianten durch, nämlich<br />
• für Obusse eine strombegrenzte Beschleunigungs- und<br />
Verzögerungsregelung und<br />
• für Straßenbahnen die gleiche Regelung, die jedoch<br />
um eine Geschwindigkeitsregelung für Beharrungsfahrten<br />
im Gefälle und um einen Gleit- und Schleuderschutz<br />
erweitert war.<br />
Die Obussteuerung war 1960 zum ersten Mal für die<br />
Genfer Verkehrsgesellschaft CTGE realisiert worden [42],<br />
dann <strong>eb</strong>enfalls in dem 1963 in Betri<strong>eb</strong> genommenen<br />
Obus 56 (Bild 36) für die Stadtwerke Offenbach [43].<br />
Die erste Steuerung für Straßenbahnen nahm man<br />
1964 in Zürich (Be 4/4 1429) in Betri<strong>eb</strong>. Ab 1965 konnte<br />
man mit einem zweiten Wagen (Be 4/4 1428) Versuche<br />
mit Doppeltraktion unternehmen [11]. In den Folgejahren<br />
wurden insgesamt 126 Tri<strong>eb</strong>wagen (Be 4/6 1601-1726) damit<br />
ausgerüstet. Die beiden Probewagen erhielten wieder<br />
ihre Normalausrüstung zurück. Die 1973 für Bern ausgelieferten<br />
Gelenkwagen Be 8/8 besitzen in modifizierter Form<br />
<strong>eb</strong>enfalls diese Steuerungsart. Der von Kiepe um 1967 mit<br />
der SAAS-Elektronik in Betri<strong>eb</strong> genommene Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
5020 der STIB/MIVB entsprach weitgehend der Züricher<br />
Ausführung. Später wurde jedoch auf die Geschwindigkeitsregelung<br />
für Gefällefahrten verzichtet.<br />
Für den 1965 in Betri<strong>eb</strong> genommenen U-Bahn-DT2<br />
Nummer 9348+9349 der Hamburger Hochbahn AG (HHA)<br />
schuf man eine abweichende Version der Sécheron-Steuerung.<br />
Da gefordert worden war, dass der Probewagen<br />
mit allen anderen Fahrzeugen der Baureihe DT2 hinsichtlich<br />
Bedienung und Zugbetri<strong>eb</strong> kompatibel sein soll, war<br />
die Regelung abweichend als Traktionsstromregelung<br />
ausgeführt [44].<br />
Alle drei Versuchswagen waren nur begrenzte Zeit in<br />
Betri<strong>eb</strong>, und es erfolgte keine Serienbestellung. In Brüssel<br />
waren die Versuche mit dem Wagen 5020, <strong>eb</strong>enso wie mit<br />
dem SIMATIC-Wagen 5018, deshalb nicht weiterverfolgt<br />
worden, weil für den 1969 begonnenen Pre-Metro-Betri<strong>eb</strong><br />
die PCC-Wagen ausgewählt worden waren, und man für<br />
die folgenden Wagenbeschaffungen (7000/7500) wiederum<br />
für die PCC-Bauart optiert hatte.<br />
Da sich die drei von Kiepe mit UF 126 ausgerüsteten Versuchswagen<br />
in einigen Punkten wesentlich unter scheiden,<br />
sind sie in der Tabelle 3 getrennt dargestellt.<br />
5.7 BBC-Elektronik<br />
Auf die Erfahrungen aus den Versuchen mit dem elektronischen<br />
Gleit- und Schleuderschutzregler nach Abschnitt<br />
5.2.2 aufbauend, entwickelte BBC 1965 eine funktional<br />
vollständige Antri<strong>eb</strong>ssteuerung [45-49], die zunächst in<br />
dem Mannheimer Straßenbahnwagen 352, ab 1965 im<br />
Wagen 435 installiert wurde. Die Tests wurden unter Laborbedingungen<br />
durchgeführt und 1967 ohne Einsatz im<br />
Fahrgastbetri<strong>eb</strong> abgeschlossen.<br />
Ende 1967 nahmen die Stadtwerke Solingen versuchsweise<br />
eine elektronische Steuerung von BBC in ihrem<br />
Obus Nr. 7 vom Typ ÜH IIIs in Betri<strong>eb</strong>, weil geplant war, die<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
Bild 35: Modul des Steuerungssystems UF 126 von Sécheron.<br />
Bild 36: Obus 56 der Offenbacher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e als der erste<br />
deutsche Obus mit elektronischer Antri<strong>eb</strong>ssteuerung, von Kiepe mit<br />
dem System UF 126 von Sécheron ausgerüstet (Foto: 1963, Archiv<br />
Vossloh Kiepe).<br />
ursprünglichen, in der Bedienung komplizierten Zweihubsteuerungen<br />
von zehn Solinger Obussen zu ersetzen. Die<br />
elektronische Obus-Steuerung war <strong>eb</strong>enfalls mit einem<br />
Nockenfahrschalter und elektromotorischem Stellantri<strong>eb</strong>,<br />
aber vereinfacht als Nachlaufsteuerung realisiert. Mit<br />
dem Fahr- und Bremspedal konnte lediglich die Zielstufe,<br />
zu der der Fahrschalter stromüberwacht nachlaufen<br />
sollte, vorgeg<strong>eb</strong>en werden. Ab 9. Januar 1968 fanden<br />
Fahrten im Linienverkehr statt. Im Jahre 1969 wurde der<br />
Versuch nach einer gravierenden Störung mit dem Einbau<br />
der ursprünglichen Steuerung beendet. Beide Versuche<br />
bli<strong>eb</strong>en also ohne Wirkung auf Serienbestellungen.<br />
Die halbautomatischen Steuerungen wurden mit dem<br />
Regelsystem BBC-Elektronik realisiert, das inzwischen<br />
Silizium-Bauelemente benutzte.<br />
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich das<br />
schweizerische BBC-Mutterunternehmen unabhängig von<br />
den deutschen Entwicklungen <strong>eb</strong>enfalls mit Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen<br />
auf Basis der BBC-Elektronik befasste. Für<br />
den Nahverkehr entwickelte man 1963 eine elektronische<br />
Nachlaufsteuerung zur Automatisierung der Schützensteuerung<br />
eines Obusses in Winterthur. 1965 folgten<br />
weitere Ausrüstungen für Obusse in Lausanne [46]. Für<br />
125
Fahrzeugtechnik<br />
die Züricher Straßenbahn war eine abgewandelte und erweiterte<br />
Version entwickelt worden, die man 1964 in dem<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen Be 4/4 1430 erprobte.<br />
Große Erfolge konnte BBC in späteren Jahren mit<br />
Gleichstromsteller-Steuerungen erzielen. Aufbauend auf<br />
den Versuchen mit einem Obus in St. Gallen, unternahm<br />
das deutsche Unternehmen ab 1972 erste Versuche mit<br />
einer Gleichstromsteller-Steuerung im Tri<strong>eb</strong>wagen 435<br />
der Mannheimer Verkehrs-AG [50].<br />
Die Beschreibung der Ausrüstung des Mannheimer<br />
Versuchswagens und des Solinger Obusses findet sich in<br />
Tabelle 4.<br />
6 Vereinheitlichung und<br />
Weiterentwicklung<br />
6.1 Typenempfehlungen des VÖV<br />
Bereits in den ersten Entwicklungsjahren der elektronischen<br />
Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen erschien es ang<strong>eb</strong>racht, eine<br />
weitgehende Vereinheitlichung der technischen Lösungen<br />
anzustr<strong>eb</strong>en und zu fördern. Der VÖV, seit 1991<br />
VDV, stellte in seinem Ausschuss Schienenfahrzeuge und<br />
im späteren Unterausschuss Elektronik in Zusammenarbeit<br />
mit der Industrie die Richtlinien für elektronische<br />
Schienenfahrzeugsteuerungen [51] auf, deren erste Ausgabe<br />
im September 1962 erschienen ist. Diese hatten<br />
aber, da seitens der Industrie noch viele Entwicklungen<br />
im Fluss waren, zunächst eher provisorischen Charakter.<br />
Erst im Jahre 1969 erschien als endgültige Fassung die<br />
VÖV-Schrift 6.325.1 [52] mit dem Titel Typenempfehlung<br />
für teilautomatische Fahrzeugsteuerungen mit elektronischen<br />
Rechengliedern für elektrische Tri<strong>eb</strong>- und Steuerwagen.<br />
Sie hat mit der Festlegung einheitlicher Sollwertg<strong>eb</strong>er<br />
und anderer Bediengeräte, Zugsteuersignale und<br />
fahrdynamischer Richtwerte zu einer sehr weitreichenden<br />
Vereinheitlichung geführt.<br />
Erstmals musste ein Optimalwert für den maximal zulässigen<br />
Ruck [53] festgelegt werden, und zwar derart,<br />
dass er einerseits erträgliche Beschleunigungsänderungen,<br />
andererseits gute Beschleunigungs- und Verzögerungswerte<br />
gewährleistete. Da geeignete Werte noch<br />
nicht ermittelt waren, unternahmen die Münchner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
hierzu Versuche mit ihren GEAMATIC- und<br />
SIMATIC-Wagen. Bei Fahrten mit zunehmendem Anfahrund<br />
Bremsruck ermittelte man, bis zu welchem Wert<br />
sich Versuchspersonen verschiedenen Alters und unterschiedlicher<br />
körperlicher Kondition noch selbstständig im<br />
Gleichgewicht halten konnten. Die Erg<strong>eb</strong>nisse wurden in<br />
den VÖV-Schriften 6.030.1 [54] und 6.325.1 [52] festgeschri<strong>eb</strong>en.<br />
Außerdem stand die Festlegung einheitlicher Zugsteuersignale<br />
im Vordergrund, um Mehrfach traktionen<br />
von Fahrzeugen mit halbauto matischen Steuerungen<br />
verschiedener Hersteller zu ermöglichen. Anders als erwartet,<br />
bli<strong>eb</strong> der Mischbetri<strong>eb</strong> von Steuerungen unterschiedlicher<br />
Fabrikate eher eine Ausnahmeerscheinung.<br />
Anlässlich einer Sondersitzung des VÖV-Ausschusses<br />
Schienenfahrzeuge am 9. bis 10. September 1965 fand<br />
in München eine Demonstrationsfahrt statt. Für diese in<br />
München einmalige Vorführung mussten die beteiligten<br />
SIMATIC- und GEAMATIC-Wagen zuvor hinsichtlich der<br />
Zugsteuerbefehle erst aneinander angepasst werden. Der<br />
Tabelle 4: Grundelemente und Grundfunktionen BBC-Elektronik.<br />
Mannheim 1965 Obus Solingen 1967<br />
1.1 Sollwertg<strong>eb</strong>er kleiner H<strong>eb</strong>el, Potentiometer, Nocken und<br />
Initiatoren<br />
Pedale, Potentiometer, Nocken<br />
1.2 Zugsteuerung – –<br />
2.1 Erfassung des Traktionsstromes Stromwandler mit Feldplatten-Potentiometer Gleichstromwandler mittels Transduktor<br />
2.2 Erfassung der Drehzahl digitale Drehzahlg<strong>eb</strong>er digitale Drehzahlg<strong>eb</strong>er<br />
3 Fahr-/Brems-Regler BBC-Elektronik (SiTr) BBC-Elektronik (SiTr)<br />
3.1 Ausregelung der Soll-/Istwert-Differenz<br />
Traktionsstromregelung<br />
3.2 Ruckbegrenzung Integratorverhalten der<br />
Traktionsstromregelung<br />
3.3 Regelung des Brems einsatzes Vergleich Bremsstufe (binär) mit Geschwindigkeit<br />
3.4 Gs und Ss Schlupferkennung über binäre Zählketten<br />
mit Impulsen aus Drehzahlg<strong>eb</strong>ern; bei<br />
kleinem Schlupf Zurückschalten, bei großem<br />
Schlupf zusätzlich Sollwert-Reduktion<br />
Nachlaufsteuerung, mit unterlagerter Traktionsstromregelung<br />
Integratorverhalten der<br />
Traktionsstromregelung<br />
4.1 Stufenregister für Schützensteuerung – –<br />
4.2 Stellantri<strong>eb</strong> für Nockenfahrschalter Ein-Motor-Stellantri<strong>eb</strong> (Minertia-Motor) Ein-Motor-Stellantri<strong>eb</strong><br />
(Minertia-Motor)<br />
5 Ansteuerung weiterer Systeme Sandung, Solenoid-Bremse –<br />
6 Stromversorgungsgerät Umwandlung 24 V DC in<br />
±24 V DC, 24 V AC<br />
–<br />
–<br />
Umwandlung 24 V DC in<br />
±24 V DC, 24 V AC<br />
126 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
zweite Misch betri<strong>eb</strong> war ab 1970 in Hannover versuchsweise<br />
und ohne Linieneinsatz mit den Stadtbahnwagen<br />
600 (GEAMATIC mit Nockenfahrschalter) und 601 (SIMA-<br />
TIC mit Schützensteuerung) durchgeführt worden. Ihre<br />
Zugsteuersignale waren von vorneherein bereits für den<br />
gemeinsamen Zugbetri<strong>eb</strong> entsprechend der VÖV-Schrift<br />
6.325.1 ausgelegt.<br />
Die VÖV-Schrift 6.325.1 legte 1969 für die Zugsteuersignale<br />
folgende Werte fest: Sowohl die binären Zugsteuersignale,<br />
wie Fahren, Bremsen, Bremse Mindern, Stopp, als<br />
auch die variablen Traktionsstromsollwerte werden mit<br />
Rechteckspannungen von 60 V und 400 Hz übertragen,<br />
sodass bis zu fünf Fahr-/Bremsregler angesteuert werden<br />
können. Die variablen Sollwerte werden pulsbreitenmoduliert,<br />
wobei die Sollwerthöhe von einem Basissignal<br />
ausgehend proportional mit dem Tastgrad ansteigt [55].<br />
Dieses Basissignal entspricht der Nullstellung und gibt<br />
eine Mindestimpulsbreite vor, mit der die Funktionstüchtigkeit<br />
der Sollwertübertragung geprüft werden kann.<br />
In späteren Jahren änderte man die Typenempfehlung<br />
derart ab, dass man für die statischen Signale DC 60 V, für<br />
U-<strong>Bahnen</strong> auch DC 110 V, festlegte [52]. Diese Art hatte<br />
sich nämlich entgegen der ursprünglichen Empfehlung<br />
seit 1968 durchgesetzt.<br />
6.2 Einflüsse auf die Entwicklung von<br />
U-Bahn- und Obus-Steuerungen<br />
Die elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen waren zwar für<br />
Straßenbahnen entwickelt worden, weil die Anforderungen,<br />
welche die Teilnahme am Straßenverkehr und eine<br />
optimale Kraftübertragung über das Rad/Schiene-System<br />
an eine solche Regelung stellten, hier nur mit den Mitteln<br />
der Elektronik erfüllt werden konnten. Aber es bot sich<br />
an, Teilfunktionen der elektronischen Steuerungen auch<br />
für U-Bahn und Obus zu nutzen.<br />
Die unter 5.3 und 5.4 erwähnten Versuche bei der Hamburger<br />
U-Bahn verfolgten das Ziel, die selbsterregte Widerstandsbremse<br />
bei U-<strong>Bahnen</strong> einzuführen, nachdem ihre<br />
Steuerung im Zugverband durch die Elektronik möglich geworden<br />
war. Die darauf folgende Serie DT2 [15] setzte dieses<br />
Ziel um, allerdings war das Antri<strong>eb</strong>ssteuergerät durch<br />
das Programm-Steuer-Schaltwerk von Kiepe mit konventionellen<br />
Mitteln der Elektromechanik realisiert (Bild 37).<br />
Bei der Berliner U-Bahn, der Hamburger Serie DT3, den<br />
U-Bahnwagen für München und Nürnberg und den Silberpfeilen<br />
der KBE hatte man die fremderregte Widerstandbremse<br />
beibehalten, aber neue Schaltwerksstellantri<strong>eb</strong>e<br />
und elektronische Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen eingeführt [56;<br />
57; 58]. Hierbei entstanden Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen, die mit<br />
SIMATIC- (Berlin, Typ A3/A3L) oder LOGISTAT-Schaltkreisen<br />
(Berlin, Typ DL, KBE-Silberpfeile) aufg<strong>eb</strong>aut sind.<br />
Im Gegensatz zur Schweiz kamen in Deutschland äußerst<br />
wenige Obusse mit elektronischen Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen in<br />
Betri<strong>eb</strong>. Die Aktivitäten der westdeutschen Hersteller auf<br />
diesem G<strong>eb</strong>iet waren wegen des beginnenden massiven<br />
Rückbaus von Obus-Anlagen sehr zurückhaltend. N<strong>eb</strong>en<br />
den in Abschnitt 5.6 und 5.7 erwähnten Versuchen bleibt<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
Bild 37: Antri<strong>eb</strong>ssteuergerät für den DT2 der Hamburger U-Bahn, ausgeführt<br />
als elektro-mechanisches Programm-Steuer-Schaltwerk anstelle<br />
elektronischer Schaltkreise (Foto: 1963, Archiv Vossloh Kiepe).<br />
die GEAPULS-Steuerung zu nennen, mit der die AEG 1965<br />
einen Obus für Pforzheim mit Impulsbreitensteuerung des<br />
Widerstandswertes über Thyristoren [59] ausrüstete.<br />
6.3 Weitere Entwicklung nach 1970<br />
Die Weiterentwicklung war zunächst durch den Übergang<br />
auf integrierte Schaltkreise und neue mechanische Aufbausysteme<br />
geprägt. Obwohl ab 1972 die Gleichstromsteller-Technik<br />
Einzug hielt, herrschten bis Ende der 70er<br />
Jahre elektronische Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen mit Nockenfahrschaltern<br />
oder Schützensteuerungen vor. Letzte Anlagen<br />
wurden als Umbau 1994 in Köln umgesetzt.<br />
Kiepe entwickelte [60] für den Stadtbahnwagen B in<br />
Verbindung mit einer SIMATIC-Steuerung ein Verbundschaltwerk<br />
(VSW), bei dem getrennte Fahr- und Bremswalzen<br />
vorhanden sind, um in die Bremsschaltung in<br />
kürzester Zeit wechseln zu können. Als Fortentwicklung<br />
des VSW entstand 1976 als Einwalzenschaltwerk das Kompaktschaltwerk<br />
(KSW). Es gewährleistet durch die besondere<br />
überlappende Anordnung der Fahr- und Bremsstufen<br />
<strong>eb</strong>enso günstige Schaltzeiten. Für den schnellen und<br />
sicheren Wechsel zwischen Fahren und Bremsen werden<br />
die jeweils nicht mehr benötigten Schaltkontakte von der<br />
Nockenwalze abgehoben. Die Fahrschalterwalze befindet<br />
sich für jede Geschwindigkeit bereits nahe bei der Brem-<br />
Bild 38: Der Stadtbahnwagen<br />
als<br />
Fahrzeug, das den<br />
Übergang zwischen<br />
Straßenbahn und<br />
U-Bahn fließend in<br />
sich verbindet, eine<br />
Entwicklung der<br />
deutschen Verkehrsindustrie;<br />
der erste<br />
Typ wurde an Frankfurt/Main<br />
geliefert<br />
(Foto: DÜWAG 1965,<br />
Sammlung Dillig).<br />
127
Fahrzeugtechnik<br />
seinsatzstufe. Für das Kompaktschaltwerk entwickelte<br />
Kiepe eine Antri<strong>eb</strong>ssteuerung mit C-MOS-Schaltkreisen<br />
und programmierbaren Lesespeichern. Nach Versuchen<br />
1976/77 in Wien (E1 4769) und Bremen (Wagen 561) wurden<br />
große Fahrzeugserien (E2 und E6) an die Wiener Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
ausgeliefert. Für die Zugsteuersignale der<br />
Reihe E6 wählte man erstmalig serielle Telegramme, die<br />
über Lichtwellenleiter übertragen werden.<br />
Zu Beginn der 80er Jahre setzten sich halbautomatische<br />
Steuerungen auf der Basis von Mikroprozessoren<br />
durch. Die Systeme der 1. Generation wurden als Retrofit<br />
häufig durch speicherprogrammierbare MC-Steuerungen<br />
ersetzt, weil für die Schaltkreissysteme SIMATIC G und<br />
LOGISTAT keine Ersatzteile mehr lieferbar waren. Die<br />
OEG in Mannheim ersetzte ihre SIMATIC-G-Steuerungen<br />
1984-1990 durch das System SIBAS 16 [61], <strong>eb</strong>enso die<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Frankfurt 1990-1994 bei den U2-Wagen<br />
303-365 [61]. Die Firma Adtranz, später Bombardier, setzte<br />
Retrofit-Lösungen bei der BOGESTRA (M6) und in<br />
Frankfurt (Typ Pt/Ptb) um, die Firma Kiepe bei den Kölner<br />
B-Wagen (Serie 2000/20100) und die Firma SELECTRON<br />
bei der BLT Basel. In Basel wurde die Positionsregelung<br />
der Zwei-Motor-Stellantri<strong>eb</strong>e modifiziert, um die durch<br />
Verschleiß entstandenen Toleranzen zu beherrschen. Die<br />
Amsterdamer Straßenbahn entwickelte nach dem Prinzip<br />
der SIMATIC-G-Steuerung eine kompatible Steuerung in<br />
C-MOS-Technik, um ihre Typen 6G und 7G die letzten<br />
zehn Jahre im Einsatz zu halten. Die Wiener Straßenbahn<br />
rüstete ihre ursprünglich mit dem Schaltkreissystem LOGI-<br />
STAT I-Si ausgerüsteten Fahrzeuge ab 1989 als Retrofit auf<br />
integrierte Schaltkreise und das Aufbausystem INTERMAS<br />
um. Die GEAMATIC-Steuerungen der Münchner Straßenbahn<br />
(Typen M5 und P) wurden ab 1991 jeweils nach<br />
Störungen außer Betri<strong>eb</strong> genommen und im Rahmen von<br />
Hauptuntersuchungen ausg<strong>eb</strong>aut. Die ältesten noch in<br />
Betri<strong>eb</strong> befindlichen Steuerungen sind in Basel, Graz oder<br />
Frankfurt/Main zu finden; es handelt hierbei sich um das<br />
Schaltkreissystem SIMATIC G.<br />
7 Zusammenfassung<br />
Die 1. Generation von Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen mit elektronischen<br />
Schaltkreisen stellte das erste Anwendungsg<strong>eb</strong>iet<br />
der Elektronik in der Traktionstechnik von Nahverkehrsfahrzeugen<br />
dar. Die Anfangsjahre waren von Versuchen<br />
und intensiver Entwicklungsarbeit geprägt.<br />
N<strong>eb</strong>en der Steigerung des Fahrkomforts, der Verschleißminderung<br />
und der Bedienungsvereinfachung für<br />
das Fahrpersonal waren es vor allem zwei Gründe, die zur<br />
Einführung und raschen Verbreitung führten:<br />
• Der elektronische Gleit- und Schleuderschutz sorgt für<br />
optimale Ausnutzung des Kraftschlusses und damit bei<br />
Gefahrenbremsungen für kürzeste Bremswege. Dies<br />
bedeutete, wenig vom Fahrergeschick abhängig, einen<br />
großen Sicherheitsgewinn.<br />
• Die elektronische Regelung erlaubte es endlich, die<br />
leistungsfähige selbsterregte Kurzschlussbremse zu automatisieren.<br />
Dadurch konnten große Zugverbände im<br />
Straßenverkehr sicher geführt werden, was eine unabdingbare<br />
Voraussetzung für den Stadtbahnbetri<strong>eb</strong> war.<br />
Der deutschen Elektroindustrie kommt für die Entwicklung<br />
elektronischer Antri<strong>eb</strong>ssteuerungen die Pionierrolle<br />
zu, weil sich ihre Systeme mit den Stadtbahnfahrzeugen<br />
(Bild 38) schnell verbreiten konnten. Exportaufträge für<br />
Stadtbahnsysteme in die USA belegen dies. Durch die<br />
Zusammenarbeit mit den beteiligten Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
konnten die innovativen Ideen sehr schnell in betri<strong>eb</strong>staugliche<br />
und zuverlässige Anlagen umgesetzt werden.<br />
Anmerkung: Wesentliche Angaben und Daten für diesen<br />
Artikel wurden im Rahmen einer Studienarbeit [1] zusammengetragen.<br />
N<strong>eb</strong>en dem Schrifttum in einschlägigen<br />
Fachzeitschriften lieferten hierfür viele der damals auf<br />
Hersteller- und Betreiberseite an der Entwicklung beteiligten<br />
Ingenieure wertvolle Informationen. Erst dadurch<br />
wurde eine so vollständige Darstellung möglich.<br />
Literatur<br />
[1] von Stockhausen, U.: Die Entwicklung elektronischer, halbautomatischer<br />
Steuerungen für Straßen- und Stadtbahnen – Ein<br />
historischer Rückblick auf die Anfangsjahre 1958-1970. Studienarbeit,<br />
Lehrstuhl für Stromrichtertechnik und elektrische<br />
Antri<strong>eb</strong>e der RWTH Aachen, Aachen 1994.<br />
[2] Bockemühl, A.: Die technische Ausrüstung der neuen Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
der Dresdner Straßenbahn. In: Verkehrstechnik 12 (1931),<br />
H. 12, S. 150−154.<br />
[3] N N.: Die elektrische Bremse des PCC-Straßenbahnwagens. In:<br />
Verkehrstechnik 22 (1941), H. 21, S. 367.<br />
[4] Paulsmeier, H.: Untersuchungen über den Reibungswert zwischen<br />
Rad und Schiene, Forschungsheft Nr. 6, Hannover 1934,<br />
Hrsg.: Forschungsinstitut für das Straßenbahnwesen, Hannover.<br />
[5] Schwend, F.: Die Reibung zwischen Rad und Schiene. In:<br />
Verkehr+Technik 1 (1948), H. 10, S. 141−146; H. 11, S. 183−188.<br />
[6] Schwend, F.: Die Reibung zwischen Rad und Schiene. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 24 (1953), H. 3, S. 49−57.<br />
[7] Hoppe, H.: Selbst- und fremderregte Bremsen bei schlüpfenden<br />
Achsen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 3, S. 59−66.<br />
[8] Reinfeld, H.: Überbremsschutz für elektrische Tri<strong>eb</strong>wagen. In:<br />
Verkehr+Technik 4 (1951), H. 11, S. 339−341.<br />
[9] Deutsches Patentamt: Patentschrift 976 002 − Falder, P., Hempel,<br />
H., Reinfeld, H.: Überbremsschutz über Ausgleichswiderstand<br />
mit Fahrschalterbremse.<br />
[10] Fester, J.: Entwicklungstendenzen bei der Gestaltung der<br />
Schienenfahrzeuge der Nahverkehrsbetri<strong>eb</strong>e, dargestellt<br />
am U6-Wagen für die Stadtbahn in Frankurt a. M. In:<br />
Verkehr+Technik 18 (1965), H. 6/7, S. 185−187.<br />
[11] Germanier, R.: Die neuen Gelenkmotorwagen Be 4/6 der VBZ<br />
(IV) − Die elektronische Steuerausrüstung. In: Neue Züricher<br />
Zeitung Nr. 3866, Beilage Technik, 14.09.1966.<br />
[12] Deutsches Patentamt: Auslegeschrift 1 413 614 − Amler, J.<br />
(Taste „Bremse Mindern“).<br />
[13] Reinfeld, H.: Verbesserter Gleitschutz für Straßenbahnen. In:<br />
Nahverkehrspraxis 10 (1962), H. 12, S. 371.<br />
[14] Reinfeld, H.: Gleitschutzregelung für Straßen- und U-<strong>Bahnen</strong>.<br />
In: Verkehr+Technik 16 (1963), H. 1, S. 14−17; H. 2,<br />
S. 41−47.<br />
[15] Hamburger Hochbahn AG: Beschreibung des elektrischen<br />
Teils der U-Bahnfahrzeuge Typ DT2.1-5, 11. Ausgabe, Hamburg<br />
1988.<br />
128 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Fahrzeugtechnik<br />
[16] Baldes, H.: Fahr- und bremsstromgeregelter Fahrschalter mit<br />
konvent ionellen Bauelementen. In: Nahverkehrspraxis 15<br />
(1967), H. 5, S. 159−162.<br />
[17] Schinze, G.: Das AEG-Steuerungssystem LOGISTAT. In: AEG-<br />
Mitteilungen 50 (1960), H. 1/2, S. 76−83.<br />
[18] Bielefeld, K. H.: Steuerungs- und Regelungssystem LOGIDYN.<br />
In: AEG-Mitteilungen 52 (1962), H. 1/2, S. 14−19.<br />
[19] Junior, H.: Das Schaltkreissystem LOGISTAT − Reihe I-S. In:<br />
AEG-Mitteilungen 56 (1966), H. 2, S. 155−158.<br />
[20] Junior, H., von Möllendorff, H.: Steuerung des Systems LO-<br />
GISTAT für Nahverkehrsfahrzeuge. In: AEG-Mitteilungen 51<br />
(1961), H. 3/4, S. 126−131.<br />
[21] Junior, H., von Möllendorff, H.: Elektronisch geregelte<br />
Schützensteuerung für Nahverkehrsfahrzeuge. In: Nahverkehrspraxis<br />
10 (1962), H. 1, S. 8−13.<br />
[22] von Möllendorff, H., Teichert, H.: Elektrohydraulische Fahrschaltersteuerung<br />
System GEAMATIC für Straßenbahnen. In:<br />
AEG-Mitteilungen 52 (1962), H. 9/10, S. 455−463.<br />
[23] Steller, G., Völkl, H.: GEAMATIC-M − System zum Steuern und<br />
Regeln von Schaltwerken in Nahverkehrsfahrzeugen. AEG-<br />
Druckschrift (DK 621.337.1).<br />
[24] Deutsches Patentamt: Patentschrift 1 124 081 – von Möllendorff,<br />
H.: Elektronisches Stufenregister.<br />
[25] Kliemann, N.: AEG-Allstromversuchswagen mit Einkristall-<br />
Halbleitergleichrichtern. In: Der Stadtverkehr 4 (1959), H. 8,<br />
S. 184−188.<br />
[26] AEG: Elektrohydraulische Fahrschaltersteuerung System<br />
GEAMATIC (Lieferliste 1960-1966; nachträglich ergänzt bis<br />
1973), AEG-Druckschrift 5132/2.607-V1/0366/380.<br />
[27] Zender, K. H.: Straßenbahn-Dreiwagenzüge mit elektronischer<br />
Steuerung. In: Nahverkehrspraxis 13 (1965), H. 4, S. 187−188.<br />
[28] Zenneck, H., Tschermak, M.: Das SIMATIC-System − eine<br />
Neuentwicklung für Steuerungen. In: Siemens-Zeitschrift 33<br />
(1959), H. 10, S. 593−598.<br />
[29] Houzer, E., Schaufler, H., Pritsching, I.: SIMATIC-Steuerung<br />
für Gleichstrom-Nahverkehrsfahrzeuge. In: Siemens-Zeitschrift<br />
34 (1960), H. 10, S. 701−706.<br />
[30] Schade, K. H.: Nahverkehrsfahrzeuge mit SIMATIC-Steuerung.<br />
In: Nahverkehrspraxis 10 (1962), H. 9, S. 261−263.<br />
[31] Houzer, E., Schade, H., Amler, J., Wolff, G.: SIMATIC-Steuerung<br />
für elektrische Nahverkehrsfahrzeuge. In: Nahverkehrspraxis<br />
11 (1963), H. 12, S. 452−465.<br />
[32] Amler, J., Feiertag, F.: SIMATIC-Schaltwerksteuerung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen.<br />
In: Siemens-Zeitschrift 39 (1965), H. 6, S. 645−652.<br />
[33] Hofmann, W.: Elektronische Steuerung in integrierter Bauweise<br />
für Gleichstrom-Nahverkehrs-Tri<strong>eb</strong>wagen. In: Nahverkehrspraxis<br />
20 (1972), H. 11, S. 464−470; H. 12, S. 504−512.<br />
[34] Siemens AG: Gelenktri<strong>eb</strong>wagen Be 4/6 der Region Basel, Datenblatt<br />
Nr. Ref E1,E4-78/22.<br />
[35] Winter, A.: Der neue Grazer Straßenbahn-Gelenktri<strong>eb</strong>wagen<br />
mit pedalbetätigter, elektronisch geregelter Schützensteuerung.<br />
In: Der Stadtverkehr 11 (1966), H. 8, S. 221−223.<br />
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129
Fahrzeugtechnik<br />
[36] Kasparek, F.: Gelenktri<strong>eb</strong>wagen der ESG-Linz für Einmannbetri<strong>eb</strong>.<br />
In: Nahverkehrspraxis 19 (1971), H. 5, S. 202−211.<br />
[37] Stetza, G.: Elektronische Stromregelung für Straßenbahn-<br />
Doppeltri<strong>eb</strong>wagen. In: ETZ-B 14 (1962), H. 6, S. 151.<br />
[38] Nitschke, E.: Elektronische Steuerung der Tri<strong>eb</strong>wagen der<br />
Stuttgarter Straßenbahnen AG. In: Nahverkehrspraxis 10<br />
(1962), H. 9, S. 258−259.<br />
[39] Nitschke, E.: Elektronische Steuerung – Ein entscheidender<br />
Fortschritt. In: Über Berg und Tal, Nachrichtenblatt der Stuttgarter<br />
Straßenbahnen AG, 24 (1963), H. 3/4, S. 8−10.<br />
[40] Kiepe: Elektronische Steuerung für Straßenbahn Stuttgart<br />
und andere elektrisch betri<strong>eb</strong>ene Fahrzeuge, Kiepe-Druckschrift,<br />
Düsseldorf 1964.<br />
[41] Wiblé, Ph.: Grundlegende Eigenschaften der elektronischen<br />
Regelsteckeinheiten Sécheron UF 126, Druckschrift P7d –<br />
1500.9.64.<br />
[42] Germanier, R.: Applications récentes de l‘électronique dans<br />
les dispositifs de commande destinés aux véhicules moteurs<br />
en traction électrique. In: Neue Technik, Ausgabe A, 6 (1964),<br />
H. 1, S. 32−44.<br />
[43] Selzer, Ph.: Warum Obusse in Offenbach am Main? In: Der<br />
Stadtverkehr 9 (1964), H. 9, S. 246−248.<br />
[44] Kiepe: Beschreibung der elektronischen Steuerung System<br />
Sécheron für U-Bahn-Doppeltri<strong>eb</strong>wagen Type DT2, Düsseldorf<br />
1965 (und Anlagen).<br />
[45] Stopp, A.: Normalkonstruktion der BBC-Elektronik, eines<br />
einheitlichen Geräteprogramms für elektronische Steuerungen<br />
und Regelungen. In: BBC-Nachrichten 42 (1960), H. 5,<br />
S. 199−207.<br />
[46] Àller, F., Tron, G., Ungrad, H.: Elektronische Steuerungen für<br />
Schienenfahrzeuge und Trolleybusse. In: Brown Boveri Mitteilungen<br />
50 (1963), H. 8, S. 544−552.<br />
[47] Ahlbrecht, H., Pivit, W.: Elektronische Steuerung für Nahverkehrsfahrzeuge.<br />
In: BBC-Nachrichten 47 (1965), H. 7, S. 339−345.<br />
[48] Pivit, W.: Servoantri<strong>eb</strong> hoher Präzision für Schaltwerke von<br />
Nahverkehrsfahrzeugen. In: BBC-Nachrichten 47 (1965), H. 7,<br />
S. 346−351.<br />
[49] Pivit, W., Wegener, P.: Vortrag über die halbautomatische<br />
elektronische Steuerung der BBC vor den VÖV-Unterausschüssen<br />
„Elektronik“ und „Türsteuerung“, Vermerk über<br />
die Sitzung am 08./09.12.1965 in Mannheim.<br />
[50] Fath, H.: Betri<strong>eb</strong>serfahrungen mit dem Gleichstromsteller-<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeug 435 der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Mannheim. In: Nahverkehrspraxis<br />
22 (1974), H. 11, S. 389−395.<br />
[51] Verband Öffentlicher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (VÖV): Richtlinien<br />
für elektronische Schienenfahrzeugsteuerungen − Ausgabe<br />
September 1962, Köln 1962.<br />
[52] Verband Öffentlicher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (VÖV): VÖV-Schrift<br />
6.325.1: Typen-Empfehlung für teilautomatische Fahrzeugsteuerungen<br />
mit elektronischen Rechengliedern für elektrische<br />
Tri<strong>eb</strong>- und Steuerwagen, Ausgabe Mai 1970, Köln 1970.<br />
[53] Reinfeld, H.: Einfluss des Ruckes auf den Anfahr- und Bremsweg.<br />
In: Verkehr+Technik 21 (1968), H. 12, S. 330−334.<br />
[54] Verband Öffentlicher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (VÖV): VÖV-Schrift<br />
6.030.1: Typen-Empfehlung für Schienenfahrzeuge des öffentlichen<br />
Personen-Nahschnellverkehrs, Ausgabe März<br />
1970, Köln 1970 und Anlagen.<br />
[55] Deutsches Patentamt: Auslegeschrift 1 588 687 − Amler, J.:<br />
Impulsbreitensteuerung für Zugsteuersignale.<br />
[56] Hahn, K.: Die Schaltwerkssteuerung der Leichtmetallwagen<br />
für die U-Bahn-Großprofilstrecken der Berliner Verkehrs-Betri<strong>eb</strong>e<br />
(BVG). In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 39 (1968), H. 1, S. 10−14.<br />
[57] von Helmolt, K. A.: <strong>Elektrische</strong> Ausrüstung der neuen Kleinprofil-U-Bahn-Wagen<br />
der Berliner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e. In: Siemens-Zeitschrift<br />
39 (1965), H. 6, S. 661−663.<br />
[58] Lang, W., Löbermann, L.: Ein modernes elektronisches Steuergerät<br />
für U-Bahnschaltwerke. In: Der Stadtverkehr 15<br />
(1970), H. 1, S. 44−46.<br />
[59] Walter, K., Cießow, G.: Der erste Obus mit GEAPULS-Steuerung.<br />
In: Der Stadtverkehr 10 (1965), H. 4, S. 108−112.<br />
[60] Kossow, C., Larraß, D.: 100 Jahre Kiepe – Innovation, die bewegt.<br />
Hrsg.: Vossloh Kiepe GmbH, Düsseldorf 2006 (ISBN 13:<br />
978 3-9811223-0).<br />
[61] Kristen, G.: Microcomputer-Steuergerät für vorwiderstandsgesteuerte<br />
Bahnantri<strong>eb</strong>e. In: Nahverkehrspraxis 33 (1985),<br />
H. 7, S. 235−239.<br />
Dipl.-Ing. (TH) Ulrich von Stockhausen (43), Studium<br />
der Elektrotechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
der RWTH Aachen und der TU<br />
Delft; 1995 bis 2000 Projektingenieur in Vertri<strong>eb</strong><br />
und Entwicklung bei Kiepe Elektrik, 2000 bis<br />
2008 Projektingenieur und Gruppenleiter Vehicle<br />
Control Light Rail/Mass Transit bei der Siemens<br />
AG; seit 2008 Leiter der Straßenbahnwerkstatt<br />
bei der Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg.<br />
Adresse: Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg,<br />
Leiter Service Tram, Heinrich-Alfes-Str. 1,<br />
90461 Nürnberg, Deutschland;<br />
Fon: +49 911 283-4249, Fax: -4890;<br />
E-Mail: Ulrich.vonStockhausen@vag.de<br />
130 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Sicherheit<br />
Sichere Anzeige- und Bediensysteme –<br />
Sicherheit schafft Vertrauen<br />
Rudolf Ganz, Bergisch Gladbach<br />
In Führerräumen moderner Züge werden vermehrt TFT-basierte sicherheitsrelevante Anzeigeund<br />
Bediensysteme eingesetzt. Sie erlauben, in einem Gerät kostengünstig und platzsparend<br />
verschiedene Funktionen und Komfortelemente unterzubringen. Soweit allerdings entsprechend<br />
den Sicherheitsnormen nach DIN EN 50126 Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind, ist<br />
zu gewährleisten, dass nicht unbemerkt fehlerhafte Daten angezeigt werden können, die zu<br />
Fehlentscheidungen führen könnten.<br />
Only safety deserves trust<br />
Display and operating systems in modern train driver’s cabs use TFT display technology as it allows<br />
a cost-effective, space-saving and ergonomic integration of several functions and comfort<br />
elements in a single device. Where, however, safety measures as required by DIN EN 50126 need<br />
to be taken, it is essential to ensure that no false information is displayed which might lead to<br />
making a wrong decision.<br />
Systèmes sûrs de display-unit et de manipulation − la sûreté donne la confiance<br />
Dans les cabines de conduite des trains moderns, des systèmes d’écrans et de manipulation sont<br />
mis en oeuvre basés sur la technologie TFT. Ils permettent, au prix maitrisé et dans un volume réduit,<br />
une intégration de nombre de fonctions et d’éléments de confort dans un seul boitier. Au cas<br />
òu d’après les exigences obligatoires décrites dans la norme de sûreté DIN EN 50126 des mesures<br />
particulières de sûreté sont necessaries il est indispensable de se prémunir contre des informations<br />
incorrectes qui pourraient apparaitre inaperçu et qui provoqueraient des décisions erronées.<br />
1 Einführung<br />
Passagiere benutzen die Bahn als Massenverkehrsmittel<br />
im Vertrauen auf die Sicherheit der Bahntechnik sowie<br />
auf das Können des Personals. Die meisten Nutzer kennen<br />
die technische Komplexität öffentlicher Verkehrsmittel<br />
nicht; sie vertrauen diesen aber, da sie sich auf deren Sicherheit<br />
verlassen können und müssen. Die Basis ist eine<br />
Vertrauenskette vom Passagier über das Bedienpersonal,<br />
die Bahnbetreiber bis hin zu den Lieferanten; sie ist bestimmt<br />
durch strenge Normen, aber auch durch ein gel<strong>eb</strong>tes<br />
Verantwortungsbewusstsein in jedem Teil der Kette.<br />
Die Verantwortung für die möglichst fehlerfreie Bedienung<br />
eines Zuges verlangt in der Entwicklung der Anzeige-<br />
und Bediensysteme im Führerraum wie übrigens auch<br />
im Stellwerk, dass alle Fehlermöglichkeiten und deren<br />
schädlichen Einflüsse auf das System identifiziert, richtig<br />
analysiert und bewertet sowie mit geeigneten Gegenmaßnahmen<br />
unschädlich gemacht werden.<br />
Die Benutzung jeder bahntechnischen Anlage oder jedes<br />
Fahrzeugs beruht auf dem Vertrauen, dass alle notwendigen<br />
Maßnahmen getroffen wurden, um alle denkbaren<br />
sicherheitskritischen Fehlbedienungen und -funktionen<br />
auszuschließen oder zumindest so weit abzumildern, dass<br />
weder schwerwiegende Produktschäden noch eine Gefährdung<br />
von Menschen und der Umwelt auftreten können.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
2 Entwicklung sicherheitsrelevanter<br />
Anzeige- und Bediensysteme<br />
2.1 Anzeige- und Bediensysteme<br />
im Führerraum<br />
Das Gesicht moderner Bediensysteme in den Führerräumen<br />
der Bahnfahrzeuge wandelt sich. Elektronische<br />
Anzeige- und Steuerelemente lösen mechanische Geräte,<br />
Multifunktions-Systeme oder Einzelkomponenten ab<br />
(Bild 1). Der Führerraum von Zügen wird mit PC-Standardtechnik<br />
aufg<strong>eb</strong>aut, da dies Kostenvorteile bietet und eine<br />
ergonomische Gestaltung erlaubt.<br />
2.2 Sicherheitsrelevante Systeme<br />
Als sicherheitsrelevante Systeme im Zug gelten vor<br />
allem das ATP (Automatic Train Protection, Automatische<br />
Zugsicherung) als ERTMS (European Rail Traffic<br />
Management System) oder ETCS (European Train Control<br />
System) und das ATS (Automatic Train Stop). Insbesondere<br />
die Flexibilität der Anzeigesoftware, die sich<br />
schnell für die verschiedenen spezifischen Kunden-, Länder-<br />
oder Projekt anforderungen anpassen lässt, führt zu<br />
einer zunehmenden Variantenanzahl unterschiedlicher<br />
131
Sicherheit<br />
Bild 1: Beispiel für moderne Anzeige- und Bediensysteme im Führerraum eines Zugfahrsimulators.<br />
beginnt in der frühen Phase der Produktkonzeption.<br />
Die Entwicklung<br />
eines digitalen Anzeige- und Bediensystems<br />
basiert auf komplexen<br />
Prozessen mit definierten Verifizierungs-<br />
und Validierungsanforderungen<br />
bezüglich des Produktes, seiner<br />
Entstehung und Fertigung. Wichtige<br />
Entwicklungswerkzeuge sind<br />
die Fehlerbaumanalyse FTA (Fault<br />
Tree Analysis) und die FMECA (Failure<br />
Mode and Effects and Criticality<br />
Analysis), um sicherheitskritische<br />
Parameter zu identifizieren und zu<br />
entschärfen.<br />
2.3 Sicherheitskritische Betrachtung<br />
Bild 2: Kundenspezifisch konfigurierbares Überwachungsfenster am<br />
DEUTA-Multifunktions-Terminal mit IconTrust ® -Sicherung.<br />
Besondere Relevanz hat das Fehlerbild einer manuellen<br />
Fehlbedienung; menschliches Versagen als Fehlerursache<br />
ist unakzeptabel, vor allem solange nicht alle technischen<br />
und organisatorischen Maßnahmen ausgeschöpft wurden,<br />
dieses zu verhindern. Dabei kann die Fehlerursache<br />
auch in der unbemerkten Anzeige falscher Daten liegen,<br />
die das Fahrpersonal vor Ort und im Regelbetri<strong>eb</strong> selber in<br />
Echtzeit nicht überprüfen kann.<br />
Bei der Betrachtung der PC-Technik von Anzeigegeräten<br />
in Dünnschichttransistor-Technologie (TFT) fällt deren<br />
Fehlerpotenzial auf; so kann zum Beispiel eine fehlerhafte<br />
technische Datenübertragung oder eine Datenkorruption<br />
im Grafikspeicher vorliegen oder ein Fehler in der<br />
grafischen Steuerung des Displays, in der Visualisierungssoftware,<br />
im Betri<strong>eb</strong>ssystem, im Treiber des TFT-Signals<br />
oder im Mikroprozessor selber.<br />
Die Bewertung dieser Fehlermöglichkeit zeigt die sehr<br />
große Bedeutung dieses Fehlerbildes; im günstigsten Fehlerfall<br />
kommt es zu einer Beeinträchtigung der Zugfahrt<br />
oder zum Ausfall des Zuges, im ungünstigsten Fall sind<br />
Menschenl<strong>eb</strong>en gefährdet. Daher ist die empirische Fehler-Auftretenswahrscheinlichkeit<br />
irrelevant, besonders da<br />
die Fehler-Entdeckungswahrscheinlichkeit sehr gering ist,<br />
solange das Fahrpersonal eine Anzeige sieht, auf deren<br />
Richtigkeit es wohl oder übel vertrauen muss.<br />
Maßnahmen zur Display-Fehler-Erkennung und -Vermeidung<br />
sind unverzichtbar. Diese können sich von der<br />
teuren Auslegung mit redundanten Backup-Gesamtsystemen<br />
bis zur einfachen Integration elektronischer Überwachungsschaltungen<br />
ins HMI (Human Machine Interface,<br />
Mensch/Maschine-Schnittstelle) erstrecken.<br />
2.4 Sicherheitskonzepte<br />
Bild 3: Skizze des Funktionsprinzips von IconTrust ® .<br />
Informations- und Steuerungsdarstellungen in den Zügen,<br />
die es technisch sicher zu beherrschen gilt.<br />
Blindes Vertrauen in die Technik ist bei sicherheitsrelevanten<br />
Anwendungen unang<strong>eb</strong>racht. Die Vertrauenskette,<br />
die sich letztlich bis hin zum Fahrpersonal erstreckt,<br />
Die Systemkonzepte im Zug konzentrieren sich häufig standardmäßig<br />
nur auf die Absicherung des Hauptprozessrechners<br />
entsprechend den SIL-Anforderungen (Safety Integrity<br />
Level) und auf Basis eines Software-Entwicklungsprozesses<br />
mit einer Software-Sicherheitsanforderungsstufe (SSAS) > 0.<br />
Dem Fahrpersonal genügt aber ein Standard nicht, bei dem<br />
zwar eine sichere Datenquelle korrekte Informationen<br />
132 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Sicherheit<br />
liefert, das bis jetzt ungesicherte Anzeigesystem diese aber<br />
möglicherweise fehlerhaft darstellt.<br />
Für eine sichere Zugfahrt ist zum Beispiel eine der wichtigsten<br />
Informationen, ob das ATP-System korrekt arbeitet. Diese<br />
Information sieht das Fahrpersonal auf seinem Monitor, sei<br />
es als Icon FS (Full Supervision) in einem ETCS- oder ERTMS-<br />
System oder äquivalent dargestellt in anderen ATP-Systemen.<br />
Bremspunkte, Signalinformationen und so weiter werden<br />
in diesem Falle automatisch kontinuierlich ausgewertet. In<br />
kritischen Situationen übernimmt das ATP-System die volle<br />
Kontrolle und stoppt bei Bedarf das Fahrzeug. Darauf kann<br />
das Fahrpersonal vertrauen. Ist das Icon FS nicht zu sehen, hat<br />
letztlich das Fahrpersonal die Verantwortung für die sichere<br />
Fahrt des Zuges.<br />
Wäre die Anzeige des FS-Icons falsch, könnte es zu gefährlichen<br />
Situationen kommen. Daher ist das HMI für das<br />
Fahrpersonal die wichtigste Schnittstelle zum Fahrzeugcomputer<br />
und zum Zugsicherungssystem. Ähnlich hohe<br />
Risiken bergen beispielsweise falsche Anzeigen bezüglich<br />
der Geschwindigkeit oder des Bremsweges.<br />
Dennoch sind durchaus nicht alle Daten auf dem Anzeige-<br />
und Bediensystem sicherheitsrelevant und müssen daher<br />
nicht mit gleich hoher Intensität verfolgt werden. Eine neue<br />
Alternative zur Überwachung stellt die ins HMI einfach<br />
zu integrierende Schaltung IconTrust ® der DEUTA-WERKE<br />
dar. Das zum Patent angemeldete Verfahren ist in der<br />
Lage, dauerhaft dedizierte Bereiche auf dem TFT-Panel zu<br />
überwachen und dabei zwischen sicherheitsrelevanten und<br />
nichtsicherheitsrelevanten Informationen zu unterscheiden.<br />
3 Funktionsweise von IconTrust ®<br />
3.1 Überwachung mittels Abgleich eines<br />
Fingerabdrucks<br />
Für die Anzeige von Bildbereichen mit sicherheitskritischen<br />
Informationen werden in IconTrust ® rechteckige<br />
Bild 4: Leiterkarte von IconTrust ® integriert in einem Multifunktions-<br />
Terminal.<br />
Fenster auf dem TFT-Panel als Überwachungsbereich anwendungsspezifisch<br />
konfiguriert (Bild 2).<br />
In einem ersten Projekt mit einer ETCS-Anwendung<br />
kann das neuartige Verfahren mehr als 100 auch überlappende<br />
Bereiche, hier in einem interaktiven Eingabemodus,<br />
gleichzeitig und unabhängig kontrollieren und<br />
bei Abweichung eine vordefinierte sicherheitsgerichtete<br />
Reaktion auslösen. Für jeden einzelnen Bereich wird in<br />
jedem Bildwiederhol-Zyklus das angezeigte Bild analysiert<br />
und mit dem Wert der jeweiligen Eingangsgröße vom<br />
SIL gesicherten Hauptprozessrechner verglichen (Bild 3).<br />
IconTrust ® leitet die Datensätze in einem volumenreduzierenden<br />
Codierverfahren als „Fingerabdruck“ der<br />
aktuell angezeigten Informationen ab. Damit können in<br />
mehreren Bildschirmbereichen prinzipiell alle Arten von<br />
separat dargestellten Informationen als Grafik, Symbol,<br />
Zeigerinstrument, Text oder Farbcodierung unabhängig<br />
und exklusiv überwacht werden.<br />
Anzeige<br />
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für die Luftfahrt. Energieversorgung für Schienenfahrzeuge.<br />
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<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
133
Sicherheit<br />
Bild 5: Kontrollraum eines Stellwerks mit Darstellung sicherheitsrelevanter Informationen.<br />
Wenn gefordert, können verschiedene Bildschirmrepräsentationen<br />
als äquivalente Darstellungen für ein und<br />
denselben Wert der Eingangsgröße zugelassen werden.<br />
Dan<strong>eb</strong>en ist die Konfiguration eines Fehlerzählers für die<br />
verzögerte Auslösung der sicherheitsgerichteten Reaktion<br />
bei zulässigen Display-Toleranzen wählbar.<br />
3.2 Integration ins Anzeige- und<br />
Bediensystem<br />
IconTrust ® lässt sich in der Regel in Displays und Display-<br />
Anwendungen leicht nachrüsten, so dass die funktionalen<br />
Anforderungen an die Sicherheit bis auf höchste SIL-Ebenen<br />
umsetzbar und nachweisbar sind.<br />
Das Gerät wird auf einer separaten Leiterkarte, die in<br />
etwa die Größe einer halben EC-Karte hat, dargestellt und<br />
über eine Standardsteckverbindung, über die es sowohl<br />
seine Spannungsversorgung wie auch die SOLL-Anzeigedaten<br />
erhält, auf die Leiterkarte des TFT-Gerätes aufgesteckt<br />
(Bild 4). Das Flachbandkabel des TFT-Panels wird mit der<br />
IconTrust ® -Platine verbunden; darüber werden die geprüften<br />
IST-Anzeigedaten an die Multiplexer geleitet. Mittels photoelektrischer<br />
Sensoren auf dem TFT-Panel, die zurückgelesen<br />
werden, wird dessen korrekte Funktionsweise überwacht.<br />
Die innovative Technik stellt dabei die Aktualität und<br />
Korrektheit der angezeigten Daten nachweislich sicher,<br />
ohne dass die eigentliche Applikation zur Darstellung der<br />
Informationen, die auf unsicherer PC-Technik beruhen<br />
kann, einem entsprechenden Nachweisverfahren unterworfen<br />
werden muss. Wegen dieser Unabhängigkeit sind<br />
der Einsetzbarkeit kaum Grenzen gesetzt.<br />
Der Sicherheitsnachweis mit SIL-Zulassung für die<br />
IconTrust ® -Technologie ist unabhängig vom Visualisierungssystem,<br />
den Software-Entwicklungswerkzeugen sowie<br />
der Hardwarekonfiguration. Es ist sogar möglich,<br />
existierende Applikationssoftwaremodule wiederzuverwenden<br />
und existierende Anlagen zum SIL-Equipment<br />
nachzurüsten. Diese Nachrüstbarkeit laufender Anlagen<br />
und Fahrzeuge nach neuen SIL-Anforderungen bietet<br />
einen großen wirtschaftlichen Vorteil für die Betreiber.<br />
Visualisierung für das Fahrpersonal seitens<br />
des Bahnbetreibers erfordern keinen<br />
langen, teuren Entwicklungs- und<br />
Validierungsprozess, da die Hardware<br />
und die Software (FPGA) nicht verändert<br />
werden müssen, sondern lediglich<br />
eine neue Konfiguration anfällt.<br />
Die L<strong>eb</strong>ensdauer eines Bahnfahrzeuges<br />
beträgt typischerweise 15<br />
bis 30 Jahre und übertrifft damit die<br />
Verfügbarkeit der meisten elektronischen<br />
Komponenten bei weitem. Somit<br />
müsste nach jeder Änderung am<br />
HMI ohne IconTrust ® der Qualifizierungsprozess<br />
unter Hinzuziehung eines Gutachters für die<br />
Aktualisierung der Sicherheitsbetrachtung wieder durchlaufen<br />
werden. Der Aufwand für den Sicherheitsnachweis<br />
nach den SIL-Anforderungen wird daher durch den Einsatz<br />
der IconTrust ® -Technik erh<strong>eb</strong>lich reduziert, da die verwendete<br />
PC-Technik im HMI-Gerät, wie Prozessor und Chipsatz,<br />
nicht Bestandteil der Sicherheitsbetrachtung ist.<br />
4 Einsatzg<strong>eb</strong>iete<br />
IconTrust ® ist als Panel-PC, TFT-Monitor für Fahrzeuge<br />
oder Projektor für Stellwerke verfügbar und kann als Addon<br />
oder Design-in auch in Fremdgeräte integriert werden.<br />
In den Kontrollräumen von Bahnstellwerken kann es mit<br />
großen TFT-Bildschirmen (Bild 5) eingesetzt werden, um<br />
Strecken-, Zug- und Signalinformationen anzuzeigen. Die<br />
laufende Diskussion über die Sicherheitsrelevanz dieser<br />
Information kann als Schritt für eine Paradigmaveränderung<br />
gewertet werden und macht eine SIL-Anforderung<br />
(Stufe > 0) für zukünftige Kontrollcenter wahrscheinlich.<br />
Die Nachweisführung als SIL-Display-Equipment unter<br />
Beibehaltung der technischen Flexibilität der verwendeten<br />
PC-Technik in den Systemen und ihrer wirtschaftlichen<br />
Vorteile sowie die schnelle Anpassungsfähigkeit an sich<br />
verändernde Kunden- und Behördenanforderungen sprechen<br />
für den Einsatz von IconTrust ® .<br />
Dr. Rudolf Ganz (46), Maschinenbau-Studium an<br />
der Berufsakademie Mannheim und bei Daimler<br />
Benz, Physik-Studium und Promotion an der Universität<br />
Heidelberg; Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an der Universität Illinois, Chicago USA, und<br />
am Max-Planck-Institut für Physik, München; seit<br />
1999 tätig bei DEUTA-WERKE GmbH als Gruppenleiter<br />
Entwicklung sichere Odometrie, Displaysoftware<br />
Zugsicherung, ab 2001 als Gruppenleiter<br />
Entwicklung Systeme & sicherer rechnergestützter<br />
Zugleitbetri<strong>eb</strong>, ab 2003 Geschäftsleiter Entwicklung,<br />
seit 2008 Geschäftsführer Technik.<br />
3.3 Qualifizierungsaufwand<br />
Für jede Hardwarevariante von IconTrust ® ist einmalig ein<br />
SIL-Nachweis zu führen. Spätere Änderungswünsche an der<br />
Adresse: DEUTA-WERKE GmbH,<br />
Geschäftsführung, Paffrather Str. 140,<br />
51465 Bergisch Gladbach, Deutschland;<br />
Fon: +49 22 02 958-142, Fax: -145;<br />
E-Mail: rudolf.ganz@deuta.de<br />
134 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Oberleitungsinstandhaltung bei<br />
der Rhätischen Bahn<br />
Jürg B<strong>eb</strong>i, Landquart<br />
Die Rhätische Bahn (RhB) verbindet in der Schweiz die Täler im Hochg<strong>eb</strong>irgskanton Graubünden.<br />
Bekannte Weltkurorte wie St. Moritz, Davos und Arosa zählen zu den Destinationen,<br />
welche die RhB zusammenführt. Das Streckennetz der RhB ist knapp 400 km lang, weitgehend<br />
einspurig, als Schmalspurbahn mit Meterspur trassiert und verläuft auch durch unwegsame G<strong>eb</strong>irgslandschaften.<br />
Das Dach der RhB liegt auf dem Berninapass in 2 253 m Höhe über NN an der<br />
Strecke nach Tirano. Das gesamte Streckennetz ist elektrifiziert. Es weist rund 560 km Fahrleitungen<br />
und 160 km Übertragungsleitungen auf. Instandhaltung und Instandsetzung sind schwierig,<br />
da Arbeiten nur von der Schiene aus möglich sind. Die Organisation der Instandhaltung und die<br />
eingesetzten Fahrzeuge sind auf diese Bedingungen abgestimmt.<br />
Maintenance of overhead contact lines at Rhätische Bahn<br />
In Switzerland the Rhätische Bahn connects the valleys in the high-mountainous Swiss Federal<br />
State Graubünden. The worldwide well known health resorts St. Moritz, Davos and Arosa are<br />
served by Rhätische Bahn. Their network amounts to roughly 400 km, is to a large extent established<br />
as single-track lines with one meter narrow gauge and runs through high-mountain<br />
terrain. The Bernina Pass forms the ridge of the network at an altitude of 2 253 m at the line to<br />
Tirano in Italy. The network is electrified in total and comprises 560 km contact lines as well as<br />
150 km overhead transmission lines. Maintenance and repairs of contact lines are difficult, since<br />
they can only be carried out from tracks. Organisation of maintenance and employed vehicles<br />
were adapted to these conditions.<br />
Maintenance des lignes aériennes de contact des chemins de fer rhétiques<br />
Les chemins de fer rhétiques (RhB) relient en Suisse les vallées dans le canton de haute montagne<br />
des Grisons. Des lieux de cure mondialement connus comme St Moritz, Davos et Arosa comptent<br />
parmi les destinations desservies par le RhB. La longueur du réseau couvre environ 400 km, principalement<br />
en voie unique, tracée en voie étroite à écartement métrique et se faufile dans des paysages<br />
de montagne. Le point culminant du RhB se situe au col de la Bernina à 2 253 m d’altitude sur<br />
le parcours vers Tirano. L’ensemble du réseau est électrifié. Il comprend environ 560 km de ligne de<br />
contact et 160 km de ligne aérienne d’alimentation. La maintenance et les réparations des lignes<br />
de contact sont difficiles, par le fait que les travaux ne sont réalisables qu’à partir de la voie ferrée.<br />
L’organisation de la maintenance et les véhicules utilisés sont adaptés à ces conditions.<br />
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
1 Einführung<br />
Das Streckennetz der Rhätischen Bahn ist knapp 400 km<br />
lang und verläuft durch den zerklüfteten Hochg<strong>eb</strong>irgskanton<br />
Graubünden. Das Netz verbindet die Kantonshauptstadt<br />
Chur (560 m über NN) mit den verschiedenen<br />
bekannten Höhenkurorten Davos (1 560 m über NN),<br />
St. Moritz (1 720 m über NN) und Arosa (1 700 m über NN).<br />
Die Berninalinie führt über den 2 253 m hohen gleichnamigen<br />
Berninapass und gehört <strong>eb</strong>enso zum Netz der<br />
Rhätischen Bahn wie ein wesentlicher Teilabschnitt der<br />
weltberühmten Glacier-Express-Strecke.<br />
Die einmalige, g<strong>eb</strong>irgige Landschaft hat zur Folge,<br />
dass die Linienführung vor gut 100 Jahren spektakulär<br />
in die Landschaft eingepasst werden musste. Durch diese<br />
Bauweise wurden viele Tunnel, Brücken und Stützmauern<br />
nötig. Damit die großen Höhenunterschiede in der engen<br />
Bild 1: Luftaufnahme der Kehrtunnel an der Albulalinie,<br />
Teilabschnitt Bergün – Preda.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
135
Kolumnentitel<br />
Die Elektrifizierung machte den Zugbetri<strong>eb</strong> erh<strong>eb</strong>lich<br />
leistungsfähiger und entschärfte für die Bahn den vor allem<br />
durch den Ersten Weltkrieg bedingten Kohlemangel.<br />
Als Stromsystem wurde auf dem RhB-Stammnetz die bis<br />
heute verwendete Wechselspannung 11 kV 16,7 Hz gewählt.<br />
Einzig die Berninalinie, die erst viel später in das<br />
Streckennetz der RhB integriert wurde, wird, historisch<br />
bedingt, mit 1 000 V Gleichstrom versorgt (Bild 2).<br />
3 Heutige Anforderungen an die<br />
Fahrleitungen der Rhätischen Bahn<br />
Bild 2: Berninaexpress auf dem Berninapass 2 253 über NN.<br />
Bild 3: Winter am Bernina: Schaltposten Bernina Ospizio.<br />
Landschaft bewältigt werden konnten, wurden viele Kehrtunnel<br />
notwendig. Eine Bahnfahrt mit der RhB von Chur<br />
nach St. Moritz gleicht abschnittsweise beinahe eher einer<br />
Fahrt auf einer Achterbahn als einer Bahnfahrt (Bild 1).<br />
2 <strong>Elektrische</strong>r Bahnbetri<strong>eb</strong> bei<br />
der Rhätischen Bahn<br />
2.1 Geschichtlicher Rückblick<br />
zur Elektrifizierung<br />
Das Streckennetz der RhB wurde ursprünglich für den<br />
Dampfbetri<strong>eb</strong> konzipiert, aber bereits früh elektrifiziert.<br />
Einzig die Strecke von Bever nach Scuol (Engadin) wurde,<br />
anders als die vorher eröffneten Strecken, von Anfang an<br />
für den elektrischen Betri<strong>eb</strong> eingerichtet. Zwischen 1913<br />
und 1922 wurde das gesamte Stammnetz elektrifiziert<br />
und zwar von oben nach unten, das heißt vom Engadin<br />
ausgehend nach Chur und Landquart:<br />
• 1913 St. Moritz – und Pontresina – Samedan – Scuol<br />
• 1919 Bever – Filisur – Thusis und – Davos Dorf<br />
• 1920 Davos Dorf – Klosters<br />
• 1921 Klosters – Landquart – Chur – Thusis (Ringschluss)<br />
• 1922 Reichenau – Tamins – Disentis/Mustér<br />
3.1 Anforderungen<br />
Bedingt durch die einzigartige topografische Lage der<br />
RhB-Strecken sind auch die Anforderungen an die Oberleitung<br />
breit gefächert. Diese betreffen insbesondere:<br />
• eine hohe Zuverlässigkeit<br />
• eine harmonische Einpassung in die Landschaft, ohne<br />
die Aussicht für Reisende zu beeinträchtigen<br />
• eine rasche Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme nach Störungen<br />
• gleich hohe technische Ansprüche wie bei den schweizerischen<br />
Vollbahnen mit Normalspur<br />
• Wahl der Oberleitungsbauart den topographischen<br />
Verhältnissen angepasst<br />
• wirtschaftliche Instandhaltung<br />
• Materialkompatibilität über alle Oberleitungsbauarten<br />
Die daraus abgeleiteten Maßnahmen werden anschließend<br />
im Einzelnen erläutert.<br />
3.2 Äußere Randbedingungen<br />
Die bereits erwähnten topografischen Randbedingungen<br />
ziehen technische Anforderungen an die Oberleitungen<br />
der Rhätischen Bahn nach sich, die vielfältig und herausfordernd<br />
sind:<br />
• 98 % des Netzes sind eingleisige Strecken<br />
• oft keine Zufahrten ab der Straße<br />
• kleine Kurvenradien bis unter 50 m<br />
• Steigungen bis 70 ‰<br />
• 114 oft enge Tunnel und 43 Galerien<br />
• viele Kunstbauten mit 596 Brücken und 1 325 Stützmauern<br />
• viele Waldpartien<br />
• Außentemperaturbereich – 40 bis + 40 °C<br />
• zwei verschiedene Stromsysteme<br />
3.3 Einklang mit der Natur<br />
Viele Bahnreisende der RhB fahren mit dem Zug nicht<br />
nur, um möglichst rasch an den Zielort zu gelangen.<br />
Eine Bahnfahrt mit der RhB ist auch immer ein Erl<strong>eb</strong>nis.<br />
Einzigartige Landschaften ziehen am Fenster vorbei. Da<br />
136 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
ist es wichtig, dass die Fahrleitung nicht die Aussicht<br />
der Bahnreisenden beeinträchtigt. Die Technik sollte<br />
gegenüber der Natur in den Hintergrund treten und<br />
dennoch so konzipiert sein, dass sie den Anforderungen<br />
vollständig und jederzeit gerecht wird. Dieser Spagat<br />
zwischen Natur und Technik ist eine ständige Herausforderung<br />
(Bild 3).<br />
Bild 4: Voll nachgespannte<br />
Fahrleitung<br />
auf der Strecke<br />
Landquart − Malans..<br />
4 Gewählte Lösungen<br />
4.1 Fahrleitungsbauarten<br />
Bedingt durch die topografischen Randbedingungen von<br />
der Flachbahn bis zur extremen Hochg<strong>eb</strong>irgsbahn hat die<br />
RhB verschiedene, auf die einzelnen Bedürfnisse ausgerichtete<br />
Fahrleitungsbauarten entwickelt.<br />
Auf den Strecken, die in der Regel keine Gleisradien<br />
unter 130 m aufweisen, wird eine voll nachgespannte Fahrleitungsbauart<br />
eingesetzt, wobei sowohl der Fahrdraht wie<br />
auch das Tragseil mit Gewichten nachgespannt ist ( Bild 4).<br />
Auf den Strecken, die in der Regel keine Gleisradien<br />
unter 100 m aufweisen, wird eine halb nachgespannte<br />
Fahrleitungsbauart eingesetzt, wobei der Fahrdraht mit<br />
Gewichten nachgespannt und das Tragseil fest abgespannt<br />
ist (Bild 5).<br />
Auf Strecken mit vielen Radien unter 100 m und bis<br />
45 m im Minimum wird eine windschiefe Fahrleitungsbauart<br />
eingesetzt. Auch dabei ist der Fahrdraht mit Gewichten<br />
nachgespannt und das Tragseil fest abgefangen.<br />
Im Gegensatz zur halb nachgespannten Bauart liegt<br />
jedoch die Fahrleitungskette windschief, also nahezu<br />
horizontal (Bild 6).<br />
Für die engen Tunneln und Galerien, die zusammen<br />
61 km Länge oder 11 % des gesamten Streckennetzes erreichen,<br />
werden zwei Kettenwerksarten verwendet: Eine<br />
für die halb nachgespannte Fahrleitungsbauart (Bild 7)<br />
und eine für die voll nachgespannte Bauart (Bild 8).<br />
Die Oberleitungsanlangen müssen instand gehalten<br />
werden, wozu technische Hilfsmittel für die besonderen<br />
Bedingungen der RhB und eine angemessene Organisation<br />
notwendig sind.<br />
Bild 5: Halb nachgespannte<br />
Fahrleitung<br />
im Bahnhof Cavaglia.<br />
4.2 Technische Hilfsmittel<br />
Dass für den Bau, die Inspektion und die Instandsetzung<br />
einer <strong>Fahrleitungsanlage</strong> viele technische Hilfsmittel<br />
zur Verfügung stehen müssen, ist jedem Bahnfachmann<br />
hinlänglich bekannt. Herausfordernd in der<br />
Spezifikation der technischen Fahrleitungshilfsmittel,<br />
insbesondere der Fahrzeuge, sind bei der RhB vor allem<br />
zwei Punkte:<br />
• Zum einen ist es der Einsatz der Fahrzeuge für unterschiedliche<br />
Arbeiten. So müssen die Fahrzeuge für<br />
Fahrleitungsumbauten ausgerüstet sein. Jedoch wird<br />
auch gefordert, dass die Fahrzeuge über genügend<br />
Stauraum für Reparaturmaterial und für den gesam-<br />
Bild 6: Windschiefe<br />
Fahrleitung auf der<br />
Strecke Alp Grüm −<br />
Cavaglia.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
137
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
Bild 7: Stützpunkt<br />
einer halb nachgespannten<br />
Fahrleitung<br />
im Tunnel.<br />
Bild 8: Stützpunkt<br />
einer voll nachgespannten<br />
Fahrleitung<br />
im Tunnel.<br />
ten Werkzeugpark bieten. Damit im Ereignisfall rasch<br />
zur Schadensstelle gefahren werden kann, dies über<br />
Strecken mit Steigungen bis 70 ‰, und ein steckeng<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>ener<br />
Reisezug möglichst rasch g<strong>eb</strong>orgen werden<br />
kann, müssen die Fahrzeuge auch über eine starke<br />
Motorisierung verfügen.<br />
• Zum andern müssen die Fahrzeuge den betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Randbedingungen der Rhätischen Bahn gerecht werden.<br />
Obwohl das Lichtraumprofil bei einer Meterspurbahn<br />
entsprechend kleiner ist, können trotzdem nur<br />
bedingt Abstriche bei den technischen Hilfsmitteln<br />
und im Staubereich gemacht werden. Aber auch die<br />
äußeren Bedingungen wie Radien bis herunter auf<br />
45 m, Schnee, Eis und tiefe Temperaturen müssen beherrscht<br />
werden.<br />
Eine erste Generation universeller Fahrleitungsturmwagen,<br />
die diese Anforderungen erfüllen, wurde in den<br />
90er Jahren durch die Firma Windhoff geliefert (Bild 9).<br />
Den seit 2008 eingesetzten Gelenkmontagewagen mit<br />
sechs Radsätzen lieferte die Firma Plasser & Theurer<br />
(Bild 10). Dieser Montagewagen erfüllt alle genannten<br />
Anforderungen auf engstem Raum.<br />
4.3 Organisation<br />
Auf dem gesamten Streckennetz der RhB gibt es drei Fahrleitungsstützpunkte.<br />
Der Hauptsitz ist in Landquart. In Landquart<br />
sind auch das gesamte Engineering sowie die Materialbewirtschaftung<br />
unterg<strong>eb</strong>racht. Weitere Stützpunkte<br />
wurden in Samedan (Engadin) und in Poschiavo eingerichtet.<br />
Die Bezirksunterteilung sieht wie folgt aus:<br />
• Stützpunkt Landquart mit insgesamt zehn Mann und<br />
drei Fahrzeugen zuständig für<br />
– Strecke Landquart – Davos – Filisur<br />
– Strecke Landquart – Chur – Thusis – Filisur (Albulalinie)<br />
– Strecke Chur – Arosa<br />
– Strecke Reichenau – Disentis<br />
• Stützpunkt Samedan mit insgesamt fünf Mann und<br />
zwei Fahrzeugen zuständig für<br />
– Strecke Filisur – Albula – St. Moritz (Albulalinie)<br />
– Strecke Bever – Scuol (Engadinerlinie)<br />
– Strecke Klosters – Sagliains (Vereinatunnel)<br />
• Stützpunkt Poschiavo mit insgesamt vier Mann und<br />
einem Fahrzeug zuständig für<br />
– Strecke St. Moritz – Poschiavo – Tirano (Berninalinie)<br />
Mit dieser Stützpunktzuordnung liegt die größte Entfernung<br />
zu einer Schadensstelle bei etwas über 70 km.<br />
Die Zug- wie auch die Anhängefahrzeuge sind so konzipiert,<br />
dass sie an allen Stützpunkten einsetzbar sind.<br />
Entsprechend sind auch alle Außendienstmitarbeiter auf<br />
sämtlichen Fahrzeugen und Hilfsmitteln ausg<strong>eb</strong>ildet.<br />
4.4 Personal<br />
Bei allen vorhandenen technischen Hilfsmitteln hängt<br />
der Erfolg einer Montage oder einer Störungsbeh<strong>eb</strong>ung<br />
immer noch von den Fahrleitungsmonteuren ab. Die<br />
Hilfsmittel können noch so gut sein, die Planung noch<br />
so ins Detail reichen, wenn die Monteure nicht für die<br />
vielschichtige Arbeit ausgewählt und aus- und weiterg<strong>eb</strong>ildet<br />
und damit mit neueren Hilfsmitteln vertraut wären,<br />
Bild 9: Montagewagen Xmf 4/4 9919 mit vier Radsätzen auf der<br />
Strecke Brusio – Campocologno.<br />
Bild 10: Montagewagen Xmf 6/6 92020 mit sechs Radsätzen auf der<br />
Strecke Litzirüti – Arosa.<br />
138 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
<strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
würde eine wichtige Komponente für die Instandhaltung<br />
fehlen. Die wesentlichen Anforderungen an die Fahrleitungsmonteure<br />
bei der Rhätischen Bahn sind daher:<br />
• eine hohe Eigenverantwortung<br />
• hohes Sicherheitsbewusstsein<br />
• körperliche Robustheit und weitgehende Unempfindlichkeit<br />
gegen Kälte<br />
• Kenntnis vieler Oberleitungsbauarten<br />
• Ausbildung im Fahrdienst<br />
• rasche Verfügbarkeit im Bereitschaftsdienst<br />
Die Größe der Rhätischen Bahn reicht nicht aus, um für<br />
die Störungsbeh<strong>eb</strong>ung in den Energie- und <strong>Fahrleitungsanlage</strong>n<br />
eigene Mannschaften vorzuhalten. Aus diesem Grund<br />
werden sämtliche Mitarbeiter des Bereiches Energie und<br />
Fahrleitung so ausg<strong>eb</strong>ildet, dass sie n<strong>eb</strong>en ihrer angestammten<br />
Funktion auch in der Lage sind, Bereitschaftsdienst zu<br />
leisten. Die Mitarbeiter in der Schaltleitzentrale rekrutieren<br />
sich in der Regel aus dem Ingenieurbereich, die Mitarbeiter<br />
für die Beh<strong>eb</strong>ung vor Ort aus dem Außendienstpersonal.<br />
Sämtliche Mitarbeiter bestreiten den Bereitschaftsdienst somit<br />
im N<strong>eb</strong>enjob, notabene in einem sehr wichtigen.<br />
5 Instandhaltungs- und<br />
Erneuerungskonzept<br />
5.1 Instandhaltung<br />
Die Oberleitungsinstandhaltung umfasst die Inspektion<br />
und die Instandhaltung selber. Grundlage dieser zielgerichteten<br />
Instandhaltung ist eine gute Kenntnis über den<br />
Zustand der Anlagen. Folgende Grundlagen sind bei der<br />
RhB wichtige Indikatoren, die in regelmäßigen Abständen<br />
erhoben und dokumentiert werden:<br />
• Altersstruktur<br />
• Anlagezustandserh<strong>eb</strong>ung<br />
• Rückfluss aus Unterhaltsrichtlinien<br />
• Rückfluss von Störungen<br />
Mit den genannten Daten wird die Instandhaltung<br />
budgetiert, geplant und bedarfsgerecht umgesetzt.<br />
5.2 Instandsetzung<br />
Bild 11: Sturmschaden März 2010 auf der Strecke Tiefencastel –<br />
Surava.<br />
Der Bereitschaftsdienst zur Störungsbeh<strong>eb</strong>ung wird rund<br />
um die Uhr und über das ganze Jahr in den einzelnen<br />
Stützpunkten sichergestellt. Störungen treten erfahrungsgemäß<br />
an Spätherbst- oder Wintertagen bei intensivem<br />
Schneefall häufiger auf. Große Schneemengen oder Lawinen<br />
können Bäume wie Zündhölzer umknicken lassen,<br />
die dann durch Einfall Schäden an der <strong>Fahrleitungsanlage</strong><br />
verursachen. Im Sommerhalbjahr sind es hauptsächlich<br />
Gewitterstürme, die zu Störungen mit Betri<strong>eb</strong>sunterbrechungen<br />
und steckeng<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>enen Zügen führen können.<br />
In einem solchen Moment ist ein schneller Einsatz wichtig,<br />
um den steheng<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>enen Zug mit seinen Fahrgästen<br />
so rasch wie möglich freizuschleppen, damit diese ihre<br />
Reise fortsetzen können. Anschließend muss wieder ein<br />
durchgehender, regulärer Zugbetri<strong>eb</strong> ermöglicht werden.<br />
Dass dies nicht immer einfach ist, zeigt das Bild 11 mit<br />
einem bei einem Sturm umgeknickten Mast.<br />
5.3 Erneuerungen<br />
N<strong>eb</strong>st den Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />
sind die Außendienstmitarbeiter auch für die diversen<br />
Neubauten der <strong>Fahrleitungsanlage</strong>n auf dem gesamten<br />
Netz zuständig. Auslöser für solche Arbeiten können<br />
Stations- und Streckenumbauten, Brücken- und Tunnelsanierungen,<br />
Oberbauerneuerungen mit Anpassungen bei<br />
der Fahrleitung sein und nicht zuletzt die laufende Substanzerhaltung,<br />
initialisiert durch den Fahrleitungsdienst.<br />
Jürg B<strong>eb</strong>i (53), Leiter Energie / Fahrleitung bei der<br />
Rhätischen Bahn.<br />
Adresse: Rhätische Bahn AG, RhB-Str. 1,<br />
7302 Landquart, Schweiz;<br />
Fon: +41 81 288-2305, Fax: -2292;<br />
E-Mail: j.b<strong>eb</strong>i@rhb.ch<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
139
Betri<strong>eb</strong><br />
Desiro ML – Erfolgsbilanz nach<br />
zwei Jahren Betri<strong>eb</strong>serfahrung<br />
Michael Kopp, Herbert Lengenfeld und Kai Markko Wermke, Erlangen<br />
Der Desiro ML hat in mehr als zwei Jahren Betri<strong>eb</strong>seinsatz bei der MittelrheinBahn die hervorragende<br />
Verfügbarkeit von über 99 % nachgewiesen. Gründe für diesen Erfolg sind die gesamtheitlich<br />
optimierte Fahrzeug-Plattform einschließlich der Instandhaltung aus einer Hand,<br />
die konstruktive Zusammenarbeit zwischen den handelnden Partnern sowie die fortlaufende<br />
Instandhaltungs- und Fahrzeugoptimierung aus den Felderfahrungen.<br />
Desiro ML – Record of success after two years of train service experience<br />
In more than two years of service on the MittelrheinBahn route, the Desiro ML has proven to<br />
operate at an excellent availability of 99%. The reasons for this success are found in the optimization<br />
of the entire vehicle platform, which includes the concentration of maintenance work in<br />
one hand, in the constructive cooperation between the partners concerned, and in the continuing<br />
maintenance and vehicle optimization on the basis of the experience gathered in service.<br />
Desiro ML − bilan positif après deux années d’exploitation<br />
Plus de deux années d’exploitation du train automoteur Desiro ML sur la ligne de la rive gauche<br />
du Rhin Cologne-Mayence se sont soldées par un excellent taux de disponibilité de plus de 99 %.<br />
Les facteurs de ce succès sont une plateforme de véhicule optimisée dans son ensemble incluant la<br />
maintenance par le fournisseur, la coopération constructive entre les partenaires ainsi que l’optimisation<br />
continue de la maintenance et des véhicules sur la base des expériences dans la pratique.<br />
1 Einführung<br />
Im März 2007 hatte Angel Trains, seit 2010 Alpha Trains, bei<br />
Siemens Mobility 17 Tri<strong>eb</strong>züge aus der Fahrzeug-Plattform<br />
Desiro ML für den Einsatz auf der MittelrheinBahn zwischen<br />
Köln und Mainz bestellt. Die Flotte nahm pünktlich zum<br />
Tabelle 1: Technische Daten des Desiro ML der MittelrheinBahn.<br />
Radsatzfolge<br />
Bo‘Bo‘+2‘2‘+Bo‘Bo‘<br />
Spurweite<br />
1 435 mm<br />
Fahrplanwechsel im Dezember 2008 den Fahrgastbetri<strong>eb</strong><br />
auf. Betri<strong>eb</strong>en werden die Fahrzeuge durch die trans regio<br />
Deutsche Regionalbahn GmbH (kurz: trans regio), die für<br />
15 Jahre den Zuschlag für den Fahrgastbetri<strong>eb</strong> erhalten hat<br />
und von Alpha Trains die Fahrzeuge hierfür least. Siemens<br />
wurde im Rahmen der Lieferung außerdem mit der Instandhaltung<br />
für die dreiteiligen Regionaltri<strong>eb</strong>züge beauftragt.<br />
Der Desiro ML ist nunmehr seit über zwei Jahren auf der<br />
MittelrheinBahn erfolgreich im Einsatz (Bild 1), über den<br />
der Betreiber und die Fahrgäste sehr zufrieden urteilen.<br />
Länge (über Kupplung)<br />
70 930 mm<br />
Einstieg-/Fußbodenhöhe<br />
Speisenetz<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
Antri<strong>eb</strong>sleistung<br />
800 mm<br />
15 kV 16,7 Hz<br />
160 km/h<br />
2 600 kW<br />
Anfahrbeschleunigung 1,0 m/s 2<br />
Radsatzlast<br />
Einstiegsbereiche<br />
< 17 t<br />
2 je Wagen<br />
Sitzplätze 2./1. Klasse 252/8<br />
Normenstand Crash konform TSI und EN 15227<br />
Normenstand Brandschutz<br />
CEN/ TS 45545 und DIN 5510 Level<br />
2<br />
2 Fahrzeug-Plattform Desiro ML<br />
Bei der Grundkonfiguration des Desiro ML handelt es sich<br />
um ein flexibles Fahrzeugkonzept aus Einzelwagen, mit<br />
dem zwei-, drei- oder vierteilige Tri<strong>eb</strong>züge g<strong>eb</strong>ildet werden<br />
können [1; 2; 3]. Die Antri<strong>eb</strong>sausrüstung in elektrischer oder<br />
dieselelektrischer Version befindet sich in den Endwagen.<br />
Durch eine wahlweise mögliche Einstiegshöhe von 600<br />
oder 800 mm im rampenfreien Niederflurbereich sind<br />
die Fahrzeuge besonders auch auf die Bedürfnisse von<br />
Personen mit reduzierter Mobilität ausgelegt. Technische<br />
Daten der dreiteiligen EMU-Tri<strong>eb</strong>züge auf der MittelrheinBahn<br />
enthält Tabelle 1.<br />
Das Ein- und Ausstellen von Mittelwagen ist dank<br />
des optimierten Einzelwagenkonzeptes jederzeit und<br />
140 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Betri<strong>eb</strong><br />
ohne weiteres möglich; denn auch<br />
die zwei- und die vierteilige Zugversion<br />
sind bereits zugelassen. Die<br />
Zulassung der Plattform Desiro ML<br />
beruht auf dem aktuellen Normenstand,<br />
speziell in Bezug auf EMV,<br />
Crash-Verhalten und Radsatzwellen-<br />
Auslegung. Diese von Beginn an vollständig<br />
durchprojektierte Fahrzeug-<br />
Plattform bot dem Kunden somit<br />
wesentliche Vorteile. Der wichtigste:<br />
die extrem kurze Lieferzeit eines voll<br />
funktionsfähigen Fahrzeuges.<br />
3 Betri<strong>eb</strong> der<br />
Desiro ML auf der<br />
MittelrheinBahn<br />
Als MittelrheinBahn wird verkehrsvertraglich<br />
die linksrheinische Eisenbahnstrecke<br />
zwischen Köln Messe/Deutz<br />
und Mainz Hbf via Bonn, Koblenz<br />
und Bingen bezeichnet (Bild 2). Zu ihr<br />
gehören die Regionalbahn- und Kursbuchstrecken<br />
MRB 26/KBS 470 und<br />
MRB 32/KBS 471, die unter anderem<br />
als eine der schönsten Bahnstrecken<br />
Deutschlands durch das von Burgen<br />
und Schlössern gesäumte Mittelrheintal zwischen Koblenz<br />
und Bingen führen. Hier fahren die als BR 460 gekennzeichneten<br />
Desiro ML im 30- bis 60-Minuten-Takt. Im Bahnhof<br />
Remagen kuppeln sie für die Weiterfahrt betri<strong>eb</strong>lich von<br />
Einfachtraktion zur Doppeltraktion und umgekehrt.<br />
Die Flotte der 17 Desiro ML leistet monatlich deutlich<br />
über 300 000 km und erreicht dabei seit Betri<strong>eb</strong>saufnahme<br />
eine Verfügbarkeit von über 99 %, die beim Betreiber im<br />
Interesse seiner Kunden höchsten Stellenwert hat.<br />
4 Instandhaltung<br />
4.1 Rahmenbedingungen<br />
Der Servicevertrag umfasst<br />
• die präventive und korrektive Instandhaltung der Fahrzeuge<br />
über zehn Jahre und<br />
• die Materialgestellung inklusive Dokumentation hierfür<br />
sowie<br />
• die Disposition der Instandhaltungsaktivitäten, des Materials<br />
und des Personals.<br />
Der Vertrag enthält außerdem eine Option für weitere<br />
fünf Jahre bis 2023.<br />
Die Instandhaltung wird zusammen mit dem Betreiber<br />
im Betri<strong>eb</strong>swerk der trans regio durchgeführt, die<br />
Bild 1: Tri<strong>eb</strong>zug Desiro ML, mit hoher Zuverlässigkeit unterwegs auf der MittelrheinBahn.<br />
hierfür auf dem Gelände des vor 30 Jahren stillgelegten<br />
DB-Betri<strong>eb</strong>swerkes Koblenz-Moselweiß ein eigenes Depot<br />
mit Werkstatt errichtet hat. Die zweigleisige Halle ist<br />
mit Arbeitsgrube und Dacharbeitsstand ausgerüstet, was<br />
dank des Einzelwagenkonzeptes vollkommen ausreicht.<br />
Aufgeständerte Gleise werden nicht benötigt, wodurch<br />
Investitionskosten gespart werden konnten (Bild 3).<br />
Das Konzept des Desiro ML stellt n<strong>eb</strong>en den betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Vorteilen mit seiner nahezu vollständigen Anordnung<br />
der Komponenten auf dem Dach auch aus Instandhaltungssicht<br />
einen klaren Vorteil dar: Die Systeme und<br />
Komponenten sind dort vom Dacharbeitsstand aus gut<br />
zugänglich; weder ein gefährlicher Spalt oder Löcher noch<br />
Stolperfallen durch Verkleidungen oder Ähnliches stören<br />
den Zutritt vom Arbeitsstand auf das Fahrzeugdach.<br />
Die Service-Kräfte im Werk in Koblenz-Moselweiß arbeiten<br />
in Tagschicht und sorgen für die hohe Verfügbarkeit<br />
und die Sicherheit der Zug-Flotte. Die Instandhaltungsarbeiten<br />
erledigt von trans regio gestelltes Personal, während<br />
Siemens Rail Services die Instandhaltung führt und steuert.<br />
4.2 Zusammenarbeit zwischen<br />
den Partnern<br />
An den Tri<strong>eb</strong>zügen auftretende Fehler werden vom Lieferanten<br />
gemeinsam mit dem Besitzer und dem Betreiber<br />
der Züge ausgewertet und hinsichtlich der Folgerun-<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
141
Betri<strong>eb</strong><br />
4.3 Rückflüsse aus den Felddaten<br />
in das Engineering<br />
Bild 2: Streckenplan der MittelrheinBahn.<br />
Das Siemens-Instandhaltungsmanagement basiert auf<br />
IT- und zukunftsorientierten Lösungen, die konsequent<br />
weiterentwickelt werden. Hier liegt auch der große<br />
Vorteil für den Kunden. Ein computergestütztes Maintenance-Management-System<br />
(CMMS), das von Siemens<br />
Mobility implementiert wurde, gestaltet die Instandhaltung<br />
effizienter. Denn die mit ihm gewährleistete<br />
Vernetzung aller Instandhaltungsaktivitäten erlaubt<br />
eine optimale Steuerung des Instandhaltungsbetri<strong>eb</strong>es.<br />
Insbesondere bündelt es das Know-how aus den<br />
verschiedenen Instandhaltungsbereichen. Das CMMS<br />
ermöglicht damit unter anderem auch einen zielgerichteten<br />
Rückfluss der Felderfahrungen in die Fahrzeug-<br />
Konstruktion, um dort technische Detailverbesserungen<br />
anzustoßen. Diese kontinuierliche Felddatenermittlung<br />
in der präventiven und korrektiven Instandhaltung<br />
bringt letztlich eine stetige Instandhaltungsoptimierung<br />
und LCC-Senkung, was von tragender Bedeutung<br />
für Hersteller und Instandhalter und vor allem für den<br />
Betreiber ist.<br />
Wesentliche Elemente bei der Datenerfassung sind<br />
zum Beispiel die Ermittlung von Materialverbräuchen,<br />
die aktive Bewertung der Reststandzeiten von Verschleißmaterialien<br />
sowie die kontinuierliche Analyse der<br />
Radprofile mit dem Ziel einer Verlängerung der Radnutzungsdauer.<br />
4.4 Optimierungspotenziale erkennen<br />
und umsetzen<br />
Bild 3: Fahrzeug im Dacharbeitsstand des neu errichteten Depots von<br />
trans regio in Koblenz-Moselweiß.<br />
gen beurteilt. Durch den engen proaktiven Informationsaustausch<br />
zwischen den beteiligten Partnern werden<br />
etwaige technische Ursachen frühzeitig an Hersteller,<br />
Instandhaltung und Betri<strong>eb</strong> übermittelt sowie eventuelle<br />
verschleißverstärkende Bedienhandlungen oder -fehler<br />
frühzeitig kommuniziert und abgestellt.<br />
Diese Zusammenarbeit trägt zum Erreichen und Erhalt<br />
der gewünschten sehr hohen Verfügbarkeit der Fahrzeuge<br />
maßg<strong>eb</strong>lich bei; ferner werden Betri<strong>eb</strong>s- und Instandhaltungskosten<br />
dadurch reduziert und der Fahrzeugwert<br />
bleibt somit langfristig erhalten: eine Win-win-Situation<br />
für alle Beteiligten!<br />
Wirtschaftlichkeitsanalysen im Rahmen der Instandhaltung<br />
helfen weitere Optimierungspotenziale zu erschließen<br />
und umzusetzen. Zusammen mit einem Schema für<br />
die Fristarbeiten, das sich an den jeweils zurückgelegten<br />
Fahrstrecken orientiert, resultiert daraus eine verteilte Instandhaltung,<br />
was den Personalbedarf reduziert und den<br />
Personaleinsatz planbar macht und damit <strong>eb</strong>enfalls den<br />
Betreiberansprüchen gerecht wird.<br />
Eines der Erg<strong>eb</strong>nisse ist, Revisionsaktivitäten im Wesentlichen<br />
bereits während der laufenden Instandhaltung<br />
abzuarbeiten, was die betri<strong>eb</strong>liche Verfügbarkeit der<br />
Fahrzeuge weiter erhöht.<br />
Des Weiteren beruht das Service-Programm auf einer<br />
Lösung, die sich auf Optimierungen in den Bereichen Design,<br />
Material Procurement und Maintenance stützt. Bei<br />
allen drei Elementen konnten Verbesserungspotenziale<br />
beim Projekt MittelrheinBahn erreicht werden. So ließen<br />
sich beispielsweise durch eine konstruktive Änderung<br />
der Filterträger der Belüftungsanlage aufgrund der Betri<strong>eb</strong>serfahrung<br />
die Filtermattenstandzeit verlängern und<br />
damit Materialkosten senken.<br />
Darüber hinaus ermöglichen projektübergreifende, aus<br />
der Plattformsystematik resultierende Gleichteile eine<br />
Senkung der Reparaturkosten.<br />
142 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Betri<strong>eb</strong><br />
4.5 Betri<strong>eb</strong>szeitenzählung und<br />
Remote Diagnostics<br />
Mit neuester Sensor- und mobiler Kommunikationstechnologie<br />
ist es außerdem möglich, relevante Umfeld-, Betri<strong>eb</strong>s-<br />
und Diagnosedaten der Fahrzeuge von unterwegs<br />
zu übertragen. Durch die Vielzahl der erhobenen Daten<br />
können Trend- und Musteranalysen an Komponenten und<br />
Gewerken durchgeführt werden, um Erkenntnisse über<br />
deren Zustand abzuleiten. Dem folgend hat Siemens die<br />
von einer klassisch reaktiv getri<strong>eb</strong>enen Instandhaltung in<br />
Teilbereichen hin zu einer innovativ prädiktiven, also vorausschauenden,<br />
Instandhaltung weiterentwickelt, einer<br />
Instandhaltung, die sich konsequent am betri<strong>eb</strong>sfähigen<br />
Zustand des Gesamtsystems ausrichtet.<br />
Auch bei der MittelrheinBahn gelang beispielsweise<br />
eine Optimierung der Instandhaltung, indem die Fristen<br />
für die Arbeiten an instandhaltungsintensiven Komponenten<br />
verlängert werden konnten, was besonders beim<br />
Radreifenverschleiß ins Gewicht fällt. Hier werden via Datenfernübertragung<br />
(Remote Diagnostics) Informationen<br />
über den Zustand der Fahrzeuge gesendet. Notwendige<br />
korrektive Maßnahmen sind so schon vor Ankunft der<br />
Fahrzeuge im Depot bekannt.<br />
Hier dominieren vor allem zwei Aspekte: Vordring liche<br />
Störmeldungen werden einerseits selbstständig vom Fahrzeug<br />
gemeldet, während andererseits regelmäßige Abrufe<br />
aus der Leitstelle erfolgen. Datensicherheit auf dem neuesten<br />
Stand der Technik hat dabei Priorität. Die Plattform für<br />
die Datenübertragung ist nach ISO 27001 zertifiziert und<br />
erfüllt damit sämtliche aktuellen Sicherheitsstandards.<br />
Inzwischen kommen im Sinne der Fortentwicklung der<br />
prädiktiven Instandhaltung im Rahmen intelligenter Diagnoseleistungen<br />
bei der MittelrheinBahn weitere konkrete<br />
Maßnahmen zum Einsatz. So erfolgte eine Implementierung<br />
von Betri<strong>eb</strong>sstundenzählern, wie zum Beispiel<br />
bezüglich der Einschaltdauer des Druckluftkompressors,<br />
zur Ermittlung der bedarfsgerechten Abstände der relevanten<br />
Fristarbeiten.<br />
Für die Instandhaltung der Desiro ML hat maximale<br />
Verfügbarkeit auf der MittelrheinBahn n<strong>eb</strong>en der Kostenminimierung<br />
höchste Priorität. Oberstes G<strong>eb</strong>ot ist dabei<br />
selbstverständlich der sichere Betri<strong>eb</strong> der Fahrzeuge.<br />
Weiterhin wichtig ist eine möglichst hohe Flexibilität im<br />
täglichen Einsatz, die sich langfristig und nachhaltig für<br />
den Betreiber und dessen Kunden bezahlt macht.<br />
4.6 Resümee für die Fahrzeugplattform<br />
Desiro ML<br />
Das Beispiel der MittelrheinBahn ist exemplarisch dafür,<br />
wie innovative und zukunftsfähige Lösungen auf Basis<br />
bewährter Fahrzeugkonzepte sich im hart umkämpften<br />
Bahnmarkt als Erfolgsfaktor etablieren. Ohnehin werden<br />
niedrige LCC zu einem immer bedeutenderen Element im<br />
Wettbewerb. Beim Projekt MittelrheinBahn kamen Siemens<br />
natürlich auch die bisherigen Erfahrungen als System-<br />
und Serviceanbieter zugute. Allein die zahlreichen<br />
Desiro-Projekte, besonders jene in England mit langfristigen<br />
Instandhaltungsverträgen, sowie weitere Fahrzeugprojekte<br />
in aller Welt führen hier zu einem Best-Practice-<br />
Modell. Langfristig sind die Felddaten des Desiro ML Basis<br />
der Entwicklung neuer Fahrzeug-Plattformen.<br />
Literatur<br />
[1] Kopp, M.; Koch S.: Plattform Desiro ML für hohe Fahrzeugflexibilität<br />
im Regionalverkehr. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 105<br />
(2007), H. 10, S. 503–511.<br />
[2] Hondius, H.: Erster Desiro ML im Test in Wildenrath. In: Stadtverkehr<br />
(2008), H. 10, S. 12–15.<br />
[3] Kopp, M.: Desiro ML – Die Modulare Fahrzeug-Plattform für<br />
den Regionalverkehr. In: ZEVrail 134 (2010), Tagungsband SFT<br />
Graz, 2010, S. 26–31.<br />
Dipl.-Ing. Michael Kopp (42), Studium der Elektrotechnik<br />
an der Universität Erlangen; seit 1994<br />
bei Siemens AG, Sector Industry, Mobility im Vertri<strong>eb</strong><br />
für Hochgeschwindigkeitszüge in verschiedenen<br />
Positionen der Akquisition und Projektleitung<br />
tätig; seit 2006 Leiter Plattform Desiro ML.<br />
Adresse: Siemens AG, I MO RS PT CR 1, Wernervon-Siemens-Str.<br />
69, 91052 Erlangen, Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 742868, Fax: +49 9131 82842868;<br />
E-Mail: michael.kopp@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. Herbert Lengenfeld (42), Studium des<br />
Maschinenbaus an der FH Nürnberg; seit 2001 bei<br />
Siemens AG, Sector Industry, Mobility tätig in<br />
verschiedenen Positionen in der Zulassung und<br />
dem Projektmanagement von Hochgeschwindigkeitszügen;<br />
seit 2010 Produktmanager Regionalund<br />
Interregioverkehr.<br />
Adresse: Siemens AG, I MO RS PT PPM, Wernervon-Siemens-Str.<br />
69, 91052 Erlangen, Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 725632, Fax: +49 9131828 25 632;<br />
E-Mail: herbert.lengenfeld@siemens.com<br />
Kai Wermke (41), Studium der Elektrotechnik an<br />
der Technikerschule Berlin; seit 2005 bei Siemens<br />
AG, Sector Industry, Mobility im Service für Elektrotri<strong>eb</strong>züge<br />
als Plattform-Support-Manager tätig.<br />
Adresse: Siemens AG, I MO RS IS MOS-PT-CR,<br />
Si<strong>eb</strong>oldstr. 16, 91052 Erlangen, Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 721849, Fax: +49 9131 82821849;<br />
E-Mail: kai.wermke@siemens.com<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
143
Journal Extra<br />
Die Metroplattform Inspiro<br />
1 Zielstellung<br />
Siemens Mobility (SIM) hat die Entwicklung der Mobilität in<br />
Ballungszentren analysiert. Vielfältige Anforderungen von<br />
Fahrgästen, Betreibern der Nahverkehrssysteme und nicht<br />
zuletzt der Umwelt sind beim Betri<strong>eb</strong> von Nahverkehrssystemen<br />
zu berücksichtigen. Die Metroplattform Inspiro wurde<br />
von SIM mit dem Ziel entwickelt, alle gestellten Anforderungen<br />
miteinander zu verbinden und effektiv zu realisieren. In<br />
ihr wird erprobte und bewährte Technik eingesetzt, die eine<br />
hohe Zuverlässigkeit der Fahrzeuge gewährleistet. Neue<br />
Technologien sollen den Instandhaltungsaufwand reduzieren<br />
und die Verfügbarkeit der Züge erhöhen.<br />
2 Fahrzeugkonzept Inspiro<br />
Das Einzelwagenkonzept der Metroplattform Inspiro besteht<br />
aus motorisierten Endwagen mit Führerstand (Mc),<br />
motorisierten Mittelwagen (M) sowie aus nicht motorisierten<br />
Mittelwagen (T) (Bild 1). So können 60 bis 100 % der<br />
im Zug vorhandenen Achsen angetri<strong>eb</strong>en werden und es<br />
ist möglich, die Länge eines Zuges an das Verkehrsaufkommen<br />
anzupassen. Ein Metrozug kann aus drei bis acht Wagen<br />
bestehen. Die Basiskonfiguration ist ein sechsteiliger<br />
Zug. Die Wagenkastenlänge und -breite kann auf unterschiedliche<br />
Infrastrukturanforderungen abgestimmt werden.<br />
Ein Mittelwagen ist standardmäßig 17,90 m und ein<br />
Endwagen 18,90 m lang. Die Wagenkästen beider Typen<br />
können aber auf 20 m verlängert werden und 2,63 m bis<br />
3,00 m breit sein. Die geschweißten Wagenkästen werden<br />
aus Aluminiumblechen und -profilen in Leichtbauweise<br />
hergestellt. Der Wagenkasten entspricht mechanisch den<br />
Belastungsvorgaben nach EN 12663-P3 [1]. Es wurde ein<br />
erhöhter Pufferdruck von 1 000 kN realisiert. Die Forderungen<br />
der Crash-Norm EN 15227 [2] werden <strong>eb</strong>enfalls erfüllt.<br />
Die Frontmasken der Endwagen bestehen aus Glasfaser-<br />
Kunststoff (GFK) und sind in Leichtbauweise hergestellt.<br />
Tabelle: Ausgewählte technische Daten der Metrotri<strong>eb</strong>züge<br />
Inspiro Warschau.<br />
Zugkonfiguration Mc-T1-M-M-T1-Mc 1<br />
Radsatzfolge<br />
Spurweite<br />
Nennspannung/Stromzuführung<br />
Maximale Traktionsleistung des<br />
Zuges<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
Maximale Anfahrbeschleunigung<br />
Maximale Bremsverzögerung<br />
Bo´Bo´+2´2´+Bo´Bo´+<br />
Bo´Bo´+2´2´+Bo´Bo´<br />
1 435 mm<br />
DC 750 V/3. Schiene<br />
2 240 kW<br />
90 km/h<br />
1,2 m/s²<br />
1,3 m/s²<br />
Maximale Steigung 4,5 %<br />
Raddurchmesser neu/abgenutzt<br />
Länge über Kupplung<br />
Fahrzeugbreite über Türblätter<br />
Fußbodenhöhe über SO<br />
Wagenkastenmaterial<br />
Leergewicht/Gesamtgewicht<br />
Maximale Achslast<br />
Türen pro Wagen 8<br />
Zugkapazität<br />
davon Sitzplätze<br />
davon Stehplätze (bei 7 Pers./m²)<br />
Minimaler Kurvenradius<br />
1<br />
Mc: Tri<strong>eb</strong>wagen mit Führerstand<br />
M: Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
T: Mittelwagen<br />
850/770 mm<br />
117 800 mm<br />
2 740 mm<br />
1 130 mm<br />
Aluminium<br />
165 600 kg/267 000 kg<br />
(7 Pers./m²)<br />
12,6 t<br />
1 450<br />
256<br />
1 194<br />
300 m<br />
Bild 1: Typenplan Inspiro (Grafik: Siemens).<br />
144 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
3 Designaspekte Inspiro<br />
Journal Extra<br />
Bild 2: Tri<strong>eb</strong>drehgestell Typ SF 1000 (Grafik: Siemens).<br />
Das Innen- und Außendesign des Inspiro, die komplette<br />
Durchgängigkeit im Zug und die Raumaufteilung in den<br />
Fahrzeugen erhöhen den Fahrgastkomfort. Das konzipierte<br />
Fahrzeugdesign setzt neue Akzente mit der Form<br />
des Fahrzeugkopfes (Bild 3) und den Seitentüren, die eine<br />
oktogonale Optik besitzen (Bild 4). Für die Innenausstattung<br />
werden naturnahe Materialien mit warmer Farbg<strong>eb</strong>ung<br />
verwendet. Lichtinseln bestehen aus Leuchtdioden.<br />
Die Farbe des Lichts kann während des Betri<strong>eb</strong>es geändert<br />
werden, um eine einladende Atmosphäre im Innenraum<br />
auch bei unterschiedlichen Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen zu<br />
schaffen. Ein wichtiges Designelement im Fahrgastraum<br />
sind die Haltestangen in Form eines stilisierten verästelten<br />
Baumes (Bild 5). Sie bieten mehreren Fahrgästen<br />
gleichzeitig Haltemöglichkeiten bei angenehmer Distanz<br />
zum Nachbarn. Für die Stehplatzbelegung des Zuges<br />
wurde ein spezifischer Wert von sechs, teilweise auch si<strong>eb</strong>en<br />
Pers./m² zugrunde gelegt (siehe Tabelle). Ein virtueller<br />
Zugbegleiter informiert die Fahrgäste über ein Display<br />
z.B. zum Fahrtverlauf und zu Verkehrsanschlüssen. Der<br />
Fahrgastbereich kann alternativ mit Längs-, Quer- oder<br />
Mischbestuhlung ausgestattet werden. Im Fahrgastraum<br />
werden keine technischen Ausrüstungen angeordnet.<br />
Eine Lichtgrafik an den Außentüren soll die Orientierung<br />
der Fahrgäste auf dem Bahnsteig erleichtern (Bild 4).<br />
Bild 3: Design Inspiro – Kopf- und Längsansicht (Designstudie: Siemens).<br />
Der Zugkopf kann mit oder ohne Führerstandstür sowie<br />
auch mit oder ohne Nottür in Richtung Gleis geliefert<br />
werden. Der Fußboden besteht aus Kork-Aluminium-<br />
Sandwich-Platten, die zu einer verbesserten akustischen<br />
und thermischen Isolierung des Wagenkastens führen<br />
und zur Gewichtseinsparung beitragen. Das Drehgestell<br />
vom Typ SF 1000 (Bild 2) [3] wurde überarbeitet und ist<br />
nunmehr für eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h<br />
geeignet. Das Drehgestell besitzt Scheibenbremsen, die<br />
mit Federspeichern für eine Festhalt<strong>eb</strong>remse ausgerüstet<br />
werden können. Die Primärfederung besteht aus<br />
Gummi-Metallfedern. Die Sekundärfederung wird durch<br />
Luftfedern realisiert. Am Tri<strong>eb</strong>drehgestell kann auf jeder<br />
Seite ein Stromabnehmer montiert werden. Die Fahrmotoren<br />
sind quer zur Fahrtrichtung eing<strong>eb</strong>aut und am<br />
Drehgestellrahmen aufgehängt. Jeder Radsatz der Tri<strong>eb</strong>drehgestelle<br />
besitzt eine Antri<strong>eb</strong>seinheit, die aus einem<br />
Asynchronfahrmotor und einem Getri<strong>eb</strong>e besteht. Die<br />
vier Fahrmotoren eines Motorwagens werden durch einen<br />
IGBT-Traktionsumrichter angesteuert. Die Verwendung<br />
des Syntegra-Antri<strong>eb</strong>es [4; 5; 6] ist möglich. Die<br />
geräuscharme elektrodynamische Bremse verzögert den<br />
Zug fast bis zum Stillstand und reduziert damit die Lärmemission<br />
in den Stationen. Die Metrozüge Inspiro können<br />
optional mit mobilen Energiespeichern Sitras HES [7]<br />
und einem Fahrerassistenzsystem ergänzt sowie für den<br />
fahrerlosen Betri<strong>eb</strong> ausgerüstet werden.<br />
4 Betri<strong>eb</strong>liche Aspekte<br />
Die Leistungssteuerung der Klimaanlage für die Fahrgasträume<br />
erfolgt bedarfsabhängig. Sensoren ermitteln dazu den<br />
CO 2<br />
-Gehalt der Luft im Fahrgastraum. Die Inspiro-Züge<br />
können auch unter härteren klimatischen Bedingungen<br />
betri<strong>eb</strong>en werden. Erfahrungen zum Betri<strong>eb</strong> bei tiefen Temperaturen<br />
bis –25 °C liegen dem Hersteller durch Fahrzeuglieferungen<br />
für die Metro Oslo vor [8]. Sandhaltige Luftströmungen<br />
werden bei dem Inspiro-Konzept berücksichtigt.<br />
Mit dem Betri<strong>eb</strong> der Inspiro-Züge sollen die Betri<strong>eb</strong>skosten<br />
eines Metrosystems gesenkt werden. Die Gewichtseinsparungen<br />
führen zu einem geringen Energieverbrauch, reduzieren<br />
die Achslasten und ermöglichen somit eine höhere<br />
Bild 4: Oktogonale Optik der Inspiro-Seitentüren, die Leuchtstreifen<br />
in den Türen sollen mittels Farben und Formen der Leuchtquellen<br />
Informationen den Fahrgästen übermitteln (Designstudie: Siemens).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
145
Journal Extra<br />
Bild 5: Stilisierter verästelter Baum als Haltestange<br />
(Designstudie: Siemens).<br />
Bild 6: Metro Inspiro für Warschau (Designstudie: Siemens).<br />
Fahrgastkapazität bei begrenzten Achslasten in der Infrastruktur.<br />
Für die Züge steht optional ein Ferndiagnosesystem<br />
zur Verfügung, das eine rationelle Planung von Instandhaltungsmaßnahmen<br />
ermöglicht. Verschleiß- und Ersatzteile<br />
können leicht ausgetauscht werden. Durch den Einbau<br />
überarbeiteter und neu entwickelter Ausrüstungen verlängern<br />
sich die erforderlichen Instandhaltungsintervalle.<br />
Damit entstehen geringere Instandhaltungskosten und die<br />
Züge sind längere Zeit verfügbar. Bei der Wahl der eingesetzten<br />
Werkstoffe wurde darauf geachtet, dass sie am Ende<br />
des L<strong>eb</strong>enszyklus der Wagen wiederverwertbar sind. 95 %<br />
des eingesetzten Materials kann recycelt werden.<br />
5 Inspiro-Züge für<br />
die Warschauer U-Bahn<br />
Die Warschauer U-Bahn (Metro Warszawskie Sp. z o.o.)<br />
nahm 1995 mit einer Linie von 11,5 km Länge den Betri<strong>eb</strong><br />
auf. Die Zahl der Nutzer steigt stetig, 2008 wurden<br />
rund 126 Mio. Fahrgäste gezählt. Bis zum selben Jahre<br />
wurde die Strecke auf 23,1 km Länge mit 21 Stationen<br />
erweitert. Eine neue Metrolinie 2 wird gegenwärtig in<br />
mehreren Abschnitten g<strong>eb</strong>aut. Die ersten U-Bahn-Züge<br />
der Baureihe 81 für die Linie 1 wurden von der Sowjetunion<br />
geliefert. Die Nennspannung dieser Züge beträgt<br />
nach einem sowjetischen Standard abweichend von der<br />
aktuellen Normung DC 825 V. Der Fahrzeugpark wurde<br />
zwischen 2002 und 2004 mit U-Bahn-Zügen der Baureihe<br />
Metropolis ergänzt. Im F<strong>eb</strong>ruar 2011 hat die Warschauer<br />
U-Bahn ein Konsortium aus SIM und dem polnischen<br />
Hersteller Newag mit der Lieferung von 35 sechsteiligen<br />
Metro-Zügen Inspiro (Bild 6) im Wert von 272 Mio. EUR<br />
beauftragt. Es ist die erste Order für Züge der neuen<br />
Plattform, die Fahrzeuge sollen ab Herbst 2012 geliefert<br />
werden. 15 neue Metrozüge werden auf der vorhandenen<br />
Linie 1 das Verkehrsang<strong>eb</strong>ot erhöhen, 20 Inspiro sollen<br />
auf der Linie 2 verkehren. Für den künftigen Ausbau<br />
der Linie 2 kann Metro Warschau zusätzlich 17 Inspiro-<br />
Züge bestellen.<br />
Die einzelnen Wagen eines Zuges sind über Kurzkupplungen<br />
miteinander verbunden. In der Zugmitte ist eine<br />
halbautomatische Kupplung angeordnet, mit der eine<br />
Trennung in zwei Zugteile erfolgen kann. Im Rangierbetri<strong>eb</strong><br />
können beide Zughälften selbstständig gefahren<br />
werden. Die Endwagen besitzen automatische Mittelpufferkupplungen.<br />
Der Innengeräuschpegel im Fahrgastraum<br />
beträgt 75 dB(A), im Fahrerstand 67 dB(A), gemessen bei<br />
80 km/h. Die Datenkommunikation mit den stationären<br />
Einrichtungen erfolgt mittels WLAN-Verbindungen. Der<br />
aktuelle Auftrag umfasst die Herstellung, Prüfung und<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahme sowie die Zulassung der Inspiro-Züge. Die<br />
ersten zehn Züge werden in Wien gefertigt. Die Endmontage<br />
der weiteren 25 Züge erfolgt in Nowy Sacz durch das<br />
Partnerunternehmen Newag.<br />
Gr<br />
Literatur<br />
[1] EN 12663 Bahnanwendungen − Festigkeitsanforderungen an<br />
Wagenkästen von Schienenfahrzeugen.<br />
[2] EN 15227 Bahnanwendungen − Anforderungen an die Kollisionssicherheit<br />
von Schienenfahrzeugkästen.<br />
[3] Firmenschrift Siemens: Fahrwerke erster Klasse, Stand: 08/08.<br />
[4] Jöckel, A.; Löwenstein, L.; Teichmann; M.; Hoffmann, T.: Syntegra<br />
– Innovativer Prototyp einer nächsten Tri<strong>eb</strong>fahrwerk-Generation.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 8−9, S. 360–369.<br />
[5] Firmenschrift Siemens: Das Innovationsprojekt Syntegra,<br />
Stand: 07/08.<br />
[6] N.N.: Syntegra Fahrwerk in Münchner U-Bahn-Fahrzeugen. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 8-9, S. 425.<br />
[7] N.N.: Hybrid-Energiespeichersystem Sitras HES: In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 4-5, S. 248.<br />
[8] N.N.: Neue Metrozüge für Oslo: In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 1-2, S. 93.<br />
146 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Journal Extra<br />
Bauen im DB-Netz 2011<br />
Die DB hat im Jahr 2010 deutlich<br />
über 4 Mrd. EUR für Erhaltung und<br />
Erneuerung des bestehenden Netzes<br />
ausgeg<strong>eb</strong>en. Die Tabelle zeigt<br />
das Volumen eines Teiles der Maßnahmen,<br />
zu denen stets neue Bahnrückstromführungen,<br />
Gleisfreimeldeeinrichtungen,<br />
Weichenantri<strong>eb</strong>e,<br />
Weichenheizungen und anderes gehören<br />
(Bild 1).<br />
In 2011 wendet die DB zum vierten<br />
Mal das inzwischen bewährte<br />
Bündeln von Baustellen an. Dabei<br />
werden Zahl und Dauer baubedingter<br />
Gleissperrungen gering gehalten,<br />
indem man beispielsweise zeitgleich<br />
Gleise und Weichen in einem Abschnitt<br />
erneuert, in dem eine neue<br />
Brücke g<strong>eb</strong>aut wird, und vielleicht<br />
auch gleich noch ein Bahnsteig erhöht.<br />
Für 2011 sind 700 Einzelbaustellen<br />
in 60 Korridoren g<strong>eb</strong>ündelt,<br />
davon 39 mit überregionalen und 21<br />
mit nur regionalen Auswirkungen.<br />
Im Folgejahr soll es nur noch etwa<br />
die Hälfte dieser Zahlen sein. Diese<br />
Ankündigung sowie die Verlautbarungen<br />
von Infrastruktur-Vorstand<br />
Dr. Volker Kefer, „Bei der Kundeninformation<br />
sind wir in den letzten<br />
Jahren sehr viel besser geworden“<br />
und „Die Modernisierung unseres<br />
Schienennetzes kommt gut voran“,<br />
klingen viel versprechend.<br />
Regionale Schwer punkte und ungefähre Zeiten des dortigen<br />
Baugeschehens sind in Bild 2 dargestellt. In großem Umfang<br />
wird es dabei zeit- und abschnittsweise wechselnde und<br />
wandernde eingleisige Abschnitte g<strong>eb</strong>en, was im Fernverkehr<br />
zu folgenden hauptsächlichen Maßnahmen führt:<br />
• 10 bis 40 min spätere Ankunfts- und frühere Abfahrzeiten<br />
• kein Flügeln von ICE-Einheiten<br />
• weiträumige Umleitungen<br />
• verkürzte Laufwege<br />
Bild 1: Oberbauerneuerung im DB-Netz (Foto: DB/Bernd Lammel).<br />
Bild 2: Schwerpunkte Baugeschehen im DB-Netz 2011.<br />
sollen in den Verkaufs- und Informationssystemen enthalten<br />
sein und somit eine tagesbezogen zuverlässige<br />
Reiseplanung erlauben. Umfassende Baumaßnahmen<br />
sind zusätzlich an den Wochenenden Ostern und Pfingsten<br />
ohne Berufsverkehr geplant, so unter anderem in<br />
Hamburg, im Rhein-Main-G<strong>eb</strong>iet und auf der Strecke<br />
München – Ingolstadt.<br />
Be<br />
Quelle: Presseinformation DB 099/2010 vom 03.11.2010.<br />
Diese gelten nicht als Verspätungen oder Ausfälle,<br />
sondern bedeuten für viele Monate des Jahres praktisch<br />
einen fliegenden Fernverkehrsfahrplan; das erklärt zum<br />
Teil, warum es im elektronischen Kursbuch keine Fernverkehrstabellen<br />
mehr gibt. Auf manchen Strecken<br />
wird es periodisch stark geänderte Nahverkehrspläne<br />
g<strong>eb</strong>en. Die allermeisten dieser Fahrplan änderungen<br />
Tabelle: Oberbau-Erneuerung 1 DB im Jahr 2010.<br />
Gleis<br />
>3 800 km<br />
Weichen<br />
Journal Extra<br />
Neue Horizonte im Stadtverkehr –<br />
Willkommen in der E-Mobilität<br />
„Die E-poche der Mobilität auf Basis erneuerbarer Energien<br />
ist ang<strong>eb</strong>rochen“ – dies war, plakativ dargestellt, zentrale<br />
Botschaft der Fachkonferenz am 30. November und<br />
1. Dezember 2010 im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern<br />
unter dem Motto „Neue Horizonte im Stadtverkehr;<br />
innovative E-Bus-Systeme für l<strong>eb</strong>enswerte Städte“. Mit<br />
Unterstützung des Züricher Fahrleitungs-Unternehmens<br />
Kummler+Matter und in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule (ETH) Zürich und<br />
der Hochschule Luzern (HSLU) sowie weiteren namhaften<br />
Patronatspartnern aus Bildung, Politik und Wirtschaft<br />
war diese Konferenz von der internationalen gemeinnützigen<br />
Vereinigung TrolleyMotion organisiert worden.<br />
Zwei Jahre nach der erfolgreichen ersten Trolleybus-<br />
Veranstaltung vom November 2008 war es jetzt an der<br />
Zeit, Bilanz zu ziehen und neue Ideen und Konzepte aufzugreifen.<br />
Eine besser passende Umg<strong>eb</strong>ung als Luzern ist<br />
kaum vorstellbar, um sich mit Fachleuten aus allen Erdteilen<br />
über die Zukunft elektrischer Stadtbus-Systeme und<br />
E-Mobilität auszutauschen. Denn die Stadt verfügt über<br />
moderne öffentliche Verkehrsmittel, unter anderem über<br />
sechs Trolleybus-Linien mit 56 Trolleybussen (Bild 1), in<br />
Deutschland vorwiegend als Obusse bezeichnet.<br />
So begrüßte Daniel Steiner (Bild 2), Präsident der TrolleyMotion<br />
und Geschäftsführer der Kummler+Matter AG,<br />
rund 250 Teilnehmer aus mehr als 20 Ländern, darunter<br />
Deutschland, Finnland, Griechenland, Holland und Italien.<br />
Der Teilnehmerkreis setzte sich vor allem aus Vertretern<br />
von Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en, aber auch von Verbänden, Behörden,<br />
Herstellern, Planungsbüros und Beratern des<br />
Verkehrssektors zusammen.<br />
Bild 1: Vierachsiger Doppelgelenk-Trolleybus in Luzern.<br />
Vor diesem internationalen Fachpublikum (Bild 3) referierten<br />
35 Redner aus zehn Ländern und präsentierten<br />
ihre Vorstellungen [1]. Sie diskutierten zu dem Konferenz-<br />
Motto mit führenden Vertretern aus Politik, Industrie und<br />
Öffentlichem Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ihre Lösungen<br />
zur Intensivierung der E-Mobilität im derzeit generell bewegten<br />
Verkehrsmarkt.<br />
Der Fokus der Referate und Podiumsdiskussionen lag<br />
dabei nicht ausschließlich auf dem Verkehrsmittel Trolleybus.<br />
Vielmehr war das Thema erh<strong>eb</strong>lich erweitert worden<br />
und umfasste auch Hybridbusse, Batterie- und Brennstoffzellen-Busse<br />
sowie Busse mit verschiedenen Kombinationen<br />
dieser Technologien. Auch wurden mehrere Batterie-<br />
Ladetechniken, von induktiver Ladung bis zur Ladung<br />
über die Fahrleitung, dargestellt und diskutiert. Ferner<br />
ging es um die unterschiedlichen Elektrobus-Konzepte,<br />
-Planungen und -Projekte aus europäischen Städten wie<br />
beispielsweise Nantes, Leipzig, Szeged und Mailand. Gemeinsamer<br />
Tenor war, dass es notwendig ist, in allen Bereichen<br />
des ÖPNV vermehrt Fahrzeuge mit elektrischem<br />
Antri<strong>eb</strong> zu nutzen.<br />
Auf die Entwicklungsperspektiven und die besondere<br />
Situation in der gastg<strong>eb</strong>enden Schweiz gingen gleich<br />
mehrere Referenten ein. Die Schweiz gilt nach wie vor<br />
als Trolleybus-Vorzeigeland; in gegenwärtig 13 Städten<br />
verkehren über 500 Fahrzeuge plus 70 Anhänger auf insgesamt<br />
52 Linien.<br />
Angesichts steigender Umweltschutz-Anforderungen<br />
und der Einschätzung, dass Öl auf lange Sicht teurer werden<br />
und geg<strong>eb</strong>enenfalls weniger frei verfügbar sein wird<br />
als heute, werden Elektrofahrzeuge im Allgemeinen als<br />
Lösung für die Zukunft im Straßenverkehr<br />
angesehen. Eine Stärkung<br />
des ÖPNV ist daher notwendig; sie<br />
wird mit Vorhaben der Stadtentwicklung<br />
und genereller Stadterneuerung<br />
verknüpft werden. Dabei<br />
handelt es sich um ein weltweites<br />
Anliegen mit unterschiedlicher Tragweite<br />
in den Industrie- und den Entwicklungsländern.<br />
Dafür sind innovative Lösungen<br />
im Rahmen integrierter Mobilitätskonzepte<br />
nötig, zu denen<br />
langfristig der verstärkte Einsatz<br />
elektrischer Energie im städtischen<br />
Nahverkehr gehört. Die begründeten<br />
Ansprüche an eine nachhaltige<br />
Mobilitätssicherung besonders im<br />
148 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Journal Extra<br />
Bild 3: Fachpublikum der Konferenz.<br />
Bild 2: Begrüßung<br />
durch TrolleyMotion-<br />
Präsident Daniel<br />
Steiner.<br />
urbanen Ballungsraum korrespondieren unter umweltund<br />
ressourcenschonenden Kriterien mit dem politischen<br />
Willen, zu einer höheren L<strong>eb</strong>ensqualität in den Städten<br />
zu kommen. Klar wurde aber auch, dass die Politik für<br />
den Elektrobus noch bessere Rahmenbedingungen besonders<br />
im Bereich der Investitionen schaffen muss.<br />
Dabei setzen viele Fachleute ihre Hoffnungen auf die<br />
Entwicklung von Batterien. Dazu führte Daniel Steiner<br />
in seinem Vortrag unter anderem aus, dass bis heute<br />
60 l Benzin den gleichen Energieinhalt wie eine Batterie<br />
von 3 600 kg haben. Ein Teil der Massedifferenz wird zwar<br />
durch die höhere Effizienz des Elektromotors im Vergleich<br />
zum Verbrennungsmotor kompensiert, dennoch verbleibt<br />
ein sehr großer Masseunterschied bei gleicher Reichweite.<br />
Viele Entscheidungsträger sehen heute offenbar als<br />
brauchbare Alternative zum Trolleybus die Hybridbusse<br />
an. Im Laufe der Konferenz wurde aber deutlich, dass dies<br />
eine Überbrückungs-Technologie ist und innovative Lösungen<br />
für den rein elektrisch angetri<strong>eb</strong>enen Bus gesucht<br />
werden müssen.<br />
Abgerundet wurde die Konferenz durch ein Rahmenprogramm<br />
mit einer den Kongress begleitenden Fachausstellung<br />
zu Produkten, Lösungen und Dienstleistungen diverser<br />
Hersteller, einer Vorführung von Beispielfahrzeugen,<br />
einer Depot- und Werkstättenbesichtigung der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
Luzern sowie einer Fahrt zur Fertigungsstätte des<br />
Trolleybus-Herstellers Hess in Bellach im Kanton Solothurn.<br />
Einige Schlussfolgerungen sind nach der Konferenz<br />
festzuhalten [2]:<br />
• Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Trolleybus im ÖPNV<br />
nach wie vor ökologisch gesehen das Maß aller Dinge.<br />
• Die Entwicklung von Hybrid-, Batterie- und Brennstoffzellenbussen<br />
ist für den Trolleybus keine Konkurrenz,<br />
sondern sollte zur Entwicklung einer breiten Palette<br />
von E-Bussen für unterschiedlichste Anforderungen<br />
führen. Technisch gesehen können und müssen alle<br />
Systeme voneinander profitieren.<br />
• Trolleybus-Systeme der neuen Generation eignen sich<br />
ideal für stark belastete ÖPNV-Linien sowohl auf eigenen<br />
Fahrspuren als auch in urbanen Räumen mit Steigungen<br />
und schmalen Straßen.<br />
• Städte, die bereits ein Trolleybus-System besitzen, sind<br />
angesichts der zunehmenden Knappheit ihrer Ressourcen<br />
schlecht beraten, dieses aufzug<strong>eb</strong>en, sondern es<br />
wäre ernsthaft darüber nachzudenken, das System<br />
auf ein BHNS-Qualitätsniveau (Bus à Haut Niveau de<br />
Service) anzuh<strong>eb</strong>en und sich damit den Bau einer Stadtbahn<br />
zu ersparen.<br />
• Die einschlägige Industrie ist gefordert, Systeme zu<br />
entwickeln, die es dem Trolleybus erlauben, über größere<br />
Distanzen ohne Fahrleitung auszukommen. Ein<br />
Aufladen oder Wechseln der Batterien während der<br />
Aufenthalte an den Haltestellen ist für den Betri<strong>eb</strong> von<br />
stark belasteten Linien keine überzeugende Lösung.<br />
• Analog zu dem Trend bei Stadtbahnen sind Anbieter<br />
gesucht, die n<strong>eb</strong>en den Fahrzeugen komplette Trolleybus-Systeme<br />
planen, vermarkten, finanzieren, realisieren<br />
und betreiben können.<br />
• Es müssen wirkungsvollere Wege gefunden werden, den<br />
ÖPNV zu stärken und den motorisierten Individualverkehr<br />
zurückzudrängen, um die Zukunft funktionsfähiger<br />
Städte gewährleisten zu können. Global ist allerdings<br />
noch keine Tendenz in diese Richtung auszumachen.<br />
Insgesamt beleuchtete die Konferenz also den aktuellen<br />
Stand der Entwicklung der vielen elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong>svarianten im ÖPNV. Die gute Resonanz auf die<br />
Veranstaltung führte bereits jetzt zu der Erkenntnis, dass<br />
dieser Prozess fachlich durch TrolleyMotion konsequent<br />
weiter begleitet werden sollte; für das Jahr 2012 ist die<br />
dritte Konferenz dieser Reihe geplant. Denn die E-poche<br />
der Mobilität auf Basis erneuerbarer Energien ist bereits<br />
ang<strong>eb</strong>rochen. E-Mobilität wird kommen, wenn auch nicht<br />
so schnell, wie es viele versprechen oder sich wünschen.<br />
Jasmin Brändli, Kummler+Matter AG, Zürich<br />
[1] Die Beiträge sind unter www.trolleymotion.com/luzern verfügbar.<br />
[2] Schaffer, H.: Der Obus ist tot, es l<strong>eb</strong>e der Obus. In: Regionale<br />
Schienen 15 (2011), H. 1, S. 8–13.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
149
Journal Extra<br />
Wasserkraftwerke und<br />
Übertragungsleitungen der SBB<br />
1 Werke<br />
Das Eidgenössische Bundesverwaltungsgericht hat am<br />
11. F<strong>eb</strong>ruar 2011 die Entscheidung des Departements für<br />
Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)<br />
vom November 2009 bestätigt, welche für das Etzelwerk<br />
der SBB (Bild 1; Bild 2 in [1]) ein Heimfallrecht der Kantone<br />
Schwyz, Zug und Zürich sowie zweier Schwyzer Bezirke<br />
beim Ablauf der Wasserrechtskonzession im Jahre 2017<br />
verneint hatte. Das Werk war 1937 in Betri<strong>eb</strong> gegangen [2].<br />
Die ab da für 50 Jahre, also auf 1987 befristete Erstkonzession<br />
hatte das Bundesgericht zwischenzeitlich auf die üblichen<br />
80 Jahre verlängert, womit laut jetzigem Entscheid<br />
das ursprünglich entstandene Heimfallrecht dahingefallen<br />
war. Die betroffenen G<strong>eb</strong>ietskörperschaften, die 2017<br />
gerne die hydraulischen Anlagen komplett übernommen<br />
hätten, können die Sache allerdings noch an das Bundesgericht<br />
tragen. Wenn sie darauf verzichten oder auch dort<br />
unterliegen, hätte die SBB nach der Causa Ritom [3] eine<br />
weitere schwierige Hürde beim nachhaltigen Sichern ihrer<br />
16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>er gie versorgung überwunden. Das Etzelwerk<br />
liefert nämlich nicht nur einfach ein Si<strong>eb</strong>entel dieser<br />
Energiemenge, sondern dank seiner leistungsstarken Pumpausrüstung<br />
davon wiederum hohe Anteile als wertvolle<br />
Spitzenenergie für den Zürcher Ballungsraumverkehr [1].<br />
Mit Gewissheit wird die SBB auch ihre beiden großen<br />
Wasserkraftwerke Châtelard-Barberine (Bild 2) und<br />
Vernayaz (Bild 3; Bild 1 in [4]) sowie das kleine Laufwasserwerk<br />
Trient im Wallis oberhalb Martigny ab 2017<br />
für weitere 80 Jahre zur <strong>Bahnen</strong>ergieproduktion selbst<br />
betreiben können; die Anlagen erzeugen bisher rund ein<br />
Fünftel des derzeitigen 16,7-Hz-Energi<strong>eb</strong>edarfs. Die 2002<br />
begonnenen Verhandlungen mit den sechs beteiligten<br />
Gemeinden über die Konzessionsverlängerung wurden<br />
Anfang F<strong>eb</strong>ruar 2011 erfolgreich beendet, also fast ein<br />
Jahr später als Ende 2009 noch erhofft [4]. Bedingungen<br />
sind eine Reihe technischer Unterlagen und der Umweltverträglichkeitsbericht,<br />
welche die SBB nunmehr bis 2012<br />
einreichen muss. Nach deren Vorlage muss der Kanton<br />
Wallis die Konzession formell homologisieren.<br />
2 Leitungen<br />
Bild 1: Etzelwerk<br />
(Foto: SBB Energie).<br />
Die Wasserkraftwerke im Tal von Trient, darunter das der<br />
SBB in Châtelard (Bild 2) sind bisher über eine Gemeinschaftsleitung<br />
3 AC 220 kV 50 Hz + 2 AC 132 kV 16,7 Hz und<br />
eine weitgehend parallele SBB-Leitung 2 AC 132 kV16,7 Hz<br />
mit den jeweiligen Netzknoten im Rhonetal verbunden<br />
(Bild 1 in [2]). Für den Leistungsaustauch des zunächst<br />
mit 600 MW geplanten und jetzt auf 900 MW zielenden<br />
Pumpspeicherwerks Nant de Drance genügt die 220-kV-<br />
Leitung nicht mehr [5; 6; 7]. Nach mehrjährigem Verfahren<br />
und starker Überzeugungsarbeit der Projektträger im<br />
Bild 2: SBB-Anlagen Châtelard-<br />
Barberine (Foto: SBB Energie).<br />
links Zentrale I von 1923 Transformatoren<br />
und vormals<br />
Schaltanlage 66 kV<br />
Mitte Maschinenhalle Zentrale I<br />
rechts Maschinenhalle Zentrale<br />
II von 1977, Maschinenumspanner,<br />
Schaltanlage<br />
132 kV<br />
oben Trasse Druckrohre und<br />
Standseilbahn<br />
vorne Ausgleichsbecken leer<br />
(Bild 3 in [5]).<br />
150 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Journal Extra<br />
Bild 3: Zentrale Vernayaz (Foto: SBB Energie).<br />
berührten G<strong>eb</strong>iet [6] hat jetzt das Eidgenössische Departement<br />
für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation<br />
(UVEK) die raumplanerische Anpassung des Korridors<br />
für eine neue Gemeinschaftsleitung 3 AC 380 kV 50 Hz<br />
+ 2 AC 132 kV 16,7 Hz gemäß bundesrätlichem Sachplan<br />
Übertragungsleitungen (SÜL) bewilligt [8]. Vermutlich als<br />
Ausgleichsmaßnahme muss die SBB ihre eigene Leitung<br />
auf dem nördlichen Drittel ab Marécottes bis zu ihrem<br />
Kraftwerk Vernayaz verkabeln. Solche Kabelstrecken sind<br />
im SBB-Übertragungsnetz wegen der anderen Mittelpunkterdung<br />
andersartig kritisch als im DB-Bahnstromleitungsnetz,<br />
wo sie die Erdschlusslöschfähigkeit gefährden;<br />
ihre Kapazität kann aber durch Resonanzvorgänge die<br />
Netzstabilität gefährden. Das Projekt muss nun im Plangenehmigungsverfahren<br />
weiter präzisiert werden, besonders<br />
aus Sicht des Umweltschutzes. Dabei steht auch<br />
noch eine Teilverkabelung der 3AC-Leitung bei La Bâtiaz<br />
im Raum.<br />
Be<br />
[1] Be: <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung der SBB unter Druck. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 105 (2007), H. 6, S. 376–377.<br />
[2] Pfander, J.-P.: Technik und Betri<strong>eb</strong> der Netzkupplungen<br />
50/16,7 Hz bei der SBB. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 1-2, S. 55–62.<br />
[3] Be: Künftige Wasserkraftnutzung Ritom. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 12, S. 568–569.<br />
[4] Be: <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und Wasserkraftkonzessionen<br />
der SBB. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 3, S. 131–132.<br />
[5] Pfander, J.-P.: SBB-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und Pumpspeicherwerk<br />
Nant de Drance. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 11,<br />
S. 508–513; 107 (2009), H. 1-2, S. 104.<br />
[6] N. N.: Baubeginn Nant de Drance. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107<br />
(2009), H. 11, S. 501.<br />
[7] N. N.: Pumpspeicherwerke Nant de Drance und im Puschlav.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 8-9, S. 418.<br />
[8] N. N.: Ertüchtigung der schweizerischen Hochspannungsnetze.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 11, S. 501.<br />
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17. – 19. Mai 2011<br />
RailTex London<br />
14. – 16. Juni 2011<br />
Stand C73<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
www.windhoff.com<br />
Windhoff-Anz_176x59_4c.indd 1 14.03.11 16:03<br />
151
Journal <strong>Bahnen</strong><br />
Exponate zur Elektromobilität in Städten auf der UITP-Fachmesse 2011<br />
Siemens (SIM) präsentiert auf<br />
der UITP-Fachmesse 2011 aktuelle<br />
Lösungen zur Nahverkehrstechnik.<br />
Es wird davon ausgegangen,<br />
dass ein sicherer und<br />
effizienter öffentlicher Personennahverkehr<br />
über L<strong>eb</strong>ensqualität<br />
und Wettbewerbsfähigkeit<br />
in vielen Regionen und<br />
Städten entscheidet. Leistungsfähige<br />
Nahverkehrs- und Verkehrsmanagementsysteme<br />
sind<br />
Voraussetzung, um unter anderem<br />
die Reduktion von Treibhausgasen<br />
und die Verminderung<br />
von Staus realisieren zu<br />
können. Elektrisch betri<strong>eb</strong>ene<br />
Verkehrsmittel wie S-, U- und<br />
Straßenbahnen sowie auch<br />
Busse reduzieren den Energieverbrauch<br />
und schonen damit<br />
die Umwelt. SIM wird deshalb<br />
aktuelle Produkte und Lösungen<br />
für den Nahverkehr auf<br />
der UITP-Fachmesse, die für<br />
den 10. bis 13. April 2011 in<br />
Dubai vorbereitet wird, präsentieren.<br />
Der Individualstraßenverkehr<br />
wird dabei <strong>eb</strong>enfalls<br />
berücksichtigt. Mit dem Konzept<br />
Complete mobility will<br />
SIM verschiedene Verkehrssysteme<br />
sinnvoll miteinander<br />
vernetzen, um Menschen<br />
schnell, sicher und umweltfreundlich<br />
zu befördern und<br />
Güter zu transportieren. Dazu<br />
gehören schlüsselfertig gelieferte<br />
Bahnsysteme, Betri<strong>eb</strong>sführungssysteme<br />
für Bahnund<br />
Straßenverkehrstechnik,<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen<br />
und Schienenfahrzeuge<br />
für den Nah-, Regional- und<br />
Fernverkehr. Auch die Flughafenlogistik<br />
und Postautomatisierung<br />
sind im SIM-Portfolio<br />
integriert.<br />
SIM stellt das Konzept der<br />
Metro-Plattform Inspiro vor<br />
[1], bei deren Entwicklung Aspekte<br />
zum Umweltschutz verwirklicht<br />
wurden. Ein Modell<br />
des Inspiro wird präsentiert.<br />
Das Straßenbahnkonzept<br />
Avenio (Bild 1) [2], eine Weiterentwicklung<br />
der Combino-<br />
Straßenbahnen, wird mithilfe<br />
eines Konfigurators vorgestellt.<br />
Mit ihm lassen sich Animationen<br />
für verschiedene<br />
Fahrzeugvarianten von zwei<br />
bis acht Wagen mit einer Länge<br />
von 18 bis 72 m zusammenstellen.<br />
Der virtuelle Rundgang<br />
am Bildschirm ermöglicht<br />
Einblicke in das individuell<br />
zu gestaltende Innendesign<br />
und das jeweilige<br />
Platzang<strong>eb</strong>ot. Die Wagenkastenstruktur<br />
ist in einer neuen<br />
Stahlleichtbauweise ausgeführt.<br />
Gegenüber dem Vorgängermodell<br />
werden weniger<br />
Einbauteile montiert. Dadurch<br />
konnten sowohl das<br />
Fahrzeuggewicht als auch die<br />
Fertigungskosten gesenkt werden.<br />
Mit dem neuen Fahrzeugkonzept<br />
und überarbeiteten<br />
Drehgestellen werden auch<br />
die Kräfte zwischen Rad und<br />
Schiene reduziert und damit<br />
deren Verschleiß verringert.<br />
Der Innenraum wurde umgestaltet,<br />
um mehr Sitzplätze<br />
einbauen zu können. Der<br />
Avenio besteht aus einzelnen<br />
Niederflurwagen, die jeweils<br />
9 m lang sind. Aus maximal<br />
acht Wagen wird ein Zug g<strong>eb</strong>ildet,<br />
der dann eine Länge<br />
von 72 m besitzt. Die Wagenkästen<br />
besitzen alternativ eine<br />
Breite von 2,30, 2,40 oder<br />
2,65 m. Der Avenio kann für<br />
die Fahrleitungsspannungen<br />
DC 600 V, 750 V oder 1 500 V<br />
geliefert werden. Er verursacht<br />
relativ wenig Verkehrslärm.<br />
Bereits beim Vorgängermodell<br />
Combino konnte in Budapest<br />
die Geräusch emission im Vergleich<br />
zu den vorher eingesetzten<br />
Straßenbahnfahrzeugen<br />
um 15 % auf 65 dB verringert<br />
werden.<br />
SIM informiert über die<br />
Entwicklung eines elektrisch<br />
betri<strong>eb</strong>enen Omnibusses Electric<br />
Bus Rapid Transit (e-BRT).<br />
Die elektrischen Straßenfahrzeuge<br />
(Bild 2) besitzen Hochleistungs-Energiespeicher<br />
Sitras<br />
HES [3] (Bild 3) und eine<br />
intelligente Energie-Management-Technologie,<br />
die die<br />
Lade- und die Entladevorgänge<br />
einschließlich der Energierückgewinnung<br />
beim Bremsen<br />
steuert und überwacht. Die<br />
Bremsenergie, die die Fahrmotore<br />
erzeugen, wird dem Energiespeicher<br />
zugeführt. Zusätzlich<br />
wird der Speicher an jeder<br />
Haltestelle aufgeladen, damit<br />
Bild 1: Ein Avenio vor der Oper Budapest (Foto: Siemens).<br />
er mindestens die Energiemenge<br />
besitzt, die der e-BRT-Omnibus<br />
für eine sichere Fahrt bis<br />
zur nächsten Haltstelle benötigt.<br />
Die Ladezeit an der Haltestelle<br />
soll höchstens 20 s betragen.<br />
Sie ist damit kürzer als<br />
die für den Fahrgastwechsel<br />
erforderliche Zeit. Die Ladestationen<br />
einschließlich deren<br />
Energieversorgung sind Bestandteil<br />
der Systemlösung. Sie<br />
verfügen über ein Steuerungssystem,<br />
das die e-BRT-Omnibusse<br />
beim Einfahren in die<br />
Haltestelle leitet, damit ein<br />
präziser Kontakt zum Ladesystem<br />
hergestellt wird und auch<br />
der Fahrgastwechsel auf Niederflur<strong>eb</strong>ene<br />
gewährleistet<br />
wird. Mit den e-BRT-Omnibussen<br />
ist ein geräuscharmer und<br />
komfortabler Fahrbetri<strong>eb</strong><br />
möglich. Das Layout und die<br />
technische Ausstattung von<br />
Depots zur Instandhaltung der<br />
e-BRT-Omnibusse wird <strong>eb</strong>enfalls<br />
entwickelt. Das e-BRT-Omnibus-System<br />
erfordert keine<br />
Oberleitung, die in einer komplizierten<br />
Konstruktion zweipolig<br />
ausgeführt werden<br />
müsste. Für die Steuerung von<br />
Verkehrssystemen stehen aufgrund<br />
ständig zunehmender<br />
Möglichkeiten, Prozessdaten<br />
Bild 2: <strong>Elektrische</strong>r Omnibus<br />
Electric Bus<br />
Rapid Transit (e-BRT) an<br />
einer Haltestelle<br />
(Designstudie: Siemens).<br />
Bild 3: Energiespeichermodul<br />
Sitras ESM125<br />
für mobile und stationäre<br />
Anwendungen<br />
(Foto: Siemens).<br />
152 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
<strong>Bahnen</strong> Journal<br />
Bild 4: Multi-Touch-Monitor mit 130 cm Bilddiagonale (Foto: Siemens).<br />
aktuell zu erfassen, zu übertragen<br />
und auszuwerten immer<br />
mehr Informationen zur<br />
Verfügung.<br />
Auf der InnoTrans 2010 hat<br />
SIM mit dem Simulationsmodell<br />
Operations Control Interaction<br />
Lab eine Studie zu künftigen<br />
Bahnleitsystemen vorgestellt.<br />
Zur UITP-Messe wird<br />
diese Studie, die inzwischen<br />
weiterentwickelt wurde, <strong>eb</strong>enfalls<br />
zur Diskussion gestellt. Es<br />
wird gezeigt, wie eine attraktive<br />
Mobilität mit der Nutzung<br />
verschiedener Verkehrsmittel<br />
organisiert werden kann. Effiziente<br />
Arbeitsabläufe sowie<br />
die Arbeitsplatz-Ergonomie<br />
sollen die kommende Generation<br />
der Leitzentralen zu einem<br />
bedeutenden Wertschöpfungsfaktor<br />
entwickeln. Bei der Arbeitsplatzgestaltung<br />
ist ein<br />
sinnvolles Gleichgewicht zwischen<br />
funktionalen, ergonomischen<br />
und wirtschaftlichen Aspekten<br />
herzustellen. Bei der<br />
vorgestellten Designstudie zur<br />
effektiven Verarbeitung der<br />
vielfältigen Informationen bietet<br />
ein großer Multi-Touch-<br />
Bildschirm (Bild 4) neue Möglichkeiten<br />
für die Darstellung<br />
und die Bedienung des Systems.<br />
Per Fingertipp lassen sich<br />
zum Beispiel Zugeinsätze planen<br />
und durchführen. Dabei<br />
muss gesichert sein, dass die erforderlichen<br />
Sicherheitskriterien<br />
vollständig berücksichtigt<br />
werden. Mit dem System können<br />
die Fahrzeiten der Züge<br />
und die Nutzung der Infrastruktur<br />
überwacht, mögliche<br />
Engpässe erkannt, erforderliche<br />
außerplanmäßige Zugfahrten<br />
geplant und Umleitungen<br />
organisiert werden. Die Reaktionszeiten<br />
im Steuerungsprozess<br />
sind kurz und die Abstimmungsprozesse<br />
werden präzise<br />
durchgeführt. Intermodale<br />
Nahverkehrslösungen für Städte<br />
werden anhand der interaktiven<br />
Simulation Innovative<br />
urban transport entwickelt<br />
werden. Das Zusammenspiel<br />
von öffentlichem Personennahverkehr<br />
und Individualverkehr<br />
in einem Betrachtungsbereich<br />
wird mit einem Multi-Touch-<br />
Tisch dargestellt. Damit können<br />
komplette Verkehrsleitsysteme<br />
der Zukunft simuliert<br />
werden.<br />
[1] N. N.: Metroplattform Inspiro.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 3, S. 144–146.<br />
[2] N. N.: Straßenbahnkonzept<br />
Avenio. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
107 (2009), H. 4-5, S. 245.<br />
[3] N. N.: Hybrid-Energiespeichersystem<br />
Sitras HES. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 4-5,<br />
S. 248-249.<br />
Schienenfahrzeuge boomen<br />
weltweit – Wachstumsmotor ist der<br />
Regional- und Nahverkehr<br />
Eine aktuell erschienene<br />
Marktstudie der Bahnmarktspezialisten<br />
SCI Verkehr<br />
belegt eindrucksvoll,<br />
wie sehr die Nachfrage nach<br />
Regional-, Nahverkehrs- und<br />
Intercitytri<strong>eb</strong>zügen boomt. In<br />
den Ballungsräumen der<br />
Welt wächst der Studie zufolge<br />
der Mobilitätsbedarf<br />
rasant. Dies kommt in besonderem<br />
Maße der Beschaffung<br />
von modernen, leistungsstarken<br />
Tri<strong>eb</strong>zügen zugute, welche<br />
als S-<strong>Bahnen</strong> oder im<br />
Pendlerverkehr eingesetzt<br />
werden, um den Fahrgastansturm<br />
zu bewältigen. Mit<br />
einem im Zug verteilten<br />
Antri<strong>eb</strong> können hohe Beschleunigungswerte<br />
erreicht<br />
werden, die für einen dichten<br />
Taktverkehr mit vielen<br />
Haltestellen notwendig sind.<br />
Stark an Bedeutung zugenommen<br />
hat aber auch der<br />
Einsatz hochwertiger Intercity-Tri<strong>eb</strong>züge<br />
mit Geschwindigkeiten<br />
bis 200 km/h, die<br />
insbesondere in Europa stark<br />
nachgefragt werden und<br />
auch hier klassische Wagenzüge<br />
ersetzten. Durch die<br />
Beschaffung von Doppelstocktri<strong>eb</strong>wagen<br />
im Nahund<br />
Fernverkehr werden die<br />
knappen Kapazitäten der<br />
Eisenbahninfrastruktur insbesondere<br />
in den Großräumen<br />
und Knotenbahnhöfen optimal<br />
genutzt. Der Trend zur<br />
Beschaffung von doppelstöckigen<br />
Fahrzeugen ist daher<br />
ung<strong>eb</strong>rochen. Aktuell investieren<br />
die Bahnbetreiber und<br />
öffentliche Institutionen<br />
jährlich 7 Mrd. EUR in neue<br />
Tri<strong>eb</strong>züge. Mit 85 % des<br />
Marktvolumens entfällt dabei<br />
ein Großteil auf Elektrotri<strong>eb</strong>züge,<br />
die mit einem<br />
erwarteten Wachstum von<br />
fast 7 % deutlich stärker<br />
wachsen als der gesamte<br />
Neufahrzeugmarkt. Bei Dieseltri<strong>eb</strong>zügen,<br />
dem kleinsten<br />
Teilmarkt unter den Neufahrzeugen,<br />
erwartet SCI aktuell<br />
ein geringes Marktwachstum<br />
von 1,5 %.<br />
Die zukünftigen Wachstumsmärkte<br />
befinden sich in<br />
den BRIC-Staaten Brasilien,<br />
Russland, Indien und China,<br />
dem Nahen Osten und in<br />
Nordamerika. Aber auch in<br />
Europa wird der Markt in<br />
den kommenden fünf Jahren<br />
weiter wachsen. Westeuropa<br />
ist derzeit mit über 50 % des<br />
Marktvolumens die bedeutendste<br />
Absatzregion vor Asien.<br />
Dementsprechend besitzen<br />
die dort heimischen<br />
Fahrzeughersteller Bombardier,<br />
Alstom, Stadler und Siemens<br />
auch die größten<br />
Marktanteile, gefolgt von<br />
den etablierten japanischen<br />
Herstellern Kawasaki und Hitachi.<br />
Die chinesischen Hersteller<br />
CNR und CSR spielen<br />
hingegen im Tri<strong>eb</strong>wagensegment<br />
noch keine große Rolle.<br />
Mit dem Ausbau lokaler Produktionsstandorte<br />
geht der<br />
Exportanteil aus den traditionellen<br />
Heimatmärkten der<br />
Bahntechnik in die neuen<br />
Wachstumsländer kontinuierlich<br />
zurück. In Brasilien zum<br />
Beispiel haben die Fahrzeughersteller<br />
ihre Kapazitäten<br />
vor Ort deutlich ausgeweitet,<br />
in Russland und Indien führt<br />
der Technologietransfer zu<br />
steigenden Produktionszahlen<br />
qualitativ hochwertiger<br />
Tri<strong>eb</strong>züge im Land. Dieser<br />
Trend wird sich nach Einschätzung<br />
von SCI weiter<br />
fortsetzen. Bei den Beschaffungsentscheidungen<br />
spielen<br />
n<strong>eb</strong>en den Initialkosten die<br />
Reduzierung von Betri<strong>eb</strong>skosten,<br />
Energieeffizienz und<br />
ein qualitativ hochwertiges<br />
Wartungskonzept eine wichtige<br />
Rolle. Gerade im Bereich<br />
des After-Sales erwarten viele<br />
Hersteller eine weitere<br />
Öffnung des Marktes, die jedoch<br />
hauptsächlich an die<br />
Lieferung von Neufahrzeugen<br />
gekoppelt ist.<br />
In der vorliegenden Multi-<br />
Client-Studie Dieseltri<strong>eb</strong>wagen/Elektrotri<strong>eb</strong>wagen<br />
– weltweite<br />
Marktentwicklungen<br />
analysiert SCI den weltweiten<br />
Beschaffungs- und After-Sales-<br />
Markt für Regional-, Nahverkehrs-<br />
und Intercitytri<strong>eb</strong>züge<br />
mit Geschwindigkeiten bis zu<br />
200 km/h. Als Basis für die Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
dient eine Untersuchung<br />
der aktuellen Flottenbestände<br />
im Hinblick auf Einsatzzwecke,<br />
Altersstrukturen,<br />
Beschaffungsvorhaben und<br />
-pläne der Bahnbetreiber. Die<br />
Studie enthält eine Prognose<br />
des Marktvolumens für Neufahrzeuge<br />
und After-Sales-<br />
Leistungen in acht Weltmarktregionen<br />
und wichtigen Län-<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
153
Journal <strong>Bahnen</strong><br />
dermärkten. Darüber hinaus<br />
werden die wichtigsten Hersteller<br />
und deren Produkte<br />
charakterisiert sowie ihre<br />
Marktanteile dargestellt. Im<br />
Erste Lokomotive Eurosprinter ES64U4<br />
an FUC ausgeliefert<br />
Die erste Lokomotive Eurosprinter<br />
ES64U4 wurde<br />
drei Monate nach Vertragsunterzeichnung<br />
[1] von Siemens<br />
Mobility (SIM) an Ferrovie<br />
Udine Cividale (FUC) überg<strong>eb</strong>en.<br />
Die Lokomotive ist für<br />
den Güterverkehr in Italien<br />
und grenzüberschreitend nach<br />
Deutschland, Österreich und<br />
Slowenien vorgesehen.<br />
[1] N. N.: Lokomotiven ES64U4<br />
für Italien bestellt. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 12,<br />
S. 287.<br />
Überführung der FUC-Lokomotive ES64U4 von Tarvisio nach Udine<br />
(Foto: Siemens).<br />
Rumänische Gesellschaft bestellt<br />
dieselelektrische Lokomotiven<br />
Die rumänische Gesellschaft<br />
Cargo Trans Vagon (CTV) bestellte<br />
bei Siemens Mobility<br />
(SIM) zwei dieselelektrische<br />
Lokomotiven Eurorunner<br />
ER20 Cargo. Die Lokomotiven<br />
mit der Radsatzfolge Bo´Bo´<br />
Anhang befinden sich detaillierte<br />
Darstellungen über die<br />
weltweiten Fahrzeugbestände,<br />
Flottenstrukturen sowie Fact<br />
Sheets der Fahrzeughersteller.<br />
besitzen eine Dieselmotorleistung<br />
von 2 000 kW, entwickeln<br />
eine Anfahrzugkraft von 235 kN<br />
und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 140 km/h. Ihr<br />
Gewicht beträgt 80 t. Die Lokomotiven<br />
werden 2011 geliefert.<br />
InRail Italien kauft zwei Lokomotiven<br />
Eurosprinter ES64U4<br />
Der italienische Bahnfrachtanbieter<br />
InRail S.p.A. hat bei<br />
Siemens Mobility (SIM)<br />
zwei Lokomotiven Eurosprinter<br />
ES64U4 mit einem Auftragsvolumen<br />
von 8 Mio. EUR<br />
bestellt. Die Lokomotiven<br />
sollen Reise- und Güterzüge<br />
von Norditalien (DC 3 kV) über<br />
Österreich (1 AC 15 kV 16,7 Hz)<br />
nach Slowenien (DC 3 kV)<br />
befördern. Sie besitzen eine<br />
Nennleistung von 6 000 kW<br />
bei DC 3 kV und sind für<br />
die Höchstgeschwindigkeit<br />
160 km/h ausgelegt (siehe<br />
auch [1]).<br />
[1] N. N.: Lokomotive ES64U4 fährt<br />
235 km/h bei der PKP. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 6,<br />
S. 576.<br />
<strong>Elektrische</strong> Ausrüstungen für chinesische<br />
U-Bahn-Züge<br />
Die Siemens-Division Mobility<br />
(SIM) hat aus China drei Aufträge<br />
zur Lieferung von Antri<strong>eb</strong>ssystemen<br />
für 93 Metro-<br />
Tri<strong>eb</strong>züge erhalten. Die<br />
Metrozüge werden von der<br />
CSR Zhuzhou Electrical Locomotive<br />
Co., Ltd. (ZELC) für die<br />
U-<strong>Bahnen</strong> Shanghai, Zhengzhou<br />
und Ningbo hergestellt.<br />
In Shanghai wurde bereits mit<br />
dem Aufbau eines U-Bahn-<br />
Netzes begonnen. Für die<br />
Erweiterung des Netzes vom<br />
Stadtzentrum zu dem neuen<br />
Stadtteil Lingang New City<br />
soll die Linie 11 um 59 km mit<br />
elf Stationen nach Süden bis<br />
2012 verlängert werden. Der<br />
Stadtteil liegt am Ostchinesischen<br />
Meer und verfügt über<br />
einen Hafen. Der Stadtausbau<br />
wird für etwa 800 000 Einwohner<br />
geplant. Die Metro<br />
Shanghai erhält 46 U-Bahn-<br />
Züge. Zhengzhou besitzt<br />
etwa 8 Mio. Einwohner. Es ist<br />
ein Metro-Nahverkehrssystem<br />
geplant, das aus drei Ost-<br />
West-, zwei Nord-Süd-Linien<br />
und einer Ringlinie bestehen<br />
wird. Die Ost-West-Linie 1<br />
besitzt 20 Stationen und ist<br />
26 km lang. Sie soll 2013 in<br />
Betri<strong>eb</strong> genommen werden.<br />
Für Zhengzhou werden<br />
25 U-Bahn-Züge geliefert. In<br />
der Küstenstadt Ningbo im<br />
Delta des Yangtses wird 2014<br />
eine 21 km lange Metrostrecke<br />
1 mit 20 Stationen in<br />
Betri<strong>eb</strong> genommen. Für diese<br />
Strecke werden 22 U-Bahn-<br />
Züge hergestellt. Für die<br />
Metro Ningbo wird SIM zusätzliche<br />
Leistungen zur Errichtung<br />
der Infrastruktur<br />
erbringen.<br />
Tabelle: Lieferumfang der Antri<strong>eb</strong>ssysteme für chinesische U-Bahn-Züge.<br />
Ausrüstung für Shanghai Zhengzhou Ningbo<br />
Stromabnehmer dritte Schiene Oberleitung<br />
Oberleitung<br />
Hochspannungsbox DC 1 500 V DC 1 500 V DC 1 500 V<br />
Lokomotive ER20 (Foto: Siemens).<br />
Traktionsstromrichter einschließlich<br />
Eingangsfilter<br />
Asynchronfahrmotor einschließlich<br />
Achsantri<strong>eb</strong><br />
Bremswiderstände<br />
Erdungsbürsten für Fahrzeugachsen<br />
Zugsteuerung<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumformer<br />
X X X<br />
250 kVA 190 kVA 190 kVA<br />
X X X<br />
X X X<br />
X X X<br />
X X X<br />
154 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
<strong>Bahnen</strong> Journal<br />
<strong>Elektrische</strong> Ausrüstungen für<br />
U-Bahn-Züge Barcelona<br />
Siemens Mobility (SIM) liefert<br />
für die katalanische Eisenbahn-Gesellschaft<br />
Ferrocarrils<br />
de la Generalitat de Catalunya<br />
(FGC) die Traktionsausrüstung<br />
für 24 vierteilige<br />
Metro-Züge. Die Züge sollen<br />
auf der Strecke Barcelona<br />
– Valles verkehren. Die Energieversorgung<br />
der Züge erfolgt<br />
über Oberleitungen, die<br />
mit einer Fahrleitungsspannung<br />
DC 1 500 V betri<strong>eb</strong>en<br />
werden. Die bestellte Ausrüstung<br />
umfasst die Stromabnehmer,<br />
die Eingangsfilter,<br />
die Traktionsstromrichter als<br />
Unterflurcontainer (Bild 1),<br />
die Asynchronfahr motoren<br />
mit P = 200 kW einschließlich<br />
Achsantri<strong>eb</strong> (Bild 2),<br />
Bremswiderstände und die<br />
Erdungsbürsten an den Fahrzeugachsen<br />
(Bild 2). Die Ausrüstungen<br />
werden von Januar<br />
2012 bis Dezember 2013 im<br />
spanischen Werk Cornellà<br />
gefertigt. Der Auftrag umfasst<br />
auch das Projektmanagement,<br />
das Engineering<br />
und die Inbetri<strong>eb</strong>nahme der<br />
Systeme.<br />
Winterbetri<strong>eb</strong> Frankenwaldrampen<br />
(Foto: Jochen Schmidt,<br />
Dezember 2010).<br />
In den Monaten Dezember<br />
bis F<strong>eb</strong>ruar 2010/2011 war<br />
auf den winterlichen<br />
27-‰-Rampen der Frankenwaldbahn<br />
wiederholt Vorspannlokomotive<br />
Baureihe<br />
(BR) 101 vor ICE-Tri<strong>eb</strong>zug BR<br />
411 zu sehen. Grund dafür<br />
sollen nach DB-Auskunft<br />
nicht Kraftschlussprobleme<br />
gewesen sein, sondern Ausfälle<br />
von Antri<strong>eb</strong>skomponenten.<br />
Die jeweils eingesetzten<br />
Lokomotiven waren offenkundig<br />
für diese Verwendung<br />
in beiden Fahrtrichtungen<br />
mit der Kupplung dafür ausgerüstet.<br />
Bild 1: Traktionscontainer<br />
(Foto: Siemens).<br />
Bild 2: Asynchronfahrmotor<br />
(Foto: Siemens).<br />
(Foto: Jochen Schmidt, F<strong>eb</strong>ruar 2011).<br />
Schne<strong>eb</strong>ruchbekämpfung per Hubschrauber<br />
Während der extremen<br />
Schneefälle um die Jahreswende<br />
2010/2011 hat die DB Hubschrauber<br />
einsetzen lassen, um<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
gefährlich streckennah stehende<br />
Bäume von Schneemassen<br />
freizublasen und so deren<br />
Umbrechen zu vermeiden.<br />
Betri<strong>eb</strong>sstörung durch vereiste Oberleitung<br />
Auf der Schnellfahrstrecke<br />
(SFS) Hannover – Berlin hatte<br />
in der Nacht vom 23. auf 24.<br />
Dezember 2010 Eisregen eine<br />
Oberleitungsstörung verursacht,<br />
die fünf DB-Fernverkehrszüge<br />
mit rund 700 Reisenden<br />
für mehrere Stunden<br />
zum Halten zwang. Wegen<br />
extrem vereister Straßen<br />
entschieden sich DB und Technisches<br />
Hilfswerk (THW) gegen<br />
eine Evakuierung. Alle<br />
Züge waren auch im Stillstand<br />
weiter mit elektrischer Energie<br />
versorgt und konnten in<br />
den frühen Morgenstunden<br />
aus eigener Kraft oder mit<br />
Hilfslokomotiven weiterfahren.<br />
Laut DB gibt es für das<br />
auslösende Naturphänomen<br />
„kaum Gegenmaßnahmen“.<br />
Allerdings ist es offenbar kein<br />
Einzelfall (Bild 19 in [1]), und<br />
für die Schnellfahrstrecke<br />
Köln – Rhein-Main wurde vor<br />
einigen Jahren schon eine<br />
Abtauschaltung entwickelt,<br />
wobei allerdings nur Raureif<br />
genannt wurde (Abschnitt<br />
7.1.3 in [2]).<br />
[1] N. N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei<br />
der Deutschen Bahn im Jahre<br />
2009. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 1-2, S. 4–54.<br />
[2] N. N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei<br />
der Deutschen Bahn im Jahre<br />
2007. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
106 (2008), H. 1-2, S. 4–50.<br />
Modernisierung München – Lindau<br />
verzögert<br />
Die Aufnahme des durchgehenden<br />
elektrischen Betri<strong>eb</strong>es<br />
(München – ) Geltendorf<br />
– Memmingen –- Lindau<br />
(– Zürich) ist von Dezember<br />
2015 auf Dezember 2016<br />
korrigiert worden. Zugleich<br />
wird als künftige Gesamtreisezeit<br />
3 1 / 2<br />
h genannt, das ist<br />
eine Viertelstunde mehr als<br />
bei der Unterzeichnung des<br />
Finanzierungsvertrags mit<br />
der Schweiz im Dezember<br />
2008; bisher dauert die Fahrt<br />
4 1 / 4<br />
h trotz Doppeltraktion,<br />
allerdings über die 23 km<br />
längere und krümmungsreichere<br />
Strecke über Kempten<br />
(Bild). Die gegenwärtig laufende<br />
Genehmigungsplanung<br />
wird noch bis Ende<br />
2012 dauern, weil n<strong>eb</strong>en<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und<br />
elektrischer Streckenausrüstung<br />
sowie Ausrüstung für<br />
Neigetechnik erh<strong>eb</strong>liche<br />
Lärmschutzmaßnahmen<br />
hinzu kommen. Nur wenn<br />
das dann folgende Planfeststellungsverfahren<br />
ohne<br />
verzögernde Einsprachen<br />
bleibt, kann 2013 Baurecht<br />
vorliegen und Ende des Jahres<br />
mit den auf drei Jahre<br />
angesetzten Arbeiten begonnen<br />
werden. Dieses Vorhaben<br />
nach dem Bedarfsplan<br />
des Bundes erfordert<br />
210 Mio. EUR, wovon der<br />
Freistaat Bayern 55 Mio. EUR<br />
vorfinanziert und die<br />
Schweiz, rückzahlbar bis<br />
spätestens 2025, 50 Mio. EUR.<br />
Eine Reihe kleinerer Maßnahmen<br />
für 53 Mio. EUR, die<br />
der späteren Beschleunigung<br />
zugute kommen, ist bereits<br />
im Gange. Unter anderem<br />
155
Journal <strong>Bahnen</strong><br />
werden damit rund 40 km<br />
Gleis und vier Brücken erneuert<br />
sowie 19 Bahnübergänge<br />
beseitigt.<br />
Zur Verkürzung der Reisezeit<br />
soll auch beitragen,<br />
dass die EuroCity in Lindau<br />
nicht mehr im Inselbahnhof<br />
Kopf machen, sondern<br />
durch die Verbindungskurve<br />
in Aeschach fahren. Wenn<br />
es mit der Stadt keine rechtzeitige<br />
Einigung über einen<br />
neuen Durchgangsbahnhof<br />
in Lindau-Reutin gibt, könnten<br />
diese Züge laut DB zumindest<br />
vorübergehend<br />
ohne Halt vorbeifahren. Der<br />
Inselbahnhof soll für den<br />
Regionalverkehr erhalten<br />
bleiben, wofür man gegenwärtig<br />
die benötigte Bahninfrastruktur<br />
und die Verwertung<br />
entbehrlicher Immobilien<br />
untersucht.<br />
rrr<br />
EuroCity München – Zürich in km<br />
111,4 Streckenabschnitt Immenstadt<br />
– Lindau (Foto: Markus Benz,<br />
Oktober 2010).<br />
ICE-Werk Griesheim<br />
Nach Baubeginn im Juli 2010<br />
soll das neue Instandhaltungswerk<br />
für die kommenden<br />
15 ICE-Vier spannungstri<strong>eb</strong>züge<br />
Baureihe 407 in<br />
Frankfurt (Main)-Griesheim<br />
zum Fahrplanwechsel im<br />
Dezember 2011 betri<strong>eb</strong>sbereit<br />
sein. Die 238 m lange und<br />
35 m breite Halle bekommt<br />
ICE-Tri<strong>eb</strong>züge mit ETCS<br />
drei Gleise, wo die Handwerker<br />
an den Zügen auf sechs<br />
Ebenen arbeiten können.<br />
Besonderheiten der<br />
40 Mio. EUR teuren Infrastruktur<br />
sind Prüfeinrichtungen für<br />
alle vier Fahrleitungsspannungen<br />
und 32 H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>öcke zum<br />
H<strong>eb</strong>en eines achtteiligen<br />
Zuges.<br />
Die DB lässt 121 ICE-Züge für<br />
60 Mio. EUR mit dem ETCS-<br />
Zugsicherungssystem ATLAS<br />
von Alstom ausrüsten [1],<br />
und zwar alle 50 Züge ICE 3<br />
Baureihe (BR) 403, 57 eigene<br />
und 3 baugleiche Joint-Venture-<br />
Züge ICE-T BR 411<br />
sowie 11 ICE-T BR 415 (Tabelle<br />
5 in [2]). Die nachgerüsteten<br />
Züge sollen ab<br />
Dezember 2012 nach Österreich,<br />
ab Dezember 2015 auf<br />
der Neubaustrecke Halle<br />
(Saale) – Erfurt und Leipzig<br />
– Erfurt sowie ab Dezember<br />
2016 in die Schweiz fahren.<br />
Die Ausrüstungen werden in<br />
den Werken Charleroi (Belgien)<br />
und Villeurbanne (Frankreich)<br />
gefertigt und in den<br />
DB-Werken Hagen, Krefeld<br />
und Nürnberg eing<strong>eb</strong>aut.<br />
Die 13 ICE 3 BR 406 der DB<br />
und die vier baugleichen der<br />
NS für den Verkehr zwischen<br />
Frankfurt am Main und Amsterdam<br />
sowie Brüssel sind<br />
schon entsprechend ausgerüstet.<br />
[1] Behmann, U.: ERMTS/ETCS-<br />
System ATLAS. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 8-9,<br />
S. 401–404.<br />
[2] N. N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei<br />
der Deutschen Bahn im Jahre<br />
2010. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
109 (2011), H. 1-2, S. 3–49.<br />
Schneller zwischen Frankfurt<br />
am Main und Paris<br />
Für den fast genau 600 km<br />
langen Nordzweig der<br />
Schnellverbindung Paris –<br />
Ostfrankreich – Südwestdeutschland<br />
(POS), also Paris<br />
Est – Saarbrücken – Frankfurt<br />
am Main, wurden 1992 in La<br />
Rochelle 3 h 30 min Fahrzeit<br />
festgeschri<strong>eb</strong>en; heute stehen<br />
im Fahrplan 3 h 50 min<br />
mit ICE. Zum Erreichen des<br />
Zielwertes werden auf der<br />
Strecke Saarbrücken – Ludwigshafen,<br />
die zugleich<br />
Ausbau strecke im Bundesverkehrswegeplan<br />
ist [1], bis<br />
2015 weitere Abschnitte von<br />
derzeit 160 auf 200 km/h<br />
Streckengeschwindigkeit<br />
ertüchtigt. Im Einzelnen sind<br />
das Homburg (Saar) – Überleitstelle<br />
(Üst) Bruchhof<br />
(5 km), Landstuhl – Kaiserslautern<br />
(15 km) und Neustadt<br />
Neuer B<strong>eb</strong>enrothtunnel<br />
Seit Sommer 2010 entsteht auf<br />
der DB-Strecke 3600 Frankfurt<br />
(Main) – B<strong>eb</strong>ra – Göttingen, der<br />
klasischen Nord-Südstrecke,<br />
zwischen Bad Sooden-Allendorf<br />
und Eichenberg n<strong>eb</strong>en dem 135<br />
(Weinstraße) – Abzweigstelle<br />
(Abzw) Böhl-Iggelheim<br />
(14 km); von dort bis zur<br />
Abzw. Limburgerhof gibt es<br />
seit mehreren Jahren schon<br />
die 7 km lange Umfahrung<br />
Schifferstadt. Auf den<br />
133 km von der Bundesgrenze<br />
bei Saarbrücken bis Ludwigshafen<br />
(Rhein) bekommt<br />
die Strecke ETCS, wofür rund<br />
1 400 Eurobalisen einzubauen<br />
sind. Auf den 2 km von<br />
Limburgerhof bis zum Bahnhofsteil<br />
Ludwigshafen-<br />
Rheingönn heim wird ein<br />
drittes Gleis verlegt, damit<br />
die S-Bahn Rhein-Neckar hier<br />
den Takt verdichten kann.<br />
[1] Be: Investitionsbedarf der DB. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010),<br />
H. 4, S. 168–172.<br />
Jahre alten, 935 m langen B<strong>eb</strong>enrothttunnel<br />
eine 1 030 m<br />
lange Parallelröhre. Der neue<br />
Tunnel soll Ende 2012 fertig sein<br />
und danach bis Ende 2014 der<br />
alte eingleisig erneuert werden.<br />
156 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
<strong>Bahnen</strong> Journal<br />
Tri<strong>eb</strong>züge Coradia Continental für<br />
Bremen und Regensburg<br />
Im Jahre 2008 hatten Veolia<br />
Verkehr für 150 Mio. EUR und<br />
BeNEX für 100 Mio. EUR bei<br />
Alstom 36 und 26 Tri<strong>eb</strong>züge<br />
Coradia Continental bestellt<br />
[1], und zwar für den Einsatz<br />
bei der NordWestBahn im<br />
Raum Bremen und bei agila<br />
im Raum Regensburg. Nach<br />
nur 25 Monaten haben diese<br />
Fahrzeuge Ende 2010 die<br />
Zulassung des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
bekommen, sodass<br />
sie ab dem Fahrplan wechsel<br />
am 12. Dezember im öffentlichen<br />
Verkehr fahren. Die Züge<br />
sind drei- bis fünfteilig und<br />
wurden in Salzgitter gefertigt.<br />
[1] Behmann, U.: Modularer Regionaltri<strong>eb</strong>zug<br />
Coradia. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 12,<br />
S. 560–562.<br />
Komfort in DB-Doppelstockwagen<br />
Die DB modernisiert bis Ende<br />
2012 einen Teil ihres Doppelstockwagenparks<br />
für den<br />
Regionalverkehr der Baujahre<br />
1993 bis 1996, deren Komfort<br />
nicht mehr zeitgemäß<br />
ist. Dazu bekommen zunächst<br />
100 Wagen im Rahmen<br />
kommender Instandhaltungsarbeiten<br />
eine neue<br />
Heizungs- und vor allem<br />
Klimaanlage, wobei der<br />
Auftrag eine Option über die<br />
Modernisierung von weiteren<br />
100 Fahrzeugen enthält.<br />
Die Komponenten werden<br />
bei Vossloh Kiepe in Düsseldorf<br />
gefertigt, entwickelt<br />
werden sie von deren am<br />
selben Ort sitzender<br />
100-%-Tochter Vossloh Kiepe<br />
Main Line Technology.<br />
Redesign für Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 425<br />
Nur zehn Jahre nach ihrer<br />
Indienststellung steht ein<br />
Redesign der ersten Serie der<br />
Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 425 an,<br />
und zwar von 12 als Regional-<br />
Express in Nordrhein-Westfalen<br />
fahrenden Zügen der<br />
Familie 423 bis 426 [1].<br />
[1] Falk, P.: Tri<strong>eb</strong>zugfamilie Baureihen<br />
423 bis 426 für DB Regio.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
98 (2000), H. 5-6, S. 163–173.<br />
Infrastruktur Schweiz<br />
Tri<strong>eb</strong>zug Coradia Continental für Raum Bremen (Foto: Alstom).<br />
Tri<strong>eb</strong>zug Coradia Continental für Raum Regensburg (Foto: Alstom).<br />
Verlängerung der S-Bahn München<br />
Für die seit über 15 Jahren<br />
diskutierte Verlängerung der<br />
Münchner S-Bahn-Linie 7 von<br />
Wolfratshausen bis Geretsried<br />
hat die bayerische Staatsregierung<br />
die DB mit dem Einleiten<br />
der Planfeststellung einer<br />
10 km langen eingleisigen<br />
Neubaustrecke beauftragt. Der<br />
aufstr<strong>eb</strong>ende Ort Geretsried<br />
wurde 1950 von Heimatvertri<strong>eb</strong>enen<br />
auf den Trümmern<br />
zweier Munitionsfabriken<br />
gegründet und zählt heute<br />
knapp 25 000 Einwohner. Weil<br />
sich die Trasse nicht in die Stadt<br />
hineinführen lässt, sind ein<br />
Haltepunkt und der Endbahnhof<br />
in Randlage geplant, ferner<br />
ist 2 km südlich von Wolfratshausen<br />
ein Kreuzungsbahnhof<br />
notwendig. Streitpunkte sind<br />
ein höhengleicher Bahnübergang<br />
in Wolfratshausen und<br />
ein Schutzg<strong>eb</strong>iet nach Flora<br />
Fauna Habitatrichtlinie (FFH),<br />
worüber jetzt im Verfahren<br />
abzuwägen ist. Bei normalem<br />
Verlauf könnte 2013 Baurecht<br />
vorliegen. Die Finanzierung ist<br />
noch ungeklärt.<br />
rrr<br />
Laut einem Bericht des Bundesrates<br />
(sinngemäß Bundesregierung)<br />
haben die schweizerischen<br />
Infrastrukturnetze<br />
450 Mrd. CHF Nettowert (Tabelle<br />
1). Zwar zeigen sie mehrheitlich<br />
kritische Engpässe und<br />
Schwachpunkte, so das Schienen-<br />
und das Hochspannungsnetz<br />
bei der Qualitätssicherung,<br />
im internationalen<br />
Vergleich sind sie aber in<br />
gutem Zustand. Langfristig ist<br />
das jedoch nicht gesichert,<br />
besonders die Instandhaltung<br />
des Schienennetzes benötigt<br />
viel mehr Mittel als bisher<br />
angenommen. Für die Zeit von<br />
2010 bis 2030 beziffert der<br />
Bericht dessen Bedarf auf 86<br />
bis 95 Mrd. CHF und den des<br />
Straßennetzes auf 64 bis<br />
68 Mrd. CHF. Zur Finanzierung<br />
ist bei der Schiene an Erhöhung<br />
der Mehrwertsteuer<br />
oder andere Aufteilung der<br />
Schwerverkehrsabgabe gedacht<br />
sowie an Erhöhung der<br />
Fahrpreise, bei der Straße wird<br />
auf die Erhöhung der Mineralölsteuer<br />
von 0,18 auf<br />
0,22 CHF/l gesetzt.<br />
Quelle: NZZ online vom 04.01.2011.<br />
Tabelle: Infrastruktur Schweiz 1 .<br />
Bahnstrecken<br />
davon SBB<br />
Nationalstraßen<br />
Hochspannungsleitungen<br />
2<br />
Hochdruckgasleitungen<br />
5 148 km<br />
3 011 km<br />
1 790 km<br />
6 606 km<br />
2 277 km<br />
1<br />
dazu Flughäfen und Telekommunikationsanlagen<br />
2<br />
daran 5 Kernkraft- und 532 Wasserkraftwerke<br />
Finanzierung Bahninfrastruktur Schweiz<br />
Der Bundesrat (sinngemäß<br />
Bundesregierung) beabsichtigt,<br />
die Finanzierung der<br />
schweizerischen Bahninfrastruktur<br />
neu zu gestalten<br />
und dafür einen umfassenden<br />
und unbefristeten Bahninfrastrukturfonds<br />
einzurichten,<br />
der den heutigen<br />
FinöV-Fond ablösen soll. Mit<br />
Hinweis auf ihr Netzaudit [1]<br />
begrüßt die SBB den Plan,<br />
stellt aber vorsorglich verschiedene<br />
Punkte vor, die sie<br />
auch als „Anreize zur Effizienzsteigerung“<br />
brauche: Der<br />
Finanzbedarf für Substanzerhalt<br />
und Weiterentwicklung<br />
der Bahninfrastruktur<br />
sollte langfristig gedeckt<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
157
Journal <strong>Bahnen</strong><br />
sein, die Regeln für Steuerung<br />
des Fonds müssten klar<br />
und transparent sein, beim<br />
Einsatz der Mittel brauche<br />
sie auch weiterhin unternehmerischen<br />
Handlungsspielraum<br />
und bei den Prioritätskriterien<br />
müssten n<strong>eb</strong>en<br />
Nutzen-Kosten-Verhältnis<br />
vor allem spürbar besseres<br />
Sitzplatzang<strong>eb</strong>ot und Beh<strong>eb</strong>en<br />
wichtigster Engpässe<br />
stehen; Letzteres reklamiert<br />
sie mit Hinweis auf Verzögerung<br />
sogar konkret für die<br />
Ost-West-Achse im Kanton<br />
Aargau.<br />
Quelle: Medienmitteiung<br />
SBB vom 20.01.2011.<br />
[1] Be: SBB-Netzaudit. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 4,<br />
S. 173–174.<br />
Schweizer Sorgen um Rheintalbahn<br />
Nach dem Durchstich des<br />
Gotthard-Basistunnels [1]<br />
rechnet die Schweiz mit<br />
dessen Eröffnung 2017 und<br />
mit betri<strong>eb</strong>sbereiten Anschlussstrecken<br />
bei sich für<br />
2019. Auf deutscher Seite<br />
wird zwar die Dringlichkeit<br />
für zwei weitere Gleise im<br />
Oberrheintal gesehen und<br />
betont und dafür Geld bereitgestellt<br />
[2], abgesehen<br />
vom Katzenbergtunnel geht<br />
es real aber nicht zügig<br />
voran. Bei den eingeleiteten<br />
Planfeststellungsverfahren<br />
südlich Offenburg gibt es<br />
170 000 Einwedungen, und<br />
Mitte Januar 2011 hat das<br />
Regierungspräsidium Freiburg<br />
im Breisgau das Anhörungsverfahren<br />
für die Trasse<br />
in Offenburg abg<strong>eb</strong>rochen<br />
und die DB-Planung als<br />
nicht genehmigungsfähig<br />
zurückgeg<strong>eb</strong>en.<br />
Weil sich immer mehr ein<br />
drohendes Nadelöhr in der<br />
Nord-Süd-Verbindung von<br />
Rotterdam zum Mittelmeer<br />
abzeichnet (Bild zu [3]), wurden<br />
Mitte Januar 2011 der<br />
Direktor des Bundesamtes<br />
für Verkehr und der Präsident<br />
der SBB bei Bundesverkehrsministerium<br />
und DB-<br />
Konzernchef in Berlin vorstellig.<br />
Dabei wurden sie<br />
zwar höchster Priorität versichert,<br />
konnten aber keinen<br />
konkreten Termin erfahren<br />
und schieden mit dem Eindruck,<br />
dass 2020 ambitiös<br />
wäre. Finanzhilfen wie bei<br />
der Elektrifizierung der Strecke<br />
in den 1950er Jahren<br />
schlossen sie kategorisch aus.<br />
Weder in noch gar aus<br />
Berlin gab es zu der Demarche<br />
eine Presseinformation.<br />
Ende Januar wählte dann<br />
der Schweizer Behördenchef<br />
in einem Zeitungsinterview<br />
deutliche Worte:<br />
Die Zahl der Güterzüge<br />
über die Grenze bei Basel<br />
wird von heute 210 pro Tag<br />
auf 280 pro Tag im Jahr 2020<br />
steigen. Dies werde sich im<br />
Mischbetri<strong>eb</strong> mit Reisezügen<br />
auf zwei Gleisen nur abwickeln<br />
lassen, wenn die Zugfolgezeiten<br />
durch Angleichen<br />
der Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
verkürzt<br />
werden, das heißt auch ICE<br />
nur mit 80 bis 100 km/h fahren<br />
und so höhere Zugzahlen<br />
ermöglichen.<br />
Ohne das zweite Gleispaar<br />
werde die Neue Eisenbahn-Alpentransverale<br />
(Neat) nicht ausgelastet wie<br />
der EU versprochen. Die<br />
Schweiz investiere umgerechnet<br />
15 Mrd. EUR für<br />
Lötschberg- und Gotthardbasistun<br />
nel als eine enorme<br />
Last, was nicht einfach und<br />
erst in 15 Jahren durchsetzbar<br />
war, aber durch Volksabstimmungen<br />
bestätigt wurde.<br />
Bürgereinwände seien<br />
zwar zu respektieren, inakzeptabel<br />
sei aber das deutsche<br />
Argument Geldmangel.<br />
Quellen: NZZ online vom<br />
13.01.2011 und Stuttgarter<br />
Zeitung vom 20.012011.<br />
[1] Be: Durchschlag Gotthard-Basistunnel.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 11, S. 525–528.<br />
[2] N. N.: Fortschritt bei Karlsruhe<br />
– Basel. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 10, S. 472.<br />
[3] N. N.: EG-Verordnung zum Gütervorrangnetz.<br />
In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 8-9,<br />
S. 409.<br />
ISO-Zertifizierungen von SBB Infrastruktur<br />
Die SBB-Division Infrastruktur,<br />
bei der ein Drittel aller Unternehmenskräfte<br />
arbeitet, wurde<br />
im Dezember 2010 auf ihr<br />
Qualitätsmanagement nach<br />
TGV-Anbindungen Schweiz<br />
Seit 12. Dezember 2010 fahren<br />
die TGV zwischen Paris<br />
und Genf zwischen Bourgen-Bresse<br />
und Bellegarde<br />
über die 65 km lange Strecke<br />
Haut Bugey statt auf dem<br />
bisherigen 47 km längeren<br />
südlicheren Weg über Ambérieu<br />
– Culoz. Die Fahrzeit<br />
wurde von 3 1 / 2<br />
h auf 3 h 5 bis<br />
10 min kürzer. Die Strecke ist<br />
pittoresk, bis auf ein kurzes<br />
Teilstück mit 120 km/h sind<br />
höchstens 80 km/h zugelassen<br />
und es gibt 41 höhengleiche,<br />
teils unbeschrankte Bahnübergänge.<br />
Sie wurde mit<br />
340 Mio. EUR modernisiert,<br />
wovon die Schweiz<br />
125 Mio. EUR (165 Mio. CHF)<br />
übernahm. Diese Mittel<br />
stammen aus einem Kredit<br />
über 1,1 Mrd. CHF<br />
(0,85 Mrd. EUR), aus dem die<br />
französischen Lignes à grande<br />
vitesse (LGV) bezuschusst<br />
wurden und werden (Tabelle).<br />
Damit soll kompensiert<br />
werden, dass Regionen in der<br />
Ost- und der Westschweiz<br />
von den Neuen Alpentransversalen<br />
(NEAT) nicht direkt<br />
profitieren.<br />
Den Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />
zwischen der<br />
Schweiz und Paris vermarktet<br />
die SNCF-SBB-Tochtergesellschaft<br />
TGV Lyria mit Sitz in<br />
Paris. Diese Zusammenarbeit<br />
wurde im F<strong>eb</strong>ruar 2011 um<br />
zwölf Jahre verlängert. Um<br />
den Reisekomfort zu verbessern,<br />
sollen die bisher eingesetzten<br />
TGV PSE, also Züge<br />
der ersten Generation für die<br />
Relation Paris – Lyon, durch<br />
TGV POS ersetzt werden, wie<br />
sie in den Relationen Paris –<br />
Saarbrücken – Frankfurt am<br />
Main und Paris – Straßburg<br />
– Stuttgart eingesetzt sind.<br />
Am Auftragswert für die<br />
19 Züge beträgt der schweizerische<br />
Finanzierungsanteil<br />
100 Mio. CHF (knapp<br />
80 Mio. EUR).<br />
Quellen: Tages-Anzeiger vom<br />
06.12.2010, SBB-Medienmitteilung<br />
vom 16. 20.2011.<br />
Tabelle: Aktuelle französische LGV-Projekte mit Investitionsszuschuss Schweiz.<br />
Relation Maßnahme Betrag Termin<br />
Genf – Paris<br />
Reaktivierung Bellegarde<br />
– Bourg-en-<br />
Bresse (65 km)<br />
165 Mio. CHF 12/ 2010<br />
Lausanne – Paris,<br />
Bern – Paris<br />
Nordwestschweiz<br />
– Paris<br />
punktuelle Modernisierungen<br />
Vallorbe –<br />
Frasne, Neuenburg/<br />
Neuchâtel – Pontarlier<br />
– Frasne<br />
Neubaustrecke Rhin-<br />
Rhône Abschnitt<br />
Belfort – Dijon<br />
(zunächst 140 km)<br />
Reaktivierung Delle<br />
– Belfort (20 km)<br />
ISO 9001:2008 überprüft und<br />
zertifiziert. Zugleich wurde die<br />
von 2006 stammende Zertifizierung<br />
in Schweißen, Umwelt<br />
und Arbeitssicherheit bestätigt.<br />
50 % bis<br />
50 Mio. CHF<br />
Fahrzeugwerkstatt und<br />
Zweifrequenztri<strong>eb</strong>züge für CFL<br />
Die CFL errichtet auf den<br />
Bahnanlagen beim Luxemburger<br />
Hauptbahnhof und Rangierbahnhof<br />
einen Zentralwerkstattkomplex,<br />
in dem sie<br />
100 Mio. CHF 12/ 2011<br />
2013<br />
ab 2014 alle Elektro- und<br />
Diesellokomotiven und -tri<strong>eb</strong>züge<br />
sowie Reisezugwagen<br />
behandeln und instandhalten<br />
will. Teilanlagen sind schon<br />
158 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
<strong>Bahnen</strong> Journal<br />
fertig, für weitere haben DB<br />
International und DB Systemtechnik<br />
im Oktober 2010<br />
einen Planungsauftrag bekommen.<br />
Für den Regionalverkehr<br />
unter anderem auf der 51 km<br />
langen Strecke Luxemburg –<br />
Trier hat die CFL acht dreiteilige<br />
Doppelstock-Zweifrequenztri<strong>eb</strong>züge<br />
bestellt; bisher<br />
setzte sie dafür im Pool<br />
gekaufte Dieseltri<strong>eb</strong>züge der<br />
DB-Bauart 628+928 ein. Sie<br />
bewirbt sich auch um den<br />
demnächst neu zu verg<strong>eb</strong>en-<br />
den Regional-Expressverkehr<br />
Trier – Koblenz und hält dafür<br />
Optionen für weitere<br />
Tri<strong>eb</strong>züge.<br />
DB Regio hat in den letzten<br />
Jahren seine Fahrzeugwerkstätten<br />
und -behandlungsanlagen<br />
in Trier für mindestens<br />
15 Mio. EUR<br />
modernisiert [1].<br />
[1] N. N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei<br />
der Deutschen Bahn im Jahre<br />
2004 / im Jahre 2007. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 103 (2005),<br />
H. 1-2, S. 4–38; 106 (2008),<br />
H. 1-2, S. 4–50.<br />
Unternehmen<br />
Bombardier erwirbt polnischen<br />
Signaltechnikhersteller<br />
Bombardier Transportation<br />
(BT) hat im F<strong>eb</strong>ruar 2011 von<br />
der Polnischen Bahngesellschaft<br />
PKP S.A. die restlichen<br />
60% der Anteile am Joint<br />
Venture BT (ZWUS) Polska Sp.<br />
z o.o. (BT Polska) erworben.<br />
Der Kaufpreis der Anteile<br />
beträgt 38 Mio. EUR. Er kann<br />
sich gemäß der Vertragsbedingungen<br />
in Abhängigkeit<br />
von der Entwicklung des<br />
Marktes für Signaltechnik in<br />
Polen im Laufe der nächsten<br />
drei Jahre um bis zu weitere<br />
21 Mio. EUR erhöhen. BT Polska<br />
hat über 80 Jahre Erfahrung<br />
auf Schienenverkehrsmärkten.<br />
Zu den Tech nik lösungen des<br />
Unternehmens gehören Stellwerke,<br />
Bahnübergangsanlagen,<br />
Zugortungssysteme,<br />
Weichenantri<strong>eb</strong>e und Lichtsignale.<br />
Quelle: www.bombardier.com<br />
Bombardier erwirbt Anteile von Elteza<br />
Nach der Unterzeichnung<br />
einer Anteilserwerbsvereinbarung<br />
im Dezember 2010 [1]<br />
bestätigt Bombardier im F<strong>eb</strong>ruar<br />
2011, dass BT Signaling<br />
B.V. Anteile am Signalausrüstungshersteller<br />
United Elecrical<br />
Engineering Plants (Elteza)<br />
erworben hat. BT Signaling<br />
B.V. erwarb einen Anteil von<br />
25 % an Elteza, einer Tochtergesellschaft<br />
der Russischen<br />
Eisenbahn (RZD). Vorbehaltlich<br />
einer weiteren Genehmigung<br />
könnte BT Signaling B.V. seine<br />
Beteiligung auf bis zu 50 %<br />
erhöhen. RZD bleibt aber<br />
Mehrheitsaktionär.<br />
[1] N. N.: Bombardier Transportation<br />
(BT) unterzeichnet Vertrag<br />
mit der Russischen Eisenbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
109 (2011), H. 1-2, S. 96.<br />
einem Vergleichstest durch<br />
Energieverbrauchsmessungen<br />
nachgewiesen worden. Hierzu<br />
deaktivierte man an einigen<br />
Bussen die Energiespeicher,<br />
wodurch genaue Vergleichsmöglichkeiten<br />
zu Fahrzeugen<br />
mit aktiviertem Energiespeicher<br />
entstanden. Die Fahrzeuge<br />
mit aktiviertem Speichermedium<br />
benötigten gegenüber<br />
der Vergleichsgruppe<br />
durchschnittlich 20 % weniger<br />
Energie.<br />
Diese deutlich verbesserte<br />
Energi<strong>eb</strong>ilanz beruht auf dem<br />
folgenden technischen Konzept:<br />
In den Fahrzeugen werden<br />
Hochleistungskondensatoren,<br />
so genannte Supercaps,<br />
als On-Bord-Energiespeicher<br />
eingesetzt. Sie sind in der<br />
Lage, die beim Bremsvorgang<br />
elektrodynamisch zurückgewonnene<br />
kinetische Energie<br />
zu speichern, die anschließend<br />
wieder für den Anfahrvorgang,<br />
für die Heizung und Klimatisierung<br />
oder auch für<br />
oberleitungsfreie Fahrten genutzt<br />
werden kann.<br />
Die Energiespeicher reduzieren<br />
den Energieverbrauch<br />
der Fahrzeuge sowohl beim<br />
Betri<strong>eb</strong> an der Oberleitung als<br />
auch im Hybridbetri<strong>eb</strong>. Auch<br />
außerhalb des Oberleitungsnetzes<br />
können die Busse emissionsfrei<br />
anfahren. Dies erhöht<br />
bei Fahrgästen und Anwohnern<br />
gleichermaßen die Akzeptanz<br />
der Fahrzeuge.<br />
Quelle: www.vossloh-kiepe.com<br />
15 neue Trolleybusse von Vossloh Kiepe<br />
für Mailand<br />
Seit über einem Jahr sind in<br />
Mailand 30 moderne Hybrid-<br />
Trolleybusse von Vossloh Kiepe<br />
und Van Hool im Einsatz.<br />
Aufgrund der positiven Erfahrungswerte<br />
hat der Verkehrsbetri<strong>eb</strong><br />
ATM (Azienda Trasporti<br />
Milanesi) nun eine erste<br />
Option über weitere 15 Fahrzeuge<br />
eingelöst. Er bekräftigt<br />
damit sein Engagement für<br />
einen umweltfreundlichen<br />
und mit emissionsfreien Fahrzeugen<br />
betri<strong>eb</strong>enen öffentlichen<br />
Nahverkehr in Mailand.<br />
Die Kombination von Hybrid-,<br />
genauer von Speicherund<br />
Trolleybus-Technologie<br />
bringt eindeutig Energieeinsparungen.<br />
Dies ist jetzt in<br />
Einer der neuen Mailänder Obusse mit Hybrid-Technik von Vossloh Kiepe.<br />
Solaris liefert Obusse nach Eberswalde<br />
Die ersten zwei von zwölf<br />
bestellten Gelenkoberleitungsbussen<br />
vom Typ Solaris Trollino<br />
18 hat der polnische Hersteller<br />
Solaris Bus & Coach jetzt an<br />
die Barnimer Busgesellschaft<br />
in Eberswalde geliefert. Bis<br />
2012 soll die gesamte Flotte<br />
von Deutschlands ältestem<br />
Obus-Betri<strong>eb</strong> mit diesem<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
159
Journal Unternehmen<br />
Bustyp fahren. Solaris-Systempartner<br />
für die elektrische<br />
Ausrüstung ist das tschechische<br />
Unternehmen Cegelec<br />
a.s., eine Tochtergesellschaft<br />
der französischen Cegelec-<br />
Gruppe. Den Antri<strong>eb</strong> der<br />
Gelenkbusse übernimmt ein<br />
elektrischer Zentralmotor mit<br />
250 kW Leistung, der auf die<br />
zweite Achse des Fahrzeugs<br />
wirkt. Traktionsumrichter und<br />
statischer Umrichter sind in<br />
einem Container auf dem<br />
Fahrzeugdach unterg<strong>eb</strong>racht.<br />
Ebenfalls auf dem Dach finden<br />
sich Superkondensatoren<br />
(Doppelschichtkondensato-<br />
ren), die beim Bremsen zurück<br />
gewonnene Energie speichern<br />
und für folgende Anfahrvorgänge<br />
wieder zur Verfügung<br />
stellen. Bei vollen Kondensatoren<br />
ist oberleitungsunabhängiger,<br />
rein elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />
über eine Strecke von bis zu<br />
400 m möglich. Für längere<br />
Fahrtstrecken abseits der<br />
Oberleitung liefert ein Dieselgenerator<br />
mit einer Leistung<br />
von 100 kW die elektrische<br />
Energie.<br />
Quelle: www.solarisbus.pl<br />
Schaltbau auf der UITP 2011 in Dubai<br />
Die Firma Schaltbau, München<br />
präsentiert auf der UITP 2011<br />
Schütze, Fahrschalter und eine<br />
Mehrtonhupe [1]. Die Bahnschütze<br />
der Reihe CT1000<br />
bilden einen Schwerpunkt der<br />
Präsentation. Nach Herstellerangaben<br />
sind bei diesem<br />
Schütztyp die Wirkungsabläufe<br />
der elektromagnetischen<br />
und der permanentmagnetischen<br />
Blasung zur Lichtbogenführung<br />
in dem System so<br />
kombiniert, dass der Lichtbogen<br />
im gesamten zulässigen<br />
Strombereich sicher beherrscht<br />
wird. Sie sind für AC und DC<br />
geeignet. Die Schütze der<br />
Baureihe CL, die Gleich- und<br />
Wechselströme im mittleren<br />
Leistungsbereich bei Nennspannungen<br />
bis 1 500 V schalten,<br />
werden <strong>eb</strong>enfalls vorgestellt.<br />
Fahrschalter für<br />
Nah- und Fernverkehrstri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
ergänzen das Sortiment.<br />
Eine elektronische Hupe<br />
mit neun unterschiedlichen<br />
Warntönen ist universell in<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen des Nahverkehrs<br />
und des grenzüberschreitenden<br />
innereuropäischen<br />
Verkehrs einsetzbar.<br />
Quelle: www.schaltbau.de<br />
[1] N. N.: Fahr- und Kippschaltern<br />
für Fahrerpulte. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 8-9,<br />
S. 420.<br />
Bahnschütz der Reihe CT1000<br />
(Foto: Schaltbau)<br />
Energie und Umwelt<br />
DB-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung nicht mehr<br />
unter Eisenbahnrecht<br />
Der Bundesgerichtshof (BGH) in<br />
Karlsruhe hat am 10. November<br />
2010 die Rechtsbeschwerde<br />
der DB Energie GmbH gegen<br />
einen Beschluss des Oberlandesgerichts<br />
(OLG) Düsseldorf<br />
vom 16. Dezember 2009 zurückgewiesen,<br />
der wiederum<br />
eine Beschwerde der DB Energie<br />
gegen eine Beschluss der<br />
Bundesnetzagentur vom 18.<br />
Dezember 2008 zurückwies.<br />
Danach ist die Nutzung des<br />
110-kV-Bahnstromnetzes nach<br />
dem Energiewirtschaftsgesetz<br />
(EnWG) zu regulieren.<br />
Die DB Energie bedauerte<br />
in einer Pressemitteilung diese<br />
Entscheidung. Sie tritt dem<br />
möglichen Eindruck entgegen,<br />
dass die Bahnstromversorgung<br />
bisher regulierungsfrei war.<br />
Vielmehr ist sie Teil der einheitlichen<br />
Regulierung bei der<br />
Nutzung der elektrisch betri<strong>eb</strong>enen<br />
Schieneninfrastruktur<br />
gewesen, da durch gekennzeichnet,<br />
dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU)<br />
im Personen- wie im Güterverkehr<br />
als 16,7-Hz-Bahnstromkunden<br />
mit ihren Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />
als mobilen Verbrauchern<br />
in ganz Deutschland<br />
unterwegs sind. Diese einheitliche<br />
Regulierung werde jetzt<br />
verworfen und durch ein anderes<br />
Regulierungssystem abgelöst,<br />
das hierfür nicht geschaffen<br />
sei. Das EnWG sei nämlich<br />
auf die Versorgung ortsfester<br />
50-Hz-Verbraucher in Landwirtschaft,<br />
Haushalt, Gewerbe<br />
und Industrie zugeschnitten.<br />
DB Energie wird die BGH-<br />
Entscheidung sofort umzusetzen<br />
beginnen. Die damit erforderlichen<br />
Anpassungen werden<br />
starke Veränderungen besonders<br />
auch für die EVU bringen.<br />
So schreibt das EnWG beispielsweise<br />
umfassende Meldeverfahren<br />
vor, die bislang nicht<br />
notwendig sind. Außerdem<br />
kann erh<strong>eb</strong>licher Mehraufwand<br />
durch die Umstellung der Informationstechnik<br />
entstehen mit<br />
Folgen für die Netzentgelte.<br />
Bedarf an Hochspannungsleitungen<br />
in Deutschland<br />
Einer neueren Studie der Deutschen<br />
Netz-Agentur (Dena)<br />
zufolge braucht Deutschland<br />
bis zum Jahr 2020 weitere<br />
3 600 km Hochspannungsleitungen,<br />
um die im Norden und<br />
Osten anfallende Windenergie<br />
in die Abnahmeschwerpunkte<br />
des Landesnetzes zu übertragen.<br />
Wenn allerdings in großem<br />
Umfang bestehende<br />
Leitungen für höhere Strombelastbarkeit<br />
umg<strong>eb</strong>aut würden,<br />
werden nur 1 600 km<br />
neue nötig. Eine erste Studie<br />
2005 hatte als Bedarf 850 km<br />
bis 2015 genannt, wovon erst<br />
90 km g<strong>eb</strong>aut werden konnten.<br />
Die deutsche Elektrizitätwirtschaft<br />
fordert daraufhin<br />
beschleunigte Genehmigungsverfahren.<br />
Festtagsenergi<strong>eb</strong>edarf in Deutschland<br />
Am 25. Dezember liegt der<br />
Elektroenergi<strong>eb</strong>edarf aller<br />
Haushalte in Deutschland mit<br />
fast 0,5 TWh um rund ein<br />
Drittel über dem Durchschnittswert<br />
normaler Wintertage<br />
einschließlich zweitem<br />
Weihnachtstag. Im Fachjargon<br />
heißt das die Gäns<strong>eb</strong>ratenspitze.<br />
160 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Energie und Umwelt Journal<br />
Treibhausgasemissionen in Deutschland<br />
Bei den nach ihrer Klimaschädlichkeit<br />
gewichteten Mengen<br />
der emittierten Treibhausgase,<br />
also besonders Methan wird<br />
einer Dokumentarfilmrecherche<br />
zufolge in Deutschland<br />
der Kraftfahrzeugverkehr als<br />
Verursacher noch von der Nahrungsmittelvernichtung<br />
übertroffen.<br />
Danach wandern hier<br />
rund 50 % der Produktion von<br />
Grundstoffen bis Enderzeugnissen<br />
in die Müllentsorgung,<br />
wofür Landwirtschaft, Handel<br />
und Verbraucher zu jeweils<br />
gleichen Teilen verantwortlich<br />
sein sollen. Diese nicht nur<br />
ökologisch, sondern auch<br />
moralisch verwerfliche Verschwendung<br />
hat schon politische<br />
Aktionen ausgelöst.<br />
Quelle: Saarbrücker Zeitung<br />
Nr. 296 vom 21.12.2010.<br />
Lärmsanierung Güterwagen bei SBB<br />
Ende 2010 hat SBB Cargo das<br />
Programm zur Lärmsanierung<br />
an 5 500 Güterwagens abgeschlossen.<br />
Dabei wurden in<br />
der eigenen Serviceanlage am<br />
Rangierbahnhof Limmattal<br />
oder im Industriewerk Bellinzona<br />
die Bremszylinder und<br />
-gestänge ersetzt, sodass nun<br />
die europaweit zugelassenen<br />
K-Brems sohlen verwendbar<br />
sind. Parallel dazu wurden<br />
rund 2 000 neue lärmarme<br />
Wagen beschafft, womit SBB<br />
Cargo als europäischer Spitzenreiter<br />
85 % lärmarme Wagen<br />
hat. Die restlichen rund<br />
1 200 alten Wagen werden in<br />
den nächsten zehn Jahren<br />
ausrangiert. Hingegen wurden<br />
auch rund 800 Wagen von SBB<br />
Infrastruktur lärmsaniert.<br />
Die derzeit in Deutschland<br />
und Skandinavien getesteten<br />
LL-Bremssohlen sind an vorhandenen<br />
Bremsausrüstungen<br />
verwendbar. Die SBB beteiligt<br />
sich am Testzug Europetrain,<br />
mit dem deren technische Zulassung<br />
erreicht werden soll.<br />
Rund zwei Drittel der Güterwagen<br />
auf ihren Transitstrecken<br />
gehören ausländischen<br />
<strong>Bahnen</strong>, für die vielfach das<br />
Auswechseln der Bremsausrüstungen<br />
unerschwinglich ist.<br />
Bis 2015 erhalten im klassischen<br />
Reiseland Schweiz insge-<br />
samt rund 300 km SBB-Strecken<br />
mit hohem Güterverkehrsaufkommen<br />
Schallschutzwände.<br />
Windenergie als Wasserstoff gespeichert<br />
Bei Prenzlau in Brandenburg<br />
baut die ENERTRAG mit Partnern<br />
aus der Energiewirtschaft<br />
und mit Förderung durch die<br />
DB eine komplexe Anlage, mit<br />
der im praktischen Betri<strong>eb</strong> die<br />
Speicherung der ungleichmäßig<br />
anfallenden Windenergie<br />
erprobt werden soll [1]. Dabei<br />
fließt die von drei 2-MW-<br />
Wind rädern erzeugte Energie<br />
entweder in das regionale<br />
Elektrizitätsnetz oder spaltet<br />
in einer Elektrolyseanlage<br />
Wasser. Der gespeicherte Wasserstoff<br />
kann dann zeitlich und<br />
Tunnelwärme Simplon<br />
Die SBB will den zweiröhrigen<br />
Simplontunnel sanieren und<br />
dabei unter anderem neue<br />
132-kV-Kabel verlegen, welche<br />
die beiden fahrbaren Unterwerke<br />
in Varzo mit dem Bahnstromnetzknoten<br />
Massaboden<br />
verbinden (Bild 1 in [1]). Der<br />
WWF Oberwallis fordert in<br />
einer Einsprache, bei dieser<br />
Wo dies nicht möglich ist, bekommen<br />
betroffene Häuser<br />
Schallschutzfenster.<br />
örtlich freizügig in zwei getrennten<br />
Blockheizkraftwerken<br />
mit je 350 kW elektrischer<br />
und 340 kW thermischer Leistung<br />
CO 2<br />
-frei verbrannt werden.<br />
Weil ihm auch Biogas<br />
beigemischt werden kann,<br />
trägt die Gesamtanlage das<br />
vornehme Prädikat hybrid. Mit<br />
einiger Verzögerung gegenüber<br />
dem Plan soll der Betri<strong>eb</strong><br />
jetzt noch im Jahre 2011 beginnen.<br />
[1] N. N.: Speicherung selbsterneuernder<br />
Energien. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 8-9,<br />
S. 419.<br />
Gelegenheit die von den Tunnelwänden<br />
abgeg<strong>eb</strong>ene G<strong>eb</strong>irgswärme<br />
für das geplante<br />
Fernwärmenetz Brig-Glis und<br />
Naters zu nutzen.<br />
[1] Pfander, J.-P.: Technik und Betri<strong>eb</strong><br />
der Netzkupplungen<br />
50/16,7 Hz bei der SBB. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 1-2, S. 55–62.<br />
Personen<br />
In memoriam Florian Kollmannsberger<br />
Die DB Systemtechnik trauert<br />
um Dipl.-Ing. Florian Kollmannsberger.<br />
Völlig unerwartet<br />
verstarb am 1. März 2011<br />
im Alter von nur 62 Jahren der<br />
langjährige Mitarbeiter der<br />
Deutschen Bahn AG.<br />
Nach seinem Studium an<br />
der Technischen Universität<br />
München der Fachrichtung<br />
Elektrotechnik trat Florian<br />
Kollmannsberger 1974 in den<br />
höheren Dienst der Deutschen<br />
Bundesbahn. Nach der Leitung<br />
eines Bahnhofs und Mitarbeit<br />
in verschiedenen Projekten<br />
kam er als Dezernatsleiter<br />
„Zugsteuerung und Zugsicherung“<br />
zum Bundesbahn-Zentralamt<br />
München. Fast 30 Jahre<br />
leitete er in unterschiedlichen<br />
Organisationseinheiten die<br />
Themen Leit-, Sicherungs- und<br />
Übertragungstechnik innerhalb<br />
der Bahn.<br />
Florian Kollmannsberger<br />
war aktives Beiratsmitglied in<br />
der Fachzeitschrift „Signal und<br />
Draht“, EBA-Sachverständiger,<br />
Mitglied im DMG-Fachausschuss<br />
Telematik und der Kooperationsgruppe<br />
DB AG-JR<br />
East (Japan). Europaweit war<br />
er für die Themen ERTMS /<br />
ETCS und technische Spezifikationen<br />
der Interoperabilität<br />
(TSI-ZZS) in verschiedensten<br />
Gremien tätig und dort bis<br />
heute maßg<strong>eb</strong>lich an den Entwicklungen<br />
beteiligt, die die<br />
moderne Leit- und Sicherungstechnik<br />
benötigt.<br />
In den letzten Jahren war er<br />
stark damit beschäftigt, gemeinsam<br />
mit dem Eisenbahn-<br />
Bundesamt und VDB Eckpunkte<br />
für die neue Typzulassung der<br />
LST zu diskutieren und festzuschreiben.<br />
Auf diesem G<strong>eb</strong>iet<br />
hat er sich große Verdienste im<br />
Sinne der Bahn erworben.<br />
Wir alle verlieren in Florian<br />
Kollmannsberger einen Kollegen,<br />
der nicht nur wegen seiner<br />
herausragenden fachlichen<br />
Qualitäten weltweit anerkannt<br />
war, sondern einen<br />
Eisenbahner, der mit seiner ruhigen<br />
stets moderierenden Art<br />
immer für die Sache Bahn und<br />
für „seine LST“ eingetreten ist.<br />
Für die DB Systemtechnik<br />
Hans Peter Lang<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
161
Journal Personen<br />
Wolfgang Harprecht 80 Jahre<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing.<br />
Wolfgang Harprecht vollendete<br />
am 17. März 2011 sein<br />
80. L<strong>eb</strong>ensjahr.<br />
In der beachtlich langen<br />
Zeit von 1982 bis 1993 engagierte<br />
er sich als federführender<br />
Herausg<strong>eb</strong>er nachhaltig<br />
für die Fachzeitschrift <strong>eb</strong> –<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, der er<br />
schon vorher viele Jahre lang<br />
als Beirat sowie als Redaktionsmitglied<br />
und als Chefredakteur<br />
eng verbunden war.<br />
Bis heute brachte und bringt<br />
er weiter als Beirat Erfahrungen<br />
aus seiner sehr erfolgreichen<br />
Berufstätigkeit und aus<br />
seinen Auslandseinsätzen ein;<br />
Beispiele dafür sind die Einschätzungen<br />
zu den Erwartungen<br />
und zur Sichtweise von<br />
<strong>eb</strong>-Lesern, vor allem solchen<br />
mit fremdsprachigem Hintergrund,<br />
oder auch zum Wandel<br />
in der Medienlandschaft, der<br />
längst auch das G<strong>eb</strong>iet der<br />
Fachliteratur erfasst hat.<br />
Leser kennen ihn auch als<br />
Autor vieler Fachaufsätze, die<br />
technische Lösungen im Einzelnen<br />
behandelten, Großprojekte<br />
beschri<strong>eb</strong>en, den Entwicklungsstand<br />
von <strong>Bahnen</strong> dokumentierten<br />
oder bis zu bahntechnischen<br />
Visionen reichten.<br />
Einen ganzen L<strong>eb</strong>ensabschnitt,<br />
nämlich immerhin<br />
rund acht Jahre umfassen seine<br />
Aktivitäten in China. Diese<br />
nahm er auf, nachdem er Ende<br />
März 1993 mit 62 Jahren offiziell<br />
zur Ruhe gesetzt worden<br />
war; das zeitliche Zusammentreffen<br />
dieses Vorgangs mit<br />
der Zusammenführung von<br />
Deutscher Bundesbahn (DB)<br />
und Deutscher Reichsbahn<br />
(DR) zur Deutschen Bahn AG<br />
Anfang 1994 mag nicht nur<br />
reiner Zufall gewesen sein. Die<br />
übernommene Aufgabe bestand<br />
darin, das China-Geschäft<br />
der damaligen AEG und<br />
nachfolgend Adtranz sowie<br />
später der Consulting-Firma<br />
GOPA beratend zu unterstützen.<br />
Es galt, eine Kooperation<br />
mit der Volksrepublik China<br />
zur Umsetzung der vier<br />
deutsch-chinesischen Verkehrsprojekte<br />
aufzubauen, die auf<br />
Regierungs<strong>eb</strong>ene unter Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl vereinbart<br />
worden waren. Zu den<br />
bedeutendsten Arbeitsschwerpunkten<br />
Harprechts dort zählten<br />
das Vorbereiten und<br />
Überwa chen der Elektrifizierung<br />
der fast 1 000 km langen<br />
zweigleisigen Bahnstrecke<br />
Harbin – Dalian. Das Projekt<br />
war 2002 abgeschlossen; es<br />
hat in China für die deutsche<br />
Technologie auf diesem G<strong>eb</strong>iet<br />
Türen geöffnet.<br />
Auf Harprechts Berufsweg<br />
bei der DB reihen sich zahlreiche<br />
Schlaglichter aneinander.<br />
Beispielhaft sind zu nennen:<br />
Die Olympischen Spiele 1972<br />
vor Augen, schaffte er es in<br />
beinahe letzter Minute für die<br />
neue Münchener S-Bahn die<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sicherzustellen.<br />
1980 übernahm<br />
er in der DB-Hauptverwaltung<br />
den Bereich Elektrotechnik<br />
und damit auch die Zentrale<br />
Bahnstromversorgung als<br />
fachlicher Leiter. In diese Epoche<br />
fallen Entwicklungen von<br />
rechnergestützten Leitstellen<br />
und Schaltanlagen sowie von<br />
Oberleitungen für Hochgeschwindigkeitsstrecken,<br />
die er<br />
jeweils maßg<strong>eb</strong>lich mitgestaltete.<br />
Ferner forcierte er in den<br />
1980er Jahren mit den Lokomotiven<br />
der Baureihe 120 die<br />
Einführung der Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />
Insgesamt prägte<br />
sein Wirken die Elektrotechnik<br />
bei der DB nachhaltig und<br />
brachte ihm hohe Anerkennung,<br />
vor allem auch bei den<br />
Fachkollegen im Ausland. Den<br />
Zusammenschluss der elektrotechnischen<br />
Dienste der beiden<br />
deutschen <strong>Bahnen</strong> und ihrer<br />
<strong>Bahnen</strong>ergienetze betri<strong>eb</strong><br />
er ab 1989 mit großem Nachdruck<br />
und Erfolg.<br />
Stets überraschte er durch<br />
Detailwissen <strong>eb</strong>enso wie durch<br />
Kenntnis der übergeordneten<br />
Zusammenhänge. Daher verwundert<br />
nicht, dass er in dieser<br />
Zeit in vielen nationalen<br />
und internationalen Gremien<br />
mitwirkte. Bei der Deutschen<br />
Maschinentechnischen Gesellschaft<br />
(DMG) war er 37 Jahre<br />
lang Mitglied im Vorstand.<br />
Schon 1959 bekam er für einen<br />
Lokomotiventwurf den<br />
Beuth-Preis, und 1997 erhielt<br />
er die Beuth-Ehrenmedaille.<br />
Besondere Akzente setzte er<br />
auch im Verband Deutscher<br />
Elektrotechniker (VDE) in der<br />
elektrotechnischen Normung,<br />
vor allem auf dem G<strong>eb</strong>iet der<br />
Sicherheit für Personen und<br />
Anlagen. Viel Überzeugungskraft<br />
hat er dabei entwickelt<br />
um in den einschlägigen VDE-<br />
Bestimmungen durchzusetzen,<br />
dass nicht mehr benötigte<br />
Oberleitungen entweder<br />
weiter unter Spannung bleiben<br />
oder aber entfernt werden<br />
müssen, damit sie in abgeschaltetem<br />
Zustand nicht<br />
eine trügerische Un-Gefahr<br />
mit Blick auf die gleich aussehenden<br />
eingeschalteten<br />
Oberleitungen vortäuschen<br />
können.<br />
Die ihm eigene, manchmal<br />
unkonventionelle und durchaus<br />
auch eigenwillige, jedoch<br />
erfolgreiche Vorgehens- und<br />
Arbeitsweise ist als kleiner Abriss<br />
an dieser Stelle im <strong>eb</strong>-Heft<br />
1-2/2006 geschildert.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er und Redakteure,<br />
darunter manche ihm<br />
über Jahrzehnte verbundene,<br />
sowie Verlag der <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> gratulieren Wolfgang<br />
Harprecht zu seinem<br />
80. G<strong>eb</strong>urtstag und wünschen<br />
ihm sehr herzlich alles Gute.<br />
Medien<br />
Bücher<br />
Komitee 311 der DKE; Doppelbauer,<br />
M. (Hrsg.): Drehende<br />
elektrische Maschinen<br />
Erläuterungen zu<br />
DIN EN 60034 (VDE 0530)<br />
VDE-Schriftenreihe – Normen<br />
verständlich Band 10<br />
Berlin: VDE-Verlag; 8., vollst.<br />
überarb. Auflage 2011, 200 S.,<br />
DIN A5, kartoniert, 28,00 EUR,<br />
ISBN 978-3-8007-3163-3.<br />
Mit der Herausgabe der<br />
8. Auflage der Erläuterungen<br />
zu den Normen der Klassifikation<br />
VDE 0530 über drehende<br />
elektrische Maschinen wird die<br />
auf das Jahr 1901 zurückgehende<br />
Tradition fortgesetzt,<br />
bei grundlegenden Überarbeitungen<br />
und Erweiterungen<br />
der Normen den fachlichen Inhalt<br />
zu kommentieren. Besondere<br />
Aufmerksamkeit wurde<br />
den Themenschwerpunkten<br />
Energieeffizienz und Isoliersysteme<br />
gewidmet. Im Kontext<br />
der internationalen Bemühungen<br />
um eine Reduzierung des<br />
Energieverbrauchs wurden die<br />
Normen DIN EN 60034-2-1<br />
(VDE 0530-2-1) Messung von<br />
Wirkungsgraden,<br />
DIN EN 60034-30<br />
(VDE 0530-30) Klassifizierung<br />
von Wirkungsgraden und<br />
DIN IEC 60034-31<br />
(VDE 0530-31) Hinweise für<br />
energieeffizienten Einsatz<br />
grundlegend überarbeitet<br />
bzw. neu herausgeg<strong>eb</strong>en. Die<br />
Erläuterungen verfolgen den<br />
Zweck, den technisch-physikalischen<br />
Hintergrund der in den<br />
Normen festgelegten Grenzwerte,<br />
der zulässigen Abweichungen<br />
und der Prüfmethode<br />
aufzuhellen, um auf diese<br />
Weise Missverständnisse in der<br />
Auslegung der Norm möglichst<br />
zu vermeiden. Dabei<br />
162 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Medien Journal<br />
sind auch solche Stellen erwähnt<br />
und begründet, bei denen<br />
die deutschen Fachleute<br />
ihre Ansichten in den internationalen<br />
Normungsgremien<br />
nicht durchsetzen konnten.<br />
VDE VERLAG GmbH: Katalog<br />
der Normen des VDE-<br />
Vorschriftenwerks 2011<br />
VDE-Schriftenreihe – Normen<br />
verständlich Band 2<br />
Berlin: VDE-Verlag; 2011, 924 S.,<br />
DIN A5, kartoniert, 29,00 EUR,<br />
ISBN 978-3-8007-3309-5.<br />
Der Katalog der Normen<br />
enthält die bibliographischen<br />
Angaben zu sämtlichen zum<br />
Zeitpunkt seines Erscheinens<br />
gültigen VDE-Bestimmungen,<br />
VDE-Leitlinien und Beiblätter<br />
einschließlich aller DIN-VDE-<br />
Normen und Entwürfe sowie<br />
eine Auswahl internationaler<br />
Normen. Jeder Eintrag beinhaltet<br />
den vollständigen deutschen,<br />
englischen und französischen<br />
Normentitel sowie Bezüge<br />
zu internationalen<br />
Normen. Die Neuerscheinungen<br />
des vorangegangenen<br />
Jahres sind besonders gekennzeichnet.<br />
Weiterhin werden<br />
die im Vorjahr ersetzten bzw.<br />
zurückgezogenen Normen und<br />
Norm-Entwürfe aufgeführt. Im<br />
Preis enthalten ist die Lieferung<br />
des Hauptkataloges sowie<br />
von zwei Ergänzungen.<br />
Jäger, R.; Stein, E.:<br />
Leistungselektronik<br />
Grundlagen und Anwendungen<br />
Berlin: VDE-Verlag; 6. aktualisierte<br />
Auflage 2011, 428 S.,<br />
DIN A5, g<strong>eb</strong>unden, 48,00 EUR,<br />
ISBN 978-3-8007-2966-1.<br />
Das bekannte Standardwerk<br />
ist eine Einführung in das Fachg<strong>eb</strong>iet<br />
der Leistungselektronik.<br />
In bewährter, anwendungsorientierter<br />
Darstellungsweise<br />
werden die Entwicklungserg<strong>eb</strong>nisse<br />
der letzten Jahre berücksichtigt.<br />
Die aktualisierte Fassung<br />
konzentriert sich auf die<br />
Schwerpunkt-Themen Halbleiter-Ventilbauelemente<br />
mit Aufbau,<br />
Schalteigenschaften, Ansteuerung,<br />
Schutz und Kühlung<br />
von Dioden, Transistoren und<br />
Thyristoren, Stromrichter-Schaltungstechnik<br />
nicht kommutierende,<br />
fremdgeführte, selbstgeführte<br />
Schaltungen, digitale<br />
Simulation von Stromrichterschaltungen<br />
mit Einführung<br />
mit Beispielen, Stromrichter-<br />
Rückwirkungen Spannungsverzerrung,<br />
Blindleistung, Hochfrequenzstörungen,<br />
Geräuschemission,<br />
Stromrichter-Antri<strong>eb</strong>e<br />
mit Gleichstromantri<strong>eb</strong>e, Drehstromantri<strong>eb</strong>e<br />
mit Asynchronund<br />
Synchronmaschinen. Zahlreiche<br />
Übungsaufgaben und Simulationen<br />
zur Vertiefung des<br />
erlernten Stoffs und zur gleichzeitigen<br />
Selbstkontrolle wer-<br />
den in einem gesonderten<br />
Band Übungen zur Leistungselektronik<br />
ang<strong>eb</strong>oten.<br />
Schittenhelm, D.:<br />
Kälteanlagentechnik<br />
Elektro- und Steuerungstechnik<br />
Berlin: VDE-Verlag; 5., überarbeitete<br />
Auflage 2011, 301 S.,<br />
17,0 x 24,0 cm, kartoniert,<br />
59,00 EUR,<br />
ISBN 978-3-8007-3258 6.<br />
Dieses eingeführte Lehrund<br />
Fachbuch vermittelt das<br />
notwendige Wissen über den<br />
Einsatz von Elektro- und Steuerungstechnik<br />
in der Kälteanlagentechnik.<br />
Der didaktische<br />
Aufbau führt dabei von den<br />
allgemeinen Grundlagen der<br />
jeweiligen Technik bis zur konkreten<br />
Anwendung in der Kältetechnik.<br />
Die Zunahme von<br />
elektronischen Komponenten<br />
in kältetechnischen Anlagen<br />
verleiht diesem Themenbereich<br />
innerhalb des Berufsbildes<br />
Mechatroniker/in für Kältetechnik<br />
entsprechend wachsendes<br />
Gewicht. Um Einsatz<br />
und Funktion von elektrischen<br />
bzw. elektronischen Komponenten<br />
beurteilen zu können,<br />
ist elektrotechnisches Grundlagenwissen<br />
erforderlich. Daher<br />
werden im ersten Teil dieses<br />
Buches die Grundlagen der<br />
Elektrotechnik, bezogen auf<br />
die Anwendung im Kälteanlagenbau<br />
dargestellt. Der Autor<br />
orientiert sich dabei an den<br />
bestehenden Rahmenlehrplänen<br />
für die Aus- und Weiterbildung<br />
im Kälteanlagenbau. Anhand<br />
von Praxisbeispielen wird<br />
die Anwendung des Grundlagenwissens<br />
verdeutlicht. Der<br />
zweite Teil des Werkes beschäftigt<br />
sich mit der Steuerungstechnik<br />
in Kälteanlagenbau.<br />
Insbesondere wird die Fähigkeit,<br />
Steuerungen für<br />
Kälteanlagen zu entwickeln<br />
und diese auch normgerecht<br />
darzustellen vermittelt. Einen<br />
weiteren Schwerpunkt bildet<br />
das Lesen und Beurteilen von<br />
kältetechnischen Steuerungen.<br />
Ausgehend von bestimmten<br />
Grundschaltungen wird der Leser<br />
in die Lage versetzt, Steuerungen<br />
mit anderen Randbedingungen<br />
projektieren, lesen<br />
und beurteilen zu können. In<br />
dieser 5., überarbeiteten Auflage<br />
illustrieren zahlreiche Berechnungen,<br />
Beispiele und<br />
Merksätze sowie Abbildungen,<br />
Tabellen und Grafiken die theoretischen<br />
Inhalte und erleichtern<br />
das Verständnis.<br />
dtv (Hrsg): Energierecht<br />
Beck-Texte im dtv #5753<br />
München: Deutscher Taschenbuch<br />
Verlag, 8. Auflage 2011,<br />
1 092 S., 12,3 x 19,2 cm, kart.,<br />
29,90 EUR, Bestell-Nummer:<br />
311178.<br />
Energiewirtschaftsgesetz<br />
(EnWG), StromnetzzugangsV,<br />
StromnetzentgeltV, GasnetzzugangsV,<br />
GasnetzentgeltV,<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG), Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz<br />
(KWKG), Bundesnetzagentur-Gesetz,<br />
KonzessionsabgabenV,<br />
Anreizregulierungsverordnung,<br />
Kraftwerks-NetzanschlussV,<br />
GrundversorgungsVOen, AnschlussVOen,<br />
Elektizitätsbinnenmarktrichtlinie,<br />
Gasbinnenmarktrichtlinie,<br />
Infrastruk-<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
163
Journal Medien<br />
turrichtlinie. Die Neuauflage<br />
enthält unter anderem die Änderungen<br />
der Stromnetzentgeltverordnung,<br />
der Gasnetzzugangsverordnung<br />
und der<br />
Anreizregulierungsverordnung<br />
vom 03.09.2010. Ferner ist das<br />
bereits am 16.11.2010 in Kraft<br />
getretene Energiedienstleistungsgesetz<br />
(EDL-G) berücksichtigt,<br />
das die EU-Energiedienstleistungsrichtlinie<br />
vollständig<br />
umsetzt.<br />
Zellweger, Ch.: Roter Pfeil –<br />
Legende auf Schienen<br />
Zürich: AS, 2010; 144 S., 136<br />
Abb., dav. 51 farb., 34 ganzod.<br />
doppelseit., 27 Graph., 12<br />
Kleintab.; 23 x 24,5 cm, Lein.<br />
m. Schutzumschl.; 54,00 CHF,<br />
32,00 EUR, AT 33,00 EUR;<br />
ISBN 978-3-909111-77-0.<br />
Eigentlich müsste der Titel<br />
im Plural stehen, denn von<br />
1935 bis 1953 nahmen die SBB<br />
insgesamt 14 dieser Züge in<br />
Dienst. Auf die ersten zwei<br />
und fünf zweiteiligen elektrischen<br />
folgten sogleich zwei<br />
zweiteilige diesel elektrische,<br />
heute würde man das modular<br />
nennen, und dann jeweils<br />
als elektrische 1937/38 drei<br />
dreiteilige und schließlich<br />
1953 noch einmal zwei zweiteilige.<br />
Ausgelöst wurde die<br />
Entwicklung durch die aufkommende<br />
Konkurrenz des<br />
Automobils und die Wirtschaftskrise,<br />
Merkmale waren<br />
Leichtbau, funktionale Form<br />
und erstmals in der Schweiz<br />
125 km/h Höchstgeschwindigkeit.<br />
Die Dreiteiler, ohne die<br />
typischen Vorbauten, fuhren<br />
sogar 150 km/h, versuchshalber<br />
186 km/h und einer diente<br />
in den 1950er Jahren als Träger<br />
für Stromabnehmerversuche<br />
für die TEE-Vierspannungstri<strong>eb</strong>züge.<br />
Die Fahrzeuge<br />
wurden ein Opfer ihres<br />
Erfolges: Der Andrang im<br />
Städteschnellverkehr brachte<br />
chronische Überfüllung, sodass<br />
sie aus dem Regel- in den<br />
Sonderverkehr wechseln mussten.<br />
Der Band will nicht Technik<br />
dokumentieren, sondern<br />
Geschichte. Er beginnt mit anrührenden<br />
Kindheitserinnerungen<br />
sowie mit Press<strong>eb</strong>erichten<br />
im blumigen Stil der<br />
1930er Jahre und schildert<br />
dann kapitelweise die Entstehung<br />
der vier Varianten, ihre<br />
Einsätze und Umbauten unter<br />
anderem auch zu einem Vierteiler.<br />
Ein Foto zeigt einen der<br />
ersten Züge zusammen mit<br />
dem gleichaltrigen Gläsernen<br />
Zug der Deutschen Reichsbahn<br />
[1], und besonders berührt<br />
ein Bild der Biaschina<br />
ohne Autobahn und mit lee-<br />
rer Gotthardstraße; unvorstellbar<br />
ist heute, dass einmal<br />
Winston Churchill und einmal<br />
Kaiser Haile Selassie damit die<br />
Schweiz bereisten.<br />
[1] Tietze, Ch.: <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> im Jahre 1935 – Teil<br />
3. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108<br />
(2010), H. 11, S. 537–539.<br />
Zeitschriften<br />
Bischof, M.: Schwungrad als<br />
Energiespeicher in Bahnnetzen<br />
In: Bulletin SEV/VSE 101 (2010),<br />
Nr. 12, S. 33–37.<br />
Ein Betri<strong>eb</strong>sversuch mit einem<br />
langsam drehenden<br />
Stahl-Schwungmassenspeicher<br />
Powerbridge am Ende einer<br />
Straßenbahn-Ausläuferstrecke<br />
in Zürich ergab, dass bei der<br />
geg<strong>eb</strong>enen 77-‰-Gradiente<br />
schon während neun Monaten<br />
85 % der Bremsenergie im gut<br />
vermaschten Versorgungsbereich<br />
der speisenden Gleichrichterstation<br />
abgenommen<br />
werden und im Winter der<br />
Rest für Wagen- und Weichenheizung,<br />
sodass ein Speicher<br />
hier energetisch unwirtschaftlich<br />
ist. Allerdings stützte er<br />
die Spannung am Speiseende<br />
wirkungsvoll. Die Speicher-<br />
Eigenverluste bei diesem und<br />
bei den beiden anderen<br />
markt reifen Technologien<br />
Doppelschichtkondensatoren<br />
und schnell drehender Kohlefaser-Schwungradspeicher<br />
sind<br />
als zwar unterschiedlich hoch,<br />
aber nicht zu vernachlässigend<br />
bezeich net.<br />
Handbücher<br />
Richter, K. A. (Bearb.):<br />
Europäische <strong>Bahnen</strong> ´11<br />
Das Verzeichnis der Eisenbahnverkehrs-<br />
und Infrastrukturunternehmen.<br />
Hamburg: DVV<br />
Media Group, 2010; 775 S.,<br />
15 x 21,5 cm, Hardc., m. CD-<br />
ROM; 127,00 EUR + Versandk.;<br />
ISBN 978-3-7771-0413-3.<br />
Inhalt der vierten Ausgabe<br />
laut Verlag: Alle staatlichen<br />
Eisenbahninfrastrukturunternehmen,<br />
alle staatlichen Eisenbahnverkehrsunternehmen,<br />
ausgewählte Holdingunternehmen<br />
ehemaliger<br />
Staats bahnen, zusammen<br />
1 100 Unternehmen mit allen<br />
Daten zu Gesellschaftern, Management,<br />
Historie und Verkehren;<br />
Personenindex mit<br />
fast 2 000 Einträgen; zusätzlich<br />
auf der CD-ROM 12 300 Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
privater und kommunaler<br />
Bahngesellschaften<br />
Andere Medien<br />
VÖV/UTP und LITRA (Hrsg.):<br />
Finanzierung des öffentlichen<br />
Verkehrs – ein Überblick<br />
Bern: LITRA Informationsdienst<br />
für den öffentlichen<br />
Verkehr, F<strong>eb</strong>ruar 2011; 8 S.,<br />
DIN A5; http://www.litra.ch.<br />
Zur aktuellen schweizerischen<br />
Diskussion über die<br />
künftige Finanzierung des öffentlichen<br />
Verkehrs wird ein<br />
anschaulicher Überblick zu<br />
Mittelherkunft und -verwendung<br />
jeweils für Infrastruktur<br />
und für Betri<strong>eb</strong> geg<strong>eb</strong>en.<br />
Anzeige<br />
MARKTSPIEGEL<br />
Infrastruktur<br />
www.<strong>eb</strong>-info.eu/marktspiegel<br />
Ihr direkter Draht zum Marktspiegel<br />
Inge Matos Feliz<br />
Tel. 089 / 4 50 51-228<br />
Fax 089 / 4 50 51-207<br />
matos.feliz@oiv.de<br />
164 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong><br />
Marktspiegel_01_2011.indd 1 16.03.2011 10:36:31
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1936 – Teil 1<br />
Die Beiträge [2; 3; 4] behandelten<br />
schwerpunktmäßig<br />
die in den Prüffeldern von<br />
Ausbesserungswerken angewendeten<br />
elektrischen und<br />
mechanischen Messverfahren<br />
für 1AC-Fahrmotoren und<br />
-Transformatoren mit teilweise<br />
archaisch anmutenden Geräten<br />
und Schaltplänen. Besondere<br />
Herausforderungen<br />
waren im Reichsbahnwerk<br />
Lauban die damals noch verbreiteten<br />
Großmotoren mit<br />
über 3 m Ständerdurchmesser<br />
für Kurbelwellen-Stangenantri<strong>eb</strong><br />
(Bild 2), deren Behandlung<br />
besondere Vorrichtungen<br />
erforderte.<br />
Als leidenschaftlicher Verfechter<br />
des Stangenantri<strong>eb</strong>s<br />
bekannte sich in [13] der Mitherausg<strong>eb</strong>er<br />
und Elektrisierungs-Sektionschef<br />
der Schwedischen<br />
Staatsbahn (SJ). Er<br />
fühlte sich durch einen im Vorfizierung<br />
von Nürnberg bis<br />
Halle und Leipzig sofort weiter<br />
zu führen und hierbei auch<br />
„für Winterarbeit“ zu sorgen;<br />
im Vorgriff hierauf war im<br />
Reichsbahnkraftwerk Muldenstein<br />
ein 10-MW-Turbosatz in<br />
Betri<strong>eb</strong> gesetzt worden.<br />
Gleichzeitig arbeiteten die Firmen<br />
AEG in Basel, BBC in<br />
Pforzheim und SSW in Reichenhall<br />
weiter an ihren statischen<br />
Umrichtern unterschiedlicher<br />
Konzepte. Die Industrie<br />
hatte 27 elektrische 1AC-Lokomotiven<br />
und 30 überwiegend<br />
zweiteilige 1AC-Tri<strong>eb</strong>züge ausgeliefert,<br />
der Traktionsenergi<strong>eb</strong>edarf<br />
hatte 750 Mio. kWh<br />
betragen.<br />
Das Heft 1 widmete sich<br />
ganz der Fahrzeuginstandhaltung.<br />
Zur S-Bahn Berlin ist in<br />
[1] interessant zu lesen, dass<br />
jeder der seit 1928 nahezu<br />
600 Viertelzüge Bauart Stadt-<br />
Der 18. Januar 1911 mit der<br />
ersten Probefahrt einer elektrischen<br />
Lokomotive und der<br />
folgende Tag mit der ersten<br />
elektrischen Zugfahrt zwischen<br />
Dessau und Bitterfeld<br />
markieren den Beginn des<br />
elektrischen 1AC-Fernbahnbetri<strong>eb</strong>s<br />
in Deutschland mit<br />
seiner weiteren erfolgreichen<br />
Entwicklung, was zeitgerecht<br />
gewürdigt wurde [7]. Der<br />
Beitrag brachte eine chronologische<br />
Übersicht der damals<br />
wichtigsten Entwicklungsschritte<br />
und ein historisches<br />
Foto eines abfahrbereiten<br />
Schnellzugs in Bitterfeld<br />
(Bild 1), das allerdings laut<br />
Siemens-Archiv S.C.A. erst am<br />
26. Januar 1911 aufgenommen<br />
wurde! Vor der Lokomotive<br />
WSL 10501, später preußische<br />
ES 1, steht in der Personengruppe<br />
links Gustav<br />
Wittfeld als maßg<strong>eb</strong>licher<br />
Initiator des Projektes n<strong>eb</strong>en<br />
viel Siemens-Prominenz wie<br />
rechts Walter Reichel; fast<br />
entschuldigend dafür bemühte<br />
sich der Autor im Text eiligst<br />
noch andere bedeutende<br />
Namen zu nennen, so unter<br />
anderem von AEG Walter<br />
Kleinow und von BBC Alfred<br />
Wichert.<br />
Das Bild von 1911 war jedoch<br />
nicht vollständig wiedergeg<strong>eb</strong>en,<br />
sondern ein Ausschnitt<br />
und am rechten Rand<br />
geschickt abgeschnitten: So<br />
bli<strong>eb</strong> verborgen, dass der Zug<br />
tatsächlich nur aus zwei vierachsigen<br />
Wagen bestand!<br />
Während der bis Ende März<br />
dauernden Erstinbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
hatte man nämlich vorsichtig<br />
nur 5 kV Fahrleitungsspannung<br />
eingespeist und konnte<br />
vermutlich wegen stark reduzierter<br />
Leistung nur wenig Anhängelast<br />
wagen.<br />
Im selben Heft stand der<br />
traditionelle Jahresrückblick<br />
des Herausg<strong>eb</strong>ers [5]. Als bedeutendste<br />
Ereignisse in 1935<br />
nannte er die Fertigstellung<br />
der Streckenausrüstung 1AC<br />
20 kV 50 Hz für die Höllentalund<br />
Dreiseenbahn, die Aufnahme<br />
des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s<br />
Augsburg – Nürnberg<br />
und den Beschluss, die Elektribahn<br />
in den si<strong>eb</strong>en Jahren<br />
durchschnittlich rund<br />
1 Mio. km Laufleistung erreicht<br />
hatte. Das ist umso bemerkenswerter,<br />
als in dieser<br />
Zeit besonders am mechanischen<br />
Teil wie den Drehgestellrahmen<br />
in erh<strong>eb</strong>lichem<br />
Maße Schäden auftraten, die<br />
durch vielerlei Sondermaßnahmen<br />
in der Hauptwerkstatt<br />
Schöneweide behoben<br />
werden mussten. Die 90 kW<br />
starken DC-Fahrmotoren hätten<br />
sich zwar im „Großen und<br />
Ganzen den Ansprüchen gewachsen<br />
gezeigt“, waren<br />
aber durch zahlreiche Ankerwellenbrüche<br />
mit erh<strong>eb</strong>lichen<br />
Folgeschäden auffällig gewesen.<br />
Das kommt aktuell durchaus<br />
bekannt vor. Bildliche<br />
Darstellungen von Korrosionsschäden<br />
an Leichtmetallbauteilen<br />
weckten sofort heftigen<br />
Widerspruch [10].<br />
Historie Journal<br />
Bild 1: Eröffnung des elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>es Dessau – Bitterfeld Januar 1911, Bahnhof Bitterfeld, Lokomotive<br />
WSL 10501, später preußische ES 1, von Hanomag und Siemens-Schuckertwerke (Bild 1 aus [7] Seite 51).<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
165
Journal Historie<br />
jahr erschienenen Artikel herausgefordert,<br />
wonach „die SJ<br />
nicht den Fortschritten anderer<br />
Länder“ gefolgt sei ([60]<br />
und Bild 15 in <strong>eb</strong> 108 (2010),<br />
Heft 11, Seiten 537–539). Zwar<br />
räumte er gelegentliche Fehlkonstruktionen<br />
ein (Bild 3),<br />
ansonsten versuchte er aber<br />
mit Tabellen über Instandhaltungskosten<br />
nachzuweisen,<br />
dass diese in Schweden tatsächlich<br />
niedriger seien und<br />
dass die deutschen Vergleichszahlen<br />
zu Lokomotiven mit<br />
Einzelradsatzantri<strong>eb</strong> nur auf<br />
unzulässigen Vergleichen<br />
„Modern gegen Alt“ beruhten.<br />
Wegen der unterstellten<br />
schlechteren Kraftschlussausnutzung<br />
des Einzelradsatzantri<strong>eb</strong>s<br />
infolge Radsatzentlastung<br />
gegenüber stangengekuppelten<br />
Radsätzen setzte er<br />
die in Schweden gewählte<br />
Radsatzfolge 1‘C1‘ als gleichwertig<br />
der deutschen 1‘Do1‘<br />
ein, was logischer Weise die<br />
Anschaffung billiger mache.<br />
Einzelradsatzantri<strong>eb</strong> sei also<br />
im Gegenteil „ein Schritt rückwärts“,<br />
weil man die damit<br />
möglichen höheren Lokomotivleistungen<br />
von über 2 000 PS<br />
in Schweden gar nicht brauche.<br />
Dies führte umgehend zu<br />
einer Gegendarstellung [14],<br />
in der die Instandhaltungskosten<br />
pro 1 000 km für die DRG-<br />
Lokomotiven E 16 (1‘Do1‘),<br />
E 52 (2‘BB2‘) und E 75 (1‘D1‘)<br />
Bild 2: Fahrmotor<br />
2‘D1‘-Lokomotive<br />
E 50 3 , Stundenleistung<br />
2 400 kW, Ständeraußendurchmesser<br />
3 340 mm (Bild 7 aus [3]<br />
Seite 22).<br />
der schwedischen „Einheits“-<br />
Lokomotive Reihe D (1‘C1‘) gegenübergestellt<br />
wurden. Das<br />
Erg<strong>eb</strong>nis war aus deutscher<br />
Sicht eindeutig, und die vom<br />
Grundsätzlichen her aufg<strong>eb</strong>aute<br />
Beweisführung liest sich<br />
noch heute interessant, jedoch<br />
folgte alsbald ein ziemlich heftiger<br />
Widerspruch [14].<br />
Dagegen hatten sich die<br />
Italienische Staatsbahnen (FS)<br />
von den konstruktiven Zwängen<br />
des Stangenantri<strong>eb</strong>s ihrer<br />
alten 3AC-Lokomotiven befreit<br />
und sahen für ihre neu entwickelten<br />
Einheitslokomotiven<br />
nur Einzelradsatzantri<strong>eb</strong> vor, je<br />
nach Geschwindigkeitsbereich<br />
mit Tatzlager- oder gefedertem<br />
Hohlwellenantri<strong>eb</strong>. Nach<br />
Begründung der Systemwahl<br />
DC 3 kV war Schwerpunkt in<br />
[8] die erzielte Vereinheitlichung<br />
am mechanischen wie<br />
im elektrischen Teil der vorgestellten<br />
Bauarten E 626 und<br />
E 424 für 90 km/h sowie E 428<br />
und E 326 für 150 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
(Bilder 4 und<br />
5); die Anfangsziffer soll immer<br />
die Zahl der Treibradsätze<br />
darstellen. Mit einheitlich 16 t<br />
größter Radsatzlast und nur einem<br />
DC-Fahrmotortyp mit<br />
350 kW Stundenleistung in unterschiedlicher<br />
Kombination<br />
sollten alle absehbaren Betri<strong>eb</strong>saufgaben<br />
abgedeckt<br />
werden, wobei es sogar Nutzbremsschaltungen<br />
gab. Ein Ufficio<br />
Studio Locomotive führte<br />
die Konstruktionen bis ins Detail<br />
durch und gab die Zeichnungen<br />
für den Wettbewerb<br />
der Bieter frei.<br />
Im Erg<strong>eb</strong>nis offen hinsichtlich<br />
1AC 15 kV oder DC 3 kV<br />
bli<strong>eb</strong> die gründliche Studie<br />
[12] zur Elektrifizierung der<br />
75 km langen eingleisigen<br />
Hauptbahn Campina – Braov<br />
(Kronstadt), welche die Karpaten<br />
mit durchschnittlich 18 ‰<br />
Steigung bei dem 1 035 m hohen<br />
Predeal-(Rother Turm-)<br />
Pass überwindet. Basis waren<br />
vorhandene auf Dampf- und<br />
Wasserkraftwerke gestützte<br />
3AC-Netze mit 66 und 110 kV,<br />
die den beispielhaft errechneten<br />
Energi<strong>eb</strong>edarf decken sollten:<br />
Bei 1AC waren zwei Unterwerke<br />
(Uw) mit rotierenden<br />
Umformern 3AC 50 Hz/1AC<br />
16 2 / 3<br />
Hz vorgesehen, bei DC dagegen<br />
vier Uw mit Hg-Dampfgleichrichtern.<br />
Wegen des<br />
hierfür günstigen Höhenprofils<br />
wurde auch Nutzbremsung<br />
untersucht, wobei man für DC<br />
ortsfeste Bremswiderstände in<br />
den Uw plante. Als Lokomotiven<br />
war ein Co’Co‘-Einheitstyp<br />
mit 2 200 kW Dauerleistung<br />
und 90 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
vorgesehen. Den wegen<br />
möglicher besserer Kraftschlussausnutzung<br />
<strong>eb</strong>enfalls<br />
betrachteten Kuppelstangenantri<strong>eb</strong><br />
hatte man verworfen.<br />
Vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
kam jedoch nichts in Gang. Als<br />
Rumänien 1941 in den Krieg<br />
einbezogen wurde, bekam die<br />
Strecke kriegswirtschaftliche<br />
Bedeutung und 1943 empfahl<br />
die Deutsche Reichsbahn mit<br />
einem Gutachten die beschleunigte<br />
Ausrüstung für 1AC<br />
16 2 / 3<br />
Hz. Tatsächlich elektrifiziert<br />
mit 1AC 25 kV 50 Hz wurde<br />
das rumänische Netz erst<br />
ab 1960 mithilfe einer Arbeitsgemeinschaft<br />
aus ASEA, ELIN<br />
und Sécheron.<br />
Im Vergleich dazu behandelte<br />
[9] ein eher bescheidenes<br />
Privatbahnnetz mit 1AC 15 kV<br />
16 2 / 3<br />
Hz in der Schweiz, welches<br />
durch die fortschreitende Elektrifizierung<br />
der SBB unausweichlich<br />
umgestellt werden<br />
musste. Das 33 km lange Teilstück<br />
Burgdorf – Thun war<br />
nämlich 1899 als „erste elektrische<br />
Vollbahnstrecke Europas“<br />
mit 3AC 750 V 40 Hz in Betri<strong>eb</strong><br />
gegangen. Als einerseits der<br />
Bild 3: Lokomotive Gattung Pb der Statens Järnvägar (SJ) (Bild 3 aus [13]<br />
Seite 93).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 000 V 16 2 / 3<br />
Hz, Länge<br />
21 450 mm, Radsatzfolge 2‘B+B2‘, Dienstmasse 124 t davon auf Treibradsätzen<br />
68 t, Leistung unspezifiziert 2 300 PS ≈ 1 690 kW, spezifische Leistung<br />
13,6 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 100 km/h<br />
Bild 4: Lokomotive Gruppe E 626 Italienische Staatsbahnen (FS) (Bild 13<br />
aus [8] Seite 63).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung DC 3 kV, Länge 14 950 mm,<br />
Radsatzfolge Bo’Bo’Bo‘, Dienstmasse 96 t, Stundenleistung 2 100 kW,<br />
spezifische Leistung 21,8 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h<br />
166 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
Historie Journal<br />
Energielieferant Bernische<br />
Kraftwerke von 40 auf 50 Hz<br />
umstellte und die SBB ein Uw<br />
für 1AC 16 2 / 3<br />
Hz in Burg dorf<br />
bauten, schlossen sich die drei<br />
<strong>Bahnen</strong> 1933 diesem System<br />
an, trotz „zufriedenstellendem“<br />
3AC-Betri<strong>eb</strong> über 34 Jahre.<br />
Als neues Rollmaterial beschaffte<br />
man gemeinsam den<br />
engen Kurvenradien und<br />
25-‰-Steigungen angepasste<br />
kurze Bo’Bo‘-Lokomotiven und<br />
Bo‘2‘-Tri<strong>eb</strong>wagen gleicher<br />
elektrischer Ausrüstung, jedoch<br />
exakt halber Leistung (Bilder 6<br />
und 7). Trotz der geringen<br />
Höchstgeschwindigkeit 75 km/h<br />
erhielten die Fahrzeuge gefederte<br />
Hohlwellenantri<strong>eb</strong>e Bauart<br />
Sécheron, und sie haben<br />
sich erstaunlich lange bis in die<br />
1990er Jahre gehalten.<br />
Unter dem Titel [6] verbirgt<br />
sich, was auch heute noch Aufwand<br />
erfordert: Die schon damals<br />
herrschende Vielfalt an<br />
Fahrleitungs- und damit Zugsammelschienenspannungen<br />
spornte dazu an, mit Mehrspannungsausrüstungen<br />
den<br />
Wagendurchlauf zu ermöglichen.<br />
Die in den einzelnen europäischen<br />
Ländern vorherrschenden<br />
Wagenausrüstungen<br />
basierten auf Widerstandsheizung<br />
in vielfacher Reihen-Parallel-Umschaltung<br />
für direkte<br />
Luft- oder für indirekte<br />
Dampfheizung nach damaligem<br />
Stand der Technik, sind<br />
also überholt und trotzdem<br />
lehrreich zu lesen, zumal Messerg<strong>eb</strong>nisse<br />
über Ausbeute und<br />
Wirkungsgrad gegenübergestellt<br />
wurden.<br />
Der Beitrag [11] behandelte<br />
normierte grafische Verfahren<br />
zur Ermittlung des Geschwindigkeit-Zeit-Diagramms,<br />
der<br />
Fahrzeit und letztlich des Energi<strong>eb</strong>edarfs<br />
von Zugfahrten<br />
mittels Tafeln genannter Anfahr-<br />
und Bremsdiagramme<br />
für verschiedene Zugarten.<br />
In [15] schließlich würdigte<br />
der Schweizer Altmeister der<br />
Bahnelektrifizierung die Leistungen<br />
von Jakob Buchli, der<br />
als begnadeter Konstrukteur<br />
und Führungskraft bei SLM und<br />
BBC weltweit anerkannt war<br />
und in Deutschland vor allem<br />
durch die in Bayern 1925 eingeführte<br />
Buchli-Kraftüber tragung<br />
bei schnell fahrenden Rahmenlokomotiven<br />
mit Einzelradsatzantri<strong>eb</strong><br />
bekannt geworden ist.<br />
N<strong>eb</strong>en den wie üblich umfangreichen<br />
Patentschauen<br />
ohne spektakuläre Inhalte gab<br />
es bemerkenswerte Kurzberichte<br />
zur Elektrisierung Paris<br />
– Le Mans (Heft 1 Seite 24),<br />
zum Bau der Verbindungsstrecke<br />
Brüssel Nord – Brüssel Süd<br />
(Midi) (Heft 2 Seite 52) und<br />
über russische Oberleitungsbusse<br />
(Heft 3 Seite 72).<br />
Christian Tietze<br />
Hauptbeiträge Jahrgang 12<br />
(1936) Hefte 1 bis 4<br />
[1] Dönges, F. H.: Die Unterhaltung<br />
der Berliner S-Bahn-Wagen. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 1, S. 2–11.<br />
[2] Steinbauer, Wolfgang: Die elektrischen<br />
Prüffeldeinrichtungen<br />
des Reichsbahn-Ausbesserungswerkes<br />
München-Freimann. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 1, S. 11–19.<br />
[3] Wilske: H.: Das elektrische Prüffeld<br />
im Reichsbahn-Ausbesserungswerk<br />
Lauban. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. S. 20–24.<br />
[4] Staub, Carl G.: Die elektrische<br />
Prüfanlage der Werkstätte Bellinzona.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 1, S. 25–29.<br />
[5] Wechmann, Wilhelm: Der<br />
elektrische Zugbetri<strong>eb</strong> der<br />
Deutschen Reichsbahn im Jahre<br />
1935. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 2, S. 31–34.<br />
[6] Rauch: <strong>Elektrische</strong> Zugheizung.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 2, S. 34–50.<br />
[7] Tetzlaff, H.: <strong>Elektrische</strong> Betri<strong>eb</strong>seröffnung<br />
Dessau – Bitterfeld<br />
vor 25 Jahren. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 2,<br />
S. 50–52.<br />
[8] Schneider, L.: Die italienischen<br />
3000-V-Gleichstromlokomotiven<br />
der Einheitsbauart. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 3, S. 55–65.<br />
[9] Marschall, Alfred: Die elektrischen<br />
Einrichtungen der Emmental-,<br />
Solothurn–Münsterund<br />
Burgdorf–Thun-Bahn. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 3, S. 66–71.<br />
[10] V.A.W. AG, Lautawerk: Leichtmetall-Stadtbahnwagen.<br />
In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 3, S. 71–72.<br />
[11] Ganz, Walter: Hilfstafeln zur<br />
Vereinfachung der Zugkostenrechnung.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 3, S. 73–76.<br />
[12] Serbescu, D.: Die Einrichtung<br />
des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es<br />
Bild 5: Lokomotive Gruppe E 326 Italienische Staatsbahnen (FS) (Bild 16<br />
aus [8] Seite 64).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung DC 3 kV, Länge 16 300 mm,<br />
Radsatzfolge 2‘Co2‘,<br />
Dienstmasse 112 t, Stundenleistung 2 100 kW, spezifische Leistung<br />
18,8 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 150 km/h<br />
Bild 6: Lokomotive Solothurn-Münster-Bahn (SMB) baugleich für Emmentalbahn<br />
(EB) und Burgdorf–Thun-Bahn (BTB) (Bild 6 aus [9] Seite 68).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1AC 15 000 V 16 2 / 3<br />
Hz,<br />
Länge 12,4 m, Radsatzfolge Bo’Bo‘, Dienstmasse 64,8 t, Stundenleistung<br />
1 600 PS ≈ 1 180 kW, spezifische Leistung 18,2 kW/t, Höchstgeschwindigkeit<br />
75 km/h<br />
Bild 7: Tri<strong>eb</strong>wagen Burgdorf–Thun-Bahn (BTB) baugleich für Emmentalbahn<br />
(EB) und Solothurn–Münster-Bahn (SMB) (Bild 12 aus [9] Seite 70).<br />
Spurweite 1435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 000 V 16 2 / 3<br />
Hz, Länge<br />
17 500 mm, Radsatzfolge Bo‘+2‘, Dienstmasse 58 t davon auf Treibradsätzen<br />
34 t, Stundenleistung 800 PS ≈ 590 kW, Höchstgeschwindigkeit 75 km/h,<br />
Sitzplatzzahl 30 und Gepäckraum<br />
auf der Linie Campina – Brasov<br />
des rumänischen Eisenbahnnetzes.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 4, S. 77–91.<br />
[13] Oefverholm, Ivan: Die Lokomotiven<br />
der Schwedischen Staatseisenbahnen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 4, S. 92–94.<br />
[14] Kühne, A: Stangenantri<strong>eb</strong><br />
oder Einzelachsantri<strong>eb</strong> bei<br />
elektrischen Lokomotiven. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />
H. 4, S. 94–95; Erwiderung<br />
Oefverholm in H. 7, S. 170.<br />
[15] Sachs, Karl: Jakob Buchli 60<br />
Jahre alt. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
12 (1936), H. 4, S. 96–97.<br />
<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 3<br />
167
Termine<br />
Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
SIFER 2011<br />
05.–07.04.2011 Mack Brooks<br />
Lille (FR) Fon: +33 359 5606-37, Fax: -51<br />
E-Mail: sifer@mackbrooks.com,<br />
Internet: www.sifer2011.com<br />
suissetraffic 2011<br />
06.–09.09.2011 BEA bern expo AG<br />
Bern (CH) Fon: +41 31 34011-49, Fax: -44,<br />
E-Mail: info@beaexpo.ch,<br />
Internet: www.suissetraffic.ch<br />
Rail Solutions Asia 2011<br />
11.–13.05.2011 TDH Exhibitions LTD<br />
Kuala Lumpur Fon: +44 1483 548-290, Fax: -302,<br />
(MY)<br />
E-Mail: info@tdhrail.com,<br />
Internet: www.tdhrail.co.uk/rsa/<br />
Erster iaf Kongress BahnBau<br />
17.–19.05.2011 VDEI-Service GmbH<br />
Münster (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91<br />
E-Mail: service.gmbh@vdei.de,<br />
www.iaf-kongress.com<br />
IZBE-Symposium – Nachhaltigkeit in der Verkehrsinfrastruktur<br />
und bei Schienenfahrzeugen – Mehr als<br />
„green building“ und LCC?<br />
19.–20.05.2011 Innovationszentrum Bahntechnik Europa e. V.<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 4769857, Fax: +49 351 4519675,<br />
E-Mail: meyer@izbe.eu,<br />
Internet: www.izbe.eu<br />
WCRR 2011 – 9. Weltweiter Kongress<br />
zur Bahnforschung<br />
22.−26.05.2011<br />
Lille (FR)<br />
UIC, Paul Véron<br />
E-Mail: veron@uic.org,<br />
Internet: www.uic.org<br />
3. Sicherheitstag Eisenbahnbetri<strong>eb</strong><br />
25.–26.05.2011 VDEI Service GmbH<br />
Gotha (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />
Internet: www.vdei.de<br />
ÖVG-Fahrwegtagung<br />
27.–29.09.2011 Österreichische Verkehrswissenschaftliche<br />
Salzburg (AU) Gesellschaft (ÖVG)<br />
Fon: +43 1 5879727, Fax: +43 1 5853615,<br />
E-Mail: office@oevg.at,<br />
Internet: www.oevg.at<br />
Nordic Rail<br />
04.–06.10.2010 Elmia<br />
Jönköping (SE) Fon: +46 36 152230, Fax: +46 36 164692,<br />
E-Mail: jorgen.nystrom@elmia.se,<br />
Internet: www.elmia.se/nordicrail<br />
6. Internationaler VDV-Eisenbahnkongress<br />
05.–06.10.2011 VDV-Akademie<br />
Frankfurt/M. (DE) Fon: +49 221 57979-170, Fax: -8171,<br />
E-Mail: eckert@vdv.de,<br />
Internet: www.vdv-akademie.de<br />
6. Internationaler Eisenbahnkongress<br />
05.–06.10.2011 VDV Akademie<br />
Frankfurt/M. (DE) Fon: +49 221 57979-173, Fax: -8171,<br />
E-Mail: akademie@vdv.de,<br />
Internet: www.akademie-vdv.de/<br />
Zukunftsfrage Verkehr (ÖPNV-Forum)<br />
22.06.2011 PBV Planungsbüro für Verkehr<br />
Berlin (DE) Fon: +49 30 29668060,<br />
E-Mail: w.brohm@pbv-berlin.de,<br />
Internet: www1.messe-berlin.de<br />
11. Signal+Draht-Kongress<br />
03.–04.11.2011 DVV Media Group GmbH<br />
Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH<br />
Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com<br />
DMG-Fachsymposium −<br />
„Lokomotiven und grüne Technologien“<br />
23.08.2011 Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft e.V.<br />
Chemnitz (DE) Bezirksgruppe Ost<br />
Fon: +49 371 50348-282, Fax: -280,<br />
E-Mail: sabine.felgnervoith.com,<br />
Internet: www.dmg-berlin.info<br />
STUVA-Tagung‘11<br />
06.–08.12.2011 Studiengesellschaft für<br />
Berlin (DE) unterirdische Verkehrsanlagen e.V.<br />
Fon: +49 221 5979-50, Fax: -550,<br />
E-Mail: info@stuva.de,<br />
Internet: www.stuva.de<br />
168 109 (2011) Heft 3 <strong>eb</strong>
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pro Jahr.<br />
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