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BLICKPUNKT<br />
GEMÄLDE<br />
■ Johann Christian Reinhart<br />
Johann Christian Reinhart (1761 bis 1847)<br />
war ein deutscher Maler, Zeichner und Radierer<br />
und gehört zu den zentralen Künstlergestalten<br />
der Zeit um das Jahr 1800.<br />
Nach seinem Umzug nach Rom 1789 wurde<br />
er im Laufe der Jahre zum Mittelpunkt<br />
der dortigen deutschen Künstlerkolonie.<br />
Von Anfang an konzentrierte sich der Maler<br />
besonders auf die Landschaftskunst –<br />
und auf allen Teilgebieten dieses Genres<br />
leistete er großartige Arbeit. Johann Christian<br />
Reinhart entwickelte sich somit zu einem<br />
der bedeutendsten Vertreter überhaupt<br />
im Bereich der Landschaftsmalerei<br />
seiner Zeit.<br />
Die Hamburger Kunsthalle würdigt die<br />
große Bedeutung dieses Malers für die<br />
deutsche Kunstgeschichte nun als erstes<br />
Museum überhaupt mit einer umfangreichen<br />
Retrospektive bis zum 27. Januar<br />
2013 unter dem Titel „Johann Christian<br />
Reinhart, Ein deutscher Landschaftsmaler<br />
in Rom”. Von seinen Landschaftszeichnungen<br />
und -gemälden sowie seinen Radierungen<br />
bis hin zu bissigen Karikaturen,<br />
die für den Künstler einen Ausgleich zu<br />
seiner idealen und klassizistischen Kunst<br />
darstellten, wird in der Hamburger Kunsthalle<br />
ein profunder Überblick über das Gesamtwerk<br />
von Johann Christian Reinhart<br />
geboten. Während seiner Jugend entstanden<br />
Idyllen im Stil des Schweizer Malers<br />
Salomon Gessner. Hierbei handelt es sich<br />
um Kompositionen, die auf eine ferne Vergangenheit<br />
bezogen sind: Es ist in diesem<br />
Fall die Hirtenwelt des vermeintlich antiken<br />
Arkadien, die in diesen Werken lebendig<br />
wird. Etwas später schuf Reinhart Kompo-<br />
„Gewitterlandschaft mit Gebirgsfluss und Wasserfall (Der Jäger und der einschlafende Fischer”, 1831, Öl /<br />
Leinwand, 49 x 66,8 cm; München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, © Bayerische<br />
Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek / bpk<br />
sitionen, die die Vorstellungen des Sturm<br />
und Drang wiederspiegeln. Die strengen<br />
und meist sturmgepeitschten Landschaften<br />
wurden immer wieder als Reaktion auf<br />
die Umbrüche in Folge der Französischen<br />
Revolution interpretiert. Zeitgleich entstanden<br />
auch sogenannte „Prospecte”, möglichst<br />
naturgenaue Wiedergaben des Gesehenen.<br />
Bereits in Deutschland gepflegt,<br />
bestimmte diese Form der Landschaftskunst<br />
sein künstlerisches Schaffen in seinem<br />
ersten römischen Jahrzehnt.<br />
Kurz vor 1800 entwickelte Johann Christian<br />
Reinhart dann zusammen mit dem befreundeten<br />
Joseph Anton Koch einen neuen<br />
Typus der Landschaftsmalerei, der als<br />
„heroische Ideallandschaft” bezeichnet<br />
wurde. Hierbei griff Reinhart auf Vorbilder<br />
des 17. Jahrhunderts wie beispielsweise<br />
Nicolas Poussin und Gaspard Dughet<br />
zurück. Mit zunehmendem Alter entwickelte<br />
sich Reinhart zum Klassizisten und<br />
stand mit seinen Auffassungen Joseph<br />
Anton Koch und dem dänischen Bildhauer<br />
Bertel Thorvaldsen nahe. Fortan wurden<br />
mythologische Themen und antike Gebäude<br />
in seine Werke integriert und von<br />
1829 bis 1835 schuf der Künstler im Auftrag<br />
von Ludwig I. vier großformatige Temperabilder<br />
mit Ausblicken aus der römischen<br />
Villa Malta. Mit diesen Bildern gelang<br />
Reinhart eines der großartigsten<br />
Rom-Panoramen der Kunstgeschichte.<br />
Die Ausstellung zeigt Werke aus dem Bestand<br />
der Hamburger Kunsthalle und Leihgaben<br />
verschiedener deutscher und internationaler<br />
Museen. Präsentiert werden<br />
knapp 30 Gemälde und ein besonderes<br />
Augenmerk wird auf circa 90 Zeichnungen<br />
gelegt, von denen in den letzten Jahren<br />
zahlreiche neu entdeckt wurden. Etwa 50<br />
Radierungen runden diese repräsentative<br />
Auswahl ab.<br />
Den ausführlichen Artikel „Johann Christian Reinhart”<br />
(fünf Seiten, 10 Abbildungen) von Anja Iwa<br />
finden Sie in der aktuellen Dezember-Ausgabe der<br />
Zeitschrift „Sammler Journal” (ab 26. November im<br />
Handel erhältlich)<br />
„Arkadische Landschaft mit Fluss, Baumgruppe<br />
und antikem Sarkophag”, 1787, Gouache, 320 x 415<br />
mm; Deutsches Literaturarchiv Marbach, © Deutsches<br />
Literaturarchiv Marbach<br />
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