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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Queen (Vorschau)

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eine Wiederverwertung ertung unter den<br />

Verhältnissen eines es großen Budgets<br />

verdient gehabt. "My Fairy<br />

King" sowieso. <strong>Queen</strong>s Flirt mit<br />

opernhaften Dramen tritt auf<br />

dem Erstling in diesem Song am<br />

deutlichsten zutage – inklusive<br />

der „singenden" n" Red Special<br />

Brain Mays und eines Freddie<br />

Mercury, der seine Stimmbänder<br />

derart strapaziert, dass zumindest<br />

Weingläser zu zerspringen<br />

drohen.<br />

" Liar" – Eröffnung der B-Seite<br />

– bringt in seiner kompromisslos<br />

gegen gängige Rockklischees<br />

gebürsteten Art den<br />

extrovertierten <strong>Queen</strong>-Stil der<br />

Frühzeit am besten rüber. Später<br />

wurde häufig darüber diskutiert,<br />

ob dieser brettharte, mit zahlreichen<br />

Brüchen versehene Song<br />

als erste Single-Auskopplung die<br />

bessere Wahl gewesen wäre. Dass<br />

diese Debatten unnütz waren,<br />

belegt allerdings die Tatsache, dass eine klanglich aufpolierte Version der Nummer<br />

im Februar 1974 als 7-Inch-Vinyl in den USA ebenso scheiterte wie zuvor<br />

"Keep Yourself Alive" in Großbritannien.<br />

Hätte "The Nights Come Down" nicht dieses hektische Intro und Outro –<br />

es wäre lediglich eine etwas zu lässig heruntergespielte Halbballade, die am<br />

Ende nur aufgenommen wurde, um den Boden für den Speed-Kracher "Modern<br />

Times Rock’n’Roll" zu bereiten. Der rast dann auch durch zwei atemberaubende<br />

Minuten und präsentiert die an Rod Stewart erinnernde Stimme Roger<br />

Taylors erstmals über die gesamte – wenn auch kurze – Zeit eines Songs.<br />

Und schließlich "Jesus". So hingebungsvoll wandte sich Freddie Mercury der<br />

christlichen Religion später nur noch ganz selten zu. Sein Verhältnis zum Christentum<br />

war das eines zweifelnden Abkömmlings, der vertrauen will, der widersprüchlichen<br />

Wirklichkeit aber nicht zu entrinnen vermag. Das Stück hat etwas<br />

von einem Kirchenchoral, der am Ende eilig von ein paar Heavy-Metal-Kids zum<br />

Rock-Statement umgezimmert wird.<br />

"Seven Seas Of Rhye" bleibt am LP-Schluss nur ein instrumentales Fragment.<br />

Ein wenig beängstigend erschien<br />

dieser klangliche Nachhall spätestens<br />

in dem Moment, als der<br />

mit Lyrics versehene Song am 23.<br />

Februar 1974 in der englischen<br />

Hitparade die Top 10 knackte.<br />

Was dem Quartett damals<br />

mächtig im Magen lag, ist<br />

heute eine charmante Fußnote,<br />

die QUEEN unter den Fans einen<br />

wohlwollenden Sonderstatus<br />

garantiert: der Sound. Hier ein<br />

bisschen Hall, da ein paar Stereospielereien<br />

– und das war's. Ansonsten<br />

ist vor allem Brian Mays<br />

Gitarrenklang hörbar in ein Korsett<br />

gezwängt. Und dort, wo in den<br />

hochmütigen Momenten orchestrale<br />

Übermacht den jeweiligen<br />

Song in Sphären der Erhabenheit<br />

gehoben hätte, blieben <strong>Queen</strong> ungewollt bodenständig. Derart auf die Möglichkeiten<br />

einer vierköpfigen Rockband reduziert, klang das Quartett nie wieder.<br />

Während die Songs der LP zum Teil bis zu drei Jahre Zeit gehabt hatten, im<br />

Proberaum und auf kleinen Clubbühnen zu reifen, war die Scheibe selbst über<br />

Nacht entstanden: Ihr Label Trident überließ der Band nämlich immer dann das<br />

hauseigene Studio, wenn gerade niemand dort aufnahm. Also enterten die vier<br />

eigenwilligen Typen die noch nach Schweiß, Qualm, Bier und Ausdünstungen<br />

stinkenden Produktionsräume nachts oder an den Wochenenden. Vor allem<br />

Fo<strong>to</strong>: © Universal<br />

Mercury fühlte sich ob dieser Situation<br />

ziemlich angepisst, verwandelte seinen<br />

Unmut jedoch in pure Energie und lieferte<br />

begnadete Gesangsleistungen ab.<br />

Es macht Spaß, auf QUEEN die vor<br />

allem durch Arbeit gekennzeichnete<br />

Studio-Atmosphäre zu erlauschen.<br />

Manchmal meint man, hinter der Glaswand<br />

im Aufnahmeraum zu sitzen und<br />

die Band bei ihrem konzentrierten Zusammenspiel<br />

zu beobachten. Die Gruppe<br />

kam danach nie wieder in die Situation,<br />

lediglich damit abgespeist zu werden, was jene, die bereits aufgegessen hatten,<br />

am Tellerrand übrigließen. Bereits mit dem Album QUEEN II, am 8. März 1974<br />

veröffentlicht, marschierte der Vierer schnurstracks ins erste Glied.<br />

An Daten orientierte Bandbiografien<br />

gibt es reichlich.<br />

Auch die Alben erfuhren unzählige<br />

Betrachtungen und erhielten<br />

erst 2011, im 40. Jahr des Bestehens<br />

der Band, umfassende Würdigungen<br />

(<strong>GoodTimes</strong> 3/2011).<br />

Dass <strong>Queen</strong> aber nicht nur musikalisch<br />

außergewöhnlich und<br />

kommerziell eminent erfolgreich<br />

waren, sondern zu den bizarrsten<br />

Musikergemeinschaften der<br />

gesamten Rockgeschichte gehören,<br />

bleibt häufig auf der Strecke.<br />

Während andere Giganten den<br />

Ruhm vor allem fast ausschließlich<br />

mit sexuellen Eskapaden und Drogenexzessen<br />

auslebten, ist das Anekdotenbuch<br />

von Freddie, Brian,<br />

John und Roger voll mit Hintersinnigem.<br />

Wer den Eindruck gewinnt, dass <strong>Queen</strong> nichts dem Zufall überließen,<br />

liegt definitiv nicht falsch.<br />

Kein Wunder. Bei den vier neuen Stars am Rock’n’Roll-Firmament handelte es<br />

sich 1973 um angehende oder ausgebildete Akademiker. Brian May saß über<br />

seiner Dok<strong>to</strong>rarbeit in Astrophysik, Roger Taylor hatte nach einem Abstecher<br />

ins Medizinfach Biologie studiert, Freddie Mercury hatte längst sein Diplom in<br />

Grafik, Kunst und Design in der Tasche, und John Deacon strebte nach einem<br />

Uni-Abschluss in Elektronik und Physik. Das war damals eine ungewöhnliche<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 11

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