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ALLEN STONE<br />
New<br />
comer<br />
Andreas Kümmert<br />
Fo<strong>to</strong>: © Frank Maddocks Fo<strong>to</strong>: © Lonnie Web<br />
Soul-Freude<br />
Vor Enthusiasmus in die Luft springen, ein glückseliges Grinsen auf den Lippen!<br />
Freude, die aufkommt beim Anhören von ALLEN STONE, dem Debütalbum<br />
des gleichnamigen Künstlers. Allen S<strong>to</strong>ne ist seit dem 13. März gerade mal 26,<br />
ein bleicher Amerikaner mit dem starken Hang, das Tageslicht zu verschmähen.<br />
Auf der Nase eine Glasbaustein-Brille, die Stimme steht in direkter Nachfolge<br />
zu schwarzen Soulkoryphäen wie Marvin Gaye und Stevie<br />
Wonder. Es kommen einem mächtige Assoziationen<br />
(neben Gaye und Wonder) in den Sinn, wenn man sich<br />
dieses Meisterstück zu Gemüte führt: Al Green, Prince,<br />
Terence Trent D’Arby, Curtis Mayfield. Durchweg Könner,<br />
mit Meriten behängt. Und dann taucht dieser Nerd auf<br />
und legt ein klassisches Soulalbum hin, das all jenen Koryphäen<br />
zur Ehre gereichen würde. S<strong>to</strong>ne, geboren in einem winzigen Kaff im<br />
US-Bundesstaat Washing<strong>to</strong>n, bezeichnet sich selbst als „Soul-Hippie". Der smarte<br />
Schlacks erklärt: „Das bedeutet, dass ich Frauen und Sex zwar schätze, darüber<br />
jedoch keine Lieder singen will wie die meisten Soulstars. Stattdessen sehe ich<br />
mich in der Tradition von Klassiker-Alben wie Marvin Gayes WHAT'S GOING ON<br />
oder Stevie Wonders INNERVISIONS. Um Politik, genau darum geht es mir! Die<br />
Welt geht gnadenlos den Bach runter. Da können wir Künstler nicht übers Vögeln<br />
singen. Wir müssen der Menschheit zeigen, wie man sie rettet. Das ist meine Aufgabe.”<br />
Selbstbewusstsein satt!<br />
mfg<br />
Gary Clark Jr.<br />
Anschub von Clap<strong>to</strong>n<br />
Für Nicht-Texaner war Gary Clark Jr. eines der bestgehüteten Blues-Rock-Geheimnisse<br />
– bis ihn Eric Clap<strong>to</strong>n 2010 zum Crossroads Guitar Festival einlud.<br />
Die Folge: Auftritte auch beim renommierten Bonnaroo Festival in den beiden<br />
nächsten Jahren. Jetzt interessierten sich große Firmen für den singenden Gitarristen,<br />
der am 15. Februar 29. Geburtstag feierte. Drei Alben hatte Clark auf dem<br />
Indie-Label Hotwire Unlimited veröffentlicht (TRIBUTE, 2005; 110 und WORRY<br />
NO MORE, beide 2008), dazu die EP "Gary Clark Jr." (2010), bevor er bei Warner<br />
die EP "The Bright Lights" (2011) und jetzt BLAK AND BLU herausbrachte.<br />
Als „Best Young Gun" würdigte der US-„Rolling S<strong>to</strong>ne" Clark, und Kollegen<br />
wie Sheryl Crow, Alicia Keys und Dave Mat<strong>the</strong>ws luden ihn zu Aufnahmen für<br />
ihre jüngsten Arbeiten ins Studio und auf die Bühne ein – Clark war außerdem<br />
im Februar 2012 neben B.B. King, Jeff Beck, Mick Jagger und Buddy Guy<br />
beim „Red, White & Blues"-Abend im Weißen Haus in Washing<strong>to</strong>n dabei. Den<br />
musikalischen Ritterschlag verpassten ihm dann die Rolling S<strong>to</strong>nes, als sie ihn<br />
am 8. Dezember vergangenen Jahres in New York während des ersten US-Gigs<br />
ihrer 50th Anniversary Tour auf die Bühne holten, um mit ihm Don Nix' "Going<br />
Down" herauszuhämmern.<br />
Schwarze Stimme<br />
Aus der unterfränkischen Provinz, aus der 10.000-Einwohner-Stadt Gemünden<br />
am Main, kommt Andreas Kümmert. Und es ist kaum zu glauben, dass ausgerechnet<br />
von dort eine derart „schwarze" Stimme kommt! Ebenso wenig, dass der<br />
Singer/Songwriter mit 13 Jahren als Drummer in einer Punkband namens Bitch begann,<br />
ehe er seinen eigenen Stil entwickelte. 26 ist der musikalische Einzelgänger<br />
inzwischen, hat in den letzten Jahren reichlich Live-Erfahrung<br />
gesammelt und war zeitweise mit seiner eigenen Band Electric<br />
Ladies unterwegs. „Natürlich hat mich Jimi Hendrix beeinflusst,<br />
aber wir haben keine Nummer von ihm gespielt", rückt<br />
er die Dinge zurecht. Zuvor hatte er in einer Combo namens<br />
Silent Cry gespielt, „wir haben zwei Scheiben gemacht, die wir<br />
damals aber nur gebrannt und nach den Shows verkauft haben. Wir spielen heute<br />
noch gelegentlich zusammen." Kümmert ist heute meist solo unterwegs, „auch aus<br />
logistischen und finanziellen Gründen, schließlich lebe ich von meiner Musik". Mit<br />
Ausnahme der befreundeten Bläsertruppe Funkuchen aus Würzburg hat er sein<br />
Debütalbum MAD HATTERS NEIGHBOUR eingespielt, auf dem er mit seiner Stimme,<br />
aber auch seinem Gitarrenspiel (elektrisch und akustisch) aufhorchen lässt. Wie<br />
schon auf der EP "Smilin' In Circles", mit der er sich 2010 erstmals per Tonträger<br />
vorstellte. Wobei seine musikalischen Vorbilder – „Stevie Ray Vaughan, natürlich<br />
auch Eric Clap<strong>to</strong>n, die Black Crowes, aber auch die australische 90er-Jahre-Band<br />
Silverchair" – nur noch andeutungsweise durchklingen.<br />
pro<br />
Was hebt Clark Jr. aus der Masse nachwachsender Blues-Rocker heraus? Seine<br />
durchaus innovative Mischung, die er aus Blues, (Garagen-)Rock, Jazz, R&B,<br />
Country, Memphis-Soulgrooves und HipHop ansetzt. „Mein Vater hatte Alben<br />
von B.B. King und Johnny Guitar' Watson in seiner Sammlung, meine Mutter<br />
'<br />
hörte die Jackson 5, und ich selbst stand auf Curtis Mayfield. Als ich mit zwölf<br />
Jahren meine ersten Gitarrenversuche startete, spielte ich zu allem, was eine<br />
Klampfe hatte: Ramones, Nirvana und Sublime, aber auch HipHop und R&B",<br />
bringt es Clark auf den Punkt. Doch sein musikalisches Erweckungserlebnis<br />
habe er einige Monate später gehabt: „Da gab mir<br />
ein Freund Platten von Stevie Ray Vaughan und Jimi<br />
Hendrix – als ich 'Purple Haze' hörte, wusste ich auf<br />
einmal, was ich wollte!"<br />
Starthilfe erhielt Clark von einer Koryphäe der Austin-<br />
Szene: Clifford An<strong>to</strong>ne, der Besitzer des gleichnamigen<br />
renommierten Clubs, lud ihn ein, wenn Größen<br />
wie Hubert Sumlin oder Buddy Guy bei ihm auf der<br />
Bühne standen. Und er machte ihn mit Stevie Rays<br />
Bruder Jimmy Vaughan bekannt, der ihn unter seine Fittiche nahm und ihm<br />
noch immer als Men<strong>to</strong>r zur Seite steht. Die Rolle in John Sayles Film „Honeydripper"<br />
mit Danny Glover und Stacy Keach verschaffte sich Clark 2007, während<br />
sein Verlag den Song "Don't Owe You A Thang" 2012 im Clint-Eastwood-<br />
Movie und Sportdrama „Trouble With The Curve"<br />
unterbrachte.<br />
In Texas ist Gary Clark Jr. längst ein Star, wurde<br />
bereits dreimal mit dem „Austin <strong>Music</strong> Award" als<br />
„Bester Bluesmusiker" und „Bes ter Gitarrist" ausgezeichnet<br />
– und Bürgermeister Kirk Watson rief schon<br />
vor zwölf Jahren den 3. Mai als „Gary Clark Jr. Day"<br />
aus. Damit gibt der Gitarrist sich nicht mehr zufrieden,<br />
jetzt will er es auch in der Alten Welt wissen.<br />
Inzwischen hat er seine ersten beiden Deutschland-Gigs in Berlin und München<br />
absolviert, um wie vor 30 Jahren sein Spiritus Rec<strong>to</strong>r Stevie Ray Vaughan die<br />
Fans von innovativem Blues-Rock für sich zu erobern: „Ich liebe die Bluesgrößen,<br />
aber ich bin 1984 geboren, mit Syn<strong>the</strong>sizern, spacig-verrückter Musik<br />
aufgewachsen. All das hat meine Musik natürlich auch beeinflusst." pro<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 2/2013 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95