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eb - Elektrische Bahnen Erneuerbare Energien in Skandinavien (Vorschau)

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B 2580<br />

4/2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

April<br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

<strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Dietmar Schütz, Bundesverband <strong>Erneuerbare</strong> Energie<br />

Thema<br />

Energie aus dem Meer<br />

Wirtschaftlichkeit statischer Umrichter<br />

bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />

Praxis<br />

Prüflabor des DLR testet ETCS-Komponenten<br />

Report<br />

Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />

Die Deutsche Reichsbahn<br />

Band 3 – Teil 1: 1947 bis 1960<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

Hundert Jahre Übere<strong>in</strong>kommen zum<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Erdung und Potenzialausgleich an<br />

oberirdischen Bestandsstrecken<br />

Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1912


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die<br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

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Standpunkt<br />

<strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

W<br />

ährend <strong>in</strong> Deutschland das Für und<br />

Wider der Energiewende diskutiert<br />

wird, bleibt die durchaus spannende<br />

Situation <strong>in</strong> den Ländern Skand<strong>in</strong>aviens<br />

und vor allem Schwedens meist unbeachtet. Etwas<br />

vere<strong>in</strong>facht kann man Dänemark als „horizontal“<br />

charakterisieren, Norwegen als „vertikal“, Schweden<br />

und F<strong>in</strong>nland als „pastoral“. Dementsprechend<br />

verschieden s<strong>in</strong>d Anteile und Art der erneuerbaren<br />

Energiequellen an der Stromversorgung:<br />

Während Norwegen fast se<strong>in</strong>en ganzen Strombedarf<br />

mit Wasserkraft decken kann – Öl und Gas<br />

gehen <strong>in</strong> den Export –, ist Dänemark noch zum<br />

großen Teil auf fossil gefeuerte Kraftwerke angewiesen.<br />

Doch der Anteil der W<strong>in</strong>denergie im wirklichen<br />

Pionierland dieser Kraftquelle, derzeit etwa e<strong>in</strong><br />

Viertel, wächst.<br />

Schweden und F<strong>in</strong>nland s<strong>in</strong>d weniger „vertikal“<br />

als Norwegen. Dennoch erzeugt Schweden fast die<br />

Hälfte und F<strong>in</strong>nland e<strong>in</strong> knappes Viertel des Stroms<br />

aus Wasserkraft. Die großen Wälder liefern Biomasse<br />

für etwa e<strong>in</strong> Zehntel der Stromerzeugung, der Rest<br />

stammt <strong>in</strong> Schweden fast nur aus Kernkraftwerken,<br />

<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland je zur Hälfte von Kernkraft und fossilen<br />

Brennstoffen. In F<strong>in</strong>nland ist e<strong>in</strong> neues Kernkraftwerk<br />

im Bau – mit großen Verspätungen und<br />

Kostensteigerungen. Trotzdem läuft die Planung für<br />

e<strong>in</strong> weiteres KKW.<br />

In Schweden stammten im Jahr 2011 laut schwedischer<br />

Energi<strong>eb</strong>ehörde etwa 66 TWh aus Wasserkraft,<br />

58 TWh aus Kernkraft, 17 TWh aus konventioneller<br />

Wärmekraft, zum größten Teil aus Biomasse,<br />

und 6 TWh aus W<strong>in</strong>dkraft; dazu kamen 12 TWh<br />

Importe. Von diesen gesamt 159 TWh verbrauchten<br />

elektrische <strong>Bahnen</strong> aller Art 3,0 TWh.<br />

Die Bahn <strong>in</strong> Schweden bezieht Ökostrom aus<br />

Wasser- und W<strong>in</strong>dkraft, <strong>in</strong>direkt über Umformer und<br />

Umrichter. Während es <strong>in</strong> Norwegen noch zwei kle<strong>in</strong>e<br />

Wasserkraftwerke für 16 2 / 3<br />

Hz gibt, s<strong>in</strong>d Pläne für<br />

e<strong>in</strong>e Direkterzeugung von Bahnstrom aus Wasser-<br />

oder W<strong>in</strong>denergie <strong>in</strong> Schweden noch<br />

nicht über das Ideenstadium h<strong>in</strong>ausgekommen.<br />

Zwar hat die schwedische Regierung<br />

e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>tertür für neue Kernkraftreaktoren<br />

geöffnet, konkret wird das aber <strong>in</strong><br />

absehbarer Zeit wohl nicht. Dr<strong>in</strong>glicher<br />

anzugehen s<strong>in</strong>d die Überalterung von<br />

Kern- und Wasserkraftwerken sowie<br />

Engpässe <strong>in</strong> den Hochspannungsleitungen<br />

zum südlichsten Teil Schwedens<br />

und nach Dänemark, was dort<br />

zeitweilig den Strompreis hochtreibt.<br />

W<strong>in</strong>denergie und Anlagen für Biomasse<br />

werden zügig ausg<strong>eb</strong>aut, f<strong>in</strong>anziert<br />

durch den Handel mit Stromzertifikaten;<br />

allerd<strong>in</strong>gs bremsen die Steuerregeln für<br />

W<strong>in</strong>dkraft-Kooperativen und das lange Warten auf<br />

die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Nettoabrechnung für Kle<strong>in</strong>erzeuger<br />

die Entwicklung.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verknappungsperspektive der Energieversorgung<br />

ähnliches G<strong>eb</strong>iet ist die Rohstoffversorgung.<br />

Die Gruben<strong>in</strong>dustrie Skand<strong>in</strong>aviens erl<strong>eb</strong>t<br />

derzeit e<strong>in</strong>en Boom – vom klassischen Eisenerz<br />

bis zu den seltenen Erden. Während die Erzbahn<br />

<strong>in</strong> Lappland, 1915 elektrifiziert, e<strong>in</strong>e Ikone des<br />

elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s ist, s<strong>in</strong>d als Zubr<strong>in</strong>ger von<br />

neuen Gruben zu dieser Bahn elektrifizierte Straßen<br />

für Oberleitungslastkraftwagen im Gespräch.<br />

Es bleibt also spannend im Norden.<br />

Ihr<br />

Thorsten Schütte<br />

Senior Scientist<br />

Atk<strong>in</strong>s Sverige AB<br />

110 (2012) Heft 4<br />

121


Inhalt<br />

4 / 2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Thorsten Schütte<br />

121 <strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Dietmar Schütz<br />

124 E<strong>in</strong>e echte Energiewende wird blockiert<br />

Thema<br />

U. Behmann<br />

126 Energie aus dem Meer<br />

U. Behmann, Th. Schütte<br />

128 Wirtschaftlichkeit statischer Umrichter bei<br />

50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />

Praxis<br />

M. B<strong>in</strong>swanger<br />

134 Prüflabor des DLR testet<br />

ETCS-Komponenten<br />

Titelbild<br />

Pass<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong><br />

© Erik de Graaf


Inhalt<br />

Report<br />

Nachrichten<br />

158 <strong>Bahnen</strong><br />

160 Energie und Umwelt<br />

162 Berichtigungen<br />

Vorabdruck<br />

136 Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />

Die Deutsche Reichsbahn Band 3 – Teil 1:<br />

1947 bis 1960<br />

Hauptbeiträge<br />

168 Impressum<br />

U 3 Term<strong>in</strong>e<br />

Historie<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

164 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1912<br />

R. R. Rossberg<br />

144 Hundert Jahre Übere<strong>in</strong>kommen zum<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

Centenary of Übere<strong>in</strong>kommen for electric traction<br />

<strong>in</strong> Germany<br />

Centenaire de Übere<strong>in</strong>kommen sur la traction<br />

électrique en Allemagne<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

St. Schneider<br />

152 Erdung und Potenzialausgleich an oberirdischen<br />

Bestandsstrecken<br />

Earth<strong>in</strong>g and equipotential bond<strong>in</strong>g of exist<strong>in</strong>g<br />

at-grade l<strong>in</strong>es<br />

Mise à la terre et équipotentialité sur les lignes à<br />

l‘air libre existantes


Fokus Interview<br />

Dietmar Schütz<br />

E<strong>in</strong>e echte Energiewende<br />

wird blockiert<br />

Längst ist klar, dass Elektromobilität ohne den richtigen Energiemix wenig umweltfreundlich bleibt –<br />

auf der Straße wie auf der Schiene. Wie aber lässt sich die Energiewende <strong>in</strong> Deutschland realisieren?<br />

Lassen sich W<strong>in</strong>d- und Sonnenenergie <strong>in</strong> absehbarer Zeit grundlastfähig machen? Und welche Hürden<br />

s<strong>in</strong>d dafür zu nehmen? E<strong>in</strong> <strong>eb</strong>-Gespräch mit Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes <strong>Erneuerbare</strong><br />

Energie e.V. (BEE) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

<strong>eb</strong>: Man könnte vermuten, bei Ihrem Bundesverband<br />

<strong>Erneuerbare</strong> Energie steht der Name für<br />

e<strong>in</strong> ganzes Programm. Seit wann gibt es Ihren<br />

Verband und welche Ziele hat er?<br />

Dietmar Schütz: Der Bundesverband <strong>Erneuerbare</strong><br />

Energie (BEE) ist der Dachverband der <strong>Erneuerbare</strong>-<br />

<strong>Energien</strong>-Branche <strong>in</strong> Deutschland. Er wurde offiziell<br />

am 14. Dezember 1991 gegründet und fungiert<br />

als Zusammenschluss der Fachverbände aus den Bereichen<br />

Wasserkraft, W<strong>in</strong>denergie, Bioenergie, Solarenergie<br />

und Geothermie. Wir vertreten die Interessen<br />

der Branche gegenüber Politik und Öffentlichkeit.<br />

Unser langfristiges Ziel ist es, die Energieversorgung<br />

<strong>in</strong> Deutschland vollständig auf <strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong><br />

umzustellen. Deshalb setzen wir uns auf allen politischen<br />

Ebenen für bessere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

die <strong>Erneuerbare</strong>n e<strong>in</strong> und wirken auf ihren Vorrang<br />

gegenüber endlichen und fossilen Energieträgern h<strong>in</strong>.<br />

Das bedeutet konkret?<br />

Als Dachverband koord<strong>in</strong>iert der BEE die Aktivitäten<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Verbände im Bereich der <strong>Erneuerbare</strong>n<br />

Energie. Er organisiert Beratungen mit Politik,<br />

Behörden, Instituten und Verbänden, beauftragt<br />

Gutachten und erarbeitet Stellungnahmen zu Gesetzg<strong>eb</strong>ungsvorhaben.<br />

Zurzeit s<strong>in</strong>d 25 Verbände mit<br />

<strong>in</strong>sgesamt über 30 000 E<strong>in</strong>zelmitgliedern und Firmen<br />

Mitglieder des Bundesverbandes.<br />

Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit (BMU) hat erklärt, dass der<br />

Anteil der erneuerbaren <strong>Energien</strong> am deutschen<br />

Bruttostromverbrauch bis 2050 auf rund 80 Prozent<br />

ansteigen soll. Welche Aufgaben s<strong>in</strong>d bis<br />

dah<strong>in</strong> zu lösen?<br />

Die <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> haben <strong>in</strong> den letzten<br />

zehn Jahren <strong>in</strong>sbesondere im Stromsektor e<strong>in</strong>en rasanten<br />

Aufschwung erfahren. Sie s<strong>in</strong>d aus der Nische<br />

getreten und decken <strong>in</strong>zwischen rund 20 Prozent<br />

des Strombedarfs <strong>in</strong> Deutschland. Ausschlagg<strong>eb</strong>end<br />

für diese Erfolgsgeschichte waren vor allem sichere<br />

Investitionsbed<strong>in</strong>gungen durch das <strong>Erneuerbare</strong>-<br />

<strong>Energien</strong>-Gesetz (EEG).<br />

E<strong>in</strong> Jahr nach Fukushima und dem Atomausstiegsbeschluss<br />

der Bundesregierung fällt die Bilanz für<br />

die Branche der <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> jedoch ernüchternd<br />

aus. Zwar hat die Regierung nach der<br />

Katastrophe e<strong>in</strong>e Beschleunigung der Energiewende<br />

angekündigt. Nur hat sie diesen Bekenntnissen ke<strong>in</strong>e<br />

Taten folgen lassen. Weder folgten ambitionierte<br />

Ausbauziele für <strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong>, noch gab<br />

es verb<strong>in</strong>dliche Maßnahmen für e<strong>in</strong>en effizienteren<br />

Umgang mit Energie. Stattdessen wird e<strong>in</strong>e echte<br />

Energiewende von maßg<strong>eb</strong>lichen Akteuren der Bundesregierung<br />

g<strong>eb</strong>remst und blockiert.<br />

Demnach stünde diese Prognose nur auf dem<br />

Papier?<br />

Der jüngste Angriff auf das wichtigste Förder<strong>in</strong>strument<br />

für den Ausbau regenerativer Quellen, das<br />

<strong>Erneuerbare</strong>-<strong>Energien</strong>-Gesetz (EEG), ist dafür e<strong>in</strong> beredtes<br />

Beispiel. Längst geht es nicht mehr nur um e<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>nvolle Anpassung der Vergütung für Solarstrom<br />

<strong>in</strong> Folge gefallener Marktpreise. Das EEG selbst wird<br />

124 110 (2012) Heft 4


Interview Fokus<br />

<strong>in</strong> Frage gestellt. Künftig sollen nur noch Teile des<br />

Stroms aus <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> vergütet und die<br />

Vergütungssätze am Parlament vorbei jederzeit geändert<br />

werden können. Damit wäre die Investitions- und<br />

Planungssicherheit für Bürger und Investoren dah<strong>in</strong>.<br />

Grotesk ist, dass das Ganze unter dem Deckmantel der<br />

Markte<strong>in</strong>führung geschieht. Nur verschweigt die Bundesregierung<br />

beharrlich, dass das bestehende Marktdesign<br />

nicht mehr funktioniert und die Ref<strong>in</strong>anzierung<br />

notwendiger Investitionen nicht mehr ermöglicht –<br />

weder für schnell regelbare Gaskraftwerke noch für<br />

regenerative Erzeugungsanlagen oder Speicher.<br />

Energiewende bedeutet ja auch, Energie e<strong>in</strong>zusparen<br />

– zum Beispiel mit moderner G<strong>eb</strong>äudetechnik.<br />

Auch im Wärmesektor schafft die Regierung ke<strong>in</strong>en<br />

neuen Anlauf, im Gegenteil. Bisherige Förder<strong>in</strong>strumente<br />

für den E<strong>in</strong>satz <strong>Erneuerbare</strong>r <strong>Energien</strong> wie<br />

das Marktanreizprogramm werden zusammengestrichen.<br />

Neue Maßnahmen wie Steuererleichterungen<br />

für G<strong>eb</strong>äude- und Heizungssanierungen stecken im<br />

Streit zwischen Bund und Ländern fest. Das ist umso<br />

dramatischer, da rund die Hälfte der gesamten Energie<br />

<strong>in</strong> Deutschland zur Wärmeerzeugung verbraucht<br />

wird. Hier muss also die Energiewende vorrangig<br />

stattf<strong>in</strong>den, wenn Klimaschutz und Ressourcenschonung<br />

voran kommen sollen.<br />

Und im Bereich der Mobilität?<br />

Beim Verkehr sieht es <strong>eb</strong>enfalls düster aus. Der Anteil<br />

der Biokraftstoffe g<strong>in</strong>g 2011 erneut zurück. Neue<br />

Ansätze, wie künftig wieder mehr schmutziges Erdöl<br />

durch nachhaltige Biokraftstoffe ersetzt werden kann,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regierung nicht zu erkennen. Und auch<br />

bei der Elektromobilität ist die Dynamik des letzten<br />

Jahres verloren gegangen. Dabei müssten alle<strong>in</strong> die<br />

verb<strong>in</strong>dlichen EU-Ziele für 2020 <strong>in</strong> diesem Sektor<br />

zum Handeln zw<strong>in</strong>gen. Anspruch und Wirklichkeit<br />

klaffen <strong>in</strong> der Energiepolitik also weit ause<strong>in</strong>ander.<br />

Strom aus W<strong>in</strong>d und Sonne ist schwer planbar.<br />

Verfügt Deutschland über ausreichende Reserveund<br />

Ausgleichskapazitäten, um den wachsenden<br />

Anteil erneuerbarer <strong>Energien</strong> im Strombereich<br />

zügig <strong>in</strong>tegrieren zu können?<br />

Mit dem Anteil der <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> an der<br />

Stromversorgung steigt der Speicherbedarf, weil immer<br />

mehr Solar- und W<strong>in</strong>denergie zum E<strong>in</strong>satz kommt.<br />

Beide unterliegen Wetterschwankungen, die durch<br />

Speicher und gesteuerte Nutzung der gut regelbaren<br />

<strong>Erneuerbare</strong>n Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie<br />

ausgeglichen werden müssen. Bisherige Studien gehen<br />

je nach Annahmen von bis zu 120 Terawattstunden<br />

Speicherbedarf bei 100 Prozent EE-Strom aus.<br />

Wie weit reicht unsere heutige Speicherkapazität?<br />

Nach unseren Berechnungen reichen die Kapazitäten<br />

der für das deutsche Netz nutzbaren Pumpspei-<br />

110 (2012) Heft 4<br />

cher noch bis etwa 2020 aus, um <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit den verbleibenden fossilen Kraftwerken Schwankungen<br />

auszugleichen. Wir gehen dann bei Pumpspeicherkraftwerken<br />

von rund 13 Gigawatt <strong>in</strong>stallierter<br />

Leistung aus. Spätestens bei e<strong>in</strong>em Anteil der<br />

<strong>Erneuerbare</strong>n von über 50 Prozent nach dem Jahr<br />

2020 benötigen wir zusätzliche Speicherkapazitäten.<br />

Sehen Sie bei den heute verfügbaren Techniken<br />

und Verfahren bestimmte Prioritäten?<br />

Wir setzen da auf e<strong>in</strong>en Mix mit verschiedenen Speichern<br />

– je nach Anwendungsfeld. Batterien, Druckluft-<br />

und Pumpspeicher, chemische Speicher und<br />

erneuerbares Methan werden alle e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

Welche Lösungen könnten sich dabei als<br />

besonders flexibel, effizient oder wirtschaftlich<br />

erweisen?<br />

Im großen Stil ist sicher erneuerbares Methan<br />

am <strong>in</strong>teressantesten, zumal es sowohl<br />

zur Strom- als auch Wärmeerzeugung als<br />

auch für die Mobilität genutzt werden kann<br />

und bereits e<strong>in</strong>e entsprechende Infrastruktur<br />

existiert. Die Wirtschaftlichkeit der unterschiedlichen<br />

Technologien wird e<strong>in</strong>erseits<br />

von den weiteren Fortschritten <strong>in</strong> der Forschung<br />

und andererseits von der Entwicklung<br />

des Öl- und Gaspreises abhängen.<br />

Und der Politik <strong>in</strong>s Stammbuch geschri<strong>eb</strong>en?<br />

Der Bundesregierung empfehle ich: Endlich aufhören,<br />

die eigenen Beschlüsse zu zerreden und stattdessen<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Vertretern der <strong>Erneuerbare</strong>n<br />

<strong>Energien</strong> Antworten auf die wirklich wichtigen<br />

Fragen suchen: Wie kann der Energi<strong>eb</strong>edarf hierzulande<br />

wirksam verr<strong>in</strong>gert und die Energieeffizienz<br />

gesteigert werden? Wie können der Netzausbau<br />

beschleunigt und Ausgleichsmöglichkeiten für die<br />

schwankenden Energieformen Sonne und W<strong>in</strong>d geschaffen<br />

werden? Und schließlich: Wie können wir<br />

e<strong>in</strong>en zukunftsfähigen Energiemarkt aufbauen, <strong>in</strong><br />

dem die <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> die tragende Rolle<br />

spielen? Die Branche steht für e<strong>in</strong>e solche konstruktive<br />

Diskussion jederzeit bereit.<br />

Herr Schütz, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

ZUR PERSON<br />

Dietmar Schütz (68) ist seit F<strong>eb</strong>ruar 2008 Präsident<br />

des Bundesverbandes <strong>Erneuerbare</strong> Energie. Zuvor war<br />

der studierte Jurist von 2001 bis 2006 Oberbürgermeister<br />

der Stadt Oldenburg. Schütz war von 1987<br />

bis 2001 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort<br />

war er unter anderem stellvertretender energiepolitischer<br />

Sprecher der SPD-Fraktion und gehörte dem<br />

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

und dem Haushaltsausschuss an.<br />

„E<strong>in</strong> Jahr nach<br />

Fukushima fällt<br />

die Bilanz ernüchternd<br />

aus.“<br />

125


Fokus Thema<br />

Energie aus dem Meer<br />

Sonne und Mond tragen jedes Jahr dem Meerwasser geschätzt die fünffache Menge der Energie e<strong>in</strong>,<br />

die im Jahre 2011 auf der Erde als Elektroenergie g<strong>eb</strong>raucht wurde. Die Nutzung dieses Potenzials<br />

beg<strong>in</strong>nt praktisch erst mit verschiedenartigen Demonstrationsanlagen.<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

Die Weltmeere bieten aufgrund von Sonnenstrahlung<br />

und Gezeitenkräften e<strong>in</strong> riesiges Potenzial an<br />

sich erneuernder Energie (Tabelle). Dessen Nutzung<br />

nimmt zu und man rechnet bis 2020 mit zweistelligen<br />

Prozentzuwachszahlen jährlich. Dabei hat<br />

die Komponente Gezeiten das angenehme Merk mal,<br />

während 20 von 24 Stunden aktiv, tageszeitlich bestimmt<br />

und quantitativ vorhersehbar zu se<strong>in</strong>.<br />

Gezeitenströmungskraftwerk<br />

E<strong>in</strong>e Variante zu der bekannten Bauart von Gezeitenkraftwerken,<br />

die große Höhenunterschiede zwi schen<br />

Ebbe und Flut nutzen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> starker Gezeitenströmung<br />

<strong>in</strong>stallierte Propelleranlagen (Bild 1). Sie sitzen<br />

wie Off-shore-W<strong>in</strong>dkraftanlagen an Türmen im Wasser,<br />

benötigen also ke<strong>in</strong>e aufwändigen Bauwerke.<br />

E<strong>in</strong>e derartige Prototypanlage SeaGen und zugleich<br />

die derzeit weltweit größte im kommerziellen Betri<strong>eb</strong><br />

steht 40 km südöstlich von Belfast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 700 m breiten<br />

Meerenge, die den 26 km langen und bis zu 6 km<br />

breiten, rund 150 km 2 großen Strangford Lough mit<br />

der Irischen See verb<strong>in</strong>det. Bei normalen Tidewechseln<br />

strömt das Wasser hier relativ stetig mit durchschnittlich<br />

3,7 und maximal 4,8 m/s, wobei der Wasserstand<br />

zwischen zwischen etwa 24 und 28 m pendelt.<br />

Der 40 m hohe Turm ist <strong>in</strong> etwa 30 m Tiefe<br />

gegründet und trägt an e<strong>in</strong>er Traverse, die betri<strong>eb</strong>smäßig<br />

13 m über Grund sitzt, zwei Axialturb<strong>in</strong>en<br />

mit zweiflügeligen Rotoren ähnlich denen von<br />

W<strong>in</strong>dkraftan lagen. Die beiden Flügel haben 16 m<br />

Spannweite, s<strong>in</strong>d drehbar und werden bis ±90 ° nach<br />

der Wasserströmung ausgerichtet. Die Nenndrehzahl<br />

≈14 m<strong>in</strong> –1 wird für die beiden Generatoren auf<br />

1000 m<strong>in</strong> –1 über setzt, die zusammen 1,2 MW lie fern.<br />

Für Instandhaltungsarbeiten wird die Quertraverse<br />

mit den Rotoren hydraulisch über die Wasseroberfläche<br />

gehoben (Bild 2).<br />

Die Anlage wurde im April 2008 aufgestellt und<br />

ist seit Ende 2008 <strong>in</strong> vollem Betri<strong>eb</strong>. Sie hat seitdem<br />

>3 GWh geliefert, was über die 40 Monate knapp<br />

7 500 h/a Nutzung bedeutet.<br />

Konstrukteur ist Mar<strong>in</strong>e Current Turb<strong>in</strong>es Ltd. mit<br />

Sitz <strong>in</strong> Bristol. Das Unternehmen hat mit diesem Projekt<br />

den Schritt vom P<strong>in</strong>onier zum Technologieführer<br />

für horizontalachsige Gezeitenturb<strong>in</strong>en gemacht.<br />

Bild 1:<br />

Meeresströmung-<br />

Kraftwerkspark<br />

(Simulation: Siemens).<br />

126 110 (2012) Heft 4


Thema Fokus<br />

Bild 2:<br />

Anlage „SeaGen“ bei Strangford (Nordirland) für Instandhaltungsarbeiten<br />

gehoben, Traverse 29 m lang und ≈100 t schwer,<br />

Rotoren 16 m Durchmesser und je 27 t schwer (Foto: Siemens).<br />

Bild 4:<br />

Gesamtanlage Mutriku im spanischen Baskenland<br />

(Foto: Voith Hydro).<br />

Weil Siemens auf diese Zukunftstechnologie setzt, ist<br />

der Konzern Anfang 2010 bei dem britischen Spezialunternehmen<br />

e<strong>in</strong>gestiegen und hat Anfang 2012<br />

die Mehrheit übernommen; die vollständige Übernahme<br />

ist noch für dieses Frühjahr vorgesehen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Gezeitenströmungskraftwerk Kyle<br />

Rhea aus mehreren Turb<strong>in</strong>en mit zusammen 8 MW<br />

Leistung ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Meerenge zwischen der Westküste<br />

Schottlands und der Insel Skye geplant.<br />

Wellenkraftwerk<br />

Gleichfalls als erstes se<strong>in</strong>er Art arbeitet seit dem Jahreswechsel<br />

2011/2012 e<strong>in</strong> Wellenkraftwerk an der baskischen<br />

Biskayaküste <strong>in</strong> Mutriku, etwa <strong>in</strong> der Mitte zwischen<br />

Donostia-San S<strong>eb</strong>astian und Bilbao, kommerziell<br />

am örtlichen Netz. Die Anlage nutzt die Energie der<br />

Meereswellen, die diese von über der Wasseroberfläche<br />

streifenden W<strong>in</strong>den oder Stürmen aufgenommen<br />

haben und über den ganzen Atlantik transportieren<br />

können. Der Leistungsbelag e<strong>in</strong>er Welle, also auf ihre<br />

Breite bezogen, hängt von der Kammhöhe über dem<br />

mittleren Meeresspiegel und vere<strong>in</strong>facht von ihrer<br />

Bild 3:<br />

Schema Wellenkraftwerk mit Wells-Turb<strong>in</strong>e (Grafik: Voith Hydro).<br />

110 (2012) Heft 4<br />

Bild 5:<br />

Prototyp 18,5-kW-Tur b<strong>in</strong>e (Foto: Voith Hydro).<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit ab. So br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e 3 m<br />

hohe, mit 55 km/h anrollende Welle etwa<br />

50 kW/m mit sich.<br />

Das Wellenkraftwerk Mutriku besteht aus<br />

e<strong>in</strong>er zum Meer h<strong>in</strong> unter Wasser offenen<br />

Kammer, <strong>in</strong> der das Wasser als oszillierende<br />

Säule mit den Wellen steigt und<br />

fällt (Bild 3). Dadurch wird die Luft <strong>in</strong> der<br />

Kammer rhythmisch durch Niederdruckturb<strong>in</strong>en<br />

gedrückt und angesaugt, die<br />

durch ihre besondere, nach ihrem Erf<strong>in</strong>der<br />

Alan Wells (1924–2005) benannte Bauart<br />

ihre Drehrichtung unabhängig von der<br />

Strömungsrichtung des Mediums behalten.<br />

Die Aggregatanordnung außerhalb des<br />

Wassers br<strong>in</strong>gt heute 98 % Verfügbarkeit,<br />

was bisher bei der Meeres energienutzung<br />

unerreicht ist.<br />

Die Gesamtanlage (Bild 4) enthält auf ihren 100 m<br />

Kammerbreite 16 Turb<strong>in</strong>en-Generatorgruppen mit<br />

je 18,5 kW Leistung (Bild 5), also zusammen knapp<br />

300 kW. Be<br />

Quellen: Siemens und Voith Turbo.<br />

TABELLE<br />

Geschätztes Energiepotenzial<br />

der Weltmeere <strong>in</strong> 10 15 W/a<br />

(10 15 W = 10 3 TW = 1 Petawatt)<br />

Wellen 80<br />

Wärme 10<br />

Osmose 2<br />

Gezeiten 1 1<br />

Summe 93<br />

Weltbedarf 2 2011 18<br />

1<br />

davon etwa 3 / Strömung und<br />

4<br />

1<br />

/ 4 Tidenhub (Quelle: Voith Hydro)<br />

2<br />

elektrische Energie<br />

127


Fokus Thema<br />

Wirtschaftlichkeit statischer Umrichter<br />

bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />

Gefühlte Sorge vor Investitionen kann Innovationen blockieren. Dann hilft vielleicht e<strong>in</strong>e erste Überschlagsrechnung<br />

weiter, h<strong>in</strong>reichend neugierig und mutig zu machen.<br />

MW<br />

ΔP<br />

9/0,0<br />

P<br />

0,5<br />

MW<br />

6<br />

3<br />

0<br />

0 15 30 45 km 60<br />

Bild 2:<br />

Freiluftschaltanlage Bahnunterwerk 3 AC 220 kV 50 Hz mit vier Transformatoren je<br />

2 x (220/27,5 kV) 31,5 MVA <strong>in</strong> zwei V/V-Gruppen, davon e<strong>in</strong>e im kalten Stand-by-Modus<br />

(Foto: Torsten Tornow/Siemens).<br />

s<br />

Bild 1:<br />

Vere<strong>in</strong>fachte Modellrechnung für Beharrungsfahrten mit konstant 9 MW am Stromabnehmer<br />

auf typisch ausgerüsteten e<strong>in</strong>gleisigen Strecken.<br />

Nennspannung AC 25 kV, Sammelschienenspannung Unterwerke 27 kV konstant angenommen<br />

Vergleichsfälle: Umspannwerke 50 Hz <strong>in</strong> km 0, 30 und 60 sowie Phasentrennstellen je 750 m<br />

lang <strong>in</strong> km 0, 15, 30, 45 und 60 – Umrichterwerke 50 Hz <strong>in</strong> km 0 und 45, Fahrleitung durchgeschaltet<br />

mittelgrün Leistung am Stromabnehmer<br />

hellgrün Leistung am Stromabnehmer nur bei durchgeschalteter Fahrleitung<br />

dunkelgrün zusätzliche Leistung 3 MW bei aufgetrennter Fahrleitung zum Aufholen des<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeitsverlustes bei Schwungfahrt durch Phasentrennstelle<br />

rot<br />

Verlustleistung bei aufgetrennter Fahrleitung<br />

blau Verlustleistung bei durchgeschalteter Fahrleitung<br />

anderen Maßstab für Verlustleistung beachten!<br />

Die technischen, betri<strong>eb</strong>lichen und ökologischen<br />

Vorteile e<strong>in</strong>er Energieversorgung von 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />

mittels Umrichtern s<strong>in</strong>d mehrfach ausführlich beschri<strong>eb</strong>en<br />

und mögliche Anwendungsfälle dafür benannt<br />

worden [1; 2; 3; 4]. Die <strong>in</strong> Tabelle 1 nochmals<br />

zusammengestellten Merkmale wurden bisher von<br />

Niemandem bestritten oder auch nur angezweifelt,<br />

sondern im Gegenteil ausdrücklich anerkannt. H<strong>in</strong>terfragt<br />

oder skeptisch gesehen wird jedoch, seit<br />

dem Workshop <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g im Mai 2010 [1] bis heute,<br />

immer wieder die Wirtschaftlichkeit. Bis zu e<strong>in</strong>em<br />

gewissen Grade ist das verständlich angesichts der<br />

unstreitig noch hohen Investitionen für Umrichterwerke,<br />

andererseits s<strong>in</strong>d eigentlich überall die Standardverfahren<br />

bekannt, um solche Fragen gezielt zu<br />

untersuchen und verlässlich zu bewerten.<br />

Offenbar s<strong>in</strong>d aber die Vorbehalte so groß, dass<br />

bisher noch ke<strong>in</strong>e förmliche Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

anhand e<strong>in</strong>es konkreten Projektes zustande<br />

kam, die hierüber Klarheit schaffen könnte. Deshalb<br />

soll jetzt e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Überschlagsrechnung zeigen,<br />

wie reizvoll das Konzept auch wirtschaftlich ist.<br />

Der Modellrechnung liegt dichter gemischter Verkehr<br />

auf e<strong>in</strong>er 300 km langen zweigleisigen Durchgangsstrecke<br />

ohne Verzweigungen zugrunde. Die<br />

Züge sollen 500 GWh/a aus der Fahrleitung entnehmen,<br />

was 1 670 MWh/km·a bedeutet und e<strong>in</strong> recht<br />

hoher Wert ist; der Durchschnitt aller 20 000 km elektrifizierter<br />

DB-Strecken liegt bei 500 MWh/km · a (alle<br />

Zahlen gerundet). Er ist aber nicht unrealistisch: Bei<br />

durchschnittlich 25 Wh/t · km über alle Züge, 6 Volllasttagen<br />

pro Woche und 20 Betri<strong>eb</strong>sstunden pro Tag<br />

entspricht er <strong>in</strong> jeder Richtung 5 000 t/h, was bei Zugmassen<br />

von 200 t bis 2000 t brutto mit 10 m<strong>in</strong> mittlerer<br />

Zugfolge durchführbar ist und dabei als mittlere<br />

Leistung 25 MW pro 100 km Strecke benötigt.<br />

Zu betrachten und zu vergleichen s<strong>in</strong>d Investitionen<br />

und Betri<strong>eb</strong>skosten (Tabellen 2 und 3). Die hier<br />

angesetzten Werte gelten für zentraleuropäische<br />

oder halbwegs vergleichbare Verhältnisse.<br />

Bei den Investitionen s<strong>in</strong>d Zahl und Ausführung<br />

der Unterwerke maßg<strong>eb</strong>end, ob also als Umspannwerke<br />

oder als Umrichterwerke, und die jeweiligen<br />

E<strong>in</strong>heitspreise dafür. Hier wirkt sich deutlich aus, dass<br />

bei zweiseitiger Speisung der Unterwerkabstand viel<br />

größer und die Zahl der Werke reziprok kle<strong>in</strong>er se<strong>in</strong><br />

kann (Bild 1). Dabei muss pro Werk ke<strong>in</strong>e höhere<br />

Leistung <strong>in</strong>stalliert werden, weil sich die Belastun-<br />

128 110 (2012) Heft 4


Thema Fokus<br />

gen immer aufteilen und der Parallelbetri<strong>eb</strong> gute<br />

Redundanz bietet. Das Netz kann auch dann zusammengeschaltet<br />

bleiben, wenn die Hochspannungsversorgung<br />

e<strong>in</strong>es Umrichterwerkes ausfällt, denn<br />

dieses kann dabei als Phasenschi<strong>eb</strong>er weiter arbeiten,<br />

die Bl<strong>in</strong>dleistung für se<strong>in</strong>en Speis<strong>eb</strong>ezirk liefern, den<br />

Anstieg des Spannungsfalls begrenzen und so die<br />

<strong>in</strong> dem Modell benötigten 23 MW/90 km zweiseitig<br />

gespeist une<strong>in</strong>geschränkt ermöglichen. Bei e<strong>in</strong>seitiger<br />

Speisung über dann 30 km werden sich dagegen<br />

besonders die Beschleunigungsleistungen nach dem<br />

Durchrollen der Phasentrennstellen so stark auswirken<br />

(Bild 1), dass voller fahrplanmäßiger Betri<strong>eb</strong><br />

ausgeschlossen ist.<br />

TABELLE 1<br />

Gegenüberstellung der wesentlichen Merkmale grundsätzlich verschiedener Ausrüstungen von E<strong>in</strong>phasen-Bahnunterwerken zum Anschluss an<br />

Drehstrom-Landesnetze.<br />

Direktumspanner<br />

Umrichter<br />

elektrische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

technische Ausschaltkontrolle für Trennstellen<br />

zusätzlich Widerstandsbremsen trotz Rückspeise fähigkeit<br />

ke<strong>in</strong> Bedarf für Zusatztechnik<br />

mit behördlicher Zulassung Rückspeis<strong>eb</strong>remsen alle<strong>in</strong><br />

Strecken<strong>in</strong>frastruktur<br />

Phasentrennstellen mit Aufwand für Konstruktion, Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung,<br />

Störungsrisiko oder zuverlässige technische Ausschaltkontrolle<br />

hohe Kurzschlussstromstärken<br />

hohe Übertragungsverluste auf Oberleitungen<br />

Rückspeisung begrenzt oder ausgeschlossen<br />

ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sparpotenzial bei Wirkarbeitsentgelt<br />

hohe elektromagnetische Umfeldbelastung<br />

fallweise zweipoliges Autotransformatorsystem<br />

ungerichteter Überstromschutz ausreichend<br />

Fahrleitungen e<strong>in</strong>fach durchschaltbar<br />

Kurzschlussstromstärken beli<strong>eb</strong>ig begrenzbar<br />

ger<strong>in</strong>gere Übertragungsverluste auf Oberleitungen<br />

Rückspeisung praktisch unbegrenzt<br />

ger<strong>in</strong>gere Wirkarbeitsentgelte<br />

ger<strong>in</strong>gere elektromagnetische Umfeldbelastung<br />

Autotransformatorsystem entbehrlich<br />

mehrstufiger Distanzschutz erforderlich<br />

Unterwerke<br />

kürzere Abstände oder Autotransformatorsystem<br />

fallweise statische Unsymmetrie- und Bl<strong>in</strong>dleis tungskompensatoren mit<br />

Schutz-, Steuer- und Re gelungstechnik, Kühlanlagen, Koppelumspanner<br />

niederfrequente Oberwellen, große Filter gegen Oberwellen aus Traktionsstromrichtern<br />

Haupttransformatoren <strong>in</strong> Sonderschaltungen<br />

Sekundärspannung abhängig von Netzspannung, oder Haupttransformatoren<br />

mit Stufenschalter<br />

Spannungsfall <strong>in</strong> Haupttransformatorimpedanzen<br />

Stand-by oder passive Reservetransformatoren<br />

Bemessung für Spitzenleistungen<br />

Totalausfall bei unterbrochener Hochspannung<br />

Bestellung der höchsten auftretenden Spitzenleistung oder Risiko für Überschreitungspönalen<br />

unerwünschter Wirkleistungsrückfluss möglich<br />

Entgelte für Lastunsymmetrie und Bl<strong>in</strong>dleistung mit Risiko für Überschreitungspönalen,<br />

alternativ Kompensatoren<br />

größere Abstände ohne Autotransformatorsystem<br />

statische Vollumrichter mit Schutz-, Steuer- und Regelungstechnik, Kühlanlagen,<br />

je nach Technik auch noch bahnseitige Transformatoren<br />

nur ger<strong>in</strong>ge höherfrequente Oberwellen, e<strong>in</strong>fache Filter, je nach Umrichtertechnik<br />

gar ke<strong>in</strong>e<br />

Haupttransformatoren für Stromrichteranschluss<br />

Sekundärspannung konstant e<strong>in</strong>stellbar oder beli<strong>eb</strong>ig regelbar<br />

jeder Transformator-Spannungsfall ausgleichbar<br />

ausreichend Redundanz durch Parallelbetri<strong>eb</strong><br />

wegen Leistungsaufteilung niedrigere Bemessung<br />

ohne Hochspannung weiter Bl<strong>in</strong>dleistungsbetri<strong>eb</strong><br />

Bestellung niedrigerer Spitzenleistung, weiterer Leistungsspitzenabbau<br />

durch Lastmanagement<br />

Wirkleistungsrückfluss steuerbar oder sperrbar<br />

Last stets symmetrisch, Bl<strong>in</strong>dleistung beli<strong>eb</strong>ig e<strong>in</strong> stellbar, oft auf Null, Erträge<br />

aus Bl<strong>in</strong>dleistungs lieferung an das Hochspannungsnetz möglich<br />

Hochspannungsleitungen<br />

viele, mit Hoch- oder Höchstspannung, oft länger<br />

wenigere, mit niedrigerer Spannung, meist kürzer<br />

Drehstromnetzbetri<strong>eb</strong><br />

schroffe Lastwechsel<br />

Strom- und Spannungsunsymmetrie, fluktuierend<br />

flache Laständerungen<br />

vollkommene Lastsymmetrie<br />

110 (2012) Heft 4<br />

129


Fokus Thema<br />

TABELLE 2<br />

Investitionen.<br />

300 km zweigleisige Strecke, an beiden<br />

Enden 15 km freitragend<br />

Anschlussleitungen für Unterwerke werden meistens<br />

von den Landesnetzbetreibern g<strong>eb</strong>aut und<br />

vorgehalten, und der Aufwand dafür fließt dann <strong>in</strong><br />

die Preiskalkulationen e<strong>in</strong>. Wenn aber die Bahn diese<br />

Leitungen direkt mit f<strong>in</strong>anziert, ist das nach deren<br />

Direkttransformatoren<br />

Umrichter<br />

Abstand Unterwerke km 30 45<br />

Mengengerüst<br />

Unterwerke 110 kV 2 x 15 MVA/MW<br />

Phasentrennstellen<br />

Basis<strong>in</strong>vestitionen<br />

E<strong>in</strong>heitspreis Unterwerk 1<br />

E<strong>in</strong>heitspreis Phasentrennstelle<br />

Unterwerke gesamt<br />

Phasentrennstellen gesamt<br />

Zahl<br />

Zahl<br />

Mio. EUR<br />

Mio. EUR<br />

Mio. EUR<br />

Mio. EUR<br />

10<br />

38<br />

4<br />

0,1<br />

40<br />

4<br />

Zwischensumme 1 Mio. EUR 44 63<br />

fallbezogene Investitionen<br />

Nennspannung 2<br />

Mehr- oder M<strong>in</strong>der<strong>in</strong>vesti tionen dafür<br />

Stand-by-Transformatoren 3<br />

Kompensation Bl<strong>in</strong>dleistung 3<br />

Kompensation Schieflast 3<br />

Filter Oberwellen<br />

EMV-Schutzmaßnahmen<br />

kV >110<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

++<br />

++<br />

7<br />

0<br />

9<br />

63<br />

0<br />

110/


Thema Fokus<br />

sollen hiermit auch die häufigen Kurzschlussschäden<br />

im gesamten Oberleitungsnetz berücksichtigt se<strong>in</strong>,<br />

die bei Umrichterspeisung mittels der Strombegrenzung<br />

vermieden werden.<br />

Außer diesen Basiszahlen <strong>in</strong> den oberen Tabellenblöcken<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den unteren jeweils Positionen<br />

aufgezählt, die sich nicht pauschal ansetzen lassen,<br />

sondern erst im konkreten E<strong>in</strong>zelfall mit zu berücksichtigen<br />

s<strong>in</strong>d – oder auch nicht. Hierzu gehören<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Reserveumspanner (Bild 2), soweit<br />

bahn-<strong>in</strong>tern hohe Verfügbarkeit verlangt ist. Ferner<br />

können gegenüber dem speisenden Hochspannungsnetz<br />

aufwändige Anlagen zum Kompensieren<br />

von Bl<strong>in</strong>dleistung und von Schieflast sowie Filter<br />

für niederfrequente Oberwellen erforderlich werden<br />

(Bilder 3 und 4; Infobox H<strong>in</strong>tergrund).<br />

Dabei s<strong>in</strong>d die beiden unteren Komplexe angesichts<br />

des Erg<strong>eb</strong>nisses aus den beiden oberen eigentlich<br />

gar nicht mehr gewichtig, denn diese erg<strong>eb</strong>en<br />

schon für sich und e<strong>in</strong>fach ohne Abschreibung und<br />

Verz<strong>in</strong>sung gerechnet e<strong>in</strong>e sehr kurze Amortisationsdauer<br />

t eq<br />

unter vier Jahren:<br />

mit ΔIn 2<br />

und ΔBk 2<br />

als Salden der Zwischensummen 2<br />

<strong>in</strong> den beiden Tabellen.<br />

Dieses Resultat ist mit den hier angesetzten Ausgangswerten<br />

so deutlich, dass die ursprünglich vorgesehene<br />

Kapitalwertrechnung über die Nutzungszeit<br />

der Anlagen überflüssig ist und man deshalb<br />

auch gar nicht erst über e<strong>in</strong>en marktfähigen kalkulatorischen<br />

Z<strong>in</strong>ssatz dafür grübeln muss. Als Beispiel sei<br />

aber genannt, dass bei 20 a und 5 % die 19 Mio. EUR<br />

Mehr<strong>in</strong>vestition schon mit 1,5 Mio. EUR/a M<strong>in</strong>derbetri<strong>eb</strong>skosten<br />

f<strong>in</strong>anziert wären. Technisch genutzt<br />

werden Schaltanlagen und Transformatoren<br />

üblicher weise 40 Jahre lang.<br />

Unübersehbar gilt umgekehrt (Tabelle 2), dass<br />

je nach konkreter Konstellation die Investitionsrechnung<br />

für sich alle<strong>in</strong> schon kippen kann, beispielsweise<br />

wenn die Hochspannungsleitungen und<br />

-schaltanlagen im e<strong>in</strong>en Fall für 220 kV oder später<br />

sogar 380 kV g<strong>eb</strong>aut werden müssen und die Hauptumspanner<br />

dann zu besseren Spannungswandlern<br />

werden, oder wenn im anderen Fall sogar e<strong>in</strong>e Bemessung<br />

für Mittelspannung ausreicht. Das ist gut<br />

<strong>in</strong> Norwegen zu sehen, wo die Umformer- und die<br />

Umrichterwerke überwiegend aus Netzen mit 66 kV,<br />

47 kV oder sogar 20 kV Nennspannung versorgt<br />

werden.<br />

Mit dem e<strong>in</strong>fachen Schema der beiden Tabellen<br />

lässt sich bei allen örtlichen Verhältnissen die<br />

Tendenz abschätzen. Dabei wird sich zeigen, dass<br />

nunmehr schnellstens alle diffusen Vorbehalte fallen<br />

110 (2012) Heft 4<br />

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131


Fokus Thema<br />

gelassen und genaue, objektbezogene Rechnungen angestoßen<br />

werden müssen.<br />

Uwe Behmann, Dr. Thorsten Schütte<br />

Literatur<br />

[1] Behmann; U.; Rieckhoff, K.: Umrichterwerke bei 50-Hz-<br />

<strong>Bahnen</strong> – Vorteile am Beispiel der Ch<strong>in</strong>ese Railways.<br />

Converter Stations <strong>in</strong> 50 Hz Traction – Advantages <strong>in</strong><br />

Case of Ch<strong>in</strong>ese Railways. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), H. 1-2, S. 63–74; Kommentare S. 99–100.<br />

[2] Behmann, U.: Umrichter <strong>in</strong> der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

– Chancen weltweit. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 4-5, S. 254–256; Schütte, Th.: Ergänzung S. 257.<br />

[3] Behmann, U.; Rieckhoff, K.: Converter Stations <strong>in</strong> 50 or<br />

60 Hz Traction Power Supply. In: Railway Technology<br />

Review 51 (2011), No. 4, pp. 8–14.<br />

[4] Behmann, U.; Schütte, Th.: Umstellung von DC-<strong>Bahnen</strong><br />

auf AC-Betri<strong>eb</strong> mit Umrichtern. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

110 (2012), H. 1-2, S. 34–38.<br />

H<strong>in</strong>tergrund: Statische<br />

Kompensatoren<br />

Bild 3:<br />

Schema Lastausgleich mittels Bl<strong>in</strong>dleistung – 80 ... +170 MVar (Grafik: ABB).<br />

Betri<strong>eb</strong>slast Phasen R–T, Kapazitäten und thyristorgetaktete Induktivitäten an Phasen R–S<br />

und S–T zum Symmetrieren der Wirklast, an Phasen T– R zum Kompensieren der Bl<strong>in</strong>dlast,<br />

teilweise zugleich Filter für niederfrequente Oberwellen<br />

Bild 4:<br />

Statische Bl<strong>in</strong>dstromkompensationsanlage (static Var compensator, SVC) an der Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke<br />

London – Kanaltunnel (Foto: ABB).<br />

Statische Kompensatoren für Bl<strong>in</strong>dleistung und<br />

für Schieflast s<strong>in</strong>d verschiedentlich erfolgreich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt und ihre Wirksamkeit steht außer<br />

Frage. Sogar damit werden jedoch die meisten<br />

Netzbetreiber dem Durchschalten der Fahrleitungsnetze<br />

nicht zustimmen, weil dadurch<br />

Parallelpfade zu ihren Hochspannungsleitungen<br />

geschaffen würden, besonders bei bahnseitigen<br />

Zweispannungssystemen mit ihrer sehr<br />

niedrigen Längsimpedanz. Gerade das unbegrenzte<br />

Durchschalten der Fahrleitungen ermöglicht<br />

es aber erst, Bremsleistungen im Rahmen<br />

der zulässigen Spannungsgrenzen 29 bis<br />

17,5 kV beli<strong>eb</strong>ig weit zu übertragen, dadurch<br />

die Bremsenergie bestmöglich zu nutzen und<br />

so Ressourcen zu schonen und Emissionen zu<br />

vermeiden. Und solange über Umspanner e<strong>in</strong>e<br />

AC-Kopplung zwischen Bahnnetz und Hochspannungsnetz<br />

besteht, lässt sich weder der<br />

Wirk lastfluss vollkommen steuern, also auch<br />

Rückfluss von Bremsenergie total unterb<strong>in</strong>den,<br />

noch die Sekundärspannung freizügig e<strong>in</strong>stellen,<br />

zum Beispiel konstant hoch halten oder<br />

für maximalen Brems leistungstransport gezielt<br />

absenken. Das alles und noch mehr leisten aber<br />

die Vollumrichter per se. Die Grundsatzfrage ist<br />

also, ob man die fluktuierenden netz-unfreundlichen<br />

Grundwellen-Störgrö ßen Bl<strong>in</strong>dlast und<br />

Gegensystem zunächst aufkommen lässt und<br />

sie dann mit im N<strong>eb</strong>enschluss geschalteten<br />

Sekundärmitteln dynamisch bekämpft, oder ob<br />

man sie mit ganz ähnlichen Ver fahren und<br />

Komponenten gleich im Reihenschlusspfad am<br />

Entstehen h<strong>in</strong>dert. Die Parallele zum Schienenverkehrslärm<br />

liegt auf der Hand – Vorbeugen ist<br />

stets besser als heilen.<br />

132 110 (2012) Heft 4


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />

Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />

Entwicklung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungsund<br />

Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

dieser Zeit.<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />

Gustav Wittfeld den Grundste<strong>in</strong> für den Aufbau e<strong>in</strong>es elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>s mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom <strong>in</strong> Preußen<br />

– es war der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />

Jahre – von der F<strong>in</strong>anzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />

Teststrecken, über die schwere Wieder<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme <strong>in</strong> den<br />

Zwanzigern und die kurze Blütezeit <strong>in</strong> den Dreißigerjahren, bis<br />

h<strong>in</strong> zur Phase des Wiederaufbaus und der Demontage nach<br />

dem zweiten Weltkrieg.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und<br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />

und wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und<br />

politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

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Fokus Praxis<br />

Prüflabor des DLR testet<br />

ETCS-Komponenten<br />

Das RailSiTe-Prüflabor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist nun als e<strong>in</strong>ziges deutsches<br />

Testlabor für ETCS-Komponenten akkreditiert.<br />

ETCS wird nach und nach bei neuen und bestehenden<br />

Bahnstrecken e<strong>in</strong>geführt. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

sollen bis zum Jahr 2020 rund 8 000 km Strecke mit<br />

ETCS ausgerüstet werden. Das Investitionsvolumen<br />

umfasst mehrere Mrd. EUR.<br />

Im Zug verkörpert e<strong>in</strong> komplexer Bordcomputer<br />

das Herzstück der neuen Zugsicherungstechnik. Er<br />

leitet die von der Strecken<strong>in</strong>frastruktur empfangenen<br />

„Signale“ weiter, steuert die Kommunikation<br />

Fahrzeug/Fahrweg und achtet auf die g<strong>eb</strong>otene<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit auf Basis des Fahrplans und<br />

der Streckendaten. Dem Fahrpersonal verbleibt die<br />

Überwachung des Systems.<br />

Alle im System e<strong>in</strong>gesetzten Komponenten bedürfen<br />

der Zulassung durch die nationalen Zulassungsbehörden.<br />

Als Voraussetzung hierfür s<strong>in</strong>d Nachweise<br />

der e<strong>in</strong>wandfreien Funktion der Komponenten auch<br />

unterschiedlicher Hersteller unter allen denkbaren<br />

Bed<strong>in</strong>gungen vorzulegen.<br />

Diese Nachweise für die Hersteller zu erarbeiten,<br />

hat sich das Institut für Verkehrssystemtechnik des<br />

Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

vorgenommen [1]. Es verfügt mit RailSiTe (Railway<br />

Simulation and Test<strong>in</strong>g) über e<strong>in</strong> Prüflabor, das jetzt<br />

von der Deutschen Akkreditierungsstelle als e<strong>in</strong>zige<br />

deutsche Prüfstelle für ETCS-Komponenten akkreditiert<br />

worden ist (Bild 1).<br />

Das modular aufg<strong>eb</strong>aute RailSiTe besteht aus e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl vernetzter Rechner, mit denen Tests von<br />

Bild 1:<br />

Teil des ETCS-Prüflabors RailSiTe des DLR (Fotos: DLR).<br />

Bild 2:<br />

Führerraum-Nachbildung zur realitätsnahen Simulation von Zugfahrten.<br />

Kommentar: ETCS<br />

Man mag den Zustand, dass an Europas Grenzen<br />

zahlreiche unterschiedliche und mite<strong>in</strong>ander<br />

nicht kompatible Systeme von Zugsicherungsanlagen<br />

ane<strong>in</strong>ander stoßen, sehr<br />

bedauern; denn er steht dem über die Grenzen<br />

h<strong>in</strong>weg durchgehenden Zugbetri<strong>eb</strong> mit den<br />

h<strong>in</strong>länglich bekannten Erschwernissen entgegen.<br />

Gleichwohl mag man sich aus technischer<br />

und bahnbetri<strong>eb</strong>licher Sicht durchaus darüber<br />

freuen, dass mit dem European Tra<strong>in</strong> Control System<br />

(ETCS) pr<strong>in</strong>zipiell diese Erschwernisse künftig<br />

überwunden werden. Dem kühlen Rechner<br />

bleibt allerd<strong>in</strong>gs die nüchterne Feststellung,<br />

dass angesichts der erh<strong>eb</strong>lichen Investitionen,<br />

die überwiegend bereits vor vielen Jahrzehnten<br />

bei den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bahnen</strong> für die bisherigen<br />

Zugsicherungsanlagen geleistet worden s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>in</strong>sofern für die vorhandenen Strecken ETCS um<br />

diese Jahrzehnte zu spät kommt.<br />

134 110 (2012) Heft 4


Eisenbahnleit- und -sicherungstechnik sowie komplette<br />

Zugfahrten mit realen Bordcomputern unterschiedlicher<br />

Hersteller simuliert werden können.<br />

E<strong>in</strong>zelne Komponenten lassen sich als Softwaremodul<br />

oder als Hardwar<strong>eb</strong>estandteil e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, sodass<br />

nahezu beli<strong>eb</strong>ig viele Züge auf virtuellen Streckennetzen<br />

verkehren können (Bild 2).<br />

Das DLR testet die Geräte mit ihren Funktionen<br />

darauf, ob sie den Vorgaben für ETCS entsprechen<br />

und bestätigt das Erg<strong>eb</strong>nis. Jeder Test kann nach<br />

Angaben von Prof. Karsten Lemmer, Direktor des Instituts<br />

für Verkehrssystemtechnik beim DLR, mehrere<br />

Wochen dauern. Dabei werden rund 100 Sequenzen<br />

mit jeweils mehreren hundert Testschritten untersucht<br />

sowie Ablauf und Erg<strong>eb</strong>nisse detailliert protokolliert.<br />

Mit den Dokumenten, die das ordnungsgemäße<br />

Funktionieren der Komponenten konform<br />

mit den ETCS-Vorgaben belegen, kann der Hersteller<br />

deren Zulassung betreiben.<br />

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110 (2012) Heft 4<br />

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Fokus Report<br />

Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />

Die Deutsche Reichsbahn<br />

Band 3 – Teil 1: 1947 bis 1960<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit dem Gedanken zur Wiederelektrifizierung des e<strong>in</strong> Jahr zuvor<br />

demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten konkrete Schritte, die <strong>in</strong> Verhandlungen mit<br />

der UdSSR und 1952 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag endeten. E<strong>in</strong>en sofortigen Wiederaufbau des ehemaligen<br />

Demontagegutes verh<strong>in</strong>derten sowohl der desolate Zustand von Lokomotiven und Anlagen, als auch<br />

DDR-<strong>in</strong>terne Streitereien über das zukünftig anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es mit<br />

viel Engagement und Überzeugungsarbeit, am 1. September 1955 den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder<br />

aufzunehmen. Lesen Sie e<strong>in</strong>en Vorabdruck aus dem demnächst ersche<strong>in</strong>enden Band 3 – Teil 1 der Buchreihe<br />

„Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland“ von Peter Glanert, Thomas Scherrans, Thomas Borbe<br />

und Ralph Lüderitz.<br />

Die folgende Leseprobe aus Band 3 – Teil 1, Kapitel<br />

2, beschreibt die Zeit der Rückkehr des Demontagegutes<br />

aus der UdSSR.<br />

2.5 Das Rückführgut aus der UdSSR<br />

2.5.1 Die Bahnausrüstungen<br />

Bild 2.10:<br />

Im W<strong>in</strong>ter 1952/53 lagern auf dem Gelände des Kraftwerkes Muldenste<strong>in</strong> zahlreiche Kraftwerksteile<br />

aus dem Rückführgut (Histor. Slg. DB AG).<br />

Bereits drei Tage nach Unterzeichnung des Abkommens<br />

richtete das Verkehrsm<strong>in</strong>isterium der UdSSR<br />

an die Generaldirektoren der DR und der PKP e<strong>in</strong><br />

Telegramm. Hier<strong>in</strong> nahm es auf e<strong>in</strong>e Anforderung<br />

auf Beförderung von elektrischen Lokomotiven über<br />

Polen nach Delitzsch <strong>in</strong> der DDR Bezug und bat um<br />

die E<strong>in</strong>verständniserklärung der beteiligten Staatsbahnen<br />

für den Transport. In Anbetracht der Dr<strong>in</strong>glichkeit<br />

sah man <strong>in</strong> Moskau der Reaktion <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>er „Drahtantwort“ entgegen.<br />

Gleichzeitig sollte gemäß Anlage 2, Punkt 2 a des<br />

Abkommens, die die Vorschriften für die Überstellung<br />

der elektrischen Eisenbahnausrüstung regelte,<br />

„für das Umspuren der 152 Wagen für elektrisch betri<strong>eb</strong>ene<br />

<strong>Bahnen</strong> auf dem Bahnhof Brest“ die Reichsbahn<br />

40 betri<strong>eb</strong>sfähige Drehgestelle der Spurweite<br />

1 435 mm spätestens 20 Tage nach Unterzeichnung<br />

des Abkommens zur Verfügung stellen. Somit musste<br />

ab dem 7. April mit der Ankunft von Fahrzeugen<br />

und Ausrüstungsgegenständen an der Grenze von<br />

der UdSSR zu Polen gerechnet werden. Rechnet man<br />

noch e<strong>in</strong>ige Tage für den Transit durch Polen h<strong>in</strong>zu<br />

und weitere e<strong>in</strong> bis zwei Wochen als Puffer für etwaige<br />

auftretende Probleme oder andere Vorkommnisse,<br />

dann hätte die DDR spätestens <strong>in</strong> der letzten Aprildekade<br />

1952 mit dem E<strong>in</strong>treffen der ersten Wagen<br />

aus der UdSSR rechnen müssen.<br />

Dass hierauf nicht schnell genug reagiert werden<br />

konnte, ersche<strong>in</strong>t bei der stets geübten Geheimhaltungspraxis<br />

mehr als nahe liegend. Diese Verheimlichungen<br />

führten dazu, dass die von der zukünftigen<br />

Elektrifizierung betroffenen Reichsbahndienststellen<br />

nicht rechtzeitig <strong>in</strong>formiert wurden, um geeignete<br />

Vorsorge zu treffen und ggf. entsprechende Planungen<br />

vorzunehmen. Auch der Streit um das anzuwendende<br />

Bahnstromsystem hatte e<strong>in</strong> Übriges dazu<br />

beigetragen, die rechtzeitige Aufnahme geeigneter<br />

Vorkehrungen zu verzögern.<br />

Ob die 40 Drehgestelle rechtzeitig <strong>in</strong> Brest waren,<br />

darf bezweifelt werden. Es ist also ke<strong>in</strong> Wunder,<br />

wenn es bei der Annahme der Ausrüstungsgegenstände<br />

ab Grenze und bei den Planungen der<br />

Elektrifizierung, für die immerh<strong>in</strong> die Realisierung<br />

<strong>in</strong>nerhalb des 1. Fünfjahrplanes bis 1955 vorgesehen<br />

war, zu Schwierigkeiten und sich überstürzenden<br />

Term<strong>in</strong>en bzw. Vorgaben kam.<br />

136 110 (2012) Heft 4


Report Fokus<br />

Zudem beließ man es auch gemäß der am<br />

1. April 1952 getroffenen Anweisung bei der Geheimniskrämerei,<br />

welche weiterh<strong>in</strong> die Arbeit mehr<br />

beh<strong>in</strong>derte als förderte. E<strong>in</strong>e dauerhafte Geheimhaltung<br />

war naturgemäß nicht möglich, da für die<br />

Öffentlichkeit im Lande die Elektrifizierungsaktivitäten<br />

sichtbar werden würden. Wie man dachte, das<br />

Vorhaben der Wiederelektrifizierung und die damit<br />

e<strong>in</strong>hergehenden Umstände der Bevölkerung nahe<br />

zu br<strong>in</strong>gen, ergibt sich aus dem Vermerk über die<br />

Leitungssitzung im M<strong>in</strong>isterium für Verkehr vom<br />

19. Mai 1952, <strong>in</strong> dem es heißt:<br />

„... erstattete Herr Generaldirektor Kramer über den<br />

Vertragsabschluss <strong>in</strong> Moskau Bericht. Dazu wurde<br />

festgestellt, dass nach vorausgehender Abstimmung<br />

mit dem Amt für Information und dem M<strong>in</strong>isterium<br />

für Auswärtige Angelegenheiten der Herr Generaldirektor<br />

Kramer beauftragt und bevollmächtigt wird,<br />

dazu e<strong>in</strong>e Pressenotiz zu g<strong>eb</strong>en.“<br />

Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich wahrsche<strong>in</strong>lich die G<strong>eb</strong>urtsstunde<br />

der weitläufig verwendeten Formulierung, dass<br />

es sich bei der Wiederelektrifizierung der DR um e<strong>in</strong>e<br />

„freundschaftliche Hilfeleistung der SU im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e<br />

bessere Versorgung der Bevölkerung der DDR mit Kohle“<br />

handle, mit anderen Worten, um e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

des Brudervolkes beim Wiederaufbau der DDR. Diese<br />

Interpretation passte zwar <strong>in</strong> das Bild der Machthabenden,<br />

war aber im Grunde genommen nichts anderes,<br />

als die Öffentlichkeit und die eigenen Mitarbeiter über<br />

die tatsächlichen H<strong>in</strong>tergründe der Elektrifizierung im<br />

Unklaren zu lassen, also e<strong>in</strong>e Halbwahrheit.<br />

Genau betrachtet handelt es sich bei dem abgeschlossenen<br />

Vertrag vom 18. März 1952 um den<br />

Austausch von nicht brauchbaren Reparationsgütern<br />

<strong>in</strong> Form von Elloks und Bahnkraftanlagen <strong>in</strong> für die<br />

UdSSR brauchbare <strong>in</strong> Form von neuwertigen Personenwaggons.<br />

Am 13. Mai 1952 trafen dann schließlich die<br />

ersten Bahnausrüstungen aus der UdSSR im deutschpolnischen<br />

Grenzbahnhof Frankfurt/Oder e<strong>in</strong>. Die<br />

verantwortlichen Abteilungen <strong>in</strong> der Generaldirektion<br />

der Reichsbahn (GdR) hatten es jedoch versäumt,<br />

rechtzeitig e<strong>in</strong>e für den Empfang und die Sichtung<br />

der e<strong>in</strong>gehenden Transporte zuständige Abnahmekommission<br />

dorth<strong>in</strong> zu delegieren. Als die Fachleute<br />

am 19. Mai 1952 überstürzt <strong>in</strong> Frankfurt/Oder e<strong>in</strong>trafen,<br />

waren bereits 63 Waggons ohne Sichtung<br />

durchgelaufen.<br />

Da die ersten Sendungen am 17. Mai 1952 vollkommen<br />

überraschend <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>trafen,<br />

waren auch dort noch ke<strong>in</strong>e Maßnahmen für deren<br />

Empfang, Entladung und Lagerung getroffen<br />

worden. Aus den Vorkommnissen zog man<br />

Konsequenzen, <strong>in</strong>dem die Reichsbahn am 8. Juni<br />

drei Beauftragte zum Bahnhof Brest entsandte.<br />

Weitere vier mit der elektrischen Zugförderung<br />

vertraute Lokführer folgten am 19. Juni. Da die<br />

110 (2012) Heft 4<br />

ersten Fahrzeuge noch nicht umgespurt und somit<br />

nicht abfahrbereit waren, mussten die Beauftragten<br />

unvorhergesehen e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> Brest warten und<br />

wurden mit zu den Umspurarbeiten herangezogen.<br />

In den kommenden Wochen sollten diese Lokführer<br />

wiederholt elektrische Lokomotiven an der polnisch-sowjetischen<br />

Grenze entgegennehmen und<br />

<strong>in</strong> die DDR begleiten.<br />

Über die F<strong>in</strong>anzierung der Entladearbeiten und<br />

die Bereitstellung von Arbeitskräften war noch nicht<br />

entschieden worden. Auf Grund dieser Versäumnisse<br />

mussten daher <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> zwischen dem<br />

17. Mai 1952 und dem 24. Januar 1953 rund<br />

1 020 Waggons – <strong>in</strong> den ersten drei Monaten bereits<br />

950 Wagen – behelfsmäßig entladen werden.<br />

Weil die Rbd Halle (S.) ke<strong>in</strong>e genauen Anweisungen<br />

von der GdR erhalten hatte, erteilte sie erst<br />

beim E<strong>in</strong>treffen der ersten Sendungen <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong><br />

Anweisung zur Räumung des G<strong>eb</strong>äudekomplexes,<br />

<strong>in</strong> dem bisher Reparaturarbeiten für das Raw<br />

Halle (S.) durchgeführt wurden. Dies führte <strong>in</strong> den<br />

folgenden Monaten zu Wagenstauungen, Entladeschwierigkeiten<br />

und unsachgemäßer Behandlung<br />

der Güter, die aus Platzmangel ungeordnet und<br />

ungeschützt vor Witterungse<strong>in</strong>flüssen im Freien gelagert<br />

werden mussten (Bild 2.10). So wurde unter<br />

anderem e<strong>in</strong>e 10-MW-Turb<strong>in</strong>e n<strong>eb</strong>st Kondensator<br />

des ehemaligen Bahnkraftwerkes Mittelste<strong>in</strong>e an<br />

der Bahnl<strong>in</strong>ie Muldenste<strong>in</strong> – Burgkemnitz gelagert.<br />

Auch e<strong>in</strong>e sofortige Bestandsaufnahme und Inventarisierung<br />

fand unter den geg<strong>eb</strong>enen Umständen<br />

nicht statt.<br />

E<strong>in</strong>e genaue Untersuchung und Befundaufnahme<br />

des Rückführguts wurde umso dr<strong>in</strong>glicher, weil<br />

zum Beispiel schon am 9. April 1952 (!), also vor<br />

Bild 2.11:<br />

E<strong>in</strong> Generator der ehemaligen 10-MW-Bahnstrommasch<strong>in</strong>e 1 oder 2, der zukünftig als E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrommotor<br />

für die neu zu errichtenden zwei Umformer im Rkw Muldenste<strong>in</strong><br />

dienen soll, bef<strong>in</strong>det sich zur Instandsetzung bei den LEW (Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe).<br />

137


Fokus Report<br />

dem E<strong>in</strong>treffen <strong>in</strong> der DDR, feststand, dass alle<br />

Wicklungen der Muldenste<strong>in</strong>er Generatoren bei der<br />

Demontage des Kraftwerks im Jahre 1946 entfernt<br />

und dadurch die Isolierungen zerstört worden waren.<br />

Hier schließt sich der Kreis der im Kapitel 1<br />

angestellten Betrachtungen über die Unmöglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Bahnen</strong>ergie erzeugung <strong>in</strong> der UdSSR (Bilder<br />

2.11 und 2.12).<br />

Trotz dieser Erkenntnisse wurden ke<strong>in</strong>e Maßnahmen<br />

zur sofortigen gründlichen Befundaufnahme<br />

der e<strong>in</strong>treffenden Güter getroffen.<br />

Der am 4. August 1952 erteilte Auftrag an die <strong>in</strong>zwischen<br />

neu g<strong>eb</strong>ildete OBE zur Bestandsaufnahme<br />

und e<strong>in</strong> weiterer Auftrag der GdR vom 20. Oktober<br />

1952 an den Hauptbuchhalter der Rbd Halle (S.)<br />

zur restlosen Erfassung und Inventarisierung aller<br />

Teile konnte mangels geeigneten Personals erst ab<br />

November abgearbeitet werden.<br />

Erst nachdem der größte Teil der Ausrüstungen<br />

bereits <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getroffen war, fand am<br />

17. September 1952 mit Vertretern des VEB Bergmann-Borsig<br />

(BB) und des Projektierungs- und Konstruktionsbüros<br />

für Energiemasch<strong>in</strong>en (PKE) die erste<br />

Besichtigung der <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> lagernden Kraftwerksteile<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Turb<strong>in</strong>en und Generatoren<br />

statt. Das auf der Grundlage der Besichtigung<br />

erstellte Gutachten besche<strong>in</strong>igte e<strong>in</strong>e gute Konservierung<br />

der angelieferten Teile, woraus seitens der<br />

GdR der grundfalsche Schluss gezogen wurde, dass<br />

alle Teile vorbehaltlich e<strong>in</strong>er nochmaligen Befundaufnahme<br />

e<strong>in</strong>wandfrei und sofort verwendbar seien.<br />

Erst am 9. Oktober 1952 wurde von Bergmann-<br />

Borsig auch die Notwendigkeit der Neuwicklung der<br />

Generatoren bestätigt.<br />

Bild 2.12:<br />

Fertigung bzw. Instandsetzung von Generatoren bei den LEW <strong>in</strong> Hennigsdorf im September<br />

1953 (Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe). Weitere Aufnahmen zur Generatorenfertigung bei den<br />

LEW bef<strong>in</strong>den sich im Anhang 2.4 auf der CD.<br />

Die von der OBE aufgestellten und im Januar<br />

1953 vorgelegten Inventurlisten waren jedoch für<br />

e<strong>in</strong>e zukünftige Materialplanung und Projektierung<br />

des Kraftwerkwiederaufbaus unbrauchbar, da sie nur<br />

überschlägliche und ungenaue Daten aufwiesen und<br />

ke<strong>in</strong>e technischen Parameter und Beschreibungen<br />

der Gegenstände enthielten.<br />

Insbesondere fehlten BB die 1946 abgeg<strong>eb</strong>enen<br />

Kraftwerkszeichnungen, die zur Beschleunigung<br />

und Vere<strong>in</strong>fachung der Projektierungsarbeiten<br />

zum Wiederaufbau des Rkw Muldenste<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gend<br />

erforderlich waren. Daraufh<strong>in</strong> schri<strong>eb</strong> Kramer am<br />

18. August 1952 an General Sujasow und bat<br />

um die Aushändigung der erforderlichen Unterlagen.<br />

Gleichzeitig teilte man der AEG <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

(West) mit, dass man die Ständer der drei von ihr<br />

1938/1942 nach Muldenste<strong>in</strong> gelieferten Turbosätze<br />

zum Zwecke der Inbetri<strong>eb</strong>nahme „erneut<br />

mit entsprechenden Wicklungen versehen“ wolle,<br />

„wobei vorher e<strong>in</strong>e vollständige Durchrechnung des<br />

gesamten Generators und die Aufstellung der erforderlichen<br />

Zeichnungen notwendig“ wäre. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Besprechung am 18. November teilte die AEG<br />

mit, dass sie bereit sei, entweder für e<strong>in</strong>en Betrag<br />

von DM 10 000 (Verrechnungse<strong>in</strong>heiten) oder im<br />

Austausch gegen im Ostteil der Stadt verbli<strong>eb</strong>ene<br />

Konstruktionszeichnungen e<strong>in</strong>er AEG-Druckgasschaltertype<br />

die gewünschten Unterlagen zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Am 27. November 1952 erfolgte jedoch die<br />

Mitteilung aus der UdSSR, dass die Unterlagen<br />

vom „Entwurf-Konstruktionsbüro“ <strong>in</strong> 196 Mappen<br />

mit Verzeichnissen, die jeder der sechs Kisten beigelegt<br />

wurden, abgesandt wurden. In der DDR trafen<br />

daraufh<strong>in</strong> folgende Zeichnungen e<strong>in</strong>: für Rkw<br />

Mittelste<strong>in</strong>e und Muldenste<strong>in</strong>, für die Uw unter<br />

anderem Gommern, Großkorbetha, Hirschberg,<br />

Lauban, Lützschena, Nieder Salzbrunn, für die<br />

Fernleitung Nürnberg – Muldenste<strong>in</strong> sowie Detailzeichnungen<br />

für e<strong>in</strong>zelne Streckenabschnitte. Da<br />

man annahm, dass die gesuchten AEG-Unterlagen<br />

hier<strong>in</strong> enthalten seien, g<strong>in</strong>g man auf das Ang<strong>eb</strong>ot<br />

der AEG nicht weiter e<strong>in</strong>. Das lange Warten auf die<br />

unbed<strong>in</strong>gt erforderlichen Unterlagen verzögerte<br />

jedoch die anstehenden Projektierungsarbeiten erh<strong>eb</strong>lich.<br />

Der Weitertransport und die Lagerung der wieder<br />

e<strong>in</strong>getroffenen Kraft- und Unterwerksausrüstungen<br />

erfolgte an folgenden Standorten:<br />

• auf dem Gelände des Kraftwerks Muldenste<strong>in</strong><br />

Kraftwerkwerkteile von Muldenste<strong>in</strong> und 2 Generatoren<br />

vom Kraftwerk Mittelste<strong>in</strong>e<br />

• <strong>in</strong> Köthen Unterwerksteile und schwere Masch<strong>in</strong>enteile<br />

aus dem Kraftwerk Muldenste<strong>in</strong><br />

• <strong>in</strong> Zschornewitz Teile des Kraftwerks Mittelste<strong>in</strong>e<br />

• <strong>in</strong> Großkorbetha Unterwerksteile<br />

• im Raw Dessau Unterwerksteile<br />

• im Raw Magd<strong>eb</strong>urg-Buckau Unterwerksteile<br />

138 110 (2012) Heft 4


Report Fokus<br />

Am 18. September 1952 waren bereits 1 452 der <strong>in</strong>sgesamt<br />

1 600 Wagen e<strong>in</strong>getroffen. Auch die beiden<br />

fahrbaren Unterwerke kamen aus der UdSSR zurück.<br />

Der Vollständigkeit halber s<strong>in</strong>d noch zu erwähnen<br />

78 Tri<strong>eb</strong>- und 74 Beiwagen und 287 Waggons mit<br />

Ausrüstungen und Teilen der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn.<br />

Stahlmasten für Fern- und Fahrleitungen waren<br />

h<strong>in</strong>gegen nicht Bestandteil der Lieferung. Dies sollte<br />

alsbald noch zu erh<strong>eb</strong>lichen Problemen führen.<br />

Zwar hatte Kramer auf Veranlassung der SPK mit den<br />

Verantwortlichen diesbezügliche Gespräche führen<br />

sollen, doch konnten ihm se<strong>in</strong>e Gesprächspartner<br />

aus dem Verkehrsm<strong>in</strong>isterium der UdSSR hier offensichtlich<br />

nicht weiterhelfen. Zudem enthielt der<br />

Vertrag vom 18. März 1952 auch ke<strong>in</strong>e Anlagenteile<br />

der Fern-, Speise- und Fahrleitungen. Um die Errichtung<br />

zum<strong>in</strong>dest der Fernleitungsmaste zwischen<br />

Muldenste<strong>in</strong> und Köthen (auf die Änderung der<br />

Auswahl der zu elektrifizierenden Strecken und der<br />

damit zu errichtenden Fernleitungen wird <strong>in</strong> den<br />

Abschnitten 3.2.1.2 und 3.2.2 e<strong>in</strong>gegangen) zu<br />

ermöglichen, verlangte der GD <strong>eb</strong>enfalls auf der<br />

Besprechung vom 25. März 1953, dass dafür „…<br />

notwendigenfalls auch Profileisen aus Schrottaufkommen<br />

Verwendung f<strong>in</strong>det, erforderlichenfalls würde er<br />

... e<strong>in</strong> zur Verschrottung geeignetes Feld des Leipziger<br />

Hauptbahnhofes oder auch e<strong>in</strong> anderes Objekt zur<br />

Verfügung stellen.“<br />

2.5.2 Die Lokomotiven<br />

Zwischen Mai 1952 und April 1953 kehrten die Elloks<br />

vom Abgangsbahnhof Brest über den Bf Frankfurt/<br />

Oder <strong>in</strong> die DDR zurück. Für den Empfang der Güter<br />

wurde <strong>in</strong> Frankfurt/Oder ab dem 15. Juni 1952<br />

n<strong>eb</strong>en der bestehenden Abnahmekommission e<strong>in</strong>e<br />

Leitstelle e<strong>in</strong>gerichtet, die für die Zuweisung e<strong>in</strong>es<br />

geeigneten Lagerplatzes zuständig war.<br />

Auch <strong>in</strong> Guben nahm e<strong>in</strong>e Leitstelle ihre Arbeit<br />

auf, die jedoch nach 14 Tagen wieder aufgelöst<br />

wurde, da sämtliche Transporte über Frankfurt/Oder<br />

e<strong>in</strong>trafen. Aufgabe dieser Stellen war die Erfassung<br />

der e<strong>in</strong>treffenden Elloks, deren Untersuchung und<br />

falls erforderlich auch die Wiederherstellung ihrer<br />

Lauffähigkeit und die Weiterleitung <strong>in</strong> verschiedene<br />

Ausbesserungs- und Bahnbetri<strong>eb</strong>swerke.<br />

Um den Rücktransport der E 44 und E 94 (<strong>in</strong>sgesamt<br />

72 Stück) zu ermöglichen, deren Umspurung<br />

nur im Ausbesserungswerk möglich war, erfolgte<br />

die Verladung auf Schwerlastfahrzeugen. Zuvor<br />

mussten die Elloks auf dem Bahnhof Brest<br />

<strong>in</strong> ihre Drehgestelle und Brücken zerlegt werden.<br />

Um anschließend auf den polnischen <strong>Bahnen</strong> die<br />

Überführung dieser Masch<strong>in</strong>en sowie der schweren<br />

und das Lademaß überschreitenden energetischen<br />

Ausrüstungen sicherzustellen, sandte die DR die<br />

erforderliche Anzahl der Sonderwagen zu den mit<br />

110 (2012) Heft 4<br />

den <strong>Bahnen</strong> der UdSSR vere<strong>in</strong>barten Term<strong>in</strong>en nach<br />

dem Bahnhof Brest.<br />

Dieser Vorgang begann am 15. April 1952. Die<br />

Verwaltung für Internationalen Verkehr der Sowjetischen<br />

Eisenbahn hatte der DR Unterlagen über<br />

Lademaße von Gütern und über Lichtraumprofile<br />

zugesandt. Sie bat, die Güter auf ihre Transportfähigkeit<br />

auf dem Gleisnetz der DR zu prüfen und die entsprechend<br />

ergänzten Unterlagen zurückzureichen.<br />

Bereits e<strong>in</strong>en Tag später lag die konkrete Bestellung<br />

über Spezialwagen bei der DR vor.<br />

In dem Telegramm mit dem H<strong>in</strong>weis: „Eilt sehr“<br />

war vermerkt: „...bittet Sie, Herrn Generaldirektor, die<br />

Beistellung von 20 6-achsigen Plattformwagen, Typ<br />

Souma, mit e<strong>in</strong>er Tragfähigkeit von 82 t nach Brest<br />

zum 10.5.52 zu veranlassen. Die Wagen werden für<br />

die Abbeförderung der Fahrgestelle der E-Lok gemäß<br />

den Ihnen mit Schreiben Nr. 450230/6 vom 21.3.52<br />

überreichten Zeichnungen Nr. 1665 und Nr. 1666 benötigt.<br />

Über den Abgang der Plattformwagen bitten wir<br />

die Direktion M<strong>in</strong>sk <strong>in</strong> Kenntnis zu setzen“.<br />

Die Anforderung ermöglichte den Transport von<br />

zehn Drehgestelllokomotiven. Nur vierzehn Tage<br />

später erfolgte e<strong>in</strong>e weitere Mitteilung. Dar<strong>in</strong> hieß<br />

es: „Im Laufe der Monate Mai, Juni, Juli des Jahres<br />

werden entsprechend dem abgeschlossenen Abkommen<br />

vom 18.3.52 ab Bahnhof Brest nach der DDR<br />

das Lademaß überschreitende Güter – Elektro-Ausrüstungen<br />

– versandt. Zeichnungen dieser Ausrüstungen<br />

Nr. 20-912 bis 20-941 folgen anbei. Die Verwaltung<br />

für Internationalen Verkehr bittet um Ihr E<strong>in</strong>verständnis<br />

mit der Annahme der oben genannten Güter und<br />

Durchlaß derselben über die PKP nach Bahnhof Frankfurt/Oder.“<br />

Bild 2.13:<br />

Die ehemals schlesische E 21 51 hat ihr letztes Reiseziel <strong>in</strong> Magd<strong>eb</strong>urg-Buckau erreicht. Dort<br />

verbleibt sie bis zu ihrer Verschrottung im Jahr 1968 (H. Constabel; Slg. H. L<strong>in</strong>ke).<br />

139


Fokus Report<br />

Bild 2.14:<br />

Im Bw Leipzig West stehen 1954 zwei Elloks der Baureihe E 50 3 und warten auf ihr weiteres<br />

Schicksal (D. Wünschmann).<br />

Bild 2.15:<br />

Im Raw Dessau abgestellte E 44 (Slg. H.-J. Lange).<br />

Für den Transport bestellte die UdSSR via Bahndiensttelegramm<br />

weitere geeignete Hilfsmittel. Am<br />

25. Juli wurde der GD g<strong>eb</strong>eten, „die Absendung<br />

von folgenden e<strong>in</strong>wandfreien Radsätzen mit Buchsen<br />

nach Brest für die Umspurung von elektrischen Lokomotiven<br />

zu veranlassen:Serie E-77 4 Satz, Serie E-04<br />

2 Satz, Serie E-50 2 Satz, Serie E-95 2 Satz“. Um e<strong>in</strong>e<br />

Umspurung im eigentlichen S<strong>in</strong>ne handelte es bei<br />

dieser Anforderung nicht, denn nach der Vorschrift<br />

für die Absendung der Fahrzeuge für elektrische<br />

<strong>Bahnen</strong> und Ausrüstungen aus der UdSSR, die an die<br />

DDR überg<strong>eb</strong>en wurden, waren von tatsächlichen<br />

Umspurarbeiten nur 72 Lokomotiven betroffen. Vielmehr<br />

wird es sich bei den erbetenen Radsätzen um<br />

solche gehandelt haben, die e<strong>in</strong>en betri<strong>eb</strong>ssicheren<br />

Transport der Lokomotiven auf eigenen Achsen<br />

durch Polen ermöglichen sollten.<br />

Das ergibt sich auch aus den nachfolgenden<br />

Telegrammen, <strong>in</strong> denen es zum Beispiel am 14. Oktober<br />

1952 heißt: „Zur Abbeförderung von E-Lok nach<br />

der DDR bittet IMO MPS Sie, Herr Generaldirektor,<br />

mitzuteilen, ob die DR nach Brest Radsätze folgender<br />

Baureihen absenden kann: E-77 12 Stück, E-92<br />

4 Stück, E-04 3 Stück, E-06 2 Stück, E-18 4 Stück, E-95<br />

1 Stück, E 50 2 Stück und (1Tr 1 L) E-17 2 Stück.“ Mit<br />

Haken auf dem Telegramm waren versehen: 3 Stück<br />

für E 04 und 2 Stück für E 50.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Telegramm vom 18. November 1952<br />

gibt dann endgültig Aufschluss darüber, was mit<br />

den angeforderten Radsätzen geme<strong>in</strong>t war: „Die<br />

Verwaltung für <strong>in</strong>ternationalen Verkehr MPS UdSSR<br />

bittet Sie, Herr Generaldirektor, Anweisung zu g<strong>eb</strong>en,<br />

dass die Absendung von Radsätzen mit unversehrten<br />

Achsschenkeln für die Umsetzung von Elektrolokomotiven<br />

beschleunigt wird und zwar für die Elektrolokomotiven<br />

Baureihe: E – 77 : 12 Stück, E – 04 . 2 Stück,<br />

E – 06 . 2 Stück, E – 95 : 1 Stück, E – 50 : 3 Stück<br />

und E – 17 : 2 Stück.“ Es handelte sich um Radsätze,<br />

deren Achsschenkel wahrsche<strong>in</strong>lich wegen der<br />

langen Standzeit der Masch<strong>in</strong>en beschädigt waren<br />

und die damit für die regelmäßig wiederkehrenden<br />

Anforderungen von geeigneten Radsätzen durch die<br />

Staatsbahn der UdSSR sorgten. Über entsprechende<br />

Teile verfügte die Reichsbahn jedoch nicht, weil<br />

<strong>in</strong> der DDR so gut wie ke<strong>in</strong>e Tauschteile für diese<br />

Lokomotivbaureihen zur Verfügung standen. Lediglich<br />

aus den ehemals <strong>in</strong> Hennigsdorf vorhandenen<br />

Lokomotiven hätte man Radsätze für Masch<strong>in</strong>en der<br />

Baureihen E 04, E 18 und E 94 entnehmen können.<br />

Doch auch hier hätte nur e<strong>in</strong>e begrenzte Anzahl zur<br />

Verfügung gestanden.<br />

Unter Würdigung dieser Verhältnisse ersche<strong>in</strong>t es<br />

verständlich, dass der Rücktransport der Lokomotiven<br />

so viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch nahm.<br />

Als erste Elloks trafen <strong>in</strong> Frankfurt/Oder am<br />

28. Juni 1952 die E 04 23 und E 77 61 auf eigenen<br />

Achsen rollend e<strong>in</strong>. Die E<strong>in</strong>gangsuntersuchung<br />

ergab, dass bei der E 04 23 die Getri<strong>eb</strong>ezahnräder<br />

des ersten Treibradsatzes und alle Hohlwellenlager<br />

trocken gelaufen waren. Auch die E 77 61 kam<br />

mit ähnlichen Mängeln an Schmiermitteln an. Das<br />

gleiche Bild wiederholte sich bei fast allen anderen<br />

Lokomotiven, zu denen sich auch vere<strong>in</strong>zelt noch<br />

lose oder g<strong>eb</strong>rochene Radreifen gesellten. Die Arbeit<br />

der Abnahmekommission gestaltete sich dadurch<br />

wesentlich schwieriger und zeitaufwändiger als ursprünglich<br />

e<strong>in</strong>geschätzt worden war.<br />

Sämtliche lauffähige Lokomotiven kamen <strong>in</strong> Güterzügen<br />

aus der UdSSR zurück, die meistens mit<br />

weiterem Rückführgut beladen waren, teilweise<br />

ohne Zugbegleitpersonal. Was die knapp sechs Jahre<br />

140 110 (2012) Heft 4


Report Fokus<br />

Abstellzeit <strong>in</strong> der Sowjetunion mehr oder weniger<br />

schadlos überstanden hatte, bekam auf der Rückfahrt<br />

<strong>in</strong> die DDR oft noch den „Rest“ verpasst. Was<br />

für e<strong>in</strong> krasser Widerspruch gegenüber der 1946 auf<br />

Befehl der Sowjets durchgeführten Konservierung<br />

und Abschmierung der abzuliefernden Masch<strong>in</strong>en!<br />

Bis zum 18. September 1952 waren 91 Elloks wieder<br />

e<strong>in</strong>getroffen. Weitere Ankunftsdaten der heimkehrenden<br />

Elloks s<strong>in</strong>d, so weit sie bekannt s<strong>in</strong>d, der<br />

Tabelle 6.2 zu entnehmen.<br />

Insgesamt 17 Elloks mussten <strong>in</strong>folge heiß gelaufener<br />

Lager, defekter Radreifen oder anderer<br />

Schäden <strong>in</strong> Polen aus den Transporten ausgesetzt<br />

und abgestellt werden. Erst nach langwierigen Verhandlungen<br />

mit den Behörden des Nachbarlandes<br />

durfte deutsches Fachpersonal nach Polen e<strong>in</strong>reisen<br />

und dort die erforderlichen Reparaturen durchführen.<br />

Als letzte Masch<strong>in</strong>e erreichte die E 92 75 am<br />

30. April 1953 den Bf Frankfurt/Oder, nachdem zuvor<br />

im Transitland sechs neue Ersatzradreifen montiert<br />

worden waren. Weitere 601 Waggons folgten<br />

beladen mit Ausrüstungsteilen von Elloks. Es ist<br />

durchaus möglich, dass dabei die e<strong>in</strong>e oder andere<br />

Ellok noch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelteilen ankam, deren Identifizierung<br />

nicht mehr möglich war. Hier<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d eventuell<br />

die <strong>in</strong> der Literatur immer wieder erwähnten<br />

„Kriegsverluste“ verborgen, die heutzutage nicht<br />

mehr aufklärbar s<strong>in</strong>d.<br />

Alle Elloks wurden von Frankfurt/Oder aus <strong>in</strong><br />

die Ausbesserungswerke nach Dessau, Stendal oder<br />

Magd<strong>eb</strong>urg-Buckau weiter geleitet (Bild 2.13). Von<br />

dort aus erfolgte auf Grund Platzmangels e<strong>in</strong>e weitere<br />

Verteilung auf folgende Standorte:<br />

• Bw Leipzig West (Bild 2.14)<br />

• Bw Leipzig-Wahren<br />

• Bw Halle P<br />

• Bw Magd<strong>eb</strong>urg-Rothensee und<br />

• LEW Hennigsdorf<br />

Bild 2.16:<br />

Innenaufnahme vom Führerstand e<strong>in</strong>er der drei <strong>in</strong> Hennigsdorf Ende 1953 zum Zwecke der<br />

Instandsetzung bef<strong>in</strong>dlichen E 44 048, 103 und 134 (Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe).<br />

Sämtliche zerlegten Elloks, so alle E 44 und E 94, die<br />

E 15 01, E 71 30 und vermutlich auch die E 42 14,<br />

15, 17, 18 und die E 77 26 leitete man dem Raw<br />

Dessau zu. Dort wurden die Lokkästen wieder auf<br />

die Drehgestelle gesetzt, nachdem zuvor bei den<br />

E 44 und E 94 die Räder wieder auf das Normalspurmaß<br />

zurückgepresst worden waren, um die<br />

Masch<strong>in</strong>en auf zusätzlichen provisorisch verlegten<br />

Werksgleisen abzusetzen und verfahren zu können.<br />

Zwecks Vermeidung von Plünderungen hatten die<br />

Sowjets bei den auf Güterwagen verladenen Lokkästen<br />

der E 44 und E 94 die Führerstandstüren zugeschweißt.<br />

Nach Auskunft von Zeitzeugen trugen<br />

die Lokkästen der E 44 teilweise hellgrüne, hellblaue<br />

oder rosa Anstriche (Bild 2.15). Dass immer wieder<br />

verbreitete Geschichten über tapezierte Führerstände<br />

wahr s<strong>in</strong>d, beweisen Fotos vom Führerstand<br />

e<strong>in</strong>er E 44, die sich zur Wiederaufarbeitung 1953 <strong>in</strong><br />

den LEW Hennigsdorf befand. Auch im Masch<strong>in</strong>enraum<br />

befanden sich Beschilderungen <strong>in</strong> kyrillischer<br />

Schrift (Bilder 2.16 und 2.17).<br />

Neun Elloks bli<strong>eb</strong>en <strong>in</strong> der Sowjetunion: E 05 001,<br />

E 17 10, E 44 047, 055 und 106, E 77 05, 58 und<br />

75, E 92 72.<br />

Mit den rückgeführten 186 Elloks und den im<br />

Jahre 1946 <strong>in</strong> Mitteldeutschland stehen g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>enen<br />

bzw. deren Resten verfügte die DR nun wieder über<br />

<strong>in</strong>sgesamt 206 Masch<strong>in</strong>en, von denen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />

e<strong>in</strong>satzfähig war.<br />

Noch im Oktober 1954 waren an den o. g. Standorten<br />

(außer Raw Dessau) 95 Elloks schadhaft abgestellt.<br />

Die bis 1950 durchgeführte Verschrottungsaktion<br />

der 1946 <strong>in</strong> der SBZ zurück gelassenen Ellok-<br />

110 (2012) Heft 4<br />

Bild 2.17:<br />

Schilder mit kyrillischer Schrift auf e<strong>in</strong>er Schalttafel im Masch<strong>in</strong>enraum<br />

(Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe).<br />

141


Fokus Report<br />

wracks überl<strong>eb</strong>ten folgende 20 Masch<strong>in</strong>en an den<br />

Standorten:<br />

• Bw Saalfeld: E 44 033, 041 und 074<br />

(alle ausg<strong>eb</strong>rannt)<br />

• Raw Dessau: E 04 13<br />

E 17 101<br />

E 44 151 und 178 W<br />

E 91 104 (Verschrottungsdatum<br />

nicht belegt)<br />

• LEW Hennigsdorf: E 04 11 und 12<br />

E 18 04, 19, 23, 31, 40 und 43<br />

E 94 007, 082, 089 und 096.<br />

Die auf dem Werksgelände der AEG/LEW Hennigsdorf<br />

nach Beendigung der Demontageaktion weiterh<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>dlichen<br />

zwölf Schadloks wurden 1951 ausgelagert<br />

und als Eigentum der DR anschließend im Bw Velten<br />

bzw. im Raw Dessau (E 94 007 und E 94 096) abgestellt.<br />

Zum Band 3 der Buchreihe Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

Die Fülle des zu verarbeitenden Materials<br />

hätte den üblichen Seitenumfang<br />

dieser Buchreihe weit überschritten.<br />

Autoren und Verlag haben sich deshalb<br />

entschlossen, den Band 3 Die<br />

Deutsche Reichsbahn <strong>in</strong> zwei Teilen zu<br />

veröffentlichen.<br />

Im Teil 1 werden ausführlich die nach<br />

Kriegsende bei der AEG und den SSW<br />

verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten<br />

der AEG für die sowjetische Besatzungsmacht,<br />

die Vertragsverhandlungen mit<br />

der UdSSR und der mühsame Aufbau<br />

des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fernund<br />

Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Auch der Wiederaufbau des Raw Dessau<br />

und die dort durchgeführte Reparatur<br />

der SU-Heimkehrer werden gewürdigt.<br />

Die Betrachtungen schließen um 1960<br />

ab, zu der Zeit, als der Grundstock<br />

der Altbauelloks wieder aufgearbeitet<br />

und die <strong>eb</strong>enfalls beschri<strong>eb</strong>enen Konstruktionsarbeiten<br />

für e<strong>in</strong>e Neubau-Ellok<br />

abgeschlossen waren.<br />

Der <strong>in</strong> Vorbereitung bef<strong>in</strong>dliche Teil<br />

2 beschreibt daran anschließend mit Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der ersten Neubauelloks<br />

der Baureihen E 11 und E 42 die Geschichte<br />

des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es<br />

bis zum Ende der Existenz der DR am<br />

31. Dezember 1993. Neue elektrische<br />

Lokomotiven der Baureihen 250 und<br />

243 ergänzten den vorhandenen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpark.<br />

Weiterführende Entwicklungen wie<br />

die sechsachsige Ellokbaureihe 252<br />

(neu 156) oder die Baureihen 208,<br />

210 und 255 mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik,<br />

die jedoch über die Projektierungsphase<br />

nicht mehr h<strong>in</strong>aus kamen,<br />

werden hier erstmals vorgestellt und<br />

beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Weiterh<strong>in</strong> werden der Entwicklung<br />

der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und des<br />

dem Laien weitläufig unbekannten<br />

Fachg<strong>eb</strong>ietes der Schutztechnik Beachtung<br />

geschenkt. Der Elektrifizierung der<br />

Rübelandbahn mit der <strong>in</strong> Deutschland<br />

für die Eisenbahn unüblichen Bahnstromfrequenz<br />

von 50 Hz und ihren<br />

elektrischen Lokomotiven wird e<strong>in</strong> eigenes<br />

Kapitel gewidmet. Entwicklungen<br />

auf dem Fahrleitungssektor runden die<br />

Technikgeschichte ab.<br />

Die als Erb<strong>in</strong> firmierende Deutsche<br />

Bahn AG führte e<strong>in</strong>ige zu diesem Term<strong>in</strong><br />

schon <strong>in</strong> der fortgeschrittenen Planung<br />

oder <strong>in</strong> der Ausführung bef<strong>in</strong>dliche Projekte<br />

auf verschiedenen Teilg<strong>eb</strong>ieten<br />

der elektrischen Zugförderung fort. Die<br />

dann folgenden Ereignisse sollen nicht<br />

mehr Bestandteil der vorgenommenen<br />

Betrachtungen se<strong>in</strong>.<br />

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142 110 (2012) Heft 4


Mit vielen, bisher<br />

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Wechselstrom- Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />

Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die Deutsche Reichsbahn mit dem<br />

Gedanken zur Wiederelektrifi zierung des im Jahr zuvor demontierten<br />

elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten dann konkrete Schritte, die<br />

nach Verhandlungen mit der UdSSR <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag endeten.<br />

E<strong>in</strong>en sofortigen Wiederaufbau des Demontagegutes verh<strong>in</strong>derten der<br />

Zustand von Lokomotiven und Anlagen sowie DDR-<strong>in</strong>terne Streitereien<br />

ü ber das anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955<br />

den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />

In diesem Band werden die nach Kriegsende bei der AEG und<br />

den SSW verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten der AEG fü r die<br />

Besatzungsmacht, die Vertragsverhandlungen mit der UdSSR<br />

und der Aufbau des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fern- und<br />

Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stü ck Zeitgeschichte und<br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen,<br />

wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und politischen<br />

Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / Th. Scherrans / Th. Borbe / R. Lü deritz<br />

1. Aufl age 2012, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Betri<strong>eb</strong><br />

Hundert Jahre Übere<strong>in</strong>kommen zum<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

Ralf Roman Rossberg, Murnau<br />

Vor hundert Jahren vere<strong>in</strong>barten die Eisenbahnen dreier Länder des Deutschen Kaiserreiches, elektrische<br />

Fernbahnen zukünftig e<strong>in</strong>heitlich mit E<strong>in</strong>phasenwechselstrom bei 15 000 Volt Nennspannung<br />

und 16 2 / 3 Hz Nennfrequenz zu betreiben. Sowohl die Vorgeschichte wie die nachfolgende Entwicklung<br />

stellen sich nach sorgfältiger Quellenforschung und -prüfung <strong>in</strong> manchen Punkten anders dar<br />

als landläufig angenommen.<br />

CENTENARY OF ÜBEREINKOMMEN FOR ELECTRIC TRACTION IN GERMANY<br />

A hundred years ago, the railways of three constituent states of the German Empire agreed to operate<br />

electric long-distance tra<strong>in</strong>s on a unified 15,000 V nom<strong>in</strong>al voltage, 16 2 / 3 Hz nom<strong>in</strong>al frequency<br />

s<strong>in</strong>gle-phase AC network. In-depth research work done and an exam<strong>in</strong>ation of the sources reveal<br />

that, <strong>in</strong> some aspects, both the pre-history and the subsequent development are different from<br />

what is commonly believed to be true.<br />

CENTENAIRE DE ÜBEREINKOMMEN SUR LA TRACTION ÉLECTRIQUE EN ALLEMAGNE<br />

Il y a cent ans, les chem<strong>in</strong>s de fer de trois Etats de l’Empire allemand convenaient d’exploiter les<br />

futures lignes électrifiées de manière unitaire avec un courant alternatif monophasé à tension nom<strong>in</strong>ale<br />

de 15 000 V et à fréquence nom<strong>in</strong>ale de 16 2 / 3 Hz. Sur certa<strong>in</strong>s po<strong>in</strong>ts, tant les antécédents que<br />

les développements ultérieurs se présentent après une recherche et une vérification approfondies<br />

des sources sous un tout autre aspect que généralement admis.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Die <strong>Bahnen</strong> dreier deutscher Staaten, des Königreichs<br />

Bayern, des Königreichs Preußen und des<br />

Großherzogtums Baden, schlossen um die Jahreswende<br />

1912/13 das „Übere<strong>in</strong>kommen betreffend<br />

die Ausführung elektrischer Zugförderung“. Damit<br />

vere<strong>in</strong>barten sie für künftige Vollbahn-Elektrifizierungen<br />

15 000 Volt Spannung und als Periodenzahl<br />

16 2 / 3 . Hertz, abgekürzt Hz, wurde als Bezeichnung<br />

für die E<strong>in</strong>heit der Frequenz erst Mitte der<br />

1920er Jahre <strong>in</strong> Deutschland, weltweit nach und<br />

nach bis 1960 e<strong>in</strong>geführt. Das Übere<strong>in</strong>kommen<br />

bildet das Fundament für den heutigen elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Immer wieder ist vom „berühmten Übere<strong>in</strong>kommen“<br />

die Rede, mit dem die drei <strong>Bahnen</strong> <strong>in</strong> weiser<br />

Voraussicht ke<strong>in</strong>e neuen Schnittstellen im Eisenbahnnetz<br />

entstehen lassen, sondern wie für die Spurweite<br />

auch für e<strong>in</strong> elektrisches System e<strong>in</strong>heitliche Größen<br />

festlegen wollten (Bild 1). Wenn sich der Abschluss<br />

des Übere<strong>in</strong>kommens demnächst zum 100. Mal<br />

jährt, rundet sich der Rückblick zu e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Kapitel <strong>in</strong> der Eisenbahngeschichte.<br />

2 E<strong>in</strong>e lange Reihe Fragen<br />

Zunächst kommt etliches zutage, was sich zum überwiegenden<br />

Teil nur <strong>in</strong>terpretieren und höchstens<br />

ausnahmsweise belegbar klären lässt.<br />

Warum hat die Fachpresse weder im Vorfeld, noch<br />

nach der Unterzeichnung über dieses bedeutungsvolle<br />

Übere<strong>in</strong>kommen berichtet? Die maßg<strong>eb</strong>enden<br />

Fachleute der beteiligten <strong>Bahnen</strong> (Bild 2) müssen<br />

wegen des e<strong>in</strong>heitlichen Stromsystems schon geraume<br />

Zeit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gestanden haben: „... das<br />

Jahr 1911 ist für die Entwicklung des elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong>es auf den Haupteisenbahnen <strong>in</strong>sofern von<br />

besonderer Bedeutung, als seitens der Staatseisenbahnverwaltungen<br />

Preußens, Bayerns und Badens<br />

e<strong>in</strong>e Fahrdrahtspannung von 15 000 Volt und e<strong>in</strong>e<br />

Periodenzahl von 16 2 / 3 e<strong>in</strong>heitlich angenommen<br />

wurde“. Das schri<strong>eb</strong> Anfang 1912, lange bevor das<br />

Übere<strong>in</strong>kommen formell geschlossen wurde, „Gl.“,<br />

vermutlich Gleichmann [1].<br />

Warum wurden <strong>in</strong> allen Ländern, deren <strong>Bahnen</strong> sich<br />

mit der Elektrifizierung von Fernstrecken beschäftigten,<br />

zunächst ke<strong>in</strong>eswegs 16 2 / 3 Perioden angenommen?<br />

Überall hatten eigene Untersuchungen stattge-<br />

144 110 (2012) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

Übere<strong>in</strong>kommen betreffend die Ausführung elektrischer Zugförderung.<br />

Zwischen<br />

• den preussisch-hessischen,<br />

• den bayerischen und<br />

• den badischen Staatseisenbahnen<br />

wird über die Ausführung elektrischer Zugförderung folgendes vere<strong>in</strong>bart.<br />

I.<br />

1.) Die elektrische Arbeit wird den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen durch Schleifbügel von e<strong>in</strong>em hochliegenden Fahrdraht<br />

aus als e<strong>in</strong>welliger Wechselstrom zugeführt.<br />

Zur Rückleitung dienen im allgeme<strong>in</strong>en die Fahrschienen.<br />

Die Unterkante des Fahrdrahtes liegt im allgeme<strong>in</strong>en 6 m über der Oberkante der Fahrschienen.<br />

2.) Der quadratische Mittelwert des Spannungsunterschiedes zwischen den Bahnklemmen der<br />

Unterwerke (Streckenspannung) beträgt bei mittlerer Belastung 15 000 Volt.<br />

3.) Die sekundliche Periodenzahl ist 16 2 / 3<br />

.<br />

Begründung.<br />

Allgeme<strong>in</strong>es.<br />

Obwohl die elektrische Zugförderung auf den Haupteisenbahnen im Bereich der deutschen Staatseisenbahnverwaltungen<br />

zunächst auf e<strong>in</strong>zelne Strecken beschränkt se<strong>in</strong> wird, s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

mögliche Entwicklung die elektrischen Bahne<strong>in</strong> richtungen von vornhere<strong>in</strong> soweit zu vere<strong>in</strong>heitlichen, dass<br />

die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge der e<strong>in</strong>en Verwaltung auf die Strecken der anderen Verwaltung übergehen können.<br />

Hierzu ist nötig und ausreichend, dass:<br />

a) die elektrische Arbeit durchweg die gleiche Form, Spannung und Periodenzahl hat und überall <strong>in</strong> der<br />

gleichen Weise den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen zugeführt wird;<br />

b) die Stromabnahmevorrichtungen der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und die Fahrdrahtanlage <strong>in</strong> Bezug auf die Umgrenzungsl<strong>in</strong>ien<br />

des lichten Raumes für den Übergang der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge e<strong>in</strong>gerichtet werden.<br />

Besonderes.<br />

Zu (1): Die Stromart ist so zu wählen, dass:<br />

a) die Unterwerke weitreichend s<strong>in</strong>d;<br />

b) die Streckenausrüstung e<strong>in</strong>fach wird und die Bahnunterhaltung nicht erschwert;<br />

c) die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei e<strong>in</strong>fachem und zuverlässigem Bau e<strong>in</strong>e weitgehende, genaue und wirtschaftliche<br />

Anpassung der Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit und Leistung an die Verkehrs- und Streckenverhältnisse<br />

gestatten.<br />

Der Gesamtheit dieser Forderungen entspricht am vollkommensten e<strong>in</strong>welliger Wechselstrom von hoher<br />

Spannung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen hochliegenden Fahrdraht.<br />

Zu (2): Die Streckenspannung ist wegen (1a) so hoch zu bemessen, als sich mit zuverlässiger Isolierung<br />

des Fahrdrahtes und der Transformatoren der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge verträgt.<br />

Nach abschliessender Erfahrung soll e<strong>in</strong> Mittelwert von 15000 Volt nicht überschritten werden.<br />

Zu (3): Damit nicht die Tri<strong>eb</strong>masch<strong>in</strong>en im Anlauf und bei niedriger Umdrehungszahl durch Bürstenfeuer<br />

leiden, muss die Periodenzahl niedrig se<strong>in</strong>. Andererseits müssen die Beschaffungskosten der Kraftwerke,<br />

Unterwerke und Transformatoren der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge <strong>in</strong> angemessenenen Grenzen bleiben, was e<strong>in</strong>e<br />

höhere Periodenzahl bed<strong>in</strong>gt. E<strong>in</strong> guter Mittelwert liegt <strong>in</strong> der Nähe von 15.<br />

Die genaue Zahl ergibt sich, wenn man beachtet, dass mit der elektrischen Zugförderung auch die Versorgung<br />

des Landes mit elektrischer Arbeit erfolgen soll. Letzterem Zwecke dient am besten dreiwelliger<br />

Wechselstrom (Drehstrom) von 50 Perioden, der daher auch allgeme<strong>in</strong> verwandt wird.<br />

Zur Durchführung dieser geme<strong>in</strong>samen Aufgabe werden vielfach bestehende Drehstromkraftwerke <strong>in</strong> Unterwerke<br />

der Bahnkraftwerke umzuwandeln und hierzu von diesen aus durch e<strong>in</strong>welligen Wechselstrom,<br />

am zweckmässigsten synchron, anzutreiben se<strong>in</strong>.<br />

In Wasserkraftwerken muss es ausserdem möglich se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>- und derselben Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>welligen und<br />

dreiwelligen Wechselstrom herzustellen.<br />

Beiden Bed<strong>in</strong>gungen wird entsprochen, wenn die Periodenzahl des Bahnstromes e<strong>in</strong> ganzzahliger Teil des<br />

Drehstromes ist.<br />

Sie folgt danach zu 50/3 = 16 2 / 3<br />

II.<br />

Um übere<strong>in</strong>stimmende Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Tri<strong>eb</strong>masch<strong>in</strong>en sowie wirtschaftliche<br />

Herstellung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und der Streckenausrüstung zu erzielen, sollen folgende Abmachungen<br />

gelten:<br />

a) Die Leistungsfähigkeit der Tri<strong>eb</strong>masch<strong>in</strong>en ist durch deren Anzugsdrehmoment sowie durch ihr Dauerdrehmoment<br />

bei der durchschnittlichen und höchsten Umlaufzahl auszudrücken.<br />

b) Die Erfahrungen über den Bau der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge werden auf Wunsch ausgetauscht<br />

c) Die Streckenausrüstung wird nach e<strong>in</strong>heitlichen, im e<strong>in</strong>zelnen noch festzulegenden Grundsätzen<br />

ausgeführt.<br />

III.<br />

Abweichungen von den Vere<strong>in</strong>barungen bei den im Bau stehenden Anlagen sollen soweit nötig beseitigt<br />

werden, sobald die Entwicklung es fordert.<br />

Bild 1:<br />

Nachdruck des Übere<strong>in</strong>kommens, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spalte zusammengefasst<br />

erstmals als Bild 1 <strong>in</strong> [4] veröffentlicht wurde<br />

(Vorlage: Sammlung U. Behmann).<br />

Berl<strong>in</strong>, den 28. Dezember 1912<br />

Der Königlich Preußische M<strong>in</strong>ister<br />

der öffentlichen Arbeiten<br />

gez. v. Breitenbach<br />

München, den 21. Nov 1912<br />

Das Königlich Bayerische Staats m<strong>in</strong>isterium<br />

für Verkehrsangelegenheiten<br />

gez. v. Seidle<strong>in</strong><br />

Karlsruhe, den 18. Januar 1913<br />

Das Großherzoglich Badische<br />

M<strong>in</strong>isterium der F<strong>in</strong>anzen<br />

gez. v. Rhe<strong>in</strong>boldt<br />

110 (2012) Heft 4<br />

145


Betri<strong>eb</strong><br />

Dr. phil. Bernhard Gleichmann, * 18. April 1869 <strong>in</strong> Suhl,<br />

† 10. März 1938 <strong>in</strong> München. M<strong>in</strong>isterialrat im Kgl. Bayer.<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium für Verkehrsangelegenheiten, München.<br />

Er gilt als Federführer und treibende Kraft bei der Ausarbeitung<br />

des Übere<strong>in</strong>kommens.<br />

Gustav Wittfeld, * 27. Oktober 1855 <strong>in</strong> Aachen,<br />

† 24. September 1923 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Geheimer Oberbaurat im<br />

preußischen M<strong>in</strong>isterium der öffentlichen Arbeiten, Berl<strong>in</strong>.<br />

Wilhelm Stahl, * 5. März 1854 <strong>in</strong> Ed<strong>in</strong>gen bei Schwetz<strong>in</strong>gen,<br />

† 6. Juni 1916 <strong>in</strong> Karlsruhe. Oberbaurat und Mitglied der<br />

Großherzoglichen Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen,<br />

Karlsruhe.<br />

Bild 2:<br />

Das Übere<strong>in</strong>kommen entstand aus der engen Zusammenarbeit dreier Persönlichkeiten aus<br />

dem damals nur kle<strong>in</strong>en Kreis von Fachleuten des elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s: B. Gleichmann,<br />

G. Wittfeld und W. Stahl (von l<strong>in</strong>ks). Alle drei gehörten zum Herausg<strong>eb</strong>erkreis der Zeitschrift<br />

<strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong> (Fotos: Sammlung Rossberg).<br />

funden, die e<strong>in</strong>e Menge Für und Wider <strong>in</strong> sich bargen,<br />

zwar alle zum „E<strong>in</strong>phasensystem“ führten, zunächst<br />

jedoch überall 15 Perioden zugrunde legten.<br />

Warum wurden mit Nachdruck 15 Perioden empfohlen?<br />

„... Dagegen erg<strong>eb</strong>en sich bei 15 Perioden<br />

sehr wesentliche Vorteile an den Motoren und Fahrleitungen,<br />

so dass im Interesse der Weiterentwicklung<br />

und Vere<strong>in</strong>heitlichung des elektrischen Vollbahnbetri<strong>eb</strong>es<br />

es sehr wichtig wäre, wenn 15 Perioden allgeme<strong>in</strong><br />

als Norm angenommen würden...“; und weiter „... hat<br />

die Preußische Staatsbahnverwaltung auf Anregung<br />

des Herrn Geh. Oberbaurat Wittfeld den Entschluss<br />

gefasst, dass tunlichst für alle zukünftigen Anlagen<br />

die Zahl von 15 Perioden zugrunde gelegt werden<br />

soll. Die gleiche Entscheidung hat <strong>in</strong> diesem Jahre<br />

die Badische Generaldirektion für die Ausführung der<br />

Wiesentalbahn, die Schweiz für die Ausführung der<br />

Bahn Spiez – Frutigen getroffen, und die Bayerische<br />

Staatsbahnverwaltung hat für ihre Entwürfe <strong>eb</strong>enfalls<br />

dieselbe Periodenzahl <strong>in</strong> Aussicht genommen. Es ist<br />

somit als sicher anzunehmen, dass die Zahl von 15 Perioden<br />

<strong>in</strong> Zukunft die gültige se<strong>in</strong> wird.“ [2]<br />

Warum wurde gerade diese Zahl gewählt? Sie<br />

ergab sich als e<strong>in</strong> Drittel des Mittelwertes der <strong>in</strong><br />

den öffentlichen Netzen damals verbreiteten 40 bis<br />

50 Perioden. Als Grund vermutet wurde aber schon<br />

früher [3], dass Wechselstrombahnen <strong>in</strong> Amerika<br />

vielfach 15 Perioden verwendeten. Weil dort die Frequenz<br />

für Drehstromnetze <strong>in</strong> der Regel 60 beträgt,<br />

waren die Verhältnisse allerd<strong>in</strong>gs nicht vergleichbar.<br />

Warum konnten sich schließlich doch die 16 2 / 3<br />

Perioden verhältnismäßig schnell über Mitteleuropa<br />

und Skand<strong>in</strong>avien ausbreiten, obwohl das deutsche<br />

Übere<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> der Schublade bli<strong>eb</strong> und die<br />

Fachpresse dazu eher am Rande berichtete?<br />

Warum mussten 17 Jahre vergehen, bis das „berühmte<br />

Übere<strong>in</strong>kommen“ überhaupt den Weg <strong>in</strong> die<br />

Öffentlichkeit fand? Es war der bayrische Verhandlungsführer<br />

Gleichmann, der 1929 die Zusammenhänge<br />

e<strong>in</strong>gehend darlegte und dazu e<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs<br />

abgewandelte Urschrift e<strong>in</strong>fügte [4].<br />

Warum sollte das Übere<strong>in</strong>kommen gewissermaßen<br />

vertraulich behandelt werden? Zu den publizierten<br />

Seiten gibt es e<strong>in</strong>e weitere, die dokumentiert,<br />

dass von e<strong>in</strong>er Bekanntmachung zunächst abzusehen<br />

war (Bild 3). Damit erklärt sich zwar, weshalb<br />

<strong>in</strong> den Fachzeitschriften nichts darüber zu f<strong>in</strong>den ist.<br />

Der H<strong>in</strong>tergrund bleibt aber unerklärt; Gleichmann<br />

erwähnte ihn 1929 nicht.<br />

Wilhelm Wechmann geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Standardwerk<br />

[6] zwar kurz auf das Übere<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>,<br />

relativiert dabei aber dessen Bedeutung. Auch sonst<br />

war jahrelang über die „Systemfrage“ geschri<strong>eb</strong>en<br />

worden, doch noch lange nach Abschluss des Übere<strong>in</strong>kommens<br />

hieß es, sie sei offener denn je [7].<br />

Dabei g<strong>in</strong>g es allerd<strong>in</strong>gs um die Zweckmäßigkeit<br />

von Gleichstrom, Drehstrom oder E<strong>in</strong>phasenwechselstrom.<br />

Technische Daten spielten, abgesehen von<br />

den grundsätzlichen Eigenschaften der drei Stromarten,<br />

noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. So fand die aus<br />

späterer Sicht so weitblickende Festlegung von 1912<br />

noch lange ke<strong>in</strong>e entsprechende Bewertung.<br />

3 Die Zeit vor dem Übere<strong>in</strong>kommen<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Kommutierungsprobleme<br />

und ihrer Lösung durch Verm<strong>in</strong>derung der Periodenzahl<br />

von 50 war zunächst von e<strong>in</strong>er Halbierung<br />

auf 25 ausgegangen worden, sowohl bei den frühen<br />

Versuchen <strong>in</strong> Schweden als auch <strong>in</strong> Preußen auf der<br />

Versuchsstrecke Niederschöneweide – Sp<strong>in</strong>dlersfeld<br />

und wenig später bei der Elektrifizierung der Hamburger<br />

Stadt- und Vorortbahn. Schon dabei erschien<br />

e<strong>in</strong>e noch ger<strong>in</strong>gere Periodenzahl wünschenswert,<br />

146 110 (2012) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

die Ausführung war aber schon zu weit gediehen,<br />

als dass e<strong>in</strong>e Umplanung noch vertretbar erschien<br />

[2]. Danach wurde die niedrigere Periodenzahl allgeme<strong>in</strong><br />

mit 15 angenommen. In Amerika, wo die<br />

Entwicklung schon weiter fortgeschritten war, kamen<br />

beide Werte vor, wobei 25 überwog, weil damit zahlreiche<br />

Übertragungsnetze betri<strong>eb</strong>en wurden. Wenn<br />

<strong>in</strong> Europa von der „niedrigeren“ oder auch nur der<br />

„niedrigen“ Periodenzahl gesprochen wurde, war<br />

damals – im Gegensatz zu 25 – immer 15 geme<strong>in</strong>t.<br />

Außer <strong>in</strong> den drei deutschen Staaten stand die<br />

Elektrifizierung auch <strong>in</strong> Österreich und der Schweiz<br />

auf der Tagesordnung. Wie <strong>in</strong> Schweden versprachen<br />

dort die reichen Wasserkräfte den Mangel an<br />

heimischer Kohle auszugleichen. Besonders <strong>in</strong> der<br />

Schweiz lagen mit dem Versuchsbetri<strong>eb</strong> Se<strong>eb</strong>ach –<br />

Wett<strong>in</strong>gen Erfahrungen vor, die für E<strong>in</strong>phasenwechselstrom<br />

sprachen. In Österreich stand der Bau der<br />

privaten Mittenwaldbahn bevor, die für elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong> mit dem E<strong>in</strong>phasensystem vorgesehen war.<br />

Die zuvor mit 42,5 Perioden elektrifizierte Stubaitalbahn<br />

hatte gezeigt, dass sich die Kommutierungsprobleme<br />

beim damaligen Stand der Technik für die<br />

höheren Leistungen von Vollbahnen nur mit verr<strong>in</strong>gerter<br />

Periodenzahl beherrschen ließen.<br />

Der Wert 15 Perioden sei, wie verschiedentlich zu<br />

lesen ist, 1910 vom Internationalen Eisenbahn-Kongress<br />

<strong>in</strong> Bern festgelegt worden. Das trifft jedoch nicht<br />

zu. Dem Internationalen Eisenbahn-Kon gress-Verband<br />

hätte dafür schon die Legitimation gefehlt. Er bildete<br />

e<strong>in</strong> Forum zur Förderung der Beziehungen zwischen<br />

den <strong>Bahnen</strong> untere<strong>in</strong>ander. Festzulegen hatte er<br />

nichts. In Bezug auf das zweckmäßigste Stromsystem<br />

konnte sich das <strong>in</strong>ternationale Gremium 1910 nicht<br />

e<strong>in</strong>mal zu e<strong>in</strong>er bloßen Empfehlung durchr<strong>in</strong>gen. Zur<br />

Vorbereitung hatten Gleichmann für Deutschland,<br />

Arthur Hruschka für Österreich und Walter Wyssl<strong>in</strong>g<br />

für die Schweiz e<strong>in</strong>gehende Berichte abgeliefert, die<br />

übere<strong>in</strong>stimmend das Wechselstromsystem empfahlen.<br />

Frankreich verteidigte mit Nachdruck den Gleichstrom,<br />

Italien den Drehstrom. Deshalb legte die<br />

Vollversammlung des Berner Kongresses am Schluss<br />

ke<strong>in</strong>erlei Bekenntnis zum E<strong>in</strong>phasensystem ab. Zuvor<br />

war tagelang darüber d<strong>eb</strong>attiert worden, ob die von<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgetragenen<br />

Standpunkte überhaupt <strong>in</strong>s Protokoll aufgenommen<br />

werden dürften. Dabei g<strong>in</strong>g es noch immer um<br />

das System, nicht um dessen Daten [8].<br />

Diese Situation mag das österreichische Eisenbahnm<strong>in</strong>isterium<br />

<strong>in</strong> Wien veranlasst haben, sich noch<br />

im selben Jahr an den Vere<strong>in</strong> Deutscher Eisenbahn-<br />

Verwaltungen (VDEV) zu wenden, damals e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Europa maßg<strong>eb</strong>ende Instanz für die Regelung <strong>in</strong>ternationaler<br />

Fragen: „Bei dem derzeit vorhandenen<br />

<strong>in</strong>tensiven Bestr<strong>eb</strong>en vieler Eisenbahnverwaltungen,<br />

den elektrischen Betri<strong>eb</strong> auf Vollbahnl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>zuführen,<br />

ersche<strong>in</strong>t es angezeigt, h<strong>in</strong>sichtlich der Wahl der<br />

Stromart, der Fahrdrahtspannung und Periodenzahl<br />

110 (2012) Heft 4<br />

möglichst bald e<strong>in</strong>heitliche Bestimmungen aufzustellen.“<br />

Die Frage solle deshalb im Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehend<br />

studiert und auf der nächsten Sitzung des Ausschusses<br />

für technische Angelegenheiten behandelt werden<br />

[9]. Geschäftsführende Verwaltung des VDEV war die<br />

Preußisch-Hessische Staatseisenbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Im Juni 1911 schri<strong>eb</strong> der bayrische Verkehrsm<strong>in</strong>ister<br />

He<strong>in</strong>rich Ritter von Frauendorfer se<strong>in</strong>em preußischen<br />

Kollegen Paul von Breitenbach, „... wenn<br />

nun auch der Vere<strong>in</strong> deutscher Eisenbahnverwaltungen<br />

beschlossen hat, über die für den elektrischen<br />

Hauptbahnbetri<strong>eb</strong> geeignete Stromart, Spannung<br />

und Periodenzahl zu beraten, so möchte es bei<br />

dem Umstande, dass noch geraume Zeit vergehen<br />

dürfte, bis die Beratungen dieses Vere<strong>in</strong>es zu e<strong>in</strong>em<br />

Abschluss gelangt se<strong>in</strong> werden, es doch angezeigt<br />

se<strong>in</strong>, unter den beteiligten deutschen Staatsbahnverwaltungen<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der angeregten Angelegenheit<br />

schon jetzt herbeizuführen.“ [5].<br />

Der österreichische Vorstoß auf europäischer Ebene<br />

könnte also der Grund gewesen se<strong>in</strong>, weshalb die drei<br />

deutschen <strong>Bahnen</strong> das Übere<strong>in</strong>kommen kurzerhand<br />

für sich trafen und auch nicht zu veröffentlichen<br />

gedachten. Denn für die anderen wurde damit e<strong>in</strong><br />

Fait accompli geschaffen, wenn ihnen die Absprache<br />

auch kaum verborgen bli<strong>eb</strong>, zumal die technischen<br />

Daten als solche schon zuvor veröffentlicht worden<br />

waren. Später führte Gleichmann das Übere<strong>in</strong>kommen<br />

auf die bei dem Internationalen Kongreß <strong>in</strong> Bern 1910<br />

zutage getretene Unstimmigkeit zurück [10]. Ob – wie<br />

er 1929 behauptete – <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wirklich der Vorschlag<br />

aus Bayern den entscheidenden Anstoß für das Übere<strong>in</strong>kommen<br />

geg<strong>eb</strong>en hat, darf bezweifelt werden.<br />

Abschrift:<br />

Berl<strong>in</strong>, den 15. F<strong>eb</strong>ruar 1913<br />

V.<br />

1.) Gemäß Entscheidung Se<strong>in</strong>er Exzellenz des Herrn<br />

Geheim rat wird von e<strong>in</strong>er Bekanntmachung des<br />

„Übere<strong>in</strong>kommens“ zunächst abgesehen. Hiermit<br />

x<br />

x<br />

2.) W. v. nach 2 Monaten<br />

Bild 3:<br />

In [4] nicht veröffentlichter<br />

Aktenvermerk<br />

(Vorlage: Anhang 3.2<br />

<strong>in</strong> [5], dort aus dem<br />

Archiv der Reichsbahndirektion<br />

Halle).<br />

147


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 1<br />

Erste Streckenelektrifizierungen mit E<strong>in</strong>phasenwechselstrom <strong>in</strong> Deutschland und deren Umstellung auf die Regelfrequenz.<br />

Bayern Preußen Bayern Baden<br />

Strecken<br />

1<br />

Murnau – Oberammergau Dessau – Bitterfeld Mittenwaldbahn und<br />

Außerfernbahn<br />

Grenze – Mittenwald –<br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

und<br />

G.-P. – Griesen – Grenze<br />

Wiesentalbahn<br />

und Wehratalbahn<br />

Basel Bad. Bahnof –<br />

Schopfheim – Zell (Wiesen tal)<br />

und<br />

Schopfheim – Bad Säck<strong>in</strong>gen<br />

Länge 24 km 26 km 23 und 15 km 27 und 20 km<br />

elektrischer Betri<strong>eb</strong> ab 1. Januar 1905 18. Januar 1911 25. April und 29. Juni 1913 13. September 1913<br />

mit Periodenzahl 16 15 15 15<br />

umgestellt auf 16 2 / 3 Hz<br />

1<br />

1925 zeitweise 1911,<br />

ständig 1913<br />

1923 1936<br />

1<br />

Privatbahn bis 1938. Die Oberleitungsspannung war ursprünglich 5 kV und wurde 1954 auf 15 kV erhöht. Ob auch die Frequenz erst zu diesem Zeitpunkt<br />

angepasst wurde, ist unklar. Die damalige Eigentümer<strong>in</strong> Lokalbahn AG erhielt 1925 auf ihrem Gelände <strong>in</strong> Murnau e<strong>in</strong>en Netzkuppelumspanner,<br />

über den sie bei Bedarf Bahnstrom von der Reichsbahn beziehen konnte.<br />

Bild 4:<br />

So wie die Wasserkräfte<br />

<strong>in</strong> den Alpen sollte<br />

<strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />

Braunkohle billige<br />

Energie für wirtschaftlichen<br />

elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> liefern. Das<br />

Masch<strong>in</strong>enhaus des<br />

Kraftwerks Muldenste<strong>in</strong><br />

war im Mai 1914<br />

schon erweitert und die<br />

Frequenz von 15 auf<br />

16 2 / 3<br />

erhöht worden<br />

(Foto: Siemens Archiv).<br />

Denn gerade <strong>in</strong> Preußen muss die Me<strong>in</strong>ungsbildung<br />

zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgeschlossen<br />

gewesen se<strong>in</strong>. Wenige Monate später, Anfang Oktober<br />

1911, berichtete die Fachpresse, die preußische<br />

Staatseisenbahnverwaltung habe als Periodenzahl für<br />

die zu elektrifizierenden Vollbahnen 16 2 / 3 angenommen<br />

[3]. Damit wurde dort bereits vorweggenommen,<br />

was das Übere<strong>in</strong>kommen erst über e<strong>in</strong> Jahr später festlegte.<br />

E<strong>in</strong>vernehmen mit Bayern und Baden bestand<br />

aber offenbar schon zu diesem Zeitpunkt.<br />

Weshalb dann noch e<strong>in</strong> volles Jahr verg<strong>in</strong>g, bis die<br />

Verständigung schließlich <strong>in</strong> das schriftliche Übere<strong>in</strong>kommen<br />

gegossen wurde, ist nicht ersichtlich. Dass<br />

es die M<strong>in</strong>ister unterschreiben mussten und deshalb<br />

Term<strong>in</strong>schwierigkeiten e<strong>in</strong>e Rolle gespielt haben<br />

könnten, ersche<strong>in</strong>t unwahrsche<strong>in</strong>lich; denn als oberste<br />

Instanz der Eisenbahnen waren sie zuständig, und<br />

das Dokument wurde auch nicht geme<strong>in</strong>sam und<br />

gleichzeitig, sondern im Umlaufverfahren <strong>in</strong> jedem<br />

Land zu e<strong>in</strong>em anderen Zeitpunkt unterzeichnet.<br />

4 Bayern unterschri<strong>eb</strong> zuerst<br />

Am 21. November 1912 setzte Lorenz von Seidle<strong>in</strong>,<br />

der erst kurz zuvor von Frauendorfer als bayrischem<br />

Staatsm<strong>in</strong>ister für Verkehrsangelegenheiten gefolgt<br />

war, die Unterschrift unter das Übere<strong>in</strong>kommen. Das<br />

lässt darauf schließen, dass es <strong>in</strong> Bayern se<strong>in</strong>e endgültige<br />

Fassung erhielt.<br />

Für Preußen unterschri<strong>eb</strong> am 28. Dezember<br />

Paul von Breitenbach, M<strong>in</strong>ister der öffentlichen Arbeiten,<br />

und schließlich am 18. Januar 1913 der badische<br />

F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Josef von Rhe<strong>in</strong>boldt.<br />

Nun stellt sich die Frage nach den Konsequenzen.<br />

Für die <strong>Bahnen</strong> der drei deutschen Länder war der<br />

Weg durch das Übere<strong>in</strong>kommen vorgezeichnet. Das<br />

bedeutete jedoch nicht, dass dessen Nennwerte<br />

sogleich zur Anwendung kamen. Die Oberleitungsspannung<br />

betrug anfangs noch zum Teil 10 kV, wurde<br />

aber bald allgeme<strong>in</strong> auf 15 kV erhöht. Dagegen<br />

war die Bahnstromversorgung, abgesehen von Hamburg,<br />

wo die Stadt- und Vorortbahn mit 25 Perioden<br />

bereits fuhr, auf allen <strong>in</strong>zwischen fertigen und im Bau<br />

begriffenen Strecken für 15 Perioden ausgelegt; sie<br />

wurden damit zunächst auch betri<strong>eb</strong>en (Tabelle 1,<br />

Bilder 4 und 5).<br />

Bei oberflächlicher Betrachtung drängt sich die<br />

Frage auf, ob denn der Unterschied zwischen 15<br />

und 16 2 / 3 Perioden wirklich e<strong>in</strong>e so strikt getrennte<br />

Betrachtung rechtfertigt. In Inselnetzen mögen<br />

die Schwankungen im Betri<strong>eb</strong> ke<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle spielen; noch heute s<strong>in</strong>d hier kurzzeitig ±15 %<br />

zulässig. Hier geht es jedoch um den spezifischen<br />

148 110 (2012) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

technischen H<strong>in</strong>tergrund der beiden Frequenzen.<br />

Bei Versorgung über Hochspannungs-Verbundnetze<br />

s<strong>in</strong>d Abweichungen von der Normfrequenz 16 2 / 3 Hz<br />

um 2 % nach oben und um 3 % nach unten zulässig.<br />

Damals wurden für die Elektrifizierung der Fernbahnen<br />

durchwegs eigene Kraftwerke oder jedenfalls<br />

eigene Kraftwerksmasch<strong>in</strong>en vorgesehen, womit<br />

die technischen Daten des Bahnstromsystems nicht<br />

zwangsläufig von denen der öffentlichen Versorgung<br />

abh<strong>in</strong>gen. Dass e<strong>in</strong> Energieaustausch zwischen beiden<br />

Netzen zweckmäßig se<strong>in</strong> würde, war den Vätern<br />

des Übere<strong>in</strong>kommens wohl bewusst, wie sich an den<br />

Formulierungen erkennen lässt.<br />

Höheren Stellenwert erhielt e<strong>in</strong> solcher Austausch<br />

offenbar erst später. Auf dem Berner Kongress 1910<br />

erwähnten die Verfechter des E<strong>in</strong>phasensystems<br />

noch 15 und 16 2 / 3 im selben Atemzug. Dabei hätte<br />

die e<strong>in</strong>fache Verhältniszahl 50 : 3 auf der Hand gelegen,<br />

sowohl zur Erzeugung beider Stromarten auf<br />

derselben Welle als auch für Masch<strong>in</strong>enumformer<br />

und e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Abhängigkeiten. In der Fachpresse<br />

war das schon früher e<strong>in</strong>gehend dargelegt<br />

worden [11]. Erstmals hatte bereits 1904 Siemens<br />

beim Umbau der ursprünglich für Drehstrombetri<strong>eb</strong><br />

vorgesehenen Lokalbahn Murnau – Oberammergau<br />

im Wasserkraftwerk Kammerl je e<strong>in</strong>en Drehstromund<br />

e<strong>in</strong>en Bahnstrom-Generator auf derselben Welle<br />

angeordnet, sodass mit den Turb<strong>in</strong>en 40 Perioden<br />

für Licht und Kraft sowie 16 für die Bahn erzeugt<br />

werden konnten (Bild 6) [12].<br />

5 Die Rolle des VDEV<br />

Der österreichische Vorstoß beim VDEV wurde auf<br />

dessen 91. Sitzung im April 1911 <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

behandelt mit dem Erg<strong>eb</strong>nis, dass der Technische<br />

Ausschuss im August 1911 e<strong>in</strong>en „Unterausschuss<br />

zur Festsetzung e<strong>in</strong>heitlicher Bestimmungen über die<br />

Stromart, Fahrdrahtspannung und Periodenzahl bei<br />

elektrisch zu betreibenden Vollbahnen“ bildete, dem<br />

elf Verwaltungen angehörten (Tabelle 2).<br />

Die erste Sitzung dieses Unterausschusses fand<br />

am 15. und 16. November 1911 <strong>in</strong> Halle statt mit<br />

Besichtigung des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s Halle – Bitterfeld<br />

[9]. Weitere Sitzungen <strong>in</strong> mehreren Ländern<br />

folgten, jeweils mit dem Besuch bereits verwirklichter<br />

elektrischer Bahnbetri<strong>eb</strong>e.<br />

Die Systemfrage war nun zwar breit abgestützt,<br />

doch gerade deshalb g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Sache wenig voran.<br />

Schon damals erwies sich die europäische Bürokratie<br />

als schwerfällig. Die Kriegsjahre 1914 bis 1918<br />

brachten ke<strong>in</strong>en Fortschritt.<br />

Nachdem sich danach mehrere Vere<strong>in</strong>sländer um<br />

so entschlossener der Elektrifizierung zuwandten, wurde<br />

die Frage im VDEV nochmals e<strong>in</strong>gehend erörtert<br />

und schließlich nach Abwägung aller Vor- und Nachteile<br />

1921 endlich „für E<strong>in</strong>phasenwechselstrom die<br />

Nennspannung von 15 00 V 16 2 / 3 Hz festgelegt“; <strong>in</strong><br />

den Technischen Vere<strong>in</strong>barungen (TV), dem damaligen<br />

Regelwerk, erschienen diese Bestimmungen erstmals<br />

<strong>in</strong> der Ausgabe 1930 (Bild 7) [13]. Die Befürchtungen<br />

Bayerns im Jahr 1911, es werde wohl noch geraume<br />

Zeit vergehen, bis diese Beratungen zu e<strong>in</strong>em Abschluss<br />

gelangt se<strong>in</strong> werden, hatten sich also bestätigt.<br />

6 Übere<strong>in</strong>kommen mit<br />

Nachhaltigkeit<br />

Alle Schwierigkeiten, die vor 100 Jahren zur Festlegung<br />

der Spannung 15 kV mit der Sonderfrequenz 16 2 / 3<br />

Perioden geführt haben, s<strong>in</strong>d spätestens durch die<br />

Leistungselektronik beseitigt worden. In den Jahrzehnten<br />

dazwischen wurden elektrische <strong>Bahnen</strong> durchaus<br />

erfolgreich auch mit anderen Systemen betri<strong>eb</strong>en.<br />

Bild 5:<br />

Das Umformerwerk Basel erzeugte niederfrequenten Bahnstrom<br />

aus Drehstrom 50 Hz, den es vom Rhe<strong>in</strong>kraftwerk Wyhlen über<br />

9 km lange Mittelspannungskabel bezog. Außer Drehstrom-Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />

und E<strong>in</strong>phasen-Bahnstrommasch<strong>in</strong>e saß auf jeder<br />

Welle noch e<strong>in</strong>e Gleichstrommasch<strong>in</strong>e zum Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>er leistungsstarken<br />

Pufferbatterie (Foto: Sammlung DB Basel).<br />

Bild 6:<br />

Im Wasserkraftwerk Kammerl, das für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />

Murnau – Oberammergau ab 1905 Wechselspannung mit der<br />

verm<strong>in</strong>derten Periodenzahl 16 lieferte, erzeugten auf den Wellen<br />

der beiden Hauptmasch<strong>in</strong>ensätze je e<strong>in</strong> Generator 40 P/s für<br />

Licht und Kraft sowie 16 für die Bahn (Foto: Siemens Archiv).<br />

110 (2012) Heft 4<br />

149


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 2<br />

Vere<strong>in</strong> Deutscher Eisenbahnverwaltungen (VDEV),<br />

Mitglieder im Unterausschuss zur Festsetzung e<strong>in</strong>heitlicher<br />

Bestimmungen über die Stromart, Fahrdrahtspannung und<br />

Periodenzahl bei elektrisch zu betreibenden Vollbahnen.<br />

Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen, Karlsruhe<br />

Königlich Bayerische Staatseisenbahnen, München<br />

Kaiserliche Generaldirektion der Eisenbahnen <strong>in</strong> Elsaß-<br />

Lothr<strong>in</strong>gen, Straßburg<br />

Königliche Eisenbahndirektion, Berl<strong>in</strong><br />

Königliche Eisenbahndirektion, Halle a/S.<br />

Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen,<br />

Dresden<br />

Generaldirektion der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen,<br />

Stuttgart<br />

K.K. Eisenbahnm<strong>in</strong>isterium, Wien<br />

Verwaltungsrat der K.K.priv. Südbahngesellschaft, Wien<br />

Direktion der Königlich Ungarischen Staatseisenbahnen,<br />

Budapest<br />

Generaldirektion der Holländischen Eisenbahngesellschaft,<br />

Amsterdam<br />

Ob alle<strong>in</strong> das <strong>in</strong> Anlagen und Fahrzeugen <strong>in</strong>vestierte<br />

Kapital e<strong>in</strong>en Wechsel ausschließt oder<br />

doch die Vorteile e<strong>in</strong> eigenes Bahnstromsystem<br />

rechtfertigen, wird umstritten bleiben. Bis heute<br />

hat sich das „berühmte Übere<strong>in</strong>kommen“ jedenfalls<br />

als dauerhaft erwiesen. So ersche<strong>in</strong>t auch unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

dass die <strong>in</strong> jüngster Zeit abermals<br />

entfesselte Diskussion über die „Systemfrage“ [17]<br />

zu e<strong>in</strong>er Änderung führt. Vielmehr wird das Übere<strong>in</strong>kommen<br />

von 1912/13 wohl auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

Bestand haben.<br />

E<strong>in</strong> folgender Beitrag behandelt die Frequenzfrage <strong>in</strong><br />

den übrigen europäischen Ländern, <strong>in</strong> denen Netze mit<br />

E<strong>in</strong>phasenwechselstrom 16 2 / 3 Hz elektrifiziert wurden.<br />

Dabei ist die Frage nach dem zweckmäßigsten<br />

System immer wieder aufgeworfen worden, so <strong>in</strong><br />

Deutschland 1921, 1941 und 1955 [14; 15; 16], zuletzt<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergrund der französischen Absicht, 50 Hz<br />

unmittelbar zu verwenden. Auch <strong>in</strong> anderen Ländern<br />

wurde der E<strong>in</strong>phasenwechselstrom auf den Prüfstand<br />

gestellt und besonders mit Gleichstrom verglichen.<br />

Die Deutsche Bundesbahn hat das E<strong>in</strong>phasenwechselstromsystem<br />

mit der verm<strong>in</strong>derten Frequenz<br />

und e<strong>in</strong>em eigenen Bahnstromnetz stets als das<br />

wirtschaftlichere und für sie vorteilhaftere verteidigt,<br />

während <strong>in</strong>teressierte Kreise versuchten, die<br />

Umstellung auf 50 Hz durchzusetzen. Obwohl die<br />

technischen Möglichkeiten dazu heute durchaus<br />

bestünden, fahren die <strong>Bahnen</strong> Deutschlands, Österreichs,<br />

der Schweiz, Norwegens und Schwedens<br />

immer noch mit diesem 1912 von deutschen Länderbahnen<br />

verabredeten „Bahnstrom“.<br />

Bild 7:<br />

Erst <strong>in</strong> die Ausgabe vom 1. Dezember 1930 der TV, des Regelwerks der Vere<strong>in</strong>sbahnen,<br />

wurden die Vere<strong>in</strong>barungen des Übere<strong>in</strong>kommens von 1912/13 aufgenommen; § 147<br />

behandelte die Schaltung der Fahrleitungsanlagen.<br />

Quellen<br />

E.K.B. = <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />

EB = <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Organ = Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens<br />

Bullet<strong>in</strong> = Bullet<strong>in</strong> des Internationalen Eisenbahn-Kongress-<br />

Verbandes<br />

Bay HStA = Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München<br />

[1] Gl.: Vollbahn-Elektrifizierung der bayerischen, badischen<br />

und sächsischen Staatseisenbahnen. In E.K.B.<br />

10 (1912), H. 4, S. 73 und 80.<br />

[2] N. N.: Rundschau. In: E.K.B. 7 (1909), H. 1, S. 1–2.<br />

[3] Heyden: Die Periodenzahl bei der elektrischen Zugförderung<br />

der Preußischen Staatsbahnen. In: E.K.B. 9<br />

(1911), H. 28, S. 569–570.<br />

[4] Gleichmann, B.: E<strong>in</strong>e wichtige Urkunde für den elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> auf den deutschen Haupteisenbahnen.<br />

In: EB 5 (1929), H. 12, S. 369–371.<br />

[5] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lüderitz, R.:<br />

Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland. München:<br />

Oldenbourg, 2010.<br />

[6] Wechmann, W. (Hrsg.): Der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong> der<br />

Deutschen Reichsbahn. Berl<strong>in</strong>-Charlotten burg: R. Otto<br />

Mittelbach (ROM-Verlag), 1925.<br />

[7] Vallauri, R.: E<strong>in</strong>iges über die Systemfrage bei der<br />

Elektrisierung der Hauptbahnen (E<strong>in</strong>phasenstrom und<br />

Gleichstrom). In: E.K.B. 12 (1914), H. 24, S. 457– 463.<br />

[8] Internationaler Eisenbahn-Kongress-Verband (Hrsg.):<br />

Frage VIII, Besprechung <strong>in</strong> der Sektion. Sitzung vom<br />

13. Juli 1910 (morgens). In: Bullet<strong>in</strong>, Deutsche Ausgabe<br />

5 (1911), S. 1165–1178.<br />

[9] Bay HStA: Akte VA 7158 Akten d bay M<strong>in</strong>isteriums der<br />

Verkehrsanstalten E<strong>eb</strong>a<br />

[10] Gleichmann, B.: Werdegang des elektrischen Zugbrtri<strong>eb</strong>es<br />

bei den vormals Bayerischen Staatseisenbahnen.<br />

In: EB 11 (1935), H. 11, S. 315–323.<br />

[11] Pforr, Ph.: Wechselstrom-<strong>Bahnen</strong> In: EB 1 (1903), H. 3,<br />

S. 113–116.<br />

[12] Reichel, W.: Beitrag zur Frage der günstigsten Periodenzahl<br />

für Wechselstrombahnen. In: E.K.B. 7 (1909),<br />

H. 5, S. 81– 83.<br />

150 110 (2012) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

[13] Vere<strong>in</strong> Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen<br />

(Hrsg.): Vere<strong>in</strong>s-Handbuch, Herausgeg<strong>eb</strong>en anlässlich<br />

des 90-jährigen Bestehens des Vere<strong>in</strong>s im November<br />

1936.<br />

[14] Gleichmann, B.: Die elektrische Zugförderung auf<br />

den deutschen Reichsbahnen. Organ 77 (1922) H. 9,<br />

S. 127–132.<br />

[15] Wechmann, W. (Hrsg.): Gutachten über die Wahl des<br />

Stromsystems für die Elektrisierung von Fernbahnen,<br />

aufgestellt 1941 vom Ausschuss für Stromsysteme im<br />

Auftrag des Reichsverkehrsm<strong>in</strong>isteriums (Vizepräsident<br />

A. Ganzenmüller). EB Ergänzungsheft 1944.<br />

[16] Stellungnahme der Deutschen Bundesbahn zu den<br />

Vorträgen auf der Informationstagung der Französischen<br />

Staatsbahnen <strong>in</strong> Lille vom 11. bis 14. Mai 1955.<br />

EB Sonderheft Mai 1956.<br />

[17] Behmann, U.: Bahnfrequenz <strong>in</strong> Deutschland. In: EB 109<br />

(2011), H. 12, S. 638–640.<br />

AUTORENDATEN<br />

Ralf Roman Rossberg (77),<br />

technisches Studium <strong>in</strong> München<br />

und Berl<strong>in</strong>. Journalist zunächst <strong>in</strong> der<br />

Presseabteilung von Siemens, dann <strong>in</strong><br />

der Hauptverwaltung der Deutschen<br />

Bundesbahn, zuletzt der DB AG, <strong>in</strong><br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (1962 bis 1999).<br />

Dan<strong>eb</strong>en und bis heute freier Journalist<br />

und Sachbuchautor.<br />

Adresse: Berggeist 15,<br />

82418 Murnau, Deutschland;<br />

Fon: +49 8841-8484;<br />

E-Mail: ralf.roman.rossberg@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

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110 (2012) Heft 4<br />

151


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Erdung und Potenzialausgleich an<br />

oberirdischen Bestandsstrecken<br />

Stefan Schneider, Stuttgart<br />

Ziel der Modernisierung von Schutzmaßnahmen bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ist<br />

es, mehrere Objekte zu e<strong>in</strong>er Erdungsanlage zusammenzufassen und diese Anlagen über e<strong>in</strong>e offene<br />

Verb<strong>in</strong>dung an die Fahrschienen anzuschließen. Im Gegensatz zu Maßnahmen für e<strong>in</strong>zelne<br />

Objekte rechtfertigt dies die Verwendung hochwertiger Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>schließlich<br />

der zugehörigen Melde- und Überwachungstechnik. Die Neuausgabe der Normenreihe<br />

DIN EN 50122 bestätigt die bisherigen Schutzmaßnahmen der SSB. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für die<br />

Anforderungen zum Personenschutz.<br />

EARTHING AND EQUIPOTENTIAL BONDING OF EXISTING AT-GRADE LINES<br />

Moderniz<strong>in</strong>g of protection <strong>in</strong>stallations at Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) aims at comb<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

several objects to earth<strong>in</strong>g systems and connect<strong>in</strong>g these systems openly to the runn<strong>in</strong>g rails. In<br />

contrast to provisions for <strong>in</strong>dividual objects the use of high-end voltage limit<strong>in</strong>g devices <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />

supervis<strong>in</strong>g and signal<strong>in</strong>g technology can be justified <strong>in</strong> this case. The new issue of standard series<br />

DIN EN 50122 approves the provisions taken by SSB so far. Especially, this applies to the provisions<br />

for safety of the public.<br />

MISE À LA TERRE ET ÉQUIPOTENTIALITÉ SUR LES LIGNES À L‘AIR LIBRE EXISTANTES<br />

La modernisation des équipements de protection aux tramways de Stuttgart (SSB) a pour but de<br />

réunir plusieurs équipements dans un système de mise à la terre et de raccorder ces systèmes aux<br />

rails de roulement par liaison ouverte. Contrairement aux dispositions régissant les équipements<br />

<strong>in</strong>dividuels, l’utilisation de circuits de limitation de tension haut de gamme, y compris la technologie<br />

de signalisation et de contrôle afférente, est justifiée dans ce cas. La nouvelle version de la série de<br />

normes DIN EN 50122 confirme les mesures de protection prises par SSB, et tout particulièrement<br />

les exigences relatives à la protection des personnes.<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Das Streckennetz der Stuttgarter Stadtbahn ist e<strong>in</strong>schließlich<br />

e<strong>in</strong>er Zahnradbahn 128 km lang, davon<br />

etwa 27 km <strong>in</strong> Tunneln. Oberirdisch verlaufen 92 km<br />

auf eigenem Bahnkörper und auf den restlichen<br />

9 km teilen sich die Stadtbahnen den Verkehrsraum<br />

mit dem Individualverkehr. Mit über 20 km ist der<br />

Fahrweg als Feste Fahrbahn mit bewehrtem Betonlängsbalken<br />

und Rasene<strong>in</strong>deckung und etwa 1 km<br />

als Masse-Feder-System zur Schw<strong>in</strong>gungs- und Geräuschdämmung<br />

ausgeführt. Diese Bauweise wird<br />

bei Streckenneubauten oder im Zuge der Umstellung<br />

von der meterspurigen Straßenbahn zur Stadtbahn<br />

<strong>in</strong> Regelspur angewendet. Mit Eröffnung der<br />

U15 im Abschnitt Zuffenhausen – Stammheim im<br />

Dezember 2011 ist die Umstellung nach 25 Jahren<br />

abgeschlossen. Zu den Anlagen der Infrastruktur<br />

gehören unter anderem 208 Haltestellen, rund 100<br />

Technik- und Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude, 72 Brückenbauwerke<br />

sowie zahlreiche Zäune, Geländer, Leitplanken<br />

und Lärmschutzwände. Als Schmankerl s<strong>in</strong>d noch<br />

17 Verknüpfungspunkte mit der Deutschen Bahn<br />

zu erwähnen.<br />

Bei der SSB wurden seither Erdungsanlagen <strong>in</strong><br />

Tunneln und an oberirdischen Streckenabschnitten<br />

mit fester Fahrbahn <strong>in</strong> Stahlbetonausführung <strong>in</strong>stalliert.<br />

In weiteren Teilen des Streckennetzes werden<br />

<strong>eb</strong>enfalls seit e<strong>in</strong>igen Jahren die Objekte mit Erderwirkung<br />

durch Potenzialausgleich zu Erdungsanlagen<br />

zusammengefasst. Die Zahl nicht überwachter<br />

Spannungsdurchschlagsicherungen (SDS) nimmt<br />

damit stetig ab.<br />

Die Stadtbahn wird mit Gleichspannung 750 V<br />

aus 56 Gleichrichterunterwerken (GUw) versorgt.<br />

Für die Erdung s<strong>in</strong>d knapp 500 Oberleitungsmasten<br />

mit Schalte<strong>in</strong>richtungen und Speisepunkte für Weichenheizungen<br />

von Interesse.<br />

Zum Personen- und Anlagenschutz werden<br />

mehrere Objekte zu e<strong>in</strong>er Erdungsanlage zusammengefasst<br />

und geme<strong>in</strong>sam über e<strong>in</strong>e offene Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit hochwertigen Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtungen<br />

(VLD: Voltage Limit<strong>in</strong>g Device nach<br />

DIN EN 50122-1:2011-09) an die Fahrschienen<br />

als Rückleitung angeschlossen. Die verwendeten<br />

VLDs schließen die zugehörige Melde- und Überwachungstechnik<br />

im Gegensatz zu e<strong>in</strong>er Schutzmaßnahme<br />

für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Objekt e<strong>in</strong>. Die Neu-<br />

152 110 (2012) Heft 4


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

ersche<strong>in</strong>ungen von [1; 2] bestätigen die bisherigen<br />

Schutzmaßnahmen der SSB. Weitere Vorteile s<strong>in</strong>d:<br />

• ger<strong>in</strong>gerer Instandhaltungsaufwand an wiederkehrenden<br />

Prüfungen aufgrund der sich weiter<br />

reduzierenden Anzahl von SDS<br />

• die Investitionen für Erdungsanlagen werden <strong>in</strong><br />

vielen Fällen im Rahmen von Baumaßnahmen wie<br />

<strong>in</strong> Abschnitt 4 beschri<strong>eb</strong>en nach dem Entflechtungsgesetz,<br />

vormals Geme<strong>in</strong>deverkehrsf<strong>in</strong>anzierungsgesetz,<br />

bezuschusst<br />

• ger<strong>in</strong>geres Risiko von durchlegierten Spannungsdurchschlagsicherungen<br />

über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum mit der Folge e<strong>in</strong>er höheren Korrosionsgefährdung<br />

durch Streuströme<br />

• höheres Schutzniveau bei Überspannung durch<br />

atmosphärische E<strong>in</strong>wirkung aufgrund der Parallelschaltung<br />

von Objekten mit Erderwirkung nach<br />

DIN EN 62305-3:2006-10 [3], Abschnitt E.5.4.3.6<br />

2 Normative Vorgaben<br />

Als Grundnorm für Bahnanwendungen beschreibt<br />

DIN EN 50122-1:2011-09 [1] Schutzmaßnahmen<br />

gegen elektrischen Schlag. Durchführungsh<strong>in</strong>weise<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> VDV 507:2005-06 [4] erläutert. Vier Verfahren<br />

werden zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen<br />

angewendet:<br />

• direkte Verb<strong>in</strong>dung mit der Rückleitung (RL) von<br />

Objekten, die gegen Erde oder e<strong>in</strong>e Bauwerkserde<br />

(BWE) isoliert s<strong>in</strong>d<br />

• offene Verb<strong>in</strong>dung mit der Rückleitung (VRL) über<br />

e<strong>in</strong>en Spannungsbegrenzer von Objekten mit<br />

Erderwirkung<br />

• Errichtung von ganz oder teilweise elektrisch leitfähigen<br />

Objekten mit ger<strong>in</strong>ger Abmessung nach<br />

[1], Abschnitt 6.3.1.2, und gleichzeitiger Überschaubarkeit<br />

aus beli<strong>eb</strong>iger Richtung<br />

• bevorzugte Verwendung von elektrischen Betri<strong>eb</strong>smitteln<br />

mit doppelter oder verstärkter Isolierung<br />

nach [1], Abschnitt 6.2.3.2<br />

Mit dem Ziel zum Schutz von Personen gegen elektrischen<br />

Schlag soll bei den genannten Verfahren das<br />

Auftreten oder die Verschleppung e<strong>in</strong>er unzulässig<br />

hohen Berührungsspannung verh<strong>in</strong>dert werden.<br />

Auch der Schutz von Anlagen gegen Schäden durch<br />

auftretende Erd- und Kurzschlussströme im Fehlerfall<br />

der Fahrleitungsanlage wird durch Abschaltung<br />

der Bahnstromversorgung erreicht. Die Norm [1]<br />

enthält erstmals e<strong>in</strong>ige Rückverweise auf VDE 0100-<br />

410:2007-06 (HD 384 60364-4-41) [5]. Als weitere<br />

Grundnorm für Gleichstrombahnen beschreibt<br />

DIN EN 50122-2:2011-09 [2] Maßnahmen gegen<br />

die Korrosionswirkung von Streuströmen aus dem<br />

Gleichstrombahnbetri<strong>eb</strong> und enthält Rückverweise<br />

zur DIN EN 50162:2005-05 [6].<br />

110 (2012) Heft 4<br />

3 Erdungsanlage<br />

3.1 Bisheriger Schutz<br />

Im oberirdischen Bestandsnetz wurden <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

alle Objekte mit Erderwirkung, die nach [1],<br />

Abschnitte 6 und 7, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schutzmaßnahme e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>unden<br />

werden müssen, e<strong>in</strong>zeln über e<strong>in</strong>e SDS als offene<br />

Verb<strong>in</strong>dung an die Fahrschienen angeschlossen.<br />

Zu den Objekten gehören überwiegend Oberleitungsmasten<br />

mit Schalte<strong>in</strong>richtungen oder mit Anschlusspunkten<br />

für Weichenheizungen wie im Gelbdruck<br />

VDV 525:2011-02 [7] Bild 7 gezeigt. Die SDS<br />

übernimmt zusätzlich die Funktion des Ableiters vom<br />

Typ A2. An Verkehrssignalanlagen (VSA) wurden<br />

bisher die Signalmasten mit Anforderungstastern, die<br />

sich im Oberleitungsbereich bef<strong>in</strong>den, über e<strong>in</strong>e SDS<br />

an die Fahrschienen angeschlossen. Bei neuen VSA<br />

wird jetzt streng VDE 0832-100:2010-08 (HD 638<br />

S1:2001) [8], Abschnitt NC 5.1, angewendet. Weitere<br />

Objekte s<strong>in</strong>d metallische Konstruktionen wie<br />

Zäune, Geländer und Leitplanken, die nicht unter<br />

Bauteile ger<strong>in</strong>ger Abmessungen fallen. Bei Brückenbauwerken<br />

wurden die SDS zusätzlich mit e<strong>in</strong>er Meldee<strong>in</strong>richtung<br />

ausgerüstet. Die E<strong>in</strong>richtungen von<br />

Haltestellen wurden h<strong>in</strong>gegen bis etwa Mitte der<br />

1990er Jahre direkt an die Fahrschienen angeschlossen<br />

und gegen Erde isoliert.<br />

Die SDS ist vom Typ RIBE (Bild 1) und besitzt<br />

nur e<strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ges Energieaufnahmevermögen.<br />

Nach dem Ansprechen der SDS bleibt diese dauerhaft<br />

leitend. E<strong>in</strong>e jährliche Prüfung aller SDS ohne<br />

Bild 1:<br />

Nicht überwachte SDS als Schutzmaß<br />

nahme für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Objekt<br />

(Fotos: SSB).<br />

153


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Die Objekte bef<strong>in</strong>den sich ganz oder teilweise im<br />

Oberleitungs- oder Stromabnehmerbereich. Die Anzahl<br />

und Komb<strong>in</strong>ation der Objekte ist beli<strong>eb</strong>ig. Das<br />

Zusammenfassen am Beispiel e<strong>in</strong>er Haltestelle mit<br />

e<strong>in</strong>em Oberleitungsmast def<strong>in</strong>iert bereits e<strong>in</strong>e Erdungsanlage.<br />

Der Abstand zwischen zwei Objekten<br />

sollte nicht mehr als 100 m betragen. Die Ausdehnung<br />

e<strong>in</strong>er Erdungsanlage beträgt maximal 500 m.<br />

E<strong>in</strong>e Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtung (VLD) ist<br />

e<strong>in</strong>e offene Verb<strong>in</strong>dung der Erdungsanlage zu den<br />

Fahrschienen. Bild 3 zeigt das Schema e<strong>in</strong>er Erdungsanlage.<br />

Beispiele werden <strong>in</strong> [9] Bild 2, und<br />

[10], Kapitel 4, beschri<strong>eb</strong>en.<br />

In den letzten zehn Jahren wurden 30 Erdungsanlagen<br />

im Bereich der oberirdischen Bestandsstrecken<br />

<strong>in</strong>stalliert. Weitere 25 Erdungsanlagen s<strong>in</strong>d bereits <strong>in</strong><br />

Planung oder im Vorentwurf.<br />

Bild 2:<br />

Überwachte SDS als<br />

Schutzmaßnahme für<br />

e<strong>in</strong>e Unterführung.<br />

Meldee<strong>in</strong>richtung ist erforderlich, um e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Risiko e<strong>in</strong>er Korrosionswirkung von Streuströmen zu<br />

vermeiden. Weitere Prüfungen können nach e<strong>in</strong>em<br />

Gewitter oder e<strong>in</strong>em Fahrleitungsschaden notwendig<br />

werden und erhöhen den Instandhaltungsaufwand.<br />

Gegenwärtig s<strong>in</strong>d noch etwa 350 SDS im<br />

Streckennetz der SSB <strong>in</strong>stalliert. Die Zahl nimmt<br />

aufgrund der zunehmenden Installation von Erdungsanlagen<br />

stetig ab. In Bild 1 s<strong>in</strong>d an der Fahrschiene<br />

<strong>in</strong>stallierte SDS ohne Meldee<strong>in</strong>richtung gezeigt.<br />

Bild 2 zeigt e<strong>in</strong>e SDS mit Meldee<strong>in</strong>richtung als<br />

Schutzmaßnahme e<strong>in</strong>er Unterführung, die bereits<br />

gegen Ende der 1980er Jahre <strong>in</strong>stalliert wurde. Die<br />

dah<strong>in</strong>ter bef<strong>in</strong>dliche Haltestelle und weitere Oberleitungsmasten<br />

mit Schalte<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>schließlich<br />

e<strong>in</strong>es Weichenheizungsanschlusses für die Abstellanlage<br />

könnten geme<strong>in</strong>sam mit der Unterführung zu<br />

e<strong>in</strong>er Erdungsanlage zusammengefasst werden.<br />

3.2 Def<strong>in</strong>ition und Beschreibung<br />

Mit den hier beschri<strong>eb</strong>enen Erdungsanlagen wird<br />

der räumlich ausgedehnte Potenzialausgleich von<br />

Objekten parallel zur Strecke e<strong>in</strong>er Gleichstrombahn<br />

erreicht. Solche Objekte s<strong>in</strong>d:<br />

• Bauwerke aus Stahlbeton mit Erderwirkung<br />

• voll oder teilweise elektrisch leitfähige Teile und<br />

Konstruktionen mit nicht ger<strong>in</strong>ger Abmessung<br />

• Körper elektrischer Betri<strong>eb</strong>smittel der Schutzklasse I<br />

3.3 Installation<br />

Entlang der Strecke werden <strong>in</strong> die Kabelrohrtrasse oder<br />

<strong>in</strong> den Kabeltrog zwei blanke Kupferleiter mit je 95 mm 2<br />

Querschnitt e<strong>in</strong>gezogen. Alle zu erdenden Objekte werden<br />

über Kabel mit 50 mm 2 Querschnitt an diese Kupferleiter<br />

angeschlossen. Die Anschlüsse an die Kupferleiter<br />

werden als C-Pressverb<strong>in</strong>dungen und an die Objekte<br />

als Schraubverb<strong>in</strong>dungen hergestellt. Die VLD wird mit<br />

zwei Kabel mit je 120 mm 2 Querschnitt mit den Fahrschienen<br />

und mit den Kupferleitern verbunden.<br />

3.4 Anwendung anderer Verfahren<br />

Bei vielen Objekten werden auch andere Schutzmaßnahmen<br />

angewendet. Alle Außenbereiche der<br />

Zugsicherungs- und Fahrsignalanlagen, zu denen Signalschirme<br />

e<strong>in</strong>schließlich deren Signalmasten, Koppelspulen,<br />

Anschlussgehäuse für Gleisfreimeldungen<br />

und Weichenantri<strong>eb</strong>e gehören, werden direkt mit<br />

den Fahrschienen verbunden und gegen Erde oder<br />

Bauwerkserde isoliert. Gleiches Verfahren wird für<br />

Schalt- und Trenne<strong>in</strong>richtungen der Fahrstromversorgung<br />

angewendet, die <strong>in</strong> Tunneln oder separaten<br />

Betri<strong>eb</strong>sräumen sowie vere<strong>in</strong>zelt oberirdisch <strong>in</strong><br />

Kabelverteilerschränken aufgestellt s<strong>in</strong>d. Bei beiden<br />

Anlagentypen wird diese Schutzmaßnahme weiterh<strong>in</strong><br />

bevorzugt angewendet, da der Anlagenschutz<br />

im Vordergrund steht und e<strong>in</strong> auftretender Fehlerstrom<br />

nicht erst über e<strong>in</strong>e Bauwerkserde oder e<strong>in</strong>e<br />

Erdungsanlage geführt werden muss. An den ab Mitte<br />

der 1990er Jahre errichteten Haltestellen wurden<br />

die Schutzmaßnahmen von der direkten zur offenen<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit den Fahrschienen umgestellt. Zu<br />

den E<strong>in</strong>richtungen von Haltestellen gehörten Wartehalle,<br />

Technikschrank und Fahrausweisautomat.<br />

Zäune und Geländer werden bevorzugt wie<br />

Bauteile mit ger<strong>in</strong>ger Abmessung nach [1], Abschnitt<br />

6.3.1.2, behandelt. Die elektrisch isolierenden<br />

Teile werden so e<strong>in</strong>gefügt, dass die geforderten Maße<br />

<strong>in</strong> [1], Tabelle 1, nicht überschritten werden. Bild 4<br />

zeigt Gitterelemente e<strong>in</strong>es Zaunes, die mit GFK-Stäben<br />

elektrisch isoliert an Pfosten montiert s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Schutzverfahren ist die Ausführung<br />

elektrischer Betri<strong>eb</strong>smittel mit doppelter oder ver-<br />

154 110 (2012) Heft 4


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 3:<br />

Schema e<strong>in</strong>er Erdungsanlage<br />

der SSB (Grafik: SSB).<br />

stärkter Isolierung. Beispiele s<strong>in</strong>d Beleuchtungsanlagen<br />

oder Werbevitr<strong>in</strong>en auf Haltestellen.<br />

4 Baumaßnahmen<br />

4.1 Anlass<br />

Am Fahrweg der SSB f<strong>in</strong>den ständig Bautätigkeiten<br />

<strong>in</strong> Form von Ertüchtigungen, Sanierungen, Modernisierungen<br />

oder Erweiterungen statt. Dies können<br />

Maßnahmen direkt an der Infrastruktur durch die<br />

SSB oder auch städt<strong>eb</strong>auliche Aktivitäten se<strong>in</strong>, die<br />

an den Fahrweg angrenzen oder dort e<strong>in</strong>greifen. Im<br />

Vorfeld wird geprüft, ob <strong>in</strong> diesen Streckenabschnitten<br />

e<strong>in</strong>e Erdungsanlage errichtet werden kann.<br />

Fußballweltmeisterschaft 2006 <strong>in</strong> Deutschland<br />

wurden alle Haltestellen, die von der Sonderl<strong>in</strong>ie<br />

U11 bedient wurden, auf 80 m verlängert. Gleiches<br />

gilt für die L<strong>in</strong>ienumstellung von der U5 zur U7 im<br />

Stuttgarter Norden im Dezember 2010. An e<strong>in</strong>em<br />

Teilstück der L<strong>in</strong>ie U14 ist e<strong>in</strong>e Hochbahnsteigverlängerung<br />

<strong>in</strong> Planung und wird ab 2015 zusätzlich<br />

durch 80-m-Züge der neuen U12 bedient.<br />

• Modernisierung von Telekommunikationse<strong>in</strong>richtungen:<br />

die Installation von Prozessdatennetzwerke<br />

erzw<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Änderung der Schutzmaßnahme<br />

bei Haltestellen von der direkten auf offene Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit der Rückleitung<br />

Die Haltestellen werden auch mit Dynamischen<br />

Fahrgastanzeigern (DFI) nachgerüstet. Der Fundamenterder,<br />

sofern im Bestand noch vorhanden, wird<br />

über e<strong>in</strong>en Erdungsleiter an die PAS angeschlossen.<br />

4.2 Stadtbahnbed<strong>in</strong>gte Maßnahmen<br />

4.2.1 Haltestellen<br />

An allen E<strong>in</strong>richtungen wird e<strong>in</strong> Potenzialausgleich<br />

ausgeführt, der die Bauwerkserde der Haltestelle<br />

bildet. Die Potenzialausgleichsschiene (PAS) bef<strong>in</strong>det<br />

sich im Technikschrank und entspricht der <strong>in</strong> [4],<br />

Bild 2, gezeigten Ausführung. Zusätzlich wird e<strong>in</strong><br />

Potenzialausgleich mit den blanken Kupferleitern der<br />

Erdungsanlage geschaffen. In den letzten zehn Jahren<br />

wurden zahlreiche Haltestellen durch folgende<br />

Maßnahmen geändert:<br />

• Barrierefreier Zugang: Die Stadtbahn der SSB<br />

ist e<strong>in</strong> Hochflursystem. Im Zuge des Umbauprogramms<br />

zu Hochbahnsteigen s<strong>in</strong>d seit Ende 2010<br />

alle Haltestellen barrierefrei zugänglich<br />

• Hochbahnsteigverlängerung: E<strong>in</strong>ige L<strong>in</strong>ien fahren<br />

<strong>in</strong> Doppeltraktion als 80-m-Zug. Im Vorfeld der<br />

110 (2012) Heft 4<br />

Bild 4:<br />

Zaun mit ger<strong>in</strong>ger Abmessung<br />

durch E<strong>in</strong>fügen<br />

von elektrisch isolierenden<br />

Teilen.<br />

155


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 5:<br />

Objekte der Erdungsanlage im Bereich der Endhaltestelle Plien<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong> Schutzleiter führt von der PAS zur Niederspannungsverteilung<br />

im Technikschrank. An der Eigentumsübergabestelle<br />

(HAK) wird der PEN-Leiter des<br />

Verteilnetzbetreibers (VNB) nur noch als N-Leiter<br />

verwendet, wie <strong>in</strong> [1], Bild 22, gezeigt. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Schutzleiter wird für die Telekommunikationse<strong>in</strong>richtungen<br />

benötigt. In den meisten Fällen können noch<br />

weitere Objekte <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe der Haltestellen<br />

<strong>in</strong> die Schutzmaßnahme e<strong>in</strong>bezogen werden,<br />

sodass e<strong>in</strong>e Erdungsanlage entsteht.<br />

4.2.2 Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude<br />

In vielen GUw s<strong>in</strong>d die Schaltanlagen bis zu 40 Jahre<br />

alt und müssen erneuert werden. Auch an den zugehörigen<br />

G<strong>eb</strong>äuden werden oft Umbau- und Sanierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. Für das GUw Waibl<strong>in</strong>ger<br />

Straße <strong>in</strong> Bad Cannstatt war e<strong>in</strong> kompletter<br />

Neubau erforderlich, da man beim VNB <strong>in</strong> Untermiete<br />

war. Die Erdungsanlage umfasst heute das neue<br />

GUw Waibl<strong>in</strong>ger Straße, die Oberleitungsmasten mit<br />

Schalte<strong>in</strong>richtungen für Speisepunkte e<strong>in</strong>schließlich<br />

Längsverb<strong>in</strong>der und die Haltestelle Uff-Kirchhof.<br />

In gleicher Weise wird bei der E<strong>in</strong>führung der elektronischen<br />

Stellwerkstechnik vorgegangen. Die meisten<br />

Stellwerke s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> Relaistechnik aus den<br />

1970er Jahren ausgeführt. An der Endhaltestelle Plien<strong>in</strong>gen<br />

wurde <strong>in</strong> 2004 e<strong>in</strong> Elektronisches Stellwerk (ESTW)<br />

<strong>in</strong> Fertigbauweise errichtet. Die Erdungsanlage umfasst<br />

n<strong>eb</strong>en dem ESTW, das GUw Plien<strong>in</strong>gen mit weiteren<br />

Technik- und Sozialräumen, die Oberleitungsmasten<br />

mit Schalte<strong>in</strong>richtungen für Speisepunkte und, wie bereits<br />

erwähnt, die gleichnamige Endhaltestelle (Bild 5).<br />

4.3 Städt<strong>eb</strong>auliche Vorhaben<br />

Viele städt<strong>eb</strong>auliche Vorhaben grenzen an den<br />

Fahrweg der SSB oder greifen dort e<strong>in</strong>. Als Folge<br />

kann e<strong>in</strong>e Erdungsanlage erforderlich werden, wenn<br />

sich Objekte des Vorhabens im Oberleitungs- oder<br />

Stromabnehmerbereich bef<strong>in</strong>den. Beispiele s<strong>in</strong>d der<br />

Neubau der Brücke Probststraße <strong>in</strong> Möhr<strong>in</strong>gen als<br />

Überführung, die Neu- und Umgestaltung von großen<br />

Plätzen wie der Marienplatz im Stuttgarter Süden<br />

[10], der Wilhelmsplatz <strong>in</strong> Bad Cannstatt sowie<br />

Ausbaumaßnahmen des Individualverkehrs wie beim<br />

B10-Tunnel am Pragsattel und dem sechsspurigen<br />

Ausbau der Heilbronner Straße <strong>in</strong> Zuffenhausen.<br />

5 Spannungs begrenzungse<strong>in</strong>richtungen<br />

(VLD)<br />

Bei der verwendeten Schutze<strong>in</strong>richtung handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong> Gerät, das bei der SSB <strong>in</strong>tern als Fehlerspannungsüberwachungse<strong>in</strong>richtung<br />

(FSÜ) bezeichnet<br />

wird. Zusätzlich zum Schienenpotenzial werden<br />

auch <strong>in</strong>direkt die Streuströme überwacht. E<strong>in</strong>e VLD<br />

besteht aus folgenden Komponenten:<br />

• Hybrid-Voltage-Limiter (HVL) als Spannungsbegrenzer<br />

[11]<br />

• Stromsensor zur Erfassung e<strong>in</strong>es Fehlerstromes<br />

beim Ansprechen des HVL<br />

• Fehlermeldegerät (FMG 100) [12] zur <strong>in</strong>direkten<br />

Streustromüberwachung<br />

• Melderelais zum Weiterschalten von Meldungen<br />

an die Netzwarte der SSB<br />

Bild 6:<br />

Aufbau e<strong>in</strong>er VLD <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kabelverteilerschrank.<br />

Bild 6 zeigt e<strong>in</strong>e VLD wie diese seit 2004 bei der SSB<br />

für viele Erdungsanlagen e<strong>in</strong>gesetzt wird. Montage<br />

und Installation nimmt SSB <strong>in</strong> Eigenleistung vor. Die<br />

Befüllung des Sockels mit Blähton sorgt für e<strong>in</strong>e gute<br />

Entfeuchtung.<br />

156 110 (2012) Heft 4


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

6 Messungen<br />

Nach Abschluss der Installation der Erdungsanlage<br />

und Inbetri<strong>eb</strong>nahme der VLD werden diese durch<br />

Sichtprüfung und Messung abgenommen. Mit der<br />

Gleichstrom-Vierpolmessung wird die Funktion des<br />

Potenzialausgleichs aller an der Erdungsanlage angeschlossenen<br />

Objekte e<strong>in</strong>schließlich der VLD und der<br />

offenen Verb<strong>in</strong>dung zu den Fahrschienen geprüft.<br />

Des Weiteren werden die Schleifenimpedanzen der<br />

Erdungsanlage und soweit möglich der Fundamenterder<br />

und Wartehallen von Haltestellen gemessen.<br />

Alle weiteren Messungen beziehen sich auf die Beurteilung<br />

e<strong>in</strong>er Korrosionsgefährdung durch Streuströme<br />

aus dem Bahnbetri<strong>eb</strong> der SSB sowie aus fremden<br />

Gleichstromanlagen wie dem kathodischen Korrosionsschutz<br />

(KKS). Die Messwerte werden mit Datenloggern<br />

aufgezeichnet und statistisch ausgewertet:<br />

• E<strong>in</strong>stellwert für das FMG 100 zur <strong>in</strong>direkten<br />

Streustromüberwachung<br />

• U RE<br />

und I S<br />

bei e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten niederohmigen<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen Erdungsanlage und Fahrschienen<br />

als Plausibilitätsprüfung für die Überwachungsgeräte<br />

<strong>in</strong> der VLD<br />

• Streustromaktivität nach [6]<br />

• Nachweis der elektrischen Trennung nach [2],<br />

Abschnitt 7.2.5<br />

• örtlicher Ableitungsbelag unter Anwendung des<br />

Streustromübertragungsmaßes nach [2], A.4, und [13]<br />

Aufgrund der Messungen konnten die noch vorhandenen<br />

Streustromableitungen außer Betri<strong>eb</strong> genommen<br />

werden.<br />

Literatur<br />

[1] DIN EN 50122-1:2011-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />

Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und<br />

Rückleitung – Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen elektrischen<br />

Schlag.<br />

[2] DIN EN 50122-2:2011-09: Bahnanwendungen –<br />

Ortsfeste Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung<br />

und Rückleitung – Teil 2: Schutzmaßnahmen gegen<br />

Streustromwirkungen durch Gleichstrombahnen.<br />

[3] DIN EN 62305-3:2006-10: Blitzschutz – Schutz von<br />

baulichen Anlagen und Personen.<br />

[4] VDV 507:2005-06: Aufbau und Schutzmaßnahmen von<br />

elektrischen Energieanlagen an Strecken von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen.<br />

[5] HD 384 60364-4-41 (VDE 0100-410:2007-06): Errichten<br />

von Niederspannungsanlagen – Schutzmaßnahmen<br />

– Schutz gegen elektrischen Schlag.<br />

[6] DIN EN 50162:2005-05: Schutz gegen Korrosion<br />

durch Streuströme aus Gleichstromanlagen.<br />

[7] Gelbdruck VDV 525:2011-02: Überspannungsschutz der<br />

Fahrstromversorgungsanlagen von Gleichstrombahnen.<br />

[8] HD 638 S1:2001 + A1:2006 (VDE 0832-100:2010-<br />

08): Straßenverkehrs-Signalanlagen.<br />

[9] Schneider, E.: Spannungen und Überspannungen <strong>in</strong><br />

der Rückleitung von Gleichstrombahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 3, S. 129–136.<br />

[10] Bette, U.; Schneider, S.: Schutzmaßnahmen bei der<br />

Stuttgarter Zahnradbahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104<br />

(2006), H. 3, S. 121–128.<br />

[11] Thiede, J.; Zeller, P.: Niederspannungsbegrenzer für<br />

Gleichstrombahnen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 100<br />

(2002), H. 10, S. 399–403.<br />

[12] Fa. Weilekes: Produktbeschreibung FMG 100.<br />

[13] Bette, U.; Sons, W.: Streustrombewertungen gemäß<br />

prEN 50122-2. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008),<br />

H. 1-2, S. 66–72.<br />

7 Dokumentation<br />

7.1 Messbericht<br />

Die Erg<strong>eb</strong>nisse der im Abschnitt 6 beschri<strong>eb</strong>enen<br />

Messungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht zusammengefasst.<br />

Festgestellte Mängel und Empfehlungen<br />

werden den Fachdienststellen mitgeteilt. Der Messbericht<br />

wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Elektronischen Dokumentenmanagementsystem<br />

(EDM) abgelegt.<br />

7.2 CAD-Pläne<br />

Als weitere Dokumentation werden Pläne für Erdung und<br />

Rückleitung im Maßstab 1 : 200 erstellt. Gezeichnet wird<br />

mit der CAD-Software MicroStation. Weitere Gewerke<br />

wie Gleis, Kabeltrasse, Fahrleitung, Planung, Bestand,<br />

Zugsicherung und Digitale Stadtkarte werden als Basis<strong>in</strong>formation<br />

angehängt. Je nach Stand des Vorhabens<br />

besitzen die CAD-Pläne den Status Entwurf, Ausführung<br />

oder Bestand und werden <strong>eb</strong>enfalls im EDM abgelegt.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. (FH) Stefan Schneider<br />

(43), Studium Elektrotechnik – <strong>Elektrische</strong><br />

Energietechnik an der Fachhochschule<br />

Mannheim; ab 1998 tätig<br />

im Bereich Netzbetri<strong>eb</strong> und später im<br />

Durchleitungsmanagement des liberalisierten<br />

Strommarktes bei der KAWAG,<br />

seit Oktober 2001 im Fachbereich<br />

<strong>Elektrische</strong> Anlagen der Stuttgarter<br />

Straßenbahnen AG mit Tätigkeitsfeld<br />

der Projektierung, Bauüberwachung,<br />

Bewertung und Abnahme der Fahrstromrückführung<br />

und Schutzmaßnahmen<br />

zur Erdung, Potenzialausgleich,<br />

Blitzschutz, Streustrom, EMV;<br />

VDV-Mitarbeit <strong>in</strong> den ATs Blitzschutz,<br />

Streustrom, EN 50122-3 und VDV 507.<br />

Adresse: Stuttgarter Straßenbahnen AG,<br />

Schockenriedstr. 50, 70565 Stuttgart,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 711 7885-2703, Fax: -2220;<br />

E-Mail: stefan.schneider@mail.ssb-ag.de<br />

110 (2012) Heft 4<br />

157


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Elektronische Stellwerke bei der DB<br />

DB Netz betreibt Anfang 2012 noch<br />

<strong>in</strong>sgesamt 4300 Stellwerke, davon schon<br />

950 elektronische (leicht gerundete Zahlen).<br />

Letztere müssen beim E<strong>in</strong>richten<br />

vielfach mit vorhandener, zum Teil sehr<br />

alter Sicherungstechnik verknüpft werden.<br />

Die dafür nötigen Blockschnittstellen konnte<br />

die DB bisher nur bei den Herstellern<br />

der jeweiligen Alttechnik bekommen.<br />

Dabei hatten technische oder f<strong>in</strong>anzielle<br />

Une<strong>in</strong>igkeit zwischen den Signalbaufirmen<br />

manche Projekte erh<strong>eb</strong>lich verzögert.<br />

Deshalb hat die DB e<strong>in</strong>e eigene, universell<br />

e<strong>in</strong>setzbare Schnittstellentechnik DB Block<br />

entwickelt. Sie wird im DB-Signalwerk<br />

Wuppertal gefertigt und kostet im Mittel<br />

nur halb soviel wie die früher zu kaufenden<br />

Komponenten.<br />

Wärmeschürze zum<br />

Abtauen<br />

Zum Abtauen von Schnee und Eis unter<br />

Schienenfahrzeugen im Freien statt auf<br />

Hallengleisen haben Mitarbeiter der DB<br />

Regio e<strong>in</strong>e mobile Vorrichtung entwickelt.<br />

Dabei werden kräftige, etwa 10 m lange<br />

Folie, die auf dem Boden aufliegen, mit<br />

Saugnäpfen <strong>in</strong> etwa 1 m Höhe an der<br />

Fahrzeugaußenwand aufgehängt und<br />

entsprechend dessen Länge bis zu mehrteiligen<br />

Tri<strong>eb</strong>zügen ane<strong>in</strong>ander gesetzt.<br />

Unter diesen Umhang wird dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Heizg<strong>eb</strong>läse erzeugte Warmluft e<strong>in</strong>geführt.<br />

Tri<strong>eb</strong>züge FINK für Brünigstrecke <strong>in</strong> Auslieferung<br />

Die schweizerische Zentralbahn hatte für 140 Mio. CHF bei Stadler<br />

Rail zehn Tri<strong>eb</strong>züge FINK (fl<strong>in</strong>ke, <strong>in</strong>novative Niederflur-Komposition)<br />

für gemischten Reibungs- und Zahnradbetri<strong>eb</strong> bestellt, deren<br />

Auslieferung begonnen hat. Vier si<strong>eb</strong>enteilige Züge mit Bistro<br />

werden als InterRegio von Luzern nach Interlaken Ost bis Ende<br />

2013 die gesamte bisherige Brünig-Flotte ersetzen, sechs dreiteilige<br />

Züge werden hier als Verstärkung und andererseits im S-Bahnverkehr<br />

Luzern fahren. Reibungsantri<strong>eb</strong>e und Zahnradantri<strong>eb</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d getrennt, letztere haben e<strong>in</strong> höhenverstellbares Zahnrad. Die<br />

Tri<strong>eb</strong>zug FINK im Bahnhof Interlaken Ost (Foto: Stadler Rail, F<strong>eb</strong>ruar 2012).<br />

Wagenkästen s<strong>in</strong>d komplett aus Alum<strong>in</strong>ium und haben Panoramafenster,<br />

weitere Merkmale s<strong>in</strong>d Niederflurbereiche und<br />

Gepäck verstauräume sowie e<strong>in</strong> Reservierungs- und Infota<strong>in</strong>mentsystem.<br />

Kenndaten Zahnradtri<strong>eb</strong>zug FINK dreiteilig.<br />

Spurweite<br />

1000 mm<br />

Länge über Kupplung<br />

54000 mm<br />

größte Breite<br />

2650 mm<br />

größte Höhe<br />

4050 mm<br />

Fußbodenhöhen über SO niederflur<br />

hochflur<br />

420 mm<br />

1 100 mm<br />

E<strong>in</strong>stiegsbreite<br />

1 300 mm<br />

Sitzplätze (davon 80 Klappsitze) 147<br />

Dienstmasse<br />

92 t<br />

Radsatzfolge<br />

Bo‘(1Az)‘(Az1)‘Bo‘<br />

Radsatzabstand im Reibungstri<strong>eb</strong>drehgestell<br />

2 000 mm<br />

Radsatzabstand im Lauf-/<br />

Zahradtri<strong>eb</strong>drehgestell<br />

2 380 mm<br />

Fahrleitungsspannung<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />

Anfahrzugkraft Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />

Zahnradbetri<strong>eb</strong><br />

Anfahrbeschleunigung besetzt<br />

Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />

bis Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

größte Traktionsleistung<br />

Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />

Zahnradbetri<strong>eb</strong><br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />

120 kN<br />

220 kN<br />

0,63 m/s²<br />

80 km/h<br />

1 400 kW<br />

1 600 kW<br />

120 km/h<br />

158 110 (2012) Heft 4


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Doppelstocktri<strong>eb</strong>zug KISS im<br />

Testbetri<strong>eb</strong><br />

Der erste von 16 vierteiligen elektrischen Doppelstocktri<strong>eb</strong>zügen<br />

KISS (komfortabler <strong>in</strong>novativer spurtstarker S-Bahnzug) für die Ostdeutsche<br />

Eisenbahn GmbH (ODEG) ist vom Werk Stadler Pankow<br />

nach Velten überführt worden, wo er <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gesetzt werden und<br />

se<strong>in</strong>e Testfahrten beg<strong>in</strong>nen soll. Nach den anschließenden Typprüffahrten<br />

und der Zulassung sollen die Züge im Stadtbahnnetz Berl<strong>in</strong>/Brandenburg<br />

fahren. Sie haben klimatisierte Fahrgasträume mit<br />

LED-Beleuchtung und Videoüberwachung, großzügige E<strong>in</strong>stiegsbereiche<br />

mit an 550 mm Bahnsteigehöhe angepasster E<strong>in</strong>stiegshöhe<br />

und Spaltüberbrückung, Mehrzweckbereiche für Fahrräder sowie<br />

drei geschlossene WC-Sys teme, dabei e<strong>in</strong> Raum mit Babywickeltisch,<br />

und erfüllen weitere Anforderungen der TSI PRM und<br />

TSI Noise sowie die Brandschutzstufe 3 nach DIN 5510-1 und<br />

Betri<strong>eb</strong>sklasse 2 nach CEN/TS 42545-1.<br />

Tri<strong>eb</strong>zug KISS bei Überführung mit Schutzwagen von Pankow nach Velten zur<br />

Inbe tri<strong>eb</strong>nahme (Foto: Stadler Pankow, F<strong>eb</strong>ruar 2012).<br />

Kenndaten Doppelstocktri<strong>eb</strong>zug KISS<br />

Spurweite<br />

Länge über Kupplung<br />

größte Breite<br />

größte Höhe<br />

E<strong>in</strong>stiegsbreite<br />

E<strong>in</strong>stiegshöhe<br />

Fußbodenhöhe über SO Unterdeck<br />

Oberdeck<br />

Sitzplätze 1. Klasse<br />

2. Klasse (davon 80 Klappsitze<br />

Radsatzfolge<br />

Dienstmasse<br />

Fahrleitungsspannung<br />

Anfahrzugkraft<br />

Anfahrbeschleunigung voll besetzt<br />

bis Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Motorleistung e<strong>in</strong>stündig<br />

dauernd<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

1435 mm<br />

105220 mm<br />

2800 mm<br />

4630 mm<br />

1300 mm<br />

500 mm<br />

440 mm<br />

2515 mm<br />

24<br />

404<br />

2‘Bo‘ + 2‘2‘ + 2‘2‘ + Bo‘2‘<br />

206 t<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />

200 kN<br />

0,63 m/s²<br />

80 km/h<br />

750 kW<br />

500 kW<br />

160 km/h<br />

Weitere Desiro für Großbritannien<br />

Die Flotte Desiro UK für 25 kV 50 Hz wird<br />

um 20 Regionaltri<strong>eb</strong>züge mit 176 km/h<br />

(110 mph) Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit erweitert.<br />

Diesen Auftrag für 170 Mio. EUR e<strong>in</strong>schließlich<br />

Instandhaltung erhielt Siemens<br />

Rail Systems von den Betreibern London<br />

Midland (LM), First Trans Penn<strong>in</strong>e Express<br />

(FTPE) und der Leas<strong>in</strong>ggesellschaft Angel<br />

Tra<strong>in</strong>s Ltd. (ATL). LM verstärkt mit zehn<br />

Zügen Class 350/3 se<strong>in</strong> Ang<strong>eb</strong>ot von und<br />

nach London auf der West Coast Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e<br />

(WCML), FTPE ersetzt mit zehn Zügen<br />

Class 305/4 Dieseltri<strong>eb</strong>züge, die den Flughafen<br />

Manchester über die WCML mit<br />

Glasgow und Ed<strong>in</strong>burgh verb<strong>in</strong>den. Die<br />

Züge werden <strong>in</strong> Krefeld gefertigt und<br />

sollen von Ende 2013 bis Sommer 2014<br />

ausgeliefert werden. Besonderheit ist e<strong>in</strong><br />

Fahrerassistenzsystem, das Informationen<br />

zur Energie sparenden Fahrweise gibt.<br />

Insgesamt fahren <strong>in</strong> Großbritannien rund<br />

370 Züge Desiro UK aus fast 1500 Wagen,<br />

die <strong>in</strong> den von Siemens g<strong>eb</strong>auten und betri<strong>eb</strong>enen<br />

Depots <strong>in</strong> Acton, Nort ham, Manchester,<br />

Modern Railways Magaz<strong>in</strong>e für se<strong>in</strong>e Zuver-<br />

York, Northampton und Glasgow lässigkeit ausgezeichnet, da die Flotte über<br />

<strong>in</strong>standgehalten werden. Der Desiro UK Class 0,6 Mio. km ohne technischen Fehler zurücklegte.<br />

350/2 wurde Ende 2011 mit dem Golden<br />

Spanner (Goldener Schrau benschlüssel) des<br />

Desiro UK class 350/2 der London Midland (Foto: Siemens).<br />

110 (2012) Heft 4<br />

159


Nachrichten Energie und Umwelt<br />

Zuwachs an W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />

<strong>in</strong> der EU 2011.<br />

GW %<br />

Deutschland 2,1 22<br />

Großbritannien 1,3 13<br />

Spanien 1,1 11<br />

Italien 0,9 10<br />

Frankreich 0,8 9<br />

Schweden 0,8 8<br />

Rumänien 0,5 5<br />

Polen 0,4 5<br />

übrige 1,7 17<br />

Summe 9,6 100<br />

W<strong>in</strong>denergienutzung<br />

<strong>in</strong> der EU und der Schweiz<br />

Die <strong>in</strong>stallierte W<strong>in</strong>denergieleistung <strong>in</strong><br />

den EU-Mitgliedsländern hat im Jahr 2011<br />

um knapp 10 GW und damit um 11 %<br />

zugenommen (Tabelle). In der Schweiz<br />

s<strong>in</strong>d dagegen nur zwei Anlagen h<strong>in</strong>zu<br />

gekommen, und es s<strong>in</strong>d erst 30 große Anlagen<br />

mit zusammen 45 MW Leistung <strong>in</strong><br />

Betri<strong>eb</strong>. Als Grund dafür werden die sehr<br />

langen Bewilligungsverfahren und die<br />

Möglichkeiten zur jahrelangen Verzögerung<br />

durch E<strong>in</strong>spruch genannt.<br />

Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 103 (2012), Nr. 3.<br />

Langstrecken-Elektromobilität auf der Achse Bayern – Sachsen<br />

Die Städte München, Leipzig und Dresden<br />

s<strong>in</strong>d seit 2009 Modellregionen für<br />

Elektromobilität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

geförderten Initiative. Jetzt soll<br />

auf e<strong>in</strong>em breiten Nord-Süd-Korridor<br />

Große Industrie- und Verkehrsunternehmen<br />

im bayerisch-sächsischen<br />

Projekt Schaufenster<br />

Elektromobilität.<br />

Audi<br />

BMW<br />

Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (DVB)<br />

DREWAG – Stadtwerke Dresden<br />

E.ON<br />

MAN Truck & Bus<br />

Leipziger Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (LVB),<br />

N-ERGIE<br />

Dr.-Ing. h.c. F. Porsche<br />

Siemens<br />

Ingolstadt Netze<br />

Stadtwerke Leipzig<br />

Stadtwerke München (SWM)<br />

entlang der Bundesautobahn A 9 die<br />

Elektromobilität <strong>in</strong> großem Stil etabliert<br />

werden und die beiden Freistaaten zu<br />

e<strong>in</strong>em Schaufenster Elektromobilität verb<strong>in</strong>den.<br />

Schwerpunkte sollen n<strong>eb</strong>en der<br />

technischen Infrastruktur die E<strong>in</strong>flüsse der<br />

Elektromobilität auf Wirtschaft, Ökologie<br />

und Gesellschaft se<strong>in</strong>. Beteiligt s<strong>in</strong>d über<br />

150 Partner und dabei n<strong>eb</strong>en den G<strong>eb</strong>ietskörperschaften<br />

und e<strong>in</strong>er Reihe Großunternehmen<br />

(Tabelle) viele mittlere und<br />

kle<strong>in</strong>e Betri<strong>eb</strong>e. Aktuell geplant sich 80<br />

Projekte mit besonderem Gewicht auf den<br />

<strong>in</strong>termodalen Aspekten der Elektromobilität,<br />

zum Beispiel Reiseketten mit elektrischen<br />

Shuttl<strong>eb</strong>ussen zwischen Innenstädten<br />

und Flughäfen, über Smartphone<br />

reservierbaren Elektro-Mietwagen, selbstverständlich<br />

elektrischem Bahnbetri<strong>eb</strong> im<br />

Nah- und Fernverkehr oder grenzüberschreitendes<br />

eCarShar<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>er der fünf<br />

Schwerpunkte ist die Langstreckenmobilität.<br />

Dabei soll die A 9 auf 400 km Länge<br />

von München über Ingolstadt, Nürnberg<br />

und Hof bis Leipzig mit Schnellladestationen<br />

<strong>in</strong> maximal 90 km Abstand ausgerüstet<br />

werden. Zielgruppen s<strong>in</strong>d dabei <strong>eb</strong>enso<br />

Berufspendler wie Geschäftsreisende<br />

und Touristen. Besonderer Wert wird<br />

dabei auf die Entwicklung von Schnellladestationen<br />

mit standardisiertem Stecker<br />

und den Aufbau von Geschäftsmodellen<br />

für deren Betri<strong>eb</strong> gelegt, der von e<strong>in</strong>em<br />

Operationszentrum aus überwacht und<br />

beurteilt werden soll. Gedacht ist an<br />

spätere Verlängerungen bis Berl<strong>in</strong> und<br />

über Salzburg bis Wien als erster Schritt<br />

zur europäischen Standar-disierung der<br />

Lade<strong>in</strong>frastruktur für Elektromobilität.<br />

Wasserkraft <strong>in</strong> der Schweiz<br />

Die Wasserkraft ist mit 36 TWh/a gleich<br />

56 % der <strong>in</strong>nerschweizerischen Elektroenergieproduktion<br />

deren Rückgrat. Durch<br />

den Verzicht auf Kernenergie müssen<br />

mittelfristig 24 TWh/a anders gedeckt<br />

werden. Dabei hat die Wasserkraft e<strong>in</strong>e<br />

Wasserkraftpotenzial <strong>in</strong> der Schweiz – Größenordnung <strong>in</strong> TWh/a<br />

Szenario 1: Weiter wie bisher<br />

Szenario 2: Anpassung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Szenario 1 Szenario 2<br />

höhere Effizienz der Ausrüstungen + 0,5 + (0,5 ... 1)<br />

Erweiterung oder Umbau bestehender Anlagen + (0,5 ... 1,5) + (1 ... 2)<br />

Neubau von Anlagen, auch Speichern + (1 ... 2) + (3 ... 4)<br />

Auswirkung der Restwasser bestimmungen – (2 ... 4) – (1 ... 2)<br />

Saldo ± 0 + (4 ... 5)<br />

vorteilhafte Umweltbilanz, jedoch wird<br />

das Ausbaupotenzial als „blockiert“ beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Aus e<strong>in</strong>em Vergleich zweier<br />

Szenarien (Tabelle) werden Neureglungen<br />

zum Überw<strong>in</strong>den der bestehenden Zielkonflikte<br />

vorgeschlagen.<br />

E<strong>in</strong>e erh<strong>eb</strong>liche Verlustquelle bei<br />

Hochdruck- und Mitteldruckwerken ist die<br />

Reibung <strong>in</strong> den Druckstollen. Wenn bei<br />

den zehn größten schweizerischen Wasserkraftwerken<br />

überall e<strong>in</strong> zweiter Druckstollen<br />

g<strong>eb</strong>aut würde, ließen sich damit bei<br />

gleichen Wassermengen wie bisher<br />

160 110 (2012) Heft 4


Energie und Umwelt Nachrichten<br />

300 GWh/a mehr erzeugen. Außer dem<br />

Baustellenbetri<strong>eb</strong> und dem Deponieren des<br />

Ausbruchs hätte das auch ke<strong>in</strong>e Auswirkungen<br />

auf die Umwelt.<br />

An der Suhre, e<strong>in</strong>em N<strong>eb</strong>enfluss der<br />

Aare, ist e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>wasserkraftwerk statt mit<br />

Turb<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er offenen Archimedischen<br />

Schraube ausgerüstet worden, auch Wasserschnecke<br />

genannt. Diese dreht mit 10<br />

bis 20 m<strong>in</strong> –1 , wobei Fische flussab wandern<br />

können, und treibt über e<strong>in</strong> Getri<strong>eb</strong>e<br />

e<strong>in</strong>en 100-kW-Asynchrongenerator.<br />

Kle<strong>in</strong>wasserwerke können ökonomisch<br />

und ökologisch vorteilhaft mit Zotlöterer-<br />

Turb<strong>in</strong>e g<strong>eb</strong>aut werden, die mit vertikaler<br />

Welle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en, n<strong>eb</strong>en dem Wehr<br />

<strong>in</strong> der Uferböschung angelegten Rotationsbecken<br />

von e<strong>in</strong>em dort entstehenden<br />

Gravitations-Wasserwirbel angetri<strong>eb</strong>en<br />

werden. Weil sich <strong>in</strong> diesem offenen System<br />

ke<strong>in</strong> Wasserdruck aufbauen kann, ist<br />

es unschädlich für Fische und Kle<strong>in</strong>l<strong>eb</strong>ewesen.<br />

Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 102 (2011)<br />

Nr. 12 und 13 (2012) Nr. 2 und 3.<br />

Raumordnung für Teilstück der Hochspannungsleitung im Tess<strong>in</strong><br />

Das Bundesamt für Energie (BFE) hat für<br />

den 22 km langen 380-kV-Leitungsabschnitt<br />

von Airolo nach Lavorgo den<br />

Planungskorridor öffentlich ausgelegt,<br />

der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langwierigen Verfahren mit<br />

Beteiligten erarbeitet wurde. Vorgesehen<br />

ist, die bestehende 220-kV-Leitung auf<br />

der l<strong>in</strong>ken Talseite im Bereich der strada<br />

alta abzubauen und die neue Leitung<br />

auf der touristisch weniger bedeutenden<br />

rechten Talflanke zu bauen. Die Gestänge<br />

sollen auch e<strong>in</strong>e 132-kV-Übertragungsleitung<br />

der SBB mitführen. Als<br />

Ausgleichsmaßnahmen sollen <strong>in</strong> der<br />

oberen Levent<strong>in</strong>a bestehende Leitungen<br />

der lokalen und regionalen Stromversorgung<br />

mit SBB-Leitungen g<strong>eb</strong>ündelt<br />

werden. Die geplante 380-kV-Leitung<br />

der Alpiq ist Teil der wichtigen Ost-West-<br />

Verb<strong>in</strong>dung vom Genfersee durch das<br />

Wallis <strong>in</strong>s Tess<strong>in</strong> und von dort mit Verb<strong>in</strong>dungen<br />

nach Graubünden und nach<br />

Italien. Das Leitungsstück zwischen<br />

Airolo und Lavorgo wurde deshalb 2009<br />

im Sachplan Übertragungsleitungen<br />

(SÜL) als Teil des strategischen nationalen<br />

Übertragungsnetzes festgesetzt.<br />

Größte Fotovoltaikanlage der Schweiz geplant<br />

In e<strong>in</strong>em stillgelegten Ste<strong>in</strong>bruch am Nordufer<br />

des Walensees, nahe dem nur per<br />

Schiff oder zu Fuß erreichbaren Dorf Qu<strong>in</strong>ten<br />

(SG) mit ausgesprochen mediterranem<br />

Klima, wollen die Elektrizitätswerke des<br />

Kantons Zürich (EKZ) zusammen mit der<br />

St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG<br />

(SAK) e<strong>in</strong>e Fotovoltaik-Anlage bauen. Mit<br />

80000 m 2 Kollektorfläche und 9 MW Leistung<br />

würde diese die größte der Schweiz<br />

werden. Die fast 200 m hohe Konstruktion<br />

würde an der fast senkrecht bis kurz über<br />

den Wasserspiegel abfallenden nackten<br />

Felswand befestigt und wäre genau nach<br />

Süden ausgerichtet. In Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

e<strong>in</strong>er von Natur aus überdurchschnittlich<br />

starken Sonnene<strong>in</strong>strahlung an dieser Stelle<br />

erwartet man hohe Erträge ganz besonders<br />

im Frühjahr und im Herbst, wenn konventionell<br />

schräg stehende Kollektorflächen <strong>in</strong><br />

der Schweiz weniger Energie produzieren.<br />

Weil die senkrechte Befestigung neuartig<br />

wäre, sollen mehrere Studienaufträge zur<br />

technischen und f<strong>in</strong>anziellen Machbarkeit<br />

verg<strong>eb</strong>en werden. Zunächst wollen die<br />

EKZ mit der Zürcher Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW) mit e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Testanlage untersuchen, wie sich<br />

die Wasserspiegelung auf die Solarstromproduktion<br />

auswirkt; e<strong>in</strong>e andere Untersuchung<br />

soll aufzeigen, wie die Kollektoren<br />

und eventuelle Reflektionen auf der andern<br />

Seeseite optisch wahrgenommen und<br />

empfunden werden.<br />

Der Ste<strong>in</strong>bruch liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em G<strong>eb</strong>iet,<br />

das im Bundes<strong>in</strong>ventar der Landschaften<br />

und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung<br />

aufgenommen ist. Deshalb werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorprojekt zunächst alle Aspekte<br />

zum Bewilligungsverfahren und dabei<br />

besonders zum Landschaftsschutz abgeklärt.<br />

Die Anlage ist auch nur als Zwischennutzung<br />

für etwa 25 bis 30 Jahre<br />

Foto: Ra<strong>in</strong>er Sturm/pixelio.de.<br />

geplant. In dieser Zeit könnte sie Vorteile<br />

für die Renaturierung der Felswand bieten.<br />

Bisherige Bepflanzungsversuche<br />

hatten nämlich wenig Erfolg gezeigt, weil<br />

die <strong>in</strong>tensive Sonnene<strong>in</strong>strahlung den<br />

Boden zu heiß und zu trocken hält. Im<br />

Schatten der Kollektorenwand könnten<br />

sich dagegen natürliche Pionierpflanzen<br />

ansiedeln, besser halten und so im Laufe<br />

der Jahrzehnte e<strong>in</strong>e neue stabile Humusschickt<br />

bilden.<br />

Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 103 (2012) Nr. 1.<br />

110 (2012) Heft 4<br />

161


Nachrichten Berichtigungen<br />

zu „Umstellung von DC-<strong>Bahnen</strong> ...“<br />

Im <strong>eb</strong>-Heft 1-2/2012 zeigt auf Seite 36 das<br />

Bild 6 den Erzzug Rotterdam – Dill<strong>in</strong>gen<br />

(Saar) nicht auf der rechten Rhe<strong>in</strong>strecke<br />

bei Leutesdorf, sondern auf der doppelstöckigen<br />

Moselbrücke bei Bullay (Foto: Dietmar<br />

L<strong>in</strong>ser). Die Panne passierte beim<br />

kurzfristigen Austausch des zuerst vorgesehenen<br />

Bildes gegen das zweifellos e<strong>in</strong>drucksvollere.<br />

In der Unterschrift zu Bild 4<br />

muss es heißen „..., Phasentrennstellen <strong>in</strong><br />

km 0, 15, 30 und 45 je 750 m lang.“<br />

Nachrichten Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

Ursache für Schienenriffelbildung<br />

endlich geklärt!<br />

Ke<strong>in</strong>e besonderen<br />

Vorkommnisse<br />

Schaltplan aus <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 84 (1986) Heft 5, nach gedruckt<br />

<strong>in</strong> <strong>eb</strong> 110 (2012) Heft 1-2 unter Historie, entdeckt von<br />

Ch. Tietze.<br />

Testfahrt e<strong>in</strong>es europäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszuges im November 2008<br />

gegen 3 Uhr nachts.<br />

Lex specialis<br />

„An Güterzügen ist vor dem Befahren<br />

e<strong>in</strong>es Gefälles von durchschnittlich 16 ‰<br />

und e<strong>in</strong>er Länge von über 3 km die ausreichende<br />

Bremsung der Druckluftbremse<br />

durch e<strong>in</strong>e Betri<strong>eb</strong>sbremsung während<br />

der Fahrt festzustellen.“ (aus DB-Konzern-<br />

richtl<strong>in</strong>ie „Bremsen im Betri<strong>eb</strong> bedienen<br />

und prüfen“; die Spessartrampe hat<br />

17,5 ‰, die Geisl<strong>in</strong>ger Steige 20 ‰ und<br />

die beiden Scheitelrampen der Frankenwaldbahn<br />

haben knapp 22 ‰ durchschnittliches<br />

Gefälle).<br />

DB-Strecke 5200 Ma<strong>in</strong>-Spessart-Bahn, Blick<br />

vom Westportal des Schwarzkopftunnels auf die<br />

Betri<strong>eb</strong>sstelle Heigenbrücken West und <strong>in</strong> die 6 km<br />

lange Rampe von Laufach, l<strong>in</strong>ks Ausweich- und<br />

Wendegleis für ankommende Schi<strong>eb</strong>elokomotiven,<br />

rechts Absprung der über den Berg laufenden<br />

15-kV-Speiseleitung.<br />

Steuergerechtigkeit vor 100 Jahren<br />

„In verschiedenen preußischen Städten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> letzter Zeit die Straßenbahnschaffner<br />

auch bezüglich der Tr<strong>in</strong>kgelder<br />

zur Steuer veranlagt worden ... In beiden<br />

Städten haben sich die Schaffner<br />

dagegen gewehrt, <strong>in</strong>dem sie die Höhe<br />

der E<strong>in</strong>nahmen aus Tr<strong>in</strong>kgeldern als<br />

bedeutend überschätzt bezeichneten<br />

und darauf h<strong>in</strong>wiesen, dass diese E<strong>in</strong>nahmen<br />

kaum ausreichen, um die Verluste<br />

beim Wechseln von Geld, durch<br />

versehentliche Fahrsche<strong>in</strong>ausgaben usw.<br />

zu decken. E<strong>in</strong>e höhere Entscheidung<br />

steht hier noch aus ...“ (aus <strong>Elektrische</strong><br />

Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong> 10 (1912), Heft<br />

27 „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“).<br />

162 110 (2012) Heft 4


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

2. korrigierte<br />

Auflage<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

und ihre Energieversorgung<br />

Grundlagen und Praxis<br />

Das Buch wendet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zweiten Auflage<br />

an Studierende der elektrischen Energietechnik,<br />

der Regelungstechnik und des Masch<strong>in</strong>enbaus.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Grundlagen der<br />

elektrischen Zugförderung und beschreibt nach<br />

e<strong>in</strong>er Darstellung der Kommutatormotoren und<br />

deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />

die Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />

Exemplarisch werden aktuelle Hochleistungslokomotiven,<br />

Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstri<strong>eb</strong>züge,<br />

diesel-elektrische Lokomotiven und Nahverkehrsfahrzeuge<br />

vorgestellt. Im Anschluss wird<br />

die Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz,<br />

50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Leistungselektronik und der Netzrückwirkungen<br />

behandelt.<br />

A. Steimel<br />

2. Auflage 2006, 368 Seiten, Broschur<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-<strong>in</strong>fo.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag e<strong>in</strong>senden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und ihre Energieversorgung<br />

2. Aufl age 2006 für € 44,- (zzgl. Versand)<br />

ISBN: 978-3-8356-3090-1<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er<br />

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Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

im Jahre 1912<br />

Hauptbeiträge<br />

Die Elektrifizierung von Vollbahnen bildete<br />

auch 1912 e<strong>in</strong>en Schwerpunkt des Interesses.<br />

„Für alle Kreise, auch für die nicht unmittelbar<br />

beteiligten, ist es heute e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gendes<br />

Bedürfnis, sich über die<br />

Entwicklung der hochwichtigen und <strong>in</strong>teressanten<br />

Frage ... näher zu unterrichten,<br />

damit sie sich e<strong>in</strong> Urteil und e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

darüber bilden können, wo und <strong>in</strong> welchem<br />

Umfange die Elektrifizierung erfolgen<br />

kann und was von derselben <strong>in</strong> technischer<br />

und wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht für<br />

die nähere Zukunft zu erwarten steht.“<br />

Damit begann der erste Hauptbeitrag des<br />

Jahres, der sich e<strong>in</strong>gehend mit der Eisenbahn<br />

befasste [3].<br />

Zwei Fragen standen dabei im Vordergrund:<br />

Wo wäre elektrischer Betri<strong>eb</strong> s<strong>in</strong>nvoll<br />

und auf welche Weise. Zur ersten hieß<br />

es: Wo „Naturschätze“ wie Wasserkraft<br />

und Braunkohle niedrige Strompreise ermöglichen,<br />

aber auch, wo starker Verkehrszuwachs<br />

zu erwarten und entsprechend<br />

hohe Leistungsfähigkeit verlangt<br />

ist; Antwort auf die zweite war: Mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom,<br />

der Drehstrom bef<strong>in</strong>de<br />

sich auf „geordnetem Rückzug“.<br />

E<strong>in</strong>gehend wurde außer dem Stand <strong>in</strong><br />

Preußen, Bayern und Baden auch die Elektrifizierung<br />

der e<strong>in</strong>gleisigen Erzbahn Kiruna<br />

– Riksgränsen <strong>in</strong> Schweden behandelt,<br />

auf der Dampflokomotiven die steigenden<br />

Anforderungen nicht mehr erfüllen konnten<br />

[3]. <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> versprach 50 %<br />

höhere Verkehrsleistung ohne zweites<br />

Gleis, weitere Vorteile waren 15 bis 20 %<br />

Betri<strong>eb</strong>skostenersparnis, Entlastung des<br />

Personals von der Rauchbelästigung, Fahrdienst<br />

mit e<strong>in</strong>em statt drei Mann und<br />

„billige elektrische Arbeit“ n<strong>eb</strong>enbei auch<br />

für die öffentliche Versorgung. Die <strong>in</strong><br />

Heft 7 angekündigte Fortsetzung folgte<br />

erst 1913 mit e<strong>in</strong>em weltweiten Überblick,<br />

nach den e<strong>in</strong>zelnen Stromarten getrennt.<br />

In Baden musste die geplante Elektrifizierung<br />

der Rhe<strong>in</strong>talbahn Mannheim – Basel<br />

auf Veranlassung des Militärs zunächst unterbleiben<br />

(Bild 1). Sachsen wollte e<strong>in</strong>e<br />

„Elektrisierung“ der Staatsbahnen vom Erwerb<br />

eigener Kohlenfelder abhängig machen,<br />

um e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichend günstigen<br />

Strompreis zu erzielen [3].<br />

Übersichten über ausgeführte elektrische<br />

Bahnbetri<strong>eb</strong>e und Lokomotiven waren<br />

nach Herstellern geordnet <strong>in</strong> Tabellenform<br />

e<strong>in</strong>gefügt [5; 6; 8; 9].<br />

Betri<strong>eb</strong>serfahrungen lagen bereits über<br />

e<strong>in</strong> volles Jahr von der preußischen Strecke<br />

Dessau – Bitterfeld vor. Die Anlagen für die<br />

elektrische Zugförderung waren am 4. Januar<br />

1911 landespolizeilich abgenommen<br />

worden, am folgenden Tag wurde das<br />

Dampfkraftwerk Muldenste<strong>in</strong> angefahren<br />

und am 18. Januar mit e<strong>in</strong>er Lokomotive<br />

die erste Probefahrt unternommen. Am<br />

10. F<strong>eb</strong>ruar begann der fahrplanmäßige<br />

Personen- und Güterverkehr (Bild 2) [17].<br />

Der preußische Landtag und der M<strong>in</strong>ister<br />

von Breitenbach fuhren am 25. März von<br />

Bitterfeld nach Dessau, wobei der M<strong>in</strong>ister<br />

„die Fahrt wiederholt auf der Lokomotive<br />

mitgemacht hat, um sich von dem befriedigenden<br />

Arbeiten des elektrischen Antri<strong>eb</strong>s<br />

mit e<strong>in</strong>phasigem Wechselstrom<br />

selbst zu überzeugen“ [3].<br />

Die Störungen vor allem an den Lokomotiven<br />

wurden beschri<strong>eb</strong>en und mit<br />

„Herstellungsmängeln“ begründet, Störungen<br />

grundsätzlicher Art habe es nicht<br />

geg<strong>eb</strong>en. Die Frequenz, die zunächst<br />

15 Hz betragen hatte, wurde am 1. August<br />

auf 16 2 / 3<br />

erhöht, jedoch „nach e<strong>in</strong>igen<br />

Monaten“ wieder auf 15 herabgesetzt, da<br />

die Lokomotiven dafür ausgelegt waren<br />

[17]; vor dem H<strong>in</strong>tergrund der bereits e<strong>in</strong>getretenen<br />

Schäden dürften die Hersteller<br />

die mit der Frequenzerhöhung verbundenen<br />

höheren Kräfte nicht h<strong>in</strong>genommen<br />

haben.<br />

Während die Stadt- und Vorortbahn <strong>in</strong><br />

Hamburg bereits seit 1908 elektrisch fuhr,<br />

musste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erst noch das Geld für die<br />

Elektrifizierung beschafft werden. Um den<br />

Abgeordneten die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es<br />

dafür vorgesehenen Eisenbahn-Anleihegesetzes<br />

deutlich zu machen, wurde die Situation<br />

des Berl<strong>in</strong>er Verkehrs und die Lösung<br />

der Probleme mit elektrischem Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>gehend<br />

vorgetragen: „Bei der fortschreitenden<br />

Verkehrszunahme werden sich unhaltbare<br />

Zustände herausbilden, die auch<br />

die Betri<strong>eb</strong>ssicherheit gefährden. Abhilfe<br />

muss daher mit allen Mitteln angestr<strong>eb</strong>t<br />

werden“ (Bild 3) [16].<br />

Bild 1: Die Großherzoglich Badische Staatsbahn beabsichtigte<br />

die Elektrifizierung der Strecke Basel – Mannheim<br />

und ihrer Parallel- und Verb<strong>in</strong>dungsstrecken mit<br />

zusammen 386 km Länge, wofür die Wasserkräfte des<br />

Schwarzwalds ausgereicht hätten. Das Militär verlangte<br />

jedoch, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong>s zunächst auf Wiese- und Wehrtalbahn<br />

(unten) nachzuweisen (Figur 69 <strong>in</strong> [3]).<br />

Bild 2: E<strong>in</strong> vor 100 Jahren völlig neuer Anblick: Eilzug zwischen Dessau und Bitterfeld, gezogen<br />

von e<strong>in</strong>er elektrischen Lokomotive (10502 später ES 2 der AEG). Hier bewährte sich zum<br />

ersten Mal das fortschrittliche E<strong>in</strong>phasen-Wechselstromsystem (Figur 60 <strong>in</strong> [3]).<br />

164 110 (2012) Heft 4


Historie<br />

Bild 3: Gegenüber Dampfbetri<strong>eb</strong> der Stadtbahn Berl<strong>in</strong> wurde elektrischer Betri<strong>eb</strong> mit 15 kV<br />

16 2 / 3 Hz mit Tri<strong>eb</strong>zügen und mit lokomotivbespannten Zügen verglichen; letzterem wurden Vorteile<br />

bei Beschaffung, Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung zugesprochen (Ausschnitt aus Figur 109 <strong>in</strong> [3]).<br />

oben: Dampf-Tenderlokomotive + 10 Wagen mit 476 Sitzplätzen, (61 + 175) t<br />

Mitte: 2 x 2 Tri<strong>eb</strong>wagen + 3 Mittelwagen) mit 602 Sitzplätzen, (172 + 105) t<br />

unten: Lokomotive + 13 Wagen mit 610 Sitzplätzen, (64 + 228) t<br />

In Amerika war am 27. Mai 1911 der<br />

7650 m lange Hoosac-Tunnel <strong>in</strong> Massachusetts,<br />

der längste <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten,<br />

mit 1 AC 11 kV 25 Hz elektrifiziert worden.<br />

Die Strecke von Boston nach Albany,<br />

auf der er liegt, war mit bis zu 100 Zügen<br />

täglich <strong>in</strong> jeder Richtung belastet, was die<br />

Rauch entwicklung zum Problem machte.<br />

Obwohl die „elektrische Zone“ nur wenig<br />

über den Tunnel h<strong>in</strong>aus reichte und die<br />

Dampflokomotiven mit „ruhendem Feuer“<br />

durchgeschleppt werden mussten, galt<br />

das Problem als gelöst, zumal sich im Kulm<strong>in</strong>ationspunkt<br />

e<strong>in</strong> Lüftungsschacht befand.<br />

Der Betri<strong>eb</strong> und die elektrischen Lokomotiven<br />

wurden e<strong>in</strong>gehend beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Auf e<strong>in</strong>e amerikanische Quelle<br />

gestützt wurde auch über die weniger bedeutende<br />

Spokane and Inland Empire Railroad<br />

im Westen der USA berichtet [14].<br />

E<strong>in</strong>en zweiten Schwerpunkt bei der<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong>sform bildeten die<br />

<strong>Bahnen</strong> des Nahverkehrs. E<strong>in</strong>en umfassenden<br />

Überblick über – nicht nur – elektrische<br />

Kle<strong>in</strong>bahnen boten Tabellen, wie sie<br />

schon im Jahr zuvor Anerkennung gefunden<br />

hatten [19].<br />

E<strong>in</strong>e Art Public-Privat-Partnership bahnte<br />

sich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nach fast fünfjährigen Verhandlungen<br />

zwischen der AEG und den<br />

Behörden für den Bau e<strong>in</strong>er knapp 10 km<br />

langen Strecke zwischen Gesundbrunnen<br />

im Norden und Neukölln im Süden an: Die<br />

hierfür gegründete AEG-Schnellbahn AG<br />

erhielt die Genehmigung mit der Auflage,<br />

die zunächst teilweise als Hochbahn geplante<br />

Strecke weitgehend als U-Bahn zu<br />

bauen, wofür die Stadt bis zu 5,9 Mio. Mark<br />

zu den Kosten beizutragen bereit war [11].<br />

Die <strong>eb</strong>enfalls an der Strecke <strong>in</strong>teressierte<br />

Kont<strong>in</strong>entale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen<br />

trat dagegen für e<strong>in</strong>e<br />

Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn e<strong>in</strong>; die entsprechende<br />

Druckschrift wurde rezensiert (H. 7). Wegen<br />

des Weltkriegs bli<strong>eb</strong> das Projekt <strong>in</strong> der<br />

damals vorgesehenen Form jedoch unverwirklicht.<br />

Wie sich bei den Straßenbahnen von 13<br />

vergleichbaren deutschen Städten die<br />

Fahrgastzahlen <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />

Netzlänge, der Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit und<br />

der E<strong>in</strong>wohnerzahl entwickelt hatten, wurde<br />

mit Schwerpunkt Nürnberg unter die<br />

Lupe genommen [4]; Anlass waren unzutreffende<br />

Angaben, die zuvor die Tages-<br />

110 (2012) Heft 4<br />

presse verbreitet hatte. Während heute im<br />

öffentlichen Nahverkehr nur von Tariferhöhungen<br />

die Rede ist, waren 1912 noch<br />

Verbilligungen e<strong>in</strong> Thema; allerd<strong>in</strong>gs ließen<br />

dafür schon damals die Betri<strong>eb</strong>skosten der<br />

Straßenbahnen bei „dem rapiden Emporschnellen<br />

der Löhne und dem Steigen der<br />

Materialpreise“ kaum noch Spielraum [7].<br />

Bei der Rhe<strong>in</strong>ischen Bahngesellschaft<br />

kam zwischen Düsseldorf und Krefeld e<strong>in</strong><br />

Tri<strong>eb</strong>wagen zum E<strong>in</strong>satz (Bild 4), der n<strong>eb</strong>en<br />

Stückgut vor allem die zahlreich aufkommenden<br />

Milchkannen zu befördern<br />

hatte, aber auch Personen auf 10 Sitz- und<br />

12 Stehplätzen mitnehmen konnte [15].<br />

Vor e<strong>in</strong>em technischen Problem stand<br />

Wiesbaden, als die Aufsichtsbehörde für<br />

e<strong>in</strong>e geplante Straßenbahnstrecke mit<br />

90 ‰ Gefälle besondere Bremsvorrichtungen<br />

forderte. Die Verwendung vorhandener<br />

Wagen schied damit aus, die Neuentwicklung<br />

sah zusätzlich Magnetschienenbremsen<br />

vor. Sie waren h<strong>in</strong>reichend leistungsstark,<br />

um später sogar noch e<strong>in</strong>en Anhänger<br />

ohne Mitwirkung von dessen Bremse im<br />

Gefälle zum Halten zu br<strong>in</strong>gen [13].<br />

Breiten Raum nahmen Untersuchungen<br />

an Wechselstrom-Kommutatormotoren<br />

e<strong>in</strong>. Die Möglichkeit der Rückspeisung<br />

von Bremsenergie wurde für E<strong>in</strong>phasenmotoren<br />

verne<strong>in</strong>t, für Drehstrommotoren<br />

diskutiert [10]. Auch Fragen der Wärmeableitung<br />

und Kühlung beschäftigten noch<br />

die Fachwelt, wobei der Beitrag [12] auf<br />

e<strong>in</strong>en Vortrag <strong>in</strong> London Bezug nimmt. Für<br />

das Anlaufverhalten von Bahnmotoren lieferte<br />

[18] breite Berechnungsgrundlagen.<br />

Der Nachruf [2] galt e<strong>in</strong>em Pionier der<br />

Elektrotechnik von Weltruf, der an der<br />

Technischen Hochschule Karlsruhe erstmals<br />

die Elektrotechnik von der Masch<strong>in</strong>entechnik<br />

abgetrennt hatte.<br />

Bild 4: Der Tri<strong>eb</strong>wagen der Rhe<strong>in</strong>ischen Bahngesellschaft<br />

bot an jeder Laderaum-Stirnseite fünf Sitz- und auf jedem<br />

Perron sechs Stehplätze, diente aber <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dem<br />

Transport von Stückgut und Milchkannen. Die Bahn<br />

umg<strong>in</strong>g damit die Konzessionsbestimmung, die besondere<br />

Stückgüterzüge untersagte (Figur 152 <strong>in</strong> [15]).<br />

165


Historie<br />

Weitere Nachrichten<br />

E<strong>in</strong>e ganzseitige Tabelle stellte die Kenndaten<br />

der elektrischen Betri<strong>eb</strong>e Blankenese –<br />

Ohlsdorf und Dessau – Bitterfeld gegenüber<br />

(H. 1).<br />

Bild 5: Die führerlosen Grubenlokomotiven fuhren nach<br />

dem Entriegeln des großen Bügels über der Pufferbohle<br />

mit 3,6 km/h und hielten, wenn dieser an e<strong>in</strong>en betri<strong>eb</strong>smäßigen<br />

Anschlagpunkt oder an e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis stieß;<br />

die Batterie mit ihrem großen Kasten war tauschbar<br />

(Figur 40 <strong>in</strong> Heft 3 Seite 51–52).<br />

In Österreich kam die Elektrifizierung<br />

nur langsam voran. Wie Eisenbahnm<strong>in</strong>ister<br />

von Forster <strong>in</strong> Wien erklärte, habe sich<br />

für die ursprünglich <strong>in</strong>s Auge gefasste<br />

Strecke Triest – Opc<strong>in</strong>a ke<strong>in</strong>e Wirtschaftlichkeit<br />

errechnen lassen, für die Arlbergbahn<br />

liefen Studien, und am weitesten<br />

seien die Vorbereitungen für die Strecke<br />

Attnang – Sta<strong>in</strong>ach-Irdn<strong>in</strong>g fortgeschritten<br />

(H. 1); e<strong>in</strong> Gesetzentwurf zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

stand zur Beratung an (H. 3).<br />

Die Berner Oberland-Bahn (BOB) mit<br />

der nur im Sommer betri<strong>eb</strong>enen<br />

Schynige-Platte-Bahn <strong>in</strong> der Schweiz wurde<br />

mit DC 1,5 kV elektrifiziert; damit fuhr<br />

die <strong>in</strong> Lauterbrunnen und <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald<br />

anschließende Wengernalpbahn über die<br />

Kle<strong>in</strong>e Scheidegg schon seit 1909 (H. 12).<br />

Das schweizerisch-deutsche Geme<strong>in</strong>schaftskraftwerk<br />

Augst-Wyhlen am Rhe<strong>in</strong>,<br />

das auch die elektrische Energie für die<br />

badischen Strecken im Wiese- und Wehratal<br />

liefern sollte, stand vor der Fertigstellung<br />

(H. 6).<br />

Über den Stand der Wasserkraftnutzung<br />

und der Elektrizitätsversorgung <strong>in</strong><br />

Bayern 1910 und 1911 lag e<strong>in</strong> Bericht des<br />

Staatsm<strong>in</strong>isteriums des Innern vor (H. 5).<br />

Aus dem Fahrzeugbereich waren<br />

fahrerlose Akkumulatorlokomotiven auf<br />

der Ste<strong>in</strong>kohlegrube Von der Heydt im<br />

Saarland bemerkenswert (Bild 5); sie beförderten<br />

untertage Züge mit 16 Wagen<br />

zwischen dem Abbau und dem Förderschacht<br />

vollautomatisch (H. 3). E<strong>in</strong>e ausführliche<br />

Anleitung zur Berechnung von<br />

Gruben- und Werklokomotiven erschien<br />

<strong>in</strong> H. 6.<br />

Zum Teil ausführlich ist aus Geschäftsberichten<br />

1911 der Bahn<strong>in</strong>dustrie berichtet,<br />

so von Brown, Boveri (BBC), den Siemens-Schuckertwerken<br />

und von Siemens<br />

& Halske (H. 1), aber auch von der Gesellschaft<br />

für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (Hochbahngesellschaft)<br />

(H. 11).<br />

Ralf Roman Rossberg<br />

Hauptbeiträge Jahrgang 10 (1912) Hefte 1 bis 12<br />

E.K.B. = <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />

[1] Wittmaack: Die elektr. Steuerung von Schiffen.<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 1, S. 7–11; Zur<br />

elektrischen Steuerung von Schiffen. In:<br />

E.K.B. 10 (1912), H. 5, S. 98–100.<br />

[2] Gz.: Engelbert Arnold †. In: E.K.B.<br />

10 (1912), H. 2, S. 21–22.<br />

[3] Reichel, Walter: Rundschau über die Elektrifizierung<br />

von Vollbahnen. In: E.K.B.<br />

10 (1912), H. 2, S. 22–31; H. 4, S. 61–73;<br />

H. 7, S. 121–129; Berichtig. H. 9, S. 180.<br />

[4] Scholten, Ph.: E<strong>in</strong> kritischer Vergleich über<br />

Benutzung und Ausbreitung von Straßenbahnen.<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 2, S. 31,<br />

38–39; H. 3, S. 44–447.<br />

[5] N. N.: S.S.W.-E<strong>in</strong>phasenwechselstrombahnen<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 2, S. 32–37;<br />

Berichtig. H. 4, S. 80.<br />

[6] N. N.: A.E.G.-E<strong>in</strong>phasen-Wechselstromlokomotiven.<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 4,<br />

S. 74–79.<br />

[7] Stahl: Tariffragen und Verstadtlichungen<br />

von Straßenbahnen. In: E.K.B. 10 (1912),<br />

H. 5, S. 81– 83; H. 6, S. 104 –108.<br />

[8] N. N.: Oerlikon-E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrombahnen.<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 5, S. 91.<br />

[9] N. N: Bergmann-, Maffei-Schwartzkopff-,<br />

Brown Boveri-E<strong>in</strong>phasen-Wechselstromlokomotiven.<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 6,<br />

S. 112.<br />

[10] Schenkel: Über elektrische Bremsung mit<br />

Wechselstrom-Kommutatormotoren. In:<br />

E.K.B. 10 (1912), H. 6, S. 119–120; Zuschr.<br />

u. Erwid. H. 10, S. 199–200.<br />

[11] Dietl, Gustav: Hoch- und Untergrundbahn<br />

Gesundbrunnen – Neukölln. In: E.K.B.<br />

10 (1912), H. 7, S. 129–130.<br />

[12] Niethammer, F.: Erwärmung elektrischer<br />

Masch<strong>in</strong>en. In: E.K.B. 10 (1912), H. 7,<br />

S. 130–134.<br />

13] Berlit: Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>smittel mit elektromagnetischen<br />

Schienenbremsen der<br />

Stadt Wiesbaden. In: E.K.B. 10 (1912),<br />

H. 8, S. 141–146.<br />

[14] Nordmann, H.: Neuere amerikanische Wechselstrom-Vollbahnen.<br />

In: E.K.B. 10 (1912),<br />

H. 9, S. 161–168; H. 11, S. 210–213..<br />

[15] Faber, 0.: E<strong>in</strong> Tri<strong>eb</strong>wagen für Personen- und<br />

Stückgutbeförderung. In: E.K.B. 10 (1912),<br />

H. 9, S. 168–170.<br />

[16] M<strong>in</strong>isterium für öffentliche Arbeiten (Hrsg.):<br />

Denkschrift betr. E<strong>in</strong>richtung elektrischer<br />

Zugförderung auf den Berl<strong>in</strong>er Stadt-,<br />

R<strong>in</strong>g- und Vorortbahnen. In: E.K.B.<br />

10 (1912), H. 10, S. 181–191.<br />

[17] Kgl. Eisenbahndirektion <strong>in</strong> Halle (Saale)<br />

(Hrsg.): Bericht der ... über das erste Jahr<br />

des Betri<strong>eb</strong>es der elektr. Zugförderung<br />

Dessau – Bitterfeld. In: E.K.B. 10 (1912),<br />

H. 10, S. 191–193.<br />

[18] Niethammer, F.; Siegel, E.: Anlaufverhältnisse<br />

der E<strong>in</strong>phasen-Kommutatormotoren<br />

mit Reihenschlußcharakteristik (Bahnmotoren).<br />

In: E.K.B. 10 (1912), H. 11, S. 201–<br />

210; H. 12, S. 232–235.<br />

[19] Sch.: Statistik der deutschen elektrischen<br />

Kle<strong>in</strong>bahnen 1910. Mit Tabellen von Haselmann,<br />

Aachen. In: E.K.B. 10 (1912), H. 12,<br />

S. 236–238; H. 13, S. 250–254.<br />

166 110 (2012) Heft 4


Historie<br />

In eigener Sache<br />

Vielen <strong>eb</strong>-Lesern der Rubrik Historie werden<br />

bei den Jahrgängen 1909, 1910 und 1911 die<br />

sehr umfangreichen Inhaltsverzeichnisse mit<br />

bis zu 200 Titeln aufgefallen se<strong>in</strong>.<br />

Ursachen hierfür: Damals erweiterte die<br />

Zeitschrift ihr Themenspektrum, änderte<br />

zweimal ihren Titel und hatte zudem e<strong>in</strong><br />

nicht besonders übersichtliches Gliederungsschema.<br />

Nach den manchmal <strong>in</strong> Fortsetzungen<br />

zerlegten, manchmal extrem kurzen<br />

Hauptbeiträgen mit vorangestellten Verfassern<br />

folgten <strong>in</strong> jedem Heft Kolumnen, die<br />

unter e<strong>in</strong>em Oberbegriff e<strong>in</strong>schlägige Berichte<br />

mit eigenen Überschriften bündelten –<br />

manchmal sogar zweistufig untergliedert<br />

und unsystematisch mit oder ohne Verfassernamen<br />

oder -kurzzeichen. Dabei korrespondieren<br />

diese Oberbegriffe zum Teil durchaus<br />

mit den Kolumnen im früheren Journal oder<br />

den heutigen Nachrichten. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d<br />

manche der E<strong>in</strong>zelnachrichten, oft auch<br />

Kurzreferate anderer Veröffentlichungen<br />

oder Wiedergabe von Vorträgen, länger als<br />

manche Hauptbeiträge, also vergleichbar<br />

mit dem früheren Journal extra und dem heutigen<br />

Fokus. Ganz unabhängig von der Länge<br />

enthalten sie oft so Interessantes, dass sie <strong>in</strong><br />

den letzten drei Jahrgängen mit <strong>in</strong> die Hauptbeiträge<br />

e<strong>in</strong>gereiht und genummert wurden.<br />

Ab dem nun anstehenden Jahrgang 1912<br />

wird die Historie so strukturiert wie bei den<br />

Rückblicken auf die 25, 50 und 75 Jahre alten<br />

Bände: Genummert werden echte Hauptbeiträge,<br />

Teilbeiträge aus den Rubriken dagegen<br />

nur noch ausnahmsweise bei ganz herausragender<br />

Bedeutung; zu anderen erwähnenswerten<br />

Kurzbeiträgen oder -nachrichten<br />

wird nur auf das Heft verwiesen.<br />

Als allgeme<strong>in</strong> Bemerkenswertes aus diesen<br />

Jahrgängen sei erwähnt, dass es <strong>in</strong> sehr<br />

vielen Heften Zuschriften und Erwiderungen<br />

darauf gab, nicht selten mit ziemlich deutlichen<br />

Fehlervorwürfen oder umgekehrt Verwahrung<br />

gegen Kritik, manchmal das Urteil<br />

„dem Leser überlassen“ und gelegentlich mit<br />

e<strong>in</strong>em „Basta“-Nachsatz der Schriftleitung.<br />

Ausgesprochen unterhaltsam liest sich auch<br />

die regelmäßige Kolumne „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“<br />

mit referierten Gerichtsentscheidungen,<br />

die <strong>in</strong> das damalige L<strong>eb</strong>en und se<strong>in</strong>e<br />

Tücken blicken lassen.<br />

Zurück zu heute: Als weitere große Veränderung<br />

werden wir <strong>in</strong> beiden Feldern nur<br />

noch jene Themen listen und referieren, die<br />

sich entweder direkt mit elektrischen <strong>Bahnen</strong><br />

oder Elektrotechnik im Verkehrswesen befassen<br />

oder zum<strong>in</strong>dest Anknüpfungspunkte dah<strong>in</strong><br />

zeigen. Die sonstige Erzeugung, Übertragung<br />

und Anwendung elektrischer Energie,<br />

sei es im Allgeme<strong>in</strong>en oder im E<strong>in</strong>zelnen,<br />

muss dagegen ausgeklammert bleiben. Das<br />

ist e<strong>in</strong>erseits schade, denn schon die Überschriften<br />

waren wie e<strong>in</strong> Kaleidoskop dessen,<br />

was damals an Entwicklungen, Problemen<br />

und Projekten anstand und die Fachwelt bewegte.<br />

Andererseits kann die heutige <strong>eb</strong> –<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> e<strong>in</strong>e solche Gesamt-Enzyklopädie<br />

auf Dauer nicht leisten. Wir hoffen,<br />

dass die Leserschaft hierfür Verständnis hat.<br />

Und wir rufen bei dieser Gelegenheit<br />

auch die Fachwelt zur Mitarbeit auf: Wer ist<br />

selbst <strong>in</strong>teressiert oder kennt <strong>in</strong>teressierte<br />

Kollegen dafür, die Jahrgänge 1925 bis 1928<br />

und 1950 bis 1953 als Historie aufzubereiten?<br />

Diese Nachkrisen- und Nachkriegsjahre waren<br />

auch bei den <strong>Bahnen</strong> besonders spannend,<br />

und es ist wünschenswert, auch hier<br />

komprimierte Rückblicke und die Inhaltsverzeichnisse<br />

zu bekommen.<br />

Die Redaktion<br />

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<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

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18.–21. September 2012<br />

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110 (2012) Heft 4<br />

167


Impressum<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Mart<strong>in</strong> A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, DB Fernverkehr, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, M<strong>in</strong>den<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atk<strong>in</strong>s Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berl<strong>in</strong><br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Redaktionsleitung:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />

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Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Pr<strong>in</strong>t 295,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

E<strong>in</strong>zelheft 34,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

E<strong>in</strong>zelausgabe als ePaper 34,00 €<br />

Abo Plus (Pr<strong>in</strong>t plus ePaper) 383,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

168


Term<strong>in</strong>e<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

Gulf Rail<br />

Rail Solutions Asia<br />

17. – 19.04.2012 Europo<strong>in</strong>t<br />

Dubai (VAE) Fon: +31 30 6981800,<br />

E-Mail: ifo@railevents.eu,<br />

Internet: www.gulfraildubai.com<br />

23.05-25.05.2012 TDH Exhibitions Ltd<br />

Bangkok (TH) Fon: +44 1483 548-290, Fax: -302,<br />

Internet: www.tdhrail.co.uk,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@tdhrail.com<br />

Railways 2012<br />

Rail+Metro Ch<strong>in</strong>a 2012<br />

18. – 22.04.2012 Civil-Comp Press<br />

Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@civil-comp.com,<br />

Internet: www.civil-comp.com<br />

30.05. – 02.06.2012 Intex Shanghai Co., Ltd.<br />

Shanghai (CN) Fon: +86 21 62-956882, Fax: -780038,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>texhxp@sh163.net,<br />

Internet: www.metro-ch<strong>in</strong>a.org<br />

10th UIC ERTMS World Conference<br />

Eisenbahntechnisches Kolloquium 2012<br />

24. – 26.04.2012 Stockholm (SE) IUIC<br />

E-Mail: ertms2012@uic.org,<br />

Internet: www.uic.org<br />

INFRARAIL 2012<br />

01. – 03.05.2012 Mack Brooks Group<br />

Birm<strong>in</strong>gham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk,<br />

Internet: www.mackbrooks.com<br />

4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

03. – 04.05.2012 Info: VDEI Service GmbH<br />

Gotha (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

9. Internationales Rail Forum<br />

08. – 10.05.2012 Montané Comunicación<br />

Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />

Internet: www.montane.eu.com<br />

4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

14.06.2012 TU Darmstadt<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-65911, Fax: -6903,<br />

E-Mail: eisenbahn@verkehr.tu-darmstadt.de,<br />

Internet: www.verkehr.tu-darmstadt.de<br />

Africa Rail 2012<br />

25.-29.6.2012 Terrap<strong>in</strong>n Ltd.<br />

Johannesburg (ZA) Fon: +27 11 463,6001, Fax: -6903;<br />

E-Mail: enquiry.za@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />

Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />

UIC High Speed Congress 2012<br />

10. – 13.07.2012 Congress & Exhibition Secretariat<br />

Philadelphia (US) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@uic-highspeed2012.com,<br />

Internet: www.uic-highspeed2012.com/<br />

12. Internationale Schienenfahrzeugtagung<br />

12.-14.09.2012 TU Dresden<br />

Dresden (DE) Fon: +49 351 462-2733, Fax: -2199,<br />

E-Mail: rad@mw.htw-dresden.de,<br />

Internet: www.rad-schiene.de<br />

10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />

Gotha (DE) Fon: +49 30 22605790,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

8. Stadtbahn Forum<br />

InnoTrans<br />

18.-21.09.2012 Messe Berl<strong>in</strong> GmbH<br />

Berl<strong>in</strong> (DE) Fon: +49 30 3038-0, Fax: -2325,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>notrans@messe-berl<strong>in</strong>.de,<br />

Internet: www.<strong>in</strong>notrans.de<br />

15.-16.05.2012 Schreck-Mieves<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6502 994167,<br />

Internet: www.schreck-mieves-sem<strong>in</strong>are.de,<br />

E-mail: t<strong>in</strong>a.gruber@schreck-mieves.de


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E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />

Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />

und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

dieser Zeit.<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

war klar, dass die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom<br />

ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografi -<br />

schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte. Die im<br />

Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke Lauban<br />

– Königs zelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />

genehmigt waren, begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />

die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen<br />

wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das letztlich zum Erfolg der elektrischen<br />

Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen hat.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

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Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

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Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagaz<strong>in</strong>s <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

und Band 2 des Buchs Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland für <strong>in</strong>sgesamt € 54,90.<br />

Nur wenn ich überzeugt b<strong>in</strong> und nicht <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des zweiten Hefts<br />

schriftlich absage, bekomme ich <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> für zunächst e<strong>in</strong> Jahr (12 Ausgaben)<br />

zum Preis von € 295,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-) pro Jahr.<br />

Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 147,50 zzgl. Versand pro Jahr.<br />

Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er Gutschrift von € 20,-<br />

auf die erste Rechung belohnt.<br />

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Land, PLZ, Ort<br />

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PAEBAH1111<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.

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