eb - Elektrische Bahnen Erneuerbare Energien in Skandinavien (Vorschau)
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B 2580<br />
4/2012<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
April<br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
<strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Dietmar Schütz, Bundesverband <strong>Erneuerbare</strong> Energie<br />
Thema<br />
Energie aus dem Meer<br />
Wirtschaftlichkeit statischer Umrichter<br />
bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />
Praxis<br />
Prüflabor des DLR testet ETCS-Komponenten<br />
Report<br />
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />
Die Deutsche Reichsbahn<br />
Band 3 – Teil 1: 1947 bis 1960<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Hundert Jahre Übere<strong>in</strong>kommen zum<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Erdung und Potenzialausgleich an<br />
oberirdischen Bestandsstrecken<br />
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1912
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
Mit vielen, bisher<br />
unveröffentlichten Bildern<br />
Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 2: Elektrisch <strong>in</strong> die<br />
schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />
Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />
die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />
schwierigen topografi schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte.<br />
Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />
begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />
unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen<br />
hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />
prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />
anderen E<strong>in</strong>richtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />
Reichsbahn.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />
die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
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Standpunkt<br />
<strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />
W<br />
ährend <strong>in</strong> Deutschland das Für und<br />
Wider der Energiewende diskutiert<br />
wird, bleibt die durchaus spannende<br />
Situation <strong>in</strong> den Ländern Skand<strong>in</strong>aviens<br />
und vor allem Schwedens meist unbeachtet. Etwas<br />
vere<strong>in</strong>facht kann man Dänemark als „horizontal“<br />
charakterisieren, Norwegen als „vertikal“, Schweden<br />
und F<strong>in</strong>nland als „pastoral“. Dementsprechend<br />
verschieden s<strong>in</strong>d Anteile und Art der erneuerbaren<br />
Energiequellen an der Stromversorgung:<br />
Während Norwegen fast se<strong>in</strong>en ganzen Strombedarf<br />
mit Wasserkraft decken kann – Öl und Gas<br />
gehen <strong>in</strong> den Export –, ist Dänemark noch zum<br />
großen Teil auf fossil gefeuerte Kraftwerke angewiesen.<br />
Doch der Anteil der W<strong>in</strong>denergie im wirklichen<br />
Pionierland dieser Kraftquelle, derzeit etwa e<strong>in</strong><br />
Viertel, wächst.<br />
Schweden und F<strong>in</strong>nland s<strong>in</strong>d weniger „vertikal“<br />
als Norwegen. Dennoch erzeugt Schweden fast die<br />
Hälfte und F<strong>in</strong>nland e<strong>in</strong> knappes Viertel des Stroms<br />
aus Wasserkraft. Die großen Wälder liefern Biomasse<br />
für etwa e<strong>in</strong> Zehntel der Stromerzeugung, der Rest<br />
stammt <strong>in</strong> Schweden fast nur aus Kernkraftwerken,<br />
<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland je zur Hälfte von Kernkraft und fossilen<br />
Brennstoffen. In F<strong>in</strong>nland ist e<strong>in</strong> neues Kernkraftwerk<br />
im Bau – mit großen Verspätungen und<br />
Kostensteigerungen. Trotzdem läuft die Planung für<br />
e<strong>in</strong> weiteres KKW.<br />
In Schweden stammten im Jahr 2011 laut schwedischer<br />
Energi<strong>eb</strong>ehörde etwa 66 TWh aus Wasserkraft,<br />
58 TWh aus Kernkraft, 17 TWh aus konventioneller<br />
Wärmekraft, zum größten Teil aus Biomasse,<br />
und 6 TWh aus W<strong>in</strong>dkraft; dazu kamen 12 TWh<br />
Importe. Von diesen gesamt 159 TWh verbrauchten<br />
elektrische <strong>Bahnen</strong> aller Art 3,0 TWh.<br />
Die Bahn <strong>in</strong> Schweden bezieht Ökostrom aus<br />
Wasser- und W<strong>in</strong>dkraft, <strong>in</strong>direkt über Umformer und<br />
Umrichter. Während es <strong>in</strong> Norwegen noch zwei kle<strong>in</strong>e<br />
Wasserkraftwerke für 16 2 / 3<br />
Hz gibt, s<strong>in</strong>d Pläne für<br />
e<strong>in</strong>e Direkterzeugung von Bahnstrom aus Wasser-<br />
oder W<strong>in</strong>denergie <strong>in</strong> Schweden noch<br />
nicht über das Ideenstadium h<strong>in</strong>ausgekommen.<br />
Zwar hat die schwedische Regierung<br />
e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>tertür für neue Kernkraftreaktoren<br />
geöffnet, konkret wird das aber <strong>in</strong><br />
absehbarer Zeit wohl nicht. Dr<strong>in</strong>glicher<br />
anzugehen s<strong>in</strong>d die Überalterung von<br />
Kern- und Wasserkraftwerken sowie<br />
Engpässe <strong>in</strong> den Hochspannungsleitungen<br />
zum südlichsten Teil Schwedens<br />
und nach Dänemark, was dort<br />
zeitweilig den Strompreis hochtreibt.<br />
W<strong>in</strong>denergie und Anlagen für Biomasse<br />
werden zügig ausg<strong>eb</strong>aut, f<strong>in</strong>anziert<br />
durch den Handel mit Stromzertifikaten;<br />
allerd<strong>in</strong>gs bremsen die Steuerregeln für<br />
W<strong>in</strong>dkraft-Kooperativen und das lange Warten auf<br />
die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Nettoabrechnung für Kle<strong>in</strong>erzeuger<br />
die Entwicklung.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verknappungsperspektive der Energieversorgung<br />
ähnliches G<strong>eb</strong>iet ist die Rohstoffversorgung.<br />
Die Gruben<strong>in</strong>dustrie Skand<strong>in</strong>aviens erl<strong>eb</strong>t<br />
derzeit e<strong>in</strong>en Boom – vom klassischen Eisenerz<br />
bis zu den seltenen Erden. Während die Erzbahn<br />
<strong>in</strong> Lappland, 1915 elektrifiziert, e<strong>in</strong>e Ikone des<br />
elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s ist, s<strong>in</strong>d als Zubr<strong>in</strong>ger von<br />
neuen Gruben zu dieser Bahn elektrifizierte Straßen<br />
für Oberleitungslastkraftwagen im Gespräch.<br />
Es bleibt also spannend im Norden.<br />
Ihr<br />
Thorsten Schütte<br />
Senior Scientist<br />
Atk<strong>in</strong>s Sverige AB<br />
110 (2012) Heft 4<br />
121
Inhalt<br />
4 / 2012<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
Thorsten Schütte<br />
121 <strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Dietmar Schütz<br />
124 E<strong>in</strong>e echte Energiewende wird blockiert<br />
Thema<br />
U. Behmann<br />
126 Energie aus dem Meer<br />
U. Behmann, Th. Schütte<br />
128 Wirtschaftlichkeit statischer Umrichter bei<br />
50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />
Praxis<br />
M. B<strong>in</strong>swanger<br />
134 Prüflabor des DLR testet<br />
ETCS-Komponenten<br />
Titelbild<br />
Pass<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong><br />
© Erik de Graaf
Inhalt<br />
Report<br />
Nachrichten<br />
158 <strong>Bahnen</strong><br />
160 Energie und Umwelt<br />
162 Berichtigungen<br />
Vorabdruck<br />
136 Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />
Die Deutsche Reichsbahn Band 3 – Teil 1:<br />
1947 bis 1960<br />
Hauptbeiträge<br />
168 Impressum<br />
U 3 Term<strong>in</strong>e<br />
Historie<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
164 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1912<br />
R. R. Rossberg<br />
144 Hundert Jahre Übere<strong>in</strong>kommen zum<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
Centenary of Übere<strong>in</strong>kommen for electric traction<br />
<strong>in</strong> Germany<br />
Centenaire de Übere<strong>in</strong>kommen sur la traction<br />
électrique en Allemagne<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
St. Schneider<br />
152 Erdung und Potenzialausgleich an oberirdischen<br />
Bestandsstrecken<br />
Earth<strong>in</strong>g and equipotential bond<strong>in</strong>g of exist<strong>in</strong>g<br />
at-grade l<strong>in</strong>es<br />
Mise à la terre et équipotentialité sur les lignes à<br />
l‘air libre existantes
Fokus Interview<br />
Dietmar Schütz<br />
E<strong>in</strong>e echte Energiewende<br />
wird blockiert<br />
Längst ist klar, dass Elektromobilität ohne den richtigen Energiemix wenig umweltfreundlich bleibt –<br />
auf der Straße wie auf der Schiene. Wie aber lässt sich die Energiewende <strong>in</strong> Deutschland realisieren?<br />
Lassen sich W<strong>in</strong>d- und Sonnenenergie <strong>in</strong> absehbarer Zeit grundlastfähig machen? Und welche Hürden<br />
s<strong>in</strong>d dafür zu nehmen? E<strong>in</strong> <strong>eb</strong>-Gespräch mit Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes <strong>Erneuerbare</strong><br />
Energie e.V. (BEE) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
<strong>eb</strong>: Man könnte vermuten, bei Ihrem Bundesverband<br />
<strong>Erneuerbare</strong> Energie steht der Name für<br />
e<strong>in</strong> ganzes Programm. Seit wann gibt es Ihren<br />
Verband und welche Ziele hat er?<br />
Dietmar Schütz: Der Bundesverband <strong>Erneuerbare</strong><br />
Energie (BEE) ist der Dachverband der <strong>Erneuerbare</strong>-<br />
<strong>Energien</strong>-Branche <strong>in</strong> Deutschland. Er wurde offiziell<br />
am 14. Dezember 1991 gegründet und fungiert<br />
als Zusammenschluss der Fachverbände aus den Bereichen<br />
Wasserkraft, W<strong>in</strong>denergie, Bioenergie, Solarenergie<br />
und Geothermie. Wir vertreten die Interessen<br />
der Branche gegenüber Politik und Öffentlichkeit.<br />
Unser langfristiges Ziel ist es, die Energieversorgung<br />
<strong>in</strong> Deutschland vollständig auf <strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong><br />
umzustellen. Deshalb setzen wir uns auf allen politischen<br />
Ebenen für bessere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />
die <strong>Erneuerbare</strong>n e<strong>in</strong> und wirken auf ihren Vorrang<br />
gegenüber endlichen und fossilen Energieträgern h<strong>in</strong>.<br />
Das bedeutet konkret?<br />
Als Dachverband koord<strong>in</strong>iert der BEE die Aktivitäten<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Verbände im Bereich der <strong>Erneuerbare</strong>n<br />
Energie. Er organisiert Beratungen mit Politik,<br />
Behörden, Instituten und Verbänden, beauftragt<br />
Gutachten und erarbeitet Stellungnahmen zu Gesetzg<strong>eb</strong>ungsvorhaben.<br />
Zurzeit s<strong>in</strong>d 25 Verbände mit<br />
<strong>in</strong>sgesamt über 30 000 E<strong>in</strong>zelmitgliedern und Firmen<br />
Mitglieder des Bundesverbandes.<br />
Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit (BMU) hat erklärt, dass der<br />
Anteil der erneuerbaren <strong>Energien</strong> am deutschen<br />
Bruttostromverbrauch bis 2050 auf rund 80 Prozent<br />
ansteigen soll. Welche Aufgaben s<strong>in</strong>d bis<br />
dah<strong>in</strong> zu lösen?<br />
Die <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> haben <strong>in</strong> den letzten<br />
zehn Jahren <strong>in</strong>sbesondere im Stromsektor e<strong>in</strong>en rasanten<br />
Aufschwung erfahren. Sie s<strong>in</strong>d aus der Nische<br />
getreten und decken <strong>in</strong>zwischen rund 20 Prozent<br />
des Strombedarfs <strong>in</strong> Deutschland. Ausschlagg<strong>eb</strong>end<br />
für diese Erfolgsgeschichte waren vor allem sichere<br />
Investitionsbed<strong>in</strong>gungen durch das <strong>Erneuerbare</strong>-<br />
<strong>Energien</strong>-Gesetz (EEG).<br />
E<strong>in</strong> Jahr nach Fukushima und dem Atomausstiegsbeschluss<br />
der Bundesregierung fällt die Bilanz für<br />
die Branche der <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> jedoch ernüchternd<br />
aus. Zwar hat die Regierung nach der<br />
Katastrophe e<strong>in</strong>e Beschleunigung der Energiewende<br />
angekündigt. Nur hat sie diesen Bekenntnissen ke<strong>in</strong>e<br />
Taten folgen lassen. Weder folgten ambitionierte<br />
Ausbauziele für <strong>Erneuerbare</strong> <strong>Energien</strong>, noch gab<br />
es verb<strong>in</strong>dliche Maßnahmen für e<strong>in</strong>en effizienteren<br />
Umgang mit Energie. Stattdessen wird e<strong>in</strong>e echte<br />
Energiewende von maßg<strong>eb</strong>lichen Akteuren der Bundesregierung<br />
g<strong>eb</strong>remst und blockiert.<br />
Demnach stünde diese Prognose nur auf dem<br />
Papier?<br />
Der jüngste Angriff auf das wichtigste Förder<strong>in</strong>strument<br />
für den Ausbau regenerativer Quellen, das<br />
<strong>Erneuerbare</strong>-<strong>Energien</strong>-Gesetz (EEG), ist dafür e<strong>in</strong> beredtes<br />
Beispiel. Längst geht es nicht mehr nur um e<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>nvolle Anpassung der Vergütung für Solarstrom<br />
<strong>in</strong> Folge gefallener Marktpreise. Das EEG selbst wird<br />
124 110 (2012) Heft 4
Interview Fokus<br />
<strong>in</strong> Frage gestellt. Künftig sollen nur noch Teile des<br />
Stroms aus <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> vergütet und die<br />
Vergütungssätze am Parlament vorbei jederzeit geändert<br />
werden können. Damit wäre die Investitions- und<br />
Planungssicherheit für Bürger und Investoren dah<strong>in</strong>.<br />
Grotesk ist, dass das Ganze unter dem Deckmantel der<br />
Markte<strong>in</strong>führung geschieht. Nur verschweigt die Bundesregierung<br />
beharrlich, dass das bestehende Marktdesign<br />
nicht mehr funktioniert und die Ref<strong>in</strong>anzierung<br />
notwendiger Investitionen nicht mehr ermöglicht –<br />
weder für schnell regelbare Gaskraftwerke noch für<br />
regenerative Erzeugungsanlagen oder Speicher.<br />
Energiewende bedeutet ja auch, Energie e<strong>in</strong>zusparen<br />
– zum Beispiel mit moderner G<strong>eb</strong>äudetechnik.<br />
Auch im Wärmesektor schafft die Regierung ke<strong>in</strong>en<br />
neuen Anlauf, im Gegenteil. Bisherige Förder<strong>in</strong>strumente<br />
für den E<strong>in</strong>satz <strong>Erneuerbare</strong>r <strong>Energien</strong> wie<br />
das Marktanreizprogramm werden zusammengestrichen.<br />
Neue Maßnahmen wie Steuererleichterungen<br />
für G<strong>eb</strong>äude- und Heizungssanierungen stecken im<br />
Streit zwischen Bund und Ländern fest. Das ist umso<br />
dramatischer, da rund die Hälfte der gesamten Energie<br />
<strong>in</strong> Deutschland zur Wärmeerzeugung verbraucht<br />
wird. Hier muss also die Energiewende vorrangig<br />
stattf<strong>in</strong>den, wenn Klimaschutz und Ressourcenschonung<br />
voran kommen sollen.<br />
Und im Bereich der Mobilität?<br />
Beim Verkehr sieht es <strong>eb</strong>enfalls düster aus. Der Anteil<br />
der Biokraftstoffe g<strong>in</strong>g 2011 erneut zurück. Neue<br />
Ansätze, wie künftig wieder mehr schmutziges Erdöl<br />
durch nachhaltige Biokraftstoffe ersetzt werden kann,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regierung nicht zu erkennen. Und auch<br />
bei der Elektromobilität ist die Dynamik des letzten<br />
Jahres verloren gegangen. Dabei müssten alle<strong>in</strong> die<br />
verb<strong>in</strong>dlichen EU-Ziele für 2020 <strong>in</strong> diesem Sektor<br />
zum Handeln zw<strong>in</strong>gen. Anspruch und Wirklichkeit<br />
klaffen <strong>in</strong> der Energiepolitik also weit ause<strong>in</strong>ander.<br />
Strom aus W<strong>in</strong>d und Sonne ist schwer planbar.<br />
Verfügt Deutschland über ausreichende Reserveund<br />
Ausgleichskapazitäten, um den wachsenden<br />
Anteil erneuerbarer <strong>Energien</strong> im Strombereich<br />
zügig <strong>in</strong>tegrieren zu können?<br />
Mit dem Anteil der <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> an der<br />
Stromversorgung steigt der Speicherbedarf, weil immer<br />
mehr Solar- und W<strong>in</strong>denergie zum E<strong>in</strong>satz kommt.<br />
Beide unterliegen Wetterschwankungen, die durch<br />
Speicher und gesteuerte Nutzung der gut regelbaren<br />
<strong>Erneuerbare</strong>n Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie<br />
ausgeglichen werden müssen. Bisherige Studien gehen<br />
je nach Annahmen von bis zu 120 Terawattstunden<br />
Speicherbedarf bei 100 Prozent EE-Strom aus.<br />
Wie weit reicht unsere heutige Speicherkapazität?<br />
Nach unseren Berechnungen reichen die Kapazitäten<br />
der für das deutsche Netz nutzbaren Pumpspei-<br />
110 (2012) Heft 4<br />
cher noch bis etwa 2020 aus, um <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit den verbleibenden fossilen Kraftwerken Schwankungen<br />
auszugleichen. Wir gehen dann bei Pumpspeicherkraftwerken<br />
von rund 13 Gigawatt <strong>in</strong>stallierter<br />
Leistung aus. Spätestens bei e<strong>in</strong>em Anteil der<br />
<strong>Erneuerbare</strong>n von über 50 Prozent nach dem Jahr<br />
2020 benötigen wir zusätzliche Speicherkapazitäten.<br />
Sehen Sie bei den heute verfügbaren Techniken<br />
und Verfahren bestimmte Prioritäten?<br />
Wir setzen da auf e<strong>in</strong>en Mix mit verschiedenen Speichern<br />
– je nach Anwendungsfeld. Batterien, Druckluft-<br />
und Pumpspeicher, chemische Speicher und<br />
erneuerbares Methan werden alle e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
Welche Lösungen könnten sich dabei als<br />
besonders flexibel, effizient oder wirtschaftlich<br />
erweisen?<br />
Im großen Stil ist sicher erneuerbares Methan<br />
am <strong>in</strong>teressantesten, zumal es sowohl<br />
zur Strom- als auch Wärmeerzeugung als<br />
auch für die Mobilität genutzt werden kann<br />
und bereits e<strong>in</strong>e entsprechende Infrastruktur<br />
existiert. Die Wirtschaftlichkeit der unterschiedlichen<br />
Technologien wird e<strong>in</strong>erseits<br />
von den weiteren Fortschritten <strong>in</strong> der Forschung<br />
und andererseits von der Entwicklung<br />
des Öl- und Gaspreises abhängen.<br />
Und der Politik <strong>in</strong>s Stammbuch geschri<strong>eb</strong>en?<br />
Der Bundesregierung empfehle ich: Endlich aufhören,<br />
die eigenen Beschlüsse zu zerreden und stattdessen<br />
geme<strong>in</strong>sam mit den Vertretern der <strong>Erneuerbare</strong>n<br />
<strong>Energien</strong> Antworten auf die wirklich wichtigen<br />
Fragen suchen: Wie kann der Energi<strong>eb</strong>edarf hierzulande<br />
wirksam verr<strong>in</strong>gert und die Energieeffizienz<br />
gesteigert werden? Wie können der Netzausbau<br />
beschleunigt und Ausgleichsmöglichkeiten für die<br />
schwankenden Energieformen Sonne und W<strong>in</strong>d geschaffen<br />
werden? Und schließlich: Wie können wir<br />
e<strong>in</strong>en zukunftsfähigen Energiemarkt aufbauen, <strong>in</strong><br />
dem die <strong>Erneuerbare</strong>n <strong>Energien</strong> die tragende Rolle<br />
spielen? Die Branche steht für e<strong>in</strong>e solche konstruktive<br />
Diskussion jederzeit bereit.<br />
Herr Schütz, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
ZUR PERSON<br />
Dietmar Schütz (68) ist seit F<strong>eb</strong>ruar 2008 Präsident<br />
des Bundesverbandes <strong>Erneuerbare</strong> Energie. Zuvor war<br />
der studierte Jurist von 2001 bis 2006 Oberbürgermeister<br />
der Stadt Oldenburg. Schütz war von 1987<br />
bis 2001 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort<br />
war er unter anderem stellvertretender energiepolitischer<br />
Sprecher der SPD-Fraktion und gehörte dem<br />
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
und dem Haushaltsausschuss an.<br />
„E<strong>in</strong> Jahr nach<br />
Fukushima fällt<br />
die Bilanz ernüchternd<br />
aus.“<br />
125
Fokus Thema<br />
Energie aus dem Meer<br />
Sonne und Mond tragen jedes Jahr dem Meerwasser geschätzt die fünffache Menge der Energie e<strong>in</strong>,<br />
die im Jahre 2011 auf der Erde als Elektroenergie g<strong>eb</strong>raucht wurde. Die Nutzung dieses Potenzials<br />
beg<strong>in</strong>nt praktisch erst mit verschiedenartigen Demonstrationsanlagen.<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Die Weltmeere bieten aufgrund von Sonnenstrahlung<br />
und Gezeitenkräften e<strong>in</strong> riesiges Potenzial an<br />
sich erneuernder Energie (Tabelle). Dessen Nutzung<br />
nimmt zu und man rechnet bis 2020 mit zweistelligen<br />
Prozentzuwachszahlen jährlich. Dabei hat<br />
die Komponente Gezeiten das angenehme Merk mal,<br />
während 20 von 24 Stunden aktiv, tageszeitlich bestimmt<br />
und quantitativ vorhersehbar zu se<strong>in</strong>.<br />
Gezeitenströmungskraftwerk<br />
E<strong>in</strong>e Variante zu der bekannten Bauart von Gezeitenkraftwerken,<br />
die große Höhenunterschiede zwi schen<br />
Ebbe und Flut nutzen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> starker Gezeitenströmung<br />
<strong>in</strong>stallierte Propelleranlagen (Bild 1). Sie sitzen<br />
wie Off-shore-W<strong>in</strong>dkraftanlagen an Türmen im Wasser,<br />
benötigen also ke<strong>in</strong>e aufwändigen Bauwerke.<br />
E<strong>in</strong>e derartige Prototypanlage SeaGen und zugleich<br />
die derzeit weltweit größte im kommerziellen Betri<strong>eb</strong><br />
steht 40 km südöstlich von Belfast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 700 m breiten<br />
Meerenge, die den 26 km langen und bis zu 6 km<br />
breiten, rund 150 km 2 großen Strangford Lough mit<br />
der Irischen See verb<strong>in</strong>det. Bei normalen Tidewechseln<br />
strömt das Wasser hier relativ stetig mit durchschnittlich<br />
3,7 und maximal 4,8 m/s, wobei der Wasserstand<br />
zwischen zwischen etwa 24 und 28 m pendelt.<br />
Der 40 m hohe Turm ist <strong>in</strong> etwa 30 m Tiefe<br />
gegründet und trägt an e<strong>in</strong>er Traverse, die betri<strong>eb</strong>smäßig<br />
13 m über Grund sitzt, zwei Axialturb<strong>in</strong>en<br />
mit zweiflügeligen Rotoren ähnlich denen von<br />
W<strong>in</strong>dkraftan lagen. Die beiden Flügel haben 16 m<br />
Spannweite, s<strong>in</strong>d drehbar und werden bis ±90 ° nach<br />
der Wasserströmung ausgerichtet. Die Nenndrehzahl<br />
≈14 m<strong>in</strong> –1 wird für die beiden Generatoren auf<br />
1000 m<strong>in</strong> –1 über setzt, die zusammen 1,2 MW lie fern.<br />
Für Instandhaltungsarbeiten wird die Quertraverse<br />
mit den Rotoren hydraulisch über die Wasseroberfläche<br />
gehoben (Bild 2).<br />
Die Anlage wurde im April 2008 aufgestellt und<br />
ist seit Ende 2008 <strong>in</strong> vollem Betri<strong>eb</strong>. Sie hat seitdem<br />
>3 GWh geliefert, was über die 40 Monate knapp<br />
7 500 h/a Nutzung bedeutet.<br />
Konstrukteur ist Mar<strong>in</strong>e Current Turb<strong>in</strong>es Ltd. mit<br />
Sitz <strong>in</strong> Bristol. Das Unternehmen hat mit diesem Projekt<br />
den Schritt vom P<strong>in</strong>onier zum Technologieführer<br />
für horizontalachsige Gezeitenturb<strong>in</strong>en gemacht.<br />
Bild 1:<br />
Meeresströmung-<br />
Kraftwerkspark<br />
(Simulation: Siemens).<br />
126 110 (2012) Heft 4
Thema Fokus<br />
Bild 2:<br />
Anlage „SeaGen“ bei Strangford (Nordirland) für Instandhaltungsarbeiten<br />
gehoben, Traverse 29 m lang und ≈100 t schwer,<br />
Rotoren 16 m Durchmesser und je 27 t schwer (Foto: Siemens).<br />
Bild 4:<br />
Gesamtanlage Mutriku im spanischen Baskenland<br />
(Foto: Voith Hydro).<br />
Weil Siemens auf diese Zukunftstechnologie setzt, ist<br />
der Konzern Anfang 2010 bei dem britischen Spezialunternehmen<br />
e<strong>in</strong>gestiegen und hat Anfang 2012<br />
die Mehrheit übernommen; die vollständige Übernahme<br />
ist noch für dieses Frühjahr vorgesehen.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Gezeitenströmungskraftwerk Kyle<br />
Rhea aus mehreren Turb<strong>in</strong>en mit zusammen 8 MW<br />
Leistung ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Meerenge zwischen der Westküste<br />
Schottlands und der Insel Skye geplant.<br />
Wellenkraftwerk<br />
Gleichfalls als erstes se<strong>in</strong>er Art arbeitet seit dem Jahreswechsel<br />
2011/2012 e<strong>in</strong> Wellenkraftwerk an der baskischen<br />
Biskayaküste <strong>in</strong> Mutriku, etwa <strong>in</strong> der Mitte zwischen<br />
Donostia-San S<strong>eb</strong>astian und Bilbao, kommerziell<br />
am örtlichen Netz. Die Anlage nutzt die Energie der<br />
Meereswellen, die diese von über der Wasseroberfläche<br />
streifenden W<strong>in</strong>den oder Stürmen aufgenommen<br />
haben und über den ganzen Atlantik transportieren<br />
können. Der Leistungsbelag e<strong>in</strong>er Welle, also auf ihre<br />
Breite bezogen, hängt von der Kammhöhe über dem<br />
mittleren Meeresspiegel und vere<strong>in</strong>facht von ihrer<br />
Bild 3:<br />
Schema Wellenkraftwerk mit Wells-Turb<strong>in</strong>e (Grafik: Voith Hydro).<br />
110 (2012) Heft 4<br />
Bild 5:<br />
Prototyp 18,5-kW-Tur b<strong>in</strong>e (Foto: Voith Hydro).<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit ab. So br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e 3 m<br />
hohe, mit 55 km/h anrollende Welle etwa<br />
50 kW/m mit sich.<br />
Das Wellenkraftwerk Mutriku besteht aus<br />
e<strong>in</strong>er zum Meer h<strong>in</strong> unter Wasser offenen<br />
Kammer, <strong>in</strong> der das Wasser als oszillierende<br />
Säule mit den Wellen steigt und<br />
fällt (Bild 3). Dadurch wird die Luft <strong>in</strong> der<br />
Kammer rhythmisch durch Niederdruckturb<strong>in</strong>en<br />
gedrückt und angesaugt, die<br />
durch ihre besondere, nach ihrem Erf<strong>in</strong>der<br />
Alan Wells (1924–2005) benannte Bauart<br />
ihre Drehrichtung unabhängig von der<br />
Strömungsrichtung des Mediums behalten.<br />
Die Aggregatanordnung außerhalb des<br />
Wassers br<strong>in</strong>gt heute 98 % Verfügbarkeit,<br />
was bisher bei der Meeres energienutzung<br />
unerreicht ist.<br />
Die Gesamtanlage (Bild 4) enthält auf ihren 100 m<br />
Kammerbreite 16 Turb<strong>in</strong>en-Generatorgruppen mit<br />
je 18,5 kW Leistung (Bild 5), also zusammen knapp<br />
300 kW. Be<br />
Quellen: Siemens und Voith Turbo.<br />
TABELLE<br />
Geschätztes Energiepotenzial<br />
der Weltmeere <strong>in</strong> 10 15 W/a<br />
(10 15 W = 10 3 TW = 1 Petawatt)<br />
Wellen 80<br />
Wärme 10<br />
Osmose 2<br />
Gezeiten 1 1<br />
Summe 93<br />
Weltbedarf 2 2011 18<br />
1<br />
davon etwa 3 / Strömung und<br />
4<br />
1<br />
/ 4 Tidenhub (Quelle: Voith Hydro)<br />
2<br />
elektrische Energie<br />
127
Fokus Thema<br />
Wirtschaftlichkeit statischer Umrichter<br />
bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />
Gefühlte Sorge vor Investitionen kann Innovationen blockieren. Dann hilft vielleicht e<strong>in</strong>e erste Überschlagsrechnung<br />
weiter, h<strong>in</strong>reichend neugierig und mutig zu machen.<br />
MW<br />
ΔP<br />
9/0,0<br />
P<br />
0,5<br />
MW<br />
6<br />
3<br />
0<br />
0 15 30 45 km 60<br />
Bild 2:<br />
Freiluftschaltanlage Bahnunterwerk 3 AC 220 kV 50 Hz mit vier Transformatoren je<br />
2 x (220/27,5 kV) 31,5 MVA <strong>in</strong> zwei V/V-Gruppen, davon e<strong>in</strong>e im kalten Stand-by-Modus<br />
(Foto: Torsten Tornow/Siemens).<br />
s<br />
Bild 1:<br />
Vere<strong>in</strong>fachte Modellrechnung für Beharrungsfahrten mit konstant 9 MW am Stromabnehmer<br />
auf typisch ausgerüsteten e<strong>in</strong>gleisigen Strecken.<br />
Nennspannung AC 25 kV, Sammelschienenspannung Unterwerke 27 kV konstant angenommen<br />
Vergleichsfälle: Umspannwerke 50 Hz <strong>in</strong> km 0, 30 und 60 sowie Phasentrennstellen je 750 m<br />
lang <strong>in</strong> km 0, 15, 30, 45 und 60 – Umrichterwerke 50 Hz <strong>in</strong> km 0 und 45, Fahrleitung durchgeschaltet<br />
mittelgrün Leistung am Stromabnehmer<br />
hellgrün Leistung am Stromabnehmer nur bei durchgeschalteter Fahrleitung<br />
dunkelgrün zusätzliche Leistung 3 MW bei aufgetrennter Fahrleitung zum Aufholen des<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeitsverlustes bei Schwungfahrt durch Phasentrennstelle<br />
rot<br />
Verlustleistung bei aufgetrennter Fahrleitung<br />
blau Verlustleistung bei durchgeschalteter Fahrleitung<br />
anderen Maßstab für Verlustleistung beachten!<br />
Die technischen, betri<strong>eb</strong>lichen und ökologischen<br />
Vorteile e<strong>in</strong>er Energieversorgung von 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />
mittels Umrichtern s<strong>in</strong>d mehrfach ausführlich beschri<strong>eb</strong>en<br />
und mögliche Anwendungsfälle dafür benannt<br />
worden [1; 2; 3; 4]. Die <strong>in</strong> Tabelle 1 nochmals<br />
zusammengestellten Merkmale wurden bisher von<br />
Niemandem bestritten oder auch nur angezweifelt,<br />
sondern im Gegenteil ausdrücklich anerkannt. H<strong>in</strong>terfragt<br />
oder skeptisch gesehen wird jedoch, seit<br />
dem Workshop <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g im Mai 2010 [1] bis heute,<br />
immer wieder die Wirtschaftlichkeit. Bis zu e<strong>in</strong>em<br />
gewissen Grade ist das verständlich angesichts der<br />
unstreitig noch hohen Investitionen für Umrichterwerke,<br />
andererseits s<strong>in</strong>d eigentlich überall die Standardverfahren<br />
bekannt, um solche Fragen gezielt zu<br />
untersuchen und verlässlich zu bewerten.<br />
Offenbar s<strong>in</strong>d aber die Vorbehalte so groß, dass<br />
bisher noch ke<strong>in</strong>e förmliche Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
anhand e<strong>in</strong>es konkreten Projektes zustande<br />
kam, die hierüber Klarheit schaffen könnte. Deshalb<br />
soll jetzt e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Überschlagsrechnung zeigen,<br />
wie reizvoll das Konzept auch wirtschaftlich ist.<br />
Der Modellrechnung liegt dichter gemischter Verkehr<br />
auf e<strong>in</strong>er 300 km langen zweigleisigen Durchgangsstrecke<br />
ohne Verzweigungen zugrunde. Die<br />
Züge sollen 500 GWh/a aus der Fahrleitung entnehmen,<br />
was 1 670 MWh/km·a bedeutet und e<strong>in</strong> recht<br />
hoher Wert ist; der Durchschnitt aller 20 000 km elektrifizierter<br />
DB-Strecken liegt bei 500 MWh/km · a (alle<br />
Zahlen gerundet). Er ist aber nicht unrealistisch: Bei<br />
durchschnittlich 25 Wh/t · km über alle Züge, 6 Volllasttagen<br />
pro Woche und 20 Betri<strong>eb</strong>sstunden pro Tag<br />
entspricht er <strong>in</strong> jeder Richtung 5 000 t/h, was bei Zugmassen<br />
von 200 t bis 2000 t brutto mit 10 m<strong>in</strong> mittlerer<br />
Zugfolge durchführbar ist und dabei als mittlere<br />
Leistung 25 MW pro 100 km Strecke benötigt.<br />
Zu betrachten und zu vergleichen s<strong>in</strong>d Investitionen<br />
und Betri<strong>eb</strong>skosten (Tabellen 2 und 3). Die hier<br />
angesetzten Werte gelten für zentraleuropäische<br />
oder halbwegs vergleichbare Verhältnisse.<br />
Bei den Investitionen s<strong>in</strong>d Zahl und Ausführung<br />
der Unterwerke maßg<strong>eb</strong>end, ob also als Umspannwerke<br />
oder als Umrichterwerke, und die jeweiligen<br />
E<strong>in</strong>heitspreise dafür. Hier wirkt sich deutlich aus, dass<br />
bei zweiseitiger Speisung der Unterwerkabstand viel<br />
größer und die Zahl der Werke reziprok kle<strong>in</strong>er se<strong>in</strong><br />
kann (Bild 1). Dabei muss pro Werk ke<strong>in</strong>e höhere<br />
Leistung <strong>in</strong>stalliert werden, weil sich die Belastun-<br />
128 110 (2012) Heft 4
Thema Fokus<br />
gen immer aufteilen und der Parallelbetri<strong>eb</strong> gute<br />
Redundanz bietet. Das Netz kann auch dann zusammengeschaltet<br />
bleiben, wenn die Hochspannungsversorgung<br />
e<strong>in</strong>es Umrichterwerkes ausfällt, denn<br />
dieses kann dabei als Phasenschi<strong>eb</strong>er weiter arbeiten,<br />
die Bl<strong>in</strong>dleistung für se<strong>in</strong>en Speis<strong>eb</strong>ezirk liefern, den<br />
Anstieg des Spannungsfalls begrenzen und so die<br />
<strong>in</strong> dem Modell benötigten 23 MW/90 km zweiseitig<br />
gespeist une<strong>in</strong>geschränkt ermöglichen. Bei e<strong>in</strong>seitiger<br />
Speisung über dann 30 km werden sich dagegen<br />
besonders die Beschleunigungsleistungen nach dem<br />
Durchrollen der Phasentrennstellen so stark auswirken<br />
(Bild 1), dass voller fahrplanmäßiger Betri<strong>eb</strong><br />
ausgeschlossen ist.<br />
TABELLE 1<br />
Gegenüberstellung der wesentlichen Merkmale grundsätzlich verschiedener Ausrüstungen von E<strong>in</strong>phasen-Bahnunterwerken zum Anschluss an<br />
Drehstrom-Landesnetze.<br />
Direktumspanner<br />
Umrichter<br />
elektrische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
technische Ausschaltkontrolle für Trennstellen<br />
zusätzlich Widerstandsbremsen trotz Rückspeise fähigkeit<br />
ke<strong>in</strong> Bedarf für Zusatztechnik<br />
mit behördlicher Zulassung Rückspeis<strong>eb</strong>remsen alle<strong>in</strong><br />
Strecken<strong>in</strong>frastruktur<br />
Phasentrennstellen mit Aufwand für Konstruktion, Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung,<br />
Störungsrisiko oder zuverlässige technische Ausschaltkontrolle<br />
hohe Kurzschlussstromstärken<br />
hohe Übertragungsverluste auf Oberleitungen<br />
Rückspeisung begrenzt oder ausgeschlossen<br />
ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sparpotenzial bei Wirkarbeitsentgelt<br />
hohe elektromagnetische Umfeldbelastung<br />
fallweise zweipoliges Autotransformatorsystem<br />
ungerichteter Überstromschutz ausreichend<br />
Fahrleitungen e<strong>in</strong>fach durchschaltbar<br />
Kurzschlussstromstärken beli<strong>eb</strong>ig begrenzbar<br />
ger<strong>in</strong>gere Übertragungsverluste auf Oberleitungen<br />
Rückspeisung praktisch unbegrenzt<br />
ger<strong>in</strong>gere Wirkarbeitsentgelte<br />
ger<strong>in</strong>gere elektromagnetische Umfeldbelastung<br />
Autotransformatorsystem entbehrlich<br />
mehrstufiger Distanzschutz erforderlich<br />
Unterwerke<br />
kürzere Abstände oder Autotransformatorsystem<br />
fallweise statische Unsymmetrie- und Bl<strong>in</strong>dleis tungskompensatoren mit<br />
Schutz-, Steuer- und Re gelungstechnik, Kühlanlagen, Koppelumspanner<br />
niederfrequente Oberwellen, große Filter gegen Oberwellen aus Traktionsstromrichtern<br />
Haupttransformatoren <strong>in</strong> Sonderschaltungen<br />
Sekundärspannung abhängig von Netzspannung, oder Haupttransformatoren<br />
mit Stufenschalter<br />
Spannungsfall <strong>in</strong> Haupttransformatorimpedanzen<br />
Stand-by oder passive Reservetransformatoren<br />
Bemessung für Spitzenleistungen<br />
Totalausfall bei unterbrochener Hochspannung<br />
Bestellung der höchsten auftretenden Spitzenleistung oder Risiko für Überschreitungspönalen<br />
unerwünschter Wirkleistungsrückfluss möglich<br />
Entgelte für Lastunsymmetrie und Bl<strong>in</strong>dleistung mit Risiko für Überschreitungspönalen,<br />
alternativ Kompensatoren<br />
größere Abstände ohne Autotransformatorsystem<br />
statische Vollumrichter mit Schutz-, Steuer- und Regelungstechnik, Kühlanlagen,<br />
je nach Technik auch noch bahnseitige Transformatoren<br />
nur ger<strong>in</strong>ge höherfrequente Oberwellen, e<strong>in</strong>fache Filter, je nach Umrichtertechnik<br />
gar ke<strong>in</strong>e<br />
Haupttransformatoren für Stromrichteranschluss<br />
Sekundärspannung konstant e<strong>in</strong>stellbar oder beli<strong>eb</strong>ig regelbar<br />
jeder Transformator-Spannungsfall ausgleichbar<br />
ausreichend Redundanz durch Parallelbetri<strong>eb</strong><br />
wegen Leistungsaufteilung niedrigere Bemessung<br />
ohne Hochspannung weiter Bl<strong>in</strong>dleistungsbetri<strong>eb</strong><br />
Bestellung niedrigerer Spitzenleistung, weiterer Leistungsspitzenabbau<br />
durch Lastmanagement<br />
Wirkleistungsrückfluss steuerbar oder sperrbar<br />
Last stets symmetrisch, Bl<strong>in</strong>dleistung beli<strong>eb</strong>ig e<strong>in</strong> stellbar, oft auf Null, Erträge<br />
aus Bl<strong>in</strong>dleistungs lieferung an das Hochspannungsnetz möglich<br />
Hochspannungsleitungen<br />
viele, mit Hoch- oder Höchstspannung, oft länger<br />
wenigere, mit niedrigerer Spannung, meist kürzer<br />
Drehstromnetzbetri<strong>eb</strong><br />
schroffe Lastwechsel<br />
Strom- und Spannungsunsymmetrie, fluktuierend<br />
flache Laständerungen<br />
vollkommene Lastsymmetrie<br />
110 (2012) Heft 4<br />
129
Fokus Thema<br />
TABELLE 2<br />
Investitionen.<br />
300 km zweigleisige Strecke, an beiden<br />
Enden 15 km freitragend<br />
Anschlussleitungen für Unterwerke werden meistens<br />
von den Landesnetzbetreibern g<strong>eb</strong>aut und<br />
vorgehalten, und der Aufwand dafür fließt dann <strong>in</strong><br />
die Preiskalkulationen e<strong>in</strong>. Wenn aber die Bahn diese<br />
Leitungen direkt mit f<strong>in</strong>anziert, ist das nach deren<br />
Direkttransformatoren<br />
Umrichter<br />
Abstand Unterwerke km 30 45<br />
Mengengerüst<br />
Unterwerke 110 kV 2 x 15 MVA/MW<br />
Phasentrennstellen<br />
Basis<strong>in</strong>vestitionen<br />
E<strong>in</strong>heitspreis Unterwerk 1<br />
E<strong>in</strong>heitspreis Phasentrennstelle<br />
Unterwerke gesamt<br />
Phasentrennstellen gesamt<br />
Zahl<br />
Zahl<br />
Mio. EUR<br />
Mio. EUR<br />
Mio. EUR<br />
Mio. EUR<br />
10<br />
38<br />
4<br />
0,1<br />
40<br />
4<br />
Zwischensumme 1 Mio. EUR 44 63<br />
fallbezogene Investitionen<br />
Nennspannung 2<br />
Mehr- oder M<strong>in</strong>der<strong>in</strong>vesti tionen dafür<br />
Stand-by-Transformatoren 3<br />
Kompensation Bl<strong>in</strong>dleistung 3<br />
Kompensation Schieflast 3<br />
Filter Oberwellen<br />
EMV-Schutzmaßnahmen<br />
kV >110<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
++<br />
++<br />
7<br />
0<br />
9<br />
63<br />
0<br />
110/
Thema Fokus<br />
sollen hiermit auch die häufigen Kurzschlussschäden<br />
im gesamten Oberleitungsnetz berücksichtigt se<strong>in</strong>,<br />
die bei Umrichterspeisung mittels der Strombegrenzung<br />
vermieden werden.<br />
Außer diesen Basiszahlen <strong>in</strong> den oberen Tabellenblöcken<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den unteren jeweils Positionen<br />
aufgezählt, die sich nicht pauschal ansetzen lassen,<br />
sondern erst im konkreten E<strong>in</strong>zelfall mit zu berücksichtigen<br />
s<strong>in</strong>d – oder auch nicht. Hierzu gehören<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Reserveumspanner (Bild 2), soweit<br />
bahn-<strong>in</strong>tern hohe Verfügbarkeit verlangt ist. Ferner<br />
können gegenüber dem speisenden Hochspannungsnetz<br />
aufwändige Anlagen zum Kompensieren<br />
von Bl<strong>in</strong>dleistung und von Schieflast sowie Filter<br />
für niederfrequente Oberwellen erforderlich werden<br />
(Bilder 3 und 4; Infobox H<strong>in</strong>tergrund).<br />
Dabei s<strong>in</strong>d die beiden unteren Komplexe angesichts<br />
des Erg<strong>eb</strong>nisses aus den beiden oberen eigentlich<br />
gar nicht mehr gewichtig, denn diese erg<strong>eb</strong>en<br />
schon für sich und e<strong>in</strong>fach ohne Abschreibung und<br />
Verz<strong>in</strong>sung gerechnet e<strong>in</strong>e sehr kurze Amortisationsdauer<br />
t eq<br />
unter vier Jahren:<br />
mit ΔIn 2<br />
und ΔBk 2<br />
als Salden der Zwischensummen 2<br />
<strong>in</strong> den beiden Tabellen.<br />
Dieses Resultat ist mit den hier angesetzten Ausgangswerten<br />
so deutlich, dass die ursprünglich vorgesehene<br />
Kapitalwertrechnung über die Nutzungszeit<br />
der Anlagen überflüssig ist und man deshalb<br />
auch gar nicht erst über e<strong>in</strong>en marktfähigen kalkulatorischen<br />
Z<strong>in</strong>ssatz dafür grübeln muss. Als Beispiel sei<br />
aber genannt, dass bei 20 a und 5 % die 19 Mio. EUR<br />
Mehr<strong>in</strong>vestition schon mit 1,5 Mio. EUR/a M<strong>in</strong>derbetri<strong>eb</strong>skosten<br />
f<strong>in</strong>anziert wären. Technisch genutzt<br />
werden Schaltanlagen und Transformatoren<br />
üblicher weise 40 Jahre lang.<br />
Unübersehbar gilt umgekehrt (Tabelle 2), dass<br />
je nach konkreter Konstellation die Investitionsrechnung<br />
für sich alle<strong>in</strong> schon kippen kann, beispielsweise<br />
wenn die Hochspannungsleitungen und<br />
-schaltanlagen im e<strong>in</strong>en Fall für 220 kV oder später<br />
sogar 380 kV g<strong>eb</strong>aut werden müssen und die Hauptumspanner<br />
dann zu besseren Spannungswandlern<br />
werden, oder wenn im anderen Fall sogar e<strong>in</strong>e Bemessung<br />
für Mittelspannung ausreicht. Das ist gut<br />
<strong>in</strong> Norwegen zu sehen, wo die Umformer- und die<br />
Umrichterwerke überwiegend aus Netzen mit 66 kV,<br />
47 kV oder sogar 20 kV Nennspannung versorgt<br />
werden.<br />
Mit dem e<strong>in</strong>fachen Schema der beiden Tabellen<br />
lässt sich bei allen örtlichen Verhältnissen die<br />
Tendenz abschätzen. Dabei wird sich zeigen, dass<br />
nunmehr schnellstens alle diffusen Vorbehalte fallen<br />
110 (2012) Heft 4<br />
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131
Fokus Thema<br />
gelassen und genaue, objektbezogene Rechnungen angestoßen<br />
werden müssen.<br />
Uwe Behmann, Dr. Thorsten Schütte<br />
Literatur<br />
[1] Behmann; U.; Rieckhoff, K.: Umrichterwerke bei 50-Hz-<br />
<strong>Bahnen</strong> – Vorteile am Beispiel der Ch<strong>in</strong>ese Railways.<br />
Converter Stations <strong>in</strong> 50 Hz Traction – Advantages <strong>in</strong><br />
Case of Ch<strong>in</strong>ese Railways. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 1-2, S. 63–74; Kommentare S. 99–100.<br />
[2] Behmann, U.: Umrichter <strong>in</strong> der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
– Chancen weltweit. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 4-5, S. 254–256; Schütte, Th.: Ergänzung S. 257.<br />
[3] Behmann, U.; Rieckhoff, K.: Converter Stations <strong>in</strong> 50 or<br />
60 Hz Traction Power Supply. In: Railway Technology<br />
Review 51 (2011), No. 4, pp. 8–14.<br />
[4] Behmann, U.; Schütte, Th.: Umstellung von DC-<strong>Bahnen</strong><br />
auf AC-Betri<strong>eb</strong> mit Umrichtern. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
110 (2012), H. 1-2, S. 34–38.<br />
H<strong>in</strong>tergrund: Statische<br />
Kompensatoren<br />
Bild 3:<br />
Schema Lastausgleich mittels Bl<strong>in</strong>dleistung – 80 ... +170 MVar (Grafik: ABB).<br />
Betri<strong>eb</strong>slast Phasen R–T, Kapazitäten und thyristorgetaktete Induktivitäten an Phasen R–S<br />
und S–T zum Symmetrieren der Wirklast, an Phasen T– R zum Kompensieren der Bl<strong>in</strong>dlast,<br />
teilweise zugleich Filter für niederfrequente Oberwellen<br />
Bild 4:<br />
Statische Bl<strong>in</strong>dstromkompensationsanlage (static Var compensator, SVC) an der Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke<br />
London – Kanaltunnel (Foto: ABB).<br />
Statische Kompensatoren für Bl<strong>in</strong>dleistung und<br />
für Schieflast s<strong>in</strong>d verschiedentlich erfolgreich<br />
e<strong>in</strong>gesetzt und ihre Wirksamkeit steht außer<br />
Frage. Sogar damit werden jedoch die meisten<br />
Netzbetreiber dem Durchschalten der Fahrleitungsnetze<br />
nicht zustimmen, weil dadurch<br />
Parallelpfade zu ihren Hochspannungsleitungen<br />
geschaffen würden, besonders bei bahnseitigen<br />
Zweispannungssystemen mit ihrer sehr<br />
niedrigen Längsimpedanz. Gerade das unbegrenzte<br />
Durchschalten der Fahrleitungen ermöglicht<br />
es aber erst, Bremsleistungen im Rahmen<br />
der zulässigen Spannungsgrenzen 29 bis<br />
17,5 kV beli<strong>eb</strong>ig weit zu übertragen, dadurch<br />
die Bremsenergie bestmöglich zu nutzen und<br />
so Ressourcen zu schonen und Emissionen zu<br />
vermeiden. Und solange über Umspanner e<strong>in</strong>e<br />
AC-Kopplung zwischen Bahnnetz und Hochspannungsnetz<br />
besteht, lässt sich weder der<br />
Wirk lastfluss vollkommen steuern, also auch<br />
Rückfluss von Bremsenergie total unterb<strong>in</strong>den,<br />
noch die Sekundärspannung freizügig e<strong>in</strong>stellen,<br />
zum Beispiel konstant hoch halten oder<br />
für maximalen Brems leistungstransport gezielt<br />
absenken. Das alles und noch mehr leisten aber<br />
die Vollumrichter per se. Die Grundsatzfrage ist<br />
also, ob man die fluktuierenden netz-unfreundlichen<br />
Grundwellen-Störgrö ßen Bl<strong>in</strong>dlast und<br />
Gegensystem zunächst aufkommen lässt und<br />
sie dann mit im N<strong>eb</strong>enschluss geschalteten<br />
Sekundärmitteln dynamisch bekämpft, oder ob<br />
man sie mit ganz ähnlichen Ver fahren und<br />
Komponenten gleich im Reihenschlusspfad am<br />
Entstehen h<strong>in</strong>dert. Die Parallele zum Schienenverkehrslärm<br />
liegt auf der Hand – Vorbeugen ist<br />
stets besser als heilen.<br />
132 110 (2012) Heft 4
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
Mit vielen, bisher<br />
unveröffentlichten Bildern<br />
Wechselstrom-<br />
Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />
Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />
Entwicklung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungsund<br />
Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />
dieser Zeit.<br />
Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />
Gustav Wittfeld den Grundste<strong>in</strong> für den Aufbau e<strong>in</strong>es elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>s mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom <strong>in</strong> Preußen<br />
– es war der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />
Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />
Jahre – von der F<strong>in</strong>anzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />
Teststrecken, über die schwere Wieder<strong>in</strong>betri<strong>eb</strong>nahme <strong>in</strong> den<br />
Zwanzigern und die kurze Blütezeit <strong>in</strong> den Dreißigerjahren, bis<br />
h<strong>in</strong> zur Phase des Wiederaufbaus und der Demontage nach<br />
dem zweiten Weltkrieg.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stück Zeitgeschichte und<br />
beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />
und wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und<br />
politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
1. Aufl age 2010, 258 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />
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Fokus Praxis<br />
Prüflabor des DLR testet<br />
ETCS-Komponenten<br />
Das RailSiTe-Prüflabor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist nun als e<strong>in</strong>ziges deutsches<br />
Testlabor für ETCS-Komponenten akkreditiert.<br />
ETCS wird nach und nach bei neuen und bestehenden<br />
Bahnstrecken e<strong>in</strong>geführt. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
sollen bis zum Jahr 2020 rund 8 000 km Strecke mit<br />
ETCS ausgerüstet werden. Das Investitionsvolumen<br />
umfasst mehrere Mrd. EUR.<br />
Im Zug verkörpert e<strong>in</strong> komplexer Bordcomputer<br />
das Herzstück der neuen Zugsicherungstechnik. Er<br />
leitet die von der Strecken<strong>in</strong>frastruktur empfangenen<br />
„Signale“ weiter, steuert die Kommunikation<br />
Fahrzeug/Fahrweg und achtet auf die g<strong>eb</strong>otene<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit auf Basis des Fahrplans und<br />
der Streckendaten. Dem Fahrpersonal verbleibt die<br />
Überwachung des Systems.<br />
Alle im System e<strong>in</strong>gesetzten Komponenten bedürfen<br />
der Zulassung durch die nationalen Zulassungsbehörden.<br />
Als Voraussetzung hierfür s<strong>in</strong>d Nachweise<br />
der e<strong>in</strong>wandfreien Funktion der Komponenten auch<br />
unterschiedlicher Hersteller unter allen denkbaren<br />
Bed<strong>in</strong>gungen vorzulegen.<br />
Diese Nachweise für die Hersteller zu erarbeiten,<br />
hat sich das Institut für Verkehrssystemtechnik des<br />
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />
vorgenommen [1]. Es verfügt mit RailSiTe (Railway<br />
Simulation and Test<strong>in</strong>g) über e<strong>in</strong> Prüflabor, das jetzt<br />
von der Deutschen Akkreditierungsstelle als e<strong>in</strong>zige<br />
deutsche Prüfstelle für ETCS-Komponenten akkreditiert<br />
worden ist (Bild 1).<br />
Das modular aufg<strong>eb</strong>aute RailSiTe besteht aus e<strong>in</strong>er<br />
Vielzahl vernetzter Rechner, mit denen Tests von<br />
Bild 1:<br />
Teil des ETCS-Prüflabors RailSiTe des DLR (Fotos: DLR).<br />
Bild 2:<br />
Führerraum-Nachbildung zur realitätsnahen Simulation von Zugfahrten.<br />
Kommentar: ETCS<br />
Man mag den Zustand, dass an Europas Grenzen<br />
zahlreiche unterschiedliche und mite<strong>in</strong>ander<br />
nicht kompatible Systeme von Zugsicherungsanlagen<br />
ane<strong>in</strong>ander stoßen, sehr<br />
bedauern; denn er steht dem über die Grenzen<br />
h<strong>in</strong>weg durchgehenden Zugbetri<strong>eb</strong> mit den<br />
h<strong>in</strong>länglich bekannten Erschwernissen entgegen.<br />
Gleichwohl mag man sich aus technischer<br />
und bahnbetri<strong>eb</strong>licher Sicht durchaus darüber<br />
freuen, dass mit dem European Tra<strong>in</strong> Control System<br />
(ETCS) pr<strong>in</strong>zipiell diese Erschwernisse künftig<br />
überwunden werden. Dem kühlen Rechner<br />
bleibt allerd<strong>in</strong>gs die nüchterne Feststellung,<br />
dass angesichts der erh<strong>eb</strong>lichen Investitionen,<br />
die überwiegend bereits vor vielen Jahrzehnten<br />
bei den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bahnen</strong> für die bisherigen<br />
Zugsicherungsanlagen geleistet worden s<strong>in</strong>d,<br />
<strong>in</strong>sofern für die vorhandenen Strecken ETCS um<br />
diese Jahrzehnte zu spät kommt.<br />
134 110 (2012) Heft 4
Eisenbahnleit- und -sicherungstechnik sowie komplette<br />
Zugfahrten mit realen Bordcomputern unterschiedlicher<br />
Hersteller simuliert werden können.<br />
E<strong>in</strong>zelne Komponenten lassen sich als Softwaremodul<br />
oder als Hardwar<strong>eb</strong>estandteil e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, sodass<br />
nahezu beli<strong>eb</strong>ig viele Züge auf virtuellen Streckennetzen<br />
verkehren können (Bild 2).<br />
Das DLR testet die Geräte mit ihren Funktionen<br />
darauf, ob sie den Vorgaben für ETCS entsprechen<br />
und bestätigt das Erg<strong>eb</strong>nis. Jeder Test kann nach<br />
Angaben von Prof. Karsten Lemmer, Direktor des Instituts<br />
für Verkehrssystemtechnik beim DLR, mehrere<br />
Wochen dauern. Dabei werden rund 100 Sequenzen<br />
mit jeweils mehreren hundert Testschritten untersucht<br />
sowie Ablauf und Erg<strong>eb</strong>nisse detailliert protokolliert.<br />
Mit den Dokumenten, die das ordnungsgemäße<br />
Funktionieren der Komponenten konform<br />
mit den ETCS-Vorgaben belegen, kann der Hersteller<br />
deren Zulassung betreiben.<br />
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110 (2012) Heft 4<br />
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Fokus Report<br />
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland:<br />
Die Deutsche Reichsbahn<br />
Band 3 – Teil 1: 1947 bis 1960<br />
Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit dem Gedanken zur Wiederelektrifizierung des e<strong>in</strong> Jahr zuvor<br />
demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten konkrete Schritte, die <strong>in</strong> Verhandlungen mit<br />
der UdSSR und 1952 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag endeten. E<strong>in</strong>en sofortigen Wiederaufbau des ehemaligen<br />
Demontagegutes verh<strong>in</strong>derten sowohl der desolate Zustand von Lokomotiven und Anlagen, als auch<br />
DDR-<strong>in</strong>terne Streitereien über das zukünftig anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es mit<br />
viel Engagement und Überzeugungsarbeit, am 1. September 1955 den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder<br />
aufzunehmen. Lesen Sie e<strong>in</strong>en Vorabdruck aus dem demnächst ersche<strong>in</strong>enden Band 3 – Teil 1 der Buchreihe<br />
„Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland“ von Peter Glanert, Thomas Scherrans, Thomas Borbe<br />
und Ralph Lüderitz.<br />
Die folgende Leseprobe aus Band 3 – Teil 1, Kapitel<br />
2, beschreibt die Zeit der Rückkehr des Demontagegutes<br />
aus der UdSSR.<br />
2.5 Das Rückführgut aus der UdSSR<br />
2.5.1 Die Bahnausrüstungen<br />
Bild 2.10:<br />
Im W<strong>in</strong>ter 1952/53 lagern auf dem Gelände des Kraftwerkes Muldenste<strong>in</strong> zahlreiche Kraftwerksteile<br />
aus dem Rückführgut (Histor. Slg. DB AG).<br />
Bereits drei Tage nach Unterzeichnung des Abkommens<br />
richtete das Verkehrsm<strong>in</strong>isterium der UdSSR<br />
an die Generaldirektoren der DR und der PKP e<strong>in</strong><br />
Telegramm. Hier<strong>in</strong> nahm es auf e<strong>in</strong>e Anforderung<br />
auf Beförderung von elektrischen Lokomotiven über<br />
Polen nach Delitzsch <strong>in</strong> der DDR Bezug und bat um<br />
die E<strong>in</strong>verständniserklärung der beteiligten Staatsbahnen<br />
für den Transport. In Anbetracht der Dr<strong>in</strong>glichkeit<br />
sah man <strong>in</strong> Moskau der Reaktion <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er „Drahtantwort“ entgegen.<br />
Gleichzeitig sollte gemäß Anlage 2, Punkt 2 a des<br />
Abkommens, die die Vorschriften für die Überstellung<br />
der elektrischen Eisenbahnausrüstung regelte,<br />
„für das Umspuren der 152 Wagen für elektrisch betri<strong>eb</strong>ene<br />
<strong>Bahnen</strong> auf dem Bahnhof Brest“ die Reichsbahn<br />
40 betri<strong>eb</strong>sfähige Drehgestelle der Spurweite<br />
1 435 mm spätestens 20 Tage nach Unterzeichnung<br />
des Abkommens zur Verfügung stellen. Somit musste<br />
ab dem 7. April mit der Ankunft von Fahrzeugen<br />
und Ausrüstungsgegenständen an der Grenze von<br />
der UdSSR zu Polen gerechnet werden. Rechnet man<br />
noch e<strong>in</strong>ige Tage für den Transit durch Polen h<strong>in</strong>zu<br />
und weitere e<strong>in</strong> bis zwei Wochen als Puffer für etwaige<br />
auftretende Probleme oder andere Vorkommnisse,<br />
dann hätte die DDR spätestens <strong>in</strong> der letzten Aprildekade<br />
1952 mit dem E<strong>in</strong>treffen der ersten Wagen<br />
aus der UdSSR rechnen müssen.<br />
Dass hierauf nicht schnell genug reagiert werden<br />
konnte, ersche<strong>in</strong>t bei der stets geübten Geheimhaltungspraxis<br />
mehr als nahe liegend. Diese Verheimlichungen<br />
führten dazu, dass die von der zukünftigen<br />
Elektrifizierung betroffenen Reichsbahndienststellen<br />
nicht rechtzeitig <strong>in</strong>formiert wurden, um geeignete<br />
Vorsorge zu treffen und ggf. entsprechende Planungen<br />
vorzunehmen. Auch der Streit um das anzuwendende<br />
Bahnstromsystem hatte e<strong>in</strong> Übriges dazu<br />
beigetragen, die rechtzeitige Aufnahme geeigneter<br />
Vorkehrungen zu verzögern.<br />
Ob die 40 Drehgestelle rechtzeitig <strong>in</strong> Brest waren,<br />
darf bezweifelt werden. Es ist also ke<strong>in</strong> Wunder,<br />
wenn es bei der Annahme der Ausrüstungsgegenstände<br />
ab Grenze und bei den Planungen der<br />
Elektrifizierung, für die immerh<strong>in</strong> die Realisierung<br />
<strong>in</strong>nerhalb des 1. Fünfjahrplanes bis 1955 vorgesehen<br />
war, zu Schwierigkeiten und sich überstürzenden<br />
Term<strong>in</strong>en bzw. Vorgaben kam.<br />
136 110 (2012) Heft 4
Report Fokus<br />
Zudem beließ man es auch gemäß der am<br />
1. April 1952 getroffenen Anweisung bei der Geheimniskrämerei,<br />
welche weiterh<strong>in</strong> die Arbeit mehr<br />
beh<strong>in</strong>derte als förderte. E<strong>in</strong>e dauerhafte Geheimhaltung<br />
war naturgemäß nicht möglich, da für die<br />
Öffentlichkeit im Lande die Elektrifizierungsaktivitäten<br />
sichtbar werden würden. Wie man dachte, das<br />
Vorhaben der Wiederelektrifizierung und die damit<br />
e<strong>in</strong>hergehenden Umstände der Bevölkerung nahe<br />
zu br<strong>in</strong>gen, ergibt sich aus dem Vermerk über die<br />
Leitungssitzung im M<strong>in</strong>isterium für Verkehr vom<br />
19. Mai 1952, <strong>in</strong> dem es heißt:<br />
„... erstattete Herr Generaldirektor Kramer über den<br />
Vertragsabschluss <strong>in</strong> Moskau Bericht. Dazu wurde<br />
festgestellt, dass nach vorausgehender Abstimmung<br />
mit dem Amt für Information und dem M<strong>in</strong>isterium<br />
für Auswärtige Angelegenheiten der Herr Generaldirektor<br />
Kramer beauftragt und bevollmächtigt wird,<br />
dazu e<strong>in</strong>e Pressenotiz zu g<strong>eb</strong>en.“<br />
Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich wahrsche<strong>in</strong>lich die G<strong>eb</strong>urtsstunde<br />
der weitläufig verwendeten Formulierung, dass<br />
es sich bei der Wiederelektrifizierung der DR um e<strong>in</strong>e<br />
„freundschaftliche Hilfeleistung der SU im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e<br />
bessere Versorgung der Bevölkerung der DDR mit Kohle“<br />
handle, mit anderen Worten, um e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />
des Brudervolkes beim Wiederaufbau der DDR. Diese<br />
Interpretation passte zwar <strong>in</strong> das Bild der Machthabenden,<br />
war aber im Grunde genommen nichts anderes,<br />
als die Öffentlichkeit und die eigenen Mitarbeiter über<br />
die tatsächlichen H<strong>in</strong>tergründe der Elektrifizierung im<br />
Unklaren zu lassen, also e<strong>in</strong>e Halbwahrheit.<br />
Genau betrachtet handelt es sich bei dem abgeschlossenen<br />
Vertrag vom 18. März 1952 um den<br />
Austausch von nicht brauchbaren Reparationsgütern<br />
<strong>in</strong> Form von Elloks und Bahnkraftanlagen <strong>in</strong> für die<br />
UdSSR brauchbare <strong>in</strong> Form von neuwertigen Personenwaggons.<br />
Am 13. Mai 1952 trafen dann schließlich die<br />
ersten Bahnausrüstungen aus der UdSSR im deutschpolnischen<br />
Grenzbahnhof Frankfurt/Oder e<strong>in</strong>. Die<br />
verantwortlichen Abteilungen <strong>in</strong> der Generaldirektion<br />
der Reichsbahn (GdR) hatten es jedoch versäumt,<br />
rechtzeitig e<strong>in</strong>e für den Empfang und die Sichtung<br />
der e<strong>in</strong>gehenden Transporte zuständige Abnahmekommission<br />
dorth<strong>in</strong> zu delegieren. Als die Fachleute<br />
am 19. Mai 1952 überstürzt <strong>in</strong> Frankfurt/Oder e<strong>in</strong>trafen,<br />
waren bereits 63 Waggons ohne Sichtung<br />
durchgelaufen.<br />
Da die ersten Sendungen am 17. Mai 1952 vollkommen<br />
überraschend <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>trafen,<br />
waren auch dort noch ke<strong>in</strong>e Maßnahmen für deren<br />
Empfang, Entladung und Lagerung getroffen<br />
worden. Aus den Vorkommnissen zog man<br />
Konsequenzen, <strong>in</strong>dem die Reichsbahn am 8. Juni<br />
drei Beauftragte zum Bahnhof Brest entsandte.<br />
Weitere vier mit der elektrischen Zugförderung<br />
vertraute Lokführer folgten am 19. Juni. Da die<br />
110 (2012) Heft 4<br />
ersten Fahrzeuge noch nicht umgespurt und somit<br />
nicht abfahrbereit waren, mussten die Beauftragten<br />
unvorhergesehen e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> Brest warten und<br />
wurden mit zu den Umspurarbeiten herangezogen.<br />
In den kommenden Wochen sollten diese Lokführer<br />
wiederholt elektrische Lokomotiven an der polnisch-sowjetischen<br />
Grenze entgegennehmen und<br />
<strong>in</strong> die DDR begleiten.<br />
Über die F<strong>in</strong>anzierung der Entladearbeiten und<br />
die Bereitstellung von Arbeitskräften war noch nicht<br />
entschieden worden. Auf Grund dieser Versäumnisse<br />
mussten daher <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> zwischen dem<br />
17. Mai 1952 und dem 24. Januar 1953 rund<br />
1 020 Waggons – <strong>in</strong> den ersten drei Monaten bereits<br />
950 Wagen – behelfsmäßig entladen werden.<br />
Weil die Rbd Halle (S.) ke<strong>in</strong>e genauen Anweisungen<br />
von der GdR erhalten hatte, erteilte sie erst<br />
beim E<strong>in</strong>treffen der ersten Sendungen <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong><br />
Anweisung zur Räumung des G<strong>eb</strong>äudekomplexes,<br />
<strong>in</strong> dem bisher Reparaturarbeiten für das Raw<br />
Halle (S.) durchgeführt wurden. Dies führte <strong>in</strong> den<br />
folgenden Monaten zu Wagenstauungen, Entladeschwierigkeiten<br />
und unsachgemäßer Behandlung<br />
der Güter, die aus Platzmangel ungeordnet und<br />
ungeschützt vor Witterungse<strong>in</strong>flüssen im Freien gelagert<br />
werden mussten (Bild 2.10). So wurde unter<br />
anderem e<strong>in</strong>e 10-MW-Turb<strong>in</strong>e n<strong>eb</strong>st Kondensator<br />
des ehemaligen Bahnkraftwerkes Mittelste<strong>in</strong>e an<br />
der Bahnl<strong>in</strong>ie Muldenste<strong>in</strong> – Burgkemnitz gelagert.<br />
Auch e<strong>in</strong>e sofortige Bestandsaufnahme und Inventarisierung<br />
fand unter den geg<strong>eb</strong>enen Umständen<br />
nicht statt.<br />
E<strong>in</strong>e genaue Untersuchung und Befundaufnahme<br />
des Rückführguts wurde umso dr<strong>in</strong>glicher, weil<br />
zum Beispiel schon am 9. April 1952 (!), also vor<br />
Bild 2.11:<br />
E<strong>in</strong> Generator der ehemaligen 10-MW-Bahnstrommasch<strong>in</strong>e 1 oder 2, der zukünftig als E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrommotor<br />
für die neu zu errichtenden zwei Umformer im Rkw Muldenste<strong>in</strong><br />
dienen soll, bef<strong>in</strong>det sich zur Instandsetzung bei den LEW (Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe).<br />
137
Fokus Report<br />
dem E<strong>in</strong>treffen <strong>in</strong> der DDR, feststand, dass alle<br />
Wicklungen der Muldenste<strong>in</strong>er Generatoren bei der<br />
Demontage des Kraftwerks im Jahre 1946 entfernt<br />
und dadurch die Isolierungen zerstört worden waren.<br />
Hier schließt sich der Kreis der im Kapitel 1<br />
angestellten Betrachtungen über die Unmöglichkeit<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Bahnen</strong>ergie erzeugung <strong>in</strong> der UdSSR (Bilder<br />
2.11 und 2.12).<br />
Trotz dieser Erkenntnisse wurden ke<strong>in</strong>e Maßnahmen<br />
zur sofortigen gründlichen Befundaufnahme<br />
der e<strong>in</strong>treffenden Güter getroffen.<br />
Der am 4. August 1952 erteilte Auftrag an die <strong>in</strong>zwischen<br />
neu g<strong>eb</strong>ildete OBE zur Bestandsaufnahme<br />
und e<strong>in</strong> weiterer Auftrag der GdR vom 20. Oktober<br />
1952 an den Hauptbuchhalter der Rbd Halle (S.)<br />
zur restlosen Erfassung und Inventarisierung aller<br />
Teile konnte mangels geeigneten Personals erst ab<br />
November abgearbeitet werden.<br />
Erst nachdem der größte Teil der Ausrüstungen<br />
bereits <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getroffen war, fand am<br />
17. September 1952 mit Vertretern des VEB Bergmann-Borsig<br />
(BB) und des Projektierungs- und Konstruktionsbüros<br />
für Energiemasch<strong>in</strong>en (PKE) die erste<br />
Besichtigung der <strong>in</strong> Muldenste<strong>in</strong> lagernden Kraftwerksteile<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Turb<strong>in</strong>en und Generatoren<br />
statt. Das auf der Grundlage der Besichtigung<br />
erstellte Gutachten besche<strong>in</strong>igte e<strong>in</strong>e gute Konservierung<br />
der angelieferten Teile, woraus seitens der<br />
GdR der grundfalsche Schluss gezogen wurde, dass<br />
alle Teile vorbehaltlich e<strong>in</strong>er nochmaligen Befundaufnahme<br />
e<strong>in</strong>wandfrei und sofort verwendbar seien.<br />
Erst am 9. Oktober 1952 wurde von Bergmann-<br />
Borsig auch die Notwendigkeit der Neuwicklung der<br />
Generatoren bestätigt.<br />
Bild 2.12:<br />
Fertigung bzw. Instandsetzung von Generatoren bei den LEW <strong>in</strong> Hennigsdorf im September<br />
1953 (Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe). Weitere Aufnahmen zur Generatorenfertigung bei den<br />
LEW bef<strong>in</strong>den sich im Anhang 2.4 auf der CD.<br />
Die von der OBE aufgestellten und im Januar<br />
1953 vorgelegten Inventurlisten waren jedoch für<br />
e<strong>in</strong>e zukünftige Materialplanung und Projektierung<br />
des Kraftwerkwiederaufbaus unbrauchbar, da sie nur<br />
überschlägliche und ungenaue Daten aufwiesen und<br />
ke<strong>in</strong>e technischen Parameter und Beschreibungen<br />
der Gegenstände enthielten.<br />
Insbesondere fehlten BB die 1946 abgeg<strong>eb</strong>enen<br />
Kraftwerkszeichnungen, die zur Beschleunigung<br />
und Vere<strong>in</strong>fachung der Projektierungsarbeiten<br />
zum Wiederaufbau des Rkw Muldenste<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gend<br />
erforderlich waren. Daraufh<strong>in</strong> schri<strong>eb</strong> Kramer am<br />
18. August 1952 an General Sujasow und bat<br />
um die Aushändigung der erforderlichen Unterlagen.<br />
Gleichzeitig teilte man der AEG <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
(West) mit, dass man die Ständer der drei von ihr<br />
1938/1942 nach Muldenste<strong>in</strong> gelieferten Turbosätze<br />
zum Zwecke der Inbetri<strong>eb</strong>nahme „erneut<br />
mit entsprechenden Wicklungen versehen“ wolle,<br />
„wobei vorher e<strong>in</strong>e vollständige Durchrechnung des<br />
gesamten Generators und die Aufstellung der erforderlichen<br />
Zeichnungen notwendig“ wäre. Bei e<strong>in</strong>er<br />
Besprechung am 18. November teilte die AEG<br />
mit, dass sie bereit sei, entweder für e<strong>in</strong>en Betrag<br />
von DM 10 000 (Verrechnungse<strong>in</strong>heiten) oder im<br />
Austausch gegen im Ostteil der Stadt verbli<strong>eb</strong>ene<br />
Konstruktionszeichnungen e<strong>in</strong>er AEG-Druckgasschaltertype<br />
die gewünschten Unterlagen zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Am 27. November 1952 erfolgte jedoch die<br />
Mitteilung aus der UdSSR, dass die Unterlagen<br />
vom „Entwurf-Konstruktionsbüro“ <strong>in</strong> 196 Mappen<br />
mit Verzeichnissen, die jeder der sechs Kisten beigelegt<br />
wurden, abgesandt wurden. In der DDR trafen<br />
daraufh<strong>in</strong> folgende Zeichnungen e<strong>in</strong>: für Rkw<br />
Mittelste<strong>in</strong>e und Muldenste<strong>in</strong>, für die Uw unter<br />
anderem Gommern, Großkorbetha, Hirschberg,<br />
Lauban, Lützschena, Nieder Salzbrunn, für die<br />
Fernleitung Nürnberg – Muldenste<strong>in</strong> sowie Detailzeichnungen<br />
für e<strong>in</strong>zelne Streckenabschnitte. Da<br />
man annahm, dass die gesuchten AEG-Unterlagen<br />
hier<strong>in</strong> enthalten seien, g<strong>in</strong>g man auf das Ang<strong>eb</strong>ot<br />
der AEG nicht weiter e<strong>in</strong>. Das lange Warten auf die<br />
unbed<strong>in</strong>gt erforderlichen Unterlagen verzögerte<br />
jedoch die anstehenden Projektierungsarbeiten erh<strong>eb</strong>lich.<br />
Der Weitertransport und die Lagerung der wieder<br />
e<strong>in</strong>getroffenen Kraft- und Unterwerksausrüstungen<br />
erfolgte an folgenden Standorten:<br />
• auf dem Gelände des Kraftwerks Muldenste<strong>in</strong><br />
Kraftwerkwerkteile von Muldenste<strong>in</strong> und 2 Generatoren<br />
vom Kraftwerk Mittelste<strong>in</strong>e<br />
• <strong>in</strong> Köthen Unterwerksteile und schwere Masch<strong>in</strong>enteile<br />
aus dem Kraftwerk Muldenste<strong>in</strong><br />
• <strong>in</strong> Zschornewitz Teile des Kraftwerks Mittelste<strong>in</strong>e<br />
• <strong>in</strong> Großkorbetha Unterwerksteile<br />
• im Raw Dessau Unterwerksteile<br />
• im Raw Magd<strong>eb</strong>urg-Buckau Unterwerksteile<br />
138 110 (2012) Heft 4
Report Fokus<br />
Am 18. September 1952 waren bereits 1 452 der <strong>in</strong>sgesamt<br />
1 600 Wagen e<strong>in</strong>getroffen. Auch die beiden<br />
fahrbaren Unterwerke kamen aus der UdSSR zurück.<br />
Der Vollständigkeit halber s<strong>in</strong>d noch zu erwähnen<br />
78 Tri<strong>eb</strong>- und 74 Beiwagen und 287 Waggons mit<br />
Ausrüstungen und Teilen der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn.<br />
Stahlmasten für Fern- und Fahrleitungen waren<br />
h<strong>in</strong>gegen nicht Bestandteil der Lieferung. Dies sollte<br />
alsbald noch zu erh<strong>eb</strong>lichen Problemen führen.<br />
Zwar hatte Kramer auf Veranlassung der SPK mit den<br />
Verantwortlichen diesbezügliche Gespräche führen<br />
sollen, doch konnten ihm se<strong>in</strong>e Gesprächspartner<br />
aus dem Verkehrsm<strong>in</strong>isterium der UdSSR hier offensichtlich<br />
nicht weiterhelfen. Zudem enthielt der<br />
Vertrag vom 18. März 1952 auch ke<strong>in</strong>e Anlagenteile<br />
der Fern-, Speise- und Fahrleitungen. Um die Errichtung<br />
zum<strong>in</strong>dest der Fernleitungsmaste zwischen<br />
Muldenste<strong>in</strong> und Köthen (auf die Änderung der<br />
Auswahl der zu elektrifizierenden Strecken und der<br />
damit zu errichtenden Fernleitungen wird <strong>in</strong> den<br />
Abschnitten 3.2.1.2 und 3.2.2 e<strong>in</strong>gegangen) zu<br />
ermöglichen, verlangte der GD <strong>eb</strong>enfalls auf der<br />
Besprechung vom 25. März 1953, dass dafür „…<br />
notwendigenfalls auch Profileisen aus Schrottaufkommen<br />
Verwendung f<strong>in</strong>det, erforderlichenfalls würde er<br />
... e<strong>in</strong> zur Verschrottung geeignetes Feld des Leipziger<br />
Hauptbahnhofes oder auch e<strong>in</strong> anderes Objekt zur<br />
Verfügung stellen.“<br />
2.5.2 Die Lokomotiven<br />
Zwischen Mai 1952 und April 1953 kehrten die Elloks<br />
vom Abgangsbahnhof Brest über den Bf Frankfurt/<br />
Oder <strong>in</strong> die DDR zurück. Für den Empfang der Güter<br />
wurde <strong>in</strong> Frankfurt/Oder ab dem 15. Juni 1952<br />
n<strong>eb</strong>en der bestehenden Abnahmekommission e<strong>in</strong>e<br />
Leitstelle e<strong>in</strong>gerichtet, die für die Zuweisung e<strong>in</strong>es<br />
geeigneten Lagerplatzes zuständig war.<br />
Auch <strong>in</strong> Guben nahm e<strong>in</strong>e Leitstelle ihre Arbeit<br />
auf, die jedoch nach 14 Tagen wieder aufgelöst<br />
wurde, da sämtliche Transporte über Frankfurt/Oder<br />
e<strong>in</strong>trafen. Aufgabe dieser Stellen war die Erfassung<br />
der e<strong>in</strong>treffenden Elloks, deren Untersuchung und<br />
falls erforderlich auch die Wiederherstellung ihrer<br />
Lauffähigkeit und die Weiterleitung <strong>in</strong> verschiedene<br />
Ausbesserungs- und Bahnbetri<strong>eb</strong>swerke.<br />
Um den Rücktransport der E 44 und E 94 (<strong>in</strong>sgesamt<br />
72 Stück) zu ermöglichen, deren Umspurung<br />
nur im Ausbesserungswerk möglich war, erfolgte<br />
die Verladung auf Schwerlastfahrzeugen. Zuvor<br />
mussten die Elloks auf dem Bahnhof Brest<br />
<strong>in</strong> ihre Drehgestelle und Brücken zerlegt werden.<br />
Um anschließend auf den polnischen <strong>Bahnen</strong> die<br />
Überführung dieser Masch<strong>in</strong>en sowie der schweren<br />
und das Lademaß überschreitenden energetischen<br />
Ausrüstungen sicherzustellen, sandte die DR die<br />
erforderliche Anzahl der Sonderwagen zu den mit<br />
110 (2012) Heft 4<br />
den <strong>Bahnen</strong> der UdSSR vere<strong>in</strong>barten Term<strong>in</strong>en nach<br />
dem Bahnhof Brest.<br />
Dieser Vorgang begann am 15. April 1952. Die<br />
Verwaltung für Internationalen Verkehr der Sowjetischen<br />
Eisenbahn hatte der DR Unterlagen über<br />
Lademaße von Gütern und über Lichtraumprofile<br />
zugesandt. Sie bat, die Güter auf ihre Transportfähigkeit<br />
auf dem Gleisnetz der DR zu prüfen und die entsprechend<br />
ergänzten Unterlagen zurückzureichen.<br />
Bereits e<strong>in</strong>en Tag später lag die konkrete Bestellung<br />
über Spezialwagen bei der DR vor.<br />
In dem Telegramm mit dem H<strong>in</strong>weis: „Eilt sehr“<br />
war vermerkt: „...bittet Sie, Herrn Generaldirektor, die<br />
Beistellung von 20 6-achsigen Plattformwagen, Typ<br />
Souma, mit e<strong>in</strong>er Tragfähigkeit von 82 t nach Brest<br />
zum 10.5.52 zu veranlassen. Die Wagen werden für<br />
die Abbeförderung der Fahrgestelle der E-Lok gemäß<br />
den Ihnen mit Schreiben Nr. 450230/6 vom 21.3.52<br />
überreichten Zeichnungen Nr. 1665 und Nr. 1666 benötigt.<br />
Über den Abgang der Plattformwagen bitten wir<br />
die Direktion M<strong>in</strong>sk <strong>in</strong> Kenntnis zu setzen“.<br />
Die Anforderung ermöglichte den Transport von<br />
zehn Drehgestelllokomotiven. Nur vierzehn Tage<br />
später erfolgte e<strong>in</strong>e weitere Mitteilung. Dar<strong>in</strong> hieß<br />
es: „Im Laufe der Monate Mai, Juni, Juli des Jahres<br />
werden entsprechend dem abgeschlossenen Abkommen<br />
vom 18.3.52 ab Bahnhof Brest nach der DDR<br />
das Lademaß überschreitende Güter – Elektro-Ausrüstungen<br />
– versandt. Zeichnungen dieser Ausrüstungen<br />
Nr. 20-912 bis 20-941 folgen anbei. Die Verwaltung<br />
für Internationalen Verkehr bittet um Ihr E<strong>in</strong>verständnis<br />
mit der Annahme der oben genannten Güter und<br />
Durchlaß derselben über die PKP nach Bahnhof Frankfurt/Oder.“<br />
Bild 2.13:<br />
Die ehemals schlesische E 21 51 hat ihr letztes Reiseziel <strong>in</strong> Magd<strong>eb</strong>urg-Buckau erreicht. Dort<br />
verbleibt sie bis zu ihrer Verschrottung im Jahr 1968 (H. Constabel; Slg. H. L<strong>in</strong>ke).<br />
139
Fokus Report<br />
Bild 2.14:<br />
Im Bw Leipzig West stehen 1954 zwei Elloks der Baureihe E 50 3 und warten auf ihr weiteres<br />
Schicksal (D. Wünschmann).<br />
Bild 2.15:<br />
Im Raw Dessau abgestellte E 44 (Slg. H.-J. Lange).<br />
Für den Transport bestellte die UdSSR via Bahndiensttelegramm<br />
weitere geeignete Hilfsmittel. Am<br />
25. Juli wurde der GD g<strong>eb</strong>eten, „die Absendung<br />
von folgenden e<strong>in</strong>wandfreien Radsätzen mit Buchsen<br />
nach Brest für die Umspurung von elektrischen Lokomotiven<br />
zu veranlassen:Serie E-77 4 Satz, Serie E-04<br />
2 Satz, Serie E-50 2 Satz, Serie E-95 2 Satz“. Um e<strong>in</strong>e<br />
Umspurung im eigentlichen S<strong>in</strong>ne handelte es bei<br />
dieser Anforderung nicht, denn nach der Vorschrift<br />
für die Absendung der Fahrzeuge für elektrische<br />
<strong>Bahnen</strong> und Ausrüstungen aus der UdSSR, die an die<br />
DDR überg<strong>eb</strong>en wurden, waren von tatsächlichen<br />
Umspurarbeiten nur 72 Lokomotiven betroffen. Vielmehr<br />
wird es sich bei den erbetenen Radsätzen um<br />
solche gehandelt haben, die e<strong>in</strong>en betri<strong>eb</strong>ssicheren<br />
Transport der Lokomotiven auf eigenen Achsen<br />
durch Polen ermöglichen sollten.<br />
Das ergibt sich auch aus den nachfolgenden<br />
Telegrammen, <strong>in</strong> denen es zum Beispiel am 14. Oktober<br />
1952 heißt: „Zur Abbeförderung von E-Lok nach<br />
der DDR bittet IMO MPS Sie, Herr Generaldirektor,<br />
mitzuteilen, ob die DR nach Brest Radsätze folgender<br />
Baureihen absenden kann: E-77 12 Stück, E-92<br />
4 Stück, E-04 3 Stück, E-06 2 Stück, E-18 4 Stück, E-95<br />
1 Stück, E 50 2 Stück und (1Tr 1 L) E-17 2 Stück.“ Mit<br />
Haken auf dem Telegramm waren versehen: 3 Stück<br />
für E 04 und 2 Stück für E 50.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Telegramm vom 18. November 1952<br />
gibt dann endgültig Aufschluss darüber, was mit<br />
den angeforderten Radsätzen geme<strong>in</strong>t war: „Die<br />
Verwaltung für <strong>in</strong>ternationalen Verkehr MPS UdSSR<br />
bittet Sie, Herr Generaldirektor, Anweisung zu g<strong>eb</strong>en,<br />
dass die Absendung von Radsätzen mit unversehrten<br />
Achsschenkeln für die Umsetzung von Elektrolokomotiven<br />
beschleunigt wird und zwar für die Elektrolokomotiven<br />
Baureihe: E – 77 : 12 Stück, E – 04 . 2 Stück,<br />
E – 06 . 2 Stück, E – 95 : 1 Stück, E – 50 : 3 Stück<br />
und E – 17 : 2 Stück.“ Es handelte sich um Radsätze,<br />
deren Achsschenkel wahrsche<strong>in</strong>lich wegen der<br />
langen Standzeit der Masch<strong>in</strong>en beschädigt waren<br />
und die damit für die regelmäßig wiederkehrenden<br />
Anforderungen von geeigneten Radsätzen durch die<br />
Staatsbahn der UdSSR sorgten. Über entsprechende<br />
Teile verfügte die Reichsbahn jedoch nicht, weil<br />
<strong>in</strong> der DDR so gut wie ke<strong>in</strong>e Tauschteile für diese<br />
Lokomotivbaureihen zur Verfügung standen. Lediglich<br />
aus den ehemals <strong>in</strong> Hennigsdorf vorhandenen<br />
Lokomotiven hätte man Radsätze für Masch<strong>in</strong>en der<br />
Baureihen E 04, E 18 und E 94 entnehmen können.<br />
Doch auch hier hätte nur e<strong>in</strong>e begrenzte Anzahl zur<br />
Verfügung gestanden.<br />
Unter Würdigung dieser Verhältnisse ersche<strong>in</strong>t es<br />
verständlich, dass der Rücktransport der Lokomotiven<br />
so viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch nahm.<br />
Als erste Elloks trafen <strong>in</strong> Frankfurt/Oder am<br />
28. Juni 1952 die E 04 23 und E 77 61 auf eigenen<br />
Achsen rollend e<strong>in</strong>. Die E<strong>in</strong>gangsuntersuchung<br />
ergab, dass bei der E 04 23 die Getri<strong>eb</strong>ezahnräder<br />
des ersten Treibradsatzes und alle Hohlwellenlager<br />
trocken gelaufen waren. Auch die E 77 61 kam<br />
mit ähnlichen Mängeln an Schmiermitteln an. Das<br />
gleiche Bild wiederholte sich bei fast allen anderen<br />
Lokomotiven, zu denen sich auch vere<strong>in</strong>zelt noch<br />
lose oder g<strong>eb</strong>rochene Radreifen gesellten. Die Arbeit<br />
der Abnahmekommission gestaltete sich dadurch<br />
wesentlich schwieriger und zeitaufwändiger als ursprünglich<br />
e<strong>in</strong>geschätzt worden war.<br />
Sämtliche lauffähige Lokomotiven kamen <strong>in</strong> Güterzügen<br />
aus der UdSSR zurück, die meistens mit<br />
weiterem Rückführgut beladen waren, teilweise<br />
ohne Zugbegleitpersonal. Was die knapp sechs Jahre<br />
140 110 (2012) Heft 4
Report Fokus<br />
Abstellzeit <strong>in</strong> der Sowjetunion mehr oder weniger<br />
schadlos überstanden hatte, bekam auf der Rückfahrt<br />
<strong>in</strong> die DDR oft noch den „Rest“ verpasst. Was<br />
für e<strong>in</strong> krasser Widerspruch gegenüber der 1946 auf<br />
Befehl der Sowjets durchgeführten Konservierung<br />
und Abschmierung der abzuliefernden Masch<strong>in</strong>en!<br />
Bis zum 18. September 1952 waren 91 Elloks wieder<br />
e<strong>in</strong>getroffen. Weitere Ankunftsdaten der heimkehrenden<br />
Elloks s<strong>in</strong>d, so weit sie bekannt s<strong>in</strong>d, der<br />
Tabelle 6.2 zu entnehmen.<br />
Insgesamt 17 Elloks mussten <strong>in</strong>folge heiß gelaufener<br />
Lager, defekter Radreifen oder anderer<br />
Schäden <strong>in</strong> Polen aus den Transporten ausgesetzt<br />
und abgestellt werden. Erst nach langwierigen Verhandlungen<br />
mit den Behörden des Nachbarlandes<br />
durfte deutsches Fachpersonal nach Polen e<strong>in</strong>reisen<br />
und dort die erforderlichen Reparaturen durchführen.<br />
Als letzte Masch<strong>in</strong>e erreichte die E 92 75 am<br />
30. April 1953 den Bf Frankfurt/Oder, nachdem zuvor<br />
im Transitland sechs neue Ersatzradreifen montiert<br />
worden waren. Weitere 601 Waggons folgten<br />
beladen mit Ausrüstungsteilen von Elloks. Es ist<br />
durchaus möglich, dass dabei die e<strong>in</strong>e oder andere<br />
Ellok noch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelteilen ankam, deren Identifizierung<br />
nicht mehr möglich war. Hier<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d eventuell<br />
die <strong>in</strong> der Literatur immer wieder erwähnten<br />
„Kriegsverluste“ verborgen, die heutzutage nicht<br />
mehr aufklärbar s<strong>in</strong>d.<br />
Alle Elloks wurden von Frankfurt/Oder aus <strong>in</strong><br />
die Ausbesserungswerke nach Dessau, Stendal oder<br />
Magd<strong>eb</strong>urg-Buckau weiter geleitet (Bild 2.13). Von<br />
dort aus erfolgte auf Grund Platzmangels e<strong>in</strong>e weitere<br />
Verteilung auf folgende Standorte:<br />
• Bw Leipzig West (Bild 2.14)<br />
• Bw Leipzig-Wahren<br />
• Bw Halle P<br />
• Bw Magd<strong>eb</strong>urg-Rothensee und<br />
• LEW Hennigsdorf<br />
Bild 2.16:<br />
Innenaufnahme vom Führerstand e<strong>in</strong>er der drei <strong>in</strong> Hennigsdorf Ende 1953 zum Zwecke der<br />
Instandsetzung bef<strong>in</strong>dlichen E 44 048, 103 und 134 (Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe).<br />
Sämtliche zerlegten Elloks, so alle E 44 und E 94, die<br />
E 15 01, E 71 30 und vermutlich auch die E 42 14,<br />
15, 17, 18 und die E 77 26 leitete man dem Raw<br />
Dessau zu. Dort wurden die Lokkästen wieder auf<br />
die Drehgestelle gesetzt, nachdem zuvor bei den<br />
E 44 und E 94 die Räder wieder auf das Normalspurmaß<br />
zurückgepresst worden waren, um die<br />
Masch<strong>in</strong>en auf zusätzlichen provisorisch verlegten<br />
Werksgleisen abzusetzen und verfahren zu können.<br />
Zwecks Vermeidung von Plünderungen hatten die<br />
Sowjets bei den auf Güterwagen verladenen Lokkästen<br />
der E 44 und E 94 die Führerstandstüren zugeschweißt.<br />
Nach Auskunft von Zeitzeugen trugen<br />
die Lokkästen der E 44 teilweise hellgrüne, hellblaue<br />
oder rosa Anstriche (Bild 2.15). Dass immer wieder<br />
verbreitete Geschichten über tapezierte Führerstände<br />
wahr s<strong>in</strong>d, beweisen Fotos vom Führerstand<br />
e<strong>in</strong>er E 44, die sich zur Wiederaufarbeitung 1953 <strong>in</strong><br />
den LEW Hennigsdorf befand. Auch im Masch<strong>in</strong>enraum<br />
befanden sich Beschilderungen <strong>in</strong> kyrillischer<br />
Schrift (Bilder 2.16 und 2.17).<br />
Neun Elloks bli<strong>eb</strong>en <strong>in</strong> der Sowjetunion: E 05 001,<br />
E 17 10, E 44 047, 055 und 106, E 77 05, 58 und<br />
75, E 92 72.<br />
Mit den rückgeführten 186 Elloks und den im<br />
Jahre 1946 <strong>in</strong> Mitteldeutschland stehen g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>enen<br />
bzw. deren Resten verfügte die DR nun wieder über<br />
<strong>in</strong>sgesamt 206 Masch<strong>in</strong>en, von denen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />
e<strong>in</strong>satzfähig war.<br />
Noch im Oktober 1954 waren an den o. g. Standorten<br />
(außer Raw Dessau) 95 Elloks schadhaft abgestellt.<br />
Die bis 1950 durchgeführte Verschrottungsaktion<br />
der 1946 <strong>in</strong> der SBZ zurück gelassenen Ellok-<br />
110 (2012) Heft 4<br />
Bild 2.17:<br />
Schilder mit kyrillischer Schrift auf e<strong>in</strong>er Schalttafel im Masch<strong>in</strong>enraum<br />
(Werkfoto LEW; Slg. Th. Borbe).<br />
141
Fokus Report<br />
wracks überl<strong>eb</strong>ten folgende 20 Masch<strong>in</strong>en an den<br />
Standorten:<br />
• Bw Saalfeld: E 44 033, 041 und 074<br />
(alle ausg<strong>eb</strong>rannt)<br />
• Raw Dessau: E 04 13<br />
E 17 101<br />
E 44 151 und 178 W<br />
E 91 104 (Verschrottungsdatum<br />
nicht belegt)<br />
• LEW Hennigsdorf: E 04 11 und 12<br />
E 18 04, 19, 23, 31, 40 und 43<br />
E 94 007, 082, 089 und 096.<br />
Die auf dem Werksgelände der AEG/LEW Hennigsdorf<br />
nach Beendigung der Demontageaktion weiterh<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>dlichen<br />
zwölf Schadloks wurden 1951 ausgelagert<br />
und als Eigentum der DR anschließend im Bw Velten<br />
bzw. im Raw Dessau (E 94 007 und E 94 096) abgestellt.<br />
Zum Band 3 der Buchreihe Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
Die Fülle des zu verarbeitenden Materials<br />
hätte den üblichen Seitenumfang<br />
dieser Buchreihe weit überschritten.<br />
Autoren und Verlag haben sich deshalb<br />
entschlossen, den Band 3 Die<br />
Deutsche Reichsbahn <strong>in</strong> zwei Teilen zu<br />
veröffentlichen.<br />
Im Teil 1 werden ausführlich die nach<br />
Kriegsende bei der AEG und den SSW<br />
verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten<br />
der AEG für die sowjetische Besatzungsmacht,<br />
die Vertragsverhandlungen mit<br />
der UdSSR und der mühsame Aufbau<br />
des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fernund<br />
Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Auch der Wiederaufbau des Raw Dessau<br />
und die dort durchgeführte Reparatur<br />
der SU-Heimkehrer werden gewürdigt.<br />
Die Betrachtungen schließen um 1960<br />
ab, zu der Zeit, als der Grundstock<br />
der Altbauelloks wieder aufgearbeitet<br />
und die <strong>eb</strong>enfalls beschri<strong>eb</strong>enen Konstruktionsarbeiten<br />
für e<strong>in</strong>e Neubau-Ellok<br />
abgeschlossen waren.<br />
Der <strong>in</strong> Vorbereitung bef<strong>in</strong>dliche Teil<br />
2 beschreibt daran anschließend mit Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
der ersten Neubauelloks<br />
der Baureihen E 11 und E 42 die Geschichte<br />
des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es<br />
bis zum Ende der Existenz der DR am<br />
31. Dezember 1993. Neue elektrische<br />
Lokomotiven der Baureihen 250 und<br />
243 ergänzten den vorhandenen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpark.<br />
Weiterführende Entwicklungen wie<br />
die sechsachsige Ellokbaureihe 252<br />
(neu 156) oder die Baureihen 208,<br />
210 und 255 mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik,<br />
die jedoch über die Projektierungsphase<br />
nicht mehr h<strong>in</strong>aus kamen,<br />
werden hier erstmals vorgestellt und<br />
beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Weiterh<strong>in</strong> werden der Entwicklung<br />
der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung und des<br />
dem Laien weitläufig unbekannten<br />
Fachg<strong>eb</strong>ietes der Schutztechnik Beachtung<br />
geschenkt. Der Elektrifizierung der<br />
Rübelandbahn mit der <strong>in</strong> Deutschland<br />
für die Eisenbahn unüblichen Bahnstromfrequenz<br />
von 50 Hz und ihren<br />
elektrischen Lokomotiven wird e<strong>in</strong> eigenes<br />
Kapitel gewidmet. Entwicklungen<br />
auf dem Fahrleitungssektor runden die<br />
Technikgeschichte ab.<br />
Die als Erb<strong>in</strong> firmierende Deutsche<br />
Bahn AG führte e<strong>in</strong>ige zu diesem Term<strong>in</strong><br />
schon <strong>in</strong> der fortgeschrittenen Planung<br />
oder <strong>in</strong> der Ausführung bef<strong>in</strong>dliche Projekte<br />
auf verschiedenen Teilg<strong>eb</strong>ieten<br />
der elektrischen Zugförderung fort. Die<br />
dann folgenden Ereignisse sollen nicht<br />
mehr Bestandteil der vorgenommenen<br />
Betrachtungen se<strong>in</strong>.<br />
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142 110 (2012) Heft 4
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<strong>in</strong> Deutschland<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />
Teil 1 – 1947 bis 1960<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />
der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />
Bereits 1947 beschäftigte sich die Deutsche Reichsbahn mit dem<br />
Gedanken zur Wiederelektrifi zierung des im Jahr zuvor demontierten<br />
elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten dann konkrete Schritte, die<br />
nach Verhandlungen mit der UdSSR <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staatsvertrag endeten.<br />
E<strong>in</strong>en sofortigen Wiederaufbau des Demontagegutes verh<strong>in</strong>derten der<br />
Zustand von Lokomotiven und Anlagen sowie DDR-<strong>in</strong>terne Streitereien<br />
ü ber das anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955<br />
den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />
In diesem Band werden die nach Kriegsende bei der AEG und<br />
den SSW verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten der AEG fü r die<br />
Besatzungsmacht, die Vertragsverhandlungen mit der UdSSR<br />
und der Aufbau des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fern- und<br />
Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Dieses Werk veranschaulicht e<strong>in</strong> Stü ck Zeitgeschichte und<br />
beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen,<br />
wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und politischen<br />
Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / Th. Scherrans / Th. Borbe / R. Lü deritz<br />
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Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Betri<strong>eb</strong><br />
Hundert Jahre Übere<strong>in</strong>kommen zum<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
Ralf Roman Rossberg, Murnau<br />
Vor hundert Jahren vere<strong>in</strong>barten die Eisenbahnen dreier Länder des Deutschen Kaiserreiches, elektrische<br />
Fernbahnen zukünftig e<strong>in</strong>heitlich mit E<strong>in</strong>phasenwechselstrom bei 15 000 Volt Nennspannung<br />
und 16 2 / 3 Hz Nennfrequenz zu betreiben. Sowohl die Vorgeschichte wie die nachfolgende Entwicklung<br />
stellen sich nach sorgfältiger Quellenforschung und -prüfung <strong>in</strong> manchen Punkten anders dar<br />
als landläufig angenommen.<br />
CENTENARY OF ÜBEREINKOMMEN FOR ELECTRIC TRACTION IN GERMANY<br />
A hundred years ago, the railways of three constituent states of the German Empire agreed to operate<br />
electric long-distance tra<strong>in</strong>s on a unified 15,000 V nom<strong>in</strong>al voltage, 16 2 / 3 Hz nom<strong>in</strong>al frequency<br />
s<strong>in</strong>gle-phase AC network. In-depth research work done and an exam<strong>in</strong>ation of the sources reveal<br />
that, <strong>in</strong> some aspects, both the pre-history and the subsequent development are different from<br />
what is commonly believed to be true.<br />
CENTENAIRE DE ÜBEREINKOMMEN SUR LA TRACTION ÉLECTRIQUE EN ALLEMAGNE<br />
Il y a cent ans, les chem<strong>in</strong>s de fer de trois Etats de l’Empire allemand convenaient d’exploiter les<br />
futures lignes électrifiées de manière unitaire avec un courant alternatif monophasé à tension nom<strong>in</strong>ale<br />
de 15 000 V et à fréquence nom<strong>in</strong>ale de 16 2 / 3 Hz. Sur certa<strong>in</strong>s po<strong>in</strong>ts, tant les antécédents que<br />
les développements ultérieurs se présentent après une recherche et une vérification approfondies<br />
des sources sous un tout autre aspect que généralement admis.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Die <strong>Bahnen</strong> dreier deutscher Staaten, des Königreichs<br />
Bayern, des Königreichs Preußen und des<br />
Großherzogtums Baden, schlossen um die Jahreswende<br />
1912/13 das „Übere<strong>in</strong>kommen betreffend<br />
die Ausführung elektrischer Zugförderung“. Damit<br />
vere<strong>in</strong>barten sie für künftige Vollbahn-Elektrifizierungen<br />
15 000 Volt Spannung und als Periodenzahl<br />
16 2 / 3 . Hertz, abgekürzt Hz, wurde als Bezeichnung<br />
für die E<strong>in</strong>heit der Frequenz erst Mitte der<br />
1920er Jahre <strong>in</strong> Deutschland, weltweit nach und<br />
nach bis 1960 e<strong>in</strong>geführt. Das Übere<strong>in</strong>kommen<br />
bildet das Fundament für den heutigen elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Immer wieder ist vom „berühmten Übere<strong>in</strong>kommen“<br />
die Rede, mit dem die drei <strong>Bahnen</strong> <strong>in</strong> weiser<br />
Voraussicht ke<strong>in</strong>e neuen Schnittstellen im Eisenbahnnetz<br />
entstehen lassen, sondern wie für die Spurweite<br />
auch für e<strong>in</strong> elektrisches System e<strong>in</strong>heitliche Größen<br />
festlegen wollten (Bild 1). Wenn sich der Abschluss<br />
des Übere<strong>in</strong>kommens demnächst zum 100. Mal<br />
jährt, rundet sich der Rückblick zu e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Kapitel <strong>in</strong> der Eisenbahngeschichte.<br />
2 E<strong>in</strong>e lange Reihe Fragen<br />
Zunächst kommt etliches zutage, was sich zum überwiegenden<br />
Teil nur <strong>in</strong>terpretieren und höchstens<br />
ausnahmsweise belegbar klären lässt.<br />
Warum hat die Fachpresse weder im Vorfeld, noch<br />
nach der Unterzeichnung über dieses bedeutungsvolle<br />
Übere<strong>in</strong>kommen berichtet? Die maßg<strong>eb</strong>enden<br />
Fachleute der beteiligten <strong>Bahnen</strong> (Bild 2) müssen<br />
wegen des e<strong>in</strong>heitlichen Stromsystems schon geraume<br />
Zeit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gestanden haben: „... das<br />
Jahr 1911 ist für die Entwicklung des elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong>es auf den Haupteisenbahnen <strong>in</strong>sofern von<br />
besonderer Bedeutung, als seitens der Staatseisenbahnverwaltungen<br />
Preußens, Bayerns und Badens<br />
e<strong>in</strong>e Fahrdrahtspannung von 15 000 Volt und e<strong>in</strong>e<br />
Periodenzahl von 16 2 / 3 e<strong>in</strong>heitlich angenommen<br />
wurde“. Das schri<strong>eb</strong> Anfang 1912, lange bevor das<br />
Übere<strong>in</strong>kommen formell geschlossen wurde, „Gl.“,<br />
vermutlich Gleichmann [1].<br />
Warum wurden <strong>in</strong> allen Ländern, deren <strong>Bahnen</strong> sich<br />
mit der Elektrifizierung von Fernstrecken beschäftigten,<br />
zunächst ke<strong>in</strong>eswegs 16 2 / 3 Perioden angenommen?<br />
Überall hatten eigene Untersuchungen stattge-<br />
144 110 (2012) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
Übere<strong>in</strong>kommen betreffend die Ausführung elektrischer Zugförderung.<br />
Zwischen<br />
• den preussisch-hessischen,<br />
• den bayerischen und<br />
• den badischen Staatseisenbahnen<br />
wird über die Ausführung elektrischer Zugförderung folgendes vere<strong>in</strong>bart.<br />
I.<br />
1.) Die elektrische Arbeit wird den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen durch Schleifbügel von e<strong>in</strong>em hochliegenden Fahrdraht<br />
aus als e<strong>in</strong>welliger Wechselstrom zugeführt.<br />
Zur Rückleitung dienen im allgeme<strong>in</strong>en die Fahrschienen.<br />
Die Unterkante des Fahrdrahtes liegt im allgeme<strong>in</strong>en 6 m über der Oberkante der Fahrschienen.<br />
2.) Der quadratische Mittelwert des Spannungsunterschiedes zwischen den Bahnklemmen der<br />
Unterwerke (Streckenspannung) beträgt bei mittlerer Belastung 15 000 Volt.<br />
3.) Die sekundliche Periodenzahl ist 16 2 / 3<br />
.<br />
Begründung.<br />
Allgeme<strong>in</strong>es.<br />
Obwohl die elektrische Zugförderung auf den Haupteisenbahnen im Bereich der deutschen Staatseisenbahnverwaltungen<br />
zunächst auf e<strong>in</strong>zelne Strecken beschränkt se<strong>in</strong> wird, s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick auf die<br />
mögliche Entwicklung die elektrischen Bahne<strong>in</strong> richtungen von vornhere<strong>in</strong> soweit zu vere<strong>in</strong>heitlichen, dass<br />
die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge der e<strong>in</strong>en Verwaltung auf die Strecken der anderen Verwaltung übergehen können.<br />
Hierzu ist nötig und ausreichend, dass:<br />
a) die elektrische Arbeit durchweg die gleiche Form, Spannung und Periodenzahl hat und überall <strong>in</strong> der<br />
gleichen Weise den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen zugeführt wird;<br />
b) die Stromabnahmevorrichtungen der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und die Fahrdrahtanlage <strong>in</strong> Bezug auf die Umgrenzungsl<strong>in</strong>ien<br />
des lichten Raumes für den Übergang der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge e<strong>in</strong>gerichtet werden.<br />
Besonderes.<br />
Zu (1): Die Stromart ist so zu wählen, dass:<br />
a) die Unterwerke weitreichend s<strong>in</strong>d;<br />
b) die Streckenausrüstung e<strong>in</strong>fach wird und die Bahnunterhaltung nicht erschwert;<br />
c) die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge bei e<strong>in</strong>fachem und zuverlässigem Bau e<strong>in</strong>e weitgehende, genaue und wirtschaftliche<br />
Anpassung der Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit und Leistung an die Verkehrs- und Streckenverhältnisse<br />
gestatten.<br />
Der Gesamtheit dieser Forderungen entspricht am vollkommensten e<strong>in</strong>welliger Wechselstrom von hoher<br />
Spannung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen hochliegenden Fahrdraht.<br />
Zu (2): Die Streckenspannung ist wegen (1a) so hoch zu bemessen, als sich mit zuverlässiger Isolierung<br />
des Fahrdrahtes und der Transformatoren der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge verträgt.<br />
Nach abschliessender Erfahrung soll e<strong>in</strong> Mittelwert von 15000 Volt nicht überschritten werden.<br />
Zu (3): Damit nicht die Tri<strong>eb</strong>masch<strong>in</strong>en im Anlauf und bei niedriger Umdrehungszahl durch Bürstenfeuer<br />
leiden, muss die Periodenzahl niedrig se<strong>in</strong>. Andererseits müssen die Beschaffungskosten der Kraftwerke,<br />
Unterwerke und Transformatoren der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge <strong>in</strong> angemessenenen Grenzen bleiben, was e<strong>in</strong>e<br />
höhere Periodenzahl bed<strong>in</strong>gt. E<strong>in</strong> guter Mittelwert liegt <strong>in</strong> der Nähe von 15.<br />
Die genaue Zahl ergibt sich, wenn man beachtet, dass mit der elektrischen Zugförderung auch die Versorgung<br />
des Landes mit elektrischer Arbeit erfolgen soll. Letzterem Zwecke dient am besten dreiwelliger<br />
Wechselstrom (Drehstrom) von 50 Perioden, der daher auch allgeme<strong>in</strong> verwandt wird.<br />
Zur Durchführung dieser geme<strong>in</strong>samen Aufgabe werden vielfach bestehende Drehstromkraftwerke <strong>in</strong> Unterwerke<br />
der Bahnkraftwerke umzuwandeln und hierzu von diesen aus durch e<strong>in</strong>welligen Wechselstrom,<br />
am zweckmässigsten synchron, anzutreiben se<strong>in</strong>.<br />
In Wasserkraftwerken muss es ausserdem möglich se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>- und derselben Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>welligen und<br />
dreiwelligen Wechselstrom herzustellen.<br />
Beiden Bed<strong>in</strong>gungen wird entsprochen, wenn die Periodenzahl des Bahnstromes e<strong>in</strong> ganzzahliger Teil des<br />
Drehstromes ist.<br />
Sie folgt danach zu 50/3 = 16 2 / 3<br />
II.<br />
Um übere<strong>in</strong>stimmende Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Tri<strong>eb</strong>masch<strong>in</strong>en sowie wirtschaftliche<br />
Herstellung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und der Streckenausrüstung zu erzielen, sollen folgende Abmachungen<br />
gelten:<br />
a) Die Leistungsfähigkeit der Tri<strong>eb</strong>masch<strong>in</strong>en ist durch deren Anzugsdrehmoment sowie durch ihr Dauerdrehmoment<br />
bei der durchschnittlichen und höchsten Umlaufzahl auszudrücken.<br />
b) Die Erfahrungen über den Bau der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge werden auf Wunsch ausgetauscht<br />
c) Die Streckenausrüstung wird nach e<strong>in</strong>heitlichen, im e<strong>in</strong>zelnen noch festzulegenden Grundsätzen<br />
ausgeführt.<br />
III.<br />
Abweichungen von den Vere<strong>in</strong>barungen bei den im Bau stehenden Anlagen sollen soweit nötig beseitigt<br />
werden, sobald die Entwicklung es fordert.<br />
Bild 1:<br />
Nachdruck des Übere<strong>in</strong>kommens, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spalte zusammengefasst<br />
erstmals als Bild 1 <strong>in</strong> [4] veröffentlicht wurde<br />
(Vorlage: Sammlung U. Behmann).<br />
Berl<strong>in</strong>, den 28. Dezember 1912<br />
Der Königlich Preußische M<strong>in</strong>ister<br />
der öffentlichen Arbeiten<br />
gez. v. Breitenbach<br />
München, den 21. Nov 1912<br />
Das Königlich Bayerische Staats m<strong>in</strong>isterium<br />
für Verkehrsangelegenheiten<br />
gez. v. Seidle<strong>in</strong><br />
Karlsruhe, den 18. Januar 1913<br />
Das Großherzoglich Badische<br />
M<strong>in</strong>isterium der F<strong>in</strong>anzen<br />
gez. v. Rhe<strong>in</strong>boldt<br />
110 (2012) Heft 4<br />
145
Betri<strong>eb</strong><br />
Dr. phil. Bernhard Gleichmann, * 18. April 1869 <strong>in</strong> Suhl,<br />
† 10. März 1938 <strong>in</strong> München. M<strong>in</strong>isterialrat im Kgl. Bayer.<br />
Staatsm<strong>in</strong>isterium für Verkehrsangelegenheiten, München.<br />
Er gilt als Federführer und treibende Kraft bei der Ausarbeitung<br />
des Übere<strong>in</strong>kommens.<br />
Gustav Wittfeld, * 27. Oktober 1855 <strong>in</strong> Aachen,<br />
† 24. September 1923 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Geheimer Oberbaurat im<br />
preußischen M<strong>in</strong>isterium der öffentlichen Arbeiten, Berl<strong>in</strong>.<br />
Wilhelm Stahl, * 5. März 1854 <strong>in</strong> Ed<strong>in</strong>gen bei Schwetz<strong>in</strong>gen,<br />
† 6. Juni 1916 <strong>in</strong> Karlsruhe. Oberbaurat und Mitglied der<br />
Großherzoglichen Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen,<br />
Karlsruhe.<br />
Bild 2:<br />
Das Übere<strong>in</strong>kommen entstand aus der engen Zusammenarbeit dreier Persönlichkeiten aus<br />
dem damals nur kle<strong>in</strong>en Kreis von Fachleuten des elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s: B. Gleichmann,<br />
G. Wittfeld und W. Stahl (von l<strong>in</strong>ks). Alle drei gehörten zum Herausg<strong>eb</strong>erkreis der Zeitschrift<br />
<strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong> (Fotos: Sammlung Rossberg).<br />
funden, die e<strong>in</strong>e Menge Für und Wider <strong>in</strong> sich bargen,<br />
zwar alle zum „E<strong>in</strong>phasensystem“ führten, zunächst<br />
jedoch überall 15 Perioden zugrunde legten.<br />
Warum wurden mit Nachdruck 15 Perioden empfohlen?<br />
„... Dagegen erg<strong>eb</strong>en sich bei 15 Perioden<br />
sehr wesentliche Vorteile an den Motoren und Fahrleitungen,<br />
so dass im Interesse der Weiterentwicklung<br />
und Vere<strong>in</strong>heitlichung des elektrischen Vollbahnbetri<strong>eb</strong>es<br />
es sehr wichtig wäre, wenn 15 Perioden allgeme<strong>in</strong><br />
als Norm angenommen würden...“; und weiter „... hat<br />
die Preußische Staatsbahnverwaltung auf Anregung<br />
des Herrn Geh. Oberbaurat Wittfeld den Entschluss<br />
gefasst, dass tunlichst für alle zukünftigen Anlagen<br />
die Zahl von 15 Perioden zugrunde gelegt werden<br />
soll. Die gleiche Entscheidung hat <strong>in</strong> diesem Jahre<br />
die Badische Generaldirektion für die Ausführung der<br />
Wiesentalbahn, die Schweiz für die Ausführung der<br />
Bahn Spiez – Frutigen getroffen, und die Bayerische<br />
Staatsbahnverwaltung hat für ihre Entwürfe <strong>eb</strong>enfalls<br />
dieselbe Periodenzahl <strong>in</strong> Aussicht genommen. Es ist<br />
somit als sicher anzunehmen, dass die Zahl von 15 Perioden<br />
<strong>in</strong> Zukunft die gültige se<strong>in</strong> wird.“ [2]<br />
Warum wurde gerade diese Zahl gewählt? Sie<br />
ergab sich als e<strong>in</strong> Drittel des Mittelwertes der <strong>in</strong><br />
den öffentlichen Netzen damals verbreiteten 40 bis<br />
50 Perioden. Als Grund vermutet wurde aber schon<br />
früher [3], dass Wechselstrombahnen <strong>in</strong> Amerika<br />
vielfach 15 Perioden verwendeten. Weil dort die Frequenz<br />
für Drehstromnetze <strong>in</strong> der Regel 60 beträgt,<br />
waren die Verhältnisse allerd<strong>in</strong>gs nicht vergleichbar.<br />
Warum konnten sich schließlich doch die 16 2 / 3<br />
Perioden verhältnismäßig schnell über Mitteleuropa<br />
und Skand<strong>in</strong>avien ausbreiten, obwohl das deutsche<br />
Übere<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> der Schublade bli<strong>eb</strong> und die<br />
Fachpresse dazu eher am Rande berichtete?<br />
Warum mussten 17 Jahre vergehen, bis das „berühmte<br />
Übere<strong>in</strong>kommen“ überhaupt den Weg <strong>in</strong> die<br />
Öffentlichkeit fand? Es war der bayrische Verhandlungsführer<br />
Gleichmann, der 1929 die Zusammenhänge<br />
e<strong>in</strong>gehend darlegte und dazu e<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs<br />
abgewandelte Urschrift e<strong>in</strong>fügte [4].<br />
Warum sollte das Übere<strong>in</strong>kommen gewissermaßen<br />
vertraulich behandelt werden? Zu den publizierten<br />
Seiten gibt es e<strong>in</strong>e weitere, die dokumentiert,<br />
dass von e<strong>in</strong>er Bekanntmachung zunächst abzusehen<br />
war (Bild 3). Damit erklärt sich zwar, weshalb<br />
<strong>in</strong> den Fachzeitschriften nichts darüber zu f<strong>in</strong>den ist.<br />
Der H<strong>in</strong>tergrund bleibt aber unerklärt; Gleichmann<br />
erwähnte ihn 1929 nicht.<br />
Wilhelm Wechmann geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Standardwerk<br />
[6] zwar kurz auf das Übere<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>,<br />
relativiert dabei aber dessen Bedeutung. Auch sonst<br />
war jahrelang über die „Systemfrage“ geschri<strong>eb</strong>en<br />
worden, doch noch lange nach Abschluss des Übere<strong>in</strong>kommens<br />
hieß es, sie sei offener denn je [7].<br />
Dabei g<strong>in</strong>g es allerd<strong>in</strong>gs um die Zweckmäßigkeit<br />
von Gleichstrom, Drehstrom oder E<strong>in</strong>phasenwechselstrom.<br />
Technische Daten spielten, abgesehen von<br />
den grundsätzlichen Eigenschaften der drei Stromarten,<br />
noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. So fand die aus<br />
späterer Sicht so weitblickende Festlegung von 1912<br />
noch lange ke<strong>in</strong>e entsprechende Bewertung.<br />
3 Die Zeit vor dem Übere<strong>in</strong>kommen<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Kommutierungsprobleme<br />
und ihrer Lösung durch Verm<strong>in</strong>derung der Periodenzahl<br />
von 50 war zunächst von e<strong>in</strong>er Halbierung<br />
auf 25 ausgegangen worden, sowohl bei den frühen<br />
Versuchen <strong>in</strong> Schweden als auch <strong>in</strong> Preußen auf der<br />
Versuchsstrecke Niederschöneweide – Sp<strong>in</strong>dlersfeld<br />
und wenig später bei der Elektrifizierung der Hamburger<br />
Stadt- und Vorortbahn. Schon dabei erschien<br />
e<strong>in</strong>e noch ger<strong>in</strong>gere Periodenzahl wünschenswert,<br />
146 110 (2012) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
die Ausführung war aber schon zu weit gediehen,<br />
als dass e<strong>in</strong>e Umplanung noch vertretbar erschien<br />
[2]. Danach wurde die niedrigere Periodenzahl allgeme<strong>in</strong><br />
mit 15 angenommen. In Amerika, wo die<br />
Entwicklung schon weiter fortgeschritten war, kamen<br />
beide Werte vor, wobei 25 überwog, weil damit zahlreiche<br />
Übertragungsnetze betri<strong>eb</strong>en wurden. Wenn<br />
<strong>in</strong> Europa von der „niedrigeren“ oder auch nur der<br />
„niedrigen“ Periodenzahl gesprochen wurde, war<br />
damals – im Gegensatz zu 25 – immer 15 geme<strong>in</strong>t.<br />
Außer <strong>in</strong> den drei deutschen Staaten stand die<br />
Elektrifizierung auch <strong>in</strong> Österreich und der Schweiz<br />
auf der Tagesordnung. Wie <strong>in</strong> Schweden versprachen<br />
dort die reichen Wasserkräfte den Mangel an<br />
heimischer Kohle auszugleichen. Besonders <strong>in</strong> der<br />
Schweiz lagen mit dem Versuchsbetri<strong>eb</strong> Se<strong>eb</strong>ach –<br />
Wett<strong>in</strong>gen Erfahrungen vor, die für E<strong>in</strong>phasenwechselstrom<br />
sprachen. In Österreich stand der Bau der<br />
privaten Mittenwaldbahn bevor, die für elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong> mit dem E<strong>in</strong>phasensystem vorgesehen war.<br />
Die zuvor mit 42,5 Perioden elektrifizierte Stubaitalbahn<br />
hatte gezeigt, dass sich die Kommutierungsprobleme<br />
beim damaligen Stand der Technik für die<br />
höheren Leistungen von Vollbahnen nur mit verr<strong>in</strong>gerter<br />
Periodenzahl beherrschen ließen.<br />
Der Wert 15 Perioden sei, wie verschiedentlich zu<br />
lesen ist, 1910 vom Internationalen Eisenbahn-Kongress<br />
<strong>in</strong> Bern festgelegt worden. Das trifft jedoch nicht<br />
zu. Dem Internationalen Eisenbahn-Kon gress-Verband<br />
hätte dafür schon die Legitimation gefehlt. Er bildete<br />
e<strong>in</strong> Forum zur Förderung der Beziehungen zwischen<br />
den <strong>Bahnen</strong> untere<strong>in</strong>ander. Festzulegen hatte er<br />
nichts. In Bezug auf das zweckmäßigste Stromsystem<br />
konnte sich das <strong>in</strong>ternationale Gremium 1910 nicht<br />
e<strong>in</strong>mal zu e<strong>in</strong>er bloßen Empfehlung durchr<strong>in</strong>gen. Zur<br />
Vorbereitung hatten Gleichmann für Deutschland,<br />
Arthur Hruschka für Österreich und Walter Wyssl<strong>in</strong>g<br />
für die Schweiz e<strong>in</strong>gehende Berichte abgeliefert, die<br />
übere<strong>in</strong>stimmend das Wechselstromsystem empfahlen.<br />
Frankreich verteidigte mit Nachdruck den Gleichstrom,<br />
Italien den Drehstrom. Deshalb legte die<br />
Vollversammlung des Berner Kongresses am Schluss<br />
ke<strong>in</strong>erlei Bekenntnis zum E<strong>in</strong>phasensystem ab. Zuvor<br />
war tagelang darüber d<strong>eb</strong>attiert worden, ob die von<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgetragenen<br />
Standpunkte überhaupt <strong>in</strong>s Protokoll aufgenommen<br />
werden dürften. Dabei g<strong>in</strong>g es noch immer um<br />
das System, nicht um dessen Daten [8].<br />
Diese Situation mag das österreichische Eisenbahnm<strong>in</strong>isterium<br />
<strong>in</strong> Wien veranlasst haben, sich noch<br />
im selben Jahr an den Vere<strong>in</strong> Deutscher Eisenbahn-<br />
Verwaltungen (VDEV) zu wenden, damals e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Europa maßg<strong>eb</strong>ende Instanz für die Regelung <strong>in</strong>ternationaler<br />
Fragen: „Bei dem derzeit vorhandenen<br />
<strong>in</strong>tensiven Bestr<strong>eb</strong>en vieler Eisenbahnverwaltungen,<br />
den elektrischen Betri<strong>eb</strong> auf Vollbahnl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>zuführen,<br />
ersche<strong>in</strong>t es angezeigt, h<strong>in</strong>sichtlich der Wahl der<br />
Stromart, der Fahrdrahtspannung und Periodenzahl<br />
110 (2012) Heft 4<br />
möglichst bald e<strong>in</strong>heitliche Bestimmungen aufzustellen.“<br />
Die Frage solle deshalb im Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehend<br />
studiert und auf der nächsten Sitzung des Ausschusses<br />
für technische Angelegenheiten behandelt werden<br />
[9]. Geschäftsführende Verwaltung des VDEV war die<br />
Preußisch-Hessische Staatseisenbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
Im Juni 1911 schri<strong>eb</strong> der bayrische Verkehrsm<strong>in</strong>ister<br />
He<strong>in</strong>rich Ritter von Frauendorfer se<strong>in</strong>em preußischen<br />
Kollegen Paul von Breitenbach, „... wenn<br />
nun auch der Vere<strong>in</strong> deutscher Eisenbahnverwaltungen<br />
beschlossen hat, über die für den elektrischen<br />
Hauptbahnbetri<strong>eb</strong> geeignete Stromart, Spannung<br />
und Periodenzahl zu beraten, so möchte es bei<br />
dem Umstande, dass noch geraume Zeit vergehen<br />
dürfte, bis die Beratungen dieses Vere<strong>in</strong>es zu e<strong>in</strong>em<br />
Abschluss gelangt se<strong>in</strong> werden, es doch angezeigt<br />
se<strong>in</strong>, unter den beteiligten deutschen Staatsbahnverwaltungen<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der angeregten Angelegenheit<br />
schon jetzt herbeizuführen.“ [5].<br />
Der österreichische Vorstoß auf europäischer Ebene<br />
könnte also der Grund gewesen se<strong>in</strong>, weshalb die drei<br />
deutschen <strong>Bahnen</strong> das Übere<strong>in</strong>kommen kurzerhand<br />
für sich trafen und auch nicht zu veröffentlichen<br />
gedachten. Denn für die anderen wurde damit e<strong>in</strong><br />
Fait accompli geschaffen, wenn ihnen die Absprache<br />
auch kaum verborgen bli<strong>eb</strong>, zumal die technischen<br />
Daten als solche schon zuvor veröffentlicht worden<br />
waren. Später führte Gleichmann das Übere<strong>in</strong>kommen<br />
auf die bei dem Internationalen Kongreß <strong>in</strong> Bern 1910<br />
zutage getretene Unstimmigkeit zurück [10]. Ob – wie<br />
er 1929 behauptete – <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wirklich der Vorschlag<br />
aus Bayern den entscheidenden Anstoß für das Übere<strong>in</strong>kommen<br />
geg<strong>eb</strong>en hat, darf bezweifelt werden.<br />
Abschrift:<br />
Berl<strong>in</strong>, den 15. F<strong>eb</strong>ruar 1913<br />
V.<br />
1.) Gemäß Entscheidung Se<strong>in</strong>er Exzellenz des Herrn<br />
Geheim rat wird von e<strong>in</strong>er Bekanntmachung des<br />
„Übere<strong>in</strong>kommens“ zunächst abgesehen. Hiermit<br />
x<br />
x<br />
2.) W. v. nach 2 Monaten<br />
Bild 3:<br />
In [4] nicht veröffentlichter<br />
Aktenvermerk<br />
(Vorlage: Anhang 3.2<br />
<strong>in</strong> [5], dort aus dem<br />
Archiv der Reichsbahndirektion<br />
Halle).<br />
147
Betri<strong>eb</strong><br />
TABELLE 1<br />
Erste Streckenelektrifizierungen mit E<strong>in</strong>phasenwechselstrom <strong>in</strong> Deutschland und deren Umstellung auf die Regelfrequenz.<br />
Bayern Preußen Bayern Baden<br />
Strecken<br />
1<br />
Murnau – Oberammergau Dessau – Bitterfeld Mittenwaldbahn und<br />
Außerfernbahn<br />
Grenze – Mittenwald –<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
und<br />
G.-P. – Griesen – Grenze<br />
Wiesentalbahn<br />
und Wehratalbahn<br />
Basel Bad. Bahnof –<br />
Schopfheim – Zell (Wiesen tal)<br />
und<br />
Schopfheim – Bad Säck<strong>in</strong>gen<br />
Länge 24 km 26 km 23 und 15 km 27 und 20 km<br />
elektrischer Betri<strong>eb</strong> ab 1. Januar 1905 18. Januar 1911 25. April und 29. Juni 1913 13. September 1913<br />
mit Periodenzahl 16 15 15 15<br />
umgestellt auf 16 2 / 3 Hz<br />
1<br />
1925 zeitweise 1911,<br />
ständig 1913<br />
1923 1936<br />
1<br />
Privatbahn bis 1938. Die Oberleitungsspannung war ursprünglich 5 kV und wurde 1954 auf 15 kV erhöht. Ob auch die Frequenz erst zu diesem Zeitpunkt<br />
angepasst wurde, ist unklar. Die damalige Eigentümer<strong>in</strong> Lokalbahn AG erhielt 1925 auf ihrem Gelände <strong>in</strong> Murnau e<strong>in</strong>en Netzkuppelumspanner,<br />
über den sie bei Bedarf Bahnstrom von der Reichsbahn beziehen konnte.<br />
Bild 4:<br />
So wie die Wasserkräfte<br />
<strong>in</strong> den Alpen sollte<br />
<strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />
Braunkohle billige<br />
Energie für wirtschaftlichen<br />
elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> liefern. Das<br />
Masch<strong>in</strong>enhaus des<br />
Kraftwerks Muldenste<strong>in</strong><br />
war im Mai 1914<br />
schon erweitert und die<br />
Frequenz von 15 auf<br />
16 2 / 3<br />
erhöht worden<br />
(Foto: Siemens Archiv).<br />
Denn gerade <strong>in</strong> Preußen muss die Me<strong>in</strong>ungsbildung<br />
zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgeschlossen<br />
gewesen se<strong>in</strong>. Wenige Monate später, Anfang Oktober<br />
1911, berichtete die Fachpresse, die preußische<br />
Staatseisenbahnverwaltung habe als Periodenzahl für<br />
die zu elektrifizierenden Vollbahnen 16 2 / 3 angenommen<br />
[3]. Damit wurde dort bereits vorweggenommen,<br />
was das Übere<strong>in</strong>kommen erst über e<strong>in</strong> Jahr später festlegte.<br />
E<strong>in</strong>vernehmen mit Bayern und Baden bestand<br />
aber offenbar schon zu diesem Zeitpunkt.<br />
Weshalb dann noch e<strong>in</strong> volles Jahr verg<strong>in</strong>g, bis die<br />
Verständigung schließlich <strong>in</strong> das schriftliche Übere<strong>in</strong>kommen<br />
gegossen wurde, ist nicht ersichtlich. Dass<br />
es die M<strong>in</strong>ister unterschreiben mussten und deshalb<br />
Term<strong>in</strong>schwierigkeiten e<strong>in</strong>e Rolle gespielt haben<br />
könnten, ersche<strong>in</strong>t unwahrsche<strong>in</strong>lich; denn als oberste<br />
Instanz der Eisenbahnen waren sie zuständig, und<br />
das Dokument wurde auch nicht geme<strong>in</strong>sam und<br />
gleichzeitig, sondern im Umlaufverfahren <strong>in</strong> jedem<br />
Land zu e<strong>in</strong>em anderen Zeitpunkt unterzeichnet.<br />
4 Bayern unterschri<strong>eb</strong> zuerst<br />
Am 21. November 1912 setzte Lorenz von Seidle<strong>in</strong>,<br />
der erst kurz zuvor von Frauendorfer als bayrischem<br />
Staatsm<strong>in</strong>ister für Verkehrsangelegenheiten gefolgt<br />
war, die Unterschrift unter das Übere<strong>in</strong>kommen. Das<br />
lässt darauf schließen, dass es <strong>in</strong> Bayern se<strong>in</strong>e endgültige<br />
Fassung erhielt.<br />
Für Preußen unterschri<strong>eb</strong> am 28. Dezember<br />
Paul von Breitenbach, M<strong>in</strong>ister der öffentlichen Arbeiten,<br />
und schließlich am 18. Januar 1913 der badische<br />
F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Josef von Rhe<strong>in</strong>boldt.<br />
Nun stellt sich die Frage nach den Konsequenzen.<br />
Für die <strong>Bahnen</strong> der drei deutschen Länder war der<br />
Weg durch das Übere<strong>in</strong>kommen vorgezeichnet. Das<br />
bedeutete jedoch nicht, dass dessen Nennwerte<br />
sogleich zur Anwendung kamen. Die Oberleitungsspannung<br />
betrug anfangs noch zum Teil 10 kV, wurde<br />
aber bald allgeme<strong>in</strong> auf 15 kV erhöht. Dagegen<br />
war die Bahnstromversorgung, abgesehen von Hamburg,<br />
wo die Stadt- und Vorortbahn mit 25 Perioden<br />
bereits fuhr, auf allen <strong>in</strong>zwischen fertigen und im Bau<br />
begriffenen Strecken für 15 Perioden ausgelegt; sie<br />
wurden damit zunächst auch betri<strong>eb</strong>en (Tabelle 1,<br />
Bilder 4 und 5).<br />
Bei oberflächlicher Betrachtung drängt sich die<br />
Frage auf, ob denn der Unterschied zwischen 15<br />
und 16 2 / 3 Perioden wirklich e<strong>in</strong>e so strikt getrennte<br />
Betrachtung rechtfertigt. In Inselnetzen mögen<br />
die Schwankungen im Betri<strong>eb</strong> ke<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Rolle spielen; noch heute s<strong>in</strong>d hier kurzzeitig ±15 %<br />
zulässig. Hier geht es jedoch um den spezifischen<br />
148 110 (2012) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
technischen H<strong>in</strong>tergrund der beiden Frequenzen.<br />
Bei Versorgung über Hochspannungs-Verbundnetze<br />
s<strong>in</strong>d Abweichungen von der Normfrequenz 16 2 / 3 Hz<br />
um 2 % nach oben und um 3 % nach unten zulässig.<br />
Damals wurden für die Elektrifizierung der Fernbahnen<br />
durchwegs eigene Kraftwerke oder jedenfalls<br />
eigene Kraftwerksmasch<strong>in</strong>en vorgesehen, womit<br />
die technischen Daten des Bahnstromsystems nicht<br />
zwangsläufig von denen der öffentlichen Versorgung<br />
abh<strong>in</strong>gen. Dass e<strong>in</strong> Energieaustausch zwischen beiden<br />
Netzen zweckmäßig se<strong>in</strong> würde, war den Vätern<br />
des Übere<strong>in</strong>kommens wohl bewusst, wie sich an den<br />
Formulierungen erkennen lässt.<br />
Höheren Stellenwert erhielt e<strong>in</strong> solcher Austausch<br />
offenbar erst später. Auf dem Berner Kongress 1910<br />
erwähnten die Verfechter des E<strong>in</strong>phasensystems<br />
noch 15 und 16 2 / 3 im selben Atemzug. Dabei hätte<br />
die e<strong>in</strong>fache Verhältniszahl 50 : 3 auf der Hand gelegen,<br />
sowohl zur Erzeugung beider Stromarten auf<br />
derselben Welle als auch für Masch<strong>in</strong>enumformer<br />
und e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Abhängigkeiten. In der Fachpresse<br />
war das schon früher e<strong>in</strong>gehend dargelegt<br />
worden [11]. Erstmals hatte bereits 1904 Siemens<br />
beim Umbau der ursprünglich für Drehstrombetri<strong>eb</strong><br />
vorgesehenen Lokalbahn Murnau – Oberammergau<br />
im Wasserkraftwerk Kammerl je e<strong>in</strong>en Drehstromund<br />
e<strong>in</strong>en Bahnstrom-Generator auf derselben Welle<br />
angeordnet, sodass mit den Turb<strong>in</strong>en 40 Perioden<br />
für Licht und Kraft sowie 16 für die Bahn erzeugt<br />
werden konnten (Bild 6) [12].<br />
5 Die Rolle des VDEV<br />
Der österreichische Vorstoß beim VDEV wurde auf<br />
dessen 91. Sitzung im April 1911 <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
behandelt mit dem Erg<strong>eb</strong>nis, dass der Technische<br />
Ausschuss im August 1911 e<strong>in</strong>en „Unterausschuss<br />
zur Festsetzung e<strong>in</strong>heitlicher Bestimmungen über die<br />
Stromart, Fahrdrahtspannung und Periodenzahl bei<br />
elektrisch zu betreibenden Vollbahnen“ bildete, dem<br />
elf Verwaltungen angehörten (Tabelle 2).<br />
Die erste Sitzung dieses Unterausschusses fand<br />
am 15. und 16. November 1911 <strong>in</strong> Halle statt mit<br />
Besichtigung des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s Halle – Bitterfeld<br />
[9]. Weitere Sitzungen <strong>in</strong> mehreren Ländern<br />
folgten, jeweils mit dem Besuch bereits verwirklichter<br />
elektrischer Bahnbetri<strong>eb</strong>e.<br />
Die Systemfrage war nun zwar breit abgestützt,<br />
doch gerade deshalb g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Sache wenig voran.<br />
Schon damals erwies sich die europäische Bürokratie<br />
als schwerfällig. Die Kriegsjahre 1914 bis 1918<br />
brachten ke<strong>in</strong>en Fortschritt.<br />
Nachdem sich danach mehrere Vere<strong>in</strong>sländer um<br />
so entschlossener der Elektrifizierung zuwandten, wurde<br />
die Frage im VDEV nochmals e<strong>in</strong>gehend erörtert<br />
und schließlich nach Abwägung aller Vor- und Nachteile<br />
1921 endlich „für E<strong>in</strong>phasenwechselstrom die<br />
Nennspannung von 15 00 V 16 2 / 3 Hz festgelegt“; <strong>in</strong><br />
den Technischen Vere<strong>in</strong>barungen (TV), dem damaligen<br />
Regelwerk, erschienen diese Bestimmungen erstmals<br />
<strong>in</strong> der Ausgabe 1930 (Bild 7) [13]. Die Befürchtungen<br />
Bayerns im Jahr 1911, es werde wohl noch geraume<br />
Zeit vergehen, bis diese Beratungen zu e<strong>in</strong>em Abschluss<br />
gelangt se<strong>in</strong> werden, hatten sich also bestätigt.<br />
6 Übere<strong>in</strong>kommen mit<br />
Nachhaltigkeit<br />
Alle Schwierigkeiten, die vor 100 Jahren zur Festlegung<br />
der Spannung 15 kV mit der Sonderfrequenz 16 2 / 3<br />
Perioden geführt haben, s<strong>in</strong>d spätestens durch die<br />
Leistungselektronik beseitigt worden. In den Jahrzehnten<br />
dazwischen wurden elektrische <strong>Bahnen</strong> durchaus<br />
erfolgreich auch mit anderen Systemen betri<strong>eb</strong>en.<br />
Bild 5:<br />
Das Umformerwerk Basel erzeugte niederfrequenten Bahnstrom<br />
aus Drehstrom 50 Hz, den es vom Rhe<strong>in</strong>kraftwerk Wyhlen über<br />
9 km lange Mittelspannungskabel bezog. Außer Drehstrom-Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />
und E<strong>in</strong>phasen-Bahnstrommasch<strong>in</strong>e saß auf jeder<br />
Welle noch e<strong>in</strong>e Gleichstrommasch<strong>in</strong>e zum Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>er leistungsstarken<br />
Pufferbatterie (Foto: Sammlung DB Basel).<br />
Bild 6:<br />
Im Wasserkraftwerk Kammerl, das für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />
Murnau – Oberammergau ab 1905 Wechselspannung mit der<br />
verm<strong>in</strong>derten Periodenzahl 16 lieferte, erzeugten auf den Wellen<br />
der beiden Hauptmasch<strong>in</strong>ensätze je e<strong>in</strong> Generator 40 P/s für<br />
Licht und Kraft sowie 16 für die Bahn (Foto: Siemens Archiv).<br />
110 (2012) Heft 4<br />
149
Betri<strong>eb</strong><br />
TABELLE 2<br />
Vere<strong>in</strong> Deutscher Eisenbahnverwaltungen (VDEV),<br />
Mitglieder im Unterausschuss zur Festsetzung e<strong>in</strong>heitlicher<br />
Bestimmungen über die Stromart, Fahrdrahtspannung und<br />
Periodenzahl bei elektrisch zu betreibenden Vollbahnen.<br />
Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen, Karlsruhe<br />
Königlich Bayerische Staatseisenbahnen, München<br />
Kaiserliche Generaldirektion der Eisenbahnen <strong>in</strong> Elsaß-<br />
Lothr<strong>in</strong>gen, Straßburg<br />
Königliche Eisenbahndirektion, Berl<strong>in</strong><br />
Königliche Eisenbahndirektion, Halle a/S.<br />
Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen,<br />
Dresden<br />
Generaldirektion der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen,<br />
Stuttgart<br />
K.K. Eisenbahnm<strong>in</strong>isterium, Wien<br />
Verwaltungsrat der K.K.priv. Südbahngesellschaft, Wien<br />
Direktion der Königlich Ungarischen Staatseisenbahnen,<br />
Budapest<br />
Generaldirektion der Holländischen Eisenbahngesellschaft,<br />
Amsterdam<br />
Ob alle<strong>in</strong> das <strong>in</strong> Anlagen und Fahrzeugen <strong>in</strong>vestierte<br />
Kapital e<strong>in</strong>en Wechsel ausschließt oder<br />
doch die Vorteile e<strong>in</strong> eigenes Bahnstromsystem<br />
rechtfertigen, wird umstritten bleiben. Bis heute<br />
hat sich das „berühmte Übere<strong>in</strong>kommen“ jedenfalls<br />
als dauerhaft erwiesen. So ersche<strong>in</strong>t auch unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />
dass die <strong>in</strong> jüngster Zeit abermals<br />
entfesselte Diskussion über die „Systemfrage“ [17]<br />
zu e<strong>in</strong>er Änderung führt. Vielmehr wird das Übere<strong>in</strong>kommen<br />
von 1912/13 wohl auch <strong>in</strong> Zukunft<br />
Bestand haben.<br />
E<strong>in</strong> folgender Beitrag behandelt die Frequenzfrage <strong>in</strong><br />
den übrigen europäischen Ländern, <strong>in</strong> denen Netze mit<br />
E<strong>in</strong>phasenwechselstrom 16 2 / 3 Hz elektrifiziert wurden.<br />
Dabei ist die Frage nach dem zweckmäßigsten<br />
System immer wieder aufgeworfen worden, so <strong>in</strong><br />
Deutschland 1921, 1941 und 1955 [14; 15; 16], zuletzt<br />
vor dem H<strong>in</strong>tergrund der französischen Absicht, 50 Hz<br />
unmittelbar zu verwenden. Auch <strong>in</strong> anderen Ländern<br />
wurde der E<strong>in</strong>phasenwechselstrom auf den Prüfstand<br />
gestellt und besonders mit Gleichstrom verglichen.<br />
Die Deutsche Bundesbahn hat das E<strong>in</strong>phasenwechselstromsystem<br />
mit der verm<strong>in</strong>derten Frequenz<br />
und e<strong>in</strong>em eigenen Bahnstromnetz stets als das<br />
wirtschaftlichere und für sie vorteilhaftere verteidigt,<br />
während <strong>in</strong>teressierte Kreise versuchten, die<br />
Umstellung auf 50 Hz durchzusetzen. Obwohl die<br />
technischen Möglichkeiten dazu heute durchaus<br />
bestünden, fahren die <strong>Bahnen</strong> Deutschlands, Österreichs,<br />
der Schweiz, Norwegens und Schwedens<br />
immer noch mit diesem 1912 von deutschen Länderbahnen<br />
verabredeten „Bahnstrom“.<br />
Bild 7:<br />
Erst <strong>in</strong> die Ausgabe vom 1. Dezember 1930 der TV, des Regelwerks der Vere<strong>in</strong>sbahnen,<br />
wurden die Vere<strong>in</strong>barungen des Übere<strong>in</strong>kommens von 1912/13 aufgenommen; § 147<br />
behandelte die Schaltung der Fahrleitungsanlagen.<br />
Quellen<br />
E.K.B. = <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />
EB = <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Organ = Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens<br />
Bullet<strong>in</strong> = Bullet<strong>in</strong> des Internationalen Eisenbahn-Kongress-<br />
Verbandes<br />
Bay HStA = Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München<br />
[1] Gl.: Vollbahn-Elektrifizierung der bayerischen, badischen<br />
und sächsischen Staatseisenbahnen. In E.K.B.<br />
10 (1912), H. 4, S. 73 und 80.<br />
[2] N. N.: Rundschau. In: E.K.B. 7 (1909), H. 1, S. 1–2.<br />
[3] Heyden: Die Periodenzahl bei der elektrischen Zugförderung<br />
der Preußischen Staatsbahnen. In: E.K.B. 9<br />
(1911), H. 28, S. 569–570.<br />
[4] Gleichmann, B.: E<strong>in</strong>e wichtige Urkunde für den elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> auf den deutschen Haupteisenbahnen.<br />
In: EB 5 (1929), H. 12, S. 369–371.<br />
[5] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lüderitz, R.:<br />
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland. München:<br />
Oldenbourg, 2010.<br />
[6] Wechmann, W. (Hrsg.): Der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong> der<br />
Deutschen Reichsbahn. Berl<strong>in</strong>-Charlotten burg: R. Otto<br />
Mittelbach (ROM-Verlag), 1925.<br />
[7] Vallauri, R.: E<strong>in</strong>iges über die Systemfrage bei der<br />
Elektrisierung der Hauptbahnen (E<strong>in</strong>phasenstrom und<br />
Gleichstrom). In: E.K.B. 12 (1914), H. 24, S. 457– 463.<br />
[8] Internationaler Eisenbahn-Kongress-Verband (Hrsg.):<br />
Frage VIII, Besprechung <strong>in</strong> der Sektion. Sitzung vom<br />
13. Juli 1910 (morgens). In: Bullet<strong>in</strong>, Deutsche Ausgabe<br />
5 (1911), S. 1165–1178.<br />
[9] Bay HStA: Akte VA 7158 Akten d bay M<strong>in</strong>isteriums der<br />
Verkehrsanstalten E<strong>eb</strong>a<br />
[10] Gleichmann, B.: Werdegang des elektrischen Zugbrtri<strong>eb</strong>es<br />
bei den vormals Bayerischen Staatseisenbahnen.<br />
In: EB 11 (1935), H. 11, S. 315–323.<br />
[11] Pforr, Ph.: Wechselstrom-<strong>Bahnen</strong> In: EB 1 (1903), H. 3,<br />
S. 113–116.<br />
[12] Reichel, W.: Beitrag zur Frage der günstigsten Periodenzahl<br />
für Wechselstrombahnen. In: E.K.B. 7 (1909),<br />
H. 5, S. 81– 83.<br />
150 110 (2012) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
[13] Vere<strong>in</strong> Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen<br />
(Hrsg.): Vere<strong>in</strong>s-Handbuch, Herausgeg<strong>eb</strong>en anlässlich<br />
des 90-jährigen Bestehens des Vere<strong>in</strong>s im November<br />
1936.<br />
[14] Gleichmann, B.: Die elektrische Zugförderung auf<br />
den deutschen Reichsbahnen. Organ 77 (1922) H. 9,<br />
S. 127–132.<br />
[15] Wechmann, W. (Hrsg.): Gutachten über die Wahl des<br />
Stromsystems für die Elektrisierung von Fernbahnen,<br />
aufgestellt 1941 vom Ausschuss für Stromsysteme im<br />
Auftrag des Reichsverkehrsm<strong>in</strong>isteriums (Vizepräsident<br />
A. Ganzenmüller). EB Ergänzungsheft 1944.<br />
[16] Stellungnahme der Deutschen Bundesbahn zu den<br />
Vorträgen auf der Informationstagung der Französischen<br />
Staatsbahnen <strong>in</strong> Lille vom 11. bis 14. Mai 1955.<br />
EB Sonderheft Mai 1956.<br />
[17] Behmann, U.: Bahnfrequenz <strong>in</strong> Deutschland. In: EB 109<br />
(2011), H. 12, S. 638–640.<br />
AUTORENDATEN<br />
Ralf Roman Rossberg (77),<br />
technisches Studium <strong>in</strong> München<br />
und Berl<strong>in</strong>. Journalist zunächst <strong>in</strong> der<br />
Presseabteilung von Siemens, dann <strong>in</strong><br />
der Hauptverwaltung der Deutschen<br />
Bundesbahn, zuletzt der DB AG, <strong>in</strong><br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (1962 bis 1999).<br />
Dan<strong>eb</strong>en und bis heute freier Journalist<br />
und Sachbuchautor.<br />
Adresse: Berggeist 15,<br />
82418 Murnau, Deutschland;<br />
Fon: +49 8841-8484;<br />
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110 (2012) Heft 4<br />
151
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Erdung und Potenzialausgleich an<br />
oberirdischen Bestandsstrecken<br />
Stefan Schneider, Stuttgart<br />
Ziel der Modernisierung von Schutzmaßnahmen bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ist<br />
es, mehrere Objekte zu e<strong>in</strong>er Erdungsanlage zusammenzufassen und diese Anlagen über e<strong>in</strong>e offene<br />
Verb<strong>in</strong>dung an die Fahrschienen anzuschließen. Im Gegensatz zu Maßnahmen für e<strong>in</strong>zelne<br />
Objekte rechtfertigt dies die Verwendung hochwertiger Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>schließlich<br />
der zugehörigen Melde- und Überwachungstechnik. Die Neuausgabe der Normenreihe<br />
DIN EN 50122 bestätigt die bisherigen Schutzmaßnahmen der SSB. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für die<br />
Anforderungen zum Personenschutz.<br />
EARTHING AND EQUIPOTENTIAL BONDING OF EXISTING AT-GRADE LINES<br />
Moderniz<strong>in</strong>g of protection <strong>in</strong>stallations at Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) aims at comb<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
several objects to earth<strong>in</strong>g systems and connect<strong>in</strong>g these systems openly to the runn<strong>in</strong>g rails. In<br />
contrast to provisions for <strong>in</strong>dividual objects the use of high-end voltage limit<strong>in</strong>g devices <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />
supervis<strong>in</strong>g and signal<strong>in</strong>g technology can be justified <strong>in</strong> this case. The new issue of standard series<br />
DIN EN 50122 approves the provisions taken by SSB so far. Especially, this applies to the provisions<br />
for safety of the public.<br />
MISE À LA TERRE ET ÉQUIPOTENTIALITÉ SUR LES LIGNES À L‘AIR LIBRE EXISTANTES<br />
La modernisation des équipements de protection aux tramways de Stuttgart (SSB) a pour but de<br />
réunir plusieurs équipements dans un système de mise à la terre et de raccorder ces systèmes aux<br />
rails de roulement par liaison ouverte. Contrairement aux dispositions régissant les équipements<br />
<strong>in</strong>dividuels, l’utilisation de circuits de limitation de tension haut de gamme, y compris la technologie<br />
de signalisation et de contrôle afférente, est justifiée dans ce cas. La nouvelle version de la série de<br />
normes DIN EN 50122 confirme les mesures de protection prises par SSB, et tout particulièrement<br />
les exigences relatives à la protection des personnes.<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Das Streckennetz der Stuttgarter Stadtbahn ist e<strong>in</strong>schließlich<br />
e<strong>in</strong>er Zahnradbahn 128 km lang, davon<br />
etwa 27 km <strong>in</strong> Tunneln. Oberirdisch verlaufen 92 km<br />
auf eigenem Bahnkörper und auf den restlichen<br />
9 km teilen sich die Stadtbahnen den Verkehrsraum<br />
mit dem Individualverkehr. Mit über 20 km ist der<br />
Fahrweg als Feste Fahrbahn mit bewehrtem Betonlängsbalken<br />
und Rasene<strong>in</strong>deckung und etwa 1 km<br />
als Masse-Feder-System zur Schw<strong>in</strong>gungs- und Geräuschdämmung<br />
ausgeführt. Diese Bauweise wird<br />
bei Streckenneubauten oder im Zuge der Umstellung<br />
von der meterspurigen Straßenbahn zur Stadtbahn<br />
<strong>in</strong> Regelspur angewendet. Mit Eröffnung der<br />
U15 im Abschnitt Zuffenhausen – Stammheim im<br />
Dezember 2011 ist die Umstellung nach 25 Jahren<br />
abgeschlossen. Zu den Anlagen der Infrastruktur<br />
gehören unter anderem 208 Haltestellen, rund 100<br />
Technik- und Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude, 72 Brückenbauwerke<br />
sowie zahlreiche Zäune, Geländer, Leitplanken<br />
und Lärmschutzwände. Als Schmankerl s<strong>in</strong>d noch<br />
17 Verknüpfungspunkte mit der Deutschen Bahn<br />
zu erwähnen.<br />
Bei der SSB wurden seither Erdungsanlagen <strong>in</strong><br />
Tunneln und an oberirdischen Streckenabschnitten<br />
mit fester Fahrbahn <strong>in</strong> Stahlbetonausführung <strong>in</strong>stalliert.<br />
In weiteren Teilen des Streckennetzes werden<br />
<strong>eb</strong>enfalls seit e<strong>in</strong>igen Jahren die Objekte mit Erderwirkung<br />
durch Potenzialausgleich zu Erdungsanlagen<br />
zusammengefasst. Die Zahl nicht überwachter<br />
Spannungsdurchschlagsicherungen (SDS) nimmt<br />
damit stetig ab.<br />
Die Stadtbahn wird mit Gleichspannung 750 V<br />
aus 56 Gleichrichterunterwerken (GUw) versorgt.<br />
Für die Erdung s<strong>in</strong>d knapp 500 Oberleitungsmasten<br />
mit Schalte<strong>in</strong>richtungen und Speisepunkte für Weichenheizungen<br />
von Interesse.<br />
Zum Personen- und Anlagenschutz werden<br />
mehrere Objekte zu e<strong>in</strong>er Erdungsanlage zusammengefasst<br />
und geme<strong>in</strong>sam über e<strong>in</strong>e offene Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit hochwertigen Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtungen<br />
(VLD: Voltage Limit<strong>in</strong>g Device nach<br />
DIN EN 50122-1:2011-09) an die Fahrschienen<br />
als Rückleitung angeschlossen. Die verwendeten<br />
VLDs schließen die zugehörige Melde- und Überwachungstechnik<br />
im Gegensatz zu e<strong>in</strong>er Schutzmaßnahme<br />
für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Objekt e<strong>in</strong>. Die Neu-<br />
152 110 (2012) Heft 4
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
ersche<strong>in</strong>ungen von [1; 2] bestätigen die bisherigen<br />
Schutzmaßnahmen der SSB. Weitere Vorteile s<strong>in</strong>d:<br />
• ger<strong>in</strong>gerer Instandhaltungsaufwand an wiederkehrenden<br />
Prüfungen aufgrund der sich weiter<br />
reduzierenden Anzahl von SDS<br />
• die Investitionen für Erdungsanlagen werden <strong>in</strong><br />
vielen Fällen im Rahmen von Baumaßnahmen wie<br />
<strong>in</strong> Abschnitt 4 beschri<strong>eb</strong>en nach dem Entflechtungsgesetz,<br />
vormals Geme<strong>in</strong>deverkehrsf<strong>in</strong>anzierungsgesetz,<br />
bezuschusst<br />
• ger<strong>in</strong>geres Risiko von durchlegierten Spannungsdurchschlagsicherungen<br />
über e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum mit der Folge e<strong>in</strong>er höheren Korrosionsgefährdung<br />
durch Streuströme<br />
• höheres Schutzniveau bei Überspannung durch<br />
atmosphärische E<strong>in</strong>wirkung aufgrund der Parallelschaltung<br />
von Objekten mit Erderwirkung nach<br />
DIN EN 62305-3:2006-10 [3], Abschnitt E.5.4.3.6<br />
2 Normative Vorgaben<br />
Als Grundnorm für Bahnanwendungen beschreibt<br />
DIN EN 50122-1:2011-09 [1] Schutzmaßnahmen<br />
gegen elektrischen Schlag. Durchführungsh<strong>in</strong>weise<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> VDV 507:2005-06 [4] erläutert. Vier Verfahren<br />
werden zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen<br />
angewendet:<br />
• direkte Verb<strong>in</strong>dung mit der Rückleitung (RL) von<br />
Objekten, die gegen Erde oder e<strong>in</strong>e Bauwerkserde<br />
(BWE) isoliert s<strong>in</strong>d<br />
• offene Verb<strong>in</strong>dung mit der Rückleitung (VRL) über<br />
e<strong>in</strong>en Spannungsbegrenzer von Objekten mit<br />
Erderwirkung<br />
• Errichtung von ganz oder teilweise elektrisch leitfähigen<br />
Objekten mit ger<strong>in</strong>ger Abmessung nach<br />
[1], Abschnitt 6.3.1.2, und gleichzeitiger Überschaubarkeit<br />
aus beli<strong>eb</strong>iger Richtung<br />
• bevorzugte Verwendung von elektrischen Betri<strong>eb</strong>smitteln<br />
mit doppelter oder verstärkter Isolierung<br />
nach [1], Abschnitt 6.2.3.2<br />
Mit dem Ziel zum Schutz von Personen gegen elektrischen<br />
Schlag soll bei den genannten Verfahren das<br />
Auftreten oder die Verschleppung e<strong>in</strong>er unzulässig<br />
hohen Berührungsspannung verh<strong>in</strong>dert werden.<br />
Auch der Schutz von Anlagen gegen Schäden durch<br />
auftretende Erd- und Kurzschlussströme im Fehlerfall<br />
der Fahrleitungsanlage wird durch Abschaltung<br />
der Bahnstromversorgung erreicht. Die Norm [1]<br />
enthält erstmals e<strong>in</strong>ige Rückverweise auf VDE 0100-<br />
410:2007-06 (HD 384 60364-4-41) [5]. Als weitere<br />
Grundnorm für Gleichstrombahnen beschreibt<br />
DIN EN 50122-2:2011-09 [2] Maßnahmen gegen<br />
die Korrosionswirkung von Streuströmen aus dem<br />
Gleichstrombahnbetri<strong>eb</strong> und enthält Rückverweise<br />
zur DIN EN 50162:2005-05 [6].<br />
110 (2012) Heft 4<br />
3 Erdungsanlage<br />
3.1 Bisheriger Schutz<br />
Im oberirdischen Bestandsnetz wurden <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
alle Objekte mit Erderwirkung, die nach [1],<br />
Abschnitte 6 und 7, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schutzmaßnahme e<strong>in</strong>g<strong>eb</strong>unden<br />
werden müssen, e<strong>in</strong>zeln über e<strong>in</strong>e SDS als offene<br />
Verb<strong>in</strong>dung an die Fahrschienen angeschlossen.<br />
Zu den Objekten gehören überwiegend Oberleitungsmasten<br />
mit Schalte<strong>in</strong>richtungen oder mit Anschlusspunkten<br />
für Weichenheizungen wie im Gelbdruck<br />
VDV 525:2011-02 [7] Bild 7 gezeigt. Die SDS<br />
übernimmt zusätzlich die Funktion des Ableiters vom<br />
Typ A2. An Verkehrssignalanlagen (VSA) wurden<br />
bisher die Signalmasten mit Anforderungstastern, die<br />
sich im Oberleitungsbereich bef<strong>in</strong>den, über e<strong>in</strong>e SDS<br />
an die Fahrschienen angeschlossen. Bei neuen VSA<br />
wird jetzt streng VDE 0832-100:2010-08 (HD 638<br />
S1:2001) [8], Abschnitt NC 5.1, angewendet. Weitere<br />
Objekte s<strong>in</strong>d metallische Konstruktionen wie<br />
Zäune, Geländer und Leitplanken, die nicht unter<br />
Bauteile ger<strong>in</strong>ger Abmessungen fallen. Bei Brückenbauwerken<br />
wurden die SDS zusätzlich mit e<strong>in</strong>er Meldee<strong>in</strong>richtung<br />
ausgerüstet. Die E<strong>in</strong>richtungen von<br />
Haltestellen wurden h<strong>in</strong>gegen bis etwa Mitte der<br />
1990er Jahre direkt an die Fahrschienen angeschlossen<br />
und gegen Erde isoliert.<br />
Die SDS ist vom Typ RIBE (Bild 1) und besitzt<br />
nur e<strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ges Energieaufnahmevermögen.<br />
Nach dem Ansprechen der SDS bleibt diese dauerhaft<br />
leitend. E<strong>in</strong>e jährliche Prüfung aller SDS ohne<br />
Bild 1:<br />
Nicht überwachte SDS als Schutzmaß<br />
nahme für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Objekt<br />
(Fotos: SSB).<br />
153
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Die Objekte bef<strong>in</strong>den sich ganz oder teilweise im<br />
Oberleitungs- oder Stromabnehmerbereich. Die Anzahl<br />
und Komb<strong>in</strong>ation der Objekte ist beli<strong>eb</strong>ig. Das<br />
Zusammenfassen am Beispiel e<strong>in</strong>er Haltestelle mit<br />
e<strong>in</strong>em Oberleitungsmast def<strong>in</strong>iert bereits e<strong>in</strong>e Erdungsanlage.<br />
Der Abstand zwischen zwei Objekten<br />
sollte nicht mehr als 100 m betragen. Die Ausdehnung<br />
e<strong>in</strong>er Erdungsanlage beträgt maximal 500 m.<br />
E<strong>in</strong>e Spannungsbegrenzungse<strong>in</strong>richtung (VLD) ist<br />
e<strong>in</strong>e offene Verb<strong>in</strong>dung der Erdungsanlage zu den<br />
Fahrschienen. Bild 3 zeigt das Schema e<strong>in</strong>er Erdungsanlage.<br />
Beispiele werden <strong>in</strong> [9] Bild 2, und<br />
[10], Kapitel 4, beschri<strong>eb</strong>en.<br />
In den letzten zehn Jahren wurden 30 Erdungsanlagen<br />
im Bereich der oberirdischen Bestandsstrecken<br />
<strong>in</strong>stalliert. Weitere 25 Erdungsanlagen s<strong>in</strong>d bereits <strong>in</strong><br />
Planung oder im Vorentwurf.<br />
Bild 2:<br />
Überwachte SDS als<br />
Schutzmaßnahme für<br />
e<strong>in</strong>e Unterführung.<br />
Meldee<strong>in</strong>richtung ist erforderlich, um e<strong>in</strong> erhöhtes<br />
Risiko e<strong>in</strong>er Korrosionswirkung von Streuströmen zu<br />
vermeiden. Weitere Prüfungen können nach e<strong>in</strong>em<br />
Gewitter oder e<strong>in</strong>em Fahrleitungsschaden notwendig<br />
werden und erhöhen den Instandhaltungsaufwand.<br />
Gegenwärtig s<strong>in</strong>d noch etwa 350 SDS im<br />
Streckennetz der SSB <strong>in</strong>stalliert. Die Zahl nimmt<br />
aufgrund der zunehmenden Installation von Erdungsanlagen<br />
stetig ab. In Bild 1 s<strong>in</strong>d an der Fahrschiene<br />
<strong>in</strong>stallierte SDS ohne Meldee<strong>in</strong>richtung gezeigt.<br />
Bild 2 zeigt e<strong>in</strong>e SDS mit Meldee<strong>in</strong>richtung als<br />
Schutzmaßnahme e<strong>in</strong>er Unterführung, die bereits<br />
gegen Ende der 1980er Jahre <strong>in</strong>stalliert wurde. Die<br />
dah<strong>in</strong>ter bef<strong>in</strong>dliche Haltestelle und weitere Oberleitungsmasten<br />
mit Schalte<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>schließlich<br />
e<strong>in</strong>es Weichenheizungsanschlusses für die Abstellanlage<br />
könnten geme<strong>in</strong>sam mit der Unterführung zu<br />
e<strong>in</strong>er Erdungsanlage zusammengefasst werden.<br />
3.2 Def<strong>in</strong>ition und Beschreibung<br />
Mit den hier beschri<strong>eb</strong>enen Erdungsanlagen wird<br />
der räumlich ausgedehnte Potenzialausgleich von<br />
Objekten parallel zur Strecke e<strong>in</strong>er Gleichstrombahn<br />
erreicht. Solche Objekte s<strong>in</strong>d:<br />
• Bauwerke aus Stahlbeton mit Erderwirkung<br />
• voll oder teilweise elektrisch leitfähige Teile und<br />
Konstruktionen mit nicht ger<strong>in</strong>ger Abmessung<br />
• Körper elektrischer Betri<strong>eb</strong>smittel der Schutzklasse I<br />
3.3 Installation<br />
Entlang der Strecke werden <strong>in</strong> die Kabelrohrtrasse oder<br />
<strong>in</strong> den Kabeltrog zwei blanke Kupferleiter mit je 95 mm 2<br />
Querschnitt e<strong>in</strong>gezogen. Alle zu erdenden Objekte werden<br />
über Kabel mit 50 mm 2 Querschnitt an diese Kupferleiter<br />
angeschlossen. Die Anschlüsse an die Kupferleiter<br />
werden als C-Pressverb<strong>in</strong>dungen und an die Objekte<br />
als Schraubverb<strong>in</strong>dungen hergestellt. Die VLD wird mit<br />
zwei Kabel mit je 120 mm 2 Querschnitt mit den Fahrschienen<br />
und mit den Kupferleitern verbunden.<br />
3.4 Anwendung anderer Verfahren<br />
Bei vielen Objekten werden auch andere Schutzmaßnahmen<br />
angewendet. Alle Außenbereiche der<br />
Zugsicherungs- und Fahrsignalanlagen, zu denen Signalschirme<br />
e<strong>in</strong>schließlich deren Signalmasten, Koppelspulen,<br />
Anschlussgehäuse für Gleisfreimeldungen<br />
und Weichenantri<strong>eb</strong>e gehören, werden direkt mit<br />
den Fahrschienen verbunden und gegen Erde oder<br />
Bauwerkserde isoliert. Gleiches Verfahren wird für<br />
Schalt- und Trenne<strong>in</strong>richtungen der Fahrstromversorgung<br />
angewendet, die <strong>in</strong> Tunneln oder separaten<br />
Betri<strong>eb</strong>sräumen sowie vere<strong>in</strong>zelt oberirdisch <strong>in</strong><br />
Kabelverteilerschränken aufgestellt s<strong>in</strong>d. Bei beiden<br />
Anlagentypen wird diese Schutzmaßnahme weiterh<strong>in</strong><br />
bevorzugt angewendet, da der Anlagenschutz<br />
im Vordergrund steht und e<strong>in</strong> auftretender Fehlerstrom<br />
nicht erst über e<strong>in</strong>e Bauwerkserde oder e<strong>in</strong>e<br />
Erdungsanlage geführt werden muss. An den ab Mitte<br />
der 1990er Jahre errichteten Haltestellen wurden<br />
die Schutzmaßnahmen von der direkten zur offenen<br />
Verb<strong>in</strong>dung mit den Fahrschienen umgestellt. Zu<br />
den E<strong>in</strong>richtungen von Haltestellen gehörten Wartehalle,<br />
Technikschrank und Fahrausweisautomat.<br />
Zäune und Geländer werden bevorzugt wie<br />
Bauteile mit ger<strong>in</strong>ger Abmessung nach [1], Abschnitt<br />
6.3.1.2, behandelt. Die elektrisch isolierenden<br />
Teile werden so e<strong>in</strong>gefügt, dass die geforderten Maße<br />
<strong>in</strong> [1], Tabelle 1, nicht überschritten werden. Bild 4<br />
zeigt Gitterelemente e<strong>in</strong>es Zaunes, die mit GFK-Stäben<br />
elektrisch isoliert an Pfosten montiert s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Schutzverfahren ist die Ausführung<br />
elektrischer Betri<strong>eb</strong>smittel mit doppelter oder ver-<br />
154 110 (2012) Heft 4
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 3:<br />
Schema e<strong>in</strong>er Erdungsanlage<br />
der SSB (Grafik: SSB).<br />
stärkter Isolierung. Beispiele s<strong>in</strong>d Beleuchtungsanlagen<br />
oder Werbevitr<strong>in</strong>en auf Haltestellen.<br />
4 Baumaßnahmen<br />
4.1 Anlass<br />
Am Fahrweg der SSB f<strong>in</strong>den ständig Bautätigkeiten<br />
<strong>in</strong> Form von Ertüchtigungen, Sanierungen, Modernisierungen<br />
oder Erweiterungen statt. Dies können<br />
Maßnahmen direkt an der Infrastruktur durch die<br />
SSB oder auch städt<strong>eb</strong>auliche Aktivitäten se<strong>in</strong>, die<br />
an den Fahrweg angrenzen oder dort e<strong>in</strong>greifen. Im<br />
Vorfeld wird geprüft, ob <strong>in</strong> diesen Streckenabschnitten<br />
e<strong>in</strong>e Erdungsanlage errichtet werden kann.<br />
Fußballweltmeisterschaft 2006 <strong>in</strong> Deutschland<br />
wurden alle Haltestellen, die von der Sonderl<strong>in</strong>ie<br />
U11 bedient wurden, auf 80 m verlängert. Gleiches<br />
gilt für die L<strong>in</strong>ienumstellung von der U5 zur U7 im<br />
Stuttgarter Norden im Dezember 2010. An e<strong>in</strong>em<br />
Teilstück der L<strong>in</strong>ie U14 ist e<strong>in</strong>e Hochbahnsteigverlängerung<br />
<strong>in</strong> Planung und wird ab 2015 zusätzlich<br />
durch 80-m-Züge der neuen U12 bedient.<br />
• Modernisierung von Telekommunikationse<strong>in</strong>richtungen:<br />
die Installation von Prozessdatennetzwerke<br />
erzw<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Änderung der Schutzmaßnahme<br />
bei Haltestellen von der direkten auf offene Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit der Rückleitung<br />
Die Haltestellen werden auch mit Dynamischen<br />
Fahrgastanzeigern (DFI) nachgerüstet. Der Fundamenterder,<br />
sofern im Bestand noch vorhanden, wird<br />
über e<strong>in</strong>en Erdungsleiter an die PAS angeschlossen.<br />
4.2 Stadtbahnbed<strong>in</strong>gte Maßnahmen<br />
4.2.1 Haltestellen<br />
An allen E<strong>in</strong>richtungen wird e<strong>in</strong> Potenzialausgleich<br />
ausgeführt, der die Bauwerkserde der Haltestelle<br />
bildet. Die Potenzialausgleichsschiene (PAS) bef<strong>in</strong>det<br />
sich im Technikschrank und entspricht der <strong>in</strong> [4],<br />
Bild 2, gezeigten Ausführung. Zusätzlich wird e<strong>in</strong><br />
Potenzialausgleich mit den blanken Kupferleitern der<br />
Erdungsanlage geschaffen. In den letzten zehn Jahren<br />
wurden zahlreiche Haltestellen durch folgende<br />
Maßnahmen geändert:<br />
• Barrierefreier Zugang: Die Stadtbahn der SSB<br />
ist e<strong>in</strong> Hochflursystem. Im Zuge des Umbauprogramms<br />
zu Hochbahnsteigen s<strong>in</strong>d seit Ende 2010<br />
alle Haltestellen barrierefrei zugänglich<br />
• Hochbahnsteigverlängerung: E<strong>in</strong>ige L<strong>in</strong>ien fahren<br />
<strong>in</strong> Doppeltraktion als 80-m-Zug. Im Vorfeld der<br />
110 (2012) Heft 4<br />
Bild 4:<br />
Zaun mit ger<strong>in</strong>ger Abmessung<br />
durch E<strong>in</strong>fügen<br />
von elektrisch isolierenden<br />
Teilen.<br />
155
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 5:<br />
Objekte der Erdungsanlage im Bereich der Endhaltestelle Plien<strong>in</strong>gen.<br />
E<strong>in</strong> Schutzleiter führt von der PAS zur Niederspannungsverteilung<br />
im Technikschrank. An der Eigentumsübergabestelle<br />
(HAK) wird der PEN-Leiter des<br />
Verteilnetzbetreibers (VNB) nur noch als N-Leiter<br />
verwendet, wie <strong>in</strong> [1], Bild 22, gezeigt. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Schutzleiter wird für die Telekommunikationse<strong>in</strong>richtungen<br />
benötigt. In den meisten Fällen können noch<br />
weitere Objekte <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe der Haltestellen<br />
<strong>in</strong> die Schutzmaßnahme e<strong>in</strong>bezogen werden,<br />
sodass e<strong>in</strong>e Erdungsanlage entsteht.<br />
4.2.2 Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude<br />
In vielen GUw s<strong>in</strong>d die Schaltanlagen bis zu 40 Jahre<br />
alt und müssen erneuert werden. Auch an den zugehörigen<br />
G<strong>eb</strong>äuden werden oft Umbau- und Sanierungsmaßnahmen<br />
durchgeführt. Für das GUw Waibl<strong>in</strong>ger<br />
Straße <strong>in</strong> Bad Cannstatt war e<strong>in</strong> kompletter<br />
Neubau erforderlich, da man beim VNB <strong>in</strong> Untermiete<br />
war. Die Erdungsanlage umfasst heute das neue<br />
GUw Waibl<strong>in</strong>ger Straße, die Oberleitungsmasten mit<br />
Schalte<strong>in</strong>richtungen für Speisepunkte e<strong>in</strong>schließlich<br />
Längsverb<strong>in</strong>der und die Haltestelle Uff-Kirchhof.<br />
In gleicher Weise wird bei der E<strong>in</strong>führung der elektronischen<br />
Stellwerkstechnik vorgegangen. Die meisten<br />
Stellwerke s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> Relaistechnik aus den<br />
1970er Jahren ausgeführt. An der Endhaltestelle Plien<strong>in</strong>gen<br />
wurde <strong>in</strong> 2004 e<strong>in</strong> Elektronisches Stellwerk (ESTW)<br />
<strong>in</strong> Fertigbauweise errichtet. Die Erdungsanlage umfasst<br />
n<strong>eb</strong>en dem ESTW, das GUw Plien<strong>in</strong>gen mit weiteren<br />
Technik- und Sozialräumen, die Oberleitungsmasten<br />
mit Schalte<strong>in</strong>richtungen für Speisepunkte und, wie bereits<br />
erwähnt, die gleichnamige Endhaltestelle (Bild 5).<br />
4.3 Städt<strong>eb</strong>auliche Vorhaben<br />
Viele städt<strong>eb</strong>auliche Vorhaben grenzen an den<br />
Fahrweg der SSB oder greifen dort e<strong>in</strong>. Als Folge<br />
kann e<strong>in</strong>e Erdungsanlage erforderlich werden, wenn<br />
sich Objekte des Vorhabens im Oberleitungs- oder<br />
Stromabnehmerbereich bef<strong>in</strong>den. Beispiele s<strong>in</strong>d der<br />
Neubau der Brücke Probststraße <strong>in</strong> Möhr<strong>in</strong>gen als<br />
Überführung, die Neu- und Umgestaltung von großen<br />
Plätzen wie der Marienplatz im Stuttgarter Süden<br />
[10], der Wilhelmsplatz <strong>in</strong> Bad Cannstatt sowie<br />
Ausbaumaßnahmen des Individualverkehrs wie beim<br />
B10-Tunnel am Pragsattel und dem sechsspurigen<br />
Ausbau der Heilbronner Straße <strong>in</strong> Zuffenhausen.<br />
5 Spannungs begrenzungse<strong>in</strong>richtungen<br />
(VLD)<br />
Bei der verwendeten Schutze<strong>in</strong>richtung handelt es<br />
sich um e<strong>in</strong> Gerät, das bei der SSB <strong>in</strong>tern als Fehlerspannungsüberwachungse<strong>in</strong>richtung<br />
(FSÜ) bezeichnet<br />
wird. Zusätzlich zum Schienenpotenzial werden<br />
auch <strong>in</strong>direkt die Streuströme überwacht. E<strong>in</strong>e VLD<br />
besteht aus folgenden Komponenten:<br />
• Hybrid-Voltage-Limiter (HVL) als Spannungsbegrenzer<br />
[11]<br />
• Stromsensor zur Erfassung e<strong>in</strong>es Fehlerstromes<br />
beim Ansprechen des HVL<br />
• Fehlermeldegerät (FMG 100) [12] zur <strong>in</strong>direkten<br />
Streustromüberwachung<br />
• Melderelais zum Weiterschalten von Meldungen<br />
an die Netzwarte der SSB<br />
Bild 6:<br />
Aufbau e<strong>in</strong>er VLD <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kabelverteilerschrank.<br />
Bild 6 zeigt e<strong>in</strong>e VLD wie diese seit 2004 bei der SSB<br />
für viele Erdungsanlagen e<strong>in</strong>gesetzt wird. Montage<br />
und Installation nimmt SSB <strong>in</strong> Eigenleistung vor. Die<br />
Befüllung des Sockels mit Blähton sorgt für e<strong>in</strong>e gute<br />
Entfeuchtung.<br />
156 110 (2012) Heft 4
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
6 Messungen<br />
Nach Abschluss der Installation der Erdungsanlage<br />
und Inbetri<strong>eb</strong>nahme der VLD werden diese durch<br />
Sichtprüfung und Messung abgenommen. Mit der<br />
Gleichstrom-Vierpolmessung wird die Funktion des<br />
Potenzialausgleichs aller an der Erdungsanlage angeschlossenen<br />
Objekte e<strong>in</strong>schließlich der VLD und der<br />
offenen Verb<strong>in</strong>dung zu den Fahrschienen geprüft.<br />
Des Weiteren werden die Schleifenimpedanzen der<br />
Erdungsanlage und soweit möglich der Fundamenterder<br />
und Wartehallen von Haltestellen gemessen.<br />
Alle weiteren Messungen beziehen sich auf die Beurteilung<br />
e<strong>in</strong>er Korrosionsgefährdung durch Streuströme<br />
aus dem Bahnbetri<strong>eb</strong> der SSB sowie aus fremden<br />
Gleichstromanlagen wie dem kathodischen Korrosionsschutz<br />
(KKS). Die Messwerte werden mit Datenloggern<br />
aufgezeichnet und statistisch ausgewertet:<br />
• E<strong>in</strong>stellwert für das FMG 100 zur <strong>in</strong>direkten<br />
Streustromüberwachung<br />
• U RE<br />
und I S<br />
bei e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten niederohmigen<br />
Verb<strong>in</strong>dung zwischen Erdungsanlage und Fahrschienen<br />
als Plausibilitätsprüfung für die Überwachungsgeräte<br />
<strong>in</strong> der VLD<br />
• Streustromaktivität nach [6]<br />
• Nachweis der elektrischen Trennung nach [2],<br />
Abschnitt 7.2.5<br />
• örtlicher Ableitungsbelag unter Anwendung des<br />
Streustromübertragungsmaßes nach [2], A.4, und [13]<br />
Aufgrund der Messungen konnten die noch vorhandenen<br />
Streustromableitungen außer Betri<strong>eb</strong> genommen<br />
werden.<br />
Literatur<br />
[1] DIN EN 50122-1:2011-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung und<br />
Rückleitung – Teil 1: Schutzmaßnahmen gegen elektrischen<br />
Schlag.<br />
[2] DIN EN 50122-2:2011-09: Bahnanwendungen –<br />
Ortsfeste Anlagen – <strong>Elektrische</strong> Sicherheit, Erdung<br />
und Rückleitung – Teil 2: Schutzmaßnahmen gegen<br />
Streustromwirkungen durch Gleichstrombahnen.<br />
[3] DIN EN 62305-3:2006-10: Blitzschutz – Schutz von<br />
baulichen Anlagen und Personen.<br />
[4] VDV 507:2005-06: Aufbau und Schutzmaßnahmen von<br />
elektrischen Energieanlagen an Strecken von Gleichstrom-Nahverkehrsbahnen.<br />
[5] HD 384 60364-4-41 (VDE 0100-410:2007-06): Errichten<br />
von Niederspannungsanlagen – Schutzmaßnahmen<br />
– Schutz gegen elektrischen Schlag.<br />
[6] DIN EN 50162:2005-05: Schutz gegen Korrosion<br />
durch Streuströme aus Gleichstromanlagen.<br />
[7] Gelbdruck VDV 525:2011-02: Überspannungsschutz der<br />
Fahrstromversorgungsanlagen von Gleichstrombahnen.<br />
[8] HD 638 S1:2001 + A1:2006 (VDE 0832-100:2010-<br />
08): Straßenverkehrs-Signalanlagen.<br />
[9] Schneider, E.: Spannungen und Überspannungen <strong>in</strong><br />
der Rückleitung von Gleichstrombahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 3, S. 129–136.<br />
[10] Bette, U.; Schneider, S.: Schutzmaßnahmen bei der<br />
Stuttgarter Zahnradbahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104<br />
(2006), H. 3, S. 121–128.<br />
[11] Thiede, J.; Zeller, P.: Niederspannungsbegrenzer für<br />
Gleichstrombahnen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 100<br />
(2002), H. 10, S. 399–403.<br />
[12] Fa. Weilekes: Produktbeschreibung FMG 100.<br />
[13] Bette, U.; Sons, W.: Streustrombewertungen gemäß<br />
prEN 50122-2. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008),<br />
H. 1-2, S. 66–72.<br />
7 Dokumentation<br />
7.1 Messbericht<br />
Die Erg<strong>eb</strong>nisse der im Abschnitt 6 beschri<strong>eb</strong>enen<br />
Messungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht zusammengefasst.<br />
Festgestellte Mängel und Empfehlungen<br />
werden den Fachdienststellen mitgeteilt. Der Messbericht<br />
wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Elektronischen Dokumentenmanagementsystem<br />
(EDM) abgelegt.<br />
7.2 CAD-Pläne<br />
Als weitere Dokumentation werden Pläne für Erdung und<br />
Rückleitung im Maßstab 1 : 200 erstellt. Gezeichnet wird<br />
mit der CAD-Software MicroStation. Weitere Gewerke<br />
wie Gleis, Kabeltrasse, Fahrleitung, Planung, Bestand,<br />
Zugsicherung und Digitale Stadtkarte werden als Basis<strong>in</strong>formation<br />
angehängt. Je nach Stand des Vorhabens<br />
besitzen die CAD-Pläne den Status Entwurf, Ausführung<br />
oder Bestand und werden <strong>eb</strong>enfalls im EDM abgelegt.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. (FH) Stefan Schneider<br />
(43), Studium Elektrotechnik – <strong>Elektrische</strong><br />
Energietechnik an der Fachhochschule<br />
Mannheim; ab 1998 tätig<br />
im Bereich Netzbetri<strong>eb</strong> und später im<br />
Durchleitungsmanagement des liberalisierten<br />
Strommarktes bei der KAWAG,<br />
seit Oktober 2001 im Fachbereich<br />
<strong>Elektrische</strong> Anlagen der Stuttgarter<br />
Straßenbahnen AG mit Tätigkeitsfeld<br />
der Projektierung, Bauüberwachung,<br />
Bewertung und Abnahme der Fahrstromrückführung<br />
und Schutzmaßnahmen<br />
zur Erdung, Potenzialausgleich,<br />
Blitzschutz, Streustrom, EMV;<br />
VDV-Mitarbeit <strong>in</strong> den ATs Blitzschutz,<br />
Streustrom, EN 50122-3 und VDV 507.<br />
Adresse: Stuttgarter Straßenbahnen AG,<br />
Schockenriedstr. 50, 70565 Stuttgart,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 711 7885-2703, Fax: -2220;<br />
E-Mail: stefan.schneider@mail.ssb-ag.de<br />
110 (2012) Heft 4<br />
157
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Elektronische Stellwerke bei der DB<br />
DB Netz betreibt Anfang 2012 noch<br />
<strong>in</strong>sgesamt 4300 Stellwerke, davon schon<br />
950 elektronische (leicht gerundete Zahlen).<br />
Letztere müssen beim E<strong>in</strong>richten<br />
vielfach mit vorhandener, zum Teil sehr<br />
alter Sicherungstechnik verknüpft werden.<br />
Die dafür nötigen Blockschnittstellen konnte<br />
die DB bisher nur bei den Herstellern<br />
der jeweiligen Alttechnik bekommen.<br />
Dabei hatten technische oder f<strong>in</strong>anzielle<br />
Une<strong>in</strong>igkeit zwischen den Signalbaufirmen<br />
manche Projekte erh<strong>eb</strong>lich verzögert.<br />
Deshalb hat die DB e<strong>in</strong>e eigene, universell<br />
e<strong>in</strong>setzbare Schnittstellentechnik DB Block<br />
entwickelt. Sie wird im DB-Signalwerk<br />
Wuppertal gefertigt und kostet im Mittel<br />
nur halb soviel wie die früher zu kaufenden<br />
Komponenten.<br />
Wärmeschürze zum<br />
Abtauen<br />
Zum Abtauen von Schnee und Eis unter<br />
Schienenfahrzeugen im Freien statt auf<br />
Hallengleisen haben Mitarbeiter der DB<br />
Regio e<strong>in</strong>e mobile Vorrichtung entwickelt.<br />
Dabei werden kräftige, etwa 10 m lange<br />
Folie, die auf dem Boden aufliegen, mit<br />
Saugnäpfen <strong>in</strong> etwa 1 m Höhe an der<br />
Fahrzeugaußenwand aufgehängt und<br />
entsprechend dessen Länge bis zu mehrteiligen<br />
Tri<strong>eb</strong>zügen ane<strong>in</strong>ander gesetzt.<br />
Unter diesen Umhang wird dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Heizg<strong>eb</strong>läse erzeugte Warmluft e<strong>in</strong>geführt.<br />
Tri<strong>eb</strong>züge FINK für Brünigstrecke <strong>in</strong> Auslieferung<br />
Die schweizerische Zentralbahn hatte für 140 Mio. CHF bei Stadler<br />
Rail zehn Tri<strong>eb</strong>züge FINK (fl<strong>in</strong>ke, <strong>in</strong>novative Niederflur-Komposition)<br />
für gemischten Reibungs- und Zahnradbetri<strong>eb</strong> bestellt, deren<br />
Auslieferung begonnen hat. Vier si<strong>eb</strong>enteilige Züge mit Bistro<br />
werden als InterRegio von Luzern nach Interlaken Ost bis Ende<br />
2013 die gesamte bisherige Brünig-Flotte ersetzen, sechs dreiteilige<br />
Züge werden hier als Verstärkung und andererseits im S-Bahnverkehr<br />
Luzern fahren. Reibungsantri<strong>eb</strong>e und Zahnradantri<strong>eb</strong>e<br />
s<strong>in</strong>d getrennt, letztere haben e<strong>in</strong> höhenverstellbares Zahnrad. Die<br />
Tri<strong>eb</strong>zug FINK im Bahnhof Interlaken Ost (Foto: Stadler Rail, F<strong>eb</strong>ruar 2012).<br />
Wagenkästen s<strong>in</strong>d komplett aus Alum<strong>in</strong>ium und haben Panoramafenster,<br />
weitere Merkmale s<strong>in</strong>d Niederflurbereiche und<br />
Gepäck verstauräume sowie e<strong>in</strong> Reservierungs- und Infota<strong>in</strong>mentsystem.<br />
Kenndaten Zahnradtri<strong>eb</strong>zug FINK dreiteilig.<br />
Spurweite<br />
1000 mm<br />
Länge über Kupplung<br />
54000 mm<br />
größte Breite<br />
2650 mm<br />
größte Höhe<br />
4050 mm<br />
Fußbodenhöhen über SO niederflur<br />
hochflur<br />
420 mm<br />
1 100 mm<br />
E<strong>in</strong>stiegsbreite<br />
1 300 mm<br />
Sitzplätze (davon 80 Klappsitze) 147<br />
Dienstmasse<br />
92 t<br />
Radsatzfolge<br />
Bo‘(1Az)‘(Az1)‘Bo‘<br />
Radsatzabstand im Reibungstri<strong>eb</strong>drehgestell<br />
2 000 mm<br />
Radsatzabstand im Lauf-/<br />
Zahradtri<strong>eb</strong>drehgestell<br />
2 380 mm<br />
Fahrleitungsspannung<br />
1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />
Anfahrzugkraft Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />
Zahnradbetri<strong>eb</strong><br />
Anfahrbeschleunigung besetzt<br />
Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />
bis Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
größte Traktionsleistung<br />
Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />
Zahnradbetri<strong>eb</strong><br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Reibungsbetri<strong>eb</strong><br />
120 kN<br />
220 kN<br />
0,63 m/s²<br />
80 km/h<br />
1 400 kW<br />
1 600 kW<br />
120 km/h<br />
158 110 (2012) Heft 4
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Doppelstocktri<strong>eb</strong>zug KISS im<br />
Testbetri<strong>eb</strong><br />
Der erste von 16 vierteiligen elektrischen Doppelstocktri<strong>eb</strong>zügen<br />
KISS (komfortabler <strong>in</strong>novativer spurtstarker S-Bahnzug) für die Ostdeutsche<br />
Eisenbahn GmbH (ODEG) ist vom Werk Stadler Pankow<br />
nach Velten überführt worden, wo er <strong>in</strong> Betri<strong>eb</strong> gesetzt werden und<br />
se<strong>in</strong>e Testfahrten beg<strong>in</strong>nen soll. Nach den anschließenden Typprüffahrten<br />
und der Zulassung sollen die Züge im Stadtbahnnetz Berl<strong>in</strong>/Brandenburg<br />
fahren. Sie haben klimatisierte Fahrgasträume mit<br />
LED-Beleuchtung und Videoüberwachung, großzügige E<strong>in</strong>stiegsbereiche<br />
mit an 550 mm Bahnsteigehöhe angepasster E<strong>in</strong>stiegshöhe<br />
und Spaltüberbrückung, Mehrzweckbereiche für Fahrräder sowie<br />
drei geschlossene WC-Sys teme, dabei e<strong>in</strong> Raum mit Babywickeltisch,<br />
und erfüllen weitere Anforderungen der TSI PRM und<br />
TSI Noise sowie die Brandschutzstufe 3 nach DIN 5510-1 und<br />
Betri<strong>eb</strong>sklasse 2 nach CEN/TS 42545-1.<br />
Tri<strong>eb</strong>zug KISS bei Überführung mit Schutzwagen von Pankow nach Velten zur<br />
Inbe tri<strong>eb</strong>nahme (Foto: Stadler Pankow, F<strong>eb</strong>ruar 2012).<br />
Kenndaten Doppelstocktri<strong>eb</strong>zug KISS<br />
Spurweite<br />
Länge über Kupplung<br />
größte Breite<br />
größte Höhe<br />
E<strong>in</strong>stiegsbreite<br />
E<strong>in</strong>stiegshöhe<br />
Fußbodenhöhe über SO Unterdeck<br />
Oberdeck<br />
Sitzplätze 1. Klasse<br />
2. Klasse (davon 80 Klappsitze<br />
Radsatzfolge<br />
Dienstmasse<br />
Fahrleitungsspannung<br />
Anfahrzugkraft<br />
Anfahrbeschleunigung voll besetzt<br />
bis Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Motorleistung e<strong>in</strong>stündig<br />
dauernd<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
1435 mm<br />
105220 mm<br />
2800 mm<br />
4630 mm<br />
1300 mm<br />
500 mm<br />
440 mm<br />
2515 mm<br />
24<br />
404<br />
2‘Bo‘ + 2‘2‘ + 2‘2‘ + Bo‘2‘<br />
206 t<br />
1 AC 15 kV 16,7 Hz<br />
200 kN<br />
0,63 m/s²<br />
80 km/h<br />
750 kW<br />
500 kW<br />
160 km/h<br />
Weitere Desiro für Großbritannien<br />
Die Flotte Desiro UK für 25 kV 50 Hz wird<br />
um 20 Regionaltri<strong>eb</strong>züge mit 176 km/h<br />
(110 mph) Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit erweitert.<br />
Diesen Auftrag für 170 Mio. EUR e<strong>in</strong>schließlich<br />
Instandhaltung erhielt Siemens<br />
Rail Systems von den Betreibern London<br />
Midland (LM), First Trans Penn<strong>in</strong>e Express<br />
(FTPE) und der Leas<strong>in</strong>ggesellschaft Angel<br />
Tra<strong>in</strong>s Ltd. (ATL). LM verstärkt mit zehn<br />
Zügen Class 350/3 se<strong>in</strong> Ang<strong>eb</strong>ot von und<br />
nach London auf der West Coast Ma<strong>in</strong> L<strong>in</strong>e<br />
(WCML), FTPE ersetzt mit zehn Zügen<br />
Class 305/4 Dieseltri<strong>eb</strong>züge, die den Flughafen<br />
Manchester über die WCML mit<br />
Glasgow und Ed<strong>in</strong>burgh verb<strong>in</strong>den. Die<br />
Züge werden <strong>in</strong> Krefeld gefertigt und<br />
sollen von Ende 2013 bis Sommer 2014<br />
ausgeliefert werden. Besonderheit ist e<strong>in</strong><br />
Fahrerassistenzsystem, das Informationen<br />
zur Energie sparenden Fahrweise gibt.<br />
Insgesamt fahren <strong>in</strong> Großbritannien rund<br />
370 Züge Desiro UK aus fast 1500 Wagen,<br />
die <strong>in</strong> den von Siemens g<strong>eb</strong>auten und betri<strong>eb</strong>enen<br />
Depots <strong>in</strong> Acton, Nort ham, Manchester,<br />
Modern Railways Magaz<strong>in</strong>e für se<strong>in</strong>e Zuver-<br />
York, Northampton und Glasgow lässigkeit ausgezeichnet, da die Flotte über<br />
<strong>in</strong>standgehalten werden. Der Desiro UK Class 0,6 Mio. km ohne technischen Fehler zurücklegte.<br />
350/2 wurde Ende 2011 mit dem Golden<br />
Spanner (Goldener Schrau benschlüssel) des<br />
Desiro UK class 350/2 der London Midland (Foto: Siemens).<br />
110 (2012) Heft 4<br />
159
Nachrichten Energie und Umwelt<br />
Zuwachs an W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />
<strong>in</strong> der EU 2011.<br />
GW %<br />
Deutschland 2,1 22<br />
Großbritannien 1,3 13<br />
Spanien 1,1 11<br />
Italien 0,9 10<br />
Frankreich 0,8 9<br />
Schweden 0,8 8<br />
Rumänien 0,5 5<br />
Polen 0,4 5<br />
übrige 1,7 17<br />
Summe 9,6 100<br />
W<strong>in</strong>denergienutzung<br />
<strong>in</strong> der EU und der Schweiz<br />
Die <strong>in</strong>stallierte W<strong>in</strong>denergieleistung <strong>in</strong><br />
den EU-Mitgliedsländern hat im Jahr 2011<br />
um knapp 10 GW und damit um 11 %<br />
zugenommen (Tabelle). In der Schweiz<br />
s<strong>in</strong>d dagegen nur zwei Anlagen h<strong>in</strong>zu<br />
gekommen, und es s<strong>in</strong>d erst 30 große Anlagen<br />
mit zusammen 45 MW Leistung <strong>in</strong><br />
Betri<strong>eb</strong>. Als Grund dafür werden die sehr<br />
langen Bewilligungsverfahren und die<br />
Möglichkeiten zur jahrelangen Verzögerung<br />
durch E<strong>in</strong>spruch genannt.<br />
Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 103 (2012), Nr. 3.<br />
Langstrecken-Elektromobilität auf der Achse Bayern – Sachsen<br />
Die Städte München, Leipzig und Dresden<br />
s<strong>in</strong>d seit 2009 Modellregionen für<br />
Elektromobilität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
geförderten Initiative. Jetzt soll<br />
auf e<strong>in</strong>em breiten Nord-Süd-Korridor<br />
Große Industrie- und Verkehrsunternehmen<br />
im bayerisch-sächsischen<br />
Projekt Schaufenster<br />
Elektromobilität.<br />
Audi<br />
BMW<br />
Dresdner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (DVB)<br />
DREWAG – Stadtwerke Dresden<br />
E.ON<br />
MAN Truck & Bus<br />
Leipziger Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (LVB),<br />
N-ERGIE<br />
Dr.-Ing. h.c. F. Porsche<br />
Siemens<br />
Ingolstadt Netze<br />
Stadtwerke Leipzig<br />
Stadtwerke München (SWM)<br />
entlang der Bundesautobahn A 9 die<br />
Elektromobilität <strong>in</strong> großem Stil etabliert<br />
werden und die beiden Freistaaten zu<br />
e<strong>in</strong>em Schaufenster Elektromobilität verb<strong>in</strong>den.<br />
Schwerpunkte sollen n<strong>eb</strong>en der<br />
technischen Infrastruktur die E<strong>in</strong>flüsse der<br />
Elektromobilität auf Wirtschaft, Ökologie<br />
und Gesellschaft se<strong>in</strong>. Beteiligt s<strong>in</strong>d über<br />
150 Partner und dabei n<strong>eb</strong>en den G<strong>eb</strong>ietskörperschaften<br />
und e<strong>in</strong>er Reihe Großunternehmen<br />
(Tabelle) viele mittlere und<br />
kle<strong>in</strong>e Betri<strong>eb</strong>e. Aktuell geplant sich 80<br />
Projekte mit besonderem Gewicht auf den<br />
<strong>in</strong>termodalen Aspekten der Elektromobilität,<br />
zum Beispiel Reiseketten mit elektrischen<br />
Shuttl<strong>eb</strong>ussen zwischen Innenstädten<br />
und Flughäfen, über Smartphone<br />
reservierbaren Elektro-Mietwagen, selbstverständlich<br />
elektrischem Bahnbetri<strong>eb</strong> im<br />
Nah- und Fernverkehr oder grenzüberschreitendes<br />
eCarShar<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>er der fünf<br />
Schwerpunkte ist die Langstreckenmobilität.<br />
Dabei soll die A 9 auf 400 km Länge<br />
von München über Ingolstadt, Nürnberg<br />
und Hof bis Leipzig mit Schnellladestationen<br />
<strong>in</strong> maximal 90 km Abstand ausgerüstet<br />
werden. Zielgruppen s<strong>in</strong>d dabei <strong>eb</strong>enso<br />
Berufspendler wie Geschäftsreisende<br />
und Touristen. Besonderer Wert wird<br />
dabei auf die Entwicklung von Schnellladestationen<br />
mit standardisiertem Stecker<br />
und den Aufbau von Geschäftsmodellen<br />
für deren Betri<strong>eb</strong> gelegt, der von e<strong>in</strong>em<br />
Operationszentrum aus überwacht und<br />
beurteilt werden soll. Gedacht ist an<br />
spätere Verlängerungen bis Berl<strong>in</strong> und<br />
über Salzburg bis Wien als erster Schritt<br />
zur europäischen Standar-disierung der<br />
Lade<strong>in</strong>frastruktur für Elektromobilität.<br />
Wasserkraft <strong>in</strong> der Schweiz<br />
Die Wasserkraft ist mit 36 TWh/a gleich<br />
56 % der <strong>in</strong>nerschweizerischen Elektroenergieproduktion<br />
deren Rückgrat. Durch<br />
den Verzicht auf Kernenergie müssen<br />
mittelfristig 24 TWh/a anders gedeckt<br />
werden. Dabei hat die Wasserkraft e<strong>in</strong>e<br />
Wasserkraftpotenzial <strong>in</strong> der Schweiz – Größenordnung <strong>in</strong> TWh/a<br />
Szenario 1: Weiter wie bisher<br />
Szenario 2: Anpassung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Szenario 1 Szenario 2<br />
höhere Effizienz der Ausrüstungen + 0,5 + (0,5 ... 1)<br />
Erweiterung oder Umbau bestehender Anlagen + (0,5 ... 1,5) + (1 ... 2)<br />
Neubau von Anlagen, auch Speichern + (1 ... 2) + (3 ... 4)<br />
Auswirkung der Restwasser bestimmungen – (2 ... 4) – (1 ... 2)<br />
Saldo ± 0 + (4 ... 5)<br />
vorteilhafte Umweltbilanz, jedoch wird<br />
das Ausbaupotenzial als „blockiert“ beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Aus e<strong>in</strong>em Vergleich zweier<br />
Szenarien (Tabelle) werden Neureglungen<br />
zum Überw<strong>in</strong>den der bestehenden Zielkonflikte<br />
vorgeschlagen.<br />
E<strong>in</strong>e erh<strong>eb</strong>liche Verlustquelle bei<br />
Hochdruck- und Mitteldruckwerken ist die<br />
Reibung <strong>in</strong> den Druckstollen. Wenn bei<br />
den zehn größten schweizerischen Wasserkraftwerken<br />
überall e<strong>in</strong> zweiter Druckstollen<br />
g<strong>eb</strong>aut würde, ließen sich damit bei<br />
gleichen Wassermengen wie bisher<br />
160 110 (2012) Heft 4
Energie und Umwelt Nachrichten<br />
300 GWh/a mehr erzeugen. Außer dem<br />
Baustellenbetri<strong>eb</strong> und dem Deponieren des<br />
Ausbruchs hätte das auch ke<strong>in</strong>e Auswirkungen<br />
auf die Umwelt.<br />
An der Suhre, e<strong>in</strong>em N<strong>eb</strong>enfluss der<br />
Aare, ist e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>wasserkraftwerk statt mit<br />
Turb<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er offenen Archimedischen<br />
Schraube ausgerüstet worden, auch Wasserschnecke<br />
genannt. Diese dreht mit 10<br />
bis 20 m<strong>in</strong> –1 , wobei Fische flussab wandern<br />
können, und treibt über e<strong>in</strong> Getri<strong>eb</strong>e<br />
e<strong>in</strong>en 100-kW-Asynchrongenerator.<br />
Kle<strong>in</strong>wasserwerke können ökonomisch<br />
und ökologisch vorteilhaft mit Zotlöterer-<br />
Turb<strong>in</strong>e g<strong>eb</strong>aut werden, die mit vertikaler<br />
Welle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en, n<strong>eb</strong>en dem Wehr<br />
<strong>in</strong> der Uferböschung angelegten Rotationsbecken<br />
von e<strong>in</strong>em dort entstehenden<br />
Gravitations-Wasserwirbel angetri<strong>eb</strong>en<br />
werden. Weil sich <strong>in</strong> diesem offenen System<br />
ke<strong>in</strong> Wasserdruck aufbauen kann, ist<br />
es unschädlich für Fische und Kle<strong>in</strong>l<strong>eb</strong>ewesen.<br />
Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 102 (2011)<br />
Nr. 12 und 13 (2012) Nr. 2 und 3.<br />
Raumordnung für Teilstück der Hochspannungsleitung im Tess<strong>in</strong><br />
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat für<br />
den 22 km langen 380-kV-Leitungsabschnitt<br />
von Airolo nach Lavorgo den<br />
Planungskorridor öffentlich ausgelegt,<br />
der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langwierigen Verfahren mit<br />
Beteiligten erarbeitet wurde. Vorgesehen<br />
ist, die bestehende 220-kV-Leitung auf<br />
der l<strong>in</strong>ken Talseite im Bereich der strada<br />
alta abzubauen und die neue Leitung<br />
auf der touristisch weniger bedeutenden<br />
rechten Talflanke zu bauen. Die Gestänge<br />
sollen auch e<strong>in</strong>e 132-kV-Übertragungsleitung<br />
der SBB mitführen. Als<br />
Ausgleichsmaßnahmen sollen <strong>in</strong> der<br />
oberen Levent<strong>in</strong>a bestehende Leitungen<br />
der lokalen und regionalen Stromversorgung<br />
mit SBB-Leitungen g<strong>eb</strong>ündelt<br />
werden. Die geplante 380-kV-Leitung<br />
der Alpiq ist Teil der wichtigen Ost-West-<br />
Verb<strong>in</strong>dung vom Genfersee durch das<br />
Wallis <strong>in</strong>s Tess<strong>in</strong> und von dort mit Verb<strong>in</strong>dungen<br />
nach Graubünden und nach<br />
Italien. Das Leitungsstück zwischen<br />
Airolo und Lavorgo wurde deshalb 2009<br />
im Sachplan Übertragungsleitungen<br />
(SÜL) als Teil des strategischen nationalen<br />
Übertragungsnetzes festgesetzt.<br />
Größte Fotovoltaikanlage der Schweiz geplant<br />
In e<strong>in</strong>em stillgelegten Ste<strong>in</strong>bruch am Nordufer<br />
des Walensees, nahe dem nur per<br />
Schiff oder zu Fuß erreichbaren Dorf Qu<strong>in</strong>ten<br />
(SG) mit ausgesprochen mediterranem<br />
Klima, wollen die Elektrizitätswerke des<br />
Kantons Zürich (EKZ) zusammen mit der<br />
St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG<br />
(SAK) e<strong>in</strong>e Fotovoltaik-Anlage bauen. Mit<br />
80000 m 2 Kollektorfläche und 9 MW Leistung<br />
würde diese die größte der Schweiz<br />
werden. Die fast 200 m hohe Konstruktion<br />
würde an der fast senkrecht bis kurz über<br />
den Wasserspiegel abfallenden nackten<br />
Felswand befestigt und wäre genau nach<br />
Süden ausgerichtet. In Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
e<strong>in</strong>er von Natur aus überdurchschnittlich<br />
starken Sonnene<strong>in</strong>strahlung an dieser Stelle<br />
erwartet man hohe Erträge ganz besonders<br />
im Frühjahr und im Herbst, wenn konventionell<br />
schräg stehende Kollektorflächen <strong>in</strong><br />
der Schweiz weniger Energie produzieren.<br />
Weil die senkrechte Befestigung neuartig<br />
wäre, sollen mehrere Studienaufträge zur<br />
technischen und f<strong>in</strong>anziellen Machbarkeit<br />
verg<strong>eb</strong>en werden. Zunächst wollen die<br />
EKZ mit der Zürcher Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften (ZHAW) mit e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en Testanlage untersuchen, wie sich<br />
die Wasserspiegelung auf die Solarstromproduktion<br />
auswirkt; e<strong>in</strong>e andere Untersuchung<br />
soll aufzeigen, wie die Kollektoren<br />
und eventuelle Reflektionen auf der andern<br />
Seeseite optisch wahrgenommen und<br />
empfunden werden.<br />
Der Ste<strong>in</strong>bruch liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em G<strong>eb</strong>iet,<br />
das im Bundes<strong>in</strong>ventar der Landschaften<br />
und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung<br />
aufgenommen ist. Deshalb werden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorprojekt zunächst alle Aspekte<br />
zum Bewilligungsverfahren und dabei<br />
besonders zum Landschaftsschutz abgeklärt.<br />
Die Anlage ist auch nur als Zwischennutzung<br />
für etwa 25 bis 30 Jahre<br />
Foto: Ra<strong>in</strong>er Sturm/pixelio.de.<br />
geplant. In dieser Zeit könnte sie Vorteile<br />
für die Renaturierung der Felswand bieten.<br />
Bisherige Bepflanzungsversuche<br />
hatten nämlich wenig Erfolg gezeigt, weil<br />
die <strong>in</strong>tensive Sonnene<strong>in</strong>strahlung den<br />
Boden zu heiß und zu trocken hält. Im<br />
Schatten der Kollektorenwand könnten<br />
sich dagegen natürliche Pionierpflanzen<br />
ansiedeln, besser halten und so im Laufe<br />
der Jahrzehnte e<strong>in</strong>e neue stabile Humusschickt<br />
bilden.<br />
Quelle: Bullet<strong>in</strong> SEV/VSE 103 (2012) Nr. 1.<br />
110 (2012) Heft 4<br />
161
Nachrichten Berichtigungen<br />
zu „Umstellung von DC-<strong>Bahnen</strong> ...“<br />
Im <strong>eb</strong>-Heft 1-2/2012 zeigt auf Seite 36 das<br />
Bild 6 den Erzzug Rotterdam – Dill<strong>in</strong>gen<br />
(Saar) nicht auf der rechten Rhe<strong>in</strong>strecke<br />
bei Leutesdorf, sondern auf der doppelstöckigen<br />
Moselbrücke bei Bullay (Foto: Dietmar<br />
L<strong>in</strong>ser). Die Panne passierte beim<br />
kurzfristigen Austausch des zuerst vorgesehenen<br />
Bildes gegen das zweifellos e<strong>in</strong>drucksvollere.<br />
In der Unterschrift zu Bild 4<br />
muss es heißen „..., Phasentrennstellen <strong>in</strong><br />
km 0, 15, 30 und 45 je 750 m lang.“<br />
Nachrichten Bl<strong>in</strong>dleistung<br />
Ursache für Schienenriffelbildung<br />
endlich geklärt!<br />
Ke<strong>in</strong>e besonderen<br />
Vorkommnisse<br />
Schaltplan aus <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 84 (1986) Heft 5, nach gedruckt<br />
<strong>in</strong> <strong>eb</strong> 110 (2012) Heft 1-2 unter Historie, entdeckt von<br />
Ch. Tietze.<br />
Testfahrt e<strong>in</strong>es europäischen Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszuges im November 2008<br />
gegen 3 Uhr nachts.<br />
Lex specialis<br />
„An Güterzügen ist vor dem Befahren<br />
e<strong>in</strong>es Gefälles von durchschnittlich 16 ‰<br />
und e<strong>in</strong>er Länge von über 3 km die ausreichende<br />
Bremsung der Druckluftbremse<br />
durch e<strong>in</strong>e Betri<strong>eb</strong>sbremsung während<br />
der Fahrt festzustellen.“ (aus DB-Konzern-<br />
richtl<strong>in</strong>ie „Bremsen im Betri<strong>eb</strong> bedienen<br />
und prüfen“; die Spessartrampe hat<br />
17,5 ‰, die Geisl<strong>in</strong>ger Steige 20 ‰ und<br />
die beiden Scheitelrampen der Frankenwaldbahn<br />
haben knapp 22 ‰ durchschnittliches<br />
Gefälle).<br />
DB-Strecke 5200 Ma<strong>in</strong>-Spessart-Bahn, Blick<br />
vom Westportal des Schwarzkopftunnels auf die<br />
Betri<strong>eb</strong>sstelle Heigenbrücken West und <strong>in</strong> die 6 km<br />
lange Rampe von Laufach, l<strong>in</strong>ks Ausweich- und<br />
Wendegleis für ankommende Schi<strong>eb</strong>elokomotiven,<br />
rechts Absprung der über den Berg laufenden<br />
15-kV-Speiseleitung.<br />
Steuergerechtigkeit vor 100 Jahren<br />
„In verschiedenen preußischen Städten<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> letzter Zeit die Straßenbahnschaffner<br />
auch bezüglich der Tr<strong>in</strong>kgelder<br />
zur Steuer veranlagt worden ... In beiden<br />
Städten haben sich die Schaffner<br />
dagegen gewehrt, <strong>in</strong>dem sie die Höhe<br />
der E<strong>in</strong>nahmen aus Tr<strong>in</strong>kgeldern als<br />
bedeutend überschätzt bezeichneten<br />
und darauf h<strong>in</strong>wiesen, dass diese E<strong>in</strong>nahmen<br />
kaum ausreichen, um die Verluste<br />
beim Wechseln von Geld, durch<br />
versehentliche Fahrsche<strong>in</strong>ausgaben usw.<br />
zu decken. E<strong>in</strong>e höhere Entscheidung<br />
steht hier noch aus ...“ (aus <strong>Elektrische</strong><br />
Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong> 10 (1912), Heft<br />
27 „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“).<br />
162 110 (2012) Heft 4
WISSEN für die ZUKUNFT<br />
2. korrigierte<br />
Auflage<br />
<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
und ihre Energieversorgung<br />
Grundlagen und Praxis<br />
Das Buch wendet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zweiten Auflage<br />
an Studierende der elektrischen Energietechnik,<br />
der Regelungstechnik und des Masch<strong>in</strong>enbaus.<br />
Es gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Grundlagen der<br />
elektrischen Zugförderung und beschreibt nach<br />
e<strong>in</strong>er Darstellung der Kommutatormotoren und<br />
deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />
die Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />
Exemplarisch werden aktuelle Hochleistungslokomotiven,<br />
Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstri<strong>eb</strong>züge,<br />
diesel-elektrische Lokomotiven und Nahverkehrsfahrzeuge<br />
vorgestellt. Im Anschluss wird<br />
die Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz,<br />
50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Leistungselektronik und der Netzrückwirkungen<br />
behandelt.<br />
A. Steimel<br />
2. Auflage 2006, 368 Seiten, Broschur<br />
Oldenbourg Industrieverlag<br />
www.<strong>eb</strong>-<strong>in</strong>fo.eu<br />
Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag e<strong>in</strong>senden<br />
Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />
___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und ihre Energieversorgung<br />
2. Aufl age 2006 für € 44,- (zzgl. Versand)<br />
ISBN: 978-3-8356-3090-1<br />
Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er<br />
Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />
Firma/Institution<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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Vulkan-Verlag GmbH<br />
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45039 Essen<br />
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Bankleitzahl<br />
<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
ETFZdZ2010
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
im Jahre 1912<br />
Hauptbeiträge<br />
Die Elektrifizierung von Vollbahnen bildete<br />
auch 1912 e<strong>in</strong>en Schwerpunkt des Interesses.<br />
„Für alle Kreise, auch für die nicht unmittelbar<br />
beteiligten, ist es heute e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gendes<br />
Bedürfnis, sich über die<br />
Entwicklung der hochwichtigen und <strong>in</strong>teressanten<br />
Frage ... näher zu unterrichten,<br />
damit sie sich e<strong>in</strong> Urteil und e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
darüber bilden können, wo und <strong>in</strong> welchem<br />
Umfange die Elektrifizierung erfolgen<br />
kann und was von derselben <strong>in</strong> technischer<br />
und wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht für<br />
die nähere Zukunft zu erwarten steht.“<br />
Damit begann der erste Hauptbeitrag des<br />
Jahres, der sich e<strong>in</strong>gehend mit der Eisenbahn<br />
befasste [3].<br />
Zwei Fragen standen dabei im Vordergrund:<br />
Wo wäre elektrischer Betri<strong>eb</strong> s<strong>in</strong>nvoll<br />
und auf welche Weise. Zur ersten hieß<br />
es: Wo „Naturschätze“ wie Wasserkraft<br />
und Braunkohle niedrige Strompreise ermöglichen,<br />
aber auch, wo starker Verkehrszuwachs<br />
zu erwarten und entsprechend<br />
hohe Leistungsfähigkeit verlangt<br />
ist; Antwort auf die zweite war: Mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom,<br />
der Drehstrom bef<strong>in</strong>de<br />
sich auf „geordnetem Rückzug“.<br />
E<strong>in</strong>gehend wurde außer dem Stand <strong>in</strong><br />
Preußen, Bayern und Baden auch die Elektrifizierung<br />
der e<strong>in</strong>gleisigen Erzbahn Kiruna<br />
– Riksgränsen <strong>in</strong> Schweden behandelt,<br />
auf der Dampflokomotiven die steigenden<br />
Anforderungen nicht mehr erfüllen konnten<br />
[3]. <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> versprach 50 %<br />
höhere Verkehrsleistung ohne zweites<br />
Gleis, weitere Vorteile waren 15 bis 20 %<br />
Betri<strong>eb</strong>skostenersparnis, Entlastung des<br />
Personals von der Rauchbelästigung, Fahrdienst<br />
mit e<strong>in</strong>em statt drei Mann und<br />
„billige elektrische Arbeit“ n<strong>eb</strong>enbei auch<br />
für die öffentliche Versorgung. Die <strong>in</strong><br />
Heft 7 angekündigte Fortsetzung folgte<br />
erst 1913 mit e<strong>in</strong>em weltweiten Überblick,<br />
nach den e<strong>in</strong>zelnen Stromarten getrennt.<br />
In Baden musste die geplante Elektrifizierung<br />
der Rhe<strong>in</strong>talbahn Mannheim – Basel<br />
auf Veranlassung des Militärs zunächst unterbleiben<br />
(Bild 1). Sachsen wollte e<strong>in</strong>e<br />
„Elektrisierung“ der Staatsbahnen vom Erwerb<br />
eigener Kohlenfelder abhängig machen,<br />
um e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>reichend günstigen<br />
Strompreis zu erzielen [3].<br />
Übersichten über ausgeführte elektrische<br />
Bahnbetri<strong>eb</strong>e und Lokomotiven waren<br />
nach Herstellern geordnet <strong>in</strong> Tabellenform<br />
e<strong>in</strong>gefügt [5; 6; 8; 9].<br />
Betri<strong>eb</strong>serfahrungen lagen bereits über<br />
e<strong>in</strong> volles Jahr von der preußischen Strecke<br />
Dessau – Bitterfeld vor. Die Anlagen für die<br />
elektrische Zugförderung waren am 4. Januar<br />
1911 landespolizeilich abgenommen<br />
worden, am folgenden Tag wurde das<br />
Dampfkraftwerk Muldenste<strong>in</strong> angefahren<br />
und am 18. Januar mit e<strong>in</strong>er Lokomotive<br />
die erste Probefahrt unternommen. Am<br />
10. F<strong>eb</strong>ruar begann der fahrplanmäßige<br />
Personen- und Güterverkehr (Bild 2) [17].<br />
Der preußische Landtag und der M<strong>in</strong>ister<br />
von Breitenbach fuhren am 25. März von<br />
Bitterfeld nach Dessau, wobei der M<strong>in</strong>ister<br />
„die Fahrt wiederholt auf der Lokomotive<br />
mitgemacht hat, um sich von dem befriedigenden<br />
Arbeiten des elektrischen Antri<strong>eb</strong>s<br />
mit e<strong>in</strong>phasigem Wechselstrom<br />
selbst zu überzeugen“ [3].<br />
Die Störungen vor allem an den Lokomotiven<br />
wurden beschri<strong>eb</strong>en und mit<br />
„Herstellungsmängeln“ begründet, Störungen<br />
grundsätzlicher Art habe es nicht<br />
geg<strong>eb</strong>en. Die Frequenz, die zunächst<br />
15 Hz betragen hatte, wurde am 1. August<br />
auf 16 2 / 3<br />
erhöht, jedoch „nach e<strong>in</strong>igen<br />
Monaten“ wieder auf 15 herabgesetzt, da<br />
die Lokomotiven dafür ausgelegt waren<br />
[17]; vor dem H<strong>in</strong>tergrund der bereits e<strong>in</strong>getretenen<br />
Schäden dürften die Hersteller<br />
die mit der Frequenzerhöhung verbundenen<br />
höheren Kräfte nicht h<strong>in</strong>genommen<br />
haben.<br />
Während die Stadt- und Vorortbahn <strong>in</strong><br />
Hamburg bereits seit 1908 elektrisch fuhr,<br />
musste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erst noch das Geld für die<br />
Elektrifizierung beschafft werden. Um den<br />
Abgeordneten die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es<br />
dafür vorgesehenen Eisenbahn-Anleihegesetzes<br />
deutlich zu machen, wurde die Situation<br />
des Berl<strong>in</strong>er Verkehrs und die Lösung<br />
der Probleme mit elektrischem Betri<strong>eb</strong> e<strong>in</strong>gehend<br />
vorgetragen: „Bei der fortschreitenden<br />
Verkehrszunahme werden sich unhaltbare<br />
Zustände herausbilden, die auch<br />
die Betri<strong>eb</strong>ssicherheit gefährden. Abhilfe<br />
muss daher mit allen Mitteln angestr<strong>eb</strong>t<br />
werden“ (Bild 3) [16].<br />
Bild 1: Die Großherzoglich Badische Staatsbahn beabsichtigte<br />
die Elektrifizierung der Strecke Basel – Mannheim<br />
und ihrer Parallel- und Verb<strong>in</strong>dungsstrecken mit<br />
zusammen 386 km Länge, wofür die Wasserkräfte des<br />
Schwarzwalds ausgereicht hätten. Das Militär verlangte<br />
jedoch, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des elektrischen<br />
Betri<strong>eb</strong>s zunächst auf Wiese- und Wehrtalbahn<br />
(unten) nachzuweisen (Figur 69 <strong>in</strong> [3]).<br />
Bild 2: E<strong>in</strong> vor 100 Jahren völlig neuer Anblick: Eilzug zwischen Dessau und Bitterfeld, gezogen<br />
von e<strong>in</strong>er elektrischen Lokomotive (10502 später ES 2 der AEG). Hier bewährte sich zum<br />
ersten Mal das fortschrittliche E<strong>in</strong>phasen-Wechselstromsystem (Figur 60 <strong>in</strong> [3]).<br />
164 110 (2012) Heft 4
Historie<br />
Bild 3: Gegenüber Dampfbetri<strong>eb</strong> der Stadtbahn Berl<strong>in</strong> wurde elektrischer Betri<strong>eb</strong> mit 15 kV<br />
16 2 / 3 Hz mit Tri<strong>eb</strong>zügen und mit lokomotivbespannten Zügen verglichen; letzterem wurden Vorteile<br />
bei Beschaffung, Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung zugesprochen (Ausschnitt aus Figur 109 <strong>in</strong> [3]).<br />
oben: Dampf-Tenderlokomotive + 10 Wagen mit 476 Sitzplätzen, (61 + 175) t<br />
Mitte: 2 x 2 Tri<strong>eb</strong>wagen + 3 Mittelwagen) mit 602 Sitzplätzen, (172 + 105) t<br />
unten: Lokomotive + 13 Wagen mit 610 Sitzplätzen, (64 + 228) t<br />
In Amerika war am 27. Mai 1911 der<br />
7650 m lange Hoosac-Tunnel <strong>in</strong> Massachusetts,<br />
der längste <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten,<br />
mit 1 AC 11 kV 25 Hz elektrifiziert worden.<br />
Die Strecke von Boston nach Albany,<br />
auf der er liegt, war mit bis zu 100 Zügen<br />
täglich <strong>in</strong> jeder Richtung belastet, was die<br />
Rauch entwicklung zum Problem machte.<br />
Obwohl die „elektrische Zone“ nur wenig<br />
über den Tunnel h<strong>in</strong>aus reichte und die<br />
Dampflokomotiven mit „ruhendem Feuer“<br />
durchgeschleppt werden mussten, galt<br />
das Problem als gelöst, zumal sich im Kulm<strong>in</strong>ationspunkt<br />
e<strong>in</strong> Lüftungsschacht befand.<br />
Der Betri<strong>eb</strong> und die elektrischen Lokomotiven<br />
wurden e<strong>in</strong>gehend beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Auf e<strong>in</strong>e amerikanische Quelle<br />
gestützt wurde auch über die weniger bedeutende<br />
Spokane and Inland Empire Railroad<br />
im Westen der USA berichtet [14].<br />
E<strong>in</strong>en zweiten Schwerpunkt bei der<br />
elektrischen Betri<strong>eb</strong>sform bildeten die<br />
<strong>Bahnen</strong> des Nahverkehrs. E<strong>in</strong>en umfassenden<br />
Überblick über – nicht nur – elektrische<br />
Kle<strong>in</strong>bahnen boten Tabellen, wie sie<br />
schon im Jahr zuvor Anerkennung gefunden<br />
hatten [19].<br />
E<strong>in</strong>e Art Public-Privat-Partnership bahnte<br />
sich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nach fast fünfjährigen Verhandlungen<br />
zwischen der AEG und den<br />
Behörden für den Bau e<strong>in</strong>er knapp 10 km<br />
langen Strecke zwischen Gesundbrunnen<br />
im Norden und Neukölln im Süden an: Die<br />
hierfür gegründete AEG-Schnellbahn AG<br />
erhielt die Genehmigung mit der Auflage,<br />
die zunächst teilweise als Hochbahn geplante<br />
Strecke weitgehend als U-Bahn zu<br />
bauen, wofür die Stadt bis zu 5,9 Mio. Mark<br />
zu den Kosten beizutragen bereit war [11].<br />
Die <strong>eb</strong>enfalls an der Strecke <strong>in</strong>teressierte<br />
Kont<strong>in</strong>entale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen<br />
trat dagegen für e<strong>in</strong>e<br />
Schw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn e<strong>in</strong>; die entsprechende<br />
Druckschrift wurde rezensiert (H. 7). Wegen<br />
des Weltkriegs bli<strong>eb</strong> das Projekt <strong>in</strong> der<br />
damals vorgesehenen Form jedoch unverwirklicht.<br />
Wie sich bei den Straßenbahnen von 13<br />
vergleichbaren deutschen Städten die<br />
Fahrgastzahlen <strong>in</strong> Abhängigkeit von der<br />
Netzlänge, der Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit und<br />
der E<strong>in</strong>wohnerzahl entwickelt hatten, wurde<br />
mit Schwerpunkt Nürnberg unter die<br />
Lupe genommen [4]; Anlass waren unzutreffende<br />
Angaben, die zuvor die Tages-<br />
110 (2012) Heft 4<br />
presse verbreitet hatte. Während heute im<br />
öffentlichen Nahverkehr nur von Tariferhöhungen<br />
die Rede ist, waren 1912 noch<br />
Verbilligungen e<strong>in</strong> Thema; allerd<strong>in</strong>gs ließen<br />
dafür schon damals die Betri<strong>eb</strong>skosten der<br />
Straßenbahnen bei „dem rapiden Emporschnellen<br />
der Löhne und dem Steigen der<br />
Materialpreise“ kaum noch Spielraum [7].<br />
Bei der Rhe<strong>in</strong>ischen Bahngesellschaft<br />
kam zwischen Düsseldorf und Krefeld e<strong>in</strong><br />
Tri<strong>eb</strong>wagen zum E<strong>in</strong>satz (Bild 4), der n<strong>eb</strong>en<br />
Stückgut vor allem die zahlreich aufkommenden<br />
Milchkannen zu befördern<br />
hatte, aber auch Personen auf 10 Sitz- und<br />
12 Stehplätzen mitnehmen konnte [15].<br />
Vor e<strong>in</strong>em technischen Problem stand<br />
Wiesbaden, als die Aufsichtsbehörde für<br />
e<strong>in</strong>e geplante Straßenbahnstrecke mit<br />
90 ‰ Gefälle besondere Bremsvorrichtungen<br />
forderte. Die Verwendung vorhandener<br />
Wagen schied damit aus, die Neuentwicklung<br />
sah zusätzlich Magnetschienenbremsen<br />
vor. Sie waren h<strong>in</strong>reichend leistungsstark,<br />
um später sogar noch e<strong>in</strong>en Anhänger<br />
ohne Mitwirkung von dessen Bremse im<br />
Gefälle zum Halten zu br<strong>in</strong>gen [13].<br />
Breiten Raum nahmen Untersuchungen<br />
an Wechselstrom-Kommutatormotoren<br />
e<strong>in</strong>. Die Möglichkeit der Rückspeisung<br />
von Bremsenergie wurde für E<strong>in</strong>phasenmotoren<br />
verne<strong>in</strong>t, für Drehstrommotoren<br />
diskutiert [10]. Auch Fragen der Wärmeableitung<br />
und Kühlung beschäftigten noch<br />
die Fachwelt, wobei der Beitrag [12] auf<br />
e<strong>in</strong>en Vortrag <strong>in</strong> London Bezug nimmt. Für<br />
das Anlaufverhalten von Bahnmotoren lieferte<br />
[18] breite Berechnungsgrundlagen.<br />
Der Nachruf [2] galt e<strong>in</strong>em Pionier der<br />
Elektrotechnik von Weltruf, der an der<br />
Technischen Hochschule Karlsruhe erstmals<br />
die Elektrotechnik von der Masch<strong>in</strong>entechnik<br />
abgetrennt hatte.<br />
Bild 4: Der Tri<strong>eb</strong>wagen der Rhe<strong>in</strong>ischen Bahngesellschaft<br />
bot an jeder Laderaum-Stirnseite fünf Sitz- und auf jedem<br />
Perron sechs Stehplätze, diente aber <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dem<br />
Transport von Stückgut und Milchkannen. Die Bahn<br />
umg<strong>in</strong>g damit die Konzessionsbestimmung, die besondere<br />
Stückgüterzüge untersagte (Figur 152 <strong>in</strong> [15]).<br />
165
Historie<br />
Weitere Nachrichten<br />
E<strong>in</strong>e ganzseitige Tabelle stellte die Kenndaten<br />
der elektrischen Betri<strong>eb</strong>e Blankenese –<br />
Ohlsdorf und Dessau – Bitterfeld gegenüber<br />
(H. 1).<br />
Bild 5: Die führerlosen Grubenlokomotiven fuhren nach<br />
dem Entriegeln des großen Bügels über der Pufferbohle<br />
mit 3,6 km/h und hielten, wenn dieser an e<strong>in</strong>en betri<strong>eb</strong>smäßigen<br />
Anschlagpunkt oder an e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis stieß;<br />
die Batterie mit ihrem großen Kasten war tauschbar<br />
(Figur 40 <strong>in</strong> Heft 3 Seite 51–52).<br />
In Österreich kam die Elektrifizierung<br />
nur langsam voran. Wie Eisenbahnm<strong>in</strong>ister<br />
von Forster <strong>in</strong> Wien erklärte, habe sich<br />
für die ursprünglich <strong>in</strong>s Auge gefasste<br />
Strecke Triest – Opc<strong>in</strong>a ke<strong>in</strong>e Wirtschaftlichkeit<br />
errechnen lassen, für die Arlbergbahn<br />
liefen Studien, und am weitesten<br />
seien die Vorbereitungen für die Strecke<br />
Attnang – Sta<strong>in</strong>ach-Irdn<strong>in</strong>g fortgeschritten<br />
(H. 1); e<strong>in</strong> Gesetzentwurf zur F<strong>in</strong>anzierung<br />
stand zur Beratung an (H. 3).<br />
Die Berner Oberland-Bahn (BOB) mit<br />
der nur im Sommer betri<strong>eb</strong>enen<br />
Schynige-Platte-Bahn <strong>in</strong> der Schweiz wurde<br />
mit DC 1,5 kV elektrifiziert; damit fuhr<br />
die <strong>in</strong> Lauterbrunnen und <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald<br />
anschließende Wengernalpbahn über die<br />
Kle<strong>in</strong>e Scheidegg schon seit 1909 (H. 12).<br />
Das schweizerisch-deutsche Geme<strong>in</strong>schaftskraftwerk<br />
Augst-Wyhlen am Rhe<strong>in</strong>,<br />
das auch die elektrische Energie für die<br />
badischen Strecken im Wiese- und Wehratal<br />
liefern sollte, stand vor der Fertigstellung<br />
(H. 6).<br />
Über den Stand der Wasserkraftnutzung<br />
und der Elektrizitätsversorgung <strong>in</strong><br />
Bayern 1910 und 1911 lag e<strong>in</strong> Bericht des<br />
Staatsm<strong>in</strong>isteriums des Innern vor (H. 5).<br />
Aus dem Fahrzeugbereich waren<br />
fahrerlose Akkumulatorlokomotiven auf<br />
der Ste<strong>in</strong>kohlegrube Von der Heydt im<br />
Saarland bemerkenswert (Bild 5); sie beförderten<br />
untertage Züge mit 16 Wagen<br />
zwischen dem Abbau und dem Förderschacht<br />
vollautomatisch (H. 3). E<strong>in</strong>e ausführliche<br />
Anleitung zur Berechnung von<br />
Gruben- und Werklokomotiven erschien<br />
<strong>in</strong> H. 6.<br />
Zum Teil ausführlich ist aus Geschäftsberichten<br />
1911 der Bahn<strong>in</strong>dustrie berichtet,<br />
so von Brown, Boveri (BBC), den Siemens-Schuckertwerken<br />
und von Siemens<br />
& Halske (H. 1), aber auch von der Gesellschaft<br />
für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (Hochbahngesellschaft)<br />
(H. 11).<br />
Ralf Roman Rossberg<br />
Hauptbeiträge Jahrgang 10 (1912) Hefte 1 bis 12<br />
E.K.B. = <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />
[1] Wittmaack: Die elektr. Steuerung von Schiffen.<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 1, S. 7–11; Zur<br />
elektrischen Steuerung von Schiffen. In:<br />
E.K.B. 10 (1912), H. 5, S. 98–100.<br />
[2] Gz.: Engelbert Arnold †. In: E.K.B.<br />
10 (1912), H. 2, S. 21–22.<br />
[3] Reichel, Walter: Rundschau über die Elektrifizierung<br />
von Vollbahnen. In: E.K.B.<br />
10 (1912), H. 2, S. 22–31; H. 4, S. 61–73;<br />
H. 7, S. 121–129; Berichtig. H. 9, S. 180.<br />
[4] Scholten, Ph.: E<strong>in</strong> kritischer Vergleich über<br />
Benutzung und Ausbreitung von Straßenbahnen.<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 2, S. 31,<br />
38–39; H. 3, S. 44–447.<br />
[5] N. N.: S.S.W.-E<strong>in</strong>phasenwechselstrombahnen<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 2, S. 32–37;<br />
Berichtig. H. 4, S. 80.<br />
[6] N. N.: A.E.G.-E<strong>in</strong>phasen-Wechselstromlokomotiven.<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 4,<br />
S. 74–79.<br />
[7] Stahl: Tariffragen und Verstadtlichungen<br />
von Straßenbahnen. In: E.K.B. 10 (1912),<br />
H. 5, S. 81– 83; H. 6, S. 104 –108.<br />
[8] N. N.: Oerlikon-E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrombahnen.<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 5, S. 91.<br />
[9] N. N: Bergmann-, Maffei-Schwartzkopff-,<br />
Brown Boveri-E<strong>in</strong>phasen-Wechselstromlokomotiven.<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 6,<br />
S. 112.<br />
[10] Schenkel: Über elektrische Bremsung mit<br />
Wechselstrom-Kommutatormotoren. In:<br />
E.K.B. 10 (1912), H. 6, S. 119–120; Zuschr.<br />
u. Erwid. H. 10, S. 199–200.<br />
[11] Dietl, Gustav: Hoch- und Untergrundbahn<br />
Gesundbrunnen – Neukölln. In: E.K.B.<br />
10 (1912), H. 7, S. 129–130.<br />
[12] Niethammer, F.: Erwärmung elektrischer<br />
Masch<strong>in</strong>en. In: E.K.B. 10 (1912), H. 7,<br />
S. 130–134.<br />
13] Berlit: Straßenbahnbetri<strong>eb</strong>smittel mit elektromagnetischen<br />
Schienenbremsen der<br />
Stadt Wiesbaden. In: E.K.B. 10 (1912),<br />
H. 8, S. 141–146.<br />
[14] Nordmann, H.: Neuere amerikanische Wechselstrom-Vollbahnen.<br />
In: E.K.B. 10 (1912),<br />
H. 9, S. 161–168; H. 11, S. 210–213..<br />
[15] Faber, 0.: E<strong>in</strong> Tri<strong>eb</strong>wagen für Personen- und<br />
Stückgutbeförderung. In: E.K.B. 10 (1912),<br />
H. 9, S. 168–170.<br />
[16] M<strong>in</strong>isterium für öffentliche Arbeiten (Hrsg.):<br />
Denkschrift betr. E<strong>in</strong>richtung elektrischer<br />
Zugförderung auf den Berl<strong>in</strong>er Stadt-,<br />
R<strong>in</strong>g- und Vorortbahnen. In: E.K.B.<br />
10 (1912), H. 10, S. 181–191.<br />
[17] Kgl. Eisenbahndirektion <strong>in</strong> Halle (Saale)<br />
(Hrsg.): Bericht der ... über das erste Jahr<br />
des Betri<strong>eb</strong>es der elektr. Zugförderung<br />
Dessau – Bitterfeld. In: E.K.B. 10 (1912),<br />
H. 10, S. 191–193.<br />
[18] Niethammer, F.; Siegel, E.: Anlaufverhältnisse<br />
der E<strong>in</strong>phasen-Kommutatormotoren<br />
mit Reihenschlußcharakteristik (Bahnmotoren).<br />
In: E.K.B. 10 (1912), H. 11, S. 201–<br />
210; H. 12, S. 232–235.<br />
[19] Sch.: Statistik der deutschen elektrischen<br />
Kle<strong>in</strong>bahnen 1910. Mit Tabellen von Haselmann,<br />
Aachen. In: E.K.B. 10 (1912), H. 12,<br />
S. 236–238; H. 13, S. 250–254.<br />
166 110 (2012) Heft 4
Historie<br />
In eigener Sache<br />
Vielen <strong>eb</strong>-Lesern der Rubrik Historie werden<br />
bei den Jahrgängen 1909, 1910 und 1911 die<br />
sehr umfangreichen Inhaltsverzeichnisse mit<br />
bis zu 200 Titeln aufgefallen se<strong>in</strong>.<br />
Ursachen hierfür: Damals erweiterte die<br />
Zeitschrift ihr Themenspektrum, änderte<br />
zweimal ihren Titel und hatte zudem e<strong>in</strong><br />
nicht besonders übersichtliches Gliederungsschema.<br />
Nach den manchmal <strong>in</strong> Fortsetzungen<br />
zerlegten, manchmal extrem kurzen<br />
Hauptbeiträgen mit vorangestellten Verfassern<br />
folgten <strong>in</strong> jedem Heft Kolumnen, die<br />
unter e<strong>in</strong>em Oberbegriff e<strong>in</strong>schlägige Berichte<br />
mit eigenen Überschriften bündelten –<br />
manchmal sogar zweistufig untergliedert<br />
und unsystematisch mit oder ohne Verfassernamen<br />
oder -kurzzeichen. Dabei korrespondieren<br />
diese Oberbegriffe zum Teil durchaus<br />
mit den Kolumnen im früheren Journal oder<br />
den heutigen Nachrichten. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d<br />
manche der E<strong>in</strong>zelnachrichten, oft auch<br />
Kurzreferate anderer Veröffentlichungen<br />
oder Wiedergabe von Vorträgen, länger als<br />
manche Hauptbeiträge, also vergleichbar<br />
mit dem früheren Journal extra und dem heutigen<br />
Fokus. Ganz unabhängig von der Länge<br />
enthalten sie oft so Interessantes, dass sie <strong>in</strong><br />
den letzten drei Jahrgängen mit <strong>in</strong> die Hauptbeiträge<br />
e<strong>in</strong>gereiht und genummert wurden.<br />
Ab dem nun anstehenden Jahrgang 1912<br />
wird die Historie so strukturiert wie bei den<br />
Rückblicken auf die 25, 50 und 75 Jahre alten<br />
Bände: Genummert werden echte Hauptbeiträge,<br />
Teilbeiträge aus den Rubriken dagegen<br />
nur noch ausnahmsweise bei ganz herausragender<br />
Bedeutung; zu anderen erwähnenswerten<br />
Kurzbeiträgen oder -nachrichten<br />
wird nur auf das Heft verwiesen.<br />
Als allgeme<strong>in</strong> Bemerkenswertes aus diesen<br />
Jahrgängen sei erwähnt, dass es <strong>in</strong> sehr<br />
vielen Heften Zuschriften und Erwiderungen<br />
darauf gab, nicht selten mit ziemlich deutlichen<br />
Fehlervorwürfen oder umgekehrt Verwahrung<br />
gegen Kritik, manchmal das Urteil<br />
„dem Leser überlassen“ und gelegentlich mit<br />
e<strong>in</strong>em „Basta“-Nachsatz der Schriftleitung.<br />
Ausgesprochen unterhaltsam liest sich auch<br />
die regelmäßige Kolumne „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“<br />
mit referierten Gerichtsentscheidungen,<br />
die <strong>in</strong> das damalige L<strong>eb</strong>en und se<strong>in</strong>e<br />
Tücken blicken lassen.<br />
Zurück zu heute: Als weitere große Veränderung<br />
werden wir <strong>in</strong> beiden Feldern nur<br />
noch jene Themen listen und referieren, die<br />
sich entweder direkt mit elektrischen <strong>Bahnen</strong><br />
oder Elektrotechnik im Verkehrswesen befassen<br />
oder zum<strong>in</strong>dest Anknüpfungspunkte dah<strong>in</strong><br />
zeigen. Die sonstige Erzeugung, Übertragung<br />
und Anwendung elektrischer Energie,<br />
sei es im Allgeme<strong>in</strong>en oder im E<strong>in</strong>zelnen,<br />
muss dagegen ausgeklammert bleiben. Das<br />
ist e<strong>in</strong>erseits schade, denn schon die Überschriften<br />
waren wie e<strong>in</strong> Kaleidoskop dessen,<br />
was damals an Entwicklungen, Problemen<br />
und Projekten anstand und die Fachwelt bewegte.<br />
Andererseits kann die heutige <strong>eb</strong> –<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> e<strong>in</strong>e solche Gesamt-Enzyklopädie<br />
auf Dauer nicht leisten. Wir hoffen,<br />
dass die Leserschaft hierfür Verständnis hat.<br />
Und wir rufen bei dieser Gelegenheit<br />
auch die Fachwelt zur Mitarbeit auf: Wer ist<br />
selbst <strong>in</strong>teressiert oder kennt <strong>in</strong>teressierte<br />
Kollegen dafür, die Jahrgänge 1925 bis 1928<br />
und 1950 bis 1953 als Historie aufzubereiten?<br />
Diese Nachkrisen- und Nachkriegsjahre waren<br />
auch bei den <strong>Bahnen</strong> besonders spannend,<br />
und es ist wünschenswert, auch hier<br />
komprimierte Rückblicke und die Inhaltsverzeichnisse<br />
zu bekommen.<br />
Die Redaktion<br />
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<strong>Bahnen</strong><br />
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Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
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18.–21. September 2012<br />
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110 (2012) Heft 4<br />
167
Impressum<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berl<strong>in</strong><br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Mart<strong>in</strong> A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
<strong>in</strong> der Direction de l‘<strong>in</strong>géniere der SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schienen<strong>in</strong>frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, DB Fernverkehr, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dr. Andreas Fuchs, Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschafts<strong>in</strong>g. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />
DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, M<strong>in</strong>den<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atk<strong>in</strong>s Sverige AB, Västers (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berl<strong>in</strong><br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Redaktionsleitung:<br />
Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />
Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />
E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Mart<strong>in</strong> B<strong>in</strong>swanger, Mer<strong>in</strong>g<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießl<strong>in</strong>g, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Ma<strong>in</strong><br />
Verlag:<br />
Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />
81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />
Internet: http://www.oldenbourg.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />
Abonnement/E<strong>in</strong>zelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
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E-Mail: leserservice@oiv.de<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ ersche<strong>in</strong>t 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement Pr<strong>in</strong>t 295,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
E<strong>in</strong>zelheft 34,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
E<strong>in</strong>zelausgabe als ePaper 34,00 €<br />
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Porto Inland 30,00 € (<strong>in</strong>kl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland s<strong>in</strong>d sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Jahres<strong>in</strong>haltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />
s<strong>in</strong>d durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buck<strong>in</strong>ghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne E<strong>in</strong>willigung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
168
Term<strong>in</strong>e<br />
Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
Gulf Rail<br />
Rail Solutions Asia<br />
17. – 19.04.2012 Europo<strong>in</strong>t<br />
Dubai (VAE) Fon: +31 30 6981800,<br />
E-Mail: ifo@railevents.eu,<br />
Internet: www.gulfraildubai.com<br />
23.05-25.05.2012 TDH Exhibitions Ltd<br />
Bangkok (TH) Fon: +44 1483 548-290, Fax: -302,<br />
Internet: www.tdhrail.co.uk,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@tdhrail.com<br />
Railways 2012<br />
Rail+Metro Ch<strong>in</strong>a 2012<br />
18. – 22.04.2012 Civil-Comp Press<br />
Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@civil-comp.com,<br />
Internet: www.civil-comp.com<br />
30.05. – 02.06.2012 Intex Shanghai Co., Ltd.<br />
Shanghai (CN) Fon: +86 21 62-956882, Fax: -780038,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>texhxp@sh163.net,<br />
Internet: www.metro-ch<strong>in</strong>a.org<br />
10th UIC ERTMS World Conference<br />
Eisenbahntechnisches Kolloquium 2012<br />
24. – 26.04.2012 Stockholm (SE) IUIC<br />
E-Mail: ertms2012@uic.org,<br />
Internet: www.uic.org<br />
INFRARAIL 2012<br />
01. – 03.05.2012 Mack Brooks Group<br />
Birm<strong>in</strong>gham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@mackbrooks.co.uk,<br />
Internet: www.mackbrooks.com<br />
4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
03. – 04.05.2012 Info: VDEI Service GmbH<br />
Gotha (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />
Internet: www.vdei.de<br />
9. Internationales Rail Forum<br />
08. – 10.05.2012 Montané Comunicación<br />
Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />
Internet: www.montane.eu.com<br />
4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
14.06.2012 TU Darmstadt<br />
Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-65911, Fax: -6903,<br />
E-Mail: eisenbahn@verkehr.tu-darmstadt.de,<br />
Internet: www.verkehr.tu-darmstadt.de<br />
Africa Rail 2012<br />
25.-29.6.2012 Terrap<strong>in</strong>n Ltd.<br />
Johannesburg (ZA) Fon: +27 11 463,6001, Fax: -6903;<br />
E-Mail: enquiry.za@terrap<strong>in</strong>n.com,<br />
Internet: www.terrap<strong>in</strong>n.com<br />
UIC High Speed Congress 2012<br />
10. – 13.07.2012 Congress & Exhibition Secretariat<br />
Philadelphia (US) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@uic-highspeed2012.com,<br />
Internet: www.uic-highspeed2012.com/<br />
12. Internationale Schienenfahrzeugtagung<br />
12.-14.09.2012 TU Dresden<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 462-2733, Fax: -2199,<br />
E-Mail: rad@mw.htw-dresden.de,<br />
Internet: www.rad-schiene.de<br />
10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />
Gotha (DE) Fon: +49 30 22605790,<br />
E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />
Internet: www.vdei.de<br />
8. Stadtbahn Forum<br />
InnoTrans<br />
18.-21.09.2012 Messe Berl<strong>in</strong> GmbH<br />
Berl<strong>in</strong> (DE) Fon: +49 30 3038-0, Fax: -2325,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>notrans@messe-berl<strong>in</strong>.de,<br />
Internet: www.<strong>in</strong>notrans.de<br />
15.-16.05.2012 Schreck-Mieves<br />
Darmstadt (DE) Fon: +49 6502 994167,<br />
Internet: www.schreck-mieves-sem<strong>in</strong>are.de,<br />
E-mail: t<strong>in</strong>a.gruber@schreck-mieves.de
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E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, chronologische Beschreibung der<br />
Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />
und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />
dieser Zeit.<br />
Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
war klar, dass die Technik mit E<strong>in</strong>phasen-Wechselstrom<br />
ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografi -<br />
schen Bed<strong>in</strong>gungen unter Beweis stellen sollte. Die im<br />
Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke Lauban<br />
– Königs zelt wies alle Eigenschaften e<strong>in</strong>er G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />
auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />
genehmigt waren, begann e<strong>in</strong>e stürmische Entwicklung,<br />
die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen<br />
wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />
fortgesetzt, das letztlich zum Erfolg der elektrischen<br />
Traktion <strong>in</strong> Deutschland beigetragen hat.<br />
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Oldenbourg-Industrieverlag<br />
www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />
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Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagaz<strong>in</strong>s <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
und Band 2 des Buchs Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> <strong>in</strong> Deutschland für <strong>in</strong>sgesamt € 54,90.<br />
Nur wenn ich überzeugt b<strong>in</strong> und nicht <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des zweiten Hefts<br />
schriftlich absage, bekomme ich <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> für zunächst e<strong>in</strong> Jahr (12 Ausgaben)<br />
zum Preis von € 295,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-) pro Jahr.<br />
Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 147,50 zzgl. Versand pro Jahr.<br />
Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit e<strong>in</strong>er Gutschrift von € 20,-<br />
auf die erste Rechung belohnt.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname/Name des Empfängers<br />
Straße/Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Antwort<br />
Leserservice <strong>eb</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
E-Mail<br />
Branche/Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Bankleitzahl<br />
<br />
Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAEBAH1111<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung <strong>in</strong>nerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen <strong>in</strong> Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />
Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden, dass ich vom<br />
Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante Fachang<strong>eb</strong>ote <strong>in</strong>formiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.