26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger Der Sonne entgegen (Vorschau)

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03<br />

PLUS<br />

12 Tourenkarten<br />

mit Gipfelpanorama<br />

Steve House: Bekenntnisse nach dem Absturz<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

03 / März 2013<br />

<strong>Der</strong> perfekte<br />

Wintertag<br />

Allgäuer Alpen • Karwendel<br />

Estergebirge • Mangfallgebirge<br />

v<br />

EXTRA<br />

Hardshell-<br />

Jacken<br />

im Test<br />

Einsames<br />

Rätikon<br />

Knackige Touren um<br />

die Lindauer Hütte<br />

Deutschland 5.90 € | Österreich 6.50 € | Schweiz 9.90 sFr | Italien 7.50 € | Luxemburg 6.50 € | Frankreich 6.50 €<br />

ÖTZTAL<br />

Wildspitze per Ski<br />

Ab in den Frühling!<br />

<strong>Der</strong> <strong>Sonne</strong> <strong>entgegen</strong><br />

Reif für einen Wanderurlaub? Wir zeigen Ihnen die schönsten Ziele<br />

&<br />

REPORTAGE<br />

<strong>Der</strong> Sieg der Artenschützer am Geigelstein<br />

SERVICE Sicherheit am Berg: die besten LVS-Geräte<br />

AUF TOUR<br />

Ski-Haute-Route in den Berner Alpen


Quality since 1923


EDITORIAL<br />

Höhenflüge,<br />

Abstürze und<br />

das Lernen<br />

von Demut<br />

Ein früherer Trainer der Biathletin Uschi Disl<br />

hat die Frage nach ihrer Erfolgsformel einmal<br />

so beantwortet: »Sie kann sich halt richtig<br />

quälen«. Ein schönes Anschauungsstück im<br />

Sich-Quälen bietet der Dokumentarfilm »The<br />

Wizard’s Apprentice« (<strong>Der</strong> Zauberlehrling).<br />

<strong>Der</strong> Regisseur Petr Pavlíček begleitete das »Wunderkind« Adam Ondra im Jahr 2010<br />

bei seinen Versuchen, die schwersten Routen der Welt zu klettern. Wer sieht, wie den<br />

damals 17-Jährigen der Furor packt, wenn er an Schlüsselstellen mehrmals scheitert,<br />

kann Ondras Energie und Ehrgeiz erahnen. Mal abgesehen davon, dass seine Eltern<br />

ihn schon als Sechsjährigen wild anfeuerten, als er an Türrahmen der Wohnung<br />

Klimmzüge machte: Ohne diesen unbändigen Willen, der die Grenzen von Schmerz<br />

und Erschöpfung überwindet, wäre Ondra nicht an der Spitze angelangt.<br />

Steve House war an der Spitze der besten Kletterer, und vielleicht würde Adam Ondra<br />

noch heute zu ihm aufschauen – wenn, ja wenn der US-Amerikaner nicht vor drei<br />

Jahren am Mount Temple in den kanadischen Rockies 25 Meter in die Tiefe gestürzt<br />

wäre. House fühlte sich damals, als 39-Jähriger, am Zenit, fühlte sich stark und fast<br />

unbezwingbar, und wurde vielleicht gerade deshalb Opfer seiner Unvorsichtigkeit.<br />

<strong>Der</strong> Unfall, von dem er sich immer noch nicht ganz erholt hat, habe einen anderen<br />

Menschen aus ihm gemacht, erzählt er (Interview S. 44). Steve House war vor dem<br />

Absturz keiner, der seine Extremtouren exzessiv vermarktete. Er blieb lieber im Hintergrund.<br />

Und doch habe er eines neu gelernt: Demut. Vor dem Berg. Vor dem Leben.<br />

Eine andere Geschichte, die aber Parallelen aufweist, erzählt die ehemalige Skirennläuferin<br />

und Freeriderin Giulia Monego. Als 13-Jährige verabschiedete sie sich mutig<br />

vom Elternhaus in Venedig, zog in die Dolomiten. Sie wollte Erfolg im Rennzirkus,<br />

ihr Ehrgeiz katapultierte sie auch weit nach vorne. Eine Knieverletzung brachte sie<br />

zum Grübeln – so dass sie mit Anfang 20 erneut einen Entschluss fasste: Sie wollte<br />

die Berge nicht mehr nur vom Lift aus sehen, nicht nur durch Tore rasen. Nun führt<br />

sie Gäste durch die Dolomiten und sucht in ihrer Freizeit die Einsamkeit und den<br />

Kick, zum Beispiel im Rätikon (S. 40). Lassen Sie sich von dem Abenteuer inspirieren!<br />

Marokko<br />

Den Zauber entdecken<br />

Egal ob Sie mehr an Kultur- und Genusswanderungen<br />

interessiert sind, zu den<br />

Gipfelstürmern oder Wüstenfreunden<br />

zählen – Marokko fasziniert in jeder<br />

Hinsicht und hat für jeden Geschmack<br />

etwas zu bieten. Nach einem erfüllten<br />

Wandertag voll intensiver Naturerlebnisse<br />

und Begegnungen zelten Sie an schönen<br />

Lagerplätzen. Die von unseren Gästen<br />

durchweg hoch gelobten Trekkingköche<br />

bereiten liebevoll landestypische Speisen<br />

zu. Eine Trekkingreise durch Marokko<br />

spricht alle Sinne an! Erleben Sie Düfte,<br />

Klänge, Farben und vor allem die großartige<br />

Gastfreundschaft der Berber! Sie<br />

profitieren von unserer Kompetenz und<br />

Erfahrung in Marokko seit über 30 Jahren.<br />

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089 / 23 50 06 - 0<br />

Viel Freude und Spannung beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

20<br />

Winter adé<br />

<strong>Der</strong> BERGSTEIGER präsentiert die<br />

schönsten Ziele für alle, die es auf<br />

ihren Touren schon jetzt sonnig<br />

und warm haben möchten.<br />

TITELTHEMA<br />

20 <strong>Der</strong> <strong>Sonne</strong> <strong>entgegen</strong><br />

Irgendwann ist auch mal gut mit Schnee und<br />

eisigen Temperaturen. Acht Tipps für alle, die<br />

den Frühling nicht mehr erwarten können.<br />

AKTUELL<br />

30<br />

»Die wilden W«<br />

Nach einer ähnlich aussichtsreichen<br />

Skiroute muss man lange suchen:<br />

auf der Ski-Haute-Route durch die<br />

westlichen Berner Alpen<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 FEIERABEND-SKITOUR Welche Hütten an<br />

welchen Abenden geöffnet sind<br />

14 FLAMMEN-INFERNO Kletter-Camp in Laos<br />

an Silvester vollständig abgebrannt<br />

15 FOTO-WISSEN Peter Mathis gibt Workshop<br />

für Hobby-Fotografen<br />

16 BALANCE-AKT Neues Projekt prüft Vereinbarkeit<br />

von neuen Energien und Alpenflair<br />

18 MEDIEN-TIPPS Aktuelle Bücher, Apps und<br />

Webpages zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

30 Ski-Haute-Route Berner Alpen<br />

Die Walliser Viertausender scheinen Parade<br />

zu stehen: Eine Fünf-Tage-Skiroute durch die<br />

westlichen Berner Alpen beschert grandiose<br />

Ausblicke in den Nachbarkanton.


TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Top-Touren für den März<br />

Partnachalm ................................................................................ 51<br />

Fluchtkogel .................................................................................... 51<br />

Wildpitze, ohne oder mit Lift ................................... 51<br />

Wildspitze ...................................................................................... 53<br />

Brünnsteinschanze .............................................................. 53<br />

Stolzenberg ................................................................................... 53<br />

Drusenturm ................................................................................ 55<br />

Geißspitze ...................................................................................... 55<br />

Sulzfluh ............................................................................................ 55<br />

Schafsiedel ..................................................................................... 57<br />

Tristkopf ........................................................................................... 57<br />

Cap Gros ........................................................................................... 57<br />

40<br />

Einsames Rätikon<br />

Drusenturm, Drusenfluh und<br />

Sulzfluh bieten Nervenkitzel<br />

und Abgeschiedenheit.<br />

88<br />

Einfache<br />

LVS-Geräte<br />

8 Modelle<br />

mit abge -<br />

specktem<br />

Funktionsumfang<br />

102<br />

Unsere Besten<br />

Sway hat den Anspruch, den<br />

perfekten Ski herzustellen.<br />

78<br />

Auf die<br />

Wildspitze<br />

Nicht ganz ohne:<br />

Für Skihochtouren<br />

gelten eigene Gesetze.<br />

Cover: Andreas Strauß (Ligomena, Monti Lariani, Comer See); F. Lenz, P. Mathis, A. Strauß, R. Haas, M. Birck<br />

36 <strong>Der</strong> perfekte Wintertag<br />

Vier Touren, bei denen jedes Familien -<br />

mitglied auf seine Kosten kommt –<br />

Pistenfreunde ebenso wie Rodelfreaks<br />

40 Skitouren im Rätikon<br />

Nichts für Einsteiger: Rund um die<br />

Lindauer Hütte kommen Freunde<br />

knackiger Touren voll auf ihre Kosten.<br />

60 Beschauliches Villgratental<br />

Nichts außer Berge: In diesem Tal bleibt<br />

man von Bettenburgen und Après-Ski<br />

komplett verschont.<br />

66 Serie: Hüttenzauber<br />

Die Neue Bamberger Hütte ist der ideale<br />

Stützpunkt für Skitouren in den Kitzbüheler<br />

Alpen. Und: Sie soll noch besser werden.<br />

70 Serie: GeoTop | Partnachklamm<br />

Die Partnachklamm zeigt eindrucksvoll,<br />

was Wasser bewirken kann.<br />

74 Serie: Familientour | Karwendel<br />

Schneeschuhgehen ist auch für Kinder<br />

ein großes Abenteuer. Die Tour darf<br />

allerdings nicht zu lang sein.<br />

Familien-TIPP<br />

Familien-TIPP<br />

SERVICE<br />

78 Serie: Sicher zum Gipfel<br />

Die Skihochtour ist die Königsdisziplin für<br />

Winteralpinisten. Anna und Max zeigen,<br />

was es zu beachten gilt.<br />

82 Im Test: Hardshell-Jacken<br />

Sie müssen vor Niederschlag und Wind<br />

schützen und so robust sein, dass Fels<br />

sowie Eis ihnen nichts anhaben können.<br />

88 Kaufberatung LVS-Geräte<br />

Auch einfache LVS-Geräte können zuverlässigen<br />

Schutz bieten. Vorausgesetzt, man<br />

achtet beim Kauf auf gewisse Aspekte.<br />

REPORTAGE<br />

96 Artenschutz am Geigelstein<br />

Skitourengeher und Winterwanderer bedrohen<br />

den Lebensraum der Rauhfußhühner.<br />

<strong>Der</strong> DAV hat reagiert – mit Erfolg.<br />

102 Porträt: Unsere Besten | Sway<br />

Jahrelang suchten sie den perfekten Freeride-<br />

Ski und fanden ihn nicht. Dann beschlossen<br />

zwei Münchner, selbst Hand anzulegen.<br />

44 Das große<br />

BERGSTEIGER-<br />

Interview<br />

Er gilt als einer der besten<br />

Alpinisten der Gegenwart<br />

– obwohl ihn<br />

ein Sturz vor drei<br />

Jahren fast das Leben<br />

kostete. Steve<br />

House über veränderte<br />

Perspektiven<br />

und den Egoismus<br />

von Kletterern<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

TV-Programm 20<br />

Kolumne 49<br />

Im Härtetest 93<br />

Grassls Tipps 105<br />

Briefe/Impressum 105<br />

Comic 106<br />

<strong>Vorschau</strong> 106<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERG-BILDER<br />

Alle Fotos: Rainer Lampadius<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Zaungäste<br />

Zäune zeigen Grenzen auf, gliedern die Landschaft.<br />

Die Strukturen, die sie schaffen, bilden<br />

gerade im Winter ästhetische Kunstwerke und<br />

strahlen eine innere Ruhe aus. Es kommt nur auf<br />

das richtige Auge und die Perspektive an.<br />

Am Fuß des Blomberg (1248 m), Wackersberg


Winterpelz<br />

Wie Kamelhöcker sieht dieser<br />

tief verschneite Almwiesenzaun<br />

aus. In den milden Wintern werden<br />

solche Bilder aber immer seltener.<br />

Sankt Ulrich im Pillerseetal, Tirol<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Schattenspiel<br />

Mal martialisch, mal friedlich.<br />

Die Schatten verstärken den<br />

bedrohlichen Charakter, runde<br />

Formen stimmen versöhnlich.<br />

Wallgau, Altlach am Walchensee


Gemälderahmen<br />

Pfähle sichern das Ufer vor<br />

dem Abrutschen; in der ruhigen<br />

Winterstimmung scheinen sie zur<br />

Gesamtkomposition zu gehören.<br />

Walchensee, Heimgarten und Herzogstand<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Struktur und Form<br />

Es sind nicht immer die spektakulären<br />

Motive, die herausragende<br />

Bilder versprechen. Gerade bei<br />

Schwarzweiß-Aufnahmen kommt<br />

es auf die feinen Details an, die<br />

Strukturen und Gegensätze.<br />

Bei meinen Fotoarbeiten<br />

bin ich auf der Suche<br />

nach einfachen Motiven.<br />

Mir geht es dabei<br />

darum, sie objektgetreu<br />

und nicht manipuliert<br />

wiederzugeben. Die Ergebnisse<br />

sind dabei selten heiter, eher ernsthaft,<br />

doch immer lebendig durch den steten<br />

Wechsel des Vordergrundes, der Zäune, Stege<br />

und markanten Schatten. Die Wiedergabe<br />

der Details oder gegensätzlichen Strukturen<br />

kommt ohne Menschen aus, was den Eindruck<br />

der Ruhe verstärkt. Es bleibt die strenge,<br />

von innerer Begeisterung getragene Sicht<br />

des Auges und der scharfen Linse.<br />

Rainer Lampadius


<strong>Bergsteiger</strong><br />

03/13 AKTUELL<br />

Vom Büro an den Hang<br />

SKITOUREN AM FEIERABEND LIEGEN IM TREND.<br />

DIE HÜTTEN REAGIEREN AUF DIE NACHFRAGE. MAN-<br />

CHE HABEN BEREITS AN JEDEM ABEND GEÖFFNET.<br />

Besonderes Erlebnis: auf Skitour im Licht der Stirnlampe<br />

Fotos: DYNAFIT, DYNAFIT| Elias Lefas<br />

Raus aus dem Büro,<br />

rauf auf den Berg:<br />

Immer mehr Skitourengeher<br />

nutzen ihre Feierabende<br />

für Skitouren<br />

auf Pisten, am liebsten<br />

mit einem kurzen<br />

Aufstieg und anschließender<br />

Einkehr in<br />

Einladend: Hütten bei Dunkelheit einer Hütte. »Seit etwa<br />

zwei Jahren ist das ein<br />

ziemlicher Boom, da kann es schon mal vorkommen, dass wir<br />

bis zum letzten Platz belegt sind«, bestätigt Joachim Dennerlein,<br />

Wirt des Taubensteinhauses. Unter denen, die kommen, seien<br />

immer mehr neue Gesichter, die auch eine weitere Anfahrt in<br />

Kauf nehmen. Viele suchen in der Natur einen Ausgleich zum<br />

Büroalltag. »Für viele steht aber auch der Fitnessgedanke im<br />

Vordergrund – quasi als Pendant zum Berglauf im Sommer«,<br />

sagt Viktoria Bysanz vom Skitourenausrüster Dynafit.<br />

Einfach losziehen und nach Gutdünken eine Piste für die Feierabendtour<br />

raussuchen, ist allerdings eine schlechte Idee –<br />

wegen Pistenraupen und Seilwinden ist die Gefahr eines Unfalls<br />

viel zu groß. Eine Übersicht, welche Hütten und damit Pisten an<br />

welchen Abenden für Skitourengeher offen sind, gibt es zum<br />

Beispiel unter www.pistentour.com. Einige Hütten haben auch<br />

an mehreren Abenden geöffnet. Eine kleine – bei weitem nicht<br />

vollständige – Übersicht sehen Sie hier:<br />

–bw–<br />

MONTAG<br />

• Hörnlehütte (1309 m),<br />

Ammergauer Alpen<br />

• Taubensteinhaus<br />

(1567 m), Mangfallgebirge<br />

DIENSTAG<br />

• Unternbergalm (1425 m),<br />

Chiemgauer Alpen<br />

• Ehrwalder Alm (1502 m),<br />

Wettersteingebirge<br />

MITTWOCH<br />

• Grüntenhütte (1477 m),<br />

Allgäuer Alpen<br />

• Bodenschneidhaus<br />

(1360 m), Mangfallgebirge<br />

DONNERSTAG<br />

• Stahlhaus (1736 m),<br />

Berchtesgadener Alpen<br />

• Birgitzer Alm (1808 m),<br />

Stubaier Alpen<br />

FREITAG<br />

• Berggasthof Eckbauer<br />

(1236 m,) Wettersteingebirge<br />

SAMSTAG<br />

• Hubertus-Hütte (1550 m),<br />

Tannheimer Berge<br />

SONNTAG<br />

• Wuhrsteinalm (1120 m),<br />

Chiemgauer Alpen<br />

Zitat des Monats<br />

»Ich bin kein Freund<br />

von Handys am Berg.<br />

Viele gehen größere<br />

Risiken ein, weil sie im<br />

Ernstfall auf schnelle<br />

Hilfe bauen. Das ist eine<br />

trügerische Sicherheit.<br />

Man muss selbst<br />

eine Reserve haben.«<br />

Dr. Heiner Geißler, Bundesminister a. D., <strong>Bergsteiger</strong><br />

Grenzenlose<br />

Tourenfreuden<br />

FESTIVAL FÜR SKITOURENGEHER<br />

IN BERCHTESGADEN<br />

Vom 22. bis 24. Februar findet das 2. Berchtesgadener Land Skitourenfestival<br />

statt. Ein Event, bei dem Skitourengehern einiges geboten wird: Bei den zahlreichen<br />

Workshops am Samstag können die Teilnehmer ihr Knowhow rund ums<br />

Tourengehen vertiefen. Zusätzlich stehen an beiden Tagen Skitouren für jedes<br />

Niveau auf dem Programm, bei denen das Gelernte gleich in die Praxis umgesetzt<br />

werden kann. Perfekt für alle, die noch keine eigene Ausrüstung haben: Die Firma<br />

Dynafit ist mit aktuellem Testmaterial vor Ort. Für den Samstagabend ist außerdem<br />

ein Charity-Skitourenrennen geplant, bei dem für jeden gelaufenen Höhenmeter<br />

ein Cent in die Spendenkasse geht. Favorit ist natürlich der amtierende<br />

Weltmeister der Junioren im Skibergsteigen, Toni Palzer. Für den gebürtigen<br />

Ramsauer ist das Rennen noch dazu ein Heimspiel. Informationen zu Tickets und<br />

Preisen gibt es unter www.bglt.de/skitourenfestival.<br />

–bd–<br />

Foto: Simon Köppl/Agentur Grassl<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


DAVplus.de<br />

Fünf Fragen an …<br />

Wollen Sie höher hinaus?<br />

Foto: Rainer Kössl<br />

Manuel Schlögl (28) hat<br />

Schneeschuhe entwickelt,<br />

mit denen man nicht nur<br />

durch Schnee laufen,<br />

sondern auch bergab<br />

gleiten kann.<br />

… den Schneeschuh-Tüftler<br />

Sie haben Schneeschuhe entwickelt, mit denen man bergab<br />

gleiten kann. Wie kam es dazu?<br />

Ich gehe selbst viel mit Schneeschuhen, meist mit dem Snowboard<br />

hinten auf dem Rucksack für die Abfahrt. Als Abschlussarbeit meines<br />

Studiums musste ich ein Produkt entwickeln, dass es noch nicht gibt.<br />

Da fi el meine Wahl schnell auf Schneeschuhe mit Abfahrfunktion.<br />

Einfach, weil ich das selbst schon oft gerne genutzt hätte.<br />

Die Idee für solche Schneeschuhe ist ja an sich naheliegend.<br />

Wieso gibt es das nicht schon längst?<br />

Die Idee gab es tatsächlich schon, rund 20 Patente sind darauf<br />

angemeldet. Aber keine funktioniert. Ein Paradebeispiel dafür, dass<br />

99 Prozent aller Erfi ndungen im Schrank verstauben.<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

Was ist der Knackpunkt?<br />

Beispielsweise muss man das Zehenloch, das Schneeschuhe im<br />

vorderen Bereich haben, für die Abfahrt ohne großen Aufwand<br />

schließen können. Gleichzeitig muss die Unterseite so sein, dass man<br />

gut gleiten kann, für den Aufstieg aber genug Grip hat. Außerdem muss<br />

die Bindung zwei verschiedene Positionen haben – eine für die Abfahrt<br />

und eine für den Aufstieg.<br />

Wie haben Sie diese Probleme gelöst?<br />

Bei meiner Konstruktion hat die Klappe, mit der man das Loch vorne<br />

schließen kann, auf der Oberseite Spikes. Klappt man sie nach unten,<br />

bieten diese Spikes den nötigen Grip für den Aufstieg. Bis mir diese<br />

Idee endlich kam, hatte ich schon ein halbes Jahr dran rumgetüftelt.<br />

Wie geht es jetzt weiter?<br />

Eigentlich wollte ich einen Vertriebspartner fi nden, der die Schneeschuhe<br />

auf den Markt bringt. Das ist allerdings schwieriger als<br />

ge dacht. Ich betreibe mit schneeschuhprofi .com hauptberufl ich einen<br />

Online-Handel für Schneeschuhe. Insofern sitze ich eigentlich an der<br />

Quelle. Ich werde jetzt noch die letzten Schwachpunkte beheben und<br />

zur nächsten Saison damit beginnen, das Produkt selbst zu vertreiben.<br />

Interview: B. Willmes<br />

Sie möchten wissen, wie die Schneeschuhe funktionieren?<br />

Dann lesen Sie unseren Selbsttest auf www.bergsteiger.de<br />

Dann mit uns auf Tour!<br />

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der DAV-Plus-Mitgliedschaft genießen und traumhafte<br />

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<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 03/13 AKTUELL<br />

Foto: OeAV/Norbert Freudenthaler<br />

Foto: Bernhard Auer<br />

Berg-Splitter<br />

Wechsel an der<br />

Spitze des OeAV<br />

<strong>Der</strong> 52-jährige<br />

Rechtsanwalt Andreas<br />

Ermacora aus<br />

Innsbruck ist neuer Präsident des Österreichischen<br />

Alpenvereins (OeAV). Sein Vorgänger<br />

Christian Wadsack musste das Amt aus<br />

berufl ichen Gründen niederlegen. Als eine der<br />

wichtigsten Aufgaben des OeAV sieht es<br />

Ermacora, in Umweltfragen glaubwürdig und<br />

präsent zu sein und sich langfristig für einen<br />

sanften Tourismus einzusetzen. –bd–<br />

Fotos: Ralf Dujmovits<br />

Aus der Traum?<br />

KLETTERCAMP »GREEN CLIMBERS HOME« IN LAOS ABGEBRANNT<br />

Enormes Spektrum: Routen<br />

von IV bis XI<br />

Das Camp brannte<br />

komplett nieder;<br />

verletzt wurde aber<br />

zum Glück niemand.<br />

Bei einem verheerenden Brand am Silvesterabend<br />

ist das Klettercamp »Green Climbers Home«<br />

in Laos vollständig zerstört worden. Tanja und Uli<br />

Weidner, ein kletterbegeistertes Paar aus Köln, hatten<br />

sich mit dem Camp einen Traum erfüllt: In den<br />

vergangenen zwei Jahren entstanden wenige Meter<br />

vom Klettergebiet »Pha Tam Kam« bei Thakhek/Laos<br />

zehn Bungalows, zwei Schlafräume und ein Restaurant,<br />

um Kletterern aus der ganzen Welt ein Urlaubsdomizil<br />

zu bieten. Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf<br />

Dujmovits, die nur wenige Tage zuvor ihren Weihnachtsurlaub im »Green Climbers<br />

Home« verbrachten und nach eigenen Angaben begeistert waren von der Atmosphäre<br />

im Camp und der Felsqualität im angrenzenden Klettergebiet, rufen nun<br />

zum Spenden auf. »Ohne die finanzielle Hilfe der Klettercommunity werden Tanja<br />

und Uli das Camp nicht wieder aufbauen können«, teilte das <strong>Bergsteiger</strong>-Ehepaar<br />

in einem Schreiben an die Redaktion mit. »Wenn jeder Fan des exotisch-abenteuerlichen<br />

Kletterns aber ein paar Euro spendet, sollte es den beiden gelingen, dieses Juwel<br />

wieder zum Leben zu erwecken.« Mehr Informationen zur Spendenabwicklung<br />

unter www.greenclimbershome.com/deutsch/donation_g.html.<br />

–bd–<br />

Da geht noch was: die Siegerin des<br />

Vorjahres Lucie Hrozová<br />

Glace Glisse: Die Eiszeit kommt<br />

Vom 15. bis 17. Februar werden beim 4.<br />

Glace-Glisse-Eiskletterevent im Heutal bei<br />

Unken wieder namhafte Eiskletterer der Szene<br />

um den Einzug ins Finale kämpfen. Neben<br />

Eiskletter-Workshops, spannenden Wettkämpfen<br />

– auch Vorjahressieger Markus Bendler wird<br />

wieder mit dabei sein – soll natürlich auch die<br />

Partystimmung nicht zu kurz kommen. –bd–<br />

Jubiläumsfeier zum 40. Geburtstag<br />

<strong>Der</strong> Reiseanbieter Hauser Exkursionen lädt<br />

am 23. und 24. März zur Jubiläumsfeier in die<br />

Münchner Kongresshalle. Dazu wurde ein<br />

buntes Programm mit zahlreichen Vorträgen zu<br />

Traumzielen auf der ganzen Welt und verschiedenen<br />

Workshops auf die Beine gestellt – beispielsweise<br />

zum Thema Höhenakklimatisierung.<br />

Durchs Programm führt Bayern3-Moderator<br />

Bernhard Fleischmann.<br />

–bd–<br />

Foto: DAV Summit Club<br />

Berg-Fundstück<br />

EIN ECHTER DRECKSACK<br />

Es ist immer die gleiche Leier nach der<br />

Gipfelbrotzeit! Wohin mit dem Butterbrotpapier?<br />

<strong>Der</strong> Müllbeutel namens<br />

Drecksack von Deuter und DAV Summit<br />

Club schafft Abhilfe. Zugleich soll<br />

er laut Hersteller »ein Botschafter für<br />

den achtsamen Umgang mit der Natur« sein. Ein Drittel<br />

des Kaufpreises geht an ein Umweltprojekt. Und weil<br />

heute jeder Drecksack im Internet zu finden ist, hat er<br />

natürlich einen eigenen Facebook-Eintrag: www.facebook.com/Umweltdrecksack<br />

Preis: 3 €; www.deuter.com/de<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


MADE INAUSTRIA<br />

Fotos: Peter Mathis<br />

Drusenfluh, Drusentürme<br />

und Drusentor:<br />

beim Fotoworkshop<br />

werden sie<br />

Motive sein.<br />

Lernen vom Meister<br />

PROFI-FOTOGRAF PETER MATHIS BIETET IN KOOPERATION MIT DEM<br />

BERGSTEIGER EINEN FOTOWORKSHOP IM MONTAFON AN<br />

DAS<br />

ORIGINAL<br />

C7 CARBON<br />

Jeder Hobbyfotograf weiß: Stimmungen in den Bergen mit der<br />

Kamera einzufangen, ist alles andere als einfach. Und die Herausforderung<br />

ist umso größer, wenn man sich an Schwarzweiß-Fotografie<br />

versucht. Warum sich also nicht von einem Profi anleiten<br />

lassen? <strong>Der</strong> mehrfach preisgekrönte Fotograf Peter Mathis bietet<br />

vom 13. bis 16. Juni 2013 in Kooperation mit dem BERGSTEIGER<br />

einen Fotoworkshop im Montafon (Rätikon) an. Dazu wird die<br />

Gruppe (max. acht Teilnehmer) auch Wanderungen rund um die Lindauer Hütte<br />

unternehmen, zum Beispiel zum Drusentor (2342 m) und zur Geißspitze (2334<br />

m). Voraussetzung für die Teilnahme sind Grundkenntnisse in Fotografie, durchschnittliche<br />

Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. <strong>Der</strong> Workshop kostet<br />

pro Person 790 Euro, Übernachtung mit Halbpension in der Lindauer Hütte, Liftticket<br />

und der Materialtransport vom Talort Latschau zur Hütte sind inbegriffen<br />

(das komplette Programm unter www.bergsteiger.de). Anmelden kann man sich<br />

unter office@mathis-photographs.com oder unter Tel. 00 43/55 76/<br />

7 50 83. Dort gibt es auch zusätzliche Informationen. –mr–<br />

Foto: privat<br />

Jacken vom Kletterspezialisten<br />

BLACK DIAMOND MACHT JETZT AUCH BEKLEIDUNG<br />

<strong>Der</strong> Kletter- und Skiausrüster Black Diamond macht eine<br />

Outdoor-Bekleidungslinie auf. Die Firma, die 1957 in den USA<br />

mit der Produktion von Karabinern begann und über die Jahrzehnte zu einem<br />

globalen Unternehmen anwuchs, stellte im Januar in Kandersteg drei Männer-<br />

Kollektionen vor – Bekleidung für Frauen soll 2014 folgen. Im Angebot sind<br />

zum Beispiel Softshell- und Fleecejacken, Kletter- und Skitourenhosen bis hin<br />

zu Isolationsjacken. Sie wurden in Kooperation mit den Spezialisten der Firmen<br />

Schoeller, Primaloft und Polartec entwickelt. »Es ist ein Versuch, die Fallhöhe ist<br />

größer, und wir wissen nicht, wie es ausgeht«, sagte der Geschäftsführer von Black<br />

Diamond Europa, Christian Jäggi bei einem Pressetermin. Das Design sei bewusst<br />

minimalistisch gehalten, folge der Funktionalität und sei für athletische Körper<br />

konzipiert. Weltweit wird es die Kollektion nach den Worten Jäggis nur bei 130<br />

Händlern zu kaufen geben. Man wolle bei den Kunden das Image als Hardware-<br />

Spezialist aber nicht verwässern, versicherte der Geschäftsführer.<br />

–mr–<br />

Welten entdecken!<br />

NEUE VORTRAGSREIHE IM ALPINEN MUSEUM<br />

Bei allen fünf Terminen der Veranstaltungsreihe »Welten entdecken«<br />

des Alpinen Museums und DAV Summit Clubs steht das<br />

Begegnen und Entdecken fremder Kulturen im Mittelpunkt. Unter anderem wird<br />

Kurt Diemberger aus seinem Alpinisten-Leben berichten. Weitere Informationen<br />

zu den jeweiligen Terminen unter www.alpenverein.de/Kultur/Museum –bd–<br />

Foto: Black Diamond<br />

Hans<br />

KAMMERLANDER<br />

Extrembergsteiger<br />

13 x 8.000<br />

NUR<br />

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Detaillierte Infos zu unseren neuen Tourenstöcken<br />

& unseren <strong>Bergsteiger</strong>n finden Sie auf www.komperdell.com


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 03/13 AKTUELL<br />

GASTBeitrag<br />

<strong>Der</strong> Schweizer Extrembergsteiger Roger<br />

Schäli zählt zu den besten Allround-Alpinisten<br />

weltweit. 2008 kletterte er innerhalb<br />

der ersten sechs Wochen des Jahres<br />

die sechs großen Alpen-Nordwände.<br />

Nordwände im Winter:<br />

Bergsteigen wie vor<br />

50 Jahren<br />

Nüchtern betrachtet sind Nordwände im Winter<br />

kein Spaß. Die Wand ist kälter, grimmiger, die<br />

Tour dadurch ganz schnell um einen Grad<br />

schwerer. Weil selbst geringe Minusgrade durch<br />

Winde eine unangenehme Wirkung entfalten<br />

können, sind die Temperaturen ein ernstzunehmender<br />

Gegner. Wenn man noch dazu die<br />

Route nicht kennt und das Wetter umschlägt,<br />

sitzt man schnell ein, zwei Tage im Tiefkühlbiwak<br />

fest. Selbst erfahrene <strong>Bergsteiger</strong> geraten dann<br />

in Teufels Küche.<br />

Warum ich mir so etwas dennoch zumute?<br />

Ganz einfach: Die Belohnung ist gigantisch.<br />

Denn ungefähr so stelle ich mir das Bergsteigen<br />

vor 50 Jahren vor. Es ist einsamer, und damit<br />

etwas Besonderes. Wenn man beispielsweise<br />

an einem Februarmorgen als einzige Seilschaft<br />

an den Walkerpfeiler der Grandes Jorasses<br />

marschiert oder ganz allein in der Abgeschiedenheit<br />

des Piz Badile unterwegs sein darf, ist<br />

das schon eine sehr geile Stimmung. Das ist<br />

ein ganz anderes Gefühl, dass man so selbst in<br />

Patagonien manchmal nicht mehr hat.<br />

Zudem sind die Nordwände im Sommer<br />

objektiv gefährlicher geworden. Während der<br />

Hochsaison gerät man sehr schnell in einen<br />

regelrechten Steinschlagregen, da sich die<br />

Null-Grad-Grenze in den vergangenen 40<br />

Jahren nach oben verschoben hat. Hier sind die<br />

harten Bedingungen im Winter sogar ein Vorteil.<br />

Foto: Frank Kretschmann<br />

Stauseen sind beispielhaft für den Konflikt zwischen Energienutzung und Naturschutz.<br />

Eine Frage der Balance<br />

NEUES PROJEKT ZUR NUTZUNG REGENERATIVER ENERGIE IN DEN ALPEN<br />

Beim Umdenkprozess in der Energiepolitik können die Alpenländer, die mit<br />

ihren Wäldern, Flüssen und Bergen großes Potenzial für nachhaltige Energieproduktion<br />

besitzen, einen wertvollen Beitrag leisten. Da aber auch die Nutzung natürlicher<br />

Ressourcen nicht ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt bleibt,<br />

sind Interessenskonflikte zwischen Naturschützern und Energie-Erzeugern die<br />

Folge. Genau hier setzt das im Oktober 2012 gestartete Projekt »recharge.green –<br />

balancing alpine energy and nature« an: 15 Experten der Landschaftspflege, Forstwirtschaft,<br />

Energie-Erzeugung, Forschung, Naturschutz und Kommunikation aus<br />

allen Alpenländern entwickeln Strategien, um Kosten und Nutzen der erneuerbaren<br />

Energieproduktion abzuwägen. Auf Basis ihrer Ergebnisse sollen Politiker und<br />

Energie-Erzeuger künftig Entscheidung treffen können. Das Projekt läuft noch bis<br />

Juni 2015. Mehr Informationen unter www.recharge-green.eu<br />

–bd–<br />

Ökostrom vom Dach<br />

VAUDE NIMMT DIE ZWEITE PHOTOVOLTAIK-ANLAGE IN BETRIEB<br />

Auf den Dächer der Logistikhalle am Firmenstandort in Obereisenbach produziert<br />

der Outdoor-Ausrüster VAUDE künftig rund 400 000 Kilowattstunden (kWh)<br />

Solarstrom auf einer Fläche von 3100 Quadratmetern. Damit können ca. 80 Haushalte<br />

mit einem Jahresverbrauch von 5000 kWh ein Jahr lang mit Strom versorgt<br />

werden. Zusätzliche 160 000 kWh Ökostrom liefert die erste, 2009 in Betrieb genommene<br />

Photovoltaik-Anlage des Unternehmens. Müsste VAUDE nach dem Gesetz<br />

für Erneuerbare Energien den Strom<br />

nicht ins öffentliche Stromnetz einspeisen,<br />

könnte das Unternehmen rein rechnerisch<br />

seinen gesamten Stromverbrauch<br />

über selbstproduzierten umweltfreundlichen<br />

Strom abdecken. Nachhaltigkeit hat<br />

in der Firmenpolitik von VAUDE nach eigenen<br />

Angaben einen hohen Stellenwert:<br />

Die Firma hat es sich zum Ziel gesetzt, Europas<br />

umweltfreundlichster Outdoor-<br />

Ausrüster zu werden.<br />

–bd– Vaudes zweites Photovoltaik-Dach<br />

Foto: Michel Revaz<br />

Foto: Firma Sunhatz<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

beSIEGELt<br />

Kooperation von derzeit 28 Tourismusgemeinden in<br />

den Alpen, die ein umweltverträgliches, kulturell vielfältiges<br />

und klimaschonendes Ferienerlebnis versprechen – beispielsweise<br />

durch umweltfreundliche Freizeitangebote oder verkehrsberuhigte<br />

Ortszentren. Infos: www.alpine-pearls.com<br />

Foto: Constructive Alps<br />

Effizient und ästhetisch<br />

ARCHITEKTURPREIS FÜR NACHHALTIGES BAUEN IN DEN ALPEN<br />

Die Schweiz lobt mit dem Projekt<br />

»Constructive Alps« den zweiten internationalen<br />

Architekturpreis für<br />

nachhaltiges Sanieren und Bauen in<br />

den Alpen aus. Teilnehmen lohnt sich:<br />

Dem Siegerprojekt winken 50 000 Euro<br />

Preisgeld. Noch bis zum 19. Februar<br />

können Bauprojekte, die zwischen<br />

2008 und 2012 in den Alpen fertiggestellt<br />

wurden, eingereicht werden. Eine<br />

internationale Jury wird dann im<br />

Für das Siegerprojekt gibt es 50 000 Euro.<br />

Sommer prüfen, inwieweit die Neubauten<br />

und Sanierungen den ästhetischen und nachhaltigen Kriterien entsprechen.<br />

Darunter fällt etwa die Anbindung der Gebäude an das öffentliche Verkehrssystem<br />

oder die Auswahl der Baumaterialien. 25 ausgewählte Projekte werden zudem von<br />

Ende August an in einer Wanderausstellung auf Reise gehen.<br />

–bd–<br />

Hütten mit Prädikat<br />

ACHT ALPENVEREINSHÜTTEN VON DAV UND OEAV AUSGEZEICHNET<br />

Das Umweltgütesiegel für Schutzhütten wird nach strengen Kriterien an<br />

Alpenvereinshütten verliehen, die umweltgerecht geführt werden. Beim österreichischen<br />

Alpenverein waren es 2012 mit der E.-T.-Comptonhütte, der Filmoor-<br />

Standschützenhütte, der Hesshütte, der Oberwalderhütte, der Obstanserseehütte,<br />

der Seethalerhütte und dem Alois-Günther-Haus gleich sieben Schutzhütten, die<br />

die Auflagen unter anderem zu Energiesparmaßnahmen, Wasserschutz und Abfallentsorgung<br />

erfüllten. <strong>Der</strong> Deutsche Alpenverein zeichnete nur eine Hütten aus,<br />

nämlich die Gufferthütte im Rofangebirge. Seit 1996 haben 94 Schutzhütten das<br />

Umweltgütesiegel erhalten.<br />

–bd–<br />

Fotos: OeAV/Baumgartner, OeAV/Hauger, OeAV<br />

E.-T.-Comptonhütte, Filmoor-Standschützenhütte und Seethalerhütte sind drei von<br />

acht Alpenvereinshütten, die 2012 das Umweltgütesiegel erhalten haben.<br />

Bestellen Sie jetzt<br />

den neuen Katalog<br />

„Berglust pur 2013“<br />

mit den besten alpinen<br />

Wanderhotels in Österreich,<br />

Deutschland, Südtirol und<br />

der Lombardei.<br />

T. +43 (0) 4710 2780<br />

www.wanderhotels.com


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

03/13 AKTUELL<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

10 Jahre Zeichnen für den DAV<br />

<br />

Robert Bösch<br />

»MOMENTS«<br />

188 Seiten, 95 Abb. in Farbe und<br />

Duotone, 24 x 32 cm, Hardcover<br />

mit Schutzumschlag, Benteli<br />

Verlag, Sulgen 2012, 62,- €<br />

Eine Wolkenlücke gibt<br />

den Blick frei auf einen<br />

Schweizer Berggipfel oder<br />

einen Himalaya-Riesen, ein Grat verschwindet gerade im<br />

Nebel, der Kondensstreifen eines Flugzeugs zieht über einen<br />

Felsen – das sind die kurzen Augenblicke, die Robert Bösch<br />

auf geniale Weise mit der Kamera festhält. Aber seine Fotos<br />

sind nicht nur überragende Landschaftsaufnahmen, sondern<br />

erinnern oft an Gemälde des Bergmalers Edward Theodore<br />

Compton (zum Beispiel Val Susauna). Gerade seine Schwarzweißbilder<br />

zeigen eine grafische Bildsprache, die fasziniert:<br />

Die Licht-Schatten-Kante einer Moräne sticht beispielsweise<br />

wie eine Schwertschneide durchs Bild. Ein Bildband, den man<br />

gerne auch mal etwas länger in den Händen hält. –pgk–<br />

Erbse Köpf<br />

»ROCK’N’RATZEFUMMEL<br />

– ERBSES PANORAMACOMICS«<br />

80 Seiten, geb. Hardcover, 30,5 x<br />

21,5 cm, Panico-Alpinverlag,<br />

Köngen 2012, 16,80 €<br />

Die Irrungen und Wirrungen<br />

menschlichen Geistes<br />

beim Klettern, Bouldern und<br />

Bergsteigen – das Beste aus<br />

zehn Jahren Arbeit für »Panorama«,<br />

das DAV-Magazin.<br />

Erbse zeigt mit diesem Band<br />

erneut, dass er der kreativste<br />

und unumstrittene Meister<br />

der spitzen Feder ist, wenn es<br />

darum geht, der kletternden<br />

Menschheit einen Spiegel<br />

vorzuhalten: Klettercomic at<br />

its best!<br />

–ak–<br />

Karin Bernhart,<br />

Udo Bernhart<br />

»BERGERLEBNIS SÜDTIROL«<br />

168 Seiten, Format 22,3 x 26,5 cm,<br />

Hardcover, Bruckmann Verlag,<br />

München 2012, Preis 29,95 €<br />

Die Südtiroler Karin und<br />

Udo Bernhart kennen die<br />

schönsten Ecken ihrer Heimat:<br />

Ihr Bildband vereint<br />

beeindruckende Landschaftsaufnahmen,<br />

unterhaltsame<br />

Anekdoten und praktische<br />

Informationen zu den Highlights<br />

der Region, wie Ortler,<br />

Rosengarten oder Seiser Alm.<br />

Vorgestellt werden 40 Klassiker,<br />

die man als Südtirol-<br />

Liebhaber auf keinen Fall<br />

verpassen sollte! –bd–<br />

BergApp … BergFilm … BergWeb …<br />

Foto: Senderfi lms<br />

AUFSTIEG ZUM STERNEN-KENNER<br />

Wofür? Endlich mehr sehen als den Großen Bär<br />

Wie? Smartphone in den Himmel halten und auf<br />

dem Display nachlesen, was man dort so sieht.<br />

Dank GPS weiß die App, wo man sich befi ndet.<br />

Ebenso weiß sie Bescheid über die Laufbahn von<br />

Planenten, Mond und <strong>Sonne</strong>.<br />

Wieviel? »Star Walk« kostet 2,69 € (Vollversion)<br />

Warum? Im richtigen Moment Eindruck schinden<br />

»REEL ROCK 7«<br />

Kletterfilmer vergessen gerne, dass es nicht<br />

nur darum geht, tolle Szenen zu zeigen,<br />

sondern auch Geschichten zu erzählen.<br />

»Reel Rock 7« macht genau das – so gut,<br />

dass der Film beim kanadischen Banff<br />

Bergfilm Festival in der Kategorie Bester<br />

Kletterfilm gewann. Er begleitet die besten<br />

Athleten bei hochalpinen Routen, Free-<br />

Solo-Experimenten und Felskletterei. –sz–<br />

Von: Peter Mortimer, Josh Lowell, Alex Lowther, Nick<br />

Rosen (Senderfi lms); auf DVD erhältlich<br />

Mit: Alex Honnold, Chris Sharma, Adam Ondra u.a.<br />

Aus: USA<br />

www.lawinen.org<br />

Egal, für welches europäische Land man<br />

Lawineninfos benötigt, auf dieser Homepage<br />

sieht man auf Anhieb, ob ein solcher<br />

Service existiert. Ist dies der Fall, gelangt<br />

man mit wenigen Klicks auf die richtige<br />

Seite. Zurückzuführen ist die Seitenbündelung<br />

auf den Lawinenwarndienst Tirol.<br />

alpen.yakohl.com<br />

Für die kleinen Gedankenfluchten des<br />

Alltags liefert diese Homepage tagtäglich<br />

ein neues Alpenfoto – dank der Infos<br />

zum Bild kann aus der Gedanken- durchaus<br />

auch eine wahre Flucht werden. –bw–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


TV-Programm Februar / März 2013<br />

11.2. | 11.00 | Servus TV<br />

Aus dem Leben<br />

Rettung im Himalaya (1)<br />

Dauer: 25 Min.<br />

11.2. | 17.00 | 3sat<br />

Winterreise – von Usedom<br />

ins Gletschereis<br />

Dauer: 45 Min.<br />

12.2. | 13.40 | Servus TV<br />

Art Wolfe<br />

Nepal und Indien<br />

Dauer: 25 Min.<br />

12.2. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Traumtouren in Argentinien<br />

Dauer: 25 Min.<br />

13.2. | 12.30 | 3sat<br />

Unbekanntes Paradies –<br />

<strong>Der</strong> Bisamberg und<br />

seine Schätze<br />

Dauer: 30 Min.<br />

13.2. | 13.15 | 3sat<br />

Die Entstehung der AH<br />

Alpen – Rastlose Gipfel<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J14.2. | 18.15 | alpha<br />

freizeit<br />

Skiwandern auf den Spuren<br />

bayerischer Elche<br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.2. | 11.50 | Servus TV<br />

Auf legendären Routen<br />

Bhutan<br />

Dauer: 55 Min.<br />

15.2. | 15.25 | 3sat<br />

Wunderland: Das Puschlav<br />

Eine Reise durch die Schweiz<br />

Dauer: 50 Min.<br />

15.2. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

Ein Gebirgsidyll – Ernest<br />

Hemingway im Montafon<br />

Dauer: 60 Min.<br />

16.2. | 15.30 | BR<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Inntal ins Ötztal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

16.2. | 16.00 | SWR<br />

Die bayerischen Voralpen<br />

Land der Herzöge<br />

und Künstler<br />

Dauer: 45 Min.<br />

16.2. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Skandinavien (3)<br />

Dauer: 45 Min.<br />

17.2. | 20.15 | WDR<br />

Wunderschön!<br />

Naturerlebnis Namibia –<br />

Eine Safari in acht Tagen<br />

Dauer: 90 Min.<br />

17.2. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

18.2. | 11.50 | Servus TV<br />

Fahrt in fremde Welten<br />

Himalaya: <strong>Der</strong> eiserne Drache<br />

Dauer: 55 Min.<br />

AH<br />

J18.2. | 13.15 | 3sat<br />

Die vier Alpen<br />

Die Geschichte der vier<br />

Gebirgszüge in Japan, Australien,<br />

Europa und Neuseeland<br />

Dauer: 45 Min.<br />

18.2. | 14.45 | 3sat<br />

Wetterküche Alpen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

18.2. | 16.20 | 3sat<br />

Zwischen Himmel und<br />

Erde – unterwegs in<br />

Niederösterreichs Bergen<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 25 Min.<br />

19.2. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Winterzauber in<br />

Kanadas Westen<br />

Dauer: 25 Min.<br />

19.2. | 22.00 | SWR<br />

Fahr mal hin<br />

Eine Insel in den Bergen<br />

– Das Tannheimer Tal in Tirol<br />

Dauer: 30 Min.<br />

21.2. | 19.45 | Servus TV<br />

Aus dem Leben<br />

Winter in den einsamsten<br />

Dörfern der Alpen<br />

Dauer: 25 Min.<br />

22.2. | 15.20 | 3sat<br />

Wunderland: Das Bleniotal<br />

Eine Reise durch die Schweiz<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.2. | 20.15 | Servus TV<br />

Die Bergretter im Himalaya<br />

Tod an der Ama Dablam<br />

Dauer: 60 Min.<br />

23.2. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Frankreich<br />

Die Camargue<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J23.2. | 15.30 | BR<br />

Die Alpen von oben<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.2. | 18.30 | HR<br />

Das Kinzigtal<br />

Dauer: 45 Min.<br />

24.2. | 16.15 | BR<br />

Fernweh Peru<br />

Dauer: 30 Min.<br />

24.2. | 16.45 | SWR<br />

Meine Traumreise von<br />

Bayern nach Baku<br />

Die Allgäu-Orient-Rallye<br />

Dauer: 30 Min.<br />

26.2. | 16.30 | 3sat<br />

Reisezeit Indien<br />

Dauer: 25 Min.<br />

26.2. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Inselträume<br />

Dauer: 25 Min.<br />

1.3. | 15.15 | RBB Berlin<br />

Winterreise durch Lappland<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.3. | 15.30 | 3sat<br />

Wunderland: AH<br />

Das Val d‘Anniviers –<br />

Eine Reise durch die Schweiz<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.3. | 20.15 | Servus TV<br />

Die Bergretter im Himalaya<br />

Einsatz am Everest<br />

Dauer: 60 Min.<br />

1.3. | 21.15 | Servus TV<br />

Alpi Apuane:<br />

Berge aus dem Wasser<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.3. | 13.00 | BR<br />

Reise in die Vergangenheit<br />

Geologische Wanderungen<br />

durch Franken<br />

Dauer: 25 Min.<br />

2.3. | 14.00 | Arte<br />

Yourope<br />

Winterparadies Osteuropa<br />

Dauer: 25 Min.<br />

2.3. | 15.30 | BR<br />

Die Alpen von oben<br />

Vom Allgäu ins Montafon<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.3. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Skandinavien – Island<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.3. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Malawi<br />

Dauer: 30 Min.<br />

3.3. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

J5.3. | 17.00 | BR<br />

Traumpfade<br />

Mit den Schlittenhunden<br />

über die Alpen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

7.3. | 18.25 | Arte<br />

Kamtschatka<br />

Leben im Schatten<br />

der Feuerberge<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

03 ⁄ 13 <strong>Bergsteiger</strong> 19


TITELTHEMA<br />

Für <strong>Sonne</strong>nhungrige<br />

Ab in den<br />

Sie haben den Winter bereits<br />

ausgekostet und es dürstet Sie<br />

nach milden Temperaturen und<br />

vielen <strong>Sonne</strong>nstunden jeden<br />

Tag? Sie möchten dabei auf<br />

Berge nicht verzichten und kurzärmelig<br />

wandern? Wir haben für<br />

Sie acht (Urlaubs-)Ziele ausgesucht,<br />

die jetzt schon Wärme<br />

versprechen.


Ein sonnenverwöhnter<br />

Flecken: Varenna am Comer<br />

See mit Blick auf den Monte<br />

di Tremezzo<br />

Süden!<br />

Fotos: Andreas Strauß<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 21


[km 291 * ]<br />

Deutlich früher schneefrei<br />

als anderswo: an<br />

der Piana Cassinella<br />

*Luftlinie von München aus gerechnet<br />

Tessin – <strong>Sonne</strong>nstube der Schweiz<br />

TESSIN<br />

Höchster Punkt:<br />

(Rheinwaldhorn)<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage (im Süden):<br />

3402 m<br />

120<br />

6<br />

13<br />

7<br />

Wahrzeichen des Tessins: der Luganer See<br />

Im Tessin sind nahezu alle Qualitäten vereint,<br />

die sich der Aktivurlauber wünscht:<br />

Berge und Seen, bestens abgesicherte Sportklettergebiete<br />

und wilde Schluchten; Infrastruktur<br />

nach Schweizer Standard und<br />

kulturelles Kleinod. Da das Tessin der südlichste<br />

Schweizer Kanton ist, trägt es auch<br />

den Ehrentitel »<strong>Sonne</strong>nstube der Schweiz«.<br />

Das will zwar nicht heißen, dass die <strong>Sonne</strong><br />

am Lago Maggiore und am Luganer See das<br />

ganze Jahr über scheint – Regentage gibt<br />

es auch hier. Aber man kann in den tieferen<br />

Lagen bereits im März und April erste<br />

Wanderungen in wunderbarer Umgebung<br />

unternehmen, ohne frieren zu müssen.<br />

Viele der Gipfel über Locarno und Lugano<br />

sind in ein, zwei Stunden erreicht und bieten<br />

dennoch eine schöne Aussicht auf die<br />

noch schneebedeckten Tessiner Alpen, auf<br />

das Wallis und die Adula-Alpen. Sie sind<br />

also speziell für den Saisonbeginn die erste<br />

Wahl. Wer auf Gipfelglück weniger Wert<br />

legt, findet wunderbare Talwege im Maggiatal,<br />

Verzascatal, im Centovalli, im Valle<br />

Leventina und im Sottoceneri mit schmalen<br />

Pfaden, alten Steinbrücken, malerischen<br />

Dörfern und romanischen Kirchen.<br />

Für Kletterer ist der Frühling sogar die beste<br />

Reisezeit. Am Nordufer des Lago Maggiore<br />

(193 m) sorgen die niedrige Lage und die oft<br />

südseitige Ausrichtung der Felsen für milde<br />

Temperaturen. Anschließend ein Latte Macchiato<br />

unter Palmen, abends geht es dann in<br />

eine Bar in Ascona oder in die Burgenstadt<br />

Bellinzona!<br />

–Andrea Strauß–<br />

WANDERFÜHRER: Andrea und Andreas Strauß<br />

»Wanderbuch Tessin«, Bergverlag Rother, Oberhaching<br />

2010; Sandro von Känel »Plaisir Sud«,<br />

Edition Filidor, Reichenbach 2011<br />

Schön, aber eisig: das Wasser der Verzasca<br />

Fotos: Andreas Strauß<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


So beschaulich kann<br />

Mallorca sein: in der<br />

Serra Tramuntana<br />

[km 1.192]<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

MALLORCA<br />

Höchster Punkt:<br />

(Puig Major de Son Torrella)<br />

1445 m<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

242<br />

Mallorca – Jenseits vom Ballermann<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage:<br />

7<br />

17<br />

6<br />

Fotos: Michael Pröttel<br />

Schon seit einigen Jahren bemüht sich der<br />

Inselrat Consell de Mallorca, vom Image<br />

als Ballermann-Party-Insel loszukommen.<br />

Um so größer war die Freude, als das im<br />

Norden der Insel gelegene Gebirge Serra de<br />

Tramuntana im Jahr 2011 in die UNESCO<br />

Welterbeliste aufgenommen wurde. Ausschlaggebend<br />

war unter anderem, dass die<br />

Tramuntana als Jahrhunderte alte Kultur-<br />

landschaft durch einen hervorragend konzipierten<br />

Weitwanderweg dem sanften Wandertourismus<br />

zugänglich gemacht wurde.<br />

So kann man an der Nordseite der Insel<br />

auf bestens markierten Wegen und perfekt<br />

geführten Refugis auf der so genannten<br />

Trockenmauer-Route durch eines der<br />

schönsten Gebirge des Mittelmeers wandern.<br />

Dabei kommt man an tollen Aus-<br />

sichtsgipfeln, uralten Schneehäusern und<br />

traumhaften Orten vorbei, von denen die<br />

meisten Strand-Touristen rund um Palma<br />

nicht einmal eine Ahnung haben.<br />

–Michael Pröttel–<br />

WANDERFÜHRER: R. Gabriele, W. Heitzmann<br />

»Bergparadies Mallorca«, Bruckmann Verlag,<br />

München 2013<br />

[km 1.222]<br />

Blick von Erice<br />

auf den Monte<br />

Cofano<br />

Rückgrat zieht sich im Norden der Insel ein<br />

Gebirgsbogen an der Küste entlang, an den<br />

im Süden niedrigere Ketten und hügelige<br />

Landschaften anschließen. Viele <strong>Bergsteiger</strong><br />

haben als erstes Ziel den höchsten Berg, den<br />

Ätna, im Visier. Dabei ist er bestimmt nicht<br />

das einzig reizvolle Ziel. Eine Herausforderung<br />

auf der gesamten Insel: Wege sind zwar<br />

theoretisch meist markiert, sie zu finden ist<br />

trotzdem ein Abenteuer. Die Markierungen<br />

wurden oft an Holzpfosten angebracht, die<br />

SIZILIEN<br />

Höchster Punkt:<br />

(Ätna)<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage:<br />

3323 m<br />

195<br />

6<br />

16<br />

8<br />

Sizilien – »Nordafrikanisches« Abenteuer<br />

Fotos: ENIT<br />

Sie gilt als karge Schönheit, die größte Insel<br />

des Mittelmeers. Dabei kommt das ganz auf<br />

die Reisezeit an. Mit etwas Glück beginnen<br />

die Mandelbäume auf Sizilien bereits Ende<br />

Februar zu blühen. Dann neigt auch der<br />

März dazu, schön zu sein, und die Insel erstrahlt<br />

wie eine Braut am Tag der Hochzeit.<br />

Mit mehr als 3000 Blütenpflanzen übertrifft<br />

ihre Artenvielfalt sogar die Kretas. Bis Ende<br />

Mai führen die Wege durch eine manchmal<br />

schier unglaubliche bunte Pracht.<br />

Erstaunlich abwechslungsreich ist auch das<br />

Revier für Wanderer. Wie ein steinernes<br />

nicht mehr da sind. Insofern hat Wandern<br />

auf Sizilien viel mit Geocaching zu tun.<br />

Kompass und GPS sollten im Rucksack nicht<br />

fehlen.<br />

Die Felsen in der Nähe des im Nordwesten<br />

der Insel, am Ende einer Landzunge gelegenen<br />

Badeortes San Vito lo Capo gelten<br />

als eines der besten europäischen Klettergebiete<br />

für kühle Jahreszeiten, denn viele<br />

Wände sind nach Südwesten ausgerichtet.<br />

Hier kommt alles zusammen, wonach sich<br />

der Naturmensch sehnt – die Erhabenheit<br />

von Felswänden und die Weite des Meeres<br />

– und was der Genussmensch für einen gelungenen<br />

Urlaub sucht: exzellente sizilianische<br />

Küche, aufgrund der geographischen<br />

Lage bei Gewürzen und in der Art der Zubereitung<br />

nordafrikanisch angehaucht.<br />

–Sandra Zistl–<br />

WANDERFÜHRER: Manfred Föger »Bruckmanns<br />

Wanderführer – Sizilien und Liparische Inseln«,<br />

Bruckmann Verlag, München 2012; Peter Amann<br />

»Wanderführer Sizilien«, Verlag Michael Müller,<br />

Erlangen 2010; Kletterführer: »Sicily Rock – Sicilia<br />

Sport Climbing«, Gebro Verlag 2012<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 23


[km 2.310]<br />

Frisches Grün: Wer<br />

Zypern so erleben<br />

will, muss früh im Jahr<br />

kommen.<br />

Zypern – <strong>Der</strong> Duft der Aleppokiefern<br />

Rennradfahrer wissen es längst: Wer im<br />

Winter Kilometer sammeln und Kondition<br />

aufbauen will, der ist mit Zypern gut beraten.<br />

Wenn im Mittelmeerraum gar nichts<br />

mehr geht und über Mallorca Kaltfronten<br />

hinwegziehen, dann trumpft die Insel mit etwa<br />

300 <strong>Sonne</strong>ntagen im Jahr und einem sehr<br />

milden Klima auf. Wenn dann im April die<br />

ersten Badetouristen die Strände bevölkern,<br />

ist die Saison für die Radler fast schon vorbei:<br />

zu heiß wird’s an den Anstiegen zum<br />

Troodos-Gebirge.<br />

Dass<br />

Zypern aber<br />

gerade im März für<br />

Wanderer ideal<br />

ist,<br />

hat sich noch<br />

nicht wirklich herumgesprochen.<br />

Man kann im<br />

Troodos-Massiv<br />

stundenlang<br />

wandern, ohne<br />

einer Men-<br />

REPUBLIK ZYPERN<br />

1951 m<br />

Höchster Punkt:<br />

Olympos im Troodos (nicht zugänglich)<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tgestemperatur:<br />

ø Regentage:<br />

129<br />

7<br />

19<br />

6<br />

schenseele<br />

zu begegnen,<br />

eingehüllt<br />

vom Duft der Aleppokiefern. Oberhalb von<br />

1200 Metern wächst die Schwarzkiefer, die<br />

sich zum teil bizarr über Felsen und Abhänge<br />

verrenkt, an den südexponierten Hängen<br />

blüht der Ginster. <strong>Der</strong> Schritt federt leicht auf<br />

den von Nadeln bedeckten Saumpfaden, Hyazinthen<br />

und Alpenveilchen säumen den Weg.<br />

Apropos Botanik: Man kann auch als Laie<br />

ins Schwärmen kommen angesichts der<br />

vielen Orchideen (45 Arten), die einem auf<br />

den Streifzügen durch den Troodos oder auf<br />

dem Akamas im äußersten Osten der Insel<br />

begleiten. Sehr zu empfehlen ist die »Große<br />

Troodos-Runde«, eine etwa sechsstündige<br />

Panorama-Wanderung mit mehreren Aussichtspunkten<br />

wie dem Gipfel des Pouzaris<br />

(1629 m). Zeitweise wird der Blick unschön<br />

gefangen von der ehemaligen Asbestmine<br />

Amiantos und ihren erodierten Hängen –<br />

ein Umweltfrevel aus zum Glück vergangenen<br />

Zeiten.<br />

–Michael Ruhland–<br />

WANDERFÜHRER: Mando Kramer »Bruckmanns<br />

Wanderführer Zypern«, Bruckmann Verlag, München,<br />

erscheint März 2012; Rolf Goetz »Rother Wanderführer<br />

Zypern«, Bergverlag Rother, Oberhaching 2011<br />

Wandern auf weichem<br />

Polster: einsame<br />

Wege unter Kiefern im<br />

Troodos-Gebirge<br />

Fotos: Michael Ruhland (1), Cyprus Tourism Organisation


[km 3.278]<br />

<strong>Der</strong> vulkanische Ursprung<br />

ist hier nicht zu<br />

übersehen: unterwegs<br />

im Teide-Nationalpark<br />

Teneriffa – Das Unten ist das Ziel<br />

TENERIFFA<br />

Fotos: Turespãna<br />

Die westlichen Ausläufer der Insel, Punta de Teno<br />

Man kann von der tourismusgestressten<br />

Kanareninsel Teneriffa halten, was man<br />

will. Aber diese Vielfalt auf derart kleinem<br />

Raum ist schlicht einzigartig. Als Urlauber<br />

lassen sich im März sämtliche Jahreszeiten<br />

durchleben, vom Sommer an den sonnenverwöhnten<br />

Südstränden bis zum frostigen<br />

Gipfel des Pico del Teide auf 3718 Metern.<br />

Gleichzeitig bietet die Insel eine Vielzahl an<br />

Klimaten und Vegetationszonen, die selbst<br />

Geografen die Sinne verwirren.<br />

Teneriffa – nicht einmal fünf<br />

Flugstunden entfernt – ist Südafrika,<br />

Island und Arizona in<br />

einem.<br />

Das gewaltige Vulkanplateau im<br />

Zentrum der Insel erinnert an<br />

die Halbwüste, die Lorbeerwälder<br />

im Tenogebirge im Nordwesten<br />

an die Tropen, das Orotava-<br />

Tal – von Alexander Humboldt<br />

als »harmonisches Gemälde«<br />

geadelt – an einen botanischen<br />

Garten. Kakteenhänge am Barranco<br />

del Infierno machen eines<br />

auf Mittelamerika, während<br />

die Kanarenkiefer als endemisches Gewächs<br />

dem Ganzen einen klaren, unvergleichlichen<br />

Charakter gibt. Das Klima-Mosaik ist<br />

von einem – teilweise sogar mit mitteleuropäischer<br />

Akkuratesse ausgeschilderten –<br />

Wanderwegenetz erschlossen.<br />

Auf den Pfaden durch die Barrancos<br />

(Schluchten) kann man sich ohnehin<br />

nicht verlaufen. Sie sind für den Alpenmenschen<br />

ein geradezu paradoxes<br />

Höchster Punkt:<br />

(Pico del Teide)<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage (im Süden):<br />

3718 m<br />

425<br />

7<br />

22<br />

3<br />

Vergnügen, ganz nach dem Motto: Das<br />

Unten ist das Ziel. So geht es in der Masca-Schlucht<br />

erst einmal bergab und dann<br />

bergauf oder sogar per Schiff zurück. Das<br />

gibt es nicht einmal am Königssee. Und<br />

wer richtig steil gehen will, findet um<br />

Arico und am Kraterrand sogar ein paar<br />

bestens abgesicherte Kletterfelsen. Wobei<br />

das größte Abenteuer möglicherweise darin<br />

besteht, den Kletterführer zu finden.<br />

–Dominik Prantl–<br />

WANDERFÜHRER: Klaus und Annette Wolfsperger<br />

»Teneriffa. Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen«<br />

Bergverlag Rother, München 2012; Kletterführer:<br />

»Tenerife – Escalada deportiva«, erhältlich in<br />

Los Cristianos<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 25


[km 3.338]<br />

Das Meer immer im<br />

Blick: Wandern an der<br />

Fajā Grande, Veraçor<br />

Azoren – Grüner grünt’s nirgends<br />

AZOREN<br />

Fotos: Veracor<br />

Die verteufelt schwierige Frage vor einer Reise<br />

auf die Azoren lautet: Welches der neun<br />

Paradiese besuchen? Und in welcher Reihenfolge?<br />

Soll es beim Wandern eher über den<br />

drachenartigen Höhenrücken von São Miguel<br />

gehen, mit Blick auf Kraterseen, saftiges<br />

Weideland und hin zu einsamen Stränden?<br />

Oder nach Flores, dem westlichsten Punkt<br />

Europas und – den Namen trägt das Eiland<br />

Bergtour auf der Insel Pico<br />

nicht umsonst – durch ein grün wucherndes<br />

Naturparadies? Oder doch lieber Portugals<br />

höchsten Berg erklimmen, den perfekten<br />

Kegel auf Pico? Gemeinsam mit Corvo,<br />

Graciosa, Terceira, São Jorge, Santa Maria<br />

und Faial bilden die Inseln eine optische Mischung<br />

aus Kanada, Irland, der Normandie<br />

– und den Subtropen Brasiliens.<br />

Alle Neune verfügen über erst im vergangenen<br />

Jahr neu ausgeschilderte Wanderwege<br />

und diverse Pfade, die einheimische Führer<br />

kennen. Wandern auf den Azoren ist kein<br />

Höhenbergsteigen, viele Wanderrouten<br />

legen deutlich weniger als 1000 Höhenmeter<br />

zurück. Dafür lassen sich für Ambitioniertere<br />

locker zwei in einen Tag packen.<br />

Wanderer spazieren hier über vulkanische<br />

Gesteinsformationen, die es so nirgendwo<br />

anders auf dem Planeten gibt. Sie wandeln<br />

auf bequemen Pfaden durch ein grünes<br />

Dickicht, das in dieser Mischung an keinem<br />

anderen Flecken der Erde existieren könnte.<br />

Denn eigentlich geht es gar nicht, dass Pflanzen,<br />

die in den Tropen Brasiliens gedeihen,<br />

sich dieselbe Klimazone zum Leben aussu-<br />

Höchster Punkt:<br />

(Mount Pico)<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage:<br />

2351 m<br />

4<br />

19<br />

7<br />

105<br />

chen, wie jene, die im Norden Frankreichs<br />

und im Süden des Vereinigten Königreichs<br />

dem feuchten Wetter trotzen. Den grünen,<br />

gelben, roten und violetten Einwanderern<br />

scheint das egal zu sein. Sie sind damit beschäftigt,<br />

sich mit den endemischen Arten<br />

im Wachsen zu messen und brechen konsequent<br />

Naturgesetze. So werden Erika-Sträucher<br />

hier einfach mal sechs Meter hoch.<br />

Geht doch.<br />

–Sandra Zistl–<br />

WANDERFÜHRER: »Azores Informative Guide –<br />

Walking and Hiking Trails«, auf den Inseln erhältlich;<br />

weitere Infos: www.trails-azores.com<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Madeira – Vom Urwald zur Blumeninsel<br />

Fotos: Turismo da Madeira<br />

Nicht zu übersehen: Blüten des Natternkopf<br />

Es ist schon erstaunlich: Einst nichts als Urwald,<br />

gilt Madeira heute als die Blumeninsel<br />

schlechthin. Zu verdanken hat Madeira<br />

diese Wandlung dem Blütenrausch in Europa<br />

im 18. Jahrhundert. Wer es sich leisten<br />

konnte, übersäte zu dieser Zeit seinen<br />

Garten mit möglichst exotischen Blumen,<br />

Sträuchern und Bäumen. Pflanzensammler<br />

vor allem aus Portugal und England wurden<br />

auf andere Kontinente geschickt, um neue<br />

Arten mitzubringen. Madeira lag bei vielen<br />

solcher Reisen auf der Route, und so bot es<br />

sich an, auf der Rückreise hier zu testen, ob<br />

die eingesammelten Exoten auch auf fremdem<br />

Boden wuchsen.<br />

Wer zum Wandern nach Madeira fährt, profitiert<br />

von dieser Experimentierfreudigkeit.<br />

Vor allem wenn er entlang der Levadas unterwegs<br />

ist – Wasserkanäle, die auf rund<br />

2000 Kilometer Länge Wasser aus den Bergen<br />

im regenreichen Norden zu den bewirtschafteten<br />

Terrassenfeldern im trockeneren<br />

Süden leiten. Egal zu welcher Jahreszeit<br />

man kommt, entlang der Levadas blüht immer<br />

etwas – Rhododendren, Weihnachtsstern<br />

oder der Natternkopf beispielsweise.<br />

Madeiras Berge und Hügel ziehen sich über<br />

die ganze Insel, wenn sich auch die höchsten<br />

in der Mitte der Insel befinden. Dass Madeira<br />

vulkanischen Ursprungs ist, erkennt<br />

man vor allem an der Ostspitze auf Anhieb.<br />

Schroffe Gesteinsformationen zeugen noch<br />

heute von den Lavaströmen früherer Zeiten.<br />

Ähnlich abwechslungsreich sind auch die<br />

MADEIRA<br />

Höchster Punkt:<br />

(Pico Ruivo)<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage:<br />

1862 m<br />

8<br />

20<br />

4<br />

311<br />

Touren. Pfade hoch über der Steilküste mit<br />

wenig Steigung sind genauso dabei wie<br />

anstrengende Wanderungen mit hochalpinem<br />

Flair. Trotz des milden Klimas sollten<br />

sich Wanderer auf Madeira immer auf alles<br />

einstellen, die Insel ist bekannt für ihre<br />

schnellen Wetterumschwünge.<br />

–Bettina Willmes–<br />

WANDERFÜHRER: Manfred Föger, Burkhard Berger<br />

»Madeira. Die 40 schönsten Touren«, Bruckmann<br />

Verlag, München 2011<br />

[km 4.315]<br />

Dritthöchster, aber meistbesuchter<br />

Berg der Insel:<br />

Pico do Arieiro (1818 m)<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 27


[km 7.487]<br />

Durch das Valley of<br />

Desolation erreicht<br />

man den Boiling Lake<br />

DOMINICA<br />

Dominica – Insel der Regenbögen<br />

Höchster Punkt:<br />

Morne Diablotins<br />

Einwohner pro km 2 :<br />

1447 m<br />

Fotos: Iris Kürschner<br />

Im Nationalpark Morne Trois Pitons<br />

Wer die unverfälschte Karibik jenseits von<br />

Pauschaltourismus sucht, wird auf Dominica<br />

fündig. Die wilde Gebirgsinsel trumpft<br />

mit abenteuerlichen Wanderwegen auf, mit<br />

den höchsten Vulkanbergen der Karibik und<br />

Regenwäldern, die zu den artenreichsten der<br />

Welt zählen. Drei Nationalparks gibt es, einer<br />

davon als UNESCO Weltnaturerbe ausgezeichnet,<br />

und das letzte Rückzugsgebiet der<br />

Kariben. Dominica ist anders als ihre Antillennachbarn,<br />

weil ihr raues Gebirgsrelief eine<br />

Erschließung erschwert und damit große Teile<br />

der Ursprünglichkeit überlassen bleiben.<br />

Die Ökoinsel ist ein Paradies für Naturfreaks.<br />

Weil sich Dominica immer mit Verwechslungen<br />

(Dominikanische Republik) herumschlagen<br />

muss, lautet der offizielle Name<br />

»Commonwealth of Dominica« und der touristische<br />

»The nature island of the Caribbean«.<br />

Zu Recht. Seit Jahren setzt die Insel auf<br />

Ökotourismus. Was einst als Manko empfunden<br />

wurde, hat sich zum Vorteil gekehrt.<br />

Dominica ist vulkanischen Ursprungs mit<br />

schwarzen Stränden und wenig flachem Terrain.<br />

Massentourismus konnte sich daher nie<br />

etablieren. So hat sich die Insel auf den ökologischen<br />

Umgang mit der Natur zurück besonnen<br />

und sanften Tourismus zum Markenzeichen<br />

gemacht. Keine überdimensionales<br />

Resort verschandelt hier die Landschaft, auch<br />

keine bis zur Autobahn ausgebaute Straße.<br />

Man wohnt in kleinen Familienhotels oder<br />

Dschungellodges. Das Preisniveau ist deutlich<br />

niedriger als auf den Nachbarinseln.<br />

Eine Fahrt mit dem Bus oder Mietauto ist mitunter<br />

eine haarsträubende Unternehmung<br />

über schmale Schlaglochstraßen, nicht selten<br />

dicht am Abgrund entlang, manchmal<br />

auch mit tierischen Verkehrsteilnehmern. Da<br />

Klimadaten für den März<br />

<strong>Sonne</strong>nstunden pro Tag:<br />

max. Tagestemperatur:<br />

ø Regentage:<br />

7<br />

31<br />

8<br />

97<br />

sonnt sich schon mal eine Krabbe auf dem<br />

warmen Teer. Eine Einladung, ein Gespräch<br />

am Wegesrand zeigt noch ehrlich gemeinte<br />

Gastfreundschaft – kurzum ein Abenteuer<br />

wie zu Zeiten, als der Tourismus erwachte.<br />

Gerade diese Ursprünglichkeit, die einem<br />

großen Teil der Karibikinseln leider schon abhanden<br />

gekommen ist, macht aus Dominica<br />

etwas Besonderes. Besonders sind auch die<br />

vielen Regenbögen, die man beinahe täglich<br />

zu sehen bekommt – zwischen dem kochenden<br />

See, den vielen Wasserfällen sowie dem<br />

karibischen und atlantischen Meer.<br />

–Iris Kürschner– ◀<br />

INFOS: Fremdenverkehrsbüro von Dominica (für<br />

Schweiz, Österreich, Deutschland), Tel. 00 49/07<br />

11/26 34 66 24, www.discoverdominica.com<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


AUF TOUR<br />

Ski-Haute-Route durch die Berner Alpen<br />

Logenplatz<br />

unter Geiern<br />

Tief gebeugt geht es<br />

am Ende des ersten<br />

Tages in Richtung<br />

Arpelistock.<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Eine bessere Aussichtstour als die<br />

Fünf-Tage-Skiroute durch die westlichen<br />

Berner Alpen gibt es kaum:<br />

Die Walliser Viertausender scheinen<br />

hier zur Parade anzutreten.<br />

Von Folkert Lenz (Text und Fotos)<br />

Vielleicht wundert<br />

er sich. Wahrscheinlich<br />

aber<br />

kann er mit der<br />

ganzen Szene<br />

wenig anfangen. <strong>Der</strong> Bartgeier,<br />

der wenige Meter<br />

über dem hölzernen Gipfelkreuz<br />

des Arpelistocks<br />

schwebt, kümmert sich<br />

nur ein paar Augenblicke<br />

um die Zweibeiner,<br />

die da mitsamt ihren merkwürdigen<br />

Holzlatten an den Füßen auf seiner<br />

Bergspitze stehen. Dann spreizt er die<br />

Schwanzfedern, schraubt sich lautlos in die<br />

Höhe, seine Silhouette löst sich im Himmel<br />

auf bis zur Unsichtbarkeit.<br />

Früh am Morgen desselben Tages der Start.<br />

In einer knappen Woche soll es quer durch<br />

die westlichen Berner Alpen gehen – von<br />

Les Diablerets zum Gemmipass über die<br />

»Wilde W«-Haute-Route. Mit diesem Namen<br />

haben die Anrainerhütten die für PR-Zwecke<br />

etwas umständlich klingende »Ski-Haute-<br />

Route durch die westlichen Berner Alpen«<br />

versehen. Mit der Kabinenbahn geht es anfangs<br />

hinauf vom Col du Pillon zum Sex<br />

Rouge, dann hinab über die weiten Hänge<br />

des Tsanfleuron-Gletschers. Und schließlich<br />

bietet gleich der erste Tag einen wahrhaft<br />

alpinistischen Auftakt. Vom Sanetschpass<br />

geht es bergan auf der Arête de l’Arpille,<br />

dem Südwestgrat des Arpelistocks (3035 m).<br />

Anfangs noch ein gemächlicher Rücken, verengt<br />

sich dieser allmählich zu einem spitzen<br />

Geröllgrat. Für Spitzkehren-Herumgeturne<br />

ist zu wenig Platz. Die Ski wandern an den<br />

Rucksack. Steigeisen anlegen, lautet der<br />

Entschluss.<br />

Erst als sich der Grat wieder zurücklegt,<br />

kommen die Ski erneut zum Einsatz. Eine<br />

kippelige Traverse noch, ein steiler Hang<br />

endet erst am Gipfel des Arpelistocks. Das<br />

Kreuz droben mit seinen beiden Wappen<br />

darauf erinnert daran, dass es genau auf der<br />

Grenze zwischen dem Kanton Bern und dem<br />

Wallis steht. Plötzlich dieser Schatten! <strong>Der</strong><br />

Geier schwebt in Greifnähe vorbei. Ganz ruhig.<br />

Dreht noch mal seinen dunklen Kopf.<br />

Wohl wissend, dass er nur kurz in seiner Einsamkeit<br />

gestört wird.<br />

Die Nordosthänge dann hinab zur Geltenhütte:<br />

Eigentlich versprechen sie or-<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 31


Lockerer Auftakt: die Abfahrt<br />

über den Tsanfleuron-Gletscher<br />

Aussichtsbalkon mit Blick auf die Viertausender der Schweiz<br />

Eine enge Schneide führt auf den Gipfel des – Schnidehore.<br />

Die Literatur warnt<br />

eindrücklich vor der<br />

Etappe hinüber zur<br />

Wildstrubelhütte.<br />

dentlichen Abfahrtsspaß. Doch schon nach<br />

den ersten Schwüngen ist klar, dass die rund<br />

1000 Höhenmeter mit Bruchharsch aufwarten.<br />

Die frühlingshafte Wärme und die<br />

Schatten im Rottal haben Pulver wie Sulz<br />

zu einer unfahrbaren Masse umgewandelt.<br />

Erleichterung fast, als die Ebene vor der Geltenhütte<br />

erreicht ist.<br />

Zeitiger Aufbruch deshalb am nächsten Morgen.<br />

Das Wildhorn steht auf dem Programm<br />

– mit seinen 3247 Metern immerhin der<br />

höchste Punkt in der Bergkette zwischen Les<br />

Diablerets im Westen und Gemmipass im<br />

Osten. <strong>Der</strong> Winteranstieg führt in einer großen<br />

schneckenförmigen Spirale um das halbe<br />

Massiv herum: Ein Zeitfresser! Unter dem<br />

Mont Pucel brennt die <strong>Sonne</strong> in die Osthänge.<br />

Schließlich gilt es durchzuhalten in der<br />

Hitze des Firnspiegels unter der Wildhorn-<br />

Doppelspitze. Überraschung dann auf dem<br />

Wintergipfel: Das erwartete Gipfelkreuz<br />

verbirgt sich unerreichbar ein paar Minuten<br />

entfernt – in einer Wechte auf der Nordostspitze.<br />

Doch eine bessere Aussichtsloge gibt es<br />

kaum: Mont Blanc, Grand Combin, die<br />

Walliser Viertausender scheinen wie zur<br />

Parade angetreten. <strong>Der</strong> Lohn dann für den<br />

Schweiß des Vormittags: Die Abfahrt hinab<br />

zur Wildhornhütte. Wildhorn- und Tenehet-<br />

Gletscher sind zwar schon zerpflügt von den<br />

Spuren der Heli-Skifahrer, doch das tut dem<br />

Spaß nur wenig Abbruch. Die Powderhänge<br />

enden erst an der <strong>Sonne</strong>nterrasse der Hütte.<br />

<strong>Der</strong> dritte Tag der Berner Ski-Haute-Route:<br />

Die Wetterkarte zeigt eine kräftige Linie mit<br />

aggressiven Dreiecken nördlich der Alpen.<br />

»Schwierige Orientierung bei Nebel. Unübersichtliches<br />

Gelände.« Die Literatur warnt<br />

recht eindrücklich vor der Etappe hinüber<br />

zur Wildstrubelhütte. Welch ein Glück, dass<br />

sich die angekündigten Kaltluftmassen noch<br />

Zeit lassen. Und so gerät die Etappe fast zu einer<br />

Art Ruhetag mit Fitness-Einlage: Gerade<br />

einmal 600 Höhenmeter sind es hinauf zum<br />

Schnidehore (2937 m). Die letzten Meter:<br />

Ein kleiner Balanceakt auf einem schmalen<br />

Schneegrat, dann ist die Spitze erreicht. Das<br />

Panorama ist diesmal etwas eingeschränkt,<br />

denn ob Finsteraarhorn, Weisshorn oder<br />

Dom: Die Hauptgipfel von Berner Alpen und<br />

dem angrenzenden Wallis haben schon alle<br />

eine weiße Wolkenmütze.<br />

Vorläufig ist aber noch genug Sicht für die<br />

Abfahrt hinunter in die Ebene vom Plan des<br />

Roses. Im Bruchharsch hinab zur Alpage du<br />

Rawil lassen sich die Skischwünge im<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


TOUREN<br />

»Die wilden W« – Ski-Haute-Route durch die westlichen Berner Alpen<br />

Fünf Tage lang dauert die Skitour von Les Diablerets nach Kandersteg. Sie führt über Wildhorn<br />

und Wildstrubel – und auf der letzen Etappe gar nicht so wild über Loipen und Pisten.<br />

TAG 1<br />

Sex Rouge – Sanetschpass<br />

(2242 m) – Arpelistock (3035 m)<br />

– Geltenhütte (2003 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

800 Hm +16 J.<br />

Start: Bergstation »Sex Rouge«<br />

der Seilbahn vom Col du Pillon im<br />

Skigebiet »Glacier 3000« (2940 m).<br />

Die Seilbahn ist zu erreichen über die<br />

Straße zwischen Les Diablerets und<br />

Gsteig.<br />

Route: Von Sex Rouge Abfahrt über<br />

den Glacier de Tsanfl euron Richtung<br />

SO zum Sanetschpass (2242 m).<br />

Ab dort Wiederanstieg gen Arpelistock<br />

über die Arête de l'Arpille. Dem<br />

bisweilen engen Grat folgend, am<br />

Ende sehr steil durch die SO-Flanke<br />

des Arpelistocks hinauf zum Gipfel<br />

(3035 m). Abfahrt über das Rottal<br />

oder durch das Furggetäli zur weithin<br />

sichtbaren Geltenhütte (2003 m)<br />

TAG 2<br />

Geltenhütte – Wildhorn (3248 m)<br />

– Wildhornhütte (2303 m)<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1350 Hm +16 J.<br />

Route: Von der Geltenhütte (2003 m)<br />

in den Col du Brochet (2759 m), dann<br />

in leicht fallender Spur gen Osten,<br />

später wieder ansteigend durch die<br />

dahinterliegende Mulde des kleinen<br />

Glacier du Brochet.<br />

Dabei den Sattel im SSW-Grat des<br />

Mont Pucel ansteuern, den man bei<br />

etwa 3020 m erreicht. Den felsigen<br />

Aufbau des Mont Pucel immer links<br />

liegen lassend Richtung NO: Zwischenzeitlich<br />

abfahrend, bis man östlich<br />

der Felsen steil und eng zum Glacier<br />

des Audannes aufsteigen kann. Sehr<br />

heikle Passage, weil diese sehr früh<br />

<strong>Sonne</strong> bekommt! Nordwärts über den<br />

Gletscher, bis links der Doppelgipfel<br />

auftaucht. Dann zu einer der beiden<br />

Spitzen hinauf (3247 m, 3248 m).<br />

Die Abfahrt zur Wildhornhütte führt<br />

fl ach gen NO über den Audannesund<br />

den Tenehet-Gletscher. An<br />

dessen unterem Ende links haltend<br />

hinunter zum Chilchli-Gletscher<br />

und durch die gleichnamige Lücke,<br />

dann steiler hinab zur Wildhornhütte<br />

(2303 m). Knapp 1000 Höhenmeter<br />

Abfahrtspaß!<br />

TAG 3<br />

Wildhornhütte – Schnidehore<br />

(2937 m) – Wildstrubelhütte<br />

(2791 m)<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

1050 Hm +16 J.<br />

Route: Von der Wildhornhütte<br />

(2303 m) gen SW die Hänge hinauf<br />

zum Durchschlupf bei Chilchli. Dann<br />

– je nach Verhältnissen – direkt durch<br />

die W-Flanke zum Schnidehore-Gipfel<br />

(2937 m) oder ausholend über<br />

das Schnidejoch und den S-Grat,<br />

schließlich die SO-Flanke auf das<br />

Schnidehore.<br />

Abfahrt dann gen Osten durch ein<br />

Tälchen bis hinunter in die Ebene von<br />

Plan des Roses; immer schön weit<br />

oben am Hang bleiben. Unübersichtlich<br />

(Achtung bei Nebel!) durch die<br />

Hügellandschaft der Alpage du Rawil<br />

gen NO. Bei ca. 2520 m beginnt der<br />

Wiederanstieg zur Wildstrubelhütte.<br />

Gen O, schließlich NO durch kleine<br />

Rinnen, den Markierungsstangen<br />

folgend, zur Hütte (2791 m)<br />

TAG 4<br />

Wildstrubelhütte –<br />

Wildstrubel (3244 m) –<br />

Lämmerenhütte (2510 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

490 Hm +16 J.<br />

Route: Mehr Strecke als Höhenmeter<br />

steht an diesem Tag auf dem<br />

Programm. Von der Wildstrubelhütte<br />

(2791 m) südwestlich unter dem<br />

Wisshore entlang zur Weisshornlücke<br />

(etwa 2850 m). Diese vermittelt den<br />

Übergang zur riesigen Hochebene<br />

des Glacier de la Plaine Morte.<br />

Diesen ostwärts einige Kilometer<br />

querend, später gen NO zum felsigen<br />

Gratansatz des SO-Rückens vom<br />

Wildstrubel-W-Gipfel. Die Felsen<br />

vermeidend (eher rechts halten) über<br />

den Rücken hinauf. Ist der Grat weiter<br />

oben überwechtet, dann später sehr<br />

steil eher links durch die W-Flanke zu<br />

der Höhe (ca. 3030 m), wo sich der<br />

Grat wieder zurücklehnt. Flacher dann<br />

zum Kreuz des Wildstrubel-W-Gipfels<br />

(3244 m).<br />

Abfahrt zur Lämmerenhütte: NO-wärts<br />

über den Wildstrubelgletscher bis<br />

vor die Felsen unter P. 3172. Dann<br />

rechts hinunter auf den unteren<br />

Die Lämmerenhütte ist das letzte Quartier vor der finalen Abfahrt.<br />

Gletscherteil. Die SW-Flanke des<br />

Lämmerenhorns an ihrem Fuße<br />

querend hinab bis in den Talboden.<br />

Dann kurzer Gegenanstieg gen O-NO<br />

zur Lämmerenhütte (2510 m).<br />

Tipp: Wer den Abfahrtsspaß verlängern<br />

will, der steigt aus dem oberen<br />

Becken des Wildstrubelgletschers<br />

noch einmal gen Mittelgipfel (3243<br />

m; ca. 230 Hm zusätzlich), bevor es<br />

hinab zur Hütte geht.<br />

TAG 5<br />

Lämmerenhütte – Nähe Gemmipass<br />

(2300 m) – Sunnbüel<br />

(1936 m) – Kandersteg (1176 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

1300 Hm▼ +14 J.<br />

Route: Von der Lämmerenhütte<br />

(2510 m) ggf. auf Pistenraupen-<br />

Spur hinab in den Lämmerenboden.<br />

Auf der Spur vorfahren Richtung<br />

Gemmipass bis zur Abzweigung hinab<br />

zum Daubensee (2210 m). Auf der<br />

Loipe mit vielen Schlittschuhschritten<br />

zum Hotel Schwarenbach (2060 m).<br />

Weiter auf der Abfahrtsspur nach<br />

Sunnbüel (Bergstation der Seilbahn).<br />

Dann über Skipisten hinunter nach<br />

Kandersteg. (Leichter und sicherer<br />

Ausstieg aus der »Wilden-W-Tour«.)<br />

Variante: Bei guten Verhältnissen<br />

kann von der Lämmerenhütte auch<br />

zum Rote Totz (2848 m) aufgestiegen<br />

werden. Von seinem Gipfel erst nach<br />

S. Sobald es die Felsen ermöglichen<br />

in Linksbogen durch die Rote-Totz-<br />

Ostfl anke, später den Rote-Chummi-<br />

Graben hinab zur Spur vom Hotel<br />

Schwarenbach. Von dort (wie oben)<br />

über den Gemmipassweg nach Sunnbüel<br />

und Kandersteg<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Praxisnah, kompetent, …<br />

NEU!<br />

<strong>Der</strong> Glacier de la<br />

Plaine Morte ist eine<br />

weithin sichtbare<br />

Ebene unterhalb des<br />

Wildstrubels.<br />

Skilanglaufen – der perfekte Sport für Jung und Alt, Sportskanonen und Genießer.<br />

Dieser kompetente Praxisband bietet alle wichtigen Informationen<br />

für Anfänger und Fortgeschrittene zu klassischer und Skating-Technik, Skipräparation<br />

und Ausrüstung, sowie wichtige Trainingstipps für Sommer und<br />

Winter. Tor Arne Hetland, norwegischer Olympiasieger im Langlauf, spricht<br />

in seinem Vorwort vom »Skilanglauf-Feuer«: Lassen Sie sich anstecken!<br />

192 Seiten · ca. 200 Abb.<br />

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ISBN 978-3-7654-4120-2<br />

Die Welt neu entdecken<br />

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Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)<br />

Pulver an einer Hand abzählen: Eins – zwo<br />

– drei – vier – fünf. Das war es leider!<br />

Als die Steigfelle wieder an die Ski wandern,<br />

macht es zu. Nur Landkarte, GPS und einige<br />

Markierungsstangen in der unübersichtlichen,<br />

hügeligen Ebene unterhalb der Wildstrubelhütte<br />

bieten Orientierung. So ist diese<br />

bald erreicht. <strong>Der</strong> Specksteinofen drinnen<br />

bullert schon vor sich hin. Hüttenwirt Heinz<br />

Steiger hat ordentlich eingeheizt. Viele Gäste<br />

hat er nicht im Winter, meist nicht mal ein<br />

Dutzend pro Nacht. Im Sommer allerdings<br />

quillt das gemütliche Doppelhaus über, erzählt<br />

er abends.<br />

Ein früher Start empfiehlt sich denjenigen,<br />

die am folgenden Morgen gen Plaine Morte<br />

streben – dem riesigen, tischebenen Gletscherplateau,<br />

das von Gletscherhore, Les<br />

Faverges, Schneehore und Wildstrubel eingerahmt<br />

wird. Vom nahe gelegenen Wallis<br />

aus kann man den markanten weißen Flecken<br />

von fast überall erspähen. Unvorstellbar,<br />

dass es noch vor wenigen Jahren Pläne<br />

gab, dieses Natur-Kleinod mit weiteren Liften<br />

und einem Schnee-Funpark erschließen<br />

zu wollen. <strong>Der</strong> Skitourengeher allerdings<br />

möchte die Passage am Morgen hinter sich<br />

bringen, bevor die ersten Alpinskifahrer und<br />

Langläufer dort per Lift hinaufgondeln.<br />

In wahrhaft unberührter Natur bewegt man<br />

sich auf der Wilden-W-Haute-Route ohnehin<br />

nur ganz selten. Auffällige Starkstromtrassen<br />

an Sanetschpass oder Gemmi stören<br />

den Blick. Und immer wieder strecken die<br />

Pistengebiete von Norden und Süden ihre<br />

Abfahrtsnetze bis fast in die Gipfelregionen<br />

aus. Doch ob Les Diablerets/Glacier 3000,<br />

Lenk, Adelboden oder Gemmi: <strong>Der</strong> organisierte<br />

Skibetrieb ist zugleich Garant dafür,<br />

die Durchquerung fast während jedes Abschnittes<br />

unterbrechen oder an einem beliebigen<br />

Ort beginnen zu können. Die Häss-


Die Hässlichkeit<br />

verbauter Natur<br />

ist hier der Preis<br />

für Flexibilität.<br />

… anschaulich.<br />

KOMPAKT<br />

lichkeit verbauter Natur ist hier der Preis für<br />

Flexibilität.<br />

<strong>Der</strong> verblasene Schneerücken aber von der<br />

Plaine Morte hinauf zum Wildstrubel ist<br />

vielleicht eine der pikantesten Stellen der<br />

gesamten Route: Knapp 40 Grad steil geht<br />

es zur Gipfelkuppe hinauf. Aus dem Schnee<br />

lugendes Geröll begrenzt auf der einen Seite<br />

der Spur die Bewegungsfreiheit. Zur Rechten<br />

mahnt eine weit auskragende Wechte, von<br />

ihr doch besser Abstand zu halten. Schließlich<br />

taucht das reifverzierte Gipfelkreuz auf.<br />

Ein schnelles Foto nur, dann heißt es: Felle<br />

runter! Die gute Sicht zur Abfahrt will genutzt<br />

sein, bevor es wieder eintrübt.<br />

<strong>Der</strong> Pulver unter dem Skibelag fühlt sich<br />

heute feiner an als sonst. Kaum ein Windhauch<br />

hat offenbar den weißen Staub<br />

auf dieser Seite des Berges malträtiert. So<br />

schwimmen die Skispitzen auf, die Bretter<br />

scheinen fast abzuheben, Schwung reiht<br />

sich an Schwung. Noch mal hinauf zum Mittelgipfel,<br />

um den Abfahrtsspaß um ein paar<br />

Höhenmeter zu verlängern? <strong>Der</strong> Rausch der<br />

Abfahrt: Ein fairer Lohn nach einer harten<br />

Woche Arbeit. Unmerklich geht der stiebende<br />

Pulverschnee in angeweichten Firn über.<br />

Wann sonst trifft man den rechten Zeitpunkt<br />

zur Abfahrt so gut? Im Skatingschritt<br />

die letzten Meter zur Lämmerenhütte hinüber.<br />

Schon wenig später vertreibt aufziehender<br />

Nebel alle Gäste mit ihren Milchkaffeetassen<br />

in das Innere des dunkelbraunen<br />

Holzhauses mit den roten Läden.<br />

Die Kaltfront ist also da. Zurück ins Simmental<br />

geht es deshalb in fahlem Licht und<br />

inmitten feuchter Wolken über den Daubensee<br />

nach Sunnbüel. Schild und Flatterband<br />

an der gesperrten Talabfahrt nach Kandersteg<br />

erinnern daran, dass der Winter sich<br />

hier oben dem Ende zuneigt. Dem Bartgeier<br />

mag es gerade recht sein, dass wieder Ruhe<br />

in seinen Bergen einkehrt. Nichts stört dann<br />

mehr seine Kreise.<br />

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ISBN 978-3-7654-5877-4<br />

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ISBN 978-3-7654-5566-7<br />

Ski-Haute-Route in den Berner Alpen<br />

Charakter: »Die wilden<br />

W«-Tour dauert – je nach<br />

Wegführung – fünf oder sechs<br />

Tage. Hier beschrieben ist<br />

die Variante Sex Rouge –<br />

Geltenhütte – Wildhornhütte –<br />

Wildstrubelhütte – Lämmerenhütte<br />

– Kandersteg. Die Haute<br />

Route kann gut um Abstecher<br />

zur Cabane Prarochet oder<br />

zur Cabane des Audannes<br />

erweitert werden. Statt über<br />

die Lämmerenhütte nach Kandersteg<br />

weiterzugehen, bietet<br />

sich bei sicheren Verhältnissen<br />

auch eine direkte Abfahrt<br />

vom Wildstrubel nach Lenk<br />

(durch das Ammertentälli)<br />

oder Richtung Adelboden (via<br />

Engstligenalp/Seilbahn) an.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation<br />

»Sex Rouge« der Seilbahn<br />

am Col du Pillon (Skigebiet<br />

»Glacier 3000« zwischen Les<br />

Diablerets und Gsteig).<br />

Anfahrt aus Süddeutschland:<br />

Von Bern über die<br />

Autobahn 6 bis Spiez; dann<br />

über Zweisimmen und Gstaad<br />

zum Col du Pillon. Aus der<br />

Westschweiz: Von Lausanne<br />

über die Autobahn 9 bis Aigle;<br />

dann über Les Diablerets zum<br />

Col du Pillon.<br />

Hütten: Geltenhütte (2002<br />

m), SAC, Tel. 00 41/33/7 65<br />

32 20, www.geltenhuette.ch;<br />

Wildhornhütte (2303 m), SAC,<br />

Tel. 00 41/33/7 33 2382,<br />

www.cas-moleson.ch; Wildstrubelhütte<br />

(2791 m), SAC,<br />

Tel. 00 41/33/7 44 33 39,<br />

www.wildstrubelhuette.ch;<br />

Lämmerenhütte (2501 m),<br />

SAC, Tel. 00 41/27/<br />

4 70 25 15,<br />

www.laemmerenhuette.ch<br />

Beste Jahreszeit:<br />

März und April<br />

Karten: Landeskarten der<br />

Schweiz (LKS) 1:50 000,<br />

Blätter S272 »St. Maurice«,<br />

S273 »Montana«,<br />

S263 »Wildstrubel«<br />

Führer: Ralf Schnegg/Daniel<br />

Anker »Skitouren Berner Alpen<br />

West«, SAC-Verlag, 2006<br />

240 Seiten · ca. 250 Abb.<br />

16,5 x 23,5 cm<br />

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ISBN 978-3-7654-5615-2<br />

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TOUREN<br />

Rodeln ist auch schon mit<br />

Kindern möglich, die noch nicht<br />

Skifahren können.<br />

WINTERAUSFLÜGE FÜR DIE GANZE FAMILIE<br />

Wunschkonzert<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Familien-TIPP<br />

Tourenski, Schlitten oder Snowboard? Nur<br />

selten wollen in einer Familie alle das Gleiche.<br />

Wir haben für Sie ausgetüftelt, wie bei<br />

gemeinsamen Ausflügen in den Bayerischen<br />

Hausbergen jeder auf seine Kosten kommt.<br />

Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />

Kälte, Schnee und <strong>Sonne</strong>nschein.<br />

Für passionierte Wintersportler<br />

ist ein klirrender Neuschnee-<br />

Morgen der beste Zeitpunkt, um<br />

in die Bergwelt zu ziehen und<br />

eine schöne Tour zu unternehmen. Für<br />

bergaffine Eltern hat die Sache aber einen<br />

ziemlich großen Haken. Denn die Planung<br />

eines »perfekten Wintertags für alle«<br />

kommt für viele Familien der Quadratur<br />

des Kreises gleich. Nur selten wollen alle<br />

das Gleiche. In der Regel ist es so – oder so<br />

ähnlich: Die Größeren wollen in die Halfpipe.<br />

Die Eltern träumen davon, endlich<br />

einmal wieder eine Skitour zu machen.<br />

Und das Nesthäkchen ist gerade mal im<br />

Rodelalter.<br />

Zum Glück liegt die Lösung direkt vor der<br />

Haustür, sprich am Alpenrand. Da Bayerische<br />

Wintersportorte deutlich kleiner und<br />

günstiger sind als beispielsweise Tiroler<br />

Skigebiete, eignen sie sich bestens, um<br />

unterschiedliche Schneesportinteressen<br />

unter einen Hut zu bringen. Und das nicht<br />

zuletzt wegen der urigen Berghütten, auf<br />

denen zum Glück noch kein »Pisten-Ballermann«<br />

à la Ischgl oder Sölden Einzug<br />

gehalten hat.<br />

Die folgenden »Handlungsanweisungen«<br />

sind natürlich nicht in Stein gemeißelt,<br />

sondern nach Belieben variierbar.


<strong>Der</strong> Nachwuchs ist versorgt,<br />

jetzt kann der Vater<br />

auf den Gipfel.<br />

Wichtiges Utensil für die Tour: der Schlitten<br />

Nach dem Essen geht’s wieder auf die Piste.<br />

Treffpunkt Obere Firstalm …Pistenspaß und Gipfelglück am Spitzingsee<br />

Die Hänge zwischen Brecherspitz und<br />

Sutten sind das ideale Ziel für <strong>Bergsteiger</strong>-<br />

Eltern, die sowohl Teenager als auch einen<br />

kleinen Nachzügler haben. Hier kann man<br />

Tourengehen, Rodeln und Snowboarden<br />

unter einen Hut bringen: Am Spitzingsattel<br />

steigt Papa mit dem/der Kleinsten aus<br />

dem Auto und wandert mit dem Rodel auf<br />

der gemütlichen Rodelbahn zur Oberen<br />

Firstalm. Währenddessen fährt der Rest<br />

der Familie zum Kurvenlift weiter. Sind die<br />

Großen alt genug fürs selbstständige Pisteln<br />

(siehe Kasten), zieht Mama die Felle auf, um<br />

über die Untere zur Oberen Firstalm aufund<br />

vor dem gemeinsamen Mittagessen<br />

noch schnell zum Vorgipfel der Brecherspitze<br />

weiterzusteigen. Zum Einkehren<br />

treffen sich alle an der Oberen Firstalm. Die<br />

ist nicht nur absolut empfehlenswert (die<br />

Kasspatzen sind der Hit!), sondern verlangt<br />

auch noch der Pisten-Fraktion einen kleinen<br />

Anstieg »by-fair-means« ab.<br />

Mit vollen Mägen stürzen sich die Großen<br />

wieder auf die Piste, während Papa (der in<br />

Tourenstiefeln aufgestiegen ist), Mamas<br />

Bindung anpasst und bis zum Brecherspitz-<br />

Hauptgipfel steigt. Danach holt Mama die<br />

Snowboarder auf der Piste und das Rodel-<br />

Team am Spitzingsattel ab.<br />

Alle Infos: www.alpenbahnen-spitzingsee.de<br />

Startrampe für Nachwuchs-Rennfahrer<br />

… Jedem das Seine am Hörnle<br />

Dass man am Hörnle<br />

gut rodeln kann, ist<br />

kein Geheimnis.<br />

Auch beim Bad Kohlgruber Hörnle gibt es<br />

zahlreiche Möglichkeiten Pisteln, Skitourengehen<br />

und Rodeln miteinander zu kombinieren.<br />

Außerdem ist die breite Piste am<br />

Tal-Schlepplift das ideale Testgelände für<br />

Skianfänger im Vorschulalter. Während<br />

Papa ihnen die ersten Schwünge beibringt,<br />

meistert der große Bruder an der unpräparierten<br />

Standardabfahrt mit Mama seinen<br />

ersten »Freeride-Hang«.<br />

Ist die Punktekarte voll (ein selten gewordenes<br />

Tarifangebot, das den Geldbeutel<br />

schont), steigt die »Tal-Fraktion« auf Schlitten<br />

um und kann je nachdem, wie spät es<br />

ist, entweder zu Fuß oder mit dem Sessellift<br />

zur Hörnle-Hütte gelangen, wo sich alle<br />

zum Einkehren treffen.<br />

Für Skitouren-Eltern mit größeren Kindern<br />

ist das Hörnle zudem ein idealer Berg, um<br />

eine erste gemeinsame Skitour zu unternehmen.<br />

Denn im Anschluss an den ausgeschilderten<br />

Tourenaufstieg geht es nicht<br />

im Bruchharsch oder Pappschnee, sondern<br />

auf der Piste zum Ausgangspunkt zurück.<br />

Alle Infos: www.hoernlebahn.de<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Das Wankhaus ist gleich<br />

bei der Bahn und dennoch<br />

lohnendes Skitourenziel<br />

Mangels Schlepplifte<br />

wieder interessant für<br />

Skitouren: der Wank<br />

Nicht ohne die Oma … Panoramafreuden am Wank<br />

Den folgenden, Generationen übergreifenden<br />

Ausflugsvorschlag zum Wank<br />

muss man unbedingt bei gutem Wetter<br />

unternehmen. Am allertollsten ist die Gipfelstimmung,<br />

wenn das Alpenvorland unter<br />

einer dichten Nebeldecke liegt. »Auch<br />

Familien mit Kindern und Senioren kommen<br />

dank der Wank-Bahn in den Genuss<br />

des einzigartigen Winterpanoramas« steht<br />

auf der Homepage der Betreiber. Zu Recht!<br />

Dementsprechend zielt der dritte Vorschlag<br />

auf <strong>Bergsteiger</strong>-Familien mit Kleinkind/ern<br />

und Großeltern ab, die großartige<br />

Bergpanoramen lieben.<br />

Nachdem Opa, Oma und Enkelkind gemütlich<br />

mit der Bahn bergauf gefahren<br />

sind, müssen sie sich ein wenig gedulden,<br />

bis die Eltern dazu stoßen. Die sind nämlich<br />

»by fair means« unterwegs. Denn seit<br />

der Schlepplift-Betrieb eingestellt worden<br />

ist, ist der Wank wieder ein sehr empfehlenswertes<br />

Skitourenziel.<br />

Bis auch die letzten oben angekommen<br />

sind, können die Altvorderen einen Spaziergang<br />

entlang des wunderschönen,<br />

flachen Gipfelrückens unternehmen, eine<br />

Schneeburg bauen oder einen ersten Glühwein<br />

auf der <strong>Sonne</strong>nterrasse der Bergstation<br />

trinken. Alle zusammen können dann<br />

auf der direkt am Gipfel gelegenen Alpenvereinshütte<br />

einkehren. Diese bietet eine<br />

noch bessere Aussicht und viel urigeres<br />

Ambiente.<br />

Alle Infos: www.zugspitze.de/de/winter/berg/wank<br />

Hinweis: Die Wankbahn ist im Winter meist nur zu<br />

den Ferienzeiten in Betrieb.<br />

Gemeinsames Gipfelglück … der richtige Plan für den Hohe Kranzberg<br />

Unterwegs auf geräumtem Weg: die Rodelfraktion<br />

Beeindruckend ragen die verschneiten<br />

Karwendel- und Wettersteinwände in den<br />

tief blauen Himmel – die Aussicht vom<br />

Hohen Kranzberg steht der des Wank<br />

kaum nach. Zusätzlich kommen hier wieder<br />

die »Pisten-Kids« auf ihre Kosten. An der<br />

Sessellift-Talstation des besonders familienfreundlichen<br />

Skigebiets steigen skifah-<br />

rende und rodelnde Familienmitglieder<br />

diesmal gemeinsam<br />

ein. Oben angekommen trennen<br />

sich die Wege: Die eine<br />

Familienhälfte zieht Schlitten<br />

bzw. Nachwuchs auf dem gut<br />

präparierten Winterweg zum<br />

Kranzberg-Gipfelhaus. Die andere<br />

nimmt die nordseitigen<br />

Pisten unter die Ski, um später<br />

mit dem höchsten Schlepplift<br />

fast bis zum Gipfelhaus zu gelangen,<br />

das man von der Bergstation<br />

über einen kurzen Fußweg<br />

erreicht. Bevor man dort<br />

einkehrt, sollten alle gemeinsam<br />

den Katzensprung zum<br />

Gipfelpavillon unternehmen. Obwohl er<br />

gerade einmal 1390 Meter hoch liegt, bietet<br />

er ein grandioses Panorama.<br />

Danach geht es entweder auf der 3,5 Kilometer<br />

langen Rodelbahn oder via Skipiste<br />

ins Tal hinab, wobei die Rodler den Skifahrern<br />

einen guten Vorsprung lassen sollten.<br />

Erstens will der Skipass ja auch ausgenützt<br />

sein und zweitens kann man es bei <strong>Sonne</strong>nschein<br />

auf dem Hohen Kranzberg wirklich<br />

lange aushalten.<br />

Alle Infos: www.skiparadies-kranzberg.de ◀<br />

INFO<br />

Ab wann allein<br />

auf die Piste?<br />

Wie alt Kinder sein müssen, um allein auf<br />

die Skipiste zu dürfen, hängt außer vom<br />

skifahrerischen Können in sehr großem<br />

Maße von der Selbstsicherheit und der<br />

Zuverlässigkeit der Kinder ab.<br />

Vorgeschriebene Altersangaben gibt es (im<br />

Gegensatz zu z. B. Schwimmbädern) nicht.<br />

Einer Auskunft des Deutschen Skiverbands<br />

nach sollten Kinder frühestens ab<br />

acht Jahren alleine fahren und auch nur<br />

dann, wenn sie gut Ski fahren, das Gebiet<br />

gut kennen und mit einem mindestens<br />

ebenbürtigen Freund oder Geschwisterkind<br />

unterwegs sind.<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 39


AUF TOUR<br />

Ski-Rausch im Rätikon<br />

Schwünge<br />

am Abgrund<br />

Das Tourengebiet rund um die Lindauer<br />

Hütte ist etwas für Leute, die ihr Material<br />

blind beherrschen. Drusenturm, Drusenfluh<br />

und Sulzfluh bieten Nervenkitzel und<br />

Einsamkeit. Die frühere Skirennläuferin<br />

Giulia Monego sucht genau das.<br />

Von Peter Mathis (Fotos) und<br />

Sandra Zistl (Text)<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Ein bisschen kritisch schauen sie<br />

schon, die anderen Gäste der Lindauer<br />

Hütte, als Giulia Monego<br />

und Lorraine Huber eintreffen.<br />

Denn wer im Winter zu der auf<br />

1744 Metern gelegenen Hütte im Montafon<br />

marschiert, der hat eine eher anspruchsvolle<br />

Tour vor. Und – das ist kein Klischee,<br />

sondern eine Tatsache – aus diesem Grund<br />

sind reine Frauengruppen dort eher selten.<br />

Ein »girls trip« ins Rätikon, das war Teil<br />

der Idee, die Monego, Huber und Fotograf<br />

Peter Mathis sich überlegt hatten. Zuvor<br />

hatte der Ausstatter Kästle, der die beiden<br />

Freestyle-Sportlerinnen sponsert, angeregt,<br />

sie sollten eine Tour in Angriff nehmen,<br />

die eine interessante Geschichte erzählt.<br />

Interessant fanden denn auch die anderen<br />

Tourengeher, was sich die Damen so<br />

vorgenommen hatten. Als die sagten: »Am<br />

ersten Tag geht’s mit den Ski zum Großen<br />

Drusenturm (2830 m), am zweiten dann<br />

zur Drusenfluh (2827 m)«, reagierten die<br />

versammelten Herren mit anerkennendem<br />

Kopfnicken. »Das ist oft so ein Moment, wo<br />

sondiert wird, wie der andere drauf ist«,<br />

erzählt Giulia Monego amüsiert. Sie ist<br />

gewohnt, dass die Leute dann nicht mehr<br />

weiterfragen. »Sie verstehen sofort: Okay,<br />

die sucht sich die großen Sachen aus, die<br />

kann offenbar was.« Denn gerade die Drusenfluh<br />

gilt als die anspruchsvollste Skitour<br />

im gesamten Rätikon. <strong>Der</strong> Aufstieg durch<br />

die Blodigrinne ist an der Schlüsselstelle so<br />

steil, dass man mit Steigfellen nicht mehr<br />

weiterkommt und die Ski auf den Rucksack<br />

schnallen muss.<br />

Mit 13 auf dem Weg zum Profi<br />

Die 31-jährige gebürtige Venezianerin hat<br />

ihr Können in den vergangenen Jahren bereits<br />

mehrfach bewiesen. Seit die ehemalige<br />

Alpin-Rennläuferin 2001 den FIS-Skizirkus<br />

hinter sich gelassen hat, reiht sich allmählich,<br />

aber stetig eine interessante Geschichte<br />

an die andere. Zunächst im Freestyle-<br />

Rennzirkus, wo sie von 2004 bis 2008<br />

mehrere Gold- und Silbermedaillen sammelte.<br />

Von 2007 an ging sie dann immer<br />

wieder auf Expedition: Patagonien, Kanada,<br />

Alaska, China – wenn es einen Hang gibt,<br />

der fahrbar ist, stürzt sich Giulia Monego<br />

hinein. »Ich liebe es, mich zu messen«, sagt<br />

sie, »nicht an anderen, aber an mir selbst<br />

und am Berg.«<br />

Sie wusste schon sehr früh, was sie will.<br />

Die Eltern fuhren mit Giulia und ihrer vier<br />

Jahre älteren Schwester jeden Winter nach<br />

Cortina zum Skifahren. Giulia verliebte<br />

sich in den Schnee und die Berge, wurde<br />

Mitglied im Skiclub und beschloss mit 13<br />

»<br />

Ich hatte keine Lust<br />

mehr auf den Druck,<br />

der im Rennbetrieb<br />

herrscht. Ich wollte frei<br />

fahren, nicht immer nur<br />

an Toren vorbei.«<br />

Jahren, das ganze Jahr über in Cortina leben<br />

zu wollen. »Wenn ich heute zurückblicke,<br />

dann finde ich schon, dass ich eigentlich<br />

noch recht jung war für so einen Schritt«,<br />

erzählt sie rückblickend. »Aber damals<br />

war das keine Frage für mich: Ich wollte an<br />

möglichst vielen Tagen im Jahr Skifahren,<br />

das war das, was für mich zählte.« Sie zieht<br />

zu einer Familie, deren Kinder auch im Skiclub<br />

sind. Ihre Eltern kommen so oft wie<br />

möglich übers Wochenende aus Venedig.<br />

»Das war die einzig richtige Entscheidung«,<br />

sagt die Schneeliebhaberin, die heute den<br />

Winter über in Verbier lebt, wo sie an einer<br />

Skischule beteiligt ist. Es folgt »eine typische<br />

Rennfahrerkarriere mit guten Resultaten,<br />

aber vielen Aufs und Abs«. Von einer Knieverletzung<br />

– Bänderriss und Meniskus,<br />

»der Klassiker« – erholt sich Monego nur<br />

allmählich. Knapp 20 Jahre alt, spürt die<br />

junge Frau mit den großen Zielen, dass sie<br />

zum zweiten Mal in ihrem Leben vor einer<br />

entscheidenden Weggabelung steht. »Ich<br />

merkte, dass ich keine Lust mehr hatte auf<br />

den Druck, der im Rennbetrieb herrscht.<br />

Und ich wollte frei fahren, nicht immer nur<br />

auf der Piste und an Toren vorbei.« Sie habe<br />

festgestellt, dass sie zwar in den Bergen lebt,<br />

aber die meisten von ihnen nur vom Blick<br />

aus dem Lift in die Ferne kennt.<br />

Freiheit dank Telemark<br />

<strong>Der</strong> Wunsch, etwas ganz anderes zu machen,<br />

bringt sie auf die Telemark-Ski. Das<br />

ist ein Unterschied in jeder Hinsicht: anderer<br />

Schnee, andere Landschaft, andere Leute,<br />

andere Einstellung. »Ich habe mich sofort<br />

verliebt«, erinnert sich die vor positiver<br />

Energie sprühende junge Frau mit einem<br />

Strahlen im Gesicht. »Die Atmosphäre war<br />

toll, ich habe lauter Leute kennengelernt,<br />

die genauso drauf waren wie ich: schwierigste<br />

Sachen fahren, aber dabei Spaß haben<br />

wollten.« Mittlerweile ist der Out-<br />

Spektakuläre<br />

Abfahrt ins<br />

Sporatobel am<br />

Rand der Südabstürze<br />

der<br />

Drusentürme<br />

Steiler Gipfelanstieg:<br />

Giulia Monego und<br />

Lorraine Huber beim<br />

Aufstieg an der Drusenfluh,<br />

im Hintergrund<br />

die Sporaplatte<br />

mit Großem Drusenturm<br />

und Sulzfluh<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Die Abfahrt winkt<br />

schon: am Gipfelgrat<br />

zum Großen Turm, im<br />

Hintergrund Berge des<br />

Schweizer Prättigau<br />

Grandiose Kulisse:<br />

oberhalb der Blodigrinne<br />

auf dem Weg<br />

zum Gipfelhang der<br />

Drusenfluh<br />

door-Spaß für Giulia Monego zum Beruf<br />

geworden. Im Winter gibt sie Tiefschneekurse<br />

in Verbier, im Sommer begleitet sie<br />

gemeinsam mit einem ausgebildeten Bergführer<br />

Touristen auf Wanderungen durch<br />

die Dolomiten. Zwischendrin tobt sie sich<br />

an den schwierigsten Skihängen des Planeten<br />

aus. Doch auch das Freeriden ist Monego<br />

irgendwann nicht mehr genug. Sie fängt<br />

an zu klettern. Zunächst vor allem, um an<br />

bessere, spannendere Hänge zu kommen:<br />

»Steigeisen und Pickel wurden zu meiner<br />

Standardausrüstung.« Mittlerweile arbeitet<br />

sie gezielt daran, eine Allrounderin zu werden.<br />

»Ich bin noch nicht so richtig gut im<br />

Klettern«, sagt sie fast entschuldigend. 7a,<br />

das sei momentan ihr Limit. »Aber ich war<br />

diesen Sommer sehr fleißig.«<br />

Auf diesem Weg hat sie das Rätikon auch<br />

ohne Schnee für sich entdeckt. Die Berge<br />

dort seien zwar »nicht super hoch«, aber<br />

sie sähen viel größer aus als sie seien und<br />

auch im Sommer »richtig wild«: »Das Rätikon<br />

ist ein besonderer Ort für Leute, die die<br />

Einsamkeit suchen.« Das Freeriden, die Expeditionen,<br />

sie haben Monegos Blick erweitert.<br />

Sie schaut nicht mehr nur nach vorne<br />

oder in sich hinein, sondern auch um sich<br />

herum. Im Sommer 2009 geht sie gemeinsam<br />

mit der Schweizerin Laura Bohleber<br />

auf Tour in der Cordillera Blanca in Peru.<br />

Sie machen »ein paar interessante Sachen,<br />

nichts Extremes, aber doch außerhalb unserer<br />

Komfortzone«: Ischinca (5530 m), Yanapaccha<br />

(5460 m), Pisco (5752 m). Dabei<br />

werden sie auf Menschen aufmerksam,<br />

deren Komfortzone sich komplett anders<br />

definiert. Sie besuchen zwei Kinderheime<br />

in Cajamarca und beschließen, gemeinsam<br />

mit einer dritten Freeriderin, der in Garmisch<br />

lebenden Schwedin Marja Persson,<br />

eine Nichtregierungsorganisation (NGO)<br />

zu gründen. »Summits4kids« unterstützt<br />

mittlerweile nicht mehr nur die Heime in<br />

Peru, sondern ein weiteres in Quito, Ecua-<br />

KOMPAKT<br />

Gauertal/Rätikon<br />

Anreise: Mit dem Auto über die Rheintal-<br />

Autobahn (A 14), Ausfahrt Montafon bei<br />

Bludenz. Weiter auf der Landstraße bis<br />

Tschagguns, von dort nach Latschau. Per<br />

Bahn über Lindau, Bludenz nach Tschagguns,<br />

von dort ca. 20 Minuten zu Fuß bis<br />

Latschau. Aufstieg Lindauer Hütte 2 Std.<br />

Hütte: Lindauer Hütte,<br />

Tel. 00 43/6 64/5 03 34 56<br />

www.lindauerhuette.at; geöffnet im Winter<br />

vom 25. Januar bis 3. März sowie vom 22.<br />

März bis 3. April durchgehend; Winterraum<br />

Karte: Landeskarte der Schweiz mit Skitouren,<br />

1:50 000, Blatt 238 S »Montafon«<br />

Information: Montafon Tourismus GmbH,<br />

Montafonerstraße 21, A-6780 Schruns,<br />

Tel. 00 43/55 56/72 25 30<br />

Verdiente Pause am Gipfel der Drusenfluh mit Tiefblick zu Geißspitze und Sporaplatte<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


TOUREN<br />

Skitouren-Paradies für Könner<br />

Um die Lindauer Hütte (1744 m) am Ende des Gauertals bieten<br />

sich vier anspruchsvolle und aussichtsreiche Skitouren<br />

an. Talort ist für alle Latschau (994 m).<br />

1 Drusenfluh (2827 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

1850 Hm –<br />

»<br />

Ich liebe es, mich zu<br />

messen. Nicht an den<br />

anderen, sondern an mir<br />

selbst und am Berg.«<br />

dor. Drei Vulkan-Skitouren im November<br />

2010 auf Cotopaxi (5897 m), Illiniza Sur<br />

(5248 m) und Illiniza Norte (5126 m) dienten<br />

dem Sammeln von Sponsorengeldern<br />

für dieses Projekt. Mit dem Geld konnten<br />

sie Heime renovieren, ein Gästehaus bauen,<br />

ein Mädchen in Ecuador erhielt eine wichtige<br />

Augen-Operation. Für Monego und ihre<br />

beiden Mitstreiterinnen erklärt sich die<br />

Motivation, helfen zu wollen, ganz einfach:<br />

»Es gibt dort Berge und Kinder in Not. Wir<br />

erfüllen uns in den Bergen unsere Träume<br />

und verfügen über die Mittel, den Kindern<br />

auch Träume zu erfüllen.«<br />

◀<br />

Anstoßen auf eine geglückte Traumtour:<br />

Giulia (li.) und Lorraine in der Lindauer Hütte<br />

Charakter: Die anspruchsvollste<br />

Skitour im gesamten Rätikon;<br />

Harscheisen und je nach Verhältnissen<br />

Steigeisen nötig<br />

Aufstieg: Von der Lindauer Hütte<br />

über die Sporaalpe ins Öfatobel;<br />

dann Aufstieg über die von senkrechten<br />

Felswänden fl ankierte Blodigrinne<br />

zum Gelbecksattel und über den<br />

exponierten Gipfelhang<br />

Abfahrt: Über den ostexponierten<br />

Gipfelhang zum Gelbecksattel und<br />

durch die Blodigrinne ins Öfatobel;<br />

über die Sporaalpe zurück zur Hütte<br />

2 Drusenturm (2830 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

1850 Hm –<br />

Charakter: Schwierige Skitour mit<br />

steilen Passagen; nur bei besten<br />

Schnee- und Lawinenverhältnissen.<br />

Die Variante übers Eisjöchli ist extrem<br />

steil und exponiert.<br />

Route: Von der Lindauer Hütte am<br />

Großen Block vorbei, dann gibt es<br />

zwei Möglichkeiten: entweder direkt<br />

die steile Rinne durch das Bottenloch<br />

oder rechts umgehend zum Sporasattel;<br />

dann durch das Sporatobel<br />

zum Gipfelgrat des Großen Turms und<br />

zum Gipfel<br />

Abfahrt: Über den Gipfelgrat nach<br />

Süden, dann östlich zum Joch<br />

zwischen Kleinem und Großem Turm;<br />

durch Sporatobel<br />

und Tiergarten zum<br />

Öfatobel und über<br />

Sporaalpe zur Hütte<br />

3 Geißspitze (2334 m)<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

1440 Hm –<br />

Lohn der Mühen: Abfahrt vom<br />

Großen Turm zum Eisjöchle<br />

Charakter: Südseitige, aussichtsreiche<br />

Skitour, die im oberen Teil<br />

bei hartem Untergrund Harscheisen<br />

erfordern kann.<br />

Aufstieg: In Serpentinen durch<br />

den Südhang hinauf und dem Grat<br />

entlang zum Gipfel<br />

Abfahrt: Am Grat entlang zur Schulter<br />

unterhalb des Gipfels und<br />

über den Südhang<br />

zur Hütte<br />

4 Sulzfluh (2817 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

1970 Hm –<br />

Charakter: Sehr anspruchsvolle Skitour<br />

über den Rachen; gute Technik<br />

erforderlich<br />

Aufstieg: Kurze Abfahrt bis auf Höhe<br />

des Bilkentobels, über Schneefelder<br />

Richtung Süden, durch steile Hänge<br />

und Latschengelände zu »Auf den<br />

Bänken« und in den Rachen; am<br />

Gipfelaufbau der Kleinen Sulzfl uh<br />

vorbei zum Gipfelgrat und Gipfel<br />

Abfahrt: Über den Gipfelgrat<br />

Richtung Westen, dann nach Norden<br />

durch den Rachen hinunter zu<br />

den Bänken und ins<br />

Bilkentobel<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 43


INTERVIEW<br />

Das große<br />

Steve House<br />

-Interview<br />

»Ich war keine<br />

besonders<br />

nette Person«<br />

Steve House gilt als einer der besten Alpinisten der Gegenwart.<br />

Er gewann unter anderem den Piolet d’Or für die erste<br />

Durchsteigung des Zentralpfeilers an der Rupalwand des Nanga<br />

Parbat. Vor drei Jahren kostete ihn ein 25-Meter-Sturz fast das<br />

Leben. Ein Gespräch über veränderte Perspektiven, den Egoismus<br />

von Kletterern und Erinnerungslücken durch Morphin.<br />

Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />

Foto: Meike Birck<br />

BERGSTEIGER: Heute werden wir nicht<br />

über große Gipfelerfolge reden, sondern<br />

über tiefe Stürze. Bereit?<br />

Steve House: Klar.<br />

Welche Erinnerung haben Sie an den 25.<br />

März 2010?<br />

Ich erinnere mich so ziemlich an alles – bis<br />

zum ersten Krankenhaus … Wollt ihr die<br />

ganze Geschichte hören?<br />

Wir bitten darum.<br />

(Stark gekürzt) Ich wollte mit Bruce Miller eine<br />

neue Route am Mount Temple in den kanadischen<br />

Rockies klettern, gleich bei mir<br />

um die Ecke. <strong>Der</strong> Fels war wirklich schlecht,<br />

ziemlich brüchig. Nachdem Bruce zwei,<br />

drei Seillängen vorgestiegen war, kam ich<br />

an die Reihe. Ich führte also etwa 30 Meter,<br />

erst ziemlich einfaches Gelände, dann ein<br />

etwas schwierigerer Riss und schließlich<br />

fast eine Art Vorsprung…<br />

Hört sich ja eher nach einer lockeren Trainingseinheit<br />

für Sie an.<br />

Ja, letztlich war es Training. Ich versuchte<br />

auf diesem Vorsprung also etwas Schnee<br />

wegzuputzen, bereitete mich auf den<br />

nächsten Zug vor – und flog auf einmal.<br />

Rückwärts. Ich kann mich sehr klar an den<br />

Fall erinnern. Es fühlte sich an wie beim<br />

Sportklettern; ich wartete auf den Moment,<br />

wenn einen das Seil auffängt. Das Seil<br />

straffte sich auch immer wieder, bevor die<br />

Sicherungen aus der Wand flogen.<br />

Wie oft?<br />

Drei, vier Mal. Einmal kam ich fast zum<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Stillstand – und dann zack. Als mich das<br />

Seil schließlich endgültig auffing, knallte<br />

ich gegen die Wand – mit der rechten<br />

Seite. Ich trug die gesamte Ausrüstung am<br />

Gurt und an einer Schlinge an der Seite. Das<br />

verursachte den ganzen Schlamassel, vor allem<br />

die Klemmgeräte.<br />

Sie bohrten sich in Ihren Körper?<br />

Nicht direkt. Die Klemmgeräte brachen mir<br />

die Knochen, und die Knochen klappten<br />

nach innen, in den rechten Lungenflügel.<br />

Ich hatte das Gefühl, nicht atmen zu können.<br />

Dann hörte ich Bruce; er war nur noch<br />

zehn Meter von mir entfernt. Eine Zeitlang<br />

bildete ich mir ein, zu ihm krabbeln zu<br />

müssen. Dank des Adrenalins schaffte ich<br />

etwa fünf Meter. Dann wurde der Schmerz<br />

zu schlimm.<br />

<strong>Der</strong> Abschnitt, wo Sie den Stand verloren,<br />

war nicht wirklich herausfordernd. Warum<br />

fielen Sie? Mangelnde Konzentration?<br />

Schwer zu sagen. Stand ich auf einem losen<br />

Fels, weil ich nicht konzentriert war?<br />

Vielleicht.<br />

Also einer der Unfälle aus der Rubrik: Shit<br />

happens.<br />

Irgendwie ja. Aber als Alpinist glaubt man<br />

ja daran, auch so etwas irgendwie kontrollieren<br />

zu können. Oder sagen wir: zumindest<br />

zu merken, dass man auf einem losen<br />

Felsen steht. Als ich jedoch endlich an der<br />

Reihe war, habe ich regelrecht mit den<br />

Hufen gescharrt, wollte die Wand hochrennen.<br />

Einige würden das vielleicht Überstürzung<br />

nennen. Ich selbst wahrscheinlich<br />

auch. Aber in diesem Moment war es pure<br />

Begeisterung.<br />

<strong>Der</strong> berühmte Flow.<br />

Eher der Versuch, in den Flow zu kommen.<br />

In der ersten Seillänge bist du niemals im<br />

Flow. Ich jedenfalls nicht.<br />

Kam Ihnen während des Sturzes jemals der<br />

Gedanke: Jetzt ist es vorbei?<br />

Das kam erst später, als ich auf den Helikopter<br />

wartete. Das dauerte mit allem<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 45


Kurze Pause auf dem<br />

Gipfel des Mount Foraker<br />

in Alaska. Im Hintergrund<br />

leuchtet die Südwand des<br />

Denali im Morgenlicht.<br />

»Ich hatte zwei Beckenbrüche<br />

und sieben<br />

zum Teil mehrfach<br />

gebrochene Rippen. «<br />

David Lama in der<br />

Route »Safety Discussion«<br />

(11 SL, 8b) in den<br />

Lienzer Dolomiten.<br />

Drum und Dran knapp zwei Stunden, zwei<br />

wirklich lange Stunde. Da hatte ich schon<br />

ungefähr diagnostiziert, was mit meinem<br />

Köper passiert war. Und ich wusste als Bergführer<br />

auch, dass die Bedingungen für eine<br />

Rettung nicht die besten waren.<br />

Sie selbst haben ja auch schon jede Menge<br />

Freunde in den Bergen verloren.<br />

19, um genau zu sein.<br />

Neunzehn!?<br />

Da sind nur die Leute mitgezählt, mit denen<br />

ich auch wirklich geklettert bin. Vielleicht<br />

nur einziges Mal. Aber ich klettere<br />

ja schließlich nicht mit jedem. Es waren<br />

Partner.<br />

Was rettete Ihnen letztlich das Leben. Ihre<br />

Erfahrung als Bergführer? Das bloße Glück?<br />

Die Tatsache, dass mein Körper wirklich<br />

stark war, wohl so stark wie noch nie, trug<br />

einiges dazu bei. Ein weiterer Faktor war<br />

– nennt es von mir aus Glück, – dass gewisse<br />

Bereiche der Rockies sehr gut durch<br />

Mobilfunknetze und Rettungsdienste<br />

abgedeckt sind. Auch dank mancher Skigebiete<br />

wie in unserem Falle das unweit<br />

gelegene Lake Louise. Auf Ski hat der Weg<br />

zur Wand etwa sechs, sieben Stunden gedauert.<br />

Aber mit dem Hubschrauber geht<br />

das recht schnell.<br />

Sie behaupten, dass Sie kein sonderlich religiöser<br />

Mensch sind. Fühlen Sie dennoch<br />

so etwas wie Dankbarkeit gegenüber einer<br />

Art höheren Macht?<br />

Ein Ergebnis meines Unfalls war, dass ich<br />

spiritueller wurde. Nicht religiöser. Für<br />

mich besteht da ein klarer Unterschied.<br />

Erklären Sie Ihn.<br />

Für mich ist Religion ein Glaubenssystem<br />

um eine Gottheit. Spiritualität jedoch ist ein<br />

Vor einem Unfall ist Risiko reine Theorie.<br />

Man weiß zwar, dass ein Fehler tödlich sein<br />

kann. Aber sogar wenn der Kletterpartner<br />

direkt neben einem vom Stein getroffen<br />

wird, bleibt das Risiko im Kopf irgendwie<br />

immer noch eine Theorie. Ich weiß nicht,<br />

wie das möglich ist.<br />

Jetzt ist es keine Theorie mehr?<br />

Wenn ich heute nicht vernünftig abgesichert<br />

bin oder unter mir ein Felsen raussteht, auf<br />

den ich fallen könnte, ist die Gefahr wesentlich<br />

realer. Ich kann es regelrecht an meinem<br />

Körper fühlen. Vor allem hier (House<br />

zeigt auf die rechte Körperhälfte).<br />

Wie viele Brüche hatten Sie sich eigentlich<br />

zugezogen?<br />

Ich hatte zwei Beckenbrüche und sieben<br />

zum Teil mehrfach gebrochene Rippen –<br />

also insgesamt so rund 20.<br />

Wie lange brauchten Sie, um wieder gesund<br />

zu werden.<br />

Ehrlich gesagt: Ich bin immer noch dabei,<br />

mich von dem Unfall zu erholen. Im<br />

Krankenhaus war ich aber nur zwei Wochen,<br />

und vielleicht wäre es<br />

besser gewesen, ein wenig<br />

länger dort zu bleiben. Nach<br />

meiner Entlassung saß ich<br />

noch etwa eine Woche im<br />

Rollstuhl und konnte mich<br />

anschließend lange Zeit nur<br />

mit einer Gehhilfe fortbewegen.<br />

Mienenspiel: Steve House erzählt seine Lebensgeschichte während des Interviews nicht nur mit Worten.<br />

Gefühl oder der Glaube, dass es da noch etwas<br />

Mächtigeres gibt, als wir es sind.<br />

Haben Sie jemals so etwas wie Reue empfunden,<br />

dass Sie die Route am Mount Temple<br />

kletterten?<br />

<strong>Der</strong> Gedanke kam mir noch nie. Es hätte<br />

auch jeder andere Berg sein können. Aber<br />

eine Sache hat sich wirklich verändert:<br />

Hatten Sie jemals Zweifel, ob<br />

Sie irgendwann in die Berge<br />

zurückkehren können?<br />

Absolut. Allerdings kann ich<br />

mich an die ersten ungefähr<br />

drei Monate nach dem Unfall nicht besonders<br />

gut erinnern. Wegen der Schmerzmittel.<br />

Ich hatte noch niemals eine derart<br />

schmerzhafte Erfahrung. Speziell der Moment,<br />

als der Bergführer von der Bergwacht<br />

den Karabiner an meinen Gurt einhängte<br />

und mich mit meinem gebrochenen Becken<br />

anhob, war unglaublich. Im Krankenhaus<br />

musste ich dann einfach nur einen Knopf<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


drücken… und aaah. Anschließend bekam<br />

ich diese Pflaster mit einem Morphin-<strong>Der</strong>ivat<br />

drin, die man alle drei Wochen wechselt.<br />

Da ist es ziemlich einfach zu verstehen,<br />

wie Leute abhängig werden.<br />

Wie war für Sie das Gefühl des Neuanfangs?<br />

Man kann ja schlecht gleich wieder mit der<br />

Nordwand des K2 einsteigen.<br />

Körperlich sind bei Neuanfang drei Dinge<br />

zu unterscheiden. Erstens: Die Rippen sind<br />

in unbequemen Positionen. Das tut weh.<br />

Speziell nach dem Klettern oder dem Sport.<br />

Aber die Knochen heilen wieder. Vielleicht<br />

nicht ganz gerade, denn ich fühle die Bruchstellen<br />

immer noch (zeigt auf die Rippen seiner<br />

rechten Seite). Das Zweite sind die Nerven an<br />

den Muskeln des rechten Beines. Die zogen<br />

den größten Schaden davon. Es gibt noch<br />

immer einige Bereiche, wo ich kein Gefühl<br />

besitze. Das Dritte betrifft meine gesamte<br />

Energie. Ich war am Anfang so fertig, dass<br />

ich die ganze Zeit geschlafen habe. Aber<br />

diese drei Dinge werden langsam besser.<br />

Für Expeditionen wie zum Makalu oder K2<br />

ist mein Körper natürlich noch nicht stark<br />

genug. Das weiß ich. Ich habe mir ja die<br />

Knochen gebrochen, nicht mein Hirn.<br />

Kann man nach solch einem Unfall überhaupt<br />

dermaßen auf das Bergsteigen fokussiert<br />

bleiben, wie Sie es waren, als sie mit<br />

dem Nanga Parbat oder K7 Alpingeschichte<br />

schrieben?<br />

Ich muss sagen, dass ich vor dem Unfall<br />

wirklich nur ans Klettern dachte und dafür<br />

lebte. Da gab es keinen Plan B. Wenn ich<br />

zurückdenke, war ich durch diese Fokussierung<br />

die meiste Zeit wohl keine besonders<br />

nette Person.<br />

Grell: House bei der zweiten Begehung der Mixed-Route »Barely Legal«<br />

Fotos: Meike Birck (3), Steve House (2), Rolando Garibotti<br />

Also war auch Ihr Plan A ziemlich begrenzt.<br />

Ja, so kann man es sehen. Ich hatte nichts<br />

in meinem Leben, was nicht irgendwie mit<br />

Klettern zu tun hatte. Über eines habe ich<br />

wirklich viel nachgedacht: Ich habe diese<br />

Liste an alpinen Leistungen, bin all diese<br />

Steve mit seiner Frau Eva in den Dolomiten<br />

ZUR PERSON<br />

Ökologe, Purist, Buchautor<br />

Steve House, geboren am 4. August 1970,<br />

war lange Zeit nur der Alpinismus-Szene als<br />

»einer der besten Höhenbergsteiger unserer<br />

Zeit« (Reinhold Messner) bekannt. Stark<br />

geprägt wurde seine bergsteigerische Karriere<br />

unter anderem während eines einjährigen<br />

Austauschprogramms in Slowenien, als es<br />

der damals 19-jährige US-Amerikaner nach<br />

eigenen Angaben auf etwa 180 Klettertage<br />

brachte. House, der 1995 das Evergreen State<br />

College mit einem Bachelor of Science in Ökologie<br />

abschloss, steht für einen auf möglichst<br />

geringem Materialeinsatz basierenden Alpinstil<br />

nach dem Motto: »Je einfacher man die Dinge<br />

macht, desto größer die Erfahrung.« Seinen<br />

gnadenlosen Purismus bewies der international<br />

anerkannte Bergführer unter anderem 2004<br />

während einer Solobesteigung an der Südwestwand<br />

des K7. Den 6934 Meter hohen Gipfel<br />

erreichte House mit einem gerade einmal drei<br />

Kilogramm schweren Rucksack. Für die sechs<br />

Tage dauernde Besteigung der mehr als 4000<br />

Meter hohen Rupalwand des Nanga Parbat im<br />

Jahr 2005 wurden er und sein Partner Vince<br />

Anderson mit dem Piolet d’Or, dem Oscar des<br />

Alpinismus, ausgezeichnet. House ist Autor des<br />

preisgekrönten Buches »Jenseits des Berges«<br />

(Malik-Verlag, 21,95 Euro, engl. Originaltitel<br />

»Beyond the Mountain«). Seit einigen Jahren<br />

engagiert er sich unter anderem für Projekte<br />

seines Hauptsponsors Patagonia. Weitere Informationen<br />

unter www.stevehouse.net<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 47


Fotos: Barry Blanchard, Steve House, Vince Anderson<br />

Routen geklettert.<br />

Nur: Was bringt’s?<br />

Wen kümmert’s?<br />

Macht mich das<br />

zu einer besseren<br />

Person? Warum ist<br />

mir diese Art Kletter-Lebenslauf<br />

so<br />

wichtig? Nach dem<br />

Unfall hasste ich<br />

diesen Gedanken:<br />

Nicht mehr zu sein<br />

als eine Liste mit<br />

Steve House und Joe Josephson an einem klaren, minus zwanzig Routen. Das war die<br />

Grad kalten Wintermorgen in den kanadischen Rockie Mountains unmittelbare extreme<br />

Reaktion. Eine<br />

Zeitlang dachte ich darüber nach, etwas<br />

komplett anderes zu machen. Irgendwann<br />

wurde mir dann bewusst, dass mir das Klettern<br />

immer noch wichtig ist.<br />

»Wenn einer den Berg<br />

hochklettert und wieder<br />

runterkommt, ist das viel<br />

weniger eine Story, als<br />

wenn er sich zwei Beine<br />

bricht und dann nach<br />

Hause krabbelt.«<br />

Sie haben auch einige Regeln für den besten<br />

emotionalen Zustand zum Klettern<br />

aufgestellt. Keine Musik, keine Filme, kein<br />

Internet, keine E-Mails. Ist das auch eine<br />

Lehre aus dem Unfall oder einfach die Erfahrung<br />

aus 30 Jahren am Berg?<br />

Ich habe das schon immer so gemacht, da<br />

ich nicht besonders multitasking-fähig bin.<br />

Das ist gar nicht so einfach in einer modernen<br />

Welt mit ihren vielen verschiedenen<br />

Reizen. Am Anfang hat mich jeder Beep<br />

meines Smartphones aufgeschreckt. Ich<br />

mache lieber eins nach dem anderen.<br />

Vince Anderson schaut aus dem vierten Biwak in der Rupalwand, Steve House in die Nordwand<br />

des Mount Alberta während einer Erstbegehung (WI5+ M8 R/X, 1000m).<br />

Fünf Monate nach dem Unfall zogen sie vom<br />

US-Bundesstaat Oregon nach Colorado,<br />

trennten sich von Ihrer damaligen Partnerin<br />

und lernten später Ihre Frau Eva kennen.<br />

Klingt fast so, als hätten Sie sich ziemlich<br />

viele neue Projekte auf einmal gesucht?<br />

Ich bin mit einer Menge Pläne nach Colorado<br />

gezogen. Erstens: Ein klarer Bruch<br />

mit meiner alten Beziehung. Ich hatte gemerkt,<br />

dass die Partnerschaft gefühlsmäßig<br />

eher ziemlich ungesund war, für uns beide.<br />

Zweitens war ich damit auch meiner Familie<br />

näher, und drittens stieß ich wieder zu<br />

meiner Kletter-Gemeinde. In Oregon war<br />

doch alles ziemlich auf das Sportklettern<br />

beschränkt.<br />

Eines ihrer Statements aus der jüngeren<br />

Vergangenheit lautet: Es ist an der Zeit,<br />

etwas zurückzugeben. Waren sie zu egoistisch,<br />

zu selbstsüchtig?<br />

Nach dem Unfall stellte ich fest, dass ich auf<br />

das Klettern fokussiert bleiben, aber mir<br />

durchaus auch noch andere Dinge vornehmen<br />

kann. Ich habe dafür genug Energie<br />

und Ideen.<br />

Geben Sie uns ein Beispiel.<br />

Stärkeres Engagement bei Projekten wie<br />

den Alpine Mentors, bei dem Nachwuchsalpinisten<br />

gefördert werden, oder die Baltistan<br />

Education Foundation, einer Stiftung<br />

für Bildung im Kaschmirgebiet Pakistans.<br />

Ich werde auch meine Vorträge noch stärker<br />

auf ein Thema ausrichten, wie beispielsweise<br />

die Angst vor dem Unbekannten, die<br />

eine der größten Ängste der Menschen<br />

überhaupt ist. Eines habe ich schließlich gelernt:<br />

Man kann vielleicht nicht alles kontrollieren.<br />

Aber wenn man darauf vertraut,<br />

gibt es für jedes Problem auch eine Lösung.<br />

Und das gibt einem Vertrauen.<br />

Ist es also wichtig, beim Bergsteigen und<br />

Klettern zu fallen, Fehler zu machen?<br />

Ich hoffe nicht. Aber es passiert nun mal.<br />

Und wenn einer einfach den Berg hochklettert<br />

und wieder runterkommt, ist das viel<br />

weniger eine Story, als wenn einer runterfällt,<br />

sich zwei Beine bricht und dann nach<br />

Hause krabbelt. Das ist dann Drama. Auch<br />

für Euch ist das viel interessanter. Und ich<br />

erzähle davon.<br />

Waren Sie jemals wieder am Mount Temple<br />

seit ihrem Unfall?<br />

Nein. Ich fühle mich nicht so, als müsste<br />

ich dorthin zurückgehen. Ich will dem auch<br />

nicht zu viel Bedeutung beimessen. Es muss<br />

nicht der Mount Temple sein, um zum Klettern<br />

zurückzufinden.<br />

◀<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


KOLUMNE<br />

Star-Bilanz<br />

<strong>Der</strong> Drang nach Süden, er lässt auch den <strong>Bergsteiger</strong><br />

nicht los. Ab über den Brenner, rein in die Dolomiten,<br />

runter an den Gardasee. Allein die Ökobilanz – sie<br />

kommt wohl nie auf Star-Niveau…<br />

Ringo ist fort! Nein, nicht der Schlagzeuger<br />

aus der Popmusik-Steinzeit.<br />

Ringo ist ein Star, lateinisch Stumus<br />

vulgaris, und hat seinen Sommersitz<br />

draußen vor dem Fenster, dem südseitigen<br />

meiner Schreibstube. Über den Sommer sind<br />

wir so etwas wie Freunde geworden, ich habe<br />

seine Ankunft erlebt, sein Erkunden der<br />

luftigen Ein-Zimmer-Wohnung, das Liebeswerben,<br />

sein überraschend reiches Gesangsrepertoire.<br />

Eine Zeitlang war ein Kommen<br />

und Gehen, pardon: An- und Abfliegen. Bis<br />

die Auserwählte endlich bei ihm einzog.<br />

Tage später dann konnte man leises Zwitschern<br />

aus dem Bau hören: Ringo war Vater<br />

geworden. Die Kleinen mussten gefüttert<br />

werden, und sie sind wohl immer hungrig.<br />

Viel Fremdenergie<br />

Dann kam der Auszug, Starenschwärme am<br />

Himmel, Anflug auf den wilden Wein an<br />

unserem Balkon, dann Formationskreisen.<br />

Ringo ist fort.<br />

Unterwegs in den Süden, wo Stare gerne<br />

überwintern. Also über den Brenner ab nach<br />

Italien. Vielleicht keine so richtig gute Idee,<br />

denn die Südländer jagen ja unschuldige<br />

Vöglein (pfui!). Über den Alpenpass bin ich<br />

letztes Jahr auch ein paarmal gefahren, um<br />

Gipfel und Klettersteige zu erkunden. In die<br />

Dolomiten, nach Südtirol, zum Gardasee.<br />

Allerdings mit Bodenhaftung. <strong>Der</strong> 6er-Golf<br />

wiegt fast anderthalb Tonnen, und sein<br />

80-PS-Motor hat meine 70 Kilogramm problemlos<br />

nach Percha oder Kurtatsch oder Arco<br />

befördert. Dabei allerdings einiges an Fremdenergie<br />

verbraucht. Und was hinten heraus-<br />

kommt bei der Fahrerei – ein paar tausend<br />

Kilometer waren’s allemal – macht einen<br />

umweltbewussten Zeitgenossen auch nicht<br />

gerade glücklich: Kohlendioxid. Und das ist<br />

so eklig, dass unsere Wegwerfgesellschaft es<br />

am liebsten vergraben (!) würde.<br />

Fliegen müsste man können, denke ich<br />

spontan, aber da schaut die Bilanz noch trüber<br />

aus. Ringo verbraucht auf seinem Weg<br />

ins Winterquartier natürlich auch Energie,<br />

er wird unterwegs an Gewicht verlieren<br />

– ein erwachsener Star wiegt immerhin<br />

80 Gramm –, das er sich wieder anfüttern<br />

muss. Gelegentlich lässt er etwas fallen –<br />

im Flug. Aber was für eine tadellose Ökobilanz!<br />

Kein riesiger Ballast aus Metall und<br />

Kunststoffen, kein Zwischenhalt an einer<br />

Tankstelle, um überhaupt weiterfahren zu<br />

können. Beim Homo ludens: Ressourcenverbrauch<br />

überall – wir wissen es, klar. Aber da<br />

sind all diese <strong>Bergsteiger</strong>träume…<br />

Ohne Landkarte und GPS<br />

Ringo ist wohl gut angekommen in seinem<br />

Winterlager. Bald wird er zurückkehren<br />

nach Dietramszell, Ostener Straße 5. Den<br />

Weg zu finden, ist für ihn kein Problem,<br />

auch ohne Landkarte, ohne GPS und ohne<br />

Handy. So etwas braucht mein Star nicht. Eines<br />

Tages sitzt er wieder draußen auf seinem<br />

Hausdach oder vor dem Eingang zu seinem<br />

Heim, plustert sich ein bisschen auf, guckt<br />

in die Runde. Kann sein, dass er sich erinnert<br />

an den bärtigen Zausel, der ihm ab und zu<br />

zugepfiffen hat, letzten Sommer.<br />

Armer Mensch, fliegen kannst du nicht, deine<br />

Welt kaputtmachen schon.<br />

◀<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Eugen E. Hüsler<br />

ist seit mehr als 30 Jahren<br />

in den Alpen unterwegs und<br />

hat Dutzende Bücher und<br />

Führer verfasst. <strong>Der</strong> 68-Jährige<br />

schreibt im Wechsel mit<br />

Sandra Zistl, Axel Klemmer und<br />

Caroline Fink über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 49


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/13<br />

Ötztaler und Kitzbüheler Alpen, Mangfallgebirge,<br />

Rätikon, Wetterstein<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

7 Drusenturm, steile 1 Partnachalm,<br />

6 Stolzenberg,<br />

5 Brünnsteinschanze,<br />

10 Schafsiedel, mittelschwere<br />

11 Tristkopf,<br />

und exponierte Skitour<br />

für beste Verhältnisse<br />

Winterwanderung durch<br />

die vereiste Klamm<br />

kurze Skitour, überwiegend<br />

durch Wald unschwierige Ski-<br />

tour mit guter Aussicht Skitour mit<br />

ostseitigem Aufstieg<br />

lange Skitour mit steilem<br />

Gipfelanstieg<br />

8 Geißspitze, einfachere<br />

9 Sulzfluh,<br />

2 Fluchtkogel,<br />

3 Wildspitze, anspruchsvolle<br />

4 Wildpitze, klassische<br />

Skitour, geeig-<br />

net als Eingehtour<br />

schwierige Skitour mit<br />

nordseitigem Anstieg<br />

Gletschertour über<br />

den Guslarferner<br />

Skitour mit<br />

oder ohne Liftbenützung Skihochtour über<br />

den Taschachgletscher<br />

12 Cap Gros, leichte<br />

Küstenwanderung auf<br />

gut markierten Wegen<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Wettersteingebirge Partnachalm (983 m) durch die Partnachklamm<br />

1<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

TIPP<br />

Wanderung durch eines der schönsten Geotope Bayerns<br />

Wenn klirrender Frost die Partnach auskühlt, und das Wasser, das vom oberen Rand der Partnachklamm<br />

in die tiefe Schlucht heruntertropft, zu kirchturmhohen Eiszapfen friert, ist es in der Partnachklamm<br />

am schönsten. Die Klamm ist den ganzen Winter über geöffnet.<br />

295 Hm | 2½ Std.<br />

Winterwanderausrüstung mit<br />

soliden Schuhen<br />

Talort: Garmisch-Partenkirchen (708 m)<br />

Ausgangspunkt: Skistadion in Garmisch-<br />

Partenkirchen (709 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt: Breite N<br />

47.4822398555° Länge E 011.1181498133°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn- und<br />

Busverbindung<br />

Entfernung: 6,91 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std.; Abstieg 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Das ganze Jahr über möglich<br />

Karte: Kompass Wander- und Radtourenkarte 1:50 000,<br />

Blatt 5 »Wettersteingebirge, Zugspitzgebiet«<br />

Hütte: Partnachalm (983 m)<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourist-Info, Richard-Strauss-Pl. 2,<br />

82467 Garmisch-Partenkirchen, Tel. 0 88 21/18 07 00,<br />

www.gapa.de<br />

Charakter/Besonderheiten: Diese sehr beliebte, eindrucksvolle<br />

und kurze Wanderung lohnt sich vor allem im Winter, wenn<br />

gigantische Eiszapfen bis auf den Grund der Partnachklamm<br />

reichen und die Klamm in eine märchenhafte, bizarre Landschaft<br />

verzaubern.<br />

Ötztaler Alpen Fluchtkogel (3497 m), über Guslarferner<br />

Firnkopf über weiten Gletschern<br />

Ein typischer Ötztaler Gletscherberg: auf der einen Seite Gletscheraufstieg<br />

mit Firngipfel, auf der anderen Seite bis zu 400 Meter hohe Wandfluchten,<br />

die auf dem riesigen Gletscherplateau des Gepatschferners<br />

enden. <strong>Der</strong> Nordostgrat endet über dem weiten Gletscherkessel des<br />

Großen Vernagtferners.<br />

860 + 750 Hm | 1½ Tage<br />

2<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

kompl. Skitourenausrüstung;<br />

evtl. Gletscherausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Talort: Vent (1895 m)<br />

Ausgangspunkt: Bushaltestelle, Hauptstraße von Vent<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Innsbruck<br />

Richtung Bregenz, in Ötztal-Bahnhof umsteigen und<br />

per Bus durchs Ötztal über Sölden nach Vent<br />

Gehzeiten: Zustieg Hütte 3½ Std., Aufstieg Gipfel 2½ Std.,<br />

Abfahrt 1 + ca. 2 Std.<br />

Karten: AV-Karte 1:25 000, Nr. 30/6 »Ötztaler Alpen/Wildspitze«<br />

oder Nr. 30/2 »Ötztaler Alpen/Weißkugel«<br />

Führer: Weiss »Skitourenführer Ötztal – Silvretta «, Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Büro Vent,<br />

Venterstr. 28, A-6458 Vent, Tel. 00 43/5 72 00-2 60,<br />

vent@oetztal.com; Ötztal Tourismus, Gemeindestraße 4,<br />

A-6450 Sölden, Tel. 00 43/ 5 72 00, info@oetztal.com<br />

Hütte/Einkehr: Vernagthütte (2755 m), DAV, bewirtet März<br />

bis Mitte Mai, 140 Schlafplätze (Winterraum 22),<br />

Tel. 00 43/6 64 /1 41 21 19, www.dav-wuerzburg.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Bis auf den etwas ausgesetzten<br />

Gipfelhang leichte, am Gletscher südostseitige, am<br />

Gipfel südwestseitige Skihochtour. Abwechslungsreiche Gletschertour<br />

von der Vernagthütte. Evtl. Spalten am Guslarferner!<br />

TIPP<br />

Ötztaler Alpen Wildspitze (3768 m), ohne oder mit Lift<br />

3<br />

Klassische Route auf den höchsten Spitz in Tirol<br />

1861 erreichte auf dieser Route der Einheimische Leander Klotz den<br />

damals auf 3775 Meter geschätzten Nordgipfel, neun Jahre später<br />

folgte ihm Ötztal-Erschließer Franz Senn. Heute gleitet man auch mit<br />

Ski hinauf, aber eher von der Pitztaler Gletscherbahn mit nur noch 800<br />

Rest-Höhenmetern.<br />

1900/1150 Hm | 7/4¾ Std.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

komplette Skitourenausrüstung<br />

+ Steigeisen (evtl. Pickel)<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Talort: Vent (1895 m)<br />

Ausgangspunkt: Bushaltestelle, Hauptstraße von Vent<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Innsbruck<br />

Richtung Bregenz, in Ötztal-Bahnhof umsteigen und per Bus<br />

durchs Ötztal über Sölden nach Vent<br />

Gehzeiten: Aufstieg Gipfel 5¾ bzw. 3½ Std., Abfahrt 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Februar bis April<br />

Karten: AV-Karte 1:25 000, Nr. 30/6 »Ötztaler Alpen/<br />

Wildspitze«<br />

Führer: Weiss »Skitourenführer Ötztal – Silvretta«, Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Ötztal Tourismus, Büro Vent,<br />

Venterstr. 28, A-6458 Vent, Tel. 00 43/5 72 00 -2 60,<br />

vent@oetztal.com; Ötztal Tourismus, Gemeindestraße 4,<br />

A-6450 Sölden, Tel. 00 43/ 5 72 00, info@oetztal.com<br />

Hütte/Einkehr: optional Winterraum Breslauer Hütte,<br />

Tel. Tal 00 43/5 25 4/ 81 53 (Pension Alpenland)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Dieser Aufstieg ist im<br />

Winter unüblich, obwohl aus der Mammuttour dank Lift eine<br />

lohnende Skitour mit schneesicherer Abfahrt (Piste) oder<br />

rassiger Steilvariante wird. Aufpassen beim Steilaufstieg zum<br />

Mitterkarjoch und dem Gipfelanstieg über den Südwestgrat


TIPP<br />

Wettersteingebirge Partnachalm (983 m) durch die Partnachklamm<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz beim Olympischen Skistadion in<br />

Garmisch-Partenkirchen folgt man der Wildenauerstraße<br />

nach Süden bis zum Kassenhäuschen beim Klammeingang.<br />

Gleich dahinter beginnt das Abenteuer. <strong>Der</strong> mit<br />

immensem Aufwand angelegte Klammsteig führt nun<br />

oberhalb des tosenden Laufs der Partnach durch die enge<br />

Felsenklamm und gibt immer wieder freie Blicke in den<br />

Abgrund und in Schwindel erregende Höhen frei. Gerade im<br />

Winter wird man aus dem Staunen kaum herauskommen,<br />

denn ein Blickfang löst den nächsten ab, bis man schließlich<br />

am Südende aus der engen Klamm herauskommt. Von<br />

dort führt der im Winter geräumte Wanderweg nach Süden<br />

weiter, und bei der Verzweigung (links zum Graseck) geht<br />

man geradeaus, bis an beschilderter Stelle nach rechts der<br />

ebenfalls geräumte Wanderweg zur Partnachalm abzweigt.<br />

Er quert auf einer Brücke die Partnach und führt durch<br />

lichten Wald in morderater Steigung in ausholenden Kehren<br />

im Wesentlichen nach Nordwesten hinauf, bis er direkt bei<br />

der Berggaststätte Partnachalm einen Fahrweg erreicht<br />

(Rodelbahn).<br />

Ötztaler Alpen Fluchtkogel (3497 m), über Guslarferner<br />

Aufstieg: Gerade auf der für Autos gesperrten Straße westwärts<br />

talein nach Rofen (2014 m; Kehre abkürzbar) und auf<br />

Fahrweg weiter zur Talstation (2096 m) der Materialseilbahn<br />

zur Vernagthütte. Westwärts – im aperen Zustand auf dem<br />

Weg, bei Firn mit Harscheisen – über einen steilen Hang mit<br />

Rinnenquerung insgesamt links querend aufwärts zu einem<br />

Rücken, diesen hinauf und links auf das Plattei queren (Kreuz<br />

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Nach der Kälte in der Klamm tut die <strong>Sonne</strong> doppelt gut.<br />

Abstieg: Wer mag, kann sich bei der Partnachalm einen<br />

Schlitten ausleihen. Ansonsten geht man zu Fuß auf breitem,<br />

2400 m). Südwestwärtws aufwärts queren (Weg bzw. Stangen<br />

oberhalb) und nach einer Nase den steilen Hang über<br />

dem Vernagttal nordwestwärts queren. Links über den Bach<br />

unter die westseitige Moräne und nordwestwärts aufwärts<br />

zur Vernagthütte (2755 m; Übernachtung). Teils auf einer<br />

Moräne südwestwärts um das Hintergrasl herum und nordwestwärts<br />

zu (ca. 2950 m) und auf dem fl achen Guslarferner<br />

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<br />

zum Gletscheraufschwung (evtl. anseilen). Je nach Verhältnissen<br />

linkshaltend und gerade oder umgekehrt hinauf in ein<br />

Becken und westwärts weiter zum Oberen Guslarjoch (3361<br />

m). Steil rechts (nordostwärts) hinauf zur Gipfelkuppe<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Variante: Gletscher komplett abfahren<br />

bis auf ca. 2700 m und linkshaltend aufsteigen zur Hütte<br />

(50 Hm) Christian Schneeweiß<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

stellenweise steilem Fahrweg nach Norden hinab,<br />

bis schließlich beim Kraftwerk wieder die Partnach<br />

erreicht wird. Dort links abbiegen und auf<br />

der Wildenauerstraße zum Ausgangspunkt zurück<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Aufstieg von der Partnachklamm<br />

zur Partnachalm<br />

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Panorama: www.peakfinder.org Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Ötztaler Alpen Wildspitze (3768 m), ohne oder mit Lift<br />

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Aufstieg: Unter dem Sessellift nordwestwärts auf Ziehweg<br />

und Piste zügig hinauf zur Mittelstation »Stablein« (2356 m;<br />

bewirtet) und auf der Piste weiter zur links abzweigenden<br />

Nordwestquerung (2550 m) Richtung Breslauer Hütte. Oder:<br />

Mit dem Sessellift zum Ausstieg Mittelstation, per Schlepplift<br />

zur Bergstation und westwärts abfahren zur Nordwestquerung.<br />

Den Gegenhang links ausqueren und über einen Rücken<br />

nordwestwärts unter die Breslauer Hütte (2844 m; Winterraum).<br />

Unterm Urkund ins fl ache Mitterkar, unter den Ausläufern<br />

der Wildspitze auf den Mitterkarferner und steil nordwärts<br />

hinauf zum Mitterkarjoch (3470 m; evtl. Steigeisen).<br />

Rechts am fl achen Becken des Taschachferners zu einer<br />

Gletschermulde und diese ost- bis südwärts hinauf zum Südwestgrat.<br />

Über diesen (südseitig weit überwechtet, evtl. vereist)<br />

aufwärts zum felsigen Gipfel. Oder: statt südwärts nordostwärts<br />

zum Nordwestgrat und zu Fuß im Firn zum breiten,<br />

weniger besuchten Nordgipfel (5 m niedriger)<br />

Abfahrt: wie Aufstieg. Variante: Von der Breslauer Hütte<br />

statt Richtung Piste (Südosten) gerade südwärts hinab über<br />

steile Firnhänge (zwischen 2600 und 2200 m links am<br />

Rofenbach weniger steil) zum Fahrweg über der Rofenache<br />

Christian Schneeweiß<br />

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Panorama: www.peakfinder.org


TIPP<br />

Ötztaler Alpen Wildspitze (3768 m)<br />

4<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Klassische Skihochtour aus dem Skigebiet Pitztal-Gletscher<br />

Die Wildspitze als höchster Gipfel in Tirol und zweithöchster in Österreich ist im Sommer wie im<br />

Winter ein attraktives Ziel. <strong>Der</strong> Anstieg führt zwar immer über Gletscher, ist aber im Vergleich zu<br />

manch anderer Hochtour nicht sonderlich schwierig.<br />

700 Hm | 5–6 Std.<br />

Skihochtourenausrüstung,<br />

evtl. Pickel und Steigeisen<br />

Talort: Mandarfen im Pitztal (1690 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz des Skigebiets Pitztaler Gletscher<br />

(1740 m), Auffahrt mit der Pitztaler Gletscherbahn,<br />

Tel. 00 43/54 13/8 62 88, www.pitztaler-gletscher.at,<br />

Mitte September bis Mitte Mai, 8:30–16:00 Uhr<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Innsbruck<br />

oder Landeck bis Imst, ab hier Busverbindung bis<br />

zur Talstation des Skigebiets Pitztaler Gletscher<br />

Gehzeiten: 3¼ Std. Aufstieg, 2¼ Std. Abfahrt<br />

Mangfallgebirge Brünnsteinschanze (1547 m)<br />

Gemütliche Vorgebirgstour mit zwei schönen Abfahrtshängen<br />

Im Gegensatz zu ihrem großen Bruder, dem Brünnstein, handelt es sich bei der Brünnsteinschanze<br />

nicht um einen schmalen Felskamm, sondern um eine weiche, runde Wiesenkuppe. Obwohl die Tour<br />

meist in der Waldregion verläuft, bietet sie zwei schöne, freie Abfahrtshänge und beste Aussicht.<br />

750 Hm | 2½ Std.<br />

komplette<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Oberaudorf (480 m)<br />

Ausgangspunkt: Waldparkplatz südlich der Sudelfeldstraße<br />

(800 m)<br />

Gehzeiten: Parkplatz – Seelacher Alm 1¾ Std.,<br />

Seelacher Alm – Brünnsteinschanze ¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den ganzen<br />

Winter über möglich<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, BY16 »Mangfallgebirge Ost -<br />

Wendelstein«<br />

Beste Jahreszeit: März bis April, oft auch schon früher möglich<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 30/6 »Ötztaler Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Pitztal, A-6473<br />

Wenns/ Pitztal, Tel. 00 43/54 14/8 69 99, www.pitztal.com<br />

Hütte: Einkehrmöglichkeiten im Skigebiet; bei der Abfahrt:<br />

Taschachalm (1796 m), Tel. 00 43/54 13/8 62 48 und<br />

Tel. 00 43/6 64/5 31 17 11<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Über das Mittelbergjoch<br />

erreicht man die Wildspitze auf dem Normalweg als einfache Skihochtour.<br />

<strong>Der</strong> Anstieg über den Taschachgletscher in die Scharte<br />

ist nirgends besonders steil und bei geschickter Routenwahl und<br />

guter Schneelage spaltenarm. Die Abfahrt über den Gletscher ins<br />

Taschachtal ist ebenfalls unproblematisch, man muss aber die<br />

Spaltengefahr beachten. Die Länge der Abfahrt (2400 Hm) sollte<br />

man nicht unterschätzen. Keine Tour für schlechte Sicht!<br />

Führer: M. Pröttel »Skitouren für Langschläfer« J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Verkehrsamt Brannenburg,<br />

Tel. 0 80 34/45 15, verkehrsamt@brannenburg.de<br />

Einkehr: Unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeit; nach der<br />

Tour das Gasthaus »Zum feurigen Tatzelwurm«, wenige hundert<br />

Meter Richtung Oberaudorf<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Aussichtsreiche Tour, die<br />

zur Hälfte auf Fahrwegen und freien Wiesenhängen verläuft.<br />

Insgesamt geringe Lawinengefahr und keine Orientierungsschwierigkeiten<br />

5<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Mangfallgebirge Stolzenberg (1609 m)<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Einsame Skitour fernab des Pisten-Rummels am Spitzingsee<br />

Die wunderschön gelegene Albert-Link-Hütte ist ein perfekter Ort, um ein entspanntes Tourenwochenende<br />

zu genießen: am Anreisetag gemütlich auf den Stolzenberg und sonntags auf die Brecherspitze<br />

(siehe <strong>Bergsteiger</strong> 12/2012)<br />

550 Hm | 2 Std.<br />

komplette<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Schliersee (784 m)<br />

Ausgangspunkt: Spitzingsee (1090 m), Bushaltestelle<br />

bzw. Parkplatz an der Kirche<br />

Gehzeiten: Ausgangspunkt – Albert-Link-Hütte 20 Min.,<br />

Albert-Link-Hütte – Stolzenberg 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Je nach Schneelage den gesamten<br />

Winter gut möglich<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, BY15 »Mangfallgebirge Mitte«<br />

Führer: M. Pröttel »Skitouren für Langschläfer«, Bruckmann<br />

Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Gäste-Information Schliersee,<br />

Tel. 0 80 26/6 06 50, www.schliersee.de<br />

Hütte: Albert-Link-Hütte (1050 m), DAV, ganzjährig geöffnet,<br />

Montag Ruhetag. Betriebsferien von Mitte November bis Mitte<br />

Dezember; www.albert-link-huette.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Kurze Skitour, die, obwohl größtenteils<br />

im Wald verlaufend, zwei überraschend gute Abfahrtshänge<br />

besitzt. Das Gipfelpanorama ist aufgrund des Bewuchses<br />

etwas eingeschränkt. Ohne vorhandene Spur ist im Wald Orientierungsvermögen<br />

hilfreich.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Ötztaler Alpen Wildspitze (3768 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Von der Talstation zunächst mit dem Pitztaler<br />

Gletscherexpress ins Skigebiet und weiter mit der Wildspitzbahn<br />

Richtung Hinteren Brunnenkogel (3438 m). Von der<br />

Bergstation zuerst hinab ins Mittelbergjoch (3166 m) und<br />

nach Süden auf den Taschachferner. Hier beginnt der eigentliche<br />

Anstieg: Über den Taschachferner nach Südwesten<br />

über gestuftes Gelände bis auf Höhe des Brochkogels und<br />

nun über das teils fl ache Gletscherbecken nach Südosten<br />

auf den Südwestgrat der Wildspitze zu. Wo der Grat ansetzt,<br />

macht man Skidepot (ca. 3700 m). Anfangs direkt über den<br />

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Grat, dann auch in der linken Flanke und zum südlichen Gipfel<br />

mit dem Gipfelkreuz. Am Gipfelgrat können evtl. Steigeisen<br />

und Pickel nötig sein.<br />

Abfahrt: Zunächst über den Grat zurück zum Skidepot. Die<br />

Abfahrt führt von hier entlang der Aufstiegsspur bis unmittelbar<br />

vor das Mittelbergjoch. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Statt des Aufstiegs zurück ins Joch kann man bei guten<br />

Verhältnissen die Abfahrt nach Westen wählen und – immer<br />

den Spaltenzonen ausweichend – teils in der Gletschermitte,<br />

unten überwiegend an seinem linken Rand bis zu seinem<br />

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Mangfallgebirge Brünnsteinschanze (1547 m)<br />

Aufstieg: Am Ausgangspunkt (DAV-Infotafel) folgt man<br />

zunächst dem Forstweg, der gleich links nach der Brücke<br />

am Anfang des Waldparkplatzes beginnt. Nach einer Kehre<br />

geht es durch den Wald geradeaus und angenehm bergan.<br />

Nach wenigen hundert Metern kommt man aus dem Wald<br />

heraus, folgt dem Fahrweg noch ein Stück, bis man auf eine<br />

breitere Almstraße stößt und rechts von sich eine Lücke im<br />

Almzaun sieht. Hier wendet man sich nach rechts und steigt<br />

nun deutlich steiler über schöne freie Wiesenhänge nach<br />

Süden bergan. Am oberen Ende der freien Hänge stößt man<br />

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wieder auf eine Lücke im Zaun und auf die breite Almstraße<br />

und folgt dieser nach rechts. Es geht wieder deutlich fl acher<br />

in den Wald hinein. An einer Gabelung der Fahrstraße hält<br />

man sich links und steigt weiter durch den Wald zur wiederum<br />

frei gelegenen Seelacher Alm auf. Man geht gerade an<br />

den Hütten vorbei und folgt dem Bergkessel nach Süden.<br />

Nach wenigen Höhenmetern kann man links von sich bereits<br />

den Gipfelhang erkennen. Man wendet sich schließlich<br />

nach links und steigt über den schönen Westhang bis zum<br />

Gipfelkreuz hinauf.<br />

Ende fahren. Hier nach Norden hinaus und über das meist<br />

fl ache Taschachtal zur Taschachalm. Über eine Piste des<br />

Riffl see-Skigebiets kommt man zurück zum Ausgangspunkt<br />

Talstation. Die Gletscherabfahrt sollte nur bei ausreichend<br />

Schneelage mit guter Überdeckung der Spalten und bei<br />

guter Sicht unternommen werden. Im Zweifelsfall nutzt man<br />

die zweite Möglichkeit und steigt zurück ins Mittelbergjoch<br />

(kurzer Gegenanstieg) und gelangt über das Skigebiet ins Tal<br />

(letzte Talfahrt Pitztalexpress beachten!).<br />

Andrea Strauß<br />

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Abfahrt: Auf dem Anstiegsweg. Man kann vom Gipfelkreuz<br />

auch direkt nach Norden abfahren, hält sich dann – von<br />

oben gesehen – links und stößt wenig unterhalb der<br />

Seelacher Alm auf die Aufstiegsspur. Diese Variante hat<br />

den Vorteil, dass sich aufgrund der Nordexposition länger<br />

Pulverschnee hält.<br />

Hinweis: Die Hänge östlich der Brünnsteinschanze sind<br />

Wald – und Wildschongebiet und sollen nicht betreten werden.<br />

Michael Pröttel<br />

Panorama: www.peakfinder.org Panorama: www.peakfinder.org<br />

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TIPP<br />

Mangfallgebirge Stolzenberg (1609 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man noch ein Stück der<br />

Hauptstraße und biegt dann direkt vor der Brücke über die<br />

Rote Valepp nach links in die beschilderte Fahrstraße zur<br />

Albert-Link-Hütte ab. Auf dieser geht es leicht nach Süden<br />

bergab, bis rechts ein beschilderter Fahrweg abzweigt. Über<br />

eine Brücke und ansteigend zur Albert-Link-Hütte. Diese lässt<br />

man rechts liegen und geht gerade nach Westen auf Berghütten<br />

zu und an diesen vorbei. Hinter der letzten Hütte geht es<br />

auf den Waldrand zu. Hier hält man nicht auf eine deutliche<br />

Waldschneise zu, sondern folgt links davon dem Bachbett.<br />

Links vom Bach führt ein Fahrweg ansteigend in den Wald<br />

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hinein. Nachdem der Weg eine große Kurve gemacht hat<br />

und wieder fl ach wird, muss man aufpassen. Man biegt in<br />

Höhe eines großen, rechts des Weges liegenden Felsblock<br />

rechts vom Weg ab und folgt dem (im Winter undeutlichen)<br />

Sommerweg durch den Bergwald nach Westen. In derselben<br />

Richtung ansteigend kommt man auf eine freie Wiese. Es<br />

geht noch ein Stück geradeaus weiter, bis man links oberhalb<br />

von sich das erste Gebäude der Haushammer Alm sieht,<br />

die man in einem Linksbogen erreicht. Hinter dem Holzhaus<br />

wendet man sich nach rechts und folgt einem kurzen Rücken<br />

nach Süden. Von nun an folgt man den erst steileren, dann<br />

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wieder fl acheren freien Hängen nach Süden. Man erreicht<br />

einen Kamm und wendet sich hier nach rechts. Über schöne<br />

freie Hänge geht es wieder in Richtung Westen bergan, bis<br />

man links oberhalb von sich eine kleine Felswand sieht. Man<br />

wendet sich nach rechts und erreicht links von der Wand<br />

einen dicht bewachsenen Bergrücken, der nach Westen zum<br />

höchsten Punkt (1609 m) hinauf leitet. Hier sucht man sich<br />

einen möglichst freien Platz um die Aussicht auf den im Süden<br />

liegenden Schinder zu genießen.<br />

Die Abfahrt erfolgt auf dem Anstiegsweg.<br />

Michael Pröttel<br />

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Panorama: www.peakfinder.org


TIPP<br />

Rätikon Drusenturm (2830 m)<br />

7<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Auf den höchsten Gipfel des Drusenstocks<br />

Ein anspruchsvoller Aufstieg führt über Bottenloch oder Tiergarten ins Sporatobel und in weiterer<br />

Folge auf den Gipfel des Großen Turmes. Könner nehmen die Extremvariante durch das<br />

Eisjöchli auf den Gipfel.<br />

1850 Hm | 6 Std.<br />

komplette Skitourenausrüstung;<br />

Harscheisen, Steigeisen<br />

je nach Verhältnissen<br />

Talort: Latschau (994 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Lindauer Hütte, Latschau<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: ÖBB bis Bludenz,<br />

Montafonerbahn bis Schruns, Post-Bus bis Latschau<br />

Höhenunterschied: Latschau – Lindauer Hütte 750<br />

Hm, Lindauer Hütte – Drusenturm 1100 Hm<br />

Entfernung: Latschau – Drusenturm 12 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg Latschau – Lindauer Hütte 2 Std.,<br />

Lindauer Hütte – Drusenturm 4 Std.;<br />

Rätikon Geißspitze (2334 m)<br />

Abfahrt bis Lindauer Hütte 1 Std., bis Latschau 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Hoch- und Spätwinter bei sicheren Verhältnissen<br />

Karte: Landeskarte der Schweiz (mit Skitouren) 1:50 000, Blatt<br />

238 S »Montafon«<br />

Information: Montafon Tourismus GmbH, Montafonerstraße<br />

21, A-6780 Schruns, Tel. 00 43/55 56/72 25 30,<br />

info@montafon.at<br />

Einkehr: Lindauer Hütte (1744 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Beim Aufstieg über das Bottenloch<br />

entweder steile Rinne durch das Bottenloch oder exponierte<br />

Querung und kurzer Aufstieg ins Sporatobel. Im oberen Teil des<br />

Sporatobels steile Passage und Querung zum Gipfelaufbau.<br />

Variante übers Eisjöchli extrem steil und exponiert. Allerbeste<br />

Schnee- und Lawinenverhältnisse notwendig<br />

Aussichtsberg zu den Drei Türmen<br />

Die Geißspitze eignet sich sehr gut am ersten Tag als Eingehtour, da man am Gipfel unmittelbar auf<br />

der gegenüberliegenden Seite der drei großen Rätikongipfel steht und so die Aufstiegsrouten für<br />

die kommenden Tage studieren kann.<br />

1440 Hm | 4½ Std.<br />

komplette<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Latschau (994 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Lindauer Hütte, Latschau<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: ÖBB bis Bludenz,<br />

Montafonerbahn bis Schruns, Post-Bus bis Latschau<br />

Höhenunterschied: Latschau –Lindauer Hütte 750<br />

Hm, Lindauer Hütte – Geissspitze 590 Hm<br />

Entfernung: Latschau – Geißspitze 9 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg Latschau – Lindauer Hütte 2 Std.,<br />

Lindauer Hütte – Geißspitze 2½ Std.;<br />

Abfahrt bis Lindauer Hütte ½ Std., bis Latschau 1Std.<br />

Beste Jahreszeit: Hoch- und Spätwinter bei sicheren<br />

Verhältnissen<br />

Karte: Landeskarte der Schweiz (mit Skitouren) 1:50 000,<br />

Blatt 238 S »Montafon«<br />

Information: Montafon Tourismus GmbH, Montafonerstraße<br />

21, A-6780 Schruns, Tel. 00 43/55 56/72 25 30,<br />

info@montafon.at<br />

Einkehr: Lindauer Hütte (1744 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Einfache Skitour, die im oberen<br />

Teil einige Stellen aufweist, die bei harten Verhältnissen Harscheisen<br />

erfordern können. Oft im Frühjahr bereits viele Hänge abgerutscht,<br />

da der gesamte Aufstieg südseitig ist.<br />

8<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

TIPP<br />

Rätikon Sulzfluh (2817 m)<br />

9<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Aufstieg durch den sogenannten Rachen<br />

Grandiose Skitour zwischen den steilen Felsen des Rachens zum herrlichen Aussichtsberg auf der<br />

anspruchsvollsten Aufstiegsvariante. Es gibt neben dem Aufstieg über den Rachen noch die Variante<br />

über die Tilisunahütte und von der Schweizer Seite über das Gemstobel.<br />

1970 Hm | 6 Std.<br />

komplette<br />

Skitourenausrüstung<br />

Talort: Latschau (994 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Lindauer Hütte, Latschau<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: ÖBB bis Bludenz,<br />

Montafonerbahn bis Schruns, Post-Bus bis Latschau<br />

Höhenunterschied: Latschau – Lindauer Hütte 750<br />

Hm, Lindauer Hütte – Sulzfl uh 1220 Hm<br />

Entfernung: Latschau – Sulzfl uh 10 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg Latschau – Lindauer Hütte 2 Std.,<br />

Lindauer Hütte – Sulzfl uh 4 Std.;<br />

Abfahrt bis Lindauer Hütte 1½ Std., bis Latschau 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Hoch- und Spätwinter bei sicheren<br />

Verhältnissen<br />

Karte: Landeskarte der Schweiz (mit Skitouren) 1:50 000, Blatt<br />

238 S »Montafon«<br />

Information: Montafon Tourismus GmbH, Montafonerstraße 21,<br />

A-6780 Schruns, Tel. 00 43/55 56/72 25 30, info@montafon.at<br />

Einkehr: Lindauer Hütte (1744 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Sehr anspruchsvolle Skitour<br />

auf der Nordseite über den Rachen zum Gipfel der Sulzfl uh. Unbedingt<br />

gute Aufstiegstechnik mit den Fellen und Schwindelfreiheit<br />

erforderlich. Ebenso bei der Abfahrt gute Technik Voraussetzung<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Rätikon Drusenturm (2830 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: (Variante 1) Von der Lindauer Hütte südlich haltend<br />

durch den Wald zum Nordhang der Drusentürme. Von dort in<br />

Serpentinen hinauf bis zum Großen Block, an diesem vobei<br />

und nach etwa 200 Hm rechtsquerend zum Bottenloch. Je<br />

nach Schneelage entweder direkt die steile Rinne empor durch<br />

das Botenloch auf den Sporasattel oder rechtsquerend und<br />

exponiert in einem großen Bogen hinauf zum Sporasattel.<br />

Dann durch das riesige Sporatobel gerade empor, bis dieses<br />

immer steiler wird und dann rechtsquerend hinauf in fl acheres<br />

Gelände und über den Gipfelhang westlich haltend zum Gipfelgrat<br />

des Großen Turmes und nach etwa 100 m zum Gipfel.<br />

(Variante 2) Von der Hütte zur Sporaalpe und weiter in Richtung<br />

Westen zum Öfenpass. Nach dem ersten Steilaufschwung im<br />

Öfatobel rechts haltend in Richtung Großer Turm. Weiter durch<br />

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Rätikon Geißspitze (2334 m)<br />

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das große Kar des Tiergartens hinauf zum Sporasattel und<br />

weiter zum Gipfel wie bei Variante 1. Von der Variante über den<br />

Tiergarten ist im Frühjahr abzuraten, da die restlichen Schneemassen<br />

auf der darüberliegenden Sporaplatte direkt in den<br />

Tiergarten donnern.<br />

Eisjöchli-Route: Im Öfatobel linkshaltend Richtung Süden<br />

abzweigen. Man sieht nun Stockzahn und Sauzahn direkt<br />

über dem Eisjöchli-Gletscher. Nun genau in Richtung dieser<br />

zwei Zähne aufsteigend direkt vorbei unterhalb der Gelbeck-<br />

Ostwand und in weiterer Folge empor bis unterhalb des Gletschers.<br />

Nun nach links querend auf den Gletscher und über<br />

diesen geradewegs empor. Das Gelände wird nun immer steiler,<br />

je nach Verhältnissen kann man bis zum Beginn der Felsen<br />

mit Fellen aufsteigen. Speziell wenn der Untergrund hart und<br />

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Hüttenzustieg: Vom Parkplatz in Latschau der Straße ins<br />

Gauertal folgen. Am Anfang zwei steilere Stücke, dann gemächlich<br />

ansteigend. Nach zwei Dritteln des Weges kann<br />

man die Straße abkürzen. Die Straße ist fast den ganzen<br />

Winter geräumt, da die Hütte im Winter etwa 90 Tage geöffnet<br />

hat; am besten vorher telefonisch anfragen<br />

Lindauer Hütte – Geißspitze: Von der Hütte Richtung<br />

Norden, wo man nach 5 Min. schon den Beginn des Anstieges<br />

am Südhang erreicht. Nun in Serpentinen immer gemäßigt<br />

ansteigend gerade hinauf Richtung Gipfel. Im oberen<br />

Bereich steilt sich der Südhang etwas auf, ansonsten<br />

einfache Spur bis zu einer Schulter etwa 100 Meter unterhalb<br />

des Gipfels. Dann dem Grat entlang zum Joch, an dem<br />

der Golmer Höhenweg vom Kreuzjochgrat und weiter entlang<br />

des Grates zum Gipfel führt. Vom Gipfel hat man einen<br />

fantastischen Rundblick, der im Norden vom Skigebiet<br />

Golm zur Roten Wand, zum Arlberg und zur Silvretta-<br />

Gruppe reicht. Richtung Süden stehen Sulzfl uh, die Drei<br />

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abgeblasen ist, sind Harscheisen unbedingt erforderlich. Die<br />

Schlüsselstelle des Felsriegels löst sich sehr gut auf, da dieser<br />

von einer kleinen Rinne von rechts unten nach links oben<br />

durchzogen ist. Nach etwa 80 Hm gelangt man in fl acheres<br />

Gelände direkt unterhalb der beiden Felszähne. Nun westlich<br />

halten Richtung Gipfel aufsteigend. Etwa 100 m unterhalb des<br />

Gipfelgrates ist nochmals eine heikle exponierte Querung zu<br />

überwinden.<br />

Abfahrt: Zuerst über den Gipfelgrat nach Süden, dann östlich<br />

über den Gipfelaufbau hinunter zum Joch zwischen Kleinem<br />

und Großem Turm. Dann durch das Sporatobel und durch den<br />

Tiergarten hinunter zum Öfatobel und das Tal hinaus zur Sporaalpe<br />

und zur Lindauer Hütte<br />

Peter Mathis<br />

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Drusentürme sowie die Drusenfl uh und ganz im Westen der<br />

höchste Rätikongipfel, die Schesaplana (2964 m).<br />

Abfahrt: Vom Gipfel direkt am Grat entlang zur Schulter<br />

unterhalb des Gipfels, um dann den gleichmäßigen Südhang<br />

hinunter zur Lindauer Hütte abzufahren. Von der Lindauer<br />

Hütte auf der Straße das Gauertal hinaus nach<br />

Latschau<br />

Peter Mathis<br />

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Panorama: www.peakfinder.org Panorama: www.peakfinder.org<br />

TIPP<br />

Rätikon Sulzfluh (2817 m)<br />

Hüttenzustieg: Vom Parkplatz in Latschau der Straße ins<br />

Gauertal folgen. Am Anfang zwei steilere Stücke, dann gemächlich<br />

ansteigend. Nach zwei Dritteln des Weges kann<br />

man die Straße abkürzen. Die Straße ist fast den ganzen<br />

Winter geräumt, da die Hütte im Winter etwa 90 Tage geöffnet<br />

hat; am besten vorher telefonisch anfragen<br />

Lindauer Hütte – Sulzfluh: Zuerst Abfahrt etwa 1,5 km<br />

entlang des Hüttenaufstiegs durch das Gauertal. Auf Höhe<br />

des Bilkentobels (ca. 1500 m) Felle aufziehen und über<br />

leicht ansteigende Schneefelder Richtung Süden direkt auf<br />

die steile Stufe links der Felswand zu. Den Hang hinauf und<br />

dann rechts haltend durch einen Graben in eine kleine<br />

Mulde. Hier ist die Orientierung besonders schwierig, und der<br />

einzige Weg führt nach links durch sehr steiles Latschengelände<br />

am immer noch steilen Hang. Unterhalb eines Felsriegels<br />

nach rechts queren in einen kleineren Sattel und über<br />

diesen leicht rechts haltend in fl acheres Gelände, genannt<br />

»Auf den Bänken«. Zuerst über die weniger steilen Hänge auf<br />

den Bänken entlang der senkrechten Felswände auf der östlichen<br />

Seite und dann immer steiler hinauf in den Rachen. Bei<br />

schlechten Verhältnissen ist der obere Teil des Rachens öfter<br />

abgeblasen und Harscheisen können von großem Vorteil<br />

sein. Nachdem man den steileren Teil des Rachens hinter<br />

sich gelassen hat, passiert man den Gipfelaufbau der Kleinen<br />

Sulzfl uh, um über fl acheres Gelände den Gipfelgrat und<br />

das Gipfelkreuz zu erreichen.<br />

Abfahrt: Zuerst über den Gipfelgrat Richtung Westen und<br />

dann geradeswegs Richtung Norden durch den Rachen hinunter<br />

zu den Bänken und über die Steilstufe ins Bilkentobel.<br />

Von dort durchs Gauertal hinaus nach Latschau.<br />

Wenn man zurück zur Lindauer Hütte möchte, kann man entweder<br />

bis zur Gauertalstraße auf 1500 Meter abfahren und<br />

von dort zur Hütte aufsteigen oder gleich nach der Steilstufe<br />

westlich haltend durch den Wald zur Lindauer Hütte hinüberqueren.<br />

Peter Mathis<br />

Panorama: www.peakfinder.org


TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Schafsiedel (2447 m)<br />

10<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

TIPP<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Breite Kammtour mit steilem Abschluss<br />

Nach der Erschließung der Wilden Krimml befinden sich die höchsten naturbelassenen Kitzbüheler<br />

somit jetzt über dem weiten Tal der oberen Kurzen Grund-Ache, schräg gegenüber den gleichnamigen<br />

Krimmler Wasserfällen, die aber ins Salzachtal herunter stürzen.<br />

1350 Hm | 1½ Tage<br />

Schneeschuhausrüstung mit<br />

frontal griffigen Schneeschuhen<br />

Talort: Hopfgarten im Brixental (622 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplätze unter- und oberhalb des<br />

Gasthofs Wegscheid (1148 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Auf der Inntalstrecke<br />

nach Wörgl, weiter Richtung Kitzbühel nach Hopfgarten<br />

(Kurswagen Kitzbühel oder umsteigen). Per Bus nach<br />

Kelchsau (790 m) und per Taxi zum Gh. Wegscheid<br />

(sonst gut 6 km Gehen).<br />

Kitzbüheler Alpen Tristkopf (2361 m)<br />

Spritztour mit verwickelter Routenführung<br />

Obwohl der markanteste Gipfel um die Bamberger Hütte, ist der Tristkopf doch der kleinste Berg<br />

über dem plateauartigen Hochtal. <strong>Der</strong> Aufstieg am Gipfelaufbau ist bei guten Bedingungen spielerisch,<br />

aber bei möglicher Lawinengefahr oder bockhartem Firn duchaus eine alpine Unternehmung.<br />

1230 Hm | 1½ Tage<br />

Schneeschuhausrüstung mit<br />

Alpin-Schneeschuhen, evtl.<br />

Steigeisen<br />

Talort: Hopfgarten im Brixental (622 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplätze unter- und oberhalb des<br />

Gasthofs Wegscheid (1148 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Auf der Inntalstrecke<br />

nach Wörgl, weiter Richtung Kitzbühel nach Hopfgarten<br />

(Kurswagen Kitzbühel oder umsteigen). Per Bus nach<br />

Kelchsau (790 m) und per Taxi zum Gh. Wegscheid (sonst<br />

gut 6 km Gehen).<br />

Gehzeiten: Hütte 1¾ Std., Gipfel 2¾ Std., ins Tal 3 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Januar bis März<br />

Karten: Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 34/1 »Kitzbühler<br />

Alpen/West«; Kompass Wanderkarte 1:50 000, Nr. 28 »Vorderes<br />

Zillertal-Alpbach, Rofan, Wildschönau«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusregion Hohe Salve, Bahnhofstraße<br />

4a, A-6300 Wörgl, Tel. 00 43/53 32/7 60 07,<br />

info@hohe-salve.com , www.hohe-salve.com<br />

Hütte: Neue Bamberger Hütte (1761 m),<br />

Tel. 00 43/6 64/4 55/94 69.<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die leichte bis mittelschwere<br />

ostseitige Route folgt unter leichter bis mittlerer Lawinengefahr<br />

gemächlich einem Rücken zur kurzen Gipfelfl anke.<br />

Gehzeiten: Hütte 1¾ Std., Gipfel 2¼ Std. , ins Tal 2¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Januar bis März<br />

Karten: Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 34/1 »Kitzbühler Alpen/<br />

West«; Kompass Wanderkarte 1:50 000, Nr. 29 »Kitzbüheler Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusregion Hohe Salve (Region<br />

Hopfgarten-Kelchsau), Bahnhofstraße 4a, A-6300 Wörgl, Tel. 00<br />

43/53 32/7 60 07, info@hohe-salve.com , www.hohe-salve.com<br />

Hütte: Neue Bamberger Hütte (1761 m), bewirtet 23. Dezember<br />

bis März/ Wochenenden bis Ostermontag und Ende Mai bis Mitte<br />

Oktober, 85 Lager (Winterraum 10, AV-Schlüssel), Tel. 00 43/6 64/<br />

4 55/94 69<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Nach längerem Zustieg entlang<br />

eines Bacheinschnitts führt die Route sichelförmig um den Felskopf<br />

des Tristkopfs herum, um von hinten den Gipfel zu erreichen. Beste<br />

Sicht auf die Venedigergruppe der Hohen Tauern und die östlichen<br />

Zillertaler Alpen. Hangneigung bis 35 Grad (Nordwest und Ost)<br />

11<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen Karte © Christian Rolle, Holzkirchen<br />

w<br />

TIPP<br />

Serra de Tramuntana Cap Gros (182 m)<br />

12<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 3/2013<br />

Entlang der wunderschönen Steilküste<br />

Diese Küstenetappe zwischen Deià und Sóller verläuft durch eine der schönsten Landschaften der<br />

Serra deTramuntana. Auf dem Weg befindet sich mit dem Refugi di Muleta am Cap Gros eine toll<br />

gelegene Einkehr- und Unterkunftsmöglichkeit.<br />

350 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Wanderausrüstung<br />

Talort: Sóller (50 m)<br />

Ausgangspunkt: Deià (160 m)<br />

Endpunkt: Sóller (50 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Gute Busverbindungen<br />

von Palma nach Deià und Sóller<br />

Höhenunterschied: auf 350Hm, ab 500 Hm<br />

Kindereignung: ab 8 J.<br />

Gehzeiten: Deià – Muleta 2¾ Std., Muleta – Sóller 2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühjahr und Herbst. <strong>Der</strong> Mai ist wegen seiner<br />

Blütenpracht besonders zu empfehlen.<br />

Karte: Mallorca E-25 »Tramuntana Central« 1:25 000<br />

Tourismusbüro: Tourist Info Sóller, Plaça d‘Espanya,<br />

Tel. 00 34/9 71/63 80 08, E-Mail: oitsoller@a-soller.es<br />

Hütten: Refugi Can Boi (160 m) und Refugi Muleta (182 m); alle<br />

Infos zu Öffnungszeiten und obligatorischer Online-Buchung unter<br />

www.conselldemallorca.net/refugis. Zusätzlich zu den Berghütten<br />

gute Unterkunftsmöglichkeiten in Deià (empfehlenswert: Pension<br />

Miramar), Sóller (günstig und zentrumsnah: CH Margerita Trias Vives)<br />

Charakter/Schwierigkeit: Unschwere Küstenwanderung mit<br />

traumhaften Blicken aufs Mittelmeer; bestens markiert<br />

herrscht; der Gipfel kann umgangen werden.<br />

Karte © Christian Rolle, Holzkirchen


TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Schafsiedel (2447 m)<br />

Aufstieg: Östlich über der tief eingeschnittenen Kurze-<br />

Grund-Ache auf Karren- und Fußweg meist durch Wald süd-/<br />

südwestwärts talein bis zu einem Fahrweg (links Option<br />

oben lawinengefährdeter Sommer-/Fahrweg zur Hütte). Auf<br />

diesem kurz weiter zu einer Betonbrücke, dahinter links ab<br />

und rechts eines Bächleins talein zu einem weiteren Fahrweg.<br />

Kurz auf diesem frei, dann durch lichten Wald weiter (rote<br />

Markierungen) und vor einem Felsriegel unter der Materialseilbahn<br />

links queren zum Rand eines freien Kessels.<br />

Südwestwärts über mehrere einen Rücken bildende Stufen<br />

hinauf (weit stehende Kiefern, Felsen) in Richtung eines<br />

westwärts führenden Tälchens. Bei Lawinengefahr vorher<br />

in Rechts-Links-Schleife steil hinauf, auf der Ostseite des<br />

Kammrückens abwärts querend zur freien Schwemmebene<br />

der Kurze-Grund-Ache und rechts von deren Einschnitt hinauf<br />

zur freien Hütte (knapp 650 Hm).<br />

Südwestwärts auf den Sattel gleich hinter der Hütte (neben<br />

Bacheinschnitt) und dahinter im Rechtsbogen durch eine<br />

Mulde hinauf zu einem anfangs schmalen Rücken, dem man<br />

westwärts folgt (rechts Unterer und Mittlerer Wildalmsee verschneit).<br />

Links des Kamms weiter zum Fuß markanter Felsspitzen<br />

(ca. 2200 m), in deren rechter (nördlicher) Flanke es<br />

kurz steil hinauf geht (ca. 30 Hm, evtl. Lawinengefahr). Auf<br />

der Südseite westwärts queren und am linken Rand einer<br />

Senke (Oberer Wildalmsee) hinüber zur Gipfelfl anke. Mäßig<br />

bis relativ steil anfangs rechts eines Rückens aufwärts, in<br />

Kammnähe auf diesen (evtl. Lawinengefahr) und links über<br />

den Kamm zum Kreuz.<br />

Abstieg: Entlang der Aufstiegsroute (kurzer Gegenanstieg)<br />

Christian Schneeweiß<br />

Panorama: www.peakfinder.org<br />

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TIPP<br />

Kitzbüheler Alpen Tristkopf (2361 m)<br />

Aufstieg: Östlich über der tief eingeschnittenen Kurze-<br />

Grund-Ache auf Karren- und Fußweg meist durch Wald süd-/<br />

südwestwärts talein bis zu einem Fahrweg (links Option<br />

oben lawinengefährdeter Sommer-/Fahrweg zur Hütte). Auf<br />

diesem kurz weiter zu einer Betonbrücke, dahinter links ab<br />

und rechts eines Bächleins talein zu einem weiteren Fahrweg.<br />

Kurz auf diesem frei, dann durch lichten Wald weiter (rote<br />

Markierungen) und vor einem Felsriegel unter der Materialseilbahn<br />

links queren zum Rand eines freien Kessels.<br />

Südwestwärts über mehrere einen Rücken bildende Stufen<br />

hinauf (weit stehende Kiefern, Felsen) in Richtung eines<br />

westwärts führenden Tälchens. Bei Lawinengefahr vorher<br />

in Rechts-Links-Schleife steil hinauf, auf der Ostseite des<br />

Kammrückens abwärts querend zur freien Schwemmebene<br />

der Kurze-Grund-Ache und rechts von deren Einschnitt hinauf<br />

zur freien Hütte (knapp 650 Hm).<br />

Kurz südwestwärts auf eine Schulter hinter der Hütte und<br />

rechts des Einschnitts der oberen Kurze-Grund-Ache ca. 1,5<br />

km talein queren Richtung Salzachjoch (Problemstellen an<br />

seitlichen Einschnitten). Ca. 100 Hm unterhalb von diesem<br />

hinter einer Schulter links hinab in den Bacheinschnitt,<br />

hinauf zur linken (östlichen) Talseite und ostwärts leicht<br />

linkshaltend hinauf zum Nadernachjoch (2100m). Östlich<br />

des teils freigeblasenen Nordostrückens (bei Lawinengefahr<br />

auf diesem) des Tristkopfs südwestwärts steil hinauf, unter<br />

dem felsigen Gipfelaufbau links in eine Mulde queren (Lawinengefahr)<br />

und in Rechtsschleife westwärts steil hinauf zu<br />

einer Scharte (südlich) hinter dem Gipfel. Über einen Rücken<br />

nordwärts, die letzten steilen Meter evtl. zu Fuß zum Kreuz<br />

Abstieg: Entlang der Aufstiegsroute (kurzer Gegenanstieg)<br />

Christian Schneeweiß<br />

Panorama: www.peakfinder.org<br />

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TIPP<br />

Serra de Tramuntana Cap Gros (182 m)<br />

Route: Die Tour beginnt auf der Ostseite des Altstadthügels<br />

von Deià. An der Hauptstraße weist ein Holzschild auf den<br />

GR 221 hin. Zunächst noch auf einer Teerstraße geht es ein<br />

Tälchen nach Norden hinab. <strong>Der</strong> Weg wird zum wunderschönen<br />

Fußweg und durchquert erste Oliventerrassen. Dort, wo man<br />

den Talboden erreicht, weist ein Holzschild nach rechts und<br />

es geht angenehm ansteigend nun nach Nordwesten weiter,<br />

wobei sich bald schöne Blicke aufs Meer bieten.<br />

Man kommt am Anwesen Son Bujosa vorbei und muss danach<br />

ein Stück der Hauptstraße folgen. Sobald man kleine Höhlen<br />

erreicht hat, verlässt man die Hauptstraße und biegt rechts in<br />

einen leicht ansteigenden Weg ab, der zum Dörfchen Son Col<br />

führt. Weiter zur Kapelle Capella de Castellò. Vor der Kapelle<br />

geht man links, um die Hauptstraße Deià - Sóller zu erreichen.<br />

Dieser folgt man kurz nach Norden, um bei einer Kehre rechts<br />

in eine Nebenstraße abzuzweigen. Bald auf Landwirtschaftswegen<br />

bis zu einer Gabelung. Hier links kurz aufwärts, dann leicht<br />

ansteigen auf schönem Fußweg zum Refugi Muleta, das sich<br />

gleich neben dem Leuchtturm des Cap Gros befi ndet.<br />

Nach der Einkehr zurück zur Gabelung und dort der Beschilderung<br />

Sóller folgen. Entlang alter Steinmauern absteigend<br />

zum Talboden. Kurz parallel zur Hauptstraße nach Süden und<br />

nun ein letztes Mal ansteigend an der in Gehrichtung rechten<br />

Talseite entlang. Man erreicht die ersten Häuser von Sóller<br />

und muss nun immer gut auf die Beschilderungen achten. An<br />

einem Kreisel überquert man die Haupstraße Richtung Palma<br />

und wandert nun durch die Vororte zum herrlichen<br />

Hauptplatz von Sóller.<br />

Tipp: Diese Küstenwanderung ist Teil einer viertägigen,<br />

bestens markierten Weitwanderung (GR 221),<br />

die entlang alter, restaurierter Wege den östlichen<br />

Teil des Tramuntana-Gebirges durchquert.<br />

Alle Infos unter: www.conselldemallorca.net<br />

Michael Pröttel<br />

Neben dem Leuchtturm am Cap Gros befindet<br />

sich das Refugi Muleta.<br />

Foto: Michael Pröttel


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AUF TOUR<br />

60 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Tourenparadies Villgratental<br />

Spur in<br />

die Stille<br />

Das Villgratental in den Hohen Tauern zeichnet sich<br />

vor allem dadurch aus, dass es einiges nicht hat:<br />

Bettenburgen, Skilifte, Après-Ski – all das sucht<br />

man hier vergebens. Stattdessen findet man Ruhe,<br />

Abgeschiedenheit sowie Optionen satt für Ski- und<br />

Schneeschuhtouren. Von Silke Lode


Eine der ernsteren Touren rund<br />

ums Villgratental: der Regenstein<br />

mit Übergang zum Villgraterjoch<br />

Ausgangspunkt diverser Schmugglerpfade:<br />

der kleine Wallfahrtsort Kalkstein<br />

Ein Übungslift zieht<br />

Kinder 320 Meter den<br />

Berg hoch. Mehr Skizirkus<br />

hat das Villgratental<br />

nicht zu bieten.<br />

Wer den Weg ins Villgratental<br />

gefunden hat, der hat sich<br />

locken lassen von all dem,<br />

was es dort nicht gibt. Keine<br />

Seilbahnen, keine Skilifte,<br />

kein Après-Ski, keine bekannten Gipfel,<br />

keine großen Hotels. Im hintersten Zipfel<br />

des Tals zieht ein Übungslift ein paar Kinder<br />

320 Meter den Berg hinauf – mehr Skizirkus<br />

hat das Villgratental nicht zu bieten.<br />

Die Betonung liegt dabei auf Zirkus –<br />

denn für Skitouren- und Schneeschuhgänger<br />

macht gerade das Fehlen einer massentauglichen<br />

Infrastruktur das Villgratental<br />

zu einem Winterparadies. In Sillian im<br />

Hochpustertal, keine fünf Kilometer von<br />

der Grenze zwischen Österreich und Italien<br />

entfernt, zweigt die schmale Straße ins<br />

Villgratental ab. Mal rechts, mal links des<br />

Villgratenbachs führt die Straße in wenigen<br />

Minuten in eine andere Welt.<br />

Wo das Tal ein wenig breiter wird, scharen<br />

sich ein paar Häuser zu den Ortschaften<br />

Außer- (1286 m) und Innervillgraten (1402<br />

m) zusammen, knapp 2000 Menschen leben<br />

hier oben. Noch einsamer geht es in<br />

den Seitentälern zu: Die Almen dort werden<br />

nur im Sommer genutzt oder an Gäste<br />

vermietet. Viele ehemalige Sennerhütten<br />

wurden vorsichtig saniert und haben sich<br />

zu romantischen Zivilisationsrefugien entwickelt,<br />

die als besonderen Luxus fließend<br />

kaltes Wasser, ein Plumpsklo und einen<br />

Holzofen bieten. Sobald Schnee liegt, bieten<br />

die lichten Lärchenwälder, die steilen<br />

Wiesenhänge und das sanfte Almgelände<br />

perfekte Bedingungen zum Skifahren abseits<br />

des Pistenrummels.<br />

<strong>Sonne</strong>nrast statt Einkehr<br />

Die Schmidhoferalm liegt etwa 500 Höhenmeter<br />

über Innervillgraten, im Sommer<br />

führt ein Almweg in etlichen Kehren<br />

das Einettal hinauf. Im Winter ist von diesem<br />

Weg wenig zu sehen, an zwei alten<br />

Mühlen vorbei führt die Skiroute zu den<br />

fast schwarzen Holzhäusern der Schmidhoferalm.<br />

Die beiden Häuser schmiegen<br />

sich eng an den Hang und sind unter einer<br />

dicken Schneehaube in den Winterschlaf<br />

gefallen. Auf dem Weg zur Villponer Lenke<br />

und weiter zum Hohen Haus (2784m)<br />

kommen zwar einige Wintersportler hier<br />

vorbei, aber längst nicht so viele, dass sich<br />

eine Bewirtschaftung lohnen würde.<br />

Für die fehlenden Einkehrmöglichkeiten<br />

unterwegs gibt es aber jede Menge Entschädigungen,<br />

sonnige Rastplätze vor einer der<br />

Almen zum Beispiel, und natürlich ein ausgiebiges<br />

Frühstück in einem der zahlreichen<br />

kleinen Quartiere im Tal. Die Gipfel<br />

über dem Villgratental lassen sich bequem<br />

innerhalb weniger Stunden besteigen, oft<br />

kann man die Ski direkt hinterm Haus<br />

anschnallen. Nächtliche Auf bruchszeiten<br />

sind hier allenfalls eine Sache der Schlittenfahrer,<br />

die im Flutlicht auf die Rodelbahn<br />

wollen.<br />

62 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Idyllisch: die 1973<br />

Meter hoch gelegene<br />

Kamelisenalm<br />

Fotos: Silke Lode (1), Bergschule Hochpustertal Hannes Grüner (1), TVB-Innervillgraten<br />

Unterwegs sind viele<br />

Spuren des bäuerlichen<br />

Lebens zu sehen, das im<br />

Sommer noch immer den<br />

Alltag bestimmt.<br />

Die Tour aufs Hohe Haus gehört mit knapp<br />

1400 Höhenmetern ab Innervillgraten bereits<br />

zu den längeren Unternehmungen<br />

– zu einem frühen Auf bruch zwingt da<br />

höchsten die Frühjahrssonne, wenn sie<br />

schon wieder so viel Kraft hat, dass der<br />

Schnee sulzig und die Lawinengefahr größer<br />

wird. Unterwegs sind neben den Almen<br />

noch weitere Spuren des bäuerlichen<br />

Lebens zu sehen, das im Sommer bis heute<br />

den Alltag im Villgratental bestimmt. So<br />

tauchen immer wieder sogenannte Herpfen<br />

auf – einfache Holzgerüste, auf denen<br />

das Getreide zum Trocknen aufgehängt<br />

wird. Die schönsten Skihänge ziehen<br />

dann vom Talschluss zu den Gipfeln und<br />

Jöchern hinauf, zur Villponer Lenke zum<br />

Beispiel und weiter zum Hohen Haus.<br />

Auf den Spuren alter Schmugglerpfade ist<br />

man ab Kalkstein unterwegs, einem winzigen<br />

Weiler rund um die Wallfahrtskirche<br />

Maria Schnee. Bis hierher, auf eine Höhe<br />

Morgenstimmung über Innervillgraten<br />

Beste Bedingungen für Skitourengeher<br />

von gut 1600 Metern, führt die Fahrstraße,<br />

die Landesgrenze liegt direkt hinter der<br />

nächsten Bergkette. Auf dem Weg zum<br />

Kalksteiner Jöchl erzählen Tafeln die Geschichte<br />

des »Schmugglersteigs«, auf dem<br />

vor allem in den Jahren nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg reger Betrieb geherrscht haben<br />

soll. Lebensmittel, Zigaretten und Tabak<br />

haben von Italien so am Zoll vorbei ihren<br />

Weg nach Osttirol gefunden. In die andere<br />

Richtung, hinüber ins Gsies auf Südtiroler<br />

Grund, wurden vor allem Kühe und Schafe<br />

über die grüne Grenze gebracht, weil für<br />

das Vieh im Nachbartal deutlich höhere<br />

Preise bezahlt wurden.<br />

Die knapp 700 Höhenmeter hinauf zum<br />

Kalksteinjöchl schaffen auch Anfänger in<br />

zwei Stunden. Oben erwartet sie ein fantastischer<br />

Blick hinunter ins Gsieser Tal<br />

und zu den felsigen Gipfeln der Sextener<br />

Dolomiten. Gute Skifahrer können von<br />

hier aus weiter zur benachbarten Kerlspitze<br />

(2612 m) gehen und von dort aus direkt<br />

steil ins Roßtal und zurück nach Kalkstein<br />

abfahren.<br />

Ob mit oder ohne zusätzlichen Gipfelabstecher<br />

wartet unten der Komfort des Lebens<br />

im Tal – allerdings ohne den Rummel,<br />

der sich in anderen Wintersportorten<br />

ausgebreitet hat. Im Villgratental gibt es<br />

weder Discos noch Wellnesstempel, dafür<br />

aber viele kleine Pensionen, Restaurants<br />

und natürlich den Gannerhof. Einen Ruf<br />

weit über das Villgratental hinaus hat sich<br />

die Familie von Alois Mühlmann, die den<br />

Hof aus dem 18. Jahrhundert zu einem<br />

kleinen Hotel umgebaut hat, vor allem<br />

mit ihrer Küche und dem österreichischen<br />

Weinkeller erarbeitet. <strong>Der</strong> Schlemmerführer<br />

»Gault Millau« adelte den Gannerhof<br />

dafür mit zwei Hauben.<br />

Vor einigen Jahren witzelte ein Villgrater<br />

gegenüber einem Journalisten, der Werbespruch<br />

des Tals laute »Kommen Sie zu<br />

uns – wir haben nichts!«. Längst ist der<br />

Spruch zum inoffiziellen Werbeslogan geworden<br />

– auch wenn er nicht ganz richtig<br />

ist. Allein die ursprüngliche Natur und die<br />

Gastfreundschaft der Familien im Tal sind<br />

schon viel mehr, als andere Orte zu bieten<br />

haben, die zwar an Ökotourismus-Konzepten<br />

feilen, ihre Berge aber seit Jahrzehnten<br />

zubetoniert haben.<br />

Das Maximum an Marketing, auf das sich<br />

die Menschen im Villgratental jemals eingelassen<br />

haben, war eine Bewerbung für<br />

den Zirkel der <strong>Bergsteiger</strong>dörfer. Mit dieser<br />

Initiative bewirbt der österreichische Alpenverein<br />

ein gutes Dutzend alpine Orte,<br />

die durch »Kleinheit und Ruhe« auffallen,<br />

die ohne Bettenburgen, Seilbahnen und<br />

Schnellstraßen auskommen. Orte, die wie<br />

das Villgratental bergbegeisterte Besucher<br />

in erster Linie durch all das anlocken, was<br />

sie nicht haben.<br />

KOMPAKT<br />

Willkommen in<br />

der Oase der Ruhe<br />

Anreise: ÖV: Mit der Bahn über Salzburg,<br />

Bischofshofen und Spittal-Millstätter See<br />

nach Lienz. Weiter mit der Regionalbahn<br />

nach Sillian und mit dem Bus 8513 ins<br />

Villgratental. Mit dem Auto: Von München in<br />

3½ Std. über Kitzbühel und den Felbertauerntunnel<br />

nach Lienz und weiter Richtung<br />

Sillian ins Villgratental. Oder durch Südtirol<br />

über Bruneck und Toblach nach Sillian.<br />

Beste Jahreszeit: für Skitouren von<br />

Dezember bis März<br />

Informationen: Touristeninformation<br />

Innervillgraten, Gasse 78, A-9932 Innervillgraten,<br />

Tel. 00 43/50 21 23 40,<br />

www.villgratental.com<br />

Karte: Österreichische Karte, 1:25 000,<br />

ÖK25V Nr. 3101-Ost »Sankt Jakob in Defereggen«;<br />

Österreichische Karte, 1:25 000,<br />

ÖK25V Nr. 3102-West »Innervillgraten«<br />

Literatur: »Skitouren und Schneeschuhtouren<br />

im Villgratental«, Hrsg. TVB Osttirol.<br />

Online bestellbar bei der Touristeninformation<br />

Innervillgraten, 9,- Euro<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 63


TOUREN<br />

Das Villgratental mit Ski und Schneeschuhen erkunden<br />

Die Gipfel rund um das Villgratental bieten im Winter neben Ruhe und Beschaulichkeit wunderbare<br />

Möglichkeiten für Skitourengeher und Schneeschuhgänger.<br />

1 Kalksteinerjöchl (2326 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

690 Hm +10 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in Kalkstein<br />

(1639 m)<br />

Charakter: Eingehtour ent lang<br />

ei nes alten Schmuggelpfads. Das<br />

Kalksteinerjöchl ist der Übergang vom<br />

Villgratental ins Südtiroler Gsieser Tal.<br />

Route: Forstweg Richtung Alfenalm –<br />

Abzweig nach rechts ins Roßtal – auf<br />

ca. 2050 m nach links etwas steiler<br />

aufwärts – über Mulden und Buckel<br />

zum Joch<br />

2 Toblacher Pfannhorn (2663 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

1000 Hm +14 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in Kalkstein<br />

(1639 m)<br />

Charakter: Aussichtsreiche Tour mit<br />

Blick zu den Dolomiten und den Drei<br />

Zinnen. Die Abfahrt über den etwas<br />

steileren Gipfelgrat lohnt nur bei<br />

gutem Schnee, bei Harsch ab dem<br />

Pfanntörl besser zu Fuß<br />

Route: Forstweg zur Alfenalm – an<br />

der Brücke weiter rechts bis zum<br />

Ende des Alfentals – Steilhang in<br />

fl acheres Gelände – Pfanntörl (2508<br />

m) – links über den Nordwestkamm<br />

zum höchsten Punkt<br />

3 Hohes Haus (2784 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

1220 Hm +12 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz unterhalb<br />

der Höggerhöfe (1560 m) oder direkt<br />

in Innervillgraten (1402 m, dann 150<br />

Hm zusätzlich)<br />

Charakter: Entlang von Mühlen und<br />

Almen über ideale Skihänge zur<br />

Villponer Lenke, dem Übergang vom<br />

Einettal ins Winkeltal. Erst hier sieht<br />

man den Gipfel des Hohen Hauses.<br />

Route: Mit Abkürzungen über den<br />

kurvenreichen Almweg zur Schmidhoferalm<br />

(1909 m) – kurz vor der<br />

Sandkammer (2096 m) links den<br />

Hang aufwärts – Villponer Lenke<br />

(2556 m) – südöstlich, dann südlich<br />

weiter auf den Grat zwischen Hohem<br />

Kreuz und Hohem Haus – links über<br />

den Grat zum Gipfel<br />

4 Gölbner (2943 m)<br />

▶ schwierig 4½ Std.<br />

1450 Hm –<br />

Ausgangspunkt: Eistürme an der<br />

Reiterstube im Winkeltal (1500 m)<br />

Charakter: Schwieriger, selten begangener<br />

Skigipfel mit großartiger Aussicht.<br />

In der Steilrinne zum Platterschartl<br />

Lawinengefahr<br />

Route: Über die Rodelbahn, den Forstweg<br />

und durch lichten Lärchenwald<br />

zur Tilliachalm – den Bach queren und<br />

über den linken Hang bis auf ca. 2300<br />

m – Skidepot – über den Südgrad in<br />

leichter Kletterei zum Gipfel<br />

5 Rotes Ginggele (2763 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

1270 Hm +14 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei den<br />

Lifter-Höfen (1498 m)<br />

Charakter: Formschöner Skiberg<br />

mit abwechslungsreichem Zustieg<br />

über die Kamelisenalm, die mit ihrer<br />

hölzernen Kapelle zu den schönsten<br />

Almen im Villgratental gehört.<br />

Route: Rechts über die Brücke<br />

und über sehr steile Wiesen zum<br />

Fürathof (1686 m) – steil hinauf zum<br />

nächsten Forstweg – Kamelisenalm<br />

(1973 m) – dem Bach folgen – nach<br />

links über eine Brücke – steil bis zur<br />

obersten Heuhütte – queren bis zu<br />

Mulde unter dem Gipfel – nicht über<br />

die Gipfelfl anke aufsteigen, sondern<br />

in einem Bogen zur Tschoppaslenke<br />

– Skidepot am Vorgipfel, über den<br />

Nordgrat zum höchsten Punkt<br />

6 Hochgrabe (2951 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

1400 Hm +14 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz unterhalb<br />

der Höggerhöfe (1560 m) oder direkt<br />

in Innervillgraten (1402 m, dann<br />

150 Hm zusätzlich)<br />

Charakter: Firnabfahrt über die Südseite<br />

des dritthöchsten Gipfels der<br />

Villgrater Berge. Lange Frühjahrstour<br />

mit toller Aussicht<br />

Route: Bis zu den letzten Heuhütten<br />

vor der Sandkammer – Wegweiser<br />

Hochgrabe, hier links südseitig steil<br />

ansteigen – Hirtenhütte (2400 m) –<br />

hier nach links in fl acheres Gelände,<br />

über eine kurze Steilstufe nach rechts<br />

zu den Sieben Seen (2566 m) –<br />

steiler Hang zum Nordwestgrat – mit<br />

einmal kurz abklettern zum Gipfel<br />

7 Oberstalleralm (1864 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

370 Hm +10 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am letzten<br />

Hof im Arntal (1498 m, Schranken)<br />

Charakter: Leichte Schneeschuhwanderung<br />

im fl achen Gelände<br />

Route: <strong>Der</strong> Almstraße 1 km taleinwärts<br />

folgen – bei der Weggabelung<br />

links – leicht abwärts, über die Brücke<br />

(1575 m) – vorbei am Sinkersee<br />

– über die nächste Brücke zurück auf<br />

die Straße und über die Unterstallerzur<br />

Oberstalleralm<br />

8 Zollhütte am Pürglers<br />

Kunke (2329 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

700 Hm +14 J.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz in Kalkstein<br />

(1639 m)<br />

Charakter: Gemütlicher Anstieg über<br />

einen fl achen Almweg zur Zollhütte.<br />

Achtung, Lawinengefahr auch unterhalb<br />

der Waldgrenze<br />

Route: Auf dem Almweg an der Alfenalm<br />

vorbei – nach der Brücke rechts<br />

dem Bach folgen bis zu einer Schranke<br />

– Talweg nach rechts verlassen, in<br />

Kehren bis zur Waldgrenze – an der<br />

letzten Heuhütte nach links queren,<br />

weiter zur alten Zollhütte<br />

9 Volkzeiner Hütte (1884 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

300 Hm +10 J.<br />

Ausgangspunkt: An der Niederbruggeralm<br />

(1600 m) im Winkeltal<br />

Charakter: Gemütliche Talwanderung<br />

vorbei an malerischen Almhütten<br />

Route: Ohne Orientierungsschwierigkeiten<br />

über die Almstraße zur<br />

Volkzeinerhütte (im Winter nicht<br />

bewirtschaftet)<br />

10 Tilliachalm (2030 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

530 Hm +12 J.<br />

Ausgangspunkt: An der Reiterstube<br />

im Winkeltal (1500 m)<br />

Charakter: Schneeschuhwanderung<br />

über Forststraße durch steiles<br />

Gelände<br />

Route: Über die Rodelbahn bis zur<br />

letzten Kehre vor der Starthütte – an<br />

der Abzweigung rechts halten, an der<br />

nächsten links und der Almstraße<br />

folgend zur Tilliachalm<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

64 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


3. Berchtesgadener Land<br />

Wander-Festival<br />

30. August – 1. September 2013<br />

24 Stunden Wandern –<br />

Dranbleiben und Genießen<br />

24 Stunden alpin Classik (ca. 2.600 Hm, ca. 56 km)<br />

Die Strecke führt ab Berchtesgaden Richtung Königssee und hinauf zur ersten Station (Kühroint-Alm),<br />

weiter geht‘s zum Watzmannhaus (1.930 m), von dort abwärts zur Wimbachbrücke und weiter nach<br />

Ramsau, durch den Zauberwald, um den Hintersee und Taubensee, hinauf zur Mordaualm (mitternächtliches<br />

Highlight), über Loipl und Hochschwarzeck zum Toten Mann (<strong>Sonne</strong>naufgang mit Bergmesse); Finisher-Frühstück<br />

bei Ankunft in Berchtesgaden.<br />

Preis: 99,- Euro<br />

24 Stunden alpin Spezial (ca. 3.050 Hm, ca. 61 km)<br />

Die gleiche Streckenführung mit zeitlichem Versatz zur 24 h alpin Classik. Diese Spezial-Variante für den<br />

ambitionierten und fitten <strong>Bergsteiger</strong> führt zum Gipfel des Watzmann Hocheck, über Serpentinen und<br />

leichte Felskletterstellen bis zum Gipfelkreuz (2.651m). Die Teilnehmer genießen alle Inszenierungen der<br />

24 Stunden Tour alpin Classik. Preis: 119,- Euro<br />

NEU – 24 Stunden Genuss (ca. 1.500 Hm, ca. 60 km)<br />

Für Einsteiger in das Ausdauer-Wandern bietet sich die 24 Stunden GENUSS-Tour an: Streckenführung (gut<br />

zu gehende Wege) quer durch das Berchtesgadener Land mit viel Zeit, die Bergwelt ausgiebig zu genießen.<br />

In der Nacht sind ebenso Inszenierungen wie bei den alpin-Varianten eingeplant. Preis: 119,- Euro<br />

Weitere außergewöhnliche<br />

Themenwanderungen…<br />

<br />

<br />

<br />

präsentiert von<br />

Alle Infos unter:<br />

www.bglt.de/wanderfestival<br />

Veranstalter:<br />

grassl event & promotion services gmbh<br />

Holzengasse 26<br />

83486 Ramsau bei Berchtesgaden<br />

Telefon: +49-8657-98352-0<br />

info@grassl-eps.de<br />

Tickets:<br />

OUTDOOR CLUB · www.outdoor-club.de<br />

Telefon: +49-8657-98352-0


AUF TOUR<br />

SERIE: Hüttenzauber<br />

TEIL 4: Neue Bamberger Hütte<br />

HÜTTENZAUBER<br />

<strong>Der</strong> Tristkopf ist zwar<br />

nicht der höchste, aber<br />

der markanteste Gipfel<br />

im Tourengebiet Neue<br />

Bamberger Hütte.<br />

Die Neue Bamberger Hütte in den<br />

Kitzbüheler Alpen ist der perfekte<br />

Stützpunkt für Schneeschuhtouren.<br />

Sie soll sogar noch besser werden.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Komfort<br />

statt Hüttenkoller<br />

An einen Hügel geduckt<br />

verspricht das Holzhaus auf<br />

steinernen Grundmauern<br />

Wohlfühlatmosphäre.<br />

<strong>Der</strong> Fußballkaiser Franz Beckenbauer<br />

wusste schon immer, wo es<br />

sich gut leben lässt: in den sanften<br />

Kitzbüheler Alpen mit nur teils<br />

bewaldeten Bergen und weiten,<br />

oft bis ins Tal reichenden Almflächen. Ein<br />

perfektes Revier für alternde Stars, Romantiker<br />

– und Schneeschuhwanderer. Sie zieht<br />

es meist noch etwas höher hinaus, beispielsweise<br />

zu den bereits mit Felsen bestückten<br />

Gipfeln oberhalb der Kelchsau im Süden der<br />

Kitzbüheler Alpen, die sie nur mit einigen<br />

Skitourengehern teilen müssen. Freilich ist<br />

das Panorama der reinste Genuss, denn die


Absprung ins Wintermärchen:<br />

Die Kitzbüheler Berge<br />

sind ein geniales Revier für<br />

ein langes Wochenende.<br />

KOMPAKT<br />

Hütteneinmaleins<br />

Alle Fotos: Bernd Ritschel<br />

umliegenden Gebirgsgruppen sind höher<br />

und wilder als die Kitzbüheler Alpen. Aber<br />

was wäre diese Gegend ohne die Neue Bamberger<br />

Hütte!<br />

Alter Griesgram, neue Zeit<br />

Die bestens geführte Unterkunft liegt inmitten<br />

zahlreicher Skitourengipfel auf 1761 Metern<br />

und ist als eine der wenigen Hütten für<br />

Wintertouren schon ab Weihnachten bewirtet.<br />

Nach dem buckligen Zustiegsweg über<br />

der Kurzer-Grund-Ache, – er ist deutlich<br />

kürzer als der alternative Fahrweg – zweigen<br />

so viele Spuren ab, dass man im Angesicht<br />

der an einem Hügel geduckten Holzhütte<br />

erleichtert aufatmet.<br />

Einst hat hier ein griesgrämiger Prinzipienreiter<br />

von Wirt residiert, bei dem man keinesfalls<br />

den Hüttenschlafsack vergessen durfte,<br />

um nicht auf ewig in Ungnade zu fallen.<br />

Doch das ist viele Jahre her. <strong>Der</strong> jetzige Wirt,<br />

Robert Fuchs, und dessen Team sind gesellig,<br />

das Essen schmackhaft und bei der üblichen<br />

Halbpension täglich anders. Entsprechend<br />

entspannt ist die Abendstimmung, während<br />

die meist von Kelchsau heraufgekommenen<br />

Schneeschuhwanderer und Skitourengeher<br />

eifrig mit der Tourenplanung von morgen beschäftigt<br />

sind. <strong>Der</strong> Wirt steht dabei mit Rat zur<br />

Seite; der aktuelle Lawinenlagebericht hängt<br />

selbstverständlich aus. Fuchs meint: »Auch<br />

wir müssen uns der neuen Zeit anpassen. Die<br />

Wünsche nach mehr Komfort sind groß.«<br />

Lage: Südlich von Kelchsau<br />

im Gemeindegebiet<br />

Hopfgarten im Brixental in den<br />

südlichen Kitzbüheler Alpen<br />

Anfahrt: Öffentliche Verkehrsmittel:<br />

Von München mit<br />

der Bahn auf der Inntalstrecke<br />

Richtung Innsbruck nach<br />

Wörgl und weiter Richtung<br />

Kitzbühel nach Hopfgarten<br />

(Kurswagen Kitzbühel oder<br />

umsteigen). Per Bus nach<br />

Kelchsau (790 m) und per<br />

Taxi zum Gasthof Wegscheid<br />

(ansonsten gut 6 km Gehen).<br />

Auto: Von München auf der<br />

Inntalautobahn zur Ausfahrt<br />

Kufstein-Süd (bis hier<br />

keine Vignette) und über die<br />

B171, B312 und B170 nach<br />

Hopfgarten im Brixental. Am<br />

südlichen Ortsende nach<br />

Um diesen Wünschen gerecht zu werden,<br />

soll die Hütte demnächst renoviert werden.<br />

Schon heute haben die Räume der Bamberger<br />

Hütte nur noch zwischen fünf und 14<br />

Schlafplätze, aber sie erinnern eben noch immer<br />

ein wenig an Matratzenlager. In Zukunft<br />

sollen richtige Zimmer, ein Trockenraum für<br />

die durchnässte Kleidung der Besucher und<br />

ein Schulungsraum für Kurse zur Verfügung<br />

stehen. Nicht unbedingt größer, aber moderner<br />

wünscht sich der Freizeitalpinist des<br />

21. Jahrhunderts seine Unterkunft. »Die Zeit<br />

bleibt nicht stehen«, sagt Fuchs. Wann genau<br />

der Umbau vonstatten gehen soll, weiß selbst<br />

der Wirt nicht genau: »Das hängt davon ab,<br />

wie schnell es die Verantwortlichen auf die<br />

Reihe bekommen.«<br />

dem Bahnhof rechts über<br />

die Brixentaler Ache, durch<br />

ein Seitental nach Kelchsau,<br />

weiter bis zum Kraftwerk und<br />

links talauf durch den Kurzen<br />

Grund zum Gasthof Wegscheid<br />

(1148 m, evtl. Schneeketten).<br />

Zugänge: Norden: Vom Gasthaus<br />

Wegscheid über die kürzere<br />

Skitourenroute lawinensicher<br />

zur Hütte, 2 Std. Süden:<br />

Durchs Zillertal über Gerlos<br />

zur alten Gerlospass-Straße<br />

Richtung Wald im Salzachtal.<br />

Von Fahrwegabzweig (1450 m)<br />

talauf zum Salzachjoch (1983<br />

m) und am Kurzer-Grund-Bach<br />

abwärts zur Hütte, 3 Std.<br />

Karten: AV-Karte 1:50 000,<br />

Nr. 34/1 »Kitzbühler Alpen/<br />

West mit Skirouten«<br />

Kapazität: 75 Lager in Räumen<br />

mit 5 bis 14 Matratzen<br />

sowie 10 Notlager<br />

Öffnungszeiten: 23.<br />

Dezember bis März/an<br />

Wochenenden bis Ostermontag;<br />

Pfi ngstsamstag bis Mitte<br />

Oktober<br />

Wirt und Adresse: Robert<br />

Fuchs, Kurzer Grund 28,<br />

A-6361 Kelchsau<br />

Tel. 00 43/6 64/4 55 94 69<br />

E-Mail: bambergerhuette@<br />

crnsat.net<br />

Internet: www.alpenvereinbamberg.de/huetten.htm<br />

Stromversorgung:<br />

Wasserkraft und Notaggregat<br />

mit Dieselmotor<br />

Abwasserentsorgung:<br />

Halbbiologische Kläranlage,<br />

deren Feststoffe im Sommer<br />

ins Tal gefahren werden.<br />

An der Umgebung muss jedenfalls nichts modernisiert<br />

werden. Sie bleibt zeitlos schön.<br />

Auf der Anhöhe hinter der Hütte schweift<br />

der Blick über ein gleißend weißes Hochtal<br />

von skandinavisch anmutender Weite, in<br />

dem man mindestens ein Wochenende verbringen<br />

sollte – mit Routen von bequemen<br />

600 bis 850 Höhenmetern, wobei Konditionsbolzer<br />

je eine Vor- und Nachmittagstour hinlegen<br />

können. Während die für sportliche<br />

Schneeschuhgänger wie geschaffenen Westflanken<br />

überm Einschnitt der oberen Kurzer-Grund-Ache<br />

vom Kröndlberg (2440 m)<br />

bis zum Tristkopf (2361 m) in der Nachmittagssonne<br />

glänzen, warten auf der anderen<br />

Seite quadratkilometerweise mäßig geneigte<br />

und gewellte Schneerücken und -hänge<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 67


TOUREN<br />

Die Hänge rund um die<br />

Hütte bieten Touren für<br />

jede Tageszeit.<br />

Schneeschuhtouren rund<br />

um die Bamberger Hütte<br />

Die Kitzbüheler Alpen bieten tolle Hänge für Genießer.<br />

Könner beweisen sich an Tristkopf unf Salzachgeier.<br />

1 Schafsiedel (2447 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

700 Hm + 13 J.<br />

Die ostseitige Route folgt unten<br />

gemächlich, oben anspruchsvoller<br />

einem Rücken mit bester Sicht auf<br />

die Kitzbüheler Wiesenberge und<br />

Berchtesgadener Felsberge.<br />

Ausgangspunkt: Bamberger Hütte<br />

(1761 m)<br />

Route: Unterer Wildalmsee –<br />

Südostrücken – Spornumrundung<br />

– Oberer Wildalmsee<br />

– Gipfelhang – Kreuz<br />

und Gipfel – retour<br />

2 Stanglhöhe (2276 m)<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

530 Hm + 11 J.<br />

Die knapp mittelschwere, großteils<br />

nordseitige Route folgt einer langen<br />

Hangterrasse in pulversicherer Winterlandschaft.<br />

<strong>Der</strong> Abschlussaufstieg<br />

ist sonnseitig, der Gipfel wenig besucht.<br />

Talabstieg via Manzenkaralm<br />

Ausgangspunkt: Bamberger Hütte<br />

(1761 m), Endpunkt Tal<br />

Route: Unterer Wildalmsee – Querung<br />

Hangterrasse – Manzenkar<br />

– Aufstieg Stanglspitze – Abstieg<br />

Manzenkaralm – Zustiegsroute – Gh.<br />

Wegscheid<br />

3 Tristkopf (2361 m)<br />

▶ schwierig 3¾ Std.<br />

630 Hm + 15 J.<br />

<strong>Der</strong> markanteste Berg um die Bamberger<br />

Hütte ist steil und schwierig<br />

(Alpinschneeschuhe! Lawinengefahr;<br />

bei Firn Absturzrisiko). Die Route<br />

führt sichelförmig um den Felskopf<br />

mit Sicht auf die Venedigergruppe<br />

herum.<br />

Ausgangspunkt:<br />

Bamberger Hütte (1761 m)<br />

Route: an Kurzer-Grund-Ache 1,5<br />

km talein – südostwärts hinauf –<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

Zum Salzachgeier bricht man am besten früh morgens auf.<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13<br />

Nadernachjoch<br />

(2100m) – Nordostrücken<br />

– Flankenquerung<br />

– Gipfel von Süden – und<br />

wieder retour<br />

4 Rosswildalm (ca. 2240 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

500 Hm + 10 J.<br />

<strong>Der</strong> nur mäßig steile bis fl ache<br />

Aufstieg über den breiten Rücken der<br />

Roßwildalm zum Abschlusskessel ist<br />

wie gemacht für Schneeschuhwanderer.<br />

<strong>Der</strong> Gipfelgrat der Aleitenspitze<br />

(2449 m) ist eher etwas für <strong>Bergsteiger</strong><br />

(trittsicher, schwindelfrei).<br />

Ausgangspunkt: Bamberger Hütte<br />

Route: an Kurzer-Grund-Ache 1 km<br />

talein – westwärts auf Rücken – südseitig<br />

ausweichen – nordwestwärts<br />

aufwärts – Kessel (nordwärts hinauf –<br />

Südostgrat Aleitenspitze) – retour<br />

5 Fünfmandling (2403 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

700 Hm + 13 J.<br />

Die relativ wenig begangene Route<br />

führt recht verzwickt über Rücken und<br />

durch einen Taleinschnitt zum Kessel<br />

des Salzachursprungs. Zum Kamm<br />

geht es ohne Angstschweiß, zum<br />

Gipfel zu Fuß.<br />

Ausgangspunkt: Bamberger Hütte<br />

(1761 m)<br />

Route: an Kurzer-Grund-Ache<br />

1,5 km talein – westwärts Rücken<br />

aufwärts – fl ach – Schwebenboden<br />

(2052 m) – talauf (Talaufteilung<br />

rechts) – Kamm – Gipfel zu Fuß<br />

6 Salzachgeier (2466 m)<br />

▶ schwierig 6 Std.<br />

850 Hm + 15 J.<br />

Die Tour zum Salzachgeier an den<br />

Quellbächen der Salzach ist die<br />

längste, höchste und anspruchsvollste,<br />

denn nach langem Dahinwatscheln<br />

verlangt der Südostgrat evtl.<br />

Steigeisen an den Bergschuhen und<br />

Einsatz der Hände. Gegenanstiege<br />

Ausgangspunkt: Bamberger Hütte<br />

Route: an Kurzer-Grund-Ache talein<br />

– Salzachjoch (1983 m) – westwärts<br />

aufwärts – Steilstufe zu Hochtal –<br />

Südostgrat zu Fuß – Ostgipfel – retour


Für viele das<br />

Beste am Hüttenausflug:<br />

Speckknödel<br />

mit Sauerkraut<br />

Fast noch besser als<br />

Speckknödel: das<br />

Panorama<br />

zwischen Schafsiedel (2447 m) und Salzachgeier<br />

(Ostgipfel 2466 m) auf eine Begehung<br />

in der Morgensonne: Nicht umsonst gehört<br />

die Umgebung der Neuen Bamberger Hütte<br />

mit ihrem Mix aus sanft geneigten Hängen<br />

und nahezu alpinen Herausforderungen zu<br />

den schönsten und beliebtesten winterlichen<br />

Tourenrevieren der Kitzbüheler Alpen.<br />

Genusstouren über der Hütte<br />

Die gleich bei der Hütte beginnende Tour<br />

zum Schafsiedel (2447 m) steigt beispielsweise<br />

mit anfangs breitem, sonnseitigem Rücken<br />

zwischen den runden Schneeflächen<br />

der Wildalmseen und einem tief eingeschnittenen<br />

Tal an. Langsam entfaltet sich die Kitzbüheler<br />

Szenerie mit den Winterklassikern<br />

des nahen Lodronkamms zum Steinbergstein<br />

(2215 m) oder des abwechslungsreichen<br />

Brechhorns (2032 m) neben dem markantesten<br />

Kitzbüheler Gipfel, dem Großen Rettenstein.<br />

Oben angekommen interessiert nur<br />

noch das Prachtpanorama der mauerartigen<br />

nördlichen Kalkketten vom Berchtesgadener<br />

Land über den Wilden Kaiser bis zum Karwendelgebirge.<br />

Auf der östlichen Seite des Hochtals sticht dagegen<br />

wie eine Schneeburg mit felsigem Giebeldach<br />

der anspruchsvollere Tristkopf (2361<br />

m) heraus. Für die Schweißperlen und den<br />

steilen, teilweise lawinengefährdeten Aufstieg<br />

entlohnt bei einer Brotzeit mit Schnapsstamperl<br />

in der Höhensonne der Blick auf die<br />

weiße Pyramide des Großvenedigers (3666<br />

m). Und man möchte mit keinem Kaiser der<br />

Welt tauschen.<br />

◀<br />

Die Falkenhütte, im Hintergrund die Laliderer Wände<br />

Meine Lieblingshütte:<br />

Falkenhütte, Karwendel<br />

Von BERSTEIGER-Leser Rudolf Landskron<br />

aus Olching<br />

Foto: DAV-Sektion Oberland<br />

Die Falkenhütte im Karwendel ist<br />

meine Lieblingshütte. Ein Grund ist<br />

natürlich die herrliche Lage: Auf der<br />

einen Seite die steilen Felsen der eindrucksvollen<br />

Laliderer Wände, auf der anderen<br />

von der <strong>Sonne</strong> beschienene Grashänge. Zu<br />

Fuß ist sie relativ problemlos von der Eng<br />

oder Hinterriß aus zu erreichen. Zudem<br />

habe ich ein besondere Beziehung zu der<br />

Unterkunft. Seit 1986 bin ich auf der Hütte<br />

jeden Sommer ein paar Tage als Maler tätig.<br />

Dazu werden dann auch meine Bergkameraden<br />

und Freunde zum Kommen aufgefordert.<br />

Zur Belohnung ersteigen wir den<br />

ein oder anderen weit mehr als 2000 Meter<br />

hohen Gipfel rings um die Hütte. Für das<br />

leibliche Wohl sorgen Fritz und Ursula ausgezeichnet.<br />

Schon alleine deshalb lohnt ein<br />

Besuch allemal.<br />

Steckbrief:<br />

Falkenhütte,<br />

Karwendelgebirge<br />

Lage: zwischen Karwendelhaus<br />

und Engtal auf<br />

1848 m im Karwendel<br />

Schlafplätze: 28 Betten,<br />

120 Lager<br />

Kontakt:<br />

Tel. 00 43/52 45/2 45<br />

www.falkenhuette.at<br />

Öffnungszeiten: Juni bis<br />

Mitte Oktober<br />

Schicken Sie uns Ihre Lieblingshütte<br />

per Post oder an<br />

bergsteiger@bruckmann.de!<br />

Es gibt Preise…<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 69


AUF TOUR<br />

Auch im Winter ist<br />

die Partnachklamm<br />

mit dem richtigen<br />

Schuhwerk gut zu<br />

begehen.<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 11⁄12


SERIE: GeoTop-Touren in den Alpen<br />

Teil 11: Durch die Partnachklamm zur Partnachalm<br />

Stetes<br />

Wasser höhlt<br />

den Stein<br />

Fließendes Wasser formt Gestein; weiches Gestein<br />

mehr, hartes Gestein weniger. Welche Kräfte da<br />

wirken, kann man in der Partnachklamm recht anschaulich<br />

sehen. Von Ulrich Lagally (Geologie)<br />

und Siegfried Garnweidner (Tour)<br />

Winterwanderer bestaunen die gigantischen<br />

Eiszapfen in der Partnachklamm.<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner<br />

Solange die globale Klimaveränderung<br />

uns kalte Winter mit knackigen<br />

Kälteperioden nicht vermiest,<br />

gibt es am Rande des Wettersteingebirges<br />

eine ganz besondere Attraktion<br />

zu erleben. Sie ist leicht zu erreichen,<br />

erfordert keine besonderen alpinen<br />

Fähigkeiten, und viel Kraft oder Ausdauer<br />

kostet sie auch nicht: die Partnachklamm,<br />

die im Sommer ziemlich überlaufen ist.<br />

Oder sollte man besser »durchlaufen« sagen?<br />

Erstaunlicherweise kommen im Winter<br />

nur wenige Besucher. Dabei ist die Klamm<br />

auch während der kalten Jahreszeit zugänglich.<br />

<strong>Der</strong> Klammsteig ist gepflegt, gestreut,<br />

nahezu eisfrei, und Eisschlag muss man<br />

trotz kirchturmhoher Eiszapfen auch nicht<br />

befürchten. Nur kalt muss es sein, damit<br />

die Klamm mit ihren winterlichen Attraktionen<br />

zur vollen Geltung kommen kann.<br />

Es muss nicht einmal schönes Wetter herr-<br />

schen. <strong>Sonne</strong>nlicht verirrt sich in die enge<br />

Klamm sowieso fast nie und wenn, dann<br />

nur für kurze Zeit und an wenigen Stellen.<br />

Wer nach der viertelstündigen Wanderung<br />

vom Olympia-Skistadion in Garmisch-<br />

Partenkirchen auf der Wildenauerstraße<br />

hinter dem Kassenhäuschen die finstere<br />

Klamm betritt, wird vermutlich erst einmal<br />

sprachlos sein. Vom sicheren Steig auf<br />

der linken Seite der tief eingeschnittenen,<br />

wild rauschenden Partnach erfassen die<br />

staunenden Blicke eine Naturlandschaft<br />

von atemberaubender, bizarrer Schönheit.<br />

Bläulich schimmernde Eiszapfen hängen<br />

vom oberen Rand der tiefen Schlucht frei<br />

bis ins Wasser hinab. Noch aufregender<br />

werden die Eisgebilde, wenn das Tropfwasser<br />

auf seinem Weg nach unten auf die markanten<br />

Felsenwände stößt. Dann erstarrt es<br />

am Fels, bevor es den Wildfluss erreichen<br />

kann. Skurrilste Formen aus Eis in einer<br />

Vielfalt und Pracht sind die Folge, wie<br />

KOMPAKT<br />

Partnachalm durch<br />

die Partnachklamm<br />

(983 m), Wetterstein<br />

Charakter: Einfache, den ganzen Winter<br />

über mögliche Wanderung, bei der es keine<br />

Minute langweilig wird.<br />

Anforderungen: Auf dieser leichten<br />

Wanderung ist normalerweise nicht mit<br />

Schwierigkeiten zu rechnen.<br />

Ausgangs-/Endpubkt: Skistadion in<br />

Garmisch-Partenkirchen (709 m)<br />

Koordinaten: Breite N 47.4822398555°<br />

Länge E 011.1181498133°<br />

Hütte: Partnachalm (983 m)<br />

Gehzeit: 2½ Std. (Aufstieg 1½ Std.;<br />

Abstieg 1 Std.)<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 5<br />

»Wettersteingebirge, Zugspitzgebiet«<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 71


Bei großer Kälte<br />

gefriert das<br />

Tropfwasser<br />

zu bizarren<br />

Eisformen und<br />

-zapfen.<br />

Aufstieg von der Klamm zur Partnachalm<br />

Fotos: Siegfried Garnweidner<br />

Das winterliche Gelände um die Partnachalm<br />

Quelle: © Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />

Klammbildung<br />

Klammen liegen oft an Geländestufen,<br />

die von Gletschern geschaffen<br />

wurden. Sie entstehen,<br />

wenn Eismassen die Haupt- und<br />

Nebentäler unterschiedlich<br />

stark ausschürfen. Flüsse überwinden<br />

den entstandenen Höhenunterschied<br />

zunächst als<br />

Wasserfälle, im Lauf der Zeit<br />

schneiden sie sich jedoch in den<br />

Fels ein. Ist das Gefälle des Flusses<br />

stark, dann besitzt er eine ho-<br />

he Fließgeschwindigkeit. Wenn<br />

sein Wasser auf ein sehr widerstandsfähiges<br />

Hindernis trifft,<br />

wirkt die gesamte Erosionskraft<br />

nach unten und es entsteht die<br />

typische Talform einer Klamm<br />

mit senkrechten Wänden. Sofern<br />

das Gestein weicher ist, tritt in<br />

unterschiedlichem Maße auch<br />

Seitenerosion auf. Dadurch<br />

kann es zur Entstehung einer<br />

Schlucht, eines Kerbtales oder<br />

flachen Muldentals kommen.<br />

a) Klamm b) Schlucht c) Kerbtal<br />

Abhängig von Gefälle des Gewässers und anstehendem Gestein entstehen<br />

unterschiedliche Talformen.<br />

sie Menschenhand nicht schaffen könnte.<br />

Am oberen Ende der Klamm ist die Wanderung<br />

noch nicht zu Ende. Wer will, kann<br />

aus dem Besuch der Partnachklamm eine<br />

nette Rundwanderung machen. Selbst<br />

wenn der Schnee meterhoch liegt, ist dies<br />

möglich, denn die Wege sind geräumt und<br />

gut begehbar. Man folgt vom KIammausgang<br />

dem Wanderweg in südlicher Richtung<br />

durch das nun breite Tal der Partnach,<br />

hält sich bei der beschilderten Verzweigung<br />

rechts, quert auf einem Steg den Fluss und<br />

taucht in lichten Wald ein. <strong>Der</strong> gute Pfad<br />

steigt nicht zu steil in Kehren über einen<br />

Waldhang an, windet sich schließlich über<br />

freies, aussichtsreiches Gelände direkt auf<br />

die Bergwirtschaft Partnachalm zu.<br />

Während der Rast kann man sich entscheiden,<br />

ob man eine sportliche Rodelabfahrt<br />

riskieren will; Schlitten gibt es auf der Alm<br />

zu leihen. Wer weniger mutig ist, geht zu<br />

Fuß auf der langen, zwischendurch ziemlich<br />

steilen Rodelbahn nach Norden bis<br />

zum Partnachkraftwerk hinab und zum<br />

Ausgangspunkt zurück.<br />

◀<br />

IM NÄCHSTEN HEFT: Teil 12: Untersberger Marmor<br />

am Salzburger Hochthron<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Grafi ken: © Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />

Garmisch<br />

Partnach<br />

1km<br />

N<br />

GEOTOP<br />

So entstand die Partnachklamm<br />

Die Partnach durchschneidet<br />

am Nordfuß des Wettersteingebirges<br />

auf einer Länge von<br />

700 Metern ein mächtiges<br />

Gesteinspaket aus dem frühen<br />

Erdmittelalter. Damals, vor<br />

etwa 240 Millionen Jahren, entstanden<br />

die Schichten in einem<br />

fl achen Meer, in dem Unmengen<br />

von Muscheln, Schnecken<br />

und anderen Lebewesen mit<br />

kalkigen Schalen siedelten. Als<br />

die Tiere starben, sanken ihre<br />

Kalkgehäuse auf den Meeresgrund<br />

und es bildeten sich dort<br />

mächtige, von den Geologen<br />

früher als »Alpiner Muschelkalk«<br />

(heute Steinalmkalk und<br />

Reifl inger Kalk) bezeichnete<br />

Ablagerungen. Im Laufe der folgenden<br />

Jahrmillionen führte der<br />

Druck von darüber liegenden<br />

Gesteinsschichten dazu, dass<br />

die Sedimente das Wasser<br />

verloren und sich verfestigten.<br />

Durch spätere Bewegungen der<br />

Erdkruste gelangten sie wieder<br />

– nun als hartes Gestein – an<br />

die Erdoberfl äche, wo wir heute<br />

ihren stummen Erzählungen<br />

lauschen können.<br />

Als charakteristisches Merkmal<br />

weisen die dunkelgrauen Kalksteine<br />

häufi g unebene, wulstige<br />

Schichtfl ächen auf. Sie berichten<br />

uns von den Wühl- und<br />

Fressgewohnheiten der damals<br />

am Meeresgrund lebenden Tiere.<br />

<strong>Der</strong>artige Lagen bezeichnet man<br />

als »Wurstelbänke«. Über ihnen<br />

liegen die Partnachschichten,<br />

Hebung<br />

ebenfalls dunkelgraue Gesteine<br />

mit einzelnen Kalkbänken.<br />

Da sie neben dem Kalk einen<br />

deutlichen Tonanteil aufweisen,<br />

nennt man sie Mergel(steine).<br />

Sie bildeten sich vor ungefähr<br />

235 Millionen Jahren in demselben<br />

Ablagerungsraum wie<br />

der Alpine Muschelkalk. Durch<br />

starken Druck der von Süden<br />

heranrückenden afrikanischen<br />

Kontinentalplatte wurden später,<br />

als die Alpen entstanden, die<br />

Gesteinsserien intensiv gestaucht.<br />

Südlich einer Linie,<br />

die von Grainau nach Wallgau<br />

verläuft, bog sich so der Wamberger<br />

Sattel auf. Den Kern<br />

dieser Struktur bildet der harte<br />

Alpine Muschelkalk, darüber<br />

liegen die wegen ihres Tonanteils<br />

weicheren Partnachschichten.<br />

Während des Eiszeitalters gaben<br />

Wasser und Eis dem Gebiet<br />

schließlich ein völlig neues Gesicht.<br />

Wo die Partnachschichten<br />

nahe der Erdoberfl äche lagen,<br />

wurden sie von der Erosion<br />

schnell abgetragen. Ihre Unterlage<br />

leistete jedoch erheblichen<br />

Widerstand. Schließlich gelang<br />

es der Partnach aber doch, den<br />

Riegel aus harten Kalksteinen<br />

zu bezwingen und im Laufe der<br />

Zeit eine nur wenige Meter breite,<br />

heute 86 Meter tiefe Klamm<br />

einzufräsen. Jenseits dieses<br />

Hindernisses konnte der Fluss<br />

in den weicheren Schichten ein<br />

viel breiteres Bett anlegen.<br />

Wambacher Sattel<br />

Schub /<br />

Kompression<br />

Die Faltenstruktur des Wamberger Sattels weist eine steile<br />

Südflanke auf, nach Norden verflachen die Schichten. Den<br />

Kern bilden die harten Kalksteine im Zentralteil der Klamm.<br />

Filme für Ihr Hobby.<br />

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echte Bergfreunde.<br />

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Telefon 0180-532 16 17**<br />

Fax 0180-532 16 20**<br />

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D-86895 Landsberg


AUF TOUR<br />

SERIE: Mit der Familie in die Berge<br />

TEIL 10: Schneeschuhgehen im Karwendel<br />

Familien-TIPP<br />

Auf großem Fuß<br />

Kleine Auflockerung bei<br />

der Schneeschuhtour:<br />

ein Wettlauf zwischen<br />

Mutter und Sohn<br />

Die Tour darf nicht zu weit und nicht zu<br />

schwierig sein, sonst verlieren Kinder sofort<br />

die Lust. Wer aber mit Schneeschuhen über<br />

Wald- und Wiesenwege läuft und unterwegs<br />

immer wieder Spiele einbaut, wird mit seinen<br />

Kindern einen großartigen Tag in der<br />

Natur erleben. Von Claudia Steiner


Kein Ausflug ohne Schneemann:<br />

Norah und Kilian mit<br />

ihrem Werk und ihrer Mutter<br />

TIPP<br />

Ausrüstungsberater:<br />

Schneeschuhwandern<br />

mit Kindern<br />

○ Kinderschneeschuhe sind kleiner und<br />

auf ein geringeres Gewicht ausgerichtet.<br />

Da die Bindungen – wie bei Erwachsenen-<br />

Schneeschuhen – angepasst werden können,<br />

können die Schneeschuhe mehrere Jahre<br />

»mitwachsen«. Die kleinsten Modelle passen<br />

ca. ab Schuhgröße 24. Es gibt verschiedene<br />

Kinderschneeschuhmodelle ab ca. 70 Euro.<br />

○ Schuhe: Die Schuhe zum Schneeschuhwandern<br />

sollten über den Knöchel gehen und<br />

wasserdicht sein.<br />

○ Stöcke: Höhenverstellbare Wanderstöcke<br />

○ Kleidung: Achten Sie auf wasserdichte,<br />

atmungsaktive Kleidung und warme Handschuhe,<br />

denn Kinder wollen nicht nur<br />

wandern, sondern auch mal einen Hang<br />

runterrutschen, einen Schneemann bauen<br />

oder während einer Wanderpause eine<br />

Schneeballschlacht machen.<br />

Unsere Tour ist tierisch schön.<br />

Noch bevor wir die Schneeschuhe<br />

anschnallen, besuchen<br />

wir das Hirschgehege (Bauhof)<br />

in Weng unweit von Stans. <strong>Der</strong><br />

Jäger hält hier einige Rehe und Hirsche in<br />

einem großen Gehege. Meine Kinder Norah<br />

(4) und Kilian (8) stehen mit respektvollem<br />

Abstand am Zaun und betrachten die<br />

stattlichen Tiere mit ihren riesigen Geweihen.<br />

»Sind die aber groß«, sagt Norah und<br />

greift vorsichtshalber nach der Hand ihres<br />

großen Bruders. Dann schnallen wir uns<br />

die Schneeschuhe an. Kilian kann mit seinen<br />

Riesenfüßen (Schuhgröße 38) schon<br />

Erwachsenen-Schneeschuhe tragen. Norah<br />

bekommt kleinere, kürzere Kinderschneeschuhe.<br />

»Ihr müsst ein bisschen breitbeinig laufen«,<br />

sagt unsere Bergwanderführerin Edith.<br />

»Sonst steigt ihr euch selbst immer wieder<br />

auf die Schneeschuhe und stolpert.« Kilian<br />

stapft zielstrebig und ohne Probleme durch<br />

den tiefen Schnee. Bei Norah braucht es<br />

ein paar Meter, bis sie mit den Schuhen<br />

zurechtkommt. Sie plumpst immer wieder<br />

mal in den Schnee. »Hoppla«, ruft sie,<br />

lacht, steht wieder auf und stapft weiter.<br />

Sie ist mächtig stolz, dass sie so eine tolle<br />

Ausrüstung hat. Vor allem die Stöcke haben<br />

es ihr angetan. Bei etwas steileren Passagen<br />

nimmt sie meine Hand.<br />

Wir befinden uns knapp über der Nebelgrenze,<br />

die <strong>Sonne</strong> scheint und lässt die Eiskristalle<br />

glitzern. <strong>Der</strong> Schnee knirscht bei<br />

jedem Schritt. Schon nach wenigen Metern<br />

finden wir Spuren im Schnee. »Erkennt ihr<br />

die Abdrücke dieses Tieres?«, fragt Edith.<br />

»Ein Hirsch«, ruft Kilian. »Fast«, sagt Edith,<br />

»das war ein Reh. Schau, die Abdrücke sind<br />

kleiner, – aber hier« – und sie zeigt auf<br />

einen großen, tiefen Abdruck –, »das<br />

Besonders die ersten Schneeschuh-Meter erfordern<br />

Konzentration. Dann wird’s einfacher.<br />

Fotos: Marden Smith<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Unbeschwert im Schnee tollen: Kinder lieben das. Entsprechend kurz fällt die Mittagspause in der Hütte aus.<br />

»Und was war das?«<br />

Wir sehen Spuren<br />

von Rehen, Füchsen,<br />

Hasen und Hirschen.<br />

Großfuß: <strong>Der</strong> achtjährige Kilian ist mit<br />

Schneeschuhen für Erwachsene unterwegs.<br />

war ein Hirsch.« Wie Indianer knien die<br />

Kinder mit Edith über den Spuren und raten,<br />

welches Tier hier wohl vorbeigekommen<br />

ist. »Und was war das?«, fragt Edith<br />

ein paar Meter weiter und deutet auf eine<br />

andere Spur. Die Kinder raten: »Hund, Katze,<br />

Maus …« »Nein, schaut mal, das sind die<br />

Hinterläufe, immer nebeneinander, und<br />

das da die Vorderläufe, da ist ein Hase über<br />

das Feld gehoppelt.« Wir sehen unterwegs<br />

noch Fuchsspuren, Abdrucke von Eichhörnchen<br />

und Mäusen.<br />

Pause mit Schneeballschlacht<br />

Nach etwa anderthalb Stunden – alleine<br />

hätte ich für die Strecke vielleicht 20 Minuten<br />

gebraucht – kommen wir bei der<br />

Bärenrast an. Vor mehr als 100 Jahren wurde<br />

hier der letzte Bär von Tirol geschossen.<br />

Heute steht an der Bärenrast eine Steinfigur<br />

in Form eines Bären. »Ist das eine Bärenspur?«,<br />

fragt meine Tochter und deutet<br />

auf Hundespuren im Schnee. »Hier gibt’s<br />

doch keine Bären mehr«, sagt mein Sohn<br />

fachmännisch. Heute nicht mehr. Doch bis<br />

zum Ende des 19. Jahrhunderts waren in<br />

Nordtirol Bären heimisch, bis ein gewisser<br />

Graf von Thun 1898 den letzten Bären hier<br />

im Vomper Loch erlegt hat.<br />

Knapp unterhalb der Bärenrast machen<br />

auch wir Halt. Edith hat den Schlüssel<br />

der Hütte mit dem Namen »Großer Bär«,<br />

die zum Hotel Schwarzbrunn in Stans gehört.<br />

Wir setzen uns in die Stube, zünden<br />

ein paar Kerzen an, trinken Tee und essen<br />

unsere mitgebrachte Brotzeit. Doch schon<br />

nach ein paar Minuten wollen die Kinder<br />

wieder raus in den Schnee. »Lasst uns einen<br />

Schneemann bauen«, rufen sie. Kilian<br />

macht die untere Kugel, Norah rollt eine<br />

kleinere Kugel für den Kopf und ich die für<br />

den Bauch. Dann holen wir aus der Hütte<br />

noch ein paar Utensilien zum Verschönern:<br />

einen Topf als Hut, eine Tischdecke<br />

als Schal, aus Tannenzweigen formen wir<br />

Mund, Nase und Augen. Und danach gibt<br />

es noch eine deftige Schneeballschlacht.<br />

Kilian und Norah suchen Deckung hinter<br />

ihrem Schneemann, um nicht getroffen zu<br />

werden.<br />

Auf dem Rückweg will Norah keine Schneeschuhe<br />

mehr anziehen, nur die Stöcke will<br />

sie nicht abgeben, und so stapft sie in ihren<br />

hohen Winterschuhen über das tief ver-<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


Die Hand der Mutter hilft auch bei<br />

ersten Anzeichen von Müdigkeit.<br />

Oman<br />

Zu Fuß auf<br />

unberührten Bergund<br />

Wüstenpfaden<br />

Wärme von unten und von innen:<br />

Fell und Tee tun den Kindern gut.<br />

15-tägige Trekkingtour:<br />

· Inkl. Flug, Übernachtungen,<br />

Verpflegung<br />

· Deutschsprachige Wikinger-<br />

Reiseleitung<br />

· Erleben Sie Land und Leute<br />

hautnah beim Berg-, Kamelund<br />

Wüstentrekking ab 3.498 €<br />

schneite Feld. Kilian und ich machen Wettrennen<br />

in Schneeschuhen, dass der Schnee<br />

nur so staubt. Wer das Rennen gewinnt?<br />

Kilian natürlich! Dann wandern wir gemütlich<br />

über Felder und am Waldrand entlang.<br />

Zurück am Bauhof schauen wir noch einmal<br />

bei den Rehen und Hirschen im Gehege<br />

vorbei. Insgesamt vier Stunden waren wir<br />

unterwegs, mit vielen Pausen, Schneemann-<br />

bauen und Wettrennen. Ich allein hätte nur<br />

etwa eine Stunde für die gesamte Strecke<br />

gebraucht – aber es war fantastisch. Man<br />

muss nicht immer hoch hinaus, man muss<br />

nicht immer Gipfel erklimmen. Wer mit Kindern<br />

Schneeschuhwandern gehen möchte,<br />

sollte sich Felder, Wald- und Forstwege aussuchen,<br />

auf denen es viel zu sehen, zu entdecken<br />

und zu tun gibt.<br />

◀<br />

KOMPAKT<br />

Mit Kindern im Karwendel<br />

Region: Die Silberregion<br />

Karwendel liegt in Tirol<br />

zwischen Zillertal, Achensee<br />

und Innsbruck. Zu der Region<br />

gehören die Orte Buch, Gallzein,<br />

Hinterriss/Eng, Jenbach,<br />

Kolsass, Kolsassberg, Pill,<br />

Schwaz, Stans, Terfens, Vomp,<br />

Weer und Weerberg.<br />

Anreise: ÖV: mit der Bahn<br />

bis Jenbach oder Schwaz<br />

(www.bahn.de). Mit dem Auto:<br />

Aus Deutschland kommend<br />

über die A8/A93 nach<br />

Kufstein und die A12 bis zur<br />

Ausfahrt Jenbach, Schwaz.<br />

Mautfreie Anreise über den<br />

Achenpass bzw. über den<br />

Fernpass bei Füssen.<br />

Hotel: Das familiengeführte<br />

Hotel Schwarzbrunn in Stans<br />

hat einen Wellnessbereich<br />

samt Kinder-Spa zum Plantschen<br />

und Toben, einen Skilift<br />

hinter dem Hotel und Kinderbetreuung<br />

für Kinder ab drei<br />

Jahren; www.schwarzbrunn.at<br />

Weitere Aktivitäten für<br />

Familien:<br />

Skifahren mitten im Dorf<br />

Stans: Ein Schlepplift, ein<br />

Babylift und zwei Zauberteppiche<br />

– ideal für Familien mit<br />

Kindern und/oder Anfänger.<br />

Mittwochs und freitags ist<br />

Nachtskilauf. In der Region<br />

gibt es Gratisskikurse für Kinder:<br />

www.gratisskikurs.com<br />

Rodeln auf dem Pillberg:<br />

Gemütliche Rodelbahn auf<br />

einer Forststraße. <strong>Der</strong> Aufstieg<br />

zum Alpengasthof Loas (1645<br />

m, www.loas.at) dauert mit<br />

Kindern ca. 1½ Std. Dann<br />

geht es auf der Forststraße<br />

vier Kilometer bergab.<br />

Fahrt mit der Pferdekutsche<br />

durch das winterliche<br />

Stans und über tief verschneite<br />

Felder. 50 Minuten ab 55<br />

Euro. Infos unter www.lunasranch.com<br />

Weitere Infos: www.<br />

silberregion-karwendel.at<br />

WIKINGER REISEN<br />

UND WWF<br />

DEUTSCHLAND<br />

SIND PARTNER FÜR<br />

NACHHALTIGERES<br />

REISEN<br />

Infos und Katalog<br />

unter Wikinger Reisen GmbH<br />

Kölner Str. 20 · 58135 Hagen<br />

www.wikinger.de oder 02331-9046


SERVICE<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

UNTERWEGS MIT ANNA UND MAX<br />

Teil 11: Skihochtour auf die Wildspitze<br />

Himmel<br />

und Hölle<br />

Eine Warntafel weist auf die Grenze des<br />

gesicherten Bereichs hin.<br />

Die Skihochtour ist die Königsdisziplin für<br />

Winteralpinisten. Für sie gelten eigene Gesetze.<br />

Genuss und Respekt liegen nahe beieinander.<br />

Von Andrea (Text) und Andreas Strauß (Fotos)<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


DIE TOUR<br />

An der Felsplatte<br />

mit Gegenverkehr<br />

staut es sich.<br />

Weite, Naturerlebnis, zumindest<br />

ein Stück weit unberührte<br />

Wildnis, einen hohen<br />

Gipfel, Abfahrtsspaß und<br />

den Kitzel des Abenteuers<br />

erleben – all das bietet die Skihochtour. Andererseits<br />

ist der Respekt vor der Natur ein<br />

ständiger Begleiter, denn es droht z. B. der<br />

unkontrollierte Fall in eine Gletscherspalte.<br />

Auf der Skihochtour können Himmel und<br />

Hölle nahe beieinander liegen.<br />

Für Anna und Max gleicht dieser Tag erst<br />

einmal der Hölle, denn er beginnt mit dem<br />

Klingeln des Weckers am frühen Morgen,<br />

dem langen Weg ins hinterste Pitztal und<br />

der Auffahrt mit dem Gletscherexpress ins<br />

Skigebiet. Hier müssen sich die Augen an die<br />

Helligkeit gewöhnen. Es ist ein strahlender<br />

Spätwintertag, und so langsam zeigt sich der<br />

Himmel.<br />

Gemeinsam mit einigen Pistenfahrern und<br />

einer Handvoll Tourengehern, die man sofort<br />

am Klettergurt und den großen Rucksäcken<br />

mit Eispickeln erkennt, steuern Anna<br />

und Max auf die Anschlussgondel zu. Ob<br />

alle Tourengeher auf die Wildspitze wollen?<br />

Aus dem Gletscherbecken jenseits des Mittelbergjochs<br />

sind etliche Skihochtouren und<br />

Eistouren möglich. Die Wildspitze ist aber<br />

zweifellos der beliebteste Gipfel. Formschön<br />

ist sie, einfach zu erreichen und vor allem der<br />

höchste Gipfel der Ötztaler Alpen.<br />

»Alpine Gefahren!« Eine Warntafel macht<br />

nach dem Aussteigen aus der Gondel klar,<br />

dass der Liftbetreiber keine Verantwortung<br />

mehr übernimmt für die Wildspitz-Aspiranten.<br />

Ein paar Schwünge später steht man in<br />

einer anderen Welt. Die Geräusche der Seilbahnen<br />

sind verklungen, die geraden Linien<br />

von Liftmasten, Pistenrändern und gespannten<br />

Stahlseilen sind jenen Linien gewichen,<br />

wie die Natur sie zeichnet: die geschwungenen<br />

Grate von Wildspitze, Brochkogel und<br />

Sexegertenspitzen, die zackigen Schatten, die<br />

auf die weiten Gletscherflächen fallen, die<br />

wild zerrissenen Seraczonen. Dazwischen eine<br />

sanft geschwungene Skispur, die aus dem<br />

Gletscherbecken unter dem Mittelbergjoch<br />

herauszieht und über Geländestufen hinauf<br />

ins Unendliche verschwindet.<br />

Über dem Gipfelmeer<br />

Hellblau ragen die Eislamellen nur wenige<br />

hundert Meter von der Aufstiegsspur entfernt<br />

gen Himmel. Gleichzeitig erinnern die<br />

Gletscherbrüche ständig daran, dass man<br />

im Hochgebirge mit allen seinen Gefahren<br />

unterwegs ist. Bei so guter Sicht wie heute,<br />

genauer Ortskenntnis und einer soliden<br />

Schneedecke können Anna und Max immerhin<br />

ohne Seil aufsteigen. Die Tourengeher<br />

haben in den vergangenen Tagen eine<br />

sichere Spur durch die Gefahrenzonen des<br />

Taschachferners gelegt.<br />

Zwei Stunden später liegt ihnen die Welt zu<br />

Füßen. So scheint es jedenfalls, wenn man<br />

am Skidepot der Wildspitze steht. Auf 3768<br />

Metern setzt der schrofige Südwestgrat an.<br />

Nur noch 70 Höhenmeter trennen sie vom<br />

höchsten Gipfel der Ötztaler Alpen und dem<br />

zweithöchsten in Österreich. Unter ihnen<br />

liegt ein Gipfelmeer.<br />

Für den teils felsigen, teils vereisten Grat legen<br />

sie die Steigeisen an, dann geht es Schritt<br />

für Schritt hinauf. <strong>Der</strong> Wind treibt feine Eiskristalle<br />

durch die Luft, es ist bitterkalt, und<br />

die dünne Luft erschwert das Atmen. Aber<br />

das Gipfelkreuz rückt beständig näher. Endlich<br />

geht es nicht mehr weiter nach oben.<br />

Nur eine kurze Gipfelpause gönnen sich die<br />

zwei. Es ist einfach zu kalt, um den Moment<br />

zu genießen. Nach einer kleinen Zwangspause<br />

– Stau an einer Felsplatte mit Gegenverkehr<br />

– steigen sie zügig ab zum Skidepot,<br />

tauschen die Steigeisen gegen die Ski ein<br />

und bringen den ersten Hang hinter sich.<br />

Die Verhältnisse sind gut genug, um auf das<br />

Seil zu verzichten. So lange sie im Bereich der<br />

Aufstiegstrasse und der bereits vorhandenen<br />

Insgesamt 2000 Höhenmeter<br />

geht es hinab<br />

zum Parkplatz.<br />

Abfahrtsspuren bleiben, sollten sie ohne Probleme<br />

bis unter das Mittelbergjoch kommen.<br />

Auf 3100 Metern biegen die beiden von ihrer<br />

Aufstiegsroute ab und schwingen über den<br />

langen Gletscher links hinab ins Tal, dem<br />

Himmel <strong>entgegen</strong>.<br />

◀<br />

TOUR<br />

Wildspitze (3768 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz des Skigebiets<br />

Pitztaler Gletscher (1740 m)<br />

Talort: Mandarfen im Pitztal (1690 m)<br />

Charakter: Einfache Skihochtour, die bei<br />

Nutzung der Pitztaler Gletscherbahnen als<br />

Tagestour (5 bis 6 Std.) möglich ist. 700<br />

Hm Aufstieg, knapp 2400 Hm Abfahrt bzw.<br />

Abstieg<br />

Bahn: Pitztaler Gletscherbahn, Tel. 00 43/<br />

54 13/8 62 88, www.pitztaler-gletscher.at<br />

Mitte September bis Mitte Mai, 8:30 bis<br />

16:00 Uhr<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000, Nr. 30/6 »Ötztaler<br />

Alpen, Wildspitze«<br />

Aufstieg/Abfahrt: Mit dem Pitztaler<br />

Gletscherexpress und der Wildspitzbahn bis<br />

auf den Hinteren Brunnenkogel (3438 m).<br />

Von dort ins Mittelbergjoch (3166 m) und<br />

nach Süden auf den Taschachferner. Über<br />

diesen weiter wie in der Tourenkarte in der<br />

Heftmitte detailliert beschrieben. Am Gipfelgrat<br />

sind evtl. Steigeisen und Pickel nötig.<br />

Die Gletscherabfahrt bis hinab ins Tal sollte<br />

nur bei guten Bedingungen unternommen<br />

werden. Im Zweifelsfall steigt man zurück<br />

ins Mittelbergjoch und gelangt über das<br />

Skigebiet ins Tal (letzte Talfahrt Pitztalexpress<br />

beachten!).<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

DIE SERIE »Sicher zum Gipfel« mit Anna und Max<br />

endet mit dieser Folge.<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 79


DAS KNOW-HOW<br />

Während unten noch geschnauft<br />

wird, legen Anna und<br />

Max eine verdiente Rast ein.<br />

Besonderheiten der Skihochtour<br />

Hochtour und Skitour wurden in vorherigen BERGSTEIGER-<br />

Ausgaben bereits ausführlich beschrieben. Die Skihochtour<br />

weist als eine Mischform gewisse Unterschiede auf.<br />

Anders als im Sommer<br />

kann im Winter bei<br />

günstigen Verhältnissen<br />

auf das Seil am Gletscher<br />

verzichtet werden.<br />

abzubremsen. Sofern man zum Stillstand<br />

kommt, setzt man nach Möglichkeit eine<br />

Eisschraube zur Selbstsicherung, zieht Ski<br />

und Rucksack aus und hängt sie sich gemeinsam<br />

mit den Stöcken mit einer Bandschlinge<br />

an den Gurt. Wenn möglich, zieht<br />

man warme Kleidung an, legt Steigeisen an<br />

und wartet auf die<br />

Bergung.<br />

Ein Hüftgurt ist für<br />

Gletschertouren<br />

ausreichend.<br />

<strong>Der</strong> Eispickel ist<br />

am Gletscher vielseitig<br />

einsetzbar.<br />

Die Anforderungen<br />

Eine Skihochtour führt über vergletschertes<br />

Gelände. Zu den üblichen Gefahrenquellen<br />

auf Skitour kommt also<br />

die Gefahr des Spaltensturzes hinzu. Weitere<br />

Erschwernisse können, müssen aber<br />

nicht automatisch auftreten: schwierigere<br />

Orientierung im weitläufigen Gletschergelände,<br />

größere Kälte und teils prekäre Wetterverhältnisse<br />

wegen der größeren<br />

Höhe, Akklimatisationsprobleme,<br />

längere Dauer der Touren,<br />

manchmal anspruchsvolle<br />

Grate, die kombinierte<br />

Kletterei erfordern.<br />

»Mit oder ohne Seil?«<br />

Während im Sommer am schneebedeckten<br />

Gletscher kein <strong>Bergsteiger</strong> mit Verstand auf<br />

die Seilsicherung verzichtet, ist die Lage im<br />

Winter anders. Tatsächlich wird während<br />

einfacheren Skihochtouren in der Praxis<br />

auf das Seil verzichtet, zumindest bei günstigen<br />

Verhältnissen. Die Schneedecke über<br />

den Spalten ist tragfähiger als im Sommer<br />

und die Belastung der Brücken ist wegen<br />

der größeren Skifläche im Vergleich zum<br />

Schuh geringer. Außerdem birgt im Fall eines<br />

Lawinenabgangs der Verbund als Seilschaft<br />

zusätzliche Gefahr. Abfahren am Seil<br />

ist unangenehm, im Aufstieg bringt es dagegen<br />

weniger Komfortverlust.<br />

Spaltensturz<br />

Die verschiedenen<br />

Formen der Spaltenbergung<br />

sollten unbedingt<br />

beherrscht werden.<br />

Hier gibt es nur geringfügige Unterschiede<br />

zu Hochtouren im Sommer<br />

(siehe BERGSTEIGER 9/2012). Im<br />

Winter ist – da oftmals auf ein Seil verzichtet<br />

wird – jedoch auch ein unangeseilter<br />

Spaltensturz möglich.<br />

Als Stürzender gilt es dann, den Sturz<br />

durch Ausspreizen von Armen und Beinen<br />

Ausrüstung<br />

Die Ausrüstung: Im Vergleich zur normalen<br />

Skitour (siehe BERGSTEIGER 12/2012)<br />

ist bei der Skihochtour ein Mehr an Ausrüstung<br />

nötig. Die Gegenstände dienen zur<br />

Vermeidung eines Spaltensturzes bzw. zur<br />

Spaltenbergung.<br />

• Hüftgurt<br />

• 2 Schraubkarabiner<br />

• 1 Safelockkarabiner<br />

• 2 Schnappkarabiner<br />

• lange Bandschlinge<br />

• 3 Reepschnüre von 1 m, 2 m und 4 m<br />

Länge (entsprechen 0,5, 1 und 2 m<br />

Schlingenlänge)<br />

• Eisschraube<br />

• evtl. Seilklemme (Tibloc oder ähnliches)<br />

• Halbseil oder Einfachseil (Ein Einfachseil<br />

hat den Vorteil, dass es vielseitiger verwendbar<br />

ist, z. B. beim Gipfelaufstieg im<br />

Fels. Außerdem lässt es sich wegen des<br />

größeren Durchmessers besser greifen.<br />

Das Halbseil ist dafür etwas leichter.)<br />

• Je nach technischer Schwierigkeit Steigeisen<br />

und Pickel<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Mit Seil sollte man<br />

auf jeden Fall gehen:<br />

• auf spaltenreichem Gletscher oder bei Unkenntnis<br />

der Spaltensituation<br />

• bei schlechter Sicht und Orientierungsproblemen<br />

• bei schwacher Schneedecke über den<br />

Spalten, vor allem im Frühwinter<br />

• bei Winderosion, schlechtem Schneedeckenaufbau<br />

und Durchfeuchtung der<br />

Schneedecke<br />

• nach Neuschnee (wegen der schwierigeren<br />

Geländebeurteilung im kleinräumigen<br />

Bereich)<br />

• bei Anlage einer neuen Spur<br />

Seil oder kein Seil? Das ist eine der drängendsten Fragen auf der Skihochtour.<br />

Mit einer Hand am<br />

Seil lässt sich der<br />

Seillauf beim<br />

Abfahren einfacher<br />

regulieren.<br />

Steigeisen sollten exakt an die Skischuhe<br />

angepasst werden.<br />

Keine Gletscherbegehung<br />

ohne<br />

Schraubkarabiner<br />

Die Begleiter sollten durch Anseilen weitere<br />

Stürze verhindern. Dann wird der Notruf<br />

abgesetzt. Professionelle Hilfe ist hier meist<br />

die schnellste Rettung. Eine eigenständige<br />

Rettung hängt von der Erfahrung der Seilschaft<br />

ab.<br />

Die Abfahrt<br />

Die erste Überlegung muss sein, ob ein Seil<br />

nötig ist? Wenn ja, wählt der Seilschaftserste<br />

ein langsames Tempo und fährt in großen<br />

Bögen eine möglichst sichere Route. Alle anderen<br />

folgen dieser Spur möglichst sturzfrei.<br />

Am einfachsten gelingt dies, indem die Stöcke<br />

im Rucksack verstaut werden und eine<br />

Hand das nach vorne laufende, straffe Seil<br />

greift. Dadurch lässt sich der Seillauf einfacher<br />

regulieren. Bei der Abfahrt ohne Seil<br />

hält man ausreichend Abstand, um beim<br />

Spaltensturz eines Vorausfahrenden noch<br />

rechtzeitig zu bremsen.<br />

◀<br />

Skitourenwissen<br />

vertiefen<br />

• Markus Stadler »Skitouren: Ausrüstung –<br />

Technik – Sicherheit«, Bergverlag Rother,<br />

Oberhaching 2012<br />

• Christian Schneeweiß/Bernd Ritschel,<br />

»Skitourengehen: Das Praxisbuch für Einsteiger<br />

und Fortgeschrittene«, Bruckmann<br />

Verlag, München 2010<br />

03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 81


KAUFBERATUNG TEIL 1: Hardshell-Jacken<br />

Für den schweißtreibenden<br />

Aufstieg muss die Jacke<br />

ebenso geeignet sein wie<br />

später für die Abfahrt.<br />

Je nach Zweck die<br />

richtige Jacke<br />

Skitour: Die Jacken sollten insgesamt<br />

robuster sein, gut gegen Sturm abdichten und<br />

für den Aufstieg über Lüftungen verfügen. Die<br />

hinterlegten RVs müssen nicht hundertprozentig<br />

dicht sein, aber Zipper und Züge sollten gut mit<br />

Handschuhen zu bedienen sein. Rumpf und<br />

Ärmel sollten kaum verrutschen.<br />

Gletscher/Trekking: Wegen des schwereren<br />

Rucksacks sollten die Schultern und Hüften verstärkt<br />

und gegen Regensturm die hinterlegten<br />

RVs annähernd zu hundert Prozent dicht sein.<br />

Großzügige Achselöffnungen erlauben eine gute<br />

Ventilation. Beim Trekking muss die Abdichtung<br />

gegen Wind nicht perfekt sein.<br />

(Eis-)Klettern/Hochtour: Weniger Gewicht<br />

und höhere Atmungsaktivität werden am besten<br />

durch dünneren Stoff und dafür umfangreichere<br />

Verstärkungen (ideal Schultern bis Ober-Ärmel<br />

bzw. kompletter Hüftumfang) erreicht. Wichtig<br />

sind eine hohe Beweglichkeit und eine helmtaugliche<br />

Kapuze.<br />

Hart im<br />

Nehmen<br />

Die Hauptaufgabe einer Hardshell-Jacke<br />

ist und bleibt der Schutz vor Niederschlag,<br />

Wind und Sturm. Das Material sollte darüber<br />

hinaus so robust sein, dass Fels, Eis sowie<br />

scheuernde Rucksäcke der Jacke nichts anhaben<br />

können. Von Christian Schneeweiß<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


R<br />

obuste Hardshells sind Schutzjacken,<br />

die nicht nur gegen<br />

Sturm, Regen und Schnee<br />

schützen. Darüber hinaus lassen<br />

sie sich weder von einem<br />

schweren Rucksack, Hüft- oder Klettergurt<br />

aufscheuern und überstehen auch Reibungskontakt<br />

mit Fels unbeschadet. Neu ist das erstaunlich<br />

geringe Gewicht von 500 bis 600<br />

Gramm in Größe 52 oder L. Selbst leichtere<br />

Modelle (Patagonia und Schöffel 420 g) sind für<br />

die meisten harten Einsätze geeignet.<br />

Schutzstoff: Laminat und Verstärkungen<br />

Gewicht und Robustheit ergeben sich aus<br />

einem dreilagigen, raffiniert verklebten<br />

»Laminat«. Herzstück ist eine wasserdichtatmungsaktive<br />

Membran, die am Körper<br />

einen dünnen Abrieb- und Schmutzschutz<br />

und außen ein abriebfestes, gegen Vollsaugen<br />

imprägniertes Obermaterial besitzt. Die<br />

meisten robusten Laminate sind aus Gore-<br />

Tex Pro Shell, das heißt, nur der Oberstoff<br />

variiert mit den Modellen. Besonders robust<br />

ist dieser bei Tilak, während leichtere Modelle<br />

mit Ripstop die Reißfestigkeit erhöhen.<br />

Um eine Schutzjacke fast unzerstörbar zu<br />

machen, lassen sich Verstärkungen an den<br />

bei schwerem Rucksack besonders belasteten<br />

Schultern und Hüften (Rucksack und<br />

Klettergurt) sowie der Oberseite der Ärmel<br />

gegen Felskontakt (auch Traggurt-Abstreifen)<br />

anbringen (Haglöfs und Adidas; Mammut<br />

Schultern mit Gummiaufsatz; Berghaus ohne<br />

INFO<br />

Wasserdicht und<br />

atmungsaktiv<br />

So erkennen Sie eine gute Jacke<br />

Ob eine Schutzjacke hält, was sie verspricht, lässt<br />

sich nur durch Anziehen und Ausprobieren beurteilen.<br />

1 Material<br />

Das Material sollte aus robustem, wasserdicht-atmungsaktivem Membranlaminat bestehen.<br />

Leichtjacken für intensive Aktivität sind aus einem dünnerem Stoff, an Schultern<br />

und Hüften sollten sie Verstärkungen aufweisen.<br />

2 Reißverschlüsse<br />

<strong>Der</strong> Reißverschluss sollte wasserdicht sein und zusätzlich mit einer Abdeckung<br />

hinterlegt sein. Zwei Zipper ermöglichen eine größere Variabilität.<br />

3 Gummizüge<br />

Die Gummizüge sollten unkompliziert sowie leichtgängig sein und die Jacke<br />

perfekt gegen die Witterung abdichten.<br />

4 Bewegungsfreiheit<br />

Für bewegungsintensive Aktivitäten sollte die Jacke kaum verrutschen (v.<br />

a. auf Skitour) und im kompletten Armbereich beweglich sein (v. a. beim<br />

Klettern).<br />

5 Kapuze<br />

Die Kapuze sollte für Touren im Hochgebirge das Gesicht perfekt abdichten,<br />

einen Sturmschild besitzen, sich mit dem Kopf drehen und für den Extrembereich<br />

helmtauglich sein.<br />

Hüftbereich). Schöffel und Patagonia sind aus<br />

einem weniger robusten Stoff und sollten<br />

daher nicht zu oft mit schwerem Rucksack<br />

beladen werden.<br />

<strong>Der</strong> Jacken-Einstieg: Frontverschluss<br />

Zwar schützt der Stoff gegen die Witterung<br />

(außer bei Kälte im Ruhezustand), die Öffnungen<br />

an Front, Rumpf und Ärmeln bilden<br />

aber Schwachstellen. Ein einfacher Reißverschluss<br />

(RV) ist zwar leichter zu bedienen<br />

(Patagonia, Bergans), dennoch sollte die<br />

Frontöffnung einen Zweiwege-RV besitzen,<br />

der sich auch von unten (für Kletter-Sicherung,<br />

Lüftung) öffnen lässt. So oder so sind<br />

nur wenige »wasserdichte« RVs leichtgängig<br />

(Tilak und Mammut), da sie gummiert sind<br />

(bei Knicken evtl. Feuchteln). Hundertprozentig<br />

dicht, aber schwergängig sind nur die<br />

Front-RVs von Berghaus, La Sportiva und Vaude.<br />

Dafür sind alle Front-RVs innen mit einer<br />

Abdeckung hinterlegt (außer Vaude und die<br />

Taschen-RVs). Diese hält eventuell eindringende<br />

Feuchtigkeit sowie kühle Luft ab.<br />

4<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

<strong>Der</strong> Membranhersteller W.L. Gore gibt für die<br />

Wasserdichte (Winddichte wird vorausgesetzt)<br />

von Gore-Tex Pro Shell die Höhe der<br />

Wassersäule mit 28 000 Millimeter an.<br />

Bei der entscheidenden Atmungsaktivität<br />

erscheint der schlechtest (!) mögliche<br />

technische Wert (RET < 6, also immer noch<br />

extrem atmungsaktiv). <strong>Der</strong> tatsächliche<br />

Wert hängt vom verwendeten Oberstoff ab<br />

und ist in der Regel besser (La Sportiva RET<br />

4). Andere Membranhersteller messen die<br />

Atmungsaktivität vorzugsweise in anschaulicheren<br />

Gramm Wasserverdunstung pro<br />

Quadratmeter Laminat in 24 Stunden<br />

(Rahmenbedingungen unterschiedlich!),<br />

was bei Vaude die für robuste Jacken<br />

rekordverdächtige Tabellenangabe 35 000 g<br />

/ > 35 000 mm ergibt.<br />

Abgehärtet: Über dem Korpus ist eine<br />

Verstärkung im Schulterbereich bis über<br />

die oberen Ärmel eingesetzt. Zudem ist<br />

ein Gummischutz für den Rucksackträger<br />

aufgebügelt (Mammut).<br />

Details: <strong>Der</strong> linke RV ist wasserddicht, aber<br />

schwieriger mit Handschuhen zu bedienen<br />

(La Sportiva). <strong>Der</strong> rechte kann Feuchtigkeit<br />

durchlassen, ist innen abgedeckt und hat<br />

handschuhfreundliche Bändel (Haglöfs).<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Andreas Strauß<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 83


EXPERTEN-TIPP<br />

»Die Jacke sollte<br />

unbedingt Verstärkungen<br />

im Schulterbereich<br />

haben.«<br />

Schwerer Rucksack,<br />

Seil, Hüftgurt – eine<br />

Jacke muss einiges<br />

aushalten können.<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Andreas Strauß<br />

Silvia Felt ist Produktmanagerin<br />

bei Berghaus<br />

Tipp 1 Bei der Materialauswahl wird meist<br />

Polyamid/Nylon dem geringer strapazierfähigen<br />

Polyestermaterial vorgezogen. Eine dichte<br />

Webtechnik steht meist für hohe Materialrobustheit.<br />

Die Plain-Weave-Technik ist sehr<br />

abriebfest. Bei der Rip-Stop-Technik werden<br />

sehr leichte Garne mit dickeren Garnen<br />

kombiniert. Dies sorgt für hohe Strapazierfähigkeit<br />

und Reißfestigkeit. Auch die Fadenstärke<br />

(Denier) gibt Auskunft über die Robustheit.<br />

Tipp 2 Die Reibung beim Tragen eines<br />

Rucksacks schadet dem Material. Die Jacke<br />

sollte daher Verstärkungen im Schulterbereich<br />

haben. Oft werden auch im Bereich der Hüfte<br />

Materialverstärkungen angebracht, da dort<br />

Klettergurte und Rucksackgurte aufl iegen.<br />

Verstärktes Material an den Schulterblättern<br />

und der Kapuze hält dem Regen besser stand.<br />

Auch der direkte Kontakt mit Fels kann das<br />

Material beschädigen. Verstärkungen sind<br />

beispielsweise an den Unterarmen sinnvoll,<br />

da diese beim Klettern den häufi gsten Kontakt<br />

mit Fels haben.<br />

Tipp 3 Generell sollten Dreilagen-Laminate<br />

nur dann gewaschen werden, wenn sie es nötig<br />

haben, d. h. wenn sie durch Schmutz, Öle oder<br />

Salze (Körperschweiß) verunreinigt wurden. Auf<br />

keinen Fall Weichspüler verwenden. Anschließend<br />

gründlich spülen, um Waschmittelrückstände<br />

zu entfernen. Im Trockner trocknen oder<br />

kalt bügeln um das DWR-Finish wieder zu<br />

aktivieren. Auf jeden Fall auch die Pfl egeanweisung<br />

auf dem Etikett beachten.<br />

Ein Druckknopf gegen unbeabsichtigtes<br />

Hochrutschen des unteren Zippers ist bei<br />

gummierten Zweiwege-RVs überflüssig.<br />

Die RV-Zipper allgemein sollten Bändel mit<br />

Kunststoffgriff besitzen (Mammut perfekt,<br />

nicht La Sportiva). Seltsamerweise fehlen diese<br />

am unteren Zipper des Front-RVs (außer<br />

Haglöfs). Am Hals sind Frontabdeckung und<br />

teils Nacken mit Mikrofleece oder Trikot besetzt<br />

(v. a. Adidas, Mammut und The North Face).<br />

Abschlüsse: Gummizüge und Ärmelklette<br />

Standard beim Rumpfabschluss von Schutzjacken<br />

sind Hüft-Gummizüge mit zwei<br />

seitlichen Klemmverschlüssen (Tankas),<br />

die möglichst einhändig zu bedienen sind.<br />

Relativ neu ist die Verbreitung von Zügen,<br />

die sich durch Druck auf einen im Stoff vor<br />

jeglichem Witterungseinfluss geschützten<br />

Klemmknopf verstellen lassen. Diese werden<br />

zwar zweihändig bedient, sind aber<br />

leichtgängig und fixieren zuverlässig. Dies<br />

zeigt sich besonders an den problematischen<br />

Seitzügen der Kapuze, die häufig nur suboptimal<br />

funktionieren. Bei Schöffel und Outdoor<br />

Research muss vor Bedienung der Kapuzen-<br />

Seitzüge der schützende Front-RV geöffnet<br />

werden, bei Haglöfs müssen de facto fast alle<br />

Gummizüge mühsam zweihändig bedient<br />

werden.<br />

Ein elastischer Schneefang um die Taille<br />

verhindert das Eindringen von Schnee, bietet<br />

Schutz im Nierenbereich und ist für den<br />

Sommereinsatz abzippbar (Adidas; Tilak auch<br />

Taillenzug).<br />

Die Ärmelbünde werden durchgehend mit<br />

Klettverschlüssen angepasst und verschlossen.<br />

<strong>Der</strong> Klett sollte lang und breit genug<br />

sein, um das Handgelenk ohne Überstand<br />

vollständig und zuverlässig gegen die Witterung<br />

abzudichten. Klette mit robusten<br />

Gummibändern (Adidas, Haglöfs und Schöffel)<br />

halten auch nach jahrelanger Nutzung gut,<br />

können sich aber außen verhaken. Tilak besitzt<br />

sogar einen Rundumklett mit Hebelzug.<br />

TIPP<br />

Damit die Jacke<br />

perfekt sitzt<br />

■ Für alle intensiven Aktivitäten sollte eine<br />

Schutzjacke ein verlängertes Rückenteil<br />

besitzen. So stört es nicht weiter, wenn die<br />

Jacke evtl. am Rumpf hochrutscht oder<br />

grundsätzlich kürzer geschnitten ist.<br />

■ Rumpf-Gummizüge (und viele Kapuzenzüge)<br />

besitzen Schlaufen, die sich seitlich<br />

verhängen können. Taschenzüge (Vaude),<br />

Einzelbändel (System Patagonia) oder<br />

Doppelbändel (Kapuze Berghaus) schützen<br />

davor.<br />

■ Vor der Bedienung eines Zweiwege-RVs<br />

müssen die Enden der beiden Zähnchenstränge<br />

gleich weit aus dem Zipper herausstehen.<br />

Bei verhakendem oberem RV hilft es<br />

meist, mit der anderen Hand den unteren<br />

festzuhalten.<br />

■ Angesichts der kompliziertesten Konstruktionen<br />

(oder genialer Zweihandzüge mit<br />

unsichtbarem Klemmknopf) sollte man vor<br />

dem Ersteinsatz der Jacke die Seitzüge der<br />

Kapuze ansehen und ausprobieren.<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


So bewertet der BERGSTEIGER<br />

Abdichtung: Nach Anziehen des<br />

Hardshells wurden Rumpfzüge, Ärmelklette<br />

und Kapuzenzüge geschlossen<br />

und an Hüften, Handgelenke und<br />

Gesicht angepasst. Wie es sich für<br />

Schutzjacken gehört, dichteten die<br />

Abschlüsse der meisten Jacken sehr<br />

gut bis gut gegen die Witterung ab.<br />

Nur für Haglöfs, Outdoor Research<br />

und v. a. Vaude (dichte Kapuze nur<br />

mit Helm) galt dies nicht.<br />

Verrutschen und Beweglichkeit:<br />

Diese beiden Aspekte entscheiden<br />

darüber, ob sich die Jacke für bewegungsintensive<br />

Aktivitäten eignet.<br />

Zur Beurteilung des Verrutschens<br />

wurden die Arme hochgehoben.<br />

Während die meisten Jacken an<br />

den Armen kaum oder gar nicht verrutschten<br />

– die besten nicht mal am<br />

Rumpfsaum –, verrutschte Schöffel<br />

an beiden Abschlüssen deutlich. Die<br />

Beweglichkeit beim Anwinkeln der<br />

Arme war häufi ger beeinträchtigt<br />

(Schöffel, Adidas und Mammut).<br />

In große Seitentaschen<br />

passen sogar Flaschen.<br />

Zudem lassen sich darin<br />

Hände sowie Accessoires<br />

wärmen (Mammut).<br />

Kapuze: Sie wurde in zwei Schritten<br />

geprüft: Die Anpassung war in<br />

allen Fällen mehr oder weniger gut<br />

(am besten The North Face). Alle<br />

Kapuzen ließen sich im geschlossenen<br />

Zustand seitlich mit dem Kopf<br />

drehen. Die einzige suboptimale<br />

Kapuze besaß Vaude (begrenzt<br />

beweglich und nicht vollständig<br />

schließbar).<br />

Züge: Insbesondere bei den<br />

Kapuzenzügen folgen die meisten<br />

Hersteller eigenen Philosophien.<br />

Bei dicht abschließenden<br />

Ärmelkletten blieb der<br />

Schnee zuverlässig draußen<br />

(raffinierter Rundum-<br />

Hebelklett; Tilak)<br />

Wobei nur wenige Neuerungen<br />

Fortschritte darstellen – wie die<br />

leichtgängigen Einzelbändel mit<br />

geschütztem Klemmknopf (Patagonia,<br />

Berghaus und The North Face)<br />

oder die sauber gearbeiteten, aber<br />

stinknormalen Einhand-Zugsysteme<br />

von Mammut.<br />

Komplizierter Kopfschutz: Kapuze<br />

Eine funktionelle Kapuze besitzt neben den<br />

erwähnten Seitzügen auch einen normalerweise<br />

gut funktionierenden und häufig<br />

abgedeckten Volumenzug am Hinterkopf<br />

(zusammen »3D-Züge«), der sowohl die Anpassung<br />

an den Kopf als auch dessen seitliches<br />

Drehen mit der Kapuze ermöglicht.<br />

Dieser Zug dient auch der Erweiterung, um<br />

die Kapuze über einem Helm tragen zu können,<br />

wogegen ein vierter Halszug (Schöffel<br />

und Haglöfs) überflüssig ist. Zwar sind alle<br />

Modelle helmtauglich; aber nur Haglöfs,<br />

Outdoor Research, Vaude und Tilak mit Klett<br />

lassen sich problemlos mit Helm bewegen.<br />

Äußeres Merkmal einer sturmtauglichen<br />

Kapuze ist ein großzügiger Schild an der<br />

Stirnseite (Adidas, Berghaus und Outdoor Research<br />

mit Drahtverstellung), der vorzugsweise<br />

angeschnitten, das heißt, in einen<br />

seitlichen Schutz integriert ist.<br />

Für Hände und Großkram: Taschen<br />

Besonders im Winter, wenn man mit viel<br />

Ausrüstung unterwegs ist, sollten die Seitentaschen<br />

der Jacke nicht nur Platz für die<br />

Hände bieten, sondern auch groß genug<br />

sein, um dicke Handschuhe oder die Mütze<br />

darin unterzubringen. Wichtig ist in diesem<br />

Zusammenhang ein deutlicher Steg als<br />

Rausfallsicherung (bei Haglöfs und Patagonia<br />

mager). Die Seitentaschen aller Modelle sind<br />

mehr oder weniger gut hochgesetzt, so dass<br />

sie nicht von Rucksack- oder Klettergurt<br />

behindert werden. In einige der größten<br />

Taschen (La Sportiva, Mammut, Schöffel und<br />

Outdoor Research) passen sogar Trinkflaschen,<br />

während Tilak innen extra Volumentaschen<br />

zum Aufwärmen besitzt. Kleinere Werttaschen<br />

auf der Innenseite für Schlüssel, Liftkarte<br />

oder Geld lassen sich nutzen, um darin<br />

elektronische Geräte vom Smartphone bis<br />

zum GPS-Gerät zu verstauen.<br />

Effektive Klimaregulierung: Lüftungen<br />

Um einerseits effektiv zu lüften (ventilieren)<br />

und andererseits vor der Witterung<br />

zu schützen, befinden sich die trotz hoher<br />

Atmungsaktivität erforderlichen Lüftungsöffnungen<br />

mit variablem Zweiwege-RV am<br />

besten unter den Achseln und sind vorzugsweise<br />

recht lang (Patagonia, The North Face<br />

und Haglöfs; Schöffel 50 Zentimeter), bei Outdoor<br />

Research sogar bis zum Rumpfabschluss<br />

durchgehend. Weniger effektiv sind seitliche<br />

Lüftungen (Adidas) oder lüftende Seitentaschen<br />

mit Netzfutter (Berghaus). ◀<br />

Angepasst: Helmtaugliche Kapuzen sind<br />

weiter und brauchen eine Volumenverstellung<br />

am Hinterkopf, um mit und ohne Helm<br />

zu funktionieren (Vaude).<br />

Durchdacht: <strong>Der</strong> zweihändig zu bedienende<br />

Klemmknopf kann weder vereisen noch beschädigt<br />

werden, ist zuverlässig und leicht<br />

mit Handschuhen zu bedienen (Patagonia).<br />

Klimaanlage: Von der Achsel bis zum Rumpf<br />

reicht der längste Lüftungs-Zweiwege-RV.<br />

Dank zweier Zipper ist die Öffnung beliebig<br />

variierbar (Outdoor Research).<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 85


KAUFBERATUNG: Hardshell-Jacken<br />

TIPP<br />

Allround<br />

Adidas<br />

Terrex IceFeather J.<br />

Bergans<br />

Glittertind Jacket<br />

Berghaus Kangchenjunga<br />

Shell J.<br />

Haglöfs<br />

Spirit Jacket Men<br />

La Sportiva Resolute<br />

GTX Jacket Mt<br />

Mammut<br />

Thrilltrip Jacket M<br />

Vertrieb, Info 0 91 32/ 84-0,<br />

www.adidas.com/outdoor<br />

0 40/32 59 64 45-0,<br />

www.bergans.de<br />

08 00/10 08 76-5,<br />

www.berghaus.com<br />

08 31/5 12 80-0,<br />

www.haglofs.se<br />

0 89/34 69 66,<br />

www.lasportiva.com<br />

0 83 31/83 92-0,<br />

www.mammut.ch<br />

Preis in Euro 499,- 440,- 450,- 400,- 499,95 500,-<br />

Gewicht/Größe 545 g / 52 465 g / XL 475 g / L 485 g / L 515 g / L /50 555 g / XL<br />

Dreilagiges<br />

Laminat<br />

Ripstop-Polyamid mit<br />

Gore-Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Stretch-Polyamid mit<br />

<strong>Der</strong>mizax EV (PU)<br />

Ripstop-Polyamid mit<br />

Gore-Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Ripstop-Polyamid mit<br />

Gore-Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Ripstop-Polyamid mit<br />

Gore-Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Ripstop-Polyamid mit Gore-<br />

Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Atmung/<br />

Dichte<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

> 16 000 g / 20 000 mm<br />

(noch sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET 4 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

Verstärkungen Kapuze, Schultern bis<br />

Ärmelbund/Brust, Hüfte<br />

Relativ robust<br />

Schultern bis Ärmel/<br />

Brust, Kapuze<br />

Schultern bis Brust,<br />

Unterarm, Hüfte, Kapuze<br />

Robust<br />

Schultern bis obere Ärmel,<br />

Hüfte rundum<br />

Passform<br />

Mittel bis schlank,<br />

Rücken verlängert<br />

Eher weit, Rücken kaum<br />

verlängert<br />

Weit, Rücken stark<br />

verlängert<br />

Weit, Rücken gut<br />

verlängert<br />

Mittel, Rücken gut<br />

verlängert<br />

Schlank bis mittel, Rücken<br />

kaum verlängert<br />

Abschlüsse Kleine Gummizüge /<br />

robuste lange Klette<br />

Kleine Gummizüge /<br />

robuste lange Klette<br />

1 Zweihand-Gummizug<br />

geschützt / Klette<br />

Standard-Gummizüge /<br />

robuste lange Klette<br />

Feste Gummizüge /<br />

breite Klette<br />

Standard-Gummizüge /<br />

leicht zu öffnende Klette<br />

Kapuze<br />

Drahtschild, helmtauglich,<br />

3D-Züge geschützt<br />

Angeschnittener Schild,<br />

helmtauglich, 3D-Züge<br />

angeschnittener Drahtschild,<br />

helmtauglich,<br />

3D-Züge geschützt<br />

Großer Schild, einrollbar,<br />

helmtauglich, 3D-Züge +<br />

Halszug<br />

Angeschnittener Schild,<br />

3D-Züge geschützt<br />

Großer Schild, helmtauglich,<br />

einrollbar, 3D-Züge<br />

hinten geschützt<br />

Lüftungen Seiten-RVs Achseln 2-Wege-RVs, Seitentaschen-RVs Achseln 2-Wege-RVs, lang Achseln 2-Wege-RVs Achseln 2-Wege-RVs<br />

Taschen<br />

2 Seiten Volumen, gut<br />

hochgesetzt, 2 Napoleon,<br />

innen Wert/Elektro<br />

2 Seiten Volumen, gut<br />

hochgesetzt, 2 Napoleon,<br />

innen Wert/Elektro<br />

2 Seiten Volumen groß,<br />

stark hochgesetzt, 2<br />

Brust, Ärmel, innen: Wert<br />

2 Seiten groß, stark<br />

hochgesetzt, Volumen-<br />

Wert-/Elektro ungesichert<br />

2 sehr groß, hochgesetzt,<br />

mit Brust-/Seiteneingriff,<br />

Wert/iPod<br />

2 Seiten sehr groß, stark<br />

hochgesetzt; innen Wert<br />

groß, 2 offene Volumen<br />

Extras<br />

Schneefang abzippbar<br />

(50 g), Trikot-Kinnpatte<br />

und -Nacken, Refl ektoren<br />

Wenige Nähte, Trikot-<br />

Kinnpatte, RV asymmetrisch,<br />

Refl ektoren<br />

Kinnpatte, wichtigste<br />

Zipper mit Griff-Bändeln,<br />

Refl ektoren<br />

Hängschlaufe,<br />

Refl ektor vorn<br />

Rund um Kapuzenöffnung<br />

Trikot, Refl ektoren<br />

Schultern gummiert, Trikot-<br />

Kinnpatte und -Nacken,<br />

Fair-Wear-zertifi ziert<br />

BEWERTUNGEN<br />

Abdichtung ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Verrutschen ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Beweglichk. ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Kapuze ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Unser<br />

Eindruck<br />

Perfekt verstärkte Jacke;<br />

Bauch, Rücken, Unterärmel<br />

atmungsaktiver, RVs<br />

fast 100% wasserdicht,<br />

aber schwergängig,<br />

Gummizüge leichtgängig,<br />

aber etwas futzelig, Kapuzenzüge<br />

seitlich große<br />

Schlaufen, fällt etwas<br />

kleiner aus<br />

Super bewegliche Leichtjacke;<br />

RV am Hals nicht<br />

störend, Seitentaschen<br />

bequem + rausfallsicher,<br />

Membran nicht schmutzanfällig,<br />

seltsame<br />

Kapuzen-Seitzüge gut<br />

einhändig, aber schlecht<br />

mit Handschuhen/bei<br />

Vereisung<br />

Verstärkte Schlechtwetter-Leichtjacke;<br />

Taschenwunder,<br />

kein Verhängen<br />

an Gummizügen möglich,<br />

top Züge-Schutz, RVs/<br />

Züge leichtgängig,<br />

exakter Kapuzensitz,<br />

Brusttaschenzipper behindern<br />

Front-RV, mäßige<br />

Lüftung<br />

Optimal verstärkte<br />

Leichtjacke für Helmträger;<br />

breiter Gesäßschutz,<br />

Rumpfzüge + Kapuzen-<br />

Seitzüge anfangs schwergängig/nur<br />

zweihändig,<br />

Kapuze mäßig, aber mit<br />

Helm super, Seitentaschen<br />

rausfall-anfällig,<br />

Werttasche ungesichert<br />

Hochwertig ausgestattete<br />

Jacke; variable Taschen<br />

mit viel Stauvolumen,<br />

Rumpfzüge leichtgängig<br />

+ fest, 100% dichte RVs<br />

etwas schwergängig, Kapuze<br />

bedingt beweglich<br />

+ Seitzüge beim Öffnen<br />

pfriemelig, Griffbändel<br />

an Zippern fehlen<br />

Jacke mit super Verstärkung<br />

und Bedienung;<br />

Bauch, Rücken,<br />

Unterärmel atmungsaktiver,<br />

leichtgängige RVs mit<br />

griffi gsten Zippern, ideal für<br />

schwere Traglast, Rundum-<br />

Gurtschutz, Züge einfach<br />

und intuitiv, nur mäßig<br />

beweglich<br />

Skitour ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

Gletscher ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

(Eis-)Klettern ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■ ■■■■■<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

TIPP<br />

Schutz<br />

The North Face<br />

M Half Dome Jacket<br />

Outdoor Research<br />

Mentor Jacket Men’s<br />

Patagonia<br />

M’s Super Pluma J.<br />

Schöffel<br />

Summit Jacket M<br />

Tilak<br />

Evolution Jacket<br />

Vaude<br />

Me Aletsch Jacket<br />

08 00/1 86 22 75,<br />

www.thenorthface.eu<br />

00 41/52/20 81 07-0,<br />

www.outdoorresearch.com<br />

08 00/0 00 11 56,<br />

www.patagonia.com<br />

0 82 32/50 06-0,<br />

www.schoeffel.de<br />

0 91 33/60 38 05,<br />

www.rw-outdoorsport.de<br />

0 75 42/53 06-0,<br />

www.vaude.com<br />

500,- 375,- 500,- 449,95 539,90 400,-<br />

500 g / XL 490 g / XL 420 g / L 425 g / 52 700 g / L 555 g / XL<br />

Ripstop-Polyamid mit Gore-<br />

Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Ripstop-Polyamid mit Gore-<br />

Tex Pro Shell (PTFE)<br />

Fein-Polyamid mit Gore-Tex<br />

Pro Shell (PTFE)<br />

Fein-Polyamid mit Gore-Tex<br />

Pro Shell (PTFE)<br />

Fein-Polyamid mit Gore-Tex<br />

Pro Shell (PTFE)<br />

Fein-Polyester mit Sympatex<br />

Performance (PTFE)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 6 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

RET < 4 / 28 000 mm<br />

(sehr atmungsaktiv)<br />

35 000 g / 35 000 mm<br />

(extrem atmungsaktiv)<br />

Relativ robust Schultern, Hüfte Hüftsaum Relativ robust Sehr robust Robust<br />

Eher weit, Rücken verlängert<br />

Mittel bis weit, Rücken<br />

verlängert<br />

Mittel, Rücken gut<br />

verlängert<br />

Mittel, Rücken gut verlängert<br />

Mittel, Rücken verlängert<br />

Weit, Rücken stark<br />

verlängert<br />

Geschützte Züge zweihändig /<br />

robuste schmale Klette<br />

2 Einzelzüge klein / Klette<br />

etwas kurz<br />

Hüftzüge zweihändig / leicht<br />

zu öffnende Klette<br />

Handschuh-Züge / robuste<br />

lange Klette<br />

Abgenähte Hüft- + Taillenzüge<br />

/ rundum Hebel-Klett<br />

Geschützte Taschen-Hüftzüge<br />

/ Klett relativ kurz<br />

Angeschnittener großer Angeschnittener großer<br />

Schild, helmtauglich, 3D-Züge Drahtschild, helmtauglich,<br />

geschützt<br />

3D-Züge geschützt<br />

Großer Schild, helmtauglich,<br />

3D-Züge geschützt<br />

Schild angeschnitten, helmtauglich,<br />

3D-Züge + Halszug<br />

Großer Schild, helmtauglich,<br />

3D-Züge + Volumenklett<br />

Großer Schild, helmtauglich,<br />

3D-Züge + Volumenklett<br />

Achseln 2-Wege-RVs Achseln 2-Wege-RVs Achseln 2-Wege-RVs Achseln RVs Achseln 2-Wege-RVs Achseln 2-Wege-RVs<br />

2 Seiten länglich groß, gut<br />

hochgesetzt, 2 Brust<br />

2 Seiten riesig, gut hochgesetzt,<br />

Napoleon, innen 2<br />

Wert-/Elektro<br />

2 Seiten relativ klein, stark<br />

hochgesetzt, innen Wert/<br />

Elektro<br />

2 Brust länglich groß, innen<br />

Wert-/Elektro<br />

2 Brust größer, stark<br />

hochgesetzt, Ärmel; innen<br />

Elektro, 2 Volumen<br />

2 Seiten länglich sehr groß,<br />

2 Brust, Ärmel, innen: Wert/<br />

Elektro, Volumen<br />

Trikot-Kinnpatte und -Nacken,<br />

Refl ektoren<br />

Trikot-Kinnpatte, Kapuze<br />

einrollbar<br />

Trikot-Kinnpatte und<br />

-Nacken,<br />

Schlüssel-/Karten-Clip,<br />

Hänghaken, Kapuzen-<br />

Seitzüge geschützt<br />

Trikot-Kinnpatte und -Nacken,<br />

abzippbarer Schneefang<br />

(50 g), Refl ektoren,<br />

Material Bluesign-zertifi ziert<br />

und vollständig recyclebar,<br />

Refl ektoren klein<br />

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Rundum gelungene<br />

Leichtjacke; RVs fast 100%<br />

wasserdicht, aber Nähte<br />

können feuchteln, super<br />

leichtgängiger Taschenzug<br />

zweihändig, viel Taschenvolumen,<br />

super Kapuze, aber<br />

Züge suboptimal + große<br />

Schlaufen<br />

Top lüftende und bewegliche<br />

Leichtjacke; ideal für Helmträger<br />

RVs fast wasserdicht<br />

+ leichtgängig, Flaschen-<br />

Taschen, Kapuzen-Seitzüge<br />

leichtgängig/sicher, Zugbedienungen<br />

umständlich, mäßige<br />

Abdichtungen (Kapuze,<br />

Ärmelklette), Lüftungen<br />

Komplett-Öffnung<br />

Top funktionelle Schlechtwetter-Leichtjacke;<br />

Zweihandzüge<br />

top Wetterschutz<br />

und sicher, Kapuze sehr<br />

gut einstellbar, Hüftzüge<br />

sehr leichtgängig (auch<br />

mit Handschuhen), griffi ge<br />

Zipper, Taschen bequem,<br />

aber kaum rausfallsicher<br />

Luftige Leichtjacke mit<br />

Bewegungsschwäche; RVs<br />

fast 100% wasserdicht,<br />

Zug-Tankas schlecht zu greifen,<br />

keine Hand- aber gute<br />

Brusttaschen fl aschengroß,<br />

Kapuze gut helmtauglich,<br />

aber stört Ohren, Seitzüge<br />

nur bei Frontöffnung zu<br />

bedienen<br />

Umfangreich ausgestattete<br />

Winterjacke; RVs fast 100%<br />

wasserdicht + leichtgängig,<br />

gut helmtauglich,<br />

sehr robust, Züge griffi g +<br />

schwergängig zu/leichtgängig<br />

auf, RV stört am Hals,<br />

keine Hand-, dafür Wärme-/<br />

Flaschen-Taschen<br />

Bewegliche Jacke für Helmträger;<br />

super helmtauglich,<br />

top Atmungsaktivität,<br />

Flaschen-Taschen, RVs<br />

100% wasserdicht, aber<br />

schwergängig + Kältebrücke,<br />

Kapuze nicht drehbar +<br />

Züge gewöhnungsbedürftig<br />

+ Volumenklett dysfunktional<br />

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03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 87


KAUFBERATUNG TEIL 2: LVS-Geräte<br />

LVS-GERÄTE IM TEST<br />

Immer auf<br />

Sendung<br />

Egal, wie warm einem bei<br />

der Tour wird – das LVS-Gerät<br />

muss am Körper bleiben.<br />

Welches LVS-Gerät<br />

eignet sich wofür?<br />

Mehrfachverschüttung: Das Gerät verfügt<br />

über eine Markierungsfunktion, die drei<br />

Verschüttete markieren kann. Unzuverlässige<br />

Markierungen oder Geräte nur mit Anzeige einer<br />

Mehrfachverschüttung erforden die zeitaufwändige<br />

Dreikreismethode.<br />

Einzelverschüttung: Das Gerät führt den<br />

Suchenden (Empfänger = »Search«-Modus)<br />

möglichst schnell zum nächsten Verschütteten<br />

(Sender).<br />

Lawine absuchen: Das Suchgerät verfügt<br />

über eine möglichst große Reichweite, wobei<br />

für die Suchstreifenbreite die ungünstigste<br />

Koppellage entscheidend ist (Sender des<br />

Verschütteten aufrecht).<br />

Besser ein einfaches Gerät als gar keins: Wer nur<br />

selten im Winter auf Tour geht, für den lohnt sich<br />

ein teures Lawinenverschütteten-Suchgerät<br />

nicht unbedingt. Für diese Fälle gibt es Geräte<br />

mit weniger Funktionen. Doch nicht mit allen ist<br />

man gut beraten. Von Christian Schneeweiß<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


verschüttete schneller zu finden,<br />

heißt, ihre Überlebenschancen<br />

zu erhöhen. Genau<br />

das ist Sinn und Zweck digitaler<br />

Dreiantennen-Geräte. Allerdings<br />

sind die Top-Geräte sehr teuer, nicht<br />

zuletzt da sie über Optionen verfügen, die in<br />

erster Linie für Experten gedacht sind. <strong>Der</strong><br />

normale Skitouren- oder Schneeschuhgeher<br />

benötigt sie in der Regel nicht. Für sie bieten<br />

die Hersteller vereinfachte Geräte ohne<br />

Zusatzoptionen an. Trotz eingeschränkter<br />

Funktion befinden sie sich meist auf dem<br />

Stand der Technik – und verfügen zum Teil<br />

sogar über eine Markierungsfunktion.<br />

Tragsystem<br />

Alle getesteten LVS-Geräte stecken in Holstern<br />

(Einschubtaschen) mit Reißverschluss<br />

oder einem schnelleren Schnallenverschluss<br />

(BCA perfekt). Das dehnbare Holster des Axis<br />

hat eine mühsam zu bedienende Lycra-Öffnung,<br />

das Evo3+ hat kein Holster. Dieses und<br />

Mammut sowie BCA können beim Tragen am<br />

Körper stören. Die Schultergurte bestehen<br />

bei Pieps, Mammut und Evo3+ aus bequemem,<br />

schweißdurchlässigem Mesh, ansonsten wie<br />

die Hüftriemen aus Nylon. Evo3+ und Ortovox<br />

funtionieren leider nur mit Tragsystem, alle<br />

anderen Modelle auch ohne. Stattdessen haben<br />

sie eine Handschlaufe.<br />

Display im Sende- und Empfangsmodus<br />

Alle Displays zeigen nach dem Anschalten<br />

Besser mit Markierungsfunktion<br />

Wichtig bei einfachen LVS-Geräten ist, dass sie selbsterklärend<br />

funktionieren und die Anzeige eindeutig ist.<br />

1 Schalter<br />

Die Bedienung des LVS-Geräts, v. a. der möglichst auffällig platzierten Schalter (On/Off,<br />

Umschalter Send/Search, Markierung), sollte selbsterklärend sein und auch mit Handschuhen<br />

möglich sein.<br />

2 Anzeige<br />

Die Anzeige einfacher Geräte sollte deutlich und übersichtlich sein und klare<br />

Hinweise auf Richtung und Entfernung des Senders sowie eine Mehrfachverschüttung<br />

geben bzw. Zahl und Markierung der Verschütteten anzeigen.<br />

3 Piepstöne<br />

Die ergänzenden Piepstöne bei der Suche müssen sich spätestens beim Übergang<br />

von der Grob- zur Feinsuche, mit zunehmender Annäherung in Frequenz und<br />

Höhe der Töne, ändern.<br />

4 Markierungsfunktion<br />

Die Markierungsfunktion ist bei Mehrfachverschüttung essentiell für Durchschnitts-<strong>Bergsteiger</strong><br />

und eine Erleichterung für Experten (keine Dreikreismethode<br />

nötig). Sie muss aber das Signal eines Georteten zuverlässig unterdrücken.<br />

Anzeigefunktionen an (meist mit Selbsttest)<br />

und im normalen Sendemodus Taktungsdiode<br />

oder Pfeil und evtl. den Batteriestand<br />

(Pieps, 3+). Bei Mammut und BCA lässt sich<br />

nur an der Schalterstellung erkennen, ob<br />

das Gerät an ist, beim Axis im Tageslicht<br />

praktisch gar nicht (Diode schwach).<br />

Alle Geräte zeigen im Search-Modus (Empfang)<br />

die Entfernung des verschütteten<br />

Senders an (entlang der Feldlinien länger)<br />

sowie die Richtung, in der er sich befindet<br />

– in der Regel mit LCD-Anzeige (Axis weni-<br />

1<br />

2<br />

3 4<br />

ger deutlich). Besser und auch bei Dunkelheit<br />

erkennbar sind die Leuchtdioden von<br />

BCA und Ortovox Zoom; DSP Tour ist beleuchtet.<br />

Nur die Anzeige des Einantennengeräts<br />

Freeride war schwierig zu interpretieren.<br />

Das Problem mit der Reichweite<br />

Obwohl das Erstsignal bei der Verschüttetensuche<br />

in günstiger Koppellage meist früher<br />

auftauchte, ergaben die sprunghaften<br />

Entfernungsangaben bei den leistungsfähigsten<br />

Geräten erst ab etwa 35 Metern<br />

INFO<br />

Wechselsender<br />

Fotos: Bernd Ritschel, Andreas Strauß<br />

Die Ortovox-Geräte sind mit einer »Smart-<br />

Antenne« ausgestattet, die beim Senden in<br />

ungünstiger vertikaler Position automatisch<br />

von der üblichen X- auf die Y-Antenne<br />

umschaltet. Leider funktioniert diese nur<br />

dann gut, wenn man sich schräg annähert<br />

oder der Empfänger auf die Schmalseite<br />

(Reichweite wie günstigste Position) des<br />

verschütteten Senders ausgerichtet ist.<br />

Nicht gut funktioniert sie hingegen, wenn<br />

man sich auf die Breitseite annähert (weiter<br />

ungünstige Koppellage wie bei normalem<br />

Gerät). In jedem Fall aber ist die Richtungsanzeige<br />

ab dem Erstsignal-Empfang stabiler.<br />

Auf einen Blick: Bei diesem Display im<br />

Search-Modus zeigen Pfeile die Richtung<br />

und eine Zahl die Entfernung der Feldlinien<br />

bis zum nächsten verschütteten Sender an<br />

(Pieps DSP Tour).<br />

Top: Das Holster zeigt auf einen Blick den<br />

Ein-/Aus-Drehschalters und lässt sich<br />

schnell öffnen. Das Gerät ist beim Rausnehmen<br />

mit der Handschlaufe abclippbar am<br />

Bauchriemen gesichert (BCA Tracker 2).<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 89


KAUFBERATUNG: LVS-Geräte<br />

Arva<br />

Axis<br />

Arva<br />

Evo 3+<br />

BCA<br />

Tracker 2<br />

Mammut<br />

Barryvox Element<br />

TIPP<br />

Allround<br />

Preis: 290,- €<br />

Preis: 230,- €<br />

Preis: 280,- €<br />

Preis: 290,- €<br />

Info: 0 75 62/98 10,<br />

www.edelrid.de<br />

Info: 0 75 62/98 10,<br />

www.edelrid.de<br />

Info: 00 43/62 46/7 21 50,<br />

www.backcountryaccess.com<br />

Info: 0 83 31/8 39 20,<br />

www.mammut.ch<br />

Gewicht: 360 g mit Tragsystem /<br />

4 AAA-Batterien<br />

Gewicht: 310 g mit Tragsystem /<br />

4 AAA-Batterien<br />

Gewicht: 320 g mit Tragsystem /<br />

3 AAA-Batterien<br />

Gewicht: 320 g mit Tragsystem /<br />

3 AAA-Batterien<br />

Maße: 12 x 7,5 x 2,5 cm<br />

Maße: 13,4 x 7,8 x 2,8 cm<br />

Maße: 13 x 8 x 2,7 cm<br />

Maße: 11,3 x 7,5 x 2,7 cm<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 27 m / 21 m<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 27 m / 20 m<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 35 m / 25 m<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 35 m / 25 m<br />

Ausstattung<br />

Ausstattung<br />

Ausstattung<br />

Ausstattung<br />

Großes, griffi ges Mehrfachverschüttetensuchgerät<br />

mit Entfernungs- und<br />

Richtungsanzeige sowie Markierung<br />

Tragsystem: Holster mit Schulter- +<br />

Hüftriemen; Handschlaufe<br />

Display: LCD nicht immer gut sichtbar,<br />

Verschüttetenanzeige (mehr als<br />

3) klare Richtungsanzeige mit U-Turn<br />

Umschalten: versenkter Gummiknopf<br />

bzw. Frontschalter<br />

Extras: Selbsttest, updatefähig<br />

Verschüttetensuchgerät mit Entfernungs-,<br />

Richtungs- und Mehrfachverschüttungsanzeige<br />

(Markierfunktion)<br />

Tragsystem: Mesh-Schultergurt +<br />

Hüftriemen am Gerät<br />

Display: LCD gut sichtbar, Beim<br />

Senden ohne Anzeige, Verschüttetenanzeige,<br />

klare Richtungsanzeige<br />

Umschalten: Einschaltstecker bzw.<br />

vorn Rausziehen<br />

Extras: Selbsttest<br />

Kantiges Verschüttetensuchgerät<br />

mit Entfernungs-, Richtungs- und<br />

Mehrfachverschüttungsanzeige<br />

Tragsystem: Holster mit Schulter- +<br />

Hüftriemen; Handschlaufe<br />

Display: LED immer gut sichtbar,<br />

5 Richtungs-LEDs<br />

Umschalten: Drehschalter bzw. vorn<br />

Rausziehen<br />

Extras: Anzeige Mehrfachverschüttung,<br />

SP-Modus zum Aufl ösen<br />

Griffi ges Mehrfachverschüttetensuchgerät<br />

mit Entfernungs- und<br />

Richtungsanzeige sowie Markierung<br />

Tragsystem: Mesh-Schultergurt +<br />

Hüftriemen; Handschlaufe<br />

Display: LCD gut sichtbar, Verschüttetenanzeige<br />

(mehr als 3), super<br />

Richtungsanzeige mit U-Turn<br />

Umschalten: drücken<br />

Extras: Selbsttest, updatefähig,<br />

Markierung der Verschütteten<br />

Bewertungen<br />

Bewertungen<br />

Bewertungen<br />

Bewertungen<br />

Bedienung:<br />

Grobsuche:<br />

Feinsuche:<br />

Markierung:<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Bedienung:<br />

Grobsuche:<br />

Feinsuche:<br />

Markierung:<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Bedienung: ■■■■■<br />

Grobsuche: ■■■■■<br />

Feinsuche: ■■■■■<br />

Markierung: –<br />

Bedienung:<br />

Grobsuche:<br />

Feinsuche:<br />

Markierung:<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Unser Eindruck<br />

Unser Eindruck<br />

Unser Eindruck<br />

Unser Eindruck<br />

Gerät mit Detailschwächen; Markierung<br />

schnell, aber schwankt, An-/<br />

Ausschalten sogar ohne Handschuhe<br />

schwierig, kaum erkennbar, ob an/<br />

aus, Holster mühsam<br />

Gut mit Handschuh bedienbar;<br />

sicheres Ein- und Umschalten, mit<br />

Markierung unzuverlässig (maximal<br />

2 Geräte), Gerät ohne Holster und<br />

Handschlaufe<br />

Schnellstes Suchgerät; top Richtungsanzeige,<br />

große Reichweite,<br />

schnell aus Holster, mit Handschuhen<br />

gut zu bedienen, nur an Schalter<br />

erkennbar, ob an oder aus<br />

Markierungs-Gerät mit top Markierung;<br />

große Reichweite, Ton gut,<br />

eindeutige Lage im Holster, Schalter<br />

mit Handschuh schwierig, Feinsuchanzeige<br />

irritierend (gerader Pfeil)<br />

Eignungen<br />

Eignungen<br />

Eignungen<br />

Eignungen<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

(Mammut, DSP Tour und BCA) eine kohärente<br />

Abnahme der Entfernungsanzeige. Ortovox<br />

(ca. 30 m) und Arva (ca. 27 m) erzielten noch<br />

gute Reichweiten. Die angegebenen Werte<br />

reduzieren sich abhängig von der Verschüttungstiefe<br />

des Senders (hier Analoggerät).<br />

Liegt dieser aufrecht im Schnee, entsteht<br />

eine ungünstige Koppellage, welche die<br />

Such-Reichweite auf bestenfalls 25 Meter<br />

reduziert. Dies würde eine Suchstreifenbreite<br />

bis zum Erstsignal von 40 Metern<br />

ermöglichen. Eine sichere Reserve bieten<br />

Ortovox und Arva (20 m), wenn man die vom<br />

Alpenverein empfohlene Suchstreifenbreite<br />

von 20 Metern anwendet, während Freeride<br />

hier kaum ausreicht (15 m).<br />

Grobsuche<br />

Im Test zeigte sich, dass man sich dem verschütteten<br />

Sender am schnellsten mit dem<br />

BCA nähert, dicht gefolgt von DSP Tour,<br />

Mammut und Zoom. Irritationen traten besonders<br />

bei Arva (Entfernungssprünge/Umkehrpfeil)<br />

sowie Ortovox 3+ (kurzes Pfeilspringen)<br />

auf.<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


Ortovox<br />

3+<br />

Ortovox<br />

Zoom<br />

TIPP<br />

Preis/Leistg.<br />

Pieps<br />

Freeride<br />

Pieps<br />

DSP Tour<br />

Preis: 289,- €<br />

Preis: 199,- €<br />

Preis: 100,- €<br />

Preis: 300,- €<br />

Info: 0 89/66 67 40,<br />

www.ortovox.com<br />

Info: 0 89/66 67 40,<br />

www.ortovox.com<br />

Info: 00 43/31 82/5 25 56,<br />

www.pieps.com<br />

Info: 00 43/31 82/5 25 56,<br />

www.pieps.com<br />

Gewicht: 300 g mit Tragsystem /<br />

1 AA-Batterie<br />

Gewicht: 255 g mit Tragsystem /<br />

1 AA-Batterie<br />

Gewicht: 250 g mit Tragsystem /<br />

1 AA-Batterie<br />

Gewicht: 340 g mit Tragsystem /<br />

3 AAA-Batterien<br />

Maße: 12,2 x 7,5 x 2,5 cm<br />

Maße: 11,8 x 8,1 x 2,3 cm<br />

Maße: 10,6 x 5,8 x 2 cm<br />

Maße: 11,5 x 7,2 x 2,6 cm<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 30 m / 20 m<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 30 m / 20 m<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 22 m / 15 m<br />

Reichweite bei günstiger/ungünstiger<br />

Senderlage: ca. 35 m/ 25 m<br />

Ausstattung<br />

Ausstattung<br />

Ausstattung<br />

Ausstattung<br />

Großes, griffi ges Mehrfachverschüttetensuchgerät<br />

mit Entfernungs- und<br />

Richtungsanzeige sowie Markierung<br />

Tragsystem: Schulter- + Hüftriemen<br />

Display: LCD gut sichtbar, immer<br />

Batterieanzeige, Verschüttetenanzeige<br />

(bis zu 3+), diff. Richtungsanzeige<br />

Umschalten: Hebelschalter, Searchschalter<br />

gewöhnungsbedürftig<br />

Extras: Selbsttest, updatefähig,<br />

Wechselantenne, Markierung<br />

Handliches Verschüttetensuchgerät<br />

mit Entfernungs-, Richtungs- und<br />

Mehrfachverschüttungsanzeige<br />

Tragsystem: Holster mit Schulter- +<br />

Hüftriemen; Handschlaufe<br />

Display: LED immer sichtbar,<br />

5 Richtungs-LEDs<br />

Umschalten: Schalter hinten,<br />

Searchschalter ungewohnt, aber gut<br />

Extras: Selbsttest, Anzeige Mehrfachverschüttung,<br />

Wechselantenne<br />

Handliches, einfaches Ein-Antennen-<br />

Suchgerät mit Entfernungs- und<br />

Signalstärkeanzeige<br />

Tragsystem: Holster mit Mesh-Schultergurt<br />

+ Hüftriemen; Handschlaufe<br />

Display: LCD gut sichtbar, immer<br />

Batterieanzeige<br />

Umschalten: Hebelschalter, Searchschalter<br />

nicht intuitiv<br />

Extras: Selbsttest, Anzeige Mehrfachverschüttung<br />

Kompaktes Mehrfachverschüttetensuchgerät<br />

mit Entfernungs- und<br />

Richtungsanzeige sowie Markierung<br />

Tragsystem: Holster mit Mesh-Schultergurt<br />

+ Hüftriemen; Handschlaufe<br />

Display: LCD immer sichtbar, immer<br />

Batterieanzeige, Verschüttetenanzeige<br />

(bis zu 3+), klare Richtungsanzeige<br />

Umschalten: Druck-Knopf<br />

Extras: Selbsttest, updatefähig,<br />

Markierung der Verschütteten<br />

Bewertungen<br />

Bewertungen<br />

Bewertungen<br />

Bewertungen<br />

Bedienung:<br />

Grobsuche:<br />

Feinsuche:<br />

Markierung:<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Bedienung: ■■■■■<br />

Grobsuche: ■■■■■<br />

Feinsuche: ■■■■■<br />

Markierung: –<br />

Bedienung: ■■■■■<br />

Grobsuche: ■■■■■<br />

Feinsuche: ■■■■■<br />

Markierung: –<br />

Bedienung:<br />

Grobsuche:<br />

Feinsuche:<br />

Markierung:<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

■■■■■<br />

Unser Eindruck<br />

Unser Eindruck<br />

Unser Eindruck<br />

Unser Eindruck<br />

Markierungs-Gerät mit intuitiver<br />

Anzeige; zuverlässigerer Sender,<br />

super Tonabfolge, Umschalten gut,<br />

Markieren gut, aber 3. Gerät dauert<br />

länger, keine Handschlaufe<br />

Handlich, günstig, leicht; zuverlässiger<br />

Sender, Display übersichtlich u.<br />

intuitiv, Anzeige Mehrfachverschüttung<br />

blinkt, falls weiterer nahebei,<br />

kann aus der Hand rutschen<br />

Sehr günstiges, kleines Sendegerät;<br />

nicht besser als Analoggerät, schwer<br />

zu deutende Richtungsanzeige,<br />

Feinsuche stark schwankend, als<br />

Suchgerät nur für Experten<br />

Markierungsgerät mit klarer Bedienung;<br />

große Reichweite, Feinsuche<br />

gut, aber kleine Anzeige, Markierung<br />

+ Verschüttetenzahl schwanken + 3.<br />

Gerät dauert länger<br />

Eignungen<br />

Eignungen<br />

Eignungen<br />

Eignungen<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Mehrf.-versch. –<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Mehrf.-versch. ■■■■■<br />

Einzelverschüttg. ■■■■■<br />

Lawine absuchen ■■■■■<br />

Feinsuche (Punktortung)<br />

Obwohl sich der im Schnee liegende Sender<br />

von allen Geräten inklusive den etwas<br />

abfallenden Arva zügig (BCA und 3+ am<br />

schnellsten) und mit nur minimalen Abweichungen<br />

(top DSP Tour) orten ließ, traten<br />

auch hier Irritationen auf: Zoom kurzes<br />

Pfeilspringen, Mammut gerader Pfeil, DSP<br />

Tour wenig intuitiv. Beim Freeride war eine<br />

zuverlässige Punktortung fast unmöglich.<br />

<strong>Der</strong> Clou: Die Geräte gaben nur ein Signalmaximum<br />

an. Die eingängigsten Tonabfolgen<br />

am Übergang von der Grob- zur Feinsuche<br />

und innerhalb der Feinsuche boten<br />

Ortovox und, gewöhnungsbedürftiger, Mammut,<br />

Axis sowie DSP Tour.<br />

Bedienung der Ein- und Umschalter<br />

Bei den Ein-/Ausschaltern und den Umschaltern<br />

von Senden auf Empfang hat jedes<br />

Modell sein eigenes System. Beim Schalter<br />

für alle drei Zustände ist Mammut gewöhnungsbedürftig<br />

und mit Handschuhen teils<br />

schwer zu bedienen (Search, Off); DSP Tour<br />

ist am übersichtlichsten, die Bedienung<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 91


Schneesicher.<br />

NEU!<br />

144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm<br />

€ [A] 20,60 · sFr. 27,90<br />

ISBN 978-3-7654-6023-4 € 19,95<br />

NEU!<br />

144 Seiten · ca. 120 Abb. · 16,5 x 23,5 cm<br />

€ [A] 20,60 · sFr. 27,90<br />

ISBN 978-3-7654-5497-4 € 19,95<br />

NEU!<br />

Drehschalter auf<br />

der Rückseite der<br />

Geräte lassen sich<br />

auch mit Handschuhen<br />

bedienen.<br />

mit Handschuhen ist aber auch hier schwierig.<br />

Drehschalter auf der Rückseite der Geräte<br />

sind eindeutig und lassen sich auch<br />

mit Handschuhen bedienen (Zoom; BCA in<br />

Holster gut sichtbar). Gleiches gilt für die<br />

Umschalter von Zoom; das 3+ hingegen lässt<br />

sich mit Handschuhen nicht ein-/ausschalten<br />

(wird geändert). Einen sicheren und<br />

handschuhtauglichen Auszieh-Umschalter<br />

besitzen BCA und Evo3+. Im Gegensatz dazu<br />

lässt sich der An-/Aus-Knopf des Axis, auch<br />

mit bloßen Händen nur schwer betätigen.<br />

<strong>Der</strong> gut funktionierende Drehschalter des<br />

Freerider wird durch einen erklärungsbedürftigen<br />

Searchknopf ergänzt (An/Aus<br />

dreimal bzw. drei Sekunden drücken).<br />

Markierung<br />

Von den Geräten mit Markierung und Signalunterdrückung<br />

der Sender bei Mehrfachverschüttung<br />

funktionierte Evo3+ so<br />

unzuverlässig (Aufhebung der Unterdrückung;<br />

maximal zwei Sender gefunden),<br />

dass man sich die Markierung sparen kann.<br />

DSP Tour konnte einmal den dritten Sender<br />

nicht markieren (aber zu allen hinführen),<br />

und die Unterdrückung ließ wie beim<br />

TIPP<br />

Bei Wartezeichen<br />

stehen bleiben!<br />

■ LVS-Geräte lassen sich nicht nur lehrbuchgemäß<br />

unter der Jacke an Schultergurt<br />

und Hüftriemen im Holster tragen, sondern<br />

auch in einer Hose mit geschlossenem<br />

Reißverschluss (Risiko: offener RV).<br />

■ Grundsätzlich sollte jedes Drei-Antennen-<br />

Gerät mit oder ohne Markierfunktion direkt<br />

(also in einer Ellipse) zum nächsten (also<br />

stärksten) Sender führen. Plötzliche Abweichungen<br />

können dabei Hinweise auf weitere<br />

Sender sein.<br />

■ Bei Wartezeichen auf dem Display wie<br />

Stoppschild, Sanduhr oder Hand unbedingt<br />

stehenbleiben, damit das Gerät sich<br />

neu orientieren kann. Verschwindet oder<br />

schwankt die Richtungsanzeige, nur langsam<br />

weitergehen<br />

■ Führt der Richtungspfeil geradeaus, steigt<br />

aber beim Gehen die Entfernung, muss<br />

man das Gerät um 180 Grad drehen und in<br />

<strong>entgegen</strong>gesetzter Richtung weitergehen<br />

(v. a. zu Beginn der Grobsuche; je nach<br />

Gerät evtl. U-Turn-Anzeige).<br />

schnelleren Axis sporadisch Signale durch.<br />

Während Mammut locker alle drei Sender<br />

»abhakte«, verlangsamte sich die ebenfalls<br />

zuverlässige Markierung von Ortovox etwas.<br />

BCA hat einen Filtermodus für Experten,<br />

und Zoom blinkt bei einem nahen weiteren<br />

Verschütteten. Alles Übrige muss durch die<br />

Dreikreismethode erledigt werden. ◀<br />

168 Seiten · ca. 150 Abb. · 21,8 x 26,0 cm<br />

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Die Welt neu entdecken<br />

Klein, aber fein: Anfangs irritierend ist dieser<br />

Send-Search-Umschalter, der sich nicht<br />

von alleine verstellen kann. Das Display ist<br />

einfach und die auch nachts sichtbaren Richtungdioden<br />

sind intuitiv (Ortovox Zoom).<br />

Genial: Die Anleitung auf der Rückseite<br />

dieses LVS-Geräts kann nicht verloren<br />

gehen: Darstellung von An- und Umschalten,<br />

Signalsuchen, Grob- und Feinsuche mit<br />

Reichweiten (Arva Evo3+)


IM HÄRTETEST<br />

Pieps 4-Antennen-LVS-Gerät<br />

Vector<br />

▶ Das sagt der Hersteller: Digitales 4-Antennen-<br />

LVS-Gerät. Die GPS-Funktion hilft nach Lawinen bei der<br />

Signalsuche mit einer grafi schen Anzeige, bei der<br />

Ermittlung der Positions-Koordinaten für Notrufe und<br />

bei Zusatz-Features wie der Aufzeichnung der Route<br />

oder dem Höhenmesser.<br />

Präzision:<br />

Bedienung:<br />

Preis/Leistung:<br />

Gewicht: 200 g (inkl. Batterien)<br />

Preis: 500 € Info: www.pieps.com<br />

▶ Das sagen wir: <strong>Der</strong> Rolls-Royce<br />

unter den LVS-Geräten bietet<br />

GPS-Unterstützung, die die Suche<br />

nach Verschütteten und die<br />

Lagebestimmung bei Notrufen<br />

beschleunigen kann. Technik-Fans<br />

werden sich über viele Zusatz-<br />

Funktionen freuen, doch Laien<br />

werden davon eher verwirrt sein.<br />

Ortovox Rucksack<br />

Haute Route 35<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Skitourenrucksack für<br />

Tagestouren jeder Art.<br />

<strong>Der</strong> O-Flex-Frame verteilt die Last ausgewogen auf<br />

der Hüfte und den Schultern. Material- und<br />

Pickelschlaufen, Ski-, Snowboard- und Helmhalterung,<br />

Signalpfeife sowie Handy- und separates<br />

Sicherheitsfach.<br />

Gewicht: 1500 g Farbe: schwarz, blau, rot<br />

Preis: 129,95 € Info: www.ortovox.de<br />

▶ Das sagen wir: Relativ schwerer Rucksack; sitzt<br />

und hält auch bei schweren Lasten perfekt. Für<br />

Tagestouren optimale Größe – für Mehrtagetouren<br />

trotz der 35 Liter ungünstig, da sich das Volumen auf<br />

drei ähnlich große Fächer verteilt. Dank Rückenöffnung<br />

guter Zugriff zur Ausrüstung, auch wenn Ski,<br />

Snowboard oder Schneeschuh vorne dran hängen.<br />

Zugriff auf Ausrüstung:<br />

Tragekomfort:<br />

Preis/Leistung:<br />

Odlo Funktionsshirt<br />

Originals Warm<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Wärmeisolierendes Shirt mit<br />

integrierter Kapuze und<br />

Gesichtsmaske. Ge ruchshemmend<br />

durch Sil ber -<br />

io nen, keine Nanopartikel.<br />

Material: 100% Polyester<br />

Farben: blau, schwarz,<br />

weiß; pink (Damen),<br />

grau (Herren);<br />

Preis: 69,95 €;<br />

Info: www.odlo.com/de<br />

▶ Das sagen wir: Schal, Mütze – mit diesem Shirt<br />

hat man immer alles zur Stelle, und: es hält<br />

wunderbar warm. Allerdings könnte die Gesichtsmaske<br />

etwas straffer sitzen. Zudem sollte man den<br />

Geruchshemmer nicht zu sehr auf die Probe stellen.<br />

Tragekomfort:<br />

Design:<br />

Geruchshemmer:<br />

Bestens gerüstet<br />

In dieser Rubrik stellen wir ausgewählte Produkte vor,<br />

die der Redaktion aufgefallen sind und die unsere Mitarbeiter<br />

am Berg in der Praxis getestet haben.<br />

Dynafit Tourenschuh<br />

One U Women MF<br />

Salewa Schneeschuhe<br />

999 Pro<br />

La Sportiva Jacke<br />

Tara Down Jacket<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Beim ONE U Women MF sind Schaft und Schale aus<br />

PU gefertigt, für einen progressiven Flex und<br />

Unterstützung. Er hält die Balance aus Gehkomfort<br />

und guter Abfahrtsperformance. <strong>Der</strong> speziell für<br />

Frauen designte Schaft ist kürzer und weiter.<br />

Gewicht: 1450 g Vorlagewinkel: 15–18° und<br />

Laufmodus Schnallen: 3 Schnallen (Ultra-Lock-<br />

System) Preis: 420 € Info: www.dynafi t.com<br />

▶ Das sagen wir: Zählt nicht zu den leichtesten<br />

Tourenschuhen, überzeugt aber mit seinem weichen<br />

Flex durch hohen Tragekomfort im Aufstieg. Die<br />

Umstellung in den Abfahrtsmodus geht super schnell<br />

und hier punktet der Schuh mit gutem Halt und<br />

Unterstützung. Nur die Schnallendrähte und die<br />

Innenschuhschnürung sind etwas pfriemelig.<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Flaggschiff unter den Salewa-Schneeschuhen. Dank<br />

gewichtsoptimierter Karbon-Leichtbauweise und<br />

Kataphorese-Beschichtung unverwüstlich und extrem<br />

leistungsfähig. Drei Einstellstufen ermöglichen eine<br />

gute Anpassung ans Terrain. Schnelle Größenverstellbarkeit<br />

innerhalb einer extra großen Spanne.<br />

Gewicht: 969 g x 2 Maße: 60 x 230 cm<br />

Eignung: 40–120 kg; Schuhgröße 35–50<br />

Preis: 199,95 € Info: www.salewa.de<br />

▶ Das sagen wir: Schneeschuh mit unkompliziertem<br />

Handling; die Schnallen lassen sich problemlos<br />

auch mit dicken Handschuhen festziehen. Einziges<br />

Manko ist, dass der Schuh beim Bergabgehen etwas<br />

nach vorne schiebt. Dafür lassen sich steile Anstiege<br />

mit den Seitenkrallen umso besser meistern.<br />

▶ Das sagt der Hersteller:<br />

Daunenjacke mit dreidimensionaler<br />

Boxkammernkon<br />

struk tion für hohe Isolation.<br />

Bietet Wind- und Regenschutz.<br />

Daune aus europäischer<br />

Haltung; Nebenprodukt der<br />

Nahrungsmittelindustrie.<br />

Gewicht: 550 g (Gr. M) Farbe: grau, gelb, blau<br />

Preis: 319,95 € Info: www.lasportiva.com<br />

▶ Das sagen wir: Mit dieser Jacke haut einen so<br />

schnell nichts um. Sie verfügt über viele Optionen zum<br />

Zuziehen und einen hohen Kragen, so dass nirgends<br />

kalte Luft eindringen kann. Positiv fallen auch die<br />

großen Taschen für Handschuhe, Mütze und anderen<br />

Kram auf. Nützlich ist auch der integrierte Packsack.<br />

Einsatzgebiet:<br />

Tragekomfort:<br />

Preis/Leistung:<br />

Handling:<br />

Gehkomfort:<br />

Ausstattung:<br />

Isolation:<br />

Anpassbarkeit:<br />

Preis/Leistung:<br />

Fotos: Hersteller<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 93


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03 ⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 95


REPORTAGE<br />

Heißblütige<br />

Liebhaber und<br />

scheue Damen<br />

▶<br />

Blick auf den Wilden Kaiser<br />

vom Geigelsteingipfel; links:<br />

Birkhahn und Birkhuhn


Skibergsteigen im Naturschutzgebiet Geigelstein<br />

Birkhähne sind prächtige Vögel mit<br />

imposantem Balzgehabe. Ihr Lebensraum<br />

sind die Berge, in den immer<br />

mehr Skitourengeher und Winterwanderer<br />

vordringen. <strong>Der</strong> DAV müht<br />

sich um den Schutz der Raufußhühner<br />

– und verzeichnet erste Erfolge.<br />

Von Andrea (Text) und Andreas<br />

Strauß (Fotos)<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 97


▶<br />

Hier ist ein Wildeinstandsgebiet:<br />

<strong>Der</strong> Wildbiologe<br />

Albin Zeitler (Mitte) klärt<br />

bei einer Exkursion am<br />

Wertacher Hörnle auf.<br />

»Glugg glugg glugg glugg.« Tiefe,<br />

kullernde Laute dringen durch den<br />

Wald. Mit jedem Meter, den man<br />

auf der breiten Skitourenspur weiter<br />

taleinwärts geht, wird der Balzgesang<br />

lauter. Dann öffnet sich das Gelände. Birkhähne!<br />

Gut hundert Meter entfernt tanzt<br />

ein knappes Dutzend dieser prächtigen Vögel<br />

über die Schneefläche. Die Tourengeher<br />

bleiben augenblicklich stehen, blicken sich<br />

an. Jetzt ganz leise! Vorsichtig gehen sie noch<br />

bis zum Rand der Lichtung, holen dann ein<br />

Fernglas aus dem Rucksack, bleiben still sitzen<br />

und beobachten das Schauspiel.<br />

dass sie fast den Boden berühren, die großen<br />

tiefschwarzen Steuerfedern stehen wie ein<br />

Fächer hoch, die weißen Unterschwanzfedern<br />

kommen zum Vorschein und bilden<br />

einen auffälligen Schild. So stehen sich die<br />

Hähne gegenüber, plustern das makellose<br />

Gefieder, zischen sich an, verneigen sich<br />

voreinander und tanzen in kleinen Kreisen<br />

über den Schnee. Ab und zu flattert einer der<br />

Kontrahenten mit den Flügeln, dann wird<br />

die weiße Innenseite sichtbar.<br />

Birkhähne tragen Ballkleidung: tiefschwarzes<br />

Gefieder, das samtig bläulich schillert,<br />

schwarzer Schnabel. Das reinweiße »Hemd«<br />

INFO<br />

Das Haselhuhn<br />

(Bonasa bonasia)<br />

Sie plustern das Gefieder, zischen sich an<br />

und tanzen in kleinen Kreisen.<br />

Immer auf der Hut: Das Haselhuhn<br />

lässt sich nur selten blicken.<br />

Mehr als eine Stunde ist vergangen, ehe sie<br />

die Rucksäcke wieder schultern und den<br />

Balzplatz weit ausholend umgehen. Denn eines<br />

ist klar: Statt des Gipfels haben sie heute<br />

ein viel größeres Erlebnis geschenkt bekommen:<br />

den Balztanz der Birkhähne. Ab Ende<br />

März versammeln sich die Hähne auf ihren<br />

traditionellen Balzplätzen: weite Kuppen,<br />

geschützte Lichtungen, flache Grashänge.<br />

Unter Zischgeräuschen und lautem rhythmischen<br />

Gurren, dem so genannten Kullern,<br />

umkreisen die Birkhähne einander in einem<br />

grazilen Tanz. Die Flügel stellen sie aus, so<br />

sieht man als zarte weiße Streifen der Armschwingen,<br />

als weiße Flügelunterseite und<br />

als Unterschwanzfedern. Als knallig roter<br />

Farbklecks leuchten über den Augen zwei<br />

halbmondförmige Wülste, die sogenannten<br />

Rosen. Die umworbenen Hennen setzen auf<br />

ein dezenteres Äußeres, sie tragen zartes<br />

Braun mit schwarz-weißem Muster. Im Gegensatz<br />

zu den Hähnen ist ihr Gefieder ganz<br />

auf Tarnung optimiert. Erst wenn die Hähne<br />

im Laufe des Frühlings zur Höchstform<br />

auflaufen, erscheinen sie in der Arena und<br />

beobachten die Tänze.<br />

Aussehen: schwarz, rötlich und weiß<br />

gefl ecktes Gefi eder<br />

Größe: ca. 40 cm, Flügelspannweite<br />

bis 60 cm; Haselhühner gehören zu den<br />

kleinsten Raufußhühnern<br />

Gewicht: 300 – 500 g<br />

Nahrung: Triebe, Knospen, Blätter<br />

und Beeren<br />

Vorkommen: artenreicher Wald,<br />

vor allem alter Mischwald<br />

Feinde: Dachs, Fuchs, Marder, Greifvögel,<br />

streunende Hunde<br />

Schutz: auf der Vorwarnliste der gefährdeten<br />

Tiere in Bayern<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


▶<br />

Willkommene Einkehr:<br />

die Priener Hütte am<br />

Geigelstein<br />

Beobachten, notieren, frieren – viele<br />

Freiwillige halfen beim Kartieren.<br />

Brennpunktartig treffen hier Naturerhalt<br />

und Naturnutzung aufeinander. Seit 1991<br />

ist er als Naturschutzgebiet ausgewiesen, alle<br />

vier Raufußhühnerarten sind am Geigelstein<br />

beheimatet. Im Sommer freuen sich<br />

Blumenfreunde und Botaniker über die Artenvielfalt,<br />

im Winter strömen Skitourengeher,<br />

Rodler und Winterwanderer ins Gebiet.<br />

Auf der Suche nach unberührter Natur, nach<br />

unverspurtem Schnee, nach Spaß.<br />

»Masern« lautet der erste Gedanke, wenn<br />

man die Karte sieht. Aber die roten Flecken<br />

sind keine Krankheit, sondern ein ausgetüftelter<br />

Plan. Sie sind das Ergebnis unzähliger<br />

Arbeitstage am Geigelstein. Warten, beobachten,<br />

notieren, frieren, schwitzen: Unter<br />

Koordination des DAV halfen Ehrenamtliche<br />

verschiedener Naturschutzverbände<br />

bei den Kartierungen mit. <strong>Der</strong> Wildbiologe<br />

Albin Zeitler erstellte ein Gutachten, Begehungen<br />

mit Förstern und Grundbesitzern<br />

sollten zeigen, wo Alternativrouten für<br />

Skitourengeher möglich sind. Heute kann<br />

man sehr genau sagen, welche Zonen von<br />

welchen Wildtieren benötigt werden. Das<br />

Ergebnis sehen Tourengeher und Wanderer<br />

seit dem Winter 2009/10 in einer Karte.<br />

<strong>Der</strong> Kompromiss aus Schutz und Nutzung<br />

erlaubt es Tourengehern auf ihre Lieblingsgipfel<br />

zu steigen und die Abfahrtskorridore<br />

zu nutzen, die auch Sinn machen. Genauso<br />

verpflichtete er sie aber auch, die Schutzzonen<br />

einzuhalten. Auf diese Weise können<br />

die Raufußhüher überleben.<br />

Im Frühling legen die Hühner sechs bis acht<br />

Eier, die sie in knapp vier Wochen ausbrüten.<br />

Das Nest verlassen sie in dieser Zeit so<br />

gut wie kaum. Bis in den Spätherbst werden<br />

die Küken von den Müttern umsorgt, auch<br />

wenn sie nach etwa drei Wochen schon erste<br />

wacklige Flüge machen. Das Fliegen ist ohnehin<br />

nicht die liebste Fortbewegung der Raufußhühner.<br />

Das Birkhuhn ist sehr ortstreu<br />

und bleibt in einem wenige hundert Meter<br />

großen Umkreis. Störungen allerdings zwingen<br />

den scheuen Vogel zur Flucht. Während<br />

der Balz und des Brütens gefährdet das den<br />

Nachwuchs, im Winter ist die Flucht wegen<br />

des hohen Energieverbrauchs und des spärlichen<br />

Futterangebots oft tödlich.<br />

In so stark frequentierten Regionen wie den<br />

Bayerischen Alpen ist es daher kein Wunder,<br />

dass Birkhuhn, Auerhuhn, Schneehuhn und<br />

Haselhuhn auf der roten Liste der vom Aussterben<br />

bedrohten Tierarten stehen. Schon<br />

seit Jahren existieren in Deutschland daher<br />

Programme zum Schutz der schönen Tiere.<br />

Zum Beispiel der Geigelstein im Chiemgau:<br />

INFO<br />

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus)<br />

Auf der Balz: <strong>Der</strong> Auerhahn stellt seine<br />

ganze Pracht zur Schau.<br />

Aussehen: größter Hühnervogel in Europa.<br />

Hähne haben dunkelgraues und dunkelbraunes<br />

Gefi eder mit einem weißen Fleck auf der<br />

Flügeloberseite, einen Spitzbart, rote Rosen<br />

und einen hellen Schnabel. Hennen sind braun<br />

gefl eckt.<br />

Größe: Hähne ca. 100 cm, Hennen bis 70 cm,<br />

Spannweite 100 – 135 cm<br />

Gewicht: 2 – 6 kg<br />

Nahrung: im Winter fast nur Nadeln, im<br />

Sommer Knospen von Laubbäumen, Früchte<br />

und Beeren, vor allem Heidelbeeren, Insekten,<br />

auch Ameisen<br />

Vorkommen: ursprüngliche Bergwälder, dicht<br />

und artenreich, mit Heidelbeerunterwuchs<br />

Feinde: Marder, Fuchs, streunende Hunde, vor<br />

allem aber der Mensch durch die Zerstörung<br />

des Lebensraums<br />

Schutz: in Bayern vom Aussterben bedroht,<br />

in allen Alpenländern außer Österreich unter<br />

Schutz, dennoch stark<br />

sinkende Zahlen<br />

Das scheue Auerhuhn<br />

(er-)hört den<br />

Lockruf des Hahns.<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 99


Breite Spur: Aufstieg zur<br />

Priener Hütte<br />

»Die Verbote<br />

halten sich in<br />

Grenzen«<br />

Manfred Scheuermann<br />

vom Ressort Natur- und<br />

Umweltschutz des<br />

Deutschen Alpenvereins<br />

koordiniert seit<br />

Jahren das Projekt<br />

»Skibergsteigen umweltfreundlich«.<br />

INFO<br />

Das Schneehuhn (Lagopus mutus)<br />

Gut getarnt: das Schneehuhn<br />

Aussehen: je nach Jahreszeit unterschiedlich.<br />

Im Winter weißes Gefi eder, im Sommer grau,<br />

INFO<br />

Das Birkhuhn (Tetrao tetrix)<br />

Aussehen: Hähne haben schwarzes Gefi eder<br />

mit leierförmigen Schwanzfedern, schwarzen<br />

Schnabel und rote »Rosen« über den Augen.<br />

Die Unterfl ügel sind weiß. Hennen sind braun<br />

gefl eckt.<br />

Größe: Hähne ca. 60 cm, Hennen unter 50<br />

cm, Flügelspannweite 70 – 80 cm<br />

Gewicht: 750 – 1600 g<br />

Nahrung: Tannennadeln, Zweige,<br />

Flechten, Rinde, im Sommer auch<br />

Erlen- und Birkenknospen, Insekten,<br />

Beeren<br />

Vorkommen: lockere Wälder, Bergfl<br />

anken mit Erlen- und Almrosengebüsch,<br />

am Rande der Waldgrenze<br />

braun und schwarz. In den Übergangszeiten<br />

eine Mischung aus beidem. Im Schnee schließen<br />

die Tiere sogar die Augen, um nicht durch<br />

das Schwarz der Pupille verraten zu werden.<br />

Größe: bis 40 cm,<br />

Flügelspannweite bis 60 cm<br />

Gewicht: 350 – 700 g<br />

Nahrung: im Sommer Knospen und Blätter<br />

von Büschen und Blütenpfl anzen, im Winter<br />

Lärchen-, Wacholder- und Föhrennadeln,<br />

Moos und Flechten<br />

Vorkommen: in 2000 bis 3000 m, wurde<br />

aber auch auf über 4000 m gesichtet, gerne<br />

auch nordseitig, sehr ortsfest<br />

Feinde: Fuchs, Hermelin, Greifvögel<br />

Schutz: in Bayern stark gefährdet, die Bestände<br />

gehen alpenweit zurück<br />

(1500 bis 2000 m)<br />

Feinde: Fuchs, Marder, Greifvögel, vor<br />

allem aber der Mensch, der den natürlichen<br />

Lebensraum immer mehr vernichtet, so dass<br />

es in ganz Deutschland nur noch einige wenige<br />

Rückzugsgebiete in Naturschutzgebieten und<br />

teils im Alpenraum gibt.<br />

Schutz: in Bayern vom Aussterben bedroht,<br />

völlig geschützt, in anderen Alpenländern teils<br />

nicht, obwohl Experten dies für nötig halten<br />

Auch ein schöner Rücken kann entzücken:<br />

Das männliche Birkhuhn<br />

zeigt sein prächtiges Gefieder.<br />

BERGSTEIGER: Raufußhühner benötigen<br />

speziellen Schutz. Warum?<br />

MANFRED SCHEUERMANN: Die vier Raufußhuhnarten<br />

sind stark bedrohte Tierarten, sie<br />

haben in den Alpen ihre letzten Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Vor allem im Winter sind diese sehr<br />

schönen Tiere überaus störempfi ndlich. <strong>Der</strong><br />

Schutz gilt aber nicht nur der Tierart, sondern<br />

auch ihrem Lebensraum. Als Leittierarten stellen<br />

Raufußhühner einen hohen ökologischen Wert<br />

dar. Ziel muss es sein, sie zu erhalten, so dass<br />

sie aus intakten Quellgebieten in den Alpen die<br />

ursprünglichen Lebensräume wie die Moorgebiete<br />

des Voralpenraums wieder besiedeln können.<br />

Wie sehen die Schutzmaßnahmen aus, die<br />

von Regierung, Alpenverein und Naturschutzorganisationen<br />

ausgearbeitet wurden?<br />

Die Forstwirtschaft sorgt zum Beispiel für lichte<br />

Waldbestände. Waldgrenzgebiete und Almfl ächen<br />

werden offen gehalten. <strong>Der</strong> DAV hat das Ziel zu<br />

verhindern, dass Tiere durch den Bergtourismus<br />

Störungen ausgesetzt sind. Zur Lenkung von<br />

Skitouren- und Schneeschuhgehern in kritischen<br />

Bereichen werden Schilder und Informationstafeln<br />

aufgestellt, Spuren von gut informierten einheimischen<br />

Tourengehern angelegt. Wald-Wild-<br />

Schongebiete und naturverträgliche Skirouten<br />

sind in den neuen AV-Karten Bayerische Alpen<br />

dargestellt. Die Autoren von Publikationen wie<br />

Tourenführer und Internetseiten werden beraten.<br />

Wie viele Einschränkungen müssen Tourenfahrer<br />

und Schneeschuhgeher hinnehmen?<br />

Die Einschränkungen halten sich sehr in Grenzen,<br />

maximal zehn Prozent sind von Schongebieten<br />

betroffen. Diese aber sind in hohem Maß<br />

schützenswert! Keine klassische Skitour im<br />

bayerischen Alpenraum ist herausgefallen. In<br />

Teilabschnitten wurden Alternativrouten ausgearbeitet.<br />

<strong>Der</strong> Verzicht ist akzeptabel und freiwillig.<br />

Ausnahme sind Areale wie das Naturschutzgebiet<br />

Geigelstein (Details unter www.alpenverein.de).<br />

Wie gut funktionieren die Schutzmaßnahmen?<br />

Auf die Gesamtfl äche betrachtet sind sie ein<br />

großer Erfolg. Im Nationalpark Berchtesgaden<br />

oder im Kleinwalsertal verzeichnen wir teils 100<br />

Prozent Akzeptanz. Leider halten sich in manchen<br />

Gebieten auch einige Skifahrer und Schneeschuhgeher<br />

nicht an die Routenempfehlungen. ◀<br />

Interview: Andrea Strauß<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


TOUREN<br />

Skitouren rund um den Geigelstein<br />

<strong>Der</strong> Geigelstein und seine Nachbarberge sind Naturschutzgebiet<br />

und Lebensraum seltener Tierarten. Hält<br />

man sich an die freigegebenen Routen, so sind einige attraktive<br />

Skitouren in diesem großartigen Gebiet möglich<br />

– ohne Gefährdung der Wildtiere. In der neuen AV-Karte<br />

»Chiemgauer Alpen West« von 2009 sind Routen und<br />

Schutzgebiete eindeutig eingezeichnet.<br />

1 Geigelstein (1813 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

Fotos:<br />

1100 Hm + 14 J.<br />

Charakter: <strong>Der</strong> Geigelstein ist einer<br />

der bekanntesten Skitourenberge im<br />

Chiemgau. Nach der Forststraße zur<br />

Priener Hütte ist der Weg landschaftlich<br />

reizvoll. <strong>Der</strong> Gipfel bietet gute<br />

Aussicht auf Wilden Kaiser, Chiemgauer<br />

Berge, Loferer Steinberge und<br />

Berchtesgadener Alpen.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

bei der Holzerhütte (720 m), nördlich<br />

von Huben zwischen Sachrang und<br />

Aschau<br />

Hütte: Priener Hütte (1411 m),<br />

DAV, Tel. 080 57/4 28, ganzjährig<br />

bewirtschaftet<br />

Route: Jenseits der Straße Aschau–<br />

Sachrang bachaufwärts zu einer<br />

Brücke und erst auf einem Hohlweg,<br />

dann auf einer breiten Forststraße<br />

über die Talalm (1119 m) zur Priener<br />

Hütte, 2½ Std. Von der Hütte zuerst<br />

fl ach und am Hang entlang talein<br />

zur großen Karschüssel westlich<br />

unter dem Geigelstein. Diesen Hang<br />

im Rechtsbogen aufwärts bis zum<br />

Sattel nördlich des Geigelsteins und<br />

über den Nordrücken zum Gipfel mit<br />

Kreuz und Kapelle, 1 Std. Bei geringer<br />

Schneelage aus Umweltschutzgründen<br />

Skidepot am Sattel.<br />

Abfahrt: Die Abfahrt folgt der<br />

Aufstiegsspur. Alternativ ist auch der<br />

Aufstieg von Schleching/Ettenhausen<br />

über die Wuhrsteinalm und die<br />

Wirtsalm möglich. Schutzgebiete<br />

beachten!<br />

2 Breitenstein (1661 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

950 Hm + 14 J.<br />

Charakter: <strong>Der</strong> Breitenstein ist der<br />

Nachbargipfel des Geigelsteins und<br />

von der Priener Hütte aus die etwas<br />

kürzere Gipfeloption. Aus Gesichtspunkten<br />

des Naturschutzes nähert<br />

man sich von der Nordwestseite.<br />

Abfahrten sind zur Priener Hütte und<br />

zur Wirtsalm möglich und erlaubt.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

bei der Holzerhütte (720 m), nördlich<br />

von Huben zwischen Sachrang und<br />

Aschau<br />

Hütte: Priener Hütte (1411 m),<br />

DAV, Tel. 080 57/4 28, ganzjährig<br />

bewirtschaftet<br />

Route: Wie beim Geigelstein zur Priener<br />

Hütte, 2½ Std. Von der Hütte kurz<br />

fl ach nach Süden und über einen<br />

freien Hang in den Sattel zwischen<br />

Geigelstein und Breitenstein. Nun<br />

nach Südosten und über den Rücken<br />

zum Gipfel<br />

Abfahrt: Die Abfahrt folgt der Aufstiegsspur.<br />

Variante: Auch beim Breitenstein<br />

ist alternativ der Aufstieg von<br />

Schleching/Ettenhausen über die<br />

Wuhrsteinalm und die Wirtsalm möglich.<br />

Darüber hinaus bietet sich eine<br />

Rundtour an: Huben – Priener Hütte<br />

– Breitenstein – Abfahrt zur Wirtsalm<br />

oder Wuhrsteinalm (Lawinengefahr<br />

beachten!) – Aufstieg zum Geigelstein<br />

– Abfahrt übers Platt (nur bei guten<br />

Bedingungen) – Aufstieg in den Sattel<br />

Geigelstein/Breitenstein – Abfahrt<br />

Priener Hütte<br />

3 Karspitze (1241 m)<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

500 Hm + 12 J.<br />

Charakter: Die Karspitze ist ein<br />

ruhiger Tourengipfel am Südrand der<br />

Chiemgauer Berge. Bei Pulverschnee<br />

bietet sie aber ein paar schöne Hänge.<br />

Die Tour ist kurz und außer in Extremsituationen<br />

relativ lawinensicher.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Schlepplift in Aschach (740 m),<br />

unmittelbar südlich von Sachrang auf<br />

der Südostseite des Tals gelegen<br />

Hütte: keine<br />

Route: Vom Parkplatz die Skipiste<br />

entlang hinauf zum Ende des<br />

Schleppliftes und linkshaltend über<br />

Waldschneisen und Lichtungen in<br />

nordöstlicher Richtung zur Wildbichleralm<br />

(1040 m), 1 Std. Links an der<br />

Alm vorbei und einen freien Hang<br />

Am Gipfel des Breitenstein mit Blick auf den Geigelstein<br />

hinauf bis zu seinem obersten Ende.<br />

Dort durch den schmalen Waldsaum.<br />

Über kupiertes Gelände weiter nach<br />

Osten zum Gipfel, ½ Std.<br />

Abfahrt: Wie Aufstieg. Die Wildbichler<br />

Alm kann man auslassen und direkt<br />

hinab fahren.<br />

4 Brennkopf (1353 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

670 Hm + 13 J.<br />

Charakter: Dem Geigelsteinmassiv<br />

weit nach Süden vorgelagert ist der<br />

Brennkopf. Man erreicht diesen schönen<br />

Aussichtsberg aus dem Walchseebecken<br />

von Süden kommend.<br />

Ausgangspunkt: Parkmöglichkeit bei<br />

Stauding am nordwestlichen Rand<br />

der Schwemm westlich von Walchsee<br />

(680 m)<br />

Hütte: keine<br />

Route: Von Stauding geht es anfangs<br />

auf einem Sträßchen, dann über<br />

einen Wiesenhang über dem Weiler<br />

Kitzbichl nach Nordosten. Ein kurzer<br />

Waldsaum wird auf der Trasse des<br />

Sommerwegs überwunden. So kommt<br />

man auf die freien Hänge unterhalb<br />

der Hitscheralm (1080 m), 1 Std.<br />

An der Hitscheralm wendet man sich<br />

nach Nordosten und kommt so auf<br />

den Rücken, der direkt zum Brennkopf<br />

führt. Über gestuftes Gelände<br />

steigt man diesen Rücken auf bis<br />

zum Gipfel, ¾ Std.<br />

Abfahrt: Entlang der Aufstiegsroute<br />

■ = leicht ■ = mittelschwer ■ = schwierig<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 101


PORTRÄT<br />

Auf die Bretter,<br />

fertig, los<br />

Sie wollten den perfekten Freeride-Ski<br />

und fanden ihn nicht. Also tüftelten<br />

Hans Beyer und Michael Reifinger<br />

jahrelang. Inzwischen haben die beiden<br />

Münchner eine Firma gegründet und<br />

fertigen Bretter, die es in sich haben.<br />

Von Michael Ruhland<br />

Die Freiheit des Freeriders:<br />

Am Krippenstein ging's 2006<br />

zum ersten Mal mit selbst<br />

gebauten Brettern talwärts.<br />

Früher hätte Hans Beyer vermutlich<br />

behauptet, sein handgemachter<br />

Ski sei unverwüstlich. Nicht kaputt<br />

zu kriegen. Und hätte einen<br />

dabei angriffslustig angeschaut.<br />

Früher, das war, bevor er bei einer Skitour<br />

am Krippenstein im Dachsteingebirge in<br />

eine Doline fiel. Fast 15 Meter tief rauschte<br />

Beyer in die trichterförmige Senke. Wegen<br />

der unübersichtlichen Geländeformation<br />

hatte er sie zu spät bemerkt. Die Ski waren<br />

Schrott. »Es waren meine allerersten selbstgebauten«,<br />

stöhnt Beyer. »Ich hatte ein gutes<br />

Stück Pech.«<br />

Man kann das auch genau andersherum sehen:<br />

Beyer hatte ziemlich viel Glück, er hätte<br />

tot sein können. Mit einem Kreuzbandanriss<br />

und Prellungen kam der Münchner<br />

glimpflich davon. Wenige Wochen später<br />

bastelte er am Nachfolgermodell.<br />

Zwei Jahre ist der Sturz in die Doline nun<br />

her, und Hans Beyer, 32, und sein Freund<br />

und Kompagnon Michael Reifinger, 35, erzählen<br />

die Geschichte eher beiläufig. Vor<br />

allem Beyer ist der Sturz eher peinlich. An<br />

ihrer Begeisterung für das Freeriden durchs<br />

Gelände hat der Unfall aber nicht genagt.<br />

Auch nicht an ihrer Idee, den perfekten Ski<br />

Rein in den Pulver-Hang: Andreas Lammerer<br />

aus Rosenheim testet in Hochfügen Sway-Ski.<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


UNSERE BESTEN<br />

Kongeniales Duo: <strong>Der</strong> Mathematiker<br />

Michael Reifinger (li.) und<br />

der Chemiker Hans Beyer fertigen<br />

Touren- und Freeride-Ski per Hand<br />

an – Ergebnis von sieben Jahren<br />

Entwicklung und Erfahrung.<br />

Als Werkstätte diente<br />

anfangs die WG-Küche,<br />

spezielle Werkzeuge<br />

konstruierten die<br />

beiden Bastler selbst.<br />

Fotos: Claudia Kremer, Sebastian Stiphout, Robert Haas<br />

zu bauen. Perfekt angepasst an das Können<br />

und die Vorlieben des jeweiligen Fahrers.<br />

Inzwischen hat das Duo aus dem Maßanfertigen<br />

von Ski ein Geschäftsmodell gemacht.<br />

»Sway« haben sie ihre GmbH genannt, was<br />

auf Deutsch so viel heißt wie schaukeln,<br />

aber auch beherrschen – und damit ziemlich<br />

gut passt auf das, was sie mit ihrer Firma<br />

wollen, frei nach der Devise: Sage mir,<br />

wie und wo du fährst, und ich baue dir die<br />

richtigen Bretter dafür.<br />

Dass ein Markt da wäre, ist den Münchnern<br />

nach und nach bewusst geworden. Schließlich<br />

suchten sie selbst vergeblich nach dem<br />

ultimativen Tiefschnee-Ski. »Es gab die<br />

Freeride-Ski nicht, die wir brauchten«, erzählt<br />

Reifinger. Welche mit einer Art Surfboard-Form,<br />

die für den optimalen Auftrieb<br />

im Pulverschnee sorgen. »Tiefschnee ist wie<br />

Wasser«, sagt er. Aus den USA kannten sie<br />

»kleine Schmieden, aber in Europa war da<br />

nicht ranzukommen«, erinnert sich Beyer.<br />

Beide sind auch Surfer, und in der Szene<br />

werden die Boards längst auf den jeweiligen<br />

Surftyp zugeschnitten. Sie hatten Erfahrung<br />

im Entwickeln von Formen und<br />

im Laminieren – warum sich also nicht an<br />

Ski heranwagen?<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 103


Volle Konzentration: Aufstieg vom Rifugio<br />

Garibaldi zum Gletscherboden des Adamello<br />

Das Abenteuer begann 2006 in der Wohngemeinschaft<br />

auf dem Küchentisch und im<br />

Keller. Vier Wochen brauchten sie anfangs<br />

für ein Paar Ski, die Küche wurde in dieser<br />

Zeit mehr und mehr zur Werkstatt. Heute<br />

dauert die Produktion vier Arbeitstage, wobei<br />

die auf die Abende und Wochenenden<br />

verteilt sind. Denn noch arbeiten Beyer und<br />

Reifinger in ihren jeweiligen Berufen als<br />

Chemiker und Mathematiker.<br />

Wer die zwei Tüftler in ihrer Werkstätte in<br />

Untergiesing besucht, die sie sich mit anderen<br />

Handwerkern teilen, merkt: Geschick<br />

mit den Händen und Hingabe für den Sport<br />

alleine reichen nicht. Ski zu bauen ist eine<br />

Wissenschaft, und ohne die beruflichen<br />

Vorprägungen würden vielleicht leidlich<br />

fahrbare Teile entstehen, sicher aber keine<br />

High-End-Produkte.<br />

Kevlar für extreme Stabilität<br />

Mehrere Spezialwerkzeuge haben die beiden<br />

selbst entworfen. Zum Ausdünnen des<br />

hölzernen Skikerns dient eine einfache Hobelmaschine.<br />

Um damit exakt arbeiten zu<br />

können, erstellen die Bastler zunächst eine<br />

Negativform des Kerns – so sparen sie sich<br />

eine teure Fräsmaschine. Sie benutzen stabiles<br />

Eschenholz für die Rocker- und Carver-<br />

Modelle und kombinieren es für Tourenski<br />

wegen des geringeren Gewichts mit dem<br />

wenig bekannten Blauglockenbaumholz.<br />

»Industrieski haben oft nur Pressspan als<br />

Kern oder sind ausgeschäumt«, sagt Beyer.<br />

Auch die teure, extrem robuste Kunstfaser<br />

Kevlar finde man selten in Ski von der Stange.<br />

Kevlar ist sehr leicht, extrem zugfest,<br />

nahezu undurchdringbar und wird deshalb<br />

zum Beispiel für kugelsichere Westen eingesetzt.<br />

Die beiden Ski-Enthusiasten haben<br />

damit experimentiert und packen nun neben<br />

Carbon eine Schicht Kevlar unter den<br />

Kern. Da könne schon mal ein Felsbrocken<br />

im Weg stehen – der Ski bleibe heil, verspricht<br />

Reifinger, der seine Wollmütze auch<br />

beim Arbeiten in der Werkstatt nicht auszieht.<br />

Für den nötigen hohen Druck beim<br />

Verkleben der Schichten haben sie sich für<br />

ein Vakuumverfahren entschieden. <strong>Der</strong> Ski<br />

wird auf einer Aluplatte mit einer Vakuumfolie<br />

überzogen, eine Pumpe saugt die Luft<br />

heraus – bis zu vier Tonnen Druck entsteht<br />

auf diese Weise. So wird das überflüssige<br />

Harz herausgepresst.<br />

Doch der erste Schritt zum individuellen<br />

Ski erfolgt am Computer. Dort entsteht der<br />

»Shape«, die Skiform, je nachdem, wofür er<br />

gebraucht wird: für die Piste, zum Tourengehen,<br />

zum Freeriden. Drei Grundmodelle<br />

hat das Duo entworfen. Das auf den Kunden<br />

abgestimmte Paar Ski kostet circa 1200 Euro.<br />

Wer eine komplette Neuentwicklung will,<br />

muss 1600 Euro berappen. »Wir wollen Ski<br />

bauen, die sich auch jemand leisten kann,<br />

der sich nur für den Sport interessiert«, sagt<br />

Reifinger. Soll heißen: keine Designerware<br />

für Neureiche, die mit den Brettern prahlen<br />

wollen. »Klar können wir fast alles möglich<br />

machen, was das Design betrifft«, erklärt Reifinger.<br />

»Aber für unseren Anspruch ist das,<br />

ehrlich gesagt, nur Nebensache.«<br />

TOUR<br />

»Ski zu konstruieren<br />

ist die Kunst, aus<br />

vielen Parametern das<br />

Richtige zu basteln.<br />

Dazu gehört auch sehr<br />

viel Bauchgefühl .«<br />

Gefühl der Schwerelosigkeit<br />

Bevor die Sway-Gründer Hand anlegen,<br />

machen die beiden Skiexperten am Anfang<br />

eine Art Anamnese. <strong>Der</strong> Kunde wird ausgiebig<br />

über sein Fahrkönnen, seinen Stil und<br />

seine Sonderwünsche befragt. Entweder im<br />

persönlichen Gespräch oder per Fragebogen<br />

im Internet (www.sway-skis.de) »Es ist die<br />

Kunst, aus vielen Parametern das Richtige<br />

zu basteln«, sagt Beyer. Einerseits seien mathematische<br />

Formeln wichtig, andererseits<br />

habe die Form »sehr viel mit Bauchgefühl zu<br />

tun« – wie es sich später auf dem Ski anfühlt.<br />

<strong>Der</strong> Test ist viel versprechend. Im frischen<br />

verschneiten Nordhang unterhalb der<br />

Achselköpfe schwimmen die breiten Bretter<br />

optimal auf, ein Gefühl der Schwerelosigkeit<br />

stellt sich ein. Im Temporausch geht’s in die<br />

Tiefe. Zum Glück in keine Doline. ◀<br />

<strong>Der</strong> Tourentipp: Schönwetterfensterl (2175 m)<br />

Von der Griesneralm über den<br />

Kaiserbach, durch Wald und<br />

Wiesen inmitten imposanter<br />

Felswände, führt der Weg ins<br />

Griesnerkar. <strong>Der</strong> Anstieg durchs<br />

Kar eröffnet weitläufi ges<br />

Skigelände in grandioser<br />

Kulisse. Links am markanten<br />

Fels des Kleinkaisers vorbei,<br />

bewältigt man die letzte<br />

Steilstufe. Nun ist‘s nicht mehr<br />

weit zur Brotzeit auf dem<br />

sonnigen Hochplateau um die<br />

Fritz-Pfl aum-Hütte (1868 m),<br />

von wo das besondere<br />

Schmankerl dieser Tour unübersehbar<br />

ins Auge sticht: die tief<br />

eingeschnittene Nordscharte<br />

zum Schönwetterfensterl. Die<br />

Ski auf dem Rücken, stapft<br />

man die zunehmend enger und<br />

steiler werdende Rinne hinauf,<br />

während die Karawane lieber<br />

zum Goinger Törl weiterzieht.<br />

Aus dem Schönwetterfensterl,<br />

der Name sagt’s, hat man<br />

einen großartigen Blick nach<br />

Süden und einen eindrucksvollen<br />

Tiefblick auf die Abfahrt<br />

durch die Rinne. Für eine noch<br />

bessere Rundumsicht bietet<br />

sich eine kleine Felskraxelei (I)<br />

auf die Westliche Hochgrubachspitze<br />

(2277 m) an.<br />

Charakter: Von der gut 40<br />

Grad steilen Rinne bis zum<br />

Genussgelände des Kars bietet<br />

die Abfahrt alles, was das Herz<br />

begehrt. Während man hier im<br />

Februar (passende Lawinenlage<br />

vorausgesetzt!) meist seine<br />

Ruhe hat, herrscht im Frühjahr<br />

oft Almauftriebsstimmung.<br />

Ausgangspunkt:<br />

Griesenau im Kohlental<br />

(719 m) bzw. Griesneralm<br />

(988 m), je nachdem ob die<br />

Mautstraße offen ist.<br />

Foto: Felix Klanner<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 03⁄13


LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

GRASSLS TIPPS<br />

Toni Grassl ist staatlich<br />

geprüfter Berg- und Skiführer<br />

und Inhaber der Eventagentur<br />

grassl-eps. Exklusiv für den<br />

BERGSTEIGER gibt er Tipps<br />

rund ums Bergsteigen. Dieses<br />

Mal geht es um Erfahrungen<br />

mit Lawinenairbags.<br />

»Bereits vor 20 Jahren machte<br />

ich meine ersten positiven Erfahrungen<br />

mit Lawinenairbags<br />

als Bergführer beim Heli-<br />

Skiing im Kaukasus. Schon<br />

damals war der Rucksack mit<br />

dem ABS-System bei allen Teilnehmern<br />

obligatorisch und<br />

in einigen Fällen, bei denen er<br />

ausgelöst wurde, lebensrettend.<br />

Durch die massive Erweiterung<br />

des eigenen Volumens<br />

erfährt der Körper<br />

einen Auftrieb, wird in eine<br />

BERGSTEIGER<br />

Januar 2013<br />

Kaufberatung Daunenjacken<br />

Betrifft: Verharmlosung<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mit einigem Befremden habe<br />

ich in Ihrer Zeitschrift o. g. Artikel<br />

gelesen. Alleine die Überschrift<br />

(Federn fürs Gemüt) erscheint<br />

mir unpassend. Ich<br />

glaube nicht, dass sich der Verfasser<br />

des Berichtes darüber im<br />

Klaren war, über was er eigentlich<br />

schreibt. Eine Zeitschrift,<br />

flache Position gebracht, eine<br />

komplette Verschüttung im<br />

Regelfall vermieden und das<br />

Verletzungsrisiko reduziert.<br />

An der Oberfläche einer Lawine<br />

zu bleiben, bietet die besten<br />

Überlebenschancen.<br />

Die Kriterien zum Kauf eines<br />

Airbags liegen meistens beim<br />

Preis und dem zusätzlichen<br />

Gewicht, das auf Tour zu tragen<br />

ist. Grundsätzlich sollte<br />

an der Sicherheit nicht gespart<br />

werden, schon eher am<br />

Gewicht. Achten Sie beim<br />

Kauf unbedingt auf das zusätzliche<br />

Packvolumen. Es<br />

sollte auf keinen Fall passieren,<br />

dass Kleidungsstücke, die<br />

man beim Start einer Tour<br />

noch angezogen hat, nach<br />

dem Umziehen nicht mehr in<br />

den Rucksack passen.<br />

Falls Sie eine Skitour in Gebiete<br />

planen, für die eine<br />

Flugreise nötig ist, und nicht<br />

auf Ihren eigenen Airbag verzichten<br />

wollen, sollten Sie<br />

sich vorher bei der Airline<br />

erkundigen, ob und wie Sie<br />

die Patronen mitnehmen<br />

können. Bei der Firma ABS<br />

Airbags finden Sie im Internet<br />

die nötigen Infos dazu.«<br />

die sich mit sportlichen Aktivitäten<br />

befasst, die sich nur<br />

schwerlich von einer intakten<br />

Natur abkapseln lassen, sollte<br />

sich bewusst sein, dass Umweltschutz<br />

auch Tierschutz beinhaltet.<br />

Vielleicht sollte sich der Verfasser<br />

mal kurz damit auseinandersetzen,<br />

was sich hinter<br />

dem Wort Stopfgans bzw. Stopfente<br />

verbirgt. Ich hoffe, dass ich<br />

nicht die Einzige bin, die sich<br />

bemüht, die alternativen Möglichkeiten<br />

des 21. Jahrhunderts<br />

zu nutzen!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Sofia Kohmann, Tierärztin<br />

BERGSTEIGER<br />

sämtliche Ausgaben<br />

Ortsangaben bei Fotos<br />

Betrifft: Bildlegenden<br />

Guten Tag,<br />

ich bin seit über 30 Jahren Ihr<br />

Abonnent. Mein Eindruck: Für<br />

meinen Anspruch hat sich diese<br />

Zeitschrift nochmals verbessert.<br />

Was mich schon immer in<br />

fast all Ihren Publikationen ärgert:<br />

Warum geben Sie nicht<br />

auch bei Fotos, die nicht direkt<br />

einen Bericht betreffen, den Ort<br />

von Fotos an (z. B. BERGSTEIGER<br />

Titelseite Februar 2013)?<br />

Klaus Köhl, per Mail<br />

Hinweis der Red.: Die Angabe, wo<br />

das Titelbild aufgenommen wurde,<br />

ist bei den Bildnachweisen am Falz<br />

des Inhaltsverzeichnisses zu fi nden.<br />

Künftig etwas gefettet, damit man es<br />

leichter sieht.<br />

Schönes Heft!<br />

Hallo, oder wie man bei uns im<br />

Norden sagt: »Moin moin!« Was<br />

soviel bedeutet wie »Gut gut!«<br />

Und da bin ich auch schon beim<br />

Thema. <strong>Der</strong> BERGSTEIGER. <strong>Der</strong><br />

ist nämlich auch richtig gut.<br />

Ich habe mir letzte Woche im<br />

Bremer Bahnhof (vor meiner<br />

Reise in die Alpen...) meine<br />

erste Ausgabe gekauft und bin<br />

begeistert! Besonders gefallen<br />

haben mir das Interview mit<br />

Reinhold Messner und die Prominenten-Bergtipps.<br />

Zurück in<br />

Bremen habe ich mir gleich die<br />

zweite Ausgabe gekauft. Und<br />

festgestellt, dass mein erster<br />

Eindruck keine Eintagsfliege<br />

ist. Also: In mir habt Ihr einen<br />

neuen Abonnenten gewonnen!<br />

Grüße nach Bayern und weiter<br />

so mit dem Magazin!<br />

Christian Godbersen, per Mail<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe, die wir abdrucken, zu kürzen.<br />

03/13 | 80. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Beate Dreher, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Bettina Willmes<br />

Assistenz Beate Dreher<br />

Layout Tanja Beyerle<br />

Kartographie Christian Rolle<br />

Illustrationen Max Baitinger, Moritz Reischl<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, 86895 Landsberg<br />

DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bruckmann.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Helmut Kramer, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270,<br />

helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport),<br />

Tel. +49 (0) 80 64.90 59 75,<br />

medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 49 vom<br />

1. Januar 2013, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro Repro Ludwig, Zell am See<br />

Druck Stürtz GmbH<br />

Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler,<br />

Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Vertrieb Zeitschriften Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb<br />

GmbH & Co. KG, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72<br />

(D) inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an<br />

gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2013 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

100%-Gesellschafterin der Bruckmann Verlag<br />

GmbH ist die GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH. Geschäftsführender Gesellschafter:<br />

Clemens Schüssler<br />

Verantwort lich für den redak tionellen<br />

Inhalt Michael Ruhland, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Helmut Kramer, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

03⁄13 <strong>Bergsteiger</strong> 105


VORSCHAU<br />

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AUF TOUR<br />

Trekking im Urner Granit<br />

Über dem Göschenertal lässt sich eine<br />

Handvoll Hütten über alpine Routen verbinden<br />

– eine Tour über Stock und Stein,<br />

etwas für gehobenene Ambitionen!<br />

&<br />

REPORTAGE<br />

<strong>Der</strong> Berg der Berge<br />

Vor 60 Jahren standen Edmund Hillary und<br />

Tenzing Norgay als erste Menschen auf dem<br />

Gipfel des Mount Everest. Immer mehr<br />

<strong>Bergsteiger</strong> wollen es ihnen gleich tun – mit<br />

fatalen Folgen. Eine kritsche Bilanz.<br />

IM INTERVIEW<br />

Hochpolitisch und bergfanatisch<br />

Heiner Geißler war einst einer der mächtigsten<br />

Männer in der CDU. Die Berge,<br />

gesteht er im Interview, waren für ihn<br />

immer eine Option zum Aussteigen.<br />

<strong>Der</strong> Schneeberg – Südtirols Schatztruhe<br />

PORTRÄT Hausbesuch beim Sicherheitspapst Pit Schubert<br />

AUF TOUR Touren für Einsteiger: Allgäu und Ammergau (Teil 1)<br />

SERVICE<br />

<strong>Der</strong> nächste <strong>Bergsteiger</strong> ist vom 11. März an am Kiosk erhältlich.<br />

Klettergurte im Test<br />

Einen Sturz hält jeder Klettergurt<br />

– oder sollte es zumindest.<br />

Trotzdem lohnt<br />

es sich, genau hinzuschauen,<br />

da je nach Verwendungszweck<br />

große Unterschiede bestehen.<br />

Neue Serie: Stille Helfer<br />

Ob Schuhe, Seil oder Softshell: Ohne<br />

entsprechendes Material geht nichts<br />

im Gebirge. Die neue<br />

Serie »Stille Helfer«<br />

steht ganz im Zeichen<br />

der Bergausrüstung.<br />

Teil 1 zeigt die Geschichte<br />

des Rucksacks – von<br />

Ötzis Kraxe bis zu modernen<br />

Tagesystemen.<br />

Fotos: Ralf Dujmovits, Südtiroler Archäologiemuseum/Ochsenreiter<br />

COMIC<br />

MORGN, WACHTLN!<br />

WIEZ IHR WISST,<br />

STEHT HEUT LAWIN‘-<br />

LEERGANG AUFM<br />

PROGRAMM...<br />

DIE ULTIMATIVN<br />

ROULES... ÄH... ALSO...<br />

REGL ZWO: BIST AUF TOURN<br />

NUR MIT ABSTAND SPURN.<br />

MOIN,<br />

CHEF!!!<br />

BEILSACK:<br />

ZÄHL MIR MA<br />

EBN DIE FÜNF<br />

ULTIMATIVN<br />

RUULS AUF!<br />

ERSTERENS:<br />

AUFFER HUT TUT<br />

IMMER GUT.<br />

REGL DREI:<br />

IN DIE KNIE<br />

AUFN SCHI.<br />

UND REGEL VIER:<br />

SEID BESCHEIDN,<br />

NORDHANG MEIDN!<br />

UND WAS ZUM<br />

GEIGER IS MIT<br />

REGL FÜNF ?!<br />

NIE LAUT RUFN<br />

BEI LAWIN ‘ALARM-<br />

WARNSTUFN...<br />

DIE REGL VERPLAN<br />

ICH IMMA!<br />

SEHR<br />

SCHÖN<br />

...<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 03 ⁄13


12x grüßt BERGSTEIGER<br />

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Exemplar der BERGSTEIGER-<br />

Fotoedition.<br />

Die Postkarten – mit Motiven von<br />

dem renommierten Bergfotografen<br />

Bernd Ritschel – sind aus hochwertigem<br />

Chromokarton, 12 x 17 cm<br />

groß und erscheinen in limitierter<br />

Auflage.<br />

In 4/2013<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

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