DIGITAL INSIDER Kabelkrach: Wenn der Sender zweimal klingelt (Vorschau)
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Ausgabe 66 März 2010 www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
D i g i t a l I n s i d e r<br />
U n a b h ä n g i g e r I n f o r m a t i o n s d i e n s t f ü r d i g i t a l e s F e r n s e h e n & M e d i e n<br />
Ab sofort ...<br />
20 Jahre ...<br />
Ein Jahr lang ...<br />
… verkauft Jürgen Horn<br />
HD-Plus-Module und<br />
hofft auf viel Erfolg.<br />
… TV-Plattform! Carine<br />
Lea Chardon plau<strong>der</strong>t<br />
aus dem Nähkästchen.<br />
Seite 4 Seite 10<br />
Seite 12<br />
… meinte es Ingo<br />
Schuchert gut mit ARD<br />
und ZDF. Jetzt ist Schluss.<br />
<strong>Kabelkrach</strong>: <strong>Wenn</strong> <strong>der</strong><br />
Sen<strong>der</strong> <strong>zweimal</strong> <strong>klingelt</strong><br />
Kabelweitersendung und Einspeisung – RTL tritt aus VG Media aus<br />
Das Verhältnis zwischen <strong>der</strong> Verwertungsgesellschaft<br />
Media und den Kabelnetzbetreibern<br />
ist ein angespanntes.<br />
Ein Beispiel hierfür ist das jüngste Verfahren<br />
vor dem Kammergericht Berlin<br />
zwischen Wikom und <strong>der</strong> VG Media.<br />
Der Berliner Kabelnetzbetreiber sah sich<br />
nicht in <strong>der</strong> Pflicht, einen Vergütungsvertrag<br />
über die Kabelweitersendung<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> VG Media vertretenen Programme<br />
abzuschließen.<br />
Wikom begründete dies damit, dass <strong>der</strong><br />
Vergütung <strong>der</strong> Kabelweitersendung ein<br />
Transportentgelt entgegenstünde. Aus<br />
diesem Verhältnis könne kein Überschuss<br />
für die Sen<strong>der</strong> entstehen, da <strong>der</strong><br />
Kabelnetzbetreiber dem Sen<strong>der</strong> eine<br />
Leistung erbringe und nicht umgekehrt<br />
<strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> dem Netzbetreiber. Darüber<br />
hinaus stellt sich die Frage, ob die<br />
Sen<strong>der</strong> <strong>zweimal</strong> für die gleiche Leistung<br />
Geld verlangen: für die Einspeisung<br />
eines Signals und für das Recht <strong>der</strong><br />
Kabelweitersendung. Der Austritt von<br />
RTL aus <strong>der</strong> VG Media nährt die Hoffnung<br />
<strong>der</strong> Kabelbranche, in Zukunft<br />
einfachere Verhandlungen führen zu<br />
können, wenn es um Kabelweitersendung<br />
und -einspeisung geht.<br />
Lesen Sie weiter ab Seite 2<br />
Albanien überholt!<br />
Astra mit positiver Bilanz<br />
Satellitenbetreiber stellt aktuelle Zahlen des Satellitenmonitors vor<br />
Im vergangenen Jahr musste<br />
Wolfgang Elsäßer, Geschäftsführer von<br />
Astra Deutschland, Platz 17 im europäischen<br />
Vergleich <strong>der</strong> HDTV-Programme<br />
für Deutschland konstatieren –<br />
noch hinter Albanien. Doch nun,<br />
Mitte März, als Astra die neuesten<br />
Zahlen des Satellitenmonitors in Berlin<br />
präsentierte, sah die HD-Welt schon<br />
an<strong>der</strong>s aus. Albanien konnte seine Programmanzahl<br />
zwar auf sieben steigern,<br />
doch die Deutschen schossen mit<br />
insgesamt 17 HDTV-Sen<strong>der</strong>n (Stand<br />
Januar 2010) auf Platz vier. Unangefochten<br />
und mit 39 HD-Programmen<br />
nahezu uneinholbar hat sich Großbritannien<br />
an <strong>der</strong> Spitze festgesetzt.<br />
Inzwischen sind zu den 17 Sen<strong>der</strong>n<br />
weitere hinzugekommen. Die Entwicklung<br />
des hochauflösenden Fernsehens<br />
zeigt, welche Dynamik im deutschen<br />
TV-Markt steckt. Im Dezember 2009<br />
wurden erstmalig mehr HDTV- als<br />
SDTV-Receiver verkauft. In deutschen<br />
Wohnzimmern stehen laut GfK 1,3 Millionen<br />
HD-Sat-Receiver, davon 220 000<br />
Sky-Boxen. Hinzu kommen 22 Millionen<br />
„HD ready“-Fernseher. Bis Ende<br />
2010 sollen es 29 Millionen werden.<br />
Lesen Sie weiter ab Seite 18<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Kassieren Sen<strong>der</strong> doppelt? Seite 02<br />
„Ausverkauft“: Sky Vision<br />
wartet auf HD-Plus-Module Seite 04<br />
Patentanmeldungen Seite 05<br />
Vorsicht, Abmahngefahr! Seite 06<br />
Sky sauer auf Unitymedia Seite 07<br />
iTV-Award-Gewinner Seite 08<br />
KDG an <strong>der</strong> Börse Seite 09<br />
20 Jahre TV-Plattform Seite 10<br />
DNMG kontra ARD/ZDF Seite 12<br />
Primacom braucht Geld Seite 13<br />
Digitale Dividende: Studie<br />
zu potenziellen Störungen Seite 14<br />
Reanalogisierung nur mit<br />
Erlaubnis <strong>der</strong> TV-Sen<strong>der</strong>? Seite 15<br />
Kartellamt überprüft<br />
KDG-Verschlüsselung Seite 16<br />
VZBV macht doch mit Seite 16<br />
Vorratsdatenspeicherung:<br />
Es könnte teuer werden Seite 17<br />
Astra wächst und wächst Seite 18<br />
Kabel nimmt Fahrt auf Seite 19<br />
Was macht eigentlich...? Seite 20<br />
Kolumne: Kampf <strong>der</strong> Tuner Seite 20<br />
Termine Seite 20<br />
Impressum Seite 20
Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
Ein Recht ohne Nutzen?<br />
Kabelnetzbetreiber sehen Ungleichbehandlung bei Einspeiseverträgen – Muss Astra demnächst zahlen?<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Zudem kritisierte Wikom, dass <strong>der</strong> Kabelkunde<br />
mit einer Gebühr belastet<br />
werde, die ein Haushalt mit Sat-Empfang<br />
nicht zahlen müsse. Dies wi<strong>der</strong>spreche<br />
dem gesetzgeberischen Ziel eines technologieneutralen<br />
Urheberrechts.<br />
Die Berliner Richter folgten <strong>der</strong> Argumentation<br />
<strong>der</strong> Wikom nicht und untermauerten<br />
dadurch die rechtliche Stellung<br />
<strong>der</strong> VG Media. Kein Wun<strong>der</strong> also,<br />
dass dieses Verfahren nicht überall in<br />
<strong>der</strong> Kabelbranche auf Gegenliebe stößt.<br />
Die VG Media hingegen sieht sich bestätigt.<br />
„Die Frage <strong>der</strong> Vergütung ist damit<br />
grundsätzlich geklärt“, sagt Markus<br />
Runde, Geschäftsführer <strong>der</strong> VG, denn eine<br />
Revision wurde nicht zugelassen. „Das<br />
Kammergericht hat uneingeschränkt die<br />
Verpflichtung <strong>der</strong> Kabelnetzbetreiber<br />
zum Abschluss von Lizenzverträgen und<br />
zur Zahlung an die Rechteinhaber bestätigt“,<br />
so Runde weiter.<br />
Öffentliche Wie<strong>der</strong>gabe<br />
Das Gericht ist auch nicht <strong>der</strong> Meinung,<br />
dass ausschließlich <strong>der</strong> Kabelnetzbetreiber<br />
dem Sen<strong>der</strong> eine Leistung erbringe,<br />
und begründet dies mit <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Programme, welche die<br />
Wikom ebenfalls erfolglos anzweifelte.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Belastung des Kabelkunden<br />
erkannte das Gericht ebenso wenig<br />
an und verwies einerseits auf den Unterschied<br />
zwischen Sat- und Kabelempfang,<br />
indem bei Letzterem ein Dritter<br />
zwischengeschaltet wird. An<strong>der</strong>erseits<br />
obliege es <strong>der</strong> freien Entscheidung des<br />
Endverbrauchers, ob er in eine Wohnung<br />
mit Sat- o<strong>der</strong> Kabelempfang ziehe<br />
und sich somit für o<strong>der</strong> gegen monatliche<br />
Kabelgebühren entscheide.<br />
Trotzdem stellt sich in diesem Zusammenhang<br />
die Frage, warum ein<br />
Kabelnetzbetreiber für das Recht auf<br />
Wer zahlt an wen? Kabelnetzbetreiber fühlen sich <strong>zweimal</strong> abkassiert, wenn sie sowohl für die Einspeisung an die<br />
Sen<strong>der</strong> als auch für das Recht auf Kabelweitersendung an die VG Media zahlen müssen<br />
Bild: SXC<br />
Weitersendung zahlen muss, ein Satellitenbetreiber<br />
aber nicht. Nach gelten<strong>der</strong><br />
Rechtsprechung handelt es sich<br />
bei <strong>der</strong> Satellitenausstrahlung um eine<br />
Erstsendung des TV-Signals, die vergütungsfrei<br />
ist. Die Kabelweitersendung<br />
hingegen gilt als Zweitsendung, für die<br />
laut Urheberrecht eine Vergütung zu<br />
entrichten ist.<br />
Der entscheidende Unterschied ist <strong>der</strong>,<br />
dass <strong>der</strong> Satellitenbetreiber im Vergleich<br />
zum Kabelnetzbetreiber keine Endkundenbeziehung<br />
besitzt. HD Plus zahlt<br />
momentan allerdings nicht an die VG<br />
Media, da das Angebot erst seit ein paar<br />
Monaten besteht. „Wir schauen uns<br />
HD Plus aber sehr genau an“, sagt VG-<br />
Media-Chef Runde gegenüber <strong>DIGITAL</strong><br />
<strong>INSIDER</strong>.<br />
Dritte Novelle<br />
Die Unterscheidung zwischen Erst- und<br />
Zweitsendung könnte sich aber in Zukunft<br />
än<strong>der</strong>n. Die Kabellobby drängt<br />
im dritten Korb zur Novelle des Urheberrechts<br />
auf den Wegfall <strong>der</strong> Erst- und<br />
Zweitsendung im Sinne einer Technologieneutralität.<br />
Dadurch würde auch ein<br />
Markus Runde<br />
„Den Kabelverbänden, die über ihre<br />
Mitglieds-unternehmen versucht<br />
haben,an <strong>der</strong> gesetzlichen Vergütungspflicht<br />
zu rütteln, hat das Gericht eine<br />
klare Absage erteilt.“<br />
Der Geschäftsführer <strong>der</strong> VG Media zum Urteil des Berliner<br />
Kammergerichts<br />
Bild: VG Media<br />
Satellitenbetreiber vergütungspflichtig,<br />
ganz gleich, ob eine Endkundenbeziehung<br />
besteht o<strong>der</strong> nicht.<br />
Gleichsetzung<br />
Das Urteil des Berliner Kammergerichts<br />
hat zur Manifestierung <strong>der</strong> Vergütungsansprüche<br />
durch die VG Media beigetragen,<br />
dennoch sind aufseiten <strong>der</strong><br />
Kabelnetzbetreiber einige Fragen offen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Fachverband für<br />
Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen<br />
(FRK) pocht darauf, dass Gemeinschaftsanlagen<br />
mit dem unentgeltlichen Satellitendirektempfang<br />
gleichgesetzt werden.<br />
Laut gelten<strong>der</strong> Rechtsprechung sind<br />
Gemeinschaftsanlagen dann von einer<br />
Vergütungspflicht ausgenommen, wenn<br />
die Versorgten nachweislich persönlich<br />
eng verbunden o<strong>der</strong> räumlich erfassbar<br />
sind, d. h., es muss sich schon um ein<br />
Mehrgenerationenhaus handeln, wenn<br />
von einer Vergütungspflicht abgesehen<br />
werden soll. Eine Interessengemeinschaft<br />
ist hierfür nicht ausreichend.<br />
Gemeinschaftsanlagen, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong><br />
nicht nachweislich persönlich eng verbunden<br />
o<strong>der</strong> räumlich erfassbar sind,<br />
müssen auch dann eine Vergütung zahlen,<br />
wenn sie keine Umsätze ausweisen.<br />
In diesem Fall wird ein Pauschalbetrag<br />
angesetzt, <strong>der</strong> zwölf Euro pro Wohneinheit<br />
und Monat beträgt.<br />
Zweiteilung<br />
Ein viel größeres Ärgernis <strong>der</strong> Kabelnetzbetreiber<br />
ist jedoch die Zweiteilung<br />
zwischen Einspeisung und Kabelweitersendung,<br />
die zwar nicht für analoge,<br />
dafür aber für digitale Signale gilt. Auch<br />
wenn ein Kabelunternehmen einen Vertrag<br />
mit <strong>der</strong> VG Media abgeschlossen
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> <br />
und damit das Recht zur Kabelweitersendung<br />
erworben hat, darf es die entsprechenden<br />
digitalen Programme nicht<br />
in sein Kabelnetz einspeisen, wenn kein<br />
Einspeisevertrag mit dem jeweiligen Sen<strong>der</strong><br />
vorliegt. Verkauft die VG Media also<br />
etwas, mit dem die Kabelnetzbetreiber<br />
nichts anfangen können?<br />
Nicht ganz. Im Einspeisevertrag werden<br />
die technischen und kommerziellen Bedingungen<br />
<strong>der</strong> digitalen Einspeisung<br />
und die Vermarktung <strong>der</strong> Programme<br />
geregelt. Damit hat die VG Media nichts<br />
zu tun. Sie räumt lediglich Urheberund<br />
Leistungsschutzrechte ein, zu denen<br />
auch das Recht <strong>der</strong> Kabelweitersendung<br />
zählt. Das eine (Einspeisevertrag) geht<br />
nicht ohne das an<strong>der</strong>e (Recht zur Kabelweitersendung).<br />
Umkehr des Geldflusses<br />
Neben technischen Fragen wird in<br />
den Einspeiseverträgen auch geregelt,<br />
wer von wem Geld bekommt. In diesen<br />
Verträgen pochen die Privatsen<strong>der</strong><br />
auf die Grundverschlüsselung. Für die<br />
verschlüsselte digitale Einspeisung und<br />
für die Einräumung von einfachen Nutzungsrechten<br />
an den Programmmarken<br />
for<strong>der</strong>n die Sen<strong>der</strong> ein Entgelt von den<br />
Kabelnetzbetreibern.<br />
Damit kehren die Privaten den Geldfluss<br />
um. Während die Sen<strong>der</strong>gruppen RTL<br />
und Pro Sieben Sat 1 für die analoge<br />
Einspeisung an die Kabelunternehmen<br />
<strong>der</strong> Netzebene 3 zahlen, verlangen sie<br />
für die digitale Einspeisung Geld vom<br />
Netzbetreiber. Dass ein Kabelnetzbetreiber<br />
also sowohl für das Weitersendungsrecht<br />
an die VG Media als auch für die<br />
Einspeisung an die Sen<strong>der</strong> zahlen muss,<br />
nährt den Eindruck, dass <strong>der</strong> Netzbetreiber<br />
<strong>zweimal</strong> für die gleiche Leistung<br />
abkassiert wird.<br />
Austritt und Hoffnung<br />
Auf die Frage, warum man nicht alles in<br />
einem Vertrag regelt, wird ausgewichen.<br />
„Es gibt hier we<strong>der</strong> eine Verpflichtung<br />
noch eine Notwendigkeit“, antwortet<br />
<strong>der</strong> Verband Privater Rundfunk und<br />
Telemedien (VPRT) auf Anfrage von<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. Es gäbe laut VPRT<br />
„programmspezifische Fragen und Beson<strong>der</strong>heiten“,<br />
die die Sen<strong>der</strong> selbst mit<br />
den Kabelnetzbetreibern klären. <strong>Wenn</strong><br />
Peter Charissé<br />
„Wir können die Entscheidung <strong>der</strong> RTL-<br />
Mediengruppe, die VG Media zu verlassen,<br />
gut nachvollziehen und verbinden<br />
damit die Hoffnung, dass sich die Verhandlungen<br />
zwischen Kabelnetzbetreibern<br />
und den Privatsen<strong>der</strong>n insgesamt<br />
vereinfachen werden.“<br />
Der Anga-Geschäftsführer zum Austritt von RTL aus <strong>der</strong> VG Media<br />
<br />
Bild: Anga<br />
doch aber <strong>der</strong> Kabelnetzbetreiber ohnehin<br />
mit den Sen<strong>der</strong>n reden muss, warum<br />
dann nicht gleich auch über Urheberund<br />
Leistungsschutzrechte? Wozu dann<br />
eine VG Media?<br />
Das hat sich anscheinend auch RTL gefragt<br />
und ist als Konsequenz aus <strong>der</strong> VG<br />
Media ausgetreten. Die Sen<strong>der</strong>gruppe<br />
reagiert auf die Anfor<strong>der</strong>ungen einer<br />
sich zunehmend fragmentierenden digitalen<br />
TV-Welt und nimmt deshalb<br />
die Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
lieber selbst wahr. Der Austritt lässt in<br />
<strong>der</strong> Kabelbranche Hoffnung aufkeimen.<br />
„<strong>Wenn</strong> alle Aspekte <strong>der</strong> Kabeleinspeisung<br />
in einem einheitlichen Vertragswerk<br />
geregelt werden, kann das für<br />
beide Seiten vorteilhaft sein“, sagt Anga-<br />
Geschäftsführer Peter Charissé.<br />
Alternativlos<br />
Laut Auskunft <strong>der</strong> VG Media verbleibt<br />
aber die Wahrnehmung an den Rechten<br />
<strong>der</strong> RTL-Radiobeteiligungen bei <strong>der</strong> Verwertungsgesellschaft.<br />
„Über die künftige<br />
Rechtewahrnehmung von RTL 2<br />
ist noch nicht entschieden“, ergänzt<br />
Bernd Delventhal, Sprecher <strong>der</strong> VG<br />
Media. Weitere Austritte werden nicht<br />
befürchtet, bietet die VG für die privaten<br />
Sendeunternehmen laut Delventhal<br />
doch die einzigartige Möglichkeit, angemessene<br />
Vergütungen zu erhalten und<br />
sich bei Verstößen gegen das Urheberund<br />
Leistungsschutzrecht gemeinsam<br />
zu wehren. „Für die kleineren und<br />
mittelgroßen TV- und Hörfunksendeunternehmen<br />
ist eine solidarische kollektive<br />
Durchsetzung von Vergütungen<br />
durch eine Verwertungsgesellschaft wie<br />
die VG Media sogar alternativlos“, so<br />
Delventhal. Trotz des RTL-Austritts<br />
werden sich die Kabelnetzbetreiber also<br />
auch in Zukunft mit <strong>der</strong> VG Media an<br />
einen Tisch setzen müssen. MH<br />
Kompakt<br />
Docsis 3.0 auf US-Siegeszug<br />
In Deutschland haben die großen Kabelnetzbetreiber<br />
damit begonnen, ihren<br />
Kunden mit Docsis 3.0 Bandbreiten um<br />
die 100 MBit/s anzubieten. Ein Blick<br />
über den Atlantik könnte einem Blick in<br />
die Zukunft gleichkommen, denn in den<br />
USA verzeichnen die Kabelunternehmen<br />
ein höheres Kundenwachstum als die<br />
Telekommunikationsanbieter. Comcast<br />
konnte in den beiden letzten Quartalen<br />
608000 Neukunden begrüßen. AT&T,<br />
Verizon und Qwest kamen zusammen<br />
nur auf 401 000 Neukunden. MH<br />
Sen<strong>der</strong> wollen HbbTV-Zertifikat<br />
Die Privatsen<strong>der</strong> streben eine Zertifizierung<br />
für HbbTV-Angebote an. „Die<br />
korrekte Darstellung und Verwendung<br />
von Programminhalten sowie die Integrität<br />
<strong>der</strong> Rundfunkprogramme ist für<br />
Programmveranstalter eine Grundvoraussetzung“,<br />
sagt Klaus Steffens, Leiter<br />
Technik Distribution bei Pro Sieben<br />
Sat 1, gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. Diese<br />
Voraussetzung soll über Client-Zertifikate<br />
sichergestellt werden. Die konkrete<br />
Ausgestaltung und Verfahrensweise<br />
wird <strong>der</strong>zeit noch diskutiert. MH<br />
NRW-CDU gründet Netzwerk<br />
Die CDU in Nordrhein-Westfalen hat ein<br />
medienpolitisches Netzwerk gegründet,<br />
das auf dem Arbeitskreis Medien <strong>der</strong><br />
CDU Köln aufsetzt. „Wir bilden das<br />
Scharnier zwischen dem Mediensegment<br />
und <strong>der</strong> Politik“, erklärt Thorsten<br />
Schick, medienpolitischer Sprecher <strong>der</strong><br />
CDU-Landtagsfraktion, auf dem ersten<br />
Treffen, zu dem rund 100 Medienschaffende<br />
kamen. Die inhaltliche Agenda<br />
des Netzwerkes soll beim Treffen Anfang<br />
Juni in den Räumen <strong>der</strong> Deutschen<br />
Welle in Bonn erarbeitet werden. MH
Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
„Vollständig ausverkauft“<br />
Sky Vision rechnet mit Absatz im sechsstelligen Bereich für HD-Plus-Module – UVP bei 79,95 Euro<br />
Freut sich über die erste ausverkaufte Marge an HD-<br />
Plus-Modulen: Sky-Vision-Chef Jürgen Horn Bild: Sky Vision<br />
Sky Vision hat den Zuschlag für den<br />
exklusiven Retail-Vertrieb <strong>der</strong> CI-<br />
Plus-Module für den Empfang von HD<br />
Plus erhalten. Ab Mitte April sollen<br />
die Module im Handel erhältlich sein.<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> sprach mit Jürgen<br />
Horn, Geschäftsführer von Sky Vision,<br />
über Nachfrage und Marktchancen des<br />
HD-Plus-Moduls.<br />
Herr Horn, um die neue Schnittstelle<br />
CI Plus gab es heftige Diskussionen.<br />
Sky Vision ist nun das erste Unternehmen<br />
in Deutschland, das dem Handel<br />
CI-Plus-Module anbietet. Müssen Sie<br />
zuerst noch gegen Kritiker ankämpfen<br />
o<strong>der</strong> sogar Vorurteile beseitigen?<br />
Im Moment spüren wir nichts mehr<br />
davon. Die Nachfrage nach den Modulen<br />
ist <strong>der</strong>art hoch, dass sie alle unsere<br />
Erwartungen übertrifft. Keiner unserer<br />
Geschäftspartner scheint auf dieses Segment<br />
verzichten zu wollen, insofern<br />
wäre es auch überraschend, wenn wir<br />
gleichzeitig mit ernst zu nehmen<strong>der</strong><br />
Kritik konfrontiert würden.<br />
Nahezu je<strong>der</strong> Flachbildhersteller verbaut<br />
in seine neueste Generation die<br />
CI-Plus-Schnittstelle. Wie groß ist das<br />
Marktpotenzial für HD-Plus-Module?<br />
Nach den in den ersten Wochen gewonnenen<br />
Erfahrungen und den bereits vorliegenden<br />
Bestellungen müssen – o<strong>der</strong><br />
besser dürfen – wir erfreulicherweise<br />
wohl von einem gut sechsstelligen jährlichen<br />
Bedarf ausgehen.<br />
In welcher Spanne wird sich <strong>der</strong> Endkundenpreis<br />
für ein HD-Plus-Modul<br />
bewegen?<br />
Die unverbindliche Preisempfehlung<br />
lautet 79,95 Euro.<br />
Anfang des zweiten Quartals 2010 sollen<br />
die HD-Plus-Module im Handel erhältlich<br />
sein. Können Sie schon einen<br />
konkreteren Termin für die Verfügbarkeit<br />
nennen? Wann werden Sie damit<br />
beginnen, erste HD-Plus-Module an den<br />
Handel auszuliefern?<br />
Nach aktuellem Stand gehen wir von<br />
einer ersten Auslieferung ab Kalen<strong>der</strong>woche<br />
15 aus. Diese Quote ist allerdings<br />
bereits vollständig ausverkauft, jedoch<br />
wird es rasch zu Folgelieferungen kommen.<br />
Auslieferungen ab Lager sofort<br />
nach Bestelleingang werden sicherlich<br />
bereits im Mai 2010 möglich sein.<br />
Wird es die Module nur bei Fachhändlern<br />
o<strong>der</strong> auch in den großen Elektronik-Flächenmärkten<br />
geben?<br />
In die Vermarktung <strong>der</strong> Module werden<br />
alle Vertriebsschienen einbezogen, die<br />
als qualifizierter Fachhandel für Unterhaltungselektronik<br />
gelten dürfen.<br />
Wer produziert die HD-Plus-Module, die<br />
Sky Vision an den Handel verkauft?<br />
Die Auswahl des Produzenten liegt allein<br />
in <strong>der</strong> Hand von HD Plus. Unsere Verträge<br />
sind mit HD Plus abgeschlossen.<br />
Wird es Kooperationen zwischen Ihnen<br />
und Geräteherstellern geben, um HD-<br />
Plus-Module zusammen mit Endgeräten<br />
anzubieten, o<strong>der</strong> müssen sich die<br />
Hersteller hierfür direkt an HD Plus<br />
wenden?<br />
Letzteres ist zutreffend, soweit es um<br />
Bundle-Geschäfte mit Modulen und<br />
hierfür geeigneten Geräten mit CI-Plus-<br />
Schnittstelle geht. Die Module mit Karten<br />
allein – ohne Gerätebundle – werden<br />
ausschließlich von Sky Vision angeboten.<br />
Sky Vision vertreibt auch HD-Plus-Receiver.<br />
Wer einen Fernseher mit CI-Plus-<br />
Schnittstelle besitzt, wird – nicht nur<br />
aus Kostengründen – sicherlich lieber<br />
zum Modul greifen, bevor er sich eine<br />
Box neben den Fernseher stellt. Findet<br />
hier eine Kannibalisierung statt?<br />
Die Gefahr einer Kannibalisierung kann<br />
ich hierin nicht erkennen. Ich denke,<br />
beide Varianten können wun<strong>der</strong>bar koexistieren:<br />
Wer einen Fernseher mit<br />
eingebautem DVB-Receiver inklusive CI-<br />
Plus-Schnittstelle hat, findet im Modul<br />
das richtige Medium, sein Gerät HD-<br />
Plus-tauglich zu machen. Ist das nicht<br />
<strong>der</strong> Fall, wird er zum separaten HD-<br />
Plus-tauglichen Receiver inklusive mitgelieferter<br />
HD-Plus-Karte greifen, um in<br />
den Genuss des HD-Plus-Angebotes zu<br />
gelangen.<br />
Das CI-Plus-Modul für den Empfang von HD Plus soll ab <strong>der</strong> KW 15 im Handel erhältlich sein Bild: Auerbach Verlag<br />
Vielen Dank für das Gespräch.
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> <br />
Ausgewählte Patentneuveröffentlichungen<br />
Titel Anmel<strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong> VN 1 VD 2<br />
IPTV-Stream-Mediendienstrealisierungsverfahren<br />
im IMS, Netzvorrichtung<br />
und Gerät<br />
Huawei Technologies Jin, Wei, CN EP 000 002 150 014 A1 18. 03. 2010<br />
Digitalfernsehantenne<br />
Avermedia<br />
Chen, Yen-Yu, TW;<br />
Lin, Yung-Da, TW;<br />
Su, Kuo-Ying, TW<br />
EP 000 002 149 930 A1 18. 03. 2010<br />
Erzeugung eines einstellbaren<br />
TV-Mosaiks<br />
France Telecom<br />
Castellan, Pierre-Yves, FR;<br />
Lepoil, Elisabeth, FR;<br />
Chatelier, Laurent, FR<br />
EP 000 002 149 256 A1 18. 03. 2010<br />
Verfahren zur Messung <strong>der</strong> Kanalwechselzeit<br />
im Digitalfernsehen<br />
Integrierter Multi-Sat-LNB und Frequenzübersetzungsmodul<br />
Antennenhalter für eine Satellitenschüssel<br />
Alcatel-Lucent Macías Peralta, Jesúsc, ES EP 000 002 150 066 A1 18. 03. 2010<br />
Direc TV Norin, John, US EP 000 002 149 213 A2 18. 03. 2010<br />
Dimoglou, George Dimoglou, George, GR DE 102 008 046 181 A1 11. 03. 2010<br />
Bitstrom-Decodierungseinrichtung<br />
und -verfahren<br />
Humax<br />
Jang, Euee-Seon, KR;<br />
Lee, Shin-Wook, KR<br />
EP 000 002 147 554 A1 11. 03. 2010<br />
Überwachungsnutzung von verschlüsselten<br />
Rundfunkdiensten<br />
Irdeto Access<br />
Huin, Steeve, NL;<br />
Strydom, Werner, NL<br />
EP 000 002 148 506 A1 11. 03. 2010<br />
Verfahren zum ferngesteuerten<br />
Aufzeichnen von durch ein mobiles<br />
Kommunikationsendgerät empfangenen<br />
Rundfunkprogrammen<br />
Nokia<br />
Pyhalammi, Seppo, FI;<br />
Kirkeby, Ole, FI<br />
EP 000 001 471 672 B1 11. 03. 2010<br />
Empfänger und Empfangsverfahren<br />
für digitale Fernsehsignale in einem<br />
Mehrfrequenz-Netzwerk<br />
Samsung Kim, In-ki, KR EP 000 000 987 889 B1 04. 03. 2010<br />
Verteilung von MPEG-2-Transportströmen<br />
über IEEE 1394-Hausnetzwerk<br />
Sony Deutschland<br />
Szucs, Paul, DE;<br />
Veltman, Markus, DE;<br />
Buchner, Peter, DE<br />
EP 000 002 146 499 A1 04. 03. 2010<br />
System und Verfahren von Entschlüsselungs-<br />
und Verschlüsselungsdiensten<br />
Irdeto Access Benjamin, Lian, SG EP 000 002 146 506 A1 04. 03. 2010<br />
Interaktives Fernsehprogrammführungssystem<br />
mit lokaler<br />
Werbung<br />
United Video Properties<br />
Boyan, Peter C., US;<br />
Thomas, William L., US;<br />
Hassell, Joel G., US;<br />
Ellis, Michael D., US<br />
EP 000 002 146 507 A2 04. 03. 2010<br />
Entschlüsselungs-Modul für Receiver<br />
zum Empfangen von digital codierten<br />
Rundfunk- o<strong>der</strong> Fernsehsignalen<br />
Mascom Gruber, Heinz, DE DE 000 010 119 656 B4 04. 03. 2010<br />
Best-Effort-Dienste für ein digitales<br />
Rundfunknetzwerk<br />
Nokia<br />
Vare, Jani, FI;<br />
Vesma, Jussi, FI;<br />
Pekonen, Harri, FI;<br />
Auranen, Tommi, FI<br />
EP 000 002 145 410 A2 04. 03. 2010<br />
Fernsehgerät mit Benutzerschnittstelle Sony United Kingdom Dodd, Kevin Charles, GB EP 000 002 144 438 A1 25. 02. 2010<br />
Rahmenstruktur für digitale Rundfunkund<br />
interaktive Dienstleistungen<br />
DTVG Licensing<br />
Sun, Feng-Wen, US;<br />
Lee, Lin-Nan, US<br />
EP 000 002 144 395 A1 25. 02. 2010<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
¹ Veröffentlichungsnummer, ² Veröffentlichungsdatum
Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
BNetzA führt Obergrenze<br />
für 0180er-Nummern ein<br />
TKG-Än<strong>der</strong>ungen für Shared-Cost-Dienste – Geldbußen bis 100 000 Euro möglich<br />
Mit <strong>der</strong> Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt<br />
(Jahrgang 2009 Teil I Nr. 49)<br />
am 3. August 2009 wurde das Gesetz<br />
zur Än<strong>der</strong>ung des Telekommunikationsgesetzes<br />
(TKG) verkündet. Artikel 2 des<br />
TKG-Än<strong>der</strong>ungsgesetzes trat gemäß Art.<br />
5 Abs. 2 des Än<strong>der</strong>ungsgesetzes nach<br />
einer sechsmonatigen Umsetzungsfrist<br />
am 1. März 2010 in Kraft. In diesem<br />
sind unter an<strong>der</strong>em neue Vorschriften<br />
zu den sogenannten Shared-Cost-Diensten<br />
enthalten, wodurch sich entscheidende<br />
Neuerungen in Hinblick auf die<br />
Bewerbung dieses Rufnummernbereichs<br />
ergaben, die seit diesem Zeitpunkt unter<br />
dem Begriff „Service-Dienste“ zusammengefasst<br />
werden.<br />
Bestimmte Rufnummernbereiche, wie<br />
zum Beispiel 0180, 0137 o<strong>der</strong> 0900,<br />
werden von zahlreichen Anbietern für<br />
Servicedienstleistungen verwendet. Bei<br />
diesen Telefonnummern handelt es sich<br />
nicht um „normale“ Festnetznummern<br />
mit Ortsvorwahl, son<strong>der</strong>n um Son<strong>der</strong>rufnummern.<br />
Der Shared-Cost-Dienst<br />
ist dabei durch eine bundesweit einheitliche<br />
Dienstekennzahl (0180er-Rufnummerngasse)<br />
festgelegt.<br />
Preisobergrenzen<br />
Zunächst hat <strong>der</strong> Gesetzgeber neue<br />
Preisobergrenzen für die 0180er-Rufnummerngassen<br />
festgesetzt. Der Anbieter<br />
ist verpflichtet, in seiner Werbung<br />
auf diese Kosten hinzuweisen. Auch<br />
ist <strong>der</strong> Preis für die Inanspruchnahme<br />
des Dienstes aus dem Mobilfunknetz<br />
Wer im Callcenter anruft, tut dies in <strong>der</strong> Regel über eine Servicenummer. Die Än<strong>der</strong>ungen im TKG bringen nun auch<br />
neue Regelungen für diese Nummern mit sich. Auch die Preisangabe muss neu gefasst werden Bild: SXC – Contrapart<br />
regelmäßig wesentlich höher als vom<br />
Festnetz. Auf diesen Umstand muss geson<strong>der</strong>t<br />
hingewiesen werden.<br />
Die Nicht- o<strong>der</strong> Falschangabe <strong>der</strong><br />
Mehrkosten für Anrufe aus den Mobilfunknetzen<br />
kann nicht nur Abmahnungen<br />
durch Wettbewerber zur Folge<br />
haben, son<strong>der</strong>n stellt auch gemäß § 149<br />
TKG eine Ordnungswidrigkeit dar, die<br />
mit einer Geldbuße von bis zu 100 000<br />
Euro geahndet werden kann.<br />
Neue Entgelte<br />
Die Entgelte, die die Bundesnetzagentur<br />
(BNetzA) mit <strong>der</strong> Verfügung 19/2009<br />
auf Grundlage des § 67 Abs. 2 TKG<br />
zum Zwecke <strong>der</strong> Preisangabe nach §<br />
66a TKG für Anrufe aus den Festnetzen<br />
(inkl. Mehrwertsteuer) festgelegt hat,<br />
können Sie <strong>der</strong> Tabelle auf dieser Seite<br />
entnehmen. Die Einführung einer preislichen<br />
Obergrenze für Anrufe aus den<br />
Festnetzen von 14 Cent pro Minute bzw.<br />
20 Cent pro Anruf orientiert sich an den<br />
bisherigen Festnetzpreisen.<br />
Neu ist, dass zum 1. März 2010 eine<br />
Preisobergrenze für Verbindungen aus<br />
den Mobilfunknetzen in die 0180er-<br />
Rufnummerngasse eingeführt wurde.<br />
Konkret sieht das TKG eine Preisobergrenze<br />
von 42 Cent pro Minute o<strong>der</strong> 60<br />
Cent pro Anruf vor. Zugleich wurde <strong>der</strong><br />
BNetzA die Möglichkeit eingeräumt, im<br />
Rahmen eines Preisfestlegungsverfahrens<br />
zu bestimmen, welche Teilgassen<br />
(0180-1 bis 0180-5) aus den Mobilfunknetzen<br />
pro Minute o<strong>der</strong> pro Verbindung<br />
zu tarifieren sind.<br />
Entgelte Festnetz<br />
Preis in Cent/Minute<br />
Preis in Cent/Anruf<br />
(0)180 – 1 3,9 –<br />
(0)180 – 2 – 6<br />
(0)180 – 3 9 –<br />
(0)180 – 4 – 20<br />
(0)180 – 5 14 –<br />
Beispiel für eine korrekte Preisangabe<br />
(0)180 – 1 0,039 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.<br />
(0)180 – 2 0,06 Euro/Verbindung aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.<br />
(0)180 – 3 0,09 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.<br />
(0)180 – 4 0,20 Euro/Verbindung aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.<br />
(0)180 – 5 0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.<br />
Unzulässige Formulierungen<br />
Mit <strong>der</strong> Verfügung 26/2009 legte die<br />
BNetzA daraufhin fest, dass Verbindungen<br />
zu allen Teilgassen aus den<br />
Mobilfunknetzen pro Minute abgerechnet<br />
werden müssen. Damit folgt die<br />
BNetzA den – ihren Angaben zufolge<br />
– einheitlichen Stellungnahmen <strong>der</strong><br />
Mobilfunkanbieter, die die bisherige<br />
Abrechnungspraxis fortführen wollen.<br />
Die Preisobergrenze für Anrufe aus den<br />
Mobilfunknetzen liegt damit ab dem 1.<br />
März 2010 einheitlich bei 42 Cent pro<br />
Minute.<br />
Diese Neuregelung hat zur Folge, dass<br />
für die Gassen (0)180-2 und (0)180-4<br />
die Preise pro Verbindung aus dem<br />
Festnetz und pro Minute aus dem Mobilfunknetz<br />
angegeben werden müssen.
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> <br />
Die Umsetzung dieser Verpflichtung<br />
führt teilweise bei Endkunden zu Verwirrung.<br />
Auch besteht nach wie vor die<br />
Gefahr, dass Anbieter fehlerhafte Angaben<br />
verwenden. Seit dem 1. März 2010<br />
sind bisher übliche Formulierungen wie<br />
„Preise aus dem Mobilfunk abweichend“<br />
unzulässig, gleichzeitig die neuen Formulierungen<br />
aber auch erst seit diesem<br />
Datum zulässig.<br />
Hintergrund für die Gesetzesän<strong>der</strong>ung<br />
sind die preislichen Entwicklungen auf<br />
dem Telekommunikationsmarkt und<br />
dadurch bedingte Verän<strong>der</strong>ungen im<br />
Nutzungsverhalten <strong>der</strong> Diensteanbieter.<br />
Die Geteilte-Kosten-Dienste stammen<br />
aus einer Zeit, in <strong>der</strong> die Verbindungsentgelte<br />
für Ferngespräche noch<br />
sehr hoch waren. Es bestand Bedarf<br />
für einen Dienst, bei dem eine Teilung<br />
dieser Entgelte zwischen Anrufer und<br />
Angerufenem möglich war. Durch die<br />
Regulierung im Telekommunikationsbereich<br />
und die damit einhergehende<br />
Wettbewerbsför<strong>der</strong>ung sind die Entgelte<br />
stark gesunken.<br />
Die BNetzA hat im Rahmen einer Anhörung<br />
in den Jahren 2007 und 2008 die<br />
verän<strong>der</strong>te Situation im Rufnummernbereich<br />
(0)180 umfassend untersucht<br />
und ist nach Auswertung zahlreicher<br />
Stellungnahmen zu dem Ergebnis gekommen,<br />
den Marktbedürfnissen entsprechend<br />
eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Begrifflichkeit<br />
für die dort erbrachten Dienste<br />
und gleichzeitig mehr Transparenz<br />
für den Verbraucher beim Gesetzgeber<br />
anzuregen.<br />
Neue Regelungen<br />
Die BNetzA beabsichtigt, basierend auf<br />
den gesetzlichen Än<strong>der</strong>ungen, neue Regelungen<br />
für die (0)180er-Rufnummern<br />
herauszugeben. Dabei ist vorgesehen,<br />
den Nummernteilbereich (0)180-0 für<br />
das sogenannte Offline-Billing bereitzustellen.<br />
In diesem Teilbereich kann <strong>der</strong><br />
Preis dann im Rahmen <strong>der</strong> Höchstgrenzen<br />
vom Angerufenen festgelegt werden,<br />
wodurch es insbeson<strong>der</strong>e möglich wird,<br />
kostenlose Warteschleifen zu realisieren.<br />
Darüber hinaus ist beabsichtigt, mit den<br />
Marktbeteiligten zu erörtern, ob auch<br />
die bislang noch freien Nummernteilbereiche<br />
(0)180-6 bis (0)180-9 zur För<strong>der</strong>ung<br />
des Telekommunikationsmarktes<br />
bereitgestellt werden sollen. Für diese<br />
Teilbereiche könnten dabei im Rahmen<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Höchstgrenzen neue<br />
Festnetzpreise festgelegt werden.<br />
Über den Autor<br />
Sebastian Lamp ist Rechtsanwalt in<br />
<strong>der</strong> Sozietät Schalast & Partner in<br />
Frankfurt am Main. Sein Tätigkeitsschwerpunkt<br />
liegt unter an<strong>der</strong>em in<br />
<strong>der</strong> Beratung von Unternehmen aus<br />
den Bereichen Telekommunikation,<br />
Medien und Technologie.<br />
Kontakt:<br />
Schalast & Partner<br />
Mendelssohnstraße 75 – 77<br />
60325 Frankfurt am Main<br />
Telefon: 069 975831 – 0<br />
E-Mail: frankfurt@schalast.com<br />
Bild: Schalast & Partner<br />
Beschwerde eingereicht<br />
Sky im Clinch mit Unitymedia um die HDTV-Einspeisung – BNetzA prüft Missbrauchsverfahren<br />
Das HDTV-Angebot von Sky ist nach<br />
Angaben des Pay-TV-Anbieters in über<br />
70 Prozent <strong>der</strong> Kabelnetze vollständig<br />
zu empfangen. In Nordrhein-Westfalen<br />
und Hessen müssen Kabelkunden jedoch<br />
einzig mit Sky Sport HD vorliebnehmen.<br />
„Unitymedia ist offen für die<br />
Einspeisung von weiteren HD-Angeboten“,<br />
heißt es aus <strong>der</strong> Zentrale des Kabelnetzbetreibers.<br />
Das bezweifelt Sky<br />
allerdings.<br />
Der Bezahlfernsehsen<strong>der</strong> hat deshalb<br />
eine Beschwerde bei <strong>der</strong> Bundesnetzagentur<br />
eingereicht. „Die Beschwerde<br />
richtet sich konkret gegen die Tatsache,<br />
dass wir trotz vorhandener und bezahlter<br />
Kapazitäten an einer Ausstrahlung<br />
unserer HD-Programme im Kabel von<br />
Unitymedia gehin<strong>der</strong>t werden“, erklärt<br />
Holger Enßlin, Vorstand Legal & Regulatory<br />
Affairs von Sky Deutschland,<br />
gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Partnerschaften erschwert<br />
Allerdings hat Sky kein Antragsrecht<br />
auf die Einleitung eines Beschlusskammerverfahrens<br />
bei <strong>der</strong> BNetzA. Also.<br />
muss die Agentur zunächst prüfen,<br />
ob sie zu diesem Sachverhalt ein Missbrauchsverfahren<br />
als Amtsverfahren<br />
einleitet. Hierzu hat sie Unitymedia<br />
um eine Stellungnahme gebeten, die<br />
das Unternehmen auch abgegeben hat.<br />
Einzelheiten sind indes nicht bekannt.<br />
Unitymedia lehnte einen Kommentar<br />
auf Anfrage des <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> ab.<br />
Letztes Mittel Regulierung<br />
Die Situation ist verzwickt. Einerseits<br />
wollen IPTV- und Kabelnetzbetreiber<br />
nicht auf die Inhalte von Sky verzichten.<br />
„Wir sehen aber auch, dass sich bei<br />
dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Partner die<br />
Zusammenarbeit aufgrund <strong>der</strong> Wettbewerbsverhältnisse<br />
schwieriger gestaltet“,<br />
sagt Sky-Justiziar Enßlin, denn<br />
an<strong>der</strong>erseits bieten die Netzbetreiber<br />
eigens geschnürte TV-Pakete an. Die<br />
Deutsche Telekom hat ein eigenes Fußballbundesliga-Produkt,<br />
Unitymedia<br />
plant ein eigenes HDTV-Angebot.<br />
Enßlin ist allerdings Realist. Die klare<br />
Trennung von Netzbetreiber und Inhalteanbieter<br />
hält er nicht für machbar.<br />
„<strong>Wenn</strong> <strong>der</strong> Netzbetreiber gleichzeitig<br />
auch Inhalteanbieter ist, muss aber ein<br />
fairer Wettbewerb garantiert werden“,<br />
for<strong>der</strong>t er. Dabei zieht er eine vertragliche<br />
Lösung <strong>der</strong> Regulierung vor, wie<br />
sie zum Beispiel in den Nie<strong>der</strong>landen<br />
und in Dänemark angewendet wird.<br />
In diesen Län<strong>der</strong>n sind Netzbetreiber<br />
dazu verpflichtet, Dritten zu angemessenen<br />
Konditionen Zugang zu ihren<br />
Netzen zu gewähren. „Vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> Wettbewerbsbehin<strong>der</strong>ung<br />
halten wir eine <strong>der</strong>artige Regulierung<br />
grundsätzlich für machbar“, schließt<br />
Enßlin solche Vorgaben für Kabelnetzbetreiber<br />
in Deutschland aber nicht<br />
aus.<br />
Im Frühjahr wird die BNetzA entscheiden,<br />
ob sie ein Missbrauchsverfahren<br />
gegen Unitymedia einleitet. Enßlin ist<br />
sich sicher, dass Unity ohne Sky HD<br />
nicht auskommt. „Die Nachfrage nach<br />
unseren HD-Programmen ist vorhanden“,<br />
erklärt er gegenüber <strong>DIGITAL</strong><br />
<strong>INSIDER</strong>. Doch die Nachfrage nach<br />
HDTV will Unitymedia mit einem eigenen<br />
Angebot befriedigen. MH
Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
Individuell und interaktiv<br />
Telekom prämiert Gewinner des Interactive TV Award – Konzepte für junge Menschen und Fußballfans<br />
Insgesamt 45 000 Euro hat die Deutsche<br />
Telekom den Gewinnern des diesjährigen<br />
Interactive TV Award spendiert.<br />
„Letztes Jahr Technologie, dieses Jahr<br />
echte Kundeninnovation und Emotion –<br />
die Beiträge des Interactive TV Award<br />
hatten 2009 eine deutlich neue Ausrichtung,<br />
die ich als sehr positiv beurteile“,<br />
kommentiert Christian P. Illek,<br />
Bereichsvorstand Marketing T-Home<br />
und Mitglied <strong>der</strong> Jury, die Entwicklung<br />
des Preises.<br />
Zwei Drittel des Preisgeldes strich Broad<br />
Support aus Hamburg ein. Auf Basis<br />
<strong>der</strong> technischen Betriebsumgebung<br />
„Media-room Presentation Framework“<br />
(MPF) entwickelte das Unternehmen<br />
eine interaktive Anwendung für das<br />
Fußballbundesliga-Angebot „Liga total!“<br />
von Entertain.<br />
Für den Fan<br />
Fans des FC Bayern München werden<br />
nicht nur die Spiele des eigenen Klubs<br />
interessieren, son<strong>der</strong>n auch die Begegnungen<br />
<strong>der</strong> Vereine, die den Bayern die<br />
Meisterschaft streitig machen. Laufen<br />
diese aber parallel, kann man entwe<strong>der</strong><br />
hin- und herzappen – mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit, das Wichtigste zu<br />
verpassen – o<strong>der</strong> sich auf die Konferenzschaltung<br />
verlassen, bei <strong>der</strong> man<br />
aber auch alle an<strong>der</strong>en Spiele verfolgen<br />
muss. „Meine Konferenz“ von Broad<br />
Support bietet die Möglichkeit, sich gezielt<br />
einige Partien <strong>der</strong> Samstagsspiele<br />
auszusuchen und in einer individuellen<br />
Konferenz zu verfolgen.<br />
Dafür legt sich <strong>der</strong> Zuschauer ein eigenes<br />
Profil an, das er ganz im Look<br />
seines Lieblingsvereins gestalten kann,<br />
Top-Tore, aktuelle Informationen und<br />
typische Fangesänge des favorisierten<br />
Klubs inklusive. „Wer sich noch an<br />
den letzten Spieltag <strong>der</strong> Bundesligasaison<br />
2001 und das Herzschlagfinale<br />
zwischen Bayern und Schalke erinnert,<br />
wird mir zustimmen: Schon damals hätte<br />
es ‚Meine Konferenz’ geben müssen“,<br />
schwärmt Juror Achim Berg, Geschäftsführer<br />
von Microsoft Deutschland, vom<br />
Konzept <strong>der</strong> Hamburger iTV-Experten.<br />
Pizza gefällig?<br />
Broad Support ist <strong>der</strong> Telekom kein<br />
Unbekannter. Bereits 2008 nahmen die<br />
Hamburger teil. Zudem schafften sie es<br />
dieses Mal bis in die Endrunde <strong>der</strong> Kategorie<br />
„Freestyle“. Den mit 15 000 Euro<br />
dotierten Preis schnappte sich aber<br />
Mit „Meine Konferenz“ erstellt sich <strong>der</strong> Nutzer ein eigenes Profil ganz im Stil seiner Lieblingsmannschaft, zu <strong>der</strong> er<br />
über diese Applikation alles Wissenswerte erfährt<br />
Bild: Deutsche Telekom<br />
„The Cell“ erzählt die Geschichte von fünf Teenagern, in die <strong>der</strong> Zuschauer interaktiv eingreifen kann, indem er den<br />
Charakteren zum Beispiel eine SMS schickt<br />
Bild: Deutsche Telekom<br />
Gum Films. Die Israelis gaben mit „The<br />
Cell“ eine Antwort auf die Frage, wie<br />
das interaktive Fernsehen in Zukunft<br />
Geschichten erzählen wird.<br />
„The Cell“ ist eine interaktive TV-/Web-<br />
Serie, in <strong>der</strong> es um fünf Teenager geht,<br />
die in einer Pizzeria arbeiten. Jede <strong>der</strong><br />
drei bis fünf Minuten langen Folgen besteht<br />
aus einem Telefonanruf o<strong>der</strong> einer<br />
Telefonkonferenz, in <strong>der</strong> sich die Charaktere<br />
über bestimmte Dinge austauschen<br />
und sich SMS, Fotos o<strong>der</strong> Videos per<br />
Handy zuschicken. Diese Inhalte werden<br />
dem Zuschauer abseits des laufenden<br />
Bildes auf dem Bildschirm angezeigt.<br />
Zudem kann man interaktiv eingreifen<br />
und den Akteuren etwa eine SMS schicken<br />
o<strong>der</strong> sich die Video- und Fotogalerie<br />
eines Charakters ansehen. Ging es<br />
gestern zum Beispiel um ein Date, kann<br />
sich <strong>der</strong> Zuschauer am nächsten Tag<br />
die dazugehörigen Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Videos<br />
ansehen. Natürlich sind die Figuren<br />
auch auf Facebook und Twitter vertreten.<br />
„Ein sehr ambitioniertes Konzept,<br />
das nicht leicht umzusetzen sein wird<br />
und sicher auch bei den Fernsehfans<br />
eine Anlaufphase benötigt“, meint Jurymitglied<br />
Berg. Dass es geht, hat Gum<br />
Films bewiesen, denn die Soap wurde<br />
im Internet bereits ausgestrahlt. An<br />
<strong>der</strong> Umsetzung von „Meine Konferenz“<br />
bestehen kaum noch Zweifel. „‚Meine<br />
Konferenz’ trifft sich zudem mit unseren<br />
eigenen Plänen für den Ausbau von ‚Liga<br />
total!’“, sagt Marketing-Experte Illek.<br />
Kein Wun<strong>der</strong> also, dass sich die Telekom<br />
dazu entschieden hat, den Interactive<br />
TV Award auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong><br />
auszuschreiben. MH
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> <br />
KDG ist Aktiengesellschaft<br />
Geringe Nachfrage nach Kabel Deutschland am ersten Tag – Schuldentilgung aus Cashflow geplant<br />
Kabel Deutschland ist an <strong>der</strong> Börse,<br />
zumindest 26 Prozent o<strong>der</strong> umgerechnet<br />
34,5 Millionen Aktien. Zwar befand<br />
sich <strong>der</strong> Kurs am ersten Tag stets am<br />
unteren Ende <strong>der</strong> Bookbuilding-Spanne<br />
von 21,50 Euro bis 25,50 Euro, aber er<br />
blieb knapp über dem Emissionspreis<br />
von 22 Euro pro Aktie. Für KDG-CEO<br />
Adrian von Hammerstein Grund genug<br />
zum Jubeln. „Wir sind absolut zufrieden“,<br />
sagte von Hammerstein dem<br />
Deutschen Anlegerfernsehen. Während<br />
die Aktie kurz nach Eröffnung <strong>der</strong> Börse<br />
auf 22,83 Euro kletterte, erlebte<br />
sie wenig später mit 22,10 Euro ihren<br />
Tiefpunkt. Am Ende des Tages stand ein<br />
Kurs von 22,22 Euro.<br />
Der zwar stabile, aber doch nicht überwältigende<br />
Kursverlauf des KDG-Wertpapiers<br />
zeigt allerdings auch, dass die<br />
Nachfrage im Gegensatz zu den Behauptungen<br />
vor dem Börsengang eher<br />
gering war. Im außerbörslichen Handel<br />
vor dem IPO wurde die KDG-Aktie um<br />
die 23 Euro gehandelt. Das mag daran<br />
liegen, dass <strong>der</strong> Erlös von rund 760<br />
Millionen Euro einzig und allein den Unternehmenseignern<br />
zugutekommt. Trotz<br />
des Schuldenberges von drei Milliarden<br />
Euro fließt zunächst kein Geld aus dem<br />
Börsengang ins Unternehmen.<br />
Dividende ab 2012<br />
Laut von Hammerstein ist das auch gar<br />
nicht nötig: „Wir können aus eigener<br />
Kraft weiter wachsen und sind in <strong>der</strong><br />
Lage, uns selber weiter zu entschulden.“<br />
Der KDG-Chef will die Schulden<br />
aus dem Cashflow tilgen. Das Wachstum<br />
im Bereich Internet und Telefonie<br />
soll dabei helfen. Daneben nannte von<br />
Hammerstein auch Video-on-Demand,<br />
den PVR-Receiver sowie Pay-TV und<br />
HDTV als neue Säulen, die dem Cashflow<br />
Beine machen sollen. Zumindest im<br />
Pay-TV sind die aktuellen Zahlen aber<br />
wenig erfreulich (lesen Sie hierzu den<br />
Beitrag auf Seite 19). Von Januar bis<br />
September 2009 hat Kabel Deutschland<br />
sogar 2 400 Pay-TV-Kunden verloren.<br />
Von Wachstum kann hier keine Rede<br />
sein. Die Untersuchungen des Bundeskartellamts<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Boxenpolitik<br />
und <strong>der</strong> Free-TV-Verschlüsselung bei<br />
Kabel Deutschland (mehr hierzu auf Seite<br />
16) fanden beim IPO ebenfalls keine<br />
Erwähnung.<br />
Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung<br />
<strong>der</strong> Investoren dürfte die Tatsache<br />
sein, dass Kabel Deutschland zunächst<br />
keine Dividende auszahlt. Laut von<br />
Hammerstein ist das aber ab 2012 geplant,<br />
obwohl im Börsenprospekt steht,<br />
dass eine Dividende erst ab 2014 möglich<br />
ist. „Ich denke, die Aktie wird den<br />
Anlegern Freude machen“, ist sich von<br />
Hammerstein dennoch sicher.<br />
Die Investoren warten ab, nicht zuletzt<br />
weil die Altaktionäre nach sechs Monaten<br />
ihre Aktien abstoßen können. Das<br />
könnte den Kurs noch einmal unter<br />
Druck bringen. Mit Übernahmen durch<br />
Kabel Deutschland rechnet in nächster<br />
Zeit kaum jemand, eher mit einer Kapitalerhöhung<br />
aufgrund <strong>der</strong> drückenden<br />
Schuldenlast. „Es gibt ein paar Akquisitionsmöglichkeiten,<br />
aber das sind keine<br />
großen Themen“, erklärte <strong>der</strong> KDG-Chef<br />
auf N-TV. Dazu soll Primacom zählen.<br />
Doch dafür müsste erst einmal genügend<br />
Geld zur Verfügung stehen. MH<br />
3 Insi<strong>der</strong> sind besser als 2:<br />
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** Die Abrechnung erfolgt einmalig nach Erhalt <strong>der</strong> 1. Ausgabe. Der Gesamtbetrag für das Test-Abo beträgt 375 Euro.<br />
Mir ist bekannt, dass ich innerhalb von zwei Wochen nach Bestellung ohne Begründung bei <strong>der</strong> Auerbach Verlag und Infodienste<br />
GmbH, Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig per Post o<strong>der</strong> Fax wi<strong>der</strong>rufen kann. Maßgeblich ist <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Absendung<br />
(Poststempel genügt).
10 Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
„Fast immer konstruktiv“<br />
Deutsche TV-Plattform feiert 20-jähriges Jubiläum – nächste Aufgaben sind Ultra HDTV und 3-D<br />
Auch wenn HDTV eingeführt und die analoge<br />
Abschaltung <strong>der</strong> Satellitenverbreitung beschlossen ist,<br />
bleiben für Geschäftsführerin Carine Lea Chardon und<br />
die DTVP noch genügend Aufgaben übrig Bild: DTVP<br />
Im Jahr 1990 begann die Deutsche<br />
Plattform für HDTV und neue Fernsehsysteme<br />
mit dem Ziel, das hochauflösende<br />
Fernsehen einzuführen. Das ist 20 Jahre<br />
später gelungen. Inzwischen kümmern<br />
sich die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1993 in Deutsche<br />
TV-Plattform (DTVP) umbenannten Organisation<br />
um weitaus mehr als HDTV.<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> sprach mit Geschäftsführerin<br />
Carine Lea Chardon sowie Vorstands-<br />
und Gründungsmitglied Ulrich<br />
Reimers über zwei Jahrzehnte Fernsehentwicklung<br />
in Deutschland.<br />
Seit 20 Jahren engagieren Sie sich,<br />
um das hochauflösende Fernsehen in<br />
Deutschland zu etablieren. Haben Sie<br />
damit gerechnet, dass es zwei Jahrzehnte<br />
dauern würde?<br />
Reimers: Überhaupt nicht. <strong>Wenn</strong> es<br />
nach den Initiatoren gegangen wäre,<br />
hätten wir schon nach wenigen Jahren<br />
deutschland- und gar europaweit auf<br />
hochauflösendes TV umsteigen können –<br />
mittels HD-MAC. Mir und einigen Kollegen<br />
wurde 1991 klar, dass das Fernsehen<br />
erst von analog auf digital umsteigen<br />
muss, ehe dann irgendwann <strong>der</strong><br />
Weg zu HDTV geebnet werden würde.<br />
Das von uns Initiatoren als Folge dieser<br />
Erkenntnis begründete Projekt Digital<br />
Video Broadcasting (DVB) ist eine inzwischen<br />
weltweite Erfolgsstory mit einer<br />
großen Familie an digitalen Verfahren<br />
und Standards geworden – und mit<br />
vielen Hun<strong>der</strong>t Millionen Endgeräten<br />
in den Haushalten. Ein wenig stolz bin<br />
ich darauf, dass es gelungen ist, die<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen TV-Plattform<br />
davon zu überzeugen, dass dieser neue<br />
Weg <strong>der</strong> richtige war und ist.<br />
Chardon: Die ersten Schritte in Richtung<br />
HDTV habe ich bei Premiere erlebt. Das<br />
Unternehmen hat in Deutschland echte<br />
Pionierarbeit für HDTV geleistet, mit<br />
einem ersten Showcase Ende 2005 und<br />
<strong>der</strong> Regelverbreitung von drei HDTV-<br />
Kanälen ab Anfang 2006. Dass es mit<br />
dem Einstieg <strong>der</strong> großen Sen<strong>der</strong> am<br />
deutschen Markt doch bis 2010 dauern<br />
würde, hatte ich aber nicht erwartet.<br />
Umso erfreulicher, dass es jetzt richtig<br />
losgeht und die HD-Vielfalt in Deutschland<br />
stetig wächst.<br />
In all den Jahren haben Sie Medientechnologien<br />
kommen und gehen sehen.<br />
Können Sie sich noch an Produkte o<strong>der</strong><br />
Lösungen erinnern, die rückblickend als<br />
kurios bezeichnet werden können?<br />
Reimers: Kurios waren die Dinge zum<br />
Zeitpunkt ihrer Entwicklung nie. Aber<br />
hinterher ist man ja immer schlauer. So<br />
hatten wir uns mit PAL Plus ein Verfahren<br />
ausgedacht, das nur vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> damaligen HD-MAC-Ideen<br />
zu verstehen ist. HD-MAC war nur für<br />
die Verbreitung über Satellit und Kabel<br />
konzipiert. Die meisten Fernsehzuschauer<br />
nutzten Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre<br />
aber noch die terrestrische Verbreitung.<br />
PAL Plus sollte daher verhin<strong>der</strong>n, dass<br />
<strong>der</strong> terrestrische Verbreitungsweg zum<br />
„Arme-Leute-Fernsehen“ werden würde.<br />
Es bot das 16 : 9-Bildformat bei etwas<br />
verbesserter Bildqualität – und zwar<br />
ohne den klassischen PAL-Fernseher zu<br />
stören. Damals war das eine tolle Sache,<br />
heute redet niemand mehr davon.<br />
Gibt es Ähnliches, von dem Sie anfangs<br />
dachten, dass es nie etwas würde, und<br />
das dann doch zum Erfolg wurde?<br />
Reimers: Anfangs war ich sehr im Zweifel,<br />
ob DVB-T in Deutschland zum Erfolg<br />
werden könnte. Nachdem wir in dem<br />
von mir geleiteten Technical Module<br />
des DVB-Projektes Ende 1995 die Spezifikation<br />
für DVB-T fertiggestellt hatten,<br />
begannen wir im Norden Deutschlands<br />
zwar bereits im Jahr 1997 mit einem<br />
Feldversuch zur DVB-T-Erprobung. Zu<br />
dem Zeitpunkt hatte sich die Fernsehwelt<br />
in Deutschland aber schon dramatisch<br />
geän<strong>der</strong>t. Kabel und Satellit waren<br />
die primären Verbreitungswege geworden<br />
– warum also noch eine Digitalisierung<br />
des terrestrischen Fernsehens? Der<br />
Feldversuch war technisch ein großer<br />
Erfolg, denn unter an<strong>der</strong>em konnten<br />
wir erstmalig zeigen, wie gut DVB-T<br />
auch für mobilen Empfang geeignet ist,<br />
aber die Warum-Frage blieb uns lange<br />
erhalten. Dass DVB-T auch in Deutschland<br />
so erfolgreich werden würde, wie<br />
wir es heute feststellen können, hätte<br />
ich nicht vermutet.<br />
Auf welche Erfolge können Sie in 20<br />
Jahren DTVP zurückblicken?<br />
Reimers: Der wichtigste Erfolg ist wohl<br />
die Tatsache, dass es <strong>der</strong> Deutschen TV-<br />
Plattform über 20 Jahre hinweg gelungen<br />
ist, allen wichtigen Partnern <strong>der</strong> Medienbranche<br />
die Möglichkeit zu geben,<br />
die Weiterentwicklung des Fernsehens<br />
gemeinsam zu gestalten – gelegentlich<br />
kontrovers, nicht immer zielführend,<br />
aber fast immer konstruktiv. Wir haben<br />
auf diese Weise die Digitalisierung <strong>der</strong><br />
Verbreitungswege maßgeblich vorangebracht.<br />
Dies ist sicherlich am deutlichsten<br />
an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Empfängerspezifikation<br />
für DVB-T in Deutschland<br />
festzumachen.<br />
Sicherlich mussten Sie auch Nie<strong>der</strong>lagen<br />
einstecken?<br />
Reimers: Ja, hinfallen ist keine Schande –<br />
wichtig ist, wie man wie<strong>der</strong> aufsteht bzw.<br />
was man daraus lernt. Die Entwicklung<br />
von multimedialen Begleitdiensten zum<br />
frei empfangbaren Fernsehprogramm<br />
ist in Deutschland nicht wirklich gelungen.<br />
Und auf das mobile Fernsehen<br />
muss man auch immer noch warten.<br />
MHP hat sich hierzulande nicht durchgesetzt.<br />
Welche Fehler wurden bei <strong>der</strong> Einführung<br />
dieser Middleware gemacht?<br />
Reimers: Die Multimedia Home Platform<br />
(MHP) und ihre Schwester, die Globally<br />
Executable MHP (GEM) sind Software-<br />
Umgebungen, die es möglich machen,<br />
auf dem Fernsehempfänger multimediale<br />
Begleitdienste zum Fernsehen darzustellen.<br />
Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre war<br />
ich ein glühen<strong>der</strong> Verfechter dieser Lösungen<br />
und die Deutsche TV-Plattform
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> 11<br />
hat sich massiv für ihre Einführung in<br />
Deutschland eingesetzt. Die Einführung<br />
in Deutschland hat auch prima funktioniert<br />
– nur völlig an<strong>der</strong>s, als wir damals<br />
gedacht haben. GEM ist nämlich mittlerweile<br />
die Software-Umgebung <strong>der</strong> Bluray<br />
Disc geworden und ist dafür aus dem<br />
Rundfunk ganz verschwunden. In Italien,<br />
in vielen Kabelnetzen etc. ist die MHP erfolgreich<br />
eingeführt worden. Ich denke,<br />
dass sie nur da erfolgreich sein kann, wo<br />
ein Geschäftsmodell zugrunde liegt. Und<br />
das hat es in Deutschland bei den frei<br />
empfangbaren Sen<strong>der</strong>n nie gegeben.<br />
Deutschland ist nicht gerade ein<br />
Vorreiter in Sachen Digitalisierung.<br />
Welche Umstände haben dazu geführt,<br />
dass an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> weiter vorangeschritten<br />
sind?<br />
Chardon: Die europäischen Rundfunkmärkte<br />
unterscheiden sich strukturell<br />
ja auch stark voneinan<strong>der</strong>. Die Digitalisierung<br />
<strong>der</strong> terrestrischen und Satellitenhaushalte<br />
ist wesentlich einfacher<br />
zu bewerkstelligen als die Digitalisierung<br />
von Kabelhaushalten – das beobachten<br />
wir ja gerade in Deutschland.<br />
Im deutschen Kabelmarkt wird die Situation<br />
noch dadurch erschwert, dass<br />
wir keinen bundesweiten Kabelanbieter<br />
haben. Auch hinsichtlich <strong>der</strong> Bereitschaft,<br />
regulatorisch in den Markt einzugreifen,<br />
unterscheiden sich die europäischen<br />
Län<strong>der</strong> voneinan<strong>der</strong>. Aber so<br />
ganz stimmt das Bild, das Sie zeichnen,<br />
auch nicht: Tatsächlich liegt Deutschland<br />
bei <strong>der</strong> Digitalisierung inzwischen<br />
mit über 56 Prozent Digitalhaushalten<br />
im europäischen Mittelfeld. Bei <strong>der</strong> Einführung<br />
von DVB-T war Deutschland<br />
sogar Vorreiter.<br />
Kommt mit dem Beginn <strong>der</strong> HDTV-Ära<br />
und dem Ende des analogen TV-Zeitalters<br />
auch das Ende <strong>der</strong> TV-Plattform?<br />
Reimers: Da haben wir schon durch die<br />
Umbenennung Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre<br />
klugerweise vorgebaut: Wir sind eben<br />
nicht nur für HDTV zuständig, son<strong>der</strong>n<br />
Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> TV-Entwicklung in<br />
Deutschland insgesamt. Und wer weiß<br />
heute schon, was <strong>der</strong> Begriff „TV“ in<br />
zehn Jahren umfassen wird?<br />
Chardon: Die Verbesserung <strong>der</strong> Fernsehbildqualität<br />
macht nicht bei HDTV halt –<br />
mit Ultra HDTV und 3-D-TV deuten<br />
sich schon die nächsten Entwicklungen<br />
an. Dazu kommen noch viele weitere<br />
Themen aus dem Bereich des digitalen<br />
Fernsehens, die uns noch eine ganze<br />
Weile begleiten werden, etwa die nächste<br />
Stufe <strong>der</strong> Konvergenz mit dem Zusammentreffen<br />
von Internet und TV auf<br />
dem gleichen Bildschirm, das Ende <strong>der</strong><br />
analogen Ausstrahlung des Fernsehens<br />
und die Problematik <strong>der</strong> Verträglichkeit<br />
von Rundfunk und Mobilfunk in einem<br />
Frequenzbereich.<br />
Das Internet entwickelt sich immer mehr<br />
zum neuen Übertragungsweg für audiovisuelle<br />
Inhalte und zum Konkurrenten<br />
für Antenne, Satellit und Kabel. Macht<br />
IPTV das DVB-TV überflüssig?<br />
Reimers: IPTV ist eine wun<strong>der</strong>bare Ergänzung<br />
<strong>der</strong> bisherigen Verbreitungswege<br />
für Medieninhalte. Das DVB-Projekt<br />
hat seit seiner Gründung etwa 90<br />
Standards und etwa 40 sogenannte Implementation<br />
Guidelines zu all diesen<br />
Verbreitungswegen entwickelt. Aber<br />
allein auf dem Feld des „Fernsehens<br />
über gemanagte IP-Netze (IPTV)“ hat das<br />
DVB-Projekt mittlerweile acht <strong>der</strong>artige<br />
Dokumente geliefert. DVB und IPTV<br />
sind keine Gegensätze, die sich gegenseitig<br />
ausschließen, son<strong>der</strong>n sie sind eher<br />
komplementär. Derzeitiges IPTV gestattet<br />
we<strong>der</strong> eine Nutzung mit portablen<br />
und mobilen Empfängern noch ist es<br />
überall verfügbar. Zur Nutzung von<br />
IPTV-Diensten muss ich einen Vertrag<br />
mit einem Betreiber abschließen – und<br />
bezahlen. Terrestrisches und Satellitenfernsehen<br />
kann ich <strong>der</strong>zeit empfangen,<br />
ohne dass ich mit einem Netzbetreiber<br />
einen Vertrag abschließen muss.<br />
Mobiles Fernsehen war auch mal ein<br />
Thema für die Deutsche TV-Plattform.<br />
Lei<strong>der</strong> war <strong>der</strong> Start mittels DVB-H<br />
hierzulande kein Erfolg. Ist Mobil TV<br />
noch ein Thema in <strong>der</strong> TV-Plattform<br />
und wie kann es wie<strong>der</strong> zum Leben erweckt<br />
werden?<br />
Chardon: Mobiles Fernsehen ist durchaus<br />
noch ein Thema <strong>der</strong> Deutschen TV-<br />
Plattform. Zwar widmen wir dem Thema<br />
nicht mehr explizit eine Arbeitsgruppe,<br />
da in Deutschland augenscheinlich in<br />
den letzten vier Jahren nicht mehr viel<br />
passiert ist. Aber in unserer AG Terrestrik<br />
wird das Thema im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Gesamtentwicklung des terrestrischen<br />
Fernsehens weiter beobachtet.<br />
Mobiles Fernsehen ist ja über DVB-T<br />
bereits möglich. Eine interessante mobile<br />
Nutzung von DVB-T existiert über<br />
die Integration von DVB-T-Receivern<br />
in Kraftfahrzeugen. Die Deutsche TV-<br />
Plattform hat sich dazu unter an<strong>der</strong>em<br />
bereits ausführlich mit <strong>der</strong> Frage befasst,<br />
welche Verbesserungen es noch geben<br />
muss, damit das sogenannte Handover,<br />
also die saubere Übergabe des Signals<br />
Hat in 20 Jahren vieles kommen und gehen sehen: Ulrich<br />
Reimers, einer <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>väter des DVB-Standards und<br />
<strong>der</strong> DTVP<br />
Bild: DTVP<br />
von einer Sendezelle in die nächste,<br />
reibungslos klappt. Das ist natürlich nur<br />
ein Aspekt von vielen. Sobald das Thema<br />
mobiles Fernsehen mit entsprechenden<br />
neuen Geschäftsmodellen, zum Beispiel<br />
über DVB-H, in Deutschland wie<strong>der</strong> Fahrt<br />
aufnimmt, sind wir als TV-Plattform bereit,<br />
unser Know-how beizutragen. Ich<br />
persönlich bin <strong>der</strong> festen Überzeugung,<br />
dass Fernsehen über mobile Verteilwege<br />
die Medienlandschaft noch einmal kräftig<br />
durchschütteln wird.<br />
Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen werden in<br />
Zukunft noch auf die TV-Plattform zukommen?<br />
Chardon: Ich sehe die Deutsche TV-<br />
Plattform weiterhin als wichtiges Kompetenzzentrum<br />
für digitale Medientechnologie<br />
und als Marktplatz für einen regen<br />
Austausch <strong>der</strong> Branche. Die Geschäftsmodelle<br />
<strong>der</strong> digitalen Medienwirtschaft<br />
werden zunehmend komplizierter, die<br />
Rollen <strong>der</strong> Akteure verän<strong>der</strong>n sich, es<br />
entstehen neue Abhängigkeiten und vor<br />
allem entsteht zunehmen<strong>der</strong> Wettbewerb.<br />
Auch die Mediennutzung befindet<br />
sich im Wandel. Auslöser dafür sind<br />
nicht selten neue Technologien. Angesichts<br />
dieser Entwicklungen ist es notwendiger<br />
denn je, ein neutrales Forum<br />
bereitzustellen, in dem sich die Partner<br />
<strong>der</strong> Wertschöpfungskette austauschen<br />
und gemeinsame Lösungen erarbeiten<br />
können. Letztlich hängt <strong>der</strong> Erfolg aller<br />
Beteiligten an <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong><br />
Zuschauer. Den Weg dahin wollen wir<br />
gemeinsam ebnen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.
12 Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
„Must-Carry-Kartell“<br />
DNMG stößt Verfahren gegen ARD und ZDF wegen Ungleichbehandlung bei Kabeleinspeiseverträgen an<br />
Die mittelständischen Kabelnetzbetreiber<br />
und insbeson<strong>der</strong>e die Deutsche<br />
Netzmarketing GmbH (DNMG) fechten<br />
einen beson<strong>der</strong>en Strauß mit den öffentlich-rechtlichen<br />
Sendeanstalten<br />
aus, <strong>der</strong> nun in einem Verfahren vor<br />
<strong>der</strong> Schiedsstelle des Deutschen Patent-<br />
und Markenamtes seinen vorläufigen<br />
Höhepunkt findet. Es geht um die<br />
Einspeisung <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen<br />
Programme in die Netze <strong>der</strong> mittelständischen<br />
Kabelnetzbetreiber.<br />
Kabler schockiert<br />
Ingo Schuchert, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
DNMG, spricht offen von einer Ungleichbehandlung<br />
durch die Öffentlich-Rechtlichen.<br />
„Es ist eine schlichte<br />
Frage <strong>der</strong> Marktmacht“, so Schuchert<br />
zu <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>. Zu den Zeiten des<br />
alten Vertrags zwischen <strong>der</strong> Gema und<br />
dem Kabelverband Anga verzichteten<br />
mittelständische Kabelunternehmen auf<br />
Einspeiseentgelte. Im Gegenzug wurde<br />
ein Rabatt bei den Urheberrechtsabgaben<br />
gewährt. „Dies wurde von den Kabelnetzbetreibern<br />
seinerzeit zähneknirschend<br />
akzeptiert, weil eine Einzelabrechnung<br />
mit so vielen Netzbetreibern<br />
kategorisch abgelehnt wurde“, erklärt<br />
Schuchert.<br />
Heute hat sich jedoch die Praxis eineszentralen<br />
Vertragsschlusses und einer<br />
-abwicklung über die DNMG mit<br />
Dutzenden Sen<strong>der</strong>n etabliert. „Hun<strong>der</strong>te<br />
von Verträgen werden hier jedes<br />
Hinter den Mauern des Deutschen Patent- und<br />
Markenamtes in München treffen sich DNMG sowie<br />
ARD und ZDF vor <strong>der</strong> Schiedsstelle wie<strong>der</strong>, um den Streit<br />
um Einspeiseentgelte beizulegen<br />
Bild: Wikimedia<br />
Quartal gebündelt abgerechnet“, so <strong>der</strong><br />
DNMG-Chef. Ergo wurden im neuen Anga/Gema-Vertrag<br />
zwei Alternativen aufgenommen:<br />
die fortgeführte Nutzung<br />
des Gema-Rabatts o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abschluss<br />
von Einspeiseverträgen. „Dass diese<br />
gesetzlich vorgegebene Regelung nun<br />
von gebührenfinanzierten öffentlichrechtlichen<br />
Anstalten verweigert wird,<br />
hat uns schockiert“, sagt Schuchert. Er<br />
spricht von einem Must-Carry-Kartell,<br />
das die Leistungen <strong>der</strong> marktmächtigen<br />
Regionalgesellschaften vergüte, „während<br />
man den Mittelstand ausbluten<br />
lässt“.<br />
Unterschiedliche Leistungen<br />
Seit einem Jahr versuchen die mittelständischen<br />
Kabelnetzbetreiber, teilweise<br />
in Eigenregie, teilweise über die<br />
DNMG, ein Ergebnis mit ARD und ZDF<br />
zu erzielen. Im November 2009 kam<br />
ein Termin mit Vertretern von ARD und<br />
ZDF zustande. Wie Schuchert berichtet,<br />
hätten die Vertreter im Gespräch die<br />
Ungleichbehandlung unumwunden zugegeben.<br />
„Und es geht dabei alleine bei<br />
<strong>der</strong> KDG um satte zweistellige Millionenbeträge<br />
pro Jahr“, ergänzt Schuchert.<br />
Doch sie blieben stur. Die Beschlusslage<br />
<strong>der</strong> Intendanten ließe keine Einspeiseverträge<br />
mit mittelständischen Kabelnetzbetreibern<br />
zu, so die Begründung.<br />
„Die Vertreter von ARD und ZDF haben<br />
deutlich gemacht, dass man mit uns zu<br />
keinerlei Verhandlungen bereit sei“, ärgert<br />
sich <strong>der</strong> DNMG-Chef. ARD und ZDF<br />
begründeten dies laut Schuchert mit<br />
den unterschiedlichen Leistungen <strong>der</strong><br />
Regionalgesellschaften. „Unsere Frage,<br />
worin dieser Unterschied denn bestehe,<br />
blieb – wenig überraschend – unbeantwortet.“<br />
„Den Mittelstand lässt man ausbluten“, DNMG-<br />
Geschäftsführer Ingo Schuchert geht gegen ARD und<br />
ZDF vor<br />
Bild: DNMG<br />
Reanalogisierung<br />
Der Ausgang des Gesprächs war auch<br />
deshalb für die DNMG ernüchternd,<br />
weil das ZDF durchblicken ließ, dass die<br />
notwendige Reanalogisierung einen Eingriff<br />
in die Signalhoheit darstelle und<br />
man hierzu noch überlegen müsse, ob<br />
man das den Kabelnetzbetreibern so ohne<br />
Weiteres erlauben könne (lesen Sie<br />
hierzu auch den Beitrag auf Seite 15).<br />
Schuchert wollte eigentlich erreichen,<br />
dass die Öffentlich-Rechtlichen die Kosten<br />
für die Reanalogisierung übernehmen.<br />
Das lehnten diese mit <strong>der</strong> obigen<br />
Begründung aber ab. „Beson<strong>der</strong>s grotesk<br />
ist dabei, dass nach geltendem<br />
Landesmedienrecht die öffentlich-rechtlichen<br />
Programme im Kabel so lange<br />
Analog-Must-Carry-Status haben, wie<br />
im betreffenden Kabelnetz auch nur ein<br />
einziges analoges Programm verbreitet<br />
wird“, so Schuchert.<br />
Kein Gesprächsbedarf<br />
So sehen sich die zerstrittenen Parteien<br />
nun vor <strong>der</strong> Schiedsstelle wie<strong>der</strong>. Seit<br />
Ende 2009 liegen <strong>der</strong> Stelle die Anträge<br />
<strong>der</strong> DNMG vor. Von <strong>der</strong> Schiedsstelle<br />
war bis auf die Zusendung <strong>der</strong> Aktenzeichen<br />
bislang nichts weiter zu hören.<br />
Auch ARD und ZDF haben sich nicht auf<br />
das bevorstehende Verfahren gemeldet.<br />
Es gab lediglich eine Bestätigung des<br />
Protokolls zum Gespräch im November<br />
2009. Darin machten laut Schuchert<br />
ARD und ZDF noch mal deutlich, dass<br />
sie von ihrer Meinung nicht abweichen<br />
und auch keinen weiteren Gesprächsbedarf<br />
sehen würden.<br />
„Angesichts dieser Haltung stellen wir<br />
uns auf eine lange politische wie auch<br />
rechtliche Auseinan<strong>der</strong>setzung ein“, erklärt<br />
Schuchert. Ob die DNMG einen<br />
langen Atem beweisen muss, ist noch<br />
nicht gesagt. „Auf politischer Ebene<br />
zeigte man sich unter an<strong>der</strong>em auch<br />
in Brüssel an diesem Sachverhalt sehr<br />
interessiert“, ergänzt <strong>der</strong> DNMG-Chef.<br />
Vielleicht gibt es doch noch einmal<br />
ein Gespräch zwischen den Öffentlich-<br />
Rechtlichen und den mittelständischen<br />
Kabelnetzbetreibern. MH
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> 13<br />
Nach <strong>der</strong> Trennung<br />
Primacom sieht erhöhtes Risiko für operatives Geschäft – Investitionsvolumen höher als geplant<br />
Die Primacom AG steht zum Verkauf,<br />
doch kaum hat man sich von Tele<br />
Columbus verabschiedet, muss <strong>der</strong><br />
Kabelnetzbetreiber mit seinen Kreditgebern<br />
sprechen, da ein gesteigerter<br />
Investitionsbedarf nicht aus dem<br />
Cashflow finanziert werden kann. Mitte<br />
2009 rechnete die Primacom noch mit<br />
Investitionen um 20 Millionen Euro für<br />
2010. Um wie viel das Volumen nun<br />
höher liegt, wollte man auf Anfrage des<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> nicht sagen.<br />
Doch nicht nur hierüber spricht die<br />
Primacom mit ihren Gläubigern. Es geht<br />
auch um Kredite, die Mitte 2010 fällig<br />
werden. Der Kabelnetzbetreiber verbreitet<br />
Zuversicht, dass es zu einer Einigung<br />
über einen Termin und die Höhe<br />
<strong>der</strong> zu leistenden Zahlungen kommen<br />
wird. Zuversicht auch deshalb, weil laut<br />
Primacom Analysten nach <strong>der</strong> Trennung<br />
von Tele Columbus Wachstumschancen<br />
für den Kabelnetzbetreiber sehen. „Um<br />
diese Chancen zu nutzen, ist allerdings<br />
zusätzliches Kapital nötig“, erklärt ein<br />
Sprecher des Unternehmens.<br />
Ziele erreicht<br />
Bis zum Ende des dritten Quartals<br />
gelang es <strong>der</strong> Primacom, die für 2009<br />
gesteckten Ziele weitestgehend zu erreichen.<br />
Der Gesamtumsatz lag über<br />
dem des Vorjahres und das EBITDA nur<br />
leicht unter Plan. Bis zum Jahresende<br />
will die Primacom ein EBITDA von 41<br />
Millionen Euro erreichen, das 2010 auf<br />
47,1 Millionen Euro gesteigert werden<br />
soll. Ungefähr 438 000 von rund einer<br />
Million versorgter Haushalte wurden<br />
bislang Triple-Play-fähig ausgebaut.<br />
Die für 2010 geplanten Investitionen<br />
sollen weiterhin in den Netzausbau und<br />
in neue Angebote wie beispielsweise<br />
HDTV gesteckt werden. Darüber hinaus<br />
wird sich die Primacom nach <strong>der</strong> Trennung<br />
von Tele Columbus wahrscheinlich<br />
auch ein neues Corporate Design<br />
zulegen müssen, wenn man sich vom<br />
Wettbewerber äußerlich unterscheiden<br />
will. Hierzu wollte das Unternehmen<br />
auf DI-Anfrage allerdings ebenfalls<br />
keine Auskunft geben. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite drücken Verbindlichkeiten<br />
Primacom AG Inhaber-Aktien o. N.<br />
April<br />
Kursentwicklung <strong>der</strong> Primacom-Aktie<br />
in Höhe von 354,9 Millionen Euro.<br />
Einen 50-Millionen-Euro-Kredit zahlt<br />
Primacom seit Anfang 2009 quartalsweise<br />
mit 750000 Euro ab. Der Betrag<br />
erhöht sich stufenweise bis zur am 22.<br />
November 2014 fälligen Endzahlung,<br />
die sich auf 2,5 Millionen Euro beläuft.<br />
Jeweils 100 Millionen Euro fallen Ende<br />
2015 und 2016 an, ein Darlehen über<br />
weitere 120 Millionen Euro muss bis<br />
Ende 2017 bezahlt werden. Diese Zahlen<br />
werden sich potenzielle Investoren,<br />
die in diesen Wochen ihre Nasen in die<br />
Primacom-Bücher stecken, genau ansehen,<br />
bevor sie Escaline ein Kaufangebot<br />
machen.<br />
MH<br />
Juni August Oktober<br />
Dezember 2010<br />
EUR<br />
7,00<br />
6,75<br />
6,50<br />
6,25<br />
6,00<br />
5,75<br />
5,50<br />
Grafik: Auerbach Verlag<br />
Kompakt<br />
KJM prüft Viseo Plus<br />
Versteigerung trotz Klagen<br />
Firewall gegen Piraterie<br />
Die Kommission für Jugendmedienschutz<br />
(KJM) will die Jugendschutzvorrichtung<br />
für Viseo Plus überprüfen.<br />
Um auch die Pay-TV-Programme Passion<br />
und RTL Crime, die auf <strong>der</strong> DVB-T-Plattform<br />
ausgestrahlt werden, empfangen<br />
zu können, ist eine PIN notwendig. Diese<br />
erhält <strong>der</strong> Kunde per Post, wenn er zuvor<br />
ein Onlineformular ausgefüllt und<br />
abgeschickt hat. Dabei muss er auch<br />
seine Volljährigkeit bestätigen, ohne<br />
dass ein Dritter dies, wie etwa beim<br />
Postident-Verfahren durch Vorlage des<br />
Personalausweises, überprüft. MH<br />
Kabel BW scheiterte am Verwaltungsgericht<br />
Köln mit einem Eilantrag gegen die<br />
Versteigerung <strong>der</strong> Digitalen Dividende.<br />
Die Begründung: Trotz befürchteter Störungen<br />
sei die geplante Frequenznutzung<br />
durch den Mobilfunk nicht von<br />
vornherein als unverträglich anzusehen.<br />
Dem Gericht liegen fünf Klagen von<br />
Kabelnetzbetreibern und Rundfunksen<strong>der</strong>n<br />
gegen die Frequenzversteigerung<br />
vor. Da aber noch nicht feststeht, wann<br />
diese Klagen entschieden werden, können<br />
sie die Versteigerung im April nicht<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
MH<br />
ST Microelectronics rüstet die ersten Set-<br />
Top-Boxen mit System-on-Chip-ICs aus,<br />
die über eine sogenannte Crypto-Firewall<br />
verfügen. Der von Cryptography<br />
Research entwickelte Crypto-Firewall<br />
Security Core ist mit manipulationsgeschützter<br />
und emulationsresistenter<br />
Hardware ausgestattet, die für die Zusammenarbeit<br />
mit dem CA-System einer<br />
Set-Top-Box konzipiert wurde. Laut ST<br />
eignet sich die Crypto-Firewall für Payper-View-<br />
und Abo-Modelle, ganz gleich<br />
ob über Satellit, Kabel o<strong>der</strong> IPTV ausgestrahlt<br />
wird.<br />
MH
14 Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
Wer zahlt bei Störungen?<br />
Studie beleuchtet Störrisiken durch Mobilfunk im Betrieb von Kabelnetzen und mögliche Maßnahmen<br />
Eine in vielen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> EU stattfindende<br />
Diskussion bezieht sich auf die<br />
Frage <strong>der</strong> technisch-wirtschaftlichen<br />
Konsequenzen einer Reallokation im<br />
Rahmen <strong>der</strong> sogenannten Digitalen Dividende<br />
zugunsten <strong>der</strong> Mobilfunknetzbetreiber.<br />
Ein in diesem Zusammenhang<br />
erst rudimentär analysierter Effekt bezieht<br />
sich auf mögliche Störungen im<br />
Betrieb von Kabelnetzen. Im Auftrag<br />
österreichischer Kabelnetzbetreiber hat<br />
die SBR Juconomy Consulting AG im<br />
Februar 2010 eine Studie mit dem Titel<br />
„Gutachten zur Nutzung <strong>der</strong> Digitalen<br />
Dividende durch Mobilfunknetzbetreiber<br />
und den technisch-ökonomischen<br />
Konsequenzen für den Betrieb von Kabelnetzen“<br />
veröffentlicht.<br />
Störungen durch LTE<br />
Das Gutachten untersucht, ob und inwieweit<br />
ein Risiko für den Betrieb von<br />
Kabelnetzen besteht, wenn das Band<br />
790 bis 862 MHz durch den Mobilfunk<br />
genutzt wird, und welche Maßnahmen<br />
getroffen werden können. Vorausgeschickt<br />
werden muss dabei, dass die<br />
Entscheidung über die Neuvergabe <strong>der</strong><br />
Frequenzen in Österreich noch nicht<br />
so weit vorangeschritten ist wie in<br />
Deutschland.<br />
Die Tatsache, dass Mobilfunkanwendungen<br />
den Betrieb von Kabelinfrastrukturen<br />
negativ stören können, ist<br />
weitgehend unbestritten. Es gibt dazu<br />
entsprechende Untersuchungen <strong>der</strong><br />
Anga und des IRT, ein aktuelles Gutachten<br />
im Auftrag des Fachverbandes<br />
Telekommunikations- und Rundfunkunternehmen<br />
in Österreich sowie Studien<br />
aus den Nie<strong>der</strong>landen (Agentschap<br />
Telecom) und von Cable Europe Labs.<br />
All diese Untersuchungen ergeben, dass<br />
es bei einem „normalen Betrieb“, wie<br />
ihn die Mobilfunknetzbetreiber bei <strong>der</strong><br />
Anwendung von LTE voraussichtlich anstreben,<br />
zu erheblichen Störungen von<br />
Kabelinfrastrukturen kommen kann.<br />
Interferenzen vermeiden<br />
Die Vermeidung <strong>der</strong>artiger Interferenzen<br />
wurde bislang durch die Einhaltung<br />
<strong>der</strong> Norm EN 50083-8 sichergestellt.<br />
Die Störfestigkeit von Kabelnetzen<br />
beruht auf dieser Norm. Daher<br />
ergibt sich als erstes Zwischenergebnis,<br />
dass bei <strong>der</strong> Verwendung dieser Norm<br />
als Maßgabe die entsprechenden Sendeleistungen<br />
von LTE-Infrastruktur und<br />
-endgeräten diese Norm einhalten sollten,<br />
um Störungen zu vermeiden.Aus<br />
Sicht <strong>der</strong> Mobilfunknetzbetreiber wird<br />
das allerdings kein attraktives Szenario<br />
sein, denn mit geringeren Sendeleistungen<br />
können die wirtschaftlichen Ziele<br />
<strong>der</strong> Netzbetreiber nicht erreicht werden.<br />
Als Konsequenz daraus ergeben<br />
sich zwei weitere Optionen als sogenannte<br />
Abhilfemaßnahmen.<br />
Gesteht man dem Mobilfunk in einer<br />
(in Österreich noch zu treffenden)<br />
Entscheidung über die Nutzung <strong>der</strong><br />
Frequenzen durch eine höhere Sendeleistung<br />
die Ausschöpfung <strong>der</strong> Digitalen<br />
Dividende zu, dann führt das<br />
dazu, dass die Frequenzen nicht nur<br />
im Funk, son<strong>der</strong>n auch im Kabelnetz<br />
nicht mehr genutzt werden können,<br />
weil bei <strong>der</strong> üblichen Sendeleistung im<br />
Mobilfunk die Grenzwerte für Interferenzen<br />
aus <strong>der</strong> oben genannten europäischen<br />
Norm nicht mehr eingehalten<br />
werden. Die Leidtragenden sind die<br />
Kabelnetzbetreiber. Daher sind alternative<br />
Schutzmaßnahmen in Kabelnetzen<br />
sowie <strong>der</strong>en Kosten zu untersuchen.<br />
Eine erste Möglichkeit besteht im Rückbau<br />
<strong>der</strong> Netze, eine an<strong>der</strong>e Option liegt<br />
im Austausch <strong>der</strong> Kabelinfrastruktur<br />
durch eine Glasfaserinfrastruktur bis<br />
zum Endkunden. Diese Maßnahmen<br />
verursachen unterschiedlich hohe Kosten.<br />
Da die Maßnahme zum Rückbau<br />
<strong>der</strong> Netze Kosten verursacht und die<br />
Nutzung des Bandes 790 bis 862 MHz<br />
die Kabelnetze einschränkt, kann dieser<br />
Schritt nicht als sinnvolle Option angesehen<br />
werden. Der weitere Ausbau störfester<br />
Infrastruktur für die Kabelnetze<br />
würde weitere Kosten implizieren.<br />
Ausbaukosten<br />
Rechnet man mit einem Wert von 1 000<br />
bis 1 200 Euro je angeschlossenem<br />
Haushalt, die man für einen <strong>der</strong>artigen<br />
Ausbau veranschlagen würde, lässt sich<br />
das Gesamtvolumen an Investitionen,<br />
das zur Sicherstellung <strong>der</strong> Störfestigkeit<br />
für Kabelnetze erfor<strong>der</strong>lich wäre, leicht<br />
berechnen. In Österreich gibt es zum<br />
Beispiel zwar circa 1,5 Millionen Kabelkunden,<br />
aber „nur“ 750 000 davon<br />
schöpfen den Bereich bis 862 MHz aus.<br />
Geht man daher von 750 000 Kunden<br />
aus, dürften die zusätzlichen Investitionsmaßnahmen<br />
zur Sicherstellung <strong>der</strong><br />
Störfestigkeit <strong>der</strong> Kabelnetze zwischen<br />
750 und 900 Millionen Euro liegen.<br />
Dies ist ein erheblicher Betrag und vor<br />
dem Hintergrund <strong>der</strong> in Deutschland<br />
Über den Autor<br />
Bild: SBR<br />
Dr. Thomas Sassenberg ist Rechtsanwalt<br />
<strong>der</strong> Kanzlei SBR Schuster<br />
Berger Rechtsanwälte Partner in Düsseldorf,<br />
die sich auf die Beratung in<br />
den Bereichen <strong>der</strong> Informationstechnologie,<br />
<strong>der</strong> Medien sowie <strong>der</strong> Telekommunikation<br />
spezialisiert hat.<br />
Seine Arbeitsschwerpunkte liegen<br />
im Wettbewerbs- und Telekommunikationsrecht.<br />
Weitere Informationen<br />
über den Autor sind unter<br />
www.sbr-net.com zu finden.<br />
geführten Diskussion über mögliche<br />
Kompensationsmaßnahmen sicherlich<br />
ein zu beachten<strong>der</strong> Effekt. Nicht zu<br />
vernachlässigen ist dabei, dass man die<br />
Störeffekte im Hinblick auf Kabelnetze<br />
nicht auf die leichte Schulter nehmen<br />
kann. Dies gilt zum einen aufgrund <strong>der</strong><br />
noch nicht sehr weit vorangeschrittenen<br />
internationalen Standardisierung<br />
und zum an<strong>der</strong>en wegen <strong>der</strong> bisher<br />
wenig umfassend beleuchteten Fragestellungen<br />
in diesem Zusammenhang.<br />
Die sonst sehr umfangreiche Studie von<br />
Analysys Mason für die EU-Kommission<br />
aus dem September 2009 geht auf<br />
die Fragestellung möglicher negativer<br />
Beeinflussungen <strong>der</strong> Kabelnetze zum<br />
Beispiel überhaupt nicht ein.<br />
Noch nicht zu Ende<br />
Insofern ist davon auszugehen, dass<br />
aufgrund <strong>der</strong> erheblichen Kosten, die<br />
eine Vergabe <strong>der</strong> Digitalen Dividende<br />
an die Mobilfunknetzbetreiber in Kabelnetzen<br />
auslösen könnte, die Diskussion<br />
über die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
dieser Störeffekte noch nicht<br />
zu Ende ist. Der Gesamttext <strong>der</strong> Studie<br />
kann unter http://www.sbr-net.de heruntergeladen<br />
werden.
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> 15<br />
Mehr als nur D/A-Wandler<br />
Stellt die Reanalogisierung einen teuren Eingriff in die Signalhoheit <strong>der</strong> Sendeunternehmen dar?<br />
<strong>Wenn</strong> es nach einigen Sen<strong>der</strong>n geht,<br />
wird die Reanalogisierung weit mehr<br />
sein, als in <strong>der</strong> Kabelkopfstelle einige<br />
Digital-Analog-Wandler einzusetzen.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> Programmanbieter gilt es<br />
zu klären, ob die Reanalogisierung nicht<br />
etwa ein Eingriff in die Signalhoheit <strong>der</strong><br />
Sendeunternehmen darstellt.<br />
Ausgangspunkt könnte <strong>der</strong> Urteilsspruch<br />
des Oberlandesgerichts Dresden<br />
aus dem Jahr 2002 im Verfahren zwischen<br />
<strong>der</strong> Pro Sieben Sat 1 Media AG<br />
und <strong>der</strong> Primacom AG sein. Die Richter<br />
des OLG untersagten <strong>der</strong> Primacom die<br />
rein digitale Verbreitung von Pro Sieben,<br />
ohne dass ein Einspeisevertrag mit<br />
dem Sendeunternehmen bestand. Die<br />
Privaten erhielten somit einen Hebel,<br />
um ihr Geschäftsmodell <strong>der</strong> Grundverschlüsselung<br />
im Kabel einzuführen.<br />
Kabelweitersendung<br />
Pro Sieben Sat 1 hat sich durch das<br />
Urteil mit dem Ansinnen durchgesetzt,<br />
dass die Digitalisierung eine verän<strong>der</strong>te<br />
Kabelweitersendung ist, weshalb<br />
zwischen dem Sendeunternehmen und<br />
dem Kabelnetzbetreiber ein Vertrag<br />
über die Einspeisung getroffen werden<br />
muss. Nun stellt sich die Frage, ob<br />
nicht auch umgekehrt eine verän<strong>der</strong>te<br />
Kabelweitersendung vorliegt, wenn ein<br />
digitales Signal analogisiert wird.<br />
Die Frage beantwortet Pro Sieben Sat 1<br />
mit einem klaren Ja. „Entsprechend befinden<br />
wir uns <strong>der</strong>zeit hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Ausgestaltung einer Reanalogisierung<br />
mit den betroffenen Kabelnetzbetreibern<br />
bzw. -verbänden in Gesprächen“,<br />
erklärt Klaus Steffens, Leiter Technik<br />
Distribution beim Sen<strong>der</strong>verbund.<br />
Verhandlungstaktik<br />
Wesentlich unkomplizierter sieht das<br />
hingegen RTL. „<strong>Wenn</strong> Kabelnetzbetreiber<br />
das digitale Satellitensignal zur<br />
analogen Kabelweitersendung nutzen<br />
möchten, gestatten wir dies“, antwortet<br />
eine Sprecherin <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong>gruppe auf<br />
DI-Anfrage. Einen Eingriff in die Signalhoheit<br />
scheinen die Kölner hier ebenso<br />
wenig zu sehen wie die ARD. „Die Frage,<br />
ob eine Reanalogisierung in die Signalhoheit<br />
eingreift, hat sich die ARD bislang<br />
nicht gestellt“, so Pressesprecher<br />
Harald Dietz gegenüber <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong>.<br />
Doch was nicht ist, kann ja noch werden.<br />
Zumindest das ZDF nutzt den<br />
vermeintlichen Eingriff in die Signalhoheit<br />
als strategisches Verhandlungsmoment.<br />
Die Deutsche Netzmarketing<br />
GmbH (DNMG) erwartete eigentlich eine<br />
Übernahme <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> Reanalogisierung<br />
durch das ZDF. „Aber es kam<br />
zur genau entgegengesetzten, geradezu<br />
aberwitzigen Aussage: eine Kostenübernahme<br />
wurde ausgeschlossen“, erklärt<br />
DNMG-Geschäftsführer Ingo Schuchert<br />
(lesen Sie hierzu auch den Beitrag auf<br />
Seite 12). Das ZDF stellte laut Schuchert<br />
grundsätzlich infrage, ob man einem<br />
mittelständischen Netzbetreiber eine<br />
Reanalogisierung überhaupt erlauben<br />
werde.<br />
Am Mainzer Lerchenberg sieht man die<br />
Sache hingegen ganz an<strong>der</strong>s. „Für die<br />
Frage des umgekehrten Vorgangs <strong>der</strong><br />
Reanalogisierung des digitalen Sendesignals<br />
haben Überlegungen dieser Art<br />
bislang keine Rolle gespielt“, erklärt<br />
ZDF-Justiziar Carl-Eugen Eberle auf DI-<br />
Anfrage. Das letzte Wort in Sachen<br />
Reanalogisierung scheint noch nicht<br />
gesprochen. MH<br />
Produkt des Monats<br />
Spezielle Technik für Bild und Ton<br />
Marantz setzt mit dem Universalplayer UD9004 neue Maßstäbe fürs Home-Entertainment<br />
CD, DVD, SACD o<strong>der</strong> Blu-ray? Für den<br />
UD9004 spielt das keine Rolle. Der<br />
Universalplayer kommt mit jedem Silberling-Format<br />
zurecht und holt das<br />
Optimum aus Bild und Ton heraus.<br />
Dafür sorgt das eigens von Marantz<br />
entwickelte Laufwerk, das Vibrationen<br />
auf ein Minimum reduziert. Auf <strong>der</strong><br />
Videoseite verwendet <strong>der</strong> UD9004<br />
Technologie von Silicon Optix‘ Realta<br />
HQV als Wie<strong>der</strong>gabeplattform. Mit einer<br />
10-Bit-Verarbeitung für hochauflösende<br />
Detailwie<strong>der</strong>gabe, Rauschunterdrückung,<br />
Pixel-by-Pixel-Filmerkennung,<br />
De-Interlacing und Skalierung<br />
bis 1 080p werden Bil<strong>der</strong> von DVD und<br />
Blu-ray lebendig.<br />
Der UD9004 wäre kein Marantz-Produkt,<br />
wenn <strong>der</strong> Audioexperte nicht<br />
auch Wert auf die Klangwie<strong>der</strong>gabe<br />
gelegt hätte. Der Player ist mit einem<br />
Kupferchassis für eine optimale Erdung<br />
Das hochwertige Chassis sowie das speziell angefertigte Laufwerk des UD9004 von Marantz lassen die Herzen <strong>der</strong><br />
Musik- und Filmliebhaber höherschlagen<br />
Bild: Marantz<br />
an jedem beliebigen Punkt ausgestattet.<br />
Mit einem eigenen Netzteil wird speziell<br />
die analoge Audioplatine versorgt, ein<br />
Ringkerntransformator und beson<strong>der</strong>s<br />
angepasste Kondensatoren sorgen für<br />
sauberen Strom. Die Verwendung <strong>der</strong><br />
HDAM-SA2 gewährleistet eine schnelle<br />
und präzise Signalverstärkung. Insgesamt<br />
werden vier Audioboards verwendet.<br />
Mit dem Ethernet-Anschluss ist <strong>der</strong><br />
UD9004 von Marantz zudem netzwerkfähig.<br />
MH
16 Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
Verfahren gegen KDG<br />
Bundeskartellamt untersucht Verschlüsselung <strong>der</strong> Free-TV-Sen<strong>der</strong><br />
Die Mühlen mahlen langsam, aber sie<br />
mahlen. Bereits seit 2007 untersucht<br />
das Bundeskartellamt die Boxenpolitik<br />
von Sky und einigen Kabelnetzbetreibern,<br />
unter an<strong>der</strong>em Kabel Deutschland.<br />
Die KDG ist darüber hinaus Gegenstand<br />
eines weiteren Kartellverfahrens, genauer<br />
gesagt die Verschlüsselung <strong>der</strong><br />
Free-TV-Sen<strong>der</strong> im Netz <strong>der</strong> KDG. „In<br />
diesem Verfahren wurde unlängst eine<br />
größere Zahl von Auskunftsersuchen<br />
an Marktteilnehmer verschickt“, erklärt<br />
Kay Weidner, Pressesprecher des Bundeskartellamts.<br />
<strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> liegt<br />
<strong>der</strong> Fragebogen, <strong>der</strong> an Kabelnetzbetreiber<br />
verschickt wurde, vor.<br />
Einspeiseverträge<br />
Das Kartellamt nimmt es in dem Fragebogen<br />
sehr genau. Die Befragten<br />
müssen Angaben zu den versorgten<br />
Wohneinheiten, Pay-TV-Abonnements,<br />
Umsätzen und eingenommenen Einspeiseentgelten<br />
machen. Die Einspeisung<br />
ist ohnehin ein zentrales<br />
Thema des Papiers. Neben den Fragen<br />
zu Verträgen mit den Sen<strong>der</strong>gruppen<br />
RTL und Pro Sieben Sat 1<br />
werden auch Antworten zu den Vereinbarungen<br />
über die Verschlüsselung <strong>der</strong><br />
jeweiligen Programme verlangt. Gefragt<br />
wird hierbei nicht nur nach dem Einspeisevertrag,<br />
son<strong>der</strong>n auch nach Zusatzvereinbarungen,<br />
Protokollnotizen<br />
o<strong>der</strong> Verträgen mit <strong>der</strong> VG Media.<br />
Zudem will das Bundeskartellamt wissen,<br />
ob eigene Verhandlungen über Einspeiseverträge<br />
mit RTL, Pro Sieben Sat 1<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> VG Media geführt, ob Verträge<br />
mit den Sen<strong>der</strong>gruppen gekündigt und<br />
in diesem Fall Folgeverhandlungen geführt<br />
wurden. Die Kartellwächter interessieren<br />
sich hierbei auch für den<br />
Verlauf <strong>der</strong> Vertragsverhandlungen –<br />
die Chance für mittelständische Kabelnetzbetreiber,<br />
ihrem Unmut über die<br />
gefühlte Ungleichbehandlung zwischen<br />
ihnen und den NE-3-Betreibern Luft zu<br />
machen (mehr zu diesem Thema ab<br />
Seite 2).<br />
Die marktbeherrschende Stellung <strong>der</strong><br />
NE-3-Betreiber im Bereich <strong>der</strong> Kabeleinspeisemärkte<br />
ist auch dem Kartellamt<br />
aufgefallen, wenngleich eine<br />
mögliche Ungleichbehandlung von<br />
kleineren Kabelnetzbetreibern hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Zahlung von Einspeiseentgelten<br />
laut Pressesprecher Weidner nicht<br />
Gegenstand dieses Verfahrens ist. Was<br />
nicht ist, kann ja noch werden, wie<br />
das Verfahren zur Verschlüsselung, das<br />
quasi den laufenden Untersuchungen<br />
des Amtes angehängt wird, belegt.<br />
Der Großteil <strong>der</strong> Fragen bezieht sich<br />
auf das Thema Verschlüsselung. Das<br />
Kartellamt will nahezu alles wissen: welche<br />
verschlüsselten Programmpakete zu<br />
welchen Preisen angeboten werden, von<br />
wem sie bezogen o<strong>der</strong> ob sie selbst zusammengestellt<br />
werden usw. Interessant<br />
sind die Fragen zu den Anfangsinvestitionen<br />
für die Einführung und zu den<br />
laufenden Kosten <strong>der</strong> Verschlüsselung<br />
sowie zu <strong>der</strong>en Vor- und Nachteilen für<br />
den Kabelnetzbetreiber und die Free-<br />
TV-Sen<strong>der</strong>.<br />
Zuletzt interessiert sich das Kartellamt<br />
auch für die Höhe <strong>der</strong> Einsparungen,<br />
die dank Verschlüsselung durch eine<br />
Minimierung <strong>der</strong> Schwarzseher erzielt<br />
werden. Insgesamt sind es 49 Fragen.<br />
„Die Erfahrung lehrt, dass die Auswertung<br />
<strong>der</strong> Antworten bereits einige<br />
Zeit dauern kann“, sagt Weidner. Ein<br />
Abschluss des Verfahrens ist noch nicht<br />
in Sicht. Eine schnellere Bearbeitung als<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit ist aber möglich,<br />
denn wie <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> erfuhr, sind<br />
inzwischen sämtliche sieben Berichterstatterstellen<br />
für den Bereich Medien<br />
wie<strong>der</strong> besetzt. Teilweise musste das<br />
Amt mit nur zwei Mitarbeitern auskommen.<br />
Vielleicht mahlen die Mühlen nun<br />
etwas schneller. MH<br />
Hinter den Mauern des Bundeskartellamts brüten die Mitarbeiter <strong>der</strong>zeit über den Antworten <strong>der</strong> Kabelnetzbetreiber<br />
auf die Fragen zur Verschlüsselung <strong>der</strong> Free-TV-Sen<strong>der</strong> im KDG-Netz<br />
Bild: Bundeskartellamt<br />
VZBV ist<br />
doch dabei<br />
Korrespondierendes Mitglied<br />
VZBV-Referent Bobrowski nimmt nicht persönlich an<br />
<strong>der</strong> AG Digitalisierung teil, ist über <strong>der</strong>en Arbeit aber<br />
informiert<br />
Bild: VZBV<br />
Im Interview mit <strong>DIGITAL</strong> <strong>INSIDER</strong> freute<br />
sich Jörg-Peter Jost, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung <strong>der</strong><br />
Deutschen TV-Plattform, alle entscheidenden<br />
Marktteilnehmer für die Roadmap<br />
zur Analogabschaltung an einen<br />
Tisch bekommen zu haben. Alle bis auf<br />
einen: die Verbraucherschützer.<br />
Dies ist insofern verwun<strong>der</strong>lich, als dass<br />
<strong>der</strong> Verbraucherzentrale Bundesverband<br />
(VZBV) zuvor Mitglied des Forums<br />
Digitale Medien (FDM) war. Das FDM<br />
hat seine Arbeit quasi in die Hände von<br />
AG-Leiter Jost gelegt, ist aber im Gegensatz<br />
zum VZBV mit Rainer Wegner vom<br />
Bundeswirtschaftsministerium personell<br />
an <strong>der</strong> AG beteiligt.<br />
Auf aktuellem Stand<br />
Michael Bobrowski, VZBV-Referent für<br />
Telekommunikation, Post und Medien,<br />
erklärte, man sei korrespondierendes<br />
Mitglied. „Wir sind daher nicht nur<br />
über den aktuellen Stand <strong>der</strong> Arbeiten<br />
in <strong>der</strong> Gruppe informiert, son<strong>der</strong>n können<br />
je<strong>der</strong>zeit dort Input liefern“, so <strong>der</strong><br />
Verbraucherschützer.<br />
Es mag sein, dass <strong>der</strong> VZBV eine personelle<br />
Teilnahme deshalb nicht für nötig<br />
hält, weil sich seine Standpunkte mit denen<br />
an<strong>der</strong>er überschneiden. So for<strong>der</strong>t<br />
Bobrowski so lange eine Reanalogisierung<br />
im Kabel, bis die Ausstattung <strong>der</strong><br />
Haushalte mit digitalen Kabelreceivern<br />
deutlich über 90 Prozent liegt. Das gleiche<br />
Anliegen verfolgt auch die Anga.<br />
„Eine Än<strong>der</strong>ung des Verfahrens <strong>der</strong><br />
Mitarbeit in dieser AG erscheint daher<br />
aus heutiger Sicht nicht erfor<strong>der</strong>lich“,<br />
ergänzt Bobrowski und lässt die übrigen<br />
Marktteilnehmer an runden Tischen<br />
zusammenkommen – ohne VZBV. MH
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> 17<br />
Das könnte teuer werden!<br />
Sorgt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung für steigende Kosten?<br />
Am 2. März 2010 hat das Bundesverfassungsgericht<br />
über die Verfassungsbeschwerden<br />
zur Vorratsdatenspeicherung<br />
entschieden. In dem mit Spannung<br />
erwarteten Urteil hat das Gericht die<br />
§§ 113 a und 113 b TKG für nichtig<br />
erklärt.<br />
Das Gericht betonte in <strong>der</strong> Entscheidung,<br />
dass es sich bei <strong>der</strong> anlasslosen Speicherung<br />
von Telekommunikationsverkehrsdaten<br />
um einen beson<strong>der</strong>s schweren<br />
Eingriff mit einer Streubreite handele,<br />
welchen die Rechtsordnung bisher nicht<br />
kenne. Auch wenn sich die Speicherung<br />
nicht auf die Kommunikationsinhalte<br />
erstrecke, lassen sich aus diesen Daten<br />
bis in die Intimsphäre reichende Rückschlüsse<br />
ziehen. Weiter führten die Richter<br />
aus, dass die Speicherung durch die<br />
Telekommunikationsunternehmen erfolgen<br />
müsse, damit diese gerade nicht in<br />
ihrer Gesamtheit zur Verfügung stehen.<br />
Die Schwere des Eingriffs führt nach <strong>der</strong><br />
Auffassung des Bundesverfassungsgerichts<br />
dazu, dass an die Ausgestaltung<br />
<strong>der</strong> Regelung zur Vorratsdatenspeicherung<br />
beson<strong>der</strong>s hohe Anfor<strong>der</strong>ungen zu<br />
stellen sind. Es bedarf insoweit hinreichen<strong>der</strong><br />
anspruchsvoller und normenklarer<br />
Regelungen zur Datensicherheit,<br />
zur Begrenzung <strong>der</strong> unmittelbaren Datenverwendung,<br />
zur Transparenz und<br />
zum Rechtsschutz sowie Sanktionen.<br />
Diesen Anfor<strong>der</strong>ungen wird die <strong>der</strong>zeitige<br />
Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie zur<br />
Vorratsdatenspeicherung jedoch nicht<br />
gerecht, wie die Bundesverfassungsrichter<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit<br />
ausführten.<br />
Eingriff gerechtfertigt<br />
Neben den unmittelbaren Folgen, <strong>der</strong><br />
Löschung <strong>der</strong> bereits gesammelten Daten,<br />
stellt sich die Frage, welche Auswirkungen<br />
das Urteil zukünftig für die Telekommunikationsunternehmen<br />
haben<br />
wird. Die Bundesrepublik Deutschland<br />
ist zur Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie zur<br />
Vorratsdatenspeicherung verpflichtet,<br />
sodass von einer Neuregelung durch<br />
den Gesetzgeber auszugehen ist. Es ist<br />
zu erwarten, dass die vom Bundesverfassungsgericht<br />
vorgegebenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
dazu führen, dass die Kosten für<br />
die Speicherung <strong>der</strong> Vorratsdaten weiter<br />
steigen werden. Gerade die durch die<br />
Vorratsdatenspeicherung entstehenden<br />
Kosten hat das Bundesverfassungsgericht<br />
jedoch – zumindest bisher – als<br />
für vereinbar mit dem Grundrecht <strong>der</strong><br />
Dr. Ernst Georg Berger ist Gründungspartner<br />
<strong>der</strong> auf die Bereiche <strong>der</strong> Informationstechnologie,<br />
Telekommunikation<br />
und Medien spezialisierten<br />
Kanzlei SBR Schuster Berger Rechtsanwälte<br />
PartnerG in Düsseldorf. Er ist<br />
Lehrbeauftragter an <strong>der</strong> Heilbronn<br />
Business School.<br />
Berufsfreiheit angesehen. So führt das<br />
Bundesverfassungsgericht zu <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Regelung in dem Urteil aus,<br />
dass <strong>der</strong> den Unternehmen durch die<br />
Auferlegung <strong>der</strong> Speicherungspflicht begründete<br />
Eingriff verfassungsrechtlich<br />
gerechtfertigt sei. Er sei we<strong>der</strong> hinsichtlich<br />
des technischen Aufwands noch<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> damit verbundenen finanziellen<br />
Belastung unverhältnismäßig.<br />
Es fände eine Rechtfertigung des Eingriffs<br />
durch hinreichende Gründe des<br />
Gemeinwohls statt. Unverhältnismäßig<br />
sei die Speicherungspflicht auch nicht<br />
in Bezug auf die finanziellen Lasten,<br />
die den Unternehmen durch die Speicherungspflicht<br />
nach § 113a TKG und<br />
hieran knüpfende Folgeverpflichtungen,<br />
wie beispielsweise <strong>der</strong> Gewährleistung<br />
von Datensicherheit, erwachsen.<br />
Kosten für alle<br />
Diese Unzumutbarkeit ergäbe sich auch<br />
nicht deshalb, weil private Unternehmen<br />
mit Staatsaufgaben betreut werden,<br />
da dem Gesetzgeber insoweit ein weiter<br />
Gestaltungsspielraum zustehe, welche<br />
Pflichten er zur Sicherstellung von Gemeinwohlbelangen<br />
Privaten auferlege.<br />
Grundsätzlich könne <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />
Lasten und Maßnahmen zur Währung<br />
von Gemeinwohlbelangen, die als Folge<br />
kommerzieller Aktivitäten regelungsbedürftig<br />
sind, den entsprechend Verpflichteten<br />
auferlegen, um die damit<br />
verbundenen Kosten auf diese Weise in<br />
Über die Autoren<br />
Bild: SBR<br />
Bild: SBR<br />
Dr. Thomas Sassenberg ist ebenfalls<br />
als Rechtsanwalt in <strong>der</strong> Sozietät SBR<br />
Schuster Berger Rechtsanwälte PartnerG<br />
tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
liegen im Medien-, Telekommunikations-<br />
und Wettbewerbsrecht. Weitere<br />
Informationen über die Autoren sind<br />
unter www.sbr-net.com zu finden.<br />
den Markt und den Marktpreis zu integrieren.<br />
Dabei sei <strong>der</strong> Gesetzgeber nicht<br />
darauf beschränkt, Private nur dann in<br />
Dienst zu nehmen, wenn ihre berufliche<br />
Tätigkeit unmittelbar Gefahren auslösen<br />
kann o<strong>der</strong> sie hinsichtlich dieser<br />
Gefahren unmittelbar ein Verschulden<br />
träfe. Ausreichend sei eine hinreichende<br />
Sach- und Verantwortungsnähe zwischen<br />
<strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit und <strong>der</strong><br />
auferlegten Verpflichtung.<br />
Dies vorangeschickt, führt das Bundesverfassungsgericht<br />
aus, dass keine<br />
grundsätzlichen Bedenken gegen die<br />
den Speicherungspflichtigen erwachsende<br />
Kostenlast bestehe. Die Kosten<br />
werden insofern auf den gesamten Telekommunikationsmarkt<br />
verlagert.<br />
Insoweit ist die Entscheidung aus <strong>der</strong><br />
Sicht von Telekommunikationsunternehmen<br />
nicht nur positiv. Vielmehr<br />
birgt das Urteil die Gefahr, dass die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die technische und<br />
organisatorische Umsetzung <strong>der</strong> Vorratsdatenspeicherung<br />
erheblich steigen<br />
werden – was aus datenschutzrechtlichen<br />
Gesichtspunkten begrüßenswert<br />
ist –, wodurch jedoch deutlich höhere<br />
Kosten entstehen werden. Gleichzeitig<br />
gibt das Bundesverfassungsgericht zu<br />
erkennen, dass es diese Kosten gerade<br />
für vereinbar mit <strong>der</strong> Verfassung<br />
hält, auch wenn es letztendlich auf die<br />
Ausgestaltung <strong>der</strong> Neuumsetzung <strong>der</strong><br />
Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung<br />
ankommen wird.
18 Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
Die Erbsünde <strong>der</strong> Privaten<br />
Astra: Verschlüsselung wird zunehmende Rolle in TV-Verbreitung spielen – Rekord bei Boxenverkauf<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Der HDTV-Erfolg überraschte auch die<br />
Astra-Manager. „HD Plus entwickelt sich<br />
deutlich besser, als wir erwartet haben“,<br />
erklärt Ferdinand Kayser, CEO und Präsident<br />
von SES Astra. Rund 120 000 HD-<br />
Plus-Receiver wurden bislang verkauft.<br />
Der Handel hat bis Mitte März 700 000<br />
Smartcards für den Empfang <strong>der</strong> HD-<br />
Plattform geor<strong>der</strong>t. Noch in diesem Jahr<br />
sollen nach Kaysers Worten auf HD Plus<br />
weitere Sen<strong>der</strong> hinzukommen.<br />
Der Umsatz mit HD Plus ist indes bescheiden,<br />
sind doch die ersten zwölf<br />
Monate des Empfangs umsonst. Kayser<br />
rechnet aber damit, dass ab dem nächsten<br />
Jahr auch die Umsätze anziehen<br />
werden. „Wir gehen davon aus, dass<br />
sich Verschlüsselungsdienste mehr<br />
und mehr durchsetzen werden“, so <strong>der</strong><br />
Astra-Präsident bei <strong>der</strong> Präsentation in<br />
Berlin. Die Entscheidung <strong>der</strong> deutschen<br />
Privatsen<strong>der</strong>, digital unverschlüsselt via<br />
Satellit zu übertragen, wird intern in<br />
Luxemburg gerne als Erbsünde bezeichnet.<br />
RTL und Co. haben ihre Hausaufgaben<br />
aber allem Anschein nach inzwischen<br />
gemacht.<br />
Ost und West<br />
Doch nicht nur wegen <strong>der</strong> positiven<br />
Entwicklung im HDTV-Bereich waren<br />
die Astra-Manager an diesem Abend<br />
gut gelaunt. Erstmalig hat <strong>der</strong> Satellit<br />
in puncto technischer Reichweite das<br />
Kabel überholt. Von 244 Millionen TV-<br />
Haushalten in Europa sehen 77,4 Millionen<br />
über Satellit fern, aber nur 71,3<br />
Millionen über Kabel. Der Anteil digitaler<br />
Haushalte beträgt 60 Prozent.<br />
Hier ist jedoch ein klares Gefälle zwischen<br />
West- und Osteuropa erkennbar.<br />
19 %<br />
11 %<br />
Im Westen beträgt die Digitalquote 68,<br />
im Osten aber nur 32 Prozent. In Län<strong>der</strong>n<br />
wie beispielsweise <strong>der</strong> Ukraine<br />
sehen noch 80 Prozent <strong>der</strong> 18 Millionen<br />
TV-Haushalt analog fern; ein Potenzial,<br />
das sich Astra langsam erschließt.<br />
In Mittel- und Osteuropa legten die<br />
Luxemburger in den vergangenen vier<br />
Jahren von zwei auf 16 Millionen Astra-<br />
Haushalte zu. Durch das Wachstum von<br />
Skylink und CS Link verzeichnen die<br />
Luxemburger in Tschechien und <strong>der</strong><br />
Slowakei inzwischen eine Reichweite<br />
von 500 000 Haushalten. Mit <strong>der</strong> vollständigen<br />
Übernahme von SES Sirius<br />
soll zudem die Position in Skandinavien<br />
und dem Baltikum ausgebaut werden.<br />
DVB-T verliert<br />
In Deutschland ist jedoch mit einer<br />
Reichweite von 50 Prozent immer noch<br />
das Kabel <strong>der</strong> dominierende TV-Empfangsweg.<br />
Der Satellit, 95 Prozent <strong>der</strong><br />
deutschen Sat-Haushalte werden von<br />
Astra versorgt, kommt auf 43 Prozent.<br />
Nebenbei: DVB-T hat im Vorjahr laut<br />
Satellitenmonitor 750 000 Haushalte<br />
verloren.<br />
Dieses Bild spiegelt sich in den Receiver-Verkäufen<br />
nicht ganz wi<strong>der</strong>, was<br />
angesichts des kaum vorhandenen<br />
Kaufmarktes für Kabelboxen nicht weiter<br />
verwun<strong>der</strong>t. Im vergangenen Jahr<br />
wurden so viele digitale Set-Top-Boxen<br />
wie nie zuvor verkauft. Rund 2,6 Millionen<br />
Sat-Receiver gingen über die<br />
Ladentheken, hinzu kommen 710 000<br />
Kabel- und 390 000 DVB-T-Boxen. Mit<br />
78 Prozent machen Sat-Receiver den<br />
Löwenanteil am Umsatz aus, <strong>der</strong> laut<br />
Elsäßer steigt, da trotz Preisverfall immer<br />
häufiger hochwertige Geräte verkauft<br />
werden. Daran ist wie<strong>der</strong>um HDTV<br />
Absatz und Umsätze mit Set-Top-Boxen<br />
Absatz<br />
70 %<br />
Satellit<br />
Terrestrik<br />
Kabel<br />
9 %<br />
Umsatz<br />
13 %<br />
78 %<br />
Quelle: GfK, Januar 2010<br />
Überrascht und erfreut über den Erfolg des hochauflösenden<br />
Fernsehens: Astra-CEO Ferdinand Kayser bei <strong>der</strong><br />
Präsentation <strong>der</strong> Reichweitenzahlen in Berlin<br />
Bild: Auerbach Verlag<br />
nicht ganz unschuldig. Vergleicht man<br />
aber die Entwicklung <strong>der</strong> Reichweite,<br />
so siegt <strong>der</strong> Satellit. Von 2000 bis 2009<br />
legte dieser um 26 Prozent zu, während<br />
das Kabel um neun Prozent abbaute.<br />
„In den letzten fünf Jahren konnten wir<br />
die digitale Reichweite verdoppeln“, ergänzt<br />
Elsäßer und blickt mit Zuversicht<br />
in die nächste Dekade. Die wird anfangs<br />
von den Bemühungen geprägt sein, die<br />
verbliebenen rund vier Millionen analogen<br />
Sat-Haushalte bis Ende April 2012<br />
für digitales Fernsehen zu gewinnen.<br />
Hierfür wird Astra die 2009 gestartete<br />
Werbekampagne mit einem bisherigen<br />
Volumen von 274,5 Millionen Euro fortsetzen.<br />
„3-D ready“<br />
Ein weiteres großes Thema wird 3-D<br />
sein. Ähnlich wie bei HDTV will Astra<br />
hier einen Konsens für technische Übertragungsstandards<br />
mit allen Marktteilnehmern<br />
schaffen. Dem „HD ready“<br />
soll sozusagen das „3-D ready“ folgen.<br />
Wie<strong>der</strong>um sind es die Bildschirmhersteller,<br />
die das Thema stark pushen.<br />
Wer HD-Fernseher kaufte, obwohl es anfänglich<br />
kaum Inhalte gab, wird ebenso<br />
mit 3-D-Fernsehern verfahren, mögen<br />
die Hersteller denken. Ob dem so ist<br />
o<strong>der</strong> ob die zusätzlich notwendige Brille<br />
nicht doch eher abschreckt, muss sich<br />
noch zeigen. Wie dem auch sei, Astra<br />
will auch hier – wie beim Digitalfernsehen<br />
und bei HDTV – eine Vorreiterrolle<br />
einnehmen. MH
Ausgabe 66 März 2010 Digital Insi<strong>der</strong> 19<br />
Der Zug kommt ins Rollen<br />
16. Euroforum-Jahrestagung „Die Zukunft <strong>der</strong> Kabel-TV-Netze“: Stärken und Schwächen des Kabels<br />
Langsam, aber mit zunehmen<strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />
kommt Bewegung ins<br />
Kabel. So könnte man die 16. Euroforum-<br />
Jahrestagung „Die Zukunft <strong>der</strong> Kabel-<br />
TV-Netze“ Ende Februar zusammenfassen.<br />
Im Kölner Hotel Intercontinental<br />
trafen sich rund 70 Teilnehmer, die<br />
zwei Tage lang den Vorträgen <strong>der</strong> Kabelexperten<br />
lauschten. Die Vertreter <strong>der</strong><br />
Kabelnetzbetreiber klopften sich ob <strong>der</strong><br />
erzielten Erfolge auf die Schulter und<br />
versprachen das gelobte Kabelland mit<br />
Video-on-Demand und HDTV. Also alles<br />
beim Alten?<br />
Unitymedia vorn<br />
Einen etwas differenzierteren Blick auf<br />
die Lage des deutschen Breitbandkabels<br />
warf Mo<strong>der</strong>ator Professor Doktor<br />
Torsten J. Gerpott, Inhaber des Lehrstuhls<br />
Unternehmens- und Technologieplanung<br />
an <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen.<br />
Zwar konnte sich das Kabel 2009 als<br />
wichtigster TV-Empfangsweg behaupten,<br />
jedoch verloren die beiden größten Kabelnetzbetreiber,<br />
Unitymedia und Kabel<br />
Deutschland, laut Gerpott in den ersten<br />
neun Monaten des vergangenen Jahres<br />
zusammen rund 200 000 Kunden. Die<br />
Prognosen sehen nicht besser aus, auch<br />
wenn ein ähnlicher, wenngleich leicht<br />
schwächerer Rückgang ebenfalls für die<br />
Empfangswege Satellit und Terrestrik<br />
vorausgesagt wird. Einzig IPTV soll an<br />
Kunden zulegen.<br />
Immerhin: Die Geschwindigkeit <strong>der</strong> Digitalisierung<br />
hat im Kabel zugelegt.<br />
Sprang die Digitalquote von 2006 auf<br />
2007 lediglich von 15,2 auf 16,2 Prozent<br />
und im folgenden Jahr auf 21 Prozent,<br />
so lag sie 2009 bei 30,6 Prozent. Krösus<br />
ist hierbei Unitymedia mit einer Quote<br />
0<br />
40,0 %<br />
36,1 %<br />
33,6 %<br />
32,6 %<br />
31,4 %<br />
25,7 %<br />
25,3 %<br />
24,3 %<br />
22,4 %<br />
19,7 %<br />
19,7 %<br />
16,5 %<br />
von 40 Prozent in Nordrhein-Westfalen,<br />
gefolgt von Kabel Baden-Württemberg<br />
(36,1 Prozent). Schlecht sieht es hingegen<br />
bei Kabel Deutschland aus. Neun<br />
von 13 KDG-Bundeslän<strong>der</strong>n liegen unter<br />
dem Bundesdurchschnitt.<br />
Wenig los mit Pay-TV<br />
So erfreulich diese Zahlen sind, so ernüchternd<br />
sind sie in Bezug auf Pay-TV.<br />
In den ersten neun Monaten des letzten<br />
Jahres verlor Kabel Deutschland nach<br />
Gerpotts Angaben sogar 2 400 Pay-TV-<br />
Abonnenten. Dahingegen wird <strong>der</strong> PVR-<br />
Dienst <strong>der</strong> KDG recht gut von den Kunden<br />
angenommen. Bis Ende September<br />
2009 standen 164 000 PVR-Geräte in den<br />
Wohnungen <strong>der</strong> KDG-Kunden. Dennoch<br />
rät Gerpott zur Vorsicht, wenn Prognosen<br />
von starkem Wachstum bei Pay-TV<br />
und Video-on-Demand sprechen.<br />
Wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten, punkten<br />
die Kabelnetzbetreiber auch in Sachen<br />
Internet und Telefonie. Sie trotzen<br />
dem schwächelnden Breitbandmarkt.<br />
Während die Kabelnetzbetreiber 2009<br />
in etwa den gleichen absoluten Kundenzuwachs<br />
wie im Vorjahr realisieren<br />
konnten, nahm das Wachstum des Gesamtmarktes<br />
von 3,2 Millionen auf 1,9<br />
Millionen Anschlüsse ab. Unitymedia<br />
konnte um 10 000 Neuanschlüsse auf<br />
329 000 zulegen. Kabel Deutschland<br />
hält sich mit 301 000 Internetkunden<br />
stabil (2008 waren es 305 000 Kunden)<br />
und Kabel BW verzeichnet einen leichten<br />
Rückgang um 6 000 auf 142 000<br />
Kunden.<br />
Unter Druck<br />
Nicht nur <strong>der</strong> prognostizierte Kundenzuwachs<br />
für IPTV bzw. –schwund bei<br />
Kabel-Digitalisierungsrate nach Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Baden-Württemberg<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Hessen<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen<br />
Bayern<br />
Schleswig-Holstein/Hamburg<br />
Brandenburg/Berlin<br />
Thüringen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
in %<br />
Quelle: GSDZ, Prof. Gerpott Analysen<br />
Torsten Gerpott, Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> Jahrestagung „Die<br />
Zukunft <strong>der</strong> Kabel-TV-Netze“, schlug eine gemeinsame<br />
Marke für digitales Kabelfernsehen vor Bild: Euroforum<br />
den Kabelnetzbetreibern belegt, welche<br />
Konkurrenz am Horizont auftaucht.<br />
Zwar wird das klassische TV-Geschäft<br />
nach Gerpotts Meinung nicht durch<br />
einen vierten Verbreitungsweg für lineares<br />
Fernsehen bedroht, aber durch die<br />
mit IPTV einhergehende Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Mediennutzung weiter unter Druck<br />
geraten. Technisch ist das Kabel bestens<br />
gegenüber DSL aufgestellt. Die Datenraten,<br />
die mit Docsis 3.0 erreicht werden,<br />
liegen selbst für VDSL in weiter Ferne.<br />
Auch das FTTH-Lager legt <strong>der</strong>zeit eher<br />
den Schwerpunkt darauf, sich von <strong>der</strong><br />
Deutschen Telekom abzunabeln, als den<br />
Kabelnetzbetreibern im Pay-TV-Bereich<br />
Konkurrenz zu machen.<br />
Aber: Laut Gerpott sind für Kabelunternehmen<br />
Preis- und Umsatzsteigerungen<br />
im Endkundenmarkt kaum mehr<br />
möglich. Also muss die Migration von<br />
analoger zu digitaler Versorgung vorangetrieben<br />
werden, um den Kunden<br />
neue Inhalte anbieten zu können. Nach<br />
Gerpotts Meinung müssen die Kabelnetzbetreiber<br />
aber auf Preisfor<strong>der</strong>ungen<br />
ausschließlich für den Digitalempfang<br />
verzichten und offensiver<br />
die Vorteile des Kabelanschlusses kommunizieren.<br />
Dabei würde laut Gerpott<br />
auch eine nationale Marke für digitales<br />
Kabelfernsehen helfen. Was auf <strong>der</strong><br />
Euroforum-Jahrestagung nicht ausgesprochen<br />
wurde: Diese Marke könnte<br />
ja Liberty einführen, wenn nach Unitymedia<br />
noch weitere Kabelnetzbetreiber<br />
übernommen werden. MH
20 Digital Insi<strong>der</strong> www.digital-insi<strong>der</strong>.de<br />
Was macht eigentlich ...?<br />
James Bonsall, Ex-CEO von Ish<br />
Veranstaltungskalen<strong>der</strong><br />
Messen/Veranstaltungen Termin Ort<br />
Car + Sound<br />
Messe Sinsheim<br />
www.carandsound.com<br />
Light + Building<br />
Messe Frankfurt<br />
http://light-building.messefrankfurt.com<br />
Preisverleihung Leserwahl 2009/2010<br />
Auerbach Verlag<br />
www.auerbach-verlag.de<br />
In Köln erinnert man sich gerne an<br />
James J. Bonsall, den Retter von Ish.<br />
Der 57-Jährige ist zurück in Deutschland<br />
und wie<strong>der</strong> in Diensten von Alix<br />
Partners, dem Experten für Turnarounds<br />
und Ertragssteigerungsprogramme. Als<br />
Bonsall im April 2002 zu Ish kam,<br />
drückte eine Schuldenlast von über drei<br />
Milliarden Euro den nordrhein-westfälischen<br />
Kabelnetzbetreiber fast zu Boden.<br />
Als Erstes stoppte Bonsall sämtliche<br />
Ausgaben. Angeblich soll in den ersten<br />
Wochen sogar das Druckerpapier knapp<br />
und Kugelschreiber sollen Mangelware<br />
geworden sein.<br />
Bonsall schaffte die Kehrtwende. Er<br />
erreichte ein 120-tägiges einvernehmliches<br />
Stillstandsabkommen mit dem<br />
Bankenpool und den 20 größten Lieferanten,<br />
auf die sich 96 Prozent <strong>der</strong><br />
knapp 500 Millionen Euro Verbindlichkeiten<br />
des Unternehmens verteilten. In<br />
den folgenden Jahren stieg <strong>der</strong> Wert<br />
des Kabelnetzbetreibers auf fast eine<br />
Milliarde Euro. Bonsall verkaufte Ish<br />
2005 an Iesy und Apollo für 1,6 Milliarden<br />
Euro.<br />
Anschließend war er zwei Jahre als<br />
Restrukturierungsspezialist für die<br />
Tecumseh Products Company, ein US-<br />
Unternehmen, das Kompressoren für<br />
Klimaanlagen und Kühlschränke herstellt,<br />
tätig. Danach verhin<strong>der</strong>te Bonsall<br />
als Chief Restructuring Officer die Pleite<br />
von Verasun Energy, einem Hersteller<br />
alternativer Kraftstoffe, bevor er Ende<br />
Februar zum deutschen Team von<br />
Alix Partners als Leiter <strong>der</strong> Turnaround<br />
& Restructuring Practice stieß. Zufall<br />
o<strong>der</strong> nicht: Alix Partners erwartet eine<br />
Refinanzierungskrise im Umfang von<br />
rund 115 Milliarden Euro in Deutschland.<br />
Dafür hat das Unternehmen in<br />
einer Studie Firmen durchleuchtet, die<br />
im Dax und M-Dax gelistet sind o<strong>der</strong><br />
von Finanzinvestoren gehalten werden.<br />
James Bonsall krempelt schon die Ärmel<br />
hoch. Vielleicht taucht er bald wie<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> deutschen Kabelbranche auf. MH<br />
8. – 11. 4. 2010 Friedrichshafen<br />
11. – 16. 4. 2010 Frankfurt a. M.<br />
22. 4. 2010 Leipzig<br />
<br />
Bild: Alix Partners<br />
Kolumne<br />
Kampf<br />
<strong>der</strong> Tuner<br />
von Marc Hankmann<br />
Empfangsgeräte für digitales Kabelfernsehen<br />
waren anfangs unansehnlich und<br />
spartanisch ausgestattet. In <strong>der</strong> letzten<br />
Zeit hat sich das mit <strong>der</strong> Einführung<br />
von Festplatten- und HDTV-Receivern<br />
allmählich geän<strong>der</strong>t. Nun holen die<br />
Kabelnetzbetreiber aber zum großen<br />
Schlag aus, wenn man den Rednern<br />
des diesjährigen vom Verband Cable<br />
Europe organisierten Kabelkongresses<br />
glauben darf.<br />
In Brüssel wurde die nächste Generation<br />
<strong>der</strong> Empfangsgeräte angekündigt.<br />
Lorenz Glatz, CTO von Kabel<br />
Deutschland, will noch in diesem Jahr<br />
einen hybriden Festplattenreceiver präsentieren,<br />
<strong>der</strong> Inhalte des World Wide<br />
Web auf dem Fernseher darstellen<br />
kann. Glatz sprach von ausgewählten<br />
Inhalten. Allem Anschein nach will die<br />
KDG noch die Hand darüber halten,<br />
welche Inhalte das sein sollen. Des Weiteren<br />
soll die Wun<strong>der</strong>kiste vier Tuner<br />
besitzen. Mike Fries, CEO von Liberty<br />
Global, konnte diese Ankündigung aber<br />
noch toppen. Das von ihm geplante<br />
Home Gateway soll ganze sechs Tuner<br />
besitzen und außerdem natürlich eine<br />
Festplatte sowie Wi-Fi. Fries sagte, die<br />
Kosten für eine solche Box seien <strong>der</strong>art<br />
gesunken, dass Kabelnetzbetreiber<br />
dieses Home Gateway zu ähnlichen Preisen<br />
wie einen HDTV-Festplattenreceiver<br />
anbieten könnten. Auch Fries will diese<br />
Lösung noch 2010 präsentieren. Wann<br />
Unitymedia ein solches Home Gateway<br />
anbieten wird, steht noch nicht fest.<br />
Wi-Fi schön und gut – wenn sich damit<br />
eine Möglichkeit für den Kabelkunden<br />
ergäbe, die Programme auch in an<strong>der</strong>e<br />
Räume seiner Wohnung zu streamen.<br />
Ganz gleich, wie viele Tuner die<br />
Rückseiten <strong>der</strong> neuen Boxengeneration<br />
zieren werden, kaum ein Kunde wird<br />
entsprechende Antennenkabel durch<br />
seine Wohnung verlegen.<br />
Digital Insi<strong>der</strong><br />
Verleger:<br />
Auerbach Verlag und Infodienste GmbH,<br />
Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />
Herausgeber: Stefan Goedecke (SG), Torsten Herres (TH),<br />
Stefan Hofmeir (SH), Florian Pötzsch (FP)<br />
Chefredaktion (ViSdP): Marc Hankmann (MH)<br />
Lektorat: Christian Kraft, Thilo Neubacher, Katharina Neumann<br />
Layout: Stefan Mitschke<br />
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