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eb - Elektrische Bahnen U-Bahn München (Vorschau)

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www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

B 2580<br />

4/2013<br />

Termine<br />

April<br />

Standpunkt<br />

Hans-Jürgen Witschke, DB Energie<br />

Fokus<br />

Praxis<br />

U-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong><br />

Forum<br />

Leserforum<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen <strong>Bahn</strong><br />

im Jahre 2012 im Inland und in Mitteleuropa<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Stromabnehmer für schwere Nutzfahrzeuge<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Energieleitstellen und Traktionsstrommanagement<br />

der ÖBB-Infrastruktur<br />

Oberleitung<br />

Fahrdrahtschäden in Parallelführungen – Auftrag für Studie<br />

Oberleitung auf der Klappbrücke über die Peene bei Anklam<br />

Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> im Jahre 1938 – Teil 1


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WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT


Standpunkt<br />

Die Energiewende braucht die<br />

Verkehrswende, Schiene stärken!<br />

D<br />

er deutsche Schienenverkehrsmarkt<br />

sieht sich derzeit großen Herausforderungen<br />

ausgesetzt: steigende<br />

Energiekosten, begrenzte öffentliche<br />

Finanzmittel, wachsendes Verkehrsaufkommen,<br />

weitreichende Umweltanforderungen sowie eine<br />

zunehmend überlastete Infrastruktur.<br />

Nichtdestotrotz konnte die DB im vergangenen<br />

Jahr einen neuen Fahrgastrekord im nationalen<br />

Schienenpersonenverkehr verzeichnen. Umsatz,<br />

Gewinn und Investitionen sind erneut gestiegen.<br />

So blickt das Unternehmen zuversichtlich in die<br />

Zukunft und sieht sich mir seiner Strategie DB2020,<br />

die nachhaltige Verzahnung von Ökonomie, Sozialem<br />

und Ökologie, auf dem richtigen Weg.<br />

Denn der voranschreitende Klimawandel, immer<br />

knapper werdende Ressourcen und nicht zuletzt<br />

die Reaktorkatastrophe in Fukushima haben zu<br />

einem Umdenken in der Energiepolitik geführt. Die<br />

Bundesregierung beschloss den Ausstieg aus der<br />

Kernenergie und verstärkte mit der Energiewende<br />

den Fokus auf Erneuerbare Energien.<br />

Um die hohen Ziele der Energiewende zu<br />

erreichen, muss insbesondere im Verkehrsbereich<br />

ein Wandel vollzogen werden. Derzeit werden<br />

rund 20 Prozent der gesamten CO 2<br />

-Emissionen in<br />

Deutschland durch den Verkehrssektor generiert.<br />

Wo flächendeckende alternative Energiekonzepte in<br />

der Automobil- sowie Luftfahrtindustrie noch in den<br />

Kinderschuhen stecken, kommt der Energiewende<br />

auf den Schienen als gegenwärtiger Vorreiter eine<br />

zentrale Rolle zu: 90 Prozent der Züge fahren schon<br />

heute elektrisch, rund 24 Prozent an erneuerbaren<br />

Energien sind im <strong>Bahn</strong>strommix bereits enthalten.<br />

Die komplette Umstellung des Stromverbrauchs<br />

auf erneuerbare Energien bringt enorme Herausforderungen<br />

mit sich. Strom aus Windkraft und Sonne<br />

stehen nur unbeständig zur Verfügung. Dennoch<br />

hat die DB Energie den grünen Anteil im <strong>Bahn</strong>strommix<br />

kontinuierlich ausg<strong>eb</strong>aut und die grünen<br />

Wünsche der Kunden, wie zum Beispiel die Vergrünung<br />

von 75 Prozent im Fernverkehr, erfüllt.<br />

Erschwerend kommen die derzeitigen energiepolitischen<br />

Rahmenbedingungen in Deutschland<br />

sowie in der Europäischen Union hinzu.<br />

Die Schere zwischen Erfolgen im Klimaschutz<br />

sowie nationaler Energiesteuerbelastungen<br />

klafft immer weiter auseinander.<br />

Für den benötigten Zukauf von<br />

Emissionsrechten für den Energiesektor<br />

und somit für den Schienenverkehr<br />

drohen der DB in 2013 Mehrkosten<br />

von bis zu 100 Mio. EUR.<br />

Eine Stärkung der Schiene durch<br />

eine veränderte Gestaltung der<br />

energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />

ist notwendig. Emissionshandelserlöse<br />

könnten zum Ausbau<br />

erneuerbarer Energien im <strong>Bahn</strong>strom<br />

verwendet werden. Die Politik sollte<br />

die umwelt- und verkehrspolitisch angestr<strong>eb</strong>te<br />

Verlagerung von Verkehr auf Schiene und die<br />

unternehmerischen Anstrengungen der DB zur<br />

weiteren Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />

Energien im <strong>Bahn</strong>strommix nachhaltig unterstützen.<br />

Energie- und verkehrspolitische Rahmenbedingungen<br />

müssen gemeinsam bedacht und in<br />

Übereinstimmung g<strong>eb</strong>racht werden, um wettbewerbsverzerrende<br />

Benachteiligungen für einen<br />

klimafreundlichen Schienenverkehr zu verhindern.<br />

Denn der Umstieg kann nur gelingen, wenn die<br />

regenerative Stromversorgung sicher, planbar<br />

und bezahlbar ist.<br />

Ihr<br />

Hans-Jürgen Witschke<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

DB Energie GmbH<br />

111 (2013) Heft 4<br />

217


Inhalt<br />

4 / 2013<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

217 Hans-Jürgen Witschke<br />

Die Energiewende braucht die<br />

Verkehrswende, Schiene stärken!<br />

Fokus<br />

Praxis<br />

220<br />

Uwe Behmann<br />

U-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong><br />

Forum<br />

222 Leserforum<br />

Hauptbeiträge<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

225<br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />

<strong>Bahn</strong> im Jahre 2012 im Inland und in<br />

Mitteleuropa<br />

Electrical service by Deutsche <strong>Bahn</strong> in 2012<br />

at home and in Central Europe<br />

La traction électrique à la Deutsche <strong>Bahn</strong> en<br />

2012 en Allemagne et en Europe centrale<br />

Fahrzeugtechnik<br />

249<br />

Titelbild<br />

Hochgeschwindigkeitszug<br />

Strecke Peking – Shanghai (China)<br />

© Depositphotos.com/Redstone|Shi Lehui<br />

F. Bühs, G. Keil, M. Lehmann<br />

Stromabnehmer für schwere Nutzfahr zeuge<br />

Pantograph for heavy-duty trucks<br />

Pantographes pour véhicules utilitaires<br />

lourds


Inhalt<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Nachrichten<br />

258<br />

273 <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

263<br />

F. Heinze, M. Gammer<br />

Energieleitstellen und Traktionsstrommanagement<br />

der ÖBB-Infrastruktur<br />

Energy control centres and traction power<br />

management of the ÖBB Infrastructure<br />

Centres de commande électriques et gestion du<br />

courant de traction de l’infrastructure ÖBB<br />

Oberleitung<br />

277 Energie und Umwelt<br />

277 Personen<br />

278 Produkte und Lösungen<br />

278 Unternehmen<br />

278 Medien<br />

279 Berichtigungen<br />

279 Blindleistung<br />

Stillstand<br />

Transit Wippe<br />

284 Impressum<br />

P. Hayoz, U. Wili, R.-D. Rogler, G. Kitzrow,<br />

F. Pupke<br />

Fahrdrahtschäden in Parallelführungen –<br />

Auftrag für Studie<br />

Contact wire damage at overlaps – Order<br />

of a study<br />

Dégats à la ligne de contact dans le parallèlisme<br />

– Mandat d’étude<br />

U 3<br />

280<br />

Termine<br />

Historie<br />

267<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> im Jahre 1938 – Teil 1<br />

K. Schatkowski<br />

Oberleitung auf der Klappbrücke über die<br />

Peene bei Anklam<br />

Overhead contact line on the folding bridge<br />

across the Peene river near Anklam<br />

Ligne aérienne de contact sur le pont mobile sur<br />

la Peene à Anklam


Fokus Praxis<br />

U-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong><br />

Die Gestaltung der neuen Münchner U-<strong>Bahn</strong>züge C2 ist doppelt ausgezeichnet worden und erwartet<br />

noch einen weiteren Preis. Die ersten Züge der Serie sollen noch 2013 in Betri<strong>eb</strong> gehen.<br />

Die Stadtwerke <strong>München</strong> (SWM) hatten Ende 2010<br />

für ihre Tochter Münchner Verkehrsgesellschaft<br />

(MVG) bei Siemens 21 sechsteilige U-<strong>Bahn</strong>züge Typ<br />

C2.11 bestellt. Si<strong>eb</strong>en davon sollen auf einigen innerstädtischen<br />

Teilabschnitten die Zugfolge von 2 1 /2<br />

auf 2 min verdichten, die Mehrzahl soll jedoch alte<br />

Bild 1:<br />

U-<strong>Bahn</strong>zug C2 <strong>München</strong>, Frontseite mit LED-Spitzen lichtern<br />

(Designstudie: Siemens).<br />

Züge ersetzen. Der Auftragswert war 185 Mio. EUR;<br />

bis 2016 und bis 2020 gelten Optionen über zusammen<br />

46 Züge für 365 Mio. EUR. Die Züge werden in<br />

den Werken Wien und <strong>München</strong>-Allach g<strong>eb</strong>aut; die<br />

ersten sollen noch 2013 in Betri<strong>eb</strong> gehen und alle bis<br />

2015 ausgeliefert werden.<br />

Der C2 ist eine Weiterentwicklung des C1, der seit<br />

2002 im Münchner U-<strong>Bahn</strong>netz fährt, zu mehr Kundennutzen,<br />

Wirt schaft lichkeit und Um welt schonung.<br />

Vieles stammt dazu aus der jüngsten Entwicklung für<br />

Metro-Fahrzeuge, die der Hersteller unter dem Namen<br />

Inspiro vermarktet.<br />

Unverändert besteht der voll durchgängige Zug<br />

aus sechs Drehgestellwagen mit Aluminiumkästen<br />

und 100 % angetri<strong>eb</strong>enen Radsätzen; auch Höhe<br />

und Breite mussten unverändert bleiben. Im Übrigen<br />

ist er 2,5 m kürzer, 10 km/h schneller, 10 % schwerer,<br />

40 % stärker motorisiert und hat – je nach Datenquelle<br />

für den C1 – rund 30 Sitzplätze weniger und 55<br />

Stehplätze mehr als sein Vorgänger. Die Hauptdaten<br />

stehen in der Tabelle.<br />

Das Design des C1-Zuges wurde, trotz erkennbarer<br />

Familienzugehörigkeit, innen und außen deutlich<br />

modernisiert. Hier sind die Frontseiten mit neuen<br />

Spitzenlichtern erwähnenswert, die wie die gesamte<br />

Beleuchtung mit LED-Technik realisiert werden<br />

( Bilder 1 und 2).<br />

Als besondere Neuheit werden LED-Leuchtbänder<br />

innen und außen die Öffnungs- und Schließvorg än-<br />

TABELLE<br />

Hauptdaten U-<strong>Bahn</strong>züge C2.11 <strong>München</strong>.<br />

Bild 2:<br />

U-<strong>Bahn</strong>zug C2 <strong>München</strong>, Endwagen mit Führerraum<br />

(Copyright: SWM/MVG/N+P Industrial Design).<br />

Bild 3:<br />

U-<strong>Bahn</strong>zug C2 <strong>München</strong>, Entwurf LED-Türanzeigen<br />

(Montage: Siemens).<br />

Stromschienenspannung<br />

Spurweite<br />

Länge über Kupplungen<br />

Dienstmasse<br />

größte Fahrzeugbreite<br />

größte Fahrzeughöhe<br />

Zahl Sitzplätze<br />

Zahl Stehplätze 1<br />

Fußbodenhöhe über SO<br />

Raddurchmesser neu/alt<br />

Fahrmotorleistung 2<br />

Anfahrbeschleunigung<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

Bremsverzögerung<br />

größte befahrbare Steigung<br />

kleinster befahrbarer Gleisradius 3<br />

Materialrecyclinggrad<br />

V<br />

mm<br />

mm<br />

t<br />

mm<br />

mm<br />

mm<br />

mm<br />

kW<br />

m/s 2<br />

km/h<br />

m/s 2<br />

‰<br />

m<br />

%<br />

1<br />

bei 4 m –2<br />

2<br />

Stundenleistung<br />

3<br />

auf Strecken, 70 m in Betri<strong>eb</strong>shöfen und Werkstätten<br />

750<br />

1 435<br />

11 480<br />

≈180<br />

2 900<br />

3 550<br />

220<br />

720<br />

1 100<br />

850/770<br />

24 · 140<br />

1,33<br />

90<br />

1,2<br />

50<br />

270<br />

97<br />

220 111 (2013) Heft 4


www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

ge und -zustände der sechs Doppelschwenktüren je<br />

Wagenseite kennzeichnen (Bild 3). Im Prinzip soll bedeuten:<br />

Grün = Türe lässt sich öffnen oder ist offen,<br />

Rot = Türe schließt oder lässt sich nicht öffnen. Die<br />

genaue Folge der Anzeigen nach Farben und nach<br />

Dauer- oder Blinklicht ist noch zu definieren.<br />

Beim Ausbruch eines Feuers werden die Innenräume<br />

mit einem Wassern<strong>eb</strong>el besprüht, während die<br />

Gerätekästen unter dem Wagenboden eine Löscheinrichtung<br />

auf Stickstoffbasis bekommen.<br />

Alle Fahrgasträume erhalten ein Infotainmentsystem<br />

aus Doppelmonitoren. Davon zeigt jeweils<br />

einer ein kommerzielles Programm aus Nachrichten<br />

und Werbung; der andere dient nur der Fahrgastinformation,<br />

zu der eine dynamische Echtzeit-<br />

Anschlussinformation für die nächste Haltestelle<br />

gehört. Videokameras sind selbstverständlich. Ein<br />

Teil der Züge soll mit Fahrgast-Zähleinrichtung ausgestattet<br />

werden.<br />

Der vom international renommierten Münchner<br />

Fahrzeugdesigner Alexander Neumeister (N+P Industrial<br />

Design) stammende Entwurf wurde kürzlich<br />

doppelt ausgezeichnet, und zwar mit dem Universal<br />

Design Award 2013 einer Experternjury und dem<br />

Universal Design Consumer Favorite 2013 einer Verbraucherjury.<br />

Dieser internationale Wettbewerb wird<br />

seit 2008 jährlich einmal ausgelobt. Für 2013 bewarben<br />

sich in neun Kategorien 121 Einreichungen aus<br />

zehn Ländern, von denen 86 es in die diesjährige<br />

Jurysession schafften. Dabei war eine sehr breite<br />

Auswahl aus den unterschiedlichsten Produktgruppen<br />

von Architekturprojekten bis zum Industrie- und<br />

Verpackungsdesign.<br />

Zu den Kriterien der Expertenjury unter Vorsitz<br />

von Prof. Fritz Frenkler (Technische Universität<br />

<strong>München</strong>) zählten: breite, flexible, einfache und<br />

intuitive Nutzung, Fehlertoleranz und Sicherheit,<br />

Marktfähigkeit und -potenzial, Realisierbarkeit und<br />

Innovationsgrad, Nachhaltigkeit und Ökologie. Ob<br />

die eingereichten Produkte und Dienstleistungen<br />

auch mögliche Kunden ansprechen, prüfte eine<br />

Verbraucherjury aus je 50 Frauen und Männern von<br />

14 bis 78 Jahren. Die Expertenjury vergab ihren<br />

Preis allein an 29 Einreichungen, die Verbraucherjury<br />

vergab ihren si<strong>eb</strong>en Mal allein, und 25 weitere<br />

Objekte erhielten beide Auszeichnungen. Darunter<br />

ist auch der neue Münchner U-<strong>Bahn</strong>zug C2, der als<br />

weiteren Designpreis den Reddot-Award bekommen<br />

soll.<br />

Uwe Behmann<br />

<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 <strong>München</strong><br />

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111 (2013) Heft 4


Fokus Forum<br />

Leserforum<br />

Ihre Meinung ist gefragt. Senden Sie Kommentare und Diskussionsbeiträge bitte per Post oder E-Mail<br />

leserforum@<strong>eb</strong>-elektrische-bahnen.de direkt an die Redaktion.<br />

Ist Sicherheit messbar oder nicht?<br />

<strong>eb</strong> 2/2013 Seite 78, Leserforum „Sicher oder zuverlässig?“<br />

Der Satz „‚Sicherheit’ bedeutet die Sicherheit von<br />

Personen vor den Folgen eines Versagens einer technischen<br />

Einrichtung und ist damit nicht messbar und<br />

auch nicht zu verbessern.“ stellt 20 Jahre erfolgreiches<br />

intensives Bemühen um die europäische Interoperabilität<br />

auf Basis der Sicherheitsüberlegungen in<br />

Frage und kann so nicht stehen bleiben.<br />

Es gilt<br />

• DIN EN 50126; VDE 0115-103:2000-03:2000-03<br />

„<strong>Bahn</strong>anwendungen – Spezifikation und Nachweis<br />

der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit,<br />

Sicherheit (RAMS); Deutsche Fassung<br />

EN 50126:1999“<br />

Die hierin stehenden Definitionen<br />

• Sicherheit: Das Nichtvorhandensein eines unzulässigen<br />

Schadensrisikos<br />

• Risiko: Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer<br />

Gefahr, die einen Schaden verursacht, sowie<br />

der Schweregrad des Schadens<br />

machen Sinn und nur so kann das europäische <strong>Bahn</strong>system<br />

vernünftig weiterentwickelt werden. Besonders<br />

der zweite Aspekt Schweregrad des Schadens ist<br />

in der Vergangenheit zu wenig beachtet worden,<br />

nicht nur in Deutschland.<br />

Sicherheit ist also grundsätzlich berechenbar, in<br />

den Grenzen statistischer Unschärfen sogar quantifizierbar<br />

und lässt sich somit auch erhöhen. Ohne<br />

diese Hilfsmittel wäre der europäischen Interoperabilität<br />

die Basis entzogen. Wenn dies nicht beachtet<br />

wird, führt das zu endlosen nutzlosen Diskussionen<br />

wie wir sie leider an vielen Stellen erl<strong>eb</strong>en und auch<br />

zu den beklagenswerten Verzögerungen beim Einführen<br />

von Neuentwicklungen.<br />

Die ökologisch dringend notwendige Zunahme<br />

des Marktanteils der Schiene erfordert es, zeitgemäße<br />

Sicherheitsmethoden zu beachten wie sie in<br />

DIN EN 50126 festgelegt sind.<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht, Berlin<br />

Italienverkehr vor 50 Jahren<br />

<strong>eb</strong> 2/2013 Seiten 109 ff. „<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

im Jahre 1963“<br />

Nach meiner Erinnerung war der Italienverkehr<br />

in früheren Jahrzehnten im Winterfahrplan generell<br />

einigermassen pünktlich. Nur im Sommer gab es<br />

chronische Verspätungen.<br />

Den Einsatz der RAe TEE kann ich aus eigener<br />

Sicht nur für die Jahre 1970 bis 1975 beurteilen. Die<br />

Kurzwende des TEE Ticino von 12:15 auf 12:40 Uhr<br />

in Zürich HB verlief recht pünktlich. Entscheidend<br />

scheint mir aber: Der in Bild 7 wiedergeg<strong>eb</strong>ene Einsatzplan<br />

mit den Kurzwenden Ticino auf Ticino in<br />

Zürich HB und Ticino auf Gottardo in Milano C galt<br />

in seinen Grundzügen mehr als 20 Jahre. Wenn er<br />

nicht mehrheitlich pünklich gefahren worden wäre,<br />

hätte er damals diese lange Zeit sicher nicht überdauert.<br />

Zur Fahrzeit ist beachten, dass die TEE den Grenzbahnhof<br />

Chiasso damals ohne Halt durchfuhren,<br />

und zwar selbst bei Doppelzügen. Die Systemumschaltung<br />

des zweiten Zuges führte der Bordmechaniker<br />

aus, Führerwechsel war in Como SG. Nach<br />

der Einführung des Zugsicherungssystems ZUB, das<br />

keine Inbetri<strong>eb</strong>nahme während der Fahrt zulässt, haben<br />

die SBB diesen Vorteil verschenkt.<br />

Walter von Andrian, Luzern<br />

Stromschiene versus Oberleitung<br />

<strong>eb</strong> 3/2013 Seite 211 „Historische S-<strong>Bahn</strong> Berlin ...“<br />

Zur Bildunterschrift ist richtig zu stellen, dass<br />

das ursprüngliche Gattungszeichen für die Berliner<br />

Stromschienen-Tri<strong>eb</strong>wagen „esT“ hieß und nicht<br />

„elT“. Allerdings ging das auch zu Reichsbahnzeiten<br />

manchmal durcheinander, wie man in dem Umnummerungsplan<br />

1939/1940 des Reichsbahn-Zentralamtes<br />

(RZA) sehen kann, der auch für die neuen Gleichstromtri<strong>eb</strong>wagen<br />

der Hamburger S-<strong>Bahn</strong> nur „elT“<br />

kannte. Aus der Beiwagennummer 6401 ist wohl<br />

durch einen Zahlendreher eine Tri<strong>eb</strong>wagennummer<br />

4601 geworden.<br />

Matthias Hiller, Berlin<br />

222 111 (2013) Heft 4


Forum Fokus<br />

Sorgfalt in <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

<strong>eb</strong> 3/2013 Seiten 186–195 „Carbon contact strip<br />

materials – ...“ und Seiten 196–204 „Feststoffisolierte<br />

Schaltanlage ...“<br />

Die Zeitschrift <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> hat sich bisher<br />

bei den meisten veröffentlichten Beiträgen durch<br />

kompromisslos sorgfältiges Recherchieren und Redigieren<br />

ausgezeichnet. Leider ist im Heft 3/2013<br />

hiergegen auf das Heftigste verstoßen worden,<br />

und zwar gleich in zwei aufeinanderfolgenden Aufsätzen.<br />

Grundsätzlich erscheint es bei Elektrifizierungskarten<br />

für Europa unangemessen, dort immer noch<br />

nur die „Main voltages“, also die historischen Fahrleitungsspannungen<br />

darzustellen, nachdem sich seit<br />

mehr oder weniger vielen Jahren in fast allen Ländern<br />

mit DC-Netzen auch Hochleistungsstrecken<br />

mit 1 AC 25 kV 50 Hz vorfinden. Einige Beispiele sind<br />

in den Niederlanden die Betuwe-Route, in Belgien<br />

Schnellfahrstrecken (SFS) von der französischen und<br />

der deutschen Grenze nach Brüssel und nach Lüttich,<br />

in Frankreich die LGV (Paris –) Lyon – Marseille,<br />

in Spanien die SFS Madrid – Sevilla und Madrid –<br />

Barcelona sowie in Italien die SFS Mailand – FLorenz<br />

– Rom – Neapel. Alle diese hoch belasteten Neubaustrecken<br />

mögen zwar bei den Streckenlängen<br />

nur relativ geringe Anteile der elektrifizierten Netze<br />

ausmachen, jedoch ist es nicht mehr zeitgemäß, sie<br />

völlig zu ignorieren.<br />

Auf der Insel Korsika gibt es dagegen überhaupt keine<br />

elektrifizierte Strecke.<br />

Griechenland<br />

Weder auf dem Pelepones noch auf der Insel Kreta<br />

gibt es eine elektrifizierte Strecke.<br />

Großbritannien<br />

Mit Ausnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />

von London zum Ärmelkanaltunnel sind sämtliche<br />

Eisenbahnstrecken in Südengland nicht mit<br />

1 AC 25 kV 50 Hz elektrifiziert, sondern mit DC 750 V<br />

und Stromschienen.<br />

Insel Irland<br />

In Nordirland gibt es keine elektrifizierte Strecke. Die<br />

Republik Irland ist grau markiert, jedoch fehlt diese<br />

Farbe mit ihrer Deutung in der Bildlegende, hier<br />

gibt es im Raum Dublin kurze Vorortstrecken mit<br />

DC 1,5 kV.<br />

Italien<br />

N<strong>eb</strong>en den oben genannten neuen SFS ist die erste<br />

Direttissima FLorenz – Rom inzwischen von DC 3 kV<br />

auf 1 AC 25 kV 50 Hz umgestellt worden. Auf Sardinien<br />

gibt es keinen elektrischen Betri<strong>eb</strong>.<br />

Anzeige<br />

zu Seite 186 Figure 1: Electrification systems in<br />

Europe<br />

Hierzu sind, in alphabetischer Reihenfolge der Länder,<br />

folgende Korrekturen zu notieren, die teilweise<br />

auch gleich für die beiden nachfolgenden Bilder<br />

gelten:<br />

Balkan<br />

Da die Darstellung nicht auf EU-Mitgliedsstaaten beschränkt<br />

sein soll, ist unverständlich warum alle Länder<br />

zwischen Serbien und Griechenland nicht mit<br />

erfasst sind.<br />

Frankreich<br />

Auch außerhalb der Schnellfahrstrecken (SFS) Paris<br />

– Tours und (Paris –) Lyon – Marseille sind keineswegs<br />

alle südlich der Linien Paris – Nantes und Paris<br />

– Genève liegenden Eisenbahnstrecken DC 1,5 kV<br />

elektrifiziert, sondern auch weitere, teils durchaus<br />

längere Strecken mit 1 AC 25 kV 50 Hz:<br />

• (Moret –) Montargis – Saincaize – Clermont-<br />

Ferrand<br />

• Bourges – Saincaize<br />

• östlich von Lyon fünf Strecken oder -abschnitte<br />

in Savoyen<br />

• Marseille – Nice – Ventimiglia<br />

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35452 Heuchelheim ¬ Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641 608 0<br />

Schunk <strong>Bahn</strong>- und Industrietechnik GmbH<br />

35435 Wettenberg ¬ Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641 803 0<br />

Schunk <strong>Bahn</strong>- und Industrietechnik GmbH<br />

5101 Bergheim bei Salzburg ¬ Österreich<br />

Tel.: +43 662 459200<br />

Hoffmann & Co., Elektrokohle AG<br />

4523 Steeg ¬ Österreich<br />

Tel.: +43 61354000<br />

111 (2013) Heft 4<br />

223


Fokus Forum<br />

zu Seite 186 Figure 2: Pantograph lengths in<br />

Europe<br />

Weder in der Bildlegende noch bei den Ländern ist<br />

ein Unterschied zwischen 1 600 mm und 1 800 mm<br />

erkennbar, und es fehlt eine Erklärung der Abkürzungen<br />

B2 bis B7 und EP.<br />

Stromabnehmerwippen haben entweder Auflaufhörner<br />

aus Metall (Am) oder solche aus Kunststoff<br />

(Ak).<br />

Baltikum<br />

Die drei Länder sind rot markiert, jedoch fehlt diese<br />

Farbe mit ihrer Deutung in der Bildlegende.<br />

Frankreich<br />

Für das Gesamtnetz ist dargestellt, dass Stromabnehmer<br />

mit 1 450 mm Wippenlänge mit isolierten<br />

Auflaufhörnern (1 450/Ak) verwendet würden. Das<br />

stimmt nicht, vielmehr gelten für die Stromabnehmer<br />

der SNCF-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge heute folgende Maße:<br />

• 1 950/Am für DC 1,5 kV<br />

• 1 600/Ak für 1 AC 25 kV 50 Hz<br />

Letzteres Maß gilt bei Zweistromlokomotiven auch<br />

für DC 1,5 kV, die damit jedoch Strecken mit windschiefer<br />

Oberleitung der ehemaligen Chemins de fer<br />

du Midi nicht befahren dürfen. Nur die DB-Zweifrequenzlokomotiven<br />

haben für 1 AC 25 kV 50 Hz weiterhin<br />

Wippen 1 450/Am.<br />

Schweiz<br />

Für das Gesamtnetz ist dasselbe dargestellt wie für<br />

Frankreich, was gleichfalls nicht stimmt. Vielmehr<br />

sind bei den Stromabnehmern der mit 1 AC 15 kV<br />

16 2 /3 Hz elektrifizierten Normalspurbahnen der<br />

Schweiz wahlweise Wippen 1 450/Ak oder 1 320/Am<br />

aufg<strong>eb</strong>aut.<br />

zu Seite 187 Figure 3: Use of pantograph strip material<br />

in Europe<br />

Italien<br />

Die Stromabnehmer aller FS-Lokomotiven für DC<br />

3 kV sind nicht mit imprägnierten Kohleschleifleisten,<br />

sondern mit Metallschleifleisten bestückt.<br />

zu Seite 197 Bild 1: <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgungssysteme<br />

in Europa<br />

Frankreich, Irland und Italien<br />

Hierzu gilt das oben Gesagte.<br />

Großbritannien<br />

Südengland ist nicht mit DC 1,2 kV elektrifiziert, sondern<br />

mit DC 750 V und Stromschienen.<br />

Spanien<br />

Im Baskenland ist der elektrische Betri<strong>eb</strong> mit DC<br />

1,5 kV längst auf DC 3 kV umgestellt. Auf den drei<br />

Baleareninseln gibt es keine <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> mit DC 3 kV.<br />

Tschechien und Slowakei<br />

Die Strecken werde n nicht einheitlich mit DC 3 kV<br />

oder mit 1 AC 25 kV 50 Hz betri<strong>eb</strong>en, sondern in beiden<br />

Ländern auch teilweise mit der jeweils anderen<br />

Spannung.<br />

Zum Gesamtbild dieser Qualität ist nur noch zu notieren,<br />

dass das Kaspische Meer kein Teil des Mittelmeeres<br />

ist und dass weder Balkanländer von der Adria<br />

noch das ehemalige Ostpreußen bislang von der<br />

Ostsee überschwemmt sind.<br />

Georg Schwach, Villingen-Schwenningen<br />

Kosten und Rohstoffbedarf der<br />

Elektrotraktion<br />

<strong>eb</strong> 1/2013 Seiten 24–26 „<strong>Bahn</strong>elektrifizierung ...“<br />

Zweifellos trägt elektrischer <strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong> mit regenerativer<br />

Energie zum Klima- und Umweltschutz bei.<br />

Streckenelektrifizierungen sind jedoch im Verhältnis<br />

zum Energi<strong>eb</strong>edarf und somit zum CO 2<br />

-Minderungspotenzial<br />

teuer. Ein Maßstab für die Kosteneffizienz<br />

von Klimaschutzmaßnahmen sind zum Beispiel die<br />

CO 2<br />

-Vermeidungskosten, die bei Windparks geringer<br />

sind. Ein großer Teil der Elektrifizierungskosten<br />

entfällt auf die Metalle Kupfer, Aluminium und Stahl.<br />

Die Vorräte dieser Rohstoffe sind begrenzt – die statische<br />

Reichweite von Kupfer wird derzeit mit nur noch<br />

rund 30 Jahren beziffert – bei zugleich steigendem<br />

Bedarf. Der zunehmende Kupferdi<strong>eb</strong>stahl bei europäischen<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> beweist die Verknappung und Verteuerung<br />

dieses Metalls, das sowohl für die Energiewende<br />

als auch für Elektrifizierungen unersetzbar ist<br />

und in großen Mengen benötigt wird. Das zwingt zu<br />

sparsamem Umgang und zu einer sinnvollen Einsatz-<br />

Rangfolge. In der Oberleitung dient Kupfer nur zur<br />

Energieverteilung, hingegen in Windkraftanlagen zur<br />

-bereitstellung. Letztere ist in der Rohstoffeinsatz-<br />

Rangfolge eindeutig wichtiger. Zudem verbraucht<br />

der Oberleitungsbetri<strong>eb</strong> nennenswerte Kupfermengen<br />

durch den Fahrdrahtabri<strong>eb</strong>. Deshalb stellt sich<br />

die Frage, ob die kupferabhängige Elektrotraktion auf<br />

Dauer die richtige Alternative zur erdölabhängigen<br />

Dieseltraktion ist. Im Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> entfällt der Kupferbedarf<br />

und -verbrauch des Oberleitungsbetri<strong>eb</strong>s.<br />

Auch netztechnisch ist Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> prinzipiell besser<br />

mit dem Umbau der Energieversorgung vereinbar.<br />

Viel Batterietraktion unter dem Fahrdraht erhöht<br />

aber die Gesamtkosten und ähnelt darin der vielen<br />

Dieseltraktion unter dem Fahrdraht.<br />

Mathias Schäfer, Köln<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwahrend<br />

zu kürzen<br />

224 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />

<strong>Bahn</strong> im Jahre 2012 im Inland und in<br />

Mitteleuropa<br />

Die Entwicklung der Weltwirtschaft und damit des Welthandels ha t im Jahresverlauf 2012 weiter an<br />

Dynamik verloren. Dämpfend wirkte dabei vor allem die ungelöste Schuldenkrise im Euro-Raum. Die<br />

Verkehrsleistung auf dem Personenverkehrsmarkt in Deutschland bli<strong>eb</strong> etwa um 1 % unter dem Vorjahresniveau.<br />

Lediglich der Schienenpersonenverkehr konnte ein Nachfragewachstum erzielen. Die<br />

Rahmenbedingungen für den Güterverkehr in Deutschland waren negativ. Die Verkehrsleistung ging<br />

um fast 2 % und im Schienengüterverkehr um rund 3 % zurück.<br />

Investitionen der DB Netz erfolgten in die bestehende Infrastruktur sowie in Neu- und Ausbaustrecken.<br />

Sie dienen der Erhaltung und Erneuerung der Infrastruktur bei gleichzeitiger Einführung neuer<br />

Technologien. Für das prognostizierte Güterverkehrswachstum sollen in den kommenden Jahren<br />

ausreichende Netzkapazitäten ang<strong>eb</strong>oten werden können.<br />

Im Bereich der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung werden ausgewählte elektrotechnische Anlagen erneuert.<br />

Das Netzleitsystem der Hauptschaltleitung wird ersetzt und mit neuen Funktionen in den Optimierungstools<br />

der Netzbetri<strong>eb</strong>sführung ergänzt.<br />

Die DB Systemtechnik bietet auf dem nationalen und internationalen Markt Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

und Firmen der <strong>Bahn</strong>industrie eisenbahntechnisches Spezial-Know-how an.<br />

ELECTRICAL SERVICE BY DEUTSCHE BAHN IN 2012 AT HOME AND IN CENTRAL EUROPE<br />

The development of the world economy and thus world trade continued to lose momentum in<br />

2012. The main dampening factor was the unsolved d<strong>eb</strong>t crisis in the Euro zone. In Germany, the<br />

passenger transport services remained approx. 1 % below last year‘s level. Only the demand for rail<br />

passenger traffic showed some growth. The framework conditions for goods traffic were negative<br />

for Germany. The traffic power decreased about nearly 2 % and in the rail goods traffic by about 3 %.<br />

The investments made by DB Netz regarded the existing infrastructure as well as new and extended<br />

rail sections. They served the preservation and renewal of the infrastructure and the simultaneous<br />

introduction of new technologies. In order to achieve the predicted goods traffic growth, sufficient<br />

network capacities are planned to be provided in the years to come.<br />

In the field of rail power supply, selected electro-technical installations will be renewed. The network<br />

control system of the main system control centre will be replaced and receives new functions<br />

in the network operation control optimising tools.<br />

In national and international markets, DB Systemtechnik offers railway transport companies and rail<br />

industry businesses special railway know-how packages.<br />

LA TRACTION ÉLECTRIQUE À LA DEUTSCHE BAHN EN 2012 EN ALLEMAGNE ET EN EUROPE CENTRALE<br />

Le développement de l’économie mondiale et du commerce international en corollaire a continué<br />

de perdre en dynamique pendant l’année 2012. Le ralentissement est dû en premier lieu à la crise<br />

de la dette non résolue dans la zone euro. Les prestations de transport sur le marché des transports<br />

voyageurs en Allemagne sont restées inférieures de près de 1 % au niveau de l’année précédente.<br />

Seul le transport voyageurs sur rail a pu réaliser une croissance de la demande. Les conditions générales<br />

du transport marchandises en Allemagne ont été négatives. Les prestations de transport ont<br />

régressé de presque 2 %, et de près de 3 % en ce qui concerne le transport marchandises sur rail.<br />

Les investissements de DB Netz (réseau) ont été réalisés sur l’infrastructure existante ainsi que dans<br />

la construction de LGV et l’adaptation à la grande vitesse. Ils permettent le maintien et le renouvellement<br />

de l’infrastructure allant de pair avec l’introduction de nouvelles technologies. Dans les<br />

années à venir, le réseau ferré devra disposer de capacités suffisantes pour absorber une croissance<br />

annoncée du transport marchandises.<br />

Dans le domaine de l’alimentation électrique, des installations électrotechniques choisies sont en<br />

cours de rénovation. Le système de contrôle de la centrale de commande du réseau est remplacé<br />

et complété avec de nouvelles fonctions dans les outils d’optimisation de l’exploitation du réseau.<br />

La filiale DB Systemtechnik propose quant à elle sur le marché national et international un savoirfaire<br />

spécifique en matière de technologie ferroviaire aux entreprises de transport ferroviaires et à<br />

l’industrie ferroviaire.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

225


Betri<strong>eb</strong><br />

1 Einführung<br />

Eine langjährige Tradition der Zeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> besteht darin, dass zum jeweils abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr über die Entwicklung und die Durchführung<br />

des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s bei der Deutschen<br />

<strong>Bahn</strong> AG (DB) berichtet wird. Die folgenden Ausführungen<br />

entsprechen diesem Anliegen. Nachdem allerdings<br />

die DB ihren Geschäftsbetri<strong>eb</strong> in den letzten<br />

Jahren weit über die Grenzen hinweg ausgedehnt und<br />

wie selbstverständlich weltweit organisiert hat, muss<br />

sich der Bericht auf den Bereich der Bundesrepublik<br />

Deutschland begrenzen. Die globalen Aktivitäten der<br />

DB wären zu geg<strong>eb</strong>ener Zeit ergänzend darzustellen.<br />

Unterschiedlichste Unternehmen am Markt bestimmen<br />

zwar mit ihren Aktivitäten in der Wirtschaft<br />

naturgemäß auch Randbedingungen und Entwicklungsrichtungen;<br />

jedoch müssen sie sich auf diese<br />

fortwährend neu einstellen mit dem Ziel, mögliche<br />

Chancen zu nutzen, oft auf dem Wege der Anpassung<br />

der Unternehmensstruktur.<br />

Die Struktur der DB für den Bereich dieses Berichtes<br />

gliedert sich einerseits in nachgeordnete Gesellschaften<br />

und andererseits in neun Geschäftsfelder wie folgt:<br />

Die Geschäftsfelder DB <strong>Bahn</strong> Fernverkehr, DB<br />

<strong>Bahn</strong> Regio, DB Arriva, DB Schenker Rail, DB Schenker<br />

Logistics und DB Dienstleistungen sind unter der<br />

Führung der DB Mobility Logistics AG (DB ML), einer<br />

100-prozentigen Tochtergesellschaft der DB, g<strong>eb</strong>ündelt<br />

und werden dort geführt.<br />

Die übrigen drei Geschäftsfelder DB Netze Fahrweg,<br />

DB Netze Personenbahnhöfe und DB Netze Energie<br />

führt die DB direkt. In der Konzernstruktur des DB-Konzerns<br />

haben die DB und die DB ML beide die Funktion<br />

einer konzernleitenden Managementholding.<br />

2 Wirtschaft und Verkehr<br />

(gemäß Datenstand vom 07. F<strong>eb</strong>ruar 2013)<br />

2.1 Gesamtwirtschaft<br />

Die Entwicklung der Weltwirtschaft hat im Jahresverlauf<br />

2012 weiter an Dynamik verloren. Nachdem im<br />

Vorjahr ein Anstieg um 2,7 % zu verzeichnen war,<br />

legte die globale Konjunktur noch um etwa 2 %<br />

zu. Dämpfend wirkte dabei vor allem die ungelöste<br />

Schuldenkrise im Euro-Raum, die über die europäischen<br />

Grenzen hinaus zu einer hohen Verunsicherung<br />

der Konsumenten und Produzenten führte. Der<br />

Welthandel, der bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />

2011 spürbar an Dynamik verloren hatte, konnte<br />

nicht mehr stärker zulegen als die Weltwirtschaft. Mit<br />

einem Plus von nur noch etwa 2 % hat er sich zum<br />

zweiten Mal in Folge mehr als halbiert.<br />

Eine Wachstumsabschwächung verzeichneten auch<br />

die sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelnden<br />

asiatischen Schwellenländer, allen voran<br />

China. Im weltweiten Vergleich fiel das Wachstum in<br />

diesen Ländern aber nach wie vor überdurchschnittlich<br />

aus und sie unterstrichen erneut ihre zunehmende<br />

Bedeutung für die globale Konjunktur. Während das<br />

moderate Wachstum in den USA noch stabilisierend<br />

auf die Entwicklung der Weltwirtschaft wirkte, gingen<br />

von der Stagnation in Europa kaum Impulse aus. Das<br />

Ausmaß der Beeinträchtigung der Staatsschulden- und<br />

Vertrauenskrise fiel dabei aber zwischen den einzelnen<br />

europäischen Staaten unterschiedlich aus. In Osteuropa<br />

legte die Wirtschaft insgesamt noch um etwa 2 % zu.<br />

Während Länder wie Russland und Polen eine robuste<br />

Entwicklung aufwiesen, konnte in anderen Staaten dieser<br />

Region das Vorjahresniveau kaum oder nicht mehr<br />

überschritten werden. Das gilt auch für Westeuropa beziehungsweise<br />

den Euro-Raum, wo das Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) insgesamt um etwa 0,5 % zurückging.<br />

N<strong>eb</strong>en dem in der Rezession verharrenden Griechenland<br />

wiesen 2012 mit Italien, Spanien und Portugal vor<br />

allem die Länder der südlichen Peripherie eine negative<br />

Entwicklung auf. Hierbei haben die Konsolidierungsprogramme<br />

des Staatssektors die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>eb</strong>enso eingetrübt wie die das Konsumklima<br />

belastenden, weiter gestiegenen Arbeitslosenzahlen.<br />

Aber auch in Ländern wie Frankreich, Großbritannien<br />

und den Niederlanden konnte die Wirtschaft nicht<br />

wachsen beziehungsweise ging sogar zurück. Eine der<br />

wenigen Ausnahmen war Deutschland, wo im europäischen<br />

Vergleich noch ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum verzeichnet wurde. Bei einem nur moderaten<br />

BIP-Anstieg um 0,7 % waren aber auch hier im<br />

Jahresverlauf die dämpfenden Auswirkungen der Krise<br />

in der Euro-Zone nicht mehr zu verkennen. Unerwartet<br />

deutlich wurde das Wachstum vor allem vom Außenhandel<br />

gestützt. Die sich abgeschwächten Ausfuhren in<br />

den Euro-Raum konnte dabei durch erhöhte Exporte in<br />

die Länder außerhalb der EU kompensiert werden. Die<br />

Entwicklung der Binnennachfrage verlief uneinheitlich.<br />

Während die Konsumausgaben der privaten Haushalte<br />

und des Staates um 0,6 % beziehungsweise 1,4 % ausgeweitet<br />

wurden, gingen die Bruttoanlageinvestitionen<br />

zurück. Mit –4,8 % ließ dabei die Dynamik bei den<br />

Ausrüstungsinvestitionen überdurchschnittlich nach.<br />

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland<br />

zeigte sich robust. Trotz der im Jahresverlauf spürbar<br />

nachgelassenen Dynamik hat die Beschäftigung im<br />

Gesamtjahr 2012 ein Rekordniveau erreicht und die Arbeitslosigkeit<br />

ging jahresdurchschnittlich weiter zurück.<br />

2.2 Personenverkehr in Deutschland<br />

Bei überwiegend positiven Impulsen aus dem konjunkturellen<br />

Umfeld durch insbesondere höhere Erwerbstätigenzahlen<br />

und einem bei einer Inflationsrate<br />

226 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

von 2,0 % moderaten Anstieg der verfügbaren Realeinkommen<br />

bli<strong>eb</strong> die Verkehrsleistung auf dem Personenverkehrsmarkt<br />

in Deutschland, also motorisierter<br />

Individualverkehr (MIV), Schiene, öffentlicher Straßenpersonenverkehr<br />

(ÖSPV) und innerdeutscher Luftverkehr,<br />

nach ersten Berechnungen um gut 1 % unter dem<br />

Vorjahresniveau. Hierbei konnte lediglich der Schienenpersonenverkehr<br />

ein Nachfragewachstum erzielen und<br />

seine Marktposition entsprechend verbessern.<br />

Zurückzuführen ist die rückläufige Gesamtmarktentwicklung<br />

vor allem auf den mit einem Anteil von<br />

rund 84 % dominierenden MIV, der, nach dem kräftigen<br />

Anstieg im Jahr 2011, seinen Wachstumspfad<br />

nicht fortsetzen konnte. Vor allem g<strong>eb</strong>remst durch<br />

einen negativen Basiseffekt nach dem milden Vorjahreswinter<br />

und die nominal um 5,7 % erneut gestiegenen<br />

Kraftstoffpreise, die damit nach Angaben des<br />

ADAC einen historischen Höchstwert erreicht haben,<br />

ging die Verkehrsleistung um etwa 1,5 % zurück.<br />

Der Schienenpersonenverkehr, der im Jahr 2011<br />

moderat um rund 1 % zugelegt hatte, profitierte n<strong>eb</strong>en<br />

den Konjunkturimpulsen aus Arbeitsmarkt- und<br />

Einkommensverbesserungen sowie den weiter angestiegenen<br />

Kraftstoffpreisen auch von positiven Einmaleffekten.<br />

So trugen zum Beispiel die zahlreichen Streiks<br />

im Luftverkehr und der Wegfall von Großbaumaßnahmen<br />

im Schienennetz beziehungsweise daraus resultierende<br />

Verbesserungen in der Infrastruktur und beim<br />

Fahrplanang<strong>eb</strong>ot deutlich zum kräftigen Anstieg der<br />

Verkehrsleistung im Jahr 2012 um fast 4 % bei.<br />

Die Entwicklung im ÖSPV, zu dem die Busse,<br />

Straßen- und Untergrundbahnen gehören, wurde<br />

im Jahr 2012 auch weiterhin von den rückläufigen<br />

Schüler- und Auszubildendenzahlen belastet. Die für<br />

den Linien- und den Gelegenheitsverkehr insgesamt<br />

positiven Konjunkturimpulse reichten nicht aus, die<br />

dämpfenden Effekte aus der demografischen Entwicklung<br />

zu kompensieren. Die Nachfrage bli<strong>eb</strong> um<br />

gut 1,5 % hinter dem Vorjahresniveau zurück.<br />

Beim innerdeutschen Luftverkehr hat sich der bereits<br />

2011 mit –0,4 % gezeigte Leistungsrückgang im<br />

Jahr 2012 weiter verstärkt. N<strong>eb</strong>en dem dämpfenden<br />

Einfluss der Streiks im F<strong>eb</strong>ruar, August und September<br />

ist die schwächere Nachfrage insbesondere auf die<br />

vorgenommenen Strukturanpassungen bei den Fluggesellschaften<br />

zurückzuführen. In Folge des zugenommenen<br />

Kostendrucks durch weiter angestiegene Kerosinpreise,<br />

der 2011 eingeführten Luftverkehrsabgabe<br />

und der Emissionszertifikate wurde das Ang<strong>eb</strong>ot teilweise<br />

ausgedünnt, was die Leistungsentwicklung spürbar<br />

beeinträchtigte. Im Gesamtjahr bli<strong>eb</strong> die Nachfrage<br />

um etwa 3 % hinter dem Vorjahresniveau zurück.<br />

2.3 Güterverkehr in Deutschland<br />

Während sich das personenverkehrsrelevante Umfeld<br />

trotz der gesamtwirtschaftlichen Abschwächung im<br />

Jahresverlauf noch nahezu unbeeindruckt zeigte, waren<br />

die Rahmenbedingungen für den Güterverkehr in<br />

Deutschland negativ. Zwar konnten die Warenausfuhren<br />

aufgrund der Lieferungen in die Länder außerhalb<br />

der EU noch moderat zulegen, die Wareneinfuhren<br />

entwickelten sich aber schwach. Entsprechend ließ<br />

auch die Dynamik im verarbeitenden Gewerbe deutlich<br />

nach. Nachdem die Auftragseingänge bereits Ende<br />

2011 zurückgingen, bli<strong>eb</strong> auch die Produktion ab April<br />

unter dem Vorjahresniveau. Trotz eines moderaten<br />

Anstiegs im Automobil- und Maschinenbau ging die<br />

Gesamtproduktion des verarbeitenden Gewerbes im<br />

Jahr 2012 um knapp 1 % zurück. Die für die Binnenschifffahrt<br />

und vor allem den Schienengüterverkehr<br />

bedeutende Rohstahlproduktion lag sogar um 3,7 %<br />

unter dem Vorjahresniveau. In diesem Umfeld hat die<br />

sich bereits im Schlussquartal 2011 gezeigte schwache<br />

Entwicklung der Transportnachfrage im Jahr 2012 weiter<br />

spürbar an Dynamik verloren. Die Verkehrsleistung<br />

ging nach vorläufigen Erg<strong>eb</strong>nissen um fast 2 % zurück.<br />

Gekennzeichnet war der Markt n<strong>eb</strong>en der schwachen<br />

Konjunktur von weiter gestiegenen Kosten und einer<br />

hohen inter- und intramodalen Wettbewerbsintensität.<br />

Vor diesem Hintergrund bli<strong>eb</strong> die Nachfrage im<br />

Schienengüterverkehr um rund 3 % und die Lkw-<br />

Leistung um etwa 2,5 % unter dem Vorjahresniveau.<br />

Lediglich die Binnenschifffahrt konnte aufgrund positiver<br />

Basiseffekte nach der stark rückläufigen Entwicklung<br />

im Jahr 2011 einen kräftigen Leistungsanstieg<br />

um etwa 5,0 % verzeichnen und die 2011 verlorenen<br />

Marktanteile teilweise zurückgewinnen.<br />

Im Schienengüterverkehr hat sich die im letzten<br />

Quartal 2011 gezeigte schwache Entwicklung bis<br />

zum dritten Quartal 2012 kontinuierlich verschlechtert.<br />

Erst in den letzten drei Monaten konnte der<br />

Rückgang aufgrund des positiven Basiseffekts nach<br />

dem bereits schwachen Schlussquartal des Vorjahres<br />

etwas abg<strong>eb</strong>remst werden. Während in einzelnen<br />

Branchen wie zum Beispiel bei den Transporten von<br />

Kohlen und Nahrungs-/Genussmitteln das Vorjahresniveau<br />

noch überschritten wurde, gab es vor allem<br />

bei den Montanverkehren sowie in der Güterabteilung<br />

Land-/Forstwirtschaft deutliche Rückgänge.<br />

Auch der sich in den vergangenen Jahren als Wachstumsträger<br />

gezeigte Kombinierte Verkehr musste<br />

Einbußen verzeichnen. N<strong>eb</strong>en den negativen Konjunktureffekten<br />

machten sich hierbei auch die teils<br />

massiven Störungen im alpenquerenden Verkehr<br />

durch Bautätigkeiten und Naturereignisse dämpfend<br />

bemerkbar. Im Gesamtjahr 2012 ging die Verkehrsleistung<br />

der Güterbahnen in Deutschland nach<br />

dem starken Vorjahresanstieg um 5,6 % überdurchschnittlich<br />

um etwa 3 % zurück.<br />

Auch im Straßengüterverkehr konnte das Vorjahresniveau<br />

nicht erreicht werden. Während die für den<br />

Lkw-Verkehr wichtigen Baustofftransporte im Jahr<br />

2011 noch deutlich zum starken Gesamtwachstum<br />

von 5,6 % beitrugen, ging die Leistung in diesem Be-<br />

111 (2013) Heft 4<br />

227


Betri<strong>eb</strong><br />

reich im Jahr 2012 spürbar zurück. Auch bei den Konsumgütern<br />

zum kurzfristigen Verbrauch, die <strong>eb</strong>enfalls<br />

einen hohen Anteil am gesamten Lkw-Verkehr haben,<br />

zeigte sich eine schwache Entwicklung. Nach ersten<br />

Hochrechnungen bli<strong>eb</strong> die Verkehrsleistung im gesamten<br />

Lkw-Verkehr im Jahr 2012 um etwa 2,5 % unter<br />

dem Vorjahresniveau. Deutliche Unterschiede zeigten<br />

sich dabei auch weiterhin zwischen den in Deutschland<br />

und den im Ausland zugelassenen Fahrzeugen.<br />

Während die Leistung der deutschen Lkw spürbar<br />

zurückging, konnten die ausländischen Lkw noch ein<br />

moderates Wachstum erreichen. Mit Blick auf die vom<br />

Bundesamt für Güterverkehr ausgewiesene Mautstatistik<br />

waren es wie bereits im Vorjahr auch weiterhin<br />

die Fahrzeuge aus dem (süd-) osteuropäischen Raum,<br />

die den Anstieg getragen haben. Überdurchschnittliche<br />

Wachstumsraten verzeichneten erneut insbesondere<br />

die Lkw aus Rumänien und Bulgarien.<br />

Die negativen Konjunktureffekte hinterließen zwar<br />

auch in der Entwicklung der Binnenschifffahrt ihre Spuren,<br />

konnten jedoch durch positive Basiseffekte deutlich<br />

überkompensiert werden. Zu Beginn des Jahres 2011<br />

war der Rhein auf einer Teilstrecke infolge eines Schiffsunglücks<br />

für mehrere Wochen nicht beziehungsweise<br />

nur eingeschränkt befahrbar, und auch im weiteren<br />

Verlauf war der Schiffsbetri<strong>eb</strong> in Deutschland nahezu<br />

ganzjährig aufgrund von Hoch-/Niedrigwasser zahlreichen<br />

Störungen ausgesetzt. Insgesamt brach die Leistung<br />

2011 um 11,6 % gegenüber dem Vorjahr ein. Vor<br />

diesem Hintergrund und den vergleichsweise moderat<br />

ausgefallenen witterungsbedingten Einschränkungen<br />

ist der im Jahr 2012 erreichte Leistungsanstieg um etwa<br />

5 % zu relativieren. Der mit dem Leistungseinbruch<br />

2011 verzeichnete Marktanteilsverlust konnte dabei<br />

aber trotz der überdurchschnittlichen Entwicklung im<br />

Jahr 2012 nur teilweise wieder ausgeglichen werden.<br />

3 Baumaßnahmen Streckeninfrastruktur<br />

3.1 Übersicht<br />

3.1.1 Organisation<br />

Die DB Netz AG (DB Netz) ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft<br />

der DB und innerhalb des DB-Konzerns<br />

dem Geschäftsfeld DB Netze Fahrweg zugeordnet. Sie<br />

ist für die komplette Infrastruktur des Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>s<br />

verantwortlich. N<strong>eb</strong>en der Steuerung des Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>s<br />

und Instandhaltung der <strong>Bahn</strong>-Infrastruktur<br />

zählen Investitionen in die bestehende Infrastruktur<br />

sowie in Neu- und Ausbaustrecken zu den vorrangigen<br />

Tätigkeitsfeldern. Darüber hinaus erstellt die DB Netz<br />

Fahrpläne und vermarktet Zugtrassen, Anlagen sowie<br />

Dienstleistungen an über 390 Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

aus dem In- und Ausland. Dan<strong>eb</strong>en setzt die<br />

DB Netz auf neue Technologien. Insbesondere die Leitund<br />

Sicherungstechnik wird modernisiert, etwa durch<br />

den Bau Elektronischer Stellwerke (ESTW).<br />

3.1.2 Investitionsvolumen<br />

Im Jahr 2012 flossen rund 4,4 Mrd. EUR in die Erhaltung<br />

und Erneuerung der Infrastruktur. Hierzu gehören<br />

die Investitionen in Ingenieurbauwerke wie<br />

Tunnel und Brücken sowie in die Leit- und Sicherungstechnik.<br />

29 ESTW wurden in Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />

Bei den zahlreichen Brückenerneuerungen war<br />

die Rheinvorland-Brücke bei Worms mit über 900 m<br />

Gesamtlänge und einer größten Stützweite von<br />

118 m eine der größten Maßnahmen.<br />

3.1.3 Finanzierungskreislauf Schiene für den<br />

Ausbau des Schienennetzes<br />

In den Jahren 2012 bis 2015 stellt der Bund rund<br />

1 Mrd. EUR zusätzlich für den Aus- und Neubau von<br />

Schienenstrecken bereit. Die zusätzlichen Mittel sollen<br />

unter anderem für den Ausbau von Teilabschnitten<br />

der Strecken Hanau – Nantenbach und Karlsruhe<br />

– Basel sowie der Zugbildungsanlage Halle (Saale)<br />

Nord eingesetzt werden.<br />

3.1.4 Netzfonds zur Finanzierung von<br />

Infrastrukturinvestitionen<br />

Bis zum Jahr 2017 stehen aus dem Netzfonds rund<br />

150 Mio. EUR für mehr als 60 Einzelmaßnahmen zur<br />

Verfügung. Die Mittel dienen vorwiegend der Kapazitätserweiterung,<br />

der Beseitigung von Engpässen und<br />

der Qualitätsverbesserung. Im Berichtsjahr wurden<br />

mehr als 14 Mio. EUR investiert, beispielsweise für<br />

Kapazitätsausweitungen in Singen, Köln-Eifeltor und<br />

Oberhausen.<br />

3.2 Neubaustrecke Karlsruhe – Basel,<br />

Baufortschritt Katzenbergtunnel<br />

3.2.1 Umfang der Baumaßnahme<br />

Die Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe – Basel ist<br />

in neun Streckenabschnitte unterteilt, die in der<br />

Planung und Realisierung unterschiedlich weit fortgeschritten<br />

sind. Der 17,6 km lange Planfeststellungsabschnitt<br />

9.1 als Teil des Streckenabschnittes<br />

zwischen Buggingen und Basel beginnt im Norden<br />

an der Gemarkungsgrenze von Schliengen/Auggen<br />

und endet im Süden an der Gemarkungsgrenze von<br />

Eimeldingen/Haltingen. Die beiden Neubaugleise<br />

verlaufen weitgehend parallel zur bestehenden<br />

228 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

Rheintalbahn. Ein Teil des Planungsabschnitts ist der<br />

rund 9,4 km lange Katzenbergtunnel.<br />

3.2.2 Rohbauarbeiten<br />

Der Katzenbergtunnel ist das größte Bauwerk der<br />

gesamten Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe – Basel<br />

und ist mit zwei eingleisigen Tunnelröhren ausgeführt,<br />

die in jeweils 500 m Abstand durch 19 Querstollen<br />

miteinander verbunden sind. Der Tunnel<br />

wurde überwiegend im bergmännischen Vortri<strong>eb</strong><br />

in Tübbing-Bauweise erstellt. Im Bereich der beiden<br />

Tunnelportale wurden 286 m Länge im Norden und<br />

115 m im Süden in offener Baugrube g<strong>eb</strong>aut und<br />

anschließend überschüttet. Die Arbeiten am Katzenbergtunnel<br />

begannen im November 2003. Im<br />

Juni 2005 startete die erste Tunnelvortri<strong>eb</strong>smaschine<br />

mit dem Vortri<strong>eb</strong> der östlichen Röhre. Im Oktober<br />

2005 folgte das Andrehen der zweiten Röhre. Die<br />

Tunnelvortri<strong>eb</strong>smaschine war 31 Monate im Einsatz.<br />

Ab Oktober 2010 begann das Verlegen der Festen<br />

Fahrbahn.<br />

Zur Erfüllung der gesetzlichen Bestimmungen<br />

wurde für die Arbeiten im Katzenbergtunnel ein<br />

Rettungskonzept aufgestellt. Danach wird die für<br />

die Rettung bestimmte Röhre für Einsätze der Feuerwehr<br />

ständig freigehalten. Umfang und Anzahl der<br />

gleichzeitigen Aktivitäten in der Arbeitsröhre wurden<br />

begrenzt. Um den geplanten Baufortschritt einzuhalten,<br />

wurde der Zwei- und Dreischichtbetri<strong>eb</strong><br />

eingeführt und ein Tunnelbelegungsplan erstellt, in<br />

dem die Einsätze der beteiligten Firmen dargestellt<br />

sind. Eine Koordinierungsstelle der Projektleitung,<br />

der die Entscheidung über die Reihenfolge und Zeitpunkte<br />

der Einsätze oblag, überwachte die einzelnen<br />

Gewerke.<br />

Ein visueller Bauterminablaufplan wurde fortgeschri<strong>eb</strong>en.<br />

In ihm wurden die Zwangspunkte zum<br />

Beispiel für den Einbau der festen Fahrbahn und der<br />

Schienen bezogen auf die davon abhängigen Gewerke<br />

und der Baufortschritt dargestellt.<br />

Der Katzenbergtunnel wird mit der Oberleitungsbauart<br />

Re 330 ausgerüstet (Bild 1). Da im Regelwerk der<br />

DB hierfür keine Zeichnungen für eingleisige Tunnel<br />

vorhanden sind, entwickelte Balfour Beatty Rail<br />

(BBRail) als ausführende Firma eine modifizierte Ausführung.<br />

Da in Tübbingen keine Ankerschienen integriert<br />

sind, mussten für die Befestigung der Oberleitungskomponenten<br />

die Anschlussbohrungen in den<br />

Dübelgassen, den Bereichen im einzelnen Tübbing,<br />

in denen Bohren möglich ist, genau geplant und mit<br />

Bohrschablonen hergestellt werden. Für Befestigungen<br />

mit Ankern war eine eigene Zulassung erforderlich,<br />

für die mit umfangreichen Unterlagen der Nachweis<br />

zur Nutzung erbracht wurde.<br />

Ab Juli 2010 wurde zur Zulassung von Sonderbauteilen<br />

eine Referenzstrecke errichtet und nach erteilter<br />

Freigabe dieser Teile durch DB Systemtechnik<br />

Bild 1:<br />

Modifizierte Oberleitung Re330 im Katzenbergtunnel (Foto: BBRail).<br />

3.2.3 Oberleitung<br />

Bild 2:<br />

Erdung einer Röhre des Katzenbergtunnels; V1 bis V9 Erdungsverbindungen [1]<br />

(Grafik: BBRail).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

229


Betri<strong>eb</strong><br />

mit der Vormontage der Oberleitungsanlage begonnen.<br />

Im Zuge der Oberleitungsendmontage wurde<br />

eine Kettenwerkslänge mit dem Fahrdraht AC-120<br />

CuMg0,5 ausgerüstet, um dessen Gleichwertigkeit<br />

mit dem Fahrdraht AC-120 CuAg0,1 im Langzeitversuch<br />

nachzuweisen.<br />

3.2.4 Tri<strong>eb</strong>stromrückführung, Potenzialausgleich,<br />

Erdung<br />

Zur Oberleitungsanlage gehören das Kettenwerk<br />

Re330, eine Verstärkungsleitung und ein im Tunnelzenit<br />

geführtes Rückleitungsseil, mit dem der an der<br />

Tunnelaußenseite geführte Prellleiter, die Fahrschienen<br />

und alle zu erdenden Komponenten leitend verbunden<br />

sind (Bild 2).<br />

Bei den Tübbing-Segmenten kann die Bauwerkserdung<br />

nicht durchverbunden werden. Gemäß Erdungskonzept<br />

wurden im Beton der Bankette beidseitig<br />

Steuererder parallel zur Gleisachse verlegt und<br />

zugelassene Gewind<strong>eb</strong>uchsen eing<strong>eb</strong>aut.<br />

Durch das Tunnelbauwerk können nur geringe<br />

Ableitströme ins Erdreich fließen, weshalb hohe<br />

Gleis-Erde-Spannungen an den Tunnelportalen entstehen<br />

können [1], die durch Maßnahmen beim<br />

Trassenaufbau vor den Tunnelportalen ausgeglichen<br />

wurden. Bei der Festen Fahrbahn Typ Bögl ist eine<br />

eigene Erdung des Fahrbelags nicht erforderlich.<br />

Wegen der Ausführung für die Befahrbarkeit der<br />

Gleise mit Kraftfahrzeugen war eine besondere Ausbildung<br />

abnehmbarer Oberflächenelemente zum<br />

Anschluss der Rückleitungsanschlüsse an die Schienen<br />

erforderlich. Desgleichen ist eine Erdung an der<br />

Schiene bei Arbeiten an der Oberleitungsanlage vorgeschri<strong>eb</strong>en.<br />

Abnehmbare Hohlkastenelemente aus<br />

Stahl ermöglichen die Zugänglichkeit der Schiene<br />

(Bild 3).<br />

3.3 Ausbaumaßnahmen für den<br />

Güterverkehr<br />

3.3.1 Oldenburg – Wilhelmshaven zweigleisig<br />

Bild 3:<br />

Feste Fahrbahn;<br />

abnehmbare Oberflächenelemente<br />

für<br />

Anschlüsse der Rückleitung<br />

an die Schiene<br />

(Foto: BBRail).<br />

Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit konnte im Dezember<br />

2012 die bis dahin teilweise nur eingleisige<br />

Strecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven offiziell<br />

durchgehend zweigleisig in Betri<strong>eb</strong> genommen werden.<br />

Zwei eingleisige Abschnitte der 52 km langen<br />

Strecke mit insgesamt 12 km Länge wurden dazu<br />

zweigleisig ausg<strong>eb</strong>aut. Bund und DB investierten<br />

bisher rund 210 Mio. EUR. Zusätzlich zu der Ausrüstung<br />

mit moderner Leit- und Sicherungstechnik<br />

und der Elektrifizierung der ergänzten Gleise waren<br />

im Hinblick auf die künftige Streckenbelastung umfangreiche<br />

Untergrund-Ertüchtigungsmaßnahmen<br />

durchzuführen und stehen noch weiter an.<br />

3.3.2 Maschen – Padborg (Dänemark) für<br />

überlange Güterzüge<br />

Bild 4:<br />

Die Deutsche <strong>Bahn</strong> setzt am 27. November 2012 zum ersten Mal einen 835 m langen Güterzug<br />

von Maschen nach Padborg (Dänemark) ein (Foto: DB/Michael Rauhe).<br />

Ab Fahrplanwechsel im Dezember 2012 können<br />

zwischen Maschen und dem dänischen Grenzbahnhof<br />

Padborg bis zu 835 m lange Güterzüge gefahren<br />

werden (Bild 4). Die DB Netz hat für rund<br />

10 Mio. EUR die dafür erforderlichen Infrastruktur-<br />

Anpassungen auf der 210 km langen Strecke von<br />

Maschen bis Padborg (Dänemark) vorgenommen,<br />

um ausreichende Kapazitäten für das prognostizierte<br />

230 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

Güterverkehrswachstum der kommenden Jahre anbieten<br />

zu können.<br />

Die maximal zugelassene Gesamtlänge von Zügen<br />

im deutschen Streckennetz beträgt 740 m, auf<br />

der Relation zwischen Maschen und Padborg konnten<br />

bisher nur Züge mit maximal 670 m Gesamtlänge<br />

verkehren.<br />

3.3.3 Erneuerung der Zugbildungsanlage<br />

in Halle<br />

Im September 2012 hat die DB Netz begonnen, die<br />

Zugbildungsanlage in Halle (Saale) zu modernisieren.<br />

Bis 2017 wird sie rund 146 Mio. EUR aus Bundesund<br />

Eigenmitteln in die neue Anlage investieren und<br />

so die veraltete Infrastruktur auf dem Gelände des<br />

seit 1889 bestehenden Rangierbahnhofs erneuern.<br />

3.3.4 Sofortprogramm für Seehafen-Hinterlandverkehr<br />

Im Jahr 2008 wurde vom Bundesministerium für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) der<br />

Masterplan Güterverkehr und Logistik zur Förderung<br />

des Logistikstandortes Deutschland erarbeitet. Als Erg<strong>eb</strong>nis<br />

davon wurde das Sofortprogramm Seehafen-<br />

Hinterlandverkehr entwickelt und die Finanzierung<br />

zwischen den Infrastrukturunternehmen und dem<br />

BMVBS vereinbart. Das Programm umfasst 24 Bündel<br />

mit insgesamt über 50 Einzelmaßnahmen, die<br />

im unmittelbaren Einzugsbereich der Seehäfen und<br />

in deren Hinterland zur Steigerung der Streckenkapazität<br />

führen. Hierzu zählen vor allem zusätzliche<br />

Überholgleise und Weichenverbindungen sowie<br />

die Verkürzung von Blockabständen. Das Investitionsvolumen<br />

des Sofortprogramms beträgt über<br />

300 Mio. EUR.<br />

Bis Ende 2012 wurden 37 Teilmaßnahmen und<br />

damit auch 11 Maßnahmenbündel abgeschlossen.<br />

Das Investitionsvolumen im Geschäftsjahr 2012 betrug<br />

rund 46 Mio. EUR. Schwerpunkte in 2012 waren<br />

im Bereich Bremen, auf der Relation Hamburg – Berlin<br />

sowie auf der Magistrale Nürnberg – Passau. Abschließend<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen wurden von den<br />

Maßnahmenbündeln zum Beispiel die verbesserte<br />

Anbindung des Hafens Mannheims sowie die Maßnahmen<br />

der Relation B<strong>eb</strong>ra – Fulda.<br />

Umschlagvolumen von rund 2,1 Mio. Ladeeinheiten<br />

im Berichtsjahr zeigt damit das anhaltend<br />

starke Interesse des Marktes an der Nutzung des<br />

umweltfreundlichen Kombinierten Verkehrs auf<br />

der Schiene. Um dieses nachhaltig zu fördern und<br />

weiteres Mengenwachstum durch Verlagerung<br />

von Verkehren auf die Schiene zu ermöglichen,<br />

gab es 2012 wichtige Meilensteine beim Ausbau<br />

der Terminalinfrastruktur. Im Juli 2012 wurde im<br />

Terminal <strong>München</strong>-Riem das dritte Modul offiziell<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen. In die Erweiterung flossen<br />

rund 25 Mio. EUR. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahmen des dritten<br />

Moduls im Terminal Hamburg-Billwerder sowie<br />

im Terminal Köln-Eifeltor waren im November. In<br />

den Ausbau wurden 27 Mio. EUR beziehungsweise<br />

47 Mio. EUR investiert.<br />

3.3.6 Streckenausbau Knappenrode – Horka –<br />

Grenze<br />

Mit der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung<br />

zum Ausbau der Strecke Knappenrode – Horka<br />

– Grenze Deutschland/Polen (Bild 5) im März<br />

2012 haben das BMVBS und die DB Netz den Startschuss<br />

für ein zentrales Projekt geg<strong>eb</strong>en. Insgesamt<br />

rund 420 Mio. EUR werden in den nächsten Jahren in<br />

den Streckenausbau investiert.<br />

Schwerpunkte der Baumaßnahmen sind der zweigleisige<br />

Streckenausbau und die Streckenelektrifizierung<br />

auf rund 52 km sowie die Ausrüstung mit moderner<br />

Signaltechnik. In Lohsa ist ein Umrichterwerk<br />

zu errichten (Abschnitt 4.1.2).<br />

3.3.7 Mega-Hub Lehrte<br />

Im Juni 2012 haben das BMVBS und die DB Netz die<br />

Finanzierungsvereinbarung für den so genannten<br />

Mega-Hub Lehrte unterzeichnet. Rund 100 Mio. EUR<br />

werden in den nächsten Jahren in die Erweiterung<br />

3.3.5 Erweiterung von Umschlagterminals des<br />

Kombinierten Verkehrs<br />

In den 24 Umschlagterminals der Deutschen Umschlaggesellschaft<br />

Schiene/Straße DUSS mbH<br />

konnte im Geschäftsjahr 2012 das hohe Nachfrageniveau<br />

des Vorjahres stabilisiert werden. Das<br />

Bild 5:<br />

Streckenabschnitt Knappenrode – Horka – Grenze Deutschland/Polen (rot) im<br />

paneuropäischen Verkehrkorridor III (Grafik: DB).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

231


Betri<strong>eb</strong><br />

der Gleisanlagen, drei neue Umschlagkräne sowie<br />

moderne Technik investiert. Ferner entsteht eine leistungsfähige<br />

Sortieranlage. Ende 2015 soll der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong><br />

aufgenommen werden. Mit dem Bau eines<br />

innovativen Schiene-Schiene-Umschlagterminals in<br />

Lehrte werden zusätzliche Kapazitäten für die erwarteten<br />

Zuwächse der Güterverkehrsströme aus den<br />

Häfen geschaffen.<br />

3.3.8 Zweigleisiger Ausbau des Streckenabschnittes<br />

zwischen Igel und Igel West<br />

Die Finanzierungsvereinbarung für den zweigleisigen<br />

Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Igel<br />

und Igel West bei Trier wurde im Juli unterzeichnet.<br />

N<strong>eb</strong>en dem BMVBS und der DB Netz beteiligen<br />

sich auch das Großherzogtum Luxemburg und das<br />

Land Rheinland-Pfalz an der Finanzierung des rund<br />

20 Mio. EUR teuren Vorhabens.<br />

3.3.9 Zweite Ausbaustufe im Knoten<br />

Halle/Leipzig<br />

Im Oktober haben das BMVBS und die DB Netz die<br />

Finanzierungsvereinbarung für die zweite Ausbaustufe<br />

im Knoten Halle/Leipzig unterzeichnet. Insgesamt<br />

rund 252 Mio. EUR investieren die Vertragspartner<br />

in die Erneuerung der Eisenbahninfrastruktur zur<br />

Anbindung der neuen Zugbildungsanlage sowie zur<br />

nördlichen Einbindung der Ausbaustrecke Berlin –<br />

Halle/Leipzig (VDE Nr. 8.3) in den Knoten Halle.<br />

Zusammen mit der im September begonnenen<br />

Modernisierung der Zugbildungsanlage entsteht<br />

im Raum Halle durch den Ausbau des Knotens eine<br />

völlig neue und deutlich leistungsfähigere Schieneninfrastruktur.<br />

Die zweite Ausbaustufe umfasst unter<br />

anderem den Neubau von rund 30 km Gleisen mit<br />

Oberleitungsanlagen und ein neues ESTW. Ab Ende<br />

2015 sollen die neuen Anlagen sukzessive in Betri<strong>eb</strong><br />

gehen.<br />

3.4 Baumaßnahmen für Fern- und<br />

Regionalverkehr 16,7-Hz-Netz<br />

3.4.1 Hildesheim – Groß Gleidingen zweigleisig<br />

Der Ausbau der bislang eingleisigen Strecke von<br />

Hildesheim nach Groß Gleidingen auf zwei Gleise<br />

ist 2012 abgeschlossen worden. Diese Infrastrukturmaßnahme<br />

umfasste unter anderem über 20<br />

Brückenbauwerke, umfangreiche Anlagen der Signaltechnik<br />

mit drei Elektronischen Stellwerken und<br />

schließlich die Oberleitung für das zweite Gleis. Mit<br />

den drei Jahre dauernden Arbeiten mit einem Volumen<br />

von 140 Mio. EUR wurden für den Fern- und<br />

Regionalverkehr zusätzliche Streckenkapazitäten<br />

geschaffen. Dieser auf der Fernverkehrsverbindung<br />

Frankfurt – Berlin liegende 34 km lange Streckenabschnitt<br />

war wegen seiner Eingleisigkeit ein wesentlicher<br />

Zwangspunkt bei der Fahrplangestaltung. Seit<br />

dem Fahrplanwechsel im Dezember 2012 verkürzen<br />

sich im Nahverkehr die Fahrzeiten um bis zu zehn<br />

Minuten, da die teilweise langen Wartezeiten am<br />

<strong>Bahn</strong>steig bis zur Kreuzung mit dem Gegenzug entfallen.<br />

Durch das zweite Gleis werden prinzipiell nur<br />

einminütige Halte zum Ein- und Aussteigen benötigt.<br />

Wegen der Erhöhung der Streckengeschwindigkeit<br />

auf 160 km/h verkürzt sich die Fahrzeit im<br />

Fernverkehr um knapp zwei Minuten.<br />

3.5 Baumaßnahmen S-<strong>Bahn</strong>strecken<br />

Hamburg<br />

Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde auch<br />

in 2012 die Netzinfrastruktur der S-<strong>Bahn</strong> Hamburg<br />

weiter verbessert. So erneuerte die DB Netz unter<br />

anderem Gleise im Hauptbahnhof und im S-<strong>Bahn</strong>hof<br />

Wedel sowie auf den Strecken Sternschanze – Hauptbahnhof<br />

und Hammerbrook – Hauptbahnhof. Ferner<br />

wurde in den Stationsausbau und in die Herstellung<br />

barrierefreier Zugänge investiert, beispielsweise an<br />

den S-<strong>Bahn</strong>höfen Mittlerer Landweg und Poppenbüttel.<br />

Damit sind 74 % der S-<strong>Bahn</strong>stationen barrierefrei.<br />

Ziel ist, in den nächsten Jahren weitere Stationen<br />

barrierefrei auszubauen.<br />

3.6 Umwelt und Sicherheit<br />

3.6.1 Neue Rettungs- und Kranzüge der<br />

DB Netz<br />

Die DB Netz beschafft für 80 Mio. EUR si<strong>eb</strong>en neue<br />

Rettungszüge für die Schnellfahrstrecken Hannover<br />

– Würzburg und Mannheim – Stuttgart. Sie hat<br />

dazu im September mit den Firmen Dräger und Tatravagonka<br />

Verträge über die Lieferung von 36 Aufbauten<br />

für Rettungszüge und 36 Trägerfahrzeugen<br />

unterzeichnet. Diese ersetzen in den nächsten sechs<br />

Jahren sukzessive die seit Anfang der 1990er Jahre<br />

entlang der beiden Schnellfahrstrecken stationierten<br />

sechs Rettungszüge. Der si<strong>eb</strong>te Zug ist als Reserveeinheit<br />

vorgesehen.<br />

Die DB Netz beschafft ferner fünf neue Kranzüge<br />

für die Notfalltechnik. Sie hat dazu im Oktober mit<br />

den Firmen Tatravagonka für die Unterwagen, Gföllner<br />

für die Aufbauten und Kirow für drei Kräne à<br />

160 t und zwei Kräne à 100 t Verträge unterzeichnet.<br />

Die neuen Kranzüge ersetzen in den nächsten sechs<br />

Jahren sukzessive die seit Mitte der 1970er Jahre im<br />

Einsatz befindlichen Züge. Das Investitionsvolumen<br />

beträgt insgesamt rund 60 Mio. EUR.<br />

232 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

3.6.2 Lärmsanierung weiter vorangetri<strong>eb</strong>en<br />

Erklärtes Ziel der DB ist es, mit einem Gesamtkonzept<br />

den Schienenverkehrslärm ausgehend vom<br />

Jahr 2000 bis 2020 zu halbieren. Zentrales Element<br />

hierbei ist das 1999 von der Bundesregierung ins<br />

L<strong>eb</strong>en gerufene Programm Lärmsanierung an bestehenden<br />

Schienenwegen des Bundes, welches im<br />

Berichtsjahr weiter erfolgreich umgesetzt wurde.<br />

So konnten 2012 unter anderem Schallschutzwände<br />

mit einer Länge von rund 55 km fertiggestellt<br />

werden, wodurch sich deren Gesamtlänge auf etwa<br />

442 km erhöhte. Allein im Bereich der Stadt Hamburg<br />

wurden zwölf Lärmschutzwandabschnitte mit<br />

zusammen knapp 7 km und einer Fläche von rund<br />

17 000 m ² installiert. Insgesamt erhielten in 2012<br />

über 2 000 Wohnungen Schallschutzfenster und/<br />

oder Schalldämmlüfter. 2013 sind weitere über<br />

55 km Schallschutzwände und rund 2 500 Wohnungssanierungen<br />

geplant.<br />

3.6.3 Schlussbericht zu innovativen<br />

Lärmschutzmaßnahmen erstellt<br />

Durch die Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm<br />

II der Bundesregierung bekommt der Lärmschutz<br />

bei der <strong>Bahn</strong> eine neue Perspektive. So wurden<br />

zwischen 2009 und 2011 rund 80 Mio. EUR<br />

zusätzlich für die Erprobung innovativer Maßnahmen<br />

eingesetzt. Die DB Netz installierte bundesweit<br />

13 Systeme neuer Technologien in 82 Einzelprojekten.<br />

Ein Fokus des Programms lag auf Strecken im<br />

Rheintal. Mit 13 Mio. EUR wurden beispielsweise im<br />

Mittelrheintal vier unterschiedliche Technologien in<br />

23 Maßnahmen umgesetzt.<br />

Das BMVBS und die DB Netz haben Ende Juni<br />

2012 den Schlussbericht mit den Erg<strong>eb</strong>nissen der<br />

getesteten Technologien zur Lärm- und Erschütterungsminderung<br />

am Fahrweg vorgestellt. Es zeigt<br />

sich, dass ein Großteil der getesteten Technologien<br />

gegenüber Immissionen am Gleis zu deutlichen<br />

Lärmminderungseffekten von bis zu 8 dB verhilft.<br />

Stromabnehmers mit 1 600 mm oder 1 950 mm Länge.<br />

Daher wurde in einem Projekt der UIC eine Studie<br />

über den Verschleiß der Fahrdrähte und Schleifstücke<br />

bei gemischtem Einsatz von Schleifstücken<br />

aus reiner und aus metallisierter Kohle durchgeführt<br />

[3]. Bild 6 zeigt als wesentliches Erg<strong>eb</strong>nis der Studie<br />

den Fahrdrahtverschleiß. Die blauen Säulen stellen<br />

die Erg<strong>eb</strong>nisse bei Prüfungen auf einem Versuchsstand<br />

mit wenigen Lichtbögen, die roten solche mit<br />

häufigen Lichtbögen und die schwarzen Säulen den<br />

Verschleiß an harten Stellen in der Oberleitung dar.<br />

Aus Bild 6 ist zu erkennen, dass auf interoperablen<br />

AC- und DC-Strecken Stromabnehmer sowohl mit<br />

Schleifstücken aus reiner und aus metallimprägnierter<br />

Kohle gleichwertig eingesetzt werden können,<br />

da die Auswirkungen auf den Verschleiß praktisch<br />

gleich sind. Somit reicht ein Stromabnehmertyp aus.<br />

Dies ist ein erh<strong>eb</strong>licher Fortschritt im europäischen<br />

Eisenbahnwesen, da damit die Anzahl der Stromabnehmer<br />

auf interoperablen Schienenfahrzeugen<br />

deutlich vermindert werden kann.<br />

4 <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

4.1 DB Energie 16,7 Hz<br />

4.1.1 Übersicht<br />

Das 110-kV-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergienetz und die dezentralen<br />

Umformer- und Umrichterwerke mit dem Stand vom<br />

31.12.2012 ist in Bild 7 dargestellt. Die Veränderungen,<br />

die gegenüber dem Stand vom 31.12.2011 eingetreten<br />

sind, werden nachstehend erläutert.<br />

3.7 Oberleitungsanlagen 16,7 Hz –<br />

Verwendung von metall-imprägnierten<br />

Kohleschleifstücken<br />

Die DB ließ bisher in ihrem Fahrleitungsnetz nur<br />

Stromabnehmer-Schleifstücke aus Kohle zu, da damit<br />

nur ein geringer Verschleiß sowohl der Fahrdrähte<br />

und auch der Schleifstücke beobachtet und mit<br />

metallisierten Kohleschleifstücken ein höherer Fahrdrahtverschleiß<br />

befürchtet wurde. Die Frage des Einsatzes<br />

solcher Schleifstücke auf allen interoperablen<br />

Strecken war ein offener Punkt in der TSI LOC&PAS<br />

CR [2] und behinderte die Verwendung nur eines<br />

111 (2013) Heft 4<br />

Bild 6:<br />

Prüfungen zum Fahrdrahtverschleiß bei unterschiedlichen Schleifstückwerkstoffen auf einem<br />

Versuchsstand. Geschwindigkeit 180 km/h.<br />

1 reine Kohle der Hersteller A und B<br />

2 Kohle imprägniert mit 25 % und 35 % Kupfer<br />

blaue Säulen Versuchsanordnung mit wenigen Lichtbögen<br />

rote Säulen Versuchsanordnung mit häufigen Lichtbögen<br />

schwarze Säulen harte Stellen<br />

233


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 7:<br />

<strong>Bahn</strong>übertragungsnetz 2 AC 110 kV 16,7 Hz und dezentrale Umformer- und Umrichterwerke der DB Energie (Grafik: DB Energie).<br />

234 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

4.1.2 <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieerzeugung<br />

Im Zuge der Elektrifizierung der Strecke Knappenrode<br />

– Horka – Wegliniec haben die Ausschreibung<br />

und Vergabe des Umrichterwerkes (Urw) Lohsa im<br />

Herbst 2012 stattgefunden. Es wird eine Leistung<br />

von 3 x 15 MW installiert.<br />

Die dezentralen Umrichterwerke in Adamsdorf<br />

(Bild 8) und Rostock wurden errichtet. Sie sind mit<br />

jeweils zwei Multilevel-<strong>Bahn</strong>umrichter ausgerüstet, die<br />

eine Nennleistung von 15 MW besitzen [4]. Die Abnahmen<br />

haben im Laufe des Jahres 2012 stattgefunden.<br />

Der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> wurde zum Jahresende 2012<br />

wegen der Streckensperrung Berlin – Rostock unterbrochen<br />

und wird ab April 2013 nach der Aufh<strong>eb</strong>ung<br />

der Streckensperrungen wieder aufgenommen. Die<br />

statischen Umrichterwerke werden dezentral betri<strong>eb</strong>en.<br />

Sie ersetzen die dezentralen Umformerwerke,<br />

die mit fahrbaren Synchron-Synchron-Umformer<br />

ausgerüstet sind, aus den 80er Jahren.<br />

4.1.3 Schaltanlagen<br />

Kompletterneuerungen von Unterwerken (Uw) gab<br />

es in Duisburg und Stollberg, von Kuppelstellen in<br />

Roisdorf. Fertiggestellt wurden auch die Erneuerungen<br />

der Unterwerke Löhne und Nörten-Hardenberg.<br />

Die Erneuerung des Uw Karthaus wurde begonnen. In<br />

den Unterwerken B<strong>eb</strong>ra, Wächtersbach und Kraichtal<br />

sowie in den Schaltposten Burgsinn und Erfurt wurde<br />

die Sekundärtechnik erneuert. Im Uw B<strong>eb</strong>ra wurden<br />

zusätzlich die 110-kV-Wandler in den Leitungsfeldern<br />

getauscht. In den Unterwerken Körle und Murnau<br />

wurden die <strong>Bahn</strong>transformatoren getauscht.<br />

Das fahrbare Unterwerk (fUw) 31 wurde dem Bayerischen<br />

Eisenbahnmuseum Nördlingen als Leihgabe<br />

überg<strong>eb</strong>en, das fUw 32 wurde an seinem Standort<br />

Gabelbach verschrottet.<br />

Zurückg<strong>eb</strong>aut wurden die 110-kV-Schaltanlage<br />

Grünauer Kreuz und die Kuppelstelle Glöwen.<br />

4.1.4 Netzleittechnik<br />

Im Laufe des Jahres 2012 fanden nach Werkfunktionsprüfungen<br />

die Auslieferung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

des neuen Netzleitsystems der Hauptschaltleitung<br />

der DB Energie statt. Während dieser mehrmonatigen<br />

Phase wurde das neue Netzleitsystem intensiv<br />

auf seine betri<strong>eb</strong>liche Einsatztauglichkeit vorbereitet<br />

und getestet. Neue Funktionen ergänzen die bisherigen<br />

Optimierungstools der Netzbetri<strong>eb</strong>sführung. So<br />

können beispielsweise CO 2<br />

-Zertifikate für Kraftwerke,<br />

die der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieerzeugung dienen, eingeg<strong>eb</strong>en<br />

und optimiert werden. Außerdem wurden verschiedene<br />

Schnittstellen zur Kommunikation mit anderen<br />

Komponenten des Leitsystems programmiert, sodass<br />

automatisierte Workflows möglich sind.<br />

Das neue Netzleitsystem wird in den Räumen der<br />

Hauptschaltleitung in Frankfurt am Main installiert.<br />

Die Räumlichkeiten werden im Laufe des Jahres 2013<br />

komplett umgestaltet. Der Bezug ist für Mitte 2013<br />

geplant.<br />

Zum Jahresende 2012 wurde das Verfahren VPN<br />

Fernwartung der DB Energie produktiv gestellt. Für<br />

externe Herstellerfirmen und für ausgewählte regionale<br />

Servicemitarbeiter der DB steht ein Zugang für<br />

Fernwartung und/oder Fernservice auf technische<br />

Anlagen/Komponenten in der Fläche über das Vir-<br />

Bild 8:<br />

Umrichterwerk (links)<br />

und Umformerwerk<br />

(rechts) Adamsdorf<br />

(Foto: DB Energie).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

235


Betri<strong>eb</strong><br />

tual Private Network (VPN) DB Energie zur Verfügung.<br />

Der Zugang zu den Anlagen über das VPN DB Energie<br />

soll gesteuert und gegen unbefugte Nutzung gesichert<br />

werden. Eine zentrale Firewall auf Basis von Linux<br />

mit aktivierten IP-Tables/netfilter-Komponenten<br />

steuert die Verkehrsführung für die Zugangsarten<br />

Fernwartung/Fernservice innerhalb des VPN DB Energie.<br />

Jeder Zugang wird einzeln autorisiert, freigeschaltet<br />

und geloggt. Die Trennung eines Zugangs<br />

erfolgt automatisch, sobald er für eine festgelegte<br />

Zeitdauer nicht mehr aktiv (kein IP-Datenverkehr)<br />

genutzt wurde.<br />

4.2 DC-S-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

4.2.1 S-<strong>Bahn</strong> Berlin<br />

Bild 9:<br />

Bild 9: Geplanter Endzustand nach der Erneuerung <strong>Bahn</strong>hof Berlin-Ostkreuz<br />

(Designstudie: DB).<br />

Bild 10:<br />

Ostkreuz, Ringbahn Richtung Norden: Blick auf die neue <strong>Bahn</strong>hofshalle für den S-<strong>Bahn</strong>-Betri<strong>eb</strong><br />

(Foto: DB Netz).<br />

Bild 11:<br />

S 2 Süd, <strong>Bahn</strong>hof Buckower Chausee: neue Fahrleitungsanlagen für die S-<strong>Bahn</strong><br />

(Foto: DB Netz).<br />

Im April 2012 wurde der neue Ringbahnhof am Ostkreuz<br />

termingemäß in Betri<strong>eb</strong> genommen. Damit<br />

konnte der bisherige provisorische S-<strong>Bahn</strong>steig, welcher<br />

künftig der Regionalbahn dient, durch die neue<br />

<strong>Bahn</strong>hofshalle für den S-<strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong> abgelöst werden<br />

(Bilder 9 und 10). Für die S-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

wurden zur Anbindung des neuen <strong>Bahn</strong>hofes<br />

3,2 km Stromschienen-Fahrleitung sowie eine Fahrleitungsschaltstelle<br />

errichtet.<br />

Die Bautätigkeit zur Erneuerung des S-<strong>Bahn</strong>knotens<br />

Ostkreuz konzentriert sich bis 2015 auf die<br />

schrittweise Herstellung des Endzustandes auf der<br />

Ost–West-Achse. Damit verbunden sind die Erneuerung<br />

der Stromschienen-Fahrleitung der Gleise<br />

des <strong>Bahn</strong>hofes Ostkreuz unten sowie die der Streckengleise<br />

unter anderem zur Herstellung des Richtungsbetri<strong>eb</strong>es<br />

an allen <strong>Bahn</strong>steigen.<br />

In 2012 wurden die Gleichrichter-Unterwerken<br />

(GUw) Karow und Nikolassee entsprechend dem<br />

Ausrüstungsstandard nach dem Konzept 1/99 fertiggestellt.<br />

Der Umbau des GUw Königs-Wusterhausen<br />

wurde begonnen. Hierfür wurde ein transportables<br />

Gleichrichter-Unterwerk als vollständige Ersatzversorgung<br />

aufg<strong>eb</strong>aut und in Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />

Die Erneuerung erfolgt im Hochbau des bisherigen<br />

Gleichrichter-Unterwerkes entsprechend dem Ausrüstungsstandard<br />

nach dem Konzept 1/99.<br />

Im gesamten S-<strong>Bahn</strong>-Netz wurden rund 5 km<br />

Stromschienen-Fahrleitungsanlagen im Rahmen von<br />

Oberbau-, Weichen- und Brückenerneuerungen erstellt<br />

(Bild 11). Mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme einer neuen<br />

Unterzentrale elektronischer Stellwerke für den<br />

Bereich Prenzlauer Allee mit dem Haltepunkt Plänterwald<br />

und dem Bf Neuköln wurde die Tri<strong>eb</strong>strom-<br />

Rückleitungsanlage im Streckenbereich angepasst.<br />

Ebenfalls konnten fünf Erdungskurzschließer an<br />

Haltepunkten und <strong>Bahn</strong>höfen der S 5 Ost in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen werden. Auf der S 7 West wurden drei<br />

Spannungsdurchschlagsicherungen mit GSM-R-<br />

Überwachung ausgerüstet. Mit dem ersten Inbetri<strong>eb</strong>nahmeabschnitt<br />

der neuen Zugbildungsanlage<br />

Tempelhof wurden drei Abstellgleise mit entsprechender<br />

Verschaltung über Lasttrennschalter in Freiluftbauweise<br />

dem Betri<strong>eb</strong> überg<strong>eb</strong>en.<br />

236 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

4.2.2 S-<strong>Bahn</strong> Hamburg<br />

Im Juni 2012 wurde das neu g<strong>eb</strong>aute GUw Elbgaustraße<br />

als Ersatz für die Schaltstelle Elbgaustraße in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen (Bilder 12 und 13).<br />

5 <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

5.1 Tri<strong>eb</strong>züge für Regional-/Nahverkehr<br />

5.1.1 Tri<strong>eb</strong>züge BR 440 und 1440<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge der BR 440 sind mehrteilige Elektrotri<strong>eb</strong>züge<br />

der Fahrzeugfamilie Coradia Continental<br />

des Herstellers Alstom Transport Deutschland. Sie haben<br />

160 km/h Höchstgeschwindigkeit. Für die DB Regio,<br />

Region Bayern, wurden insgesamt 80 Tri<strong>eb</strong>züge<br />

beschafft. Als Fugger-Express verkehren 37 vierteilige<br />

Tri<strong>eb</strong>züge hiervon auf dem E-Netz Augsburg, in dem<br />

sie bereits zum Fahrplanwechsel 2009 das vollständige<br />

Flügelkonzept aufgenommen haben. Die Zugeinheiten<br />

aus Richtung Ulm einerseits und Donauwörth<br />

andererseits werden in Augsburg zur Weiterfahrt<br />

nach <strong>München</strong> gekuppelt und in der Gegenrichtung<br />

in die Flügelzüge getrennt.<br />

Die Strecke <strong>München</strong> – Passau bedienen je sechs<br />

vierteilige und fünfteilige Tri<strong>eb</strong>züge als Donau-Isar-<br />

Express. Diese Tri<strong>eb</strong>züge sind seit 2010 im Einsatz;<br />

sie haben drei Mehrzweckräume und je drei behindertengerechte<br />

Toiletten und außerdem ein Fahrgastinformationssystem.<br />

Als Mainfrankenbahn sind<br />

seit 2010 im E-Netz Würzburg 22 dreiteilige und fünf<br />

vierteilige Tri<strong>eb</strong>züge der BR 440 im Einsatz.<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge (Bild 14) der drei Einsatzbereiche<br />

sind abrufübergreifend miteinander kuppelbar. Die<br />

vierteiligen Tri<strong>eb</strong>züge können mit bis zu vier Einheiten<br />

in Mehrfachtraktion fahren.<br />

Der im November 2011 abgeschlossene Rahmenvertrag<br />

sieht die Lieferung der Nachfolgefahrzeuge<br />

des Typs Coradia Continental vor. Wesentliche Veränderung<br />

der neuen Fahrzeuge ist ein modifizierter<br />

Fahrzeugkopf nach Norm EN 15227 [5] mit Crash-<br />

Elementen zum Energieverzehr. Diese Fahrzeuge<br />

werden beim Eisenbahnbundesamt als BR 1440 geführt.<br />

Die DB Regio, Region NRW, hat für den Betri<strong>eb</strong><br />

der S-<strong>Bahn</strong>-Linien S5 und S8 28 dreiteilige Fahrzeuge<br />

bestellt, sie werden ab Dezember 2014 eingesetzt.<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge der BR 442 sind modulare, mehrteilige<br />

Einheiten der Fahrzeugfamilie Talent 2 von Bombardier<br />

Transportation (BT). Sie werden bei der DB<br />

sowohl im S-<strong>Bahn</strong>-ähnlichen Verkehr als auch im<br />

Regionalverkehr eingesetzt. Die Fahrzeugkonfiguration<br />

ist flexibel von zwei- bis sechsteilig. Es wurden<br />

295 Tri<strong>eb</strong>züge bestellt und davon 132 bis Jahresende<br />

2012 ausgeliefert (Tabelle 1).<br />

Im Jahr 2012 wurden sie auf den folgenden Strecken<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen: S-<strong>Bahn</strong> Nürnberg, Moseltalbahn,<br />

Strecke Cottbus – Leipzig, Rhein-Sieg-<br />

Express, Saxonia Dresden – Leipzig (Bild 15), E-Netz<br />

Franken sowie Stadtbahn Berlin-Brandenburg.<br />

5.1.3 Tri<strong>eb</strong>züge BR 429 und 1428<br />

Fünf fünfteilige Flirt-Tri<strong>eb</strong>züge der BR 429 sind schon<br />

seit 2007 auf der Strecke Rostock – Strahlsund im Ein-<br />

Bild 12:<br />

GUw Elbgaustraße Gesamtansicht (Foto: DB Energie).<br />

5.1.2 Tri<strong>eb</strong>züge BR 442<br />

Bild 13:<br />

GUw Elbgaustraße Fahrleitungsschaltanlage (Foto: DB Energie).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

237


Betri<strong>eb</strong><br />

satz (Bild 16). Zusätzlich beschafft die DB Regio zum<br />

Fahrplanwechsel im Dezember 2014 nun 42 weiterentwickelte<br />

Flirt-Tri<strong>eb</strong>züge der Firma Stadler. Hauptunterschied<br />

ist der völlig neue Fahrzeugkopf, bedingt<br />

durch Implementierung der neuen Crash-Norm.<br />

28 Stück, <strong>eb</strong>enfalls fünfteilige Flirt, werden von der<br />

Region Südwest im ET-Netz Südwest auf den Strecken<br />

Koblenz – Frankfurt – Mannheim – Saarbrücken eingesetzt.<br />

Eine Besonderheit dabei ist, dass die Flirt auf der<br />

RB 1 zwischen Koblenz und Trier mit Stadler-Doppelstocktri<strong>eb</strong>zügen<br />

vom Typ KISS der CFL (luxemburgische<br />

Staatsbahn) in Doppeltraktion verkehren sollen.<br />

Ebenfalls behalten sich die beteiligten fünf Zweckverbände<br />

umfangreiche Eingriffe im Innen- und Außendesign<br />

vor. So werden die Fahrzeuge in Zukunft mit<br />

einem eigenen spezifischen Erscheinungsbild abweichend<br />

vom Standard der DB Regio fahren. Die Züge<br />

werden im RE-Betri<strong>eb</strong> mit v max<br />

= 160 km/h verkehren.<br />

Großer Wert wurde auf eine innovative, umfangreiche<br />

Fahrgastinformationsmöglichkeit gelegt. So befinden<br />

sich in allen Einstiegsbereichen moderne LCD-Displays,<br />

auf denen die Zugziele und Anschlussmöglichkeiten<br />

in Echtzeitqualität dargestellt werden sollen.<br />

Die Region NRW beschafft 14 vierteilige Flirt. Jeder<br />

Zugteil ist mit einem modernen Mehrzweckabteil<br />

mit der Möglichkeit der Fahrradmitnahme ausgerüstet.<br />

Die Fahrzeuge mit jeweils 225 Sitzplätzen<br />

sollen ab 2014 auf der Haard-Achse Münster – Essen<br />

– Düsseldorf eingesetzt werden. Ab 2016 wird diese<br />

Linie bis Mönchengladbach verlängert. Abweichend<br />

zur bisherigen DB-BR-Logik werden diese Tri<strong>eb</strong>züge<br />

als BR 1428 genummert werden.<br />

5.1.4 Doppelstock-Tri<strong>eb</strong>züge Dosto 2010<br />

Bild 14:<br />

Tri<strong>eb</strong>zug BR 440 in Dreifachtraktion bei Treuchtlingen (Foto: DB).<br />

Bild 15:<br />

<strong>Elektrische</strong>r Tri<strong>eb</strong>zug Talent 2 BR 442 im <strong>Bahn</strong>hof Dresden Hbf für den Einsatz Richtung Riesa –<br />

Leipzig als Saxonia-Express (Foto: DB).<br />

Aus dem aktuell laufenden Rahmenvertrag zwischen<br />

Bombardier Görlitz und DB Regio über bis zu 800<br />

Fahrzeuge der Bombardier Produktfamilie Twindexx<br />

Vario werden ab 2014 und 2015 neue elektrische<br />

Doppelstockzüge mit 160 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />

beschafft. Ihre Arbeitsbezeichnung lautet DoIC<br />

für den IC-Einsatz (Bild 17) von DB Fernverkehr und<br />

Dosto 2010 für den Regionalverkehr von DB Regio.<br />

N<strong>eb</strong>en den bereits bekannten Doppelstockfahrzeugen<br />

als Steuer- oder Mittelwagen mit Hoch- oder<br />

Tiefeinstieg wird es als neues Element in der Dosto-<br />

Familie somit elektrische Tri<strong>eb</strong>wagen g<strong>eb</strong>en. Im<br />

Grundsatz erhält ein Steuerwagen eigene Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />

auf allen vier Radsätzen von insgesamt<br />

2,3 MW Leistung, der die reine Wagenfamilie zum<br />

Tri<strong>eb</strong>zugkonzept erweitert, ohne die Vorteile des Einzelwagenkonzeptes<br />

aufzug<strong>eb</strong>en. Durch den Einsatz<br />

von mehreren Tri<strong>eb</strong>wagen in einem Zugverband ist<br />

somit n<strong>eb</strong>en der Platzkapazität auch die Antri<strong>eb</strong>sleistung<br />

dem Bedarf entsprechend skalierbar.<br />

Die Dosto 2010 sind mit zwei Steuerungssystemen<br />

ausgerüstet: Für die Betri<strong>eb</strong>smodi artrein, bei<br />

dem der Zugverband nur aus Dosto 2010 besteht,<br />

und abwärtskompatibel, bei dem der Zugverband<br />

aus Dosto 2010 und Bestands-Dosto oder Bestandslokomotiven<br />

besteht. Im artreinen Betri<strong>eb</strong> wird der<br />

Zug über einen Wire-Train-Bus (WTB) und IP-Zugbus<br />

gesteuert und ist mehrfachtraktions- und flügelzugfähig<br />

wie ein heutiger Tri<strong>eb</strong>zug.<br />

Alle Fahrzeuge Dosto 2010 erfüllen die aktuellen<br />

Normen, Crash-Vorschriften und der TSI PRM. Die<br />

Fahrzeuge sind standardmäßig in der Brandschutzklasse<br />

2-D ausgeführt und können optional auch für<br />

die Klasse 3-D für Tunnelverkehr beschafft werden.<br />

Bisher wurden aus dem Rahmenvertrag insgesamt<br />

290 Fahrzeuge abgerufen. Einsatzg<strong>eb</strong>iete sind in der<br />

Variante DoIC der DB Fernverkehr und als Dosto<br />

238 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

2010 das RE Kreuz Bremen, das Netz Mitte Schleswig-Holstein,<br />

das Netz Nord Süd in Berlin Brandenburg<br />

und der Main-Spessart-Express von DB Regio.<br />

Der DoIC erhielt eine auf die Bedürfnisse des Fernreiseverkehrs<br />

zugeschnittene Ausstattung: zusätzliche<br />

Gepäckabstellmöglichkeiten, Anordnung von Garderoben,<br />

Sitze mit erweiterten Verstellmöglichkeiten<br />

und Beinfreiheit auf ICE-Niveau, Teppichboden in den<br />

Fahrgasträumen, umfangreiche FIS- und Infotainmentausstattung,<br />

elektronische Platzreservierung, Repeater,<br />

zweites WC in allen Mittelwagen. Neu ist auch die<br />

Ausstattung des gesamten DoIC mit einer taktilen Wegeleitung<br />

für sehbeeinträchtigte Personen.<br />

Die Fahrzeuge für die Regioabrufe werden je nach<br />

den Vorgaben der regionalen Aufgabenträger innen<br />

und fallweise auch im Außenanstrich modifiziert. So<br />

werden zum Beispiel die Fahrzeuge des Netzes Mitte<br />

Schleswig-Holstein eine auffällige grün/graue Farbg<strong>eb</strong>ung<br />

erhalten. Die Innenausstattungen der Fahrzeuge<br />

sind auf dem heutigen aktuellen Stand; sie beinhalten<br />

unter anderem LED-Beleuchtung; umfangreiche FIS-<br />

Ausrüstung mit Displays in den Einstieg- und Fahrgasträumen<br />

zur Anzeige von Echtzeitinformationen,<br />

Videoüberwachung, Fahrgastzähleinrichtung, großzügigen<br />

Fahrradtransportmöglichkeiten, Ledersitze und<br />

Leseleuchten in der 1. Klasse, Mobilfunkrepeater und<br />

Sitzplatzreservierung, wobei nicht alle Komponenten<br />

in jedem Abruf zu finden sind.<br />

DB Regio beteiligt sich mit diesen universell konfigurierbaren<br />

Doppelstockzügen, die n<strong>eb</strong>en einem<br />

hohen Fahrgastkomfort auch noch den Vorteil einer<br />

großen Platzkapazität bei kurzen Zuglängen in sich<br />

vereinen, an weiteren zurzeit laufenden oder in Planung<br />

befindlichen Ausschreibungen.<br />

Wie sich nach den ersten Abrufen zeigt, werden die<br />

Dosto 2010 der einzelnen Abrufe in den fahrgastrelevanten<br />

Bereichen deutlich unterschiedlich ausgestattet<br />

sein. Doppelstockkonzepte sind auch in Zukunft für<br />

weitere Innovationen gut und können in vielfältigster<br />

Weise den Kundenwünschen angepasst werden.<br />

5.2 Lokomotiven BR 146.2<br />

Die DB hat im August mit Bombardier Transportation<br />

einen Vertrag über die Lieferung von 32 elektrischen<br />

Lokomotiven für den Regionalverkehr abgeschlossen.<br />

Das Investitionsvolumen beträgt rund 108 Mio. EUR.<br />

Mit der Bestellung wird eine Option aus einem bestehenden<br />

Vertrag eingelöst. Mit diesen Lokomotiven<br />

der BR 146.2 soll die bestehende Fahrzeugflotte ver-<br />

Bild 16:<br />

Tri<strong>eb</strong>zug Flirt BR 429 als Hanse-Express auf der Strecke von Saßnitz nach Rostock in Stralsund-<br />

Rügendamm (Foto: DB).<br />

TABELLE 1<br />

Abgerufene Stückzahl an Tri<strong>eb</strong>zügen der BR 442 – Stand Jahresende 2012.<br />

Einsatzbereich Abrufstückzahl im Einsatz<br />

2-teilig 3-teilig 4-teilig 5-teilig gesamt<br />

Moseltalbahn 5 8 13 ja<br />

Cottbus-Leipzig 3 3 6 ja<br />

S-<strong>Bahn</strong> Nürnberg 42 42 ja<br />

Rhein-Sieg-Express 3 10 2 15 ja<br />

Saxonia 4 4 8 ja<br />

E-Netz Franken 5 9 8 22 ja<br />

Mittelhessen 6 16 22 nein<br />

Stadtbahn Berlin St. 1/2 26 22 48 ja<br />

Warnow 23 23 nein<br />

Elbe-Elster 8 8 nein<br />

Mitteldeutsche S-<strong>Bahn</strong>-Netz 36 15 51 nein<br />

Werdenfels 3 34 37 nein<br />

Summe 11 88 137 59 295 –<br />

111 (2013) Heft 4<br />

239


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 17:<br />

Design-Bild eines<br />

modernen Doppelstocktri<strong>eb</strong>zugs<br />

DoIC<br />

mit komfortabler<br />

Fernverkehrsausstattung<br />

für den Einsatz<br />

auf IC-Linien<br />

(Designstudie: DB)<br />

Bild 18:<br />

Querschnitt der Außenreinigungsanlage<br />

Gießen; sie besitzt<br />

die Leistungsanteile<br />

Waschtechnik,<br />

Abwasseraufbereitung,<br />

Schleppanlage und Enteisungsanlage<br />

(Grafik:<br />

DB Systemtechnik).<br />

jüngt werden. Die Auslieferung ist ab 2014 geplant.<br />

Zum Einsatz werden die Lokomotiven für den Personenverkehr<br />

in den Geschäftsfeldern der DB Regio und<br />

im Intercity-Verkehr der DB Fernverkehr kommen.<br />

6 Fahrzeugbehandlung und<br />

Instandhaltung<br />

6.1 Aufgaben<br />

Die DB Systemtechnik ist maßg<strong>eb</strong>licher Partner der DB-<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) für die Planung<br />

von Werkstätten, Maschinen und Anlagen für die Fahrzeugbehandlung<br />

und -instandhaltung. Es wird zum<br />

Sachstand 2012 in den aktuellen Vorhaben berichtet.<br />

6.2 Behandlungsanlagen für Außenreinigung<br />

und Enteisung<br />

Deutschlandweit plant DB Systemtechnik derzeit<br />

acht Außenreinigungsanlagen (ARA), wobei diese<br />

überwiegend von DB Regio und DB Fernverkehr in<br />

Auftrag geg<strong>eb</strong>en sind. Dies ist als ungewöhnlich<br />

hohe Bedarfsspitze anzusehen, die sich noch über<br />

die kommenden zwei Jahren erstrecken wird. Es<br />

handelt sich sowohl um Neubauanlagen, als auch<br />

um Erneuerung und Ertüchtigung von bestehenden<br />

Anlagen, welche größtenteils technisch verschlissen<br />

sind. Gegenstand der Planung ist hierbei die Ertüchtigung<br />

offener, nicht eingehauster Anlagen sowie<br />

die maschinentechnische Erneuerung von zwei ICE<br />

Hochleistungswaschanlagen mit baureihenabhängigen,<br />

wechselnden Traktionskonzepten. Weiterhin<br />

wird bereits bei der Konzeption von Neubauanlagen<br />

der Schwerpunkt auf umwelt- und fahrzeugschonende<br />

Reinigerauswahl im neutralen und alkalischen Bereich<br />

gelegt.<br />

Konkret sind an dieser Stelle vier Anlagen der DB<br />

Regio NRW in Aachen, Köln-Deutz, Köln-Nippes und<br />

Münster mit den Leistungsanteilen Waschtechnik,<br />

Abwasseraufbereitung, Schleppanlage und Enteisungsanlage<br />

zu nennen, welche die Phasen Grundlagenermittlung,<br />

Vorplanung, Entwurfsplanung,<br />

Ausschreibung und Vergabe in 2012 durchliefen.<br />

Der Abschluss der Realisierungsphase dieser Anlagen<br />

ist für 2013 vorgesehen. Darüber hinaus ist auch<br />

dem Konzept der Außenreinigungsanlage in Gießen<br />

(Bild 18) in 2013 ein vergleichbarer Leistungsanteil<br />

zuzuordnen.<br />

Auch bei den DC-S-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> laufen entsprechende<br />

Projekte an. Sie betreffen die Sanierung der Waschtechnik<br />

der Außenreinigungsanlage Hamburg-Elbgaustraße<br />

sowie einen Neubau am Standort Berlin-Friedrichsfelde.<br />

Das Eigentraktions-Konzept mit<br />

durchgehender Fahrleitung wird auch für die Erneuerung<br />

der Waschtechnik der ARA-Berlin-Rummelsburg<br />

1 umgesetzt.<br />

Auch für Kunden außerhalb der DB plant die DB<br />

Systemtechnik. Für die ÖBB wurde 2012 ein Projekt<br />

am Hbf Graz begonnen. Es ist dort das Waschen von<br />

elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen in Eigentraktion vorgesehen.<br />

Für die Israel Railways wird eine Anlage in Beer Sheva<br />

zur Durchfahr-Wäsche lokbespannter Dosto-Garnituren<br />

Görlitzer Bauart geplant.<br />

Sowohl bei Neubau- als auch bei Sanierungsprojekten<br />

ist der Trend festzustellen, dass mindestens<br />

teil automatisierte Enteisungsvorrichtungen auf<br />

Warmwasser-Basis vorgesehen werden. An Standorten<br />

mit großen Fahrzeugmengengerüsten werden<br />

Nachrüst-Projekte mit solcher Anlagentechnik durch-<br />

240 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

geführt. Am Standort Dortmund wurde beispielsweise<br />

eine Enteisungsanlage im Werk der DB Regio in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen. Das Enteisungswasser wird bis<br />

auf 40 °C erwärmt und auf die Drehgestelle der zu<br />

enteisenden Fahrzeuge gesprüht. Das abgeschmolzene<br />

Wasser wird durch eine Filtrationsanlage gereinigt<br />

und im Kreislaufverfahren wieder verwendet.<br />

Die Besonderheit dieser Anlage besteht darin, dass<br />

die Begehbarkeit der mit Gitterrost ausgelegten Bereiche<br />

innerhalb der ARA nicht durch Einbauten wie<br />

Düsensysteme oder Zuleitungen beeinträchtigt wird<br />

(Bild 19).<br />

6.3 Instandhaltungswerkstätten<br />

hergerichtet. DB Systemtechnik übernahm dabei<br />

die Generalplanung für den Umbau eines Gleises<br />

als Messgleis, die Erstellung von zwei H<strong>eb</strong>estraßen<br />

sowie die Ausrüstung von vier Arbeitsständen mit<br />

Dacharbeitsbühnen, deren Gestalt und Auslegung<br />

analog zu den bewährten Dacharbeitsbühnen der<br />

S-<strong>Bahn</strong> Werkstatt <strong>München</strong>-Steinhausen geplant ist<br />

(Bild 20). Die Teilinbetri<strong>eb</strong>nahme der ET-Werkstatt<br />

Plochingen erfolgte im Jahr 2012.<br />

Für die Neubauwerkstatt der DB Regio in Ulm<br />

konnte 2012 der Rohbau weitgehend abgeschlossen<br />

werden. Die Anlage umfasst eine zweigleisige Fahrzeughalle<br />

für si<strong>eb</strong>enteilige Dosto-Garnituren sowie<br />

eine dreigleisige Tri<strong>eb</strong>wagenhalle für die VT-Instandhaltung<br />

und die notwendige Peripherie.<br />

6.3.1 DB-Regio<br />

Im Projekt S-<strong>Bahn</strong>werkstatt Köln-Nippes erfolgte im<br />

August der Spatenstich für eine zweigleisige Anlage<br />

mit vier Arbeitsständen, die für die Baureihen (BR)<br />

ET423/ET425 ausgerüstet werden. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der Werkstatt ist für den Fahrplanwechsel im Dezember<br />

2013 vorgesehen.<br />

DB Regio Bayern rüstet das Reisezugwagenwerk<br />

<strong>München</strong>-Pasing zur Instandhaltung von elektrischen<br />

Tri<strong>eb</strong>zügen der BR 442 (Talent 2) um.<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge verkehren im Netz Werdenfels. Sie<br />

sollen im südöstlichen Hallen-Teilabschnitt der Werkstatt<br />

instand gehalten werden. Es ist geplant, das Gleis<br />

3 mit einem Gleistrog von etwa 95 m Länge über die<br />

halbe Hallenlänge auszustatten und für die Installation<br />

einer H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ockstraße 10 x 20 t herzurichten.<br />

Die zweite Hälfte des Hallengleises wird als aufgeständerte<br />

Gleisanlage mit Seitenarbeitsgruben<br />

ausgeführt. Das benachbarte Gleis 2 wird im Modernisierungsbereich<br />

stillgelegt und rückg<strong>eb</strong>aut.<br />

Zusätzlich erfolgt der Einbau von rund 75 m langen<br />

Dacharbeitsständen mit Schwenkkränen für die Gleise<br />

1 und 3. Dacharbeitsstände, Krananlagen und die<br />

Deckenstromschienenanlagen werden an einer rund<br />

20 m breiten, die Gleise 1 bis 3 überspannenden,<br />

Rahmenkonstruktion befestigt.<br />

Um den Anpassungsbedarf der Instandhaltungskapazität<br />

aufgrund erweiterter Fahrzeugmengengerüste<br />

von elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen und Reisezugwagen<br />

zu ermitteln, wurde von DB Systemtechnik<br />

eine Standortuntersuchung für den Großraum <strong>München</strong><br />

durchgeführt. Im Erg<strong>eb</strong>nis wurde der Vorentwurf<br />

einer entsprechenden Werkstatt nördlich der<br />

S-<strong>Bahn</strong>-Abstellanlage Pasing erarbeitet.<br />

Im Erg<strong>eb</strong>nis einer Machbarkeitsstudie laufen bei<br />

der S-<strong>Bahn</strong> Hamburg Projektaktivitäten an, um die<br />

Werkstatt Elbgaustraße grundlegend zu reorganisieren.<br />

Für 2013 ist die Vorentwurfsplanung einer beidseitig<br />

ang<strong>eb</strong>undenen Werkstattanlage vorgesehen.<br />

Die ET-Werkstatt Plochingen der S-<strong>Bahn</strong> Stuttgart<br />

wurde 2012 für die neuen Fahrzeuge der BR 430<br />

111 (2013) Heft 4<br />

Bild 19:<br />

Versenkte Kegel-<br />

Sprühdüsen der<br />

Enteisungsanlage<br />

Dortmund (Foto: DB/<br />

Dirk Kroschel).<br />

Bild 20:<br />

Dacharbeitsbühne in<br />

der S-<strong>Bahn</strong>-Werkstatt<br />

<strong>München</strong>-Steinhausen<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

Bild 21:<br />

Drehgestell-Hubdrehwechsler<br />

mit<br />

Abfangportalen für die<br />

Werkstatt Rummelsburg<br />

1; die Gleisbrücken<br />

sind abgesenkt<br />

(3D-Modell: DB Systemtechnik).<br />

241


Betri<strong>eb</strong><br />

6.3.2 DB Fernverkehr<br />

Bild 22:<br />

Entwurf von Dacharbeitsbühne und Absturzsicherung für die Werkstatt Hamburg-Langenfelde,<br />

vorgesehene Einbauten rot (Grafik: DB Systemtechnik).<br />

Bild 23:<br />

Werkstatt Köln-Nippes DB Fernverkehr (3-D-Animation: DB International).<br />

Im Rahmen der Vorbereitung des Umbauprojektes<br />

Berlin-Rummelsburg ist die Beschaffung von Radsatz-<br />

und Drehgestellwechseleinrichtungen geplant,<br />

die eine effiziente und flexible Wechseltechnologie<br />

in der großen Wagenhalle (RGA1) ermöglichen soll<br />

(Bild 21). Bauseitig werden zwei 370 m lange aufgeständerte<br />

ICE Instandhaltungsgleise realisiert, auf denen<br />

der Wechsel von Drehgestellen, Radsätzen und<br />

Unterflurkomponenten durchgeführt werden kann.<br />

Die Wechselanlage wird als eine um 90 ° drehbare<br />

Senke mit Wagenkastenstützportal ausg<strong>eb</strong>ildet und<br />

befähigt den Standort folglich zum Tauschen von<br />

Tri<strong>eb</strong>- und Laufdrehgestellen der ICE 1, 2, 3, T und<br />

ICx sowie zu Einzelachswechseln.<br />

Die zukünftigen mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme des ICx<br />

ausgelösten veränderten Wechselkonzepte, beispielsweise<br />

in Hinsicht auf die innengelagerten Laufradsätze<br />

und die längeren Wagenkästen, sind bei der Planung<br />

durch DB Systemtechnik berücksichtigt worden.<br />

Auch das Werk Hamburg-Langenfelde wird in den<br />

nächsten Jahren auf die sich verändernden Fahrzeug-<br />

Konzepte angepasst. Im Kontext der ICx-Einführung<br />

befindet sich ein Konzept für die Ausstattung mit<br />

durchgängigen Dacharbeitsbühnen (DAB) in Planung.<br />

Ein Verzicht auf mobile Bühnen gewährleistet<br />

die Möglichkeit zur Gleichzeitigkeit von Wartungsarbeiten<br />

über die gesamte Zuglänge und dient weiterhin<br />

der Bereitstellung von Ablageflächen für Werkzeuge,<br />

Betri<strong>eb</strong>smittel etc. Darüber hinaus besteht<br />

aus arbeitssicherheitstechnischer Sicht unverändert<br />

die Bestr<strong>eb</strong>ung zum Spaltmaß „0“ zwischen Bodenelementen<br />

der Bühne und dem Wagenkasten, was<br />

dementsprechend im Planungsprozess durch die DB<br />

Systemtechnik berücksichtigt wurde. Die konzipierte<br />

DAB (Bild 22) ist 390 m lang und besteht aus zwei<br />

parallel gegenüberliegenden Arbeitsbühnen mit ausfahrbaren<br />

Bodenelementen. <strong>Elektrische</strong> Schaltleisten<br />

an den Bodenelementen führen bei Kontakt mit<br />

dem Wagenkasten zum Abschalten der Bewegung.<br />

Die große Herausforderung des Konzeptes war die<br />

Integration der DAB in das bestehende Werkstattsystem<br />

in Hamburg-Langenfelde, da beispielsweise<br />

durch bestehende Stützpfeiler oder die Auslastung<br />

der Hallendachtraglast wesentliche Restriktionen gesetzt<br />

sind.<br />

2012 erging der Planungsauftrag für eine ICE-<br />

Neubauwerkstatt am Standort Köln-Nippes (Bild 23).<br />

Bild 24:<br />

Übersicht der Werkstätten in Köln-Nippes; links oben Werkstatt DB Fernverkehr, rechts unten DB Regio-Werkstatt (Grafik: DB Systemtechnik).<br />

242 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

Die viergleisige Werkstatt für moderne HGV-Tri<strong>eb</strong>züge<br />

wird in unmittelbarer Nähe zum neuen Regio-<br />

Werk entstehen (Bild 24). Sie ermöglicht mit 400 m<br />

Nutzlänge pro Instandhaltungsgleis eine maximale<br />

Flexibilität bei wechselnden Instandhaltungsanforderungen.<br />

Zur nachhaltigen Umsetzung der Umweltziele<br />

2020 wird die für den Werkstattbetri<strong>eb</strong><br />

erforderliche Heiz- und Kühlenergie aus regenerativen<br />

Energiequellen gewonnen. Zusätzlich wird mit<br />

einer Photovoltaikanlage ein Teil des Grundbedarfs<br />

an elektrischer Energie abgedeckt.<br />

N<strong>eb</strong>en der Tri<strong>eb</strong>zughalle entsteht das Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude<br />

sowie ein Lager- und Logistik-Komplex. Außenreinigungsanlage,<br />

Radsatz-Diagnose und eine Tandem-Unterflur-Radsatz-Drehmaschine<br />

(Tandem-URD)<br />

entstehen in unmittelbarer Werkstattnähe. Ergänzend<br />

werden die notwendigen Abstell- und Innenreinigungskapazitäten<br />

geplant, die für eine reibungslose<br />

Behandlung der Mengengerüste erforderlich sind.<br />

Am Standort Hof soll die Verfügbarkeits-Situation der<br />

Fahrzeuge durch Reduzierung der Überführungsfahrten<br />

für Radsatz-Bearbeitung verbessert werden.<br />

Hierzu wird eine neue URD beschafft. 2012 wurde<br />

mit der Beendigung des Ausschreibungsverfahrens<br />

in die Ausführungsplanung übergegangen. Nach Erstellung<br />

der Leistungsbeschreibung und Betreuung<br />

der Vergabe wird die DB Systemtechnik die Ab- und<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme fachtechnisch begleiten.<br />

In der Tri<strong>eb</strong>fahrzeug-Servicesstelle Seelze nahm<br />

DB Schenker Rail im Oktober eine neue URD-Anlage<br />

eines italienischen Herstellers mit verbesserter Messtechnik<br />

in Betri<strong>eb</strong>. Die entsprechenden Modifikationen<br />

werden 2013 voraussichtlich auch in der Anlage<br />

der Servicestelle Seddin umgesetzt.<br />

Zur Vermeidung von Überführungsfahrten und<br />

der Erweiterung des Produktportfolios der Tri<strong>eb</strong>fahrzeug-Servicestelle<br />

ist in einem weiteren Projekt der<br />

DB Schenker Rail am Standort Mannheim eine mobile<br />

Radsatzdrehmaschine (Mobiturn) erfolgreich ausgeliefert<br />

und in Betri<strong>eb</strong> genommen worden (Bild 25).<br />

Für DB Fernverkehr wurde eine Machbarkeitsstudie<br />

zur Errichtung einer Tandem-URD-Anlage am<br />

Standort <strong>München</strong> durchgeführt, die 2013 voraussichtlich<br />

als Vorplanung weiter qualifiziert wird.<br />

6.4.2 Schwere Instandhaltung / DB Fahrzeuginstandhaltung<br />

Im Werk Neumünster wurde im August die neue Halle<br />

5 in Betri<strong>eb</strong> genommen, in der die Modernisie-<br />

6.3.3 DB Netz, DB Schenker Rail<br />

Im Dezember 2012 eröffnete DB Netz Maschinenpool<br />

die nutzungsspezifisch umg<strong>eb</strong>aute Werkstatt in Berlin-<br />

Grunewald. Hier erfolgt zukünftig die Instandhaltung<br />

von N<strong>eb</strong>enfahrzeugen und Gleisarbeitsmaschinen. In<br />

Duisburg-Wedau begannen die Umbauarbeiten im<br />

Rahmen der Reorganisation der Werkstatt, die unter<br />

anderem die Konzentration der N<strong>eb</strong>enwerkstätten<br />

und des Logistikbereiches sowie die Errichtung eines<br />

weiteren Arbeitsstandes mit Mittelarbeitsgrube und<br />

den Neubau eines 40 m langen Instandhaltungsgleises<br />

in Messgleisqualität beinhalten.<br />

Die neue Tri<strong>eb</strong>fahrzeugwerkstatt von DB Schenker<br />

Rail in Nürnberg befindet sich unmittelbar vor<br />

der Fertigstellung, die Inbetri<strong>eb</strong>nahme ist im ersten<br />

Halbjahr 2013 vorgesehen.<br />

6.4 Fertigungseinrichtungen der Werke<br />

und Werkstätten<br />

6.4.1 Betri<strong>eb</strong>snahe Instandhaltung<br />

111 (2013) Heft 4<br />

Bild 25:<br />

Mobile Radsatzdrehmaschine<br />

(Mobiturn)<br />

im DB Schenker-Werk<br />

Mannheim (Foto: DB<br />

Systemtechnik).<br />

Bild 26:<br />

Blick in die neue Halle 5<br />

im Werk Neumünster<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

243


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 27:<br />

Mechanisiertes umlaufendes<br />

Schleifverfahren<br />

für Güterwagen-Radsatzwellen<br />

(Foto: DB<br />

Systemtechnik).<br />

rung der IC-Wagen im Rahmen des ICMod-Projekts<br />

umgesetzt wird (Bild 26). Die Halle wurde in weniger<br />

als einem Jahr im vorgesehenen Kostenrahmen realisiert<br />

und verfügt über sechs ausgestattete Arbeitsstände<br />

auf einer überbauten Fläche von 2 280 m².<br />

Eine ähnliche Größe wird die neue Inbetri<strong>eb</strong>nahmehalle<br />

des Werks Nürnberg erhalten, hier erfolgte<br />

im Mai 2012 der Spatenstich für die fünf Arbeitsstände<br />

umfassende Halle.<br />

Für den von DB Systemtechnik konzipierten Lagerund<br />

Logistikkomplex in Wittenberge erfolgte im Juli<br />

Bild 28:<br />

Testzug von DB Systemtechnik mit Ellok Baureihe 112 bei Vach (Foto: DB Systemtechnik).<br />

2012 der Spatenstich. Die Materialwirtschaft wird<br />

hier auf 6 000 m² konzentriert und mit hocheffizienter<br />

Lagertechnik ausgestattet. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

ist für Juni 2013 vorgesehen.<br />

Mit dem Rückgang der klassischen Revisionen gewinnt<br />

in den C-Werken die Neuausrichtung der Komponentenfertigung<br />

zunehmend an Bedeutung. In der<br />

Folge wurden 2012 auch die bisherigen fahrzeugbezogenen<br />

Produktbereiche der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />

in so genannte Systembereiche überführt, von denen<br />

die Komponentenfertigung die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />

der DB Fahrzeuginstandhaltung verantwortet.<br />

In den entsprechenden Fertigungslinien wurden auch<br />

2012 Ersatzinvestitionen getätigt, um die Effizienz weiter<br />

zu steigern und die Stückkosten zu senken.<br />

Durch die DB Systemtechnik erfolgte die Planung<br />

des Oberflächenzentrums im Werk Dessau von der<br />

Vorplanung bis zur Vergabe der Ausführung. Dies<br />

umfasste die Konzeption einer Strahlanlage für Lokkästen,<br />

einer Farbg<strong>eb</strong>ungsanlage für Fahrzeuge sowie<br />

einer Kleinteil-Farbg<strong>eb</strong>ungsanlage. Mit der neuen, als<br />

kombinierte Farbspritz- und Trockenkabine ausgelegten<br />

Farbg<strong>eb</strong>ung kann in einem modifizierten Schichtaufbau<br />

nach dem Aufbringen der Grundierung und<br />

des Decklacks eine zusätzliche Schicht Klarlack aufgetragen<br />

werden. Gleichzeitig ist die Realisierung von<br />

Energieeinspar-Effekten durch sektionale Belüftung<br />

und direkte Befeuerung der Prozessluft mit Gasflächenbrennern<br />

vorgesehen. Die neue Strahlanlage ist<br />

für zwei verschiedene Strahlmittel parallel einsetzbar,<br />

ein drittes wirkt als verlorenes Strahlmittel.<br />

Im Geschäftsjahr 2012 wurden Projekte angestoßen,<br />

die eine Optimierung der Komponentenaufarbeitung<br />

zum Ziel haben. Für die Radsatz-Fertigung<br />

wurden verschiedene Szenarien untersucht, mit denen<br />

durch Bündelungseffekte eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit<br />

erreicht werden kann. 2013 wird dies zu<br />

weiteren Investitionen in Bestandswerkstätten führen,<br />

die auf die Bewältigung größerer Mengengerüste und<br />

eine Erhöhung des Automatisierungsgrades abzielen.<br />

Entsprechende Vorrichtungen halten im Zuge der Umsetzung<br />

neuer technologischer Anforderungen an die<br />

Radsatzaufarbeitung (Oberflächenzustand, Beschichtungs-Systeme)<br />

Einzug in die Fertigung (Bild 27).<br />

7 DB Systemtechnik GmbH<br />

7.1 Aufgabenstellung<br />

Bild 29:<br />

Konstruktionsbüro der DB Systemtechnik im Werk Dessau der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

Seit Herbst 2011 ist die DB Systemtechnik als<br />

100-prozentige <strong>Bahn</strong>tochter eigenständige Gesellschaft.<br />

Der angestr<strong>eb</strong>te Wachstumskurs setzte sich<br />

auch in 2012 fort und wurde über weitere Einstellungen<br />

von qualifizierten Fachkräften abgesichert.<br />

Durch die Ausgliederung soll sich die neue Firma<br />

als Anbieter von eisenbahntechnischem Spezial-Know-<br />

244 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

how etablieren und ihr Leistungsspektrum mit ihren<br />

derzeit 760 Mitarbeitern vermehrt dem nationalen<br />

und internationalen Markt anbieten. Zur Ausweitung<br />

der internationalen Aktivitäten hat DB Systemtechnik<br />

die britische Engineering Support Group (ESG) und<br />

die Railway Appoval Limited (RAL) übernommen.<br />

RAL ist als benannte Stelle berechtigt, TSI-Prüfungen<br />

durchzuführen und hat in Minden ein Büro eröffnet,<br />

um diese Prüfungen noch kundenattraktiver abwickeln<br />

zu können. Ebenso wurde in Paris eine Betri<strong>eb</strong>sstätte<br />

der DB Systemtechnik eröffnet, über die Projekte<br />

für Kunden in Frankreich abgewickelt werden.<br />

Mit den Standorten in Deutschland, den dort tätigen<br />

fünf technischen Fachbereichen und 18 Prüfzentren<br />

deckt die DB Systemtechnik einen großen Teil<br />

des technischen <strong>Bahn</strong>spektrums ab (Bild 28). Das<br />

Leistungsspektrum der DB Systemtechnik teilt sich in<br />

Ingenieur- und Prüfdienstleistungen auf.<br />

7.2 Fokus Ingenieurdienstleistungen<br />

111 (2013) Heft 4<br />

Im Bereich der Ingenieurdienstleistungen bietet die<br />

DB Systemtechnik als Kernkompetenz die Betreuung<br />

von Fahrzeugflotten. So ist sie im DB Konzern<br />

bereits jetzt für alle technischen Fragestellungen im<br />

Rahmen der Systembetreuung der DB-Fahrzeugflotte<br />

verantwortlich. Dies beinhaltet den ICE, elektrische<br />

Tri<strong>eb</strong>züge, Dieseltri<strong>eb</strong>züge, elektrische- und Diesel-<br />

Lokomotiven sowie Personenfahrzeuge. Mit der Dänischen<br />

Staatsbahn (DSB) hat die DB Systemtechnik<br />

Ende 2012 einen Rahmenvertrag abgeschlossen. Er<br />

umfasst die Unterstützung der zentralen Technik bei<br />

der Bauartbetreuung für die gesamte DSB-Fahrzeugflotte.<br />

Die DSB kann damit die DB Systemtechnik<br />

kurzfristig beauftragen und erhält schnell Know-how<br />

und technische Beratung bei Fahrzeugproblemen,<br />

der Weiterentwicklung sowie der Instandhaltung und<br />

Reparatur von Fahrzeugen (Bild 29).<br />

Im Rahmen der Betreuung der Fahrzeugflotten<br />

ist die DB Systemtechnik auch in die Umbau- oder<br />

Redesignprojekte der DB Konzernunternehmen eing<strong>eb</strong>unden.<br />

Das Leistungsspektrum dabei reicht von<br />

Machbarkeitsbewertungen bis hin zur Zulassung der<br />

umg<strong>eb</strong>auten Fahrzeuge (Tabelle 2). So wurden im<br />

Rahmen des Redesign des ICE 2 (Bilder 30 bis 32)<br />

zwischen 2010 bis 2013 44 Tri<strong>eb</strong>züge umg<strong>eb</strong>aut und<br />

so dem Standard und Design des Marktniveaus der<br />

DB Fernverkehr angepasst. Die Fertigung erfolgte<br />

bei der DB Fahrzeuginstandhaltung als getaktetes<br />

Fließverfahren in einem Zeitraum von maximal 25<br />

Arbeitstagen je Tri<strong>eb</strong>zug von der Zuführung bis zur<br />

Fertigstellung. Beim Umbau der IC/EC-Flotte wurde<br />

unter anderem der Komfortbereich umfassend modernisiert.<br />

So erhielt das Bistro (ARk) ein völlig neues<br />

Ambiente.<br />

Bei den weit über 100 Umbauprojekten für die DB<br />

Regio steht <strong>eb</strong>enfalls die Erhöhung des Kundenkomforts<br />

im Vordergrund. So wurden zum Beispiel für den<br />

Verkehrsbetri<strong>eb</strong> Südbaden die Doppelstockwagen der<br />

BA 749 für den Transport von Fahrrädern umgerüstet.<br />

TABELLE 2<br />

Leistungen Redesign.<br />

Machbarkeitsbewertung<br />

Designuntersuchungen und Visualisierung<br />

Konstruktionslösungen und -unterlagen<br />

Fahrzeugdokumentation<br />

Umbauanweisungen<br />

Musterbaubegleitung<br />

Unterstützung der Fertigung bei Serienlauf<br />

Bewertung Zulassungsrelevanz<br />

Erstellung erforderlicher Nachweise<br />

Zulassungsmanagement und Erstellung aller Nachweise<br />

und Gutachten<br />

Bild 30:<br />

ICE 2 Redesign, 2.<br />

Klasse Kleinkindabteil<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

Bild 31:<br />

ICE 2 Redesign,<br />

Speisewagen (Foto: DB<br />

Systemtechnik).<br />

Bild 32:<br />

ICE 2 Redesign, 1.<br />

Klasse, Innenansicht<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

245


Betri<strong>eb</strong><br />

Dazu wurden an den beiden Seitenwänden insgesamt<br />

26 Fahrradhalter ang<strong>eb</strong>racht. Die Fahrradhalter sind<br />

in einem Winkel von 40° zur Seitenwand angeordnet.<br />

Dadurch werden die Fahrräder optimal unterg<strong>eb</strong>racht.<br />

Bild 33:<br />

Mitarbeiter der DB-Systemtechnik führen mit einer Alstom-Lokomotive Prima EL II in<br />

Frankreich Zulassungsfahrten durch (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Bild 34:<br />

Stromabnehmerprüfstand der DB Systemtechnik (Foto: DB Systemtechnik).<br />

7.3 Fokus Prüfdienstleistungen<br />

Im Bereich der Prüfdienstleistungen bietet die DB Systemtechnik<br />

n<strong>eb</strong>en vielen Einzelprüfungen für Komponenten<br />

einen Fullservice im Zulassungsmanagement.<br />

Um ein Schienenfahrzeug im Eisenbahnverkehr einzusetzen,<br />

bedarf es einer behördlichen Zulassung. Sie<br />

besteht insbesondere aus Prüfungen und Bewertungen.<br />

Die Zulassung von Eisenbahnfahrzeugen zeichnet<br />

sich durch eine hohe Komplexität aus und wird<br />

im Wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt: die<br />

zunehmende Globalisierung des Fahrzeugeinsatzes<br />

und die formalen Anforderungen durch parallele nationale<br />

und europäische Regelwerke. Die DB Systemtechnik<br />

ist aufgrund ihrer langjährigen europaweiten<br />

Erfahrung in der Lage, diesen Zulassungsprozess projekttechnisch<br />

ganzheitlich zu betreuen. Sie empfiehlt,<br />

schon zu Beginn einer Neu-Entwicklung alle Anforderungen<br />

und die Zulassungen selbst gesamthaft zu<br />

planen. Denn eine frühzeitige Beratung über Zulassungs-<br />

und Prüfanforderungen ermöglicht gerade bei<br />

europäischen Zulassungsverfahren eine Optimierung<br />

des Aufwandes und beschleunigt den Zulassungsprozess<br />

erh<strong>eb</strong>lich.<br />

So wurden im Sommer 2012 gleichzeitig elf Fahrzeuge<br />

unterschiedlicher Hersteller im Rahmen von<br />

Zulassungen prüftechnisch behandelt. Das beinhaltet<br />

die Abstimmung der erforderlichen Nachweise<br />

für jedes Land sowie die Durchführung von Versuchsfahrten<br />

als eigenes Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />

Dabei führte die DB Systemtechnik in Frankreich<br />

erstmals eigenständig Versuchsfahrten durch.<br />

Im Auftrag der Firma Alstom zur grenzüberschreitenden<br />

Zulassung der Lok Prima EL in Deutschland<br />

und Frankreich nach TSI und nationalen Regeln fanden<br />

ab Sommer 2012 die Prüfungen in Frankreich statt<br />

(Bild 33). Zur Sicherstellung eines reibungslosen Betri<strong>eb</strong>s<br />

und einer guten Kommunikation mit den französischen<br />

Kollegen während der echten Zulassungsfahrten wurden<br />

im Vorfeld Versuchsfahrten mit der Lok BR 186 auf<br />

den französischen Referenzstrecken durchgeführt.<br />

Bild 35:<br />

Versuchszug EuropeTrain (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Bild 36:<br />

Bremsanlage eines Güterwagens mit Leichtlaufsohle; mit Hilfe des<br />

ang<strong>eb</strong>rachten Sensors können während der Fahrt Daten gesammelt<br />

werden (Foto: DB Systemtechnik).<br />

246 111 (2013) Heft 4


Betri<strong>eb</strong><br />

Mit der Firma Vossloh wurde im Dezember 2012 ein<br />

Vertrag über Prüfungsfahrten zur Zulassung von Rangierlokomotiven<br />

in Frankreich unterzeichnet. Geprüft<br />

werden hier die neue dreiachsige Rangierlokomotive<br />

G 6 und zwei weitere vierachsige dieselelektrische und<br />

dieselhydraulische Lokomotiven für den Rangier- und<br />

Streckendienst in Frankreichausführung. Schwerpunkt<br />

dabei sind Prüfungen der Gleissensorik.<br />

7.4 Fokus Herstellung Messtechnik<br />

Auch die Entwicklung und Herstellung von Messtechnik<br />

zur Messung der Kontaktkraft zwischen Fahrdraht<br />

und Stromabnehmer sowie die Position und Stärke<br />

des Fahrdrahtes gehört zum Leistungsang<strong>eb</strong>ot der DB<br />

Systemtechnik. So wurde die DB Systemtechnik im<br />

letzten Jahr beauftragt, für eine Kohl<strong>eb</strong>ahn in China<br />

Messtechnik zur Inspektion der Oberleitung zu liefern.<br />

Die Kohl<strong>eb</strong>ahn gehört zur Shenhua Energy Corporation<br />

und sorgt für den Transport von Kohle auf einem<br />

der größten privaten <strong>Bahn</strong>streckennetze in China. Die<br />

Messsysteme wurden in Deutschland gefertigt und im<br />

November 2012 vor Ort von den DB-Ingenieuren in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen. Die gesamte Messeinrichtung besteht<br />

aus einer Kontaktkraftmessanlage, die die Kontaktkraft<br />

zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer-<br />

Schleifleisten misst, einer optischen, berührungslosen<br />

Messanlage, die die Fahrdrahtposition und Fahrdrahtstärke<br />

misst sowie einer Videoanlage zur Aufzeichnung<br />

der Interaktion von Stromabnehmer und Oberleitung.<br />

Die Messeinrichtung erlaubt eine effiziente Instandhaltung<br />

der Oberleitung bei maximaler Zuverlässigkeit<br />

und Verfügbarkeit der Infrastruktur.<br />

An den vorhandenen Prüfständen der DB Systemtechnik<br />

können kostengünstig Systeme statt bei einer<br />

aufwändigen Messfahrt untersucht und beurteilt werden.<br />

Zur Kalibrierung dieser Messsysteme im Labor<br />

wird der Stromabnehmerprüfstand eingesetzt (Bild 34).<br />

Der bewährte Prüfstand wird für die Überprüfung der<br />

Kontaktkraft-Messtechnik und für weitere dynamische<br />

Untersuchungen von Stromabnehmern verwendet.<br />

Der Prüfstand besteht aus drei beweglichen Einheiten,<br />

die zum einen den Höhenunterschied der Oberleitung<br />

(bis 1,4 m) nachbilden. Ebenso kann der Zick-Zack-Lauf<br />

der Oberleitung simuliert werden. Über einen Hydraulikaktor,<br />

an dem ein fahrdrahtähnlicher Balken montiert<br />

ist, der die Schnittstelle zum Stromabnehmer darstellt,<br />

werden Frequenzbereiche bis 25 Hz dargestellt. Für DBinterne<br />

und externe Kunden kann so das Schwingungsverhalten<br />

von Stromabnehmern auf eine möglichst geringe<br />

Kontaktkraftdynamik hin optimiert werden sowie<br />

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Zukunft bewegen.<br />

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Betri<strong>eb</strong><br />

die am Stromabnehmer montierte Messtechnik vor<br />

dem Einsatz auf der Strecke überprüft werden. Weiterhin<br />

wird hier die Messtechnik weiterentwickelt und Simulationsmodelle<br />

von Stromabnehmern erstellt. Durch<br />

diese Untersuchungen am Prüfstand kann der Umfang<br />

von teuren Messfahrten erh<strong>eb</strong>lich reduziert werden.<br />

7.5 Fokus Europa<br />

Die Experten der DB Systemtechnik betreuen<br />

auch euro päische Projekte, wie zum Beispiel den<br />

EuropeTrain (Bild 35). Gestartet wurde das Projekt in<br />

Minden, als bisher einmaliges europäisches Projekt<br />

von UIC, dem internationalen Eisenbahnverband, und<br />

29 europäischen <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> sowie Industriepartnern. Ziel<br />

des Projektes ist es, den Lärm von Güterwagen durch<br />

einen neuen Bremsklotz, der LL-Sohle, um bis zu zehn<br />

dB(A) zu reduzieren und ihn in der Praxis auf Herz und<br />

Nieren zu prüfen und zur Serienreife zu entwickeln<br />

(Bild 36). Von Herbst 2010 bis Ende 2012 war hierfür<br />

ein Testzug in ganz Europa unterwegs. Er bestand aus<br />

32 Güterwagen unterschiedlicher Bauarten und von<br />

<strong>Bahn</strong>gesellschaften (DB Schenker Rail, Rail Cargo Austria,<br />

SNCF Fret, ZSSK/Slowakei, schweizer Privatwageneinstellers<br />

AAE) und war bis auf wenige Wagen mit<br />

herkömmlicher Bremsausrüstung mit modernsten Verbundstoff-Bremsklotzsohlen<br />

(LL-Sohle) ausgestattet.<br />

In dieser Zeit legte der Zug über 100 000 km in<br />

zehn verschiedenen Teiletappen zurück. Im drei- bis<br />

vierwöchigen Rhythmus rückte der Zug immer wieder<br />

ins Prüfzentrum der DB Systemtechnik in Minden<br />

ein und durchlief dort verschiedenste Messungen.<br />

N<strong>eb</strong>en Abhängeversuchen führten die Experten der<br />

DB Systemtechnik die notwendigen lauftechnischen<br />

und bremstechnischen Ausgangsmessungen für alle<br />

32 Wagen durch. Nach Abschluss jeder einzelnen<br />

Fahrt wurden die Radprofile gemessen, um so Rückschlüsse<br />

auf das Laufverhalten der Güterwagen zu<br />

erlangen. Das gleiche wurde auch für die Bremsklotzsohlen<br />

durchgeführt, um deren Verschleiß zu ermitteln.<br />

Zusätzlich wurden neun autarke Messsysteme<br />

ausgewertet, die die Daten an den Radsätzen über<br />

Sensoren aufnehmen. Diese so genannten Datenlogger<br />

ermöglichen über interne Speicher das Aufzeichnen<br />

von Daten über lange Zeiträume. Im Fall der LL-<br />

Sohle wurden die auftretenden Querkräfte, also die<br />

Querbeschleunigungen, der Räder gemessen.<br />

Literatur<br />

[1] Behrends, D.; Fischer, C.: Berechnungen nach DIN EN<br />

50122-1 – Erdung im Katzenbergtunnel. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 109 (2011), H. 11, S. 592–600 und 109 (2011),<br />

H. 12, S. 680–684.<br />

[2] Entscheidung 2011/291/EU: Technische Spezifikation für<br />

die Interoperabilität des Fahrzeug-Teilsystems „Lokomotiven<br />

und Personenwagen“ des konventionellen transeuropäischen<br />

Eisenbahnsystems (TSI LOC&PAS CR). In: Journal<br />

der Europäischen Union Nr. L139(2011) S. 1–186.<br />

[3] Auditeau, G.; Avronsart, S.; Courtois, C.; Krötz, W.: Carbon<br />

contact strip materials – Testing of wear. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 111 (2013), H. 3, S. 186–195.<br />

[4] Halfmann, U.; Recker, W.: Modularer Multilevel-<strong>Bahn</strong>umrichter.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 109 (2011), H. 4-5,<br />

S. 174–179.<br />

[5] EN 15227: <strong>Bahn</strong>anwendungen – Anforderungen an<br />

die Kollisionssicherheit von Schienenfahrzeugkästen;<br />

2008+A1:2010.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Frank Kiewert,<br />

Deutsche <strong>Bahn</strong> AG, Konzernentwicklung – Konjunktur,<br />

Verkehrsmärkte und Wettbewerber,<br />

Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin;<br />

Fon: +49 30 297-61695,<br />

E-Mail: Frank.Kiewert@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Ursula Eickhoff, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG, DB Netz AG (GKI 2),<br />

Theodor-Heuss-Allee 7, 60486 Frankfurt am Main,<br />

Fon +49 69 265-32001,<br />

E-Mail: Ursula.Eickhoff@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Gerd Bittlingmayer, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />

DB ProjektBau GmbH,<br />

Beim Eckfeld 1a, 79588 Efringen Kirchen,<br />

Fon: +49 7628 8057-619,<br />

E-Mail: Gerd.Bittlingmayer@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Dr. Werner Krötz, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG, DB Netz AG,<br />

Oberleitung und Maschinentechnik,<br />

Mainzer Landstraße 181, 60327 Frankfurt am Main,<br />

E-Mail: Werner.Kroetz@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />

DB Energie GmbH, Pfarrer-Perabo-Platz 2,<br />

60326 Frankfurt am Main, Fon: +49 69 265-23647,<br />

E-Mail: martin.lemke@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Christopher Kürbel, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />

Vorstandsressort Technik, Systemverbund und<br />

Dienstleistungen, Beschaffung Schienenfahrzeuge (TEF),<br />

Mainzer Landstraße 205, 60326 Frankfurt am Main,<br />

Fon +49 69 265-55480,<br />

E-Mail: christopher.kuerbel@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Dr.-Ing. Ingo Trockels, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />

DB Systemtechnik GmbH, Infrastruktur Fahrzeuginstandhaltung,<br />

<strong>Bahn</strong>technikerring 74,<br />

14774 Brandenburg-Kirchmöser,<br />

Fon: +49 3381 812-325,<br />

E-Mail: Ingo.Trockels@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

Alfred Hechenberger,Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />

DB Systemtechnik GmbH,<br />

Leiter Portfoliomanagement und Marketing,<br />

Völckerstraße 5, 80839 <strong>München</strong>;<br />

Fon: +49 89 1308-3441, Fax: -7522,<br />

E-Mail: alfred.hechenberger@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

248 111 (2013) Heft 4


Fahrzeugtechnik<br />

Stromabnehmer für schwere Nutzfahrzeuge<br />

Florian Bühs, Göran Keil, Berlin; Michael Lehmann, Erlangen<br />

Stromabnehmer für elektrische Schienenfahrzeuge sind seit über 100 Jahren Stand der Technik. Für<br />

den elektrischen Betri<strong>eb</strong> nicht spurgeführter Fahrzeuge des schweren Straßengüterverkehrs wurde<br />

im Projekt ENUBA ein Stromabnehmer entwickelt. Die Anforderungen an einen solchen Stromabnehmer<br />

unterschieden sich von üblichen Ausführungen, da die Fahrzeuge nicht spurgeführt, Anlegung<br />

und Absenken häufig sind und ein gleichmäßiger Verschleiß der Schleifleisten durch aktive Bewegungen<br />

des Stromabnehmers erreicht werden muss. Die Anforderungen werden durch viele Sensorikund<br />

Regeleinrichtungen erfüllt. Der Stromabnehmer wurde erprobt.<br />

PANTOGRAPH FOR HEAVY-DUTY TRUCKS<br />

Pantographs for electric traction of vehicles on rails have been state of the art for more than hundred<br />

years. For electric operation of not track-bound heavy trucks a pantograph was developed<br />

within the ENUBA project. The requirements on such a pantograph differ from conventional designs,<br />

since the vehicles are not track-bound, lifting and lowering of pantographs are carried out<br />

often and an equal wearing of contact strips needs to be achieved by active movement of the pantograph.<br />

The requirements have been met by many sensor and control systems. The pantograph<br />

was tested successfully.<br />

PANTOGRAPHES POUR VÉHICULES UTILITAIRES LOURDS<br />

Depuis plus de 100 ans, les pantographes pour véhicules électriques sur rail représentent l’état de la<br />

technique. Pour la traction électrique de véhicules lourds destinés au transport routier de marchandises<br />

et ne circulant pas sur rails, un pantographe a été mis au point dans le cadre du projet ENUBA.<br />

Les exigences auxquelles doit satisfaire un tel pantographe diffèrent des conceptions habituelles,<br />

étant donné que les véhicules ne sont pas guidés par des rails, que le pantographe est souvent levé<br />

et baissé et qu’une usure régulière des frotteurs doit être garantie par les mouvements actifs du<br />

pantographe. De nombreux systèmes de capteurs et de contrôle permettent de satisfaire aux exigences.<br />

Le pantographe a été mis à l’essai.<br />

1 Einführung<br />

Individuelle Elektromobilität ist im Pkw-Bereich<br />

mit Akkumulatoren als Energiespeicher und Elektroantri<strong>eb</strong>en<br />

Stand der Technik. Die Akkumulatoren<br />

lassen sich stationär nachladen und die Reiseentfernungen<br />

passen zumindest im täglichen Pendlerverkehr<br />

zu den rein elektrisch realisierbaren Reichweiten.<br />

Beim Straßengüterverkehr mit schweren<br />

Nutzfahrzeugen scheiden rein auf Speichern basierende<br />

Elektroantri<strong>eb</strong>e auf Grund der für akzeptable<br />

Reichweiten erforderlichen Volumen oder Gewichte<br />

aus. Mit dem Projekt ENUBA (Elektromobilität bei<br />

schweren Nutzfahrzeugen zur Umweltentlastung<br />

von Ballungsräumen) wurde die Elektromobilität<br />

auch für Hybrid-LKW erprobt, die auf elektrifizierungswürdigen<br />

Abschnitten kontinuierlich mit Traktionsstrom<br />

über eine Fahrleitung versorgt werden<br />

[1; 2]. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />

[3] und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik<br />

und Entsorgung (BGL e. V.) [4] bezeichnen dieses<br />

Vorhaben als wichtigen und vielversprechenden<br />

Baustein einer nachhaltigen Verkehrs- und Transportwirtschaft.<br />

Wesentlicher Bestandteil der praktischen Erprobung<br />

dieses Projektes war die Entwicklung eines<br />

Stromabnehmers, der für den Einsatz im Straßengüterverkehr<br />

erh<strong>eb</strong>lich andere Anforderungen erfüllen<br />

musste als alle bisher bekannten Stromabnehmern<br />

für <strong>Bahn</strong>anwendungen. Innerhalb von 16 Monaten<br />

wurden die Anforderungen analysiert, der mechatronische<br />

Aufbau entwickelt, in zwei Serien-LKW als<br />

Funktionsmuster integriert und intensiv erprobt.<br />

2 Anforderungen an Stromabnehmer<br />

für schwere LKW<br />

2.1 Ausgangssituation<br />

Die Identifikation und Systematisierung der betri<strong>eb</strong>lichen,<br />

technischen und generellen Anforderungen<br />

111 (2013) Heft 4<br />

249


Fahrzeugtechnik<br />

bildete den Ausgangspunkt für die Entwicklung eines<br />

Stromabnehmers für LKW zum Betri<strong>eb</strong> an Oberleitungen<br />

elektrifizierter Fahrspuren. Die Aufzählung<br />

der Anforderungen (Tabelle 1) verdeutlicht die Komplexität<br />

der Ausgangslage. Für die zu entwickelnden<br />

Funktionsmuster musste jedes dieser allgemein<br />

formulierten Kriterien mit definierten Größen und<br />

Werten charakterisiert werden. Abweichungen von<br />

den Maximalanforderungen waren nur unter der Bedingung<br />

zulässig, dass der Nachweis der generellen<br />

technischen Machbarkeit unter typischen Einsatzbedingungen<br />

und die spätere Überführung in Serienmodelle<br />

möglich bli<strong>eb</strong>en.<br />

2.2 Transfer aus der <strong>Bahn</strong>technik<br />

Durch die frühzeitige Festlegung auf die Kontaktpaarung<br />

Fahrdraht – Schleifleiste konnten für den<br />

mechanischen Ansatz auf die umfangreichen Erfahrungen<br />

aus über 100 Jahren Stromabnehmerentwicklung<br />

für <strong>Bahn</strong>anwendungen zurückgegriffen<br />

werden [5; 6]. Für einzelne Baugruppen konnten dadurch<br />

Produkte und Komponenten von Lieferanten<br />

der <strong>Bahn</strong>industrie zum Einsatz kommen. Gleichzeitig<br />

war damit zumindest für Einzelaspekte ein normativer<br />

Rahmen als Richtschnur der Entwicklung geg<strong>eb</strong>en<br />

(Tabelle 2).<br />

2.3 Anforderungen aus dem Einsatzg<strong>eb</strong>iet<br />

Straße<br />

2.3.1 Mechanischer Aufbau<br />

N<strong>eb</strong>en den generellen Anforderungen hinsichtlich<br />

Raumbedarf, Gewicht, Robustheit und Integrationsfähigkeit<br />

erg<strong>eb</strong>en sich aus den Anforderungen<br />

(Tabelle 1) konkrete Ansatzpunkte für den mechanischen<br />

Aufbau:<br />

• Ein Stromabnehmer für spurg<strong>eb</strong>undene Fahrzeuge<br />

benötigt mindestens zwei Freiheitsgrade in<br />

der horizontalen und vertikalen Beweglichkeit.<br />

Da dieser Stromabnehmer aktiv geführt werden<br />

soll, sind für beide Freiheitsgrade auch aktive<br />

Antri<strong>eb</strong>e vorzusehen. Die Auswahl der Antri<strong>eb</strong>e<br />

richtet sich nach den Erfordernissen bezüglich<br />

Stellzeit, Positionierung und geregelter physikalischer<br />

Größen.<br />

• Der Verzicht auf mechanische Zwangsführung<br />

des Stromabnehmers am Fahrdraht ermöglicht<br />

während der Fahrt einen Wechsel der Antri<strong>eb</strong>sart<br />

und Überholmanöver zwischen elektrischen<br />

Fahrzeugen.<br />

• Der vertikale Arbeitsbereich muss so festgelegt<br />

werden, dass der Stromabnehmer im abgesenkten<br />

Zustand die Fahrzeugumgrenzungslinie nicht<br />

verletzt und im gehobenen Zustand der oberhalb<br />

des Verkehrsraums verlegten Fahrleitung bis<br />

zu einer oberen Grenzlage folgen kann.<br />

• Damit der Stromabnehmer Bewegungen des LKW<br />

in der Fahrspur ausgleichen kann, ist eine Festlegung<br />

eines horizontalen Arbeitsbereichs notwendig.<br />

• Eine einfache, leicht automatisierbare und ergonomische<br />

Bedienung, die sowohl häufig wiederkehrende<br />

An- und Abbügelvorgänge als auch<br />

Schnellabsenkungen beim Verlassen der Fahrspur<br />

berücksichtigt, ist Voraussetzung für die Akzeptanz<br />

der Antri<strong>eb</strong>sart.<br />

2.3.2 Vertikaler Arbeitsbereich und Dynamik<br />

Der Stromabnehmer sollte in einer abgesenkt verriegelten<br />

Ruhelage und verschiedenen Arbeitspositionen<br />

gehalten werden können. Die Ruhelage ist für<br />

TABELLE 1<br />

Ansprüche und Anforderungen an den zu entwickelnden Stromabnehmer.<br />

Betri<strong>eb</strong>liche Anforderungen Technische Anforderungen Allgemeine Entwicklungsanforderungen<br />

Wechsel der Antri<strong>eb</strong>sart durch Anund<br />

Abbügeln während der Fahrt<br />

keine Spurführung des Fahrzeugs in<br />

der elektrifizierten Spur<br />

Einhaltung des Lichtraumprofils im<br />

abg<strong>eb</strong>ügelten Zustand<br />

keine Störung des bisherigen Verkehrsablaufs<br />

Migrationsfähigkeit hinsichtlich Nachrüstung<br />

vorhandener Fahrzeuge<br />

mindestens zweipolige Konstruktion<br />

wegen fehlender Schienenrückleitung<br />

aktive Nachregelbarkeit zum Ausgleich<br />

von Bewegungen innerhalb der Fahrspur<br />

Integration in LKW ohne Einschränkungen<br />

bei Ladungsraum und -gewicht<br />

einfache Bedienbarkeit durch den Fahrer<br />

nach Einweisung<br />

mit der Infrastruktur abgestimmtes<br />

elektrisches Schutzkonzept<br />

geringe Zusatzkosten im Verhältnis zu<br />

den Fahrzeuggesamtkosten<br />

Robustheit hinsichtlich straßenverkehrstypischen<br />

Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen und<br />

mechanischen Belastungen<br />

keine Einschränkung der Zuverlässigkeit<br />

und Verfügbarkeit gegenüber konventionellen<br />

LKW<br />

mindestens gleiche Sicherheit wie<br />

konventionelle LKW<br />

Beachtung der Normungsräume<br />

für elektrische Verkehrssysteme,<br />

Automobilanwendungen und Richtlinien<br />

des Straßenverkehrs<br />

250 111 (2013) Heft 4


Fahrzeugtechnik<br />

den Betri<strong>eb</strong> der Fahrzeuge auf nicht elektrifizierten<br />

Strecken oder während baulich bedingter Fahrleitungsunterbrechungen<br />

auf elektrifizierten Strecken<br />

erforderlich.<br />

Die untere Grenze des vertikalen Arbeitsbereichs<br />

wird durch den Verkehrsraum gemäß RAA –<br />

Richtlinie zur Anlage von Autobahnen [7] definiert<br />

(Bild 1). Die tatsächliche Höhenlage des Fahrdrahts<br />

ergibt sich dann unter anderem aus der Fahrleitungskonstruktion,<br />

dem Abstand zum Stützpunkt,<br />

den Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen wie Eislasten, den<br />

Bautoleranzen und den Fahrleitungsführungen zur<br />

Unterquerung von Verkehrszeichenbrücken oder<br />

Überführungen. Ähnlich den Stromabnehmern für<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen sind in einem Arbeitsbereich bis<br />

1 m möglichst gleichmäßige Anpresskräfte und gute<br />

Kontaktqualität anzustr<strong>eb</strong>en, die den Verschleiß begrenzen.<br />

2.3.3 Horizontale Schwenkbarkeit und Dynamik<br />

Die horizontale Schwenkbewegung gleicht seitliche<br />

Fahrzeugbewegungen aus und führt den Stromabnehmer<br />

entlang der Oberleitung nach. Dies stellt<br />

weit größere Anforderungen, insbesondere an die<br />

Dynamik, als die vertikale Bewegung. Im Rahmen<br />

der Voruntersuchungen wurde folgender Fall als be-<br />

sonders kritisch identifiziert: Während der Kurvenfahrt<br />

mit hoher Geschwindigkeit muss der Stromabnehmer<br />

den dann sehnenartig angeordneten<br />

Fahrdrahtabschnitten folgen. Es handelt sich hier<br />

um Kurven, die mit maximal 80 km/h Geschwindigkeit<br />

durchfahren werden. Diese haben nach [7]<br />

kleinste Kurvenradien um 1 000 m. Radien zwischen<br />

1 000 m bis 3 000 m sind übliche Werte für Autobahnen,<br />

ohne dass die Geschwindigkeit auf unter<br />

100 km/h begrenzt werden müsste. Die Knickpunkte<br />

des Fahrdrahts an den Stützpunkten stellen damit<br />

die höchsten Anforderungen an den Schwenkantri<strong>eb</strong><br />

hinsichtlich Drehmoment dar (Bild 2).<br />

2.3.4 Automatischer Betri<strong>eb</strong><br />

Einer der Vorzüge der nur kraftschlüssigen Kontaktpaarung<br />

des Fahrdrahts mit der relativ breiten<br />

Schleifleistenwippe ist die Möglichkeit, einen Anoder<br />

Abbügelvorgang in der Fahrt bei jeder Geschwindigkeit<br />

ausführen zu können. Die Sensorik<br />

sorgt hierbei für eine hinreichende Identifizierung<br />

und Ortung der Oberleitung. Wenn der automatische<br />

Betri<strong>eb</strong> vorausgewählt und eine Oberleitung<br />

detektiert wurde, kann eine entsprechende Einrichtung<br />

den Anbügelvorgang selbstständig<br />

ausführen.<br />

TABELLE 2<br />

Eingeflossene Normen aus der <strong>Bahn</strong>technik als Basis für die Entwicklung des Stromabnehmers.<br />

Norm<br />

DIN EN 50119<br />

DIN EN 50122<br />

DIN EN 50125-1<br />

DIN EN 50153<br />

DIN EN 50163<br />

DIN EN 50206-1/2<br />

DIN EN 50317<br />

DIN EN 50318<br />

DIN EN 50367<br />

DIN EN 50405<br />

DIN EN 61373<br />

UIC 606-2<br />

UIC 794<br />

Titel<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Ortsfeste Anlagen – Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />

Normenreihe <strong>Bahn</strong>anwendungen – Ortsfeste Anlagen: Teil 1: Schutzmaßnahmen in Bezug auf elektrische<br />

Sicherheit und Erdung; Teil 2: Schutzmaßnahmen gegen die Auswirkungen von Streuströmen<br />

verursacht durch Gleichstrombahnen<br />

Umweltbedingungen für Betri<strong>eb</strong>smittel auf <strong>Bahn</strong>fahrzeugen<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Fahrzeuge – Schutzmaßnahmen in Bezug auf elektrische Gefahren<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Speisespannungen von <strong>Bahn</strong>netzen<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Schienenfahrzeuge – Merkmale und Prüfungen von Stromabnehmern,<br />

Teil 1: Stromabnehmer für Vollbahnfahrzeuge, Teil 2: Dachstromabnehmer für Stadtbahnen und<br />

Straßenbahnen<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Stromabnahmesysteme – Anforderungen und Validierung von Messungen des<br />

dynamischen Zusammenwirkens zwischen Stromabnehmer und Oberleitung<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Stromabnahmesysteme – Validierung von Simulationssystemen für das<br />

dynamische Zusammenwirken zwischen Stromabnehmer und Oberleitung<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Zusammenwirken der Systeme – Technische Kriterien für das Zusammenwirken<br />

zwischen Stromabnehmer und Oberleitung für einen freien Zugang<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Stromabnahmesysteme – Stromabnehmer für Oberleitungsfahrzeuge,<br />

Prüfverfahren für Kohleschleifstücke<br />

<strong>Bahn</strong>anwendungen – Betri<strong>eb</strong>smittel von <strong>Bahn</strong>fahrzeugen – Prüfungen für Schwingen und Schocken<br />

Errichtung von Oberleitungen und Anforderungen an die Stromabnehmer<br />

Zusammenwirkungen Stromabnehmer/Oberleitung im europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz<br />

EN 50124-1 <strong>Bahn</strong>anwendungen – Isolationskoordination – Teil 1: Grundlegende Anforderungen –<br />

Luft- und Kriechstrecken für alle elektrischen und elektronischen Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

111 (2013) Heft 4<br />

251


Fahrzeugtechnik<br />

2.4 Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen<br />

Bild 1:<br />

Verkehrsraum nach RAA [7].<br />

Die Einflüsse aus der Umg<strong>eb</strong>ung müssen bei der<br />

mechatronischen Gestaltung wie auch bei der Sensorik<br />

berücksichtigt werden. Bedeutend sind dabei<br />

Schocks und Vibrationen. Die Unempfindlichkeit<br />

gegenüber den klimatischen Einflüssen war zu gewährleisten.<br />

Die Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen sind für<br />

folgende Aspekte entscheidend:<br />

• Beim Einsatz von Kameras für das sichtbare<br />

Lichtspektrum ist eine hohe Bandbreite der<br />

Lichtverhältnisse abzudecken. Dies ist nötig wegen<br />

der Blendung bei direkter Einstrahlung von<br />

Sonnenlicht und wegen der Kontrastprobleme<br />

zwischen den Oberleitungen und dem Himmel<br />

bei Dämmerung und nachts.<br />

• Ablagerungen durch Schnee, Eis oder Schmutz<br />

auf den Sensoren können zu Messabweichungen<br />

bis hin zum Ausfall der Sensorik führen.<br />

• Gefrorene Ablagerungen auf der Oberleitung<br />

führen zu einer veränderlichen Kontaktqualität,<br />

sind jedoch unwahrscheinlich wegen der höheren<br />

Verkehrsdichte.<br />

3 Stromabnehmeraufbau<br />

3.1 Ansätze<br />

Bild 2:<br />

Abwinklung des Fahrdrahtes am Stützpunkt gegenüber der Fahrspur (oben), Schleppverhalten<br />

des Stromabnehmers am Stützpunkt und aufzubringendes Antri<strong>eb</strong>smoment (unten).<br />

blau Fahrdraht (angenommene Mittellinie)<br />

grün Mitte der Fahrspur (angenommene Ideallinie)<br />

orange notwendiges Drehmoment der Stromabnehmerachse<br />

pink Position der Wippe<br />

Im Rahmen der Entwicklung wurden mehrere Ansätze<br />

für den Stromabnehmertyp und zu deren<br />

Integration untersucht. Die Montage des Stromabnehmers<br />

auf der Kabine ist auf Grund deren Eigenbewegung<br />

schwierig und die Kabine muss zur<br />

Reparatur und Wartung geschwenkt werden. Die<br />

ersten Funktionsmuster des Stromabnehmers sind<br />

daher auf einem Gestell montiert, welches direkt<br />

am Fahrzeugrahmen befestigt ist. Die Ladefläche<br />

hinter dem Fahrerhaus steht wegen der Nutzung<br />

als Ladevolumen bis zu etwa 4 m Maximalhöhe<br />

nicht zur Verfügung. Übrig bleiben für den Stromabnehmer<br />

das freie Volumen oberhalb der Kabine<br />

und der Spalt zwischen Kabine und Ladung. Je nach<br />

Art des Fahrzeugs, zum Beispiel Zugmaschine für<br />

Sattelaufleger oder Fahrzeuge mit Kofferaufbau,<br />

kann der für den Stromabnehmer verfügbare Raum<br />

von Typ zu Typ variieren.<br />

Am Beginn der Entwicklung wurden bekannte<br />

und neu entwickelte Stromabnehmerbauarten bezüglich<br />

der Integrationsfähigkeit und verschiedener<br />

anderer Kriterien verglichen. Beispiele sind die üblichen<br />

Einholm- und Scherenstromabnehmer, Schleifschuh-<br />

oder Dritte-Schiene-Stromabnehmer und<br />

neu entwickelte Bauarten.<br />

Der Typ genannt Inverse Trolley wurde auf Grund<br />

seiner einfacheren Integrierbarkeit als am besten geeignet<br />

ausgewählt. N<strong>eb</strong>en dem gegenüber anderen<br />

252 111 (2013) Heft 4


Fahrzeugtechnik<br />

Varianten einfacheren mechanischen Aufbau und<br />

dem großen Arbeitsbereich waren die schnelle Umsetzbarkeit<br />

und die geringe Beeinflussung der Infrastruktur<br />

ausschlagg<strong>eb</strong>end.<br />

3.2 Mechanischer Aufbau und Aktorik<br />

Der mechanische Aufbau des Stromabnehmers<br />

(Bild 3) besteht aus den Hauptbaugruppen<br />

• Grundgestell zwischen Kabine und Ladung bildet<br />

die Verbindung zum LKW,<br />

• auf dem Grundgestell befestigte Arme zum Tragen<br />

und Bewegen der Wippe und<br />

• Wippen mit jeweils zwei Schleifleisten pro elektrischem<br />

Pol.<br />

Das Grundgestell beinhaltet die Pneumatikkomponenten,<br />

einen Servomotor und eine Verriegelungsvorrichtung<br />

für die Arme. Diese sind mit Gelenken<br />

auf dem Gestell befestigt, die eine seitliche Schwenkund<br />

eine Auf- und Ab-Bewegung zulassen. Zusammen<br />

bilden die drei Arme ein Parallelogramm, mit<br />

dem die waagerechte Ausrichtung der Wippe in<br />

jedem Betri<strong>eb</strong>spunkt erreicht wird. An den beiden<br />

äußeren Armen ist zum H<strong>eb</strong>en und Senken jeweils<br />

eine zweistufige, pneumatische Aktorik montiert.<br />

Der mittlere Stellarm ist an einen Servomotor mit<br />

Getri<strong>eb</strong>e angeschlossen, der die seitliche Schwenkbewegung<br />

ermöglicht. In den Gelenken sind jeweils<br />

Sensoren für den Höhenwinkel unterg<strong>eb</strong>racht. Der<br />

Seitenwinkel wird über einen im Servomotor integrierten<br />

G<strong>eb</strong>er ermittelt.<br />

Die Wippe ist am Ende der Arme befestigt und<br />

trägt die gegeneinander isolierten Schleifleistenpaare.<br />

Diese sind jeweils federnd auf der Wippe<br />

gelagert. An den Außenkanten der Schleifleisten<br />

sind Auflaufhörner aus isolierendem Material ang<strong>eb</strong>racht,<br />

um ein Verhaken mit dem Fahrdraht zu<br />

verhindern. An einer Schleifleiste je Pol sind Sensoren<br />

an den äußeren Kanten montiert, die beim<br />

Überstreichen durch den Fahrdraht zum Abbügeln<br />

führen.<br />

Für den Stromabnehmer kommen drei Betri<strong>eb</strong>szustände<br />

in Frage:<br />

• Parkposition, am Gestell verriegelt während des<br />

nicht elektrischen Betri<strong>eb</strong>s<br />

• Zwischenposition vor dem Anbügeln<br />

• ang<strong>eb</strong>ügelt während der elektrischen Fahrt<br />

Aus der Parkposition werden die Arme entriegelt<br />

und mit pneumatischen Zylindern an den äußeren<br />

Armen in die Zwischenposition angehoben. Diese ist<br />

so gewählt, dass sich die Wippe oberhalb aller anderen<br />

Fahrzeuge und unterhalb der tiefsten Position<br />

des Fahrdrahts befindet. Anschließend wird die<br />

Wippe entsprechend der Fahrdrahtposition durch<br />

den Servomotor am Mittelarm ausgerichtet. Über<br />

pneumatische Muskeln an den äußeren Armen wird<br />

jetzt der Stromabnehmer zum Fahrdraht geführt.<br />

Seiten- und Höhenlage werden gesteuert durch die<br />

Messdaten der Fahrdrahterkennung während des<br />

Anbügelvorgangs nachgestellt.<br />

Beim gewünschten oder erzwungenen Abbügeln<br />

wird der Stromabnehmer zunächst in die Zwischenposition<br />

gesenkt, dort in eine Mittellage zentriert<br />

und anschließend in die Parkposition bewegt. Dort<br />

wird abschließend die Verriegelung aktiviert.<br />

Während der ang<strong>eb</strong>ügelten Fahrt wird der Stromabnehmer,<br />

angetri<strong>eb</strong>en durch den Servomotor, permanent<br />

hin- und herbewegt, um die Schleifleisten<br />

möglichst gleichmäßig zu verschleißen.<br />

Der pneumatische Antri<strong>eb</strong> für Vertikalbewegungen<br />

genügt den geringeren Anforderungen bezüglich<br />

der Positioniergenauigkeit und ist kostengünstiger.<br />

Bei der Erprobung ergab der pneumatische<br />

Antri<strong>eb</strong> schwankende Andruckkräfte an der Fahrleitung.<br />

Die verwendeten pneumatischen Aktoren wiesen<br />

eine Hysterese der Kraft-Weg-Relation auf. Diese<br />

wurde zunächst durch eine Erhöhung der Grundkräfte<br />

kompensiert. Eine Verbesserung dieses Verhaltens<br />

wird durch Steuerung auf der Basis mathematischer<br />

Algorithmen angestr<strong>eb</strong>t.<br />

Für die Horizontalbewegung muss in bestimmten<br />

Situationen ein Drehmoment bis 2 500 Nm in den<br />

Stromabnehmer eingeprägt werden. Ein Servoantri<strong>eb</strong><br />

ist für diese Aufgabe geeignet. Auf Grund der begrenzten<br />

mechanischen Steifigkeit des zum Schwenken benutzten<br />

Steuerarms (Bild 3) neigt dieser bei Eintrag<br />

eines Drehmomentes in den Fußpunkt zu seitlicher<br />

Verbiegung und entsprechenden Schwingungen,<br />

wenn das Drehmoment sich sprunghaft ändert oder<br />

der Regelkreis bei der angeregten Frequenz bereits<br />

eine positive Rückkopplung aufweist. Als Gegenmaßnahmen<br />

wurden n<strong>eb</strong>en der nur begrenzt möglichen<br />

Reduzierung des Drehmoments und der Begrenzung<br />

der Schleifenverstärkung ab 5 Hz die<br />

• Reduzierung des Rucks bei gleichzeitiger Begrenzung<br />

seiner Einwirkdauer und<br />

• Verwendung eines Schwingungstilgers<br />

Bild 3:<br />

3D-CAD-Bild des Stromabnehmers.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

253


Fahrzeugtechnik<br />

als wirksam erkannt. Der Schwingungstilger wurde<br />

so ausgelegt, dass er Schwingungen mit der<br />

Eigenfrequenz des Stromabnehmers wirkungsvoll<br />

unterdrückt und so angeregte Resonanzen schnell<br />

gedämpft werden (Bild 4).<br />

Im Erg<strong>eb</strong>nis muss die Eigenresonanzfrequenz des<br />

Stromabnehmers durch konstruktive Maßnahmen<br />

möglichst hoch gewählt werden. Diesem Bestr<strong>eb</strong>en<br />

sind hinsichtlich Materialeinsatz und Gewicht Grenzen<br />

gesetzt und der erzielte Wert etwas unter 10 Hz<br />

stellt das machbare Maximum dar. In Verbindung mit<br />

den obigen Maßnahmen ist dies hinreichend für den<br />

normalen Fahrbetri<strong>eb</strong>.<br />

3.3 Sensorik und Steuerung<br />

Eine wesentliche Schlüsselkomponente im Betri<strong>eb</strong> des<br />

Stromabnehmers stellt die Sensorik zur Erkennung der<br />

Oberleitung dar. Ein Laserscanner mit Laufzeitmessung<br />

und Remissionsauswertung ist hierfür geeignet.<br />

Der Laserscanner liefert vorgefilterte Rohdaten<br />

aus seinem Sichtfeld, woraus sich Winkel, Abstand<br />

und Remissionswert eines Scanpunktes ableiten lassen.<br />

Notwendig ist in der weiteren Datenverarbeitung<br />

eine Software, die die Koordinaten der beiden<br />

Fahrdrähte extrahieren kann. Mit den Koordinaten<br />

der Fahrdrähte kann der Stromabnehmer die richtige<br />

Position an der Oberleitung ansteuern und den<br />

Anbügelvorgang ausführen. Die Nahfeldsensoren an<br />

den Schleifleisten haben die zusätzliche Funktion,<br />

bei Ausfall des Laserscanners Daten für die Nachführung<br />

des Stromabnehmers zu liefern.<br />

Der Laser-Fernbereichssensor ist hinsichtlich Erkennungsrate,<br />

Empfindlichkeit gegen Niederschlag im<br />

Sichtfeld, direkter Sonneneinstrahlung und Langzeit-<br />

Witterungseinflüssen ausreichend stabil. Bei der Erprobung<br />

zeigten sich keine nachteiligen Eigenschaften,<br />

die die Erkennungsfunktion beeinträchtigen. Lediglich<br />

sehr dichter Niederschlag in Form von Schnee reduziert<br />

die Erkennungsrate der Oberleitung.<br />

Um Fehlfunktionen und unerwünschte Kolli sionen<br />

des Stromabnehmers mit der Oberleitung auszuschließen,<br />

wurde eine Redundanz eing<strong>eb</strong>aut. Die Steuerung<br />

des Stromabnehmers benutzt dazu <strong>eb</strong>enfalls<br />

die direkt an den Schleifleisten montierten induktiven<br />

Endlagensensoren. Diese können bei entsprechender<br />

Triggerung einerseits durch Vergleich mit dem Fernbereichssensor<br />

bei widersprüchlichen Erkennungserg<strong>eb</strong>nissen<br />

der Fahrdrahtlage ein geregeltes Abbügeln<br />

initiieren und andererseits ein Schnellabbügeln auch<br />

bei gestörter Steuerelektronik einleiten.<br />

Die zuverlässige Unterscheidung zwischen oberleitungsähnlichen<br />

Strukturen und tatsächlicher<br />

Oberleitung ist eine der Voraussetzungen, ein automatisches<br />

Anbügeln im Serienbetri<strong>eb</strong> zuzulassen.<br />

Für die Erprobung ist auch ein halbautomatisches<br />

Anbügeln vorgesehen. Dabei wird nach Tastendruck<br />

des Fahrers der Anbügelvorgang unter der Voraussetzung<br />

einer durch den Fernbereichssensor erkannten<br />

Oberleitung gestartet. Der Fahrer hat hierzu das<br />

Bedienfeld der Stromabnehmersteuerung zur Verfügung<br />

(Bild 5).<br />

Bild 4:<br />

Schwingverhalten des Stromabnehmers mit Tilger (oben) und ohne Tilger (unten).<br />

orange Drehmoment M im Fußpunkt mit Tilger<br />

pink Drehwinkel φ<br />

grün Drehgeschwindigkeit ω<br />

blau Schleppfehler Δφ.<br />

Bild 5:<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle für das halbautomatische<br />

Anbügeln des Stromabnehmers.<br />

254 111 (2013) Heft 4


Fahrzeugtechnik<br />

3.4 <strong>Elektrische</strong> Sicherheit<br />

Für den Schutz der an und auf dem Fahrzeug arbeitenden<br />

Personen vor zu hohen Berührungsspannungen<br />

sind grundsätzlich mehrere Möglichkeiten<br />

denkbar. Die Besonderheit besteht im Gegensatz zu<br />

Schienenfahrzeugen in der Potenzialtrennung des<br />

Fahrzeugchassis vom Erdpotenzial. Bei O-Bussen ist<br />

deshalb eine umfassende doppelte Isolierung mit<br />

fahrzeugseitiger Isolationsüberwachung üblich. Ein<br />

bezüglich Erde potenzialfreies Einspeisenetz in Verbindung<br />

mit speiseseitiger Isolationsüberwachung<br />

stellt eine Alternative dar, die für den Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>,<br />

der nicht im öffentlichen Raum stattfindet, zunächst<br />

verwendet wurde.<br />

4 Betri<strong>eb</strong>liche Aspekte und<br />

Berechtigungsverfahren<br />

Der zuverlässige Betri<strong>eb</strong> der Lastwagen mit Hybridantri<strong>eb</strong><br />

mit hoher Verfügbarkeit und langer L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

der Infrastruktur verlangt auch die Einsatzbereitschaft<br />

der Stromabnehmer, die deshalb regelmäßig überwacht<br />

und geprüft werden muss. Dabei sind Konstruktion<br />

und Steuerung des Stromabnehmers so zu<br />

konzipieren, dass unterschiedlich Betri<strong>eb</strong>s- und Nutzerstrukturen<br />

unterstützt werden. Im nicht-öffentlichen<br />

Betri<strong>eb</strong> mit vielleicht nur einem Flottenbetreiber<br />

kann der technische Zustand der Stromabnehmer<br />

durch eine zentrale Werkstatt geprüft und bewertet<br />

werden. Dies ist im öffentlichen Betri<strong>eb</strong> mit zahlreichen<br />

individuellen Fahrzeugführern, Flottenbetreibern<br />

und Infrastruktureigentümern nicht möglich, sondern<br />

kann nur durch ein Berechtigungsverfahren mit verteilten<br />

Rollen, Zuständigkeiten und Kontrollfunktionen<br />

erreicht werden. Dieses Verfahren muss umfassen:<br />

• eine technische Selbstdiagnose des Stromabnehmers,<br />

die den Fahrer bei der Beurteilung der<br />

Einsatzbereitschaft unterstützt<br />

• Möglichkeiten zur technische Fremddiagnose<br />

der Stromabnehmer von außen, um fehlerhafte<br />

Stromabnehmer identifizieren und vom Weiterbetri<strong>eb</strong><br />

ausschließen zu können<br />

• eine administrative Berechtigung zu Fahrtbeginn<br />

mittels Kommunikation zwischen dem Fahrzeug<br />

und einer Zentrale, um zum Beispiel den Anmeldestatus<br />

des Nutzers oder die Erfüllung von<br />

Inspektionspflichten abzufragen<br />

• Möglichkeiten für die Werkstätten, Wartungsund<br />

Reparaturarbeiten im Fahrzeug zu dokumentieren<br />

und bei Bedarf entzogene technische<br />

Berechtigungen erneut zu erteilen<br />

Dem Kontaktpunkt Schleifleiste – Fahrdraht ist bei<br />

den Kontrollen besondere Bedeutung beizumessen.<br />

Für eine lange L<strong>eb</strong>ensdauer der Fahrleitung muss<br />

sich der Verschleiß auf die Schleifleisten konzentrieren.<br />

Diese müssen daher einfach zu wechseln und<br />

ihr Zustand gut überprüfbar sein.<br />

Die externe Kommunikation kann mit einer On-<br />

Board-Unit (OBU) realisiert werden. Diese entlastet die<br />

Stromabnehmersteuerung von der Netzverfügbarkeit<br />

und Kanalkapazitäten, indem die OBU entsprechende<br />

Statusinformationen zwischenspeichert. Die Aufgabe<br />

des Stromabnehmersteuerrechners besteht dann darin,<br />

Berechtigungsdatensätze von der OBU entgegenzunehmen<br />

und davon abhängig angeforderte Anbügelvorgänge<br />

auszuführen oder zu verweigern.<br />

5 Erprobung und Bewertung<br />

Im Rahmen der Entwicklung des Stromabnehmers<br />

für schwere LKW wurde zunächst in einem Zeitraum<br />

von neun Monaten ein Labormuster aufg<strong>eb</strong>aut und<br />

untersucht. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen<br />

folgte innerhalb eines Jahr anschließend der<br />

Aufbau von zwei Funktionsmustern des Stromabnehmers<br />

und deren Integration auf LKW. Die Funktionsmuster<br />

wurden abschließend im Rahmen einer drei<br />

Monate dauernden Erprobung auf der Versuchsstrecke<br />

untersucht.<br />

Gegenstand der Erprobungen waren n<strong>eb</strong>en den<br />

Grundfunktionen auch die Validierung des Verhaltens<br />

in typischen Fahrsituationen bei unterschiedlichen<br />

Witterungsverhältnissen (Bild 6).<br />

In mehr als 2 000 Einzelfahrten mit jeweils mehreren<br />

An-/ Abbügelvorgängen in zahlreichen Betri<strong>eb</strong>s- und<br />

Ausnahmesituationen konnte für den Stromabnehmer<br />

und seine Steuerung die technische Eignung für das<br />

Bild 6:<br />

Erprobungsbetri<strong>eb</strong> des LKW auf der Versuchsstrecke bei Sprühregen und Gischt.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

255


Fahrzeugtechnik<br />

Einsatzg<strong>eb</strong>iet elektrifizierter Straßengüterverkehr und<br />

damit die Machbarkeit dieser Form der Elektromobilität<br />

für LKW nachgewiesen werden. In der laufenden<br />

Weiterentwicklung werden Bauraum und Gewicht<br />

soweit reduziert, dass der Stromabnehmer auf eine<br />

Sattelschlepperzugmaschine aufg<strong>eb</strong>aut werden kann.<br />

Parallel dazu wurde durch die Deutzer Technische<br />

Kohle GmbH mit den Stromabnehmern ein<br />

umfangreiches Messprogramm zum elektrischen<br />

und mechanischen Kontaktverhalten absolviert. Der<br />

Messaufbau und die Erg<strong>eb</strong>nisse werden in einem<br />

weiteren Aufsatz in einer der nächsten <strong>eb</strong>-Ausgaben<br />

beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Literatur<br />

[1] Behmann, U.; Buhl, E.: LKW unter Strom gesetzt. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 110 (2012), H. 5, S. 175–177.<br />

[2] Gerstenberg, F.; Lehmann, M.; Zauner, F.: Elektromobilität<br />

bei schweren Nutzfahrzeugen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 110 (2012), H. 8-9, S. 452–460.<br />

[3] SRU – Sachverständigenrat für Umweltfragen (Hrsg.):<br />

Umweltgutachten 2012 – Verantwortung in einer begrenzten<br />

Welt. Berlin, 2012.<br />

[4] BGL – Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und<br />

Entsorgung e. V. (Hrsg.): Jahresbericht 2012. Frankfurt/<br />

Main, 2012.<br />

[5] Kießling, F.; u. a.: Fahrleitungen elektrischer <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

– Planung, Berechnung, Ausführung. Teubner Verlag,<br />

Stuttgart/ Leipzig, 1998.<br />

[6] Bendel, H.; u. a.: Die elektrische Lokomotive – Aufbau,<br />

Funktion, Neue Technik. transpress Verlag GmbH, Berlin,<br />

1994.<br />

[7] FGSV – Forschungsgesellschaft für Straßen- und<br />

Verkehrs wesen (Hrsg.): RAA – Richtlinien für die Anlage<br />

von Autobahnen. Köln, 2008.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. Florian Bühs (34), absolvierte<br />

eine handwerkliche Ausbildung in Bremen<br />

und studierte anschließend Maschinenbau<br />

an der TU Berlin mit der Fachrichtung<br />

Feinwerk- und Mikrotechnik. Nach<br />

seinem Studium folgte die Promotion im<br />

Bereich Medizintechnik an der TU Berlin.<br />

Seit 2012 ist er bei der Siemens AG als<br />

Projektleiter und Entwickler tätig und ist<br />

im Rahmen des Forschungsprojekts ENU-<br />

BA für die mechatronische Entwicklung<br />

des Stromabnehmers zuständig.<br />

Adresse: Siemens AG, IC MOL LAS SPA,<br />

Rudower Chaussee 29,<br />

12489 Berlin, Deutschland;<br />

Fon: +49 30 6392-6447, Fax: -6407;<br />

E-Mail: florian.buehs@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. Göran Keil (50), studierte<br />

Informationstechnik an der Technischen<br />

Universität Dresden, nach einer<br />

kurzzeitigen Tätigkeit an der Akademie<br />

der Wissenschaften wechselte er zur AEG<br />

Postautomation. Seit 1996 ist er bei der<br />

Siemens AG als Spezialist für Control<br />

Software tätig. An den Standorten<br />

Berlin, Konstanz und Arlington/Texas<br />

wurden in dieser Zeit viele innovative<br />

Projekte mit seiner Beteiligung realisiert.<br />

Ab 2010 ist er unter anderem zuständig<br />

für die Steuerungstechnik des Stromabnehmers<br />

im Forschungsprojekt ENUBA.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +49 30 6392-6438, Fax: -6407;<br />

E-Mail: goeran.keil@siemens.com<br />

Dr.-Ing. Michael Lehmann (32)<br />

studierte Verkehrsingenieurwesen an<br />

der Fakultät Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“ der Technischen Universität<br />

Dresden mit der Spezialisierung in<br />

Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer Verkehrssysteme.<br />

Von 2006 bis 2009 war er<br />

Stipendiat der Siemens AG am Lehrstuhl<br />

für <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> der TU Dresden<br />

und forschte dort zu <strong>Bahn</strong>systemen<br />

mit hohen Spannungen. Seit 2009 ist<br />

er bei der Siemens AG als Spezialist für<br />

elektrische Verkehrssysteme mit dem<br />

Schwerpunkt Entwicklungsprojekte und<br />

Systemintegration tätig.<br />

Adresse: Siemens AG, IC MOL TI EH,<br />

Werner-von-Siemens-Str. 65,<br />

91052 Erlangen, Deutschland;<br />

Fon: +49 9131 7-23617,<br />

Fax: +49 9131 828-23617;<br />

E-Mail: lehmann.michael@siemens.com<br />

256 111 (2013) Heft 4


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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Energieleitstellen und Traktionsstrommanagement<br />

der ÖBB-Infrastruktur<br />

Michael Gammer, Florian Heinze, Wien<br />

Das ÖBB Leitstellenkonzept konzentriert die Betri<strong>eb</strong>sführung des 15-kV-<strong>Bahn</strong>stromnetzes von bisher<br />

vier auf zwei Standorte und richtet sie als Energieleitstellen neu aus. Zur Unterstützung der Operatoren<br />

werden unter dem Titel Traktionsstrommanagement Tools entwickelt, die auf kombinierten Simulationen<br />

von Oberleitungsnetzbetri<strong>eb</strong> und Zugbetri<strong>eb</strong> basieren.<br />

ENERGY CONTROL CENTRES AND TRACTION POPWER MANAGEMENT OF THE ÖBB INFRASTRUCTURE<br />

According to the ÖBB control centre concept, the currently four operations management sites for<br />

the 15 kV railway power network will be reduced to just two locations which will be reoriented to<br />

operate as energy control centres. For the support of the operators, tools have been developed<br />

under the title traction power management, which are based on combined simulations of overhead<br />

line network and train operations.<br />

CENTRES DE COMMANDE ÉLECTRIQUES ET GESTION DU COURANT DE TRACTION DE L’INFRA-<br />

STRUCTURE ÖBB<br />

Le système des centres de commande des chemins de fer autrichiens ÖBB concentre l’exploitation<br />

du réseau électrique 15 kV sur deux sites au lieu de quatre jusqu’ici qui sont rééquipés comme<br />

centres de commande électriques. Les opérateurs du système de gestion du courant de traction sont<br />

assistés par des outils qui sont mis au point sur la base de simulations combinées de l’exploitation<br />

du réseau électrique et de l’exploitation des trains.<br />

1 Einführung<br />

Der Geschäftsbereich (GB) Energie der ÖBB-Infrastruktur<br />

AG ist der Energieversorger des gesamten<br />

ÖBB-Konzerns. N<strong>eb</strong>en der Lieferung aller leitungsg<strong>eb</strong>undenen<br />

Energieträger ist er für die Betri<strong>eb</strong>sführung<br />

der in Tabelle 1 genannten Anlagen zuständig. Dafür<br />

sind bisher fünf Leitstellen eingerichtet. Dies sind die<br />

Zentrale Leitstelle Innsbruck (ZLI) für Lastverteilung und<br />

Steuerung des 55-/110-kV-<strong>Bahn</strong>stromleitungsnetzes<br />

[1] und je eine Regionale Leitstelle (RLS) in Wien Meidling,<br />

Attnang, Villach und Zirl, deren Kernaufgabe die<br />

TABELLE 1<br />

Anlagen in der Betri<strong>eb</strong>sführung des Geschäftsbereichs<br />

Energie der ÖBB-Infrastruktur.<br />

Kraftwerke zur Erzeugung von <strong>Bahn</strong>strom 16,7 Hz<br />

Kraftwerke zur Erzeugung von Licht- und Kraftstrom 50 Hz<br />

Umformer- und Umrichterwerke<br />

<strong>Bahn</strong>stromleitungen 55 kV und 110 kV<br />

Unterwerke<br />

Schaltposten und Kuppelstellen<br />

Oberleitungsnetz 15 kV 16,7 Hz mit <strong>Bahn</strong>hofs- und<br />

Streckenschaltern<br />

Mittelspannungsnetze 50 Hz in großen <strong>Bahn</strong>knoten und<br />

längeren Eisenbahntunneln<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung des 15-kV-<strong>Bahn</strong>stromnetzes ist [2];<br />

die Abgrenzung der Aufgaben ist in Bild 1 dargestellt.<br />

Im Lauf der Jahre wurde das Aufgabeng<strong>eb</strong>iet der<br />

RLS um vielfache Aufgaben erweitert (Tabelle 2). Um<br />

die Arbeit der Operatoren wieder auf die elektrische<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung zu konzentrieren, mussten die Aufgaben<br />

neu verteilt und die Leitstellen schlank und<br />

effizient gestaltet werden.<br />

2 ÖBB Leitstellenkonzept<br />

Im ÖBB Leitstellenkonzept werden die bisherigen Aufgaben<br />

neu aufgeteilt.<br />

Die Betri<strong>eb</strong>sführung der Unterwerke, des Oberleitungsnetzes<br />

und der 50-Hz-Mittelspannungsnetze<br />

wird in den beiden Energieleitstellen (ELS) Meidling<br />

und Zirl konzentriert, die aus den RLS Meidling und<br />

Zirl entstehen.<br />

Dan<strong>eb</strong>en sind seit dem 1. Januar 2013 zwei neue<br />

Leitstellen Facility Management and Security (FMS) im<br />

Vollbetri<strong>eb</strong>, die Notrufe aus Aufzügen der Verkehrsstationen<br />

bearbeiten und die Betri<strong>eb</strong>sführung von<br />

Videoüberwachungsanlagen übernehmen. Diese<br />

haben ihren Sitz in Wien und Salzburg und werden<br />

von der ÖBB-Facilitymanagement-Tochter Mungos<br />

GmbH betri<strong>eb</strong>en.<br />

258 111 (2013) Heft 4


<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Eine weitere Leitstellenart wird den fünf Betri<strong>eb</strong>sführungszentralen<br />

(BFZ) des Streckennetzes unter<br />

dem Namen BFZ-Service Center (BFZ-SC) zugeordnet.<br />

Während die BFZ selbst für die Steuerung des<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>s zuständig ist, übernimmt das BFZ-<br />

SC die Steuerung von Tunnelsicherheitsanlagen<br />

und sonstiger den <strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong> unterstützender<br />

Anlagen.<br />

Die ZLI bleibt in ihrer bisherigen Form bestehen.<br />

3 Übergang von RLS zu ELS<br />

Die Umwandlung von vier RLS auf zwei ELS erfolgt<br />

schrittweise. Zuerst wurden die RLS durch die neuen<br />

FMS von einem Teil ihrer bisherigen Aufgaben entlastet.<br />

Parallel dazu wurden Baumaßnahmen in Meidling<br />

durchgeführt, um Raum für die zusätzlichen Arbeitsplätze<br />

zu schaffen. Wenn die erweiterte Warte<br />

in Meidling in Betri<strong>eb</strong> genommen ist, übernimmt sie<br />

zusätzlich den Steuerbereich der RLS Att nang; dies<br />

ist im Lauf des Jahres 2013 geplant (Bild 2).<br />

Im folgenden Jahr soll dann die Leitstelle in Zirl erweitert<br />

werden und den Steuerbereich Villach übernehmen.<br />

Während der Baumaßnahmen wird der<br />

Betri<strong>eb</strong> von einem Leitstand in einem N<strong>eb</strong>enraum<br />

des G<strong>eb</strong>äudes geführt. Nach Inbetri<strong>eb</strong>nahme der<br />

ELS wird auf diesem Leitstand das Leitsystem der ZLI<br />

installiert, um im Notfall deren Betri<strong>eb</strong> übernehmen<br />

zu können.<br />

Um die erweiterten Steuerbereiche bedienen zu<br />

können, werden in jeder ELS die Operatoren untertags<br />

von zwei Abschaltkoordinatoren unterstützt.<br />

Deren Aufgabe ist es, die geplanten und angemeldeten<br />

Abschaltungen im Simulationsmodus zu testen,<br />

eventuelle Auswirkungen auf das Oberleitungs- und<br />

das Streckennetz zu überprüfen und mit den beteiligten<br />

Instandhaltungseinheiten und Fahrdienstleitern<br />

zu kommunizieren.<br />

Für die nächsten Jahre werden in Österreich Zuwächse<br />

im Schienenverkehr prognostiziert [3]. Diese sowie<br />

die schrittweise Einführung von Taktfahrplänen und<br />

Geschwindigkeitssteigerungen im Personenverkehr<br />

lassen sowohl den Energi<strong>eb</strong>edarf als auch die Leistungsspitzen<br />

ansteigen. Teile des <strong>Bahn</strong>stromnetzes<br />

werden dadurch immer mehr bis an die Belastungsgrenzen<br />

ausgereizt. Damit steigen auch die Anforderungen<br />

an die Operatoren stetig. In den ELS sollen<br />

daher zukünftig Systeme zum Einsatz kommen, die<br />

die Operatoren in ihrer Arbeit unterstützen und dafür<br />

sorgen, dass auch bei den künftigen Belastungen<br />

ein effizienter und zuverlässiger elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />

gewährleistet ist. Diese Systeme werden unter dem<br />

Titel Traktionsstrommanagement entwickelt und nach<br />

und nach in die bestehende Leittechnik integriert.<br />

4.2 Ziele und Verfahren<br />

Im Wesentlichen werden mit dem Traktionsstrommanagement<br />

die in Tabelle 3 aufgezählten Ziele<br />

verfolgt. Um diese zu erreichen, ist nicht nur die<br />

Kenntnis des elektrischen Anlagenzustands wichtig,<br />

sondern vor allem auch eine genaue Kurzfristprognose<br />

des Leistungsbedarfs im Oberleitungsnetz.<br />

Bei klassischen 50-Hz-Verbundnetzleitstellen basieren<br />

Lastprognosen vor allem auf Hochrechnungsverfahren.<br />

Diese liefern aber wegen der Verbrauchercharakteristik<br />

in <strong>Bahn</strong>netzen mit ihren großen<br />

Bild 1:<br />

<strong>Bahn</strong>stromanlagen des Geschäftsbereichs Energie und zugehörige Leitstellen der ÖBB, Stand<br />

Anfang 2013 (alle Grafiken: ÖBB).<br />

grün von Zentraler Leitstelle Innsbruck gesteuerte Anlagen<br />

gelb bisher von Regionalen Leitstellen, künftig Energieleitstellen gesteuerte Anlagen<br />

4 Traktionsstrommanagement<br />

4.1 Allgemeines<br />

Bild 2:<br />

Steuerbereiche der zwei künftigen Energieleitstellen (ELS).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

259


<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Lastschwankungen nur sehr ungenaue Kurzfristprognosen<br />

im Oberleitungsnetz. Deshalb wird für das<br />

Traktionsstrommanagement ein anderer Ansatz gewählt.<br />

Ausgehend von einer technischen Abbildung<br />

des Gesamtsystems bestehend aus Eisenbahnbetri<strong>eb</strong><br />

und <strong>Bahn</strong>strombetri<strong>eb</strong> soll die Prognose auf Basis<br />

der Zugfahrpläne erfolgen.<br />

4.3 Zugfahrtsimulation<br />

Seit 1997 wird bei den ÖBB für die elektrische Betri<strong>eb</strong>s-<br />

und Netzausbauplanung die dynamische<br />

Netz- und Zugfahrtsimulationssoftware μPAS/ZFS eingesetzt<br />

[4]. Das Simulationspaket besteht aus einem<br />

TABELLE 2<br />

Hinzu gekommene Aufgaben der Regionalen<br />

Leitstellen.<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung von 50-Hz-Mittelspannungsnetzen<br />

Bearbeiten von Notrufen aus Verkehrsstationen, Beispiel<br />

Aufzüge<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung von Videoüberwachungsanlagen<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung von G<strong>eb</strong>äudeleittechnik in Verkehrsstationen,<br />

Beispiele Beleuchtung, Aufzüge, Rolltreppen<br />

Steuerung von maschinellen Anlagen, Beispiel Pumpen<br />

Zentrales Entstörmanagement aller Infrastrukturanlagen<br />

Steuerung von Tunnelsicherheitstechnik<br />

TABELLE 3<br />

Wesentliche Ziele des Traktionsstrommanagements<br />

der ÖBB.<br />

Echtzeitsimulation von Versorgungsengpässen im<br />

<strong>Bahn</strong>stromnetz bei Abweichungen vom Normalbetri<strong>eb</strong>,<br />

zum Beispiel Baustellen mit eingleisiger Abschaltung der<br />

Oberleitung<br />

Volle Ausnutzung der <strong>Bahn</strong>strominfrastruktur und zugleich<br />

weniger Überlastabschaltungen<br />

Vorausschauende Anzeige möglicher betri<strong>eb</strong>licher Auswirkungen<br />

von Schalthandlungen im Oberleitungsnetz<br />

Bei Ausfall oder drohender Überlastung von Anlagen automatisches<br />

Ermitteln und Anbieten von Schaltmaßnahmen<br />

im <strong>Bahn</strong>stromnetz und/oder für eingeschränkten Zugbetri<strong>eb</strong><br />

Unterstützung der Operatoren bei der Kurzschlussortung<br />

Bild 3:<br />

Netz- und Zugfahrtsimulation mit Quellsystemen für Eingabedaten.<br />

Netzberechnungspaket für <strong>Bahn</strong>netze, das die rechnerische<br />

Behandlung von Lastfluss und Kurzschluss<br />

im <strong>Bahn</strong>stromleitungsnetz und im Obereitungsnetz<br />

mit örtlich vorgeg<strong>eb</strong>enen Streckenlasten ermöglicht.<br />

In dieses Paket ist eine Zugfahrtsimulation<br />

integriert, die anhand vordefinierter Fahrpläne und<br />

Zugmodelle die Zugfahrten realitätsnah modelliert<br />

und deren Auswirkungen im <strong>Bahn</strong>stromnetz überprüft<br />

und bewertet. Während die Simulation in den<br />

ersten Jahren hauptsächlich für Ausbauplanungen<br />

und langfristige Maßnahmen im <strong>Bahn</strong>stromnetz<br />

eingesetzt wurde, ist in den vergangen Jahren der<br />

Fokus auf das Bestandsnetzmonitoring, also die Betrachtung<br />

des aktuellen Netzzustandes erweitert<br />

worden.<br />

Dies wurde durch stetige Erweiterung der Tools<br />

der Netz- und Zugfahrtsimulation möglich. Dazu<br />

gehören gesteigerte Rechenleistung und vergrößerte<br />

Datenbanken, die heute eine zeitgleiche<br />

Simulation aller Fahrpläne im ÖBB-Netz ermöglichen.<br />

Wesentlich für derart umfangreiche Simulationen<br />

ist außerdem, dass die zeitintensive Aufbereitung<br />

und Eingabe der Daten möglichst automatisiert<br />

wird. Für alle simulationsrelevanten Daten wurden<br />

daher Schnittstellen zur Datenübernahme implementiert<br />

(Bild 3).<br />

4.4 Schnittstellen<br />

Strecken-Infrastrukturdaten<br />

Bereits seit mehreren Jahren existiert eine Schnittstelle<br />

zum Verzeichnis der örtlich zulässigen Geschwindigkeiten<br />

(VzG). Von diesem werden die Lage der<br />

Betri<strong>eb</strong>sstellen, die jeweils zulässigen Geschwindigkeiten<br />

sowie die Längsneigungen der Strecken übernommen.<br />

Fahrplan- und Zugdaten<br />

Fahrpläne werden aus dem Dispositionstool ARAMIS<br />

des ÖBB Geschäftsbereichs Netzbetri<strong>eb</strong> im Format<br />

XML übernommen. Die Daten enthalten wesentliche<br />

Angaben zur Zugkonfiguration wie Zuggattung,<br />

Baureihe des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs, Länge und Last des Zuges,<br />

zulässige Zuggeschwindigkeit und Haltemuster.<br />

Für jede Fahrplanperiode wird zunächst ein Jahresfahrplan<br />

übernommen. Alle Änderungen wie zusätzliche<br />

Züge, ausfallende Züge und Umleitungen werden<br />

laufend mittels Änderungsdateien übermittelt;<br />

an einem durchschnittlichen Betri<strong>eb</strong>stag sind das<br />

etwa 2 000 Fälle.<br />

Netzzustand<br />

Der elektrische Netzzustand wird in die Zugfahrtsimulation<br />

als topologisches Abbild aus dem Leitsystem<br />

MAS 4 der ELS übernommen. Dabei werden<br />

aber nicht die einzelnen Schalter erfasst, sondern nur<br />

die für die Simulation relevanten Informationen, zum<br />

260 111 (2013) Heft 4


<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Beispiel, ob eine Strecke ein- oder zweiseitig gespeist<br />

wird. Damit bleibt die Datenmenge überschaubar.<br />

Fehlerhafte oder nicht übernommene Leitungszustände<br />

werden in der Simulation eingefärbt und sind<br />

somit leicht identifizierbar.<br />

4.5 Entwicklungsstufen<br />

Die drei Entwicklungsstufen der Netz- und Zugfahrtsimulation<br />

sind in Bild 4 dargestellt.<br />

Zunächst ermöglicht die Erweiterung der Netzund<br />

Zugfahrtsimulation um die automatisierte Datenübernahme,<br />

zeitnah ein Bild über den aktuellen<br />

elektrischen Netzzustand zu erhalten. Aussagen zu<br />

Auswirkungen von außergewöhnlichen Schaltzuständen,<br />

zum Beispiel bei Baustellen oder Ad-hoc-<br />

Verkehren, können sehr kurzfristig getroffen werden.<br />

Ein weiterer Vorteil der Erweiterung ist, dass<br />

Varianten und Ausfallkonzepte in großer Zahl simulierbar<br />

sind.<br />

In einem weiteren Schritt wird das System so erweitert,<br />

dass automatisierte Echtzeitsimulationen<br />

den Netzzustand überwachen und kritische Situationen<br />

frühzeitig aufzeigen.<br />

Für den letzten Automatisierungsschritt sind diverse<br />

Maßnahmen geplant. Es sollen die Verbraucher<br />

exakter erfasst und weitere Parameter in die Simulationsrechnung<br />

integriert werden, zum Beispiel<br />

aktuelle Fahrdraht- und Außentemperaturen und<br />

Verbrauchswerte diverser N<strong>eb</strong>enverbraucher wie<br />

Zugvorheizanlagen und Weichenheizungen. Außerdem<br />

sind Strategien angedacht, mittels laufenden<br />

Abgleichs der Simulationserg<strong>eb</strong>nisse mit realen<br />

Messwerten systematische Fehler zu vermeiden.<br />

4.6 Anwendungen<br />

Netzzustandserkennung<br />

Auf Basis der aktuell vorliegenden Messwerte und<br />

Fahrplan-Prognosedaten wird zyklisch eine <strong>Vorschau</strong>rechnung<br />

angestoßen. Die Erg<strong>eb</strong>nisse dieser<br />

Rechnung sollen mögliche Engpässe im Steuerbereich<br />

der ELS wie drohende Anlagenüberlastung<br />

oder Unterschreitung der minimalen Spannungsgrenzen<br />

frühzeitig aufzeigen. Die Simulation berechnet<br />

dann Alternativszenarien und schlägt dem<br />

Operator Abhilfemaßnahmen vor. Das können vorübergehende<br />

Last- oder Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

auf einzelnen Streckenabschnitten oder das<br />

Anhalten einzelner Züge sein. Besonders bei Teilausfällen<br />

der elektrischen Versorgungsinfrastruktur<br />

kann so in Abstimmung mit dem Streckennetzbetri<strong>eb</strong><br />

ein bestmöglicher beschränkter Fahrplan ang<strong>eb</strong>oten<br />

werden.<br />

Simulationsmodus<br />

Im Simulationsmodus kann der Operator Schalthandlungen<br />

ohne Beeinflussung des Echtzeitbetri<strong>eb</strong>s<br />

untersuchen. Der untersuchte Netzzustand<br />

wird im <strong>Vorschau</strong>bereich auf sicheren Betri<strong>eb</strong> überprüft.<br />

Kurzschlussortung<br />

Während in Netzen mit weitgehend homogenen<br />

Leitungen die Fehlerortung bei Kurzschlüssen über<br />

die Fehlerimpedanz und den Impedanzbelag der<br />

Leitung direkt möglich ist, scheitert dies im 15-kV-<br />

Oberleitungsnetz an dessen Inhomogenität. Deshalb<br />

sind in μPAS/ZFS sowohl die realen Impedanzen des<br />

Netzes als auch sein Schaltzustand abg<strong>eb</strong>ildet. Somit<br />

kann bei Kurzschlusseintritt die Fehlerimpedanz auf<br />

einen Ort umgerechnet und dem Operator visualisiert<br />

werden. Die besonders bei langen Versorgungsabschnitten<br />

teilweise Zeit raubende Fehlersuche<br />

wird so wesentlich erleichtert.<br />

4.7 Ausblick<br />

Die einzelnen Module werden in enger Abstimmung<br />

mit den Entwicklern der Zugfahrtsimulation,<br />

der Leittechnikfirma und den Operatoren der ELS<br />

erstellt. Aus heutiger Sicht wird ein Vollbetri<strong>eb</strong> aller<br />

Module in ungefähr fünf Jahren angepeilt.<br />

N<strong>eb</strong>en der Qualität der Simulationen ist die Bereitstellung<br />

der Erg<strong>eb</strong>nisse wichtig. Die Resultate müssen<br />

so aufbereitet werden, dass sie in den Anzeigesystemen<br />

der ELS visualisiert werden. Die Einbettung<br />

der Simulation in die Leittechniksysteme soll schrittweise<br />

erfolgen. Dazu sind für die kommenden Jahre<br />

mehrere weitere Module des Traktionsstrommanagements<br />

geplant.<br />

Bild 4:<br />

Entwicklungsstufen und Einsatz der Netz- und Zugfahrtsimulation bei den ÖBB.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

261


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[1] Gruber, A.; Pluy, J.; Punz, G.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei den<br />

Österreichischen Bundesbahnen in den Jahren 2004<br />

bis 2006. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 105 (2007), H. 1-2,<br />

S. 45–60.<br />

[2] Weißnar, G.; Kotzian, W.: Regionale Leitstellen für die<br />

15-kV-<strong>Bahn</strong>stromversorgung. In: e&i Elektrotechnik und<br />

Informationstechnik 116 (1999), H. 1, S. 81–85.<br />

[3] Käfer, A.; et al.: Verkehrsprognose Österreich 2025+, im<br />

Auftrag von BMVIT. ASFINAG, ÖBB, 2006.<br />

[4] Kaiser, W.; Punz, G.; Wallnberger, G.: Softwaretools zur<br />

Simulation des 16 2 /3-Hz- <strong>Bahn</strong>stromnetzes bei den ÖBB.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 101 (2003), H. 1-2, S. 52–62.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Michael Gammer (32),<br />

Studium Energietechnik an der TU<br />

Wien; Mitarbeiter der Abteilung Asset<br />

Management, Geschäftsbereich Energie<br />

bei ÖBB-Infrastruktur AG.<br />

Adresse: ÖBB-Infrastruktur AG,<br />

Geschäftsbereich Energie, Praterstern 3,<br />

1020 Wien, Österreich;<br />

Fon: +43 664 6172498;<br />

E-Mail: michael.gammer@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Dipl.-Ing. Florian Heinze (30),<br />

Studium Energietechnik an der TU<br />

Wien; Mitarbeiter der Abteilung dezentrale<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung, Geschäftsbereich<br />

Energie bei ÖBB-Infrastruktur AG.<br />

<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 <strong>München</strong><br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +43 664 6179733;<br />

E-Mail: florian.heinze@o<strong>eb</strong>b.at<br />

111 (2013) Heft 4


Oberleitung<br />

Fahrdrahtschäden in Parallelführungen<br />

– Auftrag für Studie<br />

Patrick Hayoz, Urs Wili, Bern; Ralf-Dieter Rogler, Gerd Kitzrow, Dresden; Frank Pupke, Köln<br />

Im Fahrleitungsnetz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) liegen zwischen den Fahrleitungen im<br />

<strong>Bahn</strong>hof und denjenigen auf freien Strecken Streckentrennungen. Nach einigen Fahrdrahtschäden<br />

mit in Trennstellen stillstehenden Stromabnehmern und im Hinblick auf die netzweite Einführung<br />

von ETCS und auf höhere Traktionsströme veranlasste die SBB eine Studie zur Klärung der Ursachen<br />

und für Verbesserungsmaßnahmen. Diese Studie umfasste theoretische Überlegungen, Versuche und<br />

Messungen zur Zugfestigkeit der Fahrdrähte bei Erwärmung.<br />

CONTACT WIRE DAMAGE AT OVERLAPS – ORDER OF A STUDY<br />

In the Swiss overhead contact line network the sections out of stations are separated from that<br />

in stations by means of insulated overlaps. A number of incidents occurred when trains came to<br />

standstill under the overlaps contacting both contact wires. As a consequence of this and in view<br />

of the nation-wide introduction of ETCS as well as of higher traction currents SBB launched an<br />

investigation to assess the damage and to propose improvements. The study included theoretic<br />

considerations, tests and measurements on the tensile strength of contact wires at elevated temperatures.<br />

DÉGATS À LA LIGNE DE CONTACT DANS LE PARALLÈLISME – MANDAT D’ÉTUDE<br />

Dans le réseau Suisse, les caténaires de la pleine voie sont séparées de celles des gares par des<br />

sectionnements. A la suite de nombreux incidents provoqués par des pantographes à l’arrêt sous<br />

le sectionnement, une étude A été menée pour cerner les risques. Cette étude comportait des<br />

réflexions techniques, des essais ainsi que des mesures sur la perte de rigidité des fils de contact<br />

soumis à une tension mécanique et lors d’un échauffement.<br />

1 Einführung<br />

Im Fahrleitungsnetz der Schweizerischen Bundesbahnen<br />

(SBB) liegen zwischen den Fahrleitungen<br />

in <strong>Bahn</strong>höfen und denjenigen auf den freien Strecken<br />

Streckentrennungen. Wichtige <strong>Bahn</strong>höfe mit<br />

beidseitig angeordneten Spurwechseln sind gelegentlich<br />

zusätzlich in <strong>Bahn</strong>hofsmitte elektrisch mit<br />

Parallelführungen unterteilt. Nach einigen Schäden<br />

durch Abbrennen der Fahrdrähte mit stillstehenden<br />

Stromabnehmern unter den parallelen Fahrdrähten<br />

solcher Trennstellen und im Hinblick auf die<br />

netzweite Einführung von ETCS (European Train<br />

Control System) mit zusätzlichen Blockabschnitten<br />

und höheren Traktionsströmen veranlasste die SBB<br />

eine Studie zu den Ursachen der Störungen und<br />

zu Maßnahmen zu deren zukünftiger Vermeidung.<br />

Diese Studie umfasste Versuche zur Erwärmung von<br />

Schleifleisten und Fahrdrähten bei Stromfluss mit<br />

direktem Kontakt und beim Auftreten von Lichtbögen,<br />

theoretische Überlegungen zu den Impedanzen<br />

der Trennstellen und deren Überbrückungen<br />

und Messungen zur Festigkeit der Fahrdrähte bei<br />

Erwärmung unter Zugkräften.<br />

2 Ausgangslage<br />

2.1 Funktion der Parallelführung<br />

Der Begriff Parallelführung steht für die parallele<br />

Führung der auslaufenden und einlaufenden Fahrdrähte<br />

bei Nachspannungen.<br />

Bei Nachspannungen der freien Strecken werden die<br />

beiden Fahrleitungen mit einem kurzen Kupferseil elektrisch<br />

verbunden. Bei elektrischen Trennungen, zum<br />

Beispiel bei einer Streckentrennung, werden die Ketten-<br />

Bild 1:<br />

Fahrleitungsschaltung in <strong>Bahn</strong>höfen gemäß bisherigen SBB-Bauvorschriften.<br />

1 Streckentrennung mit Parallelführung<br />

111 (2013) Heft 4<br />

263


Oberleitung<br />

werke gemäß den bisherigen SBB-Bauvorschriften nicht<br />

direkt vor Ort, sondern in einem zentral angeordneten<br />

Schaltposten schaltbar verbunden, der häufig rund<br />

400 bis 1 200 m von der Streckentrennung entfernt ist.<br />

Bild 1 zeigt die Schaltung eines <strong>Bahn</strong>hofs gemäß den<br />

bisherigen SBB-Bauvorschriften. Die Streckenfahrleitungen<br />

sind über die Umgehungsleitungen miteinander<br />

verbunden, über die der Transitstrom fließt.<br />

Im Jahr 2011 betri<strong>eb</strong> die SBB 807 <strong>Bahn</strong>höfe und<br />

Stationen für den Reiseverkehr und 242 Bedienpunkte<br />

für den Güterverkehr und damit rund 2 000 Streckentrennungen<br />

[1].<br />

Minuten riss einer der beiden Fahrdrähte. Die Analyse<br />

und die Messungen ergaben, dass zum Zeitpunkt,<br />

als einer der Fahrdrähte der Parallelführung riss, ein<br />

ICN-Doppelzug (Zug 1 im Bild 2) im benachbarten<br />

Gleis anfuhr. Der für die Beschleunigung des ICN erforderliche<br />

Strom erreichte im Mittel 500 A während<br />

60 s und stieg kurzzeitig bis auf 900 A an. Der Strom<br />

für den ICN teilte sich im Verhältnis der Kupferquerschnitte<br />

auf die Speiseleitung und auf die Fahrleitung<br />

des Parallelgleises auf. Der Strom über das<br />

Schleifstück der stillstehenden Rangierlok entfestigte<br />

den Fahrdraht so weit, dass dieser riss.<br />

2.2 Störungen in Parallelführungen<br />

2.2.1 Nyon 2000 und 2001<br />

In den Jahren 2000 und 2001 kam es erstmals zu<br />

vorerst unerklärbarem Durchschmelzen von Fahrdrähten<br />

in Parallelführungen. Im <strong>Bahn</strong>hof Nyon<br />

stand einer der neu eingeführten ICN und wartete<br />

auf den Abfahrbefehl. Plötzlich fiel einer der Fahrdrähte<br />

auf das Zugdach und verursachte einen permanenten<br />

Kurzschluss. Der Fahrdraht war in der Parallelführung<br />

gerissen.<br />

2.2.3 Dietikon 2012<br />

Eine S-<strong>Bahn</strong> wendete außerhalb des <strong>Bahn</strong>steigbereichs.<br />

Der gehobene Stromabnehmer kontaktierte während<br />

des Wendemanövers die beiden Fahrdrähte der Streckentrennung.<br />

Einer der Fahrdrähte riss innerhalb von<br />

zwei Minuten. Die Analyse ergab, dass der über 30 s<br />

gemittelte, über das Schleifstück in dieser Parallelführung<br />

fließende Strom innerhalb von zwei Minuten von<br />

0 A auf rund 180 A anstieg. Die Außentemperatur betrug<br />

15 °C. Weitere Fälle mit gleicher Auswirkung ereigneten<br />

sich auch in Aarau und in Gossau.<br />

2.2.2 Yverdon 2002<br />

Bild 2:<br />

Fahrleitungsschaltung im <strong>Bahn</strong>hof Yverdon.<br />

1 anfahrender ICN-Doppelzug<br />

2 haltende Rangierlokomotive<br />

Transit total<br />

IZug<br />

Stillstand<br />

Im <strong>Bahn</strong>hof Yverdon stand eine Rangierlokomotive<br />

unter einer Parallelführung und überbrückte diese<br />

mit dem gehobenen Stromabnehmer. Nach einigen<br />

Zug'<br />

Zug'' 2<br />

Transit Umgehungsleitung<br />

Zug<br />

1<br />

2.2.4 Analyse<br />

In allen Fällen wurde einer der Fahrdrähte punk tuell<br />

erwärmt und damit entfestigt. Er riss dann unter<br />

Einwirkung der Nachspannkraft. Unklar war, worauf<br />

die punktuelle Erwärmung zurückzuführen ist.<br />

Als mögliche Ursachen kamen zunächst der Übergangswiderstand<br />

zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer<br />

infrage und auch ein Lichtbogen zwischen<br />

Fahrdraht und Stromabnehmer. Über den Stromabnehmer<br />

kann der Strom für den Eigenbedarf des<br />

Zuges oder der Transitstrom oder eine Kombination<br />

dieser beiden fließen. Der Lichtbogen könnte durch<br />

die getaktete Ansteuerung der Fahrzeugumrichter<br />

verursacht gewesen sein. Möglich ist auch, dass<br />

sich der Transitstrom bei zufälliger Berührung des<br />

zweiten Fahrdrahts durch das Schleifstück auf die<br />

Umgehungsleitung und den Weg <strong>Bahn</strong>hofsfahrleitung<br />

– Schleifstück – Parallelführung aufteilt. Nach<br />

der zufälligen Berührung des Schleifstücks könnte<br />

ein Lichtbogen kurzzeitig oder dauerhaft stehen g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en<br />

sein.<br />

Transit Wippe<br />

Stillstand 1<br />

Transit total<br />

2.3 Ströme im Kohleschleifstück<br />

Stillstand<br />

Bild 3:<br />

Aufteilung des Transitstroms.<br />

1 stehendes Tri<strong>eb</strong>fahrzeug mit Strom für Eigenbedarf und Zugsammelschiene<br />

Wenn der gehobene Stromabnehmer eines in der<br />

Streckentrennung stehenden Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs die beiden<br />

Fahrdrähte überbrückt, sind zwei Stromflussarten<br />

möglich:<br />

264 111 (2013) Heft 4


Oberleitung<br />

• der Strom für den Eigenbedarf und für die Speisung<br />

der Zugsammelschiene für die Klimatisierung<br />

• der Anteil des Transitstromes, der von einem<br />

Fahrdraht über das Kohleschleifstück zum anderen<br />

Fahrdraht fließt.<br />

Bild 3 zeigt die Aufteilung des Transitstroms auf die<br />

Umgehungsleitung und den Weg <strong>Bahn</strong>hofsfahrleitung<br />

– Stromabnehmer – Parallelführung. Der maximal<br />

zulässige Strom für einen Stromabnehmer<br />

im Stillstand beträgt nach EN 50367:2010 für AC-<br />

Anwendungen 80 A. Als Transitstrom sind jedoch<br />

je nach Strecke im Mittel 500 A und kurzzeitig bis<br />

1 000 A möglich. Bild 4 zeigt den Stromfluss über<br />

das Kohleschleifstück, wenn dieses beide Fahrdrähte<br />

berührt; nach Bild 5 entsteht ein Lichtbogen, wenn<br />

keine satte Berührung geg<strong>eb</strong>en ist.<br />

3 Beobachtungen im Umfeld<br />

3.1 Entwicklung der Stromübertragung<br />

Bei Eisenbahnen gibt es Entwicklungen, die mittelund<br />

langfristig zu kürzeren L<strong>eb</strong>ensdauern der Fahrdrähte<br />

führen können:<br />

• steigende Anzahl gehobener Stromabnehmer je<br />

Zug, insbesondere im S-<strong>Bahn</strong>bereich mit mehrfach<br />

gekuppelten Zugeinheiten<br />

• Zunahme von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen mit nur noch einem<br />

Schleifstück je Stromabnehmer, die Schleifstücke<br />

aus metallisierter Kohle an Stelle reiner<br />

Kohle verwenden<br />

• steigende Transitströme durch zunehmendes<br />

Verkehrsvolumen<br />

Die Aufgabe besteht darin, auf einem Netz mit<br />

vorhandenen Streckentrennungen kürzere Zugfolgezeiten<br />

mit der Einführung neuer Signalstandorte zu<br />

realisieren, ohne dabei die Verfügbarkeit der Fahrleitung<br />

zu reduzieren.<br />

4 Studienauftrag<br />

Wegen der beschri<strong>eb</strong>enen Fahrdrahtschäden mit<br />

in Parallelführungen von Fahrdrähten stehenden<br />

Stromabnehmern und dem erwarteten Verkehrszuwachs<br />

erteilte die SBB den Auftrag, mittels einer<br />

Studie Ursachen und mögliche Verbesserungen tiefgründig<br />

zu analysieren. Der Auftrag der Studie Fahrdrahtüberhitzung<br />

in der Parallelführung lautet:<br />

Klären der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Fahrleitungsstörung<br />

als Folge eines in einer Parallelführung<br />

stillstehenden Stromabnehmers unter heutigen und<br />

zukünftigen Voraussetzungen hinsichtlich Infrastruktur<br />

und Fahrzeuge. Aufzeigen von Maßnahmen, wie die<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit reduziert werden kann.<br />

Es ist geplant, Erg<strong>eb</strong>nisse, die im Zusammenhang<br />

mit der dieser Studie gewonnen werden, in den<br />

nächsten Heften der <strong>eb</strong> zu veröffentlichen. Diese<br />

werden beinhalten:<br />

• Messanordnung und -versuche, elektrische<br />

Simulationen<br />

• Materialeigenschaften, Zugversuche<br />

• aus den gewonnenen Erkenntnissen abgeleitete<br />

Maßnahmen<br />

3.2 Transportkapazitätsbedarf und<br />

Konsequenzen<br />

Stillstand<br />

Transit Wippe<br />

Der Bedarf nach höheren Transportkapazitäten wird<br />

mittelfristig zu Zugfolgezeitverkürzung mit Einsatz<br />

des ETCS und mit Personenzügen mit Zuglängen<br />

bis 400 m führen. Beides wird Auswirkungen auf die<br />

Infrastrukturanlagen haben.<br />

Mit ETCS Level 2 lassen sich weitere Blöcke einfügen,<br />

ohne dass Außensignale erforderlich werden.<br />

Zukünftig wird es mehr Blockabschnitte und demzufolge<br />

auch mehr Orte g<strong>eb</strong>en, an denen die Züge<br />

signalmäßig angehalten werden können.<br />

Es können Züge verkehren, die länger als die<br />

kürzeste Blocklänge sind. Wenn deren gehobene<br />

Stromabnehmer sich nicht ausschließlich an der<br />

Zugspitze finden, erschweren solche Züge die Positionierung<br />

von Streckentrennungen und Trennstellen,<br />

da diese gemäß aktuellen Regelungen durch<br />

Signale zu decken sind.<br />

Stillstand<br />

Transit Wippe<br />

Bild 4:<br />

Kohleschleifstück in<br />

Kontakt mit beiden<br />

Fahrdrähten.<br />

Bild 5:<br />

Lichtbogen zwischen<br />

Kohleschleifstück und<br />

einem der Fahrdrähte.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

265


Oberleitung<br />

Literatur<br />

[1] SBB AG, Kommunikation & Public Affairs: Die SBB in Zahlen<br />

und Fakten 2011, Seite 23; www.sbb.ch/zahlen-und-fakten<br />

AUTORENDATEN<br />

El.-Ing. FH Patrick Hayoz (49), Studium<br />

an der Fachhochschule Bern; 1989<br />

bis 1991 BBC, Inbetri<strong>eb</strong>setzung von<br />

Frequenzumformer und Notstromanlagen;<br />

1991 bis 2000 SBB, Projektierung<br />

von Steuerungen für die <strong>Bahn</strong>stromversorgung,<br />

2000 bis 2002 Auditor des<br />

Bundesamts für Verkehr BAV; 2002 bis<br />

2009 SBB Qualitätssicherung Fahrstrom,<br />

seit 2010, SBB Systemdesign Fahrstrom.<br />

Adresse: Schweizerische Bundesbahnen<br />

SBB, Infrastruktur, Anlagen und Technologie,<br />

Fahrstrom, Brückfeldstr. 16,<br />

3000 Bern 65, Schweiz;<br />

Fon: +41 51 2202741;<br />

E-Mail: patrick.hayoz@sbb.ch<br />

Dipl.-El.-Ing. ETHZ Urs Wili (68),<br />

Studium an der Eidgenössischen Technischen<br />

Hochschule in Zürich, 1969<br />

Ingenieur bei der Brown, Boveri AG in<br />

Oerlikon, 1974 Ingenieur bei der Sektion<br />

Fahrleitungen des Kreises 2 der SBB<br />

in Luzern, Sektionschef Fahrleitungen<br />

und 1985 Chef der Abteilung elektrische<br />

Anlagen bei der Baudirektion SBB<br />

in Bern, 1999 Leiter Kundenbeziehungen<br />

bei Telecom SBB, seit 2000 Mitglied<br />

der Geschäftsleitung der Furrer+Frey<br />

AG, Bern.<br />

Adresse: Furrer+Frey AG, Thunstr. 35,<br />

3000 Bern 6, Schweiz;<br />

Fon; +41 31 357-6132, Fax: -6105;<br />

E-Mail: ubwili@furrerfrey.ch<br />

Prof. Dr.-Ing. Ralf-Dieter Rogler<br />

(45), Studium an der TU Dresden und<br />

University of Bath, U.K., Promotion zum<br />

Thema Infrarotdiagnose an Verbindungen<br />

der energetischen Elektrotechnik;<br />

Lehrstuhlinhaber Schaltanlagentechnik<br />

an der HTW Dresden; Forschungsaktivitäten:<br />

Erwärmung und mechanische Beanspruchung<br />

in Schaltanlagen, Wirkung<br />

von Störlichtbögen in Schaltanlagen<br />

und -räumen, Diagnoseverfahren zur<br />

Zustandsbewertung (DGA, IR, PD…)<br />

elektrischer Anlagen und Betri<strong>eb</strong>smittel.<br />

M. Sc. Gerd Kitzrow (28), Studium<br />

an der Hochschule für Technik und<br />

Wirtschaft Dresden (HTW Dresden),<br />

2004 bis 2009; THETA Ingenieurbüro<br />

GmbH 2009 bis 2010. Seit 2010<br />

Forschungsmitarbeiter an der HTW<br />

Dresden.<br />

Adresse: Hochschule für Technik und<br />

Wirtschaft Dresden, Fakultät Elektrotechnik,<br />

Friedrich-List-Platz 1,<br />

01069 Dresden, Deutschland;<br />

Fon: +49 351 462-3704; Fax: -2193;<br />

E-Mail: kitzrow@htw-dresden.de<br />

Dr.-Ing. Frank Pupke (53),<br />

Studium der Physik, Schwerpunkt<br />

Festkörperphysik, an der Technischen<br />

Universität Magd<strong>eb</strong>urg, 1984 bis<br />

1990 Entwicklungsingenieur bei<br />

der MKM Mansfelder Kupfer und<br />

Messing GmbH in Hettstedt, ab<br />

1991 verantwortlich für die Metallwirtschaft<br />

und von 2001 bis 2004<br />

für den Geschäftsbereich Gießwalzdraht<br />

/ Draht. 1990 Promotion in<br />

Werkstoffwissenschaften an der TU<br />

Bergakademie Freiberg. Seit 2005<br />

leitender Ingenieur bei der nkt cables<br />

GmbH in Köln, zuständig für die<br />

Entwicklung von <strong>Bahn</strong>leitmaterial<br />

und Metallprodukten der nkt cables-<br />

Gruppe.<br />

Adresse: nkt cables GmbH,<br />

Produktentwicklung Material,<br />

Düsseldorfer Str. 400, im Chempark,<br />

51061 Köln, Deutschland;<br />

Fon: +49 221 676-2750;<br />

E-Mail: frank.pupke@nktcables.com<br />

Adresse: Hochschule für Technik und<br />

Wirtschaft Dresden, Fakultät Elektrotechnik,<br />

Friedrich-List-Platz 1,<br />

01069 Dresden, Deutschland;<br />

Fon: +49 351 462-2544, Fax: -2175;<br />

E-Mail: rogler@et.htw-dresden.de<br />

266 111 (2013) Heft 4


Oberleitung<br />

Oberleitung auf der Klappbrücke über<br />

die Peene in Anklam<br />

Kay Schatkowski, Neustrelitz<br />

Die Ausrüstung von beweglichen Brückenbauwerken mit einer Oberleitung stellt eine Besonderheit<br />

im Netz der DB Netz AG dar, da wegen der unterschiedlichen Brückenbauarten jeweils angepasste<br />

Oberleitungen erforderlich sind. Die Klappbrücke über den schiffbaren Fluss Peene bei Anklam<br />

wurde erneuert und mit einer für 120 km/h geeigneten Deckenstromschiene ausgerüstet.<br />

OVERHEAD CONTACT LINE ON THE FOLDING BRIDGE ACROSS THE PEENE RIVER NEAR ANKLAM<br />

The construction of an overhead contact line on movable bridges forms a speciality within the<br />

network of DB Netz AG, since due to the differing designs of the bridges contact lines adjusted to<br />

each individual application are required. The folding bridge across the navigable river Peene near<br />

Anklam (Germany) was redesigned and equipped with a conductor rail approved for 120 km/h running<br />

speed.<br />

LIGNE AÉRIENNE DE CONTACT SUR LE PONT MOBILE SUR LA PEENE À ANKLAM<br />

Les ponts mobiles équipés d’une ligne aérienne de contact constituent une particularité sur le réseau<br />

de la DB, étant donné que la caténaire doit être adaptée à chaque type de construction. Le<br />

pont mobile sur la partie navigable de la Peene près d’Anklam a été rénové et équipé d’une ligne de<br />

contact rigide apte à une vitesse de 120 km/h.<br />

1 Einführung<br />

Die DB Netz AG betreibt bundesweit 24 926 Brückenbauwerke<br />

[1]; davon sind rund 15 aktive Klapp-,<br />

Dreh- oder Hubbrücken über Schifffahrtsstraßen, bei<br />

denen die Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt unter<br />

dem geschlossenen Brückenbauwerk nicht ausreicht.<br />

Hier stellen bewegliche Brückenüberbauten die freie<br />

Höhe für die Schifffahrt und mit an die jeweilige<br />

Brückenbauart angepasste Oberleitungen den elektrischen<br />

Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> sicher. Über Bauarten<br />

der Oberleitungen auf beweglichen Brücken wurde<br />

mehrmals berichtet [2; 3; 4; 5].<br />

Eine dieser beweglichen Brücken ist die Klappbrücke<br />

über den Fluss Peene in Anklam. Im Zuge der<br />

Errichtung der Angermünde – Stralsunder Eisenbahn<br />

wurde im Jahre 1863 am <strong>Bahn</strong>kilometer 176 die erste,<br />

damals eingleisige Eisenbahnquerung der Peene<br />

mit einer Drehbrücke errichtet. Im Jahre 1893 wurde<br />

diese Brücke durch je eine mechanische Rollklappenbrücke<br />

der Bauform Scherzer für jedes der beiden<br />

Gleise ersetzt und 1937 mit oben liegenden Gegengewichten<br />

erneuert.<br />

Die Peen<strong>eb</strong>rücke wurde im Rahmen der Streckenelektrifizierung<br />

Berlin – Stralsund im Jahr 1988 elektrifiziert,<br />

womit die Voraussetzung geschaffen wurde,<br />

die Eisenbahnstrecke elektrisch zu betreiben. Bild 1<br />

zeigt die beiden Hälften der Brücke mit der Oberleitung<br />

im geöffneten Zustand. Die Brücke stellte aber<br />

bisher wegen der Beschränkung der Fahrgeschwindigkeit<br />

durch die Oberleitung einen Engpass in der<br />

Eisenbahninfrastruktur dar [6]. Die Erneuerung des<br />

Brückenüberbaus und dessen Ausrüstung mit einer<br />

modernen Oberleitungsstromschiene für 120 km/h<br />

Streckengeschwindigkeit ab 2012 werden diesen<br />

Engpass nach vollständiger Fertigstellung beseitigen<br />

und auch die Güterschifffahrt zu den Binnenhäfen an<br />

der Peene sicherstellen.<br />

Bild 1:<br />

Alte Peeneklappbrücke, Bauform Scherzer mit oben liegenden Gewichten<br />

(Foto: DB/Röske, auch Bilder 2, 3, 5 und 8).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

267


Oberleitung<br />

2 Anforderungen an den Neubau<br />

2.1 Anlass für den Neubau<br />

Anlass und Ziele der Baumaßnahme gemäß der Aufgabenstellung<br />

sind<br />

• Beseitigen der zustandsbedingten Mängel und<br />

damit der Langsamfahrstelle mit 70 km/h und<br />

Erhöhen der Fahrgeschwindigkeit auf 120 km/h<br />

• Aufh<strong>eb</strong>en der halbjährlichen Begutachtung<br />

• die normative Nutzungsdauer lief bereits 2005 ab<br />

• Beseitigen der Bügel-Ab-Strecke im Brückenbereich<br />

und Herstellen der elektrischen Befahrbarkeit<br />

mit der Streckengeschwindigkeit<br />

TABELLE 1<br />

Brückenöffnungszeiten vom 9. Dezember 2012 bis<br />

7. Dezember 2013.<br />

Montag – Freitag<br />

Samstag, Sonn- und<br />

Feiertage<br />

06:10 – 06:30 Uhr 07:55 – 08:15 Uhr<br />

07:55 – 08:15 Uhr 09:45 – 10:05 Uhr<br />

09:55 – 10:15 Uhr 12:00 – 12:20 Uhr<br />

14:05 – 14:25 Uhr 16:00 – 16:20 Uhr<br />

16:00 – 16:20 Uhr 18:00 – 18:20 Uhr<br />

18:00 – 18:20 Uhr 19:20 – 19:40 Uhr<br />

(außer Feiertags)<br />

20:30 – 20:50 Uhr 20:30 – 20:45 Uhr<br />

• Herstellen des Regellichtraumprofils GC nach<br />

Ril 804<br />

• Erhöhen des Lichtraums von 10,10 m auf<br />

15,00 m im schiffbaren Bereich des klappbaren<br />

Überbaus mit entsprechendem Leitwerk ohne<br />

Einschränkung der Durchfahrtsbreite entsprechend<br />

der Forderung des Binnenhafen Anklam<br />

2.2 Betri<strong>eb</strong>liche Anforderungen<br />

Die betri<strong>eb</strong>lichen Anforderungen der DB an den<br />

Neubau leiteten sich aus dem vorhandenen Verkehr<br />

und den mit der mittelfristigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der Ostseeregion verbundenen<br />

Verkehrsprog nosen ab. Hierbei wurden der Personenregional-<br />

und -fernverkehr sowie der Güterverkehr<br />

betrachtet. Insbesondere der regelmäßige<br />

Verkehr von und zum Fährhafen Mukran und dem<br />

Seehafen Stralsund, der Kreidetransport sowie die<br />

Nutzung als Trasse für die Umleitung der Verkehre<br />

zum Seehafen Rostock prägten die Neugestaltung<br />

der Klappbrücke.<br />

Die Anforderungen durch die Nutzung der Peene<br />

als Binnenwasserstraße der Kategorie IV betrafen<br />

vor allem die Sicherung der Verkehrstermine für die<br />

Güterschifffahrt zu den Binnenhäfen Anklam und<br />

Demmin. Zur Sicherstellung der Passage für Binnen-,<br />

Motor- und Schubschiffe wurden mit dem Wasserund<br />

Schifffahrtsamt (WSA) verbindliche Brückenöffnungszeiten<br />

vereinbart (Tabelle 1).<br />

2.3 Vorgaben für den Neubau und die<br />

Oberleitung<br />

Bild 2:<br />

Schwenkbare Ausleger während einer Brückenöffnung.<br />

Aus den Zielen für den Neubau und den betri<strong>eb</strong>lichen<br />

Anforderungen folgten die Vorgaben für die<br />

Brückenerneuerung und die Oberleitung:<br />

• Neubau wie in der bisherigen Ausführung als<br />

jeweils ein Brückenbauwerk je Gleis, um die eingleisige<br />

Befahrbarkeit bei einer Brückenstörung<br />

zu ermöglichen, jedoch ohne Gegengewichte<br />

• Ausbildung des erforderlichen Schienenstoßes<br />

für höhere Geschwindigkeiten<br />

• Auslegung für 25 t Radsatzlast<br />

• Oberleitungsauslegung für die elektrische Befahrbarkeit<br />

mit 120 km/h Geschwindigkeit<br />

• Erhöhen des Lichtraums von 10,10 m auf<br />

15,00 m im schiffbaren Bereich des klappbaren<br />

Überbaus mit entsprechendem Leitwerk ohne<br />

Einschränkung der Durchfahrtsbreite<br />

• Antri<strong>eb</strong> der gegengewichtslosen Brücke durch jeweils<br />

zwei Hydraulikzylinder. Die Zylinder sind so<br />

zu bemessen, dass je ein Zylinder das jeweilige<br />

Brückenteil h<strong>eb</strong>en kann, um auch bei Störungen<br />

die vereinbarten Öffnungszeiten der Binnenwasserstraße<br />

(Tabelle 1) sicher zu stellen.<br />

268 111 (2013) Heft 4


Oberleitung<br />

3 Bisherige Ausführung der<br />

Oberleitung<br />

Die vorhandene Oberleitung auf der Brücke bestand<br />

aus mittig hängenden Rohren, an denen<br />

über die gesamte Länge Trennerkufen als Fahrdrahtersatz<br />

befestigt waren. Die Rohre waren mit<br />

Stützisolatoren an Längsträgern befestigt. Bei<br />

der Erstausrüstung der Brücke mit einer Oberleitung<br />

wurde aus Richtung des <strong>Bahn</strong>hofes Anklam<br />

vor der Brücke ein Mast mit zwei hydraulisch angetri<strong>eb</strong>enen,<br />

schwenkbaren Auslegern errichtet.<br />

Diese Ausleger waren in den Brückenbetri<strong>eb</strong> eing<strong>eb</strong>unden<br />

und wurden vor jeder Brückenöffnung<br />

von der Brückensteuerung seitlich weggeklappt.<br />

Damit wurde der Raum für das Abrollen der Brückengewichte<br />

frei gemacht. Der Schwenk arm der<br />

klappbaren Ausleger mit seinen Trennerkufen bli<strong>eb</strong><br />

dabei unter Spannung. Der Drehpunkt befand sich<br />

über dem Isolator (Bild 2). Zum Fixieren des wieder<br />

schließenden Auslegers befand sich an der Spitze<br />

des Schwenkarmes ein seitlicher Konus, der von<br />

der feststehenden Konstruktion der Brückenklappe<br />

aufgenommen wurde und die mechanische Verbindung<br />

wieder herstellte.<br />

Wegen der konstruktiv bedingten Welligkeit der<br />

Kontaktbahn beschränkte die Reichsbahndirektion<br />

Greifswald nach Fertigstellung der Anlage im Jahr<br />

1988 die Fahrgeschwindigkeit mit gehobenem<br />

Stromabnehmer auf 10 km/h. Um die Fahrzeiten<br />

wegen der Langsamfahrstelle nicht zu erhöhen,<br />

wurde eine Bügel-Ab-Strecke mit einer dauernd beleuchteten<br />

Signalisierung eingerichtet. Bei Störungen<br />

mit Fahrzeugstillständen im Brückenabschnitt<br />

bestand somit die Möglichkeit, in Abstimmung mit<br />

Bild 4:<br />

Stromschienenwechsel auf der Vorlandbrücke<br />

(Foto: DB/Kluck, auch Bilder 6 und 7).<br />

Bild 3:<br />

Messerkontakt an der Klappenspitze mit Rohrkonstruktion und<br />

Trennerkufen.<br />

Bild 5:<br />

Gesamtansicht der neuen<br />

Stromschienenoberleitung.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

269


Oberleitung<br />

dem Fahrdienstleiter den Stromabnehmer anzulegen<br />

und den Abschnitt zu räumen. Die „Stromabnehmer<br />

senken“-Strecke bli<strong>eb</strong> bis zur Außerbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der Brücke für den Umbau im Jahr 2012<br />

erhalten.<br />

An der Klappenspitze der Brücke wurde ein Trichter<br />

für den Messerkontakt ang<strong>eb</strong>aut (Bild 3). Dieser<br />

stellte nach jedem Brückenzug eine leitende Verbindung<br />

der Oberleitung zum Klappenteil her. Diese<br />

bestand bis zur Brückenerneuerung ab Mai 2012.<br />

4 Neue Ausführung der<br />

Oberleitung<br />

4.1 Konstruktive Gestaltung<br />

Die neue Brücke wurde mit einer Stromschiene der<br />

Bauart Furrer+Frey ausgestattet, die nach der Bauartzulassung<br />

aus dem Jahr 1996 [7] mit 120 km/h<br />

befahrbar ist. Für die Ausrüstung der Peeneklappbrücke<br />

mit einer solchen Stromschiene wurde die<br />

Betri<strong>eb</strong>serprobung auf der Grundlage der guten Erfahrungen<br />

aus dem bereits laufenden Projekt Flughafenanbindung<br />

Berlin durch die DB Netz Zentrale<br />

erweitert.<br />

Im Bereich der Vorlandbrücken wurden die Kettenwerke<br />

an einem Mast über eine Säule am Ausleger<br />

abgespannt. Das Tragseil wird direkt am oberen Ausleger<br />

verankert. Federbalken mit einer Klemmvorrichtung<br />

zur Aufnahme der Fahrdrahtzugkräfte stellen die<br />

Verbindung zwischen Fahrdraht und Deckenstromschiene<br />

her. An den Übergängen der Fahrdrähte zu<br />

den Deckenstromschienen und an den Übergängen<br />

der Stromschienenabschnitte auf der Vorlandbrücke<br />

und dem beweglichen Brückenteil sind Übergangshörner<br />

an den Stromschienenden angeordnet<br />

(Bild 4). Der parallele Abstand der Stromschienen am<br />

Übergang vom festen zum beweglichen Brückenteil<br />

beträgt mindestens 0,30 m, um ein sicheres Vorbeischwenken<br />

der Stromschienenabschnitte während<br />

der Brückenbewegung zu gewährleisten.<br />

Zur Aufnahme der Stromschiene auf den Klappenteilen<br />

der Brücken wurden Masten mit starren<br />

Auslegern auf den Obergurten der Brücke befestigt<br />

(Bild 5).<br />

Auf der Brücke beträgt die Fahrdrahthöhe 5,50 m<br />

und der Abstand der Stützpunkte 6,85 m. An den<br />

Stromschienenübergängen haben die Stützpunkte<br />

1,60 bis 1,75 m Abstand.<br />

4.2 Rückstromführung und Erdung<br />

Der Rückstrom wird, wie bei der bisherigen Ausführung,<br />

über Rückleiterseile an den Gestängekonstruktionen<br />

der Umgehungsleitungen geführt.<br />

Die Abfangmasten werden mit einem Erdseil direkt<br />

am Gleis geerdet. Die Masten auf der Klappbrücke<br />

sind mit einem Erdseil verbunden und am ersten<br />

und letzen Mast am Gleis angeschlossen.<br />

Die Stromschienenabschnitte der Vorlandbrücken<br />

können über die Schalter E901 und E902 geerdet<br />

werden.<br />

Durch die Anordnung der neuen Stromschienenkonstruktion<br />

auf der Klappbrücke wird beim Klappvorgang<br />

der Brücke die Stromschiene an der Gelenkseite<br />

der Brücke bis in den Handbereich abgesenkt.<br />

Bild 6:<br />

Neuer Brückenüberbau mit Stromschienen und Erdungsschalter.<br />

Bild 7:<br />

Führungszapfen der Klappenspitze.<br />

270 111 (2013) Heft 4


Oberleitung<br />

Dadurch wird die Erdung der Stromschiene auf der<br />

Klappbrücke zwingend erforderlich<br />

Hierzu ist vor der Brückenöffnung die Fahrleitung<br />

auszuschalten und mittels des auf jeder Klappbrücke<br />

befindlichen motorbetri<strong>eb</strong>enen Erdungstrenners zu<br />

erden (Bild 6). Um der hohen Beanspruchung der<br />

Erdungsleitungen an der Übergangsstelle von der<br />

beweglichen Brücke zum Festland gerecht zu werden,<br />

wurden hochflexible Kupferleitungen verwendet.<br />

Die Erdung wird mit Spannungswandlern überwacht.<br />

Eine mit der Brückensteuerung gekoppelte<br />

Ortssteueranlage steuert die Anlage.<br />

4.3 Besonderheiten in der Umsetzung<br />

Für die Errichtung des Brückenbauwerkes wurden<br />

bisher vierzehn unternehmensinterne Genehmigungen<br />

(UiG) und neun Zulassungen im Einzelfall (ZiE)<br />

beantragt und erwirkt.<br />

Für die Oberleitungsanlage sind dies im Einzelnen<br />

die Zulassungen<br />

• für den Einsatz der Deckenstromschiene,<br />

• für die Übergangskonstruktionen von der Deckenstromschiene<br />

zum Kettenwerk,<br />

• für die Führung der Deckenstromschiene an der<br />

Klappenspitze mit Führungszapfen.<br />

Bild 8:<br />

Druckkontakt zur Stromversorgung der Stromschiene auf der Brückenklappe.<br />

Besonderes Augenmerk lag bei der Errichtung der<br />

Stromschienenanlage auf dem Abgleich der Toleranzwerte<br />

zwischen den Stößen der Schienen in den Klappfugen<br />

und zwischen den Stromschienen an den Übergängen<br />

zwischen Klappenspitze und Vorlandbrücke.<br />

Nach Fertigstellung der ersten Brücke wurde im<br />

Rahmen der Betri<strong>eb</strong>serprobung festgestellt, dass die<br />

Toleranzen zwischen der Fahrbahn und der Stromschiene<br />

im Einzylinder-Notbetri<strong>eb</strong> gegenüber der<br />

Planung neu festzulegen sind. In diesem Betri<strong>eb</strong>sfall<br />

erzeugt der außermittig an der Brückenklappe<br />

einwirkende Hydraulikzylinder eine Verwindung der<br />

Brückenklappe in der Horizontalachse.<br />

Um den Toleranzbereich ± 3 mm für die Brückenklappe<br />

auch im Einzylinder-Notbetri<strong>eb</strong> beim Schließvorgang<br />

in der Fahrbahn einzuhalten, wurde an der<br />

Unterseite der Brückenklappe ein Führungszapfen<br />

ang<strong>eb</strong>racht, der für die Brückensolllage beim Schließen<br />

auch bei Verwindung sorgt (Bild 7).<br />

Ein Druckkontakt am Speisepunkt der Stromschiene<br />

stellt mit zwei Federkontakten die Verbindung<br />

zur Kontaktplatte beim Schließvorgang her und<br />

trägt dabei den vorhandenen Toleranzen Rechnung<br />

(Bild 8). Eine Spitzenführung mit Führungszapfen<br />

stellt das Einlaufen der Deckenstromschiene in Einzylinder-Notbetri<strong>eb</strong><br />

sicher. Die im ersten Bauabschnitt<br />

gewonnenen Erkenntnisse werden im zweiten<br />

Bauabschnitt betreffend die Brücke des Gleises<br />

von Stralsund nach Berlin angewendet.<br />

5 Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

Das erste Brückenbauwerk wurde im Juni 2012 in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen. Anfang 2013 werden die Widerlager<br />

des zweiten Brückenbauwerkes hergestellt<br />

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<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

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© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />

111 (2013) Heft 4<br />

271


Oberleitung<br />

und damit die Grundlage geschaffen, die Brücke für<br />

das zweite Gleis im Frühjahr 2013 einzuschwimmen.<br />

Die vollständige Inbetri<strong>eb</strong>nahme ist für Juni 2013 geplant,<br />

womit die volle Verfügbarkeit mit der elektrischen<br />

Befahrbarkeit mit 120 km/h erreicht wird.<br />

Literatur<br />

[1] DB: Infrastrukturzustands- und Entwicklungsbericht<br />

2011 der Deutschen <strong>Bahn</strong> AG vom April 2012.<br />

[2] Schäfer, H.-D.: Elektrifizierung der Strecke Salzbergen<br />

– Norddeich (Mole). In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 78 (1980),<br />

H. 10, S. 265–269.<br />

[3] Koswig, J.; Freidhofer, H.: Oberleitungsanlagen bei beweglichen<br />

Brücken im Raum Bremen/Oldenburg. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 78 (1980), H. 10, S. 278–282.<br />

[4] Hofer, R.: Die Ausrüstung Europas größter Hubbrücke<br />

mit einer 15-kV-Oberleitung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 85<br />

(1987), H. 3, S. 80–85.<br />

[5] Cox, S. G.; Nünlist, F.; Marti, R.: Deckenstromschienen<br />

für Dreh- und Klappbrücken. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 99<br />

(2001) H. 1-2, S. 90–93.<br />

[6] Kiessling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schneider, E.:<br />

Contact lines for electric railways. Publicis Publishing,<br />

Erlangen, 2009.<br />

[7] Syre, P.: Zulassung einer Stromschienenoberleitung<br />

durch das Eisenbahn-Bundesamt. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

94 (1996), H. 11, S. 326–328.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. (FH) Kay Schatkowski<br />

(45), Studium <strong>Elektrische</strong> Anlagen und<br />

Maschinen in Dresden, Studium <strong>Elektrische</strong><br />

Energietechnik in Berlin; bis 2004<br />

Projektleiter, Abnahmeingenieur und<br />

Leiter Instandhaltung für S-<strong>Bahn</strong>stromanlagen<br />

DB Netz Berlin, anschließend<br />

Leiter Instandhaltung DB Netze Instandhaltungsbereich<br />

Rostock und Schwerin,<br />

ab 2007 Leiter Produktionsplanung und<br />

Steuerung Regionalbereich Ost, seit<br />

2010 Leiter Produktionsdurchführung<br />

Neustrelitz.<br />

Adresse: DB Netze, Produktionsdurchführung<br />

Neustrelitz I.NP-O-D Nsz,<br />

Adolf-Friedrich-Str. 21,<br />

17235 Neustrelitz, Deutschland;<br />

Fon: +49 3981 49-1512, Fax: -1511;<br />

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<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> Nachrichten<br />

DB-Lokomotiven Baureihe 189 für Tschechien und Polen auszurüsten<br />

DB Schenker Rail setzt unter anderem<br />

90 Vierspannungslokomotiven Baureihe<br />

(BR) 189 ein, die Siemens ab 2003 an die<br />

DB ausgeliefert hatte. Hiervon verkehren<br />

58 derzeit in der Relation Deutschland –<br />

Niederlande und bilden dort das Rückgrat<br />

im schweren Güterverkehr. Die restlichen<br />

32 Lokomotiven waren bisher nur national<br />

im Einsatz. Sie sollen nun für den Einsatz<br />

in Polen und Tschechien hergerichtet<br />

werden, wofür ihre Bauart traktionstechnisch<br />

geeignet ist. Die zusätzliche Ausrüstung<br />

umfasst die erforderlichen Zugsicherungssysteme<br />

und weitere Komponenten.<br />

Die Lokomotiven erhalten dabei auch<br />

noch eine moderne Brandbekämpfungsanlage<br />

mit einem umweltfreundlichen,<br />

Folgeschäden begrenzenden Löschmittel.<br />

Zur rückwärtigen Beobachtung des Zuges<br />

werden vier Außenkameras installiert,<br />

deren Bilder an den Displays im Führerraum<br />

abgerufen werden können. Der<br />

Umbau soll im Siemens-Werk <strong>München</strong>-<br />

Allach im Sommer 2014 beginnen, bis<br />

zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014<br />

sollen mindestens 15 Lokomotiven für<br />

den Einsatz nach Tschechien verfügbar<br />

sein, und die restlichen Arbeiten sollen bis<br />

zum Frühjahr 2015 abgeschlossen sein.<br />

Der Auftragswert liegt in zweistelliger<br />

Millionenhöhe. Die so umgerüsteten Lokomotiven<br />

sind auch noch in Österreich,<br />

Ungarn, der Slowakei, Slowenien und<br />

Rumänien zulassungsfähig. Damit könnte<br />

DB Schenker Rail den Korridor von den<br />

Niederlanden bis zum Schwarzen Meer<br />

durchfahren.<br />

Bin<br />

TRAXX AC Last Mile im Test<br />

Zwei Last-Mile-Lokomotiven TRAXX AC<br />

(<strong>eb</strong> 8-9/2012, S. 432–442) haben seit<br />

Anfang Januar 2013 in Hennigsdorf<br />

Testfahrten absolviert. Dabei konnten<br />

die Leistungsdaten und alle betri<strong>eb</strong>lichen<br />

Funktionen mit Last Mile bestätigt<br />

werden. Die höchste Zugkrat 300 kN<br />

wurde mit Dieselaggregat und Batterie<br />

erbracht, wobei eine Lokomotive von<br />

drei anderen g<strong>eb</strong>remst wurde. Mit<br />

erfolgreichen Bremstests sind die Versuche<br />

auf der Hennigsdorfer Teststrecke<br />

beendet. Auf dem Testring Velim wird es<br />

weitere Funktionsnachweise g<strong>eb</strong>en. Bei<br />

planmäßigem Verlauf können die neuen<br />

Lokomotiven ab Mitte 2013 in realen<br />

Einsätzen geprüft werden, das heißt bei<br />

Fahrten mit ihrem Dieselaggregat in<br />

nicht elektrifizierte Terminals, Industri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>en<br />

und Häfen.<br />

Lokomotive<br />

TRAXX Last<br />

Mile mit<br />

Bremslokomotive<br />

bei<br />

Testfahrt in<br />

Hennigsdorf<br />

(Foto:<br />

Bombardier<br />

Transportation).<br />

TRAXX Baureihe 146 für Fernverkehr<br />

Eine TRAXX-Lokomotive der bewährten<br />

Baureihe 146.2 von DB Regio ist derzeit<br />

im Design von DB Fernverkehr auf Probefahrten<br />

im DB-Netz. Es ist eine von fünf<br />

Vorauslokomotiven einer bei Bombardier<br />

Transportation bestellten Serie von 27<br />

Stück für den Einsatz mit Doppelstockwagen<br />

im Fernverkehr der DB. Sie wurden<br />

mit zusätzlichen Kommunikationseinrichtungen<br />

ausgerüstet, beispielsweise zugweiten<br />

Funktionen via WTB sowie neuem<br />

Fahrgastinformationssystem.<br />

Lokomotive TRAXX Baureihe 146.2 für DB Fernverkehr mit Doppelstock-Steuerwagen in <strong>München</strong> Hauptbahnhof<br />

(Foto: Michael Raucheisen).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

273


Nachrichten <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Vectron-Testfahrten im Kanaltunnel<br />

Ende Januar 2013 haben EUROTUNNEL nach. Durchgeführt wurden sie mit einer<br />

und Siemens eine Vectron-Lokomotive AC-Lokomotive der Vectron-Plattform in<br />

im Ärmelkanaltunnel erfolgreich erprobt. Standardkonfiguration, bei der lediglich<br />

Die Tests wiesen die Kompatibilität der die beiden Stromabnehmer ausgetauscht<br />

Lokomotive mit den Systemen und wurden. Die Messfahrten bestätigten,<br />

Sicherheitsvorschriften des Kanaltunnels dass der Vectron mit 1 350 t Anhängelast<br />

Güterzug mit Lokomotive Vectron bei Einfahrt in den Kanaltunnel (Foto: EUROTUNNEL).<br />

den Kanaltunnel mit seinen Steigungen<br />

bis 11 ‰ ohne Schwierigkeiten bedienen<br />

kann. Der Zug fuhr durch das französische<br />

Portal in den Tunnel für Traktions-,<br />

Brems- und Stromabnehmertests ein.<br />

In Folkestone, Großbritannien, verließ<br />

er den Tunnel und kehrte dann nach<br />

Frankreich für eine zweite Testfahrt<br />

zurück. – Ziel von EUROTUNNEL ist es,<br />

den Schienengüterverkehr zwischen dem<br />

Festland und Großbritannien zu erweitern<br />

und dafür nicht mehr von sechsachsigen<br />

Speziallokomotiven abhängig zu sein,<br />

sondern auf vierachsige Standardmodelle<br />

zugreifen zu können. Mit den Vectron-<br />

Testfahrten gelang der Nachweis, dass<br />

eine den TSI-Richtlinien entsprechende<br />

Standardlokomotive ohne größere<br />

Änderungen den geforderten Betri<strong>eb</strong> im<br />

Tunnel problemlos und sicher durchführen<br />

kann. Im Wesentlichen ist nur das<br />

Zugsicherungssystem TVM einzubauen.<br />

Bin<br />

Wieder S-<strong>Bahn</strong>tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 420 nach <strong>München</strong><br />

Bei der S-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong> sind derzeit 238 Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe auf Linien fahren, die nicht durch den S-<strong>Bahn</strong>tunnel führen, weil<br />

(BR) 423 vorhanden. Diese Zahl reicht nicht aus, um voraussichtlich<br />

ab Dezember 2014 auch die Relation Dachau – Altomünster erforderlich wäre. Abgesehen vom Zulassungsproblem wird wohl<br />

dafür die Ausrüstung mit linienförmiger Zugbeeinflussung (LZB)<br />

mit zu bedienen (<strong>eb</strong> 3/2013, S. 211). Deshalb sollen Tri<strong>eb</strong>züge<br />

der letzten, ab 1996 gelieferten Bauserie der BR 420 von treiber nach 2017 feststeht, wenn der Verkehrs-Durchführungsniemand<br />

in Fahrzeuge investieren, solange nicht der künftige Be-<br />

Stuttgart nach <strong>München</strong> kommen. Allerdings sollen diese nur Vertrag zwischen DB und Freistaat Bayern ausläuft.<br />

rrr<br />

Doppelgelenk-O-Busse für Luzern<br />

Nachdem in Luzern schon seit 2006 drei Doppelgelenk-Trolleybusse<br />

fahren, bekommen die dortigen Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e für knapp<br />

13 Mio. CHF neun weitere, die ab Mitte 2014 eingesetzt werden<br />

sollen. Den Auftrag hat die Carrosserie Hess (Bellach) gegen den<br />

belgischen Konkurrenten Van Hool gewonnen, besonders weil ihr<br />

25 m langes Modell 207 Plätze bietet und damit 15 mehr.<br />

Vectron in Österreich zugelassen<br />

Der Vectron hat die erste Zulassung in Österreich erhalten (<strong>eb</strong><br />

2/2013, S. 104–105). Der Lokomotivvermieter Railpool kann<br />

damit als erster seine 6,4-MW-Variante dieses Lokomotivtyps von<br />

Siemens grenzüberschreitend in Deutschland und Österreich<br />

einsetzen.<br />

274 111 (2013) Heft 4


<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> Nachrichten<br />

Tri<strong>eb</strong>züge für Zweckverband Großraum Braunschweig<br />

Für die Großraum Braunschweig GmbH<br />

(RGB), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft<br />

des Zweckverbandes Großraum<br />

Braunschweig GmbH (ZGB), wurden<br />

für rund 100 Mio. EUR bei Alstom 20<br />

vierteilige elektrische Tri<strong>eb</strong>züge bestellt.<br />

Zum Auftrag gehören eine Kaufoption<br />

für maximal 13 weitere Züge und die<br />

Instandhaltung für 20 Jahre. Die Züge<br />

sollen ab Dezember 2015 auf dem<br />

Netz Niedersachsen-Ost fahren. G<strong>eb</strong>aut<br />

werden sie in Salzgitter, wo damit 189<br />

Züge dieses Typs bestellt wurden. Die Instandhaltung<br />

geschieht im Braunschweiger<br />

Kompetenzzentrum für Service und<br />

Wartung in Deutschland, das dazu zwei<br />

weitere Gleise, eine Außenreinigungsanlage<br />

und eine Unterflurdrehbank bekommt.<br />

Sein 1,5 km langer Gleisanschluss wird<br />

elektrizifiziert.<br />

Hundert Tri<strong>eb</strong>züge Desiro für ÖBB<br />

Die ÖBB haben für 550 Mio. EUR bei<br />

Siemens die ersten hundert Nah- und<br />

Regionalverkehrszüge Typ Desiro ML aus<br />

einem Rahmenvertrag bestellt. Das Unternehmen<br />

hatte im April 2010 den Zuschlag<br />

bei einer der größten europaweiten<br />

Ausschreibung für elektrische Regionalzüge<br />

erhalten. Von den Zügen, die ab Ende<br />

2015 ausgeliefert werden sollen, sind 30<br />

für den S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr in Wien und Niederösterreich<br />

und 70 für den Regionalverkehr<br />

in Oberösterreich und der Steiermark<br />

vorgesehen; die Höchstgeschwindigkeit<br />

beträgt 160 km/h. Dank nochmals verbesserter<br />

Antri<strong>eb</strong>e konnte der Energi<strong>eb</strong>edarf<br />

gegenüber Vorgängermodellen weiter<br />

gesenkt werden. Die Endfertigung ist im<br />

Werk Jedlersdorf der Technischen Services<br />

der ÖBB geplant, die Drehgestelle kommen<br />

aus dem Werk Graz. – Die Desiro ML<br />

bestehen aus Einzelwagen mit eigenen<br />

Drehgestellen und lassen sich dadurch<br />

flexibel an den Platzbedarf anpassen. Die<br />

ÖBB wählt die dreiteilige Grundeinheit als<br />

Basis. Die S-<strong>Bahn</strong>-Züge bekommen sechs<br />

Türen pro Wagenseite und 244 Sitzplätze,<br />

die Regionalzüge vier Türen je Wagenseite<br />

und 259 Sitzplätze. Die Fußbodenhöhe<br />

beträgt 600 mm, Niederflureinstiege<br />

ermöglichen einen barrierefreien Zugang<br />

ohne Rampen auch für Rollstuhlfahrer<br />

und Fahrgäste mit Kinderwagen. Das Zugdesign<br />

setzt auf umweltfreundliche Materialien,<br />

zum Beispiel bei der Lackierung<br />

und Innenausstattung.<br />

Bin<br />

Unfälle im DB-Netz<br />

Über bestimmte Unfallarten bei der kehr behandelt, was mit Geldbußen bis<br />

DB wird für die Jahre 2011 und 2012 5 000 EUR und in besonders schweren<br />

berichtet:<br />

Fällen mit mehrjährigen Freiheitsstrafen<br />

An den rund 19 000 höhengleichen bedroht ist.<br />

<strong>Bahn</strong>übergängen des DB-Netzes gab<br />

Bei unerlaubtem Überschreiten von<br />

es 202 Unfälle, davon ein Viertel mit Gleisen gab es „über 200“ Unfälle, davon<br />

tödlichem Ausgang. Bei einer Befragung „mehr als die Hälfte“ tödlich endende.<br />

von 2 500 Kraftfahrern soll ein Viertel von Beim Besteigen von Fahrleitungsmasten<br />

diesen nicht gewusst haben, dass rotes oder von Wagen unter Fahrleitung kam es<br />

Blinklicht Halt bedeutet, weil ein Zug zu „über 20“ Unfällen, davon ein Drittel mit<br />

kommt. Verstöße von Straßenverkehrsteilnehmern<br />

werden, auch wenn sie folgencken<br />

jährlich vier bis fünf Personen tödlich.<br />

Todesfolge. Bei Grafittiarbeiten verunglülos<br />

sind, stets als Eingriff in den <strong>Bahn</strong>ver-<br />

Quelle: DB WELT Dezember 2012<br />

Kraftwerk Datteln weiter in Betri<strong>eb</strong><br />

Nach Entscheidungen des nordrheinwestfälischen<br />

Umweltministeriums<br />

werks Datteln 4 (<strong>eb</strong> 12/2007, S. 676), das<br />

geg<strong>eb</strong>en in Erwartung des 1,1-GW-Kraft-<br />

und der Bezirksregierung Münster<br />

jedoch wegen Baustopps nicht termingerecht<br />

fertig wurde. Die <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergiever-<br />

wird der befristete Weiterbetri<strong>eb</strong> des<br />

Kohlekraftwerkes Datteln geduldet, bis sorgung des Ruhrg<strong>eb</strong>ietes wird nun über<br />

Anfang 2014 das im Bau befindliche die Umrichter aus dem öffentlichen Netz<br />

400-MW-Umrichterwerk betri<strong>eb</strong>sbereit gesichert und hängt nicht, wie stellenweise<br />

behauptet, von Datteln 4 ab. Dass<br />

ist (<strong>eb</strong> 6/2011, S. 282–290); dieses ist<br />

also noch keineswegs fertig. E.ON hatte DB Energie dafür besondere Verträge<br />

die Betri<strong>eb</strong>sgenehmiging für das alte schließen muss, ist etwas anderes.<br />

Kraftwerk Datteln zum Ende 2012 zurück-<br />

Quelle: DB WELT Dezember 2012<br />

Kommentar: Wichtigmacherei<br />

Was denken sich wohl die Medienschaffenden<br />

fast aller Unternehmen<br />

bei den unsäglich-penetranten<br />

„über“, „mehr als“ und Ähnlichem?<br />

Ob sie hoffen, dass die Adressaten<br />

davon besonders tief beindruckt<br />

sein werden? Glauben sie wirklich,<br />

damit mehr Staunen zu erregen als<br />

mit den ganz bestimmt bekannten<br />

genauen Zahlen? Oder befürchten<br />

sie beim Publikum Unkenntnis<br />

darüber, dass beispielsweise 212<br />

„mehr“ sind als 200 und 23 „über“<br />

20? Vielleicht denken sie sich aber<br />

auch überhaupt nichts dabei. Mehr<br />

nüchterne Sachlichkeit wäre wohltuend.<br />

– Trampelpfade zum unbefugten<br />

Überqueren von Gleisen sind<br />

übrigens sehr schön auf Satellitenbildern<br />

zu sehen, zum Beispiel bei<br />

der Streckenverzweigung südlich<br />

des <strong>Bahn</strong>hofs Landau (Pfalz).<br />

Be<br />

111 (2013) Heft 4<br />

275


Nachrichten <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Überlange Güterzüge planmäßig<br />

Ab Anfang Dezember 2012 fahren in der Relation Rangierbahnhof<br />

Maschen (südlich von Hamburg-Harburg) – Grenzbahnhof<br />

Padborg (Dänemark) plamäßig Güterzüge mit 835 m Gesamtlänge,<br />

also einschließlich Lokomotiven. Im DB-Streckennetz ist diese<br />

Regellänge 740 m, auf der genannten 210 km langen Strecke<br />

waren bisher sogar nur 670 möglich. Die neue Betri<strong>eb</strong>sweise<br />

erforderte DB-seitig 10 Mio. EUR zu investieren, und zwar auf<br />

der eingleisigen Güterumgehungsbahn für eine Kreuzungsmöglichkeit<br />

im <strong>Bahn</strong>hof Hamburg-Barmbek, auf der durchgehend<br />

zweigleisigen Hauptstrecke für Überholgleise in den <strong>Bahn</strong>höfen<br />

Hamburg-Eidelstedt, Elmshorn, Neumünster und Flensburg Weiche.<br />

Dazu waren jeweils Weichen zu verlegen, Signale zu versetzen<br />

oder neu aufzustellen und zugehörige Gleisschaltmittel wie<br />

Radsatzzähler zu installieren. Ferner waren 29 <strong>Bahn</strong>übergangssicherungsanlagen<br />

anzupassen. Fahrdienstleiter, Disponenten und<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer wurden über Besonderheiten unterwiesen.<br />

DB Systemtechnik arbeitet für DK<br />

DB Systemtechnik hat vom dänischen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

DSB für drei Jahre den Auftrag zur Bauartbetreuung der<br />

Fahrzeugflotte bekommen und berät dabei zu Instandhaltung,<br />

technischen Problemen und Weiterentwicklung.<br />

Kompatible Zugsicherungsgeräte<br />

für Schweizer <strong>Bahn</strong>netz<br />

Bis Mitte 2015 rüstet Siemens 230 Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge der SBB mit<br />

dem Bordgerät Trainguard 200 aus, das sowohl mit ETCS Level 1<br />

und 2 als auch mit dem nationalen Zugsicherungssystem ZUB<br />

kompatibel ist. Dies ermöglicht die nötige Flexibilität für die<br />

schrittweise Umrüstung auf ETCS, die für alle Strecken bis 2017<br />

auf Level 1 und bis 2025 auf Level 2 geschehen soll.<br />

Metro Val in Turin verlängert<br />

Die vollautomatische Metrolinie Val in Turin, zu den Olympischen<br />

Winterspielen im F<strong>eb</strong>ruar 2006 eröffnet und schon zweimal<br />

erweitert, wird auf Ende 2015 um weitere 1,6 km und zwei<br />

Stationen auf 15 km mit 23 Stationen verlängert. Auftragnehmer<br />

ist die Gruppe Transfima EEIG aus Tecnimont und Siemens,<br />

letztere mit 17 Mio. EUR Auftragsanteil. Weltweit hat das Unternehmen<br />

bisher zwölf solche Metrolinien an vier Flughäfen und<br />

in zwei französischen sowie drei asiatischen Städten g<strong>eb</strong>aut.<br />

Teilautomatischer Betri<strong>eb</strong> bei<br />

S-<strong>Bahn</strong> Kopenhagen<br />

Im Auftrag von Banedanmark rüstet Siemens das 170 km lange<br />

Netz der S-<strong>Bahn</strong> Kopenhagen mit einem neuen Zugsteuerungssystem<br />

aus. Hierbei wird ein teilautomatisierter Betri<strong>eb</strong> realisiert,<br />

bei dem die Züge unabhängig von festen Blockabschnitten und<br />

ortsfesten Signalen im dynamischen Abstand fahren (moving<br />

block), wobei jedoch die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer noch mitwirken.<br />

Die Zugfolge im Innenstadtbereich wird damit von bisher 120<br />

auf 90 s sinken.<br />

DSB-Fahrzeugflotte bekommt<br />

Digitalfunk<br />

Der dänische <strong>Bahn</strong>infrastrukturbetreiber Banedanmark hat<br />

Siemens beauftragt, für 20 Mio. EUR bis Anfang 2015 rund 840<br />

DSB-<strong>Bahn</strong>fahrzeuge mit dem internationalen Standard Global<br />

System for Mobile Communication Railways (GSM-R) auszurüsten.<br />

Die Maßnahme ist Teil eines Regierungsprogramms, mit<br />

3,2 Mrd. EUR die Eisenbahnsignaltechnik in Dänemark bis 2020<br />

komplett zu erneuern. Es ist das bisher größte und umfangreichste<br />

Modernisierungsprojekt dieser Art in Europa.<br />

276 111 (2013) Heft 4


Energie und Umwelt Nachrichten<br />

Elektrizitätserzeugung in Deutschland<br />

Das statistische Bundesamt nennt die vorläufigen Werte für die Brutto-Elektrizitätserzeugung<br />

2012 in Deutschland (Tabelle, stark gerundete Werte).<br />

Besonders überwachte Gleise<br />

Im DB-Netz gibt es bundesweit zusammen<br />

900 km Besonders überwachtes Gleis tes Abteil mit Mikrofon. Der Wagen fährt<br />

und darüber ein schalldicht ausgekleide-<br />

(büG). Das sind mit einem Spezialverfahren<br />

besonders glatt geschliffene Ab-<br />

200 km/h schnell; nur bei Gleisen der<br />

mit Lokomotive im Regelbetri<strong>eb</strong> und bis<br />

schnitte, auf denen das Rollgeräusch um S-<strong>Bahn</strong> Berlin geschieht es während der<br />

3 dB (A) geringer ist als üblich. Je nach nächtlichen Betri<strong>eb</strong>sruhe. Jeder büG-Abschnitt<br />

wird zweimal befahren. Nach dem<br />

örtlichen Verhältnissen können dadurch<br />

Schallschutzwände niedriger oder unter Prüfbericht wird entschieden, ob DB Netz<br />

Bedingungen ganz entbehrlich werden. neu schleifen lassen muss. Das Verfahren<br />

Diese Abschnitte sind alle sechs Monate ist seit 1998 vom Eisenbahn-Bundesamt<br />

zu prüfen. Im Auftrag von DB Netz setzt zugelassen. Die Gleisabschnitte werden<br />

DB Systemtechnik dafür einen selbst hauptsächlich bei Neubau- und Großmodernisierungsstrecken<br />

im Planfeststel-<br />

entwickelten Schallmesswagen ein. Bei<br />

diesem ist über einem Drehgestell ohne lungsverfahren festgelegt.<br />

Bremse eine Öffnung im Wagenboden<br />

TABELLE<br />

Elektrizitätserzeugung brutto in<br />

Deutschland 2012 gesamt 617 TWh,<br />

davon sich erneuernde 135 TWh.<br />

Braunkohle<br />

Erneuerbare<br />

Steinkohle<br />

Kernenergie<br />

Erdgas<br />

Minrealölprodukte<br />

Sonstige<br />

Wind<br />

Biomasse<br />

Fotovoltaik<br />

Wasser 1<br />

Hausmüll 2<br />

Geothermie<br />

Anteile<br />

in %<br />

26<br />

22<br />

19<br />

16<br />

11<br />

2<br />

4<br />

33<br />

27<br />

21<br />

15<br />

4<br />

0<br />

Änderung 3<br />

gegen 2011<br />

+1<br />

+2<br />

0<br />

–2<br />

–2<br />

+1<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

+1,5<br />

0<br />

4<br />

0<br />

1<br />

mit natürlichem Zufluss Pumpspeicherbecken<br />

2<br />

nur biogener Anteil ≈ 50 %<br />

3<br />

in Prozentpunkten<br />

Personen Nachrichten<br />

Weiterer Führungswechsel bei Balfour Beatty Rail<br />

In der obersten Führungs<strong>eb</strong>ene der Balfour Beatty Rail GmbH ist<br />

Nachfolger für Anthony Peter Hutchinson (<strong>eb</strong> 1/2013, S. 4–6) ab<br />

Anfang April 2013 Dr. Michael Bernhardt als Geschäftsführer und<br />

gleichzeitig Managing Director der OpCo Germany & Austria.<br />

Er war bisher in dem Unternehmen Direktor für Vertri<strong>eb</strong> und<br />

Marketing und arbeitete früher unter anderem bei THALES Rail<br />

GmbH und dem Consultant THOST Projektmanagement. Ihm<br />

obliegt die Gesamtleitung des Unternehmens und der dazu gehörenden<br />

Gesellschaften in der Schweiz, Österreich, Rumänien<br />

und China.<br />

Erich Braun verstarb am 15. März 2013<br />

Am 25. März 2013 nahmen Freunde und<br />

Fachkollegen Abschied von Dipl.-Ing. Erich<br />

Braun, der am 15. März plötzlich und unerwartet<br />

verstarb.<br />

Erich Braun wurde 1932 in Landsberg<br />

am Lech g<strong>eb</strong>oren und studierte nach dem<br />

Schulabschluss an der Technischen Universität<br />

in <strong>München</strong> Elektrotechnik. Nach dem<br />

Abschluss 1956 nahm er die Tätigkeit als Projektierungsingenieur<br />

für <strong>Bahn</strong>stromanlagen bei der AEG in Frankfurt am Main auf.<br />

Mit seiner Arbeit auf dem Spezialg<strong>eb</strong>iet der elektrotechnischen<br />

Anlagen von <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erwarb er sich Achtung und Anerkennung bei<br />

der Deutschen Bundesbahn und ausländischen <strong>Bahn</strong>verwaltungen.<br />

Sein Name ist eng verbunden mit der Entwicklung leistungsfähiger,<br />

instandhaltungsarmer Schaltgeräte und genormter technischer<br />

Lösungen für die <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung. Auch Sonderanlagen<br />

wie Unterwerke mit vier Sammelschienen und Anlagen<br />

für stationäre elastische Netzkupplungsumformer 50 Hz/16 2 /3 Hz<br />

tragen seine Handschrift. Eine besondere Herausforderung für<br />

ihn waren die Erweiterungen, Erneuerungen und Ertüchtigungen<br />

der Anlagen der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung im Raum <strong>München</strong> in<br />

Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 1972. Die Anlagen<br />

mussten für den erstmaligen Einsatz von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen mit<br />

Phasenanschnittsteuerung mit ihrem hohen Blindleistungsbedarf<br />

vorbereitet werden. Die Ertüchtigung der Unterwerke und der<br />

Fahrleitungsanlagen musste in wenigen Wochen ohne Beeinträchtigung<br />

des S-<strong>Bahn</strong>-Betri<strong>eb</strong>s erfolgen. Seine Erfahrungen bei diesem<br />

Projekt konnten wirtschaftlich auch beim Aufbau weiterer S-<strong>Bahn</strong>-<br />

Systeme in anderen Ballungszentren genutzt werden.<br />

Im Jahre 1975 übernahm Erich Braun die Leitung der Abteilung<br />

Wechselstromanlagen der AEG-<strong>Bahn</strong>fahrwegsysteme GmbH.<br />

Moderne, zuverlässige elektronische und digitale Schutzsysteme<br />

entstanden unter seiner Federführung. Seine Ideen und Anregungen<br />

waren stets bei den Fachkollegen der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> und der<br />

<strong>Bahn</strong>industrie gefragt. Eine besondere Herausforderung war seine<br />

Tätigkeit als Federführer für die Planung und Errichtung der Anlagen<br />

der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung der Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />

Madrid – Sevilla in Spanien. Diese Strecke wurde anlässlich<br />

der Weltausstellung 1992 in Betri<strong>eb</strong> genommen. Auch neue<br />

Technologien wie die Einführung der Umrichtertechnik in der<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieerzeugung waren von seinen Ideen und Erfahrungen<br />

geprägt.<br />

111 (2013) Heft 4<br />

277


Nachrichten Personen<br />

Im April 1995 beendete Erich Braun sein aktives Arbeitsl<strong>eb</strong>en.<br />

Einen Ruhestand gab es aber für ihn nicht. Er stellte seine<br />

umfangreichen Fachkenntnisse auch weiterhin insbesondere für<br />

Bearbeitung spezieller Fachthemen zur Verfügung.<br />

Erich Braun hat sein umfangreiches Wissen und seine in vielen<br />

Jahren der praktischen Tätigkeit im Bereich der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

gesammelten Erfahrungen umfassend, theoretisch fundiert<br />

und praxisnah den Fachkollegen in Fachaufsätzen, die in der<br />

Zeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> veröffentlicht wurden, weitervermittelt<br />

. Er trug zu einem einheitlichen Verständnis und Sprachg<strong>eb</strong>rauch<br />

bei dem Aufbau und der Nutzung von Anlagen der<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung bei. Auch in der Zeit des „Unruhestandes“<br />

war er als Redakteur stets mit der Zeitschrift verbunden g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en.<br />

Er animierte Fachkollegen, in der Zeitschrift über aktuelle<br />

Bauvorhaben und moderne technische Lösungen im Bereich der<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung zu informieren. Erich Braun war Mitautor<br />

des 2006 erschienenen Fachbuchs „Energieversorgung elektrischer<br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>“. Mit seinen redaktionellen Hinweisen trug er maßg<strong>eb</strong>lich<br />

zur Fertigstellung des Buches bei.<br />

Seine freundliche, offene und humorvolle Art, gepaart mit einer<br />

unendlichen Fachkenntnis waren immer ein Garant für ein angenehmes<br />

Klima in Diskussionen und Sachgesprächen. So kannten ihn<br />

alle, die mit ihm zusammen gearbeitet haben und werden ihn so in<br />

Erinnerung behalten. Nicht nur der Fachwelt wird Erich Braun fehlen.<br />

Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

GSM-Fernwirksystem<br />

Mit der GO-Serie lassen sich aufwandsarm kleine bis große dezentrale Anlagen weltweit<br />

fernüberwachen und -steuern. Die angeschlossenen Module mit verschiedenen digitalen<br />

oder analogen Ein- und Ausgängen leiten Zustandsänderungen an die Zentraleinheit (im<br />

Bild links) weiter, die eine SMS an festgelegte Personen senden und das Ereignis in eine<br />

Datenbank schreiben kann. Neu ist, dass sie auch Funkrundsteuersignale empfangen<br />

kann. Die Verbindung steht via Bus, benötigt also keine Verkabelung. Die Zentraleinheit<br />

arbeitet mit DC 11 ... 34 V Eingangsspannung und lässt sich erweitern mit digitalen oder<br />

analogen Eingängen sowie Relaisausgängen bis 230 V Schaltvermögen.<br />

WIRELESS-NETCONTROL GmbH; www.wireless-netcontrol.com/loesungen/fernu<strong>eb</strong>erwachung.html<br />

Nachrichten Unternehmen<br />

Veränderung bei Balfour Beatty<br />

Balfour Beatty Rail GmbH ist ein führendes<br />

Unternehmen für Planung, Integration,<br />

Realisierung und Instandhaltung<br />

von <strong>Bahn</strong>infrastruktur – von Lieferung<br />

einzelner Produkte bis Komplettlösungen<br />

– in den Bereichen Fahrleitung,<br />

Elektrotechnik & <strong>Bahn</strong>stromversorgung,<br />

Signaltechnik, Großgeräte und Gleisanlagen.<br />

Balfour Beatty plc, mit rund 50 000<br />

Mitarbeitern einer der weltweit größten<br />

Baukonzerne, hat in seinem Jahresbericht<br />

2012 angekündet, sich aus strategischen<br />

Gründen komplett aus dem europäischen<br />

Kontinentalgeschäft zurückzuziehen. Bis<br />

ein neuer Investor für die deutsche Gesellschaft<br />

gefunden ist, steht Balfour Beatty<br />

plc zu allen Verpflichtungen gegenüber<br />

Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten<br />

und sichert weiterhin Ausführung und<br />

Fertigstellung aller Aufträge zu.<br />

Nachrichten Medien<br />

Bildbände<br />

Sonderegger, Ch.; Zopfi, E.: Schweiz I<br />

Suisse I Switzerland I<br />

Zürich: AS, 2012; 116 S., 82 ganz- od.<br />

doppelseit. u. 18 kl. farb. Abb., Texte<br />

vierspr.; 30,5 cm x 24,5 cm, Hardcover;<br />

39,80 CHF, 26,80 EUR, AT 27,50 EUR;<br />

ISBN 978-3-909111-99-2.<br />

Den neuen Band der Reihe Souvenir<br />

Schweiz bewirbt der Verlag mit dem<br />

Spruch „Die Schweiz – vertraut und doch<br />

auch unbekannt“ und bereitet so darauf<br />

vor, dass auch weltbekannte Objekte<br />

durchaus noch von anderen Punkten<br />

oder bei anderem Licht zu sehen sind<br />

als gemeinhin. Nach einem Vorwort des<br />

Schweizer Tourismusdirektors gliedert<br />

er sich in: Berner Oberland und Wallis<br />

– Graubünden und Tessin – West- und<br />

Nordostschweiz – Mittelland, Zentralund<br />

Ostschweiz. Jedem Teil steht eine<br />

278 111 (2013) Heft 4


Medien Nachrichten<br />

zweiseitige viersprachige Kurzeinführung<br />

über Land und Leute voran. Sodann<br />

wechseln sich, nur mit Kürzestlegenden<br />

versehen, jeweils 10 bis 16 ganzseitige<br />

Prachtfotos mit fünf bis sechs doppelseitigen<br />

ab. Die Fotos sind sorgfältig<br />

nach Kontrast und Licht ausgewählt und<br />

erscheinen wieder auf steifem Glattpapier<br />

gestochen scharf gedruckt. Viele Bilder<br />

sind frei von jeder Zivilisation, Meterspur-,<br />

Berg- und Seilbahnen haben ihre<br />

g<strong>eb</strong>ührenden Plätze allenfalls im Hintergrund<br />

und Menschen sind nur da wo sie<br />

hingehören, wie beim Brauchtum und an<br />

Tourismusbrennpunkten.<br />

andere Informationsträger<br />

Karte Berlin-Brandenburg 1896<br />

Digital komplett restaurierte Version der<br />

Originalkarte der weiteren Umg<strong>eb</strong>ung<br />

Berlins mit sämtlichen Eisenbahnen und<br />

Wasserstraßen 1896, mit Unterscheidung<br />

der Haupt-, N<strong>eb</strong>en- und Kleinbahnen<br />

sowie der schiffbaren und nicht schiffbaren<br />

Flüsse und Kanäle; hochwertiges<br />

Kunstdruckpapier, 59,4 cm x 84,1 cm<br />

(DIN A1), gefaltet auf DIN A4, mit Folder<br />

im Schutzumschlag; 9,80 EUR.<br />

Versand in Deutschland ab 10,00 EUR Warenwert<br />

frei, darunter 2,00 EUR Versandkosten.<br />

Bestellungen: www.<strong>Bahn</strong>BuchShop.de, info@<br />

gve-verlag.de, Fon +49 30 787055-11, Fax -10.<br />

Berichtigungen Nachrichten<br />

zu „Normfrequenz 16 2 /3 Hz – ...“ in <strong>eb</strong> 3/2013 Seiten 151–156<br />

In der Tabelle 2 auf Seite 153 muss für<br />

25 Hz und einfache Hochkettenfahrleitung<br />

der als frequenzproportional<br />

an genäherte Reaktanzbelag 0,270 Ω/ km<br />

heißen. Die zugehörigen Kurven für<br />

25 Hz in den beiden rechten Teilbildern<br />

auf Seite 154, nämlich jeweils die mit<br />

der dunklen 2 ändern sich im Rahmen<br />

der Grafikgenauigkeit nicht; diese beiden<br />

Kurven sollten übrigens <strong>eb</strong>enso wie die<br />

beiden mit der Kennziffer 1 in deutlich<br />

hellerem Grün gedruckt werden. Im Text<br />

auf Seite 155 ganz oben links ändert sich<br />

nur die Zahl 244 in 238 km, der ganzahlig<br />

gerundete Wert 32 % dagegen nicht.<br />

zu Nachrichten Medien in <strong>eb</strong> 3/2013 Seite 213<br />

Für die Eisenbahnkarte Österreich-Ungarn 1918 muss die Bestelladresse per E-Mail: „info@gve-verlag.de“ heißen.<br />

Tierisches und Sonstiges<br />

Blindleistung Nachrichten<br />

„Über den Vorfall selbst gingen die<br />

Zeugenaussagen auseinander. Der eine<br />

Zeuge sage, der Kutscher sei wie wahnsinnig,<br />

der andere, er sei unsinnig scharf<br />

gefahren. Von einem unsinnig schnellen<br />

Fahren könne aber keine Rede sein, da ein<br />

18-jähriges Pferd nicht so schnell sei.“<br />

„Daß das Pferd gescheut habe, sei unrichtig,<br />

denn ein scheuendes Pferd fliehe<br />

bekanntlich vor dem Gegenstand seines<br />

Schreckens, laufe aber nicht auf ihn zu.“<br />

„Nach Ausbesserung einer durch<br />

einen Park geführten Telegraphenleitung<br />

verschluckten im Park weidende Kühe<br />

einzeln herabgefallene Drahtstückchen<br />

und gingen daran ein. ... Daß die Drahtstücke<br />

... in den Park des Klägers gefallen<br />

sind und dort den Tod der Kühe verursacht<br />

haben, war ... eine unmittelbare<br />

und normale Folge der Arbeit und damit<br />

eine in der Eigenart des Telegraphenbetri<strong>eb</strong>s<br />

selbst liegende Schadensfolge.“<br />

„Den gewissen unwillkürlichen<br />

Schwankungen ist der Fahrgast auf den<br />

Plattformen der Straßenbahnwagen stets<br />

ausgesetzt. Diesen normalen Schwankungen<br />

muß der Fahrgast standhalten<br />

können.“<br />

„Daß die Klägerin nach bekannter<br />

Frauenart in der der Fahrtrichtung entgegengesetzten<br />

Richtung abstieg, kann<br />

ihr nicht zu besonderem Verschulden<br />

angerechnet werden.“<br />

„Die Stadtverordnetenversammlung in<br />

M. beschloß für ihre Mitglieder unbeschränkte<br />

Freifahrt auf allen städtischen<br />

Straßenbahnen. Dieser Beschluss wurde<br />

vom Oberbürgermeister ... beanstandet.<br />

Die Klage der Stadtverordnetenversammlung<br />

dagegen wies das Oberverwaltungsge<br />

richt ... ab.“<br />

(aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

11 (1913), Rubrik „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“,<br />

Hefte 10, 14, 34 und 35).<br />

111 (2013) Heft 4<br />

279


Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> im Jahre 1938 – Teil 1<br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> und <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />

Der Jahrgang begann wieder mit einem<br />

Rückblick des Herausg<strong>eb</strong>ers auf das Vorjahr<br />

[1]. Die Betri<strong>eb</strong>sstreckenlänge mit<br />

1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz in Schlesien, Mittelund<br />

Süddeutschland betrug nur wenig<br />

verändert 1 982 km, dazu kamen 33 km<br />

der Hamburger Stadt- und Vorortbahn mit<br />

1 AC 6 kV 25 Hz sowie 273 km der Berliner<br />

S-<strong>Bahn</strong> mit DC 0,8 kV und Stromschiene.<br />

Bild 1:<br />

Elektrisch betri<strong>eb</strong>enes <strong>Bahn</strong>netz in Südnorwegen 1937<br />

(Bild 1 aus [6]).<br />

⎯⎯⎯⎯ elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />

– – – – – – Dampfbetri<strong>eb</strong><br />

Die rund 6 000 km Fahrleitungs-Gesamtlänge<br />

wurde mit hohem Anteil an überspannten<br />

<strong>Bahn</strong>hofsgleisen erklärt.<br />

Aus statistischen Daten lässt sich trotz<br />

einiger unscharf formulierter Werte Bemerkenswertes<br />

ableiten (Tabelle 1). Das<br />

Verhältnis der Summenleistungen aller<br />

1AC-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge (Tfz) zur 1AC-Erzeugerleistung<br />

war mit 7,3 sehr günstig,<br />

obwohl damals die vier elektrifizierten<br />

Bereiche noch nicht durchverbunden<br />

waren, und beweist die Vorteile zentraler<br />

1AC-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung. Bei<br />

den Stadt- und Vorortverkehren<br />

spiegeln sich dagegen die hohen<br />

Beschleunigungsleistungen<br />

der Züge wider. Übrigens waren<br />

in [1] die damals 51 Gleichrichterwerke<br />

der S-<strong>Bahn</strong> Berlin als<br />

„<strong>Bahn</strong>strom-Erzeuger und -Umformer“<br />

mit eingeordnet.<br />

Im heutigen 1AC-Netz der<br />

DB ist die Verhältniszahl mit<br />

5,3 niedriger, wie sich aus der<br />

16,7-Hz-Erzeugerleistung 3 GW<br />

und der Tfz-Summenleistung<br />

16 GW ergibt (<strong>eb</strong> 1-2/2011 für<br />

2010). Hier wirken sich einerseits<br />

die für den Berufsverkehr vorzuhaltende<br />

Netzleistung und andererseits<br />

die gegenüber Lokomotiven<br />

geringeren Leistungswerte<br />

der vielen Regionaltri<strong>eb</strong>züge aus.<br />

Auch fehlen die Fahrzeuge aller<br />

TABELLE 1<br />

fremden Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

(EVU), allerdings fahren Tfz der DB zu<br />

nicht unerh<strong>eb</strong>lichem Teil auch im Ausland.<br />

Mit 11 TWh/a erg<strong>eb</strong>en sich für das rund<br />

19 000 km lange elektrifizierte DB-Streckennetz<br />

durchschnittlich 580 000 kWh/<br />

km·a, ein trotz Rückgang des Güterverkehrs<br />

beachtlicher Wert bedingt durch die<br />

dichten S-<strong>Bahn</strong>verkehre in den Ballungsräumen.<br />

Die bereits 1907 mit 1 AC 6 kV 25 Hz<br />

elektrifizierte Hamburger Stadt- und Vorortbahn<br />

sollte auf DC 1,2 kV und Stromschienenspeisung<br />

umgestellt werden.<br />

Begründet wurde dies mit dem veralteten<br />

Tri<strong>eb</strong>wagenpark, überwiegend noch in<br />

Holzbauweise; Pläne zur Entwicklung neuer<br />

1AC-Tri<strong>eb</strong>züge wurden zurückgezogen.<br />

Entscheidend waren große Umbaupläne<br />

für die Hansestadt mit Netzerweiterungen<br />

in Tunneln, wofür die Berliner S-<strong>Bahn</strong> mit<br />

ihrem kleineren Lichten Raum das Vorbild<br />

abgab. Statt zweiteiliger Züge beschaffte<br />

man nun dreiteilige, sogar mit Netzbremse,<br />

deren erste 1940 in Dienst gestellt<br />

wurden. Wegen des Krieges überl<strong>eb</strong>te der<br />

1AC-Betri<strong>eb</strong> bis 1955.<br />

Die Hauptstreckenelektrifizierung Nürnberg<br />

– Halle und – Leipzig wurde mit Umbau<br />

der Spurpläne der größeren <strong>Bahn</strong>höfe<br />

fortgesetzt; die geplante Fertigstellung<br />

Ende 1938 gelang aber nicht. Erstmalig<br />

erwähnt wurde die Entwicklung einer neuen<br />

Co’Co‘-Güterzuglokomotive E 94 mit<br />

Vergleichszahlen elektrischer Betri<strong>eb</strong>e der Deutschen Reichsbahn<br />

1937 [1].<br />

1 Fern- und Regionalverkehr mit AC 15 kV 16 2 /3 Hz in Süddeutschland<br />

(Bayern und Baden), Mitteldeutschland und Schlesien<br />

2 Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn mit AC 6 kV 25 Hz (33 km) und<br />

S-<strong>Bahn</strong> Berlin mit DC 800 V (273 km)<br />

einige Werte stark gerundet<br />

1 2<br />

1 Erzeugerwerke 16 2 /3 Hz<br />

Unterwerke S-<strong>Bahn</strong> Berlin 1 MW 150<br />

200<br />

2 Summe Tri<strong>eb</strong>fahrzeugleistung MW 1 100 350<br />

3 Verhältnis Zeile 2 zu Zeile 1 MW/MW 7,3 1,75<br />

4 Jahresarbeit GWh/a 480 380<br />

5 Nutzung Zeile 4 zu Zeile 1 h/a 3 200 1 900<br />

Bild 2:<br />

Frequenzabhängige <strong>Bahn</strong>lastverteilung zwischen Wasserkraftwerk<br />

Hakavik (N H<br />

, c) und Umformerwerken Alnabru (N A<br />

, b) und Svelgfoss<br />

(N S<br />

, a) (Bild 7 aus [6]).<br />

6 elektrifizierte Streckenlänge km 1 982 306<br />

7 Energi<strong>eb</strong>elag Zeile 4 zu Zeile 6 kWh/km·a 250 000 1 230 000<br />

1<br />

seit 1937 nur Gleichrichterwerke<br />

280 111 (2013) Heft 4


Historie<br />

3 070 kW Stundenleistung, die ab 1940 in<br />

großer Stückzahl geliefert wurde und bei<br />

der DB bis 1987, bei der DR bis 1990 im<br />

Einsatz war. Bei der Berliner S-<strong>Bahn</strong> hatte<br />

die Fortsetzung der Bauarbeiten der Nord-<br />

Süd-Tunnelstrecke Vorrang, doch waren<br />

sie durch geänderte Pläne zum Umbau<br />

der oberirdischen <strong>Bahn</strong>anlagen um etwa<br />

ein Jahr verzögert.<br />

Ebenfalls mit 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz betri<strong>eb</strong>en<br />

wurden schwedische und norwegische<br />

Staatsbahn SJ und NSB sowie in Schweden<br />

auch viele Privatbahnen [6; 7]. Bei der NSB<br />

waren das außer der Ofoten-Erzbahn im<br />

Norden nur wenige Strecken (Bild 1). Ausgehend<br />

von der schon 1911 mit zunächst<br />

10 kV 15 Hz elektrifizierten privaten Rjukan-<br />

Güterbahn war durch Lückenschluss mit<br />

den von Oslo nach Westen elektrifizierten<br />

Hauptstrecken ein mit 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz<br />

betri<strong>eb</strong>enes Netz entstanden. Im Gegensatz<br />

zu Schweden war eine zentrale Energieversorgung<br />

über Fernleitungen 2 AC 55 kV<br />

mit klassischen Umspannwerken geplant,<br />

die sich aber in dem weiträumigen Land<br />

hauptsächlich auf Umformung aus 3AC abstützen<br />

sollte (Bild 2). Vertragsgemäß sollte<br />

dem 3AC-Netz möglichst nur Grundlast<br />

mit geringer Schwankungsbreite entnommen<br />

werden. Demgemäß wurde etwa in<br />

Netzmitte das <strong>Bahn</strong>strom-Wasserkraftwerk<br />

Hakavik mit hoher Speicherkapazität und<br />

für 4·3,6 MW Spitzenleistung errichtet, das<br />

n<strong>eb</strong>en Grundlast dank Peltonturbinen bei<br />

380 m Gefälle bahntypische Spitzenlast sehr<br />

schnell auf- und abregeln konnte. Die weiteren<br />

Umformerwerke waren in einfachster<br />

Synchron-Synchron-Ausführung vorgesehen.<br />

Es hatte sich aber gezeigt, dass zur<br />

Regelung des Leistungsflusses zwischen<br />

den Netzen das Umformerwerk Svelgfoss<br />

von frequenzstarrem auf gleitenden Betri<strong>eb</strong><br />

umgestellt werden musste. Dazu war<br />

1932 n<strong>eb</strong>en den drei Synchron-Synchron-<br />

Umformern ein kurzzeitig hoch überlastbarer<br />

1250-kW-Maschinensatz mit Asynchronmotor<br />

aufgestellt und dieser 1936<br />

durch über Getri<strong>eb</strong>e gekoppelte Hintermaschinen<br />

ergänzt worden. Diese bestanden<br />

aus einem komplizierten System von 3AC-<br />

Kommutatorerregermaschinen und -frequenzwandlern<br />

sowie Drehreglern, die motorisch<br />

von zwei Tirill-Reglern (Bild 3) mit<br />

Ferraris-Anker frequenz- oder leistungsbegrenzend<br />

gesteuert werden. Ihre Funktion<br />

wurde durch Diagramme verständlich unterfüttert.<br />

Heute steht für diese Aufgabe die<br />

3AC/1AC-Umrichtertechnik zur Verfügung.<br />

In Schweden bedienten normalspurige<br />

Privatbahnen, was wenig bekannt schien,<br />

eine größere Streckenlänge als die SJ.<br />

Dazu gehörte als größte die Bergslagernas-<br />

<strong>Bahn</strong> im Raum nordöstlich von Göt<strong>eb</strong>org<br />

mit der abzweigenden Dalslands-<strong>Bahn</strong><br />

über Kornsjö nach Norwegen (Bild 4). Ihre<br />

Elektrifizierung war zunächst abgewartet<br />

worden, kam aber 1937 in Gang nach<br />

dem Vorbild der SJ und deren Energieversorgung<br />

mit 16 2 /3 Hz über Synchron-Synchron-Umformer.<br />

Fahrdraht und Tragseil<br />

wurden gemeinsam nachgespannt, bei<br />

der Rückleitung wich man teilweise vom<br />

SJ-Vorbild mit Saugtransformatoren als<br />

„zu teuer und verlustbehaftet“ ab.<br />

Fahrzeuge und Fahrzeugtechnik<br />

In [5] flackerte der schon in früheren Jahrgängen<br />

geführte Meinungsstreit zwischen<br />

Befürwortern der Stangenantri<strong>eb</strong>e und<br />

der Einzelachsantri<strong>eb</strong>e in Schweden wieder<br />

auf. Die Geschichte ist bekanntlich<br />

darüber hinweggegangen. Doch wurden<br />

überzeugend die Vorteile eines einheitlichen<br />

Kuppelstangen-Antri<strong>eb</strong>skonzepts für<br />

Schnellzug-, Güterzug- und sogar elektrische<br />

Rangierlokomotiven für eine rationelle<br />

Hauptuntersuchung innerhalb 16 Tagen<br />

dargestellt.<br />

Erstaunlich sind die von den schwedischen<br />

Privatbahnen vorgestellten eigenen<br />

Sonderentwicklungen an Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

[6]: elf Schnellzug- und acht Güterzuglokomotiven<br />

(Bild 5) sowie sechs zweiteilige<br />

Züge aus Tri<strong>eb</strong>- und Steuerwagen,<br />

die ersten in Schweden überhaupt. Die<br />

Schnellzuglokomotive baute zwar auf dem<br />

SJ-Grundmodell mit Getri<strong>eb</strong>e-Kuppelstangenantri<strong>eb</strong><br />

auf, war äußerlich aber windschnittiger<br />

und hatte eine verbesserte vielstufige<br />

pneumatische Schützensteuerung.<br />

Die Güterzuglokomotive war mit Drehgestellen<br />

und Tatzlagermotoren konzipiert<br />

und erhielt wegen befürchteter Radsatzentlastungen<br />

eine elektrische Kompensationseinrichtung,<br />

ferner eine 88-stufige<br />

automatisch ablaufende Feinreglersteuerung<br />

mit pneumatischen Stufenschützen.<br />

Die Tri<strong>eb</strong>züge bekamen <strong>eb</strong>enfalls Tatzlagermotoren<br />

und eine halbautomatische<br />

Steuerung.<br />

In [10; 11] wurden neue dreiteilige<br />

Tri<strong>eb</strong>züge ET 31 für Eilzug- und Städte-<br />

Schnellverkehr vorgestellt, die eine Weiterentwicklung<br />

der Doppeltri<strong>eb</strong>wagen ET 25<br />

waren ([38] in <strong>eb</strong> 7/2010, S. 325–327).<br />

Im Vergleich zu heutigen RE-Tri<strong>eb</strong>zügen<br />

boten sie bemerkenswert hohen Komfort<br />

in 2. und 3. Klasse, besonders bei Sitzteiler<br />

und -breite. Wagenbaulich waren es<br />

Schweißkonstruktionen aus abgekanteten<br />

Blechen in gefälliger Form (Bild 6). Die<br />

elektrische Ausrüstung entsprach der des<br />

Vorgängers, nun auf drei Wagen jeweils<br />

autark verteilt, wobei die Transformatoren<br />

mit zwölfstufigem Niederspannungs-<br />

Bild 3:<br />

Tirillregler für konstante Umformerleistung unabhängig von<br />

Frequenzschwankungen beider Netze (Bild 10 aus [6]).<br />

Bild 4:<br />

Hauptbahnnetz nördlich von Göt<strong>eb</strong>org 1937<br />

(Bild 1 aus [5]).<br />

⎯⎯⎯⎯ elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />

– – – – – Dampfbetri<strong>eb</strong><br />

111 (2013) Heft 4<br />

281


Historie<br />

Schaltwerk wieder unterflur aufgehängt in<br />

die Laufdrehgestelle tauchten. Es konnten<br />

auch zwei- und vierteilige Einzelzüge zusammengestellt<br />

werden; mit Vielfachsteuerung<br />

konnten bis zu drei Züge gekuppelt<br />

fahren. Vielfach wurden Flügelzüge g<strong>eb</strong>ildet,<br />

so in Schlesien, um die aus Breslau ins<br />

Rieseng<strong>eb</strong>irge fahrenden Eilzüge geteilt<br />

auf N<strong>eb</strong>enstrecken zu verschiedenen Kurorten<br />

bis in 890 m Höhe weiterzuführen.<br />

Der 1AC-Betri<strong>eb</strong> kreuzte damals noch mit<br />

zwei Strecken die Grenze und reichte bis in<br />

den nächsten tschechischen <strong>Bahn</strong>hof. Die<br />

Tri<strong>eb</strong>züge bewährten sich gut im Eilzugverkehr,<br />

beispielsweise <strong>München</strong> – Nürnberg,<br />

besonders auch in Tagesrandzeiten.<br />

Während der Fahrten konnte Briefpost sortiert<br />

werden (Bild 7). Einige der gelieferten<br />

13 Züge kamen nach dem Kriege zur DB<br />

und waren als Baureihen ET 31 und ET 32,<br />

später noch umg<strong>eb</strong>aut als 432, bis 1984 in<br />

Süddeutschland im Einsatz.<br />

Auch die SBB entwickelte einen dreiteiligen,<br />

recht windschnittig gestalteten<br />

Schnelltri<strong>eb</strong>zug (Bild 8) [12]. Hier war<br />

die elektrische Ausrüstung in den beiden<br />

Endwagen konzentriert, wobei zwei große<br />

überflur aufgestellte Transformatoren je<br />

vier Fahrmotoren speisten. Die Hohlwellen-Federtopfantri<strong>eb</strong>e<br />

waren Konstruktionen<br />

von Oerlikon und von Sécheron. Die<br />

Steuerung erfolgte niederspannungsseitig<br />

durch Gleittransformatoren mit blanker<br />

Sekundärwicklung (Bild 9), auf der gegenläufig<br />

zwei Stromabnehmer aus Druckfinger<br />

mit Kohlerollen glitten. Die elektrische<br />

Widerstandsbremse konnte mit der<br />

20-stufigen Schützensteuerung dem Geschwindigkeits-Bremskraftprofil<br />

feinfühlig<br />

angepasst werden. Es wurden nur zwei<br />

Züge g<strong>eb</strong>aut, von denen einer 1938 mit<br />

180 km/h einen Geschwindigkeitsrekord<br />

fuhr. Beide Züge wurden nach Brandschäden<br />

mehrfach umg<strong>eb</strong>aut, der letzte schied<br />

1979 als nur noch zweiteilige Einheit nach<br />

Transformatorbrand endgültig aus.<br />

In die komplizierte Theorie der vorherrschenden<br />

Kommutatormaschinen führten<br />

[2; 3; 9]. Beitrag [2] stammte von hoch<br />

angesehenen Autoren und hatte den Charakter<br />

einer Hochschulvorlesung über Berechnung<br />

und Konstruktion des damals alternativlosen<br />

1AC-<strong>Bahn</strong>motors und seiner<br />

Komponenten, gewiss rückschauend lehrreich,<br />

aber nicht mehr aktuell. Noch tiefer<br />

stieg der Autor in [9] ein, indem er die<br />

bekannte Schwachstelle dieser Fahrmotorbauart<br />

aufgriff und eine Beeinflussung der<br />

nach Behn-Eschenburg benannten Wendefeld-Shuntung<br />

durch Leistungsmessverfahren<br />

vorschlug. Und [3] zeigte die mühselige<br />

Nutzanwendung dieser Technik zur<br />

natürlich generell erwünschten, aber nur<br />

selten wirtschaftlich zu rechtfertigenden<br />

Energierückspeisung auf. Dabei richtete<br />

sich alles Bemühen dahin, die fremderreg-<br />

Bild 5:<br />

Schnellzuglokomotive (links) und Güterzuglokomotive (rechts) für die Bergslagernas- und Dalslands-Eisenbahnen (Ausschnitte Bilder 2 und 3 aus [5]).<br />

Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Längen über Puffer 13 000 und 12 700 mm, Radsatzfolgen 1‘C1‘ und Bo’Bo‘, Gesamtmassen<br />

81 t, davon auf Treibradsätzen 51 und 72 t, Anfahrzugkräfte 120 und 180 kN, Stundenleistungen 1 470 und 1 766 kW, spezifische Leistungen 18,2 und 24,5 kW/t,<br />

Höchstgeschwindigkeiten 110 und 80 km/h<br />

Bild 6:<br />

Einheitstri<strong>eb</strong>zug Deutsche Reichsbahn (Bild 1 aus [10]).<br />

Spurweite 1435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Länge über Puffer 68850 mm, Radsatzfolge<br />

Bo´2´+ Bo´2´+2´Bo´, Dienstmasse 144 t davon auf Treibradsätzen 85 t, Anfahrzugkraft 110 kN, Stundenleistung<br />

1650 kW, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, Sitzplatzzahl 188<br />

Bild 7:<br />

Postabteil (Bild 6 aus [10]).<br />

282 111 (2013) Heft 4


Historie<br />

Bild 8:<br />

Schnelltri<strong>eb</strong>zug Schweizerische Bundesbahnen<br />

(Ausschnitt Bild 21 aus [12]).<br />

Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Länge über<br />

Puffer 68 700 mm, Radsatzfolge Bo’Bo‘ + 2‘2‘ + Bo’Bo‘, Eigenmasse 116 t,<br />

Stundenleistung 1 728 kW, Höchstgeschwindigkeit 150 km/h, Sitzplatzzahl<br />

222 oder 232<br />

Bild 9:<br />

Prinzip Gleittransformator<br />

(Bild 11 aus [12]).<br />

1 isolierte Primärwcklung<br />

2 blanke Sekundärwicklung<br />

3 gleitender Stromabnehmer<br />

4 Steuermotor<br />

5 Fahrmotoren<br />

te Läuferspannung in Betrag und Phasenwinkel<br />

mit der Fahrleitungsspannung in<br />

Einklang zu bringen und gefürchtete nicht<br />

beherrschbare Selbsterregung – als „Kippvorgang“<br />

bezeichnet – sicher zu vermeiden.<br />

Wegen des hohen Zusatzaufwands<br />

an Drosseln und Kondensatoren haben<br />

diese Schaltungen nur in der Schweiz mit<br />

ihrem hohen Anteil an Gefäll<strong>eb</strong>remsung<br />

Verbreitung gefunden. Respekt vor den<br />

Ingenieurleistungen unserer Großväter!<br />

Hauptbeiträge Jahrgang 14 (1938) Hefte 1 bis 3<br />

[1] Wechmann, Wilhelm: Die elektrische Zugförderung<br />

der Deutschen Reichsbahn im Jahre<br />

1937. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 1,<br />

S. 1–5.<br />

[2] Hermle; Monath, L., Berlin: Die Entwicklung<br />

des elektrischen Vollbahnmotors. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 1, S. 6–19.<br />

[3] Buchhold, Th.: Über die Nutzbremsung von<br />

Wechselstromfahrzeugen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

14 (1938), H. 1, S. 19–22.<br />

[4] Kastner, Norbert: Sicherheitseinrichtung für<br />

die Führerstände einmännig bedienter elektrischer<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

14 (1938), H. 1, S. 22–24.<br />

[5] Nyblin, S.: Ausbesserung elektrischer Lokomotiven<br />

in den schwedischen Staatseisenbahnwerkstätten<br />

in Malmö. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 2, S. 27–31.<br />

[6] Körner, J.: Neuere Privatbahnelektrisierungen<br />

in Schweden. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14<br />

(1938), H. 2, S. 32–36.<br />

Die Herausg<strong>eb</strong>er gedachten mit Nachrufen<br />

zweier bedeutender Persönlichkeiten:<br />

Karl-Wilhelm Scharfenberg war der<br />

Erfinder der nach ihm benannten weltweit<br />

eingesetzten automatischen Kupplung,<br />

Bernhard Gleichmann hatte entscheidend<br />

auf das Übereinkommen zum elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland hingearbeitet<br />

(Hefte 2 und 3; <strong>eb</strong> 4/2012, S. 144–151).<br />

Christian Tietze<br />

[7] Wenzel, E.: Der Netzkkupplungsumformer<br />

Svelgfoss als Bestandteil der Stromversorgungsanlagen<br />

der Norwegischen Staatsbahnen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938),<br />

H. 2, S. 36–45.<br />

[9] Stier, F.: Über die Aufh<strong>eb</strong>ung der Transformatorspannung<br />

beim Einphasenbahnmotor.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 2,<br />

S. 46–48.<br />

[10] Taschinger, Otto: Dreiteiliger Einheits-Wechselstromtri<strong>eb</strong>zug<br />

für 120 km/h. I. Wagenbaulicher<br />

Teil. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14<br />

(1938), H. 3, S. 52–61.<br />

[11] Michel, Otto; Kniffler, Alfred: Dreiteiliger Einheits-Wechselstromtri<strong>eb</strong>zug<br />

für 120 km/h.<br />

II. <strong>Elektrische</strong>r Teil. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

14 (1938), H. 3, S. 62–68.<br />

[12] Steiner, F.: Die Schnelltri<strong>eb</strong>züge der<br />

Schweizerischen Bundesbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 3, S. 69–79.<br />

Kommentar: Zentral versus<br />

dezentral<br />

Die Darstellung in Spalte 2 der Tabelle 1 kann dezentrale<br />

Versorgung der S-<strong>Bahn</strong> Berlin vermuten<br />

lassen. Tatsächlich bekam diese aber damals ihre<br />

Energie von zwei Versorgungsunternehmen (EVU)<br />

an je einer 60-MVA-Übergabestelle und verteilte<br />

sie über ein bahneigenes Kabelnetz 3 AC 30 kV<br />

50 Hz zu den Gleichrichterwerken; ursprünglich<br />

hatte man sogar ein reichsbahneigenes Kraftwerk<br />

erwogen. Ebenso speisten die Schaltanlagen des<br />

<strong>Bahn</strong>kraftwerks Altona sowohl mit 6 kV in das<br />

Fahrleitungsnetz als auch über eine 15 km lange<br />

30-kV-<strong>Bahn</strong>stromleitung und ein Unterwerk in<br />

Barmbek, bei dem das örtliche EVU noch einen<br />

Frequenzumformer betri<strong>eb</strong>. Beides waren also typische<br />

zentrale Versorgungssysteme und sind es<br />

in wenig oder stark veränderter Form noch heute.<br />

Energiewirtschaftlich besteht kein Unterschied<br />

zwischen solchen 3AC-Mittelspannungsnetzen<br />

und den 2AC-Hochspannungsnetzen von DB,<br />

ÖBB und SBB. Wenn man die 350 MW Tri<strong>eb</strong>fahrzeugsummenleistung<br />

auf die zentralen Einspeise-<br />

und Übergabestellen mit zusammen rund<br />

150 MVA installierter Leistung bezieht, ergibt sich<br />

als Verhältniszahl 2,3. Gegenüber 1,75 in der Tabelle<br />

beweist das den Vorteil zentraler Versorgung<br />

auch im Nahschnellverkehr.<br />

Be<br />

111 (2013) Heft 4<br />

283


Impressum<br />

5. und<br />

6. März<br />

2015<br />

7.<br />

Fachtagung<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, Geschäftsführer ELBAS <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahn</strong>systeme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

in der Direction de l‘ingénière der SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung <strong>Bahn</strong>betreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />

GmbH, <strong>München</strong><br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher <strong>München</strong> und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, <strong>München</strong><br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>, Technische Universität Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Diesen Termin<br />

sollten Sie sich merken:<br />

5. und 6. März 2015<br />

Bericht und Vorträge<br />

der acrps 2013<br />

in <strong>eb</strong>-Heft 6-7/2013<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun †, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124<br />

80636 <strong>München</strong>, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke (V.i.S.d.P.)<br />

Verlagsleitung/Spartenleitung/Mediaberatung:<br />

Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99<br />

E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-494,<br />

E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Print 305,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 35,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 35,00 €<br />

Abo Plus (Print plus ePaper) 396,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973),<br />

sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

284


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />

Überblick über die wesentlichen Vorschriften des Umweltrechts<br />

beim Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahninfrastruktur<br />

23.04.13 Haus der Technik<br />

<strong>München</strong> (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

5. Sicherheitstag <strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong><br />

25.-26.04.2013 VDEI-Service GmbH<br />

Gotha (DE) Tel: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: info@vdei-akademie.de<br />

Railtex 2013<br />

30.04.-02.05.2013<br />

London (UK) Mack Brooks Exhibitions<br />

Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: info@mackbrooks.co.uk,<br />

Internet: www.mackbrooks.com<br />

Weltverkehrsforum 2013<br />

22.-24.05.2013 International Transport Forum, OECD<br />

Leipzig (DE) Fon: +33 1 452495-96, Fax: -1322,<br />

E-Mail: michael.kloth@oecd.org,<br />

Internet: www.internationaltransport -<br />

forum.org<br />

60. UITP World Congress and Exhibition<br />

26.-30.05.2013 UITP<br />

Genf (CH) E-Mail: anhorn.philippe@tpg.ch,<br />

Internet: www.uitpgeneva2013.org<br />

suissetraffic 2013<br />

27.-29.05.2013 Bernexpo<br />

Bern (CH) Fon: +41 31 34011-11, Fax: - 44,<br />

E-Mail: info@bernexpo.ch,<br />

Internet: www.bernexpo.ch<br />

26. Internationale Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf)<br />

28.-30.05.2013 VDEI-Service GmbH<br />

Münster (DE) Fon: +49 30 206057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: servicegmbh@vdei.de,<br />

Internet: www.iaf-messe.com<br />

Eisenbahntechnisches Kolloquium<br />

Thema: LÄRM 20XX – wie laut darf leise sein?<br />

11.06.2013 Technische Universität Darmstadt<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-2063, Fax: -4128,<br />

E-Mail: pressetu-darmstadt.de,<br />

Internet: www.tu-darmstadt.de<br />

Nordic Rail 2013<br />

08.-10.10.2013 Elmia Nordic Rail<br />

Jönköping (SE) Fon: +46 36 1522-30, Fax: 1646-92,<br />

E-Mail: jorgen.nystrom@elmia.se,<br />

Internet: www.elmia.se<br />

13. Internationaler Signal+Draht-Kongress<br />

07.-08.11.2013 DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail:eurailpress-events@dvvmedia.de,<br />

Internet: www.eurailpress.de<br />

BCN Rail 2013 – Internationale Fachmesse für den<br />

Schienenverkehr<br />

Barcelona (ES) Messe Barcelona<br />

19.-21.11.2013 Fon: +49 7071 3655-95, Fax: -96,<br />

E-Mail: info@messe-barcelona.de,<br />

Internet: www.messe-barcelona.de<br />

10 th World Congress on Railway Research<br />

25.-28.11.2013 Informa Australia<br />

Sydney (AUS) Fon: +61 2 9080 4307,<br />

E-Mail: info@informa.com.au<br />

Internet: www.informa.com.au


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für den <strong>Bahn</strong>profi<br />

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Deutschland, Band 3:<br />

Die Deutsche Reichsbahn Teil 2 –<br />

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Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 2 – 1960 bis 1993“<br />

<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 <strong>München</strong><br />

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