eb - Elektrische Bahnen U-Bahn München (Vorschau)
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www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
B 2580<br />
4/2013<br />
Termine<br />
April<br />
Standpunkt<br />
Hans-Jürgen Witschke, DB Energie<br />
Fokus<br />
Praxis<br />
U-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong><br />
Forum<br />
Leserforum<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen <strong>Bahn</strong><br />
im Jahre 2012 im Inland und in Mitteleuropa<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Stromabnehmer für schwere Nutzfahrzeuge<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Energieleitstellen und Traktionsstrommanagement<br />
der ÖBB-Infrastruktur<br />
Oberleitung<br />
Fahrdrahtschäden in Parallelführungen – Auftrag für Studie<br />
Oberleitung auf der Klappbrücke über die Peene bei Anklam<br />
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> im Jahre 1938 – Teil 1
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WISSEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFT
Standpunkt<br />
Die Energiewende braucht die<br />
Verkehrswende, Schiene stärken!<br />
D<br />
er deutsche Schienenverkehrsmarkt<br />
sieht sich derzeit großen Herausforderungen<br />
ausgesetzt: steigende<br />
Energiekosten, begrenzte öffentliche<br />
Finanzmittel, wachsendes Verkehrsaufkommen,<br />
weitreichende Umweltanforderungen sowie eine<br />
zunehmend überlastete Infrastruktur.<br />
Nichtdestotrotz konnte die DB im vergangenen<br />
Jahr einen neuen Fahrgastrekord im nationalen<br />
Schienenpersonenverkehr verzeichnen. Umsatz,<br />
Gewinn und Investitionen sind erneut gestiegen.<br />
So blickt das Unternehmen zuversichtlich in die<br />
Zukunft und sieht sich mir seiner Strategie DB2020,<br />
die nachhaltige Verzahnung von Ökonomie, Sozialem<br />
und Ökologie, auf dem richtigen Weg.<br />
Denn der voranschreitende Klimawandel, immer<br />
knapper werdende Ressourcen und nicht zuletzt<br />
die Reaktorkatastrophe in Fukushima haben zu<br />
einem Umdenken in der Energiepolitik geführt. Die<br />
Bundesregierung beschloss den Ausstieg aus der<br />
Kernenergie und verstärkte mit der Energiewende<br />
den Fokus auf Erneuerbare Energien.<br />
Um die hohen Ziele der Energiewende zu<br />
erreichen, muss insbesondere im Verkehrsbereich<br />
ein Wandel vollzogen werden. Derzeit werden<br />
rund 20 Prozent der gesamten CO 2<br />
-Emissionen in<br />
Deutschland durch den Verkehrssektor generiert.<br />
Wo flächendeckende alternative Energiekonzepte in<br />
der Automobil- sowie Luftfahrtindustrie noch in den<br />
Kinderschuhen stecken, kommt der Energiewende<br />
auf den Schienen als gegenwärtiger Vorreiter eine<br />
zentrale Rolle zu: 90 Prozent der Züge fahren schon<br />
heute elektrisch, rund 24 Prozent an erneuerbaren<br />
Energien sind im <strong>Bahn</strong>strommix bereits enthalten.<br />
Die komplette Umstellung des Stromverbrauchs<br />
auf erneuerbare Energien bringt enorme Herausforderungen<br />
mit sich. Strom aus Windkraft und Sonne<br />
stehen nur unbeständig zur Verfügung. Dennoch<br />
hat die DB Energie den grünen Anteil im <strong>Bahn</strong>strommix<br />
kontinuierlich ausg<strong>eb</strong>aut und die grünen<br />
Wünsche der Kunden, wie zum Beispiel die Vergrünung<br />
von 75 Prozent im Fernverkehr, erfüllt.<br />
Erschwerend kommen die derzeitigen energiepolitischen<br />
Rahmenbedingungen in Deutschland<br />
sowie in der Europäischen Union hinzu.<br />
Die Schere zwischen Erfolgen im Klimaschutz<br />
sowie nationaler Energiesteuerbelastungen<br />
klafft immer weiter auseinander.<br />
Für den benötigten Zukauf von<br />
Emissionsrechten für den Energiesektor<br />
und somit für den Schienenverkehr<br />
drohen der DB in 2013 Mehrkosten<br />
von bis zu 100 Mio. EUR.<br />
Eine Stärkung der Schiene durch<br />
eine veränderte Gestaltung der<br />
energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />
ist notwendig. Emissionshandelserlöse<br />
könnten zum Ausbau<br />
erneuerbarer Energien im <strong>Bahn</strong>strom<br />
verwendet werden. Die Politik sollte<br />
die umwelt- und verkehrspolitisch angestr<strong>eb</strong>te<br />
Verlagerung von Verkehr auf Schiene und die<br />
unternehmerischen Anstrengungen der DB zur<br />
weiteren Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />
Energien im <strong>Bahn</strong>strommix nachhaltig unterstützen.<br />
Energie- und verkehrspolitische Rahmenbedingungen<br />
müssen gemeinsam bedacht und in<br />
Übereinstimmung g<strong>eb</strong>racht werden, um wettbewerbsverzerrende<br />
Benachteiligungen für einen<br />
klimafreundlichen Schienenverkehr zu verhindern.<br />
Denn der Umstieg kann nur gelingen, wenn die<br />
regenerative Stromversorgung sicher, planbar<br />
und bezahlbar ist.<br />
Ihr<br />
Hans-Jürgen Witschke<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
DB Energie GmbH<br />
111 (2013) Heft 4<br />
217
Inhalt<br />
4 / 2013<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
217 Hans-Jürgen Witschke<br />
Die Energiewende braucht die<br />
Verkehrswende, Schiene stärken!<br />
Fokus<br />
Praxis<br />
220<br />
Uwe Behmann<br />
U-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong><br />
Forum<br />
222 Leserforum<br />
Hauptbeiträge<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
225<br />
<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />
<strong>Bahn</strong> im Jahre 2012 im Inland und in<br />
Mitteleuropa<br />
Electrical service by Deutsche <strong>Bahn</strong> in 2012<br />
at home and in Central Europe<br />
La traction électrique à la Deutsche <strong>Bahn</strong> en<br />
2012 en Allemagne et en Europe centrale<br />
Fahrzeugtechnik<br />
249<br />
Titelbild<br />
Hochgeschwindigkeitszug<br />
Strecke Peking – Shanghai (China)<br />
© Depositphotos.com/Redstone|Shi Lehui<br />
F. Bühs, G. Keil, M. Lehmann<br />
Stromabnehmer für schwere Nutzfahr zeuge<br />
Pantograph for heavy-duty trucks<br />
Pantographes pour véhicules utilitaires<br />
lourds
Inhalt<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Nachrichten<br />
258<br />
273 <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
263<br />
F. Heinze, M. Gammer<br />
Energieleitstellen und Traktionsstrommanagement<br />
der ÖBB-Infrastruktur<br />
Energy control centres and traction power<br />
management of the ÖBB Infrastructure<br />
Centres de commande électriques et gestion du<br />
courant de traction de l’infrastructure ÖBB<br />
Oberleitung<br />
277 Energie und Umwelt<br />
277 Personen<br />
278 Produkte und Lösungen<br />
278 Unternehmen<br />
278 Medien<br />
279 Berichtigungen<br />
279 Blindleistung<br />
Stillstand<br />
Transit Wippe<br />
284 Impressum<br />
P. Hayoz, U. Wili, R.-D. Rogler, G. Kitzrow,<br />
F. Pupke<br />
Fahrdrahtschäden in Parallelführungen –<br />
Auftrag für Studie<br />
Contact wire damage at overlaps – Order<br />
of a study<br />
Dégats à la ligne de contact dans le parallèlisme<br />
– Mandat d’étude<br />
U 3<br />
280<br />
Termine<br />
Historie<br />
267<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> im Jahre 1938 – Teil 1<br />
K. Schatkowski<br />
Oberleitung auf der Klappbrücke über die<br />
Peene bei Anklam<br />
Overhead contact line on the folding bridge<br />
across the Peene river near Anklam<br />
Ligne aérienne de contact sur le pont mobile sur<br />
la Peene à Anklam
Fokus Praxis<br />
U-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong><br />
Die Gestaltung der neuen Münchner U-<strong>Bahn</strong>züge C2 ist doppelt ausgezeichnet worden und erwartet<br />
noch einen weiteren Preis. Die ersten Züge der Serie sollen noch 2013 in Betri<strong>eb</strong> gehen.<br />
Die Stadtwerke <strong>München</strong> (SWM) hatten Ende 2010<br />
für ihre Tochter Münchner Verkehrsgesellschaft<br />
(MVG) bei Siemens 21 sechsteilige U-<strong>Bahn</strong>züge Typ<br />
C2.11 bestellt. Si<strong>eb</strong>en davon sollen auf einigen innerstädtischen<br />
Teilabschnitten die Zugfolge von 2 1 /2<br />
auf 2 min verdichten, die Mehrzahl soll jedoch alte<br />
Bild 1:<br />
U-<strong>Bahn</strong>zug C2 <strong>München</strong>, Frontseite mit LED-Spitzen lichtern<br />
(Designstudie: Siemens).<br />
Züge ersetzen. Der Auftragswert war 185 Mio. EUR;<br />
bis 2016 und bis 2020 gelten Optionen über zusammen<br />
46 Züge für 365 Mio. EUR. Die Züge werden in<br />
den Werken Wien und <strong>München</strong>-Allach g<strong>eb</strong>aut; die<br />
ersten sollen noch 2013 in Betri<strong>eb</strong> gehen und alle bis<br />
2015 ausgeliefert werden.<br />
Der C2 ist eine Weiterentwicklung des C1, der seit<br />
2002 im Münchner U-<strong>Bahn</strong>netz fährt, zu mehr Kundennutzen,<br />
Wirt schaft lichkeit und Um welt schonung.<br />
Vieles stammt dazu aus der jüngsten Entwicklung für<br />
Metro-Fahrzeuge, die der Hersteller unter dem Namen<br />
Inspiro vermarktet.<br />
Unverändert besteht der voll durchgängige Zug<br />
aus sechs Drehgestellwagen mit Aluminiumkästen<br />
und 100 % angetri<strong>eb</strong>enen Radsätzen; auch Höhe<br />
und Breite mussten unverändert bleiben. Im Übrigen<br />
ist er 2,5 m kürzer, 10 km/h schneller, 10 % schwerer,<br />
40 % stärker motorisiert und hat – je nach Datenquelle<br />
für den C1 – rund 30 Sitzplätze weniger und 55<br />
Stehplätze mehr als sein Vorgänger. Die Hauptdaten<br />
stehen in der Tabelle.<br />
Das Design des C1-Zuges wurde, trotz erkennbarer<br />
Familienzugehörigkeit, innen und außen deutlich<br />
modernisiert. Hier sind die Frontseiten mit neuen<br />
Spitzenlichtern erwähnenswert, die wie die gesamte<br />
Beleuchtung mit LED-Technik realisiert werden<br />
( Bilder 1 und 2).<br />
Als besondere Neuheit werden LED-Leuchtbänder<br />
innen und außen die Öffnungs- und Schließvorg än-<br />
TABELLE<br />
Hauptdaten U-<strong>Bahn</strong>züge C2.11 <strong>München</strong>.<br />
Bild 2:<br />
U-<strong>Bahn</strong>zug C2 <strong>München</strong>, Endwagen mit Führerraum<br />
(Copyright: SWM/MVG/N+P Industrial Design).<br />
Bild 3:<br />
U-<strong>Bahn</strong>zug C2 <strong>München</strong>, Entwurf LED-Türanzeigen<br />
(Montage: Siemens).<br />
Stromschienenspannung<br />
Spurweite<br />
Länge über Kupplungen<br />
Dienstmasse<br />
größte Fahrzeugbreite<br />
größte Fahrzeughöhe<br />
Zahl Sitzplätze<br />
Zahl Stehplätze 1<br />
Fußbodenhöhe über SO<br />
Raddurchmesser neu/alt<br />
Fahrmotorleistung 2<br />
Anfahrbeschleunigung<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
Bremsverzögerung<br />
größte befahrbare Steigung<br />
kleinster befahrbarer Gleisradius 3<br />
Materialrecyclinggrad<br />
V<br />
mm<br />
mm<br />
t<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
kW<br />
m/s 2<br />
km/h<br />
m/s 2<br />
‰<br />
m<br />
%<br />
1<br />
bei 4 m –2<br />
2<br />
Stundenleistung<br />
3<br />
auf Strecken, 70 m in Betri<strong>eb</strong>shöfen und Werkstätten<br />
750<br />
1 435<br />
11 480<br />
≈180<br />
2 900<br />
3 550<br />
220<br />
720<br />
1 100<br />
850/770<br />
24 · 140<br />
1,33<br />
90<br />
1,2<br />
50<br />
270<br />
97<br />
220 111 (2013) Heft 4
www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />
ge und -zustände der sechs Doppelschwenktüren je<br />
Wagenseite kennzeichnen (Bild 3). Im Prinzip soll bedeuten:<br />
Grün = Türe lässt sich öffnen oder ist offen,<br />
Rot = Türe schließt oder lässt sich nicht öffnen. Die<br />
genaue Folge der Anzeigen nach Farben und nach<br />
Dauer- oder Blinklicht ist noch zu definieren.<br />
Beim Ausbruch eines Feuers werden die Innenräume<br />
mit einem Wassern<strong>eb</strong>el besprüht, während die<br />
Gerätekästen unter dem Wagenboden eine Löscheinrichtung<br />
auf Stickstoffbasis bekommen.<br />
Alle Fahrgasträume erhalten ein Infotainmentsystem<br />
aus Doppelmonitoren. Davon zeigt jeweils<br />
einer ein kommerzielles Programm aus Nachrichten<br />
und Werbung; der andere dient nur der Fahrgastinformation,<br />
zu der eine dynamische Echtzeit-<br />
Anschlussinformation für die nächste Haltestelle<br />
gehört. Videokameras sind selbstverständlich. Ein<br />
Teil der Züge soll mit Fahrgast-Zähleinrichtung ausgestattet<br />
werden.<br />
Der vom international renommierten Münchner<br />
Fahrzeugdesigner Alexander Neumeister (N+P Industrial<br />
Design) stammende Entwurf wurde kürzlich<br />
doppelt ausgezeichnet, und zwar mit dem Universal<br />
Design Award 2013 einer Experternjury und dem<br />
Universal Design Consumer Favorite 2013 einer Verbraucherjury.<br />
Dieser internationale Wettbewerb wird<br />
seit 2008 jährlich einmal ausgelobt. Für 2013 bewarben<br />
sich in neun Kategorien 121 Einreichungen aus<br />
zehn Ländern, von denen 86 es in die diesjährige<br />
Jurysession schafften. Dabei war eine sehr breite<br />
Auswahl aus den unterschiedlichsten Produktgruppen<br />
von Architekturprojekten bis zum Industrie- und<br />
Verpackungsdesign.<br />
Zu den Kriterien der Expertenjury unter Vorsitz<br />
von Prof. Fritz Frenkler (Technische Universität<br />
<strong>München</strong>) zählten: breite, flexible, einfache und<br />
intuitive Nutzung, Fehlertoleranz und Sicherheit,<br />
Marktfähigkeit und -potenzial, Realisierbarkeit und<br />
Innovationsgrad, Nachhaltigkeit und Ökologie. Ob<br />
die eingereichten Produkte und Dienstleistungen<br />
auch mögliche Kunden ansprechen, prüfte eine<br />
Verbraucherjury aus je 50 Frauen und Männern von<br />
14 bis 78 Jahren. Die Expertenjury vergab ihren<br />
Preis allein an 29 Einreichungen, die Verbraucherjury<br />
vergab ihren si<strong>eb</strong>en Mal allein, und 25 weitere<br />
Objekte erhielten beide Auszeichnungen. Darunter<br />
ist auch der neue Münchner U-<strong>Bahn</strong>zug C2, der als<br />
weiteren Designpreis den Reddot-Award bekommen<br />
soll.<br />
Uwe Behmann<br />
<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 <strong>München</strong><br />
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111 (2013) Heft 4
Fokus Forum<br />
Leserforum<br />
Ihre Meinung ist gefragt. Senden Sie Kommentare und Diskussionsbeiträge bitte per Post oder E-Mail<br />
leserforum@<strong>eb</strong>-elektrische-bahnen.de direkt an die Redaktion.<br />
Ist Sicherheit messbar oder nicht?<br />
<strong>eb</strong> 2/2013 Seite 78, Leserforum „Sicher oder zuverlässig?“<br />
Der Satz „‚Sicherheit’ bedeutet die Sicherheit von<br />
Personen vor den Folgen eines Versagens einer technischen<br />
Einrichtung und ist damit nicht messbar und<br />
auch nicht zu verbessern.“ stellt 20 Jahre erfolgreiches<br />
intensives Bemühen um die europäische Interoperabilität<br />
auf Basis der Sicherheitsüberlegungen in<br />
Frage und kann so nicht stehen bleiben.<br />
Es gilt<br />
• DIN EN 50126; VDE 0115-103:2000-03:2000-03<br />
„<strong>Bahn</strong>anwendungen – Spezifikation und Nachweis<br />
der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit,<br />
Sicherheit (RAMS); Deutsche Fassung<br />
EN 50126:1999“<br />
Die hierin stehenden Definitionen<br />
• Sicherheit: Das Nichtvorhandensein eines unzulässigen<br />
Schadensrisikos<br />
• Risiko: Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer<br />
Gefahr, die einen Schaden verursacht, sowie<br />
der Schweregrad des Schadens<br />
machen Sinn und nur so kann das europäische <strong>Bahn</strong>system<br />
vernünftig weiterentwickelt werden. Besonders<br />
der zweite Aspekt Schweregrad des Schadens ist<br />
in der Vergangenheit zu wenig beachtet worden,<br />
nicht nur in Deutschland.<br />
Sicherheit ist also grundsätzlich berechenbar, in<br />
den Grenzen statistischer Unschärfen sogar quantifizierbar<br />
und lässt sich somit auch erhöhen. Ohne<br />
diese Hilfsmittel wäre der europäischen Interoperabilität<br />
die Basis entzogen. Wenn dies nicht beachtet<br />
wird, führt das zu endlosen nutzlosen Diskussionen<br />
wie wir sie leider an vielen Stellen erl<strong>eb</strong>en und auch<br />
zu den beklagenswerten Verzögerungen beim Einführen<br />
von Neuentwicklungen.<br />
Die ökologisch dringend notwendige Zunahme<br />
des Marktanteils der Schiene erfordert es, zeitgemäße<br />
Sicherheitsmethoden zu beachten wie sie in<br />
DIN EN 50126 festgelegt sind.<br />
Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht, Berlin<br />
Italienverkehr vor 50 Jahren<br />
<strong>eb</strong> 2/2013 Seiten 109 ff. „<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
im Jahre 1963“<br />
Nach meiner Erinnerung war der Italienverkehr<br />
in früheren Jahrzehnten im Winterfahrplan generell<br />
einigermassen pünktlich. Nur im Sommer gab es<br />
chronische Verspätungen.<br />
Den Einsatz der RAe TEE kann ich aus eigener<br />
Sicht nur für die Jahre 1970 bis 1975 beurteilen. Die<br />
Kurzwende des TEE Ticino von 12:15 auf 12:40 Uhr<br />
in Zürich HB verlief recht pünktlich. Entscheidend<br />
scheint mir aber: Der in Bild 7 wiedergeg<strong>eb</strong>ene Einsatzplan<br />
mit den Kurzwenden Ticino auf Ticino in<br />
Zürich HB und Ticino auf Gottardo in Milano C galt<br />
in seinen Grundzügen mehr als 20 Jahre. Wenn er<br />
nicht mehrheitlich pünklich gefahren worden wäre,<br />
hätte er damals diese lange Zeit sicher nicht überdauert.<br />
Zur Fahrzeit ist beachten, dass die TEE den Grenzbahnhof<br />
Chiasso damals ohne Halt durchfuhren,<br />
und zwar selbst bei Doppelzügen. Die Systemumschaltung<br />
des zweiten Zuges führte der Bordmechaniker<br />
aus, Führerwechsel war in Como SG. Nach<br />
der Einführung des Zugsicherungssystems ZUB, das<br />
keine Inbetri<strong>eb</strong>nahme während der Fahrt zulässt, haben<br />
die SBB diesen Vorteil verschenkt.<br />
Walter von Andrian, Luzern<br />
Stromschiene versus Oberleitung<br />
<strong>eb</strong> 3/2013 Seite 211 „Historische S-<strong>Bahn</strong> Berlin ...“<br />
Zur Bildunterschrift ist richtig zu stellen, dass<br />
das ursprüngliche Gattungszeichen für die Berliner<br />
Stromschienen-Tri<strong>eb</strong>wagen „esT“ hieß und nicht<br />
„elT“. Allerdings ging das auch zu Reichsbahnzeiten<br />
manchmal durcheinander, wie man in dem Umnummerungsplan<br />
1939/1940 des Reichsbahn-Zentralamtes<br />
(RZA) sehen kann, der auch für die neuen Gleichstromtri<strong>eb</strong>wagen<br />
der Hamburger S-<strong>Bahn</strong> nur „elT“<br />
kannte. Aus der Beiwagennummer 6401 ist wohl<br />
durch einen Zahlendreher eine Tri<strong>eb</strong>wagennummer<br />
4601 geworden.<br />
Matthias Hiller, Berlin<br />
222 111 (2013) Heft 4
Forum Fokus<br />
Sorgfalt in <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
<strong>eb</strong> 3/2013 Seiten 186–195 „Carbon contact strip<br />
materials – ...“ und Seiten 196–204 „Feststoffisolierte<br />
Schaltanlage ...“<br />
Die Zeitschrift <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> hat sich bisher<br />
bei den meisten veröffentlichten Beiträgen durch<br />
kompromisslos sorgfältiges Recherchieren und Redigieren<br />
ausgezeichnet. Leider ist im Heft 3/2013<br />
hiergegen auf das Heftigste verstoßen worden,<br />
und zwar gleich in zwei aufeinanderfolgenden Aufsätzen.<br />
Grundsätzlich erscheint es bei Elektrifizierungskarten<br />
für Europa unangemessen, dort immer noch<br />
nur die „Main voltages“, also die historischen Fahrleitungsspannungen<br />
darzustellen, nachdem sich seit<br />
mehr oder weniger vielen Jahren in fast allen Ländern<br />
mit DC-Netzen auch Hochleistungsstrecken<br />
mit 1 AC 25 kV 50 Hz vorfinden. Einige Beispiele sind<br />
in den Niederlanden die Betuwe-Route, in Belgien<br />
Schnellfahrstrecken (SFS) von der französischen und<br />
der deutschen Grenze nach Brüssel und nach Lüttich,<br />
in Frankreich die LGV (Paris –) Lyon – Marseille,<br />
in Spanien die SFS Madrid – Sevilla und Madrid –<br />
Barcelona sowie in Italien die SFS Mailand – FLorenz<br />
– Rom – Neapel. Alle diese hoch belasteten Neubaustrecken<br />
mögen zwar bei den Streckenlängen<br />
nur relativ geringe Anteile der elektrifizierten Netze<br />
ausmachen, jedoch ist es nicht mehr zeitgemäß, sie<br />
völlig zu ignorieren.<br />
Auf der Insel Korsika gibt es dagegen überhaupt keine<br />
elektrifizierte Strecke.<br />
Griechenland<br />
Weder auf dem Pelepones noch auf der Insel Kreta<br />
gibt es eine elektrifizierte Strecke.<br />
Großbritannien<br />
Mit Ausnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
von London zum Ärmelkanaltunnel sind sämtliche<br />
Eisenbahnstrecken in Südengland nicht mit<br />
1 AC 25 kV 50 Hz elektrifiziert, sondern mit DC 750 V<br />
und Stromschienen.<br />
Insel Irland<br />
In Nordirland gibt es keine elektrifizierte Strecke. Die<br />
Republik Irland ist grau markiert, jedoch fehlt diese<br />
Farbe mit ihrer Deutung in der Bildlegende, hier<br />
gibt es im Raum Dublin kurze Vorortstrecken mit<br />
DC 1,5 kV.<br />
Italien<br />
N<strong>eb</strong>en den oben genannten neuen SFS ist die erste<br />
Direttissima FLorenz – Rom inzwischen von DC 3 kV<br />
auf 1 AC 25 kV 50 Hz umgestellt worden. Auf Sardinien<br />
gibt es keinen elektrischen Betri<strong>eb</strong>.<br />
Anzeige<br />
zu Seite 186 Figure 1: Electrification systems in<br />
Europe<br />
Hierzu sind, in alphabetischer Reihenfolge der Länder,<br />
folgende Korrekturen zu notieren, die teilweise<br />
auch gleich für die beiden nachfolgenden Bilder<br />
gelten:<br />
Balkan<br />
Da die Darstellung nicht auf EU-Mitgliedsstaaten beschränkt<br />
sein soll, ist unverständlich warum alle Länder<br />
zwischen Serbien und Griechenland nicht mit<br />
erfasst sind.<br />
Frankreich<br />
Auch außerhalb der Schnellfahrstrecken (SFS) Paris<br />
– Tours und (Paris –) Lyon – Marseille sind keineswegs<br />
alle südlich der Linien Paris – Nantes und Paris<br />
– Genève liegenden Eisenbahnstrecken DC 1,5 kV<br />
elektrifiziert, sondern auch weitere, teils durchaus<br />
längere Strecken mit 1 AC 25 kV 50 Hz:<br />
• (Moret –) Montargis – Saincaize – Clermont-<br />
Ferrand<br />
• Bourges – Saincaize<br />
• östlich von Lyon fünf Strecken oder -abschnitte<br />
in Savoyen<br />
• Marseille – Nice – Ventimiglia<br />
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35435 Wettenberg ¬ Deutschland<br />
Tel.: +49 (0) 641 803 0<br />
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Tel.: +43 662 459200<br />
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4523 Steeg ¬ Österreich<br />
Tel.: +43 61354000<br />
111 (2013) Heft 4<br />
223
Fokus Forum<br />
zu Seite 186 Figure 2: Pantograph lengths in<br />
Europe<br />
Weder in der Bildlegende noch bei den Ländern ist<br />
ein Unterschied zwischen 1 600 mm und 1 800 mm<br />
erkennbar, und es fehlt eine Erklärung der Abkürzungen<br />
B2 bis B7 und EP.<br />
Stromabnehmerwippen haben entweder Auflaufhörner<br />
aus Metall (Am) oder solche aus Kunststoff<br />
(Ak).<br />
Baltikum<br />
Die drei Länder sind rot markiert, jedoch fehlt diese<br />
Farbe mit ihrer Deutung in der Bildlegende.<br />
Frankreich<br />
Für das Gesamtnetz ist dargestellt, dass Stromabnehmer<br />
mit 1 450 mm Wippenlänge mit isolierten<br />
Auflaufhörnern (1 450/Ak) verwendet würden. Das<br />
stimmt nicht, vielmehr gelten für die Stromabnehmer<br />
der SNCF-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge heute folgende Maße:<br />
• 1 950/Am für DC 1,5 kV<br />
• 1 600/Ak für 1 AC 25 kV 50 Hz<br />
Letzteres Maß gilt bei Zweistromlokomotiven auch<br />
für DC 1,5 kV, die damit jedoch Strecken mit windschiefer<br />
Oberleitung der ehemaligen Chemins de fer<br />
du Midi nicht befahren dürfen. Nur die DB-Zweifrequenzlokomotiven<br />
haben für 1 AC 25 kV 50 Hz weiterhin<br />
Wippen 1 450/Am.<br />
Schweiz<br />
Für das Gesamtnetz ist dasselbe dargestellt wie für<br />
Frankreich, was gleichfalls nicht stimmt. Vielmehr<br />
sind bei den Stromabnehmern der mit 1 AC 15 kV<br />
16 2 /3 Hz elektrifizierten Normalspurbahnen der<br />
Schweiz wahlweise Wippen 1 450/Ak oder 1 320/Am<br />
aufg<strong>eb</strong>aut.<br />
zu Seite 187 Figure 3: Use of pantograph strip material<br />
in Europe<br />
Italien<br />
Die Stromabnehmer aller FS-Lokomotiven für DC<br />
3 kV sind nicht mit imprägnierten Kohleschleifleisten,<br />
sondern mit Metallschleifleisten bestückt.<br />
zu Seite 197 Bild 1: <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgungssysteme<br />
in Europa<br />
Frankreich, Irland und Italien<br />
Hierzu gilt das oben Gesagte.<br />
Großbritannien<br />
Südengland ist nicht mit DC 1,2 kV elektrifiziert, sondern<br />
mit DC 750 V und Stromschienen.<br />
Spanien<br />
Im Baskenland ist der elektrische Betri<strong>eb</strong> mit DC<br />
1,5 kV längst auf DC 3 kV umgestellt. Auf den drei<br />
Baleareninseln gibt es keine <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> mit DC 3 kV.<br />
Tschechien und Slowakei<br />
Die Strecken werde n nicht einheitlich mit DC 3 kV<br />
oder mit 1 AC 25 kV 50 Hz betri<strong>eb</strong>en, sondern in beiden<br />
Ländern auch teilweise mit der jeweils anderen<br />
Spannung.<br />
Zum Gesamtbild dieser Qualität ist nur noch zu notieren,<br />
dass das Kaspische Meer kein Teil des Mittelmeeres<br />
ist und dass weder Balkanländer von der Adria<br />
noch das ehemalige Ostpreußen bislang von der<br />
Ostsee überschwemmt sind.<br />
Georg Schwach, Villingen-Schwenningen<br />
Kosten und Rohstoffbedarf der<br />
Elektrotraktion<br />
<strong>eb</strong> 1/2013 Seiten 24–26 „<strong>Bahn</strong>elektrifizierung ...“<br />
Zweifellos trägt elektrischer <strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong> mit regenerativer<br />
Energie zum Klima- und Umweltschutz bei.<br />
Streckenelektrifizierungen sind jedoch im Verhältnis<br />
zum Energi<strong>eb</strong>edarf und somit zum CO 2<br />
-Minderungspotenzial<br />
teuer. Ein Maßstab für die Kosteneffizienz<br />
von Klimaschutzmaßnahmen sind zum Beispiel die<br />
CO 2<br />
-Vermeidungskosten, die bei Windparks geringer<br />
sind. Ein großer Teil der Elektrifizierungskosten<br />
entfällt auf die Metalle Kupfer, Aluminium und Stahl.<br />
Die Vorräte dieser Rohstoffe sind begrenzt – die statische<br />
Reichweite von Kupfer wird derzeit mit nur noch<br />
rund 30 Jahren beziffert – bei zugleich steigendem<br />
Bedarf. Der zunehmende Kupferdi<strong>eb</strong>stahl bei europäischen<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> beweist die Verknappung und Verteuerung<br />
dieses Metalls, das sowohl für die Energiewende<br />
als auch für Elektrifizierungen unersetzbar ist<br />
und in großen Mengen benötigt wird. Das zwingt zu<br />
sparsamem Umgang und zu einer sinnvollen Einsatz-<br />
Rangfolge. In der Oberleitung dient Kupfer nur zur<br />
Energieverteilung, hingegen in Windkraftanlagen zur<br />
-bereitstellung. Letztere ist in der Rohstoffeinsatz-<br />
Rangfolge eindeutig wichtiger. Zudem verbraucht<br />
der Oberleitungsbetri<strong>eb</strong> nennenswerte Kupfermengen<br />
durch den Fahrdrahtabri<strong>eb</strong>. Deshalb stellt sich<br />
die Frage, ob die kupferabhängige Elektrotraktion auf<br />
Dauer die richtige Alternative zur erdölabhängigen<br />
Dieseltraktion ist. Im Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> entfällt der Kupferbedarf<br />
und -verbrauch des Oberleitungsbetri<strong>eb</strong>s.<br />
Auch netztechnisch ist Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> prinzipiell besser<br />
mit dem Umbau der Energieversorgung vereinbar.<br />
Viel Batterietraktion unter dem Fahrdraht erhöht<br />
aber die Gesamtkosten und ähnelt darin der vielen<br />
Dieseltraktion unter dem Fahrdraht.<br />
Mathias Schäfer, Köln<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwahrend<br />
zu kürzen<br />
224 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />
<strong>Bahn</strong> im Jahre 2012 im Inland und in<br />
Mitteleuropa<br />
Die Entwicklung der Weltwirtschaft und damit des Welthandels ha t im Jahresverlauf 2012 weiter an<br />
Dynamik verloren. Dämpfend wirkte dabei vor allem die ungelöste Schuldenkrise im Euro-Raum. Die<br />
Verkehrsleistung auf dem Personenverkehrsmarkt in Deutschland bli<strong>eb</strong> etwa um 1 % unter dem Vorjahresniveau.<br />
Lediglich der Schienenpersonenverkehr konnte ein Nachfragewachstum erzielen. Die<br />
Rahmenbedingungen für den Güterverkehr in Deutschland waren negativ. Die Verkehrsleistung ging<br />
um fast 2 % und im Schienengüterverkehr um rund 3 % zurück.<br />
Investitionen der DB Netz erfolgten in die bestehende Infrastruktur sowie in Neu- und Ausbaustrecken.<br />
Sie dienen der Erhaltung und Erneuerung der Infrastruktur bei gleichzeitiger Einführung neuer<br />
Technologien. Für das prognostizierte Güterverkehrswachstum sollen in den kommenden Jahren<br />
ausreichende Netzkapazitäten ang<strong>eb</strong>oten werden können.<br />
Im Bereich der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung werden ausgewählte elektrotechnische Anlagen erneuert.<br />
Das Netzleitsystem der Hauptschaltleitung wird ersetzt und mit neuen Funktionen in den Optimierungstools<br />
der Netzbetri<strong>eb</strong>sführung ergänzt.<br />
Die DB Systemtechnik bietet auf dem nationalen und internationalen Markt Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
und Firmen der <strong>Bahn</strong>industrie eisenbahntechnisches Spezial-Know-how an.<br />
ELECTRICAL SERVICE BY DEUTSCHE BAHN IN 2012 AT HOME AND IN CENTRAL EUROPE<br />
The development of the world economy and thus world trade continued to lose momentum in<br />
2012. The main dampening factor was the unsolved d<strong>eb</strong>t crisis in the Euro zone. In Germany, the<br />
passenger transport services remained approx. 1 % below last year‘s level. Only the demand for rail<br />
passenger traffic showed some growth. The framework conditions for goods traffic were negative<br />
for Germany. The traffic power decreased about nearly 2 % and in the rail goods traffic by about 3 %.<br />
The investments made by DB Netz regarded the existing infrastructure as well as new and extended<br />
rail sections. They served the preservation and renewal of the infrastructure and the simultaneous<br />
introduction of new technologies. In order to achieve the predicted goods traffic growth, sufficient<br />
network capacities are planned to be provided in the years to come.<br />
In the field of rail power supply, selected electro-technical installations will be renewed. The network<br />
control system of the main system control centre will be replaced and receives new functions<br />
in the network operation control optimising tools.<br />
In national and international markets, DB Systemtechnik offers railway transport companies and rail<br />
industry businesses special railway know-how packages.<br />
LA TRACTION ÉLECTRIQUE À LA DEUTSCHE BAHN EN 2012 EN ALLEMAGNE ET EN EUROPE CENTRALE<br />
Le développement de l’économie mondiale et du commerce international en corollaire a continué<br />
de perdre en dynamique pendant l’année 2012. Le ralentissement est dû en premier lieu à la crise<br />
de la dette non résolue dans la zone euro. Les prestations de transport sur le marché des transports<br />
voyageurs en Allemagne sont restées inférieures de près de 1 % au niveau de l’année précédente.<br />
Seul le transport voyageurs sur rail a pu réaliser une croissance de la demande. Les conditions générales<br />
du transport marchandises en Allemagne ont été négatives. Les prestations de transport ont<br />
régressé de presque 2 %, et de près de 3 % en ce qui concerne le transport marchandises sur rail.<br />
Les investissements de DB Netz (réseau) ont été réalisés sur l’infrastructure existante ainsi que dans<br />
la construction de LGV et l’adaptation à la grande vitesse. Ils permettent le maintien et le renouvellement<br />
de l’infrastructure allant de pair avec l’introduction de nouvelles technologies. Dans les<br />
années à venir, le réseau ferré devra disposer de capacités suffisantes pour absorber une croissance<br />
annoncée du transport marchandises.<br />
Dans le domaine de l’alimentation électrique, des installations électrotechniques choisies sont en<br />
cours de rénovation. Le système de contrôle de la centrale de commande du réseau est remplacé<br />
et complété avec de nouvelles fonctions dans les outils d’optimisation de l’exploitation du réseau.<br />
La filiale DB Systemtechnik propose quant à elle sur le marché national et international un savoirfaire<br />
spécifique en matière de technologie ferroviaire aux entreprises de transport ferroviaires et à<br />
l’industrie ferroviaire.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
225
Betri<strong>eb</strong><br />
1 Einführung<br />
Eine langjährige Tradition der Zeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> besteht darin, dass zum jeweils abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr über die Entwicklung und die Durchführung<br />
des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s bei der Deutschen<br />
<strong>Bahn</strong> AG (DB) berichtet wird. Die folgenden Ausführungen<br />
entsprechen diesem Anliegen. Nachdem allerdings<br />
die DB ihren Geschäftsbetri<strong>eb</strong> in den letzten<br />
Jahren weit über die Grenzen hinweg ausgedehnt und<br />
wie selbstverständlich weltweit organisiert hat, muss<br />
sich der Bericht auf den Bereich der Bundesrepublik<br />
Deutschland begrenzen. Die globalen Aktivitäten der<br />
DB wären zu geg<strong>eb</strong>ener Zeit ergänzend darzustellen.<br />
Unterschiedlichste Unternehmen am Markt bestimmen<br />
zwar mit ihren Aktivitäten in der Wirtschaft<br />
naturgemäß auch Randbedingungen und Entwicklungsrichtungen;<br />
jedoch müssen sie sich auf diese<br />
fortwährend neu einstellen mit dem Ziel, mögliche<br />
Chancen zu nutzen, oft auf dem Wege der Anpassung<br />
der Unternehmensstruktur.<br />
Die Struktur der DB für den Bereich dieses Berichtes<br />
gliedert sich einerseits in nachgeordnete Gesellschaften<br />
und andererseits in neun Geschäftsfelder wie folgt:<br />
Die Geschäftsfelder DB <strong>Bahn</strong> Fernverkehr, DB<br />
<strong>Bahn</strong> Regio, DB Arriva, DB Schenker Rail, DB Schenker<br />
Logistics und DB Dienstleistungen sind unter der<br />
Führung der DB Mobility Logistics AG (DB ML), einer<br />
100-prozentigen Tochtergesellschaft der DB, g<strong>eb</strong>ündelt<br />
und werden dort geführt.<br />
Die übrigen drei Geschäftsfelder DB Netze Fahrweg,<br />
DB Netze Personenbahnhöfe und DB Netze Energie<br />
führt die DB direkt. In der Konzernstruktur des DB-Konzerns<br />
haben die DB und die DB ML beide die Funktion<br />
einer konzernleitenden Managementholding.<br />
2 Wirtschaft und Verkehr<br />
(gemäß Datenstand vom 07. F<strong>eb</strong>ruar 2013)<br />
2.1 Gesamtwirtschaft<br />
Die Entwicklung der Weltwirtschaft hat im Jahresverlauf<br />
2012 weiter an Dynamik verloren. Nachdem im<br />
Vorjahr ein Anstieg um 2,7 % zu verzeichnen war,<br />
legte die globale Konjunktur noch um etwa 2 %<br />
zu. Dämpfend wirkte dabei vor allem die ungelöste<br />
Schuldenkrise im Euro-Raum, die über die europäischen<br />
Grenzen hinaus zu einer hohen Verunsicherung<br />
der Konsumenten und Produzenten führte. Der<br />
Welthandel, der bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />
2011 spürbar an Dynamik verloren hatte, konnte<br />
nicht mehr stärker zulegen als die Weltwirtschaft. Mit<br />
einem Plus von nur noch etwa 2 % hat er sich zum<br />
zweiten Mal in Folge mehr als halbiert.<br />
Eine Wachstumsabschwächung verzeichneten auch<br />
die sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelnden<br />
asiatischen Schwellenländer, allen voran<br />
China. Im weltweiten Vergleich fiel das Wachstum in<br />
diesen Ländern aber nach wie vor überdurchschnittlich<br />
aus und sie unterstrichen erneut ihre zunehmende<br />
Bedeutung für die globale Konjunktur. Während das<br />
moderate Wachstum in den USA noch stabilisierend<br />
auf die Entwicklung der Weltwirtschaft wirkte, gingen<br />
von der Stagnation in Europa kaum Impulse aus. Das<br />
Ausmaß der Beeinträchtigung der Staatsschulden- und<br />
Vertrauenskrise fiel dabei aber zwischen den einzelnen<br />
europäischen Staaten unterschiedlich aus. In Osteuropa<br />
legte die Wirtschaft insgesamt noch um etwa 2 % zu.<br />
Während Länder wie Russland und Polen eine robuste<br />
Entwicklung aufwiesen, konnte in anderen Staaten dieser<br />
Region das Vorjahresniveau kaum oder nicht mehr<br />
überschritten werden. Das gilt auch für Westeuropa beziehungsweise<br />
den Euro-Raum, wo das Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) insgesamt um etwa 0,5 % zurückging.<br />
N<strong>eb</strong>en dem in der Rezession verharrenden Griechenland<br />
wiesen 2012 mit Italien, Spanien und Portugal vor<br />
allem die Länder der südlichen Peripherie eine negative<br />
Entwicklung auf. Hierbei haben die Konsolidierungsprogramme<br />
des Staatssektors die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung <strong>eb</strong>enso eingetrübt wie die das Konsumklima<br />
belastenden, weiter gestiegenen Arbeitslosenzahlen.<br />
Aber auch in Ländern wie Frankreich, Großbritannien<br />
und den Niederlanden konnte die Wirtschaft nicht<br />
wachsen beziehungsweise ging sogar zurück. Eine der<br />
wenigen Ausnahmen war Deutschland, wo im europäischen<br />
Vergleich noch ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum verzeichnet wurde. Bei einem nur moderaten<br />
BIP-Anstieg um 0,7 % waren aber auch hier im<br />
Jahresverlauf die dämpfenden Auswirkungen der Krise<br />
in der Euro-Zone nicht mehr zu verkennen. Unerwartet<br />
deutlich wurde das Wachstum vor allem vom Außenhandel<br />
gestützt. Die sich abgeschwächten Ausfuhren in<br />
den Euro-Raum konnte dabei durch erhöhte Exporte in<br />
die Länder außerhalb der EU kompensiert werden. Die<br />
Entwicklung der Binnennachfrage verlief uneinheitlich.<br />
Während die Konsumausgaben der privaten Haushalte<br />
und des Staates um 0,6 % beziehungsweise 1,4 % ausgeweitet<br />
wurden, gingen die Bruttoanlageinvestitionen<br />
zurück. Mit –4,8 % ließ dabei die Dynamik bei den<br />
Ausrüstungsinvestitionen überdurchschnittlich nach.<br />
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland<br />
zeigte sich robust. Trotz der im Jahresverlauf spürbar<br />
nachgelassenen Dynamik hat die Beschäftigung im<br />
Gesamtjahr 2012 ein Rekordniveau erreicht und die Arbeitslosigkeit<br />
ging jahresdurchschnittlich weiter zurück.<br />
2.2 Personenverkehr in Deutschland<br />
Bei überwiegend positiven Impulsen aus dem konjunkturellen<br />
Umfeld durch insbesondere höhere Erwerbstätigenzahlen<br />
und einem bei einer Inflationsrate<br />
226 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
von 2,0 % moderaten Anstieg der verfügbaren Realeinkommen<br />
bli<strong>eb</strong> die Verkehrsleistung auf dem Personenverkehrsmarkt<br />
in Deutschland, also motorisierter<br />
Individualverkehr (MIV), Schiene, öffentlicher Straßenpersonenverkehr<br />
(ÖSPV) und innerdeutscher Luftverkehr,<br />
nach ersten Berechnungen um gut 1 % unter dem<br />
Vorjahresniveau. Hierbei konnte lediglich der Schienenpersonenverkehr<br />
ein Nachfragewachstum erzielen und<br />
seine Marktposition entsprechend verbessern.<br />
Zurückzuführen ist die rückläufige Gesamtmarktentwicklung<br />
vor allem auf den mit einem Anteil von<br />
rund 84 % dominierenden MIV, der, nach dem kräftigen<br />
Anstieg im Jahr 2011, seinen Wachstumspfad<br />
nicht fortsetzen konnte. Vor allem g<strong>eb</strong>remst durch<br />
einen negativen Basiseffekt nach dem milden Vorjahreswinter<br />
und die nominal um 5,7 % erneut gestiegenen<br />
Kraftstoffpreise, die damit nach Angaben des<br />
ADAC einen historischen Höchstwert erreicht haben,<br />
ging die Verkehrsleistung um etwa 1,5 % zurück.<br />
Der Schienenpersonenverkehr, der im Jahr 2011<br />
moderat um rund 1 % zugelegt hatte, profitierte n<strong>eb</strong>en<br />
den Konjunkturimpulsen aus Arbeitsmarkt- und<br />
Einkommensverbesserungen sowie den weiter angestiegenen<br />
Kraftstoffpreisen auch von positiven Einmaleffekten.<br />
So trugen zum Beispiel die zahlreichen Streiks<br />
im Luftverkehr und der Wegfall von Großbaumaßnahmen<br />
im Schienennetz beziehungsweise daraus resultierende<br />
Verbesserungen in der Infrastruktur und beim<br />
Fahrplanang<strong>eb</strong>ot deutlich zum kräftigen Anstieg der<br />
Verkehrsleistung im Jahr 2012 um fast 4 % bei.<br />
Die Entwicklung im ÖSPV, zu dem die Busse,<br />
Straßen- und Untergrundbahnen gehören, wurde<br />
im Jahr 2012 auch weiterhin von den rückläufigen<br />
Schüler- und Auszubildendenzahlen belastet. Die für<br />
den Linien- und den Gelegenheitsverkehr insgesamt<br />
positiven Konjunkturimpulse reichten nicht aus, die<br />
dämpfenden Effekte aus der demografischen Entwicklung<br />
zu kompensieren. Die Nachfrage bli<strong>eb</strong> um<br />
gut 1,5 % hinter dem Vorjahresniveau zurück.<br />
Beim innerdeutschen Luftverkehr hat sich der bereits<br />
2011 mit –0,4 % gezeigte Leistungsrückgang im<br />
Jahr 2012 weiter verstärkt. N<strong>eb</strong>en dem dämpfenden<br />
Einfluss der Streiks im F<strong>eb</strong>ruar, August und September<br />
ist die schwächere Nachfrage insbesondere auf die<br />
vorgenommenen Strukturanpassungen bei den Fluggesellschaften<br />
zurückzuführen. In Folge des zugenommenen<br />
Kostendrucks durch weiter angestiegene Kerosinpreise,<br />
der 2011 eingeführten Luftverkehrsabgabe<br />
und der Emissionszertifikate wurde das Ang<strong>eb</strong>ot teilweise<br />
ausgedünnt, was die Leistungsentwicklung spürbar<br />
beeinträchtigte. Im Gesamtjahr bli<strong>eb</strong> die Nachfrage<br />
um etwa 3 % hinter dem Vorjahresniveau zurück.<br />
2.3 Güterverkehr in Deutschland<br />
Während sich das personenverkehrsrelevante Umfeld<br />
trotz der gesamtwirtschaftlichen Abschwächung im<br />
Jahresverlauf noch nahezu unbeeindruckt zeigte, waren<br />
die Rahmenbedingungen für den Güterverkehr in<br />
Deutschland negativ. Zwar konnten die Warenausfuhren<br />
aufgrund der Lieferungen in die Länder außerhalb<br />
der EU noch moderat zulegen, die Wareneinfuhren<br />
entwickelten sich aber schwach. Entsprechend ließ<br />
auch die Dynamik im verarbeitenden Gewerbe deutlich<br />
nach. Nachdem die Auftragseingänge bereits Ende<br />
2011 zurückgingen, bli<strong>eb</strong> auch die Produktion ab April<br />
unter dem Vorjahresniveau. Trotz eines moderaten<br />
Anstiegs im Automobil- und Maschinenbau ging die<br />
Gesamtproduktion des verarbeitenden Gewerbes im<br />
Jahr 2012 um knapp 1 % zurück. Die für die Binnenschifffahrt<br />
und vor allem den Schienengüterverkehr<br />
bedeutende Rohstahlproduktion lag sogar um 3,7 %<br />
unter dem Vorjahresniveau. In diesem Umfeld hat die<br />
sich bereits im Schlussquartal 2011 gezeigte schwache<br />
Entwicklung der Transportnachfrage im Jahr 2012 weiter<br />
spürbar an Dynamik verloren. Die Verkehrsleistung<br />
ging nach vorläufigen Erg<strong>eb</strong>nissen um fast 2 % zurück.<br />
Gekennzeichnet war der Markt n<strong>eb</strong>en der schwachen<br />
Konjunktur von weiter gestiegenen Kosten und einer<br />
hohen inter- und intramodalen Wettbewerbsintensität.<br />
Vor diesem Hintergrund bli<strong>eb</strong> die Nachfrage im<br />
Schienengüterverkehr um rund 3 % und die Lkw-<br />
Leistung um etwa 2,5 % unter dem Vorjahresniveau.<br />
Lediglich die Binnenschifffahrt konnte aufgrund positiver<br />
Basiseffekte nach der stark rückläufigen Entwicklung<br />
im Jahr 2011 einen kräftigen Leistungsanstieg<br />
um etwa 5,0 % verzeichnen und die 2011 verlorenen<br />
Marktanteile teilweise zurückgewinnen.<br />
Im Schienengüterverkehr hat sich die im letzten<br />
Quartal 2011 gezeigte schwache Entwicklung bis<br />
zum dritten Quartal 2012 kontinuierlich verschlechtert.<br />
Erst in den letzten drei Monaten konnte der<br />
Rückgang aufgrund des positiven Basiseffekts nach<br />
dem bereits schwachen Schlussquartal des Vorjahres<br />
etwas abg<strong>eb</strong>remst werden. Während in einzelnen<br />
Branchen wie zum Beispiel bei den Transporten von<br />
Kohlen und Nahrungs-/Genussmitteln das Vorjahresniveau<br />
noch überschritten wurde, gab es vor allem<br />
bei den Montanverkehren sowie in der Güterabteilung<br />
Land-/Forstwirtschaft deutliche Rückgänge.<br />
Auch der sich in den vergangenen Jahren als Wachstumsträger<br />
gezeigte Kombinierte Verkehr musste<br />
Einbußen verzeichnen. N<strong>eb</strong>en den negativen Konjunktureffekten<br />
machten sich hierbei auch die teils<br />
massiven Störungen im alpenquerenden Verkehr<br />
durch Bautätigkeiten und Naturereignisse dämpfend<br />
bemerkbar. Im Gesamtjahr 2012 ging die Verkehrsleistung<br />
der Güterbahnen in Deutschland nach<br />
dem starken Vorjahresanstieg um 5,6 % überdurchschnittlich<br />
um etwa 3 % zurück.<br />
Auch im Straßengüterverkehr konnte das Vorjahresniveau<br />
nicht erreicht werden. Während die für den<br />
Lkw-Verkehr wichtigen Baustofftransporte im Jahr<br />
2011 noch deutlich zum starken Gesamtwachstum<br />
von 5,6 % beitrugen, ging die Leistung in diesem Be-<br />
111 (2013) Heft 4<br />
227
Betri<strong>eb</strong><br />
reich im Jahr 2012 spürbar zurück. Auch bei den Konsumgütern<br />
zum kurzfristigen Verbrauch, die <strong>eb</strong>enfalls<br />
einen hohen Anteil am gesamten Lkw-Verkehr haben,<br />
zeigte sich eine schwache Entwicklung. Nach ersten<br />
Hochrechnungen bli<strong>eb</strong> die Verkehrsleistung im gesamten<br />
Lkw-Verkehr im Jahr 2012 um etwa 2,5 % unter<br />
dem Vorjahresniveau. Deutliche Unterschiede zeigten<br />
sich dabei auch weiterhin zwischen den in Deutschland<br />
und den im Ausland zugelassenen Fahrzeugen.<br />
Während die Leistung der deutschen Lkw spürbar<br />
zurückging, konnten die ausländischen Lkw noch ein<br />
moderates Wachstum erreichen. Mit Blick auf die vom<br />
Bundesamt für Güterverkehr ausgewiesene Mautstatistik<br />
waren es wie bereits im Vorjahr auch weiterhin<br />
die Fahrzeuge aus dem (süd-) osteuropäischen Raum,<br />
die den Anstieg getragen haben. Überdurchschnittliche<br />
Wachstumsraten verzeichneten erneut insbesondere<br />
die Lkw aus Rumänien und Bulgarien.<br />
Die negativen Konjunktureffekte hinterließen zwar<br />
auch in der Entwicklung der Binnenschifffahrt ihre Spuren,<br />
konnten jedoch durch positive Basiseffekte deutlich<br />
überkompensiert werden. Zu Beginn des Jahres 2011<br />
war der Rhein auf einer Teilstrecke infolge eines Schiffsunglücks<br />
für mehrere Wochen nicht beziehungsweise<br />
nur eingeschränkt befahrbar, und auch im weiteren<br />
Verlauf war der Schiffsbetri<strong>eb</strong> in Deutschland nahezu<br />
ganzjährig aufgrund von Hoch-/Niedrigwasser zahlreichen<br />
Störungen ausgesetzt. Insgesamt brach die Leistung<br />
2011 um 11,6 % gegenüber dem Vorjahr ein. Vor<br />
diesem Hintergrund und den vergleichsweise moderat<br />
ausgefallenen witterungsbedingten Einschränkungen<br />
ist der im Jahr 2012 erreichte Leistungsanstieg um etwa<br />
5 % zu relativieren. Der mit dem Leistungseinbruch<br />
2011 verzeichnete Marktanteilsverlust konnte dabei<br />
aber trotz der überdurchschnittlichen Entwicklung im<br />
Jahr 2012 nur teilweise wieder ausgeglichen werden.<br />
3 Baumaßnahmen Streckeninfrastruktur<br />
3.1 Übersicht<br />
3.1.1 Organisation<br />
Die DB Netz AG (DB Netz) ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft<br />
der DB und innerhalb des DB-Konzerns<br />
dem Geschäftsfeld DB Netze Fahrweg zugeordnet. Sie<br />
ist für die komplette Infrastruktur des Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>s<br />
verantwortlich. N<strong>eb</strong>en der Steuerung des Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>s<br />
und Instandhaltung der <strong>Bahn</strong>-Infrastruktur<br />
zählen Investitionen in die bestehende Infrastruktur<br />
sowie in Neu- und Ausbaustrecken zu den vorrangigen<br />
Tätigkeitsfeldern. Darüber hinaus erstellt die DB Netz<br />
Fahrpläne und vermarktet Zugtrassen, Anlagen sowie<br />
Dienstleistungen an über 390 Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
aus dem In- und Ausland. Dan<strong>eb</strong>en setzt die<br />
DB Netz auf neue Technologien. Insbesondere die Leitund<br />
Sicherungstechnik wird modernisiert, etwa durch<br />
den Bau Elektronischer Stellwerke (ESTW).<br />
3.1.2 Investitionsvolumen<br />
Im Jahr 2012 flossen rund 4,4 Mrd. EUR in die Erhaltung<br />
und Erneuerung der Infrastruktur. Hierzu gehören<br />
die Investitionen in Ingenieurbauwerke wie<br />
Tunnel und Brücken sowie in die Leit- und Sicherungstechnik.<br />
29 ESTW wurden in Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />
Bei den zahlreichen Brückenerneuerungen war<br />
die Rheinvorland-Brücke bei Worms mit über 900 m<br />
Gesamtlänge und einer größten Stützweite von<br />
118 m eine der größten Maßnahmen.<br />
3.1.3 Finanzierungskreislauf Schiene für den<br />
Ausbau des Schienennetzes<br />
In den Jahren 2012 bis 2015 stellt der Bund rund<br />
1 Mrd. EUR zusätzlich für den Aus- und Neubau von<br />
Schienenstrecken bereit. Die zusätzlichen Mittel sollen<br />
unter anderem für den Ausbau von Teilabschnitten<br />
der Strecken Hanau – Nantenbach und Karlsruhe<br />
– Basel sowie der Zugbildungsanlage Halle (Saale)<br />
Nord eingesetzt werden.<br />
3.1.4 Netzfonds zur Finanzierung von<br />
Infrastrukturinvestitionen<br />
Bis zum Jahr 2017 stehen aus dem Netzfonds rund<br />
150 Mio. EUR für mehr als 60 Einzelmaßnahmen zur<br />
Verfügung. Die Mittel dienen vorwiegend der Kapazitätserweiterung,<br />
der Beseitigung von Engpässen und<br />
der Qualitätsverbesserung. Im Berichtsjahr wurden<br />
mehr als 14 Mio. EUR investiert, beispielsweise für<br />
Kapazitätsausweitungen in Singen, Köln-Eifeltor und<br />
Oberhausen.<br />
3.2 Neubaustrecke Karlsruhe – Basel,<br />
Baufortschritt Katzenbergtunnel<br />
3.2.1 Umfang der Baumaßnahme<br />
Die Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe – Basel ist<br />
in neun Streckenabschnitte unterteilt, die in der<br />
Planung und Realisierung unterschiedlich weit fortgeschritten<br />
sind. Der 17,6 km lange Planfeststellungsabschnitt<br />
9.1 als Teil des Streckenabschnittes<br />
zwischen Buggingen und Basel beginnt im Norden<br />
an der Gemarkungsgrenze von Schliengen/Auggen<br />
und endet im Süden an der Gemarkungsgrenze von<br />
Eimeldingen/Haltingen. Die beiden Neubaugleise<br />
verlaufen weitgehend parallel zur bestehenden<br />
228 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
Rheintalbahn. Ein Teil des Planungsabschnitts ist der<br />
rund 9,4 km lange Katzenbergtunnel.<br />
3.2.2 Rohbauarbeiten<br />
Der Katzenbergtunnel ist das größte Bauwerk der<br />
gesamten Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe – Basel<br />
und ist mit zwei eingleisigen Tunnelröhren ausgeführt,<br />
die in jeweils 500 m Abstand durch 19 Querstollen<br />
miteinander verbunden sind. Der Tunnel<br />
wurde überwiegend im bergmännischen Vortri<strong>eb</strong><br />
in Tübbing-Bauweise erstellt. Im Bereich der beiden<br />
Tunnelportale wurden 286 m Länge im Norden und<br />
115 m im Süden in offener Baugrube g<strong>eb</strong>aut und<br />
anschließend überschüttet. Die Arbeiten am Katzenbergtunnel<br />
begannen im November 2003. Im<br />
Juni 2005 startete die erste Tunnelvortri<strong>eb</strong>smaschine<br />
mit dem Vortri<strong>eb</strong> der östlichen Röhre. Im Oktober<br />
2005 folgte das Andrehen der zweiten Röhre. Die<br />
Tunnelvortri<strong>eb</strong>smaschine war 31 Monate im Einsatz.<br />
Ab Oktober 2010 begann das Verlegen der Festen<br />
Fahrbahn.<br />
Zur Erfüllung der gesetzlichen Bestimmungen<br />
wurde für die Arbeiten im Katzenbergtunnel ein<br />
Rettungskonzept aufgestellt. Danach wird die für<br />
die Rettung bestimmte Röhre für Einsätze der Feuerwehr<br />
ständig freigehalten. Umfang und Anzahl der<br />
gleichzeitigen Aktivitäten in der Arbeitsröhre wurden<br />
begrenzt. Um den geplanten Baufortschritt einzuhalten,<br />
wurde der Zwei- und Dreischichtbetri<strong>eb</strong><br />
eingeführt und ein Tunnelbelegungsplan erstellt, in<br />
dem die Einsätze der beteiligten Firmen dargestellt<br />
sind. Eine Koordinierungsstelle der Projektleitung,<br />
der die Entscheidung über die Reihenfolge und Zeitpunkte<br />
der Einsätze oblag, überwachte die einzelnen<br />
Gewerke.<br />
Ein visueller Bauterminablaufplan wurde fortgeschri<strong>eb</strong>en.<br />
In ihm wurden die Zwangspunkte zum<br />
Beispiel für den Einbau der festen Fahrbahn und der<br />
Schienen bezogen auf die davon abhängigen Gewerke<br />
und der Baufortschritt dargestellt.<br />
Der Katzenbergtunnel wird mit der Oberleitungsbauart<br />
Re 330 ausgerüstet (Bild 1). Da im Regelwerk der<br />
DB hierfür keine Zeichnungen für eingleisige Tunnel<br />
vorhanden sind, entwickelte Balfour Beatty Rail<br />
(BBRail) als ausführende Firma eine modifizierte Ausführung.<br />
Da in Tübbingen keine Ankerschienen integriert<br />
sind, mussten für die Befestigung der Oberleitungskomponenten<br />
die Anschlussbohrungen in den<br />
Dübelgassen, den Bereichen im einzelnen Tübbing,<br />
in denen Bohren möglich ist, genau geplant und mit<br />
Bohrschablonen hergestellt werden. Für Befestigungen<br />
mit Ankern war eine eigene Zulassung erforderlich,<br />
für die mit umfangreichen Unterlagen der Nachweis<br />
zur Nutzung erbracht wurde.<br />
Ab Juli 2010 wurde zur Zulassung von Sonderbauteilen<br />
eine Referenzstrecke errichtet und nach erteilter<br />
Freigabe dieser Teile durch DB Systemtechnik<br />
Bild 1:<br />
Modifizierte Oberleitung Re330 im Katzenbergtunnel (Foto: BBRail).<br />
3.2.3 Oberleitung<br />
Bild 2:<br />
Erdung einer Röhre des Katzenbergtunnels; V1 bis V9 Erdungsverbindungen [1]<br />
(Grafik: BBRail).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
229
Betri<strong>eb</strong><br />
mit der Vormontage der Oberleitungsanlage begonnen.<br />
Im Zuge der Oberleitungsendmontage wurde<br />
eine Kettenwerkslänge mit dem Fahrdraht AC-120<br />
CuMg0,5 ausgerüstet, um dessen Gleichwertigkeit<br />
mit dem Fahrdraht AC-120 CuAg0,1 im Langzeitversuch<br />
nachzuweisen.<br />
3.2.4 Tri<strong>eb</strong>stromrückführung, Potenzialausgleich,<br />
Erdung<br />
Zur Oberleitungsanlage gehören das Kettenwerk<br />
Re330, eine Verstärkungsleitung und ein im Tunnelzenit<br />
geführtes Rückleitungsseil, mit dem der an der<br />
Tunnelaußenseite geführte Prellleiter, die Fahrschienen<br />
und alle zu erdenden Komponenten leitend verbunden<br />
sind (Bild 2).<br />
Bei den Tübbing-Segmenten kann die Bauwerkserdung<br />
nicht durchverbunden werden. Gemäß Erdungskonzept<br />
wurden im Beton der Bankette beidseitig<br />
Steuererder parallel zur Gleisachse verlegt und<br />
zugelassene Gewind<strong>eb</strong>uchsen eing<strong>eb</strong>aut.<br />
Durch das Tunnelbauwerk können nur geringe<br />
Ableitströme ins Erdreich fließen, weshalb hohe<br />
Gleis-Erde-Spannungen an den Tunnelportalen entstehen<br />
können [1], die durch Maßnahmen beim<br />
Trassenaufbau vor den Tunnelportalen ausgeglichen<br />
wurden. Bei der Festen Fahrbahn Typ Bögl ist eine<br />
eigene Erdung des Fahrbelags nicht erforderlich.<br />
Wegen der Ausführung für die Befahrbarkeit der<br />
Gleise mit Kraftfahrzeugen war eine besondere Ausbildung<br />
abnehmbarer Oberflächenelemente zum<br />
Anschluss der Rückleitungsanschlüsse an die Schienen<br />
erforderlich. Desgleichen ist eine Erdung an der<br />
Schiene bei Arbeiten an der Oberleitungsanlage vorgeschri<strong>eb</strong>en.<br />
Abnehmbare Hohlkastenelemente aus<br />
Stahl ermöglichen die Zugänglichkeit der Schiene<br />
(Bild 3).<br />
3.3 Ausbaumaßnahmen für den<br />
Güterverkehr<br />
3.3.1 Oldenburg – Wilhelmshaven zweigleisig<br />
Bild 3:<br />
Feste Fahrbahn;<br />
abnehmbare Oberflächenelemente<br />
für<br />
Anschlüsse der Rückleitung<br />
an die Schiene<br />
(Foto: BBRail).<br />
Nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit konnte im Dezember<br />
2012 die bis dahin teilweise nur eingleisige<br />
Strecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven offiziell<br />
durchgehend zweigleisig in Betri<strong>eb</strong> genommen werden.<br />
Zwei eingleisige Abschnitte der 52 km langen<br />
Strecke mit insgesamt 12 km Länge wurden dazu<br />
zweigleisig ausg<strong>eb</strong>aut. Bund und DB investierten<br />
bisher rund 210 Mio. EUR. Zusätzlich zu der Ausrüstung<br />
mit moderner Leit- und Sicherungstechnik<br />
und der Elektrifizierung der ergänzten Gleise waren<br />
im Hinblick auf die künftige Streckenbelastung umfangreiche<br />
Untergrund-Ertüchtigungsmaßnahmen<br />
durchzuführen und stehen noch weiter an.<br />
3.3.2 Maschen – Padborg (Dänemark) für<br />
überlange Güterzüge<br />
Bild 4:<br />
Die Deutsche <strong>Bahn</strong> setzt am 27. November 2012 zum ersten Mal einen 835 m langen Güterzug<br />
von Maschen nach Padborg (Dänemark) ein (Foto: DB/Michael Rauhe).<br />
Ab Fahrplanwechsel im Dezember 2012 können<br />
zwischen Maschen und dem dänischen Grenzbahnhof<br />
Padborg bis zu 835 m lange Güterzüge gefahren<br />
werden (Bild 4). Die DB Netz hat für rund<br />
10 Mio. EUR die dafür erforderlichen Infrastruktur-<br />
Anpassungen auf der 210 km langen Strecke von<br />
Maschen bis Padborg (Dänemark) vorgenommen,<br />
um ausreichende Kapazitäten für das prognostizierte<br />
230 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
Güterverkehrswachstum der kommenden Jahre anbieten<br />
zu können.<br />
Die maximal zugelassene Gesamtlänge von Zügen<br />
im deutschen Streckennetz beträgt 740 m, auf<br />
der Relation zwischen Maschen und Padborg konnten<br />
bisher nur Züge mit maximal 670 m Gesamtlänge<br />
verkehren.<br />
3.3.3 Erneuerung der Zugbildungsanlage<br />
in Halle<br />
Im September 2012 hat die DB Netz begonnen, die<br />
Zugbildungsanlage in Halle (Saale) zu modernisieren.<br />
Bis 2017 wird sie rund 146 Mio. EUR aus Bundesund<br />
Eigenmitteln in die neue Anlage investieren und<br />
so die veraltete Infrastruktur auf dem Gelände des<br />
seit 1889 bestehenden Rangierbahnhofs erneuern.<br />
3.3.4 Sofortprogramm für Seehafen-Hinterlandverkehr<br />
Im Jahr 2008 wurde vom Bundesministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) der<br />
Masterplan Güterverkehr und Logistik zur Förderung<br />
des Logistikstandortes Deutschland erarbeitet. Als Erg<strong>eb</strong>nis<br />
davon wurde das Sofortprogramm Seehafen-<br />
Hinterlandverkehr entwickelt und die Finanzierung<br />
zwischen den Infrastrukturunternehmen und dem<br />
BMVBS vereinbart. Das Programm umfasst 24 Bündel<br />
mit insgesamt über 50 Einzelmaßnahmen, die<br />
im unmittelbaren Einzugsbereich der Seehäfen und<br />
in deren Hinterland zur Steigerung der Streckenkapazität<br />
führen. Hierzu zählen vor allem zusätzliche<br />
Überholgleise und Weichenverbindungen sowie<br />
die Verkürzung von Blockabständen. Das Investitionsvolumen<br />
des Sofortprogramms beträgt über<br />
300 Mio. EUR.<br />
Bis Ende 2012 wurden 37 Teilmaßnahmen und<br />
damit auch 11 Maßnahmenbündel abgeschlossen.<br />
Das Investitionsvolumen im Geschäftsjahr 2012 betrug<br />
rund 46 Mio. EUR. Schwerpunkte in 2012 waren<br />
im Bereich Bremen, auf der Relation Hamburg – Berlin<br />
sowie auf der Magistrale Nürnberg – Passau. Abschließend<br />
in Betri<strong>eb</strong> genommen wurden von den<br />
Maßnahmenbündeln zum Beispiel die verbesserte<br />
Anbindung des Hafens Mannheims sowie die Maßnahmen<br />
der Relation B<strong>eb</strong>ra – Fulda.<br />
Umschlagvolumen von rund 2,1 Mio. Ladeeinheiten<br />
im Berichtsjahr zeigt damit das anhaltend<br />
starke Interesse des Marktes an der Nutzung des<br />
umweltfreundlichen Kombinierten Verkehrs auf<br />
der Schiene. Um dieses nachhaltig zu fördern und<br />
weiteres Mengenwachstum durch Verlagerung<br />
von Verkehren auf die Schiene zu ermöglichen,<br />
gab es 2012 wichtige Meilensteine beim Ausbau<br />
der Terminalinfrastruktur. Im Juli 2012 wurde im<br />
Terminal <strong>München</strong>-Riem das dritte Modul offiziell<br />
in Betri<strong>eb</strong> genommen. In die Erweiterung flossen<br />
rund 25 Mio. EUR. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahmen des dritten<br />
Moduls im Terminal Hamburg-Billwerder sowie<br />
im Terminal Köln-Eifeltor waren im November. In<br />
den Ausbau wurden 27 Mio. EUR beziehungsweise<br />
47 Mio. EUR investiert.<br />
3.3.6 Streckenausbau Knappenrode – Horka –<br />
Grenze<br />
Mit der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung<br />
zum Ausbau der Strecke Knappenrode – Horka<br />
– Grenze Deutschland/Polen (Bild 5) im März<br />
2012 haben das BMVBS und die DB Netz den Startschuss<br />
für ein zentrales Projekt geg<strong>eb</strong>en. Insgesamt<br />
rund 420 Mio. EUR werden in den nächsten Jahren in<br />
den Streckenausbau investiert.<br />
Schwerpunkte der Baumaßnahmen sind der zweigleisige<br />
Streckenausbau und die Streckenelektrifizierung<br />
auf rund 52 km sowie die Ausrüstung mit moderner<br />
Signaltechnik. In Lohsa ist ein Umrichterwerk<br />
zu errichten (Abschnitt 4.1.2).<br />
3.3.7 Mega-Hub Lehrte<br />
Im Juni 2012 haben das BMVBS und die DB Netz die<br />
Finanzierungsvereinbarung für den so genannten<br />
Mega-Hub Lehrte unterzeichnet. Rund 100 Mio. EUR<br />
werden in den nächsten Jahren in die Erweiterung<br />
3.3.5 Erweiterung von Umschlagterminals des<br />
Kombinierten Verkehrs<br />
In den 24 Umschlagterminals der Deutschen Umschlaggesellschaft<br />
Schiene/Straße DUSS mbH<br />
konnte im Geschäftsjahr 2012 das hohe Nachfrageniveau<br />
des Vorjahres stabilisiert werden. Das<br />
Bild 5:<br />
Streckenabschnitt Knappenrode – Horka – Grenze Deutschland/Polen (rot) im<br />
paneuropäischen Verkehrkorridor III (Grafik: DB).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
231
Betri<strong>eb</strong><br />
der Gleisanlagen, drei neue Umschlagkräne sowie<br />
moderne Technik investiert. Ferner entsteht eine leistungsfähige<br />
Sortieranlage. Ende 2015 soll der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong><br />
aufgenommen werden. Mit dem Bau eines<br />
innovativen Schiene-Schiene-Umschlagterminals in<br />
Lehrte werden zusätzliche Kapazitäten für die erwarteten<br />
Zuwächse der Güterverkehrsströme aus den<br />
Häfen geschaffen.<br />
3.3.8 Zweigleisiger Ausbau des Streckenabschnittes<br />
zwischen Igel und Igel West<br />
Die Finanzierungsvereinbarung für den zweigleisigen<br />
Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Igel<br />
und Igel West bei Trier wurde im Juli unterzeichnet.<br />
N<strong>eb</strong>en dem BMVBS und der DB Netz beteiligen<br />
sich auch das Großherzogtum Luxemburg und das<br />
Land Rheinland-Pfalz an der Finanzierung des rund<br />
20 Mio. EUR teuren Vorhabens.<br />
3.3.9 Zweite Ausbaustufe im Knoten<br />
Halle/Leipzig<br />
Im Oktober haben das BMVBS und die DB Netz die<br />
Finanzierungsvereinbarung für die zweite Ausbaustufe<br />
im Knoten Halle/Leipzig unterzeichnet. Insgesamt<br />
rund 252 Mio. EUR investieren die Vertragspartner<br />
in die Erneuerung der Eisenbahninfrastruktur zur<br />
Anbindung der neuen Zugbildungsanlage sowie zur<br />
nördlichen Einbindung der Ausbaustrecke Berlin –<br />
Halle/Leipzig (VDE Nr. 8.3) in den Knoten Halle.<br />
Zusammen mit der im September begonnenen<br />
Modernisierung der Zugbildungsanlage entsteht<br />
im Raum Halle durch den Ausbau des Knotens eine<br />
völlig neue und deutlich leistungsfähigere Schieneninfrastruktur.<br />
Die zweite Ausbaustufe umfasst unter<br />
anderem den Neubau von rund 30 km Gleisen mit<br />
Oberleitungsanlagen und ein neues ESTW. Ab Ende<br />
2015 sollen die neuen Anlagen sukzessive in Betri<strong>eb</strong><br />
gehen.<br />
3.4 Baumaßnahmen für Fern- und<br />
Regionalverkehr 16,7-Hz-Netz<br />
3.4.1 Hildesheim – Groß Gleidingen zweigleisig<br />
Der Ausbau der bislang eingleisigen Strecke von<br />
Hildesheim nach Groß Gleidingen auf zwei Gleise<br />
ist 2012 abgeschlossen worden. Diese Infrastrukturmaßnahme<br />
umfasste unter anderem über 20<br />
Brückenbauwerke, umfangreiche Anlagen der Signaltechnik<br />
mit drei Elektronischen Stellwerken und<br />
schließlich die Oberleitung für das zweite Gleis. Mit<br />
den drei Jahre dauernden Arbeiten mit einem Volumen<br />
von 140 Mio. EUR wurden für den Fern- und<br />
Regionalverkehr zusätzliche Streckenkapazitäten<br />
geschaffen. Dieser auf der Fernverkehrsverbindung<br />
Frankfurt – Berlin liegende 34 km lange Streckenabschnitt<br />
war wegen seiner Eingleisigkeit ein wesentlicher<br />
Zwangspunkt bei der Fahrplangestaltung. Seit<br />
dem Fahrplanwechsel im Dezember 2012 verkürzen<br />
sich im Nahverkehr die Fahrzeiten um bis zu zehn<br />
Minuten, da die teilweise langen Wartezeiten am<br />
<strong>Bahn</strong>steig bis zur Kreuzung mit dem Gegenzug entfallen.<br />
Durch das zweite Gleis werden prinzipiell nur<br />
einminütige Halte zum Ein- und Aussteigen benötigt.<br />
Wegen der Erhöhung der Streckengeschwindigkeit<br />
auf 160 km/h verkürzt sich die Fahrzeit im<br />
Fernverkehr um knapp zwei Minuten.<br />
3.5 Baumaßnahmen S-<strong>Bahn</strong>strecken<br />
Hamburg<br />
Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde auch<br />
in 2012 die Netzinfrastruktur der S-<strong>Bahn</strong> Hamburg<br />
weiter verbessert. So erneuerte die DB Netz unter<br />
anderem Gleise im Hauptbahnhof und im S-<strong>Bahn</strong>hof<br />
Wedel sowie auf den Strecken Sternschanze – Hauptbahnhof<br />
und Hammerbrook – Hauptbahnhof. Ferner<br />
wurde in den Stationsausbau und in die Herstellung<br />
barrierefreier Zugänge investiert, beispielsweise an<br />
den S-<strong>Bahn</strong>höfen Mittlerer Landweg und Poppenbüttel.<br />
Damit sind 74 % der S-<strong>Bahn</strong>stationen barrierefrei.<br />
Ziel ist, in den nächsten Jahren weitere Stationen<br />
barrierefrei auszubauen.<br />
3.6 Umwelt und Sicherheit<br />
3.6.1 Neue Rettungs- und Kranzüge der<br />
DB Netz<br />
Die DB Netz beschafft für 80 Mio. EUR si<strong>eb</strong>en neue<br />
Rettungszüge für die Schnellfahrstrecken Hannover<br />
– Würzburg und Mannheim – Stuttgart. Sie hat<br />
dazu im September mit den Firmen Dräger und Tatravagonka<br />
Verträge über die Lieferung von 36 Aufbauten<br />
für Rettungszüge und 36 Trägerfahrzeugen<br />
unterzeichnet. Diese ersetzen in den nächsten sechs<br />
Jahren sukzessive die seit Anfang der 1990er Jahre<br />
entlang der beiden Schnellfahrstrecken stationierten<br />
sechs Rettungszüge. Der si<strong>eb</strong>te Zug ist als Reserveeinheit<br />
vorgesehen.<br />
Die DB Netz beschafft ferner fünf neue Kranzüge<br />
für die Notfalltechnik. Sie hat dazu im Oktober mit<br />
den Firmen Tatravagonka für die Unterwagen, Gföllner<br />
für die Aufbauten und Kirow für drei Kräne à<br />
160 t und zwei Kräne à 100 t Verträge unterzeichnet.<br />
Die neuen Kranzüge ersetzen in den nächsten sechs<br />
Jahren sukzessive die seit Mitte der 1970er Jahre im<br />
Einsatz befindlichen Züge. Das Investitionsvolumen<br />
beträgt insgesamt rund 60 Mio. EUR.<br />
232 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
3.6.2 Lärmsanierung weiter vorangetri<strong>eb</strong>en<br />
Erklärtes Ziel der DB ist es, mit einem Gesamtkonzept<br />
den Schienenverkehrslärm ausgehend vom<br />
Jahr 2000 bis 2020 zu halbieren. Zentrales Element<br />
hierbei ist das 1999 von der Bundesregierung ins<br />
L<strong>eb</strong>en gerufene Programm Lärmsanierung an bestehenden<br />
Schienenwegen des Bundes, welches im<br />
Berichtsjahr weiter erfolgreich umgesetzt wurde.<br />
So konnten 2012 unter anderem Schallschutzwände<br />
mit einer Länge von rund 55 km fertiggestellt<br />
werden, wodurch sich deren Gesamtlänge auf etwa<br />
442 km erhöhte. Allein im Bereich der Stadt Hamburg<br />
wurden zwölf Lärmschutzwandabschnitte mit<br />
zusammen knapp 7 km und einer Fläche von rund<br />
17 000 m ² installiert. Insgesamt erhielten in 2012<br />
über 2 000 Wohnungen Schallschutzfenster und/<br />
oder Schalldämmlüfter. 2013 sind weitere über<br />
55 km Schallschutzwände und rund 2 500 Wohnungssanierungen<br />
geplant.<br />
3.6.3 Schlussbericht zu innovativen<br />
Lärmschutzmaßnahmen erstellt<br />
Durch die Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm<br />
II der Bundesregierung bekommt der Lärmschutz<br />
bei der <strong>Bahn</strong> eine neue Perspektive. So wurden<br />
zwischen 2009 und 2011 rund 80 Mio. EUR<br />
zusätzlich für die Erprobung innovativer Maßnahmen<br />
eingesetzt. Die DB Netz installierte bundesweit<br />
13 Systeme neuer Technologien in 82 Einzelprojekten.<br />
Ein Fokus des Programms lag auf Strecken im<br />
Rheintal. Mit 13 Mio. EUR wurden beispielsweise im<br />
Mittelrheintal vier unterschiedliche Technologien in<br />
23 Maßnahmen umgesetzt.<br />
Das BMVBS und die DB Netz haben Ende Juni<br />
2012 den Schlussbericht mit den Erg<strong>eb</strong>nissen der<br />
getesteten Technologien zur Lärm- und Erschütterungsminderung<br />
am Fahrweg vorgestellt. Es zeigt<br />
sich, dass ein Großteil der getesteten Technologien<br />
gegenüber Immissionen am Gleis zu deutlichen<br />
Lärmminderungseffekten von bis zu 8 dB verhilft.<br />
Stromabnehmers mit 1 600 mm oder 1 950 mm Länge.<br />
Daher wurde in einem Projekt der UIC eine Studie<br />
über den Verschleiß der Fahrdrähte und Schleifstücke<br />
bei gemischtem Einsatz von Schleifstücken<br />
aus reiner und aus metallisierter Kohle durchgeführt<br />
[3]. Bild 6 zeigt als wesentliches Erg<strong>eb</strong>nis der Studie<br />
den Fahrdrahtverschleiß. Die blauen Säulen stellen<br />
die Erg<strong>eb</strong>nisse bei Prüfungen auf einem Versuchsstand<br />
mit wenigen Lichtbögen, die roten solche mit<br />
häufigen Lichtbögen und die schwarzen Säulen den<br />
Verschleiß an harten Stellen in der Oberleitung dar.<br />
Aus Bild 6 ist zu erkennen, dass auf interoperablen<br />
AC- und DC-Strecken Stromabnehmer sowohl mit<br />
Schleifstücken aus reiner und aus metallimprägnierter<br />
Kohle gleichwertig eingesetzt werden können,<br />
da die Auswirkungen auf den Verschleiß praktisch<br />
gleich sind. Somit reicht ein Stromabnehmertyp aus.<br />
Dies ist ein erh<strong>eb</strong>licher Fortschritt im europäischen<br />
Eisenbahnwesen, da damit die Anzahl der Stromabnehmer<br />
auf interoperablen Schienenfahrzeugen<br />
deutlich vermindert werden kann.<br />
4 <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
4.1 DB Energie 16,7 Hz<br />
4.1.1 Übersicht<br />
Das 110-kV-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergienetz und die dezentralen<br />
Umformer- und Umrichterwerke mit dem Stand vom<br />
31.12.2012 ist in Bild 7 dargestellt. Die Veränderungen,<br />
die gegenüber dem Stand vom 31.12.2011 eingetreten<br />
sind, werden nachstehend erläutert.<br />
3.7 Oberleitungsanlagen 16,7 Hz –<br />
Verwendung von metall-imprägnierten<br />
Kohleschleifstücken<br />
Die DB ließ bisher in ihrem Fahrleitungsnetz nur<br />
Stromabnehmer-Schleifstücke aus Kohle zu, da damit<br />
nur ein geringer Verschleiß sowohl der Fahrdrähte<br />
und auch der Schleifstücke beobachtet und mit<br />
metallisierten Kohleschleifstücken ein höherer Fahrdrahtverschleiß<br />
befürchtet wurde. Die Frage des Einsatzes<br />
solcher Schleifstücke auf allen interoperablen<br />
Strecken war ein offener Punkt in der TSI LOC&PAS<br />
CR [2] und behinderte die Verwendung nur eines<br />
111 (2013) Heft 4<br />
Bild 6:<br />
Prüfungen zum Fahrdrahtverschleiß bei unterschiedlichen Schleifstückwerkstoffen auf einem<br />
Versuchsstand. Geschwindigkeit 180 km/h.<br />
1 reine Kohle der Hersteller A und B<br />
2 Kohle imprägniert mit 25 % und 35 % Kupfer<br />
blaue Säulen Versuchsanordnung mit wenigen Lichtbögen<br />
rote Säulen Versuchsanordnung mit häufigen Lichtbögen<br />
schwarze Säulen harte Stellen<br />
233
Betri<strong>eb</strong><br />
Bild 7:<br />
<strong>Bahn</strong>übertragungsnetz 2 AC 110 kV 16,7 Hz und dezentrale Umformer- und Umrichterwerke der DB Energie (Grafik: DB Energie).<br />
234 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
4.1.2 <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieerzeugung<br />
Im Zuge der Elektrifizierung der Strecke Knappenrode<br />
– Horka – Wegliniec haben die Ausschreibung<br />
und Vergabe des Umrichterwerkes (Urw) Lohsa im<br />
Herbst 2012 stattgefunden. Es wird eine Leistung<br />
von 3 x 15 MW installiert.<br />
Die dezentralen Umrichterwerke in Adamsdorf<br />
(Bild 8) und Rostock wurden errichtet. Sie sind mit<br />
jeweils zwei Multilevel-<strong>Bahn</strong>umrichter ausgerüstet, die<br />
eine Nennleistung von 15 MW besitzen [4]. Die Abnahmen<br />
haben im Laufe des Jahres 2012 stattgefunden.<br />
Der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> wurde zum Jahresende 2012<br />
wegen der Streckensperrung Berlin – Rostock unterbrochen<br />
und wird ab April 2013 nach der Aufh<strong>eb</strong>ung<br />
der Streckensperrungen wieder aufgenommen. Die<br />
statischen Umrichterwerke werden dezentral betri<strong>eb</strong>en.<br />
Sie ersetzen die dezentralen Umformerwerke,<br />
die mit fahrbaren Synchron-Synchron-Umformer<br />
ausgerüstet sind, aus den 80er Jahren.<br />
4.1.3 Schaltanlagen<br />
Kompletterneuerungen von Unterwerken (Uw) gab<br />
es in Duisburg und Stollberg, von Kuppelstellen in<br />
Roisdorf. Fertiggestellt wurden auch die Erneuerungen<br />
der Unterwerke Löhne und Nörten-Hardenberg.<br />
Die Erneuerung des Uw Karthaus wurde begonnen. In<br />
den Unterwerken B<strong>eb</strong>ra, Wächtersbach und Kraichtal<br />
sowie in den Schaltposten Burgsinn und Erfurt wurde<br />
die Sekundärtechnik erneuert. Im Uw B<strong>eb</strong>ra wurden<br />
zusätzlich die 110-kV-Wandler in den Leitungsfeldern<br />
getauscht. In den Unterwerken Körle und Murnau<br />
wurden die <strong>Bahn</strong>transformatoren getauscht.<br />
Das fahrbare Unterwerk (fUw) 31 wurde dem Bayerischen<br />
Eisenbahnmuseum Nördlingen als Leihgabe<br />
überg<strong>eb</strong>en, das fUw 32 wurde an seinem Standort<br />
Gabelbach verschrottet.<br />
Zurückg<strong>eb</strong>aut wurden die 110-kV-Schaltanlage<br />
Grünauer Kreuz und die Kuppelstelle Glöwen.<br />
4.1.4 Netzleittechnik<br />
Im Laufe des Jahres 2012 fanden nach Werkfunktionsprüfungen<br />
die Auslieferung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
des neuen Netzleitsystems der Hauptschaltleitung<br />
der DB Energie statt. Während dieser mehrmonatigen<br />
Phase wurde das neue Netzleitsystem intensiv<br />
auf seine betri<strong>eb</strong>liche Einsatztauglichkeit vorbereitet<br />
und getestet. Neue Funktionen ergänzen die bisherigen<br />
Optimierungstools der Netzbetri<strong>eb</strong>sführung. So<br />
können beispielsweise CO 2<br />
-Zertifikate für Kraftwerke,<br />
die der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieerzeugung dienen, eingeg<strong>eb</strong>en<br />
und optimiert werden. Außerdem wurden verschiedene<br />
Schnittstellen zur Kommunikation mit anderen<br />
Komponenten des Leitsystems programmiert, sodass<br />
automatisierte Workflows möglich sind.<br />
Das neue Netzleitsystem wird in den Räumen der<br />
Hauptschaltleitung in Frankfurt am Main installiert.<br />
Die Räumlichkeiten werden im Laufe des Jahres 2013<br />
komplett umgestaltet. Der Bezug ist für Mitte 2013<br />
geplant.<br />
Zum Jahresende 2012 wurde das Verfahren VPN<br />
Fernwartung der DB Energie produktiv gestellt. Für<br />
externe Herstellerfirmen und für ausgewählte regionale<br />
Servicemitarbeiter der DB steht ein Zugang für<br />
Fernwartung und/oder Fernservice auf technische<br />
Anlagen/Komponenten in der Fläche über das Vir-<br />
Bild 8:<br />
Umrichterwerk (links)<br />
und Umformerwerk<br />
(rechts) Adamsdorf<br />
(Foto: DB Energie).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
235
Betri<strong>eb</strong><br />
tual Private Network (VPN) DB Energie zur Verfügung.<br />
Der Zugang zu den Anlagen über das VPN DB Energie<br />
soll gesteuert und gegen unbefugte Nutzung gesichert<br />
werden. Eine zentrale Firewall auf Basis von Linux<br />
mit aktivierten IP-Tables/netfilter-Komponenten<br />
steuert die Verkehrsführung für die Zugangsarten<br />
Fernwartung/Fernservice innerhalb des VPN DB Energie.<br />
Jeder Zugang wird einzeln autorisiert, freigeschaltet<br />
und geloggt. Die Trennung eines Zugangs<br />
erfolgt automatisch, sobald er für eine festgelegte<br />
Zeitdauer nicht mehr aktiv (kein IP-Datenverkehr)<br />
genutzt wurde.<br />
4.2 DC-S-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
4.2.1 S-<strong>Bahn</strong> Berlin<br />
Bild 9:<br />
Bild 9: Geplanter Endzustand nach der Erneuerung <strong>Bahn</strong>hof Berlin-Ostkreuz<br />
(Designstudie: DB).<br />
Bild 10:<br />
Ostkreuz, Ringbahn Richtung Norden: Blick auf die neue <strong>Bahn</strong>hofshalle für den S-<strong>Bahn</strong>-Betri<strong>eb</strong><br />
(Foto: DB Netz).<br />
Bild 11:<br />
S 2 Süd, <strong>Bahn</strong>hof Buckower Chausee: neue Fahrleitungsanlagen für die S-<strong>Bahn</strong><br />
(Foto: DB Netz).<br />
Im April 2012 wurde der neue Ringbahnhof am Ostkreuz<br />
termingemäß in Betri<strong>eb</strong> genommen. Damit<br />
konnte der bisherige provisorische S-<strong>Bahn</strong>steig, welcher<br />
künftig der Regionalbahn dient, durch die neue<br />
<strong>Bahn</strong>hofshalle für den S-<strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong> abgelöst werden<br />
(Bilder 9 und 10). Für die S-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
wurden zur Anbindung des neuen <strong>Bahn</strong>hofes<br />
3,2 km Stromschienen-Fahrleitung sowie eine Fahrleitungsschaltstelle<br />
errichtet.<br />
Die Bautätigkeit zur Erneuerung des S-<strong>Bahn</strong>knotens<br />
Ostkreuz konzentriert sich bis 2015 auf die<br />
schrittweise Herstellung des Endzustandes auf der<br />
Ost–West-Achse. Damit verbunden sind die Erneuerung<br />
der Stromschienen-Fahrleitung der Gleise<br />
des <strong>Bahn</strong>hofes Ostkreuz unten sowie die der Streckengleise<br />
unter anderem zur Herstellung des Richtungsbetri<strong>eb</strong>es<br />
an allen <strong>Bahn</strong>steigen.<br />
In 2012 wurden die Gleichrichter-Unterwerken<br />
(GUw) Karow und Nikolassee entsprechend dem<br />
Ausrüstungsstandard nach dem Konzept 1/99 fertiggestellt.<br />
Der Umbau des GUw Königs-Wusterhausen<br />
wurde begonnen. Hierfür wurde ein transportables<br />
Gleichrichter-Unterwerk als vollständige Ersatzversorgung<br />
aufg<strong>eb</strong>aut und in Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />
Die Erneuerung erfolgt im Hochbau des bisherigen<br />
Gleichrichter-Unterwerkes entsprechend dem Ausrüstungsstandard<br />
nach dem Konzept 1/99.<br />
Im gesamten S-<strong>Bahn</strong>-Netz wurden rund 5 km<br />
Stromschienen-Fahrleitungsanlagen im Rahmen von<br />
Oberbau-, Weichen- und Brückenerneuerungen erstellt<br />
(Bild 11). Mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme einer neuen<br />
Unterzentrale elektronischer Stellwerke für den<br />
Bereich Prenzlauer Allee mit dem Haltepunkt Plänterwald<br />
und dem Bf Neuköln wurde die Tri<strong>eb</strong>strom-<br />
Rückleitungsanlage im Streckenbereich angepasst.<br />
Ebenfalls konnten fünf Erdungskurzschließer an<br />
Haltepunkten und <strong>Bahn</strong>höfen der S 5 Ost in Betri<strong>eb</strong><br />
genommen werden. Auf der S 7 West wurden drei<br />
Spannungsdurchschlagsicherungen mit GSM-R-<br />
Überwachung ausgerüstet. Mit dem ersten Inbetri<strong>eb</strong>nahmeabschnitt<br />
der neuen Zugbildungsanlage<br />
Tempelhof wurden drei Abstellgleise mit entsprechender<br />
Verschaltung über Lasttrennschalter in Freiluftbauweise<br />
dem Betri<strong>eb</strong> überg<strong>eb</strong>en.<br />
236 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
4.2.2 S-<strong>Bahn</strong> Hamburg<br />
Im Juni 2012 wurde das neu g<strong>eb</strong>aute GUw Elbgaustraße<br />
als Ersatz für die Schaltstelle Elbgaustraße in<br />
Betri<strong>eb</strong> genommen (Bilder 12 und 13).<br />
5 <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
5.1 Tri<strong>eb</strong>züge für Regional-/Nahverkehr<br />
5.1.1 Tri<strong>eb</strong>züge BR 440 und 1440<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge der BR 440 sind mehrteilige Elektrotri<strong>eb</strong>züge<br />
der Fahrzeugfamilie Coradia Continental<br />
des Herstellers Alstom Transport Deutschland. Sie haben<br />
160 km/h Höchstgeschwindigkeit. Für die DB Regio,<br />
Region Bayern, wurden insgesamt 80 Tri<strong>eb</strong>züge<br />
beschafft. Als Fugger-Express verkehren 37 vierteilige<br />
Tri<strong>eb</strong>züge hiervon auf dem E-Netz Augsburg, in dem<br />
sie bereits zum Fahrplanwechsel 2009 das vollständige<br />
Flügelkonzept aufgenommen haben. Die Zugeinheiten<br />
aus Richtung Ulm einerseits und Donauwörth<br />
andererseits werden in Augsburg zur Weiterfahrt<br />
nach <strong>München</strong> gekuppelt und in der Gegenrichtung<br />
in die Flügelzüge getrennt.<br />
Die Strecke <strong>München</strong> – Passau bedienen je sechs<br />
vierteilige und fünfteilige Tri<strong>eb</strong>züge als Donau-Isar-<br />
Express. Diese Tri<strong>eb</strong>züge sind seit 2010 im Einsatz;<br />
sie haben drei Mehrzweckräume und je drei behindertengerechte<br />
Toiletten und außerdem ein Fahrgastinformationssystem.<br />
Als Mainfrankenbahn sind<br />
seit 2010 im E-Netz Würzburg 22 dreiteilige und fünf<br />
vierteilige Tri<strong>eb</strong>züge der BR 440 im Einsatz.<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge (Bild 14) der drei Einsatzbereiche<br />
sind abrufübergreifend miteinander kuppelbar. Die<br />
vierteiligen Tri<strong>eb</strong>züge können mit bis zu vier Einheiten<br />
in Mehrfachtraktion fahren.<br />
Der im November 2011 abgeschlossene Rahmenvertrag<br />
sieht die Lieferung der Nachfolgefahrzeuge<br />
des Typs Coradia Continental vor. Wesentliche Veränderung<br />
der neuen Fahrzeuge ist ein modifizierter<br />
Fahrzeugkopf nach Norm EN 15227 [5] mit Crash-<br />
Elementen zum Energieverzehr. Diese Fahrzeuge<br />
werden beim Eisenbahnbundesamt als BR 1440 geführt.<br />
Die DB Regio, Region NRW, hat für den Betri<strong>eb</strong><br />
der S-<strong>Bahn</strong>-Linien S5 und S8 28 dreiteilige Fahrzeuge<br />
bestellt, sie werden ab Dezember 2014 eingesetzt.<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge der BR 442 sind modulare, mehrteilige<br />
Einheiten der Fahrzeugfamilie Talent 2 von Bombardier<br />
Transportation (BT). Sie werden bei der DB<br />
sowohl im S-<strong>Bahn</strong>-ähnlichen Verkehr als auch im<br />
Regionalverkehr eingesetzt. Die Fahrzeugkonfiguration<br />
ist flexibel von zwei- bis sechsteilig. Es wurden<br />
295 Tri<strong>eb</strong>züge bestellt und davon 132 bis Jahresende<br />
2012 ausgeliefert (Tabelle 1).<br />
Im Jahr 2012 wurden sie auf den folgenden Strecken<br />
in Betri<strong>eb</strong> genommen: S-<strong>Bahn</strong> Nürnberg, Moseltalbahn,<br />
Strecke Cottbus – Leipzig, Rhein-Sieg-<br />
Express, Saxonia Dresden – Leipzig (Bild 15), E-Netz<br />
Franken sowie Stadtbahn Berlin-Brandenburg.<br />
5.1.3 Tri<strong>eb</strong>züge BR 429 und 1428<br />
Fünf fünfteilige Flirt-Tri<strong>eb</strong>züge der BR 429 sind schon<br />
seit 2007 auf der Strecke Rostock – Strahlsund im Ein-<br />
Bild 12:<br />
GUw Elbgaustraße Gesamtansicht (Foto: DB Energie).<br />
5.1.2 Tri<strong>eb</strong>züge BR 442<br />
Bild 13:<br />
GUw Elbgaustraße Fahrleitungsschaltanlage (Foto: DB Energie).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
237
Betri<strong>eb</strong><br />
satz (Bild 16). Zusätzlich beschafft die DB Regio zum<br />
Fahrplanwechsel im Dezember 2014 nun 42 weiterentwickelte<br />
Flirt-Tri<strong>eb</strong>züge der Firma Stadler. Hauptunterschied<br />
ist der völlig neue Fahrzeugkopf, bedingt<br />
durch Implementierung der neuen Crash-Norm.<br />
28 Stück, <strong>eb</strong>enfalls fünfteilige Flirt, werden von der<br />
Region Südwest im ET-Netz Südwest auf den Strecken<br />
Koblenz – Frankfurt – Mannheim – Saarbrücken eingesetzt.<br />
Eine Besonderheit dabei ist, dass die Flirt auf der<br />
RB 1 zwischen Koblenz und Trier mit Stadler-Doppelstocktri<strong>eb</strong>zügen<br />
vom Typ KISS der CFL (luxemburgische<br />
Staatsbahn) in Doppeltraktion verkehren sollen.<br />
Ebenfalls behalten sich die beteiligten fünf Zweckverbände<br />
umfangreiche Eingriffe im Innen- und Außendesign<br />
vor. So werden die Fahrzeuge in Zukunft mit<br />
einem eigenen spezifischen Erscheinungsbild abweichend<br />
vom Standard der DB Regio fahren. Die Züge<br />
werden im RE-Betri<strong>eb</strong> mit v max<br />
= 160 km/h verkehren.<br />
Großer Wert wurde auf eine innovative, umfangreiche<br />
Fahrgastinformationsmöglichkeit gelegt. So befinden<br />
sich in allen Einstiegsbereichen moderne LCD-Displays,<br />
auf denen die Zugziele und Anschlussmöglichkeiten<br />
in Echtzeitqualität dargestellt werden sollen.<br />
Die Region NRW beschafft 14 vierteilige Flirt. Jeder<br />
Zugteil ist mit einem modernen Mehrzweckabteil<br />
mit der Möglichkeit der Fahrradmitnahme ausgerüstet.<br />
Die Fahrzeuge mit jeweils 225 Sitzplätzen<br />
sollen ab 2014 auf der Haard-Achse Münster – Essen<br />
– Düsseldorf eingesetzt werden. Ab 2016 wird diese<br />
Linie bis Mönchengladbach verlängert. Abweichend<br />
zur bisherigen DB-BR-Logik werden diese Tri<strong>eb</strong>züge<br />
als BR 1428 genummert werden.<br />
5.1.4 Doppelstock-Tri<strong>eb</strong>züge Dosto 2010<br />
Bild 14:<br />
Tri<strong>eb</strong>zug BR 440 in Dreifachtraktion bei Treuchtlingen (Foto: DB).<br />
Bild 15:<br />
<strong>Elektrische</strong>r Tri<strong>eb</strong>zug Talent 2 BR 442 im <strong>Bahn</strong>hof Dresden Hbf für den Einsatz Richtung Riesa –<br />
Leipzig als Saxonia-Express (Foto: DB).<br />
Aus dem aktuell laufenden Rahmenvertrag zwischen<br />
Bombardier Görlitz und DB Regio über bis zu 800<br />
Fahrzeuge der Bombardier Produktfamilie Twindexx<br />
Vario werden ab 2014 und 2015 neue elektrische<br />
Doppelstockzüge mit 160 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
beschafft. Ihre Arbeitsbezeichnung lautet DoIC<br />
für den IC-Einsatz (Bild 17) von DB Fernverkehr und<br />
Dosto 2010 für den Regionalverkehr von DB Regio.<br />
N<strong>eb</strong>en den bereits bekannten Doppelstockfahrzeugen<br />
als Steuer- oder Mittelwagen mit Hoch- oder<br />
Tiefeinstieg wird es als neues Element in der Dosto-<br />
Familie somit elektrische Tri<strong>eb</strong>wagen g<strong>eb</strong>en. Im<br />
Grundsatz erhält ein Steuerwagen eigene Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />
auf allen vier Radsätzen von insgesamt<br />
2,3 MW Leistung, der die reine Wagenfamilie zum<br />
Tri<strong>eb</strong>zugkonzept erweitert, ohne die Vorteile des Einzelwagenkonzeptes<br />
aufzug<strong>eb</strong>en. Durch den Einsatz<br />
von mehreren Tri<strong>eb</strong>wagen in einem Zugverband ist<br />
somit n<strong>eb</strong>en der Platzkapazität auch die Antri<strong>eb</strong>sleistung<br />
dem Bedarf entsprechend skalierbar.<br />
Die Dosto 2010 sind mit zwei Steuerungssystemen<br />
ausgerüstet: Für die Betri<strong>eb</strong>smodi artrein, bei<br />
dem der Zugverband nur aus Dosto 2010 besteht,<br />
und abwärtskompatibel, bei dem der Zugverband<br />
aus Dosto 2010 und Bestands-Dosto oder Bestandslokomotiven<br />
besteht. Im artreinen Betri<strong>eb</strong> wird der<br />
Zug über einen Wire-Train-Bus (WTB) und IP-Zugbus<br />
gesteuert und ist mehrfachtraktions- und flügelzugfähig<br />
wie ein heutiger Tri<strong>eb</strong>zug.<br />
Alle Fahrzeuge Dosto 2010 erfüllen die aktuellen<br />
Normen, Crash-Vorschriften und der TSI PRM. Die<br />
Fahrzeuge sind standardmäßig in der Brandschutzklasse<br />
2-D ausgeführt und können optional auch für<br />
die Klasse 3-D für Tunnelverkehr beschafft werden.<br />
Bisher wurden aus dem Rahmenvertrag insgesamt<br />
290 Fahrzeuge abgerufen. Einsatzg<strong>eb</strong>iete sind in der<br />
Variante DoIC der DB Fernverkehr und als Dosto<br />
238 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
2010 das RE Kreuz Bremen, das Netz Mitte Schleswig-Holstein,<br />
das Netz Nord Süd in Berlin Brandenburg<br />
und der Main-Spessart-Express von DB Regio.<br />
Der DoIC erhielt eine auf die Bedürfnisse des Fernreiseverkehrs<br />
zugeschnittene Ausstattung: zusätzliche<br />
Gepäckabstellmöglichkeiten, Anordnung von Garderoben,<br />
Sitze mit erweiterten Verstellmöglichkeiten<br />
und Beinfreiheit auf ICE-Niveau, Teppichboden in den<br />
Fahrgasträumen, umfangreiche FIS- und Infotainmentausstattung,<br />
elektronische Platzreservierung, Repeater,<br />
zweites WC in allen Mittelwagen. Neu ist auch die<br />
Ausstattung des gesamten DoIC mit einer taktilen Wegeleitung<br />
für sehbeeinträchtigte Personen.<br />
Die Fahrzeuge für die Regioabrufe werden je nach<br />
den Vorgaben der regionalen Aufgabenträger innen<br />
und fallweise auch im Außenanstrich modifiziert. So<br />
werden zum Beispiel die Fahrzeuge des Netzes Mitte<br />
Schleswig-Holstein eine auffällige grün/graue Farbg<strong>eb</strong>ung<br />
erhalten. Die Innenausstattungen der Fahrzeuge<br />
sind auf dem heutigen aktuellen Stand; sie beinhalten<br />
unter anderem LED-Beleuchtung; umfangreiche FIS-<br />
Ausrüstung mit Displays in den Einstieg- und Fahrgasträumen<br />
zur Anzeige von Echtzeitinformationen,<br />
Videoüberwachung, Fahrgastzähleinrichtung, großzügigen<br />
Fahrradtransportmöglichkeiten, Ledersitze und<br />
Leseleuchten in der 1. Klasse, Mobilfunkrepeater und<br />
Sitzplatzreservierung, wobei nicht alle Komponenten<br />
in jedem Abruf zu finden sind.<br />
DB Regio beteiligt sich mit diesen universell konfigurierbaren<br />
Doppelstockzügen, die n<strong>eb</strong>en einem<br />
hohen Fahrgastkomfort auch noch den Vorteil einer<br />
großen Platzkapazität bei kurzen Zuglängen in sich<br />
vereinen, an weiteren zurzeit laufenden oder in Planung<br />
befindlichen Ausschreibungen.<br />
Wie sich nach den ersten Abrufen zeigt, werden die<br />
Dosto 2010 der einzelnen Abrufe in den fahrgastrelevanten<br />
Bereichen deutlich unterschiedlich ausgestattet<br />
sein. Doppelstockkonzepte sind auch in Zukunft für<br />
weitere Innovationen gut und können in vielfältigster<br />
Weise den Kundenwünschen angepasst werden.<br />
5.2 Lokomotiven BR 146.2<br />
Die DB hat im August mit Bombardier Transportation<br />
einen Vertrag über die Lieferung von 32 elektrischen<br />
Lokomotiven für den Regionalverkehr abgeschlossen.<br />
Das Investitionsvolumen beträgt rund 108 Mio. EUR.<br />
Mit der Bestellung wird eine Option aus einem bestehenden<br />
Vertrag eingelöst. Mit diesen Lokomotiven<br />
der BR 146.2 soll die bestehende Fahrzeugflotte ver-<br />
Bild 16:<br />
Tri<strong>eb</strong>zug Flirt BR 429 als Hanse-Express auf der Strecke von Saßnitz nach Rostock in Stralsund-<br />
Rügendamm (Foto: DB).<br />
TABELLE 1<br />
Abgerufene Stückzahl an Tri<strong>eb</strong>zügen der BR 442 – Stand Jahresende 2012.<br />
Einsatzbereich Abrufstückzahl im Einsatz<br />
2-teilig 3-teilig 4-teilig 5-teilig gesamt<br />
Moseltalbahn 5 8 13 ja<br />
Cottbus-Leipzig 3 3 6 ja<br />
S-<strong>Bahn</strong> Nürnberg 42 42 ja<br />
Rhein-Sieg-Express 3 10 2 15 ja<br />
Saxonia 4 4 8 ja<br />
E-Netz Franken 5 9 8 22 ja<br />
Mittelhessen 6 16 22 nein<br />
Stadtbahn Berlin St. 1/2 26 22 48 ja<br />
Warnow 23 23 nein<br />
Elbe-Elster 8 8 nein<br />
Mitteldeutsche S-<strong>Bahn</strong>-Netz 36 15 51 nein<br />
Werdenfels 3 34 37 nein<br />
Summe 11 88 137 59 295 –<br />
111 (2013) Heft 4<br />
239
Betri<strong>eb</strong><br />
Bild 17:<br />
Design-Bild eines<br />
modernen Doppelstocktri<strong>eb</strong>zugs<br />
DoIC<br />
mit komfortabler<br />
Fernverkehrsausstattung<br />
für den Einsatz<br />
auf IC-Linien<br />
(Designstudie: DB)<br />
Bild 18:<br />
Querschnitt der Außenreinigungsanlage<br />
Gießen; sie besitzt<br />
die Leistungsanteile<br />
Waschtechnik,<br />
Abwasseraufbereitung,<br />
Schleppanlage und Enteisungsanlage<br />
(Grafik:<br />
DB Systemtechnik).<br />
jüngt werden. Die Auslieferung ist ab 2014 geplant.<br />
Zum Einsatz werden die Lokomotiven für den Personenverkehr<br />
in den Geschäftsfeldern der DB Regio und<br />
im Intercity-Verkehr der DB Fernverkehr kommen.<br />
6 Fahrzeugbehandlung und<br />
Instandhaltung<br />
6.1 Aufgaben<br />
Die DB Systemtechnik ist maßg<strong>eb</strong>licher Partner der DB-<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) für die Planung<br />
von Werkstätten, Maschinen und Anlagen für die Fahrzeugbehandlung<br />
und -instandhaltung. Es wird zum<br />
Sachstand 2012 in den aktuellen Vorhaben berichtet.<br />
6.2 Behandlungsanlagen für Außenreinigung<br />
und Enteisung<br />
Deutschlandweit plant DB Systemtechnik derzeit<br />
acht Außenreinigungsanlagen (ARA), wobei diese<br />
überwiegend von DB Regio und DB Fernverkehr in<br />
Auftrag geg<strong>eb</strong>en sind. Dies ist als ungewöhnlich<br />
hohe Bedarfsspitze anzusehen, die sich noch über<br />
die kommenden zwei Jahren erstrecken wird. Es<br />
handelt sich sowohl um Neubauanlagen, als auch<br />
um Erneuerung und Ertüchtigung von bestehenden<br />
Anlagen, welche größtenteils technisch verschlissen<br />
sind. Gegenstand der Planung ist hierbei die Ertüchtigung<br />
offener, nicht eingehauster Anlagen sowie<br />
die maschinentechnische Erneuerung von zwei ICE<br />
Hochleistungswaschanlagen mit baureihenabhängigen,<br />
wechselnden Traktionskonzepten. Weiterhin<br />
wird bereits bei der Konzeption von Neubauanlagen<br />
der Schwerpunkt auf umwelt- und fahrzeugschonende<br />
Reinigerauswahl im neutralen und alkalischen Bereich<br />
gelegt.<br />
Konkret sind an dieser Stelle vier Anlagen der DB<br />
Regio NRW in Aachen, Köln-Deutz, Köln-Nippes und<br />
Münster mit den Leistungsanteilen Waschtechnik,<br />
Abwasseraufbereitung, Schleppanlage und Enteisungsanlage<br />
zu nennen, welche die Phasen Grundlagenermittlung,<br />
Vorplanung, Entwurfsplanung,<br />
Ausschreibung und Vergabe in 2012 durchliefen.<br />
Der Abschluss der Realisierungsphase dieser Anlagen<br />
ist für 2013 vorgesehen. Darüber hinaus ist auch<br />
dem Konzept der Außenreinigungsanlage in Gießen<br />
(Bild 18) in 2013 ein vergleichbarer Leistungsanteil<br />
zuzuordnen.<br />
Auch bei den DC-S-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> laufen entsprechende<br />
Projekte an. Sie betreffen die Sanierung der Waschtechnik<br />
der Außenreinigungsanlage Hamburg-Elbgaustraße<br />
sowie einen Neubau am Standort Berlin-Friedrichsfelde.<br />
Das Eigentraktions-Konzept mit<br />
durchgehender Fahrleitung wird auch für die Erneuerung<br />
der Waschtechnik der ARA-Berlin-Rummelsburg<br />
1 umgesetzt.<br />
Auch für Kunden außerhalb der DB plant die DB<br />
Systemtechnik. Für die ÖBB wurde 2012 ein Projekt<br />
am Hbf Graz begonnen. Es ist dort das Waschen von<br />
elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen in Eigentraktion vorgesehen.<br />
Für die Israel Railways wird eine Anlage in Beer Sheva<br />
zur Durchfahr-Wäsche lokbespannter Dosto-Garnituren<br />
Görlitzer Bauart geplant.<br />
Sowohl bei Neubau- als auch bei Sanierungsprojekten<br />
ist der Trend festzustellen, dass mindestens<br />
teil automatisierte Enteisungsvorrichtungen auf<br />
Warmwasser-Basis vorgesehen werden. An Standorten<br />
mit großen Fahrzeugmengengerüsten werden<br />
Nachrüst-Projekte mit solcher Anlagentechnik durch-<br />
240 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
geführt. Am Standort Dortmund wurde beispielsweise<br />
eine Enteisungsanlage im Werk der DB Regio in<br />
Betri<strong>eb</strong> genommen. Das Enteisungswasser wird bis<br />
auf 40 °C erwärmt und auf die Drehgestelle der zu<br />
enteisenden Fahrzeuge gesprüht. Das abgeschmolzene<br />
Wasser wird durch eine Filtrationsanlage gereinigt<br />
und im Kreislaufverfahren wieder verwendet.<br />
Die Besonderheit dieser Anlage besteht darin, dass<br />
die Begehbarkeit der mit Gitterrost ausgelegten Bereiche<br />
innerhalb der ARA nicht durch Einbauten wie<br />
Düsensysteme oder Zuleitungen beeinträchtigt wird<br />
(Bild 19).<br />
6.3 Instandhaltungswerkstätten<br />
hergerichtet. DB Systemtechnik übernahm dabei<br />
die Generalplanung für den Umbau eines Gleises<br />
als Messgleis, die Erstellung von zwei H<strong>eb</strong>estraßen<br />
sowie die Ausrüstung von vier Arbeitsständen mit<br />
Dacharbeitsbühnen, deren Gestalt und Auslegung<br />
analog zu den bewährten Dacharbeitsbühnen der<br />
S-<strong>Bahn</strong> Werkstatt <strong>München</strong>-Steinhausen geplant ist<br />
(Bild 20). Die Teilinbetri<strong>eb</strong>nahme der ET-Werkstatt<br />
Plochingen erfolgte im Jahr 2012.<br />
Für die Neubauwerkstatt der DB Regio in Ulm<br />
konnte 2012 der Rohbau weitgehend abgeschlossen<br />
werden. Die Anlage umfasst eine zweigleisige Fahrzeughalle<br />
für si<strong>eb</strong>enteilige Dosto-Garnituren sowie<br />
eine dreigleisige Tri<strong>eb</strong>wagenhalle für die VT-Instandhaltung<br />
und die notwendige Peripherie.<br />
6.3.1 DB-Regio<br />
Im Projekt S-<strong>Bahn</strong>werkstatt Köln-Nippes erfolgte im<br />
August der Spatenstich für eine zweigleisige Anlage<br />
mit vier Arbeitsständen, die für die Baureihen (BR)<br />
ET423/ET425 ausgerüstet werden. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
der Werkstatt ist für den Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2013 vorgesehen.<br />
DB Regio Bayern rüstet das Reisezugwagenwerk<br />
<strong>München</strong>-Pasing zur Instandhaltung von elektrischen<br />
Tri<strong>eb</strong>zügen der BR 442 (Talent 2) um.<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge verkehren im Netz Werdenfels. Sie<br />
sollen im südöstlichen Hallen-Teilabschnitt der Werkstatt<br />
instand gehalten werden. Es ist geplant, das Gleis<br />
3 mit einem Gleistrog von etwa 95 m Länge über die<br />
halbe Hallenlänge auszustatten und für die Installation<br />
einer H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ockstraße 10 x 20 t herzurichten.<br />
Die zweite Hälfte des Hallengleises wird als aufgeständerte<br />
Gleisanlage mit Seitenarbeitsgruben<br />
ausgeführt. Das benachbarte Gleis 2 wird im Modernisierungsbereich<br />
stillgelegt und rückg<strong>eb</strong>aut.<br />
Zusätzlich erfolgt der Einbau von rund 75 m langen<br />
Dacharbeitsständen mit Schwenkkränen für die Gleise<br />
1 und 3. Dacharbeitsstände, Krananlagen und die<br />
Deckenstromschienenanlagen werden an einer rund<br />
20 m breiten, die Gleise 1 bis 3 überspannenden,<br />
Rahmenkonstruktion befestigt.<br />
Um den Anpassungsbedarf der Instandhaltungskapazität<br />
aufgrund erweiterter Fahrzeugmengengerüste<br />
von elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen und Reisezugwagen<br />
zu ermitteln, wurde von DB Systemtechnik<br />
eine Standortuntersuchung für den Großraum <strong>München</strong><br />
durchgeführt. Im Erg<strong>eb</strong>nis wurde der Vorentwurf<br />
einer entsprechenden Werkstatt nördlich der<br />
S-<strong>Bahn</strong>-Abstellanlage Pasing erarbeitet.<br />
Im Erg<strong>eb</strong>nis einer Machbarkeitsstudie laufen bei<br />
der S-<strong>Bahn</strong> Hamburg Projektaktivitäten an, um die<br />
Werkstatt Elbgaustraße grundlegend zu reorganisieren.<br />
Für 2013 ist die Vorentwurfsplanung einer beidseitig<br />
ang<strong>eb</strong>undenen Werkstattanlage vorgesehen.<br />
Die ET-Werkstatt Plochingen der S-<strong>Bahn</strong> Stuttgart<br />
wurde 2012 für die neuen Fahrzeuge der BR 430<br />
111 (2013) Heft 4<br />
Bild 19:<br />
Versenkte Kegel-<br />
Sprühdüsen der<br />
Enteisungsanlage<br />
Dortmund (Foto: DB/<br />
Dirk Kroschel).<br />
Bild 20:<br />
Dacharbeitsbühne in<br />
der S-<strong>Bahn</strong>-Werkstatt<br />
<strong>München</strong>-Steinhausen<br />
(Foto: DB Systemtechnik).<br />
Bild 21:<br />
Drehgestell-Hubdrehwechsler<br />
mit<br />
Abfangportalen für die<br />
Werkstatt Rummelsburg<br />
1; die Gleisbrücken<br />
sind abgesenkt<br />
(3D-Modell: DB Systemtechnik).<br />
241
Betri<strong>eb</strong><br />
6.3.2 DB Fernverkehr<br />
Bild 22:<br />
Entwurf von Dacharbeitsbühne und Absturzsicherung für die Werkstatt Hamburg-Langenfelde,<br />
vorgesehene Einbauten rot (Grafik: DB Systemtechnik).<br />
Bild 23:<br />
Werkstatt Köln-Nippes DB Fernverkehr (3-D-Animation: DB International).<br />
Im Rahmen der Vorbereitung des Umbauprojektes<br />
Berlin-Rummelsburg ist die Beschaffung von Radsatz-<br />
und Drehgestellwechseleinrichtungen geplant,<br />
die eine effiziente und flexible Wechseltechnologie<br />
in der großen Wagenhalle (RGA1) ermöglichen soll<br />
(Bild 21). Bauseitig werden zwei 370 m lange aufgeständerte<br />
ICE Instandhaltungsgleise realisiert, auf denen<br />
der Wechsel von Drehgestellen, Radsätzen und<br />
Unterflurkomponenten durchgeführt werden kann.<br />
Die Wechselanlage wird als eine um 90 ° drehbare<br />
Senke mit Wagenkastenstützportal ausg<strong>eb</strong>ildet und<br />
befähigt den Standort folglich zum Tauschen von<br />
Tri<strong>eb</strong>- und Laufdrehgestellen der ICE 1, 2, 3, T und<br />
ICx sowie zu Einzelachswechseln.<br />
Die zukünftigen mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme des ICx<br />
ausgelösten veränderten Wechselkonzepte, beispielsweise<br />
in Hinsicht auf die innengelagerten Laufradsätze<br />
und die längeren Wagenkästen, sind bei der Planung<br />
durch DB Systemtechnik berücksichtigt worden.<br />
Auch das Werk Hamburg-Langenfelde wird in den<br />
nächsten Jahren auf die sich verändernden Fahrzeug-<br />
Konzepte angepasst. Im Kontext der ICx-Einführung<br />
befindet sich ein Konzept für die Ausstattung mit<br />
durchgängigen Dacharbeitsbühnen (DAB) in Planung.<br />
Ein Verzicht auf mobile Bühnen gewährleistet<br />
die Möglichkeit zur Gleichzeitigkeit von Wartungsarbeiten<br />
über die gesamte Zuglänge und dient weiterhin<br />
der Bereitstellung von Ablageflächen für Werkzeuge,<br />
Betri<strong>eb</strong>smittel etc. Darüber hinaus besteht<br />
aus arbeitssicherheitstechnischer Sicht unverändert<br />
die Bestr<strong>eb</strong>ung zum Spaltmaß „0“ zwischen Bodenelementen<br />
der Bühne und dem Wagenkasten, was<br />
dementsprechend im Planungsprozess durch die DB<br />
Systemtechnik berücksichtigt wurde. Die konzipierte<br />
DAB (Bild 22) ist 390 m lang und besteht aus zwei<br />
parallel gegenüberliegenden Arbeitsbühnen mit ausfahrbaren<br />
Bodenelementen. <strong>Elektrische</strong> Schaltleisten<br />
an den Bodenelementen führen bei Kontakt mit<br />
dem Wagenkasten zum Abschalten der Bewegung.<br />
Die große Herausforderung des Konzeptes war die<br />
Integration der DAB in das bestehende Werkstattsystem<br />
in Hamburg-Langenfelde, da beispielsweise<br />
durch bestehende Stützpfeiler oder die Auslastung<br />
der Hallendachtraglast wesentliche Restriktionen gesetzt<br />
sind.<br />
2012 erging der Planungsauftrag für eine ICE-<br />
Neubauwerkstatt am Standort Köln-Nippes (Bild 23).<br />
Bild 24:<br />
Übersicht der Werkstätten in Köln-Nippes; links oben Werkstatt DB Fernverkehr, rechts unten DB Regio-Werkstatt (Grafik: DB Systemtechnik).<br />
242 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
Die viergleisige Werkstatt für moderne HGV-Tri<strong>eb</strong>züge<br />
wird in unmittelbarer Nähe zum neuen Regio-<br />
Werk entstehen (Bild 24). Sie ermöglicht mit 400 m<br />
Nutzlänge pro Instandhaltungsgleis eine maximale<br />
Flexibilität bei wechselnden Instandhaltungsanforderungen.<br />
Zur nachhaltigen Umsetzung der Umweltziele<br />
2020 wird die für den Werkstattbetri<strong>eb</strong><br />
erforderliche Heiz- und Kühlenergie aus regenerativen<br />
Energiequellen gewonnen. Zusätzlich wird mit<br />
einer Photovoltaikanlage ein Teil des Grundbedarfs<br />
an elektrischer Energie abgedeckt.<br />
N<strong>eb</strong>en der Tri<strong>eb</strong>zughalle entsteht das Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude<br />
sowie ein Lager- und Logistik-Komplex. Außenreinigungsanlage,<br />
Radsatz-Diagnose und eine Tandem-Unterflur-Radsatz-Drehmaschine<br />
(Tandem-URD)<br />
entstehen in unmittelbarer Werkstattnähe. Ergänzend<br />
werden die notwendigen Abstell- und Innenreinigungskapazitäten<br />
geplant, die für eine reibungslose<br />
Behandlung der Mengengerüste erforderlich sind.<br />
Am Standort Hof soll die Verfügbarkeits-Situation der<br />
Fahrzeuge durch Reduzierung der Überführungsfahrten<br />
für Radsatz-Bearbeitung verbessert werden.<br />
Hierzu wird eine neue URD beschafft. 2012 wurde<br />
mit der Beendigung des Ausschreibungsverfahrens<br />
in die Ausführungsplanung übergegangen. Nach Erstellung<br />
der Leistungsbeschreibung und Betreuung<br />
der Vergabe wird die DB Systemtechnik die Ab- und<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahme fachtechnisch begleiten.<br />
In der Tri<strong>eb</strong>fahrzeug-Servicesstelle Seelze nahm<br />
DB Schenker Rail im Oktober eine neue URD-Anlage<br />
eines italienischen Herstellers mit verbesserter Messtechnik<br />
in Betri<strong>eb</strong>. Die entsprechenden Modifikationen<br />
werden 2013 voraussichtlich auch in der Anlage<br />
der Servicestelle Seddin umgesetzt.<br />
Zur Vermeidung von Überführungsfahrten und<br />
der Erweiterung des Produktportfolios der Tri<strong>eb</strong>fahrzeug-Servicestelle<br />
ist in einem weiteren Projekt der<br />
DB Schenker Rail am Standort Mannheim eine mobile<br />
Radsatzdrehmaschine (Mobiturn) erfolgreich ausgeliefert<br />
und in Betri<strong>eb</strong> genommen worden (Bild 25).<br />
Für DB Fernverkehr wurde eine Machbarkeitsstudie<br />
zur Errichtung einer Tandem-URD-Anlage am<br />
Standort <strong>München</strong> durchgeführt, die 2013 voraussichtlich<br />
als Vorplanung weiter qualifiziert wird.<br />
6.4.2 Schwere Instandhaltung / DB Fahrzeuginstandhaltung<br />
Im Werk Neumünster wurde im August die neue Halle<br />
5 in Betri<strong>eb</strong> genommen, in der die Modernisie-<br />
6.3.3 DB Netz, DB Schenker Rail<br />
Im Dezember 2012 eröffnete DB Netz Maschinenpool<br />
die nutzungsspezifisch umg<strong>eb</strong>aute Werkstatt in Berlin-<br />
Grunewald. Hier erfolgt zukünftig die Instandhaltung<br />
von N<strong>eb</strong>enfahrzeugen und Gleisarbeitsmaschinen. In<br />
Duisburg-Wedau begannen die Umbauarbeiten im<br />
Rahmen der Reorganisation der Werkstatt, die unter<br />
anderem die Konzentration der N<strong>eb</strong>enwerkstätten<br />
und des Logistikbereiches sowie die Errichtung eines<br />
weiteren Arbeitsstandes mit Mittelarbeitsgrube und<br />
den Neubau eines 40 m langen Instandhaltungsgleises<br />
in Messgleisqualität beinhalten.<br />
Die neue Tri<strong>eb</strong>fahrzeugwerkstatt von DB Schenker<br />
Rail in Nürnberg befindet sich unmittelbar vor<br />
der Fertigstellung, die Inbetri<strong>eb</strong>nahme ist im ersten<br />
Halbjahr 2013 vorgesehen.<br />
6.4 Fertigungseinrichtungen der Werke<br />
und Werkstätten<br />
6.4.1 Betri<strong>eb</strong>snahe Instandhaltung<br />
111 (2013) Heft 4<br />
Bild 25:<br />
Mobile Radsatzdrehmaschine<br />
(Mobiturn)<br />
im DB Schenker-Werk<br />
Mannheim (Foto: DB<br />
Systemtechnik).<br />
Bild 26:<br />
Blick in die neue Halle 5<br />
im Werk Neumünster<br />
(Foto: DB Systemtechnik).<br />
243
Betri<strong>eb</strong><br />
Bild 27:<br />
Mechanisiertes umlaufendes<br />
Schleifverfahren<br />
für Güterwagen-Radsatzwellen<br />
(Foto: DB<br />
Systemtechnik).<br />
rung der IC-Wagen im Rahmen des ICMod-Projekts<br />
umgesetzt wird (Bild 26). Die Halle wurde in weniger<br />
als einem Jahr im vorgesehenen Kostenrahmen realisiert<br />
und verfügt über sechs ausgestattete Arbeitsstände<br />
auf einer überbauten Fläche von 2 280 m².<br />
Eine ähnliche Größe wird die neue Inbetri<strong>eb</strong>nahmehalle<br />
des Werks Nürnberg erhalten, hier erfolgte<br />
im Mai 2012 der Spatenstich für die fünf Arbeitsstände<br />
umfassende Halle.<br />
Für den von DB Systemtechnik konzipierten Lagerund<br />
Logistikkomplex in Wittenberge erfolgte im Juli<br />
Bild 28:<br />
Testzug von DB Systemtechnik mit Ellok Baureihe 112 bei Vach (Foto: DB Systemtechnik).<br />
2012 der Spatenstich. Die Materialwirtschaft wird<br />
hier auf 6 000 m² konzentriert und mit hocheffizienter<br />
Lagertechnik ausgestattet. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
ist für Juni 2013 vorgesehen.<br />
Mit dem Rückgang der klassischen Revisionen gewinnt<br />
in den C-Werken die Neuausrichtung der Komponentenfertigung<br />
zunehmend an Bedeutung. In der<br />
Folge wurden 2012 auch die bisherigen fahrzeugbezogenen<br />
Produktbereiche der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />
in so genannte Systembereiche überführt, von denen<br />
die Komponentenfertigung die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />
der DB Fahrzeuginstandhaltung verantwortet.<br />
In den entsprechenden Fertigungslinien wurden auch<br />
2012 Ersatzinvestitionen getätigt, um die Effizienz weiter<br />
zu steigern und die Stückkosten zu senken.<br />
Durch die DB Systemtechnik erfolgte die Planung<br />
des Oberflächenzentrums im Werk Dessau von der<br />
Vorplanung bis zur Vergabe der Ausführung. Dies<br />
umfasste die Konzeption einer Strahlanlage für Lokkästen,<br />
einer Farbg<strong>eb</strong>ungsanlage für Fahrzeuge sowie<br />
einer Kleinteil-Farbg<strong>eb</strong>ungsanlage. Mit der neuen, als<br />
kombinierte Farbspritz- und Trockenkabine ausgelegten<br />
Farbg<strong>eb</strong>ung kann in einem modifizierten Schichtaufbau<br />
nach dem Aufbringen der Grundierung und<br />
des Decklacks eine zusätzliche Schicht Klarlack aufgetragen<br />
werden. Gleichzeitig ist die Realisierung von<br />
Energieeinspar-Effekten durch sektionale Belüftung<br />
und direkte Befeuerung der Prozessluft mit Gasflächenbrennern<br />
vorgesehen. Die neue Strahlanlage ist<br />
für zwei verschiedene Strahlmittel parallel einsetzbar,<br />
ein drittes wirkt als verlorenes Strahlmittel.<br />
Im Geschäftsjahr 2012 wurden Projekte angestoßen,<br />
die eine Optimierung der Komponentenaufarbeitung<br />
zum Ziel haben. Für die Radsatz-Fertigung<br />
wurden verschiedene Szenarien untersucht, mit denen<br />
durch Bündelungseffekte eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit<br />
erreicht werden kann. 2013 wird dies zu<br />
weiteren Investitionen in Bestandswerkstätten führen,<br />
die auf die Bewältigung größerer Mengengerüste und<br />
eine Erhöhung des Automatisierungsgrades abzielen.<br />
Entsprechende Vorrichtungen halten im Zuge der Umsetzung<br />
neuer technologischer Anforderungen an die<br />
Radsatzaufarbeitung (Oberflächenzustand, Beschichtungs-Systeme)<br />
Einzug in die Fertigung (Bild 27).<br />
7 DB Systemtechnik GmbH<br />
7.1 Aufgabenstellung<br />
Bild 29:<br />
Konstruktionsbüro der DB Systemtechnik im Werk Dessau der DB Fahrzeuginstandhaltung<br />
(Foto: DB Systemtechnik).<br />
Seit Herbst 2011 ist die DB Systemtechnik als<br />
100-prozentige <strong>Bahn</strong>tochter eigenständige Gesellschaft.<br />
Der angestr<strong>eb</strong>te Wachstumskurs setzte sich<br />
auch in 2012 fort und wurde über weitere Einstellungen<br />
von qualifizierten Fachkräften abgesichert.<br />
Durch die Ausgliederung soll sich die neue Firma<br />
als Anbieter von eisenbahntechnischem Spezial-Know-<br />
244 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
how etablieren und ihr Leistungsspektrum mit ihren<br />
derzeit 760 Mitarbeitern vermehrt dem nationalen<br />
und internationalen Markt anbieten. Zur Ausweitung<br />
der internationalen Aktivitäten hat DB Systemtechnik<br />
die britische Engineering Support Group (ESG) und<br />
die Railway Appoval Limited (RAL) übernommen.<br />
RAL ist als benannte Stelle berechtigt, TSI-Prüfungen<br />
durchzuführen und hat in Minden ein Büro eröffnet,<br />
um diese Prüfungen noch kundenattraktiver abwickeln<br />
zu können. Ebenso wurde in Paris eine Betri<strong>eb</strong>sstätte<br />
der DB Systemtechnik eröffnet, über die Projekte<br />
für Kunden in Frankreich abgewickelt werden.<br />
Mit den Standorten in Deutschland, den dort tätigen<br />
fünf technischen Fachbereichen und 18 Prüfzentren<br />
deckt die DB Systemtechnik einen großen Teil<br />
des technischen <strong>Bahn</strong>spektrums ab (Bild 28). Das<br />
Leistungsspektrum der DB Systemtechnik teilt sich in<br />
Ingenieur- und Prüfdienstleistungen auf.<br />
7.2 Fokus Ingenieurdienstleistungen<br />
111 (2013) Heft 4<br />
Im Bereich der Ingenieurdienstleistungen bietet die<br />
DB Systemtechnik als Kernkompetenz die Betreuung<br />
von Fahrzeugflotten. So ist sie im DB Konzern<br />
bereits jetzt für alle technischen Fragestellungen im<br />
Rahmen der Systembetreuung der DB-Fahrzeugflotte<br />
verantwortlich. Dies beinhaltet den ICE, elektrische<br />
Tri<strong>eb</strong>züge, Dieseltri<strong>eb</strong>züge, elektrische- und Diesel-<br />
Lokomotiven sowie Personenfahrzeuge. Mit der Dänischen<br />
Staatsbahn (DSB) hat die DB Systemtechnik<br />
Ende 2012 einen Rahmenvertrag abgeschlossen. Er<br />
umfasst die Unterstützung der zentralen Technik bei<br />
der Bauartbetreuung für die gesamte DSB-Fahrzeugflotte.<br />
Die DSB kann damit die DB Systemtechnik<br />
kurzfristig beauftragen und erhält schnell Know-how<br />
und technische Beratung bei Fahrzeugproblemen,<br />
der Weiterentwicklung sowie der Instandhaltung und<br />
Reparatur von Fahrzeugen (Bild 29).<br />
Im Rahmen der Betreuung der Fahrzeugflotten<br />
ist die DB Systemtechnik auch in die Umbau- oder<br />
Redesignprojekte der DB Konzernunternehmen eing<strong>eb</strong>unden.<br />
Das Leistungsspektrum dabei reicht von<br />
Machbarkeitsbewertungen bis hin zur Zulassung der<br />
umg<strong>eb</strong>auten Fahrzeuge (Tabelle 2). So wurden im<br />
Rahmen des Redesign des ICE 2 (Bilder 30 bis 32)<br />
zwischen 2010 bis 2013 44 Tri<strong>eb</strong>züge umg<strong>eb</strong>aut und<br />
so dem Standard und Design des Marktniveaus der<br />
DB Fernverkehr angepasst. Die Fertigung erfolgte<br />
bei der DB Fahrzeuginstandhaltung als getaktetes<br />
Fließverfahren in einem Zeitraum von maximal 25<br />
Arbeitstagen je Tri<strong>eb</strong>zug von der Zuführung bis zur<br />
Fertigstellung. Beim Umbau der IC/EC-Flotte wurde<br />
unter anderem der Komfortbereich umfassend modernisiert.<br />
So erhielt das Bistro (ARk) ein völlig neues<br />
Ambiente.<br />
Bei den weit über 100 Umbauprojekten für die DB<br />
Regio steht <strong>eb</strong>enfalls die Erhöhung des Kundenkomforts<br />
im Vordergrund. So wurden zum Beispiel für den<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong> Südbaden die Doppelstockwagen der<br />
BA 749 für den Transport von Fahrrädern umgerüstet.<br />
TABELLE 2<br />
Leistungen Redesign.<br />
Machbarkeitsbewertung<br />
Designuntersuchungen und Visualisierung<br />
Konstruktionslösungen und -unterlagen<br />
Fahrzeugdokumentation<br />
Umbauanweisungen<br />
Musterbaubegleitung<br />
Unterstützung der Fertigung bei Serienlauf<br />
Bewertung Zulassungsrelevanz<br />
Erstellung erforderlicher Nachweise<br />
Zulassungsmanagement und Erstellung aller Nachweise<br />
und Gutachten<br />
Bild 30:<br />
ICE 2 Redesign, 2.<br />
Klasse Kleinkindabteil<br />
(Foto: DB Systemtechnik).<br />
Bild 31:<br />
ICE 2 Redesign,<br />
Speisewagen (Foto: DB<br />
Systemtechnik).<br />
Bild 32:<br />
ICE 2 Redesign, 1.<br />
Klasse, Innenansicht<br />
(Foto: DB Systemtechnik).<br />
245
Betri<strong>eb</strong><br />
Dazu wurden an den beiden Seitenwänden insgesamt<br />
26 Fahrradhalter ang<strong>eb</strong>racht. Die Fahrradhalter sind<br />
in einem Winkel von 40° zur Seitenwand angeordnet.<br />
Dadurch werden die Fahrräder optimal unterg<strong>eb</strong>racht.<br />
Bild 33:<br />
Mitarbeiter der DB-Systemtechnik führen mit einer Alstom-Lokomotive Prima EL II in<br />
Frankreich Zulassungsfahrten durch (Foto: DB Systemtechnik).<br />
Bild 34:<br />
Stromabnehmerprüfstand der DB Systemtechnik (Foto: DB Systemtechnik).<br />
7.3 Fokus Prüfdienstleistungen<br />
Im Bereich der Prüfdienstleistungen bietet die DB Systemtechnik<br />
n<strong>eb</strong>en vielen Einzelprüfungen für Komponenten<br />
einen Fullservice im Zulassungsmanagement.<br />
Um ein Schienenfahrzeug im Eisenbahnverkehr einzusetzen,<br />
bedarf es einer behördlichen Zulassung. Sie<br />
besteht insbesondere aus Prüfungen und Bewertungen.<br />
Die Zulassung von Eisenbahnfahrzeugen zeichnet<br />
sich durch eine hohe Komplexität aus und wird<br />
im Wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt: die<br />
zunehmende Globalisierung des Fahrzeugeinsatzes<br />
und die formalen Anforderungen durch parallele nationale<br />
und europäische Regelwerke. Die DB Systemtechnik<br />
ist aufgrund ihrer langjährigen europaweiten<br />
Erfahrung in der Lage, diesen Zulassungsprozess projekttechnisch<br />
ganzheitlich zu betreuen. Sie empfiehlt,<br />
schon zu Beginn einer Neu-Entwicklung alle Anforderungen<br />
und die Zulassungen selbst gesamthaft zu<br />
planen. Denn eine frühzeitige Beratung über Zulassungs-<br />
und Prüfanforderungen ermöglicht gerade bei<br />
europäischen Zulassungsverfahren eine Optimierung<br />
des Aufwandes und beschleunigt den Zulassungsprozess<br />
erh<strong>eb</strong>lich.<br />
So wurden im Sommer 2012 gleichzeitig elf Fahrzeuge<br />
unterschiedlicher Hersteller im Rahmen von<br />
Zulassungen prüftechnisch behandelt. Das beinhaltet<br />
die Abstimmung der erforderlichen Nachweise<br />
für jedes Land sowie die Durchführung von Versuchsfahrten<br />
als eigenes Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />
Dabei führte die DB Systemtechnik in Frankreich<br />
erstmals eigenständig Versuchsfahrten durch.<br />
Im Auftrag der Firma Alstom zur grenzüberschreitenden<br />
Zulassung der Lok Prima EL in Deutschland<br />
und Frankreich nach TSI und nationalen Regeln fanden<br />
ab Sommer 2012 die Prüfungen in Frankreich statt<br />
(Bild 33). Zur Sicherstellung eines reibungslosen Betri<strong>eb</strong>s<br />
und einer guten Kommunikation mit den französischen<br />
Kollegen während der echten Zulassungsfahrten wurden<br />
im Vorfeld Versuchsfahrten mit der Lok BR 186 auf<br />
den französischen Referenzstrecken durchgeführt.<br />
Bild 35:<br />
Versuchszug EuropeTrain (Foto: DB Systemtechnik).<br />
Bild 36:<br />
Bremsanlage eines Güterwagens mit Leichtlaufsohle; mit Hilfe des<br />
ang<strong>eb</strong>rachten Sensors können während der Fahrt Daten gesammelt<br />
werden (Foto: DB Systemtechnik).<br />
246 111 (2013) Heft 4
Betri<strong>eb</strong><br />
Mit der Firma Vossloh wurde im Dezember 2012 ein<br />
Vertrag über Prüfungsfahrten zur Zulassung von Rangierlokomotiven<br />
in Frankreich unterzeichnet. Geprüft<br />
werden hier die neue dreiachsige Rangierlokomotive<br />
G 6 und zwei weitere vierachsige dieselelektrische und<br />
dieselhydraulische Lokomotiven für den Rangier- und<br />
Streckendienst in Frankreichausführung. Schwerpunkt<br />
dabei sind Prüfungen der Gleissensorik.<br />
7.4 Fokus Herstellung Messtechnik<br />
Auch die Entwicklung und Herstellung von Messtechnik<br />
zur Messung der Kontaktkraft zwischen Fahrdraht<br />
und Stromabnehmer sowie die Position und Stärke<br />
des Fahrdrahtes gehört zum Leistungsang<strong>eb</strong>ot der DB<br />
Systemtechnik. So wurde die DB Systemtechnik im<br />
letzten Jahr beauftragt, für eine Kohl<strong>eb</strong>ahn in China<br />
Messtechnik zur Inspektion der Oberleitung zu liefern.<br />
Die Kohl<strong>eb</strong>ahn gehört zur Shenhua Energy Corporation<br />
und sorgt für den Transport von Kohle auf einem<br />
der größten privaten <strong>Bahn</strong>streckennetze in China. Die<br />
Messsysteme wurden in Deutschland gefertigt und im<br />
November 2012 vor Ort von den DB-Ingenieuren in<br />
Betri<strong>eb</strong> genommen. Die gesamte Messeinrichtung besteht<br />
aus einer Kontaktkraftmessanlage, die die Kontaktkraft<br />
zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer-<br />
Schleifleisten misst, einer optischen, berührungslosen<br />
Messanlage, die die Fahrdrahtposition und Fahrdrahtstärke<br />
misst sowie einer Videoanlage zur Aufzeichnung<br />
der Interaktion von Stromabnehmer und Oberleitung.<br />
Die Messeinrichtung erlaubt eine effiziente Instandhaltung<br />
der Oberleitung bei maximaler Zuverlässigkeit<br />
und Verfügbarkeit der Infrastruktur.<br />
An den vorhandenen Prüfständen der DB Systemtechnik<br />
können kostengünstig Systeme statt bei einer<br />
aufwändigen Messfahrt untersucht und beurteilt werden.<br />
Zur Kalibrierung dieser Messsysteme im Labor<br />
wird der Stromabnehmerprüfstand eingesetzt (Bild 34).<br />
Der bewährte Prüfstand wird für die Überprüfung der<br />
Kontaktkraft-Messtechnik und für weitere dynamische<br />
Untersuchungen von Stromabnehmern verwendet.<br />
Der Prüfstand besteht aus drei beweglichen Einheiten,<br />
die zum einen den Höhenunterschied der Oberleitung<br />
(bis 1,4 m) nachbilden. Ebenso kann der Zick-Zack-Lauf<br />
der Oberleitung simuliert werden. Über einen Hydraulikaktor,<br />
an dem ein fahrdrahtähnlicher Balken montiert<br />
ist, der die Schnittstelle zum Stromabnehmer darstellt,<br />
werden Frequenzbereiche bis 25 Hz dargestellt. Für DBinterne<br />
und externe Kunden kann so das Schwingungsverhalten<br />
von Stromabnehmern auf eine möglichst geringe<br />
Kontaktkraftdynamik hin optimiert werden sowie<br />
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die am Stromabnehmer montierte Messtechnik vor<br />
dem Einsatz auf der Strecke überprüft werden. Weiterhin<br />
wird hier die Messtechnik weiterentwickelt und Simulationsmodelle<br />
von Stromabnehmern erstellt. Durch<br />
diese Untersuchungen am Prüfstand kann der Umfang<br />
von teuren Messfahrten erh<strong>eb</strong>lich reduziert werden.<br />
7.5 Fokus Europa<br />
Die Experten der DB Systemtechnik betreuen<br />
auch euro päische Projekte, wie zum Beispiel den<br />
EuropeTrain (Bild 35). Gestartet wurde das Projekt in<br />
Minden, als bisher einmaliges europäisches Projekt<br />
von UIC, dem internationalen Eisenbahnverband, und<br />
29 europäischen <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> sowie Industriepartnern. Ziel<br />
des Projektes ist es, den Lärm von Güterwagen durch<br />
einen neuen Bremsklotz, der LL-Sohle, um bis zu zehn<br />
dB(A) zu reduzieren und ihn in der Praxis auf Herz und<br />
Nieren zu prüfen und zur Serienreife zu entwickeln<br />
(Bild 36). Von Herbst 2010 bis Ende 2012 war hierfür<br />
ein Testzug in ganz Europa unterwegs. Er bestand aus<br />
32 Güterwagen unterschiedlicher Bauarten und von<br />
<strong>Bahn</strong>gesellschaften (DB Schenker Rail, Rail Cargo Austria,<br />
SNCF Fret, ZSSK/Slowakei, schweizer Privatwageneinstellers<br />
AAE) und war bis auf wenige Wagen mit<br />
herkömmlicher Bremsausrüstung mit modernsten Verbundstoff-Bremsklotzsohlen<br />
(LL-Sohle) ausgestattet.<br />
In dieser Zeit legte der Zug über 100 000 km in<br />
zehn verschiedenen Teiletappen zurück. Im drei- bis<br />
vierwöchigen Rhythmus rückte der Zug immer wieder<br />
ins Prüfzentrum der DB Systemtechnik in Minden<br />
ein und durchlief dort verschiedenste Messungen.<br />
N<strong>eb</strong>en Abhängeversuchen führten die Experten der<br />
DB Systemtechnik die notwendigen lauftechnischen<br />
und bremstechnischen Ausgangsmessungen für alle<br />
32 Wagen durch. Nach Abschluss jeder einzelnen<br />
Fahrt wurden die Radprofile gemessen, um so Rückschlüsse<br />
auf das Laufverhalten der Güterwagen zu<br />
erlangen. Das gleiche wurde auch für die Bremsklotzsohlen<br />
durchgeführt, um deren Verschleiß zu ermitteln.<br />
Zusätzlich wurden neun autarke Messsysteme<br />
ausgewertet, die die Daten an den Radsätzen über<br />
Sensoren aufnehmen. Diese so genannten Datenlogger<br />
ermöglichen über interne Speicher das Aufzeichnen<br />
von Daten über lange Zeiträume. Im Fall der LL-<br />
Sohle wurden die auftretenden Querkräfte, also die<br />
Querbeschleunigungen, der Räder gemessen.<br />
Literatur<br />
[1] Behrends, D.; Fischer, C.: Berechnungen nach DIN EN<br />
50122-1 – Erdung im Katzenbergtunnel. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 109 (2011), H. 11, S. 592–600 und 109 (2011),<br />
H. 12, S. 680–684.<br />
[2] Entscheidung 2011/291/EU: Technische Spezifikation für<br />
die Interoperabilität des Fahrzeug-Teilsystems „Lokomotiven<br />
und Personenwagen“ des konventionellen transeuropäischen<br />
Eisenbahnsystems (TSI LOC&PAS CR). In: Journal<br />
der Europäischen Union Nr. L139(2011) S. 1–186.<br />
[3] Auditeau, G.; Avronsart, S.; Courtois, C.; Krötz, W.: Carbon<br />
contact strip materials – Testing of wear. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 111 (2013), H. 3, S. 186–195.<br />
[4] Halfmann, U.; Recker, W.: Modularer Multilevel-<strong>Bahn</strong>umrichter.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 109 (2011), H. 4-5,<br />
S. 174–179.<br />
[5] EN 15227: <strong>Bahn</strong>anwendungen – Anforderungen an<br />
die Kollisionssicherheit von Schienenfahrzeugkästen;<br />
2008+A1:2010.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Frank Kiewert,<br />
Deutsche <strong>Bahn</strong> AG, Konzernentwicklung – Konjunktur,<br />
Verkehrsmärkte und Wettbewerber,<br />
Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin;<br />
Fon: +49 30 297-61695,<br />
E-Mail: Frank.Kiewert@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Ursula Eickhoff, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG, DB Netz AG (GKI 2),<br />
Theodor-Heuss-Allee 7, 60486 Frankfurt am Main,<br />
Fon +49 69 265-32001,<br />
E-Mail: Ursula.Eickhoff@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Gerd Bittlingmayer, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />
DB ProjektBau GmbH,<br />
Beim Eckfeld 1a, 79588 Efringen Kirchen,<br />
Fon: +49 7628 8057-619,<br />
E-Mail: Gerd.Bittlingmayer@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Dr. Werner Krötz, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG, DB Netz AG,<br />
Oberleitung und Maschinentechnik,<br />
Mainzer Landstraße 181, 60327 Frankfurt am Main,<br />
E-Mail: Werner.Kroetz@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Dipl.-Ing. Martin Lemke, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />
DB Energie GmbH, Pfarrer-Perabo-Platz 2,<br />
60326 Frankfurt am Main, Fon: +49 69 265-23647,<br />
E-Mail: martin.lemke@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Christopher Kürbel, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />
Vorstandsressort Technik, Systemverbund und<br />
Dienstleistungen, Beschaffung Schienenfahrzeuge (TEF),<br />
Mainzer Landstraße 205, 60326 Frankfurt am Main,<br />
Fon +49 69 265-55480,<br />
E-Mail: christopher.kuerbel@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Dr.-Ing. Ingo Trockels, Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />
DB Systemtechnik GmbH, Infrastruktur Fahrzeuginstandhaltung,<br />
<strong>Bahn</strong>technikerring 74,<br />
14774 Brandenburg-Kirchmöser,<br />
Fon: +49 3381 812-325,<br />
E-Mail: Ingo.Trockels@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
Alfred Hechenberger,Deutsche <strong>Bahn</strong> AG,<br />
DB Systemtechnik GmbH,<br />
Leiter Portfoliomanagement und Marketing,<br />
Völckerstraße 5, 80839 <strong>München</strong>;<br />
Fon: +49 89 1308-3441, Fax: -7522,<br />
E-Mail: alfred.hechenberger@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
248 111 (2013) Heft 4
Fahrzeugtechnik<br />
Stromabnehmer für schwere Nutzfahrzeuge<br />
Florian Bühs, Göran Keil, Berlin; Michael Lehmann, Erlangen<br />
Stromabnehmer für elektrische Schienenfahrzeuge sind seit über 100 Jahren Stand der Technik. Für<br />
den elektrischen Betri<strong>eb</strong> nicht spurgeführter Fahrzeuge des schweren Straßengüterverkehrs wurde<br />
im Projekt ENUBA ein Stromabnehmer entwickelt. Die Anforderungen an einen solchen Stromabnehmer<br />
unterschieden sich von üblichen Ausführungen, da die Fahrzeuge nicht spurgeführt, Anlegung<br />
und Absenken häufig sind und ein gleichmäßiger Verschleiß der Schleifleisten durch aktive Bewegungen<br />
des Stromabnehmers erreicht werden muss. Die Anforderungen werden durch viele Sensorikund<br />
Regeleinrichtungen erfüllt. Der Stromabnehmer wurde erprobt.<br />
PANTOGRAPH FOR HEAVY-DUTY TRUCKS<br />
Pantographs for electric traction of vehicles on rails have been state of the art for more than hundred<br />
years. For electric operation of not track-bound heavy trucks a pantograph was developed<br />
within the ENUBA project. The requirements on such a pantograph differ from conventional designs,<br />
since the vehicles are not track-bound, lifting and lowering of pantographs are carried out<br />
often and an equal wearing of contact strips needs to be achieved by active movement of the pantograph.<br />
The requirements have been met by many sensor and control systems. The pantograph<br />
was tested successfully.<br />
PANTOGRAPHES POUR VÉHICULES UTILITAIRES LOURDS<br />
Depuis plus de 100 ans, les pantographes pour véhicules électriques sur rail représentent l’état de la<br />
technique. Pour la traction électrique de véhicules lourds destinés au transport routier de marchandises<br />
et ne circulant pas sur rails, un pantographe a été mis au point dans le cadre du projet ENUBA.<br />
Les exigences auxquelles doit satisfaire un tel pantographe diffèrent des conceptions habituelles,<br />
étant donné que les véhicules ne sont pas guidés par des rails, que le pantographe est souvent levé<br />
et baissé et qu’une usure régulière des frotteurs doit être garantie par les mouvements actifs du<br />
pantographe. De nombreux systèmes de capteurs et de contrôle permettent de satisfaire aux exigences.<br />
Le pantographe a été mis à l’essai.<br />
1 Einführung<br />
Individuelle Elektromobilität ist im Pkw-Bereich<br />
mit Akkumulatoren als Energiespeicher und Elektroantri<strong>eb</strong>en<br />
Stand der Technik. Die Akkumulatoren<br />
lassen sich stationär nachladen und die Reiseentfernungen<br />
passen zumindest im täglichen Pendlerverkehr<br />
zu den rein elektrisch realisierbaren Reichweiten.<br />
Beim Straßengüterverkehr mit schweren<br />
Nutzfahrzeugen scheiden rein auf Speichern basierende<br />
Elektroantri<strong>eb</strong>e auf Grund der für akzeptable<br />
Reichweiten erforderlichen Volumen oder Gewichte<br />
aus. Mit dem Projekt ENUBA (Elektromobilität bei<br />
schweren Nutzfahrzeugen zur Umweltentlastung<br />
von Ballungsräumen) wurde die Elektromobilität<br />
auch für Hybrid-LKW erprobt, die auf elektrifizierungswürdigen<br />
Abschnitten kontinuierlich mit Traktionsstrom<br />
über eine Fahrleitung versorgt werden<br />
[1; 2]. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />
[3] und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik<br />
und Entsorgung (BGL e. V.) [4] bezeichnen dieses<br />
Vorhaben als wichtigen und vielversprechenden<br />
Baustein einer nachhaltigen Verkehrs- und Transportwirtschaft.<br />
Wesentlicher Bestandteil der praktischen Erprobung<br />
dieses Projektes war die Entwicklung eines<br />
Stromabnehmers, der für den Einsatz im Straßengüterverkehr<br />
erh<strong>eb</strong>lich andere Anforderungen erfüllen<br />
musste als alle bisher bekannten Stromabnehmern<br />
für <strong>Bahn</strong>anwendungen. Innerhalb von 16 Monaten<br />
wurden die Anforderungen analysiert, der mechatronische<br />
Aufbau entwickelt, in zwei Serien-LKW als<br />
Funktionsmuster integriert und intensiv erprobt.<br />
2 Anforderungen an Stromabnehmer<br />
für schwere LKW<br />
2.1 Ausgangssituation<br />
Die Identifikation und Systematisierung der betri<strong>eb</strong>lichen,<br />
technischen und generellen Anforderungen<br />
111 (2013) Heft 4<br />
249
Fahrzeugtechnik<br />
bildete den Ausgangspunkt für die Entwicklung eines<br />
Stromabnehmers für LKW zum Betri<strong>eb</strong> an Oberleitungen<br />
elektrifizierter Fahrspuren. Die Aufzählung<br />
der Anforderungen (Tabelle 1) verdeutlicht die Komplexität<br />
der Ausgangslage. Für die zu entwickelnden<br />
Funktionsmuster musste jedes dieser allgemein<br />
formulierten Kriterien mit definierten Größen und<br />
Werten charakterisiert werden. Abweichungen von<br />
den Maximalanforderungen waren nur unter der Bedingung<br />
zulässig, dass der Nachweis der generellen<br />
technischen Machbarkeit unter typischen Einsatzbedingungen<br />
und die spätere Überführung in Serienmodelle<br />
möglich bli<strong>eb</strong>en.<br />
2.2 Transfer aus der <strong>Bahn</strong>technik<br />
Durch die frühzeitige Festlegung auf die Kontaktpaarung<br />
Fahrdraht – Schleifleiste konnten für den<br />
mechanischen Ansatz auf die umfangreichen Erfahrungen<br />
aus über 100 Jahren Stromabnehmerentwicklung<br />
für <strong>Bahn</strong>anwendungen zurückgegriffen<br />
werden [5; 6]. Für einzelne Baugruppen konnten dadurch<br />
Produkte und Komponenten von Lieferanten<br />
der <strong>Bahn</strong>industrie zum Einsatz kommen. Gleichzeitig<br />
war damit zumindest für Einzelaspekte ein normativer<br />
Rahmen als Richtschnur der Entwicklung geg<strong>eb</strong>en<br />
(Tabelle 2).<br />
2.3 Anforderungen aus dem Einsatzg<strong>eb</strong>iet<br />
Straße<br />
2.3.1 Mechanischer Aufbau<br />
N<strong>eb</strong>en den generellen Anforderungen hinsichtlich<br />
Raumbedarf, Gewicht, Robustheit und Integrationsfähigkeit<br />
erg<strong>eb</strong>en sich aus den Anforderungen<br />
(Tabelle 1) konkrete Ansatzpunkte für den mechanischen<br />
Aufbau:<br />
• Ein Stromabnehmer für spurg<strong>eb</strong>undene Fahrzeuge<br />
benötigt mindestens zwei Freiheitsgrade in<br />
der horizontalen und vertikalen Beweglichkeit.<br />
Da dieser Stromabnehmer aktiv geführt werden<br />
soll, sind für beide Freiheitsgrade auch aktive<br />
Antri<strong>eb</strong>e vorzusehen. Die Auswahl der Antri<strong>eb</strong>e<br />
richtet sich nach den Erfordernissen bezüglich<br />
Stellzeit, Positionierung und geregelter physikalischer<br />
Größen.<br />
• Der Verzicht auf mechanische Zwangsführung<br />
des Stromabnehmers am Fahrdraht ermöglicht<br />
während der Fahrt einen Wechsel der Antri<strong>eb</strong>sart<br />
und Überholmanöver zwischen elektrischen<br />
Fahrzeugen.<br />
• Der vertikale Arbeitsbereich muss so festgelegt<br />
werden, dass der Stromabnehmer im abgesenkten<br />
Zustand die Fahrzeugumgrenzungslinie nicht<br />
verletzt und im gehobenen Zustand der oberhalb<br />
des Verkehrsraums verlegten Fahrleitung bis<br />
zu einer oberen Grenzlage folgen kann.<br />
• Damit der Stromabnehmer Bewegungen des LKW<br />
in der Fahrspur ausgleichen kann, ist eine Festlegung<br />
eines horizontalen Arbeitsbereichs notwendig.<br />
• Eine einfache, leicht automatisierbare und ergonomische<br />
Bedienung, die sowohl häufig wiederkehrende<br />
An- und Abbügelvorgänge als auch<br />
Schnellabsenkungen beim Verlassen der Fahrspur<br />
berücksichtigt, ist Voraussetzung für die Akzeptanz<br />
der Antri<strong>eb</strong>sart.<br />
2.3.2 Vertikaler Arbeitsbereich und Dynamik<br />
Der Stromabnehmer sollte in einer abgesenkt verriegelten<br />
Ruhelage und verschiedenen Arbeitspositionen<br />
gehalten werden können. Die Ruhelage ist für<br />
TABELLE 1<br />
Ansprüche und Anforderungen an den zu entwickelnden Stromabnehmer.<br />
Betri<strong>eb</strong>liche Anforderungen Technische Anforderungen Allgemeine Entwicklungsanforderungen<br />
Wechsel der Antri<strong>eb</strong>sart durch Anund<br />
Abbügeln während der Fahrt<br />
keine Spurführung des Fahrzeugs in<br />
der elektrifizierten Spur<br />
Einhaltung des Lichtraumprofils im<br />
abg<strong>eb</strong>ügelten Zustand<br />
keine Störung des bisherigen Verkehrsablaufs<br />
Migrationsfähigkeit hinsichtlich Nachrüstung<br />
vorhandener Fahrzeuge<br />
mindestens zweipolige Konstruktion<br />
wegen fehlender Schienenrückleitung<br />
aktive Nachregelbarkeit zum Ausgleich<br />
von Bewegungen innerhalb der Fahrspur<br />
Integration in LKW ohne Einschränkungen<br />
bei Ladungsraum und -gewicht<br />
einfache Bedienbarkeit durch den Fahrer<br />
nach Einweisung<br />
mit der Infrastruktur abgestimmtes<br />
elektrisches Schutzkonzept<br />
geringe Zusatzkosten im Verhältnis zu<br />
den Fahrzeuggesamtkosten<br />
Robustheit hinsichtlich straßenverkehrstypischen<br />
Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen und<br />
mechanischen Belastungen<br />
keine Einschränkung der Zuverlässigkeit<br />
und Verfügbarkeit gegenüber konventionellen<br />
LKW<br />
mindestens gleiche Sicherheit wie<br />
konventionelle LKW<br />
Beachtung der Normungsräume<br />
für elektrische Verkehrssysteme,<br />
Automobilanwendungen und Richtlinien<br />
des Straßenverkehrs<br />
250 111 (2013) Heft 4
Fahrzeugtechnik<br />
den Betri<strong>eb</strong> der Fahrzeuge auf nicht elektrifizierten<br />
Strecken oder während baulich bedingter Fahrleitungsunterbrechungen<br />
auf elektrifizierten Strecken<br />
erforderlich.<br />
Die untere Grenze des vertikalen Arbeitsbereichs<br />
wird durch den Verkehrsraum gemäß RAA –<br />
Richtlinie zur Anlage von Autobahnen [7] definiert<br />
(Bild 1). Die tatsächliche Höhenlage des Fahrdrahts<br />
ergibt sich dann unter anderem aus der Fahrleitungskonstruktion,<br />
dem Abstand zum Stützpunkt,<br />
den Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen wie Eislasten, den<br />
Bautoleranzen und den Fahrleitungsführungen zur<br />
Unterquerung von Verkehrszeichenbrücken oder<br />
Überführungen. Ähnlich den Stromabnehmern für<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen sind in einem Arbeitsbereich bis<br />
1 m möglichst gleichmäßige Anpresskräfte und gute<br />
Kontaktqualität anzustr<strong>eb</strong>en, die den Verschleiß begrenzen.<br />
2.3.3 Horizontale Schwenkbarkeit und Dynamik<br />
Die horizontale Schwenkbewegung gleicht seitliche<br />
Fahrzeugbewegungen aus und führt den Stromabnehmer<br />
entlang der Oberleitung nach. Dies stellt<br />
weit größere Anforderungen, insbesondere an die<br />
Dynamik, als die vertikale Bewegung. Im Rahmen<br />
der Voruntersuchungen wurde folgender Fall als be-<br />
sonders kritisch identifiziert: Während der Kurvenfahrt<br />
mit hoher Geschwindigkeit muss der Stromabnehmer<br />
den dann sehnenartig angeordneten<br />
Fahrdrahtabschnitten folgen. Es handelt sich hier<br />
um Kurven, die mit maximal 80 km/h Geschwindigkeit<br />
durchfahren werden. Diese haben nach [7]<br />
kleinste Kurvenradien um 1 000 m. Radien zwischen<br />
1 000 m bis 3 000 m sind übliche Werte für Autobahnen,<br />
ohne dass die Geschwindigkeit auf unter<br />
100 km/h begrenzt werden müsste. Die Knickpunkte<br />
des Fahrdrahts an den Stützpunkten stellen damit<br />
die höchsten Anforderungen an den Schwenkantri<strong>eb</strong><br />
hinsichtlich Drehmoment dar (Bild 2).<br />
2.3.4 Automatischer Betri<strong>eb</strong><br />
Einer der Vorzüge der nur kraftschlüssigen Kontaktpaarung<br />
des Fahrdrahts mit der relativ breiten<br />
Schleifleistenwippe ist die Möglichkeit, einen Anoder<br />
Abbügelvorgang in der Fahrt bei jeder Geschwindigkeit<br />
ausführen zu können. Die Sensorik<br />
sorgt hierbei für eine hinreichende Identifizierung<br />
und Ortung der Oberleitung. Wenn der automatische<br />
Betri<strong>eb</strong> vorausgewählt und eine Oberleitung<br />
detektiert wurde, kann eine entsprechende Einrichtung<br />
den Anbügelvorgang selbstständig<br />
ausführen.<br />
TABELLE 2<br />
Eingeflossene Normen aus der <strong>Bahn</strong>technik als Basis für die Entwicklung des Stromabnehmers.<br />
Norm<br />
DIN EN 50119<br />
DIN EN 50122<br />
DIN EN 50125-1<br />
DIN EN 50153<br />
DIN EN 50163<br />
DIN EN 50206-1/2<br />
DIN EN 50317<br />
DIN EN 50318<br />
DIN EN 50367<br />
DIN EN 50405<br />
DIN EN 61373<br />
UIC 606-2<br />
UIC 794<br />
Titel<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Ortsfeste Anlagen – Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />
Normenreihe <strong>Bahn</strong>anwendungen – Ortsfeste Anlagen: Teil 1: Schutzmaßnahmen in Bezug auf elektrische<br />
Sicherheit und Erdung; Teil 2: Schutzmaßnahmen gegen die Auswirkungen von Streuströmen<br />
verursacht durch Gleichstrombahnen<br />
Umweltbedingungen für Betri<strong>eb</strong>smittel auf <strong>Bahn</strong>fahrzeugen<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Fahrzeuge – Schutzmaßnahmen in Bezug auf elektrische Gefahren<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Speisespannungen von <strong>Bahn</strong>netzen<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Schienenfahrzeuge – Merkmale und Prüfungen von Stromabnehmern,<br />
Teil 1: Stromabnehmer für Vollbahnfahrzeuge, Teil 2: Dachstromabnehmer für Stadtbahnen und<br />
Straßenbahnen<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Stromabnahmesysteme – Anforderungen und Validierung von Messungen des<br />
dynamischen Zusammenwirkens zwischen Stromabnehmer und Oberleitung<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Stromabnahmesysteme – Validierung von Simulationssystemen für das<br />
dynamische Zusammenwirken zwischen Stromabnehmer und Oberleitung<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Zusammenwirken der Systeme – Technische Kriterien für das Zusammenwirken<br />
zwischen Stromabnehmer und Oberleitung für einen freien Zugang<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Stromabnahmesysteme – Stromabnehmer für Oberleitungsfahrzeuge,<br />
Prüfverfahren für Kohleschleifstücke<br />
<strong>Bahn</strong>anwendungen – Betri<strong>eb</strong>smittel von <strong>Bahn</strong>fahrzeugen – Prüfungen für Schwingen und Schocken<br />
Errichtung von Oberleitungen und Anforderungen an die Stromabnehmer<br />
Zusammenwirkungen Stromabnehmer/Oberleitung im europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
EN 50124-1 <strong>Bahn</strong>anwendungen – Isolationskoordination – Teil 1: Grundlegende Anforderungen –<br />
Luft- und Kriechstrecken für alle elektrischen und elektronischen Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
111 (2013) Heft 4<br />
251
Fahrzeugtechnik<br />
2.4 Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen<br />
Bild 1:<br />
Verkehrsraum nach RAA [7].<br />
Die Einflüsse aus der Umg<strong>eb</strong>ung müssen bei der<br />
mechatronischen Gestaltung wie auch bei der Sensorik<br />
berücksichtigt werden. Bedeutend sind dabei<br />
Schocks und Vibrationen. Die Unempfindlichkeit<br />
gegenüber den klimatischen Einflüssen war zu gewährleisten.<br />
Die Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen sind für<br />
folgende Aspekte entscheidend:<br />
• Beim Einsatz von Kameras für das sichtbare<br />
Lichtspektrum ist eine hohe Bandbreite der<br />
Lichtverhältnisse abzudecken. Dies ist nötig wegen<br />
der Blendung bei direkter Einstrahlung von<br />
Sonnenlicht und wegen der Kontrastprobleme<br />
zwischen den Oberleitungen und dem Himmel<br />
bei Dämmerung und nachts.<br />
• Ablagerungen durch Schnee, Eis oder Schmutz<br />
auf den Sensoren können zu Messabweichungen<br />
bis hin zum Ausfall der Sensorik führen.<br />
• Gefrorene Ablagerungen auf der Oberleitung<br />
führen zu einer veränderlichen Kontaktqualität,<br />
sind jedoch unwahrscheinlich wegen der höheren<br />
Verkehrsdichte.<br />
3 Stromabnehmeraufbau<br />
3.1 Ansätze<br />
Bild 2:<br />
Abwinklung des Fahrdrahtes am Stützpunkt gegenüber der Fahrspur (oben), Schleppverhalten<br />
des Stromabnehmers am Stützpunkt und aufzubringendes Antri<strong>eb</strong>smoment (unten).<br />
blau Fahrdraht (angenommene Mittellinie)<br />
grün Mitte der Fahrspur (angenommene Ideallinie)<br />
orange notwendiges Drehmoment der Stromabnehmerachse<br />
pink Position der Wippe<br />
Im Rahmen der Entwicklung wurden mehrere Ansätze<br />
für den Stromabnehmertyp und zu deren<br />
Integration untersucht. Die Montage des Stromabnehmers<br />
auf der Kabine ist auf Grund deren Eigenbewegung<br />
schwierig und die Kabine muss zur<br />
Reparatur und Wartung geschwenkt werden. Die<br />
ersten Funktionsmuster des Stromabnehmers sind<br />
daher auf einem Gestell montiert, welches direkt<br />
am Fahrzeugrahmen befestigt ist. Die Ladefläche<br />
hinter dem Fahrerhaus steht wegen der Nutzung<br />
als Ladevolumen bis zu etwa 4 m Maximalhöhe<br />
nicht zur Verfügung. Übrig bleiben für den Stromabnehmer<br />
das freie Volumen oberhalb der Kabine<br />
und der Spalt zwischen Kabine und Ladung. Je nach<br />
Art des Fahrzeugs, zum Beispiel Zugmaschine für<br />
Sattelaufleger oder Fahrzeuge mit Kofferaufbau,<br />
kann der für den Stromabnehmer verfügbare Raum<br />
von Typ zu Typ variieren.<br />
Am Beginn der Entwicklung wurden bekannte<br />
und neu entwickelte Stromabnehmerbauarten bezüglich<br />
der Integrationsfähigkeit und verschiedener<br />
anderer Kriterien verglichen. Beispiele sind die üblichen<br />
Einholm- und Scherenstromabnehmer, Schleifschuh-<br />
oder Dritte-Schiene-Stromabnehmer und<br />
neu entwickelte Bauarten.<br />
Der Typ genannt Inverse Trolley wurde auf Grund<br />
seiner einfacheren Integrierbarkeit als am besten geeignet<br />
ausgewählt. N<strong>eb</strong>en dem gegenüber anderen<br />
252 111 (2013) Heft 4
Fahrzeugtechnik<br />
Varianten einfacheren mechanischen Aufbau und<br />
dem großen Arbeitsbereich waren die schnelle Umsetzbarkeit<br />
und die geringe Beeinflussung der Infrastruktur<br />
ausschlagg<strong>eb</strong>end.<br />
3.2 Mechanischer Aufbau und Aktorik<br />
Der mechanische Aufbau des Stromabnehmers<br />
(Bild 3) besteht aus den Hauptbaugruppen<br />
• Grundgestell zwischen Kabine und Ladung bildet<br />
die Verbindung zum LKW,<br />
• auf dem Grundgestell befestigte Arme zum Tragen<br />
und Bewegen der Wippe und<br />
• Wippen mit jeweils zwei Schleifleisten pro elektrischem<br />
Pol.<br />
Das Grundgestell beinhaltet die Pneumatikkomponenten,<br />
einen Servomotor und eine Verriegelungsvorrichtung<br />
für die Arme. Diese sind mit Gelenken<br />
auf dem Gestell befestigt, die eine seitliche Schwenkund<br />
eine Auf- und Ab-Bewegung zulassen. Zusammen<br />
bilden die drei Arme ein Parallelogramm, mit<br />
dem die waagerechte Ausrichtung der Wippe in<br />
jedem Betri<strong>eb</strong>spunkt erreicht wird. An den beiden<br />
äußeren Armen ist zum H<strong>eb</strong>en und Senken jeweils<br />
eine zweistufige, pneumatische Aktorik montiert.<br />
Der mittlere Stellarm ist an einen Servomotor mit<br />
Getri<strong>eb</strong>e angeschlossen, der die seitliche Schwenkbewegung<br />
ermöglicht. In den Gelenken sind jeweils<br />
Sensoren für den Höhenwinkel unterg<strong>eb</strong>racht. Der<br />
Seitenwinkel wird über einen im Servomotor integrierten<br />
G<strong>eb</strong>er ermittelt.<br />
Die Wippe ist am Ende der Arme befestigt und<br />
trägt die gegeneinander isolierten Schleifleistenpaare.<br />
Diese sind jeweils federnd auf der Wippe<br />
gelagert. An den Außenkanten der Schleifleisten<br />
sind Auflaufhörner aus isolierendem Material ang<strong>eb</strong>racht,<br />
um ein Verhaken mit dem Fahrdraht zu<br />
verhindern. An einer Schleifleiste je Pol sind Sensoren<br />
an den äußeren Kanten montiert, die beim<br />
Überstreichen durch den Fahrdraht zum Abbügeln<br />
führen.<br />
Für den Stromabnehmer kommen drei Betri<strong>eb</strong>szustände<br />
in Frage:<br />
• Parkposition, am Gestell verriegelt während des<br />
nicht elektrischen Betri<strong>eb</strong>s<br />
• Zwischenposition vor dem Anbügeln<br />
• ang<strong>eb</strong>ügelt während der elektrischen Fahrt<br />
Aus der Parkposition werden die Arme entriegelt<br />
und mit pneumatischen Zylindern an den äußeren<br />
Armen in die Zwischenposition angehoben. Diese ist<br />
so gewählt, dass sich die Wippe oberhalb aller anderen<br />
Fahrzeuge und unterhalb der tiefsten Position<br />
des Fahrdrahts befindet. Anschließend wird die<br />
Wippe entsprechend der Fahrdrahtposition durch<br />
den Servomotor am Mittelarm ausgerichtet. Über<br />
pneumatische Muskeln an den äußeren Armen wird<br />
jetzt der Stromabnehmer zum Fahrdraht geführt.<br />
Seiten- und Höhenlage werden gesteuert durch die<br />
Messdaten der Fahrdrahterkennung während des<br />
Anbügelvorgangs nachgestellt.<br />
Beim gewünschten oder erzwungenen Abbügeln<br />
wird der Stromabnehmer zunächst in die Zwischenposition<br />
gesenkt, dort in eine Mittellage zentriert<br />
und anschließend in die Parkposition bewegt. Dort<br />
wird abschließend die Verriegelung aktiviert.<br />
Während der ang<strong>eb</strong>ügelten Fahrt wird der Stromabnehmer,<br />
angetri<strong>eb</strong>en durch den Servomotor, permanent<br />
hin- und herbewegt, um die Schleifleisten<br />
möglichst gleichmäßig zu verschleißen.<br />
Der pneumatische Antri<strong>eb</strong> für Vertikalbewegungen<br />
genügt den geringeren Anforderungen bezüglich<br />
der Positioniergenauigkeit und ist kostengünstiger.<br />
Bei der Erprobung ergab der pneumatische<br />
Antri<strong>eb</strong> schwankende Andruckkräfte an der Fahrleitung.<br />
Die verwendeten pneumatischen Aktoren wiesen<br />
eine Hysterese der Kraft-Weg-Relation auf. Diese<br />
wurde zunächst durch eine Erhöhung der Grundkräfte<br />
kompensiert. Eine Verbesserung dieses Verhaltens<br />
wird durch Steuerung auf der Basis mathematischer<br />
Algorithmen angestr<strong>eb</strong>t.<br />
Für die Horizontalbewegung muss in bestimmten<br />
Situationen ein Drehmoment bis 2 500 Nm in den<br />
Stromabnehmer eingeprägt werden. Ein Servoantri<strong>eb</strong><br />
ist für diese Aufgabe geeignet. Auf Grund der begrenzten<br />
mechanischen Steifigkeit des zum Schwenken benutzten<br />
Steuerarms (Bild 3) neigt dieser bei Eintrag<br />
eines Drehmomentes in den Fußpunkt zu seitlicher<br />
Verbiegung und entsprechenden Schwingungen,<br />
wenn das Drehmoment sich sprunghaft ändert oder<br />
der Regelkreis bei der angeregten Frequenz bereits<br />
eine positive Rückkopplung aufweist. Als Gegenmaßnahmen<br />
wurden n<strong>eb</strong>en der nur begrenzt möglichen<br />
Reduzierung des Drehmoments und der Begrenzung<br />
der Schleifenverstärkung ab 5 Hz die<br />
• Reduzierung des Rucks bei gleichzeitiger Begrenzung<br />
seiner Einwirkdauer und<br />
• Verwendung eines Schwingungstilgers<br />
Bild 3:<br />
3D-CAD-Bild des Stromabnehmers.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
253
Fahrzeugtechnik<br />
als wirksam erkannt. Der Schwingungstilger wurde<br />
so ausgelegt, dass er Schwingungen mit der<br />
Eigenfrequenz des Stromabnehmers wirkungsvoll<br />
unterdrückt und so angeregte Resonanzen schnell<br />
gedämpft werden (Bild 4).<br />
Im Erg<strong>eb</strong>nis muss die Eigenresonanzfrequenz des<br />
Stromabnehmers durch konstruktive Maßnahmen<br />
möglichst hoch gewählt werden. Diesem Bestr<strong>eb</strong>en<br />
sind hinsichtlich Materialeinsatz und Gewicht Grenzen<br />
gesetzt und der erzielte Wert etwas unter 10 Hz<br />
stellt das machbare Maximum dar. In Verbindung mit<br />
den obigen Maßnahmen ist dies hinreichend für den<br />
normalen Fahrbetri<strong>eb</strong>.<br />
3.3 Sensorik und Steuerung<br />
Eine wesentliche Schlüsselkomponente im Betri<strong>eb</strong> des<br />
Stromabnehmers stellt die Sensorik zur Erkennung der<br />
Oberleitung dar. Ein Laserscanner mit Laufzeitmessung<br />
und Remissionsauswertung ist hierfür geeignet.<br />
Der Laserscanner liefert vorgefilterte Rohdaten<br />
aus seinem Sichtfeld, woraus sich Winkel, Abstand<br />
und Remissionswert eines Scanpunktes ableiten lassen.<br />
Notwendig ist in der weiteren Datenverarbeitung<br />
eine Software, die die Koordinaten der beiden<br />
Fahrdrähte extrahieren kann. Mit den Koordinaten<br />
der Fahrdrähte kann der Stromabnehmer die richtige<br />
Position an der Oberleitung ansteuern und den<br />
Anbügelvorgang ausführen. Die Nahfeldsensoren an<br />
den Schleifleisten haben die zusätzliche Funktion,<br />
bei Ausfall des Laserscanners Daten für die Nachführung<br />
des Stromabnehmers zu liefern.<br />
Der Laser-Fernbereichssensor ist hinsichtlich Erkennungsrate,<br />
Empfindlichkeit gegen Niederschlag im<br />
Sichtfeld, direkter Sonneneinstrahlung und Langzeit-<br />
Witterungseinflüssen ausreichend stabil. Bei der Erprobung<br />
zeigten sich keine nachteiligen Eigenschaften,<br />
die die Erkennungsfunktion beeinträchtigen. Lediglich<br />
sehr dichter Niederschlag in Form von Schnee reduziert<br />
die Erkennungsrate der Oberleitung.<br />
Um Fehlfunktionen und unerwünschte Kolli sionen<br />
des Stromabnehmers mit der Oberleitung auszuschließen,<br />
wurde eine Redundanz eing<strong>eb</strong>aut. Die Steuerung<br />
des Stromabnehmers benutzt dazu <strong>eb</strong>enfalls<br />
die direkt an den Schleifleisten montierten induktiven<br />
Endlagensensoren. Diese können bei entsprechender<br />
Triggerung einerseits durch Vergleich mit dem Fernbereichssensor<br />
bei widersprüchlichen Erkennungserg<strong>eb</strong>nissen<br />
der Fahrdrahtlage ein geregeltes Abbügeln<br />
initiieren und andererseits ein Schnellabbügeln auch<br />
bei gestörter Steuerelektronik einleiten.<br />
Die zuverlässige Unterscheidung zwischen oberleitungsähnlichen<br />
Strukturen und tatsächlicher<br />
Oberleitung ist eine der Voraussetzungen, ein automatisches<br />
Anbügeln im Serienbetri<strong>eb</strong> zuzulassen.<br />
Für die Erprobung ist auch ein halbautomatisches<br />
Anbügeln vorgesehen. Dabei wird nach Tastendruck<br />
des Fahrers der Anbügelvorgang unter der Voraussetzung<br />
einer durch den Fernbereichssensor erkannten<br />
Oberleitung gestartet. Der Fahrer hat hierzu das<br />
Bedienfeld der Stromabnehmersteuerung zur Verfügung<br />
(Bild 5).<br />
Bild 4:<br />
Schwingverhalten des Stromabnehmers mit Tilger (oben) und ohne Tilger (unten).<br />
orange Drehmoment M im Fußpunkt mit Tilger<br />
pink Drehwinkel φ<br />
grün Drehgeschwindigkeit ω<br />
blau Schleppfehler Δφ.<br />
Bild 5:<br />
Mensch-Maschine-Schnittstelle für das halbautomatische<br />
Anbügeln des Stromabnehmers.<br />
254 111 (2013) Heft 4
Fahrzeugtechnik<br />
3.4 <strong>Elektrische</strong> Sicherheit<br />
Für den Schutz der an und auf dem Fahrzeug arbeitenden<br />
Personen vor zu hohen Berührungsspannungen<br />
sind grundsätzlich mehrere Möglichkeiten<br />
denkbar. Die Besonderheit besteht im Gegensatz zu<br />
Schienenfahrzeugen in der Potenzialtrennung des<br />
Fahrzeugchassis vom Erdpotenzial. Bei O-Bussen ist<br />
deshalb eine umfassende doppelte Isolierung mit<br />
fahrzeugseitiger Isolationsüberwachung üblich. Ein<br />
bezüglich Erde potenzialfreies Einspeisenetz in Verbindung<br />
mit speiseseitiger Isolationsüberwachung<br />
stellt eine Alternative dar, die für den Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>,<br />
der nicht im öffentlichen Raum stattfindet, zunächst<br />
verwendet wurde.<br />
4 Betri<strong>eb</strong>liche Aspekte und<br />
Berechtigungsverfahren<br />
Der zuverlässige Betri<strong>eb</strong> der Lastwagen mit Hybridantri<strong>eb</strong><br />
mit hoher Verfügbarkeit und langer L<strong>eb</strong>ensdauer<br />
der Infrastruktur verlangt auch die Einsatzbereitschaft<br />
der Stromabnehmer, die deshalb regelmäßig überwacht<br />
und geprüft werden muss. Dabei sind Konstruktion<br />
und Steuerung des Stromabnehmers so zu<br />
konzipieren, dass unterschiedlich Betri<strong>eb</strong>s- und Nutzerstrukturen<br />
unterstützt werden. Im nicht-öffentlichen<br />
Betri<strong>eb</strong> mit vielleicht nur einem Flottenbetreiber<br />
kann der technische Zustand der Stromabnehmer<br />
durch eine zentrale Werkstatt geprüft und bewertet<br />
werden. Dies ist im öffentlichen Betri<strong>eb</strong> mit zahlreichen<br />
individuellen Fahrzeugführern, Flottenbetreibern<br />
und Infrastruktureigentümern nicht möglich, sondern<br />
kann nur durch ein Berechtigungsverfahren mit verteilten<br />
Rollen, Zuständigkeiten und Kontrollfunktionen<br />
erreicht werden. Dieses Verfahren muss umfassen:<br />
• eine technische Selbstdiagnose des Stromabnehmers,<br />
die den Fahrer bei der Beurteilung der<br />
Einsatzbereitschaft unterstützt<br />
• Möglichkeiten zur technische Fremddiagnose<br />
der Stromabnehmer von außen, um fehlerhafte<br />
Stromabnehmer identifizieren und vom Weiterbetri<strong>eb</strong><br />
ausschließen zu können<br />
• eine administrative Berechtigung zu Fahrtbeginn<br />
mittels Kommunikation zwischen dem Fahrzeug<br />
und einer Zentrale, um zum Beispiel den Anmeldestatus<br />
des Nutzers oder die Erfüllung von<br />
Inspektionspflichten abzufragen<br />
• Möglichkeiten für die Werkstätten, Wartungsund<br />
Reparaturarbeiten im Fahrzeug zu dokumentieren<br />
und bei Bedarf entzogene technische<br />
Berechtigungen erneut zu erteilen<br />
Dem Kontaktpunkt Schleifleiste – Fahrdraht ist bei<br />
den Kontrollen besondere Bedeutung beizumessen.<br />
Für eine lange L<strong>eb</strong>ensdauer der Fahrleitung muss<br />
sich der Verschleiß auf die Schleifleisten konzentrieren.<br />
Diese müssen daher einfach zu wechseln und<br />
ihr Zustand gut überprüfbar sein.<br />
Die externe Kommunikation kann mit einer On-<br />
Board-Unit (OBU) realisiert werden. Diese entlastet die<br />
Stromabnehmersteuerung von der Netzverfügbarkeit<br />
und Kanalkapazitäten, indem die OBU entsprechende<br />
Statusinformationen zwischenspeichert. Die Aufgabe<br />
des Stromabnehmersteuerrechners besteht dann darin,<br />
Berechtigungsdatensätze von der OBU entgegenzunehmen<br />
und davon abhängig angeforderte Anbügelvorgänge<br />
auszuführen oder zu verweigern.<br />
5 Erprobung und Bewertung<br />
Im Rahmen der Entwicklung des Stromabnehmers<br />
für schwere LKW wurde zunächst in einem Zeitraum<br />
von neun Monaten ein Labormuster aufg<strong>eb</strong>aut und<br />
untersucht. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen<br />
folgte innerhalb eines Jahr anschließend der<br />
Aufbau von zwei Funktionsmustern des Stromabnehmers<br />
und deren Integration auf LKW. Die Funktionsmuster<br />
wurden abschließend im Rahmen einer drei<br />
Monate dauernden Erprobung auf der Versuchsstrecke<br />
untersucht.<br />
Gegenstand der Erprobungen waren n<strong>eb</strong>en den<br />
Grundfunktionen auch die Validierung des Verhaltens<br />
in typischen Fahrsituationen bei unterschiedlichen<br />
Witterungsverhältnissen (Bild 6).<br />
In mehr als 2 000 Einzelfahrten mit jeweils mehreren<br />
An-/ Abbügelvorgängen in zahlreichen Betri<strong>eb</strong>s- und<br />
Ausnahmesituationen konnte für den Stromabnehmer<br />
und seine Steuerung die technische Eignung für das<br />
Bild 6:<br />
Erprobungsbetri<strong>eb</strong> des LKW auf der Versuchsstrecke bei Sprühregen und Gischt.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
255
Fahrzeugtechnik<br />
Einsatzg<strong>eb</strong>iet elektrifizierter Straßengüterverkehr und<br />
damit die Machbarkeit dieser Form der Elektromobilität<br />
für LKW nachgewiesen werden. In der laufenden<br />
Weiterentwicklung werden Bauraum und Gewicht<br />
soweit reduziert, dass der Stromabnehmer auf eine<br />
Sattelschlepperzugmaschine aufg<strong>eb</strong>aut werden kann.<br />
Parallel dazu wurde durch die Deutzer Technische<br />
Kohle GmbH mit den Stromabnehmern ein<br />
umfangreiches Messprogramm zum elektrischen<br />
und mechanischen Kontaktverhalten absolviert. Der<br />
Messaufbau und die Erg<strong>eb</strong>nisse werden in einem<br />
weiteren Aufsatz in einer der nächsten <strong>eb</strong>-Ausgaben<br />
beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Literatur<br />
[1] Behmann, U.; Buhl, E.: LKW unter Strom gesetzt. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 110 (2012), H. 5, S. 175–177.<br />
[2] Gerstenberg, F.; Lehmann, M.; Zauner, F.: Elektromobilität<br />
bei schweren Nutzfahrzeugen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 110 (2012), H. 8-9, S. 452–460.<br />
[3] SRU – Sachverständigenrat für Umweltfragen (Hrsg.):<br />
Umweltgutachten 2012 – Verantwortung in einer begrenzten<br />
Welt. Berlin, 2012.<br />
[4] BGL – Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und<br />
Entsorgung e. V. (Hrsg.): Jahresbericht 2012. Frankfurt/<br />
Main, 2012.<br />
[5] Kießling, F.; u. a.: Fahrleitungen elektrischer <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
– Planung, Berechnung, Ausführung. Teubner Verlag,<br />
Stuttgart/ Leipzig, 1998.<br />
[6] Bendel, H.; u. a.: Die elektrische Lokomotive – Aufbau,<br />
Funktion, Neue Technik. transpress Verlag GmbH, Berlin,<br />
1994.<br />
[7] FGSV – Forschungsgesellschaft für Straßen- und<br />
Verkehrs wesen (Hrsg.): RAA – Richtlinien für die Anlage<br />
von Autobahnen. Köln, 2008.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. Florian Bühs (34), absolvierte<br />
eine handwerkliche Ausbildung in Bremen<br />
und studierte anschließend Maschinenbau<br />
an der TU Berlin mit der Fachrichtung<br />
Feinwerk- und Mikrotechnik. Nach<br />
seinem Studium folgte die Promotion im<br />
Bereich Medizintechnik an der TU Berlin.<br />
Seit 2012 ist er bei der Siemens AG als<br />
Projektleiter und Entwickler tätig und ist<br />
im Rahmen des Forschungsprojekts ENU-<br />
BA für die mechatronische Entwicklung<br />
des Stromabnehmers zuständig.<br />
Adresse: Siemens AG, IC MOL LAS SPA,<br />
Rudower Chaussee 29,<br />
12489 Berlin, Deutschland;<br />
Fon: +49 30 6392-6447, Fax: -6407;<br />
E-Mail: florian.buehs@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. Göran Keil (50), studierte<br />
Informationstechnik an der Technischen<br />
Universität Dresden, nach einer<br />
kurzzeitigen Tätigkeit an der Akademie<br />
der Wissenschaften wechselte er zur AEG<br />
Postautomation. Seit 1996 ist er bei der<br />
Siemens AG als Spezialist für Control<br />
Software tätig. An den Standorten<br />
Berlin, Konstanz und Arlington/Texas<br />
wurden in dieser Zeit viele innovative<br />
Projekte mit seiner Beteiligung realisiert.<br />
Ab 2010 ist er unter anderem zuständig<br />
für die Steuerungstechnik des Stromabnehmers<br />
im Forschungsprojekt ENUBA.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +49 30 6392-6438, Fax: -6407;<br />
E-Mail: goeran.keil@siemens.com<br />
Dr.-Ing. Michael Lehmann (32)<br />
studierte Verkehrsingenieurwesen an<br />
der Fakultät Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“ der Technischen Universität<br />
Dresden mit der Spezialisierung in<br />
Planung und Betri<strong>eb</strong> elektrischer Verkehrssysteme.<br />
Von 2006 bis 2009 war er<br />
Stipendiat der Siemens AG am Lehrstuhl<br />
für <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> der TU Dresden<br />
und forschte dort zu <strong>Bahn</strong>systemen<br />
mit hohen Spannungen. Seit 2009 ist<br />
er bei der Siemens AG als Spezialist für<br />
elektrische Verkehrssysteme mit dem<br />
Schwerpunkt Entwicklungsprojekte und<br />
Systemintegration tätig.<br />
Adresse: Siemens AG, IC MOL TI EH,<br />
Werner-von-Siemens-Str. 65,<br />
91052 Erlangen, Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-23617,<br />
Fax: +49 9131 828-23617;<br />
E-Mail: lehmann.michael@siemens.com<br />
256 111 (2013) Heft 4
10 Jahre acrps<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Energieleitstellen und Traktionsstrommanagement<br />
der ÖBB-Infrastruktur<br />
Michael Gammer, Florian Heinze, Wien<br />
Das ÖBB Leitstellenkonzept konzentriert die Betri<strong>eb</strong>sführung des 15-kV-<strong>Bahn</strong>stromnetzes von bisher<br />
vier auf zwei Standorte und richtet sie als Energieleitstellen neu aus. Zur Unterstützung der Operatoren<br />
werden unter dem Titel Traktionsstrommanagement Tools entwickelt, die auf kombinierten Simulationen<br />
von Oberleitungsnetzbetri<strong>eb</strong> und Zugbetri<strong>eb</strong> basieren.<br />
ENERGY CONTROL CENTRES AND TRACTION POPWER MANAGEMENT OF THE ÖBB INFRASTRUCTURE<br />
According to the ÖBB control centre concept, the currently four operations management sites for<br />
the 15 kV railway power network will be reduced to just two locations which will be reoriented to<br />
operate as energy control centres. For the support of the operators, tools have been developed<br />
under the title traction power management, which are based on combined simulations of overhead<br />
line network and train operations.<br />
CENTRES DE COMMANDE ÉLECTRIQUES ET GESTION DU COURANT DE TRACTION DE L’INFRA-<br />
STRUCTURE ÖBB<br />
Le système des centres de commande des chemins de fer autrichiens ÖBB concentre l’exploitation<br />
du réseau électrique 15 kV sur deux sites au lieu de quatre jusqu’ici qui sont rééquipés comme<br />
centres de commande électriques. Les opérateurs du système de gestion du courant de traction sont<br />
assistés par des outils qui sont mis au point sur la base de simulations combinées de l’exploitation<br />
du réseau électrique et de l’exploitation des trains.<br />
1 Einführung<br />
Der Geschäftsbereich (GB) Energie der ÖBB-Infrastruktur<br />
AG ist der Energieversorger des gesamten<br />
ÖBB-Konzerns. N<strong>eb</strong>en der Lieferung aller leitungsg<strong>eb</strong>undenen<br />
Energieträger ist er für die Betri<strong>eb</strong>sführung<br />
der in Tabelle 1 genannten Anlagen zuständig. Dafür<br />
sind bisher fünf Leitstellen eingerichtet. Dies sind die<br />
Zentrale Leitstelle Innsbruck (ZLI) für Lastverteilung und<br />
Steuerung des 55-/110-kV-<strong>Bahn</strong>stromleitungsnetzes<br />
[1] und je eine Regionale Leitstelle (RLS) in Wien Meidling,<br />
Attnang, Villach und Zirl, deren Kernaufgabe die<br />
TABELLE 1<br />
Anlagen in der Betri<strong>eb</strong>sführung des Geschäftsbereichs<br />
Energie der ÖBB-Infrastruktur.<br />
Kraftwerke zur Erzeugung von <strong>Bahn</strong>strom 16,7 Hz<br />
Kraftwerke zur Erzeugung von Licht- und Kraftstrom 50 Hz<br />
Umformer- und Umrichterwerke<br />
<strong>Bahn</strong>stromleitungen 55 kV und 110 kV<br />
Unterwerke<br />
Schaltposten und Kuppelstellen<br />
Oberleitungsnetz 15 kV 16,7 Hz mit <strong>Bahn</strong>hofs- und<br />
Streckenschaltern<br />
Mittelspannungsnetze 50 Hz in großen <strong>Bahn</strong>knoten und<br />
längeren Eisenbahntunneln<br />
Betri<strong>eb</strong>sführung des 15-kV-<strong>Bahn</strong>stromnetzes ist [2];<br />
die Abgrenzung der Aufgaben ist in Bild 1 dargestellt.<br />
Im Lauf der Jahre wurde das Aufgabeng<strong>eb</strong>iet der<br />
RLS um vielfache Aufgaben erweitert (Tabelle 2). Um<br />
die Arbeit der Operatoren wieder auf die elektrische<br />
Betri<strong>eb</strong>sführung zu konzentrieren, mussten die Aufgaben<br />
neu verteilt und die Leitstellen schlank und<br />
effizient gestaltet werden.<br />
2 ÖBB Leitstellenkonzept<br />
Im ÖBB Leitstellenkonzept werden die bisherigen Aufgaben<br />
neu aufgeteilt.<br />
Die Betri<strong>eb</strong>sführung der Unterwerke, des Oberleitungsnetzes<br />
und der 50-Hz-Mittelspannungsnetze<br />
wird in den beiden Energieleitstellen (ELS) Meidling<br />
und Zirl konzentriert, die aus den RLS Meidling und<br />
Zirl entstehen.<br />
Dan<strong>eb</strong>en sind seit dem 1. Januar 2013 zwei neue<br />
Leitstellen Facility Management and Security (FMS) im<br />
Vollbetri<strong>eb</strong>, die Notrufe aus Aufzügen der Verkehrsstationen<br />
bearbeiten und die Betri<strong>eb</strong>sführung von<br />
Videoüberwachungsanlagen übernehmen. Diese<br />
haben ihren Sitz in Wien und Salzburg und werden<br />
von der ÖBB-Facilitymanagement-Tochter Mungos<br />
GmbH betri<strong>eb</strong>en.<br />
258 111 (2013) Heft 4
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Eine weitere Leitstellenart wird den fünf Betri<strong>eb</strong>sführungszentralen<br />
(BFZ) des Streckennetzes unter<br />
dem Namen BFZ-Service Center (BFZ-SC) zugeordnet.<br />
Während die BFZ selbst für die Steuerung des<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>s zuständig ist, übernimmt das BFZ-<br />
SC die Steuerung von Tunnelsicherheitsanlagen<br />
und sonstiger den <strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong> unterstützender<br />
Anlagen.<br />
Die ZLI bleibt in ihrer bisherigen Form bestehen.<br />
3 Übergang von RLS zu ELS<br />
Die Umwandlung von vier RLS auf zwei ELS erfolgt<br />
schrittweise. Zuerst wurden die RLS durch die neuen<br />
FMS von einem Teil ihrer bisherigen Aufgaben entlastet.<br />
Parallel dazu wurden Baumaßnahmen in Meidling<br />
durchgeführt, um Raum für die zusätzlichen Arbeitsplätze<br />
zu schaffen. Wenn die erweiterte Warte<br />
in Meidling in Betri<strong>eb</strong> genommen ist, übernimmt sie<br />
zusätzlich den Steuerbereich der RLS Att nang; dies<br />
ist im Lauf des Jahres 2013 geplant (Bild 2).<br />
Im folgenden Jahr soll dann die Leitstelle in Zirl erweitert<br />
werden und den Steuerbereich Villach übernehmen.<br />
Während der Baumaßnahmen wird der<br />
Betri<strong>eb</strong> von einem Leitstand in einem N<strong>eb</strong>enraum<br />
des G<strong>eb</strong>äudes geführt. Nach Inbetri<strong>eb</strong>nahme der<br />
ELS wird auf diesem Leitstand das Leitsystem der ZLI<br />
installiert, um im Notfall deren Betri<strong>eb</strong> übernehmen<br />
zu können.<br />
Um die erweiterten Steuerbereiche bedienen zu<br />
können, werden in jeder ELS die Operatoren untertags<br />
von zwei Abschaltkoordinatoren unterstützt.<br />
Deren Aufgabe ist es, die geplanten und angemeldeten<br />
Abschaltungen im Simulationsmodus zu testen,<br />
eventuelle Auswirkungen auf das Oberleitungs- und<br />
das Streckennetz zu überprüfen und mit den beteiligten<br />
Instandhaltungseinheiten und Fahrdienstleitern<br />
zu kommunizieren.<br />
Für die nächsten Jahre werden in Österreich Zuwächse<br />
im Schienenverkehr prognostiziert [3]. Diese sowie<br />
die schrittweise Einführung von Taktfahrplänen und<br />
Geschwindigkeitssteigerungen im Personenverkehr<br />
lassen sowohl den Energi<strong>eb</strong>edarf als auch die Leistungsspitzen<br />
ansteigen. Teile des <strong>Bahn</strong>stromnetzes<br />
werden dadurch immer mehr bis an die Belastungsgrenzen<br />
ausgereizt. Damit steigen auch die Anforderungen<br />
an die Operatoren stetig. In den ELS sollen<br />
daher zukünftig Systeme zum Einsatz kommen, die<br />
die Operatoren in ihrer Arbeit unterstützen und dafür<br />
sorgen, dass auch bei den künftigen Belastungen<br />
ein effizienter und zuverlässiger elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />
gewährleistet ist. Diese Systeme werden unter dem<br />
Titel Traktionsstrommanagement entwickelt und nach<br />
und nach in die bestehende Leittechnik integriert.<br />
4.2 Ziele und Verfahren<br />
Im Wesentlichen werden mit dem Traktionsstrommanagement<br />
die in Tabelle 3 aufgezählten Ziele<br />
verfolgt. Um diese zu erreichen, ist nicht nur die<br />
Kenntnis des elektrischen Anlagenzustands wichtig,<br />
sondern vor allem auch eine genaue Kurzfristprognose<br />
des Leistungsbedarfs im Oberleitungsnetz.<br />
Bei klassischen 50-Hz-Verbundnetzleitstellen basieren<br />
Lastprognosen vor allem auf Hochrechnungsverfahren.<br />
Diese liefern aber wegen der Verbrauchercharakteristik<br />
in <strong>Bahn</strong>netzen mit ihren großen<br />
Bild 1:<br />
<strong>Bahn</strong>stromanlagen des Geschäftsbereichs Energie und zugehörige Leitstellen der ÖBB, Stand<br />
Anfang 2013 (alle Grafiken: ÖBB).<br />
grün von Zentraler Leitstelle Innsbruck gesteuerte Anlagen<br />
gelb bisher von Regionalen Leitstellen, künftig Energieleitstellen gesteuerte Anlagen<br />
4 Traktionsstrommanagement<br />
4.1 Allgemeines<br />
Bild 2:<br />
Steuerbereiche der zwei künftigen Energieleitstellen (ELS).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
259
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Lastschwankungen nur sehr ungenaue Kurzfristprognosen<br />
im Oberleitungsnetz. Deshalb wird für das<br />
Traktionsstrommanagement ein anderer Ansatz gewählt.<br />
Ausgehend von einer technischen Abbildung<br />
des Gesamtsystems bestehend aus Eisenbahnbetri<strong>eb</strong><br />
und <strong>Bahn</strong>strombetri<strong>eb</strong> soll die Prognose auf Basis<br />
der Zugfahrpläne erfolgen.<br />
4.3 Zugfahrtsimulation<br />
Seit 1997 wird bei den ÖBB für die elektrische Betri<strong>eb</strong>s-<br />
und Netzausbauplanung die dynamische<br />
Netz- und Zugfahrtsimulationssoftware μPAS/ZFS eingesetzt<br />
[4]. Das Simulationspaket besteht aus einem<br />
TABELLE 2<br />
Hinzu gekommene Aufgaben der Regionalen<br />
Leitstellen.<br />
Betri<strong>eb</strong>sführung von 50-Hz-Mittelspannungsnetzen<br />
Bearbeiten von Notrufen aus Verkehrsstationen, Beispiel<br />
Aufzüge<br />
Betri<strong>eb</strong>sführung von Videoüberwachungsanlagen<br />
Betri<strong>eb</strong>sführung von G<strong>eb</strong>äudeleittechnik in Verkehrsstationen,<br />
Beispiele Beleuchtung, Aufzüge, Rolltreppen<br />
Steuerung von maschinellen Anlagen, Beispiel Pumpen<br />
Zentrales Entstörmanagement aller Infrastrukturanlagen<br />
Steuerung von Tunnelsicherheitstechnik<br />
TABELLE 3<br />
Wesentliche Ziele des Traktionsstrommanagements<br />
der ÖBB.<br />
Echtzeitsimulation von Versorgungsengpässen im<br />
<strong>Bahn</strong>stromnetz bei Abweichungen vom Normalbetri<strong>eb</strong>,<br />
zum Beispiel Baustellen mit eingleisiger Abschaltung der<br />
Oberleitung<br />
Volle Ausnutzung der <strong>Bahn</strong>strominfrastruktur und zugleich<br />
weniger Überlastabschaltungen<br />
Vorausschauende Anzeige möglicher betri<strong>eb</strong>licher Auswirkungen<br />
von Schalthandlungen im Oberleitungsnetz<br />
Bei Ausfall oder drohender Überlastung von Anlagen automatisches<br />
Ermitteln und Anbieten von Schaltmaßnahmen<br />
im <strong>Bahn</strong>stromnetz und/oder für eingeschränkten Zugbetri<strong>eb</strong><br />
Unterstützung der Operatoren bei der Kurzschlussortung<br />
Bild 3:<br />
Netz- und Zugfahrtsimulation mit Quellsystemen für Eingabedaten.<br />
Netzberechnungspaket für <strong>Bahn</strong>netze, das die rechnerische<br />
Behandlung von Lastfluss und Kurzschluss<br />
im <strong>Bahn</strong>stromleitungsnetz und im Obereitungsnetz<br />
mit örtlich vorgeg<strong>eb</strong>enen Streckenlasten ermöglicht.<br />
In dieses Paket ist eine Zugfahrtsimulation<br />
integriert, die anhand vordefinierter Fahrpläne und<br />
Zugmodelle die Zugfahrten realitätsnah modelliert<br />
und deren Auswirkungen im <strong>Bahn</strong>stromnetz überprüft<br />
und bewertet. Während die Simulation in den<br />
ersten Jahren hauptsächlich für Ausbauplanungen<br />
und langfristige Maßnahmen im <strong>Bahn</strong>stromnetz<br />
eingesetzt wurde, ist in den vergangen Jahren der<br />
Fokus auf das Bestandsnetzmonitoring, also die Betrachtung<br />
des aktuellen Netzzustandes erweitert<br />
worden.<br />
Dies wurde durch stetige Erweiterung der Tools<br />
der Netz- und Zugfahrtsimulation möglich. Dazu<br />
gehören gesteigerte Rechenleistung und vergrößerte<br />
Datenbanken, die heute eine zeitgleiche<br />
Simulation aller Fahrpläne im ÖBB-Netz ermöglichen.<br />
Wesentlich für derart umfangreiche Simulationen<br />
ist außerdem, dass die zeitintensive Aufbereitung<br />
und Eingabe der Daten möglichst automatisiert<br />
wird. Für alle simulationsrelevanten Daten wurden<br />
daher Schnittstellen zur Datenübernahme implementiert<br />
(Bild 3).<br />
4.4 Schnittstellen<br />
Strecken-Infrastrukturdaten<br />
Bereits seit mehreren Jahren existiert eine Schnittstelle<br />
zum Verzeichnis der örtlich zulässigen Geschwindigkeiten<br />
(VzG). Von diesem werden die Lage der<br />
Betri<strong>eb</strong>sstellen, die jeweils zulässigen Geschwindigkeiten<br />
sowie die Längsneigungen der Strecken übernommen.<br />
Fahrplan- und Zugdaten<br />
Fahrpläne werden aus dem Dispositionstool ARAMIS<br />
des ÖBB Geschäftsbereichs Netzbetri<strong>eb</strong> im Format<br />
XML übernommen. Die Daten enthalten wesentliche<br />
Angaben zur Zugkonfiguration wie Zuggattung,<br />
Baureihe des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs, Länge und Last des Zuges,<br />
zulässige Zuggeschwindigkeit und Haltemuster.<br />
Für jede Fahrplanperiode wird zunächst ein Jahresfahrplan<br />
übernommen. Alle Änderungen wie zusätzliche<br />
Züge, ausfallende Züge und Umleitungen werden<br />
laufend mittels Änderungsdateien übermittelt;<br />
an einem durchschnittlichen Betri<strong>eb</strong>stag sind das<br />
etwa 2 000 Fälle.<br />
Netzzustand<br />
Der elektrische Netzzustand wird in die Zugfahrtsimulation<br />
als topologisches Abbild aus dem Leitsystem<br />
MAS 4 der ELS übernommen. Dabei werden<br />
aber nicht die einzelnen Schalter erfasst, sondern nur<br />
die für die Simulation relevanten Informationen, zum<br />
260 111 (2013) Heft 4
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Beispiel, ob eine Strecke ein- oder zweiseitig gespeist<br />
wird. Damit bleibt die Datenmenge überschaubar.<br />
Fehlerhafte oder nicht übernommene Leitungszustände<br />
werden in der Simulation eingefärbt und sind<br />
somit leicht identifizierbar.<br />
4.5 Entwicklungsstufen<br />
Die drei Entwicklungsstufen der Netz- und Zugfahrtsimulation<br />
sind in Bild 4 dargestellt.<br />
Zunächst ermöglicht die Erweiterung der Netzund<br />
Zugfahrtsimulation um die automatisierte Datenübernahme,<br />
zeitnah ein Bild über den aktuellen<br />
elektrischen Netzzustand zu erhalten. Aussagen zu<br />
Auswirkungen von außergewöhnlichen Schaltzuständen,<br />
zum Beispiel bei Baustellen oder Ad-hoc-<br />
Verkehren, können sehr kurzfristig getroffen werden.<br />
Ein weiterer Vorteil der Erweiterung ist, dass<br />
Varianten und Ausfallkonzepte in großer Zahl simulierbar<br />
sind.<br />
In einem weiteren Schritt wird das System so erweitert,<br />
dass automatisierte Echtzeitsimulationen<br />
den Netzzustand überwachen und kritische Situationen<br />
frühzeitig aufzeigen.<br />
Für den letzten Automatisierungsschritt sind diverse<br />
Maßnahmen geplant. Es sollen die Verbraucher<br />
exakter erfasst und weitere Parameter in die Simulationsrechnung<br />
integriert werden, zum Beispiel<br />
aktuelle Fahrdraht- und Außentemperaturen und<br />
Verbrauchswerte diverser N<strong>eb</strong>enverbraucher wie<br />
Zugvorheizanlagen und Weichenheizungen. Außerdem<br />
sind Strategien angedacht, mittels laufenden<br />
Abgleichs der Simulationserg<strong>eb</strong>nisse mit realen<br />
Messwerten systematische Fehler zu vermeiden.<br />
4.6 Anwendungen<br />
Netzzustandserkennung<br />
Auf Basis der aktuell vorliegenden Messwerte und<br />
Fahrplan-Prognosedaten wird zyklisch eine <strong>Vorschau</strong>rechnung<br />
angestoßen. Die Erg<strong>eb</strong>nisse dieser<br />
Rechnung sollen mögliche Engpässe im Steuerbereich<br />
der ELS wie drohende Anlagenüberlastung<br />
oder Unterschreitung der minimalen Spannungsgrenzen<br />
frühzeitig aufzeigen. Die Simulation berechnet<br />
dann Alternativszenarien und schlägt dem<br />
Operator Abhilfemaßnahmen vor. Das können vorübergehende<br />
Last- oder Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />
auf einzelnen Streckenabschnitten oder das<br />
Anhalten einzelner Züge sein. Besonders bei Teilausfällen<br />
der elektrischen Versorgungsinfrastruktur<br />
kann so in Abstimmung mit dem Streckennetzbetri<strong>eb</strong><br />
ein bestmöglicher beschränkter Fahrplan ang<strong>eb</strong>oten<br />
werden.<br />
Simulationsmodus<br />
Im Simulationsmodus kann der Operator Schalthandlungen<br />
ohne Beeinflussung des Echtzeitbetri<strong>eb</strong>s<br />
untersuchen. Der untersuchte Netzzustand<br />
wird im <strong>Vorschau</strong>bereich auf sicheren Betri<strong>eb</strong> überprüft.<br />
Kurzschlussortung<br />
Während in Netzen mit weitgehend homogenen<br />
Leitungen die Fehlerortung bei Kurzschlüssen über<br />
die Fehlerimpedanz und den Impedanzbelag der<br />
Leitung direkt möglich ist, scheitert dies im 15-kV-<br />
Oberleitungsnetz an dessen Inhomogenität. Deshalb<br />
sind in μPAS/ZFS sowohl die realen Impedanzen des<br />
Netzes als auch sein Schaltzustand abg<strong>eb</strong>ildet. Somit<br />
kann bei Kurzschlusseintritt die Fehlerimpedanz auf<br />
einen Ort umgerechnet und dem Operator visualisiert<br />
werden. Die besonders bei langen Versorgungsabschnitten<br />
teilweise Zeit raubende Fehlersuche<br />
wird so wesentlich erleichtert.<br />
4.7 Ausblick<br />
Die einzelnen Module werden in enger Abstimmung<br />
mit den Entwicklern der Zugfahrtsimulation,<br />
der Leittechnikfirma und den Operatoren der ELS<br />
erstellt. Aus heutiger Sicht wird ein Vollbetri<strong>eb</strong> aller<br />
Module in ungefähr fünf Jahren angepeilt.<br />
N<strong>eb</strong>en der Qualität der Simulationen ist die Bereitstellung<br />
der Erg<strong>eb</strong>nisse wichtig. Die Resultate müssen<br />
so aufbereitet werden, dass sie in den Anzeigesystemen<br />
der ELS visualisiert werden. Die Einbettung<br />
der Simulation in die Leittechniksysteme soll schrittweise<br />
erfolgen. Dazu sind für die kommenden Jahre<br />
mehrere weitere Module des Traktionsstrommanagements<br />
geplant.<br />
Bild 4:<br />
Entwicklungsstufen und Einsatz der Netz- und Zugfahrtsimulation bei den ÖBB.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
261
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[1] Gruber, A.; Pluy, J.; Punz, G.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei den<br />
Österreichischen Bundesbahnen in den Jahren 2004<br />
bis 2006. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 105 (2007), H. 1-2,<br />
S. 45–60.<br />
[2] Weißnar, G.; Kotzian, W.: Regionale Leitstellen für die<br />
15-kV-<strong>Bahn</strong>stromversorgung. In: e&i Elektrotechnik und<br />
Informationstechnik 116 (1999), H. 1, S. 81–85.<br />
[3] Käfer, A.; et al.: Verkehrsprognose Österreich 2025+, im<br />
Auftrag von BMVIT. ASFINAG, ÖBB, 2006.<br />
[4] Kaiser, W.; Punz, G.; Wallnberger, G.: Softwaretools zur<br />
Simulation des 16 2 /3-Hz- <strong>Bahn</strong>stromnetzes bei den ÖBB.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 101 (2003), H. 1-2, S. 52–62.<br />
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Studium Energietechnik an der TU<br />
Wien; Mitarbeiter der Abteilung dezentrale<br />
Betri<strong>eb</strong>sführung, Geschäftsbereich<br />
Energie bei ÖBB-Infrastruktur AG.<br />
<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 <strong>München</strong><br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +43 664 6179733;<br />
E-Mail: florian.heinze@o<strong>eb</strong>b.at<br />
111 (2013) Heft 4
Oberleitung<br />
Fahrdrahtschäden in Parallelführungen<br />
– Auftrag für Studie<br />
Patrick Hayoz, Urs Wili, Bern; Ralf-Dieter Rogler, Gerd Kitzrow, Dresden; Frank Pupke, Köln<br />
Im Fahrleitungsnetz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) liegen zwischen den Fahrleitungen im<br />
<strong>Bahn</strong>hof und denjenigen auf freien Strecken Streckentrennungen. Nach einigen Fahrdrahtschäden<br />
mit in Trennstellen stillstehenden Stromabnehmern und im Hinblick auf die netzweite Einführung<br />
von ETCS und auf höhere Traktionsströme veranlasste die SBB eine Studie zur Klärung der Ursachen<br />
und für Verbesserungsmaßnahmen. Diese Studie umfasste theoretische Überlegungen, Versuche und<br />
Messungen zur Zugfestigkeit der Fahrdrähte bei Erwärmung.<br />
CONTACT WIRE DAMAGE AT OVERLAPS – ORDER OF A STUDY<br />
In the Swiss overhead contact line network the sections out of stations are separated from that<br />
in stations by means of insulated overlaps. A number of incidents occurred when trains came to<br />
standstill under the overlaps contacting both contact wires. As a consequence of this and in view<br />
of the nation-wide introduction of ETCS as well as of higher traction currents SBB launched an<br />
investigation to assess the damage and to propose improvements. The study included theoretic<br />
considerations, tests and measurements on the tensile strength of contact wires at elevated temperatures.<br />
DÉGATS À LA LIGNE DE CONTACT DANS LE PARALLÈLISME – MANDAT D’ÉTUDE<br />
Dans le réseau Suisse, les caténaires de la pleine voie sont séparées de celles des gares par des<br />
sectionnements. A la suite de nombreux incidents provoqués par des pantographes à l’arrêt sous<br />
le sectionnement, une étude A été menée pour cerner les risques. Cette étude comportait des<br />
réflexions techniques, des essais ainsi que des mesures sur la perte de rigidité des fils de contact<br />
soumis à une tension mécanique et lors d’un échauffement.<br />
1 Einführung<br />
Im Fahrleitungsnetz der Schweizerischen Bundesbahnen<br />
(SBB) liegen zwischen den Fahrleitungen<br />
in <strong>Bahn</strong>höfen und denjenigen auf den freien Strecken<br />
Streckentrennungen. Wichtige <strong>Bahn</strong>höfe mit<br />
beidseitig angeordneten Spurwechseln sind gelegentlich<br />
zusätzlich in <strong>Bahn</strong>hofsmitte elektrisch mit<br />
Parallelführungen unterteilt. Nach einigen Schäden<br />
durch Abbrennen der Fahrdrähte mit stillstehenden<br />
Stromabnehmern unter den parallelen Fahrdrähten<br />
solcher Trennstellen und im Hinblick auf die<br />
netzweite Einführung von ETCS (European Train<br />
Control System) mit zusätzlichen Blockabschnitten<br />
und höheren Traktionsströmen veranlasste die SBB<br />
eine Studie zu den Ursachen der Störungen und<br />
zu Maßnahmen zu deren zukünftiger Vermeidung.<br />
Diese Studie umfasste Versuche zur Erwärmung von<br />
Schleifleisten und Fahrdrähten bei Stromfluss mit<br />
direktem Kontakt und beim Auftreten von Lichtbögen,<br />
theoretische Überlegungen zu den Impedanzen<br />
der Trennstellen und deren Überbrückungen<br />
und Messungen zur Festigkeit der Fahrdrähte bei<br />
Erwärmung unter Zugkräften.<br />
2 Ausgangslage<br />
2.1 Funktion der Parallelführung<br />
Der Begriff Parallelführung steht für die parallele<br />
Führung der auslaufenden und einlaufenden Fahrdrähte<br />
bei Nachspannungen.<br />
Bei Nachspannungen der freien Strecken werden die<br />
beiden Fahrleitungen mit einem kurzen Kupferseil elektrisch<br />
verbunden. Bei elektrischen Trennungen, zum<br />
Beispiel bei einer Streckentrennung, werden die Ketten-<br />
Bild 1:<br />
Fahrleitungsschaltung in <strong>Bahn</strong>höfen gemäß bisherigen SBB-Bauvorschriften.<br />
1 Streckentrennung mit Parallelführung<br />
111 (2013) Heft 4<br />
263
Oberleitung<br />
werke gemäß den bisherigen SBB-Bauvorschriften nicht<br />
direkt vor Ort, sondern in einem zentral angeordneten<br />
Schaltposten schaltbar verbunden, der häufig rund<br />
400 bis 1 200 m von der Streckentrennung entfernt ist.<br />
Bild 1 zeigt die Schaltung eines <strong>Bahn</strong>hofs gemäß den<br />
bisherigen SBB-Bauvorschriften. Die Streckenfahrleitungen<br />
sind über die Umgehungsleitungen miteinander<br />
verbunden, über die der Transitstrom fließt.<br />
Im Jahr 2011 betri<strong>eb</strong> die SBB 807 <strong>Bahn</strong>höfe und<br />
Stationen für den Reiseverkehr und 242 Bedienpunkte<br />
für den Güterverkehr und damit rund 2 000 Streckentrennungen<br />
[1].<br />
Minuten riss einer der beiden Fahrdrähte. Die Analyse<br />
und die Messungen ergaben, dass zum Zeitpunkt,<br />
als einer der Fahrdrähte der Parallelführung riss, ein<br />
ICN-Doppelzug (Zug 1 im Bild 2) im benachbarten<br />
Gleis anfuhr. Der für die Beschleunigung des ICN erforderliche<br />
Strom erreichte im Mittel 500 A während<br />
60 s und stieg kurzzeitig bis auf 900 A an. Der Strom<br />
für den ICN teilte sich im Verhältnis der Kupferquerschnitte<br />
auf die Speiseleitung und auf die Fahrleitung<br />
des Parallelgleises auf. Der Strom über das<br />
Schleifstück der stillstehenden Rangierlok entfestigte<br />
den Fahrdraht so weit, dass dieser riss.<br />
2.2 Störungen in Parallelführungen<br />
2.2.1 Nyon 2000 und 2001<br />
In den Jahren 2000 und 2001 kam es erstmals zu<br />
vorerst unerklärbarem Durchschmelzen von Fahrdrähten<br />
in Parallelführungen. Im <strong>Bahn</strong>hof Nyon<br />
stand einer der neu eingeführten ICN und wartete<br />
auf den Abfahrbefehl. Plötzlich fiel einer der Fahrdrähte<br />
auf das Zugdach und verursachte einen permanenten<br />
Kurzschluss. Der Fahrdraht war in der Parallelführung<br />
gerissen.<br />
2.2.3 Dietikon 2012<br />
Eine S-<strong>Bahn</strong> wendete außerhalb des <strong>Bahn</strong>steigbereichs.<br />
Der gehobene Stromabnehmer kontaktierte während<br />
des Wendemanövers die beiden Fahrdrähte der Streckentrennung.<br />
Einer der Fahrdrähte riss innerhalb von<br />
zwei Minuten. Die Analyse ergab, dass der über 30 s<br />
gemittelte, über das Schleifstück in dieser Parallelführung<br />
fließende Strom innerhalb von zwei Minuten von<br />
0 A auf rund 180 A anstieg. Die Außentemperatur betrug<br />
15 °C. Weitere Fälle mit gleicher Auswirkung ereigneten<br />
sich auch in Aarau und in Gossau.<br />
2.2.2 Yverdon 2002<br />
Bild 2:<br />
Fahrleitungsschaltung im <strong>Bahn</strong>hof Yverdon.<br />
1 anfahrender ICN-Doppelzug<br />
2 haltende Rangierlokomotive<br />
Transit total<br />
IZug<br />
Stillstand<br />
Im <strong>Bahn</strong>hof Yverdon stand eine Rangierlokomotive<br />
unter einer Parallelführung und überbrückte diese<br />
mit dem gehobenen Stromabnehmer. Nach einigen<br />
Zug'<br />
Zug'' 2<br />
Transit Umgehungsleitung<br />
Zug<br />
1<br />
2.2.4 Analyse<br />
In allen Fällen wurde einer der Fahrdrähte punk tuell<br />
erwärmt und damit entfestigt. Er riss dann unter<br />
Einwirkung der Nachspannkraft. Unklar war, worauf<br />
die punktuelle Erwärmung zurückzuführen ist.<br />
Als mögliche Ursachen kamen zunächst der Übergangswiderstand<br />
zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer<br />
infrage und auch ein Lichtbogen zwischen<br />
Fahrdraht und Stromabnehmer. Über den Stromabnehmer<br />
kann der Strom für den Eigenbedarf des<br />
Zuges oder der Transitstrom oder eine Kombination<br />
dieser beiden fließen. Der Lichtbogen könnte durch<br />
die getaktete Ansteuerung der Fahrzeugumrichter<br />
verursacht gewesen sein. Möglich ist auch, dass<br />
sich der Transitstrom bei zufälliger Berührung des<br />
zweiten Fahrdrahts durch das Schleifstück auf die<br />
Umgehungsleitung und den Weg <strong>Bahn</strong>hofsfahrleitung<br />
– Schleifstück – Parallelführung aufteilt. Nach<br />
der zufälligen Berührung des Schleifstücks könnte<br />
ein Lichtbogen kurzzeitig oder dauerhaft stehen g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en<br />
sein.<br />
Transit Wippe<br />
Stillstand 1<br />
Transit total<br />
2.3 Ströme im Kohleschleifstück<br />
Stillstand<br />
Bild 3:<br />
Aufteilung des Transitstroms.<br />
1 stehendes Tri<strong>eb</strong>fahrzeug mit Strom für Eigenbedarf und Zugsammelschiene<br />
Wenn der gehobene Stromabnehmer eines in der<br />
Streckentrennung stehenden Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs die beiden<br />
Fahrdrähte überbrückt, sind zwei Stromflussarten<br />
möglich:<br />
264 111 (2013) Heft 4
Oberleitung<br />
• der Strom für den Eigenbedarf und für die Speisung<br />
der Zugsammelschiene für die Klimatisierung<br />
• der Anteil des Transitstromes, der von einem<br />
Fahrdraht über das Kohleschleifstück zum anderen<br />
Fahrdraht fließt.<br />
Bild 3 zeigt die Aufteilung des Transitstroms auf die<br />
Umgehungsleitung und den Weg <strong>Bahn</strong>hofsfahrleitung<br />
– Stromabnehmer – Parallelführung. Der maximal<br />
zulässige Strom für einen Stromabnehmer<br />
im Stillstand beträgt nach EN 50367:2010 für AC-<br />
Anwendungen 80 A. Als Transitstrom sind jedoch<br />
je nach Strecke im Mittel 500 A und kurzzeitig bis<br />
1 000 A möglich. Bild 4 zeigt den Stromfluss über<br />
das Kohleschleifstück, wenn dieses beide Fahrdrähte<br />
berührt; nach Bild 5 entsteht ein Lichtbogen, wenn<br />
keine satte Berührung geg<strong>eb</strong>en ist.<br />
3 Beobachtungen im Umfeld<br />
3.1 Entwicklung der Stromübertragung<br />
Bei Eisenbahnen gibt es Entwicklungen, die mittelund<br />
langfristig zu kürzeren L<strong>eb</strong>ensdauern der Fahrdrähte<br />
führen können:<br />
• steigende Anzahl gehobener Stromabnehmer je<br />
Zug, insbesondere im S-<strong>Bahn</strong>bereich mit mehrfach<br />
gekuppelten Zugeinheiten<br />
• Zunahme von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen mit nur noch einem<br />
Schleifstück je Stromabnehmer, die Schleifstücke<br />
aus metallisierter Kohle an Stelle reiner<br />
Kohle verwenden<br />
• steigende Transitströme durch zunehmendes<br />
Verkehrsvolumen<br />
Die Aufgabe besteht darin, auf einem Netz mit<br />
vorhandenen Streckentrennungen kürzere Zugfolgezeiten<br />
mit der Einführung neuer Signalstandorte zu<br />
realisieren, ohne dabei die Verfügbarkeit der Fahrleitung<br />
zu reduzieren.<br />
4 Studienauftrag<br />
Wegen der beschri<strong>eb</strong>enen Fahrdrahtschäden mit<br />
in Parallelführungen von Fahrdrähten stehenden<br />
Stromabnehmern und dem erwarteten Verkehrszuwachs<br />
erteilte die SBB den Auftrag, mittels einer<br />
Studie Ursachen und mögliche Verbesserungen tiefgründig<br />
zu analysieren. Der Auftrag der Studie Fahrdrahtüberhitzung<br />
in der Parallelführung lautet:<br />
Klären der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Fahrleitungsstörung<br />
als Folge eines in einer Parallelführung<br />
stillstehenden Stromabnehmers unter heutigen und<br />
zukünftigen Voraussetzungen hinsichtlich Infrastruktur<br />
und Fahrzeuge. Aufzeigen von Maßnahmen, wie die<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit reduziert werden kann.<br />
Es ist geplant, Erg<strong>eb</strong>nisse, die im Zusammenhang<br />
mit der dieser Studie gewonnen werden, in den<br />
nächsten Heften der <strong>eb</strong> zu veröffentlichen. Diese<br />
werden beinhalten:<br />
• Messanordnung und -versuche, elektrische<br />
Simulationen<br />
• Materialeigenschaften, Zugversuche<br />
• aus den gewonnenen Erkenntnissen abgeleitete<br />
Maßnahmen<br />
3.2 Transportkapazitätsbedarf und<br />
Konsequenzen<br />
Stillstand<br />
Transit Wippe<br />
Der Bedarf nach höheren Transportkapazitäten wird<br />
mittelfristig zu Zugfolgezeitverkürzung mit Einsatz<br />
des ETCS und mit Personenzügen mit Zuglängen<br />
bis 400 m führen. Beides wird Auswirkungen auf die<br />
Infrastrukturanlagen haben.<br />
Mit ETCS Level 2 lassen sich weitere Blöcke einfügen,<br />
ohne dass Außensignale erforderlich werden.<br />
Zukünftig wird es mehr Blockabschnitte und demzufolge<br />
auch mehr Orte g<strong>eb</strong>en, an denen die Züge<br />
signalmäßig angehalten werden können.<br />
Es können Züge verkehren, die länger als die<br />
kürzeste Blocklänge sind. Wenn deren gehobene<br />
Stromabnehmer sich nicht ausschließlich an der<br />
Zugspitze finden, erschweren solche Züge die Positionierung<br />
von Streckentrennungen und Trennstellen,<br />
da diese gemäß aktuellen Regelungen durch<br />
Signale zu decken sind.<br />
Stillstand<br />
Transit Wippe<br />
Bild 4:<br />
Kohleschleifstück in<br />
Kontakt mit beiden<br />
Fahrdrähten.<br />
Bild 5:<br />
Lichtbogen zwischen<br />
Kohleschleifstück und<br />
einem der Fahrdrähte.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
265
Oberleitung<br />
Literatur<br />
[1] SBB AG, Kommunikation & Public Affairs: Die SBB in Zahlen<br />
und Fakten 2011, Seite 23; www.sbb.ch/zahlen-und-fakten<br />
AUTORENDATEN<br />
El.-Ing. FH Patrick Hayoz (49), Studium<br />
an der Fachhochschule Bern; 1989<br />
bis 1991 BBC, Inbetri<strong>eb</strong>setzung von<br />
Frequenzumformer und Notstromanlagen;<br />
1991 bis 2000 SBB, Projektierung<br />
von Steuerungen für die <strong>Bahn</strong>stromversorgung,<br />
2000 bis 2002 Auditor des<br />
Bundesamts für Verkehr BAV; 2002 bis<br />
2009 SBB Qualitätssicherung Fahrstrom,<br />
seit 2010, SBB Systemdesign Fahrstrom.<br />
Adresse: Schweizerische Bundesbahnen<br />
SBB, Infrastruktur, Anlagen und Technologie,<br />
Fahrstrom, Brückfeldstr. 16,<br />
3000 Bern 65, Schweiz;<br />
Fon: +41 51 2202741;<br />
E-Mail: patrick.hayoz@sbb.ch<br />
Dipl.-El.-Ing. ETHZ Urs Wili (68),<br />
Studium an der Eidgenössischen Technischen<br />
Hochschule in Zürich, 1969<br />
Ingenieur bei der Brown, Boveri AG in<br />
Oerlikon, 1974 Ingenieur bei der Sektion<br />
Fahrleitungen des Kreises 2 der SBB<br />
in Luzern, Sektionschef Fahrleitungen<br />
und 1985 Chef der Abteilung elektrische<br />
Anlagen bei der Baudirektion SBB<br />
in Bern, 1999 Leiter Kundenbeziehungen<br />
bei Telecom SBB, seit 2000 Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der Furrer+Frey<br />
AG, Bern.<br />
Adresse: Furrer+Frey AG, Thunstr. 35,<br />
3000 Bern 6, Schweiz;<br />
Fon; +41 31 357-6132, Fax: -6105;<br />
E-Mail: ubwili@furrerfrey.ch<br />
Prof. Dr.-Ing. Ralf-Dieter Rogler<br />
(45), Studium an der TU Dresden und<br />
University of Bath, U.K., Promotion zum<br />
Thema Infrarotdiagnose an Verbindungen<br />
der energetischen Elektrotechnik;<br />
Lehrstuhlinhaber Schaltanlagentechnik<br />
an der HTW Dresden; Forschungsaktivitäten:<br />
Erwärmung und mechanische Beanspruchung<br />
in Schaltanlagen, Wirkung<br />
von Störlichtbögen in Schaltanlagen<br />
und -räumen, Diagnoseverfahren zur<br />
Zustandsbewertung (DGA, IR, PD…)<br />
elektrischer Anlagen und Betri<strong>eb</strong>smittel.<br />
M. Sc. Gerd Kitzrow (28), Studium<br />
an der Hochschule für Technik und<br />
Wirtschaft Dresden (HTW Dresden),<br />
2004 bis 2009; THETA Ingenieurbüro<br />
GmbH 2009 bis 2010. Seit 2010<br />
Forschungsmitarbeiter an der HTW<br />
Dresden.<br />
Adresse: Hochschule für Technik und<br />
Wirtschaft Dresden, Fakultät Elektrotechnik,<br />
Friedrich-List-Platz 1,<br />
01069 Dresden, Deutschland;<br />
Fon: +49 351 462-3704; Fax: -2193;<br />
E-Mail: kitzrow@htw-dresden.de<br />
Dr.-Ing. Frank Pupke (53),<br />
Studium der Physik, Schwerpunkt<br />
Festkörperphysik, an der Technischen<br />
Universität Magd<strong>eb</strong>urg, 1984 bis<br />
1990 Entwicklungsingenieur bei<br />
der MKM Mansfelder Kupfer und<br />
Messing GmbH in Hettstedt, ab<br />
1991 verantwortlich für die Metallwirtschaft<br />
und von 2001 bis 2004<br />
für den Geschäftsbereich Gießwalzdraht<br />
/ Draht. 1990 Promotion in<br />
Werkstoffwissenschaften an der TU<br />
Bergakademie Freiberg. Seit 2005<br />
leitender Ingenieur bei der nkt cables<br />
GmbH in Köln, zuständig für die<br />
Entwicklung von <strong>Bahn</strong>leitmaterial<br />
und Metallprodukten der nkt cables-<br />
Gruppe.<br />
Adresse: nkt cables GmbH,<br />
Produktentwicklung Material,<br />
Düsseldorfer Str. 400, im Chempark,<br />
51061 Köln, Deutschland;<br />
Fon: +49 221 676-2750;<br />
E-Mail: frank.pupke@nktcables.com<br />
Adresse: Hochschule für Technik und<br />
Wirtschaft Dresden, Fakultät Elektrotechnik,<br />
Friedrich-List-Platz 1,<br />
01069 Dresden, Deutschland;<br />
Fon: +49 351 462-2544, Fax: -2175;<br />
E-Mail: rogler@et.htw-dresden.de<br />
266 111 (2013) Heft 4
Oberleitung<br />
Oberleitung auf der Klappbrücke über<br />
die Peene in Anklam<br />
Kay Schatkowski, Neustrelitz<br />
Die Ausrüstung von beweglichen Brückenbauwerken mit einer Oberleitung stellt eine Besonderheit<br />
im Netz der DB Netz AG dar, da wegen der unterschiedlichen Brückenbauarten jeweils angepasste<br />
Oberleitungen erforderlich sind. Die Klappbrücke über den schiffbaren Fluss Peene bei Anklam<br />
wurde erneuert und mit einer für 120 km/h geeigneten Deckenstromschiene ausgerüstet.<br />
OVERHEAD CONTACT LINE ON THE FOLDING BRIDGE ACROSS THE PEENE RIVER NEAR ANKLAM<br />
The construction of an overhead contact line on movable bridges forms a speciality within the<br />
network of DB Netz AG, since due to the differing designs of the bridges contact lines adjusted to<br />
each individual application are required. The folding bridge across the navigable river Peene near<br />
Anklam (Germany) was redesigned and equipped with a conductor rail approved for 120 km/h running<br />
speed.<br />
LIGNE AÉRIENNE DE CONTACT SUR LE PONT MOBILE SUR LA PEENE À ANKLAM<br />
Les ponts mobiles équipés d’une ligne aérienne de contact constituent une particularité sur le réseau<br />
de la DB, étant donné que la caténaire doit être adaptée à chaque type de construction. Le<br />
pont mobile sur la partie navigable de la Peene près d’Anklam a été rénové et équipé d’une ligne de<br />
contact rigide apte à une vitesse de 120 km/h.<br />
1 Einführung<br />
Die DB Netz AG betreibt bundesweit 24 926 Brückenbauwerke<br />
[1]; davon sind rund 15 aktive Klapp-,<br />
Dreh- oder Hubbrücken über Schifffahrtsstraßen, bei<br />
denen die Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt unter<br />
dem geschlossenen Brückenbauwerk nicht ausreicht.<br />
Hier stellen bewegliche Brückenüberbauten die freie<br />
Höhe für die Schifffahrt und mit an die jeweilige<br />
Brückenbauart angepasste Oberleitungen den elektrischen<br />
Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> sicher. Über Bauarten<br />
der Oberleitungen auf beweglichen Brücken wurde<br />
mehrmals berichtet [2; 3; 4; 5].<br />
Eine dieser beweglichen Brücken ist die Klappbrücke<br />
über den Fluss Peene in Anklam. Im Zuge der<br />
Errichtung der Angermünde – Stralsunder Eisenbahn<br />
wurde im Jahre 1863 am <strong>Bahn</strong>kilometer 176 die erste,<br />
damals eingleisige Eisenbahnquerung der Peene<br />
mit einer Drehbrücke errichtet. Im Jahre 1893 wurde<br />
diese Brücke durch je eine mechanische Rollklappenbrücke<br />
der Bauform Scherzer für jedes der beiden<br />
Gleise ersetzt und 1937 mit oben liegenden Gegengewichten<br />
erneuert.<br />
Die Peen<strong>eb</strong>rücke wurde im Rahmen der Streckenelektrifizierung<br />
Berlin – Stralsund im Jahr 1988 elektrifiziert,<br />
womit die Voraussetzung geschaffen wurde,<br />
die Eisenbahnstrecke elektrisch zu betreiben. Bild 1<br />
zeigt die beiden Hälften der Brücke mit der Oberleitung<br />
im geöffneten Zustand. Die Brücke stellte aber<br />
bisher wegen der Beschränkung der Fahrgeschwindigkeit<br />
durch die Oberleitung einen Engpass in der<br />
Eisenbahninfrastruktur dar [6]. Die Erneuerung des<br />
Brückenüberbaus und dessen Ausrüstung mit einer<br />
modernen Oberleitungsstromschiene für 120 km/h<br />
Streckengeschwindigkeit ab 2012 werden diesen<br />
Engpass nach vollständiger Fertigstellung beseitigen<br />
und auch die Güterschifffahrt zu den Binnenhäfen an<br />
der Peene sicherstellen.<br />
Bild 1:<br />
Alte Peeneklappbrücke, Bauform Scherzer mit oben liegenden Gewichten<br />
(Foto: DB/Röske, auch Bilder 2, 3, 5 und 8).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
267
Oberleitung<br />
2 Anforderungen an den Neubau<br />
2.1 Anlass für den Neubau<br />
Anlass und Ziele der Baumaßnahme gemäß der Aufgabenstellung<br />
sind<br />
• Beseitigen der zustandsbedingten Mängel und<br />
damit der Langsamfahrstelle mit 70 km/h und<br />
Erhöhen der Fahrgeschwindigkeit auf 120 km/h<br />
• Aufh<strong>eb</strong>en der halbjährlichen Begutachtung<br />
• die normative Nutzungsdauer lief bereits 2005 ab<br />
• Beseitigen der Bügel-Ab-Strecke im Brückenbereich<br />
und Herstellen der elektrischen Befahrbarkeit<br />
mit der Streckengeschwindigkeit<br />
TABELLE 1<br />
Brückenöffnungszeiten vom 9. Dezember 2012 bis<br />
7. Dezember 2013.<br />
Montag – Freitag<br />
Samstag, Sonn- und<br />
Feiertage<br />
06:10 – 06:30 Uhr 07:55 – 08:15 Uhr<br />
07:55 – 08:15 Uhr 09:45 – 10:05 Uhr<br />
09:55 – 10:15 Uhr 12:00 – 12:20 Uhr<br />
14:05 – 14:25 Uhr 16:00 – 16:20 Uhr<br />
16:00 – 16:20 Uhr 18:00 – 18:20 Uhr<br />
18:00 – 18:20 Uhr 19:20 – 19:40 Uhr<br />
(außer Feiertags)<br />
20:30 – 20:50 Uhr 20:30 – 20:45 Uhr<br />
• Herstellen des Regellichtraumprofils GC nach<br />
Ril 804<br />
• Erhöhen des Lichtraums von 10,10 m auf<br />
15,00 m im schiffbaren Bereich des klappbaren<br />
Überbaus mit entsprechendem Leitwerk ohne<br />
Einschränkung der Durchfahrtsbreite entsprechend<br />
der Forderung des Binnenhafen Anklam<br />
2.2 Betri<strong>eb</strong>liche Anforderungen<br />
Die betri<strong>eb</strong>lichen Anforderungen der DB an den<br />
Neubau leiteten sich aus dem vorhandenen Verkehr<br />
und den mit der mittelfristigen wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der Ostseeregion verbundenen<br />
Verkehrsprog nosen ab. Hierbei wurden der Personenregional-<br />
und -fernverkehr sowie der Güterverkehr<br />
betrachtet. Insbesondere der regelmäßige<br />
Verkehr von und zum Fährhafen Mukran und dem<br />
Seehafen Stralsund, der Kreidetransport sowie die<br />
Nutzung als Trasse für die Umleitung der Verkehre<br />
zum Seehafen Rostock prägten die Neugestaltung<br />
der Klappbrücke.<br />
Die Anforderungen durch die Nutzung der Peene<br />
als Binnenwasserstraße der Kategorie IV betrafen<br />
vor allem die Sicherung der Verkehrstermine für die<br />
Güterschifffahrt zu den Binnenhäfen Anklam und<br />
Demmin. Zur Sicherstellung der Passage für Binnen-,<br />
Motor- und Schubschiffe wurden mit dem Wasserund<br />
Schifffahrtsamt (WSA) verbindliche Brückenöffnungszeiten<br />
vereinbart (Tabelle 1).<br />
2.3 Vorgaben für den Neubau und die<br />
Oberleitung<br />
Bild 2:<br />
Schwenkbare Ausleger während einer Brückenöffnung.<br />
Aus den Zielen für den Neubau und den betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Anforderungen folgten die Vorgaben für die<br />
Brückenerneuerung und die Oberleitung:<br />
• Neubau wie in der bisherigen Ausführung als<br />
jeweils ein Brückenbauwerk je Gleis, um die eingleisige<br />
Befahrbarkeit bei einer Brückenstörung<br />
zu ermöglichen, jedoch ohne Gegengewichte<br />
• Ausbildung des erforderlichen Schienenstoßes<br />
für höhere Geschwindigkeiten<br />
• Auslegung für 25 t Radsatzlast<br />
• Oberleitungsauslegung für die elektrische Befahrbarkeit<br />
mit 120 km/h Geschwindigkeit<br />
• Erhöhen des Lichtraums von 10,10 m auf<br />
15,00 m im schiffbaren Bereich des klappbaren<br />
Überbaus mit entsprechendem Leitwerk ohne<br />
Einschränkung der Durchfahrtsbreite<br />
• Antri<strong>eb</strong> der gegengewichtslosen Brücke durch jeweils<br />
zwei Hydraulikzylinder. Die Zylinder sind so<br />
zu bemessen, dass je ein Zylinder das jeweilige<br />
Brückenteil h<strong>eb</strong>en kann, um auch bei Störungen<br />
die vereinbarten Öffnungszeiten der Binnenwasserstraße<br />
(Tabelle 1) sicher zu stellen.<br />
268 111 (2013) Heft 4
Oberleitung<br />
3 Bisherige Ausführung der<br />
Oberleitung<br />
Die vorhandene Oberleitung auf der Brücke bestand<br />
aus mittig hängenden Rohren, an denen<br />
über die gesamte Länge Trennerkufen als Fahrdrahtersatz<br />
befestigt waren. Die Rohre waren mit<br />
Stützisolatoren an Längsträgern befestigt. Bei<br />
der Erstausrüstung der Brücke mit einer Oberleitung<br />
wurde aus Richtung des <strong>Bahn</strong>hofes Anklam<br />
vor der Brücke ein Mast mit zwei hydraulisch angetri<strong>eb</strong>enen,<br />
schwenkbaren Auslegern errichtet.<br />
Diese Ausleger waren in den Brückenbetri<strong>eb</strong> eing<strong>eb</strong>unden<br />
und wurden vor jeder Brückenöffnung<br />
von der Brückensteuerung seitlich weggeklappt.<br />
Damit wurde der Raum für das Abrollen der Brückengewichte<br />
frei gemacht. Der Schwenk arm der<br />
klappbaren Ausleger mit seinen Trennerkufen bli<strong>eb</strong><br />
dabei unter Spannung. Der Drehpunkt befand sich<br />
über dem Isolator (Bild 2). Zum Fixieren des wieder<br />
schließenden Auslegers befand sich an der Spitze<br />
des Schwenkarmes ein seitlicher Konus, der von<br />
der feststehenden Konstruktion der Brückenklappe<br />
aufgenommen wurde und die mechanische Verbindung<br />
wieder herstellte.<br />
Wegen der konstruktiv bedingten Welligkeit der<br />
Kontaktbahn beschränkte die Reichsbahndirektion<br />
Greifswald nach Fertigstellung der Anlage im Jahr<br />
1988 die Fahrgeschwindigkeit mit gehobenem<br />
Stromabnehmer auf 10 km/h. Um die Fahrzeiten<br />
wegen der Langsamfahrstelle nicht zu erhöhen,<br />
wurde eine Bügel-Ab-Strecke mit einer dauernd beleuchteten<br />
Signalisierung eingerichtet. Bei Störungen<br />
mit Fahrzeugstillständen im Brückenabschnitt<br />
bestand somit die Möglichkeit, in Abstimmung mit<br />
Bild 4:<br />
Stromschienenwechsel auf der Vorlandbrücke<br />
(Foto: DB/Kluck, auch Bilder 6 und 7).<br />
Bild 3:<br />
Messerkontakt an der Klappenspitze mit Rohrkonstruktion und<br />
Trennerkufen.<br />
Bild 5:<br />
Gesamtansicht der neuen<br />
Stromschienenoberleitung.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
269
Oberleitung<br />
dem Fahrdienstleiter den Stromabnehmer anzulegen<br />
und den Abschnitt zu räumen. Die „Stromabnehmer<br />
senken“-Strecke bli<strong>eb</strong> bis zur Außerbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
der Brücke für den Umbau im Jahr 2012<br />
erhalten.<br />
An der Klappenspitze der Brücke wurde ein Trichter<br />
für den Messerkontakt ang<strong>eb</strong>aut (Bild 3). Dieser<br />
stellte nach jedem Brückenzug eine leitende Verbindung<br />
der Oberleitung zum Klappenteil her. Diese<br />
bestand bis zur Brückenerneuerung ab Mai 2012.<br />
4 Neue Ausführung der<br />
Oberleitung<br />
4.1 Konstruktive Gestaltung<br />
Die neue Brücke wurde mit einer Stromschiene der<br />
Bauart Furrer+Frey ausgestattet, die nach der Bauartzulassung<br />
aus dem Jahr 1996 [7] mit 120 km/h<br />
befahrbar ist. Für die Ausrüstung der Peeneklappbrücke<br />
mit einer solchen Stromschiene wurde die<br />
Betri<strong>eb</strong>serprobung auf der Grundlage der guten Erfahrungen<br />
aus dem bereits laufenden Projekt Flughafenanbindung<br />
Berlin durch die DB Netz Zentrale<br />
erweitert.<br />
Im Bereich der Vorlandbrücken wurden die Kettenwerke<br />
an einem Mast über eine Säule am Ausleger<br />
abgespannt. Das Tragseil wird direkt am oberen Ausleger<br />
verankert. Federbalken mit einer Klemmvorrichtung<br />
zur Aufnahme der Fahrdrahtzugkräfte stellen die<br />
Verbindung zwischen Fahrdraht und Deckenstromschiene<br />
her. An den Übergängen der Fahrdrähte zu<br />
den Deckenstromschienen und an den Übergängen<br />
der Stromschienenabschnitte auf der Vorlandbrücke<br />
und dem beweglichen Brückenteil sind Übergangshörner<br />
an den Stromschienenden angeordnet<br />
(Bild 4). Der parallele Abstand der Stromschienen am<br />
Übergang vom festen zum beweglichen Brückenteil<br />
beträgt mindestens 0,30 m, um ein sicheres Vorbeischwenken<br />
der Stromschienenabschnitte während<br />
der Brückenbewegung zu gewährleisten.<br />
Zur Aufnahme der Stromschiene auf den Klappenteilen<br />
der Brücken wurden Masten mit starren<br />
Auslegern auf den Obergurten der Brücke befestigt<br />
(Bild 5).<br />
Auf der Brücke beträgt die Fahrdrahthöhe 5,50 m<br />
und der Abstand der Stützpunkte 6,85 m. An den<br />
Stromschienenübergängen haben die Stützpunkte<br />
1,60 bis 1,75 m Abstand.<br />
4.2 Rückstromführung und Erdung<br />
Der Rückstrom wird, wie bei der bisherigen Ausführung,<br />
über Rückleiterseile an den Gestängekonstruktionen<br />
der Umgehungsleitungen geführt.<br />
Die Abfangmasten werden mit einem Erdseil direkt<br />
am Gleis geerdet. Die Masten auf der Klappbrücke<br />
sind mit einem Erdseil verbunden und am ersten<br />
und letzen Mast am Gleis angeschlossen.<br />
Die Stromschienenabschnitte der Vorlandbrücken<br />
können über die Schalter E901 und E902 geerdet<br />
werden.<br />
Durch die Anordnung der neuen Stromschienenkonstruktion<br />
auf der Klappbrücke wird beim Klappvorgang<br />
der Brücke die Stromschiene an der Gelenkseite<br />
der Brücke bis in den Handbereich abgesenkt.<br />
Bild 6:<br />
Neuer Brückenüberbau mit Stromschienen und Erdungsschalter.<br />
Bild 7:<br />
Führungszapfen der Klappenspitze.<br />
270 111 (2013) Heft 4
Oberleitung<br />
Dadurch wird die Erdung der Stromschiene auf der<br />
Klappbrücke zwingend erforderlich<br />
Hierzu ist vor der Brückenöffnung die Fahrleitung<br />
auszuschalten und mittels des auf jeder Klappbrücke<br />
befindlichen motorbetri<strong>eb</strong>enen Erdungstrenners zu<br />
erden (Bild 6). Um der hohen Beanspruchung der<br />
Erdungsleitungen an der Übergangsstelle von der<br />
beweglichen Brücke zum Festland gerecht zu werden,<br />
wurden hochflexible Kupferleitungen verwendet.<br />
Die Erdung wird mit Spannungswandlern überwacht.<br />
Eine mit der Brückensteuerung gekoppelte<br />
Ortssteueranlage steuert die Anlage.<br />
4.3 Besonderheiten in der Umsetzung<br />
Für die Errichtung des Brückenbauwerkes wurden<br />
bisher vierzehn unternehmensinterne Genehmigungen<br />
(UiG) und neun Zulassungen im Einzelfall (ZiE)<br />
beantragt und erwirkt.<br />
Für die Oberleitungsanlage sind dies im Einzelnen<br />
die Zulassungen<br />
• für den Einsatz der Deckenstromschiene,<br />
• für die Übergangskonstruktionen von der Deckenstromschiene<br />
zum Kettenwerk,<br />
• für die Führung der Deckenstromschiene an der<br />
Klappenspitze mit Führungszapfen.<br />
Bild 8:<br />
Druckkontakt zur Stromversorgung der Stromschiene auf der Brückenklappe.<br />
Besonderes Augenmerk lag bei der Errichtung der<br />
Stromschienenanlage auf dem Abgleich der Toleranzwerte<br />
zwischen den Stößen der Schienen in den Klappfugen<br />
und zwischen den Stromschienen an den Übergängen<br />
zwischen Klappenspitze und Vorlandbrücke.<br />
Nach Fertigstellung der ersten Brücke wurde im<br />
Rahmen der Betri<strong>eb</strong>serprobung festgestellt, dass die<br />
Toleranzen zwischen der Fahrbahn und der Stromschiene<br />
im Einzylinder-Notbetri<strong>eb</strong> gegenüber der<br />
Planung neu festzulegen sind. In diesem Betri<strong>eb</strong>sfall<br />
erzeugt der außermittig an der Brückenklappe<br />
einwirkende Hydraulikzylinder eine Verwindung der<br />
Brückenklappe in der Horizontalachse.<br />
Um den Toleranzbereich ± 3 mm für die Brückenklappe<br />
auch im Einzylinder-Notbetri<strong>eb</strong> beim Schließvorgang<br />
in der Fahrbahn einzuhalten, wurde an der<br />
Unterseite der Brückenklappe ein Führungszapfen<br />
ang<strong>eb</strong>racht, der für die Brückensolllage beim Schließen<br />
auch bei Verwindung sorgt (Bild 7).<br />
Ein Druckkontakt am Speisepunkt der Stromschiene<br />
stellt mit zwei Federkontakten die Verbindung<br />
zur Kontaktplatte beim Schließvorgang her und<br />
trägt dabei den vorhandenen Toleranzen Rechnung<br />
(Bild 8). Eine Spitzenführung mit Führungszapfen<br />
stellt das Einlaufen der Deckenstromschiene in Einzylinder-Notbetri<strong>eb</strong><br />
sicher. Die im ersten Bauabschnitt<br />
gewonnenen Erkenntnisse werden im zweiten<br />
Bauabschnitt betreffend die Brücke des Gleises<br />
von Stralsund nach Berlin angewendet.<br />
5 Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
Das erste Brückenbauwerk wurde im Juni 2012 in<br />
Betri<strong>eb</strong> genommen. Anfang 2013 werden die Widerlager<br />
des zweiten Brückenbauwerkes hergestellt<br />
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<strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Ihr direkter Weg zur Redaktion …<br />
E-Mail: <strong>eb</strong>-redaktion@di-verlag.de<br />
© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />
111 (2013) Heft 4<br />
271
Oberleitung<br />
und damit die Grundlage geschaffen, die Brücke für<br />
das zweite Gleis im Frühjahr 2013 einzuschwimmen.<br />
Die vollständige Inbetri<strong>eb</strong>nahme ist für Juni 2013 geplant,<br />
womit die volle Verfügbarkeit mit der elektrischen<br />
Befahrbarkeit mit 120 km/h erreicht wird.<br />
Literatur<br />
[1] DB: Infrastrukturzustands- und Entwicklungsbericht<br />
2011 der Deutschen <strong>Bahn</strong> AG vom April 2012.<br />
[2] Schäfer, H.-D.: Elektrifizierung der Strecke Salzbergen<br />
– Norddeich (Mole). In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 78 (1980),<br />
H. 10, S. 265–269.<br />
[3] Koswig, J.; Freidhofer, H.: Oberleitungsanlagen bei beweglichen<br />
Brücken im Raum Bremen/Oldenburg. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 78 (1980), H. 10, S. 278–282.<br />
[4] Hofer, R.: Die Ausrüstung Europas größter Hubbrücke<br />
mit einer 15-kV-Oberleitung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 85<br />
(1987), H. 3, S. 80–85.<br />
[5] Cox, S. G.; Nünlist, F.; Marti, R.: Deckenstromschienen<br />
für Dreh- und Klappbrücken. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 99<br />
(2001) H. 1-2, S. 90–93.<br />
[6] Kiessling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schneider, E.:<br />
Contact lines for electric railways. Publicis Publishing,<br />
Erlangen, 2009.<br />
[7] Syre, P.: Zulassung einer Stromschienenoberleitung<br />
durch das Eisenbahn-Bundesamt. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
94 (1996), H. 11, S. 326–328.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. (FH) Kay Schatkowski<br />
(45), Studium <strong>Elektrische</strong> Anlagen und<br />
Maschinen in Dresden, Studium <strong>Elektrische</strong><br />
Energietechnik in Berlin; bis 2004<br />
Projektleiter, Abnahmeingenieur und<br />
Leiter Instandhaltung für S-<strong>Bahn</strong>stromanlagen<br />
DB Netz Berlin, anschließend<br />
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Rostock und Schwerin,<br />
ab 2007 Leiter Produktionsplanung und<br />
Steuerung Regionalbereich Ost, seit<br />
2010 Leiter Produktionsdurchführung<br />
Neustrelitz.<br />
Adresse: DB Netze, Produktionsdurchführung<br />
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<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> Nachrichten<br />
DB-Lokomotiven Baureihe 189 für Tschechien und Polen auszurüsten<br />
DB Schenker Rail setzt unter anderem<br />
90 Vierspannungslokomotiven Baureihe<br />
(BR) 189 ein, die Siemens ab 2003 an die<br />
DB ausgeliefert hatte. Hiervon verkehren<br />
58 derzeit in der Relation Deutschland –<br />
Niederlande und bilden dort das Rückgrat<br />
im schweren Güterverkehr. Die restlichen<br />
32 Lokomotiven waren bisher nur national<br />
im Einsatz. Sie sollen nun für den Einsatz<br />
in Polen und Tschechien hergerichtet<br />
werden, wofür ihre Bauart traktionstechnisch<br />
geeignet ist. Die zusätzliche Ausrüstung<br />
umfasst die erforderlichen Zugsicherungssysteme<br />
und weitere Komponenten.<br />
Die Lokomotiven erhalten dabei auch<br />
noch eine moderne Brandbekämpfungsanlage<br />
mit einem umweltfreundlichen,<br />
Folgeschäden begrenzenden Löschmittel.<br />
Zur rückwärtigen Beobachtung des Zuges<br />
werden vier Außenkameras installiert,<br />
deren Bilder an den Displays im Führerraum<br />
abgerufen werden können. Der<br />
Umbau soll im Siemens-Werk <strong>München</strong>-<br />
Allach im Sommer 2014 beginnen, bis<br />
zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014<br />
sollen mindestens 15 Lokomotiven für<br />
den Einsatz nach Tschechien verfügbar<br />
sein, und die restlichen Arbeiten sollen bis<br />
zum Frühjahr 2015 abgeschlossen sein.<br />
Der Auftragswert liegt in zweistelliger<br />
Millionenhöhe. Die so umgerüsteten Lokomotiven<br />
sind auch noch in Österreich,<br />
Ungarn, der Slowakei, Slowenien und<br />
Rumänien zulassungsfähig. Damit könnte<br />
DB Schenker Rail den Korridor von den<br />
Niederlanden bis zum Schwarzen Meer<br />
durchfahren.<br />
Bin<br />
TRAXX AC Last Mile im Test<br />
Zwei Last-Mile-Lokomotiven TRAXX AC<br />
(<strong>eb</strong> 8-9/2012, S. 432–442) haben seit<br />
Anfang Januar 2013 in Hennigsdorf<br />
Testfahrten absolviert. Dabei konnten<br />
die Leistungsdaten und alle betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Funktionen mit Last Mile bestätigt<br />
werden. Die höchste Zugkrat 300 kN<br />
wurde mit Dieselaggregat und Batterie<br />
erbracht, wobei eine Lokomotive von<br />
drei anderen g<strong>eb</strong>remst wurde. Mit<br />
erfolgreichen Bremstests sind die Versuche<br />
auf der Hennigsdorfer Teststrecke<br />
beendet. Auf dem Testring Velim wird es<br />
weitere Funktionsnachweise g<strong>eb</strong>en. Bei<br />
planmäßigem Verlauf können die neuen<br />
Lokomotiven ab Mitte 2013 in realen<br />
Einsätzen geprüft werden, das heißt bei<br />
Fahrten mit ihrem Dieselaggregat in<br />
nicht elektrifizierte Terminals, Industri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>en<br />
und Häfen.<br />
Lokomotive<br />
TRAXX Last<br />
Mile mit<br />
Bremslokomotive<br />
bei<br />
Testfahrt in<br />
Hennigsdorf<br />
(Foto:<br />
Bombardier<br />
Transportation).<br />
TRAXX Baureihe 146 für Fernverkehr<br />
Eine TRAXX-Lokomotive der bewährten<br />
Baureihe 146.2 von DB Regio ist derzeit<br />
im Design von DB Fernverkehr auf Probefahrten<br />
im DB-Netz. Es ist eine von fünf<br />
Vorauslokomotiven einer bei Bombardier<br />
Transportation bestellten Serie von 27<br />
Stück für den Einsatz mit Doppelstockwagen<br />
im Fernverkehr der DB. Sie wurden<br />
mit zusätzlichen Kommunikationseinrichtungen<br />
ausgerüstet, beispielsweise zugweiten<br />
Funktionen via WTB sowie neuem<br />
Fahrgastinformationssystem.<br />
Lokomotive TRAXX Baureihe 146.2 für DB Fernverkehr mit Doppelstock-Steuerwagen in <strong>München</strong> Hauptbahnhof<br />
(Foto: Michael Raucheisen).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
273
Nachrichten <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
Vectron-Testfahrten im Kanaltunnel<br />
Ende Januar 2013 haben EUROTUNNEL nach. Durchgeführt wurden sie mit einer<br />
und Siemens eine Vectron-Lokomotive AC-Lokomotive der Vectron-Plattform in<br />
im Ärmelkanaltunnel erfolgreich erprobt. Standardkonfiguration, bei der lediglich<br />
Die Tests wiesen die Kompatibilität der die beiden Stromabnehmer ausgetauscht<br />
Lokomotive mit den Systemen und wurden. Die Messfahrten bestätigten,<br />
Sicherheitsvorschriften des Kanaltunnels dass der Vectron mit 1 350 t Anhängelast<br />
Güterzug mit Lokomotive Vectron bei Einfahrt in den Kanaltunnel (Foto: EUROTUNNEL).<br />
den Kanaltunnel mit seinen Steigungen<br />
bis 11 ‰ ohne Schwierigkeiten bedienen<br />
kann. Der Zug fuhr durch das französische<br />
Portal in den Tunnel für Traktions-,<br />
Brems- und Stromabnehmertests ein.<br />
In Folkestone, Großbritannien, verließ<br />
er den Tunnel und kehrte dann nach<br />
Frankreich für eine zweite Testfahrt<br />
zurück. – Ziel von EUROTUNNEL ist es,<br />
den Schienengüterverkehr zwischen dem<br />
Festland und Großbritannien zu erweitern<br />
und dafür nicht mehr von sechsachsigen<br />
Speziallokomotiven abhängig zu sein,<br />
sondern auf vierachsige Standardmodelle<br />
zugreifen zu können. Mit den Vectron-<br />
Testfahrten gelang der Nachweis, dass<br />
eine den TSI-Richtlinien entsprechende<br />
Standardlokomotive ohne größere<br />
Änderungen den geforderten Betri<strong>eb</strong> im<br />
Tunnel problemlos und sicher durchführen<br />
kann. Im Wesentlichen ist nur das<br />
Zugsicherungssystem TVM einzubauen.<br />
Bin<br />
Wieder S-<strong>Bahn</strong>tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 420 nach <strong>München</strong><br />
Bei der S-<strong>Bahn</strong> <strong>München</strong> sind derzeit 238 Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe auf Linien fahren, die nicht durch den S-<strong>Bahn</strong>tunnel führen, weil<br />
(BR) 423 vorhanden. Diese Zahl reicht nicht aus, um voraussichtlich<br />
ab Dezember 2014 auch die Relation Dachau – Altomünster erforderlich wäre. Abgesehen vom Zulassungsproblem wird wohl<br />
dafür die Ausrüstung mit linienförmiger Zugbeeinflussung (LZB)<br />
mit zu bedienen (<strong>eb</strong> 3/2013, S. 211). Deshalb sollen Tri<strong>eb</strong>züge<br />
der letzten, ab 1996 gelieferten Bauserie der BR 420 von treiber nach 2017 feststeht, wenn der Verkehrs-Durchführungsniemand<br />
in Fahrzeuge investieren, solange nicht der künftige Be-<br />
Stuttgart nach <strong>München</strong> kommen. Allerdings sollen diese nur Vertrag zwischen DB und Freistaat Bayern ausläuft.<br />
rrr<br />
Doppelgelenk-O-Busse für Luzern<br />
Nachdem in Luzern schon seit 2006 drei Doppelgelenk-Trolleybusse<br />
fahren, bekommen die dortigen Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e für knapp<br />
13 Mio. CHF neun weitere, die ab Mitte 2014 eingesetzt werden<br />
sollen. Den Auftrag hat die Carrosserie Hess (Bellach) gegen den<br />
belgischen Konkurrenten Van Hool gewonnen, besonders weil ihr<br />
25 m langes Modell 207 Plätze bietet und damit 15 mehr.<br />
Vectron in Österreich zugelassen<br />
Der Vectron hat die erste Zulassung in Österreich erhalten (<strong>eb</strong><br />
2/2013, S. 104–105). Der Lokomotivvermieter Railpool kann<br />
damit als erster seine 6,4-MW-Variante dieses Lokomotivtyps von<br />
Siemens grenzüberschreitend in Deutschland und Österreich<br />
einsetzen.<br />
274 111 (2013) Heft 4
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> Nachrichten<br />
Tri<strong>eb</strong>züge für Zweckverband Großraum Braunschweig<br />
Für die Großraum Braunschweig GmbH<br />
(RGB), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft<br />
des Zweckverbandes Großraum<br />
Braunschweig GmbH (ZGB), wurden<br />
für rund 100 Mio. EUR bei Alstom 20<br />
vierteilige elektrische Tri<strong>eb</strong>züge bestellt.<br />
Zum Auftrag gehören eine Kaufoption<br />
für maximal 13 weitere Züge und die<br />
Instandhaltung für 20 Jahre. Die Züge<br />
sollen ab Dezember 2015 auf dem<br />
Netz Niedersachsen-Ost fahren. G<strong>eb</strong>aut<br />
werden sie in Salzgitter, wo damit 189<br />
Züge dieses Typs bestellt wurden. Die Instandhaltung<br />
geschieht im Braunschweiger<br />
Kompetenzzentrum für Service und<br />
Wartung in Deutschland, das dazu zwei<br />
weitere Gleise, eine Außenreinigungsanlage<br />
und eine Unterflurdrehbank bekommt.<br />
Sein 1,5 km langer Gleisanschluss wird<br />
elektrizifiziert.<br />
Hundert Tri<strong>eb</strong>züge Desiro für ÖBB<br />
Die ÖBB haben für 550 Mio. EUR bei<br />
Siemens die ersten hundert Nah- und<br />
Regionalverkehrszüge Typ Desiro ML aus<br />
einem Rahmenvertrag bestellt. Das Unternehmen<br />
hatte im April 2010 den Zuschlag<br />
bei einer der größten europaweiten<br />
Ausschreibung für elektrische Regionalzüge<br />
erhalten. Von den Zügen, die ab Ende<br />
2015 ausgeliefert werden sollen, sind 30<br />
für den S-<strong>Bahn</strong>-Verkehr in Wien und Niederösterreich<br />
und 70 für den Regionalverkehr<br />
in Oberösterreich und der Steiermark<br />
vorgesehen; die Höchstgeschwindigkeit<br />
beträgt 160 km/h. Dank nochmals verbesserter<br />
Antri<strong>eb</strong>e konnte der Energi<strong>eb</strong>edarf<br />
gegenüber Vorgängermodellen weiter<br />
gesenkt werden. Die Endfertigung ist im<br />
Werk Jedlersdorf der Technischen Services<br />
der ÖBB geplant, die Drehgestelle kommen<br />
aus dem Werk Graz. – Die Desiro ML<br />
bestehen aus Einzelwagen mit eigenen<br />
Drehgestellen und lassen sich dadurch<br />
flexibel an den Platzbedarf anpassen. Die<br />
ÖBB wählt die dreiteilige Grundeinheit als<br />
Basis. Die S-<strong>Bahn</strong>-Züge bekommen sechs<br />
Türen pro Wagenseite und 244 Sitzplätze,<br />
die Regionalzüge vier Türen je Wagenseite<br />
und 259 Sitzplätze. Die Fußbodenhöhe<br />
beträgt 600 mm, Niederflureinstiege<br />
ermöglichen einen barrierefreien Zugang<br />
ohne Rampen auch für Rollstuhlfahrer<br />
und Fahrgäste mit Kinderwagen. Das Zugdesign<br />
setzt auf umweltfreundliche Materialien,<br />
zum Beispiel bei der Lackierung<br />
und Innenausstattung.<br />
Bin<br />
Unfälle im DB-Netz<br />
Über bestimmte Unfallarten bei der kehr behandelt, was mit Geldbußen bis<br />
DB wird für die Jahre 2011 und 2012 5 000 EUR und in besonders schweren<br />
berichtet:<br />
Fällen mit mehrjährigen Freiheitsstrafen<br />
An den rund 19 000 höhengleichen bedroht ist.<br />
<strong>Bahn</strong>übergängen des DB-Netzes gab<br />
Bei unerlaubtem Überschreiten von<br />
es 202 Unfälle, davon ein Viertel mit Gleisen gab es „über 200“ Unfälle, davon<br />
tödlichem Ausgang. Bei einer Befragung „mehr als die Hälfte“ tödlich endende.<br />
von 2 500 Kraftfahrern soll ein Viertel von Beim Besteigen von Fahrleitungsmasten<br />
diesen nicht gewusst haben, dass rotes oder von Wagen unter Fahrleitung kam es<br />
Blinklicht Halt bedeutet, weil ein Zug zu „über 20“ Unfällen, davon ein Drittel mit<br />
kommt. Verstöße von Straßenverkehrsteilnehmern<br />
werden, auch wenn sie folgencken<br />
jährlich vier bis fünf Personen tödlich.<br />
Todesfolge. Bei Grafittiarbeiten verunglülos<br />
sind, stets als Eingriff in den <strong>Bahn</strong>ver-<br />
Quelle: DB WELT Dezember 2012<br />
Kraftwerk Datteln weiter in Betri<strong>eb</strong><br />
Nach Entscheidungen des nordrheinwestfälischen<br />
Umweltministeriums<br />
werks Datteln 4 (<strong>eb</strong> 12/2007, S. 676), das<br />
geg<strong>eb</strong>en in Erwartung des 1,1-GW-Kraft-<br />
und der Bezirksregierung Münster<br />
jedoch wegen Baustopps nicht termingerecht<br />
fertig wurde. Die <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergiever-<br />
wird der befristete Weiterbetri<strong>eb</strong> des<br />
Kohlekraftwerkes Datteln geduldet, bis sorgung des Ruhrg<strong>eb</strong>ietes wird nun über<br />
Anfang 2014 das im Bau befindliche die Umrichter aus dem öffentlichen Netz<br />
400-MW-Umrichterwerk betri<strong>eb</strong>sbereit gesichert und hängt nicht, wie stellenweise<br />
behauptet, von Datteln 4 ab. Dass<br />
ist (<strong>eb</strong> 6/2011, S. 282–290); dieses ist<br />
also noch keineswegs fertig. E.ON hatte DB Energie dafür besondere Verträge<br />
die Betri<strong>eb</strong>sgenehmiging für das alte schließen muss, ist etwas anderes.<br />
Kraftwerk Datteln zum Ende 2012 zurück-<br />
Quelle: DB WELT Dezember 2012<br />
Kommentar: Wichtigmacherei<br />
Was denken sich wohl die Medienschaffenden<br />
fast aller Unternehmen<br />
bei den unsäglich-penetranten<br />
„über“, „mehr als“ und Ähnlichem?<br />
Ob sie hoffen, dass die Adressaten<br />
davon besonders tief beindruckt<br />
sein werden? Glauben sie wirklich,<br />
damit mehr Staunen zu erregen als<br />
mit den ganz bestimmt bekannten<br />
genauen Zahlen? Oder befürchten<br />
sie beim Publikum Unkenntnis<br />
darüber, dass beispielsweise 212<br />
„mehr“ sind als 200 und 23 „über“<br />
20? Vielleicht denken sie sich aber<br />
auch überhaupt nichts dabei. Mehr<br />
nüchterne Sachlichkeit wäre wohltuend.<br />
– Trampelpfade zum unbefugten<br />
Überqueren von Gleisen sind<br />
übrigens sehr schön auf Satellitenbildern<br />
zu sehen, zum Beispiel bei<br />
der Streckenverzweigung südlich<br />
des <strong>Bahn</strong>hofs Landau (Pfalz).<br />
Be<br />
111 (2013) Heft 4<br />
275
Nachrichten <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
Überlange Güterzüge planmäßig<br />
Ab Anfang Dezember 2012 fahren in der Relation Rangierbahnhof<br />
Maschen (südlich von Hamburg-Harburg) – Grenzbahnhof<br />
Padborg (Dänemark) plamäßig Güterzüge mit 835 m Gesamtlänge,<br />
also einschließlich Lokomotiven. Im DB-Streckennetz ist diese<br />
Regellänge 740 m, auf der genannten 210 km langen Strecke<br />
waren bisher sogar nur 670 möglich. Die neue Betri<strong>eb</strong>sweise<br />
erforderte DB-seitig 10 Mio. EUR zu investieren, und zwar auf<br />
der eingleisigen Güterumgehungsbahn für eine Kreuzungsmöglichkeit<br />
im <strong>Bahn</strong>hof Hamburg-Barmbek, auf der durchgehend<br />
zweigleisigen Hauptstrecke für Überholgleise in den <strong>Bahn</strong>höfen<br />
Hamburg-Eidelstedt, Elmshorn, Neumünster und Flensburg Weiche.<br />
Dazu waren jeweils Weichen zu verlegen, Signale zu versetzen<br />
oder neu aufzustellen und zugehörige Gleisschaltmittel wie<br />
Radsatzzähler zu installieren. Ferner waren 29 <strong>Bahn</strong>übergangssicherungsanlagen<br />
anzupassen. Fahrdienstleiter, Disponenten und<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer wurden über Besonderheiten unterwiesen.<br />
DB Systemtechnik arbeitet für DK<br />
DB Systemtechnik hat vom dänischen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
DSB für drei Jahre den Auftrag zur Bauartbetreuung der<br />
Fahrzeugflotte bekommen und berät dabei zu Instandhaltung,<br />
technischen Problemen und Weiterentwicklung.<br />
Kompatible Zugsicherungsgeräte<br />
für Schweizer <strong>Bahn</strong>netz<br />
Bis Mitte 2015 rüstet Siemens 230 Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge der SBB mit<br />
dem Bordgerät Trainguard 200 aus, das sowohl mit ETCS Level 1<br />
und 2 als auch mit dem nationalen Zugsicherungssystem ZUB<br />
kompatibel ist. Dies ermöglicht die nötige Flexibilität für die<br />
schrittweise Umrüstung auf ETCS, die für alle Strecken bis 2017<br />
auf Level 1 und bis 2025 auf Level 2 geschehen soll.<br />
Metro Val in Turin verlängert<br />
Die vollautomatische Metrolinie Val in Turin, zu den Olympischen<br />
Winterspielen im F<strong>eb</strong>ruar 2006 eröffnet und schon zweimal<br />
erweitert, wird auf Ende 2015 um weitere 1,6 km und zwei<br />
Stationen auf 15 km mit 23 Stationen verlängert. Auftragnehmer<br />
ist die Gruppe Transfima EEIG aus Tecnimont und Siemens,<br />
letztere mit 17 Mio. EUR Auftragsanteil. Weltweit hat das Unternehmen<br />
bisher zwölf solche Metrolinien an vier Flughäfen und<br />
in zwei französischen sowie drei asiatischen Städten g<strong>eb</strong>aut.<br />
Teilautomatischer Betri<strong>eb</strong> bei<br />
S-<strong>Bahn</strong> Kopenhagen<br />
Im Auftrag von Banedanmark rüstet Siemens das 170 km lange<br />
Netz der S-<strong>Bahn</strong> Kopenhagen mit einem neuen Zugsteuerungssystem<br />
aus. Hierbei wird ein teilautomatisierter Betri<strong>eb</strong> realisiert,<br />
bei dem die Züge unabhängig von festen Blockabschnitten und<br />
ortsfesten Signalen im dynamischen Abstand fahren (moving<br />
block), wobei jedoch die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer noch mitwirken.<br />
Die Zugfolge im Innenstadtbereich wird damit von bisher 120<br />
auf 90 s sinken.<br />
DSB-Fahrzeugflotte bekommt<br />
Digitalfunk<br />
Der dänische <strong>Bahn</strong>infrastrukturbetreiber Banedanmark hat<br />
Siemens beauftragt, für 20 Mio. EUR bis Anfang 2015 rund 840<br />
DSB-<strong>Bahn</strong>fahrzeuge mit dem internationalen Standard Global<br />
System for Mobile Communication Railways (GSM-R) auszurüsten.<br />
Die Maßnahme ist Teil eines Regierungsprogramms, mit<br />
3,2 Mrd. EUR die Eisenbahnsignaltechnik in Dänemark bis 2020<br />
komplett zu erneuern. Es ist das bisher größte und umfangreichste<br />
Modernisierungsprojekt dieser Art in Europa.<br />
276 111 (2013) Heft 4
Energie und Umwelt Nachrichten<br />
Elektrizitätserzeugung in Deutschland<br />
Das statistische Bundesamt nennt die vorläufigen Werte für die Brutto-Elektrizitätserzeugung<br />
2012 in Deutschland (Tabelle, stark gerundete Werte).<br />
Besonders überwachte Gleise<br />
Im DB-Netz gibt es bundesweit zusammen<br />
900 km Besonders überwachtes Gleis tes Abteil mit Mikrofon. Der Wagen fährt<br />
und darüber ein schalldicht ausgekleide-<br />
(büG). Das sind mit einem Spezialverfahren<br />
besonders glatt geschliffene Ab-<br />
200 km/h schnell; nur bei Gleisen der<br />
mit Lokomotive im Regelbetri<strong>eb</strong> und bis<br />
schnitte, auf denen das Rollgeräusch um S-<strong>Bahn</strong> Berlin geschieht es während der<br />
3 dB (A) geringer ist als üblich. Je nach nächtlichen Betri<strong>eb</strong>sruhe. Jeder büG-Abschnitt<br />
wird zweimal befahren. Nach dem<br />
örtlichen Verhältnissen können dadurch<br />
Schallschutzwände niedriger oder unter Prüfbericht wird entschieden, ob DB Netz<br />
Bedingungen ganz entbehrlich werden. neu schleifen lassen muss. Das Verfahren<br />
Diese Abschnitte sind alle sechs Monate ist seit 1998 vom Eisenbahn-Bundesamt<br />
zu prüfen. Im Auftrag von DB Netz setzt zugelassen. Die Gleisabschnitte werden<br />
DB Systemtechnik dafür einen selbst hauptsächlich bei Neubau- und Großmodernisierungsstrecken<br />
im Planfeststel-<br />
entwickelten Schallmesswagen ein. Bei<br />
diesem ist über einem Drehgestell ohne lungsverfahren festgelegt.<br />
Bremse eine Öffnung im Wagenboden<br />
TABELLE<br />
Elektrizitätserzeugung brutto in<br />
Deutschland 2012 gesamt 617 TWh,<br />
davon sich erneuernde 135 TWh.<br />
Braunkohle<br />
Erneuerbare<br />
Steinkohle<br />
Kernenergie<br />
Erdgas<br />
Minrealölprodukte<br />
Sonstige<br />
Wind<br />
Biomasse<br />
Fotovoltaik<br />
Wasser 1<br />
Hausmüll 2<br />
Geothermie<br />
Anteile<br />
in %<br />
26<br />
22<br />
19<br />
16<br />
11<br />
2<br />
4<br />
33<br />
27<br />
21<br />
15<br />
4<br />
0<br />
Änderung 3<br />
gegen 2011<br />
+1<br />
+2<br />
0<br />
–2<br />
–2<br />
+1<br />
0<br />
-1<br />
0<br />
+1,5<br />
0<br />
4<br />
0<br />
1<br />
mit natürlichem Zufluss Pumpspeicherbecken<br />
2<br />
nur biogener Anteil ≈ 50 %<br />
3<br />
in Prozentpunkten<br />
Personen Nachrichten<br />
Weiterer Führungswechsel bei Balfour Beatty Rail<br />
In der obersten Führungs<strong>eb</strong>ene der Balfour Beatty Rail GmbH ist<br />
Nachfolger für Anthony Peter Hutchinson (<strong>eb</strong> 1/2013, S. 4–6) ab<br />
Anfang April 2013 Dr. Michael Bernhardt als Geschäftsführer und<br />
gleichzeitig Managing Director der OpCo Germany & Austria.<br />
Er war bisher in dem Unternehmen Direktor für Vertri<strong>eb</strong> und<br />
Marketing und arbeitete früher unter anderem bei THALES Rail<br />
GmbH und dem Consultant THOST Projektmanagement. Ihm<br />
obliegt die Gesamtleitung des Unternehmens und der dazu gehörenden<br />
Gesellschaften in der Schweiz, Österreich, Rumänien<br />
und China.<br />
Erich Braun verstarb am 15. März 2013<br />
Am 25. März 2013 nahmen Freunde und<br />
Fachkollegen Abschied von Dipl.-Ing. Erich<br />
Braun, der am 15. März plötzlich und unerwartet<br />
verstarb.<br />
Erich Braun wurde 1932 in Landsberg<br />
am Lech g<strong>eb</strong>oren und studierte nach dem<br />
Schulabschluss an der Technischen Universität<br />
in <strong>München</strong> Elektrotechnik. Nach dem<br />
Abschluss 1956 nahm er die Tätigkeit als Projektierungsingenieur<br />
für <strong>Bahn</strong>stromanlagen bei der AEG in Frankfurt am Main auf.<br />
Mit seiner Arbeit auf dem Spezialg<strong>eb</strong>iet der elektrotechnischen<br />
Anlagen von <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erwarb er sich Achtung und Anerkennung bei<br />
der Deutschen Bundesbahn und ausländischen <strong>Bahn</strong>verwaltungen.<br />
Sein Name ist eng verbunden mit der Entwicklung leistungsfähiger,<br />
instandhaltungsarmer Schaltgeräte und genormter technischer<br />
Lösungen für die <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung. Auch Sonderanlagen<br />
wie Unterwerke mit vier Sammelschienen und Anlagen<br />
für stationäre elastische Netzkupplungsumformer 50 Hz/16 2 /3 Hz<br />
tragen seine Handschrift. Eine besondere Herausforderung für<br />
ihn waren die Erweiterungen, Erneuerungen und Ertüchtigungen<br />
der Anlagen der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung im Raum <strong>München</strong> in<br />
Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 1972. Die Anlagen<br />
mussten für den erstmaligen Einsatz von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen mit<br />
Phasenanschnittsteuerung mit ihrem hohen Blindleistungsbedarf<br />
vorbereitet werden. Die Ertüchtigung der Unterwerke und der<br />
Fahrleitungsanlagen musste in wenigen Wochen ohne Beeinträchtigung<br />
des S-<strong>Bahn</strong>-Betri<strong>eb</strong>s erfolgen. Seine Erfahrungen bei diesem<br />
Projekt konnten wirtschaftlich auch beim Aufbau weiterer S-<strong>Bahn</strong>-<br />
Systeme in anderen Ballungszentren genutzt werden.<br />
Im Jahre 1975 übernahm Erich Braun die Leitung der Abteilung<br />
Wechselstromanlagen der AEG-<strong>Bahn</strong>fahrwegsysteme GmbH.<br />
Moderne, zuverlässige elektronische und digitale Schutzsysteme<br />
entstanden unter seiner Federführung. Seine Ideen und Anregungen<br />
waren stets bei den Fachkollegen der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> und der<br />
<strong>Bahn</strong>industrie gefragt. Eine besondere Herausforderung war seine<br />
Tätigkeit als Federführer für die Planung und Errichtung der Anlagen<br />
der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung der Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
Madrid – Sevilla in Spanien. Diese Strecke wurde anlässlich<br />
der Weltausstellung 1992 in Betri<strong>eb</strong> genommen. Auch neue<br />
Technologien wie die Einführung der Umrichtertechnik in der<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieerzeugung waren von seinen Ideen und Erfahrungen<br />
geprägt.<br />
111 (2013) Heft 4<br />
277
Nachrichten Personen<br />
Im April 1995 beendete Erich Braun sein aktives Arbeitsl<strong>eb</strong>en.<br />
Einen Ruhestand gab es aber für ihn nicht. Er stellte seine<br />
umfangreichen Fachkenntnisse auch weiterhin insbesondere für<br />
Bearbeitung spezieller Fachthemen zur Verfügung.<br />
Erich Braun hat sein umfangreiches Wissen und seine in vielen<br />
Jahren der praktischen Tätigkeit im Bereich der <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
gesammelten Erfahrungen umfassend, theoretisch fundiert<br />
und praxisnah den Fachkollegen in Fachaufsätzen, die in der<br />
Zeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> veröffentlicht wurden, weitervermittelt<br />
. Er trug zu einem einheitlichen Verständnis und Sprachg<strong>eb</strong>rauch<br />
bei dem Aufbau und der Nutzung von Anlagen der<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung bei. Auch in der Zeit des „Unruhestandes“<br />
war er als Redakteur stets mit der Zeitschrift verbunden g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en.<br />
Er animierte Fachkollegen, in der Zeitschrift über aktuelle<br />
Bauvorhaben und moderne technische Lösungen im Bereich der<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung zu informieren. Erich Braun war Mitautor<br />
des 2006 erschienenen Fachbuchs „Energieversorgung elektrischer<br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>“. Mit seinen redaktionellen Hinweisen trug er maßg<strong>eb</strong>lich<br />
zur Fertigstellung des Buches bei.<br />
Seine freundliche, offene und humorvolle Art, gepaart mit einer<br />
unendlichen Fachkenntnis waren immer ein Garant für ein angenehmes<br />
Klima in Diskussionen und Sachgesprächen. So kannten ihn<br />
alle, die mit ihm zusammen gearbeitet haben und werden ihn so in<br />
Erinnerung behalten. Nicht nur der Fachwelt wird Erich Braun fehlen.<br />
Nachrichten Produkte und Lösungen<br />
GSM-Fernwirksystem<br />
Mit der GO-Serie lassen sich aufwandsarm kleine bis große dezentrale Anlagen weltweit<br />
fernüberwachen und -steuern. Die angeschlossenen Module mit verschiedenen digitalen<br />
oder analogen Ein- und Ausgängen leiten Zustandsänderungen an die Zentraleinheit (im<br />
Bild links) weiter, die eine SMS an festgelegte Personen senden und das Ereignis in eine<br />
Datenbank schreiben kann. Neu ist, dass sie auch Funkrundsteuersignale empfangen<br />
kann. Die Verbindung steht via Bus, benötigt also keine Verkabelung. Die Zentraleinheit<br />
arbeitet mit DC 11 ... 34 V Eingangsspannung und lässt sich erweitern mit digitalen oder<br />
analogen Eingängen sowie Relaisausgängen bis 230 V Schaltvermögen.<br />
WIRELESS-NETCONTROL GmbH; www.wireless-netcontrol.com/loesungen/fernu<strong>eb</strong>erwachung.html<br />
Nachrichten Unternehmen<br />
Veränderung bei Balfour Beatty<br />
Balfour Beatty Rail GmbH ist ein führendes<br />
Unternehmen für Planung, Integration,<br />
Realisierung und Instandhaltung<br />
von <strong>Bahn</strong>infrastruktur – von Lieferung<br />
einzelner Produkte bis Komplettlösungen<br />
– in den Bereichen Fahrleitung,<br />
Elektrotechnik & <strong>Bahn</strong>stromversorgung,<br />
Signaltechnik, Großgeräte und Gleisanlagen.<br />
Balfour Beatty plc, mit rund 50 000<br />
Mitarbeitern einer der weltweit größten<br />
Baukonzerne, hat in seinem Jahresbericht<br />
2012 angekündet, sich aus strategischen<br />
Gründen komplett aus dem europäischen<br />
Kontinentalgeschäft zurückzuziehen. Bis<br />
ein neuer Investor für die deutsche Gesellschaft<br />
gefunden ist, steht Balfour Beatty<br />
plc zu allen Verpflichtungen gegenüber<br />
Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten<br />
und sichert weiterhin Ausführung und<br />
Fertigstellung aller Aufträge zu.<br />
Nachrichten Medien<br />
Bildbände<br />
Sonderegger, Ch.; Zopfi, E.: Schweiz I<br />
Suisse I Switzerland I<br />
Zürich: AS, 2012; 116 S., 82 ganz- od.<br />
doppelseit. u. 18 kl. farb. Abb., Texte<br />
vierspr.; 30,5 cm x 24,5 cm, Hardcover;<br />
39,80 CHF, 26,80 EUR, AT 27,50 EUR;<br />
ISBN 978-3-909111-99-2.<br />
Den neuen Band der Reihe Souvenir<br />
Schweiz bewirbt der Verlag mit dem<br />
Spruch „Die Schweiz – vertraut und doch<br />
auch unbekannt“ und bereitet so darauf<br />
vor, dass auch weltbekannte Objekte<br />
durchaus noch von anderen Punkten<br />
oder bei anderem Licht zu sehen sind<br />
als gemeinhin. Nach einem Vorwort des<br />
Schweizer Tourismusdirektors gliedert<br />
er sich in: Berner Oberland und Wallis<br />
– Graubünden und Tessin – West- und<br />
Nordostschweiz – Mittelland, Zentralund<br />
Ostschweiz. Jedem Teil steht eine<br />
278 111 (2013) Heft 4
Medien Nachrichten<br />
zweiseitige viersprachige Kurzeinführung<br />
über Land und Leute voran. Sodann<br />
wechseln sich, nur mit Kürzestlegenden<br />
versehen, jeweils 10 bis 16 ganzseitige<br />
Prachtfotos mit fünf bis sechs doppelseitigen<br />
ab. Die Fotos sind sorgfältig<br />
nach Kontrast und Licht ausgewählt und<br />
erscheinen wieder auf steifem Glattpapier<br />
gestochen scharf gedruckt. Viele Bilder<br />
sind frei von jeder Zivilisation, Meterspur-,<br />
Berg- und Seilbahnen haben ihre<br />
g<strong>eb</strong>ührenden Plätze allenfalls im Hintergrund<br />
und Menschen sind nur da wo sie<br />
hingehören, wie beim Brauchtum und an<br />
Tourismusbrennpunkten.<br />
andere Informationsträger<br />
Karte Berlin-Brandenburg 1896<br />
Digital komplett restaurierte Version der<br />
Originalkarte der weiteren Umg<strong>eb</strong>ung<br />
Berlins mit sämtlichen Eisenbahnen und<br />
Wasserstraßen 1896, mit Unterscheidung<br />
der Haupt-, N<strong>eb</strong>en- und Kleinbahnen<br />
sowie der schiffbaren und nicht schiffbaren<br />
Flüsse und Kanäle; hochwertiges<br />
Kunstdruckpapier, 59,4 cm x 84,1 cm<br />
(DIN A1), gefaltet auf DIN A4, mit Folder<br />
im Schutzumschlag; 9,80 EUR.<br />
Versand in Deutschland ab 10,00 EUR Warenwert<br />
frei, darunter 2,00 EUR Versandkosten.<br />
Bestellungen: www.<strong>Bahn</strong>BuchShop.de, info@<br />
gve-verlag.de, Fon +49 30 787055-11, Fax -10.<br />
Berichtigungen Nachrichten<br />
zu „Normfrequenz 16 2 /3 Hz – ...“ in <strong>eb</strong> 3/2013 Seiten 151–156<br />
In der Tabelle 2 auf Seite 153 muss für<br />
25 Hz und einfache Hochkettenfahrleitung<br />
der als frequenzproportional<br />
an genäherte Reaktanzbelag 0,270 Ω/ km<br />
heißen. Die zugehörigen Kurven für<br />
25 Hz in den beiden rechten Teilbildern<br />
auf Seite 154, nämlich jeweils die mit<br />
der dunklen 2 ändern sich im Rahmen<br />
der Grafikgenauigkeit nicht; diese beiden<br />
Kurven sollten übrigens <strong>eb</strong>enso wie die<br />
beiden mit der Kennziffer 1 in deutlich<br />
hellerem Grün gedruckt werden. Im Text<br />
auf Seite 155 ganz oben links ändert sich<br />
nur die Zahl 244 in 238 km, der ganzahlig<br />
gerundete Wert 32 % dagegen nicht.<br />
zu Nachrichten Medien in <strong>eb</strong> 3/2013 Seite 213<br />
Für die Eisenbahnkarte Österreich-Ungarn 1918 muss die Bestelladresse per E-Mail: „info@gve-verlag.de“ heißen.<br />
Tierisches und Sonstiges<br />
Blindleistung Nachrichten<br />
„Über den Vorfall selbst gingen die<br />
Zeugenaussagen auseinander. Der eine<br />
Zeuge sage, der Kutscher sei wie wahnsinnig,<br />
der andere, er sei unsinnig scharf<br />
gefahren. Von einem unsinnig schnellen<br />
Fahren könne aber keine Rede sein, da ein<br />
18-jähriges Pferd nicht so schnell sei.“<br />
„Daß das Pferd gescheut habe, sei unrichtig,<br />
denn ein scheuendes Pferd fliehe<br />
bekanntlich vor dem Gegenstand seines<br />
Schreckens, laufe aber nicht auf ihn zu.“<br />
„Nach Ausbesserung einer durch<br />
einen Park geführten Telegraphenleitung<br />
verschluckten im Park weidende Kühe<br />
einzeln herabgefallene Drahtstückchen<br />
und gingen daran ein. ... Daß die Drahtstücke<br />
... in den Park des Klägers gefallen<br />
sind und dort den Tod der Kühe verursacht<br />
haben, war ... eine unmittelbare<br />
und normale Folge der Arbeit und damit<br />
eine in der Eigenart des Telegraphenbetri<strong>eb</strong>s<br />
selbst liegende Schadensfolge.“<br />
„Den gewissen unwillkürlichen<br />
Schwankungen ist der Fahrgast auf den<br />
Plattformen der Straßenbahnwagen stets<br />
ausgesetzt. Diesen normalen Schwankungen<br />
muß der Fahrgast standhalten<br />
können.“<br />
„Daß die Klägerin nach bekannter<br />
Frauenart in der der Fahrtrichtung entgegengesetzten<br />
Richtung abstieg, kann<br />
ihr nicht zu besonderem Verschulden<br />
angerechnet werden.“<br />
„Die Stadtverordnetenversammlung in<br />
M. beschloß für ihre Mitglieder unbeschränkte<br />
Freifahrt auf allen städtischen<br />
Straßenbahnen. Dieser Beschluss wurde<br />
vom Oberbürgermeister ... beanstandet.<br />
Die Klage der Stadtverordnetenversammlung<br />
dagegen wies das Oberverwaltungsge<br />
richt ... ab.“<br />
(aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
11 (1913), Rubrik „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“,<br />
Hefte 10, 14, 34 und 35).<br />
111 (2013) Heft 4<br />
279
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> im Jahre 1938 – Teil 1<br />
<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> und <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung<br />
Der Jahrgang begann wieder mit einem<br />
Rückblick des Herausg<strong>eb</strong>ers auf das Vorjahr<br />
[1]. Die Betri<strong>eb</strong>sstreckenlänge mit<br />
1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz in Schlesien, Mittelund<br />
Süddeutschland betrug nur wenig<br />
verändert 1 982 km, dazu kamen 33 km<br />
der Hamburger Stadt- und Vorortbahn mit<br />
1 AC 6 kV 25 Hz sowie 273 km der Berliner<br />
S-<strong>Bahn</strong> mit DC 0,8 kV und Stromschiene.<br />
Bild 1:<br />
Elektrisch betri<strong>eb</strong>enes <strong>Bahn</strong>netz in Südnorwegen 1937<br />
(Bild 1 aus [6]).<br />
⎯⎯⎯⎯ elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />
– – – – – – Dampfbetri<strong>eb</strong><br />
Die rund 6 000 km Fahrleitungs-Gesamtlänge<br />
wurde mit hohem Anteil an überspannten<br />
<strong>Bahn</strong>hofsgleisen erklärt.<br />
Aus statistischen Daten lässt sich trotz<br />
einiger unscharf formulierter Werte Bemerkenswertes<br />
ableiten (Tabelle 1). Das<br />
Verhältnis der Summenleistungen aller<br />
1AC-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge (Tfz) zur 1AC-Erzeugerleistung<br />
war mit 7,3 sehr günstig,<br />
obwohl damals die vier elektrifizierten<br />
Bereiche noch nicht durchverbunden<br />
waren, und beweist die Vorteile zentraler<br />
1AC-<strong><strong>Bahn</strong>en</strong>ergieversorgung. Bei<br />
den Stadt- und Vorortverkehren<br />
spiegeln sich dagegen die hohen<br />
Beschleunigungsleistungen<br />
der Züge wider. Übrigens waren<br />
in [1] die damals 51 Gleichrichterwerke<br />
der S-<strong>Bahn</strong> Berlin als<br />
„<strong>Bahn</strong>strom-Erzeuger und -Umformer“<br />
mit eingeordnet.<br />
Im heutigen 1AC-Netz der<br />
DB ist die Verhältniszahl mit<br />
5,3 niedriger, wie sich aus der<br />
16,7-Hz-Erzeugerleistung 3 GW<br />
und der Tfz-Summenleistung<br />
16 GW ergibt (<strong>eb</strong> 1-2/2011 für<br />
2010). Hier wirken sich einerseits<br />
die für den Berufsverkehr vorzuhaltende<br />
Netzleistung und andererseits<br />
die gegenüber Lokomotiven<br />
geringeren Leistungswerte<br />
der vielen Regionaltri<strong>eb</strong>züge aus.<br />
Auch fehlen die Fahrzeuge aller<br />
TABELLE 1<br />
fremden Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU), allerdings fahren Tfz der DB zu<br />
nicht unerh<strong>eb</strong>lichem Teil auch im Ausland.<br />
Mit 11 TWh/a erg<strong>eb</strong>en sich für das rund<br />
19 000 km lange elektrifizierte DB-Streckennetz<br />
durchschnittlich 580 000 kWh/<br />
km·a, ein trotz Rückgang des Güterverkehrs<br />
beachtlicher Wert bedingt durch die<br />
dichten S-<strong>Bahn</strong>verkehre in den Ballungsräumen.<br />
Die bereits 1907 mit 1 AC 6 kV 25 Hz<br />
elektrifizierte Hamburger Stadt- und Vorortbahn<br />
sollte auf DC 1,2 kV und Stromschienenspeisung<br />
umgestellt werden.<br />
Begründet wurde dies mit dem veralteten<br />
Tri<strong>eb</strong>wagenpark, überwiegend noch in<br />
Holzbauweise; Pläne zur Entwicklung neuer<br />
1AC-Tri<strong>eb</strong>züge wurden zurückgezogen.<br />
Entscheidend waren große Umbaupläne<br />
für die Hansestadt mit Netzerweiterungen<br />
in Tunneln, wofür die Berliner S-<strong>Bahn</strong> mit<br />
ihrem kleineren Lichten Raum das Vorbild<br />
abgab. Statt zweiteiliger Züge beschaffte<br />
man nun dreiteilige, sogar mit Netzbremse,<br />
deren erste 1940 in Dienst gestellt<br />
wurden. Wegen des Krieges überl<strong>eb</strong>te der<br />
1AC-Betri<strong>eb</strong> bis 1955.<br />
Die Hauptstreckenelektrifizierung Nürnberg<br />
– Halle und – Leipzig wurde mit Umbau<br />
der Spurpläne der größeren <strong>Bahn</strong>höfe<br />
fortgesetzt; die geplante Fertigstellung<br />
Ende 1938 gelang aber nicht. Erstmalig<br />
erwähnt wurde die Entwicklung einer neuen<br />
Co’Co‘-Güterzuglokomotive E 94 mit<br />
Vergleichszahlen elektrischer Betri<strong>eb</strong>e der Deutschen Reichsbahn<br />
1937 [1].<br />
1 Fern- und Regionalverkehr mit AC 15 kV 16 2 /3 Hz in Süddeutschland<br />
(Bayern und Baden), Mitteldeutschland und Schlesien<br />
2 Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn mit AC 6 kV 25 Hz (33 km) und<br />
S-<strong>Bahn</strong> Berlin mit DC 800 V (273 km)<br />
einige Werte stark gerundet<br />
1 2<br />
1 Erzeugerwerke 16 2 /3 Hz<br />
Unterwerke S-<strong>Bahn</strong> Berlin 1 MW 150<br />
200<br />
2 Summe Tri<strong>eb</strong>fahrzeugleistung MW 1 100 350<br />
3 Verhältnis Zeile 2 zu Zeile 1 MW/MW 7,3 1,75<br />
4 Jahresarbeit GWh/a 480 380<br />
5 Nutzung Zeile 4 zu Zeile 1 h/a 3 200 1 900<br />
Bild 2:<br />
Frequenzabhängige <strong>Bahn</strong>lastverteilung zwischen Wasserkraftwerk<br />
Hakavik (N H<br />
, c) und Umformerwerken Alnabru (N A<br />
, b) und Svelgfoss<br />
(N S<br />
, a) (Bild 7 aus [6]).<br />
6 elektrifizierte Streckenlänge km 1 982 306<br />
7 Energi<strong>eb</strong>elag Zeile 4 zu Zeile 6 kWh/km·a 250 000 1 230 000<br />
1<br />
seit 1937 nur Gleichrichterwerke<br />
280 111 (2013) Heft 4
Historie<br />
3 070 kW Stundenleistung, die ab 1940 in<br />
großer Stückzahl geliefert wurde und bei<br />
der DB bis 1987, bei der DR bis 1990 im<br />
Einsatz war. Bei der Berliner S-<strong>Bahn</strong> hatte<br />
die Fortsetzung der Bauarbeiten der Nord-<br />
Süd-Tunnelstrecke Vorrang, doch waren<br />
sie durch geänderte Pläne zum Umbau<br />
der oberirdischen <strong>Bahn</strong>anlagen um etwa<br />
ein Jahr verzögert.<br />
Ebenfalls mit 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz betri<strong>eb</strong>en<br />
wurden schwedische und norwegische<br />
Staatsbahn SJ und NSB sowie in Schweden<br />
auch viele Privatbahnen [6; 7]. Bei der NSB<br />
waren das außer der Ofoten-Erzbahn im<br />
Norden nur wenige Strecken (Bild 1). Ausgehend<br />
von der schon 1911 mit zunächst<br />
10 kV 15 Hz elektrifizierten privaten Rjukan-<br />
Güterbahn war durch Lückenschluss mit<br />
den von Oslo nach Westen elektrifizierten<br />
Hauptstrecken ein mit 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz<br />
betri<strong>eb</strong>enes Netz entstanden. Im Gegensatz<br />
zu Schweden war eine zentrale Energieversorgung<br />
über Fernleitungen 2 AC 55 kV<br />
mit klassischen Umspannwerken geplant,<br />
die sich aber in dem weiträumigen Land<br />
hauptsächlich auf Umformung aus 3AC abstützen<br />
sollte (Bild 2). Vertragsgemäß sollte<br />
dem 3AC-Netz möglichst nur Grundlast<br />
mit geringer Schwankungsbreite entnommen<br />
werden. Demgemäß wurde etwa in<br />
Netzmitte das <strong>Bahn</strong>strom-Wasserkraftwerk<br />
Hakavik mit hoher Speicherkapazität und<br />
für 4·3,6 MW Spitzenleistung errichtet, das<br />
n<strong>eb</strong>en Grundlast dank Peltonturbinen bei<br />
380 m Gefälle bahntypische Spitzenlast sehr<br />
schnell auf- und abregeln konnte. Die weiteren<br />
Umformerwerke waren in einfachster<br />
Synchron-Synchron-Ausführung vorgesehen.<br />
Es hatte sich aber gezeigt, dass zur<br />
Regelung des Leistungsflusses zwischen<br />
den Netzen das Umformerwerk Svelgfoss<br />
von frequenzstarrem auf gleitenden Betri<strong>eb</strong><br />
umgestellt werden musste. Dazu war<br />
1932 n<strong>eb</strong>en den drei Synchron-Synchron-<br />
Umformern ein kurzzeitig hoch überlastbarer<br />
1250-kW-Maschinensatz mit Asynchronmotor<br />
aufgestellt und dieser 1936<br />
durch über Getri<strong>eb</strong>e gekoppelte Hintermaschinen<br />
ergänzt worden. Diese bestanden<br />
aus einem komplizierten System von 3AC-<br />
Kommutatorerregermaschinen und -frequenzwandlern<br />
sowie Drehreglern, die motorisch<br />
von zwei Tirill-Reglern (Bild 3) mit<br />
Ferraris-Anker frequenz- oder leistungsbegrenzend<br />
gesteuert werden. Ihre Funktion<br />
wurde durch Diagramme verständlich unterfüttert.<br />
Heute steht für diese Aufgabe die<br />
3AC/1AC-Umrichtertechnik zur Verfügung.<br />
In Schweden bedienten normalspurige<br />
Privatbahnen, was wenig bekannt schien,<br />
eine größere Streckenlänge als die SJ.<br />
Dazu gehörte als größte die Bergslagernas-<br />
<strong>Bahn</strong> im Raum nordöstlich von Göt<strong>eb</strong>org<br />
mit der abzweigenden Dalslands-<strong>Bahn</strong><br />
über Kornsjö nach Norwegen (Bild 4). Ihre<br />
Elektrifizierung war zunächst abgewartet<br />
worden, kam aber 1937 in Gang nach<br />
dem Vorbild der SJ und deren Energieversorgung<br />
mit 16 2 /3 Hz über Synchron-Synchron-Umformer.<br />
Fahrdraht und Tragseil<br />
wurden gemeinsam nachgespannt, bei<br />
der Rückleitung wich man teilweise vom<br />
SJ-Vorbild mit Saugtransformatoren als<br />
„zu teuer und verlustbehaftet“ ab.<br />
Fahrzeuge und Fahrzeugtechnik<br />
In [5] flackerte der schon in früheren Jahrgängen<br />
geführte Meinungsstreit zwischen<br />
Befürwortern der Stangenantri<strong>eb</strong>e und<br />
der Einzelachsantri<strong>eb</strong>e in Schweden wieder<br />
auf. Die Geschichte ist bekanntlich<br />
darüber hinweggegangen. Doch wurden<br />
überzeugend die Vorteile eines einheitlichen<br />
Kuppelstangen-Antri<strong>eb</strong>skonzepts für<br />
Schnellzug-, Güterzug- und sogar elektrische<br />
Rangierlokomotiven für eine rationelle<br />
Hauptuntersuchung innerhalb 16 Tagen<br />
dargestellt.<br />
Erstaunlich sind die von den schwedischen<br />
Privatbahnen vorgestellten eigenen<br />
Sonderentwicklungen an Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />
[6]: elf Schnellzug- und acht Güterzuglokomotiven<br />
(Bild 5) sowie sechs zweiteilige<br />
Züge aus Tri<strong>eb</strong>- und Steuerwagen,<br />
die ersten in Schweden überhaupt. Die<br />
Schnellzuglokomotive baute zwar auf dem<br />
SJ-Grundmodell mit Getri<strong>eb</strong>e-Kuppelstangenantri<strong>eb</strong><br />
auf, war äußerlich aber windschnittiger<br />
und hatte eine verbesserte vielstufige<br />
pneumatische Schützensteuerung.<br />
Die Güterzuglokomotive war mit Drehgestellen<br />
und Tatzlagermotoren konzipiert<br />
und erhielt wegen befürchteter Radsatzentlastungen<br />
eine elektrische Kompensationseinrichtung,<br />
ferner eine 88-stufige<br />
automatisch ablaufende Feinreglersteuerung<br />
mit pneumatischen Stufenschützen.<br />
Die Tri<strong>eb</strong>züge bekamen <strong>eb</strong>enfalls Tatzlagermotoren<br />
und eine halbautomatische<br />
Steuerung.<br />
In [10; 11] wurden neue dreiteilige<br />
Tri<strong>eb</strong>züge ET 31 für Eilzug- und Städte-<br />
Schnellverkehr vorgestellt, die eine Weiterentwicklung<br />
der Doppeltri<strong>eb</strong>wagen ET 25<br />
waren ([38] in <strong>eb</strong> 7/2010, S. 325–327).<br />
Im Vergleich zu heutigen RE-Tri<strong>eb</strong>zügen<br />
boten sie bemerkenswert hohen Komfort<br />
in 2. und 3. Klasse, besonders bei Sitzteiler<br />
und -breite. Wagenbaulich waren es<br />
Schweißkonstruktionen aus abgekanteten<br />
Blechen in gefälliger Form (Bild 6). Die<br />
elektrische Ausrüstung entsprach der des<br />
Vorgängers, nun auf drei Wagen jeweils<br />
autark verteilt, wobei die Transformatoren<br />
mit zwölfstufigem Niederspannungs-<br />
Bild 3:<br />
Tirillregler für konstante Umformerleistung unabhängig von<br />
Frequenzschwankungen beider Netze (Bild 10 aus [6]).<br />
Bild 4:<br />
Hauptbahnnetz nördlich von Göt<strong>eb</strong>org 1937<br />
(Bild 1 aus [5]).<br />
⎯⎯⎯⎯ elektrischer Betri<strong>eb</strong><br />
– – – – – Dampfbetri<strong>eb</strong><br />
111 (2013) Heft 4<br />
281
Historie<br />
Schaltwerk wieder unterflur aufgehängt in<br />
die Laufdrehgestelle tauchten. Es konnten<br />
auch zwei- und vierteilige Einzelzüge zusammengestellt<br />
werden; mit Vielfachsteuerung<br />
konnten bis zu drei Züge gekuppelt<br />
fahren. Vielfach wurden Flügelzüge g<strong>eb</strong>ildet,<br />
so in Schlesien, um die aus Breslau ins<br />
Rieseng<strong>eb</strong>irge fahrenden Eilzüge geteilt<br />
auf N<strong>eb</strong>enstrecken zu verschiedenen Kurorten<br />
bis in 890 m Höhe weiterzuführen.<br />
Der 1AC-Betri<strong>eb</strong> kreuzte damals noch mit<br />
zwei Strecken die Grenze und reichte bis in<br />
den nächsten tschechischen <strong>Bahn</strong>hof. Die<br />
Tri<strong>eb</strong>züge bewährten sich gut im Eilzugverkehr,<br />
beispielsweise <strong>München</strong> – Nürnberg,<br />
besonders auch in Tagesrandzeiten.<br />
Während der Fahrten konnte Briefpost sortiert<br />
werden (Bild 7). Einige der gelieferten<br />
13 Züge kamen nach dem Kriege zur DB<br />
und waren als Baureihen ET 31 und ET 32,<br />
später noch umg<strong>eb</strong>aut als 432, bis 1984 in<br />
Süddeutschland im Einsatz.<br />
Auch die SBB entwickelte einen dreiteiligen,<br />
recht windschnittig gestalteten<br />
Schnelltri<strong>eb</strong>zug (Bild 8) [12]. Hier war<br />
die elektrische Ausrüstung in den beiden<br />
Endwagen konzentriert, wobei zwei große<br />
überflur aufgestellte Transformatoren je<br />
vier Fahrmotoren speisten. Die Hohlwellen-Federtopfantri<strong>eb</strong>e<br />
waren Konstruktionen<br />
von Oerlikon und von Sécheron. Die<br />
Steuerung erfolgte niederspannungsseitig<br />
durch Gleittransformatoren mit blanker<br />
Sekundärwicklung (Bild 9), auf der gegenläufig<br />
zwei Stromabnehmer aus Druckfinger<br />
mit Kohlerollen glitten. Die elektrische<br />
Widerstandsbremse konnte mit der<br />
20-stufigen Schützensteuerung dem Geschwindigkeits-Bremskraftprofil<br />
feinfühlig<br />
angepasst werden. Es wurden nur zwei<br />
Züge g<strong>eb</strong>aut, von denen einer 1938 mit<br />
180 km/h einen Geschwindigkeitsrekord<br />
fuhr. Beide Züge wurden nach Brandschäden<br />
mehrfach umg<strong>eb</strong>aut, der letzte schied<br />
1979 als nur noch zweiteilige Einheit nach<br />
Transformatorbrand endgültig aus.<br />
In die komplizierte Theorie der vorherrschenden<br />
Kommutatormaschinen führten<br />
[2; 3; 9]. Beitrag [2] stammte von hoch<br />
angesehenen Autoren und hatte den Charakter<br />
einer Hochschulvorlesung über Berechnung<br />
und Konstruktion des damals alternativlosen<br />
1AC-<strong>Bahn</strong>motors und seiner<br />
Komponenten, gewiss rückschauend lehrreich,<br />
aber nicht mehr aktuell. Noch tiefer<br />
stieg der Autor in [9] ein, indem er die<br />
bekannte Schwachstelle dieser Fahrmotorbauart<br />
aufgriff und eine Beeinflussung der<br />
nach Behn-Eschenburg benannten Wendefeld-Shuntung<br />
durch Leistungsmessverfahren<br />
vorschlug. Und [3] zeigte die mühselige<br />
Nutzanwendung dieser Technik zur<br />
natürlich generell erwünschten, aber nur<br />
selten wirtschaftlich zu rechtfertigenden<br />
Energierückspeisung auf. Dabei richtete<br />
sich alles Bemühen dahin, die fremderreg-<br />
Bild 5:<br />
Schnellzuglokomotive (links) und Güterzuglokomotive (rechts) für die Bergslagernas- und Dalslands-Eisenbahnen (Ausschnitte Bilder 2 und 3 aus [5]).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Längen über Puffer 13 000 und 12 700 mm, Radsatzfolgen 1‘C1‘ und Bo’Bo‘, Gesamtmassen<br />
81 t, davon auf Treibradsätzen 51 und 72 t, Anfahrzugkräfte 120 und 180 kN, Stundenleistungen 1 470 und 1 766 kW, spezifische Leistungen 18,2 und 24,5 kW/t,<br />
Höchstgeschwindigkeiten 110 und 80 km/h<br />
Bild 6:<br />
Einheitstri<strong>eb</strong>zug Deutsche Reichsbahn (Bild 1 aus [10]).<br />
Spurweite 1435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Länge über Puffer 68850 mm, Radsatzfolge<br />
Bo´2´+ Bo´2´+2´Bo´, Dienstmasse 144 t davon auf Treibradsätzen 85 t, Anfahrzugkraft 110 kN, Stundenleistung<br />
1650 kW, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, Sitzplatzzahl 188<br />
Bild 7:<br />
Postabteil (Bild 6 aus [10]).<br />
282 111 (2013) Heft 4
Historie<br />
Bild 8:<br />
Schnelltri<strong>eb</strong>zug Schweizerische Bundesbahnen<br />
(Ausschnitt Bild 21 aus [12]).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Länge über<br />
Puffer 68 700 mm, Radsatzfolge Bo’Bo‘ + 2‘2‘ + Bo’Bo‘, Eigenmasse 116 t,<br />
Stundenleistung 1 728 kW, Höchstgeschwindigkeit 150 km/h, Sitzplatzzahl<br />
222 oder 232<br />
Bild 9:<br />
Prinzip Gleittransformator<br />
(Bild 11 aus [12]).<br />
1 isolierte Primärwcklung<br />
2 blanke Sekundärwicklung<br />
3 gleitender Stromabnehmer<br />
4 Steuermotor<br />
5 Fahrmotoren<br />
te Läuferspannung in Betrag und Phasenwinkel<br />
mit der Fahrleitungsspannung in<br />
Einklang zu bringen und gefürchtete nicht<br />
beherrschbare Selbsterregung – als „Kippvorgang“<br />
bezeichnet – sicher zu vermeiden.<br />
Wegen des hohen Zusatzaufwands<br />
an Drosseln und Kondensatoren haben<br />
diese Schaltungen nur in der Schweiz mit<br />
ihrem hohen Anteil an Gefäll<strong>eb</strong>remsung<br />
Verbreitung gefunden. Respekt vor den<br />
Ingenieurleistungen unserer Großväter!<br />
Hauptbeiträge Jahrgang 14 (1938) Hefte 1 bis 3<br />
[1] Wechmann, Wilhelm: Die elektrische Zugförderung<br />
der Deutschen Reichsbahn im Jahre<br />
1937. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 1,<br />
S. 1–5.<br />
[2] Hermle; Monath, L., Berlin: Die Entwicklung<br />
des elektrischen Vollbahnmotors. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 1, S. 6–19.<br />
[3] Buchhold, Th.: Über die Nutzbremsung von<br />
Wechselstromfahrzeugen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
14 (1938), H. 1, S. 19–22.<br />
[4] Kastner, Norbert: Sicherheitseinrichtung für<br />
die Führerstände einmännig bedienter elektrischer<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
14 (1938), H. 1, S. 22–24.<br />
[5] Nyblin, S.: Ausbesserung elektrischer Lokomotiven<br />
in den schwedischen Staatseisenbahnwerkstätten<br />
in Malmö. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 2, S. 27–31.<br />
[6] Körner, J.: Neuere Privatbahnelektrisierungen<br />
in Schweden. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14<br />
(1938), H. 2, S. 32–36.<br />
Die Herausg<strong>eb</strong>er gedachten mit Nachrufen<br />
zweier bedeutender Persönlichkeiten:<br />
Karl-Wilhelm Scharfenberg war der<br />
Erfinder der nach ihm benannten weltweit<br />
eingesetzten automatischen Kupplung,<br />
Bernhard Gleichmann hatte entscheidend<br />
auf das Übereinkommen zum elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland hingearbeitet<br />
(Hefte 2 und 3; <strong>eb</strong> 4/2012, S. 144–151).<br />
Christian Tietze<br />
[7] Wenzel, E.: Der Netzkkupplungsumformer<br />
Svelgfoss als Bestandteil der Stromversorgungsanlagen<br />
der Norwegischen Staatsbahnen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938),<br />
H. 2, S. 36–45.<br />
[9] Stier, F.: Über die Aufh<strong>eb</strong>ung der Transformatorspannung<br />
beim Einphasenbahnmotor.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 2,<br />
S. 46–48.<br />
[10] Taschinger, Otto: Dreiteiliger Einheits-Wechselstromtri<strong>eb</strong>zug<br />
für 120 km/h. I. Wagenbaulicher<br />
Teil. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14<br />
(1938), H. 3, S. 52–61.<br />
[11] Michel, Otto; Kniffler, Alfred: Dreiteiliger Einheits-Wechselstromtri<strong>eb</strong>zug<br />
für 120 km/h.<br />
II. <strong>Elektrische</strong>r Teil. In: <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
14 (1938), H. 3, S. 62–68.<br />
[12] Steiner, F.: Die Schnelltri<strong>eb</strong>züge der<br />
Schweizerischen Bundesbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong><strong>Bahn</strong>en</strong> 14 (1938), H. 3, S. 69–79.<br />
Kommentar: Zentral versus<br />
dezentral<br />
Die Darstellung in Spalte 2 der Tabelle 1 kann dezentrale<br />
Versorgung der S-<strong>Bahn</strong> Berlin vermuten<br />
lassen. Tatsächlich bekam diese aber damals ihre<br />
Energie von zwei Versorgungsunternehmen (EVU)<br />
an je einer 60-MVA-Übergabestelle und verteilte<br />
sie über ein bahneigenes Kabelnetz 3 AC 30 kV<br />
50 Hz zu den Gleichrichterwerken; ursprünglich<br />
hatte man sogar ein reichsbahneigenes Kraftwerk<br />
erwogen. Ebenso speisten die Schaltanlagen des<br />
<strong>Bahn</strong>kraftwerks Altona sowohl mit 6 kV in das<br />
Fahrleitungsnetz als auch über eine 15 km lange<br />
30-kV-<strong>Bahn</strong>stromleitung und ein Unterwerk in<br />
Barmbek, bei dem das örtliche EVU noch einen<br />
Frequenzumformer betri<strong>eb</strong>. Beides waren also typische<br />
zentrale Versorgungssysteme und sind es<br />
in wenig oder stark veränderter Form noch heute.<br />
Energiewirtschaftlich besteht kein Unterschied<br />
zwischen solchen 3AC-Mittelspannungsnetzen<br />
und den 2AC-Hochspannungsnetzen von DB,<br />
ÖBB und SBB. Wenn man die 350 MW Tri<strong>eb</strong>fahrzeugsummenleistung<br />
auf die zentralen Einspeise-<br />
und Übergabestellen mit zusammen rund<br />
150 MVA installierter Leistung bezieht, ergibt sich<br />
als Verhältniszahl 2,3. Gegenüber 1,75 in der Tabelle<br />
beweist das den Vorteil zentraler Versorgung<br />
auch im Nahschnellverkehr.<br />
Be<br />
111 (2013) Heft 4<br />
283
Impressum<br />
5. und<br />
6. März<br />
2015<br />
7.<br />
Fachtagung<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>, Technische Universität Berlin<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, Geschäftsführer ELBAS <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahn</strong>systeme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
in der Direction de l‘ingénière der SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung <strong>Bahn</strong>betreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />
GmbH, <strong>München</strong><br />
Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher <strong>München</strong> und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />
DB Systemtechnik, <strong>München</strong><br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />
Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong>, Technische Universität Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Diesen Termin<br />
sollten Sie sich merken:<br />
5. und 6. März 2015<br />
Bericht und Vorträge<br />
der acrps 2013<br />
in <strong>eb</strong>-Heft 6-7/2013<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun †, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
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Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59.<br />
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Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
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Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973),<br />
sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
284
Termine<br />
Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />
Überblick über die wesentlichen Vorschriften des Umweltrechts<br />
beim Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahninfrastruktur<br />
23.04.13 Haus der Technik<br />
<strong>München</strong> (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
5. Sicherheitstag <strong>Bahn</strong>betri<strong>eb</strong><br />
25.-26.04.2013 VDEI-Service GmbH<br />
Gotha (DE) Tel: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: info@vdei-akademie.de<br />
Railtex 2013<br />
30.04.-02.05.2013<br />
London (UK) Mack Brooks Exhibitions<br />
Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />
E-Mail: info@mackbrooks.co.uk,<br />
Internet: www.mackbrooks.com<br />
Weltverkehrsforum 2013<br />
22.-24.05.2013 International Transport Forum, OECD<br />
Leipzig (DE) Fon: +33 1 452495-96, Fax: -1322,<br />
E-Mail: michael.kloth@oecd.org,<br />
Internet: www.internationaltransport -<br />
forum.org<br />
60. UITP World Congress and Exhibition<br />
26.-30.05.2013 UITP<br />
Genf (CH) E-Mail: anhorn.philippe@tpg.ch,<br />
Internet: www.uitpgeneva2013.org<br />
suissetraffic 2013<br />
27.-29.05.2013 Bernexpo<br />
Bern (CH) Fon: +41 31 34011-11, Fax: - 44,<br />
E-Mail: info@bernexpo.ch,<br />
Internet: www.bernexpo.ch<br />
26. Internationale Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf)<br />
28.-30.05.2013 VDEI-Service GmbH<br />
Münster (DE) Fon: +49 30 206057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: servicegmbh@vdei.de,<br />
Internet: www.iaf-messe.com<br />
Eisenbahntechnisches Kolloquium<br />
Thema: LÄRM 20XX – wie laut darf leise sein?<br />
11.06.2013 Technische Universität Darmstadt<br />
Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-2063, Fax: -4128,<br />
E-Mail: pressetu-darmstadt.de,<br />
Internet: www.tu-darmstadt.de<br />
Nordic Rail 2013<br />
08.-10.10.2013 Elmia Nordic Rail<br />
Jönköping (SE) Fon: +46 36 1522-30, Fax: 1646-92,<br />
E-Mail: jorgen.nystrom@elmia.se,<br />
Internet: www.elmia.se<br />
13. Internationaler Signal+Draht-Kongress<br />
07.-08.11.2013 DVV Media Group GmbH<br />
Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH<br />
Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />
E-Mail:eurailpress-events@dvvmedia.de,<br />
Internet: www.eurailpress.de<br />
BCN Rail 2013 – Internationale Fachmesse für den<br />
Schienenverkehr<br />
Barcelona (ES) Messe Barcelona<br />
19.-21.11.2013 Fon: +49 7071 3655-95, Fax: -96,<br />
E-Mail: info@messe-barcelona.de,<br />
Internet: www.messe-barcelona.de<br />
10 th World Congress on Railway Research<br />
25.-28.11.2013 Informa Australia<br />
Sydney (AUS) Fon: +61 2 9080 4307,<br />
E-Mail: info@informa.com.au<br />
Internet: www.informa.com.au
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Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 2 – 1960 bis 1993“<br />
<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong><strong>Bahn</strong>en</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 <strong>München</strong><br />
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