atp edition Plug und Prognose (Vorschau)
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10 / 2012
54. Jahrgang B3654
Oldenbourg Industrieverlag
Automatisierungstechnische Praxis
Reifezeugnis für mechatronische
Entwicklungsprozesse | 28
Das Zeitverhalten
verteilter Anlagen | 36
Safety und Security für
Feldbus-Anforderungen | 44
Plug and Prognose | 52
Print wirkt
„atp edition“ ist ein Printtitel auf höchster
Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit im
Sinne wiederkehrender Nutzung. Der Titel
erfüllt den selbstgestellten Anspruch eines
anspruchsvollen und seriösen Magazins für
Top-Entscheider zwischen Wissenschaft
und Praxis konsequent.
Entsprechend der journalistischen Konzeption
ist Online hintenangestellt. Die Jury
sah hier „die beispielhafte Umsetzung einer
wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift
mit Magazincharakter“.
EDITORIAL
Sicherheit und Zuverlässigkeit
in automatisierten Prozessen
Unsere Gesellschaft hängt in hohem Maße von der Funktion technischer Systeme
ab. Das wird sich künftig durch die zunehmende intelligente Vernetzung,
Stichwort Cyber-physikalische Systeme, noch deutlich verstärken. Daher
kommt der Zuverlässigkeit der Systeme eine hohe Bedeutung zu.
Kein technisches System ist absolut perfekt, das heißt, es weist Schwachstellen
auf. Treffen Bedrohungen auf Schwachstellen, kann es zu einer Gefährdung für
Mensch, Maschine und Umfeld kommen. Um die Gefährdung auf einem akzeptablen
Niveau zu halten, müssen Maßnahmen zur Erhöhung der Zuverlässigkeit
ergriffen werden.
Was ist Zuverlässigkeit? Wir bezeichnen im umgangssprachlichen Wortlaut
einen Menschen als zuverlässig, wenn man sich auf ihn verlassen kann. Die DIN
40041 definiert Zuverlässigkeit als Fähigkeit eines technischen Systems für eine
gegebene Zeitdauer den gestellten Anforderungen zu genügen.
Die Beiträge der vorliegenden Ausgabe adressieren Aspekte an unterschiedlichen
Stellen des Lebenszyklus automatisierter Prozesse, mit denen man die
Zuverlässigkeit beeinflussen kann.
Es beginnt in der Entwurfsphase. Gerade bei disziplinübergreifenden Entwicklungen
sind gut definierte Prozesse eine Voraussetzung für ein zuverlässiges
mechatronisches Produkt. Doch wie steht es um den Reifegrad dieser Prozesse?
Oder um die Bewertung des Zeitverhalten eines Automatisierungssystems,
insbesondere dann, wenn Produkte und Systeme unterschiedlicher Hersteller
beteiligt sind?
Für zuverlässige technische Systeme sind die Berücksichtigung der Informationssicherheit
(Security) und der Funktionalen Sicherheit (Safety) unabdingbar.
Dabei zeigen sich vielfältige Querbeziehungen zwischen diesen beiden nichtfunktionalen
Eigenschaften, die aufgrund bisher getrennter Fachwelten noch
nicht ausreichend adressiert werden.
Keine Komponente oder kein Bauteil hat eine unendliche Lebensdauer. Um die
Verfügbarkeit eines automatisierten Prozesses entsprechend den Anforderungen
dennoch zu gewährleisten, besteht eine zuverlässigkeitserhöhende Maßnahme
in der automatischen Überwachung und Fehlerdiagnose des Prozesses.
Wie Sie sehen, sind sehr viele Facetten zu betrachten, bevor ein technisches
System als verlässlich gilt. In diesem Zusammenhang sei auch auf den jüngst
gegründeten VDI/VDE-GMA Arbeitskreis FA 6.15 hingewiesen, der sich mit dem
zuverlässigen Betrieb Ethernet-basierter Bussysteme in der industriellen Automatisierung
beschäftigt. Anwender sind eingeladen, hier ihre Erfahrungen und
Anforderungen im Umgang mit Ethernet einzubringen!
PROF. DR.-ING.
JÜRGEN JASPERNEITE
Institutsleiter Institut für
industrielle Informationstechnik
(inIT) der Hochschule OWL und
Leiter Fraunhofer-Anwendungszentrum
Industrial Automation
(IOSB-INA), Lemgo
atp edition
10 / 2012
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INHALT 10 / 2012
VERBAND
8 | Grundsätze zur Prozessführung per Bildschirm
DKE baut Kooperation mit Eurasien aus
9 | Neuer Leitfaden zeigt Umsetzung funktionaler Sicherheit
mit elektrotechnischen Elementen
AALE zeichnet exzellente Abschlussarbeiten aus
FORSCHUNG
10 | Hohe Fördersummen für kosteneffiziente Planung von Inbetriebnahme
an Lemgoer Modellfabrik
Umfrage zu Produktionsarbeit der Zukunft gestartet
11 | Radar: KIT und RUB schaffen Spitzenwert
Master Energieeffizienz
BRANCHE
12 | Von der Handdrossel zum smarten Stellgerät –
75. Namur-Hauptsitzung 2012 in Bad Neuenahr
13 | „Integrated Industry“ ist Leitthema der HMI 2013
Querschnittstechnologien für Ressourceneffizienz
24 | Oberflächeninspektionen nutzen bei
unterschiedlichen Anforderungen den Piezoeffekt
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PRAXIS
14 | Wenn kapazitive Messtechnik versagt:
Drehflügelmesser optimiert Müllverbrennungsprozess
18 | Mit effizienter Steuerungs- und Antriebstechnik
den Maschinenausstoß verdoppelt
20 | Energiebus- und Anschluss-System für dezentrale Energieverteilung
vereinfacht neue Förderstrecke
HAUPTBEITRÄGE
28 | Reifezeugnis für mechatronische Entwicklungsprozesse
B. SPIEGELBERGER, M. BONETSMÜLLER, R. STETTER, B. KAUSLER
36 | Das Zeitverhalten verteilter Anlagen
S. SCHÄFER, U. BERGER, D. SCHÖTTKE, T. KÄMPFE
44 | Safety und Security für Feldbus-Anforderungen
F. WIECZOREK, F. SCHILLER
52 | Plug and Prognose
L. LIAO, Z. EDMONDSON, H. LUDWIG
RUBRIKEN
3 | Editorial
62 | Impressum, Vorschau
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PRAXIS
Ein Partner für alles – und die Welt
der Prozessautomatisierung ist komplett.
6
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VERBAND
Grundsätze zur Prozessführung per Bildschirm
Die VDI-/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik
(GMA) hat eine neue Richtlinie über
die Grundlagen zur Prozessführung mit Bildschirmen
veröffentlicht. Moderne Anlagen zur Überwachung,
Kontrolle und Steuerung von dynamischen Prozessen
werden meist über ein Prozessleitsystem gesteuert, betont
die GMA. Die neue Richtlinie VDI/VDE 3699 Blatt 2
vermittle dementsprechend wesentliche Informationen
der Prozessführung mit Bildschirmen. Die Einspruchsfrist
endet am 31. Januar 2013.
Aufgezeigt werden die Ziele der Prozessführung und
die zehn Grundsätze der Mensch-Maschine-Schnittstelle.
Daneben behandelt die Richtlinie die Organisation
von Leitplätzen, Konzepte der Darstellung, Darstellungstechnik
und erste Grundlagen der Bedienung.
Die Richtlinie richtet sich an Unternehmen der chemischen
und petrochemischen Verfahrenstechnik, Anlagen
zur Dampferzeugung sowie verfahrenstechnische
Anlagen in der Eisenhüttenindustrie, soweit keine besonderen
Vorschriften für die genannten Anlagen oder
Teilanlagen zu beachten sind.
Die GMA betont, das Richtlinienblatt bilde eine Grundlage
zum Verständnis und zur Anwendung der übrigen
Blätter der Richtlinienreihe. Der Entwurf der Richtlinie
VDI/VDE 3699 Blatt 2 „Prozessführung mit Bildschirmen
– Grundlagen“ ist ab sofort in deutscher Sprache erhältlich,
unter anderem unter www.vdi.de/richtlinien. gz
WESENTLICHE INFORMATIONEN zur Prozessführung
mit Bildschirmen vermittelt die neue Richtlinie der GMA.
Bild: Scholz
VDI/VDE – GESELLSCHAFT MESS- UND
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 6 21 40, Internet: www.vdi.de
DKE baut Kooperation mit Eurasien aus
DR.-ING. BERNHARD THIES
Sprecher der DKE-Geschäftsführung:
„Wir unterstützen schon seit Jahren
Russland und Weißrussland bei den
Themen Normung und Standardisierung
und haben auch lang anhaltende,
gute Beziehungen zu Kasachstan.“
Bild: DKE
Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik
Informationstechnik im DIN und VDE
(VDE|DKE) intensiviert ihre Zusammenarbeit mit der
entstehenden Eurasischen Zollunion bei Normung und
Standardisierung. Bislang besteht die Zollunion aus
Russland, Weißruss land und Kasachstan. Bald, so erläutert
die VDE|DKE, soll sie um Kirgistan und Tadschikistan,
eventuell auch um die Ukraine erweitert werden.
Damit wäre sie ein Bindeglied zwischen Europa und der
dynamischen Asien-Pazifik-Region.
Der Raum der Eurasischen Union stellt nach Einschätzung
des VDE insbesondere in den Bereichen Elektrizität,
Energieversorgung und -übertragung sowie moderne
Kommunikations- und Informationstechnologien einen
wachsenden Zielmarkt dar. Daher verstärke man die
Bemühungen, den neuen Technologien durch entsprechende
Normen, die auch bei der Gesetzgebung berücksichtigt
werden, den Weg zu bereiten. „Wir unterstützen
schon seit Jahren Russland und Weißrussland bei den
Themen Normung und Standardisierung und haben
auch lang anhaltende, gute Beziehungen zu Kasachstan“,
erläutert Dr.-Ing. Bernhard Thies, Sprecher der DKE-
Geschäftsführung.
Um das Entstehen eines einheitlichen Wirtschaftsraums
zu ermöglichen, haben die Mitglieder der Zollunion
darauf verzichtet, eigene souveräne Normen zu
schaffen. Der VDE setzt sich dafür ein, dass Normung
und Standardisierung mit der Zollunion direkt auf den
internationalen Ebenen erfolgen, also in den internationalen
Gremien der Elektrotechnik IEC (Internationale
Elektrotechnische Kommission) und CENELEC (Europäisches
Komitee für Elektrotechnische Normung). „Bilaterale
Abkommen auf diesem Gebiet zwischen EU und
der Zollunion wären in gewisser Weise ein Rückschritt,
weil 80 Prozent der Normungsarbeit innerhalb der Elektrotechnik
ohnehin international erfolgen. In der Elektrotechnik
sind wir hier sehr weit im Gegensatz zu vielen
anderen Bereichen“, konstatiert Dr.-Ing. Hans Heinz Zimmer,
Vorstandsvorsitzender des VDE.
Dem Ausbau der Beziehungen zwischen VDE|DKE
und der Eurasischen Zollunion diente unter anderem
jüngst der Besuch einer hochrangigen Delegation der
Eurasischen Wirtschaftskommission bei der DKE.
Zudem führte die VDE|DKE im Juni in Kooperation
mit der Russischen Energie Agentur eine Konferenz
zum Thema „Smart Grid – Normung und Praxis“ in
Moskau durch.
gz
DKE DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK
ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE,
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de
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Neuer Leitfaden zeigt Umsetzung funktionaler
Sicherheit mit elektrotechnischen Elementen
Die wichtigste Aufgabenstellung an die Elektrotechnik
bezüglich funktionaler Sicherheit ist die sicherheitsgerichtete
Abschaltung eines Verbrauchers. Mit ihrer
neuen Empfehlung NE 142 bietet die Namur (Interessensgemeinschaft
von Automatisierungsanwendern in der
Prozessindustrie) dem Anwender einen praxisgerechten
Leitfaden, funktionale Sicherheit mit elektrotechnischen
Elementen umzusetzen. Sie ersetzt nicht sicherheitstechnische
Vorüberlegungen, wie Antworten auf die Frage zu
finden, ob die sicherheitstechnische Anforderung ausschließlich
mit elektrotechnischen Mitteln zu lösen ist
oder ob es auch andere, vorzugsweise diversitäre Lösungsansätze
gibt.
Das Dokument beschreibt für die jeweilige SIL-Klassifizierung
notwendige Auslegungs- und Gestaltungshinweise
für elektrotechnische Elemente, wobei sich die Betrach-
tungen im Wesentlichen auf die im Fehlerfall selbsttätig
schaltenden Komponenten wie Schütze und Leistungsschalter
konzentrieren. Die im Dokument aufgeführten
Beispiele zielen darauf ab, möglichst elektrotechnische
Standardkomponenten und -schaltungen (etwa Standard-
Typicals für Einschubverteilungen) einzusetzen, welche
jeweils mittels Adaptionen den unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen
SIL 1 bis SIL 3 genügen. Ausführlich
wird auf die Nutzung bewährter Sicherheitsprinzipien
und ebensolcher Elemente eingegangen. Die NE 142 ist bei
der Namur-Geschäftsstelle erhältlich.
gz
NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,
c/o Bayer Technology Services GmbH,
Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen
Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.namur.de
AALE zeichnet exzellente Abschlussarbeiten aus
Für die AALE Student Awards 2013 können noch
Bewerbungen eingereicht werden. Herausragende
Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten von Hochschulabsolventen
oder -absolventinnen werden dann auf der
10. AALE-Konferenz am 28. Februar und 1. März 2013 in
Stralsund mit den Preisen ausgezeichnet.
Vergeben werden Preisgelder in Höhe von 1000 Euro
für die beste Master-Arbeit und in Höhe von 500 Euro
für die beste Bachelor-Arbeit. Sie werden gestiftet von
Bayer Technology Services und Evonik Industries. Teilnahmeberechtigt
sind alle Absolventen und Absolventinnen
von Hochschulen der angewandten Wissenschaften,
die eine Abschlussarbeit aus dem Gebiet Automation
oder mit eindeutigem Bezug zur Automatisierungstechnik
angefertigt haben.
Die jeweils drei besten Abschlussarbeiten werden von
einer Jury, die mit Fachleuten aus den Hochschulen und
der Industrie besetzt ist, nominiert und deren Autoren
nach Stralsund eingeladen. Dort stellen sie eine Kurzfassung
ihrer Abschlussarbeiten im Plenum der AALE-
Konferenz vor, bevor die Jury die Preisträger bekanntgibt.
Eingereicht werden können die Arbeiten für den
Award von den jeweiligen Hochschulbetreuern bis zum
15. November 2012 in elektronischer Form im Konferenz-
Management-System. Erforderlich sind eine Kurzfassung
der Arbeit, eine Bewertung durch den Hochschulbetreuer
und die Arbeit als PDF-Dokument. Weitere Informationen
sind zu finden unter www.aale2013.fh-stralsund.de
oder www.aale2013@fh-stralsund.de
gz
FACHHOCHSCHULE STRALSUND,
Fachbereich Elektrotechnik und Informatik,
Zur Schwedenschanze 15, D-18435 Stralsund,
Tel. +49 (0) 38 31 455, Internet: www.aale2013.fh-stralsund
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Messung
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PROJEKTLEITER Prof.
Dr.-Ing. Oliver Niggemann
und Projektkoordinatorin
Natalia Moriz
vom inIT wollen die
neuen Methoden,
Werkzeuge und
Produkte direkt in der
Lemgoer Modellfabrik
testen. Bild: inIT
FORSCHUNG
Hohe Fördersummen für kosteneffiziente Planung
von Inbetriebnahme an Lemgoer Modellfabrik
Gute Nachrichten für die Automatisierungsforschung.
Mit hohen Fördersummen wird das Forschungsprojekt
„Entwurfsmethoden für Automatisierungssysteme
mit Modellintegration und automatischer Variantenbewertung“
von Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Oliver Niggemann
und Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite gefördert.
Das Forschungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, durch
frühzeitige, detaillierte Entwürfe von Automatisierungssystemen
Planung und Inbetriebnahme von Produktionsanlagen
kosteneffizienter zu gestalten. Welche Anforderungen
die Anwender an die jeweilige Anlage stellen,
wird derzeit nur marginal erfasst.
Unter dem Dach des Lemgoer Centrum Industrial IT
(CIIT) entwickeln das Institut für industrielle Informationstechnik
(inIT) der Hochschule Ostwestfalen-Lippe
und das Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial
Automation gemeinsam mit Projektpartnern wie Lenze
Automation Methoden, prototypische Werkzeuge und
Lösungen zur Kostensenkung bei der Entwicklung von
komplexen Automatisierungssystemen. Gefördert wird
das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) mit insgesamt 1,2 Millionen Euro.
Das Projekt setzt an der frühen Entwurfsphase an.
„Durch Methoden, Werkzeuge und Lösungen sollen sich
die Planungsphasen von Systemen verkürzen und zeitgleich
effizienter werden. Beispielsweise durch die Automatisierung
des Entwurfsprozesses“, erklärt Niggemann.
Mithilfe einer Anforderungserfassung, durch
Planungsunterstützungssysteme und durch eine virtuelle
Systemintegration soll höhere Entwurfsqualität erzielt
werden. Die umfangreiche Planung unter Berücksichtigung
aller Ansprüche könnte beispielsweise den Energieverbrauch
in Stillstandzeiten um bis zu 60 Prozent des
Durchschnittsbedarfs verringern. „Gezielte Formulierungen
von Anforderungen bestätigen oder widerlegen die
Erwartung und Leistung der Systeme bereits frühzeitig“,
so Projektkoordinatorin Natalia Moriz vom inIT.
Der Startschuss für die Projektpartner Fraunhofer-
Anwendungszentrum, inIT, die MIN-Fakultät der Universität
Hamburg, Lenze, Leikon sowie Inpro ist jetzt
gefallen. Die Förderung läuft über drei Jahre. Dabei
werden neben der Entwicklungsarbeit auch die Methoden,
Werkzeuge und Lösungen getestet. Dies geschieht
vorwie gend in der im CIIT integrierten Lemgoer Modellfabrik
der beiden Institute sowie beim Endanwender
Lenze.
Ziel der BMBF-Förderung ist die nachhaltige Stärkung
der Wertschöpfungskette vom Entwurf über Systemintegration
und Test der intelligenten Elektroniksysteme
in den Anwendungsfeldern Geräte- und Anlagenbau
und Medizintechnik. Dazu gehören die Entwicklung
neuer Methoden und Produkte sowie der
Aufbau strategischer Partnerschaften zwischen Wirtschaft
und Wissenschaft.
ahü
CENTRUM INDUSTRIAL IT
c/o Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,
Tel. +49 (0) 5261 702 59 79, Internet: www.ciit-owl.de
Umfrage zu Produktionsarbeit der Zukunft gestartet
Für eine Studie zur „Zukunft der Produktionsarbeit“
erhebt das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft
und Organisation IAO Informationen zu Voraussetzungen,
Chancen und Herausforderungen für eine Produktion
nach dem Industrie-4.0-Prinzip bei Entscheidern
produzierender Unternehmen. Nach Mechanisierung,
Industrialisierung und Automatisierung stellt der Paradigmenwechsel
hin zu verstärkter Vernetzung intelligenter
Produktionstechnik durch eingebettete Steuerungen
die vierte industrielle Revolution dar. Das Fraunhofer-
IAO erforscht den Faktor Mensch in der „Industrie 4.0“.
Im sogenannten Internet der Dinge werden reale Produkte
oder Produktionsverfahren mit dem Internet verbunden
und können dadurch auf neue Weise mit Informationen
angereichert und vernetzt werden. „CyberPhysische-Systeme“
(CPS) verbinden zukünftig die virtuelle
Cyberwelt mit Objekten in der real-physischen Welt.
Das können Maschinen und Anlagen, aber auch Produkte,
Behälter oder Werkzeuge sein. Der dezentrale Einsatz
vernetzter maschineller Intelligenz schafft vielfältige
Möglichkeiten zur Steigerung der Produktivität. ahü
FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR ARBEITSWIRTSCHAFT
UND ORGANISATION IAO,
Nobelstraße 12, D-70569 Stuttgart,
Tel. +49 (0) 711 970 21 24, Internet: www.iao.fraunhofer.de
ALLES DIGITAL? Das Stuttgarter
Fraunhofer-Institut ermittelt
die Chancen von Industrie 4.0.
Bild: Fraunhofer IAO
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Radar: KIT und RUB
schaffen Spitzenwert
Wissenschaftler am Institut für Hochfrequenztechnik
und Elektronik (IHE) des Karlsruher Instituts für
Technologie (KIT) um Prof. Thomas Zwick und am Lehrstuhl
für Integrierte Systeme der Ruhr-Universität Bochum
(RUB) um Prof. Nils Pohl haben ein Radarsystem
zur Abstandsmessung entwickelt und erfolgreich eingesetzt.
Bei einem gemeinsamen Versuch im Juli dieses
Jahres erreichten die Karlsruher und Bochumer Forscher
mit einer Genauigkeit von einem Mikrometer einen neuen
Rekordwert für Radarabstandsmessungen.
Zur Messung setzen die Wissenschaftler ein Dauerstrichradar
(FMCW-Radar – Frequency Modulated Continuous
Wave Radar) ein, dessen Sender während der
Dauer des Messvorgangs ununterbrochen arbeitet. Die
RUB-Forscher entwickelten die Hardware, die Wissenschaftler
des KIT die Algorithmik. Das Radarsystem mit
speziellem Messaufbau erlaubt die mikrometergenaue
Messung von Abständen bis zu mehreren Metern im Freiraum.
Im Vergleich zu Lasersystemen sind diese kostengünstiger
und bieten die Möglichkeit, absolute Positionen
eindeutig zu messen. Durch den quasi unbegrenzten
Eindeutigkeitsbereich ist das Radar dem Laser weit überlegen.
Künftig soll das Radarsystem verschiedene Messaufgaben
in der Produktions- und Anlagentechnik hochgenau,
vielseitig und kostengünstig ausführen. sky
KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE (KIT),
Kaiserstraße 12, D-76131 Karlsruhe
Tel. +49 (0) 721 60 84 74 14, Internet: www.kit.edu
Master Energieeffizienz
Die Fachhochschule Brandenburg (FHB) bietet zum
Wintersemester den neuen Studiengang „Energieeffizienz
technischer Systeme“ an. Der Studiengang soll
weiterbildende Kenntnisse auf dem Gebiet der Energieeffizienz
vermitteln. Der Masterabschluss qualifiziert für
vielfältige Aufgaben in Energie- und Umwelttechnik,
Verkehrswesen, Verfahrenstechnik, Gebäudetechnik,
Automatisierungstechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnik.
Aufbauend auf den Fachkenntnissen des jeweiligen
Bachelorstudiums vertieft der interdisziplinäre Masterstudiengang
durch einen systematischen Ansatz die
Schwerpunkte der Energieeffizienz. In verschiedenen
fachlichen Richtungen werden ausgewählte Problemstellungen,
wie etwa Systeme der erneuerbaren Energien,
Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz
im System Bahn, der Systementwurf, die Gebäudeversorgungstechnik
sowie Fragen der Automatisierung
und Simulation technischer Systeme behandelt. Praktische
Erfahrungen lassen sich in einem interdisziplinären
Projekt sammeln, an das sich die Masterarbeit
inhaltlich anschließt.
ahü
FACHHOCHSCHULE BRANDENBURG,
Magdeburger Straße 50, D-14770 Brandenburg an der Havel,
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BRANCHE
Von der Handdrossel zum smarten Stellgerät –
75. Namur-Hauptsitzung 2012 in Bad Neuenahr
Bei der Automatisierung von verfahrenstechnischen
Prozessen spielt neben der Prozessleittechnik und der
Sensorik die Aktorik eine wichtige Rolle. Daher widmet die
Namur ihre 75. Hauptsitzung diesem vielseitigen Thema.
Die Veranstaltung wird am 8. und 9. November 2012 in
Bad Neuenahr einen thematischen Bogen von den Anfängen
der einfachen, mechanischen bis zur heutigen
komplexen, smarten Aktorik mit Zukunftspotenzial für
weitergehende prozesstechnische Aufgaben spannen.
Zu den Arbeitspferden der Prozessautomatisierung gehören
die Stellgeräte, die Stoffströme zur Regelung von
Prozessgrößen wie beispielsweise Druck, Temperatur,
Durchfluss und Füllstand beeinflussen. Gab es viele Jahrzehnte
in der chemischen Industrie ausschließlich rein
manuelle Bedienmöglichkeiten, so sind heutige Stell geräte
eine ausbalancierte Kombination aus robuster Mechanik und
intelligenter Funktion, bestehend aus optimierten mechanischen
Komponenten und smarten Stellungsreglern.
Mit mehr als 100 Jahren Erfahrung und hoher Fachkompetenz
im Bereich der Stellgeräte-Aktorik sieht die Namur
die Samson Group als idealen Partner für die diesjährige
Hauptsitzung. Dr. Jörg Kiesbauer, im Vorstand der Samson
AG für Forschung und Entwicklung verantwortlich, wird
in seinem Plenarvortrag zunächst darauf eingehen, welche
historische Entwicklung Stellgeräte durchlaufen haben.
Heute ist ein Stellgerät eine Einheit aus Ventil, meist
pneumatischem Antrieb und Anbaugeräten wie Stellungsregler
oder Magnetventil. Durch Kombination ergibt sich
ein modularer, aber auch komplexer Funktionsbaukasten,
der durch Auslegung und geeignete Auswahl der Komponenten
Lösungen für fast jede Anforderung liefert.
Mit dem digitalen Stellungsregler konnten die Funktionen
eines Stellgerätes erheblich erweitert werden.
Hier stehen vor allem Diagnosefunktionen im Vordergrund.
Diese sind mittlerweile so weit fortgeschritten,
dass sich Stellgeräte heute je nach Aufgabenstellung als
hochkomplexe mechatronische Einheiten präsentieren.
Ursprünglich gingen die Entwicklungen zur Fehlerdiagnose
der Stellgeräte von den Regelventilen aus. Inzwischen
zeichnet sich auch ein Trend zur Fehlerdiagnose
bei automatisierten Auf/Zu-Ventilen ab. Weit verbreitet
ist hier bereits der Teilhubtest (Partial Stroke Test) beim
Emergency-Shutdown-Ventil, bei dem in dieser Ausprä-
MODERNE AKTORIK spielt
für die Automatisierung
verfahrenstechnischer
Prozesse eine wichtige
Rolle – und sie bestimmt
thematisch die Namur-
Hauptsitzung
gung neben dem Magnetventil als Steuereinheit für die
Sicherheitsabschaltung ein zusätzlicher Stellungsregler
hauptsächlich als Diagnosegerät zum Einsatz kommt.
Die Mittel der Diagnose ermöglichen heute die Klassifikation
der Diagnoseergebnisse in Form von eindeutigen
Statusmeldungen. Auch diese aktuellen Themen wird
die diesjährige Hauptsitzung aufnehmen und von verschiedenen
Seiten beleuchten.
Dem Hauptvortrag des diesjährigen Partners Samson
in der Plenarsitzung am Donnerstagvormittag folgen drei
Beiträge aus der Namur, die Aspekte aus dem breiten
Spektrum des Hauptvortrages aufgreifen und sich aus
der Sicht der Anwender mit aktuellen Themen des Stellgeräte-Engineering,
der Entwicklung der Gerätediagnose
zum Informationsmanagement und der funktionalen
Sicherheit befassen werden.
Viele Workshop-Beiträge aus den Arbeitsfeldern der
Namur, weitere Beiträge sowohl von Samson und als auch
aus der Namur zum diesjährigen
Schwerpunkthema Aktorik sowie ein
interessantes Programm am Freitagvormittag
mit dem Schwerpunkt „Integriertes
Engineering“ versprechen,
die Namur-Hauptsitzung zu einem außergewöhnlichen
Automatisierungs-
Event werden zu lassen. gz
NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,
c/o Bayer Technology Services GmbH,
Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,
Tel. +49 (0) 214 307 10 34,
Internet: www.namur.de
DR. JÖRG KIESBAUER, im
Samson-Vorstand für Forschung
und Entwicklung
verantwortlich. Bilder: Samson
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Recknagel 2013/2014 – Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik
Seit über 100 Jahren setzt der Oldenbourg Industrieverlag mit dem Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik – kurz Recknagel
oder auch Recknagel-Sprenger genannt – den Maßstab für die Wissensvermittlung in der Heizungs-, Lüftungs- und Klima-
Branche (HLK). Für Generationen von Technikern und Ingenieuren war und ist der Recknagel das maßgebende Standardwerk
zu allen HLK-Fragen
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12
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10 / 2012
„Integrated Industry“ ist
Leitthema der HMI 2013
Mit dem Leitthema „Integrated Industry“ rückt die
Hannover Messe Industrie vom 8. bis 12. April 2013
nach eigenen Angaben die zunehmende Vernetzung aller
Bereiche der Industrie in den Mittelpunkt. „Integrated
Industry“ beschreibe neben der technischen und elektronischen
Vernetzung die Herausforderung an alle Teilbereiche
der Industrie, unternehmens- und branchenübergreifend
zusammenzuarbeiten. Kommunikationswege
können so verkürzt und Zusammenarbeit effizienter
werden. Die zunehmende Vernetzung ist unter dem
Stichwort „Industrie 4.0“ Kernprojekt der Hightech-
Strategie der deutschen Bundesregierung. Wirtschaftsexperten
gehen davon aus, dass der Grad der Vernetzung
der Industrie entscheidender Erfolgsfaktor im internationalen
Wettbewerb der Unternehmen und der Volkswirtschaften
sein wird. Mit Themen wie Embedded
Systems und Smart Production stehen auf der Industrial
Automation, einer Teilmesse der HMI 2013, integrierte
Automatisierungsprozesse im Vordergrund. Anhand von
intelligenten Produktionssystemen und -verfahren sowie
der Realisierung und Koordination von vernetzten geografisch
verteilten Produktionsstätten werde „Integrated
Industry“ erlebbar.
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Motek
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Tel. +49 (0) 511 89,
Internet: www.messe.de
Querschnittstechnologien
für Ressourceneffizienz
Klare Forderungen an die Verfahrenstechnik und Geowissenschaft
stellt das Positionspapier „Aufbereitungstechnik“
der ProcessNet-Fachgruppen Zerkleinern/
Klassieren und Grenzflächenbestimmte Systeme und
Mechanische Flüssigkeitsabtrennung. Die Verknappung,
die Erschließung und Verarbeitung neuer Rohstoffe stellen
besondere Anforderungen an die Verfahrenstechnik.
Experten aus Industrie und Wissenschaft haben analysiert,
wie sich die Rohstoffbasis verändert und welche
angepassten Verfahren notwendig sind, um neue Quellen
effizient zu nutzen. Eine entscheidende Rolle für den
wirtschaftlichen Einsatz biotechnologischer Prozesse
spielten außerdem Adsorption, Extraktion und Chromatographie
sowie hybride Verfahren.
ahü
DECHEMA – GESELLSCHAFT FÜR CHEMISCHE TECHNIK
UND BIOTECHNOLOGIE E.V.,
Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 756 40
Internet: www.dechema.de
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6 / 2012
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PRAXIS
Wenn kapazitive Messtechnik versagt:
Drehflügelmesser optimiert Müllverbrennungsprozess
Quickborner Lösung kommt in deutsch-niederländischer Anlage zum effizienten Einsatz
Der Drehflügelmesser MBA 200 gibt Informationen
über die Füllstände im Rauchgasbunker der Recyclingfirma
EVI Abfallverwertung B.V. & Co KG. Er kann
als Voll- und Leermelder in dem feinen Restgut effizient
eingesetzt werden.
EVI PRODUZIERT GRENZÜBERSCHREITEND
ENERGIE AUS MÜLLVERBRENNUNG
Europa produziert jährlich 1,8 Milliarden Tonnen Abfall,
von dem trotz eingeführter Recycling-Aktivitäten
Tonnen an Restmüll übrigbleiben. Diese Reste bilden
als wertvoller Brennstoff die Grundlage zur Energieerzeugung.
Das niederländisch-deutsche Unternehmen
EVI Abfallverwertung B.V. & Co KG nahe Coevorden
und Emlichheim/Laar hat sich dies zur Aufgabe
gemacht. Am Standort betreibt das Unternehmen eine
Müllverbrennungsanlage: die „Europark Verbrennings
Installatie“ (EVI). Insgesamt 365 000 Kilogramm pro
Jahr an Gewerbe- und Haushaltsmüll verbrennt die
gesamte Anlage und erreicht damit eine elektrische
Leistung von 46 MVA el beziehungsweise eine thermische
Leistung von 2 x 76 MW th .
Die Anlage von EVI arbeitet grenzüberschreitend.
Während die Verbrennungsanlage auf deutschem Gebiet
steht, wird auf niederländischem Territorium mit der
Turbine und dem Generator Elektrizität erzeugt. EVI produziert
im Verbrennungsprozess Dampf, der als thermische
Energie über einen Turbinenrotor an einen 70-Megawatt-Generator
geleitet wird. Im Generator wird die
Rotorenergie in elektrischen Strom mit einer Spannung
von 10 000 Volt umgewandelt. Insgesamt deckt EVI mit
seiner hergestellten Energie 0,4 Prozent des gesamten
niederländischen Strombedarfs.
KAPAZITIVE MESSTECHNIK FÜR
FEINES FILTERGUT UNGEEIGNET
Der wichtigste Teil nach der Energieerzeugung ist für
den Betrieb eines solchen Unternehmens die Rauchgasreinigungsanlage
(RRA). Schadstoffe, die bei der Müllverbrennung
entstehen, werden hier aus dem Rauchgas
entfernt. Additive wie Natriumbikarbonat und Hochofenkoks
absorbieren Schwefeldioxid, Kohlenwasserstoffe
und Schwermetalle im Reinigungsvorgang und neutralisieren
sie. Anschließend wird das Rauchgas in eine
Kammer durch Schlauchfilter geleitet, an denen die festen
staubförmigen Partikel als Filterkuchen haften bleiben.
Von Zeit zu Zeit wird dieser Filterkuchen mit Druckluft
gereinigt.
Im Filterbunker gibt es zwei Optionen: Im Normalfall
wird das Material mittels einer Regelklappe dem
Absorber erneut zugeführt, da die Additive mehrmals
im Filtervorgang genutzt werden. Sammelt sich im
Bunker jedoch zu viel Filtermaterial an, leitet eine
Zellenradschleuse bestimmte Mengen direkt an die
Produktsilos weiter.
Für die Ermittlung des Füllstands im Bunker nutzte
EVI bisher die kapazitive Messtechnik. Ein Problem
für diese Messtechnik besteht im Unterdruck, der im
DURCHGANG AM RAUCHGAS-BUNKER der Müllverbrennungsanlage.
Hier kommt der Drehflügelmesser zum Einsatz.
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Auffangbunker herrscht. Das Material aus der Rauchgasreinigung
ist extrem fein. Es fließt förmlich, besonders
im warmen Zustand, und neigt daher leicht zu
ungleicher Verteilung.
Die Rauchgasasche verhält sich somit ähnlich wie
Mehl. Geringe Mengen sind leicht und wirbeln stark auf.
Große Mengen hingegen werden träge und setzen sich
ab. Es entstehen Aufschüttungen, zwischen denen sich
Krater und Leerräume bilden. Geschieht dies direkt am
kapazitiven Sensor, entstehen Fehlsignale, die einen vollen
oder leeren Bunker melden. Durch diese Fehlmessungen
konnte der genaue Füllstand im Filterbunker
nicht ermittelt werden.
DREHFLÜGELANZEIGER GIBT FÜLLSTAND
ZUVERLÄSSIG AN
Für die speziellen Anforderungen in der Messung der
Rauchgasrückstände hat EVI eine Lösung gesucht, die
trotz des feinen Guts zuverlässig den Füllstand anzeigt.
Der Betreiber entschied sich für den Drehflügelanzeiger
MBA 200 von der MBA Instruments GmbH
aus Quickborn. Hauptvorteil des Drehflügelanzeigers ist
Feldbusunabhängig
in den Ex-Bereich!
Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht
explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der
Industrie und des Bergbaus ausgelegt.
Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der
Zone 2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und
wirtschaftliche Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone
0 / 20 und 1 / 21.
Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres
Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender
sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,
Flexibilität, Modularität, IEC 61131-3 Programm ierbarkeit, Zuverlässigkeit,
Wirtschaftlichkeit, etc.
Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital Eingang NAMUR, Digital
Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART,
Analog Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und
die Ex i Einspeisung 1,0A.
Zertifiziert nach ATEX, IEC-EX, UL ANSI/ISA 12.12.01, UL 508 und
Schiffbau (u.a. GL, LR).
die Einsatzmöglichkeit als Voll- und Leermelder in fast
allen Schüttgütern. Als Vollmelder verhindert das Gerät
das Überlaufen des Bunkers auch dann, wenn Störungen
wie Spannungsausfall oder Drahtbruch in der Zuleitung
auftreten. Mit der Laufüberwachung wird die Rotation
der Welle direkt gemessen: Wenn sich die Welle nicht
mehr dreht und gleichzeitig keine Vollmeldung ansteht,
dann wird eine Störung am Gerät angezeigt und gleichzeitig
ein Voll-Signal erzeugt, das die weitere Befüllung
des Silos stoppt. So wird eine Überfüllung des Silos oder
Bunkers verhindert. Eine grüne Betriebskontrollleuchte
zeigt die Funktion des MBA 200 permanent an.
Das Gerät besitzt einen großen Klemmenraum für den
Anschluss der Kabel und einen drehbaren Gerätekopf
zur exakten Ausrichtung nach der Montage. Entsprechend
der speziellen Prozessbedingungen hat EVI den
MBA 200 für höhere Temperaturen bis 200° Celsius gewählt.
Je nach Material lassen sich unterschiedliche
Wellen und Flügel nutzen.
Da es sich bei dem Material in der Verbrennungsinstallation
um extrem feines Pulver handelt, hat EVI sich
für den einseitigen Flügel entschieden. Bei waagerechwww.wago.com
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PRAXIS
IM RAUCHGASBUNKER der Müllverbrennungsanlage
kommt der Drehflügelmesser zum Einsatz.
DIE MÜLLVERBRENNUNGSANLAGE „Europark Verbrennings Installatie“ (EVI)
an der deutsch-niederländischen Grenze.
tem Einbau entsteht so eine größere Kraftübertragung
beim Schaltvorgang für das Signal, wenn der Flügel in
das feine Pulver eintaucht.
Auch wirtschaftlich ist die exakte Messtechnik mittels
Drehflügel von Vorteil. Die im Reinigungsprozess zugegebenen
Absorbentien richten sich nach der Beschaffenheit
des Rauchgases. „Bei der alten Messtechnik war oft
nicht eindeutig klar, ob das Produkt abgefördert werden
musste. Auf längere Zeit sind solche mutmaßlichen Entscheidungen
wirtschaftlich untragbar“, sagt Maik Lübbermann,
Leiter Instandhaltung bei EVI und fügt hinzu:
„Aufgrund der Laufüberwachung des Drehflügelmelders
im Bunker erhält die Leittechnik gesicherte Signale, wodurch
die Abförderung im Filterbunker jetzt optimiert
und damit effizient abläuft.“
Insgesamt hat die deutsch-niederländische Müllverbrennungsanlage
25 Sensoren von MBA Instruments
bezogen. In den vier Filterkammern werden 24 Geräte
eingesetzt, wobei pro Kammer sechs Geräte messen. Diese
sind eingeteilt nach MIN, MAX 1, was einem Voralarm
entspricht, und MAX 2, was „Bunker voll“ bedeutet.
Zusätzlich hat EVI ein Gerät als Reserve eingelagert.
Das Unternehmen hat sich für Geräte in 24-Volt-Version
entschieden.
AUTOR
MBA Instruments GmbH,
Friedrich-List-Straße 3–7,
D-25451 Quickborn,
Tel. +49 (0) 4106 123 88 80,
E-Mail: info@mba-instruments.de
HANS-HEINRICH WESTPHAL
ist als Geschäftsführer bei
der MBA Instruments GmbH
tätig.
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atp edition
10 / 2012
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung er kläre ich mich damit 10 / 2012 einverstanden, 17 dass ich vom
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die Zukunft jederzeit widerrufen.
PRAXIS
Mit effizienter Steuerungs- und Antriebstechnik
den Maschinenausstoß verdoppelt
Wöhler-Brush-Tech-Anlagen zur Bürstenherstellung erzielen mit B&R-Technik Spitzenleistungen
Moderne Steuerungs- und Antriebstechnik unterstützt
die Wöhler Brush Tech GmbH nachhaltig in ihrem
Erfolg. Der Spezialist für halbautomatische und vollautomatische
Maschinen zur Herstellung technischer Bürsten
vermeldete jüngst mehrere Weltbestleistungen seiner
Streifenbürsten maschine SBM92.
Bis zu 40 Meter Streifenbürsten pro Minute lassen sich
auf der Bürstenmaschine SBM92 vollautomatisch produzieren.
Sie ist damit nach Angaben des Herstellers die
schnellste Streifenbürstenmaschine der Welt. Vor nicht
einmal zehn Jahren war bereits bei etwa 10 Metern pro
Minute das Maximum erreicht. „Es ist uns seit dem immer
wieder gelungen, den Durchsatz stufenweise anzuheben“,
erläutert Rudolf Brenken, langjähriger Geschäftsführer
der Wöhler Brush Tech GmbH. „Zuletzt haben wir
den Maschinenausstoß sogar verdoppelt. B&R und die
Steuerungs- und Antriebstechnik des Unternehmens
haben dabei eine entscheidende Rolle gespielt.“
100 STATT 70 SCHNITTE DANK NEUEM ANTRIEB
So konnte die Produktionsleistung des Abschneidmoduls,
mit dem die Streifen auf die gewünschte Länge
gebracht werden, durch den Austausch technisch weniger
leistungsfähiger Servoantriebe gegen entsprechende
B&R-Lösungen von 70 auf 100 Schnitte pro Minute gesteigert
werden. „Mehr ließ die Mechanik nicht mehr zu.
Die zu bewegende Masse des nach dem Prinzip der fliegenden
Säge arbeitenden Systems war dafür schlicht zu
groß“, erläutert der Manager. „Damit wollten wir uns
nicht zufrieden geben und haben uns auf die Suche
40 METER STREIFENBÜRSTEN
pro Minute lassen sich auf der
Bürstenmaschine SBM92
vollautomatisch produzieren.
ÜBER DEN TOUCH SCREEN der Maschinensteuerung
– ein Power Panel von B&R – kann der Anwender die
Nutform sowohl direkt am Bildschirm als auch über
den Aufruf eines neuen Rezepts ändern.
Bilder: Wöhler Brush Tech
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atp edition
10 / 2012
nach neuen Ansätzen gemacht. Dabei haben wir uns
deutliche Verbesserungen zum Ziel gesetzt.“
Thorsten Schumacher, Leiter der Konstruktionsabteilung
von Wöhler entwickelte daraufhin das MSA 30
für den Einsatz in Streifenbürstenmaschinen. Dieses
Schneidaggregat kann bis zu 500 Schnitte pro Minute
durchführen und setzt damit Wöhler zufolge einen neuen
Geschwindigkeitsrekord. Das Herzstück des Moduls
bilden drei, von zwei B&R-Motoren angetriebene, rotierende
Messer. Sie schneiden bis zu 15 mm starke Streifenbürsten
ab und drücken die Enden dabei gleichzeitig
so zusammen, dass der Bürstenbesatz nicht aus dem
Profil rutschen kann. Die Ansteuerung der Motoren erfolgt
mit Umrichtern aus der B&R-Acoposmulti-Familie
in Kombination mit einer Kurvensteuerung.
DIE NUTFORM VIA TOUCHSCREEN ÄNDERN
Geräte aus dieser Serie sind auch an einem weiteren Rekord
beteiligt: Sie treiben den Motor der von Wöhler
ebenfalls neu entwickelten Nutvorrichtung Nut 10 an,
die inline bis zu 70 Fenster pro Minute in den Bürstenbesatz
stanzt und so für die typischen Aussparungen im
Besatz von Staubsaugerbürsten sorgt. „Ein Novum ist,
dass die Nutform vom Anwender über den Touchscreen
der Maschinensteuerung Power Panel von B&R sowohl
direkt am Bildschirm als auch über den Aufruf eines
neuen Rezepts geändert werden kann“, sagt Wöhler-
Geschäftsführer Brenken.
Von den Vorteilen einer frei programmierbaren Highspeed-Nutvorrichtung
war auch der deutsche Auftraggeber
der Maschine begeistert, wie Konstruktionsleiter
Schumacher berichtet: „Die von uns im Vorfeld garantierte
Produktionsgeschwindigkeit konnten wir mit tatkräftiger
Unterstützung von B&R zur Überraschung des
Auftraggebers noch übertreffen.“
MEHRERE ARBEITSSCHRITTE VEREINIGT
Bis es soweit war, gab es aber einige Hürden zu nehmen,
berichtet Konstruktionschef Schumacher: „Zwischen
Steuerung und Antrieben müssen große Datenmengen
übertragen werden. Eine Ursache ist, dass die Maschine
mit zwei Nutvorrichtungen ausgestattet ist, die online
mit dem Nutmuster versorgt werden müssen. Zudem
müssen vier Servoachsen – jeweils eine Achse pro Nutvorrichtung,
die Servoachse des Sortierers und die Servoachse
des MSA – einer virtuellen Masterachse synchron
folgen. Dabei muss eine Zykluszeit von einer Millisekunde
erreicht werden.“ Wöhler hat diese Anforderung
mit einer Kombination aus einem Power Panel und
dem Bussystem Powerlink erfüllt und damit mehrere
Arbeitsschritte auf einer Maschine vereinigen sowie den
Durchsatz verdoppeln können.
Neben der Möglichkeit, die Antriebe über Powerlink
an die Steuerung anzubinden, nutzt Wöhler erstmals die
B&R-I/O-Module des X20-Systems zur Einbindung weiterer
Maschinenmodule in die Automatisierungsarchitektur.
Dazu gehört ein laserbasiertes Besatzmesssystem,
dessen hochgenaue Messergebnisse auf dem Touchscreen
der Maschinensteuerung live angezeigt und zur Regelung
des Sortierers genutzt werden.
„Die Automatisierungsarchitektur der SBM92 setzen
wir aber nicht durchgängig in all unseren Maschinen
ein“, stellt Rudolf Brenken klar. „Bei halbautomatischen
beziehungsweise einfacheren, weniger anspruchsvollen
Maschinen bevorzugen wir CAN in Verbindung mit kleineren
Geräten der Power-Panel-Familie. Die Skalierbarkeit
der B&R-Lösung sowie das große Produktspektrum
waren schon vor fast zehn Jahren entscheidende Argumente,
warum wir uns für B&R entschieden haben.“
KLARE VISUALISIERUNG FÜR DEN BEDIENER
Kunden leisten sich heute keine längeren Entwicklungszeiten
mehr. „Üblich sind Durchlaufzeiten von zirka
einem halben Jahr“, verrät Rudolf Brenken. Unkonventionelles,
lösungsorientiertes Denken und Handeln beweist
der Maschinenbauer auch hier: „Es macht dem
Ertragsgesetz nach keinen Sinn, jeden Fehler, der vom
Maschinenbediener schnell selbst behoben werden kann
und der kaum Folgen nach sich zieht, mit großem technischen
und personellen Entwicklungsaufwand beheben
zu wollen. Dies würde nur die Kosten unvertretbar erhöhen
und die Lieferzeit verlängern“, erläutert Konstruktionsleiter
Thorsten Schumacher. „Entscheidend ist vielmehr,
dafür zu sorgen, dass sich der Fehler vom Maschinenbediener
schnell beheben lässt und keine Experten
hinzugezogen werden müssen.“
Das Unternehmen setzt auf die Stärken einer Visualisierung,
die den Bediener mit verständlichen Fehlerinformationen
und klaren Anleitungen zur Problembehebung
befähigt. Kann der Bediener oder das Wartungspersonal
vor Ort einen Fehler trotzdem nicht lösen,
leisten die Spezialisten von Wöhler via Fernwartungszugriff
Hilfestellung.
AUTOR
MARTIN STEINBACH ist
Vertriebsingenieur bei B&R
mit eigenem Vertriebsbüro
in Hagen/Westfalen.
B&R Industrie-Elektronik GmbH,
Norsk-Data-Straße 3,
D-61352 Bad Homburg,
Tel. +49 (0) 2331 95 21 00,
E-Mail: martin.steinbach@br-automation.com
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PRAXIS
Energiebus- und Anschluss-System für dezentrale
Energieverteilung vereinfacht neue Förderstrecke
Gesamtes Logistikzentrum von Geberit wurde mit einer 2-Leitungs-Lösung automatisiert
Mit einem modernen Antriebskonzept konnte der
Sanitärtechnikhersteller Geberit die Lagerlogistik
in seinem Produktionswerk in der Schweiz wesentlich
ein facher und schneller aufbauen als ursprünglich
veranschlagt. Die Kombination aus einem dezentralen
Antriebssystem von MSF-Vathauer Antriebstechnik mit
dem „Field-Power“-Energiebus- und Anschlusssystem
von Weidmüller erlaubte es, mit drei modular aufgebauten
Schaltschränken mit 1,20 m Breite und 3 km Leitung
auszukommen. Die erste Planung hatte noch 12 m Schaltschrank
und rund 36 km Kabel vorgesehen. Die gesamte
Installationszeit wurde gegenüber der Ursprungsplanung
halbiert.
Die im Jahr 1874 gegründete Firma Geberit gehört zu
den führenden Unternehmen in der europäischen Sanitärtechnik.
Die Geberit-Gruppe will ihre Fertigware
nicht mehr im schweizerischen Werk Jona bei Rapperswil
einlagern, sondern per Lastwagen direkt in ein
Zentrallager im deutschen Pfullendorf transportieren.
Dazu erweitert Geberit den Standort Jona mit einem
Anbau, in dem ein fahrerloses Transportsystem die
palettierte Fertigware aus der Produktion zweilagig
auf einen Kettenförderer ausgibt.
AUS DER FERTIGUNG DIREKT ZUR LKW-VERLADUNG
Ein Entstapler vereinzelt die Transporteinheiten und
übergibt sie über einen Lift an eine an der Decke befestigte
Förderstrecke. Am Ende dieser Strecke gelangen die
Transporteinheiten über einen Lift in einen außerhalb
des Gebäudes angebauten horizontalen Förderkanal.
Nach dem Förderkanal werden die Paletten wieder zweilagig
gestapelt. Ein Teil der Transporteinheiten gelangt
auf direktem Weg über eine Kettenförderstrecke zu einem
weiteren Stapler. Dort werden optimale Stapeleinheiten
für die maximale Höhe eines Lkw-Aufliegers erstellt.
Anschließend gelangen sie in den Bereitstellungsraum
zum Verladen auf die Lastwagen. Ein anderer Teil
der Transporteinheiten wird im Pufferlager zwischengelagert,
sie stehen dort für die Erstellung optimaler Stapeleinheiten
zur Verfügung.
Für die Lösung dieser Logistikaufgabe zeichneten die
Först-Unternehmensgruppe, MSF-Vathauer Antriebstechnik
sowie deren Schweizer Importeur Referenz Tech nik
AG verantwortlich. Zum Einsatz kommen dort Lagerhaltungssoftware
von Först und dezentrale Antriebssysteme
von MSF-Vathauer Antriebstechnik auf Basis des Field-
Power-Systems von Weidmüller. Dieses Energiebus- und
Anschluss-System für die dezen trale Energieverteilung
bildet die modulare Basis der MSF-Vathauer-Antriebe
sowie Frequenzumrichter. Es ist für Antriebskonzepte in
der dezentralen Automation konzipiert.
ÜBER EINE NEU ERRICHTETE FÖRDERSTRECKE transportiert
Geberit im Schweizer Werk Jona die fertigen Produkte direkt zur
Lkw-Verladung.
EINE EINHEIT IM FELD REICHT AUS
FieldPower basiert auf ungeschnittenen handelsüblichen
Rund- und/oder Flachleitungen. Das Energiebussystem
mit neuem Anschlusskonzept lässt sich überall
dort einsetzen, wo Energie über weite Strecken verteilt
werden soll. MSF-Vathauer Antriebstechnik integriert
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atp edition
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Technik steht
hoch im Kurs ?
als Systempartner seine Motorstarter- und Frequenzumrichter
komplett in dieses Konzept, indem die MSF-
Vathauer-Geräte einfach auf die FieldPower-Box aufgesteckt
werden. Via vorkonfektionierter Leitung erfolgt
der Anschluss zum Motor.
Der Vorteil dieses Konzepts: Der Anwender muss nur
eine Einheit im Feld montieren. Außerdem ist er in der
Motorauswahl frei und herstellerunabhängig. Das System
ist multifunktional, rationell, ökonomisch und flexibel
ausgelegt. Entlang der 200 m langen Gesamtförderanlage
kommen Mono- und Duo-Switch-FieldPower-Geräte von
MSF-Vathauer mit AS-i-Anschluss zum Einsatz. AS-Interface
ist als Standard für die Feldbus-Kommunikation
zum Anschluss von Aktoren und Sensoren entwickelt
worden – beschrieben nach EN 50295 und IEC 62026-2.
90 PROZENT WENIGER KABEL BENÖTIGT
Drei modular aufgebaute Steuerschränke mit einer Breite
von 1,20 m speisen, verteilt auf die gesamte Anlage,
den AS-Interface-Bus sowie die komplette Leistung über
die flexible Stromschiene FieldPower ein. Entgegen der
ursprünglichen Planung mit 12 m Schaltschrank und
zirka 36 km Kabel reduzierte man den Komponenteneinsatz
so weit, das nun zirka 90 integrierte Motoranschaltungen
Mono- und Duo-Switch-FieldPower sowie nur
3 km Leitung zur Automatisierung des Logistikzentrums
ausreichen. Somit gelang es, das gesamte Logistikzentrum
mit einer 2-Leitungs-Lösung – AS-Interface und
Energieeinspeisung – zu automatisieren.
Die Anschlüsse der Sensoren wurden mit Standardleitungen
direkt an den Motorstartern durchgeführt. Es
wurden weniger AS-i-Feldverteiler benötigt und die Installationszeit
reduzierte sich. Durch die einfache und
sehr schnelle Montage der Energieverteilung sowie die
schnelle Installation aller Motoranschaltungen und Sensoren
konnte die gesamte Installationszeit um 50 Prozent
reduziert werden – bei einigen Anlagenmodulen sogar
bis zu 70 Prozent.
REIBUNGSLOSER KOMPONENTENAUSTAUSCH
Durch das modulare Energiebussystem sowie die auf
die FieldPower-Box aufsteckbaren Motorstarter steht ein
frei kombinierbarer Systembaukasten zur Verfügung.
Die Verteilung der Energie erfolgt dezentral über die ungeschnittenen
5-poligen Energieleitungen. Der Abgriff
geschieht idealerweise verbrauchernah an jeder beliebigen
Stelle in der Anlage. Dazu wird die FieldPower-Box
direkt vor Ort montiert und die ungeschnittene Energieleitung
eingelegt. Der sichere und zuverlässige Kontakt
zur ungeschnittenen Energieleitung ist über die IDC-
Kontakttechnologie (Insulation Displacement Connection)
hergestellt.
Auf dieses Basismodul steckt der Monteur wahlweise
einen Motorstarter Mono- oder Duo-Switch beziehungsweise
Mono-Soft- oder Duo-Soft-Switch oder Frequenzumrichter
Vector auf. Somit lassen sich alle Antriebe
optimal an die jeweilige Applikation anpassen. Eine
konsequente Standardisierung aller Anschlüsse ermög-
Danny Siriboe –
begeisterter Hobby
Aktien-Analyst und
Mitarbeiter von
Phoenix Contact.
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anhand von Bewertungsunterlagen und beraten die Entwicklungsteams
beim Ex-technischen Design und der Ex-technischen Auslegung von Produkten
und deren Fertigung. Gegebenenfalls übernehmen Sie auch die Leitung von
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berechnen und überprüfen die in den Normen genannten Grenzbedingungen
für Produkte und die Betreuung deren Zertifi zierung in Zusammenarbeit mit
nationalen und internationalen Zulassungsstellen.
Für diese anspruchsvolle Tätigkeit erwarten wir ein abgeschlossenes Studium
der Fachrichtung Elektrotechnik, Maschinenbau oder Physikalischen Technik. Des
Weiteren sollten Sie bereits erste Berufserfahrung im Bereich Explosionsschutz
und Kenntnisse in den relevanten Normen (zum Beispiel ATEX, IEC, FM, CSA
etc.) vorweisen können. Aufgrund der internationalen Ausrichtung unseres
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atp edition
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21
PRAXIS
DEZENTRALE ANTRIEBSTECHNIK und das FieldPower-
Energiebus- und Anschlusssystem reduzierten für
Geberit den Aufwand der neuen Lagerlogistik erheblich.
ENTLANG DER 200 M LANGEN Gesamtförderanlage
kommen Mono- und Duo-Switch-FieldPower-Geräte
von MSF-Vathauer mit AS-i-Anschluss zum Einsatz.
Bilder: Weidmüller
licht zu jeder Zeit einen reibungslosen Austausch der
Komponenten.
Das Projektierungstool NetCalc unterstützte die Anlagenplanung
bei Geberit und sorgte dafür, dass die integrierte
und flexible Antriebslösung schnell in Betrieb
genommen werden konnte. NetCalc steht für eine effiziente
Planung von Energieverteilungen in Linien- und
Baumstrukturen. Anwender nutzen das Tool für eine
schnelle und übersichtliche Darstellung von Spannungsfall
und Leitungsauslastung. Der Grafikeditor unterstützt
die Erstellung von Linien-, Baum- und vermaschten Netzwerkstrukturen.
Auswahlbibliotheken für Antriebssteuerungen
berücksichtigen den realen Lastbedarf, die Einspeisungen
und Schutzorgane können anlagenspezifisch
ausgewählt und dimensioniert werden. Bereits während
der Eingabe werden die Kenngrößen Spannungsfall und
Strombelastung berechnet und mit einem grün-gelb-roten
Farbumschlag auf den projektierten Leitungen signalisiert.
Projektiert werden AC-Netzwerke mit symmetrischen und
unsymmetrischen Lasten, sowie DC-Netzwerke.
Eine besondere Variante dieser innovativen Antriebslösung
ist der integrierte Frequenzumrichter Vector Field-
Power – eine kompakte dezentrale Einheit für Energieverteilung
und Motorsteuerung. Durch die genormte Kommunikations-Schnittstelle
RS 232 mit M12-Stecker steht ein
schneller und effizienter Zugang für die Parametrierung
des Frequenzumrichters zur Verfügung. Die Parametrierung
erfolgt mithilfe einer PC-Parametriersoftware.
AUTOR
ULRICH TRAPP ist bei
Weidmüller als
Produkt manager
FieldPower-Systeme
in Detmold tätig.
Weidmüller GmbH & Co. KG,
Ohmstraße 9, D-32758 Detmold,
Tel. +49 (0) 52 31 142 80,
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Moderation: Dr. Andreas Hildebrandt,
Pepperl+Fuchs GmbH
Wann und Wo?
Typische Fehler bei unterschiedlichen
Zündschutzarten
Der korrekte Nachweis der Eigensicherheit
Fachgerechte Reparatur und Prüfung von
explosionsgeschützten Betriebsmitteln
Anforderungen an die funktionale Sicherheit
beim Explosionsschutz
Referenten
Wolfgang Gohm
Extronic Gohm Consulting
Dr. Andreas Hildebrandt, Gerhard Jung,
Michael Wenglorz, Thomas Westers
Pepperl+Fuchs GmbH
Stefanie Klein
DSM Nutritional Products, Grenzach-Wyhlen
Arnold Staedel
TÜV SÜD Industrie Service GmbH – Niederlassung Nürnberg
Reinhard Wilkens
PTB
Dr. Michael Wittler
Dekra Exam
Fragen Sie!
Die Explosionsschutz-Sprechstunde gibt Ihnen ausreichend
Gelegenheit, Ihre individuellen Fragen zu stellen und offen
mit den praxiserfahrenen Referenten zu diskutieren.
Stellen Sie Ihre Fragen rechtzeitig unter
www.explosionsschutz-sprechstunde.de.
Termin
Mittwoch, 14.11.2012
Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)
„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)
Donnerstag, 15.11.2012
Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)
Ort
Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH
Thema
Installation und Betrieb
explosionsgeschützter Anlagen
Teilnahmegebühr
atp edition-Abonnenten
Firmenempfehlung
540 € zzgl. MwSt
590 € zzgl. MwSt
reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt
Frühbucherrabatt 100 €
auf alle Tarife bei Anmeldung bis 28.10.2012
Studenten (Universität, Fachhoch-/Duale Hochschule)
nehmen gratis teil
(Vorlage des Studentenausweises bei der Anmeldung)
Im Preis enthalten sind die Tagungsunterlagen
sowie das Catering (Kaffee, 2x Mittagsimbiss,
„Get-Together“ mit Abendessen).
Veranstalter
Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter
www.explosionsschutz-sprechstunde.de
Fax-Anmeldung: +49 (0) 89 45051-207 oder Online-Anmeldung: www.explosionsschutz-sprechstunde.de
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BRANCHE
Oberflächeninspektionen nutzen bei
unterschiedlichen Anforderungen den Piezoeffekt
Weißlichtinterferometrie, konfokale Mikroskopie und Nanoindentierung unter die Lupe genommen
Oberflächeninspektionen sind heute in vielen Bereichen
obligatorisch. Dabei geht der Trend zu immer
kleineren Strukturen, etwa bei der Prüfung von Nanobeschichtungen.
Je nach Aufgabenstellung haben sich
unterschiedliche Verfahren bewährt. Die Palette reicht
von der Weißlichtinterferometrie und konfokalen Mikroskopie
über hochauflösende Kamerasysteme, die dreidimensionale
Untersuchungen ermöglichen, bis hin zur
Nanoindentierung, die bei Material- und Härteprüfungen
Verwendung findet. Auch das sogenannte Structural
Health Monitoring, also die Zustandsüberwachung von
Strukturen, gehört in diesen Bereich. All diese Verfahren
haben dabei mindestens eine Gemeinsamkeit: Gäbe es
den Piezoeffekt nicht, könnten sie nicht mit der geforderten
Genauigkeit und Zuverlässigkeit funktionieren.
Piezoelemente bieten viele Möglichkeiten, da sie sich
sowohl aktorisch als auch sensorisch nutzen lassen.
NANOSTELLTECHNIK VERWENDET PIEZOKERAMIKEN
Die Anforderungen, die Oberflächeninspektionssysteme
an die eingesetzten Positioniersysteme stellen, beschränken
sich nicht nur auf die Positioniergenauigkeit. Wichtige
Parameter sind oft die realisierbaren Stellwege, hohe
Geschwindigkeiten zur Steigerung des Durchsatzes
bei großen zu untersuchenden Flächen oder konstante
Verfahrgeschwindigkeiten zur exakten Zuordnung von
Messwerten und die Lebensdauer. In der Nanostelltechnik
werden deshalb heute Piezokeramiken verwendet,
die diese Anforderungen erfüllen.
So spielen auf Piezokeramik aufbauende Aktoren im
praktischen Einsatz all ihre positiven Eigenschaften aus:
Sie sind wartungsfrei, weil sie keine im klassischen Sinn
bewegten Teile haben. Da die Bewegung auf kristallinen
Festkörpereffekten beruht, gibt es keine rotierende oder
reibende Mechanik. Dadurch lassen sich Bewegungen
im Sub-Nanobereich mit hoher Geschwindigkeit realisieren.
Piezoaktoren verbrauchen außerdem im statischen
Betrieb keine Energie, denn sie wirken elektrisch
wie kapazitive Lasten.
Die piezobasierten Positioniersysteme der Karlsruher
Firma Physik Instrumente (PI) finden in vielen, teilweise
sehr unterschiedlichen Verfahren zur Oberflächenmesstechnik
Verwendung. Die auf die jeweiligen Positioniersysteme
abgestimmten, analogen oder digitalen Controller
ermöglichen eine einfache Integration in die jewei -
lige Applikation und auch die für das hochpräzise Positionieren
notwendige Sensorik ist inbegriffen.
3D-OBERFLÄCHENINSPEKTION:
PIEZOAKTOREN IN DER INTERFEROMETRIE
Die Prüfung technischer Oberflächen erfordert zunehmend
berührungslose und zerstörungsfreie Verfahren,
die eine hochpräzise Messung der Oberflächentopographie
ermöglichen. Mit dem Weißlichtinterferometrie-
Verfahren lassen sich Messungen von Ebenheiten, Höhenabständen,
Parallelitäten oder anderen Oberflächeneigenschaften
schnell und mit hoher Wiederholgenauigkeit
durchführen, entweder mit telezentrischer Optik
WEISSLICHT-INTERFEROMETER zum Messen von
Ebenheiten, Stufen und Parallelitäten. Bild: Polytec
WEISSLICHT-INTERFEROMETER nutzen die Interferenzeffekte,
die bei der Überlagerung des vom Messobjekt
reflektierten Lichts mit dem von einem hochgenauen
Referenzspiegel zurückgestreuten Licht auftreten. Bild: PI
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atp edition
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Mit Sicherheit
kompetent
für große Messvolumina oder lateral hochauflösend mit
Mikroskopoptik. Telezentrische WLI-Systeme eignen
sich für die Vermessung von Oberflächenstrukturen
großer Flächen. Innerhalb weniger Sekunden und in
einem einzigen Messvorgang können Messfeldgrößen
von mehreren 100 Quadratmillimetern mit einer Auflösung
bis zu einigen Mikrometern dargestellt werden.
Um feinste laterale Strukturen zu untersuchen, werden
WLI-Systeme in Mikroskope integriert. Das betrachtete
Messfeld beträgt nur wenige Quadratmillimeter bei einer
Messauflösung im Nano- und Subnanometerbereich.
Die Weißlicht-Interferometrie nutzt die Interferenz einer
breitbandigen Lichtquelle. Dabei wird das kollimierte
Weißlicht-Licht in einen Mess- und einen Referenzstrahl
aufgeteilt. Der Messstrahl trifft das Messobjekt, der
Referenzstrahl wird auf einen Spiegel geleitet. Das von
Spiegel und einem Punkt des Messobjekts jeweils zurückgeworfene
Licht interferiert auf einem CCD-Sensor.
Je nach Strukturhöhe und dem daraus resultierenden
optischen Weglängenunterschied zwischen Messarm
und Referenzarm, verändert sich die Intensität des Interferenzsignals
und damit die Information auf dem Sensor.
Je nach Methode wird entweder der Referenzspiegel,
das Interferenzobjektiv oder der gesamte Objektivrevolver
verfahren, um ein konstruktives Interferenzsignal zu
erhalten. Je höher die Anforderung an die Messauflösung,
desto präziser muss die Verschiebung des Referenzspiegels
oder des Objektivs sein.
Mit konventionellen motorischen Antrieben ist dies
jedoch kaum realisierbar. Das Positioniersystem basiert
deshalb auf Piezoaktoren. Sie arbeiten verschleiß- und
reibungsfrei sowie ohne Spiel und eignen sich aufgrund
ihrer Dynamik für hohe Aufnahmefrequenzen,
die für die 3D-Oberflächenmessung in Echtzeit erforderlich
sind. Spielfreie und hochgenaue Festkörperführungen
sorgen gleichzeitig für eine hohe Fokusstabilität.
Auf diese Weise lassen sich in der beschriebenen
Anwendung Wege bis zu mehreren 100 μm realisieren.
Die Verfahrgenauigkeit der Kinematik liegt im
Nanometerbereich.
SIL SIL
SIL NANOINDENTIERUNG: FLEXIBLE WERKSTOFFPRÜFUNG
Eine wichtige Rolle bei der Werkstoffprüfung spielt
die so genannte Nanoindentierung. Sie ist von der klassischen
Härteprüfung abgeleitet, findet aber in viel
kleinerem Maßstab statt. Anwendungsgebiete sind die
Härtebestimmung an dünnen Schichten oder die Bestimmung
von Materialeigenschaften wie Elastizität,
Steifigkeit, plastischer Verformbarkeit oder Bruchfestigkeit
bei kleinen Objekten und Mikrosystemen, etwa
in der Biotechnologie. Dazu wird eine Testspitze mit
einer geringen Kraft auf eine Probe aufgebracht und der
Eindringweg der Spitze gemessen. Aus diesen Messwerten
lässt sich dann die Kontaktfläche errechnen und
daraus wiederum die Materialeigenschaft ermitteln.
Ein besonders flexibles System zur Nanoindentierung
ist der NanoTest, der als aussagekräftiges Testsystem
weltweit in unterschiedlichen Bereichen genutzt wird,
nicht nur in Forschung und Entwicklung, sondern auch
in der Produktion und beim Test von Fertigprodukten.
Je nach Anwendungsfall lässt sich die Methode der
Krafterzeugung und die Geometrie der Testspitze, der
so genannte Indentation-Tip, variieren. Das System ist
für viele unterschiedliche Materialien geeignet, da die
Testspitze je nach Betriebsart mit Kräften zwischen
30 nN und 500 mN arbeitet und sich Eindringtiefen
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Mit den Stellventilen Typ 3241 von
SAMSON sind Sie immer auf der
sicheren Seite. Dank ihrer hohen
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BRANCHE
zwischen 0,1 nm und 50 μm messen lassen. Diese Aufgabe
übernehmen wieder die bereits erwähnten hochauflösenden
kapazitiven Sensoren.
NANOPOSITIONIERSYSTEM FÜR EINEN PRÄZISEN SCAN
Für die Untersuchung der Probenoberfläche vor und
nach der Indentierung lässt sich die Indentierung außerdem
mit einem bildgebenden Verfahren kombinieren:
Die Indentierungsspitze wird zeilenweise in einem
definierten Raster über die Oberfläche der Probe bewegt,
die Probenoberfläche wird also gescannt. Durch
das punktweise Aufzeichnen der Auslenkungen an der
Spitze lässt sich eine dreidimensionale Abbildung der
Probenoberfläche erzeugen und auswerten. Mit dieser
Kombination aus Indenter und Rastersondenmikroskop
lässt sich also die Oberfläche der Probe bewerten.
Messungen an verschiedenen Stellen sind ohne großen
Aufwand möglich.
Für die zum Scannen notwendigen Bewegungen in x-
und y-Achse sorgt ein piezobasiertes Nanopositioniersystem.
Sein 200 x 200 μm großer Scan-Bereich ermöglicht
genaue Aussagen über die Beschaffenheit der Kontaktfläche
und ihrer Umgebung. Die Positioniergenauigkeit
unterhalb von 3 nm erlaubt eine hohe Ortsauflösung
für den Scan. Zum einen werden so kritische Belastungen
genau einer bestimmten Position zugeordnet, was
wiederum Schlüsse auf die lokalen Materialeigenschaften
zulässt, zum anderen können kleinste Proben anhand
einer Vielzahl von Messpunkten auf engstem Raum
untersucht werden.
Die Bahngenauigkeiten während des Scans werden
durch eine aktive Führung noch verbessert: Auch dabei
messen kapazitive Sensoren eventuelle Abweichungen
in der zur Bewegungsrichtung senkrechten Achse. Ein
ungewolltes Übersprechen der Bewegung (etwa durch
externe Krafteinwirkung) in eine andere Achse kann so
detektiert und in Echtzeit aktiv ausgeregelt werden. Das
ermöglicht eine hohe Bahntreue im Nanometerbereich,
auch bei dynamischem Betrieb. Die dafür notwendige
Steuerung übernimmt ein digitaler Controller. Er ist speziell
auf die mehrachsigen parallelkinematischen Piezo-
Nanopositioniersysteme abgestimmt und garantiert im
dynamischen Betrieb eine hohe Linearität.
STRUCTURAL HEALTH MONITORING:
ZUSTANDSÜBERWACHUNG VON STRUKTUREN
Ein spezielles Gebiet der Oberflächenmesstechnik ist das
Structural Health Monitoring, also die Überwachung des
Zustands von Strukturen. Damit lassen sich kontinuierlich
Anhaltspunkte über die Funktionsfähigkeit von
Bauteilen und Bauwerken erhalten und Schädigungen,
zum Beispiel Risse oder Verformungen, frühzeitig erkennen,
um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Auch hier sind
Piezoelemente mit von der Partie: Der DuraAct-Wandler
kann sowohl als Sensor wie auch als Aktor eingesetzt
werden. Er kann Schwingungen erzeugen und ihre Fortpflanzung
in Materialstrukturen messen. Bei einem veränderten
Schwingungsbild sind Fehler in der Struktur
erkennbar, noch bevor Risse entstehen, etwa in Maschinenteilen,
Brücken oder Tragflächen von Flugzeugen.
Grundlage der Wandler ist eine piezokeramische
Folie, die zur elektrischen Kontaktierung beidseitig
mit einem leitfähigen Material bedeckt wird. Anschließend
wird dieser Aufbau in einem biegsamen (duktilen)
Polymerverbundstoff eingebettet. Dadurch erreicht man
gleich dreierlei: Die Piezokeramik wird elektrisch isoliert,
mechanisch vorgespannt und der an sich spröde
Werkstoff wird so robust, dass er sogar auf gekrümmten
Oberflächen mit Biegeradien bis zu 20 mm aufgebracht
werden kann.
Man klebt die Wandler dazu auf das entsprechende
Substrat oder integriert sie direkt in den Verbundwerkstoff
des Substrats. Kundenspezifische Geometrien des
Flächenwandlers lassen sich bei diesem Aufbau ebenso
realisieren wie auf den jeweils benötigten Biegeradius
abgestimmte Form und Dicke der Keramik. Das Gleiche
gilt für die Beschaffenheit der Keramik (in Abhängigkeit
von der Einsatztemperatur) sowie die Gestaltung der
elektrischen Anschlüsse.
AUTOREN
Dipl.-Phys. STEFFEN
ARNOLD ist Leiter „Markt
und Produkte“ bei der
Physik Instrumente (PI)
GmbH & Co. KG
in Karlsruhe.
Physik Instrumente (PI) GmbH & Co. KG,
Auf der Römerstraße 1, D-76228 Karlsruhe/Palmbach,
Tel. +49 (0) 721 484 60,
E-Mail: s.arnold@pi.ws
ELLEN-CHRISTINE REIFF,
M.A., ist Autorin des
Redaktionsbüros Stutensee.
Redaktionsbüro Stutensee,
Am Hasenbiel 13 – 15, D-76297 Stutensee,
Tel. +49 (0) 7244 73 96 90,
E-Mail: ereiff@rbsonline.de
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atp edition
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BUS
Sprechstunde
BUS
2. Feldbus-Sprechstunde
Feldbus in der Prozessindustrie
22. + 23.01.2013, Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH
www.feldbus-sprechstunde.de
Programm
Moderation: Jürgen George,
Pepperl+Fuchs GmbH
Wann und Wo?
+ + NEUER TERMIN! + +
22. + 23.01.2013
Systemplanung: Auswahl der Geräte und Komponenten
Systemplanung: Feldbusinfrastruktur
Systemplanung: Einsatz von Planungstools
Systemplanung: Explosionsschutz und
funktionale Sicherheit
Inbetriebnahme: Hardware-Installation und
-Inbetriebnahme
Inbetriebnahme: Implementierung
Inbetriebnahme: Systematische Fehlersuche
Referenten
Ronny Becker, Prüflabor MSR u. Analysentechnik,
BIS Prozesstechnik GmbH
Dr. Andreas Hildebrandt, Thomas Klatt,
Thomas Westers, Pepperl+Fuchs GmbH
Dr. Niels Kiupel, Degussa GmbH
Sven Seintsch, Prüflabor MSR u. Analysentechnik,
BIS Prozesstechnik GmbH
Termin
Dienstag, 22.01.2013
Veranstaltung (11:30 – 17:30 Uhr)
„Get-Together“ mit Abendessen (ab 18:30 Uhr)
Mittwoch, 23.01.2013
Veranstaltung (9:00 – 15:00 Uhr)
Ort
Mannheim, Pepperl+Fuchs GmbH
Thema
Antworten zur Planung und
Inbetriebnahme von Feldbussen
Teilnahmegebühr
atp edition-Abonnenten
Firmenempfehlung
540 € zzgl. MwSt
590 € zzgl. MwSt
reguläre Teilnahmegebühr 690 € zzgl. MwSt
Studenten
kostenlos
(Universität, Fachhoch-/Duale Hochschule – Vorlage des
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Veranstalter
100 Euro
Frühbucherrabatt
bei Buchung bis zum
14.12.2012
Fragen Sie!
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Referenten zu diskutieren.
Stellen Sie Ihre Fragen rechtzeitig unter
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HAUPTBEITRAG
Reifezeugnis für mechatronische
Entwicklungsprozesse
Status Quo im Maschinen- und Anlagenbau
Die Mechatronik bietet Herstellern erhebliches Potenzial, innovative Produkte zu erzeugen.
Dementsprechend sehen viele Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus die
Mechatronik heute als entscheidenden Wertschöpfungsfaktor. Dennoch hat die Mehrzahl
der Firmen ihre Prozesse nur unzureichend angepasst. Dies lässt sich anhand des in
diesem Beitrag vorgestellten BESTVOR-Reifegradmodells belegen. Weiterhin wird dargestellt,
dass der Entwicklungsprozess von zahlreichen unternehmens- und projektspezifischen
Faktoren abhängig ist, die bei der Gestaltung mechatronischer Entwicklungsprozesse
berücksichtigt werden müssen.
SCHLAGWÖRTER Mechatronik / Entwicklungsprozess / Reifegradmodell / Maschinenbau
Maturity certificate for mechatronic development processes
Status quo in machine and plant engineering
Mechatronics provides manufacturers with a significant potential to generate innovative
products. Many companies in machine and plant engineering see mechatronics as a crucial
factor in creating value. However, the processes of the majority of companies have
not yet changed sufficiently. This can be demonstrated using the BESTVOR maturity
model. It is demonstrated that the development process depends on various organizational
and project specific factors which must be taken into account in the design of mechatronic
development processes.
KEYWORDS mechatronics / development process / maturity model / mechanical engineering
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atp edition
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BERND SPIEGELBERGER, ITQ
MANFRED BONETSMÜLLER, Somic
RAINER STETTER, ITQ
BERNHARD KAUSLER, ITQ
Umfragen haben ergeben, dass 90 Prozent der
echten Innovationen (im Unterschied zu
Detailverbesserungen) in der Maschinenbaubranche
im Bereich der Informationstechnik
realisiert werden [2].“
Die Integration von Komponenten unterschiedlicher
Fachbereiche, wie der Mechanik, Hydraulik, Pneumatik,
Elektronik oder Informationstechnik zu einem
mechatronischen System erlaubt es, dem Kunden einen
erheblichen Mehrwert zu offerieren. Dies hat dazu
geführt, dass immer mehr Produktfunktionen durch
Software realisiert werden. Die sich daraus ergebenden
Chancen, innovative Produkte zu erzeugen, verdeutlichen
Beispiele aus unterschiedlichen industriellen
Bereichen.
In der Automatisierungstechnik werden vermehrt
intelligente Feldgeräte eingesetzt, die Funktionen zur
Parametrierung, Zustandsüberwachung, Wartung und
Kommunikation anbieten. Diese Entwicklung führt
dazu, dass selbst einfache Geräte oftmals über unzählige,
frei konfigurierbare Parameter verfügen.
Ferner ist es als Stand der Technik anzusehen, dass
Maschinen als modulare Systeme aufgebaut sind. Diese
können kundenspezifisch konfiguriert und während der
Nutzung flexibel verändert und erweitert werden. Dazu
bedarf es klar definierter Schnittstellen, die Veränderungen
des Systems und seiner Umgebung erlauben. Einfach
anpassbare softwaretechnische Schnittstellen spielen
dabei eine entscheidende Rolle.
Die Antriebstechnik verdeutlicht den Trend zur
Software besonders plastisch. Gerade Produktionsmaschinen
müssen oftmals eine Vielzahl voneinander
abhängiger Bewegungen realisieren. In der Vergangenheit
wurde dies häufig mittels eines zentralen Antriebs
und entsprechender Getriebetechnik realisiert. Ein
derartiger Aufbau wird als Königswelle bezeichnet.
Veränderungen sind nur durch zeitintensive Umbauten
der Mechanik möglich. Die Leistungsfähigkeit von
elektrischen Antrieben und die Möglichkeiten der
Kommunikationstechnik erlauben es heute, effizientere
Ansätze zu verfolgen. An die Stelle einer unflexiblen
Getriebetechnik rücken vermehrt dezentrale
Antriebssysteme. Die Echtzeitkommunikation ersetzt
dabei die Königswelle.
1. MECHATRONIK UND INNOVATION
Die Beispiele zeigen, dass die Mechatronik erhebliche
Chancen bietet. So überrascht es nicht, dass viele Unternehmen
aus unterschiedlichsten Bereichen des
Maschinen- und Anlagenbaus die Mechatronik heute
als entscheidenden Wertschöpfungsfaktor sehen, den
es zu beherrschen gilt. Trotz der Tatsache, dass die
Mechatronik bereits seit Jahrzehnten eine bekannte
und anerkannte Herausforderung darstellt, hat die
Mehrzahl der Unternehmen erst seit wenigen Jahren
der Mechatronik eine verstärkte Aufmerksamkeit zukommen
lassen.
Somit stellt sich die Frage, welchen Status die Unternehmen
in den letzten Jahren erreichen konnten. Um
diese Frage zu beantworten, ist es erforderlich, die Anforderungen
der Mechatronik an die Entwicklung näher
zu betrachten, um die Reife von Unternehmen gezielt
beurteilen zu können.
2. MECHATRONISCHE PRODUKTENTWICKLUNG
Durch die Mechatronisierung eines Systems steigt
automatisch die Anzahl der in der Entwicklung zu realisierenden
Komponenten. Zum einen ist dies auf den
oftmals steigenden Funktionsumfang zurückzuführen.
Zum anderen werden zahlreiche Funktionen, die
bislang mittels rein mechanischer Komponenten realisiert
wurden, um elektronische und Software-basierende
Systeme ergänzt. In Summe steigt die Produktkomplexität.
Darüber hinaus bedingen mechatronische
Komponenten eine übergreifende Abstimmung und
Zusammenarbeit in allen Entwicklungsphasen. Die an
der Produktentstehung beteiligten Fachbereiche verfügen
dabei traditionell über stark variierende Prozesse.
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HAUPTBEITRAG
Erst die Abstimmung dieser Prozesse erlaubt eine
disziplinübergreifende Zusammenarbeit in Entwicklungsprojekten.
2.1 Definierte Prozesse in der Entwicklung
Die Einflüsse von Entwicklungsprozessen auf den Projekterfolg
sind seit langem Gegenstand der Forschung.
Die Studie „Forschung und Entwicklung managen –
Erfolgsfaktoren im Maschinen- und Anlagenbau“ [10]
quantifiziert den Zusammenhang zwischen definierten
Prozessen und dem Erfolg von Entwicklungsprojekten.
Dabei wird deutlich, dass eine zuverlässige Projektabwicklung
im hohen Maße von der Prozessbeherrschung
abhängt. Die Definition eines mechatronischen
Entwicklungsprozesses stellt jedoch zahlreiche Hersteller
vor große Herausforderungen. Entwicklungsprozesse
im Bereich des Maschinenbaus wurden zwar schon
in der Vergangenheit stark an die Bedürfnisse der Entwicklung
mechanischer Systeme angepasst. Der zunehmende
Softwareanteil macht es jedoch erforderlich, die
Prozesse der Softwareentwicklung stärker und früher
zu berücksichtigen.
2.2 Abstimmung disziplinspezifischer Prozesse
Prozesse zur Spezifikation und Realisierung mechanischer
Systeme oder Komponenten lassen sich in der Regel
sehr gut als vorwärts gerichtete Sequenz abbilden.
Ein Beispiel hierfür ist die VDI-Richtlinie 2221 [13]. Die
darin definierten Phasen bieten zwar die Möglichkeiten
für Rücksprünge an, die Richtlinie stellt jedoch fest, dass
im Falle einer Einzelfertigung der Prozess in der Regel
nur einmal zu durchlaufen ist.
Im Bereich der Softwareentwicklung gestalten sich die
Prozesse in der Regel gänzlich anders. So sieht die Mehrzahl
der existierenden Modelle ein iteratives Vorgehen
vor. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass
die Funktionserfüllung von Softwarekomponenten nur
mit erheblichem Aufwand formal verifizierbar ist [5]. Bis
heute ist es daher unumgänglich, die Funktionserfüllung
auf Grundlage von Funktionstests zu überprüfen.
Die etablierten Prozesse zur Entwicklung mechatronischer
Systeme müssen daher überdacht und den Gegebenheiten
der Interdisziplinarität angepasst werden.
Eine reine Ergänzung der Prozesse um mechatronische
Einzelschritte, wie es im industriellen Alltag oft zu beobachten
ist, wird den Herausforderungen der Mechatronik
nicht gerecht.
2.3 Kommunikation und Kooperation
Das Thema der Entwicklungsprozesse kann nicht losgelöst
von den an der Entwicklung beteiligten Personen
betrachtet werden. So stellt Gallup fest [7], dass durch
mangelndes Engagement der Mitarbeiter in Deutschland
jährlich volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von 122
Milliarden € entstehen. Prozesse müssen daher ein Umfeld
schaffen, das eine Zusammenarbeit vereinfacht und
potenziell störende Faktoren eliminiert. Studien [1] zeigen,
dass bei einer durchschnittlichen Erfolgsquote von
51 % im Falle einer schlechten Team-Kommunikation
lediglich 15% aller Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
als erfolgreich angesehen werden können. Neben
einer erfolgreichen Kommunikation ist die disziplinübergreifende
Kooperation eine zentrale Herausforderung.
Die Tatsache, dass Restrukturierung/Reorganisation der
mit Abstand häufigste Grund für Veränderungen von
Unternehmen sind [4], belegt die Bedeutung von Organisationsstrukturen.
2.4 Projektmanagement
Die Bedeutung einer Projektsystematik erklärt die bereits
angeführte Studie [10]. Sie zeigt, dass Unternehmen
mit einer ausgeprägten Projektsystematik mit 43 %
zu einer um 14 % niedrigeren Quote an unerwarteten
Kostenanstiegen bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten
gelangen. Um bei einem vorgegebenen Zeitund
Kostenrahmen zu einem abgestimmten und qualitativ
hochwertigen Ergebnis zu gelangen, bedarf es der
intensiven Abstimmung in allen Phasen der Entwicklung.
Nur ein integrierendes Projektmanagement als
Bindeglied zwischen den an der Entwicklung Beteiligten
ermöglicht einen reibungslosen Projektablauf. Dies
gilt im besonderen Maße bei der immer häufiger anzutreffenden
projekt- und unternehmensübergreifenden
Kooperation der Entwicklung.
3. REIFEGRADMODELLE ZUR ANALYSE
Zur Bewertung mechatronischer Entwicklungsprozesse
eignen sich besonders Reifegradmodelle. Diese verfolgen
das Ziel, die Qualität von Entwicklungsprozessen
objektiv zu messen. Insbesondere wird geprüft, ob
die einzelnen Elemente eines definierten Prozesses
aufeinander abgestimmt sind und sich dazu eignen,
qualitäts-, termin- und kostengerecht zu produzieren.
Durch den Vergleich des realen Prozesses mit einem
idealisierten Prozessreferenzmodell lassen sich die
Stärken und Schwächen einzelner Elemente darstellen.
Vergleichbar mit Schulnoten wird so die Reife eines
Unternehmens anhand eines Reifegrades bestimmt. Auf
dieser Grundlage ist es möglich, gezielt in Prozesse einzugreifen,
um mit möglichst geringem Aufwand einen
größtmöglichen Nutzen zu erzielen.
3.1 Mechatronische Reifegradmodelle
Es gibt unzählige Modelle, Richtlinien und Normen,
welche sich mit der Bewertung und Verbesserung von
Entwicklungsprozessen, gerade im Umfeld der Informationstechnik,
beschäftigen. Zu den bekanntesten Modellen
zählen die Normen ISO 9000 ff und ISO 15504
(SPICE) sowie die Reifegradmodelle CMM/CMMI. Ferner
existiert mit dem in diesem Beitrag vorgestellten
30
atp edition
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BESTVOR-Reifegradmodell eine Methode, welche insbesondere
Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus
fokussiert.
3.1.1 DIN ISO 9000 ff.
Die Normen der ISO-9000-Familie [6] verfolgen das Ziel,
ein wirksames Qualitätsmanagementsystem in Organisationen
zu etablieren. Hierzu verfügen sie über eine klare
Methode beziehungsweise Metrik zur Messung der Qualität
von Entwicklungsprozessen. Die generischen Anforderungen
des Modells erlauben einen unmittelbaren Vergleich
selbst heterogener Unternehmen und Entwicklungsvorhaben.
Jedoch wurden spezifische Prozesse und
insbesondere der Software-Prozess außen vor gelassen.
Somit eignet sich dieses Modell nur bedingt dazu, mechatronische
Entwicklungsprozesse gezielt zu beurteilen.
3.1.2 CMM, CMMI und ISO 15504 (SPICE)
Die Entwicklung des Reifegradmodells Capability Maturity
Model (CMM) wurde 1986 im Auftrag des US-
Verteidigungsministeriums begonnen, um die Qualität
der Prozesse von Softwarelieferanten zu beurteilen. Auf
dessen Grundlagen wurden zahlreiche Folgemodelle
entwickelt, welche mit dem Modell Capability Maturity
Model Integration (CMMI) wieder vereinheitlicht wurden.
Wie der Name des Modells Software Process Improvement
and Capability Determination (SPICE) widerspiegelt,
wurde auch dieses Modell unter besonderer Berücksichtigung
von Prozessen der Softwareentwicklung
entworfen. Spezifika der Entwicklung von Mechanik
und Elektrik/Elektronik und damit der Charakter der
Mechatronik werden von allen Modellen nur bedingt
entsprochen. Zudem ist anzumerken, dass der enorme
Aufwand zur Durchführung eines Assessments einen
Einsatz im Umfeld von KMU kaum zulässt.
BILD 1: BESTVOR-Einführungsstrategie [12]
BILD 2: BESTVOR-Reifegrade [12]
ITQ GmbH
Fraunhofer Institut für
Produktionstechnologie, IPT
Lehrstuhl für Informationstechnik
im Maschinenwesen,
TU München
Optima Packaging Group GmbH
Scheidt & Bachmann
Schneider Electric,
ELAU Packaging Solutions
Siempelkamp Handling Systems,
G. Siempelkamp GmbH & Co.KG
Somic Verpackungsmaschinen
GmbH & Co. KG
Sortimat
Trumpf Werkzeugmaschinen
TABELLE 1: BESTVOR-Projektkonsortium
3.1.3 BESTVOR
Das Forschungsprojekt BESTVOR wurde vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb
des Rahmenkonzeptes „Forschung für die Produktion
von morgen“ gefördert. Dabei ging es darum, eine
BEtriebliche EinführungsSTrategie für ein anwendungsorientiertes
VORgehensmodell für die Entwicklung zuverlässigerer
mechatronischer Systeme im Maschinenund
Anlagenbau zu konzipieren.
„Die Einführungsstrategie setzt sich aus drei Bausteinen
zusammen (Bild 1): Einem Self-Assessment-Tool,
einem anwendungsorientierten Vorgehensmodell und
konkreten Einführungsanleitungen …“ [12]. Ersteres
wurde von einem Konsortium, bestehend aus Anwendern,
Dienstleistern und Forschungsinstituten (Tabelle
1), aufbauend auf bestehenden Reifegradmodellen entworfen.
Die Belange der Mechatronik wurden in den
Vordergrund der Betrachtung gestellt. Mit der Fokussierung
auf KMU als Anwender wurde ferner auf eine aufwandsarme
Durchführung geachtet, was den Vergleich
eines breiten Anwenderkreises ermöglicht.
Den Rahmen für die Beurteilung stellen vier definierte
Reifegrade (Bild 2) dar, welche einen direkten
Vergleich mit den Reifegradmodellen CMM, CMMI und
SPICE ermöglichen. Dabei wird zwischen einem voll-
Erfahrungsträger
Anwender
atp edition
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HAUPTBEITRAG
ständig und einem teilweise erreichten Reifegrad unterschieden.
Ersterer gibt einen mit den gängigen Modellen
(CMMI und SPICE) vergleichbaren Reifegrad an. Der
teilweise erreichte Reifegrad berücksichtigt hingegen
auch Prozesse, die nur bei Bedarf durchgeführt werden.
Denn im Gegensatz zu den übrigen Modellen vertritt
BESTVOR die Auffassung, dass auch Prozesse, die nur
bei einem empfundenen Bedarf durchgeführt werden,
von einer höheren Prozessreife zeugen
Der folgende Abschnitt zeigt daher die Ergebnisse der
Reifebestimmung mechatronischer Entwicklungsvor haben
bei KMU im Maschinenbau auf Grundlage von BEST-
VOR-Assessments von über 600 Personen aus 100 Unternehmen
des Maschinen- und Anlagenbaus. Betrachtungsgegenstand
sind folgende sechs zentrale Prozessgebiete:
BILD 3: Durchschnittliche Reife aller befragten Unternehmen
Anforderungsmanagement: Spezifikation von
Anforderungen und Lösungen
Projektplanung: Termin- und Ressourcenplanung
eines Entwicklungsprojekts
Projektverfolgung: Überprüfung des Projektfortschritts
Qualitätssicherung: Überprüfung der Produktqualität
anhand von Anforderungen
Konfigurationsmanagement: Verwaltung von Versionen,
Varianten, …
Lieferantenmanagement: Planung und Verfolgung
von Zulieferungen
4. MECHATRONISCHE REIFE IM MASCHINENBAU
BILD 4: Reife in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße
Bild 3 zeigt die durchschnittlichen Ergebnisse aller Befragten.
Hierbei wird deutlich, dass von den Unternehmen
des deutschen Maschinenbaus die Herausforderung
der Mechatronik bei der Entwicklung nicht beherrscht
wird. Auch die von BESTVOR empfohlene minimale
Prozessreife wird bei Weitem nicht erreicht. Angesichts
der mit der Mechatronik verbundenen Chancen für Unternehmen,
stellt dies ein ernstes Problem dar. Somit ist
die Frage zu beantworten, wie der optimale Entwicklungsprozess
zu gestalten ist, um sämtlichen Herausforderungen
der Mechatronik mit einem angemessenen
Kosten/Nutzen-Verhältnis zu begegnen. Die Untersuchungen
sollten klären, ob individuelle Faktoren den
idealen Entwicklungsprozess beeinflussen.
4.1 Reife abhängig von Unternehmensgröße
BILD 5: Reife in Abhängigkeit von der Organisationsform
Wird die Prozessreife der befragten Unternehmen in Abhängigkeit
von ihrer jeweiligen Unternehmensgröße betrachtet,
so ist ein eindeutiger Trend abzulesen (Bild 4).
Mit zunehmender Unternehmensgröße steigt die Prozessreife.
Mit zunehmender Größe eines Unternehmens
werden Kommunikation und Kooperation immer größere
Herausforderungen. Denn ab einer gewissen Größe
kann nicht davon ausgegangen werden, dass Informationen
per Flurfunk alle Betroffenen erreichen. Die Unternehmen
müssen klare Prozesse definieren, um den erforderlichen
Informationsfluss sicherzustellen.
32
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10 / 2012
4.2 Reife abhängig von Organisationsform
In Bild 5 zeigt sich eine zum Teil deutlich höhere Reife
von Mischformen gegenüber einer Organisation in reinen
Projektteams. Eine derartige Organisation führt dazu,
dass die Zusammensetzung von Entwicklungsteams
nicht stets dieselbe ist. Hierzu bedarf es zwangsläufig
einer erhöhten Prozessfähigkeit des Unternehmens.
Dementsprechend haben die Unternehmen ihre Prozesse
den gestiegenen Anforderungen angepasst.
4.3 Reife abhängig von Zulieferer-Einbindung
Während bei der Zulieferung von Entwicklungsdienstleistungen
und Komponenten kein klarer Trend festzustellen
ist, liegt die Prozessreife der Gruppe Zulieferung von Systemen
zumeist unter den Werten der erstgenannten Gruppen
(Bild 6). Offenbar bringt die Zulieferung kompletter
Systeme für die Hersteller geringere Herausforderungen
mit sich als Zulieferungen im kleineren Umfang. Dies stellt
nur auf den ersten Blick einen Widerspruch dar. Denn bei
der Zulieferung von Systemen werden zumeist sehr früh
Funktionen, Schnittstellen und Abhängigkeiten des Systems
definiert. Auf Komponentenebene kommt es bei der
Entwicklung häufiger zu Änderungen, die oft spontan mit
Zulieferern abgestimmt werden. Dies kann die abnehmenden
Werte gerade in den Bereichen der Projektverfolgung
und der Qualitätssicherung erklären.
BILD 6: Reife in Abhängigkeit von der Zulieferer-Einbindung
4.4 Reife abhängig von Fertigungsart
Der Einflussfaktor Fertigungsart steht synonym für die
geplante Stückzahl des zu entwickelnden mechatronischen
Systems. Hierbei zeigen sich nicht alle Prozessgebiete
im gleichen Maße beeinflusst. Die Projektplanung
und das Lieferantenmanagement sind kaum betroffen
(Bild 7). Auch im Falle des Anforderungsmanagements
und der Projektverfolgung steigt die Prozessreife mit zunehmender
Stückzahl, aber nur marginal. Auffällig sind
hingegen die Beeinflussungen der Qualitätssicherung
und des Konfigurationsmanagements. Fehler des Produkts
können bei einer Serienproduktion gewaltige Kosten
und Imageschäden bewirken. Auch die Verwaltung
von Versionen und Varianten wird aufgrund der im Maschinenbau
üblichen kundenspezifischen Produktkonfiguration
mit zunehmender Stückzahl komplexer.
BILD 7: Reife in Abhängigkeit von der Fertigungsart
4.5 Reife abhängig von Komplexität
Als Maß für die Komplexität der Entwicklungsprozesse
wurde die Anzahl an beteiligten Entwicklern in einem
Entwicklungsprojekt herangezogen. Im Falle des Anforderungsmanagements
und der Projektverfolgung ist mit
zunehmender Teamgröße ein leichter Anstieg der Prozessreife
zu verzeichnen (Bild 8). Besonders interessant
sind jedoch die Ergebnisse der Qualitätssicherung und
des Konfigurationsmanagements. Insbesondere die Gruppe
>10 Entwickler verfügt über eine deutlich höhere Pro-
BILD 8: Reife in Abhängigkeit von der Komplexität
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33
HAUPTBEITRAG
AUTOREN
Dr.-Ing. BERND SPIEGELBERGER (geb. 1976) studierte Maschinenwesen,
Fachrichtung Informationstechnik, an der Technischen
Universität München und promovierte bei Prof. Dr.-Ing. Klaus
Bender am Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen
zum Thema „anwendergerechte Gestaltung mechatronischer
Entwicklungsprozesse für kleine und mittlere Unternehmen
im Maschinenbau“. Seit 2010 ist er bei der ITQ GmbH
als Senior Consultant tätig. Seine Aufgabenschwerpunkte
liegen im mechatronischen Entwicklungs- und Projektmanagement
sowie der Qualitätssicherung softwareintensiver mechatronischer
Produkte.
ITQ GmbH,
Parkring 4, D-85748 Garching b. München,
Tel. +49 (0) 89 32 19 81 70, E-Mail: spiegelberger@itq.de
Dr.-Ing. RAINER STETTER (geb. 1963) studierte Maschinenbau an
der Technischen Universität München und promovierte über
„Rechnergestützte Simulationswerkzeuge zur Effizienzsteigerung
des Industrierobotereinsatzes“ am Institut für Werkzeugmaschinen
und Betriebswissenschaften. Seit 1997 ist er Geschäftsführer
der Software Factory GmbH in Garching bei München.
Zusätzlich leitet er als Geschäftsführender Gesellschafter
die 1998 von ihm gegründete ITQ GmbH, Garching.
ITQ GmbH,
Parkring 4, D-85748 Garching b. München,
Tel. +49 (0) 89 32 19 81 70, E-Mail: stetter@itq.de
MANFRED BONTESMÜLLER (geb. 1940) studierte Maschinenbautechnik
und war anschließend als Konstrukteur und als Beratungsingenieur
für Verpackungsmaschinen tätig. So wurde die
Basis für die Gründung der Somic Verpackungsmaschinen
GmbH & Co. KG 1974 geschaffen. Seit 2007 widmet er sich
ausschließlich den Unternehmensfragen und der technischen
Firmenentwicklung.
Somic Verpackungsmaschinen GmbH & Co. KG,
Am Kroit 7, D-83123 Amerang,
Tel. +49 (0) 80 75 91 60, E-Mail: info@somic.de
Dr.-Ing. BERNHARD KAUSLER (geb. 1978) studierte Elektro- und
Informationstechnik, Fachrichtung Mechatronik, an der Technischen
Universität München. Im Anschluss promovierte er am
Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen im
Bereich der Qualitätssicherung mechatronischer Systeme. Seit
2008 ist der bei der ITQ GmbH als Senior Consultant tätig. Seine
Aufgabenschwerpunkte liegen im mechatronischen Entwicklungs-
und Projektmanagement sowie der Qualitätssicherung
softwareintensiver mechatronischer Produkte.
ITQ GmbH,
Parkring 4, D-85748 Garching b. München,
Tel. +49 (0) 89 32 19 81 70, E-Mail: kausler@itq.de
zessreife. Eine höhere Zahl an Entwicklern scheint auch
zu einem steigenden Bedarf an Maßnahmen der Qualitätssicherung
zu führen. Wie in Bild 4 gezeigt, führt sie
weiterhin dazu, dass die Prozesse des Konfigurationsmanagements
über eine deutlich höhere Reife verfügen.
4.6 Diskussion der erzielten Ergebnisse
Der Vergleich der durchschnittlich erzielten Reife mit
den von BESTVOR geforderten Werten belegt, dass
mechatronische Entwicklungsprozesse in der Regel
nicht beherrscht werden. Insbesondere die Prozesse der
Qualitätssicherung sind nicht nur bei Unternehmen mit
weniger als 100 Mitarbeitern auf einem alarmierend
niedrigen Niveau. Um den Unternehmenserfolg im
globalen Wettbewerb langfristig zu sichern, müssen die
brachliegenden Potenziale besser genutzt werden.
Ferner wird deutlich, dass die Reife der einzelnen Prozessgebiete
in den Unternehmen stark variiert. Dies ist
auf zahlreiche Einflussfaktoren zurückzuführen. Das
ideale Vorgehen beziehungsweise die ideale Reife eines
Entwicklungsprojekts ist demnach nicht als absolute
Größe zu sehen. Unternehmen müssen vielmehr in die
Lage versetzt werden, einzelne Prozesse in Abhängigkeit
von der jeweiligen Entwicklungsaufgabe und -situation
an ihr Unternehmen anzupassen.
Der Gedanke, dass es den idealen Entwicklungsprozess
nicht gibt, ist nicht neu. Moderne Vorgehensmodelle
wie das V-Modell XT sehen daher ein Tailoring
vor, um Prozesse an individuelle Gegebenheiten anzupassen.
Bis dato werden die Unternehmen bei diesem
Schritt jedoch nur unzureichend unterstützt. Die Ausführungen
verdeutlichen, dass es einer Methode zur
anwendergerechten Gestaltung mechatronischer Entwicklungsprozesse
bedarf. Hierzu präsentiert die Dissertation
von Spiegelberger [11] einen Ansatz, welcher
die BESTVOR-Methodik in einen kontinuierlichen
Verbesserungsprozess integriert. Das darin enthaltene
Konzept zeigt eine klare Systematik zur anwendergerechten
Gestaltung von Entwicklungsvorhaben in der
Mechatronik auf Grundlage mehrerer Einflussfaktoren.
Um ein möglichst vollständiges Bild der relevanten
Einflussfaktoren auf Entwicklungsprozesse zu erhalten,
wären daher weitere Untersuchungen mittels
BESTVOR wünschenswert.
FAZIT
Die Mechatronik bietet erhebliches Potenzial, innovative
Produkte zu erzeugen. Dementsprechend betrachten
viele Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus
die Mechatronik als entscheidenden Wertschöpfungsfaktor,
den es zu beherrschen gilt. Trotz der Tatsache,
dass Entwicklungsprozesse der Mechatronik
gänzlich anders ablaufen als heute etablierte Prozesse
der Mechanik, wurden Prozesse und Strukturen in den
Unternehmen nur geringfügig geändert. Häufig dominiert
noch immer die Mechanik die Abläufe. Empirische
Untersuchungen mit dem BESTVOR-Reifegrad-
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modell belegen, dass die Mechatronik bestenfalls teilweise
beherrscht wird.
Weiterhin kann gezeigt werden, dass der ideale Prozess
von zahlreichen unternehmens- und projektspezifischen
Faktoren abhängt, die bei der Gestaltung mechatronischer
Entwicklungsprozesse zu berücksichtigen sind. [11]
stellt hier eine Methodik zur Gestaltung von Entwicklungsprozessen
vor. Weitere Untersuchungen, welche den
Entwurf einer allgemeingültigen Metrik zur Berücksichtigung
spezifischer Einflussfaktoren ermöglichen, wären
daher erforderlich.
MANUSKRIPTEINGANG
02.02.2012
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
REFERENZEN
[1] Buschermöhle, R.; Eekhoff, H.; Josko, B.: Success,
Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Durchführung
von Hard- und Software-Entwicklungsprojekten
in Deutschlang, BIS-Verlag der Carl von Ossietzky
Universität Oldenburg, 2006
[2] Bender, K. (Hrsg.): Embedded systems – qualitätsorientierte
Entwicklung, Springer, 2005
[3] Burghardt, M.: Projektmanagement, Leitfaden für die
Planung, Überwachung und Steuerung von Projekten,
Publicis Corp., 2008
[4] Capgemini Consulting: Change Management – Studie
2010, Business Transformation – Veränderungen
erfolgreich gestalten, 2010
[5] Collofello, J.: Introduction to Software Verification and
Validation. Software Engineering Institute, Carnegie
Mellon University, 1988
[6] EN ISO 9000: Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen
und Begriffe, 2005
[7] Gallup: Mitarbeiterzufriedenheit in Deutschland, 2011
[8] Gausemeier, J.: Domänenübergreifende Vorgehensmodelle,
(http://www.transmechatronic.de/fileadmin/
Fachbeitrag/Beitrag_Vorgehensmodelle_Gausemeier_
2008-12-18.pdf, 2008)
[9] Glinz, M.: Eine geführte Tour durch die Landschaft der
Software-Prozesse und -Prozessverbesserung:
INFORMATIK/INFORMATIQUE; 1999.
[10] KPMG: KPMG Forschung und Entwicklung managen,
Erfolgsfaktoren im Maschinen- und Anlagenbau, 2005
[11] Spiegelberger, B.: Anwendergerechte Gestaltung
mechatronischer Entwicklungsprozesse für kleine
und mittlere Unternehmen im Maschinenbau.
Sierke Verlag, 2011
[12] Stetter, R., Rauchenberger, J., Spiegelberger, B.:
BMBF Projektabschlussbericht des Forschungsprojekts
BESTVOR, Betriebliche Einführungsstrategie für
ein anwendungsorientiertes Vorgehensmodell für die
Entwicklung zuverlässigerer mechatronischer
Systeme im Maschinen- und Anlagenbau, 2010
[13] VDI/VDE 2221: Methodik zum Entwickeln und Konstruieren
technischer Systeme und Produkte, 1993
„ Zuverlässige Messtechnik
für die Sicherheit Ihrer
Prozesse.“
Selbstüberwachende Füllstand- und Drucksensoren
erhöhen Ihre Anlagensicherheit.
Für die Sicherheit Ihrer Anlage arbeiten VEGA-Sensoren
mit Selbstüberwachung und Diagnosefunktionen. Asset
Management und zusätzliche Speicher für Prozesswerte
und Systemereignisse ermöglichen eine vorbeugende
Wartung sowie die lückenlose Rückverfolgung von
Veränderungen im Prozess und am Sensor. Dies optimiert
Ihre Anlagenverfügbarkeit und spart Kosten im Anlagenbetrieb
und bei der Instandhaltung.
www.vega.com/de/chemie.htm
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35
HAUPTBEITRAG
Das Zeitverhalten
verteilter Anlagen
Modellierung heterogener Systeme
Der Wunsch nach Interoperabilität in verteilten Anlagen bei Verwendung durchgängiger
Engineeringmethoden ist seit langem Gegenstand der Forschung. Gerade Schnittstellen
zwischen Produkten und Systemen unterschiedlicher Hersteller führen in der Praxis oft
zu Problemen bei der Fehleranalyse und der Abgrenzung der Leistungsumfänge. Dieser
Beitrag behandelt verteilte Systeme, welche echtzeitfähige Komponenten und nicht echtzeitfähige
Komponenten beinhalten. Diese Systeme werden als heterogene Systeme bezeichnet.
Vorgeschlagen wird die zeitliche Modellierung des Gesamtsystems, bestehend
aus dem Prozess, der Kommunikation und der verwendeten Instrumentierung sowie eine
Bewertung der zeitlichen Unbestimmtheiten der Subsysteme. Durch die weitere Verwendung
des Modells als Online-Beobachter erfolgt eine Überwachung der Prozessführung
mit Handlungsempfehlungen.
SCHLAGWÖRTER SysML / Modellierung / Verteilte Systeme / Netzplan / Prozessführung
Temporal behaviour of distributed facilities –
Modelling heterogeneous systems
Interoperability in heterogeneous distributed systems using consistent engineering methods
has long been a topic of research. Interfaces between products and systems from
different vendors often lead to problems with the fault analysis and specification of performances.
Here, distributed systems are considered which contains real-time and nonreal
time components. Temporal modelling is proposed for the overall system consisting
of the process, communications, and the instrumentation used, as well as an evaluation
of the temporal uncertainties of the sub-systems. An online-observer should be used to
supervise the system and to suggest recommendations if needed.
KEYWORDS SysML / modelling / distributed control systems / network plan / process
engineering
36
atp edition
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STEPHAN SCHÄFER, HTW Berlin
ULRICH BERGER, BTU Cottbus
DIRK SCHÖTTKE, HTW Berlin
THOMAS KÄMPFE, HTW Berlin
Aus der Prozess- und Fertigungsautomation
kommt der Wunsch nach einer durchgängigen
Modellierung der Gesamtanlage über einzelne
Anlagenteile oder Steuerungen hinaus. Um
Außerbetriebszeiten und Inbetriebnahmezeiten
zu reduzieren und sichere Migrationsstrategien zu
entwickeln, werden zunehmend Prozesssimulationsmodelle
verwendet, wie beispielsweise in [1] beschrieben.
Zur Reduzierung der Komplexität bei der Inbetriebnahme
großer verteilter Gesamtanlagen werden diese in verschiedene
Module unterteilt und Teil inbetriebnahmen
durchgeführt [2]. Ein weiterer Schritt hin zum durchgängigen
Engineering verteilter Anlagen war die Einführung
der IEC 61131-3 zur herstellerunabhängigen Programmierung
verteilter Systeme [3], sowie deren objektorientierter
Nachfolger für verteilte Funktionsbausteine,
die DIN EN 61499 [4].
Da ein Schwerpunkt dieses Artikels auf räumlich und
zeitlich verteilten Kommunikationsstrukturen liegt, wird
für echtzeitfähige Systeme, welche beispielsweise die
nach DIN IEC 60050-351 [5] geforderten Echtzeitbedingungen
erfüllen, der Begriff deterministisch verwendet, wobei
sich Echtzeitfähigkeit so beschreiben lässt: „Ein Echtzeitsystem
ist ein System, dessen Funktion nicht nur von
der Richtigkeit der Ergebnisse, sondern ebenfalls von der
dazu benötigten Zeit abhängt. Wenn die notwendigen
zeitlichen Rahmenbedingungen nicht eingehalten werden,
liegt ein Fehlerfall vor“ [6]. Bussysteme, welche die
zuvor genannten Echtzeitbedingungen nicht einhalten,
werden häufig als nicht-deterministische Kommunikationssysteme
bezeichnet. Dieser Begriff ist in der Anwendung
üblich, auch wenn sich das nicht-deterministische
Verhalten ausschließlich auf zeitliche Aspekte bezieht.
In der Literatur finden sich viele Beschreibungsmethoden
für deterministische endliche Automaten. Zustandsgraphen
und Petri-Netze werden bereits erfolgreich in
komplexen Systemen verwendet. Die Grundlagen zu
Petri-Netzen, mit denen sich auch nebenläufige Prozesse
beschreiben lassen, beschreibt [7]. Petri-Netze wurden
bereits produktiv für die Modellierung deterministischer
Systeme, beispielsweise in der Automobilindustrie
eingesetzt, wie [8] zeigt. Dabei werden jedoch in der Regel
vollständig deterministische Systeme untersucht,
wobei die Kommunikation durch deterministische Busstrukturen
realisiert wird, zum Beispiel durch die ausschließliche
Verwendung echtzeitfähiger Feldbusse. Die
Einbeziehung nicht-deterministischer Kommunikationsstrukturen
wird erreicht, indem diese durch deterministische
Busstrukturen ersetzt werden.
Herstellerübergreifende und damit hardwareunabhängige
Beschreibungsmittel, wie UML, haben ebenfalls
verstärkt in die Modellierung komplexer heterogener Anlagen
Einzug gehalten [9]. Als weiteres, insbesondere für
die Automation entwickeltes Beschreibungsmittel, wurde
in jüngster Zeit die Modellierungssprache UML zu
SysML weitergeführt, um den besonderen Bedürfnissen
dieses Anwendungsbereiches Rechnung zu tragen [10].
Die Modellierungssprache UML bietet mehrere Möglichkeiten,
um zeitliche Verläufe zu modellieren. Je nachdem,
ob nur die beteiligten Kommunikationspartner, die
exakte zeitliche Reihenfolge oder Kommunikationsfehler
und die daraus resultierenden Systemreaktionen modelliert
werden sollen, stellt die UML verschiedene Diagrammtypen
zur Verfügung. Dies sind [11]:
Sequenzdiagramm
Kommunikationsdiagramm
Timing-Diagramm
Interaktionsübersichtsdiagramm
Darüber hinaus schlagen die Autoren für eine konkrete
Anwendung ein Beobachtermodell vor, welches das
Gesamtsystem auf die Einhaltung zeitlicher Grenzen
(engl. Constraints) für die deterministischen und nichtdeterministischen
Subsysteme, überwacht. Es geht darum,
eventuelle Abweichungen zu erkennen und gegebenenfalls
auf solche Verletzungen mithilfe von Ersatzstrategien
zu reagieren. Innerhalb der Modellierungssprache
UML lassen sich Constraints durch die
Object-Constraint-Language (OCL) beschreiben. Einzelheiten
zu OCL sind unter [12] zu finden. Da diese Sprache
jedoch weit über die Modellierung rein zeitlicher Aspek-
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10 / 2012
37
HAUPTBEITRAG
te hinausgeht und aufgrund ihrer Mächtigkeit eine intensive
Einarbeitung erfordert, wird für die in diesem
Beitrag beschriebene Anwendung eine alternative Beschreibungsform
gewählt. Diese beinhaltet eine zeitliche
Betrachtung des Gesamtsystems und der einzelnen Teilsysteme
und trifft qualitative und quantifizierbare Aussagen
über deterministische und nicht-deterministische
Vorgänge in heterogenen Systemen.
Es wird eine Notation vorgeschlagen, die auf Netzplantechnik
und GANTT-Diagrammen basiert. Diese Art der
Modellierung wird beispielhaft für ein Pendeldämpfungssystem
(anti-sway system) eines Kransystems durchgeführt
(Bild 1). Dieses Verfahren ermöglicht es, zeitkritische
Engpässe und zeitliche Spielräume zu finden, um
das zeitliche Verhalten des Gesamtsystems zu optimieren.
1. ZEITLICHE DARSTELLUNG VERTEILTER SYSTEME
Wir betrachten ein Gesamtsystem, bestehend aus Prozessen,
Kommunikationsstrukturen und der dazugehörigen
gerätetechnischen Instrumentierung. Für die zeitliche
Darstellung dieser verteilten Systeme eignen sich besonders
die Diagrammtypen Netzplan und GANTT-Diagramm.
Die Methode der Netzplantechnik wird im weiteren
Verlauf auf die konkrete Anwendung übertragen.
Eine erste schematische Zuordnung der anzutreffenden
Funktionsbestandteile zu ihrem zu erwartenden Zeitverhalten
zeigt Bild 2.
Um bereits während der Modellierung zeitkritische
Engpässe und zeitliche Spielräume zu lokalisieren, werden
folgende Schritte vorgeschlagen:
1 | Modellierung der statischen Systemeigenschaft
mittels SysML mit einem Schwerpunkt auf dem
zeitlichen Einzelverhalten der jeweiligen Module
2 | Modellierung der Abhängigkeiten mittels der aus
der Prozessoptimierung bekannten Netzplantechnik
3 | Ermittlung eventueller Engpässe sowie zeitlich
unbestimmter Prozesse und Optimierung des
Gesamtsystems
4 | Verwendung eines Online-Beobachters zur
permanenten Überwachung zeitlich unbestimmter
Prozesse
5 | Erarbeitung von Handlungsempfehlungen bei
Verletzung zeitlicher Beschränkungen
Die Praxistauglichkeit dieses Vorgehens wird anhand
eines Pendeldämpfungssystems einer Krananlage (Handling-System)
nachgewiesen. Der Ansatz ist so allgemein
gewählt, dass sich diese Methode auf andere Projekte
und Anlagen übertragen lässt.
2. ANLAGENBESCHREIBUNG HANDLING-SYSTEM
Handling-Systeme in Form von Kransystemen und handgeführten
Manipulatoren werden aus Normungssicht in
DIN EN 14238 behandelt [13]. Als Teilelemente komplexer
Logistikprozesse finden sich Handling-Systeme unter
anderem in der Intralogistik. Ihr Einsatzgebiet umfasst
fast alle Technikbereiche. In der Konzeption von Materialflusssystemen
spielen Handling-Systeme und deren
Einsatz in gekapselten Subsystemen daher eine wichtige
Rolle. Um derart komplexe Systeme unter dem Gesichtspunkt
der zeit- und energieoptimalen Fahrweise betreiben
zu können, bedarf es in jedem Fall einer modellbasierten
Prozessführungsstrategie, die eine Überführung
der Last entlang einer zu definierenden oder definierten
Trajektorie sicherstellt. Dies bedeutet, dass die technologischen
Rahmenbedingungen zu betrachten sind und
die für die informationstechnische Realisierung notwendigen
Ressourcen der Instrumentierung (Performance
PAC, Speicher, Timing, Kommunikationskanäle) und
deren Auslegungsparameter. Nur durch die transparente
Betrachtung dieser Ressourcen und deren Einfluss
ergibt sich die Möglichkeit, bereits im Vorfeld auf das
Engineering einzuwirken.
Bei der in Bild 3 ausgewiesenen Instrumentierung handelt
es sich um eine Reduktion auf die wesentlichen
Merkmale der Ansteuerung einer Achse eines beliebigen
Handling-Systems.
Die Beherrschung des Engineerings derartiger Systeme
erfordert eine systematische Strukturierung der notwendigen
Funktionsbereiche und umfasst die Modellierung
der Eigenschaften und der Abhängigkeiten der einzelnen
Module. Neben der statischen Modellierung der einzelnen
Elemente (Module) findet zunächst eine erste
Abschätzung der zu erwartenden zeitlichen Anforderungen
an die Systembestandteile (Systemmodule) statt. Im
Anschluss werden die dynamischen Eigenschaften der
Module untersucht.
Auf Basis dieser zeitlichen Einordnung und der in der
Praxis anzutreffenden Rahmenbedingungen erfolgen die
ereignisgesteuerte Freigabe von Ressourcen, sowie die
Stellgrößengenerierung und Ansteuerung des betreffenden
Antriebs. Die durchgängige Darstellung der funktionalen
Anlagenstruktur, sowie deren Abhängigkeiten
und Schnittstellen zwischen den Teilmodulen Prozessüberwachung,
Steuerung und Regelung, zeigt Bild 4.
3. ABBILDUNG DER ZEITLICHEN EIGENSCHAFTEN
Durch die Verwendung der Metamodellierungssprache
SysML lassen sich auch nichtfunktionale Anforderungen
modellieren. In SysML definierte Constraint-Blöcke
bieten einen Mechanismus zur Modellierung zeitabhängiger
und sicherheitskritischer Randbedingungen. Zeitliche
Abläufe werden daher als Eigenschaft innerhalb
der Constraint-Blöcke modelliert, auf die andere Blöcke
wiederum zugreifen können [14]. Die statische Anlagenstruktur
des betrachteten Systems wurde mit SysML
aufbereitet. SysML erlaubt unter anderem die Spezifikation,
die Analyse, das Design und die Verifikation und
Validierung von Systemen und deren Systemelemente
wie Software, Hardware, Informationen, Prozesse, Personen
und Gegenstände. Ausgehend von dem Systemmodell
(Bild 4) wird mithilfe von Konfigurationseinstellungen
und der Übergabe von Werten an die äußere
Schnittstelle des Systems die Veränderung des Systemzustandes
im Verlauf der Zeit beobachtet.
Damit dieses Systemmodell nicht nur zur Systembeschreibung
dient, sondern auch eine Simulation des Sys-
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BILD 2: Zeitliche Einordnung der Funktionsbestandteile
BILD 1: Technologieschema-Einordnung
BILD 3: Schematische Darstellung eines Handling-Systems
BILD 4: Darstellung der Abhängigkeiten der
Teilmodule
BILD 5: Darstellungen der Funktionsblöcke mittels SysML
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HAUPTBEITRAG
Die Netzplantechnik wird hauptsächlich für die zeitliche
Organisation von Projekten und Abläufen eingesetzt.
Es gibt viele Werkzeuge, und die mathematischen Verfahren
zur Ermittlung verschiedener Pfade (Routing)
sind ausgereift. Somit ist die Ermittlung kritischer Pfade
und alternativer Kommunikationswege über Routingvertems
ermöglicht, muss neben der Systemstruktur das
Systemverhalten spezifiziert werden. Zustandsänderungen
können so zu diskreten Zeitpunkten oder kontinuierlich
vollzogen werden [15]. Das SysML-Blockdiagramm
(Bild 5) übernimmt hierbei die Kernbereiche der
Funktionsübersicht und definiert für jeden Bereich eine
zeitliche Abhängigkeit und Priorität. Das zeitliche Verhalten
wird an zusätzlichen Funktionen abgeleitet.
4. VERWENDUNG DER NETZPLANTECHNIK
Durch das SysML-Blockdiagramm ist es nun möglich,
diese Konstellation in die Netzplantechnik zu überführen.
Dabei ist die Modellierung für örtlich beschränkte
Sub-Systeme und für örtlich und zeitlich verteilte vernetzte
Systeme umsetzbar. Kommunikationsprotokolle
und Kanäle können dabei in die Modellierung mit einbezogen
werden. Der Begriff Netzplantechnik umfasst
nach DIN 69900-1 „auf Ablaufstrukturen basierende
Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Steue-
rung, Überwachung von Abläufen, wobei Zeit, Kosten,
Ressourcen und weitere Größen berücksichtigt werden
können“ [16]. Ein Netzplan ist somit die grafische oder
tabellarische Darstellung von Abläufen und deren Abhängigkeiten.
In diesem Netzplan (siehe Bild 6) besitzt
jeder Vorgang eine Priorität, zeitliche Dauer und Puffer
und wird mit dem jeweiligen deterministischen Kommunikationskanal
verkettet. Nun können die Zeitpunkte
der Vorgänger berechnet werden. Da die Kommunikationskanäle
zyklisch Daten versenden, gibt es einen
festen Endzeitpunkt.
4.1 Vorteile bei der Verwendung der Netzplantechnik
nicht-deterministische
Kommunikation
nicht-deterministische
Kommunikation
deterministische
Kommunikation
nicht-deterministische
Kommunikation
BILD 6: Netzplan – Zeitliche Zuordnung (Auszug)
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atp edition
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fahren mittels entsprechender Algorithmen realisierbar.
Bei der Netzplantechnik handelt es sich um eine anschauliche
grafische Darstellungsform, welche bereits
aus anderen Fachdisziplinen bekannt ist und daher nur
eine geringe Einarbeitungszeit benötigt. Zeitliche Verfügbarkeiten
können direkt aus dem Netzplan gewonnen
werden. So lässt sich eine Ablaufplanung unter Präzedenz-
und Ressourceneinschränkungen durchführen.
Die Verwendung eines Online-Beobachters dient dazu,
den ermittelten kritischen Pfad zu überwachen und im
Falle einer Verletzung oder Überschreitung von Grenzen
Handlungsempfehlungen zu ermöglichen.
4.2 Nachteile bei der Verwendung der Netzplantechnik
Die vorgestellte zeitliche Modellierung mittels Netzplantechnik
berücksichtigt ausschließlich die zeitlichen Aspekte.
In den folgenden Ausführungen wird die criticalpath-Methode
der Netzplantechnik als etabliertes Werkzeug
für prozessrelevante Ereignisse (Vorgänge) exemplarisch
verwendet [17]. Die Autoren setzen voraus, dass
auch nicht-deterministische Systeme innerhalb der angegebenen
Zeitgrenzen bleiben. Eine Verletzung der Einschränkungen,
also beispielsweise im Fehlerfall, welcher
sich ebenfalls durch Handlungsempfehlungen in
Form einer Ersatzwertstrategie berücksichtigen lässt,
wird nicht weiter behandelt.
4.3 Ergebnisermittlung als Nachweisführung
Der in Bild 6 dargestellte zeitliche Zusammenhang beruht
auf der Annahme, dass eine örtliche und zeitliche
Verteilung der notwendigen Ressourcen in der Systemumgebung
gegeben ist. Dies bedeutet, dass die Ressourcen
hinsichtlich ihrer zeitlichen Positionierung einen
unbestimmten Anfangszustand einnehmen können. Um
die Prozessführung hinreichend stabil und robust zu
gestalten, bedarf es vorab einer zeitlichen Abschätzung
der Modellzeit auf systembeeinflussende Ereignisse. Das
betrachtete Ereignis ist die Pendelbewegung der Last
nichtdeterministische
Kommunikation
deterministische
Kommunikation
BILD 7: Zeitkritischer Pfad –
Ressourcennutzung
BILD 8: Zeitversatz der Ressourcennutzung
und deren Einfluss (exemplarisch)
BILD 9: Beeinflussung Prozessführung
bei Fehlinterpretation von Prozessgrößen
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HAUPTBEITRAG
während ihrer Positionierung. Mit den genutzten Ressourcen
sollen die Kompensation der Restpendelbewegung
und des vorhandenen Modellfehlers der Anlage
erfolgen. Auf Basis der Netzplandarstellung ergeben sich
automatisch die notwendigen Ressourcen und der kritische
Pfad für den Bereich der Stellgrößengenerierung
des Reglers, welche Bild 7 aufzeigt.
Hieraus wird ersichtlich, dass unter Berücksichtigung
dieser Annahmen (Bild 8), sich die Nutzung der Ressource
Kommunikation am zeitlich intensivsten auswirkt.
Bei einer angenommenen Positioniergeschwindigkeit
von bis zu 4 m/s ergibt sich bereits eine erhebliche Streuung
in der Positioniergenauigkeit. Für den Fall, dass die
vereinbarte zeitliche Beschränkung verletzt wird, muss
der nachgeführte Ersatzwert Vorrang vor dem veralteten
Messwert erhalten, da dies sonst zu einer erheblichen
Verschlechterung des Prozessverhaltens und zu einer
Fehlinterpretation des Systemverhaltens führen kann.
Diese Auswirkungen sind qualitativ in Bild 9 dargestellt.
Die mögliche Fehlinterpretation hängt immer ab vom
gewählten Ansatz der Rekonstruktion von Messwerten
und des zu kompensierenden Modellfehlers. Da bei einer
Rekonstruktion über einen Zustandsbeobachter auch die
Prozessgrößen zum Abgleich genutzt werden, folgt eine
nicht zu vernachlässigende Verfälschung des rekonstruierten
Parameters. Dieses Verhalten kann vermindert
werden, wenn die zeitliche Betrachtung dieser Situation
in den verteilten Ressourcen und ihren Applikationen
berücksichtigt wird.
FAZIT
Bereits bekannte Modellierungsverfahren erlauben es,
deterministische Systeme vollständig zu beschreiben.
Die Systeme, die deterministische und nicht deterministische
Subsysteme aufweisen, lassen sich unter anderem
dadurch modellieren, dass ausschließlich deterministische
Kommunikationssysteme, wie echtzeitfähige
Feldbusse, verwendet werden. Der vorgestellte
Ansatz beschreibt vereinfacht die zeitliche Modellierung
eines komplexen Systems, welches sowohl deterministische
als auch nicht-deterministische Subsysteme
aufweist. Dabei wird unter anderem die für technische
Systeme und Anlagen spezifizierte Metamodellierungssprache
SysML verwendet. Die Constraint-Blöcke
in SysML dienen der Festlegung nicht-funktionaler
Randbedingungen. Im beschriebenen Anwendungsfall
sind das die zeitlichen Rahmenbedingungen. Unter Verwendung
der Netzplantechnik, die auf der Graphentheorie
basiert, lässt sich durch die Verkettung der modellierten
Blöcke ein anschaulicher Überblick über das
Gesamtsystem gewinnen.
Im Beitrag wurde die Methode des kritischen Pfades
verwendet, bei der die Übergänge beziehungsweise Transitionen
als Pfeile dargestellt werden. Bei dieser Vorgehensweise
ist eine rechnergestützte Auswertung möglich.
Darüber hinaus bietet dieses Verfahren eine hohe
Sicherheit bei der Abschätzung des zeitlichen Verhaltens
des Gesamtsystems. Engpässe im zeitlichen Verhalten
können bereits während der Modellierungsphase erkannt
und behoben werden. Der Einsatz des Online-Beobachters,
der eine Einzelüberwachung, der verschiedenen
Systemzeiten durchführt kann zu Handlungsempfehlungen
zur Anpassung einzelner Zeiten und zur Optimierung
des kritischen Pfades und damit zur zeitlichen
Optimierung des Gesamtsystems verwendet werden.
REFERENZEN
MANUSKRIPTEINGANG
30.04.2012
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
[1] Grimm, B.: Virtuelle Inbetriebnahme von Produktionsanlagen.
atp edition–Automatisierungstechnische
Praxis, 54(4), S. 28 – 33, 2012
[2] Urbas, L., Bleuel, St., Jäger, T., Schmitz, St., Evertz, L.,
Nekolla, T. Automatisierung von Prozessmodulen. atp
edition – Automatisierungstechnische Praxis, 54 (1– 2),
S. 44 – 53, 2012
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[4] DIN EN 61499: Funktionsbausteine für industrielle
Leitsysteme, 2005
[5] DIN IEC 60050-351: Internationales Elektrotechnisches
Wörterbuch – Teil 351: Leittechnik, 2009
[6] Gillies, D.W.: Real-Time System References and
Reading Materials, Elec 494 Course on Real-Time
Software-Spring, University of British Columbia,
Dept. of Electrical Engineering, 1995
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d. Rheinisch-Westfälischen Instituts f. instrumentelle
Mathematik Universität Bonn. Nr. 2, Darmstadt 1962
[8] Schorer, M., Mottok J., Kuntz St.: Beschreibung eines
kooperativen Tasksystems mit OSEK-konformen
Scheduler durch Petri Netze. In: Tagungsband 2. Embedded
Software Engineering Kongress, S. 637 – 644.
Vogel, 2009
[9] Frey, G., Hussain, T.: Entwicklung verteilter Steuerungen
mit UML und IEC 61499. In: Tagungsband Automation
2008, S. 199 – 202. VDI-Verlag, 2008.
[10] OMG Systems Modeling Language, 2010 ( http://www.
sysml.org/docs/specs/OMGSysML-v1.2-10-06-02.pdf )
[11] ISO/IEC 19505-1/ 2: Information technology-Object
Management Group Unified Modeling Language (OMG
UML), 2012
[12] OMG Object Constraint Language (OCL) Version 2.3.1
(http://www.omg.org/spec/OCL/2.3.1)
[13] DIN EN 14238: Krane – Handgeführte Manipulatoren; 2009
[14] Hausding, P: Systemmodellierung mit SysML, Studienarbeit
am Institut für Informatik, Lehr- und Forschungseinheit
Systemanalyse, Humboldt Universität Berlin 2009
[15] DIN 69900-01, Projektmanagement – Netzplantechnik;
Beschreibungen und Begriffe, 2009.
[16] Aichele, Ch.: Intelligentes Projektmanagement,
Kohlhammer Verlag, 2006
42
atp edition
10 / 2012
AUTOREN
Prof. Dr.-Ing. STEPHAN SCHÄFER (geb. 1970)
lehrt seit 2010 an der Hochschule für Technik und
Wirtschaft HTW in Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten
zählen die Modellierung und der
Einsatz komplexer Automatisierungssysteme in
heterogenen Industrieumgebungen, verteilte Echtzeitsysteme
und die Ergonomie- und Gestaltungsanforderungen
an SCADA und HMI-Oberflächen.
HTW Berlin, FB1,
Wilhelminenhofstraße 75A, D-12459 Berlin,
Tel. +49 (0) 30 50 19 34 66,
E-Mail: stephan.schaefer@htw-berlin.de
Dipl.-Ing. DIRK SCHÖTTKE (geb. 1962) ist Mitarbeiter
im Studiengang Elektrotechnik der HTW Berlin
und dort im Bereich Prozesssteuerungssysteme
tätig. Zu seinen Hauptarbeitsgebieten gehören die
Analyse, der Entwurf und die Entwicklung von
SW-Lösungen für Anwendungen in der Industrieund
Gebäudeautomation sowie die Bereiche der
Feldbussysteme und der verteilten Echtzeitsysteme.
HTW Berlin, FB1,
Wilhelminenhofstraße 75A, D-12459 Berlin,
Tel. +49 (0) 30 50 19 35 64,
E-Mail: dirk.schoettke@htw-berlin.de
Prof. Dr.-Ing. ULRICH BERGER (geb. 1959)
leitet seit 2001 den Lehrstuhl für Automatisierungstechnik
und ist seit 2011 Mitglied des
Fakultätsrates der Fakultät Maschinenbau,
Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen
der Brandenburgischen Technischen Universität
(BTU) Cottbus.
BTU Cottbus, Lehrstuhl AT,
Postfach 101344, D-03013 Cottbus,
Tel. +49 (0) 355 694 11 11,
E-Mail: ulrich.berger@tu-cottbus.de
THOMAS KÄMPFE (B.Eng.) (geb. 1983) studiert an
der HTW Berlin im Masterstudiengang Informations-
und Kommunikationstechnik. In seiner
Masterarbeit beschäftigt er sich mit der Thematik
„Funktionaler Anwendungsentwurf für verteilte
Automatisierungslösungen am Beispiel seilgeführter
Handhabungssysteme“.
HTW Berlin, FB1,
Wilhelminenhofstraße 75A, D-12459 Berlin,
Tel. +49 (0) 30 50 19 35 64,
E-Mail: thomas.kaempfe@student.htw-berlin.de
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atp edition
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43
HAUPTBEITRAG
Safety und Security
für Feldbus-Anforderungen
Architektur ermöglicht Nachweisbarkeit und Echtzeit
Für die fehlersichere Kommunikation existiert eine Reihe von Safety-Protokollen, die
entweder über einen separaten Safety-Feldbus ausgeführt oder in einen Standard-Feldbus
sicher eingebettet werden. Durch das wachsende Risiko von Angriffen auf Automatisierungssysteme
wurde in letzter Zeit die Security ein immer wichtigeres Thema. In diesem
Beitrag wird eine Architektur zur Kombination von Safety- und Security-Methoden vorgestellt.
Dabei sind die Security-Methoden so gewählt, dass die Gültigkeit der Safety-
Fehlermodelle erhalten bleibt, während die Security-Ziele ohne Einschränkungen erreicht
werden. Die Wechselwirkungen zwischen den Methoden werden hinsichtlich Safety- und
Security-Kriterien sowie der Effizienz analysiert.
SCHLAGWÖRTER Safety / Security / Feldbus / Kommunikation / Integrität / Vertraulichkeit
Safety and security for fieldbus requirements –
Architecture allowing validification
There are many protocols for fail-safe communication that are either executed over a
separate safety fieldbus or safely embedded in a regular fieldbus. Because of the growing
risk of attacks against automation systems, security became an increasingly important
issue. Safety and security measures apply different methods in order to achieve different
goals. Their combination causes inevitable interactions. In this paper, an architecture for
the combination of safety and security measures is presented. There the security measures
are chosen such that the fault models of safety still hold and the security goals are
reached without limitations. The interactions between the measures are analyzed with
respect to safety and security criteria as well as efficiency.
KEYWORDS safety / security / fieldbus / communication / integrity / confidentiality
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atp edition
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FELIX WIECZOREK, FRANK SCHILLER, Beckhoff Automation
Moderne Feldbusse sind häufig Teil komplexer
Automatisierungs-Netzwerkarchitekturen.
Spätestens seit die Prozess- und Felddaten
über Industrial Ethernet oder drahtlos transportiert
werden, kann nicht länger vorausgesetzt
werden, dass die Feldbusumgebung nur aus vertrauenswürdigen
Kommunikationsteilnehmern besteht.
Es ist davon auszugehen, dass auch Angreifer Zugang
zum Feldbus erhalten.
Safety-Protokolle in Feldbussen erkennen Fehler, um
vor sicherheitskritischen Situationen zu schützen [1, 2].
Bei diesen Protokollen stehen zufällige Fehler im Fokus.
Sie sind nicht ausgelegt, um vor Manipulation der Daten
oder unbefugtem Lesen durch intelligente Angreifer zu
schützen, da diese keinesfalls zufälligen Ereignissen
entsprechen. Um die Angreifer zu berücksichtigen, müssen
zusätzliche Security-Mechanismen in Feldbus-Protokolle
eingeführt werden.
Laut Kerckhoffs’ zweitem Prinzip [3], bekannt als
Kerckhoffs’ Prinzip, wird vorausgesetzt, dass ein Angreifer
alles über das Zielsystem einschließlich aller Komponenten
und Prozesse weiß oder in Erfahrung bringen
kann – nur nicht die Schlüssel, auf deren Grundlage die
Daten geschützt werden. Die konsequente Anwendung
dieses Prinzips führt zu Lösungen, für die der nie ermittelbare
Wissensstand eines Angreifers unerheblich ist.
Es ist nur noch notwendig, die Länge der Schlüssel entsprechend
dem technischen Fortschritt zu erhöhen [4].
1. FEHLERSICHERE KOMMUNIKATION
1.1 Safety-Ziele
Allgemein ist das Ziel der Safety, das Risiko einer Gefahr
in der gesamten Anlage und deren Umgebung zu
verringern. Dies wird durch die Gewährleistung eines
sicheren Zustandes erreicht. Ein sicherer Zustand liegt
dann vor, wenn definitiv kein Fehler auftritt oder das
System im Fehlerfall mit festgelegt hoher Wahrscheinlichkeit
sicher reagiert.
Für die Kommunikation bedeutet dieses Ziel, die Integrität
der übertragenen Informationen zu sichern. Die
Integrität von Informationen impliziert die Korrektheit
dieser Informationen und die Erkennbarkeit von Fehlern.
Die Integrität einer Safety-Funktion gewährleistet daher
ihre korrekte Funktionsweise einschließlich einer sicheren
Reaktion im Falle eines Fehlers (daher der Begriff
fehlersichere Kommunikation).
Safety-Mechanismen zielen darauf ab, aufgetretene
Fehler mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen beziehungsweise
die Wahrscheinlichkeit für unerkannte Fehler
(Restfehlerwahrscheinlichkeit) zu minimieren. Zudem
müssen spezielle Fehlermuster erkannt werden
können (deterministische Kriterien, vergleiche Abschnitt
1.2). Der Hauptfokus fehlersicherer Kommunikation
liegt auf zufälligen Fehlern, auch wenn mittlerweile
in den entsprechenden Safety-Normen [1] die Beachtung
von intelligenten Angriffen angemahnt und auf
Security-Standards verwiesen wird.
1.2 Fehlermodelle
Das in der Safety typischerweise verwendete Fehlermodell
der Kommunikation ist der Binary-Symmetric-
Channel (BSC). Dieses Modell setzt voraus, dass
die übertragenen Bits unabhängig voneinander
verfälscht werden,
jedes Bit mit derselben Wahrscheinlichkeit
verfälscht wird (Bitfehlerwahrscheinlichkeit p),
die Verfälschung vom Wert 0 zum Wert 1 mit
derselben Wahrscheinlichkeit auftritt wie die vom
Wert 1 zum Wert 0.
Die Modellannahmen des BSC treffen offensichtlich
nicht im vollen Umfang zu. Es gibt Fehler, die mit einer
höheren Wahrscheinlichkeit als einer gemäß dem BSC
auftreten. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit einer
kompletten Inversion eines Telegramms der Länge n
nach BSC sehr gering. Da jedes Bit mit p verfälscht wird,
atp edition
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45
HAUPTBEITRAG
ergibt sich hier die Wahrscheinlichkeit aus p n . Eine
Inversion kann aber die Folge eines einfachen Hardwarefehlers
mit viel höherer Wahrscheinlichkeit sein.
Deshalb werden zum probabilistischen Kriterium der
Restfehlerwahrscheinlichkeit zusätzliche deterministische
Kriterien für Maßnahmen festgelegt. Diese sind die
vollständige Erkennung von:
komplett invertierten Telegrammen,
komplett auf 1 oder 0 gesetzten Telegrammen,
Telegrammen mit Bandfehlern (Slack-Fehler),
Telegrammen mit Bündelfehlern,
verfälschten Telegrammen mit ungerader Anzahl
verfälschter Bits und
verfälschten Telegrammen mit einer kleineren
Anzahl verfälschter Bits als eine minimale
Hamming-Distanz (HD).
In der allgemeinen Codierungstheorie beschreibt die minimale
HD die minimale Anzahl von Bits, die mindes tens
verändert werden müssen, damit aus einem gültigen Codewort
ein anderes generiert wird. Daher bedeutet in der
Kommunikation die HD, wie viele Bits mindestens verfälscht
sein müssen, um potenziell ein unerkennbares fehlerhaftes
Telegramm zu erhalten. Beispielsweise bedeutet
eine HD von 6, dass alle 1- bis 5-Bit-Fehler erkennbar sind.
Erst von den 6-Bit-Fehlern sind einige nicht erkennbar.
Die deterministischen Kriterien hängen nicht von den
Annahmen des BSC ab; die entsprechenden Nachweise
beziehen sich nur auf Code-Eigenschaften. Da der BSC
nicht umfassend gilt, reicht für Safety-Nachweise eine
Argumentation nur auf Basis der Restfehlerwahrscheinlichkeit
nach BSC nicht aus. Eine Analyse entsprechend
der deterministischen Kriterien ist unabdingbar.
1.3 Safety-Lösungen
Um Übertragungsfehler zu erkennen, wird im Sender
eine Prüfsumme Frame-Check-Sequence (fcs) vor der
Übertragung an die Daten angehängt. Beim Empfänger
wird die Konsistenz zwischen der empfangenen fcs und
den empfangenen Daten geprüft. Falls die Konsistenz
gilt, wird die Korrektheit der Daten angenommen. Es gibt
verschiedenen Techniken für eine solche Art der Fehlererkennung.
Eine weitverbreitete Codierungstechnik ist
der Cyclic-Redundancy-Check (CRC). Dabei lässt sich
mit einer relativ geringen Anzahl an Prüfsummenbits
eine geringe Restfehlerwahrscheinlichkeit erreichen.
Die fcs wird mithilfe eines Generatorpolynoms berechnet,
das einen signifikanten Einfluss auf die Qualität der
Fehlererkennung hat [5, 6, 7].
Allgemein wird die Restfehlerwahrscheinlichkeit
P re durch
n
P re =∑ A i ∙ p i ∙ (1– p) n–i ,
i = HD
berechnet, wobei A i die Anzahl der unerkennbaren Fehlermuster
mit i verfälschten Bits eines n-Bit-Telegramms
darstellt. Neben der Berechnung der Restfehlerwahrscheinlichkeit
kann auch die Einhaltung deterministischer
Kriterien nachgewiesen werden [8].
2. SECURITY-KOMMUNIKATION
2.1 Schutzziele
Die Security-Ziele für die Kommunikation weisen einige
Unterschiede zu den Safety-Zielen auf. Typische Security-Ziele
sind in [9, 10, 11] aufgeführt. In diesem Beitrag
sind die Ziele von [9] abgeleitet, die auch mit [12] vereinbar
sind. Im Folgenden werden nur die drei wichtigsten
definiert.
Integrität (Integrity) ist die Korrektheit von Funktionen
und Informationen. Veränderungen durch Unbefugte
müssen unmöglich oder wenigstens erkennbar sein.
Diese Aussage ist mit der obigen Definition von Integrität
im Bereich der Safety vereinbar. Allerdings steht
bei der Security die Erkennung von Manipulationen statt
der Erkennung von zufälligen Fehlern im Fokus.
Vertraulichkeit (Confidentiality) von Funktionen und
Informationen liegt vor, wenn für unautorisierte Parteien
kein Wissen über diese ableitbar ist.
Die Vertraulichkeit ist eines der klassischen Ziele der
Kryptographie. Sie wird durch Verschlüsselungssysteme
erreicht (siehe Abschnitt 2.3). Es ist wichtig hervorzuheben,
dass eine garantierte Vertraulichkeit nicht vor einer
Verkehrsanalyse schützt, das heißt die Information, welche
Kommunikationspartner wann und wie viel kommunizieren,
bleibt nach wie vor erhalten und kann für
einen Angreifer wertvoll sein.
Verfügbarkeit (Availability) von Funktionen und Informationen
liegt vor, wenn diese genutzt werden können,
wann es geplant ist.
Funktionen und Informationen müssen also nicht permanent
zur Verfügung stehen, sondern nur dann, wenn
sie tatsächlich benötigt werden.
In diesem Beitrag werden nur die zwei Ziele Integrität
und Vertraulichkeit behandelt. Die Verfügbarkeit kann
nicht auf Protokollebene gegen aktive Angreifer geschützt
werden, da Fehler wie das Löschen von Telegrammen
zwar erkannt, aber nicht verhindert werden
können. Die vorgeschlagene Architektur wurde unter
der Maßgabe entwickelt, die vorhandene Verfügbarkeit
nicht zu beeinträchtigen.
2.2 Angreifermodell
Die Fähigkeiten eines Angreifers werden mittels eines
Angreifermodells beschrieben. Ein Angreifer versucht
immer, ein oder mehrere Schutzziele zu brechen. Angreifer
auf Kommunikationssysteme unterscheiden sich
bezüglich der Aspekte.
Aktivität,
Lokalität und
Rechenleistung,
die im Folgenden genauer beschrieben werden.
46
atp edition
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Aktivitätsausprägungen. Das Angreifermodell beinhaltet
alle Aktivitäten, zu denen ein Angreifer fähig ist. Diese
Aktivitäten können passiv sein, wobei der Angreifer nur
die übertragenen Daten lesen, aber nicht verändern kann.
Dies ist ein realistisches Szenario, bei dem der Angreifer
zu Komponenten des Netzwerks Zugang hat, die nur Telegramme
lesen können, zum Beispiel Monitorports.
Mächtigere Angreifer hingegen sind aktiv, das heißt, dass
die Angreifer zudem Daten manipulieren.
In der Praxis werden die meisten Angreifer zumindest
einige aktive Fähigkeiten haben. Bei der drahtlosen Kommunikation
muss der Angreifer nur einen minimalen
Aufwand betreiben, um aktive Angriffe ausführen zu
können, aber auch der Zugang zu einem verbundenen
Gerät oder Kabel kann aktive Angriffe ermöglichen. Die
Datenmanipulationen können weiter unterschieden werden
in
das Blockieren von Daten,
das Verzögern von Daten,
das Erzeugen neuer Daten, die von einer anderen
Identität zu stammen scheinen,
das Wiedereinspielen von Daten, wobei der
Angreifer in der Lage ist, bereits gesendete Daten
erneut zu senden.
Lokalitätsausprägungen. Der Zugang ist entscheidend für
die Information, zu der ein Angreifer Zugriff hat. Diese
Zugänge werden unterschieden in:
Physikalischer Zugang zu einem Gerät. Dieser Zugang
kann zu sehr wirkungsvollen Angriffen führen.
Es können hier die Seitenkanalinformationen wie
etwa der Stromverbrauch oder das Laufzeitverhalten
bei der Verarbeitung von Schlüsseldaten ausgenutzt
werden. Physikalische Angriffe zielen auf Implementierungseigenschaften
bis auf die Hardware-
Ebene, die schwer kontrollierbar sind. Angreifer mit
physikalischem Zugang werden in diesem Artikel
nicht betrachtet; diese können nur auf konkreter
Implementierungsebene abgewehrt werden.
Zugang zu einzelnen Punkten im Feldbus. Der Angreifer
hat nur Zugang zu Telegrammen, die durch
diese Punkte des Feldbusses geroutet werden. Deshalb
hängt die Stärke des Angreifers stark von der
Routingstrategie im Feldbus ab.
Globaler Zugang zu allen Verbindungen im Feldbus.
Der Angreifer hat Zugriff auf alle übertragenen Daten.
Ein solcher Angreifertyp wird für die Untersuchung
von Security-Protokollen unterstellt.
Rechenleistungsausprägung. Die Rechenleistung eines
Angreifers ist immer beschränkt. Wenn der Angreifer
jedoch eine unbeschränkte Rechenleistung zur Verfügung
hätte, wäre eine erschöpfende Schlüsselsuche in
beliebig kurzer Zeit möglich.
Die Rechenleistung des Angreifers wird daher in für
ihn lösbarer Schlüssellänge gemessen. Eine gute Übersicht
über lösbare Schlüssellängen und Zeiten gibt [13].
Die Laufzeit von Angriffsalgorithmen gegen die im Folgenden
beschriebenen Lösungen, erhöht sich exponentiell
mit steigender Schlüssellänge, während sich die
Laufzeit der kryptographischen Algorithmen der berechtigten
Parteien linear erhöht.
2.3 Security-Lösungen
Überblick über Security-Algorithmen. Um die Schutzziele
zu erreichen, werden kryptographische Algorithmen
in Protokollen verwendet. Die Algorithmen können
wie in Bild 1 unterteilt werden. Alle kryptographischen
Algorithmen sind so gestaltet, dass deren Ausgaben
ohne Kenntnis des Schlüssels in relevanter Zeit
nicht von zufälligen, gleichverteilten Werten zu unterscheiden
sind. Diese Eigenschaft wird als pseudozufällig
bezeichnet.
Die asymmetrische Kryptographie basiert auf NPschweren
Problemen (zum Beispiel der ganzzahlige
Faktorisierung großer Zahlen). Die Verschlüsselung
erfolgt dort mit einem öffentlichen Schlüssel, für die
Entschlüsselung wird der zugehörige private Schlüssel
benötigt. Asymmetrische Kryptographie skaliert in großen
Systemen, so werden für n Parteien, O(n) Schlüsselpaare
erfordert.
Die symmetrische Kryptographie basiert darauf, dass
jeweils kommunizierende Parteien dieselben Schlüssel
teilen. Die Algorithmen der symmetrischen Kryptographie
können schneller abgearbeitet werden als die der
asymmetrischen Kryptographie, sie skalieren aber
nicht. In einem System von n Parteien werden O(n²)
Schlüssel benötigt. Die symmetrische Kryptographie
kann weiterhin in Block- und Stromverschlüsselung
unterschieden werden.
Bei Blockchiffren werden die zu verschlüsselnden Daten
in Blöcke gleicher Länge geteilt. Jeder Block wird separat
mit dem Schlüssel verarbeitet. Mit jeder Änderung
eines Bits eines Eingabeblocks soll jedes Bit des Ausgabeblocks
mit der Wahrscheinlichkeit von 0,5 verändert
werden (strict avalanche criterion, [14]). Dadurch wären
die Safety-Fehlermodelle nicht gültig (Abschnitt 1.2).
BILD 1: Klassifikation kryptographischer Algorithmen
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HAUPTBEITRAG
Stromchiffren verwenden den Schlüssel für die Initialisierung
und erzeugen dann einen pseudozufälligen
Strom. Sie sind effizient in Hardware implementierbar,
aber die Erfahrung im Design und der Analyse von
Stromchiffren ist geringer als die von Blockchiffren.
In vielen kryptographischen Protokollen wird ein hybrider
Ansatz gewählt, um die Performanz der symmetrischen
Verschlüsselung mit der skalierenden Schlüsselverwaltung
der asymmetrischen Verfahren zu kombinieren,
wie beispielsweise bei [15] beschrieben. In
diesen Protokollen wird ein Schlüssel unter Verwendung
asymmetrischer Algorithmen ausgetauscht. Die zu übertragenden
Daten werden später durch den ausgetauschten
Schlüssel mit einem symmetrischen Algorithmus
geschützt.
Asynchrone Stromchiffren propagieren Fehler in den
entschlüsselten Datenstrom, da empfangene Daten auf
den Schlüsselstrom rückgekoppelt werden [17]. Diese
Eigenschaft würde sich nachteilig auf die Anwendbarkeit
der Safety-Fehlermodelle auswirken (Abschnitt 1.2).
Im Folgenden konzentriert sich der Beitrag auf eine
echtzeitfähige Kommunikation, wobei synchrone Stromchiffren
verwendet werden. Es wird angenommen, dass
die Schlüssel jeder Partei bereits bekannt sind, zum Beispiel
als Resultat eines Schlüsselaustauschs.
Verschlüsselungssystem. Verschlüsselungssysteme
bestehen aus zwei Algorithmen: einem zum Ver- und
einem zum Entschlüsseln. Basieren diese Algorithmen
auf symmetrischer Kryptographie, so sind sie häufig so
ähnlich, dass nur der Verschlüsselungsalgorithmus Enc
angegeben wird. Die hier betrachteten Verschlüsselungen
auf Basis von Stromchiffren führen ein bitweises
exklusives Oder (XOR) des Schlüsselstroms und des
Datenstroms im Klartext aus. Derselbe Schlüsselstrom
darf nicht mehrfach benutzt werden, um eine erfolgreiche
differenzielle Kryptanalyse [16] zu verhindern. Diese
Art der Verschlüsselung wird One-Time-Pad (OTP)-
Mode genannt [17].
Integritätssysteme. Integritätssysteme verwenden
kryptographische Algorithmen, um die Integrität von
Daten zu schützen. Die Integrität von Daten wird von
einem Message-Authentication-Code (mac) geschützt.
Der erzeugende Algorithmus wird in der Literatur oft
ebenfalls als Message-Authentication-Code bezeichnet.
Im Folgenden wird er zur Unterscheidung von der kryptographischen
Prüfsumme mac als MAC bezeichnet. Der
Algorithmus bildet den mac aus den zu übertragenden
Daten data und einem Schlüssel k: mac = MAC k (data). Der
mac wird den Daten angehängt, im Folgenden durch
data zmac dargestellt.
Der Empfänger prüft die Konsistenz zwischen den
empfangenen Daten und dem empfangenen mac mittels
des Schlüssels mit einem Verifikationsalgorithmus
Vrf k (data, mac).
Die MAC-Algorithmen werden ähnlich wie Blockchiffren
mit Konfusion- und Diffusion-Prinzipien entworfen,
was zu den bereits genannten strict-avalanche-Eigenschaften
führt [14]. Daher wird erwartet, dass jeder Bitfehler
die Hälfte der Bits des mac beeinflusst und daher
keine HD wie bei der Analyse der Safety bestimmt werden
kann. Ähnlich wie bei Blockchiffren gilt ein MAC-
Algorithmus als sicher, wenn er pseudozufällig ist. Moderne
MAC-Algorithmen auf Basis von Stromchiffren
werden zum Beispiel von [18] und [17] beschrieben.
3. INTERAKTION VON SAFETY- UND
SECURITY-MECHANISMEN
3.1 Schwache Erkennung von Manipulationen
Die fcs auf Basis des CRC kann nicht als Security-Integritätsinformation
genutzt werden, da ein Angreifer zum
Beispiel Vielfache des Generatorpolynoms des CRC ohne
Aufdeckung mit bitweisem XOR überlagern kann. Sogar
für beliebige Manipulationen lässt sich die originale fcs
wieder einstellen. Für Datensätze mit vorher festgelegter
fcs kann eine Manipulation leicht durchgeführt werden
[19]. Besonders die deterministischen Kriterien widersprechen
der erforderlichen Eigenschaft einer pseudozufälligen
Ausgabe (vergleiche Abschnitt 3.3). Wenn
beispielsweise eine HD>1 existiert, sinkt der Aufwand
ungemein, um unerkennbare Fehlermuster mit nicht vernachlässigbarer
Erfolgswahrscheinlichkeit zu erzeugen.
3.2 Schwache Erkennung von zufälligen Fehlern
Der Verifikationsalgorithmus deckt Datenverfälschungen
auf. Daher ist die Idee naheliegend, mit dessen
Hilfe auch zufällige Fehler aufzudecken. Für die entsprechende
Analyse wird der mac im Folgenden unter
den Annahmen des BSC (vergleiche Abschnitt 1.3) betrachtet.
Dabei wird vorausgesetzt, dass sowohl der
Schlüssel zufällig gleichverteilt gewählt wird, als auch
der mac gleichverteilt ist, was dessen Konstruktionsprinzip
entspricht:
P(MAC(data 1 ) = mac) = P(MAC(data 2 ) = mac)
wobei data 1 ^ data 2 , mac d!0,1+ ymacy .
Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei verschiedene Datensätze
denselben mac erzeugen, ist also gleich. Der
MAC-Algorithmus ist entsprechend seinen Designkriterien
deterministisch, das heißt, bei gleichem Schlüssel
wird für gleichen Datensatz der gleiche mac erzeugt.
Das Telegramm data zMAC(data) mit dem Fehlermuster
e führt zu den fehlerhaften Daten
(data zMAC(data))’
= (data zMAC(data)) 5 e = data z (MAC(data))’
Wenn e nur den mac beeinflusst, sodass
(data zMAC(data))’ = data z(MAC(data))’
gilt, ist der Fehler immer erkennbar,
Vrf(data,(MAC(data))’) = false 6 data
da der MAC(data) deterministisch ist.
48
atp edition
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Wenn hingegen der Fehler auch data beeinflusst,
erkennt mit Wahrscheinlichkeit 2 –ymacy die Verifikation
Vrf(data,(MAC(data))’) den Fehler nicht. Diese
Wahrscheinlichkeit ist unabhängig von der Verfälschung
des mac, da alle mac gleich wahrscheinlich
sind. Deshalb ist die Gesamtwahrscheinlichkeit eines
unerkannten Fehlers
P re = 2 –ymacy ∙ (1– (1– p) ydatay ),
wobei p die Bitfehlerwahrscheinlichkeit nach BSC
darstellt.
Der Security-Integritätsschutz kann für zufällige Fehler
nur mit dem Modell des BSC berechnet werden. Da
die Wahrscheinlichkeit unerkennbarer Fehler für jedes
Fehlermuster gleich ist, lassen sich keine Aussagen über
die Erkennbarkeit von deterministischen Fehlern machen.
Deswegen reicht ein Security-Integritätsschutz
keinesfalls aus, um Safety-Anforderungen zu genügen.
Allerdings kann die Kombination von MAC- und CRC-
Mechanismen einen Vorteil haben. Der MAC-Algorithmus
erzielt eine genügend kleine P re zufälliger Fehler
unabhängig von der Länge der Eingabedaten. Der Safety-
Integritätsmechanismus erkennt Fehler, die den erforderlichen
deterministischen Kriterien entsprechen.
Dazu müssten natürlich auch zufällige Fehler bei der
Abarbeitung des MAC sicher im Sinne von Safety behandelt
werden.
Diese zufälligen Fehler können zum Beispiel durch
Anordnung der Algorithmen wie in Bild 4 erkannt werden.
Dann wird keine zusätzliche Analyse benötigt.
Wenn eine solche Anordnung nicht vorliegt, muss in
Safety- und Security-relevanten Umgebungen die Ausführung
von Security-Algorithmen vor zufälligen Fehlern
entsprechend anders (beispielsweise durch Redundanz)
geschützt werden.
4. INTEGRIERTE ARCHITEKTUR
BILD 2: sec-then-safe-Ansatz
BILD 3: sec-and-safe-Ansatz (nur Senderseite)
Aus Sicht des Senders sind prinzipiell drei verschiedene
Ansätze möglich, wie die Security- und Safety-Mechanismen
angeordnet werden können:
sec-then-safe (vergleiche Bild 2) würde in einer
sicheren Umgebung die Safety-geschützte Ausführung
der Security-Algorithmen erfordern, da die
Safety-Berechnungen in der Automatisierungskomponente
direkt nach dem Empfang der Daten
durchgeführt werden.
sec-and-safe (siehe Bild 3) könnte vertrauliche
Information über die Daten über die im Klartext
übertragene fcs preisgeben.
safe-then-sec (vergleiche Bild 4). Hier wird die
Security-relevante Integrität der Daten durch
mac geschützt. Die Eigenschaft der Erkennung
zufälliger Fehler kann, wie im folgenden Abschnitt
aufgezeigt wird, komplett erhalten werden.
Zufällige Fehler von Security-Mechanismen
werden ebenfalls von den Safety-Mechanismen
erkannt.
BILD 4: safe-then-sec-Ansatz
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49
HAUPTBEITRAG
Der sec-then-safe-Ansatz hat zudem den Vorteil, dass er
Fehler mit nachweisbarer Restfehlerwahrscheinlichkeit
und deterministischen Kriterien erkennt. Diese Eigenschaft
wird im Folgenden detailliert beschrieben.
Eine korrekt arbeitende Security-Schicht darf die Anzahl
der fehlerhaften Bits eines Telegramms nicht verändern,
um das Safety-Fehlermodell (insbesondere dessen
deterministische Kriterien) nicht zu verletzen. Die Operationen,
die die Anzahl der fehlerhaften Bits erhalten, sind:
Permutation der Bits des Telegramms,
XOR des gegebenenfalls verfälschten Telegramms
mit einem Datenstrom,
Hinzufügen zusätzlicher Daten vor dem Senden wie
ein mac, die nach dem Empfang entfernt werden.
Die Permutation von Daten erzeugt nicht die notwendige
Komplexität, um eine ausreichende Vertraulichkeit
zu gewährleisten. Die Anzahl möglicher Permutationen
eines Telegramms hängt von den konkreten
Werten ab, das heißt das komplette 0-Telegramm kann
nur auf sich selbst abgebildet werden. Deshalb ist die
Permutation ungeeignet.
Eine angehängte zusätzliche Information lässt sich
nutzen, um die Integrität eines Telegramms zu schützen,
während das XOR mit einem pseudozufälligen Strom
verwendet wird, um Vertraulichkeit eines Telegramms
zu erreichen. Die vorangegangenen Betrachtungen führen
zu der in Bild 5 veranschaulichten Architektur. Die
Safety-Schicht deckt alle Fehler mit mindestens derselben
Güte auf wie die Security-Schicht.
Die Anordnung der Mechanismen innerhalb der Security-Schicht,
die Vertraulichkeit und Integrität sicherstellen,
wird bei [20] betrachtet. Es sind prinzipiell drei
Anordnungen möglich:
Enc-and-MAC. Die Verschlüsselung und die mac-
Bildung werden beide auf die zu übertragenden
Daten angewandt. Das geschützte Telegramm ist
Enc k1 (data) zMAC k2 (data). Dieses Schema wird in
Secure Shell (SSH) verwendet, ein weitverbreitetes
Protokoll zum Fernzugriff.
MAC-then-Enc. Der mac wird über die zu übertragenden
Daten erzeugt und angehängt. Danach wird
diese Verkettung verschlüsselt. Das geschützte
Telegramm ist demzufolge
Enc k1 ((data) zMAC k2 (data)). MAC-then-Enc wird
zum Beispiel in Transport-Layer-Security (TLS)
verwendet.
Enc-then-MAC. Enc-then-MAC verschlüsselt zuerst
die zu übertragenden Daten und schützt dann die
Integrität der verschlüsselten Daten. Dieses Vorgehen
resultiert in
Enc k1 (data) zMAC k2 (Enc k1 (data)), vergleiche Bild 5.
In [20] wird dargestellt, dass ohne weitere Annahmen
über die Algorithmen nur Enc-then-MAC die Ziele der
Security erreicht. Mit synchronen Stromchiffren erreicht
jedoch auch das MAC-then-Enc-Schema die Ziele. Allerdings
ist die Leistung von Enc-then-MAC besser, da die
Verschlüsselung nicht zusätzliche Bits des pseudozufälligen
Stroms zur Verschlüsselung des mac verbraucht.
BILD 5: Architektur der Security- und Safety-Layer
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Eine effiziente Kombination von Safety- und Security-
Algorithmen für ihre Anwendung in Echtzeit-Umgebungen
ist möglich – und nötig. Die Architektur sowie die
Wahl der Algorithmen nach den Bildern 4 und 5 erfüllen
die notwendigen Eigenschaften:
Integrität – Die unerkannte Manipulation von
Daten ist für den Angreifer nicht möglich, da er
die angehängte mac nicht erzeugen kann. Auch
das Duplizieren und Löschen von Telegrammen
wird erkannt, da die mac vom aktuellen Zustand
der Stromchiffre abhängt.
Vertraulichkeit – Die Daten werden kryptographisch
gesichert. Einem Angreifer ist es mit einer aktuell
realistisch angenommenen Rechenleistung unmöglich,
Informationen über die Daten zu gewinnen.
Gültigkeit der Safety-Fehlermodelle – Da die
Fehlermuster durch die hier ausgewählten kryptographischen
Algorithmen und deren Anordnung
erhalten bleiben, sind die Safety-Fehlermodelle
anwendbar und die Safety-Nachweise behalten
ihre Gültigkeit.
Ein Prototyp wurde in C auf Windows mit der Stromchiffre
Grain-128a [21] in Kombination mit dem Feldbus
EtherCat implementiert. Der Laufzeitunterschied der
Slaves erhöhte sich durch die Abarbeitung des Security
Layers von etwa 7 μs auf etwa 8 μs bei relativ langen
Kommunikationszyklen von etwa 10 ms. Ein umfassender
Ausbau der Tests wird im Moment entwickelt.
Die Protokolle zur Anwendung der Architektur und
des Schlüsseltausches werden Gegenstand weiterer Forschung
sein. Zum Beispiel lassen sich für den Schlüsseltausch
weit verbreitete Protokolle verwenden, die wie
der Diffie-Hellman-Schlüsseltausch [22] auf asymmetrische
Kryptographie basieren. Da Algorithmen der asymmetrischen
Kryptographie kein deterministisches Laufzeitverhalten
aufweisen, muss der Schlüsseltausch vor
der Echtzeitphase der Kommunikation stattfinden.
MANUSKRIPTEINGANG
16.07.2012
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
50
atp edition
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REFERENZEN
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Excellence in Cryptology II. 2011
[22] Rescorla, E.: RFC 2631, Internet Key Exchange protocol version 2
(IKEv2). 1999
AUTOREN
M. Sc. FELIX WIECZOREK
(geb. 1985) ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter für Safety & Security
der Beckhoff Automation GmbH.
Er studierte von 2005 bis 2011
Informatik an der TU München
und studierte 2009 ein Semester
an der Teknilinen Korkeakuolu
(Helsinki University of Technology),
Helsinki, Finnland. Seine Arbeitsgebiete sind
Security-Lösungen für Kommunikationseinrichtungen
und Komponenten der Automation.
Beckhoff Automation GmbH,
Ostendstraße 196, D-90482 Nürnberg,
Tel. +49 (0) 911 54 05 62 46,
E-Mail: f.wieczorek@beckhoff.com
Prof. Dr.-Ing. FRANK SCHILLER (geb. 1966) ist
wissenschaftlicher Leiter für Safety & Security der
Beckhoff Automation GmbH. Er studierte Elektrotechnik
an der TU Dresden und promovierte 1997
an der TU Hamburg-Harburg. Nach verschiedenen
Stationen bei Siemens war er von 2004 bis
2011 als Professor für Automatisierungstechnik
an der TU München tätig. Seine Tätigkeitfelder
umfassen die sicherheitsgerichtete Kommunikation,
software-basierte Sicherheitssteuerungen und die Kombination
vom Safety- und Security-Algorithmen für die Automatisierung. Er
lehrt als Gastprofessor an der (Huádōng Lǐgōng Dàxué,
East China University of Science and Technology), Shanghai, China.
Beckhoff Automation GmbH,
Ostendstraße 196, D-90482 Nürnberg,
Tel. +49 (0) 911 54 05 62 44,
E-Mail: f.schiller@beckhoff.com
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HAUPTBEITRAG
Plug and Prognose
Condition monitoring, diagnosis and life time prediction
The aim of Plug and Prognose (PnP) is to develop a machine prognostics technology that
delivers simple, reliable machine health and prognostics information to owners of machine
tools and similar rotary equipment. PnP utilizes a collection of data-driven prognostics
algorithms to track machine health, identify incipient faults and predict possible
remaining useful life from data collected from the machine controller and external sensors.
PnP communicates with the machine controller to understand what condition the
machine is operating under and automatically adapts the prognostics models to different
machine operating conditions, which reduces false alarms and ensures that the results
are as accurate as possible. It generates prognostics information without machine modeling,
custom parameterization, or special machine test cycles – that is, as close to “plug
and play” as possible.
KEYWORDS prognostics / diagnosis / remaining useful life prediction /
anomaly detection / condition monitoring / condition based maintenance
Plug and Prognose –
Überwachen, diagnostizieren und Laufzeit vorhersagen
Plug and Prognose bietet eine Diagnoselösung, die einem Plug-and-Play-Konzept so nahe
kommt wie möglich. Das in diesem Beitrag behandelte Werkzeug ist dafür konzipiert, den
Maschinenzustand zu beobachten und entstehende Störungen zu erkennen, ohne dass
dafür eine Modellierung der Maschinenphysik, eine manuelle Parametrierung oder spezielle
Maschinentestzyklen erforderlich sind. Die Software des Plug-and-Prognose-Prototyps
kommuniziert mit der Maschinensteuerung, um die Betriebsbedingungen der
Maschine – oder welche Funktion sie gerade ausführt – zu erfassen, und nimmt die Daten
von der Maschine und ihren Sensoren auf. Anschließend wird die Datenanalyse anhand
von in der Vergangenheit erfassten Daten für diese spezifischen Bedingungen angepasst.
Um auch neue Betriebsbedingungen berücksichtigen zu können, erstellt Plug and Prognose
automatisch neue Analysemodelle, wenn neue Bedingungen erkannt werden.
SCHLAGWÖRTER Prognose / Diagnose / Vorhersage der Restnutzungsdauer /
Erkennung von Abweichungen / Zustandsüberwachung /
Zustandsabhängige Wartung
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LINXIA LIAO, ZACHERY EDMONDSON, HARTMUT LUDWIG, Siemens
Unexpected downtime has significant impact to
the productivity and total cost of ownership
(TCO) in the manufacturing industry. Continuous
monitoring of equipment and early
detection of incipient faults can support maintenance
decision making, prevent downtime, and increase
productivity and save costs. Many manufacturing
plants have adopted condition-based maintenance (CBM)
systems which continuously deliver data related to the
equipment’s performance. However, it is still challenging
to make effective use of the huge amount of data to
accurately detect impending equipment failure in order
to help maintenance practitioners quickly diagnose problems
and provide decision support to proactive maintenance
activities.
Generally, there are two types of methodology available
to engineers for prognostics purposes: physics-based
modeling and data-driven approach. Very accurate prognostics
information can be achieved using physic-based
modeling when the physics is well understood. However,
an accurate physics model is usually prohibitive to
be obtained, especially for complex systems, and may
not be easily to be adapted to other types of equipment.
Data-driven approach provides reasonable prognostics
information when data is easy to obtain. The models are
more adaptable to types of applications. However, datadriven
approaches require large amounts of data and can
be difficult to maintain due to lack of expertise in data
analysis. Moreover, the models may generate lots of false
alarms due to lack of adaptability to the changes in machine
operating conditions.
Despite the fact that many methods have been developed
in the literature [1-4], challenges remain in how
to adapt prognostics algorithms to different equipment
operating conditions and many types of applications
with small amount of effort, and how to embed the prognostics
solutions closer to the equipment to ensure information
to be delivered to the right people on the right
time. In [5], Plug and Prognose technology was applied
to a machine tool feed axis application with specific
focus on performance assessment and diagnosis techniques.
This paper gives a more complete overview of
PnP technology, addresses additional remaining useful
life prediction capability and different implementations,
and shares the experience of applying PnP technology
for more types of applications.
1. METHODOLOGY OF PLUG AND PROGNOSE
Plug and prognose (PnP) automates a collection of stateof-the-art
datadriven algorithms to minimize human
intervention of using the technology. PnP technology
develops a mechanism to adapt the prognostics models
to different machine operating conditions, which reduces
false alarms and ensures that the results are as
accurate as possible. PnP has been implemented as a
desktop application and an integration method is also
developed to embed prognostics into Programmable
Logic Controller (PLC) systems to target broader applications.
1.1 Methodology Overview
Figure 1 shows the overview of the data analysis flowchart.
In many cases, the operating condition of a piece
of equipment is alternating over time due to different
operating conditions of the machine. The operating condition
can be determined by the operational data, e.g. a
single control signal such as speed, feed rate, and direction,
etc., or a combination of multiple control signals. If
the prediction model associated with an operating condition
already exists, the measurement data (e.g. senor input
of current, vibration and temperature, etc.) is input
to the prediction model to generate prediction result. If
an operating condition has never been encountered in
the past, a new operating condition is created. The prediction
model of the new operating condition is trained
when a predefined number of data records have been
collected. After the prediction model is trained, it starts
generating prediction result. The prediction result is or-
atp edition
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53
HAUPTBEITRAG
ganized according to the sequence of the appearance of
the operating condition over time. The prediction model
and the output of prediction result are described in section
1.2.
1.2 Data Analysis Methods
This section describes the data analysis techniques
which are used in Plug and Prognose. The operational
data is used for operating condition identification. The
prediction model applies to the measurement data after
the operating condition identification step.
Operating Condition Identification: The purpose of
the operating condition identification step is to automatically
identify different operating conditions
based on the operational data. The algorithm initializes
with zero number of operating condition and
evolves to adapt to new operating conditions automatically.
If the newly observed operational data is
within a predefined control limit, the existing cluster
of operating condition will be updated by the newly
observed operational data. If not, the new operational
data will be saved until enough observations are
accumulated for building new operating condition.
Further data analysis is performed within each operating
condition on the measurement data.
Meaningful Data Identification: This algorithm identifies
a window or multiple windows which contain
the most stationary data (without frequency change
overtime) in the original dataset to avoid noisy measurement.
Even though in some situations transient
data (with frequency change overtime) can potentially
reveal additional information of machine defect,
additional effort is needed to define a specific
transient period and advanced data acquisition device
is required to capture the transient data. For
many rotary components, stationary data contains
abundant periodical characteristics for rotary component
defect detection. Hence, PnP uses a meaningful
data identification algorithm to identify the most
stationary data. The algorithm consists of the following
steps:
Use a moving window to go through the original
signal and generate a set of windows (set A);
Identify a set of windows (set B) which have the
smallest changes of short-time root mean square
(indicating the change of amplitude) from set A.
This removes data with transient amplitude;
Identify the window in set B with the minimum
value of the sum of wavelet packet energy in the
high frequency wavelet packets (indicating the
change of frequency overtime). This removes data
with transient frequency.
Signal Processing and Feature Extraction: Signal
processing and feature extraction algorithms decompose
the multiplesensor input into a feature space
which is relevant to the equipment health status.
Time domain analysis is used to extract RMS (Root
Mean Square), MEAN (average value), Kurtosis, Crest
factor, and Skewness from the vibration signal. FFT
(Fast Fourier Transform) decomposes a vibration
signal into its component frequencies and their amplitude.
The amplitude or its energy (defined as sum
of the squares of amplitudes) over specific frequency
bands (e.g. rotating frequency and its harmonics
and/or bearing passing frequency at outer race) are
calculated as features. Wavelet packet transform
(WPT) represents a signal in terms of a waveform
(known as mother wavelet) with a finite length or
fast decaying oscillating characteristic. The transform
can obtain higher resolution within the timefrequency
domain with higher computational efficiency
comparing to FFT. The energies of the coefficients
of the nodes in the last layer of the decomposition
are calculated as features. Principal
component analysis (PCA) is used to select a subset
of optimal features which contains variance information
higher than a predefined threshold (90%).
Performance Assessment: Performance assessment
algorithms quantitatively evaluate the deviation of
the most recent behavior to the normal behavior or
baseline. The output is a performance / health indicator
showing the deviation between the current
behavior and the nominal operation. The continuous
drifting of the health indicator shows the gradual
degradation of mechanical components. The spikes
shown by the health indicator indicate anomaly
situations. The SOM (Self Organizing Maps) method
is applied to the features extracted from data collected
only at normal condition in an unsupervised
manner. After a SOM is set up as a description of the
normal condition, for each input feature vector, a
best matching unit (BMU) can be found among the
neurons in the trained SOM. The distance between
the input feature vector and the weight vector of the
BMU, which can be defined as the minimum quantization
error (MQE) and used as the machine health
indicator, actually indicates how far the input feature
vector deviates from the normal condition.
Diagnosis: Diagnosis algorithms analyze the patterns
embedded in the data to determine what previous
observed failure or abnormality has occurred. Depending
on data availability, the output can be a
contribution chart showing which sensor contributes
to the fault if no failure data or label is available.
If the model is trained using labeled data, the output
is a predicted label with a probability indicating how
likely a previously experienced fault has appeared.
A supervised SOM, which contains the fault patterns
(labels), is set up using the faulty data indicated
by users. After the supervised SOM is set up,
it can be used for diagnosis when new observation
is obtained. The diagnosis result is decided by the
largest probability of each fault pattern given the
observation.
Performance Prediction: Performance prediction algorithms
are used to extrapolate the pattern of the
degradation and predict the system behavior in the
future. A particle filter method is used to predict the
future projection of the performance/health indica-
54
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Analysis Method
Automatic Operating
Condition Identification
Meaningful Data
Identification
Main Algorithms Used
Adaptive Clustering
Time Domain Analysis
Wavelet Packet Transform
Signal Processing and
Feature Extraction
Fast
Fourier
Transform
Wavelet
Packet
Transform
Time
Domain
Analysis
Principal
Component
Analysis
TABLE 1: Summary of
Data Analysis Methods
Health Assessment
Diagnosis
Prediction
Self-Organizing Maps (Unsupervised Learning)
Self-Organizing Maps (Supervised Learning)
Particle Filter
…
…
O1 O2 O3 O2 O_new On
t
P LC
O – Operating Condition
M – Prediction Model
R – Prediction Result
Operating Condition
Identification
Learn New Model
O1 O2 On O_new
M1 M2 … Mn M_new
R1 R2 R3 R2 R_new Rn
t
Program Running in RT
Operating System
P LC
C ycle
S FB
Embedded
Prognostics
Software
FIGURE 1: Methodology Overview
DAQ Device
Equipment
Sensors
Optional
Third-Party
Device
FIGURE 4: System Structure of Embedded Prognostics on
PLC Systems
FIGURE 2: Data Analysis Flowchart
FIGURE 3: System Structure of Plug-and-Prognose on PCs
atp edition
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55
HAUPTBEITRAG
tor when an initial fault is detected until it reaches
a predefined failure threshold. The failure threshold
is determined as a threshold beyond which the system
is not recommended for future use. The time
from the starting of prediction to the time when the
indicator reaches the failure threshold is output as
an indicator to remaining useful life (RUL). The output
is an estimated RUL with its confidence bounds.
More details and background of the specific algorithms
can be found in [5, 8 – 9]. Table 1 summarizes the data
analysis method used in PnP.
1.3 Overview of the System Structure
Currently, PnP technology has two types of implementations
which are Prognostics on PCs and embedded prognostics
on PLC systems. This section describes the overview
of the system structure of both implementations.
1.3.1 Prognostics on PCs
The PnP software on PCs consists of two parts: data collection
and data analysis as shown in Fig. 3. Data collection
is installed on a PC close to the monitored equipment
to collect data from external sensors and controller.
DAQ manager communicates with the controller (e.g. via
OPC server) to trigger data collection (e.g. collect data
while the machine is in use). Data collector collects data
both from sensors (e.g. accelerometers) and controller
(e.g. spindle speed and feed rate). Data is saved locally
on the PC and uploaded periodically to a remote PC (e.g.
via Siemens ePS). Data collection software is implemented
using C# language with a user interface for users to
configure DAQ parameters (e.g. sensor types, address of
OPC server, and sampling frequency). Data analysis software
downloads and processes the data to generate prognostics
results. The algorithms mentioned in section 1.2
are implemented in Matlab script using Matlab 2010a.
1.3.2 Embedded Prognostics on PLC Systems
Figure 4 shows the system structure of embedded prognostics
software on PLC systems. The PLC cycle runs
cyclically from the program running in a real-time operating
system. The program in the PLC cycle collects
data from the DAQ (Data Acquisition) device which is
connected to sensors installed on the equipment. It can
also collect data from internal sensors through services
(e.g. OPC server). The PLC cycle can be regular or high
speed cycles depending on the requirement of sampling
frequency. Multiple PLC cycles can be used to collect
data using different sampling frequencies. When a preset
number of data samples are collected, a system function
block is initialized to transfer the data in buffer to be
processed by the embedded prognostics software as described
in section 1.1 & 1.2. The prognostics analysis
software (e.g. implemented in DLL format) processes the
received data and output prognostics information which
can be further visualized with a connected HMI system.
It also provides opportunity to use third-party device.
2. APPLICATION EXAMPLES
This section shows examples and results of applying plug
and prognose technology to many types of applications
such as feed axis and cutting tools on machine tools both
on test-bed and in partial production environment, and
turbine generator in service as well as a prototype of a
PLC system with embedded prognostics software.
2.1 Feed Axis Anomaly Detection and Diagnosis
As shown in Figure 5, the feed axis test-bed was designed
and built by TechSolve Inc. (www.techsolve.org) using
a Siemens 840D Solution Line controller, a motor and
a ball screw, a ball nut and two bearings. Three acceler-
FIGURE 5: System Setup of the Feed Axis Test-bed [5]
FIGURE 6: Anomaly Detection Using a Single Digit Health Indicator
56
atp edition
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ometers (PCB model 607A11) and four thermocouples
type J were installed on different components. Three
signals (direction, encoder position and torque) were
outputted from the controller through a digital to analogue
module sitting on a rack (ET200-S) as analog output
(AO) signals. A National Instruments (NI) data acquisition
system was used to collect all the sensory data via
USB connection at a sampling rate of 5000 Hz. The laptop
communicated with the controller to trigger data acquisition
and obtain operating condition related variables.
No human interference was required after starting the
data acquisition software. As the axis was operating, data
was collected and saved on the laptop automatically.
The test-bed was run under situations of different
speeds, loadings and directions (as parameters of different
operating conditions) with the following labeled
health conditions (normal & faulty):
Normal (neither misalignment nor degradation)
End bearing misalignment 0.002”
End bearing misalignment 0.007”
Ball nut misalignment 0.007”
Reverse end bearing misalignment 0.002”
Ball nut misalignment 0.007” + End bearing
misalignment 0.007”
Degradation (due to wear)
Bent ball screw
Only data collected under the normal condition was used
to train the PnP prediction model (using unsupervised
SOM) as baseline within each operating condition. Data
obtained under other health conditions were compared
with the baseline. The result was a single digit health
indicator showing the deviation from the baseline. The
health indicator, which was called MQE (Minimum
Quantization Error) and was shown on the y-axis in Fig.
6, was the output of the self-organizing maps as described
in [5]. Figure 6 showed that the health indicator
clearly visualized the system’s normal condition (shown
as green dots with the lowest MQE value) and different
types of faulty conditions (dots in other colors with higher
MQE values than the normal condition). If two types
of faults were showing similar level of health indicator,
a probability was output as well indicating how likely
a certain type of previously experienced fault had happened.
For example, the end bearing misalignment 0.007”
and bent ball screw fault showed similar level of MQE
in Fig. 6. An additional probability was output showing
how certain the fault happened. A high probability of
99.43 % and 93.06 % showed the fault type was bearing
misalignment 0.007” and bent ball screw, respectively.
2.2 Cutting Tool Health Monitoring and Life Time
Prediction
FA Deckel Maho DMU50 machine with a Siemens 840D
PowerLine control was selected by TechSolve Inc. for
testing the PnP software on an actual machine tool to
track the degradation of the cutting tools. The system
setup is shown in Figure 7. An accelerometer was mounted
on the spindle. A J-type thermocouple was installed
on either side of the X axis bearings. The thermocouples
were not used as input of the prediction model since they
were not directly related to the cutting tool health. Instead,
the thermocouples were used for feed axis health
monitoring. Hence, the vibration was used as an external
sensor input in this case. The spindle rotating speed, feed
rate and tool number were recorded from the controller
as parameters of the operating conditions.
The vibration data collected for different cutting tools
was automatically separated into different operating conditions
by PnP via classifying the combination of the
abovementioned parameters obtained from the controller.
The health indicator, which was the same as described
in section 2.1, of different cutting tool was output
FIGURE 7: System Setup of the Cutting Tool Health Prognostics [6] FIGURE 8: Continuous Degradation Tracking [6]
atp edition
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57
HAUPTBEITRAG
as the analysis results within different operating conditions.
The data collected right after the installation of
the cutting tool was trained by the prediction model as
the baseline. The rest of the data was compared with the
trained baseline. In our case, each cutting tool was used
with one combination of rotating speed and feed rate. If
multiple combinations of these parameters were associated
with the same cutting tool, the health indicator
would be generated from multiple operating conditions
for that cutting tool after a predefined number of samples
for baseline were collected for each operating condition.
Figure 8 showed the result of the health indicator (MQE)
of the entire life cycle of a cutting tool. The result clearly
showed the gradual degradation of the cutting tool
through its life time.
When the health indicator started to show an explicit
trend, the performance prediction algorithm was triggered
to estimate the remaining useful life or remaining
life to service. Our assumption was that a mechanical
system usually went through three phases of gradual
degradation during the entire life time: (1) no degradation
trend, (2) degradation propagation, and (3) dramatic
deterioration right before failure. If no degradation trend
was shown, the predictability is low. The remaining useful
life distribution tended to be very different when the
fault progression just started and when it was right before
failure. Hence, a regime identification mechanism was
included in the algorithm to detect which degradation
phase the machine was in based on historical data. The
characteristics used to determine the regime were standard
deviation, trendability and monotonicity (as described
in [7]) of the health indicator. A particle filter
algorithm [8] was actually used to propagate the trend of
the health indicator until it reached the pre-defined
thresholds according to engineering experience in different
degradation phases. There were two thresholds (as
shown in Figure 9) used in the case. One threshold was
the so called warning threshold which was set at the
stage when it was necessary to conduct maintenance
service to the machine. The other threshold was the failure
threshold, which indicated an actual failure. The
two thresholds were used for predicting remaining life
to service and remaining useful life, respectively.
The first two predictions started at cycle 60 and 100
which were denoted by the brown square and the purple
square in Figure 9, respectively. The blue dots were the
actual health indicator. The regime identification mechanism
detected that these two cycles were both in the
second phase. Hence, the parameters of the particle filter
were updated using the MQE that were in phase two. The
prediction result was shown as brown dots and purple
dots for the two predictions, respectively. The density of
the predicted remaining life to service was shown by a
scaled (for good visualization purposes) probability density
function (pdf) via fitting a Gaussian distribution.
The third prediction started at cycle 174 (denoted by
red square). The remaining useful life (RUL) was predicted
by propagating the particles in the particle filter
updated using the MQE that were only in phase three,
because it was detected to be in the dramatic deterioration
phase. The densities of the predicted end of life were
shown by a scaled probability density function as well.
The plot of life time pdf clearly showed the most probable
remaining life time to service or failure and its distribution.
It was noticed that the earlier in the life time
when the prediction started, the larger the confidence
bounds were. Finally, all the cycles in phase two and
phase three were used as the starting point of the life
time prediction. The average error percentage of the predicted
RULs was 4.79 %.
2.3 Turbine Generator Anomaly Detection and Diagnosis
In the case study, the purpose was to use the existing
PnP algorithms with minimum changes to analyze the
FIGURE 9: Remaining Useful Life/Life to Service Prediction
FIGURE 10: System Setup of Turbine Generator Monitoring
58
atp edition
10 / 2012
6-months’ turbine generator data trying to find out whether
any potential detrimental event or degradation pattern
happened in the history, and to identify the leading contributing
factors/measurements to the event or pattern.
Data received contains 32 measurements (including
speed, temperature and pressure, voltage, and current
and average vibration level, etc.) sampled each minute
and was saved in CSV file format with time stamps over
a 6-month period. No label information was provided.
PnP automatically grouped data measured when the
turbine was running at stable conditions with speeds
ranging from 3597 to 3603 revolutions per minute (rpm)
for pattern learning. The first half a months’ data was
selected as the baseline after confirmed with engineers
that in this period of time the generator was running in
good condition. All measured data in the 6 months was
compared with the baseline for anomaly detection. PnP
outputted a single digit health indicator to indicate the
overall generator health condition. The higher this indicator,
the more the current health condition deviated
from baseline. If an anomaly (e.g. a spike appears in the
health indicator) was detected, PnP prioritized the contributing
measurement to determine which
measurement(s) led to the anomaly. It helped engineers
to quickly find out which measurement contributed the
most to the deviation (shown as spikes in the health indicator).
An example is shown in Figure 10. By zooming in the
PnP output on the Panel PC, there were spikes on the day
of Nov 30th, 2011, which was considered as a potential
anomaly ‘Event’. There was no turbine shutdown event
close to that time stamp, but the health indicator showed
big spikes. By looking at the contributing measurement,
power factor was listed as the leading contributing factor
(the one drops most in the ‘Cause’ plot). The method used
to find the contributing factor is described in [5]. Moreover,
the cause plot showed that the voltages were increased
as the second contributing factors. Based on the
information, engineers can quickly confirm that the oscillating
of power factor during the 15 minutes actually
indicates a potential dangerous state of the generator, and
prepare inspection and maintenance accordingly. It was
noticed that there was no label given to train the PnP
algorithms. If engineers wanted to label this event as a
certain type of fault, the algorithm can be updated and
output the label with a probability showing how likely
this fault reappeared in the future.
2.4 Embedded Prognostics on PLC Systems
A motor test-bed was built for the purposes of validating
the concept of embedding prognostics capabilities into
PLC systems. For the testbed, which is shown in Figure
11, a Maxon dc motor (A-max 26), rubber wheel (loading)
and coupling were assembled. A mount was designed to
support the motor. The motor was powered with 24 VDC.
An accelerometer (IMI PCB 624B61) was installed on the
housing of the motor. The output range of the accelerometer
was between -5 and +5 volts. The data was conditioned
using a signal conditioner (IMI 682A02) which
provided 4 mA current excitation to the accelerometer
and output original signal in the scale of 1:1. The data
was taken at a sampling frequency 1 kHz (the PLC’s cycle
was set to 1 ms) using regular AI module (e.g. Siemens
AI 2x12bit; higher data conversion speed of 52 μs can be
achieved using high speed AI module, e.g. Siemens AI
8x14bit). The DI module (Siemens DI 16xDC24V) was used
to detect the running state (on/off) of the motor. The AI
and DI modules were connected to an interface module
(Siemens IM513-4PN) which was connected to the industrial
Ethernet. A PLC, where the Siemens WinAC software
was running on, was connected to the industrial
Ethernet via a PCI interface card (Siemens CP1616/
CP1604). A subset of the PnP software was ported into
C++ library running as DLLs in WinAC.
DC 24V
Power
B ase
Accelerometer
Mount
Motor
Load
A
Signal
Conditioner
PLC
PCI Interfa
ce
Interfa
ce
Module
AI
DI
Industrial Ethernet
FIGURE 11: Motor Test-bed for Validating Embedded Prognostics
FIGURE 12: Health Indicator for Various Motor Imbalance Situations
atp edition
10 / 2012
59
HAUPTBEITRAG
In order to test the performance assessment/anomaly
detection function, imbalance faults were introduced
manually to the motor test-bed. Small screws were installed
on different locations of the wheel panel which
was rotating with the shaft. As the location of the screw
changed, the imbalance patterns changed as well. It was
noticed that there existed misalignment due to the installation
of the loading on the shaft. The misalignment
existed in all balanced and imbalanced situations. The
algorithms should be able to detect the imbalanced patterns
despite of the misalignment.
Data was collected from each fault situation. For testing,
80 different records were used for each fault type.
Each data record contained 4092 data samples. There
were five different imbalance situations tested. Two energy
features (energy centered at the running speed and
its harmonic in the FFT spectrum) and six time domain
features (mean, standard deviation, and kurtosis, crest
factor and skewness and root mean square) were selected
as features to input to the performance assessment /
anomaly detection algorithm.
The anomaly detection algorithm in the prediction
model (specifically, an unsupervised self-organizing
map) was trained with only balanced data, which was
used as the baseline. Then the map was tested with other
data collected in situations of ‘1 Screw Near’, 1 Screw
Far, 2 Screw Near and 2 Screw Far. ‘1 Screw Near’ meant
that the screw was installed close to the bolt which was
used to fasten the loading with the shaft. ‘Near’ and ‘Far’
were both relative to the position of the bolt.
The results in Figure 12 show that when balanced
situation was trained as baseline, 2screwFar imbalanced
fault showed the biggest difference from the baseline.
The distances of different imbalances faults to the baseline
clearly differentiated 4 types of imbalance situations
with the balanced situation using the output of SOM
(MQE – a health indicator of deviation from baseline). A
possible reason of the increasing of the distance (MQE)
of class ‘1 Screw Far’ and ‘2 Screw Near’ is that the data
might not be taken at a perfect environment due to the
changing of the test-bed (e.g. loosening of the screw to
the fixture). However, the different levels of imbalanced
can still be well differentiated
The anomaly detection program was tested to run at a
real-time mode on the PLC. The program started collecting
data only when the motor is running. The baseline
was trained using unsupervised SOM after a predefined
number of data records were collected. After the baseline
was trained, the health indicator was calculated whenever
a new data record was collected. With this real-time
manner, the right information can be delivered to the
right person at the right period.
CONCLUSION
The paper presented the general methodology of plug
and prognose, which is a machine health monitoring
technology designed to automatically convert sensory
data into useful machine health related prognostics information.
Practices and experiment carried out on different
test-beds and industrial machines demonstrated
the effectiveness of applying the technology to many
types of machines with minimum human intervention.
By using this technology, no physics modeling of the
system is necessary. However, good understanding of
the physics of the system can contribute to better diagnosis
accuracy and can be incorporated into life time
prediction models. The implementation of the technology
on the PLC systems can potentially address broader
industrial applications.
MANUSKRIPTEINGANG
01.05.2012
REFERENZEN
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
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Engineering Conference, pp. 289-296. ASME, 2011
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Approach. In: Proceedings Annual Conference of the
Prognostics and Health Management Society, pp. 1–11.
PHM Society, 2009
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Instrumentation and Measurement, 58 (2), 291–296, 2009
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Agent ® for Machine Health Prognostics. International
Journal of COMADEM, 11(3), 2–15, 2008
60
atp edition
10 / 2012
AUTOREN
LINXIA LIAO (born in 1979) is a
research scientist at Control
Systems department at Siemens
Corporation, Corporate Research
and Technology in the US.
His main research interests
include system and components
fault diagnostics & prognostics
and their integration on embedded
systems.
Siemens Corporation,
Corporate Research and Technology,
755 College Road East,
Princeton, NJ 08540, USA,
Tel. +1 609 7 34 35 20,
E-Mail: linxia.liao@siemens.com
ZACHERY EDMONDSON (born in 1982)
is the head of Control Systems
department at Siemens AG,
Corporate Technology in Germany.
His main area of work includes
control systems, languages and
optimization algorithms for control
platforms, and power and energy
management.
Siemens Corporation,
Corporate Research and Technology,
755 College Road East,
Princeton, NJ 08540, USA,
Tel. +1 609 7 34 35 74,
E-Mail: zachery.edmondson@siemens.com
HARTMUT LUDWIG (born in 1963)
is the head of Control Systems
department at Siemens Corporation,
Corporate Research and
Technology in the US. His main
area of work includes embed ded
real-time software development,
control architecture and algorithms
for mission and safety
critical systems.
Siemens Corporation,
Corporate Research and Technology,
755 College Road East,
Princeton, NJ 08540, USA,
Tel. +1 609 7 34 35 23,
E-Mail: hartmut.ludwig@siemens.com
Electric Drives Production
Konferenz und Ausstellung
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Wissenschaftlicher Partner:
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Offizieller Verbandspartner:
edpc-expo.com
atp edition
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61
IMPRESSUM / VORSCHAU
IMPRESSUM
VORSCHAU
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Rosenheimer Straße 145
D-81671 München
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0
Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23
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Geschäftsführer:
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Spartenleiter:
Jürgen Franke
Herausgeber:
Dr. T. Albers
Dr. G. Kegel
Dipl.-Ing. G. Kumpfmüller
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Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen
Prof. Dr.-Ing. Ch. Diedrich
Prof. Dr.-Ing. U. Epple
Prof. Dr.-Ing. A. Fay
Prof. Dr.-Ing. M. Felleisen
Prof. Dr.-Ing. G. Frey
Prof. Dr.-Ing. P. Göhner
Dipl.-Ing. Th. Grein
Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel
Dr.-Ing. J. Kiesbauer
Dipl.-Ing. R. Marten
Dipl.-Ing. G. Mayr
Dr. J. Nothdurft
Dr.-Ing. J. Papenfort
Dr. A. Wernsdörfer
Dipl.-Ing. D. Westerkamp
Dr. Ch. Zeidler
Organschaft:
Organ der GMA
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund
Automatisierungs technik)
und der NAMUR
(Interessen gemeinschaft
Automatisierungs technik der
Prozessindustrie).
Redaktion:
Anne Hütter (verantwortlich)
Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18
E-Mail: huetter@oiv.de
Gerd Scholz (gz)
Maria Kuwilsky (sky)
Einreichung von Hauptbeiträgen:
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas
(Chefredakteur, verantwortlich
für die Hauptbeiträge)
Technische Universität Dresden
Fakultät Elektrotechnik
und Informationstechnik
Professur für Prozessleittechnik
D-01062 Dresden
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14
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Fachredaktion:
Dr.-Ing. M. Blum
Prof. Dr.-Ing. J. Jasperneite
Dr.-Ing. B. Kausler
Dr.-Ing. N. Kiupel
Dr. rer. nat. W. Morr
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Praxis“ erscheint
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