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F1-Zeitreise
Früher und heute: So hat sich die
Formel 1 verändert
Yamaha ohne Rossi
Rossi ist weg, der Erfolg soll bleiben:
Geht es Yamaha sogar besser?
Formel 1 + Motogp + Motorrad + Tourenwagen + Rallye + Us-Racing + mehr Nr.18
Das Honda
Geheimnis
Aufgedeckt: Das
Honda-Mysterium
– der Trick mit
dem Getriebe. Das
macht Stoner & Co
2011 so schnell
crash,
boom, bang
Spektakuläre
Unfälle: die fünf
härtesten Crashes
und Überschläge
der letzten Jahre
Vettel
exklusiv
Formel 1:
Kampf gegen Hollywood
und PlayStation
Ausblick:
Die Formel 1
der Zukunft
HEIDFELD
»in der Formel1
gibt es keine
Gerechtigkeit«
Crutchlow:
Alleine gegen
den SBK-Fluch
INHALTsverzeichnis
formel 1
vs. hollywood
34
78
neue welt:
yamaha ohne rossi
88
Enthüllt: Das
Honda-Geheimnis
exklusivinterview
nick heidfeld
26
30
Crash, boom, bang:
spektakuläre unfälle
2 www.Motorsport-Magazin.com
IN DIESER AUSGABE
formel 1
Editorial
interview - nick heidfeld: Keine Gerechtigkeit 26
flop-5: Die spektakulärsten Unfälle 30
interview - alex wurz: Kampf gegen Hollywood 34
story: Das Formel-1-Lenkrad erklärt 38
story: F1-Zeitreise: Früher und heute 40
Story: Die Formel 1 der Zukunft 46
interview - sebastian vettel 50
history: Die italienische Tragödie 52
story: Neue Finanzierungswege 56
automobil
DTM: Spektakuläre Auftaktrennen 60
dtm: Das Comeback von Spielberg 62
gp2: Interview - Romain Grosjean 66
wrc: Eine Art Schachspiel 68
interview - Stefan Mücke 70
wtcc: Good old times 72
motorrad
story: Das Honda-Geheimnis 78
interview - cal crutchlow: Der SBK-Fluch 84
story: Yamaha ohne Rossi 88
flop-5: Wetterlügen 92
story: Was macht eigentlich, Alex Hofmann? 96
interview - stefan kiefer: Zukunftsmusik 98
story: Sandro Cortese zwischen den Welten 102
story: Carlos Checa - El Toro 106
interview - ken roczen: Der Überflieger 108
service
Boxenstopp 4
Stephan Heublein, Chefredakteur
Zeitmaschine - Die Formel 1 steht nie still. Vor wenigen
Monaten hätte niemand an einen nach vorne gerichteten
Auspuff geglaubt, vor einem Jahr kannte niemand den
F-Kanal und vor zwei Jahren war der Doppeldiffusor noch
Illusion. Wie sehr sich die Formel 1 in 61 Jahren weiterentwickelt
hat, zeigt der Ausflug in unser reichhaltiges Bildarchiv
mit Vergleichen zwischen früher und heute. Doch die
Entwicklung hört nicht auf. Wie könnte es weitergehen? Was
ist der nächste Schritt nach verstellbaren Heckflügeln und
KERS? Meine Kollegin Kerstin Hasenbichler bat Alex Wurz
zum Gespräch. Der Österreicher spricht offen über die
tatsächlichen Gegner der Formel 1 und verrät, wie sie sich
gegen Hollywoodfilme und Playstation durchsetzen kann.
Killermaschine - Schon bei den MotoGP-Testfahrten im
Winter machten wir ein mögliches Titelthema für diese
Ausgabe aus: Was ist das Geheimnis der schnellen Honda?
Falko Schoklitsch begab sich auf Spurensuche und wurde tief
im Inneren der RC212V fündig - im Getriebe. Was der Trick
daran ist, verrät er Ihnen ab S. 78. Angesichts des dominanten
Saisonstarts könnte es jetzt doch noch zu einem Honda-
Titel in der 800er Ära reichen. Viel erfolgreicher in dieser Zeit
war Yamha - vor allem dank Valentino Rossi. Aber wie geht es
ohne ihn weiter? Wir haben nachgeforscht...
Kolumnen 18
ZIELGERADE 112
Impressum 114
Fotos: adrivo/Sutton, Milagro
Titelfotos: adrivo/Sutton, Red Bull, milagro
www.Motorsport-Magazin.com 3
Boxenstopp
MotoGP Stars
unterstützen Japan
Nach den anhaltenden Folgekatastrophen in Japan schlossen sich die
MotoGP-Fahrer aller Klassen zusammen, um die Aktion ‚We X Japan‘ zu
starten. Dafür wurde ein T-Shirt entworfen, auf dem die MotoGP-Stars
unterschrieben. Der Erlös soll beim Grand Prix von Japan einer humanitären
Organisation übergeben werden. “Unsere Herzen und Gedanken sind bei
jedem Menschen in Japan. Ich hoffe, dass sie die nötige Kraft zum Kämpfen
haben, um diese Zeit zu überstehen“, sagte Casey Stoner.
Text: Toni Börner, Jule Krause, Maria Pohlmann
Nächster MotoGP-Star bei der TT
Backflip-Aerobatics
in München
Hannes Ackermann durfte im März die ersten Tricks
in München springen, denn die Night of the Jumps hat es
nach elf Jahren endlich in die bayrische Landeshauptstadt
geschafft. Der Veranstalter verspricht am 28. Mai ganze
drei Stunden Freestyle-Action mit ausgedehntem
Race & Style Contest, Highest Air Wettbewerb und der
kompletten FMX-Elite.
Er war fünf Mal Weltmeister der Klasse bis 500ccm. Er nahm schon
am Race of Champions teil und besuchte den Saisonauftakt der
Formel 1 in Melbourne. »Ich bin ein Fan aller Motorradsportarten«,
sagt Mick Doohan, »und die TT ist weltberühmt, darum will ich da
hin.« Doohan wird an der Seite von Ian Hutchinson auf einer Honda
auch an der Parade-Runde teilnehmen.
Fotos: milagro, ISLE of MAN TT, NIGHT of THE jumps
Leidende Spanier
Dani Pedrosa und Alvaro Bautista erwischten zum Saisonstart
das Verletzungspech. Doch während Pedrosa trotz
Muskelschwäche fahren konnte, muss Bautista einen
Oberschenkelbruch auskurieren. Nach zwei komplizierten
Operationen ist der Suzuki-Fahrer äußerst optimistisch
und will trotz Bruch, innerer Blutungen im Oberschenkel
und einem verkürzten Quadrizeps keine sechs Monate
Genesungszeit in Anspruch nehmen.
Rossis Pizza-PARTy
Fan-Club einmal ganz anders, sagte sich Valentino Rossi und kombinierte
die neuen Räumlichkeiten seiner offiziellen Fan-Organisation mit
einer Pizzeria im Herzen von Tavullia. Eigentlich sollen in der Basis der
Rossi-Fans verrückte Aktionen ausgedacht werden, doch mit der
“Bar Pizzeria da Rossi” ist nun auch der ‚normale VR46‘ Fan eingeladen,
Pizza zu essen und die MotoGP-Liveübertragung zu genießen.
www.Motorsport-Magazin.com 5
Boxenstopp
Neues Trio bei Audi
Drei Teams für BMW
Schnitzer, RBM und Reinhold Motorsport - das sind die drei Mannschaften,
mit denen BMW das DTM-Comeback 2012 in Angriff nimmt. Die beiden
erstgenannten Teams sind aus der WTCC ein Begriff. Neu formiert ist die
Truppe Reinhold Motorsport, hinter der Stefan Reinhold steht. Der Teamchef
war zuletzt für Phoenix Racing tätig und kennt Jens Marquardt, den neuen
BMW-Motorsportdirektor, noch aus der gemeinsamen Zeit bei Toyota.
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Für die DTM-Saison 2011 hat Audi gleich drei neue Gesichter
verpflichtet. Rahel Frey, Filipe Albuquerque und Edoardo Mortara lösen
Katherine Legge, Markus Winkelhock und Alexandre Prémat ab. Bereits
im winterlichen Fitnesscamp zeigten sich die drei Neuzugänge auf
Augenhöhe mit den arrivierten Piloten - können sie dieses Niveau auch
beim Saisonauftakt in Hockenheim halten?
Rennfeeling
für zu Hause
In der neuen Saison fahren Vettel, Alonso & Co
nicht nur auf der echten Strecke gegeneinander,
sondern auch auf der Carrera DIGITAL 132
Rennbahn. Das »Formula 1 Champions« Set bietet
die originalgetreuen Boliden von Ferrari, Red
Bull und McLaren. Neben den F1-Autos sind im
diesjährigen Carrera-Sortiment auch aktuelle
DTM-Boliden von Audi und Mercedes sowie
Klassiker wie der Auto Union Typ C und der
Mercedes W 125 erhältlich. Erleben Sie Motorsport
für zu Hause: www.carrera-toys.com
feuriger seitenwecHSEL
Nach einer verkorksten DTM-Saison und dem Abschied von Audi
musste sich Markus Winkelhock nach einer Alternative umsehen.
Fündig geworden ist er in der GT1-WM: Winkelhock wird 2011 mit
einem Lamborghini Murcielago für Münnich Motorsport an den
Start gehen. Beim ersten Renneinsatz in Abu Dhabi landete er mit
seinem Teamkollegen Marc Basseng auf dem Podium.
Fotos: adrivo/SUTTon, MÜNNICH motorsport, CARRERA, AUDI, ADAC gt MASTERS
Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel
Frentzen koMMT
zurück
Heinz-Harald Frentzen hatte den Helm schon an den Nagel
gehängt, will es in der kommenden Saison aber noch einmal
wissen. Gemeinsam mit Sven Hannawald geht der mehrfache
GP-Sieger auf einer Corvette im ADAC GT Masters an den Start.
»Mein Abgang 2006 aus der DTM war für mich sehr unbefriedigend.
Das war nicht das Bild von mir, das ich den Motorsportfans
hinterlassen wollte. Bei meinem Comeback will ich
mich noch einmal richtig präsentieren«, so Frentzen.
www.Motorsport-Magazin.com 7
Boxenstopp
Generalprobe verpasst
Die 12 Stunden von Sebring eignen sich perfekt als Generalprobe für Le Mans, schließlich ist die Belastung ähnlich hoch.
Doch es kam, wie es kommen musste: Der neue Bolide von Audi wurde nicht rechtzeitig fertig, man ging mit dem alten R15 an den
Start. Aston Martin und Stefan Mücke verzichteten gleich komplett auf den Amerika-Trip und der neue Peugeot lief noch nicht
rund. Den Sieg schnappten sich Nicolas Lapierre, Loic Duval und Olivier Panis in einem alten Peugeot 908 HDi.
Einmal rund
um die WELT
Die Verbindung aus Fußball und Motorsport wird in
der kommenden Saison noch internationaler. In
der Superleague Formula stehen 2011 Rennen in
Eu ropa, Asien, Südamerika und sogar Neuseeland
auf dem Plan. Der Auftakt findet am 29. Mai in Estoril
statt, einen Lauf in Deutschland gibt es in dieser
Saison nicht. Das Finale steht am 27. November
in Neuseeland an, zuvor gibt es Abstecher nach
Brasilien und in den Mittleren Osten.
Fotos: adrivo/SUTTon, pEUGEot, supERLEAGUE foRMULA, oHNE LIMIT
8 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel
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Der Preis ist heiSS
Wenn das mal kein Anreiz ist: Beim Saisonfinale der IndyCar
Serie auf dem Homestead-Miami Speedway können Gaststarter
fünf Millionen US-Dollar gewinnen, dafür ist »lediglich«
der Rennsieg notwendig. Juan Pablo Montoya schloss
einen Start schon aus, aber vielleicht kommt es ja zu einem
Generationenduell, wenn Marco Andretti im Oval plötzlich
auf Vater Michael und Großvater Mario treffen sollte?
Ohne Limit
Rennfahrer sind es gewohnt, ans Limit und notfalls darüber hinaus
zu gehen. Der Autor Eddie Morra kämpft hingegen mit einer
Schreibblockade - erst als ihm ein Freund die streng geheime
Designerdroge NZT zuspielt, lernt er sein Potenzial voll auszuschöpfen.
Das bleibt nicht ohne gefährliche Folgen für ihn. Der
Actionthriller »Ohne Limit« mit Bradley Cooper sowie Oscar-Preisträger
Robert De Niro in den Hauptrollen läuft seit 7. April bundesweit
in den Kinos. Mehr unter: www.facebook.com/OhneLimit
Aufs Dach gelegt
Extrem-Motorsportler Ken Block ist eine
raue Gangart gewohnt, doch beim Shakedown
zur Rallye Portugal übertrieb er es:
Der Amerikaner überschlug sich mit
seinem Ford Fiesta und landete auf dem
Dach. Block und sein Co-Pilot Alex
Gelsomino wurden für Checks ins Krankenhaus
gebracht, blieben jedoch unverletzt.
Das Auto war jedoch zu stark beschädigt,
um an der Rallye teilzunehmen.
www.Motorsport-Magazin.com 9
Boxenstopp
Mark Webber durfte schon
die echte Kylie treffen,
von Sebs Kylie bekommt er noch
nicht mal den Frontflügel...
Imola gehört zu Asien
Das Finale der GP2 Asia ausgerechnet im italienischen Imola auszutragen,
ist schon etwas kurios - die Absagen der beiden Bahrain-Wochenenden
ließen aber kaum eine andere Wahl. Meister nach nur vier Läufen an zwei
Rennwochenenden wurde Romain Grosjean. Christian Vietoris, der deutsche
GP2-Starter, verzichtete vorab auf den kompletten Asia-Ausflug.
Monaco: Nervenkitzel
par excellence
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Kinky Kylie
Sebastian Vettel hat eine neue Herzdame – zumindest an der
Rennstrecke. Sein RB7 mit der Startnummer 1 hört in diesem
Jahr auf den Namen »Kinky Kylie«. Die sexy Kylie ist damit
die Nachfolgerin von »Randy Mandy«, mit der Vettel im Vorjahr
immerhin den WM-Titel gewann. Weniger erfolgreich waren
»Kate«, »Kate‘s Dirty Sister« und »Luscious Liz«. Und warum
ausgerechnet Kylie? Seb erklärt: »Sie hat einen knackigen
Hintern, sie ist geschmeidig und schön anzusehen.«
Monaco ist das Kronjuwel im F1-Rennkalender - kein Rennen ist berühmter,
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unter anderem Shuttle-Service, offene Bar und Kangaroo TV.
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Text: Kerstin Hasenbichler, Fabian Schneider, Manuel Sperl, Mike Wiedel
Vettel als
Schafscherer
Sebastian Vettel ist zwar weltmeisterlich, wenn es ums
Rennfahren geht, aber nicht wenn es um Schafe geht.
"Jeder kennt und weiß, dass das Scheren gemacht wird,
aber es selber zu machen, ist doch etwas anderes. Wenn
man beim Rasieren zehn Mal ansetzen muss, dann ist
das Stress für das Schaf und die Wolle ist nicht in einem
Stück. Aber Übung macht den Meister", gab sich Vettel
hoffnungsvoll. Bei seinem nächsten Besuch in Australien
will er sich als "Bauer" besser anstellen.
Fotos: adrivo/SUTTon, RED BULL, gp2 SERIES
Cockpittausch
Jenson Button tauschte in Melbourne
das Cockpit mit dem regierenden
V8-Supercar-Champion Jamie Whincup.
Wincup nahm im Cockpit des
McLaren MP4-23 Platz, während
Button ein paar Runden in dessen
V8 Supercar abspulte. Dabei bewies
Button, dass er nicht zufällig F1-
Weltmeister geworden ist: Mit seiner
Performance hinterließ er einen
bleibenden Eindruck bei Teamchef
Roland Dane, der ihn liebend gern in
seiner Rennserie hätte: "Er ist immer
herzlich willkommen."
www.Motorsport-Magazin.com 11
Boxenstopp
PRO & CONTRA
Strecken
PRO
CONTRA
Langweilig, immer dasselbe und irgendwie überhaupt nicht
überholfreundlich seien sie, stöhnen viele Fans. Gemeint
sind die neuen Strecken aus der Feder von Hermann Tilke.
Selbst manche Team- und Technikchefs fordern seit Jahren:
ändert die Strecken und nicht immer die Autos!
Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn für andere Strecken
im Stile der altehrwürdigen Kurse sind zwei Faktoren unerlässlich:
das passende Gelände und geringere Sicherheitsansprüche.
Die meisten neuen Rennstrecken, abgesehen
von Stadtkursen wie Singapur, entstehen auf Grundstücken,
die sonst niemand für seine Bauvorhaben nutzen möchte
- etwa Sumpfgebieten oder platten Gegenden ohne abwechslungsreiche
Höhenunterschiede.
Ein neues Spa-Francorchamps lässt sich also nur selten
umsetzen, aber selbst wenn das Gelände eine extreme Bergund
Talbahn wäre, ließen sich viele Kurven gar nicht mehr
durchsetzen, weil die Sicherheitsvorschriften zwingend
breite Auslaufzonen vorschreiben. Schließlich steht stets
die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern an erster Stelle.
Gleichzeitig wollen die Veranstalter ihre teuren Strecken
für so viele Rennklassen wie möglich nutzen, demnach
müssen auch Auslaufzonen und Sicherheitsmaßnahmen
für Motorradrennen berücksichtigt werden, die für
Formel-1- oder Autorennen nicht notwendig wären. Der
Wunsch nach den guten, alten Strecken hat also einen
Haken: Wenn man sie denn bauen dürfte, dürfte heute niemand
darauf Rennen austragen.
Text: Stephan Heublein
Königsklasse des Motorsports und Sumpfgebiete? Das
passt irgendwie nicht zusammen. Klar, die Zeiten sind
hart und auch die Formel 1 muss sparen. Aber sich deshalb
mit Grundstücken zufrieden zu geben, die sonst
keiner haben will bzw. gebrauchen kann, entspricht nicht
gerade der Königsklasse des Motorsports.
Auch wegen des Geldes fiel in der Vergangenheit so manche
Traditionsrennstrecke den Retortenkursen wie Bahrain
oder Abu Dhabi zum Opfer. Viele Fans verfluchen das
Streckeneinerlei von Hermann Tilke: »Damit hat die Formel
1 ein gutes Stück der Tradition kaputt gemacht.«
Dennoch müssen Kurse wie Spa-Francorchamps, die von
den Fahrern und Fans geliebt werden, weiterhin um ihre
Zukunft im Formel-1-Rennkalender bangen.
Anderen Strecken wie Monza oder Hockenheim wird
durch »Entschärfungsmaßnahmen« gerade das genommen,
was sie eigentlich ausmacht. Sicherlich muss der
Sicherheitsstandard an jeder Strecke gegeben sein, aber
die Verantwortlichen machen es sich zu einfach, wenn
sie denken, sie können Kurven einfach durch Schikanen
ersetzen und das war‘s. Sam Michael fordert sogar eine
Verbannung der ungeliebten Schikanen.
Immerhin hat die FIA endlich eingesehen, dass man die
Autos mit noch so vielen technischen Hilfsmitteln ausrüsten
kann, es aber nichts bringt, wenn die Strecken
keine Überholstellen bieten. Deshalb soll eine Design-
Gruppe die Kurse genau unter die Lupe nehmen.
Text: Kerstin Hasenbichler
Foto: adrivo/Sutton
12 www.Motorsport-Magazin.com
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Finalrunde ein, in der eine Experten-Jury die
Gewinner in der Foto- und Video-Rubrik
kürt. Zu den prominenten Juroren gehört
unter anderem der Rallye Dakar-Sieger von
2011 Timo Gottschalk.
Das gibt es zu gewinnen: In der ersten
Gewinnphase locken ein sportliches Auto, 20
Tickets für ein Fahrertraining auf dem Nürburgring
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die Fußball-Europameisterschaft 2012 in
Polen und der Ukraine. Auch in der zweiten
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Fotos: adrivo/Sutton, dtm, castrol
14 www.Motorsport-Magazin.com
10 Fragen an…
Timo Scheider
Audi-Pilot Timo Scheider
mit seiner Freundin Jessica
Hinterseer
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und gesellschaftlichem Engagement im Sport. Das Motorsport-Magazin
stellt Motorsportler als Mensch und ihr soziales Engagement vor.
Diesmal: DTM-Pilot Timo Scheider.
1
Auf der Strecke und in deinem Sport zeigst
du großen Ehrgeiz, hat dich das geprägt?
Ganz sicher hat der Erfolg aus mir sportlich
und privat einen anderen Menschen gemacht.
Ich bin durch jeden Erfolg und Misserfolg gereift.
Ich bin hier, um meinen Traum zu leben.
2
Welche Werte wurden dir in deiner Kindheit
vermittelt?
Ehrlichkeit und Offenheit. Gerade im
Sport habe ich Situationen erlebt, in denen ich
egoistischer hätte sein müssen, um vielleicht
einen Vorteil zu erlangen, aber heute kann ich
sagen, dass mein Weg sich ausgezahlt hat. Jetzt
versuche ich, meinem Sohn diese Werte zu
vermitteln.
3
Wie gehen die Menschen heutzutage miteinander
um?
Ich bin oftmals schockiert, wie oberflächlich
wir in unserer Gesellschaft miteinander
umgehen. Damit habe ich manchmal zu kämpfen.
Manchmal muss man das Kleine schätzen
können, obwohl man Großes erreicht hat. Diesbezüglich
fehlt unserer Gesellschaft die richtige
Balance.
4
Du selbst engagierst dich ebenfalls, welche
Themen und Projekte liegen dir am
Herzen?
Die Initiative »Stunde des Herzens« in Vorarlberg
ist für mich wichtig. Sie war einer meiner ersten
Berührungspunkte mit benachteiligten Kindern
und Familien. Aber auch die Stiftung »Wings for
Life« unterstütze ich als Botschafter. Für meinen
Einsatz soll ich in Österreich das Bundesverdienstkreuz
verliehen bekommen - einerseits ehrt
mich das, andererseits bin ich überrascht, denn
ich benötige keine Auszeichnungen, um im
Leben Gutes zu tun.
5
Warum setzt du dich gerade für diese
Projekte ein?
Durch mein Engagement habe ich Leid in
Familien und bei Kindern gesehen - das hat mich
geprägt und dazu gebracht, mich anders zu verhalten
und mich weiter zu engagieren.
6
Was kannst du durch dein Engagement
bewegen?
Es gibt den schlauen Spruch: »Tue Gutes
und rede nicht darüber«. Von dieser Meinung
bin ich schon lange abgekommen, weil der, der
so kleingeistig denkt, eh auf dem falschen Weg
ist. Ich kann nur sagen: »Tue Gutes und rede
darüber.« Es geht nicht darum, im Rampenlicht
zu stehen, sondern darum, so viel Gutes wie
möglich zu tun. Dafür muss man nicht in ferne
Länder reisen, es beginnt schon zuhause in der
eigenen Nachbarschaft!
7
Welches war dein emotionalstes Erlebnis,
das du durch dein privates Engagement
erfahren durftest?
Das war ein dreieinhalbjähriges Kind, das zum
vierten Mal operiert wurde und eigentlich keine
Heilungschancen mehr hatte. Ich werde nie vergessen,
wie sie vor mir steht, den Kopf an meinen
Kopf legt, mich mit ihren kleinen Händen packt
und mir mit dem Spruch »Ich hab dich lieb« einen
Kuss auf die Wange drückt! Da sind mir die Tränen
gekommen. In so einem Moment merkst du,
was für ein kleines Licht du im Universum bist
und wie wenig du ausrichten kannst, egal wie
erfolgreich du bist. Das lässt dich mit Niederlagen
im Sport viel besser umgehen, weil du weißt, es
ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang.
8
Als Sportler erlebt man Höhen und Tiefen.
Was war dein sportlichtes Highlight?
Ganz klar mein erster Titelgewinn 2008.
Das war ein unfassbares Gefühl und es gibt heute
noch Momente, in denen ich mir die DVD als
Motivation ansehe.
9
Was war dein sportlich bislang
bitterster Moment?
In der Formel 3 bin ich gegen Nick Heidfeld
um den Titel gefahren. Ich wusste, wer den
Titel gewinnt, erhält eine Chance in der Formel
1. Ich machte einen Fehler, flog ab und verlor die
Meisterschaft. Das tut mir im Nachhinein auch
heute noch weh, obwohl ich heute weiß: Das
musste so kommen.
10
Gibt es einen Spruch, der für dein
Lebensmotto steht?
Heute ist ein Neustart und morgen ist
ein Neustart. Ich nutze diesen Spruch »jeden
Tag, als wenn es der letzte wäre«. Man muss aus
jedem Tag das Beste machen. Dafür arbeite und
lebe ich!
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www.Motorsport-Magazin.com 15
Boxenstopp
Boxenspion
An jedem RENNWOCHENENDE STRÖMEN UNSERE REDAKTEURE
in DEN FAHRERLAGERN VON FORMEL 1, MOTOGP, DTM & Co AUS.
DABEI SCHNAPPEN SIE JEDE MENGE WITZIGE ANEKDOTEN AUF.
McLaren hatte bei den Tests
eine dicke Nase - aber nur
zum Datensammeln
Was haben wir bei F1-Tests nicht
schon für seltsame Gebilde gesehen?
Aufgesprühte Farbe an Front
und Heck, massive Funkantennen
auf der Airbox und Rechen hinter
dem Auto. Doch was McLaren in
Barcelona auffuhr, übertraf alles
bis dahin Dagewesene: Ein riesiger
Buckel an der Nase des MP4-26.
Es scheint gewirkt zu haben, aus
dem hässlichen Näslein wurde in
Australien ein schneller Chrompfeil.
Auf dem Weg nach Australien traf
Christian Danner HRT-Chef Colin
Kolles am Münchner Flughafen. Das
Problem: Kolles‘ Handkoffer war mit
54 kg zu schwer, denn darin waren
die Ballast-Gewichte für das Auto!
Am Ende musste der Teammanager
etwas Gepäck übernehmen und
Kolles sogar ein Teil in die Jackentasche
stecken... Danner: »Das war
wie in alten Zeiten. Wie oft bin ich
mit Autoteilen unter dem Arm zu
Rennen geflogen!«
Mobile-App für
alle Handys
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mehr aus der Motorsportwelt:
Ergebnisse,
News und Bilder für
Android, BlackBerry,
iPhone, Nokia und
Smartphone. Mehr:
www.motorsportmagazin.com/
goto/mobil/
Traditionen soll man nicht brechen:
Auch in der Saison 2011 können Sie bei
den Motorsport-Magazin.com Tippspielen
für die Formel 1, MotoGP und DTM groß
abräumen. Geben Sie bis eine Stunde vor
dem Qualifying und dem Rennen Ihre Tipps
ab und gewinnen Sie tolle Preise - etwa
eine Fahrt in einem echten Formel-Rennauto!
Mittippen unter: www.Motorsport-
Magazin.com/goto/Tippspiel2011/
Ron Dennis scheint sich zu viel
von Lewis Hamilton abgeschaut zu
haben: Dem ehemaligen McLaren-
Teamchef wurde kurz vor Saisonbeginn
der Führerschein entzogen
– er hatte zu viele Strafpunkte angesammelt.
Das letzte Vergehen war
das Überfahren einer roten Ampel.
Das probierte Lewis auch einmal
bei Kimi Räikkönen in Kanada...
14 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Manuel Sperl, Mike Wiedel
Egal ob MotoGP, WRC, DTM oder Formel 1: Mit unserer Website Motorsport-Magazin.com sind
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in Wort, Bild und Ton. Am besten gleich ansurfen: www.Motorsport-Magazin.com
Von der Polizei in Melbourne gestoppt, die
Rennstewards angeschwindelt - Lewis Hamilton
hat schon einige Dummheiten angestellt.
Aber am meisten bereut er etwas Anderes:
»Meine Frisur aus dem Jahr 2006, als meine
Haare noch sehr lang waren. Meine Mum hat
mir damals gesagt: Das ist süß.« Mittlerweile
weiß er: »Es sah absolut schrecklich aus!«
Alex Wurz hat twitter für sich entdeckt.
Beim Rennen in Sebring schrieb er nach
einer Kollision zwischen seinem Auto und
dem von Allan McNish: »Allan fragte gerade,
ob wir zusammen in den Pub gehen sollen!
Da er kleiner ist als ich, glaube ich, er will
was trinken und keine Schlägerei.« Follow
Alex: twitter.com/alexwurz
Fotos: adrivo/SUTTon
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Motorsportwelt lesen Sie auf unserer Facebookseite:
www.facebook.com/motorsportmagazin/
Auch bei McLaren wird getwittert. Testfahrer
Gary Paffett gefiel vor allem das neue Foto
von Jenson Buttons Freundin Jessica. »Wow,
Jessy. Dein neues Profilbild ist heiß!« Jenson
sah das genauso: »Unglaublich heiß, sogar!
Und jetzt zurück in den Simulator mit dir.«
www.Motorsport-Magazin.com 16
Kolumne.schoklitsch
Falko Schoklitsch
Außer Kontrolle
Die MotoGP-Fahrer unterstützen die Opfer
der Katastrophe in Japan
Es gibt Zeiten, in denen ist der Motorsport
wirklich nur Nebensache. Die
Erdbeben-Katastrophe in Japan hat das
mehr als deutlich unterstrichen.
Menschen haben gerne das Gefühl,
alles unter Kontrolle zu haben. Die selbsternannte
Krone der Schöpfung ist einfach so
gestrickt, immer und überall den Eindruck haben
zu wollen, selbst das eigene Schicksal bestimmen
zu können. Immer wieder werden ihr bei diesem
Vorhaben aber ihre Grenzen aufgezeigt. Spielt
die Natur nicht mit, ist der Mensch hilflos, egal
ob es ihm nun gefällt oder nicht. Am 11. März
2011 bekam die Menschheit in Japan wieder einmal
klar ihre Grenzen aufgezeigt. Die Erde bebte
so stark, wie sie im Land der aufgehenden Sonne
seit Beginn der Messungen noch nie gebebt hatte.
Auf das Beben folgten ein Tsunami, unvorstellbare
Verwüstung und eine atomare Katastrophe,
deren Ausmaße nach wie vor nur schwer abzuschätzen
sind. Der Mensch hatte nicht mehr alles
unter Kontrolle, auch die von ihm geschaffenen
Atommeiler nicht, die nach Meinung ihrer Befürworter
doch sicher Strom liefern sollten. In dieser
Mischung aus Leid, Hilflosigkeit und Ratlosigkeit
wirkte die Frage, ob denn der Japan GP wie geplant
am 24. April ausgetragen wird, nur allzu banal.
Schließlich hatte das ganze Land Besseres zu tun,
als sich um die Ausrichtung eines Zweirad-Events
zu kümmern. Dementsprechend dauerte es auch
nicht lange, bis die Entscheidung kam, das Rennen
vorerst für den 2. Oktober anzusetzen. "Das ist
eine schreckliche Geschichte. Für die ganzen Menschen
vor Ort ist es ganz, ganz schlimm, was da
passiert ist. In so einer Situation macht es auch
keinen Spaß, anzutreten und so einen Sport zu
betreiben. Dort hat man ganz andere Sorgen",
sagte Kiefer Racing Teamchef Stefan Kiefer dem
Motorsport-Magazin. Gerade im Motorsport, wo
die technischen Grenzen immer weiter ausgedehnt
werden, wo es um Hundertstel und Tausendstel
geht, wo nichts dem Zufall überlassen wird, haben
die Verantwortlichen gerne alles unter Kontrolle.
Die Katastrophe in Japan hat aber nur zu deutlich
vor Augen geführt, wie wenig man tun kann, wenn
die Natur etwas dagegen hat. Gleichzeitig ist es
völlig unwichtig, ob die WM jetzt Rennen verschieben
musste oder nicht. Im Vordergrund muss
die Hilfe für Japan stehen und gleichzeitig gilt es
für den ganzen Erdball, die richtigen Konse-
quenzen daraus zu ziehen. Denn was hilft es, wenn
viele Länder atomfrei werden, solange doch noch
ein paar daran festhalten. So mag der US-Bundesstaat
Hawaii so weit weg vom Festland liegen wie
keine andere Inselgruppe der Welt, bei ungünstigem
Wind wäre er in die Bahn der Atomwolke
gekommen und hätte gar nichts dagegen tun können.
Hier mag das falsche Forum für politische
Plädoyers sein, immerhin dreht sich das Motorsport-Magazin,
wie der Name schon sagt, um
Motorsport. Dennoch wäre es falsch, die Augen
vor so einer Katastrophe zu verschließen, nur weil
sie in andere Ressorts gehört. Denn wenn Japan
uns neben der Hilflosigkeit gegenüber den Kräften
der Natur etwas gezeigt hat, dann dass es für
gewisse Dinge keine Grenzen gibt - egal ob thematisch
oder geografisch. Dann ist es an der Zeit,
dass die ganze Menschheit nachdenkt, handelt und
hilft. Oder wie F1-Teamchef Peter Sauber meinte:
"Es ist schwer, Gefühle und Eindrücke in Worte
zu fassen, aber Schweigen bedeutet, es nicht einmal
zu versuchen. Wir können nicht glauben, was
wir sehen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen
in Japan. Wir wünschen ihnen viel Kraft in
dieser unendlich schweren Zeit."
Fotos: milagro
18 www.Motorsport-Magazin.com
Paddock-Zitate
Moderne Rennfahrer sind wie Kassettenrekorder - wer die nicht mehr kennt: das sind altmodische
mp3-Player. Zum Glück antworten nicht alle Piloten ausschließlich mit vorgefertigten Phrasen...
»Ich saSS MIT MEINER FRAU
BEIM ABENDESSEN UND ERFUHR,
DASS UNSER SOHN UNSERE
KATZE MIT KLEBEBAND ANS
SOFA GEKLEBT HAT, wäHREND
ICH BEIM TESTEN WAR.«
Shane Byrne über die Zustände in seinem Haushalt
»Das Auto ist nicht
scheiße, aber mehr kann
man nicht sagen.«
Nick Heidfelds klare Ansage nach seinem ersten
Test mit dem neuen Renault
»Bislang bin ich noch nicht im
Schnee mit der Maschine gefahren,
aber ich schätze beim zweiten
Saisonrennen erhalte ich die Gelegenheit.
Was für eine brillante Idee,
Donington auf März zu legen.«
Eugene Laverty zum WSBK-Rennkalender
»Jedes Mal wenn Pirelli einen Test -
fahrer anstellt, wird er für die Teams
interessanter - vielleicht sollten
wir eine Provision von ihren zukünftigen
F1-Gehältern verlangen!"«
Paul Hembery nimmt es mit Humor, dass ihn Nick Heidfeld
und pedro de la Rosa verlassen haben
»Er denkt vermutlich, dass
er nun ein leichtes Leben
hat und er könnte in der
Mitte eines Rennens anhalten,
und eine Rauchpause
ein legen, wenn er das will.«
Colin Edwards über den Auftaktsieger Casey Stoner
»Ich bin wenigstens etwas
Rad gefahren, aber jede Oma hat
mich überholt.«
Timo Glock war nach seiner Blinddarm-OP nicht sofort in Topform
www.Motorsport-Magazin.com 19
Kolumne.Hasenbichler
Kerstin Hasenbichler
Ist der Status
der Formel 1
in Gefahr?
In der guten, alten Zeit gab es auch ohne Knöpfe, Flügel
und Sprinkleranlagen spannende Rennen
Die Formel 1 gilt als Königsklasse des
Motorsports. In der Vergangenheit
rasten Piloten mit 300 km/h in drei
Metern Abstand zu den Bäumen die
Strecke entlang, in dem Bewusstsein,
dass nur die kleinste Unaufmerksamkeit ihr
Leben kosten könnte. Es ging um das Beherrschen
eines Fahrzeuges im Grenzbereich und um
Piloten, die versuchten, bis an die Grenzen des
Möglichen zu gehen. Das machte in der Vergangenheit
den Mythos der Formel 1 aus - doch was
ist heute davon übrig? Sicherlich wünscht sich
keiner den niedrigen Sicherheitsstandard der
vergangenen Tage zurück, doch die Formel 1 ist
mit den Jahren immer steriler geworden - und
ja, auch zum Teil langweiliger. Der eine oder
andere F1-Anhänger mag mich jetzt für verrückt
erklären und einwerfen, dass 2010 doch eine
spektakuläre Saison gewesen ist, mit vier Piloten,
die am Ende noch Chancen auf den Titel hatten.
Das trifft durchaus zu, doch alles in allem ist der
Adrenalinkick bei weitem nicht mehr so hoch
wie bei früheren Rennen. Eine Tatsache, die auch
Bernie Ecclestone, Jean Todt & Co. bewusst ist.
Alljährlich werden die Regeln geändert, in der
Hoffnung, der Rennserie mehr Spannung, mehr
Action, mehr Leben einzuhauchen. Dabei kommen
die verrücktesten Ideen ans Tageslicht, so
wollte Ecclestone ein Medaillensystem einführen,
weil laut seinen Aussagen das neue Punktesystem,
das man eingeführt hatte, nichts brachte.
Dabei hatte man das Punktesystem innerhalb
von zwei Monaten bereits zwei Mal geändert, was
die Frage aufkommen lässt, ob die Verantwortlichen
eigentlich wissen, was sie tun? Am Ende
wurde das Medaillensystem nicht eingeführt,
sorgte aber wochenlang für Gesprächsstoff -
genauso wie die Regentanz-Idee von Ecclestone.
Mit Sprinkleranlangen an den Rennstrecken will
er für künstliche Regenrennen und damit mehr
Action sorgen. Hinter der Sinnhaftigkeit dieser
Idee steht genauso ein Fragezeichen wie hinter
den Neuerungen der aktuellen Saison. 2011 sollen
Reifen, die rasant abbauen und technische
Hilfsmittel wie der verstellbare Heckflügel und
KERS endlose Prozessionsfahrten verhindern
und dafür sorgen, dass die Zuseher vor den TV-
Schirmen nicht mehr mit ihren immer schwerer
werdenden Lidern kämpfen müssen. Auf solche
Verrücktheiten war man in Zeiten von Niki
Lauda, Alain Prost oder Ayrton Senna nicht
angewiesen - vielleicht weil die Fahrer schon
verrückt genug waren. Die wilden Kerle von
damals brauchten keine Sprinkleranlagen, um
den Atem der Fans ins Stocken zu bringen. Sie
mussten auch nicht auf einen Piep-Ton warten,
um danach einen Heckflügel zu verstellen und
zu versuchen, einen Gegner zu überholen. Bei
der Abstimmung des Autos verließen sie sich auf
ihren Hintern, Simulatoren gab es nur in Science
Fiction Filmen. »Das Fehlen der G-Kräfte in den
Simulatoren ist der wesentlichste Unterschied
zum richtigen Leben - und das ist auch gut so,
sonst könnten wir gleich auf Simulatoren gegeneinander
fahren«, meinte Sebastian Vettel vor
kurzem scherzend. Doch hinter dem Scherz
steckt ein Körnchen Wahrheit. So stellte Niki
Lauda vor Jahren fest, dass »selbst ein Affe, was
die Bedienung des Autos angeht, in der Formel
1 fahren könnte«. Okay, vielleicht täte sich ein
Affe angesichts der zahlreichen Knöpfe an den
Lenkrädern etwas schwer, doch Spaß beiseite -
die Formel 1 muss aufpassen, dass die aktuellen
und zukünftigen Modifikationen den Status der
Rennserie nicht in Gefahr bringen.
Fotos: aadrivo/Sutton, Ford
20 www.Motorsport-Magazin.com
IM VERGLEICH
Schade für US-Fans:
diesen Ferrari gibt es nicht
beim Händler um die Ecke
Namens-hickhack
Es ist rot, es ist schnell und es hat vier Räder - es muss ein F150 sein! Genau das dachten sich auch die Marketingstrategen
von Ford, die Ferrari wegen der Namensgebung des neuen Formel-1-Boliden verklagten. Immerhin heißt auch ein
Pick-Up-Truck der Amerikaner F150. Die Italiener benannten das F1-Auto deshalb zweimal um: Erst in F150th Italia, dann
in 150° Italia. Damit sollte das letzte Restrisiko beseitigt werden, dass riesige Horden verwirrter Amerikaner ihren Fordhändler
stürmten, um versehentlich einen F1-Boliden statt eines Pick-Ups zu kaufen - und die Konkurrenz braucht sich
keine Sorgen über einen versteckten Allradantrieb im neuen Renner aus Maranello zu machen.
Zum Verwechseln ähnlich:
Der Ford Pick-up könnte
glatt ein F1-Ferrari sein
Kolumne.Heublein
Stephan Heublein
Szybkiego
powrotu do zdrowia
Robert
Vitaly Petrov auf dem Podium - was hätte Renault
mit Robert Kubica erreichen können?
Möchtest Du etwas trinken?«, fragt
Robert Kubica, ohne lange nachzudenken.
Keine Pressesprecherin
und keine Bedienung in Sicht. Als
ob es eine Selbstverständlichkeit
wäre, übernimmt der Pole, selbst nach einem
langen und harten Testtag, bei unserem Interview
gerne noch die Rolle des Gastgebers. Kubica ist
ein höflicher, ehrlicher und sympathischer Zeitgenosse,
aber alles andere als extrovertiert; Interviews
zählen sicher nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
Trotzdem denkt er an diesem
Testtag für BMW Sauber im Februar 2007 an
alles. Ein echter Perfektionist eben. Klar, seine
monotonen Aussagen bei Presserunden an den
Rennwochenenden erinnern fast ein wenig an
die legendären Antworten von Kimi Räikkönen
und lassen schnell den Verdacht aufkommen,
dass er jetzt lieber woanders wäre, am liebsten
wahrscheinlich im Rennauto, als an einem Tisch
in der Team-Hospitality zu sitzen und mal wieder
die Fragen der Journalisten zu beantworten. Die
PR-Welt und der Glamour des Paddock interessieren
Kubica nicht, er ist einzig und allein zum Rennfahren
da, und zwar nicht nur in der Formel1,
sondern auch im Rallye-Auto oder jedem anderen
Gefährt, mit dem man ihn auf einer Rennstrecke
loslässt. Spricht man mit ihm über das
Thema Rallye, weicht der gleichgültige Tonfall
echter Begeisterung. Mit leuchtenden Augen
zückt er schon mal das Armbändchen von der
letzten WRC-Rallye, die er besucht hat, das noch
um sein Handgelenk baumelt - immerhin waren
seine Jugendhelden nicht Ayrton Senna und
Michael Schumacher, es waren Colin McRae und
Carlos Sainz. Vielleicht liegt es ja daran, dass
Kimi und Robert die gleichen Vorlieben teilen,
vor allem jene für Rallyes, nicht nur die für wenig
mitreißende Reden.
Viele Experten waren sich im Winter einig: In
dieser Saison hätte es anders kommen können
- denn angesichts des verbesserten Lotus Renault
galt Kubica nach dem ersten Test in Valencia als
Geheimfavorit, zumindest auf Siege, wenn nicht
sogar auf mehr. Das hätte auch ihn bei Interviews
aufblühen lassen. Zu diesem Zeitpunkt
war ich noch etwas skeptisch, was die Leistungsfähigkeit
des R31 anging, nicht umsonst gab es
bei den folgenden Tests auch einige Probleme,
doch wenn selbst der, um es positiv zu formu-
lieren, weniger hoch angesehene Vitaly Petrov
in Melbourne aufs Podium fahren konnte, wollte
man sich am Abend der Feierlichkeiten in Australien
bei Lotus Renault besser nicht die - ohnehin
rein hypothetische - Frage stellen, was der
einmalige GP-Sieger aus Krakau mit dem
schwarz-goldenen Renner beim Auftaktrennen
hätte erreichen können. Ich gebe zu, ich war nie
ein besonderer Kubica-Fan. Stattdessen empfand
ich die Lobeshymnen und Ferrari-Gerüchte in
den vergangenen Jahren eher als übertrieben
und stufte ihn als überschätzt ein. Immerhin sah
seine Bilanz gegen Teamkollege Nick Heidfeld
alles andere als überlegen aus. Tatsache bleibt
jedoch - Überflieger hin oder her, ein Spitzenrennfahrer
ist er allemal. Ob er auch vom Schlage
eines Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder
Lewis Hamilton ist, steht auf einem anderen
Blatt. Jackie Stewart zählt ihn zum Beispiel dazu.
Gerne würden wir es herausfinden, doch nach
seiner schweren Verletzung ist seine Zukunft
ungewiss. Wenn er sich erholt und wieder Rennen
fahren kann, darf er uns gerne eines Besseren
belehren. Diesmal kümmern wir uns auch
um die Getränke.
Fotos: adrivo/Sutton
22 www.Motorsport-Magazin.com
formel 1
Happy Birthday, DC!
Als Geschenk zum 40.
rieb ihm Seb eine Torte
unter die Nase...
Fotos: red bull
Umfrage
Sind die Fahrer mit den neuen Knöpfen
am Lenkrad überfordert?
Nein, die besten Fahrer der Welt müssen 47%
damit klarkommen
Nein, aber die künstlichen Überholmanöver 35%
gehören abgeschafft
Ja, es wird den Fahrern zu viel zugemutet 18%
Leser-Umfrage auf www.Motorsport-Magazin.com
»Ohne Blinddarm bin ich
bestimmt schneller – ich meine,
das Ding muss mindestens ein
paar Gramm gewogen haben.«
Timo Glock sieht das Positive in seiner Operation kurz vor Saisonbeginn
Kommentar: HRT ist der KöniGSKLASSe niCHT geWACHSen
Dämpfer beim Zoll, Balance-Gewichte im Handgepäck und ein Auto, das abermals während des ersten Rennwochenendes
zusammengeschustert wurde: HRT bescherte uns zum Saisonbeginn allerlei Kuriositäten. Nur auf der
Strecke blieb es ruhig, denn der neue Bolide vom Typ F111 packte beim Debüt in Melbourne die 107-Prozent-Hürde
nicht und musste beim Saisonauftakt zuschauen. Braucht die Formel 1 Teams, die den hohen Ansprüchen der
Königsklasse schlichtweg nicht gewachsen sind? Vielleicht hat Bernie Ecclestone doch Recht mit seiner Ansicht, dass
zehn Teams völlig ausreichen... Robert Seiwert
www.Motorsport-Magazin.com 23
slideshow.formel1
formel 1
ENTWICKLUNGSSPRUNG
Das war man von McLaren nicht gewöhnt: Bei den Testfahrten fuhr das
erfolgsverwöhnte Team gnadenlos hinterher. Kaum jemand setzte einen
Pfifferling auf die Chrompfeile - doch in Melbourne waren sie auf einmal
der einzige ernsthafte Verfolger von Red Bull.
Foto: mclaren
interview.Heidfeld
Kein Glaube
an echte
GerechtigkEIT
26 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: adrivo/SUTTon, RENAULT
Die Tragik ist kaum zu
überbieten: Eben saSS Nick
Heidfeld noch arbeitslos
zuhause, spielte mit dem
Gedanken an die DTM, plötzlich
verletzte sich sein
ehemaliger BMW-Teamkollege
Robert Kubica schwer und
Heidfeld stieg zum Heils -
bringer für Lotus Renault auf.
Das Motorsport-Magazin
traf sich mit ihm…
Text: Karin Sturm
MSM: Nach den ersten Wintertests gab es so
große Hoffnungen, doch dann kam beim
Auftakt die riesige Enttäuschung - was war
da los?
NICK HEIDFELD: Wenn der Wurm drin ist,
dann ist er halt manchmal wirklich drin. Das
gesamte Wochenende lief nicht besonders,
ich habe mich von Anfang an nicht so richtig
auf dem Level gefühlt, auf dem ich mit dem
Auto bei den Tests in Barcelona war. Bereits
im Qualifying ist alles schiefgegangen, was
schiefgehen konnte; Probleme mit dem KERS,
aber vor allem immer Verkehr, in dem ich
hängengeblieben bin. Im Rennen hatte ich
gleich wieder Pech. Mein Start war sehr gut,
ich hatte eine Menge Plätze gut gemacht, aber
dann ist mir Ende der ersten Runde irgendjemand
ins Auto gefahren, das danach ziemlich
beschädigt war. An der ganzen rechten
Seite war das Bodywork beschädigt - da ging
nicht mehr viel, ich bin ja nur noch herumgerutscht
mit dem Auto.
An vielen Stellen hört und liest man seit
Wochen: Letzte Chance für Nick Heidfeld!
Stört Dich das?
Das habe ich noch gar nicht so gelesen, es
würde mich aber auch nicht stören. Ob es die
letzte Chance ist, weiß man nicht. Ich hoffe,
dass ich in dieser Saison eine gute Leistung
zeigen kann und dass es deshalb nicht meine
letzte Chance ist.
Wie hast Du Dich vor diesem Saisonstart
gefühlt - wie vor jeder anderen zuvor auch?
Nein, es ist schon ganz anders. Denn die
Wahrscheinlichkeit, diese Saison in der Formel
1 zu sein, und dann noch mit einem guten
Team, war sehr gering, damit hatte ich nicht
mehr gerechnet. Deshalb ist es schon sehr
ungewohnt.
Ist es dadurch besonders schön oder
aufregend?
Zunächst muss ich sagen, dass es natürlich
alles andere als schön ist, dass Robert [Kubica
diesen Unfall hatte und ich nur dadurch zu
dieser Chance gekommen bin. Auf der anderen
Seite ist es natürlich umso prickelnder
und aufregender, weil man es eben nicht
erwartet hat.
Kann man in so einer Situation noch ein oder
zwei Prozent mehr Motivation mitbringen
- oder ist man als Formel-1-Fahrer da immer
auf dem allerhöchsten Level?
Ich habe bis jetzt immer gesagt, ich sei stets
gleich motiviert. Aber ich muss jetzt in dieser
Situation sagen, dass ich doch noch ein bisschen
motivierter bin als früher. Ich weiß, das
klingt ein bisschen blöd, weil das jeder immer
wieder sagt, aber wenn etwas so unverhofft
kommt und ich ja, obwohl ich seit 2000 in der
Formel 1 bin, wirklich fast weggewesen wäre,
ist es wirklich so.
→
www.Motorsport-Magazin.com 27
interview.heidfeld
»Wenn man Welt meister werden
will, und das will ich langfristig
immer noch werden, dann
darf man nicht nur auf seinen
Team kollegen schauen.«
Nick Heidfeld glaubt nicht,
dass er bei Lotus Renault
seine letzte Chance in der
Formel 1 erhält - ergreifen
will er sie so oder so
Du warst Ende 2009 ganz nahe an einem Top-
Platz, bei McLaren oder bei Mercedes, bist dann
aber durch den Rost gefallen. Empfindest Du
Deine Situation jetzt als gerechten Ausgleich?
Roberts Unfall hat natürlich überhaupt nichts
mit Gerechtigkeit zu tun. Aber ich fühle mich
schon so gut, dass ich in die Formel 1 gehöre und
auch in ein gutes Auto. Vielleicht ist es gerecht
- aber ich glaube andererseits nicht mehr daran,
dass alles irgendwie gerecht ist, dass sich alles
ausgleicht und dass jeder irgendwie das
bekommt, was er verdient. Ich möchte mich
wirklich nicht über mein Leben beschweren, aber
wenn man zum Beispiel sieht, was manche Menschen
für Krankheiten haben oder was Robert
passiert ist: da kann mir keiner sagen, dass das
irgendwie berechtigt oder gerecht ist.
Wie ist das für Dich, von seinem Pech zu
profitieren?
Als ich an jenem Sonntag von Roberts Unfall
hörte und dann die ganze Zeit im Internet hing,
um nähere Informationen zu bekommen, war
das schon ein sehr beklemmendes Gefühl. Ich
wusste ja im Prinzip: Je schwerer Roberts Verletzungen
sind, desto größer ist meine Chance,
dass man mich holt. Das ist nicht einfach. Aber
letztlich ist es so, wie es ist, ich kann nichts
daran ändern - und wenn sich mir die Chance
bietet, dann muss ich sie auch ergreifen.
Wie hast du Dich bei Renault ins Team
hineingefunden?
Es ging unheimlich schnell, viel schneller, als
ich das selbst erwartet oder sogar erhofft hatte.
Alle waren sehr offen, extrem positiv, die Zu -
sam menarbeit war von Anfang an sehr gut. Für
mich ist Renault unter all den Teams, die ich
kenne, gegenüber neuen Ideen am offensten.
Das war speziell bei BMW-Sauber anders. Sie
waren extrem gut organisiert, extrem gut strukturiert,
aber auch ein bisschen fixiert auf
bestimmte Wege. Da war dann, wenn man mit
neuen Ideen kam, oft schon vorher entschieden.
Da wurde nicht so viel nach links und rechts
geschaut, wenn man eine neue Idee hatte, wurde
das oft nicht so wirklich beachtet, oder es hieß,
man hätte auch schon darüber nachgedacht, es
aber verworfen. Hier herrscht eine viel größere
Offenheit, und das hat mir den Einstieg mit
Sicherheit etwas erleichtert. Außerdem macht
es im Moment sehr viel Spaß, sich so einbringen
Fotos: adrivo/SUTTon. RENAULT
28 www.Motorsport-Magazin.com
zu können. Wenn man woanders merkt, da
kommt nicht viel Resonanz, lässt man es irgendwann
sein... Aber hier ist nach meinem Gefühl
schon ziemlich viel angekommen, obwohl vieles
noch in der Phase des Überlegens, Aussortierens
und Umsetzens ist.
Wie viel hilft in diesem notgedrungen sehr
schnellen Anpassungsprozess Deine langjährige
Erfahrung?
Ich glaube sehr stark, mit einer gewissen Gelassenheit
und einem gewissen Selbstvertrauen da
reinzugehen. Das ist schon etwas ganz anderes,
als wenn ich jetzt neu wäre in der Formel 1.
Dann wäre ich selbst nervös, das Team wüsste
nicht genau, was es von mir zu erwarten hat.
Das macht schon einen Unterschied, ganz
bestimmt.
Die neuen Reifen, die nicht sehr lange halten,
sind das ganz große Thema in diesem Jahr.
Könnte das ein spezieller Vorteil für Dich werden
- schließlich giltst Du als der große »Reifenflüsterer«
der Formel 1?
Es könnte schon ein gewisser Vorteil werden, ja.
Aber man muss andererseits sehen, dass die Reifen
grundsätzlich ziemlich schnell hinüber sind,
und zwar nicht nur so, dass sie langsamer werden,
sondern dass der ganze Gummi weg ist. Und
da kann man als Fahrer auch keinen so großen
Unterschied mehr machen. Da muss man abwarten,
wie sich das in den Rennen entwickelt.
Wieweit entspricht das Auto schon genau Deinen
Wünschen?
Das kann man nie in Prozenten ausdrücken.
Was uns noch fehlt, sind ein paar Kilometer,
weil wir doch durch gewisse Zuverlässigkeitsprobleme
immer wieder Zeit verloren haben.
Dadurch konnten wir auch noch nicht alles aussortieren,
was wir im Bereich der Abstimmung
gern getan hätten.
Wie wichtig ist es, immer und überall deutlich
vor Deinem Teamkollegen zu liegen?
Nicht so besonders - denn das ist nicht das
eigentliche Ziel. Das ist etwas, worum ich mich
nie so besonders gekümmert habe, was in der
Vergangenheit in der Öffentlichkeitswirksamkeit
vielleicht manchmal ein Fehler war. Im
Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht manchmal
besser gewesen, wenn ich mehr Wert darauf
gelegt hätte, immer vor meinem Teamkollegen
zu sein. Aber da habe ich oft gedacht, das ist ja
nicht das Endziel, ich will ja noch weiter vorne
sein. Dann habe ich lieber noch mal etwas probiert,
was sich dann halt auch manchmal als
Schuss in den Ofen erwiesen hat. Aber wenn
man Weltmeister werden will, und das will ich
langfristig immer noch werden, dann darf man
nicht nur auf seinen Teamkollegen schauen.
Der Weltmeistertitel ist also immer noch Dein
Ziel?
Ja. Ich weiß um die Gedanken und Kommentare
vieler, die das lesen werden, aber das ist mir
ehrlich gesagt ziemlich egal.
Ist das in diesem Jahr möglich?
Keine Ahnung, es ist unwahrscheinlich, denn normalerweise
steigert sich ein Team von einem Jahr
aufs andere nicht so extrem. Aber wir versuchen
auf jeden Fall, das Maximum herauszuholen, möglichst
nicht nur in diesem Jahr, sondern ich hoffe
ja auch, in der Zukunft noch dabei zu sein. Da
gehört immer ein bisschen Glück dazu, zur richtigen
Zeit am richtigen Ort zu sein.
»Ich hoffe, dass
ich in dieser
Saison eine gute
Leistung zeigen
kann und dass
es deshalb nicht
meine letzte
Chance ist.«
www.Motorsport-Magazin.com 29
flop5.Spektakuläre.Unfälle
flop5
Spektakuläre
Unfälle
30 www.Motorsport-Magazin.com
Spektakulär
spektakulärer
Momentan erholt sich Robert Kubica
von seinem Rallye-Unfall. Bei seinem
F1-Horrorcrash 2007 in Montreal
hatte der Pole mehr Glück. Nicht der
einzige Horrorunfall, der glimpflich
ausging, wie diese Flop-5 beweisen.
Text: Kerstin Hasenbichler
Formel1
4
Belgien-GP 1998
Der Alptraum eines jeden Formel-1-Mechanikers
wurde 1998 in Spa-Francorchamps Realität: die
Startampel schaltete auf grün, die Piloten fuhren los und nach
wenigen Metern sprangen plötzlich herrenlose Reifen wie bei
einem Slapstick-Unfall die Gerade in Richtung Eau Rouge hinab.
13 von 20 Formel-1-Autos hatten sich bei dem Massencrash
nach der Spitzkehre in ihre Einzelteile zerlegt. Erst nach zwei
Stunden waren alle Teile von der Strecke entfernt. Die Piloten
zeigten sich unbeeindruckt, stiegen in ihre Ersatzboliden und
nahmen das Rennen wieder auf.
Fotos: adrivo/Sutton
5
Türkei-GP 2008
Als es in der ersten Runde in Istanbul krachte, war Kazuki
Nakajima mittendrin im Geschehen. Doch er wusste gar nicht,
wie ihm geschah. Plötzlich flog der Force India von Giancarlo Fisichella
nur wenige Zentimeter über seinen Kopf hinweg. Beide Autos kamen
erst in der Auslaufzone zum Stehen. Die Unfallursache machte
Fisichella in einem doppelten Spurwechsel von Sebastien Bourdais aus:
»Ich hatte einen guten Start, aber dann hat er beim Anbremsen
zweimal die Linie gewechselt und ich konnte nicht mehr rechtzeitig
bremsen und fuhr dem Williams ins Heck.«
Der teuerste Schrottplatz der
Formel 1: 1998 knallte es gewaltig
beim Start in Spa-Francorchamps
www.Motorsport-Magazin.com 31
flop5.Spektakuläre.Unfälle
3
Mexiko-GP 1988
Den Zuschauern auf der Haupttribüne blieb der Atem stehen,
als Philippe Alliot beim Einbiegen auf die Start-Ziel-Gerade
leicht auf den Kerb kam, die Kontrolle über seinen Boliden verlor und
in die Boxenmauer krachte. Die Aufprallgeschwindigkeit war derart
hoch, dass der Larrouse Lola LC88 Ford in die Luft abhob und Alliot nur
mehr ein blinder Passagier in seinem eigenen Wagen war. Der Bolide
überschlug sich mehrmals, kam kopfüber auf der Strecke wieder auf
und rutschte bis ins Gras hinaus. Wie durch ein Wunder blieb der
Franzose bei diesem spektakulären Abflug unverletzt, allerdings wurde
der Wagen schwer beschädigt. Den Ingenieuren gelang es nicht, ihn bis
zum Rennen zu reparieren.
Nick Heidfeld überschlug sich in seinem
BMW Sauber im Kiesbett von Indianapolis
2
US-GP 2006
»Wenn man einmal in der Luft ist, dann kann man nicht mehr reagieren. Es gibt nichts mehr, was man dann tun kann - außer vielleicht
einer Sache: Ich hätte meine Hände nicht über meinen Kopf nehmen sollen, denn ich hätte mich schwer verletzen können. Aber das
wurde mir erst beim letzten Überschlag klar«, erinnert sich Nick Heidfeld an seinen Unfall in Indianapolis. Kurz zuvor war McLaren-Mercedes-
Pilot Juan Pablo Montoya im Gewühl in seinen Boliden gekracht. Heidfeld kam von der Strecke ab und sein BMW Sauber-Bolide überschlug sich
mehrere Male ehe ihn die Reifenstapel stoppten.
32 www.Motorsport-Magazin.com
1
Deutschland-GP 2001
Der Schreck steckte nicht nur Luciano Burti nach seinem
spektakulären Überschlag in den Knochen, sondern auch
Michael Schumacher. Während das ganze Feld losfuhr, kam
Schumacher am Start schlecht weg. Die Konkurrenz raste am
Deutschen vorbei - mit Ausnahme von Burti. Der Prost-Pilot
konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und knallte mit voller
Geschwindigkeit ins Heck von Schumacher. Was danach folgte,
hätte ein Hollywood-Drehbuchautor nicht besser schreiben können:
Burtis Bolide hob ab, überschlug sich und rutschte quer die
Start-Ziel-Gerade entlang bis in die Reifenstapel. Wie bei einem
Hollywood-Happy End blieben alle Beteiligten unverletzt.
Fotos: adrivo/Sutton
Luciano Burti nutzte
Michael Schumachers Ferrari
als Sprungschanze
www.Motorsport-Magazin.com 33
Story.xxxxxxxxxxxxx
interview.Wurz
ormel 1 gegen
Hollywood und
PlayStation
Mehr Show, mehr Spektakel – um dieses Ziel zu
erreichen, schreckt die Formel 1 nicht vor neuen,
radikalen Wegen zurück. Alexander Wurz sieht
die Entwicklung im Interview mit dem Motorsport-
Magazin positiv – wenn auch nur bis zu einem
gewissen Grad. Text: Kerstin Hasenbichler
34 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: red bull
MSM: 2011 gibt es viele Neuerungen - unter anderem
die neuen Reifen von Pirelli. Die Fahrer
kritisierten im Vorfeld, dass die Reifen zu schnell
und zu stark abbauen. Pirelli konterte, indem
man betonte, dadurch die Show zu verbessern.
Wie sehen Sie die Situation?
ALEXANDER WURZ: Da die Pirelli-Reifen Einheitsreifen
sind und somit für jeden die Reifen
mitsamt ihrer Stärken und Schwächen gleich sind,
ist diese Diskussion eigentlich gleichgültig. Bei
den Piloten handelt es sich eben um Perfektionisten,
die immer alles bis ins letzte Detail optimieren
wollen. Dass sie sich aufregen, ist normal.
Persönlich finde ich es cool, wenn der Reifen
abbaut, denn damit kommen auch andere Qualitäten
der Piloten zum Ausdruck, die man sonst
nicht immer sehen kann wie die Renntaktik, bessere
Setup-Arbeiten oder ein cleverer Fahrstil, um
den Reifen zu schonen. Ein gutes Beispiel ist Alain
Prost. Er hat sich zu seiner Zeit als Reifenprofessor
etabliert und wurde bekannt durch seine clevere
und reifenschonende Fahrweise.
Dank KERS und verstellbarem Heckflügel sollen
die Fans mehr Überholmanöver zu sehen bekom-
»Wenn ich ein Überholmanöver
schaffe, will ich als ‚Hero‘ gelten.
Ein Über holmanöver soll eine
Heldentat sein und als diese auch
begeistern.«
www.Motorsport-Magazin.com 35
interview.Wurz
men. Wird die Rechnung aufgehen oder werden
die Kritiker Recht behalten, die davon ausgehen,
dass sich die Vorteile beider Systeme gegenseitig
aufheben werden?
KERS ist eher ein Hilfsmittel, um schneller zu
beschleunigen. Nur durch KERS alleine erhöht
sich der Top-Speed nicht oder nur minimal. KERS
kann helfen, sich näher zum Vordermann zu bringen,
aber nicht wirklich um zu überholen. Deshalb
könnte der Heckflügel, wenn er abgesenkt wird,
echten Top-Speed bringen und somit das Überholen
erleichtern. Also reden wir hier von zwei
fast verschiedenen Themen, die sich nicht gegenseitig
aufheben. Was sie auf jeden Fall tun, beide
Dinge erschweren das Leben des Piloten, denn der
muss nicht nur 1000 Prozent am Limit fahren,
sondern auch noch die mentale Kapazität aufbringen,
um alle technischen Produkte, die er zur
Verfügung hat, fehlerfrei zu nutzen.
Sie haben es angesprochen, die Fahrer sind angesichts
der neuen Techniken und der zahlreichen
Knöpfe am Lenkrad ziemlich gefordert und vielleicht
sogar überfordert. Könnten die vielen
Knöpfe zum Problem werden, wenn es auf Strecken
geht wie Monaco, wo es keine Geraden und
»In Zeiten, in denen wir als Unterhaltungsindustrie
gelten, sind
wir in Konkurrenz mit Hollywood
und der Playstation.«
36 www.Motorsport-Magazin.com
damit keine Zeit zum Nachdenken gibt?
Mit Sicherheit ist das eine extreme Belastung der
menschlichen Aufnahmefähigkeit. Nicht nur, dass
es ohnehin schon nur wenige Menschen auf der
Welt schaffen, die F1-Renner im Sinne des Erfinders
zu bewegen, jetzt werden ihnen auch noch
Denksportaufgaben gegeben. Mit Sicherheit wird
es einige Male geben, wo die Fahrer überlastet sein
werden. Ein weiterer Punkt ist, wenn ein junger
Fahrer aufrückt, denn der hat dann ein ziemlich
hartes Lernpensum vor sich.
Was sagen Sie zur Kritik, dass durch technische
Hilfsmittel wie KERS oder den Heckflügel das
fahrerische Können des Piloten nicht mehr im
Vordergrund steht und dadurch die Überholmanöver
zu künstlich werden?
Ich glaube, ich war einer der Ersten, der das
neue Reglement kritisch betrachtet hat. Mein
Standpunkt als Fahrer war immer, dass wenn
ich ein Überholmanöver schaffe, will ich als der
‚Hero‘ gelten. Ein Überholmanöver soll eine
Heldentat sein und als diese auch begeistern.
Sollte das Überholen zu leicht werden, dann
fehlt dieser Reiz. Hier ist am besten der Vergleich
zum Fußball. Es gibt Spiele, die keines
oder nur wenige Tore haben und dann gibt es
Spiele, die viele Tore haben. Es gibt Spieler, die
mehr Tore schießen können als Andere, genauso
wie es Piloten gibt, die besser überholen als
andere. Aber die Faszination der Formel 1 liegt
nicht nur im Überholen, es zählt das ganze
Spektrum, das die Formel 1 darstellt - und
dieses gesamte Bild zieht Jahr für Jahr mehr
Fans vor die TV-Schirme.
Die Idee mit den akustischen Signalen kam schon
vor mehr als 10 Jahren auf, und zwar von mir. Ich
habe das quasi damals in die Formel 1 eingeführt.
Seither haben viele mein System übernommen,
sich mit akustischen Signalen das Leben einfacher
zu machen. Der Grund ist ganz einfach, die Augen
sind im Rennsport ein absolut überfordertes Sinnesorgan.
Warum soll ich beim Hochschalten auch
noch meinen Fokus auf die Drehzahlanzeigen
lenken, wenn mir der Gehörsinn ebenso zur Verfügung
steht? Ich habe damals bei Benetton Renault
den Auftrag gegeben, ein Piepsen im Ohr zu
haben, wenn die optimale Drehzahl erreicht ist
und das funktioniert perfekt. Das hat gar nichts
mit ferngesteuert zu tun, sondern ist lediglich ein
cleveres Herangehen, um die menschlichen Sinnesorgane
effizient zu nutzen.
Bernie Ecclestone will zukünftig mit künstlichen
Regenrennen indirekt in das Renngeschehen eingreifen
und damit das Spektakel erhöhen. Ihre
Meinung zu dieser Idee?
Warum nicht? Von außerhalb des Cockpits
betrachtet, ist es eine geile Idee. Jedoch wer schon
einmal ein F1-Auto im Regen, egal ob künstlich
oder natürlich, gefahren hat und mit Aquaplaning
und so gut wie null Sicht zu kämpfen hatte - sprich
die Piloten - die wollen davon nicht wirklich was
hören. Solange man alleine auf der Strecke ist, ist
das Fahren im Regen eigentlich echt lässig. Jedoch
im Pulk zu fahren, kann aufgrund der eingeschränkten
Sichtverhältnisse extrem gefährlich
und unberechenbar werden. Das ist mit Sicherheit
die innere Einstellung jedes Piloten, obgleich manche
mehr als Macho in den Medien auftreten.
Es wird immer mehr investiert, damit die Show
besser wird. Aber ist das wirklich notwendig oder
könnte der Schuss nach hinten losgehen?
Ich glaube, wir sind nicht die einzige Industrie, die
Geld in ihr Produkt investiert. Es ist eigentlich ganz
simpel - wir leben in einer selbstregulierenden Welt.
Je mehr Medien und Fans sich für die Formel 1
interessieren, desto höher ist der Gegenwert für die
Hersteller und Sponsoren. Und desto mehr Geld
ist im Umlauf und desto mehr wird verdient und
wieder investiert. Ich sehe das total positiv!
Sebastian Vettel befürchtet, dass die Zuseher zur
»Raupe Nimmersatt« werden und nach immer
mehr Unterhaltung fragen könnten. Sehen Sie
diese Problematik auch?
Im Winter gab es eine Gesprächsrunde mit Sebastian,
zwei anderen Piloten, Charlie Whiting und
mir, in der es um dieses Thema ging. In Zeiten, in
denen wir nicht nur als Sport, sondern auch als
Unterhaltungsindustrie gelten, in diesen Zeiten
sind wir sozusagen in Konkurrenz mit Hollywood
und der Playstation. Wir müssen dem Kunden,
sprich dem Fan etwas bieten, was ihn schlichtweg
bewegt. Wenn wir hier als Formel 1 nicht mitziehen,
dann graben wir uns unsere eigene Existenz
ab. Auch wenn es als Sportler nicht das ist, was
man will, ist nun einmal der Unterhaltungswert
der Sportart in unserer Gesellschaft extrem wichtig
und als Hauptsportart ist es somit Teil deines
Lebens. Deshalb brauchen wir nicht die Leben der
Piloten gefährden, aber das ganze Produkt Formel
1 - von TV-Produktion bis zum Live-Erlebnis für
die Zuseher vor Ort - muss mit der Entwicklung
der Medien und Freizeitwelten mithalten.
Fotos: red bull, adrivo/Sutton
Sollte durch Heckflügel & Co. die Unfallgefahr
2011 steigen, wollen sich die Fahrer zusammensetzen
und über eine Änderung des Reglements
beratschlagen. Wie viel Einfluss haben die Fahrer
in der Foormel 1 tatsächlich?
Ich bin zwar kein Mitglied mehr, aber immer
noch ein Vertreter der GPDA gegenüber der FIA.
Da wir alle im selben Boot sitzen, was die Sicherheit
betrifft, gibt es hier grundsätzlich keine wirkliche
Gefahr, dass die FIA was ganz anderes will
als die Piloten. Beim Thema Sicherheit ist ein
Miteinander der einzige Weg und dieser wird
von allen Parteien seit Jahren schon sehr gut
beschritten. Bei politischen und wirtschaftlichen
Aspekten sieht das Ganze schon wieder anders
aus, aber das ist ein anderes Thema, das die
GPDA nicht als Gruppe betrifft. Die GPDA ist
für die Sicherheit und nicht für die kommerziellen
Interessen der Fahrer da.
Die Piloten bekommen ein akustisches Signal,
wenn sie den Heckflügel verstellen dürfen. Zudem
gibt es bei manchen Teams Soundhinweise beim
Hochschalten. Würden Sie sagen, dass man sich
damit schon in Richtung einer ferngesteuerten
Formel 1 bewegt?
»Solange man alleine auf der
Strecke ist, ist das Fahren im Regen
eigentlich echt lässig.«
www.Motorsport-Magazin.com 37
Story.xxxxxxxxxxxxx
story.Setup
story.Lenkrad
Generation
1995 hatte ein F1-Lenkrad drei
Knöpfe: einen Knopf für den
Funk, einen für den Rückwärtsgang
und einen für das Limit
in der Boxengasse.
REV Rückwärtsgang »Das ist immer noch
so kompliziert wie früher. Man muss zuerst
den N-Knopf drücken, um in den Leerlauf zu
schalten und dann den REV-Knopf für den
Rückwärtsgang. Wobei man immer hoffen
muss, dass es auch wirklich funktioniert«,
erzählt Sebastian Vettel.
N Auto springt sofort in den Leerlauf
PIT Limiter in der Boxengasse
PIT CONFIRM damit gehen alle
Lichter an und die Jungs in der Box wissen,
dass ein Fahrer reinkommt (bei Red Bull)
TALK Der Fahrer kann mit dem Knopf
das Teamradio ein- oder ausschalten
On/Off Sensor Menü: »Wenn du
irgendein Problem am Auto hast und ein Sensor
spinnt, dann kannst du ihn mit diesem
Knopf manuell ausschalten. Es werden zwar
dadurch keine Telemetriedaten mehr gesendet,
aber das ist besser, als wenn das ganze
Auto zu spinnen anfangen würde«, erklärt Nico
Rosberg.
38 www.Motorsport-Magazin.com
PlayStation
2011, in der Generation Play station,
sind es weit mehr Knöpfe. Das
Motorsport-Magazin gibt einen
Überblick über ein aktuelles
f1-lenkrad. Text: Kerstin Hasenbichler
Drehknopf Differential
Eingang Kurve
und Drehknopf
Differential Ausgang
Kurve
Das Differential reguliert individuell den
Antrieb der Hinterräder. Die Einstellung optimiert
das Fahrverhalten in den Kurven.
»Beide lassen sich separat einstellen und
zwar von einer Kurve zur anderen«, erklärt
Nico Rosberg und gesteht: »Man braucht
schon eine gewisse Zeit, bis man sich an alle
Knöpfe gewöhnt hat. Es hat etwas von einer
Raketenwissenschaft.«
SC Wenn das Safety Car auf die Strecke
kommt, gibt die FIA eine Geschwindigkeit vor,
die man einhalten muss. Mit dem SC-Knopf
kann der Pilot, wenn er sich eingereiht hat, die
Referenzzeit ausstellen.
Drink Zugriff zum Getränk
Mix Spriteinstellung, Einstellungsmöglichkeiten
sind »fett« oder »mager«
Foto: adrivo/Sutton
Bitepoint Einstellung der Kupplung
»Die Informationen kriegen wir von den Ingenieuren,
die können wir selber nicht wissen«,
verrät Nico Rosberg.
www.Motorsport-Magazin.com 39
Story.xxxxxxxxxxxxx
story.Fotoalbum
Mit dem Schraubenzieher in
der Hand erwarteten die
Mechaniker früher ihre
Fahrer an der Box. An
moderne Helme und feuerfeste
Schutzkleidung war
nicht zu denken. Ganz anders
heute: Eine ganze Crew
vermummter Mechaniker
erwartet den Fahrer, jeder
Handgriff ist einstudiert.
Der Boxenstopp ist nicht nur
Reparaturzeit, sondern auch
strategisch entscheidend -
die Computer berechnen
über 100.000 Varianten.
Jim Clark stoppt in Zandvoort 1966,
um Wasser nachfüllen zu lassen
Jarno Trulli
stoppt in
Malaysia 2001
Zeitreise
durch die
Formel 1
Jeder Science-Fiction-Film
und jedes Computerspiel
könnten sich von der Königsklasse
noch etwas abschauen.
Das Motorsport-Magazin
holt seine Zeit maschine
heraus und zeigt die Formel 1
im Wandel der Zeit...
Text: Stephan Heublein
40 www.Motorsport-Magazin.com
Hübsche Frauen
gehörten schon immer zum Motorsport.
Die Entwicklung bei den Grid Girls ist
eindeutig: Im Laufe der Jahre nahmen
die Größe der Nummernschilder und die
Länge der Kleidchen stark ab.
grid girls gehörten
in der formel 1 schon
immer zum guten ton
John Surtees und
fernando alonso bei
der lenkradarbeit
Fotos: adrivo/Sutton
Die Aufgabe eines Rennfahrers
sah 1961 genauso wie heute
aus: Lenken, Gas geben, bremsen
und am Ende des Rennens als
Erster über die Ziellinie zu
fahren. Von Telemetrie, KERS und
verstellbarem Differenzial konnte
John Surtees in seinem Cooper T53
allerdings nur träumen.
→
www.Motorsport-Magazin.com 41
story.Fotoalbum
Heutzutage dominieren
farben und sponsorenlogos
die helmdesigns
Heute sind F1-Helme kugelsicher, aerodynamisch
geformt und mit beheizbaren Visieren ausgestattet.
Davon konnte Sicherheitsverfechter Jackie Stewart
1973 nur träumen. In der guten alten Zeit mussten
oft ein Schalenhelm und eine Fliegerbrille ausreichen.
Gentleman Mike Hawthorn stieg sogar mit
Fliege, weißem Hemd und Hose ins Cockpit.
überblick behalten: zig
monitore helfen ferrari
bei der strategie
Frankreich GP
Dijon 1974
sieger:
niki lauda
Die Kommandostände an der Boxenmauer
glichen nicht immer der
Brücke eines Raumschiffs: Früher
mussten Stoppuhr, Stift und Papier
herhalten - oftmals übernahmen
sogar die Fahrerfrauen die Zeitnahme.
Beim Frankreich GP 1974
führte Ferrari noch manuell Buch,
2003 standen Ross Brawn & Co in
Brasilien unzählige Datenmonitore
und Computer zur Verfügung.
42 www.Motorsport-Magazin.com
Die Brabham-Fabrik in der Nähe von Woking
Anfang der 70er; eine große Werkstatthalle,
kleine, abgegrenzte Büros im Hintergrund
und ein BT33. Noch keine Spur von der klinischen
Reinheit, die heute die Race Bays
der Red Bull Fabrik in Milton Keynes prägt.
Das Sinnbild
der britischen
garagisten
Der McLaren-Glaspalast misst
18 mal 16 Meter, wird auf
12 LastWAgen transportiert und
von 20 arbeitern in weniger als
48 Stunden aufgebaut. durch die
glasfassade kann man nur nach
draussen schauen, nicht hinein. →
Fotos: adrivo/Sutton
Fotos: adrivo/Sutton, Frits van Eldik, formula1UNITEDSTATESCom
Zwischen der
Campingplatz- und
Gartenparty-Atmosphäre
des Lotus Motorhomes von
1980 und dem futuristisch
anmutenden McLaren Brand Centre
liegt gut ein Vierteljahrhundert Weiterentwicklung.
Heute bezieht selbst
Force India ein riesiges Motorhome
in den Fahrerlagern
der F1-Welt.
→
www.Motorsport-Magazin.com 43
story.Fotoalbum
Motoren
Der Motor »M 196« des ersten F1-Silberpfeils
»W 196« wog 650 kg und leistete bei einer
maximalen Drehzahl von 8.250/8700 Umdrehungen
pro Minute 257/280 PS (1954/1955).
Der Ferrari-Motor 056 von 2011 ist ebenfalls
ein Achtzylinder, doch er liegt nah am Mindestgewicht
von 95 kg und leistet bei vorgeschriebenen
18.000 Umdrehungen über 750 PS.
Der Ferrari-Motor
wurde wie alle
V8 eingefroren
So komfortabel
kamen die alten
silberpfeile
an die strecke
Nicht nur die Rennautos
haben sich verändert,
auch deren Transporter:
1955 ließ Mercedes-Rennleiter
Alfred Neubauer
das Blaue Wunder bauen.
Die einzige Vorgabe: Es
sollte ein Rennauto blitzschnell
an die Rennstrecke
bringen. Heute dienen die
Trucks auch als mobile Basis
mit Briefing-Räumen, Computer-Equipment
und Datenübertragung
an die Fabrik.
Fotos: adrivo/Sutton, mercedes-benz
44 www.Motorsport-Magazin.com
ReduzieRt auf das
ausseRgewöhnlichste.
Die neUe DR VOn ABT.
ABT Sportsline ist der weltweit größte Anbieter für die Veredelung von Audi- und VW-Fahr zeugen
MOTORSPORT MOTORTechnik · kAROSSeRie · ABGASTechnik · FAhRWeRk · BReMSen · SPORTFeLGen
www.abt-sportsline.de
Story.xxxxxxxxxxxxx
story.Zukunft
Die Formel1
Die Formel 1 hat in 61 Jahren viele verrückte
Dinge und durchgeknallte Typen erlebt.
Das Motorsport-Magazin wagt einen Blick
in seine berüchtigte Kristallkugel.
Wie sieht die Formel 1 der Zukunft aus?
Text: Stephan Heublein
46 www.Motorsport-Magazin.com
der Zukunft
→
Fotos: adrivo/Sutton
www.Motorsport-Magazin.com 47
story.Zukunft
Das F1-Auto der Zukunft
Eigentlich gibt es das Formel-1-Auto der Zukunft
bereits. Sein Debüt feierte es in der Saison 2010
unter dem Namen Virgin Racing VR-01. Das
jedenfalls glaubt ein englischer Computerfreak
mit dem Namen Nick Wirth. Da wir uns allerdings
nur schwer vorstellen können, dass die Zukunft
der Königsklasse des Motorsports - oder in diesem
Zusammenhang irgendeines anderen fahrbaren
Untersatzes auf Rennstrecken oder im Straßenverkehr
- darin besteht, einen zu kleinen Tank zu
besitzen und bei voller Fahrt in seine Einzelteile
zu zerfallen, haben wir noch etwas tiefer gegraben
und erstaunliche Entwicklungen aufgedeckt. So
ist anders als Wirth behauptet, nicht CFD (das
sich allein schon durch die Bezeichnung »Computational
Fluid Dynamics« disqualifiziert) die
Zukunft des Rennwagenbaus, sondern SCD (nein,
nicht »Safety Car deployed«). Erfinden wird es
Virgin-Rivale Mike Gascoyne, der mit Team Lotus
(oder wie auch immer das Team in Zukunft heißen
Regengott Bernie reaktiviert Michelin für seine Zwecke: Nur so gibt es spannende Rennen!
die formel-1-zukunft
– aber vorsicht: nicht
ganz ernst gemeint!
mag) mal wieder neue Wege beschreitet. Im letzten
Jahr brachte Lotus die Formel 1 den Fans
näher, indem der Technikchef selbst vom Kommandostand
twitter-Nachrichten versendete. In
diesem Sinne lässt Gascoyne zukünftige Autos nur
noch über Facebook und twitter entwerfen. Der
Gegenentwurf zu CFD nennt sich »Social Community
Design« (SCD).
Etwas mehr am Erfindergeist früherer F1-Epochen
orientiert sich Colin Kolles. Da die Diskussion
über breitere Reifen und größere Felgen
nicht mehr besonders originell ist, entsinnt er
sich des sechsrädrigen Tyrrell P34. Allerdings
sind sechs Räder seitdem in der F1 verboten, also
sagt sich HRT: Wozu überhaupt Räder, die kosten
doch nur unnötig Geld! Da die Pirelli-Reifen
ohnehin nichts taugen, nach zweieinhalb Kurven
ruiniert sind und bis zu sechs Sekunden verlieren,
tritt HRT komplett ohne Gummis an - dann
spielt es auch keine Rolle mehr, dass die Dämpfer
noch zwischen dem amerikanischen und spanischen
Zoll hin- und herpendeln.
Obwohl Lotus und HRT damit die Entwicklungsrichtung
der zukünftigen F1-Boliden maßgeblich
vorgeben, gibt es noch einen dritten
entscheidenden Schlüsselfaktor - nennen wir ihn
den »USF1-Approach«: Toaster. Die cleversten
F1-Designer haben sich schon immer von Werken
ihrer genialen Kollegen inspirieren lassen.
Wenn also der Brabham-Staubsauger aus der
Feder von Gordon Murray Niki Lauda 1978 zum
Sieg beim Schweden GP in Anderstorp verhalf
Wir wollen Kühe: Überholmanöver hin oder her, in Zukunft muss wieder in Magny Cours und Spielberg gefahren werden
(und so überlegen war, dass er daraufhin von der
FIA verboten wurde) sowie der USF1-Toaster die
F1-Welt revolutioniert hätte, wenn sich nicht der
ganze Erdball gegen Peter Windsor und Ken
Anderson verschworen hätte, warum sollten die
Chefdesigner und Aerodynamiker nicht auch die
Funktionsweisen weiterer Haushaltsgeräte
genauer unter die Lupe nehmen und diese in
Betracht ziehen? »Blown diffuser« und »blown
rear wing« waren gestern, man bedenke, was man
mit einem kräftigen Fön nicht noch alles gehörig
anblasen könnte... Dann wäre da noch ein handelsüblicher
Quirl. Damit lassen sich wunderbar
Luftverwirbelungen erzeugen, um nachfolgende
Autos zu verlangsamen; quasi der Nachfolger der
»Dirty Air« - die »Quirly Air«. Oder ein Blueray-
Player. Anstelle eines Flywheels dreht sich eine
Disc munter im Kreis und erzeugt so genügend
Energie, um KERS und die neue Weihnachtslichterkette
anzutreiben, die um den Frontflügel verläuft
- so sind endlich auch in Korea, Australien
und Malaysia Rennen nach Einbruch der Dunkelheit
ohne Flutlicht möglich. Auch die FIA
bedient sich im Haushaltswarensortiment ihres
Vertrauens und erweitert Jo Bauers Prüfgeräte-
Arsenal beim Scrutineering um ein Bügeleisen.
Damit werden die flexiblen Frontflügel von Red
Bull bei jedem Boxenstopp gerade gebügelt.
48 www.Motorsport-Magazin.com
Aus dem äußerst beliebten Grund der Kostenlimitierung
wird der Einsatz von Flow-Viz-Farbe
verboten - also bunt angesprühten Hecks der
Autos, um den Luftfluss zu überprüfen. Umso
beliebter ist dafür Lebensmittelfarbe (ja, mit der
zum Beispiel Ostereier gefärbt werden), um die
fünfzehn verschiedenen Farbmarkierungen für
die zukünftigen Pirelli-Reifenmischungen anzubringen.
Um dem Sprühverbot entgegen zu wirken,
erinnern sich die klugen Köpfe der Teams
an ein anderes, vor einigen Jahren in F1-Kreisen
regelmäßig eingesetztes Equipment: Peitschen.
Zwei, drei am Heckflügel montierte Peitschen
erfüllen denselben Zweck wie die Farbe, zeigen
die Strömung auf und sehen nicht ganz so dämlich
aus wie die mittlerweile übliche Buckelnase
am McLaren. Wer diesen Trend in welchem Keller
ins Rollen brachte, dürfen wir leider auch in
der Zukunft nicht erwähnen...
Die F1-Gimmicks der Zukunft
KERS-Boost, verstellbare Heckflügel, Piepssignale
beim Schalten und Flügelverstellen - sind die heutigen
F1-Fahrer nur ferngesteuerte Statisten? Nicht
umsonst sagte Niki Lauda vor einigen Jahren, dass
selbst ein Affe die modernen F1-Autos fahren
könne - bevor er sich bei einem Jaguar-Test
Anfang 2002 auf seinen ersten drei Runden zwei
Mal drehte. Um die vollkommene Überlastung
der bedauernswerten »besten Piloten der Welt«
zu verhindern, führt die FIA zukünftig ein Einheitslenkrad
ein, das nur noch maximal zwei
Knöpfe pro Hand erlaubt, die zudem mit den
dicken Handschuhen leicht bedienbar sein müssen.
Die Ausschreibung gewinnt Fisher-Price im
Handumdrehen, da sie in der Produktsparte Baby-
Spielzeug bereits genau das richtige Lenkraddesign
auf Lager haben. Mit der Einführung der Plastik-
Lenkräder mit ebenso großen wie bunten Knöpfen
geht das Verbot von WLAN-Routern im Cockpit
einher - damit konnten die Fahrer während des
Rennens noch einmal schnell im Internet die
Funktionen der 142 Knöpfe nachschlagen.
Das tatsächlich
geplante Motorenreglement
2013
Genug geflachst, das ist der bittere Ernst
des Lebens: Diese Reglementänderungen
plant die FIA tatsächlich für die neue
Motorenformel ab der Saison 2013.
1,6 Liter Vierzylinder-Motoren mit Benzin-
Hochdruckeinspritzung bis zu 500 Bar und
maximal 12.000 Umdrehungen/Minute.
Motoren mit 35% weniger Benzinverbrauch
und weitreichenden Energiemanagementund
Energierückgewinnungs-Systemen -
die aktuelle Leistungsstärke soll beibehalten
werden.
Ab 2013 sind nur noch fünf Motoren pro
Fahrer und Saison erlaubt. Danach sinkt
die Anzahl der verfügbaren Motoren auf
nur noch vier.
über an der Decke entlang fahren. Der neue Kurs
in Russland wird mit einer Engstelle sowie einem
erzwungenen Spurwechsel versehen, der nur in
zuvor festgelegten Zonen der Strecke erlaubt ist,
die per Blinksignal auf dem digitalen Visierdisplay
des Fahrers eingeblendet werden. Auch ein
Kreisverkehr in der Boxenein- und Ausfahrt
gehört auf den neuen Kursen zum guten Ton.
Nach einer groß angelegten Kampagne der
Motorsport-Magazin Chefredaktion kehrt die
Formel 1 auch nach Magny Cours und Spielberg
zurück, um den Kuhfaktor in der Königsklasse
zu steigern. In Österreich droht jedoch Ungemach:
Um den Doppel-Looping mit Pyro-Effekten
bei der Ein- und Ausfahrt umzusetzen, müssen
zwei Erdwälle aufgeschüttet werden, was bei
einem Anrainer zu erbitterten Protesten führt.
Die F1-Motoren der Zukunft
Vier Zylinder, Turbo und Biosprit, ja sogar Diesel
schlossen die Regelhüter für das zukünftige
F1-Motorenreglement nicht aus. Tatsächlich geht
es aber noch viel weiter: Die Formel 1 erfüllt Max
Mosley seinen lang ersehnten Traum und wird
grün - in Zukunft müssen alle Motoren grün angemalt
werden. Dafür dürfen dann aber nicht nur
Turbomotoren, sondern richtige Flugzeugturbinen
wie in Dragstern eingesetz werden - so lange
sie eine Bedingung erfüllen: nach der experimentellen
Erprobung auf den spanischen Autobahnen
dürfen nun auch die F1-Motoren die Höchstgeschwindigkeit
von 110 km/h nicht überschreiten.
»Da wird es schwierig, wach zu bleiben«, kritisiert
Fernando Alonso. Für eine Übergangsfrist müssen
die Motoren zwei Jahre lang eingesetzt werden.
Danach müssen sich Teamkollegen jeweils einen
Motor teilen und mit je einer Hälfte starten, wenn
sie denn anspringt. Die beiden Hälften werden
zwischen den 35 Saisonrennen (aus Bernies Sicht
leider immer noch knapp unter der Zielzahl des
NASCAR-Vorbilds) in portablen Minikühlschränken
eingefroren. Um Manipulationen und Gefrierbrand
vorzubeugen, werden die Kühlschränke
nach den Rennen verplombt und rund um die
Uhr von Webcams überwacht, die live ins Internet
gestreamt werden. Fans können für die Ice-Cams
24/7 Online-Video-Pässe im Gegenwert eines
richtigen Kühlschranks erwerben.
MSM
Fotos: adrivo/Sutton
Die F1-Strecken der zukunft
Aber nicht nur die Autos werden verändert, auch
die Rufe der Fans sowie F1-Experten nach neuen
Strecken werden erhört. Die erste Idee stammt
direkt von Bernie Ecclestone: »Warum soll man
es nicht zur Mitte eines Rennens ‚regnen‘ lassen
- 20 Minuten lang, oder für die letzten zehn Runden.
Vielleicht mit einer zweiminütigen Vorwarnung.«
Auf Anweisung des Regenmanns werden
auf allen Strecken Sprinkleranlagen installiert,
aber nicht nur das: Hermann Tilke erinnert sich
an seine erste Carrera-Rennbahn zurück und
entwirft für die neuen Kurse einige Zusatzfeatures.
Die Strecke in Austin, Texas erhält eine
Steilkurve mit einem Neigungswinkel von 92
Grad sowie einen Looping - immerhin könnten
F1-Autos theoretisch ja ab einer Geschwindigkeit
von 180 km/h in bestem Men-In-Black-Stil kopf-
Wie wird die Formel-1-Zukunft wohl wirklich aussehen? Eins steht fest: Im Motorsport-Magazin erfahren Sie es zuerst
www.Motorsport-Magazin.com 49
Interview.Vettel
Das Kind im Weltmeister
Der jüngste Pole-Mann, der jüngste GP-Sieger, der jüngste Weltmeister aller Zeiten -
Sebastian Vettel hat die Formel 1 im Sturm erobert. Doch auch am Gipfel angekommen hat er sein
Erfolgsrezept nicht vergessen: er hat das Kind im Manne bewahrt. Text: Karin Sturm
MSM: Du hast immer gesagt, Dein Ziel sei es,
Dich auch als Weltmeister nicht zu verändern.
Hast Du das geschafft?
SEBASTIAN VETTEL: Ich denke, bis jetzt
schon... Sicher, man will sich weiter entwickeln
und deshalb wird man sich als Mensch in gewissen
Dingen auch verändern, aber der Kern sollte
der gleiche bleiben. Ich glaube, das ist mir bis
jetzt ganz gut gelungen.
Was macht diesen Prozess besonders schwierig
- und was hilft dabei?
Das mag vielleicht etwas pauschal klingen, aber
wenn man weiß, worauf es im Leben ankommt,
was die wichtigen Dinge im Leben sind, dann
fällt einem das nicht allzu schwer. Man darf vor
allem nicht immer alles so ernst nehmen, was
gesagt und geschrieben wird. Das sollte man
sich als Leitsatz nehmen. Man ist nicht immer
so gut, wie die Leute schreiben und sagen, aber
auch nicht so schlecht. Mit dieser Maxime
50 www.Motorsport-Magazin.com
kommt man ganz gut durch. Als Weltmeister
hat man die Ehre, vorne zu stehen, die Nummer
1 auf dem Auto zu haben, aber das hilft nicht
dabei, schneller zu fahren. Man muss weiter
alles aus dem Auto rausquetschen und sein
Bestes geben.
Crocodile Seb hatte beim
Besuch einer australischen
Farm viel Spaß
Du selbst hast Dich nicht verändert - hat sich
der Umgang anderer mit Dir verändert?
Vielleicht, teilweise, aber nicht so, dass sich
dadurch meine Welt verändert hätte. Vor allem
deshalb, weil sich auch mein engeres Umfeld
nicht verändert hat.
Hat der Titelgewinn Dir noch mehr Sicherheit,
noch mehr Selbstvertrauen gebracht - auch im
Auftreten teamintern zum Beispiel?
Es ist ja nicht so, dass ich mich vorher nichts
getraut habe. Ich glaube, es ist wichtig, dass man
teamintern auch mal den Mund aufmachen
kann, ohne dass einem bange wird. In dieser
Situation war ich auch schon vorher, bin es aber
jetzt vielleicht noch einen Tick mehr, obwohl
es nicht so deutlich ist, dass ich jetzt bewusst
spüre, dass die Leute mir anders gegenüber treten.
Ich fühle mich im Team sehr wohl, die
Leute wissen, dass man mit mir viel Spaß haben
kann. Aber wenn etwas Ernstes anliegt, dann
kann es sein, dass es nichts zu lachen gibt.
Du hast Deinen Vertrag bei Red Bull bis 2014
verlängert. Auch, um Ruhe in eventuelle Wechselgerüchte
und Diskussionen reinzubringen?
Wenn, dann eher unbewusst. Es war sicher nicht
Es gibt so viele ernste Dinge im Leben.
Da muss man das Kind in sich ein
bisschen bewahren .
Fotos: adrivo/Sutton, red bull
so, dass es mir zu turbulent wurde, ich überlegt
habe, was kann ich dagegen tun und ich deshalb
einen neuen Vertrag unterschrieben hätte. Ich
fühle mich im Team sehr wohl, dazu kommt,
dass jeder Rennfahrer immer das beste Auto
haben möchte - das habe ich derzeit bei Red
Bull. Deshalb habe ich keine anderen Pläne. Für
mich kam das nicht überraschend, es war etwas,
was sich schon abgezeichnet hat.
Spürst Du als amtierender Weltmeister eine
besondere Verantwortung, dem Team, dem
Sport, den Fans gegenüber?
Eigentlich nicht. Ich glaube, man darf das nicht
zu verkrampft oder ernst sehen. Unterm Strich
darf man den Spaß an der Sache nicht verlieren.
Es gibt so viele ernste Dinge im Leben. Da muss
man schauen, dass man das Kind in sich ein
bisschen bewahren kann und diesen Spaßfaktor
nicht zu kurz kommen lässt.
Was ist denn für Dich als Rennfahrer der
größte Spaß?
Immer noch das reine Fahren. Aber auch, hierher
zu kommen, an die Strecke. Man hat ja auch
Freundschaften mit Leuten im Team. Sie alle
wieder zu sehen nach ein, zwei Wochen Pause,
oder beim ersten Rennen, da freut man sich
wirklich drauf. Es ist vielleicht ähnlich wie in
einer Band. Wenn man sich mit den Leuten
nicht versteht, dann ist es sicher schwer, jeden
Tag zusammen im Bus zu sitzen, zu reisen, jeden
Abend woanders zu schlafen. Da ist es das Entscheidende,
dass man sich wohl fühlt.
Du wirkst, bei allem Spaß und bei aller Lockerheit,
inzwischen sehr reif und erwachsen.
Fühlst Du Dich manchmal älter, als Du mit
Deinen 23 Jahren eigentlich bist?
Das kommt sicher daher, dass man ganz anders
reif wird, wenn man von klein auf viel unterwegs
ist, viel sieht und extrem viel mit Erwachsenen
zu tun hat. Das lässt einen schneller reifen.
Daher ist es wichtig, dass man die ganz
normalen Dinge nicht vergisst... Es ist bei mir
nicht so, dass ich nach Hause komme und bei
einem Glas Rotwein am Tisch sitze und eine
Zigarre rauche, wie das vielleicht bei einem
älteren Herrn der Fall wäre, der das genießen
würde. Es geht darum, dass man auch mal ganz
normale Sachen macht, die andere in meinem
Alter auch machen. MSM
www.Motorsport-Magazin.com 51
History.Italien
Text: Frederik Hackbarth
Verlorene Talente
Eine italienische Tragödie
52 www.Motorsport-Magazin.com
Die Scuderia Ferrari ist der ganze Stolz der
Motorsport-nation Italien. Dabei gab es im
Laufe der Jahrzehnte durchaus auch
vielversprechende fAHrertalente – deren
Geschichten endeten jedoch meist tragisch.
Fotos: adrivo/Sutton
Italien wird im kollektiven Gedächtnis der Formel
1 vornehmlich mit den Wörtern Ferrari,
Monza und Tifosi assoziiert. Berühmte Fahrer
aus der Mittelmeer-Republik gab es jedoch
wenige. Obwohl über all die Jahre eine große
Anzahl vielversprechender Piloten angetreten ist,
hat es in jüngerer Vergangenheit nie zu besonderen
Erfolgen gereicht. Zum 25. Todestag von
Elio de Angelis und zehnten Todestag
von Michele Alboreto kommen
die Gedanken an eine verlorene
Generation der Formel 1 wieder
hoch. Doch auch abseits der beiden
Ausnahmetalente hatte die Motorsportnation
Italien viele gute Rennfahrer
in ihren Reihen. Die meisten
Schicksale endeten entweder
abrupt und tragisch, oder ganz einfach
in der Bedeutungslosigkeit des
Haifischbeckens Formel 1. Seit
1950 haben sich in der Formel 1
beinahe 100 italienische Piloten
versucht. Von Erfolg gekrönt waren
die meisten dieser Bemühungen
nicht. Lediglich in den Urzeiten
gaben die Italiener den Ton an.
Nino Farina wurde im Premierenjahr
erster Formel-1-Weltmeister.
1952 und 1953 tat es ihm Alberto
Ascari gleich. Bei nur 32 GP-Starts
in seiner Karriere, holte der Italiener
13 Siege. Bedingt war der
anfängliche Höhenflug zweifelsfrei
durch die damals führenden Autohersteller
Alfa Romeo, Ferrari, Lancia
und Maserati. Glück brachte der
Titel aber beiden Piloten nicht: Ascari verunglückte
1955 bei Testfahrten in Monza tödlich.
Farina ereilte elf Jahre später bei einem Verkehrsunfall
das gleiche Schicksal.
Bis heute, seit mittlerweile 58 Jahren, warten
die Fans auf einen weiteren Titelträger aus Italien.
Lediglich Mitte der 80er Jahre gelang es
ein einziges Mal, dass wieder ein Italiener ernsthaft
in einen Titelkampf eingreifen konnte. Zu
Saisonbeginn 1985 wechselten sich Elio de
Italienische SiEGE
in der Formel 1
Alberto Ascari 13
Ricardo Patrese 6
Nino Farina 5
Michele Alboreto 5
Giancarlo Fisichella 3
Elio de Angelis 2
Luigi Fagioli 1
Pietro Taruffi 1
Luigi Musso 1
Giancarlo Baghetti 1
Lorenzo Bandini 1
Ludovico Scarfiotti 1
Vittorio Brambilla 1
Alessandro Nannini 1
Jarno Trulli 1
Angelis und Michele Alboreto sogar mit der
WM-Führung ab. Letzterer konnte mit seinem
Ferrari bis weit in die zweite Saisonhälfte die
Spitzenposition verteidigen. Mit dem späteren
Weltmeister Alain Prost vermochte er aufgrund
platzender Motoren jedoch nicht mitzuhalten
und musste sich mit Rang 2 begnügen. So richtig
erholte sich seine Karriere nach dieser Niederlage
nie mehr. Als der Titel mit
vier Ausfällen in den letzten vier
Rennen verloren ging, schwand
scheinbar auch Alboretos Motivation.
Hinterher unterlag er klar in
den teaminternen Duellen gegen
Stefan Johansson und Gerhard
Berger. Die einzige Chance das
Steuer nochmals herumzureißen,
verpasste er in Monza 1988 ganz
knapp: Als der führende Ayrton
Senna beim Überrunden über
Jean-Louis Schlesser stolperte und
Berger im ersten Rennen nach
dem Tod des legendären Enzo
Ferrari den Heimsieg für die Scuderia
erbte, stand »Michele Nationale«
als Zweiter abermals im
Schatten. Damit war das Kapitel
Ferrari für ihn geschlossen. Mit
Tyrrell, Larrousse, Footwork, Scuderia
Italia und Minardi folgte bis
einschließlich 1994 eine lange Leidenszeit
in den niederen Regionen
des PS-Zirkus. Doch die Motorsport-Laufbahn
des Mailänders
ging abseits der Formel 1 weiter.
Nach Auftritten in Amerika kam
Alboreto zurück nach Europa und zeigte seine
fahrerische Qualität auf der Langstrecke: 1997
gewann er die 24 Stunden von Le Mans. Das
traurige Ende folgte vier Jahre später. Am frühen
Abend des 25. April 2001 verunglückte
Alboreto bei Testfahrten für Audi auf dem Test-
Oval neben dem EuroSpeedway tödlich. Nach
einem Reifenschaden an der Hinterachse des
R8, hob der Bolide bei Tempo 300 ab und landete
jenseits der Leitplanken neben dem →
Seit 1950 haben
sich beinahe
100 italiener
versucht. Von
Erfolg gekrönt
waren die
bemühungen nicht.
www.Motorsport-Magazin.com 53
History.Italien
Michele Alboreto konnte sich bei der
Scuderia nicht durchsetzen – ein verpasster
Titel stürzte ihn in ein Loch
Die italienischen
Formel-1-Piloten
lassen sich in
drei Kategorien
einteilen: An der
Spitze stehen die
zwei Weltmeister,
sowie die Toppiloten
mit mehr
als einem gp-Sieg
auf dem Konto.
Kurs - Alboreto blieb ohne Chance. Exakt 15
Jahre zuvor war Alboretos Freund und Landsmann
Elio de Angelis im südfranzösischen Le
Castellet bei einem ähnlichen Unfall gestorben.
Die zwei Piloten waren die beiden größten italienischen
Talente ihrer Generation. Der große
Wurf blieb jedoch beiden verwehrt und sie
bezahlten ihre Leidenschaft mit dem Leben.
Der Unfall von De Angelis in Le Castellet lief
vergleichbar zum Alboreto-Unglück ab. Auch
der Römer hob ab, überschlug sich und prallte
mit 290 km/h auf die Leitplanken - die Ursache
war ein Bruch des Heckflügels. Der Brabham
ging nach dem Crash in Flammen auf. An der
menschenleeren Teststrecke waren keine Rettungskräfte
vor Ort, die dem damals 28-Jährigen
hätten helfen können. De Angelis konnte sich
nicht alleine aus dem brennenden Wrack
befreien, erlitt eine Rauchvergiftung, sowie
einen Herzinfarkt und verstarb am folgenden
Tag im Krankenhaus. De Angelis war erst vor
der Saison 1986 zu Brabham gewechselt, nachdem
er zuvor sechs Jahre für Lotus gefahren
war. Trotz seines großen Talents konnte »der
schwarze Prinz« über die Jahre nur zwei Grand
Prix gewinnen. 1984 wurde er immerhin WM-
Dritter und war zudem lange Zeit der jüngste
Pilot, der jemals auf dem Podium gestanden
war. Der Sohn eines wohlhabenden Power-
Boot-Champions und begnadete Konzertpianist,
der einst auch im ZDF-Sportstudio vor
verzückten Zuschauern Klavier spielte, galt als
einer der letzten Gentlemen der Formel 1. Vom
Wechsel zu Brabham und dem gewagten Design
des BT55 erhoffte er sich einen Karrieresprung
- dieser endete in einer Tragödie.
Fortuna war den italienischen Piloten ohnehin
nie hold. Ganz gleich wie erfolgreich -
tragische Ereignisse ziehen sich wie ein roter
Faden durch die italienische Rennsport-Historie.
Insgesamt ließen sieben Italiener bei Rennen
oder Testfahrten in der Königsklasse ihr Leben.
Zwei besondere Fälle waren die Talente Giunti
und Paletti, die ihr wahres Potential ob ihres
frühen Todes nie zeigen konnten. Ignazio Giunti
wurde bei seinem ersten Rennen in Spa 1970
auf Anhieb Vierter und hatte in der Folge bereits
einen Ferrari-Vertrag für 1971 in der Tasche.
Er nahm überdies am Sportwagenprogramm
der Italiener teil - noch vor der Saison verunglückte
er im Winter in Buenos Aires tödlich.
Nie beweisen konnte sich auch Ricardo Paletti,
der bei seinem zweiten Start 1982 in Kanada in
das Heck von Didier Pironi rauschte und
anschließend seinen Verletzungen erlag.
Die italienischen F1-Piloten lassen sich in drei
Kategorien einteilen: An der Spitze stehen die
Fotos: adrivo/Sutton
54 www.Motorsport-Magazin.com
Dass der »italienische
Fluch«
übertragbar
ist, zeigt das
Beispiel Jean
Alesi. Der Franzose
wurde ob
seiner langen
Tätigkeit für
Ferrari von den
tifosi mehr geliebt,
als die einheimischen
f1-Piloten
Alex Zanardi ist ein
weiteres Beispiel
für einen erfolglosen
italienischen
F1-Fahrer, der
aber in anderen
Rennklassen einige
Erfolge sammelte
zwei Weltmeister, sowie die Top-Fahrer mit mehr
als einem Sieg auf dem Konto. Zu diesen gehören
neben De Angelis und Alboreto der ehemalige
GP-Rekordstarter Ricardo Patrese und Giancarlo
Fisichella. Dahinter folgen neun italienische
Piloten mit nur einem einzigen Sieg. Hervorzuheben
sind unter diesen Lorenzo Bandini, der
lediglich 1964 in Österreich gewann und drei
Jahre später bei einem Unfall in Monaco verbrannte
- seiner Beerdigung in Italien wohnten
100.000 Menschen bei - sowie Alessandro Nannini,
der 1989 durch Ayrton Sennas Disqualifikation
in Japan zum Sieger erklärt wurde. Nur
ein halbes Jahr später wurde dem Bruder der
Sängerin Gianna Nannini bei einem Hubschrauberabsturz
jedoch die rechte Hand abgetrennt.
Obwohl die Hand wieder angenäht werden
konnte, war die F1-Karriere des Unternehmer-
Sohns aus Siena in der Folge beendet.
Die letzte Gruppe bildet eine breite Masse aus
glücklosen Talenten, unter der sich besonders
in den späten 80er Jahren einige klangvolle
Namen aus dem Mittelfeld wiederfinden. Insbesondere
Pechvogel Andrea de Cesaris, der bei
208 Rennstarts nie gewinnen konnte, und der
talentierte Ivan Capelli, der bei March zwei Mal
knapp einen Sieg verpasste, bleiben in Erinnerung.
Pierluigi Martini schaffte es in über zehn
Jahren nicht einmal aufs Podest und mit Stefano
Modena, Teo Fabi, Nicola Larini, Gianni Morbidelli,
Tourenwagen-Weltmeister Gabriele
Tarquini und Le-Mans-Veteran Emanuele Pirro
scheint die Liste der Gescheiterten unendlich
lang. Ein besonderer Fall ist Alex Zanardi. Der
Italiener versuchte sich gleich zwei Mal in der
Formel 1, blieb jedoch farblos, obwohl er in
Amerika große Erfolge erzielen konnte. Die
weitere Tragik mit Zanardis schwerem Unfall
auf dem Lausitzring - ausgerechnet im gleichen
Jahr und auf der gleichen Strecke, auf der Alboreto
sein Leben ließ - bei dem er beide Beine
verlor, ist bekannt. Beispiele aus der Neuzeit
bilden Langzeittester Luca Badoer, der bei 50
Starts keine Punkte holen konnte, und GP2-
Champion Giorgio Pantano, der sich in der
Formel 1 nie durchsetzte, obwohl er zu Kartzeiten
noch als Jahrhunderttalent gefeiert
wurde. Dass der »italienische Fluch« auch übertragbar
ist, zeigt das Beispiel Jean Alesi. Der
Franzose wurde ob seiner langen Tätigkeit für
Ferrari von den italienischen Fans mehr geliebt,
als die einheimischen Piloten und gefühlt zum
Landsmann erklärt. Was somit am Ende zu
Buche stand, war genau ein einziger Sieg in
Kanada 1995. Die Ironie des Schicksals will es,
dass Alesi als Tribut seit jeher mit dem Helmdesign
von Elio de Angelis antrat.
www.Motorsport-Magazin.com 55
story.Finanzierung
Money, Money, Money
»In der Formel 1 geht es nur ums Geld«, sagt HRT-Teamchef
Colin Kolles offen. Während seinem Team aber das Geld hinten und
vorne fehlt, haben andere Rennställe neue Geldquellen
erschlossen - die einen an der Börse, die anderen bei reichen
Männern in der Wirtschaft und Politik.
Text: Karin STURM
Fotos:adrivo/Sutton, williams, sauber
Ein Formel-1-Rennfahrer, der auf Kundgebungen
seines Staatschefs Parolen von Vaterland und
Sozialismus skandiert, ein russischer Ministerpräsident,
der ein paar Runden in einem Formel-
1-Auto drehen darf: Keine abwegige Fantasie
mehr, sondern das reale Ergebnis eines neuen
Geschäftsmodells. Die Formel 1 hat die Politik
entdeckt, oder die Politik die Formel 1, wie auch
immer, das Interesse ist jedenfalls beidseitig.
Für die Formel-1-Teams sind nach dem Rückzug
vieler Automobilhersteller und dem immer
stärkeren Versiegen der Geldquellen »normaler«
Sponsoren von Banken bis zu Großkonzernen
die, vorsichtig ausgedrückt, macht- und publicity-bewussten
Politiker vom Schlage eines Hugo
Chavez oder Wladimir Putin begehrte neue
Finanziers. Und die Politiker sehen die Formel 1
als ideale Spielwiese zur eigenen Imageaufbesserung
- nicht umsonst fuhr Putin letztes Jahr in
St. Petersburg bei einem Renault-PR-Event ein
Formel-1-Auto. Die Politiker können sich
dadurch an ihre Fahnen heften, dass durch sie
junge Fahrer aus ihren Ländern den Sprung in
die Königsklasse schaffen. Was dabei gerne verschwiegen
wird: bei diesen Fahrern hätte das
reine Talent vielleicht nicht dazu gereicht, zu so
hohen Motorsportehren zu gelangen. Dafür müssen
dann andere Nachwuchspiloten, solche mit
weniger Geld, aber durchaus mehr Talent, die
Peter Sauber suchte nach neuen Finanzierungswegen
für sein Formel-1-Team. Er wurde bei Carlos Slim und mit
dem neuen Sauber Club One fündig
Rolle des Ersatzfahrers antreten oder ihre Laufbahn
gar ganz in andere Bahnen lenken.
Schon in der vergangenen Saison fuhr der
Russe Vitaly Petrov bei Renault - nachdem sich
der französische Automobilhersteller als Finanzier
sehr weit zurückgezogen hatte, setzte der
neue Teambesitzer Gerard Lopez aus Luxemburg
auf Petrov und seine Verbindungen. Denn es geht
nicht nur um direkte russische Sponsorengelder
- obwohl zeitweise kolportiert wurde, Petrov habe
sich mit 15 Millionen Euro Mitgift angeboten.
Dass die wirklich komplett geflossen sind, wird
in der Szene bezweifelt. Aber was für den Finanz-
Investor Lopez viel wichtiger ist: Petrov hat ihm
den riesigen russischen Markt für sein Business
geöffnet - und gerade mit Blick auf den ersten
russischen Grand Prix, der für 2013 in Sotschi
geplant ist, erwartet er sich für die Zukunft noch
größere Gewinne. Renault-Teamchef Eric Boullier
wäre Petrov, der leistungsmäßig in seiner
ganzen Rookie-Saison kaum überzeugen konnte,
außer vielleicht im letzten Rennen, als er
Fernando Alonso in Schach hielt und damit
Sebastian Vettel den WM-Titel sicherte, gern
losgeworden, musste den Russen dann aber doch
behalten... Immerhin schaffte er es in Melborne
zum Auftakt im Qualifying auf Platz sechs und
im Rennen sensationell auf das Podium - aber
seine Fehlerquote gilt allgemein immer noch als
sehr hoch.
Bei Williams, einem Traditionsteam, das aber
durch den Rückzug von vier großen Sponsoren
mindestens 20 Millionen Euro verlor, wurde der
Deutsche Nico Hülkenberg ein Opfer der Venezuela-Connection.
Pastor Maldonado, 2010 zwar
Meister in der Nachwuchsserie GP2, aber nach
Expertenansicht nicht gerade ein Supertalent,
rühmt sich direkter Beziehungen zu Venezuelas
Staatschef Hugo Chavez. Der finanziert ihm das
Abenteuer Formel 1, auf dem Umweg über die
staatliche venezolanische Ölgesellschaft →
www.Motorsport-Magazin.com 57
story.Finanzierung
Williams sucht sein
Glück an der Frankfurter
Börse. Doch der
Börsengang brachte
bislang nur fallende
Kurse und weniger
Geld als erwartet
PDVSA. 24 Millionen pro Jahr, und das über drei
Jahre, sollen Maldonado und sein Manager Nicolas
Todt, der Sohn des amtierenden FIA-Präsidenten
Jean Todt, geboten haben.
Williams-Geschäftsführer Adam Parr, der bei
entsprechenden Events in Venezuela dann auch
schon mal das große Loblied auf die Politik des
nicht gerade immer sehr demokratisch agierenden
Chavez singt, griff zu. Ein anderer, bei
dem sich Maldonado ebenfalls angeboten hatte,
lehnte ab: dem Schweizer Peter Sauber war die
ganze Geschichte nicht geheuer, erstens ist er
nicht völlig überzeugt, dass das versprochene
Geld auch wirklich kommt, zweitens macht er
sich auch Gedanken über die politische Abhängigkeit.
Wobei er sich auch Sorgen um Williams
macht, denn wenn das Ganze nicht funktioniert,
»dann erwischt es eines der alten, wirklich traditionellen
Teams, eines derjenigen, die die Formel
1 doch eigentlich ausmachen sollten.«
Freilich hatte Sauber auch eine der heute seltenen
»konventionellen« Alternativen: Bei ihm
finanziert der reichste Mann der Welt, der mexikanische
Telmex-Chef Carlos Slim, dem jungen
mexikanischen Nachwuchsfahrer Sergio Perez
einen Platz in der Formel 1 - und Sauber damit
einen Teil des Teambudgets, »wobei die größten
Anteile immer noch aus den FOM-Geldern kommen«.
Manche Zahlen über das Mexiko-Engagement
sollen auch maßlos übertrieben gewesen, da
schwirrten Summen von 30 Millionen durch die
Gegend - die Hälfte etwa dürfte realistischer sein....
Bei William scheint aber selbst das Finanzierungsmodell
Venezuela nicht ausreichend zu
In London hätte man beim Börsengang viel mehr
interne Finanzdaten offenlegen müssen - was das
Team offensichtlich nicht wollte. Die Skepsis bei
Finanzexperten über die Seriösität der ganzen
Aktion war dann auch überall deutlich zu spüren.
sein. Oder wollte man sich absichern, falls die
Geldquelle doch nicht so sprudeln sollte wie die
Ölquellen im fernen Südamerika? Jedenfalls ging
man mit dem Team auch an die Börse, um an
weitere Millionen zu kommen. An die Frankfurter
allerdings, nicht an die Londoner - was für
ein englisches Team ja eigentlich naheliegender
gewesen wäre. Hintergrund: In London hätte
man beim Börsengang viel mehr interne Finanzdaten
offenlegen müssen - was das Team offensichtlich
nicht wollte. Die Skepsis bei Finanzexperten
über die Seriösität der ganzen Aktion war
dann auch überall deutlich zu spüren.
Und selbst in Formel-1-Kreisen - oder vielleicht
gerade dort - schüttelten die meisten auf
die Frage, ob sie denn diese Aktie kaufen würden,
nur grinsend den Kopf. Der Erlös blieb dann
auch um ein Viertel hinter den Erwartungen
zurück: 60 statt der erhofften 80 Millionen Euro
kamen in die Kasse. Und die sollen auch nicht
wirklich in das Team fließen - sondern in erster
Linie in die Taschen des bisherigen Williams-
Mitbesitzers Patrick Head, der seine Anteil verkaufen
und aussteigen möchte.
Dass es auch neue Ideen zur Geldvermehrung
gibt, zeigt der Sauber Club One. Normalerweise geht
es in der Formel 1 um Pomp, um den großen Auftritt
und um das Sehen und Gesehen werden. Dementsprechend
ist es schwer vorstellbar, dass sich Investoren
bemühen könnten, denen ein großer öffentlicher
Auftritt nicht zusagt. Doch davon soll es laut
Sauber einige geben. Mit dem Sauber Club One
haben Unternehmen die Möglichkeit, Netzwerkarbeit
zu betreiben, ohne gleichzeitig befürchten zu
müssen, durch einen öffentlichen Auftritt irgendwelche
Image-Fragen beantworten zu müssen, sollte
es in der Königsklasse wieder zu Skandalen kommen
oder in wirtschaftlich klammen Zeiten bekrittelt
werden, dass man in der Formel 1 sein Geld ausgibt.
»Wir haben bei vielen Gesprächen gemerkt, dass es
dieser Tage ein Problem ist, dass viele große Marken
vielleicht nicht so offen mit der Formel 1 in Verbindung
stehen wollen«, erklärt Sauber-Geschäftsführerin
Monisha Kaltenborn. Das Team schweigt sich
allerdings darüber aus, wie viele Mitglieder der Sauber
Club One hat - die Idee soll jedoch funktionieren.
Aber das behauptet Williams ja auch von seinem
Börsengang.
Fotos:williams
58 www.Motorsport-Magazin.com
motorsport
Foto: adrivo/Sutton
Überschlag in St. Petersburg:
Marco Andretti überschlug sich über
das Indycar von Scott Dixon
Umfrage
Hätte David Coulthard 2011 einen
Neuwagen verdient?
Nein, ihm fehlt die nötige Erfahrung 57%
Ja, er konnte in seiner Debütsaison überzeugen 22%
Er verdient Neuwagen mehr als Ralf Schumacher 21%
Leser-Umfrage auf www.Motorsport-Magazin.com
»Immer wenn ich ohne
Pokal nach Hause komme,
fragt mich meine Tochter,
ob ich einen Unfall
gebaut hätte.«
WTCC-Pilot Tom Coronel muss sich zu Hause rechtfertigen
Kommentar: Die leTZTe CHANCe
Nach über 100 Rennen und nur vier Siegen wurde Martin Tomczyk bei Audi in einen Jahreswagen verfrachtet. Dort
soll es für ihn die Chance auf einen Neuanfang geben, doch viel mehr ist es die letzte Chance. Bringt der Rosenheimer
keine Leistung und setzt sich nicht gegen die drei Neueinsteiger durch, droht ihm das DTM-Aus. Ein fünfter Rennsieg
muss her, doch dafür braucht er ein perfektes Wochenende. Die DTM-Zukunft von Tomczyk könnte letztlich
vom Gewicht der Jahreswagen in dieser Saison abhängen. Für den Routinier zählt jedes Kilo und jeder Punkt –
sonst sucht er 2012 einen neuen Job. Fabian Schneider
www.Motorsport-Magazin.com 59
Story.Hockenheim
Denkwürdige Momente
Jedes Jahr startet die DTM in Hockenheim mit spektakulären Rennen in die Saison.
Ob Siege, packende Duelle zwischen Audi und Mercedes oder atemberaubende Unfälle – der Saisonauftakt
in Hockenheim ist ein Ereignis, das eine Reise wert ist. Text: Marion Rott
Dreher mit Folgen
Der wohl spektakulärste Auftakt in eine DTM-
Saison ereignete sich 2007. Audi-Pilot Tom Kristensen
drehte sich nach einer leichten Berührung
eingangs der Parabolika und stand quer zur Fahrbahn.
Mit 200 km/h rammte anschließend Teamkollege
Alexandre Prémat den Dänen. Die Teile
flogen und die rote Flagge wurde geschwenkt.
Während sich der Franzose, trotz eines später
diagnostizierten Lendenwirbelrisses, selbst aus
seinem Auto befreien konnte, musste Kristensen
aus seinem völlig zerstörten Wrack geschnitten
werden. Nach ersten Untersuchungen erlitt der
Däne zwar nur Prellungen, musste allerdings in
der Folge drei Rennen pausieren.
DTM-Saisonauftakt in Hockenheim - live dabei:
Das günstigste Wochenendticket gibt es bereits
ab 20 € im Vorverkauf, für 15 € sind Sie am
Rennsonntag dabei. Fahrerlagertickets kosten
für das Wochenende im Vorverkauf 20 Euro.
Das spezielle Family-Ticket (nur im Vorverkauf)
für zwei Erwachsene und zwei Kinder bis einschließlich
14 Jahren ist ab 85 € für das
Wochenende (inklusive Fahrerlager) erhältlich.
Mehr unter: Ticket-Hotline 06205 - 950222 oder
www.hockenheimring.de
Haube ab
Nach einer turbulenten Anfangsphase trafen sich
die Piloten in der Spitzkehre des Hockenheimrings,
die für heiße Fights bekannt ist. Mit
Geschwindigkeitsüberschuss aus der Parabolika
übertrieb es Gary Paffett 2009, schoss in die Kurve
und in Audi-Pilot Alexandre Prémat. Doch wirklich
spektakulär wurde es, als der Brite auf die
Gerade einbog und seine Motorhaube wild durch
die Luft flog. Unglücklicherweise war ausgerechnet
sein Teamkollege Ralf Schumacher das Opfer
der Hauben-Attacke. Sein Mercedes wurde an der
Frontscheibe eingedrückt und Schumacher musste
das Rennen kurz darauf beenden.
Wand geküsst
Auch Jean Alesi machte Bekanntschaft mit der
Umgebung der Spitzkehre. Im Jahr 2002 verschätzte
sich der Franzose und nahm am Kurvenausgang
den Umweg über die asphaltierte
Auslaufzone, um kurze Zeit später wieder auf die
Strecke zurückzukehren. Doch hier wurde er
nicht mit offenen Armen empfangen. Alesi wurde
abgedrängt und prallte mit hoher Geschwindigkeit
in eine Mauer. Sein Mercedes schoss in die
Luft und die Einzelteile flogen. Doch Alesi, der
auf der Strecke stehen blieb, konnte seinen
Wagen unverletzt verlassen.
Erster Sieg als Auftakt
Gary Paffett, mittlerweile DTM-Champion und
Formel-1-Testfahrer, begann seine grandiose
DTM-Laufbahn auf dem Hockenheimring. 2004
gewann der Brite hier das erste DTM-Rennen
seiner Karriere. Und das bei seinem ersten Auftritt
in einem neuen Auto. Zwar war sein Sieg
durch eine Reihe von Ausfällen und Unfällen
begünstigt, doch die Tribünen jubelten dem
gerade einmal 23-Jährigen frenetisch zu.
Fotos: adrivo/Sutton, dtm
60 www.Motorsport-Magazin.com
HOCKENHEIM
29.4. – 1.5.
www.dtm.com
www.hockenheimring.de
+49 6205 950222
Story.Spielberg
D a s g r o S S e
Comeback
Nach siebenjähriger Abstinenz kehrt die DTM nach
österreich zurück. Austragungsort ist wieder spielberg,
vielen besser als Österreichring oder A1-Ring bekannt.
Text: Kerstin Hasenbichler
Mit dem DTM-Rennen am 5. Juni feiert eine
Legende ihre motorsportliche Auferstehung.
Trotz eines neuen Namens erinnert der ehemalige
A1-Ring an die Glanzzeiten vergangener
Tage. Der frühere Österreichring galt in der Vergangenheit
als Hochgeschwindigkeitsstrecke und
als schnellster Kurs im F1-Rennkalender. Um die
geschichtsträchtige Charakteristik beizubehalten,
wurde das Streckenlayout nicht verändert. »Die
Strecke liegt in unmittelbarer Nähe zu den Bergen
und hat deshalb viele Steigungen. Das macht
die Strecke sehr interessant. Außerdem hat sie
einige lange Geraden und enge Haarnadelkurven,
die sich gut zum Überholen eignen. Es gibt auch
Faktbox:
Streckenlänge: 5,9 Kilometer
(4,326 Kilometer verkürzte F1-Variante)
Kurven: 10
Zuschauerkapazität: 25.000
Formel 1: 1969-1987 & 1997-2003
DTM: 2001-2003
einige schnelle Kurven - Spielberg ist eine
Strecke, auf der ich wirklich gerne fahre«, verrät
Mercedes-Pilot Gary Paffett, der schon mit der
DTM und der Formel 3 auf dem alten A1-Ring
gefahren ist.
Dieses Jahr werden Paffett & Co. den dritten
Lauf der Deutschen Tourenwagen Masters auf
der rund sechs Kilometer langen Grand-Prix-
Strecke austragen. Bereits von 2001 bis 2003 war
die DTM auf dem damaligen A1-Ring in der
Steiermark zu Gast. In diesen drei Jahren durften
sich die Mercedes-Fahrer Bernd Schneider und
Marcel Fässler (zwei Mal) in die Siegerliste eintragen.
Auch Paffett ist die Strecke in guter Erinnerung
geblieben: »Die Strecke hat mir wirklich
Spaß gemacht! 2003 hatte ich dort sogar mein
bestes Rennen der Saison. Ich bin dort mit einem
Jahreswagen auf den sechsten Platz gefahren. Das
war ein tolles Ergebnis«, erzählt der Brite. Nach
2003 verstummten die Motoren in Spielberg und
eine wahre Odyssee begann.
→
Fotos: adrivo / sutton
62 www.Motorsport-Magazin.com
Story.Spielberg
Die Steiermark war ein gutes Pflaster für
Mercedes: Bei drei Rennen auf dem
A1-Ring gewann drei Mal ein Mercedes-
Fahrer: Neben Bernd Schneider war zwei
Mal Marcel Fässler erfolgreich
2004 kaufte Red Bull das Gelände und nur
wenig später rollten die ersten Bagger an. Der
A1-Ring wurde abgerissen, an dessen Stelle sollte
ein gigantisches Motorsportzentrum entstehen.
Doch die Anwohner und das Umweltamt stellten
sich quer, was zur Folge hatte, dass die Strecke
jahrelang brach lag. Erst im März 2008 kramte
der Besitzer seine Pläne wieder hervor und stellte
einen Antrag zur Reaktivierung des Kurses als
Rennstrecke mit Publikumscharakter. Am 3.
April 2008 folgte die offizielle Bekanntmachung,
dass der Kurs in der Form des alten A1-Rings
aufgebaut und saniert werden soll. Bereits im
Herbst wurde fleißig an der Strecke gearbeitet.
Es wurde ein neuer Verbindungstunnel zwischen
Zugangsstraße und Paddock gebaut, die Boxengebäude
neu errichtet.
An der Stelle der alten Haupttribüne wurde ein
Erdwall aufgeschüttet, auf dem drei Tribünenblöcke
entstanden. Im September 2010 wurde die erste
Die Strecke liegt in den
Bergen und hat viele Steigungen.
Das macht sie sehr
interessant. AussErdem
hat sie lange Geraden und
enge Haarnadelkurven, die
sich gut zum Überholen eignen.
Asphaltschicht aufgetragen, zwei Monate später
waren die Arbeiten am Asphalt und den Auslaufzonen
abgeschlossen. Die Kerbs wurden bemalt
und auf der Naturtribüne die Sitzreihen verankert.
»Die Rennstrecke ist fertig. Die Strecke wurde von
der FIA homologiert, die Abnahme erfolgte durch
Charlie Whiting. Der neue Kurs erhielt den ersten
Grad der FIA, was bedeutet, dass der Kurs auch
für F1-Rennen zugelassen ist. Allerdings planen
wir im Moment nicht mit der Formel 1«, sagt
Geschäftsführer Thomas Tebbich. Das Comeback
des Österreichrings ist auch so gelungen.
Chronologie
Die Geschichte der Rennstrecke in Spielberg
beginnt 1957 mit dem Flugplatzrennen von Zeltweg,
das bis 1964 stattfindet. Der Österreichring in
Spielberg wird 1969 eröffnet. Am 16. August 1970
geht der erste Formel 1-GP in Spielberg über die
Bühne. Nach zwei Startkollisionen mit Schäden
in Millionenhöhe legt die F1 zwischen 1987 und
1997 eine Pause in Spielberg ein.
1997 kehrt die Königsklasse zurück. Die Strecke
wurde im Vorfeld für 29,1 Millionen Euro umgebaut
und in A1-Ring umbenannt. Immer wieder
ist der Kurs Gegenstand politischer Auseinander -
setzungen.
2001 fährt die DTM in Spielberg
18. Mai 2003: Nach 25 Grand Prix ist Schluss mit
der Formel 1, auch die DTM gastiert zum
letzten Mal auf dem alten A1-Ring. Nach dem
F1-Aus plant Dietrich Mateschitz ein 700-Millionen-Euro-Projekt
»Motorsport & Aviation
Academy«
Juni 2004: Die erste Instanz genehmigt das Projekt
auf dem Areal des A1-Rings, Projekt »Spielberg
neu« entsteht, doch der Umweltsenat durchkreuzt
im Dezember die Pläne von Mateschitz.
September 2005: Red Bull, KTM, Magna und VW
unterzeichnen eine Absichtserklärung für Finanzierung,
Durchführung und Inbetriebnahme,
doch 2007 steigt VW aus und den Anderen kommen
Zweifel an der Realisierbarkeit.
Januar 2008: Der Umweltsenat bestätigt den positiven
UVP-Bescheid. Zuvor ist es zu einer überraschenden
Einigung mit Initiativbürgern und
der Umweltanwältin gekommen. Obwohl »Spielberg
neu« genehmigt ist, wird das Projekt einen
Monat später abgeblasen.
2008 greift das Land Steiermark für ein kleineres
Projekt nochmals in die Tasche und beschließt
mit Mateschitz als Privatinvestor die Errichtung
einer Test- und Rennstrecke. Im September wird
der Vertrag unterzeichnet, im Oktober beginnen
die Arbeiten.
Juni 2011: Die DTM startet in Spielberg. MSM
Fotos: adrivo / sutton
64 www.Motorsport-Magazin.com
Zähm die Strecke
Ein exzellentes Ergebnis mit Hankook
High-Performance-Reifen
2. Platz beim 24h Rennen Le Mans
und Nürburgring 2010
Zähm die Straße
Rennreifenvertrieb Deutschland : C&R Motorsport, hankook-racingservice.de
Interview.Grosjean
2012
wieder Formel 1
Nach dem Titelgewinn in der GP2 Asia will Romain Grosjean auch in Europa hoch
hinaus und es im kommenden Jahr zurück in die Formel 1 schaffen.
Von: Fabian Schneider
MSM: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn
der GP2 Asia - aber bedeutet dieser Titel einem
Fahrer überhaupt etwas?
ROMAIN GROSJEAN: Mir bedeutet dieser Titel
auf jeden Fall etwas, schließlich sind bis auf Christian
Vietoris alle Favoriten aus der GP2 mit am
Start gewesen. Außerdem sind wir erstmals mit
dem neuen Auto und den neuen Reifen gefahren,
es war nicht leicht, diese neuen Gegebenheiten
richtig umzusetzen. Mit Abu Dhabi und Imola
hatten wir zwei komplett unterschiedliche Kurse
im Rennkalender, es hat sich gelohnt dort zu
fahren und Daten zu sammeln.
Wie wichtig waren die vier Rennen im Vergleich
zu einfachen Testfahrten vor dem Saisonstart?
Bei Testfahrten kann man Pech mit dem Wetter
oder der Technik haben und man verliert wertvolle
Streckenzeit. Außerdem kann man keine
richtige Rennsimulation absolvieren, das geht an
einem richtigen Rennwochenende immer noch
am besten. Jetzt wissen wir genau, wie sich die
Reifen verhalten und das neue Auto funktioniert
- die Asia-Rennen waren sehr wertvoll für uns.
Dieses Jahr gibt es das GP2-Auto der dritten
Generation. Du kennst auch die alten Modelle
- wie würdest du sie miteinander vergleichen?
Den größten Schritt gab es zwischen der ersten
und zweiten Generation, das war ein komplett
neues Auto, es hat sich viel am mechanischen
Grip und der Aerodynamik getan. Nun fahren
wir mit dem gleichen Chassis wie in den Jahren
zuvor, es gibt nur eine neue Aerodynamik-Ausbaustufe
und eben die Reifen, die vermutlich den
größten Unterschied im Vergleich zum Vorjahr
ausmachen.
66 www.Motorsport-Magazin.com
Romain Grosjean will
sich über die GP2 ein
zweites Mal in die
Formel 1 vorarbeiten
Fotos: gp2 series
Und wie viel hat sich seit deinem ersten GP2-
Start 2008 generell verändert?
Es gibt immer wieder neue Fahrer, aber das ist
ja überall so. Sonst hat sich eigentlich nicht sehr
viel getan. Die Teams, die vor drei Jahren gut
waren, sind jetzt immer noch vorne dabei. Es ist
nur alles sehr viel enger.
2009 bist du schon ein paar Rennen in der Formel
1 gefahren, 2010 ging es in die AutoGP und GT1-
WM, danach wieder GP2 - ist es positiv für dich,
dass du nun wieder ein stabiles Umfeld hast?
Gemeinsam mit Dams ist die GP2 eine tolle
Herausforderung für mich. Und egal wo ich
starte, ich will immer den Titel holen. Momentan
läuft es sehr gut für uns, ich hoffe das Team wie-
der zurück an die Spitze bringen zu können. Wir
konzentrieren uns in diesem Jahr voll auf die
GP2, auf der anderen Seite suche ich in Frankreich
aber auch schon Unterstützung für ein
Formel-1-Cockpit 2012.
Wie ist es für dich an den Rennwochenenden...
du kommt an die Strecke, musst dann aber ins
kleine GP2-Fahrerlager abbiegen?
Wenn ich ein Projekt angehe, dann mit 100 Prozent
Einsatz. Ich fahre in diesem Jahr GP2, also liegt dort
mein Fokus. Und ins Formel-1-Fahrerlager komme
ich ja auch, schließlich bin ich Testfahrer bei Lotus
Renault. 2012 will ich es wieder in die Formel 1
schaffen, der GP2-Titel könnte mir dabei natürlich
helfen, ist aber nicht unbedingt notwendig. Wichtig
sind Sponsoren, denn abgesehen von Ferrari und
Mercedes sind alle derzeitigen Teams in privater
Hand und man braucht das Geld.
Wer sind die härtesten Konkurrenten im Kampf
um den GP2-Titel?
Es werden viele Fahrer um die Meisterschaft
kämpfen. Teams wie ART, iSport und Barwa
Addax haben einen guten Eindruck hinterlassen,
aber auch starke Piloten wie Dani Clos habe ich
auf meiner Favoritenliste. Das Niveau wird sehr
hoch sein, es wird hart und sehr interessant. Vielleicht
dominieren die Saison auch wieder ein
oder zwei Fahrer, das wird man aber erst nach
ein paar Rennen sehen können. Momentan ist
alles sehr offen. MSM
www.Motorsport-Magazin.com 67
Story.xxxxxxxxxxxxx
story.WRC
Eine Art
Schachspiel
In der Vergangenheit scheuten Citroen und Ford vor keinen taktischen
Spielchen zurück. Doch ist TATSächlich ein Krieg zwischen den beiden Herstellern
in der wrc ausgebrochen? Text: Kerstin Hasenbichler
68 www.Motorsport-Magazin.com
Kleine Anschiebe-Hilfe für
Dani Sordo (rechts). In der WRC
wird in dieser Saison mit allen
Mitteln gekämpft
Fotos: ford, adrivo/Sutton
Sebastien Loeb merkte wie sich eine
innere Nervosität in seinem Körper
breit machte. Sein Puls stieg an,
obwohl er sich keinen Kampf mit der
Stoppuhr lieferte. Stattdessen stand
er mitten auf der Strecke und blockierte den
anderen Piloten die Ausfahrt zur nächsten Prüfung.
Der Motor seines DS3 war verstummt und
wollte einfach nicht mehr anspringen. Es musste
etwas passieren - beherzt griff Sebastien Ogier
ein. Er lieh sich den Boliden von Petter Solberg,
setzte das Auto ans Heck von Loebs Wagen und
schob diesen einige Meter nach vorne. Plötzlich
sprang der Motor wieder an und Loeb konnte
weiterfahren. Von außen gesehen, ein normaler
Vorfall bei der Rallye Schweden. In die Kategorie
»kurios« fiel da schon eher der Vorfall in Mexiko
- dieses Mal spielte Ogier die Hauptrolle. Der
Citroen-Pilot schlug auf dem Weg zum Service
den falschen Weg ein. Statt nach der Medienzone
rechts zum 20-minütigen Regrouping abzubiegen,
fuhr er direkt zum Servicebereich.
Schande über den, der Citroen angesichts solcher
Aktion eine List unterstellt. Von außen
betrachtet, war die Aktion in Schweden völlig
nachvollziehbar und auch Ogier hat in Mexiko
sofort umgedreht, als er seinen Fehler bemerkt
hat. Doch ganz lässt sich nicht sagen, ob Ogier
wirklich nur ein dummer Fehler unterlaufen ist
oder ein Versuch, sich einen Vorteil zu verschaffen,
kläglich gescheitert ist. Auch in Schweden
wurden durchaus Stimmen laut, die einen Regelverstoß
seitens Citroen sahen. Citroen mimte das
Unschuldslamm: »Ich habe das Reglement gelesen
und wir haben nichts falsch gemacht. Wir
würden alles gleich machen«, erklärte Citroen-
Teamchef Olivier Quesnel.
Bei Ford war man sich, was den möglichen
Regelverstoß anging, nicht so sicher. »Wir werden
das Reglement im Auge behalten«, verriet Ford-
Teamchef Malcolm Wilson. Eine gute Idee angesichts
der Vergangenheit beider Hersteller. Weder
Citroen noch Ford scheuten in der Vergangenheit
vor taktischen Spielchen zurück, wenn es darum
ging, sich einen Vorteil gegenüber dem Gegner zu
verschaffen. Citroen und Ford nahmen fast nach
Belieben Zeitstrafen in Kauf, um die Ausgangssituation
ihrer WM-Kandidaten zu verbessern.
Mit einem halbherzigen Versuch probierte die
FIA, die Spielchen zu stoppen. In einem Schreiben
warnte man die Hersteller davor, den Sport
in Verruf zu bringen. Mit einem Gentleman‘s
Agreement zeigten sich Citroen und Ford geläutert
- zumindest nach außen hin. Denn schon bei
der nächsten Rallye in der Türkei gingen die Taktikspielchen
weiter - dieses Mal ausgehend von
Ford. Nach der vorletzten Etappe des Tages lagen
drei Ford-Piloten in Führung, allerdings wollte
keiner von ihnen als Führender in den Samstag
»Ich habe gehört,
dass wir einen Krieg
mit Ford führen«,
erzählte Quesnel.
»Ich hatte am
Donnerstag ein
Meeting mit Malcolm
und wir beide konnten
über die Gerüchte
nur lachen.«
gehen. Das hätte zur Folge gehabt, dass er den
Staubsauger für die Gegner hätte spielen müssen.
Somit kam es auf der letzten Etappe zum kollektiven
Langsamfahren.
»Bei manchen Events verbringen wir zwei
Tage damit, im Grunde gar nichts zu tun, außer
Taktik zu spielen - und erst am Sonntag startet
dann die echte Rallye«, kritisierte Loeb. »Diese
Taktikspielchen gehören nicht zum Sport. Wilson
und Quesnel spielen eine Art Schachspiel
- wir fahren nur. Das ist nicht so schön.« Wenn
es um seinen eigenen Vorteil im WM-Kampf
ging, hatte der siebenfache Champion allerdings
selten Skrupel, selbst auf taktische Spielchen
zurück zu greifen. So musste Ogier 2010 in Jordanien
von Platz zwei statt von Platz sechs aus
ins Rennen gehen, um vor Loeb auf der Strecke
zu sein und ihm damit bessere Siegchancen zu
verschaffen. Doch bei diesen Spielchen soll es
nicht geblieben sein. Zuletzt wurden Gerüchte
laut, dass zwischen Citroen und Ford ein regelrechter
Krieg ausgebrochen sei.
Nach außen hin zeigen sich die Teamchefs
angesichts der Spekulationen amüsiert. »Ich
habe gehört, dass wir einen Krieg mit Ford führen«,
erzählte Quesnel. »Ich hatte am Donnerstag
ein Meeting mit Malcolm und wir beide
konnten über die Gerüchte nur lachen. Wir
haben kein Problem miteinander.« Wilson fügte
hinzu: »Olivier und ich arbeiten zusammen. Es
tut dem Sport gut, Citroen und Ford an Bord
zu haben - und das ist das Einzige, was zählt.«
Doch schon bald sind Citroen und Ford nicht
mehr die einzigen Schachfiguren im Spiel. Mit
dem Einstieg von Mini kommt ein neuer Mitspieler
hinzu und damit neue Bewegung auf das
Schachbrett.
www.Motorsport-Magazin.com 69
interview.Mücke
Text: Fabian Schneider
Stefan Mücke hat in diesem Jahr wieder
ein volles Programm vor der Brust.
Fokus Le MANS
Das Motorsport-Magazin hat mit dem
Berliner über die Entwicklung und
seine Ziele gesprochen.
70 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: LMS/DPPI
MSM: Wie sehr schmerzt es, dass ihr die
Le Mans-Generalprobe in Sebring in diesem
Jahr verpasst habt?
STEFAN MÜCKE: Natürlich wären wir gerne
in Sebring gewesen, denn es ist immer eine gute
Erfahrung, dort zu fahren. Die 12 Stunden kann
man in Sachen Belastung schon fast mit Le
Mans gleichsetzen. In den letzten Jahren haben
uns Starts dort sehr viel gebracht, daher ist es
schon ein bisschen schade. Im Vordergrund
muss allerdings stehen, dass unser Auto vernünftig
läuft; es macht keinen Sinn, mit einem
unfertigen Auto an den Start zu gehen. Zu diesem
Zeitpunkt hatten wir in Europa einfach
mehr Möglichkeiten, das Auto weiter zu entwickeln.
Von der Basis her macht es einen guten
Eindruck, wir müssen es aber noch richtig
abstimmen, das bedarf seiner Zeit.
Wurde bei der Entwicklung des Autos auf
bestimmte Eigenschaften ein besonderer Wert
gelegt?
Es ist der erste Sportwagen, den Aston Martin
und Prodrive von der ersten Schraube an selbst
gebaut haben. Man hat darauf geachtet, die
gesammelten Erfahrungen der vergangenen
Jahre von der Basis aus ein- und umzusetzen.
Die Details sind schon sehr viel versprechend,
auf dieser Basis kann man aufbauen. Bei der
Entwicklung achtet man selbstverständlich auf
die Voraussetzungen für Le Mans, wo man eine
gute Höchstgeschwindigkeit braucht. Mit dem
offenen Auto gehen wir ein anderes Konzept als
Audi und Peugeot und sowieso ist in diesem
Jahr vieles anders. Wir verwenden den neuen
2-Liter-Turbo, das ist ein großer Unterschied
zum bisherigen 6-Liter-V12.
Welche Unterschiede bringt der neue Motor für
die Fahrer?
Der alte Motor hatte sehr viel Leistung und auch
Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Aufgrund
der Regeln haben dieses Jahr alle ein
bisschen weniger Leistung, aber der kleinere
Motor ist dafür bei der Gewichtsverteilung besser.
Für uns war das immer ein Nachteil, wir
hatten mit unserem schweren Motor zu kämpfen.
Gerade in den engen Ecken haben wir das
Auto kaum gedreht bekommen, es war immer
eine große Herausforderung. Mit dem kleineren
Motor erwarte ich, dass es deutlich einfacher
für uns Fahrer wird. Mit dem offenen Cockpit
fühlt sich das Fahren zudem eher ein wenig
mehr wie mit einem Formel-Boliden an, der
Fahrspaß wird wohl deutlich höher sein.
Welche Chancen rechnest du dir gegen die
Diesel-Favoriten aus?
Die Diesel werden vielleicht nicht mehr eine
Klasse für sich sein, aber die Pace werden sie
schon noch vorgeben. Das hat auch immer
etwas mit der Größe der Werke zu tun. Wir
werden wohl etwas näher dran sein und auch
Chancen bekommen, in das Diesel-Feld reinzufahren.
Im Laufe der Saison werden wir auf
das Podium fahren können und mit etwas Glück
auch mal ganz oben stehen. Momentan sind das
aber alles noch Spekulationen, erst nach Spa
und Le Mans wird man Klarheit bekommen.
Darren Turner wird im Sportwagen und in der
GT1-Weltmeisterschaft dein Teamkollege sein.
Ist das ein positiver Faktor?
Wir fahren beide die komplette Saison miteinander,
das ist durchaus eine gute Basis, denn
man muss sich nicht immer umstellen. Wir
fahren zum ersten Mal auf einem Auto, ich
kenne ihn natürlich schon etwas länger. Es sollte
eine gute Fahrerpaarung sein, wir sind beide
auf einem guten Niveau.
In der GT1-WM gehen nur noch 20 Autos an
den Start. Ist dieser Rückgang nach nur einer
Saison etwas enttäuschend?
Es ist schon schade, dass manche Teams und
Hersteller das Programm für 2011 nicht stemmen
konnten. Aber das Fahrerfeld liegt noch
einmal enger zusammen als im letzten Jahr, in
dem wir viele spannende Rennen gesehen
haben. Dieses Jahr sind zwar weniger Autos
unterwegs, der Spannung sollte das
aber keinen Abbruch tun. Wir werden
viele verschiedene Fahrzeuge und
Mannschaften auf dem Podium sehen,
niemand wird die Saison dominieren.
Jeder wird seine Chancen erhalten, je
nachdem wie die Leistung am
Wochenende passt. Es wird wichtig
sein, jedes Rennen zu beenden und
viele Punkte zu sammeln.
2010 wart ihr in Sachen Geschwindigkeit
fast immer gut dabei, hattet
aber oft Probleme und Pech. Was
erwartest du von der aktuellen
Saison?
In der vergangenen Saison hat man
gesehen, dass man mit dem Aston
Martin um die Meisterschaft fahren
kann. Für uns war es ein Lehrjahr, wir
haben Erfahrung gesammelt. Nun
sind wir mit einer guten Basis in die
Saison gegangen und ich habe einen
schnellen Teamkollegen. Es gibt einige Strecken,
auf denen wir kleine Nachteile haben, aber wir
wollen permanent auf das Podium fahren. Bei uns
kommt erschwerend hinzu, dass wir wohl das eine
oder andere Rennen auslassen müssen. Gerade
vor Le Mans wollen wir uns auf das Sportwagen-
Projekt konzentrieren, daher werden wir nicht mit
der GT1 in Portugal sein. Ob wir auch Imola auslassen,
wird Aston Martin entscheiden.
Im Mai geht es zum Sachsenring, der weniger
als 300 km von deiner Heimat Berlin entfernt
liegt - ein richtiges Heimspiel für dich?
Ja, es ist klasse, ein Rennen so nah an Berlin
fahren zu dürfen. Familie und Freunde werden
da sein, für mich ist es ein Saisonhighlight, auf
das ich mich schon jetzt freue. Auf dem Sachsenring
bin ich schon lange nicht mehr gefahren,
früher war ich mit der Formel 3 und der DTM
dort. Fahrerisch ist es also kein Heimvorteil für
mich, dafür müsste ich schon zwei, drei Mal im
Jahr dort fahren. Da kenne ich den Nürburgring
schon besser...
Mit welchen Resultaten würdest du am Ende
der Saison zufrieden sein?
Im Sportwagen zählen nur einzelne Rennen,
nicht die ganze Saison. Am Anfang werden wir
es noch sehr schwer haben, weil wir noch mitten
in der Entwicklung stecken. In Le Mans wollen
wir aber schon gut dabei sein und ohne Probleme
durchfahren. Hoffentlich können wir uns
danach noch steigern und Highlights setzen,
hier und da wäre ein Podestergebnis schon toll.
In der GT1 wollen wir so oft wie möglich auf
dem Podium stehen und am Ende der Saison
unter den Top-3 sein. Um die Meisterschaft zu
fahren wird kaum möglich sein, da wir ja Rennen
auslassen werden.
In der GT1 WELTMEISTERSCHAFT
WOLLEN 2011 WIR so OFT WIE
MÖGLICH AUF DEM PODIUM
STEHEN UND am ENDE DER Sai-
SON UNTER DEN Top-3 SEIN.
www.Motorsport-Magazin.com 71
story.WTCC
Good
Old
Times
In der WTCC sind viele
erfahrene und routinierte
Piloten unterwegs. In ihrer
langjährigen Karriere
haben sie viel erlebt.
Das Motorsport-Magazin
hat herausgefunden,
welche Momente die
alten Hasen am meisten
bewegt haben.
Text: Fabian Schneider
→
72 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: adrivo/Sutton
Alain Menu
Wenn es läuft,
dann läuft es
In den letzten sechs WTCC-Saisons konnte sich
Alain Menu nicht gegen seine Teamkollegen bei
Chevrolet durchsetzen. Große Erfolge hat der
Schweizer in der Vergangenheit allerdings schon
erzielt, unter anderem zwei Titel in der BTCC,
der britischen Meisterschaft. Gerne erinnert er
sich an die Saison 1997 zurück, als er nach drei
Vize-Titeln endlich die erste Meisterschaft unter
Dach und Fach brachte. »Gemeinsam mit dem
Williams-Team und Renault haben wir 1997
einen großen Schritt nach vorne gemacht, vor
allem in Sachen Zuverlässigkeit. Das hat uns am
Ende den Titel gebracht.«
Zuvor musste sich Menu drei Mal knapp
geschlagen geben. »Die Leute haben schon
gesagt, dass ich nie eine Meisterschaft gewinnen
würde. Trotzdem habe ich es geschafft in der
BTCC, die für mich in den 90er Jahren die weltbeste
Tourenwagen-Serie war, erfolgreich zu
sein.« Alles begann mit einem perfekten Start
in die Saison. Zwar holte sein Teamkollege Jason
Plato beim Auftakt die Pole Position, die Rennsiege
gingen jedoch an den Schweizer. »Wenn
ich mich richtig erinnere, stand ich bei 25 Rennen
über 20 Mal auf dem Podium. Am Ende
habe ich den Titel deutlich gewonnen, weil einfach
alles geklappt hat.« Bestes Beispiel: Das
Wochenende in Croft. »Es hat samstags so stark
geregnet, dass das Training und Qualifying
abgesagt werden mussten. Keiner wusste, wie
die Startaufstellung auszusehen hatte und so
sind wir nach dem Stand in der Gesamtwertung
gestartet. Ich lag vorne, habe ein Rennen
gewonnen und stand beim zweiten auf dem
Podium. Wenn es läuft, dann läuft es.«
Im Team Williams-Renault, das nur 500
Meter von der F1-Truppe einquartiert war, zog
schon damals Patrick Head die Fäden. »Man
hat sehr viel Geld investiert, das hat sich 1997
ausgezahlt. Auf den ersten Gewinn einer Meisterschaft
ist man natürlich sehr stolz und
vergisst ihn nie!«
Wie Motorsport-verrückt die Familie Coronel
ist, zeigt ein Blick in das Familienbuch: Vater
Tom Senior verpasste den beiden Zwillingen Tim
und Tom die Zweitnamen - Alfa und Romeo.
Das Formel 3 Masters 1997 wird Tom Romeo
Coronel nie vergessen: Eigentlich ging Coronel
mit TOMS-Toyota in Japan an den Start, kam
für das Masters aber gerne in die Heimat zurück.
Das hat sich gelohnt: »Ich kann mich noch gut
daran erinnern, wie alle Holländer nach meinem
Sieg ‚Tomi, Tomi‘ gerufen haben und ich mich
ärgerte, dass die Leute nicht bei meinen anderen
Rennen dabei waren.«
Als Lokalmatador lastete viel Druck auf
Coronel, der damit aber sehr gut umgehen
Tom Coronel gewann das Formel 3
Masters in Zandvoort
Tom Coronel
Gefeiert von den Landsleuten
konnte. »Ich hatte sehr viel Selbstvertrauen
und ließ mich nicht vom Druck beeinflussen.
Das ist eine meiner Stärken. Ich mache einfach
das, was ich immer mache - und meistens geht
das gut.«
»Mir war absolut klar: Wenn ich irgendwo
gewinnen muss, dann in Zandvoort. Das hat mich
noch stärker gemacht«, berichtet der jetzige
BMW-Pilot, der damals vor Sébastien Philippe
und Mark Webber gewann. Über 115.000 Menschen
verfolgten das Rennwochende auf dem
noch stark verkürzten Circuit Park Zandvoort.
»Als ich abends im Dorf war, musste ich gar nicht
laufen - ich wurde getragen. Das war so verrückt,
dass ich es nie vergessen werde...«
→
www.Motorsport-Magazin.com 73
Story.xxxxxxxxxxxxx
story.WTCC
Tiago Monteiro
Im Overall von Jenson Button
Der Portugiese Tiago Monteiro zählt zu den
wenigen WTCC-Piloten, die in der Formel 1
gefahren sind. Zwei Jahre lang fuhr er für Jordan
und Midland, stand sogar auf dem Podest -
wenn auch nur beim Skandalrennen in Indy
2005. Seine erste F1-Erfahrung sammelte er drei
Jahre zuvor bei einem Test für Renault. »Für
einen Rennfahrer ist der Tag des ersten F1-Tests
wohl der wichtigste Tag überhaupt«, verrät
Monteiro. »Wenn man das erste Mal in einem
Formel 1 sitzt... das ist einfach eine unglaubliche
Chance für einen Rennfahrer.«
2002 war Monteiro gerade aus der Formel 3
in die Formel 3000 gewechselt, die Fahrt mit
einem über 700 PS starken Boliden legte die
Messlatte aber noch etwas höher. »Es war ein
großer Schritt und ein riesiger Unterschied. Ich
war bestimmt zehn Sekunden pro Runde schneller.
Der Formel 3000 war zu dieser Zeit ein wirklich
schlecht abgestimmtes Fahrzeug, der Unterschied
zur Formel 1 war enorm.«
Pikant: Bei Renault traf Monteiro auf Jenson
Button, der es schon fest in die Formel 1 geschafft
hatte. »Ich kannte Jenson sehr gut, wir sind
zusammen in der Formel 3 gefahren. Für mich
war es sehr wichtig, Informationen von einem
erfahrenen Piloten zu erhalten. Ich habe sogar
seinen Rennanzug benutzt!«
Schon bei seinem ersten richtigen Auftritt im
F1-Fahrerlager musste Monteiro feststellen, wie
unterschiedlich die einzelnen Piloten sind. »Nicht
sehr viele Fahrer begrüßen die jungen Talente
vor ihrer ersten F1-Erfahrung. Nur ein paar sind
zu mir gekommen und haben mich begrüßt. So
hat man die unterschiedlichen Persönlichkeiten
schnell kennengelernt - oder auch nicht...«
Gabriele Tarquini
17 Sekunden
hinter Senna
Gabriele Tarquini zählt im WTCC-Fahrerfeld zu
den alten Hasen. An den 3. Mai 1987 erinnert sich
Tarquini noch immer gerne - obwohl der Rennsonntag
der Abschluss eines grauenvollen Wochenendes
war. Tarquini ging in der Formel 3000 an den
Start, hatte Jahre zuvor allerdings eine Talentsichtung
gewonnen und bekam als Preis ein F1-Rennen
geschenkt. Mit dem kleinen Osella Team durfte er
in Imola starten. »Für mich war es eine absolute
Überraschung, ich wusste erst zwei Wochen vorher
davon. Mein Auto war jedoch schon sehr alt, es
wurde aus dem Museum geholt. Man hat mir aber
versprochen, dass alles funktionieren würde«, erinnert
sich Tarquini, der dem Feld in Imola hoffnungslos
hinterher fuhr. Im Qualifying landete er
sage und schreibe 17 Sekunden hinter Pole-Mann
Ayrton Senna. Wenige Wochen später gastierte die
F3000 in Imola und Tarquini fuhr im Qualifying
über sechs Sekunden schneller als mit seiner veralteten
F1-Gurke. »Ich hätte mich nie im Leben für
das Rennen qualifiziert. Es war ein Albtraum. Zur
Überraschung aller Beteiligen durfte ich trotzdem
starten, weil Nelson Piquet vor dem Rennen einen
schweren Unfall in der Tamburello-Kurve hatte
und nicht teilnehmen konnte.« Vor dem Start
sagten ihm seine Mechaniker, dass er ja nicht zu
brutal starten solle, sondern eher wie in der Boxengasse.
Während das Feld auf die erste Kurve zuraste,
folgte Tarquini mit einem Abstand von 200m.
»Schon nach fünf Runden sind die ersten Gänge
ausgefallen, ich war teilweise 25 Sekunden langsamer.
Kein Wunder, wenn in einem F1-Boliden
mit Turbomotor ein Getriebe verwendet wird, das
eigentlich einem aus der Formel 3 entspricht.« Nach
etwas mehr als 20 Runden musste Tarquini aufgeben.
»Dabei wollte ich das Rennen unbedingt beenden,
leider hat es nicht geklappt. Trotzdem kann
ich mich sehr gut an mein erstes F1-Rennen erinnern,
in dem ich eigentlich nicht in einem F1-Auto
gesessen habe...«
MSM
Fotos: adrivo/Sutton
74 www.Motorsport-Magazin.com
motorrad
Der hat ein Rad ab:
Maxime Berger versucht
sich bei der Superbike WM
mit einem Ein-Rad
Foto: milagro
Umfrage
Ist Honda in diesem Jahr zu stoppen?
Ja, Ducati und/oder Rossi erholen sich 34%
Für Prognosen ist es zu früh 28%
Nein, sie sind zu stark 23%
Ja, Yamaha wird zurückschlagen 15%
Leser-Umfrage auf www.Motorsport-Magazin.com
»War er vorsichtig und wollte
nicht auf seine Schulter stürzen?
Definitiv! Aber er furzt auch
nicht aus freien Stücken so langsam
in der Gegend herum«
Colin Edwards über Valentino Rossi
Kommentar: Stänkerer BiAGGi
Er wird sich wohl nie mehr ändern. Max Biaggi hat sich den Beinamen eines Stänkerers gemacht. Das war schon zu
MotoGP-Zeiten so, als es auf dem Podest zu einem Handgemenge mit Valentino Rossi kam und das führt der
Römer auch in der Superbike-Weltmeisterschaft fort. Letztes Jahr sprang er in Magny Cours Cal Crutchlow wie beim
Hahnen kampf an, dieses Jahr geriet er beim Qualifying in Donington Park mit Marco Melandri aneinander - kurz
nachdem er ihm die Superpole-Runde kaputt gemacht hatte. Wenigstens gab es dieses Mal 3.000 Euro Strafe für
den talentierten Störenfried. Toni Börner
www.Motorsport-Magazin.com 75
slideshow.motogp
motogp
TEAMPECH
Randy de Puniet flog beim Katar Grand Prix kurz nach dem Start spektakulär
ab. Der hinter ihm fahrende Loris Capirossi war zuerst Zuseher,
dann Beteiligter. Er traf die Maschine seines Teamkollegen und verletzte
sich dabei die Kupplungshand. Dadurch kam das Doppelaus für Pramac.
Foto: milagro
story.Honda
das iHonda
Geheimnis
Die GP-Welt ist sich einig,
Honda hat im Winter eine
Killer-Applikation gefunden,
mit der die RC212V zum stärksten
Motorrad der MotoGP
geworden ist. Der Haupt -
verdächtige ist das Getriebe,
das Motorsport-Magazin
begab sich auf Spurensuche.
Text: Falko Schoklitsch
Honda dominierte den Winter und den Saisonauftakt
in Katar – was ist das Geheimnis?
Fotos: milagro
»Wenn du es baust, wird er kommen«, besagte
ein Zitat im Film »Feld der Träume«. In
besagtem Film ging es zwar nicht um Motorrad-
Weltmeisterschaften, sondern um Baseball, aber
die primäre Prämisse war, dass sich Träume und
Sehnsüchte erfüllen, wenn man seinem inneren
Antrieb folgt. Deswegen entschied sich auch
Honda zu bauen und anscheinend hat der japanische
Hersteller gut gebaut. Denn die RC212V
des Jahres 2011 ist eine echte Siegmaschine
geworden und dadurch könnte der Titel wieder
ins HRC-Hauptquartier nach Saitama kommen
- und das nachdem die 800cc-Ära ohne Honda-
Titel zu Ende zu gehen drohte.
Schon während der Wintertests hatte sich abgezeichnet,
dass Honda für die letzte Saison der
800er in der MotoGP einen echten Sieger gebaut
haben könnte. Bei den Testfahrten in Sepang und
Katar dominierten die Maschinen des Herstellers
die Zeitenlisten und brachten die Fachwelt ins
Grübeln. Was hatte die HRC gefunden, wodurch
ihre Motorräder auf einmal so schnell waren? Die
Spurensuche ging los und bald schien der Grund
gefunden: das neue Getriebe.
Im ersten Moment trieben die Spekulationen
gleich die wildesten Blüten. So hat Honda in
seinem Straßenmodell VFR 1200 bereits 2009
ein Doppelkupplungsgetriebe vorgestellt, das
die Schaltzeiten drastisch reduziert. Daher war
vielerorts der erste Gedanke, die Technologie
sei einfach für die MotoGP portiert worden.
Derlei Annahmen verwies der Hersteller aber
schnell ins Reich der Träume, denn diese Technologie
wäre in der Königsklasse verboten, weil
der Weltverband FIM das Reglement so gestrickt
hat, dass derlei Entwicklungen gar nicht erst →
www.Motorsport-Magazin.com 79
story.Honda
Die Honda Königsklassen-
Weltmeister
Freddie Spencer: 500cc,
2 Titel (1983, 1985)
Eddie Lawson: 500cc, 1 Titel (1989)
Mick Doohan: 500cc, 5 Titel (1994-1998)
Àlex Crivillé: 500cc, 1 Titel (1999)
Valentino Rossi: 500cc, 1 Titel (2001);
990cc, 2 Titel (2002, 2003)
Nicky Hayden: 990cc, 1 Titel (2006)
angedacht werden können, um die Kosten
niedrig zu halten.
Durch das Reglement ließ sich Honda aber
nicht aufhalten und die Ingenieure fanden einen
anderen Weg, um schnellere Schaltzeiten im
Rahmen des Reglements zu entwickeln. Kluge
Köpfe gibt es bei der HRC genug, immerhin war
Honda lange genug in der Formel 1 und ist nach
wie vor in der IndyCar-Serie engagiert. Dort
besteht eine interessante Verbindung zum britischen
Unternehmen Xtrac, das für die Indy-
Cars die Getriebe fertigt. Die Firma hat das so
genannte »Instantaneous Gearchange System«
entwickelt, das Ähnliches wie das Doppelkupplungsgetriebe
zu leisten vermag, dabei aber nur
eine Kupplung braucht. So ermöglicht ein
System aus Schalträdern und -Klinken, dass
zwei Gänge gleichzeitig eingelegt sind, während
nur einer in Verwendung ist.
Andere Spekulationen tendierten dazu, dass
möglicherweise das Unternehmen Zeroshift ein
stufenloses Getriebe für die Zweiräder aus dem
Hause HRC gebaut hat. Vielleicht haben die
Ingenieure bei Honda aber auch selbst ihre
grauen Zellen angestrengt. So oder so, dass
etwas am Getriebe neu und besser ist, wollten
nicht einmal die Verantwortlichen verneinen.
»Die HRC verwendet natürlich nichts Illegales,
aber es stimmt, dass wir etwas Neues beim
Getriebe haben, das momentan schnellere
Gangwechsel erlaubt. Wir sprechen hier nicht
von einem Doppelkupplungs-Getriebe, aber ich
kann nicht sagen, wie es funktioniert... weil ich
es nicht weiß«, sagte HRC-Vizepräsident Shuhei
Nakamoto.
Das Motorsport-Magazin fragte daraufhin bei
HRC Kommunikations- und Marketing-Direktor
Livio Suppo nach, der allerdings ebenfalls
nichts preisgeben wollte. »Die Maschine ist ein
Paket aus vielen Dingen und man muss einen
Weg finden, um aus allem das Beste herauszuholen.
Das neue Getriebe hilft natürlich, aber
Aoyama hat das nicht und ist trotzdem recht
schnell. Der Einzige, der momentan Probleme
hat, ist Toni [Elias], aber das liegt an seinem
besonderen Fahrstil. Er hat das Problem, den
Hinterreifen richtig aufzuwärmen. Mit mehr
Zeit auf der Maschine und einem besseren Verständnis
für das Setup wird er die Sache hoffentlich
in den Griff bekommen.
Die HRC verwendet naturlich nichts
ILLEGALES im getriebe«
80 www.Motorsport-Magazin.com
Stufenloses Schalten ist kein
Ingenieurs-Wunder das ist keine
Raketenwissenschaft.
,
Fotos: milagro
Wenn er sieht, dass die anderen Hondas so
schnell sind, wird ihn das sicher motivieren,
gute Ergebnisse zu holen.«
Fest steht bislang nur, dass die Honda bereits
in der zweiten Hälfte der Saison 2010 ein gutes
Motorrad war, mit dem sich Siege herausfahren
ließen. Das zeigte Dani Pedrosa deutlich, bis er
in Motegi stürzte und sich einen komplizierten
Bruch des Schlüsselbeins zuzog, der ihn auch
jetzt noch zu verfolgen scheint. Fest steht
zudem, dass mit der Ankunft von Casey Stoner
ein neues Alphatier bei Honda mitmischt und
das hat vor allem Pedrosa angetrieben. »Seitdem
die Wintertests begonnen haben, haben sich
Dani und Casey ans Limit gepusht. Sie sind
wirklich sehr gut unterwegs«, sagte Suppo.
So einfach kann sich Honda aber natürlich
nicht aus der Affäre ziehen, denn obwohl den
Fahrern damit vielleicht ein wenig Unrecht
getan wird, die Maschine hat das gewisse Extra,
das ihr in den vergangenen Jahren gefehlt hat.
So liegen die großen Honda-Zeiten mittlerweile
weiter in der Vergangenheit und der Rückblick
auf das Ende der 90er und den Beginn des
neuen Jahrtausends dürfte eher melancholischer
Natur sein. Wie viel bringt das neue Getriebe
aber wirklich? Die Analysen gehen in sehr viele
Richtungen.
So meinen die Einen unter der Annahme,
dass Zeroshift für das neue Wunderteil verantwortlich
ist, es gebe bei durchschnittlich 30
Schaltvorgängen pro Runde einen Zeitgewinn
von 0,9 Sekunden im Vergleich zu einem normalen
Getriebe. Dann wiederum wird der
Unterschied mit dem gleichen System auf lediglich
0,3 Sekunden geschätzt. Eine Vor-Ort-
Analyse anhand der Geräusche während des
Schaltvorgangs wollte wieder zwei bis vier Hundertstelsekunden
Unterschied pro Gangwechsel
ausmachen. Das Problem bei diesen Analysen
ist, sie basieren auf Annahmen, die sich nur
schwer durch harte Fakten stützen lassen.
Die Verantwortlichen bei der Konkurrenz
scheinen ebenfalls noch im Dunkeln zu tappen.
Ducati-Technikguru Filippo Preziosi schätzte
den Vorteil des Honda-Getriebes auf 0,2 Sekunden
pro Runde und Valentino Rossis Crewchief
Jeremy Burgess, der mit dem Italiener zu Ducati
gegangen ist, sah die Sache sowieso ganz anders.
»All das Gerede über ein stufenloses Getriebe
trifft nicht den Punkt, warum Honda Rennen
gewinnt. Ich kann euch sagen, man wäre ein
Idiot, wenn man glaubte, das Getriebe bei der
Yamaha M1 wäre nichts Besonderes. Wenn jetzt
jemand denkt, Honda hätte die neueste Technologie,
dann mag das daran liegen, dass sie
einen Rückstand aufzuholen hatten. Yamaha hat
ein sehr geschmeidiges, fortschrittliches System.
Ich weiß, wie es funktioniert und ich wurde
auch in die Geheimnisse einiger Formel-1-
Getriebe der Top-Teams eingeweiht. Stufenloses
Schalten ist kein Ingenieurs-Wunder, das ist
keine Raketenwissenschaft. Man mag eine Hundertstelsekunde
sparen und das aber nur beim
Hochschalten. Sicher ist es für den Fahrer ein
tolles Gefühl, wenn er diese Schaltvorgänge hat,
aber das ist nicht der Unterschied, über den
jeder spricht«, sagte der ehemalige Yamaha-
Mitarbeiter Burgess.
Anscheinend ist es auch nicht nur der einfache
Schaltvorgang, der die großen Vorteile
bietet, vielmehr ist es die Stabilität, die durch
das stufenlose Schalten geschaffen wird, die den
Fahrern ein Plus bringt. So meinte Casey Stoner:
»Die Gänge werden ein wenig schneller gewechselt,
es ist einfach geschmeidiger. Statt eines
Klackens wechselt es etwas schneller von einem
Gang in den nächsten. Für mich ist es nicht
schneller, sondern einfach angenehmer und
macht die Maschine nicht so instabil. Wie es
funktioniert, ist gut, aber das ist sicher keine
Sieg-Lösung. Wenn man einen Gang runtergeht,
ist es manchmal etwas schwierig, aber beim
Raufschalten ist es angenehm ruhig.«
Also haben irgendwie doch alle ein wenig
recht. So ein Motorrad ist ein Paket aus vielen
Dingen, aus denen man das Beste herausholen
muss, das Getriebe bringt einen Vorteil und
Illegal ist es auf keinen Fall, sonst wäre die FIM
eingeschritten. Wie toll das von Burgess
beschriebene Yamaha-Getriebe aber ist, darf
angezweifelt werden, denn beim Team des regierenden
Weltmeisters Jorge Lorenzo hat man
bereits angekündigt, selbst ein neues Getriebe
zu entwickeln. Denn auch dort weiß man:
»Wenn du es baust, wird er kommen.« MSM
www.Motorsport-Magazin.com 81
story.Honda
Honda greift wieder nach dem WM-Titel.
In der vergangenheit gewannen die Japaner
mit drei motorrädern und deren auspräg
ungen titel in der königsklasse.
wir stellen sie vor. Text: Falko Schoklitsch
Hondas
Erfolgsmotorrader
Angesichts der langen Erfolgsliste von Honda
in der Motorrad-Königsklasse - also 500cc und
MotoGP - wirkt es fast eigenartig, dass nur drei
Motorradmodelle für die insgesamt 13 Weltmeisterschafts-Titel
verantwortlich waren, die
der Hersteller mit seinen Fahrern feiern durfte.
Das liegt aber einfach daran, dass die Grundbasis
eines Motorrades immer ihren Namen
beibehält und daher die WM-Maschine von
Freddie Spencer aus dem Jahr 1985 gleich hieß
wie jene von Valentino Rossi im Jahr 2001: die
NSR 500. Zu diesem Titel-Motorrad kommen
noch die NS500 und die RC211V hinzu.
Die NS500
Nach Hondas Wiedereinstieg in die Weltmeisterschaft Ende der 1970er
musste der Hersteller schnell einsehen, dass sein damaliges 500cc-
Viertakt-Experiment mit der NR500 ein Fehlschlag war. Also kam das
Unternehmen 1982 mit der NS500 mit zwei Takten und drei Zylindern
an die Rennstrecken, die in ihrer ersten Saison in die Hände von Freddie
Spencer, Marco Lucchinelli und Takazumi Katayami gelegt wurde.
Bereits im ersten Rennen holte Spencer einen Podestplatz, im siebten
Rennen folgte in Belgien der erste Sieg. 1983 kämpfte Spencer die
gesamte Saison gegen Yamaha-Pilot Kenny Roberts und eroberte den
Titel schließlich mit lediglich zwei Punkten Vorsprung - die Rennsiege
und Pole Positions in diesem Jahr gingen alle entweder an Spencer
oder Roberts.
Freddie Spencer auf seiner
Honda NS500 beim Buenos Aires
Grand Prix 1982
Fotos: honda
82 www.Motorsport-Magazin.com
Auch Valentino Rossi steuerte einen
WM-Titel zu Hondas Titelsammlung bei
Die NSR500
Aufgrund von Fortschritten in der Reifentechnologie und des immer weiter fortschreitenden Kampfes um immer mehr PS
folgte bereits 1984 ein neues Honda-Modell, die NSR500. Diese Maschine wurde von einem Vierzylinder-Motor angetrieben
und verhalf Freddie Spencer 1985 zu seinem zweiten WM-Titel in der 500er-Klasse. Über die Jahre entwickelte sich
die NSR500 zwar immer weiter, ihr Name blieb aber - auch als 1992 ein Big-Bang-Motor für sie entwickelt worden war.
Mick Doohan gewann damit von 1994 bis 1998 fünf Titel, Àlex Crivillé wurde 1999 damit Weltmeister und Valentino Rossi
eroberte 2001 mit ihr seinen ersten Königsklassen-Titel. Insgesamt 11 Fahrer- und 14 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften
holte Honda mit dieser Maschine.
Die RC211V
Als sich zu Beginn des neuen Jahrtausends die
Motorrad-Weltmeisterschaft nach Ansicht der
Herstellervereinigung GPMA (heute MSMA) zu sehr
von der Serie entfernte und nicht mehr einzusehen
war, welchen Nutzen 500cc-Maschinen bringen
konnten, läuteten die Hersteller die Viertakt-Ära in
der Königsklasse ein. So waren zwar 2002 noch
500er und 990er gleichzeitig erlaubt, die 990er
setzten sich aber rasch durch. Honda brachte die
RC211V an den Start, die einen revolutionären
V5-Motor in sich trug. Mit Valentino Rossi wurden
so 2002 und 2003 zwei Titel geholt, im letzten Jahr
der 990cc-Ära konnte dann Nicky Hayden 2006 mit
einer Spezialanfertigung mit modifiziertem Motor,
Rahmen und Verkleidung den bislang letzten
Weltmeister-Titel für Honda einfahren.
www.Motorsport-Magazin.com 83
interview.Crutchlow
Der Wechsel aus der
Superbike-WM in die
MotoGP-Weltmeisterschaft
ist bislang nicht vielen
Fahrern erfolgreich
gelungen. Cal Crutchlow
möchte schon bald das
Gegenteil beweisen
Fotos: milagro, tech 3 yamaha
84 www.Motorsport-Magazin.com
Der
nächste
Britte
Cal
Crutchlow
Unter den Superbike-
Stars herrschte in den
vergangenen Jahren
mit sehr wenigen
Ausnahmen ein
munteres Kommen und
Gehen in der MotoGP.
dAs Motorsport-
Magazin sprach mit
Cal Crutchlow über
die Schwierigkeiten
des Umstiegs und
die eigenen Zukunftsaussichten.
Text: Falko Schoklitsch
Großbritannien ist ein gequältes Königreich,
es leidet, beinahe könnte die Annahme entstehen,
es windet sich vor Schmerzen. Zumindest
trifft das zu, wenn der Blick auf die MotoGP
fällt. Denn die Fahrer aus dem großen Rennstall
von Queen Elizabeth leiden in der Prototypen-Weltmeisterschaft
seit langer Zeit unter
einer gewissen Erfolglosigkeit. Barry Sheene
war 1977 der letzte Brite, der einen WM-Titel
erringen konnte, womit die Wartezeit sich in
dieser Saison auf 34 Jahre ausdehnen könnte.
Anders sieht es in der Superbike-Weltmeisterschaft
aus, dort waren und sind die Briten
eine treibende Kraft. Zuletzt gewann dort mit
James Toseland im Jahr 2007 ein Brite den
Weltmeisterschafts-Titel. Großbritannien ist
ein Superbike-Land und wenn man Cal Crutchlow
glauben darf, ist genau das der Fluch,
der die Piloten ihrer Majestät davon abhält,
auch bei den Prototypen erfolgreich zu werden
- wahrscheinlich versuchen Fahrer wie Bradley
Smith oder Scott Redding daher ihr Glück
auch über die kleineren GP-Klassen.
Crutchlow wird die Titel-Dürre der Briten
in der Motorrad-Königsklasse im Jahr 2011
nicht beenden, das stand schon vor Beginn der
Saison fest. Doch der Supersport-Weltmeister
des Jahres 2009 hat das klare Ziel, sich erfolgreich
in der MotoGP zu etablieren, um vielleicht
irgendwann aus dem Satelliten-Team
Tech 3 Yamaha auf ein Werksmotorrad zu
kommen, mit dem er dann doch an alte Glanzzeiten
anschließen kann.
Davor steht allerdings die harte Umgewöhnung
von den seriennahen Superbikes hin zu
den Geschossen der MotoGP. Er wäre nicht
der Erste, der daran scheitert und er selbst
durfte schon feststellen, wie schwierig es ist,
sich an die völlig neue Fahrweise zu gewöhnen,
die so ein Prototypen-Motorrad verlangt. Dass
ein Fahrer wie Ben Spies im Vorjahr den Wechsel
mit Bravour vollzogen hat, will er nicht als
Sicherheit dafür nehmen, dass es ihm ebenso
gelingen könnte, denn Crutchlow ist in →
www.Motorsport-Magazin.com 85
interview.Crutchlow
Ben Spies ist
eine Ausnahme -
Erscheinung.
Nicht viele
können das
schaffen,
was er in der
vorigen Saison
geschafft hat.
diesem Punkt Pragmatiker und weiß, dass
Spies eine gewisse Ausnahme-Erscheinung
darstellt.
Und genau das könnte Crutchlows Stärke
sein. Sein Teamchef Hervé Poncharal war bislang
voll des Lobes für die Herangehensweise
des Briten. Er sei nicht angekommen und habe
geglaubt, er könne die Welt zerreißen, sondern
habe zugehört, gelernt und versucht, sich an
die Maschine anzupassen und nicht die
Maschine an sich, erklärte der Franzose. Genau
so hatte es auch Spies im vergangenen Jahr
gemacht und sich dabei nie von Rückschlägen
aus dem Konzept bringen lassen.
Und es wird Rückschläge geben. Karbonbremsen
sind etwas Anderes als Stahlbremsen,
die Elektronik in der Königsklasse ist so ausgereift,
dass ein Universitätsabschluss in Telematik
oder Ähnlichem durchaus hilfreich
wäre, die Reifen führen ihr Eigenleben und die
Konkurrenz ist das Beste, was die Zweirad-
Welt zu bieten hat. Das bedeutet, es wird Stürze
geben, es wird Niederlagen geben und mehr
als einmal wird es einfach nicht so funktionieren,
wie Crutchlow sich das vorgestellt hat. Das
werden die Momente sein, an denen sich entscheidet,
ob er an seiner Aufgabe wächst oder
an ihr scheitert, vor allem werden das aber die
Momente sein, in denen er sich dem öffentlichen
Druck der stets kritischen britischen
Öffentlichkeit wird stellen müssen.
James Toseland ist vor rund zwei Jahren an
den Anforderungen der MotoGP gescheitert und
der war immerhin zweifacher Superbike-Weltmeister,
bevor er in die GPs wechselte. Crutchlow
kam ohne Titel in der WSBK, aber dennoch glauben
viele, er kann es schaffen - und bauen damit
gleich wieder Druck auf. Vorerst lautet seine Aufgabe
aber: lernen, lernen, lernen.
MSM: Nachdem er das Yamaha Superbike
von 2010 gefahren war hat Eugene Laverty
die Entwicklungsarbeit von dir und James
Toseland sehr gelobt. Bist du ein wenig traurig,
dass die R1 des Jahres 2011 so eine gute
Maschine geworden ist und du damit um den
Superbike-Titel hättest fahren können?
CAL CRUTCHLOW: Nein. Ich weiß, ich hätte
um den Titel mitfahren können, aber ich
wollte in die MotoGP kommen, um meine
eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ich
wollte nicht bleiben und eine Maschine für
die SBK entwickeln.
Spürst du zusätzlichen Druck nach der
starken Debütsaison von Ben Spies, in der er
gezeigt hat, was mit einer Satelliten-
Maschine möglich ist?
Nein, denn Ben Spies ist eine Ausnahme-
Erscheinung. Nicht viele können das schaffen,
was er vorige Saison geschafft hat. Ich fühle
deswegen keinen Druck.
Wie groß ist die Hilfe, die Colin Edwards dir
geben kann?
Er ist eine große Hilfe. Er hat einen anderen
Fahrstil, also brauche ich nicht auf seine
facts & Stories
1Mit Lance Armstrong, Valentino Rossi und
Muhammad Ali hat Cal Crutchlow in vielen sportlichen
Bereichen Vorbilder. Fahrrad fährt er selbst
gern, Motorrad erklärt sich von selbst und Ali ist seiner
Meinung nach »nicht nur der großartigste Boxer, sondern
auch ein unglaublicher Mensch«.
2Crutchlow hört gern Pop-Musik, von Oasis bis
zu den Kings of Leon. Auf seiner Liste der absoluten
Lieblingssongs steht ‚Insomnia‘ von Faithless
auf der Pole, direkt gefolgt von Journeys ‚Don‘t Stop
Believing‘ und ‚You Got The Love‘.
3Das Rennsportgen wurde Crutchlow früh in die
Wiege gelegt, denn sein Vater Derek war selbst
im Rennsport engagiert und förderte das Talent
seines Sohnes konsequent, auch wenn der erst in
eine andere Richtung wollte.
4Eigentlich wollte der Brite gar kein Motorradrennfahrer
werden, stattdessen spielte der
junge Crutchlow viel lieber Fußball bei Coventry
City und Aston Villa.
5Obwohl Crutchlow erst mit elf Jahren das
Motorradfahren für sich entdeckte, ist er einer
der wenigen MotoGP-Piloten, die auch einen gültigen
Motorradführerschein im öffentlichen Straßenverkehr
besitzen.
6Nachdem sich Crutchlow 1999 zum ersten Mal
auf ein Motorrad gesetzt hatte, war er
begeistert. Sein Vater kaufte ihm eine 125er Aprilia
und ab ging‘s zur britischen Junior Challenge, in
der er beim ersten Anlauf Erster und Zweiter wurde
und am Ende auf Anhieb die Meisterschaft mit neun
Siegen abräumte.
86 www.Motorsport-Magazin.com
Daten zu sehen, aber er gibt mir Ratschläge
und sein Wissen ist mir in meiner ersten
MotoGP-Saison eine große Hilfe.
2012 wird die MotoGP auf 1000cc wechseln.
Ortest du dich in einer schwierigen Situation
deswegen? Schließlich musst du dich jetzt an
die 800er gewöhnen und am Ende der Saison
dann wieder umstellen.
Nein, das wird mir eher liegen und alle werden
sich dann wieder an die neuen Maschinen
und die Strecken anpassen müssen.
Wie schwierig ist es eigentlich, von einem
Superbike auf eine MotoGP-Maschine zu
wechseln?
Es ist unbeschreiblich, wie schwierig das ist.
Es ist so viel schwieriger, da die Maschinen,
die Reifen und die Fahrer anders sind. Das ist
ein großer Sprung.
Es ist wohlbekannt, dass es eine lange Liste
an Fahrern gibt, die aus der Superbike
kamen und in der MotoGP gescheitert sind.
Wo siehst du die Gründe dafür?
Es liegt am großen Unterschied zwischen den
Maschinen. Das Fahren in der Superbike ist
viel einfacher.
Cal Crutchlow möchte sich in
der MotoGP etablieren -
an Ben Spies misst er sich nicht
Die Briten lieben den Motorradsport und du
bist nun in der Königsklasse des Motorradsports.
Bist du stolz darauf oder spürst du,
wie die Öffentlichkeit dich nun noch genauer
beobachtet?
Beides. Die Öffentlichkeit hat einen im Auge, wenn
man der Einzige ist, aber es ist besser, der Einzige
zu sein als gar keinen Landsmann hier zu haben.
Fotos: milagro, tech 3 yamaha
Dies ist die stärkste Weltmeisterschaft im
Motorradsport. Wo setzt du deine Ziele für
die erste Saison an?
Ich will lernen und mich die ganze Saison
über verbessern.
Wie würdest du deine Konkurrenten
ein schätzen?
Hart! Das sind die besten Fahrer der Welt. So
einfach ist das.
Hast du irgendwelche Vorbilder?
Nicht wirklich. Es gibt niemanden, dem ich
folge. Man könnte alle im Auge behalten, ich
versuche aber, mich auf mich selbst zu
konzentrieren.
Wie läuft die Arbeit mit dem Team?
Es wird jedes Mal besser, wenn ich aus der
Garage fahre - auf und neben der Strecke.
Es liegt am
groSSen Unter -
schied zwischen
den Maschinen.
Das Fahren in
der Superbike ist
viel einfacher.
Die Superbike-WM fährt dieses Jahr auch in
Donington, die MotoGP wird nur in Silverstone
sein. Wie lassen sich die Strecken vergleichen
und welche magst du mehr?
Ich mag Silverstone mehr. Die Strecke ist fantastisch
und dieses Jahr sind auch die Boxen
und der Paddock neu.
Es wird vier Rennen in Spanien und zwei in
Italien geben. Denkst du, die MotoGP legt zu
viel Augenmerk auf diese zwei Länder?
Nicht wirklich. Es ist schwierig, Strecken zum
Mitmachen zu bewegen, es ist also gut, dass
wir sie haben.
Was würdest du nach dem letzten Saisonrennen
Deiner MotoGP-Debütsaison gerne
sagen können?
Dass ich im ersten Jahr den bestmöglichen
Job abgeliefert habe.
www.Motorsport-Magazin.com 87
Story.Yamaha
15:22
Geht es
Yamaha ohne
Rossi besser?
Valentino Rossi ist weg, Yamaha muss ohne den Doktor zurechtkommen. Nachdem sich
alles etwas eingelebt hat, stellt sich die Frage, ist Yamaha nun ohne den Superstar aus
Italien besser dran? Text: Falko Schoklitsch
Fotos: milagro
88 www.Motorsport-Magazin.com
Sie wollen gemeinsam Valentino Rossi vergessen
machen – kann die Mission gelingen?
Zwei Yamahas, aber kein Doktor: 2011 ist die
erste Saison der Japaner ohne ihr langjähriges Zugpferd
→
www.Motorsport-Magazin.com 89
Story.Yamaha
Treffen »alter Freunde«: Valentino Rossi trägt jetzt rot,
Jorge Lorenzo soll ihn bei Yamaha beerben
Jein ist eigentlich ein unschönes Wort. Viel zu
oft durfte es schon von viel zu vielen Menschen
vernommen werden. Kommt eine Steuersenkung?
Jein. Sind unsere Pensionen sicher? Jein.
Können Sie eine klare Antwort geben? Jein.
Irgendwie dürfte jeder schon dieses halbwarmen
Wortes überdrüssig sein und dennoch
wird es immer und immer wieder, wenn auch
meist anders verpackt, vorgebracht.
Manchmal lässt es sich aber leider nicht vermeiden,
auf dieses rhetorische Ungetüm
zurückzugreifen, beispielsweise, wenn man der
Frage nachgeht, ob es Yamaha ohne Valentino
Rossi nun eigentlich besser geht als davor?
Denn es gibt viele Faktoren, die für ein Ja sprechen,
aber auch einige, die für ein Nein sprechen.
Fangen wir beim Ja an und lassen dabei
einfach einmal Ben Spies zu Wort kommen.
»Ich denke, das Team wird definitiv anders
sein als voriges Jahr und es wird bei der Entwicklung
viel mehr Teamwork geben, das ist
wichtig. Ich habe das zu Lorenzo gesagt und
ich bin mir ziemlich sicher, er ist offen dafür.
Auf der Strecke ist er der Erste, den ich schlagen
will, aber wenn wir die Maschine gemeinsam
besser machen, wird es das Fahren an der
Spitze stark vereinfachen. Wir müssen die
Balance zwischen Zusammenarbeit zur Verbesserung
der Maschine und hartem Racing
gegeneinander finden. Wenn es ans Rennen
geht, werde ich nicht anders gegen ihn fahren
als voriges Jahr und ich bin mir sicher, er denkt
genauso«, erklärte Spies.
Ein Blick auf die gemeinsame Zeit von
Rossi und Jorge Lorenzo bei Yamaha zeigt,
die Beiden wollten sich in jedem Aspekt
schlagen, nicht nur auf der Strecke und das
hinderte auch die teaminterne Zusammenarbeit.
Natürlich ließe sich sagen, jemand mit
der fahrerischen Klasse eines Valentino Rossi
muss doch fehlen, auf der anderen Seite hat
mittlerweile aber auch Jorge Lorenzo eine
hohe fahrerische Klasse erreicht und sein
Crewchief Ramon Forcada ist in technischen
Belangen auch kein Nasenbohrer, um es
volkstümlich auszudrücken.
Rossi ohne Yamaha
Die Erfolgsgeschichte von Valentino Rossi
bei Yamaha ist lang: der Italiener holte das
Team aus einem Tief, bescherte ihm nicht
nur 46 Siege, sondern auch vier WM-Titel und
gab sein Bestes für die fünf Herstellertitel,
die Yamaha in seiner Zeit bejubeln konnte.
Mit den Japanern stand der Italiener
83 Mal auf dem Podest.
Den Speed der M1 bewies er in 29
schnells ten Rennrunden in seinen sieben
‚blauen‘ Jahren.
Rossi stand 116 Mal für Yamaha am Start
und obwohl er nur 29 Pole Positions
ergat tern konnte, schaffte er fast doppelt
so viele Siege. Die Bilanz kann sich sehen
lassen.
Besonders sein Baby, die M1 wird Rossi
wohl sehr vermissen. »Ich habe viele
wunderschöne Erinnerungen, zum Beispiel
als ich meine M1 im Gras von Welkom zum
ersten Mal küsste, schaute sie mir direkt in
die Augen und sagte mir ‚Ich liebe dich!‘«
90 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: milagro
Allerdings stimmt es natürlich, dass die
gemeinsame Erfahrung und das Entwicklungs-
Können eines Rossi und seines Crewchiefs
Jeremy Burgess Yamaha abgehen könnten, vor
allem in Zeiten, in denen Honda allem Anschein
nach ein wahres Biest von Motorrad auf die Strecke
gestellt hat. Allzu oft haben Rossi und Burgess
in der Vergangenheit noch Wunder in letzter
Minute vollbracht und aus der Maschine noch
ein wenig mehr herausgeholt, um am Rennsonntag
plötzlich wieder vorne aufzutauchen. Diese
gewisse Magie hat das Duo Lorenzo-Forcada
noch etwas vermissen lassen und Spies ist mit
seinem Crewchief Tom Houseworth ohnehin
noch nicht sehr reich an Erfahrung.
Aber vom Nein wieder zurück zum Ja. Und das
dreht sich um die finanzielle Situation bei Yamaha.
So hat der dominante Hersteller der vergangenen
Jahre in dieser Saison zwar keinen Hauptsponsor
gefunden - zumindest keinen, der genug gezahlt
hätte -, aber das muss das Team nicht notwendigerweise
viel Geld kosten. Denn mit Rossi ist der
größte Gehaltsbezieher weg. Zwar ist auch Lorenzo
nicht billig, aber er und Spies gemeinsam sollen
laut inoffiziellen Angaben nicht so viel verdienen
wie Rossi alleine. Dementsprechend lässt sich der
Ausfall verschmerzen. Yamaha Motor Racing
Managing Direktor Lin Jarvis sagte dazu: »Es gibt
keine negative Konsequenz aus dieser Situation,
tatsächlich haben wir dadurch die Freiheit, ein
paar besondere Dinge in unserem 50. Jahr zu
machen. In Zukunft würden wir jeden neuen Partner
willkommen heißen, der mit uns arbeiten will
und wir sind offen für Änderungen«, sagte er.
Zudem konnte Yamaha zu Beginn seiner 50. Saison
im Grand-Prix-Sport zwei neue Sponsoren
vorstellen, nur eben keinen Titelsponsor - wobei
aber alleine der bereits existierende Deal mit
Petronas angeblich acht Millionen Euro pro Jahr
in die Kassen spült.
Gleichzeitig dürfte die Persönlichkeit Rossi
dem Hersteller aber durchaus fehlen, immerhin
ist der Italiener auf der ganzen Welt beliebt wie
kein zweiter Motorrad-Pilot. Lorenzo hat zwar
immer versucht, sich so extrovertiert zu zeigen
wie sein ehemaliger Teamkollege, damit machte
er sich aber nicht überall Freunde. Was das Marketing
betrifft, so war Rossi einfach die große
Zugnummer und die ist nun nicht mehr da, sondern
bei der Konkurrenz. Jetzt kann Yamaha
zwar aufgrund des fehlenden Hauptsponsors und
aufgrund des 50-Jährigen Jubiläums voll mit dem
noch vorhandenen Fahrertitel Werbung machen.
Aber irgendwie ist die große Aufmerksamkeit zu
Ducati abgewandert, weil die Nummer 46 eben
einfach nach wie vor das Aushängeschild des
Motorradsports weltweit ist.
Wie lässt das alles zusammengenommen
Yamaha jetzt dasteht? Es stehen sich teaminterne
Zusammenarbeit, Geldersparnis sowie Marketing
mit dem WM-Titel und technische Erfahrung, ein
wahrer Marketing-Magnet sowie ein Sponsoren-
Traum gegenüber. All das zusammengenommen
ließe die Antwort auf die Frage zu einem klaren
Jein zusammenlaufen. Da dieses Wort aber schon
eingangs ziemlich heruntergemacht worden ist,
betreiben wir noch ein wenig mehr Forschung auf
der Suche nach einem Ja oder einem Nein.
Dabei gilt es, den Blick in die Zukunft zu richten.
Jorge Lorenzo ist 23 Jahre, Ben Spies ist 26
Jahre und Valentino Rossi ist 32 Jahre alt. Zwar
hat der Italiener schon mehrfach bekräftigt, er
könnte durchaus noch ein paar Jahre fahren, aber
das wird er eben nicht mehr ewig tun. Dementsprechend
hatte Yamaha die Wahl, Rossi zu
behalten und damit entweder Lorenzo oder Spies
oder sogar beide zu vertreiben oder eben Rossi
durchaus schweren Herzens gehen zu lassen und
dafür zwei Fahrer an sich zu binden, die beide
für die kommenden Jahre als WM-Anwärter
angesehen werden.
Yamahas letztendliche Entscheidung mag zwar
aufgrund von Rossis Verdiensten als ein wenig
hartherzig angesehen werden, doch es war sicher
nicht so, dass der Hersteller seinen Star mit aller
Gewalt in Richtung Ducati drängen musste. Vor
allem musste Yamaha aber bedenken, dass Spies
in der Vergangenheit auch seinen langjährigen
Partner Suzuki hängen ließ, weil der ihn nicht
schnell genug in die MotoGP brachte. Ähnliches
hätte bei einer zu langen Wartezeit auf das Werks-
Motorrad auch passieren können. Und Lorenzo
hätte es vielleicht auch nicht immer an Rossis
Seite ausgehalten, Lockangebote von Honda und
Ducati hatte er bereits im Jahr 2009.
Dementsprechend muss das Abschluss-Urteil
lauten, ja, Yamaha steht besser da, vor allem wenn
Lorenzo und Spies auf lange Sicht gehalten werden
können. Sollte dem so sein, dann wird sich
die Frage nach der richtigen Entscheidung in fünf
Jahren wahrscheinlich gar nicht mehr stellen. Da
hast du‘s, Jein.
MSM
Dementsprechend muss das
Abschluss-Urteil lauten, ja, Yamaha
steht besser da, vor allem wenn
Lorenzo und Spies gehalten werden.
www.Motorsport-Magazin.com 91
Story.Wetterlügerei
Flop 5
Wetterlügerei
Wir bitten zur Revue der Wetterunklarheiten, denn wo
der zWeiradsport auch sei, das Schlechtwetter ist entgegen
aller Gesetze fast immer dabei.
Text: Jule krause
Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier befassen wir uns ganz
und gar mit der Wetterlügerei und ‚Murpheys Law‘. Denn Zweiradsport
liebt es gerne bunt, variiert und nicht zentriert, global von A nach B, zu
Luft und auch zur See. Ma reist weit, von Grenzen ganz befreit, doch
stellt sich oft die Frage, wieso man fliegt fern und nah, oder in die Wüste
von Katar, wenn Regen, Wind und Schnee auch zu Haus‘ verfügbar war.
Lausitz
5
Regentropfen, die auf den Asphalt klopfen, die gab es jedes Jahr,
wenn Zweiradsport am Eurospeedway zu Gaste war. Dabei, man
höre und staune sehr, zieht man die Niederschlagswerte her, regnet
es in der Lausitz gar nicht sehr. Doch ist es fast wie Hohn, nicht
selten eine Qualifikation - Trainings und die Testfahrt auch -
verbleibet ohne jeglichen Gebrauch, weil Regen herunter prasselt,
stetig auf den Dächern rasselt, die Fahrbahn ruiniert, der Fahrer
stürzt und sich geniert. Die IDM kann ein Liedchen davon singen,
selbst in Trockenzeiten Regengüsse niedergingen, ‚drum merke Dir
im Hirn, bring den Regenschirm.
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Statistisch gesehen ist die
Lausitz eine der trockendsten Gegenden Deutschlands, außer wenn
Rennen angesetzt sind, dann regnet es mindestens an einem Tag. →
Brands
Hatch
4
Fotos: milagro, ADRIvo/SUTTon, ADRIvo/böRNER
Winterwahn, wer weiß wo die Winter vorher war‘n, bevor sie nach
England kam. Sie sollten mal die Briten seh‘n, wenn die plötzlich im
Schnee steh‘n. Was wollte der Wintereinbruch nur, der so plötzlich
über die Strecke fuhr, in Brands Hatch Anfang April, alle Räder
standen still, doch es weiter keiner zugeben will, das auch in England
es schneit, fast zu jeder Jahreszeit, vor allem wenn Rennen sind
geplant, sich stets ein Kälteeinbruch anbahnt. Selbst für die British
Superbike ist es zu viel, kommt Schnee ins Spiel. Die BSB verschob,
sich das Rennen bis Mai aufhob, denn auf Schnee zu fahren geht
bedenklich schlecht, sich die mangelnde Ausrüstung rächt. ‚Drum
lass die Engländer erzähl‘n, sich in Flipflops durch den Winter
quäl‘n. Merke Dir, Schnee gibt‘s auch hier.
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: In England schneit es nie,
da können Sie jeden Briten fragen und dennoch ‚überrascht‘ der
Schnee Mittelengland nicht nur von November bis März, sondern
auch bis Mai und sorgt für Rennverschiebungen der nationalen
Meisterschaften.
www.Motorsport-Magazin.com 93
Story.Wetterlügerei
3
Oschersleben
Ach wie herrlich ist es in Misano, die Sonne strahlt oft froh, doch das zu wenig Show. Erst wenn Kälte, Wind
und Dauerregen über eine Strecke fegen, fühlt sich die IDM mit Gottes Segen. So ein Wind macht schon was
her, Oschersleben geht daher ohne gar nicht mehr und um die Attraktion zu steigern, wollte das Klima auch
im Wonnemonat Mai die Winterdürre nicht verweigern. Eine Strecke muss sich einen Namen machen, um
Neid bei der Konkurrenz zu entfachen, doch der Osten hat kein Geld, daher wird kein Vergnügungspark hingestellt.
Wir bleiben bei Naturgewalten, um Rennen interessant zu gestalten, so fragt der Fahrer nach 2010,
was wird wohl dieses Jahr gescheh‘n, werden es weniger als 8 Grad, brauchen wir Spikes am Rad, oder bleibt
es nur beim Wind, der über die Börde fegt geschwind?
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Während Teams, Fahrer, Journalisten, Fotografen und Fans über Jahre
nur mit dem vielen Wind in Oschersleben zu kämpfen hatten, kam 2010 mitten im Mai noch bittere Kälte und
2
viel Regen dazu.
Phillip
Island
Heller Sonnenschein, kann nicht immer sein,
Wolken zieh‘n, Fahrer flieh‘n schnell dahin. Ob es
Frühjahr ist, ob der Herbst die Flaggen hisst, Phillip
Island bietet jedes Jahr, Regen und Wind so
wunderbar. Streit bricht ständig aus, wann bleibt
wer zu Haus‘? Im Sommer ist‘s zu heiß, im Winter
läg‘ das Eis, drum bastelt man weiter herum, um
zu finden das perfekte Datum. Superbikes setzten
auf Februar, da ist das Wetter selten klar, weshalb
sich die MotoGP sicher war, der Oktober allein
ist zum Fahr‘n da. Kommen sie dann an, sind
beide jeweils dran, Regen plätschert, Trainings
weichen, bis die Sonne gibt ein Zeichen. Was
sonst immer so klar, in Australien ist‘s nicht wahr,
die Jahreszeiten sind bunt gemischt, da nützt die
ganze Planung nüscht. Wer im März partout nicht
fahren will, der bleibe besser still.
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Bessere
Renn-Termine für MotoGP und Superbike zu
finden, welche die Kälte- und Regenwahrscheinlichkeit
minimieren, ist unwahrscheinlich, solange
man nicht im Sommer fahren will, denn der März
ist bereits an die Formel 1 vergeben.
Fotos: milagro, ADRIvo/BöRNER
94 www.Motorsport-Magazin.com
Katar1
Unter einem Regenschirm am Abend, hängt man sich zum
ersten Male ein, doch muss es in der Wüste sein? So ein Wüstenflair
macht an sich was her, doch wenn's regnet, nicht ganz so
sehr. Solche Nächte in der Wüste werden oft verachtet, Losail als
leicht betrachtet, Fahrern gesagt 'du machst'det, doch ist es nicht
nur kalt und rutschig der Asphalt, man fällt auch schneller hin
und dann sind Brüche drin. Abends aufzusteh'n, um mal was
anderes zu seh'n, weil es sonst langweilig wird (so sich die Dorna
nicht irrt). Doch diese Verschieberei'n müssten eigentlich nicht
sein, nach hinten und nach vorn, das steigert nur des Fahrers
Zorn, 2009 um einen Tag sogar, na wunderbar, um zu entgehen
dem Regenbann, fangt einfach etwas früher an.
In der Sprache des 21. Jahrhunderts: Regen in der Wüste
während MotoGP-Tests & MotoGP-Rennen bei normalerweise
durchschnittlich 2,7 Regentagen im April.
www.Motorsport-Magazin.com 95
story.GP-Helden
Was macht eigentlich...
Alex Hofmann?
Jeder kennt ihre Namen, aber was machen sie eigentlich heute? Das Motorsport-Magazin
stellt die Grand-Prix-Helden vergangener Tage vor. Den Anfang macht der bislang letzte deutsche MotoGP-Pilot:
Alex Hofmann. Text: Clemens Schreiter
FOTOS: milagro
96 www.Motorsport-Magazin.com
Estoril 2007. Die Ducati Desmosedici mit der
Startnummer 66 rollt an die Box, der Fahrer
steigt ab und nie wieder auf. Es waren die letzten
Meter des Alex Hofmann als aktiver MotoGP-
Pilot. Wegen eines Problems am Motorrad musste
der D‘Antin Ducati-Pilot das Rennen aus der
Box in Angriff nehmen. Doch schon nach wenigen
Runden war es wieder vorbei, weil ihm seine
Verletzung aus dem Rennen in Laguna Seca zu
schwer zu schaffen machte und seine beiden
Ducatis einfach nicht richtig funktionierten.
»Das Team und Luis D‘Antin warfen mir mangelnde
Motivation vor, um einen Grund für eine
Kündigung zu finden«, klärt Hofmann heute die
schmerzen und langem Überlegen gesagt, dass
es vielleicht doch besser ist, lieber früher als später
die Reißleine zu ziehen. Ich wollte auch nicht
mehr in schlechten Teams mit schlechten Motorrädern
fahren, oder in Klassen, von denen ich
nicht überzeugt war.«
Mit Motorradrennen hat er abgeschlossen.
Seine Zweiradkarriere ist offiziell beendet. »Ich
werde definitiv nicht danach jagen, wieder Rennen
zu fahren. Mit dem Thema bin ich durch.«
Doch das Motorrad ganz zur Seite stellen kann er
auch nicht. Da passt ihm seine Arbeit als Testfahrer
im Aprilia-Superbike-Team sehr gut. 2008
startete die italienische Marke ihr Projekt in der
Das Team warf mir mangelnde Motivation vor.
Vor Gericht haben sie allerdings verloren und
Luis D‘Antin hat auf Lebzeiten Fahrerlager-Verbot.
Situation auf. »Vor Gericht haben sie allerdings
verloren und Luis D‘Antin hat auf Lebzeiten
Fahrerlager-Verbot von der Dorna.«
Die Karriere des Alex Hofmann startete so
richtig 2002 mit dem Einstieg in die MotoGP.
Vorher wurde er spielend deutscher Meister,
gewann 10 von 10 Rennen und startete von 1999
bis 2001 in der 250er WM. Durch seine Größe
war aber auch schnell klar, dass er ein stärkeres
Motorrad unter sich brauchte. Als Ersatzfahrer
von Gary McCoy im Yamaha-WCM-Team
machte er den ersten Schritt nach oben. Bei zwei
Renneinsätzen für Loris Capirossi bewies er, was
der lange Kerl drauf hat. Prompt klopfte
Kawasaki an und machte ihn von 2003 bis 2005
zum Stammfahrer. Doch 2007 nahm der deutsche
Traum dann das jähe Ende von Estoril.
Die meisten Fans wissen, dass der Wahl-
Schweizer heute seine Brötchen als TV-Experte
verdient. »2008, als es sich herausgestellt hat,
dass meine MotoGP-Karriere zu Ende war, zeichnete
sich ab, dass das DSF die MotoGP-Rechte
bekommen und die Rennen übertragen würde.
Wir haben uns dann gegenseitig kontaktiert,
geschaut inwiefern Interesse und auch Talent
vorhanden waren, und danach ging es 2009 los«,
beschreibt Hofmann, wie er zum Job neben
Kommentator Edgar Mielke gekommen ist.
Hofmanns Entscheidung aus dem aktiven
Renngeschehen auszusteigen, hatte nichts mit
dem Familienzuwachs im Jahr 2010 zu tun. »Die
Entscheidung ist ja mehr oder weniger schon
2008 gefallen, nach dem vermasselten Jahr in der
MotoGP und den vielen Verletzungen«, erklärt
Hofmann. »Für mich war dann ein Punkt
erreicht, an dem mir bewusst wurde, dass ich
nicht näher an die Weltspitze der MotoGP herankommen
würde, denn das war immer mein
großes Ziel. Ich habe mir nach vielen Bauch-
Superbike-WM. Ein Jahr später gaben sie ihr
Debüt. Hofmann entschied sich allerdings weiter
als Testfahrer unterwegs zu sein, da er sich kurz
zuvor beim Supermoto verletzte. Doch ein Rennfahrer
bleibt immer Rennfahrer. So möchte er
2011 wenigstens ein Rennen fahren - dazu wechselt
er jedoch auf vier Räder: »Ich werde dieses
Jahr die 24 Stunden auf dem Nürburgring mit
einem BMW M3 in der GT4-Klasse bestreiten.«
Was aber macht Hofmann in der Offseason,
wenn keine MotoGP im Fernsehen zu erklären
ist? »Dann ist hauptsächlich Aprilia angesagt, weil
im Winter die Hauptarbeit für die Saison stattfindet.
Das sind dann so zwei Mal drei Testtage im
Monat«, klärt er auf. »Das bedeutet aber auch
immer körperliche Vorbereitung, denn ganz ohne
geht es auch nicht. Ich muss schon fit bleiben, weil
sonst die ganze Testerei, bei der man den ganzen
Tag Vollgas geben muss, einfach nicht funktioniert.«
Der letzte Winter war ein ganz besonderer
für den 30-Jährigen. »Ich kam vom letzten Test
und wurde direkt drei Tage später Vater. Da war
natürlich die ganze Zeit Alarm, aber es war ein
Erlebnis, das ich nicht missen möchte.«
In seiner Rolle als TV-Experte kommt er nicht
umhin, sich permanent mit den aktuellen deutschen
GP-Stars auseinanderzusetzen. Besonders
in seinem Fokus steht Stefan Bradl, der auf einem
guten Weg ist, ihn in der MotoGP zu beerben.
Seine Chancen stehen laut Hofmann gut, aber
der Sohn von Helmut Bradl sollte nicht um jeden
Preis in die Königsklasse aufsteigen. »Er sollte
erst einmal versuchen, die Moto2 zu erobern und
dann den Schritt in die MotoGP wagen«, schätzt
Hofmann die Situation ein. »Dafür muss das
gesamte Umfeld stimmen und er sollte es nicht
um jeden Preis machen. Er sollte auf keinen Fall
in irgendein x-beliebiges Team gehen, nur weil
es eben dabei ist.«
Alex Hofmann
Geboren am 25. Mai 1980 in Mindelheim
sportliche Karriere
1998: Deutscher Meister (10 Rennen,
10 Siege) / Europameister 250ccm
1999-2001: 250ccm-Weltmeisterschaft
(Beste Platzierung: 12. Rang )
2002: Ersatzfahrer Yamaha-WCM
2003-2005: Kawasaki-Werksteam MotoGP
2006-2007: D‘Antin Ducati MotoGP
www.Motorsport-Magazin.com 97
Interview.Kiefer
Fotos: kiefer racing/Friedrich Weisse
98 www.Motorsport-Magazin.com
Text: Falko Schoklitsch
Zukunftsmusik
MotoGP
Angesichts des starken Saisonstarts könnte Kiefer Racing mit Stefan Bradl eine gute
Moto2-Saison bevorstehen. Das MOTORSPORT-Magazin sprach mit Teamchef STEFAN Kiefer über
die Ziele für 2011, den SPARDRANG in der WM und einen möglichen Aufstieg in die MotoGP.
Überzogene Erwartungen sind eine Schwäche,
der die Menschheit oft zum Opfer fällt. Dementsprechend
gewöhnt ist der Homo Sapiens auch
an das Gefühl der Enttäuschung, denn wie der
Ausdruck schon vermuten lässt, sind überzogene
Erwartungen nur schwer zu erfüllen. Ob nun
überzogen oder nicht, Stefan Bradl hat mit seinen
Moto2-Testauftritten im Winter und seinem Auftaktsieg
in Katar für ein ordentliches Maß an
Zuversicht bei Kiefer Racing gesorgt. Das Motorsport-Magazin
sprach mit Teamchef Stefan Kiefer
darüber, wie die Ziele für die Saison nun wirklich
aussehen und was die Zukunft so bringen könnte.
MSM: Nach dem vielversprechenden Saisonstart
stellt sich natürlich die Frage, wie sehen eure
und Stefans Ziele für 2011 aus?
STEFAN KIEFER: Die Ziele sind einfach die, dass
wir uns im Vergleich zum Vorjahr verbessern
wollen, was die Endplatzierung angeht. Das
heißt, besser als Platz neun. Das sind unsere
Ziele. Wir haben uns gut vorbereitet. Wir haben
ein Fahrzeug, das gut funktioniert. Bei den Tests
und in Katar hat man auch gesehen, dass wir ein
Wörtchen mitreden können.
Hat sich der Wechsel zu Kalex bezahlt gemacht?
Für uns ist es auf jeden Fall die richtige Entscheidung
gewesen. Ob sich das für uns letztlich
bezahlt machen wird oder ob es sich bezahlt
gemacht hat, kann man erst sagen, wenn die
halbe Saison vorbei ist. Wir haben aber definitiv
unsere Ziele FÜR DIE SAISON
2011 SIND EINFACH DIE, DASS WIR
UNS im VERGLEICH ZUM VORJAHR
VERBESSERN WOLLEN, WAS DIE
ENDPLATZIERUNG in DER WELT-
MEISTERSCHAFT ANGEHT. Das
HEISSt, BESSER ALS PLATZ NEUN.
ein Fahrzeug, das gut funktioniert. Stefan kommt
gut damit zurecht und auch die Zusammenarbeit
mit den Leuten von Kalex läuft hervorragend.
Wie läuft die Arbeit mit Kalex? Ist sie anders als
noch mit Suter?
Es werden keine Unterschiede zwischen uns und
dem Pons-Team gemacht. Da gibt es keine Unterschiede.
Aufgrund der sprachlichen Seite - wobei
das mit der Schweiz auch gegeben war - und der
räumlichen Seite ist es so, dass wir sehr eng mit
Kalex zusammenarbeiten können. Wir können
schnell vorbeifahren, wir können teilweise zwei,
drei Ideen einfließen lassen, die wir verändert
haben wollen und die auch umgesetzt werden.
Das sind Dinge, die in diesem engen Feld, in dem
es um Hundertstel und Zehntel geht, schon entscheidend
sein können.
Stefan hatte im vorigen Jahr durchaus einen
Durchhänger, wie wichtig war es psychologisch
für ihn, dass er den noch vor Saisonende so richtig
beseitigen konnte?
Ich würde jetzt nicht wirklich sagen, dass er
einen Durchhänger hatte. Wenn man sich an die
vorige Saison erinnert, da war Stefan im Training
beim ersten Lauf in Katar dominierend und ist
dann leider von Alex de Angelis im Rennen
abgeschossen worden. Da war er schon supergut
drauf, aber er hat die Moto2 sicher noch nicht
so gut fahren können, wie er sie zu Ende der
Saison fahren konnte oder jetzt fahren kann. →
www.Motorsport-Magazin.com 99
Interview.Kiefer
Dann kam noch ein bisschen Pech dazu und
irgendwann hast du dann in der Mitte der Saison
unter Anführungsstrichen schon einen Hänger
gehabt. Aber das ist nicht nur so gewesen, dass
Stefan einen Hänger gehabt hat, da kamen verschiedene
Dinge zusammen: ein bisschen Pech,
vielleicht beim Stefan auch eine mentale
Geschichte und deswegen war es extrem wichtig,
dass wir zum Ende der vorjährigen Saison noch
ein paar konstante Ergebnisse und in Estoril
sogar einen Sieg einfahren konnten. Das war
natürlich perfekt. Das hat Stefan mit Sicherheit
noch Auftrieb gegeben, den er in diesem Jahr
auch wieder umsetzen konnte.
Einmal angenommen, Stefan geht die Saison
auf. Dann müsste der nächste Schritt die
MotoGP sein. Denkst du schon daran?
Erst einmal ist es ein bisschen früh dafür. Sicher,
wenn Stefan kurz nach der Hälfte der Saison so
aussichtsreich in der Moto2-Gesamtwertung liegen
würde, dass man über MotoGP nachdenken
kann, dann würden wir mit Sicherheit als Team
Kiefer damit beginnen, uns Gedanken darüber
zu machen. Wir werden dann rechtzeitig
Gespräche führen, um mit Stefan vielleicht den
Sprung in die nächsthöhere Klasse zu machen.
Im Moment ist das aber noch Zukunftsmusik.
Zuerst sind einmal Erfolge notwendig.
Wäre die MotoGP, in der Form wie sie 2012
funktioniert, für dich interessant?
Sie ist für uns dann auf jeden Fall interessanter.
Wie gesagt, ich will noch gar nicht so viel über
die MotoGP reden, aber wenn es wirklich dazu
käme, wird es sich zeigen, ob für uns ein CR-
Team infrage käme oder doch die Zusammenarbeit
mit einem Werksteam. Auf jeden Fall ist die
MotoGP ab 2012 für alle, auch für die, die das
bestreiten und alle anderen drum herum, wesentlich
interessanter, ausgewogener und ich glaube,
es wird dann auch ein tolles Feld geben.
Wie eng läuft die Zusammenarbeit mit dem
Grand Prix Team Switzerland wirklich?
Absolut eng. Wir arbeiten sehr eng zusammen.
Die finalen Chassis-Einstellungen und womit
Randy [Krummenacher] dann letztlich fährt, das
wird von den Technikern gemacht, die vom
Grand Prix Team Switzerland mitgenommen
Auf jeden FALL IST DIE MOTOGP
ab 2012 FÜR ALLE, AUCH FÜR DIE,
DIE DAS BESTREITEN UND ALLE
ANDEREN DRUM HERUM, WESENT-
LICH INTERESSANTER UND AUSGE-
WOGENER. ICH GLAUBE, es WIRD
DANN AUCH EIN TOLLES FELD in
DER KÖNIGSKLASSE GEBEN.
wurden. Aber ansonsten lief die Vorbereitung
wie ein Team und das gilt auch für die
Übersee-Rennen.
Kannst du irgendein Urteil über Randy Krummenachers
Eingewöhnung an die Moto2
abgeben?
Die neue Kalex-Maschine kommt Stefan Bradl sehr entgegen. Das bewies der Deutsche
mit starken Testergebnissen und seinem Auftaktsieg in Katar
Fotos: kiefer racing/Friedrich Weisse
100 www.Motorsport-Magazin.com
Das Team Kiefer ist mit der Zusammenarbeit mit
dem neuen Partner Kalex sehr zufrieden
Stefan Bradl hat den Durchhänger aus der Saison 2010 bestens weggesteckt und geht
gestärkt durch einen starken Saisonbeginn in sein zweites Moto2-Jahr
Das lief recht gut. Er ist viele Runden gefahren,
hat leider Gottes in Almeria bei privaten Tests
einen dummen Sturz gehabt, aber auf der anderen
Seite ist er viel gefahren und dafür wenig gestürzt.
Wie man bei den Tests in Jerez sah, war er dort
15. in der Gesamtwertung, das war nicht schlecht.
Man kann also sagen, er hat den Schritt von der
125er in die Moto2 doch recht gut vollzogen. Und
auch er kommt mit der Kalex recht gut zurecht.
Ein Blick auf das restliche Feld, das ja wieder
sehr umfangreich ist. Wer hat dich bislang am
meisten beeindruckt?
Das ist eine recht einfache Frage. Am meisten beeindruckt
hat mich Marc Marquez. Er ist genauso wie
Randy in die Moto2 umgestiegen und zählt mittlerweile
ganz klar zu den Titelfavoriten. Er hat mich
am allermeisten beeindruckt. Dann sind da Leute
wie Takahashi, Lüthi und Simon. Das sind Fahrer,
die sehr ernst zu nehmen sind. Und dann gibt es mit
Sicherheit noch sechs, sieben Weitere, die auch in
der Lage sind, Grands Prix zu gewinnen.
Thema Marc Marquez: viele feiern ihn schon als
den nächsten ganz großen Überflieger. Würdest
du dem jetzt schon zustimmen oder findest du
es noch zu früh dafür?
Ich glaube, der Sache würde ich jetzt schon
zustimmen. Ich kenne ihn zwar nicht wirklich
persönlich, aber ich habe ihn schon neben der
Rennstrecke, etwa im Hotel, erlebt. Im Endeffekt
ist man ja doch nahe dran an den Leuten und
auf, sowie neben der Strecke, verhält er sich dermaßen
professionell in seinem Alter, dass ich
sagen muss, das könnte aus spanischer Sicht ein
weiterer Pedrosa oder Lorenzo werden.
Allgemein betrachtet: In allen drei Klassen wird
ab 2012 versucht, möglichst kostengünstig zu
operieren. Dir als Teamchef muss das doch zusagen,
geht die Prototypen-WM aber auch technologisch
den richtigen Weg?
Ich glaube, man geht in die richtige Richtung.
Wir betreiben hier höchsten Motorsport, sodass
man hier durchaus von der Serie weggehen kann
und obwohl es eine Prototypen-WM ist, werden
durch viele Dinge die Kosten im Vergleich zu den
Jahren zuvor drastisch eingeschränkt. Vor allem
wenn man das etwa im Vergleich zur 250er sieht,
wo viel finanzieller Aufwand notwendig war, um
Rennen zu gewinnen. Daher denke ich, es ist
richtig, wie es im Moment läuft.
Kannst du dir mit den kostengünstigeren Klassen
vorstellen, dein Team in mehr als einer
Klasse an den Start zu bringen?
Es ist alles denkbar. Das ist für uns sicher vorstellbar,
auch wenn wir im Moment das Augenmerk
ganz klar auf die Moto2 legen. Ich glaube, wir sind
in alle Richtungen offen. Je nachdem, wie sich die
Konstellation und wie sich die Resultate in diesem
Jahr entwickeln, kann es durchaus sein, dass wir
im nächsten Jahr wieder in der Moto2 an den Start
gehen, es kann auch sein, dass wir einen Moto3-
Fahrer dabei haben. Mit ganz, ganz, ganz viel
Glück, aber da denken wir wie gesagt noch nicht
drüber nach, wird man vielleicht auch den Schritt
in die MotoGP vollziehen.
Zum Abschluss: Wer sind deine WM-Tipps?
Lass mich überlegen. In der 125er würde ich im
Moment sagen, Terol. In der Moto2 ist es wirklich
schwierig. Da gibt es so viele, aber ich sage Takahashi.
In der MotoGP Stoner. Die Honda ist im
Moment sehr beeindruckend.
www.Motorsport-Magazin.com 101
Story.Cortese
sANDRo
Cortese
Zwischen
d Den Welten
102 www.Motorsport-Magazin.com
Steckbrief
Name: Sandro Cortese
Geboren: 06.01.1990 in Ochsenhausen
Nationalität: Deutsch
Wohnsitz: Berkheim
Familienstand: Ledig
Größe: 1,69 m
Gewicht: 61 kg
Motorrad: Aprilia RSA 125
Vorbild: Valentino Rossi
Hobbys: Fußball, Schwimmen, Tennis
Lieblingsessen: Rino Eis, Tiramisu
Sandro Cortese fährt Motorrad auf Weltniveau und
will nächstes Jahr in die Moto2 aufsteigen.
Doch jetzt versucht er sich nebenbei erst einmal in
einem ganz anderen Bereich - das Motorsport-Magazin
blickt hinter die Kulissen seiner Welt.
Text: Maria Pohlmann
Fotos: milagro
Er reist um die ganze Welt, besucht in neun
Monaten fünfzehn verschiedene Länder, muss
hart trainieren und fährt auf höchstem Niveau
gegen die besten Motorradfahrer der Welt und
dennoch gehört er zur ganz normalen jungen
Generation. Er trifft sich mit Freunden, liebt
und pflegt sein Auto, mag Facebook, hört
Musik von Michael Jackson, Rihanna und
Lena Meyer-Landrut und macht eine Ausbildung
zum Groß- und Außenhandelskaufmann.
Aber keine Angst, Sandro Cortese
bleibt hauptberuflich Motorradfahrer. Trotzdem
wollte der Berkheimer mal etwas
Anderes ausprobieren.
»Jeder muss etwas arbeiten, warum sollte
ich dann zu Hause rumsitzen?«, fragt er rhetorisch.
Na klar, regelmäßiges Training und
durch die ganze Welt jetten reichen ja nicht.
Besonders nicht im 21. Jahrhundert, wo überall
von einem zweiten Standbein gesprochen
wird. Seit Januar sitzt der Motorradprofi regelmäßig
im Büro, kümmert sich um den Warenverkehr
bei Intact und drückt ab September
auch wieder die Schulbank. Die nächsten
zweieinhalb Jahre werden also eine Doppelbelastung,
doch Cortese sieht das anders: »Für
mich ist die Ausbildung eine richtig gute
Ablenkung, dadurch denke ich nicht den
ganzen Tag ans Motorradfahren und das
macht mich locker.«
Locker macht den 21-Jährigen wohl auch
das Konditions- und Aufbautraining am
Nachmittag nach der Arbeit. Wozu hat der
Tag schließlich 24 Stunden und das Jahr 365
Tage? Von denen verbringt er übrigens fast
die Hälfte in fremden Ländern. Dabei ist es
daheim doch am schönsten. Das beweist seine
Freude darüber, dass er in diesem Jahr in
einem deutschen Team unterwegs ist und von
einer einheimischen Crew betreut wird, die
ihre Augen ausschließlich auf ihn als alleinigen
Fahrer richtet. »Das Team ist noch →
»Für mich ist die
Ausbildung eine
richtig gute Ablen -
kung, dadurch denke
ich nicht den ganzen
Tag ans Motorrad -
fahren und das
macht mich locker.«
www.Motorsport-Magazin.com 103
Story.Cortese
Statistik
Sandro Cortese begann seine Karriere im
ADAC Mini Bike Cup. Er holte 1999 den
Titel im Europa Pocket Bike Cup und wurde
2002 Deutscher Mini Bike Meister.
Nach den Minis stieg er in die 125ccm-
Klasse der IDM auf und wurde dort Zehnter.
2005 ging es für den Berkheimer in die
WM. Seitdem startet er permanent in der
125er-Klasse und hat bisher noch kein
einziges Rennen ausgelassen.
Seine Debüt-Saison schloss Cortese beim
Kiefer-Bos-Castrol Racing Team auf Gesamt -
rang 26 ab. Ein steter Aufstieg sollte folgen.
Im Jahr darauf wurde er mit Tom Lüthi als
Teamkollegen an seiner Seite schon 17.
2007 ging es bis auf Gesamtrang 14 nach vorn.
In den darauffolgenden beiden Jahren beendete
er die Saison jeweils als Achter und Sechster.
2010 wurde sein Aufwärtstrend gestoppt,
denn Cortese beendete die letzte Saison
als Gesamtsiebter und war damit wieder
einen Rang schlechter als im Vorjahr. Dafür
soll es in diesem Jahr wieder vorwärts gehen.
Sandro Corteses letzte 125er Saison ließ sich gut an:
Beim Auftaktrennen in Katar durfte er mit seinem Team
einen Podestplatz bejubeln
jung und es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber
die Basis und der Grundspeed sind schon gut«,
urteilte Cortese. Das bewies das Racing Team
Germany bereits mit guten Tests vor der Saison
und einem überaus gelungenen Auftaktrennen.
»Wir müssen hart am Ball bleiben und können
uns nicht zurücklehnen. Mit diesem Arbeitsstil
und ein bisschen Glück können wir in diesem
Jahr gute Ergebnisse einfahren«, weiß der Aprilia-Pilot,
der von Jürgen Lingg auf technischer
Seite bestens betreut wird. Diese Saison wird für
Cortese die sechste und definitiv die allerletzte
in der 125ccm-Klasse sein. Nicht weil die Zweitakt-Kategorie
im nächsten Jahr abgeschafft wird,
denn die Moto3 steht auch nicht auf seiner To-
Do-Liste, sondern: »Ich will hoch in die Moto2!«
Aber als Topfahrer, weil dann stehen die Karten
für ein gutes Team und ein paar Sponsoren nicht
allzu schlecht.
Das erklärte Ziel für 2011 ist also »so weit
vorne wie möglich zu landen und dafür werde
ich mein Bestes geben«. Doch das wird kein
Zuckerschlecken, denn nach den ersten Einblicken
ist schon fast klar, dass Nico Terol das letzte
Jahr der kleinen Klasse wohl dominieren wird,
sollte nichts Schlimmes dazwischenkommen.
»Auch Hector Faubel wird bestimmt von Rennen
zu Rennen besser, Jonas Folger und Efren Vazquez
könnten ebenso gefährlich werden«, vermutet
Cortese, der aber noch keine genauen
Prognosen abgeben will.
Er selbst ist für einen starken Kampf um die
besten Plätze in dieser Saison auf jeden Fall
bestens gerüstet. »Ich habe im letzten Jahr so viel
gelernt wie noch nie und durch die Ausbildung
bin ich mit mir selbst konsequenter geworden.
Mein Tag ist ausgefüllter und ich schätzte das
Motorradfahren jetzt viel mehr. Erst so erkennst
du, wie privilegiert du als Motorradfahrer eigentlich
bist.« So bleibt für Cortese also der Rennsport
Fokus Nummer 1.
Doch wenn er gerade mal nicht auf einer der
Rennstrecken dieser Welt unterwegs ist oder der
Bürostuhlakrobatik nachgeht, fährt der stets gut
gelaunte Schwabe besonders im Sommer gern
einmal Motocross - aber noch ein weiteres motorisiertes
Gefährt liegt ihm sehr am Herzen: »Mein
BMW, das ist mein Baby!« Doch wird da nicht
jemand eifersüchtig? Genau, Mischlingshündin
Birba. Der Name kommt übrigens aus dem Italienischen
und bedeutet ‚schlau‘. Birba wohnt
allerdings noch bei den Eltern und auch die
Pokalsammlung hat er in Papa Corteses Büro
zurückgelassen. Sandro Cortese selbst ist mitt-
lerweile ausgeflogen und genießt die Ruhe in der
eigenen Wohnung, dabei unternimmt er so viel
es geht mit seinen Freunden und ist ansonsten
des Öfteren in Facebook anzutreffen.
Doch bekanntlich ist er nicht nur virtuell unterwegs
und obwohl er in den letzten Jahren viele
schöne Ecken dieser Welt gesehen hat, gefällt es
Cortese im Moment zu Hause am besten. Mit Ausbildung,
Freunden, Birba und ehrgeizigen Zielen
in der Motorradelite bleibt nur Eines: »Ich habe
gar keine Zeit über so etwas nachzudenken. Aber
mal schauen, was die Zukunft bringt.«
»Mein Tag ist ausge -
füllter und ich
schätzte das Motorradfahren
jetzt viel
mehr. Erst so erkennst
du, wie privilegiert
du als Motorradfahrer
eigentlich bist.«
Fotos: Racing Team Germany/Glaenzel
104 www.Motorsport-Magazin.com
Racing Team Germany
Wer ist Racing Team Germany
Teamchef Dirk Heidolf?
Er sagt über sich selbst, er sei der beste
deutsche 250ccm-Grand-Prix-Pilot der
letzten Jahre. Mehr als zwei Vize-Titel in
der deutschen Meisterschaft waren aber
bei ihm nicht drin. Seine besten Ergebnisse
in der GP-Endabrechnung waren zwei 20.
Plätze. Die Rede ist von Racing Team Germany
Teamchef Dirk Heidolf. Dabei hatte
Heidolf genügend Zeit, in der Weltmeisterschaft
gute Ergebnisse zu sammeln.
Immerhin war er von 2002 bis 2007 im
Grand Prix unterwegs. Er probierte auch
eine Aprilia und eine Honda, aber beides
half nichts. Wenn er nicht den Start verpatzte,
dann war es das Motorrad, das ihm
ein gutes Rennen vermasselte. Das Talent
hatte er aber…
Text: Clemens Schreiter
Dirk Heidolf. Ein ehemaliger GP-Pilot, der
jetzt mit dem Racing Team Germany ein
eigenes Team leitet, hat vielleicht 2011
endlich den richtigen Fahrer im Team.
Sandro Cortese ist im Alleingang für das
deutsche Team unterwegs und macht seine
Sache nicht schlecht: Platz zwei zum Saisonauftakt
in Katar.
Damit hat es Heidolf endlich geschafft, sein
Team nach vorne zu bugsieren. Eine Wohltat
für ihn, nachdem es 2010 so schlecht lief,
besonders in der Moto2. Drei Fahrer verschliss
das Team und am Ende wäre es doch
nicht so schlecht gewesen, hätte man den
Sachsen Arne Tode behalten. Keiner der beiden
anderen Piloten schaffte es aus der ersten
Reihe zu starten oder mehr Punkte zu holen.
Drei Fahrer fuhren im letzten Jahr auch in
der Klasse bis 125ccm. Lediglich der älteste
Pilot im Team brachte die besten Ergebnisse:
Tomoyoshi Koyama. Auf dem Sachsenring
schaffte der Japaner mit dem zweiten Platz
das, was Heidolf immer wollte, aber nie
schaffte. Mit Position neun als sein bestes
Resultat war er als aktiver Pilot auch eher
weit weg von der Weltelite. Aber zurück in
die Gegenwart. Mit Sandro Cortese scheint
sich etwas geändert zu haben. Vielleicht ist seitdem
die Professionalität auch ins Racing Team
Germany eingezogen. »Wir haben auch jetzt
wirklich den ganzen Winter sehr hart gearbeitet,
die ganze Truppe, einfach alle. Ich kann
mich an keine Saisonvorbereitung erinnern,
die so umfangreich war, denn wir haben
nichts dem Zufall überlassen«, sagte der
technische Leiter Jürgen Lingg und bestätigte
damit die Vermutung. Es kann aber
auch an Sandro Cortese liegen, der es 2011
endlich wissen will. Das Team konzentriert
sich auf einen Fahrer und bündelt
die Kompetenzen. Genau das wollte Cortese
immer. Mit diesem Wissen im Hinterkopf
möchte er dieses Jahr die
Leistungen abrufen, die sich nicht nur
seine Fans wünschen, sondern auch der
Fahrer selbst.
Racing Team Germany
Teammanager/Teamchef: Dirk Heidolf
Fahrer: Sandro Cortese (125ccm GP)
Max Kappler (ADAC Junior Cup)
Didier Grams (IDM Superbike)
Motorrad: Aprilia RSA 125 (125ccm GP)
Aprilia RS 125 (ADAC Junior Cup)
Suzuki GSX-R 1000 (IDM Superbike)
Technische Leitung 125ccm:
Jürgen Lingg
www.Motorsport-Magazin.com 105
story.Checa
Seit 21 Jahren fährt der Spanier Carlos Checa auf
WM-Ebene Motorradrennen, aber erst bei den World Superbike
konnte »El Toro« richtig aufblühen. 2011 startete
er mit einem Doppelsieg auf Phillip Island in die Saison und zählt
zum engeren Favoritenkreis.
Zwar könnte Carlos Checa mit seinen 38 Jahren
bereits der Vater so manches anderen Piloten
in der Weltmeisterschaft sein, doch zählt er
noch lange nicht zum alten Eisen. Seit geraumer
Zeit mischt der Spanier die Superbike-Szene
gewaltig auf und hat das nicht nur mit seinem
Doppelsieg beim Saisonauftakt auf Phillip
Island in diesem Jahr bewiesen. Erstmals in
seiner Karriere reiste Checa als Gesamtführender
von einem Rennwochenende ab - obwohl
es nur das erste des Jahres war.
Checa hat in seiner WM-Karriere seit 1993
so ziemlich alles gefahren, was es gab: zunächst
je neun Rennen bei den 125ern und 250ern,
dann ab 1995 in der 500ccm-Klasse, in welcher
er fortan bleiben sollte. Doch so richtig in Fahrt
kam der jetzige Ducati-Pilot erst in der Superbike
WM. Seine besten GP-Jahre erlebte er 1998
auf Honda und 2002 auf Yamaha, als er mit drei
respektive vier Podesten recht stark unterwegs
war. Für einen Großteil seiner Karriere blieb er
zwei Marken treu: Honda und Yamaha und das
jeweils über lange Zeiträume. Erst als er 2005
von Yamaha zu Ducati wechselte, ein Jahr später
zurückkehrte und es wiederum 2007 auf Honda
noch einmal probierte, verrannte sich Checa.
Nach zwei Jahren ohne Podeste, den enttäuschenden
Endrängen 15 und 14 und mageren
75 beziehungsweise 65 Punkten, zog Checa den
MotoGP-Stecker. Für 2008 wechselte er in die
Superbike WM und fuhr dort für Ten Kate
Honda, die als Werksteam der HRC gelten. Und
mit sieben Podesten, darunter zwei Siegen, zog
sich der Spanier mit Gesamtrang vier gleich auf
Anhieb prächtig aus der Affäre. Nachdem er so
gut gezeigt hatte, was mit der CBR1000RR ging,
sollte er ein Jahr später auf den Titel losgehen.
Doch daraus wurde nichts. Checa erntete nur
noch vier Podeste, ging kein einziges Mal siegreich
hervor. Die Entlassung bei Ten Kate
erfolgte, kaum einer wollte ihn noch haben.
Doch dann fand er im Althea Racing Team die
Truppe, die er scheinbar seine Karriere lang
gesucht hatte. »Es gibt keinen Druck«, nannte
er den größten Unterschied zu vorherigen
Teams. Prompt konnte Checa befreit auffahren.
»Wenn wir gewinnen, ist das super und wenn
nicht, dann gewinnen wir eben nicht, aber die
Welt geht davon nicht unter.«
Aber es lief. Checa gewann drei Mal, stand
fünf weitere Male auf dem Podium und beendete
das Jahr 2010 als Dritter. Den krönenden
Abschluss gab es beim vorletzten Saisonlauf in
Imola, als er gleich zwei Mal das oberste Treppchen
bestieg. »Heute war der beste Tag meiner
Karriere«, sagte er damals. »Alles lief perfekt
und ich weiß, dass ich zwei der besten Rennen
meines Lebens gefahren bin.« Es war der zweite
Carlos Checa ist bei den Superbikes endlich
an der Spitze angekommen. In diesem Jahr könnte
er im Titelkampf ein gehöriges Wort mitreden
Doppelsieg seiner Karriere bis dahin, den ersten
hatte er 2008 im Miller Motorsport-Park in den
USA geholt. Auch in der letzten Saison hätte
das an gleicher Stelle ein weiteres Mal klappen
können, aber die Technik ließ Checa im Stich.
Dieses Jahr avanciert der Spanier unweigerlich
zum Titelfavoriten und das nicht nur, weil er
auf Phillip Island wahrlich dominant in die
Saison gestartet ist. Doch was ist anders? Ganz
klar: Das Material. Für Checa ist es eine Art
Glücksfall, dass die Marke Ducati derzeit personelle
und finanzielle Ressourcen auf die
MotoGP bündelt, um dort mit Megastar Valentino
Rossi erfolgreich zu sein. Daher zog sich
die Truppe aus Bologna werksseitig aus der
Superbike WM zurück. Allerdings bestimmte
man ein Nachfolger-Team, welches fortan
Werksmaterial erhält: Checas Althea-Truppe.
Entscheidend dabei ist, dass sich für den Spanier
nichts großartig geändert hat. Er erhält nur
besseres Material, aber weiterhin keinen Druck,
denn der Favoriten-Joker steckt bei einem anderen
Fahrer in der Kombi - bei Max Biaggi. Alle
Welt erwartet, dass der Italiener dominant auftreten
wird, dass er der Fahrer ist, den es zu
schlagen gilt. Phillip Island galt schon immer
als eine Strecke, die der Ducati entgegen kam
und auf welcher die Aprilia nicht richtig lief.
Da ist es schon beängstigend, wenn Biaggi
gleich zwei Mal Zweiter wurde. Das spielt wieder
in die Hände von Checa. Er kann befreit
auffahren und zeigen, was er kann. Er muss
keine Ziele erfüllen oder sich selbst etwas
beweisen. Er fährt weiter nach dem Motto:
»Wenn ich gewinne, gewinne ich und wenn
nicht, dann auch gut.« Andere müssen krampfhaft
versuchen, den hohen Ansprüchen und
Anforderungen gerecht zu werden - etwa Jonathan
Rea, Marco Melandri und nicht zuletzt
Weltmeister Max Biaggi.
FOTOS: WSBK, ALTHEA RACING
106 www.Motorsport-Magazin.com
www.Motorsport-Magazin.com 107
ken
interview.Ken.Roczen
ocz
bodenständiger überflieger
Ken Roczen gilt als das derzeit gröSSte deutsche Talent
im MotoCross-Sport. Doch der Thüringer ist mehr als
auf dem Boden geblieben – wenngleich er die Weltelite
schon einige Male geärgert hat. In der MX2-Weltmeisterschaft
strebt er dieses Jahr den Titelgewinn an.
Dem Motorsport-Magazin verrät er sein Geheimnis.
Text: Toni Börner
108 www.Motorsport-Magazin.com
Fotos: ktmen
interview.Ken.Roczen
KEN ROCZEN
Geburtstag: 29.04.1994
Grösse: 180cm
Wohnort: Mattstedt, Thüringen
Team: KTM Rad Bull Factory
Serien 2011: AMA Supercross Lites West
Coast, FIM Supercross World Championship,
FIM MX2 World Championship
Motorrad: KTM 250 SX-F US
Motto: Warum Zweiter werden?
Statistiken, Roczens erster...
GP-Sieg: Teutschenthal 2009
WM-Podium: Teutschenthal 2009 Platz 1
WM-Laufsieg: Uddevalla (SWE) 2009
WM-Pole Position: Sevlievo (BUL) 2010
Ken Roczen hat sich in den USA einen Traum erfüllt und sich in der ungewohnten US-Welt eingelebt,
dennoch strebt er aber auch in Europa weiter nach Erfolgen.
MSM: Ken, du giltst als das größte Nachwuchstalent,
das der MotoCross-Sport jemals gesehen
hat. Ist Dir dieser Status bewusst und wie gehst
Du damit um?
KEN ROCZEN: In meinem Kopf bin ich einfach
wie jeder Andere und nicht besser als jeder
andere Fahrer auch. Ich denke niemals, dass ich
besser als die Anderen bin. Ich will auch gar nicht
so eine Art Mensch sein. Jeder, der auf diesem
Level Rennen fährt, ist großartig darin, was er
tut, darum fühle ich, dass wir alle gleich sind.
Scheinbar alles, was du anpackst, scheint Dir
spielerisch von der Hand zu gehen. Du kamst
als 15-Jähriger in die WM und konntest GP-
Sieger werden. Jetzt warst Du in den USA und
schlugst im SuperCross Größen wie James Stewart
& Co. Warum geht das bei Dir alles so
leicht?
Danke, dass ihr meint, ich lasse es einfach aussehen,
aber es ist definitiv nicht einfach. Das ist etwas,
woran ich sehr hart gearbeitet habe und was ich
ohne die Hilfe meines Teams und meiner Familie
nicht tun könnte. Ich habe großartige Motorräder
und eine tolle Crew an Leuten um mich herum, die
mir konstant hilfreiche Ratschläge geben, sodass
ich jedes Mal, wenn ich fahre, besser werden kann.
Ich denke niemals, dass ich besser als die
Anderen bin. Ich will auch gar nicht so eine Art
Mensch sein. Jeder, der auf diesem Level Rennen
fährt, ist groSSartig darin, was er tut, darum
fühle ich, dass wir alle gleich sind.
Du bist, wie schon erwähnt, in den USA Deinem
großen Traum vom SX gefolgt. Erzähl uns in
Deinen Worten: Wie ist es gelaufen?
Es war definitiv wie ein Fahren in einer anderen
Welt. Dieses Jahr war ein enormes Lehrjahr für
mich. Ich bin mit einem neuen Motorrad gefahren,
für ein neues Team und mit einem neuen Lebensstil.
Am Anfang war es schwer, mich anzupassen,
aber ich habe so viel gelernt. Ich bin für die Möglichkeit
in den Staaten zu fahren wirklich dankbar
und obwohl ich zu Beginn nicht gleich Rennen
gewonnen habe, fühle ich, dass ich gezeigt habe,
dass ich den Speed dazu besitze, an der Spitze zu
fahren. Es war auch prima, so viele amerikanische
Fans zu treffen - sie haben jedes einzelne Rennen
spannend gemacht.
Du fährst seit geraumer Zeit immer mal wieder
mit den »kleinen« und den »großen« Bikes.
Welches Konzept aus 250cc, 350cc und 450cc
gefällt Dir am besten und wann planst Du den
Aufstieg?
Mein Lieblingsmotorrad beim Fahren ist die 350
SX-F. Ich mag sie, denn sie fühlt sich so an, als
würdest du eine mega-leistungsstarke 250er
fahren. Sie ist wie eine 250er zu bewegen, aber hat
einen stärkeren Motor. Ich bin bis jetzt noch nie
die 450 SX-F gefahren, darum kann ich zu diesem
FOTOS: ktm
110 www.Motorsport-Magazin.com
Motorrad keinen Kommentar abgeben. Aber ich
liebe die 350 SX-F und meine 250 SX-F ist auch
ein prima Motorrad. Ich plane aber in den nächsten
paar Jahren auf der 250er zu bleiben.
Es ist ja kein Geheimnis, dass Du gern permanent
in den USA fahren willst. Aber ist es nicht
auch ein Anreiz für Dich, zum Beispiel den
Rekord von 10 WM-Titeln von Stefan Everts in
Angriff zu nehmen? Oder denkst Du darüber
gar nicht nach und willst erst einmal den ersten
Triumph einfahren?
Ich würde definitiv gerne einen GP-Titel einfahren
und das ist mein Ziel, wenn ich zurück nach
Europa zur Weltmeisterschaft komme. Dennoch
war es schon als ich ein Kind war mein Traum,
in den USA auch Titel zu gewinnen. Ich wäre
wirklich überglücklich, wenn ich beide, einen
GP- und einen US-Titel, einheimsen könnte.
Wenn Du die Szene in den Staaten mit jener in
Europa vergleichst: Wo liegen die größten Unterschiede
und warum ist das so?
Der größte Unterschied in den Vereinigten
Staaten ist das Wetter. In Süd-Kalifornien, wo ich
am Trainieren war, ist das Wetter die ganze Zeit
schön. Ich kann an einem Ort bleiben und
sowohl SuperCross als auch MotoCross trainieren.
In Europa war ich immer unterwegs, um
einen wärmeren Ort zum Fahren zu finden. Es
war schön an einem Ort bleiben zu können und
mein gesamtes Training abzuspulen - das bedeutet
weniger Stress für den Körper. Der andere
Ken Roczen fühlt sich in den USA wohl. Seine
Freunde fehlen ihm, aber die Trainingsbedingungen sind
viel besser als im kühlen Europa
große Unterschied beim Rennsport in Amerika
und Europa ist, dass die Fahrer in den Staaten
sehr viel aggressiver sind. Das Tempo ist während
des Rennens auch viel schneller, denn es sind,
verglichen zu den längeren Läufen, die wir in
Europa fahren, kurze Sprintrennen.
Als Du in den USA warst, hat Dir da die Heimat
gefehlt?
Ich habe Europa (Deutschland) eigentlich überhaupt
nicht vermisst, denn ich wusste, wie
schlecht das Wetter da war und ich wollte nicht
zurückkommen. Aber ich habe meine Freunde
und meine Familie zu Hause in Deutschland
vermisst und ich freue mich schon sehr darauf,
sie wieder zu sehen, wenn ich zurückkomme. Ich
habe in den USA viele neue Freunde gefunden
und das hat mir geholfen, nicht dem Heimweh
zu verfallen.
Die MX2-WM steht in den Startlöchern und Du
fährst für das wohl renommierteste Team der
Serie, das KTM-Werksteam. Was hast du Dir
vorgenommen?
Ich fühle definitiv etwas Druck, gut zu sein, wenn
ich zurück nach Europa komme. Das Red Bull/
KTM-Team ist für seine Titelgewinne bekannt
und ich will für diese Mannschaft auch einen
holen. Mein Ziel am Start der Saison wird es sein,
so oft wie möglich auf das Podium zu fahren.
Wenn ich konstant bin, dann bringe ich mich
selbst in eine gute Position, um die Meisterschaft
zu gewinnen.
Marvin Musquin, der in den letzten beiden Jahren
die WM in dieser Klasse gewinnen konnte,
ist nicht mehr mit dabei. Wird es für Dich damit
einfacher? Wer sind in diesem Jahr Deine größten
Konkurrenten?
Ich denke, dass es ohne Marvin auch nur ansatzweise
einfacher wird. Es gibt in dieser Klasse so
viele schnelle Fahrer und jedes Jahr gibt es immer
einen Überraschungsfahrer, der es gut machen
kann und potenziell eine Bedrohung sein wird.
Ich versuche, nicht über die anderen Fahrer
nachzudenken und mich auf mein eigenes Rennen
zu konzentrieren. Ich werde bei jedem Rennen
einfach mein Bestes geben. Es ist eine lange
Saison, darum wird sich Konstanz auszahlen.
Blicken wir auf die anderen Klassen. Wer meinst
Du, wird es in der MX1 dieses Jahr machen?
Mit Sicherheit wird Tony Cairoli wie immer stark
sein. Ich denke, dass er gut sein wird.
Wenn Du drei Wünsche frei hättest, die nichts
mit dem Rennsport zu tun haben dürfen, wie
würden die aussehen?
Den Ersten würde ich nutzen, um mir einen Flaschengeist
zu wünschen, der mir weitere Wünsche
erfüllt. Da müsste ich mir keine Sorgen über
eine Drei-Wunsch-Liste machen!
Mit zweieinhalb Jahren saß
Ken Roczen das erste Mal auf
einem Crossmotorrad, mit drei
Jahren fuhr er die ersten Rennen.
Sein Spitzname lautet
»Evil«, weil er so teuflisch
schnell fährt.
85-ccm
2007 die Sensation: Ken Roczen
gewinnt im Alter von 13 Jahren
im bulgarischen Sevlievo den
WM-Titel in der 85-ccm-Klasse
und ist damit der jüngste Motocross-Weltmeister
aller Zeiten.
Am liebsten isst das 16-jährige
Ausnahmetalent Nudeln
mit Tomatensoße oder auch
Klöße mit Rotkraut und
Hähnchenkeulen.
Nachdem Ken Roczen 2006
adac Junior Motorsportler des
Jahres wurde, passte ihn der
KI.KA ab und drehte eine
Dokumentation mit dem Titel
»Schlamm, Speed und PS –
Ken will Profi werden«.
www.Motorsport-Magazin.com 111
Zielgerade
zielgerade
Stars on Tour
Aussie Rules: Quick
Nick und Teamkollege
Vitaly Petrov geben alles
gegen die hünenhaften
Australian Football Profis
Australier unter sich: Daniel Ricciardo und
Mark Webber beim Barbecue in Melbourne
Auch beim Golf muss sich Andrea Dovizioso
hinter Casey Stoner anstellen...
112 www.Motorsport-Magazin.com
Den Känguru-Pokal bekam
Sebastian nicht, dafür traf er
echte Beuteltiere
fotos/titel: adrivo/Sutton, red bull, milagro, renault
V-Day im
italienischen
Fernsehen:
Valentino Rossi
antwortet, schaut
und darf sich
dabei fast wie ein
Ministerpräsident
fühlen...
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die nächste ausgabe rauscht an:
das motorsport-magazin nr. 19 erscheint am 01.06.2011
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