TK spezial Ausgabe 2 - Juni 2013 (PDF, 505 KB ) - Techniker ...
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InformatIonsdIenst der technIker krankenkasse<br />
Bayern<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Nr. 2 /<strong>Juni</strong> <strong>2013</strong><br />
Fachtagung „Kinderschutz in der Medizin (KiM)“<br />
<strong>TK</strong>-Zweitmeinungsverfahren: Interview mit dem Schmerzexperten Dr. Martin Gessler<br />
Bundesweit einzigartiges Modellprojekt zur Darmkrebs-Früherkennung<br />
<strong>TK</strong> versichert über 1 Million Bayern<br />
„Die Zukunft gestalten“<br />
Der <strong>TK</strong>-Verwaltungsrat positioniert sich<br />
zur Bundestagswahl <strong>2013</strong><br />
Der <strong>TK</strong>-Verwaltungsrat hat ein Positionspapier mit dem Titel „Die Zukunft gestalten –<br />
Ein Plädoyer für ein zukunftsgerichtetes und wettbewerbliches Gesundheitssystem“<br />
zur Bundestagswahl <strong>2013</strong> verabschiedet. Die darin formulierten Vorstellungen sind<br />
aus Sicht des Selbstverwaltungsgremiums die Voraussetzungen dafür, um auch in<br />
Zukunft ein wettbewerbliches Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten, das im Einklang<br />
mit dem Solidargedanken steht.<br />
Die gesundheitspolitischen Positionen der <strong>TK</strong> in Schlagworten:<br />
1. Die Zukunft gestalten – Der Mensch<br />
im Mittelpunkt der Versorgung<br />
2. Die Selbstverwaltung ist der Garant<br />
für das richtige Maß<br />
3. Die Zukunft sichern – Mehr Finanzautonomie<br />
wagen<br />
4. Keine interessengeleiteten Einzeleingriffe<br />
in den Risikostrukturausgleich<br />
5. Mehr Fairness im Wettbewerb<br />
6. Keine einseitigen politischen Eingriffe<br />
zugunsten der PKV<br />
Weitere Informationen gibt es unter<br />
www.tk.de, Webcode 510652.<br />
Grüß Gott!<br />
Die <strong>TK</strong> in<br />
Bayern hat im<br />
April die Marke<br />
von einer Million<br />
Versicherten<br />
überschritten.<br />
Rund 60.000<br />
Bayern sind<br />
in den vergangenen<br />
zwölf<br />
Monaten zur <strong>TK</strong> gekommen. Das<br />
entspricht fast der Einwohnerzahl<br />
von Rosenheim.<br />
Nicht ganz unbeteiligt an dieser<br />
rasanten Entwicklung dürfte auch<br />
die Zusammenarbeit mit Magdalena<br />
Neuner sein, der erfolgreichsten<br />
Biathletin aller Zeiten. Als Gesicht<br />
der Kampagne „Bayern bleibt fit!“<br />
tourt „Lena“ für die <strong>TK</strong> durchs Land,<br />
um die Menschen im Freistaat zu<br />
motivieren, ihren Lebensstil nachhaltig<br />
gesund und sportaktiv zu<br />
gestalten.<br />
Natürlich trugen auch die zusätzlichen<br />
<strong>TK</strong>-Leistungen maßgeblich<br />
zum Erfolg bei. Beispielsweise die<br />
sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung<br />
oder die Dividende von bis<br />
zu 80 Euro, die mehr als 700.000<br />
beitragszahlende <strong>TK</strong>-Mitglieder<br />
Anfang 2014 erhalten werden. Die<br />
<strong>TK</strong> hat dafür in Bayern rund 56<br />
Millionen Euro eingeplant.<br />
Christian Bredl<br />
Leiter der <strong>TK</strong>-Landesvertretung<br />
Bayern
Bayern<br />
Vom unguten Gefühl<br />
zum richtigen Handeln<br />
5. bundesweite Jahrestagung<br />
„Kinderschutz in der Medizin (KiM)“<br />
In Bayern werden im Schnitt täglich zehn Minderjährige Opfer von Gewalt. Jedes dritte<br />
Kind ist dabei mit dem Tatverdächtigen verwandt oder bekannt. Über 1.900 Kinder<br />
und Jugendliche wurden vergangenes Jahr im Freistaat sexuell missbraucht. Wegen<br />
Vernachlässigung in der Familie nehmen bayerische Jugendämter jährlich rund 430<br />
Minderjährige in Obhut. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher und schwer zu schätzen,<br />
unter anderem auch, weil viele Mediziner bei der Diagnosestellung unsicher sind“, so<br />
Dr. Thomas Fels, Chefarzt im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut. Der Kinderchirurg<br />
organisierte mit seiner Kollegin, Oberärztin Pia Manjgo, und in Kooperation<br />
mit der <strong>TK</strong> die Kinderschutz-Fachtagung unter dem Motto „Vom unguten Gefühl zum<br />
richtigen Handeln“. Rund 150 zum Teil internationale Mediziner, Pädagogen, Erzieher<br />
und Mitarbeiter der Jugendämter tauschten sich in der niederbayerischen Hauptstadt<br />
zwei Tage über frühe Hilfen für betroffene Kinder aus.<br />
Unbürokratische und schnelle Hilfe für betroffene Kinder<br />
Dr. Fels wies darauf hin, dass der Kinderschutz in der Ausbildung von medizinischen<br />
und erzieherischen Berufen nach wie vor wenig präsent sei. In Landshut gründete er<br />
deshalb vor etwa sechs Jahren die Arbeitsgemeinschaft (AG) Kindeswohl. Hier treffen<br />
sich regelmäßig Vertreter aus 35 Institutionen wie caritativen Einrichtungen, Beratungsstellen<br />
und Kliniken. Dieser ehrenamtliche Einsatz sorgt dafür, dass betroffenen Kindern<br />
unbürokratisch und schnell geholfen wird. Auf der Tagung stellte der Kinderchirurg<br />
vor, wie der Aufbau eines solchen Netzwerks gelingen kann.<br />
Auch die Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi) der Stadt und des Landkreises<br />
Landshut sind aktiv in der AG. Das individuelle und bedarfsorientierte Beratungsangebot<br />
ist in Bayern flächendeckend. Es richtet sich an werdende Eltern und Familien mit<br />
Säuglingen und Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr. „Probleme in Familien sind oft<br />
schon in den Anfängen erkennbar“, erklärt Stilla Waltl-Seidl, Dipl. Sozialpädagogin bei<br />
der KoKi Stadt Landshut. „Wenn wir frühzeitig Kontakt zu überforderten Eltern haben,<br />
können wir rechtzeitig und institutionsübergreifend Hilfe organisieren.“ Laut Waltl-Seidl<br />
haben die KoKis im Raum Landshut seit ihrer Gründung vor rund drei Jahren bereits<br />
320 Familien betreut. Derzeit melden sich im Schnitt zwei Familien pro Woche.<br />
Information<br />
Die <strong>TK</strong> unterstützt die Kleinen,<br />
sich vor Missbrauch zu schützen.<br />
Mit Partnern hat sie je ein Pixi-Buch<br />
für Mädchen und Jungen herausgegeben:<br />
„Lena sagt Nein!“ und<br />
„Ben sagt Nein!“. Die Bücher sollen<br />
Kindern helfen, richtig zu reagieren,<br />
wenn sie sich in Situationen unwohl<br />
fühlen. Denn selbstbestimmte Kids<br />
sagen leichter „Nein“. Für die Fachtagung<br />
stellte die Kasse 5.000<br />
Exemplare kostenfrei zur Verfügung,<br />
die bei den Kinderschutzexperten<br />
reißenden Absatz fanden.<br />
Neu ist außerdem<br />
der <strong>TK</strong>-Infoflyer für<br />
Eltern „Schütteln ist<br />
lebensgefährlich“.<br />
Er steht auf der<br />
Homepage zum<br />
Bestellen und<br />
Download bereit.<br />
Die positive Resonanz<br />
bei den Teilnehmern zeigte, dass<br />
das Ziel, das Netzwerk zum Kinderschutz<br />
auszubauen, erreicht wurde.<br />
Im nächsten Jahr veranstaltet<br />
die AG KIM die 6. Jahrestagung<br />
in Freiburg.<br />
Die Vorträge der Fachtagung in<br />
Landshut stehen auf unserer<br />
Homepage www.tk.de/lv-bayern<br />
zum Download bereit.<br />
Kinder müssen geschützt werden<br />
Mit fast 200.000 Versicherten unter 18 Jahren<br />
betreut die <strong>TK</strong> in Bayern überdurchschnittlich<br />
viele junge Menschen. Um Folgekrankheiten zu<br />
vermeiden, die aus Misshandlungen resultieren<br />
können, setzte sich die <strong>TK</strong> für die Organisation<br />
der Fachtagung ein. „Unser Ziel ist es, Kindern<br />
chronische Körperschäden, psychische Erkrankungen<br />
oder lebenslange psychosomatische<br />
Beschwerden zu ersparen“, erläuterte Christian<br />
Bredl.<br />
Der KiM-Bundesvorsitzende und Leiter der<br />
Kinderschutzambulanz am Klinikum Kassel<br />
Dr. Bernd Herrmann bedankte sich bei der <strong>TK</strong><br />
für deren Engagement. „Andere Länder wie<br />
Österreich oder die USA sind beim Kinderschutz<br />
schon viel weiter, in Deutschland haben wir dafür<br />
leider kein eigenes Budget. Ich bin deshalb über<br />
die mutige Unterstützung der <strong>TK</strong> sehr froh. Man<br />
merkt dieser Kasse an, dass ihr das Thema sehr<br />
am Herzen liegt.“<br />
Freuten sich über einen gelungenen Kongress (v. re.): Chefarzt Dr. Thomas Fels, Oberärztin und<br />
Kongresspräsidentin Pia Manjgo, beide Kinderkrankenhaus Landshut, Dr. Bernd Herrmann, KiM-<br />
Vorsitzender, Christian Bredl, Leiter <strong>TK</strong>-Landesvertretung Bayern und Stilla Waltl-Seidl, KoKi Landshut.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 2
Bayern<br />
„Hängen Sie sich ab und zu mal aus“<br />
Interview mit Dr. Martin Gessler, Facharzt<br />
für Neurologie und Psychosomatik<br />
Zur Person<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: In Bayern ist die Zahl der Rückenoperationen zwischen 2005 und 2011<br />
von etwa 23.000 auf rund 40.000 gestiegen. Wie ordnen Sie diese Zahlen ein?<br />
Dr. Gessler: Mir kommt dabei gleich die Frage in den Sinn, wie vielen Patienten die<br />
Operation überhaupt etwas gebracht hat? Ich stelle in meiner Praxis immer wieder<br />
fest, dass viel zu schnell operiert wird, anstatt erst einmal die richtige Diagnose zu<br />
stellen. Eine Operation ist definitiv nicht das Nonplusultra. Nach der Operation können<br />
sich Narben bilden und auf den Nerv drücken. Das kann schlimmer sein als der<br />
Schmerz eines Bandscheibenvorfalls. Und dann schneidet man häufig nochmal.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Wie gehen Sie also als Schmerztherapeut und Neurologe vor?<br />
Dr. Gessler: Mein Anliegen ist es herauszufinden, was der Patient wirklich hat und was<br />
er braucht. Solange der Patient keine Lähmung hat oder die Gefahr droht, dass ein Nerv<br />
abstirbt, muss erst einmal nicht operiert werden. Bei der neurologischen Diagnostik<br />
kann man die OP-Indikation anhand knallharter Kriterien bestimmen. Zur Differentialdiagnostik<br />
gehören auch andere Ausschlusskriterien. Ein Rückenschmerz kann auch<br />
mal von der Niere kommen. Auch das muss man ausschließen. Wir untersuchen also<br />
die Organe, die Gesamtstatik und das psychische Befinden des Patienten. Wir nennen<br />
diese gründliche Untersuchung, zu der auch ein Psychotherapeut und Physiotherapeut<br />
hinzugezogen werden, Assessment.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Bei wie vielen Ihrer Patienten können Sie eine Operation zunächst<br />
ausschließen?<br />
Dr. Gessler: Bei ungefähr 80 Prozent meiner Patienten. Aber natürlich kommen zu<br />
uns vor allem Betroffene, die vorsichtig und hochmotiviert sind, einer Operation zu<br />
entgehen. Wir sehen leider nicht diejenigen, die brav vor ihrem Chirurgen sitzen und<br />
sich von ihm zur Operation überreden lassen.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Schauen Sie sich auch das Röntgen- oder MRT-Bild des Patienten an?<br />
Dr. Gessler: Das Bild sagt überhaupt nichts aus. Es gibt schreckliche Bilder von<br />
der Wirbelsäule und diese Menschen sind völlig schmerzfrei. Ich ziehe die genaue<br />
Untersuchung eventueller Funktionsstörungen vor und frage auch immer nach dem<br />
Schlaf. Denn wenn der Betroffene nicht ausgeschlafen ist, ist er sowieso angespannt.<br />
Wir verschreiben, wenn überhaupt, ein Muskelrelaxanz, das ein bisschen müde macht,<br />
kein Schlafmittel. Der Patient nimmt das Medikament abends vor dem Schlafengehen<br />
und wacht morgens mit deutlich weniger Schmerzen auf. Und dann muss man<br />
rauskriegen, was ihn in den Zustand gebracht hat.<br />
Dr. med. Martin Gessler<br />
Dr. med. Martin Gessler ist Facharzt<br />
für Neurologie und Psychosomatik.<br />
Als Vertragspartner der <strong>TK</strong> betreut<br />
Dr. Gessler Patienten, die sich eine<br />
Zweitmeinung bei Wirbelsäulenoperationen<br />
einholen möchten. Dazu<br />
bietet sein Team im Schmerzzentrum<br />
in München ein umfassendes Konzept<br />
zur konservativen Behandlung<br />
von Rückenschmerzen an. Dr. Gessler<br />
hat zahlreiche wissenschaftliche<br />
Veröffentlichungen zum Thema<br />
Schmerzforschung, -entstehung<br />
und -therapie verfasst und ist unter<br />
anderem Mitglied der Schmerzkommission<br />
der Bayerischen Landesärztekammer<br />
sowie Mitglied der<br />
Schmerzkommissionen der Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen (KV)<br />
Bayern und Hessen.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Das heißt, Sie suchen nach den Ursachen der Rückenschmerzen?<br />
Dr. Gessler: Natürlich, das ist der wesentliche Teil unserer umfassenden Untersuchung<br />
und Behandlung. Die wichtigste Frage ist immer: Warum hat jemand diese Schmerzen?<br />
Sind es Arbeitsplatzbelastungen, verrückte Sportaktivitäten, ungewohnte Tätigkeiten<br />
etc.? Es gibt tausend Gründe, warum jemand Rückenschmerzen haben kann. Wir<br />
sprechen häufig von Bandscheibenvorfällen, aber mindestens genauso häufig sind<br />
Verspannungszustände, Gelenkreizzustände oder Fehlbelastungen. Wir schauen außerdem<br />
nicht nur auf die Stelle, die schmerzt. Der Ursprung kann auch im Knie oder Fuß<br />
sein. Wenn jemand einseitig geht, setzt sich das über das Becken bis zur Halswirbelsäule<br />
durch. Aber ein Rückenschmerz kann sich auch durch eine innere Anspannungssituation<br />
aufbauen, die zu Muskelanspannungen und dann wieder zu Bewegungseinschränkungen<br />
führt. Und wenn das nicht erkannt wird und entsprechende<br />
Gegenmaßnahmen ergriffen werden, schaukelt sich das System hoch, sodass man<br />
sich irgendwann überhaupt nicht mehr bewegen kann.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 3
Bayern<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Das heißt, eine seelische Belastung kann zu Rückenschmerzen oder sogar<br />
zu Bandscheibenvorfällen führen?<br />
Dr. Gessler: Genau, psychosomatische Hintergründe sind meistens ausschlaggebend.<br />
Wenn jemand innerlich verkrampft, äußert sich das auch im Körper. Das Verständnis<br />
diese Zusammenhänge zu sehen, ist Aufgabe unserer Verhaltens- und Psychotherapeutin.<br />
Aber viele Patienten leisten bei dem Vorschlag, mit der Psychotherapeutin zu<br />
arbeiten, Widerstand. Sie wollen nicht in die „Psycho-Ecke“ geschoben werden. Dass<br />
Arbeitsplatzprobleme zu Verkrampfungen führen können, sehen die meisten ein. Aber<br />
über Partnerschaft und Partnerprobleme sprechen Betroffene ungern, doch da liegt<br />
unserer Erfahrung nach noch die häufigere Ursache für Rückenprobleme.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Wie bringen sie Ihren Patienten mit den Partnerproblemen dann zur<br />
Verhaltenstherapie?<br />
Dr. Gessler: Die Verhaltenstherapie beinhaltet zunächst einmal ganz einfache Tipps,<br />
wie man über die schwere Schmerzsituation der ersten Tage hinweg kommt, zum<br />
Beispiel indem man sich ablenkt. Die Patienten sind ja verzweifelt und haben Angst,<br />
dass sie eine Lähmung bekommen oder den Arbeitsplatz verlieren. Unser Fokus liegt<br />
auf der Edukation, das heißt wir teilen dem Patienten mit, was er selbst tun kann. Und<br />
wir beobachten dazu ganz genau, wie sich die Situation verändert und wenn sie sich<br />
verschlechtert und eine Lähmung droht, dann muss operiert werden. Aber in den<br />
meisten Fällen können wir mit konservativen Maßnahmen helfen.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Aber der Verhaltens- bzw. Psychotherapeut muss ja dann auch irgendwann<br />
die Partnerprobleme ansprechen …<br />
Dr. Gessler: Und wenn der Patient das nicht so gerne bespricht, dann probieren<br />
wir den Zugang über Biofeedback. Am Biofeedbackgerät lernt er, wie er mit seinen<br />
Gedanken, Atmung und Konzentration seinen Muskelspannungszustand beeinflussen<br />
kann. Dazu werden Elektroden auf seinen Muskeln angebracht und die Reaktionen als<br />
bewegliche Bilder dargestellt. Und die Person, die ihm das zeigt, ist unsere Verhaltenstherapeutin,<br />
zu der er dann sehr schnell Vertrauen fasst. Nach zehn Sitzungen wissen<br />
die Patienten, wie sie sich daheim oder am Arbeitsplatz entspannen können und vor<br />
allem was sie anspannt und unglücklich macht. Sie werden organisch ernst genommen<br />
und arbeiten gleichzeitig mit ihrem Innenleben. Das Ergebnis ist faszinierend. Es gibt<br />
aber auch Patienten, denen ausschließlich die Physiotherapie etwas bringt. Jeder<br />
Körper braucht seine ganz individuelle Behandlung.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Die konservative Behandlung ist also länger als die Operation, arbeitet<br />
aber an den Ursachen.<br />
Information<br />
Zweitmeinung bei Wirbelsäulen-OP<br />
<strong>TK</strong>-Versicherte, bei denen in der<br />
nächsten Zeit ein operativer Eingriff<br />
an der Wirbelsäule geplant ist,<br />
können bei ausgesuchten Spezialisten<br />
eine zweite Meinung einholen.<br />
Denn gerade im Rückenbereich<br />
bieten konservative Therapien wie<br />
beispielsweise Krankengymnastik<br />
oder Entspannungsverfahren bei<br />
vielen Beschwerden eine adäquate<br />
Alternative zur Operation.<br />
Dazu arbeiten jeweils ein Schmerztherapeut,<br />
ein Physiotherapeut und<br />
ein Psychotherapeut Hand in Hand.<br />
Jeder Einzelne von ihnen beschäftigt<br />
sich intensiv mit dem Patienten<br />
und seinen Beschwerden. Anschließend<br />
beraten sich die Experten<br />
untereinander und machen gegebenenfalls<br />
einen Vorschlag für eine<br />
alternative Therapie. Das Ergebnis<br />
wird sowohl mit dem Patienten als<br />
auch mit dem behandelnden Arzt<br />
besprochen.<br />
Unnötige, belastende Operationen<br />
können so vermieden werden. Es<br />
erfolgt eine Abstimmung mit dem<br />
behandelnden Arzt; Patienten werden<br />
mit der Entscheidung nicht alleine<br />
gelassen. Außerdem werden sie<br />
umfassend über ergänzende Behandlungsmöglichkeiten<br />
informiert.<br />
Dr. Gessler: So ist es, wobei ich sagen muss, dass auch operierte Patienten<br />
nicht unbedingt schmerzfrei bleiben oder sich für den Rest ihres<br />
Lebens auf ihren Rücken verlassen können. Unser Leben ist nicht mehr so,<br />
wie es von der Natur gedacht ist, nämlich dass wir uns ständig bewegen.<br />
Durch die krumme Sitzhaltung werden auch unsere Organe ständig eingeklemmt.<br />
Das heißt, wer nichts für seinen Körper tut, wird normalerweise<br />
irgendwann Probleme bekommen.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Was empfehlen Sie?<br />
Dr. Gessler: Ich zeige meinen Patienten ganz einfach Übungen, die man<br />
fast überall machen kann. Jeder hat irgendwo zwei Tische oder hüfthohe<br />
Möbel, auf die er sich abstützen, die Füße einige Millimeter vom Boden<br />
abheben und für ein paar Sekunden seine Wirbelsäule aushängen lassen<br />
kann. Es reicht das eigene Gewicht und man muss keine große Turnübung<br />
daraus machen. Das geht auch im Auto. Man nimmt den Griff links und die<br />
Konsole in der Mitte und stemmt sich kurz hoch. Schon ist die Wirbelsäule<br />
entlastet. Wir verteilen auch Aufkleber, um die Patienten daran zu erinnern,<br />
ihre Entspannungsübung, einen geistigen Kurzurlaub oder die Alltagsübungen<br />
zu machen. Man klebt sich den Aufkleber an den Schreibtisch und wird so<br />
über den Tag hinweg immer wieder erinnert. Bei diesen Sekundenübungen<br />
passiert unglaublich viel.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 4
Bayern<br />
Bundesweit einzigartiges Modellvorhaben<br />
zur Darmkrebs-Früherkennung<br />
<strong>TK</strong>, KV Bayern und Bayerisches Gesundheitsministerium<br />
starten gemeinsames Projekt<br />
Bayern startet ein neues, bundesweit einzigartiges Modellvorhaben zur Darmkrebs-<br />
Früherkennung: Die <strong>TK</strong> in Bayern und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)<br />
werden gemeinsam in den kommenden drei Jahren rund 100.000 gesetzlich Versicherte<br />
im Alter von 50 und 55 Jahren über die Möglichkeiten der Darmkrebs-Früherkennung<br />
informieren. Die <strong>TK</strong> verschickt dazu unterschiedliche Infopakete, die jeweils<br />
aus einem Anschreiben, einer Informationsbroschüre und der Einladung zu einem<br />
ausführlichen Beratungsgespräch beim behandelnden Arzt bestehen. Die Broschüren<br />
und Aufklärung beim behandelnden Arzt sollen die Angeschriebenen in die Lage<br />
versetzen, eine Entscheidung darüber zu treffen, ob die Darmkrebs-Früherkennung<br />
durchgeführt werden soll. Welche Anschreibe-Variante sich am besten dafür eignet<br />
und welche Art der Darmkrebs-Früherkennung in Anspruch genommen wird, untersucht<br />
im Anschluss das Wissenschaftliche Institut der <strong>TK</strong> für Nutzen und Effizienz im<br />
Gesundheitswesen (WINEG).<br />
130.000 Euro ist das Modellvorhaben zur Darmkrebs-<br />
Früherkennung dem Bayerischen Gesundheitsminister,<br />
Dr. Marcel Huber (Mitte), wert. Dass Bayern mit dem Projekt<br />
eine Vorreiterrolle übernimmt, finden auch <strong>TK</strong>-Chef Christian<br />
Bredl (links) und KVB-Vorstand Dr. Pedro Schmelz (rechts)<br />
Bayern übernimmt<br />
eine Vorreiterrolle<br />
Der Bayerische Gesundheitsminister<br />
Dr. Marcel Huber<br />
betonte zum Start: „Bayern<br />
ist das erste Bundesland, das<br />
gezielt die Darmkrebs-Früherkennung<br />
in den Fokus nimmt.<br />
Die bayerischen Erfahrungen<br />
können das Fundament für<br />
ein bundesweites, flächendeckendes<br />
Darmkrebs-Screening<br />
sein. Bayern übernimmt damit<br />
eine Vorreiterrolle, vor allem<br />
aber gesundheitspolitische<br />
Verantwortung zum Wohle der<br />
bayerischen Patientinnen und<br />
Patienten.“ Das Modellprojekt<br />
wird im Rahmen der Gesundheitsinitiative „Gesund.Leben.Bayern.“ in Höhe von<br />
130.000 Euro gefördert. Huber unterstrich: „Ziel der Bayerischen Krebsstrategie ist es,<br />
die Krebssterblichkeit weiter zu senken. Dazu wollen wir maßgeschneiderte Präventionsangebote<br />
auf den Weg bringen. Durch Vorbeugung können bis zu 30 Prozent der Krebsfälle<br />
vermieden werden.“ Bereits beim Brustkrebs-Screening war Bayern Vorreiter:<br />
2003 wurde erstmals allen gesetzlich versicherten Frauen in Bayern die Teilnahme<br />
aktiv angeboten. Heute ist das Brustkrebs-Screening bundesweit fest verankert.<br />
Gesonderte Vergütung für teilnehmende Ärzte<br />
Information<br />
Weniger Menschen sterben<br />
an Asthma<br />
In Bayern ist die Zahl der Menschen,<br />
die an Asthma gestorben sind, zwischen<br />
1998 und 2011 um 75 Prozent<br />
gesunken. So starben im Freistaat<br />
im Jahr 2011 insgesamt 192 Asthmatiker<br />
wegen ihrer Erkrankung,<br />
1998 waren es noch 779. Insbesondere<br />
bei jüngeren Patienten ist die<br />
Todesrate in den vergangenen<br />
Jahren beinahe auf Null gesunken.<br />
(Quelle: Bayerisches Landesamt<br />
für Statistik)<br />
Trotzdem ist Asthma auf dem<br />
Vormarsch: Fünf Prozent der<br />
Erwachsenen und bis zu 14 Prozent<br />
aller Kinder im Schulalter leiden an<br />
Asthma. Da Asthma häufig bereits<br />
im Kindesalter auftritt, hat die <strong>TK</strong><br />
vor sieben Jahren ein spezielles<br />
Angebot für junge Asthmatiker ins<br />
Leben gerufen. Bei mehr als 200<br />
speziell ausgebildeten Ärzten und<br />
drei Reha-Einrichtungen lernen<br />
junge Betroffene, ihre Selbstwahrnehmung<br />
zu trainieren und die<br />
Kontrolle über die Krankheit zu<br />
übernehmen. Denn so bekommt<br />
man Asthma sehr gut in den Griff.<br />
Das zeigen auch die Ergebnisse<br />
einer wissenschaftlichen Auswertung:<br />
Mit der verzahnten und individuellen<br />
Behandlung, bei der die Betroffenen<br />
beispielsweise richtige Inhalationsund<br />
Entspannungstechniken wie<br />
auch den Umgang mit Medikamenten<br />
erlernen, konnte die durchschnittliche<br />
Anzahl der Fehltage der jungen Patienten<br />
nach zwölf Monaten halbiert<br />
werden. Auch wurden Notfallbehandlungen<br />
beim Arzt und Krankenhausaufenthalte<br />
deutlich reduziert.<br />
Die Ärzte, die an dem Projekt teilnehmen, erhalten eine gesonderte Vergütung für die<br />
Beratung der Patienten. Aus Sicht von Dr. Pedro Schmelz, dem ersten stellvertretenden<br />
Vorstandsvorsitzenden der KVB, ist damit auch der Anspruch verbunden, den gesetzlich<br />
Krankenversicherten eine informierte Entscheidung zu ermöglichen. Schmelz betrachtet<br />
diese projektspezifische Honorierung aber auch als ein Zeichen der „Wertschätzung<br />
einer hochwertigen und an der informierten Entscheidung orientierten Beratung“. Für<br />
die Einführung eines solchen Verfahrens auf Bundesebene sieht er allerdings noch<br />
zusätzlichen Optimierungsbedarf. „Ich hoffe, dass der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
im Rahmen der Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und Registergesetzes eine<br />
Anpassung der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie vornimmt, welche das familiäre und<br />
erbliche sowie das altersbedingte Darmkrebsrisiko von Frauen und Männern entsprechend<br />
berücksichtigt.“<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 5
Bayern<br />
<strong>TK</strong> begrüßt einmillionste Versicherte<br />
Festveranstaltung am 12. April in der<br />
Erlanger Heinrich-Lades-Halle<br />
Kerstin Dreßel aus Erlangen ist die einmillionste Versicherte der <strong>TK</strong> in Bayern. Bei der<br />
Festveranstaltung am 12. April in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle begrüßte Magdalena<br />
Neuner persönlich das Jubiläumsmitglied. Die sympathische zweifache Biathlon-<br />
Olympiasiegerin bilanzierte dabei über ein Jahr „Bayern bleibt fit!“. Mit dieser Aktion<br />
motivieren die erfolgreichste Biathletin aller Zeiten und die <strong>TK</strong> die Menschen im Freistaat,<br />
ihren Lebensstil nachhaltig gesund sowie sportaktiv zu gestalten. Dr. Siegfried<br />
Balleis, Erlanger Oberbürgermeister, und Michael Höhenberger, Ministerialdirektor im<br />
Bayerischen Gesundheitsministerium, sprachen vor den geladenen Gästen ebenfalls<br />
ihre Glückwünsche aus.<br />
Um rund sechs Prozent oder 55.000 Versicherte ist die <strong>TK</strong> in Bayern zwischen April<br />
2012 und April <strong>2013</strong> gewachsen. Die Kampagne „Bayern bleibt fit!“ und zusätzliche<br />
Leistungen wie die sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung trugen maßgeblich zum<br />
Erfolg bei. Ebenso die Dividende von bis zu 80 Euro, die mehr als 700.000 beitragszahlende<br />
<strong>TK</strong>-Mitglieder Anfang 2014 erhalten werden. Die <strong>TK</strong> hat dafür in Bayern<br />
rund 56 Millionen Euro eingeplant.<br />
<strong>TK</strong> eröffnet Kundenberatung in Memmingen<br />
Von links nach rechts: Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger,<br />
die Leiterin der neuen <strong>TK</strong>-Kundenberatung in Memmingen Gertraud<br />
Schwenk, der Leiter der <strong>TK</strong>-Landesvertretung Bayern Christian Bredl<br />
und der Leiter der <strong>TK</strong>-Kundenberatungen in Bayern Ingmar Bertling.<br />
Am 13. März eröffnete<br />
die <strong>TK</strong> eine Kundenberatung<br />
in der<br />
Memminger Innenstadt.<br />
Zur Eröffnungsfeier<br />
kamen rund 80<br />
Gäste, um die neuen<br />
Räumlichkeiten der<br />
<strong>TK</strong>, die mittlerweile<br />
in Bayern eine Million<br />
Menschen versichert,<br />
anzuschauen. „Wir<br />
freuen uns, ab sofort<br />
auch in Memmingen<br />
präsent zu sein“, sagt<br />
die Leiterin der <strong>TK</strong>-<br />
Kundenberatung in<br />
Memmingen, Gertraud<br />
Schwenk. Als<br />
Gastredner konnte<br />
die <strong>TK</strong> den Memminger<br />
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger gewinnen. Dieser wünschte der <strong>TK</strong> viel Glück<br />
und Erfolg für den neuen Standort.<br />
Information<br />
Bayern schließt zwei<br />
Transplantationszentren<br />
Zur veröffentlichten Information<br />
bezüglich der Schließung von<br />
Lebertransplantationszentren in<br />
Bayern sagt Christian Bredl:<br />
„Bei jedem Dritten ist die Bereitschaft,<br />
nach seinem Tod Organe<br />
zu spenden, aufgrund der Transplantations-Skandale<br />
gesunken. Das<br />
Vertrauen muss wiederhergestellt<br />
werden. Ich begrüße daher die mutige<br />
Entscheidung des Wissenschaftsministers<br />
Dr. Wolfgang Heubisch.“<br />
Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag<br />
der <strong>TK</strong> haben 25 Prozent der Befragten<br />
im Freistaat inzwischen einen<br />
Organspendeausweis. Das sind<br />
neun Prozentpunkte mehr als vor<br />
zwei Jahren und so viele wie in<br />
keinem anderen Bundesland. Immer<br />
mehr Bayern sind offensichtlich<br />
bereit, sich mit diesem schwierigen<br />
Thema zu beschäftigen und eine<br />
Entscheidung zu treffen: Egal ob<br />
ja oder nein.<br />
Ausführliche Informationen zum<br />
Thema Organspende gibt es unter<br />
www.tk.de, Webcode <strong>505</strong>074.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Techniker</strong> Krankenkasse, Landesvertretung Bayern<br />
Rosenheimer Straße 141, 81671 München<br />
Verantwortlich: Christian Bredl<br />
Redaktion: Alexander Becker und Kathrin Heydebreck<br />
Telefon: 089 - 490 69 - 600<br />
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