Ergebnis-Broschüre 1. Welle 2013 (application/pdf) - Stadt Lahr
Ergebnis-Broschüre 1. Welle 2013 (application/pdf) - Stadt Lahr
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<strong>2013</strong><br />
Bürgerpanel <strong>Lahr</strong><br />
Bürgerpanel <strong>Lahr</strong><br />
Lokale Politik und<br />
Bürgerbeteiligung<br />
<strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>Ergebnis</strong>se und Empfehlungen<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
<strong>1.</strong> Zur Methode<br />
Das Bürgerpanel ist eine Methode der „aktivierenden Befragung“. Sie strebt gleichzeitig zwei Ziele<br />
an: Wissen über die Ansichten von Bürgerinnen und Bürgern der <strong>Stadt</strong> zu gewinnen und sie für ein<br />
aktives Engagement zu interessieren.<br />
Damit diese Methode Erfolge zeitigen kann, ist sie über eine Mindestdauer hinweg durchzuführen.<br />
Das Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> wird deshalb über drei Jahre mit mehreren Befragungswellen stattfinden.<br />
Gute Erfahrungen liegen bereits aus verschiedenen Städten Deutschlands vor, ausführlich beschrieben<br />
in Helmut Klages, Carmen Daramus, Kai Masser: „Bürgerbeteiligung durch lokale Bürgerpanels“,<br />
Berlin 2008. Das Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> orientiert sich an diesen Erfahrungen, entwickelt<br />
aber jede Befragung mit einem eigenen Themenschwerpunkt neu.<br />
Auswahlverfahren<br />
Wie oben erläutert, werden mit dem Bürgerpanel als Methode der aktivierenden Befragung zwei<br />
Ziele verfolgt. Auf der einen Seite das Anliegen, Informationen über die Einschätzungen der Bürger<br />
zu kommunalpolitischen Themen zu erhalten (A) und andererseits, das Interesse am und das<br />
Engagement im Gemeinwesen zu fördern (B). Diese Ziele legen jedoch methodisch unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen nahe. Während Ziel A eine möglichst ausgewogene, repräsentative Auswahl<br />
der Befragungsteilnehmer erfordert, ist für Ziel B eine möglichst umfangreiche Verteilung<br />
des Erhebungsinstrumentes günstig. Das Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> fußt deshalb auf 3 Stichproben mit<br />
jeweils unterschiedlichen Auswahlverfahren:<br />
<strong>1.</strong> eine Zufallsstichprobe, die, differenziert nach Alter und Geschlecht, aus den Daten des Einwohnermeldeamtes<br />
generiert wurde;<br />
2. eine Stichprobe von Bürgern, die schon im Vorfeld über das Projekt informiert wurden und aus<br />
eigenem Antrieb ihre Beteiligung am Bürgerpanel anboten. Hier findet eine Auswahl nach den Faktoren<br />
Vorabinformation und Interesse statt, wobei vor allem Letzteres im Sinne von Ziel B positiv<br />
ist.<br />
3. eine Stichprobe, die auf einer Auswahl nach Interesse und Zugänglichkeit basiert, indem die<br />
Fragebögen an den öffentlichen Orten Mediathek und Bürgerbüro ausgelegt wurden sowie von<br />
der Homepage der <strong>Stadt</strong> heruntergeladen werden konnten.<br />
Die Stichproben 2 und 3 zeichnen sich durch Interesse aus und könnten für sich genommen keine<br />
repräsentativen <strong>Ergebnis</strong>se erzielen. Dies wird jedoch methodisch aufgefangen durch eine entsprechend<br />
große Rücklaufquote in Stichprobe <strong>1.</strong> Damit ist es möglich, die Repräsentativität der<br />
<strong>Ergebnis</strong>se anhand der Merkmale Alter und Geschlecht für die <strong>Stadt</strong> <strong>Lahr</strong> zu gewährleisten.<br />
Lesbarkeit<br />
Zur besseren Lesbarkeit des nachfolgenden Berichtes wird darin vereinfachend in der Regel nur<br />
die männliche Form verwendet.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
2. <strong>Ergebnis</strong>se der Erhebung<br />
Allgemeine Daten zur Erhebung<br />
Die <strong>1.</strong> Befragungswelle des Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> wurde im April <strong>2013</strong> durchgeführt. Dabei konnten<br />
drei Personengruppen den Fragebogen ausfüllen: Einer nach Alter und Geschlecht repräsentativen<br />
Zufallsauswahl wurde der Fragebogen postalisch zugestellt. Interessierte, die sich zuvor bereit<br />
erklärt hatten, den Bogen über die gesamte dreijährige Laufzeit des Bürgerpanel zu beantworten<br />
(Panelisten), bekamen den Fragebogen durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Lahr</strong>. Weitere Interessierte, die<br />
sich spontan an der Befragung beteiligen wollten, konnten den Fragebogen aus dem Bürgerbüro,<br />
der Mediathek oder aus dem Internet beziehen.<br />
Die ausgefüllten Fragebögen wurden zunächst von der <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Lahr</strong> entgegengenommen<br />
und anschließend vom Plena-Institut/Mannheim erfasst und ausgewertet. Insgesamt waren<br />
dies 761 Fragebögen. Davon wurden zwei aufgrund Unterschreiten der Altersgrenze nicht aufgenommen.<br />
Die 759 ausgewerteten Fragebögen gliedern sich auf wie folgt: Angeschrieben nach Zufallsauswahl<br />
wurden 2020 Personen. Davon haben 496 geantwortet, was einer Rücklaufquote von 24,6%<br />
entspricht. 34 Bögen wurden von Panelisten ausgefüllt. Von den aus dem Bürgerbüro, aus der<br />
Mediathek oder aus dem Internet bezogenen Fragebögen sind 229 aufgenommen worden.<br />
Strukturmerkmale der Gesamtdaten<br />
Die Verteilung nach Geschlecht entspricht annähernd<br />
der Verteilung in der Grundgesamtheit. Aus den Daten<br />
des Einwohnermeldeamtes geht hervor, dass<br />
49,2% der <strong>Lahr</strong>er Bevölkerung ab 16 Jahre männlich<br />
und 50,8% weiblich sind. 26 Personen machten keine<br />
Angaben zum Geschlecht.<br />
Etwas anders sieht es bei der Altersverteilung aus. Die<br />
jüngsten Befragungsteilnehmer sind 16, die ältesten<br />
99 Jahre. Die jüngeren <strong>Lahr</strong>er haben sich unterproportional<br />
an der Befragung beteiligt. Der Anteil der<br />
16-25jährigen ist in der Grundgesamtheit fast doppelt<br />
so hoch wie im Rücklauf der Fragbögen. Auch die<br />
nächste Altersgruppe ist im Rücklauf weniger stark<br />
vertreten. Dafür liegt der Anteil der 60-74jährigen um<br />
über 12 Prozentpunkte höher (28,9% vs. 16,8%).<br />
Die Anteile der mittleren und der ältesten Gruppe entsprechen etwa denen der Grundgesamtheit.<br />
33 Personen gaben kein Alter an.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Wenn man die einzelnen Stichproben betrachtet, kommt die Zufallsstichprobe der Altersverteilung<br />
am nächsten, die Abweichungen in den anderen beiden Gruppen bleiben aber erheblich.<br />
Bei den Panelisten gibt es nur eine Person unter 26 Jahren. Bei den aus Eigeninitiative bezogenen<br />
Fragebögen ist der Anteil der 60-74jährigen mehr als doppelt so hoch wie in der Grundgesamtheit.<br />
a<br />
Für weitere <strong>Welle</strong>n des Bürgerpanels sollten gezielt jüngere Panelisten geworben werden,<br />
um die bestehenden Altersunterschiede auszugleichen. Darüber hinaus sollten gezielt jüngere<br />
Personen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie die Fragebögen eigenständig<br />
beziehen können.<br />
Laut statistischem Bundesamt hatten 2011 in Deutschland<br />
knapp 49% einen Realschulabschluss und höher.<br />
Da dieser Anteil bei den Befragten etwa 2/3 beträgt,<br />
ist anzunehmen, dass gut Ausgebildete den Fragebogen<br />
überproportional häufig beantwortet haben.<br />
Beinahe 2/3 der Befragten wohnen in der Kernstadt.<br />
Von den <strong>Stadt</strong>teilen ist Sulz mit 10,4% am stärksten<br />
vertreten.<br />
Rund 85% der Befragten gaben an, in Deutschland geboren zu sein. 4,3% nannten Kasachstan,<br />
knapp 4% Russland bzw. ein anderes Land auf dem ehemaligen Gebiet der UdSSR. Aus Rumänien<br />
kommt gut 1%, alle anderen liegen unterhalb 1%. Es scheinen einige Nationen (die klassischen<br />
Gastarbeiterländer) stark unterrepräsentiert zu sein.<br />
a<br />
Für weitere <strong>Welle</strong>n des Bürgerpanels sollten gezielt Menschen mit Migrationshintergrund<br />
als Panelisten geworben und auf die Möglichkeit, den Bogen auf Eigeninitiative zu beziehen,<br />
aufmerksam gemacht werden.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Einstellungs- / Bewertungsfragen<br />
Die meisten Befragten fühlen sich wohl in <strong>Lahr</strong>:<br />
Über die Hälfte ist mit dem Leben dort zufrieden, mehr als 13% sind sehr zufrieden. Eher oder ganz<br />
unzufrieden sind 8,2%.<br />
Rund 56% der Befragten interessieren sich stark oder sehr stark für öffentliches Leben und Politik<br />
in <strong>Lahr</strong>, gut 30% halten sich für durchschnittlich interessiert. Nur 13,5% haben ein geringes oder<br />
sehr geringes Interesse. Dieser positive Befund ist jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, da davon<br />
auszugehen ist, dass sich politisch interessierte Personen überproportional beteiligt haben.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Diese Annahme wird durch die Verteilung in den unterschiedlichen Stichproben gestützt. Relativ<br />
gesehen ist bei den ohnehin aktiven Panelisten das Interesse an Politik und öffentlichem Leben am<br />
höchsten und in der Zufallsstichprobe am geringsten. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass<br />
sich auch an der Zufallsstichprobe allgemein interessierte Personen überproportional beteiligt<br />
haben.<br />
Rund 37% der Befragten fühlen sich gut über die städtischen Angelegenheiten informiert, weitere<br />
rund 40% eher durchschnittlich. Hier ist ebenfalls wieder zu berücksichtigen, dass der Grad der<br />
Informiertheit sowohl vom Interesse, sich aktiv zu informieren, als auch vom Informationsangebot<br />
abhängt.<br />
Mehr als die Hälfte, nämlich 56% der Befragten, sind stark oder sehr stark an Politik interessiert.<br />
Demgegenüber fühlen sich insgesamt 41 % über städtische Angebote gut bis sehr gut informiert.<br />
Auffällig ist der Unterschied zwischen sehr starkem Interesse und sehr guter Informiertheit: Während<br />
sich 16% der Befragten sehr stark für Politik interessieren, fühlen sich knapp 4% auch sehr<br />
gut informiert.<br />
a<br />
Die Frage, ob und wie der Informiertheitsgrad zu steigern ist, sollte aufgegriffen werden.<br />
Zu empfehlen ist ein Trialog mit der interessierten Bürgerschaft, im Rahmen dessen Angebot<br />
von und Nachfrage nach Information geprüft und gemeinsam nach Lösungen gesucht<br />
wird.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Positiv anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Internetseite tendenziell neutral bis gut<br />
bewertet wird, nur rund 10% gefällt die Seite nicht.<br />
Die Zufriedenheit mit den politischen Gremien ist durchschnittlich (Median=5).<br />
Zur Erläuterung: Der Median (auch Zentralwert), ist der Wert, der in der Mitte steht, wenn alle<br />
Beobachtungswerte der Größe nach sortiert und in zwei gleich große Teile aufgeteilt werden. Der<br />
Median reagiert im Vergleich zum arithmetischen Mittel (Durchschnittswert) robuster gegenüber<br />
„Datenausreißern“ (extrem abweichenden Werten).<br />
Bei den eigenen politischen Aktivitäten war die meistgenannte Organisationsform die Partei/Wählervereinigung<br />
(5,9%) vor einem politischen Gremium (4,6%). Bei den sonstigen Aktivitäten wurde<br />
mehrmals (4x) der Bürgerverein Dinglingen genannt.<br />
Die meisten Befragten kennen mindestens eine Person aus einem politischen Gremium.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Rund 1/3 der Befragten hat angegeben, dass sie sich gerne stärker in die politische Gestaltung<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Lahr</strong> einbringen würden. 70% hätten gerne mehr Informationen über die Vorhaben der<br />
Verwaltung. Und knapp 1/3 würde gerne als sachkundiger Bürger dem Gemeinderat zuarbeiten.<br />
Bewertung der <strong>Stadt</strong> und eigene Einstellung<br />
Wie bewerten die Befragten die Lebensqualität in <strong>Lahr</strong>? Zunächst wurde danach gefragt, wie wichtig<br />
bestimmte Angebote sind, anschließend wurde zur Bewertung der in <strong>Lahr</strong> vorhandenen Angebote<br />
aufgefordert.<br />
In der folgenden Grafik sind die Angaben zu „sehr wichtig“ und „wichtig“ zusammengefasst. Spitzenreiter<br />
ist mit 93,6% Zustimmung die öffentliche Sicherheit, gefolgt von der Versorgung mit<br />
Ärzten, eine ausführliche Darstellung aller Antworten findet sich im Anhang.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Obwohl teilweise sehr ähnliche Antwortmöglichkeiten<br />
im Fragebogen<br />
angeboten worden sind, wurden<br />
unter „Sonstiges“ einige Aspekte<br />
wie „Sicherheit“ erneut aufgeführt.<br />
Bei den zuvor nicht angebotenen<br />
Themen sticht insbesondere „Sauberkeit“<br />
mit 18 Nennungen deutlich<br />
hervor.<br />
Die genannten Aspekte sind unter zwei Gesichtspunkten interessant: Zum einen zeigen sie Themen<br />
auf, die von der Politik zu beachten sind. Zum anderen verweisen sie auf weiteren Forschungsbedarf.<br />
a Die Sauberkeit und mithin die Aufenthaltsqualität von <strong>Lahr</strong> sollte im Gespräch mit der Bürgerschaft<br />
thematisiert werden. Ein weiteres Thema ist die Mobilität mit und ohne Auto.<br />
a In einer der nächsten Befragungswellen des Bürgerpanel sollten Fragen zur Aufenthaltsqualität<br />
ebenso wie zur Mobilität vertieft werden.<br />
Im Anschluss an die Frage zur Wichtigkeit von Angeboten in <strong>Lahr</strong> wurde zur Bewertung der in <strong>Lahr</strong><br />
tatsächlich bestehenden Angebote aufgefordert. Positiv fällt auf, dass die ärztliche Versorgung,<br />
die bei der Frage nach der Wichtigkeit die Plätze 2 und 4 belegte, nun sogar aufgestiegen ist auf die<br />
Plätze 1 und 3. Ebenfalls aufgestiegen ist die Bewertung der Gastronomie. Öffentliche Sicherheit<br />
hingegen, die bei der Frage nach der Wichtigkeit den ersten Rang belegte, findet sich nun auf Rang<br />
16 wieder. (Siehe Grafik im Anhang, Seite 18)<br />
a<br />
Öffentliche Sicherheit ist in <strong>Lahr</strong> ein wichtiges Thema, das im Trialog zwischen Politik, Verwaltung<br />
und Bürgerschaft aufgegriffen werden sollte. Im Vorfeld eines Trialogangebotes<br />
ist zu prüfen, inwieweit subjektives Empfinden und Faktenlage hinsichtlich öffentlicher Sicherheit<br />
übereinstimmen.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Aktivitäten und Interesse daran<br />
Seit 1999 erfasst der Freiwilligensurvey bundesweit Ehrenamt/Bürgerschaftliches Engagement in<br />
Deutschland. Er geht dabei in drei Schritten vor, die auch im Bürgerpanel übernommen wurden.<br />
Im ersten Schritt geht es um die Frage, ob jemand im öffentlichen Raum aktiv ist, also z.B. in einem<br />
Verein oder einer ähnlichen Initiative. Anschließend wird erfragt, ob jemand in diesem Bereich<br />
auch Verantwortung übernommen hat und abschließend geht es um die Bereitschaft, sein Engagement<br />
auszuweiten.<br />
Auf Bundesebene ist der Bereich mit der größten Aktivitätsrate der Sport mit 42%. Der soziale Bereich<br />
folgt auf Platz vier mit 14%. Im Natur- und Umweltschutz sind 9% aktiv und in der politischen<br />
Interessenvertretung 6%.<br />
Auffällig ist auf Bundesebene der große Schwund im Sport, wenn die Frage danach gestellt wird,<br />
ob jemand auch Verantwortung übernommen hat: Dies haben auf Bundesebene nur 10,1%. Darin<br />
spiegelt sich das Phänomen des „Dienstleistungsvereins“ wieder. Man nutzt die Angebote der<br />
Vereine oder gibt seine Kinder dort zur Betreuung, ist aber selten bereit, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Die Bereitschaft, das eigene Engagement auszuweiten, liegt bundesweit bei 37%. Diese Zahl wird<br />
als das so genannte Engagementpotenzial interpretiert. Von diesen 37% sind allerdings nur 11%<br />
„bestimmt bereit“ zu einer Ausweitung, 26% sind „eventuell bereit“.<br />
Methodischer Hinweis: Die nachfolgenden Antworten zum Engagement wurden nach Alter und<br />
Geschlecht gewichtet und sind somit hinsichtlich der beiden genannten Aspekte repräsentativ für<br />
die <strong>Lahr</strong>er Bevölkerung.<br />
Auch in <strong>Lahr</strong> sind die Menschen vor allem im Sport aktiv. Insgesamt ergibt sich ein recht ähnliches<br />
Bild wie auf Bundesebene. Die Werte sind im Sport um 10%, in den übrigen Bereichen um wenige<br />
Prozent geringer als auf Bundesebene. Dies kann auf die Art der Befragung zurückzuführen sein.<br />
Da der Freiwilligensurvey mit Telefoninterviews arbeitet, kann dies die gemachten Angaben tendenziell<br />
nach oben verändern, weil es oftmals schwerer fällt, einem lebendigen Interviewpartner<br />
gegenüber eigene Passivität einzuräumen, als gegenüber einem Fragebogen.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Auffällig für <strong>Lahr</strong> ist die Veränderung der Prozentzahlen in den Aktivitätsfeldern bzw. den Engagementbereichen.<br />
Im Sport übernehmen in <strong>Lahr</strong> 9,3% der Befragten Verantwortung, auf Bundesebene<br />
10,1%. Damit liegt <strong>Lahr</strong> bei der Übernahme von Verantwortung nahezu gleichauf, obwohl<br />
dort prozentual deutlich weniger Menschen aktiv sind! Die Bereitschaft, Verantwortung zu<br />
übernehmen, gewissermaßen also die Verantwortungsquote, ist in <strong>Lahr</strong> deutlich höher. Das oben<br />
beschriebene Phänomen des „Dienstleistungsvereins“ scheint in <strong>Lahr</strong> nicht ganz so ausgeprägt<br />
zu sein, wie auf Bundesebene. Darüber hinaus fällt auf, dass die Menschen in <strong>Lahr</strong> im sozialen<br />
Bereich mehr Verantwortung als der Bundesdurchschnitt übernehmen: 6,5% in <strong>Lahr</strong> stehen 5,2%<br />
auf Bundesebene gegenüber.<br />
Das Engagementpotenzial in <strong>Lahr</strong> ist ebenfalls bemerkenswert:<br />
Jeder Zehnte ist bereit, sich im sozialen Bereich, für Kultur und Musik oder im Umweltschutz einzubringen!<br />
Was kann die <strong>Stadt</strong> tun, um dieses Engagementpotenzial zu heben?<br />
a Die Information von engagementbereiten Menschen über bestehende Angebote, das Kreieren<br />
neuer Angebote und die Vermittlung in bestehende Angebote sollte vor diesem Hintergrund<br />
dringend intensiviert werden. Die Gründung einer Freiwilligenagentur oder einer<br />
kommunalen Anlaufstelle für Engagementförderung ist zu prüfen.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Bei den Hinderungsgründen, die einem Engagement im Wege stehen, führt der Faktor Zeit die Liste<br />
an. Ob jemand Zeit hat oder nicht, beruht auf einer persönlichen Prioritätensetzung, die schwerlich<br />
im Einzelfall zu diskutieren ist, die sich aber durch kulturbildende Maßnahmen allmählich verändern<br />
kann. Wenn es zum „guten Ton“ gehört, sich zu engagieren, weil „es alle machen“, ist es<br />
leichter, Unentschlossene davon zu überzeugen.<br />
Auf Rang zwei steht bereits die Antwortmöglichkeit „Ich bin bisher nicht gefragt worden“.<br />
Hindernisse, die einem Engagement entgegenstehen<br />
Eine Agentur, die wie die oben erwähnte Freiwilligenagentur oder Kommunale Anlaufstelle den<br />
Aufgabenschwerpunkt hat, Unentschlossene zu informieren, kann helfen, dieses Potenzial zu aktivieren.<br />
Politisches Blitzlicht<br />
Im Rahmen des Bürgerpanels wurde die Möglichkeit genutzt, die Meinung zu aktuellen politischen<br />
Entscheidungen einzuholen.<br />
Die Aussage, „Ich finde, dass <strong>Lahr</strong> ein stadtgeschichtliches Museum in der Innenstadt haben<br />
sollte“, wurde wie folgt beantwortet:<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Auch die vorgeschlagene verkehrsberuhigende Maßnahme<br />
am Urteilsplatz findet mehrheitliche Zustimmung.<br />
Sind Sie dafür, dass nach der Fertigstellung beider<br />
Baumaßnahmen (Kino und Kindertagesstätte) der Urteilsplatz<br />
für den Durchgangsverkehr (ausgenommen<br />
Anlieger und Busse) gesperrt wird?<br />
Hier ist zu beachten, dass eine Mehrheit von 51% voll zustimmt bzw. von 13% zustimmt. Eine Minderheit<br />
von immerhin 23% stimmt dagegen gar nicht zu. Das Anliegen scheint also zu polarisieren,<br />
was sich auch an dem recht geringen Anteil derer zeigt, die bei dieser Frage unentschlossen bleiben.<br />
Uneindeutig ist die Verteilung in der Frage der Verlegung<br />
der Bushaltestelle.<br />
Sollte Ihrer Meinung nach die derzeit in der Friedrichstraße<br />
in Höhe der Polizei gelegene Bushaltestelle zurück<br />
auf den Urteilsplatz in Höhe der Geschäftsstelle<br />
der Badischen Zeitung verlegt werden?<br />
Gut 44% stimmen zu, gut 36% dagegen.<br />
Als Standort für den Neubau der <strong>Stadt</strong>halle wird das<br />
Landesgartenschaugelände eher nicht gewünscht. Jeweils<br />
über 40% sprechen sich für den bisherigen Standort<br />
bzw. für den <strong>Stadt</strong>bahnhof aus.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
3. Fazit<br />
Kurzzusammenfassung<br />
Die erste <strong>Welle</strong> des Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> ist erfolgreich abgeschlossen. Die Rücklaufquoten sind solide,<br />
aber ausbaufähig. Der Rücklauf in der Zufallsauswahl entspricht den gängigen Erfahrungen.<br />
Die Ansprache der Panelisten sollte intensiviert werden.<br />
Die Befragten sind überwiegend zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Leben in ihrer <strong>Stadt</strong>. Spitzenwerte<br />
erreichen die Versorgung mit dem Krankenhaus, Schwimmbäder und Sportanlagen,<br />
Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, Busse und Gastronomie. Am unteren Ende der Skala rangieren in<br />
der subjektiven Einschätzung öffentliche Sicherheit, Wohnungsangebot, Spielmöglichkeiten für<br />
Kinder, die Gestaltung und Erhaltung von Gebäuden und Straßen, Ausbildungsangebote, Verdienstmöglichkeiten<br />
und Arbeitsplätze.<br />
Die Befragten sind in Initiativen und Vereinen rege aktiv und übernehmen dort Verantwortung. Die<br />
Werte liegen im sozialen Bereich über dem Bundesdurchschnitt. Das Zahlenverhältnis zwischen<br />
den Nutzern sportlicher Angebote und jenen, die dort zugleich Verantwortung übernehmen, zeugt<br />
auch hier von überdurchschnittlichem Engagement.<br />
Aus der Gesamtgruppe der Befragten — also Zufallsstichprobe, Panelisten plus eigenständig an<br />
der Befragung teilnehmende Personen — interessieren sich 56% sehr stark bzw. stark für öffentliches<br />
Leben und Politik. Dagegen fühlen sich 41% sehr gut bzw gut informiert. Wie die Quote der<br />
subjektiv gut Informierten zu steigern sein könnte, gilt es herauszufinden. Patentrezepte sind nicht<br />
zu empfehlen; nicht passende und nicht abgestimmte Informationsangebote laufen Gefahr, am<br />
Bedarf vorbei zu agieren.<br />
In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Potenzial zu beachten: 67% der Befragten würden sich<br />
gerne verstärkt in die politische Entwicklung und Gestaltung der <strong>Stadt</strong> <strong>Lahr</strong> einbringen. 68% würden<br />
gerne als sachverständige Bürger dem Gemeinderat zuarbeiten.<br />
Perspektiven und Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltungsspitze<br />
Aus den Angaben zur Lebensqualität in <strong>Lahr</strong> lassen sich drängende Handlungs- und Gesprächsbedarfe<br />
erkennen: Das Thema öffentliche Sicherheit und Sauberkeit steht auf der Sorgenliste der<br />
Bürgerschaft ganz oben. Hierzu sollte zunächst einmal die Faktenlage überprüft werden. Das Thema<br />
sollte anschließend mit der Bürgerschaft in einem angemessenen Rahmen erörtert werden.<br />
Erprobte Methoden wie die „Bürgerausstellung“ können dazu beitragen, das subjektive Empfinden<br />
öffentlich zu diskutieren (Menschen fotografieren ihr Quartier, ihre Wege, und stellen dies in<br />
einem öffentlichen Raum aus).<br />
Die Versorgung mit Arbeitsplätzen und Ausbildungsangeboten rangiert bei der Wichtigkeit auf<br />
den Plätzen 3 und 6, bei der Zufriedenheit auf dem letzten und drittletzten Platz. Auch hier sind<br />
Wahrnehmung und Wirklichkeit zu überprüfen. Im Anschluss daran ist zu beraten, wie auf diese<br />
Einschätzung zu reagieren ist.<br />
Aus dem politischen Blitzlicht ergeben sich teilweise eindeutige Prioritäten (Museum in der ehemaligen<br />
Tonofenfabrik), die aber durchaus auch überraschend sein können. Die Verwaltungsspitze<br />
sollte in Abstimmung mit dem Gemeinderat eine Rückmeldung aus ihrer Sicht zu diesen Voten<br />
geben.<br />
Die Bürgerschaft bietet sich an für politische Zuarbeit. Dieses Angebot ist auch eine Aufforderung,<br />
Formate zu entwickeln und zu kommunizieren, in denen dies geschehen kann.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Die Bereitschaft, sich vermehrt zu engagieren, ist groß, mangelnder Überblick (fast 30%) und der<br />
Eindruck, nicht gefragt worden zu sein (35%), ebenfalls. Mit einer Freiwilligenagentur oder einer<br />
kommunalen Anlaufstelle für bürgerschaftliches Engagement könnte diese Diskrepanz behoben<br />
und das bestehende Engagementpotenzial für die <strong>Stadt</strong> verstärkt gehoben werden.<br />
Ansätze für die weitere Forschung<br />
Für weitere Befragungswellen sind junge Menschen unter 25 und Menschen mit Migrationshintergrund<br />
gezielt zu werben.<br />
Als Themenschwerpunkte für weitere Befragungen bieten sich an:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Öffentliche Sicherheit und Sauberkeit<br />
Lebensqualität im Alter,<br />
Lebensqualität für Familien,<br />
Mobilität mit und ohne Auto.<br />
Ebenso sollten weitere politische Blitzlichter aufgegriffen werden.<br />
Aus den Angaben unter „Sonstiges“ zur Lebensqualität spricht die Sorge um Mobilitätseinschränkungen,<br />
mit und ohne Auto. Fragen des Älterwerdens werden angerissen (Mobilität mit Rollator).<br />
Für die Menschen, die große Teile des Tages in <strong>Lahr</strong> verbringen, hat die Aufenthaltsqualität eine<br />
entscheidende Bedeutung. Der demografische Wandel könnte im Hintergrund eine Rolle spielen.<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
4. Anhang<br />
Detailauswertung Frage 8a): Wie wichtig ist oder sind für Sie in <strong>Lahr</strong>…<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Fortsetzung von Seite 16<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Detailauswertung Frage 8b: Wie zufrieden sind Sie mit …<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Fortsetzung von Seite 18:<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Lahr</strong> möchte auch das Ehrenamt und das Bürgerschaftliche Engagement verstärkt unterstützen.<br />
Sind Sie in einem der nachfolgenden Bereiche aktiv?<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Wenn Sie im Moment nicht freiwillig engagiert sind, was hält Sie besonders davon ab?<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Nun geht es um die Lebensqualität in <strong>Lahr</strong>.<br />
Wie wichtig ist oder sind für Sie in <strong>Lahr</strong> …<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Wie zufrieden sind Sie mit …<br />
Zum Abschluss noch eine allgemeine Frage:<br />
a Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach im Rahmen einer der nächsten<br />
Bürgerbefragungen behandelt werden?<br />
_______________________________________________________________<br />
_______________________________________________________________<br />
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Bürgerpanel <strong>Lahr</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Welle</strong> <strong>2013</strong> · Lokale Politik und Bürgerbeteiligung<br />
Nun folgen noch einige statistische Angaben<br />
Herzlichen Dank für Ihre Mitwirkung!<br />
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Herausgeber:<br />
Projektbearbeitung:<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Lahr</strong><br />
Guido Schöneboom, Erster Bürgermeister<br />
Friederike Ohnemus, Abt. Ratsangelegenheiten,<br />
Öffentlichkeitsarbeit und <strong>Stadt</strong>marketing<br />
Rathausplatz 4, 77933 <strong>Lahr</strong><br />
www.lahr.de<br />
Prof. Dr. Ralf Vandamme<br />
Plena-Institut, Planen Entwickeln Aktivieren<br />
Hochschule Mannheim<br />
Paul-Wittsack-Straße 10<br />
68163 Mannheim