27.02.2014 Aufrufe

Thema Schulverpflegung - BLLV

Thema Schulverpflegung - BLLV

Thema Schulverpflegung - BLLV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Thema</strong><br />

Unterfränkische Schule: Welchen Beitrag<br />

können bzw. sollten Schulen für eine<br />

gesunde Ernährung leisten?<br />

Bernhard Reiser: Aufgabe der Schulen<br />

ist Aufklärung. Ich würde das Fach Ernährungslehre<br />

einführen. Der Mensch braucht<br />

Licht, Luft und Liebe, danach kommen<br />

gleich Essen und Trinken. Alles andere<br />

sollte zweitrangig sein – auch in den<br />

Schulen.<br />

Unterfränkische Schule: Ernährungsministerin<br />

Ilse Aigner hat ein Bündnis Verbraucherbildung<br />

ins Leben gerufen und<br />

als Bündnispartner die Fastfood-Anbieter<br />

McDonalds ins Boot geholt. Ist das der<br />

richtige Weg?<br />

Bernhard Reiser: Ihr bleibt ja nichts<br />

anderes übrig. McDonalds ist der größte<br />

Gastronom im Land. Wenn die Konzepte<br />

gut sind, erreicht man auf diesem Weg<br />

zumindest viele Leute. Ein Problem ist die<br />

Glaubwürdigkeit. Vieles aus der Fastfood-<br />

Ecke ist ungesund.<br />

Unterfränkische Schule: Kochkurse für<br />

Kinder sind schwer im Kommen. Was können<br />

die Kleinen dort lernen?<br />

Bernhard Reiser: Den natürlichen<br />

Umgang mit dem Produkt. Kinder sind<br />

ganz schnell im Markendenken drin. Bietest<br />

du deinem Kind ein Naturjoghurt mit<br />

frischen Früchten an, kriegst du schnell<br />

die Antwort: „Das ist aber kein Fruchtzwerg“.<br />

Wer sein Kind natürlich ernährt,<br />

spart nebenbei auch noch ein Menge<br />

Geld. Kinder sollten lernen, was ihnen<br />

schmeckt und nicht schmeckt. Und sie<br />

müssen diese Geschmackserlebnisse<br />

dann auch artikulieren können.<br />

Unterfränkische Schule: Was kann<br />

Ihrer Einschätzung nach die Schule nicht<br />

leisten? Was müssen die Kleinen in punkto<br />

Ernährung zu Hause lernen?<br />

Bernhard Reiser: Die Grundlagen für<br />

eine gesunde Ernährung werden zu Hause<br />

gelegt. Die Angebote der Schule kommen<br />

später und bauen idealerweise auf dem<br />

Vorwissen aus dem Elternhaus auf. Es<br />

macht wenig Sinn, sich gegenseitig die<br />

Verantwortung in die Schule zu schieben.<br />

Unterfränkische Schule: Eltern sind<br />

Vorbilder in Sachen Ernährung. Aber auch<br />

Erwachsene finden sich im Dschungel von<br />

konventionellen Lebensmitteln, Bio-Produkten,<br />

Angeboten aus der Region nicht<br />

mehr zu Recht. Auch die Vielzahl an<br />

Lebensmittelskandalen verunsichert die<br />

Verbraucher. An was kann man sich orientieren?<br />

Bernhard Reiser: Am eigenen Bauchgefühl.<br />

Man sollte keinen Weg der Lebensmittelherstellung<br />

pauschal verurteilen. Der<br />

fränkische Apfel, der monatelang begast<br />

wird, damit er auch im April noch knackig<br />

ausschaut, ist in Sachen Umweltbilanz<br />

auch nicht besser wie der Apfel aus Neuseeland,<br />

der erntefrisch verschifft wird.<br />

Generell würde ich empfehlen, sich an die<br />

Jahreszeit angepasst zu ernähren und auf<br />

Nahrungsergänzungsmittel zu verzichten.<br />

Die braucht kein Mensch.<br />

Unterfränkische Schule: Ist der eigene<br />

Garten die ultima ratio?<br />

Bernhard Reiser: Der eigene Garten ist<br />

immer ein guter Weg, nicht nur der Qualität<br />

der Produkte wegen. Es macht einfach<br />

Freude, Obst und Gemüse selbst anzubauen.<br />

Unterfränkische Schule: Junk-Food für<br />

das Volk, Bio-Produkte für die Besserverdienenden.<br />

Wie teuer ist gutes Essen?<br />

Bernhard Reiser: Wir müssen, was die<br />

Ausgaben für Lebensmittel angeht,<br />

umdenken. In Frankreich und Italien geben<br />

die Menschen anteilig viel mehr Geld für<br />

Lebensmittel aus, etwa 20 Prozent des<br />

Einkommens. In Deutschland kommen wir<br />

nicht einmal auf 10 Prozent. Wir sollten<br />

auch den Eltern klar machen, dass es sich<br />

lohnt, mehr Geld für <strong>Schulverpflegung</strong><br />

auszugeben. Der schicke Schulranzen ist<br />

leider vielen wichtiger als ein gesundes<br />

Mittagessen.<br />

Interview: Peter Nossol<br />

Nicht „zu süß und zu salzig“: frisches Gemüse.<br />

Foto: Reisers Genussmanufaktur<br />

Bernhard Reiser<br />

im Internet unter:<br />

der-reiser.de<br />

Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!