27.02.2014 Aufrufe

Elektrophorese - Institut für Analytische Chemie

Elektrophorese - Institut für Analytische Chemie

Elektrophorese - Institut für Analytische Chemie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Elektrophorese


Literatur:

• Reiner Westermeier: “Elektrophorese-Praktikum”, Verlag Chemie 1996

verständlich geschrieben, sehr Labor-orientiert, einige Techniken nicht mehr ganz

aktuell

• Current Protocols in Protein Science, Wiley

regelmäßiges update, sehr verlässlich, ausführlich beschrieben, optimale

Begleitung für jeden der eine neue Technik im Labor etablieren möchte

• Methods in Enzymology, Academic Press

bislang über 400 Bände, sehr ausführlich und mit vielen Spezialanwendungen


Grundlagen

Klassische Elektrophorese: “Zonenelektrophorese”

(aus: Westermeier


Anfänge (1937): Wandernde-Grenzschichten-

Elektrophorese

Moleküle wandern je nach Ladungszahl

und Ladungsart in unterschiedliche

Richtungen, mit Hilfe von Lichtbrechung

kann man verschiedene Frontenbildungen

verfolgen (Schlieren-Optik)

(aus: Westermeier)


Isotachophorese

• Moleküle wandern zwischen

schnellem Leitelektrolyt (L) und

langsamen Folge-elektrolyt (T von

terminierend)

• Dadurch ergibt sich eine

Feldinhomogenität, welche einen

Stacking-Effekt der Proteine

verursacht (siehe Abbildung)

(aus: Westermeier)


Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese (PAGE)

Gelmatrix für Proteingele

Acrylamid (giftig! – Nervengift)

Quervernetzer: Bisacrylamid

oder Piperazindiacrylamid (PDA)

Polymerisationsinitiator:

Ammonium-peroxodisulfat

Polymerisationskatalysator:

Tetramethylethylendiamin

(TEMED)


Diskontinuierliche Elektrophorese

Zwei Gelsysteme:

1. Trenn-Gel: 8-15% aa,

Tris/HCl pH 8.8

2. Sammel-Gel: 4% aa,

Tris/HCl pH 6.8

Zuerst Isotachophorese: Stapel

an Proteinen in Reihenfolge

ihrer Mobilität – nur von

Ladung, nicht von Größe

abhängig (“Stacking”)

Dann: Proteine treffen auf

dichtes Gel,

Reibungswiderstand – Stau

und Zonenschärfung.

Glycin überholt Proteine –

jetzt: Zonenelektrophorese

Mobilität jetzt von Ladung und

Molekülgröße abhängig

(aus: Westermeier)


SDS-Elektrophorese

• Natriumdodecylsulfat (SDS): anionisches Detergenz, effektive Beladung der Proteine mit ca

1,4g SDS pro g Protein. Effiziente Denaturierung und Streckung der Proteine, durch Zugabe

von Reduktionsmittel 2-Mercaptoethanol oder Dithiothreitol Reduktion von Disulfidbrücken

und somit vollständige Denaturierung

• Vorteile:

– beinahe alle Proteine gehen in Lösung

– Hohe elektrophoretische Mobilität

– Alle Proteine wandern in eine Richtung, getrennt wird nur nach einem Parameter, dem Molekulargewicht

– Durch praktisch vollständige Denaturierung hohes Auflösungsvermögen

• Merke: ein klassisches SDS-Gel ist eine SDS-Disk-Elektrophorese


Isoelektrische Fokussierung (IEF)

Prinzip: Protein wandert nur, wenn es

geladen ist. Der Ladungszustand hängt

vom pH ab.

Im Gel liegt ein pH-Gradient vor. Jedes

Protein wandert bis zur Zone, in dem

der pH dem pI des Proteins entspricht,

dann bleibt es stehen.

Kommt es aus seiner Zone, wird es

wieder geladen und wandert zurück

(Fokussierung)!

(aus: Westermeier)


1.) Freie Trägerampholyte

Wie kommt pH-Gradient zustande?

pH-Gradient entsteht im elektrischen

Feld und wird durch Probe beeinflusst.

2.) Immobilisierte pH-Gradienten (IPG):

pH-Gradient ist in das Gel

einpolymerisiert und wird durch Probe

nicht beeinflusst – bessere

Reproduzierbarkeit!

(aus: Westermeier)


Theoretischer Hintergrund


Elektroosmose I

Bei Kontakt mit Elektrolytlösung kann sich

aufgrund von Oberflächenladungen eine

elektrochemische Doppelschicht bilden.

Im Falle von fused silica dissoziiert H+ von SiOH

und die Wand wird negativ geladen.

Bei Anlegen einer Spannung bewirken die

positiven Gegenladungen durch

Impulsübertragung auf das Lösungsmittel einen

Fluss des Lösungsmittels Richtung Kathode –

den elektroosmotischen Fluss. Dieser wird zB in

der Kapillarelektrophorese gezielt eingesetzt.


Elektroosmose II


Vertikale Elektrophorese-Systeme


Horizontale Elektrophorese-Systeme


Herstellung von Gradientengelen


Präparative Darstellung eines Proteins in Lösung durch Elektroelution


Präparative Zonen-Elektrophorese


2D-Gelelektrophorese


Agarosegelelektrophorese von DNA

Gelmatrix besteht aus Agarose, einem

großporigen Polysaccharid

DNA wird typischerweise mit

Ethidiumbromid, einem interkalierenden

Fluoreszenzfarbstoff detektiert


Standardfärbungen PAGE

• Coomassie Brilliant Blue: Anlagerung von Farbstoff, relativ einfach und billig,

quantitativ, aber wenig empfindlich (Detektionsgrenze ca 100ng)

• Silberfärbung: Anlagerung von metallischem Silber, relativ einfach und billig, nicht

quantitativ, aber sehr empfindlich zwei Unterarten: 1) mit ammoniakalischem

Silberkomplex und Protein-Quervernetzung mit Glutaraldehyd – nicht MS-tauglich

(Detektionsgrenze ca 0.1ng) und 2) ohne Quervernetzung mit Silbernitratlösung

und basischer Entwicklung mit Formaldehyd (Detektionsgrenze ca 1ng)

• Fluoreszenzfärbungen: Anlagerung von Fluoreszenzfarbstoffen, generell

empfindlich und quantitativ, oft teuer. Allerdings nicht sichtbar mit freiem Auge,

Laser-Scanning erforderlich.

Cypro Ruby: einfach, rasch, empfindlich aber teuer

RuBPS (Ruthenium (II) tris (bathophenantroline disulfonate)): kann selbst

hergestellt werden, fast vergleichbar mir Ruby


Proteine

• „Eigentliche“ Akteure des zellbiologischen Geschehens

• Expression sowie Modifikation(en), Lokalisation, Bindungspartner oder

auch enzymatische Aktivität abhängig vom aktuellen Zustand der Zelle

• Mit Einschränkungen gut zugänglich für sehr sensitive und quantitative

Analysen (2D-PAGE, LC/MS-MS...)

Analytik erlaubt Suche nach:

• Marker-Proteinen für Erkrankungen etc.

• Aktivierungszustand von Signaltransduktionswegen (Phosphorylierung,

proteolytische Aktivierungen etc.)

• Charakterisierung von Zellreaktionen auf veränderte Umweltbedingungen

oder definierte Wirkstoffe


Zum Verständnis eines Proteom-Experimentes

U937 Zellen, 35 S-Autoradiographie A:Kontrolle, B: 7min 44°C, 4h chase


Reliability: Cell type-specific protein expression

DC

EC

P06702 Calgranulin B (MRP-14) 10 0

P18510 Interleukin-1 receptor antagonist protein (IL-1ra) 2 0

P55008 Allograft inflammatory factor 1 (AIF-1) 2 0

Q16864 Vacuolar ATP synthase subunit F (EC 3,6,3,14) 4 0

DC EC DC EC

00167 Cytochrome b5 - Homo sapiens (Human) 0 3

P47813 Eukaryotic translation initiation factor 1A 0 4

Q03135 Caveolin-1 - Homo sapiens (Human) 0 3

O75368 SH3 domain-binding glutamic acid-rich-like protein 6 5

O75947 ATP synthase D chain, mitochondrial (EC 3,6,3,14) 9 10

95881 Thioredoxin domain-containing protein 1 2 5

P00441 Superoxide dismutase [Cu-Zn] (EC 1,15,1,1) 6 8

P02792 Ferritin light chain (Ferritin L subunit) 8 4

P02794 Ferritin heavy chain (EC 1,16,3,1) (Ferritin H subunit) 9 1

P07741 Adenine phosphoribosyltransferase (EC 2,4,2,7) (APRT) 7 9

P09382 Galectin-1 (Beta-galactoside-binding lectin L-14-I) 7 10

P10599 Thioredoxin (ATL-derived factor) (ADF) 6 6

P15531 Nucleoside diphosphate kinase A (EC 2,7,4,6) (NDK A) 8 10

P16949 Stathmin (Phosphoprotein p19) (pp19) (Oncoprotein 18) 1 8

P20674 Cytochrome c oxidase polypeptide Va (EC 1,9,3,1) 3 4


Differential gel electrophoresis DIGE

Fluoreszenz-markierte N-Hydroxy-Succinimide-Derivate reagieren mit ε-Amino-

Gruppen von Lysinen (kovalentes Labeling, keine Anlagerung!)

(Van den Bergh and Arckens, COBt, 2004)


Verbesserte Analyse-Strategien durch DIGE

Elimination von Gel-Variationen, verbesserte statistische Auswertung durch internen

Standard


Minimal Labeling vs. saturation labelling

Die Fluoreszenz-Tags sind sehr hydrophob. Werden alle Lysine vollständig umgesetzt,

fällt relativ viel Protein aus und kann nicht mehr getrennt werden. Daher wird gerade

soviel Farbstoff eingesetzt, dass pro Proteinmolekül maximal ein Lysine gelabelt wird

(minimal labelling). Die Empfindlichkeit bleibt relativ gut (Detektionsgrenze ca

1ng/spot) und das Verfahren ist MS-kompatibel.

Saturation dyes: Cysteine werden mit

Maleimide Cyanine-Farbstoffen umgesetzt.

Empfindlichkeit wird besser, allerdings

erheblicher Proteinverlust

Shaw-J et al. Proteomics 2003


Analyse von Post-translationalen Modifikationen

35

S-für Translation, 32 P für Phosphorylierung,

3

[H]Mannose für N-glykosylierte Proteine,

3

[H]Galaktose für O-GlcNAc, 3 [H]Myristate und

3

[H]Mevalonate für Lipid-Modifikationen


Detektion von Kinase-Aktivitäten nach Renaturierung

• SDS-PAGE

• Blotten auf PVDF-Membran

• Renaturierung am Blot (Isoton, 2mM DTT, 0.1% NP-40)

• Kinase-Puffer mit γ 32 ATP und ev. Kinase-Target

• Autoradiographie

Zymographie: Detektion von Protease-Aktivitäten nach dem

gleichen Prinzip, der Abbau von Target-Proteinen wird

beobachtet.


Bsp. Affinitätschromatographie-2D-PAGE

Plasma depletions-Säule:

Abundante Proteine (hier: Albumin, Serotransferrin,

Haptoglobin, Antitrypsin, Ig-A, Ig-G) werden durch

Antikörper in der Säule gebunden,

andere fließen ungehindert durch. Gebundene

Proteine werden in zweitem Schritt eluiert.

Dadurch relative Anreicherung der

gering konzentrierten Proteine

Plasma control bound to column flow through

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!