Dokument 1.pdf - RWTH Aachen University
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Abenteuerspielplatz<br />
Uni<br />
Fotos: Peter Winandy<br />
Service für Eltern<br />
Eltern, die einen Studienabschluss oder eine Promotion anstreben,<br />
haben einen Bereich mehr als ihre Kommilitonen, in<br />
dem sie fit sein müssen: die Kinderbetreuung. Denn das Angebot<br />
öffentlicher Kinderbetreuung ist unzureichend und guter<br />
Rat oft nur schwer erhältlich. Allerdings nicht für Angehörige<br />
der <strong>RWTH</strong>: Seit Mai 2002 berät das Eltern-Service Büro<br />
Studentinnen, Wissenschaftlerinnen und sonstige Beschäftigte<br />
der Hochschule ganz individuell über die verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten.<br />
Das Eltern-Service Büro geht auf eine Initiative der Hochschulleitung<br />
zurück, die damit die Vereinbarkeit von Familie,<br />
Beruf und Studium verbessern wollte. Nicht zuletzt soll dadurch<br />
auch der Anteil von Wissenschaftlerinnen an der<br />
<strong>RWTH</strong> erhöht werden. Die Beratungsstelle ist im Büro der<br />
Gleichstellungsbeauftragten angesiedelt und wird aus Mitteln<br />
des Rektorats finanziert. Die Sozialarbeiterinnen Isolde Conradus<br />
und Anja Eckardt bieten regelmäßige Sprechstunden sowie<br />
Beratungstermine nach Vereinbarung an. Sie vermitteln<br />
unter anderem Tagesmütter, erfragen beim Jugendamt, wo<br />
es für Zugezogene freie Kindergartenplätze gibt oder nennen<br />
Ratsuchenden mit Wohnsitz im benachbarten Ausland Ansprechpartner<br />
jenseits der belgischen und niederländischen<br />
Grenze.<br />
Starker sozialer Druck<br />
Neben umfassenden regionalen Kenntnissen und einem profunden<br />
Wissen, wo Kinder der unterschiedlichen Altersstufen<br />
betreut werden können, ist aber auch viel Einfühlungsvermögen<br />
erforderlich. In das Eltern-Service Büro kommen beispielsweise<br />
verunsicherte schwangere Frauen, die nicht wissen,<br />
wie sie ihr Studium mit Kind abschließen können oder<br />
was nun aus ihrer befristeten Promotionsstelle wird. Hier können<br />
Eckhardt und Conradus manches Mal beruhigen, indem<br />
sie über die gesetzlichen Regelungen zu Mutterschutz und El-<br />
informieren. Häufig stehen die Ratsuchenden aller-<br />
8ternzeit<br />
dings unter großem sozialen Druck, weil sie die Verantwortung<br />
für das Kind alleine tragen oder finanzielle Sorgen haben.<br />
Und hin und wieder müssen die Sozialarbeiterinnen<br />
auch Erwartungen dämpfen, so wenn Eltern eine Ganztagesversorgung<br />
ihres gerade acht Wochen alten Sprösslings vorschwebt.<br />
Gegen den Kulturschock<br />
Chowdry Girirajanand, genannt Giri, kommt aus Indien und<br />
ist einer von mehr als 5.000 ausländischen Studierenden, die<br />
zurzeit an der <strong>RWTH</strong> <strong>Aachen</strong> eingeschrieben sind. An seinem<br />
Studienort <strong>Aachen</strong> fühlt er sich mittlerweile wohl. In<br />
den ersten Monaten jedoch erging es ihm wie vielen Menschen,<br />
die sich ohne eingehende Vorbereitung in einer fremden<br />
Kultur zurechtfinden müssen. Gefragt nach diesen Erfahrungen<br />
zitiert er einen russischen Freund, der seit neun<br />
Jahren in Deutschland lebt und ihm gestand: „Die deutsche<br />
Sprache konnte ich schon, bevor ich hierher kam. Allerdings<br />
kann ich die Deutschen immer noch nicht verstehen.“ Auch<br />
Giri wurde von dem „Kulturschock“ erfasst. Beispielsweise<br />
war er ziemlich irritiert, als ein deutscher Kommilitone den<br />
Professor in der Vorlesung auf eine falsche Aussage hinwies<br />
und korrigierte. Giri hätte, wenn überhaupt, allenfalls nach<br />
der Vorlesung mit dem Professor darüber gesprochen.<br />
Während mit der deutschen Mentalität und Sprache vieles<br />
sehr direkt vermittelt wird, empfinden Angehörige anderer<br />
Kulturen diese Offenheit eher als unpassend oder auch unhöflich.<br />
Und dies ist nur eine von vielen Fallen, in die man<br />
bei der Kommunikation mit Personen aus anderen Ländern<br />
und Kulturkreisen tappen kann.<br />
Alumni-Projekt fördert<br />
Kommunikation zwischen den Kulturen<br />
Mittlerweile kommt Giri mit den deutschen, aber auch den<br />
Eigenarten anderer Kulturen besser zurecht. Im Dezember<br />
2002 hatte er an dem Workshop „Interkulturelle Kommunikation“<br />
teilgenommen, der damals auf Initiative des Alumni-<br />
Teams in Zusammenarbeit mit dem Akademischen Auslandsamt<br />
der <strong>RWTH</strong> zum ersten Mal gemeinsam mit deutschen<br />
und ausländischen Studierenden durchgeführt wurde. "In<br />
den verschiedenen Kulturen hat häufig ein und dasselbe<br />
Wort ganz unterschiedliche Bedeutungen. Im Workshop habe<br />
ich gelernt, diese Unterschiede zu erkennen und mich<br />
auch mit Studierenden aus anderen Ländern besser verständigen<br />
zu können“, so Giri im Rückblick auf den Workshop.<br />
Inzwischen wird die englischsprachige Veranstaltung unter<br />
Leitung des <strong>Aachen</strong>er Trainerteams Alexia und Stephan Pe-<br />
Die Ferienkinder helfen beim Versuchsaufbau<br />
im Institut für Kraftfahrwesen.<br />
Somit richtet sich die Intensität der Beratung nach dem<br />
Bedarf und den Problemen der Eltern. Grundsätzlich gilt,<br />
dass das Service Büro informiert, Möglichkeiten aufzeichnet<br />
sowie Institutionen und Ansprechpartner nennt. Dann müssen<br />
die Eltern selbst entscheiden und aktiv werden.<br />
Die meisten Ratsuchenden des Eltern-Service Büros sind<br />
auf der Suche nach einem Betreuungsplatz für ein Kind unter<br />
drei Jahren. Krippen oder Plätze in Kindergärten für die ganz<br />
Kleinen sind rar, und nicht immer lassen sich die Öffnungszeiten<br />
mit Beruf oder Stundenplan vereinbaren. Das gilt auch<br />
für die privaten Initiativen und Spielgruppen, die oft nur einige<br />
Stunden in der Woche abdecken können. In solchen Fällen<br />
empfehlen Anja Eckardt und Isolde Conradus entweder<br />
eine qualifizierte Tagesmutter aus ihrer Kartei oder die Beschäftigung<br />
einer Kinderfrau im eigenen Haushalt, eventuell<br />
kommt auch die Aufnahme eines Au-pair-Mädchens in Betracht.<br />
Notfallbetreuung wird gewünscht<br />
„Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Vernetzung. Wir<br />
bringen Eltern mit ähnlichen Interessen zusammen, beziehen<br />
unterschiedliche Stellen der Hochschule mit ein und sammeln<br />
laufend Informationen über private und öffentliche Betreuungseinrichtungen“,<br />
fasst Eckardt zusammen. Dass der<br />
ursprüngliche Wunsch, einen Betriebskindergarten einzurichten,<br />
nicht in Erfüllung gegangen ist, wertet Gleichstellungsbeauftragte<br />
Marlies Diepelt mittlerweile positiv. Das Service<br />
Büro kann vielen Eltern effektive und individuelle Hilfe bieten,<br />
während eine solche Einrichtung nur wenige Plätze<br />
bringt.<br />
Ein Wunsch von Anja Eckardt und Isolde Conradus ist allerdings<br />
noch offen. Sie möchten eine Notfallbetreuung aufbauen,<br />
wo Eltern ihre Sprösslinge kurzfristig für einige Stunden<br />
unterbringen können, wenn die Kinderfrau krank ist, die<br />
Vorlesungszeiten sich ändern oder Prüfungen anstehen. Als<br />
ein Zeichen für die gute Annahme des Eltern-Service Büros<br />
an der <strong>RWTH</strong> werten die beiden in jedem Fall die Tatsache,<br />
dass vermehrt Vorgesetzte aus der Hochschule mit der Bitte<br />
um Hilfestellung anrufen, die bemüht sind, Frauen auch als<br />
Mütter in ihrem Team zu halten.<br />
Sabine Busse<br />
tersen zwei Mal im Semester angeboten. Beide haben bereits<br />
während ihres Studiums Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt<br />
und anschließend im Berufsleben vertieft. Alexia<br />
Petersen kennt als Kanadierin die Verständigungs- und Verständnisprobleme<br />
der ausländischen Studierenden an der<br />
<strong>RWTH</strong> aus eigener Erfahrung. Stephan Petersen, der selbst<br />
an der <strong>RWTH</strong> studierte und promovierte, machte während<br />
eines Praktikums in China ähnliche Erfahrungen.<br />
Keine Benimmkurse<br />
Der zweitägige Workshop soll aber weniger ein Benimmkurs<br />
für Auslandsaufenthalte sein. Vielmehr wird gezeigt, wie das<br />
jeweilige kulturelle Denken und Handeln grundlegende Aktivitäten<br />
der Kommunikation beeinflusst. Themen sind beispielsweise<br />
der Aufbau und die Pflege von internationalen<br />
„Kommt! Wir müssen löschen!“ ruft die sechsjährige Pia.<br />
Die Kinder der weißen Gruppe versuchen mit zwei Handpumpen<br />
und je zehn Litern Wasser aus sicherer Entfernung<br />
ein Feuer zu löschen. Ein ausgesprochen anstrengendes,<br />
aber ungefährliches Unterfangen. Schließlich findet die<br />
Übung auf dem Hof der Feuerwache I in <strong>Aachen</strong> statt und<br />
wird von Fachleuten überwacht.<br />
Die 20 Kids zwischen sechs und zwölf Jahren haben in<br />
der ersten Woche der Ferienfreizeit „Abenteuer Uni“ schon<br />
eine Menge unternommen. Heute stand der Besuch in der<br />
Stolberger Straße auf dem Programm, wo die Jungen und<br />
Mädchen von Feuerwehrmann Bernd wichtige Tipps für den<br />
Ernstfall bekommen haben. Dazu gehörte selbstverständlich<br />
auch, dass man in einem echten Feuerwehrauto Platz nehmen<br />
durfte. Kein Wunder, dass der heutige Tag bei dem sieben<br />
Jahre alten Felix auf der Beliebtheitsskala ganz oben<br />
rangiert, obwohl er schon begeistert von den Besuchen auf<br />
einem Bauernhof und einem Bauspielplatz berichtete.<br />
In der zweiten Ferienwoche werden die drei Gruppen mit jeweils<br />
20 Kindern von <strong>RWTH</strong>-Angehörigen die Uni selbst<br />
zum Abenteuerspielplatz machen. Los geht es jeden Morgen<br />
um acht Uhr. Dann treffen sich die Betreuerinnen und Betreuer,<br />
die zum größten Teil an der Katholischen Fachhochschule<br />
Sozialpädagogik studieren, mit ihren Schützlingen<br />
zum Frühstück in der Cafeteria des Kármán-Auditoriums.<br />
Anschließend trennen sich die Wege der weißen, roten und<br />
blauen Gruppe. Während die Eltern ihrer Arbeit oder ihrem<br />
Studium nachgehen können, toben sich ihre Sprösslinge in<br />
der Sporthalle am Königshügel aus, verbessern ihre<br />
Schwimmtechnik in der Halle an der Ahornstraße oder entspannen<br />
bei autogenem Training. Täglich steht ein Ausflug<br />
beispielweise in die Institute der <strong>RWTH</strong> und selbstverständlich<br />
auch ein Mittagessen in der Mensa auf dem Programm.<br />
Dass jeder Typ und jede Altersklasse auf seine Kosten<br />
kommt, dass sich Aktivitäten und Ruhephasen abwechseln<br />
und der Transport der Gruppen reibungslos klappt, ist Aufgabe<br />
von Miriam Schunck. Zur Zeit absolviert sie ihr Anerkennungsjahr<br />
als Sozialpädagogin bei der Gleichstellungsstelle<br />
der Hochschule, wo das Projekt „Abenteuerspielplatz<br />
Uni“ angesiedelt ist. Sie spricht die verschiedenen Einrichtungen<br />
an und fügt die vielen Bausteine zu einem abwechslungsreichen<br />
Programm zusammen. Und die Nachfrage ist<br />
meist größer als es das Angebot bei den bestehenden Kapazitäten<br />
sein kann – viele an der <strong>RWTH</strong> studierende oder beschäftigte<br />
Eltern greifen gerne auf die Gelegenheit zurück,<br />
ihre Kinder während der Oster-, Sommer- und Herbstferien<br />
eine Zeitlang fachkundig betreut zu wissen.<br />
Abends erzählt ihnen dann der Nachwuchs, was andernorts<br />
in der Hochschule so vor sich geht. Zum Beispiel erfahren<br />
sie von der geothermischen Tiefbohrung neben dem<br />
Hauptgebäude oder wie im IZKF Biomat daran geforscht<br />
wird, Biomaterial für Implantate zu nutzen. Und dass es<br />
selbstverständlich sein sollte, sich im Auto anzuschnallen:<br />
Schließlich haben die Kinder im Institut für Kraftfahrzeugwesen<br />
miterlebt, wie ein Dummy mit 50 Stundenkilometer gegen<br />
ein Hindernis prallte. Das anschließende Bobbycar-Rennen<br />
war dann nicht mehr ganz so spektakulär. Bei so einem<br />
Angebot verlieren sogar sechs Wochen Sommerferien für<br />
berufstätige Eltern ihren Schrecken. Und Pia kann nach den<br />
Ferien in der Schule Tipps für den Brandfall weitergeben.<br />
Infos zum „Abenteuerspielplatz Uni“ unter www.gsb.rwthaachen.de/ferien<br />
oder telefonisch unter 80-93574.<br />
Sabine Busse<br />
Kontakten, gemeinsame Entscheidungsfindungen, Besprechungen<br />
und Verhandlungen, Konflikt- und Problemlösungen<br />
oder die Arbeit in multikulturellen Gruppen. In Rollenspielen<br />
versuchen die Teilnehmer, sich in die Kultur des anderen<br />
zu versetzen und ein Gefühl für fremde Wertvorstellungen<br />
zu entwickeln. Da die Trainer diese Seminare nicht<br />
nur im akademischen Umfeld abhalten, sondern auch für<br />
zahlreiche Firmen und viele weitere Einrichtungen tätig sind,<br />
können sie den Studierenden gezielt die Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten vermitteln, die ihnen im späteren Berufsleben<br />
entscheidende Vorteile bringen.<br />
Der nächste Workshop findet am 26. und 27. November<br />
2004 statt. Infos unter www.alumni.rwth-aachen.de<br />
Dietrich Hunold<br />
Der indische Student Chowdry Girirajanand<br />
im Gespräch mit einem deutschen Kommilitonen<br />
vor dem Hauptgebäude.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
im Auftrag des Rektors:<br />
Pressestelle der <strong>RWTH</strong> <strong>Aachen</strong><br />
Templergraben 55<br />
52056 <strong>Aachen</strong><br />
Telefon 02 41/80-9 43 26<br />
Telefax 02 41/80-9 23 24<br />
pressestelle@zhv.rwth-aachen.de<br />
www.rwth-aachen.de<br />
Redaktion:<br />
Renate Kinny<br />
Verantwortlich:<br />
Toni Wimmer<br />
Ständige Mitarbeit:<br />
Thomas von Salzen<br />
Peter Winandy<br />
Christof Zierath<br />
Art direction:<br />
Klaus Endrikat<br />
DTP, Reinzeichnung:<br />
Rolka Werbeagentur,<br />
Monika Zahren<br />
Erscheinungsweise:<br />
Viermal jährlich.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
nur mit Genehmigung<br />
der Redaktion.