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Prof. Dr. Monika Bütler, Universität St.Gallen

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Wer profitiert vom Public Service?<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Monika</strong> <strong>Bütler</strong><br />

Schweizerischer <strong>St</strong>ädtetag 2013<br />

29./30. August 2013<br />

Presentation2.pptx 0<br />

Service Public: Einführung<br />

Definition<br />

• Service public umfasst eine politisch definierte Grundversorgung mit<br />

Infrastrukturgütern und Infrastrukturdienstleistungen, welche für alle<br />

Bevölkerungsschichten und Regionen des Landes nach gleichen<br />

Grundsätzen in guter Qualität und zu angemessenen Preisen zur<br />

Verfügung stehen sollen.<br />

Aufgabenteilung<br />

• Zuständigkeiten im Service Public werden zwischen dem Bund, Kantonen<br />

und Gemeinden aufgeteilt (z.B. Bund für Post, Kantone für Bildung).<br />

Quelle: Bericht des Bundesrates «Grundversorgung in der Infrastruktur (Service public)»<br />

Presentation2.pptx 1<br />

1


Service Public: Einführung<br />

Begriff «Service Public»<br />

• Verwaltung, öffentliche Unternehmen, Unternehmen mit staatlicher<br />

Konzession<br />

• Grundversorgung mit öffentlichen Dienstleistungen, regional ausgeglichen<br />

• Erst ab 1980/1990er Jahre in Deutschschweiz gebräuchlich, als<br />

«politische Kampfvokabel» eingeführt in Diskussionen um Zukunft von<br />

PTT, SBB und EW’s<br />

• «Service public» und «service au public» als unterschiedliche Konzepte<br />

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz, 2013<br />

Presentation2.pptx 2<br />

Was ist Public Service? – Weitere Definitionen<br />

„Service Public umfasst Dienstleistungen zu Handen des Allgemeinwohls<br />

(öffentliches Interesse), die für alle (unabhängig von sozialer Schicht und<br />

geographischer Lage) zugänglich sein müssen“.<br />

Im Vordergrund der Service Public-Diskussion steht die materielle<br />

Infrastruktur (Verkehr, Telekommunikation, Post, Ver- und Entsorgung usw.),<br />

in einem weiteren Sinn aber auch die immaterielle Infrastruktur (Gesundheit,<br />

Ausbildung, Kultur, Freizeit).<br />

Es handelt sich dabei um Leistungen, die durch die Gesellschaft als derart<br />

wichtig eingeschätzt werden, dass sie jedermann unabhängig von der<br />

individuellen Zahlungsfähigkeit und Zahlungsbereitschaft zur Verfügung<br />

stehen sollen.<br />

Quelle 1: Schranz, 2005,<br />

Quelle 2 & 3: Frey, 2008.<br />

Presentation2.pptx 3<br />

2


Woher kommt der Begriff Service Public?<br />

„«Service public» als Begriff ist alt. Die Ursprünge lassen sich in Frankreich<br />

bis in die Zeit von Colbert zurück verfolgen, als im Machtkampf zwischen<br />

König, Adel und Kirche gewisse öffentliche Aufgaben und Finanzierungsarten<br />

vertraglich geregelt wurden. In Frankreich des 20. Jahrhunderts wurde<br />

Service public allerdings anders verstanden: als öffentliche Dienste und<br />

Synonym dazu öffentliche Unternehmungen. Dieses Verständnis ist in der<br />

französischsprachigen Schweiz sowie in Gewerkschaftskreisen heute<br />

ebenfalls dominant.<br />

In der deutschsprachigen Schweiz demgegenüber, wo der Begriff erst im<br />

Zusammenhang mit der Privatisierungsdebatte der 90er Jahre Verbreitung<br />

gefunden hat, sind Service Public und öffentliche Unternehmungen<br />

weitgehend entkoppelt. Mit anderen Worten: Auch private Unternehmungen<br />

können im Auftrag des <strong>St</strong>aates Grundversorgungsaufgaben erfüllen.”<br />

Quelle: Frey, 2008.<br />

Presentation2.pptx 4<br />

Bereitstellung privater Güter durch den <strong>St</strong>aat<br />

Private Güter, die (zumindest prima facie) ohne weiteres über den Markt bereitgestellt<br />

werden könnten. Dabei muss der <strong>St</strong>aat diese Güter nicht selbst produzieren (oder<br />

produzieren lassen); es genügt, wenn er sie verbilligt oder gar kostenlos abgibt und die<br />

Kosten bzw. die Differenz zwischen Kosten und Erlös durch <strong>St</strong>euermittel finanziert.<br />

I. Sachtransfers: Bürgerinnen und Bürger, deren Einkommen unter dem<br />

Existenzminimum liegt, erhalten nicht Geld, sondern Güter bzw. Gutscheine, mit<br />

welchen sie nur bestimmte Güter kaufen können. Beispiele dafür sind<br />

Essensgutscheine, aber auch das Wohngeld.<br />

II. Meritorische Güter: Der <strong>St</strong>aat verbilligt bestimmte Güter, um deren Konsum<br />

anzuregen. Ein typisches Beispiel dafür sind kulturelle Leistungen; (stattliche)<br />

Theater und Orchester werden im allgemeinem hoch subventioniert. Aber auch Teile<br />

des Erziehungswesens fallen hierunter.<br />

III. Subventionierte und regulierte Pflichtversicherungen: Hier geht es darum, dass der<br />

<strong>St</strong>aat zum einen den Konsum bestimmeter Güter vorschreibt, zum anderen diese<br />

Güter für diejenigen deren Einkommen unterhalb einer bestimmten Grenze liegt,<br />

subventioniert. Ein typisches Beispiel hierfür ist staatliche (bzw. staatlich regulierte)<br />

Krankenversicherung; sei es in der deutschen Variante, bei welcher die Beiträge (bis<br />

zu einer Höchstgrenze) proportional zum Arbeitseinkommen sind, oder in der<br />

schweizerischen Form, bei welcher die Beiträge zwar pro Kopf erhoben, aber für<br />

Bezieher geringer Einkommen subventioniert werden.<br />

Quelle: Kirchgässner, 2006.<br />

Presentation2.pptx 5<br />

3


Service Public in anderen Sprachen<br />

Public Service<br />

Servizio Pubblico<br />

USA<br />

Italien<br />

Service Public<br />

Offentliga tjänster<br />

Frankreich<br />

Schweden<br />

Servicios Públicos<br />

Openbare Dienste<br />

Spanien<br />

Südafrika<br />

Serviços Públicos<br />

Daseinsvorsorge<br />

Portugal<br />

Deutschland<br />

Presentation2.pptx 6<br />

Service Public: Bereiche<br />

Bereiche von Service Public<br />

Meine Schwerpunkte<br />

TelKo<br />

• <strong>St</strong>rassen<br />

• ÖV<br />

Kultur<br />

Kinderbetreuung<br />

• Krippen<br />

• Kindergarten<br />

Polizei<br />

• Schulen<br />

• Hochschulen<br />

Infrastruktur<br />

Nicht-Infrastruktur<br />

Quelle: Bericht des Bundesrates «Grundversorgung in der Infrastruktur (Service public)»<br />

Presentation2.pptx 7<br />

4


Service Public! Nur: für welches Publikum?<br />

• Die Grundversorgung ist nicht eindeutig sondern politisch definiert - sie<br />

ist somit auch allen Einflusskanälen politischer Macht ausgesetzt.<br />

• Prima facie Umverteilung von oben nach unten aufgrund der Finanzierung<br />

über allgemeine <strong>St</strong>euermittel.<br />

• Um Gesamtwirkung abschätzen zu können, bräuchte es Informationen<br />

über die Nutzung des Service Public.<br />

• Würde eine grössere Marktnähe die Allokation (und Gerechtigkeit!)<br />

verbessern.<br />

• Leider nur wenig direkte (kausale) Evidenz möglicher Übernutzung,<br />

Fehlallokationen.<br />

Quelle: Schweizer Bundesrat (2004), Bericht zur Grundversorgung in der Infrastruktur<br />

Presentation2.pptx 8<br />

Beispiel 1: Service Public im Bereich <strong>St</strong>rassen & ÖV<br />

Wie viel Service Public steckt überhaupt in <strong>St</strong>rassen & ÖV ?<br />

• Alle öffentlichen/staatlichen Infrastruktur- und Betriebsangebote?<br />

(<strong>St</strong>rassen, Eisenbahnen, öffentliche VerkehrsmittelV)<br />

• Angebote die nicht (vollständig) von den Nutzern bezahlt werden? (ÖV im<br />

Regionalverkehr, ÖV-Infrastrukturen, untergeordnetes <strong>St</strong>rassennetz)<br />

• Öffentliche Verkehrsunternehmen? (SBB, Postauto, «Privatbahnen»,<br />

private Busbetreiber)<br />

• <strong>St</strong>aatsnahe öffentliche Verkehrsunternehmen, Tiefbauämter, etc.<br />

(<strong>St</strong>aatliche/staatsnahe Arbeitgeber als Hauptkriterium)<br />

• Ungedeckte externe Kosten des Verkehrs als Form von «Service Public»?<br />

Quelle: Schweizer Bundesrat (2004), Bericht zur Grundversorgung in der Infrastruktur<br />

Presentation2.pptx 9<br />

5


Service Public im Bereich <strong>St</strong>rassen & ÖV<br />

Unabhängig von Definition: <strong>St</strong>aat spielt im Verkehrsbereich eine grosse Rolle<br />

– wieso?<br />

• Öffentliche Güter/Netzwerkeffekte: spricht für regulierte Monopole, aber<br />

nicht notwendigerweise für öffentliche Betreiber<br />

• (De-)Meritorische Güter: <strong>St</strong>ützung/<strong>Dr</strong>osselung Nachfrage durch <strong>St</strong>aat (v.a.<br />

externe Effekte als Rechtfertigung): Summe der externen Effekte positiv<br />

oder negativ?<br />

• Politisch gewollte/durchgesetzte Umverteilung (zwischen Regionen,<br />

zwischen Anspruchsgruppen (Branchen, Arbeitnehmer, Nachfrager)<br />

Quelle: Schweizer Bundesrat (2004), Bericht zur Grundversorgung in der Infrastruktur<br />

Presentation2.pptx 10<br />

Punkte aus dem Mikrozensus Verkehr 2010<br />

Unterschiede nach Nutzergruppen<br />

• Männer mobiler als Frauen<br />

• Mobilität bei jungen Erwachsenen am höchsten, danach mit Alter sinkend<br />

• Mobilität steigt mit Einkommen<br />

• Bewohner von ländlichen, peripheren Regionen machen stärkeren<br />

Gebrauch von Verkehrsinfrastruktur<br />

• Deutschschweizer legen grössere Distanzen zurück als Romands und<br />

Tessiner<br />

• Wer ein Auto verfügbar hat, legt grössere Distanzen zurück<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 11<br />

6


Tagesdistanz im Inland nach Haushaltseinkommen<br />

(in km pro Person)<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 12<br />

Jahresmobilität pro Person nach Einkommensklasse<br />

des Haushalts und nach Geschlecht<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 13<br />

7


Jahresmobilität pro Person nach Altersgruppen<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 14<br />

Punkte aus dem Mikrozensus Verkehr 2010<br />

Spezifisch Öffentlicher Verkehr/<strong>St</strong>rassenverkehr: Unterschiede nach<br />

Nutzergruppen<br />

• Grundsätzlich ähnliche Situation bei ÖV und <strong>St</strong>rassenverkehr<br />

• ÖV-Abos unter Frauen und Jungen stärker verbreitet<br />

• Deutschschweiz nutzt öffentlichen Verkehr regelmässiger<br />

• Beruflich Selbständige und Unternehmer nutzen ÖV weniger<br />

• Einpersonen- und autolose Haushalte sind intensive ÖV-Nutzer<br />

• Nutzung <strong>St</strong>rasseninfrastruktur steigt mit Einkommen<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 15<br />

8


Anteil der Abonnemente nach Geschlecht (in %)<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 16<br />

Abonnementsbesitz verschiedener<br />

Bevölkerungsgruppen (in %)<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 17<br />

9


Abonnementsbesitz verschiedener<br />

Bevölkerungsgruppen (in %)<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 18<br />

Fahrleistungen der Personenwagen nach<br />

Haushaltsgrösse, Einkommen (letzte 12 Monate)<br />

Quelle: BfS, ARE, 2012: Mobilität in der Schweiz. Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010<br />

Presentation2.pptx 19<br />

10


Beispiel 2: Kinderbetreuung als meritorisches Gut?<br />

Definition:<br />

Als meritorisch werden Güter bezeichnet, die von überragendem<br />

gesellschaftlichen Interesse sind und von denen der <strong>St</strong>aat annimmt, dass die<br />

einzelnen Individuen ihre wahren Präferenzen für diese Güter nicht kennen.<br />

Deshalb kann die Bereitstellung dieser Güter durch den <strong>St</strong>aat per se<br />

legitimiert werden.<br />

Eine finanzielle Förderung der Kinderbetreuung durch den <strong>St</strong>aat kann<br />

gemäss dieser Definition nur dann gerechtfertigt werden, wenn anderenfalls<br />

die Nachfrage geringer ausfällt, als dies aus gesellschaftlicher Sicht<br />

wünschenswert ist.<br />

Eine solche Diskrepanz kann zwei Ursachen haben: Zum einen können<br />

Eltern die (in der Zukunft liegenden) Vorteile einer guten Kinderbetreuung<br />

unterschätzen Kinderbetreuung ist dann ein meritorisches Gut. Zum<br />

anderen beschränkt sich der Nutzen von Kinderbetreuung nicht auf die<br />

Familie selbst, sondern weist positive externe Effekte auf die Gesellschaft auf<br />

Quelle: Mandry aus Nagel, Bernhard und Jaich, Roman: Bildungsfinanzierung in Deutschland. Analyse<br />

und Gestaltungsvorschläge, Baden-Baden 2, 2004.<br />

Quelle 2: Bundesministerium.<br />

Presentation2.pptx 20<br />

Ausgaben Kinderbetreuung – internationaler Vergleich<br />

Quelle: Preisüberwachung, 2011.<br />

Presentation2.pptx 21<br />

11


Wer nutzt Kinderbetreuung in der Schweiz ?<br />

Quelle: BFS/SAKE, 2009.<br />

Presentation2.pptx 22<br />

Wer nutzt Kinderbetreuung in der Schweiz ?<br />

55% aller Paarhaushalte mit Kindern unter 7 Jahren nutzten ausserfamiliäre<br />

Kinderbetreuung wie Kindertagesstätten, Tagesfamilien, Betreuung durch<br />

Verwandte im Jahr 2007<br />

Ausserfamiliäre vs. familiäre Betreuung und informelle vs. formelle Betreuung: Die<br />

grössten Unterschiede bestehen nicht zwischen Familien, die familienergänzende<br />

Kinderbetreuung nutzen, und jenen, die keine ausserfamiliäre Betreuung nutzen,<br />

sondern zwischen jenen, die formelle Betreuung nutzen, und allen anderen:<br />

• Mit steigendem Erwerbspensum wird formelle Betreuung informeller vorgezogen.<br />

• Kinder, deren Mütter einen Mittel- oder Hochschulabschluss haben, besuchen mit<br />

einer zwei- bzw. dreimal höheren Chance formelle anstatt informelle<br />

Betreuungsangebote.<br />

• Der Einluss des Haushaltseinkommens deutet auf einen Schwellenwert hin, ab dem<br />

formelle Kinderbetreuung erschwinglich ist. Familien der unteren Einkommensklassen<br />

unterscheiden sich nicht in ihren Nutzungschancen formeller Kinderbetreuung. Erst<br />

ab einem jährlichen Haushaltseinkommen von 100 000 Fr. steigt die Chance formeller<br />

ausserfamiliärer Betreuung, jene informeller nimmt ab.<br />

Presentation2.pptx 23<br />

12


Wer nutzt Kinderbetreuung in der Schweiz ?<br />

• Der Effekt des Haushaltseinkommens variert mit der Dichte von Kindertagesstätten.<br />

In Gemeinden ohne Kindertagesstätten haben Familien der obersten beiden<br />

Einkommensklassen eine über dreimal höhere Chance, formelle Kinderbetreuung zu<br />

nutzen, als Familien der mittleren und unteren Einkommensklassen.<br />

Bei durchschnittlichem Kinderbetreuungsangebot ist die Chance noch doppelt so<br />

hoch, bei überdurchschnittlichem nur noch eineinhalb Mal höher.<br />

• Kinder aus Einelternfamilien nutzen öfter ausserfamiliäre Kinderbetreuung. Auch<br />

ziehen Einelternfamilien formelle Angebote informellen vor.<br />

• Die Vermutung, dass auch kulturelle Leitbilder sowie die persönlichen<br />

Wertvorstellungen der Eltern einen Einfluss auf die Nutzung von informeller<br />

Kinderbetreuung haben, lässt sich nur teilweise bestätigen: Einzig die Einstellung zu<br />

Mutterschaft scheint relevant zu sein: Eine traditionelle Einstellung senkt die<br />

Wahrscheinlichkeit ausserfamiliärer Betreuung.<br />

Quelle: Schmid et al., 2011.<br />

Presentation2.pptx 24<br />

Vergleich von aktueller und hypothetischer<br />

Wahl der Kinderbetreuung<br />

Quelle: Itel et al., 2005.<br />

Presentation2.pptx 25<br />

13


Wichtigstes Auswahlkriterium für die Form der<br />

Kinderbetreuung<br />

Quelle: Itel et al., 2005.<br />

Presentation2.pptx 26<br />

Kinderbetreuung in Deutschland<br />

Resultate einer <strong>St</strong>udie<br />

• Nubbek <strong>St</strong>udie: 90 Prozent der Eltern betreuten im ersten Lebensjahr ihre<br />

Kinder alleine (66 Prozent) oder nutzten zusätzlich Ressourcen der<br />

erweiterten Familie, in der Mehrheit Grosselten (24 Prozent). Krippe bzw.<br />

Tagespflege spielten zu diesem Zeitpunkt noch eine geringe Rolle.<br />

• Familien mit Migrationshintergrund bringen ihre Kinder später in<br />

institutionelle Betreuung, nahmen weniger <strong>St</strong>unden in Anspruch und<br />

nutzten Tagespflege so gut wie gar nicht.<br />

• Der Erwerbs- und Bildungsstatus der Mutter bei den untersuchten<br />

Zweijährigen erklärt den größten Teil an Varianz des Betreuungsumfangs<br />

(30 Prozent)<br />

• Mütter, die weniger traditionelle Rollenmodelle vertreten und die Kitas und<br />

Tagespflege eine höhere Verantwortung für Bildung und Erziehung der<br />

Kinder zuschreiben, nehmen mehr außerfamiliäre Betreuung in Anspruch<br />

Presentation2.pptx 27<br />

14


Kinderbetreuung in Deutschland<br />

Resultate einer <strong>St</strong>udie<br />

• Das vorhandene Betreuungsangebot wird von den Familien als<br />

unterschiedlich verfügbar wahrgenommen. Die Verfügbarkeit eines<br />

Betreuungsplatzes steigt in der Wahrnehmung der Mütter mit ihrem<br />

Bildungsstand und ihrem sozioökonomischen <strong>St</strong>atus.<br />

• Die Mehrheit der Mütter, deren zwei- bzw. vierjährige Kinder in<br />

außerfamiliärer Betreuung waren, verspricht sich davon einen positiven<br />

Einfluss auf die Entwicklung des Kindes, gefolgt von der Motivation die<br />

eigene Erwerbstätigkeit (wieder) aufzunehmen.<br />

• Die Gruppe der Mütter der ausschliesslich familiär betreuten Kinder ist<br />

sehr heterogen (Gründe: entspricht persönlichen Erziehungsvorstellungen,<br />

keinen Krippenplatz erhalten, Kosten zu hoch, etc)<br />

• Es gibt innerhalb dieser Gruppe eine erhebliche Anzahl von Müttern, die<br />

sich auch für eine außerfamiliäre Betreuung entscheiden würden, wenn<br />

die Bedingungen hierfür besser wären.<br />

Presentation2.pptx 28<br />

Beispiel 3: Service Public im Bereich Bildung<br />

Bildung als meritorisches Gut:<br />

• Marktversagen privater Anbieter (positive Externalitäten)<br />

• Humankapital hat positiven Einfluss auf Wachstum (Mankiw et al., 1992)<br />

• Teilweise umstrittene Definition von Bildung als meritorisches Gut<br />

• <strong>St</strong>aat kennt Präferenzen von Privatpersonen nicht!<br />

Gerechtigkeitsaspekt:<br />

• Bildung soll unabhängig von Zahlungsfähigkeit sein<br />

• Fairer Zugang zur Bildung für alle<br />

Ausgestaltung:<br />

• <strong>St</strong>aatliche Trägerschaft von Schulen und Hochschulen<br />

• Subventionen für private Träger von Bildung<br />

Quelle: KOF (2006), Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Service Public in der Schweiz<br />

Presentation2.pptx 29<br />

15


Höchster Bildungsabschluss der Eltern nach Hochschultyp<br />

und Ausbildungsform 2009<br />

Bildungsabschluss mindestens eines<br />

Elternteils, in % der <strong>St</strong>udierenden<br />

Quelle: Bundesamt für <strong>St</strong>atistik (2013), PANORAMA Bildung und Wissenschaft<br />

Presentation2.pptx 30<br />

Eintritt berufliche Grundbildung 2010/11<br />

Quelle: Bundesamt für <strong>St</strong>atistik (2013), PANORAMA Bildung und Wissenschaft<br />

Presentation2.pptx 31<br />

16


Dauer der nachobligatorischen Ausbildung<br />

Quelle: Bundesamt für <strong>St</strong>atistik (2013), PANORAMA Bildung und Wissenschaft<br />

Presentation2.pptx 32<br />

Maturitätsquote<br />

Quelle: Bundesamt für <strong>St</strong>atistik (2013), PANORAMA Bildung und Wissenschaft<br />

Presentation2.pptx 33<br />

17


Eintritte in Hochschulen (<strong>Universität</strong> & FH) 2011<br />

Quelle: Bundesamt für <strong>St</strong>atistik (2013), PANORAMA Bildung und Wissenschaft<br />

Presentation2.pptx 34<br />

Mobilität im tertiären Bereich<br />

25.0<br />

20.0<br />

15.0<br />

10.0<br />

5.0<br />

n<br />

Percentage of national tertiary students enrolled abroad<br />

Number of foreign students per national student abroad<br />

Quelle: OECD 2013, Education at a glance 2013.<br />

Presentation2.pptx 35<br />

18


Öffentliche Bildungsausgaben in diversen Ländern<br />

2009<br />

Quelle: Bundesamt für <strong>St</strong>atistik (2013), PANORAMA Bildung und Wissenschaft<br />

Presentation2.pptx 36<br />

Service Public! Nur: für welches Publikum?<br />

• Die Grundversorgung ist nicht eindeutig sondern politisch definiert - sie<br />

ist somit auch allen Einflusskanälen politischer Macht ausgesetzt.<br />

• Prima facie Umverteilung von oben nach unten aufgrund der Finanzierung<br />

über allgemeine <strong>St</strong>euermittel.<br />

• Beispiele zeigen, dass die Nutzung oft auch «progressiv» ist, das heisst<br />

reichere Menschen (mit höherer Zahlungsbereitschaft!) profitieren<br />

überdurchschnittlich.<br />

• Würde eine grössere Marktnähe die Allokation (und Gerechtigkeit!)<br />

verbessern?<br />

− 1000 Franken <strong>St</strong>euern zahlen für Service Public, von dem man für<br />

1000 Franken wieder profitiert ist nicht «neutral».<br />

− Positive Aspekte der Verfügbarkeit unabhängig von der Zahlungsbereitschaft<br />

müssen gegen die Kosten aufgewogen werden<br />

(Übernutzung, Bevorzugung der Schlauen, Kosten)<br />

Quelle: Schweizer Bundesrat (2004), Bericht zur Grundversorgung in der Infrastruktur<br />

Presentation2.pptx 37<br />

19


Quellen:<br />

Avenir Suisse (2012): Wie gross ist der Service public? Gefunden am 14.8.2013 unter http://www.avenirsuisse.ch/15865/wie-gross-ist-der-service-public/#!prettyPhoto<br />

BFS/SAKE (2009): Gleichstellung von Frau und Mann – Daten, Indikatoren. Familienergänzende Kinderbetreuung.<br />

Gefunden am 14.8.2013 unter http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/20/05/blank/key/Vereinbarkeit/05.html<br />

Frey, René L. (2008): Service public in der Schweiz: Reform der Grundversorgung in der Fläche. CREMA Beiträge zur<br />

aktuellen Wirtschaftspolitik No. 2008–03<br />

Frick, Andreas, Hartwig, Jochen und Wirz, Aniela (2006): Die Volkswirtschaftliche Bedeutung des Service Public in der<br />

Schweiz . <strong>St</strong>udie im Auftrag der Ebenrain Konferenz. KOF/ETH<br />

Iten, Rolf et al. (2005): Familienergänzende Kinderbetreuung: Aktuelle und zukünftige Nachfragepotenziale.<br />

Wissenschaftlicher Bericht. Infras/NFP 52<br />

Kirchgässner, Gebhard (2000): <strong>St</strong>aatliche Bereitstellung von Gütern: allokative und distributive Aspekte. Swiss Political<br />

Science Review 6(1): 9-28<br />

Mandry, Christof (2006): Bildung und Gerechtigkeit. ICEP Arbeitspapier.<br />

Nagel, Bernhard und Jaich, Roman (2004): Bildungsfinanzierung in Deutschland. Analyse und Gestaltungsvorschläge,<br />

Baden-Baden<br />

Preisüberwachung (2011): Maximaltarife in Kindertagesstätten. Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement.<br />

Priddat, Birger P. (1993): Öffentliche Güter, meritorische Güter. In: G. Enderle u.a. (Hg.), Lexikon der Wirtschaftsethik,<br />

Freiburg/Basel/Wien, Sp.767-774.<br />

Schmid T., Kriesi I. und Buchmann, M (2011): Wer nutzt Familienergänzende Kinderbetreuung? Die<br />

Betreuungssituation 6jähriger in der Schweiz. Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, 37(1):9-32.<br />

Schranz, Mario (2005): Service Public Debatte in der Schweiz. Gefunden am 14.8.2013 unter<br />

http://soziologie.ch/users/resmarti/pdf/Service%20Public%20Debatte.pdf<br />

Sharma, Manon Rani und <strong>St</strong>einer, Michael (2008): Ausbau der Kinderbetreuung – Kosten, Nutzen, Finanzierung.<br />

Prognos AG im Auftrag Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen im Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

Tietze, Wolfgang et al. (2013): Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit.<br />

Fragestellungen und Ergebnisse im Überblick. Gefunden am 14.8.2013 unter<br />

http://www.nubbek.de/media/pdf/NUBBEK%20Broschuere.pdf<br />

Presentation2.pptx 38<br />

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