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<strong>Das</strong> <strong>Genussmagazin</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong><br />
Jahr<strong>11</strong><br />
<strong>2014</strong><br />
Wasser und Wein<br />
Titelthema<br />
BARRIQUE<br />
Feuer & Flamme fürs Fass<br />
Schnitte<br />
Franz Männle schneidet Reben<br />
Schnitzer<br />
Wolfgang Ducksch schnitzt Masken<br />
Wein trinkt Wasser<br />
im Einklang!<br />
Die Kolumne von<br />
Wasser- und Weinfee<br />
Marissa Echtle<br />
<strong>Das</strong> KUNDENMAGAZIN DER OBERKIRCHER WINZER<br />
veritas-genuss.de
Blick ins Weinfasslager der Oberkircher Winzer eG
VORWORT<br />
Liebe Weinfreundin, lieber Weinfreund!<br />
Fragt man Weingenießer nach ihrem Lieblingswein,<br />
bekommt man oft zu hören, dass sie keinen hätten,<br />
allerdings gebe es für jeden Anlass und Umstand<br />
einen – die Laune, das Essen, der Tag oder auch die<br />
Tischgenossen, das Wetter, die Uhrzeit … Beim Thema „Farbe bekennen“<br />
sind die Tendenzen aber eindeutig. Im Sommer weiß,<br />
im Winter rot, lautet die gängige Regel. Weißwein hat eine erfrischende<br />
Note und wird kühl getrunken, Rotwein darf 13 bis<br />
15 Grad haben. Auch die Aromen des Roten werden als runder<br />
und wärmer empfunden. Nicht ganz unschuldig daran ist die<br />
Lagerung im Holzfass, Barrique genannt. Lange Jahre dachte<br />
man, dass die Italiener und Franzosen das besser können.<br />
Heute weiß man, dass es auch hierzulande gut geht, auch weil<br />
man einen Spezialisten wie den Fassbauer Andreas Aßmann<br />
(Seite 8) aus dem fränkischen Eußenheim hat. Dort entdeckten<br />
wir zwischen Küfer und Winzer einige Gemeinsamkeiten. Als<br />
Handwerker sind sie beide Feuer und Flamme für die Traditionen,<br />
gehen aber auch mit der Zeit, wenn es sinnvoll ist. Beide<br />
wissen, dass sie mit Naturprodukten arbeiten, und das erfordert<br />
wiederum eine Sicht der Dinge, die man mit „weniger ist<br />
mehr“ und „alles zu seiner Zeit“ umschreiben kann. Darum<br />
ist jetzt, wenn die Rebe schläft (Saftruhe), auch der Rebschnitt<br />
angebracht, wie im Interview mit dem Winzer Franz Männle<br />
(Seite 12) zu lesen ist. Ein anderer Holzschneider ist der Oberkircher<br />
Maskenschnitzer Wolfgang Ducksch (Seite 16), der auch<br />
schon für die Oberkircher Winzer ein Fass verzierte. Als er uns<br />
erzählte, dass man nie gegen die Maserung schnitzen darf,<br />
wussten wir sofort: <strong>Das</strong> trifft den Kern. Nie gegen die Natur!<br />
So funktioniert es auch beim Wein. Wir kultivieren nur das<br />
aus der Traube, was im Weinberg schon herangewachsen ist.<br />
<strong>Das</strong> klingt nicht nur weise, sondern ist es auch. Einen schönen<br />
Spruch fanden wir im Wein- und Winzer-Comic „Die Ignoranten“<br />
(Seite 6), der so simpel ist, dass er schon wieder gut – ach<br />
was, genial – ist: „Wein ist etwas, um sich zu entspannen.“ Entspannte<br />
Literatur und dazu den passenden Tropfen, das wünschen<br />
wir Ihnen, liebe Leser. Sie werden schon den richtigen<br />
finden.<br />
Herzlichst<br />
Ihr <strong>VERITAS</strong>-Team<br />
Gut abschneiden für <strong>VERITAS</strong>:<br />
Chefredakteur André Riehle (YupanquiRiehle) und Redakteur<br />
Pascal Cames informieren sich vor Ort bei Franz Männle (Oberkircher<br />
Winzer) über den Rebschnitt. (v. r.).<br />
INHALT<br />
In Wahrheit schön Seite ...................6<br />
Titelgeschichte Seite ................8<br />
Schnitte Seite ................12<br />
Leibspeise Seite ................14<br />
Schnitzer Seite ................16<br />
Wein-ABC Seite ...............18<br />
Kolumne ... von Wasser- & Weinfee Marissa Echtle Seite ................19<br />
Weinbekenntnisse Seite ...............20<br />
Gewinnspiel Seite ................21<br />
Termine & Kalender Seite ...............22<br />
Titelbild: Jigal Fichtner – herrfichtner.de<br />
IMPRESSUM:<br />
Herausgeber: Oberkircher Winzer eG I Postanschrift Redaktion: YUPANQUIRIEHLE, Hauptstraße 57, 77652 Offenburg<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): André Riehle I Redaktion: Pascal Cames I Artdirektion: André Riehle I Fotos: Jigal Fichtner<br />
Produktion: YUPANQUIRIEHLE, Offenburg<br />
Bei dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgewirkt: Markus Ell, Martin Benz, André Riehle, Jule Stiefelhagen, Isabell Müller,<br />
Pascal Cames, Jigal Fichtner I Veritas im Abo: Heftbestellung: 0 78 02 / 9 25 80<br />
3
4<br />
Genussvoll<br />
KOCHEN!
An Tagen wie diesen wünscht<br />
man sich Unendlichkeit. Bei der<br />
Küchenparty auf dem Dollenberg<br />
hat einfach jeder gute Laune.<br />
Chefkoch Martin Herrmann<br />
freut sich über den Appetit seiner<br />
Gäste, und die Oberkircher<br />
Weinprinzessin Simone Walter<br />
darüber, dass Oberkircher Wein<br />
so gut zu den kulinarischen<br />
Köstlichkeiten passt. Was ja zu<br />
erwarten war …<br />
5
In Wahrheit schön<br />
»Pasta<br />
als Sünde«<br />
KOCHLUST<br />
Weil sie so einfach zu<br />
machen ist, fällt es<br />
schwer, hier etwas<br />
Besonderes zu<br />
sehen. Wenn sich<br />
aber 99pages einer<br />
Sache annimmt,<br />
kann man sicher<br />
sein, dass sich die<br />
Anschaffung lohnt. Es gibt<br />
was zu entdecken! Mit geradezu religiöser Inbrunst<br />
widmet man sich der Nudel und präsentiert Rezepte zum Niederknien.<br />
Badener werden sich an neuen Ideen zu Bachforelle,<br />
Schwarzwurzel und Spargel freuen. Habemus Pasta führt in<br />
Versuchung, auch mit dem witzigen Design.<br />
Rainer Schillings, Ansgar Pudenz: Habemus Pasta. Die Nudelbibel,<br />
99pages, 108 Seiten, 26 Euro.<br />
»Wein<br />
als Würze«<br />
STREUPFLICHT<br />
Gute Köche wissen, dass Wein<br />
fast immer geht – aber nur in<br />
Feinabstimmung mit den richtigen<br />
Aromen im Gericht.<br />
Die Weingewürze aus der Hamburger<br />
Gewürzmanufaktur<br />
„1001 Gewürze“ bauen kleine,<br />
aber feine Brücken zwischen<br />
Essen und Trinken. Im Rieslinggewürz<br />
finden sich eine<br />
zitronig frische Schärfe und im<br />
Spätburgundergewürz Beerenund<br />
Vanillearomen. So hat<br />
man Baden nicht nur im Glas,<br />
sondern auch auf dem Teller.<br />
Perfekt!<br />
Sechs Weingewürze, 51,90 Euro. www.1001gewuerze.de<br />
»Comic als<br />
Crashkurs«<br />
Buch: WISSENSDURST<br />
»Vanille- und<br />
Toastaromen«<br />
GOLD EXTRA FÜR CHARDONNAY BARRIQUE<br />
Da man in Frankreich Wein und<br />
Comics liebt, war ein Wein- und<br />
Winzer-Comic nur eine Frage der<br />
Zeit. „Die Ignoranten“ begleiten<br />
einen Winzer durchs Jahr, wie er<br />
in seinem mit Kiesadern durchzogenen<br />
Weinberg ackert, und<br />
lassen den Leser an seiner Philosophie<br />
(„Wein ist etwas, um sich<br />
zu entspannen“) teilhaben.<br />
Gleichzeitig erfährt man, wie ein<br />
Comic entsteht. Doppelt interessant. Étienne Davodeau: Die<br />
Ignoranten. Wenn Wein und Comic sich begegnen. Aus<br />
dem Frz. von Tanja Krämling. Egmont Graphic Novel, Köln<br />
2013. 272 Seiten, 29,99 Euro.<br />
Weltweit am Start, aber in Baden daheim.<br />
Der ursprünglich aus dem Burgund<br />
kommende Chardonnay hat in Baden<br />
erfolgreich Wurzeln geschlagen. Für den<br />
20<strong>11</strong>er Vinum Nobile wurden die Trauben<br />
schonend von Hand in die Weinpresse gebracht,<br />
auch die Lagerung im Holzfass trug<br />
zur Qualität bei. Der Lohn der Mühe sind<br />
exzellente Vanille- und Toastaromen. Die<br />
Auszeichnungen TOP 10 Baden bei der Badischen<br />
Gebietsweinprämierung und Gold<br />
Extra bei der DLG Bundesweinprämierung<br />
kommen also nicht von ungefähr. 20<strong>11</strong>er<br />
Vinum Nobile Chardonnay Qualitätswein<br />
trocken – Barrique, 10,40 Euro.<br />
6
In Wahrheit schön<br />
»Die gute Bilanz«<br />
Nach 35 Jahren: Vorstandsvorsitzender Martin Graf gibt den Stab<br />
an Franz Männle weiter<br />
Der Kapitän verlässt die Brücke, aber das Schiff bleibt auf<br />
Kurs. Fast 35 Jahre gehörte Martin Graf zu den Entscheidern<br />
der Oberkircher Winzer. Martin Graf, der bekannt dafür ist,<br />
dass er immer ein offenes Ohr hat, erlebte in seiner Amtszeit<br />
als Vorstandsvorsitzender „viele spannende Momente“. Sein<br />
Hauptaugenmerk lag immer auf dem „finanziellen Überleben<br />
der Winzer“. Mit Graf an der Spitze gelangen entscheidende<br />
Neuerungen, die auch immer kommuniziert werden mussten.<br />
<strong>Das</strong> festigte den Ruf der Oberkircher Winzer als einen der<br />
besten badischen Weinbaubetriebe. Zu den vielen Innovationen<br />
gehören ein neuer Tankkeller und ein Probierraum,<br />
später dann ein neuer Verkaufsraum und Bürotrakt, die neue<br />
Traubenerfassung 2001, dann 2002 das Novum, dass eine<br />
Winzergenossenschaft einen Qualitätsmanager einstellte,<br />
und jüngst die neue Abfüllanlage. Man verstand die Zeichen<br />
der Zeit, setzte voll auf Qualität, modernisierte und wurde<br />
so zum Avantgarde-Betrieb. Martin Grafs Bilanz ist daher<br />
ein Spiegelbild der Erfolgsgeschichte<br />
der Oberkircher<br />
Winzer, die währenddessen<br />
auch an Rebfläche zulegten.<br />
1980 waren im Renchtal 362<br />
Hektar für Riesling und Co.<br />
reserviert, heute sind es 100<br />
Hektar mehr. „Damit geht eine<br />
Ära zu Ende“, resümiert der<br />
Geschäftsführende Vorstand<br />
Markus Ell. Aber die Erfolgsgeschichte<br />
geht weiter. Als neuer<br />
Kapitän geht Winzer Franz<br />
Männle an Bord (siehe Seite 12–13), der mit alter Mannschaft<br />
auf Kurs bleiben wird und, wie sein rühriger Vorgänger<br />
Martin Graf auch, die Winzer mit ins Boot holt.<br />
In guten Händen: Franz Männle verabschiedet Martin Graf.<br />
Sieht wie immer nur Gutes: Martin Graf schaut nach vorne.<br />
WELTWEIT WEIN<br />
In Jahren, in denen es viel Wein gab, wurde im Mittelalter der sogenannte „Stundenwein“ offeriert. Einmal bezahlen und so viel<br />
trinken, wie man will – die Flatrate war erfunden. (Aus: Bruno Götz: Wein und Kultur. Auslesen aus der Weinhistorie. Busse-Seewald Verlag, 1982)<br />
7
Titelgeschichte<br />
Unf ssbar gut!<br />
Einer der letzten. Andreas Aßmann aus Franken<br />
baut Barrique<br />
8
Der Mann, der wie eine Eiche Wind und Wetter trotzt,<br />
ist Andreas Aßmann, 43, in der dritten Generation<br />
Küfer. Er ist sehr stolz auf das, was er macht. „Etwas<br />
Langlebiges, wo gibt’s das heute noch?“, schwärmt er über<br />
sein Produkt. Die Geschichte beginnt mit Opa Josef Aßmann,<br />
der 1945 in Eußenheim bei Würzburg seine kleine Firma<br />
gründete, weil man damals Wein, Bier und Lebensmittel in<br />
Fässern lagerte. Als dann 20 Jahre später alle Welt in Plastik<br />
machte, zeigten sie bei Aßmann Courage und Vielseitigkeit<br />
und fertigten Gartenmöbel und Schnapsfässchen.<br />
Mit Beginn der Barrique-Welle waren sie auf einmal sehr<br />
gefragt. Und wer sonst hätte das noch machen können? Es<br />
gab ja sonst keinen mehr. „Wir haben durchgehalten“, stellt<br />
Andreas Aßmann trocken fest.<br />
Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner<br />
<strong>Das</strong>s sie die letzten Mohikaner des Küferhandwerks sind,<br />
hat viel mit der Spürnase für gutes Holz zu tun. „Aus dem<br />
Spessart“, beantwortet der heimatverbundene Franke die<br />
Frage über die Herkunft und und ergänzt mit etwas Humor:<br />
„Wo die besten Bäume wachsen.“ Bei der Bauminspektion<br />
im Wald wird es ernst. Wie verläuft die Rinde? Ist der Baum<br />
gerade gewachsen? Wie weit sind die Jahresringe auseinander?<br />
Millimeter? Gut. Oder Zentimeter? Die Qualität des<br />
Holzes erkennt er an den Jahresringen, die eng gesetzt sein<br />
müssen. Ein Zeichen, dass das Holz kräftig und kernig ist.<br />
Die zugesägten Bretter, in der Fachsprache Holzdauben genannt,<br />
stapelt er im Freien und setzt sie bewusst dem Regen<br />
aus, damit ein Teil seiner Säfte herausgewaschen wird.<br />
9
Nach zwei Jahren sind die Dauben gut für Barrique und<br />
nach fünf Jahren für Lagerfässer. Sie kommen in die<br />
Werkstatt, wo sie geschnitten und geschliffen werden,<br />
wo Kanten mit einem bestimmten Winkel gesägt werden<br />
und Oberflächen poliert. <strong>Das</strong> spitze Geräusch einer Säge<br />
durchschneidet die Stille. An anderer Stelle dröhnt eine<br />
weitere Maschine. Viele Werkzeuge scheinen 40, 50 Jahre<br />
auf dem Buckel zu haben. „Was wir nicht brauchen, fliegt<br />
raus“, sagt Andreas Aßmann, und was er braucht, benutzt<br />
er, sogar dann, wenn es schon museumsreif ist. Papa Karl<br />
Aßmann, 73, nickt. Der Senior greift sich einen kleinen<br />
Hobel aus dem Regal (wo noch 50 weitere stehen) und erklärt,<br />
dass man für jedes Fass einen anderen braucht, um<br />
die Rundung perfekt glatt zu machen. Damit es rundläuft,<br />
gibt es zudem für jede Fassgröße die passende Vorlage,<br />
Model genannt. Nur so lässt sich die Rundung der Holzdauben<br />
kontrollieren. Sind die Dauben tipptopp, werden<br />
sie zur sogenannten Fassrose gesetzt, das heißt, das Fass<br />
ist nur an einer Seite fest, ansonsten stehen die Dauben<br />
blütenartig ab.<br />
10
Info<br />
Der Familienbetrieb Aßmann hat acht Mitarbeiter<br />
und baut Fässer von 5 bis 4000 Litern und restauriert<br />
zudem auch historische Gebinde. <strong>Das</strong> älteste stammte<br />
aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die Eichen für Barrique<br />
wachsen im Spessart, die Kastanien für Whisky<br />
im Offenburger Stadtwald. Pro Jahr werden ungefähr<br />
400 Barrique gefertigt, die Hauptabnehmer sitzen in<br />
Franken, Baden und im Elsass.<br />
Büttnerei-Kellerei Aßmann<br />
Mühlweg 4<br />
97776 Eußenheim<br />
Telefon: 0 93 53 / 71 94<br />
www.holzfass-assmann.de<br />
Der Schlussakkord wird draußen gespielt. Zuerst werden<br />
die Fassrosen unter einer Dampfhaube geschmeidig<br />
gemacht, dann mit stählernen Ringen in Form gebracht.<br />
Was danach kommt, lässt den Weinkenner entzücken.<br />
Mit ein paar geschickten Drehungen wird das Fass über<br />
einen lodernden Feuerkorb gekugelt und von innen gewärmt.<br />
Eine halbe Stunde züngeln die Flammen heraus.<br />
Die Dauben werden getoastet. Aromen werden riechbar.<br />
Später steckt Andreas Aßmann den Kopf in ein eben noch<br />
befeuertes Fass und saugt die Luft ein. „Eigentlich wollte<br />
ich Automechaniker oder Bäcker werden“, erzählt er, „aber<br />
jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen.“ Er liebt<br />
diese Aromen. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es, Fässer<br />
abzuschleifen. Wenn dann die Späne durch die Luft fliegen<br />
und die Luft voller angenehmer Gerüche ist, weiß er, dass<br />
„das Holz gut ist“. „Der Kracher“, sagt er, über die feinen<br />
Aromen, die mit den Säften (Lohe) aus dem Holz in den<br />
Wein gelangen werden. „Der Kracher“, sagt er wieder und<br />
haut sich mit der Faust in die hohle Hand. Er spricht vom<br />
Wein, der in diesem Fass einmal reifen wird. Der Kracher!<br />
<strong>11</strong>
12<br />
Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner
Erziehung zum Wein<br />
Winzer Franz Männle über den Rebschnitt im Winter<br />
Die Pflanzen schlafen, der Mensch nicht. Wenn im Winter die<br />
Reben in ihrer Saftruhe verharren, heißt es für Winzer raus, Reben<br />
schneiden. Was dran bleibt und was weg kommt, erklärt<br />
Franz Männle (49) vor Ort mit Blick ins Rheintal unter einem<br />
strahlend blauen Himmel.<br />
Herr Franz Männle, der Rebschnitt ist kein simples Herumschnippeln,<br />
sondern ...<br />
... Erziehen. <strong>Das</strong> bedeutet, dass wir beim Weinstock eine Qualitätsstruktur<br />
anlegen. Von allen Ruten, die am Kopf herauswachsen,<br />
suchen wir eine gesunde und vielversprechende aus<br />
und schneiden die anderen ab. Später im Jahr müssen wir wieder<br />
etwas kappen und das Laub ausdünnen. Aber der eigentliche<br />
Grundstein für Qualität ist der Rebschnitt.<br />
Warum sind Januar und Februar die besten Monate für den<br />
Rebschnitt?<br />
Weil die Rebe in der Saftruhe ist. Der Rebschnitt kann nach dem<br />
natürlichen Blattfall im Herbst beginnen und sollte kurz vor<br />
dem Austrieb beendet sein.<br />
Wie viele Knospen lassen Sie dran?<br />
Wir lassen pro Rebstock circa zehn Knospen dran, manchmal<br />
auch zwölf. <strong>Das</strong> ist natürlich immer eine Qualitätsfrage. Nur bei<br />
Reben mit sehr kleinen Trauben lassen wir mehr dran.<br />
Hat sich der Rebschnitt im Lauf der Geschichte verändert?<br />
Nein, im Grunde hat sich in den letzten 50 Jahren nicht viel verändert,<br />
heute wird lediglich aus Qualitätsgründen ein kürzerer<br />
Anschnitt gemacht. In alten Zeiten wurde noch jeder Rebstock<br />
an einem einzelnen Holzpfahl hochgezogen, da wurde dann<br />
auch ganz anders geschnitten.<br />
Welche Form soll die Rebe haben?<br />
Standard ist die sogenannte Spalier-Erziehung. Die Fruchtrute<br />
wird über einen Biegedraht angelegt. Aus der Rute wachsen die<br />
Triebe in den sogenannten „Badischen Drahtrahmen“ hinein.<br />
Wichtig ist, dass wir schon im Aufwuchs eine luftige Struktur<br />
anlegen. <strong>Das</strong> ist das A und O.<br />
Warum?<br />
Weil so der Weinstock besser durchlüftet ist, was ansonsten bei<br />
Niederschlägen und Feuchtigkeit zu Pilzen und Fäulnis an Rebe<br />
und Traube führen kann.<br />
Auf welche Lagen müssen Sie besonders aufpassen?<br />
Auf die spätreifenden, weil eine zu üppige Ernte nicht die gewünschte<br />
Qualität erwarten lässt.<br />
Ihr Handwerkszeug?<br />
Eine Rebschere. Es gibt die herkömmlichen und elektronische,<br />
mit denen es leichter geht. Wenn Sie jeden Tag ein paar tausend<br />
Mal zudrücken, spüren Sie den Unterschied.<br />
Wie viele Reben schaffen Sie an einem Tag?<br />
Wann habe ich das zum letzten Mal gezählt? Ich kann Ihnen<br />
spontan keine Zahl sagen. Es ist auch von Rebsorte zu Rebsorte<br />
unterschiedlich. Riesling, Scheurebe und Sauvignon blanc ranken<br />
extrem stark und bleiben dadurch mehr an den Drähten<br />
hängen. Bei den Burgundersorten fallen die Ruten nach dem<br />
Schnitt fast von allein aus dem Drahtrahmen.<br />
Wie geht’s jetzt weiter?<br />
Wenn wir mit dem Rebschnitt durch sind, bessern wir Pfähle<br />
aus und spannen Drähte nach, damit die Anlage windstabil ist.<br />
Kurz vor dem Aufbruch der Knospen biegen wir die Fruchtrute.<br />
Zur Person<br />
Der gelernte Winzer Franz Männle (49) betreibt in der<br />
dritten Generation Weinbau im Oberkircher Ortsteil<br />
Bottenau. Auf seinen sieben Hektar Reben bewirtschaftet<br />
er das „typisch Oberkircher Sortiment“, also<br />
vornehmlich Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder<br />
und Müller-Thurgau. Der politisch engagierte<br />
Franz Männle sieht die vordringlichen Aufgaben im<br />
demografischen Wandel und der EU-Agrarpolitik, die<br />
auch Reben in der Rheinebene erlauben will. Trotz<br />
der Steillagen und den damit verbundenen Mühen ist<br />
Männle „zuversichtlich, dass der Weinbau in der Ortenau<br />
erhalten bleibt.“ Seine Aufgabe als zukünftiger<br />
Vorstandsvorsitzender der Oberkircher Winzer sieht<br />
er darin, „viele Köpfe zusammenzuführen“, für ihn<br />
„die Kunst erfolgreich zu sein.“<br />
13
LEIBSPEISE<br />
Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner<br />
14
<strong>Das</strong> Beste aus beiden Welten<br />
Wo Baden auf Österreich trifft, sind nicht nur die Knödel eine runde Sache<br />
Felix Austria. Glückliches Österreich! Dank seiner kulinarischen<br />
Vielfalt ist das kleine Österreich ein Glücksfall für<br />
Schlemmer und Genießer. Hier finden sich Mehlspeisen aus<br />
Böhmen, die Leichtigkeit der Italiener, die Schärfe der Ungarn<br />
und Rustikales aus dem Gebirge. <strong>Das</strong> glückliche Land liegt<br />
zwar von Oberkirch aus gesehen 350 Kilometer im Osten, aber<br />
ein kleines Stück davon direkt auch vor der Haustür.<br />
Und hier sagen die Oberkircher Katja Meier und Ralph Meier-<br />
Deninger freundlich Servus. Sie ist die Frau fürs Management,<br />
er ist der Chef in der Küche. Beide sind durch gute Häuser geschult:<br />
Katja Meier im Bareiss, Baiersbronn, Ralph Deninger<br />
auf der Bühlerhöhe und im Wirtshaus zur Brezn, wo er auch<br />
Rezepte mitentwickelte. Sie wurden fit für Essen, Hotellerie,<br />
Bankett. Bei Käfer in München lernten sie sich kennen – und<br />
lieben.<br />
Wie das so ist in der Gastronomie, wollen gerade die Besten<br />
sich selbst verwirklichen. „Vielfalt, unbegrenzte Möglichkeiten<br />
und sein eigener Chef sein“ waren die Beweggründe des<br />
Gespanns Meier-Deninger für ein eigenes Haus. In ihrer letzten<br />
Station, München, kristallisierte sich das Projekt Salzburg<br />
heraus. In der Mozartstadt wollten sie eine Confiserie übernehmen<br />
und gleichzeitig warme Küche anbieten. <strong>Das</strong> Beste aus<br />
beiden Welten eben – und das schön durch die badische Küche<br />
geerdet. Aber als Katja Meier mit dem ersten Kind schwanger<br />
wurde, fanden sie ein Leben auf dem Land angebrachter. Im<br />
Badischen – Heimat! – wollten sie „mit umgekehrten Vorzeichen“<br />
(Katja Meier) ein Gasthaus führen, also badische Küche<br />
mit österreichischen Einflüssen. In Gaisbach, Oberkirch,<br />
wurden sie fündig. Großes Gasthaus, große Gartenwirtschaft,<br />
fantastische Weine – keine Frage, die beiden waren nicht nur<br />
heim-, sondern auch angekommen.<br />
Sie sind stolz darauf, dass es auf ihrer Karte viele Gerichte gibt,<br />
die ihre Fans haben. Die einen setzen sich wegen Cordon bleu<br />
und Rösti in den gemütlichen Gastraum, die anderen wegen<br />
Kaiserschmarren, Schlutzkrapferl (Ravioli) und Maultaschen,<br />
die es sogar vegetarisch gibt. Auch die Knödel schmecken köstlich<br />
und sind schön anzuschauen, wenn sie in der gebutterten<br />
Pfanne goldbraune Farbe und rustikales Aroma kriegen. Zu<br />
den hauseigenen Klassikern kommt Saisonales, wie Spareribs<br />
und Forellen im Sommer. Frische ist natürlich Ehrensache. Der<br />
Metzger ist in Oberkirch, das Wild schießt ein Jäger aus Zusenhofen,<br />
zwei Frauen aus den Nachbarorten backen gutes Brot<br />
und das Saisongemüse stammt vom Bernhardshof, zählt Katja<br />
Meier stolz auf.<br />
Beim Thema Frische darf man sich auf den Sommer freuen.<br />
Dann zaubern sie ein gutes Dutzend Sorbets, sogar mit Kräutern.<br />
<strong>Das</strong> Schmuckstück des Hauses, die Gartenwirtschaft,<br />
wird eröffnet und der Gaisbacher Hof wird zum zünftigen<br />
Stadl, fast wie in München. „Schöner“, lacht Katja Meier, „weil<br />
man bei uns nicht so eng sitzt.“ Ja, nicht nur Felix Austria hat<br />
in Oberkirch eine Heimstatt, sondern auch bayrische Lebensart.<br />
Passend dazu der Wandspruch in der Gaststube: „7 Bier<br />
san a Schnitzel und dann hast no nix drunga.“ Dann aber<br />
Wein, oder?<br />
Gaisbacher Hof: Gaisbach 1, 77704 Oberkirch<br />
Telefon: 0 78 02 / 9 27 80 www.gaisbacherhof.de<br />
Geschmortes von der Rehkeule<br />
ZUTATEN (6 PERSONEN) 1 ausgelöste Rehkeule (ca. 1,8 kg),<br />
Thymian, Rosmarin, Salbei, 12 Wacholderbeeren, 1 Prise Salz,<br />
weißer Pfeffer, 2 Pimentkörner, 60 ml Pflanzenöl, 1 Zwiebel,<br />
1 Karotte, 1 Stück Knollensellerie, 1 l Wild-Grundfond,<br />
0,75 l Oberkircher Spätburgunder Rotwein, 3 EL Preiselbeeren,<br />
1 TL Speisestärke<br />
ZUBEREITUNG: Gesäuberte, gewürzte und mit Küchengarn<br />
gebundene Rehkeule kurz von allen Seiten in der Pfanne anbraten,<br />
grob zerkleinertes Gemüse hinzugeben und kurz drauf<br />
mit Fond und Rotwein aufgießen. Alles in einen Topf geben<br />
und diesen ohne Deckel in einen vorgeheizten Ofen (120 °C)<br />
stellen. Regelmäßig mit Fond übergießen. 1–1,5 Std. schmoren,<br />
1- bis 2-mal wenden. Bei 68 °C Kerntemperatur (Fleisch)<br />
Ofen auf 80 °C reduzieren, 1 Std. weiterschmoren. Soße mit<br />
Preiselbeeren verfeinern, durch Sieb passieren, nach Belieben<br />
einkochen und mit Stärke-Wasser-Gemisch binden. Keule in<br />
Scheiben schneiden und mit Soße, glasierten Maronen, Gemüse<br />
und Semmelknödeln, Spätzle oder Nudeln servieren.<br />
Weinempfehlung:<br />
2012 Collection Oberkirch Spätburgunder Rotwein Spätlese<br />
15
Freizeit<br />
Ist eigentlich nie allein:<br />
Holzschnitzer Wolfgang<br />
Ducksch im Kreis seiner<br />
von ihm geschaffenen<br />
Masken in seinem Show-<br />
Room in Oberkirch.<br />
Text: Pascal Cames Fotos: Jigal Fichtner<br />
16
FANTASIE UND<br />
FINGERSPITZENGEFÜHL<br />
WOLFGANG DUCKSCH AUS OBERKIRCH SCHNITZT MASKEN UND MEHR<br />
Da hängen sie und sagen nichts: das Monster<br />
mit den spitzen Zähnen, das alte Weib mit<br />
der verwarzten Nase, die Wildsau und der<br />
rote Teufel, der dümmliche Grinser, der goldene<br />
Nasenmensch und das blasse Mondgesicht,<br />
die schielende Ziege und der Zähnefletscher … Es sind<br />
die Geschöpfe von Wolfgang Ducksch, 63, Maskenschnitzer<br />
aus Oberkirch. Eigentlich wollte der mit blühender Fantasie<br />
und Fingerspitzengefühl gesegnete Handwerker Werklehrer<br />
werden, aber da er in der Schule ein bisschen nachlässig war,<br />
musste er auf den zweiten Bildungsweg. Dieser führte ihn<br />
nach Freiburg, wo er von 1969 bis 1972 beim Landesinnungsobermeister<br />
das Schnitzen lernte. <strong>Das</strong> fühlte sich gut an, schon<br />
als Kind hatte er gerne Ton und Knete zwischen den Fingern.<br />
Seine Hände sind schlau. Auch Strukturen und Formen sprechen<br />
ihn an. „<strong>Das</strong> gibt es alles in der Natur, man muss es nur<br />
finden“, weiß er. Seine wachen Augen verraten ihn, Suchen<br />
und Finden macht ihm Spaß. Über die Jahrzehnte hat sich sein<br />
Geschäft nicht groß verändert. Er schnitzte für die Oberkircher<br />
Winzer ein Fass, gestaltete Kuckucksuhren und fertigte Krippenfiguren.<br />
Heute sind vor allem Fasnachtslarven gefragt. In<br />
seiner mit Hunderten von Masken gefüllten Stube hört sich<br />
Ducksch die Kundenwünsche an. Viele lassen sich von „Herr<br />
der Ringe“ und „Fluch der Karibik“ inspirieren, wollen etwas<br />
mit Reißzähnen und Wunden. „Dämonen, Dämonen, Dämonen“,<br />
resümiert Wolfgang Ducksch mit gespieltem Pathos. So<br />
geht er vor: Als Erstes knetet er einen kleinen Prototyp, und<br />
wenn der gefällt, überträgt er ihn auf ein größeres Modell<br />
aus Lindenholz oder das noch leichtere Holz der Weymouthskiefer.<br />
Jetzt kommen fünf Stunden Feinarbeit. Messer!<br />
Wolfgang Ducksch hat ein paar Hundert in seinen Schubladen,<br />
manche mit gerader Klinge, andere rund wie ein U. Was<br />
er für Ohren, Augen, Nase braucht, greift er sich und schabt<br />
hier eine Rille und dort eine – immer mit der Maserung, nie<br />
dagegen, damit die Maske nicht bricht. So werden Falten tiefer<br />
und Grimassen grotesker. Masken eben. <strong>Das</strong> Holz macht ein<br />
trockenes, kratzendes Geräusch. Mit seinem Daumen fährt er<br />
prüfend über die Oberfläche. Spürt er eine kleine Unebenheit?<br />
Offensichtlich ja, er greift zu einem feineren Messer. Ist die<br />
Maske geschnitzt, fehlen nur noch Farbe und Lack. „Ich bin ein<br />
Lebenskünstler“, plaudert er, während die Larve plastischer<br />
wird. So kurz vor der Rente hat er immer noch Spaß an der<br />
Arbeit. Er sammelt Masken, weiß viel von der Geschichte des<br />
Handwerks zu erzählen, das wahrscheinlich während des Barock<br />
aus Vorarlberg in Österreich ins Badische kam, und freut<br />
sich, wenn er wie vor zwei Jahren für einen Workshop in Afrika<br />
gebucht wird. Im Senegal staunte er nicht schlecht über die<br />
Technik, mit einem Beil das harte Holz zu behauen. „Immer<br />
haben sie auf die gleiche Stelle gehauen, ich habe das nie geschafft“,<br />
erzählt er. Dafür haben sie ihm dort die Technik mit<br />
dem Messer abgeschaut. „Die sind ja auch nicht blöd“,lacht er.<br />
Maskenschnitzerei Bildhauerei<br />
Wolfgang Ducksch<br />
Hauptstraße 15<br />
77704 Oberkirch<br />
Telefon: 0 78 02 / 67 06<br />
www.maskenschnitzerei.de<br />
17
WEIN-ABC<br />
<strong>Das</strong> Holzfass ist eine Erfindung<br />
der Kelten, die über die Römer<br />
in ganz Europa bekannt wurde.<br />
Über Jahrhunderte waren<br />
große Holzfässer die traditionellen<br />
Lagerbehälter hiesiger Erzeuger, da<br />
sie grundsolide waren – und darum ideal<br />
für den Transport. Bis in die Neuzeit hinein<br />
wurde der Wein erst am Bestimmungsort<br />
abgefüllt. Eine Erzeugerabfüllung ist also<br />
relativ neu. Bis Mitte der 1980er-Jahre durften<br />
deutsche Weine aus dem Barrique nur<br />
als Tafelwein in den Verkauf, da die typische<br />
Holznote bei der Qualitätsweinprüfung<br />
als Fremdton eingestuft wurde. Heute<br />
hat sich das geändert, auch weil der Kunde<br />
auf den Geschmack gekommen ist.<br />
Als eine aromabildende Maßnahme spielte<br />
das Fass erstmals durch die Engländer<br />
eine Rolle. Diese fanden den aus Bordeaux<br />
transportierten Wein köstlicher als den<br />
gleichen Wein, der in Bordeaux geblieben<br />
war und keine reisebedingte Lagerung in<br />
Fässern genossen hatte.<br />
Barrique<br />
Barrique<br />
Barrique<br />
gerbigen Holzlohe schmecken, dann muss<br />
die Innenseite der Fässer gebrannt werden<br />
(= Toasting). Erst dann erhält man die den<br />
Wein so angenehm ergänzenden Duftnoten<br />
von gerösteter Eiche, die manchmal an<br />
Vanille erinnern. Die Stärke der Holztöne<br />
hängt vor allem vom Alter der Fässer ab.<br />
Ein neues, ungebrauchtes Fass hat als sogenannte<br />
„Erstbelegung“ den größten Effekt,<br />
eine Zweitbelegung bringt dezentere Holztöne.<br />
Auch die Verweildauer des Weines im<br />
Fass entscheidet über das Aroma mit. Um<br />
diesen Effekt zu erzeugen, wird mittlerweile<br />
einiges getan, was ehrbare Winzer auf<br />
die Eiche treibt. Eichenholzchips und sogar<br />
flüssiges Holz sind als Zusätze bekannt, um<br />
den gewünschten Holzton zu erzeugen. In<br />
Deutschland sind Holzchips seit 2006 erlaubt,<br />
nur darf dann nicht Barrique auf dem<br />
Etikett stehen. Künstliche Aromen sind dagegen<br />
verboten.<br />
Der Siegeszug des Barrique hat auch den<br />
Weißwein erreicht. Allerdings passt das<br />
rustikale Holzfass nur zu bestimmten Sorten<br />
– und dann auch nicht immer. Was<br />
Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder<br />
gut steht, kann einen filigranen<br />
Auch die Deutschen kamen auf den Geschmack<br />
durch Kaufleute, die Bordeaux<br />
importierten und zum Rotspon veredelten.<br />
Insbesondere der Wein aus neuen Fässern<br />
tat sich hervor. <strong>Das</strong> sprach sich auch<br />
in Frankreich herum und die Franzosen<br />
machten es zu ihrer ureigenen Angelegenheit,<br />
Weine in 225-Liter-Fässern (das ist die<br />
Norm) aus Eiche zu lagern – und damit aufzuwerten.<br />
Natürlich nimmt man in Frankreich<br />
für die Fassdauben die europäischen<br />
Stiel- oder Traubeneichen aus französischen<br />
oder deutschen Wäldern, anderswo<br />
in der Welt traut man sich auch an die Amerikanische<br />
Weiß-Eiche.<br />
Was bringt nun eine Lagerung im Fass? Da<br />
Holz ein organisches Material ist, findet<br />
zwischen Wein und Eiche ein Austausch<br />
von Stofflichkeiten statt. Zusätzlich gelangen<br />
kleinste Mengen Luft zum Wein, was<br />
gerade bei Rotweinen zu einer positiven Reifung<br />
beiträgt. Soll der Wein nicht nach der<br />
Riesling ruinieren und einen leichten<br />
Müller-Thurgau erdrücken. Ob nun Weißwein<br />
oder Rotwein, für jeden Kellermeister<br />
bleibt Barrique eine ganz besondere Herausforderung.<br />
Whisky-Brenner haben es<br />
dagegen leichter – die nehmen gebrauchte<br />
Barriques, um ihr Feuerwasser zu tunen.<br />
WEIN-ABC von:<br />
Frank Männle – Qualitätsmanager Weinbau<br />
Oberkircher Winzer<br />
MESSAGE IN A BOTTLE
Wein<br />
Die Kolumne<br />
der Wasser- und<br />
Weinfee von<br />
Schwarzwald-Sprudel<br />
Marissa Echtle<br />
trinkt<br />
Wasser<br />
Wasser und Wein im Einklang!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
neulich habe ich zu tief ins Glas geschaut. Ins Wasserglas, und das war auch gut so, weil ich nämlich auch noch meinen<br />
Lieblingswein auf dem Tisch hatte. Einen schönen trockenen Riesling mit knackiger Säure. Für mich gehört die<br />
Säure zum Riesling wie Schnee und Eis aufs Matterhorn. Den Riesling habe ich dann auch alpin genossen, also kühl,<br />
übrigens genauso temperiert wie mein Medium-Wasser. Leider hat es sich noch nicht überall herumgesprochen,<br />
dass Wasser und Wein zusammengehören. Immer noch gibt es Leute, die trinken ihren Wein nicht mit, sondern<br />
wie Wasser. Gegen den Durst! Richtig geht natürlich anders. Vor dem Wein trinkt man einen Schluck Wasser,<br />
am besten nicht zu kalt, denn sonst wird der Gaumen kalt gemacht – und schmeckt gar nichts mehr. Und das<br />
wäre wirklich ein Jammer. Natürlich darf das Wasser auch nicht zu warm sein, außer man will Tee. Am besten<br />
ist es, wenn Wasser und Wein ähnlich temperiert sind. Hat man den Durst mit dem ersten Schluck (dem<br />
ersten Glas, der ersten Flasche) Wasser gestillt, ist es Zeit für die Aromen. Wie das? Einfach den Rebensaft<br />
über Zunge und Gaumen rollen lassen, jetzt bitte schlürfen, schmatzen (keine Sorge, ist erlaubt) und<br />
schlucken nicht vergessen. Dann ein zweites Mal nippen und einen Kennerblick aufsetzen. (Schon<br />
ist man wer!) Aber mal ehrlich, nur so schmeckt der Wein. So mach ich’ s mit meinem Riesling<br />
und so mach ich es auch, wenn ich einen Blanc de Noir, einen Rosé oder einen kräftigen<br />
Spätburgunder trinke. Aber so wie ich den Wein wechsle, so wechsle ich auch das Wasser.<br />
Da gibt es ja Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, Medium, und solches, das still wie<br />
ein Schwarzwaldsee ist. So wie es der Italiener gerne hat, „senza gas“. Stille Wasser sind<br />
nicht nur tief, sondern auch für Barrique-Weine erste Wahl. <strong>Das</strong> stille Wasser wird zur<br />
großen Bühne für die Tannine. Auch Vanille und Beeren sind im Geschmacksbild enthalten.<br />
Erst so wird der Genuss harmonisch rund. Und das Spiel kann man weiterspielen. Medium-Wasser?<br />
Da darf der Wein gerne fruchtig sein und Säure haben. Und mit ganz viel Kohlensäure? Classic schmeichelt den<br />
feinherben und restsüßen Weinen. Und wozu Wasser auch noch gut ist, soll hier verraten werden. Wegen der<br />
Umdrehungen. Hin und wieder ein Glas köstliches Wasser aus dem Schwarzwald macht den Gaumen wieder<br />
frisch und kontert die Wirkung der köstlichen Tropfen aus dem Weinkeller. Mit diesem Trick kann man einfach<br />
ein bisschen länger genießen. Und ganz tief ins Glas schauen.<br />
Liebe Grüße<br />
Eure<br />
19
WEINBEKENNTNISSE<br />
»... weil Wein das Herz erfreut.«<br />
Nichts als Wahrheiten: <strong>VERITAS</strong>-Leser erzählen voller Liebe oder Hass,<br />
was ihnen am Wein gefällt oder was nicht.<br />
Name: André Muller – Alter: 58 – Leibspeise:<br />
Jörg Möhrles Maultaschen und Apfelstrudel –<br />
Wohnort: Straßburg – Beruf: Grand Reporter<br />
(France 2, France 3) – Wenn ich ein Glas zu viel<br />
getrunken habe: Ich habe noch nie einen in der<br />
Nase gehabt …<br />
Name: Axel Singer – Alter: 57 – Leibspeise: Da<br />
bin ich offen, Hauptsache, es wird mit regionalen<br />
Produkten gekocht. – Wohnort:<br />
Baiersbronn – Beruf: Tourismusmanager –<br />
Wenn ich ein Glas zu viel getrunken habe:<br />
Bin ich meistens unter Freunden und genieße<br />
die gemeinsamen Stunden.<br />
Name: Alisa Dörfer – Alter: 20 – Leibspeise:<br />
Hackbraten mit Kartoffelbrei und Rotkraut –<br />
Wohnort: Berghaupten – Beruf: BA-Studentin –<br />
Wenn ich ein Glas zu viel getrunken habe:<br />
Fange ich an zu grinsen.<br />
Ich trinke Wein, weil ... man als<br />
Elsässer und Franzose gar nicht anders<br />
kann, als zum guten Essen guten Wein<br />
zu trinken.<br />
Ich trinke Wein, weil ... ich ein<br />
Genussmensch bin und für mich das<br />
Zusammenspiel regionaler Speisen<br />
mit der Vielfalt unserer Weine einen<br />
echten Hochgenuss darstellt. Besonders<br />
schätze ich die Kreativität unserer<br />
badischen Kellermeister.<br />
Ich trinke Wein, weil ... er gut<br />
schmeckt und ich ihn Bier vorziehe.<br />
Name: Frank Fischer – Alter: 52 – Leibspeise:<br />
Badische Spargel mit Rinderfilet an Zitronenbuttersauce<br />
– Wohnort: Basel – Beruf: Leiter<br />
Jugendinstitutionen Stadt Aarau<br />
Wenn ich ein Glas zu viel getrunken habe:<br />
Mache ich meiner Freundin Komplimente wie<br />
früher. :-)<br />
Name: Sara Heisterhagen – Alter: 27 – Leibspeise:<br />
Omas Eintopf – Wohnort: Herbolzheim<br />
– Beruf: Textilingenieurin – Wenn ich<br />
ein Glas zu viel getrunken habe: Will ich<br />
laute Musik hören.<br />
Name: Christophe Fleurov – Alter: 51 –<br />
Leibspeise: Fisch und Spätzle – Wohnort:<br />
Straßburg – Beruf: Galerist – Wenn ich ein<br />
Glas zu viel getrunken habe: Dann lache ich<br />
viel, wenn ich mit Freunden zusammen bin,<br />
oder gehe alleine spazieren.<br />
Ich trinke Wein, weil ... Geschmack und<br />
Wirkung in einem optimalen Zusammenhang<br />
stehen.<br />
Ich trinke Wein, weil ... Wein das Herz<br />
erfreut.<br />
Ich trinke Wein, weil ... es für mich<br />
zur Kultur eines guten Essens gehört.<br />
Am liebsten einen vom Weinberg<br />
Kaefferkopf.<br />
20
»TRINKEN & GEWINNEN«<br />
3-Gang-Naturparkwirte-Menü<br />
Gewinnen Sie ein 3-Gang-Naturparkwirte-Menü für zwei Personen<br />
inkl. Weine der Oberkircher Winzer eG, Mineralwasser und Kaffee<br />
im Schwarzwaldhotel Tanne in Tonbach.<br />
FRAGE:<br />
„Weinprinzessin?“<br />
Wie lautet der Name der aktuellen Oberkircher Weinprinzessin?<br />
Zu gewinnen gibt es ein 3-Gang-Naturparkwirte-Menü.<br />
Und so geht’s: Einfach die Antwort auf unsere Facebook-Pinnwand<br />
(www.facebook.com/oberkircherwinzereG) posten oder eine<br />
E-Mail an info@oberkircher-winzer.de senden. Viel Glück!<br />
MITMACHEN BIS<br />
16.5.<strong>2014</strong><br />
Alternativ können Sie uns den Lösungssatz auch auf einer Postkarte an folgende Adresse senden: Oberkircher Winzer eG,<br />
Renchener Straße 42, 77704 Oberkirch. Nur ausreichend frankierte Einsendungen mit vollständiger Absenderadresse<br />
nehmen an der Verlosung teil.<br />
Einsendeschluss ist der 16. 5. <strong>2014</strong>. Teilnehmen kann jeder mit Ausnahme der Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen und deren<br />
Angehörige. Eine Barauszahlung des Gewinnes und der Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.<br />
Gewinner des letzten Gewinnspiels: Joachim Hoffmann aus Bühl<br />
NÜTZLICHES WEINWISSEN<br />
»Weinwissen für Small Talker«<br />
Weinkenner im Schnelldurchgang, Teil <strong>11</strong>. Wie begegnen Sie den selbst ernannten Weinexperten, die überall nerven? Sie kontern<br />
mit präzisen und provokativen Wahrheiten, die jede Weinlüge entlarven. Hier kommt Ihr Stoff über Alkohol, Lagerfähigkeit,<br />
Champagner und Klima.<br />
Wahrheit Nr. 19<br />
„Nur französische Weine haben Terroir“<br />
Da „Terroir“ ein französischer Begriff ist, liegt die Vermutung<br />
nahe, dass es sich dabei um ein speziell französisches Phänomen<br />
handelt. Terroir bedeutet aber nicht nur „Gegend“, der<br />
Begriff ist vom lateinischen „Terra“ (Erde) abgeleitet. Mit Terroir<br />
soll ausgedrückt werden, dass Lebensmittel eine geografische<br />
Heimat haben. <strong>Das</strong>s man bei der Milch die Kuhrasse, das<br />
Futter und das Klima herausschmeckt und beim Wein Boden<br />
und Mikroklima. Jedem Winzer, der auf seinen Weinbergen<br />
die passenden Reben anpflanzt und im Weinkeller schonend<br />
arbeitet, wird es garantiert gelingen, dass der Wein unvergleichlich<br />
nach seiner regionalen Herkunft schmeckt.<br />
So kann also jeder Wein Terroir haben – oder auch nicht. <strong>Das</strong><br />
gilt auch für französische Tropfen.<br />
Wahrheit Nr. 20<br />
„Champagner-Methode ist einmalig“<br />
Salopp gesagt gehört der Champagner zu Frankreichs Heiligtümern.<br />
Nicht einmal dort, wo es auch Orte gleichen Namens<br />
gibt, wie in der Schweiz, darf man „Champagner“ aufs Etikett<br />
schreiben. Der Begriff ist eindeutig mit der geografischen Lage<br />
– der Champagne – verbunden, basta! Auch die Herstellungsmethode<br />
Méthode champenoise respektive Champagner-<br />
Methode ist ein geschützter Begriff, obwohl es sich streng<br />
genommen nur um eine traditionelle Flaschengärung handelt.<br />
Dieses Verfahren findet bekanntlich auch bei Crémant und<br />
Winzersekt Anwendung. Somit ist die Champagner-Methode<br />
nur als enger Begriff in Verbindung mit Champagner einmalig.<br />
Als traditionelle Flaschengärung wird sie überall dort<br />
eingesetzt, wo man Weine hochwertig versekten will.<br />
21
TERMINE & KALENDER<br />
Termine<br />
Thema Datum Ort<br />
WeinFrühling<br />
Weinmesse<br />
15. / 16. März <strong>2014</strong><br />
Rheinterrasse im<br />
Rheingoldsaal, Düsseldorf<br />
Wein am Main<br />
Weinmesse<br />
26. / 27. April <strong>2014</strong><br />
Casinogebäude Campus<br />
Westend, Frankfurt<br />
Baden-Württemberg<br />
Classic, Weinmesse<br />
26. / 27. April <strong>2014</strong><br />
Kraftzentrale Landschaftspark,<br />
Duisburg<br />
Fest der Sinne lockt mit Vielfalt.<br />
Die Oberkircher Winzer laden am Sonntag, 2. Juni,<br />
ab <strong>11</strong> Uhr wieder zum Fest der Sinne ein.<br />
An diesem Tag öffnet der Betrieb seine Türen<br />
weit und gewährt den Besuchern tiefe Einblicke<br />
in die Kellerwirtschaft. Bei Kellerführungen,<br />
Exklusivweinprobe und Genuss-Seminar können<br />
sich die Gäste von der Qualität Oberkircher Weine<br />
und gelungener Festlaune überzeugen.<br />
Badische Weinmesse 10. / <strong>11</strong> . Mai <strong>2014</strong> Messe Offenburg-Ortenau<br />
Oberkircher<br />
Comedy-Night<br />
29. Mai <strong>2014</strong> Oberkircher Winzer eG<br />
Fest der Sinne 1. Juni <strong>2014</strong> Oberkircher Winzer eG<br />
Kalender<br />
<strong>2014</strong><br />
Musik & Kunst Datum Ort<br />
Michael Kaeshammer<br />
Mittwoch,<br />
19. März <strong>2014</strong><br />
Reithalle Offenburg<br />
Lang Lang<br />
Donnerstag,<br />
20. März <strong>2014</strong><br />
Festspielhaus<br />
Baden-Baden<br />
Carla Bruni<br />
Samstag,<br />
22. März <strong>2014</strong><br />
Palais de la Musique,<br />
Straßburg<br />
Carla Bruni<br />
Andrea Berg, „Atlantis Tour“<br />
Sonntag,<br />
23. März <strong>2014</strong><br />
Le Zénith, Straßburg<br />
Da Carla Bruni nun nicht mehr im<br />
goldenen Käfig mit Gatte Nicolas<br />
leben muss, hat sie wieder viel Zeit<br />
für die wirklich wichtigen Dinge des<br />
Lebens. Sie komponiert, nimmt im<br />
Studio ihre Platten auf und geht mit<br />
ihren neuen „Little French Songs“ auf<br />
Tournee.<br />
John Mayall<br />
Otto<br />
Samstag,<br />
12. April <strong>2014</strong><br />
Sonntag,<br />
27. April <strong>2014</strong><br />
Jazzhaus, Freiburg<br />
Festspielhaus<br />
Baden-Baden<br />
22
12. Juli<br />
<strong>2014</strong><br />
Start: 17:00 Uhr am Weiherplatz<br />
Kosten: p.P. 25,00 Euro<br />
Info & Anmeldung<br />
Tourist-Information<br />
Wilhelmstraße 2<br />
77740 Bad Peterstal-Griesbach<br />
Fon +49(0)780691000<br />
info@bad-peterstal-griesbach.info<br />
www.bad-peterstal-griesbach.de<br />
Kulinarische<br />
Vollmondwanderung<br />
Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst...<br />
Wandern Sie mit uns den Premiumweg Wiesensteig im<br />
Zauber der untergehenden Sonne und genießen Sie<br />
unter funkelndem Sternenzelt im Schein des Vollmondes<br />
leckere Köstlichkeiten aus der Region.<br />
www.bad-peterstal-griesbach.de
RENCHTAL TOURISMUS GMBH<br />
Bahnhofstraße 16 | 77704 Oberkirch<br />
Tel. 0 78 02 82 - 600 | www.renchtal-tourismus.de