Abstimmungsheft Leitantrag L.1. - Die Linke
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4. Parteitag, 1. Tagung am 15. Februar 2014<br />
Stand: 13. Februar 2014, 10 Uhr<br />
<strong>Abstimmungsheft</strong><br />
<strong>Leitantrag</strong><br />
<strong>L.1.</strong><br />
„Europa geht anders. Sozial, friedlich, demokratisch.“<br />
<strong>L.1.</strong>25.1. KV Hannover: Titel des Wahlprogramms ersetzen durch:<br />
„Mut für ein anderes Europa. Sozial, ökologisch, friedlich, demokratisch“<br />
Vom Parteivorstand als Antragsteller übernommene oder teilweise<br />
übernommene Änderungsanträge sind im Text eingefügt und grau unterlegt. In<br />
Klammern folgen (Nr. des Änderungsantrages und Antragsteller/in)<br />
Wenn im Klammerausdruck nur Antragsnummer und Antragsteller/in aufgeführt<br />
sind, bedeutet das vollständige Übernahme.<br />
TÜ<br />
VÜ<br />
VTÜ<br />
Erledigt<br />
teilweise Übernahme durch PV<br />
Übernahme in veränderter Formulierung<br />
Teilübernahme in veränderter Formulierung<br />
Änderungsantrag ist dem Sinn nach in der übernommenen<br />
Formulierung enthalten oder durch Übernahme eines anderen<br />
Änderungsantrages ist der zu ändernde Text nicht mehr vorhanden<br />
<strong>Die</strong> Änderungsanträge in den Kästchen sind vom Parteitag zu behandeln.<br />
<strong>Die</strong> Zeilenzahlen entsprechen denen des <strong>Leitantrag</strong>s <strong>L.1.</strong> im Antragsheft 1.<br />
1
<strong>L.1.</strong>61.12. AKL: Vor Zeile 1 einfügen:<br />
1. Anmut sparet nicht noch Mühe<br />
Leidenschaft nicht noch Verstand<br />
Daß ein gutes Deutschland blühe<br />
Wie ein andres gutes Land.<br />
2. Dass die Völker nicht erbleichen<br />
Wie vor einer Räuberin<br />
Sondern ihre Hände reichen<br />
Uns wie andern Völkern hin.<br />
3. Und nicht über und nicht unter<br />
Andern Völkern woll‘n wir sein<br />
Von der See bis zu den Alpen<br />
Von der Oder bis zum Rhein.<br />
<strong>L.1.</strong>66. Gabi Zimmer u.a.: <strong>Die</strong> folgenden Zeilen 1 – 141 (Einleitung) ersetzen durch:<br />
Europa geht anders. Sozial, friedlich, demokratisch.<br />
„Friedliche Lösung von Konflikten, individuelle Freiheitsrechte, solidarisches und<br />
demokratisches Zusammenleben: Das sind die Erwartungen, die Menschen in den<br />
Mitgliedstaaten an die EU-Mitgliedschaft haben.<br />
An deren Erfüllung müssen wir gemeinsam arbeiten.“<br />
Lothar Bisky, Juli 2013<br />
Liebe Wählerinnen und Wähler,<br />
DIE LINKE kämpft für eine Gesellschaft, in der alle Menschen frei, selbstbestimmt und in Würde<br />
leben können. Eine solche Gesellschaft ist nur möglich, wenn Menschen über ihre Zukunft<br />
mitentscheiden können, wenn es soziale Sicherheit, gute Arbeit mit guten Löhnen, Bildung und<br />
Gesundheitsvorsorge für alle gibt. Wenn Kinder- und Altersarmut der Vergangenheit angehören.<br />
Wenn verschiedene Lebensentwürfe respektiert und geschützt werden. Wenn natürlicher Reichtum<br />
erhalten wird und Solidarität in der eigenen Gesellschaft, mit unseren Nachbarn und weltweit<br />
selbstverständlich sind. Wenn Frieden herrscht.<br />
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, in dem Millionen Europäer in den Schützengräben für die<br />
Interessen ihrer Kaiser und Könige, ihrer Großgrundbesitzer, Hochfinanz und Großindustrie starben.<br />
25 Jahre später organisierte der deutsche Faschismus den Holocaust und entfesselte in Europa und<br />
weit darüber hinaus ein Inferno des Terrors und des Mordens, dem mehr als fünfzig Millionen<br />
Menschen zum Opfer fielen. Das mahnt und erinnert uns, wie wichtig die Idee eines friedlichen<br />
Europa ist. Aus dem Widerstand gegen Krieg und Faschismus erwuchs die Forderung, die auch heute<br />
für uns verbindlich ist: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Für ein gemeinsames Haus Europa<br />
2
und Frieden.<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union (EU) steht heute an einem Scheideweg: Ein „Weiter so“ führt nicht aus der<br />
Krise, der zunehmenden Verarmung und Spaltung zwischen Gewinnern und Verlierern, zwischen<br />
oben und unten in den Mitgliedsstaaten der EU. Europa hat sein Ziel, Frieden – auch sozialen – zu<br />
schaffen und zu erhalten aus den Augen verloren. Das politische Angebot der LINKEN, das wir in<br />
unserem Wahlprogramm für das Europäische Parlament unterbreiten, entwirft dagegen ein Europa,<br />
das sozialer, gerechter, ökologischer, feministischer, friedlicher und weltoffener ist. Wir, DIE LINKE,<br />
wollen mit unseren Vorschlägen, Forderungen und Visionen für ein gemeinsames Europa politisch bei<br />
all jenen anknüpfen, die sich für diese Ziele engagieren. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und<br />
Partnern in der Europäischen Linkspartei (EL), in den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen hat<br />
DIE LINKE konkrete Alternativen formuliert, die wir europaweit zur Diskussion stellen werden. Mit<br />
dem Spitzenkandidaten der Europäischen <strong>Linke</strong>n, dem Vorsitzenden des griechischen<br />
Linksbündnisses SYRIZA, Alexis Tsipras, knüpfen wir an die eindrucksvoll geführten Kämpfe in<br />
Griechenland gegen sozialen Kahlschlag und Erwerbslosigkeit, gegen Faschismus und militärische<br />
Interventionen – für solidarische Alternativen an. <strong>Die</strong> Zeit für grundlegende Veränderungen der<br />
Politik ist gekommen.<br />
Über diese Veränderungen wird auch im zukünftigen Europäischen Parlament wesentlich<br />
mitentschieden. Sein Einfluss wurde in den letzten Jahren gestärkt, seine Diskurse und Beschlüsse<br />
werden wichtige Richtungsentscheidungen in der Europäischen Union prägen: Sollen die Spardiktate<br />
der Troika - jener durch niemanden demokratisch legitimierten politischen Allianz aus<br />
Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) - auf<br />
Kosten der sozial Schwachen, Kranken, Alten und Jungen fortgesetzt werden? Geht es zukünftig nur<br />
um immer mehr Konkurrenz und die Verwirklichung von Profitlogiken? Soll weiter die öffentliche<br />
Daseinsvorsorge kaputtgespart und immer mehr privatisiert werden? Sollen Konzerne und Banken<br />
weiter die Gewinner einer fehlgeleiteten europäischen Integration sein? Wird ein gemeinsamer Markt<br />
mit den USA angestrebt, dem die sozialen, kulturellen und demokratischen Errungenschaften der EU<br />
zum Opfer fallen? Wird der dringend notwendige ökologische Umbau auf der Strecke bleiben?<br />
Werden die Mauern um die Europäische Union noch höher, tödlicher und die Ausgaben für<br />
Rüstungsproduktion und -handel weiter gesteigert? Wird die Politik Europas vor allem über<br />
Vereinbarungen allein zwischen Regierungen in Gremien durchgesetzt, die sich jeder demokratischen<br />
Kontrolle entziehen? Eine solche Politik wird DIE LINKE entschieden bekämpfen und um breite<br />
Bündnisse für Alternativen ringen.<br />
Wir wollen einen Politikwechsel, damit die EU nicht vornehmlich Eliten an Reichtum und Macht ein<br />
zu Hause bietet, sondern sich solidarisch für alle entwickelt. Wir werden es nicht hinnehmen, dass die<br />
europäische Integration für alle ins Stocken geraten ist, weil das Krisenmanagement in vielen<br />
Ländern lediglich den Vermögenden dient und die Armen ärmer macht.<br />
In der Europäischen Union sind heute viele Staaten West-, Mittel-, Ost- und Südeuropas vereint. <strong>Die</strong>s<br />
hat für viele Millionen Menschen Gewinne an Wohlstand, Gemeinsamkeit, Offenheit, Stärkung der<br />
Kooperation und der Rechte der Bürgerinnen und Bürger gebracht. Aber diese Errungenschaften<br />
betrafen nicht alle, wurden zunehmend demontiert oder sind gefährdet. Seit mehr als zwanzig Jahren<br />
werden Konkurrenz, Standortwettbewerb und Orientierung an den Interessen der Großkonzerne und<br />
der Kapitaleigentümer durch nationale Regierungen, große Kapitalgruppen und Organe der<br />
Europäischen Union vorangetrieben. <strong>Die</strong> Orientierung auf „Sicherheit“ und „globale Konkurrenzund<br />
Handlungsfähigkeit“ hat Probleme und Gefahren gemehrt und fordert nicht nur uns zu Protest,<br />
Widerstand und die Formulierung klarer Alternativen heraus. <strong>Die</strong> Große Koalition in Deutschland<br />
3
estärkt diese falschen Weichenstellungen. <strong>Die</strong> Wahlen zum Europäischen Parlament wollen wir<br />
deshalb zu einem Signal für einen Kurswechsel in der Europäischen Union werden lassen.<br />
<strong>Die</strong> Regierenden in den Mitgliedstaaten der EU – Deutschland vorneweg – haben das Ziel des<br />
gemeinsamen Wohls aller hier lebenden Menschen zu verfolgen, nie gehabt oder schlicht aufgegeben.<br />
Viele konservative und auch sozialdemokratische Regierungen in der EU haben sich mehr und mehr<br />
zur Beute neoliberaler Politik machen lassen und damit den Charakter Europas verändert und die Idee<br />
eines sozialen Europas aufgegeben. Weil die wirtschaftliche Integration nicht mit einer sozialen und<br />
ökologischen Union verbunden wurde, sehen gerade heute viele Menschen ihre Interessen in der<br />
Europäischen Union nicht gewahrt. Für sie wurde die EU von einer Hoffnung zu einer Bedrohung.<br />
<strong>Die</strong> europäische Integration hat so an Unterstützung und Legitimität verloren.<br />
Das alles ist für uns aber noch lange kein Grund, sich in die Enge der alten Nationalstaaten mit ihren<br />
traditionell patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen zurückzuwünschen. <strong>Die</strong> Alternative ist nicht der<br />
Rückzug aus der Union, sondern der Kampf um ihre Veränderung. Eine Rückkehr zu einem Europa<br />
der Nationalstaaten ist keine soziale und demokratische Alternative, sondern eine große Gefahr. <strong>Die</strong><br />
einzelnen Mitgliedstaaten wären den sogenannten Finanzmärkten und einem verrohten Kapitalismus<br />
bedingungslos ausgeliefert. Nationalismus und Rassismus würden die Tagesordnung beherrschen.<br />
Daran kann und wird sich die LINKE nicht beteiligen. Den erstarkenden Faschisten und dem offenen<br />
Rassismus in vielen Mitgliedsländern der EU begegnen wir mit zivilem Widerstand. Wir kämpfen um<br />
eine andere Politik für die Menschen in jeder Kommune, jedem Bundesland, in Deutschland und auch<br />
in der Europäischen Union. <strong>Die</strong>se Kämpfe sind untrennbar. Was in Deutschland verhindert wird, was<br />
in Deutschland an Alternativen durchgesetzt wird, das eröffnet wichtige Möglichkeiten für die<br />
Kämpfe der <strong>Linke</strong>n in anderen Mitgliedstaaten. Was auf europäischer Ebene und im Europäischen<br />
Parlament entschieden wird, hat maßgeblichen Einfluss auf das Leben in der Bundesrepublik.<br />
DIE LINKE will die Europäische Union zu einer wirklichen Solidargemeinschaft entwickeln. Wir<br />
treten für ein europäisches Sozial- und Solidarsystem ein, durch das der Wert eines gemeinsamen<br />
europäischen Handelns für alle Bürgerinnen und Bürger Europas sichtbar wird. Wir wollen die<br />
Außenpolitik der EU von den Krisengewinnlern und Rüstungsexporteuren befreien und Frieden zum<br />
Markenzeichen der Europäischen Union machen. Wir wollen die Union zu einem gemeinsamen<br />
Bürgerrechtsraum umbauen, in dem demokratische Grundrechte universell Geltung haben, in der<br />
Freizügigkeit nicht durch Datenüberwachung, Geheimdienste, Migrationspolizeien und Grenzregime<br />
eingeschränkt und definiert werden. Wir wollen die Europäische Union zum guten, friedlichen und<br />
solidarischen Nachbarn für die Menschen dieser Welt entwickeln. Wir wollen die EU-Institutionen<br />
demokratisieren und kontrollieren und den Kurs der Europäischen Kommission und des Europäischen<br />
Rates so verändern, dass das Kapital nicht mehr deutsche gegen griechische Europäerinnen und<br />
Europäer ausspielen kann, sondern gemeinsame sozial-ökologische Entwicklungsziele in den<br />
Vordergrund gestellt werden. Wir wollen zur Durchsetzung dieser Ziele die Grundlagen der<br />
Europäischen Union vom Kopf auf die Füße stellen, den Regierungen nehmen und den Menschen<br />
geben. Wir wollen die Diskussion über gemeinsame Werte und Normen in der EU und über deren<br />
rechtliche Ausgestaltung in großer Breite und unter institutioneller Einbeziehung der Zivilgesellschaft<br />
führen. Wir wollen, dass über die Ergebnisse dieses solidarischen Diskurses in zeitgleich<br />
stattfindenden Referenden in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union abgestimmt wird. Dafür<br />
und für vieles mehr braucht es eine starke linke Fraktion im Europäischen Parlament.<br />
Eine veränderte Europäische Union ist möglich und die „Alternativlosigkeit“ von Kanzlerin Merkel<br />
(CDU) eine Chimäre. Eine demokratische, soziale und ökologische Umkehr in Europa kann erkämpft<br />
werden – auf allen Ebenen der Politik, von der Kommunalversammlung bis zum Europaparlament.<br />
4
DIE LINKE hat dabei eine besondere Verantwortung. Unsere europäischen Alternativen zur<br />
herrschenden Krisenpolitik und den nationalistischen Scheinantworten sind eindeutig:<br />
Erstens: Wir fordern, dass die Folgen der Krise nicht weiter durch die Schwächsten der Gesellschaft,<br />
Kinder, Ältere, Beschäftigte, kleine Selbständige und Kleinunternehmer getragen werden. Es geht uns<br />
um den Schutz und die Wiederherstellung der Gesundheits- und Altersvorsorge sowie der Bildung in<br />
den besonders betroffenen Krisenländern. <strong>Die</strong> Jugenderwerbslosigkeit muss durch Sonderprogramme<br />
bekämpft und drastisch reduziert werden. Es geht um die Zukunft einer ganzen Generation. Es geht<br />
um das Leben von Millionen Asylsuchenden und sogenannte illegal in der EU lebende Menschen.<br />
Wir kämpfen für eine Sozialcharta bei Hilfen für Krisenstaaten und eine direkte Kreditvergabe durch<br />
die EZB in festgelegtem Rahmen.<br />
Zweitens: <strong>Die</strong> Politik der Umverteilung von unten nach oben, der Privatisierung wichtiger<br />
öffentlicher <strong>Die</strong>nstleistungen und der Deregulierung im Banken- und Finanzsektor, ist eine der<br />
wichtigsten Ursachen der aktuellen Krise. Ein neuer sozialer Kompromiss braucht „Umfairteilung“,<br />
einen starken öffentlichen Sektor und den Ausbau der öffentlichen <strong>Die</strong>nstleistungen sowie öffentliche<br />
EU Konjunkturprogramme unter transparenter öffentlicher Kontrolle. DIE LINKE steht ein für<br />
gemeinsame EU-weite Mindestsätze bei der Unternehmensbesteuerung und für eine EU-weite<br />
Vermögensabgabe.<br />
Drittens: Wir setzen uns für einen Prozess der grundlegenden Neuausrichtung der Europäischen<br />
Union und ihrer Institutionen ein, um die Richtung der europäischen Integration zu verändern. <strong>Die</strong><br />
EU soll soziale, ökologische und globale Probleme lösen, die Grundrechte der hier Lebenden<br />
schützen und stärken, sich endlich wirklich für die Menschenrechte engagieren, anstatt diese zu<br />
instrumentalisieren. Dazu muss die Demokratie auf allen Ebenen und die Zusammenarbeit unter den<br />
demokratischen Interessenvertretungen und Parlamenten gestärkt werden. Deshalb fordert DIE<br />
LINKE unter anderem EU-weite und verbindliche Volksentscheide.<br />
Viertens: DIE LINKE kämpft für verbindliche soziale Rechte für alle Menschen in der EU, so für<br />
EU-weite armutsfeste Mindestlöhne, Mindestrenten und Mindesteinkommen. In der gesamten EU<br />
muss gelten: Solidarität und soziale Mindeststandards sind eine entscheidende Basis des<br />
Zusammenhalts, der Wettbewerb des Sozialdumpings muss beendet werden.<br />
Fünftens: Wir setzen uns für die Ausweitung von Grundrechten im Internetzeitalter ein. Wir lehnen<br />
die totalitär gewordene Überwachung von Kommunikation durch Staaten und Konzerne ab, fordern<br />
das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und die Durchsetzung demokratischer Kontrolle.<br />
Sechstens: Armut, Bürgerkriege und Umweltkatastrophen sind Folgen kapitalistischer<br />
Globalisierung, äußerer Einmischung und von Staatenzerfall. Verfolgung, Flucht, Vertreibung und die<br />
Suche nach lebenswerten Alternativen führen Menschen in die EU und deren reichere<br />
Mitgliedsstaaten. Wir stehen zum Grundrecht auf Asyl, wollen einen deutlich stärkeren Einsatz für<br />
Kriegsflüchtlinge, insbesondere aus dem Nahen Osten und Nordafrika, und treten für eine aktive<br />
Politik solidarischer sozialer Integration ein. Wir brauchen eine Humanisierung der Flüchtlingspolitik,<br />
FRONTEX ist aufzulösen.<br />
Siebtens: Wir setzen uns ein für eine aktive und konstruktive Politik der Europäischen Union<br />
gegenüber den Nachbarländern im Osten und Süden der Europäischen Union, für Engagement gegen<br />
globale Armut ein. Offenheit, wirtschaftliche Kooperation, Solidarität und eine gemeinsame<br />
Entwicklung sind der Schlüssel für Frieden und Wohlstand. <strong>Die</strong> EU soll sich verstärkt an allen<br />
globalen Initiativen, die zu einer friedlichen und nachhaltigen Entwicklung beitragen können, aktiv<br />
5
eteiligen. Eine konsequente Entmilitarisierung der EU und die Konversion der Militärpotenziale<br />
ihrer Mitgliedstaaten wäre hierzu ein wichtiger Beitrag. Rüstungsexporte müssen verboten werden.<br />
<strong>Die</strong> Freigabe von Technologien insbesondere in den Bereichen von Umwelt, Gesundheit und Bildung<br />
für die ärmeren Länder soll eine Selbstverständlichkeit werden.<br />
Liebe Wählerinnen und Wähler,<br />
es bleibt dabei: <strong>Die</strong> Internationale erkämpft das Menschenrecht! Deshalb bitten wir Sie um Ihre<br />
Stimme bei den Wahlen zum Europäischen Parlament.<br />
<strong>L.1.</strong>47.1. LV Hessen u.a.: Zeilen 1 bis 37 bis „… und Bürokratie.“ ersetzen durch:<br />
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges vor hundert Jahren und der nachfolgende Faschismus mit Mord,<br />
Terror, dem Holocaust und der Entfesselung eines zweiten Weltkriegs mit Millionen von Toten und<br />
grenzenloser Verwüstung mahnen uns zum Frieden. <strong>Die</strong> aus diesen Erfahrungen und dem Widerstand<br />
erwachsene Forderung 'Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus' ist auch heute noch aktuell. <strong>Linke</strong><br />
Parteien und Bewegungen standen nach dem Sieg über den Faschismus für ein Europa des Friedens,<br />
der Solidarität und der Forderung der Völker nach Selbstbestimmung. <strong>Die</strong> Institution EU bringt uns<br />
derzeit diesem Ziel nicht näher. Im Gegenteil: Art. 42 des EU Vertrages verpflichtet die<br />
Mitgliedsstaaten ausdrücklich, „ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern“. Da<br />
niemand die EU militärisch angreifen will, ist diese Aufrüstungsverpflichtung nur darauf ausgerichtet,<br />
durch die im Vertrag vorgesehenen weltweiten Militäreinsätze die „strategischen Interessen der<br />
Union“ zu wahren, die letztlich die wirtschaftlichen Interessen des europäischen Kapitals sind. <strong>Die</strong>se<br />
militaristische Ausrichtung der EU lehnt die <strong>Linke</strong> entschieden ab. Wir kämpfen für ein Europa des<br />
Friedens nach innen und außen.<br />
Der Prozess der europäischen Integration und die Entwicklung der Europäischen Union waren immer<br />
auch mit der Hoffnung auf Frieden und sozialen Fortschritt verbunden. Spätestens mit dem Ausbruch<br />
der Finanzkrise 2008 und der Politik der Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer<br />
Zentralbank und Internationalem Währungsfonds ist diese Hoffnung enttäuscht worden. Mit der<br />
Kürzungs- und Privatisierungspolitik sowie dem Fiskalpakt werden auf breiter Front soziale<br />
Errungenschaften zunichte gemacht, zivile und gewerkschaftliche Rechte beschnitten und die<br />
Demokratie ausgehöhlt. Anstatt abzurüsten, gibt es immer mehr Kriege unter Beteiligung<br />
europäischer Länder und der EU selbst. <strong>Die</strong> EU ist einer der größten Waffenexporteure der Welt.<br />
Anstatt Menschen in Not aus anderen Teilen der Welt den Zugang zu eröffnen, schottet sich Europa<br />
ab. Anstatt in die gesellschaftliche Entwicklung und in die Verbesserung der Arbeits- und<br />
Lebensbedingungen zu investieren, werden Milliarden zur Rettung der Banken und ihrer reichen<br />
Anleger verschwendet.<br />
Bereits mit der Gründung der EWG wurden die Weichen falsch gestellt. <strong>Die</strong> Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftspolitik der europäischen Union war von Beginn an auf ökonomische Interessen und<br />
spätestens mit den Verträgen von Maastricht und Lissabon eindeutig neoliberal ausgerichtet. <strong>Die</strong>s<br />
prägt auch die europäische Krisenpolitik, die in ihren Folgen nicht nur sozial verheerend, sondern<br />
auch wirtschaftlich kontraproduktiv ist. Es dominieren die Interessen des Kapitals. Sozialstaatlichkeit<br />
und Demokratie bleiben auf der Strecke.<br />
Für diese Entwicklung tragen die nationalen Regierungen die politische Verantwortung. <strong>Die</strong>s gilt<br />
insbesondere für die deutsche Regierung unter Bundeskanzlerin Merkel. Sie war es, die den Ländern<br />
6
der Europäischen Union den Fiskalpakt aufgedrückt hat, mit dem die katastrophale Kürzungspolitik<br />
weiter verschärft wird. Begründet wird diese Politik mit den horrenden Staatsschulden. <strong>Die</strong><br />
europäische Krise ist jedoch eine Banken- und Finanzmarktkrise, die ihren tieferen Grund in den<br />
Widersprüchen einer kapitalistischen Entwicklung mit der Dominanz des Finanzkapitals hat. Nach<br />
der Deregulierung der Finanzmärkte haben verantwortungslose Zocker Milliardenverluste gemacht.<br />
Erst die Rettung der Banken durch die Staaten hat die Staatsschulden anschwellen lassen. DIE<br />
LINKE hat als einzige Partei im Bundestag gegen diese Rettungspakete gestimmt. Nicht weil wir<br />
gegen Solidarität sind - ganz im Gegenteil. Wir lehnen die Rettung der durch Spekulation in die Krise<br />
geratenen Banken und ihrer Eigentümer zulasten der breiten Masse der Bevölkerung ab. Wir wollen<br />
eine Politik für die Menschen und nicht für die Banken!<br />
<strong>Die</strong> Folgen dieser Politik sind eine deutlich angestiegene Arbeitslosigkeit und eine Zunahme der<br />
Verarmung. Besonders dramatisch ist die Lage der jungen Generation. Betroffen sind vor allem die<br />
Länder Südeuropas. So ist in Griechenland, Spanien und Portugal mehr als die Hälfte der jungen<br />
Menschen ohne Arbeit und Zukunftsperspektive. In Deutschland ist die Krise vor allem in der<br />
Spaltung des Arbeitsmarktes und der gestiegenen Armut spürbar. Auch in Deutschland nehmen die<br />
sozialen Widersprüche zu. Ausdruck davon sind das Ausmaß der prekären Arbeit und das steigende<br />
Armutsrisiko, wovon besonders die Kinder betroffen sind. Der Abbau von Arbeitnehmer- und<br />
Gewerkschaftsrechten in den am meisten von der Krise betroffenen Ländern drückt auch auf die<br />
Arbeitsbedingungen in Deutschland.<br />
<strong>Die</strong> wesentlich auf dem Export basierende Wirtschaft verschärft die Handelsungleichgewichte in<br />
Europa. Während insbesondere in Deutschland mit einer sinkenden Lohnquote Exportüberschüsse<br />
erzielt werden, finanzieren andere Länder ihre Nachfrage durch Kredite. <strong>Die</strong> Ursachen der weltweiten<br />
Finanzkrise sind keineswegs beseitigt. <strong>Die</strong> Entwicklung der Weltwirtschaft bleibt fragil. <strong>Die</strong><br />
ökologische Bedrohung unserer Lebensgrundlagen ist offenkundig. Der Kapitalismus ist nicht das<br />
Ende der Geschichte. Er ist kein nachhaltiges Entwicklungsmodell. Ein Umsteuern in der Wirtschaft<br />
ist unumgänglich.<br />
Wir wissen, dass Europa mehr ist als die Europäische Union. Doch die Politik der Europäischen<br />
Union prägt auch die Entwicklungsrichtung Europas insgesamt. Auch wenn die Kompetenzen des<br />
Europäischen Parlaments sehr begrenzt sind, sodrücken die Wahlen zum Europäischen Parlament<br />
doch das politische Kräfteverhältnis in Europa aus und damit auch die künftige<br />
Richtungsentwicklung. Wir wollen die Politik der europäischen Union grundlegend ändern. Wir<br />
wollen mehr Demokratie in Europa. Wir wollen ein Europa, das den Menschen eine tragfähige<br />
Perspektive für Frieden und sozialen Fortschritt bietet und der jungen Generation ihre Zukunft<br />
ermöglicht. Ein solches Europa ist auf der Grundlage der geltenden Verträge nicht entwickelbar. <strong>Die</strong><br />
Europäische Union hat die Hoffnungen der Menschen enttäuscht und ihre Legitimationsgrundlage<br />
verloren. Nationalismus ist keine Antwort auf die Defizite Europas. Unsere Kritik am Zustand<br />
Europas führt zu unserem Engagement für ein grundlegend anderes, ein sozialeres, demokratischeres<br />
und friedlicheres Europa. Ein Neustart ist notwendig - Ein anderes Europa ist möglich. Denn bisher<br />
verbinden immer mehr Menschen mit ‚Europa‘ Kosten, Bevormundung und Bürokratie.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Einleitung<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union war einst eine Hoffnung für die Menschen. Aber was haben die Raubzüge der<br />
Großbanken, der Bürokratismus und die Unersättlichkeit der Rüstungskonzerne daraus gemacht?<br />
7
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
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10<br />
11<br />
Spätestens seit dem Vertrag von Maastricht wurde die EU zu einer neoliberalen, militaristischen und<br />
weithin undemokratischen Macht, die nach 2008 eine der größten Krisen der letzten 100 Jahre mit<br />
verursachte. Viele verbanden mit der EU: mehr internationale Solidarität. Heraus gekommen sind<br />
mehr faschistische Parteien, rechtspopulistische Hetzer und mehr Menschenjagd in und an den<br />
Grenzen der EU. Immer mehr wurde die EU zu einem ungehemmten Kapitalmarkt. Immer mehr<br />
Gräben wurden aufgerissen, statt Hände zu reichen. (<strong>L.1.</strong>25.2. KV Hannover, <strong>L.1.</strong>45 C. Lay u. a.,<br />
damit erledigt: 1.27. KV Aachen, <strong>L.1.</strong>68.1. BV Hamburg Mitte, <strong>L.1.</strong>63.1. Geraer Dialog, <strong>L.1.</strong>116.1.<br />
KV Wiesbaden, <strong>L.1.</strong>46.1. LV Sachsen, <strong>L.1.</strong>80.1. KV Gifhorn)<br />
<strong>Die</strong> Wahl zum Europäischen Parlament fällt in eine Zeit, in der Europa vor einem Scheideweg steht:<br />
wie wir leben wollen, wie wir soziale Gerechtigkeit erreichen, Arbeit, Demokratie und alltägliches<br />
<strong>L.1.</strong>25.3. KV Hannover: Am Anfang der Zeile 11 einfügen: Es geht darum, [wie wir leben wollen<br />
…]<br />
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15<br />
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17<br />
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Zusammenleben organisieren wollen. Worauf wir Anspruch haben, beim Lohn, bei der Rente, bei der<br />
Gesundheitsversorgung, beim Schutz unserer Daten. Ob es Chancen gibt für eine ganze Generation<br />
von jungen Menschen in Europa oder ob sie in Armut, Erwerbslosigkeit und Migration gezwungen<br />
werden. Ob wir in guter Nachbarschaft leben oder ob unsere Nachbarn mit Wut und Verzweiflung auf<br />
Deutschland schauen. Ob wir einen neuen Anfang für eine wirtschaftliche Entwicklung machen, der<br />
Lebensqualität, Demokratie und Ökologie zusammenbringt oder ob die einen ohne wirtschaftliche<br />
Perspektive bleiben, und das wirtschaftliche Wachstum der anderen die natürlichen Grundlagen<br />
zerstört. DIE LINKE tritt für ein soziales, demokratisches und solidarisches Europa ein, das aus dem<br />
Klammergriff der Finanzmärkte und der Kürzungspolitik befreit wird. Wir wollen, dass in ganz<br />
<strong>L.1.</strong>116.2. KV Wiesbaden u.a.: In Zeile 19 und 20 einfügen:<br />
Zeile 19 nach „solidarisches“: und sozialistisches<br />
Zeile 20 nach „Finanzmärkte“: und Großkonzerne<br />
<strong>L.1.</strong>46.2. LV Sachsen: In Zeile 20 Wortgruppe „Klammergriff der Finanzmärkte“ ersetzen durch:<br />
„Dominanz der Märkte“<br />
21<br />
22<br />
Europa die Interessen von Beschäftigten und Erwerbslosen, von Rentnerinnen und Rentnern und der<br />
Jugendlichen an erster Stelle stehen.<br />
<strong>L.1.</strong>25.4. KV Hannover: In den Zeilen 19 – 22 den ersten Satz ändern in:<br />
DIE LINKE tritt für ein soziales, demokratisches und solidarisches Europa ein, das die Menschen aus<br />
dem Klammergriff der Finanzmärkte und der Kürzungspolitik befreit.<br />
Den zweiten Satz ersatzlos streichen: Wir wollen … erster Stelle stehen.<br />
<strong>L.1.</strong>85.1. Ilja Seifert u.a.: Zeilen 19 (ab DIE LINKE) bis 22 ändern in:<br />
DIE LINKE tritt für ein soziales, demokratisches, und barrierefreies – für ein solidarisches Europa<br />
ein, befreit aus dem Klammergriff der Finanzmärkte und der Kürzungspolitik. Wir wollen, dass in<br />
ganz Europa die Interessen von Beschäftigten und Erwerbslosen, von Rentnerinnen und Rentnern<br />
sowie der Jugendlichen – ob mit oder ohne Behinderungen - an erster Stelle stehen.<br />
<strong>L.1.</strong>57.1. W. Methling u.a.: In den Zeilen 20 – 22 Satz durch Einfügungen verändern in:<br />
8
Wir wollen, dass nicht nur in ganz Europa, sondern weltweit die Interessen von Beschäftigten und<br />
…<br />
23<br />
24<br />
Europa ist zerrissen. In vielen Ländern stehen die Menschen vor den Scherben des gescheiterten<br />
Finanzkapitalismus. <strong>Die</strong> Troika aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und<br />
<strong>L.1.</strong>25.5. KV Hannover: In Zeile 23/24 Satz ändern in:<br />
In vielen Ländern stehen die Menschen vor den Scherben des ihrer Existenz, verursacht durch den<br />
gescheiterten Finanzkapitalismus.<br />
25<br />
26<br />
Europäischer Kommission hat mit ihrer Politik der Kürzung von Sozialleistungen, Löhnen, Bildung,<br />
Gesundheit und Renten Millionen Menschen ins Elend gestürzt. Eine ganze Generation von jungen<br />
<strong>L.1.</strong>85.2. Ilja Seifert u.a.: Zeilen 25 – 26 (bis „gestürzt.“) ändern in:<br />
… Europäischer Kommission hat mit ihrer Politik der sozialen Exklusion, mit der Kürzung von<br />
Sozialleistungen, Löhnen und Renten, in Bildung, Gesundheit, Pflege und Mobilität Millionen<br />
Menschen ins Elend gestürzt.<br />
27<br />
Menschen steht vor dem Nichts, wenn über die Hälfte von ihnen erwerbslos ist, wie etwa in<br />
<strong>L.1.</strong>46.3. LV Sachsen: In Zeile 27 „erwerbslos“ ersetzen durch: „ohne existenzsicherndes<br />
Einkommen“<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
Griechenland und Spanien.<br />
In Deutschland ist alles richtig gemacht worden, behauptet die Bundeskanzlerin. Schließlich sei die<br />
Massenarbeitslosigkeit geringer, die Exporte halten an. Viele hoffen, dass die Krise an Deutschland<br />
vorbei gegangen ist. Der Druck setzt sich in den Exportindustrien nur langsam auf die Arbeitsplätze<br />
durch. Doch wenn unsere Nachbarn verarmen, werden die Exporte einbrechen. Wenn die Löhne und<br />
<strong>L.1.</strong>68.2. BV HH-Mitte: In Zeile 32 „werden die Exporte einbrechen“ ersetzen durch:<br />
profitieren nur die Banken und Konzerne<br />
33<br />
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36<br />
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38<br />
39<br />
40<br />
Sozialleistungen in ganz Europa fallen, werden sie auch in Deutschland sinken. Und Millionen<br />
Menschen können schon heute von ihrer Arbeit nicht leben, es gibt viel mehr Erwerbslose als die<br />
offiziellen Statistiken zugeben und Straßen, Schulen, öffentliche Einrichtungen verkommen oder<br />
werden privatisiert.<br />
Mit »Europa« verbinden immer mehr Menschen Kosten, Bevormundung und Bürokratie. Den<br />
Bevölkerungen der so genannten »Krisenstaaten« tritt die Europäische Union – und das oft in Gestalt<br />
der Bundeskanzlerin – als Instanz von Kürzungen beim Sozialstaat, bei den Löhnen, Renten und im<br />
Gesundheitswesen entgegen. Mit »Europa« verbinden sie soziale und wirtschaftliche Verwüstung. In<br />
<strong>L.1.</strong>85.3. Ilja Seifert u.a.: Zeilen 38 – 40 (bis „entgegen.“) ändern in:<br />
(Den] Bevölkerungen Menschen der so genannten »Krisenstaaten« tritt die Europäische Union - und<br />
das oft in Gestalt der Bundeskanzlerin - als Instanz von Kürzungen beim Sozialstaat, bei Löhnen und<br />
Renten, und im Gesundheitswesen und der öffentlichen Daseinsvorsorge entgegen. Teilung<br />
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wächst, nicht Teilhabe.<br />
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Deutschland erweckt die Regierung den Eindruck, als würde Europa vor allem durch deutsche Steuern<br />
finanziert. Auch aus den sozialen Verwerfungen entsteht der Nährboden für rechte und rassistische<br />
Politik. <strong>Die</strong> deutsche Regierung schürt Ängste in der Bevölkerung und vermittelt den Eindruck, es<br />
gäbe keine Alternativen. Rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien in Europa nutzen die Sorgen<br />
<strong>L.1.</strong>46.4. LV Sachsen: In Zeile 44 „rechtsextreme“ ersetzen durch: „nazistische und faschistische“<br />
45<br />
der Menschen für ihre Politik aus. Sie schüren Ressentiments gegen die europäischen Nachbarländer<br />
<strong>L.1.</strong>57.2. Wolfgang Methling u.a.: In Zeile 45 hinter „Nachbarländer“ einfügen: „und die Ärmsten<br />
außerhalb der EU“<br />
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und machen mobil gegen sozial Benachteiligte, nicht gegen die Ursachen und Verursacher der Krise.<br />
Sie stehen ebenso auf der Seite der großen Konzerne und der Finanzmärkte wie die Mainstream-<br />
Parteien. In Deutschland hofft die AfD von der Krise zu profitieren. Gegen die neoliberale<br />
Ausrichtung der anderen Parteien, gegen Rechtspopulismus und Ausgrenzung stellen wir unsere linken<br />
Alternativen zur Wahl.<br />
<strong>L.1.</strong>68.3. BV HH-Mitte: Zeilen 47 – 50<br />
Zeile 47 streichen: ebenso<br />
Zeilen 47/48 streichen: wie die Mainstream-Parteien<br />
Zeilen 49/50 „stellen wir … zur Wahl.“ ersetzen durch:<br />
klären wir über die Ursachen der Krise auf und engagieren uns grenzübergreifend für eine<br />
solidarische Entwicklung.<br />
L.47.2. LV Hessen u.a.: Zeilen 51 – 72 streichen<br />
51<br />
Der Bundesregierung ist es gelungen, die Krise der Banken, die Krise des Finanzsektors, die Krise des<br />
<strong>L.1.</strong>58. BV Neukölln: In Zeile 51 nach „Bundesregierung“ einfügen: mit Unterstützung von SPD<br />
und Grünen<br />
52<br />
finanzgetriebenen Kapitalismus in eine Krise der Staatsverschuldung umzudeuten. Sie nutzt dies, um<br />
L.46.5. LV Sachsen: In Zeile 52 streichen: „finanzgetriebenen“<br />
53<br />
die EU grundlegend umzubauen. Als seien die Bevölkerungen an den Krisen ihrer Länder schuld, weil<br />
<strong>L.1.</strong>63.2. Geraer Dialog:<br />
In Zeile 51 den ersten Teilsatz ersetzen durch: <strong>Die</strong> Bundesregierung ist bestrebt, …<br />
In Zeile 53 das Wort „umzubauen“ ersetzen durch: auszubauen<br />
54<br />
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sie über ihre Verhältnisse gelebt hätten – nicht die Spekulation und Bankenrettung. Und sie nutzt dies,<br />
um Demokratie und Sozialstaat in der EU zu zerstören. Als wären diese Länder nicht gedrängt<br />
worden, mit vielen Milliarden die Banken aus der Krise freizukaufen. Das nützt einer Politik, die<br />
Sozialleistungen und Löhne senkt – dort wie hier. <strong>Die</strong> Löhne sind gesunken, die Steuern für Reiche<br />
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und Unternehmen auch – hier wie dort. <strong>Die</strong> Banken haben sich verzockt und sind mit Geldern der<br />
Staaten »gerettet« worden. Jetzt sind die Staaten bei Banken verschuldet, die »Rettungsschirme« retten<br />
die Banken und die Menschen zahlen – dort wie hier.<br />
DIE LINKE hat als einzige Partei im Bundestag die so genannten Rettungspakete der<br />
Bundesregierung abgelehnt. Nicht, weil wir gegen Solidarität in Europa sind, sondern weil wir dafür<br />
sind. <strong>Die</strong> Rettungspakete der Regierung haben vor allem die Banken gerettet: Fast die gesamten Hilfen<br />
»für Griechenland« sind in den Finanzsektor geflossen. Und die kaum sechs Prozent der Gelder, die in<br />
den griechischen Staatshaushalt geflossen sind, waren mit der Auflage verknüpft, mit den<br />
bereitgestellten Mitteln unter anderem Rüstung und Waffen zu importieren. Nicht zuletzt aus<br />
Deutschland.<br />
Das zeigt, was falsch ist an der Politik der Europäischen Union und der deutschen Regierung: Nicht<br />
Menschen werden gerettet, sondern Banken. Nicht das Vertrauen der Bevölkerung soll gewonnen<br />
werden, sondern das der Finanzmärkte. Nicht gute Arbeit und Investitionen in eine lebenswerte<br />
Zukunft bestimmen die Wirtschaftspolitik, sondern Konkurrenz, Militarisierung nach außen und innen<br />
und das Geschäft mit Krieg und Tod.<br />
<strong>L.1.</strong>85.4. Ilja Seifert u.a.: Zeilen 70 (ab „Nicht gute“) bis 72 ändern in:<br />
Nicht gute Arbeit und volle Teilhabe, nicht Investitionen in inklusive Sozialräume und eine<br />
lebenswerte Zukunft bestimmen die Wirtschaftspolitik, sondern Konkurrenz, Militarisierung nach<br />
außen und innen und sowie das Geschäft mit Krieg und Tod.<br />
<strong>L.1.</strong>59.BV Neukölln: Nach Zeile 72 einfügen:<br />
<strong>Die</strong> Regierungsparteien in Europa haben behauptet, die Europäische Union auf Basis der Verträge<br />
von Maastricht und Lissabon sowie die Einführung des Euro würden Frieden und Prosperität nach<br />
Europa bringen. Das krasse Gegenteil ist der Fall. In Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal und<br />
anderen Ländern gibt es millionenfache Armut und Erwerbslosigkeit insbesondere der Jugend. <strong>Die</strong><br />
Politik der EU verhindert Solidarität und begünstigt Nationalismus.<br />
Folgende Absätze ersetzen:<br />
<strong>L.1.</strong>49. KV Aachen, 1.61.1. AKL: Zeilen 73 – 103 ersetzen durch:<br />
<strong>Die</strong> Herrschenden haben behauptet, die Europäische Union auf Basis der Verträge von Maastricht und<br />
Lissabon sowie die Einführung des Euro würden Frieden und Prosperität nach Europa bringen. Das<br />
krasse Gegenteil ist der Fall. In Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal und anderen Ländern gibt es<br />
millionenfache Armut und Erwerbslosigkeit insbesondere der Jugend.<br />
<strong>Die</strong> EU ist keine Verheißung für Toleranz und Völkerverständigung. Ihre Institution und Politik<br />
werden zu Recht von vielen Menschen als Bedrohung (z.B. gegen schon erreichte soziale Standards)<br />
wahrgenommen. <strong>Die</strong> Krise in Europa wird durch die neoliberale Konzeption der EU verschärft. Ihre<br />
Politik bedeutet auch in Zukunft weiteres Lohndumping, Erhöhung des Renteneintrittalters und<br />
zunehmende Kriege. Insbesondere die Vertragsgrundlagen (Stichwort Lissabonvertrag) sind für<br />
LINKE völlig inakzeptabel.<br />
<strong>Die</strong> wirtschaftlich und politisch Herrschenden haben Institutionen und Verträge geschaffen, die wegen<br />
des freien Kapitalverkehrs die sozialen Schutzrechte minimieren.<br />
<strong>Die</strong> EU sollte der konkurrenzfähigste Wirtschaftsraum der Welt werden. <strong>Die</strong> Agenda 2010, wie sie<br />
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vom Vorsitzenden des Bundes der deutschen Industrie gefordert wurde, war die Grundlage für das<br />
Lohndumping und die Hartz-Gesetze in Deutschland. <strong>Die</strong> gegenwärtige Krise ermöglicht vor allem<br />
dem deutschen Kapital, die Krisenfolgen auf die europäischen Nachbarn abzuwälzen und seine<br />
Dominanz weiter zu stärken. Während die deutsche Exportwirtschaft (noch) Erfolge feiert, werden<br />
Millionen in Europa ins Elend gestürzt.<br />
<strong>L.1.</strong>65.1.KV Kassel-Stadt: fast wortgleich mit <strong>L.1.</strong>49. KV Aachen und <strong>L.1.</strong>61.1.AKL mit einer<br />
Änderung:<br />
In Zeile 4 des ÄA <strong>L.1.</strong>49. „der Jugend“ ersetzen durch: unter Jugendlichen<br />
73<br />
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<strong>Die</strong> Bundeskanzlerin will die Europäische Union in einen »wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum«<br />
umbauen. Das bedeutet im Klartext: Das Wichtigste ist, dass die Europäische Union mit anderen<br />
<strong>L.1.</strong>63.3. Geraer Dialog: In den Zeilen 73 und 74 den Satz ändern in:<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung will die Europäische Union als »wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum« weiter<br />
durchsetzen.<br />
<strong>L.1.</strong>116.3. KV Wiesbaden u.a.: In Zeile 74 nach „umbauen.“ einfügen:<br />
Wesentliche Triebfeder für den europäischen Einigungsprozess seit den 1950er Jahren war von<br />
Anfang an die Idee eines wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraums.<br />
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Wirtschaftsräumen wie USA und Asien konkurrieren kann. <strong>Die</strong> Unterschiede zwischen Arm und<br />
Reich, zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Regionen sind dann nur noch wichtig, insoweit<br />
sie die Konkurrenzfähigkeit der ganzen Europäischen Union in Frage stellen. Wir verteidigen dagegen<br />
gemeinsam mit den linken Parteien in anderen europäischen Ländern und gemeinsam mit<br />
Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Europa, dass sich die Lebensbedingungen für alle<br />
Menschen in der Europäischen Union verbessern und angleichen müssen. <strong>Die</strong> Schere von Arm und<br />
<strong>L.1.</strong>28.KV Aachen:<br />
In Zeile 77 „Wir verteidigen dagegen“ ersetzen durch „Wir dagegen kämpfen“<br />
In Zeile 79/80 Teilsatz „dass sich … angleichen müssen“ ersetzen durch:<br />
für bessere und gleichwertige Lebensbedingungen für alle Menschen in der Europäischen Union.<br />
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Reich ist in der Europäischen Union immer weiter aufgegangen. In Deutschland, in Griechenland, in<br />
fast allen europäischen Ländern werden die Reichen reicher und die Armen ärmer – und die Mitte<br />
schrumpft. Wir wollen, dass der gesellschaftliche Reichtum so verteilt wird, dass er allen<br />
zugutekommt. <strong>Die</strong> Superreichen und die Banken müssen endlich an den Kosten der Krise beteiligt<br />
werden – in allen Ländern. Deshalb streiten wir zusammen mit den linken Parteien in Europa für eine<br />
Abgabe auf hohe Vermögen. Mit einer Umverteilung von oben nach unten ist ein Politikwechsel für<br />
mehr soziale Gerechtigkeit möglich: in Deutschland und in ganz Europa.<br />
Für DIE LINKE stellt sich keine Entscheidung für oder gegen das eine oder andere – wir führen die<br />
<strong>L.1.</strong>85.5. Ilja Seifert u.a.: In Zeile 88 vor „Für DIE LINKE“ einfügen:<br />
Wir müssen sowohl in Europa als auch in Deutschland um hohe gemeinsame soziale Standards<br />
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ingen.<br />
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Kämpfe dort, wo sie stattfinden, in der EU, in Deutschland, weltweit. Nicht, indem wir uns<br />
zurückziehen auf den Nationalstaat, in der Hoffnung, dass sich Löhne und Sozialstandards leichter<br />
verteidigen lassen. Nicht, indem wir uns Illusionen machen über die neoliberale Europäische Union.<br />
L.47.3. LV Hessen u.a.: In den Zeilen 89 – 91 streichen: „Nicht, indem wir uns … neoliberale<br />
europäische Union.“<br />
<strong>L.1.</strong>68.4. BV HH-Mitte: In den Zeilen 89 – 91 „Nicht, indem … europäische Union.“ ersetzen durch:<br />
Gegen die nationalistische Großmachtpolitik insbesondere der Bundesregierung setzen wir auf<br />
Internationalismus.<br />
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Wir müssen sowohl in Europa als auch in Deutschland um gute soziale Standards ringen. <strong>Die</strong> Spirale<br />
der Konkurrenz um Standorte und niedrige Steuern für Unternehmen muss gestoppt werden.<br />
Dass immer mehr Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge dem Markt geöffnet werden, müssen wir<br />
auch in ganz Europa bekämpfen. Ob es möglich ist, in den Kommunen die Energieversorgung wieder<br />
in die öffentliche Hand zu bekommen, ob sie sich für kostenfreien Bus- und Bahnverkehr entscheiden<br />
<strong>L.1.</strong>42.2. Sebastian Koch u.a.: In Zeile 96 hinter „… entscheiden“ einfügen:<br />
oder den Ausbau von Breitband-Internet genossenschaftlich organisieren<br />
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können, wird auch in Brüssel entschieden. Ob regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt und<br />
<strong>L.1.</strong>85.6. Ilja Seifert u.a.:<br />
In Zeile 96 hinter „ob sie sich für“ einfügen: barriere- und [kostenfreien …]<br />
In Zeile 97 hinter „Wirtschaftskreisläufe“ einfügen: für inklusive Sozialräume<br />
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Arbeitsplätze geschaffen werden können, hängt auch von der Wirtschaftspolitik und der<br />
Regionalförderung der Europäischen Union ab. Vielen Menschen ist das Nationale zu eng. Auch für<br />
uns. Gemeinsam mit sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und linken Parteien streiten wir für eine<br />
neue, andere Europäische Union. Eine EU, die Freiheit nicht mit der Freiheit von Waren und Kapital<br />
<strong>L.1.</strong>14. SL: Zeilen 94 – 101 (bis „… andere Europäische Union.“) ersetzen durch:<br />
DIE LINKE kämpft für die europäische Idee und internationale Solidarität. Gemeinsam mit sozialen<br />
Bewegungen, Gewerkschaften und linken Parteien streiten wir für eine neue, andere Europäische<br />
Union.<br />
<strong>L.1.</strong>96.1. LV NRW: Zeilen 99 (ab „Viele Menschen“) bis 103 ersetzen durch:<br />
Viele Menschen lehnen nationalen und europäischen Chauvinismus ab. Auch wir – und wir sagen<br />
daher: Ein Franzose ist uns nicht ferner als ein Deutscher, eine Syrerin nicht ferner als eine Französin<br />
oder eine Deutsche. Gemeinsam mit sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und linken Parteien<br />
streiten wir für eine andere Form der Integration – eine Integration, die Menschen zusammenbringt,<br />
anstatt sie an willkürlichen Grenzen zu spalten. Freiheit bedeutet für uns im Unterschied zur EU<br />
nicht, die Freiheit von Waren und Kapital, sondern die Freiheit von Menschen, sich zu bewegen und<br />
entsprechend ihrer Bedürfnisse zu leben. Sicherheit bedeutet für uns im Unterschied zur EU nicht,<br />
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dass es Außengrenzen gibt, an denen immer mehr Menschen in den Tod getrieben werden, sondern<br />
dass Menschen Schutz vor Verfolgung und Diskriminierung erhalten. Für uns gilt: Internationalismus<br />
statt Eurochauvinismus!<br />
<strong>L.1.</strong>68.5. BV HH-Mitte: In den Zeilen 99 – 100 „Vielen Menschen … für uns.“ ersetzen durch:<br />
Viele Menschen wenden sich gegen nationalistische Verengung. Auch wir.<br />
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verwechselt und für die Sicherheit nicht darin besteht, dass an den Mauern ihrer Festung immer mehr<br />
Menschen in den Tod getrieben werden.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel will eine »marktkonforme Demokratie«. Das bedeutet im Klartext:<br />
<strong>Die</strong> Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung werden den Märkten hintangestellt. Nicht die<br />
Menschen gestalten die Europäische Union, sondern die Politik will die Interessen und Erwartungen<br />
der Menschen an die Märkte anpassen. <strong>Die</strong> Länder sollen in die Kürzungspolitik gedrängt werden und<br />
die Rechte der Parlamente und die Mitbestimmung der Bevölkerung werden ausgehebelt. Dafür stehen<br />
wir nicht zur Verfügung. Im Gegenteil: Wir wollen die Demokratie, die Parlamente, die<br />
<strong>L.1.</strong>50. BV Bremen u.a.: In Zeile 109 hinter „Im Gegenteil:“ einfügen:<br />
Wir wollen eine europäische, demokratisch legitimierte Koordinierung von Besteuerung,<br />
Lohnentwicklung und Sozialausgaben und eine Wirtschaftsregierung, die auf Beschäftigung,<br />
Angleichung der Lebensverhältnisse und nachhaltiges Wirtschaften orientiert.<br />
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Bürgerentscheide stärken. Wir wollen, dass Volksentscheide und europäische Bürgerinitiativen den<br />
Stimmen der Bevölkerungen Gehör verschaffen. In den letzten Jahren haben hunderttausende<br />
<strong>L.1.</strong>85.7 Ilja Seifert u.a. : In Zeile 111 hinter „Gehör“ einfügen: und Geltung<br />
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Menschen dagegen protestiert, dass ihre Regierungen den Kürzungen kaum Widerstand entgegen<br />
gesetzt haben. Dass ihre demokratischen Rechte den wirtschaftlichen Diktaten angeblicher<br />
L 1.68.6. BV HH-Mitte: In den Zeilen 112 – 113 „den Kürzungen kaum Widerstand entgegen<br />
gesetzt haben.“ ersetzen durch: die zynischen Kürzungsdiktate der Troika durchgesetzt haben.<br />
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Expertinnen und Experten untergeordnet wurden. An vielen Orten haben sie gegen Zwangsräumungen<br />
und für bezahlbaren Wohnraum gestritten. Auf den Straßen und Plätzen demonstrierten sie gegen die<br />
Aushöhlung der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Demokratie. Der erste europaweite<br />
Generalstreik, der Erfolg der europaweiten Initiative gegen die Privatisierung des Wassers, die<br />
europäischen Proteste gegen die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main haben gezeigt: <strong>Die</strong><br />
Beschäftigten und die sozialen Bewegungen setzen der Politik der Troika ihren Widerstand entgegen.<br />
<strong>L.1.</strong>15. SL: In Zeile 117 „Generalstreik“ ersetzen durch: (enthalten in <strong>L.1.</strong>86.)<br />
„gewerkschaftliche Aktionstag mit Generalstreiks in mehreren Ländern“<br />
In Zeile 118 „<strong>Die</strong> (Beschäftigten)“ ersetzen durch: „Viele (Beschäftigte)“<br />
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Sie sind bereit, Europa von unten neu zu gestalten. DIE LINKE und die Europäische <strong>Linke</strong> sind Teil<br />
dieser Bewegungen. Mit unserer Fraktion (Vereinte Europäische <strong>Linke</strong> /Nordische Grüne <strong>Linke</strong>) sind<br />
wir auch ein Sprachrohr dieser Bewegungen im Europäischen Parlament. Wir verteidigen die<br />
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Meinungs- und Informationsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger, deshalb haben wir das ACTA-<br />
Abkommen abgelehnt.<br />
Wir stellen uns gegen <strong>Die</strong>nstleistungsrichtlinien sowie das geplante Freihandelsabkommen mit den<br />
USA, die die Konkurrenz um die niedrigsten Löhne, Arbeitsbedingungen, soziale und ökologische<br />
Standards in Europa verschärfen. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass prekäre Regionen gefördert<br />
<strong>L.1.</strong>25.6. KV Hannover: Satz auf Zeilen 125 – 127 ändern in:<br />
Wir stellen uns gegen <strong>Die</strong>nstleistungsrichtlinien sowie das geplante Freihandelsabkommen (TTIP)<br />
mit den USA, die die Konkurrenz um die niedrigsten Löhne verschärft, mit dem Arbeitsbedingungen,<br />
soziale und ökologische Standards in Europa massiv abgesenkt und die Mitgliedsstaaten der EU<br />
politisch entmündigt werden sollen.<br />
<strong>L.1.</strong>25.7. KV Hannover: Zeile 127 Wortgruppe „Wir haben uns dafür eingesetzt,“ ersetzen durch:<br />
Wir setzen uns dafür ein,<br />
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werden. Für die Sicherheit von Lebensmitteln und Kinderspielzeug. Wir stellen uns gegen eine<br />
Erhöhung des Renteneintrittsalters.<br />
<strong>L.1.</strong>25.8. KV Hannover: In Zeile 129 nach „Renteneintrittsalter“ einfügen:<br />
und fordern stattdessen eine deutliche Absenkung<br />
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Wir überlassen die Europäische Union nicht den Erfüllungsgehilfen von Finanzkapitalismus und<br />
Standortkonkurrenz. Wir verteidigen die sozialen Grundlagen der Demokratie und wollen die Macht<br />
der Banken und Konzerne brechen. Denn Demokratie ist auch eine Frage des Eigentums. Teilhabe an<br />
demokratischen Entscheidungen und Teilhabe am Reichtum der Gesellschaften hängen zusammen.<br />
Existenzangst ist eine Feindin der Demokratie. Auch deshalb wollen wir ein Europa der sozialen<br />
Rechte sowie der demokratischen Grundrechte. Wir wollen die öffentliche Daseinsvorsorge stärken.<br />
Wir wollen eine Umkehr in der Wirtschaftspolitik, weg von den Finanzmärkten, weg von der<br />
Rüstungsindustrie und der Umweltzerstörung. Wir wollen keine abgehängten Regionen, sondern eine<br />
gemeinsame Zukunft. Wir wollen eine Offensive für Beschäftigung in Gesundheit und Pflege, Bildung<br />
und Erziehung. Eine Offensive für die Stärkung der öffentlichen Infrastruktur und für eine soziale<br />
Energiewende. Damit lassen sich die Lebensverhältnisse in Europa verbessern, hier wie dort. Gerecht<br />
<strong>L.1.</strong>16. SL, <strong>L.1.</strong>95.1. LV NRW: In Zeile 140 nach „Energiewende.“ einfügen:<br />
<strong>Die</strong> erste und (<strong>L.1.</strong>95.1.: Gegenwärtig ist unsere)vordringliche Aufgabe ist der Kampf gegen die<br />
menschenverachtende Politik der Sozial- und Lohnkürzungen (Austeritätspolitik), die die EU bzw.<br />
die Troika den Krisenländern aufzwingt. Gemeinsam leisten wir Widerstand gegen die Demontage<br />
von Arbeitnehmerrechten, Sozialstaat und Demokratie. Notwendig sind stattdessen steigende Löhne,<br />
hohe soziale Mindeststandards und ein groß angelegtes europäisches Zukunfts- und<br />
Investitionsprogramm, so wie es auch die europäischen Gewerkschaften fordern. Zur Finanzierung<br />
fordern wir eine europaweite Abgabe auf große Vermögen und gerechte Steuern.<br />
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für alle.<br />
<strong>L.1.</strong>85.8. Ilja Seifert u.a.: Zeilen 137 (nach Umweltzerstörung“) bis 141 ändern in:<br />
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, weg von jeglicher Diskriminierung. Wir wollen keine abgehängten Regionen, sondern eine<br />
gemeinsame Zukunft. Wir wollen eine Offensive für Beschäftigung, vor allem in Gesundheit und<br />
Pflege, Bildung und Erziehung. Wir wollen eine Offensive für die Stärkung der eine<br />
bedarfsdeckende, barrierefreie öffentliche Infrastruktur und für eine soziale Energiewende.<br />
Damit lassen sich die Lebensverhältnisse in Europa verbessern, hier wie dort. Gerecht für alle, egal<br />
woher er kommt, wo er wohnt, arbeitet und lebt, ob mit oder ohne Behinderungen.<br />
<strong>L.1.</strong>51. LV Bremen: Nach Zeile 141 einfügen:<br />
<strong>Die</strong> Wahlen zum Europäischen Parlament (EP) bieten den Bürgerinnen und Bürgern in der EU die<br />
Chance, auf die Zusammensetzung des EP Einfluss zu nehmen und die bisherige neoliberale Mehrheit<br />
abzuwählen. Damit allein ist zwar die gegenwärtige, gegen die Interessen der Mehrheit der Menschen<br />
in der Europäischen Union gerichtete EU-Politik nicht zu überwinden, aber es wäre eine notwendige<br />
Bedingung für ein anderes, soziales, demokratisches und solidarisches Europa, das aus dem<br />
Klammergriff der Finanzmärkte und der Kürzungspolitik befreit wird. Wir wollen, dass in ganz<br />
Europa die Interessen von Beschäftigten und Erwerbslosen, von Rentnerinnen und Rentnern und der<br />
Jugendlichen an erster Stelle stehen. Eine solche Neuausrichtung der EU wird nicht allein aus dem<br />
Parlament erzwungen. Vielmehr wissen wir: Ohne die wirksame außerparlamentarische Organisation<br />
von Gegenmacht sind sowohl die Demokratisierung der Institutionen als auch die Demokratisierung<br />
von Wirtschaftsmacht in der EU nicht zu erreichen. Wir lassen uns nicht darauf ein, uns zwischen<br />
einer neoliberalen EU und einem neoliberalen Nationalstaat zu entscheiden. Wir streiten auf<br />
nationaler wie auf europäischer Ebene für soziale Forderungen und demokratische Rechte. Wir führen<br />
die Kämpfe dort, wo sie stattfinden – dort, wo Demokratie und Sozialstaat in Frage gestellt werden.<br />
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1. Soziales Europa<br />
»Als Menschen, ...als Fußvolk sind wir noch lange nicht aus der Krise raus. Wir<br />
kriegen es noch zu spüren« (Vertrauensmann aus der IG Metall)<br />
<strong>Die</strong> Krise in Europa und ihre Folgen sind (<strong>L.1.</strong>46.6. LV Sachsen - TÜ) auch das Ergebnis einer falsch<br />
ausgerichteten Konzeption der Europäischen<br />
Union. Spätestens seit dem Vertrag von Maastricht gibt es eine umfassende neoliberale Ausrichtung,<br />
liegen die Schwerpunkte auf der Freizügigkeit des Kapitals und auf Wettbewerbsvorteilen der<br />
wirtschaftlich starken Länder. <strong>Die</strong> »Lissabon-Strategie« (2000 und 2005) sollte die EU zur<br />
wettbewerbsfähigsten Region der Welt machen. Damit wurden ein gnadenloser Standortwettbewerb<br />
und Wettlauf um Senkung der Kosten sowohl innerhalb der EU als auch in der Weltwirtschaft<br />
verschärft.<br />
DIE LINKE fordert gemeinsam mit den Gewerkschaften eine soziale Fortschrittsklausel<br />
in den EU-Verträgen. Soziale Grundrechte, erreichte Standards sowie die (<strong>L.1.</strong>85.9. I.<br />
Seifert u. a.) Tarifautonomie müssen Vorrang vor der Freiheit der Märkte haben. Wir<br />
wollen, dass in den EU-Verträgen neben Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auch soziale<br />
Rechte und hohe soziale Standards verankert (1.85.10. I. Seifert - TÜ) und Sozialsysteme<br />
geschützt werden.<br />
DIE LINKE hat den Vertrag von Lissabon abgelehnt. <strong>Die</strong> Gründe für diese Ablehnung<br />
haben nichts von ihrer Aktualität verloren. (<strong>L.1.</strong>110.1. R. Harcke u.a.) Wir fordern eine<br />
Revision der Grundsatzverträge der EU, um einen Neustart für eine demokratische,<br />
soziale, ökologische und friedliche Europäische Union zu ermöglichen. Über neue EU-<br />
<strong>L.1.</strong>79.1. Nora Schüttpelz u.a.: Zeilen 156 – 158 (bis „ermöglichen“) ersetzen durch:<br />
DIE LINKE hat den Vertrag von Lissabon abgelehnt, weil er keine hinreichende Weiterentwicklung<br />
vertraglichen Grundlagen der EU darstellt, um ein soziales, demokratisches und friedliches Europa<br />
nach unseren Vorstellungen zu schaffen.<br />
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Verträge müssen in allen EU-Mitgliedstaaten Volksabstimmungen abgehalten werden.<br />
Wir wollen eine Europäische Union, die Wohlstand und Wohlfahrt für alle und<br />
volle soziale Teilhabe für jede und jeden (<strong>L.1.</strong>85.11 + 12. I. Seifert – TÜ) fördert. Dafür<br />
brauchen wir einen gerechten und solidarischen Weg aus der Krise. Wir brauchen gute<br />
Arbeit, gute Löhne, gute Renten, die vor Altersarmut schützen und den Lebensstandard<br />
sichern. Wir brauchen soziale Sicherheit, die vor Armut schützt und sicherstellt, dass<br />
nicht Angst und Stress das Leben bestimmen. Und wir müssen die Wirtschaft sozial und<br />
ökologisch umbauen, damit die Menschen in Europa und weltweit (<strong>L.1.</strong>57.3 + 4. W.<br />
Methling u. a.) eine Zukunft haben.<br />
Konkrete Solidarität in der EU äußert sich schon jetzt z.B. in den Struktur-, Kohäsions- und<br />
Agrarfonds. <strong>Die</strong>s soll ausgebaut werden. (<strong>L.1.</strong>79.2. N. Schüttpelz u.a. – TÜ)<br />
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1.1 Gerecht und solidarisch aus der Krise<br />
»Ich wünschte Merkel könnte verstehen, dass Austerität zu abnehmender Leistungskraft der<br />
Wirtschaft, zu höherer Arbeitslosigkeit, niedrigeren Löhnen und mehr Ungleichheit führt. Es gibt kein<br />
Beispiel für eine große Volkswirtschaft, die durch Austerität zu Wachstum gekommen ist.«<br />
(Joseph Stiglitz, ehemaliger Chefökonom der Weltbank und Wirtschaftsnobelpreisträger)<br />
Seit 2007 ist die Weltwirtschaft in der größten Krise seit 80 Jahren. Für alle ist sichtbar: Der<br />
Kapitalismus ist unfähig, die brennendsten Probleme der Menschheit zu lösen. Der Finanzkapitalismus<br />
setzt auf Verschärfung von sozialer Ungleichheit. Er setzt darauf, Löhne und Gehälter sowie soziale<br />
Standards (<strong>L.1.</strong>85.13. Ilja Seifert u.a.) zu drücken und<br />
die Reichen weitgehend aus der Finanzierung des Gemeinwesens zu entlassen. <strong>Die</strong> Suche nach<br />
L.46.7. LV Sachsen: Zeilen 172 – 174 („Der Finanzkapitalismus … Gemeinwesen zu entlassen.“)<br />
ersetzen durch:<br />
„Er verschärft in seiner Tendenz immer die soziale Ungleichheit. Löhne und Gehälter werden<br />
gedrückt und die Reichen weitgehend aus der Finanzierung des Gemeinwesens entlassen.“<br />
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kurzfristigen Anlage- und Profitmöglichkeiten ist zum treibenden Moment der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung geworden. Gesellschaftlich notwendige öffentliche Infrastruktur, langfristige<br />
wirtschaftliche Strukturen, ökologischer Umbau von Energie und Produktion, dringend notwendige<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen im Sozialen, in Gesundheit und Erziehung – über die Märkte werden keine<br />
Investitionen dorthin gelenkt. Hier brauchen wir demokratische – also politische – Formen der<br />
Steuerung von Investitionen.<br />
Für die Krise in Europa waren drei Ursachen besonders bedeutsam: (L.46.8. LV Sachsen – VÜ)<br />
1. <strong>Die</strong> Finanzmärkte wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv dereguliert.<br />
Neoliberale Politik hat die Regeln des internationalen Finanz- und Bankensystems weitgehend<br />
beseitigt. Es wurden Schattenbanken zugelassen, wie zum Beispiel Hedgefonds und<br />
außerbilanzielle Zweckgesellschaften. Eigenkapitalvorschriften der Banken wurden gelockert<br />
und der Handel mit hochriskanten Finanzprodukten erlaubt. <strong>Die</strong> gesamtwirtschaftliche<br />
Kreditvergabe stieg stärker als die Wirtschaftsleistung und führte zu einer weltweiten<br />
Finanzkrise.<br />
2. <strong>Die</strong> Liberalisierung der Finanzmärkte wurde von einer Umverteilung der Einkommen und<br />
Vermögen von unten nach oben und einer Privatisierung der Altersvorsorge begleitet. Seit<br />
zwei Jahrzehnten steigen die Gewinne weltweit viel stärker als die Löhne und<br />
Sozialeinkommen. Zudem zahlen große Unternehmen, Banken und Vermögende immer<br />
weniger Steuern. <strong>Die</strong> Massenkaufkraft ist gesunken, höhere Gewinne werden kaum noch<br />
investiert. Das so frei gewordene Kapital drängte auf der Suche nach kurzfristigen Anlageund<br />
Profitmöglichkeiten auf die Finanzmärkte und in die Spekulationsblasen. Deregulierung<br />
und Umverteilung von unten nach oben führten in nahezu allen EU-Staaten zu einer Bankenund<br />
Finanzkrise. Europaweit wurden Rettungsschirme für Banken aufgespannt – auf Kosten<br />
der Bevölkerung: Erst durch diese Milliardenzahlungen, mit denen die Banken gerettet werden<br />
sollten, wurden die Staatsschulden in vielen EU-Staaten in die Höhe getrieben.<br />
3. Extreme Ungleichgewichte beim Außenhandel in einem gemeinsamen Währungsraum haben<br />
zu erheblichen Problemen geführt. <strong>Die</strong> deutsche Wirtschaft ist auf Export getrimmt worden:<br />
mit Niedriglöhnen im Bereich der <strong>Die</strong>nstleistungen und der Zulieferer. <strong>Die</strong> Binnennachfrage<br />
wurde vernachlässigt. <strong>Die</strong> übermäßigen Exportüberschüsse der einen (vor allem<br />
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Deutschlands) sind die Schulden der anderen, weil letztere ihre Importüberschüsse durch eine<br />
Kreditaufnahme bezahlen müssen. Eine Lösung der Krise, ohne die Ungleichgewichte im<br />
Handel mit Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen in Europa abzubauen, ist aussichtslos.<br />
1.1.1 Krisenpolitik zerstört Demokratie und Sozialstaat in Europa<br />
»Ich habe ein durchschnittliches Gehalt, etwa 1.000 Euro im Monat. Trotzdem wird die Situation<br />
wegen der Sparpolitik immer schlimmer, wir merken das ganz direkt: <strong>Die</strong> Regierung hat gerade die<br />
Sozialversicherungsbeiträge von sieben auf 18 Prozent angehoben. Das Geld fehlt natürlich, zumal<br />
alles teurer wird: die Lebensmittel, die Mieten.<br />
Erst vor kurzem wurde die Mehrwertsteuer auf 23 Prozent angehoben. Da bleibt am Monatsende<br />
nichts übrig, oft wird es schon in der Mitte des Monats knapp, denn die Lebenshaltungskosten sind<br />
hier nicht viel niedriger als beispielsweise in Deutschland. Dabei sind die Löhne in Portugal viel<br />
niedriger.« (Carracedo, Angestellter in Portugal)<br />
In der Krise wurde aus Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer<br />
Zentralbank (EZB) die so genannte Troika gebildet. Sie entscheidet ohne demokratische Legitimation<br />
und vertritt die Interessen von Banken und Konzernen. <strong>Die</strong> Politik der Troika hat die Krise nicht<br />
gelöst. Im Gegenteil: Viele Länder stehen wirtschaftlich schlechter da, die Lebensbedingungen für<br />
Millionen Menschen sind prekär. <strong>Die</strong> Politik der Kürzungen (Austerität) diktiert, in die Krise hinein zu<br />
sparen. Das Ergebnis ist verheerend: <strong>Die</strong> Wirtschaftsleistung sinkt, die Schulden steigen und die<br />
Erwerbslosigkeit – vor allem der Jugend – explodiert. In Griechenland zum Beispiel ist die<br />
Wirtschaftsleistung seit 2008 um ein Viertel zurückgegangen. Über 25 Prozent der Griechinnen und<br />
Griechen sind inzwischen erwerbslos – vor der Krise waren es weniger als zehn Prozent. Bei den<br />
Jugendlichen liegt die Erwerbslosigkeit bei über 60 Prozent. <strong>Die</strong> von der Troika diktierten Kürzungen<br />
– bei Löhnen, Renten und Sozialleistungen – haben nicht den Staatshaushalt saniert. Über 90 Prozent<br />
der »Hilfsgelder« flossen in den Finanzsektor.<br />
Der von Merkel und anderen Regierungen geplante und im Europäischen Rat umstrittene (<strong>L.1.</strong>88.<br />
Andrej Hunko u .a.)»Pakt für Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz« setzt diese<br />
Politik fort. Er verpflichtet die Mitgliedstaaten gegenüber der EU-Kommission zu<br />
»Strukturreformen«: Arbeitsmärkte weiter deregulieren, Sozialleistungen kürzen und die öffentliche<br />
Daseinsvorsorge privatisieren. Der Pakt für Wettbewerbsfähigkeit ist aber nicht nur ein Angriff<br />
auf den Sozialstaat und soziale Rechte in Europa, sondern auch auf Demokratie und einzelstaatliche<br />
Verfassungen der EU-Mitgliedstaaten insgesamt. (<strong>L.1.</strong>61.2. AKL) <strong>Die</strong> Bundeskanzlerin will die Politik<br />
von Niedriglohn und Verarmung<br />
der Agenda 2010 auf ganz Europa übertragen. Das wird auf längere Sicht auch in Deutschland zu<br />
weiteren Kürzungen bei Löhnen und Sozialleistungen führen.<br />
1.1.2 Mit LINKS aus der Krise<br />
DIE LINKE hat als einzige Partei im Deutschen Bundestag die vermeintliche »Euro-Rettung« und den<br />
Fiskalpakt abgelehnt. Und wir lehnen auch den geplanten »Pakt für Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Konvergenz« ab. Stattdessen müssen Sozial-, Wirtschafts- und Steuerpolitik der europäischen Staaten<br />
aufeinander abgestimmt werden, um eine Dumping-Konkurrenz zu unterbinden.<br />
Wir stehen für ein Europa, in dem nicht griechische Krankenschwestern, portugiesische Rentnerinnen<br />
und Rentner, spanische Jugendliche, Beschäftigte in Deutschland oder Menschen mit<br />
Behinderungen (<strong>L.1.</strong>85.14. Ilja Seifert u. a.) für die Krise zahlen. Tatsächlich<br />
sind »Strukturreformen« notwendig: Statt Löhne, Renten und Sozialleistungen zu kürzen, wollen wir<br />
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den extremen Reichtum der Millionärinnen und Millionäre europaweit wesentlich stärker zur<br />
Finanzierung wichtiger sozialer und ökologischer Investitionen oder Infrastrukturprojekte<br />
heranziehen. Ein solches Programm soll europaweit koordiniert werden (vergleiche Kapitel 1.3.1 »Ein<br />
europäisches Zukunfts- und Investitionsprogramm«).<br />
Wir wollen ein Europa der solidarischen Nachbarn:<br />
in dem die Menschen in der Krise gerettet werden und nicht 90 Prozent der Hilfen an<br />
Banken und in den Finanzsektor fließen;<br />
in dem die Staaten von der Allmacht der Banken- und Finanzwelt befreit sind und es<br />
der Politik nicht darum geht, das »Vertrauen« der Finanzmärkte, sondern das der<br />
Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen;<br />
in dem die Geld- und Kreditschöpfung sowie der Zahlungsverkehr der Banken als<br />
gesellschaftlich zentrale Funktionen unter öffentliche und damit demokratische<br />
Kontrolle gestellt werden;<br />
in dem nicht die Bevölkerungen gegeneinander ausgespielt, sondern Reiche und<br />
Vermögende angemessen beteiligt werden, um die Krise zu überwinden.<br />
ein Europa, in dem sich die Mitgliedstaaten der EU nicht gegenseitig mit Lohn- und<br />
Steuerdumping, Sozialabbau und Privatisierungen niederkonkurrieren. Stattdessen<br />
werden gemeinsame Standards in der Sozial- und Steuerpolitik vereinbart, die keine<br />
Angleichung nach unten sein dürfen (<strong>L.1.</strong>85.15. Ilja Seifert - VTÜ).<br />
In einem ersten Schritt muss die Kürzungspolitik der Troika gestoppt und sofort ein Kurswechsel in<br />
der Eurokrisenpolitik eingeleitet werden. <strong>Die</strong> zentralen Punkte dabei sind:<br />
Länder, die Mittel erhalten, müssen hohe Vermögen und Spitzeneinkommen besteuern<br />
bzw. mit Abgaben belegen, um die Reichen an der Finanzierung der Krise<br />
angemessen zu beteiligen.<br />
Wir wollen Kredite mit einer Sozialstaatsgarantie verbinden: Lohn- und<br />
Rentenkürzungen sowie der Abbau von Sozialleistungen werden ausgeschlossen.<br />
<strong>L.1.</strong>85.16. Ilja Seifert u.a.: Am Ende der Zeile 266 einfügen:<br />
Ganz im Gegenteil ist die Kreditvergabe auch an soziale Teilhabeinvestitionen, zum Beispiel in<br />
Barrierefreiheit und inklusive Bildung zu binden.<br />
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<br />
<br />
<br />
Das Bankensystem muss saniert und private Großbanken vergesellschaftet, streng<br />
reguliert und wie die Sparkassen dem Gemeinwohl verpflichtet werden (vergleiche<br />
Kapitel 1.1.3 »Banken entmachten – Finanzmärkte regulieren«).<br />
<strong>Die</strong> Ausgaben für Militär und Rüstung müssen jährlich abgebaut werden, um<br />
perspektivisch auf null zu sinken;<br />
Steuerdumping für Unternehmen muss unterbunden werden.<br />
<strong>L.1.</strong>67.1. KV Köln u.a.: Zeilen 273 – 280 ersetzen durch:<br />
DIE LINKE hat sich zu Beginn der Krise dafür eingesetzt, dass Vermögende, die in den Jahren vor<br />
Ausbruch der Krise von liberalisierter und nach oben umverteilender Politik profitiert haben, zur<br />
Kasse gebeten werden. <strong>Die</strong> Politik der »Bankenrettung« Gläubiger durch öffentliche Mittel<br />
abgesichert. Ob die Bankenrettungen hätten vermieden und stattdessen in der Vergangenheit frühere<br />
und härtere Schuldenschnitte hätten durchgeführt werden sollen, ist in der linken Ökonomie sehr<br />
umstritten. Und auch für die Zukunft gilt: Ein Schuldenschnitt könnte auf Kosten von<br />
Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern gehen. Deshalb fordern wir die Einrichtung eines modifizierten<br />
Schuldentilgungsfonds, der eine Garantieübernahme für staatliche Verschuldung impliziert und die<br />
Rückzahlungsbedingungen für Staaten tragfähig gestaltet, sowie eine Sonderabgabe auf hohe<br />
20
Vermögen, um Banken und andere private Gläubiger an der Finanzierung zu beteiligen.<br />
273<br />
Wir zahlen nicht für eure Krise“ war eine Parole der europaweiten Protestbewegung gegen die<br />
Kürzungspolitik. (<strong>L.1.</strong>116.4. KV Wiesbaden u. a.- TÜ) DIE LINKE hat sich zu Beginn der Krise dafür<br />
eingesetzt, dass Verursacher und Profiteure der Krise<br />
<strong>L.1.</strong>46.9. LV Sachsen: In Zeile 273 folgende Wörter streichen: Verursacher und<br />
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mit einem Schuldenschnitt zur Kasse gebeten werden. <strong>Die</strong> Politik der »Bankenrettung« hat die<br />
privaten Gläubiger durch öffentliche Mittel abgesichert. Ein Schuldenschnitt könnte jetzt auf Kosten<br />
von Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern gehen. <strong>Die</strong> Legitimität der Schulden von Staaten bei privaten<br />
Banken muss überprüft und Gegenstand eines demokratischen Prozesses werden. Deshalb fordern wir<br />
einen Schuldenaudit (Überprüfung der Legitimität des Schuldenbestands) und einen substanziellen<br />
Schuldenschnitt für illegitime Schulden, um Banken und andere private Gläubiger an der Finanzierung<br />
zu beteiligen.<br />
281<br />
<br />
<strong>Die</strong> öffentlichen Haushalte sollen von der Diktatur der Finanzmärkte befreit werden, indem<br />
L.46.10. LV Sachsen: In Zeile 281 „Finanzmärkte“ ersetzen durch: „Märkte“<br />
282<br />
283<br />
die Staaten sich auch bei der EZB in einem festgelegten Rahmen günstig finanzieren können<br />
und nicht mehr allein (<strong>L.1.</strong>67.2. KV Köln u. a.) auf die Finanzmärkte angewiesen sind.<br />
<strong>L.1.</strong>29. KV Aachen: In den Zeilen 282/283 den Satzteil „in einem festgelegten Rahmen …<br />
angewiesen sind.“ ersetzen durch:<br />
direkt finanzieren können, so dass sie auch in Krisenzeiten wirtschaftspolitisch handlungsfähig<br />
bleiben.<br />
284<br />
285<br />
Wir wollen dann den Schuldenstand bei überschuldeten Staaten sozial verträglich durch eine<br />
kombinierte Anwendung von Schuldenschnitt und Millionärsabgabe auf Vermögen senken.<br />
<strong>L.1.</strong>67.3. KV Köln u.a.: Zeilen 284 – 285 streichen<br />
286<br />
287<br />
288<br />
<br />
<br />
Statt die Menschen Europas mit immer neuen Kürzungspaketen zu überziehen, setzen wir<br />
darauf, durch Investitionen vor allem in Daseinsvorsorge, Infrastruktur und Bildung, aber auch<br />
in moderne und nachhaltige Industrien und <strong>Die</strong>nstleistungen Arbeitsplätze zu schaffen, jungen<br />
Menschen in ihren Ländern eine Perspektive zu geben und die jeweiligen Volkswirtschaften zu<br />
stärken. (<strong>L.1.</strong>67.4. KV Köln u. a. – TÜ)<br />
Wir wollen die Ungleichgewichte in der Eurozone durch solidarische Regeln vermeiden. Dazu<br />
gehört unter anderem eine effektive Koordinierung der Lohn- und Steuerpolitik, die Lohn- und<br />
Steuerdumping verhindert. Dazu gehört auch ein Europäischer Ausgleichsmechanismus,<br />
bei dem die Handelsungleichgewichte innerhalb der Eurozone berücksichtigt und<br />
ausgeglichen werden. (<strong>L.1.</strong>67.5. KV Köln u. a. – TÜ)<br />
289<br />
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291<br />
292<br />
Ohne die Banken zu entmachten, die Reichen europaweit an den Kosten der Krise zu beteiligen und<br />
die massiven außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte abzubauen, wird jeder Versuch, die Krise zu<br />
lösen, scheitern.<br />
1.1.3 Banken entmachten - Finanzmärkte regulieren<br />
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»In den Jahren 2008 bis 2011 haben die EU-Staaten ihren Banken Hilfsgelder und Garantien in einem<br />
Umfang von 4,5 Billionen Euro bereitgestellt. In der EU stiegen in diesem Zeitraum die<br />
Staatsschulden um 24 Prozent.« (EU-Kommission 2012)<br />
DIE LINKE lehnt die europäische »Bankenunion« in ihrer beschlossenen Form ab (<strong>L.1.</strong>67.6. KV<br />
Köln). <strong>Die</strong> Bankenaufsicht liegt ab<br />
November 2014 in der Verantwortung der Europäischen Zentralbank – ohne demokratische Kontrolle.<br />
Zudem ist sie selbst als Kreditgeber der Banken mit der Aufsicht der Banken in einem permanenten<br />
Interessenskonflikt. Der geplante einheitliche Mechanismus zur Abwicklung von Banken (SRM)<br />
entlässt Eigentümer und Gläubiger der Pleitebanken aus ihrer Verantwortung und sieht keine<br />
Vergesellschaftung und Verkleinerung (Änd. PV, damit <strong>L.1.</strong>67.7. KV Köln - TÜ) von<br />
systemrelevanten Großbanken vor. Der angestrebte europäische<br />
Abwicklungsfonds, der sich aus Abgaben der Banken finanzieren soll, ist viel zu klein, um künftige<br />
Bankenkrisen bewältigen zu können. So werden weder künftige Krisen noch Bankenrettungen auf<br />
Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verhindert. Der geplante Rückgriff auf den aus<br />
<strong>L.1.</strong>67.8. KV Köln u.a.: In den Zeilen 301 – 304 zwei Sätze „Der angestrebte … verhindert.“<br />
ersetzen durch:<br />
Der angestrebte europäische Abwicklungsfonds, der sich aus Abgaben der Banken finanzieren soll, ist<br />
zu klein, um künftige Bankenkrisen bewältigen zu können, und unzureichend konstruiert. Eine<br />
Bankenunion muss folgenden Kriterien genügen:<br />
1. Eine Bankenunion muss alle Kreditinstitute der Eurozone einbeziehen.<br />
2. <strong>Die</strong> Bankenaufsicht soll nicht bei der EZB, sondern wie in der Bundesrepublik bei einer<br />
eigenständigen Aufsichtsbehörde der EU angesiedelt werden. Hierfür bietet sich die bereits<br />
existierende European Banking Authority (EBA) an.<br />
3. <strong>Die</strong> Bankenunion muss so funktionieren, dass zunächst die europäischen Kreditinstitute<br />
untereinander für ihre Risiken haften – dies jedoch in einer ausgleichenden Art und Weise. Sollte<br />
das Volumen der Bankenunion nicht oder noch nicht zur Deckung ausreichen, wäre es Aufgabe<br />
der EZB oder des ESM, zur Rekapitalisierung der Bankenunion beizutragen.<br />
4. <strong>Die</strong> Bankenunion muss die Ansprüche von Sparerinnen und Sparern sowie von gewerblichen<br />
Unternehmen im Rahmen einer wirksamen gesamteuropäischen Einlagensicherung umfassen.<br />
5. Da Zahlungsausfälle von Kreditinstituten zu Störungen der gegenseitigen Kreditversorgung im<br />
Interbankenmarkt führen können, muss die Bankenunion die Ansprüche volkswirtschaftlich<br />
relevanter Gläubigerkreditinstitute gegenseitig sichern.<br />
6. Aufgabe der Bankenunion ist es, nicht nur künftige Probleme der Haftung zwischen Banken zu<br />
regulieren, sondern auch solche der Vergangenheit. Im Ganzen geht es darum,<br />
Einlagemöglichkeiten für Sparer und gewerbliche Unternehmen sowie die Kreditversorgung für<br />
Haushalte und gewerbliche Unternehmen zu sichern.<br />
7. <strong>Die</strong> formulierten Ziele der Bankenunion sollten primär darauf ausgerichtet sein, die Fortexistenz<br />
von Banken zu sichern. Als letzte Möglichkeit muss die Bankenunion jedoch auch Mechanismen<br />
zur geordneten Abwicklung von Kreditinstituten vorsehen, die keine Systemrelevanz besitzen.<br />
Im Insolvenzfalle muss sichergestellt sein, dass Laufzeiten, Zins- und Tilgungsregelungen sowie<br />
Fälligkeiten von Haushalten und Unternehmen als Kreditnehmern wie vertraglich vereinbart<br />
fortbestehen.<br />
305<br />
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Steuermitteln gespeisten Europäischen Stabilitäts-Mechanismus ESM verdeutlicht dies.<br />
DIE LINKE steht für eine grundlegende Regulierung des europäischen Banken- und<br />
Finanzsektors. Eigentümer und Gläubiger müssen für ihr privates Geschäftsrisiko auch haften.<br />
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»<strong>Die</strong> Gewinne werden privatisiert, die Verluste sozialisiert« – diesem Prinzip der<br />
Bankenrettungspolitik stellen wir uns entgegen.<br />
Jede Bank in Europa muss auch abgewickelt werden können. DIE LINKE fordert im Pleitefall<br />
eine kontrollierte Insolvenz maroder (Groß-)Banken. In diesem Verfahren müssen zunächst<br />
die Eigentümer und dann die Gläubiger für die Verluste der Bank herangezogen werden. <strong>Die</strong><br />
Einlagen der Kleinsparerinnen und Kleinsparer sowie gewerbliche Kredite sind dabei<br />
öffentlich abzusichern.<br />
<strong>L.1.</strong>67.9. KV Köln u.a.: Zeilen 307 (ab „Eigentümer“) – 314 streichen<br />
Der Bankensektor in Europa muss grundlegend umgebaut werden: <strong>Die</strong> Aufgaben und Funktionen<br />
müssen neu gefasst werden. Das Finanzsystem braucht keine Spielbanken. (<strong>L.1.</strong>46.11. LV<br />
Sachsen) Das Investmentbanking –<br />
bei dem ohne Nutzen für die Realwirtschaft mit vielen Risiken auf den Finanzmärkten spekuliert wird,<br />
um hohe Renditen zu erzielen – ist als Geschäftsfeld abzuwickeln.<br />
<strong>L.1.</strong>67.10. KV Köln u.a.: Den Satz in Zeile 316 („Das Investmentbanking“) – 318 verändern in:<br />
<strong>Die</strong> Teile des Investmentbankings, bei denen ohne Nutzen für die Realwirtschaft mit vielen Risiken<br />
auf den Finanzmärkten spekuliert wird, um hohe Renditen zu erzielen, sind als Geschäftsfeld<br />
abzuwickeln.<br />
DIE LINKE fordert die Einführung eines Finanz-TÜVs, der die Geschäftspraktiken der<br />
Finanzbranche und sämtliche angebotene Finanzprodukte prüfen und vor der Einführung<br />
genehmigen muss.<br />
<strong>Die</strong> geltenden Eigenkapitalquoten für Banken (Basel III) müssen deutlich erhöht werden.<br />
Schattenbanken wie außerbilanzielle Zweckgesellschaften, Hedgefonds und Private-Equity-<br />
Gesellschaften müssen aufgelöst werden bzw. die Verbindung zu Schattenbanken im Ausland<br />
gekappt werden.<br />
Dagegen sind kommunale und genossenschaftliche Geldinstitute, die vor allem die regionale<br />
Wirtschaft und Infrastruktur fördern, gezielt zu unterstützen.<br />
Private Großbanken wollen wir in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle und<br />
Verwaltung überführen.<br />
<strong>L.1.</strong>67.11. KV Köln u.a.: Zeilen 328 – 329 ersetzen durch:<br />
<br />
Privatbanken müssen einer Größenbeschränkung unterliegen. Überschreiten sie die<br />
Größenbeschränkung, muss entweder ein Entflechtungsverfahren beginnen, im Zuge dessen<br />
die zur Verkleinerung abzutrennenden Teile als eigenständige Bank vergesellschaftet werden.<br />
Alternativ sind private Großbanken in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle<br />
und Verwaltung zu überführen.<br />
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Gegen das Monopol der privaten Rating-Agenturen wollen wir eine öffentliche europäische<br />
Rating-Agentur schaffen. Ratings von souveränen Staaten und Gebietskörperschaften lehnen<br />
wir ab. Ratings privater Agenturen dürfen nicht Gegenstand von verbindlichen Regeln der EU<br />
sein.<br />
<strong>Die</strong> EZB darf nicht nur für Preisstabilität zuständig sein, sondern muss gleichrangig auf die<br />
Förderung von nachhaltiger Entwicklung und Beschäftigung verpflichtet werden. Sie muss<br />
durch das Europäische Parlament demokratisch kontrolliert werden.<br />
<strong>Die</strong> Deregulierung des Finanzsektors wie auch die Ungleichverteilung von Einkommen und<br />
Vermögen, die zum Ausbruch der Krise mitbeigetragen haben, wurden auch auf Druck von<br />
Kreditinstituten politisch durchgesetzt (<strong>L.1.</strong>67.12. KV Köln u. a. – TÜ).<br />
<strong>Die</strong> wirklichen Verursacher und Profiteure der Krise – und der hohen Staatsschulden – müssen zur<br />
23
<strong>L.1.</strong>46.12. LV Sachsen: In Zeile 337 die Wortgruppe „<strong>Die</strong> wirklichen Verursacher und Profiteure der<br />
Krise“ ersetzen durch: <strong>Die</strong> Profiteure der Krise und ihre bisherigen VerwalterInnen<br />
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Verantwortung gezogen werden:<br />
Wir fordern eine Bankenabgabe, um den europäischen Bankensektor gezielt an den<br />
Krisenkosten zu beteiligen.<br />
Der Kampf gegen Steuerflucht muss verschärft werden: durch automatische Meldepflichten<br />
für Banken, die Möglichkeit, verdächtige Guthaben einzufrieren, Entzug von Banklizenzen für<br />
nichtkooperative Banken und verbesserte Strafverfolgung gegen Steuerhinterziehung und<br />
durch Kapitalverkehrskontrollen.<br />
<strong>Die</strong> öffentliche Kreditaufnahme muss von den Finanzmärkten befreit werden. <strong>Die</strong> EZB soll<br />
die Staaten in der Euro-Zone in einem festgelegten Rahmen direkt finanzieren. Als einen<br />
<strong>L.1.</strong>30. KV Aachen: In Zeile 346 Wortgruppe „in einem festgelegten Rahmen“ ersetzen durch: zur<br />
Wahrung ihrer wirtschaftspolitischen Handlungsfähigkeit<br />
347<br />
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<br />
ersten Schritt fordert DIE LINKE die Gründung einer europäischen Bank für öffentliche<br />
Anleihen.<br />
Um die Finanzspekulation gegen einzelne Euro-Mitgliedsstaaten zu verhindern, fordern wir<br />
die Einführung gemeinsamer Staatsanleihen aller Euro-Staaten (Eurobonds) (<strong>L.1.</strong>31.KV<br />
Aachen).<br />
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360<br />
1.1.4 Umsteuern: Profiteure der Krise zur Kasse<br />
»Das Vermögen der europäischen Millionäre übertrifft mit etwa 14 Billionen Euro die gesamte<br />
Staatsverschuldung aller EU-Staaten, die bei 11 Billionen Euro liegt.« (Global Wealth Report 2013)<br />
Der private Reichtum in Europa muss gerechter verteilt werden.<br />
DIE LINKE fordert gemeinsam mit der Europäischen <strong>Linke</strong>n, in allen EU-Staaten eine<br />
einmalige Abgabe auf Vermögen ab einer Million Euro zu erheben. Damit sollen die durch<br />
Bankenrettung und Finanzkrise entstandenen Staatsschulden zurückgeführt und die<br />
Handlungsfähigkeit der öffentlichen Hand verbessert werden.<br />
<strong>Die</strong> Einführung einer Finanztransaktionsteuer von 0,1 Prozent ist überfällig.<br />
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Gerechte Steuern in Europa<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass die Steuerpolitik zwischen den Staaten der EU koordiniert wird.<br />
Steuerdumping und Steuerflucht wollen wir so beenden. <strong>Die</strong> EU-Kommission geht davon aus, dass<br />
den EU-Staaten jährlich bis zu einer Billion Euro durch Steuerflucht und Steuerhinterziehung verloren<br />
gehen. Multinationale Konzerne nutzen (meist legale) Steuerschlupflöcher, Gewinne werden hin-und<br />
herschoben. In der EU herrscht ein Unterbietungswettbewerb: Luxemburg bietet Steuerbefreiung,<br />
Irland wirbt mit Niedrigsätzen.<br />
DIE LINKE fordert, einen EU-weiten Mindeststeuersatz für Unternehmen mit breiten<br />
und einheitlichen Bemessungsgrundlagen.<br />
Um Steuerflucht wirksam zu bekämpfen, wollen wir in der EU die Steuerpflicht der<br />
Bürgerinnen und Bürger an die Staatsbürgerschaft binden.<br />
Wir wollen Steueroasen innerhalb und außerhalb der EU austrocknen:<br />
Doppelbesteuerungsabkommen mit unkooperativen Staaten sind zu kündigen und ggf.<br />
Steuern direkt an der Quelle zu erheben, um Steuertricks von Konzernen wie die<br />
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konzerninterne Verschiebung von Gewinnen und Verlusten zu unterbinden. Banken,<br />
die in Steueroasen operieren, ist die Lizenz zu entziehen.<br />
Für einen gerechten und solidarischen EU-Haushalt<br />
Der Mehrjährige Finanzrahmen 2014-20 ist der erste Kürzungshaushalt in der Geschichte der<br />
Europäischen Union, obwohl die Union größer geworden ist. Damit kann der gewachsenen Armut und<br />
den Herausforderungen an europäische Politik im Bereich Nachhaltigkeit, Inklusion und<br />
Barrierefreiheit sowie Strategien (<strong>L.1.</strong>85.17. Ilja Seifert) gegen<br />
Klimawandel und Ressourcenknappheit nicht hinreichend begegnet werden. Wir kritisieren den<br />
Haushaltskompromiss, weil für die zu begleichenden Verbindlichkeiten nicht genügend Mittel<br />
eingestellt sind. <strong>Die</strong> EU wird sich auf Jahre verschulden müssen (L.9.2. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg,<br />
<strong>L.1.</strong>104.1. Andreas Berning u. a.; <strong>L.1.</strong>74.1. Frank Puskarev u. a. – TÜ).<br />
DIE LINKE fordert einen Politikwechsel in der EU-Haushaltspolitik!<br />
Der EU werden von den Mitgliedstaaten, insbesondere von der Bundesrepublik, regelmäßig<br />
Zahlungen versagt. Wir verlangen von der Bundesregierung, ihre unseriöse Politik im Rat einzustellen<br />
und stattdessen dafür zu sorgen, dass die EU ihre gesetzlich verbrieften Mittel unverzüglich erhält.<br />
EU-Haushaltspolitik darf keine Erpressungspolitik gegenüber Mitgliedstaaten zur Umsetzung des<br />
Fiskalpaktes sein.<br />
<strong>L.1.</strong>74.2. Frank Puskarev u.a.: In den Zeilen 386 – 389 den Satz „Wir verlangen … Fiskalpaktes<br />
sein.“ ersetzen durch:<br />
Wir fordern die Bundesregierung auf, ihre unseriöse Politik im Rat einzustellen und stattdessen dafür<br />
zu sorgen, dass die EU ihre im Lissabon-Vertrag festgelegten Mittel unverzüglich erhält. EU-<br />
Haushaltspolitik darf kein Mittel der Erpressung gegenüber Mitgliedstaaten zur Umsetzung des<br />
Fiskalpaktes sein.<br />
<strong>L.1.</strong>9.3. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg: Zeilen 390 – 406 ersetzen durch:<br />
Bei der Berechnung der EU-Beiträge sollen die Rabatte für die reicheren EU-Mitglieder<br />
ersatzlos gestrichen werden.<br />
Eigeneinnahmen der EU – z. B. die Erhebung einer EU-Finanztransaktionssteuer – sollen<br />
in größerem Umfang möglich werden.<br />
<strong>Die</strong> im EU-Finanzierungsrahmen 2014-2020 kürzlich erfolgten Kürzungen in der<br />
Regional- und Strukturpolitik müssen zurückgenommen werden.<br />
<strong>Die</strong> Mittelverteilung hat nach der Notwendigkeit und den realen Erfordernissen<br />
benachteiligter Regionen zu erfolgen. Wir setzen uns für eine generelle Überprüfung aller<br />
bisher geflossenen Mittel ein.<br />
Für Rüstung und Forschung zu militärischen Zwecken dürfen keine EU-Mittel zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Für folgende Aufgaben muss dringend mehr Geld zur Verfügung gestellt werden:<br />
Förderung der Sonnen- und Windenergie, Entwicklungshilfe für die Länder, deren<br />
Menschen aus wirtschaftlichen Gründen zur Flucht gezwungen sind, Berufsbildung für<br />
die Jugendlichen der europäischen Krisenländer.<br />
Der EU-Haushalt sollte vom Parlament alleine beschlossen werden und bis zu 3% des Brutto-<br />
Nationaleinkommens (derzeit: 1,23%) der EU betragen können, um das Parlament<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
aufzuwerten und soziale Politik auf EU-Ebene beschließen zu können. (1.17.SL – Ü, <strong>L.1.</strong>32.<br />
KV Aachen erledigt)<br />
Statt komplexer Rabattsysteme für reiche EU-Mitgliedstaaten muss die Mittelverteilung nach<br />
der Notwendigkeit und den realen Erfordernissen der Regionen erfolgen. Nationale Egoismen<br />
dürfen nicht den Haushalt diktieren. Es sollen stärkere Eigeneinnahmen der EU gewährt<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Kürzungen bei der Regional- und Strukturpolitik im EU-Haushalt müssen<br />
zurückgenommen werden. Wir setzen uns für eine Evaluation der geflossenen Mittel ein, der<br />
Abbau von Benachteiligungen in den Regionen muss forciert werden. Deutschlands Regionen<br />
benötigen auch weiterhin Strukturhilfen der EU.<br />
<strong>Die</strong> EU-Haushaltspolitik muss solidarisch und berechenbar gestaltet sein und ermöglichen,<br />
dass die Infrastruktur gefördert und Beschäftigung gesichert wird. Es dürfen keine<br />
Haushaltsmittel für die Rüstungsforschung und Sicherheitsindustrie zur Verfügung gestellt<br />
werden. Eine wirksame Jugendförderung, die auch die Jugendarbeitslosigkeit bekämpft, muss<br />
den Vorrang haben.<br />
Wir wollen eine EU-Armutsstrategie, die mit ausreichend Mitteln im Haushalt untersetzt ist.<br />
Auch Energieeffizienz und eine Energiepolitik, die auf erneuerbare Energien setzt, müssen<br />
gefördert werden. Andere Energiemodelle bedürfen keiner Förderung. Für die Entwicklungsund<br />
Nachbarschaftspolitik müssen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden.<br />
Wir wollen gesamteuropäische Investitionsprogramme in sozialen Querschnittsbereichen wie<br />
Barrierefreiheit und inklusives lebenslanges Lernen. (<strong>L.1.</strong>85.18. Ilja Seifert)<br />
<strong>L.1.</strong>74.3.: Frank Puskarev u.a.: Nach Zeile 406 neuen Unterpunkt einfügen:<br />
Wir fordern einen Einstieg in die Ausstattung der EU mit Eigenmitteln. Geeignet dazu<br />
wäre die zu erhebende Finanztransaktionsteuer und die europaweite Abgabe auf große<br />
Privatvermögen. Mittelfristig muss dieser Bereich durch eine Europäisierung bestimmter<br />
Steuereinnahmen ausgebaut und der EU-Haushalt so aus der Umklammerung nationaler<br />
Egoismen befreit werden.<br />
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1.1.5 Solidarisch miteinander statt ruinöser Wettbewerb<br />
»Deutschland hat in den Jahren 2000 bis 2010 Exportüberschüsse in Höhe von über 1000 Milliarden<br />
angehäuft. Im selben Zeitraum mussten allein Griechenland und Portugal 377 Milliarden an<br />
Leistungsbilanzdefiziten finanzieren« (Eurostat)<br />
<strong>L.1.</strong>9.4. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg: Satz auf Zeilen 415 – 418 streichen: Eine einheitliche …<br />
Verlierer gibt.<br />
<strong>L.1.</strong>65.2. KV Kassel-Stadt: Zeilen 411 – 418 ersetzen durch:<br />
Der Euro war und ist das Mittel der Herrschenden in Europa – vor allem der starken deutschen<br />
Kapitalistenklasse – vor dem Hintergrund eines verschärften internationalen Konkurrenzkampfs, um<br />
ihre Profite zu erhöhen und ihre ökonomischen und strategischen Interessen gegenüber den<br />
Konkurrenten in den USA, Japan China und anderswo durchzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Einführung des Euro hat die Krise verschärft, aber sie ist nicht die Ursache der Krise. <strong>Die</strong><br />
Konkurrenz zwischen den Eurostaaten ist kein Konstruktionsfehler des Euros, sondern Ausdruck des<br />
Konkurrenzkampfes zwischen Konzernen, die weitgehend eine nationalstaatliche Basis haben.<br />
26
Deshalb muss der Kampf gegen die Euro-Krisenpolitik mit dem Kampf für eine sozialistische<br />
Veränderung verbunden werden.<br />
DIE LINKE steht für einen Bruch mit den kapitalistischen Eigentumsstrukturen und der Politik, die<br />
Konzerne und Banken Blankoschecks ausstellt: in Deutschland, Europa und international. Wir sagen<br />
Nein zu Kürzungen, Spaltung und Nationalismus und Ja zu einem sozialistischen Europa im Interesse<br />
der Lohnabhängigen und Erwerbslosen.<br />
DIE LINKE setzt sich für das Recht der Opfer der Troika-Politik ein, aus dem Euro und der EU<br />
auszutreten.<br />
Gleichzeitig vertreten wir die Einschätzung, dass die Einführung einer nationalen Währung für die<br />
betroffenen Staaten neben möglichen ökonomischen Vorteilen auch Gefahren beinhaltet – solange<br />
dies auf Basis einer kapitalistischen Ökonomie im Rahmen des Weltmarkts geschieht. <strong>Die</strong> Krise kann<br />
durch einen solchen Schritt alleine nicht überwunden, der Lebensstandard der Bevölkerung nicht<br />
verbessert werden<br />
<strong>L.1.</strong>69.1. Ellen Brombacher u.a.: Zeilen 411 – 413 (bis „wird.“) ersetzen durch:<br />
Auch wenn die Europäische Währungsunion große Konstruktionsfehler enthält, würde ein Ende des<br />
Euro nicht die Lösung der daraus resultierenden Probleme bedeuten.<br />
<strong>L.1.</strong>63.4. Geraer Dialog: In Zeile 412 „dessen Fortbestand“ ersetzen durch:<br />
die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung<br />
<strong>L.1.</strong>61.3. AKL: In Zeile 415 nach „befördert“ einfügen:<br />
<strong>Die</strong> Krise der Eurozone hat für die Mehrheit der Bevölkerung besorgniserregende Probleme und eine<br />
unerträgliche Lage zur Folge. Es besteht ein dringender Bedarf an einer radikalen Änderung der<br />
Grundlagen der Wirtschafts- und Währungsunion. <strong>Die</strong> Krise der Eurozone führt zu Diskussionen über<br />
die einheitliche Währung und dem Vorschlag, dass einige Länder die Eurozone verlassen oder den<br />
Euro abschaffen. <strong>Die</strong>se Diskussionen sind durchaus legitim, da die derzeitige Politik, die Prioritäten,<br />
die Kriterien und die Ergebnisse der WWU ungerecht, antisozial und undemokratisch sind.<br />
<strong>L.1.</strong>61.4. AKL: nach Zeile 418 einfügen: (wortgleiche Passagen mit <strong>L.1.</strong>65.2 kursiv)<br />
DIE LINKE steht für einen Bruch mit den kapitalistischen Eigentumsstrukturen und der Politik, die<br />
Konzerne und Banken Blankoschecks ausstellt: in Deutschland, Europa und international. Wir sagen<br />
Nein zur Austerität, Spaltung und Nationalismus und Ja zu einem sozialistischen Europa im Interesse<br />
der Lohnabhängigen und Erwerbslosen. Wir treten für das Recht der Opfer der Troika-Politik ein,<br />
aus dem Euro und der EU auszutreten.<br />
Gleichzeitig vertreten wir die Einschätzung, dass die Einführung einer nationalen Währung für die<br />
betroffenen Staaten neben möglichen ökonomischen Vorteilen auch Gefahren beinhaltet – solange<br />
dies auf Basis einer kapitalistischen Ökonomie im Rahmen des Weltmarkts geschieht. <strong>Die</strong> Krise kann<br />
durch einen solchen Schritt alleine nicht überwunden, der Lebensstandard der Bevölkerung nicht<br />
gerettet werden.<br />
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Auch wenn die Europäische Währungsunion große Konstruktionsfehler enthält, tritt DIE LINKE nicht<br />
für ein Ende des Euro ein. Voraussetzung für dessen Fortbestand ist, dass der Kurs der Kürzungspolitik<br />
(Austerität) beendet wird. <strong>Die</strong> Währungsunion muss neu ausgerichtet werden, damit sie nicht<br />
Spaltungen weiter vertieft, sondern die gravierenden Ungleichheiten überwindet und eine friedliche<br />
und fruchtbare Zusammenarbeit in Europa befördert. Eine einheitliche Geldpolitik für eine Gruppe<br />
von Staaten mit völlig unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen und Arbeitsmärkten führt dazu, dass<br />
sich die Unterschiede dieser Länder eher verstärken. In der Logik des Wettbewerbs gibt es nur einen<br />
oder wenige Gewinner, und Gewinner gibt es nur, wenn es auch Verlierer gibt.<br />
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DIE LINKE strebt ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht zwischen den Mitgliedstaaten der EU und<br />
gegenüber dem Rest der Welt an, um neue Schulden- und Währungskrisen zu verhindern. Staaten, die<br />
einen großen Überschuss an Exporten haben, müssen diesen zurückfahren. Dafür muss die<br />
Binnennachfrage durch höhere Löhne, öffentliche Investitionen und den Ausbau des Sozialstaats<br />
gestärkt werden. Staaten, die übermäßig auf Importe angewiesen sind, müssen ihre Wirtschaftsleistung<br />
durch Investitionen in den Strukturwandel stärken. Besonders dauerhafte Exportüberschüsse innerhalb<br />
der EU müssen sanktioniert werden, um den Strukturwandel in den Krisenstaaten zu finanzieren und<br />
dort eine expansive Wirtschaftspolitik zu unterstützen (Ausgleichsunion). Ein Abbau der<br />
Ungleichgewichte würde sowohl die Situation der Lohnabhängigen in den exportorientierten Ländern<br />
(z.B. Deutschland) als auch die wirtschaftliche Entwicklung in den Krisenstaaten verbessern.<br />
Eine Lehre aus der aktuellen Krise muss eine Reform der Europäischen Währungsunion (EWU) sein,<br />
in dem außenwirtschaftliche Gleichgewichte zwischen den Mitgliedern der EWU als Ziel verankert<br />
werden und auf Überschuss- und Defizit-Länder entsprechend Druck zur Anpassung gerichtet wird.<br />
Wir wollen einen Ausgleichs-Fonds einrichten. Wenn die genannten Reformen ausbleiben,<br />
werden Kompensationszahlungen fällig. Das gilt auch, wenn Kosten für Bildung und<br />
Ausbildung auf andere Staaten ausgelagert werden, indem qualifiziertes Fachpersonal aus<br />
anderen Ländern abgeworben wird. Aus dem Ausgleichs-Fonds werden dringend benötigte<br />
Investitionen in Infrastruktur und wirtschaftlichen Aufbau finanziert.<br />
1.2 Gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit in ganz Europa!<br />
Angela Merkel und die Europäische Kommission wollen die EU zur »wettbewerbsfähigsten<br />
wissensbasierten Ökonomie der Welt« machen. Doch während die EU-Diplomaten von<br />
Vollbeschäftigung reden, haben sie Niedriglöhne und prekäre Jobs durchgesetzt. Absichtserklärungen<br />
zur »Überwindung von Armut und sozialer Ausgrenzung« stehen erzwungenen Lohn- und<br />
Rentenkürzungen sowie einer Politik der Privatisierung öffentlicher Daseinsvorsorge und des<br />
Sozialabbaus gegenüber. Der Flickenteppich von ungleichen Lebensverhältnissen in der EU ist in<br />
hohem Maße Ergebnis der neoliberalen EU-Politik in den vergangenen Jahrzehnten – die<br />
aufgezwungene Kürzungs- und Privatisierungspolitik hat die Schere zwischen Arm und Reich weiter<br />
vertieft, die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen weiter verstärkt, prekäre Arbeit und<br />
Niedriglöhne ausgeweitet. Gemeinsam mit anderen linken Parteien streiten wir für eine EU, in der<br />
Massenerwerbslosigkeit (<strong>L.1.</strong>46.13. LV Sachsen), und massive Armut der Vergangenheit<br />
angehören und Jugend eine Zukunft hat. (andere Änderungen ab Zeile 443: <strong>L.1.</strong>110.2. Renate Harcke<br />
u. a.)<br />
<strong>Die</strong> Antwort der europäischen <strong>Linke</strong>n auf die Krise in Europa muss ein gemeinsamer Widerstand über<br />
Ländergrenzen hinweg sein: für eine Beschäftigungsoffensive und höhere Löhne, bessere<br />
Sozialstandards, die ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen, und wirksame Beschäftigtenrechte<br />
sowie für eine Mindestsicherung, die vor Armut schützt (<strong>L.1.</strong>85.19. Ilja Seifert).Wir<br />
beschränken uns nicht auf abstrakte Richtlinien und parlamentarische Berichterstattung – wir kämpfen<br />
gemeinsam und an konkreten Projekten mit Beschäftigten, Gewerkschaften, Bewegungen und linken<br />
Parteien. Vor Ort und europaweit. Gewerkschaften, Sozialverbände und gesellschaftliche Initiativen,<br />
linke Parteien und soziale Bewegungen müssen sich europaweit organisieren.<br />
1.2.1 Gute Arbeit statt niedriger Löhne und unsicherer Jobs. Arbeitszeit verkürzen.<br />
»Ein soziales Europa wird nicht durch Sozialabbau und Lohndumping erreicht!«<br />
(Martin Hellwig, Gemeinschafts-Betriebsrats-Vorsitzender Flughafen Hamburg,<br />
zum Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping an Flughäfen)<br />
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Immer mehr Menschen haben unsichere Jobs und sind gezwungen, in Leiharbeit, befristeten<br />
Arbeitsverhältnissen oder unfreiwillig in Teilzeit zu arbeiten: In allen Mitgliedstaaten der<br />
Europäischen Union sind nur noch weniger als die Hälfte aller Arbeitsverhältnisse unbefristet und<br />
tarifvertraglich bezahlt. Arm trotz Arbeit durch Niedriglöhne, Unsicherheit durch Befristungen,<br />
Praktika und Leiharbeit, Entfremdung von Partnern, Familie und Freunden – das alles ist Resultat<br />
dieser Politik. Frauen, jüngere und ältere Beschäftigte trifft es dabei besonders hart. »Flexicurity«<br />
nennt sich das - ein Kunstwort der Europäischen Politik aus »flexibility« (Flexibilität) und »security«<br />
(Sicherheit). Es gaukelt vor, dass eine höhere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt mit mehr sozialer<br />
Sicherheit einhergeht. Doch während der Kündigungsschutz geschleift und prekäre Jobs gezielt<br />
gefördert wurden, bleibt die soziale Sicherheit auf der Strecke. Das Ergebnis: Viel Flexi - wenig<br />
Security!<br />
DIE LINKE setzt sich für ein neues Beschäftigungsleitbild für Europa ein: »Gute Arbeit«. Europa<br />
braucht ein Leitbild für unbefristete Beschäftigung, von der armutsfest ein eigenständiges Leben<br />
gestaltet werden kann und die nicht krank macht. Und das volle gesellschaftliche Teilhabe, Bildung,<br />
Kultur, ehrenamtliches Engagement und Muße ermöglicht – für jede und jeden (<strong>L.1.</strong>85.20.Ilja<br />
Seifert u.a.).<br />
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Niedriglöhne bekämpfen: <strong>Die</strong> EU soll der Sozialcharta des Europarats beitreten (<strong>L.1.</strong>33.<br />
KV Aachen – TÜ). Kurzfristig brauchen wir eine verbindliche<br />
europäische Mindestlohnregelung in Höhe von 60 Prozent des jeweiligen nationalen<br />
Durchschnittslohns. <strong>Die</strong>se kann gesetzlich oder tarifvertraglich auf nationaler, regionaler oder<br />
Branchenebene gewährleistet werden – muss aber in jedem Mitgliedstaat allen Beschäftigten<br />
einen existenzsichernden Lohn garantieren.<br />
Arbeitszeitverkürzung: Wir machen uns für die Begrenzung und drastische Verkürzung von<br />
(Höchst-)Arbeitszeiten stark. <strong>Die</strong> Ausnahmeregelungen und Lücken in der EU-<br />
Arbeitszeitrichtlinie müssen beseitigt werden. Wir wollen eine allgemeine verbindliche<br />
Höchstarbeitszeit von zunächst 40 Stunden die Woche festsetzen. Weniger Arbeitszeit<br />
heißt für Viele: bessere Arbeit (<strong>L.1.</strong>46.20. LV Sachsen – TÜ)<br />
<strong>L.1.</strong>9.1. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg: In Zeile 483 „von zunächst 40 Stunden“ ersetzen durch: von 38<br />
Stunden<br />
<strong>L.1.</strong>25.9. KV Hannover: „von zunächst 40 Stunden“ ersetzen durch: von zunächst 35 Stunden<br />
484<br />
<br />
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Verbindliche Richtlinien bei Leiharbeit, <strong>Die</strong>nstleistung und<br />
<strong>L.1.</strong>68.7. BV HH-Mitte: In Zeile 484 streichen: Leiharbeit<br />
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Entsendung sind notwendig. Beschäftigte dürfen nicht gegeneinander ausgespielt und als<br />
Lohndrücker oder Streikbrecher missbraucht werden – wir wollen überall in Europa gute<br />
Arbeit und gute Löhne. Wir setzen uns für ein Verbot der Leiharbeit und für den Grundsatz<br />
»Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort für Mann und Frau« ein.<br />
Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit: Im Durchschnitt verdienen Frauen in der EU fast 17<br />
Prozent weniger. Damit muss endlich Schluss sein!<br />
Gute Arbeit umfasst auch die Tätigkeiten, die der Fürsorge, Entwicklung und Pflege der Menschen<br />
selbst gelten und überwiegend von Frauen unbezahlt oder in schlecht bezahlten Jobs ausgeführt<br />
werden.<br />
Wir wollen, dass Frauen und Männer durch Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit das Recht und<br />
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die Zeit haben, gleichermaßen an Erwerbs- und Sorgearbeit (auch für sich selbst) teilzuhaben.<br />
Wir wollen so die Arbeitsteilung der Geschlechter überwinden, die immer noch viele daran<br />
hindert, ein gutes Leben führen zu können.<br />
(<strong>L.1.</strong>25.10. KV Hannover)<br />
Für eine umfassende »Jugendgarantie«: <strong>Die</strong> Pläne der EU reichen bei weitem nicht. Um die<br />
Massenerwerbslosigkeit der Jugend in Europa zu bekämpfen, müssen Arbeitsplätze durch<br />
ein europäisches Zukunftsinvestitionsprogramm geschaffen und ein Recht auf<br />
Ausbildung und Übernahme eingeführt werden. Dafür sind neue EU-Mittel zur Verfügung<br />
zu stellen. DIE LINKE setzt sich für ein Sofortprogramm für Menschen ohne<br />
abgeschlossene Berufsbildung ein. Jeder junge Mensch muss die Möglichkeit einer<br />
Berufsausbildung in seiner Region erhalten. (<strong>L.1.</strong>95.2. LV NRW u. a. – TÜ)<br />
Menschen mit Behinderungen brauchen ein europäisches Förderprogramm „Beschäftigung<br />
und Ausbildung“ und Anreize wie auch Verpflichtungen für die Unternehmen, barrierefreie<br />
Arbeitsbedingungen zu schaffen (<strong>L.1.</strong>85.21. Ilja Seifert u. a.).<br />
Kampf der prekären Arbeit: Wir wollen europaweit unsichere und befristete Jobs in<br />
sozialversicherungspflichtige, unbefristete Arbeitsverhältnisse umwandeln. Sachgrundlose<br />
Befristungen wollen wir ausschließen.<br />
DIE LINKE tritt für die gezielte Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe ein, um regionale<br />
Produktion und Verbrauch und damit insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen<br />
zu stärken. Eine sich selbsttragende Wirtschaft schützt auch Arbeitsplätze vor Ort.<br />
Förderkriterien zur Strukturmittelvergabe sind für uns vor diesem Hintergrund das Prinzip der<br />
guten Arbeit, soziale und ökologische Standards. (<strong>L.1.</strong>98.1. KV Burgenlandkreis - TÜ)<br />
Migrantinnen und Migranten dürfen nicht als kurzfristige Arbeitskräfte ausgebeutet werden.<br />
Im Rahmen einer Europäischen Teilhabe-Agenda sollen die Länder der Europäischen Union<br />
zur rechtlichen, politischen und sozialen Gleichstellung aller Migrantinnen und Migranten<br />
verpflichtet werden. Wir sprechen uns gegen Arbeitsverbote für Asylsuchende und für faire<br />
Arbeitsbedingungen für Menschen ohne regulären Aufenthaltsstatus aus. Personen, die in der<br />
EU erwerbstätig sind, müssen durch Gesetz einen legalen Aufenthaltsstatus erhalten, wenn sie<br />
den Behörden eine bisher nicht offengelegte Erwerbstätigkeit mitteilen (<strong>L.1.</strong>98.7. KV<br />
Burgenlandkreis – TÜ)<br />
Um stabile Beschäftigung zu sichern, wollen wir grenzüberschreitende<br />
Wirtschaftskooperationen und die Vernetzung von Arbeitsmärkten in den Grenzregionen<br />
weiter befördern.<br />
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<strong>Die</strong> Beschäftigten, Gewerkschaften und andere soziale Bewegungen müssen ihre Kämpfe in Europa<br />
koordinieren und verstärken. DIE LINKE ist dabei: gegen die Arbeitszeitverlängerung für Fernfahrer<br />
ebenso wie gegen die Einschränkung des Kündigungsschutzes für junge Beschäftigte in Frankreich.<br />
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<br />
Gewerkschaften und Tarifverträge müssen europaweit gestärkt werden. Wir wollen<br />
Mindestregelungen für ein europäisches Tarif- und Sozialsystem und Möglichkeiten<br />
grenzüberschreitender Tarifverträge und Streikaktivitäten verbessern. Jeder/jedem abhängig<br />
Beschäftigten müssen Streikrecht und Koalitionsfreiheit offenstehen (1.34. KV Aachen –<br />
TÜ). Das Recht auf politischen Streik muss in ganz Europa gelten – auch in Deutschland.<br />
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<strong>Die</strong> Möglichkeit, durch Verlagerung des Unternehmenssitzes innerhalb der EU das<br />
Mitbestimmungsrecht der Mitgliedstaaten zu umgehen und so die Wirtschafts- und<br />
Sozialordnungen gegeneinander auszuspielen, muss unterbunden werden.<br />
Insbesondere bei Massenentlassungen und Betriebsverlagerungen müssen die Rechte der<br />
Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften gestärkt werden – eine Verlagerungsabgabe soll<br />
verhindern, dass Unternehmen für kurzfristige Renditen verlagert werden; sie sollen an der<br />
Finanzierung der gesellschaftlichen Kosten von Betriebsschließungen beteiligt werden.<br />
Massenentlassungen in profitablen Betrieben müssen verboten werden.<br />
<strong>L.1.</strong>68.8. BV HH-Mitte:<br />
In Zeile 517 „bei“ ersetzen durch: gegen<br />
In Zeile 521 streichen: in profitablen Betrieben<br />
522<br />
523<br />
524<br />
<br />
<br />
Wir wollen Solidarität und Kooperation der Beschäftigten über nationale Grenzen hinweg<br />
stärken. <strong>Die</strong> tausend europäischen Betriebsräte, die grenzüberschreitende Solidarität,<br />
Information und Zusammenarbeit ermöglichen, sind ein erster Schritt.<br />
DIE LINKE. lehnt die von der EU Kommission geplante „Verordnung für den Zugang zum<br />
Markt für Hafendienste (Port Package III)“ und die darin enthaltene Einschränkung des<br />
Streikrechts grundsätzlich ab (<strong>L.1.</strong>12. Sabine Wils u. a.).<br />
525<br />
526<br />
527<br />
528<br />
529<br />
530<br />
531<br />
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540<br />
541<br />
542<br />
543<br />
544<br />
545<br />
546<br />
<strong>Die</strong> Ausgestaltung einer sozialen und demokratischen Wirtschaftsweise erfordert demokratische<br />
Kontrolle, Teilhabe und Mitspracherechte. Wir wollen das Genossenschaftsrecht stärken, regionale<br />
Wirtschaftskreisläufe unterstützen und den Ausbau von Belegschaftseigentum voranbringen.<br />
1.2.2 Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung: soziale Rechte<br />
»Wir haben uns entschieden, dass wir nicht zulassen werden, dass unsere Familien für die aktuelle<br />
ökonomische Krise zahlen. Wir werden nicht auf der Straße schlafen, während es Tausende von<br />
leerstehenden Wohnungen gibt. Deshalb haben wir beschlossen, uns in dem Gebäude einzuquartieren,<br />
das seit einigen Jahren leer steht, und das vor dem Hintergrund der aktuellen ökonomischen<br />
Entwicklung noch lange Zeit leer stehen wird.«<br />
(Erklärung von fünf Familien, die im spanischen Sevilla am 30. August 2012 in ein leerstehendes Haus<br />
eingezogen sind.)<br />
Durch Sozialabbau und Kürzungspolitik, durch Massenerwerbslosigkeit und Niedriglöhne ist die<br />
Armut in Europa angewachsen. Jede und jeder Vierte ist arm oder armutsgefährdet – besonders<br />
betroffen sind Kinder und ältere sowie behinderte (<strong>L.1.</strong>85.22. Ilja Seifert u. a.) Menschen. Anstatt<br />
Armut und Ausgrenzung konsequent zu bekämpfen, fordern die Regierungschefs der EU-Staaten bei<br />
Rente und Gesundheitsversorgung weitere Kostensenkungen und mehr Eigenvorsorge – faktisch heißt<br />
das: Zwei-Klassen-Medizin und mehr Zuzahlungen, geringere Renten und mehr Altersarmut.<br />
Wir wollen die öffentliche Daseinsvorsorge stärken und vor weiteren Privatisierungen schützen – nur<br />
so kann allen Menschen ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung, Gesundheit, kostengünstiger<br />
Energie und sozialer Sicherheit gewährleistet werden. Wir fordern daher die Rücknahme aller EU-<br />
Richtlinien und Verordnungen der letzten Jahrzehnte, die als Grundlage und Vorwand für<br />
Privatisierung, Liberalisierung und Zerschlagung öffentlicher Einrichtungen der Daseinsvorsorge<br />
gedient haben (<strong>L.1.</strong>116.5. KV Wiesbaden u. a. - TÜ). Wir solidarisieren uns mit Protesten<br />
gegen Zwangsräumungen. Banken werden mit Steuergeld gerettet und Familien mit Kindern auf die<br />
Straße gesetzt, weil sie ihre Miete nicht mehr zahlen können. Das nehmen wir nicht hin!<br />
31
547<br />
548<br />
549<br />
550<br />
551<br />
552<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union soll Programme zur Verbesserung der sozialen Sicherheit in Richtung auf<br />
volle gesellschaftliche Teilhabe (<strong>L.1.</strong>85.23. Ilja Seifert u. a. - TÜ) verbindlich<br />
verabreden und überwachen. <strong>Die</strong> Ausgaben für soziale Sicherung sollen europaweit mindestens<br />
genauso stark wie das Bruttosozialprodukt steigen – so kann Sozialdumping verhindert und eine<br />
Konkurrenz der Mitgliedstaaten auf dem Rücken von Familien, Beschäftigten, Menschen mit<br />
Behinderungen, Migrationshintergrund (<strong>L.1.</strong>85.24. Ilja Seifert) sowie Rentnerinnen und Rentnern<br />
verhindert werden.<br />
553<br />
554<br />
555<br />
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557<br />
558<br />
559<br />
560<br />
<br />
<br />
Während die Europäische Union nur die Freiheit des Wettbewerbs kontrolliert, wollen wir,<br />
dass die Einhaltung von sozialen Vorschriften EU-weit überprüft und Verstöße dagegen<br />
geahndet werden.<br />
Deutschland und die Europäischen Union müssen der revidierten Europäische Sozialcharta des<br />
Europarats samt seinen Zusatzprotokollen beitreten und insbesondere das Recht auf eine<br />
Wohnung, den besonderen Schutz Älterer und von Menschen mit Behinderungen<br />
(<strong>L.1.</strong>85.25. Ilja Seifert u. a.), den Schutz vor Armut und Ausgrenzung umsetzen. Wir wollen<br />
den Gewerkschaften ein Beschwerderecht beim Europarat einräumen, um Verstöße gegen die<br />
sozialen Grundrechte zu ahnden und Klagen zu ermöglichen.<br />
561<br />
562<br />
Wir wollen die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung zum verbindlichen Kernziel der<br />
Europäischen Union machen. Mit Kinderarmut werden wir uns niemals abfinden!<br />
563<br />
564<br />
565<br />
566<br />
567<br />
<br />
DIE LINKE unterstützt verbindliche Zielvorgaben für die Bekämpfung von Armut – so<br />
brauchen wir eine EU-Vorgabe, die für Leistungen bei Arbeitslosigkeit und Rente im Rahmen<br />
der Sozialversicherungen ein Einkommen in Höhe von mindestens 60 Prozent des mittleren<br />
Einkommens vor Ort (für Experten: »des mittleren nationalen Nettoäquivalenzeinkommens«)<br />
gewährleisten soll.<br />
568<br />
569<br />
570<br />
Alle Bürgerinnen und Bürger Europas sollen unabhängig von der Erwerbsbiografie, Herkunft<br />
oder Nationalität sowie dem Vorliegen einer Behinderung (<strong>L.1.</strong>85.26. Ilja Seifert u. a.)<br />
Anspruch auf soziale Mindestsicherung an ihrem Wohnort haben. In Deutschland sind das<br />
derzeit 1050 Euro. In Ländern mit niedrigem Einkommensniveau werden Warenkörbe zu<br />
<strong>L.1.</strong>35. KV Aachen: „Anspruch auf … 1050 Euro.“ ersetzen durch:<br />
„Anspruch auf armutsfeste und bedarfsgerechte soziale Mindestsicherung an ihrem selbst gewählten<br />
Wohnort haben.“<br />
571<br />
572<br />
573<br />
574<br />
575<br />
576<br />
577<br />
578<br />
<br />
<br />
Überprüfung der ausreichenden Höhe ergänzend herangezogen.<br />
Initiativen zur Erhöhung der Renteneintrittsalter erteilen wir eine klare Absage: Wir sagen<br />
Nein zur Rente erst ab 67 in Deutschland und Nein zu einer europaweiten Kopplung des<br />
Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung.<br />
Vorschläge der Europäischen Kommission zu einer weiteren Privatisierung der Altersvorsorge<br />
sind der falsche Weg. Sie nützt vor allem der Versicherungsindustrie und pumpt Kapital auf<br />
die Finanzmärkte, das nach kurzfristiger Rendite sucht. So werden Spekulationsblasen<br />
vorbereitet und gefährden die Renten. Wir wollen stattdessen das Umlageverfahren in der<br />
Rentenversicherung stärken und Altersarmut europaweit bekämpfen.<br />
<strong>L.1.</strong>96.2. LV NRW u.a.,: Zeilen 579 – 583 streichen<br />
32
<strong>L.1.</strong>46.14. LV Sachsen: Zeilen 579 – 583 ersetzen durch:<br />
Immer mehr Menschen in Europa setzen sich individuell oder gemeinsam mit anderen organisiert<br />
für ein soziales Bedingungsloses Grundeinkommen ein. Viele von ihnen sehen, dass die Kopplung<br />
der Teilhabesicherung mit dem Zugang zu Erwerbsarbeit mittlerweile einen Anachronismus<br />
darstellt. Wir teilen diese Einsicht und das grundlegende Bestreben der BGE- Bewegung, ein<br />
existenzsichernde Einkommen unabhängig von Erwerbsarbeit zu ermöglichen. Wir werden das<br />
Konzept des BGE daher in unserer Partei weiter diskutieren und begrüßen alle Initiativen, die einen<br />
Beitrag zur Weiterentwicklung eines sozialen BGE leisten. Entsprechende Diskussionsbeiträge und<br />
Prüfaufträge unterstützen wir auch auf europäischer Ebene.<br />
579<br />
580<br />
581<br />
582<br />
583<br />
584<br />
585<br />
586<br />
Teile der LINKEN vertreten das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens, um das Recht auf<br />
eine gesicherte Existenz und gesellschaftliche Teilhabe jedes Einzelnen von der Erwerbsarbeit zu<br />
entkoppeln. <strong>Die</strong>ses Konzept wird in der Partei kontrovers diskutiert. <strong>Die</strong>se Diskussion wollen wir<br />
weiterführen und unterstützen entsprechende Diskussionsinitiativen und Prüfaufträge auf europäischer<br />
Ebene.<br />
Alle Mitgliedstaaten sollen grundlegende <strong>Die</strong>nstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Bildung,<br />
Energie u.a. allgemein und verpflichtend zur Verfügung stellen und für alle Menschen unabhängig<br />
vom Geldbeutel zugänglich machen.<br />
587<br />
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590<br />
591<br />
592<br />
593<br />
594<br />
<br />
<br />
DIE LINKE engagiert sich für europäische Mindestnormen, die eine gleichberechtigte<br />
Grundversorgung mit Wohnraum, Wärme, Wasser, Zugang zum Internet und Energie<br />
sicherstellen. Europaweit soll es ein kostenfreies Grundkontingent für jeden Haushalt an<br />
Wärme, Wasser und Energie, Telefon und Internetzugang (<strong>L.1.</strong>42.3. Sebastian Koch u. a.)<br />
geben.<br />
<strong>Die</strong> Privatisierung öffentlicher <strong>Die</strong>nstleistungen – wie das Gesundheits- und Bildungssystem<br />
sowie weitere Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge wie ÖPNV und Energie – lehnen<br />
wir ab. DIE LINKE hat die europäische Bürgerinitiative gegen die Privatisierung des Wassers<br />
unterstützt. <strong>Die</strong> <strong>Linke</strong> unterstützt weiterhin aktiv parlamentarische und<br />
außerparlamentarische Initiativen zur Rekommunalisierung von Unternehmen der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge (<strong>L.1.</strong>82.2. Siegfried Schlegel). Für uns ist die Rekommunalisierung ein<br />
wichtiger politischer Schwerpunkt.<br />
595<br />
Wir wenden uns gegen eine europäische Zwei-Klassen-Medizin. Eine auskömmliche<br />
gesundheitliche Versorgung ist ein Grundrecht. Bei Schwangerschaft und Krankheit<br />
müssen deshalb ambulante und stationäre medizinische Versorgung, Vor- und<br />
Nachsorge allen in der EU lebenden Menschen unabhängig von ihrer sozialen Lage<br />
zugänglich sein. Eine Krankenversicherungspflicht für alle Bürgerinnen und Bürger<br />
der EU ist für uns unverzichtbar (<strong>L.1.</strong>98.6. KV Burgenlandkreis, damit auch <strong>L.1.</strong>23.<br />
KV Fulda erledigt)<br />
596<br />
<br />
<br />
Der Zugang zu Verhütungsmitteln und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch müssen<br />
gewährleistet sein. (<strong>L.1.</strong>55.5. LAG LISA HH – Ü mit redakt. Änderung<br />
Zwangsräumungen müssen europaweit verhindert werden.<br />
33
597<br />
598<br />
599<br />
Alle Programme und Aktivitäten der Europäischen Union – von der Neugestaltung des Urheberrechts<br />
über die Förderpolitik bis hin zum Datenschutz – müssen auf soziale Standards und gute<br />
Arbeitsbedingungen orientiert werden.<br />
600<br />
601<br />
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607<br />
<br />
DIE LINKE unterstützt die Jugendfreiwilligendienste, um jungen Menschen Erfahrungen im<br />
Ausland zu ermöglichen. Freiwilliges bürgerschaftliches Engagement darf aber nicht als<br />
Lückenbüßer für Sozialabbau und zum Ausbau des Niedriglohnsektors missbraucht werden.<br />
Wir bekämpfen alle Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, des Glaubens,<br />
von Migrantinnen und Migranten, Menschen mit Behinderungen, ethnischen Minderheiten<br />
und von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung im öffentlichen <strong>Die</strong>nst, in der<br />
Privatwirtschaft, im Bildungsbereich, im sozialen und kulturellen Leben. Verstöße gegen die<br />
Anti-Diskriminierungs-Richtlinie der EU müssen konsequent geahndet werden. Deutschland<br />
muss die Europäische Antidiskriminierungsrichtlinie endlich unterzeichnen. (<strong>L.1.</strong>85.27. Ilja<br />
Seifert u. a.)<br />
608<br />
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630<br />
631<br />
Wir setzen uns für eine menschenrechtsbasierte, selbstbestimmte Behindertenpolitik ein. <strong>Die</strong> UN-<br />
Behindertenrechtskonvention muss in allen Mitgliedstaaten ratifiziert und wirksam umgesetzt werden.<br />
<strong>Die</strong> „Europäische Strategie für Menschen mit Behinderungen 2010-2020“ muss ohne Kostenvorbehalt<br />
praktisch ausgestaltet werden. <strong>Die</strong> volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und älterer<br />
Menschen muss durch einkommens- und vermögensunabhängige Nachteilsausgleiche und<br />
Barrierefreiheit, durch eine Seniorenpolitik und hochwertige Pflegeleistungen im Sinne eines<br />
selbstbestimmten Lebens sowie eine europaweite Antidiskriminierungspolitik gesichert werden. <strong>Die</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland darf die Europäische Antidiskriminierungsrichtlinie nicht länger<br />
blockieren. Bestehende Nachteilsausgleiche sollen grenzüberschreitend über einen europäischen<br />
Behindertenausweis in allen EU-Staaten gelten. <strong>Die</strong> Selbstvertretung von Menschen mit<br />
Behinderungen, auch in den Parlamenten, muss gefördert werden. (<strong>L.1.</strong>85.28. Ilja Seifert u. a.)<br />
1.3 Wirtschaft sozial und ökologisch umgestalten<br />
1.3.1 Ein europäisches Zukunfts- und Investitionsprogramm (1.18. BAG SL, <strong>L.1.</strong>36. KV Aachen)<br />
DIE LINKE kämpft gegen eine EU, die auf den Kapitalismus als »letztes Wort der Geschichte« fixiert<br />
ist und sich an eine neoliberale Wirtschaftspolitik mit ihren Verträgen kettet.<br />
<strong>Die</strong> neoliberale Ausrichtung der Europäischen Union hat die Entscheidungen über Investitionen dem<br />
Markt überlassen. Ungesteuert sind sie vor allem in Anlagen mit kurzfristigen Profitversprechen<br />
gegangen. Das hat dazu geführt, dass einige Regionen kaum noch eigene Industrie haben und auf<br />
Importe zurückgeworfen sind. <strong>Die</strong> Maßnahmen zur Verbesserung der »Wettbewerbsfähigkeit«, die der<br />
Europäische Rat plant, sind kein neuer Weg, sondern vertiefen die Probleme. Wir wollen ein<br />
integriertes Konzept demokratisch kontrollierter wirtschaftlicher Zukunftsentwicklung für Europa. In<br />
einigen Regionen auch im Osten Deutschlands, sind die positiven Ergebnisse der Regionalförderung<br />
durchaus deutlich.<br />
DIE LINKE strebt ein EU-weit koordiniertes Zukunftsprogramm an, das Investitionen am<br />
gesellschaftlichen Bedarf, nicht am Profit ausrichtet. Mit öffentlichem Geld müssen öffentliche<br />
Investitionen gefördert werden. Statt nationaler Konkurrenz und Standortwettbewerb brauchen wir<br />
eine aktive, staatliche Politik zur Schaffung von Produktionsschwerpunkten. Das Investitions- und<br />
Zukunftsprogramm, wie es auch der Europäische Gewerkschaftsbund vorschlägt, muss das Öffentliche<br />
stärken, Beschäftigung und Sozialstaat ausbauen und die Daseinsvorsorge im Wesentlichen öffentlich<br />
organisieren und in die Hände der Bevölkerung zurückgeben. So stärken wir auch europäische,<br />
regionale und kommunale Demokratie in ihren sozialen Grundlagen.<br />
34
632<br />
633<br />
634<br />
635<br />
636<br />
637<br />
Das Investitionsprogramm soll:<br />
die Infrastruktur durch öffentliche Investitionen (z. B. Verkehrs- und Kommunikationsnetze<br />
wie Schienen, Straßen und Breitband-Internet) (<strong>L.1.</strong>42.4. Sebastian Koch u. a.) verbessern;<br />
sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft und Klimaschutz voranbringen;<br />
das Bildungssystem verbessern und inklusiv ausgestalten (<strong>L.1.</strong>85.29. Ilja Seifert u. a.), vom<br />
Vorschulbereich bis zu den Hochschulen;<br />
Barrierefreiheit als verbindlichen Bau-, Reise- und Kommunikationsstandard sowie als<br />
Vergabekriterium festschreiben und umsetzen (<strong>L.1.</strong>85.30. Ilja Seifert u. a.).<br />
Wohnmöglichkeiten für junge Menschen, für Ältere und für gesundheitlich Beeinträchtigte<br />
verbessern und bezahlbar machen;<br />
soziale <strong>Die</strong>nstleistungen insbesondere in Gesundheitswesen und Pflege verbessern und<br />
ausbauen;<br />
öffentliche Verwaltung modernisieren und wirksamer gestalten, insb. auch Steuervollzug,<br />
Gewerbeaufsicht, Genehmigungsverfahren, Umweltverträglichkeitsprüfungen (<strong>L.1.</strong>37. KV<br />
Aachen, <strong>L.1.</strong>95.3. LV NRW u. a., <strong>L.1.</strong>19 BAG SL erledigt);<br />
bessere Chancen für junge Menschen am Arbeitsmarkt schaffen;<br />
<strong>L.1.</strong>85.31. Ilja Seifert u. a.: In Zeile 637 nach „Menschen“ einfügen: mit und ohne Behinderungen<br />
638<br />
639<br />
640<br />
641<br />
642<br />
<br />
<br />
die Lebenschancen von Menschen unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund<br />
verbessern und Menschen mit Migrationshintergrund eine bessere gesellschaftliche Teilhabe<br />
ermöglichen;<br />
Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung vermindern. Damit wird auch der<br />
soziale Zusammenhalt gestärkt.<br />
643<br />
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648<br />
649<br />
650<br />
651<br />
Wir brauchen demokratische Foren wie regionale Wirtschafts- und Sozialräte oder auch Public-Equity-<br />
Fonds, die den Strukturwandel ökologisch und sozialverträglich gestalten können.<br />
Mit der Europäischen <strong>Linke</strong>n schlagen wir einen Fonds für soziale, inklusive (<strong>L.1.</strong>85.32. Ilja<br />
Seifert u. a.), solidarische und<br />
ökologische Entwicklung vor. Er soll vor allem öffentliche und soziale <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
fördern.<br />
Der Fonds muss wie die Investitionsprogramme demokratisch gesteuert werden. Dabei spielen<br />
Parlamente, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen eine wichtige Rolle. In<br />
unserem Konzept einer aktiven Wirtschaftspolitik bilden öffentliche Investitionen den Kern. Wir<br />
verbinden sie mit einer Industrie- und Strukturpolitik, die Demokratie in der Wirtschaft voran bringt.<br />
652<br />
653<br />
654<br />
<br />
<strong>Die</strong> Finanzierung des Zukunftsprogramms soll ermöglicht werden aus bereits bestehenden<br />
Förderprogrammen und einer höheren Besteuerung von Vermögen und Spitzeneinkommen in<br />
den EU-Staaten.<br />
655<br />
656<br />
657<br />
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659<br />
660<br />
661<br />
DIE LINKE lehnt das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA [TTIP] ab. Das<br />
TTIP wird, sollte es in Kraft treten, den großen Banken und Konzernen und nicht der europäischen<br />
Binnenwirtschaft nutzen. Konzernen soll ein Klagerecht gegen Staaten bzw. soziale und ökologische<br />
Standards eingeräumt werden (Investitionsschiedsgerichtsbarkeit). Es droht, dass der Finanzsektor<br />
weiter dereguliert wird, öffentliche <strong>Die</strong>nstleistungen privatisiert sowie Monopolisten im Bereich des<br />
geistigen Eigentums gestärkt werden. Das TTIP wird, wenn wir es gemeinsam mit anderen nicht<br />
verhindern (<strong>L.1.</strong>110.4. Renate Harcke u. a.), den europäischen Markt mit Biokraftstoffen, Gentechnik-<br />
Lebensmitteln sowie Klon- und Hormonfleisch überschwemmen. Selbst die unzureichende EU-<br />
35
662<br />
663<br />
664<br />
665<br />
666<br />
Chemikalienverordnung REACH sowie die ohnehin laxe Euro-Norm für Abgas-Emissionen stehen in<br />
Frage. Schutz und Vielfalt von Kulturgütern gemäß der UNESCO-Konvention würden gefährdet. DIE<br />
LINKE organisiert und unterstützt deshalb Initiativen – innerhalb und außerhalb der Parlamente – die<br />
darauf gerichtet sind, die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA zu stoppen.<br />
Wir fordern, dass die Investitionsschiedsgerichtsbarkeit aus allen Handelsabkommen gestrichen wird<br />
(<strong>L.1.</strong>110.5. Renate Harcke u. a.).<br />
<strong>L.1.</strong>53.2. Martina Michels u. a.: Nach Zeile 666 einfügen:<br />
Der besondere Charakter von Gütern und Leistungen im Kulturbereich muss auch weiterhin bei<br />
internationalen Freihandels- und Investitionsabkommen berücksichtigt werden. Kultur darf nicht zur<br />
reinen Handelsware werden, die allein den Marktgesetzen unterliegt. Deshalb müssen die Bereiche<br />
Kultur und audiovisuelle Medien aus den Handelsabkommen ausgeschlossen bleiben.<br />
667<br />
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677<br />
678<br />
Für eine solidarische Regional- und Strukturpolitik<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union muss die Regionen mit gravierendem Entwicklungsrückstand stärken und<br />
zugleich die Stabilität in allen anderen Regionen stützen – dies ist unser Grundansatz für die Regionalund<br />
Strukturpolitik der EU. Unser Ziel ist und bleibt die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in<br />
der Europäischen Union (<strong>L.1.</strong>98.2. KV Burgenlandkreis u.a., <strong>L.1.</strong>98.3. - TÜ). In der Vergangenheit ist<br />
es gelungen,<br />
durch Programme der EU-Regional- und Strukturförderung die Entstehung wirtschaftlicher<br />
und sozialer Differenzen zwischen den Regionen und Mitgliedstaaten zu dämpfen oder sogar<br />
historisch gewachsene Unterschiede maßgeblich (<strong>L.1.</strong>60.1. BV Neukölln – TÜ 1) zu<br />
verringern (<strong>L.1.</strong>71. Klaus Lederer u. a. – TÜ 1).<br />
DIE LINKE hat sich gemeinsam mit Akteuren aus Zivilgesellschaft und regionalen Strukturen gegen<br />
die bevorstehende Neuausrichtung der Kohäsionsprogramme in der Förderperiode ab 2014 gewehrt.<br />
<strong>Die</strong>se Neuausrichtung transformiert die Instrumente der Regional- und Strukturpolitik von einem<br />
sozialen und ökonomischen Ausgleichsmechanismus hin zu einem „Belohnungsmechanismus“ – mit<br />
dem Ziel, Märkte zu öffnen und Staatsausgaben zu kürzen (<strong>L.1.</strong>71. – TÜ 2)<br />
<strong>Die</strong> Vergabe dieser Fördermittel soll nun mit neoliberalen Politikinstrumenten vermischt werden. <strong>Die</strong><br />
Kohäsionspolitik wird der der EU-Strategie »Europa 2020« untergeordnet. <strong>Die</strong> Strukturfonds werden<br />
auch (<strong>L.1.</strong>104.2.- TÜ) als Erpressungs- und Bedrohungsinstrument missbraucht, um Märkte zu öffnen<br />
oder Sozialausgaben zu kürzen. Hinzu kommt, dass ausgerechnet in der Zeit von Krisen und<br />
zusammenbrechenden Sozialstaaten die Mittel der Kohäsionspolitik um 8 Prozent (<strong>L.1.</strong>104.2. Andreas<br />
Berning u. a. – TÜ) gekürzt, Fördermittel zugunsten der reicheren Mitgliedstaaten umverteilt werden<br />
und der Fokus künftig weniger auf den ärmeren Ländern liegen<br />
<strong>L.1.</strong>85.33.Ilja Seifert u. a.: In Zeile 678 nach „Ländern“ einfügen: und benachteiligten Gruppen<br />
679<br />
soll. Durch die notwendige Kofinanzierung der die Regionen werden besonders finanzschwache<br />
Gebiete benachteiligt, weil sie den Eigenanteil nicht aufbringen können. Hier ist eine grundlegende<br />
Verbesserung der Förderung notwendig (<strong>L.1.</strong>60.1.- TÜ 2).<br />
36
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698<br />
DIE LINKE hat sich in den vergangenen Jahren in Übereinstimmung mit zivilgesellschaftlichen,<br />
staatlichen und kommunalen Akteuren gegen diese Neuausrichtung gewehrt. Dabei wurde manches<br />
erreicht, die Grundrichtung konnte aber nicht verändert werden. Der Kampf für eine solidarische<br />
Regional- und Strukturpolitik der EU muss weitergehen. Grundprämissen sind für uns weiterhin:<br />
Für DIE LINKE liegt dem sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft die regionale<br />
Sichtweise zugrunde. <strong>Die</strong> Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungen, wie<br />
wir Energie erzeugen, wie wir Handel betreiben, wie wir produzieren wollen und in wessen<br />
Besitz sich Netze, Produktionsanlagen oder auch die Stadtwerke befinden, schafft die<br />
notwendige Akzeptanz - auch auf lokaler Ebene - um die Frage, wie wir eigentlich leben<br />
wollen, als LINKE zu beantworten: DIE LINKE steht für eine dezentrale, in den Regionen<br />
verankerte Energiewende, die sozial und demokratisch ausgestaltet ist.(1.71. - TÜ 3)<br />
<strong>Die</strong> Vergabe von EU-Fördermitteln darf nicht länger an die europäischen<br />
Verschuldungskriterien gebunden werden. Dass die Mitgliedstaaten und Regionen erst<br />
strukturelle oder institutionelle Reformen umsetzen müssen, ehe sie Fördermittel aus Brüssel<br />
bekommen, bringt nicht nur große Unsicherheit für die Träger von geförderten Maßnahmen;<br />
sie nimmt die Regionen und Kommunen für die Politik des eigenen Staates in Haftung, die sie<br />
nicht beeinflussen können.<br />
Wie die Regional-und Strukturpolitik thematisch ausgerichtet ist, soll auch künftig vor allem<br />
auf der regionalen Ebene bestimmt werden. Hier können am besten vorhandene<br />
Entwicklungspotenziale erschlossen und lokale und regionale Akteure aktiviert werden. <strong>Die</strong><br />
demokratische Mitwirkung kann gestärkt werden, indem Vertreter der Zivilgesellschaft sowie<br />
regionale und lokale Akteure noch stärker in alle Phasen der Planung und Umsetzung der<br />
Programme einbezogen werden. Auch in Zukunft sollen die Fördergelder auf regionaler Ebene<br />
verteilt werden. Eine Renationalisierung der Regionalpolitik lehnen wir strikt ab. (<strong>L.1.</strong>104.3.<br />
Andreas Berning u. a.)<br />
Regionale Wirtschafts- und Energiekreisläufe, demokratisierte Regionalplanung (z.B. durch<br />
regionale Struktur- und Wirtschaftsräte), allgemeiner Zugang zu guten<br />
Daseinsvorsorgeleistungen – von der Gesundheits- bis zur Breitbandversorgung, von der<br />
Bildung bis zur solidarischen sozialen Sicherung –, die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit<br />
und bürgerrechtlicher Emanzipation: das sind die Prämissen der Partei DIE<br />
LINKE zum Einsatz regionaler Strukturförderprogramme in der EU! (1.71. – TÜ 4)<br />
Ein großer Vorzug der bisherigen Kohäsionspolitik ist, dass integrierte Lösungen für regionale<br />
und kommunale Probleme innerhalb eines kurzen Zeitraums (<strong>L.1.</strong>60.2. BV Neukölln)<br />
gefunden werden können: Für die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Armut und Ausgrenzung,<br />
<strong>L.1.</strong>85.34. Ilja Seifert u. a.: Zeilen 696 – 698 ändern in:<br />
Ein großer Vorzug der bisherigen Kohäsionspolitik ist, dass integrierte inklusive Lösungen für<br />
regionale und kommunale ganze Sozialräume Probleme gefunden werden können: Für die<br />
Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Armut und Ausgrenzung, für den Umbau von Wirtschafts- und<br />
Verkehrsstrukturen,…<br />
699<br />
700<br />
701<br />
702<br />
703<br />
<br />
für den Umbau von Wirtschaftsstrukturen, gegen<br />
die Entvölkerung ganzer Regionen, für die Probleme städtischer Ballungsräume oder die<br />
Unterstützung des notwendigen Zusammenwachsens von Regionen an der ehemaligen EU-<br />
Außengrenze. All das sind langfristige Aufgaben, die kontinuierlich und solide ausfinanziert<br />
werden müssen. <strong>Die</strong>ses Prinzip der Nachhaltigkeit wollen wir stärken und für eine<br />
Angleichung der Lebensbedingungen in Europa eintreten! (<strong>L.1.</strong>60.3. BV Neukölln - TÜ)<br />
<strong>Die</strong> EU muss mehr tun, um den Zugang zu europäischen Fördermitteln für Akteure vor Ort zu<br />
erleichtern (<strong>L.1.</strong>85.35. Ilja Seifert), damit die Fördermittel in allen Ländern abgerufen und für<br />
37
704<br />
705<br />
706<br />
707<br />
die Entwicklung der Länder und Regionen eingesetzt werden können. Wir wollen Twinning-<br />
Projekte einsetzen, mit denen erfahrenes Verwaltungspersonal, etwa aus Deutschland (<strong>L.1.</strong>9.5.<br />
KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg, <strong>L.1.</strong>113. C. Schaft, TÜ für <strong>L.1.</strong>60.4. BV Berlin-Neukölln), zur<br />
Unterstützung und Qualifizierung in weniger erfahrene Länder entsandt wird. Sie ermöglichen<br />
zudem bilaterale Kooperationen und helfen, die Kommunikation in Richtung Brüssel<br />
aufzubauen.<br />
<strong>L.1.</strong>9.6. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg: In den Zeilen 705 – 707 streichen: Sie ermöglichen …<br />
aufzubauen.<br />
708<br />
709<br />
Und schließlich bleibt unsere Forderung: Gerade in Zeiten der Krise müssen die Mittel der Regionalund<br />
Strukturpolitik aufgestockt werden und vordringlich den Ländern zu Gute kommen, die es am<br />
dringendsten benötigen. Besonders die neu hinzugekommenen Länder benötigen Hilfe beim Aufbau<br />
der Infrastruktur. Weiter müssen die besonders von der Finanzkrise betroffenen Länder im Süden<br />
vorrangig gefördert werden. (<strong>L.1.</strong>60.5. BV Berlin-Neukölln)<br />
Für die Finanzierung einer quantitativ und qualitativ<br />
erweiterten solidarischen (<strong>L.1.</strong>98.10. KV Burgenlandkreis - TÜ) Kohäsionspolitik hat DIE LINKE<br />
Konzepte vorgelegt.<br />
710<br />
711<br />
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717<br />
Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher stärken<br />
<strong>Die</strong> Selbstregulierung der Wirtschaft allein reicht nicht aus. Wir wollen die Rechte der<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher in der Europäischen Union stärken, indem klare gesetzliche<br />
Vorgaben und Regulierungen gegenüber den Unternehmen und eine öffentliche Kontrolle der Märkte<br />
durchgesetzt werden: für sichere Lebensmittel (einschließlich Trinkwasser), Gesundheit und Pflege,<br />
Arzneimittel, sichere und barrierefreie Telekommunikation und Internet, Haftung und Gewährleistung,<br />
Finanzdienstleistungen und Versicherungen, bezahlbare Wohnungen, die Versorgung mit Wasser und<br />
Energie, Urheber- und Datenschutz, barrierefreien und kostengünstigen fahrgastfreundlichen<br />
öffentlichen Nah- und Fernverkehr. (<strong>L.1.</strong>110.6. Renate Harcke u. a. – TÜ; <strong>L.1.</strong>43.1. BAG Gesundheit<br />
und Soziales;<br />
<strong>L.1.</strong>85.36. Ilja Seifert u. a. – VÜ)<br />
718<br />
719<br />
720<br />
721<br />
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725<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Nährwerte sollen auf Lebensmitteln klar gekennzeichnet werden (Ampel).<br />
Wir wollen einen »Reisepass« für Lebensmittel – einen Nachweis der Produktions- und<br />
Transportwege. <strong>Die</strong> Herkunft von allen Zutaten muss ausgewiesen werden.<br />
Eine regionale Vermarktung von Lebensmitteln, die die Herkunft der Lebensmittel transparent<br />
macht und unnötige Transportwege spart, soll aus besonderen EU-Förderprogrammen<br />
unterstützt werden.<br />
Gentechnisch veränderter Produkte sollen lückenlos gekennzeichnet und schließlich verboten<br />
werden. <strong>Die</strong>s gilt auch für Produkte von Tieren, die mit gentechnisch manipulierten<br />
Futtermitteln gemästet wurden. (<strong>L.1.</strong>9.7. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg – TÜ)<br />
<strong>Die</strong> Rolle der europäische Arzneimittelbehörde wollen wir stärken:<br />
Es sind Studienregister für alle Arzneimittelstudien verbindlich einzuführen und der<br />
uneingeschränkte Zugang zu klinischen Studiendaten ist sicherzustellen. (<strong>L.1.</strong>43.2. BAG<br />
Gesundheit & Soziales)<br />
<strong>Die</strong> EU muss mehr für eine umfassende Verbraucherinformation tun. Verbraucherinnen und<br />
Verbrauchern müssen kostenfrei Auskünfte gewährt werden, die sich nicht auf den<br />
Lebensmittelbereich beschränken, sondern alle <strong>Die</strong>nstleistungen umfassen. (<strong>L.1.</strong>110.6. Renate<br />
38
Harcke u. a. – TÜ)<br />
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742<br />
743<br />
744<br />
1.3.2 Ändern, was wir wie produzieren: Konversion und sozial-ökologischer Umbau<br />
<strong>Die</strong> Wirtschaft in der Europäischen Union setzt nach wie vor im Wesentlichen auf Wachstum. Eine<br />
Anpassung an begrenzte Ressourcen bei Rohstoffen und fossilen Energieträgern ist nicht vorgesehen.<br />
(<strong>L.1.</strong>57.5. Wolfgang Methling u. a.) <strong>Die</strong> Orientierung auf globale Wettbewerbsfähigkeit führt zu<br />
einem Dumping bei Sozial- und Umweltstandards in weltweitem Maßstab und steht damit sogar im<br />
Widerspruch zu den Bemühungen der EU-Umweltpolitik. <strong>Die</strong> Kluft zwischen dem globalen Süden<br />
und dem globalen Norden wächst. Soziale Gerechtigkeit, ökologisches Wirtschaften und ein gutes<br />
Leben sind miteinander verbunden: Ein ökologischer Umbau der Produktion und alternative<br />
Konsumtion werden sich nur dann in der Gesellschaft durchsetzen, wenn sie gleichzeitig zu mehr<br />
sozialer Gleichheit führen.<br />
Dafür muss die Wirtschaft demokratisch gestaltet werden: Im Betrieb durch mehr direkte<br />
Mitbestimmung von unten, in der Gesellschaft insgesamt durch eine Politik der stärkeren sozialen,<br />
finanziellen und ökologischen Regulierung. Nur unter den richtigen Rahmenbedingungen können sich<br />
gute Arbeit, soziale und ökologische Ideen in den Betrieben durchsetzen. Wir wollen Weichen für die<br />
Zukunft stellen: was wir wie produzieren, muss demokratisch ausgehandelt werden und tragfähig für<br />
Natur und Menschen sein. Wir müssen die Energieversorgung umbauen und umweltverträgliche, für<br />
alle zugängliche und nutzbare (<strong>L.1.</strong>85.37. Ilja Seifert u. a.). Formen von Mobilität entwickeln. Wir<br />
wollen Alternativen zur Rüstungsproduktion und zu Produktionszweigen, die die natürlichen<br />
Lebensgrundlagen schädigen, schaffen. Dabei sollen auch die Arbeitsplätze umgewandelt und<br />
gesichert werden. Bestandteile einer solchen sozial gerechten, ökologischen Umgestaltung sind:<br />
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755<br />
1. Eine sozial gestaltete Energiewende<br />
Der beste Weg, Umweltschäden durch die Energieerzeugung zu vermeiden, ist Energie zu sparen.<br />
Deswegen setzen wir uns dafür ein, energieeffiziente Technologien zu fördern. <strong>Die</strong><br />
Energieeffizienzrichtlinie und ihre ordnungspolitischen Vorgaben für die Wirtschaft zum Einsparen<br />
von Energie müssen verschärft werden.<br />
Wir wollen eine europaweite Energiewende, die auf nachhaltige Energiequellen setzt und<br />
Energieversorgung als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge sieht – und deshalb öffentlich organisiert<br />
ist. <strong>Die</strong> Sonne gehört niemandem, die Sonnenenergie aber allen ( <strong>L.1.</strong>46.22. LV Sachsen).<strong>Die</strong><br />
herrschende EU-Wettbewerbspolitik will alle öffentlichen <strong>Die</strong>nstleistungen, auch die Versorgung mit<br />
Energie, den europäischen Binnenmarktregeln unterwerfen. Europas Konzerne sollen mit<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen im öffentlichen Sektor (z.B. Energie, Wasser, Gesundheit, Öffentlicher Verkehr)<br />
Profite machen können.<br />
<strong>L.1.</strong>57.6. Wolfgang Methling u. a.: Zeilen 756 – 779 ersetzen durch:<br />
Um dies einzuschränken und schließlich zu unterbinden, wollen wir die Privatisierung der<br />
Energieversorgung als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge stoppen und rückgängig machen. Wir<br />
wollen eine verbrauchernahe, dezentrale Energieversorgung fördern und die Macht der großen<br />
Stromversorger beschneiden. Dazu müssen europäische, Bundes- und Landesebene<br />
zusammenwirken. Erst regionale Energiepolitik, wie sie DIE LINKE in Thüringen mit der<br />
„Energierevolution“ entwickelt hat, kann die Einheit von Sozialem und Ökologischem, von Effizienz<br />
39
und Demokratie, von modernster Technik und Bürgerbeteiligung schaffen, die es bei Versorgung<br />
durch Konzerne nicht geben kann.<br />
Vorübergehende Mehrkosten der Energiewende dürfen nicht einseitig auf den Schultern von privaten<br />
Verbraucherinnen und Verbrauchern abgeladen werden. Energie darf für einkommensschwache<br />
Haushalte nicht zum Luxusgut werden. <strong>Die</strong> Versorgung mit Energie muss für jede und jeden<br />
gesichert sein. Privilegien für Industriebetriebe bei der Übernahme der Energiewendekosten müssen<br />
deutlich reduziert werden.<br />
Erneuerbare Energien sollen im Rahmen europäischer Zielsetzungen weiterhin nach nationalen<br />
Vorgaben, wie etwa dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, gefördert, die Nutzung fossiler<br />
Energiequellen entsprechend zurückgefahren werden. Der Anteil erneuerbarer Energien am EU-<br />
Energieverbrauch soll im Jahr 2020 mindestens 25 Prozent betragen. <strong>Die</strong> Produktion von<br />
erneuerbaren Energien, insbesondere Agroenergien, muss Nachhaltigkeitskriterien genügen. Für<br />
Agroenergien dürfen die Zielsetzungen nur so hoch sein, wie innereuropäische Flächen dafür zur<br />
Verfügung stehen, ohne Nahrungsmittelversorgung und Biodiversität zu gefährden. Importe von<br />
Agrokraft- und –treibstoffen aus dem globalen Süden lehnen wir ab.<br />
DIE LINKE kämpft für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. <strong>Die</strong> europäische<br />
Vertragsgemeinschaft EURATOM muss gekündigt und aufgelöst werden.<br />
Wir sind gegen die unterirdische und unterseeische Speicherung von als Abgas anfallendem<br />
Kohlendioxid (CCS). Ebenso lehnen wir die durch Verpressung von Flüssigkeiten unterstützte<br />
Förderung von Erdöl und Erdgas (Fracking) ab.<br />
756<br />
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758<br />
759<br />
760<br />
761<br />
762<br />
763<br />
764<br />
DIE LINKE kämpft für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. <strong>Die</strong> europäische<br />
Vertragsgemeinschaft EURATOM muss gekündigt und aufgelöst werden.<br />
Erneuerbare Energien (Einführung von Speichertechnologien) (<strong>L.1.</strong>56.1. OV Gardelegen –<br />
TÜ) sollen im Rahmen europäischer Zielsetzungen weiterhin nach nationalen Vorgaben, wie<br />
etwa dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, gefördert, die Nutzung fossiler Energiequellen<br />
entsprechend zurückgefahren werden. Der Anteil an erneuerbaren Energien am EU-<br />
Energieverbrauch soll im Jahr 2020 25 Prozent betragen. <strong>Die</strong> Produktion von<br />
erneuerbaren Energien, insbesondere Agroenergien, muss Nachhaltigkeitskriterien genügen.<br />
Für Letztere dürfen die Zielsetzungen nur so hoch sein, wie innereuropäische Flächen dafür<br />
zur Verfügung stehen ohne Nahrungsmittelversorgung und Biodiversität zu gefährden. Importe<br />
<strong>L.1.</strong>9.8. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg: Satz auf Zeilen 761 – 764 ersetzen durch:<br />
<strong>Die</strong> Förderung des Anbaus von Pflanzen und Feldfrüchten zur Treibstoffherstellung ist sofort<br />
einzustellen. Sie hat zu einer Verringerung der Feldflächen geführt, die der Nahrungsmittelproduktion<br />
dienen, und die Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben.<br />
765<br />
766<br />
767<br />
<br />
von Agrokraft- und –treibstoffen aus dem globalen Süden lehnen wir ab.<br />
Wir sind gegen die unterirdische und unterseeische Speicherung von als Abgas anfallendem<br />
Kohlendioxid (CCS). Bisherige Forschungs- und Fördermittel für CCS (bis 2012/2013 1,3<br />
Milliarden Euro) sollten für das Gelingen der Energiewende eingesetzt werden (<strong>L.1.</strong>56.2. OV<br />
Gardelegen - TÜ. Ebenso lehnen wir die durch Verpressung von Chemikalien ( <strong>L.1.</strong>25.11.<br />
KV Hannover) unterstützte<br />
40
L. 1.56.3. OV Gardelegen: In Zeile 767 nach „(CCS)“ einfügen:<br />
Zur Sanierung der Atmosphäre halten wir Aufforstungen für dringend erforderlich. Das<br />
vorindustrielle CO2-Niveau in der Luft kann durch Holzendlagerung in Alttagebauen in ca. 200<br />
Jahren wiedererreicht werden.<br />
768<br />
769<br />
770<br />
Förderung von Erdöl und Erdgas (Fracking) ab.<br />
<strong>Die</strong> vorübergehenden Mehrkosten der Energiewende dürfen nicht einseitig (<strong>L.1.</strong>25.12.a KV Hannover)<br />
auf den Schultern von privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern abgeladen werden. Energie darf<br />
für<br />
<strong>L.1.</strong>25.12.b KV Hannover:<br />
In Zeile 770 nach „… abgeladen werden.“ einfügen:<br />
Nicht die Energiewende kommt uns teuer, sondern die Vergünstigungen und Investitionen für<br />
energievergeudende Industrien.<br />
771<br />
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773<br />
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einkommensschwache Haushalte nicht zum Luxusgut werden. <strong>Die</strong> Versorgung mit Energie muss für<br />
jede und jeden gesichert sein. Staatliche Strompreisaufsichten müssen in allen Mitgliedsstaaten der EU<br />
die Entwicklung der Strompreise kontrollieren (<strong>L.1.</strong>56.4. OV Gardelegen – VTÜ). Privilegien für<br />
Industriebetriebe bei der Übernahme der Energiewendekosten müssen deutlich reduziert werden.<br />
Daher wollen wir die Privatisierung der Energieversorgung als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge<br />
stoppen und rückgängig machen. Wir kämpfen für eine Überführung der Netze in öffentliche Hand<br />
(<strong>L.1.</strong>99.2. KV Burgenlandkreis u. a. – TÜ).Wir wollen eine verbrauchernahe, dezentrale<br />
Energieerzeugung fördern und die Macht der großen Stromversorger und privaten Netzbetreiber<br />
(<strong>L.1.</strong>99.1. Burgenlandkreis u. a.) beschneiden. Dazu müssen europäische, Bundesund<br />
Landesebene zusammenwirken. Regionale Energiepolitik, wie sie DIE LINKE in Thüringen mit<br />
der »Energierevolution« entwickelt hat, überwindet die angeblichen Gegensätze des Sozialen und des<br />
Ökologischen, von Effizienz und Demokratie, von modernster Technik und Bürgerbeteiligung.<br />
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793<br />
2. Eine wirksame Klimaschutzpolitik<br />
DIE LINKE setzt sich für drei verbindliche, aufeinander abgestimmte Ziele der Energie- und<br />
Klimaschutzpolitik ein:<br />
Minderung des Ausstoßes an Klimagasen in der EU gegenüber 1990 um 40 Prozent bis 2020,<br />
um 60 Prozent bis 2030 und um 95 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts<br />
Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf ein Viertel bis<br />
2020, 45 Prozent bis 2030 und 100 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts<br />
Reduzierung des Primärenergieverbrauches gegenüber dem Jahr 2000 um ein Fünftel bis<br />
2020, um 40 Prozent bis 2030 und 60 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts<br />
(<strong>L.1.</strong>56.5. OV Gardelegen erledigt, weil TÜ von1.56.6. auf Zeile 841)<br />
Der Emissionshandel hat als zentrales Klimaschutzinstrument der EU versagt. An seine Stelle müssen<br />
ordnungsrechtliche Eingriffe in die Energiewirtschaft treten, wie etwa nationale<br />
Kohleausstiegsgesetze, die einen Ausstieg aus der Kohleverstromung vorgeben. In der bereits<br />
laufenden Emissionshandelsperiode (2013 bis 2020) sollen zudem zwei Milliarden Tonnen<br />
Emissionsrechte endgültig stillgelegt und die hohen Mitnahmeprofite durch die freie Zuteilung von<br />
41
794<br />
795<br />
796<br />
797<br />
Emissionszertifikaten für energieintensive Industrien beendet werden. Unternehmen müssen<br />
verpflichtet werden, Emissionen von Klimagasen dort zu reduzieren, wo sie entstehen. <strong>Die</strong><br />
Anrechnung von Emissionsrechten aus anderen Teilen der Welt ist auszuschließen. Der<br />
Minderungspfad im Emissionshandel ist an die neuen Klimaschutzziele anzupassen.<br />
798<br />
3. Eine Verkehrspolitik, die Mobilität fördert und Verkehr vermeidet<br />
<strong>L.1.</strong>25.13. KV Hannover: Nach „Verkehrspolitik,“ einfügen: die Ressourcen einspart,<br />
799<br />
800<br />
801<br />
802<br />
803<br />
Teil der Lissabon-Strategie ist der Ausbau von bestimmter Infrastruktur: Schnellbahnnetz, billige<br />
Flugverbindungen. Wir brauchen dringend andere verkehrspolitische Maßstäbe: Nachhaltigkeit,<br />
<strong>L.1.</strong>85.38. Ilja Seifert u. a.: In Zeile 800 nach „Nachhaltigkeit,“ einfügen: Design für Alle,<br />
verbesserte soziale Standards, eine Transportlogistik, die sich am Bedarf orientiert – und kurze Wege.<br />
Dezentrale Produktion vermindert Transportwege. Ein zuverlässiger öffentlicher Personenverkehr<br />
verringert den Individualverkehr. Schienenverkehr muss Vorrang vor Straßenverkehr haben.<br />
Lebenswerte Städte benötigen gute Rad- und Fußverkehrsverbindungen, einen attraktiven ÖPNV und<br />
eine inklusive Verkehrsplanung.<br />
<strong>Die</strong> Eisenbahn muss zur Flächenbahn mit schnellen Verbindungen entwickelt werden; reine<br />
Highspeed-Bahnen nutzen den meisten Fahrgästen nichts. <strong>Die</strong> mit dem 4. Eisenbahn-Paket verfolgte<br />
Zielsetzung einer organisatorischen Trennung von Eisenbahninfrastruktur und -betrieb lehnen wir ab.<br />
Öffentliche Bahnen sowie der ÖPNV dürfen nicht desaströsem Wettbewerb und Kommerzialisierung<br />
geopfert werden. Wir wollen die Weiterentwicklung der Bahn und des ÖPNV, barrierefrei, mit Guter<br />
Arbeit, der Schaffung vieler Arbeitsplätze und dem Ziel der Verlagerung eines beträchtlichen Teils des<br />
innereuropäischen Flugverkehrs auf die Schiene. Das europäische Nachtzug-Netz muss dafür<br />
ausgebaut werden. (<strong>L.1.</strong>57.7. Wolfgang Methling u. a. – TÜ)<br />
<br />
<br />
Wir unterstützen die europäischen Bahngewerkschaften und die Europäische<br />
Transportarbeiterföderation (ETF) in ihrem Einsatz gegen eine weitere Liberalisierung im<br />
Eisenbahnbereich und eine drohende Zerschlagung bisheriger, überwiegend noch in<br />
öffentlicher Hand befindlicher Eisenbahngesellschaften. Auf diesem Wege, den EU-<br />
Kommissionen seit gut 20 Jahren mit immer neuen Richtlinien vorgeben, drohen über kurz<br />
oder lang in ganz Europa britische Zustände.<br />
Gewinner sind private Konzerne, die sich durch den Zugriff auf Filetstücke im<br />
Eisenbahnsektor ihre Profite sichern. Verlierer sind Beschäftigte, Umwelt und die Masse der<br />
Bevölkerung. Denn Eisenbahn-Liberalisierung bedeutet vor allem Arbeitsplatzabbau,<br />
Leistungsverdichtung und Prekarisierung, Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen,<br />
Vernachlässigung von Sicherheit und Umweltbelangen sowie eine Konzentration auf<br />
profitable Verbindungen. Ein Recht auf erschwingliche flächendeckende Mobilität für alle als<br />
Teil der Daseinsvorsorge rückt damit in weite Ferne (<strong>L.1.</strong>13. BAG b&g, <strong>L.1.</strong>116.6. KV<br />
Wiesbaden u. a. – VTÜ)<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass kurzlebige Verbrauchsgüter und Lebensmittel vornehmlich regional<br />
produziert sowie verteilt und langlebige, überregional genutzte Güter hauptsächlich über Schienen und<br />
Wasserstraßen transportiert werden (<strong>L.1.</strong>25.14. KV Hannover – TÜ).<br />
42
804<br />
805<br />
806<br />
807<br />
<br />
<br />
<br />
Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie der Arbeitsbedingungen müssen die Lenkzeiten<br />
der LKW-Fahrer verkürzt und die Ruhezeiten verlängern werden (<strong>L.1.</strong>68.9. BV Hamburg<br />
Mitte).<br />
DIE LINKE fordert eine Verschärfung der CO2-Grenzwerte für Personen- und Nutzfahrzeuge<br />
sowie ein Importverbot für Agrosprit.<br />
Im Flug- und Schiffsverkehr setzen wir uns für eine europaweite Abgabe auf fossile<br />
Kraftstoffe ein.<br />
808<br />
809<br />
Wir wollen, dass in und zwischen (<strong>L.1.</strong>98.4. KV Burgenlandkreis u. a.) europäischen Kommunen<br />
Modelle entwickelt werden, in denen kosten- und barrierefreier (<strong>L.1.</strong>85.39 Ilja Seifert u. a.)<br />
öffentlicher Nahverkehr mit autofreien Zonen verbunden wird.<br />
<strong>L.1.</strong>68.10. BV Hamburg Mitte: In Zeile 809 nach „verbunden wird.“ einfügen:<br />
Wir bekämpfen die Pläne der CSU zur Einführung einer PKW-Maut für Ausländer, da sie rassistische<br />
Demagogie sind und zum Abzocken der Verbraucher führen.<br />
1.98.5. KV Burgenlandkreis u. a.: In Zeile 809 nach „verbunden wird.“ einfügen:<br />
Unser Ziel ist ein öffentliches europäisches Verkehrsnetz, mit dem jede und jeder umweltschonend<br />
und barrierefrei überallhin reisen kann, unabhängig von seinen finanziellen Verhältnissen.<br />
4. Ein effektiver Ressourcenschutz<br />
<strong>Die</strong> europäische Politik setzt auf Sicherung der Rohstoffversorgung durch Import mittels<br />
Freihandelsabkommen, verbunden mit politischem Druck und Instrumentalisierung der<br />
Entwicklungspolitik. DIE LINKE ist gegen diese Freihandelsabkommen. Sie setzt sich ein für das<br />
Recht der Entwicklungsländer, ihre Exporte selbst zu regulieren und Gesetze für Investitionen zu<br />
erlassen. Wir wollen verbindliche ökologische und soziale Standards für den Abbau von Rohstoffen.<br />
Unternehmen müssen für die Folgen ihrer Geschäftstätigkeit international zur Verantwortung gezogen<br />
werden können. Der Import von Konfliktressourcen muss unterbunden werden.<br />
Nur eine perspektivisch vollständige Kreislaufwirtschaft der nicht nachwachsenden Rohstoffe sichert<br />
über alle Generationen hinweg die Versorgung mit technischen Gütern. Wir dürfen nicht länger<br />
defekte und ausgediente Gebrauchsgüter einfach wegwerfen und verbrennen. Unverzichtbar sind auf<br />
nationaler und europäischer Ebene Maßnahmen zur Sicherung der Rohstoffeffizienz durch Senkung<br />
des Ressourcenverbrauchs, Erhöhung der Recyclingraten, Reduzierung des Aufkommens an Abfall,<br />
insbesondere Verpackungsmüll. Wir wollen Geräte, die von hoher Qualität sind, eine lange<br />
Lebensdauer besitzen und weitgehend wiederverwertet werden können. (<strong>L.1.</strong>57.8. Wolfgang Methling<br />
u. a.)<br />
810<br />
5. Eine verantwortungsvolle Land- und Forstwirtschaftspolitik<br />
43
811<br />
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<strong>Die</strong> Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Bereich durch die politischen Rahmenbedingungen der<br />
europäischen Agrarpolitik beeinflusst. <strong>Die</strong> landwirtschaftliche Erzeugung wird immer stärker<br />
liberalisiert und »zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit« globalen Agrarmärkten ausgeliefert.<br />
Industrielle Formen der Agrarerzeugung nehmen zu und erzeugen einen enormen Druck auf die<br />
herkömmlichen Strukturen der Landwirtschaft. Der so genannte Strukturwandel vermindert die Zahl<br />
der Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen. <strong>Die</strong> biologische Vielfalt und nachhaltige<br />
Bewirtschaftung der natürlichen Lebensgrundlagen und der Beitrag der Landwirtschaft zum Erhalt der<br />
Lebensfähigkeit ländlich geprägter Regionen wird so bedroht.<br />
DIE LINKE will die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), von der maßgeblich die<br />
Ernährungsbedingungen (<strong>L.1.</strong>57.9. Wolfgang Methling u. a.) für die 500 Millionen Bürgerinnen und<br />
Bürger der EU bestimmt werden,<br />
unter Berücksichtigung der weltweiten Probleme - Armut, Hunger, Ressourcenknappheit und<br />
Klimawandel - zu einer aktiven zukunftsorientierten Politik weiterentwickeln. Sie muss zur Lösung<br />
der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme und verbesserter Teilhabe der Menschen<br />
innerhalb und außerhalb der EU beitragen.<br />
DIE LINKE will die Gemeinsame Agrarpolitik und die Strukturfonds zu Politikinstrumenten<br />
so umbauen, dass soziale und ökologische Standards in der ganzen EU umgesetzt werden.<br />
Wir setzen uns für eine Agrarpolitik ein, die auf eine deutliche Erhöhung des Anteils regional<br />
erzeugter und verbrauchter Produkte gerichtet ist.<br />
829<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Gentechnik in der Landwirtschaft und Patente auf Pflanzen, Tiere und anderes Leben lehnen<br />
wir ab. Wir fordern, dass das uneingeschränkte Recht auf freien Nachbau des Saatgutes<br />
wiederhergestellt wird. <strong>Die</strong> Macht transnationaler Konzerne wie Monsanto muss gebrochen<br />
werden. Wir setzen uns für eine tier-, standort- und umweltgerechte bodengebundene<br />
Nutztierhaltung in allen Landbewirtschaftungssystemen ein (<strong>L.1.</strong>57.11. Wolfgang Methling u.<br />
a.).<br />
Wir wollen faire internationale Handelsbeziehungen für nachhaltig produzierte Agrarprodukte<br />
und Rohstoffe.<br />
Der Verkauf bzw. die Überlassung großer Landflächen an wenige Konzerne zerstört die<br />
Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung und führt zu Hunger, Vertreibung und<br />
Flucht. DIE LINKE fordert, dass Landgrabbing weltweit verboten und geächtet wird!<br />
Futtermittelimporte in die EU sollen reduziert werden. Regionale Kreisläufe in der<br />
Landwirtschaft wollen wir fördern.<br />
Wir setzen uns für eine gemeinsame Waldpolitik zum Schutz und zur nachhaltigen<br />
Bewirtschaftung der Waldressourcen als Teil der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)<br />
(<strong>L.1.</strong>57.10. Wolfgang Methling u. a.) und für eine stärkere Bekämpfung des<br />
illegalen Holzhandels ein. Waldarme europäische Länder sollen verstärkt aufgeforstet werden<br />
(<strong>L.1.</strong>56.6. OV Gardelegen – TÜ)<br />
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Mindestlöhne in allen Mitgliedstaaten, Sozialversicherungspflicht für Angestellte, mitarbeitende<br />
Familienangehörige und Saisonarbeitskräfte, Ausbildung und Beschäftigung für Menschen mit<br />
Behinderungen (<strong>L.1.</strong>85.40. Ilja Seifert u. a.) sowie die Anrechnung der Arbeitskosten bei<br />
Großbetrieben sollen überprüfbare Voraussetzungen für die Zahlung von Prämien aus dem Agrar-Etat<br />
der EU werden.<br />
846<br />
6. Eine schonende Fischereipolitik und einen nachhaltigen Schutz der Meere<br />
44
847<br />
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849<br />
<strong>Die</strong> Probleme der Fischerei sind ökologisch, sozial und wirtschaftlich. <strong>Die</strong> Gemeinsame<br />
Fischereipolitik muss so ausgerichtet werden, dass nicht mehr Fisch gefangen wird als nachwachsen<br />
kann.<br />
850<br />
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859<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Millionen-Subventionen für die industrielle Fischerei vor den Küsten Afrikas und<br />
Abkaufgeschäfte von Fischereirechten entziehen vielen Menschen die Nahrungsgrundlage.<br />
DIE LINKE will die Fischereipolitik der EU neu ausrichten: Entwicklungsprojekte, die die<br />
einheimische Fischerei in Afrika für den lokalen Bedarf fördern, müssen unterstützt werden<br />
(<strong>L.1.</strong>9.9. KV Darmstadt-<strong>Die</strong>burg – VTÜ)<br />
Wir streiten für die Einrichtung großflächiger Meeresschutzgebiete, in denen Müllentsorgung<br />
oder (<strong>L.1.</strong>57.12. Wolfgang Methling u. a.) Ressourcenentnahme ausgeschlossen ist.<br />
<strong>Die</strong> Belastung der Meere durch Müllentsorgung (<strong>L.1.</strong>57.13. Wolfgang Methling u. a.) Stoffe<br />
aus der Landwirtschaft und der Industrie muss drastisch gemindert werden.<br />
Um die Überfischung zu stoppen, setzt sich DIE LINKE für das Verbot der<br />
Grundschleppnetzfischerei, die Minderung des Beifangs und ein Rückwurf-Verbot ein.<br />
<strong>Die</strong> EU muss durch verbindliche Standards und harte Sanktionen den Schutz der<br />
Meeresbiotope durchsetzen. Klein- und Kleinstbetriebe sollen dabei unterstützt werden.<br />
(<strong>L.1.</strong>75. Enno Rosenthal u. a. – TÜ 1)<br />
Fischereisubventionen müssen an ressourcen- und umweltschonende Fangmethoden bei<br />
gleichzeitiger Absicherung der sozialen Belange der Fischereibeschäftigten (<strong>L.1.</strong>75. – TÜ 2)<br />
gekoppelt werden. <strong>Die</strong> EU-Fischfangflotte muss verkleinert werden. <strong>Die</strong> notwendigen<br />
Fangreduzierungen dürfen nicht auf Kosten der in der Fischerei Beschäftigten gehen.<br />
<strong>Die</strong> Immissionsschutzbestimmungen für Wasserfahrzeuge müssen verschärft werden. Bei der<br />
technischen Umstellung ist eine Unterstützung der traditionellen Familienbetriebe der<br />
Fischerei erforderlich (<strong>L.1.</strong>57.14. Wolfgang Methling u. a.).<br />
860<br />
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7. Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen<br />
Wir wollen die biologische Vielfalt der Tierarten (<strong>L.1.</strong>57.15. Wolfgang Methling u. a.) schützen und<br />
die Vielfalt an Kulturpflanzen und Nutztierrassen erhalten. Das Schutzgebietsnetz »Natura 2000«<br />
muss auf dem Land und im Meer ausgeweitet werden.<br />
Wir setzen uns für den Erlass einer umfassenden EU- Verordnung, um so den Schutz der<br />
Bodenfunktionen zu gewährleisten. (<strong>L.1.</strong>57.16. Wolfgang Methling u. a. – VÜ)<br />
Wir streiten für eine konsequente Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Nicht das<br />
Einbetonieren von Gewässern, sondern Auenschutz und Renaturierung schaffen lebendige<br />
Flüsse, einen umfassenden Hochwasserschutz und gesundes Grundwasser. Schad- und<br />
Nährstoffeinträge müssen minimiert werden. Salzeinleitungen aus Industrieunternehmen und<br />
Abraumhalden sind zu untersagen. (<strong>L.1.</strong>57.17. Wolfgang Methling u. a.)<br />
869<br />
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871<br />
872<br />
8. Für einen wirksamen Tierschutz<br />
<strong>Die</strong> Initiativen zum Tierschutz in der EU reichen nicht aus: noch immer gibt es Tierversuche (10,7<br />
Millionen auf EU-Ebene, 2,1 Millionen in Deutschland) und nicht tiergerechte TierHaltung<br />
(<strong>L.1.</strong>57.18. Wolfgang Methling u. a. - TÜ).<br />
Importe von Produkten aus tierquälerischer Haltung oder von aus der Natur entnommenen<br />
<strong>L.1.</strong>57.19. Wolfgang Methling u. a.: In Zeile 872 streichen: von Produkten aus tierquälerischer<br />
45
Haltung<br />
873<br />
874<br />
875<br />
Wildtieren dauern an. Ausschlaggebend dafür sind wirtschaftliche Interessen: Hühner in<br />
Käfigbatterien sind billiger als Hühner in Freilandhaltung, wilde Graupapageien sind billiger als<br />
gezüchtete Tiere und Meeressäuger in Delfinarien versprechen kräftige Gewinne für die Betreiber.<br />
<strong>L.1.</strong>57.20. Wolfgang Methling u. a.: In Zeilen 873 – 875 streichen: :Hühner in …gezüchtete Tiere<br />
und sowie verbliebenen Satz umstellen:<br />
… wirtschaftliche Interessen, z. B. versprechen Meeressäuger in Delfinarien kräftige Gewinne …<br />
876<br />
<strong>Die</strong> tatsächlichen Schäden an Natur und Umwelt sind in keiner Rechnung aufgelistet.<br />
877<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
DIE LINKE setzt sich für verbindliche Tierschutzvorschriften auf EU-Ebene ein.<br />
Wir fordern ein grundsätzliches Verbot von Tierversuchen. Stattdessen müssen Alternativen<br />
erforscht und gefördert (<strong>L.1.</strong>25.15. KV Hannover – TÜ) werden. Wir fordern tiergerechte und<br />
ethisch vertretbare Haltungs- und<br />
Transportbedingungen für Nutztiere und die Stärkung regionaler Vermarktungskreisläufe. <strong>Die</strong><br />
industrielle Tierhaltung muss schrittweise (<strong>L.1.</strong>25.16. KV Hannover) durch umwelt- und<br />
ressourcenschonende Haltungsformen ersetzt werden.<br />
<strong>Die</strong> LINKE setzt sich für ein EU-weites Tierschutzsiegel sowie eine einheitliche<br />
Kennzeichnung von veganen und vegetarischen Lebensmitteln im Einzelhandel ein (<strong>L.1.</strong>5.<br />
Simon Gornoll u. a.).<br />
Tierschutzverbände sollen in der EU ein Verbandsklagerecht erhalten.<br />
46
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2. Demokratisches Europa<br />
2.1 Soziale und politische Rechte verteidigen<br />
»Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn<br />
es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da<br />
beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.«<br />
(Jean-Claude Juncker, ehemaliger Vorsitzender der Euro-Gruppe)<br />
Würde die Europäische Union um die Aufnahme in die Europäische Union ersuchen, würde sie<br />
abgelehnt, weil sie nicht die nötigen Demokratiestandards vorweist. <strong>Die</strong>se ohnehin niedrigen<br />
Standards werden in der Wirtschaftskrise immer weiter ausgehöhlt. <strong>Die</strong> Troika setzt die<br />
Kürzungspolitik auch gegen Widerstände von gewählten Vertreterinnen und Vertreter durch, ohne ein<br />
demokratisches Mandat zu haben. <strong>Die</strong> einzig direkt gewählte Institution der Europäischen Union, das<br />
Europäische Parlament, hat keinerlei Einfluss auf die Entscheidungen.<br />
Das Europäische Parlament hat weniger Befugnisse als jedes nationale Parlament: Es hat bisher nicht<br />
einmal das Recht auf Rechtsetzungsinitiativen. Auch unterliegt die EU-Kommission nicht der<br />
parlamentarischen Kontrolle durch das Europäische Parlament, wie dies bei den Regierungen der<br />
Mitgliedsstaaten durch die jeweiligen Parlamente der Fall ist (<strong>L.1.</strong>46.19. LV Sachsen – TÜ).<br />
<strong>L.1.</strong>46.15. LV Sachsen: In Zeile 896 vor „<strong>Die</strong> Kürzungsprogramme“ einfügen:<br />
Perspektivisch wollen wir, dass es sich bei der Europawahl um eine europäische Wahl eines echten<br />
europäischen Parlaments handelt und nicht, wie derzeit, de facto um nationalstaatliche Wahlen von<br />
Teilparlamenten, die sich dann als Europäisches Parlament versammeln.<br />
897<br />
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904<br />
<strong>Die</strong> Kürzungsprogramme höhlen demokratische Institutionen wie zum Beispiel Parlamente und<br />
Regierungen oder auch Wahlen und das nationale Haushaltsrecht der Mitgliedstaaten aus (<strong>L.1.</strong>110.8.<br />
Renate Harcke u. a.).<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung plant, die bestehenden demokratischen Kontrollmöglichkeiten einzuschränken.<br />
Sie will der Europäischen Kommission haushaltspolitische Interventionsrechte gegenüber allen Euro-<br />
Staaten gewähren, der EU-Währungskommissar soll mit mehr Kompetenzen zur Umsetzung des<br />
Fiskalpaktes ausgestattet werden. Zusammen mit anderen Mitgliedstaaten will sie – weitgehend<br />
unkontrolliert von nationalen Parlamenten und Europaparlament – die eigene Macht und die der von<br />
ihr vertretenen wirtschaftlichen Lobbygruppen ausbauen.<br />
L.25.17. KV Hannover: Nach Zeile 904 einfügen:<br />
Das Europäische Parlament (EP)* hat weniger Befugnisse als jedes nationale Parlament: Es darf nur<br />
über Initiativen entscheiden, die ihm „von oben“ (durch die Kommission* und den Rat der<br />
Europäischen Union *) „erlaubt“ werden. Es hat nicht einmal das Recht auf Rechtsetzungsinitiativen<br />
(siehe „Initiativrecht“, „Trennung v. Legislative u. Exekutive“)*. Auch unterliegt die EU-<br />
Kommission nicht der parlamentarischen Kontrolle durch das EP, wie dies die Regierungen der<br />
Mitgliedstaaten durch die nationalen Parlamente tun!<br />
905<br />
906<br />
Wir wollen die Europäische Union demokratisieren. Wir wollen eine Europäische Union mit einem<br />
starken Europäischen Parlament und mit mehr unmittelbarer Mitwirkung und Mitentscheidung<br />
(<strong>L.1.</strong>85.41. Ilja Seifert u. a.) der Bürgerinnen und Bürger.<br />
47
907<br />
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928<br />
DIE LINKE kämpft für ein Europäisches Parlament, das<br />
endlich gleichberechtigt mit dem Europäischen Rat entscheidet;<br />
ein eigenständiges, vertragliches gesichertes (<strong>L.1.</strong>21.1. BAG SL, <strong>L.1.</strong>95.5. LV NRW u. a. –<br />
TÜ) Initiativrecht für Gesetzgebungsvorhaben erhält;<br />
generell erweiterte Rechte bekommt. Sobald ein Politikbereich in die Kompetenz der<br />
Europäischen Union überführt wird, muss das Parlament ein Mitentscheidungsrecht erhalten.<br />
Für die bereits vergemeinschafteten Bereiche ist dies nachzuholen;<br />
die Europäische Kommission und deren Präsidenten vorschlägt und wählt <strong>L.1.</strong>21.2. BAG SL,<br />
<strong>L.1.</strong>95.5. LV NRW u. a.).<br />
Das Spiel der Regierungen der Mitgliedsstaaten, im eigenen Land ungeliebte, politisch<br />
undurchsetzbare oder aus rechtlichen Gründen unrealistische politische Entscheidungen über die<br />
europäische Bande, durch den Ministerrat und die Kommission Wirklichkeit werden zu lassen, führt<br />
zu Intransparenz und gefühlter Ohnmacht gegenüber der EU-Politik.<br />
Um die EU zu demokratisieren, wird DIE LINKE mit ihren politischen Initiativen im Europäischen<br />
Parlament vor allem drei Ziele verfolgen:<br />
• Endlich die Macht von Kommission und Räten brechen<br />
Das Gewicht und die Einflussmöglichkeiten des Europäischen Parlaments und der nationalen<br />
Parlamente müssen drastisch erweitert werden, die Schlichtungsverfahren, die die Umgehung des<br />
Parlaments erlauben, müssen beendet werden. <strong>Die</strong> Vergemeinschaftung von Politikbereichen<br />
muss gegen die Macht von Kommission und Räten weiter entwickelt werden; die durch die<br />
Mitgliedsstaaten geförderte Eigenständigkeit der EU-Agenturen wie Frontex und Europol muss<br />
zurückgefahren und diese parlamentarisch kontrolliert und ggf. aufgelöst werden.<br />
<strong>Die</strong> Verteilung der Kompetenzen zwischen den Institutionen der EU ist so zu regeln, dass die<br />
dezentralen Möglichkeiten politischer Selbstverwaltung und die gemeinsame Handlungsfähigkeit<br />
der Union zugleich gestärkt werden.<br />
• Endlich Europäisierte Politik lernen<br />
Politische Initiativen auf nationaler Ebene inner- und außerhalb der Parlamente müssen gerade im<br />
innenpolitischen Bereich „europäisiert“ entwickelt und organisiert werden. Polizeikooperationen,<br />
Strafverfolgung, Datenschutz, Geheimdienste haben längst eine europäische Dimension mit<br />
Rückwirkungen auf die nationalen Debatten und die nationalen Praktiken. DIE LINKE kämpft für<br />
einen europaweiten Bürgerrechts- und Datenschutzraum.<br />
<strong>Die</strong> bisherige Innen- und Rechtspolitik der EU hat nicht zu einem Raum der Freiheit, der<br />
Sicherheit und des Rechts geführt. Eher im Gegenteil: Sie befördert die Abschottung Europas<br />
gegen Armut von außen und den Abbau der Bürgerrechte im Innern und in den Beziehungen zu<br />
Drittstaaten.<br />
• Endlich europaweite Mitentscheidungsverfahren einführen<br />
Demokratie bedeutet mehr, als alle vier oder fünf Jahre Wahlen abzuhalten. Demokratie bedeutet,<br />
dass alle Menschen in der Europäischen Union an den Entscheidungen auf EU-Ebene beteiligt<br />
werden, die für sie bindend sind. Deshalb müssen endlich Formen der direkten Demokratie auf<br />
EU-Ebene etabliert werden die bürgerfreundlich und wirksam zugleich sind: Wir wollen, dass<br />
48
Bürgerinnen und Bürger in der EU das Recht erhalten, über Volksentscheide konkrete EU-<br />
Politik mitzugestalten;<br />
die Bürgerinnen und Bürger in der gesamten EU mittels Volksentscheid am gleichen Tag über<br />
die Änderung der EU-Verträge entscheiden können;<br />
die Bestimmungen zum Wahlrecht und das Recht auf Freizügigkeit und Aufenthalt für alle<br />
gelten, die ihren Lebensmittelpunkt in einem EU-Mitgliedstaat haben;<br />
(<strong>L.1.</strong>78.2. - VÜ, <strong>L.1.</strong>78.1. Albrecht Maurer u. a. – VTÜ)<br />
<strong>L.1.</strong>79.3. Nora Schüttpelz u. a.: erledigt, fehlende Textgrundlage<br />
<strong>L.1.</strong>85.42. Ilja Seifert u.a.: erledigt, fehlende Textgrundlage<br />
<strong>L.1.</strong>85.43. Ilja Seifert u.a.: In der davor stehenden Zeile nach „haben“ einfügen:<br />
, auch wenn sie als Mensch mit Behinderungen unter voller Betreuung stehen.<br />
<br />
Abgeordnete anderer nationaler Parlamente der EU bzw. des Europäischen<br />
Parlaments, auf Einladung einer Fraktion bei zentralen europäischen Themen im Bundestag<br />
sprechen dürfen. (<strong>L.1.</strong>22.BAG SL, <strong>L.1.</strong>95.6. LV NRW u. a. – TÜ)<br />
929<br />
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2.2 <strong>Die</strong> Lobby von Unternehmen, Banken und Vermögenden zurückdrängen<br />
Auf einen Abgeordneten oder eine Abgeordnete des Europäischen Parlaments kommen über 20<br />
Lobbyisten, die im Regelfall die Interessen der großen Konzerne und Unternehmensverbände<br />
vertreten. Gerade einmal ein Fünftel setzt sich für breite gesellschaftliche Interessen wie Menschenund<br />
Arbeitsrechte, Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz, für die Interessen alleinerziehender<br />
Mütter, Minderheiten, von Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen (<strong>L.1.</strong>85.44.<br />
Ilja Seifert u. a.- TÜ) ein – und sie verfügen über sehr viel geringere Ressourcen als die<br />
Wirtschaftslobbyisten.<br />
<strong>Die</strong> weltweite Deregulierung der Finanzmärkte wurde von mächtigen Lobbyisten vorangetrieben und<br />
bedroht zunehmend die Demokratie. <strong>Die</strong> herrschende politische Klasse hat auf weite Teile ihres<br />
Handlungsspielraums verzichtet und ihre Kompetenzen an Lobbygruppen abgegeben. Der wichtigste<br />
Dauerberater der Bundesregierung in der Wirtschaftskrise war Goldmann Sachs. Ihr Vertreter traf sich<br />
seit Beginn der Finanzkrise 48-mal mit Vertretern der Bundesregierung. Vorsitzender dieser US-<br />
Investmentbank ist der ehemalige EU-Kommissar Peter Sutherland. Von Goldmann Sachs wechselte<br />
Mario Draghi umgekehrt zur Europäischen Zentralbank EZB und wurde deren Präsident. Der<br />
gegenseitige Wechsel von Bankern in die Politik ist ein Ausdruck davon, dass die Interessen der<br />
Banken zunehmend Einfluss auf die Politik haben. Gerade die Bundesregierung verhindert aber<br />
wirksame Schritte gegen den Lobbyismus.<br />
946<br />
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948<br />
949<br />
950<br />
951<br />
<br />
<br />
Wir fordern die Ratifizierung der internationalen Übereinkommen zur Bekämpfung des<br />
Lobbyismus.<br />
DIE LINKE fordert die Kenntlichmachung der Beteiligung von Interessenverbänden,<br />
Unternehmen und sonstigen privaten Akteuren bei der Vorbereitung von Akten der<br />
europäischen Rechtsetzung („legislativer Fußabdruck“) in den dem Europäischen Parlament<br />
zugeleiteten Entwürfen für EU-Richtlinien und –Verordnungen.<br />
49
952<br />
953<br />
954<br />
Wir fordern eine strikte Wartezeit für Mitglieder der Europäischen Kommissionen (EU-<br />
Kommissare), Bundesministerinnen und Bundesminister sowie parlamentarische<br />
Staatssekretärinnen und Staatssekretäre, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt in<br />
privatwirtschaftlich-organisierte Unternehmen wechseln, mit deren wirtschaftlichen Interessen<br />
sie zuvor politisch befasst waren. <strong>Die</strong>se soll sich an der Dauer ihres Amtes und dem sich<br />
daraus ergebenden zeitlichen Anspruch auf Übergangsgeld orientieren. Eine entsprechende<br />
Regelung muss es für hohe Beamtinnen und Beamte geben.<br />
Eine Wartezeit unter Wahrung des Anspruches auf Karenzentschädigung muss auch für Vertreterinnen<br />
und Vertreter der Wirtschaft gelten, die in den Institutionen beschäftigt werden sollen.<br />
Wir setzen uns weiter für die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Akteure auf europäischer Ebene ein.<br />
<strong>Die</strong>s schließt sowohl verbindliche Anhörungs- und andere Rechte im Europäischen Parlament und<br />
anderen EU-Institutionen wie auch eine angemessene finanzielle Unterstützung aus dem EU-Haushalt<br />
ein. (<strong>L.1.</strong>77. Halina Wawzyniak u. a. – TÜ, einschließlich TÜ von <strong>L.1.</strong>105.4. Andreas Bernig u.a.)<br />
955<br />
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<br />
<br />
<br />
Es muss offengelegt werden, wo Lobbyisten in den Expertengruppen sitzen. Ihr Einfluss auf<br />
die Europäische Kommission muss zurückgedrängt werden.<br />
<strong>Die</strong> Nebenverdienste von Abgeordneten sind auf Euro und Cent zu veröffentlichen.<br />
Unternehmensspenden an Parteien sowie das Parteiensponsoring, wie zum Beispiel<br />
Unternehmensstände auf Parteitagen, wollen wir verbieten und Spenden von Privatpersonen<br />
auf je 25.000 Euro begrenzen (L.46.16. LV Sachsen).<br />
Wir wollen ein verbindliches, verpflichtendes (<strong>L.1.</strong>77.) und transparentes Lobbyregister<br />
einführen und treten für ein Beschäftigungsverbot von Lobbyisten aus der Wirtschaft in der<br />
Europäischen Kommission und von Abgeordneten bei Unternehmen und Lobbyorganisationen<br />
ein.<br />
2.3 Was die EU entscheidet, geht uns alle an. Für starke Kommunen und Regionen in der<br />
Europäischen Union<br />
<strong>Die</strong> EU beeinflusst das Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger unmittelbar. Nicht nur Abgeordnete im<br />
Bundestag oder in Landesparlamenten, sondern auch Gemeinde- und Kreistagsabgeordnete<br />
unterliegen deshalb bei ihren Entscheidungen vielfach jenen Rahmenbedingungen, die über das EU-<br />
Recht geschaffen werden.<br />
Europäische Themen wie die Energiewende, wie die Gestaltung der Wirtschaft und Arbeit, die<br />
Aufrechterhaltung der öffentlichen Daseinsvorsorge sind immer auch kommunale Themen.<br />
Forderungen der LINKEN wie eine dezentrale und kommunale Energiewende, die Re-<br />
Kommunalisierung der Netze, die Schaffung regionaler Wirtschaftskreisläufe, eine stabile öffentliche<br />
Daseinsvorsorge, die durch die öffentliche Hand gesteuert wird, oder ein allen zur Verfügung<br />
stehender öffentlicher Personenverkehr können in den Kommunen und Regionen nur erfolgreich<br />
gestaltet werden, wenn linke Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europapolitik Hand in Hand<br />
entwickelt und umgesetzt wird. Auch vor diesem Hintergrund ist es nicht egal, welche Mehrheiten es<br />
im Europäischen Parlament nach der Europawahl gibt.<br />
Als bundesweit verankerte kommunalpolitische Kraft tritt DIE LINKE zur Europawahl und den<br />
zeitgleich stattfindenden Kommunalwahlen mit der Forderung nach Ausrichtung der EU-Politik an<br />
den Erfordernissen der Kommunen und Regionen auf: Wir wollen<br />
eine Erneuerung der öffentlichen Daseinsvorsorge, die die Entscheidungsmöglichkeiten der<br />
Kommunen und Regionen sowie der Bürgerinnen und Bürger erweitert und<br />
50
Versorgungsstabilität sichert, bei der aber auch die Interessen der Verbraucherinnen und<br />
Verbraucher, die Sicherung der Qualität und der Zugänglichkeit der Leistungen in der Fläche<br />
einen hohen Stellenwert haben;<br />
für den öffentlichen <strong>Die</strong>nst und für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen einen Rahmen<br />
schaffen, der sich am Grundsatz „Gute Arbeit“ orientiert – notwendig sind vor allem<br />
grundlegende Veränderungen im Bereich der Arbeitszeitregelungen und die Beseitigung<br />
rechtlicher Hürden, die der Bindung öffentlicher Aufträge an die Zahlung existenzsichernder<br />
Mindestlöhne und andere Kriterien in den öffentlichen Vergabeverfahren entgegenstehen;<br />
die Rückkehr zu einer solidarischen Regional- und Strukturpolitik der EU, die vor allem den<br />
ärmeren Regionen hilft, Entwicklungsrückstände abzubauen und ihre<br />
Mitentscheidungsmöglichkeiten stärkt;<br />
starke Kommunen und Regionen in der Europäischen Union – das Subsidiaritätsprinzip muss<br />
bei der Verteilung der Aufgaben innerhalb der EU durchgesetzt werden: Aufgaben, die von<br />
einer nachgeordneten Ebene zuverlässig und zweckmäßig erfüllt werden können, sind diesen<br />
zuzuweisen. (<strong>L.1.</strong>104.4. Andreas Bernig u. a.)<br />
964<br />
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976<br />
2.4 Freiheit und Rechtsstaatlichkeit für Jede und Jeden<br />
Wir wollen, dass Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Sicherheit garantiert sind und die Bekämpfung von<br />
Kriminalität nicht zu Lasten der Grund- und Menschenrechte geht. <strong>Die</strong> EU muss sich zum Prinzip der<br />
Gewaltenteilung und der Trennung von Polizei, Geheimdiensten und Militär bekennen. Das<br />
Grundrecht auf Asyl muss garantiert werden.<br />
Menschenrechte sind universell und unteilbar. Deshalb fordern wir auch, dass die EU unverzüglich<br />
ihrer vertraglichen Verpflichtung nachkommt und der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />
beitritt. Wir wollen zusammen mit dem DGB den Beitritt der EU zur Revidierten Europäischen<br />
Sozialcharta vorantreiben (<strong>L.1.</strong>89. René Jokisch u. a. – VÜ). Alle<br />
Menschenrechte – einschließlich der sozialen, kulturellen und ökologischen – müssen uneingeschränkt<br />
und weltweit für alle Menschen gelten, also auch für alle Menschen in Europa.<br />
Im europäischen Haftbefehl und der europäischen Ermittlungsanordnung muss das Recht auf<br />
einen Anwalt und Übersetzer, einschließlich der Kommunikationsformen für Menschen mit<br />
Behinderungen (<strong>L.1.</strong>85.45. Ilja Seifert u. a. - VÜ), gesichert werden.<br />
Alle Bürgerinnen und Bürger der EU haben das Recht, ihren Arbeitsort innerhalb der EU frei<br />
zu wählen. Freizügigkeit und Reisefreiheit müssen selbstverständlich für alle gelten und<br />
praktisch durch bezahlbare und barrierefreie Reisemöglichkeiten gesichert werden<br />
(<strong>L.1.</strong>85.45.). Nicht Armutszuwanderung, sondern Reichtumsflucht (Steuerhinterziehung und -<br />
flucht) ist das Problem vieler Mitgliedstaaten. DIE LINKE wendet sich gegen die<br />
Stimmungsmache über angeblichen Sozialbetrug, mit der Rassismus und Feindseligkeiten in<br />
der Gesellschaft geschürt werden (<strong>L.1.</strong>101. Christina Kaindl u. a.).<br />
Wir erkennen die Vielfältigkeit von Familienformen und Lebensweisen an; sie sollen in jedem<br />
Land der Europäischen Union mit den gleichen Rechten geschützt werden.<br />
<br />
Wir fordern grenzüberschreitend die Gewährung einkommens- und vermögensunabhängiger<br />
sowie bedarfsgerechter Teilhabeleistungen für Menschen mit Behinderungen und chronischen<br />
Erkrankungen. Persönliche Assistenz für alle Lebenssituationen und Lebensphasen soll als<br />
europäischer Standard festgeschrieben werden (<strong>L.1.</strong>85.45).<br />
51
2.5 Für eine humane und rationale Drogenpolitik: Regulieren statt kriminalisieren<br />
Wir setzen uns für einen Wandel in der Drogenpolitik ein. <strong>Die</strong> EU-Drogenstrategie muss neu<br />
ausgerichtet werden. Das setzt eine kritische Hinterfragung alter Denkmuster und die unideologische<br />
Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse voraus. <strong>Die</strong> EU sollte in ihren Mitgliedsstaaten<br />
Maßnahmen unterstützen, die auf Prävention, Hilfe, Schadenminderung, Entkriminalisierung und<br />
Regulierung setzen, nicht aber auf Verbote und Repression.<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union soll Schritte dazu einleiten, dass Instrumente wie Drug Checking<br />
(Inhaltsstoffanalysen illegaler Drogen), Substitutionsprogramme, Konsumräume und Möglichkeiten<br />
zur Originalstoffabgabe in allen Mitgliedsländern umgesetzt werden können.<br />
(<strong>L.1.</strong>3. BAG Drogenpolitik u. a. – TÜ, <strong>L.1.</strong>26. LAG Drogenpolitik u.a. – VTÜ)<br />
977<br />
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2.6 Geheimdienste auflösen und Datenschutz garantieren<br />
Geheimdienste stärken die Demokratie nicht, sondern gefährden sie: Das beweisen erneut die<br />
Abhörskandale. Wir wollen Geheimdienste abschaffen, die Einschränkung der Bürgerrechte im Namen<br />
des sogenannten Anti-Terror-Krieges zurücknehmen und damit die Demokratie schützen.<br />
Wir wollen, dass sich die deutsche und europäische Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik an anderen<br />
Maßgaben orientiert: Ziel muss ein selbstbestimmtes Leben (<strong>L.1.</strong>85.46. Ilja Seifert u. a), die<br />
persönliche und individuelle Entfaltung der Bürgerinnen und Bürger sein. <strong>Die</strong> Bürgerrechte dürfen<br />
nicht weiter ausgehöhlt werden.<br />
Wir fordern ein Kooperationsverbot von Geheimdiensten und Polizei auf europäischer und<br />
nationaler Ebene; geheime Verträge und Zusatzartikel müssen offen gelegt werden.<br />
<strong>Die</strong> deutschen und europäischen Datenschutzbeauftragten müssen als unabhängige<br />
Kontrollinstanz gestärkt werden.<br />
Whistleblower müssen gesetzlich und vor Auslieferung geschützt werden.<br />
<strong>Die</strong> Sammlung und Speicherung von Daten muss beschränkt werden! Europol sammelt nicht<br />
nur kriminaltechnisch notwendige Daten von Verurteilten und Verdächtigen, sondern auch<br />
Informationen zu Kontakt- und Begleitpersonen, Lebensweisen und Gewohnheiten,<br />
»rassische« oder ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder weltanschauliche<br />
Überzeugungen oder die Gewerkschaftszugehörigkeit, die nicht erhoben werden dürfen.<br />
Abhörmaßnahmen, seien sie von privaten Unternehmen, staatlichen Vertretungen Konsulate,<br />
Botschaften oder militärischen Einrichtungen unternommen worden, müssen beendet und<br />
entsprechende Horchposten in Europa geschlossen werden. Wir machen uns für die<br />
Abschaffung von Geheimdiensten stark.<br />
<strong>Die</strong> geplante Datenschutz-Grundverordnung der EU muss gegen alle Einflussnahme privater<br />
und öffentlicher Lobbyisten den Datenschutz stärken.<br />
Der so genannte »Krieg gegen den Terror« hat die Türen für eine globale Überwachung geöffnet. Als<br />
Sofortprogramm fordert DIE LINKE ein Moratorium und die unabhängige Evaluation aller seit 2001<br />
verabschiedeten Sicherheitsgesetze bzw. laufender Verhandlungen dazu. Das betrifft besonders die<br />
Abkommen der EU mit den USA:<br />
über den Austausch von Bankdaten (SWIFT),<br />
über den Austausch von Fluggastdaten (PNR)<br />
über die Weitergabe personenbezogener Daten aus der EU an Wirtschaftsunternehmen der<br />
USA (Safe-Harbor).<br />
52
1008<br />
1009<br />
1010<br />
1011<br />
1012<br />
2.7 Freiheit im Internet sicherstellen<br />
Netzpolitik und Digitalisierung sind weitgehend durch EU-Recht reguliert. Das gilt nicht nur für den<br />
Datenschutz, sondern auch für den Breitbandausbau, für die Bewahrung der Netzneutralität und für<br />
eine Reform oder eine Fortschreibung des Urheberrechts. Regelungen in den Bereichen E-Government<br />
und Cloud Computing werden auf europäischer Ebene vorangetrieben, der Kampf gegen<br />
Zensurmaßnahmen wie Netzsperren wird auch im Europaparlament geführt.<br />
DIE LINKE kämpft auch in Europa und im Europäischen Parlament für die gesetzliche<br />
Festschreibung der Netzneutralität. Momentan droht deren Abschaffung durch die geplante<br />
Verordnung zum europäischen Binnenmarkt der elektronischen Kommunikation. Wir wollen die<br />
Freiheit im Internet dauerhaft sicherstellen. Dazu gehört die Neutralität des Netzes. Wir wollen die<br />
Netzwerkkapazitäten ausbauen. <strong>Die</strong> entsprechenden EU-Richtlinien müssen so verändert werden, dass<br />
gemeinschaftlicher, genossenschaftlicher oder kommunaler Netzausbau erleichtert wird. <strong>Die</strong><br />
Privatisierung in diesem Bereich wollen wir zurückdrängen. Der Ansatz der Europäischen<br />
Kommission, den flächendeckenden Ausbau von Breitbandinternet dem Markt und den<br />
Telekommunikationskonzernen zu überlassen, ist gescheitert. <strong>Die</strong> Regelungsansätze des europäischen<br />
Telekommunikationsrechtes gilt es jetzt zu ändern.<br />
DIE LINKE setzt sich in Deutschland für eine Reform des Urheberrechts ein, die eine Kultur des<br />
Teilens ermöglicht und es den professionellen Kreativen gleichzeitig erlaubt, ihre Arbeit ordentlich<br />
vergütet zu bekommen. National ist dies in vielen Fällen nur umsetzbar, wenn entsprechende EU-<br />
Richtlinien geändert werden oder die derzeit diskutierten Rechtsverschärfungen verhindert werden.<br />
Dafür streiten wir auch im EU-Parlament.<br />
Zur Kultur des Teilens gehört ebenfalls das Prinzip des offenen Zugangs zu Informationen. Daher<br />
stehen wir für Open Access in der Wissenschaft. Auch hierüber wird auf europäischer Ebene<br />
mitentschieden. <strong>Die</strong> Entwicklung digitaler Überwachungstechnologien für die europäischen Polizeien<br />
und die EU-Agenturen wie Europol und Frontex werden über die Förderpolitik der EU massiv<br />
vorangetrieben. Das muss beendet werden. Wir wollen vielmehr, dass der freie Zugang zu Wissen<br />
gestärkt wird und die heutigen Forschungsmilliarden bei Rüstungs- und Überwachungstechnologien<br />
im IT-Bereich zukünftig für sinnvolle und friedliche zivile Vorhaben wie die Unterstützung freier<br />
Software oder die Entwicklung von sicheren Verschlüsselungstechnologien für Bürgerinnen und<br />
Bürger ausgeben werden. (<strong>L.1.</strong>42.1. Sebastian Koch u. a)<br />
1013<br />
1014<br />
1015<br />
1016<br />
1017<br />
1018<br />
1019<br />
1020<br />
2.8 Gleiche Rechte für Sinti und Roma<br />
Sinti und Roma sind die größte ethnische Minderheit in der EU – dennoch werden sie in vielen<br />
Ländern der Europäischen Union diskriminiert. Ihre Diskriminierung muss als Rassismus verstanden<br />
und die mangelnde Umsetzung der EU-Beschlüsse mit erheblichen Strafen für die entsprechenden<br />
Länder geahndet werden. Eine Verbesserung der Wohnverhältnisse, des Bildungs- und<br />
Gesundheitswesens sowie die Förderung der Beschäftigung für Sinti und Roma ist nötig. Deutschland<br />
trägt hier eine besondere historische Verantwortung (<strong>L.1.</strong>97.1. LV NRW u. a. – TÜ).<br />
Wir wollen die Selbstorganisation und die öffentliche Unterstützung der Sinti und Roma<br />
fördern.<br />
53
1021<br />
1022<br />
1023<br />
1024<br />
1025<br />
1026<br />
1027<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wir brauchen kostenlose und diskriminierungsfreie Bildungs- und Ausbildungsangebote.<br />
Kinder dürfen nicht in Sonderschulen abgeschoben werden. <strong>Die</strong> vielfältige Kultur, die<br />
Traditionen und Sprache müssen durch die Bereitstellung von EU-Mitteln gefördert werden.<br />
Wir fordern diskriminierungsfreien Zugang zu Wohnraum und zu Gesundheitsdienstleistungen<br />
(<strong>L.1.</strong>104.5. Andreas Berning u. a. – TÜ).<br />
Selbstverständlich stehen Sinti und Roma die Freizügigkeit innerhalb der EU zu,<br />
diskriminierende Sondervereinbarungen sind unzulässig.<br />
Der Völkermord an den Sinti und Roma während des Faschismus muss endlich anerkannt<br />
werden. <strong>Die</strong> Überlebenden haben ein Recht auf Entschädigungszahlungen.<br />
Staaten, die antisemitische, antiziganistische und andere Formen der Diskriminierung und<br />
Verfolgung von Menschen von Seiten des eigenen Staatsapparates oder durch Duldung<br />
praktizieren, müssen politisch sanktioniert werden. (<strong>L.1.</strong>46.17. LV Sachsen – TÜ)<br />
<strong>Die</strong> europäische Roma-Rahmenstrategie muss Sanktionen gegen die Mitgliedstaaten<br />
ermöglichen, wenn sie die Roma-Strategie nicht umsetzen.<br />
Doch es geht um mehr: <strong>Die</strong> Europäische Union muss sich ihrer Verantwortung für den Schutz und die<br />
Förderung aller in ihr lebenden ethnischen Minderheiten stellen. <strong>Die</strong> kulturelle und sprachliche<br />
Vielfalt, die die Minderheiten in die Europäische Union einbringen, bedarf einer angemessenen<br />
politischen Anerkennung und Förderung durch alle EU-Institutionen (<strong>L.1.</strong>104.5. Andreas Berning u. a.<br />
– TÜ).<br />
1028<br />
1029<br />
1030<br />
1031<br />
1032<br />
1033<br />
1034<br />
1035<br />
1036<br />
1037<br />
1038<br />
1039<br />
2.9 Dem Rassismus entgegentreten: gegen Rechtspopulismus und Neofaschismus in Europa<br />
Parteien der extremen Rechten sind in zahlreichen europäischen Ländern zu einem bedrohlichen<br />
Faktor der Politik geworden. In Deutschland versucht die »Alternative für Deutschland« Kapital aus<br />
der Unzufriedenheit mit der Krisenpolitik der Bundesregierung zu schlagen. Sie bedient und befördert<br />
nationalistische und sozialchauvinistische Tendenzen. Gleichzeitig stärkt sie wirtschaftsliberale und<br />
demokratiefeindliche Positionen.<br />
<strong>L.1.</strong>69.2. Ellen Brombacher u. a.: Nach Zeile 1033 einfügen:<br />
<strong>Die</strong> AfD will den Spagat bewältigen, kein organisatorisches Sammelbecken für Nazis zu werden und<br />
zugleich massenhaft Stimmen der Rechten aller Couleur zu fischen. Ihre Forderungen sind teils<br />
verschleierte rechte Parolen. <strong>Die</strong> AfD bedient den Stammtisch, ohne es dabei zu belassen. Nicht<br />
zuletzt geht es dieser Partei um eine Vielzahl von Stimmen aus der sogenannten Mitte der<br />
Gesellschaft und um die der sozial Benachteiligten. Überall bedient sie eine spezielle Klaviatur. <strong>Die</strong><br />
AfD ist sehr ernst zu nehmen. Deren politischer Charakter muss unser Verhältnis zu ihr diktieren.<br />
Wenn wir die Gefährlichkeit dieser von Hans-Olaf Henkel und anderen gesponserten und<br />
unterstützten AfD offen ansprechen und konkret beweisen, kann niemand auf die Idee kommen, uns<br />
mit denen in einen Topf zu werfen.<br />
<strong>Die</strong> diskriminierenden Positionen der rechten Parteien wurzeln tief in der Mitte der Gesellschaft, sie<br />
finden ihren Nährboden in der desaströsen Politik der Herrschenden – die zu sozialer Ausgrenzung<br />
führt, die Konkurrenz verschärft und nationalistische Vorurteile schürt. Seit dem 11. September 2001<br />
werden Menschen muslimischen Glaubens oftmals unter den Generalverdacht terroristischer Umtriebe<br />
gestellt. Wir suchen den Dialog mit muslimischen und jüdischen Gemeinden und Vereinen und stellen<br />
uns gemeinsam gegen antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus. Wir arbeiten mit<br />
demokratischen Selbstorganisationen von Migrantinnen und Migranten zusammen. Unser<br />
54
partizipationspolitischer Ansatz zielt auf eine diskriminierungsfreie Gesellschaft und eine tatsächliche<br />
soziale Gleichstellung ab (<strong>L.1.</strong>97.2. LR NRW u. a. – VTÜ).<br />
1040<br />
1041<br />
1042<br />
1043<br />
1044<br />
1045<br />
1046<br />
1047<br />
Es gibt europäische Richtlinien, Verordnungen und behördliches Handeln, die Diskriminierung<br />
legitimieren: <strong>Die</strong> vor allem auf Abschreckung und Abwehr ausgerichtete europäische<br />
Flüchtlingspolitik bestärkt Ideologien der Ungleichheit, wie sie von den rechten Parteien vertreten<br />
werden. Während die rechten Parteien Menschen unterschiedlicher Herkunft gegeneinander<br />
aufbringen wollen, steht DIE LINKE für internationale Solidarität und den gemeinsamen Kampf<br />
gegen die Krisenpolitik der europäischen Regierungen.<br />
Im Bewusstsein der historischen Verantwortung (<strong>L.1.</strong>52. BO 405 12 Berlin-Pankow-TÜ) kämpft DIE<br />
LINKE gegen Ungleichheitsideologien, gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus,<br />
Antiziganismus, Islamfeindlichkeit, Homo- und Transfeindlichkeit, (<strong>L.1.</strong>54.1. BAG DIE LINKE.<br />
Queer) Demokratiefeindlichkeit und Neofaschismus.<br />
<strong>L.1.</strong>85.47. Ilja Seifert u. a.: Zeilen 1044 – 1047 ändern in:<br />
… steht DIE LINKE für internationale Solidarität bei individueller Vielfalt und den gemeinsamen<br />
Kampf gegen die Krisenpolitik der europäischen Regierungen.<br />
DIE LINKE kämpft gegen Ungleichheitsideologien jede Minderwertigkeitsideologie, gegen jede<br />
Form von Rassismus und Diskriminierung, gegen Antisemitismus und Antiziganismus, gegen<br />
Islamfeindlichkeit, Demokratiefeindlichkeit und Neofaschismus.<br />
1048<br />
1049<br />
1050<br />
<br />
<br />
DIE LINKE tritt dafür ein, dass die Empfehlungen der Europäischen Kommission gegen<br />
Rassismus und Intoleranz (ECRI) in den Mitgliedstaaten der Union tatsächlich umgesetzt<br />
werden.<br />
DIE LINKE fordert weiterhin die finanzielle Stärkung europaweiter Programme, die sowohl<br />
Mittel für Fanprojekte, Initiativen und Projekte gegen Rassismus und andere Formen der<br />
Diskriminierung im Sport als auch für kulturelle Projekte, die für Vielfalt und Toleranz<br />
werben, sichern. <strong>Die</strong>se sollen Bestandteil einer zu schaffenden europäischen<br />
Präventionsarchitektur gegen alle Formen des Rassismus und Neofaschismus sein (<strong>L.1.</strong>100.<br />
KV Burgenlandkreis u. a.).<br />
L.103.1. BV Berlin-Tempelhof-Schöneberg: Zeilen 1048 – 1050 ersetzen durch:<br />
DIE LINKE kämpft gemeinsam mit anderen linken Parteien und zivilgesellschaftlichen Gruppen in<br />
der EU gegen die Ausbreitung neofaschistischer Ideologien, und unterstützt linke Parteien und<br />
zivilgesellschaftliche Gruppen in den Nachbarländern der EU in der Abwehr neofaschistischer Kräfte,<br />
DIE LINKE tritt jeder Zusammenarbeit von Institutionen der EU oder ihrer Mitgliedstaaten mit<br />
neofaschistischen Kräften in den EU-Nachbarstaaten entgegen und fordert alle Abgeordneten des<br />
Europäischen Parlaments auf, davon Abstand zu nehmen, mit neofaschistischen Kräften in der<br />
Ukraine und anderen EU-Nachbarstaaten zusammenzuarbeiten.<br />
55
2.10 Für eine feministische Europäische Union<br />
Wir wollen eine Europäische Union, die feministisch, frei von Ausschlussmechanismen, frei von<br />
patriarchalen Herrschaftsstrukturen, frei von Ausbeutung und sozialen Ungleichheiten ist. Wir wollen<br />
eine europäische Gemeinschaft, in der alle frei, selbstbestimmt und ausgestattet mit sozialen<br />
Mindestsicherungsstandards leben können – unabhängig von Geschlecht, sexueller Identität,<br />
Hautfarbe, Alter, sozialer Herkunft, Bildungsstand, Religion und ethnischer Zugehörigkeit. DIE<br />
LINKE formuliert vor diesem Hintergrund in ihrer täglichen politischen Arbeit im Europäischen<br />
Parlament auch eine feministische Kritik an Nationalismus, Rassismus sowie am Erstarken von<br />
nationalistischen und ultrakonservativen Positionen in immer mehr EU-Mitgliedsstaaten.<br />
DIE LINKE ist eine feministische Partei, die sich nicht nur an nationalen Problemlagen und<br />
europäischen Entscheidungsstrukturen abarbeitet, sondern auf eine Wiederaneignung internationaler<br />
feministischer Programmatiken und emanzipatorischen Politiken hinwirkt.<br />
Immer mehr Frauen hängen in sogenannten geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen fest, ohne<br />
reelle Chance, wieder in sozialversicherungspflichtige, unbefristete Erwerbsarbeit zu kommen. In der<br />
Europäischen Union verdienen Frauen im Durchschnitt fast 17 Prozent weniger als ihre männlichen<br />
Kollegen. Wir fordern deshalb gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit für Frauen und<br />
Männer. Ohne eine gerechte Bezahlung von Frauen bleibt ihnen heute ein gutes Leben sowie eine<br />
sichere und ausreichende Rente im Alter verwehrt. Unfreiwillige Teilzeitarbeit, zu geringe Vergütung<br />
der Erwerbsarbeit und fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten fördern europaweit ein Klima der<br />
Überlastung, der Armutsgefährdung und der Angst vor einem Leben in Armut im Alter. Auch<br />
Freizügigkeit darf nicht dazu führen, dass Reproduktions- und Carearbeit an Migrantinnen und<br />
Migranten delegiert wird, die prekär beschäftigt sind. Gleichzeitig fordern wir, dass ein EU-weiter<br />
Anspruch auf öffentliche Kinderbetreuung für alle durchgesetzt wird.<br />
Eine verbindliche europäische Mindestlohnregelung in Höhe von 60 Prozent des jeweiligen nationalen<br />
Durchschnittsbruttolohns hilft insbesondere Frauen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und eigene,<br />
existenzsichernde Rentenansprüche aufzubauen. Denn besonders Frauen sind von Altersarmut<br />
betroffen, da durch Kindererziehungszeiten und/oder Pflege von Angehörigen bei anschließendem<br />
erschwertem Wiedereinstieg für Frauen in reguläre Erwerbsarbeit nicht ausreichend Rentenansprüche<br />
für ein gutes Leben im Alter aufgebaut werden können. Wir setzen uns für eine schrittweise<br />
Harmonisierung der nationalen Rentensysteme innerhalb der Europäischen Union ein. Wir fordern<br />
zudem eine EU-weite Übertragbarkeit von Rentenanwartschaften aus den staatlichen<br />
Altersversorgungssystemen und streben eine Verpflichtung der EU-Mitgliedsstaaten zur Schaffung<br />
einer verbindlichen Mindestrente im Alter und bei Erwerbsminderung an, die sicher vor Armut<br />
schützt.<br />
<strong>Die</strong> Einführung einer verbindlichen Frauenquote in den Führungsetagen von Unternehmen ist ein<br />
Schritt, der ebenfalls zu mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen im Arbeitsleben<br />
führen wird. Eine Arbeitsmarkt- und Familienpolitik ist nötig, die im Blick hat, dass Frauen auf allen<br />
Hierarchieebenen der Arbeitswelt – also nicht nur in den obersten Führungsetagen – unterrepräsentiert<br />
sind und einen geringeren Verdienst und weniger Sondervergütungen erhalten als ihre männlichen<br />
Kollegen. Auch darauf wird DIE LINKE in ihrer Arbeit im Europäischen Parlament mit Nachdruck<br />
und politischen Initiativen aufmerksam machen.<br />
DIE LINKE wird auch weiterhin für eine Verpflichtung der Mitgliedsstaaten streiten, einen<br />
Krankenversicherungsschutz für alle Bürgerinnen und Bürger vorzusehen. Hieran gekoppelt muss<br />
verbindlich festgeschrieben werden, dass alle in der EU lebenden Menschen einen Anspruch auf die<br />
56
notwendige ambulante und stationäre medizinische Versorgung bei Krankheit und Schwangerschaft<br />
sowie auf die jeweilig notwendigen Vor- und Nachsorgemaßnahmen haben. Kürzungsdiktate wie die<br />
der Troika in Griechenland in Bezug auf die medizinische Versorgung von Frauen und Schwangeren<br />
sind menschenunwürdig und unzulässig. Wir fordern eine EU-weite Legalisierung von<br />
Schwangerschaftsabbrüchen, was einen sicheren und legalen Zugang zu medizinischer Behandlung<br />
und Versorgung einschließt sowie das Recht auf eine neutrale und kostenfreie Beratung. Wir schlagen<br />
darüber hinaus vor, EU-weite Förderprogramme zur gesundheitlichen und sexuellen Aufklärung sowie<br />
zur Bekämpfung von Homo- und Transfeindlichkeit aufzulegen. Heterosexuelle Beziehungen sind<br />
gesellschaftlich längst nicht mehr die „Norm“, was sich beispielsweise auch im Unterricht für Kinder<br />
und Jugendliche widerspiegeln soll. DIE LINKE wird über das Europäische Parlament die<br />
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dazu auffordern, sich zur Öffnung der Ehe für alle<br />
Lebensformen zu verpflichten, sowie alleinstehenden und auch nichtheterosexuellen Frauen den<br />
Zugang zu reproduktiver Medizin generell zu ermöglichen und das Adoptionsrecht für alle Menschen<br />
anzupassen. Und wir wollen, dass Kinder ihrem Alter entsprechend auch über sexuell übertragbare<br />
Krankheiten und deren Prävention aufgeklärt werden. Der Rahmen, in dem das geschieht, soll ein<br />
wertfreier, offener und toleranter sein.<br />
Auch bei der paritätischen Besetzung von Ämtern und Mandaten in der EU gibt es massiven<br />
Reformbedarf. Hierbei kann man auf verschiedene erfolgreiche oder diskutierte Modelle in Europa<br />
zurückgreifen. In Belgien beispielsweise gibt es bereits eine gesetzliche Regelung für eine 50-Prozent-<br />
Quote für alle Parteilisten. Ähnliche Bestrebungen gibt es in Frankreich, Slowenien und Spanien. <strong>Die</strong>s<br />
ist ein guter Anfang, aber allein auf nationalstaatlicher Ebene nicht ausreichend. Wir fordern daher<br />
eine 50-Prozent-Quotierung aller Mandate und Ämter in der gesamten Europäischen Union.<br />
DIE LINKE tritt für ein weltoffenes Europa ein und wird im Europäischen Parlament auch in den<br />
kommenden fünf Jahren für die Auflösung der Grenzschutzagentur FRONTEX und die Abschaffung<br />
des unmenschlichen Dublin-Asylsystems kämpfen. Von Flucht und Vertreibung sind weltweit in<br />
besonderem Maße Frauen betroffen. Für uns ist daher geschlechtsspezifische Verfolgung ein Grund<br />
für die Anerkennung von Asylanträgen - d.h. geschlechtsspezifische Gewalt ebenso wie<br />
Vergewaltigung, Zwangsheirat und Zwangsabtreibung anzuerkennen. Für uns zählen als Asylgrund<br />
auch Verfolgung auf Grund der sexuellen Identität. Gleichzeitig fordern wir die Aufnahme und<br />
psychosoziale Betreuung traumatisierter, geschundener, vergewaltigter Frauen aus Kriegs- und<br />
Bürgerkriegsgebieten in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.<br />
Menschen, die keinen legalen Aufenthaltsstatus haben und trotzdem erwerbstätig sind, müssen einen<br />
Rechtsanspruch auf einen legalen Aufenthaltstitel innerhalb der EU bekommen, wodurch die<br />
Erwerbstätigkeit ebenfalls legalisiert werden würde. Von Zwangs- und Armutsprostitution betroffene<br />
Frauen und Männer könnten sich durch eine solche Regelung aus ihrer Unterdrückungssituation<br />
befreien. Damit verbunden ist eine Anerkennung von Sexarbeit als Erwerbstätigkeit, einschließlich des<br />
Anspruchs auf Sozialleistungen wie Umschulung, Weiterbildung und Fortbildung, Arbeitslosengeld<br />
sowie freier Zugang zu gesundheitlicher und präventiver Versorgung. Gleiches gilt für verdeckte<br />
Prostitution und Frauen in haushaltsnaher <strong>Die</strong>nstleistung.<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung der europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien in den einzelnen Mitgliedsstaaten<br />
muss weiterhin kontrolliert werden. <strong>Die</strong> Festschreibung der international anerkannten Menschenrechte<br />
auf europäischer Ebene in der fünften Antidiskriminierungsrichtlinie wird in der kommenden<br />
Legislatur des Europäischen Parlaments ein weiterer wichtiger Schritt sein. Um bestehende<br />
Benachteiligungen auf Grund des Geschlechts zu überwinden, fordern wir zudem die Vergabe aller<br />
Struktur- und Kohäsionsmittel explizit an gleichstellungspolitische Kriterien zu binden. <strong>Die</strong><br />
europäischen Strukturfonds sind zweck- und zielgebunden. <strong>Die</strong> Vergabe ihrer finanziellen Mittel<br />
57
ichtet sich nach regionalen gesamtwirtschaftlichen (EFRE), nach sozialen (ESF) beziehungsweise<br />
nach agrarischen Disparitäten (ELER). Wir wollen, dass dem ein weiteres, ein<br />
gleichstellungsspezifisches Kriterium hinzugefügt wird. (<strong>L.1.</strong>70. Anja Mayer u. a. - VÜ)<br />
2.11 Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht!<br />
Europäisches Recht hat auch Deutschland gezwungen, die rechtliche Gleichstellung von Lesben,<br />
Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen (LSBTTI*) voranzutreiben. Andererseits werden<br />
LSBTTI* immer noch diskriminiert. Immer noch werden in Europa Menschen stigmatisiert, die nicht<br />
der heterosexuellen Norm entsprechen. Immer noch führt ein Kuss zwischen zwei Männern oder zwei<br />
Frauen in der Öffentlichkeit im günstigeren Fall zu schiefen Blicken, im schlechteren Fall zu<br />
Schlägen. Transsexuelle werden als krank definiert und es gibt noch immer Mitgliedstaaten, die eine<br />
Ehe oder registrierte Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare nicht anerkennen oder gar<br />
verbieten. In anderen EU-Ländern werden lesbischen und schwulen Adoptiveltern ihre Rechte streitig<br />
gemacht. Für LSBTTI* gelten Niederlassungsfreiheit und Freizügigkeit deshalb nicht<br />
uneingeschränkt.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
DIE LINKE kämpft gegen ede Art von Diskriminierung und Kriminalisierung aufgrund<br />
sexueller Identität und für die vollständige Gleichstellung von LSBTTI* in allen<br />
gesellschaftlichen Bereichen und das europaweit.<br />
Wir treten für die EU-weite Anerkennung eingetragener Partnerschaften und<br />
gleichgeschlechtlicher Ehen ein.<br />
Der Kampf für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gehört auf die politische Agenda der<br />
EU.<br />
Geschlechtsangleichende Operationen bei Intersexuellen vor deren Einwilligungsfähigkeit<br />
sollen europaweit verboten werden.<br />
DIE LINKE will, dass der vorliegende Entwurf der EU-Gleichstellungsrichtlinie, der von<br />
Deutschland blockiert wird, endlich in Kraft tritt.<br />
Transsexuelle haben einen Anspruch auf geschlechtsangleichende Maßnahmen für<br />
(<strong>L.1.</strong>54.2. BAG DIE LINKE. queer, <strong>L.1.</strong>38. LV Bremen – beide VTÜ)<br />
1051<br />
1052<br />
1053<br />
1054<br />
1055<br />
1056<br />
1057<br />
2.12 Bildung für ein anderes Europa<br />
Gute Bildung ist ein Menschenrecht – für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen<br />
Voraussetzungen und ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft. Deshalb müssen alle an Bildung<br />
teilhaben können – vom Lebensanfang bis ins hohe Alter. Lebenslanges Lernen muss für alle ohne<br />
Bildungsbarrieren möglich sein. Benachteiligungen müssen ausgeglichen werden (<strong>L.1.</strong>62.1. BAG<br />
Bildungspolitik u. a., damit <strong>L.1.</strong>85.48. Ilja Seifert u. a. erledigt). Wir wehren uns dagegen, Bildung auf<br />
ihre Verwertbarkeit<br />
für den ökonomischen Profit zu reduzieren. <strong>Die</strong> EU hat in den vergangenen Jahren die<br />
»Beschäftigungsfähigkeit« der Absolventinnen und Absolventen in den Mittelpunkt ihrer<br />
Bildungspolitik gestellt. Mit »lebenslangem Lernen« wurde vor allem die Aufforderung verknüpft,<br />
dass die Beschäftigten ihre Kenntnisse und Fähigkeiten möglichst flexibel dem sich wandelnden<br />
58
1058<br />
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1072<br />
1073<br />
1074<br />
europäischen Arbeitsmarkt anpassen sollen. Damit muss Schluss sein. <strong>Die</strong> frühe Zuteilung von<br />
Bildungschancen muss überwunden werden. Es müssen ausreichend gute Ausbildungsplätze zur<br />
Verfügung gestellt werden. Der Zugang zu höchster Bildung, also auch zum Studium, muss für alle<br />
erleichtert werden. In allen Bildungsbereichen muss gelten, dass alle dazu gehören, niemand<br />
ausgegrenzt wird und Verschiedenheit normal ist – das gilt auch für alle Menschen mit Handicaps. In<br />
diesem Sinne ist eine inklusive Bildung in allen Mitgliedstaaten durchzusetzen (<strong>L.1.</strong>62.2. BAG<br />
Bildungspolitik – TÜ).<br />
Ein demokratisches Europa dagegen (<strong>L.1.</strong>62.3.) braucht gute und demokratische Bildungssysteme.<br />
<strong>Die</strong> Abschaffung der seit 2005 eingeführten Studiengebühren durch die Studierendenbewegung, in<br />
einigen Bundesländern auch auf Druck unserer Landtagsfraktionen, war ein Erfolg. DIE LINKE tritt<br />
für ein Umsteuern in der europäischen Bildungspolitik ein. <strong>Die</strong> schrittweise (<strong>L.1.</strong>102.14. BO<br />
Barnimkiez Süd (Berlin) Privatisierung von<br />
Bildungseinrichtungen muss gestoppt werden. Es darf nicht nur darum gehen, eine kleine europäische<br />
Bildungselite herauszubilden.<br />
DIE LINKE tritt gegen Privatisierungen im Bildungsbereich ein. Public Private Partnerships in<br />
Schulen und Hochschulen öffnen Profitinteressen Tür und Tor und gefährden demokratische<br />
Mitbestimmung in den Bildungseinrichtungen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsrichtlinie der EU hat den Privatisierungsdruck auf die so genannten<br />
Bildungsdienstleistungen erhöht, wir haben sie deshalb (<strong>L.1.</strong>110.9. Renate Harcke u. a.)<br />
abgelehnt. Bildung ist ein öffentliches Gut<br />
und muss in öffentlicher Verantwortung gestaltet und solidarisch finanziert werden.<br />
<strong>Die</strong> Einführung der Bachelor- und Master-Abschlüsse im Zuge der Bologna-Reform hat die<br />
Studiengänge zusätzlich verschult: Studieren wird von Zeitdruck und Prüfungsstress bestimmt.<br />
Wir fordern die Abschaffung des Bologna-Systems – weg von repressiven Studienordnungen<br />
hin zu einem selbstbestimmten, interdisziplinären und kritischen Studieren. <strong>Die</strong> Promotion<br />
sehen wir nicht als Studienphase, sondern als erste Etappe wissenschaftlicher Berufsausübung.<br />
(<strong>L.1.</strong>10. BAG Wissenschaftspolitik – TÜ)<br />
1075<br />
1076<br />
1077<br />
1078<br />
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1082<br />
1083<br />
1084<br />
1085<br />
<br />
<br />
<strong>Die</strong> EU darf nicht länger für Studiengebühren werben, sondern muss sich für die Umsetzung<br />
des UN-Sozialpakts stark machen: Dort steht das Recht auf Bildung im Mittelpunkt, und alle<br />
Unterzeichnerstaaten haben sich verpflichtet, Studiengebühren abzuschaffen.<br />
Wir wollen, dass Lehrende und Lernende sich über die Landesgrenzen hinweg austauschen.<br />
Damit sich nicht nur Jugendliche aus finanzstarken Elternhäusern während der Ausbildung<br />
einen Auslandsaufenthalt leisten können, müssen die Förderprogramme der EU ausgebaut und<br />
gerade für finanziell Schwächere attraktiver gemacht werden (Erasmus for All/YES Europe<br />
2014-2020, das Comenius-Programm für Schulaustausch sowie für den berufsbildenden<br />
Austausch im Rahmen des Leonardo da Vinci-Programms, Kreatives Europa 2014-2020,<br />
Europa der Bürgerinnen und Bürger 2014-2020). <strong>Die</strong>se Programme müssen stärker für<br />
Interessenten mit Behinderungen und andere<br />
benachteiligte Gruppen ausgelegt werden (1.85.49. Ilja Seifert u. a.).<br />
1086<br />
1087<br />
1088<br />
Berufsbildung: Humanisierung der Arbeit, Demokratisierung und Partizipation sowie Emanzipation<br />
(<strong>L.1.</strong>85.50. Ilja Seifert u. a. – TÜ) müssen Leitziele der allgemeinen und beruflichen Bildung sein.<br />
Mit dem Kopenhagen-Prozess hat die EU eine intensive Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten in der<br />
Berufsbildungspolitik auf den Weg gebracht. Dabei orientiert sie sich am Leitbild eines deregulierten<br />
59
1089<br />
1090<br />
1091<br />
1092<br />
Bildungsmarktes, auf dem sich jede und jeder aus verschiedenen Modulen die eigene Qualifikation<br />
zusammenbasteln muss. DIE LINKE setzt sich für ein grundlegendes Umsteuern dieser Politik ein.<br />
Wir streiten für ganzheitliche Berufsausbildungen, die jungen Menschen eine breite Basis für ihren<br />
<strong>L.1.</strong>85.51. Ilja Seifert u. a.: In Zeile 1091 nach „Menschen“ einfügen:<br />
, auch denen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund,<br />
Berufsweg geben und sie in die Lage versetzen, ihren Lebensweg eigenständig zu gestalten.<br />
2.13 Wissenschaft und Innovation für den sozial-ökologischen Umbau Europas<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Die</strong> Tradition und die Zukunft von Wissenschaft und Forschung verbinden Europa. Zukünftig<br />
müssen Mobilität und Vielfalt sowie ein sozialer sowie regionaler Ausgleich in der<br />
europäischen Wissenschaftslandschaft besser als bisher gesichert werden. Hochschulen und<br />
Wissenschaftseinrichtungen können und sollen eine kritische Perspektive auf die europäische<br />
Gesellschaft einnehmen und zur Überwindung der ökonomischen und sozialen Krise<br />
beitragen.<br />
Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften in ihrer europäischen Dimension will DIE LINKE<br />
verstärkt fördern. Dabei sollten insbesondere die Transformationserfahrungen der<br />
Beitrittsstaaten als Wissensquelle zur Lösung gesamteuropäischer Fragen einbezogen werden.<br />
Wir fordern eine konzertierte europäische Open-Access-Initiative. Das europäische<br />
Urheberrecht soll wissenschaftsfreundlich gestaltet werden. Der Wissenstransfer in ärmere<br />
Regionen innerhalb und außerhalb Europas ausgebaut werden - etwa durch offene<br />
Publikationsformen und -datenbestände, aber auch eine sozial verantwortliche<br />
Lizenzierungspolitik.<br />
<strong>Die</strong> Gleichstellung der Geschlechter in Europas Wissenschaftseinrichtungen wollen wir durch<br />
klare Förderkriterien und geschlechtergerechte Arbeitsbedingungen voranbringen.<br />
Wir wollen den Europäischen Forschungsraum (EFR) stärken und den Austausch von<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fördern. <strong>Die</strong> Rahmenbedingungen wie etwa<br />
Sozial- und Altersversorgungssysteme müssen auf diese Mobilität besser eingestellt werden.<br />
DIE LINKE fordert, die Europäische Charta für Forscher endlich verbindlich auszugestalten<br />
und gute Arbeit in der Wissenschaft zu fördern.<br />
<strong>Die</strong> Europäische Forschungsförderung muss mehr an den Zukunftsherausforderungen der<br />
Gesellschaft statt an den Interessen der Industrie ausgerichtet werden. Dazu gehört<br />
insbesondere die sozial-ökologische Transformation, die Umstellung der Energieforschung<br />
auf zukunftsfähige Energieträger sowie der Ausstieg aus der Atomenergieforschung und dem<br />
Fusionsprojekt ITER. Bisher üben große Unternehmen und ihre Verbände einen zu starken<br />
Einfluss auf die Ausrichtung der Forschungs- und Innovationsförderung aus.<br />
Beim neuen Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 wollen wir die Beteiligung der<br />
Beitrittsstaaten verbessern und diese mit mindestens zehn Prozent an der europäischen<br />
Forschungsförderung beteiligen. Alle anwendungsnahen Förderprogramme sind vorrangig auf<br />
Kleine Unternehmen auszurichten, geschlossene oder auf bestimmte Großunternehmen<br />
ausgerichtete Förderausschreibungen sind auszuschließen. Wir wollen, dass soziale<br />
Innovationen und <strong>Die</strong>nstleistungen stärker verankert werden. <strong>Die</strong> Förderung von Rüstungsund<br />
Überwachungstechnologien ist einzustellen.<br />
<strong>Die</strong> Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses will DIE LINKE im Rahmen geeigneter<br />
Instrumente wie der Marie-Curie-Programme und des Europäischen Forschungsrates<br />
60
ausweiten. Dabei wollen wir sozialversicherungspflichtige Stellen statt Stipendien zur<br />
Grundregel machen. (<strong>L.1.</strong>11. BAG Wissenschaftspolitik)<br />
1093<br />
1094<br />
1095<br />
1096<br />
1097<br />
1098<br />
1099<br />
1100<br />
1101<br />
1102<br />
1103<br />
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1105<br />
1106<br />
1107<br />
2.14 Für kulturelle Vielfalt in Europa<br />
„Toleranz und Achtung gegenüber jedem einzelnen und Widerspruch und Vielfalt der<br />
Meinungen sind von Nöten. Eine politische Kultur mit der unser Land, das geeinte, seine besten<br />
Traditionen einbringen kann in ein geeintes freies friedliches Europa“.<br />
Stefan Heym - Rede zur Eröffnung des Deutschen Bundestages am 10. November 1994<br />
Europa versammelt einen großen Reichtum unterschiedlicher Kulturen und Erfahrungen, die allen zu<br />
Gute kommen sollen. Wir wollen die Bedingungen dafür verbessern, dass alle Menschen am<br />
kulturellen Leben teilhaben können.<br />
Ohne Kultur verliert Europa an Bedeutung! <strong>Die</strong> LINKE will eine demokratische, soziale und<br />
vielfältige Kulturpolitik auf europäischer Ebene mit einer starken Finanzierungsbasis. Im Sinne der<br />
UNESCO-Kulturdefinition verstehen wir Kultur als Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen,<br />
materiellen, intellektuellen und emotionalen Eigenschaften, die eine Gesellschaft oder eine soziale<br />
Gruppe kennzeichnen, und die über Kunst und Literatur hinaus auch Lebensformen, Formen des<br />
Zusammenlebens, Wertesysteme, Traditionen und Überzeugungen umfasst.<br />
Wir wollen die kulturelle Dimension der europäischen Einigung durch einen intensiveren Austausch<br />
und gemeinsame kulturelle Projekte fördern. Der europäische und weltweite Austausch unter<br />
Einbeziehung der vielfältigen kulturellen und künstlerischen Ausdrucksformen und Traditionen soll<br />
Weltoffenheit und Toleranz befördern.<br />
Insbesondere seit der Finanz- und Wirtschaftskrise ist in der Europäischen Union ein<br />
Paradigmenwechsel in der europäischen Kulturpolitik wahrnehmbar. Im Vordergrund steht unter<br />
neoliberalen Einflüssen vor allem die wirtschaftliche Wettbewerbsförderung.<br />
Wir lehnen die Liberalisierung kultureller <strong>Die</strong>nstleistungen ab; sie folgt allein Profitinteressen. DIE<br />
LINKE wird sich weiterhin dafür einsetzen, den Doppelcharakter von Kulturgütern anzuerkennen, so<br />
wie er in der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt festgeschrieben ist. Kultur ist mehr als eine<br />
Ware und kann nicht allein nach marktwirtschaftlichen Kriterien bewertet werden.<br />
Dringend notwendig ist in der europäischen Förderpolitik die Anerkennung und Berücksichtigung der<br />
Unterschiede wie auch der Wechselwirkungen der drei Sektoren des Kulturbereichs: dem<br />
erwerbswirtschaftlichen, dem zivilgesellschaftlichen und dem frei-gemeinnützigen Bereich.<br />
Wir wollen die Arbeits- und Lebensbedingungen von Kulturschaffenden verbessern. In der schnell<br />
wachsenden Kultur- und Kreativwirtschaft befinden sich viele Kreative in einer prekären sozialen<br />
Situation. Deshalb engagieren wir uns für gute, existenzsichernde Arbeit und soziale Sicherung auch<br />
in diesem Bereich. Wir wollen die Einführung von Mindestlöhnen und Honoraruntergrenzen, ein<br />
Urheberrecht, das die Verhandlungsmacht der Kreativen gegenüber den Verwertern ihrer Leistungen<br />
stärkt und transparente, demokratische Strukturen in den Verwertungsgesellschaften. Eine der<br />
wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren wird es sein, bessere Rahmenbedingungen für die<br />
Nutzung des Internets zu schaffen, die die Teilhabe aller an Information, Wissenschaft, Bildung und<br />
Kultur sichern und zugleich gewährleisten, dass Kreative von ihrer Arbeit leben können. Dazu braucht<br />
es auch neue Lizenz- und Vergütungsmodelle (Creative Commons, Kulturwertmark, Crowdfunding).<br />
61
Der ermäßigte Umsatzsteuersatz für Kulturgüter ist eines der wesentlichen Instrumente indirekter<br />
Kulturförderung. Wir wollen den ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7% für alle Kulturgüter auf<br />
nationaler Ebene erhalten. Auf europäischer Ebene setzen wir uns dafür ein, dass der ermäßigte<br />
Umsatzsteuersatz auch auf E-Books, Hörbücher, E-Paper und andere elektronische<br />
Informationsmedien ausgedehnt wird. <strong>Die</strong> bildende Kunst sollte generell dem ermäßigten<br />
Mehrwertsteuersatz unterliegen. Das sollte künftig auch für den künstlerischen Siebdruck, die<br />
künstlerische Fotografie, die Videokunst und künstlerische Designleistungen gelten. Wir wollen die<br />
Buchpreisbindung in Deutschland erhalten und auf europäischer Ebene auch für die E-Books sichern.<br />
(<strong>L.1.</strong>53.1. Martina Michels u. a. – TÜ)<br />
<strong>L.1.</strong>76. Detlef Kannapin u. a.: Nach Zeile 2007 neuen Unterabschnitt einfügen:<br />
Europäische Medienpolitik emanzipatorisch gestalten<br />
Medien interpretieren und verändern die Welt - und dabei auch sich selbst. Ihr Markt und ihre Macht<br />
sind längst global. Wer sie besitzt, kann Politik und Gesellschaft kontrollieren. Bücher, Zeitungen und<br />
Zeitschriften, Film, Radio und Fernsehen und das Internet wie auch einige soziale Netzwerke sind die<br />
Massenmedien der Gegenwart.<br />
Information, Kommunikation und Unterhaltung sind jedoch nicht nur Waren. Sie prägen die Kultur<br />
und sind eine Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie. Aber ohne Zugang und<br />
demokratische Teilhabe aller bleiben sie ein Instrument der Mächtigen.<br />
Deshalb ist die Sicherung der Informations- und Meinungsfreiheit als öffentliches Gut für die DIE<br />
LINKE eine zentrale politische Forderung auch im Europäischen Parlament.<br />
DIE LINKE wendet sich gegen ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA, in dem<br />
Medien und insbesondere der Rundfunk als bloße Handelsgüter behandelt werden. Das europäische<br />
Medien- und Kulturverständnis wird auch in Zukunft regulatorische Eingriffe erfordern, die die<br />
Meinungsvielfalt und die Pluralität in den Medien sichern. <strong>Die</strong> besondere Stellung, die Medieninhalte<br />
als Kulturgut genießen, darf nicht durch internationale Abkommen unterlaufen werden. Eine weiter<br />
gehende Liberalisierung des atlantischen Waren- und <strong>Die</strong>nstleistungshandels in kultureller Hinsicht<br />
muss verhindert werden.<br />
Wir halten eine grundlegende Reform öffentlich-rechtlicher Medienangebote und deren Bewahrung<br />
und Stärkung in allen Bereichen für geboten. Das ist für uns die Voraussetzung für eine breite,<br />
facettenreiche Medienöffentlichkeit. <strong>Die</strong> nur in Deutschland für die öffentlich-rechtlichen Sender<br />
geltende Depublikationspflicht muss abgeschafft werden.<br />
Wir wollen die zunehmende Konzentration von Medieninhalten im Eigentum oder unter der<br />
Zugangskontrolle internationaler Medienkonzerne beenden. Hier sollten europäische Richtlinien zur<br />
politischen Gegensteuerung eingesetzt werden, um die Entflechtung von Konzernstrukturen<br />
einzuleiten. Am Beispiel des Portals „Presseurop“ ist auch darüber nachzudenken, wie europäische<br />
Medienangebote öffentlich-rechtlich ausgerichtet werden können.<br />
Einflussnahme auf Medien durch Politik und Wirtschaft hat zur Folge, dass deren Interessen befördert<br />
werden. Wir setzen auf politische Förderung und den Aufbau eigenständiger, unabhängiger,<br />
selbstorganisierter und staatsferner Mediensektoren, in denen Wissen und Informationen als<br />
öffentliche Güter bereitgestellt und auch solche Angebote gesichert werden, die der Markt nicht<br />
62
gewährleistet.<br />
Eine emanzipatorische Medienpolitik soll aus unserer Sicht Aufklärungs- und Bildungsprozesse<br />
europaweit befördern. Sie soll dazu beitragen, private und staatliche Macht zu kontrollieren und<br />
Menschen zu motivieren, sich an neuartigen Formen politischer Entscheidungen zu beteiligen.<br />
Medien sollen zu öffentlichen Räumen der Selbstverständigung der Bürger und Bürgerinnen werden.<br />
Daher ist die Chancengleichheit und Barrierefreiheit beim Medienzugang und bei der<br />
Mediennutzung für uns auch ein zentraler Bestandteil der sozialen Frage.<br />
<strong>L.1.</strong>72. Stefan Liebich u. a.: Zeilen 1108 – 1255 (gesamtes 3. Und 4. Kapitel) ersetzen durch:<br />
Für ein friedliches Europa<br />
1. Für ein Europa ohne Armeen in einer Welt ohne Kriege<br />
<strong>Die</strong> Einigung von zunächst Westeuropa auf die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und<br />
später die Europäische Gemeinschaft (EG) sollte durch wirtschaftliche und später auch politische<br />
Verflechtungen Kriege der Mitgliedstaaten untereinander verhindern. 100 Jahre nach Beginn des<br />
Ersten und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges findet die zivilisatorische Errungenschaft<br />
eines langen friedlichen Zusammenlebens der Bevölkerungen der inzwischen in der Europäischen<br />
Union zusammengeschlossenen Staaten unsere Anerkennung.<br />
Verträge und gemeinsame Institutionen setzen den Rahmen für eine Union aus souveränen<br />
Mitgliedstaaten, die Konflikte regulieren, Gemeinsamkeit fördern und Wohlstand erzeugen kann.<br />
Zugleich bedarf es dringend der Vertiefung demokratischer Legitimation und Rückbindung der<br />
Politik an die sozialen Interessen der Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedstaaten der EU.<br />
Um den Friedensgedanken auf Basis der Idee von Integration durch Zusammenarbeit und Handel<br />
auch über die EU hinaus zu fördern, bedarf es einer anderen Politik der Regierungen der EU-<br />
Mitgliedsstaaten und einer Mehrheit im Europäischen Parlament für mehr soziale Gerechtigkeit,<br />
starke solidarische Beziehungen zu anderen Staaten sowie für Abrüstung und Frieden.<br />
Politische, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten und die Konkurrenz um knappe Ressourcen<br />
bilden immer wieder einen Nährboden für bewaffnete Konflikte und Kriege. Deshalb ist linke Politik<br />
in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU, aber noch stärker auch auf der EU-Ebene gefordert, um<br />
deren politische und wirtschaftliche Potenziale für eine solidarische und friedliche internationale<br />
Politik einzusetzen. Das bedeutet eine grundlegend andere Handelspolitik, die auf fairen Austausch<br />
und nachhaltige Entwicklungen gerichtet ist. Wir lehnen eine neoliberale Austeritätspolitik<br />
entschieden ab und setzen eine Politik des Dialogs und der Entwicklungszusammenarbeit dagegen.<br />
Solidarität, Handelsabkommen zum Vorteil der beteiligten Seiten, vor allem der Menschen, sowie die<br />
Stärkung regionaler Zusammenhänge sind für eine Welt in Frieden erforderlich. Dafür werden sich<br />
unsere Abgeordneten im Europäischen Parlament einsetzen.<br />
DIE LINKE möchte, dass die EU zu einer Friedensmacht wird, die ihre Potenziale für friedliche<br />
Konfliktlösungen, Prävention und umfassende Abrüstung einsetzt. Mit den Kräften der<br />
Friedensbewegung kämpft DIE LINKE gegen eine Militarisierung von Politik.<br />
63
DIE LINKE lehnt Kriegseinsätze generell und auch unter EU-Verantwortung ab<br />
Wir halten einen Europäischen Auswärtigen <strong>Die</strong>nst für sinnvoll, wenn er demokratisch deutlich<br />
stärker als bisher und primär über das Europäische Parlament legitimiert ist und durch dieses<br />
kontrolliert wird, sich auf die gemeinsame Außenvertretung, auf die Zusammenführung verschiedener<br />
Politikbereiche zu kohärentem Handeln gegenüber Drittstaaten konzentriert und auf<br />
Konfliktprävention, diplomatische Konfliktlösungen sowie nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit<br />
orientiert ist.<br />
DIE LINKE tritt für ein Ende geheimdienstlicher Zusammenarbeit mit den USA im Rahmen der<br />
gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik sowie der gemeinsamen Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik ein. Eine eigenständigere europäische Arbeit im Sicherheitsbereich und der<br />
Schutz der Bürger- und Freiheitsrechte nach hohen europäischen Standards haben Priorität.<br />
Wir wollen eine sozial gerechte und friedliche EU. Wir machen uns für den Aufbau eines<br />
europäischen zivilen Friedensdienstes stark. Wir wollen eine EU, die frei ist von<br />
Massenvernichtungswaffen. DIE LINKE wendet sich gegen ein weltweites atomares Wettrüsten. Der<br />
von der USA geplante Raketenschild in Europa ist ein Relikt des Kalten Krieges, den wir ablehnen.<br />
Wer Sicherheit in Europa nur mit und nicht gegen Russland proklamiert, der sollte solche<br />
Eskalationen unterlassen.<br />
Jede Waffe findet ihren Krieg<br />
Wir wollen daher Rüstungsexporte verbieten. <strong>Die</strong> EU exportiert Güter wie Waffen, Chemikalien und<br />
Atomenergieanlagen, die in ihren Bestimmungsländern zu kriegerischen Auseinandersetzungen und<br />
Umweltproblemen beitragen können. Hier spielt die Sicherung von natürlichen Ressourcen eine<br />
immer stärkere Rolle. <strong>Die</strong> EU-Staaten sind neben den USA und Russland der größte<br />
Rüstungsexporteur der Welt. Wir aber wollen Europa abrüsten. Das betrifft die Produktion und den<br />
Export von Waffen als auch die Militarisierung der Außengrenzen. Statt auf einen Ausbau der<br />
Rüstungsindustrie setzen wir auf Konversion. <strong>Die</strong> EU-Verteidigungsagentur fördert<br />
Rüstungsproduktion und -export. Sie soll abgeschafft und Rüstungsexporte sollen EU-weit verboten<br />
werden.<br />
Wir halten an unserem Ziel eines Deutschland und eines Europa ohne Armeen, einer Welt ohne<br />
Kriege fest.<br />
2. Willkommen in Europa: Visa-Liberalisierung und offene Grenzen für Menschen in Not<br />
DIE LINKE setzt sich für eine offene Welt ein, in der Menschen unkompliziert in Kontakt<br />
miteinander treten können. Trotz bestehender Abkommen zur Visa-Liberalisierung ist es für sehr<br />
viele Menschen schwer bis unmöglich, Freunde und Verwandte in Europa zu besuchen, hier zu<br />
arbeiten und zu leben oder in kulturellen und politischen Austausch zu treten. Damit untergräbt unser<br />
Kontinent seine Chancen auf eine gute Zukunft. Daher fordern wir eine Visa-Liberalisierung der EU.<br />
Unser langfristiges Ziel sind ein Europa und eine Welt ohne Visa-Pflicht. Visa-Politik darf auch nicht<br />
als Druckmittel gegenüber EU-Beitrittskandidaten genutzt werden. <strong>Die</strong> EU sollte sich nicht durch<br />
ihre Politik abschotten, sondern Reisefreiheit für alle Bürgerinnen und Bürger gewährleisten.<br />
Europa darf keine Festung sein. <strong>Die</strong> stringente Überwachung der EU-Außengrenzen dient einzig der<br />
Abschottung. <strong>Die</strong> Dublin-Verordnung der EU sieht vor, dass im Regelfall das EU-Land für die<br />
Durchführung eines Asylverfahrens zuständig ist, über welches Asylsuchende in die EU eingereist<br />
sind. <strong>Die</strong> EU-Länder mit Außengrenzen versuchen, die Grenzen möglichst hermetisch abzuriegeln<br />
64
oder die Abwehr von Flüchtlingen auf Drittstaaten vorzuverlagern.<br />
Angesichts der dramatischen Lage mit über 20.000 Toten an den EU-Außengrenzen seit Inkrafttreten<br />
der Dublin-Verordnung fordern wir offene Grenzen für Menschen in Not und einen grundlegenden<br />
Wandel in der EU-Flüchtlingspolitik. Wir unterstützen das »Memorandum für ein gerechtes und<br />
solidarisches System der Verantwortlichkeit« und setzen uns für das Prinzip der freien Wahl des<br />
Zufluchtslandes ein, auf das sich viele Verbände in der Bundesrepublik Deutschland verständigt<br />
haben (zum Beispiel AWO, Diakonie, PRO ASYL, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutscher<br />
Anwaltsverein).<br />
Wir werden uns im Europäischen Parlament für eine gesamteuropäische und humanistische<br />
Flüchtlings- und Migrationspolitik einsetzen, die Menschen in Not hilft, die der Verantwortung der<br />
Europäischen Union für Migrationsbewegungen gerecht wird und die den Prinzipien der<br />
Menschenrechte und des Humanismus verpflichtet ist.. FRONTEX, die Agentur zur Sicherung der<br />
Außengrenzen, muss aufgelöst werden. Das satellitengestützte Grenzüberwachungssystem<br />
EUROSUR, das die Abschottung der EU gegenüber Flüchtlingen weiter verschärft, lehnen wir ab.<br />
Wir setzten uns dafür ein, dass die Grundrechte der Flüchtlinge eingehalten werden. Alle<br />
Migrantinnen und Migranten sind im Rahmen einer Europäischen Agenda für Beteiligung rechtlich,<br />
politisch und sozial gleichzustellen und müssen die Möglichkeit zur Legalisierung und die Chance<br />
auf faire Arbeitsbedingungen haben. Wir dringen auf die konsequente Einhaltung der Genfer<br />
Flüchtlingskonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention. Der Grundsatz der Nicht-<br />
Zurückweisung an den EU-Außengrenzen und auf hoher See ist zu befolgen. Der Zugang zu<br />
Asylverfahren und der Rechtsschutz für Asylsuchende ist sicherzustellen. Asylsuchende dürfen nicht<br />
grundlos inhaftiert werden. Zudem sind die UN-Kinderrechtskonventionen einzuhalten.<br />
Minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen gebührt besonderer Schutz. Sie haben das Recht auf<br />
Unterkunft, Sicherheit, Schulbildung und psychologische Betreuung.<br />
3. Europa ist größer als die EU: Gute Beziehungen mit unseren Nachbarn<br />
Seit ihrem Bestehen hat sich die Europäische Union kontinuierlich erweitert. Künftige Erweiterungen<br />
und die Nachbarschaftspolitik müssen aber so gestaltet werden, dass soziale Standards gesichert und<br />
Wohlstand gerecht verteilt werden. <strong>Die</strong> neuen Staaten der EU dürfen nicht unter Ausbeutung durch<br />
europäische Großkonzerne oder Liberalisierungsdiktaten der „alten“ Mitglieder leiden. Wir setzen<br />
uns dafür ein, dass in Beitrittsprozessen keine zusätzlichen Bedingungen, wie die Umsetzung einer<br />
neoliberalen Privatisierungspolitik an einzelne Länder, gestellt werden. <strong>Die</strong> bisherige Europäische<br />
Nachbarschaftspolitik (ENP) versucht, nahe gelegene oder angrenzende Länder und Staaten<br />
wirtschafts- und sicherheitspolitisch einzubinden. Sie bezieht sich auf die Länder Nordafrikas, den<br />
Nahen Osten und die Kaukasusregion. <strong>Die</strong> ENP wird durch regionale Formen der Zusammenarbeit,<br />
wie die östliche Partnerschaft, die Union für den Mittelmeerraum und die Schwarzmeersynergie<br />
flankiert. Auch mit Russland besteht eine strategische Partnerschaft. Wir setzten uns für eine andere<br />
Nachbarschaftspolitik ein, die solidarische Zusammenarbeit zum Ziel hat. Denn: Armut muss in allen<br />
Ländern bekämpft und der Wohlstand besser verteilt werden.<br />
4. Handels- und Entwicklungspolitik im Interesse der Menschen, nicht der Konzerne<br />
DIE LINKE setzt sich für eine grundlegend veränderte Handelspolitik in der EU ein, die die<br />
selbstständige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Partnerländer im globalen Süden<br />
ermöglicht und fördert. Dazu gehört die Beteiligung von Parlamenten und Zivilgesellschaft an der<br />
Ausgestaltung der Handelspolitik. Wir wollen, dass Agrarexporte nicht mehr subventioniert werden,<br />
da mit den Dumpingpreisen der EU den Produzentinnen und Produzenten außerhalb der EU die<br />
65
Lebensgrundlage entzogen wird. Stattdessen sollten Entwicklungshilfegelder für Maßnahmen zur<br />
direkten Armutsbekämpfung eingesetzt werden. Finanzmittel dürfen nicht für die Militarisierung<br />
eines Landes ausgegeben werden, sondern müssen sozialen Zwecken dienen.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Land die freie Entscheidung darüber hat, ob und wann es ein<br />
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit der EU unterzeichnet und ratifiziert. Handel zu ermöglichen,<br />
statt ihn zu blockieren, ist grundsätzlich kein falsches Ziel, aber die bisherigen so genannten<br />
Freihandelsabkommen waren fast ausschließlich an den Profitinteressen der global agierenden<br />
Konzerne orientiert. Das lässt auch für das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und<br />
der EU (TTIP) nichts Gutes erwarten. Einem Abkommen, das Demokratie und Rechtsstaatlichkeit<br />
aushöhlt, weil Konzerne Staaten künftig vor nicht öffentlich tagenden Schiedsgerichten auf hohe<br />
Schadenersatzzahlungen verklagen können, wenn sie Gesetze verabschieden, die ihre Gewinne<br />
schmälern, das Privatisierungen befördert, unsere Gesundheit mit Fracking, Gen-Essen und<br />
Hormonfleisch gefährdet, bäuerliche Landwirtschaft schwächt, aber der Agrarindustrie noch mehr<br />
Macht verschafft, mehr Überwachung und Zensur des Internets mit sich bringt und de facto nach<br />
Abschluss nicht mehr änderbar ist, werden wir unseren Widerstand entgegensetzen.<br />
1108<br />
3.Für ein friedliches Europa – nach Innen und Außen<br />
1109<br />
1110<br />
1111<br />
1112<br />
1113<br />
3.1 Europa in einer globalisierten Welt<br />
Historisch zielte die Einigung in Europa darauf, Kriege zu verhindern und – nach den Weltkriegen im<br />
20. Jahrhundert – zu einer friedlichen Entwicklung in und außerhalb zwischen den Staaten Europas bei<br />
Tolerierung ihrer jeweiligen kolonialistischen bzw. imperialistischen Außenpolitik beizutragen<br />
(<strong>L.1.</strong>116.7. KV Wiesbaden u. a., <strong>L.1.</strong>68.11. BV Hamburg Mitte – VTÜ). Doch damit<br />
die EU einen Beitrag zu einer solchen Entwicklung leisten kann, brauchen wir einen Neustart: für<br />
mehr soziale Gerechtigkeit, für soziale Beziehungen in Europa und der EU in der Welt, für Abrüstung<br />
<strong>L.1.</strong>85.52. Ilja Seifert u. a.: In Zeile 1113 nach „Gerechtigkeit“ einfügen: und volle Teilhabe<br />
1114<br />
1115<br />
1116<br />
1117<br />
und Frieden. Wir wollen den Verzicht auf Krieg als Instrument der internationalen Beziehungen. <strong>Die</strong><br />
Vergabe des Friedensnobelpreises an die EU war völlig unangemessen (<strong>L.1.</strong>61.5. AKL – TÜ).<br />
Politische, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeit und die Konkurrenz um knappe Ressourcen<br />
führen zu Gewalt und Krieg. Große Teile der Weltbevölkerung leiden unter Armut und Hunger,<br />
Menschen sterben an behandelbaren Krankheiten, an mangelndem Zugang zu sauberem Trinkwasser.<br />
<strong>L.1.</strong>85.53. Ilja Seifert u. a.: nach „… zu sauberem Trinkwasser“ einfügen:<br />
<strong>Die</strong> Zahl von Menschen mit Behinderungen als Kriegs-, Krankheits- oder Hungeropfer wächst stetig.<br />
1118<br />
1119<br />
1120<br />
1121<br />
1122<br />
1123<br />
<strong>Die</strong> neoliberalen Wirtschafts- und Handelsabkommen haben schnelle und kurzfristige Wachstumsraten<br />
für die europäischen Länder im Blick. So schützt die EU die eigene Wettbewerbsfähigkeit, indem sie<br />
beispielsweise die Patente für Medikamente gegen Malaria und HIV/Aids nicht freigibt, obwohl diese<br />
in vielen armen Ländern dringend gebraucht werden. <strong>Die</strong> EU tritt zunehmend, zum Beispiel in den<br />
Verhandlungen um Freihandels- und Wirtschaftsabkommen, machtpolitisch (<strong>L.1.</strong>63.5. Geraer Dialog)<br />
gegenüber anderen Staaten auf<br />
und droht mit Handelssanktionen, wenn die eigenen Bedingungen nicht akzeptiert werden.<br />
66
1124<br />
1125<br />
1126<br />
1127<br />
1128<br />
1129<br />
1130<br />
1131<br />
1132<br />
1133<br />
1134<br />
1135<br />
DIE LINKE lehnt jegliche Form von Gewaltanwendung in internationalen Beziehungen ab und setzt<br />
sich deshalb insbesondere für die Einhaltung des in der UN-Charta verankerten Gewaltverbots ein<br />
(<strong>L.1.</strong>97.3. LV NRW). Sie schützen keine<br />
Menschenrechte, sondern sind Teil massenhafter Menschenrechtsverletzungen durch EU- und NATO-<br />
Staaten. Wir wollen politische Lösungen, keine neuen Kriege unter Beteiligung der EU.<br />
Krieg darf kein Mittel der Politik sein! Um Krieg und Gewalt zu beenden und allen Menschen ein<br />
gutes Leben zu ermöglichen, müssen globale friedliche und kooperative Lösungen gefunden werden.<br />
Das geht nur, wenn konsequent abgerüstet und die Weltwirtschaftsordnung gerecht organisiert wird –<br />
in internationaler Solidarität.<br />
DIE LINKE lehnt eine Verknüpfung von zivilen und militärischen Maßnahmen, wie sie die EU<br />
umfassend betreibt, ab. Mit »zivil-militärischer Kooperation« und »vernetzter Sicherheit« wird die<br />
Militarisierung der Außenpolitik nur verschleiert. DIE LINKE kämpft gemeinsam mit der<br />
Friedensbewegung gegen die Militarisierung der EU. Sie setzt darauf, Auslandseinsätze zu beenden<br />
<strong>L.1.</strong>64. KV Northeim: In Zeile 1135 nach „beenden“ einfügen: und zukünftig auf diese zu<br />
verzichten<br />
1136<br />
1137<br />
und Rüstungsproduktion und -exporte zu verbieten. Statt auf einen weiteren Ausbau einer<br />
Militärmacht EU setzen wir auf eine friedliche und zivile EU.<br />
<strong>L.1.</strong>48.3. LV Hessen: Zeilen 1134 – 1137 ändern in:<br />
… gegen die Militarisierung der EU. Sie setzt darauf, gegen Auslandseinsätze, zu beenden für ein<br />
Verbot von Rüstungsproduktion und -exporten zu verbieten und gegen den Statt auf einen weiteren<br />
Ausbau einer Militärmacht EU setzen wir auf eine friedliche und zivile EU.<br />
1138<br />
1139<br />
1140<br />
1141<br />
<br />
<br />
DIE LINKE tritt für eine zivile, friedliche Politik innerhalb und außerhalb (<strong>L.1.</strong>63.6. Geraer<br />
Dialog) Europas ein. Kampfeinsätze im Rahmen der EU-Battlegroups, EU-Militärmissionen<br />
und militärischen EU-Ausbildungsmissionen, wie z.B. in Mali, aber auch Missionen, bei<br />
denen EU und NATO zusammenarbeiten, wie im Kosovo, lehnen wir ab. (<strong>L.1.</strong>48.4. LV<br />
Hessen – TÜ)<br />
Keine weitere Stationierung von Truppen aus EU und NATO Staaten in Afghanistan.<br />
Militärberatungsmissionen und die Polizeiausbildung in Staaten mit autoritären Regimen, wie<br />
z.B. Saudi Arabien, müssen sofort beendet werden (<strong>L.1.</strong>48.1. Hessen).<br />
<strong>L.1.</strong>46.18. LV Sachsen: Am Ende des Unterpunkts nach „werden.“ einfügen:<br />
<strong>Die</strong>s betrifft bei Polizeiausbildungen keine Schulungen, die sich alleinig auf Menschenrechtsbildung<br />
und gänzlich gewaltfreie Konfliktlösung beziehen.<br />
1142<br />
1143<br />
1144<br />
<br />
<br />
<strong>Die</strong> Bundesregierung will – auch unter Verweis auf die EU-Verträge – den<br />
Parlamentsvorbehalt des Deutschen Bundestages bei Militäreinsätzen aufweichen. <strong>Die</strong>s lehnt<br />
DIE LINKE ab (<strong>L.1.</strong>20. BAG SL, <strong>L.1.</strong>95.4. LV NRW u.a. – TÜ, an anderer Stelle: Zeile 904<br />
beantragt)<br />
Wir wenden uns gegen einen Europäischen Auswärtigen <strong>Die</strong>nst, der eine Beteiligung an<br />
Einsätzen im Rahmen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und der<br />
Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) forciert und lehnen eine<br />
67
1145<br />
1146<br />
1147<br />
1148<br />
1149<br />
<br />
Beteiligung deutscher Soldaten an Einsätzen im Rahmen der GASP und GSVP sowie an EU-<br />
Battlegroups und EU-Interventionsstreitkräften ab. Ebenso lehnen wir die z. B. von Frankreich<br />
geforderte Finanzierung von EU-Auslandseinsätzen ab wie auch den Einsatz von Geldern aus<br />
dem Entwicklungsfonds für militärische Zwecke (<strong>L.1.</strong>48.5. LV Hessen).<br />
Bestandteil einer Entmilitarisierung der EU ist die Beendigung der Sicherheitskooperation mit<br />
den USA. Wir treten ein für die Beendigung der EU-NATO-Partnerschaft. Wir fordern die<br />
Auflösung der NATO und ihre Ersetzung durch ein kollektives Sicherheitssystem unter<br />
Beteiligung Russlands, das Abrüstung als ein zentrales Ziel hat. Unabhängig von einer<br />
Entscheidung über den Verbleib Deutschlands und anderer EU-Mitgliedstaaten in der NATO<br />
werden wir in jeder politischen Konstellation dafür eintreten, dass Deutschland und andere<br />
EU-Mitgliedstaaten aus den militärischen Strukturen des Militärbündnisses austreten und die<br />
Armeen in der EU dem Oberkommando der NATO entzogen werden (<strong>L.1.</strong>61.8. AKL, erledigt:<br />
1.48.8. LV Hessen, <strong>L.1.</strong>73. Stefan Liebich u. a., <strong>L.1.</strong>96.3. LV NRW u.a., <strong>L.1.</strong>68.12. BV HH<br />
Mitte, <strong>L.1.</strong>80.2. KV Gifhorn).<br />
Hinweis: Der PV als Antragsteller hat den Änderungsantrag 1.61.8. bereits komplett übernommen<br />
(siehe Zeilen 1148/1149 ff).<br />
<strong>L.1.</strong>61.7. AKL, <strong>L.1.</strong>115.2. KV Bochum: In den Zeilen 1148 – 1149 Satz „Wir setzen uns … NATO<br />
ein.“ ersetzen durch:<br />
Wir treten ein für die Beendigung der EU-NATO-Partnerschaft. Wir fordern die Auflösung der<br />
NATO. Unabhängig von einer Entscheidung über den Verbleib Deutschlands und anderer EU-<br />
Mitgliedstaaten in der NATO werden wir in jeder politischen Konstellation dafür eintreten, dass<br />
Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten aus den militärischen Strukturen des Militärbündnisses<br />
austreten und die Armeen in der EU dem Oberkommando der NATO entzogen werden.<br />
Wenn Änderungsantrag <strong>L.1.</strong>61.7. nicht angenommen wird, wird <strong>L.1.</strong>61.8. eingebracht.<br />
1150<br />
1151<br />
1152<br />
1153<br />
1154<br />
1155<br />
1156<br />
1157<br />
<br />
<br />
DIE LINKE fordert, die US-Militärbasen in der EU zu schließen, da diese für<br />
völkerrechtswidrige Kriege, Drohnenangriffe, CIA-Folterflüge und NSA-<br />
Geheimdienstinstallationen (<strong>L.1.</strong>48.6. LV Hessen) benutzt werden und einen Faktor ständiger<br />
Unsicherheit darstellen. Wir setzen auf eine Beendigung der militärischen und<br />
geheimdienstlichen Zusammenarbeit mit den USA, dies beinhaltet die Kündigung der<br />
entsprechenden Abkommen.<br />
Wir wollen eine EU, die frei ist von Massenvernichtungswaffen. Wir fordern den Abzug und<br />
die Vernichtung aller US-Atomwaffen aus Europa (<strong>L.1.</strong>61.9. AKL, <strong>L.1.</strong>115.3. KV Bochum –<br />
VTÜ) DIE LINKE wendet sich deshalb auch gegen ein neues atomares Wettrüsten in Europa,<br />
als Teil dessen die Aufstellung des Raketenschilds durch die USA zu kritisieren ist.<br />
1158<br />
1159<br />
Wir lehnen auch das neue Wettrüsten auf dem Gebiet der Drohnen ab, und fordern ein Ende<br />
der EU-Forschungsprojekte, die die militärische und polizeiliche Nutzung von Drohnen<br />
voranbringen sollen (<strong>L.1.</strong>90. Andrej Hunko u. a.).<br />
<strong>Die</strong> Erfahrungen der Weltkriege des 20. Jahrhunderts waren Grundlage für die Gründung einer<br />
europäischen Staatengemeinschaft. 2014 jährt sich der Beginn des 1. Weltkriegs zum hundertsten Mal<br />
und der des 2. Weltkrieges zum 75. Mal (<strong>L.1.</strong>61.6. AKL, <strong>L.1.</strong>115.1. KV Bochum).<br />
68
<strong>L.1.</strong>48.2. LV Hessen: Zeilen 1158 – 1159 ersetzen durch:<br />
Nach der Erfahrung von zwei grausamen Weltkriegen wünschten sich die Menschen nichts mehr als<br />
eine friedliche Welt. Das waren auch Hoffnungen, die sich mit dem Projekt einer europäischen<br />
Vereinigung verbanden.<br />
1160<br />
1161<br />
1162<br />
Für uns ist dies Verpflichtung, uns für eine EU stark zu machen, die konsequent gegen Rüstung, Krieg<br />
und Gewalt steht. Wir machen uns stark für den Aufbau eines europäischen Zivilen Friedensdienstes.<br />
DIE LINKE verfolgt langfristig das Ziel eines Deutschlands und eines Europas ohne Armeen, einer<br />
<strong>L.1.</strong>48.9. LV Hessen: In Zeile 1162 streichen: langfristig<br />
1163<br />
1164<br />
1165<br />
1166<br />
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1168<br />
1169<br />
1170<br />
1171<br />
1172<br />
1173<br />
Welt ohne Kriege.<br />
3.2 Jede Waffe findet ihren Krieg – Rüstungsexporte EU-weit verbieten<br />
<strong>Die</strong> EU exportiert Güter wie Waffen, Chemikalien und Atomenergieanlagen, die in ihren<br />
Bestimmungsländern zu kriegerischen Auseinandersetzungen, zu Armut, Elend,<br />
Menschenrechtsverletzungen und Zerstörung der Umwelt (<strong>L.1.</strong>48.10. LV Hessen - VÜ) beitragen.<br />
Verstärkt spielt auch die Sicherung von natürlichen Ressourcen eine Rolle. <strong>Die</strong> EU-Staaten sind<br />
gemeinsam neben den USA der größte Rüstungsexporteur der Welt.<br />
Wir wollen Europa abrüsten. Das betrifft die Produktion und den Export von Waffen und die<br />
Militarisierung der Außengrenzen.<br />
Statt auf einen Ausbau der Rüstungsindustrie, z.B. über den Bau des Airbus A 400 und die<br />
Entwicklung einer EU-Kampfdrohne, kämpfen wir für die Konversion der Rüstungsindustrie<br />
(<strong>L.1.</strong>48.7. LV Hessen).<br />
<strong>Die</strong> EU-Verteidigungsagentur fördert Rüstungsproduktion und -export. <strong>Die</strong> EU-<br />
Rüstungsagentur gehört abgeschafft und Rüstungsexporte müssen EU-weit verboten werden<br />
(<strong>L.1.</strong>97.4. LR NRW u. a.). Wir setzen uns für ein EU-weites Exportverbot von dual-use<br />
Chemikalien und Industrieanlagen an Staaten ein, die die Chemiewaffenkonvention nicht<br />
unterzeichnet und ratifiziert haben (<strong>L.1.</strong>61.10. AKL, <strong>L.1.</strong>115.4. KV Bochum u. a. – VÜ).<br />
1174<br />
1175<br />
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1178<br />
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1180<br />
1181<br />
1182<br />
3.3 Europa darf keine Festung sein!<br />
<strong>Die</strong> EU-Freihandelspolitik sowie die Subventionen für Agrarprodukte zerstören die Lebensgrundlagen<br />
der Menschen in anderen Regionen der Welt. Das löst nicht nur gewalttätig ausgetragene Konflikte in<br />
den verarmenden Ländern aus, sondern auch Flucht vor politischer Instabilität und Gewalt und<br />
Arbeitsmigration aus. Gegen diese Folge ihrer Politik schottet sich die EU mit militarisierten<br />
Polizeimethoden ab (<strong>L.1.</strong>24.13. LAG FIP Hessen). <strong>Die</strong> Dublin-Verordnung der<br />
EU sieht vor, dass im Regelfall dasjenige EU-Land für die Durchführung eines Asylverfahrens<br />
zuständig ist, über das Asylsuchende in die EU eingereist sind. <strong>Die</strong> EU und ihre Mitgliedsstaaten mit<br />
Außengrenzen (<strong>L.1.</strong>102.21. BO Barnimkiez Süd (Berlin) versuchen, ihre Grenzen möglichst<br />
hermetisch abzuschotten oder die Abwehr von Flüchtlingen auf Drittstaaten vor zu verlagern.<br />
69
1183<br />
1184<br />
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1198<br />
1199<br />
L.46.21. LV Sachsen: In Zeile 1182 nach „verlagern.“ einfügen:<br />
Nur Menschenliebe macht Europa zu einem Zuhause, eines, wo Hände über den Graben gereicht<br />
werden. Wo um Reichtum jedoch Todesstreifen gebaut werden, hat Glück keine Zukunft. <strong>Die</strong><br />
einen mögen es mit Jesus Christus begründen, die Anderen mit Karl Marx: Ein Umgang mit<br />
Menschen wie auf z.B. Lampedusa hat mit Nächstenliebe und Solidarität nicht das Geringste<br />
gemein.<br />
Angesichts der dramatischen Lage – mit über 20 000 Toten an den EU-Außengrenzen seit Anfang der<br />
1990er Jahre – fordern wir offene Grenzen: Kein Mensch ist illegal! (<strong>L.1.</strong>68.13.+14. BV Hamburg<br />
Mitte – VTÜ)<br />
DIE LINKE fordert einen grundlegenden Wandel in der EU-Flüchtlingspolitik.<br />
Wir unterstützen das »Memorandum für ein gerechtes und solidarisches System der<br />
Verantwortlichkeit« und setzen uns für das Prinzip der freien Wahl des Zufluchtslandes ein,<br />
auf das sich viele Verbände verständigt haben (z.B. AWO, Diakonie, PRO ASYL, Paritätischer<br />
Wohlfahrtsverband, Deutscher Anwaltsverein).<br />
Statt Abschottung und Kriminalisierung brauchen wir eine gesamteuropäische Flüchtlingsund<br />
Migrationspolitik, die Menschen in Not hilft, die der Verantwortung der Europäischen<br />
Union für Migrationsbewegungen gerecht wird und die den Prinzipien der Menschenrechte<br />
und des Humanismus verpflichtet ist.<br />
<br />
<br />
FRONTEX, die Agentur zur »Sicherung« der Außengrenzen, muss aufgelöst werden. Das<br />
Seeüberwachungssystem EUROSUR, dass nicht Menschen in Not rettet, sondern die<br />
Abschottung der EU gegenüber Flüchtlingen weiter verschärft, lehnen wir ab.<br />
<strong>Die</strong> EU muss daran mitwirken, dass fluchtverursachende Faktoren in Herkunftsländern<br />
behoben werden (<strong>L.1.</strong>97.5. LR NRW u. a. – TÜ)<br />
Wir fordern, dass die Grundrechte der Flüchtlinge eingehalten werden: Alle Migrantinnen und<br />
Migranten müssen im Rahmen einer Europäischen Teilhabe-Agenda rechtlich, politisch und sozial<br />
gleichgestellt werden. Menschen ohne regulären Aufenthaltstitel müssen die Möglichkeit zur<br />
Legalisierung und faire Arbeitsbedingungen haben.<br />
<strong>L.1.</strong>68.15. BV Hamburg Mitte: Nach Zeile 1200 als ersten Unterpunkt einfügen:<br />
Wir treten für ein europäisches Asylrecht im Sinne des alten Grundgesetzes ein.<br />
1200<br />
1201<br />
1202<br />
1203<br />
1204<br />
1205<br />
1206<br />
1207<br />
1208<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Die</strong> Genfer Flüchtlingskonvention und die Europäische Menschenrechtskonvention müssen<br />
eingehalten werden, besonders: Der Grundsatz der Nicht-Zurückweisung an den EU-<br />
Außengrenzen und auf hoher See ist zu befolgen!<br />
Der Zugang zu Asylverfahren und Rechtsschutz für Asylsuchende müssen sichergestellt<br />
werden.<br />
Wir fordern die strikte Achtung der UN-Kinderkonvention. Deutschland muss den Vorbehalt<br />
bezüglich unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zurücknehmen (<strong>L.1.</strong>98.9. KV<br />
Burgenlandkreis u. a. – TÜ)<br />
Asylsuchende dürfen nicht inhaftiert werden. Flucht ist kein Verbrechen und darf kein Grund<br />
für eine Inhaftierung sein (<strong>L.1.</strong>98.8. KV Burgenlandkreis u. a.).<br />
1209<br />
1210<br />
1211<br />
3.4 Freien Zugang für Alle – EU-Visa-Liberalisierung<br />
<strong>Die</strong> EU schottet sich auch durch ihre Visa-Politik ab. Trotz Abkommen zur Visaliberalisierung ist es<br />
für fast alle Menschen der Welt schwer, Freunde und Verwandte in Europa zu besuchen oder in<br />
70
1212<br />
1213<br />
1214<br />
1215<br />
1216<br />
1217<br />
zivilgesellschaftlichen Austausch zu treten.<br />
<strong>Die</strong> Visa-Politik wird gegenüber EU-Beitrittskandidaten als Druckmittel eingesetzt. So genießen zum<br />
Beispiel Sinti und Roma aus Nicht-EU-Ländern auf (<strong>L.1.</strong>110.10. Renate Harcke u. a.) dem Balkan real<br />
oft keine Reisefreizügigkeit innerhalb der EU, auch wenn eine Visafreiheit mit ihren Herkunftsländern<br />
verabredet wurde. Jeder rassistischen Hetze treten wir entschieden entgegen - die Armut muss<br />
bekämpft werden, nicht die Armen! (<strong>L.1.</strong>68.16. BV Hamburg Mitte – TÜ)<br />
DIE LINKE setzt sich für eine Visa-Liberalisierung ein. Unser Ziel ist ein Europa – und eine Welt –<br />
ohne Visa-Pflicht und ohne Grenzen (<strong>L.1.</strong>68.17. BV Hamburg Mitte - TÜ).<br />
1218<br />
1219<br />
1220<br />
1221<br />
1222<br />
1223<br />
1224<br />
1225<br />
3.5. Europa ist größer als die EU: Wir wollen es demokratisch und solidarisch gestalten<br />
Seit ihrer Gründung hat sich die Europäische Union kontinuierlich erweitert. <strong>Die</strong>ser Prozess hat nicht<br />
zu einer nachhaltigen Angleichung der Lebensverhältnisse geführt, sondern viele der beim Beitritt<br />
bestehenden Ungleichheiten lediglich in die Europäische Union hinein verlagert. Künftige<br />
Erweiterungsrunden müssen so gestaltet werden, dass soziale Standards gesichert werden. Wir setzen<br />
uns für Beitrittsprozesse ein, in denen neben der Erfüllung der Kopenhagener Kriterien keine<br />
zusätzlichen Bedingungen an einzelne Länder gestellt werden. Wir fordern eine nachhaltige EU-weite<br />
Angleichung der Lebensverhältnisse. (<strong>L.1.</strong>110.11. Renate Harcke u.a. VTÜ)<br />
<strong>L.1.</strong>63.7. Geraer Dialog: Zeilen 1222 – 1225 ersetzen durch:<br />
<strong>Die</strong> künftige europäische Politik – ob EU-Mitglied oder nicht – muss so umgestaltet werden, dass<br />
soziale Standards gesichert werden und die volle Souveränität aller Staaten und Bevölkerungen ohne<br />
innere Eingriffe durch andere Mitgliedsstaaten oder Organe der EU gewährleistet ist.<br />
<strong>L.1.</strong>103.2. BV Berlin-Tempelhof-Schöneberg: Nach Zeile 1225 einfügen:<br />
<strong>Die</strong> Beziehungen der EU zu ihren Nachbarn müssen von Respekt geprägt sein. <strong>Die</strong> wirtschaftliche<br />
Durchdringung, egal mit welchen Mitteln und zu welchem Preis, darf nicht das Ziel der EU-<br />
Nachbarschaftspolitik sein. DIE LINKE appelliert an alle EU-Institutionen und an die Abgeordneten<br />
des Europäischen Parlaments, die Souveränität der Nachbarstaaten zu respektieren und sich nicht an<br />
ihrer Destabilisierung zu beteiligen, wie dies zuletzt durch die einseitige Einmischung in die inneren<br />
Konflikte der Ukraine geschah.<br />
1226<br />
1227<br />
1228<br />
1229<br />
1230<br />
1231<br />
3.6 Für faire und solidarische Beziehungen – EU-Nachbarschaft<br />
Mit der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) versucht die EU, nahe gelegene oder angrenzende<br />
Staaten wirtschafts- und sicherheitspolitisch an sich zu binden. <strong>Die</strong> ENP bezieht sich auf Länder<br />
Nordafrikas, des Nahen Ostens sowie auf den Kaukasus. Sie wird durch regionale Formen der<br />
Zusammenarbeit, wie die östliche Partnerschaft, die Union für den Mittelmeerraum und die<br />
Schwarzmeersynergie, flankiert. Auch mit Russland besteht eine strategische Partnerschaft.<br />
1232<br />
1233<br />
1234<br />
<br />
Wir lehnen die Europäische Nachbarschaftspolitik in ihrer bisherigen Gestalt ab. Im<br />
Vordergrund europäischer Nachbarschaftspolitik sollen die Bekämpfung der Armut und der<br />
Wohlstand möglichst breiter Teile der Bevölkerung stehen.<br />
71
1235<br />
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1253<br />
1254<br />
1255<br />
3.7 Entwicklungs- statt Freihandelspolitik – Keine Armut durch EU-Interessen<br />
<strong>Die</strong> EU-Entwicklungspolitik wird zunehmend mit ihren Handels- und militärischen Interessen<br />
verknüpft. <strong>Die</strong> EU-Freihandelsabkommen gefährden die friedliche und eigenständige Entwicklung<br />
von Staaten in Asien, Afrika und Lateinamerika.<br />
DIE LINKE setzt sich für eine grundlegend veränderte Handelspolitik in der EU ein, die die<br />
selbstständige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Partnerländer im globalen Süden<br />
ermöglicht und fördert. Dazu gehört die Beteiligung von Parlamenten und Zivilgesellschaft an<br />
der Ausgestaltung der Handelspolitik.<br />
DIE LINKE fordert: Schluss mit den Agrarexport-Subventionen der EU! Stattdessen müssen<br />
die Produzentinnen und Produzenten im Süden vor dem Nahrungsmittel-Dumping aufgrund<br />
der EU-Importe geschützt werden. <strong>Die</strong> LINKE fordert die Konzentration der<br />
Entwicklungshilfegelder auf Maßnahmen zur direkten Armutsbekämpfung. Finanzmittel, die<br />
für Entwicklungshilfe vorgesehen sind, dürfen nicht für Militarisierung verwendet werden.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Land die freie Entscheidung darüber hat, ob beziehungsweise<br />
wann es ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit der EU unterzeichnet und ratifiziert. <strong>Die</strong><br />
wirtschafts- und sozialpolitische Steuerungsfähigkeit der Partnerländer darf nicht durch Handels- und<br />
Investitionsabkommen mit der EU untergraben werden. Sie sollte durch die EU-<br />
Entwicklungszusammenarbeit gestärkt werden. Auch die Mitwirkungsrechte der Paritätischen<br />
Parlamentarischen Versammlung der AKP-Staaten (Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifiks) und<br />
des Europäischen Parlaments an der Programmierung und Umsetzung des EEF müssen gestärkt<br />
werden.<br />
72
<strong>L.1.</strong>65.3. KV Kassel Stadt: Abschnitt „4. Europa verändern“ (Zeilen 1256 – 1286) ersetzen<br />
durch:<br />
DIE LINKE fordert:<br />
+ <strong>Die</strong> Verursacher der Krise sollen zahlen: Nein zur EU-Krisenpolitik der anderen deutschen Parteien<br />
und der EU-Troika, Nein zu ESM, Fiskalpakt und EU- Wettbewerbspakt, Aufhebung aller Troika-<br />
Verträge<br />
+ Nein zu Privatisierungen und Sparpaketen zu Lasten der Bevölkerung<br />
+ Nein zu Nationalismus und Rassismus. Kein Fußbreit den Faschisten<br />
Einfügung <strong>L.1.</strong>65.3.:<br />
+ Schluss mit der menschenfeindlichen Grenzpolitik der EU. Auflösung von FRONTEX, der Agentur<br />
zur „Sicherung“ der Außengrenzen<br />
+ Austritt Deutschlands und anderer EU-Staaten aus den militärischen Strukturen der NATO<br />
+ <strong>Die</strong> Schulden der von der Krise besonders betroffenen Staaten gegenüber Banken und<br />
institutionellen Anlegern müssen gestrichen werden. Entschädigung von Kleinanlegern<br />
+ Durch die Unterstützung gewerkschaftlicher Lohnkämpfe und eine andere Steuerpolitik wollen wir<br />
eine Umverteilung von oben nach unten erreichen<br />
+ Ausbau statt Abbau demokratischer Rechte<br />
+ Alle Banken und Versicherungen müssen entmachtet, entflochten und verstaatlicht werden. Sie<br />
gehören unter die demokratische Kontrolle und Verwaltung der Bevölkerung<br />
+ Überführung der Großkonzerne in Europa in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle<br />
und Leitung.<br />
<strong>Die</strong> Antwort der europäischen <strong>Linke</strong>n auf die Krise in Europa und den Nationalismus und Rassismus<br />
ist der gemeinsame Widerstand über Ländergrenzen hinweg - für höhere Löhne, bessere<br />
Sozialstandards und Arbeiterrechte.<br />
Ein Neustart für eine demokratische und an den Interessen der Bevölkerung orientierte europäische<br />
Einigung kann nicht auf kapitalistischer Basis erfolgen. Nur durch weitgehende Maßnahmen gegen<br />
die Macht des Kapitals und Bildung von linken Regierungen mit sozialistischem Programm kann die<br />
Basis für eine neue Vereinigung Europas von unten erfolgen: Eine Vereinigung Europas auf<br />
sozialistischer Grundlage anstelle des EUropas der Banken und Konzerne. Dafür brauchen wir eine<br />
größtmögliche Einheit im sozialen Widerstand.<br />
1256<br />
1257<br />
1258<br />
1259<br />
1260<br />
1261<br />
1262<br />
1263<br />
4. Europa verändern<br />
DIE LINKE hat die falschen Grundlagen der Europäischen Union von Anfang an kritisiert: Statt<br />
Frieden und soziale Gerechtigkeit für die Menschen in Europa stand und steht die Freiheit der Märkte<br />
an erster Stelle. Deshalb haben wir den Lissabon-Vertrag abgelehnt, deshalb haben wir gegen die<br />
Bolkestein-Richtlinie gekämpft, die die Rechte der Beschäftigten geschwächt und den Ausverkauf der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge vorangetrieben hat. Heute, mit Wirtschaftskrise und Bankenrettung sind<br />
die Ergebnisse dieser falschen Ausrichtung der EU offensichtlich.<br />
Wir lassen uns nicht darauf ein, uns zwischen einer neoliberalen EU und einem neoliberalen<br />
73
1264<br />
1265<br />
1266<br />
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1275<br />
1276<br />
1277<br />
1278<br />
1279<br />
Nationalstaat zu entscheiden. Kapital und Konzerne sind längst europäisch und international<br />
verflochten und vernetzt und setzen diese ökonomische Macht auch politisch ein, um ihre Interessen<br />
durchzusetzen. Beschäftigte internationaler Konzerne erfahren täglich, wie ihre Standorte<br />
gegeneinander ausgespielt werden, und wie ohnmächtig sie sind, wenn sie nicht in der Lage sind,<br />
grenzüberschreitende Solidarität herzustellen. Wir streiten auf nationaler wie auf europäischer Ebene<br />
für soziale Forderungen und demokratische Rechte. Wir führen die Kämpfe dort, wo<br />
Menschenrechte, Demokratie und Sozialstaat in Frage gestellt werden: Um die Verteilung des<br />
gesellschaftlichen Reichtums von oben nach unten, um die Rechte der Beschäftigten, der<br />
Erwerbslosen, der Rentnerinnen und Rentner, der Jugendlichen und Kinder, der Frauen und Mädchen,<br />
der Menschen mit und ohne Behinderungen und der Migrantinnen und Migranten (<strong>L.1.</strong>85.54. Ilja<br />
Seifert u. a. - TÜ) – für ein gutes Leben für alle in Europa. Um ein<br />
Wirtschaftsmodell, in dem es nicht um das „Vertrauen“ der Finanzmärkte, sondern der Bürgerinnen<br />
und Bürger geht. Um ein Europa, in dem die Menschen und die Bevölkerungen nicht gegeneinander<br />
gestellt und die natürlichen Grundlagen nicht zerstört werden – für ein Europa der solidarischen<br />
Nachbarn. Zusammen mit Allen, die in die gleiche Richtung wollen: einen Neustart der Europäischen<br />
Union – demokratisch, sozial, ökologisch, friedlich.<br />
<strong>L.1.</strong>61.11. AKL: Nach Zeile 1277 einfügen:<br />
<strong>Die</strong> Antwort der europäischen <strong>Linke</strong>n auf die Krise in Europa und den Nationalismus und Rassismus<br />
ist der gemeinsame Widerstand über Ländergrenzen hinweg - für höhere Löhne, bessere<br />
Sozialstandards und Arbeiterrechte. Ein Neustart für eine demokratische und an den Interessen der<br />
Bevölkerung orientierte europäische Einigung kann nicht auf kapitalistischer Basis erfolgen. Nur<br />
durch weitgehende Maßnahmen gegen die Macht des Kapitals – Überführung der Banken und<br />
Konzerne in demokratisches öffentliches Eigentum, Einführung von Kapitalverkehrskontrollen,<br />
Bildung von Regierungen der <strong>Linke</strong>n mit sozialistischem Programm – kann die Basis für eine neue<br />
Vereinigung Europas von unten erfolgen. Eine Vereinigung Europas auf sozialistischer Grundlage<br />
anstelle des EUropas der Banken und Konzerne. Heute ist unsere Aufgabe eine größtmögliche Einheit<br />
im sozialen Widerstand herzustellen.<br />
Ein soziales Europa kann nur von unten entstehen. Wir knüpfen an die tatsächlichen gesellschaftlichen<br />
<strong>L.1.</strong>85.55. Ilja Seifert u. a.: In Zeile 1278 nach „tatsächlichen“ einfügen: Lebensbedingungen,<br />
1280<br />
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1282<br />
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1285<br />
1286<br />
1287<br />
Auseinandersetzungen und sozialen Kämpfe an, stehen an der Seite vieler Menschen in Europa, die<br />
sich gegen die Diktate der Troika, gegen Lohn- und Rentenkürzungen, Massenarbeitslosigkeit und<br />
Bankenrettungen zur Wehr setzen. Europaweite Proteste und koordinierte Generalstreiks – DIE<br />
LINKE ist Teil dieser europäischen und internationalen Solidarität. Zusammen mit Gewerkschaften<br />
und den europäischen Bewegungen streiten wir gegen die Kürzungspolitik und ein Europa des<br />
Wettbewerbs und der Konkurrenz. Zusammen mit europäischen linken Parteien in der Fraktion der<br />
Vereinte Europäische <strong>Linke</strong> /Nordische Grüne <strong>Linke</strong>. Mit einer starken LINKEN für ein solidarisches<br />
Europa!<br />
Im Anschluss an das Europawahlprogramm wird ein Glossar eingefügt, das Fachbegriffe und<br />
Hintergründe erläutert. Das Glossar ist nicht Bestandteil der Beschlussfassung.<br />
74