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MUTTER. unser Volksmund sagt bereits: vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag<br />
JOHANNES. warum soll nicht der Weltallerlöser sich mit seiner Widerkehr noch eine oder auch<br />
zwei Sekunden länger als erwartet Zeit lasen? Mit der Zeit wachsen die Räume der Weltmission,<br />
und mit den zunehmenden Räumen verlängert sich die Zeit ein wenig.<br />
LENIN. das ist noch Zeit genug für euch Popen, das Volk weiterhin für dumm zu verkaufen und es<br />
gemeinsam mit der besitzenden Klasse ausbeuten zu können.<br />
MUTTER. o, der Klassenkampf im Klassenzimmer wird immer ausgedehnter klassenkämpferisch<br />
JOHANNES. die Kontrahenten müssen sich krieger, aber in Liebe.<br />
LENIN. Krieg erringt Siege nur durch Hass.<br />
JOHANNES. darüber wird böse kriegerisch, teuflisch klassenkämpferisch.<br />
MUTTER. als Oberschulrat achtet denn auch mein Mann darauf, Katechimsus in den Schulen zu<br />
lehren<br />
LENIN. aber wird sie auch praktiziert die Nächsten- und Klassenliebe, die der Katechismus lehrt?<br />
JOHANNES. das liegt an uns selber<br />
LENIN.An uns selber soll es liegen, das Leben der Menschen nicht in eine Zwangsjacke zu<br />
stecken, so etwas Teuflisches wie einen Zwangsstaat<br />
JOHANNES. so einen Teufelsstaat<br />
LENIN. mit allen Mitteln zu verhindern<br />
JOHANNES. versuchen wir's! - streben wir nach Kräften nach einem Engelsstaat - soll der<br />
gelingen, muss freilich der Engel helfen, um welche Hilfe wir ihn bitten sollen<br />
MUTTER. o, da dürften die Voraussetzungen günstig sein. Erfuhr er doch bereis einmal den<br />
Beistand des Schutzengels.<br />
JOHANNES. mit dem sollte Wladimir es halten, nicht mit dem Teufel als Gegenspieler<br />
MUTTER. Der Schutzengel stand ihm schon einmal bei. Wladimir hatte immer schon Freude am<br />
Fischfang. Einmal erfuhr er, es gäbe Karpfen in einem mit Wasser gefülltem Graben. Dort<br />
angelangt, beugte er sich zu weit vor und fiel mit dem Kopf zuerst hinein, Der Grund war<br />
schlammig, und er wurde hineingesogen. Er wäre ertrunken, wäre nicht ein Arbeiter aus einer in<br />
der Nähe gelegenen Fabrik am Flussufer gerade noch zur rechten Zeit gekommen. Diese Rettung<br />
erschien mir gleich mehr als blosser Zufall.<br />
JOHANNES. gewiss - ein Unglück wärs nur, wenn Wladimir lediglich deshalb weiterlebte, um die<br />
ewige Glückseligkeit zu verspielen.<br />
MUTTER. Sie meinen, dann wäre schliesslich das, was wir gemeinhin als Unglück beklagen, unser<br />
grösstes Glück?<br />
JOHANNES. Wladimir blieb dem Leben erhalten, weil er zur Entscheidung in Freiheit gerufen ist.<br />
MUTTER. zur Entscheidung wofür?<br />
JOHANNES. wehe, wenn Hass nur noch spiegelt, in welchem Grade wir hätten lieben können, es<br />
aber nicht wollten.