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Ehrenmitglieder - Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg

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Thema: <strong>Ehrenmitglieder</strong><br />

3<br />

Gottes Ehre unter Menschen<br />

Die zwar ein bisschen altmodische,<br />

aber dafür nicht weniger schöne bayerische<br />

Grußformel „Habe die Ehre“<br />

darf nicht darüber hinweg täuschen,<br />

dass der Begriff „Ehre“ einen negativen<br />

Beigeschmack hat – und das nicht ohne<br />

Grund. Konnte Aristoteles in seiner<br />

„Nikomachischen Ethik“ Ehre noch als<br />

„Ziel des in Geschäften aufgehenden<br />

Lebens“ definieren, haben in den folgenden<br />

Jahrhunderten kleinteilig ausgefeilte<br />

Ehrenkodizes, deren Folgen vom<br />

Duell bis hin zu so genannten Ehrenmorden<br />

reichen, den Begriff nahezu kaputt<br />

gemacht.<br />

Den Tiefpunkt dieser Negativ-Karriere<br />

bildet wahrscheinlich der Nazi-Chefideologe<br />

Alfred Rosenberg, der in seinem<br />

unsäglichen Machwerk „Mythus des 20.<br />

Jahrhunderts“ schreibt, dass die „Idee<br />

der Ehre … Anfang und Ende unseres<br />

ganzen Denkens und Handelns“ sei. Rosenberg<br />

hebt dabei vor allem auf den<br />

Rassenhass gegen die Juden und gegen<br />

andere Minderheiten ab. Nicht umsonst<br />

setzt das Grundgesetz der Bundesrepublik<br />

Deutschland deswegen auch nicht<br />

auf den Begriff der Ehre, sondern auf<br />

den der Würde, die – anders als die Ehre<br />

– jedem Menschen voraussetzungslos<br />

zukommt.<br />

Doch wie passt das alles zusammen mit<br />

dem Gesang der Engel über den Feldern<br />

von Bethlehem „Ehre sei Gott in der Höhe“,<br />

den wir im Weihnachtsevangelium<br />

gehört haben und den wir beim Lobgesang<br />

des Gloria in jeder Eucharistiefeier<br />

wiederholen? Da muss es um etwas ganz<br />

anderes gehen – und das ist auch der<br />

Fall. „Analogie“ nennt man eine solche<br />

Sprechweise in der Philosophie. Gott<br />

die Ehre zu erweisen, das meint, der<br />

grenzenlosen Liebe unseres Schöpfers<br />

und Erlösers zu antworten – mit unseren<br />

begrenzten Mitteln.<br />

Beim frühen Kirchenlehrer Irenäus von<br />

Lyon (135 - 202) gibt es die schöne Formulierung,<br />

dass die Ehre Gottes der lebendige<br />

Mensch sei. Und dazu kommt<br />

Dr. Johannes<br />

Schießl, von<br />

1994 bis 1997<br />

Mitarbeiter der<br />

<strong>Barmherzige</strong>n<br />

<strong>Brüder</strong> und von<br />

1998 bis 2012<br />

Chefredakteur<br />

der Münchner<br />

Kirchenzeitung,<br />

ist heute Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter der<br />

Katholischen<br />

Akademie in<br />

Bayern.<br />

ein Zweites: Alles was dieser Mensch<br />

tut, das tut er letztlich „ad maiorem Dei<br />

gloriam“ – „zur größeren Ehre Gottes“,<br />

wie Ignatius von Loyola (1491-1556),<br />

der Gründer des Jesuiten-Ordens, meint.<br />

Die Frage ist nur: Wie geht das? Die<br />

Antwort ist grundsätzlich gar nicht so<br />

kompliziert, wie man vielleicht denken<br />

könnte. Sie lautet: Indem der Mensch<br />

seinen Nächsten so zu lieben versucht,<br />

wie Gott uns immer schon geliebt hat.<br />

Dass das im Einzelfall nicht immer ganz<br />

leicht ist und einiger Phantasie bedarf,<br />

das steht auf einem anderen Blatt. Aber<br />

im Grundsatz gilt das, was nirgendwo<br />

schöner als im Römerbrief des Apostels<br />

Paulus ins Wort gefasst ist: „Nehmt einander<br />

an, wie auch Christus uns angenommen<br />

hat, zur Ehre Gottes“ (15,7).<br />

Solchermaßen kann man das Wörtchen<br />

Ehre auch heute verwenden.<br />

Darstellung des heiligen Ignatius von Loyola in einem Glasfenster der Kirche Saint-<br />

Honoré d‘Eylau in Paris – an den Seiten das Monogramm AMDG („Ad maiorem Dei<br />

gloriam“ – „zur größeren Ehre Gottes“)<br />

Das muss dann freilich Konsequenzen<br />

haben für unser Verständnis von Ehre<br />

unter Menschen. Da ist der Begriff nur<br />

zu halten, wenn alle menschliche Ehre<br />

bezogen bleibt auf die vorgängige Ehre<br />

Gottes, nur an ihr ist sie zu messen. Und<br />

dann ist kein Mensch mehr aufgrund irgendwelcher<br />

Eigenschaften besonders<br />

herausgehoben, steht keiner mehr auf<br />

einem besonderen Podest, denn es gilt,<br />

was Jesus im Matthäus-Evangelium<br />

(23,8) sagt: „Nur einer ist euer Meister,<br />

ihr alle aber seid <strong>Brüder</strong>.“<br />

Dr. Johannes Schießl

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