Projekt "Energiewende" - Gemischter Chor der Polizei Berlin e. V.
Projekt "Energiewende" - Gemischter Chor der Polizei Berlin e. V.
Projekt "Energiewende" - Gemischter Chor der Polizei Berlin e. V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUSGABE 4-2013<br />
Energiewende<br />
Ist Energie zukünftig<br />
noch bezahlbar?<br />
Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de
Wir bedanken uns recht herzlich<br />
bei allen unseren Inserenten,<br />
Sponsoren, Freunden und Lesern<br />
für Ihre Unterstützung<br />
und gute Zusammenarbeit<br />
und wünschen Ihnen<br />
Frohe Weihnachten<br />
und für das Jahr 2014<br />
viel Erfolg, Gesundheit<br />
und alles Gute.<br />
Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
<strong>der</strong> erste Hauptsatz <strong>der</strong> Energiewende lautet:<br />
Im Mittelpunkt stehen Wind und Solar!<br />
Denn sie sind die preiswertesten Erneuerbare-Energien-Technologien<br />
und haben<br />
das größte Potenzial. Dies wird das Stromsystem<br />
und den Strommarkt fundamental<br />
verän<strong>der</strong>n: Zum einen werden sich künftig<br />
die fossilen Kraftwerke, die Stromnachfrage<br />
und die Stromspeicher an <strong>der</strong> wetterabhängigen<br />
Stromproduktion von<br />
Windkraft- und Solaranlagen ausrichten<br />
müssen. Zum an<strong>der</strong>en wird das Design des<br />
Strommarktes hin zu einem von Kapitalkosten<br />
dominierten Energiewende-Markt<br />
umgestaltet werden müssen. Die Beiträge<br />
im vorliegenden Heft setzen sich zum Teil<br />
kritisch mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Energiewende<br />
auseinan<strong>der</strong>, ob <strong>der</strong> Fahrplan noch zu halten<br />
ist und ob die zukünftige Energie für<br />
den Bürger überhaupt noch bezahlbar sein<br />
wird.<br />
Die Erfindung <strong>der</strong> Elektrizität bildet die<br />
Grundlage für unsere heutige Energieversorgung.<br />
Die Anfänge <strong>der</strong> Elektrizität sind<br />
in das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zu datieren, jedoch<br />
war den Menschen des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
das Phänomen des elektrischen Stroms<br />
nicht mehr gänzlich unbekannt. Damals<br />
wurde dieser jedoch hauptsächlich in <strong>der</strong><br />
Unterhaltungsbranche eingesetzt. So ließ<br />
man auf <strong>der</strong> Bühne Funken von Elektrisiermaschinen<br />
auf Löffel überspringen, und<br />
Leichen wurden elektrisiert, die dann ihre<br />
Augenlie<strong>der</strong> öffneten und mit den Gesichtsmuskeln<br />
zuckten. Als Energiequelle in<br />
Konkurrenz zum Gas wurde die Elektrizität<br />
auch nach Entwicklung <strong>der</strong> ersten elektrischen<br />
Bogenlampen Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
nicht ernst genommen. Und dies<br />
trotz <strong>der</strong> Verblüffung, welche die Helligkeit<br />
allgemein hervorrief, wie ein Ausschnitt<br />
aus <strong>der</strong> Gazette de France von 1855 erkennen<br />
lässt. „Die Spaziergänger, die sich gestern<br />
abends gegen neun Uhr in <strong>der</strong><br />
Umgebung des Château Beaujou aufhielten,<br />
wurden plötzlich von einer Lichtflut<br />
überschwemmt, die so hell wie die Sonne<br />
war. Tatsächlich hätte man annehmen können,<br />
die Sonne sei aufgegangen, und diese<br />
Illusion war so wirksam, dass die aus ihrem<br />
Schlaf geweckten Vögel in diesem künstlichen<br />
Tageslicht zu singen anfingen. Weitere<br />
Meilensteine <strong>der</strong> Elektrotechnik finden<br />
Sie in dem Beitrag von Frau Edlmann, TU<br />
München, auf <strong>der</strong> Seite 6.<br />
Ist das <strong>Projekt</strong> „Energiewende“ in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland auf Zielkurs? Bei<br />
nüchterner Betrachtung zeigen sich bei vielen<br />
wichtigen Elementen des Transformationsprozesses<br />
offene Baustellen: ob beim<br />
Stromnetzausbau, <strong>der</strong> Offshore- Windenergie,<br />
<strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz, <strong>der</strong><br />
Gebäude sanierung und Kraft-Wärme-<br />
Kopplung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Energiewende im Verkehr.<br />
Der Monitoring-Bericht 2012 zeigt für<br />
zahlreiche Bereiche, dass die bisherige Entwicklung<br />
noch weit von den gesteckten<br />
Zielen, selbst für die mittlere Frist (2020),<br />
entfernt ist. Und die einzige unzweifelhafte<br />
Erfolgsgeschichte <strong>der</strong> Energiewende, die<br />
Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger<br />
am Bruttostromverbrauch auf<br />
über 20% 2011 (Zielmarke 2020: 35%),<br />
wird durch zweifelhafte Debatten um Kosten<br />
und Strompreise entwertet und über<br />
Grundsatzdiskussionen um das För<strong>der</strong>regime<br />
zugunsten <strong>der</strong> Erneuerbaren zudem<br />
noch zur Disposition gestellt. Zweifellos ist<br />
die umfassende Systemtransformation bei<br />
Strom, Wärme und Verkehr eine Herkulesaufgabe,<br />
bei <strong>der</strong> man seit <strong>der</strong> Neuaufstellung<br />
<strong>der</strong> Energiepolitik 2010/2011 noch<br />
keine Wun<strong>der</strong> erwarten darf. Es fragt sich<br />
allerdings, ob die politischen Weichen richtig<br />
gestellt sind, um wi<strong>der</strong>spruchsfreie und<br />
koordinierte Entwicklungen, welche die<br />
Zielerfüllung insgesamt aussichtsreich machen,<br />
anzustoßen. Hieran bestehen aber erhebliche<br />
Zweifel. Mit dieser Fragestellung<br />
setzt sich <strong>der</strong> Beitrag von Prof. Dr. Gawel,<br />
Universität Leipzig, und Prof. Dr. Bernd<br />
Hansjürgens, Martin-Luther-Universität<br />
Halle/Wittenberg, auf den Seiten 15 auseinan<strong>der</strong>.<br />
Verglichen mit an<strong>der</strong>en europäischen Nationen<br />
ist <strong>der</strong> Bezug elektrischer Energie in<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland ein teures<br />
Unterfangen. Mit einem Wert von durchschnittlich<br />
gut 28 Cent pro Kilowattstunde<br />
zahlen deutsche Stromverbraucher so viel<br />
wie nur wenige an<strong>der</strong>e Haushalte auf unserem<br />
Kontinent. Grund für das eher gehobene<br />
Preisniveau ist nicht zuletzt die<br />
Zusammensetzung des Strompreises, die<br />
einige Beson<strong>der</strong>heiten gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
Staaten aufweist und durch Zulagen nach<br />
dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im Preis<br />
zusätzlich gesteigert wird. Ein grundlegen<strong>der</strong><br />
Überblick über die Zusammensetzung<br />
des Strompreises in <strong>der</strong> Bundesrepublik soll<br />
aufzeigen, wie welche Kosten zustande<br />
kommen und in welchen Bereichen sich ein<br />
potenzielles Einsparpotenzial für den einzelnen<br />
Verbraucher ergibt. Weitere Details<br />
sind in dem Beitrag von Daniel Panhorst<br />
auf Seite 29 dargestellt.<br />
Seit einiger Zeit gibt es ein neues Reizwort<br />
in Sachen Energiegewinnung. Nachdem<br />
<strong>der</strong> jahrzehntelange Streit um die Atomkraft<br />
mit dem Ausstieg in Deutschland mittelfristig<br />
beendet sein dürfte, widmen sich<br />
Umweltschützer in aller Welt einer För<strong>der</strong>methode,<br />
die nach ihrer Ansicht sowohl für<br />
die Menschen als auch für die Umwelt dramatische<br />
Folgen haben könnte. Doch<br />
worum geht es beim Fracking genau? Und<br />
welche Risiken bestehen wirklich? Michael<br />
Kraft gibt Ihnen auf Seite 26 einen Überblick<br />
über die Fakten. Dabei wird eines<br />
deutlich: Wirklich eindeutige Antworten<br />
sind abseits aller ideologischen o<strong>der</strong> wirtschaftspolitischen<br />
Interessen nur schwer zu<br />
finden.<br />
Im fünften Teil <strong>der</strong> Serie „Jugendkulturen<br />
in Deutschland“ wird die Jugendbewegung<br />
<strong>der</strong> Punks auf den Seiten 43 ff. von<br />
Klaus Farin näher beschrieben.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß, informative<br />
Unterhaltung und Vergnügen beim Lesen;<br />
bei Bedarf können wir Ihnen weitere Exemplare<br />
dieser Ausgabe zur Verfügung stellen.<br />
Teilen Sie bitte dem Verlag die Anzahl <strong>der</strong><br />
noch benötigten Hefte mit.<br />
Über Meinungsäußerungen und Leserbriefe<br />
würden wir uns sehr freuen.<br />
Ihr Redaktionsteam<br />
3 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Inhalt<br />
AUSGABE 4/2013<br />
Bildquellenangabe: Rainer Sturm / pixelio.de<br />
6 Die Geschichte <strong>der</strong> Energieversorgung<br />
Stephanie Edlmann, TU München<br />
<strong>Projekt</strong> Energiewende: Schneckentempo und<br />
15 Zickzackkurs statt klarer Konzepte<br />
Prof.Dr. Erik Gawel, Universität Leipzig,<br />
Prof. Dr. Bernd Hansjürgens, Martin-Luther-Universität,<br />
Halle/Wittenberg<br />
Mehr als eine kurzfristige Diskussion von<br />
19 Strompreisen und EEG-Umlage<br />
Markus Groth, Climate Service Center Hamburg<br />
24 Energiewende: Zu viel ist zu viel<br />
Holger Steltzner, FAZ<br />
26 Fracking: Risiko o<strong>der</strong> Chance<br />
Michael Kraft, Stromsparer.de<br />
29 Strompreis Deutschland<br />
Daniel Panhorst, Stromsparer.de<br />
32 Stromkonzerne: Aufstieg und Krise<br />
Rechtsanwalt Dr. Peter Becker, Marburg<br />
34 Die Geschichte <strong>der</strong> Ölindustrie<br />
www.energiewirtschaft.net<br />
43 Jugendkulturen in Deutschland, Teil 5<br />
Klaus Farin, Bundeszentrale für politische Bildung<br />
48 Rockerclub für Polizisten<br />
Behördendeutsch: Ein Spagat zwischen<br />
49 Sprache und Recht<br />
50 <strong>Polizei</strong>reiterstaffel hilft auf Streife<br />
32<br />
34<br />
43<br />
48<br />
50
Allgemeinarztpraxis in <strong>der</strong> Wid<strong>der</strong>straße<br />
Renate Deffner - Allgemeinärztin<br />
86167 Augsburg Wid<strong>der</strong>str. 41<br />
Tel.: 0821 - 7291476<br />
Partner auf Augenhöhe!<br />
Seit über 20 Jahren ist TIMECRAFT als erfolgreicher Personaldienstleister tätig.<br />
Mehr als 1.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vertrauen uns. Werden auch Sie Partner<br />
in unserem Team in Altötting. Interessante und sichere Arbeitsplatze, sehr gute Bezahlung<br />
und beste Betreuung sind fur uns selbstverständlich.<br />
Wir freuen uns auf SIE!<br />
Kieferorthopädie für Kin<strong>der</strong>,<br />
Jugendliche, Erwachsene<br />
und Senioren<br />
Prophylaxe · Sportschutz · Invisalign · Bleaching<br />
Schnarchtherapie · Mundgeruch-Sprechstunde<br />
Clayallee 330<br />
14169 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 030 801995-0<br />
Fax 030 801995-59<br />
info@mundwerk.de<br />
www.mundwerk.de<br />
Sprechzeiten:<br />
Mo–Fr 9:00–19:00 Uhr<br />
Sa nach Vereinbarung<br />
Die Kieferorthopäden<br />
Suchen Sie noch …<br />
<br />
o<strong>der</strong> sehen Sie schon?<br />
<br />
Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Homepage www.timecraft.de<br />
o<strong>der</strong> stellen Sie sich am besten persönlich vor. Wir freuen uns auf Sie.<br />
TIMECRAFT Altötting Bahnhofstr. 34 84503 Altötting Tel: 08671/9 24 98 - 0<br />
E-Mail: office.altoetting@timecraft.de<br />
Unsere Öffnungszeiten: Mo. - Fr. von 08:00 bis 17:00 Uhr<br />
Gesundheitszentrum „Villa am Roseneck“<br />
www.augen-roseneck.de | Private Augenarztpraxis<br />
BESTE AUSSICHTEN FÜR IHRE AUGEN!<br />
• Vorsorgeuntersuchungen für Kin<strong>der</strong> und Erwachsene<br />
• Beratung und Durchführung von Laserkorrekturen bei<br />
Fehlsichtigkeiten (Femtolaser-LASIK, 'no touch'-PRK)<br />
• Mo<strong>der</strong>ne Lasertherapie des Glaukoms (SLT) | Netzhautlaser<br />
• UV-Crosslinking bei Keratokonus (Hornhautschwäche)<br />
• Ästhetische Lidchirurgie | Schlupflidkorrekturen<br />
• FS-/Fluggutachten | Einstellungsgutachten<br />
Private Augenarztpraxis | Dr. med. Kirk Nordwald<br />
Hohenzollerndamm 104 | 14199 <strong>Berlin</strong>-Dahlem<br />
Tel. 030. 897 46 171 | Fax 030. 897 46 172<br />
info@augen-roseneck.de | www.augenroseneck.de<br />
Chiemgau_Gabius_Layout 1 23.07.12 09:07 Seite 1<br />
A.L.E. GmbH – Meisterbetrieb<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Fenster Türen Sonnenschutz<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Besuchen Sie unsere Homepage: www.ale-erlangen.de<br />
o<strong>der</strong> kommen Sie in unsere Ausstellungsräume auf über 300 m 2 – wir beraten Sie gerne!<br />
Geschäftszeiten:<br />
<br />
<br />
Onkologische Schwerpunktpraxis<br />
Dr. med. Sigrun Gabius<br />
Ärztin für Innere Medizin<br />
Internistische Onkologie und Hämatologie<br />
Transfusionsbeauftragte - Palliativmedizin<br />
83022 Rosenheim, Sternstraße 12<br />
Tel.: 08031 / 12361<br />
o<strong>der</strong> 08031 / 9009350<br />
Fax: 08031 / 12972<br />
Handy: 0175 / 9781497
Titelthema - Energiewende<br />
Die Geschichte <strong>der</strong><br />
Energieversorgung<br />
DIE ELEKTROTECHNIK AB 1800<br />
BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG<br />
Die Errungenschaften <strong>der</strong> Elektrotechnik,<br />
welche 1800 mit <strong>der</strong> Erfindung des „Galvanischen<br />
Elements“ durch ALESSANDRO<br />
VOLTA einen ihrer ersten Höhepunkte verzeichnen<br />
konnte, sind im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t so<br />
zahlreich, dass es nicht ganz einfach ist, den<br />
Überblick zu behalten. Im Folgenden sind in<br />
einer Zeitleiste die wichtigsten Ereignisse, Erfindungen<br />
und Entdeckungen auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Elektrotechnik im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bis<br />
zum Ersten Weltkrieg zusammengestellt. Die<br />
historische Entwicklung einzelner Bereiche<br />
wie Stromerzeugung, Leitungsträger, Beleuchtung<br />
und Klingelanlagen wird anschließend<br />
jeweils kurz vorgestellt, um einen<br />
Eindruck vom Stand <strong>der</strong> Technik zur Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
zu geben.<br />
So ist eine zeitliche Einordnung <strong>der</strong> historischen<br />
Elektroinstallation im Schloss Homburg<br />
und <strong>der</strong> besprochenen Gebäude, sowie<br />
eine Beurteilung <strong>der</strong> kultur-und industriegeschichtlichen<br />
Bedeutung <strong>der</strong> in situ erhaltenen<br />
Elektrifizierungsbestandteile möglich.<br />
Das nötige Fachwissen zum Stand <strong>der</strong> Technik,<br />
vor allem zur Lichtemission historischer<br />
Lichtquellen und <strong>der</strong>en Wirkung in einer hoch<br />
technisierten Umgebung auf den Besucher<br />
sind notwendig, um ein Konzept für eine angemessene<br />
Präsentation zu erstellen.<br />
MEILENSTEINE DER<br />
ELEKTROTECHNIK<br />
• 1800 ALESSANDRO VOLTA (1745–1827)<br />
erfindet das „Galvanische Element“, mit<br />
dem durch Eintauchen von Zink und<br />
Kupfer in Schwefelsäure elektrischer<br />
Strom erzeugt werden kann. Er entwickelt<br />
daraus die „Voltasche Säule“,<br />
einen Vorläufer heutiger Batterien.<br />
• 1803 Erste Gasbeleuchtung von BOUL-<br />
TON & WATT.<br />
• 1810 SIR HUMPHREY DAVY (1778–<br />
1829) präsentiert den ersten Lichtbogen<br />
in <strong>der</strong> Royal Institution zu London. Mit<br />
einer Voltaschen Säule, die aus 2000<br />
ZinkKupfer-Elementen bestand, wurde<br />
ein blendendes Licht durch einen Lichtbogen<br />
von einer Länge von ca. 10 cm<br />
zwischen zwei Holzkohlestäben erzeugt.<br />
• 1831 MICHAEL FARADAY (1791–1867)<br />
entdeckt das Induktionsgesetz.<br />
• 1832 ANTOINE HIPPOLYTE PIXII (1808–<br />
1835) erfindet den magnetelektrischen<br />
Generator, <strong>der</strong> auf dem Induktionsgesetz<br />
beruht. Damit kann erstmals mechanische<br />
Leistung in elektrische<br />
umgewandelt werden.<br />
• 1844 Der Place de la Concorde in Paris<br />
wird mit elektrischen Bogenlampen beleuchtet.<br />
Die Firma ELKINGTON in Birmingham<br />
errichtet eine <strong>der</strong> ersten<br />
elektrischen Kraftanlagen, bei <strong>der</strong> eine<br />
Dampfmaschine einen magnetelektrischen<br />
Generator mit vier feststehenden<br />
Hufeisenmagneten antreibt. Die Voltasche<br />
Säule war das Vorbild für zahlreiche<br />
weitere verschiedene „Elemente“,<br />
die von verschiedenen Physikern – darunter<br />
Bunsen, Daniell, Grove und Leclanché<br />
– in den folgenden Jahrzehnten<br />
geschaffen wurden. Sie unterschieden<br />
sich u. a. durch Elektrodenmaterial, Elektrolyt<br />
und Aufbau <strong>der</strong> Polarisation.<br />
• 1849 Erstmals wird in <strong>der</strong> Pariser Oper<br />
mit Bogenlampen elektrisch beleuchtet,<br />
die mit Batterien gespeist werden.<br />
• 1852 Im Leuchtturm von Foreland wird<br />
eine Bogenlampe installiert, die mit<br />
einer magnet-elektrischen Maschine<br />
versorgt wird.<br />
• 1861 Beleuchtung des <strong>Berlin</strong>er Lustgartens<br />
mit Bogenlampen, angetrieben mit<br />
480 Bunsenelementen.<br />
• 1866 Mit <strong>der</strong> Dynamomaschine von<br />
WERNER VON SIEMENS (1816–1892)<br />
war die Grundlage für die kostengünstigere<br />
Elektrizitätsherstellung in großen<br />
Mengen geschaffen, wodurch es auch<br />
möglich wurde, Elektrizität für Beleuchtung<br />
und an<strong>der</strong>e Zwecke wirtschaftlich<br />
einzusetzen.<br />
• 1871 Erste elektrische Straßenbeleuchtung<br />
in 14 Straßen Manhattans, am<br />
Union und Madison Square in New York<br />
mit Glühlampen durch CHARLES F.<br />
BRUSH (1849–1929). Hier ersetzen 55<br />
elektrische Lampen 430 Gasbrenner.<br />
• 1876 Erfindung <strong>der</strong> Jablochkoff-Bogenkerze.<br />
• 1878 FRIEDRICH VON HEFNER-ALTEN-<br />
ECK (1845–1904) erfindet die Differenzialbogenlampe,<br />
die erste selbsttätig<br />
regulierende Bogenlampe und damit<br />
auch die Konkurrenz zur späteren Glüh-<br />
6 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
Titelthema - Energiewende<br />
lampe. Es war jetzt möglich, mehrere<br />
Lichtbögen mit einem Generator zu versorgen.<br />
• 1879 Die erste Lokomotive mit Elektromotor<br />
fährt durch <strong>Berlin</strong>. Die Kaisergalerie<br />
in <strong>Berlin</strong> wird mit zwölf<br />
Differentialbogenlampen beleuchtet.<br />
Der Reichstag, das Preußische Abgeordnetenhaus<br />
und <strong>der</strong> Pariser Platz in <strong>Berlin</strong><br />
werden elektrisch beleuchtet. Erste Erfolge<br />
EDISONS mit einer Glühlampe: mit<br />
einem Kohlefaden erzielte er in einem<br />
vakuumversiegelten Glaskörper eine<br />
Brenndauer von 40 Stunden. Erste „fest<br />
bestellte“ Beleuchtungsanlage mit Differentiallampen<br />
in <strong>der</strong> Halle des Centralbahnhofes<br />
in München.<br />
• 1881 Die erste „Internationale Elektrizitätsausstellung“<br />
findet in Paris statt. Die<br />
erste elektrische Straßenbahn in <strong>Berlin</strong><br />
fährt nach Lichterfelde.<br />
• 1882 Erste Zentralstation und gleichzeitig<br />
das erste öffentliche Elektrizitätswerk<br />
<strong>der</strong> Welt nimmt in New York, Pearl<br />
Street seinen Betrieb auf. Der erste Lehrstuhl<br />
für Elektrotechnik wird in Darmstadt<br />
eingerichtet. „Elektricitäts-<br />
Ausstellung“ im Glaspalast in München<br />
und erste Gleichstrom-Fernübertragung<br />
von Miesbach nach München (57 km).<br />
Erster Oberleitungsbus in <strong>Berlin</strong> am Kurfürstendamm.<br />
Erste dauernde öffentliche<br />
Straßenbeleuchtung mit drei<br />
elektrischen Bogenlampen (als Ersatz<br />
für 35 Gaslaternen) in <strong>der</strong> Kaiserstraße<br />
in Nürnberg, angetrieben von einer Turbine<br />
im benachbarten Fischbach<br />
• 1883 GUSTAV DE LAVAL (1845–1913)<br />
konstruiert eine <strong>der</strong> ersten verwendbaren<br />
Gleichdruck-Dampfturbinen, was<br />
wie<strong>der</strong> einen Schritt in Richtung Groß-<br />
Erzeugung von Elektrizität bedeutet.<br />
• 1885 Deutschlands erste Zentralstation<br />
wird in <strong>Berlin</strong>, Markgrafenstraße 44, in<br />
Betrieb genommen. Zwölf Dynamomaschinen<br />
erbringen eine Gesamtleistung<br />
von 540 kW und bedienen ein 100-V-<br />
Gleichstrom-Zweileitersystem. Wechselstrom<br />
kontra Gleichstrom: Die breite<br />
Anwendung des elektrischen Stromes<br />
setzt seine Fernübertragbarkeit voraus.<br />
Ein Meilenstein ist die Vorstellung des<br />
ersten elektrischen Transformators – ein<br />
Ringkerntransformator – 1885 in Budapest/Ungarn<br />
durch die drei Ingenieure<br />
KÁROLY ZIPERNOWSKY, MIKSA DÉR<br />
und OTTO TITUS BLATHY.<br />
• 1882–91 Elektrifizierung des <strong>Berlin</strong>er<br />
Stadtschlosses durch die Firma SIEMENS<br />
& HALSKE.<br />
• 1888 DOLIVO-DOBROWOLSKI (1862–<br />
1919) konstruiert den ersten funktionsfähigen<br />
Drehstrom-Asynchronmotor, <strong>der</strong><br />
1889 durch die AEG zum Patent angemeldet<br />
wird.<br />
• 1888/89 „Centralstation für elektrische<br />
Beleuchtung“, Elektrizitätswerk Darmstadt<br />
• 1891 Weltausstellung in Frankfurt a. M.:<br />
erstmals wurde elektrische Energie auf<br />
weite Entfernung übertragen. „Oskar von<br />
Miller und C. E. Braun übertrugen von<br />
einem Wasserkraftwerk von Lauffen am<br />
Neckar mit 25 000 Volt (Drehstrom) nach<br />
Frankfurt Strom und betrieben dort Maschinen<br />
und erzeugten Licht – Es war dies<br />
eine Großtat <strong>der</strong> Technik.“<br />
• WILHELM LAHMEYER führte eine Übertragung<br />
von Gleichstrom von Frankfurt<br />
nach Offenbach (Entfernung von 17 Kilometern)<br />
vor.<br />
• 1892 Erstes Elektrizitätswerk (Wechselstrom)<br />
<strong>der</strong> Stadt Burghausen. Leistung:<br />
40 Kilowatt.<br />
• 1893 21. und 22. Januar: Gründungskonferenz<br />
des VDE in <strong>Berlin</strong>.<br />
• 1895 Entdeckung <strong>der</strong> Röntgenstrahlen<br />
durch CONRAD WILHELM RÖNTGEN<br />
(1845–1923) „Die erste ‚VDE-Vorschrift’<br />
VDE 0100 zur sicheren Erstellung<br />
elektrotechnischer Anlagen wird verabschiedet.“<br />
• 1897 Bad Homburg: das erste Elektrizitätswerk<br />
<strong>der</strong> Stadt nimmt seinen Betrieb<br />
auf; Stadt und Schloss werden erstmals<br />
elektrifiziert. „In wachsen<strong>der</strong> Zahl kommen<br />
Drehstrom-und Wechselstrommotoren<br />
zum Einsatz. Zum ersten Mal wird<br />
in Deutschland ein Elektromotor zum<br />
Antrieb eines Walzwerkes verwendet.<br />
Spannungen bis zu 50 000 V ermöglichen<br />
Übertragung und Verteilung elektrischer<br />
Energie auf größere Entfernungen.<br />
Die städtische Energieversorgung<br />
wird allgemein eingeführt; die ersten<br />
Überlandwerke entstehen.“<br />
FERDINAND BRAUN: Kathodenstrahlröhre<br />
als Messgerät für schnell verän<strong>der</strong>liche<br />
elektrische Vorgänge (Braunsche<br />
Röhre).<br />
• 1903–08 Bau und gleichzeitige Elektrifizierung<br />
<strong>der</strong> Erlöserkirche in Bad Homburg.<br />
• 1906–11 Elektrifizierung des Neuen Palais<br />
in Potsdam.<br />
• 1913–17 Bau von Schloss Cecilienhof,<br />
mit Elektroinstallation.<br />
• 1917 Revision <strong>der</strong> Elektrifizierung im<br />
Schloss Bad Homburg.<br />
DIE ANFÄNGE<br />
DER ELEKTRIZITÄT<br />
Die Anfänge <strong>der</strong> Elektrizität sind in das 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t zu datieren, jedoch war den<br />
Menschen des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts das Phänomen<br />
des elektrischen Stroms nicht mehr<br />
gänzlich unbekannt. Damals wurde dieser jedoch<br />
hauptsächlich in <strong>der</strong> Unterhaltungsbranche<br />
eingesetzt. So ließ man auf <strong>der</strong><br />
Bühne Funken von Elektrisiermaschinen auf<br />
Löffel überspringen und Leichen wurden<br />
elektrisiert, die dann ihre Augenlie<strong>der</strong> öffneten<br />
und mit den Gesichtsmuskeln zuckten.<br />
Als Energiequelle in Konkurrenz zum Gas<br />
wurde die Elektrizität auch nach Entwicklung<br />
<strong>der</strong> ersten elektrischen Bogenlampen Mitte<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts nicht ernst genommen.<br />
Und dies trotz <strong>der</strong> Verblüffung, welche die<br />
Helligkeit allgemein hervorrief, wie ein Ausschnitt<br />
aus <strong>der</strong> Gazette de France von 1855<br />
erkennen lässt. „Die Spaziergänger, die sich<br />
gestern abends gegen neun Uhr in <strong>der</strong> Umgebung<br />
des Château Beaujou aufhielten,<br />
wurden plötzlich von einer Lichtflut überschwemmt,<br />
die so hell wie die Sonne war.<br />
Tatsächlich hätte man annehmen können, die<br />
Sonne sei aufgegangen, und diese Illusion<br />
war so wirksam, dass die aus ihrem Schlaf<br />
geweckten Vögel in diesem künstlichen Tageslicht<br />
zu singen anfingen.<br />
Erst knapp 30 Jahre später kamen auch die<br />
<strong>Berlin</strong>er in den Genuss einer „taghellen“<br />
Straßenbeleuchtung: im September 1882<br />
wurde <strong>der</strong> Potsdamer Platz erstmals mit Bogenlampen<br />
beleuchtet (Abb. 3). Wie hell dieses<br />
Licht war, verdeutlicht ein Gemälde von<br />
CARL SALTZMANN, das auch einen Zeitunglesenden<br />
Passanten zeigt.<br />
Zwar gab es mit den Dampfmaschinen schon<br />
seit dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> Wasserturbine<br />
seit 1828 längst geeignete Antriebsmaschinen,<br />
jedoch konnte <strong>der</strong>en mechanische<br />
Leistung bis zur Entwicklung des elektrischen<br />
Generators 1832 durch ANTOINE HIP-<br />
POLYTE PIXII nicht in elektrische<br />
umgewandelt werden. Bereits 1831 hatte<br />
MICHAEL FARADAY das Induktionsgesetz<br />
und damit das theoretische Fundament aller<br />
elektrischen Maschinen entdeckt. Einen weiteren<br />
Meilenstein setzte 1864 DANIEL<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 7
Titelthema - Energiewende<br />
RÜHMKORFF mit einem Funkeninduktor, <strong>der</strong><br />
mit Hilfe von Spulen hohe Spannungen erzielte<br />
und die Entwicklung des Bogenlichts<br />
vorantrieb. RÜHMKORFF erhielt dafür den<br />
Preis von 50 000 Francs, den <strong>der</strong> französische<br />
Kaiser NAPOLEON III. 1852 für die nützlichste<br />
Erfindung auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Elektrizität ausgesetzt hatte. Als Vorläufer<br />
des Transformators waren die Induktionsapparate<br />
auch wichtige Wegbereiter für den<br />
Wechselstrom. Wie Frankfurts Gaswerkdirektor<br />
JOH. SIMON SCHIELE 1863 vorhergesehen<br />
hatte, rastete <strong>der</strong> Mensch nicht, und so<br />
entdeckte WERNER VON SIEMENS 1866 das<br />
dynamoelektrische Prinzip das drei-bis viermal<br />
so effektiv war wie sein magnetelektrischer<br />
Vorgänger und dabei nur ein<br />
Fünfzehntel des Gewichts auf die Waage<br />
brachte. Siemens schrieb einen Bericht „über<br />
die Umwandlung von Arbeitskraft in elektrischen<br />
Strom“ an die <strong>Berlin</strong>er Akademie, den<br />
er wie folgt schloss: „Der Technik sind gegenwärtig<br />
die Mittel gegeben, elektrische<br />
Ströme von unbegrenzter Stärke überall da<br />
zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist“.<br />
1885 gelang den drei ungarischen Ingenieuren<br />
KÁROLY ZIPERNOWSKY, MIKSA DÉRI<br />
und OTTO TITUS BLATHY mit ihrem Transformator<br />
<strong>der</strong> Durchbruch: es gelang nun, Strom<br />
niedriger Spannung wirtschaftlich in Strom<br />
hoher Spannung umzuwandeln und diesen<br />
auf große Entfernung relativ verlustarm zu<br />
übertragen. Zwar konnten noch im gleichen<br />
Jahr mit dem von <strong>der</strong> Firma GANZ in Budapest<br />
angebotenen Transformatoren bzw.<br />
Stromverteilungssystemen 24 Wechselstromanlagen<br />
errichtet werden, dennoch war <strong>der</strong><br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen den Wechselstrom anfänglich<br />
sehr groß.<br />
Von <strong>der</strong> Einzelanlage über die<br />
Blockstation zum Kraftwerk<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Stromerzeugung ging<br />
von <strong>der</strong> Einzelanlage für nur ein Objekt über<br />
die Blockstation zum öffentlichen Elektrizitätswerk.<br />
Ab etwa 1876 nahm man die ersten<br />
Einzelanlagen in Betrieb, die als reine<br />
Privatanlagen dem Luxus und <strong>der</strong> Reklame<br />
dienten. Die Blockstationen versorgten im<br />
Gegensatz zur Einzelanlage bereits einzelne<br />
Häuserblocks und waren damit eine Vorstufe<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Kraftwerke. Durch mehrere<br />
Abnehmer gestaltete sich die Stromerzeugung<br />
so rationeller als für den Einzelnen. Da<br />
nur die unmittelbare Nachbarschaft mit<br />
Strom versorgt wurde, mussten auch keine<br />
Leitungen in öffentlichen Straßen verlegt<br />
werden, was einer behördlichen Genehmigung<br />
bedurfte, die aber zu dieser Zeit in <strong>der</strong><br />
Regel nicht erteilt wurde. Weil es bis zur Eröffnung<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Elektrizitätswerke<br />
noch einige Jahre dauerte, behalfen sich vor<br />
allem viele Industriebetriebe mit Blockanlagen.<br />
In <strong>Berlin</strong> lieferten 1886 170, meist von<br />
Deutzer Gasmotoren angetriebene Blockanlagen<br />
Strom. Zwar waren bei den Blockstationen<br />
die Leitungskosten wegen <strong>der</strong><br />
geringen Entfernungen verschwindend gering,<br />
doch entstanden Kosten im Wartungsund<br />
Personalbereich durch die Vielzahl <strong>der</strong><br />
Anlagen. Hinzu kamen höhere Brennstoffkosten,<br />
verursacht durch die begrenzte Leistungsgröße<br />
und die damit verbundenen<br />
niedrigeren Nutzungsgrade. So lag die Entwicklung<br />
größerer Versorgungsanlagen nahe,<br />
an <strong>der</strong> sich auch EDISON beteiligte. Um die<br />
Ideen von EDISON auch in Deutschland erproben<br />
und kommerziell einführen zu können,<br />
erwarb EMIL RATHENAU 1881 die<br />
Rechte dazu. Im April 1883 gründete er mit<br />
dem Kapital von fünf Millionen Mark die<br />
DEUTSCHE EDISON-GESELLSCHAFT FÜR AN-<br />
GEWANDTE ELEKTRIZITÄT mit Sitz in <strong>Berlin</strong>,<br />
aus <strong>der</strong> 1887 die AEG hervorging. 1884 entschloss<br />
sich RATHENAU ein öffentliches<br />
Kraftwerk zu errichten, nachdem die Versuche<br />
erfolgreich verlaufen waren. So wurde<br />
am 15. August 1885 das erste deutsche Kraftwerk<br />
in <strong>der</strong> Markgrafenstraße in <strong>Berlin</strong> eröffnet.<br />
Bis dahin waren bereits rund 15<br />
Kraftwerke im Ausland in Betrieb (z. B. seit<br />
1882 in London, 1882 in New York und 1883<br />
in Mailand). Als im selben Jahr die AKTIEN-<br />
GESELLSCHAFT STÄDTISCHE ELEKTRICITÄTS-<br />
WERKE BERLIN begann, die Reichshauptstadt<br />
mit Strom zu beliefern, geschah dies<br />
nur am Abend, bevorzugt an die Reichsbank<br />
und das Königliche Schauspielhaus. Private<br />
Stromabnehmer hatten das Nachsehen, auch<br />
Stromausfälle waren an <strong>der</strong> Tagesordnung<br />
und die elektrische Beleuchtung war sehr<br />
teuer. All dies kommentierten die <strong>Berlin</strong>er mit<br />
„Een richtiger Jas wird det im Leben nich;<br />
von einem durchschlagenden Erfolg <strong>der</strong> Elektrizität<br />
konnte nicht die Rede sein.<br />
Dampfmaschine, Wasser-und<br />
Dampfturbine<br />
Weit verbreitet war anfänglich die Stromerzeugung<br />
mittels Dampfmaschinen: über 80<br />
% aller Kraftwerke wurden auf diese Weise<br />
betrieben (Tabelle 1). Zur Befeuerung <strong>der</strong><br />
Dampfmaschinen verwendete man Kohle:<br />
3,16 Kilogramm Kohle für eine Kilowattstunde.<br />
Heute reicht dafür ein Zehntel <strong>der</strong><br />
Kohlenmenge. Interessant ist folgendes Zitat<br />
bezüglich <strong>der</strong> Stromerzeugung im Hinblick<br />
auf die <strong>der</strong>zeitige Diskussion um den Klimawandel,<br />
denn es zeigt, dass bereits in den Anfängen<br />
<strong>der</strong> Elektrizität durchaus ein<br />
Bewusstsein für Ressourcenverwaltung vorhanden<br />
war. „Die Söhne kommen<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
werden auf uns gewiß als sinnlose<br />
Verschwen<strong>der</strong> mit Geringschätzung herabblicken,<br />
wenn sie herausrechnen, dass wir von<br />
dem Heizwerth, <strong>der</strong> in den Brennmaterialien<br />
vorhanden ist, nur den zehnten Teil als<br />
Wärme ausnutzen und den Rest als Ruß und<br />
Rauch in die Luft lassen.“ Der Direktor <strong>der</strong><br />
Physikalischen-Technischen Reichsanstalt,<br />
FRIEDRICH KOHLRAUSCH, erklärte 1900,<br />
dass man sich Grund in Nordafrika sichern<br />
solle, da man mit einigen Quadratkilometern<br />
das gesamte Deutsche Reich mit Solarenergie<br />
versorgen könne.<br />
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
8 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Bei <strong>der</strong> ersten Fernübertragung von Gleichstrom<br />
von Miesbach nach München 1882<br />
verwendete OSKAR VON MILLER Wasserkraft.<br />
Der britische Ingenieur JAMES B.<br />
FRANCIS hatte 1827 in den USA den Prototyp<br />
einer Wasserturbine entwickelt, die bis<br />
1849 so weit optimiert werden konnte, dass<br />
sie die Wasserkraft zu 90 Prozent ausnutzte.<br />
Durch die Verbesserungen des herkömmlichen<br />
Wasserrades konnte vielerorts auch an<br />
kleinen Wasserläufen ein Generator angetrieben<br />
werden, <strong>der</strong> Lampen und auch Elektromotoren<br />
betrieb. Auch große Kraftwerke wie<br />
z. B. die Isar-und Maximilianswerke in München<br />
(1895, ca. 1,4 MW) und das Werk in<br />
Rheinfelden (1898, 5,5MW; 1905, 14 MW)<br />
bedienten sich <strong>der</strong> Wasserkraft als Methode<br />
<strong>der</strong> Energieerzeugung.<br />
In den Kohlekraftwerken zeigte sich bald,<br />
dass weitere Leistungssteigerungen <strong>der</strong><br />
Dampfmaschinen den Wirkungsgrad nicht<br />
wesentlich erhöhen konnten. Bereits 1883 erhielt<br />
CARL GUSTAV DE LAVAL das Patent auf<br />
seine reine Aktionsturbine und ein Jahr später<br />
CHARLES ALGERNON PARSONS, <strong>der</strong> eine<br />
Turbine in Vielstufenbauart entwickelt hatte.<br />
1900 erprobte das städtische Kraftwerk Elberfeld<br />
eine 1-MW-Turbine nach dem PAR-<br />
SONS-Prinzip und setzte damit erstmals eine<br />
Turbine für die Stromerzeugung ein. Ab 1904<br />
konnte die AEG Curtis-Turbinen, die CHARLES<br />
GORDON CURTIS als Kombination <strong>der</strong> Lavalund<br />
Parsons-Turbine entwickelt hatte, erfolgreich<br />
verkaufen. Zwar war <strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />
<strong>der</strong> Dampfturbinen beson<strong>der</strong>s bei kleineren<br />
Leistungseinheiten geringer als die <strong>der</strong><br />
Dampfmaschinen, aber sie hatten drei entscheidende<br />
Vorteile: sie waren um ein Fünftel<br />
kleiner, wogen bei Leistungen von 1 bis 5<br />
MW nur acht-bis zehnmal weniger wie die<br />
Dampfmaschinen bei gleicher Leistung, und<br />
die Investitionskosten waren um 40 % niedriger.<br />
„AC or DC?“<br />
– „Wechsel-o<strong>der</strong> Gleichstrom?“<br />
Als die Stadtherren von Frankfurt a. M. bei<br />
<strong>der</strong> Planung des Elektrizitätswerkes ratlos vor<br />
<strong>der</strong> Entscheidung standen, ob sie sich für<br />
Gleich-, Dreh- o<strong>der</strong> einphasigen Wechselstrom<br />
entscheiden sollten, war darüber<br />
längst ein internationaler Streit in <strong>der</strong> Fachwelt<br />
entbrannt. Verursacht wurde dieser<br />
durch EDISON und GEORGE WESTING-<br />
HOUSE. EDISON beabsichtigte ganz Amerika<br />
mit Gleichstrom zu versorgen, <strong>der</strong> allerdings<br />
den Nachteil hatte, dass man ihn nicht ohne<br />
große Verluste über weite Strecken transportieren<br />
konnte, weshalb er ein Netz aus kleinen<br />
Kraftwerken plante. WESTINGHOUSE<br />
stand diesen Vorstellungen kritisch gegenüber<br />
und erkannte, dass dieses System auch<br />
zahlreiche Probleme mit sich bringen würde.<br />
Er suchte daher nach einer an<strong>der</strong>en Lösung<br />
und fand heraus, dass sich das Wechselspannungssystem<br />
zur Energieversorgung, über<br />
weite Entfernungen besser eignete, da sich<br />
dieser mittels Transformatoren – die 1885 erfunden<br />
wurden – hochgespannt verlustarm<br />
über weite Strecken transportieren ließ. WES-<br />
TINGHOUSE stand aber vor dem Problem,<br />
dass er seinen Kunden nur Strom anbieten<br />
konnte, aber keine Glühlampen und an<strong>der</strong>e<br />
elektrotechnische Elemente, da <strong>der</strong>en Herstellung<br />
patentrechtlich an<strong>der</strong>en Firmen vorbehalten<br />
war. Um sich den Markt zu sichern,<br />
knüpften die Hersteller von Glühlampen und<br />
Installationsmaterial das Benutzungsrecht oft<br />
an bestimmte Stromnetze. Auf diese Weise<br />
behin<strong>der</strong>ten sie aber auch Innovation im Allgemeinen<br />
und WESTINGHOUSES Pläne im<br />
Speziellen. Nicht nur die EDISON-GESELL-<br />
SCHAFT, die durch den Wechselstrom eine<br />
Entwertung ihrer Patente und den Verlust <strong>der</strong><br />
marktbeherrschenden Stellung befürchtete<br />
son<strong>der</strong>n auch Unternehmen wie SIEMENS<br />
und SCHUCKERT waren unter den Gegnern<br />
zu finden. EDISON ging soweit, das Ganz-Patent<br />
für den Transformator zu kaufen, nicht<br />
um ihn anzuwenden, son<strong>der</strong>n um die Konkurrenz<br />
auszuschalten. „Es gibt keinen Grund,<br />
<strong>der</strong> die Verwendung von hochgespannten<br />
Wechselströmen, sei es im wissenschaftlichen<br />
o<strong>der</strong> im kommerziellen Bereich, rechtfertigen<br />
würde. Man benützt sie lediglich um<br />
an Investitionskosten für den Kupferdraht zu<br />
sparen. Ich persönlich würde wünschen, dass<br />
<strong>der</strong> Gebrauch von Wechselstrom völlig verboten<br />
würde.“ Dieses Zitat verdeutlicht, dass<br />
sich auch ein großer Erfin<strong>der</strong> irren kann. In<br />
Frankfurt holte man 1887 indessen Erfahrungsberichte<br />
aus <strong>Berlin</strong>, Wien, Luzern und<br />
Rom ein und schrieb den Bau eines Elektrizitätswerkes<br />
aus, was aber zu keinem Ergebnis<br />
führte. Die Fachwelt stritt beharrlich weiter.<br />
Auch die Bildung einer Sachverständigen-<br />
Kommission 1889 unter an<strong>der</strong>em mit Professor<br />
GALILEO FERRARIS aus Turin, Professor<br />
ERASMUS KITTLER aus Darmstadt, Direktor<br />
FRIEDRICH UPPENBORN aus München, Professor<br />
WEBER aus Zürich und Baurat WIL-<br />
LIAM H. LINDLEY aus Frankfurt, brachte die<br />
Stadt bei ihrer Entscheidungsfindung nicht<br />
weiter. Um endlich einen Entschluss herbeizuführen,<br />
veranstaltete Frankfurt 1891 fünf<br />
Monate lang die „Internationale Elektrotechnische<br />
Ausstellung“, die von OSKAR VON<br />
MILLER geleitet wurde, dessen Ingenieurbüro<br />
inzwi schen führend auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Energiewirtschaft war.<br />
MILLER hatte bereits 1882 in München die<br />
erste deutsche elektrotechnische Ausstellung<br />
organisiert, wo er zusammen mit MARCEL<br />
DEPRÉZ die erste Fernübertragung von elektrischem<br />
Strom durchführte. Es gelang ihnen,<br />
Gleichstrom von Miesbach nach München<br />
(ca. 60 km) zu leiten, jedoch mit einem Verlust<br />
von 77 Prozent, so dass die Maschinerie<br />
durch Dynamomaschinen, angetrieben von<br />
18 Lokomobilen mit 260 PS, unterstützt werden<br />
musste. Bei <strong>der</strong> „Internationalen Elektrotechnischen<br />
Ausstellung“ in Frankfurt gelang<br />
VON MILLER ein weiterer Coup: die erste<br />
Übertragung von hochgespanntem Drehstrom.<br />
Im Zementwerk in Lauffen am Neckar<br />
lieferte ein Generator, betrieben von einer<br />
Wasserturbine, drei phasenverschobene<br />
Wechselspannungen von 55 Volt. Der so erzeugte<br />
Drehstrom wurde im Verhältnis 1:160<br />
hochtransformiert und konnte über eine 176<br />
km lange Freileitung auf das Messegelände<br />
in Frankfurt übertragen werden, wobei <strong>der</strong><br />
Wirkungsgrad bei 75 Prozent lag, also dreimal<br />
so hoch war als 1882 in München. Mit<br />
<strong>der</strong> Energie versorgte man auf dem Ausstellungsgelände<br />
1000 Glühlampen mit Strom<br />
und trieb über einen Elektromotor eine<br />
Pumpe an, die einen künstlichen Wasserfall<br />
in Gang setzte. Damit war zwar bewiesen,<br />
dass Drehstrom über größere Entfernungen<br />
ohne allzu große Verluste transportiert werden<br />
konnte, trotzdem entschieden sich viele<br />
Städte unmittelbar nach <strong>der</strong> Ausstellung dennoch<br />
für Gleichstrom. Die Möglichkeit,<br />
Gleichstrom in Batterieanlagen speichern<br />
und so den Strom zeitweise abschalten zu<br />
können, und die zahlreichen Gleichstrommotoren,<br />
die bereits verwendet wurden, erschienen<br />
den meisten von Vorteil. Außerdem war<br />
die Patentlage des Drehstroms noch nicht gesichert,<br />
und das nötige dreiadrige Kabelnetz<br />
hielt man für teuer und kompliziert – eine folgenschwere<br />
Entscheidung, da man die Überlegenheit<br />
des Drehstroms für den Betrieb von<br />
Motoren völlig unterbewertete. Letztlich ging<br />
aber <strong>der</strong> „Stromkrieg“ zu Gunsten des Drehstroms<br />
aus, weil man es für das am besten<br />
geeignete Übertragungsmedium hielt. Bereits<br />
1890, ein Jahr vor <strong>der</strong> „Internationalen Elektrotechnischen<br />
Ausstellung“, wurde in Bad<br />
Reichenhall Deutschlands erstes Wechselstromkraftwerk<br />
mit 198 kW, 62,5 Hz in Betrieb<br />
genommen. Die Fernübertragungen, die<br />
VON MILLER initiiert hat, waren <strong>der</strong> Anfang<br />
des inzwischen international ausgebauten<br />
Gesamtnetzes, das heute u. a. ganz Europa<br />
umfasst. Das UCTE74-Netz versorgt weltweit<br />
rund 450 Millionen Menschen mit Strom und<br />
produziert dabei fast 2300 Terrawattstunden<br />
pro Jahr. Drehstromleitungen mit bis zu 380<br />
Kilovolt haben sich etabliert.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 9
Titelthema - Energiewende<br />
Erst knapp 100 Jahre später, „als man begann,<br />
sehr lange Übertragungsstrecken für<br />
sehr hohe Übertragungsleistungen zu konzipieren,<br />
erlebte die Gleichstrom-Hochspannungsübertragung<br />
einen späten Durchbruch.<br />
Mit <strong>der</strong> Verfügbarkeit von mo<strong>der</strong>nen Leistungshalbleitern<br />
ist die Frage Dreh- o<strong>der</strong><br />
Gleichstrom für viele Aufgaben hochaktuell,<br />
etwa wenn es um die Kopplung großer synchroner<br />
Drehstromsysteme geht.“<br />
Der Strommarkt<br />
In den Anfängen lag <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong><br />
Elektroindustrie im Beleuchtungswesen, im<br />
Gegensatz zu heute, wo dieses nur noch<br />
einen geringen Anteil am Stromverbrauch<br />
hat. In einem ersten Betriebsjahr 1894 nahm<br />
beispielsweise das Elektrizitätswerk in Frankfurt<br />
a. M. 527 000 Mark für 1,4 Millionen Kilowattstunden<br />
ein, davon 88 Prozent für<br />
Licht-, 11 für Kraft- und 1 Prozent für Wärmestrom.<br />
Dies än<strong>der</strong>te sich in den folgenden<br />
Jahren deutlich: rasch stieg die Zahl <strong>der</strong> Abnehmer<br />
von Kraftstrom zum Antrieb von<br />
Elektromotoren und ebenso die Verwendung<br />
von Strom zum Betrieb elektrischer Straßenbahnen.<br />
Mit <strong>der</strong> Abnehmerzahl stieg auch<br />
<strong>der</strong> Energiebedarf, so dass zwischen 1890<br />
und 1905 1145 neue Elektrizitätskraftwerke<br />
gebaut wurden. Da trotz <strong>der</strong> steigenden<br />
Nachfrage beson<strong>der</strong>s kleine Kraftwerke nicht<br />
ausreichend ausgelastet waren, speicherte<br />
man in Akkumulatorstationen Energie, die<br />
bei steigen<strong>der</strong> Nachfrage eingesetzt werden<br />
konnte. Außerdem war es durch den Einsatz<br />
von Akkumulatoren auch möglich, Personalkosten<br />
zu sparen, denn nachts mussten kein<br />
Schaltwärter o<strong>der</strong> Maschinist eingesetzt werden.<br />
1905, als noch die Gleichstromzentralen<br />
dominierten, wurden ca. 15 % <strong>der</strong> Gesamtleistung<br />
auf diese Weise erbracht. Mit dem<br />
Anstieg <strong>der</strong> Abnehmerleistung fielen die<br />
Strompreise: anfänglich hatte eine Kilowattstunde<br />
80 Pfennig gekostet, 1905 waren es<br />
nur noch etwas mehr als 20 Pfennig. Laut<br />
TRURNIT waren 80 Pfennig in Frankfurt a. M.<br />
<strong>der</strong> Arbeiterlohn von zwei Stunden o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Preis für 27 Eier o<strong>der</strong> ein Pfund Butter. Strom<br />
war also extrem teuer. Die so genannte Edison-A-Lampe<br />
kostete fünf Mark und hatte<br />
eine Lebensdauer von 1000 Stunden bei 100<br />
Volt. Zusammen mit den Anschlusskosten<br />
kam man auf etwa 10 Pfennig pro Betriebsstunde.<br />
So konnte ein Facharbeiter mit seinem<br />
Stundenlohn eine A-Lampe vier Stunden<br />
und 1905 schon ca. 16 Stunden betreiben. Im<br />
Vergleich dazu wären es heute rund 3200<br />
Stunden bei gleicher Helligkeit. Elektrizität<br />
war also zunächst ein reines Luxusgut, dessen<br />
Markt von einigen wenigen Firmen beherrscht<br />
und kontrolliert wurde. So verwun<strong>der</strong>t<br />
es kaum, dass OSKAR VON MILLER, <strong>der</strong><br />
die Idee vom „sozialen Strom“ verwirklichen<br />
wollte, von seinen Zeitgenossen angefeindet<br />
wurde, dies, obwohl er sich in den Anfängen<br />
stark für Öffentlichkeitsarbeit einsetzte, mit<br />
<strong>der</strong> er dem Einzelnen die Vorteile des elektrischen<br />
Stroms vor Augen führen wollte, um<br />
damit den Energiekonzernen einen großen<br />
Kundenkreis zu bescheren. Dann allerdings<br />
wichen seine Ziele stark von denen <strong>der</strong> Energieversorger<br />
ab: VON MILLER wollte das Luxusgut<br />
Strom zum Allgemeingut werden<br />
lassen und för<strong>der</strong>te eine Stromversorgung<br />
des Handwerks und Kleingewerbes. Die dafür<br />
nötigen niedrigen Strompreise und daraus resultierende<br />
Entwicklung von Kleinmotoren,<br />
mit denen es auch Kleinunternehmern möglich<br />
wurde, wirtschaftlich und preisgünstig zu<br />
produzieren, waren den großen Energie-und<br />
Industriekonzernen ein Dorn im Auge.<br />
Stromleitung<br />
– Leitungsmaterialien<br />
Sind in einigen Sammlungen noch zahlreiche<br />
Schalter, Steckdosen und Glühbirnen erhalten,<br />
so gestaltet sich die Suche nach Leitungen<br />
<strong>der</strong> Hausinstallation aus den Anfängen<br />
<strong>der</strong> Elektrizität nahezu aussichtslos. Da diese<br />
in alten Gebäuden meist das größte Risiko<br />
darstellten, wurden sie undokumentiert entsorgt,<br />
was erstens die spärlichen Bestände<br />
und zweitens das Fehlen einer entsprechenden<br />
Fachliteratur erklärt. Die Literaturrecherche<br />
zu diesem Thema lieferte einen Aufsatz<br />
von JOACHIM GEYLER von 1971 in <strong>der</strong> Technikgeschichte,<br />
in dem er die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Starkstrom-Installationsleitungen darlegt.<br />
Weitere Informationen konnten aus Monteurschriften<br />
und Handbüchern <strong>der</strong> Firma SIE-<br />
MENS gewonnen werden, die aus den<br />
1920er-Jahren stammen, aber dennoch für<br />
einen Teil <strong>der</strong> erhaltenen Leitungen im<br />
Schloss Bad Homburg zutreffend sind.<br />
Als zu Beginn des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Wissenschaft<br />
das Gebiet <strong>der</strong> Elektrizität eroberte,<br />
die damals noch ausschließlich durch Reibung<br />
erzeugt werden konnte, begann man<br />
sich auch mit <strong>der</strong> Stromleitung zu befassen.<br />
Dabei erwiesen sich Metalldrähte bald als am<br />
besten geeignet für die Stromübertragung.<br />
Auch die Isolierung spielte schon eine –<br />
wenn auch untergeordnete – Rolle. So wurden<br />
die Drähte zum Beispiel an Seidenfäden<br />
aufgehängt o<strong>der</strong> durch Glasröhrchen gezogen.<br />
Mit <strong>der</strong> Erfindung des Galvanischen Elements<br />
1800 durch VOLTA war es möglich,<br />
stärkere Ströme zu erzeugen. Diese leitete<br />
man durch Drähte, die mit Bespinnung o<strong>der</strong><br />
Beflechtung aus mit harz- o<strong>der</strong> asphalthaltigen<br />
Massen getränkter Jute, Baumwolle,<br />
Seide und an<strong>der</strong>en Faserstoffen isoliert wurden.<br />
Da es für die Telegraphie notwendig war,<br />
Leitungen auch unterirdisch zu verlegen und<br />
die genannten Materialien nicht ausreichend<br />
Schutz vor Feuchtigkeit boten, wurden Experimente<br />
mit Gummibän<strong>der</strong>n durchgeführt,<br />
die man um die textilisolierten Leitungen wickelte,<br />
und Glasrohren, die mit Gummimuffen<br />
verbunden wurden. Für diese Verlegungsart<br />
war die Entdeckung <strong>der</strong> Guttapercha bahnbrechend.<br />
WERNER SIEMENS erschloss den<br />
deutschen Markt um 1846 mit einer Probe,<br />
die er von seinem Bru<strong>der</strong> Wilhelm aus London<br />
zugeschickt bekam. SIEMENS schrieb:<br />
„Die ausgezeichneten Eigenschaften dieser<br />
Masse, in erwärmtem Zustand plastisch zu<br />
werden und, wie<strong>der</strong> erkaltet, ein guter Isolator<br />
<strong>der</strong> Elektrizität zu sein, erregten meine<br />
Aufmerksamkeit. Ich überzog einige Drahtproben<br />
mit <strong>der</strong> erwärmten Masse und fand,<br />
dass sie sehr gut isoliert waren […]“<br />
Die Leitungsdrähte wurden mittels Walzen<br />
mit <strong>der</strong> Guttaperchamasse isoliert, wobei<br />
Walznähte entstanden, die nach einiger Zeit<br />
aufgingen. HANCOCK entwickelte eine Guttaperchapresse<br />
zur industriellen nahtlosen<br />
Beschichtung von Kupferdrähten. Kurz drauf<br />
konstruierte SIEMENS eine Schraubenpresse<br />
für diesen Zweck (Abb. 7) und erzielte damit<br />
eine dauerhafte Isolation. „[…] Es stellte sich<br />
aber heraus, dass die Walznaht sich mit <strong>der</strong><br />
Zeit löste. Ich konstruierte daher eine Schraubenpresse,<br />
durch welche die erwärmte Guttapercha<br />
unter Anwendung hohen Druckes<br />
ohne Naht um den Kupferdraht gepresst<br />
wurde. Die mit Hilfe einer solchen, von Halske<br />
ausgeführten Modellpresse überzogenen Leitungsdrähte<br />
erwiesen sich als gut isoliert und<br />
behielten ihre Isolation dauernd bei. Im Sommer<br />
1847 wurde die erste längere unterirdische<br />
Leitung von <strong>Berlin</strong> bis Großbeeren mit<br />
<strong>der</strong>artig isolierten Drähten von mir gelegt […<br />
] In <strong>der</strong> Tat sind seit jener Zeit nicht nur die<br />
unterirdisch geführten Landlinien, son<strong>der</strong>n<br />
auch die submarinen Kabellinien fast ausnahmslos<br />
in dieser Weise isoliert […]“ Der<br />
Vorteil <strong>der</strong> Guttapercha, bei Wärme verformbar<br />
zu sein, war zugleich auch ihr Nachteil:<br />
ein Einsatz in Räumen mit hoher Temperatur<br />
war nicht möglich. So konnten in den Maschinen-und<br />
Kesselhäusern <strong>der</strong> Lichtstationen<br />
keine mit Guttapercha isolierten Leitungen<br />
verlegt werden, da sie sich durch Stromwärme<br />
verformten. Bis zur Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
war Guttapercha von großer<br />
Bedeutung für die Elektroindustrie, beson<strong>der</strong>s<br />
für die Isolierung von Unterwasserkabeln.<br />
Zwischen 1845 und 1896 wurden allein<br />
10 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
in Großbritannien 48 000 t des Materials verbraucht.<br />
Guttapercha hatte gute Formeigenschaften,<br />
bot eine wasserdichte Isolation und<br />
war „in <strong>der</strong> natürlichen Feuchtigkeit des Bodens<br />
unbegrenzt haltbar“. Allerdings war es<br />
ausgesprochen teuer und es war nicht möglich,<br />
Starkstromleitungen auf diese Weise zu<br />
isolieren, da mittels <strong>der</strong> Modellpressen nur<br />
Leitungen mit geringem Querschnitt herzustellen<br />
waren. Der Mangel eines geeigneten<br />
Isoliermaterials führte zu Problemen. So<br />
schreibt beispielsweise die Thüringer Elektricitäts-Lieferungsgesellschaft<br />
Gotha in ihrem<br />
„Nachrichtenblatt“ über die elektrische Straßenbahn<br />
<strong>Berlin</strong>-Lichterfelde: „Der Motor leistete<br />
bei 15 Kilometer Stundengeschwindigkeit<br />
fünf Pferdestärken. Die<br />
Stromzufuhr erfolgte durch die Schienen. Natürlich<br />
gab es bei dieser Bahn anfangs<br />
Schwierigkeiten. Für die Isolierung <strong>der</strong> Wegeübergänge<br />
war nicht gesorgt, so dass die<br />
Pferde beim Überschreiten elektrische<br />
Schläge erhielten, auf die Knie stürzten und<br />
dann durchgingen. Weitere Schwierigkeiten<br />
folgten daraus, dass die Lichterfel<strong>der</strong> Schuljugend<br />
die Bahnanlagen zu wissenschaftlichen<br />
Forschungen benutzte. Kleine und große<br />
Kin<strong>der</strong> führten durch Metalldrähte Kurzschluss<br />
herbei […]“.<br />
1883 wurde wegen dieser Schwierigkeiten<br />
<strong>der</strong> Strom <strong>der</strong> „Knochenmihl“, <strong>der</strong> Bahn von<br />
Frankfurt a. M. nach Offenbach, per Oberleitung<br />
zugeführt. Bis heute haben sich zur<br />
Stromübertragung zwei Systeme erhalten:<br />
unterirdisch verlegte Kabel und Freileitungen<br />
auf Masten. Im Gegensatz zu den isolierten<br />
Erdkabeln waren und sind die Freileitungen<br />
luftisoliert, so dass zwischen den Leitern ein<br />
Mindestabstand eingehalten werden muss<br />
und die Leitungen über Isolatoren an den<br />
Masten anzubringen sind.<br />
Leitungsmaterial Kupfer<br />
Am häufigsten kommen damals wie heute<br />
Kupferleitungen wegen ihrer hohen Leitfähigkeit,<br />
Haltbarkeit, Festigkeit, guten Bearbeitbarkeit<br />
zum Einsatz. Der Querschnitt<br />
isolierter Kupferleitungen reichte von 0,5–10<br />
mm² als massive Drähte und ab 10–150 mm²<br />
als mehrdrähtige Leiter. Als noch eine Isolierung<br />
mit einer Gummimischung gebräuchlich<br />
war, wurden die Kupferdrähte feuerverzinnt,<br />
um das Kupfer vor dem in <strong>der</strong> Gummimischung<br />
enthaltenen Schwefel und die Gummimischung<br />
vor den Einflüssen des Kupfers<br />
zu schützen. Im Meyers Lexikon <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />
findet sich auch <strong>der</strong> Hinweis,<br />
dass man Leitungsdrähte auch heute verzinnt,<br />
um die Haftfähigkeit von Kautschuküberzügen<br />
zu verbessern. Der Zinngehalt<br />
wurde während <strong>der</strong> Weltkriege durch Beigabe<br />
von bis zu 95 % Blei herabgesetzt.<br />
Während <strong>der</strong> beiden Weltkriege durfte Kupfer<br />
zu Leitungszwecken nur eingeschränkt verwendet<br />
werden. In einer Preisliste <strong>der</strong> Siemens-Schuckertwerke<br />
von 1919 heißt es<br />
dazu: „Die Querschnitte 1 und 1,5 qmm <strong>der</strong><br />
Type KGC können ohne weiteres geliefert<br />
werden, während die Anfertigung <strong>der</strong> Querschnitte<br />
von 2,5 qmm aufwärts vorläufig nur<br />
mit Verwendungserlaubnis <strong>der</strong> Elektrizitäts-<br />
Wirtschaftsstelle <strong>Berlin</strong>, Königgrätzer Str. 28,<br />
für das erfor<strong>der</strong>liche Kupfer möglich ist.“<br />
Aluminium<br />
Aluminium diente teilweise als Ersatz von<br />
Kupfer für Freileitungsseile. Für Starkstrom-<br />
Installationsleitungen wurde Leitaluminium<br />
mit einem Reinheitsgrad von 99,5 % verwendet.<br />
Jedoch hat Aluminium den Nachteil, dass<br />
es an <strong>der</strong> Luft eine leicht isolierende Schicht<br />
ausbildet. Diese Erscheinung konnte bei <strong>der</strong><br />
Verwendung als Magnetspulendraht künstlich<br />
verstärkt und so sinnvoll eingesetzt werden.<br />
Die geringere Festigkeit des Aluminiums<br />
gegenüber dem Kupfer ist im Hinblick auf die<br />
Installation und den damit verbundenen Zugund<br />
Biegebeanspruchungen von Vorteil.<br />
Zink<br />
Da in den beiden Weltkriegen Mangel an<br />
Kupfer und Aluminium für elektrotechnische<br />
Zwecke herrschte, griff man auf Zinkdraht zurück.<br />
Zink hat jedoch die Eigenschaft, dass<br />
bei Einwirkung von Wärme Grobkornbildung<br />
auftritt, was auch bei Stromwärme <strong>der</strong> Fall<br />
war und die verwendeten Zinkdrähte bereits<br />
kurze Zeit später ausgetauscht werden mussten.<br />
Im Zweiten Weltkrieg konnte die Firma<br />
SIEMENS dieses Problem lösen, indem man<br />
eine Legierung aus Zink und Aluminium entwickelte,<br />
die anwendungstechnisch einwandfrei<br />
war, aber nur ca. ein Viertel bis ein Fünftel<br />
<strong>der</strong> Leitfähigkeit des Kupfers besaß. Als auch<br />
das Aluminium knapp wurde, griff man auf<br />
eine Zn-Fe-Legierung zurück.<br />
In einem Artikel in <strong>der</strong> Elektrotechnischen<br />
Zeitschrift (im Folgenden als ETZ abgekürzt)<br />
vom 23. März 1916 veröffentlichte die Drahtund<br />
Kabelkommission des Verbandes Deutscher<br />
Elektrotechniker (im Folgenden als VDE<br />
abgekürzt) die Normalien für die Ausführung<br />
von Fassungsa<strong>der</strong>n, Pendelschnüren, Leitungen<br />
zum Anschluss ortsverän<strong>der</strong>licher Stromverbraucher<br />
mit Aluminium-o<strong>der</strong> Zinkleitern.<br />
Eisen<br />
Da Eisen einen sehr viel höheren Wi<strong>der</strong>stand<br />
als Kupfer hat, wurde es nur verwendet,<br />
wenn eine gute Leitfähigkeit nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
und ein Rosten nicht zu befürchten war.<br />
Leitungstypen<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Leitungstechnik unterschied<br />
man zunächst zwischen blanken und isolierten<br />
Leitungen, wobei Leitungen mit Textilumhüllung<br />
ab 1900 ebenfalls als „blank“, also<br />
nicht isoliert, galten.<br />
Blanke Leitungen<br />
In Ermangelung geeigneten Isolationsmaterials<br />
verlegte man zum Teil auch blanke Leitungen<br />
über Isolatoren. Waren die Drähte<br />
gegen unbeabsichtigtes Berühren geschützt,<br />
wie bei Frei-und Erdleitungen (letztere nur<br />
bei Nie<strong>der</strong>spannung) und auf Schalttafeln,<br />
wurden sie auch später noch blank verlegt.<br />
Als deutliche Verbesserung kann das Patent<br />
<strong>der</strong> Firma SIEMENS & HALSKE in <strong>Berlin</strong> aus<br />
dem Jahr 1880 angesehen werden. Es ist mit<br />
„Neuerungen in dem Verfahren zur Herstellung<br />
isolierter Leitungen“ überschrieben und<br />
hatte zum Ziel: „Die Tränkung in <strong>der</strong> Luftleere<br />
<strong>der</strong> in einer unter Anwendung von Schwefelsäure<br />
o<strong>der</strong> eines an<strong>der</strong>en hygroskopischen<br />
Körpers getrockneten Umspinnung isolierter<br />
Drähte mit Kautschuköl o<strong>der</strong> einer ähnliche<br />
Eigenschaften besitzenden Flüssigkeit.“<br />
Diese, mit einem getränkten Faserstoff besponnenen<br />
o<strong>der</strong> beflochtenen Leitungen, galten<br />
bis zur ersten VDE-„Normalie“ 1900 als<br />
isoliert, obwohl sie den Leiter lediglich gegen<br />
Witterungs-o<strong>der</strong> chemische Einflüsse schützten<br />
und daher beispielsweise auch nicht an<br />
metallischen Wänden anliegen durften. Verlegt<br />
wurden diese Leitungen in Verbraucheranlagen<br />
in Holzleisten o<strong>der</strong> auf<br />
Porzellanrollen, was in den meisten Fällen genügte,<br />
da Betriebsspannungen von 110 Volt<br />
selten überschritten wurden. Mit <strong>der</strong> Verabschiedung<br />
<strong>der</strong> Normalie des VDE galten nur<br />
noch gummiisolierte Leitungen als isoliert.<br />
1900 wurde auch die Gründung <strong>der</strong> „Drahtund<br />
Kabelkommission“ auf <strong>der</strong> Jahresversammlung<br />
des VDE beschlossen, die am 26.<br />
Juni 1901 die Normalien für Gummiband-und<br />
Gummia<strong>der</strong>schnüre sowie für einfache<br />
Gleichstromkabel bis 700 Volt verabschiedete,<br />
die ab dem 1. Januar 1903 gültig<br />
waren.<br />
Isolierte Leitungen<br />
Als SIEMENS & HALSKE 1893 die Gummibandleitungen<br />
für die Verlegung in feuchten<br />
Räumen erfand, bei denen <strong>der</strong> Leiter mit<br />
Lagen aus Baumwollbespinnung, Naturgummiband,<br />
Baumwollbespinnung und einer mit<br />
schwarzer Isoliermasse getränkten Baumwollbeflechtung<br />
umgeben wurde, waren die<br />
ersten isolierten Leitungen (LGU-Leitungen)<br />
auf dem Markt (Tabelle 3), für die <strong>der</strong> VDE<br />
1903 die ersten Normalien erließ.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 11
Titelthema - Energiewende<br />
Aus den Gummibandleitungen stellte man<br />
auch zwei-o<strong>der</strong> dreiadrige Leitungen aus<br />
feindrähtigen Litzenleitern her, die eine<br />
Glanzgarnbeflechtung erhielten und sowohl<br />
als Zuleitungen für Tischlampen als auch bei<br />
fest verlegten Installationsleitungen in Wohnräumen<br />
Verwendung fanden. Die einadrigen<br />
Gummibandleitungen waren für Spannungen<br />
bis 250 Volt, die mehradrigen Schnüre bis<br />
125 Volt zugelassen. Da jedoch das Gummiband<br />
noch aus unvulkanisiertem Naturkautschuk<br />
bestand, versprödete es schnell. Die<br />
Gummibandleitungen mussten daher auf<br />
Porzellanrollen verlegt werden, um zusammen<br />
mit <strong>der</strong> Textilumhüllung eine relativ sichere<br />
Isolation vorzuweisen. Nachdem seit<br />
1905 Gummia<strong>der</strong>leitungen NGA mit vulkanisierter<br />
Gummihülle hergestellt wurden, stufte<br />
<strong>der</strong> VDE 1908 die Verlegung von Gummibandleitungen<br />
und -schnüren als unzulässig<br />
ein und beschränkte diese auf die wandfeste<br />
Verlegung auf Putz in trockenen Räumen. Ab<br />
1914 wurden die Gummia<strong>der</strong>leitungen mit<br />
Gummibän<strong>der</strong>n isoliert, die vulkanisierbar<br />
waren. Nach <strong>der</strong> Bespinnung mit gummiertem<br />
Baumwollband wurden die Leitungen<br />
vulkanisiert und mit Baumwolle beflochten,<br />
die mit einer schwarzen Bitumenmasse getränkt<br />
wurde.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Energiesysteme<br />
1. Historisches zur Brennstoffzelle<br />
Man möchte meinen, die Brennstoffzelle sei<br />
eine Erfindung <strong>der</strong> letzten zwanzig, vielleicht<br />
dreißig Jahre. Doch das Funktionsprinzip <strong>der</strong><br />
Brennstoffzelle beruht auf <strong>der</strong> weitaus älteren<br />
Entdeckung des deutschen Christian-<br />
Friedrich Schönbein. Er entdeckte 1838, dass<br />
zwischen zwei von Wasserstoff bzw. Sauerstoff<br />
umspülten Platindrähten eine elektrische<br />
Spannung messbar war.<br />
Parallel dazu arbeitete <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> Sir Robert<br />
Grove 1839 an <strong>der</strong> galvanischen Gasbatterie.<br />
Diese Erfindung beruht auf <strong>der</strong><br />
Entdeckung Schönbeins und war damit eine<br />
frühe Form <strong>der</strong> Brennstoffzelle. Die Erfindung<br />
<strong>der</strong> Brennstoffzelle wird daher diesen beiden<br />
Wissenschaftlern<br />
zuges<br />
p r o c h e n .<br />
Diese konnte<br />
zu dieser Zeit<br />
jedoch nur<br />
sehr geringe<br />
Ströme erzeugen.<br />
Sir William<br />
Robert Groves<br />
(1811-1896)<br />
Groves war nicht nur Naturwissenschaftler,<br />
in einem späteren Lebensabschnitt wurde er<br />
Anwalt und brachte es 1871 damit sogar<br />
zum Richter. Es verwun<strong>der</strong>t nicht, dass er sich<br />
mit seinem technischen Wissen später auf Patentrecht<br />
spezialisierte.<br />
Schema <strong>der</strong> Groves’schen Gasbatterie<br />
2. Meilensteine in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Brennstoffzelle:<br />
• 1838/1839 Entdeckung des elektrochemischen<br />
Prinzips durch Schönbein und<br />
Groves<br />
• 1920 Forschung und technologische Verbesserungen,<br />
Prognostizierter Wirkungsgrad<br />
von 83%, die elektrochemischen<br />
Vorgänge konnten nicht eindeutig erklärt<br />
werden<br />
• 1950er Einsatz in U-Booten (kompakte<br />
Energiewandler mit hoher Leistungsdichte<br />
wurden notwendig)<br />
• 1960er Einsatz von Brennstoffzellen in<br />
<strong>der</strong> amerikanischen Raumfahrt (Kosten<br />
spielten in <strong>der</strong> Raumfahrt zu damaliger<br />
Zeit keine Rolle)<br />
• Seit 1980er verstärkte Fokussierung auf<br />
die Brennstoffzelle als Ersatz konventioneller<br />
Energiequellen<br />
3. Aufbau und Funktionsprinzip <strong>der</strong><br />
Brennstoffzelle<br />
In dieser Arbeit wird lediglich<br />
die Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle<br />
betrachtet, da sie technologisch<br />
den größten Nutzen<br />
und Bedeutung<br />
aufweist.<br />
Eine Brennstoffzelle ist<br />
eine galvanische Zelle, die<br />
die chemische Reaktionsenergie<br />
eines kontinuierlich<br />
zugeführten<br />
Brennstoffes und eines<br />
Oxidationsmittels in elektrische<br />
Energie umwandelt.<br />
Die Funktionsweise ist dadurch gegeben,<br />
indem chemische Energie direkt in elektrische<br />
Energie umgewandelt wird. Deshalb<br />
zählt dieses System auch zu den Energiewandlern.<br />
Dabei werden zwei Elektroden<br />
durch eine Trennschicht, <strong>der</strong> Membran, voneinan<strong>der</strong><br />
getrennt. Die Anode wird von Was-<br />
serstoff umspült und dabei in ihre Bestandteile<br />
zerlegt.<br />
Dabei gelangen lediglich die Atomkerne<br />
(Ionen) in den Elektrolyten. Die Elektronen<br />
nehmen den Weg des für sie geringsten Wi<strong>der</strong>standes<br />
über einen Verbraucher. Am negativen<br />
Pol des Stromkreises, <strong>der</strong> Kathode,<br />
treffen die Elektronen auf einströmenden<br />
Sauerstoff. Dieser nimmt die Elektronen auf<br />
und wan<strong>der</strong>t anschließend in den Elektrolyten.<br />
Dort trifft er auf die zuvor getrennten<br />
Wasserstoff-Ionen <strong>der</strong> Anode und verbindet<br />
sich mit ihnen zu Wasser. Die dabei entstehende<br />
Spannung beträgt theoretisch 1,23<br />
Volt. In <strong>der</strong> Praxis werden aufgrund von Verlusten<br />
Werte von 0,6 bis 0,9 V erreicht. Zur<br />
Unterstützung des Prozesses wird fast immer<br />
ein Katalysator verwendet.<br />
Da Wasserstoff ein Element ist, das sehr<br />
schnell eine Bindung mit an<strong>der</strong>en Stoffen eingeht,<br />
kommt ist in <strong>der</strong> Natur praktisch nicht<br />
vor. Deshalb werden viele Brennstoffzellen<br />
auch mit sog. Prozessgasen wie Methan (Erdgas)<br />
betrieben. Dieses muss vor <strong>der</strong> Nutzung<br />
in einer BSZ jedoch einer Reformierung unterzogen<br />
werden. Dabei wird das stark H2-<br />
haltige Gas mittels unterschiedlicher<br />
Verfahren in Wasserstoff zerlegt.<br />
Das aktuell größte Problem in <strong>der</strong> kommerziellen<br />
Verwendung von BSZ ist die Speicherung<br />
des Gases. Die zur Speicherung<br />
notwendigen Tanks und Druckbehälter nehmen<br />
einen Großteil des Fahrzeugs ein. Wasserstoff<br />
muss zur Lagerung in seiner flüssigen<br />
Form vorliegen. Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich es auf<br />
einer konstanten Temperatur von mindestens<br />
– 253°C zu halten. Dies wie<strong>der</strong>um erfor<strong>der</strong>t<br />
eine sehr gute Isolierung <strong>der</strong> Tanks.<br />
Schematischer Aufbau einer Brennstoffzelle<br />
Ein weiteres Problem ist, dass die Betriebstemperatur<br />
<strong>der</strong> meisten BSZ relativ gering ist.<br />
Sie liegt bei <strong>der</strong> einfachsten Form <strong>der</strong> BSZ bei<br />
ca. 50 bis 80°C. Mit steigen<strong>der</strong> Temperatur<br />
steigt jedoch die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />
12 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Daraus resultiert ein wesentlich höherer Wirkungsgrad.<br />
Daher ist man bestrebt, vor allem<br />
in mobilen Fahrzeugen die Temperatur auf<br />
mindestes 100°C anzuheben. Selbst bei diesen<br />
Temperaturen wird eine BSZ den Nie<strong>der</strong>temperaturwandlern<br />
zugeschrieben.<br />
4. Technologische Anwendungen von<br />
Brennstoffzellen<br />
Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
Als erste Anwendung einer Fuel Cell in einem<br />
Fahrzeug gilt ein Gefährt des amerikanischen<br />
Fahrzeugbauers GM. Der „Electrovan“ wurde<br />
1966 im GM-Technik-Center vorgestellt. In<br />
ihm war eine 5 kW LiCl-Brennstoffzelle verbaut.<br />
Durch den enormen Platzbedarf <strong>der</strong> Apparatur<br />
wurde aus dem ehemaligen<br />
Sechssitzer ein Zweisitzer. Das Fahrzeug erreichte<br />
eine Geschwindigkeit von 105 km/h<br />
und hatte eine Reichweite von 200 km. Die<br />
Lebensdauer <strong>der</strong> Brennstoffzelle betrug 100<br />
Stunden.<br />
Von Kordesch, dem Entwickler des Electrovans,<br />
stammt auch ein Motorrad, dass bei<br />
einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h<br />
eine Reichweite von ca. 320 km hatte. Für<br />
seinen Eigenbedarf nutze <strong>der</strong> Entwickler drei<br />
Jahre lang einen umgebauten Austin A40, <strong>der</strong><br />
mit einem AFC/Batterie Hybrid-Antrieb ausgestattet<br />
war. Die Brennstoffzelle war im Kofferraum<br />
installiert, die vier Tanks auf dem<br />
Fahrzeugdach.<br />
Bereits Mitte <strong>der</strong> 80er-Jahre rüstete Mercedes-Benz<br />
fünf Fahrzeuge und fünf Lieferwagen<br />
mit Wasserstoff-Benzin-Motoren aus. Sie<br />
hatten eine Reichweite von bis zu 150 km.<br />
Erst Anfang <strong>der</strong> <strong>der</strong> 90er Jahre kam die kommerzielle<br />
Entwicklung wirklich in Gang. Man<br />
erkannte, dass Rohstoffknappheit und politische<br />
Unabhängigkeit eine sehr große Bedeutung<br />
erlangen werden. Inzwischen kann<br />
jedes größere Automobilunternehmen ein<br />
wasserstoffbetriebenes Fahrzeug vorweisen.<br />
Einige Beispiele sind:<br />
Die NECAR-Serie von Daimler Chrysler<br />
Fahrzeuge von Daimler-Chrysler, Ford und<br />
Toyota<br />
BMW verfolgt im Gegensatz zu <strong>der</strong> Konkurrenz<br />
ein an<strong>der</strong>es System. Hier wird konsequent<br />
auf Hybridtechnologie gesetzt. Dies<br />
hat wahrscheinlich den Grund, keine Einbußen<br />
in Komfort und Leistung einzugehen.<br />
Dieses System hat absolut nichts mit Brennstoffzellentechnologie<br />
zu tun und wird nur<br />
deshalb erwähnt um darauf aufmerksam zu<br />
machen, dass nicht jedes Wasserstofffahrzeug<br />
automatisch umweltfreundlich ist. Denn<br />
CO2 entsteht bei dieser Technik natürlich<br />
weiterhin.<br />
Brennstoffzellen werden gerne in Bussen öffentlicher<br />
Nahverkehrsbetriebe verwendet.<br />
Dies hat den Vorteil, dass diese Fahrzeuge<br />
sehr groß sind und dort genügend Bauraum<br />
zur Verfügung steht. Unternehmen wie Mercedes-Benz<br />
o<strong>der</strong> MAN haben solche Fahrzeuge<br />
bereits seit Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre<br />
in Betrieb.<br />
5. Anwendungen von Brennstoffzellen<br />
außerhalb von Fahrzeugen<br />
Außer in Fahrzeugen, werden Brennstoffzellen<br />
zu Testzwecken auch heute schon in vielen<br />
an<strong>der</strong>en Bereichen und Branchen<br />
eingesetzt. So werden die Akkumulatoren in<br />
mobilen Kleingeräten gerne durch BSZ ersetzt.<br />
Dies wurde bereits erfolgreich in Notebooks,<br />
MP3-Playern und Mobiltelefonen<br />
getestet. Die Vorteile dabei sind längere Laufzeiten,<br />
erhöhte Lebensdauer, kürzere Ladezeiten<br />
und selbstverständlich die Umweltverträglichkeit<br />
gegenüber Akkus.<br />
Ein großes Anwendungsgebiet für Brennstoffzellen<br />
könnten Kompaktsysteme für<br />
Kommunen und Privathaushalte werden. Der<br />
Vorteil liegt auf <strong>der</strong> Hand. Unabhängigkeit<br />
von Strom- und Netzanbietern. Dadurch<br />
Wegfall von Kabel- und Freileitungsnetzen.<br />
Ein weiterer erheblicher Vorteil ist die Kraft-<br />
Wärmekopplung dieser Anlagen. Die Abwärme<br />
kann zur Warmwasserbereitung für<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 13
Titelthema - Energiewende<br />
Brauchwasser und<br />
Heizung genutzt<br />
werden. Um den erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Wasserstoff<br />
zuzuführen,<br />
können die bereits<br />
vorhandenen Erdgasleitungen<br />
weiterverwendet werden. In<br />
ferner Zukunft wird bei selbst erzeugtem<br />
Wasserstoff (Photovoltaik) je<strong>der</strong> Haushalt autark<br />
sein können.<br />
Brennstofzellenbasiertes BHKW <strong>der</strong> Firma Vailant:<br />
Pelektr.: 4,6 kW<br />
Pthermisch: 7 kW<br />
Wirkungsgrad: 33%<br />
Konzept von EADS:<br />
Wasserstoffbetriebener<br />
Langstreckenjet<br />
Mobiler<br />
Energieerzeuger<br />
in Serie<br />
gefertigt<br />
6. Aussicht in die Zukunft<br />
Durch Brennstoffzelle lassen sich praktisch<br />
alle elektrisch betriebenen Geräte ersetzen.<br />
So sollen Brennstoffzellen Starterbatterien in<br />
Fahrzeugen ersetzen, mobilen Geräten zu<br />
längeren Standzeiten verhelfen und den<br />
Komfort in vielen Bereichen erhöhen. Vor<br />
allem im Bereich <strong>der</strong> Energieerzeugung, ob<br />
in Kraftwerken o<strong>der</strong> im Privathaushalt, wird<br />
die Brennstoffzelle Einzug halten.<br />
7. Fazit<br />
Trotz vieler Entwicklungen in den verschiedensten<br />
Bereichen gibt es noch kaum serienreife<br />
Anwendungen für den kommerziellen<br />
Bereich. Solange die Akzeptanz <strong>der</strong> Verbraucher<br />
nicht gegeben ist und die Energiepreise<br />
noch bezahlbar sind, wird sich daran auch<br />
nicht viel än<strong>der</strong>n. Lei<strong>der</strong> wird die Forschung<br />
und Weiterentwicklung deswegen nicht genügend<br />
vorangetrieben. Staatliche Unterstützung<br />
würde den Ausbau und die<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Technologie ebenfalls weitaus<br />
verbessern. Anwendungen wie Blockheizkraftwerke<br />
haben in jedem Fall eine<br />
große Zukunft. Da die Energiereserven zu<br />
Ende gehen und ständig neue Konflikte in<br />
den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ölgewinnung drohen, sind<br />
neue und innovative Energiesysteme unumgänglich.<br />
Vorteile <strong>der</strong> Brennstoffzelle:<br />
• Erzeugung von elektrischer Energie und<br />
Wärme ohne verschleißbehaftete, mechanische<br />
Teile<br />
• Kein Einsatz von fossilen Brennstoffen<br />
erfor<strong>der</strong>lich (in <strong>der</strong> Theorie zumindest)<br />
• Keine Erzeugung von CO2<br />
• - Politische und finanzielle Unabhängigkeit<br />
von Ölexportierenden Staaten<br />
• Schonung <strong>der</strong> fossilen Rohstoffreserven<br />
Nachteile <strong>der</strong> Brennstoffzelle:<br />
• im Moment sehr hohe Preise für Materialien<br />
( 100.000€ für ein 50 -70 kW<br />
Stack)<br />
• Erzeugung und Speicherung des benötigten<br />
Prozessgases<br />
• Hoher Platzbedarf <strong>der</strong> Tanks<br />
• Sehr schlechtes Tankstellennetz<br />
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
Stefan Bleicher<br />
Ihr Partner in<br />
Sachen Strom<br />
ELEKTROTECHNIK<br />
Gartenstraße 8 · 91220 Schnaittach<br />
Telefon (0 91 53) 92 49 83 · FAX 92 49 85<br />
Stefan Gebhard<br />
www.klempnerei-gebhard.de<br />
Hauptstr. 30<br />
91364 Unterleinleiter<br />
Telefon 0 9194/79 54 19<br />
Telefax 0 9194/79 54 18<br />
Mobil 01 73/9 9195 40<br />
lnfo@klempnerei-gebhard.de<br />
14 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
<strong>Projekt</strong> "Energiewende":<br />
Schneckentempo und Zickzackkurs statt klarer Konzepte<br />
Erik Gawel, Bernd Hansjürgens<br />
In Sachen Energiewende sieht sich die Bundesregierung<br />
"auf Zielkurs" 1 . Sie stützt sich<br />
dabei auf den ersten Monitoring-Bericht <strong>der</strong><br />
dazu eingesetzten Expertenkommission von<br />
Ende 2012, 2 die aber Zielerfüllung wohlweislich<br />
nur für den Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien bescheinigt. Bei nüchterner Betrachtung<br />
zeigen sich bei vielen wichtigen<br />
Elementen des Transformationsprozesses offene<br />
Baustellen: ob beim Stromnetzausbau,<br />
<strong>der</strong> Offshore-Windenergie, <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong><br />
Energieeffizienz, <strong>der</strong> Gebäude sanierung und<br />
Kraft-Wärme-Kopplung, <strong>der</strong> Energiewende<br />
im Verkehr o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dekarbonisierung. Der<br />
Monitoring-Bericht 2012 zeigt für zahlreiche<br />
Bereiche, dass die bisherige Entwicklung<br />
noch weit von den gesteckten Zielen, selbst<br />
für die mittlere Frist (2020), entfernt ist. 3 Und<br />
die einzige unzweifelhafte Erfolgsgeschichte<br />
<strong>der</strong> Energiewende, die Steigerung des Anteils<br />
erneuerbarer Energieträger am Bruttostromverbrauch<br />
auf über 20% 2011 (Zielmarke<br />
2020: 35%), wird durch zweifelhafte Debatten<br />
um Kosten und Strompreise entwertet<br />
und über Grundsatzdiskussionen um das För<strong>der</strong>regime<br />
zugunsten <strong>der</strong> Erneuerbaren<br />
zudem noch zur Disposition gestellt. Dabei ist<br />
auch bei <strong>der</strong> Substitution <strong>der</strong> Energieträger<br />
von fossil-nuklear auf erneuerbar - trotz <strong>der</strong><br />
Erfolge <strong>der</strong> Vergangenheit - immer noch nahezu<br />
eine Umkehrung <strong>der</strong> aktuellen Verhältnisse<br />
auf 80% Erneuerbare bis 2050 zur<br />
Erreichung <strong>der</strong> Zielmarke erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Zweifellos ist die umfassende Systemtransformation<br />
bei Strom, Wärme und Verkehr eine<br />
Herkulesaufgabe, bei <strong>der</strong> man seit <strong>der</strong> Neuaufstellung<br />
<strong>der</strong> Energiepolitik 2010/2011<br />
noch keine Wun<strong>der</strong> erwarten darf. Es fragt<br />
sich allerdings, ob die politischen Weichen<br />
Bildquellenangabe: birgitH / pixelio.de<br />
richtig gestellt sind, um wi<strong>der</strong>spruchsfreie<br />
und koordinierte Entwicklungen, welche die<br />
Zielerfüllung insgesamt aussichtsreich machen,<br />
anzustoßen. Hieran bestehen aber erhebliche<br />
Zweifel. An energiepolitischen<br />
Maßnahmen mangelt es dabei nicht: In verschiedenen<br />
Wellen wurden, zunächst unter<br />
dem Rubrum <strong>der</strong> Klimapolitik (z.B. Einführung<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG) 2000, EU-Emissionshandel 2005, Integriertes<br />
Energie- und Klimaschutzprogramm<br />
2007), nunmehr als "Energiewende" (insbeson<strong>der</strong>e<br />
über das umfangreiche "Energiepaket"<br />
2011), Maßnahmenpakete in allen<br />
Bereichen <strong>der</strong> Energieversorgung angestoßen.<br />
4 Probleme bereiten hier eher die mangelnde<br />
systemische Abstimmung <strong>der</strong><br />
einzelnen Maßnahmen und die fehlende Koordination<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Handlungsträger<br />
untereinan<strong>der</strong> (Bund, Län<strong>der</strong>, regionale Planungsbehörden<br />
und Kommunen), aber auch<br />
die mitunter erratisch anmutende politische<br />
Willensbildung bei <strong>der</strong> Implementation: Aktionismus<br />
bei Korrektureingriffen in die politische<br />
Rahmensetzung (EEG) steht hier neben<br />
verblüffendem Langmut gegenüber offensichtlichem<br />
Handlungsbedarf (Emissionshandel,<br />
EU-Effizienzrichtlinie).<br />
Scheinproblem Strompreise<br />
Die politische Aufmerksamkeit bleibt dabei<br />
zu stark auf den Stromsektor und hier wie<strong>der</strong>um<br />
auf die Energieträgerwahl fokussiert.<br />
Dies zeigt auch die in den letzten Monaten<br />
dominierende Kostendebatte: Obwohl die<br />
Strompreise für Verbraucher weniger stark<br />
gestiegen sind als jene für Heizöl, Gas o<strong>der</strong><br />
Fernwärme 5 , obwohl <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Stromausgaben<br />
am verfügbaren Einkommen für die<br />
Verbraucher seit langem mit durchschnittlich<br />
2,5% 6 unverän<strong>der</strong>t geringfügig ist und<br />
Prof. Dr. Erik Gawel ist Direktor des<br />
Instituts für Infrastruktur und Ressourcenmanagement<br />
<strong>der</strong> Universität Leipzig<br />
und stellvertreten<strong>der</strong> Leiter des<br />
Departments Ökonomie am Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung -<br />
UFZ, Leipzig.<br />
Prof. Dr. Bernd Hansjürgens leitet<br />
das Department Ökonomie am Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung -<br />
UFZ in Leipzig und ist Professor für<br />
Volkswirtschaftslehre, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Umweltökonomik, an <strong>der</strong> Martin-Luther-Universität<br />
Halle/Wittenberg.<br />
zudem hinter dem Ausgabenanteil für Kraftstoffe<br />
o<strong>der</strong> Heizung weit zurückbleibt, obwohl<br />
Stromausgaben auch durch Effizienz<br />
bei <strong>der</strong> Stromnutzung gemin<strong>der</strong>t werden<br />
können, ja sollen, und obwohl schließlich<br />
preistreibende Effekte im Endkundensegment<br />
keineswegs allein <strong>der</strong> EEG-För<strong>der</strong>ung<br />
zugeschrieben werden können, ist gerade um<br />
die Kostentreiber-Rolle des EEG ein erstaunlicher<br />
politischer Alarmierungswettbewerb zu<br />
beobachten, an dem sich sowohl die Ökonomen-Zunft<br />
als auch das Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(BMU) beteiligen ("Kosten-Tsunami" 7 ,<br />
Konzepte zur "Strompreisbremse" 8 , "Billionen-Rechnung"<br />
des BMU 9 ). Darüber geraten<br />
nicht nur die Nutzen <strong>der</strong> Energiewende als<br />
öffentliches Gut aus dem Blickfeld, son<strong>der</strong>n<br />
auch die eigentlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
eines Pfadwechsels <strong>der</strong> Systemtransformation<br />
sowie die gesellschaftliche Verständigung<br />
über eine insgesamt gerechte<br />
Lastverteilung dieses Vorhabens. 10 Mit Blick<br />
auf die Unternehmen schließlich sind bei <strong>der</strong><br />
Belastungsdebatte die flächendeckenden<br />
Ausnahme- und Son<strong>der</strong>regelungen bei <strong>der</strong><br />
Stromsteuer, bei den Netzentgelten, bei<br />
KWK- und EEG-Umlage zu berücksichtigen.<br />
Zum Teil profitieren ausgerechnet energieintensive<br />
Unternehmen über die Senkung <strong>der</strong><br />
Großhandelspreise mehr vom EEG, als sie<br />
selbst zu seiner Finanzierung beitragen.<br />
Die Politik präsentiert sich hier als ein aus <strong>der</strong><br />
polit-ökonomischen Regulierungstheorie 11<br />
bekannter, gegendruckempfindlicher "Las-<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 15
Titelthema - Energiewende<br />
tenmakler", <strong>der</strong> in erster Linie bestrebt ist,<br />
gut organisierten Wi<strong>der</strong>stand gegen die Energiewende<br />
zu minimieren und die Zustimmung<br />
auf Stimmenmärkten nicht zu<br />
gefährden. Dass aber ausgerechnet die zur<br />
vorrangigen Lasttragung ausersehenen, eher<br />
schwach organisierten Privathaushalte durch<br />
die anhaltende und politisch geschürte<br />
Strompreisdebatte nachhaltig irritiert und<br />
sensibilisiert wurden, gehört zu den Ironien<br />
<strong>der</strong> Energiewendepolitik.<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung Systemkonzept<br />
Das Hauptproblem dürfte aber kaum die<br />
"bremsende" Bewältigung drohen<strong>der</strong> Strompreisexzesse<br />
wegen steigen<strong>der</strong> EEG-Umlagen<br />
sein. In erster Linie stellt sich die - durchaus<br />
ebenfalls kostenrelevante - Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
einer Harmonisierung und Koordinierung <strong>der</strong><br />
einzelnen Systemkomponenten beim Wendeprozess:<br />
Nachdem ein gutes Jahrzehnt lang<br />
erfolgreich Erneuerbare im Energieträgermix<br />
unter bewusster Hintanstellung betriebswirtschaftlicher<br />
Gestehungskosten etabliert wurden,<br />
stellt sich nun die Frage, wie auch<br />
Erneuerbare mittel- bis langfristig Marktsignalen<br />
unterworfen werden können, wie insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch die volatilen Einspeisungen<br />
(Sonnen-, Windenergie) in die Verantwortung<br />
zur Netzstabilität eingebunden werden können,<br />
und wie sich die zunehmenden raumzeitlichen<br />
Disparitäten aus Erzeugung und<br />
Verbrauch durch Netze und Speicher kostengünstig<br />
sowie ökologie- und sozialverträglich<br />
überbrücken lassen. Auch muss die Versorgungssicherheit<br />
künftig durch einen ausreichenden<br />
"Schatten-Kraftwerkspark" gesichert<br />
werden, <strong>der</strong> zuverlässig und flexibel<br />
Energie liefert, wenn die Sonne nicht scheint<br />
und <strong>der</strong> Wind nicht weht.<br />
Zugleich bieten Effizienzstrategien und intelligente<br />
Netze die Möglichkeit, die genannten<br />
Probleme auf <strong>der</strong> Angebotsseite dadurch zu<br />
entschärfen, dass <strong>der</strong> Energiebedarf insgesamt<br />
abgesenkt o<strong>der</strong> zeitlich flexibilisiert<br />
wird. Für die notwendige Abstimmung dieser<br />
Systemelemente untereinan<strong>der</strong> und einen<br />
angemessenen zeitlichen Transformationspfad<br />
ist bisher kein klares Konzept erkennbar.<br />
Fairerweise muss man wohl hinzufügen, dass<br />
auch die Wissenschaft nicht über eine unstrittige<br />
Blaupause für diesen Wendeprozess verfügt,<br />
und dass Interessendivergenzen im<br />
politischen Bereich bestehen, die dieses Unterfangen<br />
erheblich erschweren.<br />
Dessen ungeachtet bleiben politisch insbeson<strong>der</strong>e<br />
die beachtlichen Potenziale einer<br />
Energieeffizienzpolitik bisher weitgehend ungehoben.<br />
12 Auch <strong>der</strong> Netzausbau wird gegenwärtig<br />
eher hektisch nachholend beschleunigt,<br />
als konzeptionell gesichert implementiert.<br />
So ringen unverän<strong>der</strong>t wi<strong>der</strong>sprüchliche<br />
Vorstellungen von Großlösungen ("Übertragungsnetz-Autobahnen")<br />
einerseits und versorgungsnahe<br />
Konzepte einer "Energiewende<br />
von unten" an<strong>der</strong>erseits miteinan<strong>der</strong>.<br />
Zudem erscheint fraglich, inwiefern die im<br />
Zuge <strong>der</strong> Liberalisierung eingeführte Anreizregulierung<br />
wirklich kompatibel ist mit den<br />
künftigen Anfor<strong>der</strong>ungen an Netzinvestitionen<br />
und Netzbetrieb infolge <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
Erzeugerstruktur. 13 Über die bisher lediglich<br />
geschaffenen Grundlagen für eine koordinierte<br />
Netzplanung und eine Beschleunigung<br />
<strong>der</strong> Planungs- und Genehmigungsverfahren<br />
(Energieleitungsausbaugesetz, Netzausbaubeschleunigungsgesetz)<br />
hinaus könnte daher<br />
auch im Netzbereich noch eine grundlegende<br />
Neuordnung erfor<strong>der</strong>lich werden.<br />
Einstige energiepolitische Vorzeigeprojekte<br />
wie die Elektro-Mobilität, ja selbst <strong>der</strong> europäische<br />
Emissionshandel (und mit ihm <strong>der</strong><br />
2011 aufgelegte Energie- und Klimafonds)<br />
sind sogar zwischenzeitlich notleidend geworden.<br />
Beim Emissionshandel ist kein politischer<br />
Wille erkennbar, die ganz<br />
offensichtliche Überallokation von Emissionsrechten<br />
auch nur im Ansatz zu korrigieren,<br />
wie das Scheitern <strong>der</strong> entsprechenden EU-<br />
Kommissions-Initiative im Europaparlament<br />
belegt. 14 Und während die Energie- und Klimaressorts<br />
das Gaspedal betätigen, stehen<br />
Natur-, Arten-, Gewässer- und Wohnumfeldschutz<br />
auf dem Bremshebel, solange <strong>der</strong>en<br />
Anliegen zwischen globalsteuernden Treiberinstrumenten<br />
(EEG) und einer planungsrechtlich<br />
noch ungefestigten Landnutzungs -<br />
steuerung aufgerieben zu werden drohen.<br />
Auch die bislang zu stark vernachlässigten<br />
externen Kosten <strong>der</strong> Erneuerbaren müssen -<br />
gerade bei einem Skalenwechsel auf 80%<br />
<strong>der</strong> Versorgung - künftig angemessen in die<br />
Ausbauentscheidungen einfließen.<br />
Friktionen durch Län<strong>der</strong>wettbewerb<br />
Die Fragmentierung des Wendegeschehens<br />
wird auch durch den Umstand beför<strong>der</strong>t, dass<br />
die Bundeslän<strong>der</strong> die Energiewende, insbeson<strong>der</strong>e<br />
den Markt für (jeweils regional verschiedene<br />
15 ) Erneuerbare, längst als regionalen<br />
Wirtschaftsfaktor betrachten und die hier zur<br />
Verteilung anstehenden Mittel in ihre Region<br />
zu lenken bestrebt sind. Ehrgeizige Ausbauziele<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> übertreffen dabei in ihrer Gesamtheit<br />
mit geschätzten über 50% am<br />
Bruttostromverbrauch ab 2020 bei weitem das<br />
Energiekonzept des Bundes (2020: mindestens<br />
35%), 16 und zwar bislang ohne jede Koordination.<br />
17 An die Stelle eines abgestimmten Ausbaus,<br />
<strong>der</strong> möglichst kostengünstig den gewünschten<br />
Gesamt-Zielkorridor beschreibt<br />
und System interdependenzen (z.B. beim Netzausbau)<br />
angemessen mitberücksichtigt, tritt<br />
so ein ineffizienter und zielverfehlen<strong>der</strong> Standortwettlauf.<br />
Und da die finanziellen Mittel<br />
über den Refinanzierungsmechanismus <strong>der</strong><br />
EEG-Umlage bislang nicht gedeckelt sind, entwickelt<br />
sich hier eine zunehmend problematische<br />
Pull-Dynamik eines möglichst raschen,<br />
möglichst weitgehenden regionalen Ausbaus.<br />
Günstiger lässt sich aus Län<strong>der</strong>sicht regionale<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung auch kaum betreiben;<br />
das Nachsehen hat das <strong>Projekt</strong> Energiewende<br />
als Ganzes. Schnecke und Hase sind auf dem<br />
Energiewende-Parcours offensichtlich gleichzeitig<br />
unterwegs, zum Teil sogar in unterschiedliche<br />
Richtungen, und sie erhalten von<br />
außen verwirrende Hinweise, wo ihre jeweilige<br />
Bahn eigentlich verläuft. Ungelöste Systemund<br />
Zielkonflikte bremsen so insgesamt den<br />
Energiewende-Prozess aus und erhöhen unnötig<br />
die Kosten.<br />
Beim Versuch des Gegensteuerns aber gerät<br />
die Energiewende bei <strong>der</strong> Bund-Län<strong>der</strong>-Koordination<br />
in ein Kartellspiel: Die internen "Produktions-Quoten"<br />
<strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong><br />
müssen gegen <strong>der</strong>en Eigeninteressen auf das<br />
übergeordnete Gesamtziel ausgerichtet werden.<br />
Mangels Kompetenzdurchgriff des Bundes<br />
bleiben nur freiwillige Beschränkungen -<br />
mit den aus <strong>der</strong> Spieltheorie bekannten Outsi<strong>der</strong>-Vorteilen<br />
bei <strong>der</strong> kollektiven Erstellung<br />
des öffentlichen Gutes "koordinierter Ausbau".<br />
Die Praxis bestätigt diesen Befund bisher<br />
eindrucksvoll: Auf dem "Energiegipfel"<br />
im März 2013 18 zeigte sich im Wesentlichen<br />
ein Bild politischer Handlungsunfähigkeit:<br />
Jede denkbare Reform-Maßnahme bleibt im<br />
komplexen Interessengeflecht ohne Mehrheit,<br />
obwohl doch <strong>der</strong> Reformbedarf und die<br />
Koordinationsnotwendigkeit einhellig bejaht<br />
werden. Anhaltende Ressortdifferenzen auf<br />
Bundesebene (Wirtschaft versus Umwelt)<br />
und politische Rahmenbedingungen (vier Minister<br />
in beiden Ressorts allein in dieser Legislaturperiode)<br />
tun ihr Übriges.<br />
Energiepolitische Rahmensetzung:<br />
klar, konsistent und stabil?<br />
Die Energiewende ist ein gesellschaftliches<br />
Großvorhaben, bei dem vor allem private Investitionen<br />
in Milliardenhöhe erfor<strong>der</strong>lich<br />
sind: Diese müssen privatwirtschaftlich gewagt<br />
werden, und sie müssen gesamtwirtschaftlich<br />
in die richtige Richtung weisen.<br />
Hierfür tragen politische Rahmenbedingungen<br />
die Verantwortung - für klare und konsistente<br />
Anreize einerseits sowie für stabile<br />
Rahmenbedingungen an<strong>der</strong>erseits. An bei-<br />
16 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
dem mangelt es freilich.<br />
Als "Energiekonzept" genügt es daher wohl<br />
nicht, immer neue Zielformulierungen und<br />
Maßnahmenpakete für diverse Energie-Bereiche<br />
auf den Weg zu bringen. Systemzusammenhänge,<br />
Zeitpfade und Handlungsebenen<br />
müssen zielgerichtet miteinan<strong>der</strong><br />
verzahnt werden. Dabei müssen auch Zielund<br />
Interessenkonflikte adressiert und politisch<br />
aufgelöst werden. Dies ist verbunden<br />
mit <strong>der</strong> Einsicht, dass ein solch komplexer<br />
Pfadwechsel allein über marktgetriebene<br />
Marginalentscheidungen kaum gelingen<br />
dürfte, 19 umgekehrt aber das Risiko des<br />
Staatsversagens dementsprechend erhöht.<br />
Aber auch an <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />
mangelt es. Walter Eucken 20 sah<br />
als eines von sieben konstituierenden Prinzipien<br />
<strong>der</strong> Wettbewerbsordnung die "Konstanz<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftspolitik" als unabdingbar an:<br />
"Eine gewisse Konstanz <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik<br />
ist nötig, damit eine ausreichende Investitionstätigkeit<br />
in Gang kommt. [...] Die<br />
nervöse Unrast <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik, die oft<br />
heute verwirft, was gestern galt, schafft ein<br />
großes Maß von Unsicherheit und verhin<strong>der</strong>t<br />
- zusammen mit den verzerrten Preisrelationen<br />
- viele Investitionen. Es fehlt die Atmosphäre<br />
des Vertrauens." Treffen<strong>der</strong> lässt sich<br />
eines <strong>der</strong> Hauptprobleme gegenwärtiger<br />
Rahmensetzung kaum beschreiben: Die Energie-,<br />
Klima- und Umweltpolitik ist in Sachen<br />
Energiewende von riskanter Unstetigkeit gekennzeichnet.<br />
Dabei bildet die weltweit beachtete<br />
"doppelte Atomwende" 2010/2011<br />
(erst Verlängerung von Laufzeiten, dann Ausstieg)<br />
nur die Spitze des regulatorischen Eisberges:<br />
Die faktische Eliminierung <strong>der</strong><br />
Reinbiokraftstoffbranche anlässlich <strong>der</strong> Umstellung<br />
von Energiesteuerbefreiung auf ein<br />
Kraftstoffquotensystem ab 2006, die in<br />
immer kürzerer Folge unternommenen EEG-<br />
Novellierungen (allein seit 2008 zehn Gesetzesän<strong>der</strong>ungen),<br />
<strong>der</strong> Zickzackkurs bei <strong>der</strong><br />
Photovoltaik-För<strong>der</strong>ung im ersten Halbjahr<br />
2012 und das Hin und Her beim "Marktanreizprogramm"<br />
als einzigem bundeseinheitlichen<br />
För<strong>der</strong>programm für erneuerbare<br />
Wärme im Altbaubereich (im Mai 2010 überraschend<br />
gestoppt, im Juli desselben Jahres<br />
unter verän<strong>der</strong>ten Bedingungen wie<strong>der</strong> aufgenommen)<br />
sind nur einige Beispiele. Aktuell<br />
bietet die zunächst als umfassend angekündigte,<br />
sodann als "Strompreisbremse" fokussierte<br />
EEG-Reform mit (innerhalb von<br />
wenigen Monaten) insgesamt drei verschiedenen,<br />
letztlich aber doch folgenlosen Konzeptpapieren<br />
von BMU und BMWi 21 neues,<br />
irritierendes Anschauungsmaterial. Vor allem<br />
die angekündigte intransparente Kürzung <strong>der</strong><br />
EEG-Vergütung für Neu- und erstmals sogar<br />
für Bestandanlagen haben erheblichen Vertrauensverlust<br />
erzeugt: Eine nachträgliche<br />
Kürzung fest zugesagter Vergütungen und<br />
ein ins Ungewisse gestellter künftiger Laufzeitbeginn<br />
<strong>der</strong> Vergütung für Neuanlagen<br />
sind Gift für die private Investitionsbereitschaft.<br />
Anstelle einer planvollen Ausbausteuerung<br />
produziert die Politik auf diese<br />
Weise in immer schnellerer Folge erratische<br />
Signale über die Profitabilität privater Investitionen.<br />
Aktionistische Eingriffe in das För<strong>der</strong>regime<br />
ohne klaren Reformkurs können<br />
so schnell aus einem "Preis-Bremsmanöver"<br />
eine "Umkehrschub-Zündung" machen. Umgekehrt<br />
hat das Gezerre um die in kurzer<br />
Folge zur Senkung anstehende Solarför<strong>der</strong>ung<br />
2012 über Vorzieheffekte im Wesentlichen<br />
einen Rekord-Solarboom ausgelöst!<br />
Steuerungsanreize bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> erneuerbaren Energien richtig<br />
gesetzt?<br />
Ob die Anreize bei <strong>der</strong> für die Energiewende<br />
zentralen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erneuerbaren gegenwärtig<br />
grundsätzlich richtig gesetzt sind, ist<br />
durchaus umstritten. 22 Bei <strong>der</strong> hier verbreiteten,<br />
bisweilen schrillen Kritik 23 wird jedoch zumeist<br />
übersehen, dass aktuelle Marktpreise<br />
kaum zur Anleitung langfristig wirksamer<br />
Technologiepfadentscheidungen taugen:<br />
We<strong>der</strong> enthalten diese die vollständigen externen<br />
Kosten <strong>der</strong> Energieversorgung noch<br />
berücksichtigen sie die dynamische Preisentwicklung<br />
im Zeitablauf, die für Erneuerbare<br />
nach unten, für konventionelle Energieträger<br />
aber nach oben weist. Das EEG schafft hier<br />
einen angemessenen Marktausnahmebereich<br />
zur Markteinführung. Vielfach favorisierte<br />
Quotenmodelle sorgen gerade nicht für stabile<br />
Erwartungen privater Investoren. Die Debatte<br />
hat sich im Grunde aber längst den<br />
künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen um ein "EEG<br />
2.0" zugewandt: Wie gelingt eine Markt- und<br />
Systemintegration <strong>der</strong> Erneuerbaren, wie<br />
muss das künftige Strommarktdesign aussehen,<br />
und kann unter diesen Bedingungen Versorgungssicherheit<br />
gewahrt bleiben? Vor<br />
diesem Hintergrund wird kontrovers diskutiert,<br />
ob sich volatile Einspeisungen überhaupt<br />
über das gegenwärtige Strom- marktdesign<br />
aus eigener Kraft refinanzieren können und<br />
ob nicht ergänzende Kapazitätsmechanismen<br />
für die notwendigen Investments in (Reserve-<br />
)Kraftwerkskapazität sorgen müssen. 24<br />
Fazit<br />
Die Energiewende ist ein Nachhaltigkeitsprojekt<br />
par excellence, bei dem die heutige Generation<br />
zur dauerhaften Entlastung<br />
künftiger Generationen investiert. Dieser<br />
langfristigen, dynamischen Nachhaltigkeitsperspektive<br />
wird eine allein auf aktuelle betriebswirtschaftliche<br />
Gestehungskosten und<br />
Strompreise verengte Debatte nicht gerecht.<br />
Auch bedeutet diese Wende einen komplexen<br />
Systemwechsel, <strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen<br />
Beharrungsmomente und Pfadabhängigkeiten<br />
staatliche Anreiz-, Leitplanken-<br />
und Rahmensetzungen in einem Umfange<br />
erfor<strong>der</strong>t, die ordnungspolitisch<br />
möglicherweise irritieren mögen. Die Folge<br />
ist ein schwieriges Navigieren zwischen<br />
Markt- und Regulierungsversagen, bei dem<br />
man nach zwei Jahren nicht die Geduld verlieren<br />
sollte, aber auch einen klaren Kompass<br />
benötigt. Vordringlich sind hier eine Koordinierung<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Handlungsträger<br />
und Zielgeber, eine aufeinan<strong>der</strong> abgestimmte<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Systemkomponenten Erzeugungs-<br />
und Reservekapazität, Netze und<br />
Speicher, auch durch innovatives Strommarktdesign<br />
sowie markt- bzw. systemintegrierende<br />
För<strong>der</strong>politiken, eine aktive<br />
Effizienzpolitik, die Revitalisierung des Emissionshandels<br />
und die Berücksichtigung ökologischer<br />
und raumbezogener Kosten <strong>der</strong><br />
Erneuerbaren. Auch institutionelle Reformen<br />
- ob Bundes-Energieministerium 25 wie jüngst<br />
auf Landesebene in Schleswig-Holstein etabliert<br />
o<strong>der</strong> eine politisch unabhängige Bundeseffizienzagentur<br />
26 - mögen dazu beitragen.<br />
Schließlich müssen Verteilungsfragen transparent<br />
geklärt werden. Dies trägt nicht nur<br />
zur Akzeptanzsicherung <strong>der</strong> Energiewende<br />
bei, son<strong>der</strong>n entlastet die Politik auch von<br />
permanenten Korrektureingriffen in den Regulierungsrahmen<br />
aus Gründen des tagespolitischen<br />
"Belastungsmanagements".<br />
Wir brauchen mithin ein Gesamtkonzept, das<br />
Energieeffizienz, Erzeugungs-Mix, Reservekapazität<br />
und Netzausbau nach klarer politischer<br />
Prioritätensetzung aufeinan<strong>der</strong> ab- stimmt.<br />
Wir brauchen einen Fahrplan für die Systemund<br />
Marktintegration <strong>der</strong> volatilen Erneuerbaren.<br />
Und wir brauchen mehr Wettbewerb <strong>der</strong><br />
Erzeuger: Eine stärker dezentralisierte Versorgung<br />
mit Erneuerbaren und starken Stadtwerken<br />
kann dazu ebenso beitragen wie mündige<br />
Verbraucher, die öfter mal ihren Versorger<br />
wechseln. All dies wirkt im Übrigen zuverlässig<br />
kostenbegrenzend. Ganz nebenbei würde ein<br />
revitalisierter Emissionshandel zwar nicht den<br />
Strompreis, aber die mit so viel Besorgnis betrachtete<br />
EEG-Umlage (als Differenz aus Garantievergütung<br />
und Börsenpreis) verringern<br />
können. Ein klarer und stetiger Reformkurs<br />
wäre hier weitaus besser als immer neue hektische<br />
Reparatureingriffe.<br />
Ersterscheinung in <strong>der</strong> Zeitschrift Wirtschaftsdienst, Heft 5/2013,<br />
© ZBW und Springer-Verlag <strong>Berlin</strong> Heidelberg.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 17
Titelthema - Energiewende<br />
Vgl. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2012/<br />
12/2012-12-19-monitoring-energie.html.<br />
2<br />
BMWi/BMU: Erster Monitoring-Bericht "Energie <strong>der</strong> Zukunft",<br />
<strong>Berlin</strong> 2012.<br />
3<br />
Siehe auch ZEW: Indikatoren für die energiepolitische Zielerreichung.<br />
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/ZEW_Indikatorenbericht_2012.pdf.<br />
4<br />
Zur "Instrumenteninvasion" siehe auch B. Hansjürgens: Instrumentenmix<br />
<strong>der</strong> Klima- und Energiepolitik: Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
stellen sich?, in: Wirtschaftsdienst, 92. Jg. (2012),<br />
Son<strong>der</strong>heft, S. 1-7.<br />
5<br />
Siehe http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Energiedaten/<br />
energiepreise-energiekosten.html; dazu auch Frontier<br />
Economis/EWI: Energiekosten in Deutschland - Entwicklungen,<br />
Ursachen und internationaler Vergleich, 2010.<br />
6<br />
K. Neuhoff et al.: Distributional Effects of Energy Transition: Impacts<br />
of Renewable Electricity Support in Germany, in: Economics<br />
of Energy and Environmental Policy, 2. Jg. (2013), S. 41-54.<br />
7<br />
M. Frondel, N. Ritter, C. M. Schmidt: Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Photovoltaik:<br />
Ein Kosten-Tsunami, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen,<br />
60. Jg. (2010), H. 12, S. 36-44; ebenso J. Haucap: Erneuerbare<br />
Energien: Mehr Wettbewerb nötig, in: Wirtschaftsdienst, 91. Jg.<br />
(2011), H. 10, S. 656-657.<br />
8<br />
P. Altmaier: Verfahrensvorschlag zur Neuregelung des EEG,<br />
11.10.2012; BMU: Energiewende sichern - Kosten begrenzen, Vorschlag<br />
zur Einführung einer Strompreis-Sicherung im EEG,<br />
28.1.2013; BMU/BMWi: Energiewende sichern - Kosten begrenzen,<br />
Gemeinsamer Vorschlag zur Dämpfung <strong>der</strong> Kosten des Ausbaus<br />
<strong>der</strong> Erneuerbaren Energien, 13.2.2013<br />
("Altmaier-Rösler-Papier").<br />
9<br />
Vgl. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/<br />
energiepolitik/umweltminister-altmaier-energiewende-koenntebis-zu-einer-billion-euro-kosten-12086525.html.<br />
Kritisch unter an<strong>der</strong>em<br />
L. Reuster, S. Küchler: Die Kosten <strong>der</strong> Energiewende - Wie<br />
belastbar ist Altmaiers Billion?, http://www.bee-ev.de/_downloads/presse/<br />
2013/201303_BEE-GPE_Kurzanalyse-Altmaiers-Billion.pdf.<br />
10<br />
Siehe E. Gawel et al.: Kosten <strong>der</strong> Energiewende - Fakten und<br />
Mythen, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 62. Jg. (2012), H.<br />
9, S. 39-44.<br />
11<br />
Siehe etwa R. E. McCormick, R. D. Tollison: Politicians, Legislation<br />
and the Economy, Boston 1981; B. Hansjürgens: Äquivalenzprinzip<br />
und Staatsfinanzierung, <strong>Berlin</strong> 2001, S. 78 ff.<br />
12<br />
Siehe den "Offenen Brief an die Bundesregierung: Ohne eine<br />
europaweite Energieeffizienzpolitik ist die Energiewende in Gefahr",<br />
https://germanwatch.org/fr/download/3859.pdf; sowie<br />
"Drohendes Aus für Energieeffizienzprogramme muss rasch abgewendet<br />
werden", http://www.deneff.org/cms/tl_files/Infomaterial/Presse/<br />
20130318%20EKF_Offener%20Brief_Final.pdf;<br />
sowie die dezenteren Hinweise von BMWi/BMU: Erster Monitoring-Bericht<br />
..., a.a.O., S. 26 ff.<br />
13<br />
Vgl. z.B. R. T. Cossent et al.: Towards a future with large penetration<br />
of distributed generation: Is the current regulation of electricity<br />
distribution ready? Regulatory recommendations un<strong>der</strong> a<br />
European perspective, in: Energy Policy, 37. Jg. (2009), H. 3, S.<br />
1145-1155.<br />
14<br />
Vgl. http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-04/emissionshandelreform-parlament.<br />
15<br />
Siehe zu den unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
Agentur für Erneuerbare Energien (AEE): Bundeslän<strong>der</strong> mit<br />
neuer Energie, Jahresreport Fö<strong>der</strong>al-Erneuerbar 2011/12, S. 36.<br />
16<br />
Schätzung <strong>der</strong> Deutschen Energie-Agentur, zitiert nach ebenda.<br />
17<br />
Die Ministerpräsidentenkonferenz hat sich am 7.1.2013 immerhin<br />
dazu bekannt, dass "<strong>der</strong> politische Dialog über die Synchronisierung<br />
<strong>der</strong> nationalen Ausbauziele mit den Ausbauzielen <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e für die Solarenergie sowie die On- und Offshore-Windenergie<br />
[...] zu führen ist [...]. Die Län<strong>der</strong> sind bereit,<br />
im Interesse einer gemeinsamen Lösung ihre eigenen Planungen<br />
zu modifizieren." (www.thueringen.de/th1/mpk/ termine/weimar).<br />
18<br />
Siehe etwa www.zeit.de/wirtschaft/2013-03/energiegipfelstrompreisbremse-dissens.<br />
19<br />
Siehe E. Gawel, P. Lehmann: Macht <strong>der</strong> Emissionshandel die<br />
För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien überflüssig?, in: Energiewirtschaftliche<br />
Tagesfragen, 61. Jg. (2011), H. 3, S. 24-28.<br />
20<br />
W. Eucken: Grundsätze <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik, 6. Aufl., Tübingen<br />
1990, S. 254 ff.<br />
21<br />
Siehe die rasche Abfolge von politischen Absichtsbekundungen<br />
zur grundlegenden Neuordnung des EEG vom 11.10.2012, vom<br />
28.1.2013 sowie vom 14.2.2013 (Fn. 8).<br />
22<br />
Kritisch insbeson<strong>der</strong>e RWI: Marktwirtschaftliche Energiewende:<br />
Ein Wettbewerbsrahmen für die Stromversorgung mit alternativen<br />
Technologien, 2012; Sachverständigenrat zur Begutachtung<br />
<strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Jahresgutachten<br />
2011/12, Wiesbaden 2011; zustimmend hingegen unter an<strong>der</strong>en:<br />
Sachverständigenrat für Umweltfragen: Wege zu 100% erneuerbaren<br />
Stromversorgung, <strong>Berlin</strong> 2011; und J. Nitsch et al.: Langfristszenarien<br />
und Strategien für den Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien in Deutschland bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Entwicklung in<br />
Europa und global, www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/leitstudie2011_bf.pdf.<br />
23<br />
Siehe im Überblick E. Gawel et al.: Die deutsche Energiewende<br />
- ein Skandalon?, in: GAiA, 22. Jg. (2012), H. 4, S. 278 ff.<br />
24<br />
Hierzu unter an<strong>der</strong>em V. Böckers et al.: Braucht Deutschland<br />
einen Kapazitätsmarkt für Kraftwerke?, Ordnungspolitische Perspektiven,<br />
Nr. 24, Düsseldorf 2012.<br />
25<br />
Vgl. www.handelsblatt.com/politik/deutschland/claudia-kemfert-ohne-energieminister-ist-die-energiewende-nicht-zu-schaffen/6709168.html.<br />
26<br />
Vgl. www.zeit.de/2013/14/energiewende.<br />
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
Zahnarzt<br />
DR. MED. DENT. PETERMANN<br />
Hauptstraße 69<br />
90562 Heroldsberg<br />
Telefon: 0911 / 51 87 41 2<br />
Telefax: 0911 / 56 14 95 07<br />
www.zahnarztpraxis-petermann.de<br />
„WER ALLEINE LEINE ARBEITET ET ADDIERT,<br />
WER ZUSAMMEN MEN ARBEITET MULTIPLIZIERT.“<br />
T.<br />
Wir arbeiten mit m<br />
Ihnen zusammen für Ihren Erfolg und sind<br />
Ihre Fachberater<br />
r in steuerlichen und wirtschaftlichen Fragen.<br />
LERNEN SIE UNS KENNEN!<br />
MICHAEL SCHIEKOFER<br />
MARIA A LANG<br />
Dipl. BW (FH)<br />
Steuerberaterin<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
Steuerberater<br />
SCHIEKOFER & LANG<br />
Tel: +49 (0) 871 / 974800 -<br />
0<br />
Steuerberater Wirtschaftsprüfer<br />
tsprüfer<br />
Fax: +49 (0) 871 / 974800 - 50<br />
Ritter-von-Schoch-Straße e 21b<br />
E-Mail: info@schiekofer-lang.de<br />
D-84036 Landshut<br />
www.schiekofer-lang.de<br />
bei uns sind<br />
sie zuhause<br />
KONRAD GmbH & Co. KG<br />
Kfz-Teile Groß- und Einzelhandel<br />
Liebigstraße 9<br />
84030 Landshut<br />
Telefon: 0871 - 973 95 0<br />
Telefax: 0871 - 973 95 50<br />
Wippenhauser Straße 5<br />
85354 Freising<br />
Telefon: 08161 - 499 040<br />
Telefax: 08161 - 13669<br />
E-Mail: info@kfzteile-konrad.de<br />
Webseite: www.kfzteile-konrad.de<br />
PHÖNIX-Seniorenzentrum<br />
Haus Gründlach<br />
Sportplatzweg 6e<br />
90562 Heroldsberg<br />
Tel. 09 11 / 56 77 70<br />
gruendlach@phoenix.nu<br />
www.phoenix.nu<br />
18 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Mehr als eine kurzfristige Diskussion<br />
von Strompreisen und EEG-Umlage<br />
Markus Groth<br />
Im vergangenen Jahr lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien am Bruttostromverbrauch<br />
in Deutschland bei 22,9%. Dies ist<br />
gegenüber 2011 ein Anstieg von fast 2,5 Prozentpunkten.<br />
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Quellen betrug 2012 gut 136 Mrd.<br />
kWh und lag damit 10% über dem Niveau<br />
des Vorjahres. Zu diesem sich stetig fortsetzenden<br />
Ausbau erneuerbarer Energien haben<br />
im letzten Jahr vor allem die stark gestiegene<br />
Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen,<br />
aber auch <strong>der</strong> Zuwachs bei Biogas und Wasserkraft<br />
beigetragen. 1 Diese und weitere Erfolge<br />
auf dem Weg <strong>der</strong> Energiewende in<br />
Deutschland zeigen, dass durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) bislang in vielen<br />
Bereichen grundsätzlich richtige Anreize gesetzt<br />
wurden. Insgesamt sieht es in Sachen<br />
Energiewende in Deutschland also gar nicht<br />
schlecht aus. Und doch sieht sich die Energiewende<br />
bedeutenden Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenüber,<br />
die bereits kurzfristig einen<br />
unmittelbaren Handlungsbedarf erkennen<br />
lassen, um das Erreichen ihrer Ziele nicht zu<br />
gefährden. Gerade vor diesem Hintergrund<br />
ist es umso bedauerlicher, dass es bei <strong>der</strong><br />
notwendigen Diskussion um die Zukunft <strong>der</strong><br />
Bildquellenangabe: Rainer Sturm / pixelio.de<br />
Energiewende <strong>der</strong>zeit nur noch um aus heutiger<br />
Perspektive zwangsläufig hochgradig<br />
unsichere Abschätzungen ihrer Gesamtkosten<br />
sowie die Strompreise und dabei vor<br />
allem die EEG-Umlage zu gehen scheint.<br />
Wenden wir uns im Folgenden daher lieber<br />
einigen ausgewählten Herausfor<strong>der</strong>ungen zu,<br />
die exemplarisch verdeutlichen, in welchen<br />
vielseitigen Bereichen Handlungsbedarf zum<br />
Gelingen <strong>der</strong> Energiewende besteht.<br />
Finanzierung <strong>der</strong> deutschen Energieund<br />
Klimapolitik<br />
Dass umfangreiche Investitionen in erneuerbare<br />
Energien, Energieeffizienz und weitere<br />
Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen<br />
nötig sind, um die deutschen Klimaschutzziele<br />
zu erreichen, steht außer Frage.<br />
Doch können bereits Aussagen getroffen<br />
werden, welcher Investitionsbedarf notwendig<br />
ist, um die klima- und energiepolitischen<br />
Ziele zu erreichen? Und welche gesellschaftlichen<br />
Gruppen investieren <strong>der</strong>zeit wie viel in<br />
Klimaschutzmaßnahmen?<br />
Dr. Markus Groth ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> Abteilung Ökonomie<br />
und Politik am Climate Service<br />
Center (CSC) des Helmholtz-Zentrums<br />
Geesthacht in Hamburg.<br />
Eine Studie <strong>der</strong> Climate Policy Initiative (CPI)<br />
hat einen ersten wichtigen Schritt zur Beantwortung<br />
dieser Fragen unternommen. 2 Sie<br />
legt dar, wer 2010 wie viel in den Klimaschutz<br />
investierte. Am Beispiel erneuerbarer<br />
Energien und Energieeffizienz zeigt sich ein<br />
Investitionsvolumen von insgesamt mindestens<br />
37 Mrd. Euro. Mehr als 95% <strong>der</strong> Investitionen<br />
kamen aus dem Privatsektor, wobei<br />
mit rund 22 Mrd. Euro <strong>der</strong> Großteil auf Unternehmen<br />
- insbeson<strong>der</strong>e aus dem Energiesektor<br />
- entfiel. Doch auch Privathaushalte<br />
leisteten mit rund 14 Mrd. Euro einen erheblichen<br />
Beitrag. Dabei konnten beispielsweise<br />
mit günstigen Darlehen staatlicher För<strong>der</strong>banken<br />
sowie dem EEG private Investitionen<br />
in bedeutendem Umfang angereizt werden.<br />
Darüber hinaus zeigt die Studie jedoch auch<br />
Mängel in <strong>der</strong> Erfassung und Veröffentlichung<br />
dieser Daten. Demnach werden Daten<br />
zur Klimafinanzierung in den öffentlichen<br />
Haushalten und dem Privatsektor in Deutschland<br />
nicht systematisch und umfassend ausgewiesen.<br />
Zudem existiert keine allgemeingültige<br />
Abgrenzung von klimaschutzspezifischen<br />
Finanzströmen, und bis auf einige<br />
Ausnahmen besteht für ihre Erfassung,<br />
Berichterstattung und Überprüfung kein offizielles<br />
Verfahren und kein eindeutiger Rahmen.<br />
Ebenfalls zeigt die Studie, dass noch<br />
keine systematische und umfassende Einschätzung<br />
<strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Klimafinanzierung zur Erreichung von Treibhausgasreduktionen,<br />
Verbesserungen bei <strong>der</strong><br />
Energieeffizienz und <strong>der</strong> Verbreitung erneuerbarer<br />
Energien verfügbar ist.<br />
Somit ist auch <strong>der</strong> Investitionsbedarf zum Erreichen<br />
<strong>der</strong> deutschen klima- und energiepolitischen<br />
Ziele bisher unbekannt und es ist<br />
zwangsläufig immer noch unklar, ob das bisherige<br />
Investitionsniveau ausreichend ist.<br />
Hier offenbart sich elementarer Handlungsbedarf,<br />
<strong>der</strong> bislang einer Optimierung und<br />
Weiterentwicklung effektiver politischer Rah-<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 19
Titelthema - Energiewende<br />
menbedingungen zur notwendigen Mobilisierung<br />
von Finanzmitteln im Wege zu stehen<br />
scheint.<br />
Anreize zur Entwicklung und Nutzung<br />
von Stromspeichern<br />
Der zur Erreichung <strong>der</strong> Energiewende notwendige<br />
Netzausbau ist mittlerweile in <strong>der</strong><br />
breiten öffentlichen Diskussion angekommen.<br />
3 Neben dem Netzausbau ist jedoch<br />
zwingend auch die Entwicklung und Nutzbarmachung<br />
von Stromspeichern notwendig.<br />
4 Grundsätzlich besteht die Möglichkeit<br />
unterschiedlichste Speichertechnologien zu<br />
nutzen, wie beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke,<br />
Druckluftspeicherkraftwerke,<br />
Schwungmassespeicher, Kondensatoren, supraleitende<br />
Spulen, Blei-Säure- und Lithium-<br />
Ionen-Akkumulatoren sowie weiteren Formen<br />
von Batterien und Wasserstoffspeichern.<br />
5 Insgesamt reichen die För<strong>der</strong>anreize<br />
beispielsweise im Rahmen des EEG jedoch<br />
noch nicht aus, damit sich<br />
Stromspeicher rechnen. Neue zusätzliche För<strong>der</strong>instrumente<br />
- mindestens zur Kompensation<br />
<strong>der</strong> Speicherverluste - sind notwendig. 6<br />
Die besten technischen und wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten bieten <strong>der</strong>zeit Pumpspeicher.<br />
Sie sind jedoch nur für den Ausgleich von Tageslasten<br />
einzusetzen. Zudem könnten<br />
Pumpspeicherkraftwerke aufgrund <strong>der</strong> spezifischen<br />
geographischen Bedingungen in<br />
Deutschland sehr wahrscheinlich nur regional<br />
begrenzt zum Einsatz kommen und ihr Neubau<br />
ist in <strong>der</strong> Regel mit erheblichen Eingriffen<br />
in die Umwelt verbunden. Ein großes Potenzial<br />
ist beispielsweise auch bei Druckluftspeicherkraftwerken<br />
zu konstatieren. Die hierfür<br />
notwendigen unterirdischen Kavernen stehen<br />
jedoch insbeson<strong>der</strong>e nur im Norden und<br />
Nordwesten Deutschlands zur Verfügung. 7<br />
Zur Deckung <strong>der</strong> Sekundenreserve sowie für<br />
eine unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />
hingegen müsste auf Akkumulatoren, supraleitende<br />
magnetische Energiespeicher, elektrochemische<br />
Kondensatoren o<strong>der</strong> Schwungrä<strong>der</strong><br />
zurückgegriffen werden. 8<br />
Eine För<strong>der</strong>ung von Stromspeichern sollte<br />
somit differenzierte ökonomische Anreize<br />
setzen, um eine intelligente und wirtschaftliche<br />
Kombination zentraler und dezentraler<br />
Speicher - konzeptionell abgestimmt mit dem<br />
Ausbau <strong>der</strong> Netzinfrastruktur - zu erreichen.<br />
Zudem werden verstärkt auch kleinere Speicher<br />
wie Batteriespeicher in Elektroautos<br />
notwendig. Ebenso sollten neue Wege beschritten<br />
und bislang vielleicht noch exotisch<br />
anmutende Ideen, wie die Nutzung <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen<br />
als dezentrale Pumpspeicher<br />
im Rahmen regionaler virtueller<br />
Kraftwerke, weiter erprobt werden. Zudem<br />
könnte das Gasnetz als Speicher erschlossen<br />
werden. 9 Um frühzeitig eine verbindliche Planungsgrundlage<br />
zu schaffen, wäre es sehr zu<br />
begrüßen, wenn zeitnah ein Entwurf für ein<br />
"Stromspeicherausbaugesetz" vorgelegt<br />
würde. 10 Ein erster Schritt zur Markt- und<br />
Technologieentwicklung von Batteriespeichersystemen<br />
ist das KfW-Programm "Erneuerbare<br />
Energien - Speicher". Seit dem 1. Mai<br />
2013 wird damit durch zinsgünstige Darlehen<br />
<strong>der</strong> KfW und durch Tilgungszuschüsse,<br />
die vom Umweltministerium finanziert werden,<br />
die Nutzung von stationären Batteriespeichersystemen<br />
in Verbindung mit einer an<br />
das Netz angeschlossenen Photovoltaikanlage<br />
unterstützt. 11<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf<br />
den Energiesektor<br />
Bei <strong>der</strong> Anreizsetzung zum notwendigen Infrastrukturausbau<br />
sollten auch Aspekte <strong>der</strong><br />
zukünftigen Verletzlichkeit des Energiesystems<br />
gegenüber dem Klimawandel berücksichtigt<br />
werden, denn <strong>der</strong> fortschreitende<br />
Klimawandel könnte hier in den kommenden<br />
Jahrzehnten große und mitunter neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
mit sich bringen. Da sich Infrastrukturen<br />
im Energiesektor durch teilweise sehr<br />
lange Lebensdauern auszeichnen, haben einmal<br />
getätigte Investitionen oft einen Generationen<br />
übergreifenden Bestand, so dass<br />
eine Verän<strong>der</strong>ung des Klimas auf ähnlich langen<br />
Zeitskalen die künftige Betriebsfähigkeit<br />
von heute und in den nächsten Jahren errichteten<br />
Infrastrukturen gefährden kann. Vor<br />
diesem Hintergrund gewinnt die Anpassung<br />
an die Folgen des Klimawandels zunehmend<br />
an Bedeutung. Dabei sind Anpassungsmaßnahmen<br />
vor allem regional bzw. anlagenund<br />
standortspezifisch vorzunehmen. Das<br />
führt dazu, dass sie deutlich komplexer sind<br />
als Aktivitäten zur CO2-Vermeidung, was ihre<br />
passgenaue Ausgestaltung und Umsetzung<br />
ebenfalls erschwert. 12<br />
Mögliche Auswirkungen für den Energiesektor<br />
in Deutschland werden hier kurz skizziert,<br />
wobei die größte Anpassungsherausfor<strong>der</strong>ung<br />
grundsätzlich in <strong>der</strong> trotz Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />
zu gewährleistenden Versorgungssicherheit<br />
besteht. 13 Im Zuge eines häufigeren<br />
Auftretens von starken Nie<strong>der</strong>schlägen,<br />
Stürmen und Gewittern sowie Hitze- und Trockenperioden<br />
o<strong>der</strong> auch zunehmenden<br />
Schnee- und Eislasten können insbeson<strong>der</strong>e<br />
Anlagen und Einrichtungen zur Umwandlung<br />
von Energie sowie zum Energietransport und<br />
zur Energieversorgung betroffen werden. Als<br />
Folge kann es zu einer Verknappung des<br />
Energieangebots, Preissteigerungen und Versorgungsstörungen<br />
kommen. Ebenfalls sind<br />
für Kraftwerke, die von Wetterextremen bedroht<br />
sind, steigende Versicherungskosten zu<br />
erwarten. Sofern Kraftwerke bei ihrer Versorgung<br />
mit Rohstoffen auf die Nutzung von<br />
Wasserwegen angewiesen sind, kann es bei<br />
einem länger anhaltenden Hoch- o<strong>der</strong> Niedrigwasser<br />
zu Beeinträchtigungen des Schiffsverkehrs<br />
und in Folge dessen zu<br />
Versorgungsengpässen kommen. Ein weiterer<br />
wichtiger Einfluss kann sich in den Sommermonaten<br />
durch niedrigere Pegelstände<br />
o<strong>der</strong> höhere Wassertemperaturen für Kraftwerke<br />
ergeben, die auf die Nutzung von<br />
Flusswasser als Kühlwasser angewiesen sind,<br />
da dies sowohl zu Effizienzverlusten als auch<br />
- bei <strong>der</strong> Rückführung des zur Kühlung genutzten<br />
Wassers - Konflikten mit dem Wasserrecht<br />
führen kann. Im Hinblick auf die<br />
Biomassenutzung ist zu erwarten, dass ihr Ertrag<br />
von den Folgen des Klimawandels beeinflusst<br />
wird, da die Bodenbeschaffenheit<br />
kaum geschützt werden kann. Für Wasserkraftanlagen<br />
sind verän<strong>der</strong>te Nie<strong>der</strong>schlagsmengen<br />
relevant, während extremere<br />
Wettereigenschaften neue Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
die Sicherheit und Standfestigkeit von Solarund<br />
Windenergieanlagen mit sich bringen<br />
können. Auf einer marktlichen Ebene <strong>der</strong> Betroffenheit<br />
wie<strong>der</strong>um ist zu erwarten, dass es<br />
infolge eines allgemeinen Anstiegs <strong>der</strong> Lufttemperatur<br />
zu einem Nachfragerückgang<br />
nach Heizenergie kommt, während <strong>der</strong> Bedarf<br />
nach Kühlenergie in Form von Klimaanlagen<br />
steigen wird.<br />
Mögliche Auswirkungen des Klimawandels<br />
sollten also jetzt schon bei den anstehenden<br />
20 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Infrastrukturmaßnahmen im Zuge <strong>der</strong> Energiewende<br />
berücksichtigt und auch zum Beseitigen<br />
entsprechen<strong>der</strong> Schwachstellen genutzt<br />
werden. Dabei ist gerade <strong>der</strong> Energiesektor<br />
prädestiniert dafür, Synergien zwischen Klimaschutz<br />
und Anpassung an den Klimawandel<br />
zu nutzen. Es sollten demzufolge zunächst<br />
Maßnahmen identifiziert werden, bei denen<br />
die Anpassung mit an<strong>der</strong>en Nutzen kombiniert<br />
werden kann und die somit auch dann -<br />
beispielsweise durch die Vermeidung von<br />
CO2-Emissionen - sinnvoll sind, wenn <strong>der</strong> Klimawandel<br />
nicht in <strong>der</strong> ursprünglich erwarteten<br />
Ausprägung eintreten sollte. 14<br />
Die möglichen Folgen des Klimawandels<br />
mögen in Deutschland <strong>der</strong>zeit noch etwas<br />
abstrakt und unkonkret erscheinen, doch es<br />
ist zu erwarten, dass ihre Auswirkungen auf<br />
die Energieversorgung zunehmen werden<br />
und <strong>der</strong> Anpassungsbedarf sehr wahrscheinlich<br />
deutlich steigt. 15 Welche Konsequenzen<br />
ein umfassen<strong>der</strong> Blackout in einem Industrieland<br />
grundsätzlich haben kann, hatte sich am<br />
14. August 2003 gezeigt, als es in großen Teilen<br />
des Mittleren Westens und Nordostens<br />
<strong>der</strong> USA sowie in <strong>der</strong> kanadischen Provinz<br />
Ontario zu einem Stromausfall gekommen<br />
war, <strong>der</strong> schätzungsweise 50 Mio. Menschen<br />
betroffen hatte und in einigen Regionen vier<br />
Tage andauerte. Der Blackout hatte zum Ausfall<br />
von rund 100 Kraftwerken mit einer Gesamtleistung<br />
von knapp 62 000 MW Strom<br />
geführt. Die Kosten des Stromausfalls betrugen<br />
rund 6 Mrd. US-$. 16 Dieser Stromausfall<br />
war natürlich nicht auf den Klimawandel zurückzuführen,<br />
son<strong>der</strong>n hatte seine Ursache in<br />
einer anfangs unentdeckten Störung in<br />
einem Generator in Ohio, die dann im Zusammenspiel<br />
von technischem und menschlichem<br />
Versagen eine verheerende<br />
Kettenreaktion angestoßen hat. Trotzdem<br />
zeigt dieses Beispiel, wie wichtig und gleichsam<br />
verletzlich eine kritische Infrastruktur ist.<br />
Daher sollte auch in Deutschland im Zuge des<br />
in den nächsten Jahrzehnten notwendigen<br />
Infrastrukturausbaus darüber beraten werden,<br />
unternehmerische Berichtspflichten zum<br />
Stand <strong>der</strong> Anpassungsplanungen für kritische<br />
Infrastrukturen 17 einzuführen. In Großbritannien<br />
wurde dies beispielsweise im Rahmen<br />
des Climate Change Act 2008 bereits festgeschrieben,<br />
wobei entsprechende Berichte im<br />
Abstand von fünf Jahren zu erstellen sind. 18<br />
Einfluss des europäischen<br />
Emissionshandels<br />
Ein nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> negativer Einfluss<br />
auf die Energiewende geht auch von<br />
den geringen Zertifikatepreisen des europäischen<br />
Emissionshandels aus, die an <strong>der</strong> European<br />
Energy Exchange (EEX) schon seit<br />
über einem Jahr im einstelligen Bereich liegen<br />
- am 22. April 2013 beispielsweise bei<br />
2,77 Euro. 19 Dass von diesem Preisniveau<br />
nicht die notwendigen Anreize für klimafreundliche<br />
Investitionen ausgehen, überrascht<br />
nicht. Zudem werden weitaus<br />
geringere Finanzierungsbeiträge für an<strong>der</strong>e<br />
Klimaschutzmaßnahmen - wie beispielsweise<br />
die Finanzierung von <strong>Projekt</strong>en <strong>der</strong> Energiewende<br />
aus Mitteln des Energie- und Klimafonds<br />
wie die Gebäudesanierung, <strong>der</strong> Ausbau<br />
<strong>der</strong> Elektromobilität o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />
neuer Speichertechnologien - generiert. 20<br />
Auch aktuelle Daten des Umweltbundesamtes<br />
verdeutlichen ein wesentliches Problem.<br />
Demnach lagen die CO2-Emissionen <strong>der</strong><br />
1627 emissionshandelspflichtigen Energieund<br />
Industrieanlagen in Deutschland 2012<br />
mit 452,4 Mio. t knapp über dem Niveau des<br />
Vorjahres. Interessant ist dabei vor allem eine<br />
unterschiedliche Entwicklung in <strong>der</strong> Kohleund<br />
Erdgasverarbeitung. Während die Emissionen<br />
aus <strong>der</strong> Verbrennung von Braun- und<br />
Steinkohle jeweils um rund 4% angestiegen<br />
sind, gingen die Emissionen aus Erdgas um<br />
ungefähr 8% zurück. Insgesamt liegen die<br />
CO2-Emissionen auf Höhe <strong>der</strong> jährlichen<br />
deutschen Emissionsobergrenze <strong>der</strong> zweiten<br />
Handelsperiode (451,8 Mio. t). 21<br />
Das heißt zum einen, dass diese Obergrenze<br />
eingehalten wird, zeigt aber auch, dass <strong>der</strong><br />
Emissionshandel aus Sicht <strong>der</strong> Energiewende<br />
in Deutschland gestärkt werden muss, um<br />
dem aktuellen ökonomischen Vorteil älterer<br />
Braunkohlekraftwerke entgegenzuwirken.<br />
Denn <strong>der</strong>zeit ist auch die Braunkohle ein Gewinner<br />
<strong>der</strong> Energiewende und Anlagen werden<br />
mit sehr hoher Auslastung genutzt. Dies<br />
liegt daran, dass bei dem aktuellen Preisniveau<br />
<strong>der</strong> CO2-Zertifikate Braunkohle <strong>der</strong><br />
Energieträger ist, <strong>der</strong> mit sehr niedrigen kurzfristigen<br />
Grenzkosten Strom erzeugen kann.<br />
Im Zuge dessen kommt es durch die steigende<br />
Nutzung erneuerbarer Energien in<br />
Kombination mit dem <strong>der</strong>zeit sehr günstigen<br />
Kohlestrom selbst für neue und hocheffiziente<br />
Gaskraftwerke zu Wettbewerbsnachteilen.<br />
Doch gerade von diesen sich durch<br />
relativ geringe spezifische Treibhausgasemissionen,<br />
eine gute Regelbarkeit und damit Eignung<br />
als Komplementärtechnologie zu <strong>der</strong><br />
unstetigen Einspeisung <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien auszeichnenden Kraftwerken ist<br />
eine wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Energiewende zu<br />
erwarten.<br />
Um auf offensichtlich mangelnde Anreize des<br />
Emissionshandels zu reagieren, hatte die EU-<br />
Kommission bereits Ende Juli 2012 den Vorschlag<br />
gemacht, rund ein Viertel <strong>der</strong> bis 2015<br />
geplanten CO2-Zertifikate - dies entspricht<br />
900 Mio. t CO2 - zurückzuhalten. Sie würden<br />
dann 2019 und 2020 wie<strong>der</strong> in vollem Umfang<br />
in den Markt gelangen. 22 Am 19. Februar<br />
2013 hatte sich auch <strong>der</strong><br />
Umweltausschuss dafür ausgesprochen. Am<br />
16. April 2013 haben die Abgeordneten des<br />
Europaparlamentes jedoch gegen das Vorhaben<br />
gestimmt und es zunächst einmal an den<br />
Umweltausschuss zurückverwiesen. Wenn<br />
sich die CO2-Zertifikatepreise nicht erholen,<br />
sind die Konsequenzen für die Energiewende<br />
in Deutschland neben fehlenden Anreizen für<br />
klimafreundliche Investitionen und fehlenden<br />
Finanzierungsbeiträgen für den Energie- und<br />
Klimafonds auch ein möglicher Anstieg <strong>der</strong><br />
EEG-Umlage, was den Beson<strong>der</strong>heiten ihrer<br />
Berechnungsgrundlage geschuldet ist.<br />
Zahnarztpraxis<br />
Dr. med. dent. Stefan Grimm<br />
Zahnarzt<br />
Westenstraße 2 • 85072 Eichstätt<br />
Tel: 08421 – 93 75 99 0<br />
Fax: 08421 – 93 75 99 1<br />
E-Mail: info@zahnarztpraxis-dr-grimm.de<br />
www.zahnarztpraxis-dr-grimm.de<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 21
Titelthema - Energiewende<br />
Grundsätzlich wäre es ein richtiger Weg gewesen,<br />
das Überangebot an Emissionsrechten<br />
zu reduzieren. Die Frage ist jedoch,<br />
welche dauerhaften Effekte durch das temporäre<br />
Zurückhalten von Zertifikaten überhaupt<br />
zu erwarten gewesen wären.<br />
Wirkungsvoller scheint es zu sein, die notwendige<br />
Menge an Emissionszertifikaten für<br />
einen längeren Zeitraum einzubehalten o<strong>der</strong><br />
gegebenenfalls gänzlich stillzulegen. Doch<br />
auch dann ist es fraglich, ob ein solches Vorgehen<br />
alleine ausreichend ist. Der nun abgelehnte<br />
Reformvorschlag wäre also ohnehin<br />
nur ein erster kleiner Schritt gewesen. Diskutiert<br />
werden sollte nun erst recht eine Verschärfung<br />
des europäischen Klimaschutzziels<br />
auf eine Reduktion <strong>der</strong> Treibhausgasemissionen<br />
im Umfang von 25% o<strong>der</strong> 30% bis 2020.<br />
Übertragen auf den Emissionszertifikatehandel<br />
würde dies auch eine Verschärfung <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien zu setzen.<br />
Ergänzende Instrumente wie <strong>der</strong>zeit das EEG<br />
sind weiterhin notwendig, wobei die Wechselwirkungen<br />
<strong>der</strong> Instrumente und Möglichkeiten<br />
ihrer Kombination berücksichtigt<br />
werden müssen. 24<br />
die Mehrkosten des Marktprämienmodells zu<br />
reduzieren. Dies ist <strong>der</strong> Fall, da die Profilservicekosten<br />
<strong>der</strong> Übertragungsnetzbetreiber für<br />
die Einbindung <strong>der</strong> erneuerbaren Energien -<br />
als Grundlage für die Ausgestaltung <strong>der</strong><br />
Marktprämie - niedriger sind, als zunächst<br />
angenommen wurde. 26 Zudem werden mangelnde<br />
Anreize für eine nennenswerte Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> Einspeisung kritisiert. 27<br />
Wie die ersten Erfahrungen mit dem Marktprämienmodell<br />
zeigen, kommt es hier bereits<br />
zu Problemen. Nicht nur daher scheint insgesamt<br />
mehr Vorsicht geboten, wenn es darum<br />
geht das EEG weiterzuentwickeln. Dabei<br />
sollte vor allem ein behutsames und schrittweises<br />
Vorgehen gewählt werden, denn das<br />
EEG hat über viele Jahre hinweg eine hohe<br />
Stabilität beim Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien sichergestellt und dafür gesorgt,<br />
dass sich beispielsweise auch kleinere Marktteilnehmer<br />
o<strong>der</strong> Bürgerparks etablieren<br />
Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de<br />
jährlichen Verknappung <strong>der</strong> gesamten Zertifikatemenge<br />
notwendig machen. 23 Ergänzend<br />
muss nun wohl auch verstärkt über<br />
nationale Wege nachgedacht werden, wie<br />
die Kosten des CO2-Ausstoßes erhöht werden<br />
können. Zudem wird noch deutlicher,<br />
dass <strong>der</strong> Emissionshandel alleine nicht ausreichend<br />
ist, um die notwendigen Anreize zur<br />
Schrittweise Weiterentwicklung<br />
des EEG<br />
Nachdem das EEG gezeigt hat, dass es ein<br />
wirkungsvolles und erfolgreiches Instrument<br />
zur För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien ist - und<br />
zu Recht als Vorbild für an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> dient<br />
- werden im Hinblick auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Marktintegration erneuerbarer Energien<br />
zunehmend instrumentelle Weiterentwicklungen<br />
gefor<strong>der</strong>t. Im Vorfeld <strong>der</strong> Novellierung<br />
des EEG im letzten Jahr wurden bereits mehrere<br />
Anreizinstrumente vorgeschlagen. Diese<br />
sind insbeson<strong>der</strong>e das Marktprämienmodell,<br />
<strong>der</strong> Stetigkeitsbonus und <strong>der</strong> Kapazitätsmarkt<br />
für erneuerbare Energien. Einzig das<br />
Marktprämienmodell hat bereits den Weg in<br />
die Praxis gefunden, um Anreize für eine bedarfsgerechtere<br />
Stromproduktion zu setzen<br />
und somit Anlagenbetreiber stärker an den<br />
Markt heranzuführen. 25 Mittlerweile zeigt<br />
sich hier jedoch ein erster Anpassungsbedarf<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Managementprämie, um<br />
konnten. Diese Stabilität sollte mit entsprechendem<br />
Investitionsschutz für bestehende<br />
<strong>Projekt</strong>e aufrechterhalten werden, so dass<br />
weiterhin notwendige Voraussetzungen für<br />
eine langfristige Planbarkeit, Finanzierbarkeit<br />
und Investitionssicherheit gegeben sind. Zunächst<br />
sollten also im Rahmen eines dem<br />
Grunde nach weiterhin bestehenden - und<br />
22 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
zur Realisierung <strong>der</strong> Energiewende in den<br />
nächsten Jahren weiterhin benötigten - EEG<br />
die Art und Höhe <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung regelmäßig<br />
überprüft und angepasst werden. Dabei muss<br />
es das Ziel sein, mittelfristig ohne För<strong>der</strong>ungen<br />
auszukommen. Allerdings gilt dies nicht<br />
nur für erneuerbare Energien, son<strong>der</strong>n für<br />
alle Energieträger.<br />
Fazit<br />
Trotz <strong>der</strong> bis heute grundsätzlich positiven Bilanz<br />
<strong>der</strong> Energiewende - <strong>der</strong> Ausbau und die<br />
Nutzung erneuerbarer Energien schreitet stetig<br />
voran, auch im zweiten Winter nach <strong>der</strong><br />
endgültigen Abschaltung von acht Kernkraftwerken<br />
ist es zu keinen Blackouts gekommen,<br />
Deutschland ist Stromexportland<br />
geblieben und <strong>der</strong> Ausfuhr überschuss erreichte<br />
mit 23 Mrd. kWh sogar einen neuen<br />
Rekordwert - haben die in diesem Beitrag erläuterten<br />
Handlungsfel<strong>der</strong> anhand von einigen<br />
wenigen Beispielen gezeigt, welche<br />
vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen auf dem Weg<br />
zum Gelingen <strong>der</strong> Energiewende noch zu bewältigen<br />
sind. Zumindest das endgültige<br />
Scheitern <strong>der</strong> geplanten Strompreisbremse<br />
lässt hoffen, dass die notwendige Diskussion<br />
um die zukünftigen Schritte beim Zusammenfügen<br />
<strong>der</strong> vielfältigen Puzzleteile auf dem<br />
Weg zu einem im besten Sinne des Wortes<br />
nachhaltigen Energiesystem in Deutschland<br />
nicht noch mehr zu einer rein kurzfristig ausgelegten<br />
Kosten- und Strompreisdebatte mutiert.<br />
Gerade auch, weil zunehmend deutlich<br />
wird, dass das Thema <strong>der</strong> Strompreise politisch<br />
größer gemacht wurde als es eigentlich<br />
ist und gleichsam politische Handlungsspielräume<br />
suggeriert werden, die sich bei genauer<br />
Betrachtung jedoch als nur sehr gering<br />
herausstellen. 28 Die wirklich bedeutenden<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen zum Gelingen <strong>der</strong> Energiewende<br />
liegen in an<strong>der</strong>en Bereichen.<br />
Ersterscheinung in <strong>der</strong> Zeitschrift Wirtschaftsdienst, Heft 5/2013,<br />
© ZBW und Springer-Verlag <strong>Berlin</strong> Heidelberg.<br />
1<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Erneuerbare Energien 2012. Daten des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
zur Entwicklung <strong>der</strong> erneuerbaren Energien<br />
in Deutschland im Jahr 2012 auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Angaben<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik<br />
(AGEE-Stat). Vorläufige Angaben. Stand 28.2.2013, <strong>Berlin</strong>.<br />
Obwohl die installierte Leistung zugenommen hat,<br />
ist es bei <strong>der</strong> Stromerzeugung aus Windkraft 2012 verglichen<br />
mit 2011 zu einem Rückgang gekommen, was<br />
insbeson<strong>der</strong>e mit schlechteren Windverhältnissen zu erklären<br />
ist.<br />
2<br />
I. Jürgens et al.: The Landscape of Climate Finance in<br />
Germany. A CPI-Report, <strong>Berlin</strong> 2012.<br />
3<br />
Da Fragen des Netzausbaus <strong>der</strong>zeit im Rahmen <strong>der</strong><br />
Bundesfachplanung erörtert werden und vor dem Sommer<br />
dieses Jahres keine Konkretisierungen zu erwarten<br />
sind, wird hier lediglich auf den zweiten wichtigen Infrastrukturbereich<br />
eingegangen, <strong>der</strong> jedoch sowohl im<br />
politischen Prozess als auch in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion<br />
noch unterrepräsentiert ist. Umfassende Informationen<br />
und Dokumente zum Netzausbau finden sich auf<br />
<strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> Bundesnetzagentur: www.netzausbau.de.<br />
4<br />
U. Leprich et al.: Kompassstudie Marktdesign. Leitideen<br />
für ein Design eines Stromsystems mit hohem Anteil<br />
fluktuieren<strong>der</strong> Erneuerbarer Energien, Bochum 2012.<br />
5<br />
R. Hollinger et al.: Speicherstudie 2013, Kurzgutachten<br />
zur Abschätzung und Einordnung energiewirtschaftlicher,<br />
ökonomischer und an<strong>der</strong>er Effekte bei För<strong>der</strong>ung<br />
von objektgebunden elektrochemischen Speichern, Freiburg<br />
2013; G. Fuchs et al.: Technologischer Überblick zur<br />
Speicherung von Elektrizität. Überblick zum Potenzial<br />
und zu Perspektiven des Einsatzes elektrischer Speichertechnologien,<br />
Stuttgart 2012. Weitere umfangreiche Informationen<br />
zur Energiespeicherung stellt beispielsweise<br />
auch <strong>der</strong> ForschungsVerbund Erneuerbare Energien<br />
(FVEE) auf seiner Homepage bereit: http://www.fvee.de.<br />
6<br />
M. Groth: Speichertechnologie und weitere Ausblicke<br />
auf die Zukunft des EEG - Kommentar zum Beitrag von<br />
Thomas Schomerus, in: F. Ekardt, B. Hennig, H. Unnerstall<br />
(Hrsg.): Erneuerbare Energien - Ambivalenzen, Governance,<br />
Rechtsfragen, Marburg 2012, S. 253-256.<br />
7<br />
M. Pehnt, U. Höpfner: Wasserstoff- und Stromspeicher<br />
in einem Energiesystem mit hohen Anteilen erneuerbarer<br />
Energien: Analyse <strong>der</strong> kurz- und mittelfristigen Perspektive,<br />
Heidelberg 2009.<br />
8<br />
Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU): Wege zur<br />
100 % erneuerbaren Stromversorgung. Son<strong>der</strong>gutachten,<br />
<strong>Berlin</strong> 2011.<br />
9<br />
M. Groth, a.a.O.<br />
10<br />
M. Groth: Stromspeicherung: gesetzliche Regelungen<br />
notwendig, in: Wirtschaftsdienst, 92. Jg. (2012), H. 4, S.<br />
216-217.<br />
11<br />
KfW Bankengruppe: Merkblatt Erneuerbare Energien<br />
- Programmnummer 275: Finanzierung von stationären<br />
Batteriespeichersystemen in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage,<br />
Frankfurt 2013.<br />
12<br />
IPCC: Summary for Policymakers. Climate Change<br />
2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working<br />
Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change, Cambridge,<br />
New York 2007; C. Heuson et al.: Ökonomische Grundfragen<br />
<strong>der</strong> Klimaanpassung - Umrisse eines neuen Forschungsprogramms,<br />
UFZ-Bericht 02/2012, Leipzig 2012.<br />
13<br />
Für Aussagen zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels<br />
auf den Energiesektor siehe exemplarisch die<br />
folgenden Publikationen: W. Kuckshinrichs et al.: Thesenpapier<br />
für das DAS Symposium - Betrachtungsfeld:<br />
Energie, Leipzig 2008; Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung:<br />
Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) an den<br />
Klimawandel - Bericht zum Nationalen Symposium zur<br />
Identifizierung des Forschungsbedarfs, Leipzig 2008;<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel,<br />
<strong>Berlin</strong> 2008; KOM: Weißbuch - Anpassung<br />
an den Klimawandel: Ein europäischer Aktionsrahmen,<br />
Brüssel 2009; E. Hoffman et al.: Stakehol<strong>der</strong>-Dialoge:<br />
Chancen und Risiken des Klimawandels, Dessau-Roßlau<br />
2011; A. Pechan, M. Rotter, K. Eisenack: Eingestellt auf<br />
Klimafolgen? Ergebnisse einer Unternehmensbefragung<br />
zur Anpassung in <strong>der</strong> Energie- und Verkehrswirtschaft,<br />
Schriftenreihe des IÖW 200/11, <strong>Berlin</strong> 2011; R. Stecker et<br />
al.: Anpassung an den Klimawandel in <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />
- eine Aufgabe für die Politik? Dokumentation des<br />
Branchenworkshops vom 5.4.2011, Oldenburg, <strong>Berlin</strong><br />
2011; KOM: Adapting infrastructure to climate change -<br />
Commission staff working document, Brüssel 2013.<br />
14<br />
S. C. Moser: Adaptation, mitigation, and their disharmonious<br />
discontents: an essay, in: Climatic Change, 111<br />
(2012), S. 165-175; A. Leidreiter, D. Moss, M. Groth: From<br />
vision to action - a workshop report on 100% Renewable<br />
Energies in European Regions, 2013, http://www.cli-<br />
mate-service-center.de/imperia/md/content/csc/work-<br />
shopdokumente/csc_workshop-report_from-vision-to-<br />
action_a-workshop-report-on-100_-renewable-energies<br />
-in-european-regions.pdf.<br />
15<br />
S. Gößling-Reisemann at al.: Klimawandel: Regionale<br />
Verwundbarkeit <strong>der</strong> Energieversorgung in Deutschland,<br />
in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 62. Jg. (2012), H.<br />
4, S. 60-63.<br />
16<br />
U.S.-Canada Power System Outage Task Force: Final<br />
Report on the August 14, 2003 Blackout in the United<br />
States and Canada: Causes and Recommendations, Washington,<br />
Ottawa 2004.<br />
17<br />
Europäische Kommission: Council Directive<br />
2008/114/EC of 8 December 2008 on the Identification<br />
and Designation of European Critical Infrastructures and<br />
the Assessment of the Need to Improve their Protection,<br />
Brüssel 2008.<br />
18<br />
A. Leidreiter, D. Moss, M. Groth, a.a.O.<br />
19<br />
European Energy Exchange (EEX): EU Emission Allowances.<br />
Preise und Handelsvolumen, 2013, http://www.<br />
eex.com/de/Marktdaten/Handelsdaten/Emissionsrechte/E<br />
U%20Emission%20Allowances%20%20Spotmarkt.<br />
20<br />
M. Groth: Emissionshandel: Rettung in Sicht?, in: Wirtschaftsdienst,<br />
92. Jg. (2012), H. 8, S. 505-506.<br />
21<br />
Umweltbundesamt: Emissionshandel: CO2-Emissionen<br />
2012 knapp über dem Niveau von 2011, Presse-Information<br />
15/2013.<br />
22<br />
Europäisches Parlament: Umweltausschuss stimmt für<br />
verzögerten Verkauf von Emissionsrechten, Brüssel<br />
2013.<br />
23<br />
H. Hermann, F. C. Matthes: Strengthening the European<br />
Union emissons trading scheme and raising climate<br />
ambition, <strong>Berlin</strong> 2012.<br />
24<br />
M. Groth, H. Kosinowski: Integration <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien in den Emissionshandel - Stand und Perspektiven,<br />
in: F. Ekardt, B. Hennig, H. Unnerstall (Hrsg.), a.a.O.,<br />
S. 93-116; H. Kosinowski, M. Groth: Die deutsche För<strong>der</strong>ung<br />
erneuerbarer Energien - Bestandsaufnahme und<br />
Perspektiven vor dem Hintergrund des europäischen<br />
Emissionszertifikatehandels, Marburg 2011.<br />
25<br />
F. Sensfuß, M. Ragwitz: Weiterentwickeltes För<strong>der</strong>system<br />
für die Vermarktung von erneuerbarer Stromerzeugung,<br />
Gutachten des Fraunhofer ISI im Auftrag des BMU,<br />
Karlsruhe 2011.<br />
26<br />
A. Rostankowski et al.: Anpassungsbedarf bei den Parametern<br />
des gleitenden Marktprämienmodells im Hinblick<br />
auf aktuelle energiewirtschaftliche Entwicklungen,<br />
Kurzgutachten im Rahmen des <strong>Projekt</strong>es "Laufende Evaluierung<br />
<strong>der</strong> Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren<br />
Energien", Greifswald 2012.<br />
27<br />
E. Gawel, A. Purkus: Die Marktprämie im EEG 2012:<br />
Ein sinnvoller Beitrag zur Markt- und Systemintegration<br />
erneuerbarer Energien?, Diskussionspapier des Helmholtz-Zentrums<br />
für Umweltforschung - UFZ, Leipzig 2012.<br />
28<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> aktuellen Diskussion von<br />
Strompreisen und EEG-Umlage sei an dieser Stelle abschließend<br />
auf eine online frei verfügbare Software verwiesen,<br />
die vom Öko-Institut im Auftrag von Agora<br />
Energiewende entwickelt wurde. Mit dem Programm<br />
kann nicht nur die Höhe <strong>der</strong> EEG-Umlage bis 2017 berechnet<br />
werden, son<strong>der</strong>n es veranschaulicht zudem die<br />
Verteilung <strong>der</strong> Zahlungsströme und die Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Vergütungssummen. Auch hier zeigt sich beispielhaft,<br />
wie gering teilweise die potenziellen<br />
Auswirkungen einiger immer wie<strong>der</strong> diskutierten politischen<br />
Handlungsoptionen auf die EEG-Umlage - und<br />
damit letztlich erst recht auf den Strompreis - sind. Zur<br />
Bewertung möglicher Maßnahmen und einer Versachlichung<br />
<strong>der</strong> Diskussion können hier wichtige Einsichten<br />
gewonnen werden. Öko-Institut: EEG-Calculator. Berechnungs-<br />
und Szenarienmodell zur Ermittlung <strong>der</strong> EEG-Umlage.<br />
Modellversion 1.0, Datenversion 1.0, <strong>Berlin</strong>,<br />
18.3.2013: http://www.agora-energiewende.de/themen/die-energiewende/detailansicht/article/kuenftigeeeg-umlage-selbst-ausrechnen.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 23
Titelthema - Energiewende<br />
Energiewende:<br />
Zu viel ist zu viel<br />
Von Holger Steltzner<br />
Die Energiewende wird zur Umverteilungsmaschine.<br />
Die För<strong>der</strong>ung läuft<br />
aus dem Ru<strong>der</strong>. Es gibt viel mehr Grünstrom<br />
als geplant. Die Preise für Emissionszertifikate<br />
verfallen. Kohle erlebt<br />
eine Renaissance. Und die Welt stößt<br />
mehr CO2 aus als jemals zuvor.<br />
Der Strompreis spaltet Deutschland. Die<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung fürchtet weiter<br />
steigende Energiepreise. Aber das kümmert<br />
die wachsende Schar von Profiteuren <strong>der</strong><br />
Energiewende nicht. Denn wer mit einem<br />
Windrad, einer Solar- o<strong>der</strong> Biogasanlage auf<br />
das Subventionskarussell aufgesprungen ist,<br />
versorgt sich selbst mit Strom und kann obendrein<br />
so viel Strom produzieren, wie er<br />
möchte, weil Ökostrom im Netz immer Vorrang<br />
hat und auch noch zum Vorzugspreis abgenommen<br />
wird. Da man in Deutschland sich<br />
nur so vor ständig steigenden Strompreisen<br />
schützen kann, schrumpft die Zahl <strong>der</strong> „normalen“<br />
Stromverbraucher, die als Mieter o<strong>der</strong><br />
Gewerbetreibende für den För<strong>der</strong>wahn aufkommen<br />
müssen.<br />
Die Kosten für die Energiewende bezifferte<br />
Umweltminister Peter Altmaier im Gespräch<br />
mit dieser Zeitung auf eine Billion Euro. Das<br />
ist die Hälfte <strong>der</strong> deutschen Staatsschulden.<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, dass Angela Merkel eine Reform<br />
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ihr dringendstes<br />
Vorhaben nennt – sollte sie Bundeskanzlerin<br />
bleiben. Sie will „den rasanten<br />
Anstieg“ <strong>der</strong> EEG-Umlage begrenzen. Das hat<br />
Merkel schon einmal versprochen – aber nicht<br />
gehalten. Vor zwei Jahren kündigte sie in ihrer<br />
Regierungserklärung nach <strong>der</strong> Atomkatastrophe<br />
in Japan an: „Die EEG-Umlage soll nicht<br />
über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen;<br />
heute liegt sie bei etwa 3,5 Cent je Kilowattstunde.“<br />
Gut ein Jahr später stand die Anhebung auf<br />
5,3 Cent an, und man unkte, Merkel müsse<br />
bei ihrem Versprechen wohl ein Zahlendreher<br />
unterlaufen sein. Heute, da die nächste Anhebung<br />
auf rund 7 Cent bevorsteht, macht keiner<br />
mehr Witze. Denn damit wird allein die<br />
EEG-Umlage doppelt so teuer wie das Gut<br />
Strom, das an <strong>der</strong> Börse zu weniger als 4 Cent<br />
gehandelt wird. Für Otto Normalverbraucher<br />
kommen in <strong>der</strong> Ökoplanwirtschaft noch<br />
Stromsteuer, Mehrwertsteuer, Konzessionsabgabe,<br />
Kraft-Wärme-Kopplungs-Aufschlag und<br />
die Kosten für Stromerzeugung sowie Transport<br />
und Vertrieb hinzu, so dass <strong>der</strong> Stromkunde<br />
am Ende bis zu 30 Cent je<br />
Kilowattstunde zahlt.<br />
Mehr deutscher Grünstrom<br />
als geplant<br />
Weil die För<strong>der</strong>ung des Ökostroms völlig aus<br />
dem Ru<strong>der</strong> läuft, wird die Energiewende zu<br />
einer gigantischen Umverteilung. Durch ein<br />
Windrad erzielt ein kleiner Acker an <strong>der</strong> Küste<br />
eine jährliche Pacht von 30.000 Euro, während<br />
in <strong>der</strong> Pension daneben <strong>der</strong> Rotorlärm<br />
die Gäste vertreibt. Auf dem Land verdienen<br />
Hausbesitzer mit ihren Solardächern glänzend,<br />
zahlen tun dafür die Mieter in den Städten.<br />
Für die Umverteilung von unten nach<br />
oben stehen auch die riesigen Solarparks in<br />
Bayern. Großzügig gerechnet, bekommt Bayern<br />
das Geld, was es in den Län<strong>der</strong>finanzausgleich<br />
einzahlt, über den EEG-Solarausgleich<br />
von Nordrhein-Westfalen zurückerstattet.<br />
Das EEG ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein<br />
© dapd<br />
Strom für Deutschland:<br />
Arbeit an einer neuen<br />
Hochspannungsleitung<br />
Staatseingriff in den Markt den nächsten nach<br />
sich zieht. Weil durch den zu schnellen Ausbau<br />
von Solar- und Windanlagen das Stromnetz<br />
an sonnigen und windigen Sommertagen die<br />
Last nicht tragen kann, bekommen Solar- und<br />
Windparkbetreiber Geld vom Staat fürs<br />
Nichtstun, für das Abklemmen vom Netz.<br />
Wenn <strong>der</strong> im Überfluss produzierte deutsche<br />
Ökostrom ins polnische o<strong>der</strong> holländische<br />
Stromnetz drückt, zahlen wir mit negativen<br />
Strompreisen dafür. Polen will sich künftig mit<br />
technischen Barrieren (Phasenschiebern)<br />
gegen unerwünschten deutschen Windstrom<br />
wehren. Was bleibt da vom europäischen Binnenmarkt?<br />
Man stelle sich vor, Frankreich<br />
sperrte im Verkehrswesen die Autobahnbrücke<br />
über den Rhein, weil in <strong>der</strong> Urlaubszeit zu<br />
viele deutsche Autos darüber rollen. Im Energiebereich<br />
ist das die Antwort unserer Nachbarn<br />
auf die deutsche Energiewende, die in<br />
ganz Europa die Strompreise grotesk verzerrt.<br />
Auch weil viel mehr deutscher Grünstrom als<br />
geplant in die Netze drängt, sind in Europa<br />
die Preise für Emissionszertifikate verfallen<br />
und damit <strong>der</strong> Anreiz, Kohlendioxid zu vermeiden.<br />
Als Folge werden an Tagen, an denen die<br />
Sonne nicht scheint und <strong>der</strong> Wind nicht weht,<br />
alte Braunkohlekraftwerke für den Lastenausgleich<br />
eingesetzt. Das ist verrückt: Die För<strong>der</strong>ung<br />
von Ökostrom ist so erfolgreich, dass <strong>der</strong><br />
24 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
für das Klima gefährliche Ausstoß von Kohlendioxid<br />
wie<strong>der</strong> steigt. Und weil im Winter<br />
an schattigen o<strong>der</strong> windstillen Tagen Solarund<br />
Windparks nicht genug Strom für den Bedarf<br />
von Industrie und Haushalten liefern,<br />
müssen die Versorger Kraftwerke vorhalten,<br />
die sich nicht rechnen. Der Staat soll diese<br />
Konzerne künftig ebenfalls fürs Nichtstun bezahlen.<br />
Subvention folgt auf Subvention. Wo<br />
soll das enden?<br />
Hat sich Deutschland selbst<br />
gefesselt?<br />
Höchste Zeit, dass sich Ökostrom dem Markt<br />
und dem Wettbewerb stellt. Im heutigen För<strong>der</strong>system<br />
ergibt sich die Höhe <strong>der</strong> EEG-Umlage<br />
aus <strong>der</strong> Differenz zwischen dem<br />
staatlichen Garantiepreis und dem Börsenpreis.<br />
Wenn viel Grünstrom ins Netz drückt,<br />
sorgt das nicht für sinkende, son<strong>der</strong>n für steigende<br />
Strompreise für den Normalverbraucher.<br />
Zugleich drückt <strong>der</strong> Ökostrom den<br />
Börsenstrompreis für Großverbraucher, was<br />
© dapd<br />
Immer noch gefragt: Strom<br />
aus Braunkohle<br />
die EEG-Umlage nach oben treibt. Kurzum: Je<br />
mehr Ökostrom, desto teurer die Umlage.<br />
Immer noch gefragt: Strom aus Braunkohle<br />
Die unzähligen Profiteure <strong>der</strong> Energiewende<br />
(Landwirte, Hausbesitzer, Handwerker, Investoren,<br />
Industrie, Lobbyisten und an<strong>der</strong>e) sind<br />
inzwischen so mächtig, dass sich kein Politiker<br />
mehr traut, an den Besitzständen zu rütteln.<br />
Da schon zu viele von den Subventionen profitieren,<br />
ist das Drehen an kleinen Stellschrauben<br />
wahrscheinlicher. Dabei ist das<br />
Kernproblem des EEG nicht irgendeine Stellschraube,<br />
son<strong>der</strong>n seine Konstruktion. Eigentlich<br />
müsste nach <strong>der</strong> Wahl das EEG<br />
abgeschafft und <strong>der</strong> Ökostrom an den Börsenpreis<br />
gekoppelt werden, auch dann könnte<br />
Grünstrom weiter geför<strong>der</strong>t werden, etwa<br />
über Zuschläge. Aber dazu fehlt den Politikern<br />
<strong>der</strong> Mut. Bundeskanzlerin Merkel hat auf <strong>der</strong><br />
Energietagung des CDU-Wirtschaftsrats eingestanden,<br />
dass schon zu viele an dem Gesetz<br />
verdienen: „Sie können daran studieren, wie<br />
es ist, wenn Mehrheiten zu Subventionsempfängern<br />
werden und damit nicht mehr bereit<br />
sind, die eigene Subvention abzuschaffen.“<br />
Hat sich Deutschland aus Begeisterung über<br />
die Energiewende mit Subventionen abermals<br />
selbst gefesselt? Findet es ohne Brüssel aus<br />
dem Subventionssumpf nicht wie<strong>der</strong> heraus?<br />
Vor Jahren musste die EU-Kommission<br />
Deutschland zwingen, die Steinkohlesubventionen<br />
wie<strong>der</strong> abzuschaffen. Der Ärger <strong>der</strong><br />
Nachbarn in Europa über die ebenso überstürzte<br />
wie unabgesprochene Energiewende<br />
ist groß. Auch in Frankreich, Österreich, den<br />
Nie<strong>der</strong>landen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweiz müssen Versorger<br />
Milliarden auf ihre Kraftwerke abschreiben,<br />
weil durch die Überproduktion des<br />
deutschen Ökostroms sich selbst mo<strong>der</strong>nste<br />
Gaskraftwerke nicht mehr rechnen. Zudem ist<br />
dem EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia<br />
die Befreiung von <strong>der</strong> EEG-Umlage für<br />
1691 deutsche Unternehmen ein Dorn im<br />
Auge. Er wittert wettbewerbswidrige Subventionen<br />
und wird, wenn sich das nicht än<strong>der</strong>t,<br />
ein Verfahren wegen illegaler Beihilfen gegen<br />
Deutschland einleiten. Aus Sicht nicht nur <strong>der</strong><br />
Euro-Krisenlän<strong>der</strong> hätte es seinen Reiz, wenn<br />
<strong>der</strong> große Produktivitätsvorsprung <strong>der</strong> deutschen<br />
Industrie über schlagartig steigende<br />
Stromkosten abgeschmolzen werden<br />
könnte.<br />
Das EEG konterkariert die Ziele<br />
des Klimaschutzes<br />
Deutschland sitzt in <strong>der</strong> Zwickmühle.<br />
Die nächste Regierung muss einerseits<br />
ein Beihilfeverfahren verhin<strong>der</strong>n, kann<br />
an<strong>der</strong>erseits aber den energieintensiven<br />
Unternehmen die Kosten für die EEG-Umlage<br />
nicht aufladen, weil diese sonst das<br />
Weite suchen werden. Schließlich sind die<br />
Stromkosten oft höher als die Personalkosten<br />
und Industriestrom hierzulande schon 40 Prozent<br />
teurer als in Frankreich. Nicht nur die<br />
Chemie- und Metallindustrie investiert wegen<br />
<strong>der</strong> Energiepreise lieber in Amerika. Auch<br />
manches Rechenzentrum am Internetknotenpunkt<br />
Frankfurt überlegt, ob es nach Amsterdam<br />
o<strong>der</strong> Paris umziehen soll. Die<br />
Abwan<strong>der</strong>ung energieintensiver Betriebe trifft<br />
unsere Volkswirtschaft im Kern, weil dadurch<br />
Wertschöpfungsketten reißen.<br />
Die Prämisse <strong>der</strong><br />
deutschen Energiewende,<br />
durch steigende<br />
Preise für<br />
fossile Energie rechne<br />
sich Ökostrom wie<br />
von selbst, stimmt<br />
nicht. In den Vereinigten<br />
Staaten werden<br />
mit ökologisch strittigem<br />
Fracking aus<br />
Schiefergestein Gas<br />
und Öl geför<strong>der</strong>t.<br />
Amerika wird dadurch vom größten Verbraucher<br />
zu einem <strong>der</strong> größten Lieferanten von Öl<br />
und Gas in <strong>der</strong> Welt – mit gravierenden geostrategischen<br />
und wirtschaftlichen Folgen.<br />
Niedrige Energiepreise sind <strong>der</strong> Motor für die<br />
Reindustrialisierung Amerikas. Der Gaspreis<br />
ist dort schon um 75 Prozent gesunken. Da<br />
Kohle durch Gas ersetzt wird, ist <strong>der</strong> Ausstoß<br />
von Kohlendioxid in den Vereinigten Staaten<br />
auf den tiefsten Stand seit zwanzig Jahren gefallen.<br />
Das ist pervers. Amerika erreicht durch Fracking<br />
Klimaziele, die es nie unterschrieben<br />
hat, während <strong>der</strong> selbsternannte Klima-Musterschüler<br />
Deutschland mehr Kohlendioxid als<br />
im Vorjahr ausstößt. Offenbar stimmt auch die<br />
zweite Prämisse <strong>der</strong> Energiewende nicht, dass<br />
durch deutschen Wind- und Sonnenstrom weniger<br />
CO2 emittiert werde. Auch durch die<br />
übermäßige Netzeinspeisung von Grünstrom<br />
sind im europäischen Handel mit Emissionszertifikaten<br />
die Preise so verfallen, dass sie<br />
keine Lenkungswirkung mehr haben. Aber<br />
auch die Rezession in Südeuropa und <strong>der</strong> Lastenausgleich<br />
mit China tragen ihren Teil dazu<br />
bei. Beide Prämissen des EEG gehen nicht auf.<br />
„In den nächsten drei bis vier Dekaden wird<br />
es keine Knappheit fossiler Energieträger<br />
geben“, prognostiziert Ottmar Edenhofer, Direktor<br />
am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.<br />
„Wir befinden uns in <strong>der</strong> größten<br />
Kohle-Renaissance seit <strong>der</strong> Industrialisierung.“<br />
Der Kohlepreis sinkt noch stärker als<br />
<strong>der</strong> Gaspreis, seit Amerika viel Kohle exportiert.<br />
Der ungebremst steigenden Kohlenstoffintensität<br />
<strong>der</strong> Weltwirtschaft ist nur<br />
beizukommen, wenn es einen Knappheitspreis<br />
für den CO2-Verbrauch gibt.<br />
Das EEG darf nicht länger die Ziele des Klimaschutzes<br />
konterkarieren. Das ursprüngliche<br />
Ziel war doch nicht, ohne Sinn und Verstand<br />
den Ausbau von Solar- und Windstrom in<br />
Deutschland zu för<strong>der</strong>n. Die Energiewende<br />
sollte doch den Ausstoß von Kohlendioxid verringern.<br />
Wem dieses Ziel immer noch wichtiger<br />
ist als die Befriedigung möglichst vieler<br />
Subventionsritter, <strong>der</strong> braucht keine Angst vor<br />
dem Ende des EEG zu haben.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 25
Titelthema - Energiewende<br />
Fracking:<br />
Risiko o<strong>der</strong> Chance?<br />
Redakteur: Michael Kraft<br />
Seit einiger Zeit gibt es ein neues<br />
Reizwort in Sachen Energiegewinnung.<br />
Nachdem <strong>der</strong> jahrzehntelange<br />
Streit um die Atomkraft mit dem Ausstieg<br />
in Deutschland mittelfristig beendet<br />
sein dürfte, widmen sich<br />
Umweltschützer in aller Welt einer<br />
För<strong>der</strong>methode, die nach ihrer Ansicht<br />
sowohl für die Menschen als auch für<br />
die Umwelt dramatische Folgen haben<br />
könnte. Doch worum geht es beim<br />
Fracking genau? Und welche Risiken<br />
bestehen wirklich? Stromsparer gibt<br />
Ihnen einen Überblick über die Fakten.<br />
Dabei wird eines deutlich: Wirklich<br />
eindeutige Antworten sind abseits<br />
aller ideologischen o<strong>der</strong> wirtschaftspolitischen<br />
Interessen nur schwer zu<br />
finden.<br />
Warum Fracking?<br />
Was allgemein als Fracking bezeichnet wird,<br />
trägt in Fachkreisen den Namen „Hydraulic<br />
Fracturing“ (übersetzt etwa: „hydraulisches<br />
Aufbrechen“). Bei <strong>der</strong> normalen För<strong>der</strong>ung<br />
von Öl o<strong>der</strong> Gasvorkommen wird – vereinfacht<br />
gesagt – ein Loch bis zu <strong>der</strong> Stelle gebohrt,<br />
wo sich ein großes Erdöl- o<strong>der</strong><br />
Erdgas-Reservoir befindet. Im Idealfall sieht<br />
das in etwa aus wie ein unterirdischer See<br />
aus den begehrten fossilen Brennstoffen, die<br />
dann verhältnismäßig einfach angezapft werden<br />
können. Nun ist es in vielen Teilen <strong>der</strong><br />
Welt so, das es zwar durchaus erhebliche Vorkommen<br />
gibt, diese aber nur schlecht zu för<strong>der</strong>n<br />
sind. Denn längst nicht immer sind die<br />
geologischen Voraussetzungen ideal. Sehr<br />
häufig befinden sich die Gas- o<strong>der</strong> Ölvorkommen<br />
eben nicht in einem konzentrierten und<br />
leicht erreichbaren Punkt, son<strong>der</strong>n verteilen<br />
sich innerhalb <strong>der</strong> Gesteinsschichten, wo sie<br />
nicht ohne Weiteres erreicht werden können.<br />
Früher wäre eine Nutzung solcher Vorkommen<br />
nur mit extrem hohen Kosten möglich<br />
gewesen – wenn überhaupt. Aber auch die<br />
Ausnutzung von schlecht erreichbaren Restvorkommen<br />
in bereits konventionell ausgebeuteten<br />
Lagerstätten steht auf dem<br />
Wunschzettel vieler Energieunternehmen.<br />
Seit einigen Jahren ist nun eine an<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>methode<br />
im Einsatz, die eine Ausbeutung<br />
schwer zugänglicher Rohstoffvorkommen ermöglicht.<br />
Beim Hydraulic Fracturing wird zunächst<br />
auch ein „normales“ Bohrloch<br />
benötigt, das in die fraglichen Gesteinsschichten<br />
getrieben wird. Um nun an das Öl<br />
o<strong>der</strong> Gas heranzukommen, wird unter hohem<br />
Druck Flüssigkeit eingebracht. Dabei handelt<br />
es sich nicht nur um Wasser, son<strong>der</strong>n auch<br />
um diverse Chemikalien, Sand und an<strong>der</strong>e<br />
Hilfsmittel. Überschreitet <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> eingepressten<br />
Flüssigkeit die im Gestein anliegende<br />
Spannung, wird es<br />
auseinan<strong>der</strong>gedrückt und aufgebrochen.<br />
Ganz nach dem physikalischen Grundsatz<br />
„Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein“<br />
verdrängt die Flüssigkeit das in den Gesteinsschichten<br />
lagernde Öl o<strong>der</strong> Gas. Die eigentliche<br />
För<strong>der</strong>ung wird dann über zusätzliche<br />
Bohrungen bewerkstelligt. Damit die gewünschten<br />
Ergebnisse erzielt werden, ist ein<br />
erheblicher Energieaufwand nötig. Rund 200<br />
verschiedene Chemikalien und bis zu 5000<br />
Kubikmeter Wasser werden mit einem Druck<br />
von über 1000 bar in den Erdboden gepresst<br />
– für jeden sogenannten Frack.<br />
Bild: The Pinedale Field office of the BLM.<br />
Der Konflikt<br />
Gegner des Fracking halten die Methode für<br />
extrem gefährlich für Umwelt und Menschen.<br />
Denn beim Aufbrechen <strong>der</strong> Gesteinsschichten<br />
besteht das Risiko, dass die mit giftigen Chemikalien<br />
belasteten Flüssigkeiten auch bis in<br />
das Grundwasser vordringen können und<br />
somit eine Gesundheitsgefahr darstellen.<br />
Auch <strong>der</strong> Austritt von Erdgas o<strong>der</strong> Öl, das<br />
durch Risse seinen Weg in das Grundwasser<br />
finden kann, erscheint problematisch. Tatsächlich<br />
gibt es Berichte aus den USA und<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, in denen das Fracking verstärkt<br />
eingesetzt wird, nach denen Bewohner<br />
bestimmter Ortschaften ihr Leitungswasser<br />
anzünden können, weil erhebliche Mengen<br />
an Methan mit nach oben gepumpt werden.<br />
Auch das Oberflächenwasser kann durch zurückgepumptes<br />
Bohrwasser verunreinigt<br />
werden. Befürworter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>methode halten<br />
solche Fälle aber für nicht repräsentativ<br />
und versichern, dass bei korrekter Anwendung<br />
<strong>der</strong> Technologie keine Gefahren für<br />
Menschen o<strong>der</strong> die Umwelt bestünden.<br />
Zudem sei ein direkter Zusammenhang zwischen<br />
dem Fracking und dem „Trinkwasser-<br />
Anzünden“ längst nicht erwiesen, da dies<br />
auch durch den natürlichen Austritt von Erd-<br />
26 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
gas in an<strong>der</strong>e Gesteinsschichten entstehen<br />
könne. Doch nicht nur die direkten Schäden<br />
durch die Einbringung <strong>der</strong> Chemikalien und<br />
den unerwünschten Austritt von Gas o<strong>der</strong> Öl<br />
an den falschen Stellen ist problematisch.<br />
Umweltschutzorganisationen weisen auf das<br />
Risiko <strong>der</strong> Auslösung von Erdbeben hin, wie<br />
sie auch bei Tiefenbohrungen für die Nutzung<br />
von Geothermie immer wie<strong>der</strong> zur Diskussion<br />
steht.<br />
Ende <strong>der</strong> Abhängigkeit?<br />
Die wirtschaftlichen Interessen beim Fracking<br />
sind enorm. Galt das Hydraulic Fracturing früher<br />
als viel zu teuer, haben <strong>der</strong> großflächige<br />
Einsatz und die gesteigerte Effizienz bei <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung in den USA inzwischen dafür gesorgt,<br />
dass das Land die Abhängigkeit von<br />
Energieimporten stark verringern konnte. In<br />
wenigen Jahren, so die Prognose vieler Experten,<br />
könnten die USA damit nicht nur zum<br />
Netto-Exporteur werden (man würde also<br />
mehr Öl und Gas aus eigener För<strong>der</strong>ung exportieren,<br />
als man aus dem Ausland einführt);<br />
sogar ein Aufstieg zur größten För<strong>der</strong>nation<br />
<strong>der</strong> Erde erscheint möglich. Damit will die<br />
US-Regierung endlich die Abhängigkeit von<br />
Öl aus dem Nahen Osten verringern, das seit<br />
Jahrzehnten immer wie<strong>der</strong> für politische und<br />
ökonomische Interessenkonflikte sorgt.<br />
Daher überrascht es nicht, dass Präsident Barack<br />
Obama das Fracking ebenfalls als<br />
Chance für die amerikanische Energiewirtschaft<br />
betrachtet und damit die Politik <strong>der</strong><br />
Vorgängerregierung unter George W. Bush<br />
fortführt. Nicht zuletzt beschert es den amerikanischen<br />
Verbrauchern auch relativ geringe<br />
Energiekosten, jedenfalls im Vergleich<br />
zu dem, was deutsche Verbraucher zahlen<br />
müssen.<br />
Europa hat an<strong>der</strong>e<br />
Voraussetzungen<br />
Auch in Europa gibt es beson<strong>der</strong>s im Bezug<br />
auf Erdgas noch viele ungenutzte Vorkommen,<br />
die sich mit herkömmlichen För<strong>der</strong>methoden<br />
nicht o<strong>der</strong> nur schlecht ausbeuten<br />
lassen. Daher stellt sich die Frage, ob das Fracking<br />
auch hierzulande in großem Stil eingesetzt<br />
werden könnte. Die Situation ist jedoch<br />
eine an<strong>der</strong>e als in den USA. Schon rein aus<br />
Platzgründen ist es kaum vorstellbar, dass in<br />
Mittel- und Westeuropa größere Gas- und Ölfel<strong>der</strong><br />
mit einem neuen Wald aus Bohrtürmen<br />
geför<strong>der</strong>t werden könnten, wo schon jede<br />
neue Windkraftanlage als Belästigung für das<br />
Auge gilt. Die dichte Besiedlung unseres Kontinents<br />
macht es außerdem schwierig, die ohnehin<br />
erheblichen Bedenken in Sachen<br />
Umweltschutz auszuräumen, denn das Problem<br />
<strong>der</strong> Erdbebengefahr o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verseuchung<br />
des Grundwassers ist in Län<strong>der</strong>n wie<br />
Deutschland von ganz an<strong>der</strong>er Bedeutung als<br />
dort, wo man weite Landstriche ohne Besiedlung<br />
findet. Aber auch die Kostenfrage macht<br />
das Fracking für Deutschland wenig rentabel.<br />
Denn obwohl das Hydraulic Fracturing beispielsweise<br />
in den USA gewinnbringend eingesetzt<br />
wird, ist die Rentabilität in Europa<br />
eine ganz an<strong>der</strong>e. Speziell die in Deutschland<br />
vermuteten Vorkommen an Erdgas würden<br />
nur unter sehr hohem Kostenaufwand geför<strong>der</strong>t<br />
werden können. Da sie zudem nicht gewaltig<br />
groß sind, wären sie nach wenigen<br />
Jahren bereits erschöpft, so die Prognosen.<br />
Eine wirkliche Unabhängigkeit von Gasimporten<br />
(vor allem aus Russland) wäre damit<br />
also nicht einmal kurzfristig zu erreichen,<br />
sagen die Gegner von Fracking in Deutschland.<br />
Neben den Bedenken, was die För<strong>der</strong>methode<br />
und die damit verbundenen<br />
Gefahren an sich betreffen, spielt aber auch<br />
<strong>der</strong> Klimaschutz eine Rolle bei <strong>der</strong> Ablehnung.<br />
So verweist Greenpeace darauf, dass<br />
es klimapolitisch keine gute Idee sei, weiterhin<br />
auf die För<strong>der</strong>ung fossiler Brennstoffe zu<br />
setzen. Damit, so die Argumentation, könne<br />
man den Umstieg auf erneuerbare Energien<br />
kaum erreichen. Zwar sei es richtig, dass beson<strong>der</strong>s<br />
Gaskraftwerke für eine Übergangszeit<br />
nach dem Atomausstieg benötigt<br />
würden, doch sieht man die Neuentdeckung<br />
von Gas und Öl mit Hilfe von Fracking als<br />
Rückschritt hinsichtlich <strong>der</strong> Gefahren durch<br />
die globale Erwärmung. Die Erschließung klimafreundlicher<br />
Energieträger werde dadurch<br />
weiter verzögert, so Greenpeace.<br />
Keine Beweise für<br />
Klimaschädlichkeit und<br />
Erdbebengefahren?<br />
In Deutschland ist die Diskussion um das Fracking<br />
noch relativ unaufgeregt, weil mangels<br />
großer Vorkommen und wenig Erfahrungen<br />
mit <strong>der</strong> Technologie keine Großprojekte anstehen,<br />
über die entschieden werden müsste.<br />
Die Politik hält sich auffallend zurück, was<br />
Aussagen über das Fracking und seine potenziellen<br />
Risiken angeht. Die För<strong>der</strong>ung von<br />
Schiefergas in Norddeutschland wird und<br />
wurde aber ebenfalls diskutiert. Hierzu gibt es<br />
sogar Studien, die offenbar belegen, dass eine<br />
För<strong>der</strong>ung von Schiefergas nicht klimaschädlich<br />
wäre und beim Einsatz zur Stromerzeugung<br />
unter dem Strich sogar weniger<br />
klimaschädliche Effekte mit sich bringe, als<br />
dies bei <strong>der</strong> Stromerzeugung durch Kohle <strong>der</strong><br />
Fall sei. Solche Studien werden aber nach Angaben<br />
des Umweltbundesamtes stets durch<br />
Einschränkungen <strong>der</strong> Autoren in alle Richtungen<br />
abgesichert, sodass eine endgültige Antwort<br />
auf die Frage, ob Schiefergas nun das<br />
Klima weiter schädigt o<strong>der</strong> nicht, <strong>der</strong>zeit nicht<br />
gegeben werden könne. Die Angst vor Erdbeben<br />
ist ein weiterer wichtiger Punkt bei <strong>der</strong><br />
Argumentation gegen das Fracking. Und tatsächlich<br />
lassen sich bestimmte Erschütterungen<br />
messen, die durch das Aufbrechen <strong>der</strong><br />
Gesteinsschichten verursacht wurden. Doch<br />
beinahe alle namhaften Seismologen und<br />
Erdbebenexperten sind sich <strong>der</strong>zeit darin<br />
einig, dass die Auslösung von sogenannten<br />
„Schadensbeben“ mit einer Stärke von mehr<br />
als 3 auf <strong>der</strong> Richterskala durch Fracking<br />
kaum möglich sei. Da aber auch unterhalb <strong>der</strong><br />
Stärke 3 Beben bereits spürbar für die Anwohner<br />
sein können, bleiben viele Bürger skeptisch.<br />
Geologen verweisen dennoch darauf,<br />
dass die Eingriffe durch das Fracking lokal so<br />
begrenzt sind, dass stärkere Erdbeben dadurch<br />
nicht zu befürchten sind. Die Diskussion<br />
ähnelt hier stark den bereits bekannten Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
um die Nutzung von Erdwärme,<br />
bei <strong>der</strong> es ebenfalls manchmal zu<br />
unerwünschten Auswirkungen kommt.<br />
Deutsche Diskussion von<br />
Bil<strong>der</strong>n aus USA geprägt<br />
In Deutschland basiert die <strong>der</strong>zeitige Diskussion<br />
um das Fracking dann auch eher auf den<br />
Berichten, die aus den USA und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
zu dem Thema zu finden sind. Sie werden<br />
in <strong>der</strong> Argumentation in <strong>der</strong> Regel ohne<br />
weitere Anpassung übernommen, was dann<br />
in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit wissenschaftlichen<br />
Fakten zu Ungenauigkeiten führt. So<br />
lassen sich die Gegebenheiten in den USA<br />
kaum mit denen in Deutschland vergleichen.<br />
Den plakativen Bil<strong>der</strong>n brennen<strong>der</strong> Wasserhähne<br />
haben die Befürworter aber kaum<br />
etwas entgegenzusetzen. Der Sachverständigenrat<br />
für Umweltfragen hat sich aktuell im<br />
Mai 2013 gegen ein weiteres Vorantreiben<br />
von Fracking in Deutschland ausgesprochen.<br />
Diese Entscheidung war aber ausdrücklich<br />
nicht etwa auf „nachgewiesene Umweltschäden“<br />
gegründet, son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>der</strong><br />
Unwirtschaftlichkeit einer solchen För<strong>der</strong>ung<br />
geschuldet. Das Fracking könne für Deutschland<br />
we<strong>der</strong> die Versorgungssicherheit erhöhen<br />
noch die Gaspreise nachhaltig senken,<br />
da die För<strong>der</strong>ung zu teuer sei. Insofern bestehe<br />
kein gesteigertes öffentliches Interesse<br />
für eine Erschließung dieser Energieträger.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> ungeklärten ökologischen Risiken<br />
empfehle man <strong>der</strong>zeit auch keine Zulassung<br />
von Fracking in einem kommerziell<br />
lohnenden Umfang, so <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Experten.<br />
Für die Zukunft schließen sie aber das Fracking<br />
auch in Deutschland nicht aus, denn<br />
nach Klärung <strong>der</strong> ökologischen Risiken aus<br />
entsprechenden Pilotprojekten könnte sich<br />
die Situation später durchaus än<strong>der</strong>n.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 27
Titelthema - Energiewende<br />
Die Wähler nicht verschrecken<br />
In einem Wahljahr sind Politiker je nach Interessenlage<br />
sehr zurückhaltend mit Aussagen,<br />
die als eine Befürwortung einer <strong>der</strong>art umstrittenen<br />
Technologie verstanden werden<br />
könnten. So gibt es Hinweise darauf, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />
die CDU/CSU nicht an einer weiteren<br />
Diskussion im Wahlkampf zum Thema<br />
Fracking interessiert ist, da man Stimmenverluste<br />
befürchtet. Doch auch die an<strong>der</strong>en Parteien<br />
haben das Hydraulic Fracturing nicht<br />
zum großen Thema gemacht. Die Grünen betonen<br />
natürlich nach wie vor ihre „uneingeschränkte<br />
Kompetenz“ in Umweltfragen, die<br />
nach dem „Verlust“ des Atomthemas für<br />
viele Wähler an Aktualität verloren hatten.<br />
Doch im Moment stehen eher die sozialen<br />
Themen und steuerpolitische Fragen im Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> Parteiprogramme für die anstehende<br />
Wahl. So hält sich auch die SPD zurück.<br />
Grundsätzlich scheint man hier daran interessiert<br />
zu sein, keine allzu klaren Aussagen<br />
zum Thema zu treffen. Vertreter <strong>der</strong> einen wie<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind darauf bedacht, we<strong>der</strong><br />
Wähler aus dem Spektrum <strong>der</strong> Umweltschützer<br />
zu vergraulen, noch die Industrie durch<br />
eine Verweigerungshaltung zu verschrecken.<br />
Die Tendenz <strong>der</strong> lokalen SPD-Verbände geht<br />
aber klar in Richtung Ablehnung von Fracking.<br />
Auch die FDP möchte das Thema nach<br />
Möglichkeit vermeiden, denn hier ist man traditionell<br />
eher positiv gegenüber den wirtschaftlichen<br />
Interessen eingestellt. Doch da<br />
die Partei nach wie vor um das Überleben<br />
und den Wie<strong>der</strong>einzug in das Parlament<br />
kämpfen muss, bleibt wenig Spielraum für<br />
eine Klientelpolitik beim Fracking, das <strong>der</strong>zeit<br />
kaum genügend Bedeutung haben dürfte. Bei<br />
<strong>der</strong> Linken ist die Sache einfach, denn hier<br />
lehnt man das Fracking schlicht ab.<br />
Offizielle Stellungnahme von Bundesumweltminister<br />
Peter Altmaier (CDU) zum Thema<br />
Fracking in Deutschland<br />
Wird das Kind mit dem Bade<br />
ausgeschüttet?<br />
Neben den reinen Befürwortern und Gegnern<br />
des Frackings gibt es aber auch mo<strong>der</strong>ate<br />
Stimmen, die davor warnen, die<br />
Diskussion rein in eine ideologische Ecke zu<br />
stellen. Ähnlich wie bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Nutzung<br />
<strong>der</strong> Kernkraft scheint man in manchen<br />
Kreisen darauf aus zu sein, ein neues Thema<br />
für einen umweltpolitischen Kreuzzug zu finden.<br />
Umgekehrt verharmlosen an<strong>der</strong>e Kreise<br />
die möglichen Folgen und Gefahren <strong>der</strong>art,<br />
dass es aufmerksame Zuhörer schon beinahe<br />
wie<strong>der</strong> alarmieren muss. Fakt ist, dass die<br />
grundsätzliche Abhängigkeit von Öl- und<br />
Gasimporten abgesehen von <strong>der</strong> umweltpolitischen<br />
Seite auch eine erhebliche strategische<br />
Bedeutung hat. Deutschland hat sich in<br />
den vergangenen 30 Jahren so stark an die<br />
neuen Partner in Russland gebunden, dass<br />
bei einer Än<strong>der</strong>ung des politischen Klimas<br />
die Versorgungssicherheit infrage gestellt<br />
sein dürfte. Beim Öl sind wir nicht so abhängig<br />
vom Mittleren Osten, wie es häufig den<br />
Anschein hat. Hier sind die USA <strong>der</strong> Hauptkunde.<br />
Doch gerade das Druckmittel Ölversorgung<br />
hat in den letzten 40 Jahren<br />
bekanntlich schon öfter zu politischen, wirtschaftlichen<br />
und militärischen Krisen geführt,<br />
die mit einer geringeren Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> großen Industrienationen von Importen<br />
sicher geringere Bedeutung gehabt hätten.<br />
Vielleicht sollte man bei solchen Diskussionen<br />
eben nicht nur eine Seite beleuchten,<br />
was häufig dazu führt, das Kind mit dem<br />
Bade auszuschütten.<br />
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
Dr. Felix Kirchner<br />
Dr. Christina Raptarchis<br />
Fachzahnärzte<br />
für Kieferorthopädie<br />
Kieferorthopädie, Lingualtechnik<br />
Tel. 16 43 50<br />
80634 Rotkreuzplatz 1<br />
www.better-smile.de<br />
U1/U7 Rotkreuzplatz<br />
28 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Strompreis Deutschland<br />
Redakteur: Daniel Panhorst<br />
Die Zusammensetzung des<br />
Strompreises in Deutschland<br />
Verglichen mit an<strong>der</strong>en europäischen Nationen<br />
ist <strong>der</strong> Bezug elektrischer Energie in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland ein teures Unterfangen.<br />
Mit einem Wert von durchschnittlich<br />
gut 28 Cent pro Kilowattstunde zahlen<br />
deutsche Stromverbraucher so viel wie nur<br />
wenige an<strong>der</strong>e Haushalte auf unserem Kontinent.<br />
Grund für das eher gehobene Preisniveau<br />
ist nicht zuletzt die Zusammensetzung<br />
des Strompreises, die einige Beson<strong>der</strong>heiten<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en Staaten aufweist und<br />
durch Zulagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
im Preis zusätzlich gesteigert<br />
wird. Ein grundlegen<strong>der</strong> Überblick über die<br />
Zusammensetzung des Strompreises in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik soll aufzeigen, wie welche<br />
Kosten zustande kommen und in welchen Bereichen<br />
sich ein potenzielles Einsparpotenzial<br />
für den einzelnen Verbraucher ergibt.<br />
Eine grundlegende Übersicht über<br />
den Strompreis<br />
Der deutsche Strompreis kann grundlegend<br />
in zwei Segmente eingeteilt werden. Als direkter<br />
Preisanteil sind Kosten zu sehen, die<br />
den Stromunternehmen für die Erzeugung,<br />
den Transport sowie die Einspeisung elektrischer<br />
Energie entstehen, wobei auch eine gewisse<br />
Gewinnspanne für die Stromkonzerne<br />
als Wirtschaftsunternehmen einzurechnen ist.<br />
Dieser direkte Preisanteil liegt aktuell im Jahr<br />
2013 knapp über 50 Prozent und zerteilt sich<br />
seinerseits in Kosten <strong>der</strong> reinen Stromerzeugung<br />
sowie Kosten <strong>der</strong> Netznutzung. Der an<strong>der</strong>e,<br />
indirekte Preisanteil setzt sich aus<br />
Abgaben, Umlagen und Steuern zusammen,<br />
die folglich keinen direkten Bezug zur Produktion<br />
o<strong>der</strong> Einspeisung des Energieträgers<br />
besitzen. Dieser Preisanteil unterliegt rein <strong>der</strong><br />
politischen Gestaltung von Rahmenwerten<br />
des deutschen Preismarktes, die nicht zuletzt<br />
<strong>der</strong> Energiewende geschuldet sind. Vor allem<br />
dieser Anteil ist es, den an<strong>der</strong>e Stromkunden<br />
Europas nicht zu tragen haben und folglich<br />
preiswerteren Strom in privaten Haushalten<br />
o<strong>der</strong> Gewerbebetrieben nutzen können.<br />
Die Kosten für die Stromerzeugung<br />
und ihr Handelspreis<br />
Der Handelspreis pro Kilowattstunde wird in<br />
Deutschland tagesaktuell über die Strombörse<br />
in Leipzig vorgegeben. Der Handel mit<br />
elektrischer<br />
Energie folgt<br />
im Rahmen<br />
<strong>der</strong> deutschen<br />
Energ<br />
i e w e n d e<br />
nach dem<br />
P r i n z i p<br />
wachsen<strong>der</strong><br />
Grenzkosten. Priorität wird somit zunächst<br />
erzeugter Strom aus regenerativen Anlagen<br />
gehandelt, <strong>der</strong> über ein eher geringes Spektrum<br />
zugehöriger Nebenkosten verfügt, bei<br />
einem zusätzlichen Bedarf wird Strom aus<br />
fossilen Energiequellen zusätzlich beim Handel<br />
mit eingebunden. Ein höherer Bedarf ergibt<br />
sich z. B. in Stoßzeiten des Tages, wo<br />
Millionen von Haushalten zeitgleich auf elektrische<br />
Energie angewiesen sind. Je höher die<br />
aktuelle Nachfrage ausfällt, umso mehr<br />
Kraftwerke mit wachsenden Grenzkosten<br />
sind in den Handelspreis mit einzubeziehen.<br />
Letztendlich wird <strong>der</strong> Preis also durch das<br />
teuerste Kraftwerk im Rahmen <strong>der</strong> aktuell<br />
benötigten Stromkapazität vorgegeben. Der<br />
Handelspreis für die Stromerzeugung umfasst<br />
neben den reinen Produktionskosten<br />
auch einen Anteil <strong>der</strong> zugehörigen CO2-Emissionsrechte<br />
sowie die Gewinnmarge, von<br />
welcher <strong>der</strong> Verkäufer elektrischer Energie<br />
sein unternehmerisches Geschäft führt. Die<br />
Gesamtheit dieses Kostenspektrums addiert<br />
sich zu einem Anteil auf, <strong>der</strong> aktuell gut ein<br />
Drittel des deutschen Strompreises ausmacht.<br />
Für den einzelnen Verbraucher lohnt sich hier<br />
ein Blick auf Stromanbieter, die bewusst auf<br />
eine geringere Gewinnmarge setzen. Dies<br />
kann z. B. bei Direktvermarktern im Internet<br />
<strong>der</strong> Fall sein, die preisliche Vorteile durch<br />
schlanke Verwaltungsstrukturen aufweisen.<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> Stromnetze als<br />
Kostenfaktor<br />
Ein zweiter Anteil am Strompreis, <strong>der</strong><br />
eine direkte Verbindung zwischen<br />
Produktion und Verbrauch elektrischer<br />
Energie darstellt, ist <strong>der</strong> Kostenanteil<br />
<strong>der</strong> Stromnetznutzung. Die<br />
Preise hierfür werden im Rahmen <strong>der</strong><br />
Stromentgeltverordnung festgelegt<br />
und abgerechnet. Konkret deckt dieser<br />
Anteil die laufenden Kosten <strong>der</strong><br />
Netzbetreiber und -inhaber, die vielerorts<br />
aus den regionalen Stadtwerken<br />
hervorgegangen sind und die<br />
Stromversorgung in ihrer Region technisch<br />
gewährleisten. Auch wenn Stromkunden<br />
nicht mehr durch ihren lokalen Stromanbieter<br />
versorgt werden, haben sie dennoch auf intakte<br />
Infrastrukturen zu vertrauen, die den<br />
Strom vom nächstgelegenen Umspannwerk<br />
über Trassen und Straßen bis ins Haus hinein<br />
transportieren. Kosten für Wartung und Reparatur<br />
sowie ebenfalls eine anteilige Gewinnmarge<br />
sind bei diesem Anteil des<br />
Strompreises mit einzurechnen. Durchschnittlich<br />
sind 20 bis 25 Prozent des Strompreises<br />
für die Netzwerkbetreiber einzurechnen, was<br />
zusammen mit einem Drittel für die Stromerzeuger<br />
einen Preisanteil von mehr als <strong>der</strong><br />
Hälfte des durchschnittlich zu zahlenden<br />
Strompreises ergibt. In absoluten Zahlen<br />
müssen aktuell zwischen sechs und sieben<br />
Cent pro Kilowattstunde für die Netzbetreiber<br />
in Deutschland eingerechnet werden.<br />
Umlagen und Abgaben als Kostenanteil<br />
des deutschen Strompreises<br />
Auch wenn nicht alle Son<strong>der</strong>abgaben auf<br />
dem deutschen Strompreis mit <strong>der</strong> politisch<br />
forcierten Energiewende in Verbindung stehen,<br />
hat diese seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende erheblich<br />
zu einem Anstieg des Strompreises in<br />
Deutschland beigetragen. Über die Jahre sind<br />
verschiedene Abgaben hinzugekommen, die<br />
in direkter Verbindung mit dem Erneuerbare-<br />
Der Strommix in Deutschland im Jahr 2012<br />
Quelle/Copyright: http://www.unendlich-viel-energie.de/<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 29
Titelthema - Energiewende<br />
Energien-Gesetz bzw. dem verstärkten Vertrauen<br />
auf regenerative Energiequellen setzen.<br />
Neben diesen eher neuen Umlagen auf<br />
den Preis des Stromverbrauchers ist die Konzessionsabgabe<br />
zu nennen, die bereits in den<br />
1930er Jahren eingeführt wurde. Sie diente<br />
den Kommunen in Deutschland schon zum<br />
damaligen Zeitpunkt als zusätzliche Einnahmequelle<br />
und wurde bis zum heutigen Tage<br />
mit ebendiesem Zweck aufrechterhalten.<br />
Circa sieben Prozent des Strompreises macht<br />
dieser Anteil aus.<br />
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
und seine Folgen<br />
Ein Viertel des Strompreises in Deutschland<br />
setzt sich aus Ablagen und Faktoren zusammen,<br />
die in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n<br />
nicht bzw. auf einem deutlich geringeren Niveau<br />
erhoben werden. Als führenden Faktor<br />
zu nennen ist die EEG-Umlage, die direkt mit<br />
Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
auf den deutschen Strompreis angerechnet<br />
wurde. Grundlegen<strong>der</strong> Sinn ihrer<br />
Einführung war es, einen Anreiz für Investoren<br />
und Unternehmen zu schaffen, in den<br />
Aufbau regenerativer Strukturen zu investieren<br />
und hierdurch fossilen Energieträgern<br />
den Rücken zu kehren. Da Ökostrom damals<br />
wie heute noch nicht von intensiv ausgebauten<br />
Infrastrukturen profitieren konnte, war für<br />
Bildquellenangabe:T<br />
horben Wengert / pixelio.de<br />
seinen Bezug mit höheren Tarifen für den einzelnen<br />
Verbraucher zu rechnen. Im Vergleich<br />
zum herkömmlichen Strom stellte die Investition<br />
also ein Risiko dar, weshalb die EEG-<br />
Umlage einen finanziellen Ausgleich<br />
zwischen beiden Formen <strong>der</strong> Stromgewinnung<br />
herstellen sollte. Damit es zwischen den<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Haushaltsstrompreise 2007-<br />
2013<br />
Quelle/Copyright: http://www.unendlich-viel-energie.de<br />
Aufwendungen und Ausgaben <strong>der</strong> EEG-Einspeiser<br />
sowie ihren Verkaufseinnahmen keine<br />
zu hohen Differenzen gäbe, wurde die EEG-<br />
Umlage als Aufschlag auf den Strompreis an-<br />
gerechnet. Der überraschend starke und<br />
schnelle Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen<br />
hat politisch unerwartet dazu geführt,<br />
dass die genannten Differenzen über die<br />
Jahre stärker als geplant gewachsen sind. Um<br />
dennoch eine För<strong>der</strong>ung im Sinne des EEG zu<br />
ermöglichen, wurde die Pauschale im Laufe<br />
<strong>der</strong> Jahre immer wie<strong>der</strong> erhöht und stellt aktuell<br />
einen wesentlichen Preistreiber des<br />
deutschen Strompreises dar. Bereits heute<br />
sind ca. 15 Prozent vom Preis je<strong>der</strong> Kilowattstunde<br />
dieser Regelung geschuldet, ein steigen<strong>der</strong><br />
Anteil ist in den nächsten<br />
Jahren nicht ausgeschlossen. Lediglich<br />
ein Aussetzen <strong>der</strong> Regelung bzw.<br />
eine Abän<strong>der</strong>ung des Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetzes können hier zu<br />
einer Verän<strong>der</strong>ung führen. Ebenfalls<br />
politisch intensiv diskutiert wird die<br />
seit Einführung gültige Regelung, diverse<br />
Wirtschaftsunternehmen mit<br />
einem gehobenen Stromverbrauch<br />
von dieser Abgabe zu befreien, was<br />
letztlich <strong>der</strong> private Verbraucher<br />
durch seinen Strompreisanstieg<br />
teuer zu bezahlen hat.<br />
Tipps zum Stromsparen gibt es einige:<br />
oftmals rentiert sich schon <strong>der</strong> Austausch<br />
alter Küchengeräte.<br />
Weitere Abgaben und Umlagen im<br />
Profil<br />
Neben <strong>der</strong> EEG-Umlage sind aktuell (Stand:<br />
2013) drei weitere Umlagen zu nennen, die<br />
im Vergleich zum oben geschil<strong>der</strong>ten Anteil<br />
jedoch von marginaler Natur sind. Zum einen<br />
wird seit 2002 eine KWK-Umlage eingerechnet,<br />
um die För<strong>der</strong>ung von Kraftwerken mit<br />
dem Prinzip <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung zu<br />
för<strong>der</strong>n. Eine weitere Umlage wurde 2012<br />
durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Netzgeltverordnung<br />
beschlossen, was ausschließlich einen Ausgleich<br />
für die stromintensiven Unternehmen<br />
darstellt, die ihrerseits von diversen Netzabgaben<br />
befreit sind. Im Jahr 2013 kam es noch<br />
zu einem weiteren Aufschlag, durch den die<br />
drohenden Leistungsausfälle von in Bau befindlichen<br />
Off-Shore-Windkraftanlagen und<br />
den hiermit befürchteten Schadenersatzdrohungen<br />
kompensiert werden sollte. Ob in<br />
naher Zukunft weitere Umlagen dieser Art<br />
vom Verbraucher zu tragen sind, ist aktuell<br />
kaum abschätzbar und wird entscheidend<br />
von <strong>der</strong> grundsätzlichen Entwicklung <strong>der</strong><br />
Energiewende abhängen.<br />
Der abschließende Anteil des Strompreises<br />
– die Besteuerung durch<br />
Vater Staat<br />
Der bislang genannte Strompreis wird durch<br />
den Staat im Rahmen zweier verschiedener<br />
30 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Steuern abschließend erhöht. Zum einen ist<br />
dies die Stromsteuer, die im Jahr 1999 eingeführt<br />
wurde und allgemein auch als Ökosteuer<br />
bekannt ist. Mit einem Regelsteuersatz<br />
von gut zwei Cent pro Kilowattstunde<br />
verdient <strong>der</strong> Staat bei je<strong>der</strong> Form von<br />
Stromverbrauch mit, wobei diese Steuereinnahmen<br />
nicht nur dem Energiewandel in<br />
Deutschland zu Gute kommen. Vielmehr<br />
wurde das Geld seit Einführung <strong>der</strong> Ökosteuer<br />
zur Finanzierung <strong>der</strong> Rentenstabilität<br />
in Deutschland herangezogen, die Steuereinnahmen<br />
dienen also in einem nicht unwesentlichen<br />
Teil <strong>der</strong> Stabilisierung des<br />
deutschen Sozialversicherungssystems. Die<br />
zweite Steuer ist die allseits präsente Umsatzsteuer,<br />
die abschließend auf den gesamten<br />
Strompreis angerechnet wird. Kommt es<br />
zu einer Verteuerung des Stroms, z. B. durch<br />
eine Preiserhöhung des Erzeugers o<strong>der</strong> einen<br />
höheren Anteil <strong>der</strong> EEG-Umlage, steigt <strong>der</strong><br />
Umsatzsteueranteil entsprechend mit und<br />
<strong>der</strong> Verbraucher wird finanziell direkt in doppelter<br />
Hinsicht belastet. Da die generelle Anhebung<br />
<strong>der</strong> Umsatzsteuer in Deutschland<br />
über die nächsten Jahre stetig zur Diskussion<br />
steht, könnte hierdurch eine weitere Erhöhung<br />
des Strompreises drohen. Zur Stabilisierung<br />
des Strompreises in Deutschland wurde<br />
in den vergangenen Jahren immer wie<strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> Aussetzung <strong>der</strong> Besteuerung bzw.<br />
dem Einfrieren eines steuerlichen Anteils gesprochen.<br />
Politisch konnten sich diese Ansätze<br />
bislang noch nicht durchsetzen, was<br />
sich nicht zuletzt daher erklärt, dass <strong>der</strong> Staat<br />
für diese Form steuerlicher Zusatzeinnahmen<br />
dankbar ist. Eine Herabsetzung <strong>der</strong> Stromsteuer<br />
könnte auf lange Sicht die Stabilität<br />
des Rentenbeitragssatzes gefährden, die Einnahmen<br />
<strong>der</strong> Umsatzsteuer dienen zudem <strong>der</strong><br />
finanziellen Unterstützung des Staates im<br />
fortlaufenden Haushaltsjahr. Hier bleibt ebenfalls<br />
abzuwarten, ob sich im Laufe <strong>der</strong> folgenden<br />
Jahre eine an<strong>der</strong>e Steuerpolitik für Strom<br />
und an<strong>der</strong>e Energiequellen in Deutschland<br />
durchsetzen kann.<br />
Konsequenzen <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />
des Strompreises für den Verbraucher<br />
Sämtliche Informationen zum Strompreis in<br />
Deutschland zeigen auf, dass verschiedene<br />
Instanzen und Unternehmen <strong>der</strong>zeitig an<br />
einer Kilowattstunde Strom mitverdienen.<br />
Genau diese Tatsache geht in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Diskussion vielfach unter, in den letzten Jahren<br />
schieben sich Politik, Stromkonzerne und<br />
Netzwerkbetreiber gegenseitig den Schwarzen<br />
Peter für hohe Strompreise und fortwährende<br />
Preiserhöhungen zu. Neutral<br />
betrachtet haben sämtliche Instanzen ihren<br />
Anteil am aktuellen Strompreisniveau, was<br />
<strong>der</strong> einzelne Verbraucher nicht schweigend<br />
hinzunehmen hat. Was direkte Stromkosten<br />
anbelangt, hat <strong>der</strong> einzelne Verbraucher seit<br />
Liberalisierung des Strommarktes im Jahr<br />
2002 die Möglichkeit zum Anbieterwechsel.<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Verbrauchskosten,<br />
die direkt an den Stromerzeuger gehen, lediglich<br />
bei einem Drittel liegt, lässt sich mancher<br />
Euro pro Jahr durch diese Art von<br />
Wechsel einsparen. Was Umlagen und Besteuerung<br />
des Stromes in Deutschland betrifft,<br />
ist <strong>der</strong> einzelne Verbraucher zunächst<br />
handlungsunfähig. Hier heißt es eher, sich politisch<br />
Gehör zu verschaffen, wobei die Diskussion<br />
zwischen Regierung, Opposition,<br />
Wirtschaft und Verbrauchern im Jahr 2013<br />
einen neuen Höhepunkt erreicht hat. In Anbetracht<br />
eines fortwährend steigenden<br />
Strompreises ist dies jedoch nur die logische<br />
Konsequenz, die zeitnahe Lösungen für eine<br />
dauerhafte Finanzierbarkeit dieses Energieträgers<br />
einfor<strong>der</strong>t.<br />
Gesund<br />
von Fuß bis Kopf<br />
Der Experte für ganzheitliche<br />
Haltungstherapie in München:<br />
Ursachenbehandlung mit<br />
sensomotorischen Spezialeinlagen<br />
Die Muskelbalance des ganzen Körpers beginnt bei den Füßen !<br />
<br />
spannung im ganzen Körper. Die 9 individuell befüllbaren Polster <strong>der</strong> Spezialeinlagen sorgen für hohe<br />
Variabilität <strong>der</strong> sensomotorischen Stimulation und ermöglichen dem Arzt eine differenzierte Anpassung<br />
an die Befunde des Patienten.<br />
Dr. Gregor Pfaff<br />
Praxis für Haltungs- und<br />
Bewegungsheilkunde<br />
Haimhauserstraße 1<br />
80802 München<br />
Telefon: 089 / 33 04 03 03<br />
<br />
<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 31
Titelthema - Energiewende<br />
Stromkonzerne:<br />
Aufstieg und Krise<br />
„Aufstieg und Krise <strong>der</strong> deutschen<br />
Stromkonzerne" hat <strong>der</strong> Energie-<br />
Anwalt Dr. Peter Becker sein Buch<br />
genannt. Darin beleuchtet er die<br />
Geschichte <strong>der</strong> deutschen Energieversorger<br />
und analysiert ihre <strong>der</strong>zeitige<br />
Lage. Die Energiedepesche<br />
sprach mit dem Autor.<br />
Energiedepesche: Ihr Buch hat den Untertitel<br />
„Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung<br />
des Energierechts". Wie ist<br />
das zu verstehen?<br />
Becker: Das Energierecht ist historisch so entstanden:<br />
Der Staat, <strong>der</strong> die Stromwirtschaft<br />
praktisch als eigene Veranstaltung aufgebaut<br />
hatte, wurde insbeson<strong>der</strong>e nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg von den Alliierten zum Umdenken<br />
gezwungen. Bis dahin hatte reine<br />
Monopolwirtschaft die Energieversorgung<br />
gekennzeichnet. Nun musste die junge Bundesrepublik<br />
diese erstmals wettbewerbsrechtlichen<br />
Regeln unterwerfen, etwa dem<br />
Kartell- und Missbrauchsverbot. Im ersten<br />
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
von 1956 war allerdings die Energiewirtschaft<br />
noch ausgenommen. Sie wurde erst<br />
unter dem Druck <strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />
im Jahr 1998 liberalisiert. Daraus entstand<br />
eine Vielzahl von Prozessen. Für uns<br />
Anwälte war die Liberalisierung eine ABM-<br />
Maßnahme. Heute sind wir an einer Vielzahl<br />
von gerichtlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen beteiligt<br />
und insbeson<strong>der</strong>e auch als Berater<br />
tätig.<br />
Kompliment: Der erste Teil ihres Buches<br />
befasst sich mit <strong>der</strong> historischen<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Stromwirtschaft<br />
überhaupt und ist äußerst spannend<br />
zu lesen. Warum waren Ihnen diese<br />
alten Geschichten so wichtig?<br />
1986 veröffentlichte <strong>der</strong> großartige Journalist<br />
Günter Karweina, <strong>der</strong> zu den Gründungsjournalisten<br />
des SPIEGEL gehörte, das Buch „Der<br />
Stromstaat". Dieses Buch beschrieb sehr farbig<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> Konzerne, die uns<br />
allen bekannt sind, Siemens, <strong>der</strong> AEG mit<br />
Emil Rathenau, die allerdings von <strong>der</strong> Bildfläche<br />
verschwunden ist, des RWE, <strong>der</strong> PreussenElektra<br />
etc. Dieses Buch fand ich toll und<br />
habe sehr bedauert, dass es keine größere<br />
Verbreitung fand. Ich wollte deswegen mit<br />
dem ersten Teil Günter Karweina ein Denkmal<br />
setzen und habe viele seiner plastischen<br />
Formulierungen verwendet. Insofern hat <strong>der</strong><br />
erste Teil meines Buchs wirtschaftshistorischen<br />
Charakter.<br />
Sie haben ein Kapitel „Monopoly mit<br />
staatlichem Segen" genannt. Worum<br />
geht es da?<br />
Es gab in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> deutschen Energiekonzerne<br />
immer wie<strong>der</strong> Fusionen, die die<br />
Wettbewerbsbehörde <strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />
und das Bundeskartellamt eigentlich<br />
hätten verbieten müssen. Dazu gehören die<br />
Zusammenschlüsse von RWE/VEW und<br />
VEBA/VIAG, genauer <strong>der</strong> PreussenElektra und<br />
des Bayernwerks.<br />
Eine ganz und gar skandalöse Angelegenheit<br />
war die Fusion E.on/Ruhrgas, die das Bundeskartellamt<br />
untersagt hat, die aber dann mit<br />
einer Ministererlaubnis gerettet wurde. Bundeswirtschaftsminister<br />
Werner Müller, <strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> Energiewirtschaft kam, musste sich<br />
allerdings wegen Besorgnis <strong>der</strong> Befangenheit<br />
zurückziehen. Sein Stellvertreter, <strong>der</strong> frühere<br />
Sherpa von Gerhard Schrö<strong>der</strong> in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Staatskanzlei, Dr. Alfred Tacke,<br />
erteilte dann die Ministererlaubnis. Er wurde<br />
kurze Zeit danach mit dem Vorstandsvorsitz<br />
des Stromerzeugers STEAG belohnt.<br />
Wie sehen Sie die aktuelle Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
um die Laufzeitverlängerung<br />
<strong>der</strong> Atomkraftwerke?<br />
Im ersten Atomkonsens von Rot/Grün lag eigentlich<br />
eine große Weisheit. Die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
an <strong>der</strong> Atomfront waren wegen<br />
<strong>der</strong> absehbaren Endlichkeit <strong>der</strong> Atomverstromung<br />
eingeschlafen. Es war eine Art „Atomfrieden"<br />
eingetreten. Ich betrachte es gerade<br />
auch unter diesem Aspekt als schweren taktischen<br />
Fehler <strong>der</strong> Stromkonzerne, dass sie<br />
den Atomkonsens I gekündigt und die Bundesregierung<br />
praktisch gezwungen haben,<br />
<strong>der</strong> Laufzeitverlängerung zuzustimmen. Allein<br />
das Verfahren dieser Gesetzesän<strong>der</strong>ungen<br />
ist für sich genommen aufschlussreich<br />
und ein Beleg für den unglaublichen Einfluss<br />
<strong>der</strong> Lobbyisten auf die Regierung.<br />
Verschiedene Bundeslän<strong>der</strong> wollen<br />
gegen diese Atomgesetznovellen klagen,<br />
weil sie ohne Beteiligung des<br />
Bundesrats verabschiedet wurden.<br />
Welche Aussichten hat diese Klage?<br />
Auch damit habe ich mich in dem Buch auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />
Aber sehr intensiv konnte<br />
ich darauf nicht eingehen, weil unsere Kanzlei<br />
voraussichtlich die Bundeslän<strong>der</strong> vor dem<br />
Bundesverfassungsgericht vertritt. Da muss<br />
man sich doch etwas zurückhalten, auch<br />
wenn viele Argumente längst durch Gutachten<br />
geklärt sind. Eines dieser Gutachten<br />
stammt übrigens von dem früheren Präsidenten<br />
des Bundesverfassungsgerichts, Professor<br />
Papier, <strong>der</strong> es im Auftrag des Bundesumweltministers<br />
Röttgen geschrieben hat: Eine eigentlich<br />
sehr auffällige Entscheidung. In zwei<br />
Jahren wissen wir mehr.<br />
Sie beschreiben eine Krise <strong>der</strong> Stromkonzerne.<br />
Wo sehen Sie die Ursache<br />
für den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Energieversorger?<br />
Aus meiner Sicht ist es die sich verän<strong>der</strong>nde<br />
Welt: Die Gewinne <strong>der</strong> Konzerne kommen<br />
aus <strong>der</strong> Stromerzeugung in Großkraftwerken.<br />
Diese Gewinne wollen sie mit Zähnen und<br />
Klauen verteidigen; deswegen das Pushen<br />
<strong>der</strong> Laufzeitverlängerung. Aber <strong>der</strong> unaufhaltsame<br />
Aufstieg <strong>der</strong> erneuerbaren Energien<br />
führt dazu, dass immer neue Investoren in<br />
32 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
diese Form <strong>der</strong> Stromerzeugung investieren.<br />
Damit tritt ein Machtwechsel ein. Dazu<br />
kommt die Entscheidung <strong>der</strong> Konzerne, ihre<br />
Höchstspannungsnetze zu verkaufen, die ich<br />
für einen schweren strategischen Fehler<br />
halte. Die Netze werden auch für die Erneuerbaren<br />
gebraucht und könnten beispielsweise<br />
auch die notwendigen Speicher<br />
anschließen. Aber den Konzernen passt nicht,<br />
dass sie durch die Regulierung schlechtere<br />
Renditen erwirtschaften und investieren<br />
müssen. Da fehlt schlicht <strong>der</strong> Weitblick.<br />
braucht zur Durchsetzung unberechtigter<br />
For<strong>der</strong>ungen. Hat <strong>der</strong> Wandel<br />
<strong>der</strong> Rechtsprechung etwas mit <strong>der</strong><br />
Krise <strong>der</strong> Stromkonzerne zu tun?<br />
In <strong>der</strong> Tat klagen viele Verbraucher auch gegen<br />
Stadtwerke, um eine Billigkeitskontrolle ihrer<br />
Strom- und Gaspreise durchzusetzen. Dabei<br />
kürzen sie auch Rechnungen. Das wie<strong>der</strong>um<br />
zwingt Stadtwerke dazu, die Kürzungen einzuklagen<br />
– und hier springt BBH als Prozessvertreter<br />
ein. Das ist legitim. Und man muss<br />
sehen, dass die Klagen, soweit sie auf die Billigkeitskontrolle<br />
gestützt waren, auf Basis <strong>der</strong><br />
- versorgerfreundlichen - Rechtsprechung des<br />
8. Zivilsenats beim BGH nicht sehr erfolgreich<br />
waren. Das gilt aber nicht für die Angriffe auf<br />
Preisanpassungsklauseln. An dieser Stelle hilft<br />
die Rechtsprechung in <strong>der</strong> Tat überwiegend<br />
den Verbrauchern. Ich selbst bemühe mich als<br />
Chefredakteur <strong>der</strong> Zeitschrift für Neues Energierecht<br />
um eine faire Übersicht über die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Rechtsprechung.<br />
Wie wird <strong>der</strong> Streit zwischen Protestkunden<br />
und Energieversorgern enden?<br />
Geschäftsführer von Stadtwerken und ihre<br />
Juristen, die die Entscheidungen lesen, werden<br />
erkennen, dass sie auf die Verbraucher<br />
zugehen und sich einigen müssen. Allerdings<br />
sind Stadtwerke nicht die eigentlichen Ansprechpartner:<br />
Die Strom- und Gaspreissteigerungen<br />
werden im Wesentlichen von den<br />
Konzernen provoziert, nicht von den Stadtwerken.<br />
Auch Stadtwerke klagen inzwischen<br />
gegen Konzerne.<br />
Herr Becker,<br />
vielen Dank für das Gespräch.<br />
Zur Person: Dr. Peter Becker<br />
Aufstieg und Krise <strong>der</strong> deutschen<br />
Stromkonzerne, Dr. Peter Becker, Taschenbuch,<br />
332 Seiten, Ponte Press Verlags GmbH,<br />
ISBN 392-0328574, 24,80 Euro<br />
Wenn die Großkonzerne am Ende sind,<br />
wer wird die Verantwortung übernehmen?<br />
Die Antwort liegt auf <strong>der</strong> Hand: Die Erzeugung<br />
wird auf – weitgehend – neue Investoren<br />
übergehen. Darunter werden auch viele<br />
Verbraucher sein, die sich Photovoltaik und<br />
Solarthermie aufs Dach bauen. Kräftig in<br />
diese Technologie investieren werden auch<br />
die Stadtwerke. Damit kommen wir immer<br />
mehr zu Hermann Scheers visionärer Energieautonomie.<br />
Eigentlich eine begeisternde Entwicklung,<br />
die die Konzerne nur verzögern,<br />
aber nicht vollständig aufhalten können.<br />
BBH vertritt vor Gericht auch Stadtwerke,<br />
die gegen Protestkunden klagen.<br />
Diese Klagen gehen allerdings<br />
weit überwiegend verloren. Offenbar<br />
wird hier <strong>der</strong> Rechtsapparat miss-<br />
Er kennt das deutsche Energierecht wie kein an<strong>der</strong>er: <strong>der</strong><br />
Marburger Rechtsanwalt Dr. Peter Becker. 20 Jahre lang<br />
hat er sich hauptsächlich mit energierechtlichen Fragen<br />
beschäftigt, seit er 1991/92 insgesamt 146 ostdeutsche<br />
Städte vor dem Bundesverfassungsgericht vertrat. Anlass<br />
war eine erste Rekommunalisierungswelle: Die erste demokratische<br />
Volkskammer hatte im Jahr 1990 kurz vor <strong>der</strong><br />
Einigung die gesamte ostdeutsche Stromwirtschaft mit<br />
den sogenannten Stromverträgen an die westdeutschen Energieriesen verkauft – wohl, weil<br />
sie Bauchschmerzen wegen <strong>der</strong> völlig überalterten und die Umwelt verpestenden Braunkohleverstromung<br />
hatte. Die Rechtslage war kompliziert, doch Becker organisierte eine Stadtwerkskonferenz,<br />
auf <strong>der</strong> beschlossen wurde, vor dem Bundesverfassungsgericht für die<br />
kommunalen Rechte zu streiten. Im Oktober 1992 schlug das Bundesverfassungsgericht bei<br />
seiner ersten auswärtigen Verhandlung in Stendal einen Vergleich vor, <strong>der</strong> im Dezember tatsächlich<br />
unterschrieben wurde. Die ostdeutschen Städte verdanken Peter Becker also ihre<br />
Stromversorgungen. Dieser Historie widmet Becker ein ganzes Kapitel. „Man muss resümieren,<br />
dass die westdeutschen Konzerne und die Bundesregierung Hand in Hand den ostdeutschen<br />
Kommunen ihr Vermögen weggenommen haben. Erst das Bundesverfassungsgericht<br />
hat das alles mit Hilfe rechtsstaatlicher Herangehensweisen repariert", sagt Becker heute<br />
über diese Episode.<br />
Aus dieser Tätigkeit ist über die Jahre die führende energierechtliche Kanzlei Deutschlands<br />
und wohl auch auf <strong>der</strong> europäischen Ebene entstanden, mit Nie<strong>der</strong>lassungen in <strong>Berlin</strong>, München,<br />
Köln, Stuttgart und Brüssel. Die Kanzlei mit <strong>der</strong> Bezeichnung BBH (Becker Büttner Held),<br />
hat inzwischen über 350 Beschäftigte. Seine Marburger Nie<strong>der</strong>lassung hat Peter Becker allerdings<br />
aufgegeben – aus Altersgründen, denn er ist gerade 70 geworden.<br />
Zuvor hatte er ganz an<strong>der</strong>e Rechtsbereiche betreut: Weil er beim ersten Anlauf durch das<br />
Erste Juristische Staatsexamen gefallen war, befasste sich Becker mit dem Prüfungsrecht und<br />
schrieb seine Dissertation darüber. Als Referendar hatte er einen Prozess zu bearbeiten, bei<br />
dem ein arabischer Student durch das Volkswirtschaftsexamen gefallen war. Doch es existierte<br />
kein Protokoll <strong>der</strong> mündlichen Prüfung – ein Skandal. So entstand ein Aufsatz zu den<br />
rechtsstaatlichen Vorgaben für Prüfungsverfahren. In dieser Zeit war er vielen Marburgern<br />
bekannt als „Numerus clausus-Anwalt": „Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber mir verdanken<br />
Tausende medizinischer Studienbewerber ihre Studienplätze", erzählt Peter Becker<br />
heute.<br />
Peter Becker ist ein passionierter Klavierspieler, seine Interpretation <strong>der</strong> chromatischen Fantasien<br />
und Fugen von Bach ist Legende. Er ist aktiv in <strong>der</strong> deutschen Sektion <strong>der</strong> Anwälte<br />
gegen Atomkrieg und hat gerade ein Buch herausgegeben über die Rolle des Völkerrechts<br />
für den Weltfrieden. Er ist verheiratet und hat drei Kin<strong>der</strong> und einen Enkel.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 33
Titelthema - Energiewende<br />
Die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Ölindustrie<br />
Bildquellenangabe: Katharina Wieland Müller / pixelio.de<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Ölindustrie lässt sich geschichtlich<br />
nicht isoliert betrachten. Beginnend<br />
etwa in <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
vollzog sich <strong>der</strong>en Entwicklung schrittweise,<br />
vor dem Hintergrund großer technischer Entwicklungen<br />
und politischer Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
bis in unsere Zeit hinein. Im Ergebnis ist wohl<br />
kaum ein an<strong>der</strong>er Industriezweig <strong>der</strong>art eng<br />
mit den weltpolitischen Entwicklungen <strong>der</strong><br />
vergangenen 150 Jahre verbunden. Vor diesem<br />
Hintergrund ist die Kenntnis <strong>der</strong> geschichtlichen<br />
Entwicklung für ein<br />
grundlegendes Verständnis heutiger Marktzusammenhänge<br />
unerlässlich.<br />
Bevor jedoch nachfolgend im Detail auf die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Ölindustrie eingegangen<br />
wird, soll zunächst kurz auf den Unterschied<br />
zwischen Erdöl und den daraus hergestellten<br />
Mineralölprodukten, wie beispielsweise Benzin<br />
o<strong>der</strong> Dieselkraftstoff, hingewiesen werden.<br />
Bei Benzin o<strong>der</strong> Dieselkraftstoff handelt es<br />
sich um chemische Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
mit jeweils spezifischen Molekülstrukturen.<br />
Das aus dem Erdreich geför<strong>der</strong>te,<br />
so genannte Rohöl dient dabei lediglich als<br />
Rohstoff, weil es Kohlenwasserstoffmolekülketten<br />
unterschiedlicher Länge in sehr hoher<br />
Dichte enthält. Grundsätzlich ist es jedoch<br />
möglich auch an<strong>der</strong>e Rohstoffe für die Herstellung<br />
von Benzin zu verwenden, vorausge-<br />
setzt diese enthalten Kohlenstoffmoleküle,<br />
welche nach einer Anreicherung mit Wasserstoff<br />
zu beliebigen Kohlenwasserstoffen zusammengesetzt<br />
werden können. Dieser<br />
Zusammenhang erscheint deshalb so wichtig,<br />
weil entgegen <strong>der</strong> landläufigen Meinung<br />
nicht etwa die Ölindustrie das Benzin hervorgebracht<br />
hat, son<strong>der</strong>n vielmehr die Petrochemie<br />
des beginnenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts das<br />
Erdöl als alternativen Rohstoff zur bis dahin<br />
verwendeten Kokskohle für die Herstellung<br />
von Benzin entdeckt hat. Die heute bekannten<br />
und weltweit agierenden Mineralölkonzerne<br />
begegneten <strong>der</strong> steigenden Nachfrage<br />
indes mit dem Aufbau nachhaltiger Transport<br />
und Vertriebsstrukturen in den Hauptabsatzmärkten<br />
Amerikas und Europas.<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Petrochemie<br />
Als um das Jahr 1838 <strong>der</strong> Schwede Jakob Berzelius<br />
zusammen mit Justus von Liebig das<br />
Benzin erfand und damit den Grundstein für<br />
die folgende petrochemische Entwicklung<br />
legte, bildete fein gemahlene und mit Wasserstoff<br />
angereicherte Kokskohle den Grundstoff<br />
für dessen Herstellung. Erst knapp 20 Jahre<br />
später im Jahre 1859 wurde erstmals Rohöl<br />
als Rohstoff für die Petrochemische Industrie<br />
erschlossen. Während Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
die industrielle Entwicklung immer<br />
schnellere Fortschritte machte, befand sich die<br />
Welt politisch zur selben Zeit in einer grundlegenden<br />
Umbruchphase. Das britische Königreich<br />
beherrschte zwar immer noch weite Teile<br />
<strong>der</strong> Welt, jedoch war dessen Machtzenit weitestgehend<br />
überschritten und <strong>der</strong> mittelfristige<br />
Zerfall des Kolonialreichs in Teilen bereits<br />
eingeleitet. Mit den Vereinigten Staaten von<br />
Amerika hatte sich knapp 80 Jahre zuvor im<br />
Jahre 1786 erstmals ein bedeuten<strong>der</strong> Teil des<br />
Empires die Unabhängigkeit erkämpft, und<br />
auch in an<strong>der</strong>en Teilen des Reiches nahmen<br />
die Spannungen zu. Frankreich, zwar immer<br />
noch Kolonialmacht, insbeson<strong>der</strong>e in Nordafrika,<br />
spielte weltpolitisch bereits eine vergleichsweise<br />
eher untergeordnete Rolle.<br />
Parallel dazu wuchs die politische und wirtschaftliche<br />
Bedeutung <strong>der</strong> USA in <strong>der</strong> Welt,<br />
und in <strong>der</strong> Mitte Europas versuchten die späteren<br />
Achsenmächte des ersten Weltkrieges<br />
ein wirtschaftliches, militärisches und politisches<br />
Gegengewicht zu den immer noch dominanten<br />
Kolonialmächten in Europa zu<br />
bilden.<br />
In dieser frühen Phase <strong>der</strong> petrochemischen<br />
Entwicklung versuchten Forscher wie Berzelius<br />
natürliche Rohstoffe in ihre Molekülbestandteile<br />
zu zerlegen, um sie dann<br />
anschließend wie<strong>der</strong> neu zusammensetzen<br />
o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Stoffen reagieren zu lassen.<br />
So entdeckte <strong>der</strong> deutsche Physiker August<br />
34 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Titelthema - Energiewende<br />
Kekule aus Darmstadt 1861 die Formel für<br />
den Benzolring C6H6 und parallel dazu wurde<br />
in England von William H. Perkin <strong>der</strong> damals<br />
erste künstliche Farbstoff auf Anilinbasis hergestellt.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt war man gezwungen,<br />
natürliche Pigmentstoffe mit<br />
hohem Aufwand aus allen Teilen <strong>der</strong> Welt zu<br />
beschaffen, um Sie dann in den westlichen Industriestaaten<br />
zu Farben zu verarbeiten. Es<br />
gelang Wissenschaftlern auf diese Weise erstmals,<br />
aktiv in die Vorgaben <strong>der</strong> Natur einzugreifen,<br />
indem natürliche Rohstoffe von<br />
Menschenhand und in Eigenregie veredelt<br />
(engl. to refine = veredeln") wurden -- ein<br />
Selbstverständnis, das die westliche Kultur bis<br />
heute prägt. All diese Entwicklungen lösten<br />
im damaligen Deutschland in <strong>der</strong> Folge einen<br />
regelrechten petrochemischen Boom aus. Bereits<br />
zwei Jahre später gründete Friedrich<br />
Bayer im Jahre 1863 ein Unternehmen zur<br />
Produktion von künstlichem Anelin-Blau, und<br />
im selben Jahr wurden die Lucius-Farbwerke<br />
in Hoechst zur Produktion von Anelin-Rot gegründet.<br />
Weitere zwei Jahre später entstand<br />
1865 die Badische Anelin- und Soda Fabrik<br />
(BASF), welche bereits 1866 das erste integrierte<br />
Petrochemische Unternehmen <strong>der</strong><br />
Welt war, indem es die Produktion und den<br />
Transport des Rohstoffs Kohle aus dem Saarland,<br />
die Farbenproduktion sowie <strong>der</strong>en Vertrieb<br />
in einem Unternehmen vereinte.<br />
Steigende Nachfrage nach<br />
Leuchtöl und Benzin<br />
Parallel zu den rasanten Entwicklungen in <strong>der</strong><br />
Chemischen Industrie, wurde im selben Jahrzehnt<br />
mit <strong>der</strong> Erfindung des Otto-Motors<br />
1867, <strong>der</strong> jedoch zunächst mit Gas betrieben<br />
wurde, <strong>der</strong> Grundstein für einen weiteren Industriezweig<br />
gelegt, welcher die Welt bis<br />
heute nachhaltig verän<strong>der</strong>n sollte. Im Zuge<br />
<strong>der</strong> zunehmenden Verbreitung von Leuchtöl<br />
als Brennstoff für alle Arten von Lampen in<br />
Europa und den Vereinigten Staaten gründete<br />
John D. Rockefeller 1870 die später legendäre<br />
Standard Oil, besser bekannt unter dem<br />
Namen ESSO, um am Transport und Vertrieb<br />
des in den USA zunehmend nachgefragten<br />
Rohstoffs Erdöl mit zu verdienen. Größere Ölfunde<br />
im Süden <strong>der</strong> USA beschleunigten die<br />
Verbreitung von Erdöl als Rohstoff für die Produktion<br />
von Leuchtöl, welches zuvor hauptsächlich<br />
aus Kohle gewonnen wurde, weiter.<br />
Gleichwohl beteiligte sich Rockefeller selbst,<br />
bis in das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein, nicht an <strong>der</strong><br />
eigentlichen För<strong>der</strong>ung von Erdöl – dem so<br />
genannten Upstream – son<strong>der</strong>n konzentrierte<br />
sich voll auf die Beherrschung des Vertriebs,<br />
dem so genannten Downstream. Der amerikanische<br />
Ölboom des ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
wurde darüber hinaus noch vom bis<br />
heute vorherrschenden amerikanischen<br />
Selbstverständnis geprägt, wonach nicht <strong>der</strong><br />
Staat die Verteilung <strong>der</strong> Bodenschätze reguliert,<br />
son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> selbstständige Geschäftsmann,<br />
ausreichend Geldmittel und<br />
Risikobereitschaft vorausgesetzt, Land kaufen<br />
o<strong>der</strong> pachten konnte, um sein Glück bei entsprechend<br />
hohem eigenen finanziellen Risiko<br />
im Ölgeschäft zu versuchen. Diese Kultur <strong>der</strong><br />
„Independents“ hat die amerikanische Wirtschaftspolitik<br />
bis heute nachhaltig geprägt<br />
und steht auch heute noch im krassen Gegensatz<br />
zum europäisch geprägten Modell <strong>der</strong><br />
staatlichen Regulierung vermeintlichen Allgemeingutes.<br />
Mit <strong>der</strong> Erfindung des ersten Otto-Motors auf<br />
Benzinbasis 1885 durch Gottlieb Daimler<br />
sowie des ersten mit Gasöl betriebenen Motors<br />
1893 durch Rudolf Diesel, wurde die<br />
Nachfrage nach petrochemischen Produkten<br />
weiter angetrieben. Insbeson<strong>der</strong>e nachdem<br />
die Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg<br />
(MAN) Diesels Erfindung erstmals praktisch<br />
in größerem Stil umsetzte und in <strong>der</strong> Folge<br />
eine technische Umwälzung <strong>der</strong> gesamten<br />
damaligen Transportindustrie einleitete. Drei<br />
Jahre zuvor 1890 gründete <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländische<br />
Geschäftsmann Jean Kessler das Unternehmen<br />
Royal Dutch, und 1897 folgte Shell<br />
mit dem britischen Händler Marcus Samuel<br />
an <strong>der</strong> Spitze. Dessen Ziel war primär die Versorgung<br />
Europas mit Erdöl aus <strong>der</strong> rumänischen<br />
Baku-Region. Darüber hinaus wollte er<br />
jedoch auch ein britisches Gegengewicht zu<br />
Rockefellers ESSO schaffen, was dem damaligen<br />
kolonialen Zeitgeist im Spannungsfeld<br />
zwischen dem damaligen Königreich und seiner<br />
abtrünnigen Kolonie, den Vereinigten<br />
Staaten, entsprach. Um diesen nachvollziehen<br />
zu können, sei am Rande erwähnt, dass nur<br />
ein Jahr später 1898 das Kaiserreich China<br />
von England gezwungen wurde, einen 99<br />
Jahre gültigen Pachtvertrag für die Halbinsel<br />
Hongkong zu unterzeichnen.<br />
Erdöl verdrängt Kohle als<br />
Energieträger<br />
In den Jahren 1901<br />
bis 1912 wurde mit<br />
<strong>der</strong> schrittweisen Umstellung<br />
<strong>der</strong> Britischen<br />
Kriegsflotte von Kohle<br />
auf Öl <strong>der</strong> endgültige<br />
Durchbruch des Erdöls,<br />
dem von nun an<br />
wichtigsten industriellen<br />
Energieträger,<br />
eingeleitet. Konnte<br />
Kohle bis dahin noch<br />
in heimischen Bergwerken<br />
gewonnen werden, so war die Weltmacht<br />
nun von einem Rohstoff abhängig,<br />
welcher ausschließlich aus dem Boden damaliger<br />
Kolonien gewonnen werden konnte.<br />
Diese Anhängigkeit erklärt auch, warum<br />
Deutschland bis zuletzt nicht den Mut hatte,<br />
zu Lasten heimischer Kohle auf zu importierendes<br />
Erdöl umzustellen. Denn bis auf einige<br />
unbedeutende Län<strong>der</strong>eien war es nicht im Besitz<br />
nennenswerter Kolonien. Als Grundlage<br />
bildeten deshalb weiterhin Stein- und Braunkohle<br />
die Hauptgrundlage für die Petrochemische<br />
Industrie in Deutschland. Bis in den 2.<br />
Weltkrieg hinein wurde noch Kohle zu Benzin<br />
synthetisiert – das so genannte Kohlebenzin<br />
von Leuna!<br />
Während die Automobilindustrie 1901 in<br />
Deutschland, mit <strong>der</strong> Gründung des Verbandes<br />
Deutscher Automobilindustrie (VDA) und<br />
einer Jahresproduktion von damals knapp<br />
880 Autos, noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen<br />
steckte, wurden in den USA reihenweise neue<br />
Ölvorkommen entdeckt. So gehen die Gründungen<br />
von TEXACO 1901 und British American<br />
Oil (später GULF Oil) 1906 auf Ölfunde in<br />
Spindeltop im Bundesstaat Texas zurück. Bereits<br />
zwei Jahre später erreichte die Nachfrage<br />
nach Benzin in den USA, mit <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> Ford Motor Company und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />
Automobilmassenproduktion,<br />
einen neuen Höhepunkt. Zum damaligen Zeitpunkt<br />
steckten die aufstrebenden Mineralölunternehmen<br />
jedoch weltweit in einem<br />
gnadenlosen Verdrängungswettbewerb. Die<br />
Unternehmen standen vor dem aus ihrer Sicht<br />
unlösbaren Problem, zwischen Angebot und<br />
Nachfrage einen angemessenen Preis für<br />
einen Rohstoff zu finden, welcher in unterschiedlichen<br />
Qualitäten sowie mit von Bohrloch<br />
zu Bohrloch sehr unterschiedlichem<br />
Aufwand geför<strong>der</strong>t wurde. Enorme Preisschwankungen<br />
und länger anhaltende Ölschwemmen<br />
ließen die Fasspreise zum Teil ins<br />
Bodenlose fallen und machten eine langfristige<br />
wirtschaftliche Planung für die Unternehmen<br />
nahezu unmöglich. In dieser Zeit<br />
versuchten die Großen <strong>der</strong> Branche, wie beispielsweise<br />
Rockefellers ESSO, in einem gna-<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 35
Titelthema - Energiewende<br />
denlosen Preiskampf Wettbewerber aus dem<br />
Markt zu drängen, um auf diese Weise ein<br />
quasi Monopol zu etablieren, was jedoch keinem<br />
<strong>der</strong> Unternehmen je gelang. 1906 fusionierte<br />
die nie<strong>der</strong>ländische Royal Dutch mit <strong>der</strong><br />
englischen Shell, nachdem sie sich zuvor<br />
einen jahrelangen Preiskrieg im asiatischen<br />
Raum geliefert hatte.<br />
Vom Wettbewerb zum Kartell<br />
Nur fünf Jahre später 1911 fand schließlich<br />
ein in den USA bis heute einzigartiger Vorgang<br />
statt. Auf Grund <strong>der</strong> bis dahin nahezu<br />
marktbeherrschenden Stellung Rockefellers<br />
Standard Oil, wurde das Unternehmen im ersten<br />
und einzigen Anti-Trust Verfahren <strong>der</strong> US-<br />
Geschichte in drei von da an selbstständige<br />
Einheiten, nämlich die Unternehmen Exxon,<br />
Mobil Oil und Socal (später Chevron) zerschlagen.<br />
Ein Jahr später wurde in England,<br />
auf Drängen von Winston Churchill, die British<br />
Petroleum (BP) zunächst als Staatsunternehmen<br />
gegründet, um die Versorgung <strong>der</strong> Britischen<br />
Royal Navy mit preiswertem Erdöl<br />
sicherzustellen. In diese Zeit fällt auch ein Gesinnungswandel<br />
<strong>der</strong> großen Mineralölkonzerne.<br />
Nachdem sie erkannten, dass ein<br />
weiterer Preiskrieg niemandem nützen würde<br />
und es auch weiterhin keinem von ihnen gelingen<br />
würde, jemals ein weltweites Monopol<br />
für den Erdölvertrieb zu errichten, än<strong>der</strong>ten<br />
sie ihr Marktverhalten und entwickelten<br />
schrittweise kartellartige Strukturen und Verhaltensweisen,<br />
welche bis heute noch in<br />
Grundzügen vorhanden sind. Günter Barudio<br />
weist diesbezüglich in seinem Buch "Tränen<br />
des Teufels" ausdrücklich auf den wichtigen<br />
Unterschied zwischen Kartell und Monopol<br />
hin. Im Rahmen einer Kartellbildung behält<br />
demnach grundsätzlich je<strong>der</strong> Teilnehmer seine<br />
individuelle Selbständigkeit, fühlt sich jedoch<br />
für ein gemeinsames Ziel, in diesem Fall eine<br />
weitestgehende Preisstabilität, auf Gegenseitigkeit<br />
verantwortlich. Das Kartell ähnelt<br />
somit in den Gundzügen dem auch heute<br />
noch weitverbreiteten Konsortium. Monopolisten<br />
dagegen streben nach alleiniger Marktbeherrschung<br />
unter völliger Ausschaltung<br />
vorhandener Wettbewerber – ein wichtiger<br />
Unterschied für eine sachliche Diskussion<br />
über die Preispolitik heutiger Mineralölkonzerne.<br />
Politischer Umbruch in <strong>der</strong><br />
Nachkriegszeit<br />
Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges erfand <strong>der</strong><br />
Deutsche Friedrich Bergius das erste chemische<br />
Crack-Verfahren. Das ursprünglich für<br />
die Benzingewinnung aus Kokskohle gedachte<br />
Verfahren ermöglichte erstmals das<br />
Aufbrechen schwersieden<strong>der</strong> Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
und erhöhte damit die<br />
Ausbeute <strong>der</strong> begehrten Kraftstoffe aus dem<br />
Rohstoff Erdöl. Nach dem Ende des ersten<br />
Weltkrieges 1918 standen Europa und weite<br />
Teile <strong>der</strong> Welt politisch vor grundlegenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen. Das zerfallene und mit den<br />
Achsenmächten Deutschland, Österreich und<br />
Italien verbündete Osmanische Reich machte<br />
eine Neuordnung des gesamten Nahen Ostens<br />
notwendig. Diese mündete 1928 in das<br />
so genannte „Rotstiftabkommen“ von Oostende<br />
in Belgien, in dessen Rahmen <strong>der</strong> Nahe<br />
Osten von den Siegermächten USA, Frankreich<br />
und Großbritannien, mit Hilfe eines<br />
roten Stiftes auf einer Landkarte, neu aufgeteilt<br />
wurde. Für die Mineralölunternehmen<br />
<strong>der</strong> Siegerlän<strong>der</strong> war <strong>der</strong> zentrale Punkt des<br />
Abkommens die Auflösung <strong>der</strong> Turkey Petroleum<br />
Company (TPC) und die gleichzeitige<br />
Neugründung <strong>der</strong> Iraq Petroleum Company<br />
IPC, an welcher alle großen Konzerne einen<br />
Anteil bekamen. Das so genannte Abkommen<br />
wurde dabei über die Köpfe <strong>der</strong> betroffenen<br />
Staaten hinweg getroffen und schaffte wirtschaftliche<br />
und politische Tatsachen, <strong>der</strong>en<br />
Auswirkungen bis in unsere heutige Zeit hinein<br />
beinahe täglich spürbar sind.<br />
Noch im selben Jahr beendeten Walter Teagle<br />
(EXXON) und Sir Deterding (Shell) im schottischen<br />
Schloss Achnacarry einen nach dem 1.<br />
Weltkrieg wie<strong>der</strong> aufgeflammten zehrenden<br />
Preiskrieg. Sie trafen das für die Mineralölindustrie<br />
epochale so genannte „As-Is“-Abkommen,<br />
dessen Herzstück, das so genannte<br />
„Golf-Plus-System“, einen weltweit gültigen<br />
einheitlichen Fasspreis festlegte. Maßstab war<br />
<strong>der</strong> jeweilige Preis am Golf von Mexiko plus<br />
einer entsprechenden Transportkostenmarge.<br />
Mit Hilfe dieses Abkommens, welches in<br />
Grundzügen bis in die frühen 80’er-Jahre gültig<br />
blieb, konnte erstmals in <strong>der</strong> Geschichte<br />
ein annähernd stabiler und weltweit einheitlicher<br />
Erdölpreis in <strong>der</strong> Praxis etabliert werden.<br />
Dieser war aus Sicht <strong>der</strong> betroffenen<br />
Unternehmen auch dringend notwendig – fiel<br />
das Abkommen doch in eine Zeit, in <strong>der</strong> ein<br />
bisher nie gekanntes Erdölüberangebot den<br />
Fasspreis 1929 mit knapp 10 Cent sogar unter<br />
den Preis einer entsprechenden Menge Trinkwasser<br />
fallen lies. Ebenfalls zum Ende des 1.<br />
Weltkrieges erfuhr die noch in den Anfängen<br />
steckende Luftfahrtindustrie mit ihrem enormen<br />
Bedarf an Flugbenzin einen starken Auftrieb.<br />
Zum einen wurden im Verlauf des<br />
Krieges erstmals Kampfflugzeuge in größerer<br />
Anzahl wirksam eingesetzt, und zum zweiten<br />
wuchs parallel die zivile Luftfahrt, mit <strong>der</strong>en<br />
Hilfe <strong>der</strong> Ozean zwischen Europa und Amerika<br />
in wenigen Stunden statt in Wochen<br />
überquert werden konnte.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg und den damit verbundenen<br />
politischen Verän<strong>der</strong>ungen vollzog sich<br />
schließlich auch in Deutschland eine flächendeckende<br />
Umstellung <strong>der</strong> Industrie von Kohle<br />
auf Erdöl. Zusammen mit extrem niedrigen<br />
Ölpreisen zwischen 1947 und 1973 führte<br />
dies zu einem flächendeckenden Zechensterben<br />
an Saar und Ruhr, dessen Auswirkungen<br />
in den betroffenen Regionen bis heute nicht<br />
vollständig überwunden werden konnten.<br />
Geschichtliches Fazit<br />
Zusammenfassend lässt sich festzustellen,<br />
dass die Entstehung <strong>der</strong> Mineralölindustrie<br />
zweifelsohne sehr eng an die industrielle Entwicklung<br />
westlicher Industriestaaten gekoppelt<br />
war. Ohne die vorausgegangenen<br />
Entwicklungen in <strong>der</strong> Chemischen Industrie,<br />
sowie parallel <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Automobilund<br />
<strong>der</strong> Luftfahrtindustrie, hätte eine entsprechend<br />
steigende Nachfrage nach petrochemischen<br />
Produkten jedoch niemals stattfinden<br />
können. Im gewissen Sinne waren die großen<br />
und kleineren Mineralölunternehmen somit<br />
die Geburtshelfer <strong>der</strong> westlichen Industriestaaten<br />
und <strong>der</strong> damit verbundenen Führungsrolle<br />
in <strong>der</strong> Welt. Die Frage, inwieweit<br />
große Ölkonzerne in bis heute noch spürbare<br />
weltpolitische Entwicklungen involviert<br />
waren, wird sich sicherlich nicht abschließend<br />
beantworten lassen. Trotzdem erscheint es als<br />
recht naiv anzunehmen, dass zum damaligen<br />
Zeitpunkt privat geführte Unternehmen quasi<br />
im Hintergrund die Fäden für die Kolonialisierung<br />
ganzer Regionen gezogen haben sollen.<br />
Derartige Vorwürfe unterschiedlicher politischer<br />
Gruppierungen klingen deshalb stark<br />
nach Verschwörungstheorie.<br />
Vielmehr erscheint es realistischer, dass entsprechende<br />
Weichenstellungen von damals regierenden<br />
Staatsoberhäuptern westlicher<br />
Staaten vor dem Hintergrund des damaligen<br />
kolonialen Selbstverständnisses getroffen wurden.<br />
Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Geschichte, bis in<br />
unsere heutige Zeit hinein, konnten diese, auf<br />
Grund <strong>der</strong> entstandenen wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Industriestaaten vom Rohstoff<br />
Erdöl, nicht mehr revidiert werden. Die großen,<br />
heute noch am Markt aktiven und nunmehr<br />
als Aktiengesellschaften geführten Unternehmen<br />
für „post-koloniale“ Entwicklungen des<br />
ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts verantwortlich<br />
zu machen, erscheint aus diesen Gründen<br />
mehr als absurd. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite darf<br />
aber auch nicht außer Acht gelassen werden,<br />
dass Geld oftmals auch Macht bedeutet, und<br />
im Ölgeschäft geht es um unendlich viel Geld.<br />
Dies beweisen auch heute noch eindrucksvoll<br />
die Bilanzen <strong>der</strong> großen Konzerne, welche in<br />
guten Jahren Gewinne im gut zweistelligen<br />
Mrd. Euro-Bereich ausweisen.<br />
36 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
Mathias Hippold<br />
Steuerberater<br />
Hans-Dietrich-Str. 16<br />
97631 Königshofen<br />
Tel.: 0 97 61 / 39 75 53<br />
Stopfer´s Partyservice GmbH<br />
85129 Oberdolling * Jurastr. 31<br />
Tel: 08404 - 1740<br />
www.stopfers-partyservice.de<br />
<strong>Projekt</strong>2_Layout 1 17.09.13 10:51 Seite 1<br />
Holzbau Manger GmbH & Co. KG<br />
Ihr Meisterbetrieb<br />
Wir führen aus:<br />
• sämtl. Zimmererarbeiten<br />
• Dacheindeckungen und Umdeckungen<br />
• Holzhäuser<br />
• Altbausanierung<br />
• Innenausbau<br />
• Dämmarbeiten aller Art<br />
• Einbau von Dachfenstern<br />
97332 Volkach, Dimbacher Straße 25<br />
09381/1259 Fax: 09381/4814<br />
e-mail: holzbau.manger@hubner.de<br />
www.behoerdenmagazin.de<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 37
Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />
Punk<br />
"When there's no future<br />
How can there be sin<br />
We're the poison in your human mashine,<br />
We're the future, your future..."<br />
(Sex Pistols: God save the Queen, 1971)<br />
Klaus Farin<br />
Einführung<br />
Punk war nicht wirklich neu. Schon<br />
sechs Jahre vor Sid Vicious zerschnitt<br />
sich Iggy Pop (Jahrgang 1947) seine<br />
Hühnerbrust mit einer Glasscherbe,<br />
provozierte bei Auftritten in Nazi-Uniform,<br />
onanierte auf <strong>der</strong> Bühne, beschimpfte<br />
das Publikum mit<br />
minutenlangen Hasstiraden und<br />
führte die hohe Kunst des Stagediving<br />
ein.<br />
Zwei Punks posieren gemeinsam mit Passanten auf dem<br />
Trafalgar Square in London. (© AP)<br />
Die Ramones trugen bei ihren ersten Auftritten<br />
ab 1974 zwar noch seltsame Pilzkopffrisuren,<br />
erspielten sich aber bald ihren Ruf als<br />
"Hohepriester" <strong>der</strong> drei Akkorde, indem sie<br />
ihr eigentlich eineinhalbstündiges Programm<br />
in knapp 30 Minuten bewältigten. An<strong>der</strong>e<br />
US-Bands wie Velvet Un<strong>der</strong>ground, MC Five<br />
und die charismatische Dichterin Patti Smith<br />
zelebrierten auf <strong>der</strong> Bühne musikalische Höhepunkte<br />
mit Drei-Finger-Akkorden und<br />
rüden Four-Letter-Lyrics.<br />
Selbst das Wort "Punk" war nicht neu: "Im<br />
Oxford Dictionary ist <strong>der</strong> Begriff schon für das<br />
16. Jahrhun<strong>der</strong>t belegt: als Substantiv für<br />
Hure, als Adjektiv für verdorben, wertlos,<br />
ohne irgendwelche Qualitäten", berichtete<br />
Der Spiegel 4/1978. "Nach dem Etymologen<br />
Eric Partridge soll Punk ursprünglich als eine<br />
Slangbezeichnung für schimmeliges, altbackenes<br />
Brot verwendet worden sein, möglicherweise<br />
abgeleitet vom französischen<br />
'pain'. In seinem Buch "Hard Travellin" bezeichnet<br />
<strong>der</strong> Schriftsteller Kenneth Allsop die<br />
jungen Begleiter homosexueller Tramps als<br />
Punks. Und ganz ähnlich wird Punk im US-<br />
Gefängnisjargon verwendet: für Jungen, die<br />
ihr Gesäß an alte Knastbrü<strong>der</strong> verkaufen."<br />
Auch Marlon Brando musste sich 1953 in<br />
"The Wild One" von einem Kleinstadt-Redneck<br />
als "Punk" beschimpfen lassen. So war<br />
das Wort "Punk" zumindest in den USA bereits<br />
seit Jahrzehnten eingeführt: als Schimpfwort<br />
<strong>der</strong> Spießbürger für Verlierer und<br />
Außenseiter - Huren, Homosexuelle, Tramps,<br />
Obdachlose, Gammler, Rocker, kurz: Dreck<br />
je<strong>der</strong> Art. "Punk-Rock ist nichts Neues",<br />
meinte denn auch lakonisch <strong>der</strong> Kinks-Drummer<br />
Mick Avory im Frühjahr 1977. "Herumklotzen<br />
und an die Wand pissen, das hab ich<br />
schon vor acht Jahren gemacht." (ran<br />
8/1977) Neu war allenfalls das Ausmaß an<br />
Müll, Beton und Langeweile, Arbeitslosigkeit,<br />
Depression und Hass, dem die erste Punk-Generation<br />
(in Großbritannien etwa 1975 -<br />
1979, in Deutschland 1977 - 1980) ausgesetzt<br />
war. Neu waren auch die Fronten. Die<br />
alte Kriegsgeneration, mit <strong>der</strong> sich die studentischen<br />
Rebellen und die Hippies <strong>der</strong><br />
Sechzigerjahre auseinan<strong>der</strong> setzen mussten,<br />
war abgetreten. Auf ihren verwaisten Thronen<br />
hatten inzwischen die Revoluzzer von<br />
einst Platz genommen. Der "Marsch durch<br />
die Institutionen" hatte zwar nicht das kapitalistische<br />
System ernsthaft erschüttert, doch<br />
zahlreiche "68er" an <strong>der</strong> Macht - zumindest<br />
über die nachwachsende Jugend - beteiligt.<br />
Ob im Elternhaus (allerdings nur bei den bildungsbürgerlichen<br />
und Mittelschichtkids)<br />
o<strong>der</strong> im Jugendzentrum, in <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Universität, im Journalismus und im Musikbusiness,<br />
überhaupt im kulturellen Alltag<br />
war es nicht schwer, auf tolerante langhaarige<br />
"Alternative" mit viel Verständnis für<br />
aufmüpfige Jugendliche zu treffen. Natürlich<br />
waren die meisten im Zuge ihres Alterungsprozesses<br />
<strong>der</strong> "Straße" genauso entrückt wie<br />
den einstigen Utopien vom herrschaftsfreien<br />
Leben. Nur: Die meisten merkten es nicht -<br />
o<strong>der</strong> wollten es nicht wahrhaben, dass sie<br />
nun selbst zu denjenigen gehörten, denen<br />
man nicht trauen sollte. Sie hörten schließlich<br />
noch die gleiche Musik wie früher, träumten<br />
immer noch mit Cat Stevens und Joan Baez<br />
von mehr Menschlichkeit und Wärme in dieser<br />
kalten Welt, kifften weiterhin (schwer illegal!)<br />
mit Neil Young und ballten mit Bob<br />
Dylan die Fäuste gegen ein Establishment,<br />
dem sie längst angehörten.<br />
Um zu verstehen, warum die Teenager-Rebellion<br />
<strong>der</strong> späten Siebzigerjahre ausgerechnet<br />
im Punk explodierte, müssen wir einen Blick<br />
auf die Musikszene jener Jahre werfen. In<br />
den Verkaufscharts gaben Superstars wie Genesis,<br />
Yes, Supertramp, Pink Floyd und Emerson,<br />
Lake & Palmer den Ton an. Die meisten<br />
waren wirklich exzellente Musiker. Doch vor<br />
allem unerträglich satt. Fett wie ihr Sound.<br />
Universen vom Lebensalltag <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
entfernt. Künstliche Götter auf dem<br />
Weg in den Pop-Olymp. Die Zeiten, in denen<br />
sich die "Jagger-Gang" noch auf <strong>der</strong> Straße<br />
mit Teddyboys prügelte und Rod The Mod<br />
Stewart den Totengräber-Blues lebte, waren<br />
vorbei. Rock'n'Roll war, wie John Cale von<br />
Velvet Un<strong>der</strong>ground im Juli 1975 bemerkte,<br />
"noch so'n Amüsement" geworden, "das <strong>der</strong><br />
Regierung hilft, den Mob von <strong>der</strong> Straße fernzuhalten".<br />
Der Soundtrack zum Aufstand <strong>der</strong><br />
Jugend gegen die spießige Erwachsenenwelt<br />
war zum lukrativen Bestandteil des Establishments<br />
mutiert, ein Tranquilizer für glückliche<br />
Konsumenten. "Auf <strong>der</strong> Flughafentoilette dudelt<br />
gedämpfter Rockverschnitt; beim Einkaufen<br />
im Supermarkt senkt er sich wie eine<br />
Bleiglocke übers Gehirn, sodass <strong>der</strong> Einkaufsakt<br />
mehr einem Schlafwandeln zwischen gefüllten<br />
Regalen gleicht; im Kino untermalt er<br />
42 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />
die Langeweile <strong>der</strong> Dia-Werbung. Rock ist<br />
Begleitmusik für alle nur erdenklichen Betätigungen.<br />
Beson<strong>der</strong>s eng ist sie mit dem<br />
Waren(ver)kauf verbunden, am auffälligsten<br />
in <strong>der</strong> Glitzerwelt <strong>der</strong> Boutiquen, wo eingängiger<br />
Rock einem schon vorab die Gewissheit<br />
gibt, mit dem Kauf dieser o<strong>der</strong> jener Jeans<br />
auch <strong>der</strong> Verheißungen <strong>der</strong> Jugend teilhaftig<br />
zu werden, durch die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> eigenen<br />
Oberfläche mit 'dabei zu sein. Die<br />
Rockmusik insgesamt ist nicht mehr die<br />
Musik, die Jugendliche in ihrer Faust halten."<br />
(Penth/Franzen 1982, S. 262). Die Wilden <strong>der</strong><br />
Sechzigerjahre waren tot - wie Jim Morrison,<br />
Janis Joplin und Jimi Hendrix - o<strong>der</strong> alt und<br />
langweilig geworden. Überlebende wie die<br />
Rolling Stones, The Who o<strong>der</strong> Led Zeppelin<br />
waren zu Cyberstars mutiert, die ohne Technik<br />
für einige hun<strong>der</strong>ttausend DM gar nicht<br />
mehr auftreten konnten. "Etwas Improvisation<br />
in das Spiel <strong>der</strong> Rolling Stones zu bringen,<br />
bedeutet soviel wie eine Boeing 747 mit<br />
<strong>der</strong> Hand festzuhalten", gestand schon 1974<br />
Stones-Tourmanager Peter Rudge einem Reporter<br />
(zitiert nach Leitner 1977, S. 18).<br />
"Der Rock war in Bars und kleinen Clubs geboren<br />
worden; jetzt wurde er in gewaltigen<br />
Hallen und Sälen geschändet, die besser für<br />
politische Kundgebungen o<strong>der</strong> religiöse Zusammenkünfte<br />
gepasst hätten. Der Geist des<br />
Rock, sein Zorn und sein ungebärdiger Wi<strong>der</strong>stand<br />
gegen konservative Emotionen, war<br />
bedroht von <strong>der</strong> Hygiene, vom Beharren <strong>der</strong><br />
Gruppen auf einer Präsentation ihrer Musik<br />
ohne Ecken und Kanten, ohne die ungehobelte<br />
Inspiration und die unverhüllte Leidenschaftlichkeit,<br />
die den Rock'n'Roll immer so<br />
ausdrucksstark und aufregend gemacht hatten.<br />
Es war kein Gefühl des Zorns, <strong>der</strong> Verzweiflung,<br />
des Verlangens, <strong>der</strong> Gewalt, des<br />
Wahnsinns da: noch nicht einmal das Gefühl<br />
von Spaß, Heiterkeit, Ruhmseligkeit o<strong>der</strong> Lust.<br />
Es gab nur äußerst wenig, das einen zuhören<br />
machte, weil es teilweise für - o<strong>der</strong> über -<br />
einen sprach", schrieb sich Allan Jones, Redakteur<br />
<strong>der</strong> Musikzeitschrift Melody Maker,<br />
seinen Frust aus dem Leib (Jones 1978, S.<br />
12f). Rockmusik hatte als Jugendmusik begonnen,<br />
die Opposition gegen die Erwachsenengesellschaft<br />
war ihr zentrales Merkmal<br />
von Chuck Berrys "Hail, hail, Rock'n'Roll /<br />
Deliver me from the days of old!" ("School<br />
Day") über "My Generation" von The Who<br />
bis zu "Ich will nicht werden, was mein Alter<br />
ist" von Ton Steine Scherben. Nun war <strong>der</strong><br />
Rock mit seinen Fans erwachsen geworden -<br />
und damit, aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> nachwachsenden<br />
Generation, rührselig, bie<strong>der</strong>,<br />
langweilig, kraftlos. Memorials für Eltern und<br />
Lehrer, ohne Bezüge zu ihrem Leben.<br />
Auftritt Sex Pistols<br />
Da springt in London eine neue Band<br />
auf die Bühne, quält ihre Instrumente<br />
eher, als dass sie sie beherrscht, beleidigt<br />
in monoton Königin und Regierung<br />
als "fascist regime", pöbelt auch<br />
ansonsten reichlich in <strong>der</strong> Gegend<br />
herum und nennt das Anarchie.<br />
Die Bandmitglie<strong>der</strong> Sid Vicious und Johnny Rotten bei<br />
einem Auftritt <strong>der</strong> Sex Pistols 1978 in San Francisco. (©<br />
AP)<br />
Da springt in London eine neue Band auf die<br />
Bühne, quält ihre Instrumente eher, als dass<br />
sie sie beherrscht, beleidigt in monoton Königin<br />
und Regierung als "fascist regime", pöbelt<br />
auch ansonsten reichlich in <strong>der</strong> Gegend<br />
herum und nennt das Anarchie.<br />
Die Bandmitglie<strong>der</strong> Sid Vicious und Johnny<br />
Rotten bei einem Auftritt <strong>der</strong> Sex Pistols 1978<br />
in San Francisco. (© AP)<br />
Aus heutiger Sicht, abgehärtet durch eine<br />
reichhaltige Palette schräger Vögel, die uns<br />
seit den Neunzigerjahren beinahe täglich in<br />
Talkshows und Videoclips beschert werden,<br />
klingt das alles nicht beson<strong>der</strong>s aufregend.<br />
Doch damals schlugen die Sex Pistols ein wie<br />
eine Bombe. Sie kassierten von ihren wechselnden<br />
Plattenfirmen mehr Geld dafür, dass<br />
sie auf vertraglich vereinbarte Veröffentlichungen<br />
verzichteten, als für verkaufte Platten.<br />
Als im Juni 1977 die zweite Sex-<br />
Pistols-Single "God Save The Queen" die Top<br />
Ten <strong>der</strong> britischen Charts eroberte, dokumentierte<br />
in den Aushängen <strong>der</strong> Plattenläden nur<br />
ein weißes Feld die jeweilige Position <strong>der</strong> Single.<br />
Im Radio o<strong>der</strong> im Fernsehen durfte <strong>der</strong><br />
Song nicht gespielt werden. Ein Fernsehtalkmaster,<br />
<strong>der</strong> die Sex Pistols in seine Show einlud,<br />
fand seinen Redaktionsschreibtisch am<br />
Morgen nach <strong>der</strong> Sendung von einem an<strong>der</strong>en<br />
besetzt vor. Tourneen <strong>der</strong> Sex Pistols wurden<br />
verboten, sodass sie unter Pseudonym<br />
auftreten mussten, Bandmitglie<strong>der</strong> wurden<br />
auf <strong>der</strong> Straße zusammengeschlagen und<br />
von <strong>der</strong> britischen <strong>Polizei</strong> verhaftet. In einem<br />
Staat, in dem schon das Tragen eines T-Shirts<br />
mit <strong>der</strong> Aufschrift "Fuck" zur Inhaftierung<br />
wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses<br />
führen konnte, war es wirklich nicht schwer,<br />
aufgeregte Reaktionen zu provozieren. Und<br />
die Sex Pistols, vor allem ihr Schöpfer und<br />
Manager Malcolm McLaren, verstanden ihr<br />
Geschäft. So wurde eine Kellerband, die wie<br />
die meisten Rock-´n´-Roll-Bands kaum mehr<br />
wollte als Sex, Drogen und Action, zur Initiatorin<br />
eines neuen "Way of life" für Hun<strong>der</strong>ttausende<br />
von Jugendlichen in aller Welt.<br />
Die Sex Pistols (1977) von links nach rechts: Paul Cook,<br />
Sid Vicious, Johnny Rotten und Steve Jones. (© AP)<br />
Das etablierte England war schockiert, doch<br />
die rebellische Jugend hatte neue Heroen. Als<br />
die Musikindustrie erstaunt bemerkte, dass<br />
die Platten und selbst produzierten Kassetten<br />
<strong>der</strong> ab 1976 überall aus dem Boden schießenden<br />
Punkbands ohne Airplay in Radio und<br />
Fernsehen reißende Umsätze machten, stiegen<br />
auch die Medien ein. Zuerst die Pop-<br />
Presse und die sensationslüsternen<br />
Boulevardblätter, schließlich auch die seriösen<br />
großen Nachrichtenmagazine und die Trendsetter<br />
<strong>der</strong> Modewelt. Punk war zu sensationell,<br />
zu schrill, zu skandalös, um ignoriert zu<br />
werden. "Drei <strong>der</strong> vier Musikzeitschriften<br />
haben Punk/New-Wave-Gruppen auf dem<br />
Titel", protokolliert das deutsche Sounds im<br />
Juli 1977 eine ganz normale Medienwoche<br />
auf <strong>der</strong> Insel. "Alle diese Gruppen sind noch<br />
nicht in den Charts zu finden, eine von ihnen<br />
hat noch nicht mal einen Plattenvertrag. Die<br />
gewohnten Gerüchte darüber, bei wem die<br />
Sex Pistols demnächst unterschreiben. Die<br />
Sonntags-Schmonzetten mühen sich, vierfarbig<br />
die Punk-Menschen darzustellen, es wird<br />
über Johnny Rottens neueste Freundin o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong>gleichen berichtet, und Londons radikalschickes<br />
Wochenmagazin Time Out bringt<br />
eine Geschichte darüber, wie Capitol Radio -<br />
die kommerzielle Radiostation - die Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> Clash-EP 'Capitol Radio" verhin<strong>der</strong>te."<br />
Im Dezember 1977 nominiert das<br />
Modemagazin Vogue Johnny Rotten als<br />
"Überraschung des Jahres".<br />
Recht schnell sprangen auch die deutschen<br />
Medien auf den fahrenden Zug. Der Spiegel,<br />
Stern, das ZDF brachten erste große Reportagen.<br />
Und auch Bravo, immer auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach dem nächsten vermarktbaren Trend,<br />
stieg mit ein.<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 43
Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />
"... Jedenfalls gab es dann im Sommer 1976<br />
mal eine Klassenfete. Da wurden Poster an<br />
die Wand geklatscht. Unter an<strong>der</strong>em ein<br />
Bravo-Poster von den Sex Pistols. Das hat<br />
mich tierisch fasziniert. Diese Typen sahen<br />
ganz an<strong>der</strong>s aus. Kurze, komische, abgeranzte<br />
Haare. Die Klamotten zerfetzt. Und als nächstes<br />
stand dann in <strong>der</strong> Zeitung ein komischer<br />
Artikel über Punk. Dass in London gerade<br />
etwas ganz Wildes abgeht. Ich fühlte mich<br />
einfach angesprochen, und ich versuchte<br />
dann, eine eigene Musik in dieser Richtung<br />
zu machen. Ich wusste gar nicht, wie Punk-<br />
Rock klingt. Es gab ja nur eine einzige Punkplatte:<br />
die erste Ramones. Die hatte ich mal<br />
im Schaufenster gesehen, aber ich wusste ja<br />
nicht, dass das Punk war." (Jürgen Engler,<br />
Jahrgang 1960, Sänger und Gitarrist von<br />
Male, in: Teipel 2001, S. 29)<br />
"Ich habe ein Bild im New Musical Express<br />
gesehen - mit Jackett und Büroklammern und<br />
Kin<strong>der</strong>sonnenbrille. Und ich dachte: 'So<br />
klasse würde ich auch gerne aussehen." Und<br />
dann lief ich eben so herum." (Peter Hein,<br />
Jahrgang 1957, Sänger und Texter von Charley´s<br />
Girls, Mittagspause, Fehlfarben und Family<br />
5, a.a.O., S. 36f.)<br />
Punk in Deutschland<br />
Punk in Deutschland war von Anfang<br />
an durch die Medien geprägt. Eher<br />
Mode als soziale Bewegung. Natürlich<br />
ging es auch um Musik, doch im Mittelpunkt<br />
des Interesses stand die<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> Abgrenzung und Provokation<br />
allein schon durch das Outfit.<br />
1984: Punks am"NKZ", dem Neuen Kreuzberger Zentrum -<br />
einem bekannten Treffpunkt <strong>der</strong> Szene in <strong>Berlin</strong>. (© AP)<br />
"Meine Mutter ist bei den Hardcore-Katholiken<br />
von Opus Dei. Aus diesem bleiernen Zustand<br />
musste ich mich erst mal befreien.<br />
Zuerst über Kiffen und Drogengeschichten.<br />
Und dann bin ich zu Beginn <strong>der</strong> achten<br />
Klasse zum ersten Mal von <strong>der</strong> Schule geflogen.<br />
Da hatte ich nur Scheiße gemacht. Toiletten<br />
angezündet. Nur rumrandaliert. Um so<br />
was ging es dann auch in <strong>der</strong> Musik. Ich habe<br />
etwas richtig Wildes gesucht. Ich bin dann in<br />
den Sommerferien 1977 nach London gefahren.<br />
Das war kulturschockmäßig. Ich habe die<br />
Hälfte meiner Klamotten weggeschmissen –<br />
und den Koffer voll gestopft mit Punkplatten,<br />
-klamotten und blauer Haarfarbe. Zu Hause<br />
war das dann völlig irre. In <strong>der</strong> U-Bahn war<br />
das mit den blauen Haaren echt Spießrutenlaufen.<br />
Die sind völlig schockiert gewesen.<br />
Aber das wollte ich ja. Ich zog mir mitten im<br />
Unterricht eine Sicherheitsnadel durch<br />
Wange und Ohr, sodass die Mathelehrerin<br />
noch einmal nach Luft schnappte und einfach<br />
umfiel. In <strong>der</strong> Folge habe ich schnell gemerkt,<br />
dass diese ganzen 68er Hippielehrer mit langen<br />
Haaren im Grunde genauso faschistoid<br />
waren wie irgendwelche Pfaffen. Gerade<br />
unter den Hippies waren viele, die extrem auf<br />
meine Haare reagiert haben. Für die gab es<br />
nur kurzhaarige Spießer und langhaarige<br />
coole Typen. Von daher passte ich nicht in<br />
<strong>der</strong>en dialektisches Weltbild. Für die hatte<br />
man in meinem Alter in Teestuben rumzuhängen<br />
und Cat Stevens und diese ganze Dudelmusik<br />
zu hören." (Gode, Jahrgang 1961,<br />
Gitarrist bei den Coroners, Front und Mona<br />
Mur, a.a.O., S. 59f.)<br />
"Ich war damals schon Anfang 20, war in<br />
Polit-, Sponti- und Alternativkreisen unterwegs<br />
und machte einen Laden namens<br />
'Schwarzmarkt', eine Mischung aus Buchladen<br />
und Infozentrum. Während dieser RAF-<br />
Anschläge haben wir auch Infos<br />
rausgegeben, wo <strong>der</strong>en Erklärungen abgedruckt<br />
wurden. Einfach aus unserem demokratischen<br />
Verständnis heraus, dass nichts<br />
unterdrückt werden darf. Bis dahin hatte ich<br />
mich nur wenig für Musik interessiert. Bis die<br />
Sex Pistols in England explodierten. Was<br />
meine Alternativenfreunde gar nicht verstehen<br />
konnten. Ich wurde als Faschist beschimpft.<br />
Weil ich solche Platten mitbrachte.<br />
Was wolle ich denn auf einmal mit diesen<br />
rechten Typen, die alle kurze Haare haben?"<br />
(Klaus Maeck, Inhaber des Rip-Off-Vertriebs<br />
und Manager <strong>der</strong> Einstürzenden Neubauten,<br />
a.a.O., S. 63f.)<br />
"Mit den Linken wollte ich mich nicht identifizieren.<br />
Für mich standen die für: Strickpullover,<br />
Jesuslatschen, Teestube und<br />
Karl-Marx-Bücher-Lesen. Das war alles so<br />
langweilig und geschwätzig." (Harry Rag,<br />
Jahrgang 1959, Sänger und Gitarrist von<br />
S.Y.P.H., a.a.O., S. 73f.)<br />
"Das war die beste Abgrenzung zu diesen<br />
ganzen Grün-Alternativen. Und das waren in<br />
den Siebzigern ja die typischen Jugendlichen.<br />
Punk richtete sich ja weniger gegen die ältere<br />
Generation. Son<strong>der</strong>n es ging darum, was politisch<br />
völlig unkorrekt gegenüber diesen<br />
Grün-Alternativen wäre. Die immer über alles<br />
diskutieren wollen." (Ralf Dörper, Jahrgang<br />
1960, Musiker bei S.Y.P.H., den Krupps und<br />
Propaganda, a.a.O., S. 52)<br />
Der links-alternative Zeitgeist <strong>der</strong> Siebzigerjahre<br />
war den Punks suspekt. Die Repräsentanten<br />
<strong>der</strong> "Linken", von den Punks meist<br />
klischeehaft als "Hippies" tituliert, erschienen<br />
ihnen zu langweilig, zu verkopft-intellektuell,<br />
zu spaßfeindlich, zu dogmatisch, zu<br />
"weich", und das bedeutete für viele auch:<br />
zu wenig "männlich". "Von denen kam nie<br />
was Aggressives zurück. Dazu waren die<br />
immer zu lasch." (Ralf Dörper, a.a.O.) Die<br />
Punks nahmen den "Hippies" ihre Toleranz<br />
und Friedfertigkeit ebenso wenig ab wie ihre<br />
Bereitschaft zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
Für sie waren die "Hippies" von gestern<br />
Lehrer, Musikredakteure und<br />
scheinheilige Spießbürger; und so setzten sie<br />
viel Energie dafür ein, ihnen Verhaltensweisen<br />
zu entlocken, die ihre (Vor-) Urteile bestätigten.<br />
"Die Siebzigerjahre waren ja Kleinbürgertum<br />
in vollendeter Form. Deswegen hat es ja auch<br />
so Spaß gemacht, diese Leute zu provozieren.<br />
Aber das musste wirklich überlegt sein. Es<br />
ging mir immer darum: Wo sind Schwachpunkte?<br />
Wo wird geheuchelt?" (Chrislo Haas,<br />
Jahrgang 1956, Synthesizer- und Sequencermann<br />
bei Minus Delta +, DAF und Liaisons<br />
Dangereuses, a.a.O., S. 177)<br />
Protest und Provokation<br />
Vor allem <strong>der</strong> Gebrauch von Nazi-Symbolik,<br />
hatten die Punks sehr schnell<br />
erkannt, erwies sich als wirkungsvoll.<br />
Wegen ihrer kurzen Haare und <strong>der</strong><br />
Vorliebe für "militärische" Kleidung<br />
waren sie ohnehin bereits unter Verdacht<br />
geraten, zumindest "rechts" zu<br />
sein.<br />
ie berühmte "God Saves the Queen" - Flagge, Eigentum<br />
des Sex Pistols-Mitglieds Sid Vicious, zierte die Wand seines<br />
New Yorker Hotels. (© AP)<br />
44 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />
"Diese Leute hatten alles besetzt, was Protest<br />
hieß. Also musste ich mich mit ihnen auseinan<strong>der</strong><br />
setzen. Das hieß etwa, in einen<br />
linken Buchladen zu gehen und zu sagen:<br />
'Heil Hitler, Genosse.'" (padeluun, sporadisches<br />
Mitglied von Minus Delta +, a.a.O., S.<br />
73). Vor allem <strong>der</strong> Gebrauch von Nazi-Symbolik,<br />
hatten die Punks sehr schnell erkannt,<br />
erwies sich als wirkungsvoll. Wegen ihrer kurzen<br />
Haare und <strong>der</strong> Vorliebe mancher für "militärische"<br />
Kleidung und Accessoires waren<br />
sie ohnehin bereits unter Verdacht geraten,<br />
"Faschisten" o<strong>der</strong> zumindest "rechts" zu<br />
sein. Nicht wenige Punks gaben sich scheinbar<br />
alle Mühe, dieses Vorurteil zu bestätigen:<br />
Hakenkreuze wurden auf T-Shirts, SS-Zeichen<br />
auf Le<strong>der</strong>jacken gemalt, Bands gaben sich<br />
merkwürdige Namen wie Alte Kameraden,<br />
Blitzkrieg, Stukka Pilots, SS Ultrabrutal, Napalm<br />
o<strong>der</strong> Blut + Eisen, Songtitel hießen<br />
"Party in <strong>der</strong> Gaskammer" (Middle Class<br />
Fantasies) o<strong>der</strong> "Dachau Disco" (Cretins).<br />
Tatsächlich waren sie keine Neonazis. Für die<br />
Punks stellte das ironische Spiel mit dem<br />
Tabu Nazi-Symbol ein Stilmittel dar, um den<br />
Empörten genau jene Reaktionen <strong>der</strong> Intoleranz<br />
zu entlocken, die sie bei ihnen hinter <strong>der</strong><br />
lächelnden Fassade <strong>der</strong> Toleranz vermuteten.<br />
"Punk war ja anfangs feinste Ironie. 'No Future'<br />
- das waren für mich ironische Statements.<br />
Daran habe ich nie geglaubt. Ich<br />
stand <strong>der</strong> Zukunft ganz positiv gegenüber.<br />
Dieser doppelbödige Humor wurde oft nicht<br />
verstanden. Dass mit dem Hakenkreuz durch<br />
die Gegend zu laufen, ein Symbol <strong>der</strong> kulturellen<br />
Befreiung war, das haben viele nie gerafft."<br />
(Moritz Reichelt, a.a.O., S. 85)<br />
"Wir haben viele blöde, <strong>der</strong>be Nazischerze<br />
gemacht. Weil das auch diese Energie weitergetragen<br />
hat. Damals war Deutschland<br />
vom Gefühl her so eine gepolsterte Wohnzimmerwelt<br />
mit dem fetten, Zigarren rauchenden<br />
Altnazichef drin. Wenn du auf<br />
irgendeinem Teil gesessen bist, hast du gespürt,<br />
dass du auf Kunstle<strong>der</strong> sitzt, in dem<br />
Schaumgummi drin ist. Und wenn <strong>der</strong> Typ mit<br />
dir redet, hast du gespürt, dass in dem noch<br />
braune Grundsätze drin sind. Aber dass das<br />
genauso wenig durchkommt wie <strong>der</strong><br />
Schaumgummi durchs Kunstle<strong>der</strong>. Das war<br />
die allgemeine Atmosphäre. Nicht nur von<br />
<strong>der</strong> Musik her, son<strong>der</strong>n vom ganzen Leben in<br />
Deutschland. Das war so etwas Bemäntelt-<br />
Ungesundes. Und um das hervorzuholen, war<br />
mir alles recht. Jedenfalls bis die etwas Älteren<br />
mit politischem Bewusstsein kamen. Die<br />
haben uns dann gesagt, dass das geschmacklos<br />
ist." (Franz Bielmeier, Jahrgang<br />
1960, Herausgeber des ersten deutschen<br />
Punk-Fanzines The Ostrich, a.a.O., S. 42f.)<br />
Punk war bewusst destruktiv. Es ging um die<br />
Zerstörung scheinheiliger Tabus und Ideologien,<br />
nicht um sachliche Kritik, Verbesserungsvorschläge<br />
o<strong>der</strong> gar das Angebot einer<br />
neuen Moral. Punk hatte keine Lösungen anzubieten,<br />
keine Visionen für die Zukunft, zumindest<br />
nicht solche, die irgendjemand real<br />
miterleben möchte. Punk wollte nicht reformieren,<br />
son<strong>der</strong>n zerstören, auch die marihuana-vernebelten<br />
Kuschelutopien <strong>der</strong><br />
Linken. "Ich bin so hungrig, mir ist so kalt/Ich<br />
will zurück nach Buchenwald." Punks glaubten<br />
nicht mehr an das reformoffene, demokratische<br />
Deutschland. Immerhin: Wir<br />
befinden uns in den späten Siebzigern, in<br />
einer Zeit, geprägt durch Berufsverbote, eine<br />
gnadenlos durchgepeitschte Atompolitik,<br />
eine paranoide Terroristenhatz, die, so fürchteten<br />
nicht wenige, gerade dabei war, zum<br />
"Schutz <strong>der</strong> Demokratie" diese abzuschaffen.<br />
"Dieses 'Deutschland im Herbst', das<br />
war die Grundstimmung. Man hat plötzlich -<br />
durch diese Jagd auf die RAF und die damit<br />
verbundene Verschärfung in <strong>der</strong> gesamten<br />
Gesetzgebung - die wahren Zustände gesehen."<br />
(Frank Fenstermacher, Jahrgang 1955,<br />
Mitglied von Der Plan und Fehlfarben und<br />
Betreiber des Attak-Labels, a.a.O., S. 72)<br />
Natürlich war Punk oppositionell. Subversiv.<br />
Antifaschistisch trotz einiger weniger "Nazi-<br />
Punks" in den eigenen Reihen. Links? Nicht<br />
unbedingt. Die erste Punk-Generation war<br />
eher diffus anarchistisch o<strong>der</strong> antipolitisch<br />
als traditionell links orientiert. Obwohl Punks<br />
etwa ab 1980 im Zuge <strong>der</strong> Aufsplitterung <strong>der</strong><br />
Punkkultur in Punks, New Waver, Dark<br />
Waver/Gruftis und vor allem Skinheads<br />
durchaus in großer Zahl in verschiedenen politischen<br />
Zusammenhängen aktiv wurden (zu<br />
Anti-Nazi-Demonstrationen gingen, leer stehende<br />
Häuser mitbesetzten, sehr rege in <strong>der</strong><br />
Bewegung für selbst verwaltete Jugendzentren<br />
mitmischten usw.), wehrten sie sich<br />
doch, wenn auch nur teilweise erfolgreich,<br />
gegen zu aufdringliche Umarmungsversuche<br />
politischer Organisationen.<br />
Parteien und<br />
Ka<strong>der</strong>gruppen, aber<br />
auch Bündnisse wie<br />
"Rock Against Racism"<br />
o<strong>der</strong> die in den<br />
Siebzigern erwachende<br />
autonome<br />
Bewegung, haben die<br />
fatale Neigung, ihre<br />
Mitglie<strong>der</strong> und Sympathisanten<br />
zu disziplinieren.<br />
Doch Punks<br />
liebten viel zu sehr<br />
ihren Status als Bürgerschreck,<br />
um ihn irgendwelchen politischen<br />
Anliegen unterzuordnen; die Lust auf<br />
nicht kalkulierbare Provokation war ein unverzichtbarer<br />
Spaßfaktor <strong>der</strong> Punkkultur.<br />
"Es gab mal ein Interview mit den Clash, in<br />
dem einer von denen sagt: 'Wenn ich eine<br />
Kuh sehe, könnte ich kotzen.' Das war so:<br />
Peng! 'Leckt mich am Arsch mit eurer blöden<br />
Natur. Wir leben hier in Städten!' Deswegen<br />
dieser Text von mir, 'Industrie-Mädchen', wo<br />
sich zwei Leute neben einem Kernkraftwerk<br />
lieben, und das piept dazu." (Thomas Schwebel,<br />
Jahrgang 1959, Gitarrist und Texter bei<br />
S.Y.P.H. und den späten Mittagspause und<br />
Fehlfarben, a.a.O., S. 89)<br />
Bar jeglicher Hoffnungen, politisch etwas bewegen<br />
zu können, gelangweilt von <strong>der</strong> geschwätzigen<br />
Ernsthaftigkeit <strong>der</strong> "Linken",<br />
blieb den Punks nur ein Weg, ihren Nonkonformismus<br />
auszuleben: durch beißende Ironie<br />
und die Verweigerung jeglicher ernsthafter<br />
Dialoge.<br />
"Wenn du dich mit Hippies unterhieltst, ging<br />
es nach fünf Minuten garantiert um Atomkraft,<br />
und nach zehn Minuten hattest du so<br />
ein düsteres Weltbild, dass du dich am liebsten<br />
umbringen wolltest. Und darum war<br />
Punk auch so nötig. Da merkte ich, es gibt<br />
auch noch an<strong>der</strong>e Leute, die das stört." (Moritz<br />
Reichelt, Jahrgang 1955, Sänger des Plan,<br />
a.a.O., S. 83)<br />
Punk war aggressiv. Punk war nihilistisch.<br />
Aber Punk war nie, selbst in seinen düstersten<br />
Facetten, so depressiv wie eine durchschnittliche<br />
Veganer-WG, so demonstrativ<br />
des Lebens überdrüssig wie Grunge, <strong>der</strong> alternative<br />
Elendsrock <strong>der</strong> Neunzigerjahre. "No<br />
Future", das ultimative Markenzeichen <strong>der</strong><br />
Punks, ist wohl eine <strong>der</strong> am meisten (auch<br />
von vielen Punks ab <strong>der</strong> 2. Generation) missverstandenen<br />
Botschaften überhaupt. "There's<br />
no future", sangen die Sex Pistols in<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 45
Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />
"God Save The Queen", doch die Textzeile in<br />
dem Song geht weiter: "... for you". An an<strong>der</strong>er<br />
Stelle heißt es, und damit jegliche Missverständnisse<br />
ausräumend: "There is no<br />
future in England´s dreaming." Denn: "We're<br />
the future, your future." Ihr seid kaputt, Ihr<br />
habt keine Zukunft. Denn seht uns an: Wir<br />
sind eure Spiegelbil<strong>der</strong>. Die Zukunft und die<br />
Hoffnung eures Landes. Eure Zukunft! Punk<br />
hieß nicht: Die Welt ist traurig, lasst uns 'ne<br />
Runde heulen, son<strong>der</strong>n: Wenn´s eh bald vorbei<br />
ist, lasst uns noch solange richtig Spaß<br />
haben. Und denen, die uns die Zukunft verbaut<br />
haben, die all den Dreck auf diesem Planeten<br />
zu verantworten haben, zeigen, was<br />
die uns können. So war die Aneignung öffentlichen<br />
Raums eine wichtige Aktivität <strong>der</strong><br />
Szene. Punks zogen sich nicht unauffällig hinter<br />
ihre eigenen (besetzten) vier Wände zurück,<br />
son<strong>der</strong>n trafen sich vorzugsweise in<br />
Fußgängerzonen, auf Bahnhofsvorplätzen,<br />
auf den Stufen von Rathäusern und an den<br />
Ausgängen öffentlicher Verkehrsmittel. Dort,<br />
wo sie die "Normbürger" am meisten irritierten<br />
und verärgerten.<br />
"Ich habe Fahrrä<strong>der</strong> geklaut. Und habe mir<br />
damit mein Geld verdient. Ich hatte einen<br />
Dietrich und bin in Wilmersdorf rumgelaufen,<br />
habe Keller aufgeschlossen und Fahrrä<strong>der</strong> geklaut.<br />
Einmal war eine Kunstveranstaltung in<br />
einer Disco. Ein Super-8-Abend. Und in dem<br />
Moment, als das Licht ausging, haben wir<br />
alle Handtaschen und alle Rotweinflaschen<br />
und alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest<br />
war. Und sind dann die 500 Meter zu mir<br />
nach Hause, nicht ohne drei Autos zu demolieren<br />
und einen Feuermel<strong>der</strong> einzuschlagen.<br />
Ich fand 'No Future' einfach geil. Ich weiß gar<br />
nicht, wie viele Autos ich verbrannt und zerstört<br />
habe. Ich bin nachts rumgefahren und<br />
habe Mercedes Benze kaputtgehauen, Backsteine<br />
reingeschmissen o<strong>der</strong> Benzin drübergekippt.<br />
Ich kam mir vor wie die ganze<br />
Baa<strong>der</strong>-Meinhof-Bande zusammen. Wir sind<br />
mit zwölf Leuten aus dem Schizzo losgezogen<br />
und haben gesagt: 'Jetzt hauen wir in <strong>der</strong><br />
Niedstraße alles kaputt.' Dann sind wir da<br />
wie die Wahnsinnigen durch und haben die<br />
ganze Straße zerlegt. Das hat super Spaß gemacht<br />
- durch eine Straße zu laufen und zum<br />
Gehen nicht den Gehsteig zu nehmen, son<strong>der</strong>n<br />
die Autos selber. Am nächsten Tag stand<br />
in <strong>der</strong> BZ: 'Die <strong>Polizei</strong> sucht einen kleinen<br />
Mann mit Hut.' Das war ich." (Ben Becker,<br />
Jahrgang 1964, Schauspieler, Sänger und Ex-<br />
Punk, a.a.O., S. 193f.) Punk war (und ist)<br />
keine militante Jugendkultur, doch an<strong>der</strong>s als<br />
etwa bei den Hippies o<strong>der</strong> später im Techno<br />
war es nicht grundsätzlich verpönt, seinen<br />
Aggressionen freien Lauf zu lassen. Nicht nur<br />
Vandalismus gegen bürgerliche Statussymbole<br />
wie teure Autos, Pelzmäntel, Edelrestaurants<br />
etc., son<strong>der</strong>n auch Prügeleien gehörten<br />
von Anfang an zum Szene-Alltag dazu. "Vor<br />
allem am Wochenende kamen regelmäßig<br />
200, 300 Teds vorbei. Und dann gab es regelrechte<br />
Schlachten. Weil man halt aus England<br />
gehört hatte, dass man das so macht. Das<br />
war noch ohne Messer und solche Scherze.<br />
Das war eher Sportsgeist. Und wir waren<br />
dann auch richtig stolz, wenn wir zur Abwechslung<br />
mal gewonnen hatten. Außerdem<br />
war es halt chic, wenn man mit einem blauen<br />
Auge überlebt hatte. Von einem blauen Auge<br />
konnte man ein paar Tage zehren." (Jäki Eldorado,<br />
Jahrgang 1958, Bassist u.a. <strong>der</strong> zweiten<br />
Nina Hagen Band, heute Manager u.a.<br />
von 5 Sterne Deluxe, a.a.O., S. 207f.)<br />
Punk war eine Spaßkultur, und im Mittelpunkt<br />
stand - neben <strong>der</strong> Musik - die Inszenierung<br />
<strong>der</strong> eigenen Person. "Morgens in die<br />
U-Bahn zu klettern ist immer wie ein Bühnenauftritt:<br />
Der Vorhang geht auf, zack, und ich<br />
weiß, dass alle Augen auf mich gerichtet sind.<br />
Und dann drehe ich mich blitzschnell um, und<br />
dann siehste die Köpfe, zack, zack, zack weg.<br />
Da kannste ein tolles Spiel mit machen. Ein<br />
neues Gefühl auf <strong>der</strong> Straße, immer auf <strong>der</strong><br />
Bühne ..." (in: Penth/Franzen 1982, S. 192)<br />
Keine Jugendkultur zuvor war so eitel darauf<br />
bedacht, in die Medien zu kommen, keine<br />
verstand es auch so clever, die Medien für<br />
sich zu nutzen.<br />
"Do it yourself!"<br />
Keine Jugendkultur zuvor hatte so<br />
viele eigene Bands, eigene Medien<br />
(Fanzines, Freie Radios), kreative<br />
Mode usw. hervorgebracht und sich<br />
gleichzeitig dem üblichen kommerziellen<br />
Warenkreislauf entzogen wie<br />
<strong>der</strong> Punk. "Do it yourself!" lautete ein<br />
zentrales Motto <strong>der</strong> Punkszene.<br />
Die britische Gruppe The Clash ist musikalisches Vorbild<br />
vieler Punkbands. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1983.<br />
(© AP)<br />
Innerhalb weniger Monate waren auch in<br />
Deutschland Dutzende von Fanzines entstanden,<br />
die die Szene vernetzten, über neue Plattenlabel<br />
und Spielstätten informierten, neue<br />
Bands präsentierten und dabei ihre Leser<br />
immer wie<strong>der</strong> anstachelten, selbst aktiv zu<br />
werden: "Nun sitz nicht da rum und glotz<br />
blöd, son<strong>der</strong>n mach auch was, fanzines,<br />
clubs, shops, bands! kauf keine zeitungen, die<br />
über 5000 stück auflage haben, keine platten<br />
von superstars wie stones, rollers, beatles, genesis<br />
etc. steckt den reichen wixern nicht<br />
noch mehr geld in den arsch! kauft keine klamotten<br />
über 20 mark, am besten überhaupt<br />
keine! (bei euch gibt´s bestimmt auch eine<br />
altklei<strong>der</strong>sammlung, da gibt´s bestimmt was<br />
gutes!) gestaltet eure klamotten selbst! habt<br />
eigene ideen! macht was IHR wollt, lasst<br />
euch nicht herumkommandieren!! SAGT eure<br />
meinung. glaubt nicht, was die clash, chelsea,<br />
charley´s girls, saints und die an<strong>der</strong>en können,<br />
das könnt ihr nicht. macht bands. schickt<br />
tapes an kleine labels! gebt free concerts!<br />
DON´T BE THE PROBLEM - BE THE SOLU-<br />
TION!" (zitiert aus einem Fanzine um 1980,<br />
in Ott/Skai 1983, S. 23)<br />
Nicht Professionalität war gefragt, son<strong>der</strong>n<br />
Energie. Als die Toten Hosen ihre Band starteten,<br />
losten sie die Instrumente kurzerhand<br />
aus.<br />
"Mit Sicherheit 5000 o<strong>der</strong> noch mehr" Punkbands<br />
seien seit 1977 allein in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
entstanden, schätzt das Hamburger<br />
Punk-Label Weird System (CD-Compilation<br />
"Punk Rock BRD", Booklet 1, S. 2).<br />
Martina Weith (Östro 430): "1978 in Düsseldorf<br />
- das war so eine Ursuppe. Keiner konnte<br />
ein Instrument. Aber je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> da rumrannte,<br />
spielte mindestens in zwei Bands. Die Kellner<br />
und die Bierlieferanten und die Typen am<br />
Flipper. Im Hof konnte je<strong>der</strong> alles. Weil je<strong>der</strong><br />
alles gemacht hat."<br />
Ralf Dörper (S.Y.P.H.): "Der Grundgedanke<br />
war: 'Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> unten im Publikum ist, könnte<br />
genauso auf <strong>der</strong> Bühne stehen.' Und viele,<br />
die im Publikum standen - irgendwann standen<br />
die auch auf <strong>der</strong> Bühne."<br />
Moritz Reichelt (Plan): "Bisher war man nur<br />
Fan von englischen o<strong>der</strong> amerikanischen<br />
Platten - obwohl man die kulturelle Entwicklung,<br />
die zu diesen Platten geführt hatte, gar<br />
nicht mitgekriegt hatte. Das war alles Konservenkultur.<br />
Und jetzt passierte etwas Eigenes.<br />
Man konnte wirklich mitkriegen, wie die<br />
Dinge, über die man im Hof mit Leuten redete,<br />
ein paar Tage später als Text auf <strong>der</strong><br />
Bühne wie<strong>der</strong> auftauchten. Man hat mitgekriegt,<br />
dass kulturelle Entwicklung genau so<br />
passiert." (aus: Teipel 2001, S. 130)<br />
46 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />
Der Punk hatte den Rock´n´Roll - wenigstens<br />
für eine kurze Zeit - aus den Fängen <strong>der</strong> Industrie-Giganten<br />
befreit und wie<strong>der</strong> auf die<br />
Straße getrieben. Doch die Musikindustrie<br />
hatte aus ihren Fehlern früherer Jahrzehnte<br />
gelernt. So sehr sie diese neuen Bands auch<br />
verachteten, begannen die großen Schallplattenkonzerne<br />
nun doch, eifrig alles aufzukaufen,<br />
was nur Punk-Nähe suggerierte. Aus<br />
purer Angst, einen lukrativen Trend <strong>der</strong> Konkurrenz<br />
zu überlassen. The Clash, die viel Zeit<br />
und eine Menge Songzeilen darauf verwendet<br />
hatten, das Business zu beschimpfen, pöbelten<br />
nun im Auftrag <strong>der</strong> CBS - für eine<br />
Garantiesumme von 100000 Pfund, meldeten<br />
die Schlagzeilen. Die Buzzcocks, 999 und<br />
The Stranglers unterschrieben bei United Artists<br />
(Ariola), letztere für 160000 DM.<br />
einer <strong>der</strong>art erlesenen Wahrnehmungsfähigkeit<br />
zeugten, dass sich Joe Strummer dagegen<br />
wie einer <strong>der</strong> tiefsinnigsten<br />
Polit-Theoretiker <strong>der</strong> westlichen Hemisphäre<br />
ausnahm. Die Bands, die zwischen Wand und<br />
Tapete hervorgekrochen waren, ihrer Publicity<br />
sicher, wenn sie sich nur zu Punks ernannten,<br />
waren zumeist komplette<br />
Nachahmungstäter. All diese Gruppen machten<br />
aus dem Grundmuster des Punk ein Stereotyp,<br />
sie spielten dieselben irren Riffs mit<br />
<strong>der</strong> Geschwindigkeit eines Meteors und<br />
spuckten dazu Parolen aus zweiter Hand und<br />
hohle Propaganda aus. Der echte Zorn, den<br />
man beispielsweise bei den Pistols findet,<br />
fehlt heute weitgehend in <strong>der</strong> Musik. Er ist<br />
an den Klippen <strong>der</strong> Mode zu Bruch gegangen."<br />
(a.a.O., S. 20ff.)<br />
Neuen Deutschen Welle. Das Motto lautete:<br />
Spaß statt Weltuntergangsparolen, Ironie<br />
statt Aggressivität. "Zurück zum Beton/Da ist<br />
<strong>der</strong> Mensch noch Mensch/Ekel, Ekel, Ekel-<br />
Natur, Natur/Ich liebe nur Beton pur."<br />
(S.Y.P.H.) Synthesizer, Sequenzer, Rhythmusmaschinen,<br />
gerade zur rechten Zeit erschwinglich<br />
geworden, erweiterten die<br />
traditionelle Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang-Besetzung.<br />
DAF, Fehlfarben, Wirtschaftswun<strong>der</strong>,<br />
Neonbabies und schließlich<br />
Nena, Extrabreit, Trio, Ideal. Als Geier Sturzflug<br />
in <strong>der</strong> ZDF-Hitparade auftrat, kündigte<br />
<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator Dieter Thomas Heck empört.<br />
"Ich denke, das Beste wäre, aufzuhören, Platten<br />
zu kaufen", warnte voller Vorahnungen<br />
Sniffin´ Glue (Schnüffelleim), das erste Punkzine<br />
<strong>der</strong> Insel. "Ja, hört auf, Platten zu kaufen.<br />
Geht lieber hin und guckt euch die Bands<br />
live an, weil ich meine, dass Gruppen, sobald<br />
sie einen Vertrag mit einer Plattenfirma<br />
haben, nicht mehr bestimmen können, was<br />
läuft und was nicht. Mit dem Kaufen aufhören<br />
bedeutet, dass die fetten Manager keinen<br />
Pfennig aus uns rausholen können. Außerdem<br />
- mit dem ganzen Plattenmarkt sind wir<br />
voll drauf, Lehnstuhl-Punks zu werden, und<br />
all die kleinen Bands werden zugunsten einiger<br />
neuer Supergruppen in <strong>der</strong> Versenkung<br />
verschwinden. Wir brauchen Kommunikation.<br />
Wenn du was zu sagen hast, sag es, warte<br />
nicht so lange, bis eine Schallplatte es für<br />
dich sagt. Geht in die Klubs, überallhin, tanzt,<br />
singt und brüllt, solange ihr miteinan<strong>der</strong><br />
kommuniziert. Lasst euch nicht ausverkaufen!"<br />
Doch die Warnung verpuffte ungehört. Zumal<br />
nicht nur die Industrie auf den fahrenden Zug<br />
aufsprang, son<strong>der</strong>n auch die inzwischen blühende<br />
Independent-Szene je<strong>der</strong> Band eine<br />
Plattenveröffentlichung ermöglichte, und sei<br />
sie noch so schlecht und unoriginell. "Trotz<br />
ihres entschlossenen Enthusiasmus machten<br />
sich allzu viele von den unabhängigen Labels<br />
<strong>der</strong> Überfüllung und Sättigung des Marktes<br />
mit Unmengen von Schund schuldig, von<br />
dem das Lohnende und Vielversprechende oft<br />
nur mit Mühe zu trennen war", klagte Allan<br />
Jones schon im Sommer 1978 über den<br />
"endlosen Strom <strong>der</strong> Mittelmäßigkeit, <strong>der</strong> auf<br />
den Dutzenden unabhängigen Labels hochgespült<br />
wurde, von Punk-Bands, die ihre<br />
Identität aus dem Image-Baukasten zusammengeschustert<br />
hatten und wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong><br />
ihre Klosprüche herunterleierten, die von<br />
An<strong>der</strong>s als in Großbritannien war <strong>der</strong> Punk-<br />
Rock <strong>der</strong> ersten Generation hierzulande zunächst<br />
nicht kommerziell erfolgreich. "In<br />
Deutschland findet Punk nicht mal Platz am<br />
Katzentisch <strong>der</strong> Showszene", höhnt <strong>der</strong> konservative<br />
Business-Infodienst Rundy im Januar<br />
1978. "1977 wurden kaum 100000<br />
Platten mit Punk und Punk-Verschnitt zwischen<br />
Kiel und Konstanz verkauft - etwa 0,4<br />
Prozent vom Gesamtumsatz am deutschen<br />
Musikmarkt."<br />
Schon zwei Jahre später hatte sich die Situation<br />
radikal verän<strong>der</strong>t. Der Punk hatte sich<br />
weiterentwickelt, ausdifferenziert und dabei<br />
ein halbes Dutzend neuer Jugendkulturen geboren.<br />
Ab 1978/79 waren verstärkt Gymnasiasten,<br />
Studenten, Künstler in die Punkszene<br />
geströmt. Diese reizte weniger die Abgrenzung<br />
zum "Spießbürger" und die Stilisierung<br />
zum Un<strong>der</strong>dog <strong>der</strong> Gesellschaft als die neuen<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Musik, auch ohne traditionelle<br />
Ausbildung, Notenkenntnis etc. kreativ<br />
tätig werden zu können. Die "Genialen Dilettanten"<br />
formierten sich, Lautmaler <strong>der</strong> großstädtischen<br />
Industrielandschaft, Motto<br />
"Hören mit Schmerzen": Einstürzende Neubauten,<br />
Die Tödliche Doris, Der Plan.<br />
Die Gruftis (wahlweise auch Gothics, New<br />
Romantics, Dark Waver, Dark Punks o<strong>der</strong><br />
schlicht "die Schwarzen" genannt) entstanden,<br />
ebenfalls Kin<strong>der</strong> aus besseren Familien,<br />
denen <strong>der</strong> Lebensstil des Punk zu aggressiv<br />
und nihilistisch geworden war. Die düstere,<br />
melancholische Seite des Punk. Ihren Höhepunkt<br />
- zumindest quantitativ - sollten die<br />
"Schwarzen" erst ab den späten Neunzigerjahren<br />
erfahren. Fast zwangsläufig führten<br />
das kreative Experimentieren und die wachsende<br />
Popularität des Punk weg vom Drei-<br />
Akkorde-Minimalismus und mündete in <strong>der</strong><br />
„Ich bin viele.“ Sie sind jung. Sie sind vielseitig. Sie gehen<br />
Ihren eigenen Weg. Ganz gleich, was Sie antreibt: Mit<br />
unserer genossenschaftlichen Beratung und Ihrem individuellen<br />
VR-FinanzPlan helfen wir Ihnen, Ihre Wünsche<br />
und Ziele zu erreichen.<br />
www.vrbank-sha.de<br />
<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 47
Rockerclub für Polizisten<br />
Blaue Ritter auf Tour in Bremen<br />
Wer Rocker hört, denkt meist an gefürchtete<br />
Gangs wie die Hells Angels.<br />
Es gibt aber auch an<strong>der</strong>e Clubs: Bei<br />
den Blauen Rittern fahren nur die<br />
guten Jungs mit - Polizisten, Zollbeamte,<br />
Justizangestellte. Die Rocker<br />
zeigen ihre soziale A<strong>der</strong> und kämpfen<br />
für Toleranz.<br />
Bremen (dpa/lni) - Die einen geraten beim<br />
Anblick blitzen<strong>der</strong> Chromteile und Zylin<strong>der</strong><br />
ins Schwärmen, die an<strong>der</strong>en fürchten das<br />
Wummern <strong>der</strong> Motoren und wittern unter<br />
den Helmen gefährliche Rocker: Motorradfahrer<br />
spalten die Geister. Gegen das<br />
schlechte Image kämpft eine beson<strong>der</strong>e Rockertruppe,<br />
die Blue Knights (Blaue Ritter).<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> sind das Gegenteil von bösen<br />
Buben: Polizisten, Zoll- und Justizbeamte.<br />
Ihre Wurzeln haben die Blue Knights in den<br />
USA. Dort gründeten Polizisten Mitte <strong>der</strong><br />
70er Jahre die ersten «Chapter» (Ortsgruppen).<br />
Der Klub verstand sich als Gegenpart<br />
zu den Hells Angels. 1989 folgte <strong>der</strong> erste<br />
deutsche Ableger, mittlerweile sind es 34.<br />
«Mitmachen können Leute mit Festnahmerechten»,<br />
erklärt <strong>der</strong> «President» des seit<br />
1995 bestehenden Bremer Chapters Ralf<br />
Hübner. In <strong>der</strong> Hansestadt reicht das Mitglie<strong>der</strong>spektrum<br />
vom Kriminalbeamten bis zum<br />
Verkehrspolizisten, das Durchschnittsalter<br />
liegt bei 45 Jahren. «Wir wollen das Bild des<br />
Motorradfahrers in <strong>der</strong> Öffentlichkeit verbessern.»<br />
Weltweites Erkennungszeichen <strong>der</strong> Blue<br />
Knights sind die hellblaue Le<strong>der</strong>kluft und das<br />
Ritterwappen. Die Farbe ist den US-<strong>Polizei</strong>uniformen<br />
entlehnt. «Wir sind keine Engel.<br />
Fast je<strong>der</strong> ist bestimmt schon mal zu schnell<br />
gefahren», räumt Hübner ein. «Aber wir fahren<br />
deutlich gesitteter als an<strong>der</strong>e.»<br />
«Wenn auf <strong>der</strong> Autobahn einer in hellblau<br />
steht, hält man an und hilft», erklärt <strong>der</strong> altgediente<br />
Ritter Dieter Hajek. «Es gibt ja noch<br />
Leute die sagen: Kutten sind böse. Aber wir<br />
wollen Toleranz auf die Straße bringen.»<br />
Seine Weste ist mit Ansteckern und Aufnähern<br />
übersät. Auch ein Emblem in Trauerfarben<br />
ist darunter. «Chapter I, das ist da oben»,<br />
meint er und deutet zum Himmel.<br />
«Wir sind ein sozialer Klub», stellt Hübner<br />
klar. «Wo wir helfen können, da helfen wir.»<br />
Das weltweite Spendenaufkommen <strong>der</strong> Blue<br />
Knights liege bei 20 Millionen Dollar im Jahr<br />
- sei es in Form von Geld, Arbeitsstunden, Patenschaften<br />
o<strong>der</strong> Sachspenden.<br />
Wer bei den Blauen Rittern mitfahren will,<br />
sollte mindestens über 125 Kubik verfügen.<br />
«Man muss die Maschine beherrschen», erklärt<br />
Mitglied Mladen Pavlek. «Die größte<br />
Gefahr ist, sich selbst zu überschätzen.»<br />
Manche Ortsgruppen bieten zum Saisonstart<br />
Sicherheitstrainings an, etwa mit Fahrlehrern<br />
<strong>der</strong> Bereitschaftspolizei. Bei ihren Ausfahrten<br />
bilden die Blue Knights Kolonnen, sie fahren<br />
versetzt nebeneinan<strong>der</strong>. «Die Gruppe bleibt<br />
immer zusammen.<br />
Die schnelleren fahren<br />
vorne, die langsameren<br />
hinten.»<br />
Die Vielfalt an Bikes<br />
ist groß. Pavlek fährt<br />
eine «Monster<br />
Ninja», die von seinen<br />
Klubkameraden<br />
wegen <strong>der</strong> vielen<br />
Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de<br />
Plastikteile liebevoll «Joghurtbecher» genannt<br />
wird. Bernhard Skuczik hingegen<br />
schwört auf seine 20 Jahre alte «Gold Wing».<br />
Das sei eine bequeme Reisemaschine, meint<br />
er und streichelt liebevoll über die breiten<br />
Sitze. «Motorrä<strong>der</strong> mögen Kurven.»<br />
«Bei uns ist im Moment keine fahrende<br />
Frau», bedauert Hübner. Dennoch seien Partner<br />
und Kin<strong>der</strong> oft eingebunden. «Losgelöst<br />
von den Motorrä<strong>der</strong>n sind wir ein stinknormaler<br />
Verein.» Von April bis Oktober gibt es<br />
verschiedene nationale und internationale<br />
Blue Knights-Treffen. Laut Chef Hübner gründen<br />
sich immer mehr Ortsgruppen. «Und<br />
somit immer neue Ziele, die man anfahren<br />
kann.»<br />
Das neue Gourmetbier aus<br />
<strong>der</strong> Fränkischen Schweiz.<br />
8 verschiedene edle,<br />
fassgelagerte Kreationen<br />
von Braumeister<br />
Mike Schmitt.<br />
http://www.brauerei-nikl.de<br />
48 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013<br />
l Braeu Pretzfeld Anz Behoerdenmag Prod1.indd 1 27.11.13 08:4
Behördendeutsch:<br />
Ein Spagat zwischen Sprache und Recht<br />
«Ampel» statt «Lichtzeichenanlage», «telefonisch» statt «fernmündlich»: Von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
bis zu den Jobcentern bemühen sich viele um eine Abkehr vom Amtsdeutsch. Mit Erfolg?<br />
Potsdam (dpa/bb) - Lothar Wiegand kümmert<br />
sich sogar in seiner Freizeit um die Sprachpflege<br />
in Behörden. An <strong>der</strong> Brandenburgischen<br />
Landesakademie für öffentliche<br />
Verwaltung gibt er Seminare für Beamte mit<br />
dem Titel «Amtsdeutsch vermeiden - verständlich<br />
formulieren». Eigentlich arbeitet<br />
Wiegand in <strong>der</strong> Pressestelle des Agrarministeriums<br />
des Landes. Er kennt das Leid, das<br />
viele Bürger mit <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Beamten erleben.<br />
«Ich versuche als Pressesprecher jeden<br />
Tag, Amtsdeutsch zu übersetzen», sagt er.<br />
Bundesweit gibt es mittlerweile zahlreiche<br />
Initiativen dazu.<br />
Die Diagnose ist klar: Lange, verschachtelte<br />
Bandwurmsätze, umständliche und passive<br />
Formulierungen, Fachwörter - all das macht<br />
das Lesen von Behördenbriefen mitunter zur<br />
Qual. «Fachsprache ist immer auch Geheimsprache<br />
und dient dazu, Macht zu erhalten»,<br />
meint Wiegand. 2009 offenbarte eine Studie<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS):<br />
Selbst vier von fünf Abiturienten o<strong>der</strong> Hochschulabsolventen<br />
verstehen bei Beamtendeutsch<br />
fast nur Bahnhof.<br />
Schaurig-schöne Beispiele gibt es genug:<br />
«Gemäß dem Rundschreiben des Bundesministeriums<br />
des Innern erfolgt die Zahlung im<br />
Vorgriff auf die Än<strong>der</strong>ungstarifverträge unter<br />
dem Vorbehalt <strong>der</strong> Rückfor<strong>der</strong>ung und unter<br />
Ausschluss <strong>der</strong> Berufung auf den Wegfall <strong>der</strong><br />
Bereicherung.» Alles klar? Lutz Kuntzsch von<br />
<strong>der</strong> GfdS übersetzt: «Bei eventuellen Rückfor<strong>der</strong>ungen<br />
kann man sich nicht darauf berufen,<br />
das erhaltene Geld schon ausgegeben<br />
zu haben.» Diese Formulierung sei aber lei<strong>der</strong><br />
juristisch nicht haltbar, erklärt <strong>der</strong> Sprachberater.<br />
«Am Anfang dachte ich, dass man nie Verbesserungen<br />
schafft», erzählt Kuntzsch. Man<br />
müsse aber immer wie<strong>der</strong> an einzelnen Stellen<br />
ansetzen. Doch sind das dann nicht nur<br />
Tropfen auf den heißen Stein? Der Sprachexperte<br />
entgegnet: «Etwas zu tun, ist besser, als<br />
nichts zu tun.» Das Interesse an dem Thema<br />
nehme in Wellen mal ab und mal zu. «In den<br />
letzten zehn Jahren ist das Interesse wie<strong>der</strong><br />
gewachsen.»<br />
Fortbildungen für verständliche Sprache<br />
mögen etwas kosten, doch Verwaltungen<br />
haben durch sie einen handfesten Vorteil.<br />
Denn: Je besser die Bürger Briefe und Bescheide<br />
verstehen, desto weniger neigen sie<br />
dazu, zu wi<strong>der</strong>sprechen und zu klagen - was<br />
Geld spart.<br />
Ein klassisches Beispiel aus <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit<br />
sind die oft komplizierten Hartz-<br />
IV-Bescheide. Weil dagegen so viel geklagt<br />
wurde, gibt es für Jobcenter und Arbeitsagenturen<br />
mittlerweile einen internen 21-seitigen<br />
Sprachleitfaden. Darin heißt es zum Beispiel:<br />
«Die Betreffzeile enthält keine Rechtsverweise.»<br />
O<strong>der</strong> es wird empfohlen statt «nicht<br />
mitgeteilter Wohnungswechsel während des<br />
Bezuges von Arbeitslosengeld» besser «Ihr<br />
Umzug» zu schreiben. Ob das die Zahl <strong>der</strong><br />
Klagen reduziere, sei statistisch aber nicht zu<br />
erfassen, erklärt allerdings eine Sprecherin<br />
<strong>der</strong> Bundesagentur.<br />
Auch in <strong>der</strong> Bundesregierung wird das Problem<br />
«Amtssprech» erkannt. Seit 2009 gibt<br />
es im Justizministerium und im Bundestag<br />
sogenannte Redaktionsstäbe. Sie sollen<br />
dabei helfen, Gesetze verständlicher und<br />
trotzdem rechtssicher zu formulieren.<br />
Hun<strong>der</strong>ttausende Mitarbeiter<br />
in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Verwaltung,<br />
unzählige Gesetzesbände und Briefe: Michaela<br />
Blaha weiß, wie schwierig es ist, das<br />
Behördendeutsch aus den Köpfen zu kriegen.<br />
Sie ist Geschäftsführerin des Internet-Dienstes<br />
für eine mo<strong>der</strong>ne Amtssprache - eines Unternehmens,<br />
das aus einem<br />
Forschungsprojekt in Bochum hervorgegangen<br />
ist. «Bei vielen herrscht noch die Haltung<br />
vor: Wir haben eine hoheitliche Aufgabe zu<br />
erfüllen», sagt Blaha. Im Ergebnis falle ein<br />
«preußischer Ton» in die Sprache ein.<br />
Die Beraterin wünscht sich, dass Behörden<br />
bundesweit da, wo es Sinn macht, schön formulierte<br />
und juristisch wasserdichte Standardbriefe<br />
verschicken. Lei<strong>der</strong> machten<br />
bislang kaum Städte mit. «Der politische<br />
Wille fehlt häufig», findet Blaha. Bürger<br />
müssten sich viel mehr beschweren. «In<br />
Skandinavien o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweiz o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />
ist man viel weiter.»<br />
Die Auswüchse <strong>der</strong> Behördensprache treiben<br />
indes auch dort noch humorvolle Blüten: Ein<br />
Schweizer Finanzminister verlas 2010 im Parlament<br />
eine Antwort <strong>der</strong> Zollbehörde auf eine<br />
Anfrage zum Thema «Import von gewürztem<br />
Fleisch». Über all die fachlich korrekten und<br />
virtuos ineinan<strong>der</strong> verschränkten Formulierungen<br />
<strong>der</strong> Beamten geriet <strong>der</strong> Minister ins<br />
Stocken. «Bü-, Bü-, Bündnerfleisch», stammelte<br />
er zur großen Freude seiner selbst und<br />
<strong>der</strong> Parlamentarier. Die Videoaufnahme<br />
wurde im Internet hun<strong>der</strong>ttausendfach<br />
angeschaut.<br />
Bildquellenangabe:<br />
S. Hofschlaeger<br />
/<br />
pixelio.de<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 49
<strong>Polizei</strong>-Reiterstaffel hilft auf Streife<br />
Training als Geduldsprobe<br />
<strong>Polizei</strong>pferde müssen nervenstark sein. Normalerweise werden sie bei Großkampftagen wie brisanten<br />
Fußballspielen eingesetzt. In Fulda und Gernsheim gehen sie neuerdings auch normal auf<br />
Streife. Die Reiterstaffel dringt aber auch an entlegene Einsatzorte vor<br />
Fulda (dpa/lhe) - Utrillo muss einiges erdulden,<br />
ohne seinem natürlichen Fluchtinstinkt<br />
folgen zu dürfen. Vor dem Kopf geschwenkte<br />
Fahnen wie am Fußballstadion o<strong>der</strong> das Explodieren<br />
von gezündeten Feuerwerkskörpern<br />
o<strong>der</strong> Gegenstände, die gegen seinen<br />
Leib geworfen werden. Das <strong>Polizei</strong>pferd erträgt<br />
sämtliche Provokationen und Störungen<br />
mit beeindrucken<strong>der</strong> Gelassenheit -<br />
Reißaus nehmen, das ist kein Thema bei<br />
Utrillo.<br />
Iris Halecker-Tanz hat ihr braunes Dienstpferd<br />
gut im Griff, als sie mit ihren Kollegen am<br />
Dienstag in Fulda zeigt, was die hessische<br />
Reiterstaffel so alles kann. Die 42 Jahre alte<br />
Oberkommissarin ist eines von 18 Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Reiterstaffel. «Dabei sein zu dürfen,<br />
ist etwas ganz Beson<strong>der</strong>es», sagt die Frau.<br />
Gewöhnlich versieht sie mit ihrem Pferd<br />
Utrillo bei Großeinsätzen ihren Dienst, bei<br />
Demonstrationen, Castor-Transporten, Volksfesten<br />
o<strong>der</strong> wenn es gilt, Fußballspiele zu sichern.<br />
«Vor allem vor den Stadien kann es<br />
mal heftig zur Sache gehen und gefährlich<br />
werden», berichtet sie.<br />
Seit diesem Sommer stellt die hessische Bereitschaftspolizei<br />
die zentral in Frankfurt stationierte<br />
Reiterstaffel auch für den normalen<br />
Streifendienst zur Verfügung. Im osthessi-<br />
Bildquellenangabe: R. B. / pixelio.de<br />
schen Fulda und im südhessischen Gernsheim<br />
ist das <strong>Projekt</strong> laut <strong>Polizei</strong> vielversprechend<br />
angelaufen. Bei Bedarf kann die<br />
Reiterstaffel in weiteren Städten eingesetzt<br />
werden, wenn die großen Flächenpräsidien<br />
die Spezialisten anfor<strong>der</strong>n.<br />
Die berittenen<br />
Beamten sollen<br />
auch präventiv tätig<br />
sein, also Straftaten<br />
und Ordnungswidrigkeiten<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
«Unsere<br />
ersten Erfahrungen<br />
sind sehr gut», sagt<br />
<strong>Polizei</strong>reiterin Halecker-Tanz.<br />
Bildquellenangabe: m. gade / pixelio.de<br />
In Gernsheim sollen<br />
die Ordnungshüter<br />
bei ihren Streifzügen<br />
in den Rheinauen<br />
vor allem gegen das<br />
unerlaubte Wildangeln<br />
vorgehen. Dabei stimmen sie sich mit<br />
ihren Kollegen von <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei<br />
ab. Am unwegsamen Ufergelände dringen<br />
die <strong>Polizei</strong>reiter auch in die entlegensten<br />
Winkel vor. In Fulda patrouillieren die Doppelstreifen<br />
vor allem durch Parks und Grünanlagen,<br />
sind aber auch in den<br />
Einkaufsstraßen <strong>der</strong> Innenstadt präsent.<br />
Die <strong>Polizei</strong> macht sich auch das Pferd als<br />
Sympathieträger zunutze, zum Bürgerkontakt<br />
o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>er Hinsicht. «Die Tiere wirken<br />
deeskalierend. Da werden manchmal aggressive<br />
Besoffene vor dem Fußballstadion ganz<br />
handzahm und wollen das Pferd streicheln»,<br />
sagt Halecker-Tanz. Im Ernstfall flößt das<br />
Pferd aber auch Wi<strong>der</strong>sachern Respekt ein<br />
und weist sie in die Schranken.<br />
Halecker-Tanz ist mit Unterbrechungen seit<br />
1999 bei <strong>der</strong> Reiterstaffel. «Es macht Spaß,<br />
sein Hobby mit dem Beruf zu verbinden.» Ihr<br />
Dienst-Tag beginnt nicht auf dem Revier, son<strong>der</strong>n<br />
im Pferdestall.<br />
50 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Bildquellenangabe: R. B. / pixelio.de<br />
In Fulda kann die <strong>Polizei</strong> nach einigen wenigen<br />
Einsätzen noch nicht viel zum Nutzen <strong>der</strong> Reiterstaffel<br />
sagen. Der Fuldaer <strong>Polizei</strong>präsident<br />
Alfons Georg Hoff ist aber davon überzeugt,<br />
dass die Reiterstaffel den Streifendienst sinnvoll<br />
ergänzt. Zunächst bis Ende September sollen<br />
zwei Zweier-Teams ein bis zweimal pro<br />
Woche durch Fulda patrouillieren.<br />
Bis die Pferde für den Einsatz taugen, müssen<br />
sie einige Monate trainieren. Beson<strong>der</strong>s geeignete<br />
Tiere bekommt die <strong>Polizei</strong> etwa vom<br />
Landesgestüt Dillenburg vermittelt. Die Tiere<br />
müssen Nervenstärke beweisen. So wie<br />
«Talis», <strong>der</strong> von Hauptkommissar Werner Feisel<br />
geritten wird. Der 15-Jährige wirkt im Training<br />
souverän. Der sechsjährige Schimmel<br />
«Candy Mountain» trappelt hingegen unruhig<br />
auf <strong>der</strong> Stelle und bleckt nervös die<br />
Zähne. «Erste Einsatzerfahrungen sind schon<br />
stressig für die Tiere, später nehmen sie es<br />
eher spielerisch», versichert Reiterstaffel-<br />
Chef Andreas Schnei<strong>der</strong>.<br />
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 51
WIR UNTERSTÜTZEN DEN KAMPF<br />
GEGEN DROGEN UND DIE DROGENKRIMINALITÄT<br />
Aachen Anna Jessen Aalen Cash City • Rest. Defne Abenberg Stadt Abenberg • Hofmanns-Hofladen Achern Farben- u. Bastelhaus Nickel Ahlen Dr. H. Untiedt Ahorntal Auto Service<br />
Neuner Ainring Hermann Hogger Albertshofen AMS St. Söhnlein • Bestellannahme E. Zahn Allersberg Markt Allersberg • Bäckerei Anodolo • Lewey-Training Alling Heiko Klee Althengstett<br />
Das Gartenhaus • Strähle + Hess GmbH • Pfeiffer´s Männerstüble • Prägers Buchlädle • Hautnah • Spedition Mann • Jourdan Fensterbau • Gaststätte Riedstüble • Dr. Ben<strong>der</strong> GmbH • H. C.<br />
Maier GmbH Altmannstein Markt Altmannstein Altötting Drs. R. Jais & H. Lang & C. Wörösch-Koll Alzenau Dr. H. Metzner-Katzschner Ammerndorf Dr. U. Goß Anger Autohaus Hogger<br />
KG Annaberg-Buchholz Heike Müller Arnsberg Nicole Matzke Arnstorf Markt Arnsdorf Aschaffenburg Stefan Schlauersbach • Rist. Promodoro e Basilico • HRD GmbH & Co. KG • Contactlinsen<br />
Institut Aschheim VCA-Hellekes • Druck Service Gerstl • Franz Derflinger Aspach B. Riester GmbH Auerbach Büchert-Apotheke Auerbach i. d. OPf. Uwe Senft Aufseß Gemeinde<br />
Aufseß • Kathi-Bräu Augsburg Dr. R. Kirchmair • Tezel Goldschmiede • Tatjana Lapschina Backnang Eis Cafe DoloMiti Bad Aibling Drs. U. Wünsche & M. Herrschmann • Josef Stigloher •<br />
Rest. Dionysos • Stefan Rossteuscher Bad Bergzabern Dogan Dönerproduktion & Food Company Bad Dürkheim La Galateria Medison Bad Füssing Dr. E. En<strong>der</strong>le • Günter Maier Bad<br />
Homburg Fides Treuhand GmbH • Dr. A. Weidemann-Maszewski Bad Kötzting Josef Fechter Bad Krozingen Zimmerei Lamb Bad Liebenzell Rest. Le petit • Günter H. Geelhaar • Dr. S. Rinninger<br />
• Brillenmeisterei Frohnauer Bad Reichenhall Dr. Ch. Danzl Bad Säckingen Rest. Cafe Margarethen Schlössle • Rist. Laterna Bad Schandau Kfz-Service Klenner Bad Tölz Hotel Kolberbräu<br />
• Drs. C. Lang & B. Zötl • Physiotherapie Gans Bad Wiessee Dr. A. Kröttinger • Coiffeur Hermine & Isabella Bad Wildbad Milch Günthner e. K. Baden-Baden Fatih Frisch-Shop •<br />
Fuss-Therapie-Zentrum • Dr. I. Kath • Dr. K. Küstermann • Prof. Dr. E.-M. Lemmel • Fahrschule Hohenbaden GmbH • Goldschmiede Weber • Maier GmbH & Co. KG • Dr. I. Bustamante Baiersdorf<br />
Rest. Irodion Balingen SV Druck & Medien GmbH & Co. KG • Optikstudio Schupp • Salon Sieber Bamberg Elektro-Innung Bamberg • Rosiwal & Rosiwal • Consilium 24 GmbH • Bar-Cabaret<br />
Marretin • Manuela Wagner e. K. • Bau Drogowiec GmbH • Die Werkstatt Reisemobile • Delikatess Müller OHG • Pizzeria San Remo GmbH • Montagetechnik GmbH & Co. KG • Rest. Koi<br />
Bayreuth Eiscafé San Remo • Dr. Ch. Seidel • Suchy GmbH Bechhofen EDEKA Markt Däubler GmbH Beelen Dr. S. Mutawalli Beilngrieß Physiotherapie Sax Bellheim Sabi Security Berching<br />
Rist. Il Castagno Berchtesgaden Plenk & Foisner GmbH • Dr. W. Zern Berg Bernritter & Naumann Bergheim Dr. B. Hövelmann Bergisch-Gladbach Dr. M. L. Fritz • Harald Stachowiak <strong>Berlin</strong><br />
Dr. D. Schuppe • Dilax Intelcom GmbH • Rest. Good Friends • Dr. F. Sadik • Dr. E. Reichenstein • Stolzenberg-Schuhtechnik • Dr. Ch. Herbst & Kollegen • Quotor Design & Media GmbH • Franke<br />
Werkzeug • RA Gustav Rausch • Dr. M. Winkler • Dr. D. Totkas • Physiotherapie Brieger • Cafe Beykoz • Dr. E. Yüksel • K. Sowietzki • Rest. Corso Italia • Dr. M. Urban Bexbach Dr. H. Glück Bielefeld<br />
Dr. A. Grube Biesenhard Gastwirtschaft Wellheim Bietigheim Sportwetten Internet-Cafe 102 • Gaststätte Treff • Helin Pizza-Kebap-Haus • Eissalon Olivier • Grillparadietz • Asia Fast<br />
Food Suhu • Hotel Litz-Flößerstube • Shop8 • Asia Imbiss Bambus • Rest. East Bindlach Toroflex GmbH Binzen Gasthaus Zum Schwanen Birkenfeld ADTV Tanzschule Löwen Blieskastel<br />
Eiscafe Blieskastler Bobingen SG <strong>Projekt</strong>e Böblingen Maggi Shisha Lounge • Call Net Center • Diyar Kebap • Handy Store Böblingen • Evciler Treff • Juwelier & Schmuck Onur • Rest. Lokanta<br />
• Dr. F. König Bodenmais Raffalt Le<strong>der</strong>waren Bogen Dr. B. L. Fuchs Bonn Dr. Th. Otterbach • Dr. A. Neumark • Dr. M. Ch. & G. Mohr Breisach Eis Cafe Adria da Gino • Witech Bretten Sport-<br />
Park Bretten • ICOS GmbH & Co. KG • Kfz-Weiß • Metzgerei Bon Appetit Bruchsal Juwelier Yolki • Physiotherapie J. Rübenacker • Rist. Erbprinz da Gianni • Peter Mandel & Markus Wun<strong>der</strong>lich<br />
Brunnthal Gemeinde Brunnthal Buggingen Bauelemente Graf Bühl Eis Café Venezia Burgebrach Gemeinde Burgebrach Burghausen Pizzaservice Mama Mia • Sonnen Apotheke • Altstadthotels<br />
GmbH Burgkunstadt Eis Cafe Remor Burglauer Gemeinde Burglauer Burgthann Gebr. Band GmbH • Gemeinde Burgthann Buxheim Gemeinde Buxheim Calw Dr. F. Dietzsch<br />
• Bistro-Imbiss Panorama • Cafe-Bistro Kult • Biokaufladen Wiesmeyer GbR • Highlight Computer • WGV Versicherungsbüro Andreas Ptach • CNC Technik Waidelich GmbH • Alte Apotheke<br />
Frank Adam e.K. • Black Forest Tattoo Chemnitz Gudrun Hielscher • Autohandel Doubinski Coburg Lindenhof Klößerei • Josiasgarten Coswig Dr. L. Eckardt Cottbus Dr. K. Yinnavong<br />
Crailsheim Dr. T. Pfän<strong>der</strong> Dachau Dr. W. Landry • Drs. Th. Likkas & T. Feylachti • Dr. H. Vögele Deggendorf Eis-Cafe La Crema Deining Auto Fuchs Deisenhofen Heinz Nußhart Deizisau<br />
Burra Kebap Haus Denkendorf Automobile Ersoy • P & T Office Solutions oHG Denzlingen Plating Electronic GmbH Dettelbach Infa Nutzfahrzeuge GmbH Diebach Gemeinde Diebach •<br />
Stadt Schillingsfürst Dietenhofen Wening PC Dietfurt Dr. W. Kanis Dinkelsbühl Onoldia Hausverwaltungs GmbH • Rae Schäfer & Scholl Ditzingen Drs. Artmann & Langsch & Bareis • Efem<br />
Kebab • EDEKA Center Matkovic • Öztürk Schleiftechnik Dollnstein Markt Dollnstein Dombühl Markt Dombühl Dortmund Dr. J.-A. Kischewski • Dr. G. A. Aidoo • Lotto-Tabak Maciozek Dudenhofen<br />
Automobile Sabotic Duisburg Prof. Dr. H. Trobisch Dürrohrsdorf-Dittersbach Heiko Schindler Dürrwangen Heizungsbau Hilpert Düsseldorf Restaurant Muggel • Dr. K. Birken<br />
Ebensfeld Dr. M. Schwenk Ebermannstadt Motschiedler, Frohberg & Ruß GmbH Ebrach Gaststätte Zum alten Bahnhof Eching Hein Chemie GmbH • Zitzmann GmbH • Pfarrer Johann Loeb<br />
Eckental Eiscafe Cristallino • Auto Kofler GmbH Eggolsheim Markt Eggolsheim Eibenstock Dr. M. Matthes Eichstätt Dr. A. Marchi • Ing.-Büro Seibold & Seibold • Eiscafe-Pizzeria-Rest.<br />
Cortina Eislingen Rist. Cavallino • Aral-Tankstelle Özmen Eltmann Pizzeria Verona • Rest. Asia Star Elzach Aqua-Service GmbH Emmendingen Rest. Blanco´s Kartoffel Hof • Copycenter am<br />
Tor • Zdenko Pavicic GmbH Emsdetten Markus Beike Endingen L & M Service GmbH • Weber GmbH • Quiltfun-Meredith Witte Engelsbrand H 10 Techn. Diamanten GmbH • Rosen Apotheke<br />
Erding Dr. J. Gebhart • Hausverwaltung Meyl • Dr. P. Neuerer • Richard Lachner Erfurt Rist. Da Roberto • Rist. Rossini • Bistro Kurdischer Döner • Eiskaffee Riva • Rest. La Plazzetta Ergolding<br />
Drs. Ch. & A. Wild Erkelenz Zum alten Rathaus Erlangen Designaffairs GmbH • Gerd-Rüdiger Junghans • Philanthropos • Specht & Baier PartG Steuerberatungsges. mbH • Dr. M. Ugrinovic •<br />
Pizza-Bar Cescutti GmbH • Hampels Kaufladen • Taverne Mythos • Maßdesign Spitz • RA Markus Beugel • Sushi-Bar Gingko • Dr. A. Martina • Bestattungen Seelenfrieden • Quang Asia Kitchen<br />
• Der Wein-Bischoff • Salon Christof • GRR Real Estate Management GmbH • Sabine Lutz Erlstädt Getränke Schwarz Eschlkam FPG Radsport • EDEKA Kohl Essen Dr. M. Booz • Dr. Y. Widecki-Greif<br />
Esslingen Gaststätte Altes Express • Friseursalon Klass • Per Tutti • Kfz-Europa • Twenty7Shoes • Vukee Games GmbH & Co. KG • Pro Optik GmbH • Cafe Bar Deluxe • 5th Avenue<br />
Mode & Accesoires • Gaststätte Treffpunkt • AP Tuning • Gaststätte Weiler Hof • Cafe Viva • Red Ox Pub • City Spar Paradies • Markakis & Tsikas GmbH • Bar Twenty One • Taverna Quzeri-<br />
Goldene Biene • Boutique Penny • Rest. Die Insel • Automobil Meisterwerkstatt • Rist. Pizzeria Il Sorriso • SB Tankstelle Salan • Gaststätte Löwe Ettenheim Schreinerei Hedrich Ettlingen<br />
Dersim Pizza & Kebap • Werkzeugbau Herrmann • Entensee Apotheke • Casa del Gusto • OPM GmbH • Asia-Imbiss Wok Fahrenzhausen Fischer´s Baum & Rosenschulen • Gemeinde Fahrenzhausen<br />
Feldafing Rest. Makarska Grill Feldkirchen Weinmann Nutzfahrzeuge GmbH • MCS Mechanik UG Feucht Rem-Ex • Vodafone Shop Feucht • Optikhaus Feucht Feuchtwangen Dr.<br />
A. Bruch • Dr. D. Fuchs • Orthopädie Schuhtechnik Horn Fil<strong>der</strong>stadt AOK Gesch. Fil<strong>der</strong>stadt • Cafè 61 • Di Maio-Zeitungsecke • Parea Imbiss • Bonlän<strong>der</strong> Kebap Haus • Bistro Vis a Vis • Physio<br />
Plus UG • Rohr-Fuchs GmbH • Kälte Kurz GmbH & Co. KG • Än<strong>der</strong>ungs-Schnei<strong>der</strong>ei Vaja • Tattoo Office Team • Rest. Wok-Haus GmbH • Rest. Stern • Stern Restaurant • Bier Pub Dächle • Hotel<br />
Garni Schuhmacher Flachslanden Formenbau Buck GmbH Forchheim L`Osteria • Pizzeria Mille Lire • Rest. da Piero • Drs. S. Henkel & C. Haas Frankenthal FVG - GmbH • Bistro Habanita<br />
Frankfurt Kontrast Möbel-Leuchten-Accesoires • Dr. L. Bierbrauer • Drs. M. Mauz & M. Sens • G & K Architekten Frauenau Ferienhotel Eibl-Brunner Freiburg Asia Snack • Holzmarkt-Apotheke<br />
• Der Schmuckladen • Rauscher Druckservise GmbH • Eis-Cafe Portofino • Cafe Aicha • Caffe Istanbul • Kiosk Nazary • Lebensmittel Özdemir • Rest. La Fontana • Cafe Journal • Bären Company<br />
• Café Capri • Heiliggeist-Stüble • Juwelier Sherazade Or • Eis Cafe Lazzarin GmbH • Harteck & Partner • Architekten Preßer-Veit • Tintenmichl • Ambassador Sportwetten • Jäger & Schuler •<br />
Tereos Deutschland GmbH • Russischer Laden Trojka • Dr. W. Vorberger • Küche & Co. Freiburg • Carli & Co Nachf. A. Braunstein KG • Bluhotel Freiburg • Automobile Hirsch GmbH • Keller GmbH<br />
• Rheintacho GmbH • Vogt, Schaupp + Bobrowski Steuerberatungsges. mbH & Co. KG • Opfinger Kebap-Haus • Kaiser Dentaltechnik • Pizza-Boxx • DDD Music • Blumenstube • Alphanis •<br />
Eiscafe Quo Vadis • Kfz M & R • Franz Schnei<strong>der</strong> GmbH Freilassing Physiohaus Haas • Dr. J. Hallmann • Dr. C. Müller • Eiscafe Umberto • Dr. L. Vovk Freising Drs. A. & M. Graf • Griech. Rest.<br />
Irodion • Renate Homberg-Hertl • Josef Strobl Freital Schuhtechnik Starke • Dr. F. Matthes • Allianz Mike Tillig Freudenstadt Sehri´s Beautiful Hairs • Beautyone • Dr. C. Kugler • Antica<br />
Gelatoria Soravia Freystadt Gefora-Forster GmbH • Automobile ACN Freyung Physiotherapie NOBUTAI • Dr. J. Michl • Drs. Stömmer & Buhr & Wallstab Frickenhausen Markt Frickenhausen<br />
Friedberg Dance & More Friesenheim Rest. Zum Engel Fulda Eissalon Cortina • Tag & Nachtcafe-Sonne • Pro Optik Fürth J. Lauer Nachf. GmbH & Co. KG • Dr. Ch. Langmann • Drs. M. von<br />
Busch & D. Pilar • Physiotherapie WiGe • Autohaus Biegel Furth im Wald Dr. E. Füglein-Haynau Gaißach Ludwig Scheiel Garching Caffe & Gelato • Physioteam Garching • Stephan Stahl<br />
Garmisch-Partenkirchen Dr. Ch. Martens-Rogall • Ingo Teuchert Gauting RA Susanne R. Gößl Geislingen Gärtnerei Brobeil • Spielkasino Boxenstop • Mietwerkstatt CD • Casino Las Vegas<br />
2 • Adrian Warner Geithain Kornelia Jungrichter Georgensgmünd MEM Meyer-E<strong>der</strong>-Müller Geretsried Dr. I. -M. Niculescu Gerlingen Rist. Il Cocco Bersaglio Gbr. • R. Kalinka-Finance Germering<br />
Tekon Konstruktionsbüro • RA Peter Kutschera Germersheim Cafe Olympia • Cafe Picasso • K2 Döner-Kebap-Grill-Center • Cafe Meli • Art Cafe • Internet-Cafe ChatPalace • Falah<br />
Styling • Lohnsteuerberatungsverbund e. V. Gevelsberg Hans-Alfred König Giebelstadt Markt Bütthard Gilching Drs. Ch. & B. Schmidtner Glonn Obermaier Moden • Drs. M. Kreutzer & H.-<br />
G. Dasser Gmund am Tegernsee Bistro Odessa • Probst Baugeschäft • Seidl Bauelemente Goldkronach Dr. V. Sack • Kfz-Zapf GmbH Göppingen Juwelier & Reisebüro Aslan • Club Lion •<br />
Lo Stile di Sandra • Göppinger Schuh & Schlüssel Service • Pizzeria Don Camillo • Rist. Waldecksee • Automobile Yurttas • Yoldas GmbH • Evin Kebap Haus Görlitz Physiotherapie Thümmler •<br />
Elke Menzel • Dagmar Hausmann Gottenheim Cafe-Bistro Gerome´s • Heizung-Sanitär Hubert Maurer Gräfelfing Haas GbR Gräfenberg Krankengymnastik Zur Linde Grainau Katharinen<br />
Hof Grasbrunn Gemeinde Grasbrunn Greven André Wollgien Großbardorf Gemeinde Großbardorf Großeibstadt Markt Trappstadt Großerkmannsdorf Dr. C. Münzberg-Scholz Großhabersdorf<br />
Gemeinde Großhabersdorf • Frank Schlicker Großheirath Physiotherapie Handwerk Großlangheim Hotel Der Patrizierhof • Gerüsteverleih St. Pfannes • Rest.-Pizzeria Zum Hadi<br />
Großwallstadt Gemeinde Großwallstadt • Main-Medical-Klinik Grünwald Peter Landgraf GmbH • Rudolf & Christoph Otter GmbH Gundelfingen Cafe Chocolat Gundremmingen Reim-<br />
Consulting Gunzenhausen Frey Erdbau Gütersloh Dr. J. Heine Haan Dr. W. Seite Hagenbüchach Gemeinde Hagenbüchach Hallerndorf Gemeinde Hallerndorf Hallstadt WarpTec Software<br />
GmbH Hamburg Dr. S. Özen • Loft IT Solution GmbH • BiB GmbH • Radio-Pharm GmbH & Co. KG Hamm Kavos Zolfaghari • Dr. E.-J. Hardt Hanau Dr. A. B. Arzuyan • Dr. G. Levi • Farid<br />
Mohammad & Said Masud Raufi Hannover Drs. H. & G. Hitzmann Haßfurt Wörschtles Farm • Göb Computer Hassloch Dr. C. Brandner • Eisdiele Dimeo • Pfalz Apotheke • Café am Rathaus<br />
• Blumen Wittmann • Kabeldeutschland Partner Shop Haundorf JTG Installationstechnik Hechendorf Alter Wirt Heidelberg Dr. B. Thomas Heidenheim Schnellrest. Ali Baba Heilbronn<br />
Wollhaus Kebap-Pizza • Pizza-Kebap-Haus • A 64 • Juwelier Sandkühler OHG • Bäckerei Sultan • Otanik Pizza Kebap Haus • Nähmaschinen Langenfel<strong>der</strong> • Dr. N. Wassiljew • Allee Imbiss 65 •<br />
Praxisklinik Dr. Marquetand • Pascha Hamam • Zeus Casino GmbH • Pizzeria Casanova • City Pizza & Kebaphaus • Boz´s Kebap Pizza Haus • Drs. Veith, Thießen, Bühler u. Kollegen Heiligenstadt<br />
Friseurteam Bartilla • Auto Dorn • Frankenlän<strong>der</strong> Spezialtiernahrung e. K. • Frischmarkt Sponsel Heilsbronn Gartengestaltung Kempf Heimsheim Tadija Peijic GmbH Heimstetten Räter Apotheke<br />
• Alles Lexa Beratung • M & P Plastik GmbH & Co. KG • Nicklbauer GmbH Heinersreuth Gemeinde Heinersreuth Heinsberg Rest. Hellas Heitersheim Vlachakis Imbiss Helmbrechts<br />
REWE Hollweg OHG • Dr. W. Köllner & Dr. H. Bittner Helmstadt Markt Helmstadt Hemau Dr. M. Schwürzer-Voit Hemmingen Pizza & Kebaphaus Ali Baba Hengersberg Bestattungen<br />
Kremhöller Herbolzheim Breisgau Sport • Drucker-Tankwart Schmidt Herdorf Eis-Cafe-Center Herne Dr. M. Holsträter • Dr. A. Paul Heroldsberg Alte Apotheke • Eva Geißler • FRZ-Fitness<br />
& Rehazentrum Herrenberg Schwarzwald-Apotheke • Auto Blitz GmbH Herrieden Stadt Herrieden Herrsching Holiday Service GmbH • Pier 48 • Auto Pfrogner Herxheim Indu-Serv e.K.<br />
Herzogenaurach Auto Baumgartl – Kayal Hildesheim Rest. Amadeus Hiltpoltstein Optik Gebauer • Dr. M. Zeiler Hinterzarten Rist. Leonardo da Vinci Hirschaid Sportstudio H. Baier •<br />
Evelyn Pahlitzsch Hochstadt a.M. EWH Elektro Mayer Hockenheim Vitamingarten Hof Izmir Feinkost GmbH • Griechische Taverne • Auto Spinnler • Preußner • Kfz-W. Heintges GmbH •<br />
Schreinerei Stöhr Hofkirchen Markt Hofkirchen Hollfeld Restaurante Bei Carlo • Alexan<strong>der</strong> Brak • Physiotherapie Lindner & Dorscht Holzgerlingen Ital. Eissalon Adria • Textilreinigung<br />
52 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
WIR UNTERSTÜTZEN DEN KAMPF<br />
GEGEN DROGEN UND DIE DROGENKRIMINALITÄT<br />
Klingler • Autohaus Maurer GmbH • Nails and More • Blumenstube Teichmann • Blumenhaus Schmidt • Harald Trenk Holzkirchen Dr. E. Fromm & S. Pandey-Fromm • Franz Hugel • Dr. M.-Th.<br />
Schildhauer • Drs. H. Weber & A. Stratmann • Michael Lippmann Homburg Rae Backes & Schnei<strong>der</strong> • Dr. W. Metz • Cafe Glockenstube / Silvio´s Bistro • Ilan Grill Stube • Friseursalon<br />
Struwwelpeter • Rist. Portofino Hopfen am See Sun Hair Hoyerswerda Thomas Lübke Hückelhoven Bistro Buscher Eck Hürth Drs. B. Middelhoff & A. Luft • Michael Grahl Iffezheim NC-<br />
TEC GmbH Illertissen Achim Domschat sen. • Physio Aktiv Ingolstadt Perserteppiche Roya Exklusiv • Drs. Seidel, Hopf, Marr & Reichstein • Döner-Imbiss Helin • Imbiss Deniz • Eye-Net<br />
GmbH • Prof. Dr. B. Wegmann & Dr. Ch. Auktor • Cafe & Cucina Zarrillo • Leihhaus Antik & Gold GmbH • A.S.D. e.K. • Drs. Goerlich-Wanninger & Wanninger • Aisch Automaten GmbH • Metzgerei<br />
Schnei<strong>der</strong> GmbH & Co. • Drs. G. Henschel & Kollegen • Maria Landgraf OHG • Lackierzentrum GmbH • physio and more • TDS-Technik Design • Physis Raffalt • Physiotherapie Saal • Automobile<br />
König Ismaning Smeg Hausgeräte GmbH • Synergie CAD Germany GmbH • Dr. R. Kleinhans • Dr. I. Ludwig • Smartronic GmbH • Cafe-Bar-Rest. Rick´s Ispringen Blumen Betzler Jena RA<br />
Oehmke & Kollegen Jettingen Kfz-Mato Jockgrimm Zapf Metallbau Kaiserslautern Eiscafe Dolomiten • Juwelier Knorr • SIC Pour Home • Axels Feinkost Bistro • Lunagold Schmuckmanufaktur<br />
GmbH • Haaratelier Stugard • Wilhelm Limbacher • First Lady Cosmetic • Internet Cafe Kiosk • Gaststätte Witches Kallmünz Carolinenhütte GmbH Kamenz Jens Vogel Kämpfelbach Kfz-<br />
Tselios-Tuning Karlsbad K2 Euro Döner Karlsfeld Dr. Ch. Ried • Rest. Zadar Karlshuld Fahrschule Eubel Karlsruhe Steinmetzbetrieb Kurt Wesch • Technologiefabrik GmbH • Rest. Tulla Eck<br />
• Zettwerk Software Engineering GmbH • Rest. Pfannenstiel • Dr. W. Pfitzer • Bühler & Ertle • Colling & Friends • Schloß Apotheke • Café Karisma • Andris & Hättig • Sindbad Markt • Pizza &<br />
Kebaphaus Sofra • Gaststätte Karlstor • Physiotherapie Paupert • Dr. Th. Rupnik • Park Apotheke • Cafe Extrablatt GmbH • Eiscafe La Dolce Vita • Imbiss Bangkok Foodland • Dieter Weissgärber<br />
• Veronique Hallaire • Ben<strong>der</strong> & Urich • Mastar Pizza & Kebap Haus • Saigon Wok • Auerhahn • RA Julian Steinbach • A & A Amini Art GmbH • Dr. B. Reinert • Maxikauf GmbH • Möbel Ham<br />
• Holbein-Apotheke • Rest. Hermes • Haar-Atelier M. Fischer • Kfz-Tsakmakis • o2 Partnershop • Sportsbar Monopol • Hannes Schulz • Kutterer Zeltbau • Kfz–Werkstätte-Tutmaz GmbH • Kfz-<br />
Wilh. Lang • Rest. Ala Turka • Bahnhof Apotheke • Rist. La Villetta Kassel Dr. A. El Hariri & Kollegen Kaufbeuren Dr. I. Moldabajewa • Allgäu Kapital GmbH & Co. KG • Sylvia Schams • Gabriele<br />
Uhrle Kehl Grand Casino G & K GmbH • Casino Diamond • WSD Technology GmbH Kelheim Eduard Ziereis Keltern U.-B. Schneckenburger Kirchheim Natur´s • Heidi´s • BHW Immobilien<br />
GmbH • Kirchheimer Reiseservice • Postplatz Apotheke • Hotel-Rest. Schwarzer Adler • Haargenau • Estate Brautmode • Rizzo Hairlounge • Rest.-Bar Dreikönig • Imbiss Cedars • Luchs GmbH<br />
• Betten + Wäsche Kreyscher • Immobilien-Kanzlei Sommerer • WWK Versicherungen Schrey & Graner • Bachthaler Assecuranz GmbH • Damn Burger GbR • Kirchheimer Tee & Weinecke •<br />
Metzgerei Frik • Wäscherei Edelweiss • Hessler & Schreib GmbH • LSi Logistic Service individuell • Drs. C. Kochs-Lampart & Lampart • TGP Moto Racing • Rihatec Systemlösungen GmbH • St.<br />
Emmeram Apotheke • mrp-consulting • Florian Schmid GmbH • RA Wolfgang Hartmann Kirchheim unter Teck Rist. Altes Wachthaus Kirchweidach Möbelhaus Schwarz OHG Kirchzarten<br />
Rombach GmbH Co. KG Kleinostheim Gemeinde Kleinostheim Kleinwallstadt Markt Kleinwallstadt Knetzgau Atelier Böhm & Pan<strong>der</strong> • Weinbau E. Hetzel Knittlingen Spielcenter Playland<br />
• Optik Weiler Kochel Gemeinschafts-Praxis Loisachtal Kolitzheim Gemeinde Kolitzheim Köln Udo Jansen • Can Südland Feinkost • Dr. A. Geisen • Dr. K.-R. Stratmann • Natalia Berg &<br />
Larissa Brakowski Köngen Frischmarkt • Haar-Galerie M & Z GmbH Königsbach/Stein Klaus Hottinger GmbH Königsbrück Eckhard Kreische Königsbrunn Dr. H. Wiedmann Königsfeld<br />
Autohaus Alfred Grasser e. K. Konstanz Pizzeria Paradies • Dr. M. Grau • Drs. F. Hoffmann & W. Stöckle & I. Gauss Korntal-Münchingen Dr. Ch. Arnold • Zentral-Apotheke • Reformhaus<br />
Erzberger • Coiffeur Anastasia Kronach Hair Lounge Sibel´s • Friseurstudio HaaRem Kulmain Gemeinde Kulmain Kulmbach Apotheke am Holzmarkt Lahr Löwen Apotheke • Bid Buddha<br />
Tatoo Studio • Hotel Rest. Da Vinci • Havva Demir Landau Der Barbier • Pascha Grill • Eisdiele Bertolini • Gül Kebap • Oel de Vie • Rest. & Lounge Paul´s • Bahnhof-Apotheke • Modo-Mode<br />
Landsham Mo<strong>der</strong>ne Verpackungen GmbH Landshut Dr. P. Heilmann • Dr. Ch. Leindl • Dr. H. Prelicz • Peter Kraus • Stefan Zeindl • Die REHA • Figaro Express GmbH • Dr. M. Fendl • Augen-<br />
Med.-Zentrum • Ferstl GmbH Langenau Karl Schwarz Landhandel e.K. • Taksim Langenfeld Ines Dathe Langensendelbach Gemeinde Langensendelbach Lappersdorf Dr. M. Fischer • Dr.<br />
D. Stricker Lebach Dr. W. Stern Leinfelden-Echterdingen Tee Villa V. Alber • Drs. A. Kuttruf & H. Sauter • Stephan´s Rest. & Brasserie • Scifo Il Figaro • Früchte-Ecke • ZEL Pizza + Kebap •<br />
Baroni-Reisch GmbH • Atlas Döner Kebap Leipzig Olaf Lehmann • Autolackiererei Goldschmidt Leonberg Casino Gold Master • Golden Master Casino • ABS Autoglas Service • Drs. R. Merk<br />
& S. Mundinger • Dr. A. Ogger • Sportcafé Victory • Autohaus Wolf GmbH Leutershausen Geyer Einrichtungen • Landmaschinen Geck • Johann Schuller & Bettina Schuller-Maurer Lichtenau<br />
Eberhardt GmbH Lichtenfels Kfz-Jaud • Stadt Lichtenfels • Optik Flieger Limbach-Oberfrohna Dr. E. Jährig Lindau Optik Göser GmbH • Hotel the Medusa • Rest. Zum Alten Rathaus • Dr.<br />
W. Manternach • Dr. M. Müller • Dr. O. Nurberdi • Bestattungsdienst Wurm Linz Jörg Berger Lippstadt Zahntechn. Labor Keßler GmbH Lörrach IL-CSM GmbH Ludwigsburg Can Grill • Laila<br />
Style Palace • Wok In • Digital-Foto-Systeme Baumann • King Kebap • Gaststätte D-Zügle • Drs. H.-U. Klimeck & F. W. Roloff • Rest. Kanone • Cafe Zeitlos • Central & Union Filmtheater e. K. •<br />
Kaya Markt Ludwigshafen Project Solutions GmbH • Drs. Blynow & Müller & Koll. • Uhren-Schmuck Vinkovics • Juwelier Shahrazat • Dr. E. Homsy Magstadt Salon Family • Hitec Messtechnik<br />
GmbH • Yasin´s Cafe Mainburg Nails & More • Osteria a modo mio Mainstockheim Roadhouse • Feindesign Mainz Dr. R. S. Vogel-Köhler Mannbernheim Artur Gaubitz Maschinenbau<br />
GmbH Mannheim Juwelier Güleryüz • Istanbul Gastro GmbH • X7-Telecom GmbH • Europa-Apotheke • Juwelier Troncone • Michael GmbH • Kozlowski Immobilien • Rest. Platzhaus • Dr. G.<br />
Hein Mantel Markt Mantel Marktleugast Metzgerei Ebner • Gemeinde Marktleugast Marktredwitz Heintges, Greiner & Langsteiner GmbH • Dr. W. Harmuth Marktzeuln Markt Marktzeuln<br />
Martinsried Transact GmbH Maulbronn Güven Market • DSI GmbH • Gerst GmbH • Zum Scheffelhof • BoDiRa GmbH Mellrichstadt Gemeinde Stockheim Memmelsdorf Wolfram Markert<br />
Memmingen Gaststätte Zur Blauen Traube • Drs. G. & Th. Wetzel Merdingen Hubert Selinger Metzingen Gaststätte Sonne Miesbach Haar-Galerie Mistelgau Gemeinde Mistelgau • Gemeinde<br />
Glashütten • Auto Kujus Mitterteich Gemeinde Leonberg Mönchen Gladbach Bistro Cannape´ • Bolten´s MaNaMaNa Moosburg Wäschehaus Heilmeier Mörnsheim Rest. Lindenhof<br />
Mühlacker Salon Claudia • SNZ Scheidebetrieb GmbH • Peppermint Sun & More • Herz Apotheke • Kiosk & Stehimbiss Pesco • Pizzeria da Enzo Mühldorf Dr. C. Maier Mühlhausen Brauerei<br />
Ben<strong>der</strong> Muhr am See Sabine Horn Müllheim Dr. J. Penner • Hotel Winzerhaus • Dr. Straeten & Koll. Münchberg Dr. W. Bechinger • Eiscafe-Venezia München Drs. Bollmann & Brückner &<br />
Noß • Barcode GmbH • CM Equity AG • Brasserie L´Atelier • Proktologie am Marienplatz • Landstorfer-Immobilien OHG • Prof. Dr. W. Albrich • Dr. Kleeberg & Partner GmbH • Schober-Architekten<br />
• C.A.R.L.T.O.N. Gastronomie GmbH • Lab4more GmbH • Maiwald Patentanwalts GmbH • Ametsbichler & Lehr GmbH • Notarbartolo & Gervasi GmbH • Rae Muffler, Lerch, Kittler & Partner •<br />
Klinghardt & Partner GmbH • RA Narlioglu • Dr. M. Scholz • Barbara Schreiber • Dr. A. Yüksektepe-Toker • Ralf Neumann • G. Dowids Blasinstrumente • Die Posamenten Manufaktur • Grüner<br />
Laser Productions GmbH & Co. KG • Architekten Brinkmeier & Salz • Michael Beck • Ilona Brenner • Karin Klupsch • Squareone Entertainment GmbH & Co. KG • Sicura GmbH • Frau & Geld<br />
GmbH & Co. KG • RA Karsten Habermann • Xenon-Human Resources GmbH • S46 Lauterbach Architekten • RA Sabine Vortmeyer • Cafe-Bistro Main-Stream • Dr. R. Ullmann & B. Heuwinkel •<br />
Dr. W. Vogt • Dreyer-Jakob-Offner GmbH & Co. KG • RA Ute Hennig • Face + Body • Dr. M. Kroth • Physiotherapie Meyer • Dr. C. Mosavi • Dr. D. Neumann • Reinhard Dingler • Matthias<br />
Bergmann • Dr. G. Dancila • Licoco Live Commun. Consult GmbH • RA Elke Lorenz • Dr. J. Stannius • Sabine Bawey • Christa Schaudeck • VVP GmbH • Dr. A. Drießle • Jacob Associates •<br />
Georgenhof Lamy´s GmbH • Prof. Dr. G. Riess • RA Ramona Fuchs-Mayrhofer • Dr. Martin Buss & Partner GmbH • Sanitätshaus Gottinger GmbH • Luger & Kollegen • Dr. T. Marschner • Dr. M.<br />
Venhofen • Beinkofer GmbH • Kretschmar & Partner • RA Dr. St. Prager • Erdwerk GmbH • RA Christian Maus • Architekten am Pündterplatz • Dr. M. Kellner • Eventmesseplanung Darge •<br />
Alantum Europe GmbH • Cotedo Service GmbH • Karner Ingenieure GmbH • Gaststätte Keferloher • Physikalische Therapie Manheim • Dr. G. Schuh • Drs. J. Huverstuhl & R. Hagemann • Theaterplatz<br />
GmbH • Drs. A. Boeckh & S. Nikolic • Bernhard Medl • Dr. R. M. Merten • Katja Abel • Dr. K.-D. Ansmann • Dr. A. Peiseler • P. Riemhofer & M. Riemhofer • SK Steinbacher & Kleine GmbH<br />
• Martin Küspert • Juwelier Niesen • Friseur Nice-Cut • Dr. P. E<strong>der</strong> • Dr. K. Vyhnalek • Automobile M.G.S. • Dr. Th. Schrott • Dr. M. Kollmann-Hemmerich • Dr. Th. Dengjel • Dr. S. Najafi • Meta<br />
GmbH • Munich AuPair-Brunner e. K. • Softronik GmbH • Pommer & Pommer • Reitmeier & Lausch GmbH & Co. KG • Gisela Höchtl • Dr. P. Deutinger • Urban & Zwanziger GmbH & Co. KG •<br />
AAT Kings Tours GmbH • Offsetdruck Baumann • Viavit GmbH • Aquila Apotheke • Rae Dr. Solf & Zapf • SN Wohnimmobilien GmbH & Co. KG • Dr. P. Bürkle-Grasse • Dr. J. Lechner • Dr. E.<br />
Möhnle • Drs. T. Steinberger & J. Vogelgesang • Bauer Messgeräte GmbH • ARVE GmbH • Gaststätte bei Charly • Rae Kuper & Betz • RA Josef Fromm • Tecis AG • Kanzlei Litzlbeck • Physiotherapie<br />
Ehrig • Der Hufnagel GG GmbH • Eichenlaub GbR • Drs. C. Born & B. Roßmüller • H & F Service f. Getränkemärkte • Direkt - Online GmbH • Rudolf Stamm GmbH • Saffer Wein GmbH • Drs.<br />
Kowolik, Prechtl & Sattler • Drs. Herholz, Sepp, Mawad • Dr. G. Rothenaicher Münster Rist. Il Teatrino • Yamamichi • Frank´s Copy Shop • Detlef Michel • Drs. Ho, Keller, Hötte & Wakat •<br />
Burkhard Quatmann • Pizzeria Calabria Münstertal Hatec Lichttechnik mbH Murnau Anja Trietz Müttenhausen Getränkemarkt Oberbauer Nagold Stern Kebap • Aldinger GmbH & Co.KG<br />
• Schmidt Ergo Agenturcenter • Toriello GmbH Naila HTS Werkstatt GmbH Nassenfels Dr. O. Adoniou • Verw.-Gemeinde Nassenfels • Gerüsteverleih Meier Neckarsulm Cafe-Bistro Zelle 18<br />
Nersingen Rist. La Rustica Neu-Ulm Cigköfte M • Drs. Marschner & Kollegen Neubiberg Dr. St. Böll • Dr. A. Treml-Keufen Neuenburg Eis Cafe Incontro • Rest. Pizzeria Villa Plön Neuendettelsau<br />
Autohaus Herbrich • Dr. E. Köppel • Drs. B.-E. Raum & K. Hein Neufahrn Rest. Rama Neufahrn Neuhausen Apotheke am Rathaus Neumarkt Asia Bistro Dong Dong • Dr. M.<br />
Wilhelm Neunkirchen Drs. M. Mischo & A. Georgi • my-EXTRA Neunkirchen • Cennet-Market Neuried-Ichenheim Neurie<strong>der</strong>-Pizza Kebap Neuss Drs. Kürten, Bräuninger, Schultze & Hecht<br />
Neustadt Crepefruit • Tabak & Zeitschriften Geyer • Goldschmiede Aurelia • Das Studio-Kosmetik • Boutique Laufsteg • Sonnenapotheke • Europa • Thomas Maria Stoehr • Michas Schatzkiste<br />
• Schallmo Optik • Haarstudio Diva Neuwied Dr. B. Frank Niefern-Öschelbronn Schlemmergrill • Heckler AG • Linden-Apotheke & Enz-Apotheke • Centrum für Gesundheit Nonnenhorn<br />
Hotel Seewirt Nordhalben Markt Nordhalben Nordkirchen E. van Cauter Nordwalde Gereon Ernst Nürnberg Dr. U. Hirschmann • Dr. D. Reisener • Rae Pohlmann & Kollegen • Bistro-Urfa<br />
Dürüm • Dr. Harnisch Verlagsges. mbH • Martin Kreßel • Hong Kong Store • Rest. Shashamane • Paradiso dei Dolci • Clinical Solutions GmbH • Karin Hirschmann • Rest. Grevena • Wirtshaus<br />
Zum Berckhauser • Rudolf Scherzer • Piknik Pide • GMN Müller GmbH & Co. KG • Pizza & Döner Giorgio • Firma A. Völker • Kanzlei Dr. Schmitt & Kollegen • Saukel GmbH • Balast Imbiss •<br />
Pizzeria Romano • Nazar-Kebap-Haus • Bechtle Systemhaus GmbH • Andreas König & Söhne GmbH • Lona Imbiss • Jura-Schrauben GmbH & Co. KG • Dr. R. Schwarm • Fleischer-Fachgeschäft<br />
S. Skolik • Cesars Weltreisen • Café Balazzo Brozzi • Eiscafé Europa • Lotto-Toto Kanagaiya • Georgios Kesaris • Haga GmbH & Co. KG • Willmy Bürofachversand GmbH • Elektrostube •<br />
Haussen Baugeschäft GmbH & Co.KG • Platzer GmbH • Spear System GmbH & Co. KG • Gastro Markt Nürnberg • Autosattlerei & Polsterei Wagner • WiWa Paletten • Dürtler Service GmbH •<br />
TT–Automobile • Imbiss Sinem • Wolf GmbH • Kfz-Engel GmbH • Automobil Birol • Juwelier Paradies • Bodrum Palast GmbH • Stephan Wolf GmbH & Co. KG • Dr. D. Schlüter • Anadol Kommunikation<br />
• Radland Bayer • Doy Doy Döner • Anadolu Markt • Automobile Dani • No Limit Cafe & Sportsbar • Oriento Shisha Cafe • Firma Millenium • Real Telecom • VIP Versorgungstechnik<br />
Ingenieur- und Planungs-Gesellschaft mbH • Dr. Fischer-Neuner & Partner GmbH • Juwelier Kemer • Adana Ocakbasi • Hotel-Gaststätte Petzen Garten • Eye-D Photodesign • Pro Concept •<br />
Angelika Holler • Lotto-Toto Raubusch • Dr. F.-M. Blistyar • Kosmetik Langwasser • IWM Immobilien Gesellschaft mbH • WE-BA GmbH • F1 TRade GmbH • Wassertechnik Franken GmbH •<br />
Samsun Kebap Haus • Bäckerei Oktay • Nineveh Imbiss • Dr. St. Popp • Natura Textilreinigung • Horst Katterwe • Consilio Forte GmbH • Roller & Frömter • Krankenpflegestation Viktoria • Dr.<br />
S. Rühl • Trafektum GbR • Rest. Saphir • Burak Textil • RA Ruth Bindner • Rae Lintner • Rist. Quo Vadis • Physiotherapie Balance Vital • Klar Dienst GmbH Nürtingen Goldschmiede Atelier •<br />
Vodafone Fachhandel Nürtingen • Maier & Jurke Uhren u. Schmuck • Asia Nudelhaus-Schnellrest. • Jörg Besemer GmbH • Nürtinger Käse Kontor Oberasbach Rest. Parthenon Ober<strong>der</strong>dingen<br />
EDEKA Faber • Physik. Therapie Siewert • Salon Silke Hikl Oberhaid Kfz-Müllich Oberndorf Kebap Lawine Imbiss Oberschleißheim Kornelia Kvas Obertürkheim Rest. Akasya Oberviechtach<br />
Gemeinde Teunz Obing Pizzeria Giovanni • Weissbräustüberl Ochsenfurt Gasthaus Zur Krone „Da Eso“ O<strong>der</strong>witz Dr. G. Hanzl • Dr. U. Lingat Oelde Drs. U. Brinkmann & D. Senge<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 53
WIR UNTERSTÜTZEN DEN KAMPF<br />
GEGEN DROGEN UND DIE DROGENKRIMINALITÄT<br />
Oerlenbach Gemeinde Oerlenbach Oettingen Frasch GmbH Offenbach Nitsche Die Malerprofis Offenburg Schuhhaus Epperlein • Gaststätte Biermichel • Eiscafe Cortina • Pain-Department<br />
Tattoo-Piercing Osnabrück Dr. Friedrich & Partner Ostfil<strong>der</strong>n Kreativeck • Anita´s Lädle • Eis Cafe Caprice • Fil<strong>der</strong> Salzgrotte • Barbarino • Bubble Tea & Coffee House Ottobrunn Domus<br />
Software GmbH • Klepsch & Co. GmbH & Co. KG • Hafenrichter KG Palling Embacher GmbH Passau Drs. K.-H. Göttl & O. Adjan • Dr. R. Hubertus • Dr. D. A. Kirmayer Pechbrunn Gemeinde<br />
Pechbrunn Pegnitz Kfz-Hoss • Griech. Rest. Koralli • Gelato & Cafe • Georg Lang GmbH Penzberg Liebhardt Immobilien Pettstadt Mainberg-Apotheke Pfaffenhofen Lothar Neumann<br />
Pfofeld Baudienstleister Fischer Pföring Heizungsbau Knöferl Pforzheim Mister Bike • Cafe Music Bar Exil • Praxisgemeinschaft für Logopädie & Ergotherapie • Dr. A. Jenkner • Optik<br />
Eckhart GmbH • BSM Bauer-Dr. Schmidt-Merz GmbH & Co. KG • Rae Dr. K. & G. Nonnenmacher & R. Drotleff • PC Spezialist Pforzheim • Generali Versicherungen • Andrea Sesulka Vom Fass AG<br />
• Backstüble Demiral • Dr. Th. Wittko • Cafe-Bar-Lounge Livings • Hoppe´s Badisch-Elsässische Essfreude • Konstantin Österle • BWmet GmbH Goldstadt Café • The Irish Pub-Sägewerk • Rist.<br />
Mama da Vinci • Palm-Reisen GmbH • Königskebap • Hair & Cosmetics Shadé • Müssle Spezialitäten GmbH • Adolf Eisen GmbH • Emek Imbiss • Mast & Oehlert GmbH • CNC Präzionsteile •<br />
Café Prag • Dr. A. J. Scheid • OTS GmbH • Bäckerei Emmerich Toifl • Autoglas A & W Leoni GmbH • Claudia Pietsch • Rest. im Schlupf • Venenzentrum Pforzheim • Tornos Technologies GmbH<br />
• Timex Corporation • Network Competence GmbH • Dieter Setzer • Falken-Apotheke • Würmtal-Apotheke • Rats Apotheke • Dr. D. Schreiber • Rest. Sirtaki Pfrauendorf Gasthaus-Pension<br />
Heid Pfreimd Stadt Pfreimd Piding Drs. Gödde & Steger Pirmasens Dr. A. De Giuli • Metro & Metro GmbH • Eiscafe Cappuccino • Ralf Meyer Planegg Office MGMT Neumaier • Plugarlis<br />
Versandservice • Dr. J. Schreier • REC GmbH • Biomax Informations AG Plattling Dr. M. Franke Pleinfeld Albrecht GmbH • HOT Wärme & Service • S. D. Carl Fürst von Wrede Pliening BTS M.<br />
Schmäling GmbH Plochingen DEVK Versicherungen Egenhofer • Rathaus Stube • JS Juwelier Sara Pocking Dr. B. Piening • Drs. O. Schadt & H. Ondrauschek Pödeldorf Rist. Venezia Da Luca<br />
Poing Dr. M. Metzner • Dr. Ch. Tsoutsoulopoulos Postbauer-Heng Drs. B. Böhmer & Ch. Schmidt Pulheim-Branweiler Dr. W. Obervossbeck Pullach Schubert-Apotheke Rastatt Günes<br />
GmbH Recklinghausen Dr. N. Raffelsieper Rednitzhembach SHS Elektrotechnik GmbH • Peine-Sanitär Regen Dr. M. Kirschteuer Regensburg Oswald Vymetal • Dr. E. Kistner • Cafe Habibi-Shisha<br />
• Der Grieche im Herzogshof • Immobilien Rieger GmbH • Pizzeria Nino Verso • Drs. Hecht, Harlass-Neuking, Meyer &Zimmermann • Chin. Rest. Jade • Drs. Rauprich & Patzak-<br />
Rauprich Rehau Dr. N. Mai Reichenberg Markt Reichenberg Reichenschwand Gemeinde Reichenschwand Reit im Winkel Kur-Cafe Türk Remchingen Bäckerei Hoch GmbH Renningen<br />
Auto Excellent • Löwenzahn • Woll & Kreativstudio • Handyzubehör Dettenmeyer & Pohlmeyer GbR • Partner Relations Reisebüro Reutlingen Hellas Grill • DKV Deutsche Krankenversicheung<br />
• Fahrschul-Center Face • Deutsche Vermögensberatung • Café am Markt • Gaststätte Istanbul • Span. Rest. Hola Oli Tapas • Bar-Rest. Zucca • Rist. Pfauen • Cafe Interview • China-Thai-Wok<br />
2 • Q-Design • Daniel Schmid - Frisöre - • En Ville - da Alfredo • Cut & Color Team • Demirezen Döndü • Juwelier Yilik • Vodafone Store Reutlingen Rheda-Wiedenbrück Dr. A. Gevargez<br />
Rheinfelden Roland Steiner Riegel am Kaiserstuhl Riegeler StammhausKatharina Brzoza Rodalben Uhren Mezger Rohr Elektro-Technik-Hummel • Elektro-Hofmockel GmbH & Co. Elektroanlagen<br />
KG Rosenheim Dr. K. Bendeich • Dr. A. Ewers • RA Karl-Heinz Fleischer Roßdorf a. Forst Gemeinde Strullendorf Roth Schlenk Metallfolien GmbH & Co. KG • Dr. R. Jung • Dr. H.<br />
Me<strong>der</strong>er • Dr. R. Bauer • Maypa Rothenburg Herrscher OHG • Hotel Rothenburger Hof Röttenbach Gemeinde Röttenbach Rotthalmünster Öttl Garten & Pflanzen Rötz Physio Brack<br />
Rückersdorf Gemeinde Rückersdorf Ruhpolding Rest. Janos Rutesheim Class Pizza & Kebaphaus • Service Center Rutesheim • Creativ Werkstatt • Markus Bolay GmbH • Walter Ott GmbH<br />
& Co. KG Saarbrücken Dr. R. G. Hartung • Prof. Dr. W. Schmitt • Drs. H. & T. Wagner • Vina Emporium Salach Automobile Enes Salzweg Gemeinde Salzweg Sand am Main Frey Fishing •<br />
Treffpunkt Reisen-Finzel Tours Schauenstein Dr. U. Teichert Schifferstadt Tupperware Hess e. K. • Eiscafe La Piazza • Maren´s Haarwelt Schillingsfürst Photovoltaik Vogel Schnaittach J.<br />
Dierner Brennstoffe • Renner GmbH Schneeberg Steven Dieke Schnelldorf Gemeinde Schnelldorf Schönaich Clever Shop • Tanjas Haar-Oase • Michaela Angstenberger Schönau a.d.<br />
Brend Gemeinde Schönau a.d. Brend Schopfheim Hirsch Apotheke Schopfloch Jäger Electronik Schorndorf Schlachthofgaststätte Schramberg Kfz-Werkstatt Schmid Schwabach L`Angolo<br />
Dei Sapori • Schmidthammer Ekektrokohle GmbH • Kfz-A. & S. Halim • Hand und Herz • Multi Components GmbH • Dr. St. Wittmann • Elektrohaus Rauscher • Tankbau Schwabach GmbH •<br />
HoMa Wohnidee GmbH • IMC Toys Deutschland GmbH Schwäbisch Hall Dr. L. Mostowaja Schwäbisch-Gmünd Alanya Kebap • Imbiss Anestis • Reifen Basoglu • Taverne & Bar • Wettbüro<br />
Topgoal • Coffee-Bar • Cafe Avenue • Gaststätte Deniz • Cafe-Bistro Treffpunkt • Andaluz Tanzlokal • Leuchtturm Bowling • Vasilis Tattoo Studio • Karren Foster Academy • Dr. W. Hahn Schwarzenberg<br />
Ulrike Malek Schwarzenburg Herbert Rupp Schweinfurt Dr. W. Gu<strong>der</strong>ian • Hairlover • Starfriseur • Vietnam-Rest. Anh Tuan • RA Stefan Seidel • Griech. Rest. Delphi • Schwab Fliesen-Naturstein<br />
Schwelm Efes Goldschmuck Schwerte Kfz-Leuchtmann Seeshaupt Gasthof-Cafe Seeseiten Selbitz Stadt Selbitz • Kfz-Mugei • Bestattungshaus Wraneschitz-Meier Senden<br />
Stever Apotheke • Atelier Schlieper Senftenberg Dr. G. Rödiger Siegsdorf Bogensportpark • Dr. J. Parzinger Simbach Inferno Tattoo Studio • Kfz-Technik Loher e. K. Simonswald Hotel Tannenhof<br />
Sindelfingen Petra´s Kin<strong>der</strong>schuhe • Rest. Paulaner Sindelfingen • Rest. Mr. Vi • Drucker Patronen Shop • China Rest. Dynasty • Autohaus Elegance Car • Autoservice Leto Singen Drs.<br />
B. Oexle & B. Wiesendanger Sinsheim Pizza Service Ciccio´s • Wiesner GmbH • Hoffmann Reisen GmbH • Obsthof Krebs • Ing.-Büro Baumgartner Sinzheim Zahntechnik B. Janke GmbH Sinzig<br />
Dr. C. Seidel Soest Irina Kort Sommerhausen Markt Sommerhausen Sonnenberg Eis Cafe Capri Sonthofen Andreas Wohlfarth • Christian Harner Söppingen Casino „Play In“ Speyer<br />
Rest. Paradies • Dentaltechnik Jean-Pierre Coissard • Traditionelle Thaimassage • Dr. U. Staedt • Druck & Verlag Wirtz • Angler Fachmarkt GmbH • Auto Netto GbR • Ital. Spezialitäten Vocino<br />
St. Leon-Rot Sab Burkhardt GmbH • Eiscafe Negri Italia • Gaststätte Zur Alten Rose St. Peter Cafe Martin Stadelhofen Brauerei-Gasthof Will Staffelstein Brauerei Trunk Starnberg Physiotherapie<br />
Krüppel Staufen Cafe Stadtbächle Stein UNIQ Werbeagentur Stockdorf Thomas Schwarz Stollberg Dr. M. Heidrich Straubing Bären Apotheke • Drs. Ch. Schugg & H. Schuhmacher<br />
Stutensee Meier-Ballon GmbH • Lackiercenter Gelmar GmbH • ProSales GmbH • Blumen-Apotheke • Physiotherapie Schnell • ACS Abbund Center Stutensee GmbH Stuttgart Doppelpunkt<br />
• Victoria Etuis GmbH • Hebold am Hegelhaus • Anwaltskanzlei Ince & Kollegen • Alte Tabakstube am Schillerplatz • Rest. Mata Hari • Textilreinigung Trieb • Ratzer Records • Inesa Sagaityte<br />
• San´s Sandwich Bar GmbH • Crazy Fashion & Style • Stuttgarter Ratskeller GmbH • Peter Schlotterbeck • Baitinger Dessous • Sanitätshaus Frank • Trattoria Santa Lucia • Mash Event GmbH<br />
• Club Finca • Cafe Felix GmbH • Cafe Forum • Schwabennest • Tintenblut Tattoo • Lutz Skubinna • M. Kohmann Automobile • Cafe Galao • Cotton Modehandel • Chin. Rest. Sakura • Club<br />
Zwölfzehn • Marien Apotheke • Bar Lange Theke • TÜ 8 Gastronomie GmbH • Optik Sichtbar • Jap. Rest. Kurose • Kiosk Oguz • Thalamus GmbH • Pizzeria Mamma Rosella • E. Dilmen & N.<br />
Hisir & A. Erdogan • Rist. Il Pomodoro • Münzen & Medaillenhandlung • Q Q Sushi-Lounge • Pukkis Thai. Rest. • K16 Bistro-Cafe • Rest. Irma La Dance • Corner 17 GmbH • Elektro-Berg GmbH<br />
• Goldener Drache • Ruth Siegle • Gerhard Schickler • Tattooster • Rest. Bar Bernstein • Cafe Nion • Bistrorante Da Pi • Di Gennaro Feinkost & Weinhandelsges. mbH • Spielothek-Jackpot •<br />
Blumen Twitzemann • Trattoria-Pizzeria Krone • Schreibwaren Wenzel • by A tel mobile Service • Bar & Rest. Astoria • Rest. Lúc lác • Tattoo Hulk • Ehl-i Keyf Cafe • Stickerei Fink • Carconcept<br />
• Glas Flüss GmbH • Bäckerei & Döner Arli • Bistro Memories • EDEKA Zamboni Cinzia • Top Optik • Photo & Phone Meister • Speisekammer West • Birgit & Jakob Bruhn • Kin<strong>der</strong> & Damenmode<br />
Akzente • von van vic • Mommy I´m Sorry • Callnet Cafe • Passform - Dagmar Greis • Sportrest. im Neckarpark • Neue Welt Döner & Pizza • Letzte Instanz GbR • Döger Fruchtimport UG &<br />
Co. KG • Aras-Kebap • Rest. Maryam´s Garten • Erciyes Supermarket • Masino Casilli GbR • Resa Großhandel • Panifico Sirignano GbR • Bar Bianco o Nero Da Vito • Yazhan GmbH • Global<br />
Fisch GmbH • Pappas GbR • AG-Automobile • Dr. H. Th. Eiche & Kollegen • Eis Salon Gamba • Taverna Little-Greek • Med. Labor Dr. Matuschin • Gaststätte Divan • Rest. Köz • Kares Haarstudio<br />
• Rest. Schwemme & Cafe Thessaloniki • Gaststätte-Rest. Pfiff • Cafe & Bar Bliss • Cafe Bar Cadre • Domino Pizza Service • Auto Arikan • Kebaphaus am Neckar • Gaststätte Rebstöckle • Drs.<br />
E. Sarközi & A. Santo • Tomasz Lambert • Tanidis Transporte & Autohandel • Giulinno Automaten • Good Lack GmbH • Cafe Bar Babylon • Eat.Up • Hair and Cosmetic Fashion Studio • FSS COM<br />
• Schuh & Schlüsseldienst • Rist. Pizzeria Da Nello • byAlex beYoutiful • Dr. J. Kurz • Rest. Neuer Ochsen • Dr. W. Weitzäcker • wunschküchen ko-ca GmbH • Blumenstudio Wilde Rose • Imbiss<br />
44 • Friseur Team Dold Style • Eis Cortina • Rist. La Pergola • Cafe Rest. Anno 1897 • KöGa Gastronomie GmbH • „Goldkind“ Kin<strong>der</strong>mode • Sillenbuch´s Kebap • Cafe & Paninoteca Pantuccio<br />
• Zinsstag Augenoptik • Rest. Mevlana • Schäfer-Service • Laib Strassenbau GmbH • Cafe Piccolo • Optik Futterknecht • Rest. Las Tapas • GE Mobile Sulzfeld Mechanik u. Karosseriebau M.<br />
Bernard Tamm City Imbiss • Gaststätte Post Tauberrettersheim Gemeinde Tauberrettersheim Tegernsee Physiotherapie J. Collette • Dr. J. Henn Teningen Bistro Taki Thum Ruth Richter<br />
& Matthias Hofmann Thurnau Thomas Witzgall Tiefenbach EDEKA Obergassner Tiefenbronn CNC Bearbeitung Bauer Titting Kammerbauer Reisen Traunreut Dr. E. Jäger • Dr. K. Jung •<br />
Drs. J. Leitl & C. Baisl Traunstein Rosenkavalier Troisdorf Optik Aldenhoven Trossingen Dr. B. S. Khalil Tübingen Trattoria La Cantinella • Tipico Sportsbar Tübingen • Gudrun Grewe • Cafe<br />
Blue Bay • Afrostore & Telecenter • Loretto Markt Salam • Bar Vertigo • Roma Pizza Service Ulm Rathaus Kebap • Dr. A. Alexopoulos • La Voglia • Drs. B. & E. J. Dawid • Gaststätte-Bistro Cheers<br />
• Betten Gonser • Juwelier Soybir • Cafe Largo • Cafe & Bar Bossa Nova • Syrlin Apotheke • Prof. Dr. S. Stephanos • Stealbruch • Juwelier Dogan • Eis Cafe Italia • Little Africa Umkirch Huber<br />
& Stannek GmbH Unna Drs. B. Weghake & R. H. Dollenkamp Unterföhring Maritim Film • M-Drei GmbH • Futuramed AG • L+S Hausverwaltungen Immobilien GmbH • Dr. F. Werner Unterhaching<br />
Die Praxis • Nova Reisen GmbH • H. Ehrlich & Dr. V. Waubke Unterleinleiter Gemeinde Unterleinleiter Unterpleichfeld Gemeinde Unterpleichfeld Unterschleißheim Der Weingraf<br />
• Dr. J. Lang • Eis-Cafe Celino • Agrotec Impex GmbH Untersiemau Dr. J. Stahl Unterstall Naturheilpraxis Himmelstoß Vaihingen Kfz-Brinnig GmbH • Eiscafe - Venezia • Mit Charme • Rest.<br />
Ibili im Löwen Vaterstetten Marion´s Fiseurteam • Cut-Team Reuter Velden V.I.G. Türen Versmold Dr. A. Sinica Vestenbergsgreuth Markt Vestenbergsgreuth Viechtach Dr. E. Künzel •<br />
Haarstudio Life Villingen-Schwenningen Frank Stadelmann GmbH Vöhringen Gasparec Gebrauchtwagen Waiblingen Turmbar • Asia-Imbiss Thanh-Mai • Kösem Market • Waiblinger<br />
Goldschmiede Sigurd Scharf e. K. • Rest. Cavos • The Phonestore e. K. • Gelateria Dana • Georges-Bistro Eins • Mobilcenter • Brasserie Sonne • J & B Coronel-Schmuckgalerie • Leo´s Fischhalle<br />
• Goldschmiede Weinbrecht • Foto Saur GbR • Mariposa • Esso Station Bröcker • Karakostas GmbH Waischenfeld Stenglein GmbH • Landmaschinen Wolf • Konrad Krug GmbH Waldbrunn<br />
Gemeinde Waldbrunn Waldbüttelbrunn Gemeinde Waldbüttelbrunn Waldkirch Creatif Frisör • Schreinerei Uhl Waldkraiburg Demmel & Partner GdbR • Drs. Gugg & Mayer-Löw & Stefan<br />
• Goran Milanovic e.K. • RNS-Logistik GmbH • Dr. H. Rochlitz • Rae Wild & Wun<strong>der</strong> Wallhausen Bertenbreiter Gerüstbau Walsdorf Gemeinde Walsdorf Warmensteinach Gemeinde Warmensteinach<br />
Wäschenbeuren Christian Kaucic Wasserburg EDEKA Mayer Wasserburg Wassertrüdingen Bestattungen Weeth • Dr. W. Carlan Weil <strong>der</strong> Stadt Fit Avenue • Reha Rössle •<br />
Autohaus Weiss GmbH • Schlosserei Auchter • MBE Komponenten GmbH • Leist Mineralöl GmbH • Reifenservice & Lacke Kuraner Weilheim HIC Hock Ingenieur Consulting • Drs. St. Rutke &<br />
Ch. Jablonka Weimar Dr. B. Eisenwin<strong>der</strong> Weismain Stadt Weismain • Wirtshaus Obendorfer • Ultsch GmbH & Co. KG Weissach Dr. K. Bsoul Weißenohe Schlosserei & Stahlbau Adelmann •<br />
Weber Fertigungstechnik Wellheim Markt Wellheim • Gasthaus Klettergarten Wendlingen am Neckar Uhren & Schmuck am Marktplatz Wernau Bistro-Cafe City • Abaco Immobilien •<br />
Cafe Bistro Yve´s Westheim Dr. P. Gerner Wiesau Drs. R. & A. Karban Wiesenbronn Hotel Rothwein Wiesentheid Messebau Klein • Ing.-Büro Brändlein Wiesenttal Gaststätte Brückla •<br />
Elektro Rußler Wildberg Autohaus Dengler GmbH & Co. KG • Autohaus Braun GmbH Willanzheim Gärtnerei-Floristik Schunke • Schreinerei Ott Willburgstetten Autohaus Ladenburger<br />
Willstätt Hanauer Kegelstube Winden Buro GmbH Winnenden Bravissimo Snack Bar Wolframs-Eschenbach Motorradwerkstatt-Bikerhans Wolfratshausen ZV3-Zircon Vision GmbH<br />
Wollbach Gemeinde Wollbach Worms Warnke-Therapiezentrum Wörnitz Leyk Lichthäuser GmbH Wurmberg Autohaus Schrafft GmbH & Co. KG Zapfendorf Markt Zapfendorf Zeil a.<br />
Main Markt Zell a. Main • Hair Flair • Physiotherapie Wirsing Zeitlofs Markt Zeitlofs Zirndorf Drs. M. Ohm-Poch, A. Ohm & N. Trausch Zorneding Stefan Koch Zuffenhausen Drs. E. Heinrich<br />
& B. Schmidt • Ali Baba-Imbiss Zweibrücken Orient Grill • M. Davachi & F. Farhangpour Zwiesel Dr. M. Fischer • Dr. E. Zbieszczyk • Sabine Klimm<br />
54 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013
Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />
Dr. med. Walter Kleiber<br />
Hausarzt und Internist<br />
83022 Rosenheim, Bahnhofstr. 5<br />
Tel.: 08031-16773<br />
I M P R E S S U M<br />
Herausgeber:<br />
Ltd. Kriminaldirektor a.D. Peter Schweinitzer<br />
Verlag:<br />
KARO Fachzeitschriftenverlag<br />
Karl Robitsch jr.<br />
Enzianstraße 6, 82319 Starnberg / Percha<br />
Telefon: 08151 / 65 205 - 0<br />
Fax: 08151 / 65 205 - 29<br />
Internet: www.behoerdenmagazin.de<br />
Mail: info@behoerdenmagazin.de<br />
Redakteur:<br />
Gero Stoffl, Kriminaldirektor a.D. (V.i.S.d.P.)<br />
Anzeigenverwaltung/Herstellung:<br />
Oliver Bielmeier<br />
Druck:<br />
DRUCKEREI WIESENDANGER GMBH<br />
Dr.-Schalk-Straße 27<br />
82418 Murnau am Staffelsee<br />
Horneber Collection GmbH & Co.KG<br />
Erichstraße 9<br />
D-90431 Nürnberg<br />
Tel: +49-911-313263 Fax: +49-911-313228<br />
mhn@glasvitrinen.de www.glasvitrinen.de<br />
Glasvitrinen<br />
in großer Auswahl<br />
aus ESG Sicherheitsglas<br />
Besuchen Sie<br />
uns im Internet<br />
www.glasvitrinen.de<br />
o<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n Sie<br />
unseren Katalog<br />
mit Preisliste an!<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine<br />
Gewähr für Veröffentlichung übernommen.<br />
Nachdruck von Texten (auch auszugsweise) und Fotos<br />
nur mit Genehmigung <strong>der</strong> Redaktion gegen Belegexemplar<br />
gestattet.<br />
Kürzungen <strong>der</strong> Artikel aus redaktionellen Gründen<br />
bleiben vorbehalten.<br />
Die mit Namen versehenen Beiträge stellen nicht<br />
unbedingt die Meinung <strong>der</strong> Redaktion dar.<br />
Abgedruckte Beiträge gehen in das Verfügungs recht<br />
<strong>der</strong> Redaktion “Das Behördenmagazin” über.<br />
Es besteht kein Rechtsanspruch auf regelmäßige<br />
Lieferung.<br />
Wir danken den Medienvertretern und Fotografen für<br />
die kostenfreie Überlassung von Bildmaterial.<br />
Redaktionsschluss: 15.02.2014<br />
DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 55
OBJECTS<br />
Maximilianstrasse 14, 80539 München, Tel. 089-24 22 60-0, www.hemmerle.com