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Projekt "Energiewende" - Gemischter Chor der Polizei Berlin e. V.

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AUSGABE 4-2013<br />

Energiewende<br />

Ist Energie zukünftig<br />

noch bezahlbar?<br />

Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de


Wir bedanken uns recht herzlich<br />

bei allen unseren Inserenten,<br />

Sponsoren, Freunden und Lesern<br />

für Ihre Unterstützung<br />

und gute Zusammenarbeit<br />

und wünschen Ihnen<br />

Frohe Weihnachten<br />

und für das Jahr 2014<br />

viel Erfolg, Gesundheit<br />

und alles Gute.<br />

Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

<strong>der</strong> erste Hauptsatz <strong>der</strong> Energiewende lautet:<br />

Im Mittelpunkt stehen Wind und Solar!<br />

Denn sie sind die preiswertesten Erneuerbare-Energien-Technologien<br />

und haben<br />

das größte Potenzial. Dies wird das Stromsystem<br />

und den Strommarkt fundamental<br />

verän<strong>der</strong>n: Zum einen werden sich künftig<br />

die fossilen Kraftwerke, die Stromnachfrage<br />

und die Stromspeicher an <strong>der</strong> wetterabhängigen<br />

Stromproduktion von<br />

Windkraft- und Solaranlagen ausrichten<br />

müssen. Zum an<strong>der</strong>en wird das Design des<br />

Strommarktes hin zu einem von Kapitalkosten<br />

dominierten Energiewende-Markt<br />

umgestaltet werden müssen. Die Beiträge<br />

im vorliegenden Heft setzen sich zum Teil<br />

kritisch mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Energiewende<br />

auseinan<strong>der</strong>, ob <strong>der</strong> Fahrplan noch zu halten<br />

ist und ob die zukünftige Energie für<br />

den Bürger überhaupt noch bezahlbar sein<br />

wird.<br />

Die Erfindung <strong>der</strong> Elektrizität bildet die<br />

Grundlage für unsere heutige Energieversorgung.<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> Elektrizität sind<br />

in das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zu datieren, jedoch<br />

war den Menschen des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

das Phänomen des elektrischen Stroms<br />

nicht mehr gänzlich unbekannt. Damals<br />

wurde dieser jedoch hauptsächlich in <strong>der</strong><br />

Unterhaltungsbranche eingesetzt. So ließ<br />

man auf <strong>der</strong> Bühne Funken von Elektrisiermaschinen<br />

auf Löffel überspringen, und<br />

Leichen wurden elektrisiert, die dann ihre<br />

Augenlie<strong>der</strong> öffneten und mit den Gesichtsmuskeln<br />

zuckten. Als Energiequelle in<br />

Konkurrenz zum Gas wurde die Elektrizität<br />

auch nach Entwicklung <strong>der</strong> ersten elektrischen<br />

Bogenlampen Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

nicht ernst genommen. Und dies<br />

trotz <strong>der</strong> Verblüffung, welche die Helligkeit<br />

allgemein hervorrief, wie ein Ausschnitt<br />

aus <strong>der</strong> Gazette de France von 1855 erkennen<br />

lässt. „Die Spaziergänger, die sich gestern<br />

abends gegen neun Uhr in <strong>der</strong><br />

Umgebung des Château Beaujou aufhielten,<br />

wurden plötzlich von einer Lichtflut<br />

überschwemmt, die so hell wie die Sonne<br />

war. Tatsächlich hätte man annehmen können,<br />

die Sonne sei aufgegangen, und diese<br />

Illusion war so wirksam, dass die aus ihrem<br />

Schlaf geweckten Vögel in diesem künstlichen<br />

Tageslicht zu singen anfingen. Weitere<br />

Meilensteine <strong>der</strong> Elektrotechnik finden<br />

Sie in dem Beitrag von Frau Edlmann, TU<br />

München, auf <strong>der</strong> Seite 6.<br />

Ist das <strong>Projekt</strong> „Energiewende“ in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland auf Zielkurs? Bei<br />

nüchterner Betrachtung zeigen sich bei vielen<br />

wichtigen Elementen des Transformationsprozesses<br />

offene Baustellen: ob beim<br />

Stromnetzausbau, <strong>der</strong> Offshore- Windenergie,<br />

<strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz, <strong>der</strong><br />

Gebäude sanierung und Kraft-Wärme-<br />

Kopplung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Energiewende im Verkehr.<br />

Der Monitoring-Bericht 2012 zeigt für<br />

zahlreiche Bereiche, dass die bisherige Entwicklung<br />

noch weit von den gesteckten<br />

Zielen, selbst für die mittlere Frist (2020),<br />

entfernt ist. Und die einzige unzweifelhafte<br />

Erfolgsgeschichte <strong>der</strong> Energiewende, die<br />

Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger<br />

am Bruttostromverbrauch auf<br />

über 20% 2011 (Zielmarke 2020: 35%),<br />

wird durch zweifelhafte Debatten um Kosten<br />

und Strompreise entwertet und über<br />

Grundsatzdiskussionen um das För<strong>der</strong>regime<br />

zugunsten <strong>der</strong> Erneuerbaren zudem<br />

noch zur Disposition gestellt. Zweifellos ist<br />

die umfassende Systemtransformation bei<br />

Strom, Wärme und Verkehr eine Herkulesaufgabe,<br />

bei <strong>der</strong> man seit <strong>der</strong> Neuaufstellung<br />

<strong>der</strong> Energiepolitik 2010/2011 noch<br />

keine Wun<strong>der</strong> erwarten darf. Es fragt sich<br />

allerdings, ob die politischen Weichen richtig<br />

gestellt sind, um wi<strong>der</strong>spruchsfreie und<br />

koordinierte Entwicklungen, welche die<br />

Zielerfüllung insgesamt aussichtsreich machen,<br />

anzustoßen. Hieran bestehen aber erhebliche<br />

Zweifel. Mit dieser Fragestellung<br />

setzt sich <strong>der</strong> Beitrag von Prof. Dr. Gawel,<br />

Universität Leipzig, und Prof. Dr. Bernd<br />

Hansjürgens, Martin-Luther-Universität<br />

Halle/Wittenberg, auf den Seiten 15 auseinan<strong>der</strong>.<br />

Verglichen mit an<strong>der</strong>en europäischen Nationen<br />

ist <strong>der</strong> Bezug elektrischer Energie in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland ein teures<br />

Unterfangen. Mit einem Wert von durchschnittlich<br />

gut 28 Cent pro Kilowattstunde<br />

zahlen deutsche Stromverbraucher so viel<br />

wie nur wenige an<strong>der</strong>e Haushalte auf unserem<br />

Kontinent. Grund für das eher gehobene<br />

Preisniveau ist nicht zuletzt die<br />

Zusammensetzung des Strompreises, die<br />

einige Beson<strong>der</strong>heiten gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

Staaten aufweist und durch Zulagen nach<br />

dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im Preis<br />

zusätzlich gesteigert wird. Ein grundlegen<strong>der</strong><br />

Überblick über die Zusammensetzung<br />

des Strompreises in <strong>der</strong> Bundesrepublik soll<br />

aufzeigen, wie welche Kosten zustande<br />

kommen und in welchen Bereichen sich ein<br />

potenzielles Einsparpotenzial für den einzelnen<br />

Verbraucher ergibt. Weitere Details<br />

sind in dem Beitrag von Daniel Panhorst<br />

auf Seite 29 dargestellt.<br />

Seit einiger Zeit gibt es ein neues Reizwort<br />

in Sachen Energiegewinnung. Nachdem<br />

<strong>der</strong> jahrzehntelange Streit um die Atomkraft<br />

mit dem Ausstieg in Deutschland mittelfristig<br />

beendet sein dürfte, widmen sich<br />

Umweltschützer in aller Welt einer För<strong>der</strong>methode,<br />

die nach ihrer Ansicht sowohl für<br />

die Menschen als auch für die Umwelt dramatische<br />

Folgen haben könnte. Doch<br />

worum geht es beim Fracking genau? Und<br />

welche Risiken bestehen wirklich? Michael<br />

Kraft gibt Ihnen auf Seite 26 einen Überblick<br />

über die Fakten. Dabei wird eines<br />

deutlich: Wirklich eindeutige Antworten<br />

sind abseits aller ideologischen o<strong>der</strong> wirtschaftspolitischen<br />

Interessen nur schwer zu<br />

finden.<br />

Im fünften Teil <strong>der</strong> Serie „Jugendkulturen<br />

in Deutschland“ wird die Jugendbewegung<br />

<strong>der</strong> Punks auf den Seiten 43 ff. von<br />

Klaus Farin näher beschrieben.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß, informative<br />

Unterhaltung und Vergnügen beim Lesen;<br />

bei Bedarf können wir Ihnen weitere Exemplare<br />

dieser Ausgabe zur Verfügung stellen.<br />

Teilen Sie bitte dem Verlag die Anzahl <strong>der</strong><br />

noch benötigten Hefte mit.<br />

Über Meinungsäußerungen und Leserbriefe<br />

würden wir uns sehr freuen.<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

3 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Inhalt<br />

AUSGABE 4/2013<br />

Bildquellenangabe: Rainer Sturm / pixelio.de<br />

6 Die Geschichte <strong>der</strong> Energieversorgung<br />

Stephanie Edlmann, TU München<br />

<strong>Projekt</strong> Energiewende: Schneckentempo und<br />

15 Zickzackkurs statt klarer Konzepte<br />

Prof.Dr. Erik Gawel, Universität Leipzig,<br />

Prof. Dr. Bernd Hansjürgens, Martin-Luther-Universität,<br />

Halle/Wittenberg<br />

Mehr als eine kurzfristige Diskussion von<br />

19 Strompreisen und EEG-Umlage<br />

Markus Groth, Climate Service Center Hamburg<br />

24 Energiewende: Zu viel ist zu viel<br />

Holger Steltzner, FAZ<br />

26 Fracking: Risiko o<strong>der</strong> Chance<br />

Michael Kraft, Stromsparer.de<br />

29 Strompreis Deutschland<br />

Daniel Panhorst, Stromsparer.de<br />

32 Stromkonzerne: Aufstieg und Krise<br />

Rechtsanwalt Dr. Peter Becker, Marburg<br />

34 Die Geschichte <strong>der</strong> Ölindustrie<br />

www.energiewirtschaft.net<br />

43 Jugendkulturen in Deutschland, Teil 5<br />

Klaus Farin, Bundeszentrale für politische Bildung<br />

48 Rockerclub für Polizisten<br />

Behördendeutsch: Ein Spagat zwischen<br />

49 Sprache und Recht<br />

50 <strong>Polizei</strong>reiterstaffel hilft auf Streife<br />

32<br />

34<br />

43<br />

48<br />

50


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Titelthema - Energiewende<br />

Die Geschichte <strong>der</strong><br />

Energieversorgung<br />

DIE ELEKTROTECHNIK AB 1800<br />

BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG<br />

Die Errungenschaften <strong>der</strong> Elektrotechnik,<br />

welche 1800 mit <strong>der</strong> Erfindung des „Galvanischen<br />

Elements“ durch ALESSANDRO<br />

VOLTA einen ihrer ersten Höhepunkte verzeichnen<br />

konnte, sind im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t so<br />

zahlreich, dass es nicht ganz einfach ist, den<br />

Überblick zu behalten. Im Folgenden sind in<br />

einer Zeitleiste die wichtigsten Ereignisse, Erfindungen<br />

und Entdeckungen auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Elektrotechnik im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bis<br />

zum Ersten Weltkrieg zusammengestellt. Die<br />

historische Entwicklung einzelner Bereiche<br />

wie Stromerzeugung, Leitungsträger, Beleuchtung<br />

und Klingelanlagen wird anschließend<br />

jeweils kurz vorgestellt, um einen<br />

Eindruck vom Stand <strong>der</strong> Technik zur Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

zu geben.<br />

So ist eine zeitliche Einordnung <strong>der</strong> historischen<br />

Elektroinstallation im Schloss Homburg<br />

und <strong>der</strong> besprochenen Gebäude, sowie<br />

eine Beurteilung <strong>der</strong> kultur-und industriegeschichtlichen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> in situ erhaltenen<br />

Elektrifizierungsbestandteile möglich.<br />

Das nötige Fachwissen zum Stand <strong>der</strong> Technik,<br />

vor allem zur Lichtemission historischer<br />

Lichtquellen und <strong>der</strong>en Wirkung in einer hoch<br />

technisierten Umgebung auf den Besucher<br />

sind notwendig, um ein Konzept für eine angemessene<br />

Präsentation zu erstellen.<br />

MEILENSTEINE DER<br />

ELEKTROTECHNIK<br />

• 1800 ALESSANDRO VOLTA (1745–1827)<br />

erfindet das „Galvanische Element“, mit<br />

dem durch Eintauchen von Zink und<br />

Kupfer in Schwefelsäure elektrischer<br />

Strom erzeugt werden kann. Er entwickelt<br />

daraus die „Voltasche Säule“,<br />

einen Vorläufer heutiger Batterien.<br />

• 1803 Erste Gasbeleuchtung von BOUL-<br />

TON & WATT.<br />

• 1810 SIR HUMPHREY DAVY (1778–<br />

1829) präsentiert den ersten Lichtbogen<br />

in <strong>der</strong> Royal Institution zu London. Mit<br />

einer Voltaschen Säule, die aus 2000<br />

ZinkKupfer-Elementen bestand, wurde<br />

ein blendendes Licht durch einen Lichtbogen<br />

von einer Länge von ca. 10 cm<br />

zwischen zwei Holzkohlestäben erzeugt.<br />

• 1831 MICHAEL FARADAY (1791–1867)<br />

entdeckt das Induktionsgesetz.<br />

• 1832 ANTOINE HIPPOLYTE PIXII (1808–<br />

1835) erfindet den magnetelektrischen<br />

Generator, <strong>der</strong> auf dem Induktionsgesetz<br />

beruht. Damit kann erstmals mechanische<br />

Leistung in elektrische<br />

umgewandelt werden.<br />

• 1844 Der Place de la Concorde in Paris<br />

wird mit elektrischen Bogenlampen beleuchtet.<br />

Die Firma ELKINGTON in Birmingham<br />

errichtet eine <strong>der</strong> ersten<br />

elektrischen Kraftanlagen, bei <strong>der</strong> eine<br />

Dampfmaschine einen magnetelektrischen<br />

Generator mit vier feststehenden<br />

Hufeisenmagneten antreibt. Die Voltasche<br />

Säule war das Vorbild für zahlreiche<br />

weitere verschiedene „Elemente“,<br />

die von verschiedenen Physikern – darunter<br />

Bunsen, Daniell, Grove und Leclanché<br />

– in den folgenden Jahrzehnten<br />

geschaffen wurden. Sie unterschieden<br />

sich u. a. durch Elektrodenmaterial, Elektrolyt<br />

und Aufbau <strong>der</strong> Polarisation.<br />

• 1849 Erstmals wird in <strong>der</strong> Pariser Oper<br />

mit Bogenlampen elektrisch beleuchtet,<br />

die mit Batterien gespeist werden.<br />

• 1852 Im Leuchtturm von Foreland wird<br />

eine Bogenlampe installiert, die mit<br />

einer magnet-elektrischen Maschine<br />

versorgt wird.<br />

• 1861 Beleuchtung des <strong>Berlin</strong>er Lustgartens<br />

mit Bogenlampen, angetrieben mit<br />

480 Bunsenelementen.<br />

• 1866 Mit <strong>der</strong> Dynamomaschine von<br />

WERNER VON SIEMENS (1816–1892)<br />

war die Grundlage für die kostengünstigere<br />

Elektrizitätsherstellung in großen<br />

Mengen geschaffen, wodurch es auch<br />

möglich wurde, Elektrizität für Beleuchtung<br />

und an<strong>der</strong>e Zwecke wirtschaftlich<br />

einzusetzen.<br />

• 1871 Erste elektrische Straßenbeleuchtung<br />

in 14 Straßen Manhattans, am<br />

Union und Madison Square in New York<br />

mit Glühlampen durch CHARLES F.<br />

BRUSH (1849–1929). Hier ersetzen 55<br />

elektrische Lampen 430 Gasbrenner.<br />

• 1876 Erfindung <strong>der</strong> Jablochkoff-Bogenkerze.<br />

• 1878 FRIEDRICH VON HEFNER-ALTEN-<br />

ECK (1845–1904) erfindet die Differenzialbogenlampe,<br />

die erste selbsttätig<br />

regulierende Bogenlampe und damit<br />

auch die Konkurrenz zur späteren Glüh-<br />

6 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 Foto: Rainer Sturm / pixelio.de


Titelthema - Energiewende<br />

lampe. Es war jetzt möglich, mehrere<br />

Lichtbögen mit einem Generator zu versorgen.<br />

• 1879 Die erste Lokomotive mit Elektromotor<br />

fährt durch <strong>Berlin</strong>. Die Kaisergalerie<br />

in <strong>Berlin</strong> wird mit zwölf<br />

Differentialbogenlampen beleuchtet.<br />

Der Reichstag, das Preußische Abgeordnetenhaus<br />

und <strong>der</strong> Pariser Platz in <strong>Berlin</strong><br />

werden elektrisch beleuchtet. Erste Erfolge<br />

EDISONS mit einer Glühlampe: mit<br />

einem Kohlefaden erzielte er in einem<br />

vakuumversiegelten Glaskörper eine<br />

Brenndauer von 40 Stunden. Erste „fest<br />

bestellte“ Beleuchtungsanlage mit Differentiallampen<br />

in <strong>der</strong> Halle des Centralbahnhofes<br />

in München.<br />

• 1881 Die erste „Internationale Elektrizitätsausstellung“<br />

findet in Paris statt. Die<br />

erste elektrische Straßenbahn in <strong>Berlin</strong><br />

fährt nach Lichterfelde.<br />

• 1882 Erste Zentralstation und gleichzeitig<br />

das erste öffentliche Elektrizitätswerk<br />

<strong>der</strong> Welt nimmt in New York, Pearl<br />

Street seinen Betrieb auf. Der erste Lehrstuhl<br />

für Elektrotechnik wird in Darmstadt<br />

eingerichtet. „Elektricitäts-<br />

Ausstellung“ im Glaspalast in München<br />

und erste Gleichstrom-Fernübertragung<br />

von Miesbach nach München (57 km).<br />

Erster Oberleitungsbus in <strong>Berlin</strong> am Kurfürstendamm.<br />

Erste dauernde öffentliche<br />

Straßenbeleuchtung mit drei<br />

elektrischen Bogenlampen (als Ersatz<br />

für 35 Gaslaternen) in <strong>der</strong> Kaiserstraße<br />

in Nürnberg, angetrieben von einer Turbine<br />

im benachbarten Fischbach<br />

• 1883 GUSTAV DE LAVAL (1845–1913)<br />

konstruiert eine <strong>der</strong> ersten verwendbaren<br />

Gleichdruck-Dampfturbinen, was<br />

wie<strong>der</strong> einen Schritt in Richtung Groß-<br />

Erzeugung von Elektrizität bedeutet.<br />

• 1885 Deutschlands erste Zentralstation<br />

wird in <strong>Berlin</strong>, Markgrafenstraße 44, in<br />

Betrieb genommen. Zwölf Dynamomaschinen<br />

erbringen eine Gesamtleistung<br />

von 540 kW und bedienen ein 100-V-<br />

Gleichstrom-Zweileitersystem. Wechselstrom<br />

kontra Gleichstrom: Die breite<br />

Anwendung des elektrischen Stromes<br />

setzt seine Fernübertragbarkeit voraus.<br />

Ein Meilenstein ist die Vorstellung des<br />

ersten elektrischen Transformators – ein<br />

Ringkerntransformator – 1885 in Budapest/Ungarn<br />

durch die drei Ingenieure<br />

KÁROLY ZIPERNOWSKY, MIKSA DÉR<br />

und OTTO TITUS BLATHY.<br />

• 1882–91 Elektrifizierung des <strong>Berlin</strong>er<br />

Stadtschlosses durch die Firma SIEMENS<br />

& HALSKE.<br />

• 1888 DOLIVO-DOBROWOLSKI (1862–<br />

1919) konstruiert den ersten funktionsfähigen<br />

Drehstrom-Asynchronmotor, <strong>der</strong><br />

1889 durch die AEG zum Patent angemeldet<br />

wird.<br />

• 1888/89 „Centralstation für elektrische<br />

Beleuchtung“, Elektrizitätswerk Darmstadt<br />

• 1891 Weltausstellung in Frankfurt a. M.:<br />

erstmals wurde elektrische Energie auf<br />

weite Entfernung übertragen. „Oskar von<br />

Miller und C. E. Braun übertrugen von<br />

einem Wasserkraftwerk von Lauffen am<br />

Neckar mit 25 000 Volt (Drehstrom) nach<br />

Frankfurt Strom und betrieben dort Maschinen<br />

und erzeugten Licht – Es war dies<br />

eine Großtat <strong>der</strong> Technik.“<br />

• WILHELM LAHMEYER führte eine Übertragung<br />

von Gleichstrom von Frankfurt<br />

nach Offenbach (Entfernung von 17 Kilometern)<br />

vor.<br />

• 1892 Erstes Elektrizitätswerk (Wechselstrom)<br />

<strong>der</strong> Stadt Burghausen. Leistung:<br />

40 Kilowatt.<br />

• 1893 21. und 22. Januar: Gründungskonferenz<br />

des VDE in <strong>Berlin</strong>.<br />

• 1895 Entdeckung <strong>der</strong> Röntgenstrahlen<br />

durch CONRAD WILHELM RÖNTGEN<br />

(1845–1923) „Die erste ‚VDE-Vorschrift’<br />

VDE 0100 zur sicheren Erstellung<br />

elektrotechnischer Anlagen wird verabschiedet.“<br />

• 1897 Bad Homburg: das erste Elektrizitätswerk<br />

<strong>der</strong> Stadt nimmt seinen Betrieb<br />

auf; Stadt und Schloss werden erstmals<br />

elektrifiziert. „In wachsen<strong>der</strong> Zahl kommen<br />

Drehstrom-und Wechselstrommotoren<br />

zum Einsatz. Zum ersten Mal wird<br />

in Deutschland ein Elektromotor zum<br />

Antrieb eines Walzwerkes verwendet.<br />

Spannungen bis zu 50 000 V ermöglichen<br />

Übertragung und Verteilung elektrischer<br />

Energie auf größere Entfernungen.<br />

Die städtische Energieversorgung<br />

wird allgemein eingeführt; die ersten<br />

Überlandwerke entstehen.“<br />

FERDINAND BRAUN: Kathodenstrahlröhre<br />

als Messgerät für schnell verän<strong>der</strong>liche<br />

elektrische Vorgänge (Braunsche<br />

Röhre).<br />

• 1903–08 Bau und gleichzeitige Elektrifizierung<br />

<strong>der</strong> Erlöserkirche in Bad Homburg.<br />

• 1906–11 Elektrifizierung des Neuen Palais<br />

in Potsdam.<br />

• 1913–17 Bau von Schloss Cecilienhof,<br />

mit Elektroinstallation.<br />

• 1917 Revision <strong>der</strong> Elektrifizierung im<br />

Schloss Bad Homburg.<br />

DIE ANFÄNGE<br />

DER ELEKTRIZITÄT<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> Elektrizität sind in das 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t zu datieren, jedoch war den<br />

Menschen des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts das Phänomen<br />

des elektrischen Stroms nicht mehr<br />

gänzlich unbekannt. Damals wurde dieser jedoch<br />

hauptsächlich in <strong>der</strong> Unterhaltungsbranche<br />

eingesetzt. So ließ man auf <strong>der</strong><br />

Bühne Funken von Elektrisiermaschinen auf<br />

Löffel überspringen und Leichen wurden<br />

elektrisiert, die dann ihre Augenlie<strong>der</strong> öffneten<br />

und mit den Gesichtsmuskeln zuckten.<br />

Als Energiequelle in Konkurrenz zum Gas<br />

wurde die Elektrizität auch nach Entwicklung<br />

<strong>der</strong> ersten elektrischen Bogenlampen Mitte<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts nicht ernst genommen.<br />

Und dies trotz <strong>der</strong> Verblüffung, welche die<br />

Helligkeit allgemein hervorrief, wie ein Ausschnitt<br />

aus <strong>der</strong> Gazette de France von 1855<br />

erkennen lässt. „Die Spaziergänger, die sich<br />

gestern abends gegen neun Uhr in <strong>der</strong> Umgebung<br />

des Château Beaujou aufhielten,<br />

wurden plötzlich von einer Lichtflut überschwemmt,<br />

die so hell wie die Sonne war.<br />

Tatsächlich hätte man annehmen können, die<br />

Sonne sei aufgegangen, und diese Illusion<br />

war so wirksam, dass die aus ihrem Schlaf<br />

geweckten Vögel in diesem künstlichen Tageslicht<br />

zu singen anfingen.<br />

Erst knapp 30 Jahre später kamen auch die<br />

<strong>Berlin</strong>er in den Genuss einer „taghellen“<br />

Straßenbeleuchtung: im September 1882<br />

wurde <strong>der</strong> Potsdamer Platz erstmals mit Bogenlampen<br />

beleuchtet (Abb. 3). Wie hell dieses<br />

Licht war, verdeutlicht ein Gemälde von<br />

CARL SALTZMANN, das auch einen Zeitunglesenden<br />

Passanten zeigt.<br />

Zwar gab es mit den Dampfmaschinen schon<br />

seit dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> Wasserturbine<br />

seit 1828 längst geeignete Antriebsmaschinen,<br />

jedoch konnte <strong>der</strong>en mechanische<br />

Leistung bis zur Entwicklung des elektrischen<br />

Generators 1832 durch ANTOINE HIP-<br />

POLYTE PIXII nicht in elektrische<br />

umgewandelt werden. Bereits 1831 hatte<br />

MICHAEL FARADAY das Induktionsgesetz<br />

und damit das theoretische Fundament aller<br />

elektrischen Maschinen entdeckt. Einen weiteren<br />

Meilenstein setzte 1864 DANIEL<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 7


Titelthema - Energiewende<br />

RÜHMKORFF mit einem Funkeninduktor, <strong>der</strong><br />

mit Hilfe von Spulen hohe Spannungen erzielte<br />

und die Entwicklung des Bogenlichts<br />

vorantrieb. RÜHMKORFF erhielt dafür den<br />

Preis von 50 000 Francs, den <strong>der</strong> französische<br />

Kaiser NAPOLEON III. 1852 für die nützlichste<br />

Erfindung auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Elektrizität ausgesetzt hatte. Als Vorläufer<br />

des Transformators waren die Induktionsapparate<br />

auch wichtige Wegbereiter für den<br />

Wechselstrom. Wie Frankfurts Gaswerkdirektor<br />

JOH. SIMON SCHIELE 1863 vorhergesehen<br />

hatte, rastete <strong>der</strong> Mensch nicht, und so<br />

entdeckte WERNER VON SIEMENS 1866 das<br />

dynamoelektrische Prinzip das drei-bis viermal<br />

so effektiv war wie sein magnetelektrischer<br />

Vorgänger und dabei nur ein<br />

Fünfzehntel des Gewichts auf die Waage<br />

brachte. Siemens schrieb einen Bericht „über<br />

die Umwandlung von Arbeitskraft in elektrischen<br />

Strom“ an die <strong>Berlin</strong>er Akademie, den<br />

er wie folgt schloss: „Der Technik sind gegenwärtig<br />

die Mittel gegeben, elektrische<br />

Ströme von unbegrenzter Stärke überall da<br />

zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist“.<br />

1885 gelang den drei ungarischen Ingenieuren<br />

KÁROLY ZIPERNOWSKY, MIKSA DÉRI<br />

und OTTO TITUS BLATHY mit ihrem Transformator<br />

<strong>der</strong> Durchbruch: es gelang nun, Strom<br />

niedriger Spannung wirtschaftlich in Strom<br />

hoher Spannung umzuwandeln und diesen<br />

auf große Entfernung relativ verlustarm zu<br />

übertragen. Zwar konnten noch im gleichen<br />

Jahr mit dem von <strong>der</strong> Firma GANZ in Budapest<br />

angebotenen Transformatoren bzw.<br />

Stromverteilungssystemen 24 Wechselstromanlagen<br />

errichtet werden, dennoch war <strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>stand gegen den Wechselstrom anfänglich<br />

sehr groß.<br />

Von <strong>der</strong> Einzelanlage über die<br />

Blockstation zum Kraftwerk<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Stromerzeugung ging<br />

von <strong>der</strong> Einzelanlage für nur ein Objekt über<br />

die Blockstation zum öffentlichen Elektrizitätswerk.<br />

Ab etwa 1876 nahm man die ersten<br />

Einzelanlagen in Betrieb, die als reine<br />

Privatanlagen dem Luxus und <strong>der</strong> Reklame<br />

dienten. Die Blockstationen versorgten im<br />

Gegensatz zur Einzelanlage bereits einzelne<br />

Häuserblocks und waren damit eine Vorstufe<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Kraftwerke. Durch mehrere<br />

Abnehmer gestaltete sich die Stromerzeugung<br />

so rationeller als für den Einzelnen. Da<br />

nur die unmittelbare Nachbarschaft mit<br />

Strom versorgt wurde, mussten auch keine<br />

Leitungen in öffentlichen Straßen verlegt<br />

werden, was einer behördlichen Genehmigung<br />

bedurfte, die aber zu dieser Zeit in <strong>der</strong><br />

Regel nicht erteilt wurde. Weil es bis zur Eröffnung<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Elektrizitätswerke<br />

noch einige Jahre dauerte, behalfen sich vor<br />

allem viele Industriebetriebe mit Blockanlagen.<br />

In <strong>Berlin</strong> lieferten 1886 170, meist von<br />

Deutzer Gasmotoren angetriebene Blockanlagen<br />

Strom. Zwar waren bei den Blockstationen<br />

die Leitungskosten wegen <strong>der</strong><br />

geringen Entfernungen verschwindend gering,<br />

doch entstanden Kosten im Wartungsund<br />

Personalbereich durch die Vielzahl <strong>der</strong><br />

Anlagen. Hinzu kamen höhere Brennstoffkosten,<br />

verursacht durch die begrenzte Leistungsgröße<br />

und die damit verbundenen<br />

niedrigeren Nutzungsgrade. So lag die Entwicklung<br />

größerer Versorgungsanlagen nahe,<br />

an <strong>der</strong> sich auch EDISON beteiligte. Um die<br />

Ideen von EDISON auch in Deutschland erproben<br />

und kommerziell einführen zu können,<br />

erwarb EMIL RATHENAU 1881 die<br />

Rechte dazu. Im April 1883 gründete er mit<br />

dem Kapital von fünf Millionen Mark die<br />

DEUTSCHE EDISON-GESELLSCHAFT FÜR AN-<br />

GEWANDTE ELEKTRIZITÄT mit Sitz in <strong>Berlin</strong>,<br />

aus <strong>der</strong> 1887 die AEG hervorging. 1884 entschloss<br />

sich RATHENAU ein öffentliches<br />

Kraftwerk zu errichten, nachdem die Versuche<br />

erfolgreich verlaufen waren. So wurde<br />

am 15. August 1885 das erste deutsche Kraftwerk<br />

in <strong>der</strong> Markgrafenstraße in <strong>Berlin</strong> eröffnet.<br />

Bis dahin waren bereits rund 15<br />

Kraftwerke im Ausland in Betrieb (z. B. seit<br />

1882 in London, 1882 in New York und 1883<br />

in Mailand). Als im selben Jahr die AKTIEN-<br />

GESELLSCHAFT STÄDTISCHE ELEKTRICITÄTS-<br />

WERKE BERLIN begann, die Reichshauptstadt<br />

mit Strom zu beliefern, geschah dies<br />

nur am Abend, bevorzugt an die Reichsbank<br />

und das Königliche Schauspielhaus. Private<br />

Stromabnehmer hatten das Nachsehen, auch<br />

Stromausfälle waren an <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

und die elektrische Beleuchtung war sehr<br />

teuer. All dies kommentierten die <strong>Berlin</strong>er mit<br />

„Een richtiger Jas wird det im Leben nich;<br />

von einem durchschlagenden Erfolg <strong>der</strong> Elektrizität<br />

konnte nicht die Rede sein.<br />

Dampfmaschine, Wasser-und<br />

Dampfturbine<br />

Weit verbreitet war anfänglich die Stromerzeugung<br />

mittels Dampfmaschinen: über 80<br />

% aller Kraftwerke wurden auf diese Weise<br />

betrieben (Tabelle 1). Zur Befeuerung <strong>der</strong><br />

Dampfmaschinen verwendete man Kohle:<br />

3,16 Kilogramm Kohle für eine Kilowattstunde.<br />

Heute reicht dafür ein Zehntel <strong>der</strong><br />

Kohlenmenge. Interessant ist folgendes Zitat<br />

bezüglich <strong>der</strong> Stromerzeugung im Hinblick<br />

auf die <strong>der</strong>zeitige Diskussion um den Klimawandel,<br />

denn es zeigt, dass bereits in den Anfängen<br />

<strong>der</strong> Elektrizität durchaus ein<br />

Bewusstsein für Ressourcenverwaltung vorhanden<br />

war. „Die Söhne kommen<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

werden auf uns gewiß als sinnlose<br />

Verschwen<strong>der</strong> mit Geringschätzung herabblicken,<br />

wenn sie herausrechnen, dass wir von<br />

dem Heizwerth, <strong>der</strong> in den Brennmaterialien<br />

vorhanden ist, nur den zehnten Teil als<br />

Wärme ausnutzen und den Rest als Ruß und<br />

Rauch in die Luft lassen.“ Der Direktor <strong>der</strong><br />

Physikalischen-Technischen Reichsanstalt,<br />

FRIEDRICH KOHLRAUSCH, erklärte 1900,<br />

dass man sich Grund in Nordafrika sichern<br />

solle, da man mit einigen Quadratkilometern<br />

das gesamte Deutsche Reich mit Solarenergie<br />

versorgen könne.<br />

Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />

8 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Bei <strong>der</strong> ersten Fernübertragung von Gleichstrom<br />

von Miesbach nach München 1882<br />

verwendete OSKAR VON MILLER Wasserkraft.<br />

Der britische Ingenieur JAMES B.<br />

FRANCIS hatte 1827 in den USA den Prototyp<br />

einer Wasserturbine entwickelt, die bis<br />

1849 so weit optimiert werden konnte, dass<br />

sie die Wasserkraft zu 90 Prozent ausnutzte.<br />

Durch die Verbesserungen des herkömmlichen<br />

Wasserrades konnte vielerorts auch an<br />

kleinen Wasserläufen ein Generator angetrieben<br />

werden, <strong>der</strong> Lampen und auch Elektromotoren<br />

betrieb. Auch große Kraftwerke wie<br />

z. B. die Isar-und Maximilianswerke in München<br />

(1895, ca. 1,4 MW) und das Werk in<br />

Rheinfelden (1898, 5,5MW; 1905, 14 MW)<br />

bedienten sich <strong>der</strong> Wasserkraft als Methode<br />

<strong>der</strong> Energieerzeugung.<br />

In den Kohlekraftwerken zeigte sich bald,<br />

dass weitere Leistungssteigerungen <strong>der</strong><br />

Dampfmaschinen den Wirkungsgrad nicht<br />

wesentlich erhöhen konnten. Bereits 1883 erhielt<br />

CARL GUSTAV DE LAVAL das Patent auf<br />

seine reine Aktionsturbine und ein Jahr später<br />

CHARLES ALGERNON PARSONS, <strong>der</strong> eine<br />

Turbine in Vielstufenbauart entwickelt hatte.<br />

1900 erprobte das städtische Kraftwerk Elberfeld<br />

eine 1-MW-Turbine nach dem PAR-<br />

SONS-Prinzip und setzte damit erstmals eine<br />

Turbine für die Stromerzeugung ein. Ab 1904<br />

konnte die AEG Curtis-Turbinen, die CHARLES<br />

GORDON CURTIS als Kombination <strong>der</strong> Lavalund<br />

Parsons-Turbine entwickelt hatte, erfolgreich<br />

verkaufen. Zwar war <strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />

<strong>der</strong> Dampfturbinen beson<strong>der</strong>s bei kleineren<br />

Leistungseinheiten geringer als die <strong>der</strong><br />

Dampfmaschinen, aber sie hatten drei entscheidende<br />

Vorteile: sie waren um ein Fünftel<br />

kleiner, wogen bei Leistungen von 1 bis 5<br />

MW nur acht-bis zehnmal weniger wie die<br />

Dampfmaschinen bei gleicher Leistung, und<br />

die Investitionskosten waren um 40 % niedriger.<br />

„AC or DC?“<br />

– „Wechsel-o<strong>der</strong> Gleichstrom?“<br />

Als die Stadtherren von Frankfurt a. M. bei<br />

<strong>der</strong> Planung des Elektrizitätswerkes ratlos vor<br />

<strong>der</strong> Entscheidung standen, ob sie sich für<br />

Gleich-, Dreh- o<strong>der</strong> einphasigen Wechselstrom<br />

entscheiden sollten, war darüber<br />

längst ein internationaler Streit in <strong>der</strong> Fachwelt<br />

entbrannt. Verursacht wurde dieser<br />

durch EDISON und GEORGE WESTING-<br />

HOUSE. EDISON beabsichtigte ganz Amerika<br />

mit Gleichstrom zu versorgen, <strong>der</strong> allerdings<br />

den Nachteil hatte, dass man ihn nicht ohne<br />

große Verluste über weite Strecken transportieren<br />

konnte, weshalb er ein Netz aus kleinen<br />

Kraftwerken plante. WESTINGHOUSE<br />

stand diesen Vorstellungen kritisch gegenüber<br />

und erkannte, dass dieses System auch<br />

zahlreiche Probleme mit sich bringen würde.<br />

Er suchte daher nach einer an<strong>der</strong>en Lösung<br />

und fand heraus, dass sich das Wechselspannungssystem<br />

zur Energieversorgung, über<br />

weite Entfernungen besser eignete, da sich<br />

dieser mittels Transformatoren – die 1885 erfunden<br />

wurden – hochgespannt verlustarm<br />

über weite Strecken transportieren ließ. WES-<br />

TINGHOUSE stand aber vor dem Problem,<br />

dass er seinen Kunden nur Strom anbieten<br />

konnte, aber keine Glühlampen und an<strong>der</strong>e<br />

elektrotechnische Elemente, da <strong>der</strong>en Herstellung<br />

patentrechtlich an<strong>der</strong>en Firmen vorbehalten<br />

war. Um sich den Markt zu sichern,<br />

knüpften die Hersteller von Glühlampen und<br />

Installationsmaterial das Benutzungsrecht oft<br />

an bestimmte Stromnetze. Auf diese Weise<br />

behin<strong>der</strong>ten sie aber auch Innovation im Allgemeinen<br />

und WESTINGHOUSES Pläne im<br />

Speziellen. Nicht nur die EDISON-GESELL-<br />

SCHAFT, die durch den Wechselstrom eine<br />

Entwertung ihrer Patente und den Verlust <strong>der</strong><br />

marktbeherrschenden Stellung befürchtete<br />

son<strong>der</strong>n auch Unternehmen wie SIEMENS<br />

und SCHUCKERT waren unter den Gegnern<br />

zu finden. EDISON ging soweit, das Ganz-Patent<br />

für den Transformator zu kaufen, nicht<br />

um ihn anzuwenden, son<strong>der</strong>n um die Konkurrenz<br />

auszuschalten. „Es gibt keinen Grund,<br />

<strong>der</strong> die Verwendung von hochgespannten<br />

Wechselströmen, sei es im wissenschaftlichen<br />

o<strong>der</strong> im kommerziellen Bereich, rechtfertigen<br />

würde. Man benützt sie lediglich um<br />

an Investitionskosten für den Kupferdraht zu<br />

sparen. Ich persönlich würde wünschen, dass<br />

<strong>der</strong> Gebrauch von Wechselstrom völlig verboten<br />

würde.“ Dieses Zitat verdeutlicht, dass<br />

sich auch ein großer Erfin<strong>der</strong> irren kann. In<br />

Frankfurt holte man 1887 indessen Erfahrungsberichte<br />

aus <strong>Berlin</strong>, Wien, Luzern und<br />

Rom ein und schrieb den Bau eines Elektrizitätswerkes<br />

aus, was aber zu keinem Ergebnis<br />

führte. Die Fachwelt stritt beharrlich weiter.<br />

Auch die Bildung einer Sachverständigen-<br />

Kommission 1889 unter an<strong>der</strong>em mit Professor<br />

GALILEO FERRARIS aus Turin, Professor<br />

ERASMUS KITTLER aus Darmstadt, Direktor<br />

FRIEDRICH UPPENBORN aus München, Professor<br />

WEBER aus Zürich und Baurat WIL-<br />

LIAM H. LINDLEY aus Frankfurt, brachte die<br />

Stadt bei ihrer Entscheidungsfindung nicht<br />

weiter. Um endlich einen Entschluss herbeizuführen,<br />

veranstaltete Frankfurt 1891 fünf<br />

Monate lang die „Internationale Elektrotechnische<br />

Ausstellung“, die von OSKAR VON<br />

MILLER geleitet wurde, dessen Ingenieurbüro<br />

inzwi schen führend auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Energiewirtschaft war.<br />

MILLER hatte bereits 1882 in München die<br />

erste deutsche elektrotechnische Ausstellung<br />

organisiert, wo er zusammen mit MARCEL<br />

DEPRÉZ die erste Fernübertragung von elektrischem<br />

Strom durchführte. Es gelang ihnen,<br />

Gleichstrom von Miesbach nach München<br />

(ca. 60 km) zu leiten, jedoch mit einem Verlust<br />

von 77 Prozent, so dass die Maschinerie<br />

durch Dynamomaschinen, angetrieben von<br />

18 Lokomobilen mit 260 PS, unterstützt werden<br />

musste. Bei <strong>der</strong> „Internationalen Elektrotechnischen<br />

Ausstellung“ in Frankfurt gelang<br />

VON MILLER ein weiterer Coup: die erste<br />

Übertragung von hochgespanntem Drehstrom.<br />

Im Zementwerk in Lauffen am Neckar<br />

lieferte ein Generator, betrieben von einer<br />

Wasserturbine, drei phasenverschobene<br />

Wechselspannungen von 55 Volt. Der so erzeugte<br />

Drehstrom wurde im Verhältnis 1:160<br />

hochtransformiert und konnte über eine 176<br />

km lange Freileitung auf das Messegelände<br />

in Frankfurt übertragen werden, wobei <strong>der</strong><br />

Wirkungsgrad bei 75 Prozent lag, also dreimal<br />

so hoch war als 1882 in München. Mit<br />

<strong>der</strong> Energie versorgte man auf dem Ausstellungsgelände<br />

1000 Glühlampen mit Strom<br />

und trieb über einen Elektromotor eine<br />

Pumpe an, die einen künstlichen Wasserfall<br />

in Gang setzte. Damit war zwar bewiesen,<br />

dass Drehstrom über größere Entfernungen<br />

ohne allzu große Verluste transportiert werden<br />

konnte, trotzdem entschieden sich viele<br />

Städte unmittelbar nach <strong>der</strong> Ausstellung dennoch<br />

für Gleichstrom. Die Möglichkeit,<br />

Gleichstrom in Batterieanlagen speichern<br />

und so den Strom zeitweise abschalten zu<br />

können, und die zahlreichen Gleichstrommotoren,<br />

die bereits verwendet wurden, erschienen<br />

den meisten von Vorteil. Außerdem war<br />

die Patentlage des Drehstroms noch nicht gesichert,<br />

und das nötige dreiadrige Kabelnetz<br />

hielt man für teuer und kompliziert – eine folgenschwere<br />

Entscheidung, da man die Überlegenheit<br />

des Drehstroms für den Betrieb von<br />

Motoren völlig unterbewertete. Letztlich ging<br />

aber <strong>der</strong> „Stromkrieg“ zu Gunsten des Drehstroms<br />

aus, weil man es für das am besten<br />

geeignete Übertragungsmedium hielt. Bereits<br />

1890, ein Jahr vor <strong>der</strong> „Internationalen Elektrotechnischen<br />

Ausstellung“, wurde in Bad<br />

Reichenhall Deutschlands erstes Wechselstromkraftwerk<br />

mit 198 kW, 62,5 Hz in Betrieb<br />

genommen. Die Fernübertragungen, die<br />

VON MILLER initiiert hat, waren <strong>der</strong> Anfang<br />

des inzwischen international ausgebauten<br />

Gesamtnetzes, das heute u. a. ganz Europa<br />

umfasst. Das UCTE74-Netz versorgt weltweit<br />

rund 450 Millionen Menschen mit Strom und<br />

produziert dabei fast 2300 Terrawattstunden<br />

pro Jahr. Drehstromleitungen mit bis zu 380<br />

Kilovolt haben sich etabliert.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 9


Titelthema - Energiewende<br />

Erst knapp 100 Jahre später, „als man begann,<br />

sehr lange Übertragungsstrecken für<br />

sehr hohe Übertragungsleistungen zu konzipieren,<br />

erlebte die Gleichstrom-Hochspannungsübertragung<br />

einen späten Durchbruch.<br />

Mit <strong>der</strong> Verfügbarkeit von mo<strong>der</strong>nen Leistungshalbleitern<br />

ist die Frage Dreh- o<strong>der</strong><br />

Gleichstrom für viele Aufgaben hochaktuell,<br />

etwa wenn es um die Kopplung großer synchroner<br />

Drehstromsysteme geht.“<br />

Der Strommarkt<br />

In den Anfängen lag <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Elektroindustrie im Beleuchtungswesen, im<br />

Gegensatz zu heute, wo dieses nur noch<br />

einen geringen Anteil am Stromverbrauch<br />

hat. In einem ersten Betriebsjahr 1894 nahm<br />

beispielsweise das Elektrizitätswerk in Frankfurt<br />

a. M. 527 000 Mark für 1,4 Millionen Kilowattstunden<br />

ein, davon 88 Prozent für<br />

Licht-, 11 für Kraft- und 1 Prozent für Wärmestrom.<br />

Dies än<strong>der</strong>te sich in den folgenden<br />

Jahren deutlich: rasch stieg die Zahl <strong>der</strong> Abnehmer<br />

von Kraftstrom zum Antrieb von<br />

Elektromotoren und ebenso die Verwendung<br />

von Strom zum Betrieb elektrischer Straßenbahnen.<br />

Mit <strong>der</strong> Abnehmerzahl stieg auch<br />

<strong>der</strong> Energiebedarf, so dass zwischen 1890<br />

und 1905 1145 neue Elektrizitätskraftwerke<br />

gebaut wurden. Da trotz <strong>der</strong> steigenden<br />

Nachfrage beson<strong>der</strong>s kleine Kraftwerke nicht<br />

ausreichend ausgelastet waren, speicherte<br />

man in Akkumulatorstationen Energie, die<br />

bei steigen<strong>der</strong> Nachfrage eingesetzt werden<br />

konnte. Außerdem war es durch den Einsatz<br />

von Akkumulatoren auch möglich, Personalkosten<br />

zu sparen, denn nachts mussten kein<br />

Schaltwärter o<strong>der</strong> Maschinist eingesetzt werden.<br />

1905, als noch die Gleichstromzentralen<br />

dominierten, wurden ca. 15 % <strong>der</strong> Gesamtleistung<br />

auf diese Weise erbracht. Mit dem<br />

Anstieg <strong>der</strong> Abnehmerleistung fielen die<br />

Strompreise: anfänglich hatte eine Kilowattstunde<br />

80 Pfennig gekostet, 1905 waren es<br />

nur noch etwas mehr als 20 Pfennig. Laut<br />

TRURNIT waren 80 Pfennig in Frankfurt a. M.<br />

<strong>der</strong> Arbeiterlohn von zwei Stunden o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Preis für 27 Eier o<strong>der</strong> ein Pfund Butter. Strom<br />

war also extrem teuer. Die so genannte Edison-A-Lampe<br />

kostete fünf Mark und hatte<br />

eine Lebensdauer von 1000 Stunden bei 100<br />

Volt. Zusammen mit den Anschlusskosten<br />

kam man auf etwa 10 Pfennig pro Betriebsstunde.<br />

So konnte ein Facharbeiter mit seinem<br />

Stundenlohn eine A-Lampe vier Stunden<br />

und 1905 schon ca. 16 Stunden betreiben. Im<br />

Vergleich dazu wären es heute rund 3200<br />

Stunden bei gleicher Helligkeit. Elektrizität<br />

war also zunächst ein reines Luxusgut, dessen<br />

Markt von einigen wenigen Firmen beherrscht<br />

und kontrolliert wurde. So verwun<strong>der</strong>t<br />

es kaum, dass OSKAR VON MILLER, <strong>der</strong><br />

die Idee vom „sozialen Strom“ verwirklichen<br />

wollte, von seinen Zeitgenossen angefeindet<br />

wurde, dies, obwohl er sich in den Anfängen<br />

stark für Öffentlichkeitsarbeit einsetzte, mit<br />

<strong>der</strong> er dem Einzelnen die Vorteile des elektrischen<br />

Stroms vor Augen führen wollte, um<br />

damit den Energiekonzernen einen großen<br />

Kundenkreis zu bescheren. Dann allerdings<br />

wichen seine Ziele stark von denen <strong>der</strong> Energieversorger<br />

ab: VON MILLER wollte das Luxusgut<br />

Strom zum Allgemeingut werden<br />

lassen und för<strong>der</strong>te eine Stromversorgung<br />

des Handwerks und Kleingewerbes. Die dafür<br />

nötigen niedrigen Strompreise und daraus resultierende<br />

Entwicklung von Kleinmotoren,<br />

mit denen es auch Kleinunternehmern möglich<br />

wurde, wirtschaftlich und preisgünstig zu<br />

produzieren, waren den großen Energie-und<br />

Industriekonzernen ein Dorn im Auge.<br />

Stromleitung<br />

– Leitungsmaterialien<br />

Sind in einigen Sammlungen noch zahlreiche<br />

Schalter, Steckdosen und Glühbirnen erhalten,<br />

so gestaltet sich die Suche nach Leitungen<br />

<strong>der</strong> Hausinstallation aus den Anfängen<br />

<strong>der</strong> Elektrizität nahezu aussichtslos. Da diese<br />

in alten Gebäuden meist das größte Risiko<br />

darstellten, wurden sie undokumentiert entsorgt,<br />

was erstens die spärlichen Bestände<br />

und zweitens das Fehlen einer entsprechenden<br />

Fachliteratur erklärt. Die Literaturrecherche<br />

zu diesem Thema lieferte einen Aufsatz<br />

von JOACHIM GEYLER von 1971 in <strong>der</strong> Technikgeschichte,<br />

in dem er die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Starkstrom-Installationsleitungen darlegt.<br />

Weitere Informationen konnten aus Monteurschriften<br />

und Handbüchern <strong>der</strong> Firma SIE-<br />

MENS gewonnen werden, die aus den<br />

1920er-Jahren stammen, aber dennoch für<br />

einen Teil <strong>der</strong> erhaltenen Leitungen im<br />

Schloss Bad Homburg zutreffend sind.<br />

Als zu Beginn des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Wissenschaft<br />

das Gebiet <strong>der</strong> Elektrizität eroberte,<br />

die damals noch ausschließlich durch Reibung<br />

erzeugt werden konnte, begann man<br />

sich auch mit <strong>der</strong> Stromleitung zu befassen.<br />

Dabei erwiesen sich Metalldrähte bald als am<br />

besten geeignet für die Stromübertragung.<br />

Auch die Isolierung spielte schon eine –<br />

wenn auch untergeordnete – Rolle. So wurden<br />

die Drähte zum Beispiel an Seidenfäden<br />

aufgehängt o<strong>der</strong> durch Glasröhrchen gezogen.<br />

Mit <strong>der</strong> Erfindung des Galvanischen Elements<br />

1800 durch VOLTA war es möglich,<br />

stärkere Ströme zu erzeugen. Diese leitete<br />

man durch Drähte, die mit Bespinnung o<strong>der</strong><br />

Beflechtung aus mit harz- o<strong>der</strong> asphalthaltigen<br />

Massen getränkter Jute, Baumwolle,<br />

Seide und an<strong>der</strong>en Faserstoffen isoliert wurden.<br />

Da es für die Telegraphie notwendig war,<br />

Leitungen auch unterirdisch zu verlegen und<br />

die genannten Materialien nicht ausreichend<br />

Schutz vor Feuchtigkeit boten, wurden Experimente<br />

mit Gummibän<strong>der</strong>n durchgeführt,<br />

die man um die textilisolierten Leitungen wickelte,<br />

und Glasrohren, die mit Gummimuffen<br />

verbunden wurden. Für diese Verlegungsart<br />

war die Entdeckung <strong>der</strong> Guttapercha bahnbrechend.<br />

WERNER SIEMENS erschloss den<br />

deutschen Markt um 1846 mit einer Probe,<br />

die er von seinem Bru<strong>der</strong> Wilhelm aus London<br />

zugeschickt bekam. SIEMENS schrieb:<br />

„Die ausgezeichneten Eigenschaften dieser<br />

Masse, in erwärmtem Zustand plastisch zu<br />

werden und, wie<strong>der</strong> erkaltet, ein guter Isolator<br />

<strong>der</strong> Elektrizität zu sein, erregten meine<br />

Aufmerksamkeit. Ich überzog einige Drahtproben<br />

mit <strong>der</strong> erwärmten Masse und fand,<br />

dass sie sehr gut isoliert waren […]“<br />

Die Leitungsdrähte wurden mittels Walzen<br />

mit <strong>der</strong> Guttaperchamasse isoliert, wobei<br />

Walznähte entstanden, die nach einiger Zeit<br />

aufgingen. HANCOCK entwickelte eine Guttaperchapresse<br />

zur industriellen nahtlosen<br />

Beschichtung von Kupferdrähten. Kurz drauf<br />

konstruierte SIEMENS eine Schraubenpresse<br />

für diesen Zweck (Abb. 7) und erzielte damit<br />

eine dauerhafte Isolation. „[…] Es stellte sich<br />

aber heraus, dass die Walznaht sich mit <strong>der</strong><br />

Zeit löste. Ich konstruierte daher eine Schraubenpresse,<br />

durch welche die erwärmte Guttapercha<br />

unter Anwendung hohen Druckes<br />

ohne Naht um den Kupferdraht gepresst<br />

wurde. Die mit Hilfe einer solchen, von Halske<br />

ausgeführten Modellpresse überzogenen Leitungsdrähte<br />

erwiesen sich als gut isoliert und<br />

behielten ihre Isolation dauernd bei. Im Sommer<br />

1847 wurde die erste längere unterirdische<br />

Leitung von <strong>Berlin</strong> bis Großbeeren mit<br />

<strong>der</strong>artig isolierten Drähten von mir gelegt […<br />

] In <strong>der</strong> Tat sind seit jener Zeit nicht nur die<br />

unterirdisch geführten Landlinien, son<strong>der</strong>n<br />

auch die submarinen Kabellinien fast ausnahmslos<br />

in dieser Weise isoliert […]“ Der<br />

Vorteil <strong>der</strong> Guttapercha, bei Wärme verformbar<br />

zu sein, war zugleich auch ihr Nachteil:<br />

ein Einsatz in Räumen mit hoher Temperatur<br />

war nicht möglich. So konnten in den Maschinen-und<br />

Kesselhäusern <strong>der</strong> Lichtstationen<br />

keine mit Guttapercha isolierten Leitungen<br />

verlegt werden, da sie sich durch Stromwärme<br />

verformten. Bis zur Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

war Guttapercha von großer<br />

Bedeutung für die Elektroindustrie, beson<strong>der</strong>s<br />

für die Isolierung von Unterwasserkabeln.<br />

Zwischen 1845 und 1896 wurden allein<br />

10 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

in Großbritannien 48 000 t des Materials verbraucht.<br />

Guttapercha hatte gute Formeigenschaften,<br />

bot eine wasserdichte Isolation und<br />

war „in <strong>der</strong> natürlichen Feuchtigkeit des Bodens<br />

unbegrenzt haltbar“. Allerdings war es<br />

ausgesprochen teuer und es war nicht möglich,<br />

Starkstromleitungen auf diese Weise zu<br />

isolieren, da mittels <strong>der</strong> Modellpressen nur<br />

Leitungen mit geringem Querschnitt herzustellen<br />

waren. Der Mangel eines geeigneten<br />

Isoliermaterials führte zu Problemen. So<br />

schreibt beispielsweise die Thüringer Elektricitäts-Lieferungsgesellschaft<br />

Gotha in ihrem<br />

„Nachrichtenblatt“ über die elektrische Straßenbahn<br />

<strong>Berlin</strong>-Lichterfelde: „Der Motor leistete<br />

bei 15 Kilometer Stundengeschwindigkeit<br />

fünf Pferdestärken. Die<br />

Stromzufuhr erfolgte durch die Schienen. Natürlich<br />

gab es bei dieser Bahn anfangs<br />

Schwierigkeiten. Für die Isolierung <strong>der</strong> Wegeübergänge<br />

war nicht gesorgt, so dass die<br />

Pferde beim Überschreiten elektrische<br />

Schläge erhielten, auf die Knie stürzten und<br />

dann durchgingen. Weitere Schwierigkeiten<br />

folgten daraus, dass die Lichterfel<strong>der</strong> Schuljugend<br />

die Bahnanlagen zu wissenschaftlichen<br />

Forschungen benutzte. Kleine und große<br />

Kin<strong>der</strong> führten durch Metalldrähte Kurzschluss<br />

herbei […]“.<br />

1883 wurde wegen dieser Schwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> Strom <strong>der</strong> „Knochenmihl“, <strong>der</strong> Bahn von<br />

Frankfurt a. M. nach Offenbach, per Oberleitung<br />

zugeführt. Bis heute haben sich zur<br />

Stromübertragung zwei Systeme erhalten:<br />

unterirdisch verlegte Kabel und Freileitungen<br />

auf Masten. Im Gegensatz zu den isolierten<br />

Erdkabeln waren und sind die Freileitungen<br />

luftisoliert, so dass zwischen den Leitern ein<br />

Mindestabstand eingehalten werden muss<br />

und die Leitungen über Isolatoren an den<br />

Masten anzubringen sind.<br />

Leitungsmaterial Kupfer<br />

Am häufigsten kommen damals wie heute<br />

Kupferleitungen wegen ihrer hohen Leitfähigkeit,<br />

Haltbarkeit, Festigkeit, guten Bearbeitbarkeit<br />

zum Einsatz. Der Querschnitt<br />

isolierter Kupferleitungen reichte von 0,5–10<br />

mm² als massive Drähte und ab 10–150 mm²<br />

als mehrdrähtige Leiter. Als noch eine Isolierung<br />

mit einer Gummimischung gebräuchlich<br />

war, wurden die Kupferdrähte feuerverzinnt,<br />

um das Kupfer vor dem in <strong>der</strong> Gummimischung<br />

enthaltenen Schwefel und die Gummimischung<br />

vor den Einflüssen des Kupfers<br />

zu schützen. Im Meyers Lexikon <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

findet sich auch <strong>der</strong> Hinweis,<br />

dass man Leitungsdrähte auch heute verzinnt,<br />

um die Haftfähigkeit von Kautschuküberzügen<br />

zu verbessern. Der Zinngehalt<br />

wurde während <strong>der</strong> Weltkriege durch Beigabe<br />

von bis zu 95 % Blei herabgesetzt.<br />

Während <strong>der</strong> beiden Weltkriege durfte Kupfer<br />

zu Leitungszwecken nur eingeschränkt verwendet<br />

werden. In einer Preisliste <strong>der</strong> Siemens-Schuckertwerke<br />

von 1919 heißt es<br />

dazu: „Die Querschnitte 1 und 1,5 qmm <strong>der</strong><br />

Type KGC können ohne weiteres geliefert<br />

werden, während die Anfertigung <strong>der</strong> Querschnitte<br />

von 2,5 qmm aufwärts vorläufig nur<br />

mit Verwendungserlaubnis <strong>der</strong> Elektrizitäts-<br />

Wirtschaftsstelle <strong>Berlin</strong>, Königgrätzer Str. 28,<br />

für das erfor<strong>der</strong>liche Kupfer möglich ist.“<br />

Aluminium<br />

Aluminium diente teilweise als Ersatz von<br />

Kupfer für Freileitungsseile. Für Starkstrom-<br />

Installationsleitungen wurde Leitaluminium<br />

mit einem Reinheitsgrad von 99,5 % verwendet.<br />

Jedoch hat Aluminium den Nachteil, dass<br />

es an <strong>der</strong> Luft eine leicht isolierende Schicht<br />

ausbildet. Diese Erscheinung konnte bei <strong>der</strong><br />

Verwendung als Magnetspulendraht künstlich<br />

verstärkt und so sinnvoll eingesetzt werden.<br />

Die geringere Festigkeit des Aluminiums<br />

gegenüber dem Kupfer ist im Hinblick auf die<br />

Installation und den damit verbundenen Zugund<br />

Biegebeanspruchungen von Vorteil.<br />

Zink<br />

Da in den beiden Weltkriegen Mangel an<br />

Kupfer und Aluminium für elektrotechnische<br />

Zwecke herrschte, griff man auf Zinkdraht zurück.<br />

Zink hat jedoch die Eigenschaft, dass<br />

bei Einwirkung von Wärme Grobkornbildung<br />

auftritt, was auch bei Stromwärme <strong>der</strong> Fall<br />

war und die verwendeten Zinkdrähte bereits<br />

kurze Zeit später ausgetauscht werden mussten.<br />

Im Zweiten Weltkrieg konnte die Firma<br />

SIEMENS dieses Problem lösen, indem man<br />

eine Legierung aus Zink und Aluminium entwickelte,<br />

die anwendungstechnisch einwandfrei<br />

war, aber nur ca. ein Viertel bis ein Fünftel<br />

<strong>der</strong> Leitfähigkeit des Kupfers besaß. Als auch<br />

das Aluminium knapp wurde, griff man auf<br />

eine Zn-Fe-Legierung zurück.<br />

In einem Artikel in <strong>der</strong> Elektrotechnischen<br />

Zeitschrift (im Folgenden als ETZ abgekürzt)<br />

vom 23. März 1916 veröffentlichte die Drahtund<br />

Kabelkommission des Verbandes Deutscher<br />

Elektrotechniker (im Folgenden als VDE<br />

abgekürzt) die Normalien für die Ausführung<br />

von Fassungsa<strong>der</strong>n, Pendelschnüren, Leitungen<br />

zum Anschluss ortsverän<strong>der</strong>licher Stromverbraucher<br />

mit Aluminium-o<strong>der</strong> Zinkleitern.<br />

Eisen<br />

Da Eisen einen sehr viel höheren Wi<strong>der</strong>stand<br />

als Kupfer hat, wurde es nur verwendet,<br />

wenn eine gute Leitfähigkeit nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

und ein Rosten nicht zu befürchten war.<br />

Leitungstypen<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Leitungstechnik unterschied<br />

man zunächst zwischen blanken und isolierten<br />

Leitungen, wobei Leitungen mit Textilumhüllung<br />

ab 1900 ebenfalls als „blank“, also<br />

nicht isoliert, galten.<br />

Blanke Leitungen<br />

In Ermangelung geeigneten Isolationsmaterials<br />

verlegte man zum Teil auch blanke Leitungen<br />

über Isolatoren. Waren die Drähte<br />

gegen unbeabsichtigtes Berühren geschützt,<br />

wie bei Frei-und Erdleitungen (letztere nur<br />

bei Nie<strong>der</strong>spannung) und auf Schalttafeln,<br />

wurden sie auch später noch blank verlegt.<br />

Als deutliche Verbesserung kann das Patent<br />

<strong>der</strong> Firma SIEMENS & HALSKE in <strong>Berlin</strong> aus<br />

dem Jahr 1880 angesehen werden. Es ist mit<br />

„Neuerungen in dem Verfahren zur Herstellung<br />

isolierter Leitungen“ überschrieben und<br />

hatte zum Ziel: „Die Tränkung in <strong>der</strong> Luftleere<br />

<strong>der</strong> in einer unter Anwendung von Schwefelsäure<br />

o<strong>der</strong> eines an<strong>der</strong>en hygroskopischen<br />

Körpers getrockneten Umspinnung isolierter<br />

Drähte mit Kautschuköl o<strong>der</strong> einer ähnliche<br />

Eigenschaften besitzenden Flüssigkeit.“<br />

Diese, mit einem getränkten Faserstoff besponnenen<br />

o<strong>der</strong> beflochtenen Leitungen, galten<br />

bis zur ersten VDE-„Normalie“ 1900 als<br />

isoliert, obwohl sie den Leiter lediglich gegen<br />

Witterungs-o<strong>der</strong> chemische Einflüsse schützten<br />

und daher beispielsweise auch nicht an<br />

metallischen Wänden anliegen durften. Verlegt<br />

wurden diese Leitungen in Verbraucheranlagen<br />

in Holzleisten o<strong>der</strong> auf<br />

Porzellanrollen, was in den meisten Fällen genügte,<br />

da Betriebsspannungen von 110 Volt<br />

selten überschritten wurden. Mit <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

<strong>der</strong> Normalie des VDE galten nur<br />

noch gummiisolierte Leitungen als isoliert.<br />

1900 wurde auch die Gründung <strong>der</strong> „Drahtund<br />

Kabelkommission“ auf <strong>der</strong> Jahresversammlung<br />

des VDE beschlossen, die am 26.<br />

Juni 1901 die Normalien für Gummiband-und<br />

Gummia<strong>der</strong>schnüre sowie für einfache<br />

Gleichstromkabel bis 700 Volt verabschiedete,<br />

die ab dem 1. Januar 1903 gültig<br />

waren.<br />

Isolierte Leitungen<br />

Als SIEMENS & HALSKE 1893 die Gummibandleitungen<br />

für die Verlegung in feuchten<br />

Räumen erfand, bei denen <strong>der</strong> Leiter mit<br />

Lagen aus Baumwollbespinnung, Naturgummiband,<br />

Baumwollbespinnung und einer mit<br />

schwarzer Isoliermasse getränkten Baumwollbeflechtung<br />

umgeben wurde, waren die<br />

ersten isolierten Leitungen (LGU-Leitungen)<br />

auf dem Markt (Tabelle 3), für die <strong>der</strong> VDE<br />

1903 die ersten Normalien erließ.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 11


Titelthema - Energiewende<br />

Aus den Gummibandleitungen stellte man<br />

auch zwei-o<strong>der</strong> dreiadrige Leitungen aus<br />

feindrähtigen Litzenleitern her, die eine<br />

Glanzgarnbeflechtung erhielten und sowohl<br />

als Zuleitungen für Tischlampen als auch bei<br />

fest verlegten Installationsleitungen in Wohnräumen<br />

Verwendung fanden. Die einadrigen<br />

Gummibandleitungen waren für Spannungen<br />

bis 250 Volt, die mehradrigen Schnüre bis<br />

125 Volt zugelassen. Da jedoch das Gummiband<br />

noch aus unvulkanisiertem Naturkautschuk<br />

bestand, versprödete es schnell. Die<br />

Gummibandleitungen mussten daher auf<br />

Porzellanrollen verlegt werden, um zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Textilumhüllung eine relativ sichere<br />

Isolation vorzuweisen. Nachdem seit<br />

1905 Gummia<strong>der</strong>leitungen NGA mit vulkanisierter<br />

Gummihülle hergestellt wurden, stufte<br />

<strong>der</strong> VDE 1908 die Verlegung von Gummibandleitungen<br />

und -schnüren als unzulässig<br />

ein und beschränkte diese auf die wandfeste<br />

Verlegung auf Putz in trockenen Räumen. Ab<br />

1914 wurden die Gummia<strong>der</strong>leitungen mit<br />

Gummibän<strong>der</strong>n isoliert, die vulkanisierbar<br />

waren. Nach <strong>der</strong> Bespinnung mit gummiertem<br />

Baumwollband wurden die Leitungen<br />

vulkanisiert und mit Baumwolle beflochten,<br />

die mit einer schwarzen Bitumenmasse getränkt<br />

wurde.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Energiesysteme<br />

1. Historisches zur Brennstoffzelle<br />

Man möchte meinen, die Brennstoffzelle sei<br />

eine Erfindung <strong>der</strong> letzten zwanzig, vielleicht<br />

dreißig Jahre. Doch das Funktionsprinzip <strong>der</strong><br />

Brennstoffzelle beruht auf <strong>der</strong> weitaus älteren<br />

Entdeckung des deutschen Christian-<br />

Friedrich Schönbein. Er entdeckte 1838, dass<br />

zwischen zwei von Wasserstoff bzw. Sauerstoff<br />

umspülten Platindrähten eine elektrische<br />

Spannung messbar war.<br />

Parallel dazu arbeitete <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> Sir Robert<br />

Grove 1839 an <strong>der</strong> galvanischen Gasbatterie.<br />

Diese Erfindung beruht auf <strong>der</strong><br />

Entdeckung Schönbeins und war damit eine<br />

frühe Form <strong>der</strong> Brennstoffzelle. Die Erfindung<br />

<strong>der</strong> Brennstoffzelle wird daher diesen beiden<br />

Wissenschaftlern<br />

zuges<br />

p r o c h e n .<br />

Diese konnte<br />

zu dieser Zeit<br />

jedoch nur<br />

sehr geringe<br />

Ströme erzeugen.<br />

Sir William<br />

Robert Groves<br />

(1811-1896)<br />

Groves war nicht nur Naturwissenschaftler,<br />

in einem späteren Lebensabschnitt wurde er<br />

Anwalt und brachte es 1871 damit sogar<br />

zum Richter. Es verwun<strong>der</strong>t nicht, dass er sich<br />

mit seinem technischen Wissen später auf Patentrecht<br />

spezialisierte.<br />

Schema <strong>der</strong> Groves’schen Gasbatterie<br />

2. Meilensteine in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Brennstoffzelle:<br />

• 1838/1839 Entdeckung des elektrochemischen<br />

Prinzips durch Schönbein und<br />

Groves<br />

• 1920 Forschung und technologische Verbesserungen,<br />

Prognostizierter Wirkungsgrad<br />

von 83%, die elektrochemischen<br />

Vorgänge konnten nicht eindeutig erklärt<br />

werden<br />

• 1950er Einsatz in U-Booten (kompakte<br />

Energiewandler mit hoher Leistungsdichte<br />

wurden notwendig)<br />

• 1960er Einsatz von Brennstoffzellen in<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Raumfahrt (Kosten<br />

spielten in <strong>der</strong> Raumfahrt zu damaliger<br />

Zeit keine Rolle)<br />

• Seit 1980er verstärkte Fokussierung auf<br />

die Brennstoffzelle als Ersatz konventioneller<br />

Energiequellen<br />

3. Aufbau und Funktionsprinzip <strong>der</strong><br />

Brennstoffzelle<br />

In dieser Arbeit wird lediglich<br />

die Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle<br />

betrachtet, da sie technologisch<br />

den größten Nutzen<br />

und Bedeutung<br />

aufweist.<br />

Eine Brennstoffzelle ist<br />

eine galvanische Zelle, die<br />

die chemische Reaktionsenergie<br />

eines kontinuierlich<br />

zugeführten<br />

Brennstoffes und eines<br />

Oxidationsmittels in elektrische<br />

Energie umwandelt.<br />

Die Funktionsweise ist dadurch gegeben,<br />

indem chemische Energie direkt in elektrische<br />

Energie umgewandelt wird. Deshalb<br />

zählt dieses System auch zu den Energiewandlern.<br />

Dabei werden zwei Elektroden<br />

durch eine Trennschicht, <strong>der</strong> Membran, voneinan<strong>der</strong><br />

getrennt. Die Anode wird von Was-<br />

serstoff umspült und dabei in ihre Bestandteile<br />

zerlegt.<br />

Dabei gelangen lediglich die Atomkerne<br />

(Ionen) in den Elektrolyten. Die Elektronen<br />

nehmen den Weg des für sie geringsten Wi<strong>der</strong>standes<br />

über einen Verbraucher. Am negativen<br />

Pol des Stromkreises, <strong>der</strong> Kathode,<br />

treffen die Elektronen auf einströmenden<br />

Sauerstoff. Dieser nimmt die Elektronen auf<br />

und wan<strong>der</strong>t anschließend in den Elektrolyten.<br />

Dort trifft er auf die zuvor getrennten<br />

Wasserstoff-Ionen <strong>der</strong> Anode und verbindet<br />

sich mit ihnen zu Wasser. Die dabei entstehende<br />

Spannung beträgt theoretisch 1,23<br />

Volt. In <strong>der</strong> Praxis werden aufgrund von Verlusten<br />

Werte von 0,6 bis 0,9 V erreicht. Zur<br />

Unterstützung des Prozesses wird fast immer<br />

ein Katalysator verwendet.<br />

Da Wasserstoff ein Element ist, das sehr<br />

schnell eine Bindung mit an<strong>der</strong>en Stoffen eingeht,<br />

kommt ist in <strong>der</strong> Natur praktisch nicht<br />

vor. Deshalb werden viele Brennstoffzellen<br />

auch mit sog. Prozessgasen wie Methan (Erdgas)<br />

betrieben. Dieses muss vor <strong>der</strong> Nutzung<br />

in einer BSZ jedoch einer Reformierung unterzogen<br />

werden. Dabei wird das stark H2-<br />

haltige Gas mittels unterschiedlicher<br />

Verfahren in Wasserstoff zerlegt.<br />

Das aktuell größte Problem in <strong>der</strong> kommerziellen<br />

Verwendung von BSZ ist die Speicherung<br />

des Gases. Die zur Speicherung<br />

notwendigen Tanks und Druckbehälter nehmen<br />

einen Großteil des Fahrzeugs ein. Wasserstoff<br />

muss zur Lagerung in seiner flüssigen<br />

Form vorliegen. Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich es auf<br />

einer konstanten Temperatur von mindestens<br />

– 253°C zu halten. Dies wie<strong>der</strong>um erfor<strong>der</strong>t<br />

eine sehr gute Isolierung <strong>der</strong> Tanks.<br />

Schematischer Aufbau einer Brennstoffzelle<br />

Ein weiteres Problem ist, dass die Betriebstemperatur<br />

<strong>der</strong> meisten BSZ relativ gering ist.<br />

Sie liegt bei <strong>der</strong> einfachsten Form <strong>der</strong> BSZ bei<br />

ca. 50 bis 80°C. Mit steigen<strong>der</strong> Temperatur<br />

steigt jedoch die Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

12 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Daraus resultiert ein wesentlich höherer Wirkungsgrad.<br />

Daher ist man bestrebt, vor allem<br />

in mobilen Fahrzeugen die Temperatur auf<br />

mindestes 100°C anzuheben. Selbst bei diesen<br />

Temperaturen wird eine BSZ den Nie<strong>der</strong>temperaturwandlern<br />

zugeschrieben.<br />

4. Technologische Anwendungen von<br />

Brennstoffzellen<br />

Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />

Als erste Anwendung einer Fuel Cell in einem<br />

Fahrzeug gilt ein Gefährt des amerikanischen<br />

Fahrzeugbauers GM. Der „Electrovan“ wurde<br />

1966 im GM-Technik-Center vorgestellt. In<br />

ihm war eine 5 kW LiCl-Brennstoffzelle verbaut.<br />

Durch den enormen Platzbedarf <strong>der</strong> Apparatur<br />

wurde aus dem ehemaligen<br />

Sechssitzer ein Zweisitzer. Das Fahrzeug erreichte<br />

eine Geschwindigkeit von 105 km/h<br />

und hatte eine Reichweite von 200 km. Die<br />

Lebensdauer <strong>der</strong> Brennstoffzelle betrug 100<br />

Stunden.<br />

Von Kordesch, dem Entwickler des Electrovans,<br />

stammt auch ein Motorrad, dass bei<br />

einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h<br />

eine Reichweite von ca. 320 km hatte. Für<br />

seinen Eigenbedarf nutze <strong>der</strong> Entwickler drei<br />

Jahre lang einen umgebauten Austin A40, <strong>der</strong><br />

mit einem AFC/Batterie Hybrid-Antrieb ausgestattet<br />

war. Die Brennstoffzelle war im Kofferraum<br />

installiert, die vier Tanks auf dem<br />

Fahrzeugdach.<br />

Bereits Mitte <strong>der</strong> 80er-Jahre rüstete Mercedes-Benz<br />

fünf Fahrzeuge und fünf Lieferwagen<br />

mit Wasserstoff-Benzin-Motoren aus. Sie<br />

hatten eine Reichweite von bis zu 150 km.<br />

Erst Anfang <strong>der</strong> <strong>der</strong> 90er Jahre kam die kommerzielle<br />

Entwicklung wirklich in Gang. Man<br />

erkannte, dass Rohstoffknappheit und politische<br />

Unabhängigkeit eine sehr große Bedeutung<br />

erlangen werden. Inzwischen kann<br />

jedes größere Automobilunternehmen ein<br />

wasserstoffbetriebenes Fahrzeug vorweisen.<br />

Einige Beispiele sind:<br />

Die NECAR-Serie von Daimler Chrysler<br />

Fahrzeuge von Daimler-Chrysler, Ford und<br />

Toyota<br />

BMW verfolgt im Gegensatz zu <strong>der</strong> Konkurrenz<br />

ein an<strong>der</strong>es System. Hier wird konsequent<br />

auf Hybridtechnologie gesetzt. Dies<br />

hat wahrscheinlich den Grund, keine Einbußen<br />

in Komfort und Leistung einzugehen.<br />

Dieses System hat absolut nichts mit Brennstoffzellentechnologie<br />

zu tun und wird nur<br />

deshalb erwähnt um darauf aufmerksam zu<br />

machen, dass nicht jedes Wasserstofffahrzeug<br />

automatisch umweltfreundlich ist. Denn<br />

CO2 entsteht bei dieser Technik natürlich<br />

weiterhin.<br />

Brennstoffzellen werden gerne in Bussen öffentlicher<br />

Nahverkehrsbetriebe verwendet.<br />

Dies hat den Vorteil, dass diese Fahrzeuge<br />

sehr groß sind und dort genügend Bauraum<br />

zur Verfügung steht. Unternehmen wie Mercedes-Benz<br />

o<strong>der</strong> MAN haben solche Fahrzeuge<br />

bereits seit Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre<br />

in Betrieb.<br />

5. Anwendungen von Brennstoffzellen<br />

außerhalb von Fahrzeugen<br />

Außer in Fahrzeugen, werden Brennstoffzellen<br />

zu Testzwecken auch heute schon in vielen<br />

an<strong>der</strong>en Bereichen und Branchen<br />

eingesetzt. So werden die Akkumulatoren in<br />

mobilen Kleingeräten gerne durch BSZ ersetzt.<br />

Dies wurde bereits erfolgreich in Notebooks,<br />

MP3-Playern und Mobiltelefonen<br />

getestet. Die Vorteile dabei sind längere Laufzeiten,<br />

erhöhte Lebensdauer, kürzere Ladezeiten<br />

und selbstverständlich die Umweltverträglichkeit<br />

gegenüber Akkus.<br />

Ein großes Anwendungsgebiet für Brennstoffzellen<br />

könnten Kompaktsysteme für<br />

Kommunen und Privathaushalte werden. Der<br />

Vorteil liegt auf <strong>der</strong> Hand. Unabhängigkeit<br />

von Strom- und Netzanbietern. Dadurch<br />

Wegfall von Kabel- und Freileitungsnetzen.<br />

Ein weiterer erheblicher Vorteil ist die Kraft-<br />

Wärmekopplung dieser Anlagen. Die Abwärme<br />

kann zur Warmwasserbereitung für<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 13


Titelthema - Energiewende<br />

Brauchwasser und<br />

Heizung genutzt<br />

werden. Um den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Wasserstoff<br />

zuzuführen,<br />

können die bereits<br />

vorhandenen Erdgasleitungen<br />

weiterverwendet werden. In<br />

ferner Zukunft wird bei selbst erzeugtem<br />

Wasserstoff (Photovoltaik) je<strong>der</strong> Haushalt autark<br />

sein können.<br />

Brennstofzellenbasiertes BHKW <strong>der</strong> Firma Vailant:<br />

Pelektr.: 4,6 kW<br />

Pthermisch: 7 kW<br />

Wirkungsgrad: 33%<br />

Konzept von EADS:<br />

Wasserstoffbetriebener<br />

Langstreckenjet<br />

Mobiler<br />

Energieerzeuger<br />

in Serie<br />

gefertigt<br />

6. Aussicht in die Zukunft<br />

Durch Brennstoffzelle lassen sich praktisch<br />

alle elektrisch betriebenen Geräte ersetzen.<br />

So sollen Brennstoffzellen Starterbatterien in<br />

Fahrzeugen ersetzen, mobilen Geräten zu<br />

längeren Standzeiten verhelfen und den<br />

Komfort in vielen Bereichen erhöhen. Vor<br />

allem im Bereich <strong>der</strong> Energieerzeugung, ob<br />

in Kraftwerken o<strong>der</strong> im Privathaushalt, wird<br />

die Brennstoffzelle Einzug halten.<br />

7. Fazit<br />

Trotz vieler Entwicklungen in den verschiedensten<br />

Bereichen gibt es noch kaum serienreife<br />

Anwendungen für den kommerziellen<br />

Bereich. Solange die Akzeptanz <strong>der</strong> Verbraucher<br />

nicht gegeben ist und die Energiepreise<br />

noch bezahlbar sind, wird sich daran auch<br />

nicht viel än<strong>der</strong>n. Lei<strong>der</strong> wird die Forschung<br />

und Weiterentwicklung deswegen nicht genügend<br />

vorangetrieben. Staatliche Unterstützung<br />

würde den Ausbau und die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Technologie ebenfalls weitaus<br />

verbessern. Anwendungen wie Blockheizkraftwerke<br />

haben in jedem Fall eine<br />

große Zukunft. Da die Energiereserven zu<br />

Ende gehen und ständig neue Konflikte in<br />

den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ölgewinnung drohen, sind<br />

neue und innovative Energiesysteme unumgänglich.<br />

Vorteile <strong>der</strong> Brennstoffzelle:<br />

• Erzeugung von elektrischer Energie und<br />

Wärme ohne verschleißbehaftete, mechanische<br />

Teile<br />

• Kein Einsatz von fossilen Brennstoffen<br />

erfor<strong>der</strong>lich (in <strong>der</strong> Theorie zumindest)<br />

• Keine Erzeugung von CO2<br />

• - Politische und finanzielle Unabhängigkeit<br />

von Ölexportierenden Staaten<br />

• Schonung <strong>der</strong> fossilen Rohstoffreserven<br />

Nachteile <strong>der</strong> Brennstoffzelle:<br />

• im Moment sehr hohe Preise für Materialien<br />

( 100.000€ für ein 50 -70 kW<br />

Stack)<br />

• Erzeugung und Speicherung des benötigten<br />

Prozessgases<br />

• Hoher Platzbedarf <strong>der</strong> Tanks<br />

• Sehr schlechtes Tankstellennetz<br />

Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />

Stefan Bleicher<br />

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14 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

<strong>Projekt</strong> "Energiewende":<br />

Schneckentempo und Zickzackkurs statt klarer Konzepte<br />

Erik Gawel, Bernd Hansjürgens<br />

In Sachen Energiewende sieht sich die Bundesregierung<br />

"auf Zielkurs" 1 . Sie stützt sich<br />

dabei auf den ersten Monitoring-Bericht <strong>der</strong><br />

dazu eingesetzten Expertenkommission von<br />

Ende 2012, 2 die aber Zielerfüllung wohlweislich<br />

nur für den Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien bescheinigt. Bei nüchterner Betrachtung<br />

zeigen sich bei vielen wichtigen<br />

Elementen des Transformationsprozesses offene<br />

Baustellen: ob beim Stromnetzausbau,<br />

<strong>der</strong> Offshore-Windenergie, <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong><br />

Energieeffizienz, <strong>der</strong> Gebäude sanierung und<br />

Kraft-Wärme-Kopplung, <strong>der</strong> Energiewende<br />

im Verkehr o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dekarbonisierung. Der<br />

Monitoring-Bericht 2012 zeigt für zahlreiche<br />

Bereiche, dass die bisherige Entwicklung<br />

noch weit von den gesteckten Zielen, selbst<br />

für die mittlere Frist (2020), entfernt ist. 3 Und<br />

die einzige unzweifelhafte Erfolgsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Energiewende, die Steigerung des Anteils<br />

erneuerbarer Energieträger am Bruttostromverbrauch<br />

auf über 20% 2011 (Zielmarke<br />

2020: 35%), wird durch zweifelhafte Debatten<br />

um Kosten und Strompreise entwertet<br />

und über Grundsatzdiskussionen um das För<strong>der</strong>regime<br />

zugunsten <strong>der</strong> Erneuerbaren<br />

zudem noch zur Disposition gestellt. Dabei ist<br />

auch bei <strong>der</strong> Substitution <strong>der</strong> Energieträger<br />

von fossil-nuklear auf erneuerbar - trotz <strong>der</strong><br />

Erfolge <strong>der</strong> Vergangenheit - immer noch nahezu<br />

eine Umkehrung <strong>der</strong> aktuellen Verhältnisse<br />

auf 80% Erneuerbare bis 2050 zur<br />

Erreichung <strong>der</strong> Zielmarke erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Zweifellos ist die umfassende Systemtransformation<br />

bei Strom, Wärme und Verkehr eine<br />

Herkulesaufgabe, bei <strong>der</strong> man seit <strong>der</strong> Neuaufstellung<br />

<strong>der</strong> Energiepolitik 2010/2011<br />

noch keine Wun<strong>der</strong> erwarten darf. Es fragt<br />

sich allerdings, ob die politischen Weichen<br />

Bildquellenangabe: birgitH / pixelio.de<br />

richtig gestellt sind, um wi<strong>der</strong>spruchsfreie<br />

und koordinierte Entwicklungen, welche die<br />

Zielerfüllung insgesamt aussichtsreich machen,<br />

anzustoßen. Hieran bestehen aber erhebliche<br />

Zweifel. An energiepolitischen<br />

Maßnahmen mangelt es dabei nicht: In verschiedenen<br />

Wellen wurden, zunächst unter<br />

dem Rubrum <strong>der</strong> Klimapolitik (z.B. Einführung<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) 2000, EU-Emissionshandel 2005, Integriertes<br />

Energie- und Klimaschutzprogramm<br />

2007), nunmehr als "Energiewende" (insbeson<strong>der</strong>e<br />

über das umfangreiche "Energiepaket"<br />

2011), Maßnahmenpakete in allen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Energieversorgung angestoßen.<br />

4 Probleme bereiten hier eher die mangelnde<br />

systemische Abstimmung <strong>der</strong><br />

einzelnen Maßnahmen und die fehlende Koordination<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Handlungsträger<br />

untereinan<strong>der</strong> (Bund, Län<strong>der</strong>, regionale Planungsbehörden<br />

und Kommunen), aber auch<br />

die mitunter erratisch anmutende politische<br />

Willensbildung bei <strong>der</strong> Implementation: Aktionismus<br />

bei Korrektureingriffen in die politische<br />

Rahmensetzung (EEG) steht hier neben<br />

verblüffendem Langmut gegenüber offensichtlichem<br />

Handlungsbedarf (Emissionshandel,<br />

EU-Effizienzrichtlinie).<br />

Scheinproblem Strompreise<br />

Die politische Aufmerksamkeit bleibt dabei<br />

zu stark auf den Stromsektor und hier wie<strong>der</strong>um<br />

auf die Energieträgerwahl fokussiert.<br />

Dies zeigt auch die in den letzten Monaten<br />

dominierende Kostendebatte: Obwohl die<br />

Strompreise für Verbraucher weniger stark<br />

gestiegen sind als jene für Heizöl, Gas o<strong>der</strong><br />

Fernwärme 5 , obwohl <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Stromausgaben<br />

am verfügbaren Einkommen für die<br />

Verbraucher seit langem mit durchschnittlich<br />

2,5% 6 unverän<strong>der</strong>t geringfügig ist und<br />

Prof. Dr. Erik Gawel ist Direktor des<br />

Instituts für Infrastruktur und Ressourcenmanagement<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig<br />

und stellvertreten<strong>der</strong> Leiter des<br />

Departments Ökonomie am Helmholtz-Zentrum<br />

für Umweltforschung -<br />

UFZ, Leipzig.<br />

Prof. Dr. Bernd Hansjürgens leitet<br />

das Department Ökonomie am Helmholtz-Zentrum<br />

für Umweltforschung -<br />

UFZ in Leipzig und ist Professor für<br />

Volkswirtschaftslehre, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Umweltökonomik, an <strong>der</strong> Martin-Luther-Universität<br />

Halle/Wittenberg.<br />

zudem hinter dem Ausgabenanteil für Kraftstoffe<br />

o<strong>der</strong> Heizung weit zurückbleibt, obwohl<br />

Stromausgaben auch durch Effizienz<br />

bei <strong>der</strong> Stromnutzung gemin<strong>der</strong>t werden<br />

können, ja sollen, und obwohl schließlich<br />

preistreibende Effekte im Endkundensegment<br />

keineswegs allein <strong>der</strong> EEG-För<strong>der</strong>ung<br />

zugeschrieben werden können, ist gerade um<br />

die Kostentreiber-Rolle des EEG ein erstaunlicher<br />

politischer Alarmierungswettbewerb zu<br />

beobachten, an dem sich sowohl die Ökonomen-Zunft<br />

als auch das Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(BMU) beteiligen ("Kosten-Tsunami" 7 ,<br />

Konzepte zur "Strompreisbremse" 8 , "Billionen-Rechnung"<br />

des BMU 9 ). Darüber geraten<br />

nicht nur die Nutzen <strong>der</strong> Energiewende als<br />

öffentliches Gut aus dem Blickfeld, son<strong>der</strong>n<br />

auch die eigentlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

eines Pfadwechsels <strong>der</strong> Systemtransformation<br />

sowie die gesellschaftliche Verständigung<br />

über eine insgesamt gerechte<br />

Lastverteilung dieses Vorhabens. 10 Mit Blick<br />

auf die Unternehmen schließlich sind bei <strong>der</strong><br />

Belastungsdebatte die flächendeckenden<br />

Ausnahme- und Son<strong>der</strong>regelungen bei <strong>der</strong><br />

Stromsteuer, bei den Netzentgelten, bei<br />

KWK- und EEG-Umlage zu berücksichtigen.<br />

Zum Teil profitieren ausgerechnet energieintensive<br />

Unternehmen über die Senkung <strong>der</strong><br />

Großhandelspreise mehr vom EEG, als sie<br />

selbst zu seiner Finanzierung beitragen.<br />

Die Politik präsentiert sich hier als ein aus <strong>der</strong><br />

polit-ökonomischen Regulierungstheorie 11<br />

bekannter, gegendruckempfindlicher "Las-<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 15


Titelthema - Energiewende<br />

tenmakler", <strong>der</strong> in erster Linie bestrebt ist,<br />

gut organisierten Wi<strong>der</strong>stand gegen die Energiewende<br />

zu minimieren und die Zustimmung<br />

auf Stimmenmärkten nicht zu<br />

gefährden. Dass aber ausgerechnet die zur<br />

vorrangigen Lasttragung ausersehenen, eher<br />

schwach organisierten Privathaushalte durch<br />

die anhaltende und politisch geschürte<br />

Strompreisdebatte nachhaltig irritiert und<br />

sensibilisiert wurden, gehört zu den Ironien<br />

<strong>der</strong> Energiewendepolitik.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung Systemkonzept<br />

Das Hauptproblem dürfte aber kaum die<br />

"bremsende" Bewältigung drohen<strong>der</strong> Strompreisexzesse<br />

wegen steigen<strong>der</strong> EEG-Umlagen<br />

sein. In erster Linie stellt sich die - durchaus<br />

ebenfalls kostenrelevante - Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

einer Harmonisierung und Koordinierung <strong>der</strong><br />

einzelnen Systemkomponenten beim Wendeprozess:<br />

Nachdem ein gutes Jahrzehnt lang<br />

erfolgreich Erneuerbare im Energieträgermix<br />

unter bewusster Hintanstellung betriebswirtschaftlicher<br />

Gestehungskosten etabliert wurden,<br />

stellt sich nun die Frage, wie auch<br />

Erneuerbare mittel- bis langfristig Marktsignalen<br />

unterworfen werden können, wie insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch die volatilen Einspeisungen<br />

(Sonnen-, Windenergie) in die Verantwortung<br />

zur Netzstabilität eingebunden werden können,<br />

und wie sich die zunehmenden raumzeitlichen<br />

Disparitäten aus Erzeugung und<br />

Verbrauch durch Netze und Speicher kostengünstig<br />

sowie ökologie- und sozialverträglich<br />

überbrücken lassen. Auch muss die Versorgungssicherheit<br />

künftig durch einen ausreichenden<br />

"Schatten-Kraftwerkspark" gesichert<br />

werden, <strong>der</strong> zuverlässig und flexibel<br />

Energie liefert, wenn die Sonne nicht scheint<br />

und <strong>der</strong> Wind nicht weht.<br />

Zugleich bieten Effizienzstrategien und intelligente<br />

Netze die Möglichkeit, die genannten<br />

Probleme auf <strong>der</strong> Angebotsseite dadurch zu<br />

entschärfen, dass <strong>der</strong> Energiebedarf insgesamt<br />

abgesenkt o<strong>der</strong> zeitlich flexibilisiert<br />

wird. Für die notwendige Abstimmung dieser<br />

Systemelemente untereinan<strong>der</strong> und einen<br />

angemessenen zeitlichen Transformationspfad<br />

ist bisher kein klares Konzept erkennbar.<br />

Fairerweise muss man wohl hinzufügen, dass<br />

auch die Wissenschaft nicht über eine unstrittige<br />

Blaupause für diesen Wendeprozess verfügt,<br />

und dass Interessendivergenzen im<br />

politischen Bereich bestehen, die dieses Unterfangen<br />

erheblich erschweren.<br />

Dessen ungeachtet bleiben politisch insbeson<strong>der</strong>e<br />

die beachtlichen Potenziale einer<br />

Energieeffizienzpolitik bisher weitgehend ungehoben.<br />

12 Auch <strong>der</strong> Netzausbau wird gegenwärtig<br />

eher hektisch nachholend beschleunigt,<br />

als konzeptionell gesichert implementiert.<br />

So ringen unverän<strong>der</strong>t wi<strong>der</strong>sprüchliche<br />

Vorstellungen von Großlösungen ("Übertragungsnetz-Autobahnen")<br />

einerseits und versorgungsnahe<br />

Konzepte einer "Energiewende<br />

von unten" an<strong>der</strong>erseits miteinan<strong>der</strong>.<br />

Zudem erscheint fraglich, inwiefern die im<br />

Zuge <strong>der</strong> Liberalisierung eingeführte Anreizregulierung<br />

wirklich kompatibel ist mit den<br />

künftigen Anfor<strong>der</strong>ungen an Netzinvestitionen<br />

und Netzbetrieb infolge <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Erzeugerstruktur. 13 Über die bisher lediglich<br />

geschaffenen Grundlagen für eine koordinierte<br />

Netzplanung und eine Beschleunigung<br />

<strong>der</strong> Planungs- und Genehmigungsverfahren<br />

(Energieleitungsausbaugesetz, Netzausbaubeschleunigungsgesetz)<br />

hinaus könnte daher<br />

auch im Netzbereich noch eine grundlegende<br />

Neuordnung erfor<strong>der</strong>lich werden.<br />

Einstige energiepolitische Vorzeigeprojekte<br />

wie die Elektro-Mobilität, ja selbst <strong>der</strong> europäische<br />

Emissionshandel (und mit ihm <strong>der</strong><br />

2011 aufgelegte Energie- und Klimafonds)<br />

sind sogar zwischenzeitlich notleidend geworden.<br />

Beim Emissionshandel ist kein politischer<br />

Wille erkennbar, die ganz<br />

offensichtliche Überallokation von Emissionsrechten<br />

auch nur im Ansatz zu korrigieren,<br />

wie das Scheitern <strong>der</strong> entsprechenden EU-<br />

Kommissions-Initiative im Europaparlament<br />

belegt. 14 Und während die Energie- und Klimaressorts<br />

das Gaspedal betätigen, stehen<br />

Natur-, Arten-, Gewässer- und Wohnumfeldschutz<br />

auf dem Bremshebel, solange <strong>der</strong>en<br />

Anliegen zwischen globalsteuernden Treiberinstrumenten<br />

(EEG) und einer planungsrechtlich<br />

noch ungefestigten Landnutzungs -<br />

steuerung aufgerieben zu werden drohen.<br />

Auch die bislang zu stark vernachlässigten<br />

externen Kosten <strong>der</strong> Erneuerbaren müssen -<br />

gerade bei einem Skalenwechsel auf 80%<br />

<strong>der</strong> Versorgung - künftig angemessen in die<br />

Ausbauentscheidungen einfließen.<br />

Friktionen durch Län<strong>der</strong>wettbewerb<br />

Die Fragmentierung des Wendegeschehens<br />

wird auch durch den Umstand beför<strong>der</strong>t, dass<br />

die Bundeslän<strong>der</strong> die Energiewende, insbeson<strong>der</strong>e<br />

den Markt für (jeweils regional verschiedene<br />

15 ) Erneuerbare, längst als regionalen<br />

Wirtschaftsfaktor betrachten und die hier zur<br />

Verteilung anstehenden Mittel in ihre Region<br />

zu lenken bestrebt sind. Ehrgeizige Ausbauziele<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> übertreffen dabei in ihrer Gesamtheit<br />

mit geschätzten über 50% am<br />

Bruttostromverbrauch ab 2020 bei weitem das<br />

Energiekonzept des Bundes (2020: mindestens<br />

35%), 16 und zwar bislang ohne jede Koordination.<br />

17 An die Stelle eines abgestimmten Ausbaus,<br />

<strong>der</strong> möglichst kostengünstig den gewünschten<br />

Gesamt-Zielkorridor beschreibt<br />

und System interdependenzen (z.B. beim Netzausbau)<br />

angemessen mitberücksichtigt, tritt<br />

so ein ineffizienter und zielverfehlen<strong>der</strong> Standortwettlauf.<br />

Und da die finanziellen Mittel<br />

über den Refinanzierungsmechanismus <strong>der</strong><br />

EEG-Umlage bislang nicht gedeckelt sind, entwickelt<br />

sich hier eine zunehmend problematische<br />

Pull-Dynamik eines möglichst raschen,<br />

möglichst weitgehenden regionalen Ausbaus.<br />

Günstiger lässt sich aus Län<strong>der</strong>sicht regionale<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung auch kaum betreiben;<br />

das Nachsehen hat das <strong>Projekt</strong> Energiewende<br />

als Ganzes. Schnecke und Hase sind auf dem<br />

Energiewende-Parcours offensichtlich gleichzeitig<br />

unterwegs, zum Teil sogar in unterschiedliche<br />

Richtungen, und sie erhalten von<br />

außen verwirrende Hinweise, wo ihre jeweilige<br />

Bahn eigentlich verläuft. Ungelöste Systemund<br />

Zielkonflikte bremsen so insgesamt den<br />

Energiewende-Prozess aus und erhöhen unnötig<br />

die Kosten.<br />

Beim Versuch des Gegensteuerns aber gerät<br />

die Energiewende bei <strong>der</strong> Bund-Län<strong>der</strong>-Koordination<br />

in ein Kartellspiel: Die internen "Produktions-Quoten"<br />

<strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong><br />

müssen gegen <strong>der</strong>en Eigeninteressen auf das<br />

übergeordnete Gesamtziel ausgerichtet werden.<br />

Mangels Kompetenzdurchgriff des Bundes<br />

bleiben nur freiwillige Beschränkungen -<br />

mit den aus <strong>der</strong> Spieltheorie bekannten Outsi<strong>der</strong>-Vorteilen<br />

bei <strong>der</strong> kollektiven Erstellung<br />

des öffentlichen Gutes "koordinierter Ausbau".<br />

Die Praxis bestätigt diesen Befund bisher<br />

eindrucksvoll: Auf dem "Energiegipfel"<br />

im März 2013 18 zeigte sich im Wesentlichen<br />

ein Bild politischer Handlungsunfähigkeit:<br />

Jede denkbare Reform-Maßnahme bleibt im<br />

komplexen Interessengeflecht ohne Mehrheit,<br />

obwohl doch <strong>der</strong> Reformbedarf und die<br />

Koordinationsnotwendigkeit einhellig bejaht<br />

werden. Anhaltende Ressortdifferenzen auf<br />

Bundesebene (Wirtschaft versus Umwelt)<br />

und politische Rahmenbedingungen (vier Minister<br />

in beiden Ressorts allein in dieser Legislaturperiode)<br />

tun ihr Übriges.<br />

Energiepolitische Rahmensetzung:<br />

klar, konsistent und stabil?<br />

Die Energiewende ist ein gesellschaftliches<br />

Großvorhaben, bei dem vor allem private Investitionen<br />

in Milliardenhöhe erfor<strong>der</strong>lich<br />

sind: Diese müssen privatwirtschaftlich gewagt<br />

werden, und sie müssen gesamtwirtschaftlich<br />

in die richtige Richtung weisen.<br />

Hierfür tragen politische Rahmenbedingungen<br />

die Verantwortung - für klare und konsistente<br />

Anreize einerseits sowie für stabile<br />

Rahmenbedingungen an<strong>der</strong>erseits. An bei-<br />

16 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

dem mangelt es freilich.<br />

Als "Energiekonzept" genügt es daher wohl<br />

nicht, immer neue Zielformulierungen und<br />

Maßnahmenpakete für diverse Energie-Bereiche<br />

auf den Weg zu bringen. Systemzusammenhänge,<br />

Zeitpfade und Handlungsebenen<br />

müssen zielgerichtet miteinan<strong>der</strong><br />

verzahnt werden. Dabei müssen auch Zielund<br />

Interessenkonflikte adressiert und politisch<br />

aufgelöst werden. Dies ist verbunden<br />

mit <strong>der</strong> Einsicht, dass ein solch komplexer<br />

Pfadwechsel allein über marktgetriebene<br />

Marginalentscheidungen kaum gelingen<br />

dürfte, 19 umgekehrt aber das Risiko des<br />

Staatsversagens dementsprechend erhöht.<br />

Aber auch an <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />

mangelt es. Walter Eucken 20 sah<br />

als eines von sieben konstituierenden Prinzipien<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbsordnung die "Konstanz<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftspolitik" als unabdingbar an:<br />

"Eine gewisse Konstanz <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik<br />

ist nötig, damit eine ausreichende Investitionstätigkeit<br />

in Gang kommt. [...] Die<br />

nervöse Unrast <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik, die oft<br />

heute verwirft, was gestern galt, schafft ein<br />

großes Maß von Unsicherheit und verhin<strong>der</strong>t<br />

- zusammen mit den verzerrten Preisrelationen<br />

- viele Investitionen. Es fehlt die Atmosphäre<br />

des Vertrauens." Treffen<strong>der</strong> lässt sich<br />

eines <strong>der</strong> Hauptprobleme gegenwärtiger<br />

Rahmensetzung kaum beschreiben: Die Energie-,<br />

Klima- und Umweltpolitik ist in Sachen<br />

Energiewende von riskanter Unstetigkeit gekennzeichnet.<br />

Dabei bildet die weltweit beachtete<br />

"doppelte Atomwende" 2010/2011<br />

(erst Verlängerung von Laufzeiten, dann Ausstieg)<br />

nur die Spitze des regulatorischen Eisberges:<br />

Die faktische Eliminierung <strong>der</strong><br />

Reinbiokraftstoffbranche anlässlich <strong>der</strong> Umstellung<br />

von Energiesteuerbefreiung auf ein<br />

Kraftstoffquotensystem ab 2006, die in<br />

immer kürzerer Folge unternommenen EEG-<br />

Novellierungen (allein seit 2008 zehn Gesetzesän<strong>der</strong>ungen),<br />

<strong>der</strong> Zickzackkurs bei <strong>der</strong><br />

Photovoltaik-För<strong>der</strong>ung im ersten Halbjahr<br />

2012 und das Hin und Her beim "Marktanreizprogramm"<br />

als einzigem bundeseinheitlichen<br />

För<strong>der</strong>programm für erneuerbare<br />

Wärme im Altbaubereich (im Mai 2010 überraschend<br />

gestoppt, im Juli desselben Jahres<br />

unter verän<strong>der</strong>ten Bedingungen wie<strong>der</strong> aufgenommen)<br />

sind nur einige Beispiele. Aktuell<br />

bietet die zunächst als umfassend angekündigte,<br />

sodann als "Strompreisbremse" fokussierte<br />

EEG-Reform mit (innerhalb von<br />

wenigen Monaten) insgesamt drei verschiedenen,<br />

letztlich aber doch folgenlosen Konzeptpapieren<br />

von BMU und BMWi 21 neues,<br />

irritierendes Anschauungsmaterial. Vor allem<br />

die angekündigte intransparente Kürzung <strong>der</strong><br />

EEG-Vergütung für Neu- und erstmals sogar<br />

für Bestandanlagen haben erheblichen Vertrauensverlust<br />

erzeugt: Eine nachträgliche<br />

Kürzung fest zugesagter Vergütungen und<br />

ein ins Ungewisse gestellter künftiger Laufzeitbeginn<br />

<strong>der</strong> Vergütung für Neuanlagen<br />

sind Gift für die private Investitionsbereitschaft.<br />

Anstelle einer planvollen Ausbausteuerung<br />

produziert die Politik auf diese<br />

Weise in immer schnellerer Folge erratische<br />

Signale über die Profitabilität privater Investitionen.<br />

Aktionistische Eingriffe in das För<strong>der</strong>regime<br />

ohne klaren Reformkurs können<br />

so schnell aus einem "Preis-Bremsmanöver"<br />

eine "Umkehrschub-Zündung" machen. Umgekehrt<br />

hat das Gezerre um die in kurzer<br />

Folge zur Senkung anstehende Solarför<strong>der</strong>ung<br />

2012 über Vorzieheffekte im Wesentlichen<br />

einen Rekord-Solarboom ausgelöst!<br />

Steuerungsanreize bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> erneuerbaren Energien richtig<br />

gesetzt?<br />

Ob die Anreize bei <strong>der</strong> für die Energiewende<br />

zentralen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erneuerbaren gegenwärtig<br />

grundsätzlich richtig gesetzt sind, ist<br />

durchaus umstritten. 22 Bei <strong>der</strong> hier verbreiteten,<br />

bisweilen schrillen Kritik 23 wird jedoch zumeist<br />

übersehen, dass aktuelle Marktpreise<br />

kaum zur Anleitung langfristig wirksamer<br />

Technologiepfadentscheidungen taugen:<br />

We<strong>der</strong> enthalten diese die vollständigen externen<br />

Kosten <strong>der</strong> Energieversorgung noch<br />

berücksichtigen sie die dynamische Preisentwicklung<br />

im Zeitablauf, die für Erneuerbare<br />

nach unten, für konventionelle Energieträger<br />

aber nach oben weist. Das EEG schafft hier<br />

einen angemessenen Marktausnahmebereich<br />

zur Markteinführung. Vielfach favorisierte<br />

Quotenmodelle sorgen gerade nicht für stabile<br />

Erwartungen privater Investoren. Die Debatte<br />

hat sich im Grunde aber längst den<br />

künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen um ein "EEG<br />

2.0" zugewandt: Wie gelingt eine Markt- und<br />

Systemintegration <strong>der</strong> Erneuerbaren, wie<br />

muss das künftige Strommarktdesign aussehen,<br />

und kann unter diesen Bedingungen Versorgungssicherheit<br />

gewahrt bleiben? Vor<br />

diesem Hintergrund wird kontrovers diskutiert,<br />

ob sich volatile Einspeisungen überhaupt<br />

über das gegenwärtige Strom- marktdesign<br />

aus eigener Kraft refinanzieren können und<br />

ob nicht ergänzende Kapazitätsmechanismen<br />

für die notwendigen Investments in (Reserve-<br />

)Kraftwerkskapazität sorgen müssen. 24<br />

Fazit<br />

Die Energiewende ist ein Nachhaltigkeitsprojekt<br />

par excellence, bei dem die heutige Generation<br />

zur dauerhaften Entlastung<br />

künftiger Generationen investiert. Dieser<br />

langfristigen, dynamischen Nachhaltigkeitsperspektive<br />

wird eine allein auf aktuelle betriebswirtschaftliche<br />

Gestehungskosten und<br />

Strompreise verengte Debatte nicht gerecht.<br />

Auch bedeutet diese Wende einen komplexen<br />

Systemwechsel, <strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen<br />

Beharrungsmomente und Pfadabhängigkeiten<br />

staatliche Anreiz-, Leitplanken-<br />

und Rahmensetzungen in einem Umfange<br />

erfor<strong>der</strong>t, die ordnungspolitisch<br />

möglicherweise irritieren mögen. Die Folge<br />

ist ein schwieriges Navigieren zwischen<br />

Markt- und Regulierungsversagen, bei dem<br />

man nach zwei Jahren nicht die Geduld verlieren<br />

sollte, aber auch einen klaren Kompass<br />

benötigt. Vordringlich sind hier eine Koordinierung<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Handlungsträger<br />

und Zielgeber, eine aufeinan<strong>der</strong> abgestimmte<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Systemkomponenten Erzeugungs-<br />

und Reservekapazität, Netze und<br />

Speicher, auch durch innovatives Strommarktdesign<br />

sowie markt- bzw. systemintegrierende<br />

För<strong>der</strong>politiken, eine aktive<br />

Effizienzpolitik, die Revitalisierung des Emissionshandels<br />

und die Berücksichtigung ökologischer<br />

und raumbezogener Kosten <strong>der</strong><br />

Erneuerbaren. Auch institutionelle Reformen<br />

- ob Bundes-Energieministerium 25 wie jüngst<br />

auf Landesebene in Schleswig-Holstein etabliert<br />

o<strong>der</strong> eine politisch unabhängige Bundeseffizienzagentur<br />

26 - mögen dazu beitragen.<br />

Schließlich müssen Verteilungsfragen transparent<br />

geklärt werden. Dies trägt nicht nur<br />

zur Akzeptanzsicherung <strong>der</strong> Energiewende<br />

bei, son<strong>der</strong>n entlastet die Politik auch von<br />

permanenten Korrektureingriffen in den Regulierungsrahmen<br />

aus Gründen des tagespolitischen<br />

"Belastungsmanagements".<br />

Wir brauchen mithin ein Gesamtkonzept, das<br />

Energieeffizienz, Erzeugungs-Mix, Reservekapazität<br />

und Netzausbau nach klarer politischer<br />

Prioritätensetzung aufeinan<strong>der</strong> ab- stimmt.<br />

Wir brauchen einen Fahrplan für die Systemund<br />

Marktintegration <strong>der</strong> volatilen Erneuerbaren.<br />

Und wir brauchen mehr Wettbewerb <strong>der</strong><br />

Erzeuger: Eine stärker dezentralisierte Versorgung<br />

mit Erneuerbaren und starken Stadtwerken<br />

kann dazu ebenso beitragen wie mündige<br />

Verbraucher, die öfter mal ihren Versorger<br />

wechseln. All dies wirkt im Übrigen zuverlässig<br />

kostenbegrenzend. Ganz nebenbei würde ein<br />

revitalisierter Emissionshandel zwar nicht den<br />

Strompreis, aber die mit so viel Besorgnis betrachtete<br />

EEG-Umlage (als Differenz aus Garantievergütung<br />

und Börsenpreis) verringern<br />

können. Ein klarer und stetiger Reformkurs<br />

wäre hier weitaus besser als immer neue hektische<br />

Reparatureingriffe.<br />

Ersterscheinung in <strong>der</strong> Zeitschrift Wirtschaftsdienst, Heft 5/2013,<br />

© ZBW und Springer-Verlag <strong>Berlin</strong> Heidelberg.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 17


Titelthema - Energiewende<br />

Vgl. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2012/<br />

12/2012-12-19-monitoring-energie.html.<br />

2<br />

BMWi/BMU: Erster Monitoring-Bericht "Energie <strong>der</strong> Zukunft",<br />

<strong>Berlin</strong> 2012.<br />

3<br />

Siehe auch ZEW: Indikatoren für die energiepolitische Zielerreichung.<br />

http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/ZEW_Indikatorenbericht_2012.pdf.<br />

4<br />

Zur "Instrumenteninvasion" siehe auch B. Hansjürgens: Instrumentenmix<br />

<strong>der</strong> Klima- und Energiepolitik: Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

stellen sich?, in: Wirtschaftsdienst, 92. Jg. (2012),<br />

Son<strong>der</strong>heft, S. 1-7.<br />

5<br />

Siehe http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Energiedaten/<br />

energiepreise-energiekosten.html; dazu auch Frontier<br />

Economis/EWI: Energiekosten in Deutschland - Entwicklungen,<br />

Ursachen und internationaler Vergleich, 2010.<br />

6<br />

K. Neuhoff et al.: Distributional Effects of Energy Transition: Impacts<br />

of Renewable Electricity Support in Germany, in: Economics<br />

of Energy and Environmental Policy, 2. Jg. (2013), S. 41-54.<br />

7<br />

M. Frondel, N. Ritter, C. M. Schmidt: Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Photovoltaik:<br />

Ein Kosten-Tsunami, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen,<br />

60. Jg. (2010), H. 12, S. 36-44; ebenso J. Haucap: Erneuerbare<br />

Energien: Mehr Wettbewerb nötig, in: Wirtschaftsdienst, 91. Jg.<br />

(2011), H. 10, S. 656-657.<br />

8<br />

P. Altmaier: Verfahrensvorschlag zur Neuregelung des EEG,<br />

11.10.2012; BMU: Energiewende sichern - Kosten begrenzen, Vorschlag<br />

zur Einführung einer Strompreis-Sicherung im EEG,<br />

28.1.2013; BMU/BMWi: Energiewende sichern - Kosten begrenzen,<br />

Gemeinsamer Vorschlag zur Dämpfung <strong>der</strong> Kosten des Ausbaus<br />

<strong>der</strong> Erneuerbaren Energien, 13.2.2013<br />

("Altmaier-Rösler-Papier").<br />

9<br />

Vgl. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/<br />

energiepolitik/umweltminister-altmaier-energiewende-koenntebis-zu-einer-billion-euro-kosten-12086525.html.<br />

Kritisch unter an<strong>der</strong>em<br />

L. Reuster, S. Küchler: Die Kosten <strong>der</strong> Energiewende - Wie<br />

belastbar ist Altmaiers Billion?, http://www.bee-ev.de/_downloads/presse/<br />

2013/201303_BEE-GPE_Kurzanalyse-Altmaiers-Billion.pdf.<br />

10<br />

Siehe E. Gawel et al.: Kosten <strong>der</strong> Energiewende - Fakten und<br />

Mythen, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 62. Jg. (2012), H.<br />

9, S. 39-44.<br />

11<br />

Siehe etwa R. E. McCormick, R. D. Tollison: Politicians, Legislation<br />

and the Economy, Boston 1981; B. Hansjürgens: Äquivalenzprinzip<br />

und Staatsfinanzierung, <strong>Berlin</strong> 2001, S. 78 ff.<br />

12<br />

Siehe den "Offenen Brief an die Bundesregierung: Ohne eine<br />

europaweite Energieeffizienzpolitik ist die Energiewende in Gefahr",<br />

https://germanwatch.org/fr/download/3859.pdf; sowie<br />

"Drohendes Aus für Energieeffizienzprogramme muss rasch abgewendet<br />

werden", http://www.deneff.org/cms/tl_files/Infomaterial/Presse/<br />

20130318%20EKF_Offener%20Brief_Final.pdf;<br />

sowie die dezenteren Hinweise von BMWi/BMU: Erster Monitoring-Bericht<br />

..., a.a.O., S. 26 ff.<br />

13<br />

Vgl. z.B. R. T. Cossent et al.: Towards a future with large penetration<br />

of distributed generation: Is the current regulation of electricity<br />

distribution ready? Regulatory recommendations un<strong>der</strong> a<br />

European perspective, in: Energy Policy, 37. Jg. (2009), H. 3, S.<br />

1145-1155.<br />

14<br />

Vgl. http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-04/emissionshandelreform-parlament.<br />

15<br />

Siehe zu den unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

Agentur für Erneuerbare Energien (AEE): Bundeslän<strong>der</strong> mit<br />

neuer Energie, Jahresreport Fö<strong>der</strong>al-Erneuerbar 2011/12, S. 36.<br />

16<br />

Schätzung <strong>der</strong> Deutschen Energie-Agentur, zitiert nach ebenda.<br />

17<br />

Die Ministerpräsidentenkonferenz hat sich am 7.1.2013 immerhin<br />

dazu bekannt, dass "<strong>der</strong> politische Dialog über die Synchronisierung<br />

<strong>der</strong> nationalen Ausbauziele mit den Ausbauzielen <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e für die Solarenergie sowie die On- und Offshore-Windenergie<br />

[...] zu führen ist [...]. Die Län<strong>der</strong> sind bereit,<br />

im Interesse einer gemeinsamen Lösung ihre eigenen Planungen<br />

zu modifizieren." (www.thueringen.de/th1/mpk/ termine/weimar).<br />

18<br />

Siehe etwa www.zeit.de/wirtschaft/2013-03/energiegipfelstrompreisbremse-dissens.<br />

19<br />

Siehe E. Gawel, P. Lehmann: Macht <strong>der</strong> Emissionshandel die<br />

För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien überflüssig?, in: Energiewirtschaftliche<br />

Tagesfragen, 61. Jg. (2011), H. 3, S. 24-28.<br />

20<br />

W. Eucken: Grundsätze <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik, 6. Aufl., Tübingen<br />

1990, S. 254 ff.<br />

21<br />

Siehe die rasche Abfolge von politischen Absichtsbekundungen<br />

zur grundlegenden Neuordnung des EEG vom 11.10.2012, vom<br />

28.1.2013 sowie vom 14.2.2013 (Fn. 8).<br />

22<br />

Kritisch insbeson<strong>der</strong>e RWI: Marktwirtschaftliche Energiewende:<br />

Ein Wettbewerbsrahmen für die Stromversorgung mit alternativen<br />

Technologien, 2012; Sachverständigenrat zur Begutachtung<br />

<strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Jahresgutachten<br />

2011/12, Wiesbaden 2011; zustimmend hingegen unter an<strong>der</strong>en:<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen: Wege zu 100% erneuerbaren<br />

Stromversorgung, <strong>Berlin</strong> 2011; und J. Nitsch et al.: Langfristszenarien<br />

und Strategien für den Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien in Deutschland bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Entwicklung in<br />

Europa und global, www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/leitstudie2011_bf.pdf.<br />

23<br />

Siehe im Überblick E. Gawel et al.: Die deutsche Energiewende<br />

- ein Skandalon?, in: GAiA, 22. Jg. (2012), H. 4, S. 278 ff.<br />

24<br />

Hierzu unter an<strong>der</strong>em V. Böckers et al.: Braucht Deutschland<br />

einen Kapazitätsmarkt für Kraftwerke?, Ordnungspolitische Perspektiven,<br />

Nr. 24, Düsseldorf 2012.<br />

25<br />

Vgl. www.handelsblatt.com/politik/deutschland/claudia-kemfert-ohne-energieminister-ist-die-energiewende-nicht-zu-schaffen/6709168.html.<br />

26<br />

Vgl. www.zeit.de/2013/14/energiewende.<br />

Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />

Zahnarzt<br />

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18 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Mehr als eine kurzfristige Diskussion<br />

von Strompreisen und EEG-Umlage<br />

Markus Groth<br />

Im vergangenen Jahr lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien am Bruttostromverbrauch<br />

in Deutschland bei 22,9%. Dies ist<br />

gegenüber 2011 ein Anstieg von fast 2,5 Prozentpunkten.<br />

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Quellen betrug 2012 gut 136 Mrd.<br />

kWh und lag damit 10% über dem Niveau<br />

des Vorjahres. Zu diesem sich stetig fortsetzenden<br />

Ausbau erneuerbarer Energien haben<br />

im letzten Jahr vor allem die stark gestiegene<br />

Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen,<br />

aber auch <strong>der</strong> Zuwachs bei Biogas und Wasserkraft<br />

beigetragen. 1 Diese und weitere Erfolge<br />

auf dem Weg <strong>der</strong> Energiewende in<br />

Deutschland zeigen, dass durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) bislang in vielen<br />

Bereichen grundsätzlich richtige Anreize gesetzt<br />

wurden. Insgesamt sieht es in Sachen<br />

Energiewende in Deutschland also gar nicht<br />

schlecht aus. Und doch sieht sich die Energiewende<br />

bedeutenden Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenüber,<br />

die bereits kurzfristig einen<br />

unmittelbaren Handlungsbedarf erkennen<br />

lassen, um das Erreichen ihrer Ziele nicht zu<br />

gefährden. Gerade vor diesem Hintergrund<br />

ist es umso bedauerlicher, dass es bei <strong>der</strong><br />

notwendigen Diskussion um die Zukunft <strong>der</strong><br />

Bildquellenangabe: Rainer Sturm / pixelio.de<br />

Energiewende <strong>der</strong>zeit nur noch um aus heutiger<br />

Perspektive zwangsläufig hochgradig<br />

unsichere Abschätzungen ihrer Gesamtkosten<br />

sowie die Strompreise und dabei vor<br />

allem die EEG-Umlage zu gehen scheint.<br />

Wenden wir uns im Folgenden daher lieber<br />

einigen ausgewählten Herausfor<strong>der</strong>ungen zu,<br />

die exemplarisch verdeutlichen, in welchen<br />

vielseitigen Bereichen Handlungsbedarf zum<br />

Gelingen <strong>der</strong> Energiewende besteht.<br />

Finanzierung <strong>der</strong> deutschen Energieund<br />

Klimapolitik<br />

Dass umfangreiche Investitionen in erneuerbare<br />

Energien, Energieeffizienz und weitere<br />

Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen<br />

nötig sind, um die deutschen Klimaschutzziele<br />

zu erreichen, steht außer Frage.<br />

Doch können bereits Aussagen getroffen<br />

werden, welcher Investitionsbedarf notwendig<br />

ist, um die klima- und energiepolitischen<br />

Ziele zu erreichen? Und welche gesellschaftlichen<br />

Gruppen investieren <strong>der</strong>zeit wie viel in<br />

Klimaschutzmaßnahmen?<br />

Dr. Markus Groth ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Abteilung Ökonomie<br />

und Politik am Climate Service<br />

Center (CSC) des Helmholtz-Zentrums<br />

Geesthacht in Hamburg.<br />

Eine Studie <strong>der</strong> Climate Policy Initiative (CPI)<br />

hat einen ersten wichtigen Schritt zur Beantwortung<br />

dieser Fragen unternommen. 2 Sie<br />

legt dar, wer 2010 wie viel in den Klimaschutz<br />

investierte. Am Beispiel erneuerbarer<br />

Energien und Energieeffizienz zeigt sich ein<br />

Investitionsvolumen von insgesamt mindestens<br />

37 Mrd. Euro. Mehr als 95% <strong>der</strong> Investitionen<br />

kamen aus dem Privatsektor, wobei<br />

mit rund 22 Mrd. Euro <strong>der</strong> Großteil auf Unternehmen<br />

- insbeson<strong>der</strong>e aus dem Energiesektor<br />

- entfiel. Doch auch Privathaushalte<br />

leisteten mit rund 14 Mrd. Euro einen erheblichen<br />

Beitrag. Dabei konnten beispielsweise<br />

mit günstigen Darlehen staatlicher För<strong>der</strong>banken<br />

sowie dem EEG private Investitionen<br />

in bedeutendem Umfang angereizt werden.<br />

Darüber hinaus zeigt die Studie jedoch auch<br />

Mängel in <strong>der</strong> Erfassung und Veröffentlichung<br />

dieser Daten. Demnach werden Daten<br />

zur Klimafinanzierung in den öffentlichen<br />

Haushalten und dem Privatsektor in Deutschland<br />

nicht systematisch und umfassend ausgewiesen.<br />

Zudem existiert keine allgemeingültige<br />

Abgrenzung von klimaschutzspezifischen<br />

Finanzströmen, und bis auf einige<br />

Ausnahmen besteht für ihre Erfassung,<br />

Berichterstattung und Überprüfung kein offizielles<br />

Verfahren und kein eindeutiger Rahmen.<br />

Ebenfalls zeigt die Studie, dass noch<br />

keine systematische und umfassende Einschätzung<br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Klimafinanzierung zur Erreichung von Treibhausgasreduktionen,<br />

Verbesserungen bei <strong>der</strong><br />

Energieeffizienz und <strong>der</strong> Verbreitung erneuerbarer<br />

Energien verfügbar ist.<br />

Somit ist auch <strong>der</strong> Investitionsbedarf zum Erreichen<br />

<strong>der</strong> deutschen klima- und energiepolitischen<br />

Ziele bisher unbekannt und es ist<br />

zwangsläufig immer noch unklar, ob das bisherige<br />

Investitionsniveau ausreichend ist.<br />

Hier offenbart sich elementarer Handlungsbedarf,<br />

<strong>der</strong> bislang einer Optimierung und<br />

Weiterentwicklung effektiver politischer Rah-<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 19


Titelthema - Energiewende<br />

menbedingungen zur notwendigen Mobilisierung<br />

von Finanzmitteln im Wege zu stehen<br />

scheint.<br />

Anreize zur Entwicklung und Nutzung<br />

von Stromspeichern<br />

Der zur Erreichung <strong>der</strong> Energiewende notwendige<br />

Netzausbau ist mittlerweile in <strong>der</strong><br />

breiten öffentlichen Diskussion angekommen.<br />

3 Neben dem Netzausbau ist jedoch<br />

zwingend auch die Entwicklung und Nutzbarmachung<br />

von Stromspeichern notwendig.<br />

4 Grundsätzlich besteht die Möglichkeit<br />

unterschiedlichste Speichertechnologien zu<br />

nutzen, wie beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke,<br />

Druckluftspeicherkraftwerke,<br />

Schwungmassespeicher, Kondensatoren, supraleitende<br />

Spulen, Blei-Säure- und Lithium-<br />

Ionen-Akkumulatoren sowie weiteren Formen<br />

von Batterien und Wasserstoffspeichern.<br />

5 Insgesamt reichen die För<strong>der</strong>anreize<br />

beispielsweise im Rahmen des EEG jedoch<br />

noch nicht aus, damit sich<br />

Stromspeicher rechnen. Neue zusätzliche För<strong>der</strong>instrumente<br />

- mindestens zur Kompensation<br />

<strong>der</strong> Speicherverluste - sind notwendig. 6<br />

Die besten technischen und wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten bieten <strong>der</strong>zeit Pumpspeicher.<br />

Sie sind jedoch nur für den Ausgleich von Tageslasten<br />

einzusetzen. Zudem könnten<br />

Pumpspeicherkraftwerke aufgrund <strong>der</strong> spezifischen<br />

geographischen Bedingungen in<br />

Deutschland sehr wahrscheinlich nur regional<br />

begrenzt zum Einsatz kommen und ihr Neubau<br />

ist in <strong>der</strong> Regel mit erheblichen Eingriffen<br />

in die Umwelt verbunden. Ein großes Potenzial<br />

ist beispielsweise auch bei Druckluftspeicherkraftwerken<br />

zu konstatieren. Die hierfür<br />

notwendigen unterirdischen Kavernen stehen<br />

jedoch insbeson<strong>der</strong>e nur im Norden und<br />

Nordwesten Deutschlands zur Verfügung. 7<br />

Zur Deckung <strong>der</strong> Sekundenreserve sowie für<br />

eine unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />

hingegen müsste auf Akkumulatoren, supraleitende<br />

magnetische Energiespeicher, elektrochemische<br />

Kondensatoren o<strong>der</strong> Schwungrä<strong>der</strong><br />

zurückgegriffen werden. 8<br />

Eine För<strong>der</strong>ung von Stromspeichern sollte<br />

somit differenzierte ökonomische Anreize<br />

setzen, um eine intelligente und wirtschaftliche<br />

Kombination zentraler und dezentraler<br />

Speicher - konzeptionell abgestimmt mit dem<br />

Ausbau <strong>der</strong> Netzinfrastruktur - zu erreichen.<br />

Zudem werden verstärkt auch kleinere Speicher<br />

wie Batteriespeicher in Elektroautos<br />

notwendig. Ebenso sollten neue Wege beschritten<br />

und bislang vielleicht noch exotisch<br />

anmutende Ideen, wie die Nutzung <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen<br />

als dezentrale Pumpspeicher<br />

im Rahmen regionaler virtueller<br />

Kraftwerke, weiter erprobt werden. Zudem<br />

könnte das Gasnetz als Speicher erschlossen<br />

werden. 9 Um frühzeitig eine verbindliche Planungsgrundlage<br />

zu schaffen, wäre es sehr zu<br />

begrüßen, wenn zeitnah ein Entwurf für ein<br />

"Stromspeicherausbaugesetz" vorgelegt<br />

würde. 10 Ein erster Schritt zur Markt- und<br />

Technologieentwicklung von Batteriespeichersystemen<br />

ist das KfW-Programm "Erneuerbare<br />

Energien - Speicher". Seit dem 1. Mai<br />

2013 wird damit durch zinsgünstige Darlehen<br />

<strong>der</strong> KfW und durch Tilgungszuschüsse,<br />

die vom Umweltministerium finanziert werden,<br />

die Nutzung von stationären Batteriespeichersystemen<br />

in Verbindung mit einer an<br />

das Netz angeschlossenen Photovoltaikanlage<br />

unterstützt. 11<br />

Auswirkungen des Klimawandels auf<br />

den Energiesektor<br />

Bei <strong>der</strong> Anreizsetzung zum notwendigen Infrastrukturausbau<br />

sollten auch Aspekte <strong>der</strong><br />

zukünftigen Verletzlichkeit des Energiesystems<br />

gegenüber dem Klimawandel berücksichtigt<br />

werden, denn <strong>der</strong> fortschreitende<br />

Klimawandel könnte hier in den kommenden<br />

Jahrzehnten große und mitunter neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

mit sich bringen. Da sich Infrastrukturen<br />

im Energiesektor durch teilweise sehr<br />

lange Lebensdauern auszeichnen, haben einmal<br />

getätigte Investitionen oft einen Generationen<br />

übergreifenden Bestand, so dass<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung des Klimas auf ähnlich langen<br />

Zeitskalen die künftige Betriebsfähigkeit<br />

von heute und in den nächsten Jahren errichteten<br />

Infrastrukturen gefährden kann. Vor<br />

diesem Hintergrund gewinnt die Anpassung<br />

an die Folgen des Klimawandels zunehmend<br />

an Bedeutung. Dabei sind Anpassungsmaßnahmen<br />

vor allem regional bzw. anlagenund<br />

standortspezifisch vorzunehmen. Das<br />

führt dazu, dass sie deutlich komplexer sind<br />

als Aktivitäten zur CO2-Vermeidung, was ihre<br />

passgenaue Ausgestaltung und Umsetzung<br />

ebenfalls erschwert. 12<br />

Mögliche Auswirkungen für den Energiesektor<br />

in Deutschland werden hier kurz skizziert,<br />

wobei die größte Anpassungsherausfor<strong>der</strong>ung<br />

grundsätzlich in <strong>der</strong> trotz Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

zu gewährleistenden Versorgungssicherheit<br />

besteht. 13 Im Zuge eines häufigeren<br />

Auftretens von starken Nie<strong>der</strong>schlägen,<br />

Stürmen und Gewittern sowie Hitze- und Trockenperioden<br />

o<strong>der</strong> auch zunehmenden<br />

Schnee- und Eislasten können insbeson<strong>der</strong>e<br />

Anlagen und Einrichtungen zur Umwandlung<br />

von Energie sowie zum Energietransport und<br />

zur Energieversorgung betroffen werden. Als<br />

Folge kann es zu einer Verknappung des<br />

Energieangebots, Preissteigerungen und Versorgungsstörungen<br />

kommen. Ebenfalls sind<br />

für Kraftwerke, die von Wetterextremen bedroht<br />

sind, steigende Versicherungskosten zu<br />

erwarten. Sofern Kraftwerke bei ihrer Versorgung<br />

mit Rohstoffen auf die Nutzung von<br />

Wasserwegen angewiesen sind, kann es bei<br />

einem länger anhaltenden Hoch- o<strong>der</strong> Niedrigwasser<br />

zu Beeinträchtigungen des Schiffsverkehrs<br />

und in Folge dessen zu<br />

Versorgungsengpässen kommen. Ein weiterer<br />

wichtiger Einfluss kann sich in den Sommermonaten<br />

durch niedrigere Pegelstände<br />

o<strong>der</strong> höhere Wassertemperaturen für Kraftwerke<br />

ergeben, die auf die Nutzung von<br />

Flusswasser als Kühlwasser angewiesen sind,<br />

da dies sowohl zu Effizienzverlusten als auch<br />

- bei <strong>der</strong> Rückführung des zur Kühlung genutzten<br />

Wassers - Konflikten mit dem Wasserrecht<br />

führen kann. Im Hinblick auf die<br />

Biomassenutzung ist zu erwarten, dass ihr Ertrag<br />

von den Folgen des Klimawandels beeinflusst<br />

wird, da die Bodenbeschaffenheit<br />

kaum geschützt werden kann. Für Wasserkraftanlagen<br />

sind verän<strong>der</strong>te Nie<strong>der</strong>schlagsmengen<br />

relevant, während extremere<br />

Wettereigenschaften neue Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Sicherheit und Standfestigkeit von Solarund<br />

Windenergieanlagen mit sich bringen<br />

können. Auf einer marktlichen Ebene <strong>der</strong> Betroffenheit<br />

wie<strong>der</strong>um ist zu erwarten, dass es<br />

infolge eines allgemeinen Anstiegs <strong>der</strong> Lufttemperatur<br />

zu einem Nachfragerückgang<br />

nach Heizenergie kommt, während <strong>der</strong> Bedarf<br />

nach Kühlenergie in Form von Klimaanlagen<br />

steigen wird.<br />

Mögliche Auswirkungen des Klimawandels<br />

sollten also jetzt schon bei den anstehenden<br />

20 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Infrastrukturmaßnahmen im Zuge <strong>der</strong> Energiewende<br />

berücksichtigt und auch zum Beseitigen<br />

entsprechen<strong>der</strong> Schwachstellen genutzt<br />

werden. Dabei ist gerade <strong>der</strong> Energiesektor<br />

prädestiniert dafür, Synergien zwischen Klimaschutz<br />

und Anpassung an den Klimawandel<br />

zu nutzen. Es sollten demzufolge zunächst<br />

Maßnahmen identifiziert werden, bei denen<br />

die Anpassung mit an<strong>der</strong>en Nutzen kombiniert<br />

werden kann und die somit auch dann -<br />

beispielsweise durch die Vermeidung von<br />

CO2-Emissionen - sinnvoll sind, wenn <strong>der</strong> Klimawandel<br />

nicht in <strong>der</strong> ursprünglich erwarteten<br />

Ausprägung eintreten sollte. 14<br />

Die möglichen Folgen des Klimawandels<br />

mögen in Deutschland <strong>der</strong>zeit noch etwas<br />

abstrakt und unkonkret erscheinen, doch es<br />

ist zu erwarten, dass ihre Auswirkungen auf<br />

die Energieversorgung zunehmen werden<br />

und <strong>der</strong> Anpassungsbedarf sehr wahrscheinlich<br />

deutlich steigt. 15 Welche Konsequenzen<br />

ein umfassen<strong>der</strong> Blackout in einem Industrieland<br />

grundsätzlich haben kann, hatte sich am<br />

14. August 2003 gezeigt, als es in großen Teilen<br />

des Mittleren Westens und Nordostens<br />

<strong>der</strong> USA sowie in <strong>der</strong> kanadischen Provinz<br />

Ontario zu einem Stromausfall gekommen<br />

war, <strong>der</strong> schätzungsweise 50 Mio. Menschen<br />

betroffen hatte und in einigen Regionen vier<br />

Tage andauerte. Der Blackout hatte zum Ausfall<br />

von rund 100 Kraftwerken mit einer Gesamtleistung<br />

von knapp 62 000 MW Strom<br />

geführt. Die Kosten des Stromausfalls betrugen<br />

rund 6 Mrd. US-$. 16 Dieser Stromausfall<br />

war natürlich nicht auf den Klimawandel zurückzuführen,<br />

son<strong>der</strong>n hatte seine Ursache in<br />

einer anfangs unentdeckten Störung in<br />

einem Generator in Ohio, die dann im Zusammenspiel<br />

von technischem und menschlichem<br />

Versagen eine verheerende<br />

Kettenreaktion angestoßen hat. Trotzdem<br />

zeigt dieses Beispiel, wie wichtig und gleichsam<br />

verletzlich eine kritische Infrastruktur ist.<br />

Daher sollte auch in Deutschland im Zuge des<br />

in den nächsten Jahrzehnten notwendigen<br />

Infrastrukturausbaus darüber beraten werden,<br />

unternehmerische Berichtspflichten zum<br />

Stand <strong>der</strong> Anpassungsplanungen für kritische<br />

Infrastrukturen 17 einzuführen. In Großbritannien<br />

wurde dies beispielsweise im Rahmen<br />

des Climate Change Act 2008 bereits festgeschrieben,<br />

wobei entsprechende Berichte im<br />

Abstand von fünf Jahren zu erstellen sind. 18<br />

Einfluss des europäischen<br />

Emissionshandels<br />

Ein nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> negativer Einfluss<br />

auf die Energiewende geht auch von<br />

den geringen Zertifikatepreisen des europäischen<br />

Emissionshandels aus, die an <strong>der</strong> European<br />

Energy Exchange (EEX) schon seit<br />

über einem Jahr im einstelligen Bereich liegen<br />

- am 22. April 2013 beispielsweise bei<br />

2,77 Euro. 19 Dass von diesem Preisniveau<br />

nicht die notwendigen Anreize für klimafreundliche<br />

Investitionen ausgehen, überrascht<br />

nicht. Zudem werden weitaus<br />

geringere Finanzierungsbeiträge für an<strong>der</strong>e<br />

Klimaschutzmaßnahmen - wie beispielsweise<br />

die Finanzierung von <strong>Projekt</strong>en <strong>der</strong> Energiewende<br />

aus Mitteln des Energie- und Klimafonds<br />

wie die Gebäudesanierung, <strong>der</strong> Ausbau<br />

<strong>der</strong> Elektromobilität o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />

neuer Speichertechnologien - generiert. 20<br />

Auch aktuelle Daten des Umweltbundesamtes<br />

verdeutlichen ein wesentliches Problem.<br />

Demnach lagen die CO2-Emissionen <strong>der</strong><br />

1627 emissionshandelspflichtigen Energieund<br />

Industrieanlagen in Deutschland 2012<br />

mit 452,4 Mio. t knapp über dem Niveau des<br />

Vorjahres. Interessant ist dabei vor allem eine<br />

unterschiedliche Entwicklung in <strong>der</strong> Kohleund<br />

Erdgasverarbeitung. Während die Emissionen<br />

aus <strong>der</strong> Verbrennung von Braun- und<br />

Steinkohle jeweils um rund 4% angestiegen<br />

sind, gingen die Emissionen aus Erdgas um<br />

ungefähr 8% zurück. Insgesamt liegen die<br />

CO2-Emissionen auf Höhe <strong>der</strong> jährlichen<br />

deutschen Emissionsobergrenze <strong>der</strong> zweiten<br />

Handelsperiode (451,8 Mio. t). 21<br />

Das heißt zum einen, dass diese Obergrenze<br />

eingehalten wird, zeigt aber auch, dass <strong>der</strong><br />

Emissionshandel aus Sicht <strong>der</strong> Energiewende<br />

in Deutschland gestärkt werden muss, um<br />

dem aktuellen ökonomischen Vorteil älterer<br />

Braunkohlekraftwerke entgegenzuwirken.<br />

Denn <strong>der</strong>zeit ist auch die Braunkohle ein Gewinner<br />

<strong>der</strong> Energiewende und Anlagen werden<br />

mit sehr hoher Auslastung genutzt. Dies<br />

liegt daran, dass bei dem aktuellen Preisniveau<br />

<strong>der</strong> CO2-Zertifikate Braunkohle <strong>der</strong><br />

Energieträger ist, <strong>der</strong> mit sehr niedrigen kurzfristigen<br />

Grenzkosten Strom erzeugen kann.<br />

Im Zuge dessen kommt es durch die steigende<br />

Nutzung erneuerbarer Energien in<br />

Kombination mit dem <strong>der</strong>zeit sehr günstigen<br />

Kohlestrom selbst für neue und hocheffiziente<br />

Gaskraftwerke zu Wettbewerbsnachteilen.<br />

Doch gerade von diesen sich durch<br />

relativ geringe spezifische Treibhausgasemissionen,<br />

eine gute Regelbarkeit und damit Eignung<br />

als Komplementärtechnologie zu <strong>der</strong><br />

unstetigen Einspeisung <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien auszeichnenden Kraftwerken ist<br />

eine wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Energiewende zu<br />

erwarten.<br />

Um auf offensichtlich mangelnde Anreize des<br />

Emissionshandels zu reagieren, hatte die EU-<br />

Kommission bereits Ende Juli 2012 den Vorschlag<br />

gemacht, rund ein Viertel <strong>der</strong> bis 2015<br />

geplanten CO2-Zertifikate - dies entspricht<br />

900 Mio. t CO2 - zurückzuhalten. Sie würden<br />

dann 2019 und 2020 wie<strong>der</strong> in vollem Umfang<br />

in den Markt gelangen. 22 Am 19. Februar<br />

2013 hatte sich auch <strong>der</strong><br />

Umweltausschuss dafür ausgesprochen. Am<br />

16. April 2013 haben die Abgeordneten des<br />

Europaparlamentes jedoch gegen das Vorhaben<br />

gestimmt und es zunächst einmal an den<br />

Umweltausschuss zurückverwiesen. Wenn<br />

sich die CO2-Zertifikatepreise nicht erholen,<br />

sind die Konsequenzen für die Energiewende<br />

in Deutschland neben fehlenden Anreizen für<br />

klimafreundliche Investitionen und fehlenden<br />

Finanzierungsbeiträgen für den Energie- und<br />

Klimafonds auch ein möglicher Anstieg <strong>der</strong><br />

EEG-Umlage, was den Beson<strong>der</strong>heiten ihrer<br />

Berechnungsgrundlage geschuldet ist.<br />

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DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 21


Titelthema - Energiewende<br />

Grundsätzlich wäre es ein richtiger Weg gewesen,<br />

das Überangebot an Emissionsrechten<br />

zu reduzieren. Die Frage ist jedoch,<br />

welche dauerhaften Effekte durch das temporäre<br />

Zurückhalten von Zertifikaten überhaupt<br />

zu erwarten gewesen wären.<br />

Wirkungsvoller scheint es zu sein, die notwendige<br />

Menge an Emissionszertifikaten für<br />

einen längeren Zeitraum einzubehalten o<strong>der</strong><br />

gegebenenfalls gänzlich stillzulegen. Doch<br />

auch dann ist es fraglich, ob ein solches Vorgehen<br />

alleine ausreichend ist. Der nun abgelehnte<br />

Reformvorschlag wäre also ohnehin<br />

nur ein erster kleiner Schritt gewesen. Diskutiert<br />

werden sollte nun erst recht eine Verschärfung<br />

des europäischen Klimaschutzziels<br />

auf eine Reduktion <strong>der</strong> Treibhausgasemissionen<br />

im Umfang von 25% o<strong>der</strong> 30% bis 2020.<br />

Übertragen auf den Emissionszertifikatehandel<br />

würde dies auch eine Verschärfung <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien zu setzen.<br />

Ergänzende Instrumente wie <strong>der</strong>zeit das EEG<br />

sind weiterhin notwendig, wobei die Wechselwirkungen<br />

<strong>der</strong> Instrumente und Möglichkeiten<br />

ihrer Kombination berücksichtigt<br />

werden müssen. 24<br />

die Mehrkosten des Marktprämienmodells zu<br />

reduzieren. Dies ist <strong>der</strong> Fall, da die Profilservicekosten<br />

<strong>der</strong> Übertragungsnetzbetreiber für<br />

die Einbindung <strong>der</strong> erneuerbaren Energien -<br />

als Grundlage für die Ausgestaltung <strong>der</strong><br />

Marktprämie - niedriger sind, als zunächst<br />

angenommen wurde. 26 Zudem werden mangelnde<br />

Anreize für eine nennenswerte Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> Einspeisung kritisiert. 27<br />

Wie die ersten Erfahrungen mit dem Marktprämienmodell<br />

zeigen, kommt es hier bereits<br />

zu Problemen. Nicht nur daher scheint insgesamt<br />

mehr Vorsicht geboten, wenn es darum<br />

geht das EEG weiterzuentwickeln. Dabei<br />

sollte vor allem ein behutsames und schrittweises<br />

Vorgehen gewählt werden, denn das<br />

EEG hat über viele Jahre hinweg eine hohe<br />

Stabilität beim Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien sichergestellt und dafür gesorgt,<br />

dass sich beispielsweise auch kleinere Marktteilnehmer<br />

o<strong>der</strong> Bürgerparks etablieren<br />

Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de<br />

jährlichen Verknappung <strong>der</strong> gesamten Zertifikatemenge<br />

notwendig machen. 23 Ergänzend<br />

muss nun wohl auch verstärkt über<br />

nationale Wege nachgedacht werden, wie<br />

die Kosten des CO2-Ausstoßes erhöht werden<br />

können. Zudem wird noch deutlicher,<br />

dass <strong>der</strong> Emissionshandel alleine nicht ausreichend<br />

ist, um die notwendigen Anreize zur<br />

Schrittweise Weiterentwicklung<br />

des EEG<br />

Nachdem das EEG gezeigt hat, dass es ein<br />

wirkungsvolles und erfolgreiches Instrument<br />

zur För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien ist - und<br />

zu Recht als Vorbild für an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> dient<br />

- werden im Hinblick auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Marktintegration erneuerbarer Energien<br />

zunehmend instrumentelle Weiterentwicklungen<br />

gefor<strong>der</strong>t. Im Vorfeld <strong>der</strong> Novellierung<br />

des EEG im letzten Jahr wurden bereits mehrere<br />

Anreizinstrumente vorgeschlagen. Diese<br />

sind insbeson<strong>der</strong>e das Marktprämienmodell,<br />

<strong>der</strong> Stetigkeitsbonus und <strong>der</strong> Kapazitätsmarkt<br />

für erneuerbare Energien. Einzig das<br />

Marktprämienmodell hat bereits den Weg in<br />

die Praxis gefunden, um Anreize für eine bedarfsgerechtere<br />

Stromproduktion zu setzen<br />

und somit Anlagenbetreiber stärker an den<br />

Markt heranzuführen. 25 Mittlerweile zeigt<br />

sich hier jedoch ein erster Anpassungsbedarf<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Managementprämie, um<br />

konnten. Diese Stabilität sollte mit entsprechendem<br />

Investitionsschutz für bestehende<br />

<strong>Projekt</strong>e aufrechterhalten werden, so dass<br />

weiterhin notwendige Voraussetzungen für<br />

eine langfristige Planbarkeit, Finanzierbarkeit<br />

und Investitionssicherheit gegeben sind. Zunächst<br />

sollten also im Rahmen eines dem<br />

Grunde nach weiterhin bestehenden - und<br />

22 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

zur Realisierung <strong>der</strong> Energiewende in den<br />

nächsten Jahren weiterhin benötigten - EEG<br />

die Art und Höhe <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung regelmäßig<br />

überprüft und angepasst werden. Dabei muss<br />

es das Ziel sein, mittelfristig ohne För<strong>der</strong>ungen<br />

auszukommen. Allerdings gilt dies nicht<br />

nur für erneuerbare Energien, son<strong>der</strong>n für<br />

alle Energieträger.<br />

Fazit<br />

Trotz <strong>der</strong> bis heute grundsätzlich positiven Bilanz<br />

<strong>der</strong> Energiewende - <strong>der</strong> Ausbau und die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien schreitet stetig<br />

voran, auch im zweiten Winter nach <strong>der</strong><br />

endgültigen Abschaltung von acht Kernkraftwerken<br />

ist es zu keinen Blackouts gekommen,<br />

Deutschland ist Stromexportland<br />

geblieben und <strong>der</strong> Ausfuhr überschuss erreichte<br />

mit 23 Mrd. kWh sogar einen neuen<br />

Rekordwert - haben die in diesem Beitrag erläuterten<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> anhand von einigen<br />

wenigen Beispielen gezeigt, welche<br />

vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen auf dem Weg<br />

zum Gelingen <strong>der</strong> Energiewende noch zu bewältigen<br />

sind. Zumindest das endgültige<br />

Scheitern <strong>der</strong> geplanten Strompreisbremse<br />

lässt hoffen, dass die notwendige Diskussion<br />

um die zukünftigen Schritte beim Zusammenfügen<br />

<strong>der</strong> vielfältigen Puzzleteile auf dem<br />

Weg zu einem im besten Sinne des Wortes<br />

nachhaltigen Energiesystem in Deutschland<br />

nicht noch mehr zu einer rein kurzfristig ausgelegten<br />

Kosten- und Strompreisdebatte mutiert.<br />

Gerade auch, weil zunehmend deutlich<br />

wird, dass das Thema <strong>der</strong> Strompreise politisch<br />

größer gemacht wurde als es eigentlich<br />

ist und gleichsam politische Handlungsspielräume<br />

suggeriert werden, die sich bei genauer<br />

Betrachtung jedoch als nur sehr gering<br />

herausstellen. 28 Die wirklich bedeutenden<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen zum Gelingen <strong>der</strong> Energiewende<br />

liegen in an<strong>der</strong>en Bereichen.<br />

Ersterscheinung in <strong>der</strong> Zeitschrift Wirtschaftsdienst, Heft 5/2013,<br />

© ZBW und Springer-Verlag <strong>Berlin</strong> Heidelberg.<br />

1<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />

Erneuerbare Energien 2012. Daten des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

zur Entwicklung <strong>der</strong> erneuerbaren Energien<br />

in Deutschland im Jahr 2012 auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Angaben<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik<br />

(AGEE-Stat). Vorläufige Angaben. Stand 28.2.2013, <strong>Berlin</strong>.<br />

Obwohl die installierte Leistung zugenommen hat,<br />

ist es bei <strong>der</strong> Stromerzeugung aus Windkraft 2012 verglichen<br />

mit 2011 zu einem Rückgang gekommen, was<br />

insbeson<strong>der</strong>e mit schlechteren Windverhältnissen zu erklären<br />

ist.<br />

2<br />

I. Jürgens et al.: The Landscape of Climate Finance in<br />

Germany. A CPI-Report, <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

3<br />

Da Fragen des Netzausbaus <strong>der</strong>zeit im Rahmen <strong>der</strong><br />

Bundesfachplanung erörtert werden und vor dem Sommer<br />

dieses Jahres keine Konkretisierungen zu erwarten<br />

sind, wird hier lediglich auf den zweiten wichtigen Infrastrukturbereich<br />

eingegangen, <strong>der</strong> jedoch sowohl im<br />

politischen Prozess als auch in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion<br />

noch unterrepräsentiert ist. Umfassende Informationen<br />

und Dokumente zum Netzausbau finden sich auf<br />

<strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> Bundesnetzagentur: www.netzausbau.de.<br />

4<br />

U. Leprich et al.: Kompassstudie Marktdesign. Leitideen<br />

für ein Design eines Stromsystems mit hohem Anteil<br />

fluktuieren<strong>der</strong> Erneuerbarer Energien, Bochum 2012.<br />

5<br />

R. Hollinger et al.: Speicherstudie 2013, Kurzgutachten<br />

zur Abschätzung und Einordnung energiewirtschaftlicher,<br />

ökonomischer und an<strong>der</strong>er Effekte bei För<strong>der</strong>ung<br />

von objektgebunden elektrochemischen Speichern, Freiburg<br />

2013; G. Fuchs et al.: Technologischer Überblick zur<br />

Speicherung von Elektrizität. Überblick zum Potenzial<br />

und zu Perspektiven des Einsatzes elektrischer Speichertechnologien,<br />

Stuttgart 2012. Weitere umfangreiche Informationen<br />

zur Energiespeicherung stellt beispielsweise<br />

auch <strong>der</strong> ForschungsVerbund Erneuerbare Energien<br />

(FVEE) auf seiner Homepage bereit: http://www.fvee.de.<br />

6<br />

M. Groth: Speichertechnologie und weitere Ausblicke<br />

auf die Zukunft des EEG - Kommentar zum Beitrag von<br />

Thomas Schomerus, in: F. Ekardt, B. Hennig, H. Unnerstall<br />

(Hrsg.): Erneuerbare Energien - Ambivalenzen, Governance,<br />

Rechtsfragen, Marburg 2012, S. 253-256.<br />

7<br />

M. Pehnt, U. Höpfner: Wasserstoff- und Stromspeicher<br />

in einem Energiesystem mit hohen Anteilen erneuerbarer<br />

Energien: Analyse <strong>der</strong> kurz- und mittelfristigen Perspektive,<br />

Heidelberg 2009.<br />

8<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU): Wege zur<br />

100 % erneuerbaren Stromversorgung. Son<strong>der</strong>gutachten,<br />

<strong>Berlin</strong> 2011.<br />

9<br />

M. Groth, a.a.O.<br />

10<br />

M. Groth: Stromspeicherung: gesetzliche Regelungen<br />

notwendig, in: Wirtschaftsdienst, 92. Jg. (2012), H. 4, S.<br />

216-217.<br />

11<br />

KfW Bankengruppe: Merkblatt Erneuerbare Energien<br />

- Programmnummer 275: Finanzierung von stationären<br />

Batteriespeichersystemen in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage,<br />

Frankfurt 2013.<br />

12<br />

IPCC: Summary for Policymakers. Climate Change<br />

2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working<br />

Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental<br />

Panel on Climate Change, Cambridge,<br />

New York 2007; C. Heuson et al.: Ökonomische Grundfragen<br />

<strong>der</strong> Klimaanpassung - Umrisse eines neuen Forschungsprogramms,<br />

UFZ-Bericht 02/2012, Leipzig 2012.<br />

13<br />

Für Aussagen zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels<br />

auf den Energiesektor siehe exemplarisch die<br />

folgenden Publikationen: W. Kuckshinrichs et al.: Thesenpapier<br />

für das DAS Symposium - Betrachtungsfeld:<br />

Energie, Leipzig 2008; Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung:<br />

Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) an den<br />

Klimawandel - Bericht zum Nationalen Symposium zur<br />

Identifizierung des Forschungsbedarfs, Leipzig 2008;<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />

Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel,<br />

<strong>Berlin</strong> 2008; KOM: Weißbuch - Anpassung<br />

an den Klimawandel: Ein europäischer Aktionsrahmen,<br />

Brüssel 2009; E. Hoffman et al.: Stakehol<strong>der</strong>-Dialoge:<br />

Chancen und Risiken des Klimawandels, Dessau-Roßlau<br />

2011; A. Pechan, M. Rotter, K. Eisenack: Eingestellt auf<br />

Klimafolgen? Ergebnisse einer Unternehmensbefragung<br />

zur Anpassung in <strong>der</strong> Energie- und Verkehrswirtschaft,<br />

Schriftenreihe des IÖW 200/11, <strong>Berlin</strong> 2011; R. Stecker et<br />

al.: Anpassung an den Klimawandel in <strong>der</strong> Energiewirtschaft<br />

- eine Aufgabe für die Politik? Dokumentation des<br />

Branchenworkshops vom 5.4.2011, Oldenburg, <strong>Berlin</strong><br />

2011; KOM: Adapting infrastructure to climate change -<br />

Commission staff working document, Brüssel 2013.<br />

14<br />

S. C. Moser: Adaptation, mitigation, and their disharmonious<br />

discontents: an essay, in: Climatic Change, 111<br />

(2012), S. 165-175; A. Leidreiter, D. Moss, M. Groth: From<br />

vision to action - a workshop report on 100% Renewable<br />

Energies in European Regions, 2013, http://www.cli-<br />

mate-service-center.de/imperia/md/content/csc/work-<br />

shopdokumente/csc_workshop-report_from-vision-to-<br />

action_a-workshop-report-on-100_-renewable-energies<br />

-in-european-regions.pdf.<br />

15<br />

S. Gößling-Reisemann at al.: Klimawandel: Regionale<br />

Verwundbarkeit <strong>der</strong> Energieversorgung in Deutschland,<br />

in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 62. Jg. (2012), H.<br />

4, S. 60-63.<br />

16<br />

U.S.-Canada Power System Outage Task Force: Final<br />

Report on the August 14, 2003 Blackout in the United<br />

States and Canada: Causes and Recommendations, Washington,<br />

Ottawa 2004.<br />

17<br />

Europäische Kommission: Council Directive<br />

2008/114/EC of 8 December 2008 on the Identification<br />

and Designation of European Critical Infrastructures and<br />

the Assessment of the Need to Improve their Protection,<br />

Brüssel 2008.<br />

18<br />

A. Leidreiter, D. Moss, M. Groth, a.a.O.<br />

19<br />

European Energy Exchange (EEX): EU Emission Allowances.<br />

Preise und Handelsvolumen, 2013, http://www.<br />

eex.com/de/Marktdaten/Handelsdaten/Emissionsrechte/E<br />

U%20Emission%20Allowances%20%20Spotmarkt.<br />

20<br />

M. Groth: Emissionshandel: Rettung in Sicht?, in: Wirtschaftsdienst,<br />

92. Jg. (2012), H. 8, S. 505-506.<br />

21<br />

Umweltbundesamt: Emissionshandel: CO2-Emissionen<br />

2012 knapp über dem Niveau von 2011, Presse-Information<br />

15/2013.<br />

22<br />

Europäisches Parlament: Umweltausschuss stimmt für<br />

verzögerten Verkauf von Emissionsrechten, Brüssel<br />

2013.<br />

23<br />

H. Hermann, F. C. Matthes: Strengthening the European<br />

Union emissons trading scheme and raising climate<br />

ambition, <strong>Berlin</strong> 2012.<br />

24<br />

M. Groth, H. Kosinowski: Integration <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien in den Emissionshandel - Stand und Perspektiven,<br />

in: F. Ekardt, B. Hennig, H. Unnerstall (Hrsg.), a.a.O.,<br />

S. 93-116; H. Kosinowski, M. Groth: Die deutsche För<strong>der</strong>ung<br />

erneuerbarer Energien - Bestandsaufnahme und<br />

Perspektiven vor dem Hintergrund des europäischen<br />

Emissionszertifikatehandels, Marburg 2011.<br />

25<br />

F. Sensfuß, M. Ragwitz: Weiterentwickeltes För<strong>der</strong>system<br />

für die Vermarktung von erneuerbarer Stromerzeugung,<br />

Gutachten des Fraunhofer ISI im Auftrag des BMU,<br />

Karlsruhe 2011.<br />

26<br />

A. Rostankowski et al.: Anpassungsbedarf bei den Parametern<br />

des gleitenden Marktprämienmodells im Hinblick<br />

auf aktuelle energiewirtschaftliche Entwicklungen,<br />

Kurzgutachten im Rahmen des <strong>Projekt</strong>es "Laufende Evaluierung<br />

<strong>der</strong> Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren<br />

Energien", Greifswald 2012.<br />

27<br />

E. Gawel, A. Purkus: Die Marktprämie im EEG 2012:<br />

Ein sinnvoller Beitrag zur Markt- und Systemintegration<br />

erneuerbarer Energien?, Diskussionspapier des Helmholtz-Zentrums<br />

für Umweltforschung - UFZ, Leipzig 2012.<br />

28<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> aktuellen Diskussion von<br />

Strompreisen und EEG-Umlage sei an dieser Stelle abschließend<br />

auf eine online frei verfügbare Software verwiesen,<br />

die vom Öko-Institut im Auftrag von Agora<br />

Energiewende entwickelt wurde. Mit dem Programm<br />

kann nicht nur die Höhe <strong>der</strong> EEG-Umlage bis 2017 berechnet<br />

werden, son<strong>der</strong>n es veranschaulicht zudem die<br />

Verteilung <strong>der</strong> Zahlungsströme und die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Vergütungssummen. Auch hier zeigt sich beispielhaft,<br />

wie gering teilweise die potenziellen<br />

Auswirkungen einiger immer wie<strong>der</strong> diskutierten politischen<br />

Handlungsoptionen auf die EEG-Umlage - und<br />

damit letztlich erst recht auf den Strompreis - sind. Zur<br />

Bewertung möglicher Maßnahmen und einer Versachlichung<br />

<strong>der</strong> Diskussion können hier wichtige Einsichten<br />

gewonnen werden. Öko-Institut: EEG-Calculator. Berechnungs-<br />

und Szenarienmodell zur Ermittlung <strong>der</strong> EEG-Umlage.<br />

Modellversion 1.0, Datenversion 1.0, <strong>Berlin</strong>,<br />

18.3.2013: http://www.agora-energiewende.de/themen/die-energiewende/detailansicht/article/kuenftigeeeg-umlage-selbst-ausrechnen.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 23


Titelthema - Energiewende<br />

Energiewende:<br />

Zu viel ist zu viel<br />

Von Holger Steltzner<br />

Die Energiewende wird zur Umverteilungsmaschine.<br />

Die För<strong>der</strong>ung läuft<br />

aus dem Ru<strong>der</strong>. Es gibt viel mehr Grünstrom<br />

als geplant. Die Preise für Emissionszertifikate<br />

verfallen. Kohle erlebt<br />

eine Renaissance. Und die Welt stößt<br />

mehr CO2 aus als jemals zuvor.<br />

Der Strompreis spaltet Deutschland. Die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung fürchtet weiter<br />

steigende Energiepreise. Aber das kümmert<br />

die wachsende Schar von Profiteuren <strong>der</strong><br />

Energiewende nicht. Denn wer mit einem<br />

Windrad, einer Solar- o<strong>der</strong> Biogasanlage auf<br />

das Subventionskarussell aufgesprungen ist,<br />

versorgt sich selbst mit Strom und kann obendrein<br />

so viel Strom produzieren, wie er<br />

möchte, weil Ökostrom im Netz immer Vorrang<br />

hat und auch noch zum Vorzugspreis abgenommen<br />

wird. Da man in Deutschland sich<br />

nur so vor ständig steigenden Strompreisen<br />

schützen kann, schrumpft die Zahl <strong>der</strong> „normalen“<br />

Stromverbraucher, die als Mieter o<strong>der</strong><br />

Gewerbetreibende für den För<strong>der</strong>wahn aufkommen<br />

müssen.<br />

Die Kosten für die Energiewende bezifferte<br />

Umweltminister Peter Altmaier im Gespräch<br />

mit dieser Zeitung auf eine Billion Euro. Das<br />

ist die Hälfte <strong>der</strong> deutschen Staatsschulden.<br />

Kein Wun<strong>der</strong>, dass Angela Merkel eine Reform<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ihr dringendstes<br />

Vorhaben nennt – sollte sie Bundeskanzlerin<br />

bleiben. Sie will „den rasanten<br />

Anstieg“ <strong>der</strong> EEG-Umlage begrenzen. Das hat<br />

Merkel schon einmal versprochen – aber nicht<br />

gehalten. Vor zwei Jahren kündigte sie in ihrer<br />

Regierungserklärung nach <strong>der</strong> Atomkatastrophe<br />

in Japan an: „Die EEG-Umlage soll nicht<br />

über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen;<br />

heute liegt sie bei etwa 3,5 Cent je Kilowattstunde.“<br />

Gut ein Jahr später stand die Anhebung auf<br />

5,3 Cent an, und man unkte, Merkel müsse<br />

bei ihrem Versprechen wohl ein Zahlendreher<br />

unterlaufen sein. Heute, da die nächste Anhebung<br />

auf rund 7 Cent bevorsteht, macht keiner<br />

mehr Witze. Denn damit wird allein die<br />

EEG-Umlage doppelt so teuer wie das Gut<br />

Strom, das an <strong>der</strong> Börse zu weniger als 4 Cent<br />

gehandelt wird. Für Otto Normalverbraucher<br />

kommen in <strong>der</strong> Ökoplanwirtschaft noch<br />

Stromsteuer, Mehrwertsteuer, Konzessionsabgabe,<br />

Kraft-Wärme-Kopplungs-Aufschlag und<br />

die Kosten für Stromerzeugung sowie Transport<br />

und Vertrieb hinzu, so dass <strong>der</strong> Stromkunde<br />

am Ende bis zu 30 Cent je<br />

Kilowattstunde zahlt.<br />

Mehr deutscher Grünstrom<br />

als geplant<br />

Weil die För<strong>der</strong>ung des Ökostroms völlig aus<br />

dem Ru<strong>der</strong> läuft, wird die Energiewende zu<br />

einer gigantischen Umverteilung. Durch ein<br />

Windrad erzielt ein kleiner Acker an <strong>der</strong> Küste<br />

eine jährliche Pacht von 30.000 Euro, während<br />

in <strong>der</strong> Pension daneben <strong>der</strong> Rotorlärm<br />

die Gäste vertreibt. Auf dem Land verdienen<br />

Hausbesitzer mit ihren Solardächern glänzend,<br />

zahlen tun dafür die Mieter in den Städten.<br />

Für die Umverteilung von unten nach<br />

oben stehen auch die riesigen Solarparks in<br />

Bayern. Großzügig gerechnet, bekommt Bayern<br />

das Geld, was es in den Län<strong>der</strong>finanzausgleich<br />

einzahlt, über den EEG-Solarausgleich<br />

von Nordrhein-Westfalen zurückerstattet.<br />

Das EEG ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein<br />

© dapd<br />

Strom für Deutschland:<br />

Arbeit an einer neuen<br />

Hochspannungsleitung<br />

Staatseingriff in den Markt den nächsten nach<br />

sich zieht. Weil durch den zu schnellen Ausbau<br />

von Solar- und Windanlagen das Stromnetz<br />

an sonnigen und windigen Sommertagen die<br />

Last nicht tragen kann, bekommen Solar- und<br />

Windparkbetreiber Geld vom Staat fürs<br />

Nichtstun, für das Abklemmen vom Netz.<br />

Wenn <strong>der</strong> im Überfluss produzierte deutsche<br />

Ökostrom ins polnische o<strong>der</strong> holländische<br />

Stromnetz drückt, zahlen wir mit negativen<br />

Strompreisen dafür. Polen will sich künftig mit<br />

technischen Barrieren (Phasenschiebern)<br />

gegen unerwünschten deutschen Windstrom<br />

wehren. Was bleibt da vom europäischen Binnenmarkt?<br />

Man stelle sich vor, Frankreich<br />

sperrte im Verkehrswesen die Autobahnbrücke<br />

über den Rhein, weil in <strong>der</strong> Urlaubszeit zu<br />

viele deutsche Autos darüber rollen. Im Energiebereich<br />

ist das die Antwort unserer Nachbarn<br />

auf die deutsche Energiewende, die in<br />

ganz Europa die Strompreise grotesk verzerrt.<br />

Auch weil viel mehr deutscher Grünstrom als<br />

geplant in die Netze drängt, sind in Europa<br />

die Preise für Emissionszertifikate verfallen<br />

und damit <strong>der</strong> Anreiz, Kohlendioxid zu vermeiden.<br />

Als Folge werden an Tagen, an denen die<br />

Sonne nicht scheint und <strong>der</strong> Wind nicht weht,<br />

alte Braunkohlekraftwerke für den Lastenausgleich<br />

eingesetzt. Das ist verrückt: Die För<strong>der</strong>ung<br />

von Ökostrom ist so erfolgreich, dass <strong>der</strong><br />

24 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

für das Klima gefährliche Ausstoß von Kohlendioxid<br />

wie<strong>der</strong> steigt. Und weil im Winter<br />

an schattigen o<strong>der</strong> windstillen Tagen Solarund<br />

Windparks nicht genug Strom für den Bedarf<br />

von Industrie und Haushalten liefern,<br />

müssen die Versorger Kraftwerke vorhalten,<br />

die sich nicht rechnen. Der Staat soll diese<br />

Konzerne künftig ebenfalls fürs Nichtstun bezahlen.<br />

Subvention folgt auf Subvention. Wo<br />

soll das enden?<br />

Hat sich Deutschland selbst<br />

gefesselt?<br />

Höchste Zeit, dass sich Ökostrom dem Markt<br />

und dem Wettbewerb stellt. Im heutigen För<strong>der</strong>system<br />

ergibt sich die Höhe <strong>der</strong> EEG-Umlage<br />

aus <strong>der</strong> Differenz zwischen dem<br />

staatlichen Garantiepreis und dem Börsenpreis.<br />

Wenn viel Grünstrom ins Netz drückt,<br />

sorgt das nicht für sinkende, son<strong>der</strong>n für steigende<br />

Strompreise für den Normalverbraucher.<br />

Zugleich drückt <strong>der</strong> Ökostrom den<br />

Börsenstrompreis für Großverbraucher, was<br />

© dapd<br />

Immer noch gefragt: Strom<br />

aus Braunkohle<br />

die EEG-Umlage nach oben treibt. Kurzum: Je<br />

mehr Ökostrom, desto teurer die Umlage.<br />

Immer noch gefragt: Strom aus Braunkohle<br />

Die unzähligen Profiteure <strong>der</strong> Energiewende<br />

(Landwirte, Hausbesitzer, Handwerker, Investoren,<br />

Industrie, Lobbyisten und an<strong>der</strong>e) sind<br />

inzwischen so mächtig, dass sich kein Politiker<br />

mehr traut, an den Besitzständen zu rütteln.<br />

Da schon zu viele von den Subventionen profitieren,<br />

ist das Drehen an kleinen Stellschrauben<br />

wahrscheinlicher. Dabei ist das<br />

Kernproblem des EEG nicht irgendeine Stellschraube,<br />

son<strong>der</strong>n seine Konstruktion. Eigentlich<br />

müsste nach <strong>der</strong> Wahl das EEG<br />

abgeschafft und <strong>der</strong> Ökostrom an den Börsenpreis<br />

gekoppelt werden, auch dann könnte<br />

Grünstrom weiter geför<strong>der</strong>t werden, etwa<br />

über Zuschläge. Aber dazu fehlt den Politikern<br />

<strong>der</strong> Mut. Bundeskanzlerin Merkel hat auf <strong>der</strong><br />

Energietagung des CDU-Wirtschaftsrats eingestanden,<br />

dass schon zu viele an dem Gesetz<br />

verdienen: „Sie können daran studieren, wie<br />

es ist, wenn Mehrheiten zu Subventionsempfängern<br />

werden und damit nicht mehr bereit<br />

sind, die eigene Subvention abzuschaffen.“<br />

Hat sich Deutschland aus Begeisterung über<br />

die Energiewende mit Subventionen abermals<br />

selbst gefesselt? Findet es ohne Brüssel aus<br />

dem Subventionssumpf nicht wie<strong>der</strong> heraus?<br />

Vor Jahren musste die EU-Kommission<br />

Deutschland zwingen, die Steinkohlesubventionen<br />

wie<strong>der</strong> abzuschaffen. Der Ärger <strong>der</strong><br />

Nachbarn in Europa über die ebenso überstürzte<br />

wie unabgesprochene Energiewende<br />

ist groß. Auch in Frankreich, Österreich, den<br />

Nie<strong>der</strong>landen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweiz müssen Versorger<br />

Milliarden auf ihre Kraftwerke abschreiben,<br />

weil durch die Überproduktion des<br />

deutschen Ökostroms sich selbst mo<strong>der</strong>nste<br />

Gaskraftwerke nicht mehr rechnen. Zudem ist<br />

dem EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia<br />

die Befreiung von <strong>der</strong> EEG-Umlage für<br />

1691 deutsche Unternehmen ein Dorn im<br />

Auge. Er wittert wettbewerbswidrige Subventionen<br />

und wird, wenn sich das nicht än<strong>der</strong>t,<br />

ein Verfahren wegen illegaler Beihilfen gegen<br />

Deutschland einleiten. Aus Sicht nicht nur <strong>der</strong><br />

Euro-Krisenlän<strong>der</strong> hätte es seinen Reiz, wenn<br />

<strong>der</strong> große Produktivitätsvorsprung <strong>der</strong> deutschen<br />

Industrie über schlagartig steigende<br />

Stromkosten abgeschmolzen werden<br />

könnte.<br />

Das EEG konterkariert die Ziele<br />

des Klimaschutzes<br />

Deutschland sitzt in <strong>der</strong> Zwickmühle.<br />

Die nächste Regierung muss einerseits<br />

ein Beihilfeverfahren verhin<strong>der</strong>n, kann<br />

an<strong>der</strong>erseits aber den energieintensiven<br />

Unternehmen die Kosten für die EEG-Umlage<br />

nicht aufladen, weil diese sonst das<br />

Weite suchen werden. Schließlich sind die<br />

Stromkosten oft höher als die Personalkosten<br />

und Industriestrom hierzulande schon 40 Prozent<br />

teurer als in Frankreich. Nicht nur die<br />

Chemie- und Metallindustrie investiert wegen<br />

<strong>der</strong> Energiepreise lieber in Amerika. Auch<br />

manches Rechenzentrum am Internetknotenpunkt<br />

Frankfurt überlegt, ob es nach Amsterdam<br />

o<strong>der</strong> Paris umziehen soll. Die<br />

Abwan<strong>der</strong>ung energieintensiver Betriebe trifft<br />

unsere Volkswirtschaft im Kern, weil dadurch<br />

Wertschöpfungsketten reißen.<br />

Die Prämisse <strong>der</strong><br />

deutschen Energiewende,<br />

durch steigende<br />

Preise für<br />

fossile Energie rechne<br />

sich Ökostrom wie<br />

von selbst, stimmt<br />

nicht. In den Vereinigten<br />

Staaten werden<br />

mit ökologisch strittigem<br />

Fracking aus<br />

Schiefergestein Gas<br />

und Öl geför<strong>der</strong>t.<br />

Amerika wird dadurch vom größten Verbraucher<br />

zu einem <strong>der</strong> größten Lieferanten von Öl<br />

und Gas in <strong>der</strong> Welt – mit gravierenden geostrategischen<br />

und wirtschaftlichen Folgen.<br />

Niedrige Energiepreise sind <strong>der</strong> Motor für die<br />

Reindustrialisierung Amerikas. Der Gaspreis<br />

ist dort schon um 75 Prozent gesunken. Da<br />

Kohle durch Gas ersetzt wird, ist <strong>der</strong> Ausstoß<br />

von Kohlendioxid in den Vereinigten Staaten<br />

auf den tiefsten Stand seit zwanzig Jahren gefallen.<br />

Das ist pervers. Amerika erreicht durch Fracking<br />

Klimaziele, die es nie unterschrieben<br />

hat, während <strong>der</strong> selbsternannte Klima-Musterschüler<br />

Deutschland mehr Kohlendioxid als<br />

im Vorjahr ausstößt. Offenbar stimmt auch die<br />

zweite Prämisse <strong>der</strong> Energiewende nicht, dass<br />

durch deutschen Wind- und Sonnenstrom weniger<br />

CO2 emittiert werde. Auch durch die<br />

übermäßige Netzeinspeisung von Grünstrom<br />

sind im europäischen Handel mit Emissionszertifikaten<br />

die Preise so verfallen, dass sie<br />

keine Lenkungswirkung mehr haben. Aber<br />

auch die Rezession in Südeuropa und <strong>der</strong> Lastenausgleich<br />

mit China tragen ihren Teil dazu<br />

bei. Beide Prämissen des EEG gehen nicht auf.<br />

„In den nächsten drei bis vier Dekaden wird<br />

es keine Knappheit fossiler Energieträger<br />

geben“, prognostiziert Ottmar Edenhofer, Direktor<br />

am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.<br />

„Wir befinden uns in <strong>der</strong> größten<br />

Kohle-Renaissance seit <strong>der</strong> Industrialisierung.“<br />

Der Kohlepreis sinkt noch stärker als<br />

<strong>der</strong> Gaspreis, seit Amerika viel Kohle exportiert.<br />

Der ungebremst steigenden Kohlenstoffintensität<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaft ist nur<br />

beizukommen, wenn es einen Knappheitspreis<br />

für den CO2-Verbrauch gibt.<br />

Das EEG darf nicht länger die Ziele des Klimaschutzes<br />

konterkarieren. Das ursprüngliche<br />

Ziel war doch nicht, ohne Sinn und Verstand<br />

den Ausbau von Solar- und Windstrom in<br />

Deutschland zu för<strong>der</strong>n. Die Energiewende<br />

sollte doch den Ausstoß von Kohlendioxid verringern.<br />

Wem dieses Ziel immer noch wichtiger<br />

ist als die Befriedigung möglichst vieler<br />

Subventionsritter, <strong>der</strong> braucht keine Angst vor<br />

dem Ende des EEG zu haben.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 25


Titelthema - Energiewende<br />

Fracking:<br />

Risiko o<strong>der</strong> Chance?<br />

Redakteur: Michael Kraft<br />

Seit einiger Zeit gibt es ein neues<br />

Reizwort in Sachen Energiegewinnung.<br />

Nachdem <strong>der</strong> jahrzehntelange<br />

Streit um die Atomkraft mit dem Ausstieg<br />

in Deutschland mittelfristig beendet<br />

sein dürfte, widmen sich<br />

Umweltschützer in aller Welt einer<br />

För<strong>der</strong>methode, die nach ihrer Ansicht<br />

sowohl für die Menschen als auch für<br />

die Umwelt dramatische Folgen haben<br />

könnte. Doch worum geht es beim<br />

Fracking genau? Und welche Risiken<br />

bestehen wirklich? Stromsparer gibt<br />

Ihnen einen Überblick über die Fakten.<br />

Dabei wird eines deutlich: Wirklich<br />

eindeutige Antworten sind abseits<br />

aller ideologischen o<strong>der</strong> wirtschaftspolitischen<br />

Interessen nur schwer zu<br />

finden.<br />

Warum Fracking?<br />

Was allgemein als Fracking bezeichnet wird,<br />

trägt in Fachkreisen den Namen „Hydraulic<br />

Fracturing“ (übersetzt etwa: „hydraulisches<br />

Aufbrechen“). Bei <strong>der</strong> normalen För<strong>der</strong>ung<br />

von Öl o<strong>der</strong> Gasvorkommen wird – vereinfacht<br />

gesagt – ein Loch bis zu <strong>der</strong> Stelle gebohrt,<br />

wo sich ein großes Erdöl- o<strong>der</strong><br />

Erdgas-Reservoir befindet. Im Idealfall sieht<br />

das in etwa aus wie ein unterirdischer See<br />

aus den begehrten fossilen Brennstoffen, die<br />

dann verhältnismäßig einfach angezapft werden<br />

können. Nun ist es in vielen Teilen <strong>der</strong><br />

Welt so, das es zwar durchaus erhebliche Vorkommen<br />

gibt, diese aber nur schlecht zu för<strong>der</strong>n<br />

sind. Denn längst nicht immer sind die<br />

geologischen Voraussetzungen ideal. Sehr<br />

häufig befinden sich die Gas- o<strong>der</strong> Ölvorkommen<br />

eben nicht in einem konzentrierten und<br />

leicht erreichbaren Punkt, son<strong>der</strong>n verteilen<br />

sich innerhalb <strong>der</strong> Gesteinsschichten, wo sie<br />

nicht ohne Weiteres erreicht werden können.<br />

Früher wäre eine Nutzung solcher Vorkommen<br />

nur mit extrem hohen Kosten möglich<br />

gewesen – wenn überhaupt. Aber auch die<br />

Ausnutzung von schlecht erreichbaren Restvorkommen<br />

in bereits konventionell ausgebeuteten<br />

Lagerstätten steht auf dem<br />

Wunschzettel vieler Energieunternehmen.<br />

Seit einigen Jahren ist nun eine an<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>methode<br />

im Einsatz, die eine Ausbeutung<br />

schwer zugänglicher Rohstoffvorkommen ermöglicht.<br />

Beim Hydraulic Fracturing wird zunächst<br />

auch ein „normales“ Bohrloch<br />

benötigt, das in die fraglichen Gesteinsschichten<br />

getrieben wird. Um nun an das Öl<br />

o<strong>der</strong> Gas heranzukommen, wird unter hohem<br />

Druck Flüssigkeit eingebracht. Dabei handelt<br />

es sich nicht nur um Wasser, son<strong>der</strong>n auch<br />

um diverse Chemikalien, Sand und an<strong>der</strong>e<br />

Hilfsmittel. Überschreitet <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> eingepressten<br />

Flüssigkeit die im Gestein anliegende<br />

Spannung, wird es<br />

auseinan<strong>der</strong>gedrückt und aufgebrochen.<br />

Ganz nach dem physikalischen Grundsatz<br />

„Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein“<br />

verdrängt die Flüssigkeit das in den Gesteinsschichten<br />

lagernde Öl o<strong>der</strong> Gas. Die eigentliche<br />

För<strong>der</strong>ung wird dann über zusätzliche<br />

Bohrungen bewerkstelligt. Damit die gewünschten<br />

Ergebnisse erzielt werden, ist ein<br />

erheblicher Energieaufwand nötig. Rund 200<br />

verschiedene Chemikalien und bis zu 5000<br />

Kubikmeter Wasser werden mit einem Druck<br />

von über 1000 bar in den Erdboden gepresst<br />

– für jeden sogenannten Frack.<br />

Bild: The Pinedale Field office of the BLM.<br />

Der Konflikt<br />

Gegner des Fracking halten die Methode für<br />

extrem gefährlich für Umwelt und Menschen.<br />

Denn beim Aufbrechen <strong>der</strong> Gesteinsschichten<br />

besteht das Risiko, dass die mit giftigen Chemikalien<br />

belasteten Flüssigkeiten auch bis in<br />

das Grundwasser vordringen können und<br />

somit eine Gesundheitsgefahr darstellen.<br />

Auch <strong>der</strong> Austritt von Erdgas o<strong>der</strong> Öl, das<br />

durch Risse seinen Weg in das Grundwasser<br />

finden kann, erscheint problematisch. Tatsächlich<br />

gibt es Berichte aus den USA und<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, in denen das Fracking verstärkt<br />

eingesetzt wird, nach denen Bewohner<br />

bestimmter Ortschaften ihr Leitungswasser<br />

anzünden können, weil erhebliche Mengen<br />

an Methan mit nach oben gepumpt werden.<br />

Auch das Oberflächenwasser kann durch zurückgepumptes<br />

Bohrwasser verunreinigt<br />

werden. Befürworter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>methode halten<br />

solche Fälle aber für nicht repräsentativ<br />

und versichern, dass bei korrekter Anwendung<br />

<strong>der</strong> Technologie keine Gefahren für<br />

Menschen o<strong>der</strong> die Umwelt bestünden.<br />

Zudem sei ein direkter Zusammenhang zwischen<br />

dem Fracking und dem „Trinkwasser-<br />

Anzünden“ längst nicht erwiesen, da dies<br />

auch durch den natürlichen Austritt von Erd-<br />

26 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

gas in an<strong>der</strong>e Gesteinsschichten entstehen<br />

könne. Doch nicht nur die direkten Schäden<br />

durch die Einbringung <strong>der</strong> Chemikalien und<br />

den unerwünschten Austritt von Gas o<strong>der</strong> Öl<br />

an den falschen Stellen ist problematisch.<br />

Umweltschutzorganisationen weisen auf das<br />

Risiko <strong>der</strong> Auslösung von Erdbeben hin, wie<br />

sie auch bei Tiefenbohrungen für die Nutzung<br />

von Geothermie immer wie<strong>der</strong> zur Diskussion<br />

steht.<br />

Ende <strong>der</strong> Abhängigkeit?<br />

Die wirtschaftlichen Interessen beim Fracking<br />

sind enorm. Galt das Hydraulic Fracturing früher<br />

als viel zu teuer, haben <strong>der</strong> großflächige<br />

Einsatz und die gesteigerte Effizienz bei <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung in den USA inzwischen dafür gesorgt,<br />

dass das Land die Abhängigkeit von<br />

Energieimporten stark verringern konnte. In<br />

wenigen Jahren, so die Prognose vieler Experten,<br />

könnten die USA damit nicht nur zum<br />

Netto-Exporteur werden (man würde also<br />

mehr Öl und Gas aus eigener För<strong>der</strong>ung exportieren,<br />

als man aus dem Ausland einführt);<br />

sogar ein Aufstieg zur größten För<strong>der</strong>nation<br />

<strong>der</strong> Erde erscheint möglich. Damit will die<br />

US-Regierung endlich die Abhängigkeit von<br />

Öl aus dem Nahen Osten verringern, das seit<br />

Jahrzehnten immer wie<strong>der</strong> für politische und<br />

ökonomische Interessenkonflikte sorgt.<br />

Daher überrascht es nicht, dass Präsident Barack<br />

Obama das Fracking ebenfalls als<br />

Chance für die amerikanische Energiewirtschaft<br />

betrachtet und damit die Politik <strong>der</strong><br />

Vorgängerregierung unter George W. Bush<br />

fortführt. Nicht zuletzt beschert es den amerikanischen<br />

Verbrauchern auch relativ geringe<br />

Energiekosten, jedenfalls im Vergleich<br />

zu dem, was deutsche Verbraucher zahlen<br />

müssen.<br />

Europa hat an<strong>der</strong>e<br />

Voraussetzungen<br />

Auch in Europa gibt es beson<strong>der</strong>s im Bezug<br />

auf Erdgas noch viele ungenutzte Vorkommen,<br />

die sich mit herkömmlichen För<strong>der</strong>methoden<br />

nicht o<strong>der</strong> nur schlecht ausbeuten<br />

lassen. Daher stellt sich die Frage, ob das Fracking<br />

auch hierzulande in großem Stil eingesetzt<br />

werden könnte. Die Situation ist jedoch<br />

eine an<strong>der</strong>e als in den USA. Schon rein aus<br />

Platzgründen ist es kaum vorstellbar, dass in<br />

Mittel- und Westeuropa größere Gas- und Ölfel<strong>der</strong><br />

mit einem neuen Wald aus Bohrtürmen<br />

geför<strong>der</strong>t werden könnten, wo schon jede<br />

neue Windkraftanlage als Belästigung für das<br />

Auge gilt. Die dichte Besiedlung unseres Kontinents<br />

macht es außerdem schwierig, die ohnehin<br />

erheblichen Bedenken in Sachen<br />

Umweltschutz auszuräumen, denn das Problem<br />

<strong>der</strong> Erdbebengefahr o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verseuchung<br />

des Grundwassers ist in Län<strong>der</strong>n wie<br />

Deutschland von ganz an<strong>der</strong>er Bedeutung als<br />

dort, wo man weite Landstriche ohne Besiedlung<br />

findet. Aber auch die Kostenfrage macht<br />

das Fracking für Deutschland wenig rentabel.<br />

Denn obwohl das Hydraulic Fracturing beispielsweise<br />

in den USA gewinnbringend eingesetzt<br />

wird, ist die Rentabilität in Europa<br />

eine ganz an<strong>der</strong>e. Speziell die in Deutschland<br />

vermuteten Vorkommen an Erdgas würden<br />

nur unter sehr hohem Kostenaufwand geför<strong>der</strong>t<br />

werden können. Da sie zudem nicht gewaltig<br />

groß sind, wären sie nach wenigen<br />

Jahren bereits erschöpft, so die Prognosen.<br />

Eine wirkliche Unabhängigkeit von Gasimporten<br />

(vor allem aus Russland) wäre damit<br />

also nicht einmal kurzfristig zu erreichen,<br />

sagen die Gegner von Fracking in Deutschland.<br />

Neben den Bedenken, was die För<strong>der</strong>methode<br />

und die damit verbundenen<br />

Gefahren an sich betreffen, spielt aber auch<br />

<strong>der</strong> Klimaschutz eine Rolle bei <strong>der</strong> Ablehnung.<br />

So verweist Greenpeace darauf, dass<br />

es klimapolitisch keine gute Idee sei, weiterhin<br />

auf die För<strong>der</strong>ung fossiler Brennstoffe zu<br />

setzen. Damit, so die Argumentation, könne<br />

man den Umstieg auf erneuerbare Energien<br />

kaum erreichen. Zwar sei es richtig, dass beson<strong>der</strong>s<br />

Gaskraftwerke für eine Übergangszeit<br />

nach dem Atomausstieg benötigt<br />

würden, doch sieht man die Neuentdeckung<br />

von Gas und Öl mit Hilfe von Fracking als<br />

Rückschritt hinsichtlich <strong>der</strong> Gefahren durch<br />

die globale Erwärmung. Die Erschließung klimafreundlicher<br />

Energieträger werde dadurch<br />

weiter verzögert, so Greenpeace.<br />

Keine Beweise für<br />

Klimaschädlichkeit und<br />

Erdbebengefahren?<br />

In Deutschland ist die Diskussion um das Fracking<br />

noch relativ unaufgeregt, weil mangels<br />

großer Vorkommen und wenig Erfahrungen<br />

mit <strong>der</strong> Technologie keine Großprojekte anstehen,<br />

über die entschieden werden müsste.<br />

Die Politik hält sich auffallend zurück, was<br />

Aussagen über das Fracking und seine potenziellen<br />

Risiken angeht. Die För<strong>der</strong>ung von<br />

Schiefergas in Norddeutschland wird und<br />

wurde aber ebenfalls diskutiert. Hierzu gibt es<br />

sogar Studien, die offenbar belegen, dass eine<br />

För<strong>der</strong>ung von Schiefergas nicht klimaschädlich<br />

wäre und beim Einsatz zur Stromerzeugung<br />

unter dem Strich sogar weniger<br />

klimaschädliche Effekte mit sich bringe, als<br />

dies bei <strong>der</strong> Stromerzeugung durch Kohle <strong>der</strong><br />

Fall sei. Solche Studien werden aber nach Angaben<br />

des Umweltbundesamtes stets durch<br />

Einschränkungen <strong>der</strong> Autoren in alle Richtungen<br />

abgesichert, sodass eine endgültige Antwort<br />

auf die Frage, ob Schiefergas nun das<br />

Klima weiter schädigt o<strong>der</strong> nicht, <strong>der</strong>zeit nicht<br />

gegeben werden könne. Die Angst vor Erdbeben<br />

ist ein weiterer wichtiger Punkt bei <strong>der</strong><br />

Argumentation gegen das Fracking. Und tatsächlich<br />

lassen sich bestimmte Erschütterungen<br />

messen, die durch das Aufbrechen <strong>der</strong><br />

Gesteinsschichten verursacht wurden. Doch<br />

beinahe alle namhaften Seismologen und<br />

Erdbebenexperten sind sich <strong>der</strong>zeit darin<br />

einig, dass die Auslösung von sogenannten<br />

„Schadensbeben“ mit einer Stärke von mehr<br />

als 3 auf <strong>der</strong> Richterskala durch Fracking<br />

kaum möglich sei. Da aber auch unterhalb <strong>der</strong><br />

Stärke 3 Beben bereits spürbar für die Anwohner<br />

sein können, bleiben viele Bürger skeptisch.<br />

Geologen verweisen dennoch darauf,<br />

dass die Eingriffe durch das Fracking lokal so<br />

begrenzt sind, dass stärkere Erdbeben dadurch<br />

nicht zu befürchten sind. Die Diskussion<br />

ähnelt hier stark den bereits bekannten Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um die Nutzung von Erdwärme,<br />

bei <strong>der</strong> es ebenfalls manchmal zu<br />

unerwünschten Auswirkungen kommt.<br />

Deutsche Diskussion von<br />

Bil<strong>der</strong>n aus USA geprägt<br />

In Deutschland basiert die <strong>der</strong>zeitige Diskussion<br />

um das Fracking dann auch eher auf den<br />

Berichten, die aus den USA und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

zu dem Thema zu finden sind. Sie werden<br />

in <strong>der</strong> Argumentation in <strong>der</strong> Regel ohne<br />

weitere Anpassung übernommen, was dann<br />

in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit wissenschaftlichen<br />

Fakten zu Ungenauigkeiten führt. So<br />

lassen sich die Gegebenheiten in den USA<br />

kaum mit denen in Deutschland vergleichen.<br />

Den plakativen Bil<strong>der</strong>n brennen<strong>der</strong> Wasserhähne<br />

haben die Befürworter aber kaum<br />

etwas entgegenzusetzen. Der Sachverständigenrat<br />

für Umweltfragen hat sich aktuell im<br />

Mai 2013 gegen ein weiteres Vorantreiben<br />

von Fracking in Deutschland ausgesprochen.<br />

Diese Entscheidung war aber ausdrücklich<br />

nicht etwa auf „nachgewiesene Umweltschäden“<br />

gegründet, son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>der</strong><br />

Unwirtschaftlichkeit einer solchen För<strong>der</strong>ung<br />

geschuldet. Das Fracking könne für Deutschland<br />

we<strong>der</strong> die Versorgungssicherheit erhöhen<br />

noch die Gaspreise nachhaltig senken,<br />

da die För<strong>der</strong>ung zu teuer sei. Insofern bestehe<br />

kein gesteigertes öffentliches Interesse<br />

für eine Erschließung dieser Energieträger.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> ungeklärten ökologischen Risiken<br />

empfehle man <strong>der</strong>zeit auch keine Zulassung<br />

von Fracking in einem kommerziell<br />

lohnenden Umfang, so <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Experten.<br />

Für die Zukunft schließen sie aber das Fracking<br />

auch in Deutschland nicht aus, denn<br />

nach Klärung <strong>der</strong> ökologischen Risiken aus<br />

entsprechenden Pilotprojekten könnte sich<br />

die Situation später durchaus än<strong>der</strong>n.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 27


Titelthema - Energiewende<br />

Die Wähler nicht verschrecken<br />

In einem Wahljahr sind Politiker je nach Interessenlage<br />

sehr zurückhaltend mit Aussagen,<br />

die als eine Befürwortung einer <strong>der</strong>art umstrittenen<br />

Technologie verstanden werden<br />

könnten. So gibt es Hinweise darauf, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />

die CDU/CSU nicht an einer weiteren<br />

Diskussion im Wahlkampf zum Thema<br />

Fracking interessiert ist, da man Stimmenverluste<br />

befürchtet. Doch auch die an<strong>der</strong>en Parteien<br />

haben das Hydraulic Fracturing nicht<br />

zum großen Thema gemacht. Die Grünen betonen<br />

natürlich nach wie vor ihre „uneingeschränkte<br />

Kompetenz“ in Umweltfragen, die<br />

nach dem „Verlust“ des Atomthemas für<br />

viele Wähler an Aktualität verloren hatten.<br />

Doch im Moment stehen eher die sozialen<br />

Themen und steuerpolitische Fragen im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Parteiprogramme für die anstehende<br />

Wahl. So hält sich auch die SPD zurück.<br />

Grundsätzlich scheint man hier daran interessiert<br />

zu sein, keine allzu klaren Aussagen<br />

zum Thema zu treffen. Vertreter <strong>der</strong> einen wie<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind darauf bedacht, we<strong>der</strong><br />

Wähler aus dem Spektrum <strong>der</strong> Umweltschützer<br />

zu vergraulen, noch die Industrie durch<br />

eine Verweigerungshaltung zu verschrecken.<br />

Die Tendenz <strong>der</strong> lokalen SPD-Verbände geht<br />

aber klar in Richtung Ablehnung von Fracking.<br />

Auch die FDP möchte das Thema nach<br />

Möglichkeit vermeiden, denn hier ist man traditionell<br />

eher positiv gegenüber den wirtschaftlichen<br />

Interessen eingestellt. Doch da<br />

die Partei nach wie vor um das Überleben<br />

und den Wie<strong>der</strong>einzug in das Parlament<br />

kämpfen muss, bleibt wenig Spielraum für<br />

eine Klientelpolitik beim Fracking, das <strong>der</strong>zeit<br />

kaum genügend Bedeutung haben dürfte. Bei<br />

<strong>der</strong> Linken ist die Sache einfach, denn hier<br />

lehnt man das Fracking schlicht ab.<br />

Offizielle Stellungnahme von Bundesumweltminister<br />

Peter Altmaier (CDU) zum Thema<br />

Fracking in Deutschland<br />

Wird das Kind mit dem Bade<br />

ausgeschüttet?<br />

Neben den reinen Befürwortern und Gegnern<br />

des Frackings gibt es aber auch mo<strong>der</strong>ate<br />

Stimmen, die davor warnen, die<br />

Diskussion rein in eine ideologische Ecke zu<br />

stellen. Ähnlich wie bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Nutzung<br />

<strong>der</strong> Kernkraft scheint man in manchen<br />

Kreisen darauf aus zu sein, ein neues Thema<br />

für einen umweltpolitischen Kreuzzug zu finden.<br />

Umgekehrt verharmlosen an<strong>der</strong>e Kreise<br />

die möglichen Folgen und Gefahren <strong>der</strong>art,<br />

dass es aufmerksame Zuhörer schon beinahe<br />

wie<strong>der</strong> alarmieren muss. Fakt ist, dass die<br />

grundsätzliche Abhängigkeit von Öl- und<br />

Gasimporten abgesehen von <strong>der</strong> umweltpolitischen<br />

Seite auch eine erhebliche strategische<br />

Bedeutung hat. Deutschland hat sich in<br />

den vergangenen 30 Jahren so stark an die<br />

neuen Partner in Russland gebunden, dass<br />

bei einer Än<strong>der</strong>ung des politischen Klimas<br />

die Versorgungssicherheit infrage gestellt<br />

sein dürfte. Beim Öl sind wir nicht so abhängig<br />

vom Mittleren Osten, wie es häufig den<br />

Anschein hat. Hier sind die USA <strong>der</strong> Hauptkunde.<br />

Doch gerade das Druckmittel Ölversorgung<br />

hat in den letzten 40 Jahren<br />

bekanntlich schon öfter zu politischen, wirtschaftlichen<br />

und militärischen Krisen geführt,<br />

die mit einer geringeren Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> großen Industrienationen von Importen<br />

sicher geringere Bedeutung gehabt hätten.<br />

Vielleicht sollte man bei solchen Diskussionen<br />

eben nicht nur eine Seite beleuchten,<br />

was häufig dazu führt, das Kind mit dem<br />

Bade auszuschütten.<br />

Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />

Dr. Felix Kirchner<br />

Dr. Christina Raptarchis<br />

Fachzahnärzte<br />

für Kieferorthopädie<br />

Kieferorthopädie, Lingualtechnik<br />

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28 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Strompreis Deutschland<br />

Redakteur: Daniel Panhorst<br />

Die Zusammensetzung des<br />

Strompreises in Deutschland<br />

Verglichen mit an<strong>der</strong>en europäischen Nationen<br />

ist <strong>der</strong> Bezug elektrischer Energie in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland ein teures Unterfangen.<br />

Mit einem Wert von durchschnittlich<br />

gut 28 Cent pro Kilowattstunde zahlen<br />

deutsche Stromverbraucher so viel wie nur<br />

wenige an<strong>der</strong>e Haushalte auf unserem Kontinent.<br />

Grund für das eher gehobene Preisniveau<br />

ist nicht zuletzt die Zusammensetzung<br />

des Strompreises, die einige Beson<strong>der</strong>heiten<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en Staaten aufweist und<br />

durch Zulagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

im Preis zusätzlich gesteigert<br />

wird. Ein grundlegen<strong>der</strong> Überblick über die<br />

Zusammensetzung des Strompreises in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik soll aufzeigen, wie welche<br />

Kosten zustande kommen und in welchen Bereichen<br />

sich ein potenzielles Einsparpotenzial<br />

für den einzelnen Verbraucher ergibt.<br />

Eine grundlegende Übersicht über<br />

den Strompreis<br />

Der deutsche Strompreis kann grundlegend<br />

in zwei Segmente eingeteilt werden. Als direkter<br />

Preisanteil sind Kosten zu sehen, die<br />

den Stromunternehmen für die Erzeugung,<br />

den Transport sowie die Einspeisung elektrischer<br />

Energie entstehen, wobei auch eine gewisse<br />

Gewinnspanne für die Stromkonzerne<br />

als Wirtschaftsunternehmen einzurechnen ist.<br />

Dieser direkte Preisanteil liegt aktuell im Jahr<br />

2013 knapp über 50 Prozent und zerteilt sich<br />

seinerseits in Kosten <strong>der</strong> reinen Stromerzeugung<br />

sowie Kosten <strong>der</strong> Netznutzung. Der an<strong>der</strong>e,<br />

indirekte Preisanteil setzt sich aus<br />

Abgaben, Umlagen und Steuern zusammen,<br />

die folglich keinen direkten Bezug zur Produktion<br />

o<strong>der</strong> Einspeisung des Energieträgers<br />

besitzen. Dieser Preisanteil unterliegt rein <strong>der</strong><br />

politischen Gestaltung von Rahmenwerten<br />

des deutschen Preismarktes, die nicht zuletzt<br />

<strong>der</strong> Energiewende geschuldet sind. Vor allem<br />

dieser Anteil ist es, den an<strong>der</strong>e Stromkunden<br />

Europas nicht zu tragen haben und folglich<br />

preiswerteren Strom in privaten Haushalten<br />

o<strong>der</strong> Gewerbebetrieben nutzen können.<br />

Die Kosten für die Stromerzeugung<br />

und ihr Handelspreis<br />

Der Handelspreis pro Kilowattstunde wird in<br />

Deutschland tagesaktuell über die Strombörse<br />

in Leipzig vorgegeben. Der Handel mit<br />

elektrischer<br />

Energie folgt<br />

im Rahmen<br />

<strong>der</strong> deutschen<br />

Energ<br />

i e w e n d e<br />

nach dem<br />

P r i n z i p<br />

wachsen<strong>der</strong><br />

Grenzkosten. Priorität wird somit zunächst<br />

erzeugter Strom aus regenerativen Anlagen<br />

gehandelt, <strong>der</strong> über ein eher geringes Spektrum<br />

zugehöriger Nebenkosten verfügt, bei<br />

einem zusätzlichen Bedarf wird Strom aus<br />

fossilen Energiequellen zusätzlich beim Handel<br />

mit eingebunden. Ein höherer Bedarf ergibt<br />

sich z. B. in Stoßzeiten des Tages, wo<br />

Millionen von Haushalten zeitgleich auf elektrische<br />

Energie angewiesen sind. Je höher die<br />

aktuelle Nachfrage ausfällt, umso mehr<br />

Kraftwerke mit wachsenden Grenzkosten<br />

sind in den Handelspreis mit einzubeziehen.<br />

Letztendlich wird <strong>der</strong> Preis also durch das<br />

teuerste Kraftwerk im Rahmen <strong>der</strong> aktuell<br />

benötigten Stromkapazität vorgegeben. Der<br />

Handelspreis für die Stromerzeugung umfasst<br />

neben den reinen Produktionskosten<br />

auch einen Anteil <strong>der</strong> zugehörigen CO2-Emissionsrechte<br />

sowie die Gewinnmarge, von<br />

welcher <strong>der</strong> Verkäufer elektrischer Energie<br />

sein unternehmerisches Geschäft führt. Die<br />

Gesamtheit dieses Kostenspektrums addiert<br />

sich zu einem Anteil auf, <strong>der</strong> aktuell gut ein<br />

Drittel des deutschen Strompreises ausmacht.<br />

Für den einzelnen Verbraucher lohnt sich hier<br />

ein Blick auf Stromanbieter, die bewusst auf<br />

eine geringere Gewinnmarge setzen. Dies<br />

kann z. B. bei Direktvermarktern im Internet<br />

<strong>der</strong> Fall sein, die preisliche Vorteile durch<br />

schlanke Verwaltungsstrukturen aufweisen.<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> Stromnetze als<br />

Kostenfaktor<br />

Ein zweiter Anteil am Strompreis, <strong>der</strong><br />

eine direkte Verbindung zwischen<br />

Produktion und Verbrauch elektrischer<br />

Energie darstellt, ist <strong>der</strong> Kostenanteil<br />

<strong>der</strong> Stromnetznutzung. Die<br />

Preise hierfür werden im Rahmen <strong>der</strong><br />

Stromentgeltverordnung festgelegt<br />

und abgerechnet. Konkret deckt dieser<br />

Anteil die laufenden Kosten <strong>der</strong><br />

Netzbetreiber und -inhaber, die vielerorts<br />

aus den regionalen Stadtwerken<br />

hervorgegangen sind und die<br />

Stromversorgung in ihrer Region technisch<br />

gewährleisten. Auch wenn Stromkunden<br />

nicht mehr durch ihren lokalen Stromanbieter<br />

versorgt werden, haben sie dennoch auf intakte<br />

Infrastrukturen zu vertrauen, die den<br />

Strom vom nächstgelegenen Umspannwerk<br />

über Trassen und Straßen bis ins Haus hinein<br />

transportieren. Kosten für Wartung und Reparatur<br />

sowie ebenfalls eine anteilige Gewinnmarge<br />

sind bei diesem Anteil des<br />

Strompreises mit einzurechnen. Durchschnittlich<br />

sind 20 bis 25 Prozent des Strompreises<br />

für die Netzwerkbetreiber einzurechnen, was<br />

zusammen mit einem Drittel für die Stromerzeuger<br />

einen Preisanteil von mehr als <strong>der</strong><br />

Hälfte des durchschnittlich zu zahlenden<br />

Strompreises ergibt. In absoluten Zahlen<br />

müssen aktuell zwischen sechs und sieben<br />

Cent pro Kilowattstunde für die Netzbetreiber<br />

in Deutschland eingerechnet werden.<br />

Umlagen und Abgaben als Kostenanteil<br />

des deutschen Strompreises<br />

Auch wenn nicht alle Son<strong>der</strong>abgaben auf<br />

dem deutschen Strompreis mit <strong>der</strong> politisch<br />

forcierten Energiewende in Verbindung stehen,<br />

hat diese seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende erheblich<br />

zu einem Anstieg des Strompreises in<br />

Deutschland beigetragen. Über die Jahre sind<br />

verschiedene Abgaben hinzugekommen, die<br />

in direkter Verbindung mit dem Erneuerbare-<br />

Der Strommix in Deutschland im Jahr 2012<br />

Quelle/Copyright: http://www.unendlich-viel-energie.de/<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 29


Titelthema - Energiewende<br />

Energien-Gesetz bzw. dem verstärkten Vertrauen<br />

auf regenerative Energiequellen setzen.<br />

Neben diesen eher neuen Umlagen auf<br />

den Preis des Stromverbrauchers ist die Konzessionsabgabe<br />

zu nennen, die bereits in den<br />

1930er Jahren eingeführt wurde. Sie diente<br />

den Kommunen in Deutschland schon zum<br />

damaligen Zeitpunkt als zusätzliche Einnahmequelle<br />

und wurde bis zum heutigen Tage<br />

mit ebendiesem Zweck aufrechterhalten.<br />

Circa sieben Prozent des Strompreises macht<br />

dieser Anteil aus.<br />

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

und seine Folgen<br />

Ein Viertel des Strompreises in Deutschland<br />

setzt sich aus Ablagen und Faktoren zusammen,<br />

die in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

nicht bzw. auf einem deutlich geringeren Niveau<br />

erhoben werden. Als führenden Faktor<br />

zu nennen ist die EEG-Umlage, die direkt mit<br />

Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

auf den deutschen Strompreis angerechnet<br />

wurde. Grundlegen<strong>der</strong> Sinn ihrer<br />

Einführung war es, einen Anreiz für Investoren<br />

und Unternehmen zu schaffen, in den<br />

Aufbau regenerativer Strukturen zu investieren<br />

und hierdurch fossilen Energieträgern<br />

den Rücken zu kehren. Da Ökostrom damals<br />

wie heute noch nicht von intensiv ausgebauten<br />

Infrastrukturen profitieren konnte, war für<br />

Bildquellenangabe:T<br />

horben Wengert / pixelio.de<br />

seinen Bezug mit höheren Tarifen für den einzelnen<br />

Verbraucher zu rechnen. Im Vergleich<br />

zum herkömmlichen Strom stellte die Investition<br />

also ein Risiko dar, weshalb die EEG-<br />

Umlage einen finanziellen Ausgleich<br />

zwischen beiden Formen <strong>der</strong> Stromgewinnung<br />

herstellen sollte. Damit es zwischen den<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Haushaltsstrompreise 2007-<br />

2013<br />

Quelle/Copyright: http://www.unendlich-viel-energie.de<br />

Aufwendungen und Ausgaben <strong>der</strong> EEG-Einspeiser<br />

sowie ihren Verkaufseinnahmen keine<br />

zu hohen Differenzen gäbe, wurde die EEG-<br />

Umlage als Aufschlag auf den Strompreis an-<br />

gerechnet. Der überraschend starke und<br />

schnelle Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen<br />

hat politisch unerwartet dazu geführt,<br />

dass die genannten Differenzen über die<br />

Jahre stärker als geplant gewachsen sind. Um<br />

dennoch eine För<strong>der</strong>ung im Sinne des EEG zu<br />

ermöglichen, wurde die Pauschale im Laufe<br />

<strong>der</strong> Jahre immer wie<strong>der</strong> erhöht und stellt aktuell<br />

einen wesentlichen Preistreiber des<br />

deutschen Strompreises dar. Bereits heute<br />

sind ca. 15 Prozent vom Preis je<strong>der</strong> Kilowattstunde<br />

dieser Regelung geschuldet, ein steigen<strong>der</strong><br />

Anteil ist in den nächsten<br />

Jahren nicht ausgeschlossen. Lediglich<br />

ein Aussetzen <strong>der</strong> Regelung bzw.<br />

eine Abän<strong>der</strong>ung des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes können hier zu<br />

einer Verän<strong>der</strong>ung führen. Ebenfalls<br />

politisch intensiv diskutiert wird die<br />

seit Einführung gültige Regelung, diverse<br />

Wirtschaftsunternehmen mit<br />

einem gehobenen Stromverbrauch<br />

von dieser Abgabe zu befreien, was<br />

letztlich <strong>der</strong> private Verbraucher<br />

durch seinen Strompreisanstieg<br />

teuer zu bezahlen hat.<br />

Tipps zum Stromsparen gibt es einige:<br />

oftmals rentiert sich schon <strong>der</strong> Austausch<br />

alter Küchengeräte.<br />

Weitere Abgaben und Umlagen im<br />

Profil<br />

Neben <strong>der</strong> EEG-Umlage sind aktuell (Stand:<br />

2013) drei weitere Umlagen zu nennen, die<br />

im Vergleich zum oben geschil<strong>der</strong>ten Anteil<br />

jedoch von marginaler Natur sind. Zum einen<br />

wird seit 2002 eine KWK-Umlage eingerechnet,<br />

um die För<strong>der</strong>ung von Kraftwerken mit<br />

dem Prinzip <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung zu<br />

för<strong>der</strong>n. Eine weitere Umlage wurde 2012<br />

durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Netzgeltverordnung<br />

beschlossen, was ausschließlich einen Ausgleich<br />

für die stromintensiven Unternehmen<br />

darstellt, die ihrerseits von diversen Netzabgaben<br />

befreit sind. Im Jahr 2013 kam es noch<br />

zu einem weiteren Aufschlag, durch den die<br />

drohenden Leistungsausfälle von in Bau befindlichen<br />

Off-Shore-Windkraftanlagen und<br />

den hiermit befürchteten Schadenersatzdrohungen<br />

kompensiert werden sollte. Ob in<br />

naher Zukunft weitere Umlagen dieser Art<br />

vom Verbraucher zu tragen sind, ist aktuell<br />

kaum abschätzbar und wird entscheidend<br />

von <strong>der</strong> grundsätzlichen Entwicklung <strong>der</strong><br />

Energiewende abhängen.<br />

Der abschließende Anteil des Strompreises<br />

– die Besteuerung durch<br />

Vater Staat<br />

Der bislang genannte Strompreis wird durch<br />

den Staat im Rahmen zweier verschiedener<br />

30 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Steuern abschließend erhöht. Zum einen ist<br />

dies die Stromsteuer, die im Jahr 1999 eingeführt<br />

wurde und allgemein auch als Ökosteuer<br />

bekannt ist. Mit einem Regelsteuersatz<br />

von gut zwei Cent pro Kilowattstunde<br />

verdient <strong>der</strong> Staat bei je<strong>der</strong> Form von<br />

Stromverbrauch mit, wobei diese Steuereinnahmen<br />

nicht nur dem Energiewandel in<br />

Deutschland zu Gute kommen. Vielmehr<br />

wurde das Geld seit Einführung <strong>der</strong> Ökosteuer<br />

zur Finanzierung <strong>der</strong> Rentenstabilität<br />

in Deutschland herangezogen, die Steuereinnahmen<br />

dienen also in einem nicht unwesentlichen<br />

Teil <strong>der</strong> Stabilisierung des<br />

deutschen Sozialversicherungssystems. Die<br />

zweite Steuer ist die allseits präsente Umsatzsteuer,<br />

die abschließend auf den gesamten<br />

Strompreis angerechnet wird. Kommt es<br />

zu einer Verteuerung des Stroms, z. B. durch<br />

eine Preiserhöhung des Erzeugers o<strong>der</strong> einen<br />

höheren Anteil <strong>der</strong> EEG-Umlage, steigt <strong>der</strong><br />

Umsatzsteueranteil entsprechend mit und<br />

<strong>der</strong> Verbraucher wird finanziell direkt in doppelter<br />

Hinsicht belastet. Da die generelle Anhebung<br />

<strong>der</strong> Umsatzsteuer in Deutschland<br />

über die nächsten Jahre stetig zur Diskussion<br />

steht, könnte hierdurch eine weitere Erhöhung<br />

des Strompreises drohen. Zur Stabilisierung<br />

des Strompreises in Deutschland wurde<br />

in den vergangenen Jahren immer wie<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Aussetzung <strong>der</strong> Besteuerung bzw.<br />

dem Einfrieren eines steuerlichen Anteils gesprochen.<br />

Politisch konnten sich diese Ansätze<br />

bislang noch nicht durchsetzen, was<br />

sich nicht zuletzt daher erklärt, dass <strong>der</strong> Staat<br />

für diese Form steuerlicher Zusatzeinnahmen<br />

dankbar ist. Eine Herabsetzung <strong>der</strong> Stromsteuer<br />

könnte auf lange Sicht die Stabilität<br />

des Rentenbeitragssatzes gefährden, die Einnahmen<br />

<strong>der</strong> Umsatzsteuer dienen zudem <strong>der</strong><br />

finanziellen Unterstützung des Staates im<br />

fortlaufenden Haushaltsjahr. Hier bleibt ebenfalls<br />

abzuwarten, ob sich im Laufe <strong>der</strong> folgenden<br />

Jahre eine an<strong>der</strong>e Steuerpolitik für Strom<br />

und an<strong>der</strong>e Energiequellen in Deutschland<br />

durchsetzen kann.<br />

Konsequenzen <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

des Strompreises für den Verbraucher<br />

Sämtliche Informationen zum Strompreis in<br />

Deutschland zeigen auf, dass verschiedene<br />

Instanzen und Unternehmen <strong>der</strong>zeitig an<br />

einer Kilowattstunde Strom mitverdienen.<br />

Genau diese Tatsache geht in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Diskussion vielfach unter, in den letzten Jahren<br />

schieben sich Politik, Stromkonzerne und<br />

Netzwerkbetreiber gegenseitig den Schwarzen<br />

Peter für hohe Strompreise und fortwährende<br />

Preiserhöhungen zu. Neutral<br />

betrachtet haben sämtliche Instanzen ihren<br />

Anteil am aktuellen Strompreisniveau, was<br />

<strong>der</strong> einzelne Verbraucher nicht schweigend<br />

hinzunehmen hat. Was direkte Stromkosten<br />

anbelangt, hat <strong>der</strong> einzelne Verbraucher seit<br />

Liberalisierung des Strommarktes im Jahr<br />

2002 die Möglichkeit zum Anbieterwechsel.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Verbrauchskosten,<br />

die direkt an den Stromerzeuger gehen, lediglich<br />

bei einem Drittel liegt, lässt sich mancher<br />

Euro pro Jahr durch diese Art von<br />

Wechsel einsparen. Was Umlagen und Besteuerung<br />

des Stromes in Deutschland betrifft,<br />

ist <strong>der</strong> einzelne Verbraucher zunächst<br />

handlungsunfähig. Hier heißt es eher, sich politisch<br />

Gehör zu verschaffen, wobei die Diskussion<br />

zwischen Regierung, Opposition,<br />

Wirtschaft und Verbrauchern im Jahr 2013<br />

einen neuen Höhepunkt erreicht hat. In Anbetracht<br />

eines fortwährend steigenden<br />

Strompreises ist dies jedoch nur die logische<br />

Konsequenz, die zeitnahe Lösungen für eine<br />

dauerhafte Finanzierbarkeit dieses Energieträgers<br />

einfor<strong>der</strong>t.<br />

Gesund<br />

von Fuß bis Kopf<br />

Der Experte für ganzheitliche<br />

Haltungstherapie in München:<br />

Ursachenbehandlung mit<br />

sensomotorischen Spezialeinlagen<br />

Die Muskelbalance des ganzen Körpers beginnt bei den Füßen !<br />

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spannung im ganzen Körper. Die 9 individuell befüllbaren Polster <strong>der</strong> Spezialeinlagen sorgen für hohe<br />

Variabilität <strong>der</strong> sensomotorischen Stimulation und ermöglichen dem Arzt eine differenzierte Anpassung<br />

an die Befunde des Patienten.<br />

Dr. Gregor Pfaff<br />

Praxis für Haltungs- und<br />

Bewegungsheilkunde<br />

Haimhauserstraße 1<br />

80802 München<br />

Telefon: 089 / 33 04 03 03<br />

<br />

<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 31


Titelthema - Energiewende<br />

Stromkonzerne:<br />

Aufstieg und Krise<br />

„Aufstieg und Krise <strong>der</strong> deutschen<br />

Stromkonzerne" hat <strong>der</strong> Energie-<br />

Anwalt Dr. Peter Becker sein Buch<br />

genannt. Darin beleuchtet er die<br />

Geschichte <strong>der</strong> deutschen Energieversorger<br />

und analysiert ihre <strong>der</strong>zeitige<br />

Lage. Die Energiedepesche<br />

sprach mit dem Autor.<br />

Energiedepesche: Ihr Buch hat den Untertitel<br />

„Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung<br />

des Energierechts". Wie ist<br />

das zu verstehen?<br />

Becker: Das Energierecht ist historisch so entstanden:<br />

Der Staat, <strong>der</strong> die Stromwirtschaft<br />

praktisch als eigene Veranstaltung aufgebaut<br />

hatte, wurde insbeson<strong>der</strong>e nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg von den Alliierten zum Umdenken<br />

gezwungen. Bis dahin hatte reine<br />

Monopolwirtschaft die Energieversorgung<br />

gekennzeichnet. Nun musste die junge Bundesrepublik<br />

diese erstmals wettbewerbsrechtlichen<br />

Regeln unterwerfen, etwa dem<br />

Kartell- und Missbrauchsverbot. Im ersten<br />

Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />

von 1956 war allerdings die Energiewirtschaft<br />

noch ausgenommen. Sie wurde erst<br />

unter dem Druck <strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />

im Jahr 1998 liberalisiert. Daraus entstand<br />

eine Vielzahl von Prozessen. Für uns<br />

Anwälte war die Liberalisierung eine ABM-<br />

Maßnahme. Heute sind wir an einer Vielzahl<br />

von gerichtlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen beteiligt<br />

und insbeson<strong>der</strong>e auch als Berater<br />

tätig.<br />

Kompliment: Der erste Teil ihres Buches<br />

befasst sich mit <strong>der</strong> historischen<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Stromwirtschaft<br />

überhaupt und ist äußerst spannend<br />

zu lesen. Warum waren Ihnen diese<br />

alten Geschichten so wichtig?<br />

1986 veröffentlichte <strong>der</strong> großartige Journalist<br />

Günter Karweina, <strong>der</strong> zu den Gründungsjournalisten<br />

des SPIEGEL gehörte, das Buch „Der<br />

Stromstaat". Dieses Buch beschrieb sehr farbig<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Konzerne, die uns<br />

allen bekannt sind, Siemens, <strong>der</strong> AEG mit<br />

Emil Rathenau, die allerdings von <strong>der</strong> Bildfläche<br />

verschwunden ist, des RWE, <strong>der</strong> PreussenElektra<br />

etc. Dieses Buch fand ich toll und<br />

habe sehr bedauert, dass es keine größere<br />

Verbreitung fand. Ich wollte deswegen mit<br />

dem ersten Teil Günter Karweina ein Denkmal<br />

setzen und habe viele seiner plastischen<br />

Formulierungen verwendet. Insofern hat <strong>der</strong><br />

erste Teil meines Buchs wirtschaftshistorischen<br />

Charakter.<br />

Sie haben ein Kapitel „Monopoly mit<br />

staatlichem Segen" genannt. Worum<br />

geht es da?<br />

Es gab in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> deutschen Energiekonzerne<br />

immer wie<strong>der</strong> Fusionen, die die<br />

Wettbewerbsbehörde <strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />

und das Bundeskartellamt eigentlich<br />

hätten verbieten müssen. Dazu gehören die<br />

Zusammenschlüsse von RWE/VEW und<br />

VEBA/VIAG, genauer <strong>der</strong> PreussenElektra und<br />

des Bayernwerks.<br />

Eine ganz und gar skandalöse Angelegenheit<br />

war die Fusion E.on/Ruhrgas, die das Bundeskartellamt<br />

untersagt hat, die aber dann mit<br />

einer Ministererlaubnis gerettet wurde. Bundeswirtschaftsminister<br />

Werner Müller, <strong>der</strong><br />

aus <strong>der</strong> Energiewirtschaft kam, musste sich<br />

allerdings wegen Besorgnis <strong>der</strong> Befangenheit<br />

zurückziehen. Sein Stellvertreter, <strong>der</strong> frühere<br />

Sherpa von Gerhard Schrö<strong>der</strong> in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Staatskanzlei, Dr. Alfred Tacke,<br />

erteilte dann die Ministererlaubnis. Er wurde<br />

kurze Zeit danach mit dem Vorstandsvorsitz<br />

des Stromerzeugers STEAG belohnt.<br />

Wie sehen Sie die aktuelle Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

um die Laufzeitverlängerung<br />

<strong>der</strong> Atomkraftwerke?<br />

Im ersten Atomkonsens von Rot/Grün lag eigentlich<br />

eine große Weisheit. Die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

an <strong>der</strong> Atomfront waren wegen<br />

<strong>der</strong> absehbaren Endlichkeit <strong>der</strong> Atomverstromung<br />

eingeschlafen. Es war eine Art „Atomfrieden"<br />

eingetreten. Ich betrachte es gerade<br />

auch unter diesem Aspekt als schweren taktischen<br />

Fehler <strong>der</strong> Stromkonzerne, dass sie<br />

den Atomkonsens I gekündigt und die Bundesregierung<br />

praktisch gezwungen haben,<br />

<strong>der</strong> Laufzeitverlängerung zuzustimmen. Allein<br />

das Verfahren dieser Gesetzesän<strong>der</strong>ungen<br />

ist für sich genommen aufschlussreich<br />

und ein Beleg für den unglaublichen Einfluss<br />

<strong>der</strong> Lobbyisten auf die Regierung.<br />

Verschiedene Bundeslän<strong>der</strong> wollen<br />

gegen diese Atomgesetznovellen klagen,<br />

weil sie ohne Beteiligung des<br />

Bundesrats verabschiedet wurden.<br />

Welche Aussichten hat diese Klage?<br />

Auch damit habe ich mich in dem Buch auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />

Aber sehr intensiv konnte<br />

ich darauf nicht eingehen, weil unsere Kanzlei<br />

voraussichtlich die Bundeslän<strong>der</strong> vor dem<br />

Bundesverfassungsgericht vertritt. Da muss<br />

man sich doch etwas zurückhalten, auch<br />

wenn viele Argumente längst durch Gutachten<br />

geklärt sind. Eines dieser Gutachten<br />

stammt übrigens von dem früheren Präsidenten<br />

des Bundesverfassungsgerichts, Professor<br />

Papier, <strong>der</strong> es im Auftrag des Bundesumweltministers<br />

Röttgen geschrieben hat: Eine eigentlich<br />

sehr auffällige Entscheidung. In zwei<br />

Jahren wissen wir mehr.<br />

Sie beschreiben eine Krise <strong>der</strong> Stromkonzerne.<br />

Wo sehen Sie die Ursache<br />

für den Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Energieversorger?<br />

Aus meiner Sicht ist es die sich verän<strong>der</strong>nde<br />

Welt: Die Gewinne <strong>der</strong> Konzerne kommen<br />

aus <strong>der</strong> Stromerzeugung in Großkraftwerken.<br />

Diese Gewinne wollen sie mit Zähnen und<br />

Klauen verteidigen; deswegen das Pushen<br />

<strong>der</strong> Laufzeitverlängerung. Aber <strong>der</strong> unaufhaltsame<br />

Aufstieg <strong>der</strong> erneuerbaren Energien<br />

führt dazu, dass immer neue Investoren in<br />

32 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

diese Form <strong>der</strong> Stromerzeugung investieren.<br />

Damit tritt ein Machtwechsel ein. Dazu<br />

kommt die Entscheidung <strong>der</strong> Konzerne, ihre<br />

Höchstspannungsnetze zu verkaufen, die ich<br />

für einen schweren strategischen Fehler<br />

halte. Die Netze werden auch für die Erneuerbaren<br />

gebraucht und könnten beispielsweise<br />

auch die notwendigen Speicher<br />

anschließen. Aber den Konzernen passt nicht,<br />

dass sie durch die Regulierung schlechtere<br />

Renditen erwirtschaften und investieren<br />

müssen. Da fehlt schlicht <strong>der</strong> Weitblick.<br />

braucht zur Durchsetzung unberechtigter<br />

For<strong>der</strong>ungen. Hat <strong>der</strong> Wandel<br />

<strong>der</strong> Rechtsprechung etwas mit <strong>der</strong><br />

Krise <strong>der</strong> Stromkonzerne zu tun?<br />

In <strong>der</strong> Tat klagen viele Verbraucher auch gegen<br />

Stadtwerke, um eine Billigkeitskontrolle ihrer<br />

Strom- und Gaspreise durchzusetzen. Dabei<br />

kürzen sie auch Rechnungen. Das wie<strong>der</strong>um<br />

zwingt Stadtwerke dazu, die Kürzungen einzuklagen<br />

– und hier springt BBH als Prozessvertreter<br />

ein. Das ist legitim. Und man muss<br />

sehen, dass die Klagen, soweit sie auf die Billigkeitskontrolle<br />

gestützt waren, auf Basis <strong>der</strong><br />

- versorgerfreundlichen - Rechtsprechung des<br />

8. Zivilsenats beim BGH nicht sehr erfolgreich<br />

waren. Das gilt aber nicht für die Angriffe auf<br />

Preisanpassungsklauseln. An dieser Stelle hilft<br />

die Rechtsprechung in <strong>der</strong> Tat überwiegend<br />

den Verbrauchern. Ich selbst bemühe mich als<br />

Chefredakteur <strong>der</strong> Zeitschrift für Neues Energierecht<br />

um eine faire Übersicht über die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Rechtsprechung.<br />

Wie wird <strong>der</strong> Streit zwischen Protestkunden<br />

und Energieversorgern enden?<br />

Geschäftsführer von Stadtwerken und ihre<br />

Juristen, die die Entscheidungen lesen, werden<br />

erkennen, dass sie auf die Verbraucher<br />

zugehen und sich einigen müssen. Allerdings<br />

sind Stadtwerke nicht die eigentlichen Ansprechpartner:<br />

Die Strom- und Gaspreissteigerungen<br />

werden im Wesentlichen von den<br />

Konzernen provoziert, nicht von den Stadtwerken.<br />

Auch Stadtwerke klagen inzwischen<br />

gegen Konzerne.<br />

Herr Becker,<br />

vielen Dank für das Gespräch.<br />

Zur Person: Dr. Peter Becker<br />

Aufstieg und Krise <strong>der</strong> deutschen<br />

Stromkonzerne, Dr. Peter Becker, Taschenbuch,<br />

332 Seiten, Ponte Press Verlags GmbH,<br />

ISBN 392-0328574, 24,80 Euro<br />

Wenn die Großkonzerne am Ende sind,<br />

wer wird die Verantwortung übernehmen?<br />

Die Antwort liegt auf <strong>der</strong> Hand: Die Erzeugung<br />

wird auf – weitgehend – neue Investoren<br />

übergehen. Darunter werden auch viele<br />

Verbraucher sein, die sich Photovoltaik und<br />

Solarthermie aufs Dach bauen. Kräftig in<br />

diese Technologie investieren werden auch<br />

die Stadtwerke. Damit kommen wir immer<br />

mehr zu Hermann Scheers visionärer Energieautonomie.<br />

Eigentlich eine begeisternde Entwicklung,<br />

die die Konzerne nur verzögern,<br />

aber nicht vollständig aufhalten können.<br />

BBH vertritt vor Gericht auch Stadtwerke,<br />

die gegen Protestkunden klagen.<br />

Diese Klagen gehen allerdings<br />

weit überwiegend verloren. Offenbar<br />

wird hier <strong>der</strong> Rechtsapparat miss-<br />

Er kennt das deutsche Energierecht wie kein an<strong>der</strong>er: <strong>der</strong><br />

Marburger Rechtsanwalt Dr. Peter Becker. 20 Jahre lang<br />

hat er sich hauptsächlich mit energierechtlichen Fragen<br />

beschäftigt, seit er 1991/92 insgesamt 146 ostdeutsche<br />

Städte vor dem Bundesverfassungsgericht vertrat. Anlass<br />

war eine erste Rekommunalisierungswelle: Die erste demokratische<br />

Volkskammer hatte im Jahr 1990 kurz vor <strong>der</strong><br />

Einigung die gesamte ostdeutsche Stromwirtschaft mit<br />

den sogenannten Stromverträgen an die westdeutschen Energieriesen verkauft – wohl, weil<br />

sie Bauchschmerzen wegen <strong>der</strong> völlig überalterten und die Umwelt verpestenden Braunkohleverstromung<br />

hatte. Die Rechtslage war kompliziert, doch Becker organisierte eine Stadtwerkskonferenz,<br />

auf <strong>der</strong> beschlossen wurde, vor dem Bundesverfassungsgericht für die<br />

kommunalen Rechte zu streiten. Im Oktober 1992 schlug das Bundesverfassungsgericht bei<br />

seiner ersten auswärtigen Verhandlung in Stendal einen Vergleich vor, <strong>der</strong> im Dezember tatsächlich<br />

unterschrieben wurde. Die ostdeutschen Städte verdanken Peter Becker also ihre<br />

Stromversorgungen. Dieser Historie widmet Becker ein ganzes Kapitel. „Man muss resümieren,<br />

dass die westdeutschen Konzerne und die Bundesregierung Hand in Hand den ostdeutschen<br />

Kommunen ihr Vermögen weggenommen haben. Erst das Bundesverfassungsgericht<br />

hat das alles mit Hilfe rechtsstaatlicher Herangehensweisen repariert", sagt Becker heute<br />

über diese Episode.<br />

Aus dieser Tätigkeit ist über die Jahre die führende energierechtliche Kanzlei Deutschlands<br />

und wohl auch auf <strong>der</strong> europäischen Ebene entstanden, mit Nie<strong>der</strong>lassungen in <strong>Berlin</strong>, München,<br />

Köln, Stuttgart und Brüssel. Die Kanzlei mit <strong>der</strong> Bezeichnung BBH (Becker Büttner Held),<br />

hat inzwischen über 350 Beschäftigte. Seine Marburger Nie<strong>der</strong>lassung hat Peter Becker allerdings<br />

aufgegeben – aus Altersgründen, denn er ist gerade 70 geworden.<br />

Zuvor hatte er ganz an<strong>der</strong>e Rechtsbereiche betreut: Weil er beim ersten Anlauf durch das<br />

Erste Juristische Staatsexamen gefallen war, befasste sich Becker mit dem Prüfungsrecht und<br />

schrieb seine Dissertation darüber. Als Referendar hatte er einen Prozess zu bearbeiten, bei<br />

dem ein arabischer Student durch das Volkswirtschaftsexamen gefallen war. Doch es existierte<br />

kein Protokoll <strong>der</strong> mündlichen Prüfung – ein Skandal. So entstand ein Aufsatz zu den<br />

rechtsstaatlichen Vorgaben für Prüfungsverfahren. In dieser Zeit war er vielen Marburgern<br />

bekannt als „Numerus clausus-Anwalt": „Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber mir verdanken<br />

Tausende medizinischer Studienbewerber ihre Studienplätze", erzählt Peter Becker<br />

heute.<br />

Peter Becker ist ein passionierter Klavierspieler, seine Interpretation <strong>der</strong> chromatischen Fantasien<br />

und Fugen von Bach ist Legende. Er ist aktiv in <strong>der</strong> deutschen Sektion <strong>der</strong> Anwälte<br />

gegen Atomkrieg und hat gerade ein Buch herausgegeben über die Rolle des Völkerrechts<br />

für den Weltfrieden. Er ist verheiratet und hat drei Kin<strong>der</strong> und einen Enkel.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 33


Titelthema - Energiewende<br />

Die Geschichte<br />

<strong>der</strong> Ölindustrie<br />

Bildquellenangabe: Katharina Wieland Müller / pixelio.de<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Ölindustrie lässt sich geschichtlich<br />

nicht isoliert betrachten. Beginnend<br />

etwa in <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

vollzog sich <strong>der</strong>en Entwicklung schrittweise,<br />

vor dem Hintergrund großer technischer Entwicklungen<br />

und politischer Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

bis in unsere Zeit hinein. Im Ergebnis ist wohl<br />

kaum ein an<strong>der</strong>er Industriezweig <strong>der</strong>art eng<br />

mit den weltpolitischen Entwicklungen <strong>der</strong><br />

vergangenen 150 Jahre verbunden. Vor diesem<br />

Hintergrund ist die Kenntnis <strong>der</strong> geschichtlichen<br />

Entwicklung für ein<br />

grundlegendes Verständnis heutiger Marktzusammenhänge<br />

unerlässlich.<br />

Bevor jedoch nachfolgend im Detail auf die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Ölindustrie eingegangen<br />

wird, soll zunächst kurz auf den Unterschied<br />

zwischen Erdöl und den daraus hergestellten<br />

Mineralölprodukten, wie beispielsweise Benzin<br />

o<strong>der</strong> Dieselkraftstoff, hingewiesen werden.<br />

Bei Benzin o<strong>der</strong> Dieselkraftstoff handelt es<br />

sich um chemische Kohlenwasserstoffverbindungen<br />

mit jeweils spezifischen Molekülstrukturen.<br />

Das aus dem Erdreich geför<strong>der</strong>te,<br />

so genannte Rohöl dient dabei lediglich als<br />

Rohstoff, weil es Kohlenwasserstoffmolekülketten<br />

unterschiedlicher Länge in sehr hoher<br />

Dichte enthält. Grundsätzlich ist es jedoch<br />

möglich auch an<strong>der</strong>e Rohstoffe für die Herstellung<br />

von Benzin zu verwenden, vorausge-<br />

setzt diese enthalten Kohlenstoffmoleküle,<br />

welche nach einer Anreicherung mit Wasserstoff<br />

zu beliebigen Kohlenwasserstoffen zusammengesetzt<br />

werden können. Dieser<br />

Zusammenhang erscheint deshalb so wichtig,<br />

weil entgegen <strong>der</strong> landläufigen Meinung<br />

nicht etwa die Ölindustrie das Benzin hervorgebracht<br />

hat, son<strong>der</strong>n vielmehr die Petrochemie<br />

des beginnenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts das<br />

Erdöl als alternativen Rohstoff zur bis dahin<br />

verwendeten Kokskohle für die Herstellung<br />

von Benzin entdeckt hat. Die heute bekannten<br />

und weltweit agierenden Mineralölkonzerne<br />

begegneten <strong>der</strong> steigenden Nachfrage<br />

indes mit dem Aufbau nachhaltiger Transport<br />

und Vertriebsstrukturen in den Hauptabsatzmärkten<br />

Amerikas und Europas.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Petrochemie<br />

Als um das Jahr 1838 <strong>der</strong> Schwede Jakob Berzelius<br />

zusammen mit Justus von Liebig das<br />

Benzin erfand und damit den Grundstein für<br />

die folgende petrochemische Entwicklung<br />

legte, bildete fein gemahlene und mit Wasserstoff<br />

angereicherte Kokskohle den Grundstoff<br />

für dessen Herstellung. Erst knapp 20 Jahre<br />

später im Jahre 1859 wurde erstmals Rohöl<br />

als Rohstoff für die Petrochemische Industrie<br />

erschlossen. Während Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

die industrielle Entwicklung immer<br />

schnellere Fortschritte machte, befand sich die<br />

Welt politisch zur selben Zeit in einer grundlegenden<br />

Umbruchphase. Das britische Königreich<br />

beherrschte zwar immer noch weite Teile<br />

<strong>der</strong> Welt, jedoch war dessen Machtzenit weitestgehend<br />

überschritten und <strong>der</strong> mittelfristige<br />

Zerfall des Kolonialreichs in Teilen bereits<br />

eingeleitet. Mit den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika hatte sich knapp 80 Jahre zuvor im<br />

Jahre 1786 erstmals ein bedeuten<strong>der</strong> Teil des<br />

Empires die Unabhängigkeit erkämpft, und<br />

auch in an<strong>der</strong>en Teilen des Reiches nahmen<br />

die Spannungen zu. Frankreich, zwar immer<br />

noch Kolonialmacht, insbeson<strong>der</strong>e in Nordafrika,<br />

spielte weltpolitisch bereits eine vergleichsweise<br />

eher untergeordnete Rolle.<br />

Parallel dazu wuchs die politische und wirtschaftliche<br />

Bedeutung <strong>der</strong> USA in <strong>der</strong> Welt,<br />

und in <strong>der</strong> Mitte Europas versuchten die späteren<br />

Achsenmächte des ersten Weltkrieges<br />

ein wirtschaftliches, militärisches und politisches<br />

Gegengewicht zu den immer noch dominanten<br />

Kolonialmächten in Europa zu<br />

bilden.<br />

In dieser frühen Phase <strong>der</strong> petrochemischen<br />

Entwicklung versuchten Forscher wie Berzelius<br />

natürliche Rohstoffe in ihre Molekülbestandteile<br />

zu zerlegen, um sie dann<br />

anschließend wie<strong>der</strong> neu zusammensetzen<br />

o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Stoffen reagieren zu lassen.<br />

So entdeckte <strong>der</strong> deutsche Physiker August<br />

34 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Titelthema - Energiewende<br />

Kekule aus Darmstadt 1861 die Formel für<br />

den Benzolring C6H6 und parallel dazu wurde<br />

in England von William H. Perkin <strong>der</strong> damals<br />

erste künstliche Farbstoff auf Anilinbasis hergestellt.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt war man gezwungen,<br />

natürliche Pigmentstoffe mit<br />

hohem Aufwand aus allen Teilen <strong>der</strong> Welt zu<br />

beschaffen, um Sie dann in den westlichen Industriestaaten<br />

zu Farben zu verarbeiten. Es<br />

gelang Wissenschaftlern auf diese Weise erstmals,<br />

aktiv in die Vorgaben <strong>der</strong> Natur einzugreifen,<br />

indem natürliche Rohstoffe von<br />

Menschenhand und in Eigenregie veredelt<br />

(engl. to refine = veredeln") wurden -- ein<br />

Selbstverständnis, das die westliche Kultur bis<br />

heute prägt. All diese Entwicklungen lösten<br />

im damaligen Deutschland in <strong>der</strong> Folge einen<br />

regelrechten petrochemischen Boom aus. Bereits<br />

zwei Jahre später gründete Friedrich<br />

Bayer im Jahre 1863 ein Unternehmen zur<br />

Produktion von künstlichem Anelin-Blau, und<br />

im selben Jahr wurden die Lucius-Farbwerke<br />

in Hoechst zur Produktion von Anelin-Rot gegründet.<br />

Weitere zwei Jahre später entstand<br />

1865 die Badische Anelin- und Soda Fabrik<br />

(BASF), welche bereits 1866 das erste integrierte<br />

Petrochemische Unternehmen <strong>der</strong><br />

Welt war, indem es die Produktion und den<br />

Transport des Rohstoffs Kohle aus dem Saarland,<br />

die Farbenproduktion sowie <strong>der</strong>en Vertrieb<br />

in einem Unternehmen vereinte.<br />

Steigende Nachfrage nach<br />

Leuchtöl und Benzin<br />

Parallel zu den rasanten Entwicklungen in <strong>der</strong><br />

Chemischen Industrie, wurde im selben Jahrzehnt<br />

mit <strong>der</strong> Erfindung des Otto-Motors<br />

1867, <strong>der</strong> jedoch zunächst mit Gas betrieben<br />

wurde, <strong>der</strong> Grundstein für einen weiteren Industriezweig<br />

gelegt, welcher die Welt bis<br />

heute nachhaltig verän<strong>der</strong>n sollte. Im Zuge<br />

<strong>der</strong> zunehmenden Verbreitung von Leuchtöl<br />

als Brennstoff für alle Arten von Lampen in<br />

Europa und den Vereinigten Staaten gründete<br />

John D. Rockefeller 1870 die später legendäre<br />

Standard Oil, besser bekannt unter dem<br />

Namen ESSO, um am Transport und Vertrieb<br />

des in den USA zunehmend nachgefragten<br />

Rohstoffs Erdöl mit zu verdienen. Größere Ölfunde<br />

im Süden <strong>der</strong> USA beschleunigten die<br />

Verbreitung von Erdöl als Rohstoff für die Produktion<br />

von Leuchtöl, welches zuvor hauptsächlich<br />

aus Kohle gewonnen wurde, weiter.<br />

Gleichwohl beteiligte sich Rockefeller selbst,<br />

bis in das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein, nicht an <strong>der</strong><br />

eigentlichen För<strong>der</strong>ung von Erdöl – dem so<br />

genannten Upstream – son<strong>der</strong>n konzentrierte<br />

sich voll auf die Beherrschung des Vertriebs,<br />

dem so genannten Downstream. Der amerikanische<br />

Ölboom des ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wurde darüber hinaus noch vom bis<br />

heute vorherrschenden amerikanischen<br />

Selbstverständnis geprägt, wonach nicht <strong>der</strong><br />

Staat die Verteilung <strong>der</strong> Bodenschätze reguliert,<br />

son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> selbstständige Geschäftsmann,<br />

ausreichend Geldmittel und<br />

Risikobereitschaft vorausgesetzt, Land kaufen<br />

o<strong>der</strong> pachten konnte, um sein Glück bei entsprechend<br />

hohem eigenen finanziellen Risiko<br />

im Ölgeschäft zu versuchen. Diese Kultur <strong>der</strong><br />

„Independents“ hat die amerikanische Wirtschaftspolitik<br />

bis heute nachhaltig geprägt<br />

und steht auch heute noch im krassen Gegensatz<br />

zum europäisch geprägten Modell <strong>der</strong><br />

staatlichen Regulierung vermeintlichen Allgemeingutes.<br />

Mit <strong>der</strong> Erfindung des ersten Otto-Motors auf<br />

Benzinbasis 1885 durch Gottlieb Daimler<br />

sowie des ersten mit Gasöl betriebenen Motors<br />

1893 durch Rudolf Diesel, wurde die<br />

Nachfrage nach petrochemischen Produkten<br />

weiter angetrieben. Insbeson<strong>der</strong>e nachdem<br />

die Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg<br />

(MAN) Diesels Erfindung erstmals praktisch<br />

in größerem Stil umsetzte und in <strong>der</strong> Folge<br />

eine technische Umwälzung <strong>der</strong> gesamten<br />

damaligen Transportindustrie einleitete. Drei<br />

Jahre zuvor 1890 gründete <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländische<br />

Geschäftsmann Jean Kessler das Unternehmen<br />

Royal Dutch, und 1897 folgte Shell<br />

mit dem britischen Händler Marcus Samuel<br />

an <strong>der</strong> Spitze. Dessen Ziel war primär die Versorgung<br />

Europas mit Erdöl aus <strong>der</strong> rumänischen<br />

Baku-Region. Darüber hinaus wollte er<br />

jedoch auch ein britisches Gegengewicht zu<br />

Rockefellers ESSO schaffen, was dem damaligen<br />

kolonialen Zeitgeist im Spannungsfeld<br />

zwischen dem damaligen Königreich und seiner<br />

abtrünnigen Kolonie, den Vereinigten<br />

Staaten, entsprach. Um diesen nachvollziehen<br />

zu können, sei am Rande erwähnt, dass nur<br />

ein Jahr später 1898 das Kaiserreich China<br />

von England gezwungen wurde, einen 99<br />

Jahre gültigen Pachtvertrag für die Halbinsel<br />

Hongkong zu unterzeichnen.<br />

Erdöl verdrängt Kohle als<br />

Energieträger<br />

In den Jahren 1901<br />

bis 1912 wurde mit<br />

<strong>der</strong> schrittweisen Umstellung<br />

<strong>der</strong> Britischen<br />

Kriegsflotte von Kohle<br />

auf Öl <strong>der</strong> endgültige<br />

Durchbruch des Erdöls,<br />

dem von nun an<br />

wichtigsten industriellen<br />

Energieträger,<br />

eingeleitet. Konnte<br />

Kohle bis dahin noch<br />

in heimischen Bergwerken<br />

gewonnen werden, so war die Weltmacht<br />

nun von einem Rohstoff abhängig,<br />

welcher ausschließlich aus dem Boden damaliger<br />

Kolonien gewonnen werden konnte.<br />

Diese Anhängigkeit erklärt auch, warum<br />

Deutschland bis zuletzt nicht den Mut hatte,<br />

zu Lasten heimischer Kohle auf zu importierendes<br />

Erdöl umzustellen. Denn bis auf einige<br />

unbedeutende Län<strong>der</strong>eien war es nicht im Besitz<br />

nennenswerter Kolonien. Als Grundlage<br />

bildeten deshalb weiterhin Stein- und Braunkohle<br />

die Hauptgrundlage für die Petrochemische<br />

Industrie in Deutschland. Bis in den 2.<br />

Weltkrieg hinein wurde noch Kohle zu Benzin<br />

synthetisiert – das so genannte Kohlebenzin<br />

von Leuna!<br />

Während die Automobilindustrie 1901 in<br />

Deutschland, mit <strong>der</strong> Gründung des Verbandes<br />

Deutscher Automobilindustrie (VDA) und<br />

einer Jahresproduktion von damals knapp<br />

880 Autos, noch in den Kin<strong>der</strong>schuhen<br />

steckte, wurden in den USA reihenweise neue<br />

Ölvorkommen entdeckt. So gehen die Gründungen<br />

von TEXACO 1901 und British American<br />

Oil (später GULF Oil) 1906 auf Ölfunde in<br />

Spindeltop im Bundesstaat Texas zurück. Bereits<br />

zwei Jahre später erreichte die Nachfrage<br />

nach Benzin in den USA, mit <strong>der</strong> Gründung<br />

<strong>der</strong> Ford Motor Company und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Automobilmassenproduktion,<br />

einen neuen Höhepunkt. Zum damaligen Zeitpunkt<br />

steckten die aufstrebenden Mineralölunternehmen<br />

jedoch weltweit in einem<br />

gnadenlosen Verdrängungswettbewerb. Die<br />

Unternehmen standen vor dem aus ihrer Sicht<br />

unlösbaren Problem, zwischen Angebot und<br />

Nachfrage einen angemessenen Preis für<br />

einen Rohstoff zu finden, welcher in unterschiedlichen<br />

Qualitäten sowie mit von Bohrloch<br />

zu Bohrloch sehr unterschiedlichem<br />

Aufwand geför<strong>der</strong>t wurde. Enorme Preisschwankungen<br />

und länger anhaltende Ölschwemmen<br />

ließen die Fasspreise zum Teil ins<br />

Bodenlose fallen und machten eine langfristige<br />

wirtschaftliche Planung für die Unternehmen<br />

nahezu unmöglich. In dieser Zeit<br />

versuchten die Großen <strong>der</strong> Branche, wie beispielsweise<br />

Rockefellers ESSO, in einem gna-<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 35


Titelthema - Energiewende<br />

denlosen Preiskampf Wettbewerber aus dem<br />

Markt zu drängen, um auf diese Weise ein<br />

quasi Monopol zu etablieren, was jedoch keinem<br />

<strong>der</strong> Unternehmen je gelang. 1906 fusionierte<br />

die nie<strong>der</strong>ländische Royal Dutch mit <strong>der</strong><br />

englischen Shell, nachdem sie sich zuvor<br />

einen jahrelangen Preiskrieg im asiatischen<br />

Raum geliefert hatte.<br />

Vom Wettbewerb zum Kartell<br />

Nur fünf Jahre später 1911 fand schließlich<br />

ein in den USA bis heute einzigartiger Vorgang<br />

statt. Auf Grund <strong>der</strong> bis dahin nahezu<br />

marktbeherrschenden Stellung Rockefellers<br />

Standard Oil, wurde das Unternehmen im ersten<br />

und einzigen Anti-Trust Verfahren <strong>der</strong> US-<br />

Geschichte in drei von da an selbstständige<br />

Einheiten, nämlich die Unternehmen Exxon,<br />

Mobil Oil und Socal (später Chevron) zerschlagen.<br />

Ein Jahr später wurde in England,<br />

auf Drängen von Winston Churchill, die British<br />

Petroleum (BP) zunächst als Staatsunternehmen<br />

gegründet, um die Versorgung <strong>der</strong> Britischen<br />

Royal Navy mit preiswertem Erdöl<br />

sicherzustellen. In diese Zeit fällt auch ein Gesinnungswandel<br />

<strong>der</strong> großen Mineralölkonzerne.<br />

Nachdem sie erkannten, dass ein<br />

weiterer Preiskrieg niemandem nützen würde<br />

und es auch weiterhin keinem von ihnen gelingen<br />

würde, jemals ein weltweites Monopol<br />

für den Erdölvertrieb zu errichten, än<strong>der</strong>ten<br />

sie ihr Marktverhalten und entwickelten<br />

schrittweise kartellartige Strukturen und Verhaltensweisen,<br />

welche bis heute noch in<br />

Grundzügen vorhanden sind. Günter Barudio<br />

weist diesbezüglich in seinem Buch "Tränen<br />

des Teufels" ausdrücklich auf den wichtigen<br />

Unterschied zwischen Kartell und Monopol<br />

hin. Im Rahmen einer Kartellbildung behält<br />

demnach grundsätzlich je<strong>der</strong> Teilnehmer seine<br />

individuelle Selbständigkeit, fühlt sich jedoch<br />

für ein gemeinsames Ziel, in diesem Fall eine<br />

weitestgehende Preisstabilität, auf Gegenseitigkeit<br />

verantwortlich. Das Kartell ähnelt<br />

somit in den Gundzügen dem auch heute<br />

noch weitverbreiteten Konsortium. Monopolisten<br />

dagegen streben nach alleiniger Marktbeherrschung<br />

unter völliger Ausschaltung<br />

vorhandener Wettbewerber – ein wichtiger<br />

Unterschied für eine sachliche Diskussion<br />

über die Preispolitik heutiger Mineralölkonzerne.<br />

Politischer Umbruch in <strong>der</strong><br />

Nachkriegszeit<br />

Kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges erfand <strong>der</strong><br />

Deutsche Friedrich Bergius das erste chemische<br />

Crack-Verfahren. Das ursprünglich für<br />

die Benzingewinnung aus Kokskohle gedachte<br />

Verfahren ermöglichte erstmals das<br />

Aufbrechen schwersieden<strong>der</strong> Kohlenwasserstoffverbindungen<br />

und erhöhte damit die<br />

Ausbeute <strong>der</strong> begehrten Kraftstoffe aus dem<br />

Rohstoff Erdöl. Nach dem Ende des ersten<br />

Weltkrieges 1918 standen Europa und weite<br />

Teile <strong>der</strong> Welt politisch vor grundlegenden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. Das zerfallene und mit den<br />

Achsenmächten Deutschland, Österreich und<br />

Italien verbündete Osmanische Reich machte<br />

eine Neuordnung des gesamten Nahen Ostens<br />

notwendig. Diese mündete 1928 in das<br />

so genannte „Rotstiftabkommen“ von Oostende<br />

in Belgien, in dessen Rahmen <strong>der</strong> Nahe<br />

Osten von den Siegermächten USA, Frankreich<br />

und Großbritannien, mit Hilfe eines<br />

roten Stiftes auf einer Landkarte, neu aufgeteilt<br />

wurde. Für die Mineralölunternehmen<br />

<strong>der</strong> Siegerlän<strong>der</strong> war <strong>der</strong> zentrale Punkt des<br />

Abkommens die Auflösung <strong>der</strong> Turkey Petroleum<br />

Company (TPC) und die gleichzeitige<br />

Neugründung <strong>der</strong> Iraq Petroleum Company<br />

IPC, an welcher alle großen Konzerne einen<br />

Anteil bekamen. Das so genannte Abkommen<br />

wurde dabei über die Köpfe <strong>der</strong> betroffenen<br />

Staaten hinweg getroffen und schaffte wirtschaftliche<br />

und politische Tatsachen, <strong>der</strong>en<br />

Auswirkungen bis in unsere heutige Zeit hinein<br />

beinahe täglich spürbar sind.<br />

Noch im selben Jahr beendeten Walter Teagle<br />

(EXXON) und Sir Deterding (Shell) im schottischen<br />

Schloss Achnacarry einen nach dem 1.<br />

Weltkrieg wie<strong>der</strong> aufgeflammten zehrenden<br />

Preiskrieg. Sie trafen das für die Mineralölindustrie<br />

epochale so genannte „As-Is“-Abkommen,<br />

dessen Herzstück, das so genannte<br />

„Golf-Plus-System“, einen weltweit gültigen<br />

einheitlichen Fasspreis festlegte. Maßstab war<br />

<strong>der</strong> jeweilige Preis am Golf von Mexiko plus<br />

einer entsprechenden Transportkostenmarge.<br />

Mit Hilfe dieses Abkommens, welches in<br />

Grundzügen bis in die frühen 80’er-Jahre gültig<br />

blieb, konnte erstmals in <strong>der</strong> Geschichte<br />

ein annähernd stabiler und weltweit einheitlicher<br />

Erdölpreis in <strong>der</strong> Praxis etabliert werden.<br />

Dieser war aus Sicht <strong>der</strong> betroffenen<br />

Unternehmen auch dringend notwendig – fiel<br />

das Abkommen doch in eine Zeit, in <strong>der</strong> ein<br />

bisher nie gekanntes Erdölüberangebot den<br />

Fasspreis 1929 mit knapp 10 Cent sogar unter<br />

den Preis einer entsprechenden Menge Trinkwasser<br />

fallen lies. Ebenfalls zum Ende des 1.<br />

Weltkrieges erfuhr die noch in den Anfängen<br />

steckende Luftfahrtindustrie mit ihrem enormen<br />

Bedarf an Flugbenzin einen starken Auftrieb.<br />

Zum einen wurden im Verlauf des<br />

Krieges erstmals Kampfflugzeuge in größerer<br />

Anzahl wirksam eingesetzt, und zum zweiten<br />

wuchs parallel die zivile Luftfahrt, mit <strong>der</strong>en<br />

Hilfe <strong>der</strong> Ozean zwischen Europa und Amerika<br />

in wenigen Stunden statt in Wochen<br />

überquert werden konnte.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg und den damit verbundenen<br />

politischen Verän<strong>der</strong>ungen vollzog sich<br />

schließlich auch in Deutschland eine flächendeckende<br />

Umstellung <strong>der</strong> Industrie von Kohle<br />

auf Erdöl. Zusammen mit extrem niedrigen<br />

Ölpreisen zwischen 1947 und 1973 führte<br />

dies zu einem flächendeckenden Zechensterben<br />

an Saar und Ruhr, dessen Auswirkungen<br />

in den betroffenen Regionen bis heute nicht<br />

vollständig überwunden werden konnten.<br />

Geschichtliches Fazit<br />

Zusammenfassend lässt sich festzustellen,<br />

dass die Entstehung <strong>der</strong> Mineralölindustrie<br />

zweifelsohne sehr eng an die industrielle Entwicklung<br />

westlicher Industriestaaten gekoppelt<br />

war. Ohne die vorausgegangenen<br />

Entwicklungen in <strong>der</strong> Chemischen Industrie,<br />

sowie parallel <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Automobilund<br />

<strong>der</strong> Luftfahrtindustrie, hätte eine entsprechend<br />

steigende Nachfrage nach petrochemischen<br />

Produkten jedoch niemals stattfinden<br />

können. Im gewissen Sinne waren die großen<br />

und kleineren Mineralölunternehmen somit<br />

die Geburtshelfer <strong>der</strong> westlichen Industriestaaten<br />

und <strong>der</strong> damit verbundenen Führungsrolle<br />

in <strong>der</strong> Welt. Die Frage, inwieweit<br />

große Ölkonzerne in bis heute noch spürbare<br />

weltpolitische Entwicklungen involviert<br />

waren, wird sich sicherlich nicht abschließend<br />

beantworten lassen. Trotzdem erscheint es als<br />

recht naiv anzunehmen, dass zum damaligen<br />

Zeitpunkt privat geführte Unternehmen quasi<br />

im Hintergrund die Fäden für die Kolonialisierung<br />

ganzer Regionen gezogen haben sollen.<br />

Derartige Vorwürfe unterschiedlicher politischer<br />

Gruppierungen klingen deshalb stark<br />

nach Verschwörungstheorie.<br />

Vielmehr erscheint es realistischer, dass entsprechende<br />

Weichenstellungen von damals regierenden<br />

Staatsoberhäuptern westlicher<br />

Staaten vor dem Hintergrund des damaligen<br />

kolonialen Selbstverständnisses getroffen wurden.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Geschichte, bis in<br />

unsere heutige Zeit hinein, konnten diese, auf<br />

Grund <strong>der</strong> entstandenen wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Industriestaaten vom Rohstoff<br />

Erdöl, nicht mehr revidiert werden. Die großen,<br />

heute noch am Markt aktiven und nunmehr<br />

als Aktiengesellschaften geführten Unternehmen<br />

für „post-koloniale“ Entwicklungen des<br />

ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts verantwortlich<br />

zu machen, erscheint aus diesen Gründen<br />

mehr als absurd. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite darf<br />

aber auch nicht außer Acht gelassen werden,<br />

dass Geld oftmals auch Macht bedeutet, und<br />

im Ölgeschäft geht es um unendlich viel Geld.<br />

Dies beweisen auch heute noch eindrucksvoll<br />

die Bilanzen <strong>der</strong> großen Konzerne, welche in<br />

guten Jahren Gewinne im gut zweistelligen<br />

Mrd. Euro-Bereich ausweisen.<br />

36 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


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DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 37


Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />

Punk<br />

"When there's no future<br />

How can there be sin<br />

We're the poison in your human mashine,<br />

We're the future, your future..."<br />

(Sex Pistols: God save the Queen, 1971)<br />

Klaus Farin<br />

Einführung<br />

Punk war nicht wirklich neu. Schon<br />

sechs Jahre vor Sid Vicious zerschnitt<br />

sich Iggy Pop (Jahrgang 1947) seine<br />

Hühnerbrust mit einer Glasscherbe,<br />

provozierte bei Auftritten in Nazi-Uniform,<br />

onanierte auf <strong>der</strong> Bühne, beschimpfte<br />

das Publikum mit<br />

minutenlangen Hasstiraden und<br />

führte die hohe Kunst des Stagediving<br />

ein.<br />

Zwei Punks posieren gemeinsam mit Passanten auf dem<br />

Trafalgar Square in London. (© AP)<br />

Die Ramones trugen bei ihren ersten Auftritten<br />

ab 1974 zwar noch seltsame Pilzkopffrisuren,<br />

erspielten sich aber bald ihren Ruf als<br />

"Hohepriester" <strong>der</strong> drei Akkorde, indem sie<br />

ihr eigentlich eineinhalbstündiges Programm<br />

in knapp 30 Minuten bewältigten. An<strong>der</strong>e<br />

US-Bands wie Velvet Un<strong>der</strong>ground, MC Five<br />

und die charismatische Dichterin Patti Smith<br />

zelebrierten auf <strong>der</strong> Bühne musikalische Höhepunkte<br />

mit Drei-Finger-Akkorden und<br />

rüden Four-Letter-Lyrics.<br />

Selbst das Wort "Punk" war nicht neu: "Im<br />

Oxford Dictionary ist <strong>der</strong> Begriff schon für das<br />

16. Jahrhun<strong>der</strong>t belegt: als Substantiv für<br />

Hure, als Adjektiv für verdorben, wertlos,<br />

ohne irgendwelche Qualitäten", berichtete<br />

Der Spiegel 4/1978. "Nach dem Etymologen<br />

Eric Partridge soll Punk ursprünglich als eine<br />

Slangbezeichnung für schimmeliges, altbackenes<br />

Brot verwendet worden sein, möglicherweise<br />

abgeleitet vom französischen<br />

'pain'. In seinem Buch "Hard Travellin" bezeichnet<br />

<strong>der</strong> Schriftsteller Kenneth Allsop die<br />

jungen Begleiter homosexueller Tramps als<br />

Punks. Und ganz ähnlich wird Punk im US-<br />

Gefängnisjargon verwendet: für Jungen, die<br />

ihr Gesäß an alte Knastbrü<strong>der</strong> verkaufen."<br />

Auch Marlon Brando musste sich 1953 in<br />

"The Wild One" von einem Kleinstadt-Redneck<br />

als "Punk" beschimpfen lassen. So war<br />

das Wort "Punk" zumindest in den USA bereits<br />

seit Jahrzehnten eingeführt: als Schimpfwort<br />

<strong>der</strong> Spießbürger für Verlierer und<br />

Außenseiter - Huren, Homosexuelle, Tramps,<br />

Obdachlose, Gammler, Rocker, kurz: Dreck<br />

je<strong>der</strong> Art. "Punk-Rock ist nichts Neues",<br />

meinte denn auch lakonisch <strong>der</strong> Kinks-Drummer<br />

Mick Avory im Frühjahr 1977. "Herumklotzen<br />

und an die Wand pissen, das hab ich<br />

schon vor acht Jahren gemacht." (ran<br />

8/1977) Neu war allenfalls das Ausmaß an<br />

Müll, Beton und Langeweile, Arbeitslosigkeit,<br />

Depression und Hass, dem die erste Punk-Generation<br />

(in Großbritannien etwa 1975 -<br />

1979, in Deutschland 1977 - 1980) ausgesetzt<br />

war. Neu waren auch die Fronten. Die<br />

alte Kriegsgeneration, mit <strong>der</strong> sich die studentischen<br />

Rebellen und die Hippies <strong>der</strong><br />

Sechzigerjahre auseinan<strong>der</strong> setzen mussten,<br />

war abgetreten. Auf ihren verwaisten Thronen<br />

hatten inzwischen die Revoluzzer von<br />

einst Platz genommen. Der "Marsch durch<br />

die Institutionen" hatte zwar nicht das kapitalistische<br />

System ernsthaft erschüttert, doch<br />

zahlreiche "68er" an <strong>der</strong> Macht - zumindest<br />

über die nachwachsende Jugend - beteiligt.<br />

Ob im Elternhaus (allerdings nur bei den bildungsbürgerlichen<br />

und Mittelschichtkids)<br />

o<strong>der</strong> im Jugendzentrum, in <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Universität, im Journalismus und im Musikbusiness,<br />

überhaupt im kulturellen Alltag<br />

war es nicht schwer, auf tolerante langhaarige<br />

"Alternative" mit viel Verständnis für<br />

aufmüpfige Jugendliche zu treffen. Natürlich<br />

waren die meisten im Zuge ihres Alterungsprozesses<br />

<strong>der</strong> "Straße" genauso entrückt wie<br />

den einstigen Utopien vom herrschaftsfreien<br />

Leben. Nur: Die meisten merkten es nicht -<br />

o<strong>der</strong> wollten es nicht wahrhaben, dass sie<br />

nun selbst zu denjenigen gehörten, denen<br />

man nicht trauen sollte. Sie hörten schließlich<br />

noch die gleiche Musik wie früher, träumten<br />

immer noch mit Cat Stevens und Joan Baez<br />

von mehr Menschlichkeit und Wärme in dieser<br />

kalten Welt, kifften weiterhin (schwer illegal!)<br />

mit Neil Young und ballten mit Bob<br />

Dylan die Fäuste gegen ein Establishment,<br />

dem sie längst angehörten.<br />

Um zu verstehen, warum die Teenager-Rebellion<br />

<strong>der</strong> späten Siebzigerjahre ausgerechnet<br />

im Punk explodierte, müssen wir einen Blick<br />

auf die Musikszene jener Jahre werfen. In<br />

den Verkaufscharts gaben Superstars wie Genesis,<br />

Yes, Supertramp, Pink Floyd und Emerson,<br />

Lake & Palmer den Ton an. Die meisten<br />

waren wirklich exzellente Musiker. Doch vor<br />

allem unerträglich satt. Fett wie ihr Sound.<br />

Universen vom Lebensalltag <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

entfernt. Künstliche Götter auf dem<br />

Weg in den Pop-Olymp. Die Zeiten, in denen<br />

sich die "Jagger-Gang" noch auf <strong>der</strong> Straße<br />

mit Teddyboys prügelte und Rod The Mod<br />

Stewart den Totengräber-Blues lebte, waren<br />

vorbei. Rock'n'Roll war, wie John Cale von<br />

Velvet Un<strong>der</strong>ground im Juli 1975 bemerkte,<br />

"noch so'n Amüsement" geworden, "das <strong>der</strong><br />

Regierung hilft, den Mob von <strong>der</strong> Straße fernzuhalten".<br />

Der Soundtrack zum Aufstand <strong>der</strong><br />

Jugend gegen die spießige Erwachsenenwelt<br />

war zum lukrativen Bestandteil des Establishments<br />

mutiert, ein Tranquilizer für glückliche<br />

Konsumenten. "Auf <strong>der</strong> Flughafentoilette dudelt<br />

gedämpfter Rockverschnitt; beim Einkaufen<br />

im Supermarkt senkt er sich wie eine<br />

Bleiglocke übers Gehirn, sodass <strong>der</strong> Einkaufsakt<br />

mehr einem Schlafwandeln zwischen gefüllten<br />

Regalen gleicht; im Kino untermalt er<br />

42 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />

die Langeweile <strong>der</strong> Dia-Werbung. Rock ist<br />

Begleitmusik für alle nur erdenklichen Betätigungen.<br />

Beson<strong>der</strong>s eng ist sie mit dem<br />

Waren(ver)kauf verbunden, am auffälligsten<br />

in <strong>der</strong> Glitzerwelt <strong>der</strong> Boutiquen, wo eingängiger<br />

Rock einem schon vorab die Gewissheit<br />

gibt, mit dem Kauf dieser o<strong>der</strong> jener Jeans<br />

auch <strong>der</strong> Verheißungen <strong>der</strong> Jugend teilhaftig<br />

zu werden, durch die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> eigenen<br />

Oberfläche mit 'dabei zu sein. Die<br />

Rockmusik insgesamt ist nicht mehr die<br />

Musik, die Jugendliche in ihrer Faust halten."<br />

(Penth/Franzen 1982, S. 262). Die Wilden <strong>der</strong><br />

Sechzigerjahre waren tot - wie Jim Morrison,<br />

Janis Joplin und Jimi Hendrix - o<strong>der</strong> alt und<br />

langweilig geworden. Überlebende wie die<br />

Rolling Stones, The Who o<strong>der</strong> Led Zeppelin<br />

waren zu Cyberstars mutiert, die ohne Technik<br />

für einige hun<strong>der</strong>ttausend DM gar nicht<br />

mehr auftreten konnten. "Etwas Improvisation<br />

in das Spiel <strong>der</strong> Rolling Stones zu bringen,<br />

bedeutet soviel wie eine Boeing 747 mit<br />

<strong>der</strong> Hand festzuhalten", gestand schon 1974<br />

Stones-Tourmanager Peter Rudge einem Reporter<br />

(zitiert nach Leitner 1977, S. 18).<br />

"Der Rock war in Bars und kleinen Clubs geboren<br />

worden; jetzt wurde er in gewaltigen<br />

Hallen und Sälen geschändet, die besser für<br />

politische Kundgebungen o<strong>der</strong> religiöse Zusammenkünfte<br />

gepasst hätten. Der Geist des<br />

Rock, sein Zorn und sein ungebärdiger Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegen konservative Emotionen, war<br />

bedroht von <strong>der</strong> Hygiene, vom Beharren <strong>der</strong><br />

Gruppen auf einer Präsentation ihrer Musik<br />

ohne Ecken und Kanten, ohne die ungehobelte<br />

Inspiration und die unverhüllte Leidenschaftlichkeit,<br />

die den Rock'n'Roll immer so<br />

ausdrucksstark und aufregend gemacht hatten.<br />

Es war kein Gefühl des Zorns, <strong>der</strong> Verzweiflung,<br />

des Verlangens, <strong>der</strong> Gewalt, des<br />

Wahnsinns da: noch nicht einmal das Gefühl<br />

von Spaß, Heiterkeit, Ruhmseligkeit o<strong>der</strong> Lust.<br />

Es gab nur äußerst wenig, das einen zuhören<br />

machte, weil es teilweise für - o<strong>der</strong> über -<br />

einen sprach", schrieb sich Allan Jones, Redakteur<br />

<strong>der</strong> Musikzeitschrift Melody Maker,<br />

seinen Frust aus dem Leib (Jones 1978, S.<br />

12f). Rockmusik hatte als Jugendmusik begonnen,<br />

die Opposition gegen die Erwachsenengesellschaft<br />

war ihr zentrales Merkmal<br />

von Chuck Berrys "Hail, hail, Rock'n'Roll /<br />

Deliver me from the days of old!" ("School<br />

Day") über "My Generation" von The Who<br />

bis zu "Ich will nicht werden, was mein Alter<br />

ist" von Ton Steine Scherben. Nun war <strong>der</strong><br />

Rock mit seinen Fans erwachsen geworden -<br />

und damit, aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> nachwachsenden<br />

Generation, rührselig, bie<strong>der</strong>,<br />

langweilig, kraftlos. Memorials für Eltern und<br />

Lehrer, ohne Bezüge zu ihrem Leben.<br />

Auftritt Sex Pistols<br />

Da springt in London eine neue Band<br />

auf die Bühne, quält ihre Instrumente<br />

eher, als dass sie sie beherrscht, beleidigt<br />

in monoton Königin und Regierung<br />

als "fascist regime", pöbelt auch<br />

ansonsten reichlich in <strong>der</strong> Gegend<br />

herum und nennt das Anarchie.<br />

Die Bandmitglie<strong>der</strong> Sid Vicious und Johnny Rotten bei<br />

einem Auftritt <strong>der</strong> Sex Pistols 1978 in San Francisco. (©<br />

AP)<br />

Da springt in London eine neue Band auf die<br />

Bühne, quält ihre Instrumente eher, als dass<br />

sie sie beherrscht, beleidigt in monoton Königin<br />

und Regierung als "fascist regime", pöbelt<br />

auch ansonsten reichlich in <strong>der</strong> Gegend<br />

herum und nennt das Anarchie.<br />

Die Bandmitglie<strong>der</strong> Sid Vicious und Johnny<br />

Rotten bei einem Auftritt <strong>der</strong> Sex Pistols 1978<br />

in San Francisco. (© AP)<br />

Aus heutiger Sicht, abgehärtet durch eine<br />

reichhaltige Palette schräger Vögel, die uns<br />

seit den Neunzigerjahren beinahe täglich in<br />

Talkshows und Videoclips beschert werden,<br />

klingt das alles nicht beson<strong>der</strong>s aufregend.<br />

Doch damals schlugen die Sex Pistols ein wie<br />

eine Bombe. Sie kassierten von ihren wechselnden<br />

Plattenfirmen mehr Geld dafür, dass<br />

sie auf vertraglich vereinbarte Veröffentlichungen<br />

verzichteten, als für verkaufte Platten.<br />

Als im Juni 1977 die zweite Sex-<br />

Pistols-Single "God Save The Queen" die Top<br />

Ten <strong>der</strong> britischen Charts eroberte, dokumentierte<br />

in den Aushängen <strong>der</strong> Plattenläden nur<br />

ein weißes Feld die jeweilige Position <strong>der</strong> Single.<br />

Im Radio o<strong>der</strong> im Fernsehen durfte <strong>der</strong><br />

Song nicht gespielt werden. Ein Fernsehtalkmaster,<br />

<strong>der</strong> die Sex Pistols in seine Show einlud,<br />

fand seinen Redaktionsschreibtisch am<br />

Morgen nach <strong>der</strong> Sendung von einem an<strong>der</strong>en<br />

besetzt vor. Tourneen <strong>der</strong> Sex Pistols wurden<br />

verboten, sodass sie unter Pseudonym<br />

auftreten mussten, Bandmitglie<strong>der</strong> wurden<br />

auf <strong>der</strong> Straße zusammengeschlagen und<br />

von <strong>der</strong> britischen <strong>Polizei</strong> verhaftet. In einem<br />

Staat, in dem schon das Tragen eines T-Shirts<br />

mit <strong>der</strong> Aufschrift "Fuck" zur Inhaftierung<br />

wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses<br />

führen konnte, war es wirklich nicht schwer,<br />

aufgeregte Reaktionen zu provozieren. Und<br />

die Sex Pistols, vor allem ihr Schöpfer und<br />

Manager Malcolm McLaren, verstanden ihr<br />

Geschäft. So wurde eine Kellerband, die wie<br />

die meisten Rock-´n´-Roll-Bands kaum mehr<br />

wollte als Sex, Drogen und Action, zur Initiatorin<br />

eines neuen "Way of life" für Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

von Jugendlichen in aller Welt.<br />

Die Sex Pistols (1977) von links nach rechts: Paul Cook,<br />

Sid Vicious, Johnny Rotten und Steve Jones. (© AP)<br />

Das etablierte England war schockiert, doch<br />

die rebellische Jugend hatte neue Heroen. Als<br />

die Musikindustrie erstaunt bemerkte, dass<br />

die Platten und selbst produzierten Kassetten<br />

<strong>der</strong> ab 1976 überall aus dem Boden schießenden<br />

Punkbands ohne Airplay in Radio und<br />

Fernsehen reißende Umsätze machten, stiegen<br />

auch die Medien ein. Zuerst die Pop-<br />

Presse und die sensationslüsternen<br />

Boulevardblätter, schließlich auch die seriösen<br />

großen Nachrichtenmagazine und die Trendsetter<br />

<strong>der</strong> Modewelt. Punk war zu sensationell,<br />

zu schrill, zu skandalös, um ignoriert zu<br />

werden. "Drei <strong>der</strong> vier Musikzeitschriften<br />

haben Punk/New-Wave-Gruppen auf dem<br />

Titel", protokolliert das deutsche Sounds im<br />

Juli 1977 eine ganz normale Medienwoche<br />

auf <strong>der</strong> Insel. "Alle diese Gruppen sind noch<br />

nicht in den Charts zu finden, eine von ihnen<br />

hat noch nicht mal einen Plattenvertrag. Die<br />

gewohnten Gerüchte darüber, bei wem die<br />

Sex Pistols demnächst unterschreiben. Die<br />

Sonntags-Schmonzetten mühen sich, vierfarbig<br />

die Punk-Menschen darzustellen, es wird<br />

über Johnny Rottens neueste Freundin o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>gleichen berichtet, und Londons radikalschickes<br />

Wochenmagazin Time Out bringt<br />

eine Geschichte darüber, wie Capitol Radio -<br />

die kommerzielle Radiostation - die Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong> Clash-EP 'Capitol Radio" verhin<strong>der</strong>te."<br />

Im Dezember 1977 nominiert das<br />

Modemagazin Vogue Johnny Rotten als<br />

"Überraschung des Jahres".<br />

Recht schnell sprangen auch die deutschen<br />

Medien auf den fahrenden Zug. Der Spiegel,<br />

Stern, das ZDF brachten erste große Reportagen.<br />

Und auch Bravo, immer auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach dem nächsten vermarktbaren Trend,<br />

stieg mit ein.<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 43


Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />

"... Jedenfalls gab es dann im Sommer 1976<br />

mal eine Klassenfete. Da wurden Poster an<br />

die Wand geklatscht. Unter an<strong>der</strong>em ein<br />

Bravo-Poster von den Sex Pistols. Das hat<br />

mich tierisch fasziniert. Diese Typen sahen<br />

ganz an<strong>der</strong>s aus. Kurze, komische, abgeranzte<br />

Haare. Die Klamotten zerfetzt. Und als nächstes<br />

stand dann in <strong>der</strong> Zeitung ein komischer<br />

Artikel über Punk. Dass in London gerade<br />

etwas ganz Wildes abgeht. Ich fühlte mich<br />

einfach angesprochen, und ich versuchte<br />

dann, eine eigene Musik in dieser Richtung<br />

zu machen. Ich wusste gar nicht, wie Punk-<br />

Rock klingt. Es gab ja nur eine einzige Punkplatte:<br />

die erste Ramones. Die hatte ich mal<br />

im Schaufenster gesehen, aber ich wusste ja<br />

nicht, dass das Punk war." (Jürgen Engler,<br />

Jahrgang 1960, Sänger und Gitarrist von<br />

Male, in: Teipel 2001, S. 29)<br />

"Ich habe ein Bild im New Musical Express<br />

gesehen - mit Jackett und Büroklammern und<br />

Kin<strong>der</strong>sonnenbrille. Und ich dachte: 'So<br />

klasse würde ich auch gerne aussehen." Und<br />

dann lief ich eben so herum." (Peter Hein,<br />

Jahrgang 1957, Sänger und Texter von Charley´s<br />

Girls, Mittagspause, Fehlfarben und Family<br />

5, a.a.O., S. 36f.)<br />

Punk in Deutschland<br />

Punk in Deutschland war von Anfang<br />

an durch die Medien geprägt. Eher<br />

Mode als soziale Bewegung. Natürlich<br />

ging es auch um Musik, doch im Mittelpunkt<br />

des Interesses stand die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Abgrenzung und Provokation<br />

allein schon durch das Outfit.<br />

1984: Punks am"NKZ", dem Neuen Kreuzberger Zentrum -<br />

einem bekannten Treffpunkt <strong>der</strong> Szene in <strong>Berlin</strong>. (© AP)<br />

"Meine Mutter ist bei den Hardcore-Katholiken<br />

von Opus Dei. Aus diesem bleiernen Zustand<br />

musste ich mich erst mal befreien.<br />

Zuerst über Kiffen und Drogengeschichten.<br />

Und dann bin ich zu Beginn <strong>der</strong> achten<br />

Klasse zum ersten Mal von <strong>der</strong> Schule geflogen.<br />

Da hatte ich nur Scheiße gemacht. Toiletten<br />

angezündet. Nur rumrandaliert. Um so<br />

was ging es dann auch in <strong>der</strong> Musik. Ich habe<br />

etwas richtig Wildes gesucht. Ich bin dann in<br />

den Sommerferien 1977 nach London gefahren.<br />

Das war kulturschockmäßig. Ich habe die<br />

Hälfte meiner Klamotten weggeschmissen –<br />

und den Koffer voll gestopft mit Punkplatten,<br />

-klamotten und blauer Haarfarbe. Zu Hause<br />

war das dann völlig irre. In <strong>der</strong> U-Bahn war<br />

das mit den blauen Haaren echt Spießrutenlaufen.<br />

Die sind völlig schockiert gewesen.<br />

Aber das wollte ich ja. Ich zog mir mitten im<br />

Unterricht eine Sicherheitsnadel durch<br />

Wange und Ohr, sodass die Mathelehrerin<br />

noch einmal nach Luft schnappte und einfach<br />

umfiel. In <strong>der</strong> Folge habe ich schnell gemerkt,<br />

dass diese ganzen 68er Hippielehrer mit langen<br />

Haaren im Grunde genauso faschistoid<br />

waren wie irgendwelche Pfaffen. Gerade<br />

unter den Hippies waren viele, die extrem auf<br />

meine Haare reagiert haben. Für die gab es<br />

nur kurzhaarige Spießer und langhaarige<br />

coole Typen. Von daher passte ich nicht in<br />

<strong>der</strong>en dialektisches Weltbild. Für die hatte<br />

man in meinem Alter in Teestuben rumzuhängen<br />

und Cat Stevens und diese ganze Dudelmusik<br />

zu hören." (Gode, Jahrgang 1961,<br />

Gitarrist bei den Coroners, Front und Mona<br />

Mur, a.a.O., S. 59f.)<br />

"Ich war damals schon Anfang 20, war in<br />

Polit-, Sponti- und Alternativkreisen unterwegs<br />

und machte einen Laden namens<br />

'Schwarzmarkt', eine Mischung aus Buchladen<br />

und Infozentrum. Während dieser RAF-<br />

Anschläge haben wir auch Infos<br />

rausgegeben, wo <strong>der</strong>en Erklärungen abgedruckt<br />

wurden. Einfach aus unserem demokratischen<br />

Verständnis heraus, dass nichts<br />

unterdrückt werden darf. Bis dahin hatte ich<br />

mich nur wenig für Musik interessiert. Bis die<br />

Sex Pistols in England explodierten. Was<br />

meine Alternativenfreunde gar nicht verstehen<br />

konnten. Ich wurde als Faschist beschimpft.<br />

Weil ich solche Platten mitbrachte.<br />

Was wolle ich denn auf einmal mit diesen<br />

rechten Typen, die alle kurze Haare haben?"<br />

(Klaus Maeck, Inhaber des Rip-Off-Vertriebs<br />

und Manager <strong>der</strong> Einstürzenden Neubauten,<br />

a.a.O., S. 63f.)<br />

"Mit den Linken wollte ich mich nicht identifizieren.<br />

Für mich standen die für: Strickpullover,<br />

Jesuslatschen, Teestube und<br />

Karl-Marx-Bücher-Lesen. Das war alles so<br />

langweilig und geschwätzig." (Harry Rag,<br />

Jahrgang 1959, Sänger und Gitarrist von<br />

S.Y.P.H., a.a.O., S. 73f.)<br />

"Das war die beste Abgrenzung zu diesen<br />

ganzen Grün-Alternativen. Und das waren in<br />

den Siebzigern ja die typischen Jugendlichen.<br />

Punk richtete sich ja weniger gegen die ältere<br />

Generation. Son<strong>der</strong>n es ging darum, was politisch<br />

völlig unkorrekt gegenüber diesen<br />

Grün-Alternativen wäre. Die immer über alles<br />

diskutieren wollen." (Ralf Dörper, Jahrgang<br />

1960, Musiker bei S.Y.P.H., den Krupps und<br />

Propaganda, a.a.O., S. 52)<br />

Der links-alternative Zeitgeist <strong>der</strong> Siebzigerjahre<br />

war den Punks suspekt. Die Repräsentanten<br />

<strong>der</strong> "Linken", von den Punks meist<br />

klischeehaft als "Hippies" tituliert, erschienen<br />

ihnen zu langweilig, zu verkopft-intellektuell,<br />

zu spaßfeindlich, zu dogmatisch, zu<br />

"weich", und das bedeutete für viele auch:<br />

zu wenig "männlich". "Von denen kam nie<br />

was Aggressives zurück. Dazu waren die<br />

immer zu lasch." (Ralf Dörper, a.a.O.) Die<br />

Punks nahmen den "Hippies" ihre Toleranz<br />

und Friedfertigkeit ebenso wenig ab wie ihre<br />

Bereitschaft zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Für sie waren die "Hippies" von gestern<br />

Lehrer, Musikredakteure und<br />

scheinheilige Spießbürger; und so setzten sie<br />

viel Energie dafür ein, ihnen Verhaltensweisen<br />

zu entlocken, die ihre (Vor-) Urteile bestätigten.<br />

"Die Siebzigerjahre waren ja Kleinbürgertum<br />

in vollendeter Form. Deswegen hat es ja auch<br />

so Spaß gemacht, diese Leute zu provozieren.<br />

Aber das musste wirklich überlegt sein. Es<br />

ging mir immer darum: Wo sind Schwachpunkte?<br />

Wo wird geheuchelt?" (Chrislo Haas,<br />

Jahrgang 1956, Synthesizer- und Sequencermann<br />

bei Minus Delta +, DAF und Liaisons<br />

Dangereuses, a.a.O., S. 177)<br />

Protest und Provokation<br />

Vor allem <strong>der</strong> Gebrauch von Nazi-Symbolik,<br />

hatten die Punks sehr schnell<br />

erkannt, erwies sich als wirkungsvoll.<br />

Wegen ihrer kurzen Haare und <strong>der</strong><br />

Vorliebe für "militärische" Kleidung<br />

waren sie ohnehin bereits unter Verdacht<br />

geraten, zumindest "rechts" zu<br />

sein.<br />

ie berühmte "God Saves the Queen" - Flagge, Eigentum<br />

des Sex Pistols-Mitglieds Sid Vicious, zierte die Wand seines<br />

New Yorker Hotels. (© AP)<br />

44 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />

"Diese Leute hatten alles besetzt, was Protest<br />

hieß. Also musste ich mich mit ihnen auseinan<strong>der</strong><br />

setzen. Das hieß etwa, in einen<br />

linken Buchladen zu gehen und zu sagen:<br />

'Heil Hitler, Genosse.'" (padeluun, sporadisches<br />

Mitglied von Minus Delta +, a.a.O., S.<br />

73). Vor allem <strong>der</strong> Gebrauch von Nazi-Symbolik,<br />

hatten die Punks sehr schnell erkannt,<br />

erwies sich als wirkungsvoll. Wegen ihrer kurzen<br />

Haare und <strong>der</strong> Vorliebe mancher für "militärische"<br />

Kleidung und Accessoires waren<br />

sie ohnehin bereits unter Verdacht geraten,<br />

"Faschisten" o<strong>der</strong> zumindest "rechts" zu<br />

sein. Nicht wenige Punks gaben sich scheinbar<br />

alle Mühe, dieses Vorurteil zu bestätigen:<br />

Hakenkreuze wurden auf T-Shirts, SS-Zeichen<br />

auf Le<strong>der</strong>jacken gemalt, Bands gaben sich<br />

merkwürdige Namen wie Alte Kameraden,<br />

Blitzkrieg, Stukka Pilots, SS Ultrabrutal, Napalm<br />

o<strong>der</strong> Blut + Eisen, Songtitel hießen<br />

"Party in <strong>der</strong> Gaskammer" (Middle Class<br />

Fantasies) o<strong>der</strong> "Dachau Disco" (Cretins).<br />

Tatsächlich waren sie keine Neonazis. Für die<br />

Punks stellte das ironische Spiel mit dem<br />

Tabu Nazi-Symbol ein Stilmittel dar, um den<br />

Empörten genau jene Reaktionen <strong>der</strong> Intoleranz<br />

zu entlocken, die sie bei ihnen hinter <strong>der</strong><br />

lächelnden Fassade <strong>der</strong> Toleranz vermuteten.<br />

"Punk war ja anfangs feinste Ironie. 'No Future'<br />

- das waren für mich ironische Statements.<br />

Daran habe ich nie geglaubt. Ich<br />

stand <strong>der</strong> Zukunft ganz positiv gegenüber.<br />

Dieser doppelbödige Humor wurde oft nicht<br />

verstanden. Dass mit dem Hakenkreuz durch<br />

die Gegend zu laufen, ein Symbol <strong>der</strong> kulturellen<br />

Befreiung war, das haben viele nie gerafft."<br />

(Moritz Reichelt, a.a.O., S. 85)<br />

"Wir haben viele blöde, <strong>der</strong>be Nazischerze<br />

gemacht. Weil das auch diese Energie weitergetragen<br />

hat. Damals war Deutschland<br />

vom Gefühl her so eine gepolsterte Wohnzimmerwelt<br />

mit dem fetten, Zigarren rauchenden<br />

Altnazichef drin. Wenn du auf<br />

irgendeinem Teil gesessen bist, hast du gespürt,<br />

dass du auf Kunstle<strong>der</strong> sitzt, in dem<br />

Schaumgummi drin ist. Und wenn <strong>der</strong> Typ mit<br />

dir redet, hast du gespürt, dass in dem noch<br />

braune Grundsätze drin sind. Aber dass das<br />

genauso wenig durchkommt wie <strong>der</strong><br />

Schaumgummi durchs Kunstle<strong>der</strong>. Das war<br />

die allgemeine Atmosphäre. Nicht nur von<br />

<strong>der</strong> Musik her, son<strong>der</strong>n vom ganzen Leben in<br />

Deutschland. Das war so etwas Bemäntelt-<br />

Ungesundes. Und um das hervorzuholen, war<br />

mir alles recht. Jedenfalls bis die etwas Älteren<br />

mit politischem Bewusstsein kamen. Die<br />

haben uns dann gesagt, dass das geschmacklos<br />

ist." (Franz Bielmeier, Jahrgang<br />

1960, Herausgeber des ersten deutschen<br />

Punk-Fanzines The Ostrich, a.a.O., S. 42f.)<br />

Punk war bewusst destruktiv. Es ging um die<br />

Zerstörung scheinheiliger Tabus und Ideologien,<br />

nicht um sachliche Kritik, Verbesserungsvorschläge<br />

o<strong>der</strong> gar das Angebot einer<br />

neuen Moral. Punk hatte keine Lösungen anzubieten,<br />

keine Visionen für die Zukunft, zumindest<br />

nicht solche, die irgendjemand real<br />

miterleben möchte. Punk wollte nicht reformieren,<br />

son<strong>der</strong>n zerstören, auch die marihuana-vernebelten<br />

Kuschelutopien <strong>der</strong><br />

Linken. "Ich bin so hungrig, mir ist so kalt/Ich<br />

will zurück nach Buchenwald." Punks glaubten<br />

nicht mehr an das reformoffene, demokratische<br />

Deutschland. Immerhin: Wir<br />

befinden uns in den späten Siebzigern, in<br />

einer Zeit, geprägt durch Berufsverbote, eine<br />

gnadenlos durchgepeitschte Atompolitik,<br />

eine paranoide Terroristenhatz, die, so fürchteten<br />

nicht wenige, gerade dabei war, zum<br />

"Schutz <strong>der</strong> Demokratie" diese abzuschaffen.<br />

"Dieses 'Deutschland im Herbst', das<br />

war die Grundstimmung. Man hat plötzlich -<br />

durch diese Jagd auf die RAF und die damit<br />

verbundene Verschärfung in <strong>der</strong> gesamten<br />

Gesetzgebung - die wahren Zustände gesehen."<br />

(Frank Fenstermacher, Jahrgang 1955,<br />

Mitglied von Der Plan und Fehlfarben und<br />

Betreiber des Attak-Labels, a.a.O., S. 72)<br />

Natürlich war Punk oppositionell. Subversiv.<br />

Antifaschistisch trotz einiger weniger "Nazi-<br />

Punks" in den eigenen Reihen. Links? Nicht<br />

unbedingt. Die erste Punk-Generation war<br />

eher diffus anarchistisch o<strong>der</strong> antipolitisch<br />

als traditionell links orientiert. Obwohl Punks<br />

etwa ab 1980 im Zuge <strong>der</strong> Aufsplitterung <strong>der</strong><br />

Punkkultur in Punks, New Waver, Dark<br />

Waver/Gruftis und vor allem Skinheads<br />

durchaus in großer Zahl in verschiedenen politischen<br />

Zusammenhängen aktiv wurden (zu<br />

Anti-Nazi-Demonstrationen gingen, leer stehende<br />

Häuser mitbesetzten, sehr rege in <strong>der</strong><br />

Bewegung für selbst verwaltete Jugendzentren<br />

mitmischten usw.), wehrten sie sich<br />

doch, wenn auch nur teilweise erfolgreich,<br />

gegen zu aufdringliche Umarmungsversuche<br />

politischer Organisationen.<br />

Parteien und<br />

Ka<strong>der</strong>gruppen, aber<br />

auch Bündnisse wie<br />

"Rock Against Racism"<br />

o<strong>der</strong> die in den<br />

Siebzigern erwachende<br />

autonome<br />

Bewegung, haben die<br />

fatale Neigung, ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> und Sympathisanten<br />

zu disziplinieren.<br />

Doch Punks<br />

liebten viel zu sehr<br />

ihren Status als Bürgerschreck,<br />

um ihn irgendwelchen politischen<br />

Anliegen unterzuordnen; die Lust auf<br />

nicht kalkulierbare Provokation war ein unverzichtbarer<br />

Spaßfaktor <strong>der</strong> Punkkultur.<br />

"Es gab mal ein Interview mit den Clash, in<br />

dem einer von denen sagt: 'Wenn ich eine<br />

Kuh sehe, könnte ich kotzen.' Das war so:<br />

Peng! 'Leckt mich am Arsch mit eurer blöden<br />

Natur. Wir leben hier in Städten!' Deswegen<br />

dieser Text von mir, 'Industrie-Mädchen', wo<br />

sich zwei Leute neben einem Kernkraftwerk<br />

lieben, und das piept dazu." (Thomas Schwebel,<br />

Jahrgang 1959, Gitarrist und Texter bei<br />

S.Y.P.H. und den späten Mittagspause und<br />

Fehlfarben, a.a.O., S. 89)<br />

Bar jeglicher Hoffnungen, politisch etwas bewegen<br />

zu können, gelangweilt von <strong>der</strong> geschwätzigen<br />

Ernsthaftigkeit <strong>der</strong> "Linken",<br />

blieb den Punks nur ein Weg, ihren Nonkonformismus<br />

auszuleben: durch beißende Ironie<br />

und die Verweigerung jeglicher ernsthafter<br />

Dialoge.<br />

"Wenn du dich mit Hippies unterhieltst, ging<br />

es nach fünf Minuten garantiert um Atomkraft,<br />

und nach zehn Minuten hattest du so<br />

ein düsteres Weltbild, dass du dich am liebsten<br />

umbringen wolltest. Und darum war<br />

Punk auch so nötig. Da merkte ich, es gibt<br />

auch noch an<strong>der</strong>e Leute, die das stört." (Moritz<br />

Reichelt, Jahrgang 1955, Sänger des Plan,<br />

a.a.O., S. 83)<br />

Punk war aggressiv. Punk war nihilistisch.<br />

Aber Punk war nie, selbst in seinen düstersten<br />

Facetten, so depressiv wie eine durchschnittliche<br />

Veganer-WG, so demonstrativ<br />

des Lebens überdrüssig wie Grunge, <strong>der</strong> alternative<br />

Elendsrock <strong>der</strong> Neunzigerjahre. "No<br />

Future", das ultimative Markenzeichen <strong>der</strong><br />

Punks, ist wohl eine <strong>der</strong> am meisten (auch<br />

von vielen Punks ab <strong>der</strong> 2. Generation) missverstandenen<br />

Botschaften überhaupt. "There's<br />

no future", sangen die Sex Pistols in<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 45


Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />

"God Save The Queen", doch die Textzeile in<br />

dem Song geht weiter: "... for you". An an<strong>der</strong>er<br />

Stelle heißt es, und damit jegliche Missverständnisse<br />

ausräumend: "There is no<br />

future in England´s dreaming." Denn: "We're<br />

the future, your future." Ihr seid kaputt, Ihr<br />

habt keine Zukunft. Denn seht uns an: Wir<br />

sind eure Spiegelbil<strong>der</strong>. Die Zukunft und die<br />

Hoffnung eures Landes. Eure Zukunft! Punk<br />

hieß nicht: Die Welt ist traurig, lasst uns 'ne<br />

Runde heulen, son<strong>der</strong>n: Wenn´s eh bald vorbei<br />

ist, lasst uns noch solange richtig Spaß<br />

haben. Und denen, die uns die Zukunft verbaut<br />

haben, die all den Dreck auf diesem Planeten<br />

zu verantworten haben, zeigen, was<br />

die uns können. So war die Aneignung öffentlichen<br />

Raums eine wichtige Aktivität <strong>der</strong><br />

Szene. Punks zogen sich nicht unauffällig hinter<br />

ihre eigenen (besetzten) vier Wände zurück,<br />

son<strong>der</strong>n trafen sich vorzugsweise in<br />

Fußgängerzonen, auf Bahnhofsvorplätzen,<br />

auf den Stufen von Rathäusern und an den<br />

Ausgängen öffentlicher Verkehrsmittel. Dort,<br />

wo sie die "Normbürger" am meisten irritierten<br />

und verärgerten.<br />

"Ich habe Fahrrä<strong>der</strong> geklaut. Und habe mir<br />

damit mein Geld verdient. Ich hatte einen<br />

Dietrich und bin in Wilmersdorf rumgelaufen,<br />

habe Keller aufgeschlossen und Fahrrä<strong>der</strong> geklaut.<br />

Einmal war eine Kunstveranstaltung in<br />

einer Disco. Ein Super-8-Abend. Und in dem<br />

Moment, als das Licht ausging, haben wir<br />

alle Handtaschen und alle Rotweinflaschen<br />

und alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest<br />

war. Und sind dann die 500 Meter zu mir<br />

nach Hause, nicht ohne drei Autos zu demolieren<br />

und einen Feuermel<strong>der</strong> einzuschlagen.<br />

Ich fand 'No Future' einfach geil. Ich weiß gar<br />

nicht, wie viele Autos ich verbrannt und zerstört<br />

habe. Ich bin nachts rumgefahren und<br />

habe Mercedes Benze kaputtgehauen, Backsteine<br />

reingeschmissen o<strong>der</strong> Benzin drübergekippt.<br />

Ich kam mir vor wie die ganze<br />

Baa<strong>der</strong>-Meinhof-Bande zusammen. Wir sind<br />

mit zwölf Leuten aus dem Schizzo losgezogen<br />

und haben gesagt: 'Jetzt hauen wir in <strong>der</strong><br />

Niedstraße alles kaputt.' Dann sind wir da<br />

wie die Wahnsinnigen durch und haben die<br />

ganze Straße zerlegt. Das hat super Spaß gemacht<br />

- durch eine Straße zu laufen und zum<br />

Gehen nicht den Gehsteig zu nehmen, son<strong>der</strong>n<br />

die Autos selber. Am nächsten Tag stand<br />

in <strong>der</strong> BZ: 'Die <strong>Polizei</strong> sucht einen kleinen<br />

Mann mit Hut.' Das war ich." (Ben Becker,<br />

Jahrgang 1964, Schauspieler, Sänger und Ex-<br />

Punk, a.a.O., S. 193f.) Punk war (und ist)<br />

keine militante Jugendkultur, doch an<strong>der</strong>s als<br />

etwa bei den Hippies o<strong>der</strong> später im Techno<br />

war es nicht grundsätzlich verpönt, seinen<br />

Aggressionen freien Lauf zu lassen. Nicht nur<br />

Vandalismus gegen bürgerliche Statussymbole<br />

wie teure Autos, Pelzmäntel, Edelrestaurants<br />

etc., son<strong>der</strong>n auch Prügeleien gehörten<br />

von Anfang an zum Szene-Alltag dazu. "Vor<br />

allem am Wochenende kamen regelmäßig<br />

200, 300 Teds vorbei. Und dann gab es regelrechte<br />

Schlachten. Weil man halt aus England<br />

gehört hatte, dass man das so macht. Das<br />

war noch ohne Messer und solche Scherze.<br />

Das war eher Sportsgeist. Und wir waren<br />

dann auch richtig stolz, wenn wir zur Abwechslung<br />

mal gewonnen hatten. Außerdem<br />

war es halt chic, wenn man mit einem blauen<br />

Auge überlebt hatte. Von einem blauen Auge<br />

konnte man ein paar Tage zehren." (Jäki Eldorado,<br />

Jahrgang 1958, Bassist u.a. <strong>der</strong> zweiten<br />

Nina Hagen Band, heute Manager u.a.<br />

von 5 Sterne Deluxe, a.a.O., S. 207f.)<br />

Punk war eine Spaßkultur, und im Mittelpunkt<br />

stand - neben <strong>der</strong> Musik - die Inszenierung<br />

<strong>der</strong> eigenen Person. "Morgens in die<br />

U-Bahn zu klettern ist immer wie ein Bühnenauftritt:<br />

Der Vorhang geht auf, zack, und ich<br />

weiß, dass alle Augen auf mich gerichtet sind.<br />

Und dann drehe ich mich blitzschnell um, und<br />

dann siehste die Köpfe, zack, zack, zack weg.<br />

Da kannste ein tolles Spiel mit machen. Ein<br />

neues Gefühl auf <strong>der</strong> Straße, immer auf <strong>der</strong><br />

Bühne ..." (in: Penth/Franzen 1982, S. 192)<br />

Keine Jugendkultur zuvor war so eitel darauf<br />

bedacht, in die Medien zu kommen, keine<br />

verstand es auch so clever, die Medien für<br />

sich zu nutzen.<br />

"Do it yourself!"<br />

Keine Jugendkultur zuvor hatte so<br />

viele eigene Bands, eigene Medien<br />

(Fanzines, Freie Radios), kreative<br />

Mode usw. hervorgebracht und sich<br />

gleichzeitig dem üblichen kommerziellen<br />

Warenkreislauf entzogen wie<br />

<strong>der</strong> Punk. "Do it yourself!" lautete ein<br />

zentrales Motto <strong>der</strong> Punkszene.<br />

Die britische Gruppe The Clash ist musikalisches Vorbild<br />

vieler Punkbands. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1983.<br />

(© AP)<br />

Innerhalb weniger Monate waren auch in<br />

Deutschland Dutzende von Fanzines entstanden,<br />

die die Szene vernetzten, über neue Plattenlabel<br />

und Spielstätten informierten, neue<br />

Bands präsentierten und dabei ihre Leser<br />

immer wie<strong>der</strong> anstachelten, selbst aktiv zu<br />

werden: "Nun sitz nicht da rum und glotz<br />

blöd, son<strong>der</strong>n mach auch was, fanzines,<br />

clubs, shops, bands! kauf keine zeitungen, die<br />

über 5000 stück auflage haben, keine platten<br />

von superstars wie stones, rollers, beatles, genesis<br />

etc. steckt den reichen wixern nicht<br />

noch mehr geld in den arsch! kauft keine klamotten<br />

über 20 mark, am besten überhaupt<br />

keine! (bei euch gibt´s bestimmt auch eine<br />

altklei<strong>der</strong>sammlung, da gibt´s bestimmt was<br />

gutes!) gestaltet eure klamotten selbst! habt<br />

eigene ideen! macht was IHR wollt, lasst<br />

euch nicht herumkommandieren!! SAGT eure<br />

meinung. glaubt nicht, was die clash, chelsea,<br />

charley´s girls, saints und die an<strong>der</strong>en können,<br />

das könnt ihr nicht. macht bands. schickt<br />

tapes an kleine labels! gebt free concerts!<br />

DON´T BE THE PROBLEM - BE THE SOLU-<br />

TION!" (zitiert aus einem Fanzine um 1980,<br />

in Ott/Skai 1983, S. 23)<br />

Nicht Professionalität war gefragt, son<strong>der</strong>n<br />

Energie. Als die Toten Hosen ihre Band starteten,<br />

losten sie die Instrumente kurzerhand<br />

aus.<br />

"Mit Sicherheit 5000 o<strong>der</strong> noch mehr" Punkbands<br />

seien seit 1977 allein in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

entstanden, schätzt das Hamburger<br />

Punk-Label Weird System (CD-Compilation<br />

"Punk Rock BRD", Booklet 1, S. 2).<br />

Martina Weith (Östro 430): "1978 in Düsseldorf<br />

- das war so eine Ursuppe. Keiner konnte<br />

ein Instrument. Aber je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> da rumrannte,<br />

spielte mindestens in zwei Bands. Die Kellner<br />

und die Bierlieferanten und die Typen am<br />

Flipper. Im Hof konnte je<strong>der</strong> alles. Weil je<strong>der</strong><br />

alles gemacht hat."<br />

Ralf Dörper (S.Y.P.H.): "Der Grundgedanke<br />

war: 'Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> unten im Publikum ist, könnte<br />

genauso auf <strong>der</strong> Bühne stehen.' Und viele,<br />

die im Publikum standen - irgendwann standen<br />

die auch auf <strong>der</strong> Bühne."<br />

Moritz Reichelt (Plan): "Bisher war man nur<br />

Fan von englischen o<strong>der</strong> amerikanischen<br />

Platten - obwohl man die kulturelle Entwicklung,<br />

die zu diesen Platten geführt hatte, gar<br />

nicht mitgekriegt hatte. Das war alles Konservenkultur.<br />

Und jetzt passierte etwas Eigenes.<br />

Man konnte wirklich mitkriegen, wie die<br />

Dinge, über die man im Hof mit Leuten redete,<br />

ein paar Tage später als Text auf <strong>der</strong><br />

Bühne wie<strong>der</strong> auftauchten. Man hat mitgekriegt,<br />

dass kulturelle Entwicklung genau so<br />

passiert." (aus: Teipel 2001, S. 130)<br />

46 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Jugendkulturen in Deutschland Teil 5<br />

Der Punk hatte den Rock´n´Roll - wenigstens<br />

für eine kurze Zeit - aus den Fängen <strong>der</strong> Industrie-Giganten<br />

befreit und wie<strong>der</strong> auf die<br />

Straße getrieben. Doch die Musikindustrie<br />

hatte aus ihren Fehlern früherer Jahrzehnte<br />

gelernt. So sehr sie diese neuen Bands auch<br />

verachteten, begannen die großen Schallplattenkonzerne<br />

nun doch, eifrig alles aufzukaufen,<br />

was nur Punk-Nähe suggerierte. Aus<br />

purer Angst, einen lukrativen Trend <strong>der</strong> Konkurrenz<br />

zu überlassen. The Clash, die viel Zeit<br />

und eine Menge Songzeilen darauf verwendet<br />

hatten, das Business zu beschimpfen, pöbelten<br />

nun im Auftrag <strong>der</strong> CBS - für eine<br />

Garantiesumme von 100000 Pfund, meldeten<br />

die Schlagzeilen. Die Buzzcocks, 999 und<br />

The Stranglers unterschrieben bei United Artists<br />

(Ariola), letztere für 160000 DM.<br />

einer <strong>der</strong>art erlesenen Wahrnehmungsfähigkeit<br />

zeugten, dass sich Joe Strummer dagegen<br />

wie einer <strong>der</strong> tiefsinnigsten<br />

Polit-Theoretiker <strong>der</strong> westlichen Hemisphäre<br />

ausnahm. Die Bands, die zwischen Wand und<br />

Tapete hervorgekrochen waren, ihrer Publicity<br />

sicher, wenn sie sich nur zu Punks ernannten,<br />

waren zumeist komplette<br />

Nachahmungstäter. All diese Gruppen machten<br />

aus dem Grundmuster des Punk ein Stereotyp,<br />

sie spielten dieselben irren Riffs mit<br />

<strong>der</strong> Geschwindigkeit eines Meteors und<br />

spuckten dazu Parolen aus zweiter Hand und<br />

hohle Propaganda aus. Der echte Zorn, den<br />

man beispielsweise bei den Pistols findet,<br />

fehlt heute weitgehend in <strong>der</strong> Musik. Er ist<br />

an den Klippen <strong>der</strong> Mode zu Bruch gegangen."<br />

(a.a.O., S. 20ff.)<br />

Neuen Deutschen Welle. Das Motto lautete:<br />

Spaß statt Weltuntergangsparolen, Ironie<br />

statt Aggressivität. "Zurück zum Beton/Da ist<br />

<strong>der</strong> Mensch noch Mensch/Ekel, Ekel, Ekel-<br />

Natur, Natur/Ich liebe nur Beton pur."<br />

(S.Y.P.H.) Synthesizer, Sequenzer, Rhythmusmaschinen,<br />

gerade zur rechten Zeit erschwinglich<br />

geworden, erweiterten die<br />

traditionelle Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang-Besetzung.<br />

DAF, Fehlfarben, Wirtschaftswun<strong>der</strong>,<br />

Neonbabies und schließlich<br />

Nena, Extrabreit, Trio, Ideal. Als Geier Sturzflug<br />

in <strong>der</strong> ZDF-Hitparade auftrat, kündigte<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator Dieter Thomas Heck empört.<br />

"Ich denke, das Beste wäre, aufzuhören, Platten<br />

zu kaufen", warnte voller Vorahnungen<br />

Sniffin´ Glue (Schnüffelleim), das erste Punkzine<br />

<strong>der</strong> Insel. "Ja, hört auf, Platten zu kaufen.<br />

Geht lieber hin und guckt euch die Bands<br />

live an, weil ich meine, dass Gruppen, sobald<br />

sie einen Vertrag mit einer Plattenfirma<br />

haben, nicht mehr bestimmen können, was<br />

läuft und was nicht. Mit dem Kaufen aufhören<br />

bedeutet, dass die fetten Manager keinen<br />

Pfennig aus uns rausholen können. Außerdem<br />

- mit dem ganzen Plattenmarkt sind wir<br />

voll drauf, Lehnstuhl-Punks zu werden, und<br />

all die kleinen Bands werden zugunsten einiger<br />

neuer Supergruppen in <strong>der</strong> Versenkung<br />

verschwinden. Wir brauchen Kommunikation.<br />

Wenn du was zu sagen hast, sag es, warte<br />

nicht so lange, bis eine Schallplatte es für<br />

dich sagt. Geht in die Klubs, überallhin, tanzt,<br />

singt und brüllt, solange ihr miteinan<strong>der</strong><br />

kommuniziert. Lasst euch nicht ausverkaufen!"<br />

Doch die Warnung verpuffte ungehört. Zumal<br />

nicht nur die Industrie auf den fahrenden Zug<br />

aufsprang, son<strong>der</strong>n auch die inzwischen blühende<br />

Independent-Szene je<strong>der</strong> Band eine<br />

Plattenveröffentlichung ermöglichte, und sei<br />

sie noch so schlecht und unoriginell. "Trotz<br />

ihres entschlossenen Enthusiasmus machten<br />

sich allzu viele von den unabhängigen Labels<br />

<strong>der</strong> Überfüllung und Sättigung des Marktes<br />

mit Unmengen von Schund schuldig, von<br />

dem das Lohnende und Vielversprechende oft<br />

nur mit Mühe zu trennen war", klagte Allan<br />

Jones schon im Sommer 1978 über den<br />

"endlosen Strom <strong>der</strong> Mittelmäßigkeit, <strong>der</strong> auf<br />

den Dutzenden unabhängigen Labels hochgespült<br />

wurde, von Punk-Bands, die ihre<br />

Identität aus dem Image-Baukasten zusammengeschustert<br />

hatten und wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong><br />

ihre Klosprüche herunterleierten, die von<br />

An<strong>der</strong>s als in Großbritannien war <strong>der</strong> Punk-<br />

Rock <strong>der</strong> ersten Generation hierzulande zunächst<br />

nicht kommerziell erfolgreich. "In<br />

Deutschland findet Punk nicht mal Platz am<br />

Katzentisch <strong>der</strong> Showszene", höhnt <strong>der</strong> konservative<br />

Business-Infodienst Rundy im Januar<br />

1978. "1977 wurden kaum 100000<br />

Platten mit Punk und Punk-Verschnitt zwischen<br />

Kiel und Konstanz verkauft - etwa 0,4<br />

Prozent vom Gesamtumsatz am deutschen<br />

Musikmarkt."<br />

Schon zwei Jahre später hatte sich die Situation<br />

radikal verän<strong>der</strong>t. Der Punk hatte sich<br />

weiterentwickelt, ausdifferenziert und dabei<br />

ein halbes Dutzend neuer Jugendkulturen geboren.<br />

Ab 1978/79 waren verstärkt Gymnasiasten,<br />

Studenten, Künstler in die Punkszene<br />

geströmt. Diese reizte weniger die Abgrenzung<br />

zum "Spießbürger" und die Stilisierung<br />

zum Un<strong>der</strong>dog <strong>der</strong> Gesellschaft als die neuen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Musik, auch ohne traditionelle<br />

Ausbildung, Notenkenntnis etc. kreativ<br />

tätig werden zu können. Die "Genialen Dilettanten"<br />

formierten sich, Lautmaler <strong>der</strong> großstädtischen<br />

Industrielandschaft, Motto<br />

"Hören mit Schmerzen": Einstürzende Neubauten,<br />

Die Tödliche Doris, Der Plan.<br />

Die Gruftis (wahlweise auch Gothics, New<br />

Romantics, Dark Waver, Dark Punks o<strong>der</strong><br />

schlicht "die Schwarzen" genannt) entstanden,<br />

ebenfalls Kin<strong>der</strong> aus besseren Familien,<br />

denen <strong>der</strong> Lebensstil des Punk zu aggressiv<br />

und nihilistisch geworden war. Die düstere,<br />

melancholische Seite des Punk. Ihren Höhepunkt<br />

- zumindest quantitativ - sollten die<br />

"Schwarzen" erst ab den späten Neunzigerjahren<br />

erfahren. Fast zwangsläufig führten<br />

das kreative Experimentieren und die wachsende<br />

Popularität des Punk weg vom Drei-<br />

Akkorde-Minimalismus und mündete in <strong>der</strong><br />

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<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 47


Rockerclub für Polizisten<br />

Blaue Ritter auf Tour in Bremen<br />

Wer Rocker hört, denkt meist an gefürchtete<br />

Gangs wie die Hells Angels.<br />

Es gibt aber auch an<strong>der</strong>e Clubs: Bei<br />

den Blauen Rittern fahren nur die<br />

guten Jungs mit - Polizisten, Zollbeamte,<br />

Justizangestellte. Die Rocker<br />

zeigen ihre soziale A<strong>der</strong> und kämpfen<br />

für Toleranz.<br />

Bremen (dpa/lni) - Die einen geraten beim<br />

Anblick blitzen<strong>der</strong> Chromteile und Zylin<strong>der</strong><br />

ins Schwärmen, die an<strong>der</strong>en fürchten das<br />

Wummern <strong>der</strong> Motoren und wittern unter<br />

den Helmen gefährliche Rocker: Motorradfahrer<br />

spalten die Geister. Gegen das<br />

schlechte Image kämpft eine beson<strong>der</strong>e Rockertruppe,<br />

die Blue Knights (Blaue Ritter).<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> sind das Gegenteil von bösen<br />

Buben: Polizisten, Zoll- und Justizbeamte.<br />

Ihre Wurzeln haben die Blue Knights in den<br />

USA. Dort gründeten Polizisten Mitte <strong>der</strong><br />

70er Jahre die ersten «Chapter» (Ortsgruppen).<br />

Der Klub verstand sich als Gegenpart<br />

zu den Hells Angels. 1989 folgte <strong>der</strong> erste<br />

deutsche Ableger, mittlerweile sind es 34.<br />

«Mitmachen können Leute mit Festnahmerechten»,<br />

erklärt <strong>der</strong> «President» des seit<br />

1995 bestehenden Bremer Chapters Ralf<br />

Hübner. In <strong>der</strong> Hansestadt reicht das Mitglie<strong>der</strong>spektrum<br />

vom Kriminalbeamten bis zum<br />

Verkehrspolizisten, das Durchschnittsalter<br />

liegt bei 45 Jahren. «Wir wollen das Bild des<br />

Motorradfahrers in <strong>der</strong> Öffentlichkeit verbessern.»<br />

Weltweites Erkennungszeichen <strong>der</strong> Blue<br />

Knights sind die hellblaue Le<strong>der</strong>kluft und das<br />

Ritterwappen. Die Farbe ist den US-<strong>Polizei</strong>uniformen<br />

entlehnt. «Wir sind keine Engel.<br />

Fast je<strong>der</strong> ist bestimmt schon mal zu schnell<br />

gefahren», räumt Hübner ein. «Aber wir fahren<br />

deutlich gesitteter als an<strong>der</strong>e.»<br />

«Wenn auf <strong>der</strong> Autobahn einer in hellblau<br />

steht, hält man an und hilft», erklärt <strong>der</strong> altgediente<br />

Ritter Dieter Hajek. «Es gibt ja noch<br />

Leute die sagen: Kutten sind böse. Aber wir<br />

wollen Toleranz auf die Straße bringen.»<br />

Seine Weste ist mit Ansteckern und Aufnähern<br />

übersät. Auch ein Emblem in Trauerfarben<br />

ist darunter. «Chapter I, das ist da oben»,<br />

meint er und deutet zum Himmel.<br />

«Wir sind ein sozialer Klub», stellt Hübner<br />

klar. «Wo wir helfen können, da helfen wir.»<br />

Das weltweite Spendenaufkommen <strong>der</strong> Blue<br />

Knights liege bei 20 Millionen Dollar im Jahr<br />

- sei es in Form von Geld, Arbeitsstunden, Patenschaften<br />

o<strong>der</strong> Sachspenden.<br />

Wer bei den Blauen Rittern mitfahren will,<br />

sollte mindestens über 125 Kubik verfügen.<br />

«Man muss die Maschine beherrschen», erklärt<br />

Mitglied Mladen Pavlek. «Die größte<br />

Gefahr ist, sich selbst zu überschätzen.»<br />

Manche Ortsgruppen bieten zum Saisonstart<br />

Sicherheitstrainings an, etwa mit Fahrlehrern<br />

<strong>der</strong> Bereitschaftspolizei. Bei ihren Ausfahrten<br />

bilden die Blue Knights Kolonnen, sie fahren<br />

versetzt nebeneinan<strong>der</strong>. «Die Gruppe bleibt<br />

immer zusammen.<br />

Die schnelleren fahren<br />

vorne, die langsameren<br />

hinten.»<br />

Die Vielfalt an Bikes<br />

ist groß. Pavlek fährt<br />

eine «Monster<br />

Ninja», die von seinen<br />

Klubkameraden<br />

wegen <strong>der</strong> vielen<br />

Bildquellenangabe: Petra Bork / pixelio.de<br />

Plastikteile liebevoll «Joghurtbecher» genannt<br />

wird. Bernhard Skuczik hingegen<br />

schwört auf seine 20 Jahre alte «Gold Wing».<br />

Das sei eine bequeme Reisemaschine, meint<br />

er und streichelt liebevoll über die breiten<br />

Sitze. «Motorrä<strong>der</strong> mögen Kurven.»<br />

«Bei uns ist im Moment keine fahrende<br />

Frau», bedauert Hübner. Dennoch seien Partner<br />

und Kin<strong>der</strong> oft eingebunden. «Losgelöst<br />

von den Motorrä<strong>der</strong>n sind wir ein stinknormaler<br />

Verein.» Von April bis Oktober gibt es<br />

verschiedene nationale und internationale<br />

Blue Knights-Treffen. Laut Chef Hübner gründen<br />

sich immer mehr Ortsgruppen. «Und<br />

somit immer neue Ziele, die man anfahren<br />

kann.»<br />

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48 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013<br />

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Behördendeutsch:<br />

Ein Spagat zwischen Sprache und Recht<br />

«Ampel» statt «Lichtzeichenanlage», «telefonisch» statt «fernmündlich»: Von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

bis zu den Jobcentern bemühen sich viele um eine Abkehr vom Amtsdeutsch. Mit Erfolg?<br />

Potsdam (dpa/bb) - Lothar Wiegand kümmert<br />

sich sogar in seiner Freizeit um die Sprachpflege<br />

in Behörden. An <strong>der</strong> Brandenburgischen<br />

Landesakademie für öffentliche<br />

Verwaltung gibt er Seminare für Beamte mit<br />

dem Titel «Amtsdeutsch vermeiden - verständlich<br />

formulieren». Eigentlich arbeitet<br />

Wiegand in <strong>der</strong> Pressestelle des Agrarministeriums<br />

des Landes. Er kennt das Leid, das<br />

viele Bürger mit <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Beamten erleben.<br />

«Ich versuche als Pressesprecher jeden<br />

Tag, Amtsdeutsch zu übersetzen», sagt er.<br />

Bundesweit gibt es mittlerweile zahlreiche<br />

Initiativen dazu.<br />

Die Diagnose ist klar: Lange, verschachtelte<br />

Bandwurmsätze, umständliche und passive<br />

Formulierungen, Fachwörter - all das macht<br />

das Lesen von Behördenbriefen mitunter zur<br />

Qual. «Fachsprache ist immer auch Geheimsprache<br />

und dient dazu, Macht zu erhalten»,<br />

meint Wiegand. 2009 offenbarte eine Studie<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS):<br />

Selbst vier von fünf Abiturienten o<strong>der</strong> Hochschulabsolventen<br />

verstehen bei Beamtendeutsch<br />

fast nur Bahnhof.<br />

Schaurig-schöne Beispiele gibt es genug:<br />

«Gemäß dem Rundschreiben des Bundesministeriums<br />

des Innern erfolgt die Zahlung im<br />

Vorgriff auf die Än<strong>der</strong>ungstarifverträge unter<br />

dem Vorbehalt <strong>der</strong> Rückfor<strong>der</strong>ung und unter<br />

Ausschluss <strong>der</strong> Berufung auf den Wegfall <strong>der</strong><br />

Bereicherung.» Alles klar? Lutz Kuntzsch von<br />

<strong>der</strong> GfdS übersetzt: «Bei eventuellen Rückfor<strong>der</strong>ungen<br />

kann man sich nicht darauf berufen,<br />

das erhaltene Geld schon ausgegeben<br />

zu haben.» Diese Formulierung sei aber lei<strong>der</strong><br />

juristisch nicht haltbar, erklärt <strong>der</strong> Sprachberater.<br />

«Am Anfang dachte ich, dass man nie Verbesserungen<br />

schafft», erzählt Kuntzsch. Man<br />

müsse aber immer wie<strong>der</strong> an einzelnen Stellen<br />

ansetzen. Doch sind das dann nicht nur<br />

Tropfen auf den heißen Stein? Der Sprachexperte<br />

entgegnet: «Etwas zu tun, ist besser, als<br />

nichts zu tun.» Das Interesse an dem Thema<br />

nehme in Wellen mal ab und mal zu. «In den<br />

letzten zehn Jahren ist das Interesse wie<strong>der</strong><br />

gewachsen.»<br />

Fortbildungen für verständliche Sprache<br />

mögen etwas kosten, doch Verwaltungen<br />

haben durch sie einen handfesten Vorteil.<br />

Denn: Je besser die Bürger Briefe und Bescheide<br />

verstehen, desto weniger neigen sie<br />

dazu, zu wi<strong>der</strong>sprechen und zu klagen - was<br />

Geld spart.<br />

Ein klassisches Beispiel aus <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit<br />

sind die oft komplizierten Hartz-<br />

IV-Bescheide. Weil dagegen so viel geklagt<br />

wurde, gibt es für Jobcenter und Arbeitsagenturen<br />

mittlerweile einen internen 21-seitigen<br />

Sprachleitfaden. Darin heißt es zum Beispiel:<br />

«Die Betreffzeile enthält keine Rechtsverweise.»<br />

O<strong>der</strong> es wird empfohlen statt «nicht<br />

mitgeteilter Wohnungswechsel während des<br />

Bezuges von Arbeitslosengeld» besser «Ihr<br />

Umzug» zu schreiben. Ob das die Zahl <strong>der</strong><br />

Klagen reduziere, sei statistisch aber nicht zu<br />

erfassen, erklärt allerdings eine Sprecherin<br />

<strong>der</strong> Bundesagentur.<br />

Auch in <strong>der</strong> Bundesregierung wird das Problem<br />

«Amtssprech» erkannt. Seit 2009 gibt<br />

es im Justizministerium und im Bundestag<br />

sogenannte Redaktionsstäbe. Sie sollen<br />

dabei helfen, Gesetze verständlicher und<br />

trotzdem rechtssicher zu formulieren.<br />

Hun<strong>der</strong>ttausende Mitarbeiter<br />

in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Verwaltung,<br />

unzählige Gesetzesbände und Briefe: Michaela<br />

Blaha weiß, wie schwierig es ist, das<br />

Behördendeutsch aus den Köpfen zu kriegen.<br />

Sie ist Geschäftsführerin des Internet-Dienstes<br />

für eine mo<strong>der</strong>ne Amtssprache - eines Unternehmens,<br />

das aus einem<br />

Forschungsprojekt in Bochum hervorgegangen<br />

ist. «Bei vielen herrscht noch die Haltung<br />

vor: Wir haben eine hoheitliche Aufgabe zu<br />

erfüllen», sagt Blaha. Im Ergebnis falle ein<br />

«preußischer Ton» in die Sprache ein.<br />

Die Beraterin wünscht sich, dass Behörden<br />

bundesweit da, wo es Sinn macht, schön formulierte<br />

und juristisch wasserdichte Standardbriefe<br />

verschicken. Lei<strong>der</strong> machten<br />

bislang kaum Städte mit. «Der politische<br />

Wille fehlt häufig», findet Blaha. Bürger<br />

müssten sich viel mehr beschweren. «In<br />

Skandinavien o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweiz o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />

ist man viel weiter.»<br />

Die Auswüchse <strong>der</strong> Behördensprache treiben<br />

indes auch dort noch humorvolle Blüten: Ein<br />

Schweizer Finanzminister verlas 2010 im Parlament<br />

eine Antwort <strong>der</strong> Zollbehörde auf eine<br />

Anfrage zum Thema «Import von gewürztem<br />

Fleisch». Über all die fachlich korrekten und<br />

virtuos ineinan<strong>der</strong> verschränkten Formulierungen<br />

<strong>der</strong> Beamten geriet <strong>der</strong> Minister ins<br />

Stocken. «Bü-, Bü-, Bündnerfleisch», stammelte<br />

er zur großen Freude seiner selbst und<br />

<strong>der</strong> Parlamentarier. Die Videoaufnahme<br />

wurde im Internet hun<strong>der</strong>ttausendfach<br />

angeschaut.<br />

Bildquellenangabe:<br />

S. Hofschlaeger<br />

/<br />

pixelio.de<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 49


<strong>Polizei</strong>-Reiterstaffel hilft auf Streife<br />

Training als Geduldsprobe<br />

<strong>Polizei</strong>pferde müssen nervenstark sein. Normalerweise werden sie bei Großkampftagen wie brisanten<br />

Fußballspielen eingesetzt. In Fulda und Gernsheim gehen sie neuerdings auch normal auf<br />

Streife. Die Reiterstaffel dringt aber auch an entlegene Einsatzorte vor<br />

Fulda (dpa/lhe) - Utrillo muss einiges erdulden,<br />

ohne seinem natürlichen Fluchtinstinkt<br />

folgen zu dürfen. Vor dem Kopf geschwenkte<br />

Fahnen wie am Fußballstadion o<strong>der</strong> das Explodieren<br />

von gezündeten Feuerwerkskörpern<br />

o<strong>der</strong> Gegenstände, die gegen seinen<br />

Leib geworfen werden. Das <strong>Polizei</strong>pferd erträgt<br />

sämtliche Provokationen und Störungen<br />

mit beeindrucken<strong>der</strong> Gelassenheit -<br />

Reißaus nehmen, das ist kein Thema bei<br />

Utrillo.<br />

Iris Halecker-Tanz hat ihr braunes Dienstpferd<br />

gut im Griff, als sie mit ihren Kollegen am<br />

Dienstag in Fulda zeigt, was die hessische<br />

Reiterstaffel so alles kann. Die 42 Jahre alte<br />

Oberkommissarin ist eines von 18 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Reiterstaffel. «Dabei sein zu dürfen,<br />

ist etwas ganz Beson<strong>der</strong>es», sagt die Frau.<br />

Gewöhnlich versieht sie mit ihrem Pferd<br />

Utrillo bei Großeinsätzen ihren Dienst, bei<br />

Demonstrationen, Castor-Transporten, Volksfesten<br />

o<strong>der</strong> wenn es gilt, Fußballspiele zu sichern.<br />

«Vor allem vor den Stadien kann es<br />

mal heftig zur Sache gehen und gefährlich<br />

werden», berichtet sie.<br />

Seit diesem Sommer stellt die hessische Bereitschaftspolizei<br />

die zentral in Frankfurt stationierte<br />

Reiterstaffel auch für den normalen<br />

Streifendienst zur Verfügung. Im osthessi-<br />

Bildquellenangabe: R. B. / pixelio.de<br />

schen Fulda und im südhessischen Gernsheim<br />

ist das <strong>Projekt</strong> laut <strong>Polizei</strong> vielversprechend<br />

angelaufen. Bei Bedarf kann die<br />

Reiterstaffel in weiteren Städten eingesetzt<br />

werden, wenn die großen Flächenpräsidien<br />

die Spezialisten anfor<strong>der</strong>n.<br />

Die berittenen<br />

Beamten sollen<br />

auch präventiv tätig<br />

sein, also Straftaten<br />

und Ordnungswidrigkeiten<br />

verhin<strong>der</strong>n.<br />

«Unsere<br />

ersten Erfahrungen<br />

sind sehr gut», sagt<br />

<strong>Polizei</strong>reiterin Halecker-Tanz.<br />

Bildquellenangabe: m. gade / pixelio.de<br />

In Gernsheim sollen<br />

die Ordnungshüter<br />

bei ihren Streifzügen<br />

in den Rheinauen<br />

vor allem gegen das<br />

unerlaubte Wildangeln<br />

vorgehen. Dabei stimmen sie sich mit<br />

ihren Kollegen von <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei<br />

ab. Am unwegsamen Ufergelände dringen<br />

die <strong>Polizei</strong>reiter auch in die entlegensten<br />

Winkel vor. In Fulda patrouillieren die Doppelstreifen<br />

vor allem durch Parks und Grünanlagen,<br />

sind aber auch in den<br />

Einkaufsstraßen <strong>der</strong> Innenstadt präsent.<br />

Die <strong>Polizei</strong> macht sich auch das Pferd als<br />

Sympathieträger zunutze, zum Bürgerkontakt<br />

o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>er Hinsicht. «Die Tiere wirken<br />

deeskalierend. Da werden manchmal aggressive<br />

Besoffene vor dem Fußballstadion ganz<br />

handzahm und wollen das Pferd streicheln»,<br />

sagt Halecker-Tanz. Im Ernstfall flößt das<br />

Pferd aber auch Wi<strong>der</strong>sachern Respekt ein<br />

und weist sie in die Schranken.<br />

Halecker-Tanz ist mit Unterbrechungen seit<br />

1999 bei <strong>der</strong> Reiterstaffel. «Es macht Spaß,<br />

sein Hobby mit dem Beruf zu verbinden.» Ihr<br />

Dienst-Tag beginnt nicht auf dem Revier, son<strong>der</strong>n<br />

im Pferdestall.<br />

50 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Bildquellenangabe: R. B. / pixelio.de<br />

In Fulda kann die <strong>Polizei</strong> nach einigen wenigen<br />

Einsätzen noch nicht viel zum Nutzen <strong>der</strong> Reiterstaffel<br />

sagen. Der Fuldaer <strong>Polizei</strong>präsident<br />

Alfons Georg Hoff ist aber davon überzeugt,<br />

dass die Reiterstaffel den Streifendienst sinnvoll<br />

ergänzt. Zunächst bis Ende September sollen<br />

zwei Zweier-Teams ein bis zweimal pro<br />

Woche durch Fulda patrouillieren.<br />

Bis die Pferde für den Einsatz taugen, müssen<br />

sie einige Monate trainieren. Beson<strong>der</strong>s geeignete<br />

Tiere bekommt die <strong>Polizei</strong> etwa vom<br />

Landesgestüt Dillenburg vermittelt. Die Tiere<br />

müssen Nervenstärke beweisen. So wie<br />

«Talis», <strong>der</strong> von Hauptkommissar Werner Feisel<br />

geritten wird. Der 15-Jährige wirkt im Training<br />

souverän. Der sechsjährige Schimmel<br />

«Candy Mountain» trappelt hingegen unruhig<br />

auf <strong>der</strong> Stelle und bleckt nervös die<br />

Zähne. «Erste Einsatzerfahrungen sind schon<br />

stressig für die Tiere, später nehmen sie es<br />

eher spielerisch», versichert Reiterstaffel-<br />

Chef Andreas Schnei<strong>der</strong>.<br />

Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 51


WIR UNTERSTÜTZEN DEN KAMPF<br />

GEGEN DROGEN UND DIE DROGENKRIMINALITÄT<br />

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KG Annaberg-Buchholz Heike Müller Arnsberg Nicole Matzke Arnstorf Markt Arnsdorf Aschaffenburg Stefan Schlauersbach • Rist. Promodoro e Basilico • HRD GmbH & Co. KG • Contactlinsen<br />

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Aufseß • Kathi-Bräu Augsburg Dr. R. Kirchmair • Tezel Goldschmiede • Tatjana Lapschina Backnang Eis Cafe DoloMiti Bad Aibling Drs. U. Wünsche & M. Herrschmann • Josef Stigloher •<br />

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Dr. A. Grube Biesenhard Gastwirtschaft Wellheim Bietigheim Sportwetten Internet-Cafe 102 • Gaststätte Treff • Helin Pizza-Kebap-Haus • Eissalon Olivier • Grillparadietz • Asia Fast<br />

Food Suhu • Hotel Litz-Flößerstube • Shop8 • Asia Imbiss Bambus • Rest. East Bindlach Toroflex GmbH Binzen Gasthaus Zum Schwanen Birkenfeld ADTV Tanzschule Löwen Blieskastel<br />

Eiscafe Blieskastler Bobingen SG <strong>Projekt</strong>e Böblingen Maggi Shisha Lounge • Call Net Center • Diyar Kebap • Handy Store Böblingen • Evciler Treff • Juwelier & Schmuck Onur • Rest. Lokanta<br />

• Dr. F. König Bodenmais Raffalt Le<strong>der</strong>waren Bogen Dr. B. L. Fuchs Bonn Dr. Th. Otterbach • Dr. A. Neumark • Dr. M. Ch. & G. Mohr Breisach Eis Cafe Adria da Gino • Witech Bretten Sport-<br />

Park Bretten • ICOS GmbH & Co. KG • Kfz-Weiß • Metzgerei Bon Appetit Bruchsal Juwelier Yolki • Physiotherapie J. Rübenacker • Rist. Erbprinz da Gianni • Peter Mandel & Markus Wun<strong>der</strong>lich<br />

Brunnthal Gemeinde Brunnthal Buggingen Bauelemente Graf Bühl Eis Café Venezia Burgebrach Gemeinde Burgebrach Burghausen Pizzaservice Mama Mia • Sonnen Apotheke • Altstadthotels<br />

GmbH Burgkunstadt Eis Cafe Remor Burglauer Gemeinde Burglauer Burgthann Gebr. Band GmbH • Gemeinde Burgthann Buxheim Gemeinde Buxheim Calw Dr. F. Dietzsch<br />

• Bistro-Imbiss Panorama • Cafe-Bistro Kult • Biokaufladen Wiesmeyer GbR • Highlight Computer • WGV Versicherungsbüro Andreas Ptach • CNC Technik Waidelich GmbH • Alte Apotheke<br />

Frank Adam e.K. • Black Forest Tattoo Chemnitz Gudrun Hielscher • Autohandel Doubinski Coburg Lindenhof Klößerei • Josiasgarten Coswig Dr. L. Eckardt Cottbus Dr. K. Yinnavong<br />

Crailsheim Dr. T. Pfän<strong>der</strong> Dachau Dr. W. Landry • Drs. Th. Likkas & T. Feylachti • Dr. H. Vögele Deggendorf Eis-Cafe La Crema Deining Auto Fuchs Deisenhofen Heinz Nußhart Deizisau<br />

Burra Kebap Haus Denkendorf Automobile Ersoy • P & T Office Solutions oHG Denzlingen Plating Electronic GmbH Dettelbach Infa Nutzfahrzeuge GmbH Diebach Gemeinde Diebach •<br />

Stadt Schillingsfürst Dietenhofen Wening PC Dietfurt Dr. W. Kanis Dinkelsbühl Onoldia Hausverwaltungs GmbH • Rae Schäfer & Scholl Ditzingen Drs. Artmann & Langsch & Bareis • Efem<br />

Kebab • EDEKA Center Matkovic • Öztürk Schleiftechnik Dollnstein Markt Dollnstein Dombühl Markt Dombühl Dortmund Dr. J.-A. Kischewski • Dr. G. A. Aidoo • Lotto-Tabak Maciozek Dudenhofen<br />

Automobile Sabotic Duisburg Prof. Dr. H. Trobisch Dürrohrsdorf-Dittersbach Heiko Schindler Dürrwangen Heizungsbau Hilpert Düsseldorf Restaurant Muggel • Dr. K. Birken<br />

Ebensfeld Dr. M. Schwenk Ebermannstadt Motschiedler, Frohberg & Ruß GmbH Ebrach Gaststätte Zum alten Bahnhof Eching Hein Chemie GmbH • Zitzmann GmbH • Pfarrer Johann Loeb<br />

Eckental Eiscafe Cristallino • Auto Kofler GmbH Eggolsheim Markt Eggolsheim Eibenstock Dr. M. Matthes Eichstätt Dr. A. Marchi • Ing.-Büro Seibold & Seibold • Eiscafe-Pizzeria-Rest.<br />

Cortina Eislingen Rist. Cavallino • Aral-Tankstelle Özmen Eltmann Pizzeria Verona • Rest. Asia Star Elzach Aqua-Service GmbH Emmendingen Rest. Blanco´s Kartoffel Hof • Copycenter am<br />

Tor • Zdenko Pavicic GmbH Emsdetten Markus Beike Endingen L & M Service GmbH • Weber GmbH • Quiltfun-Meredith Witte Engelsbrand H 10 Techn. Diamanten GmbH • Rosen Apotheke<br />

Erding Dr. J. Gebhart • Hausverwaltung Meyl • Dr. P. Neuerer • Richard Lachner Erfurt Rist. Da Roberto • Rist. Rossini • Bistro Kurdischer Döner • Eiskaffee Riva • Rest. La Plazzetta Ergolding<br />

Drs. Ch. & A. Wild Erkelenz Zum alten Rathaus Erlangen Designaffairs GmbH • Gerd-Rüdiger Junghans • Philanthropos • Specht & Baier PartG Steuerberatungsges. mbH • Dr. M. Ugrinovic •<br />

Pizza-Bar Cescutti GmbH • Hampels Kaufladen • Taverne Mythos • Maßdesign Spitz • RA Markus Beugel • Sushi-Bar Gingko • Dr. A. Martina • Bestattungen Seelenfrieden • Quang Asia Kitchen<br />

• Der Wein-Bischoff • Salon Christof • GRR Real Estate Management GmbH • Sabine Lutz Erlstädt Getränke Schwarz Eschlkam FPG Radsport • EDEKA Kohl Essen Dr. M. Booz • Dr. Y. Widecki-Greif<br />

Esslingen Gaststätte Altes Express • Friseursalon Klass • Per Tutti • Kfz-Europa • Twenty7Shoes • Vukee Games GmbH & Co. KG • Pro Optik GmbH • Cafe Bar Deluxe • 5th Avenue<br />

Mode & Accesoires • Gaststätte Treffpunkt • AP Tuning • Gaststätte Weiler Hof • Cafe Viva • Red Ox Pub • City Spar Paradies • Markakis & Tsikas GmbH • Bar Twenty One • Taverna Quzeri-<br />

Goldene Biene • Boutique Penny • Rest. Die Insel • Automobil Meisterwerkstatt • Rist. Pizzeria Il Sorriso • SB Tankstelle Salan • Gaststätte Löwe Ettenheim Schreinerei Hedrich Ettlingen<br />

Dersim Pizza & Kebap • Werkzeugbau Herrmann • Entensee Apotheke • Casa del Gusto • OPM GmbH • Asia-Imbiss Wok Fahrenzhausen Fischer´s Baum & Rosenschulen • Gemeinde Fahrenzhausen<br />

Feldafing Rest. Makarska Grill Feldkirchen Weinmann Nutzfahrzeuge GmbH • MCS Mechanik UG Feucht Rem-Ex • Vodafone Shop Feucht • Optikhaus Feucht Feuchtwangen Dr.<br />

A. Bruch • Dr. D. Fuchs • Orthopädie Schuhtechnik Horn Fil<strong>der</strong>stadt AOK Gesch. Fil<strong>der</strong>stadt • Cafè 61 • Di Maio-Zeitungsecke • Parea Imbiss • Bonlän<strong>der</strong> Kebap Haus • Bistro Vis a Vis • Physio<br />

Plus UG • Rohr-Fuchs GmbH • Kälte Kurz GmbH & Co. KG • Än<strong>der</strong>ungs-Schnei<strong>der</strong>ei Vaja • Tattoo Office Team • Rest. Wok-Haus GmbH • Rest. Stern • Stern Restaurant • Bier Pub Dächle • Hotel<br />

Garni Schuhmacher Flachslanden Formenbau Buck GmbH Forchheim L`Osteria • Pizzeria Mille Lire • Rest. da Piero • Drs. S. Henkel & C. Haas Frankenthal FVG - GmbH • Bistro Habanita<br />

Frankfurt Kontrast Möbel-Leuchten-Accesoires • Dr. L. Bierbrauer • Drs. M. Mauz & M. Sens • G & K Architekten Frauenau Ferienhotel Eibl-Brunner Freiburg Asia Snack • Holzmarkt-Apotheke<br />

• Der Schmuckladen • Rauscher Druckservise GmbH • Eis-Cafe Portofino • Cafe Aicha • Caffe Istanbul • Kiosk Nazary • Lebensmittel Özdemir • Rest. La Fontana • Cafe Journal • Bären Company<br />

• Café Capri • Heiliggeist-Stüble • Juwelier Sherazade Or • Eis Cafe Lazzarin GmbH • Harteck & Partner • Architekten Preßer-Veit • Tintenmichl • Ambassador Sportwetten • Jäger & Schuler •<br />

Tereos Deutschland GmbH • Russischer Laden Trojka • Dr. W. Vorberger • Küche & Co. Freiburg • Carli & Co Nachf. A. Braunstein KG • Bluhotel Freiburg • Automobile Hirsch GmbH • Keller GmbH<br />

• Rheintacho GmbH • Vogt, Schaupp + Bobrowski Steuerberatungsges. mbH & Co. KG • Opfinger Kebap-Haus • Kaiser Dentaltechnik • Pizza-Boxx • DDD Music • Blumenstube • Alphanis •<br />

Eiscafe Quo Vadis • Kfz M & R • Franz Schnei<strong>der</strong> GmbH Freilassing Physiohaus Haas • Dr. J. Hallmann • Dr. C. Müller • Eiscafe Umberto • Dr. L. Vovk Freising Drs. A. & M. Graf • Griech. Rest.<br />

Irodion • Renate Homberg-Hertl • Josef Strobl Freital Schuhtechnik Starke • Dr. F. Matthes • Allianz Mike Tillig Freudenstadt Sehri´s Beautiful Hairs • Beautyone • Dr. C. Kugler • Antica<br />

Gelatoria Soravia Freystadt Gefora-Forster GmbH • Automobile ACN Freyung Physiotherapie NOBUTAI • Dr. J. Michl • Drs. Stömmer & Buhr & Wallstab Frickenhausen Markt Frickenhausen<br />

Friedberg Dance & More Friesenheim Rest. Zum Engel Fulda Eissalon Cortina • Tag & Nachtcafe-Sonne • Pro Optik Fürth J. Lauer Nachf. GmbH & Co. KG • Dr. Ch. Langmann • Drs. M. von<br />

Busch & D. Pilar • Physiotherapie WiGe • Autohaus Biegel Furth im Wald Dr. E. Füglein-Haynau Gaißach Ludwig Scheiel Garching Caffe & Gelato • Physioteam Garching • Stephan Stahl<br />

Garmisch-Partenkirchen Dr. Ch. Martens-Rogall • Ingo Teuchert Gauting RA Susanne R. Gößl Geislingen Gärtnerei Brobeil • Spielkasino Boxenstop • Mietwerkstatt CD • Casino Las Vegas<br />

2 • Adrian Warner Geithain Kornelia Jungrichter Georgensgmünd MEM Meyer-E<strong>der</strong>-Müller Geretsried Dr. I. -M. Niculescu Gerlingen Rist. Il Cocco Bersaglio Gbr. • R. Kalinka-Finance Germering<br />

Tekon Konstruktionsbüro • RA Peter Kutschera Germersheim Cafe Olympia • Cafe Picasso • K2 Döner-Kebap-Grill-Center • Cafe Meli • Art Cafe • Internet-Cafe ChatPalace • Falah<br />

Styling • Lohnsteuerberatungsverbund e. V. Gevelsberg Hans-Alfred König Giebelstadt Markt Bütthard Gilching Drs. Ch. & B. Schmidtner Glonn Obermaier Moden • Drs. M. Kreutzer & H.-<br />

G. Dasser Gmund am Tegernsee Bistro Odessa • Probst Baugeschäft • Seidl Bauelemente Goldkronach Dr. V. Sack • Kfz-Zapf GmbH Göppingen Juwelier & Reisebüro Aslan • Club Lion •<br />

Lo Stile di Sandra • Göppinger Schuh & Schlüssel Service • Pizzeria Don Camillo • Rist. Waldecksee • Automobile Yurttas • Yoldas GmbH • Evin Kebap Haus Görlitz Physiotherapie Thümmler •<br />

Elke Menzel • Dagmar Hausmann Gottenheim Cafe-Bistro Gerome´s • Heizung-Sanitär Hubert Maurer Gräfelfing Haas GbR Gräfenberg Krankengymnastik Zur Linde Grainau Katharinen<br />

Hof Grasbrunn Gemeinde Grasbrunn Greven André Wollgien Großbardorf Gemeinde Großbardorf Großeibstadt Markt Trappstadt Großerkmannsdorf Dr. C. Münzberg-Scholz Großhabersdorf<br />

Gemeinde Großhabersdorf • Frank Schlicker Großheirath Physiotherapie Handwerk Großlangheim Hotel Der Patrizierhof • Gerüsteverleih St. Pfannes • Rest.-Pizzeria Zum Hadi<br />

Großwallstadt Gemeinde Großwallstadt • Main-Medical-Klinik Grünwald Peter Landgraf GmbH • Rudolf & Christoph Otter GmbH Gundelfingen Cafe Chocolat Gundremmingen Reim-<br />

Consulting Gunzenhausen Frey Erdbau Gütersloh Dr. J. Heine Haan Dr. W. Seite Hagenbüchach Gemeinde Hagenbüchach Hallerndorf Gemeinde Hallerndorf Hallstadt WarpTec Software<br />

GmbH Hamburg Dr. S. Özen • Loft IT Solution GmbH • BiB GmbH • Radio-Pharm GmbH & Co. KG Hamm Kavos Zolfaghari • Dr. E.-J. Hardt Hanau Dr. A. B. Arzuyan • Dr. G. Levi • Farid<br />

Mohammad & Said Masud Raufi Hannover Drs. H. & G. Hitzmann Haßfurt Wörschtles Farm • Göb Computer Hassloch Dr. C. Brandner • Eisdiele Dimeo • Pfalz Apotheke • Café am Rathaus<br />

• Blumen Wittmann • Kabeldeutschland Partner Shop Haundorf JTG Installationstechnik Hechendorf Alter Wirt Heidelberg Dr. B. Thomas Heidenheim Schnellrest. Ali Baba Heilbronn<br />

Wollhaus Kebap-Pizza • Pizza-Kebap-Haus • A 64 • Juwelier Sandkühler OHG • Bäckerei Sultan • Otanik Pizza Kebap Haus • Nähmaschinen Langenfel<strong>der</strong> • Dr. N. Wassiljew • Allee Imbiss 65 •<br />

Praxisklinik Dr. Marquetand • Pascha Hamam • Zeus Casino GmbH • Pizzeria Casanova • City Pizza & Kebaphaus • Boz´s Kebap Pizza Haus • Drs. Veith, Thießen, Bühler u. Kollegen Heiligenstadt<br />

Friseurteam Bartilla • Auto Dorn • Frankenlän<strong>der</strong> Spezialtiernahrung e. K. • Frischmarkt Sponsel Heilsbronn Gartengestaltung Kempf Heimsheim Tadija Peijic GmbH Heimstetten Räter Apotheke<br />

• Alles Lexa Beratung • M & P Plastik GmbH & Co. KG • Nicklbauer GmbH Heinersreuth Gemeinde Heinersreuth Heinsberg Rest. Hellas Heitersheim Vlachakis Imbiss Helmbrechts<br />

REWE Hollweg OHG • Dr. W. Köllner & Dr. H. Bittner Helmstadt Markt Helmstadt Hemau Dr. M. Schwürzer-Voit Hemmingen Pizza & Kebaphaus Ali Baba Hengersberg Bestattungen<br />

Kremhöller Herbolzheim Breisgau Sport • Drucker-Tankwart Schmidt Herdorf Eis-Cafe-Center Herne Dr. M. Holsträter • Dr. A. Paul Heroldsberg Alte Apotheke • Eva Geißler • FRZ-Fitness<br />

& Rehazentrum Herrenberg Schwarzwald-Apotheke • Auto Blitz GmbH Herrieden Stadt Herrieden Herrsching Holiday Service GmbH • Pier 48 • Auto Pfrogner Herxheim Indu-Serv e.K.<br />

Herzogenaurach Auto Baumgartl – Kayal Hildesheim Rest. Amadeus Hiltpoltstein Optik Gebauer • Dr. M. Zeiler Hinterzarten Rist. Leonardo da Vinci Hirschaid Sportstudio H. Baier •<br />

Evelyn Pahlitzsch Hochstadt a.M. EWH Elektro Mayer Hockenheim Vitamingarten Hof Izmir Feinkost GmbH • Griechische Taverne • Auto Spinnler • Preußner • Kfz-W. Heintges GmbH •<br />

Schreinerei Stöhr Hofkirchen Markt Hofkirchen Hollfeld Restaurante Bei Carlo • Alexan<strong>der</strong> Brak • Physiotherapie Lindner & Dorscht Holzgerlingen Ital. Eissalon Adria • Textilreinigung<br />

52 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


WIR UNTERSTÜTZEN DEN KAMPF<br />

GEGEN DROGEN UND DIE DROGENKRIMINALITÄT<br />

Klingler • Autohaus Maurer GmbH • Nails and More • Blumenstube Teichmann • Blumenhaus Schmidt • Harald Trenk Holzkirchen Dr. E. Fromm & S. Pandey-Fromm • Franz Hugel • Dr. M.-Th.<br />

Schildhauer • Drs. H. Weber & A. Stratmann • Michael Lippmann Homburg Rae Backes & Schnei<strong>der</strong> • Dr. W. Metz • Cafe Glockenstube / Silvio´s Bistro • Ilan Grill Stube • Friseursalon<br />

Struwwelpeter • Rist. Portofino Hopfen am See Sun Hair Hoyerswerda Thomas Lübke Hückelhoven Bistro Buscher Eck Hürth Drs. B. Middelhoff & A. Luft • Michael Grahl Iffezheim NC-<br />

TEC GmbH Illertissen Achim Domschat sen. • Physio Aktiv Ingolstadt Perserteppiche Roya Exklusiv • Drs. Seidel, Hopf, Marr & Reichstein • Döner-Imbiss Helin • Imbiss Deniz • Eye-Net<br />

GmbH • Prof. Dr. B. Wegmann & Dr. Ch. Auktor • Cafe & Cucina Zarrillo • Leihhaus Antik & Gold GmbH • A.S.D. e.K. • Drs. Goerlich-Wanninger & Wanninger • Aisch Automaten GmbH • Metzgerei<br />

Schnei<strong>der</strong> GmbH & Co. • Drs. G. Henschel & Kollegen • Maria Landgraf OHG • Lackierzentrum GmbH • physio and more • TDS-Technik Design • Physis Raffalt • Physiotherapie Saal • Automobile<br />

König Ismaning Smeg Hausgeräte GmbH • Synergie CAD Germany GmbH • Dr. R. Kleinhans • Dr. I. Ludwig • Smartronic GmbH • Cafe-Bar-Rest. Rick´s Ispringen Blumen Betzler Jena RA<br />

Oehmke & Kollegen Jettingen Kfz-Mato Jockgrimm Zapf Metallbau Kaiserslautern Eiscafe Dolomiten • Juwelier Knorr • SIC Pour Home • Axels Feinkost Bistro • Lunagold Schmuckmanufaktur<br />

GmbH • Haaratelier Stugard • Wilhelm Limbacher • First Lady Cosmetic • Internet Cafe Kiosk • Gaststätte Witches Kallmünz Carolinenhütte GmbH Kamenz Jens Vogel Kämpfelbach Kfz-<br />

Tselios-Tuning Karlsbad K2 Euro Döner Karlsfeld Dr. Ch. Ried • Rest. Zadar Karlshuld Fahrschule Eubel Karlsruhe Steinmetzbetrieb Kurt Wesch • Technologiefabrik GmbH • Rest. Tulla Eck<br />

• Zettwerk Software Engineering GmbH • Rest. Pfannenstiel • Dr. W. Pfitzer • Bühler & Ertle • Colling & Friends • Schloß Apotheke • Café Karisma • Andris & Hättig • Sindbad Markt • Pizza &<br />

Kebaphaus Sofra • Gaststätte Karlstor • Physiotherapie Paupert • Dr. Th. Rupnik • Park Apotheke • Cafe Extrablatt GmbH • Eiscafe La Dolce Vita • Imbiss Bangkok Foodland • Dieter Weissgärber<br />

• Veronique Hallaire • Ben<strong>der</strong> & Urich • Mastar Pizza & Kebap Haus • Saigon Wok • Auerhahn • RA Julian Steinbach • A & A Amini Art GmbH • Dr. B. Reinert • Maxikauf GmbH • Möbel Ham<br />

• Holbein-Apotheke • Rest. Hermes • Haar-Atelier M. Fischer • Kfz-Tsakmakis • o2 Partnershop • Sportsbar Monopol • Hannes Schulz • Kutterer Zeltbau • Kfz–Werkstätte-Tutmaz GmbH • Kfz-<br />

Wilh. Lang • Rest. Ala Turka • Bahnhof Apotheke • Rist. La Villetta Kassel Dr. A. El Hariri & Kollegen Kaufbeuren Dr. I. Moldabajewa • Allgäu Kapital GmbH & Co. KG • Sylvia Schams • Gabriele<br />

Uhrle Kehl Grand Casino G & K GmbH • Casino Diamond • WSD Technology GmbH Kelheim Eduard Ziereis Keltern U.-B. Schneckenburger Kirchheim Natur´s • Heidi´s • BHW Immobilien<br />

GmbH • Kirchheimer Reiseservice • Postplatz Apotheke • Hotel-Rest. Schwarzer Adler • Haargenau • Estate Brautmode • Rizzo Hairlounge • Rest.-Bar Dreikönig • Imbiss Cedars • Luchs GmbH<br />

• Betten + Wäsche Kreyscher • Immobilien-Kanzlei Sommerer • WWK Versicherungen Schrey & Graner • Bachthaler Assecuranz GmbH • Damn Burger GbR • Kirchheimer Tee & Weinecke •<br />

Metzgerei Frik • Wäscherei Edelweiss • Hessler & Schreib GmbH • LSi Logistic Service individuell • Drs. C. Kochs-Lampart & Lampart • TGP Moto Racing • Rihatec Systemlösungen GmbH • St.<br />

Emmeram Apotheke • mrp-consulting • Florian Schmid GmbH • RA Wolfgang Hartmann Kirchheim unter Teck Rist. Altes Wachthaus Kirchweidach Möbelhaus Schwarz OHG Kirchzarten<br />

Rombach GmbH Co. KG Kleinostheim Gemeinde Kleinostheim Kleinwallstadt Markt Kleinwallstadt Knetzgau Atelier Böhm & Pan<strong>der</strong> • Weinbau E. Hetzel Knittlingen Spielcenter Playland<br />

• Optik Weiler Kochel Gemeinschafts-Praxis Loisachtal Kolitzheim Gemeinde Kolitzheim Köln Udo Jansen • Can Südland Feinkost • Dr. A. Geisen • Dr. K.-R. Stratmann • Natalia Berg &<br />

Larissa Brakowski Köngen Frischmarkt • Haar-Galerie M & Z GmbH Königsbach/Stein Klaus Hottinger GmbH Königsbrück Eckhard Kreische Königsbrunn Dr. H. Wiedmann Königsfeld<br />

Autohaus Alfred Grasser e. K. Konstanz Pizzeria Paradies • Dr. M. Grau • Drs. F. Hoffmann & W. Stöckle & I. Gauss Korntal-Münchingen Dr. Ch. Arnold • Zentral-Apotheke • Reformhaus<br />

Erzberger • Coiffeur Anastasia Kronach Hair Lounge Sibel´s • Friseurstudio HaaRem Kulmain Gemeinde Kulmain Kulmbach Apotheke am Holzmarkt Lahr Löwen Apotheke • Bid Buddha<br />

Tatoo Studio • Hotel Rest. Da Vinci • Havva Demir Landau Der Barbier • Pascha Grill • Eisdiele Bertolini • Gül Kebap • Oel de Vie • Rest. & Lounge Paul´s • Bahnhof-Apotheke • Modo-Mode<br />

Landsham Mo<strong>der</strong>ne Verpackungen GmbH Landshut Dr. P. Heilmann • Dr. Ch. Leindl • Dr. H. Prelicz • Peter Kraus • Stefan Zeindl • Die REHA • Figaro Express GmbH • Dr. M. Fendl • Augen-<br />

Med.-Zentrum • Ferstl GmbH Langenau Karl Schwarz Landhandel e.K. • Taksim Langenfeld Ines Dathe Langensendelbach Gemeinde Langensendelbach Lappersdorf Dr. M. Fischer • Dr.<br />

D. Stricker Lebach Dr. W. Stern Leinfelden-Echterdingen Tee Villa V. Alber • Drs. A. Kuttruf & H. Sauter • Stephan´s Rest. & Brasserie • Scifo Il Figaro • Früchte-Ecke • ZEL Pizza + Kebap •<br />

Baroni-Reisch GmbH • Atlas Döner Kebap Leipzig Olaf Lehmann • Autolackiererei Goldschmidt Leonberg Casino Gold Master • Golden Master Casino • ABS Autoglas Service • Drs. R. Merk<br />

& S. Mundinger • Dr. A. Ogger • Sportcafé Victory • Autohaus Wolf GmbH Leutershausen Geyer Einrichtungen • Landmaschinen Geck • Johann Schuller & Bettina Schuller-Maurer Lichtenau<br />

Eberhardt GmbH Lichtenfels Kfz-Jaud • Stadt Lichtenfels • Optik Flieger Limbach-Oberfrohna Dr. E. Jährig Lindau Optik Göser GmbH • Hotel the Medusa • Rest. Zum Alten Rathaus • Dr.<br />

W. Manternach • Dr. M. Müller • Dr. O. Nurberdi • Bestattungsdienst Wurm Linz Jörg Berger Lippstadt Zahntechn. Labor Keßler GmbH Lörrach IL-CSM GmbH Ludwigsburg Can Grill • Laila<br />

Style Palace • Wok In • Digital-Foto-Systeme Baumann • King Kebap • Gaststätte D-Zügle • Drs. H.-U. Klimeck & F. W. Roloff • Rest. Kanone • Cafe Zeitlos • Central & Union Filmtheater e. K. •<br />

Kaya Markt Ludwigshafen Project Solutions GmbH • Drs. Blynow & Müller & Koll. • Uhren-Schmuck Vinkovics • Juwelier Shahrazat • Dr. E. Homsy Magstadt Salon Family • Hitec Messtechnik<br />

GmbH • Yasin´s Cafe Mainburg Nails & More • Osteria a modo mio Mainstockheim Roadhouse • Feindesign Mainz Dr. R. S. Vogel-Köhler Mannbernheim Artur Gaubitz Maschinenbau<br />

GmbH Mannheim Juwelier Güleryüz • Istanbul Gastro GmbH • X7-Telecom GmbH • Europa-Apotheke • Juwelier Troncone • Michael GmbH • Kozlowski Immobilien • Rest. Platzhaus • Dr. G.<br />

Hein Mantel Markt Mantel Marktleugast Metzgerei Ebner • Gemeinde Marktleugast Marktredwitz Heintges, Greiner & Langsteiner GmbH • Dr. W. Harmuth Marktzeuln Markt Marktzeuln<br />

Martinsried Transact GmbH Maulbronn Güven Market • DSI GmbH • Gerst GmbH • Zum Scheffelhof • BoDiRa GmbH Mellrichstadt Gemeinde Stockheim Memmelsdorf Wolfram Markert<br />

Memmingen Gaststätte Zur Blauen Traube • Drs. G. & Th. Wetzel Merdingen Hubert Selinger Metzingen Gaststätte Sonne Miesbach Haar-Galerie Mistelgau Gemeinde Mistelgau • Gemeinde<br />

Glashütten • Auto Kujus Mitterteich Gemeinde Leonberg Mönchen Gladbach Bistro Cannape´ • Bolten´s MaNaMaNa Moosburg Wäschehaus Heilmeier Mörnsheim Rest. Lindenhof<br />

Mühlacker Salon Claudia • SNZ Scheidebetrieb GmbH • Peppermint Sun & More • Herz Apotheke • Kiosk & Stehimbiss Pesco • Pizzeria da Enzo Mühldorf Dr. C. Maier Mühlhausen Brauerei<br />

Ben<strong>der</strong> Muhr am See Sabine Horn Müllheim Dr. J. Penner • Hotel Winzerhaus • Dr. Straeten & Koll. Münchberg Dr. W. Bechinger • Eiscafe-Venezia München Drs. Bollmann & Brückner &<br />

Noß • Barcode GmbH • CM Equity AG • Brasserie L´Atelier • Proktologie am Marienplatz • Landstorfer-Immobilien OHG • Prof. Dr. W. Albrich • Dr. Kleeberg & Partner GmbH • Schober-Architekten<br />

• C.A.R.L.T.O.N. Gastronomie GmbH • Lab4more GmbH • Maiwald Patentanwalts GmbH • Ametsbichler & Lehr GmbH • Notarbartolo & Gervasi GmbH • Rae Muffler, Lerch, Kittler & Partner •<br />

Klinghardt & Partner GmbH • RA Narlioglu • Dr. M. Scholz • Barbara Schreiber • Dr. A. Yüksektepe-Toker • Ralf Neumann • G. Dowids Blasinstrumente • Die Posamenten Manufaktur • Grüner<br />

Laser Productions GmbH & Co. KG • Architekten Brinkmeier & Salz • Michael Beck • Ilona Brenner • Karin Klupsch • Squareone Entertainment GmbH & Co. KG • Sicura GmbH • Frau & Geld<br />

GmbH & Co. KG • RA Karsten Habermann • Xenon-Human Resources GmbH • S46 Lauterbach Architekten • RA Sabine Vortmeyer • Cafe-Bistro Main-Stream • Dr. R. Ullmann & B. Heuwinkel •<br />

Dr. W. Vogt • Dreyer-Jakob-Offner GmbH & Co. KG • RA Ute Hennig • Face + Body • Dr. M. Kroth • Physiotherapie Meyer • Dr. C. Mosavi • Dr. D. Neumann • Reinhard Dingler • Matthias<br />

Bergmann • Dr. G. Dancila • Licoco Live Commun. Consult GmbH • RA Elke Lorenz • Dr. J. Stannius • Sabine Bawey • Christa Schaudeck • VVP GmbH • Dr. A. Drießle • Jacob Associates •<br />

Georgenhof Lamy´s GmbH • Prof. Dr. G. Riess • RA Ramona Fuchs-Mayrhofer • Dr. Martin Buss & Partner GmbH • Sanitätshaus Gottinger GmbH • Luger & Kollegen • Dr. T. Marschner • Dr. M.<br />

Venhofen • Beinkofer GmbH • Kretschmar & Partner • RA Dr. St. Prager • Erdwerk GmbH • RA Christian Maus • Architekten am Pündterplatz • Dr. M. Kellner • Eventmesseplanung Darge •<br />

Alantum Europe GmbH • Cotedo Service GmbH • Karner Ingenieure GmbH • Gaststätte Keferloher • Physikalische Therapie Manheim • Dr. G. Schuh • Drs. J. Huverstuhl & R. Hagemann • Theaterplatz<br />

GmbH • Drs. A. Boeckh & S. Nikolic • Bernhard Medl • Dr. R. M. Merten • Katja Abel • Dr. K.-D. Ansmann • Dr. A. Peiseler • P. Riemhofer & M. Riemhofer • SK Steinbacher & Kleine GmbH<br />

• Martin Küspert • Juwelier Niesen • Friseur Nice-Cut • Dr. P. E<strong>der</strong> • Dr. K. Vyhnalek • Automobile M.G.S. • Dr. Th. Schrott • Dr. M. Kollmann-Hemmerich • Dr. Th. Dengjel • Dr. S. Najafi • Meta<br />

GmbH • Munich AuPair-Brunner e. K. • Softronik GmbH • Pommer & Pommer • Reitmeier & Lausch GmbH & Co. KG • Gisela Höchtl • Dr. P. Deutinger • Urban & Zwanziger GmbH & Co. KG •<br />

AAT Kings Tours GmbH • Offsetdruck Baumann • Viavit GmbH • Aquila Apotheke • Rae Dr. Solf & Zapf • SN Wohnimmobilien GmbH & Co. KG • Dr. P. Bürkle-Grasse • Dr. J. Lechner • Dr. E.<br />

Möhnle • Drs. T. Steinberger & J. Vogelgesang • Bauer Messgeräte GmbH • ARVE GmbH • Gaststätte bei Charly • Rae Kuper & Betz • RA Josef Fromm • Tecis AG • Kanzlei Litzlbeck • Physiotherapie<br />

Ehrig • Der Hufnagel GG GmbH • Eichenlaub GbR • Drs. C. Born & B. Roßmüller • H & F Service f. Getränkemärkte • Direkt - Online GmbH • Rudolf Stamm GmbH • Saffer Wein GmbH • Drs.<br />

Kowolik, Prechtl & Sattler • Drs. Herholz, Sepp, Mawad • Dr. G. Rothenaicher Münster Rist. Il Teatrino • Yamamichi • Frank´s Copy Shop • Detlef Michel • Drs. Ho, Keller, Hötte & Wakat •<br />

Burkhard Quatmann • Pizzeria Calabria Münstertal Hatec Lichttechnik mbH Murnau Anja Trietz Müttenhausen Getränkemarkt Oberbauer Nagold Stern Kebap • Aldinger GmbH & Co.KG<br />

• Schmidt Ergo Agenturcenter • Toriello GmbH Naila HTS Werkstatt GmbH Nassenfels Dr. O. Adoniou • Verw.-Gemeinde Nassenfels • Gerüsteverleih Meier Neckarsulm Cafe-Bistro Zelle 18<br />

Nersingen Rist. La Rustica Neu-Ulm Cigköfte M • Drs. Marschner & Kollegen Neubiberg Dr. St. Böll • Dr. A. Treml-Keufen Neuenburg Eis Cafe Incontro • Rest. Pizzeria Villa Plön Neuendettelsau<br />

Autohaus Herbrich • Dr. E. Köppel • Drs. B.-E. Raum & K. Hein Neufahrn Rest. Rama Neufahrn Neuhausen Apotheke am Rathaus Neumarkt Asia Bistro Dong Dong • Dr. M.<br />

Wilhelm Neunkirchen Drs. M. Mischo & A. Georgi • my-EXTRA Neunkirchen • Cennet-Market Neuried-Ichenheim Neurie<strong>der</strong>-Pizza Kebap Neuss Drs. Kürten, Bräuninger, Schultze & Hecht<br />

Neustadt Crepefruit • Tabak & Zeitschriften Geyer • Goldschmiede Aurelia • Das Studio-Kosmetik • Boutique Laufsteg • Sonnenapotheke • Europa • Thomas Maria Stoehr • Michas Schatzkiste<br />

• Schallmo Optik • Haarstudio Diva Neuwied Dr. B. Frank Niefern-Öschelbronn Schlemmergrill • Heckler AG • Linden-Apotheke & Enz-Apotheke • Centrum für Gesundheit Nonnenhorn<br />

Hotel Seewirt Nordhalben Markt Nordhalben Nordkirchen E. van Cauter Nordwalde Gereon Ernst Nürnberg Dr. U. Hirschmann • Dr. D. Reisener • Rae Pohlmann & Kollegen • Bistro-Urfa<br />

Dürüm • Dr. Harnisch Verlagsges. mbH • Martin Kreßel • Hong Kong Store • Rest. Shashamane • Paradiso dei Dolci • Clinical Solutions GmbH • Karin Hirschmann • Rest. Grevena • Wirtshaus<br />

Zum Berckhauser • Rudolf Scherzer • Piknik Pide • GMN Müller GmbH & Co. KG • Pizza & Döner Giorgio • Firma A. Völker • Kanzlei Dr. Schmitt & Kollegen • Saukel GmbH • Balast Imbiss •<br />

Pizzeria Romano • Nazar-Kebap-Haus • Bechtle Systemhaus GmbH • Andreas König & Söhne GmbH • Lona Imbiss • Jura-Schrauben GmbH & Co. KG • Dr. R. Schwarm • Fleischer-Fachgeschäft<br />

S. Skolik • Cesars Weltreisen • Café Balazzo Brozzi • Eiscafé Europa • Lotto-Toto Kanagaiya • Georgios Kesaris • Haga GmbH & Co. KG • Willmy Bürofachversand GmbH • Elektrostube •<br />

Haussen Baugeschäft GmbH & Co.KG • Platzer GmbH • Spear System GmbH & Co. KG • Gastro Markt Nürnberg • Autosattlerei & Polsterei Wagner • WiWa Paletten • Dürtler Service GmbH •<br />

TT–Automobile • Imbiss Sinem • Wolf GmbH • Kfz-Engel GmbH • Automobil Birol • Juwelier Paradies • Bodrum Palast GmbH • Stephan Wolf GmbH & Co. KG • Dr. D. Schlüter • Anadol Kommunikation<br />

• Radland Bayer • Doy Doy Döner • Anadolu Markt • Automobile Dani • No Limit Cafe & Sportsbar • Oriento Shisha Cafe • Firma Millenium • Real Telecom • VIP Versorgungstechnik<br />

Ingenieur- und Planungs-Gesellschaft mbH • Dr. Fischer-Neuner & Partner GmbH • Juwelier Kemer • Adana Ocakbasi • Hotel-Gaststätte Petzen Garten • Eye-D Photodesign • Pro Concept •<br />

Angelika Holler • Lotto-Toto Raubusch • Dr. F.-M. Blistyar • Kosmetik Langwasser • IWM Immobilien Gesellschaft mbH • WE-BA GmbH • F1 TRade GmbH • Wassertechnik Franken GmbH •<br />

Samsun Kebap Haus • Bäckerei Oktay • Nineveh Imbiss • Dr. St. Popp • Natura Textilreinigung • Horst Katterwe • Consilio Forte GmbH • Roller & Frömter • Krankenpflegestation Viktoria • Dr.<br />

S. Rühl • Trafektum GbR • Rest. Saphir • Burak Textil • RA Ruth Bindner • Rae Lintner • Rist. Quo Vadis • Physiotherapie Balance Vital • Klar Dienst GmbH Nürtingen Goldschmiede Atelier •<br />

Vodafone Fachhandel Nürtingen • Maier & Jurke Uhren u. Schmuck • Asia Nudelhaus-Schnellrest. • Jörg Besemer GmbH • Nürtinger Käse Kontor Oberasbach Rest. Parthenon Ober<strong>der</strong>dingen<br />

EDEKA Faber • Physik. Therapie Siewert • Salon Silke Hikl Oberhaid Kfz-Müllich Oberndorf Kebap Lawine Imbiss Oberschleißheim Kornelia Kvas Obertürkheim Rest. Akasya Oberviechtach<br />

Gemeinde Teunz Obing Pizzeria Giovanni • Weissbräustüberl Ochsenfurt Gasthaus Zur Krone „Da Eso“ O<strong>der</strong>witz Dr. G. Hanzl • Dr. U. Lingat Oelde Drs. U. Brinkmann & D. Senge<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 53


WIR UNTERSTÜTZEN DEN KAMPF<br />

GEGEN DROGEN UND DIE DROGENKRIMINALITÄT<br />

Oerlenbach Gemeinde Oerlenbach Oettingen Frasch GmbH Offenbach Nitsche Die Malerprofis Offenburg Schuhhaus Epperlein • Gaststätte Biermichel • Eiscafe Cortina • Pain-Department<br />

Tattoo-Piercing Osnabrück Dr. Friedrich & Partner Ostfil<strong>der</strong>n Kreativeck • Anita´s Lädle • Eis Cafe Caprice • Fil<strong>der</strong> Salzgrotte • Barbarino • Bubble Tea & Coffee House Ottobrunn Domus<br />

Software GmbH • Klepsch & Co. GmbH & Co. KG • Hafenrichter KG Palling Embacher GmbH Passau Drs. K.-H. Göttl & O. Adjan • Dr. R. Hubertus • Dr. D. A. Kirmayer Pechbrunn Gemeinde<br />

Pechbrunn Pegnitz Kfz-Hoss • Griech. Rest. Koralli • Gelato & Cafe • Georg Lang GmbH Penzberg Liebhardt Immobilien Pettstadt Mainberg-Apotheke Pfaffenhofen Lothar Neumann<br />

Pfofeld Baudienstleister Fischer Pföring Heizungsbau Knöferl Pforzheim Mister Bike • Cafe Music Bar Exil • Praxisgemeinschaft für Logopädie & Ergotherapie • Dr. A. Jenkner • Optik<br />

Eckhart GmbH • BSM Bauer-Dr. Schmidt-Merz GmbH & Co. KG • Rae Dr. K. & G. Nonnenmacher & R. Drotleff • PC Spezialist Pforzheim • Generali Versicherungen • Andrea Sesulka Vom Fass AG<br />

• Backstüble Demiral • Dr. Th. Wittko • Cafe-Bar-Lounge Livings • Hoppe´s Badisch-Elsässische Essfreude • Konstantin Österle • BWmet GmbH Goldstadt Café • The Irish Pub-Sägewerk • Rist.<br />

Mama da Vinci • Palm-Reisen GmbH • Königskebap • Hair & Cosmetics Shadé • Müssle Spezialitäten GmbH • Adolf Eisen GmbH • Emek Imbiss • Mast & Oehlert GmbH • CNC Präzionsteile •<br />

Café Prag • Dr. A. J. Scheid • OTS GmbH • Bäckerei Emmerich Toifl • Autoglas A & W Leoni GmbH • Claudia Pietsch • Rest. im Schlupf • Venenzentrum Pforzheim • Tornos Technologies GmbH<br />

• Timex Corporation • Network Competence GmbH • Dieter Setzer • Falken-Apotheke • Würmtal-Apotheke • Rats Apotheke • Dr. D. Schreiber • Rest. Sirtaki Pfrauendorf Gasthaus-Pension<br />

Heid Pfreimd Stadt Pfreimd Piding Drs. Gödde & Steger Pirmasens Dr. A. De Giuli • Metro & Metro GmbH • Eiscafe Cappuccino • Ralf Meyer Planegg Office MGMT Neumaier • Plugarlis<br />

Versandservice • Dr. J. Schreier • REC GmbH • Biomax Informations AG Plattling Dr. M. Franke Pleinfeld Albrecht GmbH • HOT Wärme & Service • S. D. Carl Fürst von Wrede Pliening BTS M.<br />

Schmäling GmbH Plochingen DEVK Versicherungen Egenhofer • Rathaus Stube • JS Juwelier Sara Pocking Dr. B. Piening • Drs. O. Schadt & H. Ondrauschek Pödeldorf Rist. Venezia Da Luca<br />

Poing Dr. M. Metzner • Dr. Ch. Tsoutsoulopoulos Postbauer-Heng Drs. B. Böhmer & Ch. Schmidt Pulheim-Branweiler Dr. W. Obervossbeck Pullach Schubert-Apotheke Rastatt Günes<br />

GmbH Recklinghausen Dr. N. Raffelsieper Rednitzhembach SHS Elektrotechnik GmbH • Peine-Sanitär Regen Dr. M. Kirschteuer Regensburg Oswald Vymetal • Dr. E. Kistner • Cafe Habibi-Shisha<br />

• Der Grieche im Herzogshof • Immobilien Rieger GmbH • Pizzeria Nino Verso • Drs. Hecht, Harlass-Neuking, Meyer &Zimmermann • Chin. Rest. Jade • Drs. Rauprich & Patzak-<br />

Rauprich Rehau Dr. N. Mai Reichenberg Markt Reichenberg Reichenschwand Gemeinde Reichenschwand Reit im Winkel Kur-Cafe Türk Remchingen Bäckerei Hoch GmbH Renningen<br />

Auto Excellent • Löwenzahn • Woll & Kreativstudio • Handyzubehör Dettenmeyer & Pohlmeyer GbR • Partner Relations Reisebüro Reutlingen Hellas Grill • DKV Deutsche Krankenversicheung<br />

• Fahrschul-Center Face • Deutsche Vermögensberatung • Café am Markt • Gaststätte Istanbul • Span. Rest. Hola Oli Tapas • Bar-Rest. Zucca • Rist. Pfauen • Cafe Interview • China-Thai-Wok<br />

2 • Q-Design • Daniel Schmid - Frisöre - • En Ville - da Alfredo • Cut & Color Team • Demirezen Döndü • Juwelier Yilik • Vodafone Store Reutlingen Rheda-Wiedenbrück Dr. A. Gevargez<br />

Rheinfelden Roland Steiner Riegel am Kaiserstuhl Riegeler StammhausKatharina Brzoza Rodalben Uhren Mezger Rohr Elektro-Technik-Hummel • Elektro-Hofmockel GmbH & Co. Elektroanlagen<br />

KG Rosenheim Dr. K. Bendeich • Dr. A. Ewers • RA Karl-Heinz Fleischer Roßdorf a. Forst Gemeinde Strullendorf Roth Schlenk Metallfolien GmbH & Co. KG • Dr. R. Jung • Dr. H.<br />

Me<strong>der</strong>er • Dr. R. Bauer • Maypa Rothenburg Herrscher OHG • Hotel Rothenburger Hof Röttenbach Gemeinde Röttenbach Rotthalmünster Öttl Garten & Pflanzen Rötz Physio Brack<br />

Rückersdorf Gemeinde Rückersdorf Ruhpolding Rest. Janos Rutesheim Class Pizza & Kebaphaus • Service Center Rutesheim • Creativ Werkstatt • Markus Bolay GmbH • Walter Ott GmbH<br />

& Co. KG Saarbrücken Dr. R. G. Hartung • Prof. Dr. W. Schmitt • Drs. H. & T. Wagner • Vina Emporium Salach Automobile Enes Salzweg Gemeinde Salzweg Sand am Main Frey Fishing •<br />

Treffpunkt Reisen-Finzel Tours Schauenstein Dr. U. Teichert Schifferstadt Tupperware Hess e. K. • Eiscafe La Piazza • Maren´s Haarwelt Schillingsfürst Photovoltaik Vogel Schnaittach J.<br />

Dierner Brennstoffe • Renner GmbH Schneeberg Steven Dieke Schnelldorf Gemeinde Schnelldorf Schönaich Clever Shop • Tanjas Haar-Oase • Michaela Angstenberger Schönau a.d.<br />

Brend Gemeinde Schönau a.d. Brend Schopfheim Hirsch Apotheke Schopfloch Jäger Electronik Schorndorf Schlachthofgaststätte Schramberg Kfz-Werkstatt Schmid Schwabach L`Angolo<br />

Dei Sapori • Schmidthammer Ekektrokohle GmbH • Kfz-A. & S. Halim • Hand und Herz • Multi Components GmbH • Dr. St. Wittmann • Elektrohaus Rauscher • Tankbau Schwabach GmbH •<br />

HoMa Wohnidee GmbH • IMC Toys Deutschland GmbH Schwäbisch Hall Dr. L. Mostowaja Schwäbisch-Gmünd Alanya Kebap • Imbiss Anestis • Reifen Basoglu • Taverne & Bar • Wettbüro<br />

Topgoal • Coffee-Bar • Cafe Avenue • Gaststätte Deniz • Cafe-Bistro Treffpunkt • Andaluz Tanzlokal • Leuchtturm Bowling • Vasilis Tattoo Studio • Karren Foster Academy • Dr. W. Hahn Schwarzenberg<br />

Ulrike Malek Schwarzenburg Herbert Rupp Schweinfurt Dr. W. Gu<strong>der</strong>ian • Hairlover • Starfriseur • Vietnam-Rest. Anh Tuan • RA Stefan Seidel • Griech. Rest. Delphi • Schwab Fliesen-Naturstein<br />

Schwelm Efes Goldschmuck Schwerte Kfz-Leuchtmann Seeshaupt Gasthof-Cafe Seeseiten Selbitz Stadt Selbitz • Kfz-Mugei • Bestattungshaus Wraneschitz-Meier Senden<br />

Stever Apotheke • Atelier Schlieper Senftenberg Dr. G. Rödiger Siegsdorf Bogensportpark • Dr. J. Parzinger Simbach Inferno Tattoo Studio • Kfz-Technik Loher e. K. Simonswald Hotel Tannenhof<br />

Sindelfingen Petra´s Kin<strong>der</strong>schuhe • Rest. Paulaner Sindelfingen • Rest. Mr. Vi • Drucker Patronen Shop • China Rest. Dynasty • Autohaus Elegance Car • Autoservice Leto Singen Drs.<br />

B. Oexle & B. Wiesendanger Sinsheim Pizza Service Ciccio´s • Wiesner GmbH • Hoffmann Reisen GmbH • Obsthof Krebs • Ing.-Büro Baumgartner Sinzheim Zahntechnik B. Janke GmbH Sinzig<br />

Dr. C. Seidel Soest Irina Kort Sommerhausen Markt Sommerhausen Sonnenberg Eis Cafe Capri Sonthofen Andreas Wohlfarth • Christian Harner Söppingen Casino „Play In“ Speyer<br />

Rest. Paradies • Dentaltechnik Jean-Pierre Coissard • Traditionelle Thaimassage • Dr. U. Staedt • Druck & Verlag Wirtz • Angler Fachmarkt GmbH • Auto Netto GbR • Ital. Spezialitäten Vocino<br />

St. Leon-Rot Sab Burkhardt GmbH • Eiscafe Negri Italia • Gaststätte Zur Alten Rose St. Peter Cafe Martin Stadelhofen Brauerei-Gasthof Will Staffelstein Brauerei Trunk Starnberg Physiotherapie<br />

Krüppel Staufen Cafe Stadtbächle Stein UNIQ Werbeagentur Stockdorf Thomas Schwarz Stollberg Dr. M. Heidrich Straubing Bären Apotheke • Drs. Ch. Schugg & H. Schuhmacher<br />

Stutensee Meier-Ballon GmbH • Lackiercenter Gelmar GmbH • ProSales GmbH • Blumen-Apotheke • Physiotherapie Schnell • ACS Abbund Center Stutensee GmbH Stuttgart Doppelpunkt<br />

• Victoria Etuis GmbH • Hebold am Hegelhaus • Anwaltskanzlei Ince & Kollegen • Alte Tabakstube am Schillerplatz • Rest. Mata Hari • Textilreinigung Trieb • Ratzer Records • Inesa Sagaityte<br />

• San´s Sandwich Bar GmbH • Crazy Fashion & Style • Stuttgarter Ratskeller GmbH • Peter Schlotterbeck • Baitinger Dessous • Sanitätshaus Frank • Trattoria Santa Lucia • Mash Event GmbH<br />

• Club Finca • Cafe Felix GmbH • Cafe Forum • Schwabennest • Tintenblut Tattoo • Lutz Skubinna • M. Kohmann Automobile • Cafe Galao • Cotton Modehandel • Chin. Rest. Sakura • Club<br />

Zwölfzehn • Marien Apotheke • Bar Lange Theke • TÜ 8 Gastronomie GmbH • Optik Sichtbar • Jap. Rest. Kurose • Kiosk Oguz • Thalamus GmbH • Pizzeria Mamma Rosella • E. Dilmen & N.<br />

Hisir & A. Erdogan • Rist. Il Pomodoro • Münzen & Medaillenhandlung • Q Q Sushi-Lounge • Pukkis Thai. Rest. • K16 Bistro-Cafe • Rest. Irma La Dance • Corner 17 GmbH • Elektro-Berg GmbH<br />

• Goldener Drache • Ruth Siegle • Gerhard Schickler • Tattooster • Rest. Bar Bernstein • Cafe Nion • Bistrorante Da Pi • Di Gennaro Feinkost & Weinhandelsges. mbH • Spielothek-Jackpot •<br />

Blumen Twitzemann • Trattoria-Pizzeria Krone • Schreibwaren Wenzel • by A tel mobile Service • Bar & Rest. Astoria • Rest. Lúc lác • Tattoo Hulk • Ehl-i Keyf Cafe • Stickerei Fink • Carconcept<br />

• Glas Flüss GmbH • Bäckerei & Döner Arli • Bistro Memories • EDEKA Zamboni Cinzia • Top Optik • Photo & Phone Meister • Speisekammer West • Birgit & Jakob Bruhn • Kin<strong>der</strong> & Damenmode<br />

Akzente • von van vic • Mommy I´m Sorry • Callnet Cafe • Passform - Dagmar Greis • Sportrest. im Neckarpark • Neue Welt Döner & Pizza • Letzte Instanz GbR • Döger Fruchtimport UG &<br />

Co. KG • Aras-Kebap • Rest. Maryam´s Garten • Erciyes Supermarket • Masino Casilli GbR • Resa Großhandel • Panifico Sirignano GbR • Bar Bianco o Nero Da Vito • Yazhan GmbH • Global<br />

Fisch GmbH • Pappas GbR • AG-Automobile • Dr. H. Th. Eiche & Kollegen • Eis Salon Gamba • Taverna Little-Greek • Med. Labor Dr. Matuschin • Gaststätte Divan • Rest. Köz • Kares Haarstudio<br />

• Rest. Schwemme & Cafe Thessaloniki • Gaststätte-Rest. Pfiff • Cafe & Bar Bliss • Cafe Bar Cadre • Domino Pizza Service • Auto Arikan • Kebaphaus am Neckar • Gaststätte Rebstöckle • Drs.<br />

E. Sarközi & A. Santo • Tomasz Lambert • Tanidis Transporte & Autohandel • Giulinno Automaten • Good Lack GmbH • Cafe Bar Babylon • Eat.Up • Hair and Cosmetic Fashion Studio • FSS COM<br />

• Schuh & Schlüsseldienst • Rist. Pizzeria Da Nello • byAlex beYoutiful • Dr. J. Kurz • Rest. Neuer Ochsen • Dr. W. Weitzäcker • wunschküchen ko-ca GmbH • Blumenstudio Wilde Rose • Imbiss<br />

44 • Friseur Team Dold Style • Eis Cortina • Rist. La Pergola • Cafe Rest. Anno 1897 • KöGa Gastronomie GmbH • „Goldkind“ Kin<strong>der</strong>mode • Sillenbuch´s Kebap • Cafe & Paninoteca Pantuccio<br />

• Zinsstag Augenoptik • Rest. Mevlana • Schäfer-Service • Laib Strassenbau GmbH • Cafe Piccolo • Optik Futterknecht • Rest. Las Tapas • GE Mobile Sulzfeld Mechanik u. Karosseriebau M.<br />

Bernard Tamm City Imbiss • Gaststätte Post Tauberrettersheim Gemeinde Tauberrettersheim Tegernsee Physiotherapie J. Collette • Dr. J. Henn Teningen Bistro Taki Thum Ruth Richter<br />

& Matthias Hofmann Thurnau Thomas Witzgall Tiefenbach EDEKA Obergassner Tiefenbronn CNC Bearbeitung Bauer Titting Kammerbauer Reisen Traunreut Dr. E. Jäger • Dr. K. Jung •<br />

Drs. J. Leitl & C. Baisl Traunstein Rosenkavalier Troisdorf Optik Aldenhoven Trossingen Dr. B. S. Khalil Tübingen Trattoria La Cantinella • Tipico Sportsbar Tübingen • Gudrun Grewe • Cafe<br />

Blue Bay • Afrostore & Telecenter • Loretto Markt Salam • Bar Vertigo • Roma Pizza Service Ulm Rathaus Kebap • Dr. A. Alexopoulos • La Voglia • Drs. B. & E. J. Dawid • Gaststätte-Bistro Cheers<br />

• Betten Gonser • Juwelier Soybir • Cafe Largo • Cafe & Bar Bossa Nova • Syrlin Apotheke • Prof. Dr. S. Stephanos • Stealbruch • Juwelier Dogan • Eis Cafe Italia • Little Africa Umkirch Huber<br />

& Stannek GmbH Unna Drs. B. Weghake & R. H. Dollenkamp Unterföhring Maritim Film • M-Drei GmbH • Futuramed AG • L+S Hausverwaltungen Immobilien GmbH • Dr. F. Werner Unterhaching<br />

Die Praxis • Nova Reisen GmbH • H. Ehrlich & Dr. V. Waubke Unterleinleiter Gemeinde Unterleinleiter Unterpleichfeld Gemeinde Unterpleichfeld Unterschleißheim Der Weingraf<br />

• Dr. J. Lang • Eis-Cafe Celino • Agrotec Impex GmbH Untersiemau Dr. J. Stahl Unterstall Naturheilpraxis Himmelstoß Vaihingen Kfz-Brinnig GmbH • Eiscafe - Venezia • Mit Charme • Rest.<br />

Ibili im Löwen Vaterstetten Marion´s Fiseurteam • Cut-Team Reuter Velden V.I.G. Türen Versmold Dr. A. Sinica Vestenbergsgreuth Markt Vestenbergsgreuth Viechtach Dr. E. Künzel •<br />

Haarstudio Life Villingen-Schwenningen Frank Stadelmann GmbH Vöhringen Gasparec Gebrauchtwagen Waiblingen Turmbar • Asia-Imbiss Thanh-Mai • Kösem Market • Waiblinger<br />

Goldschmiede Sigurd Scharf e. K. • Rest. Cavos • The Phonestore e. K. • Gelateria Dana • Georges-Bistro Eins • Mobilcenter • Brasserie Sonne • J & B Coronel-Schmuckgalerie • Leo´s Fischhalle<br />

• Goldschmiede Weinbrecht • Foto Saur GbR • Mariposa • Esso Station Bröcker • Karakostas GmbH Waischenfeld Stenglein GmbH • Landmaschinen Wolf • Konrad Krug GmbH Waldbrunn<br />

Gemeinde Waldbrunn Waldbüttelbrunn Gemeinde Waldbüttelbrunn Waldkirch Creatif Frisör • Schreinerei Uhl Waldkraiburg Demmel & Partner GdbR • Drs. Gugg & Mayer-Löw & Stefan<br />

• Goran Milanovic e.K. • RNS-Logistik GmbH • Dr. H. Rochlitz • Rae Wild & Wun<strong>der</strong> Wallhausen Bertenbreiter Gerüstbau Walsdorf Gemeinde Walsdorf Warmensteinach Gemeinde Warmensteinach<br />

Wäschenbeuren Christian Kaucic Wasserburg EDEKA Mayer Wasserburg Wassertrüdingen Bestattungen Weeth • Dr. W. Carlan Weil <strong>der</strong> Stadt Fit Avenue • Reha Rössle •<br />

Autohaus Weiss GmbH • Schlosserei Auchter • MBE Komponenten GmbH • Leist Mineralöl GmbH • Reifenservice & Lacke Kuraner Weilheim HIC Hock Ingenieur Consulting • Drs. St. Rutke &<br />

Ch. Jablonka Weimar Dr. B. Eisenwin<strong>der</strong> Weismain Stadt Weismain • Wirtshaus Obendorfer • Ultsch GmbH & Co. KG Weissach Dr. K. Bsoul Weißenohe Schlosserei & Stahlbau Adelmann •<br />

Weber Fertigungstechnik Wellheim Markt Wellheim • Gasthaus Klettergarten Wendlingen am Neckar Uhren & Schmuck am Marktplatz Wernau Bistro-Cafe City • Abaco Immobilien •<br />

Cafe Bistro Yve´s Westheim Dr. P. Gerner Wiesau Drs. R. & A. Karban Wiesenbronn Hotel Rothwein Wiesentheid Messebau Klein • Ing.-Büro Brändlein Wiesenttal Gaststätte Brückla •<br />

Elektro Rußler Wildberg Autohaus Dengler GmbH & Co. KG • Autohaus Braun GmbH Willanzheim Gärtnerei-Floristik Schunke • Schreinerei Ott Willburgstetten Autohaus Ladenburger<br />

Willstätt Hanauer Kegelstube Winden Buro GmbH Winnenden Bravissimo Snack Bar Wolframs-Eschenbach Motorradwerkstatt-Bikerhans Wolfratshausen ZV3-Zircon Vision GmbH<br />

Wollbach Gemeinde Wollbach Worms Warnke-Therapiezentrum Wörnitz Leyk Lichthäuser GmbH Wurmberg Autohaus Schrafft GmbH & Co. KG Zapfendorf Markt Zapfendorf Zeil a.<br />

Main Markt Zell a. Main • Hair Flair • Physiotherapie Wirsing Zeitlofs Markt Zeitlofs Zirndorf Drs. M. Ohm-Poch, A. Ohm & N. Trausch Zorneding Stefan Koch Zuffenhausen Drs. E. Heinrich<br />

& B. Schmidt • Ali Baba-Imbiss Zweibrücken Orient Grill • M. Davachi & F. Farhangpour Zwiesel Dr. M. Fischer • Dr. E. Zbieszczyk • Sabine Klimm<br />

54 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013


Keine Macht den Drogen e.V. und das Behördenmagazin bedanken sich für die Unterstützung<br />

Dr. med. Walter Kleiber<br />

Hausarzt und Internist<br />

83022 Rosenheim, Bahnhofstr. 5<br />

Tel.: 08031-16773<br />

I M P R E S S U M<br />

Herausgeber:<br />

Ltd. Kriminaldirektor a.D. Peter Schweinitzer<br />

Verlag:<br />

KARO Fachzeitschriftenverlag<br />

Karl Robitsch jr.<br />

Enzianstraße 6, 82319 Starnberg / Percha<br />

Telefon: 08151 / 65 205 - 0<br />

Fax: 08151 / 65 205 - 29<br />

Internet: www.behoerdenmagazin.de<br />

Mail: info@behoerdenmagazin.de<br />

Redakteur:<br />

Gero Stoffl, Kriminaldirektor a.D. (V.i.S.d.P.)<br />

Anzeigenverwaltung/Herstellung:<br />

Oliver Bielmeier<br />

Druck:<br />

DRUCKEREI WIESENDANGER GMBH<br />

Dr.-Schalk-Straße 27<br />

82418 Murnau am Staffelsee<br />

Horneber Collection GmbH & Co.KG<br />

Erichstraße 9<br />

D-90431 Nürnberg<br />

Tel: +49-911-313263 Fax: +49-911-313228<br />

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Gewähr für Veröffentlichung übernommen.<br />

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nur mit Genehmigung <strong>der</strong> Redaktion gegen Belegexemplar<br />

gestattet.<br />

Kürzungen <strong>der</strong> Artikel aus redaktionellen Gründen<br />

bleiben vorbehalten.<br />

Die mit Namen versehenen Beiträge stellen nicht<br />

unbedingt die Meinung <strong>der</strong> Redaktion dar.<br />

Abgedruckte Beiträge gehen in das Verfügungs recht<br />

<strong>der</strong> Redaktion “Das Behördenmagazin” über.<br />

Es besteht kein Rechtsanspruch auf regelmäßige<br />

Lieferung.<br />

Wir danken den Medienvertretern und Fotografen für<br />

die kostenfreie Überlassung von Bildmaterial.<br />

Redaktionsschluss: 15.02.2014<br />

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 4/2013 55


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