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Bigalke / Köhler<br />

Mathematik<br />

Gymnasiale Oberstufe<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Qualifikationsphase<br />

Leistungskurs<br />

Teildruck<br />

mit CD-ROM


Inhalt<br />

Basis<br />

Basis/Erweiterung<br />

Vertiefung<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

1. Die Produktintegration . . . . . . 176<br />

2. Die Substitutionsmethode . . . . 180<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

1. Die Differentiation<br />

der Umkehrfunktion . . . . . . . . . 244<br />

2. Die natürliche<br />

Logarithmusfunktion . . . . . . . . 246<br />

3. Die Ableitung von f (x) = ln x/<br />

Logarithmische Integration . . . 250<br />

4. Elementare Funktionsuntersuchungen<br />

. . . . . . . . . . . . 255<br />

5. Kurvendiskussionen . . . . . . . . . 258<br />

X. Weiterführung<br />

der Integralrechnung<br />

1. Das Volumen von<br />

Rotationskörpern . . . . . . . . . . . 272<br />

2. Uneigentliche Integrale . . . . . . 278<br />

3. Numerische Integrationsverfahren<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . 284<br />

XIV. Skalarprodukt<br />

und Vektorprodukt<br />

5. Das Vektorprodukt . . . . . . . . . . 390<br />

XVII. Kugeln<br />

1. Kugelgleichungen . . . . . . . . . . 466<br />

2. Kugeln, Geraden und<br />

Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

1. Die Normalverteilung . . . . . . . 600<br />

2. Anwendung der Normalverteilung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . 606<br />

Kapitel des Leistungskursbandes<br />

I. Funktionsuntersuchungen<br />

II. Anwendungen der Differentialrechnung<br />

III. Grundlagen der Integralrechnung<br />

IV. Anwendungen der Integralrechnung<br />

V. Ableitungsregeln<br />

VI. Untersuchung weiterer Funktionen<br />

VII. Integrationmethoden<br />

VIII. Exponentialfunktionen<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

XI. Lineare Gleichungssysteme<br />

XII. Vektoren<br />

XIII. Geraden<br />

XIV. Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

XV. Ebenen<br />

XVI. Winkel und Abstände<br />

XVII. Kugeln<br />

XVIII. Matrizen<br />

XIX. Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

XX. Zufallsgrößen<br />

XXI. Die Binomialverteilung<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

XXIII. Das Testen von Hypothesen<br />

XXIV. Schätzen<br />

XXV. Komplexe Aufgaben<br />

Tabellen zur Stochastik


VII. Integrationsmethoden<br />

y<br />

Im Kapitel III wurden bereits einfache Integrationsregeln<br />

direkt aus entsprechenden Regeln zur Differentiation<br />

gewonnen. Im Folgenden wird aus der Produktregel<br />

der Differentiation eine entsprechende Methode für die<br />

Produktintegration hergeleitet. Mit dieser Methode<br />

können komplizierte Integrale auf einfachere zurückgeführt<br />

werden. Auch die Substitutions methode<br />

verfolgt dieses Ziel. Sie lässt sich sehr einfach<br />

durchführen, wenn man mit Differentialen<br />

(vgl. Abbildung) arbeiten.<br />

Graph<br />

Tangente<br />

P (x | y)<br />

d y = y' · d x<br />

d x<br />

x


176<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

1. Die Produktintegration<br />

„Integriert“ man die Produktregel der Differentialrechnung<br />

beidseitig, so erhält man<br />

im Endergebnis eine Gleichung, die zwei<br />

Integrale miteinander verbindet, deren Integrationsterme<br />

Produkte sind, sodass man<br />

auch von Produktintegration spricht.<br />

Wenn man eines dieser Integrale ausrechnen<br />

kann, so kann man auch das andere<br />

möglicherweise schwierigere Integral bestimmen.<br />

Produktregel der Differentialrechnung:<br />

(u ·v) 0 =(u 0 ·v) +(u·v 0 )<br />

Integration beider Seiten:<br />

ð<br />

ð ð<br />

(u·v) 0 dx = u 0 ·v dx + u·v 0 dx<br />

Ausrechnen der linken Seite:<br />

ð ð<br />

u·v+C = u 0 ·v dx + u·v 0 dx )<br />

ð<br />

ð<br />

u 0 ·vdx =u·v– u·v 0 dx<br />

<br />

Das Verfahren der Produktintegration<br />

führt also im Idealfall eine schwere Integrationsaufgabe<br />

auf eine leichte Integrationsaufgabe<br />

zurück, mehr nicht.<br />

Regel zur Produktintegration<br />

ð<br />

ð<br />

u 0 ·v dx= u·v– u·v 0 dx<br />

Die Regel zur Produktintegration gilt dann, wenn die beteiligten Faktoren u(x) und v(x) differenzierbar<br />

und ihre Ableitungen u 0 (x) und v 0 (x) stetig sind.<br />

Oft wird die Produktintegration auch als partielle Integration bezeichnet. Die gegebene Integrationsaufgabe<br />

wird zunächst nur teilweise, d. h. partiell gelöst, denn das gesuchte Integral wird<br />

nicht direkt bestimmt, sondern nur auf ein weiteres, evtl. einfacheres Integral zurückgeführt.<br />

Wir behandeln nun zwei Integraltypen, welche mittels Produktintegration beherrschbar sind.<br />

Aus Gründen der Übersichtlichkeit lassen wir im Folgenden – auch wenn dies formal nicht ganz<br />

korrekt ist – in allen Zwischenrechnungen die Integrationskonstante weg und notieren diese erst<br />

wieder im Endergebnis.<br />

Typ 1: Abräumen von Polynomen<br />

Ist einer der Faktoren des Integranden ein Polynom und wird der andere Faktor beim Integrieren<br />

nicht komplizierter, so kann man das Polynom durch mehrfache Anwendung der Produktintegration<br />

„abräumen“, da sich sein Grad mit jedem Differentiationsvorgang erniedrigt.<br />

* Bei dieser Gleichung benötigt man keine Integrationskonstante mehr, da sowohl auf der rechten als auch<br />

auf der linken Gleichungsseite die Menge aller Stammfunktionen dargestellt ist.


1. Die Produktintegration 177<br />

c<br />

........................................................................................................................................<br />

Beispiel: Gesucht ist das unbestimmte Integral<br />

ð<br />

sin x ·x 2 dx.<br />

Lösung:<br />

Wir wenden auf das gegebene Integral zunächst die Produktintegration an, wobei wir u 0 ðxÞ¼sin und<br />

vðxÞ¼x 2 setzen. Wir erhalten<br />

ð<br />

sin x · x 2 dx ¼ (– cos x)·x 2 –<br />

ð<br />

(– cos x)·2x dx<br />

u 0 v u v u v 0<br />

ð<br />

¼ (– cos x)·x 2 + 2 cos x·x dx.<br />

Das rechtsseitige Integral ist ähnlich strukturiert wie das Ausgangsintegral, jedoch etwas einfacher, da<br />

der Grad des Polynomfaktors um 1 gesunken ist.<br />

Wir wenden die Produktintegration nun noch einmal an, und zwar auf das rechtsseitige Integral.<br />

Dieses wird so auf ein einfaches Grundintegral zurückgeführt.<br />

ð<br />

coxx·x dx ¼ sin x·x –<br />

ð<br />

sin x ·1 dx<br />

u 0 v u v u v 0<br />

¼ sinx·x + cos x<br />

Wir setzen das Ergebnis dieser letzten Produktintegration nun in die obige Gleichung ein und erhalten<br />

das gesuchte unbestimmte Integral.<br />

Resultat:<br />

ð<br />

sin x ·x 2 dx ¼ (– cosx) ·x 2 + 2 (sin x · x + cos x) + C<br />

c ¼ 2 x ·sin x + cos x·(2 – x 2 )+C<br />

Typ 2: Wiederentstehung des Ausgangsintegrals<br />

Wenn beide Faktoren beim Integrieren oder Differenzieren nach einer Anzahl von Schritten wieder<br />

auftreten, dann kann man so oft Produktintegrationen ausführen, bis das Ausgangsintegral<br />

selbst wieder auftritt. Die sodann entstandene Gleichung löst man nach dem Ausgangsintegral<br />

auf. Oftmals müssen zusätzlich jedoch kleine Tricks, wie z.B. einfache Termumformungen, angewendet<br />

werden.


178<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

c<br />

............................................................... ....................................................................................<br />

c<br />

c<br />

c<br />

Beispiel: Gesucht ist das unbestimmte Integral<br />

ð<br />

cos 2 x dx.<br />

Lösung:<br />

Produktintegration des Ausgangsintegrals:<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

cos 2 xdx= cos x ·cos x dx = sin x·cos x – sin x ·(– sin x) dx = sin x ·cos x + sin 2 x dx.<br />

u 0 v u v u v 0<br />

Man gewinnt den Eindruck, dass die Produktintegration nicht weiterführt. Das Integral auf der<br />

rechten Seite ist anscheinend genauso kompliziert wie das Ausgangsintegral. Wendet man allerdings<br />

den trigonometrischen Pythagoras an, so entsteht rechtsseitig das Ausgangsintegral wieder:<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

cos 2 x dx = sin x ·cos x · (1 – cos 2 x) dx = sin x ·cos x + x – cos 2 x dx.<br />

Auflösen nach dem Ausgangsintegral liefert das Resultat:<br />

ð<br />

2 cos 2 x dx = x + sin x ·cos x + C und somit<br />

ð<br />

cos 2 xdx = 1 (x + sin x ·cos x) + C.<br />

2<br />

Mithilfe der Produktintegration können Rekursionsformeln ermittelt werden.<br />

Beispiel: Weisen Sie die folgende Rekursionsformel nach:<br />

ð<br />

ð<br />

x n sin x dx ¼ –x n cos x + n x n–1 cos x dx<br />

Lösung:<br />

Produktintegration des Ausgangsintegrals:<br />

ð<br />

x n sin x dx ¼ –x n cos x +<br />

ð<br />

nx n–1 cos x dx<br />

u v 0 u v u 0 v<br />

ð<br />

¼ –x n cos x + n x n–1 cos x dx<br />

ðn 2 NÞ.<br />

ð<br />

Das Restintegral x n–1 cos x dx ist von demselben Typ wie das Ausgangsintegral, allerdings<br />

von niedrigerer Ordnung.<br />

Übung 1<br />

Weisen Sie die folgende Rekursionsformel nach:<br />

ð<br />

ð<br />

x n cos x dx ¼ x n sinx – n x n–1 sinx dx<br />

ðn 2 NÞ.


1. Die Produktintegration 179<br />

Übungen<br />

Produktintegration<br />

2. Bestimmen Sie die folgenden Integrale durch partielle Integration vom Typ 1 „Abräumen“.<br />

ð<br />

ð<br />

a) x ·cos x dx b) x 2·cos ð<br />

x dx c) (ax+b) ·sin x dx<br />

d)<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

(ax 2 +bx+c) ·cos x dx e) x ·cos ax dx ða 2 RÞ f) x 4·sin x dx<br />

3. Bestimmen Sie die folgenden Integrale durch partielle Integration vom Typ 2 „Wiederentstehung<br />

des Ausgangsintegrals“.<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

a) sin x ·cos x dx b) sin 3 xdx c) sin 2 x ·cos 1 2 xdx<br />

4. Beweisen Sie, dass für eine differenzierbare Funktion u(x) gilt:<br />

ð<br />

a) u·u 0 dx ¼ 1 2 u2 +C,<br />

b)<br />

ð<br />

u n·u 0 dx ¼ 1<br />

n þ 1 un+1 +C<br />

ðn 2 NÞ.<br />

5. Weisen Sie die folgenden Rekursionsformeln nach.<br />

ð<br />

ð<br />

a) cos n xdx¼ 1 n cosn–1 x ·sin x + n 1 cos n–2 xdx<br />

n<br />

ð<br />

ð<br />

b) sin n xdx¼ – 1 n sinn–1 x ·cos x + n 1 sin n–2 xdx<br />

n<br />

ðn 2 NÞ<br />

ðn 2 NÞ<br />

Knobelaufgabe<br />

Tim und Tom sind gute Freunde. Nach dem (in vollen Lebensjahren angegebenen)<br />

Alter gefragt, antwortet Tim: „Ich bin jetzt doppelt so alt, wie Tom<br />

war, als ich so alt war, wie Tom jetzt ist. Wenn Tom so alt sein wird, wie ich<br />

jetzt bin, dann werden wir zusammen 63 Jahre alt sein.“<br />

Wie alt ist Tim? Wie alt ist Tom? Überprüfe deine Ergebnisse durch eine<br />

Probe.


180<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

2. Die Substitutionsmethode<br />

Ein Hauptproblem der Integralrechnung ist das Auffinden von Stammfunktionen zu gegebenen<br />

Funktionen.<br />

Die Errechnung einer Stammfunktion kann im Einzelfall auch für einen Mathematiker zu einem<br />

schwierigen Unterfangen werden. Daher gibt es umfangreiche Integraltafeln, in denen zu einer<br />

großen Zahl von Funktionen die zugehörigen Stammfunktionen verzeichnet sind, die im Laufe<br />

der Zeiten in mühevoller Arbeit gefunden wurden.<br />

Einige dieser Integrale wurden mit der bereits behandelten Produktintegration (oder partiellen<br />

Integration) bestimmt.<br />

Eine weitere Integrationsmethode, die auf der Kettenregel der Differentialrechnung beruht, wird<br />

als Substitutionsmethode bezeichnet.<br />

Dieses Verfahren lässt sich besonders einfach<br />

durchführen, wenn man mit Differentialen<br />

arbeitet.<br />

Anschaulich sind Differentiale die KathetenlängeninSteigungsdreieckeneinerKurventangente.<br />

dxist derTangentenzuwachs in x-Richtung<br />

und dy der Tangentenzuwachs in y-Richtung.<br />

Der Quotient dy dieser Differentiale<br />

dx<br />

ist gleich der Steigung der Kurve im entsprechenden<br />

Kurvenpunkt P: dy<br />

dx ¼ y0 .<br />

y<br />

P<br />

Graph<br />

f<br />

dy<br />

dx<br />

Tangente<br />

x<br />

c<br />

...............................................................<br />

.<br />

Typ 1: Substitution eines Teilterms des Integranden<br />

ð<br />

Beispiel: Gesucht ist das unbestimmte Integral ð4xþ 1Þ 3 dx.<br />

Lösung: Wir substituieren (ersetzen) einen<br />

Teilterm des Integranden durch eine neue<br />

Variable z. Hier ersetzen wir 4x þ 1 durch<br />

z. Anschließend versuchen wir, die restlichen<br />

Teile des Integrals ebenfalls in<br />

Abhängigkeit von z darzustellen. Dabei<br />

verwenden wir die Differentialquotientengleichung<br />

z 0 ¼ dz<br />

dx ¼ 4.<br />

Wir erhalten ein Integral, dessen Integrand<br />

nur noch von z abhängt. Entscheidend ist,<br />

dass es leichter zu bestimmen ist als das<br />

Ausgangsintegral. Die errechnete Stammfunktion<br />

ist wieder eine Funktion von z.<br />

(1) Substitution: 4xþ 1 ¼ z<br />

ð<br />

ð<br />

ð4xþ 1Þ 3 dx ¼ z 3 dx<br />

(2) Differentialquotient: z 0 ¼ dz<br />

dx ¼ 4<br />

dx ¼ dz<br />

4<br />

(3) Einsetzen von (2) in (1):<br />

ð<br />

ð ð<br />

ð4xþ 1Þ 3 dx ¼ z 3 dz<br />

4 ¼<br />

¼ 1<br />

16 z4 þ C<br />

1<br />

4 z3 dz


1. 2. Die Produktintegration Substitutionsmethode<br />

181<br />

.......................................................................... .........<br />

c<br />

c<br />

c<br />

Die Resubstitution z ¼ 4xþ 1 liefert nun<br />

eine Stammfunktion unseres Ausgangsintegranden,<br />

womit die Aufgabe gelöst ist.<br />

ð4Þ Resubstitution: z ¼ 4xþ 1<br />

ð<br />

ð4xþ 1Þ 3 dx ¼ 1 16 ð4xþ 1Þ4 þ C<br />

Es kommt also darauf an, einen geeigneten Teilterm des Integranden so geschickt zu substituieren,<br />

dass das Ausgangsintegral in ein einfacheres Integral umgewandelt wird.<br />

Übung 1<br />

Berechnen Sie das unbestimmte Integral mithilfe der Substitutionsmethode.<br />

a)<br />

ð<br />

ð2xþ 1Þ 3 dx b)<br />

ð<br />

cosð4xÞdx c)<br />

Typ 2: Substitution der Integrationsvariablen<br />

ð<br />

4<br />

dx d)<br />

ð5 3xÞ 2<br />

ð<br />

1<br />

Beispiel: Gesucht ist das unbestimmte Integral) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

dx, 0 < x < 1.<br />

Lösung:<br />

Hier könnte man zunächst die Substitutionen<br />

z ¼ x 2 ,z¼ 1 x 2 oder z ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2<br />

p<br />

versuchen. Keine führt zum Ziel.<br />

Wenn man allerdings die Integrationsvariable<br />

x selbst durch den Term sin z substituiert<br />

und das Differential dx dementsprechend,<br />

so hat man Erfolg. Dann vereinfacht<br />

sich das Ausgangsintegral nach<br />

Anwendung des trigonometrischen Pythagoras<br />

in verblüffender Weise.<br />

Abschließend müssen wir mithilfe der<br />

Umkehrfunktion des Sinus die Substitution<br />

rückgängig machen.<br />

Wir erhalten als Resultat die nebenstehende<br />

wichtige Integrationsformel.<br />

1 x 2<br />

ð<br />

sin 5 x cos x dx<br />

(1) Substitution: x ¼ sin z, 0 < z < p 2<br />

(2) Differentiale: x 0 ¼ dx<br />

dz ¼ cos z<br />

dx ¼ cos z dz<br />

(3) Einsetzen von (1) und (2):<br />

ð<br />

ð<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1<br />

1<br />

dx ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

cos z dz<br />

¼<br />

¼<br />

1 x<br />

ð<br />

2<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1<br />

cos 2 z<br />

ð<br />

dz ¼ z þ C<br />

1 sin 2 z<br />

ð<br />

cos z dz ¼<br />

1<br />

cos z<br />

(4) Resubstitution : z ¼ arcsin x<br />

ð<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1<br />

dx ¼ arcsin x þ C<br />

1 x 2<br />

cos z dz<br />

Übung 2<br />

Berechnen Sie das unbestimmte Integral. Wenden Sie die Variante der Substitutionsmethode an,<br />

bei der die Integrationsvariable x selbst durch einen geeigneten Term substituiert wird.<br />

ð<br />

x<br />

aÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

dx ð0 < x < 1Þ Substituieren Sie x so durch einen trigonometrischen Term, dass die<br />

1 x 4<br />

Wurzel wegf€allt:<br />

ð<br />

x<br />

bÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

dx ð0 < x < 1Þ Substituieren Sie x so durch einen quadratischen Term, dass die Wurzel<br />

1 x<br />

wegf€allt:<br />

* Die Umkehrfunktion der Sinusfunktion ist die Arkussinusfunktion (arcsin). Auf einigen Taschenrechnern<br />

gibt es dafür die Taste sin 1 .


182<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

Bemerkungen zur Substitutionsmethode<br />

Die folgenden eher theoretischen Ausführungen kann der praktisch Interessierte ohne Bedenken<br />

übergehen. Wir raten ihm, sich die Zeit vielmehr mit dem Lösen von Übungsaufgaben zu vertreiben,<br />

denn nur so lernt man, Substitutionsintegrationen durchzuführen.<br />

Begründung zur Typ-1-Substitution:<br />

Eine Typ-1-Substitution kann versucht werden, wenn das Integral – abgesehen von konstanten<br />

Faktoren – die Gestalt Ð fðgðxÞÞ g 0 ðxÞdx besitzt. Man substituiert dann gðxÞ¼z und erhält das<br />

Integral Ð fðzÞdz. Anschließend bestimmt man eine Stammfunktion F(z) von f(z) und resubstituiert<br />

z=g(x), sodass man im Ergebnis F(g(x)) als Stammfunktion des Ausgangsintegranden<br />

erhält.<br />

Dass F(g(x)) tatsächlich eine Stammfunktion von fðgðxÞÞ g 0 ðxÞ ist, weist man durch eine Differentiation<br />

mithilfe der Kettenregel nach: ½FðgðxÞÞŠ 0 ¼ F 0 ðgðxÞÞ g 0 ðxÞ=fðgðxÞÞ g 0 ðxÞ:<br />

Bemerkung zur Typ-2-Substitution:<br />

In der Regel liegt der Integrand nicht in reiner Typ-1-Form fðgðxÞÞ g 0 ðxÞ vor. Dann kann man<br />

eine Typ-2-Substitution versuchen, bei welcher die Integrationsvariable x selbst durch einen<br />

Term t(z) substituiert wird, sodass das Integral Ð fðxÞdx in das Integral Ð fðtðzÞÞ t 0 ðzÞdz transformiert<br />

wird, das dann im günstigsten Fall einfacher zu lösen ist als das Ausgangsintegral. Diese<br />

Vorgehensweise hat den Vorteil, dass man nicht an eine bestimmte Form der Substitution gebunden<br />

ist, sondern mit beliebigen Substitutionstermen frei experimentieren kann. Allerdings<br />

wählt man den Substitutionsterm meistens so, dass ein besonders unangenehmer Teil des Integranden<br />

– wie z:B: ein Quadrat oder eine Wurzel – wegfällt. Beliebte Substitutionsterme sind<br />

x ¼ z 2 ,x¼ 1 ,x¼ sin z.<br />

z<br />

Knobelaufgabe<br />

Frau Klug hat drei Töchter. Als ihr Nachbar Herr Schlau sie nach dem Alter<br />

ihrer Töchter fragt, sagt sie:<br />

„Das Produkt ihrer Alter ergibt 36. Die Summe ihrer Alter ist meine Hausnummer.“<br />

Daraufhin antwortet Herr Schlau: „Diese Angaben genügen noch nicht.<br />

Die Antwort ist nicht eindeutig.“<br />

Daraufhin sagt Frau Klug: „Meine älteste Tochter heißt Julia.“<br />

Wie alt sind die drei Töchter?


1. 2. Die Produktintegration Substitutionsmethode<br />

183<br />

Anwendung auf bestimmte Integrale<br />

Die Substitutionsmethode lässt sich auch auf bestimmte Integrale anwenden. Hierfür sind zwei<br />

Wege möglich. Entweder bestimmt man wie oben eine Stammfunktion des Integranden und<br />

setzt anschließend die Grenzen ein oder man arbeitet sofort mit bestimmten Integralen wie unten<br />

in der 2. Lösung dargestellt.<br />

c<br />

..................................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Berechnen Sie das bestimmte Integral<br />

1. Lösung:<br />

Wir bestimmen zunächst eine Stammfunktion<br />

des Integranden und verwenden<br />

hierzu die Typ-1-Substitution z ¼ 1 þ x 2 .<br />

Wir gehen wie im obigen Beispiel vor.<br />

Einsetzen der Integrationsgrenzen in eine<br />

Stammfunktion des Integranden liefert<br />

dann das Ergebnis des gesuchten bestimmten<br />

Integrals.<br />

2. Lösung:<br />

Arbeitet man von Anfang an mit dem bestimmten<br />

Integral, so muss beachtet werden,<br />

dass die Integrationsgrenzen bei der<br />

Substitution ebenfalls zu verändern sind.<br />

Läuft ursprünglich die Integrationsvariable<br />

x von 2 bis 3, so läuft die neue Integrationsvariable<br />

z ¼ 1 þ x 2 monoton von 5<br />

bis 10. Wichtig ist hierbei die Monotonie<br />

des Substitutionsterms 1 þ x 2 im betrachteten<br />

Bereich, die ausschließt, dass die Integrationsvariable<br />

etwa zurückläuft.<br />

Man erhält selbstverständlich bei beiden<br />

Lösungswegen dasselbe Ergebnis für das<br />

gesuchte bestimmte Integral.<br />

ð 3 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

1 þ x 2<br />

2<br />

dx mittels Substitution.<br />

Substitution: z ¼ 1 þ x 2<br />

Differentiale: z 0 ¼ dz<br />

dz<br />

¼ 2x) dx ¼<br />

dx 2x<br />

Stammfunktion:<br />

ð<br />

ð p<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

1<br />

dx ¼ p dz ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 þ x 2 þ C<br />

1 þ x 2<br />

2 ffiffi z<br />

Einsetzen der Integrationsgrenzen:<br />

hpffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffii 3<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

dx ¼ 1 þ x 2 0,93<br />

2<br />

ð 3 2<br />

1 þ x 2<br />

Integrationsgrenzen:<br />

x läuft von 2 bis 3<br />

z läuft von 5 bis 10<br />

z<br />

10<br />

5<br />

1<br />

Rechnung:<br />

ð 3 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

1 þ x 2<br />

2<br />

10<br />

ð<br />

dx ¼<br />

z = 1 + x 2<br />

1 2 3 x<br />

p<br />

p dz ¼ ½ ffiffi zŠ 10<br />

5 0,93<br />

1<br />

2 ffiffi z<br />

5<br />

Übung 3<br />

Berechnen Sie das bestimmte Integral mittels Substitution auf zwei Arten.<br />

p<br />

a)<br />

0<br />

ffip<br />

2<br />

ð<br />

ð 3<br />

xcosðx 2 Þdx b)<br />

0<br />

1<br />

ð1 þ xÞ 2 dx c)<br />

ð 2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

x þ 2<br />

1<br />

dx


184<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

Bemerkung zur Substitution bei bestimmten Integralen:<br />

Substituiert man bei bestimmten Integralen die Integrationsgrenzen mit, so ist darauf zu achten,<br />

dass der Substitutionsterm über dem Integrationsintervall monoton ist. Wir wollen an einem<br />

Gegenbeispiel demonstrieren, dass eine Nichtbeachtung der Monotonie zu einem falschen Ergebnis<br />

führt.<br />

Hierzu bearbeiten wir das bestimmte Integral<br />

1 x 2 dx mithilfe der Substitutions-<br />

Ð<br />

1<br />

methode. Mit der Substitution z ¼ x 2 erhält<br />

man die nebenstehende Rechnung. Ersetzt<br />

man nun die Integrationsgrenzen einfach<br />

durch die entsprechenden Randwerte,<br />

wie rechts dargestellt, so ergibt sich als Ergebnis<br />

0.<br />

Substitution: z ¼ x 2 p<br />

) x ¼ ffiffi z<br />

Differentiale: z 0 ¼ dz<br />

dz<br />

¼ 2x) dx ¼<br />

dx 2x<br />

Integrationsgrezen: xl€auft von 1 bis 1<br />

zl€auft von 1 bis 1<br />

Rechnung:<br />

ð 1 ð 1<br />

x 2 dx ¼<br />

1 1<br />

ð 1<br />

z dz p<br />

2 ffiffi ¼ 1 z 2<br />

1<br />

pffiffi<br />

z dz ¼ 0<br />

Dies widerspricht aber der nebenstehenden<br />

Berechnung des bestimmten Integrals<br />

mithilfe der Potenzregel der Integration.<br />

Bei der Lösung mithilfe der Substitutionsmethode<br />

wurde bei der Ersetzung<br />

der Integrationsgrenzen die Monotonie<br />

des Substitutionsterms im gegebenen Integrationsintervall<br />

nicht sichergestellt, sodass<br />

man ein falsches Ergebnis erhielt.<br />

Denn während x alle Werte von 1 bis 1<br />

annimmt, durchläuft z alle Werte von 1 bis<br />

0 und von 0 bis 1. Dieser Prozess muss bei<br />

der Substitution berücksichtigt werden.<br />

Man kann das Integrationsintervall in zwei<br />

Teilintervalle unterteilen, über denen jeweils<br />

die Monotonie des Substitutionsterms<br />

vorliegt. Beim vorliegenden Beispiel<br />

muss man also zunächst von 0 bis 1<br />

integrieren und dann das Doppelte bilden.<br />

Lösung mithilfe der Potenzregel:<br />

ð 1 h i 1 <br />

x 2 dx ¼ 1 3 x3 ¼ 1 1<br />

1 3 3<br />

1<br />

ð 1 x 2 dx ¼<br />

1<br />

ð 1 0<br />

1<br />

z<br />

¼ 2 3<br />

z = x 2<br />

-1 1 x<br />

pffiffi<br />

h pffiffiffiffii 1<br />

z dz ¼<br />

2<br />

z<br />

3<br />

3 ¼ 2 0 3<br />

Bestimmt man jedoch zunächst wie im 1.<br />

Verfahren auf S.275 eine Stammfunktion<br />

von x 2 und bildet erst nach der Resubstitution<br />

das bestimmte Integral, so ergibt sich,<br />

da die Stammfunktion von x abhängt, das<br />

richtige Ergebnis.<br />

ð ð<br />

x 2 dx ¼ 1 pffiffi<br />

pffiffiffiffi<br />

z<br />

2 dz ¼<br />

1<br />

z<br />

3<br />

3 þ C ¼<br />

1<br />

3 x3 þ C<br />

ð 1 h i 1<br />

x 2 dx ¼ 1 3 x3 ¼ 1 1 3<br />

1<br />

<br />

1<br />

3<br />

<br />

¼ 2 3


1. 2. Die Produktintegration Substitutionsmethode<br />

185<br />

Kombination von Substitutionsmethode und Produktintegration<br />

Wir behandeln nun exemplarisch eine Aufgabe, bei welcher das involvierte Integral nur noch<br />

durch den geballten Einsatz gleich mehrerer Integrationsmethoden gelöst werden kann.<br />

c<br />

...........................................................................................<br />

ð<br />

Beispiel: Gesucht ist das unbestimmte Integral arcsin x dx.<br />

Lösung:<br />

Wir kennen weder eine Stammfunktion von arcsin x, noch sind Ansatzpunkte für eine erfolgversprechende<br />

Substitution in Sicht. Jedoch ist uns aufgrund des Beispiels auf Seite 273 die Ableitung<br />

von arcsin x bekannt: ðarcsin xÞ 0 ¼ p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 . Ist eine Funktion zu integrieren, deren Ableitung<br />

1 x 2<br />

relativ einfach ist, so kann man den Integranden gewissermaßen „künstlich“ als Produkt mithilfe<br />

des Faktors 1 darstellen und dann eine Produktintegration vornehmen (Typ 3 der Produktintegration:<br />

Faktor 1). Wir zeigen dieses Verfahren im Folgenden:<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

1<br />

arcsin x dx ¼ 1 arcsin x dx ¼ x arcsin x x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

dx<br />

1 x 2<br />

u 0 v u v u v 0<br />

Im Restintegral zeichnet sich nun eine offensichtliche Substitutionsmöglichkeit ab:<br />

Substitution: z ¼ 1 x 2 dz<br />

dz<br />

, ¼ 2x, dx¼<br />

dx 2x<br />

ð<br />

ð ð<br />

1<br />

x pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

dx ¼ x p 1 pffiffi<br />

ffiffi<br />

dz<br />

1<br />

¼ p<br />

z 2x 2 ffiffi dz ¼ z<br />

z þ C ¼<br />

1 x 2<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 þ C<br />

c Wir erhalten als eindrucksvolles Resultat: Ð p<br />

arcsin x dx ¼ x arcsin x þ<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 þ C.<br />

Übung 4<br />

Versuchen Sie, die folgenden Integrale zu „knacken“.<br />

aÞ<br />

ð<br />

x sinð3xÞdx<br />

bÞ<br />

ð<br />

x 2<br />

ð1 þ x 2 Þ 2 dx<br />

Hinweis: ðarctanxÞ 0 ¼ 1<br />

1 þ x 2<br />

Knobelaufgabe<br />

1. Wie lauten die beiden letzten Ziffern von 7 777 7 7 ?<br />

2. Alle Zahlen der Form<br />

1331<br />

1030301<br />

1003003001 usw. sind Kubikzahlen. Weisen Sie dies nach.


186<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

............................................................................................................................................................................<br />

Der Flächeninhalt eines Kreises bzw. eines Kreissegments<br />

Mithilfe der Integralrechnung können wir die aus der Sekundarstufe I bekannten Formeln für den<br />

Inhalt einer Kreisfläche und eines Kreissegments herleiten. Wir werden zunächst den Flächeninhalt<br />

des Einheitskreises bestimmen.<br />

c Beispiel: Bestimmen Sie den Flächeninhalt des Einheitskreises (Radius r ¼ 1).<br />

Lösung:<br />

Aus Symmetriegründen kann zunächst der<br />

Flächeninhalt der oberen Hälfte des Einheitskreises<br />

berechnet werden.<br />

1. Aufstellen der Halbkreisfunktion:<br />

Die Koordinaten x und y eines Punktes des<br />

oberen Halbkreises genügen der Gleichung<br />

x 2 þ y 2 ¼ 1.<br />

2. Flächeninhalt des Halbkreises:<br />

Wir berechnen zunächst den Flächeninhalt<br />

des Halbkreises. p Da dieser durch die Funktion<br />

fðxÞ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 , 1 x 1, darstellbar<br />

ist, gilt für den Inhalt der Halbkreisfläche:<br />

A Halbkreis ¼<br />

ð 1 1<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 dx:<br />

3. Berechnung des bestimmten Integrals:<br />

Wir berechnen das bestimmte Integral mittels<br />

Substitution. Dabei verwenden wir die<br />

Typ-2-Substitution x ¼ sin z.<br />

Durchläuft die ursprüngliche Integrationsvariable<br />

x Werte von 1 bis 1, so durchläuft<br />

die neue Integrationsvariable z monoton<br />

p<br />

2 bis p 2 :<br />

Wir erhalten schließlich ein Integral, das<br />

durch Produktintegration bestimmt werden<br />

kann.<br />

4. Flächeninhalt des Einheitskreises:<br />

Für den Flächeninhalt des gesamten Einheitskreises<br />

gilt: A Kreis ¼ 2 A Halbkreis .<br />

c Somit erhalten wir insgesamt A Kreis ¼ p.<br />

-1<br />

x 2 þ y 2 ¼ 1 ðSatz des PythagorasÞ<br />

Halbkreisfunktion:<br />

p<br />

fðxÞ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 ¼ x 2 , 1 x 1<br />

Flächeninhalt des Halbkreises:<br />

A Halbkreis ¼<br />

ð 1 1<br />

y<br />

1<br />

1<br />

x<br />

.<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 dx<br />

Substitution: x ¼ sin z<br />

dx<br />

Differentiale: ¼ cos z, dx ¼ cos z dz<br />

dz<br />

Integrationsgrenzen:<br />

xl€auft von 1 bis 1<br />

zl€auft von<br />

ð 1 1<br />

¼<br />

¼ p 4<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 dx ¼<br />

ð p 2<br />

p<br />

2<br />

ð p 2<br />

p<br />

2<br />

y<br />

1<br />

x<br />

p<br />

2 bis p 2<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 sin 2 z cos z dz<br />

h<br />

cos 2 zdz¼ 1 ðz þ sin z cos zÞ<br />

2<br />

<br />

p<br />

4<br />

<br />

¼ p 2<br />

A Kreis ¼ 2 A Halbkreis<br />

¼ 2 p 2 ¼ p<br />

i p<br />

2<br />

p<br />

2


1. 2. Die Produktintegration Substitutionsmethode<br />

187<br />

c<br />

.....................................................................................................................................................................................<br />

c<br />

Wir wollen nun eine Formel zur Berechnung des Flächeninhalts eines Kreisabschnitts entwickeln.<br />

Hierzu beschränken wir uns erneut auf den Einheitskreis.<br />

A ¼ 1 2 ðb sin bÞ: A ¼ 2 A 1 ¼ 1 2 ðb sin bÞ<br />

y<br />

Beispiel: Bestimmen Sie den Flächeninhalt<br />

1<br />

eines Kreissegments über dem<br />

Winkel a, dessen Bogenmaß b ist, im<br />

Einheitskreis.<br />

-1<br />

b<br />

1 x<br />

Lösung:<br />

y<br />

p<br />

1. Aufstellen des bestimmten Integrals:<br />

1 y ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 ,0 x 1<br />

Um den Flächeninhalt eines Kreissegments<br />

zu berechnen, können wir auch hier<br />

b<br />

2<br />

aus Symmetriegründen zunächst den Inhalt<br />

/2 .<br />

A 1<br />

der halben Fläche A 1 (rot) berechnen,<br />

1 x<br />

cos<br />

die die Halbkreisfunktion h mit ider x-Achse<br />

2<br />

über dem Intervall cos b 2 , 1 einschließt. Flächeninhalt des Kreissegments:<br />

Diese lässt sich durch das folgende bestimmte<br />

Integral darstellen:<br />

A ¼ 2 A 1<br />

ð 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

ð 1 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

A 1 ¼ 1 x 2 dx<br />

A 1 ¼ 1 x 2 dx:<br />

cos b 2<br />

cos b 2<br />

2. Berechnung des bestimmten Integrals: Substitution: x ¼ sin z, z ¼ arcsin x<br />

Wir berechnen zunächst eine Stammfunktion<br />

des Integranden mithilfe der Substitu-<br />

1 x 2 dx ¼ 1 sin 2 z cos z dz<br />

ðpffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

ðpffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

tion x ¼ sin z analog zum vorigen Beispiel.<br />

ð<br />

¼ cos 2 zdz¼ 1 ðsin z cos z þ zÞþC<br />

2<br />

Durch Resubstitution von z ¼ arcsin x erhalten<br />

Resubstitution: z ¼ arcsin x, sin z ¼ x<br />

wir unter Berücksichtigung der Ei-<br />

sinðarcsinÞ x ¼ x<br />

qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

genschaften einer Umkehrfunktion und<br />

p<br />

cos z ¼ 1 sin<br />

des trigonometrischen Pythagoras die nebenstehende<br />

Stammfunktion des Integran-<br />

ðarcsin xÞ ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2<br />

ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x<br />

den.<br />

dx ¼ 1 2 x<br />

p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 þ 1 2 arcsin x þ C<br />

Das Einsetzen der Integrationsgrenzen liefert<br />

nun das bestimmte Integral in Abhän-<br />

Einsetzen der Integrationsgrenzen:<br />

h<br />

gigkeit des Winkels im Bogenmaß b.<br />

A 1 ¼ 1 2 x<br />

p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi i 1<br />

1 x 2 þ 1 2 arcsin x<br />

cos b 2<br />

<br />

¼ p 1<br />

4 2 cos b 2 sin b 1<br />

2 2 arcsin sin p b<br />

2 2<br />

<br />

3. Flächeninhalt des Kreissegments:<br />

¼ p 1<br />

4 4 sin b 1 p b<br />

2 2 2<br />

¼ 1 4 ðb sin bÞ<br />

Für den Flächeninhalt des gesamten Kreissegments<br />

erhalten wir somit<br />

Flächeninhalt des Kreissegments:


188<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

Übungen<br />

5. Berechnen Sie die folgenden Integrale mittels Substitution (Typ 1).<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

a) ð3xþ 5Þ 4 dx b) cosð2x þ 3Þdx c) ð1 xÞ 2 dx<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

d) sinx cos 2 x<br />

xdx e)<br />

3<br />

sin x<br />

dx f)<br />

ð1 þ x 4 Þ 2 cos 4 x dx<br />

6. Berechnen Sie die folgenden bestimmten Integrale.<br />

a)<br />

d)<br />

ð 1 0<br />

ð 2 1<br />

1<br />

dx b)<br />

ð1 þ xÞ 2<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

1 þ x 2<br />

3p dx e)<br />

ð 4 0<br />

ð 5 1<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

9 2xdx c)<br />

p<br />

x<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

5 x dx f)<br />

0,5<br />

ð<br />

x 2<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 3<br />

0<br />

ð 3 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

5xþ 1<br />

0<br />

7. Berechnen Sie die aufgeführten Integrale mit der angegebenen Substitution.<br />

ð<br />

ð<br />

1<br />

a) p<br />

x<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dx Substitution: x ¼ 1 b) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

dx Substitution: z ¼ a 2 x 2<br />

x 2 1<br />

z<br />

a 2 x 2<br />

ð<br />

ð<br />

1<br />

c) dx Substitution: z ¼ tanx d) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

9 x 2 dx Substitution: x ¼ 3sinz<br />

sin 2 x<br />

8. Die folgenden Integrale sind nicht ganz einfach zu knacken. Versuchen Sie es.<br />

ð<br />

ð<br />

ð<br />

1<br />

a) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

dx b) sin 3 x cos 3 x<br />

xdx c) pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

2<br />

dx<br />

pffiffi<br />

x þ 1<br />

9. Zeigen Sie, dass für den Flächeninhalt eines Kreises mit einem beliebigen Radius r (r > 0)<br />

die bekannte Formel A ¼ pr 2 gilt.<br />

Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

a) Begründen Sie: A ¼ 2 r 2 x 2 dx<br />

ð r r<br />

1 x 2<br />

dx<br />

dx<br />

b) Berechnen Sie das bestimmte Integral mit Hilfe der Substitution x ¼ rsinz.<br />

10. Zeigen Sie, dass für den Flächeninhalt eines Kreissegments über dem Winkel a (im Bogenmaß<br />

b) in einem Kreis mit einem beliebigen Radius r die Formel A ¼ r2 ð 2 b sinbÞ<br />

gilt.<br />

11. Zeigen Sie, dass für den Flächeninhalt<br />

einer Ellipse A ¼ pab gilt.<br />

y<br />

b<br />

Hinweis: Die Koordinaten x, y eines<br />

Punktes der Ellipse genügen der Gleichung<br />

x2 þ y2<br />

¼ 1.<br />

a 2 b 2<br />

-a<br />

-b<br />

a x


VII. Integrationsmethoden 189<br />

Überblick<br />

Regel zur Produktintegration<br />

ð<br />

ð<br />

u 0 vdx¼ uv u v 0 dx<br />

Substitutionsmethode<br />

Typ-I-Substitution<br />

Besitzt das Integral die Gestalt Ð fðgðxÞÞ g 0 ðxÞ dx, dann substituiert man gðxÞ¼z und erhält das<br />

Integral Ð fðzÞ dz. Ist FðzÞ Stammfunktion von fðzÞ, dann ergibt sich nach Rücksubstitution<br />

z ¼ gðxÞ im Ergebnis FðgðxÞÞ als Stammfunktion des Ausgangsintegranden fðgðxÞÞ g 0 ðxÞ.<br />

Typ-II-Substitution<br />

Liegt der Integrand nicht in der Typ-I-Form fðgðxÞÞ g 0 ðxÞ vor, dann kann man versuchen,<br />

mittels Substitution der Integrationsvariablen x durch einen Term tðzÞ das Integral Ð fðxÞ dx in<br />

das Integral Ð fðtðzÞÞ t 0 ðzÞ dz zu transformieren, das im günstigsten Fall einfacher zu lösen ist als<br />

das Ausgangsintegral.<br />

Differentiale dx und dy<br />

Der formale Umgang mit Differentialen leistet gute Dienste bei der Substitutionsmethode.<br />

Anschaulich sind die Differentiale dx und<br />

dy die Kathetenlängen in Steigungsdreiecken<br />

einer Kurventangente. Dabei ist dx<br />

der Tangentenzuwachs in x-Richtung und<br />

dy der Tangentenzuwachs in y-Richtung.<br />

Ist f 0 ðxÞ die Steigung des Funktionsgraphen<br />

im entsprechenden Kurvenpunkt<br />

PðxjfðxÞÞ, dann gilt für den Quotienten<br />

der Differentiale:<br />

y<br />

P<br />

Graph<br />

f<br />

dy<br />

dx<br />

Tangente<br />

dy<br />

dx ¼ f0 ðxÞ;<br />

also dy ¼ f 0 ðxÞdx:<br />

x


190<br />

VII. Integrationsmethoden<br />

Test<br />

Integrationsmethoden<br />

Berechnen Sie die folgenden Integrale.<br />

1Þ<br />

pffiffi<br />

ð<br />

3<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

dx<br />

7 x 2<br />

0<br />

2Þ<br />

ð p 0<br />

x sin x dx<br />

3Þ<br />

ð p 4<br />

0<br />

4 cosð2xþ pÞdx<br />

ð <br />

4Þ 3x 2 cos x þ p dx<br />

4<br />

ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

5Þ a bx<br />

<br />

<br />

dx x < a b ,a,b> 0<br />

6Þ<br />

ð<br />

sin x cos xdx<br />

ð qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

pffiffi<br />

7Þ x þ 1 dx<br />

8Þ<br />

0,5<br />

ð pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 dx<br />

0<br />

Lösungen unter 190-1


IX. Logarithmusfunktionen<br />

y<br />

In diesem Kapitel steht die natürliche<br />

Logarithmus funktion –<br />

die Umkehrfunktion der natürlichen<br />

Exponentialfunktion –<br />

im Zentrum.<br />

Differentiation und Integra tion<br />

werden eng verbunden<br />

behandelt.<br />

y = e x<br />

y = In x<br />

x


244<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

1. Die Differentiation der Umkehrfunktion<br />

Die Steigung einer Funktion und die Steigung ihrer Umkehrfunktion hängen eng miteinander<br />

zusammen. Im Folgenden werden wir diesen Zusammenhang geometrisch-anschaulich herleiten<br />

und begründen.<br />

Wir betrachten den Punkt Px ð jfx<br />

ðÞÞ auf<br />

dem Graphen der Funktion f.<br />

P 0 ðfx<br />

ðÞx j Þist dann der Spiegelpunkt von P<br />

auf dem Graphen der Umkehrfunktion f 1 .<br />

In den Punkten P und P 0 zeichnen wir jeweils<br />

ein Tangentenstück mit Steigungsdreieck<br />

ein. Die beiden Steigungsdreiecke<br />

sind dann offensichtlich ebenfalls spiegelgleich.<br />

f hat im Punkt P die Steigung f 0 ðxÞ¼ b a .<br />

f<br />

1 dagegen hat im Spiegelpunkt P 0 die<br />

Steigung ðf 1 Þ 0 ðfx<br />

ðÞÞ¼ a b .<br />

Die erste Steigung ist also der Kehrwert<br />

des zweiten Steigungswertes. Daraus ergibt<br />

sich die nebenstehend aufgeführte<br />

Umkehrformel.<br />

y<br />

f(x)<br />

x<br />

P<br />

a<br />

x<br />

b<br />

f<br />

a<br />

b<br />

f(x)<br />

P'<br />

f -1<br />

f sei eine umkehrbare, an der Stelle x differenzierbare<br />

Funktion mit f 0 ðÞ6¼ x 0. Dann gilt<br />

die sogenannte<br />

Umkehrformel „1. Fassung“<br />

f 0 ð<br />

1<br />

xÞ¼ .<br />

ðf 1 Þ 0 ðfx<br />

ð ÞÞ Die Ableitung einer Funktion an der Stelle x<br />

ist gleich dem Kehrwert der Ableitung ihrer<br />

Umkehrfunktion an der Stelle f(x).<br />

x<br />

c<br />

.................................................................<br />

c<br />

Die Umkehrformel kann die Differentiation einer Funktion vereinfachen, wenn ihre Umkehrfunktion<br />

in einfacher Weise differenziert werden kann.<br />

Beispiel: Berechnen Sie die Ableitung der Funktion fðxÞ¼<br />

3p ffiffiffi x ðx > 0Þ.<br />

Lösung:<br />

Leicht zu differenzieren ist die Umkehrfunktion<br />

f 1 ðxÞ¼ x 3 . Deren Ableitung an<br />

der Stelle x ist ðf 1 Þ 0 ðÞ¼ x 3x 2 .<br />

In der Umkehrformel benötigen wir<br />

ðf 1 Þ 0 ðfðxÞÞ ¼ ðf 1 Þ 0 ffiffi<br />

ð 3p ffiffi<br />

x Þ¼3ð 3p<br />

x Þ 2 .<br />

Setzen wir dies in die Umkehrformel ein,<br />

so erhalten wir das Resultat:<br />

f 0 ðÞ¼ x<br />

1<br />

3 <br />

ffiffi 3p 2<br />

.<br />

x<br />

Umkehrfunktion von f:<br />

fx ðÞ¼ 3p ffiffi x<br />

f 1 ðxÞ¼x 3<br />

Ableitung von f –1 :<br />

ðf 1 Þ 0 ðxÞ¼3x 2<br />

Ableitung von f:<br />

f 0 1<br />

ðÞ¼ x<br />

ð<br />

f 1<br />

1<br />

¼<br />

ðf 1 Þ 0 ffiffi<br />

3p<br />

x<br />

¼ 1 ffiffi 3 3p 2<br />

x<br />

Þ 0 ðfx<br />

ð ÞÞ


1. Die Differentiation der Umkehrfunktion 245<br />

Übung 1<br />

Bestimmen Sie die Ableitungsfunktion von f mithilfe der Umkehrformel (1. Fassung).<br />

p<br />

a) fx ðÞ¼<br />

ffiffi<br />

ffiffiffi<br />

1<br />

x ,x> 0 b) fx ð Þ¼ 4p ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x ,x> 0 c) fx ðÞ¼ x 5 ,x> 0 d) fx ð Þ¼<br />

3p<br />

2x 2,x> 1<br />

In manchen Fällen ist es von Vorteil, die<br />

rechts dargestellte zweite Fassung der<br />

Umkehrformel zu verwenden. Diese zweite<br />

Fassung ist völlig äquivalent zur ersten<br />

Fassung, und sie kann wie diese auch graphisch-anschaulich<br />

begründet werden.<br />

Umkehrformel „2. Fassung“<br />

ðf 1 Þ 0 ðÞ¼ x<br />

1<br />

f 0 ðf 1 ðÞ x Þ<br />

Die Ableitung der Umkehrfunktion an der<br />

Stelle x ist gleich dem Kehrwert der Ableitung<br />

der Funktion an der Stelle f<br />

1 (x).<br />

c<br />

..................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼ x 3 2 ,x> 0. Bestimmen Sie die Ableitung der Umkehrfunktion<br />

f<br />

1 von f.<br />

Lösung:<br />

Wir bestimmen zunächst die Umkehrfunktion<br />

von f.<br />

Dies ist die Funktion f 1 ðxÞ¼ x 2 3 .<br />

Umkehrfunktion von f:<br />

fx ðÞ¼ x 3 2<br />

f 1 ðÞ¼ x x 2 3<br />

Wir können den Funktionsterm<br />

pffiffi<br />

von f als Ableitung von f:<br />

Produkt fx ðÞ¼ x x darstellen und hiervon<br />

mit Hilfe der Produktregel und Wur-<br />

fx ðÞ¼ x 3 1 pffiffi<br />

2 ¼ x x 2 ¼ x x<br />

zelregel die Ableitung f 0 ðÞ¼ x<br />

3 pffiffiffi<br />

x<br />

f 0 pffiffi<br />

p<br />

ðÞ¼ x 1 x þ x p<br />

1<br />

2<br />

2 ffiffi ¼ ffiffi x<br />

x þ<br />

bilden.<br />

f 0 ðÞ¼ x<br />

3 2 pffiffiffi<br />

x<br />

Dieses Ergebnis können wir nun in die Ableitung von f –1 :<br />

Umkehrformel (2. Fassung) einsetzen.<br />

ðf<br />

So erhalten wir die gesuchte Ableitung<br />

1 Þ 0 ðxÞ¼ 1<br />

f 0 ðf 1 ðxÞÞ ¼ 1 ¼ p<br />

1<br />

f 0 ðx 2 3Þ 3<br />

ðf 1 Þ 0 ðxÞ¼ 2 3 x 1 3 . ¼ 2 ¼ 2<br />

3 x 1 3 3 x 1 3<br />

ffiffiffiffi<br />

2 x 2 3<br />

pffiffi<br />

x<br />

2<br />

Übung 2<br />

Bestimmen Sie die Ableitung der Umkehrfunktion von f auf zwei Wegen.<br />

Weg 1: Bestimmen Sie zunächst f<br />

1 und anschließend (f<br />

1 ) 0 durch Differentiation von f<br />

1 .<br />

Weg 2: Bestimmen Sie (f<br />

1 ) 0 direkt mithilfe der 2. Fassung der Umkehrformel.<br />

p<br />

a) fx ðÞ¼ 2xþ 6 b) fx ð Þ¼ 2 þ<br />

ffiffi x ,x> 0 c) fx ðÞ¼<br />

1<br />

2x ,x> 0 d) fx ð Þ¼ ðx þ 1Þ2<br />

,x> 1<br />

Übung 3<br />

p<br />

Bestimmen Sie mithilfe der Umkehrformel die Ableitung von fx ð Þ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x 1,x> 1, bzw. die<br />

Ableitung der Umkehrfunktion von fx ð Þ¼ x 2 p ffiffi<br />

x ,x> 0.


246<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

2. Die natürliche Logarithmusfunktion<br />

Die Exponentialfunktion fðxÞ¼e x zur Eulerschen Basis e ist<br />

streng monoton steigend und daher umkehrbar. Ihre Umkehrfunktion,<br />

deren Graph durch Spiegelung des Graphen der Exponentialfunktion<br />

an der Winkelhalbierenden konstruiert werden<br />

kann, wird als natürliche Logarithmusfunktion bezeichnet.<br />

Man verwendet für den Funktionsterm dieser neuen Funktion<br />

die symbolische Schreibweise ln x (logarithmus naturalis).<br />

y/cm<br />

20<br />

2. Umrundung<br />

1. Umrundung<br />

f(x) = e x<br />

y<br />

1<br />

1 x<br />

f -1 (x) = ln x<br />

246-1<br />

Der Taschenrechner hat eine ln -Taste<br />

zur Berechnung von Funktionswerten<br />

der natürlichen Logarithmusfunktion.<br />

Eigenschaften von f(x) = ln x<br />

Definitionsmenge: R þ ðx > 0Þ<br />

Wertemenge: R ð 1 < x < 1Þ<br />

Monotonieverhalten: streng monoton steigend<br />

Besondere Funktionswerte: ln1 ¼ 0, lne ¼ 1<br />

10<br />

Der Graph der Funktion steigt zunächst dicht an der y-Achse<br />

verlaufend auf deren rechter Seite steil empor, um die x-Achse<br />

bei x=1 zu schneiden und dann schnell extrem abzuflachen.<br />

Sein weiteres Wachstum ist unglaublich gering.<br />

c<br />

...............................................<br />

Beispiel: Wir denken uns den Graphen der natürlichen Logarithmusfunktion<br />

fðxÞ¼lnx auf einen Papierstreifen aufgetragen,<br />

der die Erde auf der Höhe des ¾quators umspannt. Der<br />

¾quator sei die x-Achse, und eine Längeneinheit sei 1 cm.<br />

Welche Höhe hat der Funktionsgraph nach einer Erdumrundung<br />

erreicht, wie hoch ist er nach zwei Erdumrundungen?<br />

Lösung:<br />

Der Erdradius beträgt 6370 km, der Umfang also ca. 40 000 km,<br />

das sind 4 10 9 cm.<br />

Der Funktionswert beträgt fð4 10 9 Þ¼lnð4 10 9 Þ 22,11cm.<br />

c Nach einer weiteren Umrundung sind es gerade erst 22,80 cm.<br />

1<br />

1<br />

x/cm


1. 2. Die Differentiation natürliche Logarithmusfunktion<br />

der Umkehrfunktion 247<br />

Übungen<br />

1. Ergänzen Sie die Wertetabelle der natürlichen Logarithmusfunktion f(x)=ln x.<br />

x 0,1 0,25 0,5 1 2 e 3 5 10 100 1000<br />

f(x) = ln x<br />

2. An welcher Stelle x besitzt die natürliche Logarithmusfunktion den Funktionswert y?<br />

aÞ y ¼ 0,5 bÞ y ¼ 1 cÞ y ¼ 2 dÞ y ¼ 10 eÞ y ¼ 1 fÞ y ¼ 100<br />

Beispielrechnung für den Funktionswert y = 5: y = 5, ln x = 5, x ¼ e 5 ,x 148,41<br />

3. Welchen Funktionswert würde die Funktion f(x)=ln x erreichen, wenn man den positiven<br />

Teil der x-Achse von der Erde bis an die äußere Grenze des Weltalls legen würde?<br />

Die verwendete Maßeinheit auf den Achsen sei Zentimeter.<br />

Informationen: Nehmen Sie an, dass diese äußere Grenze 10 Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Ein<br />

Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr (365 Tage) zurücklegt. Das Licht legt in einer<br />

Sekunde im Vakuum ca. 300000 km zurück.<br />

4. Finden Sie durch Probieren mit dem Taschenrechner eine möglichst kleine natürliche Zahl N<br />

heraus, sodass im Intervall [N ; N þ 1] der Zuwachs der Funktion f(x)=ln x unter 0,01 liegt.<br />

5. Für das Rechnen mit natürlichen Logarithmen gelten die gleichen<br />

Rechengesetze wie für den Zehnerlogarithmus. Rechts sind<br />

diese Gesetze zur Erinnerung dargestellt.<br />

Vereinfachen Sie mithilfe dieser Rechengesetze den Funktionsterm<br />

der Funktion f.<br />

aÞ fðxÞ¼lnðe 2x pffiffi<br />

<br />

Þ bÞ fðxÞ¼lnð x Þ cÞ fðxÞ¼ln<br />

1<br />

x<br />

<br />

dÞ fðxÞ¼lnðx 2 Þ eÞ fðxÞ¼lnðx e x Þ fÞ fðxÞ¼ln x þ 1<br />

e<br />

<br />

gÞ fðxÞ¼e lnðxþ1Þ lnx hÞ fðxÞ¼e xln2 iÞ fðxÞ¼ln x<br />

e<br />

<br />

3x<br />

jÞ fðxÞ¼lnðx þ 1Þ lnx þ ln 1 x<br />

6. Berechnen Sie die folgenden Werte des natürlichen Logarithmus<br />

mithilfe der Rechengesetze bzw. der rechts abgebildeten Tabelle<br />

für die Logarithmen von 2, 3, 5 und 7.<br />

<br />

aÞ exakt: lnðe 2 Þ, ln 1 pffiffi<br />

, lnð e<br />

e<br />

Þ, lnðe e Þ<br />

bÞ gen€ahert: lnð6Þ, lnð125Þ, lnð10 6 Þ, lnð315 000Þ:<br />

Rechenregeln für ln<br />

lnða bÞ¼lna þ lnb<br />

<br />

¼ lna lnb<br />

ln a b<br />

lnða b Þ¼b lna<br />

lnðe x Þ¼x<br />

e lnx ¼ x<br />

ln 2 0,693<br />

ln 3 1,099<br />

ln 5 1,609<br />

ln 7 1,946<br />

7. Lösen Sie die logarithmische Gleichung.<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

aÞ ln x ¼ 2,5 bÞ ln x ¼ 3 cÞ lnð2xþ 1Þ¼0,5 dÞ lnð 1 xÞ¼3<br />

eÞ lnðx þ 1Þ¼1 þ ln x fÞ lnðx 2 Þ lnðx þ 4Þ¼ln2


248 Mathematische Streifzüge<br />

Wie Euler Logarithmen berechnete<br />

Heute ist es sehr einfach, den Logarithmus einer Zahl zu ermitteln. Jeder wissenschaftliche<br />

Taschenrechner verfügt über entsprechende Tasten. Bevor es Taschenrechner gab, wurden Logarithmen<br />

aus Tabelle – sogenannten Logarithmentafeln – abgelesen. Aber wie wurden diese<br />

Tafeln aufgestellt?<br />

Es sind verschiedene historische Verfahren<br />

zur Berechnung von Logarithmen bekannt.<br />

Eines beschreibt Leonhard Euler<br />

(1707–1783) in seinem berühmten Werk<br />

Introductio in Analysin Infinitorum.<br />

Die Schöpfer der ersten Logarithmentafeln mussten ihr Werk allein mithilfe der vier Grundrechenarten<br />

erledigen. Außerdem beherrschten sie die Berechnung von Quadratwurzeln beispielsweise<br />

mit dem Verfahren von Heron, bei dem nach der Vorschrift x n + 1<br />

= 1_<br />

2 ( x n<br />

+ __ x a<br />

n<br />

) ausgehend<br />

von einem beliebigen Startwert x 0<br />

iterativ eine Zahlenfolge x 1<br />

, x 2<br />

, x 3<br />

, … erzeugt wird, die gegen<br />

__<br />

die gesuchte Zahl √ a strebt.<br />

Das von Euler beschriebene Verfahren zur Berechnung von Logarithmen verwendet nur Multiplikationen<br />

und das Quadratwurzelziehen sowie die Bildung des arithmetischen Mittels zweier<br />

Zahlen. Es beruht im Wesentlichen auf der Anwendung zweier Rechengesetze für Logarithmen:<br />

__ 1_<br />

ln(a · b) = ln a + ln b und ln √ c = ln c<br />

2<br />

= ___ ln c . (vgl. roten Kasten auf S. 247)<br />

2<br />

_____<br />

Demnach gilt für zwei positive Zahlen A und B: ln √ A · B = ________ ln A + ln B<br />

.<br />

2<br />

Diese Beziehung bildet die Grundlage für Eulers Berechnungsverfahren für Logarithmen.


Wie Euler Logarithmen berechnete<br />

249<br />

Die Beziehung sagt aus: Kennt man die Logarithmen zweier Zahlen A und B, dann ist das arithmetische<br />

Mittel der beiden Logarithmen ln A und ln B gleich dem Logarithmus der Quadratwurzel<br />

aus dem Produkt der beiden Zahlen.<br />

Soll nun der Logarithmus einer Zahl Z berechnet ____ werden, die zwischen A und B liegt, dann kann<br />

ln A + ln B<br />

man den Logarithmus einer weiteren Zahl C = √ AB bestimmen durch die Mittelbildung ______ .<br />

2<br />

Anschließend wählt man von den drei Zahlen A, B, C diejenigen beiden Zahlen aus, zwischen<br />

denen Z liegt, und verfährt in gleicher Weise.<br />

Der nebenstehende Ausschnitt<br />

aus einer Seite der Introductio<br />

zeigt die Vorgehensweise von<br />

Euler bei der Berechnung des<br />

dekadischen Logarithmus von 5.<br />

Die Berechnung von log 10<br />

5 beginnt<br />

Euler mit den Zahlen A = 1<br />

und B = 10, deren Logarithmen<br />

bekannt sind; Euler schreibt daneben<br />

____ lA = 0 und lB = 1, setzt<br />

C = √ AB und notiert in der dritten<br />

Zeile den Wert dieser Wurzel.<br />

lC berechnet er als arithmetisches<br />

Mittel von lA und lB,<br />

usw.<br />

Als Ergebnis erhält Euler<br />

schließlich log 10<br />

5 = 0,6989700.<br />

Abschließend soll der natürlichen Logarithmus der Zahl 2 ermittelt werden. Als erste Näherungszahl<br />

wird A = 1 gewählt, als zweite B = e ≈ 2,718 281 828, denn ln e = 1 ist bekannt und 2 liegt<br />

zwischen 1 und e. Die Quadratwurzeln der ersten Spalte (ab Zeile 3) werden der Einfachheit<br />

halber nicht mit „Heron“, sondern mit einem zehnstelligen Taschenrechner bestimmt. Die Zahlen<br />

in der zweiten Spalte (ab Zeile 3) sind die Mittelwerte von zwei bereits berechneten Logarithmen.<br />

A = 1,000000000 ln A = 0,000000000 Es sei: ____<br />

B = 2,718281828 ln B = 1,000000000 C = √ AB<br />

C = 1,648721271<br />

ln C = ________ ln A + ln B<br />

= 0,500000000 D = √ ___<br />

BC<br />

2<br />

ln B + ln C<br />

D = 2,117000017<br />

ln D = ________ = 0,750000000 E = √ ____<br />

CD<br />

2<br />

ln C + ln D<br />

E = 1,868245958<br />

ln E = ________<br />

___<br />

= 0,625000000 F = √ DE<br />

2<br />

F = 1,988737470<br />

ln F = ________<br />

___<br />

ln D + ln E<br />

= 0,687500000 G = √ DF<br />

2<br />

G = 2,051866774<br />

ln G = ________ ln D + ln F<br />

= 0,718750000 H = √ ___<br />

FG<br />

2<br />

ln F + ln G<br />

H = 2,020055528<br />

ln H = ________<br />

___<br />

= 0,703125000 I = √ FH<br />

2<br />

I = 2,004335331<br />

ln I = ________<br />

___<br />

ln F + ln H<br />

= 0,695312500 J = √ FI<br />

2<br />

J = 1,996521168<br />

ln J = _______ ln F + ln I<br />

= 0,691406250 K = √ __<br />

IJ<br />

2<br />

Setzen Sie das Verfahren fort, bis in der ersten Spalte 2,000 000 000 steht. Vergleichen Sie Ihren<br />

Wert für ln 2 mit dem Näherungswert, den Ihr Taschenrechner liefert.


250<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

3. Die Ableitung von f(x) = ln x<br />

Logarithmische Integration<br />

A. Graphische Differentiation von f (x) = ln x<br />

Mithilfe des Differentialquotienten kann<br />

man Ableitungsregeln gewinnen. Bei der<br />

Logarithmusfunktion gelingt dies nicht, da<br />

der im Differenzenquotienten auftretende<br />

Term ln(x+h) nicht weiter umformbar ist.<br />

f 0 fðx þ hÞ fðxÞ<br />

ðxÞ¼lim<br />

h!0 h<br />

¼ lim<br />

lnðx þ hÞ lnðxÞ<br />

h!0 h<br />

Aus diesem Grund versuchen wir, die Ableitung der Funktion zeichnerisch zu gewinnen.<br />

¼ ?<br />

c<br />

.......................................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Gegeben sei die natürliche Logarithmusfunktion f(x) =ln x. Bestimmen Sie zeichnerisch<br />

die Ableitungsfunktion von f.<br />

Lösung:<br />

Wir zeichnen den Graphen von f und tragen<br />

in einigen Punkten die Tangenten an,<br />

deren Steigungen wir angenähert ablesen<br />

und tabellieren. Falls die Ablesungen zu<br />

ungenau erscheinen, können wir die Steigungen<br />

auch rechnerisch mithilfe des Differenzenquotienten<br />

ermitteln, wie rechts<br />

für das Beispiel f 0 ð2Þ dargestellt.<br />

x 0,5 1 2 3<br />

f 0 ðxÞ 2 1 0,5 0,3<br />

Mithilfe dieser Wertetabelle skizzieren<br />

wir die Ableitungsfunktion f 0 , deren Funktionswerte<br />

die Steigungen von f sind.<br />

Aufgrund des Verlaufs des Graphen von f 0<br />

liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei<br />

um die Reziprokenfunktion handelt.<br />

Die Tabellenwerte bekräftigen diese Vermutung,<br />

denn offenbar gilt stets angenähert<br />

der Zusammenhang f 0 ðxÞ¼ 1 x .<br />

Dies verträgt sich auch mit der Beobachtung,<br />

dass die Logarithmusfunktion immer<br />

steiler wird, so dass ihre Steigung über alle<br />

Grenzen wächst, wenn man sich von rechts<br />

der Stelle x=0 nähert, und dass ihre Steigung<br />

für x !1gegen null tendiert.<br />

y<br />

3<br />

2<br />

1<br />

-1<br />

f 0 lnð2 þ hÞ lnð2Þ<br />

ð2Þ¼lim<br />

h!0 h<br />

lnð2 þ 0,01Þ<br />

lnð2Þ<br />

m = 2<br />

<br />

0,01<br />

0,6981 0,6931<br />

0,01<br />

0,5<br />

?<br />

f'(x) = 1 x<br />

m = 1<br />

m = 0,5<br />

m = 0,3<br />

f(x) = ln x<br />

1 2 3 4 x<br />

Logarithmische Ableitung<br />

Die natürliche Logarithmusfunktion<br />

f(x)=ln x ist für x >0 differenzierbar.<br />

Es gilt die sog. logarithmische Ableitungsregel:<br />

ðlnxÞ 0 ¼ 1 x :


3. Die Ableitung von fðxÞ¼ln x 251<br />

B. Rechnerische Differentiation von f (x) = ln x<br />

Der rechnerische Nachweis der Gültigkeit<br />

der Regel für die Ableitung der Funktion<br />

fx ðÞ¼ lnx kann mithilfe der Formel für<br />

die Ableitung der Umkehrfunktion geführt<br />

werden, denn die Ableitung der Umkehrfunktion<br />

f 1 ðÞ¼ x e x ist uns bekannt. Es<br />

gilt nämlich ðf 1 Þ 0 ðxÞ¼ e x .<br />

Setzen wir diese drei Identitäten in die Umkehrformel<br />

ein, so erhalten wir laut nebenstehender<br />

Rechnung die logarithmische<br />

Ableitungsformel, die damit bewiesen ist.<br />

Beweis der logarith. Ableitungsregel:<br />

f 0 1<br />

ðÞ¼ x<br />

ð<br />

f 1<br />

Þ 0 ðfx<br />

ð ÞÞ<br />

fx ðÞ¼ lnx<br />

f 1 ðÞ¼ x e x<br />

ðf 1 Þ 0 ðxÞ¼ e x<br />

ðf 1 Þ 0 ðfx<br />

ð ÞÞ¼ e lnx<br />

f 0 ðÞ¼ x<br />

1 ¼ 1 e ln x x<br />

Umkehrformel<br />

Übung 1<br />

a) Welche Steigung m und welchen Steigungswinkel a hat die Funktion fx ðÞ¼ ln x an den<br />

Stellen x ¼ 1 und x ¼ 2?<br />

b) An welcher Stelle x steigt die Funktion fx ð Þ¼ lnx unter einem Winkel von 30° gegen die<br />

Horizontale an?<br />

C. Ableitungsübungen<br />

Wir üben nun das Differenzieren von Funktionen, deren Gleichungen logarithmische Terme<br />

enthalten. Dabei wenden wir bereits bekannte Regeln wie Produkt- und Kettenregel an.<br />

...............................<br />

c Beispiel: Bestimmen Sie die Ableitungsfunktion f 0 von f. Dabei gelte stets x > 0.<br />

a) fðÞ¼ x lnð2xÞ b) fðxÞ¼ lnðx 3 Þ c) fðÞ¼ x x lnð2xÞ<br />

Lösung zu a und zu b:<br />

Wir verwenden hierbei die Kettenregel.<br />

a) f 0 ðÞ¼ x ½lnð2xÞŠ 0 ¼ 1<br />

2x 2 ¼ 1 x<br />

c b) f 0 ðÞ¼ x ½lnðx 3 ÞŠ 0 ¼ 1 3x 2 ¼ 3 x 3 x<br />

Lösung zu c:<br />

Wir verwenden Produkt- und Kettenregel.<br />

c) f 0 ðÞ¼ x ½x lnð2xÞŠ 0<br />

¼ 1 lnð2xÞþ x 1<br />

2x 2<br />

¼ lnð2xÞþ 1<br />

Übung 2<br />

Bestimmen Sie die Ableitungsfunktionen f 0 und f 00 . Nennen Sie jeweils die Definitionsmenge.<br />

a) fx ð Þ¼ lnð5xÞ b) fx ðÞ¼ lnðx 2 Þ c) fx ð Þ¼ x þ lnð2xÞ<br />

d) fx ð Þ¼ x 2 lnðÞ<br />

x<br />

e) fx ðÞ¼ lnx<br />

pffiffiffi<br />

f) fx ð Þ¼ ln x<br />

x<br />

g) fx ð Þ¼ lnð2e 2x Þ h) fx ðÞ¼ ðlnxÞ 3 p<br />

i) fx ð Þ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffi<br />

ln x<br />

Übung 3<br />

h i 0<br />

Berechnen Sie ½lnðx n ÞŠ 0 , ln 1 x und ½lnðaxÞŠ<br />

0 auf zwei verschiedene Arten ðx > 0, a > 0, n 2 NÞ.<br />

Beispiel: Für x > 0 gilt ½lnðx 2 ÞŠ 0 ¼ 1 2x¼ 2 , aber auch ½lnð<br />

x 2 x2ÞŠ 0 ¼ ½2 lnxŠ 0 ¼ 2 1 x x ¼ 2 x .


252<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

D. Die logarithmische Integration<br />

Die Funktion gx ð Þ¼ 1 x ¼ x 1 war die einzige Potenzfunktion, die sich nicht mithilfe der verallgemeinerten<br />

Potenzregel integrieren ließ. Das unbestimmte Integral dieser Funktion und das<br />

unbestimmte Integral einer Funktion der Form gx ð Þ¼ f 0 ðxÞ<br />

lassen sich jedoch mit Hilfe der<br />

fx ð Þ<br />

natürlichen Logarithmusfunktion darstellen. Wir begründen dies nun genauer.<br />

Für x > 0 gilt: ½lnxŠ 0 ¼ 1 x .<br />

Daher ist Fx ðÞ¼ lnx für x > 0 eine<br />

Stammfunktion von fx ð Þ¼ 1 x .<br />

Für x < 0 gilt: ½lnð<br />

xÞŠ 0 ¼ 1 x ð 1Þ¼<br />

1 x .<br />

Also ist Fx ðÞ¼ lnð xÞ für x < 0 eine<br />

Stammfunktion von fx ð Þ¼ 1 x .<br />

Diese beiden Aussagen können wir folgendermaßen<br />

zusammenfassen:<br />

Die logarithmische Integration<br />

Für x 6¼ 0 ist fx ðÞ¼ 1 x integrierbar:<br />

ð<br />

1<br />

x<br />

dx ¼ ln jxj þ C.<br />

Für<br />

fx ðÞ> 0 gilt nach der Kettenregel<br />

½ln fðÞ<br />

x Š 0 ¼ 1<br />

fx ðÞ f 0 ðÞ¼ x<br />

f 0 ðxÞ<br />

fx ð Þ .<br />

Daher ist Fx ðÞ¼ lnðfðxÞÞfür fx ðÞ> 0 eine<br />

Stammfunktion von f 0 ðxÞ<br />

fx ð Þ .<br />

Für fx ðÞ< 0 ist analog Fx ð Þ¼ lnð<br />

fx ðÞÞ<br />

eine Stammfunktion von f 0 ðxÞ<br />

fx ð Þ .<br />

Dies führt auf die folgende Verallgemeinerung<br />

der logarithmischen Integration:<br />

Verallgemeinerte<br />

logarithmische Integration<br />

f sei eine differenzierbare Funktion, die<br />

nicht null wird. Dann gilt:<br />

ð<br />

f 0 ðÞ x<br />

dx ¼ ln jf ðÞjþC. x<br />

fx ðÞ<br />

..........................................................................<br />

c Beispiel: Gesucht ist jeweils der Inhalt der abgebildeten Fläche A.<br />

y<br />

1<br />

f(x) = 1 x<br />

1 2 3<br />

Lösung:<br />

Fx ðÞ¼ lnjxj ist eine Stammfunktion von<br />

fx ðÞ¼ 1 . Daher gilt:<br />

x<br />

ð 3 1<br />

A ¼<br />

x dx ¼½ln jxjŠ3 1<br />

1 ¼ ln3 ln1<br />

1,099 0<br />

c 1,1<br />

x<br />

y<br />

1<br />

f(x) = 2<br />

2x−3<br />

2 4<br />

x<br />

Lösung:<br />

Der Zählerterm 2 ist die Ableitung des<br />

Nennerterms 2x 3, daher kann logarithmisch<br />

integriert werden:<br />

A ¼<br />

ð 4 2<br />

2<br />

2x 3 dx ¼½lnj2x 3jŠ4 2<br />

¼ ln5 ln1 ¼ ln5 1,609


3. Die Ableitung von fðxÞ¼ln x 253<br />

E. EXKURS: Flächeninhaltsbestimmungen mit logarithmischer Integration<br />

Mit der logarithmischen Integration lassen sich Flächenprobleme für den Fall lösen, dass die<br />

Randkurven einfache gebrochen-rationale Funktionen sind.<br />

c<br />

...............................................................................................................<br />

Beispiel: Gegeben sind die Funktionen<br />

gx ð Þ¼ 3 2 x und hðxÞ¼<br />

6 ð 2xþ 2 x > 0Þ<br />

sowie<br />

die vertikale Gerade k mit der Gleichung<br />

x ¼ 4.<br />

Welchen Inhalt hat die Fläche A, die von<br />

den drei Graphen von g, h und k sowie<br />

der x-Achse umschlossen wird?<br />

Fertigen Sie zunächst eine Skizze an.<br />

Lösung:<br />

Anhand der Skizze erkennen wir, dass die<br />

Fläche A in die Teilflächen A 1 und A 2 zerlegbar<br />

ist.<br />

Die Schnittstelle der Funktionen g und h<br />

liegt bei x ¼ 1.<br />

A 1 hat den Inhalt 0,75.<br />

Zur Berechnung des Inhaltes von A 2 müssen<br />

wir im Integranden den Faktor 3<br />

6<br />

2xþ 2<br />

ausklammern, um einen Bruchterm der<br />

Form f0 ðxÞ<br />

zu erhalten, den wir mittels logarithmischer<br />

Integration behandeln können.<br />

fx ð Þ<br />

A 2 hat den Inhalt 2,75.<br />

c Als Gesamtinhalt erhalten wir A 3,5.<br />

1<br />

y<br />

A<br />

A 1 A 2<br />

1<br />

Schnittstellen von g und h:<br />

3<br />

2 x ¼ 6<br />

2xþ 2<br />

6x 2 þ 6x ¼ 12<br />

x 2 þ x 2 ¼ 0<br />

x ¼ 1, ðx ¼ 2Þ<br />

Flächeninhalte:<br />

h i 1<br />

3<br />

A 1 ¼<br />

2 xdx¼ 3 4 x2 ¼ 0,75<br />

0<br />

ð 1 0<br />

ð 4 ð 4<br />

6<br />

A 2 ¼<br />

2x þ 2 dx ¼ 3<br />

1<br />

1<br />

g<br />

4<br />

¼ 3 lnj2xþ 2j<br />

1<br />

2,75<br />

h<br />

2<br />

2xþ 2 dx<br />

k<br />

x = 4<br />

¼ 3ln10 ð ln4 Þ<br />

Resultat: A ¼ A 1 þ A 2 3,5<br />

x<br />

Übung 4<br />

Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A unter dem Graphen von f über dem Intervall I.<br />

a) fx ð Þ¼ 1 ,I¼ ½0;4Š b) fx ðÞ¼<br />

4x<br />

,I¼ ½0;3Š c) fx ð Þ¼ ex ,I¼ ½ 2;2 Š<br />

x þ 3<br />

x 2 þ 2<br />

e x þ 1<br />

Übung 5<br />

Die Graphen von f und g schließen eine Fläche A ein. Bestimmen Sie deren Inhalt.<br />

a) fx ð Þ¼ 10<br />

b) fx ðÞ¼ 1<br />

c) fx ð Þ¼ 3x 2 10x þ 9<br />

2x þ 1<br />

2x<br />

gx ðÞ¼ 5xþ 10 gðxÞ¼ 5 6 x þ 8 gx ðÞ¼ 2 3<br />

x<br />

Übung 6<br />

Bestimmen Sie den Inhalt der Fläche A, die von den Graphen der Funktionen fx ðÞ¼ 12<br />

gx ð Þ¼ x 2 þ 2, der vertikalen Geraden x ¼ 3 und den Koordinatenachsen umschlossen wird.<br />

3xþ 1 und


254<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

Übungen<br />

Ableitungsübungen<br />

7. Bestimmen Sie die Ableitungsfunktion f 0 .<br />

aÞ fðxÞ¼lnðx 2 2xÞ bÞ fðxÞ¼ln ðln xÞ cÞ fðxÞ¼lnðe x þ e x Þ<br />

dÞ fðxÞ¼ 1<br />

p<br />

eÞ fðxÞ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffi<br />

p<br />

ln x<br />

fÞ fðxÞ¼<br />

ffiffi x<br />

ln x<br />

ln x<br />

gÞ fðxÞ¼x 3 ln ð2xÞ hÞ fðxÞ¼ðx þ 1Þlnðx 2 1Þ iÞ fðxÞ¼ x2<br />

ln x<br />

<br />

<br />

qffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

jÞ fðxÞ¼ln 1 þ x<br />

e<br />

kÞ fðxÞ¼ln<br />

x<br />

1 þ e<br />

lÞ fðxÞ¼ln<br />

x<br />

1 x<br />

1 þ e x<br />

1 e x<br />

8. a) Entwickeln Sie eine Ableitungsregel für die allgemeine Logarithmusfunktion<br />

fðxÞ¼log a x ða > 0, a 6¼ 1 und x > 0Þ. Verwenden Sie hierbei die aus der 10. Klasse<br />

bekannte Regel für die Basistransformation: log a x ¼ log b x<br />

ðb > 0, b 6¼ 1Þ.<br />

log b a<br />

b) Berechnen Sie mit der in a) entwickelten Ableitungsregel die Ableitung f 0 folgender<br />

Funktionen für x > 0:<br />

1: fðxÞ¼log 2 x 2: fðxÞ¼log 1 3: fðxÞ¼log x log<br />

x<br />

5 x<br />

9. Bestimmen Sie die Ableitungsfunktion von fðxÞ¼x x für x > 0.<br />

Hinweis: Schreiben Sie den Funktionsterm als Potenz mit der Basis e.<br />

10. Welches ist die richtige Stammfunktion (für x > 0)? Weisen Sie Ihre Behauptung nach.<br />

B. f(x) = ln x +1<br />

A. f(x) = ln x + x<br />

C. f(x) = 2 x<br />

IV. F(x) = x · ln x<br />

II. F(x) = ln (x 2 )<br />

I. F(x) = x(ln x + ln 2-1)<br />

D. f(x) = ln (2x)<br />

III. F(x) = x · ln x - x + 0,5x 2<br />

Die logarithmische Integration<br />

11. Berechnen Sie mittels logarithmischer Integration eine Stammfunktion von f.<br />

aÞ fðxÞ¼ 2x<br />

x 2 þ 3<br />

dÞ fðxÞ¼ 1<br />

x ln x<br />

bÞ fðxÞ¼ 6<br />

3x 9<br />

eÞ fðxÞ¼ 1 þ ex<br />

x þ e x<br />

cÞ fðxÞ¼ x3 þ x<br />

x 4 þ 2x 2<br />

fÞ fðxÞ¼ ex þ e x<br />

e x e x<br />

12. Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A unter dem Graphen von f über dem Intervall I.<br />

aÞ fðxÞ¼ 1<br />

x þ 2 ,I¼½0;4Š<br />

6x<br />

e2x<br />

bÞ fðxÞ¼ ,I¼½0;3Š cÞ fðxÞ¼ ,I¼½10 ; 11Š<br />

x 2 þ 3 1 þ e 2x


3. 4. Die Elementare Ableitung Funktionsuntersuchungen<br />

von fðxÞ¼ln x 255<br />

4. Elementare Funktionsuntersuchungen<br />

In diesen Abschnitt werden unterschiedliche Problemstellungen aus der Differentialrechnung<br />

der Logarithmusfunktionen exemplarisch angesprochen, die später im Rahmen von umfassenderen<br />

Kurvenuntersuchungen als Teilaufgaben oder als Zusatzaufgaben wieder auftreten.<br />

c<br />

...................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Definitionsmenge und Graph<br />

Gegeben ist die Logarithmusfunktion<br />

fðxÞ¼lnð4 2xÞ.<br />

a) Bestimmen Sie die Definitionsmenge<br />

der Funktion f.<br />

b) Wo liegt die Nullstelle von f ?<br />

c) Wo hat die Funktion f den Wert 2?<br />

d) Zeichnen Sie den Graphen von f.<br />

Lösung:<br />

Die Logarithmusfunktion gðxÞ¼ln x ist<br />

nur für x > 0 definiert.<br />

Daher muss auch bei der Funktion f das<br />

Funktionsargument, d.h. der innere Term<br />

4 2x, positiv sein. Dies ist für x < 2 der<br />

Fall. Daher gilt: D f ¼fx 2 R: x < 2g.<br />

Die Nullstelle von f liegt laut nebenstehender<br />

Rechnung bei x ¼ 1,5.<br />

Der Funktionswert y ¼ 2 wird an der Stelle<br />

x 1,7 angenommen.<br />

f<br />

-2<br />

-1<br />

Definitionsmenge:<br />

4 2x> 0<br />

4 > 2x<br />

x < 2<br />

y<br />

Nullstelle: Funktionswert 2:<br />

lnð4 2xÞ¼0 lnð4 2xÞ¼2<br />

4 2x¼ 1 4 2x¼ e 2<br />

x ¼ 1,5 x ¼ 4 e2 <br />

2<br />

1,69<br />

2<br />

1<br />

x<br />

c<br />

................................................<br />

c<br />

Beispiel: Steigung und Tangente<br />

Gegeben ist fðxÞ¼lnðx 2 Þ für x 6¼ 0.<br />

a) Welche Steigung und welchen Steigungswinkel<br />

hat f bei x ¼ 1?<br />

b) Wie lautet die Gleichung der Tangente<br />

t an den Graphen von f in<br />

Pðej2Þ?<br />

Lösung zu a:<br />

f hat die Ableitung f 0 ðxÞ¼ 2 . Die Steigung<br />

x<br />

an der Stelle 1 beträgt also f 0 ð1Þ¼ 2 1 ¼ 2.<br />

Steigungswinkel: a ¼ arctan 2 63,4 .<br />

y<br />

1<br />

P(e|2)<br />

1 2 3<br />

Lösung zu b:<br />

Die Tangente geht durch den Punkt Pðej2Þ<br />

des Graphen von f und hat dort die Steigung<br />

m ¼ f 0 ðeÞ¼ 2 . Ihre Gleichung lautet daher<br />

e<br />

tðxÞ¼f 0 ðeÞðx eÞþ2 ¼ 2 e x:<br />

t<br />

x<br />

f<br />

Übung 1<br />

Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼ln ð0,5x þ 3Þ. Bestimmen Sie die Definitionsmenge von f, skizzieren<br />

Sie den Graphen von f und stellen Sie die Gleichung der Normalen in der Nullstelle auf.


256<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

c<br />

.....................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Tangente<br />

Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼lnx.<br />

Welche Ursprungsgerade gðxÞ¼m x<br />

berührt den Graphen von f als Tangente?<br />

Bestimmen Sie die Berührstelle x.<br />

Lösung:<br />

Die zeichnerische Lösung ist rechts dargestellt.<br />

Rechnerisch geht man davon aus,<br />

dass an der Berührstelle x sowohl die<br />

Funktionswerte als auch die Steigungen<br />

der beiden Funktionen übereinstimmen:<br />

fðxÞ¼gðxÞ und f 0 ðxÞ¼g 0 ðxÞ:<br />

Diese beiden Gleichungen bilden ein Gleichungssystem,<br />

das mit dem Einsetzungsoder<br />

dem Gleichsetzungsverfahren leicht<br />

gelöst werden kann. Wir erhalten eine Berührstelle<br />

bei x ¼ e. Hieraus folgt für die<br />

Geradensteigung m ¼ 1 . Die Tangentengleichung<br />

ist also gðxÞ¼ 1 e<br />

e x.<br />

y<br />

1<br />

1<br />

Ursprungsgerade<br />

2,8<br />

f(x) = ln x<br />

Berührstelle:<br />

fðxÞ ¼gðxÞ ) ln x ¼ mx ð1Þ<br />

f 0 ðxÞ¼g 0 ðxÞ ) 1 x ¼ m ð2Þ<br />

Einsetzen von (2) in (1):<br />

lnx ¼ 1<br />

x ¼ e<br />

Tangentengleichung:<br />

Einsetzen von x ¼ e in (2):<br />

m ¼ 1 ) gðxÞ¼ 1 e<br />

e x<br />

x<br />

c<br />

........................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Extremalproblem<br />

Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼2 lnx.<br />

Wie muss der Punkt PðzjfðzÞÞ des Graphen<br />

von f gewählt werden ð1 < z < eÞ,<br />

damit der Umfang des dargestellten<br />

Rechtecks möglichst groß wird?<br />

Lösung:<br />

Die Länge des Rechtecks beträgt ðe zÞ,<br />

die Höhe beträgt fðzÞ¼2 lnz.<br />

Damit gilt für den Umfang U die Beziehung:<br />

UðzÞ¼2 ðe zÞþ4 lnz.<br />

Mithilfe der Differentialrechnung können<br />

wir das Maximum der Funktion U errechnen.<br />

Es liegt nach nebenstehender Rechnung<br />

bei z ¼ 2.<br />

Der zugehörige Maximalumfang hat den<br />

Wert U MAX ¼ Uð2Þ4,21.<br />

y<br />

1<br />

P<br />

f<br />

1 z e<br />

Extremalrechnung:<br />

UðzÞ ¼2 ðe zÞþ4 lnz<br />

U 0 ðzÞ ¼ 2 þ 4 z<br />

U 00 ðzÞ¼ 8 z 2<br />

U 0 ðzÞ ¼0 ) 2 þ 4 z ¼ 0 , z ¼ 2<br />

U 00 ð2Þ¼ 2 < 0 ) Maximum<br />

U MAX ¼ Uð2Þ¼2 ðe 2Þþ4 ln2 4,21<br />

x<br />

Übung 2<br />

Die Graphen von fðxÞ¼x 2 und gðxÞ¼2 lnx schneiden aus der senkrechten Geraden<br />

x ¼ t ðt > 0Þ eine Strecke heraus. Für welchen Wert von t ist die Länge dieser Strecke am kleinsten?<br />

Lösen Sie die Aufgabe zeichnerisch und rechnerisch.


3. 4. Die Elementare Ableitung Funktionsuntersuchungen<br />

von fðxÞ¼ln x 257<br />

Übungen<br />

3. Bestimmen Sie die Definitionsmenge von f.<br />

a) fx ð Þ¼ lnð2xÞ b) fx ð Þ¼ lnðx þ 3Þ c) fx ðÞ¼ lnð5<br />

xÞ d) fx ð Þ¼ lnð4<br />

6xÞ<br />

p<br />

e) fx ð Þ¼ lnðx 2 Þ f) fx ð Þ¼ lnðx 2 þ 1Þ g) fx ðÞ¼ lnð1 x 2 Þ h) fx ð Þ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffi<br />

ln x<br />

4. Welche Steigung hat der Graph der<br />

Funktion f an der Stelle x?<br />

a) fx ð Þ¼ lnð3xÞ,x¼ e<br />

b) fx ð Þ¼ lnðx 2 Þ,x¼ 1<br />

5. An welchen Stellen beträgt der Steigungswinkel<br />

von f 45°?<br />

a) fx ð Þ¼ lnð3xÞ<br />

b) fx ð Þ¼ lnðx 2 Þ<br />

6. Gesucht ist die Gleichung der Tangente<br />

t bzw. der Normalen n an den<br />

Graphen von f im Punkt P.<br />

a) Tangente in P2jln 4 ,fðxÞ¼ lnð2xÞ<br />

b) Normale in P1j0 ð Þ,fðxÞ¼ lnð2<br />

xÞ<br />

c) Tangente in Pej2 ,fðxÞ¼ lnðx 2 Þ<br />

d) Normale in P1j0 ð Þ,fðxÞ¼ x lnx<br />

7. Welche Parallele n zur eingezeichneten<br />

Geraden g ist Normale an den Graphen<br />

von fx ð Þ¼ lnx?<br />

Lösen Sie die Aufgabe zeichnerisch<br />

näherungsweise und rechnerisch exakt.<br />

y<br />

2<br />

1<br />

g<br />

n(x) = ?<br />

f(x) = ln x<br />

1<br />

x<br />

8. Die Graphen von fx ð Þ¼ ln x und<br />

gx ð Þ¼ x schneiden aus der senkrechten<br />

Geraden x ¼ z eine Strecke heraus.<br />

Für welchen Wert von z ist die<br />

Länge dieser Strecke minimal? Lösen<br />

Sie die Aufgabe zeichnerisch näherungsweise<br />

und rechnerisch exakt.<br />

y<br />

1<br />

1<br />

x = z<br />

g(x) = x<br />

f(x) = ln x<br />

x<br />

9. Gesucht ist der Inhalt der Fläche A, die vom Graphen von fx ðÞ¼ lnð4<br />

Koordinatenachsen im 1. Quadranten umschlossen wird.<br />

a) Verwenden Sie eine Stammfunktion F von f.<br />

b) Verwenden Sie die Umkehrfunktion f 1 von f.<br />

xÞund den beiden<br />

10. Gesucht ist der Inhalt der abgebildeten<br />

Fläche A.<br />

1<br />

y<br />

A<br />

x 2<br />

ln x<br />

1<br />

x


258<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

5. Kurvendiskussionen<br />

A. Kurvenuntersuchungen<br />

Im Folgenden werden Funktionen untersucht, deren Funktionsgleichungen logarithmische<br />

Terme enthalten. Dabei werden die Standarduntersuchungen (Definitionsmenge, Nullstellen,<br />

Extrema, Wendepunkte, Graph) durchgeführt und durch einige weitere Zusatzprobleme ergänzt.<br />

..............................................<br />

c Beispiel: Betrachtet wirdfðxÞ¼x ln x:<br />

Skizzieren Sie die Graphen der Einzelterme<br />

x und ln x und entwickeln Sie hieraus<br />

den Graphen von f durch additive<br />

Überlagerung.<br />

c<br />

Lösung:<br />

Der Graph von f wird durch Differenzbildung<br />

aus den beiden Graphen der Einzelterme<br />

gewonnen. Es entsteht der abgebildete<br />

Graph, der außer einem Minimum<br />

keine weiteren Besonderheiten aufweist.<br />

y<br />

1<br />

f(x) = x- ln x<br />

1<br />

x<br />

ln x<br />

x<br />

..................................................................................................<br />

c Beispiel: Diskutieren Sie fðxÞ¼x ln x (Definitionsmenge, Ableitungen, Nullstellen, Extrema,<br />

Wendepunkte, Verhalten für x !1, Verhalten für x ! 0).<br />

.<br />

Lösung:<br />

1. Definitionsmenge:<br />

Der Term x ist für x 2 R definiert, der Term ln x nur für x > 0. Daher ist der Differenzterm<br />

x ln x ebenfalls nur für x > 0 definiert: D f ¼ R þ :<br />

2. Ableitungen:<br />

f 0 1<br />

ðxÞ¼1<br />

x , f00 ðxÞ¼ 1 , f 000 ðxÞ¼ 2 x 2 x 3<br />

3. Nullstellen:<br />

f hat keine Nullstellen. Wir können die Gleichung x ln x ¼ 0 nicht nach x auflösen und<br />

müssen daher den Nachweis argumentativ führen.<br />

Fall 1: x 1: In diesem Bereich ist x > 0 und ln x 0, daher ist hier x ln x > 0. Es gibt<br />

also keine Nullstelle.<br />

Fall 2: x 1: In diesem Bereich ist 1 x 1 und damit f 0 1<br />

ðxÞ¼1 0. f ist hier also monoton<br />

steigend. Daher nimmt die Funktion ihren kleinsten Wert an der Stelle<br />

x<br />

x ¼ 1 an, nämlich fð1Þ¼1. Also hat f auch für x 1 keine Nullstelle.<br />

4. Extrema:<br />

Die Funktion besitzt ein Minimum an<br />

der Stelle x ¼ 1. Es handelt sich um einen<br />

Tiefpunkt Tð1j1Þ.<br />

f 0 ðxÞ ¼0: 1<br />

1<br />

x ¼ 0 , 1 x ¼ 1 , x ¼ 1<br />

y ¼ fð1Þ¼1 ln 1 ¼ 1<br />

f 00 ð1Þ¼1 > 0 ) Minimum


3. 5. Die Kurvendiskussionen<br />

Ableitung von fðxÞ¼ln x 259<br />

....................................................<br />

c<br />

5. Verhalten für x À‘:<br />

Wir prüfen das Verhalten für x !1<br />

mithilfe einer Wertetabelle:<br />

x 1 10 100 1000 !1<br />

f(x) 1 7,7 95,4 993,1 !1<br />

f 0 ðxÞ 0 0,9 0,99 0,999 ! 1<br />

Für x!1wachsen die Funktionswerte<br />

ebenfalls gegen 1, während die Steigung<br />

f 0 sich dem Wert 1 nähert. Der<br />

Graph verläuft also dann fast parallel zur<br />

Winkelhalbierenden des 1. Quadranten.<br />

6. Verhalten für x À 0:<br />

Hier verwenden wir ebenfalls eine<br />

Wertetabelle:<br />

x 1 0,1 0,01 0,001 ! 0<br />

f(x) 1 2,4 4,6 6,9 !1<br />

f 0 ðxÞ 0 – 9 – 99 – 999 ! 1<br />

Für x ! 0 streben die Funktionswerte<br />

ebenfalls gegen 1, die Steigung f 0 dagegen<br />

strebt nach 1. Der Graph geht<br />

also fast senkrecht rechts neben der<br />

y-Achse in die Höhe.<br />

............................................................ ........................................................<br />

c Beispiel: Gegeben ist wieder die<br />

Funktion fðxÞ¼x ln x.<br />

Wie lautet die Gleichung der Kurvennormalen<br />

im Punkt Pðeje 1Þ?<br />

c<br />

Lösung:<br />

Wir gehen von der allgemeinen Normalengleichung<br />

aus, die rechts dargestellt ist.<br />

Dort setzen wir z ¼ e, fðzÞ¼fðeÞ¼e 1<br />

und f 0 ðzÞ¼f 0 1<br />

ðeÞ¼1<br />

e ¼ e 1 ein.<br />

e<br />

Mit dem Näherungswert e 2,72 erhalten<br />

wir nðxÞ 1,58x þ 6,02 als Normalengleichung.<br />

c Beispiel: Gegeben sind fðxÞ¼x ln x<br />

sowie gðxÞ¼ln x. Die Graphen von f<br />

und g schneiden aus der senkrechten Geraden<br />

x ¼ z eine Strecke heraus.<br />

Für welchen Wert von z ist die Länge<br />

dieser Strecke am kleinsten?<br />

c<br />

Lösung:<br />

Die Länge dieser Strecke ist die Differenz<br />

der Funktionswerte von f und g an der Stelle<br />

x ¼ z, also lðzÞ¼z 2 ln z.<br />

Gesucht ist das relative Minimum dieser<br />

Funktion. Die Extremalberechnung zeigt,<br />

dass es bei z ¼ 2 liegt. Die minimale Streckenlänge<br />

beträgt dann l MIN 0,61:<br />

y<br />

1<br />

f(x) = x - ln x<br />

1<br />

nðxÞ¼<br />

1<br />

f 0 ðzÞ ðx<br />

P<br />

e<br />

Normale<br />

zÞþfðzÞ<br />

e<br />

nðxÞ¼ ðx eÞþe 1<br />

e 1<br />

nðxÞ 1,58 ðx 2,72Þþ1,72<br />

nðxÞ 1,58 x þ 6,02<br />

y<br />

1<br />

1<br />

x = z<br />

f(x) = x- ln x<br />

lðzÞ ¼fðzÞ gðzÞ¼z 2 ln z<br />

l 0 2<br />

ðzÞ¼ 1 ¼ 0<br />

z<br />

z ¼ 2<br />

l MIN ¼ lð2Þ¼2 2 ln 2 0,61<br />

x<br />

g(x) = ln x<br />

x


260<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

..................................................................................................................................................................................................<br />

c Beispiel: Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼ln x þ lnð4 xÞ.<br />

Bestimmen Sie die Definitionsmenge von f. Untersuchen Sie f auf Nullstellen, Ableitungen,<br />

Extrema und Wendepunkte. Wie verhält sich f an den Rändern der Definitionsmenge?<br />

Skizzieren Sie den Graphen von f.<br />

c<br />

Lösung:<br />

1. Definitionsmenge:<br />

Der Term ln x ist für x > 0 definiert, der Term lnð4 xÞ genau dann, wenn 4 x > 0 gilt, also<br />

für x < 4. Daher ist der Summenterm ln x þ lnð4 xÞ nur dann definiert, wenn beide Bedingungen<br />

zugleich gelten, also für 0 < x < 4.<br />

2. Nullstellen:<br />

Die Berechnung der Nullstellen gestaltet<br />

sich relativ kompliziert. Bei den<br />

rechts dargestellten Umformungen benötigen<br />

<br />

wir an einer Stelle die Beziehung<br />

ln 1 ¼ ln 1 ln z ¼ ln z, um<br />

z<br />

weiter zu kommen.<br />

Es ergeben sich zwei Nullstellen bei<br />

x 0,27 und x 3,73.<br />

3. Ableitungen:<br />

Bei der Berechnung der Ableitungen<br />

benötigen wir für das Differenzieren<br />

des Terms lnð4 xÞ die Kettenregel:<br />

ðlnð4 xÞÞ 0 ¼ 1 ð 1Þ:<br />

4 x<br />

4. Extrema:<br />

Die erste Ableitung hat nach nebenstehender<br />

Rechnung eine Nullstelle bei<br />

x ¼ 2. Hier liegt wegen f 00 ð2Þ < 0 ein<br />

Maximum: Hochpunkt Hð2j1,39Þ.<br />

5. Wendepunkte:<br />

Es gibt keine Wendepunkte, da die<br />

zweite Ableitung stets negativ ist.<br />

6. Verhalten für x À 0 bzw. x À 4:<br />

x 1 0,1 0,01 0,001 ! 0<br />

f(x) 1,1 – 0,94 – 3,22 – 5,52 ! 1<br />

x 3 3,9 3,99 3,999 ! 4<br />

f(x) 1,1 – 0,94 – 3,22 – 5,52 ! 1<br />

Nullstellen:<br />

fðxÞ¼0<br />

ln x þ lnð4 xÞ¼0<br />

ln x ¼ lnð4 xÞ<br />

ln x ¼ ln 1<br />

4 x ðda ln 1 ¼ ln zÞ<br />

z<br />

x ¼ 1<br />

4 x<br />

x 2 4xþ 1 ¼ 0<br />

p<br />

x ¼ 2 <br />

ffiffi<br />

3<br />

x 0,27,x 3,73<br />

Ableitungen:<br />

1<br />

4 x<br />

f 0 ðxÞ ¼ 1 x<br />

f 00 ðxÞ¼ 1 1<br />

x 2 ð4 xÞ 2<br />

Extrema:<br />

f 0 ðxÞ¼ 1 1<br />

¼ 0<br />

x 4 x<br />

jx ð4 xÞ<br />

ð4 xÞ x ¼ 0<br />

4 2x ¼ 0<br />

x ¼ 2, y ¼ 2 ln 2 1,39<br />

f 00 ð2Þ¼<br />

1 2 < 0 ) Maximum<br />

y<br />

1<br />

-1<br />

-2<br />

H<br />

1 2 3<br />

f(x) = ln x+ln (4-x)<br />

4<br />

x


3. 5. Die Kurvendiskussionen<br />

Ableitung von fðxÞ¼ln x 261<br />

Übungen<br />

1. Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼x 2 ln x.<br />

a) Skizzieren Sie die Graphen der Einzelterme x 2 und ln x. Fertigen Sie anschließend eine<br />

Skizze des Graphen von f an, indem Sie die Einzelterme subtraktiv überlagern.<br />

b) Errechnen Sie den Tiefpunkt des Graphen von f.<br />

c) Begründen Sie anhand der Ergebnisse aus b), dass f keine Nullstellen besitzt.<br />

d) Wie verhält sich die Funktion für x ! 0?<br />

e) Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente an den Graphen von f im Punkt Pð1j1Þ.<br />

f) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

g) Gesucht ist der Inhalt der Fläche A, die vom Graphen von f, der Parabel gðxÞ¼x 2 , der<br />

senkrechten Geraden x ¼ e und der x-Achse im ersten Quadranten eingeschlossen wird.<br />

Fertigen Sie zunächst eine Skizze an.<br />

2. Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼ln x lnð6 xÞ:<br />

a) Bestimmen Sie die Definitionsmenge von f. Wie verhält sich die Funktion an den Rändern<br />

der Definitionsmenge?<br />

b) Errechnen Sie die Ableitungen f 0 und f 00 :<br />

c) Wo liegt die Nullstelle von f ?<br />

d) Zeigen Sie, dass f keine Extremalstellen besitzt.<br />

e) Untersuchen Sie f auf Wendepunkte. Die dritte Ableitung von f hat die Funktionsgleichung<br />

f 000 ðxÞ¼ 2 þ 2 , die zur Untersuchung verwendet werden kann.<br />

x 3 ð6 xÞ 3<br />

f) Skizzieren Sie den Graphen von f.<br />

g) Stellen Sie die Gleichung der Wendetangente t auf.<br />

h) Wo schneidet der Graph von f die horizontale Gerade gðxÞ¼1?<br />

i) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

j) Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A zwischen dem Graphen von f, der horizontalen<br />

Geraden gðxÞ¼1 und den beiden Koordinatenachsen.<br />

Verwenden Sie die Ergebnisse aus c), h) und i).<br />

Knobelaufgabe<br />

Aus dem Buch „Vollständige Anleitung zur Algebra“, das 1770 von<br />

Leonard Euler herausgegeben wurde und mehr als 100 Jahre lang zu<br />

den beliebtesten und meist gelesenen Lehrbüchern gehörte, stammt die<br />

Problemstellung zu folgender Aufgabe:<br />

Ich habe einige (nicht unbedingt ganzzahlige) Ellen Tuch gekauft und<br />

dabei für je 5 Ellen 7 Taler bezahlt. Dann habe ich das gesamte Tuch<br />

wieder verkauft, wobei ich für je 7 Ellen 11 Taler bekam. Bei diesem<br />

Handel habe ich 100 Taler gewonnen.<br />

Wie viele Ellen Tuches habe ich gekauft und anschließend wieder verkauft?<br />

(Mathematik-Olympiade, Aufgabe 430722)


262<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

c<br />

.....................................................................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Gegeben sei fðxÞ¼x ln x,x > 0: Führen Sie eine Kurvendiskussion von f durch.<br />

Lösung:<br />

1. Ableitungen:<br />

Unter Verwendung der Produktregel<br />

bestimmen wir f 0 und f 00 .<br />

2. Nullstellen:<br />

Wegen x > 0 kann der Faktor x des<br />

Funktionsterms nicht null werden, sondern<br />

nur der Faktor ln x.<br />

Dies führt zur einzigen Nullstelle x ¼ 1.<br />

3. Extrema:<br />

Die nebenstehende Extremalberechnung<br />

liefert ein relatives Minimum bei<br />

x ¼ e 1 . Es handelt sich um einen Tiefpunkt<br />

Tðe 1 j e 1 ÞTð0,37j 0,37Þ:<br />

4. Wendepunkte:<br />

Es gibt keine Wendepunkte, da der<br />

Graph von f wegen f 00 ðxÞ > 0 beständig<br />

mit Linkskrümmung verläuft.<br />

5. Verhalten für x À‘:<br />

x 1 10 100 1000 !1<br />

f(x) 0 23 461 6908 !1<br />

f 0 ðxÞ 1 3,3 5,6 7,9<br />

6. Verhalten für x À 0:<br />

x 1 0,1 0,01 0,001 ! 0<br />

fðxÞ 0 – 0,23 – 0,046 – 0,0069 ! 0<br />

f 0 ðxÞ 1 – 1,3 – 3,6 – 5,9 ! 1<br />

Der Funktionsgraph verläuft also in der<br />

Nähe des Ursprungs nahezu senkrecht.<br />

Ableitungen:<br />

f 0 ðxÞ ¼1 ln x þ x 1 x ¼ ln x þ 1<br />

f 00 ðxÞ¼ 1 x<br />

Nullstellen:<br />

fðxÞ¼0<br />

x ln x ¼ 0 j:x, dax> 0:<br />

ln x ¼ 0<br />

x ¼ 1<br />

Extrema:<br />

f 0 ðxÞ¼0<br />

ln x þ 1 ¼ 0<br />

ln x ¼ 1<br />

x ¼ e 1 0,37, y 0,37<br />

f 00 ðe 1 Þ¼e > 0 ) Minimum<br />

Wendepunkte:<br />

f 00 ðxÞ¼ 1 > 0 ) keine Wendepunkte<br />

x<br />

7. Graph:<br />

y<br />

1<br />

T<br />

f(x) = x·ln x<br />

1 2<br />

x<br />

Übung 3<br />

Führen Sie eine Kurvendiskussion von f durch.<br />

aÞ fðxÞ¼x 2 ln x,x > 0 bÞ fðxÞ¼x lnðx 2 Þ,x6¼ 0


3. 5. Die Kurvendiskussionen<br />

Ableitung von fðxÞ¼ln x 263<br />

Übungen<br />

4. Gegeben sei fðxÞ¼x 2 ðln x 1Þ,x> 0.<br />

Mithilfe eines Funktionsplotters wurde<br />

der abgebildete Graph von f erstellt.<br />

Folgende Fragen bleiben offen:<br />

a) die exakte Lage der Nullstelle, des<br />

Tiefpunktes, des Wendepunktes,<br />

b) das Steigungsverhalten von f bei<br />

der rechtsseitigen Annäherung an<br />

die Stelle x ¼ 0.<br />

Versuchen Sie, die Fragen zu klären.<br />

1<br />

y<br />

f(x) = x 2 · [ln (x)-1]<br />

1 2 3 x<br />

5. Gegeben sei wieder fðxÞ¼x 2 ðln x 1Þ,x> 0:<br />

a) Wie lautet die Gleichung der Wendetangente?<br />

b) Welche Steigung liegt in der Nullstelle vor, wie groß ist der Steigungswinkel?<br />

c) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

d) Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A, die vom Graphen von f, der x-Achse und den<br />

senkrechten Geraden x ¼ 1 und x ¼ e im 4. Quadranten eingeschlossen wird.<br />

6. Gegeben sei die Funktion<br />

fðxÞ¼ 2x ln x, 0 < x 1<br />

deren Graph rechts abgebildet ist.<br />

Wie muss der Punkt P des Graphen<br />

von f gewählt werden, damit der Inhalt<br />

des abgebildeten Dreiecks maximal<br />

wird?<br />

y<br />

P<br />

f(x) = -2x · ln x<br />

1<br />

x<br />

7. Die Funktion fðxÞ¼<br />

<br />

x ln<br />

<br />

x, x > 0,<br />

hat einen Hochpunkt H 1 <br />

1<br />

.<br />

e e<br />

Durch den Ursprung O und den Punkt H<br />

wird eine Sehne g gelegt. Die Graphen<br />

von f und g schneiden aus der senkrechten<br />

Geraden x ¼ z ð0 < z 1 e Þ eine<br />

Strecke heraus.<br />

Für welchen Wert von z ist die Streckenlänge<br />

maximal?<br />

y<br />

1<br />

O<br />

z<br />

H<br />

f(x) = -x · ln x<br />

1<br />

x


264<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

c<br />

.......................................................................................................................................................<br />

Beispiel: Diskutieren Sie die Funktion fðxÞ¼5 ln x ,x> 0.<br />

x<br />

Lösung:<br />

1. Ableitungen:<br />

Wir können die Ableitung mithilfe der<br />

Quotientenregel oder nach Umformung<br />

des Funktionsterms in ein Produkt<br />

mithilfe der Produktregel berechnen.<br />

Die zweite Vorgehensweise<br />

ist rechts dargestellt.<br />

Analog berechnen wir f 00 und f 000 .<br />

c<br />

2. Nullstellen:<br />

Nullstelle: Nð1j0Þ<br />

3. Extrema: <br />

<br />

Hochpunkt: H e<br />

5 Hð2,72j1,84Þ<br />

e<br />

4. Wendepunkte:<br />

Wðe 3=2 j7,5e 3=2 ÞWð4,48 j1,67Þ<br />

5. Verhalten für x À‘ und x À 0:<br />

x 1 10 100 1000 !1<br />

fðxÞ 0 1,151 0,230 0,034 ! 0<br />

f 0 ðxÞ 5 – 0,07 – 0,002 – 0,00003 ! 0<br />

x 1 0,1 0,01 0,001 ! 0<br />

f(x) 0 – 115 – 2303 – 34 539 ! 1<br />

f 0 ðxÞ 5 1651 2,8 10 5 3,95 10 7 !1<br />

Ableitungen:<br />

fðxÞ ¼5 ln x<br />

x<br />

¼ 5 x<br />

<br />

lnx<br />

f 0 5<br />

ðxÞ ¼ ln x þ 5 x 2<br />

x 1 x ¼ 5 ð1<br />

x 2<br />

f 00 ðxÞ ¼ 5 ð2lnx 3Þ<br />

x 3<br />

f 000 ðxÞ¼ 5 x 4 ð11<br />

6lnxÞ<br />

ln xÞ<br />

Nullstellen, Extrema, Wendepunkte:<br />

fðxÞ ¼0 , 5 ln x<br />

x ¼ 0<br />

, ln x ¼ 0 , x ¼ 1<br />

f 0 ðxÞ ¼0 , 5 ð1 ln xÞ¼0<br />

x 2<br />

, 1 ln x ¼ 0 , x ¼ e<br />

y ¼ fðeÞ¼ 5 e<br />

f 00 ðeÞ ¼ 5 < 0 ) Maximum<br />

e 3<br />

f 00 ðxÞ ¼0 , 2lnx 3 ¼ 0 , x ¼ e 3=2<br />

y ¼ fðe 3=2 Þ¼7,5e 3=2<br />

f 000 ðe 3=2 Þ¼10e 6 > 0 ) R-1-WP<br />

6. Graph:<br />

y<br />

1<br />

N<br />

1<br />

h<br />

H<br />

g<br />

W<br />

f<br />

x<br />

Übung 8<br />

Gegeben sei wieder die Funktion fðxÞ¼5 ln x ,x> 0, aus dem obigen Beispiel.<br />

x<br />

a) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

b) Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A zwischen dem Graphen von f und der Geraden g durch<br />

die Nullstelle und den Hochpunkt von f.<br />

c) Eine Ursprungsgerade h berührt den Graphen von f im Punkt PðzjfðzÞÞ. Berechnen Sie die<br />

Abszisse z des Berührpunktes.


3. 5. Die Kurvendiskussionen<br />

Ableitung von fðxÞ¼ln x 265<br />

Übungen<br />

9. Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼2 lnðx 1Þ x þ 2.<br />

a) Wie lautet die Definitionsmenge von f ?<br />

b) Bestimmen Sie die Ableitungen f 0 und f 00 .<br />

c) Weisen Sie nach, dass bei x ¼ 2 eine Nullstelle von f liegt.<br />

Zeigen Sie, dass zwischen x ¼ 4,4 und x ¼ 4,6 eine weitere Nullstelle liegt.<br />

d) Untersuchen Sie die Funktion f auf Extrema.<br />

e) Untersuchen Sie das Verhalten von f für x !1und x ! 1.<br />

f) Skizzieren Sie den Graphen von f für 1 < x 7.<br />

g) Wo schneidet die Tangente an den Graphen von f an der Stelle x ¼ 2 die y-Achse?<br />

p ffiffi<br />

10. Gegeben sei die Funktion fðxÞ¼2x ln x ,x> 0.<br />

a) Bestimmen Sie f 0 und f 00 .<br />

b) Untersuchen Sie f auf Nullstellen, Extrema und Wendepunkte.<br />

c) Untersuchen Sie, wie sich fðxÞ und f 0 ðxÞ verhalten, wenn x gegen 0 strebt.<br />

d) Skizzieren Sie den Graphen von f für 0 < x 3.<br />

e) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

f) Bestimmen Sie den Inhalt der Fläche A, die im 4. Quadranten von dem Graphen von f,<br />

der x-Achse und der senkrechten Geraden durch den Tiefpunkt von f umschlossen wird.<br />

g) In welchem Punkt P hat der Graph von f eine Tangente, die parallel zur Winkelhalbierenden<br />

des 1. Quadranten ist? In welchem Punkt Q ist die Kurventangente parallel zur<br />

Winkelhalbierenden des 4. Quadranten?<br />

h) Wo schneiden sich die beiden Tangenten aus g)?<br />

11. Gegeben sei die Funktion fðxÞ¼x ðlnðx 2 Þ 2Þ.<br />

a) Wie lautet die Definitionsmenge von f ?<br />

b) Begründen Sie, weshalb x ¼ 0 keine Nullstelle von f ist, obwohl für x ¼ 0 ein Faktor des<br />

Funktionsterms null wird.<br />

c) Bestimmen Sie die Nullstellen von f.<br />

d) Untersuchen Sie f auf Extrema und Wendepunkte.<br />

e) Skizzieren Sie den Graphen von f für 4 x 4.<br />

f) Wo schneidet die Gerade gðxÞ¼ 2x den Graphen von f ?<br />

g) Die vertikale Gerade x ¼ z mit 0 < z 1 schneidet den Graphen von f im Punkt A und<br />

den Graphen von g im Punkt B. Wie muss z gewählt werden, damit die Länge der Strecke<br />

AB möglichst groß wird?<br />

h) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

i) Der Graph von f schließt mit den Koordinatenachsen im 4. Quadranten ein Flächenstück<br />

ein. Berechnen Sie dessen Inhalt.<br />

Knobelaufgabe<br />

Ein Hase und ein Spanferkel wiegen zusammen 20 Pfund. Hasen kosten pro<br />

Pfund 20 Cent weniger als Ferkel. Der Hase soll 8 Euro und 20 Cent<br />

kosten, für das Ferkel will der Bauer 27 Euro und 60 Cent haben.<br />

Berechnen Sie das Gewicht des Hasens und des Spanferkels.


266<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

B. Kurvenscharen<br />

Im Folgenden werden logarithmisch dominierte Scharkurven untersucht. Dabei werden die<br />

Standardelemente der Kurvendiskussion verkürzt dargestellt zu Gunsten von scharbezogenen<br />

Problemstellungen wie z.B. Ortskurven.<br />

............................................................................................................................................<br />

c Beispiel: Diskutieren Sie die Kurvenschar f a ðxÞ¼ln x þ a für a 1 und x > 0.<br />

x<br />

Skizzieren Sie die Graphen f 1 ,f 2 und f 3 , und bestimmen Sie die Ortskurve der Extrema.<br />

Lösung:<br />

1. Ableitungen:<br />

f a ðxÞ ¼ln x þ a x<br />

f a 0 ðxÞ<br />

¼ 1 x<br />

a<br />

x 2<br />

f 00 a ðxÞ ¼ 1 þ 2a<br />

x 2 x 3<br />

f 000 a ðxÞ ¼ 2 6a<br />

x 3 x 4<br />

2. Extrema:<br />

f a 0 ðxÞ<br />

¼ 1 x<br />

a<br />

x 2 ¼ 0<br />

x a ¼ 0<br />

x ¼ a<br />

y ¼ fðaÞ¼ln a þ 1<br />

f 00 a ðaÞ ¼ 1 > 0 ) Minimum<br />

a 2<br />

Tiefpunkt Tðaj ln a þ 1Þ<br />

3. Wendepunkte:<br />

f 00 a ðaÞ ¼ 1 þ 2a ¼ 0<br />

x 2 x 3<br />

x þ 2a¼ 0<br />

x ¼ 2a<br />

y ¼ fð2aÞ¼lnð2aÞþ 1 2<br />

f 000 a ð2aÞ¼ 1 < 0 ) L-r-WP<br />

8a 3 <br />

<br />

c Wendepunkt W 2alnð2aÞþ 1 2<br />

4. Nullstellen:<br />

Die Nullstellenuntersuchung findet<br />

erst hier statt, weil die direkte Auflösung<br />

der Nullstellengleichung nicht<br />

möglich ist, sondern die Extremwerte<br />

zur Argumentation genutzt werden<br />

können. Da die Ordinate ln a þ 1 des<br />

Tiefpunktes wegen a 1 stets größer<br />

oder gleich 1 ist, gilt dies auch für alle<br />

anderen Funktionswerte: fðxÞ1 für<br />

alle x > 0. Daher hat die Funktion<br />

keine Nullstellen.<br />

5. Ortskurve der Tiefpunkte:<br />

Tiefpunktordinate: y ¼ ln a þ 1 ð1Þ<br />

Tiefpunktabszisse: x ¼ a ð2Þ<br />

Einsetzen von (2) in (1):<br />

Ortskurve: y ¼ ln x þ 1<br />

y<br />

f 3<br />

f 2<br />

1 f 1<br />

1<br />

Ortskurve der<br />

Tiefpunkte<br />

Übung 12<br />

Betrachtet wird die Schar f a ðxÞ¼ln x þ a aus dem obigen Beispiel.<br />

x<br />

a) Welche Scharfunktion besitzt einen Wendepunkt, der auf der Geraden gðxÞ¼2 liegt?<br />

b) Wie lautet die Gleichung der Ortskurve der Wendepunkte der Schar?<br />

c) Diskutieren Sie die Schar f a ðxÞ¼ln x þ a für 0 < a 1 bzw. für a < 0.<br />

x<br />

x<br />

266-1


3. 5. Die Kurvendiskussionen<br />

Ableitung von fðxÞ¼ln x 267<br />

........................................................................................................................................................................<br />

c Beispiel: Gegeben sei die Kurvenschar f a ðxÞ¼ax ln x für a > 0 und x > 0.<br />

Untersuchen Sie die Schar auf Extrema und Wendepunkte. Untersuchen Sie das Verhalten<br />

von f a für x ! 0 und x !1. Skizzieren Sie die Graphen von f 1=2 ,f 1=3 ,f 1 und f 3 .<br />

c<br />

Lösung:<br />

1. Ableitungen:<br />

Wir berechnen zunächst die Ableitungsfunktionen.<br />

2. Extrema:<br />

Die notwendige Bedingung für Extrema<br />

f 0 a ðxÞ¼0 ist für die Stelle x ¼ 1 a<br />

erfüllt. Der dazugehörige Funktionswert<br />

ist 1 þ ln a.<br />

Die Überprüfung der Stelle x ¼ 1 a mittels<br />

f 00 a ergibt dort eineLinkskrümmung,<br />

<br />

d. h. ein Minimum: T 1 1 þ ln a .<br />

a<br />

3. Wendepunkte:<br />

Es gibt keine Wendepunkte, da die notwendige<br />

Bedingung f a 00 ðxÞ¼0 für<br />

keine Stelle x erfüllt ist.<br />

4. Verhalten für x À 0 und x À‘:<br />

Für x ! 0 strebt der Teilterm ðaxÞ gegen<br />

0 und der Teilterm ln x gegen 1.<br />

Der Funktionsterm f a ðxÞ¼ax ln x<br />

strebt daher gegen 0 ð 1Þ¼1.<br />

lim f aðxÞ¼1<br />

x!0<br />

Für x !1strebt der Teilterm ðaxÞ gegen<br />

1: Der Teilterm ln x strebt ebenfalls<br />

gegen 1, allerdings aufgrund des<br />

extrem schwachen Wachstums des Logarithmus<br />

sehr langsam.<br />

Die Differenz ax ln x strebt daher<br />

auch gegen 1, was Tests bestätigen.<br />

lim f aðxÞ¼1<br />

x!1<br />

Ableitungen:<br />

f a 0 ðxÞ ¼a<br />

1<br />

x<br />

f a 00 ðxÞ ¼ 1 x 2<br />

Extrema:<br />

f 0 a ðxÞ ¼0<br />

1<br />

a<br />

x ¼ 0<br />

x ¼ 1 a<br />

y ¼ f 1 a<br />

¼ 1 ln 1 a ¼ 1 þ ln a<br />

<br />

¼ a 2 > 0 ) Mininum<br />

<br />

<br />

Tiefpunkt T 1 <br />

1 þ ln a<br />

a<br />

f a<br />

00 1<br />

a<br />

Wendepunkte:<br />

f 00 a ðxÞ¼ 1 > 0 für alle x > 0<br />

x 2<br />

) keine Wendestellen<br />

5. Graphen:<br />

y<br />

1<br />

1<br />

f 3<br />

f 1<br />

f 1/2<br />

f 1/3<br />

x<br />

Übung 13<br />

Gegeben ist die Schar f a ðxÞ¼ax ln x für a > 0 und x > 0.<br />

a) Welche Funktion der Schar besitzt ein Extremum mit der Ordinate y ¼ 2?<br />

b) Wie lautet die Gleichung der Ortskurve der Extrema dieser Schar?


268<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

Übungen<br />

14. Gegeben ist die Kurvenschar f a ðxÞ¼x ða ln xÞ,a> 0 und x > 0.<br />

a) Bestimmen Sie die Ableitungen f a 0 und f a 00 .<br />

b) Untersuchen Sie f a auf Nullstellen.<br />

c) Bestimmen Sie den Extremalpunkt von f a . Zeigen Sie, dass f a keine Wendepunkte besitzt.<br />

d) Untersuchen Sie, wie sich die Funktion f 1 für x !1bzw. für x ! 0 verhält.<br />

e) Skizzieren Sie die Graphen von f 1 und f 2 für 0 < x 8.<br />

f) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f a .<br />

g) Berechnen Sie den Inhalt der Fläche, die im 1. Quadranten vom Graphen von f 1 , der<br />

x-Achse und der senkrechten Geraden durch den Hochpunkt von f 1 umschlossen wird.<br />

h) Geben Sie den Inhalt der Fläche, die im 1. Quadranten vom Graphen von f a und den<br />

Koordinatenachsen begrenzt wird, in Abhängigkeit von a an.<br />

15. Gegeben ist die Kurvenschar f a ðxÞ¼a 2 x 2 a ln x, a > 0 und x > 0.<br />

a) Bestimmen Sie die Ableitungen f a 0 und f a 00 .<br />

b) Untersuchen Sie f a auf Extrema und Wendepunkte.<br />

c) Skizzieren Sie die Graphen von f 1 und f 2 .<br />

d) Zeigen Sie, dass der Graph von f 1 keine Nullstellen hat. Argumentieren Sie mit den<br />

bisher erhaltenen Vorergebnissen.<br />

e) Für welchen Wert von a liegt der Extremalpunkt von f a auf der x-Achse?<br />

16. Gegeben ist die Kurvenschar f a ðxÞ¼x 2 a ln x, a > 0 und x > 0.<br />

a) Bestimmen Sie die Ableitungen f a 0 und f a 00 .<br />

b) Zeigen Sie, dass f a Extremalpunkte, aber keine Wendepunkte besitzt.<br />

c) Skizzieren Sie die Graphen von f 1 und f 3 .<br />

d) Für welchen Wert von a liegt der Tiefpunkt von f a auf der x-Achse?<br />

e) Untersuchen Sie aufgrund des Ergebnisses von d) die Anzahl der Nullstellen von f a in<br />

Abhängigkeit von a.<br />

f) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f a .<br />

g) Untersuchen Sie die Kurvenschar f a ðxÞ¼x 2 a ln x für a < 0.<br />

Wie ändert sich das Erscheinungsbild der Schar (Skizze) für nunmehr negative Parameterwerte<br />

a?<br />

17. Gegeben ist die Kurvenschar f a ðxÞ¼ðlnðaxÞÞ 2 a, a > 0 und x > 0.<br />

a) Bestimmen Sie die Ableitungen f 0 a und f 00 a .<br />

b) Untersuchen Sie f a auf Nullstellen und Extrema.<br />

c) Zeigen Sie, dass alle Funktionen der Schar f a bei x ¼ e eine Wendestelle besitzen.<br />

a<br />

d) Skizzieren Sie die Graphen von f 1 und f 2 .<br />

e) Wie verhält sich der Graph von f a für x !1bzw. x ! 0?<br />

f) Für welchen Wert von a schneidet die Wendetangente die y-Achse im Punkt Pð0j 4Þ?<br />

g) Bestimmen Sie die Gleichung der Ortskurve der Extremalpunkte von f a .<br />

h) Bestimmen Sie die Gleichung der Ortskurve der Wendepunkte von f a .<br />

i) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f a .


IX. Logarithmusfunktion 269<br />

Überblick<br />

Ableitung von Umkehrfunktionen:<br />

f sei eine umkehrbare, an der Stelle x differenzierbare Funktion<br />

mit f 0 ðxÞ 6¼ 0. Dann gelten die so genannten Umkehrformeln:<br />

1. Fassung 2. Fassung<br />

f 0 1<br />

ðxÞ¼ ðf 1 Þ 0 ðxÞ¼ 1<br />

ðf 1 Þ 0 ðfðxÞÞ<br />

f 0 ðf 1 ðxÞÞ<br />

Die Ableitung einer Funktion<br />

an der Stelle x ist gleich<br />

dem Kehrwert der Ableitung<br />

ihrer Umkehrfunktion<br />

an der Stelle f(x).<br />

Die Ableitung einer Umkehrfunktion<br />

an der Stelle x ist<br />

gleich dem Kehrwert der Ableitung<br />

der Funktion an der<br />

Stelle f 1 ðxÞ.<br />

Die natürliche Logarithmusfunktion:<br />

fðxÞ¼lnx<br />

y<br />

1<br />

f(x) = ln x<br />

D ¼ R þ , W ¼ R,<br />

streng monoton steigend,<br />

lne ¼ 1, ln1 ¼ 0<br />

1<br />

x<br />

Logarithmengesetze:<br />

lnða bÞ¼lna þ ln b<br />

¼ lna ln b<br />

ln a b<br />

lnða b Þ<br />

lnðe x Þ<br />

e lnx<br />

¼b lna<br />

¼x<br />

¼ x<br />

Ableitungsregeln:<br />

ðlnxÞ 0 ¼ 1 x<br />

ðlnðaxÞÞ 0 ¼ 1 x<br />

ðx > 0Þ<br />

ðx > 0, a 2 R,a> 0Þ<br />

Logarithmische Integration<br />

ð<br />

1<br />

x<br />

dx ¼ lnjxjþC<br />

ðx 6¼ 0Þ<br />

ð<br />

Für eine differenzierbare Funktion, die nicht null wird, gilt:<br />

f 0 ðxÞ<br />

dx ¼ lnjfðxÞjþC<br />

fðxÞ


270<br />

IX. Logarithmusfunktionen<br />

Test<br />

Logarithmusfunktionen<br />

1. Bestimmen Sie die Definitionsmenge von f.<br />

aÞ fðxÞ¼lnðx 5Þ bÞ fðxÞ¼lnðx 2 4Þ cÞ fðxÞ¼ln 2 þ x<br />

4 x<br />

2. Bestimmen Sie die Ableitungsfunktion f 0 .<br />

aÞ fðxÞ¼0,5 lnðx 2 þ 1Þ bÞ fðxÞ¼x 2 lnð2xÞ cÞ fðxÞ¼ ln x<br />

x 2<br />

3. Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

aÞ fðxÞ¼x 3 lnð4xÞ bÞ fðxÞ¼ 1<br />

cÞ fðxÞ¼ 4e2x þ 2<br />

x ðlnxÞ 3 e 2x þ x<br />

4. Lösen Sie die Gleichung lnðexþ 2eÞ¼ 1 þ lnðx 2 Þ.<br />

5. Gesucht ist der Inhalt des abgebildeten<br />

Flächenstückes A.<br />

y<br />

f(x) = x 2 +1<br />

g(x) = 2 x<br />

A<br />

0 e<br />

x<br />

6. Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼x ð2 ln xÞ,x> 0.<br />

a) Bestimmen Sie die Ableitungsfunktionen f 0 und f 00 .<br />

b) Untersuchen Sie f auf Nullstellen, Extrema und Wendepunkte.<br />

c) Skizzieren Sie den Graphen von f für 0 < x 8.<br />

d) Untersuchen Sie das Verhalten der Funktionswerte fðxÞ und der Ableitungswerte f 0 ðxÞ,<br />

wenn x gegen null strebt.<br />

e) Wie lautet die Gleichung der Tangente an den Graphen von f in dessen Nullstelle?<br />

f) Bestimmen Sie eine Stammfunktion von f.<br />

g) Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A, die im 1. Quadranten von dem Graphen von f,<br />

der x-Achse und der senkrechten Geraden durch den Hochpunkt von f begrenzt wird.<br />

h) Die Gerade gðxÞ¼ 1 4 x teilt die Fläche A aus g) in zwei Teile A 1 und A 2 .<br />

A 1 liegt oberhalb und A 2 unterhalb der Geraden g.<br />

Welche Teilfläche hat den größeren Flächeninhalt?<br />

Lösungen unter 270-1


X. Weiterführung<br />

der Integralrechnung<br />

Ebenso wie die Flächeninhaltsberechnung kann auch die Volumenberechnung<br />

von Körpern, die analytisch durch Funktionen beschrieben<br />

werden können, mithilfe der Integralrechnung erfolgen.<br />

Ein besonders einfaches Verfahren ergibt sich für Rotationskörper.<br />

Durch die Einführung sogenannter uneigentlicher Integrale kann<br />

nunmehr auch für bestimmte unbegrenzte Flächen ein Inhalt<br />

definiert und berechnet werden.<br />

Häufig gelingt es nicht, zu einer gegebenen Funktion eine Stammfunktion<br />

zu finden. In solchen Fällen half bei der Berechnung<br />

bestimmter Integrale bisher nur eine Näherungsrechnung über<br />

Ober- bzw. Untersummen, die häufig erst bei großer Streifenzahl<br />

brauchbare Ergebnisse liefern. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels<br />

werden effektive Quadraturverfahren entwickelt.<br />

y<br />

x


272<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

1. Das Volumen von Rotationskörpern<br />

A. Die Rotationsformel<br />

Flaschen, Vasen, Scheinwerfer und Kugeln<br />

sind rotationssymmetrische Körper,<br />

deren Form durch Rotation einer Randkurve<br />

um eine Achse erzeugt werden kann.<br />

Mit der Integralrechnung kann das Volumen<br />

solcher Körper rechnerisch bestimmt<br />

werden.<br />

y<br />

a<br />

f<br />

b<br />

x<br />

Die Grundidee stammt von Archimedes. Analog zur Einschachtelung von Flächen durch archimedische<br />

Rechteckstreifen kann ein Rotationsvolumen durch Zylinderscheiben eingeschachtelt<br />

werden. Die folgende Gegenüberstellung führt so zur Rotationsformel.<br />

y<br />

f<br />

y<br />

x<br />

f<br />

a = x 0<br />

x 1<br />

x 2<br />

x 3<br />

x n<br />

= b<br />

x<br />

x<br />

x<br />

Die Fläche A unter dem Graphen von f<br />

über dem Intervall [a ; b] wird nach Archimedes<br />

durch eine Treppenfläche aus n<br />

rechteckigen Streifen approximiert.<br />

Der Inhalt dieser Treppenfläche ist eine<br />

Produktsumme der Gestalt<br />

X<br />

fx ð i Þ D x;<br />

denn das Rechteck Nr. i besitzt den Inhalt<br />

fx ð i Þ Dx.<br />

Lässt man die Anzahl n der Rechteckstreifen<br />

gegen unendlich und ihre Breiten Dx<br />

gegen null streben, so strebt die Produktsumme<br />

gegen das bestimmte Integral von<br />

fx ðÞin den Grenzen von a bis b.<br />

Daher gilt für den Flächeninhalt A:<br />

Das Volumen V des durch Rotation des<br />

Graphen von f um die x-Achse über dem<br />

Intervall ½a;bŠ entstehenden Körpers wird<br />

durch einen Treppenkörper aus n zylindrischen<br />

Scheiben approximiert.<br />

Das Volumen dieses Treppenkörpers ist<br />

eine Produktsumme der Gestalt<br />

X<br />

p f 2 ðx i Þ Dx;<br />

denn die Scheibe Nr. i besitzt das Volumen<br />

p f 2 ðx i Þ Dx.<br />

Lässt man die Anzahl n der Scheiben gegen<br />

unendlich und ihre Höhe Dx gegen<br />

null streben, so strebt die Produktsumme<br />

gegen das bestimmte Integral von p f 2 ðÞ x<br />

in den Grenzen von a bis b.<br />

Daher gilt für das Rotationsvolumen V:<br />

ð b<br />

A ¼ fx ðÞdx:<br />

a<br />

ð b<br />

V ¼ p <br />

a<br />

fðxÞ 2<br />

dx:


1. Das Volumen von Rotationskörpern 273<br />

Wir erhalten als Resultat folgende Formel zur Berechnung des Volumens von Rotationskörpern.<br />

Auf den Beweis verzichten wir.<br />

Die Rotationsformel<br />

f sei eine über dem Intervall [a ; b] differenzierbare und nicht negative Funktion. Rotiert der<br />

Graph von f über dem Intervall [a ; b] um die x-Achse, so entsteht ein Rotationskörper mit dem<br />

Volumen<br />

ð b<br />

V ¼ p <br />

a<br />

fðxÞ 2<br />

dx:<br />

273-1<br />

B. Grundlegende Beispiele<br />

Mit dieser Formel kann man für konkrete Randfunktionen f Rotationsvolumina ebenso leicht<br />

wie ansonsten Flächeninhalte berechnen. Man kann darüber hinaus die uns schon bekannten<br />

Volumenformeln für Zylinder, Kegel und Kugel theoretisch herleiten. Wir rechnen im Folgenden<br />

einige Beispiele hierzu.<br />

c<br />

....................................................<br />

c<br />

Beispiel: Berechnen Sie das Volumen<br />

V desjenigen Körpers, der durch Rotation<br />

des Graphen von fðxÞ¼ 1 2 x2 über<br />

dem Intervall I ¼½0;1Š um die x-Achse<br />

entsteht.<br />

Lösung:<br />

Es entsteht ein Rotationskörper, der die<br />

Gestalt eines Spitzhutes hat.<br />

Sein Volumen beträgt nach nebenstehend<br />

aufgeführter Rechnung V ¼ p 0,16 Volumeneinheiten<br />

20<br />

(VE).<br />

y<br />

ð b<br />

V ¼ p <br />

a<br />

f<br />

fðxÞ 2<br />

dx ¼ p <br />

ð 1 0<br />

<br />

1<br />

1<br />

2 x2<br />

ð 1 h i 1<br />

1<br />

¼ p <br />

4 x4 1<br />

dx ¼ p <br />

20 x5<br />

0<br />

0<br />

¼ p 0,16 VE<br />

20<br />

2dx<br />

x<br />

Übung 1<br />

Ein Behälter zur Herstellung von Eis hat<br />

ein parabelförmiges Profil mit den angegebenen<br />

Maßen. Stellen Sie zunächst die<br />

Gleichung der Profilkurve auf.<br />

p ffiffiffi<br />

Verwenden<br />

Sie den Ansatz fðxÞ¼a x . Errechnen<br />

Sie sodann das Fassungsvermögen des<br />

Behälters.<br />

y<br />

30 cm<br />

P o l y<br />

x<br />

F r e e z e<br />

20 cm


274<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

c<br />

......................................<br />

Beispiel: Ein Parabolscheinwerfer hat<br />

das Randkurvenprofil fðxÞ¼ 3 p ffiffi<br />

x<br />

2 . Der<br />

Scheinwerfer ist 4 cm lang.<br />

Wie groß ist sein Luftvolumen?<br />

Lösung:<br />

Das Rotationsvolumen berechnet sich folgendermaßen:<br />

c V ¼ p <br />

ð b a<br />

fðxÞ 2<br />

dx ¼ p <br />

ð 4 0<br />

<br />

pffiffiffi<br />

2dx ð 4<br />

3<br />

x<br />

2 ¼ p <br />

0<br />

y<br />

1<br />

9<br />

4 xdx¼ p 9<br />

8 x2<br />

f<br />

4<br />

h i 4<br />

0 ¼ p 18 56,55 cm3 .<br />

x<br />

Auch allgemeingültige Volumenformeln lassen sich mit der Rotationsmethode einfach gewinnen,<br />

wie das folgende Beispiel des Kreiskegels zeigt.<br />

c<br />

.............................................................................<br />

Beispiel: Die Formel für das Volumen<br />

eines geraden Kreiskegels mit dem Radius<br />

r und der Höhe h soll durch Anwenden<br />

der Volumenformel für Rotationskörper<br />

hergeleitet werden.<br />

Lösung:<br />

Wir legen einen Querschnitt des Kegels<br />

wie abgebildet in ein Koordinatensystem.<br />

Die Randkurve f ist dann eine Ursprungsgerade<br />

zu fðÞ¼ x m x, wobei für deren<br />

Steigung gilt: m ¼ r h .<br />

Also gilt: fðxÞ¼ r h x.<br />

Als zugehöriges Rotationsvolumen ergibt<br />

sich laut nebenstehender Rechnung die<br />

klassische Formel für das Kegelvolumen:<br />

c V ¼ p 3 r2 h.<br />

y<br />

r<br />

ð b<br />

V ¼ p <br />

a<br />

fðxÞ 2<br />

dx ¼ p <br />

ð h 0<br />

<br />

h<br />

r<br />

h x<br />

2<br />

dx<br />

ð h h i h<br />

r<br />

¼ p <br />

2<br />

x 2 r<br />

dx ¼ p 2<br />

1 h 2 h 2 3 x3<br />

0<br />

0<br />

¼ p r2<br />

h 2 1 3 h3 ¼ p 3 r2 h<br />

x<br />

Übung 2<br />

Gesucht ist das Volumen<br />

des Körpers, welcher durch<br />

Rotation der Randkurve<br />

fx ðÞ¼ x 2 þ 1 über dem Intervall<br />

½1;2Š entsteht.<br />

Übung 3<br />

Leiten Sie die klassische<br />

Formel für das Volumen<br />

des geraden Kreiszylinders<br />

mit dem Radius r<br />

und der Höhe h her.<br />

y<br />

r<br />

h<br />

x


1. Das Volumen von Rotationskörpern 275<br />

c<br />

................................................................. ......................................................................................................<br />

c<br />

c<br />

c<br />

Beispiel: Welches Volumen hat das<br />

rechts dargestellte Glas? Die Randkurve<br />

ist eine quadratische Parabel vom<br />

Typ fðÞ¼ x ax 2 .<br />

1. Bestimmung der Parabelgleichung<br />

Aus der Zeichnung kann man ablesen, dass<br />

der Punkt Pð8j2Þ auf der Parabel liegt.<br />

Daher gilt fðÞ¼ 8 2, d. h. 64 a ¼ 2.<br />

Hieraus folgt a ¼ 1 32 .<br />

Die Gleichung der Parabel lautet also<br />

fx ðÞ¼ 1 32 x2 .<br />

2. Berechnung des Rotationsvolumens<br />

Das Flüssigkeitsvolumen reicht von x ¼ 3<br />

bis maximal x ¼ 8.<br />

Daher ergibt sich der Inhalt des Glases<br />

nach der Rotationsformel.<br />

ð 8 2dx¼ ð 8<br />

1<br />

V¼ p <br />

32 x2 p <br />

3<br />

3<br />

h i 8<br />

1<br />

¼ p <br />

5120 x5 19,96 cm3<br />

3<br />

1<br />

1024 x4 dx<br />

Beispiel: Leiten Sie die Formel für das<br />

Volumen einer Kugel mit dem Radius r<br />

her.<br />

Lösung:<br />

Die Kugel lässt sich durch Rotation eines<br />

Halbkreises mit dem Radius r um die x-<br />

Achse über dem Intervall ½–r;rŠ gewinnen.<br />

Der Halbkreis hat die Funktionsgleichung<br />

fðÞ¼<br />

x<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

r 2 x 2 .<br />

p<br />

Daher erhalten wir:<br />

ð r pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ð r 2<br />

h<br />

V ¼ p r 2 x 2 dx¼ p ðr 2 x 2 Þdx¼ p r 2 1<br />

x<br />

r<br />

<br />

r<br />

2<br />

¼ p <br />

3 r3 2 3 r3 ¼ 4 3 pr3 .<br />

y<br />

i r<br />

3 x3<br />

r<br />

f(x) = ax 2<br />

1<br />

y<br />

x<br />

-1<br />

r<br />

y<br />

−2<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

x


276<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

Übungen<br />

4. Bestimmen Sie das Volumen des Körpers, der durch Rotation des Funktionsgraphen von f<br />

um die x-Achse über dem Intervall I entsteht. Fertigen Sie eine Skizze an.<br />

p<br />

aÞ fx ð Þ¼<br />

ffiffi x , I¼½1;4Š bÞ fx ðÞ¼ x<br />

4<br />

x 2 , I¼½ 1;1Š<br />

cÞ fx ð Þ¼ 0,5x þ 2, I ¼½ 2;1Š dÞ fx ðÞ¼ ðx 2Þ 2 þ 4, I ¼½0;4Š<br />

p<br />

eÞ fx ð Þ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 x 2 ,I¼½ 1;1Š fÞ fx ðÞ¼ xx ð 1Þ 2 , I¼½0;2Š<br />

5. Bestimmen Sie das Volumen des Körpers, der entsteht, wenn der Graph von f zwischen den<br />

angegebenen Grenzen um die y-Achse rotiert.<br />

a) fðxÞ¼ 3x 2, y ¼ 1 bis y ¼ 4 b) fðxÞ¼ x 2 1, y¼0 bis y ¼ 3<br />

c) fðxÞ¼ x 2 þ 1, y ¼ 1 bis y ¼ 2 d) fðxÞ¼ 1 x , y¼ 1 2 bis y ¼ 2<br />

6. Gesucht ist das Volumen des abgebildeten<br />

Footballs, der durch Rotation einer<br />

Parabel um die x-Achse entsteht.<br />

Bestimmen Sie zunächst die Gleichung<br />

der Randparabel f.<br />

y<br />

f(x) = ax 2 + b<br />

7. Kugelkappe<br />

Bestimmen Sie das Volumen der Kugelkappe<br />

in Abhängigkeit vom Radius<br />

r der Kugel und der Höhe h der Kugelkappe.<br />

y<br />

7 inch<br />

x<br />

r<br />

h<br />

x<br />

11 inch<br />

1<br />

4<br />

1 inch = 2,54 cm<br />

8. Kegelstumpf<br />

Die Formel für das Volumen<br />

des Kegelstumpfs mit<br />

den Radien R und r und der<br />

Höhe h soll hergeleitet werden.<br />

a) Das Kegelvolumen lässt<br />

sich als Rotationsvolumen<br />

darstellen. Begründen<br />

Sie dies anhand der<br />

Skizze.<br />

y<br />

R<br />

r<br />

a b x<br />

h<br />

b) Zeigen Sie, dass die als<br />

Randkurve verwendete Ursprungsgerade<br />

die Steigung<br />

m ¼ R r hat.<br />

h<br />

c) Weisen Sie nach, dass<br />

a ¼ r h<br />

R r und b ¼ R h die Integrationsgrenzen<br />

sind.<br />

R r<br />

d) Berechnen Sie das Rotationsvolumen<br />

des Kegelstumpfes.<br />

y<br />

9. Eine Kugel mit<br />

dem Radius<br />

R ¼ 4 wird durch<br />

eine ringartige<br />

Schale eingefasst,<br />

deren Volumen<br />

gesucht ist.<br />

5<br />

4<br />

1 1<br />

x<br />

10. fx ðÞ¼ x 2 þ 1 rotiert<br />

über [ 1;1]<br />

um die x-Achse.<br />

Ist die Maßzahl des<br />

Rotationsvolumens<br />

größer als 5?<br />

y<br />

x


1. Das Volumen von Rotationskörpern 277<br />

11. Der Haupttreibstofftank des Space-Shuttle hat die Form eines Zylinders mit zwei Aufsätzen.<br />

Der untere Aufsatz ist näherungsweise halbkugelförmig, der obere Aufsatz hat parabolische<br />

Form. Die Maße sind gerundet in der Skizze enthalten. 277-1<br />

8 m<br />

Sauerstofftank<br />

Wasserstofftank<br />

a) Bestimmen Sie zunächst die<br />

Gleichung des parabolischen<br />

Teils. Verwenden<br />

p<br />

Sie den Ansatz<br />

fðxÞ¼ a<br />

ffiffi x .<br />

9 m<br />

b) Berechnen Sie das Volumen<br />

des parabolischen Teils mit<br />

der Rotationsformel. Wie groß<br />

ist das Gesamtvolumen des<br />

Tanks?<br />

30 m 4 m<br />

Booster<br />

12. Ein Glas mit Flüssigkeit rotiert.<br />

Dabei nimmt die Flüssigkeitsoberfläche<br />

unter<br />

dem Einfluss von Schwerkraft<br />

und Fliehkraft ein parabelförmiges<br />

Profil an.<br />

y<br />

x<br />

1 2 3 4 5<br />

a) Bestimmen Sie die Parabelgleichung.<br />

b) Berechnen Sie das Flüssigkeitsvolumen.<br />

c) Wie hoch steht die Flüssigkeit<br />

im Glas, wenn<br />

dieses nicht rotiert?<br />

−1<br />

−2<br />

−1 1 2 3<br />

13. Das abgebildete Fass hat ein parabelförmig<br />

gebogenes Daubenprofil.<br />

a) Der Mathematiker und Astronom<br />

Johannes Kepler (1571–1630)<br />

gab die dargestellte Formel für<br />

das Volumen eines solchen Fasses<br />

an. Führen Sie den Nachweis.<br />

b) Leiten Sie aus der Fassformel die<br />

Formel für das Zylindervolumen<br />

ab.<br />

R<br />

Kepler’sche Fassformel:<br />

V ¼ h 15 p ð 8R2 þ 4Rrþ 3r 2 Þ<br />

r<br />

y<br />

h<br />

x


278<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

2. Uneigentliche Integrale<br />

In diesem Abschnitt werden wir den Inhalt von Flächen untersuchen, die unbegrenzt sind und<br />

sich bis ins Unendliche ausdehnen.<br />

Typ 1: Integral über einem unbeschränkten Intervall<br />

c<br />

..............................................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Der Graph von fðxÞ¼ 1 x 3 , die<br />

Gerade x ¼ 1, die x-Achse und die Gerade<br />

x ¼ k mit k > 1 schließen eine Fläche<br />

ein.<br />

a) Berechnen Sie deren Inhalt AðkÞ in<br />

Abhängigkeit von k.<br />

b) Untersuchen Sie das Grenzwertverhalten<br />

des Flächeninhalts AðkÞ für<br />

k !1.<br />

Lösung zu a:<br />

1. Stammfunktion:<br />

Wir bestimmen zunächst eine Stammfunktion<br />

von f.<br />

2. Flächeninhaltsbestimmung:<br />

Der gesuchte Flächeninhalt kann nun als<br />

bestimmen Integral von f über dem Intervall<br />

½1;kŠðk > 1Þ berechnet werden.<br />

Resultat: AðkÞ¼ 1 2<br />

1<br />

2k 2<br />

zu b: Verhalten von A(k) für k !1:<br />

Mit zunehmendem k wandert die Gerade<br />

x ¼ k weiter nach rechts, und die Fläche<br />

AðkÞ dehnt sich immer weiter aus.<br />

Für k !1erstreckt sich die Fläche bis ins<br />

Unendliche. Man könnte vermuten, dass<br />

diese unendlich ausgedehnte Fläche einen<br />

unendlich großen Flächeninhalt hat. Dass<br />

dies nicht so ist, können wir durch Grenzwertbestimmung<br />

nachweisen. Der Inhalt<br />

der Fläche wächst nicht über alle Grenzen,<br />

sondern nähert sich überraschenderweise<br />

immer mehr der Zahl 0,5.<br />

y x = 1 x = k<br />

1<br />

fðxÞ¼ 1 x 3<br />

FðxÞ¼ 1<br />

2x 2<br />

ð k 1<br />

AðkÞ¼ dx ¼ FðkÞ<br />

x 3<br />

1<br />

¼ 1 þ 1<br />

2k 2 2 1 ¼ 1 2<br />

Grenzwertbestimmung:<br />

ð k 1<br />

lim AðkÞ¼ lim dx<br />

k!1 k!1 x 3<br />

1<br />

<br />

1<br />

¼ lim<br />

k!1 2<br />

1<br />

1<br />

2k 2<br />

¼ 1 2<br />

Fð1Þ<br />

1<br />

2k 2<br />

f(x) = 1 x 3<br />

x<br />

Unser Beispiel zeigt, dass auch Flächen, die nicht nach allen Seiten durch Randkurven begrenzt<br />

sind, sondern sich bis in alle Unendlichkeit erstrecken, unter bestimmten Umständen durchaus<br />

einen (endlichen) Flächeninhalt haben können.


2. Uneigentliche Integrale 279<br />

Im obigen Beispiel haben wir die obere<br />

Grenze der Fläche AðkÞ, also den Parameter<br />

k, weiter nach rechts wandern lassen<br />

und den Grenzwert bestimmt. Man<br />

bezeichnet diesen grenzwert auch als uneigentliches<br />

Integral von f über ½1;1½.<br />

Uneigentliches Integral:<br />

ð1 ð1<br />

1<br />

fðxÞdx ¼<br />

1<br />

1<br />

x 3 dx ¼ lim<br />

k!1<br />

ð k 1<br />

1<br />

x 3 dx ¼ 1 2<br />

Definition X.1: Ist die Funktion f auf einem Intervall ½a; 1½ stetig und existiert der Grenzwert<br />

ð k<br />

lim<br />

k!1<br />

a<br />

fðxÞdx, dann definiert man diesen Grenzwert als uneigentliches Integral von f<br />

über ½a; 1½ und schreibt hierfür<br />

ð1<br />

a<br />

fðxÞdx.<br />

Existiert der Grenzwert nicht, so sagt man, dass das uneigentliche Integral nicht existiert.<br />

ð b<br />

Das uneigentliche Integral fðxÞdx wird in analoger Weise definiert.<br />

1<br />

Wir erläutern nun die Vorgehensweise zur Bestimmung eines uneigentlichen Integrals.<br />

c<br />

.......................................................<br />

c<br />

Beispiel: Berechnen Sie, sofern es existiert, das uneigentliche Integral<br />

Lösung:<br />

Zunächst schreiben wir das uneigentliche<br />

Integral als Grenzwert eines bestimmten<br />

Integrals und berechnen dieses für eine beliebige<br />

obere Grenze k mit k > 2.<br />

Anschließend lassen wir die obere Grenze<br />

k über alle Grenzen wachsen, d. h., wir bestimmen<br />

den Grenzwert des bestimmten<br />

Integrals für k !1. Dieser Grenzwert<br />

ist, sofern er existiert, das gesuchte uneigentliche<br />

Integral.<br />

ð1<br />

4<br />

2<br />

x 2 dx ¼ lim<br />

k!1<br />

ð k 2<br />

4<br />

x 2 dx<br />

ð1<br />

4<br />

2<br />

x 2 dx.<br />

h i k<br />

4<br />

¼ lim<br />

k!1 x 2<br />

<br />

4<br />

¼ lim<br />

k!1 k þ 2<br />

¼ 2<br />

Übung 1<br />

Berechnen Sie, sofern sie existieren, die folgenden uneigentlichen Integrale.<br />

ð1<br />

aÞ 8x 5 dx<br />

2<br />

bÞ<br />

ð1<br />

1 ffiffi<br />

x<br />

1<br />

p dx cÞ<br />

ð 0 1<br />

1<br />

ð4 xÞ 3 dx dÞ<br />

ð 2 1<br />

x þ 1<br />

x 4<br />

dx


280<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

Das folgende Beispiel zeigt die prinzipielle Vorgehensweise bei der Untersuchung des Inhalts<br />

von Flächen, die sich bis ins Unendliche ausdehnen.<br />

c<br />

.................................................................................................................................................................<br />

Beispiel: Bestimmen Sie den Inhalt<br />

der Fläche A, die sich – begrenzt vom<br />

Graphen der Funktion fðxÞ¼x 2 , vom<br />

Graphen der Funktion gðxÞ¼ 1 und<br />

x 2<br />

von der x-Achse – längs der positiven<br />

x-Achse ins Unendliche erstreckt.<br />

Lösung:<br />

1. Schnittpunktbestimmung:<br />

Wir bestimmen als erstes die Schnittstelle<br />

von f und g. Im 1. Quadranten finden wir<br />

die Schnittstelle bei x ¼ 1. Wir zerlegen<br />

die gesuchte Fläche A in zwei Teilflächen<br />

A 1 und A 2 .<br />

2. Der Inhalt der Fläche A 1 :<br />

A 1 ist die Fläche unter fðxÞ¼x 2 über dem<br />

Intervall ½0;1Š, die wir in gewohnter Weise<br />

berechnen können.<br />

3. Der Inhalt der Fläche A 2 (k):<br />

Wir bestimmen nun den Inhalt der Fläche<br />

A 2 ðkÞ unter dem Graphen von f über einem<br />

beliebigen Intervall ½1;kŠðk > 1Þ.<br />

4. Der Inhalt von A 2 (k) für k !1:<br />

Lassen wir die obere Grenze der Fläche<br />

A 2 ðkÞ, also den Parameter k, weiter nach<br />

rechts wandern, so dehnt sich die Fläche<br />

immer weiter aus.<br />

Allerdings wächst der Inhalt nicht über<br />

alle Grenzen, sondern er nähert sich immer<br />

mehr der Zahl 1: lim<br />

k!1<br />

A 2 ðkÞ¼1.<br />

5. Der Inhalt von A:<br />

Der Inhalt von A ist die Summe der Inhalte<br />

von A 1 und A 2 .<br />

y<br />

1<br />

g<br />

1<br />

f<br />

A 1 A 2<br />

fðxÞ¼gðxÞ<br />

x 2 ¼ 1 x 2<br />

x 4 ¼ 1<br />

x ¼ 1; x ¼ 1<br />

ð 1 h i 1<br />

A 1 ¼ x 2 dx ¼ 1 3 x3 ¼ 1 0 3<br />

0<br />

ð k h i k<br />

1<br />

1<br />

A 2 ðkÞ¼ dx ¼<br />

x 2 x<br />

¼ 1 1<br />

1 k<br />

1<br />

ð k<br />

lim A 1<br />

2ðkÞ¼ lim dx<br />

k!1 k!1 x 2<br />

1<br />

<br />

1<br />

¼ lim 1<br />

k!1 k<br />

k<br />

¼ 1<br />

A ¼ A 1 þ lim<br />

k!1<br />

A 2 ðkÞ¼ 1 3 þ 1 ¼ 4 3<br />

c Resultat: A ¼ 4 3 < 1<br />

280-1<br />

Übung 2<br />

Bestimmen Sie den Inhalt der Fläche A, die sich – begrenzt von den Graphen von fðxÞ¼ 1 3 x und<br />

gðxÞ¼ 1 und von der x-Achse – längs der positiven x-Achse ins Unendliche erstreckt.<br />

ðx 2Þ 2<br />

x


2. Uneigentliche Integrale 281<br />

Typ 2: Integral einer unbeschränkten Funktion<br />

Bisher haben wir ins Unendliche ausgedehnte Flächen betrachtet, die als bestimmte Integrale<br />

über unbeschränkten Intervallen darstellbar waren. Das folgende Beispiel zeigt, dass ins Unendliche<br />

ausgedehnte Flächen bei bestimmten Funktionen auch in anderen Zusammenhängen<br />

auftreten können.<br />

c<br />

....................................................................................................................<br />

Beispiel: Berechnen Sie den Inhalt der<br />

Fläche A, die vom Graphen der Funktion<br />

fðxÞ¼p 1 ffiffi x<br />

, von der Geraden x ¼ 2<br />

und der x-Achse im 1. Quadranten begrenzt<br />

wird.<br />

Lösung:<br />

Die Funktion f ist für x ¼ 0 nicht definiert.<br />

Es gilt: lim p ¼1.<br />

1 ffiffi<br />

x!0 x<br />

Die Fläche A dehnt sich also „nach oben“<br />

bis ins Unendliche aus, da f in der Nähe<br />

von 0 unbeschränkt ist. Um deren Flächeninhalt<br />

zu untersuchen, gehen wir prinzipiell<br />

wie in den obigen Beispielen mittels<br />

Grenzwertbestimmung vor. Als erstes berechnen<br />

wir den Inhalt der Fläche AðkÞ unter<br />

dem Graphen von f über einem beliebigen<br />

Intervall ½k;2Š mit 0 < k < 2.<br />

Lassen wir nun die untere Grenze der Fläche<br />

AðkÞ „nach links wandern“, so dehnt<br />

sich die Fläche immer weiter aus. Der Inhalt<br />

der Fläche A ergibt sich dann als<br />

Grenzwert des Flächeninhalts AðkÞ für<br />

k ! 0.<br />

p<br />

c Resultat: A ¼ 2<br />

ffiffi<br />

2<br />

y<br />

2<br />

1<br />

k<br />

A<br />

x = 2<br />

1 2<br />

1. Der Inhalt der Fläche A(k):<br />

ð 2 ð 2<br />

AðkÞ¼ fðxÞdx ¼ p<br />

1 ffiffi dx<br />

x<br />

k<br />

k<br />

p<br />

¼ ½2<br />

ffiffi xŠ 2 k ¼ 2 p ffiffi pffiffi<br />

2 2 k<br />

2. Der Inhalt der Fläche A(k) für k!0:<br />

lim AðkÞ¼lim<br />

k!0 k!0<br />

ð 2 k<br />

fðxÞdx<br />

p<br />

¼ lim ð2 ffiffiffi pffiffiffi<br />

2 2 k Þ¼2<br />

k!0<br />

x<br />

p<br />

ffiffi<br />

2<br />

Im obigen Beispiel konnten wir nicht direkt<br />

das Integral von 0 bis 1 bilden, da die<br />

Funktion f bei x ¼ 0 nicht definiert, sondern<br />

dort unbeschränkt ist. Auch in diesem<br />

Fall kann man den errechneten Grenzwert<br />

als uneigentliches Integral bezeichnen<br />

und hierfür die nebenstehende Schreibweise<br />

verwenden.<br />

Uneigentliches Integral:<br />

ð 2 ð 2<br />

A ¼ fðxÞdx ¼ lim fðxÞdx<br />

k!0<br />

0<br />

k<br />

ð 2 p<br />

¼ lim p<br />

1 ffiffi dx ¼ 2 ffiffi<br />

2<br />

k!0 x<br />

k


282<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

Definition X.2: Ist die Funktion f an der Stelle a nicht definiert, aber auf dem Intervall Ša;bŠ<br />

stetig und existiert der Grenzwert lim<br />

k!a<br />

ð b k<br />

ð b a<br />

fðxÞdx, so definiert man diesen Grenzwert als uneigentliches<br />

Integral von f über Ša;bŠ und schreibt<br />

fðxÞdx.<br />

Analog definiert man ein uneigentliches Integral, wenn die Funktion f an der oberen Integrationsgrenze<br />

nicht definiert ist.<br />

Im folgenden Beispiel berechnen wir exemplarisch den Inhalt einer auf beiden Seiten unbegrenzten<br />

Fläche.<br />

c<br />

......................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Berechnen Sie den Inhalt der<br />

Fläche A, die der Graph der Funktion<br />

fðxÞ¼pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 mit der x-Achse über<br />

1 x 2<br />

dem Intervall ½ 1;1Š einschließt.<br />

Lösung:<br />

Die Funktion f ist sowohl für x ¼ 1 als<br />

auch für x ¼ 1 nicht definiert. Es gilt:<br />

lim fðxÞ¼1und lim fðxÞ¼1.<br />

x! 1 x!1<br />

Daher ist die Fläche A an beiden Rändern<br />

unbegrenzt. Mit Hilfe der mit Substitution<br />

ermittelten Stammfunktion von f berechnen<br />

wir zunächst den Inhalt der Fläche<br />

unter f (vgl. Band 1, S. 273) über dem Intervall<br />

½a;bŠ mit 1 < a < b < 1.<br />

Den Inhalt der gesuchten Fläche A erhalten<br />

wir dann als Grenzwert. Hierzu müssen<br />

wir zwei Grenzprozesse nacheinander<br />

durchführen, für b ! 1 und für a ! 1,<br />

wobei die Reihenfolge der Grenzwertbildung<br />

keine Rolle spielt.<br />

Wir erhalten als Resultat für den gesuchten<br />

Flächeninhalt schließlich A ¼ p.<br />

y<br />

1<br />

A<br />

-1 a b 1<br />

1. Inhalt der Fläche A über [a; b]:<br />

ð b a<br />

ð b<br />

fðxÞdx ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1<br />

1 x 2<br />

a<br />

¼ arcsin b<br />

f<br />

dx ¼½arcsin xŠ b a<br />

arcsin a<br />

2. Grenzwertbestimmung:<br />

lim<br />

b!1<br />

ð b a<br />

lim<br />

a! 1<br />

<br />

fðxÞdx ¼ lim<br />

b!1<br />

ðarcsin b arcsin aÞ<br />

p<br />

2<br />

¼ p 2<br />

arcsin a<br />

<br />

arcsin a<br />

¼ p 2<br />

p<br />

2<br />

<br />

¼ p<br />

x<br />

Übung 3<br />

Berechnen Sie, sofern existent, die folgenden uneigentlichen Integrale.<br />

aÞ<br />

ð 1 3<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1<br />

x þ 3<br />

p dx bÞ<br />

ð 4 2<br />

1<br />

ðx 4Þ 2 dx cÞ<br />

ð 1 0<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

1 x 2<br />

p dx dÞ<br />

ð1<br />

0<br />

1<br />

x 2 dx


2. Uneigentliche Integrale 283<br />

Übungen<br />

4. Berechnen Sie, sofern sie existieren, die folgenden uneigentlichen Integrale.<br />

ð1<br />

aÞ 4x 6 dx<br />

2<br />

bÞ<br />

ð1<br />

1<br />

2<br />

3p ffiffi dx cÞ<br />

x<br />

ð 2 1<br />

1<br />

ðx þ 1Þ 2 dx<br />

ð 1 <br />

ð 1 ð1<br />

dÞ x 2 þ 1 2x<br />

dx<br />

eÞ<br />

4 5<br />

x<br />

dx fÞ dx<br />

x 3<br />

x 4 ð4 þ x 2 Þ 2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

5. a) Bestimmen Sie den Inhalt der Fläche A, die sich – begrenzt vom Graphen der Funktion<br />

fðxÞ¼ 1 8 x2 , vom Graphen der Funktion gðxÞ¼ 2 und von der x-Achse – längs der<br />

ðx 3Þ 2<br />

positiven x-Achse ins Unendliche erstreckt.<br />

b) Bestimmen Sie den Inhalt der Fläche A, die sich – begrenzt vom Graphen der Funktion<br />

fðxÞ¼1,5x 2 , vom Graphen der Funktion gðxÞ¼0,5x 2 þ 1 und von der x-Achse – längs<br />

der positiven x-Achse ins Unendliche erstreckt.<br />

c) Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A, die rechts von x ¼ 2 zwischen den Graphen der<br />

Funktionen fðxÞ¼ 1 und gðxÞ¼ 1 liegt. Fertigen Sie zunächst eine Skizze an.<br />

x 3 x 2<br />

6. Berechnen Sie, sofern sie existieren, die folgenden uneigentlichen Integrale.<br />

aÞ<br />

ð 1 0<br />

<br />

x þ p<br />

1 ffiffi dx<br />

x<br />

bÞ<br />

7. Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼ cosx<br />

x<br />

a) Zeigen Sie, dass FðxÞ¼ sin x<br />

x<br />

ð p 2<br />

ð p 2<br />

1<br />

cos 2 x dx cÞ sin 2x<br />

0<br />

0<br />

sinx<br />

x 2 :<br />

b) Berechnen Sie das uneigentliche Integral<br />

cosx dx dÞ ð 9 0<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

x<br />

9 x<br />

für 0 < x < p eine Stammfunktion von f ist.<br />

2<br />

ð p 2<br />

0<br />

fðxÞdx.<br />

8. Überprüfen Sie, ob die folgende Rechnung richtig ist:<br />

dx<br />

h i 0<br />

1<br />

1<br />

dx ¼<br />

ðx þ 1Þ 2 x þ 1<br />

¼ 1 1<br />

4<br />

ð 0 4<br />

3 ¼ 4 3<br />

9. Gegeben ist die Funktion fðxÞ¼ 1 :<br />

1 þ x 2<br />

a) Skizzieren Sie den Graphen von f mithilfe einer Wertetabelle für 3 x 3.<br />

b) Bestimmen Sie mithilfe der Substitution x ¼ tan z eine Stammfunktion von f.<br />

c) Berechnen Sie das uneigentliche Integral<br />

ð1<br />

1<br />

fðxÞdx.


284<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

3. Numerische Integrationsverfahren<br />

Flächeninhalte und bestimmte Integrale können oft mithilfe exakter Integrationsmethoden errechnet<br />

werden. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen dies nicht möglich oder unpraktisch ist:<br />

1. Der Integrand besitzt keine geschlossen darstellbaren Stammfunktionen.<br />

2. Die Stammfunktionen des Integranden sind schwierig zu bestimmen.<br />

3. Die Randkurve einer Fläche ist nicht durch eine mathematische Funktionsgleichung gegeben,<br />

sondern nur zeichnerisch oder durch Messwerte definiert.<br />

In solchen Fällen gibt es stets die Möglichkeit, das gesuchte bestimmte Integral wenigstens<br />

näherungsweise zu bestimmen. Man spricht von numerischer Integration.<br />

Alle numerischen Integrationsverfahren ähneln dem Archimedischen Streifenverfahren. Wir<br />

stellen die verschiedenen Verfahren zunächst im Überblick dar. Details werden später behandelt.<br />

1. Die Streifenmessung<br />

Über die Fläche wird ein Raster gleich breiter Streifen gelegt.<br />

Die Schnitte der Streifenmittellinien mit der Fläche definieren<br />

Rechteckshöhen, die ausgemessen werden. Die Rechtecksinhalte<br />

werden berechnet und aufsummiert.<br />

Das Verfahren ist stets anwendbar. Die Genauigkeit ist durch<br />

die zugrunde liegende Zeichnung begrenzt.<br />

2. Das Rechteckverfahren<br />

Die Fläche unter einem Funktionsgraphen wird in Streifen<br />

eingeteilt. Die Streifenmittellinien stellen Rechteckshöhen<br />

dar, die als Funktionswerte berechnet werden können.<br />

Je größer die Streifenanzahl, umso genauer approximieren die<br />

Rechtecksflächen die Fläche unter dem Graphen.<br />

y<br />

x<br />

3. Das Trapezverfahren<br />

Die Fläche unter einem Graphen wird wiederum in Streifen<br />

geteilt. Die Schnittpunkte der Streifenbegrenzungslinien mit<br />

dem Graphen werden geradlinig miteinander verbunden, so<br />

dass Trapeze entstehen, deren Flächeninhalte aufsummiert<br />

werden.<br />

Das Verfahren ist ähnlich genau wie das Rechteckverfahren.<br />

y<br />

x<br />

4. Parabel-Verfahren<br />

Die Schnittpunkte der beiden Streifenbegrenzungen und der<br />

Streifenmittellinie mit dem Graphen legen jeweils einen Parabelbogen<br />

fest. Die Flächeninhalte unter den Parabelbögen<br />

werden durch Integration bestimmt und aufsummiert. Das<br />

Verfahren ist wesentlich genauer als die drei oben charakterisierten<br />

Verfahren.<br />

y<br />

Parabel<br />

Parabel<br />

Parabel<br />

x


3. Numerische Integrationsverfahren 285<br />

A. Die Streifenmessung – eine Praxismethode<br />

Ein Maler benötigt für die Bestimmung seines Materialbedarfs den Flächeninhalt einer Wand,<br />

ein Glaser kalkuliert die Glasfläche eines Wintergartens, ein Straßenbauer schätzt die Größe der<br />

Pflasterfläche eines Platzes ab.<br />

Für solche Flächeninhaltsbestimmungen genügen in den meisten Fällen einfache Rechtecksoder<br />

Dreiecksberechnungen. Sind die Flächen jedoch krummlinig begrenzt, so funktioniert das<br />

nicht mehr. Man kann dann folgende Methode der Streifenmessung anwenden, die zwar vergleichsweise<br />

primitiv erscheinen mag, aber universal einsetzbar ist.<br />

c<br />

................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Der Mitarbeiter einer Werbeagentur soll eine Broschüre über einen neuen<br />

Landschaftspark erstellen. Hierfür benötigt er den Oberflächeninhalt eines Sees, von<br />

dem nur eine maßstäbliche Architektenzeichnung vorliegt. Wie könnte er vorgehen?<br />

Lösung:<br />

Er zeichnet ein Streifenraster über die Karte.<br />

Er könnte auch eine Folie nehmen, um<br />

eineBeschädigungderKartezuvermeiden.<br />

Alle Streifen sind gleich breit, in unserem<br />

Beispiel wählte er die Breite von 0,9 cm.<br />

Nun markiert er die Schnittpunkte der<br />

Streifenmittellinien mit dem Seerand.<br />

Durch diese Punkte sind in den Streifen<br />

Rechtecke festgelegt, deren Flächeninhalte<br />

ein Näherungsmaß für die im jeweiligen<br />

Streifen liegende Seefläche ergeben.<br />

Die Rechteckshöhen werden mit dem Lineal<br />

gemessen und mit der Streifenbreite<br />

multipliziert. Die Summe aller Rechtecksinhalte<br />

approximiert den Flächeninhalt<br />

des Bildes des Sees auf der Karte.<br />

Durch eine Maßstabsumrechnung ergibt<br />

sich das reale Flächenmaß des Sees, in unserem<br />

Beispiel ca. 105300 m 2 .<br />

Übung 1<br />

Eine Mikrobe wurde bei 2000facher Vergrößerung<br />

fotografiert. Bestimmen Sie einen<br />

Näherungswert für ihren Flächeninhalt.<br />

Hinweis: Der Vergrößerungsfaktor beim<br />

Mikroskop gibt an, wie stark die beobachtete<br />

Fläche vergrößert wird.<br />

M = 1 : 10000<br />

Rechteck<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Breite<br />

in cm<br />

0,9<br />

0,9<br />

0,9<br />

0,9<br />

0,9<br />

0,9<br />

Höhe<br />

in cm<br />

1,0<br />

1,9<br />

2,4<br />

2,7<br />

2,4<br />

1,3<br />

1cm ^¼10000cm ¼ 100 m<br />

1cm 2 ^¼ð100mÞ 2 ¼ 10000m 2<br />

10,53cm 2 ^¼105300m 2<br />

S<br />

Fläche<br />

in cm 2<br />

0,90<br />

1,71<br />

2,16<br />

2,43<br />

2,16<br />

1,17<br />

10,53<br />

N


286<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

c<br />

........................................................................................<br />

c<br />

B. Das Rechteckverfahren<br />

Das einfachste Näherungsverfahren zur beliebig genauen Approximation bestimmter Integrale<br />

ist das im Folgenden dargestellte Rechteckverfahren.<br />

Beispiel:<br />

Berechnen Sie einen Näherungswert ð<br />

5 5<br />

für das bestimmte Integral<br />

1 x dx.<br />

Approximieren Sie hierzu die Fläche<br />

unter dem Graphen von f durch vier<br />

gleich breite Rechtecke, so wie<br />

rechts graphisch dargestellt.<br />

Lösung:<br />

Das Integrationsintervall hat die Breite 4.<br />

Die einzelnen Rechtecke haben daher die<br />

Breite 1.<br />

Die Rechteckshöhen sind die Funktionswerte<br />

in den Streifenmitten, also an den<br />

Stellen 1,5, 2,5, 3,5 und 4,5.<br />

Wir errechnen die Summe der vier Rechtecksinhalte.<br />

Diese beträgt 7,87.<br />

Der wirkliche Wert des bestimmten Integrals<br />

beträgt ca. 8, 05. Die Abweichung<br />

beträgt also nur ca. 2%.<br />

y<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

f(x) = 5 x<br />

1 2 3 4 5<br />

Näherungsrechnung für 4 Streifen:<br />

Rechteck Breite Höhe Inhalt<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

fð1,5Þ3,33<br />

fð2,5Þ¼2<br />

fð3,5Þ1,43<br />

fð4,5Þ1,11<br />

Flächensumme: 7,87<br />

Genauer Wert des Integrals:<br />

ð<br />

5<br />

5<br />

dx 8,05<br />

1 x<br />

x<br />

3,33<br />

2,00<br />

1,43<br />

1,11<br />

Man kann die Approximationsgenauigkeit durch eine höhere Zahl von Rechtecken steigern,<br />

wobei natürlich auch der Rechenaufwand höher wird. Im obigen Beispiel ergibt sich so mit acht<br />

Rechtecken der Breite 0,5 der Näherungswert 8. Der Fehler beträgt dann nur noch ca. 0,5%.<br />

Übung 2<br />

Gesucht ist ein Näherungswert für das bestimmte<br />

Integral<br />

1<br />

2 x2 dx.<br />

ð<br />

2<br />

0<br />

a) Verwenden Sie das Rechteckverfahren<br />

mit 4 gleich breiten Rechtecken.<br />

Berechnen Sie anschließend zum Vergleich<br />

den exakten Wert des Integrals.<br />

b) Führen Sie schließlich eine genauere<br />

Näherung mit 8 Rechtecken durch.<br />

Übung 3<br />

Berechnen Sie den Inhalt der abgebildeten<br />

Fläche näherungsweise mithilfe von<br />

sechs Rechtecken.<br />

y<br />

f(x) =<br />

sin x<br />

p<br />

x


3. Numerische Integrationsverfahren 287<br />

Das Rechteckverfahren liefert schon für kleine Streifenanzahlen brauchbare<br />

Näherungswerte. Das liegt daran, dass sich in der Regel schon innerhalb<br />

eines Streifens die Fehler teilweise ausgleichen. Durch das Rechteck<br />

nicht erfasste Flächenteile ð Þ werden durch überstehende Rechteckteile<br />

ðþÞ grob kompensiert. Dennoch werden größere Streifenzahlen erforderlich,<br />

wenn erhöhte Genauigkeit gewünscht wird oder das Integrationsintervall<br />

groß ist. Dann kann der Rechenaufwand so hoch werden, dass man<br />

programmierbare Systeme (Taschenrechner oder Computer) als Rechenhilfe<br />

einsetzt. Eine dafür geeignete Formel stellen wir nun dar.<br />

-<br />

+<br />

Fehlerausgleich<br />

über einem<br />

Streifen<br />

Näherungsformel zum Rechteckverfahren<br />

f sei eine auf dem Intervall I ¼½a;bŠ stetige Funktion. Dann gilt die Näherungsformel<br />

ð<br />

a<br />

b<br />

b<br />

fðxÞ dx a<br />

n ðy 0 þ y 1 þ ...þ y n 1 Þ<br />

<br />

<br />

mit y i ¼ fðx i Þ¼f aþ i b a ,0 i n 1:<br />

n þ b a<br />

2n<br />

Zum Nachweis teilen wir das Integrationsintervall I ¼½a;bŠ in Teilintervalle I 0 ,...,I n 1 ein,<br />

die alle die gleiche Breite b a besitzen. x<br />

n<br />

i sei die Mitte des Teilintervalls I i .<br />

Von a aus erreichen wir x i durch i-fache Addition der Streifenbreite b a plus einer weiteren<br />

n<br />

halben Streifenbreite b a<br />

2n ,d.h.x i ¼ a þ i b a<br />

n þ b a<br />

2n : Die Höhe des Rechtecks über I i ist dann<br />

<br />

<br />

y i ¼ fðx i Þ¼f aþ i b n þ b a : Die Rechteckfläche ist b a<br />

n 2n<br />

n<br />

y i. Die Summe aller Rechteckflächen<br />

ist b a<br />

n ðy 0 þ y 1 þ ...þ y n 1 Þ. Solche Summen kann man leicht mit CAS berechnen.<br />

Zunächst wird dem Funktionseditor des<br />

CAS der Funktionswert übergeben, z. B.<br />

y1(x)=5/x. Soll später eine andere Funktion<br />

näherungsweise integriert werden, so ist<br />

nur der Term y1 zu ändern.<br />

Dann wird die Formel des Rechteckverfahrens<br />

in der Eingabezeile notiert und als<br />

Funktion rechv(a, b, n) im CAS gespeichert:<br />

P (y1(a+i(b-a)/n+(b-a)/(2n)),i,0,n-1)(b-a)/n § rechv(a,b,n) OENTER<br />

DasnebenstehendeBildzeigtimProtokollbereich<br />

noch die Formel, darunter die Näherungswerte<br />

für n ¼10, 100, 1000 Streifen<br />

zum Integrationsintervall [1;5]. 1<br />

Der exakte Integralwert ist 8,04718956 ...,<br />

der letzte Näherungswert ist also bereits<br />

auf 6 Dezimalen genau. Dies ist schon<br />

ein beachtliches Ergebnis.<br />

x 0<br />

x . . .<br />

1<br />

x n-1<br />

1 Man beachte, dass die Berechnung bei großer Streifenzahl n einige Zeit erfordert.


288<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

C. Das Trapezverfahren 288-1<br />

c<br />

........................................................................................................<br />

c<br />

SchonArchimedesverfolgtedieIdee,dieFläche<br />

unter einer Kurve durch trapezförmige Streifen<br />

zu approximieren (Trapezverfahren). Solche<br />

Streifen folgen dem Kurvenverlauf nämlich<br />

recht gut. Man erhält daher schon für kleine<br />

Streifenzahlen brauchbare Näherungen.<br />

ð<br />

5<br />

1<br />

5<br />

Beispiel: Das bestimmte Integral<br />

x dx<br />

soll mithilfe von Trapezstreifen approximiert<br />

werden.<br />

a) Verwenden Sie – wie abgebildet – vier<br />

Trapezstreifen.<br />

b) Steigern Sie die Genauigkeit durch<br />

Verwendung von acht Streifen.<br />

Lösung zu a:<br />

Die Trapeznäherung sieht schon graphisch recht<br />

genauaus.WirerrechnendievierTrapezstreifen<br />

mit der oben dargestellten Formel und erhalten<br />

die Inhaltssumme 8,42, die nur ca. 4,5% größer<br />

ist als der exakte Wert des Integrals.<br />

Lösung zu b:<br />

Bei doppelter Streifenzahl ist die Streifenbreite<br />

nur noch halb so groß und wir erhalten<br />

als Näherungswert 8,14. Der Fehler beträgt<br />

nun nur noch ca. 1,1%.<br />

Interessant ist, dass die Funktionswerte an den<br />

äußeren Teilungsstellen x ¼ 1 und x ¼ 5in<br />

einfacher Zählung eingehen, während die<br />

Funktionswerte x ¼ 1,5; x ¼ 2,5; ...;x¼ 4,5<br />

doppelt in die Summe eingehen.<br />

f(a)<br />

a<br />

f<br />

y<br />

1<br />

f(b)<br />

b<br />

Trapezfläche:<br />

A ¼ 1 2 ðb aÞ fðaÞþfðbÞ<br />

f(x) = 5 x<br />

1 2 3 4 5 x<br />

Approximation mit<br />

<br />

4 Streifen<br />

<br />

A 1 ¼ 1 2 ð2 1Þ 5<br />

1 þ 5 2<br />

<br />

A 2 ¼ 1 2 ð3 2Þ 5<br />

2 þ 5 3<br />

<br />

A 3 ¼ 1 2 ð4 3Þ 5<br />

3 þ 5 4<br />

<br />

A 4 ¼ 1 2 ð5 4Þ 5<br />

4 þ 5 5<br />

ð 5<br />

<br />

<br />

5<br />

1 x dx 1 2 1 5<br />

1 þ 2 5 2 þ 2 5 3 þ 2 5 4 þ 5 5<br />

8,42<br />

Approximation mit 8 Streifen<br />

ð 5<br />

<br />

<br />

5<br />

1 x dx 1 2 1 2 5<br />

1 þ 2 5<br />

1,5 þ ...þ 2 5<br />

4,5 þ 5 5<br />

8,14<br />

Übung 4<br />

aÞ Berechnen Sie<br />

ð<br />

4<br />

0<br />

pffiffi<br />

x dx mithilfe des Trapezverfahrens<br />

(4 Streifen und 8 Streifen).<br />

Vergleichen Sie mit dem exakten Wert.<br />

bÞ Berechnen Sie den Inhalt des rechts dargestellen<br />

Einheitsviertelkreises mit 5<br />

bzw. 10 Trapezstreifen näherungsweise.<br />

Welcher Näherungswert für die Zahl p<br />

ergibt sich hieraus?<br />

y<br />

1<br />

0,2 0,4 0,6 0,8<br />

f(x) = √ 1- x 2<br />

1<br />

x


3. Numerische Integrationsverfahren 289<br />

Um das Trapezverfahren für beliebige Streifenzahlen mit CAS zu verwenden, benötigen wir<br />

eine Formel. Schon anhand der Beispiele ist leicht zu erkennen, wie eine solche Formel aussieht:<br />

Näherungsformel zum Trapezverfahren<br />

f sei eine auf dem Intervall I ¼½a;bŠ stetige Funktion. Dann gilt die Näherungsformel<br />

ð<br />

b fðxÞ dx 1 a 2 b a<br />

n ðy 0 þ 2y 1 þ 2y 2 þ ...þ 2y n 1 þ y n Þ<br />

<br />

mit y i ¼ fðx i Þ¼f aþ i b a , 0 i n:<br />

n<br />

x 0<br />

= a x 1<br />

x 2<br />

. . . x n<br />

= b<br />

c<br />

....................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Trapezverfahren mit CAS<br />

Definieren Sie eine CAS-Funktion trapv(a, b, n) zum Trapezverfahren, wobei der Integrand<br />

unter dem Funktionsterm y1(x) im Funktionseditor zu speichern ist.<br />

Berechnen Sie dann Näherungswerte des bestimmten Integrals<br />

ð<br />

5<br />

1<br />

5<br />

dx für n ¼ 10, 100 und<br />

x<br />

1000 Trapezstreifen. Vergleichen Sie mit dem Rechteckverfahren von Seite 255.<br />

Lösung:<br />

Die Formel des Trapezverfahrens wird in der Eingabezeile notiert und als Funktion trapv(a, b, n)<br />

im CAS gespeichert:<br />

(y1(a)+2 P (y1(a+i(b-a)/n),i,1,n-1)+y1(b))(b-a)/(2n) § trapv(a,b,n) OENTER<br />

Das nebenstehende Bild zeigt im Protokollbereich<br />

noch Teile der Formel, darunter<br />

die Näherungswerte für n ¼ 10, 100<br />

und 1000 Trapezstreifen zum Integrationsintervall<br />

[1;5].<br />

Ein Vergleich mit den Ergebnissen des<br />

Rechteckverfahrens (S. 255) zeigt, dass<br />

beide Verfahren etwa gleichwertig sind.<br />

Information zur Approximationsgüte in Abhängigkeit von der Streifenzahl:<br />

Bei Verwendung von archimedischen Untersummen oder Obersummen gewinnt man durch eine<br />

Verzehnfachung der Streifenzahl nur eine Dezimale Genauigkeit. Beim Rechteckverfahren und<br />

Trapezverfahren gewinnt man bei verzehnfachter Streifenzahl ca. 2 Dezimalen Genauigkeit.<br />

Übung 5<br />

Berechnen Sie einen Näherungswert<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

für<br />

das bestimmte Integral 1 þ x 2 dx:<br />

ð<br />

1<br />

0<br />

a) Arbeiten Sie mit 4 Trapezstreifen und<br />

benutzen Sie Ihren Taschenrechner.<br />

b) Verwenden Sie n ¼ 10, 100 und 1000<br />

Streifen unter Einsatz des Computers.<br />

Übung 6<br />

Errechnen Sie<br />

den Inhalt der<br />

rechts dargestellen<br />

Fläche<br />

auf ca. zwei<br />

Nachkommastellen<br />

genau.<br />

y<br />

1 f(x) = tan x<br />

0<br />

p/4<br />

x


290<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

D. Die Keplersche Fassregel<br />

Der bekannte Mathematiker und weltberühmteAstronom<br />

Johannes Kepler (1571 –1630) war ein Freund<br />

des Weines. Eines Tages überkam ihn der Verdacht,<br />

beim Weinkauf von den Händlern übervorteilt zu<br />

werden, da diese den Inhalt der Weinfässer mit Messstäben<br />

maßen, was Kepler suspekt war. Fortan beschäftigte<br />

er sich mit Verfahren zur Berechnung des<br />

Rauminhaltes von Fässern, und hierbei fand er auch<br />

ein Näherungsverfahren zur Berechnung bestimmter<br />

Integrale, die so genannte Kepler’sche Fassregel,<br />

die eine überraschende Genauigkeit besitzt.<br />

Die Grundidee des Kepler’schen Verfahrens ist<br />

es,diezuintegrierendeFunktion ineinem Streifen<br />

durch eine quadratische Parabel zu approximieren<br />

in der Erwartung, dass diese sich der<br />

Kurve noch besser anpassen kann als eine<br />

Strecke wie beim Trapezverfahren.<br />

Kepler wählte diejenige Parabel, welche durch<br />

diedreiKurvenpunkteAundBandenStreifenenden<br />

und M in der Streifenmitte geht.<br />

Der Inhalt der Fläche unter dieser Parabel lässt<br />

sich nach Keplers rechts aufgeführter Formel<br />

errechnen, die wir aber hier nicht beweisen.<br />

ð b<br />

a<br />

A<br />

f<br />

M<br />

a m b<br />

B<br />

Keplers Idee<br />

Die Keplersche Fassregel<br />

b<br />

fðxÞ dx a fðaÞþ4 fðmÞþfðbÞ<br />

6<br />

mit m ¼ a þ b<br />

2<br />

c<br />

...............................<br />

Beispiel: Gesucht ist der Inhalt der Fläche unter dem Graphen von fðxÞ¼sin x über dem<br />

Intervall ½0;pŠ. Verwenden Sie zur Approximation die Kepler’sche Fassregel.<br />

Lösung:<br />

Wir wenden die Kepler-Formel mit a ¼ 0, b ¼ p und m ¼ p an. Wir erhalten:<br />

<br />

<br />

2<br />

p 0<br />

sin x dx sin 0 þ 4 sin p 6<br />

2 þ sin p ¼ p 6 4 ¼ 2 3 p 2,09:<br />

ð<br />

p<br />

0<br />

c Da der exakte Wert des Integrals tatsächlich 2 ist, beträgt der Fehler nur knapp 5%.<br />

Übung 7<br />

Die Kepler’sche Fassregel liefert für Polynomfunktionen<br />

bis dritten Grades erstaunlicherwei-se<br />

sogar exakte Ergebnisse.<br />

Prüfen Sie dies an folgenden Integralen<br />

nach.<br />

aÞ<br />

ð 2 x 3 dx<br />

0<br />

bÞ<br />

ð 4 ð 1<br />

ð2x 3Þ dx cÞ ðx 2 þ xÞ dx<br />

0<br />

0<br />

Übung 8<br />

Berechnen Sie den Inhalt der Fläche A mit<br />

der Fassregel von Kepler.<br />

1 y<br />

f(x) = 2 x−x 2<br />

A<br />

1<br />

x


3. Numerische Integrationsverfahren 291<br />

E. Das Simpson-Verfahren<br />

259-1<br />

Der englische Mathematiker Thomas Simpson<br />

(1710 – 1761) entwickelte ein Näherungsverfahren,<br />

das auf der Mehrfachanwendung der<br />

Kepler’schen Fassregel beruhte.<br />

Dieses Verfahren liefert schon mit geringen<br />

Streifenzahlen sehr gute Näherungswerte. Es<br />

wird als Simpson-Verfahren bezeichnet.<br />

c<br />

............................................................................<br />

c<br />

ð<br />

5<br />

5<br />

Beispiel: Berechnen Sie das bestimmte Integral dx mithilfe des Simpson-Verfahrens<br />

1 x<br />

näherungsweise. Verwenden Sie als Streifenzahl n ¼ 2.<br />

Lösung:<br />

Wir teilen die Fläche über dem Integrationsintervall<br />

½1;5Š in zwei Streifen ein, welche wir als Simpson-<br />

Streifen bezeichnen. In jedem der zwei Simpson-<br />

Streifen wird die Keplersche Fassregel angewandt.<br />

Der Integrand wird also streifenweise durch Parabelbögen<br />

approximiert.<br />

Durch zweimalige Anwendung von Keplers Formel<br />

erhalten wir dann:<br />

Inhalt des 1: Streifens:<br />

Inhalt des 2: Streifens:<br />

Inhalt der Gesamtfläche:<br />

ð 3<br />

5<br />

1<br />

ð 5<br />

5<br />

3<br />

x dx 3 1 fð1Þþ4 fð2Þþfð3Þ 5,555<br />

6<br />

y<br />

1<br />

f(x) = 5 x<br />

1 2 3 4 5 x<br />

x 0 x1 x2 x3 x4<br />

Parabelbögen<br />

x dx 5 3 fð3Þþ4 fð4Þþfð5Þ 2,555<br />

6<br />

ð 5<br />

5<br />

1 x dx 2 6 fð1Þþ4 fð2Þþ2 fð3Þþ4 fð4Þþfð5Þ 8,11<br />

Anhand des Beispiels können wir problemlos die verallgemeinerte Formel für das Simpson-Verfahren<br />

aufstellen. Wir gehen von einer Unterteilung a ¼ x 0 ,x 2 ,x 4 , ...,x 2n ¼ b des Intervalls<br />

½a;bŠ in n Simpson-Streifen aus, deren Mittelpunkt bei x 1 ,x 3 ,x 5 , ...,x 2n 1 liegen. Dann gilt:<br />

Näherungsformel zum Simpson-Verfahren<br />

f sei eine auf dem Intervall ½a; bŠ stetige Funktion. Dann gilt die Näherungsformel<br />

ð<br />

b fðxÞdx b a<br />

a 6n ðy 0þ4y 1 þ2y 2 þ4y 3 þ...þ2y 2n 2 þ4y 2n 1 þy 2n Þ<br />

<br />

mit y i ¼ fðx i Þ¼f aþ i b<br />

a<br />

2n<br />

,0 i 2n:<br />

x 0<br />

= a x 2<br />

. . . x 2n<br />

= b<br />

Übung 9<br />

Bestimmen Sie für das obige Beispiel die<br />

Funktionsgleichungen der beiden Kepler’-<br />

schen Näherungsparabeln explizit.<br />

Übung 10<br />

Errechnen Sie mit 2 Simpson-Streifen den<br />

Inhalt der Fläche unter dem Graphen von<br />

fðxÞ¼x 3 þ 1 über dem Intervall ½ 1;1Š.


292<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

Das Simpson-Verfahren arbeitet schon für kleine Streifenzahlen erstaunlich exakt. Bei jeder<br />

Verzehnfachung der Streifenzahl steigt die Genauigkeit um ca. vier Dezimalstellen. Dennoch ist<br />

der manuelle Rechenaufwand groß, so dass auch hier die Anwendung von Computern vorteilhaft<br />

ist. Wie das Rechteck und das Trapezverfahren kann auch das Simpson-Verfahren als CAS-<br />

Funktion – etwa simpv(a, b, n) – definiert werden, wobei a und b wieder die Intervallgrenzen sind,<br />

n dagegen die Anzahl der „Doppelstreifen“ ist.<br />

c<br />

.......................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Simpson-Verfahren mit CAS<br />

Definieren Sie eine CAS-Funktion simpv(a, b, n) zum Simpson-Verfahren, wobei der Integrand<br />

unter dem Funktionsterm y1(x) im Funktionseditor zu speichern ist. Berechnen Sie dann<br />

ð<br />

5<br />

5<br />

Näherungswerte des bestimmten Integrals dx für n ¼ 5, 50 und 500 Streifen.<br />

1 x<br />

Lösung:<br />

In der Formel des Simpson-Verfahrens tritt der Faktor 4 bei den Summanden mit ungeradem<br />

Index i ¼ 1, 3, ...,2n 1 und der Faktor 2 bei den Summanden mit geraden Index<br />

i ¼ 2, 4, ...,2n 2 auf. Allgemein kann man diese alternierende Folge 4, 2, 4, 2, 4, ... durch<br />

3 ð 1Þ i darstellen.<br />

(y1(a)+ P ((1-(-1)^i)y1(a+i(b-a)/2n),i,1,2n-1)+y1(b))(b-a)/(6n) § simpv(a,b,n) OENTER<br />

Wir geben wieder y1(x) =5/x ein. Um einen<br />

realistischen Vergleich mit Rechteck- und<br />

Trapezverfahren zu gestatten, werden Näherungswerte<br />

für n ¼ 5, 50 und 500 Streifen<br />

zum Integrationsintervall [1 ;5] berechnet.<br />

Der letzte Näherungswert stimmt<br />

bereits in allen angezeigten Stellen mit<br />

dem exakten Wert überein.<br />

Übung 11<br />

Berechnen Sie mithilfe des Simpson-Verfahrens<br />

folgende bestimmte Integrale näherungsweise.<br />

Verwenden Sie Taschenrechner<br />

oder Computer. Vergleichen Sie<br />

mit dem exakten Resultat. Berechnen Sie<br />

den prozentualen Fehler.<br />

ð ð<br />

1 10 pffiffiffi<br />

aÞ<br />

0 x3 dx bÞ x dx<br />

cÞ<br />

5 Streifen und 10 Streifen<br />

ð<br />

2<br />

2<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

4 x 2 dx 1 Streifen, 4 Streifen<br />

0<br />

Übung 12<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

Die Funktion fðxÞ¼ðx 3Þ x 2 þ 1 soll<br />

über dem Intervall ½0;3Š näherungsweise<br />

mit dem Simpson-Verfahren integriert<br />

werden.<br />

a) Skizzieren Sie den Graphen von f mithilfe<br />

einer Wertetabelle.<br />

b) Berechnen Sie die Näherungswerte des<br />

Integrals durch 2 bzw. 10 Simpson-<br />

Streifen.<br />

Übung 13<br />

Schreiben Sie einen mathematischen Aufsatz mit dem Thema: Die Grundideen und die Genauigkeiten<br />

der numerischen Näherungsverfahren für Integrale im Vergleich.


3. Numerische Integrationsverfahren 293<br />

Übung 14 Die Bogenlänge einer Kurve<br />

Die Fahrbahn der bekannten Golden-Gate-<br />

Brücke ist an dicken Stahlseilen aufgehängt.<br />

Die Seilkurve kann durch eine mathematische<br />

Funktion beschrieben werden,<br />

die so genannte Kettenlinie. Sie lässt sich<br />

angenähert durch eine Parabel beschreiben.<br />

Im Folgenden wird der Frage nachgegangen,<br />

wie man die Länge einer solchen<br />

gekrümmten Linie berechnen kann, deren<br />

Funktionsgleichung bekannt ist.<br />

Man sucht also die Bogenlänge einer Funktion f über dem Intervall [a ; b]. Um diese zu berechnen,<br />

wird das Intervall [a ; b] in n gleich große Teilintervalle der Breite D x unterteilt.<br />

Der Funktionsgraph von f über dem Intervall [a ; b] kann nun durch n Strecken l i approximiert<br />

werden. Die Bogenlänge L kann durch die Summe der Streckenlängen angenähert werden.<br />

Nach dem Satz des Pythagoras gilt für die<br />

Länge der i-ten Strecke:<br />

l i ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

p<br />

2<br />

Dx 2 þ Dy 2 i<br />

¼ 1 þ D y i<br />

Dx.<br />

Dx<br />

Die Gesamtlänge erhält man durch Summation<br />

der n einzelnen Streckenlängen.<br />

L P l i ¼ P<br />

r ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2<br />

1 þ Dy i<br />

Dx<br />

Dx<br />

y<br />

l i<br />

Δx<br />

Δy i<br />

f<br />

a = x 0<br />

b = x n x<br />

Es handelt sich um eine Produktsumme, die sich im Grenzprozess Dx ! 0, n !1in ein Integral<br />

verwandelt. Da lim<br />

D y<br />

D x ¼ f0 ðxÞ gilt, erhalten wir folgende Formel für L.<br />

Dx!0<br />

Die Bogenlänge<br />

Für die Bogenlänge L des Graphen von f<br />

über dem Intervall ½a ;bŠ gilt:<br />

ð b<br />

L ¼<br />

a<br />

qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1 þ f 0 ðxÞ 2<br />

dx<br />

261-1<br />

I. Berechnen Sie die Bogenlänge der Funktion f über dem Intervall I exakt.<br />

a) fðxÞ¼2x 1, I ¼½0;2Š b) fðxÞ¼ 1 8 x4 þ 1 , I¼½1;3Š<br />

4x<br />

p 2<br />

c) fðxÞ¼ ffiffiffiffi<br />

pffiffi<br />

x 3<br />

x ð4x 3Þ<br />

, I¼½0;4Š d) fðxÞ¼ , I¼½0;9Š<br />

6<br />

II.<br />

Meistens kann das Bogenlängenintegral nur durch Näherungsintegration berechnet werden.<br />

Führen Sie dies in den folgenden Fällen durch.<br />

a) fðxÞ¼x 2 , I¼½0;1Š; Rechteckverfahren: 5 Rechteckstreifen<br />

b) fðxÞ¼8 2x 2 , I¼½ 2;2Š; Trapezverfahren: 8 Trapezstreifen<br />

c) fðxÞ¼x 3 , I¼½ 1;1Š; Simpson-Verfahren: 10 Rechteckstreifen


294<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

Übung 15 Ellipsen<br />

Eine Ellipse mit den Halbachsen a und b<br />

2þ <br />

hat die Gleichung<br />

x y 2¼<br />

a b 1.<br />

a) Errechnen Sie den Flächeninhalt der<br />

abgebildeten Ellipse mit den Halbachsen<br />

a ¼ 3 und b ¼ 2.<br />

b) Welchen Umfang hat die Ellipse?<br />

Diese Aufgabe ist relativ schwierig.<br />

2a<br />

e<br />

F M F<br />

e 2 = a 2 - b 2<br />

2b<br />

Übung 16 Messwertkurven<br />

Bei einem Aufprallversuch wird die Kraft<br />

in zeitlichen Abständen von 10 ms gemessen,<br />

wobei sich folgende Messtabelle ergibt.<br />

Zeit t in ms 0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Kraft F in N 2 5 15 37 50 60 55 35 0<br />

Wie groß ist die Fläche unter der Ausgleichskurve<br />

durch die Messwerte? Berechnen<br />

Sie diese numerisch-manuell mithilfe<br />

des<br />

aÞ Trapezverfahrens, 8 Trapezstreifen,<br />

bÞ Simpson-Verfahrens, 4 Simpson-<br />

Streifen.<br />

F/N<br />

50<br />

10<br />

Kraftstoß<br />

10 50 t/ms<br />

Übung 17<br />

Skizzieren und berechnen Sie den Inhalt der Fläche unter dem Graphen von f über dem Intervall I<br />

(8 Trapezstreifen, 4 Simpson-Streifen oder Rechnereinsatz).<br />

p<br />

aÞ fðxÞ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

4x x 2 , I¼½0;4Š bÞ fðxÞ¼ 2<br />

x þ 1<br />

x2<br />

,I¼½1;2Š cÞ fðxÞ¼ ,I¼½ 1;1Š<br />

x 2 þ 1<br />

Übung 18<br />

Ein Schiff fährt mit einer Geschwindigkeit<br />

von 8 km/h auf dem abgebildeten Kurs.<br />

Wie lange dauert die Fahrt von A nach B?<br />

Übung 19<br />

Gesucht ist der Flächeninhalt unter der<br />

Kurve durch die gegebenen 7 Messwerte.<br />

a)<br />

y<br />

4<br />

y/km<br />

A<br />

50<br />

f(x) = 4 x<br />

10<br />

10 50 x<br />

1<br />

B<br />

b)<br />

x 0 2 4 6 8 10 12<br />

y 5 8 10 11 10 9<br />

1 4<br />

x/km


3. X. Numerische Weiterführung Integrationsverfahren der Integralrechnung<br />

295<br />

Überblick<br />

Rotationsvolumen<br />

Die Funktion f sei über dem Intervall ½a;bŠ differenzierbar und nicht negativ. Rotiert der Graph<br />

von f über ½a;bŠ um die x-Achse, so entsteht ein Rotationskörper mit dem Volumen<br />

ð b<br />

V ¼ p fðxÞ y<br />

f<br />

2<br />

dx:<br />

a<br />

a<br />

b x<br />

Uneigentliche Integrale<br />

Ist die Funktion f auf dem Intervall ½a; 1Š<br />

stetig und existiert der Grenzwert<br />

Ð<br />

lim<br />

k fðxÞdx, dann definiert man diesen<br />

k!1 a<br />

Grenzwert als uneigentliches Integral<br />

von f über ½a; 1½ und schreibt hierfür<br />

Ð1<br />

fðxÞdx.<br />

a<br />

Ist die Funktion f an der Stelle a nicht definiert,<br />

aber auf dem Intervall Ša; bŠ stetig<br />

Ð<br />

und existiert der Grenzwert lim<br />

b fðxÞdx,<br />

k!1 k<br />

dann definiert man diesen Grenzwert als<br />

uneigentliches Integral von f über Ša; bŠ<br />

und schreibt hierfür Ðb fðxÞdx.<br />

a<br />

Näherungsformeln für Integrale<br />

f sei eine auf dem Intervall ½a;bŠ stetige Funktion.<br />

<br />

Rechteckverfahren fðxÞdx b a<br />

n ðy 0 þ y 1 þ ...þ y n 1 Þ,y i ¼ f aþ i b a<br />

ð b a<br />

n þ b a<br />

2n<br />

<br />

Trapezverfahren<br />

ð b a<br />

<br />

fðxÞdx b a<br />

2n ðy 0 þ 2y 1 þ ...þ 2y n 1 þ y n Þ,y i ¼ f aþ i b a<br />

n<br />

Keplersche Fassregel<br />

Simpson-Verfahren<br />

ð b a<br />

ð b a<br />

fðxÞdx b a<br />

6 fðaÞþ4fðmÞþfðbÞ ,m¼ a þ b<br />

<br />

fðxÞdx b a<br />

6n ðy 0 þ 4y 1 þ 2y 2 þ ...þ 4y 2n 1 þ y 2n Þ,y i ¼ f aþ i b a<br />

2n<br />

2


296<br />

X. Weiterführung der Integralrechnung<br />

Test<br />

Weiterführung der Integralrechnung<br />

1. Der Graph von fðxÞ¼ax 2 þ 4ax schließt mit der x-Achse ein Flächenstück ein.<br />

Für welche Werte des Parameters a > 0 hat diese Fläche den Inhalt A ¼ 16 3 ?<br />

2. Gegeben sind die Funktionen fðxÞ¼x 3 und gðxÞ¼ x 2 þ 2x<br />

aÞ Berechnen Sie die Schnittpunkte der Graphen von f und g.<br />

bÞ Skizzieren Sie die Graphen von f und g in ein gemeinsames Koordinatensystem.<br />

cÞ Berechnen Sie den Inhalt der Fläche zwischen f und g.<br />

3. Bestimmen Sie den Inhalt A der markierten<br />

Fläche.<br />

y<br />

fx ()= x 3 – 4x<br />

1<br />

x<br />

4. Berechnen Sie den Inhalt der gelben<br />

Fläche. Bestimmen Sie dazu die Funktionsgleichungen<br />

der Funktionen 1. und<br />

2. Grades, deren Graphen dargestellt<br />

sind und diese Fläche begrenzen.<br />

1<br />

y<br />

f<br />

g<br />

5<br />

x<br />

h<br />

5. Gegeben sind die beiden Funktionen fðxÞ¼ x 2 þ 6x 5 und gðxÞ¼ 1 3 x2 þ 4 3 x þ 5 3 für<br />

1 x 5.<br />

aÞ Führen Sie eine Kurvendiskussion durch (Nullstellen, Extrema, Graphen skizzieren in<br />

einem gemeinsamen Koordinatensystem).<br />

bÞ Welchen Inhalt besitzt die Fläche, die von den Graphen von f und g im 1. Quadranten<br />

umschlossen wird?<br />

6. Abgebildet ist der Graph einer quadratischen<br />

Parabel.<br />

Wie muss die Zahl u > 0 gewählt werden,<br />

wenn der Inhalt der markierten Fläche<br />

36 betragen soll?<br />

y<br />

u 2 Lösungen unter 296-1<br />

u<br />

x


XIV. Skalarprodukt<br />

und Vektorprodukt<br />

Neben der Addition und der Vielfachenbildung<br />

erlauben die Verknüpfungen zweier Vektoren<br />

durch das Skalarprodukt und das Vektorprodukt<br />

zahlreiche Berechnungsmöglichkeiten von<br />

Objekten des dreidimensionalen Raumes.<br />

__ ›<br />

c<br />

__ ›<br />

b<br />

V = ( __ ›<br />

a × __ ›<br />

b )· __ ›<br />

c<br />

__ ›<br />

a


390<br />

XIV. Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

5. Das Vektorprodukt<br />

A. Die Definition des Vektorprodukts<br />

Im 2. Abschnitt haben wir auf Seite 379 zu zwei gegebenen, linear unabhängigen Vektoren einen<br />

orthogonalen Vektor durch Lösen des zugehörigen Gleichungssystems ermittelt. Solche orthogonale<br />

Vektoren sind in der Geometrie und Technik häufig gesucht und werden im folgenden<br />

Kapitel benötigt. Daher entwickeln wir im Folgenden eine Formel, mit der man zu zwei gegebenen<br />

Vektoren des Raums schnell einen orthogonalen Vektor bestimmen kann.<br />

Gesucht ist ein Vektor ~x, der zu zwei gegebenen<br />

Vektoren ~a und ~b des Raums orthogonal<br />

ist. Daher müssen die Skalarprodukte~a<br />

~x und~b ~x null ergeben. Das zugehörige<br />

Gleichungssystem, das sich durch<br />

Einsetzen der Spaltenvektoren ergibt, hat<br />

unendlich viele Lösungen.<br />

Der Vektor ~x ¼ a 3 b 1 a 1 b 3<br />

a 2b 3 a 3 b 2<br />

a 1 b 2 a 2 b 1<br />

!<br />

ist eine Lösung,<br />

wie sich leicht beweisen lässt:<br />

!<br />

I ~a ~x ¼ a 1<br />

a 2 <br />

a 3<br />

!<br />

II ~b ~x ¼ b 1<br />

b 2 <br />

b 3<br />

!<br />

x 1<br />

x 2 ¼ 0<br />

x 3<br />

!<br />

x 1<br />

x 2 ¼ 0<br />

x 3<br />

I a 1 x 1 þ a 2 x 2 þ a 3 x 3 ¼ 0<br />

II b 1 x 1 þ b 2 x 2 þ b 3 x 3 ¼ 0<br />

I a 1 ða 2 b 3 a 3 b 2 Þþa 2 ða 3 b 1 a 1 b 3 Þþa 3 ða 1 b 2 a 2 b 1 Þ ¼<br />

a 1 a 2 b 3 a 1 a 3 b 2 þ a 2 a 3 b 1 a 1 a 2 b 3 þ a 1 a 3 b 2 a 2 a 3 b 1 ¼ 0<br />

II b 1 ða 2 b 3 a 3 b 2 Þþb 2 ða 3 b 1 a 1 b 3 Þþb 3 ða 1 b 2 a 2 b 1 Þ ¼<br />

a 2 b 1 b 3 a 3 b 1 b 2 þ a 3 b 1 b 2 a 1 b 2 b 3 þ a 1 b 2 b 3 a 2 b 1 b 3 ¼ 0<br />

Der obige Lösungsvektor ~x ist aus Koordinatenprodukten der Vektoren ~a und ~b aufgebaut. Er<br />

wird als Vektorprodukt der Vektoren ~a und ~b bezeichnet und symbolisch als ~a ~b dargestellt.<br />

Definition des Vektorprodukts 0 1 0<br />

a 1<br />

Für zwei Vektoren~a ¼ @ A und ~b ¼ @<br />

a 2<br />

a 3<br />

b 1<br />

b 2<br />

b 3<br />

(gelesen: „a kreuz b“) das Vektorprodukt von~a und ~b.<br />

1<br />

0<br />

a 2 b 3<br />

1<br />

a 3 b 2<br />

A des Raums heißt~a ~b ¼ @ a 3 b 1 a 1 b 3<br />

A<br />

a 1 b 2 a 2 b 1<br />

390-1<br />

Während das Skalarprodukt für alle Vektoren gilt, also für Spaltenvektoren mit 2 Koordinaten, 3<br />

Koordinaten, 4 Koordinaten usw., ist das Vektorprodukt nur für Vektoren im dreidimensionalen<br />

Raum definiert. Ferner stellt das Vektorprodukt zweier Vektoren wieder einen Vektor dar im<br />

Unterschied zum Skalarprodukt, dessen Ergebnis eine reelle Zahl ist.


5. Das Vektorprodukt 391<br />

c<br />

....................<br />

c<br />

Beispiel: Gegeben sind ~a ¼<br />

! !<br />

Lösung: 3<br />

2 1 1<br />

1 2<br />

!<br />

¼ a 1<br />

a 2<br />

a 3<br />

!<br />

!<br />

3<br />

2<br />

1<br />

und ~b ¼ 1 1<br />

2<br />

. Berechnen Sie ~a ~b.<br />

!<br />

b 1<br />

b 2<br />

b 3<br />

!<br />

¼ a 2b 3 a 3 b 2<br />

a 3 b 1 a 1 b 3<br />

a 1 b 2 a 2 b 1<br />

!<br />

¼ 2 2 ð 1Þ1<br />

ð 1Þ1 3 2 ¼<br />

3 1 2 1<br />

!<br />

5<br />

7<br />

1<br />

Das nebenstehende Schema dient als<br />

Merkregel für das Vektorprodukt. Man erhält<br />

die 1. Koordinate des Vektorprodukts,<br />

indem man die 1. Koordinaten der gegebenen<br />

Vektoren streicht, die übrigen Koordinaten<br />

über Kreuz multipliziert und die Differenz<br />

der Produkte bildet. Analog erhält<br />

man die 2. und 3. Koordinate. Bei der<br />

Kreuzmultiplikation für die 2. Koordinate<br />

muss allerdings zusätzlich das Vorzeichen<br />

umgekehrt werden.<br />

Merkregel:<br />

1. Koordinate 3<br />

2<br />

1<br />

2. Koordinate<br />

3. Koordinate<br />

!<br />

1 1<br />

2<br />

!<br />

! !<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1 1<br />

2<br />

22 ð 1Þ1 ¼ 5<br />

ð32 ð 1Þ1Þ¼ 7<br />

! !<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1 1<br />

2<br />

3 1 2 1 ¼ 1<br />

Übung 1<br />

Berechnen Sie für die Vektoren~a und ~b das Vektorprodukt ~a ~b ohne und mit CAS.<br />

! !<br />

! ! ! ! !<br />

!<br />

a) ~a¼ 2 1<br />

5<br />

,~b¼ 3 4<br />

2<br />

b) ~a¼ 1 3<br />

7<br />

,~b¼ 2 0<br />

1<br />

c) ~a¼ 1 8<br />

0<br />

,~b¼ 2 1<br />

1<br />

d) ~a¼ 2 1<br />

3<br />

,~b¼ 4 2<br />

6<br />

Der Vektor ~a ~b ist, wie oben bereits bewiesen,<br />

orthogonal zu~a und zu ~b.<br />

Die Vektoren~a,~b und~a ~b bilden ein sog.<br />

„Rechtssystem“ wie auch die KoordinatenachsenimräumlichenkartesischenKoordinatensystem.<br />

Die abgebildete „Rechte-<br />

Hand-Regel“ veranschaulicht diesen Begriff.<br />

Diese Eigenschaft ist in physikalischen<br />

Zusammenhängen wichtig.<br />

a × b<br />

a<br />

b<br />

Eigenschaften des Vektorprodukts:<br />

Für linear unabhängige Vektoren~a und ~b im Raum gilt:<br />

(1) ~a ~b ist orthogonal zu~a und zu ~b.<br />

(2) Die Vektoren~a, ~b und~a ~b bilden ein „Rechtssystem“.<br />

Übung 2<br />

Gegeben sind die Vektoren~a ¼<br />

!<br />

1<br />

1 , ~b ¼<br />

3<br />

!<br />

5<br />

2 und~c ¼<br />

3<br />

!<br />

2<br />

3 .<br />

0<br />

Bilden Sie a) ~a ~b, b) ~a ~c, c) ~b ~c, d) ~c ~a, e) ~a ð~b ~cÞ.


392<br />

XIV. Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

B. Rechengesetze für das Vektorprodukt<br />

Auch für das Vektorprodukt gelten einige Rechengesetze, von denen wir die wichtigsten auflisten<br />

und exemplarisch beweisen.<br />

Rechengesetze für das Vektorprodukt<br />

(1) ~a ~b ¼ ð~b ~aÞ Anti-Kommutativgesetz<br />

(2) ðr ~aÞ~b ¼ r ð~a ~bÞ für r 2 R Assoziativgesetz<br />

(3) ~a ð~b þ~cÞ¼ð~a ~bÞþð~a ~cÞ Distributivgesetz<br />

Exemplarischer Beweis zu (1):<br />

!<br />

b 2 a 3 b 3 a 2<br />

ð~b ~aÞ¼ b 3 a 1 b 1 a 3 ¼<br />

b 1 a 2 b 2 a 1<br />

!<br />

b 2 a 3 þ b 3 a 2<br />

b 3 a 1 þ b 1 a 3 ¼<br />

b 1 a 2 þ b 2 a 1<br />

!<br />

a 2 b 3 a 3 b 2<br />

a 3 b 1 a 1 b 3 ¼~a ~b<br />

a 1 b 2 a 2 b 1<br />

Übung 3<br />

Beweisen Sie die Aussagen (2) und (3) im obigen Kasten.<br />

Übung 4<br />

Beweisen Sie: Für jeden Vektor~a des Raumes gilt:~a ~a ¼~0.<br />

Übung 5<br />

Beweisen Sie folgende Eigenschaft des Vektorprodukts:<br />

Sind die Vektoren~a und ~b linear abhängig, dann gilt:~a ~b ¼~0.<br />

Übung 6<br />

Gilt für das Vektorprodukt das Assoziativgesetz ð~a ~bÞ~c ¼~a ð~b ~cÞ?<br />

Übung 7<br />

Wahr oder falsch? Überprüfen Sie die Richtigkeit folgender Gleichungen für beliebige Vektoren<br />

des Raumes!<br />

a) ~a ~b ~b ~a ¼~0 b) ð~a þ~bÞð~a þ~bÞ¼~a ~a þ~b ~b<br />

Knobelaufgabe<br />

Zwei Gläser sind mit gleichem Volumen gefüllt, ein Glas mit Rotwein, das andere mit Weißwein.<br />

Aus dem Rotweinglas wird ein Löffel Rotwein entommen und in das Weißweinglas<br />

gegeben. Anschließend wird, ohne sorgfältig umzurühren, aus dem<br />

Weißweinglas dieselbe Portion entnommen und in das Rotweinglas<br />

zurückgegeben. Befindet sich nun anteilig mehr Rotwein im<br />

Weißweinglas oder mehr Weißwein im Rotweinglas? Hätte eine<br />

sorgfältige Mischung zu einem anderen Ergebnis geführt?


5. Das Vektorprodukt 393<br />

C. Exkurs: Anwendungen des Vektorprodukts 393-1<br />

Auch mithilfe des Vektorprodukts lässt sich der Flächeninhalt eines Parallelogramms im dreidimensionalen<br />

Raum berechnen.<br />

Flächeninhalt eines Parallelogramms<br />

Für den Flächeninhalt des von den Vektoren<br />

~a und ~b im Raum aufgespannten<br />

Parallelogramms gilt:<br />

A ¼j~a ~bj¼j~ajj~bjsing:<br />

Beweis:<br />

Wir gehen von der Flächeninhaltsformel<br />

für Parallelogramme A ¼ g h ¼j~ajh<br />

aus und setzen für die Höhe h ¼j~bjsing<br />

ein, wobei g der von den Vektoren~a und~b<br />

eingeschlossene Winkel ist. Dann erhalten<br />

wir sofort den zweiten Term.<br />

Es bleibt zu zeigen: j~a ~bj¼j~ajj~bjsing.<br />

Hierzu betrachten wir zunächst j~a ~bj 2 ¼ð~a ~bÞ 2 .<br />

g<br />

b<br />

h<br />

a<br />

Flächeninhalt des Parallelogramms:<br />

A ¼j~ajh ¼j~ajj~bjsing,0° g 180°<br />

ð~a ~bÞ 2 ¼ a 2b 3 a 3 b 2<br />

a 3 b 1 a 1 b 3<br />

a 1 b 2 a 2 b 1<br />

! 2<br />

¼ða 2 b 3 a 3 b 2 Þ 2 þða 3 b 1 a 1 b 3 Þ 2 þða 1 b 2 a 2 b 1 Þ 2<br />

¼ a 2 2 b2 3 2a 2 b 3 a 3 b 2 þ a 2 3 b2 2 þ a2 3 b2 1 2a 3 b 1 a 1 b 3 þ a 2 1 b2 3 þ a2 1 b2 2 2a 1 b 2 a 2 b 1 þ a 2 2 b2 1<br />

¼ a 2 2 b2 3 þ a2 3 b2 2 þ a2 3 b2 1 þ a2 1 b2 3 þ a2 1 b2 2 þ a2 2 b2 1 2a 2 a 3 b 2 b 3 2a 1 a 3 b 1 b 3 2a 1 a 2 b 1 b 2<br />

þa 2 1 b2 1 þ a2 2 b2 2 þ a2 3 b2 3 a 2 1 b2 1 a 2 2 b2 2 a 2 3 b2 3<br />

¼ða 2 1 þ a2 2 þ a2 3 Þðb2 1 þ b2 2 þ b2 3 Þ ða 1b 1 þ a 2 b 2 þ a 3 b 3 Þ 2<br />

¼j~aj 2 j~bj 2 ð~a ~bÞ 2<br />

¼j~aj 2 j~bj 2<br />

¼j~aj 2 jbj 2 ð1<br />

¼j~aj 2 j~bj 2 sin 2 g<br />

j~aj 2 j~bj 2 cos 2 g<br />

cos 2 gÞ<br />

Da sin g 0 für 0° g 180° ist, folgt nun durch Wurzelziehen j~a ~bj¼j~ajj~bjsing.<br />

Übung 8<br />

Berechnen Sie mithilfe des Vektorprodukts den Flächeninhalt<br />

a) des Parallelogramms ABCD mit Að3; 0; 4Þ,Bð4; 6; 0Þ,Cð0; 7; 1Þ,Dð 1; 1; 5Þ,<br />

b) des Dreiecks ABC mit Að5; 0; 0Þ,Bð0; 4; 0Þ,Cð0; 0; 6Þ:


394<br />

XIV. Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

Mithilfe der eben bewiesenen Flächeninhaltsformel für Parallelogramme lässt sich eine einfache<br />

Formel zur Volumenberechnung eines Spats bzw. einer dreiseitigen Pyramide herleiten.<br />

Volumen eines Spats<br />

Der von den Vektoren ~a, ~b, ~c aufgespannte<br />

Spat hat das Volumen<br />

V ¼jð~a ~bÞ~cj:<br />

Beweis:<br />

Wir gehen von der Volumenformel<br />

V ¼ G h für Prismen aus. Die Grundfläche<br />

kann mit dem Vektorprodukt als<br />

j~a ~bj dargestellt werden, da es sich um<br />

eine Parallelogrammfläche handelt. Für<br />

die Höhe des Spats h gilt h ¼j~cjcosg,<br />

wobei g der Winkel zwischen ~c und h ist.<br />

Da der Vektor~a ~b senkrecht zu~a und zu<br />

~b steht, verläuft er parallel zur Spathöhe h.<br />

a × b g<br />

c<br />

h<br />

b<br />

g<br />

a<br />

V ¼ G h<br />

Volumen eines Prismas<br />

¼j~a ~bjh, da G ¼j~a ~bj<br />

¼j~a ~bjj~cjcosg, da h¼j~cjcosg<br />

¼jð~a ~bÞ~cj Definition des SP<br />

Wir nehmen an, dass~a,~b,~c rechtssystemartig zueinander liegen (s. Abb.). Dann ist der Winkel<br />

zwischen den Vektoren ~a ~b und ~c ebenfalls g. Der Term j~a ~bjj~cjcosg stellt daher das<br />

Skalarprodukt von~a ~b und~c dar.<br />

Liegen ~a, ~b, ~c linkssystemartig zueinander, so ergibt sich die Rechnung V ¼j~a ~bjh ¼<br />

j~a ~bjj~cjcosg ¼j~a ~bjj~cjð cosg 0 Þ¼ ð~a ~bÞ~c, wobei g 0 ¼ 180° g der Winkel zwischen<br />

~a ~b und~c ist. Insgesamt gilt also V ¼jð~a ~bÞ~cj.<br />

Bemerkung: Der Term ð~a ~bÞ~c wird auch als Spatprodukt bezeichnet. 394-1<br />

Volumen einer dreiseitigen Pyramide<br />

Eine von den Vektoren ~a, ~b, ~c aufgespannte<br />

dreiseitige Pyramide hat das<br />

Volumen<br />

V ¼ 1 6 jð~a ~bÞ~cj:<br />

Beweis:<br />

Die Pyramide hat bekanntlich ein Drittel<br />

des Volumens eines Prismas mit derselben<br />

Grundfläche und Höhe. Ein Prisma mit<br />

dreieckiger Grundfläche ist die Hälfte eines<br />

Spats. Daher ist das Pyramidenvolumen<br />

ein Sechstel des Spatvolumens.<br />

! ! !<br />

Übung 9<br />

Berechnen Sie das Volumen des von den Vektoren ~a ¼ 8 0 ,~b ¼ 2 2 ,~c ¼ 1 1 aufgespannten<br />

Spats.<br />

0<br />

1<br />

3<br />

Übung 10<br />

Berechnen Sie das Volumen der dreiseitigen Pyramide mit den Eckpunkten Að4; 4; 3Þ,<br />

Bð1; 5; 2Þ,Cð1; 1; 4Þ, Dð1; 4; 6Þ. Fertigen Sie ein Schrägbild an.


5. Das Vektorprodukt 395<br />

Übungen<br />

11. Berechnen Sie für die Vektoren~a und ~b das Vektorprodukt ~a ~b.<br />

! !<br />

! !<br />

a) ~a ¼ , ~b ¼ b) ~a ¼ , ~b ¼ c) ~a ¼<br />

0<br />

3<br />

5<br />

2<br />

1<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

4<br />

!<br />

4<br />

1 , ~b ¼<br />

2<br />

!<br />

2<br />

1<br />

2<br />

12. Gegeben sind die Vektoren~a ¼<br />

!<br />

6<br />

1 , ~b ¼<br />

1<br />

! !<br />

3<br />

2<br />

1<br />

,~c ¼ 0 4<br />

1<br />

.<br />

a) Bilden Sie~a ~b, ~b ~a,~c ~a, ð~a ~bÞ~c, ð~a ~bÞ~c.<br />

b) Weisen Sie für die gegebenen Vektoren nach, dass~a ~b senkrecht zu~a und zu ~b ist.<br />

c) Beschreiben Sie die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede der Vektoren ~a ~b und<br />

~b ~a geometrisch-anschaulich.<br />

13. Beweisen Sie:<br />

Für die Vektoren~a und ~b des Raums gilt: ðr ~aÞðs ~bÞ¼r s ð~a ~bÞ,r,s2 R.<br />

14. Beweisen Sie:<br />

Für alle Vektoren~a, ~b und~c des Raums gilt: ð~a ~bÞ~c ¼ð~b ~cÞ~a ¼ð~c ~aÞ~b.<br />

15. Berechnen Sie den Flächeninhalt des Dreiecks ABC.<br />

a) Að3; 0; 2Þ,Bð1; 4; 1Þ,Cð1; 3; 2Þ b) Að4; 1; 0Þ,Bð2; 4; 3Þ,Cð1; 1; 5Þ<br />

16. Gegeben sind die Punkte Að 1; 3; 6Þ,Bð5; 1; 8Þ,Cð3; 5; 2Þ und Dð 3; 3; 4Þ.<br />

a) Zeigen Sie, dass ABCD ein Parallelogramm bilden.<br />

b) Berechnen Sie den Flächeninhalt des Parallelogramms ABCD.<br />

17. Berechnen Sie das Volumen des Spats ABCDEFGH mit Að4; 1; 1Þ, Bð4; 8; 1Þ,<br />

Cð1; 8; 1Þ und Eð3; 2; 3Þ. Fertigen Sie ein Schrägbild des Spats an.<br />

18. Berechnen Sie das Volumen einer dreiseitigen Pryramide mit den Eckpunkten<br />

a) Að5; 0; 0Þ,Bð0; 4; 0Þ,Cð0; 0; 0Þ,Dð2; 2; 6Þ<br />

b) Að4; 0; 1Þ,Bð1; 4; 1Þ,Cð 1; 1; 0Þ,Dð1; 1; 5Þ<br />

19. Berechnen Sie mithilfe des Spatprodukts das Volumen einer Pyramide mit viereckiger<br />

Grundfläche ABCD und der Spitze S. Die Eckpunkte lauten: Að4; 3; 1Þ, Bð1; 7; 1Þ,<br />

Cð 3; 2; 0Þ,Dð0; 0; 0Þ,Sð0; 3; 4Þ. Fertigen Sie ein Schrägbild der Pyramide an.<br />

20. a) Zeigen Sie:~a, ~b,~c sind linear unabhängig, wenn ð~a ~bÞ~c 6¼ 0 ist.<br />

b) Zeigen Sie: Wenn~a, ~b,~c linear unabhängig sind, dann gilt: ð~a ~bÞ~c 6¼ 0.<br />

c) Weisen Sie mithilfe des Spatprodukts die lineare Unabhängigkeit der Vektoren<br />

~a ¼ 1 2<br />

4<br />

!<br />

, ~b ¼<br />

2<br />

3<br />

1<br />

!<br />

,~c ¼<br />

2<br />

0<br />

3<br />

!<br />

nach.


396<br />

XIV. Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

D. Zusammengesetzte Aufgaben<br />

1. In einem kartesischen Koordinatensystem sind die Punkte Að5; 1Þ, Bð2; 4Þ und Cð 1; 1Þ<br />

gegeben.<br />

a) Zeigen Sie, dass das Dreieck ABC rechtwinklig und gleichschenklig ist.<br />

b) Berechnen Sie den Flächeninhalt des Dreiecks ABC.<br />

c) Bestimmen Sie den Ortsvektor eines Punktes D so, dass ABCD ein Quadrat ist.<br />

d) Bestimmen Sie die Koordinaten des Mittelpunktes des Quadrats ABCD.<br />

2. In einem kartesischen Koordinatensystem sind die Punkte Að2; 2; 3Þ, Bð 2; 0; 3Þ und<br />

Cð 4; 2; 6Þ gegeben.<br />

ƒ! ƒ!<br />

a) Zeigen Sie, dass die Vektoren AB und AC nicht kollinear sind.<br />

b) Bestimmen Sie den Ortsvektor eines Punktes D so, dass ABCD ein Parallelogramm ist.<br />

c) Berechnen Sie die Innenwinkel des Dreiecks ABC.<br />

3. In einem kartesischen Koordinatensystem sind die Punkte Að1; 1; 1Þ, Bð4; 5; 9Þ und<br />

C t ð1; t; 5Þ gegeben.<br />

ƒ! ƒ!<br />

a) Zeigen Sie, dass die Vektoren AB und ACt für kein reelles t kollinear sind. Für welchen<br />

ƒ! ƒ!<br />

Wert für t sind die Vektoren AC t und BCt kollinear?<br />

ƒ! ƒ!<br />

b) Für welchen Wert für t sind die Vektoren AB und ACt orthogonal?<br />

c) Berechnen Sie für t ¼ 2 den Flächeninhalt des Dreiecks ABC 2 .<br />

4. In einem kartesischen Koordinatensystem sind die Punkte Að3; 0; 0Þ,Bð0; 3; 0Þ,Cð 3; 0; 0Þ,<br />

Dð0; 3;0Þ,Eð0; 0; 3Þ und Fð0; 0; 3Þ gegeben. Sie bilden die Eckpunkte eines Oktaeders.<br />

a) Zeigen Sie, dass ABCD ein Quadrat ist.<br />

b) Zeichnen Sie ein Schrägbild des Oktaeders.<br />

c) Berechnen Sie Volumen und Oberfläche des Oktaeders.<br />

5. In einem kartesischen Koordinatensystem sind die Punkte A( 2; 2; 2), B t ( 2; 1; 3t) und<br />

C t ð 2t 2; 5; 1Þ gegeben.<br />

a) Zeigen Sie, dass die Ortsvektoren OA<br />

ƒ! ƒ! ƒ!<br />

,OB t,OCt<br />

nur für t ¼ 1 paarweise orthogonal sind.<br />

b) Die Punkte O, A, B t ,C t sind Eckpunkte einer Pyramide. Zeichnen Sie für t ¼ 1 ein Schrägbild<br />

der Pyramide und berechnen Sie unter Verwendung von Aufgabenteil a das Volumen<br />

dieser Pyramide.<br />

c) Berechnen Sie die Innenwinkel des Dreiecks AB 1 C 1 (für t ¼ 1).<br />

d) Zeigen Sie, dass die Seitenmittelpunkte des räumlichen Vierecks OAB t C t (in der angegebenen<br />

Reihenfolge) ein Parallelogramm bilden.<br />

! ! !<br />

6. Die Vektoren~a ¼ 6 0 , ~b ¼ 2 4 ,~c ¼ 1 1 spannen einen Spat ABCDEFGH auf.<br />

0<br />

0<br />

3<br />

a) Zeichnen Sie ein Schrägbild des Spats.<br />

b) M sei der Mittelpunkt der Strecke EH, L sei der Mittelpunkt der Strecke BC und K sei der<br />

Mittelpunkt der Raumdiagonalen AG. Bestimmen Sie die Ortsvektoren von M, L und K.<br />

c) In welchem Verhältnis teilt K die Strecke ML?


XIV. 5. DasSkalarprodukt Vektorprodukt und Vektorprodukt<br />

397<br />

Überblick<br />

Skalarprodukt: Kosinusformel: ~a ~b ¼j~ajj~bjcos g ð0 g 180 Þ<br />

<br />

Koordinatenform: ~a ~b ¼ a <br />

1 b 1<br />

¼ a<br />

a 2 b 1 b 1 þ a 2 b 2<br />

2<br />

0 1 0 1<br />

a 1 b 1<br />

~a ~b ¼ @ a 2<br />

A @ b 2<br />

A ¼ a1 b 1 þ a 2 b 2 þ a 3 b 3<br />

a 3 b 3<br />

Rechenregeln für das<br />

Skalarprodukt:<br />

Der Betrag eines Vektors:<br />

~a ~b ¼~b ~a Kommutativgesetz<br />

ðr~aÞ~b ¼ rð~a ~bÞ für r 2 R<br />

ð~a þ~bÞ~c ¼~a ~c þ~b ~c Distributivgesetz<br />

~a 2 ¼~a ~a > 0 für~a 6¼~0<br />

~a 2 ¼~a ~a ¼ 0 für~a ¼~0<br />

Für den Betrag (die Länge) eines Vektors~a gilt die Formel<br />

j~aj 2 p<br />

¼~a ~a bzw: j~aj¼ ~a ffiffiffiffiffiffiffi<br />

~a :<br />

Orthogonale Vektoren: ~a ?~b , ~a ~b ¼ 0<br />

Vektorprodukt:<br />

0<br />

a 2 b 3<br />

1<br />

a 3 b 2<br />

~a ~b ¼ @ a 3 b 1 a 1 b 3<br />

A<br />

a 1 b 2 a 2 b 1<br />

Rechengesetze für das<br />

Vektorprodukt:<br />

(1) ~a ~b ¼ ð~b ~aÞ Anti-Kommutativgesetz<br />

(2) ðr ~aÞ~b ¼ r ð~a ~bÞ für r 2 R Assoziativgesetz<br />

(3) ~a ð~b þ~cÞ¼ð~a ~bÞþð~a ~cÞ Distributivgesetz<br />

Flächeninhalt eines<br />

Parallelogramms:<br />

qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

A ¼ ~a 2 ~b 2 ð~a ~bÞ 2<br />

oder<br />

A ¼j~a ~bj¼j~ajj~bjsin g<br />

Volumen eines Spats:<br />

V ¼jð~a ~bÞ~cj<br />

Volumen einer<br />

dreiseitigen Pyramide:<br />

V ¼ 1 6 jð~a ~bÞ~cj


398<br />

XIV. Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

Test<br />

Skalarprodukt und Vektorprodukt<br />

1. Berechnen Sie das Skalarprodukt von~a und ~b.<br />

a) a<br />

b) ~a ¼<br />

b<br />

1<br />

0<br />

@<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

0<br />

A; ~b ¼ @<br />

3 3A c) ~a ¼ @<br />

1 a A; ~b ¼ @<br />

2a 3<br />

2. Wie groß ist der Winkel zwischen den Vektoren~a ¼ @<br />

3 2A und ~b ¼ @<br />

1 4A?<br />

3. Gegeben sind die Geraden g: ~x ¼ @<br />

2 0A þ r<br />

0<br />

4<br />

1<br />

0<br />

@<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4<br />

1<br />

4<br />

1<br />

0<br />

0<br />

A und h: ~x ¼ @<br />

2 1A þ s<br />

a) Berechnen Sie den Schnittpunkt und den Schnittwinkel von g und h.<br />

b) Fertigen Sie eine Skizze an.<br />

1<br />

1<br />

3<br />

0<br />

@<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

A.<br />

0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

A<br />

a<br />

4. Vom abgebildeten Quader (Länge 8,<br />

Breite 4, Höhe 4) wurde ein Eckteil abgetrennt.<br />

a) Gesucht sind die Innenwinkel und<br />

der Flächeninhalt der Schnittfläche<br />

ABC.<br />

b) Welches Volumen hat das abgetrennte<br />

Eckstück?<br />

x<br />

4<br />

z<br />

4<br />

3<br />

C<br />

A<br />

B<br />

2<br />

8<br />

y<br />

5. Bestimmen Sie einen Vektor ~n, der zu den Vektoren~a ¼ @<br />

4 6A, ~b ¼ @<br />

1 4A orthogonal ist.<br />

6. Prüfen Sie, ob das Dreieck ABC mit Að3j0j0Þ, Bð5j4j1Þ und Cð0j6j3Þ rechtwinklig ist.<br />

7. a) Welchen Winkel bildet die Ursprungsgerade g: ~x ¼ r@<br />

4A mit der x-Achse, mit der<br />

y-Achse und mit der z-Achse?<br />

3<br />

0 1<br />

3<br />

b) Wie groß muss t > 0 gewählt werden, damit die Ursprungsgerade g: ~x ¼ r@<br />

4 A mit der<br />

z-Achse einen Winkel von 45 bildet?<br />

t<br />

0<br />

2<br />

1<br />

0 1<br />

3<br />

8. Gegeben ist eine dreiseitige Pyramide mit den Eckpunkten Að2j2j3Þ,Bð4j8j0Þ,Cð 1j6j1Þ<br />

und Dð2j5j6Þ.<br />

a) Zeichnen Sie ein Schrägbild der Pyramide.<br />

b) Berechnen Sie die Oberfläche der Pyramide.<br />

c) Berechnen Sie das Volumen der Pyramide.<br />

0<br />

2<br />

1<br />

Lösungen unter 398-1


XVII. Kugeln<br />

Auch Kugeln im Raum können mithilfe von<br />

Vektoren analytisch beschrieben werden.<br />

Damit gelingt auf rechnerischem Wege sowohl<br />

die Unter suchung von Lagebeziehungen<br />

als auch die Bestimmung von Schnittmengen.


466<br />

XVII. Kugeln<br />

x<br />

1. Kugelgleichungen<br />

Kugeln im Raum können analog zu Kreisen in der Ebene sowohl<br />

durch eine Vektorgleichung als auch durch eine Koordinatengleichung<br />

dargestellt werden.<br />

z<br />

x$<br />

m$<br />

X<br />

M<br />

y<br />

Jeder Punkt X der Kugel hat den gleichen<br />

Abstand r vom Kugelmittelpunkt<br />

ƒ!<br />

M. Daher hat der Vektor MX ¼~x ~m<br />

stets den Betrag r.<br />

Die Gleichung j~x ~mj¼r bzw. die<br />

äquivalente Gleichung ð~x ~mÞ 2 ¼ r 2<br />

wird also genau von den Punkten erfüllt,<br />

die auf der Kugel liegen.<br />

Kugelgleichungen<br />

K sei eine Kugel um den Mittelpunkt Mðm 1 jm 2 jm 3 Þ mit<br />

dem Radius r.<br />

Ein Punkt X liegt genau dann auf der Kugel K, wenn eine<br />

der folgenden Gleichungen erfüllt ist:<br />

Vektorgleichung der Kugel<br />

K: j~x ~mj¼r oder K: ð~x ~mÞ 2 ¼ r 2<br />

Koordinatengleichung der Kugel<br />

K: ðx m 1 Þ 2 þðy m 2 Þ 2 þðz m 3 Þ 2 ¼ r 2 466-1<br />

Berliner Fernsehturm – Eröffnung: 3. Oktober 1969 – Höhe: 368 m – Kugel in 200-232 m Höhe – Kugeldurchmesser: 32 m<br />

c<br />

..............................................<br />

c<br />

Beispiel: Kugelgleichung<br />

Wie lautet die Gleichung der Kugel K mit dem Mittelpunkt<br />

Mð2j3j1Þ und dem Radius r ¼ 3?<br />

Lösung:<br />

Durch Einsetzen des Ortsvektors bzw. der<br />

Koordinaten von M und des Radius in die<br />

obigen Gleichungen erhalten wir die<br />

rechts dargestellte Vektorgleichung und<br />

die Koordinatengleichung der Kugel. Die<br />

Koordinatengleichung lässt sich durch<br />

Klammerauflösung noch vereinfachen.<br />

K: ~x<br />

<br />

2<br />

3<br />

1<br />

!<br />

" !# 2 ¼ 3; K: ~x 2<br />

3 ¼ 9<br />

K: ðx 2Þ 2 þðy 3Þ 2 þðz 1Þ 2 ¼ 3 2<br />

K: x 2 4xþ y 2 6yþ z 2 2z¼ 5<br />

Übung 1<br />

Gesucht sind Gleichungen der Kugel K mit dem Mittelpunkt p M und dem Radius r.<br />

a) Mð4j2j 1Þ,r¼ 5 b) Mð2j1j4Þ,r¼ ffiffi<br />

3 c) Mð0j 4j0Þ,r¼ 16<br />

1


1. Kugelgleichungen 467<br />

c<br />

..................................................... .............................................................<br />

c<br />

c<br />

c<br />

Beispiel: Punktprobe<br />

Prüfen Sie, ob die Punkte Að6j1j2Þ, Bð4j3j4Þ und Cð6j5j3Þ auf der Kugel K um den<br />

Mittelpunkt Mð2j1j5Þ mit dem Radius r=5 liegen.<br />

Lösung:<br />

Wir stellen zunächst die Koordinatengleichung<br />

der Kugel K auf.<br />

Anschließend setzen wir die Koordinaten<br />

der gegebenen Punkte in die linke Seite der<br />

Kugelgleichung ein. Nur der Punkt A erfüllt<br />

die Kugelgleichung. Er liegt auf der<br />

Kugeloberfläche. Der Punkt B liegt in der<br />

Kugel, da sein Abstand zum Mittelpunkt<br />

3 < 5 beträgt. Der Punkt C liegt außerhalb<br />

der Kugel, denn sein Abstand zum Mittelpunkt<br />

ist 6 > 5.<br />

Kugelgleichung:<br />

ðx 2Þ 2 þðy 1Þ 2 þðz 5Þ 2 ¼ 25<br />

Punktproben:<br />

A:ð6 2Þ 2 þð1 1Þ 2 þð2 5Þ 2 ¼ 25<br />

B: ð4 2Þ 2 þð3 1Þ 2 þð4 5Þ 2 ¼ 9 < 25<br />

C: ð6 2Þ 2 þð5 1Þ 2 þð3 5Þ 2 ¼ 36 > 25<br />

A liegt auf K.<br />

B liegt innerhalb von K.<br />

C liegt außerhalb von K.<br />

Übung 2<br />

Prüfen Sie, ob A und B auf der Kugel K mit dem Mittelpunkt M und dem Radius r liegen.<br />

a) Mð2j 1j4Þ,r¼ 3 b) Mð1j1j5Þ,r¼ 5 c) Mð 2j4j3Þ,r¼ 6<br />

Að4j1j5Þ Að5j 2j5Þ Að0j0j0Þ<br />

Bð3j2j1Þ Bð 1j3j3Þ Bð4j1j5Þ<br />

Übung 3<br />

a) Für welche Werte des Parameters t liegt der Punkt Pðtj 2j12Þ auf der Kugel mit dem Mittelpunkt<br />

Mð1j3j2Þ und dem Radius r ¼ 15?<br />

b) Wie lautet die Gleichung der Kugel K um den Mittelpunkt Mð2j1j5Þ, die den Punkt<br />

Að 6j5j4Þ enthält?<br />

Beispiel: Radius und Mittelpunkt<br />

Eine Gleichung der Form x 2 þ axþ y 2 þ byþ z 2 þ cz ¼ d kann eine Kugel K darstellen.<br />

Bestimmen Sie Mittelpunkt und Radius der Kugel K: x 2 2xþ y 2 4yþ z 2 þ 8z¼ 15.<br />

Lösung:<br />

Die Kugelgleichung enthält drei quadratische<br />

Terme für x, y und z. Wir formen jeden<br />

dieser Terme mittels quadratischer Ergänzung<br />

in ein Binom um. Die rechte Seite der<br />

Gleichung ergänzen wir durch Addition entsprechend.<br />

Wir erhalten eine Gleichung der<br />

Form ðx aÞ 2 þðy bÞ 2 þðz cÞ 2 ¼ r 2 ,<br />

aus der wir Mittelpunkt M und Radius r unmittelbar<br />

ablesen können.<br />

K: x 2 2xþy 2 4yþz 2 þ8z ¼ 15<br />

K: x 2 2xþ1þy 2 4yþ4þz 2 þ8zþ16<br />

¼ 15þ21<br />

K: ðx 1Þ 2 þðy 2Þ 2 þðzþ4Þ 2 ¼ 36<br />

K: ðx 1Þ 2 þðy 2Þ 2 þðzþ4Þ 2 ¼ 6 2<br />

Mittelpunkt: Mð1j2j<br />

Radius: r ¼ 6<br />

Übung 4<br />

Bestimmen Sie Mittelpunkt M und Radius r der Kugel K.<br />

a) K: x 2 þ 4xþ y 2 6yþ z 2 þ 10z ¼ 62 b) K: x 2 þ y 2 þ z 2 2xþ 4y¼ 11<br />


468<br />

XVII. Kugeln<br />

Übungen<br />

5. Wie lautet die Gleichung der Kugel K um den Mittelpunkt p M mit dem Radius r?<br />

a) Mð2j 1j2Þ,r¼ 4 c) Mð0j1j1Þ,r¼ ffiffi<br />

5 e) Mð0j0j0Þ,r¼ 4<br />

b) Mð1j4j0Þ,r¼ 3 d) Mð2j1j 1Þ,r¼ 1 f) Mð1j1j1Þ,r¼ 2<br />

Vektorgleichung<br />

Koordinatengleichung<br />

beide Gleichungsarten<br />

6. Prüfen Sie, ob die Punkte A und B auf, innerhalb oder außerhalb der Kugel K liegen.<br />

" !# 2 " !# 2<br />

0<br />

6<br />

a) K: ~x ¼169, Að5j12j0Þ,Bð10j8j2Þ b) K: ~x ¼25, Að2j2j 2Þ,Bð3j 3j2Þ<br />

0<br />

0<br />

c) K: ðx 3Þ 2 þðy þ 1Þ 2 þðz 1Þ 2 ¼ 49, d) K: x 2 þ y 2 þðz þ 3Þ 2 ¼ 121,<br />

Að6j1j 5Þ,Bð4j5j 2Þ Að0j0j8Þ,Bð2j6j6Þ p<br />

e) K: Mð2j0j3Þ,r¼9, Að6j4j10Þ,Bð5j7j8Þ f) K: Mð0j0j 2Þ,r¼ ffiffiffiffiffi<br />

17 ,Að4j 1j 3Þ,Bð2j3j0Þ<br />

7. Die gegebene quadratische Gleichung stellt eine Kugel K dar. Bestimmen Sie Mittelpunkt<br />

und Radius dieser Kugel.<br />

a) K: x 2 þ y 2 2yþ z 2 þ 2z¼ 2 b) K: x 2 þ y 2 þ z 2 8xþ 4yþ 10z ¼ 4<br />

c) K: x 2 þ y 2 þ z 2 2 ¼ 4x 2yþ 8 d) K: ðx 1Þ 2 þ y 2 ¼ 2yþ 2z z 2 1<br />

e) K: x 2 þ y 2 þ z 2 ¼ 8x 4z f) K: x 2 2axþz 2 ¼ y 2 2azþ7a 2 ða>0Þ<br />

8. Gesucht ist die Gleichung einer Kugel K mit folgender Eigenschaft:<br />

a) K hat den Mittelpunkt Mð 1j2j 4Þ und geht durch den Punkt Að3j6j3Þ.<br />

b) K ist eine Ursprungskugel, welche die Ebene E: z=5 berührt.<br />

c) K ist eine Ursprungskugel, welche den Punkt Að6j17j6Þ enthält.<br />

9. Eine Gerade g durch den Mittelpunkt der Kugel K schneidet die Kugel in den Punkten A und<br />

B. Bestimmen Sie Mittelpunkt und Radius der Kugel K.<br />

a) Að3j7j10Þ b) Að4j3j9Þ c) Að4j13 j12Þ<br />

Bð 1j 5j 8Þ Bð 4j 5j 5Þ Bð 6j 7j 8Þ<br />

10. Der Punkt A liegt auf der Kugel K. Welcher Punkt B der Kugel K liegt exakt gegenüber von<br />

Punkt A?<br />

a) K: ðx 6Þ 2 þðy þ 2Þ 2 þ z 2 ¼ 121, Að8j4j9Þ b) K: x 2 þðy 4Þ 2 þ z 2 ¼ 361, Að6j21j6Þ<br />

11. Die Kugeln K 1 und K 2 schneiden sich nicht. Welche beiden Punkte von K 1 bzw. K 2 haben<br />

den geringsten Abstand voneinander?<br />

a) K 1 :x 2 þ y 2 þ z 2 ¼ 81 b) K 1 : ðx 1Þ 2 þðy 1Þ 2 þðz 1Þ 2 ¼49<br />

K 2 : ðx 6Þ 2 þðy 12Þ 2 þðz 12Þ 2 ¼ 36 K 2 : ðx 9Þ 2 þðy 13Þ 2 þðz 25Þ 2 ¼196<br />

12. Die Kugel K um den Mittelpunkt M soll die Ebene E in einem Punkt B berühren. Welchen<br />

Radius r besitzt die Kugel? Wie heißt der Berührpunkt B?<br />

a) E: 4x 4yþ 7z¼ 81, Mð0j0j0Þ b) E: 2x þ 3yþ 6z¼ 42, Mð2j 4j 8Þ<br />

13. Bestimmen Sie eine Gleichung der Kugel K durch den Punkt Pð12j4j16Þ, welche die x-y-<br />

Ebene im Ursprung berührt.<br />

5<br />

2


2. Kugeln, Geraden und Ebenen 469<br />

2. Kugeln, Geraden und Ebenen<br />

A. Die gegenseitige Lage von<br />

Kugel und Gerade<br />

Eine Gerade g im Raum kann Passante,<br />

Tangente oder Sekante einer gegebenen<br />

Kugel sein.<br />

Man überprüft dies durch Einsetzen der<br />

Geradenkoordinaten in die Kugelgleichung.<br />

Sekante<br />

K<br />

Tangente<br />

Passante<br />

c<br />

..............................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Passante/Tangente/Sekante<br />

p<br />

Gegeben sind die Kugel K um den Mittelpunkt Mð5j1j0Þ mit Radius r ¼<br />

ffiffiffiffiffi<br />

14 sowie die<br />

Geraden g 1<br />

!<br />

,g 2 und g 3 .<br />

!<br />

Welche gegenseitige<br />

!<br />

Lage besitzen<br />

!<br />

die Geraden<br />

!<br />

und die Kugel?<br />

!<br />

g 1 : ~x ¼ 6 1<br />

4<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1 þ s 1 g 2 : ~x ¼ 4 þ s 4 g 3 : ~x ¼ 2 þ s 1<br />

7<br />

2<br />

3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Lösung:<br />

Wir stellen zunächst die Koordinatengleichung<br />

der Kugel auf.<br />

In diese setzen wir die allgemeinen Koordinaten<br />

x ¼ 6 þ s, y ¼ 1 s und z ¼ 7 þ 2s<br />

der Geraden g 1 ein. Wir erhalten eine quadratische<br />

Gleichung für den Geradenparameter<br />

s, die die beiden Lösungen s 1 ¼ 3<br />

und s 2 ¼ 2 hat. Die Gerade g 1 ist also Kugelsekante.<br />

Analog verfahren wir mit der Geraden g 2 .<br />

Sie hat nur einen gemeinsamen Punkt<br />

Bð2j0j2Þ mit der Kugel. Die Gerade g 2<br />

ist Kugeltangente.<br />

Die Gerade g 3 hat gar keine gemeinsamen<br />

Punkte mit der Kugel. Es ist eine Kugelpassante.<br />

Kugelgleichung:<br />

K: ðx 5Þ 2 þðy 1Þ 2 þ z 2 ¼ 14<br />

Lage von g 1 und K:<br />

ð6þs 5Þ 2 þð1 s 1Þ 2 þð7þ2sÞ 2 ¼ 14<br />

6s 2 þ 30s þ 50 ¼ 14<br />

s 1 ¼ 3 und s 2 ¼ 2 ) Sekante<br />

S 1 ð3j4j1Þ,S 2 ð4j3j3Þ<br />

Lage von g 2 und K:<br />

21s 2 þ 42s þ 35 ¼ 14<br />

s ¼ 1 ) Tangente<br />

Bð2j0j2Þ<br />

Lage von g 3 und K:<br />

3s 2 10s þ 51 ¼ 14<br />

unlösbar<br />

) Passante<br />

Übung 1<br />

p<br />

Gegeben sind die Kugel K mit dem Mittelpunkt Mð 2j1j3Þ und dem Radius r ¼ ffiffi<br />

6 sowie die<br />

Gerade g durch die Punkte A und B. Untersuchen Sie die gegenseitige Lage von g und K.<br />

a) Að 3j 7j8Þ b) Að 1j4j4Þ c) Að2j2j2Þ<br />

Bð 2j 4j6Þ Bð1j5j4Þ Bð 3j2j7Þ


470<br />

XVII. Kugeln<br />

B. Die gegenseitige Lage von Kugel und Ebene<br />

Eine Kugel K und eine Ebene E können prinzipiell drei verschiedene Lagen zueinander einnehmen.<br />

Dazu betrachtet man den Abstand d des Kugelmittelpunktes M von der Ebene E, den<br />

man mit der Abstandsformel (Hesse’sche Normalenform der Ebene) errechnet und mit dem<br />

Kugelradius r vergleicht.<br />

r<br />

M<br />

d<br />

E<br />

F<br />

r<br />

M<br />

d<br />

E<br />

F<br />

r<br />

M<br />

d<br />

F<br />

E<br />

Ist d > r, so schneiden sich Ebene<br />

E und Kugel K nicht.<br />

Der Lotfußpunkt F des Lotes von<br />

M auf E ist dann derjenige Ebenenpunkt,<br />

der den kleinsten Abstand<br />

zur Kugel K hat.<br />

Ist d ¼ r, so berührt die Ebene E<br />

die Kugel K im Fußpunkt F des<br />

Lotes von M auf E.<br />

E ist eine Tangentialebene von K.<br />

Ist d < r, so schneidet die Ebene E<br />

die Kugel K in einem Kreis k 0 ,<br />

den man als Schnittkreis von Kugel<br />

und Ebene bezeichnet.<br />

Übung 2<br />

Prüfen Sie, ob die Ebene E die Kugel K schneidet, berührt oder verfehlt.<br />

" !#<br />

!<br />

a) E: ~x ¼ 0 b) E: 2x 4yþ 4z¼ 38<br />

4<br />

2<br />

5<br />

1<br />

2<br />

2<br />

K: x 2 þ y 2 þ z 2 ¼ 25 K: ðx 3Þ 2 þðy 3Þ 2 þðz 2Þ 2 ¼ 36<br />

C. Der Schnittkreis von Kugel und Ebene<br />

c<br />

...................................................................<br />

.<br />

Beispiel: Berechnung des Schnittkreises<br />

ZeigenSie,dassdieEbeneE: 2x y 2z¼ 7dieKugelK: ðx 2Þ 2 þðy þ1Þ 2 þðz 3Þ 2 ¼ 9<br />

schneidet. Bestimmen Sie den Radius r 0 und den Mittelpunkt M 0 des Schnittkreises k 0 .<br />

Lösung:<br />

Wir stellen zunächst eine Hesse’sche Normalengleichung<br />

von E auf. Hierzu entnehmen<br />

wir der Koordinatengleichung einen<br />

Ebenenpunkt, z. B. Að0j7j0Þ, sowie einen<br />

Normalenvektor.<br />

Den Abstand des Kugelmittelpunktes<br />

Mð2j 1j3Þ zur Ebene E ermitteln wir<br />

durch Einsetzen in die linke Seite der Hesse’schen<br />

Normalengleichung. Wir erhalten<br />

d ¼ 2. Da dieser Wert kleiner als der<br />

Kugelradius r ¼ 3 ist, schneidet die Ebene<br />

E die Kugel K.<br />

Hessesche Normalengleichung von E:<br />

" !#<br />

!<br />

E: ~x ¼ 0<br />

0<br />

7<br />

0<br />

2=3<br />

1=3<br />

2=3<br />

Abstand des Mittelpunktes M von E:<br />

" ! !#<br />

!<br />

2 0 2=3<br />

d ¼<br />

1 7 1=3<br />

3 0 2=3 ¼ 2 < 3<br />

) Die Ebene E schneidet die Kugel K.


2. Kugeln, Geraden und Ebenen 471<br />

......................................................... .................................................................................................<br />

Der Radius r 0 des Schnittkreises k 0 von Kugel<br />

und Ebene kann mithilfe des Satzes von<br />

Pythagoras errechnet werden, was aus der<br />

nebenstehenden Grafik ersichtlich ist:<br />

ðr 0 Þ 2 p<br />

¼ r 2 d 2 . Wir erhalten r 0 ¼ ffiffi<br />

5 .<br />

Der Mittelpunkt M 0 des Schnittkreises k 0<br />

ist der Fußpunkt des Lotes von M auf die<br />

Ebene E.<br />

Als Stützpunkt der Lotgeraden g können<br />

wir den Mittelpunkt M verwenden und<br />

als Richtungsvektor einen Normalenvektor<br />

~n der Ebene. Dies führt auf:<br />

g: ~x ¼<br />

2<br />

1<br />

3<br />

!<br />

þ s <br />

2<br />

1<br />

2<br />

!<br />

:<br />

Durch Einsetzung hiervon in die Ebenengleichung<br />

errechnen wir den Schnittpunkt<br />

M 0 von g und E.<br />

c Das Resultat ist M 0 ð 2 3j 1 3j 13<br />

3 Þ.<br />

c<br />

k'<br />

M<br />

M'<br />

d<br />

Der Radius r' des Schnittkreises k':<br />

p<br />

r 0 ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />

r 2 d 2 ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />

3 2 2 2 ¼<br />

ffiffi<br />

5<br />

r<br />

Der Mittelpunkt M' des Schnittkreises k':<br />

" ! ! !# !<br />

2<br />

2<br />

1 þ s 1 ¼ 0<br />

3<br />

2<br />

|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}<br />

Gerade g<br />

9sþ 6 ¼ 0, s ¼ 2 3<br />

M 0 ð 2 3j 1 3j 13 3 Þ<br />

Übung 3<br />

Untersuchen Sie die gegenseitige Lage der Ebene E und der Kugel K. Bestimmen Sie ggf. Radius<br />

und Mittelpunkt des Schnittkreises.<br />

" !#<br />

a) E: ~x <br />

1<br />

0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

! " !# 2<br />

3<br />

¼ 0, K: ~x ¼ 25<br />

b) E: 2x þ 3yþ 6z¼ 21, K: ðx þ 1Þ 2 þðy 2Þ 2 þðz 4Þ 2 ¼ 100<br />

2<br />

1<br />

Beispiel: Spurkreise einer Kugel<br />

Die Kugel K um den Mittelpunkt Mð 2j4j3Þ mit dem Radius r ¼ 4 schneidet die y-z-Ebene.<br />

Bestimmen Sie den Mittelpunkt M 0 und den Radius r 0 des Schnittkreises k 0 von Kugel und<br />

y-z-Ebene, den man als Spurkreis der Kugel in der y-z-Ebene bezeichnet.<br />

Lösung:<br />

Der Spurkreismittelpunkt M 0 ist der Fußpunkt<br />

des Lotes vom Kugelmittelpunkt<br />

Mð 2j4j3Þ auf die y-z-Ebene, d.h. der<br />

Punkt M 0 ð0j4j3Þ.<br />

Der Abstand d des Kugelmittelpunktes<br />

von der y-z-Ebene ist der Abstand von M<br />

und M 0 , also d ¼ 2.<br />

Der pRadius r 0 des Spurkreises ist daher<br />

r 0 ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />

r 2 d 2 ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />

4 2 2 2 ¼<br />

ffiffiffiffiffi<br />

12 .<br />

x<br />

c<br />

z<br />

r<br />

r' M'<br />

r'<br />

K<br />

0<br />

7<br />

0<br />

k'<br />

M<br />

d<br />

E<br />

2<br />

1<br />

2<br />

K<br />

y


472<br />

XVII. Kugeln<br />

D. Tangentialebenen<br />

Besitzen eine Ebene E und eine Kugel K nur genau einen gemeinsamen Punkt B, so bezeichnet<br />

man die Ebene E als Tangentialebene von K im Punkt B. Der Punkt B heißt Berührpunkt von<br />

E und K.<br />

Der Vektor ƒ! BX, der vom Berührpunkt B zu<br />

einem beliebigen Ebenenpunkt X führt, ist<br />

ƒ!<br />

orthogonal zum Radiusvektor <strong>MB</strong> . Es gilt<br />

also: ƒ! ƒ!<br />

BX <strong>MB</strong> ¼0 bzw. ð~x ~bÞð~b ~mÞ¼0.<br />

Gleichung der Tangentialebene<br />

Die Tangentialebene E, welche die Kugel<br />

K um den Mittelpunkt M im Punkt B<br />

berührt, hat die Gleichung<br />

E: ð~x ~bÞð~b ~mÞ¼0.<br />

x<br />

z<br />

x<br />

X<br />

b<br />

m<br />

M<br />

B<br />

K<br />

E<br />

y<br />

c<br />

................................................. .................................................<br />

c<br />

c<br />

.<br />

Beispiel: Gleichung einer Tangentialebene<br />

Gegeben ist die Kugel K um den Mittelpunkt Mð4j2j3Þ mit dem Radius r ¼ 3.<br />

Wie lautet die Gleichung der Tangentialebene E, welche die Kugel im Punkt Bð3j0j5Þ<br />

berührt?<br />

Lösung:<br />

Wir setzen in die allgemeine Tangentialebenengleichung<br />

E: ð~x ~bÞð~b ~mÞ¼0<br />

die Ortsvektoren des Berührpunktes B<br />

und des Mittelpunktes M ein. Auf diese<br />

Weise erhalten wir die rechts dargestellte<br />

Normalengleichung, die wir in eine Koordinatengleichung<br />

umwandeln können.<br />

" !#<br />

" ! !#<br />

3 3 4<br />

E: ~x 0 0 2 ¼ 0<br />

5 5 3<br />

" !#<br />

!<br />

E: ~x ¼ 0<br />

3<br />

0<br />

5<br />

1<br />

2<br />

2<br />

E: x 2yþ 2z¼ 7<br />

Normalengleichung<br />

Koordinatengleichung<br />

Beispiel: Berechnung des Berührpunktes<br />

Weisen Sie nach, dass die Ebene E: 2xþ 2y z ¼ 26 eine Tangentialebene der Kugel K<br />

um den Mittelpunkt Mð2j2j1Þ mit dem Radius r ¼ 9 ist.<br />

Bestimmen Sie den Berührpunkt B von E und K.<br />

Lösung:<br />

Wir stellen eine Hesse’sche Normalengleichung<br />

von E auf und errechnen durch<br />

Einsetzung des Ortsvektors von M den Abstand<br />

d von M zur Ebene E.<br />

Wir erhalten d ¼ 9. Da dies genau der Radius<br />

r ¼ 9 ist, handelt es sich bei der Ebene<br />

E um eine Tangentialebene zur Kugel K.<br />

Hessesche<br />

"<br />

Normalengleichung<br />

!#<br />

!<br />

von E:<br />

E: ~x ¼ 0<br />

0<br />

0<br />

26<br />

Abstand " !<br />

von M und<br />

!#<br />

E:<br />

d:<br />

<br />

<br />

2<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0<br />

26<br />

2=3<br />

2=3<br />

1=3<br />

2=3<br />

2=3<br />

1=3<br />

!<br />

¼ 9


2. Kugeln, Geraden und Ebenen 473<br />

............................................................................................................. ...................................<br />

Der Berührpunkt B ist der Schnittpunkt<br />

der Lotgeraden g von M auf E. Als Stützvektor<br />

von g verwenden wir den Ortsvektor<br />

von M und als Richtungsvektor einen<br />

Normalenvektor von E.<br />

Die Schnittpunktberechnung erfolgt durch<br />

Einsetzung der Koordinaten von g in die<br />

Koordinatengleichung von E.<br />

c Resultat: Bð 4j8j 2Þ<br />

c<br />

c<br />

Lotgerade g von M auf E:<br />

! !<br />

g: ~x ¼ 2 2<br />

2 þ s 2<br />

1<br />

1<br />

Schnittpunkt von g und E:<br />

2 ð2 2sÞþ2 ð2 þ 2sÞ ð1 sÞ¼26<br />

) s=3<br />

) Bð 4j8j 2Þ<br />

Übung 4<br />

Betrachtet werden die Kugel K um den Mittelpunkt M mit dem Radius r sowie der Punkt B.<br />

Zeigen Sie, dass B auf K liegt, und bestimmen Sie die Gleichung der Tangentialebene E, welche<br />

die Kugel K in B berührt. p<br />

a) Mð 1j 2j1Þ,r¼ ffiffi<br />

6 ,Bð0j0j2Þ b) Mð5j1j 2Þ,r¼ 6, Bð7j5j2Þ<br />

Übung 5<br />

Gesucht ist der Berührpunkt B der Kugel K um den Mittelpunkt M mit ihrer Tangentialebene E.<br />

a) Mð1j1j 2Þ,E:2xþ 3y 6z¼ 81 b) Mð 1j 1j2Þ,E:2x y þ z ¼ 13<br />

Beispiel: Zu einer Ebene parallele<br />

Tangentialebenen<br />

Gegeben sind die Kugel K um den<br />

Mittelpunkt Mð2j1j0Þ mit dem<br />

Radius r ¼ 6 sowie die Ebene<br />

E: 2x y þ 2z¼ 30. Wie lauten die<br />

Gleichungen der beiden Tangentialebenen<br />

von K, die zu E parallel sind?<br />

Lösung:<br />

Wir bestimmen zunächst eine Gleichung<br />

der zur Ebene E orthogonalen Geraden g,<br />

die durch den Kugelmittelpunkt M geht<br />

(Stützvektor: Ortsvektor von M, Richtungsvektor:<br />

Normalenvektor von E).<br />

Die Schnittpunkte B 1 und B 2 dieser Lotgeraden<br />

mit der Kugel sind die Berührpunkte<br />

der gesuchten Tangentialebenen an die<br />

Kugel. Wir errechnen sie durch Einsetzen<br />

der allgemeinen Koordinaten von g in die<br />

Kugelgleichung.<br />

Die Tangentialebenen E 1 und E 2 besitzen<br />

den gleichen Normalenvektor wie E und<br />

enthalten die Punkte B 1 bzw. B 2 , was auf<br />

die rechts dargestellten Gleichungen führt.<br />

n<br />

B 1<br />

E<br />

M 1<br />

B 2<br />

E 2<br />

Lotgerade g von M auf E:<br />

! !<br />

g: ~x ¼ 2 2<br />

1 þ s 1<br />

0<br />

2<br />

Gleichung der Kugel K:<br />

K: ðx 2Þ 2 þðy 1Þ 2 þ z 2 ¼ 36<br />

Schnittpunkte von g und K:<br />

ð2 þ 2s 2Þ 2 þð1 s 1Þ 2 þð2sÞ 2 ¼ 36<br />

9s 2 ¼ 36<br />

s ¼ 2: B 1 ð6j 1j4Þ<br />

s ¼ 2: B 2 ð 2j3j 4Þ<br />

Tangentialebenen:<br />

E 1 :2x y þ 2z¼ 21<br />

E 2 :2x y þ 2z¼ 15<br />

E<br />

473-1


474<br />

XVII. Kugeln<br />

Übungen<br />

6. Untersuchen Sie die gegenseitige Lage der Kugel K und der Geraden g.<br />

Berechnen Sie ggf. die gemeinsamen Punkte von Kugel und Gerade.<br />

p<br />

a) K: Mð6j1j4Þ,r¼ ffiffiffiffiffi<br />

p<br />

17<br />

b) K: Mð8j2j2Þ,r¼ ffiffiffiffiffi<br />

50<br />

! !<br />

! !<br />

g: ~x ¼ 4 1<br />

1 þ s 2<br />

g: ~x ¼ 6<br />

1<br />

10 þ s 1<br />

3<br />

1<br />

11<br />

3<br />

p<br />

c) K: Mð8j2j4Þ,r¼ 3 d) K: Mð2j1j6Þ,r¼ ffiffiffi<br />

5<br />

! !<br />

! !<br />

g: ~x ¼ 2 4<br />

8 þ s 4<br />

g: ~x ¼ 10<br />

2<br />

10 þ s 2<br />

7<br />

2<br />

4<br />

1<br />

7. Untersuchen Sie die gegenseitige Lage der Ebene E und der Kugel K.<br />

Berechnen Sie hierzu den Abstand des Kugelmittelpunktes von der Ebene E.<br />

a) E: 2x þ 2y z ¼ 9 b) E: 2x 2y z ¼ 35<br />

K: Mð0j0j0Þ,r¼ 6 K:Mð5j 4j1Þ,r¼ 5<br />

" !#<br />

!<br />

c) E: 2x þ 3yþ 6z¼ 12 d) E: ~x<br />

7 1<br />

6 2 ¼ 0<br />

12 2<br />

K: Mð5j5j6Þ,r¼ 25 K: ðx 1Þ 2 þðy 1Þ 2 þðz 2Þ 2 ¼ 169<br />

" !#<br />

e) E: ~x<br />

19<br />

0<br />

0<br />

<br />

!<br />

!<br />

2<br />

4<br />

4<br />

¼ 0 f) E: ~x ¼ 10 6<br />

2<br />

þ s <br />

!<br />

0<br />

1 þ t <br />

4<br />

K: x 2 6xþ y 2 6yþ z 2 4z¼ 14 K: ðx 1Þ 2 þðy 3Þ 2 þðz 5Þ 2 ¼ 144<br />

!<br />

1<br />

2<br />

0<br />

8. Die Ebene E und die Kugel K schneiden sich. Weisen Sie dies nach und berechnen Sie<br />

Radius r 0 und Mittelpunkt M 0 des Schnittkreises k 0 .<br />

a) E: 8x þ 4yþ z ¼ 106 b) E: x 4y 4z¼ 33 c) E: x 2yþ 2z¼ 19<br />

K: Mð1j3j5Þ,r¼ 12 K: x 2 þ y 2 þ z 2 ¼ 49 K:ðx 3Þ 2 þðy 3Þ 2 þðz 2Þ 2 ¼36<br />

9. Die Ebene E und die Kugel K mit dem Radius r schneiden sich im Kreis k 0 mit dem Mittelpunkt<br />

M 0 und dem Radius r 0 . Bestimmen Sie den Mittelpunkt M der Kugel K.<br />

(Es gibt zwei Möglichkeiten M 1 und M 2 .)<br />

a) E: x 2yþ 2z¼ 1 b) E: 2x þ 3yþ 6z¼ 40 c) E: 3x<br />

p<br />

þ 4y¼ 25<br />

r ¼ 15, M 0 ð3j2j2Þ,r 0 ¼ 12 r ¼ 50, M 0 ð5j2j6Þ,r 0 ¼ 48 r ¼ ffiffiffiffiffi<br />

41 ,M 0 ð3j4j0Þ,r 0 ¼ 4<br />

10. Gegeben sind die Kugel K und die Ebene E. Gesucht sind Mittelpunkt M 0 und Radius r 0 des<br />

Spurkreises von k 0 in der Ebene E.<br />

a) K: Mð7j20j15Þ,r¼ 25 b) K: Mð4j4j12Þ,r¼ 13 c) K: Mð8j6j7Þ,r¼ 10<br />

E: y-z-Ebene E: x-y-Ebene E: x-z-Ebene


2. Kugeln, Geraden und Ebenen 475<br />

11. Gegeben ist die Kugel K um den Mittelpunkt M mit dem Radius r. Zeigen Sie, dass der Punkt<br />

B auf der Kugel liegt, und bestimmen Sie die Gleichung der Tangentialebene E, welche die<br />

Kugel in B berührt.<br />

a) Mð2j5j6Þ,r¼ 14, Bð6j 1j 6Þ b) Mð5j4j1Þ,r¼ 7, p Bð7j7j7Þ<br />

c) Mð4j5j1Þ,r¼ 9, Bð5j9j9Þ d) Mð0j 3j3Þ,r¼ ffiffi<br />

6 ,Bð1j 1j4Þ<br />

12. Die Kugel K um den Mittelpunkt M berührt die Ebene E im Punkt B.<br />

Berechnen Sie die Koordinaten des Berührpunktes B.<br />

a) Mð2j1j3Þ,E:2xþ 2yþ z ¼ 18 b) Mð3j5j7Þ,E:12xþ 3y 4z¼ 192<br />

" !#<br />

c) Mð4j8j2Þ,E: ~x <br />

10<br />

30<br />

25<br />

8<br />

1<br />

4<br />

!<br />

¼ 0 d) Mð6j12 j 4Þ,E:~x¼ 4 0<br />

6<br />

!<br />

þs<br />

0<br />

1<br />

3<br />

!<br />

þt<br />

!<br />

2<br />

1<br />

0<br />

13. Gegeben sind die Kugel K um den Mittelpunkt M mit dem Radius r sowie die Ebene E.<br />

Gesucht sind die Gleichungen der zu E parallelen Tangentialebenen von K.<br />

a) K: Mð1j1j4Þ,r¼ 6 b) K: Mð2j0j1Þ,r¼ 14<br />

E: x þ 2yþ 2z¼ 38 E: 2x þ 3yþ 6z¼ 108<br />

14. Ein kugelförmiger Gasbehälter K (Durchmesser 10 m) berührt direkt eine senkrechte Mauer<br />

in 6 m Abstand vom linken Mauerende im Punkt Tð 6j0j5Þ. Er soll durch eine schräge<br />

Platte, die am Boden bei Að0j16,25j0Þ und Bð 12 j16,25j0Þ verankert ist und in den<br />

Punkten Cð0j5j15Þ und Dð 12j5j15Þ durch senkrechte Streben gestützt wird, abgedeckt<br />

werden.<br />

a) Wie lautet die Gleichung der Kugel K<br />

im gegebenen Koordinatensystem?<br />

z<br />

b) Wie lautet die Gleichung der Schutzplattenebene<br />

E?<br />

D<br />

c) Wie groß ist der Sicherheitsabstand<br />

zwischen Schutzplatte E und Kugel K?<br />

C<br />

d) Die Schutzplatte E soll aus Kostengründen<br />

durch eine parallele Platte H<br />

F<br />

ersetzt werden, welche die Kugel berührt.<br />

Wo liegt der Berührpunkt F?<br />

B<br />

Wo liegen nun die Bodenverankerungspunkte?<br />

Auf welche Länge müssen<br />

die Stützstreben verkürzt<br />

x<br />

A y<br />

werden?<br />

15. Gegeben ist die abgebildete Dreiecksfläche<br />

mit den Ecken Að4j0j0Þ,<br />

Bð0j4j0Þ, Cð0j0j2Þ.<br />

In dieser Fläche befindet sich ein kreisförmiges<br />

Loch um den Mittelpunkt<br />

M 0 ð1j1j1Þ mit dem Radius r 0 ¼ 1.<br />

In dieses Loch wird p eine Kugel K mit<br />

dem Radius r ¼<br />

ffiffiffiffiffi<br />

10 gelegt.<br />

Bestimmen Sie den Mittelpunkt M der<br />

Kugel K.<br />

x<br />

z<br />

M' k'<br />

M<br />

K<br />

y


476<br />

XVII. Kugeln<br />

E. Zusammengesetzte Aufgaben<br />

1. Kugel und Ebene<br />

K<br />

E K'<br />

Gegeben sind die Kugel K um den Mittelpunkt<br />

Mð2j2j2Þ mit dem Radius<br />

M'<br />

M<br />

r ¼ 5 sowie die Ebene<br />

E: 2x y þ 2z¼ 11.<br />

a) Bestimmen Sie eine Koordinatengleichung<br />

der Kugel K.<br />

r' g<br />

r .<br />

M'<br />

b) Welchen Abstand hat der Kugelmittelpunkt<br />

M von der Ebene E?<br />

M<br />

d<br />

c) Begründen Sie mit dem Ergebnis<br />

von b), dass K und E sich schneiden.<br />

d) Wie lautet die Gleichung der Geraden<br />

g, welche durch M geht und<br />

senkrecht auf E steht?<br />

Bestimmen Sie den Mittelpunkt M 0 des Schnittkreises als Schnittpunkt von g und E.<br />

e) Bestimmen Sie den Radius r 0 des Schnittkreises anhand der Vorergebnisse und der Abbildung.<br />

Schnittkreis K'<br />

2. Kugel und Tangentialebene<br />

F<br />

Gegeben sind die Kugel K um den Mittelpunkt<br />

Mð2j2j0Þ mit dem Radius<br />

F '<br />

r ¼ 5 sowie der Punkt Pð2j6j3Þ.<br />

P<br />

M<br />

a) Zeigen Sie, dass der Punkt P auf der<br />

Kugel liegt.<br />

P'<br />

b) Bestimmen Sie die Gleichung der<br />

Tangentialebene F, welche die Kugel<br />

in P berührt.<br />

M*<br />

K*<br />

c) Wie lautet die Gleichung einer zweiten<br />

Tangentialebene F 0 , die parallel<br />

K M<br />

F<br />

zu F ist?<br />

Wo berührt sie die Kugel?<br />

d) Die Kugel K wird an der Ebene F gespiegelt. Wie lautet die Gleichung der Spiegelkugel<br />

K*?<br />

3. Eine kugelförmige Beobachtungsstation mit einem<br />

Durchmesser von 10 m und dem Mittelpunkt<br />

Mð0j0j12Þ wird von vier Stahlstützen wie dargestellt getragen.<br />

Die Stahlstützen verlaufen in Richtung der Kanten<br />

einer quadratischen Pyramide mit der Spitze M.<br />

a) Wo sind die Sützen mit der Kugel verbunden?<br />

b) In 16 m Höhe über dem Erdboden befindet sich die<br />

oberste Geschossebene der Station. Welche Grundfläche<br />

hat dieses Geschoss?<br />

−9<br />

x<br />

9<br />

z<br />

−9<br />

9<br />

y


2. Kugeln, Geraden und Ebenen 477<br />

4. Gegeben sind die Ebene E: 2xþ3yþ6z¼29, die Kugel K: ðxþ2Þ 2 þðy 5Þ 2 þðz 3Þ 2 ¼196<br />

sowie die Punkte Pð 2j7j23Þ und Qð4j9j15Þ.<br />

a) Bestimmen Sie den Abstand d des Kugelmittelpunktes M von der Ebene E.<br />

Welche gegenseitige Lage von E und K ergibt sich hieraus?<br />

b) Gesucht sind der Mittelpunkt M 0 und der Radius r 0 des Schnittkreises k 0 von E und K.<br />

c) Bestimmen Sie die Gleichungen der beiden zu E parallelen Tangentialebenen E 1 und E 2 der<br />

Kugel K.<br />

d) Die Gerade h durch die Punkte P und Q durchdringt die Kugel K.<br />

Wie lang ist die Durchdringungsstrecke AB?<br />

e) Es gibt zwei Ebenen F 1 und Fp<br />

2 , ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi die parallel zur Ebene E verlaufen und die Kugel in<br />

Schnittkreisen mit dem Radius 183,75 schneiden.<br />

Bestimmen Sie Gleichungen von F 1 und F 2 .<br />

5. Ein Hersteller von Kugellagern hat auf<br />

dem geneigten Dach seiner Fabrikationshalle<br />

z<br />

ein riesiges Kugelmodell auf-<br />

gestellt. Die Dachfläche kann durch die<br />

Ebene E: x þ 2yþ 2z¼ 10 beschrieben<br />

C<br />

werden.<br />

a) Bestimmen Sie die Achsenschnittpunkte<br />

A, B, C der Ebene E.<br />

B y<br />

b) Weisen Sie nach, dass der Punkt<br />

F<br />

Fð2j4j0Þ der Fußpunkt des Lotes<br />

vom Punkt C auf die Gerade g AB<br />

x<br />

durch die Punkte A und B ist.<br />

A<br />

c) Ein Kugelmodell mit r ¼ 3 m ist im Punkt C tangential an der Ebene E fixiert. Bestimmen<br />

Sie den Kugelmittelpunkt M.<br />

d) Beim Austauschen der Kugel rollt sie auf der Geraden g CF durch die Punkte C und F die<br />

Ebene E hinab. Auf welcher Geraden h bewegt sich dabei ihr Mittelpunkt?<br />

e) Die Kugel setzt schließlich auf der x-y-Ebene auf. Wie lauten die Koordinaten des Aufsetzpunktes?<br />

6. Gegeben sind die Kugel K: ðx 2Þ 2 þy 2 þðz 2Þ 2 ¼ 25 sowie die Ebene E: 2x 2yþz ¼ 15.<br />

a) Weisen Sie nach, dass die Ebene E die Kugel K schneidet.<br />

b) Bestimmen Sie den Mittelpunkt M 0 und den Radius r 0 des Schnittkreises k 0 von E und K.<br />

c) Gesucht ist die Gleichung einer zweiten Kugel K*, die den gleichen Radius wie K besitzt<br />

und E ebenfalls im Schnittkreis k 0 schneidet.<br />

d) Prüfen Sie, ob eine der beiden Kugeln K oder K* den Ursprung enthält.<br />

e) Bestimmen Sie z so, dass der Punkt Pð2j3jzÞ auf der Kugel K liegt.<br />

f) Gesucht ist derjenige Punkt A der Kugel K, welcher den geringsten Abstand zur Ebene<br />

F: 8x þ 6z¼ 103 besitzt. Welcher Ebenenpunkt B von F liegt dem Punkt A am nächsten?


478<br />

XVII. Kugeln<br />

7. Gasspeicher<br />

A<br />

P<br />

M<br />

T<br />

S<br />

B<br />

Am Flussufer liegt ein kugelförmiger Gasspeicher.<br />

(Mittelpunkt Mð22j 8j8Þ, Radius r ¼ 7, Angaben in m).<br />

a) Wo liegt der höchste bzw. der tiefste Punkt des Speichers?<br />

b) Vom Pumpwerk Pð 2j4j0Þ führt eine Pipeline in Richtung des Mittelpunktes M.<br />

Wo trifft sie auf den Speicher? Wie lang ist sie? Welche Neigung hat sie?<br />

c) Über der Strecke AB mit Að6j 10j0Þ und Bð14 j6j0Þ erhebt sich eine senkrechte Schutzmauer.<br />

Wie lautet ihre Ebenengleichung? Wie weit ist die Mauer von dem Kugelmittelpunkt<br />

entfernt? Wo durchdringt die Pipeline die Mauer?<br />

d) Der Speicher soll neu gestrichen werden.Die Farbschicht soll 1 mm dick sein. Ein Liter Farbe<br />

kostet 10 Euro. Reicht der Farbetat von 5000 Euro aus?<br />

8. Flugüberwachung<br />

D<br />

A<br />

B<br />

P<br />

Q<br />

NEW MEXIKO<br />

ARIZONA<br />

M<br />

C<br />

L<br />

Eine Raumfähre passiert bei ihrem Landeanflug die Koordinaten Að18j 13j12Þ und<br />

Bð10j 8j9Þ. Im Punkt Mð0j0j0Þ steht eine Radarstation, die einen halbkugelförmigen Raumbereich<br />

mit dem Radius r ¼ 7 erfasst.<br />

Die Fluggeschwindigkeit der Raumfähre beträgt 595 km/h. 1 LE entspricht 1 km.<br />

a) An welchen Koordinaten P und Q dringt die Fähre in den überwachten Radarbereich ein bzw.<br />

verlässt sie ihn? Wie lange dauert der Durchflug in Sekunden angenähert?<br />

b) In welchem Punkt L setzt die Fähre voraussichtlich auf?<br />

c) In welcher Höhe überfliegt die Fähre die Staatsgrenze, die zwischen Cð 13j 4,5j0Þ und<br />

Dð 7j13,5 j0Þ verläuft?


2. XVII. Kugeln, Kugeln Geraden und Ebenen 479<br />

Überblick<br />

Vektorgleichung der Kugel:<br />

Eine Kugel K mit dem Mittelpunkt Mðm 1 jm 2 jm 3 Þ<br />

und dem Radius r hat die Gleichung:<br />

K: j~x ~mj¼r oder K: ð~x ~mÞ 2 ¼ r 2<br />

Koordinatengleichung der Kugel:<br />

K: ðx m 1 Þ 2 þðy m 2 Þ 2 þðz m 3 Þ 2 ¼ r 2 x<br />

Relative Lage von Kugel und Gerade:<br />

Eine Gerade g im Raum kann Passante, Tangente<br />

oder Sekante einer gegebenen Kugel sein.<br />

Man prüft dies durch Einsetzen der Geradenkoordinaten<br />

in die Kugelgleichung.<br />

Relative Lage von Kugel und Ebene:<br />

Um die gegenseitige Lage der Kugel K (Mittelpunkt M, Radius r) und der Ebene E zu bestimmen,<br />

berechnet man den Abstand d des Kugelmittelpunktes von der Ebene E.<br />

1. Fall: kein Schnittpunkt 2. Fall: Berührpunkt 3. Fall: Schnittkreis<br />

z<br />

Sekante<br />

K<br />

x<br />

m<br />

X<br />

M<br />

Tangente<br />

Passante<br />

y<br />

r<br />

M<br />

d<br />

E<br />

F<br />

r<br />

M<br />

d<br />

E<br />

F<br />

r<br />

M<br />

d<br />

F<br />

E<br />

Ist d > r, so schneiden sich Ebene<br />

E und Kugel K nicht.<br />

Der Lotfußpunkt F hat den kleinsten<br />

Abstand zur Kugel K.<br />

Ist d ¼ r, so berührt die Ebene E<br />

die Kugel K im Fußpunkt F des<br />

Lotes von M auf E.<br />

E ist eine Tangentialebene von K.<br />

Ist d < r, so schneidet die Ebene E<br />

die Kugel K in einem Kreis k 0 ,<br />

den man als Schnittkreis von Kugel<br />

und Ebene bezeichnet.<br />

Schnittkreis von Kugel und Ebene:<br />

Ist der Abstand d ¼jFMj einer Ebene vom Mittelpunkt M einer Kugel kleiner als derenpRadius r,<br />

so ist das Schnittgebilde ein Kreis k 0 mit dem Mittelpunkt M 0 ¼ F und dem Radius r 0 ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

r 2 d 2 .<br />

Die Koordinaten von M 0 berechnet man mit einem Lotfußpunktverfahren.<br />

(Das gesamte Berechnungsverfahren ist auf den Seiten 186–187 detailliert dargestellt.)<br />

Tangentialebene einer Kugel:<br />

Die Tangentialebene E, die die Kugel K um den<br />

Mittelpunkt M in Punkt B berührt, hat die Gleichung:<br />

E: ð~x ~bÞð~b ~mÞ¼0.<br />

x<br />

z<br />

x<br />

X<br />

b<br />

m<br />

M<br />

B<br />

K<br />

E<br />

y


480<br />

XVII. Kugeln<br />

Kugeln<br />

Test<br />

1. Stellen Sie eine Gleichung der Kugel K um den Mittelpunkt Mð1j4j2Þ mit dem Radius r ¼ 9<br />

auf.<br />

Prüfen Sie, ob die Punkte Að3j1j8Þ und Bð2j 4j6Þ innerhalb, auf oder außerhalb der Kugel<br />

K liegen.<br />

!<br />

2. Untersuchen Sie die gegenseitige Lage der Geraden g: ~x ¼ 10 6 þ s<br />

K: x 2 þðy 3Þ 2 þðz þ 2Þ 2 ¼ 121:<br />

14<br />

!<br />

8<br />

3 und der Kugel<br />

7<br />

3. Untersuchen Sie die gegenseitige Lage der Ebene E: 2x 6yþ 9z¼ 98 und der Kugel<br />

K: ðx þ 4Þ 2 þðy 4Þ 2 þðz 1Þ 2 ¼ 484:<br />

Berührt, verfehlt oder schneidet die Ebene die Kugel?<br />

4. Die Ebene E: 4xþ7yþ4z¼91 schneidet die Kugel K:ðx 2Þ 2 þðy 2Þ 2 þðz 1Þ 2 ¼324. Bestimmen<br />

Sie den Mittelpunkt M 0 und den Radius r 0 des Schnittkreises k 0 .<br />

5. Zeigen Sie, dass die Ebene E 1 : 3xþ 4y 12z ¼ 55 eine Tangentialebene der Kugel<br />

K: ðx 6Þ 2 þ y 2 þðz 8Þ 2 ¼ 169 ist.<br />

Bestimmen Sie den Berührpunkt von E 1 und K.<br />

Welche zur Ebene E 1 parallele Ebene E 2 ist ebenfalls Tangentialebene von K?<br />

6. Stellen Sie eine Gleichung derjenigen Kugel K auf, welche den Punkt Að1j5j8Þ enthält und<br />

die y-z-Ebene im Punkt Bð0j4j4Þ berührt.<br />

Lösungen unter 480-1


XXII. Die Normalverteilung<br />

Die wichtigste stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung ist<br />

die Normalverteilung. Es besteht ein enger Zusammenhang<br />

zur Binomialverteilung für große Stichprobenumfänge.<br />

In der Praxis bietet sich deshalb die Normalverteilung<br />

als Approximation für die Binomialverteilung an.<br />

y<br />

x


600<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

1. Die Normalverteilung<br />

Die zur Auswertung von Bernoulli-Ketten verwendeten Tafelwerke zu Binomialverteilungen<br />

können nur eine kleine Auswahl von Kettenlängen abdecken. In diesem Buch sind Tabellen für<br />

Bernoulli-Ketten der Längen n ¼ 1 bis n ¼ 20 sowie n ¼ 50, n ¼ 80 und n ¼ 100 dargestellt.<br />

In der Praxis kommen natürlich auch Bernoulli-Ketten vor, die durch diese Tabellen nicht erfasst<br />

werden, z. B. sehr lange Bernoulli-Ketten.<br />

Soll beispielsweise die Wahrscheinlichkeit dafür bestimmt werden, dass beim 500-maligen<br />

Werfen einer fairen Münze höchstens 260-mal Kopf kommt, so ist der Wert F(500; 0,5; 260)<br />

der kumulierten Binomialverteilung zu berechnen. Eine Tabelle für die Kettenlänge n ¼ 500<br />

steht uns nicht zur Verfügung. Die direkte Berechnung des Wertes F(500; 0,5; 260) ist so zeitaufwändig,<br />

dass wir einen Computer einsetzen müssen. Aber auch der CAS-Taschenrechner<br />

benötigt für diese Berechnung bereits ca. 3 Minuten. Bei entsprechend langen Ketten ist schließlich<br />

auch ein CAS ohne Chance.<br />

Dennoch müssen wir nicht passen, denn es gibt die Möglichkeit, die Werte aller kumulierten<br />

Binomialverteilungen bei genügend großem Stichprobenumfang näherungsweise durch Funktionswerte<br />

einer einzigen relativ einfachen Funktion F darzustellen. Im Folgenden wird der<br />

nicht ganz einfache Prozess dargestellt, der schließlich zu dieser Funktion führt.<br />

A. Die Standardisierung der Binomialverteilung<br />

Die Gestalt des Histogramms zu einer<br />

binomialverteilen Zufallsgröße X hängt<br />

nur von den Parameters n und p ab. Diese<br />

bestimmen die Anzahl und die Höhe der<br />

Säulen sowie die Position der höchsten<br />

Säule, während die Säulenbreite stets 1<br />

ist, sodass die Fläche der Säule Nr. k gleich<br />

B(n; p; k) ist.<br />

Halten wir die Grundwahrscheinlichkeit p<br />

fest, so ist Folgendes zu beobachten:<br />

1. Mit wachsendem n rückt die höchste<br />

Säule des Histogramms weiter nach<br />

rechts.<br />

Der Erwartungswert m ¼ EðXÞ¼n p<br />

wächst mit n an.<br />

2. Mit wachsendem n wächst die Anzahl<br />

der Säulen des Histogramms an, das<br />

Histogramm wird breiter und flacher.<br />

Die Streuung, d.h. p die Standardabweichung<br />

sðXÞ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ wird mit<br />

n größer.<br />

P(X = k)<br />

0,2<br />

0,2<br />

0 1 2 3 4 k<br />

P(X = k)<br />

0,2<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 k<br />

P(X = k)<br />

p = 0,5<br />

n = 4<br />

μ = 2<br />

s = 1<br />

p = 0,5<br />

n = 8<br />

μ = 4<br />

s = √2<br />

p = 0,5<br />

n = 12<br />

μ = 6<br />

s = √3<br />

0 2 4 6 8 10 k


1. Die Normalverteilung 601<br />

Wird der Stichprobenumfang n für eine<br />

feste Grundwahrscheinlichkeit p weiter<br />

vergrößert, so nähert sich die Form des Histogramms<br />

im Grenzfall einer „Glockenkurve“<br />

an.<br />

Es ergeben sich dabei je nach Wert von p<br />

unterschiedliche Glockenkurven.<br />

P(X = k)<br />

0,1<br />

10 20 30<br />

p = 0,5<br />

n = 50<br />

k<br />

Allerdings kann man eine sogenannte Standardisierung durchführen. Dabei wird durch eine<br />

geeignete Transformation allen Histogrammen eine relativ einheitliche Form und Lage verpasst.<br />

Noch wichtiger ist, dass die transformierten Histogramme sich mit wachsendem n allesamt<br />

unabhängig von p ein und derselben „Glockenkurve“ anpassen.<br />

Der Standardisierungsprozess<br />

Schritt 1: Durch einen ersten Übergang<br />

von der Zufallsgröße X zur Zufallsgröße<br />

Y ¼ X m wird der Erwartungswert nach<br />

0 verschoben. Das mit wachsendem n zu<br />

beobachtende Auswandern des Histogramms<br />

nach rechts wird vermieden.<br />

Schritt 2: Anschließend sorgt ein weiterer<br />

Übergang zu Z ¼ X m dafür, dass die<br />

s<br />

Standardabweichung auf 1 normiert wird.<br />

Der wesentliche Teil des Histogramms<br />

bleibt dann unabhängig von n stets etwa<br />

gleich breit.<br />

Die Streifenbreiten verändern sich allerdings<br />

von 1 auf<br />

1<br />

sðXÞ .<br />

Der Erwartungswert wird nicht weiter beeinflusst.<br />

Er bleibt bei 0.<br />

Schritt 3: Zum Ausgleich der Streifenbreitenänderung<br />

werden die Streifenhöhen<br />

mit s(X) multipliziert.<br />

Dadurch erreicht man, dass die Streifenflächeninhalte<br />

gleich bleiben, sodass<br />

Streifen Nr. k auch in der standardisierten<br />

Form den Flächeninhalt B(n; p; k) besitzt.<br />

Die rechts dargestellte Bildfolge verdeutlicht<br />

das Verhalten einer standardisierten<br />

Zufallsvariablen für wachsendes n.<br />

Die unten dargestellten Histogramme sind<br />

die standardisierten Formen der auf der<br />

vorherigen Seite abgebildeten Histogramme.<br />

Beachten Sie die mit wachsendem<br />

n eintretende Annäherung an die eingezeichnete<br />

Glockenkurve.<br />

P(Z = z)<br />

0,4<br />

-3 -2 -1 1 2 3 z<br />

P(Z = z)<br />

0,4<br />

P(Z = z)<br />

0,4<br />

p = 0,5<br />

n = 4<br />

p = 0,5<br />

n = 8<br />

-3 -2 -1 1 2 3 z<br />

p = 0,5<br />

n = 12<br />

-3 -2 -1 1 2 3<br />

z


602<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

B. Die Näherungsformel von Laplace und de Moivre<br />

Jede binomialverteilte Zufallsgröße X<br />

kann in der beschriebenen Weise standardisiert<br />

werden. Das Histogramm der zugehörigen<br />

standardisierten Zufallsgröße Z<br />

kann in jedem Fall durch ein und diesselbe<br />

Glockenkurve approximiert (angenähert)<br />

werden. Es handelt sich um die sogenannte<br />

Gauß’sche Glockenkurve.<br />

Sie ist nach dem Mathematiker und Astronomen<br />

Carl Friedrich Gauß (1777–1855)<br />

benannt, der sie im Zusammenhang mit<br />

der Fehlerrechnung entdeckte.<br />

Ihr Graph ist rechts abgebildet. Ihre Funktionsgleichung<br />

lautet:<br />

Gaußsche Glockenkurve<br />

jðtÞ¼<br />

p<br />

1 ffiffiffiffiffiffi<br />

2 p<br />

e 1 2 t2<br />

Mithilfe der Funktion j kann das Histogramm<br />

einer binomialverteilten Zufallsvariablen<br />

mit hoher Genauigkeit angenähert<br />

werden, wenn die sogenannte<br />

Laplace-Bedingung erfüllt ist:<br />

ϕ<br />

ϕ(t) =<br />

1<br />

2π<br />

e −0,5t2<br />

Laplace-Bedingung<br />

p<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ > 3<br />

0,1<br />

−3 −2 −1 1 2 3<br />

Satz XXII.1: Die lokale Näherungsformel von Laplace und De Moivre p<br />

Die binomialverteilte Zufallsgröße X erfülle die Laplace-Bedingung s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ > 3.<br />

Dann giltp<br />

die folgende Näherungsformel für B(n; p; k), wobei m ¼ n p der Erwartungswert<br />

und s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ die Standardabweichung von X sind:<br />

PðX ¼ kÞ¼B(n;p; k) p 1 ffiffiffiffiffiffi e 1 2 z2 ¼ 1 k m<br />

jðzÞ mit z ¼<br />

s 2 p s s<br />

602-1<br />

Übung 1<br />

p ffi<br />

Definieren sie auf einem CAS die Funktion j z. B. durch e^(–t^2/2)/ (2 p) § phi (t) und<br />

verwenden Sie phi (t) zur Darstellung des Graphen. Wie kann phi(t) für Berechnungen mit der<br />

lokalen Näherungsformel genutzt werden?


1. Die Normalverteilung 603<br />

c<br />

.................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Geben Sie die Tabellenwerte und die Näherungswerte der Gauß’schen Glockenkurve<br />

für die folgenden Ereignisse an:<br />

a) Bei 100 Würfen einer Laplace-Münze erscheint genau 50-mal Wappen.<br />

b) 100 Würfe mit einem Laplace-Würfel ergeben exakt 20 Sechsen.<br />

Lösung:<br />

Die Werte B(n; p; k) der Binomialverteilung<br />

erhalten wir aus den Tabellen zur<br />

kumulierten Binomialverteilung, indem<br />

wir die dort notierten Wahrscheinlichkeiten<br />

der Ereignisse X k und X k 1<br />

voneinander subtrahieren:<br />

PðX ¼ kÞ¼PðX kÞ PðX k 1Þ.<br />

Für die Näherungslösung der Gauß’schen<br />

Glockenkurve berechnen wir zunächst den<br />

Wert, den die Hilfsgröße z ¼ k m annimmt.<br />

Dann setzen wir in die Näherungs-<br />

s<br />

formel ein.<br />

Im ersten Fall erhalten wir fast völlige<br />

Übereinstimmung der Näherungslösung<br />

mit der exakten Lösung.<br />

Im 2. Fall beträgt die Abweichung ca. 6 %.<br />

Das liegt daran, dass hier die Laplace-<br />

Bedingung nur knapp erfüllt ist.<br />

zu a: n ¼ 100; p ¼ 0;5; k ¼ 50<br />

m ¼ 50; s ¼ 5<br />

Tabelle:<br />

B(100; 0,5; 50)<br />

=F(100; 0,5; 50) – F(100; 0,5; 49)<br />

0,0796<br />

Gauß’sche Glockenkurve:<br />

z ¼ k m 50 50<br />

¼ ¼ 0<br />

s 5<br />

B(100; 0,5; 50)<br />

1 s jð0Þ¼ p 1 ffiffiffiffiffi ¼ 0,0798<br />

5 <br />

2p<br />

zu b: n ¼ 100; p ¼ 1 ;k¼ 20<br />

6<br />

m 16,67; s 3,7268<br />

Tabelle:<br />

Bð100; 1 6 ;20Þ0,0678<br />

Gauß’sche Glockenkurve:<br />

z ¼ k m 20 16,67<br />

0,8935<br />

s 3,7268<br />

Bð100; 1 6 ;20Þ1 s jð0,8935Þ0,0718<br />

Übung 2<br />

a) 3 % der elektronischen Bauteile entsprechen nicht der Norm. Mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

sind in einer Charge von 500 Teilen genau 12 defekt?<br />

b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei 1000 Roulette-Spielen genau 500-mal die<br />

Kugel auf einem schwarzen Feld liegen bleibt?<br />

c) Mit welcher Wahrscheinlichkeit haben genau 2 der 968 Schüler der Schule am 24. Dezember<br />

Geburtstag? Ermitteln Sie den exakten Wert sowie die Näherungslösung mithilfe der Gauß’-<br />

schen Glockenkurve.<br />

Übung 3<br />

X sei eine binomialverteilte Zufallsgröße mit den Parametern n ¼ 10 und p ¼ 0,4.<br />

Z sei die zugehörige standardisierte Zufallsgröße.<br />

a) Zeichnen Sie das Histogramm der Verteilung der Zufallsgröße X.<br />

b) Bestimmen Sie Erwartungswert und Standardabweichung von X.<br />

c) Welche Werte kann die standardisierte Zufallsgröße Z annehmen?<br />

d) Stellen Sie das Histogramm der Verteilung der standardisierten Zufallsgröße Z und die<br />

Gauß’sche Glockenkurve in einem Diagramm dar.


604<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

C. Die globale Näherungsformel von Laplace und de Moivre<br />

Eine Zufallsgröße, deren Wahrscheinlichkeitsverteilung die Gauß’sche Glockenkurve ist, wird<br />

als normalverteilte Zufallsgröße bezeichnet. Binomialverteilte Zufallsgrößen sind für großes n<br />

annähernd normalverteilt.<br />

Im Folgenden betrachten wir die kumulierte<br />

Binomialverteilung.<br />

F(n; p; k) kann wegen<br />

F(n; p; k) ¼ B(n; p; 0) þ...þ B(n;p; k)<br />

als Summe der Flächeninhalte der Säulen<br />

Nr. 0 bis Nr. k der Binomialverteilung<br />

gedeutet werden.<br />

Man kann aber auch die entsprechenden<br />

Säulen der zugehörigen standardisierten<br />

Form verwenden, da diese inhaltsgleich<br />

sind (siehe auch Seite 601).<br />

Diese Fläche wiederum kann durch<br />

diejenige Fläche unter der Gauß’schen<br />

Glockenkurve approximiert werden, die<br />

sich von t ¼ 1bis t ¼ z erstreckt, wobei<br />

z ¼ k m þ 0,5 der rechte Randwert der standardisierten<br />

Säule Nr. k ist.<br />

s<br />

Der angegebene Wert der Hilfsgröße z ergibt<br />

sich, wenn zur Mitte der k-ten Säule –<br />

also zu k m<br />

1<br />

– die halbe Säulenbreite<br />

s 2s addiert<br />

wird. Diese Stetigkeitskorrektur ist<br />

notwendig, um die Fläche der k-ten Säule<br />

vollständig zu berücksichtigen.<br />

Den Flächeninhalt kann man als Integral<br />

von j berechnen. Für das entsprechende<br />

Integral von 1 bis z verwendet man abkürzend<br />

die Bezeichnung F(z).<br />

Die Funktion F heißt Gauß’sche Integralfunktion.<br />

604-1<br />

P(X = k)<br />

F(n;p;k)<br />

2 4 6 8 10 k 14<br />

F(n;p;k)<br />

F(n;p;k)<br />

P(Z = z)<br />

−4 −2 4<br />

k−μ<br />

σ<br />

Φ(z)<br />

ϕ(z)<br />

k−μ+0,5<br />

z = σ<br />

Gaußsche Integralfunktion<br />

ð z<br />

FðzÞ¼p<br />

1 ffiffiffiffiffi e 1 2 t2 dt<br />

2p<br />

1<br />

k<br />

z<br />

z<br />

Weil man F nicht durch elementare Funktionen ausdrücken kann, sind die Werte dieser wichtigen<br />

Funktion im Tabellenteil auf Seite 715 als „Normalverteilung“ tabelliert. Ein CAS ermittelt<br />

solche Integralwerte durch numerische Integration. In der folgenden Übung soll die Integralfunktion<br />

auf CAS definiert werden. Da der Flächeninhalt unter der Glockenkurve insgesamt<br />

gleich 1 ist, folgt Fð0Þ¼0,5. Diese Eigenschaft nutzen wir bei der neuen CAS-Funktion iphi (z).<br />

Übung 4<br />

Definieren Sie auf einem CAS die Funktion F z. B. durch 0.5+ Ð phi ((t),t,0,z) § iphi(z).


1. Die Normalverteilung 605<br />

Möchte man für eine binomialverteilte Zufallsgröße X mit den Parametern n und p die kumulierte<br />

Wahrscheinlichkeit PðX kÞ¼F(n; p; k) näherungsweise berechnen, so geht man in der<br />

Praxis nach folgendem Rezept vor, das als Näherungsformel von Laplace bekannt ist.<br />

Satz XXII.2: Die globale Näherungsformel von Laplace und de Moivre<br />

für Binomialverteilungen<br />

p<br />

1. Prüfe, ob die Laplace-Bedingung s ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n pð1 pÞ > 3 grob erfüllt ist.<br />

2. Bestimme die obere Integrationsgrenze z ¼ k m þ 0,5 ¼ p k ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p þ 0,5 .<br />

s n p ð1 pÞ<br />

3. Lies aus der Tabelle der „Normalverteilung“ den Funktionswert F (z) ab.<br />

Dann gilt die Näherung: P(X k)=F(n; p; k) F(z) 605-1<br />

Anhand eines typischen Beispiels erkennt man, wie die Laplace’sche Näherungsformel unter<br />

Verwendung der Tabelle zur Gauß’schen Integralfunktion praktisch eingesetzt wird.<br />

c<br />

.......................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Einführendes Beispiel zur Näherungsformel von Laplace<br />

Berechnen Sie, mit welcher Wahrscheinlichkeit bei 100 Würfeln mit einer fairen Münze<br />

höchstens 52-mal Kopf kommt. Verwenden Sie die Näherungsformel von Laplace.<br />

Lösung:<br />

X sei die Anzahl der Kopfwürfe beim 100-<br />

maligen Münzwurf.<br />

X ist binomialverteilt mit den Parametern<br />

n ¼ 100 (Länge der Bernoulli-Kette) und<br />

p ¼ 0,5 (Wahrscheinlichkeit für Kopf bei<br />

einmaligem Münzwurf).<br />

Gesucht ist PðX 52Þ¼F(100; 0,5; 52).<br />

Die Näherungsformel von Laplace und de<br />

Moivre ist anwendbar, da die Bedingung<br />

s > 3 erfüllt ist.<br />

Also ist die gesuchte Wahrscheinlichkeit<br />

annähernd gleich F(z), wobei der Wert<br />

des Arguments z mithilfe der angegebenen<br />

Formel errechnet werden muss.<br />

Wir erhalten z ¼ 0,50.<br />

Nun lesen wir aus der Tabelle zur Normalverteilung<br />

(Seite 715) den Funktionswert<br />

F(0,50) ab und erhalten folgendes Endresultat:<br />

PðX 52ÞFð0,50Þ0,6915 ¼ 69,15%.<br />

Das Ergebnis stimmt fast mit dem Tabellenwert<br />

F(100; 0,5; 52) ¼ 0,6914 überein.<br />

Gesuchte Wahrscheinlichkeit:<br />

X ¼ Anzahl der Kopfwürfe bei 100<br />

Münzwürfen<br />

PðX 52Þ¼Fð100; 0,5; 52Þ<br />

Anwendbarkeit der Näherungsformel:<br />

p<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />

n p ð1 pÞ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

100 0,5 0,5<br />

p<br />

¼<br />

ffiffiffiffiffi<br />

25 > 3<br />

Bestimmung der Hilfsgröße z:<br />

z ¼ k m þ 0,5 52 50 þ 0,5<br />

¼<br />

s<br />

5<br />

¼ 2,5<br />

5 ¼ 0,50<br />

Bestimmung von F(z) mittels Tabelle:<br />

Fð0,50Þ0,6915<br />

Vergleich mit der Tabelle zur kumulierten<br />

Binomialverteilung:<br />

F(100; 0,5; 52) ¼ 0,6914


606<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

2. Anwendung der Normalverteilung<br />

A. Bestimmung von P(X k) = F(n; p; k) für großes n<br />

Anhand eines typischen Beispiels kann man am besten erkennen, wie die globale Näherungsformel<br />

von Laplace und de Moivre für Binomialverteilungen unter Verwendung der Tabelle zur<br />

Gauß’schen Integralfunktion oder eines CAS praktisch eingesetzt wird.<br />

c<br />

.......................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Ein fairer Würfel wird 1200-mal geworfen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit fallen<br />

a) höchstens 10 % mehr Sechsen als die zu erwartende Anzahl,<br />

b) mindestens 5 % weniger Sechsen als die zu erwartende Anzahl?<br />

Lösung:<br />

Theoretisch sind 200 Sechsen zu erwarten.<br />

Gesucht ist also<br />

a) PðX 220Þ, b) PðX 190Þ,<br />

wobei X die Anzahl der in den 1200<br />

Würfeln fallenden Sechsen sei.<br />

Die Näherungsformel ist anwendbar, denn<br />

es gilt: p<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi p<br />

n p ð1 pÞ > ffiffiffiffiffiffiffi<br />

166 > 3.<br />

Nebenstehende Rechnung liefert:<br />

a) PðX 220ÞFð1,59Þ,<br />

b) PðX 190ÞFð 0,74Þ.<br />

Tritt ein negatives Argument auf, ist die<br />

Funktionalgleichung Fð zÞ¼1 FðzÞ<br />

hilfreich, so dass auch bei b) die Tabelle<br />

zur Normalverteilung (Seite 715) verwendet<br />

werden kann. Wir erhalten als Resultate:<br />

a) PðX 220Þ94,41%,<br />

b) PðX 190Þ22,97%.<br />

Die genauen Werte betragen übrigens<br />

a) 94,24 % und b) 23,21 %.<br />

Gesuchte Wahrscheinlichkeiten:<br />

<br />

<br />

PðX 220Þ¼F 1200; 1 6 ; 220<br />

<br />

<br />

PðX 190Þ¼F 1200; 1 6 ; 190<br />

Bestimmung der Hilfsgröße z:<br />

a) z ¼<br />

b) z ¼<br />

220 200 þ 0,5<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1200 1 6 5 6<br />

q 1,59<br />

190 200 þ 0,5<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1200 1 6 5 6<br />

q 0,74<br />

Anwendung der Näherungsformel:<br />

a) PðX 220ÞFð1,59Þ¼94,41%<br />

b) PðX 190ÞFð 0,74Þ<br />

¼ 1 Fð0,74Þ<br />

1 0,7703<br />

¼ 0,2297 ¼ 22,97%<br />

Übung 1<br />

Mit welcher Wahrscheinlichkeit fällt bei 500 Münzwürfen höchstens 260-mal Kopf?<br />

Übung 2<br />

Eine Maschine produziert Knöpfe mit einem Ausschussanteil von 3%. Ein Abnehmer macht<br />

eine Stichprobe, indem er 1000 Knöpfe prüft. Mit welcher Wahrscheinlichkeit findet er<br />

a) nicht mehr als 42 ausschüssige Knöpfe, b) höchstens 25 ausschüssige Knöpfe?


2. Anwendung der Normalverteilung 607<br />

Übung 3<br />

In einem Spiel wird eine Münze 80-mal geworfen. Erzielt man höchstens 40-mal Kopf, so hat<br />

man gewonnen. Berechnen Sie zunächst die Gewinnwahrscheinlichkeit mithilfe der Formel von<br />

Laplace näherungsweise. Wie groß ist der exakte Wert?<br />

a) Die Münze ist fair. b) Die Münze ist gefälscht mit P(Kopf) ¼ 0,6.<br />

Die inhaltlichen Konsequenzen des folgenden Beispiels sind von großer Praxisrelevanz. Es<br />

zeigt, in welchem Maße eine entschlossene Minderheit Entscheidungsfindungen in ihrem Sinn<br />

beeinflussen kann.<br />

c<br />

..................................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Die Dominanz einer Minderheit über eine Mehrheit<br />

Die 200 Mitglieder des Tennis-Clubs möchten einen Pressesprecher wählen. Es melden sich<br />

nur zwei Bewerber, Hein und Johann. Es handelt sich um einfache Mehrheitswahl ohne die<br />

Möglichkeit der Enthaltung. Die beiden Kandidaten haben bisher kein Profil erworben, sodass<br />

die Wahlchancen ausgeglichen erscheinen.<br />

Kurz vor der Wahl gewinnt Hein die Clubmeisterschaft. Das beeindruckt 20 Clubmitglieder<br />

so sehr, dass diese spontan beschließen, ihre Stimmen geschlossen für Hein abzugeben. Wie<br />

verändern sich dadurch die Wahlchancen der beiden Kandidaten?<br />

Lösung:<br />

Hein wird gewählt, wenn er insgesamt 101<br />

Stimmen auf sich vereint. Da ihm 20 Stimmen<br />

ohnehin sicher sind, reichen ihm 81<br />

Stimmen der verbleibenden 180 Stimmberechtigten.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

er diese Stimmen erhält oder übertrifft,<br />

ist gegeben durch<br />

PðX 81Þ¼1 PðX 80Þ<br />

¼ 1 Fð180; 0,5; 80Þ<br />

1 Fð 1,42Þ<br />

¼ Fð1,42Þ0,9222.<br />

Johann hat nur noch eine Restchance von<br />

7,78 % (exakte Rechnung: 7,83%).<br />

X: Anzahl der Stimmen für Hein aus dem<br />

Kreis der Unentschlossenen<br />

Binomialverteilung: n ¼ 180; p ¼ 0,5<br />

Berechnung der Hilfsgröße z:<br />

z ¼ k m þ 0,5 ¼<br />

s<br />

Tabellenwert:<br />

80 90 þ 0,5<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

180 1 2 1 2<br />

q 1,42<br />

Fð1,42Þ¼0,9222<br />

Der kleinen 10%-Minderheit von 20 Personen ist es also gelungen, die zunächst ausgeglichenen<br />

Wahlchancen auf ca.12:1 zu Gunsten von Hein zu steigern.<br />

Übung 4<br />

Eine Volksabstimmung soll mit einfacher Mehrheit über eine Gesetzesänderung entscheiden,<br />

der die rund 4 Millionen Stimmberechtigten recht gleichgültig gegenüberstehen. Allerdings ist<br />

eine relativ kleine Interessengruppe von ca. 3000 Personen wild entschlossen, gegen die Gesetzesänderung<br />

zu stimmen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit setzt die Minderheit ihren Willen<br />

durch?


608<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

B. Bestimmung von P(k 1 X k 2 ) für großes n<br />

In der statistischen Praxis sind häufig Wahrscheinlichkeiten der Form Pðk 1 X k 2 Þ zu berechnen.<br />

Auch in diesen Fällen kann die Näherungsformel von Laplace für binomialverteilte<br />

Zufallsgrößen angewandt werden, sofern die Laplace-Bedingung erfüllt ist.<br />

In solchen Fällen wendet man die Laplace-Formel zweimal an:<br />

Pðk 1 X k 2 Þ¼Fðn; p; k 2 Þ Fðn; p; k 1 1ÞFðz 2 Þ Fðz 1 Þ<br />

mit den Hilfsgrößen z 2 ¼ k 2 m þ 0,5<br />

s<br />

und z 1 ¼ k 1 1 m þ 0,5<br />

s<br />

¼ k 1 m 0,5<br />

.<br />

s<br />

c<br />

.........................................................................................................................<br />

Beispiel: Im Automobilwerk sind 300 Mitarbeiter in der Produktion beschäftigt. Der Krankenstand<br />

liegt bei 5 %.<br />

a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens 12 und höchstens 20 Personen erkrankt<br />

sind?<br />

b) Die Produktion verläuft nur reibungslos, wenn an allen 300 Plätzen gearbeitet wird. Um<br />

die krankheitsbedingten Ausfälle zu kompensieren, gibt es eine „Springergruppe“, deren<br />

Mitglieder bei Bedarf einspringen. Wie viele Personen müssen bereitstehen, um mit mindestens<br />

99 % Sicherheit eine reibungslose Produktion sicherzustellen?<br />

Lösung:<br />

a) Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit<br />

Pð12 X 20Þ, wobei X die Anzahl<br />

der erkrankten p Mitarbeiter ist. Wegen<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 14,25 > 3 ist die Anwendung<br />

der Näherungsformel berechtigt. Die<br />

nebenstehende Rechnung liefert:<br />

Pð12 X 20ÞFð1,46Þ Fð 0,93Þ<br />

¼ Fð1,46Þ ð1 Fð0,93ÞÞ<br />

¼ 0,9279 ð1 0,8238Þ<br />

0,7517 ¼ 75,17%.<br />

c<br />

b) Die Tabelle zur Normalverteilung<br />

zeigt, dass FðzÞ0,99 für z 2,33<br />

gilt.<br />

Dieses erlaubt den Rückschluss, welche<br />

Werte k für die Zufallsgröße X<br />

nun erlaubt sind.<br />

Ergebnis: Stehen mindestens 24 Personen<br />

in Reserve, so ist die Produktion zu<br />

99% sichergestellt.<br />

Pð12 X 20Þ¼PðX 20Þ PðX 11Þ<br />

¼ F(300; 0,05;20) – F(300; 0,05; 11)<br />

Hilfsgrößen:<br />

m ¼ 15<br />

p<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 14,25<br />

20 15 þ 0,5<br />

z 2 ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

1,46<br />

z 1 ¼<br />

Ansatz:<br />

14,25<br />

12 15 0,5<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

14,25<br />

p 0,93<br />

PðX kÞFðzÞ0,99<br />

) z 2,33 (Tabelle)<br />

)<br />

k 15<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

þ 0,5<br />

14,25<br />

p 2,33<br />

) k 23,29<br />

Übung 5<br />

Die Wahrscheinlichkeit einer Jungengeburt beträgt bekanntlich 51,4%.<br />

In einem Bundesland werden jährlich ca. 50 000 Kinder geboren.<br />

Mit welcher Wahrscheinlichkeit werden zwischen 25 500 und 26000 Jungen geboren?


2. Anwendung der Normalverteilung 609<br />

Übungen<br />

Approximation der Binomialverteilung durch die Normalverteilung<br />

6. Eine Reißnagelsorte fällt mit Wahrscheinlichkeiten von 2 3 in Kopflage und von 1 in Seitenlage.<br />

Es werden 100 Reißnägel geworfen.<br />

3<br />

a) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird genau 66-mal die Kopflage erreicht?<br />

b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird die Kopflage genau 50-mal erreicht?<br />

Approximation der kumulierten Binomialverteilung durch die Normalverteilung<br />

7. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei 6000 Würfelwürfen höchstens 950-mal<br />

die Augenzahl Sechs fällt?<br />

8. Eine Maschine produziert Schrauben. Die Ausschussquote beträgt 5 %.<br />

a) Wie groß muss eine Stichprobe sein, damit die Normalverteilung anwendbar ist?<br />

b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit befinden sich in einer Stichprobe von 500 Schrauben<br />

mindestens 30 defekte Schrauben?<br />

c) Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind weniger als 20 defekte Schrauben in der Probe?<br />

9. Die Wahrscheinlichkeit einer Knabengeburt beträgt ca. 51,4 %. Mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

befinden sich unter 500 Neugeborenen mehr Mädchen als Knaben?<br />

10. Bei einem gefälschten Würfel ist die Wahrscheinlichkeit für eine Sechs auf 12 % reduziert.<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Würfel bis 150 Wurfversuchen dennoch<br />

mehr Sechsen zeigt als bei einem fairen Würfel zu erwarten wären?<br />

11. Eine Münze wird 1000-mal geworfen.<br />

a) Wie groß sind Erwartungswert und Standardabweichung der Anzahl X der Kopfwürfe?<br />

b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Abweichung der Kopfzahl X vom<br />

Erwartungswert nach oben/unten höchstens die einfache Standardabweichung beträgt?<br />

12. Ein Multiple-Choice-Test enthält 100 Fragen mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten, wovon<br />

stets genau eine richtig ist. Befriedigend wird bei mindestens 50 richtigen Antworten<br />

vergeben. Ausreichend wird bei mindestens 40 richtigen Antworten vergeben.<br />

Ein Proband rät nur. Mit welcher Wahrscheinlichkeit besteht er den Test mit Befriedigend<br />

bzw. besteht er nicht bzw. erzielt er 28 bis 38 richtige Antworten?<br />

13. Ein Reifenfabrikant garantiert, dass 95% seiner Reifen<br />

keine Unwucht aufweisen. Ein Großhändler nimmt<br />

500 Reifen ab.<br />

a) Wie groß sind Erwartungswert und Standardabweichung<br />

für die Anzahl X der unwuchtigen Reifen?<br />

b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit weisen höchstens<br />

zehn der Reifen eine Unwucht auf? Mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

beträgt die Anzahl der unwuchtigen Reifen<br />

20–30?


610<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

C. Exkurs: Normalverteilung bei stetigen Zufallsgrößen<br />

Eine Zufallsgröße, die nur ganz bestimmte isolierte Zahlenwerte annehmen kann, bezeichnet<br />

man als diskrete Zufallsgröße. Ein Beispiel ist die Augenzahl beim Würfeln. Sie kann als Werte<br />

nur die diskreten Zahlen 1 bis 6 annehmen. Im Unterschied hierzu spricht man von einer stetigen<br />

Zufallsgröße, wenn diese innerhalb eines bestimmten Intervalls jeden beliebigen reellen Zahlenwert<br />

annehmen kann. Beispiele hierfür sind die Körpergröße eines Tieres, die Länge einer<br />

Schraube oder das Gewicht einer Kirsche.<br />

Stetige Zufallsgrößen sind oft von Natur aus normalverteilt. Man stellt dies durch empirische<br />

Messreihen fest. Aus den Messwerten kann man dann auch den Erwartungswert m und die<br />

Standardabweichung bestimmen. Anschließend kann man mithilfe der Normalverteilungstabelle<br />

diverse Problemstellungen lösen. Dabei wendet man den folgenden Satz an.<br />

Satz XXII.3: Normalverteilte stetige Zufallsgrößen<br />

X sei eine normalverteilte stetige Zufallsgröße<br />

mit dem Erwartungswert m und der Standardabweichung<br />

s.<br />

Dann gilt für jedes reelle r die Formel<br />

PðX rÞ¼FðzÞ mit z ¼ r<br />

m<br />

s .<br />

ϕ<br />

P(X < – r) = Φ(z)<br />

z = r−μ<br />

s<br />

r<br />

c<br />

..................................................................................................<br />

c<br />

Beispiel: Die Körpergröße<br />

Die Körpergröße X von erwachsenen männlichen<br />

Grizzlys ist eine normalverteilte Zufallsgröße.<br />

Aus empirischen Untersuchungen sind Mittelwert<br />

und Standardabweichung bekannt.<br />

m ¼ 240 cm, s ¼ 10 cm.<br />

Für einen zoologischen Garten wird ein Jungtier<br />

gefangen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />

wird seine Körpergröße maximal 230 cm erreichen?<br />

Lösung:<br />

Wir möchten PðX 230Þ berechnen. Aus<br />

r ¼ 230, m ¼ 240 und s ¼ 10 erhalten wir den<br />

Wert der Hilfsgröße z. Er ist z ¼ 1.<br />

Nun können wir die gesuchte Wahrscheinlichkeit<br />

PðX 230Þ mithilfe der Normalverteilungstabelle<br />

bestimmen (vgl. rechts).<br />

Resultat: Der Grizzly wird mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von ca 16 % relativ klein bleiben, d. h.<br />

230 cm nicht überschreiten.<br />

Ursus Arctus Horribilis<br />

Berechnung der Hilfesgröße z:<br />

z ¼ r<br />

m<br />

s<br />

230 240<br />

¼ ¼ 1<br />

10<br />

Berechnung von PðX 230Þ:<br />

PðX 230Þ¼FðzÞ¼Fð<br />

¼ 1 Fð1Þ<br />

¼ 1 0,8413<br />

¼ 0,1587<br />


2. Anwendung der Normalverteilung 611<br />

Übung 14<br />

Eine Maschine produziert Schrauben mit einer durchschnittlichen Länge von m ¼ 80 mm und<br />

einer Standardabweichung von s ¼ 2 mm.<br />

a) Wie groß ist der Prozentsatz aller produzierten Schrauben, die länger sind als 78 mm?<br />

b) Wie groß ist der Prozentsatz der Schrauben, deren Längen zwischen 78 und 82 mm liegen?<br />

c) Nach längerer Laufleistung steigt die Standardabweichung auf s ¼ 4 mm. Welcher Prozentsatz<br />

der Schrauben liegt nun innerhalb des Toleranzbereichs von 78 mm bis 82 mm?<br />

Abschließende Bemerkungen<br />

Bei einer diskreten Zufallsgröße X gibt es zu jedem Wert k, den X annehmen kann, eine Säule im<br />

Verteilungsdiagramm, deren Fläche die Wahrscheinlichkeit PðX ¼ kÞ darstellt. Als Beispiel<br />

hierfür kann eine binomialverteilte Zufallsgröße gelten.<br />

Bei einer stetigen Zufallsgröße X hat jeder Einzelwert r die Wahrscheinlichkeit Null, denn ihm<br />

entspricht im Verteilungsdiagramm keine Säule, sondern nur noch ein Strich. Man betrachtet<br />

daher für stetige Zufallsgrößen keine Punktwahrscheinlichkeiten, sondern nur Intervallwahrscheinlichkeiten<br />

PðX rÞ, PðX > rÞ bzw. Pða X bÞ.<br />

Hieraus ergibt sich: Die Formel aus Satz XXII.3 benötigt keine Stetigkeitskorrektur im Gegensatz<br />

zu der Formel aus Satz XXII.2 für eine binomialverteilte Zufallsgröße.<br />

Übungen<br />

15. Ein Intelligenztest liefert im Bevölkerungsdurchschnitt einen Mittelwert von<br />

m ¼ 120 Punkten bei einer Standardabweichung von s ¼ 10 Punkten.<br />

a) Eine zufällig ausgewählte Person wird getestet. Mit welcher Wahrscheinlichkeit erreicht<br />

sie weniger als 100 Punkte?<br />

b) 20 Personen werden getestet. Mit welcher Wahrscheinlichkeit erreicht davon mindestens<br />

eine Person 130 oder mehr Punkte?<br />

16. Eine Maschine produziert Stahlplatten mit einer durchschnittlichen Stärke von 20 mm. Die<br />

Standardabweichung beträgt s ¼ 0,8 mm. Die Platten können nicht verwendet werden,<br />

wenn sie unter 19 bzw. über 22 mm stark sind.<br />

a) Berechnen Sie, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Platte verwendet werden kann.<br />

b) Ein Abnehmer kauft 500 Platten. Wie viele kann er voraussichtlich verwenden?<br />

c) Die Maschine wird neu justiert. Ihre Standardabweichung beträgt nun nur noch 0,6 mm.<br />

Wie viele brauchbare Platten enthält nun der Abnehmer von 500 Platten?<br />

17. Die EG-Richtlinie für Abfüllmaschinen besagt: Die tatsächliche Füllmenge darf im Mittel<br />

nicht niedriger sein als die Nennfüllmenge. Bei Literflaschen beträgt die Nennfüllmenge<br />

1000 ml. Ein Abfüllbetrieb hat seine Maschinen auf den Mittelwert m ¼ 1005 ml eingestellt.<br />

Die unvermeidliche Streuung beträgt s ¼ 3 ml.<br />

a) Berechnen Sie, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kunde eine unterfüllte Flasche erhält,<br />

d.h. mit weniger als 1000 ml tatsächlicher Füllmenge.<br />

b) Eine neue Maschine hat eine Streuung von nur s ¼ 1 ml. Wie muss der Mittelwert eingestellt<br />

werden, wenn die Wahrscheinlichkeit für eine Unterfüllung gleich bleiben soll?


612<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

18. Die mittlere Windgeschwindigkeit an der westlichen Ostsee beträgt 18 km/h. Die Standardabweichung<br />

beträgt 6 km/h. Zur Vorbereitung von Segelregatten werden Messungen<br />

vorgenommen bzw. Wahrscheinlichkeiten berechnet.<br />

a) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird bei einer<br />

Messung eine Windgeschwindigkeit über<br />

25 km/h gemessen?<br />

b) Wie wahrscheinlich ist es, dass beim Start der<br />

Regatta der Wind mit einer Geschwindigkeit<br />

von über 15 km/h bläst?<br />

c) Es werden fünf zufällige Messungen vorgenommen.<br />

Mit welcher Wahrscheinlichkeit liegen<br />

alle Messwerte über 15 km/h?<br />

d) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird die<br />

Windgeschwindigkeit bei mindestens drei<br />

der zehn geplanten Regatten über 15 km/h liegen?<br />

Die Kieler Woche: Das größte Segelsport-Ereignis<br />

der Welt<br />

19. Das Durchschnittsgewicht eines Erwachsenen beträgt 70 kg mit einer Standardabweichung<br />

von 10 kg.<br />

a) Mit welcher Wahrscheinlichkeit wiegt eine<br />

zufällig ausgewählte Person mehr als 85 kg?<br />

b) Acht Personen besteigen einen Aufzug, der<br />

eine Tragfähigkeit von 650 kg besitzt. Mit<br />

welcher Wahrscheinlichkeit wiegt keine der<br />

Personen mehr als 80 kg, so dass die Tragfähigkeit<br />

in jedem Fall gewährleistet ist?<br />

c) Für einen Test werden zwanzig Personen mit<br />

einem Gewicht zwischen 65 kg und 75 kg benötigt.<br />

Wie viele Personen muss man überprüfen,<br />

um die zwanzig Testkandidaten zu finden?<br />

20. Die Strandstraße ist eine 30-km-Zone. Die Fahrgeschwindigkeit wurde durch Radarmessungen<br />

statistisch in der Hauptverkehrszeit zwischen 15 und 17 Uhr erfasst. Es ergab sich<br />

eine angenäherte Normalverteilung mit m ¼ 32 km/h und s ¼ 7 km/h.<br />

a) Welcher Prozentsatz der Fahrzeuge überschreitet<br />

das Geschwindigkeitslimit?<br />

b) Welcher Prozentsatz der Fahrer erhält ein<br />

Bußgeld, wenn dies ab 35 km/h verhängt<br />

wird?<br />

c) Die Geschwindigkeitsbegrenzung wird versuchsweise<br />

auf 50 km/h angehoben. Danach<br />

ergibt eine Messung, dass nur noch 30% der<br />

FahrerdasLimitüberschreiten.WelcheDurchschnittsgeschwindigkeit<br />

wird nun gefahren,<br />

wenn die Standardabweichung 10 km/h ist?


2. XXII. Anwendung Die Normalverteilung<br />

der Normalverteilung 613<br />

Überblick<br />

Die Gaußsche Glockenkurve<br />

ϕ(t)<br />

jðtÞ¼<br />

1 ffiffiffiffiffiffi<br />

2p<br />

ϕ<br />

p e 1 2<br />

t 2 t<br />

Die Gaußsche Integralfunktion<br />

ϕ(t)<br />

ð z 1<br />

FðzÞ¼<br />

p<br />

1 ffiffiffiffiffiffi<br />

2 p<br />

e 1 2<br />

t 2<br />

ϕ<br />

Φ(z)<br />

Tabelle Seite 715<br />

z<br />

t<br />

Die lokale Näherungsformel<br />

Approximation der Binomialverteilung mithilfe der Gauß’schen Glockenkurve<br />

X sei eine binomialverteilte Zufallsgröße.<br />

Dann kann PðX ¼ kÞ¼Bðn; p; kÞ mit der<br />

rechts aufgeführten Formel angenähert berechnet<br />

werden, wenn die sog. Laplace Bedingung<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ > 3 erfüllt<br />

p<br />

ist.<br />

PðX ¼ kÞ¼Bðn; p; kÞ 1<br />

z ¼ k<br />

m<br />

s<br />

pffiffiffiffiffiffi<br />

e 1 2<br />

z 2<br />

s 2 p<br />

mit<br />

pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

, m ¼ n p, s ¼ n p ð1 pÞ<br />

Die globale Näherungsformel<br />

Approximation der kumulierten Binomialverteilung mithilfe der Gauß’schen Integralfunktion<br />

X sei eine binomialverteile Zufallsgröße.<br />

Dann kann PðX kÞ¼Fðn; p; kÞ mit der<br />

rechts aufgeführten Formel angenähert berechnet<br />

werden, wenn die sog. Laplace Bedingung<br />

s ¼<br />

ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ > 3 erfüllt ist.<br />

p<br />

F ist die Gauß’sche Integralfunktion.<br />

Normalverteilung einer stetigen Zufallsgröße<br />

X sei eine normalverteilte stetige Zufallsgröße<br />

mit dem Erwartungswert m und der<br />

Standardabweichung s.<br />

Dann gilt für jedes reelle r die rechts aufgeführte<br />

Formel.<br />

PðX kÞ¼Fðn; p; kÞFðzÞ<br />

z ¼ k m þ 0,5<br />

s<br />

PðX rÞ¼FðzÞ<br />

mit<br />

z ¼ r<br />

m<br />

s<br />

mit<br />

p<br />

, m ¼ n p, s ¼ ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi<br />

n p ð1 pÞ


614<br />

XXII. Die Normalverteilung<br />

Test<br />

Normalverteilung<br />

1. Das abgebildete Glücksrad wird 200-mal gedreht.<br />

X sei die Anzahl der dabei insgesamt erzielten roten<br />

Sterne.<br />

a) Berechnen Sie den Erwartungswert m und die<br />

Standardabweichung s von X.<br />

b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für folgende<br />

Ergeignisse?<br />

A: Es kommt genau 80-mal ein roter Stern.<br />

B: Die Anzahl der roten Sterne ist nicht größer<br />

als die Anzahl der grünen Scheiben.<br />

C: Es gilt 60 X 100.<br />

2. a) Welche Bedingung muss erfüllt sein, damit die Binomialverteilung mit den Parametern n<br />

und p durch die Normalverteilung approximiert werden darf?<br />

b) Eine Maschine produziert mit einem Ausschussanteil von 5 %. Die Zufallsgröße X beschreibt<br />

die Anzahl der fehlerhaften Teile in einer Stichprobe. Welchen Umfang muss die<br />

Stichprobe mindestens haben, damit die Binomialverteilung von X durch die Normalverteilung<br />

approximert werden darf?<br />

3. Eine Maschine befüllt Flaschen. In 2 % der Fälle wird die Normfüllmenge unterschritten.<br />

Ein Großkunde führt eine Stichprobe durch, indem er 1000 Flaschen prüft.<br />

a) Welche Anzahl von unterfüllten Flaschen wird bei einer solchen Stichprobe im Durchschnitt<br />

erwartet? Wie groß ist die Standardabweichung?<br />

b) Ist die Stichprobe hinreichend groß, um die Normalverteilung anwenden zu können?<br />

c) Mit welcher Wahrscheinlichkeit findet der Kunde höchstens zwanzig unterfüllte Flaschen?<br />

Mit welcher Wahrscheinlichkeit findet er dreißig oder mehr unterfüllte Flaschen?<br />

d) Mit welcher Wahrscheinlichkeit findet der Kunde 20 bis 30 unterfüllte Flaschen?<br />

4. In der Schatztruhe des sagenhaft reichen Königs<br />

befinden sich zahllose Golddukaten und Silberlinge.<br />

Der Anteil der Golddukaten liegt bei 60 %.<br />

a) Der König lässt sich von seinem Schatzkanzler<br />

50 zufällig aus der Truhe gegriffene Geldstücke<br />

bringen. Wie viele Golddukaten kann er erwarten?<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür,<br />

dass er genau 30 Golddukaten erhält?<br />

b) Für ein großes Festbankett werden der Schatztruhe zufällig 400 Geldstücke entnommen.<br />

Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit folgender Ereignisse.<br />

A: Unter den entnommenen Geldstücken sind mindestens 250 Golddukaten.<br />

B: Unter den Geldstücken sind mindestens 230 und höchstens 245 Golddukaten.<br />

Lösungen unter 614-1


Tabellen zur Stochastik 715<br />

Tabelle 3: Normalverteilung<br />

f (z) = 0, ...<br />

f (–z) = 1– f (z)<br />

f (t)<br />

f (t)<br />

F(z)<br />

1– F(z)<br />

F(–z)<br />

1 – F(z)<br />

0,1<br />

0,1<br />

–3 –2 –1 0<br />

z<br />

1 2 3 t<br />

–3<br />

–z<br />

–1<br />

0<br />

1<br />

z<br />

3<br />

t<br />

z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

0,0 5000 5040 5080 5120 5160 5199 5239 5279 5319 5359<br />

0,1 5398 5438 5478 5517 5557 5596 5636 5675 5714 5753<br />

0,2 5793 5832 5871 5910 5948 5987 6026 6064 6103 6141<br />

0,3 6179 6217 6255 6293 6331 6368 6406 6443 6480 6517<br />

0,4 6554 6591 6628 6664 6700 6736 6772 6808 6844 6879<br />

0,5 6915 6950 6985 7019 7054 7088 7123 7157 7190 7224<br />

0,6 7257 7291 7324 7357 7389 7422 7454 7486 7517 7549<br />

0,7 7580 7611 7642 7673 7703 7734 7764 7794 7823 7852<br />

0,8 7881 7910 7939 7967 7995 8023 8051 8078 8106 8133<br />

0,9 8159 8186 8212 8238 8264 8289 8315 8340 8365 8389<br />

1,0 8413 8438 8461 8485 8508 8531 8554 8577 8599 8621<br />

1,1 8643 8665 8686 8708 8729 8749 8770 8790 8810 8830<br />

1,2 8849 8869 8888 8907 8925 8944 8962 8980 8997 9015<br />

1,3 9032 9049 9066 9082 9099 9115 9131 9147 9162 9177<br />

1,4 9192 9207 9222 9236 9251 9265 9279 9292 9306 9319<br />

1,5 9332 9345 9357 9370 9382 9394 9406 9418 9429 9441<br />

1,6 9452 9463 9474 9484 9495 9505 9515 9525 9535 9545<br />

1,7 9554 9564 9573 9582 9591 9599 9608 9616 9625 9633<br />

1,8 9641 9649 9656 9664 9671 9678 9686 9693 9699 9706<br />

1,9 9713 9719 9726 9732 9738 9744 9750 9756 9761 9767<br />

2,0 9772 9778 9783 9788 9793 9798 9803 9808 9812 9817<br />

2,1 9821 9826 9830 9834 9838 9842 9846 9850 9854 9857<br />

2,2 9861 9864 9868 9871 9875 9878 9881 9884 9887 9890<br />

2,3 9893 9896 9898 9901 9904 9906 9909 9911 9913 9916<br />

2,4 9918 9920 9922 9925 9927 9929 9931 9932 9934 9936<br />

2,5 9938 9940 9941 9943 9945 9946 9948 9949 9951 9952<br />

2,6 9953 9955 9956 9957 9959 9960 9961 9962 9963 9964<br />

2,7 9965 9966 9967 9968 9969 9970 9971 9972 9973 9974<br />

2,8 9974 9975 9976 9977 9977 9978 9979 9979 9980 9981<br />

2,9 9981 9982 9982 9983 9984 9984 9985 9985 9986 9986<br />

3,0 9987 9987 9987 9988 9988 9989 9989 9989 9990 9990<br />

3,1 9990 9991 9991 9991 9992 9992 9992 9992 9993 9993<br />

3,2 9993 9993 9994 9994 9994 9994 9994 9995 9995 9995<br />

3,3 9995 9995 9996 9996 9996 9996 9996 9996 9996 9997<br />

3,4 9997 9997 9997 9997 9997 9997 9997 9997 9997 9998<br />

Beispiele für den Gebrauch der Tabelle:<br />

f (2,37)=0,9911; f (– 2,37)=1 – f (2,37)=1 – 0,9911=0,0089;<br />

f (z)=0,7910 ) z=0,81; f (z)=0,2090 =1 – 0,7910 )z=– 0,81


Im Überblick<br />

Bigalke/Köhler Mathematik · Gymnasiale Oberstufe · Nordrhein-Westfalen<br />

Einführungsphase<br />

Schülerbuch mit CD-ROM<br />

Einzellizenz , 256 S. , Festeinband<br />

978 -3-06-041906-7 Q 21,95<br />

Lösungen<br />

96 S. , kartoniert<br />

978 -3-06-041907-4 27 17,00<br />

Qualifikationsphase<br />

für den Grundkurs<br />

N Schülerbuch mit CD-ROM<br />

Einzellizenz , 560 S. , Festeinband<br />

978 -3-06-041908-1 Q 23,50<br />

N Lösungen<br />

(2. Quartal 2011)<br />

288 S. , kartoniert<br />

978 -3-06-041909-8 27 ca. 25,00<br />

Qualifikationsphase<br />

für den Leistungskurs<br />

N Schülerbuch mit CD-ROM<br />

(2. Quartal 2011)<br />

Einzellizenz , ca. 720 S. , Festeinband<br />

978 -3-06-041910-4 Q 23,50<br />

N Lösungen<br />

(3. Quartal 2011)<br />

ca. 352 S. , geblockt<br />

978 -3-06-041911-1 27 ca. 25,00<br />

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Dortmund<br />

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Stand 1. 1. 2011.<br />

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