ALTENHEIME BESUCHT - Durchblick Siegen
ALTENHEIME BESUCHT - Durchblick Siegen
ALTENHEIME BESUCHT - Durchblick Siegen
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Aus dem <strong>Siegen</strong>er Seniorenbeirat<br />
<strong>ALTENHEIME</strong> <strong>BESUCHT</strong><br />
Der <strong>Siegen</strong>er Seniorenbeirat informiert<br />
Der Arbeitskreis I „Bauen, Wohnen, Soziale Einrichtungen,<br />
Gesundheit, Infrastruktur und Pflege“<br />
des Seniorenbeirates (SB) der Stadt <strong>Siegen</strong><br />
hat in der vorigen Wahlperiode die Altersheime in der<br />
Stadt <strong>Siegen</strong> besucht. Der SB hat zwar nur beratende<br />
Funktion, um aber seine Aufgabe gut wahrnehmen zu<br />
können wollen sich die Mitglieder erweiterte Kenntnisse<br />
und Wissen, auch durch die Besuche in Altenheimen<br />
erwerben. In diesem Zusammenhang haben die Seniorenfunktionäre<br />
mehrfach die hiesigen Bundespolitiker,<br />
die Gewerkschaft Verdi und die Heimaufsicht besucht,<br />
um die Problematik in der Pflege aus den verschiedenen<br />
Perspektiven kennen zu lernen. Auf unsere Frage: „In<br />
welches <strong>Siegen</strong>er Heim kann ich meine Mutter oder meinen<br />
Vater mit gutem Gewissen bringen und dort gute Pflege<br />
erwarten?“ geben der Vorsitzende des SB-Arbeitskreises<br />
I, Dr. med Wolfgang Bauch und seine Stellvertreterin Dr.<br />
med Maria Czell eine einhellige Antwort! „In jedes Heim!<br />
Bei unseren Besuchen haben wir durchweg Pflegekräfte<br />
angetroffen, die gut ausgebildet sind und sich aus vollem<br />
Herzen heraus gut um ihre Bewohner kümmern, was nicht<br />
heißt, dass es keine Probleme gibt.“<br />
Mehr darüber erfahren Sie im folgenden Aufsatz, verfasst<br />
von Dr. med. Wolfgang Bauch und Dr. med Maria Czell.<br />
Altenheime<br />
Alten- und Pflegeheime im herkömmlichen Sinne stehen<br />
in der Vorstellung der Menschen als letzte Station des<br />
Alle wichtigen Adressen finden Interessierte in dieser<br />
Broschüre, der Regiestelle Leben im Alter. Sie liegt in allen<br />
<strong>Siegen</strong>er Rathäusern zur kostenlosen Mitnahme aus.<br />
Lebens. Der Gedanke, einmal in ein Pflegeheim ziehen zu<br />
müssen, ist den meisten unerträglich, weil er mit Entmündigung<br />
und Verlust der persönlichen Freiheit in Verbindung<br />
gebracht wird, mit Abschiebung und Alleingelassen<br />
werden. Dabei kann für viele ältere Menschen die Vollversorgung<br />
in einem Heim mit der Unterstützung durch die<br />
Angehörigen und professioneller anderer Hilfen in ihrer<br />
Unsicherheit und Beschwerlichkeit große Erleichterung<br />
bedeuten. Die Betroffenen sind von ihrer täglichen Sorge<br />
befreit, wie sie allein zurechtkommen sollen und wer ihnen<br />
dabei hilft. So gibt es eben viele, sehr unterschiedlich strukturierte<br />
Heime mit sehr unterschiedlicher Pflegekultur. Medizinische<br />
Betreuung und pflegerische Unterstützung sind<br />
Tag und Nacht gewährleistet, es bestehen Kontaktmöglichkeiten<br />
und Freizeitangebote. Die eigenen vier Wände können<br />
nämlich auch Einsamkeit und Isolation bedeuten. Man<br />
sollte das Beste aus der schwierigen Situation machen,<br />
auch wenn der Umzug nicht immer aus freien Stücken erfolgt,<br />
auch wenn man sich nicht gleich hundertprozentig<br />
wohlfühlt oder sogar enttäuscht ist, weil die Erwartungen<br />
vielleicht zu hoch gesteckt waren.<br />
Das Pflegeheim ist eine staatlich geförderte Einrichtung,<br />
die nach gesetzlichen Vorgaben von den Behörden kontrolliert-<br />
und beaufsichtigt wird, zum Nutzen, zum Schutze und<br />
zur Sicherheit der Bewohner. Diese Garantien müssen natürlich<br />
bezahlt werden, von den Nutzern aus deren Einkommen,<br />
etwa der Rente, von der Pflegeversicherung, vom Sozialamt<br />
und durch Zuzahlungen derAngehörigen.An der Betreibung<br />
eines Pflegeheims ist sicher auch zu verdienen, sonst gäbe<br />
es keine privaten Investoren als Betreiber. Auf der anderen<br />
Seite hat aber auch der Bewohner so etwas wie einen Garantieschein<br />
für seine kontrollierte Betreuung und Versorgung.<br />
Alle Heime sind je nach Träger unterschiedlich strukturiert.<br />
Wichtig ist, dass die Einrichtung eine gute Pflege,<br />
eine menschlich warme Atmosphäre bietet. Deshalb ist vor<br />
dem Einzug, wenn er nicht notgedrungen überstürzt stattfinden<br />
muss, sorgfältig zu prüfen, welche Erwartungen man<br />
selber hat und welche Angebote des Heimes diese erfüllen.<br />
Ein späterer Wechsel ist möglich, aber mit viel Aufwand<br />
verbunden. Es gibt auch die Möglichkeit eines sogenannten<br />
„Probewohnens“, vor der endgültigen Entscheidung für<br />
oder gegen ein bestimmtes Haus. Das entscheidende Kriterium<br />
für die Wahl eines Heimes ist immer der Pflege- und<br />
Betreuungsbedarf. Das Altenpflegeheim ist die häufigste<br />
Heimform neben dem Altenheim. Hier leben die Bewohner<br />
meist in Einzelzimmern mit umfassender Betreuung und<br />
Versorgung. Es gibt aber auch Doppelzimmer, was nicht<br />
unbedingt nachteilig ist. Daneben gibt es Therapieräume,<br />
Funktionsräume und Gemeinschaftsbereiche. Die Kosten<br />
für die Pflege und die medizinische Versorgung übernimmt<br />
66 durchblick 2/2013
die Pflegekasse. Die Wohn- Essens- und Investitionskosten<br />
muss der Bewohner übernehmen, evtl. auch einen Zuschuss<br />
für die Ausbildung des Pflegenachwuchses. Aber<br />
hier gibt es Möglichkeiten für staatliche Unterstützungen.<br />
Alle Alten- und Pflegeheime fallen unter den Oberbegriff<br />
der Pflegewirtschaft, d.h., hier greifen die Gesetze der<br />
Wirtschaft. Große Heime unter dem Dach eines Konzerns<br />
können selbstverständlich ganz anders „wirtschaften“ als<br />
ein kleines unabhängiges Heim. Beide Formen müssen<br />
sämtliche gesetzlichen Bestimmungen, die sozialen und<br />
pflegerischen Anforderungen, sowie die räumlichen Bedingungen<br />
erfüllen. Probleme mit der Wäsche z.B. (eigene<br />
Wäscherei oder Großwäscherei), und Probleme mit<br />
der Essensversorgung hat der Betreiber nach gesetzlichen<br />
Vorgaben zu lösen. Es gibt Heime, in denen das Essen noch<br />
im Hause zubereitet wird, eventuell unter Mitwirkung der<br />
Bewohner (Idealzustand!) oder auch solche, die das Essen<br />
aus der Großküche erhalten, aber das Selbstgekochte gibt<br />
immer auch das stärkere „Wir-Gefühl“ zumal hier die Bewohner<br />
größere Mitsprache und Mitverantwortung haben.<br />
Aus rein wirtschaftlichen Gründen wurden in den meisten<br />
Häusern die Küchen leider geschlossen. Man hat damit<br />
den alten Menschen eine wesentliche Freude genommen.<br />
Das gilt auch für die Fremdvergabe der Raumpflege. Ein<br />
steter Wechsel des Putzpersonals lässt keine Bindung<br />
aufkommen, wo doch gerade hier eine persönliche Nähe<br />
entstehen könnte.<br />
Altenheime in <strong>Siegen</strong><br />
Die Mitglieder des Arbeitskreises haben alle Altersheime<br />
in der Stadt <strong>Siegen</strong> besucht. Für alle Heimbesuche<br />
sind ausführliche Protokolle erstellt worden, in<br />
denen die Heime beschrieben und die Besonderheiten<br />
herausgestellt wurden. Es wurde eine allgemeine Einschätzung<br />
abgegeben, die einem alten Menschen bei der<br />
Suche nach einem Heim, das seinen Wünschen und Vorstellungen<br />
am nächsten kommen könnte, helfen sollte.<br />
Unser jetziges Anliegen war es, eine Gesamtschau zu<br />
Der Arbeitskreises I des<br />
Seniorenbeirates der Stadt <strong>Siegen</strong><br />
Die Mitglieder des Seniorenbeirates sehen sich als die<br />
gewählten Interessenvertreter älterer Menschen in der<br />
Stadt und somit als Bindeglied zu Rat und Verwaltung<br />
z.B. auch dadurch, dass Vertreter des Seniorenbeirates<br />
in fast allen Ausschüssen der Stadt vertreten sind. Die<br />
wesentliche Arbeit wird in sogenannten Arbeitskreisen<br />
geleistet, und die Ergebnisse und Probleme werden dann<br />
in den gemeinsamen Beiratssitzungen erörtert. Der Arbeitskreis<br />
I, der sich unter anderem um allgemeine soziale<br />
Fragen, das Bauen und Wohnen im Alter, soziale Netze<br />
und andere Themen kümmert, wird sich in den nächsten<br />
Monaten mit der ambulanten Pflege befassen und die Ergebnisse<br />
dieser Tätigkeit - wie auch bei der stationären<br />
Pflege - in der Öffentlichkeit bekannt machen, um den<br />
älteren Menschen eine gewisse Sicherheit für ihre soziale<br />
Betreuung zu geben. Die Menschen sollen sehen, dass es<br />
viele helfende Hände und viele Möglichkeiten der sozialen<br />
Unterstützung gibt. Immerhin sieht der Beirat, nach eigenen<br />
Angaben, in seinen Aktivitäten zahlreiche Ansätze für<br />
eine gesicherte Zukunft, zumal ja auch die Öffentlichkeit<br />
und die Politiker gerade für diese Probleme - die der älteren<br />
Generation - sensibilisiert sind. Informationen über<br />
Tätigkeit und Aktivitäten des Seniorenbeirates kann man<br />
leicht auf deren Homepage www.senioren-stadtsiegen.de<br />
einsehen. Hier kann man auch Anregungen geben und gezielt<br />
Fragen stellen.<br />
erstellen, ein Fazit zu ziehen, kritische Anmerkungen<br />
und Verbesserungsvorschläge zu machen.<br />
Wie bereits geschrieben:AlleAlten- und Pflegeheime in<br />
der Stadt werden ordentlich geleitet, das Personal gibt sich<br />
größte Mühe, die alten pflegebedürftigen Menschen gut zu<br />
versorgen. Probleme gibt es wie überall auch hier, darüber<br />
wird im Folgenden ausführlich zu berichten sein. In den<br />
meisten Fällen ist hier die Heimaufsicht des Kreise zuständig,<br />
die unangemeldet die Heime aufsucht, kontrolliert und<br />
in ihrer Gesamtheit benotet und beurteilt. Das geschieht<br />
allerdings nach Kriterien, über die man sehr geteilter !<br />
Wenn ...<br />
· das Herz stolpert<br />
· die Beine streiken<br />
· der Zucker entgleist<br />
· der Blutdruck schwankt<br />
· die Knochen schmerzen<br />
· das Gedächtnis nachlässt<br />
· das Gewicht zur Last wird<br />
Wir begleiten Sie fachärztlich und hausärztlich,<br />
damit die Richtung wieder stimmt.<br />
Medizinisches Versorgungs-Zentrum<br />
Herz–Gefäße–Diabetes<br />
Dr. A. Krämer Dr. U. Overhoff Dr. K. Worbes<br />
Telefon 0271/236526· <strong>Siegen</strong>, Pfarrstraße 2–4<br />
www.kardio-angio.de
Meinung sein kann. Mängel werden benannt, die Korrekturen<br />
werden nach angemessener Zeit kontrolliert. Bei groben<br />
Verstößen ist die Heimaufsicht befugt, das Heim ganz<br />
zu schließen oder einen vorübergehenden Aufnahmestopp<br />
zu verhängen solange, bis die Fehler behoben sind.<br />
Welche Kriterien sind nun entscheidend für die Wahl<br />
eines bestimmten Heimes? Es wird dabei um die Frage nach<br />
dem Träger des Hauses gehen, ist dieser privat-öffentlich<br />
oder rechtlich-christlich ausgerichtet, nach der Lage des<br />
Hauses liegt dieses im Quartier, zentral oder am Stadtrand<br />
in Naturnähe, ist es ein großes oder kleines Haus, ist es gut<br />
erreichbar. Das ausschlaggebende Kriterium aber dürfte die<br />
Pflege sein, die den Ruf eines Hauses ausmacht.<br />
In einem Pflegeheim werden hilfsbedürftige Menschen<br />
gepflegt und mit den nötigen Dingen des Alltags versorgt<br />
von Pflegerinnen und Pflegern, denen viel abverlangt wird.<br />
Im Eingangsbereich eines Heimes wird man meist eine<br />
weithin erkennbare Präambel lesen können, einen Leitspruch<br />
des Hauses, mit hehren, erstrebenswerten Zielen der<br />
Pflege und der menschlichen Betreuung. Die Wirklichkeit<br />
eröffnet sich dem Besucher wenn er genauer hinschaut. Da<br />
sind dann oft Unruhe, Lärm und oftmals die Gerüche eines<br />
normalen Alterspflegeheimes.<br />
Drei große Themenbereiche hatte sich der Arbeitskreis<br />
vorgenommen: die Situation der alten, pflegebedürftigen<br />
Menschen, die Auswirkungen der Pflegeversicherung und die<br />
Situation der Altenpflegerinnen und -Pfleger in den Heimen.<br />
Wir sagen nichts Neues, wir haben auch keine revolutionären<br />
Ideen, wir wollen nur mit Nachdruck auf die<br />
Probleme hinweisen, die uns bezüglich der Altenpflege<br />
zunehmend Schwierigkeiten bereiten werden. Es geht im<br />
Wesentlichen nicht um wirkliche Mängel in der Pflege,<br />
sondern um Mängel in einem Pflegesystem, die allein der<br />
Gesetzgeber und die ausführenden Institutionen zu verantworten<br />
haben und ändern können. Wir wollen auf Mängel<br />
öffentlich aufmerksam machen und die Politik drängen,<br />
sich dieser Problematik intensiver anzunehmen.<br />
Die AltenpflegerInnen<br />
Foto: Ernst Göckus<br />
An der<br />
Befragung<br />
waren<br />
beteiligt:<br />
Dr. med.<br />
Wolfgang<br />
Bauch<br />
und<br />
Dr. med.<br />
Maria Czell<br />
Im Verlaufe unserer Besuche sind wir einem neuen Begriff<br />
begegnet, dem der Wertschätzung, der Wertschätzung<br />
der alten Menschen mit ihren besonderen Biografien, der alten<br />
Menschen, die Hilfe brauchen und diese Unterstützung<br />
verdient haben, und der Wertschätzung der Pflegerinnen in<br />
den Heimen. Sie haben einen Job, zu dem man keine besondere<br />
innere Beziehung haben muss. Sie haben eine hervorragende<br />
Verantwortung, eine ausgezeichneteAusbildung,<br />
und sie leisten eine ideelleArbeit, die nicht gewogen, gezählt<br />
oder einfach als erledigt abgehakt werden kann. Dennoch<br />
hat diese Arbeit nicht die ihr zustehende Anerkennung etwa<br />
im Vergleich zu dem Beruf einer Krankenschwester, die<br />
ähnliche Arbeiten verrichtet, die immer noch schlecht aber<br />
wesentlich besser entlohnt wird und die bessere Arbeitsbedingungen<br />
hat. Für eine junge Frau ist der Beruf einer<br />
Krankenschwester ein attraktiver Beruf, die Altenpflegerin<br />
rangiert weit hinten in der Berufswahl. Die Altenpflege ist<br />
ein fast reiner Frauenberuf, über 85% der in der Altenpflege<br />
Arbeitenden sind weiblich. Aber gerade dieser Beruf hat eine<br />
unermessliche Wichtigkeit und Wertigkeit. Man lernt den<br />
Menschen in allen seinen Schattierungen kennen, man kennt<br />
seine Seele, seinen Höhen und Tiefen, man sieht die Persönlichkeit,<br />
auch in ihrer Schwäche und Hilflosigkeit, man sieht<br />
das Wesen, das, was den Menschen ausmacht, und man begleitet<br />
bewusst den Menschen bis an die Schwelle des Todes.<br />
Es besteht also eine innige, tiefe Bindung. DieAltenpflegerin<br />
hat demnach eine besondere, wichtige soziale Funktion in<br />
der Begleitung der alten Menschen.<br />
Das alles wissen die Altenpflegerinnen genau, trotzdem<br />
schaffen sie es nicht ihre Ansprüche nachhaltig zu<br />
vertreten. Ihre Lobby, die von ihnen gepflegten alten<br />
Menschen, haben dazu nicht die notwendig laute Stimme.<br />
Viele Altenpfleger/innen wechseln ihren Beruf schon<br />
nach wenigen Jahren, weil sie den körperlichen und seelischen<br />
Belastungen nicht gewachsen sind. Die Krankenkassen<br />
melden, dass bei Altenpflegerinnen bestimmte<br />
Krankheiten mit besonderer Häufigkeit auftreten, es sind<br />
Hautkrankheiten, Erkrankungen des Rückens und seelische<br />
Krankheiten. Das sogenannte „Burn out Syndrom“<br />
steht ebenfalls ganz oben in der Häufigkeitsliste. Die<br />
durchschnittliche Zahl der Krankheitstage und die Zahl<br />
der Krankenhaustage sind bei den Altenpflegerinnen fast<br />
doppelt so hoch wie bei anderen Berufstätigen. Dennoch<br />
stehen die Altenpflegerinnen gewissenhaft hinter ihrer<br />
Berufung, trotz der ungünstigen Arbeitsbedingungen wie<br />
Schichtarbeit, Wochenend- und Feiertagsarbeit, den ständigen<br />
Überstunden, der schlechten Entlohnung, der geringen<br />
innerbetrieblichen Aufstiegs-, Qualifikations- oder<br />
Mitwirkungsmöglichkeiten (auch bei der Dienstplangestaltung),<br />
keine planbare Freizeit, ständige Rufbereitschaft.<br />
Das betrifft auch die vielen Teilzeitkräfte. Hier sind<br />
in zusammengefasster Kürze fast schon alle Kritikpunkte<br />
an der Arbeitsplatzgestaltung aufgezählt. An einem gut<br />
organisierten Arbeitsplatz hängt die Freude an der Arbeit,<br />
und an der Arbeitsfreude hängt die Qualität Arbeit!<br />
Das Pflegesystem ist trotz seines bisher kurzen Bestehens<br />
schon ordentlich festgefahren. Hier muss sich etwas ändern!<br />
Es hilft überhaupt nichts, jetzt Altenpflegerinnen aus Osteuropa,<br />
aus China oder aus Spanien zu holen. Pflege hat etwas zu<br />
tun mit erlernter Kultur, hat etwas zu tun mit Kommunikation.<br />
Pflege ist mindestens zur Hälfte Sprache und sprechen!<br />
68 durchblick 2/2013
Die Pflegeversicherung<br />
Die Pflegeversicherung war ursprünglich eine hervorragende,<br />
fast revolutionäre Idee und hat die gesamte Betreuung<br />
der alten- und aus Krankheitsgründen hilfebedürftigen<br />
Menschen auf andere feste Beine gestellt. Große Diskussionen<br />
gab es immer um den Begriff der Pflegebedürftigkeit.<br />
Was bedeutet Pflegebedürftigkeit? Welche Grade der Hilfsbedürftigkeit<br />
bestehen? Es lag auf der Hand, dass zuerst<br />
an körperliche Krankheiten mit deren Einschränkungen<br />
gedacht wurde. Dass die Demenz und die kognitiven Behinderungen<br />
zahlenmäßig so schnell zunehmen würden,<br />
war für die Erfinder wohl so nicht absehbar.<br />
Im Vordergrund der jetzigen Diskussionen steht also die<br />
Definition der Pflegebedürftigkeit. Ein vorläufiger Entwurf<br />
sieht etwa so aus: „Pflegebedürftig sind Personen, die nach<br />
näherer Bestimmung Beeinträchtigungen der Selbständigkeit<br />
und Fähigkeitsstörungen aufweisen und deshalb der<br />
Hilfe durch andere bedürfen. Es muss sich um Personen<br />
handeln, die körperliche und psychische Schädigungen<br />
haben mit Beeinträchtigungen körperlicher, kognitiver<br />
oder psychischer Funktionen, gesundheitlich bedingte Belastungen<br />
oder Anforderungen nicht selbständig kompensieren<br />
oder bewältigen können.“ Man erkennt, es ist alles<br />
etwas schwimmend. Eine total objektive Beurteilung gibt<br />
es leider nicht.<br />
Die Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder die<br />
Fähigkeitsstörungen und der Hilfebedarf durch andere<br />
müssen auf Dauer, voraussichtlich aber mindestens sechs<br />
Monate bestehen, oder zumindest nach einem gesetzlich<br />
festgelegten Umfang gegeben sein.<br />
Es gilt auch: wer in einer gesetzlichen Krankenkasse<br />
versichert ist, wird in den Versicherungsschutz der sozialen<br />
Pflegeversicherung einbezogen. Zur Durchführung<br />
der Pflegeversicherung ist bei jeder gesetzlichen Krankenkasse<br />
eine Pflegekasse eingeschaltet. Wer in einer<br />
privaten Krankenversicherung mit Anspruch auf die allgemeinen<br />
Krankenhausleistungen versichert ist, muss einen<br />
Pflegevertrag bei seinem privaten Versicherungsträger<br />
abschließen. Die Pflegeversicherung ist zuständig bei<br />
körperlichen, seelischen, oder geistigen Krankheiten oder<br />
Behinderungen.<br />
!<br />
Es bestehen drei Pflegestufen<br />
und zusätzlich die Pflegestufe 0.<br />
O für Menschen mit erheblich eingeschränkter<br />
Alltagskompetenz<br />
I erheblicher Pflegebedarf, durchschnittlicher Hilfe<br />
bedarf mind. 90 min/24 Std., auf die Grundpflege<br />
müssen dabei mehr als 45 Min./24 Std. entfallen.<br />
II schwerer Pflegebedarf, durchschnittlicher Hilfs<br />
bedarf mind. 180 Min./Tag, mindestens 120 Min.<br />
für die Grundpflege<br />
III schwerste Pflegebedürftigkeit, durchschnittlicher<br />
Hilfebedarf 300 Min./24 Std., Anteil für die<br />
Grundpflege mehr als 240 Min.<br />
durchblick 2/2013 69
Wenn die Pflegebedürftigkeit das Maß der Pflegestufe<br />
III weit übersteigt, kann die Pflegekasse zur Vermeidung<br />
einer besonderen Härte zusätzliche Pflegesachleistungen<br />
und vollständige Pflegeleistungen gewähren (Pflegesachleistungen<br />
sind die Pflegeleistungen der professionellen<br />
Pfleger/innen). Diese einzelnen nüchternen Zahlen seien<br />
deswegen genannt, weil daraus, aus dem zeitlichen Pflegeaufwand,<br />
die Stellenpläne, also der Personalschlüssel in der<br />
stationären und ambulanten Pflege errechnet wird.<br />
Dennoch hat das Pflegeneuausrichtungsgesetz auch gute,<br />
sinnvolle Verbesserungen geschaffen. Die Angehörigen sind<br />
deutlich besser gestellt, und die gesamte finanzielle Versorgung<br />
der Gepflegten hat sich gebessert. In diesem Zusammenhang<br />
sollen nur einige Stichpunkte erwähnt werden: Die<br />
Ermöglichung der Kurzzeit- und Verhinderungspflege, die<br />
bessereVersorgung mit Pflegehilfsmitteln, die Möglichkeiten<br />
der räumlichen Wohnungs- und Wohnumfeldanpassung, die<br />
Pflegeberatungseinsätze, die terminlichen Verbesserungen<br />
zur Einstufung in eine Pflegestufe, die Unfallversicherung<br />
der pflegenden Angehörigen, die stundenweisen Entlastungsangebote<br />
der pflegendenAngehörigen und dieVerbesserungen<br />
bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.<br />
In der EU sind Bestrebungen im Gange, für dieAltenpflegerinnen<br />
eine akademische Ausbildung zu fordern. Bisher<br />
war eine zehnjährige Schulbildung ausreichend, die deutschen<br />
Zertifikate waren europaweit anerkannt. Das sollte<br />
mit Einschränkung auch so bleiben.<br />
Dr. med. Wolfgang Bauch; Dr. med. Maria Czell<br />
Der AK 1 des Seniorenbeirats der Stadt <strong>Siegen</strong><br />
plädiert energisch für die<br />
● deutliche Erhöhung der Zahl der Pflegenden in<br />
Vollzeit, dadurch Erhöhung der Brutto - und<br />
Nettopflegezeit pro Bewohner<br />
● deutliche Anhebung der Entgelte und vernünftiger<br />
Mindestlohn in der Pflege, tariflich gebundene Löhne,<br />
wie von den Gewerkschaften gefordert<br />
● deutliche Erhöhung der Beiträge für die Pflegekasse,<br />
zu gleichen Teilen Arbeitgeber/ Arbeitnehmer, auch<br />
der Privatversicherten und der Beamten, mit 100%iger<br />
Auszahlung aus der Pflegekasse allein zu Gunsten<br />
der Pflegenden, und nicht, um Ärzte oder Zahnärzte<br />
zu mehr Heimbesuchen zu veranlassen, denn die alten<br />
Menschen brauchen mehr Pflegerinnen und Zeit und<br />
nicht mehr ärztliche Betreuung<br />
● berufsbegleitende innerbetriebliche Weiterbildung der<br />
AltenpflegerInnen.<br />
● Reform der Ausbildung der Altenpfleger/innen<br />
zusammen mit der der Krankenschwestern und der<br />
Kinderkrankenschwestern mit erst späterer<br />
Spezialisierung<br />
● Abschaffung der Leiharbeit in der Altenpflege<br />
● Abschaffung der geringfügig Beschäftigten.<br />
Stadtreinigung <strong>Siegen</strong><br />
Die Stadtreinigung ist<br />
neben der allgemeinen<br />
Sauberkeit zuständig<br />
für die Müllabfuhr,<br />
die Abfallberatung, die<br />
Straßenreinigung und<br />
den Schneeräumdienst.<br />
Indirekt organisiert sie die<br />
Entsorgung von Altpapier,<br />
Altglas und Wertstoffen<br />
(gelber Sack).<br />
Den Großteil der<br />
Müllabfuhr führt die Stadt<br />
mit eigenem Personal<br />
und eigenen Fahrzeugen<br />
durch. Hierzu zählt auch<br />
die Entsorgung des<br />
Restmülls, des Sperrmülls<br />
und der Bioabfälle für<br />
etwa 60.000 Haushalte.<br />
Um unnötige Abfälle zu vermeiden,<br />
können wir alle bei unseren täglichen<br />
Einkäufen darauf achten, Produkte in<br />
Einwegverpackungen zu vermeiden.<br />
Jeder Einzelne kann durch sorgfältige<br />
Auswahl von Waren dazu beitragen,<br />
die Umwelt zu schonen und Geld für die<br />
immer aufwändigere Abfallentsorgung<br />
zu sparen.<br />
Straßenreinigung<br />
Neben der Reinigung<br />
bestimmter Straßen ist die<br />
Abteilung Stadtreinigung<br />
für die Säuberung der<br />
städtischen Grundstücke,<br />
die Reinigung der Fußgängerzonen<br />
und die<br />
Leerung von über 2.000 im<br />
Stadtgebiet aufgestellten<br />
Papierkörben zuständig.<br />
Winterdienst<br />
Im Winter hält die Stadtreinigung<br />
nicht nur die<br />
Fahrbahnen schneefrei,<br />
auch der Winterdienst auf<br />
den Gehwegen an städtischen<br />
Liegenschaften gehört<br />
zum Aufgabenbereich.<br />
Müllabfuhr<br />
In Zeiten knapper werdender Rohstoffe ist es besonders<br />
wichtig, Abfälle getrennt zu sammeln und einer<br />
ökologisch unbedenklichen Verwertung zuzuführen.<br />
Auf diese Weise tragen wir alle ein Stück dazu bei, die<br />
natürlichen Ressourcen zu schonen bzw. eine erneute<br />
Verwertung zu sichern.<br />
Altpapier<br />
Die Entsorgung von<br />
Altpapier ist auf ein privates<br />
Unternehmen übertragen, das<br />
im Auftrag der Stadt <strong>Siegen</strong><br />
eine Wiederverwertung sicherstellt.<br />
Altglas / Plastik<br />
Die Entsorgung von<br />
Altglas und Plastik (Gelber<br />
Sack) erfolgt im Rahmen<br />
des Dualen Systems<br />
Deutschland (DSD). Hier<br />
wird die Stadt <strong>Siegen</strong> lediglich<br />
durch die Bereitstellung<br />
der Wertstoffdepotstandorte<br />
und die Veröffentlichung der<br />
Abfuhrtermine tätig.<br />
Abfallberatung<br />
Weitere Informationen zu<br />
den Themen Stadtreinigung<br />
und Müllabfuhr erhalten Sie<br />
unter:<br />
Stadt <strong>Siegen</strong><br />
Stadtreinigung<br />
57074 <strong>Siegen</strong><br />
Fludersbach 56<br />
Telefon 0271 / 404-4822<br />
oder 0271 / 404-4855<br />
www.siegen.de<br />
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