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VERSORGUNGSSICHERHEIT IN EUROPA | SECURITY OF ENERGY SUPPLIES FOR EUROPE<br />
OMV Pumpstation<br />
Nach der Fertigstellung des zweiten Stranges<br />
soll die Kapazität künftig auf 55 Milliarden<br />
Kubikmeter im Jahr steigen. Gazprom hält 51 %<br />
der Anteile am Projektbetreiber Nord Stream.<br />
Glaubt man den Prognosen des World Energy<br />
Outlooks 2008 (WEO), der weltweit prominentesten<br />
unter den zahllosen Energieprognosen,<br />
dann belaufen sich die verbleibenden<br />
nachgewiesenen Gasreserven auf 180 Milliarden<br />
Kubikmeter, was bei den derzeitigen Förderquoten<br />
für rund 60 Jahre ausreicht. Über<br />
56 % der globalen Reserven konzentrieren<br />
sich auf drei Länder – Russland, Iran und Katar<br />
– und fast die Hälfte auf nur 25 Gasfelder<br />
weltweit – eine Herausforderung an die<br />
europäische Energiepolitik.<br />
10 TÜV TIMES No.2 | JUNE 20<strong>09</strong><br />
Fotos: OMV / Phototom - fotolia.com<br />
Foto: Verbund<br />
Öl als Antriebsmittel<br />
Eine Fokussierung auf die Gassituation ist verfehlt.<br />
Öl deckt in der Regel etwa 40 bis 50 %<br />
der primären Energienachfrage in allen 28 EU-<br />
Mitgliedsstaaten ab und bleibt die Nummer 1<br />
unter den Energieträgern. Ein Ölpreis von 140<br />
Dollar pro Barrel, wie er im Juni des vergangenen<br />
Jahres zu verzeichnen war, hat vergleichbare<br />
Folgen wie der Dreh am Gashahn. Der<br />
aktuell niedrige Ölpreis von unter 50 Dollar<br />
wird allerorts als temporäre Erscheinung<br />
qualifiziert, die sich rasch wieder ändern wird.<br />
Für 2030 rechnet der WEO mit einem Preis<br />
von 200 Dollar pro Fass. Die gesamten weltweiten<br />
Ölvorräte belaufen sich Schätzungen<br />
zufolge auf rund 1,2-1,3 Milliarden Barrel. Dies<br />
ist ausreichend, um die Welt bei den derzeitigen<br />
Verbrauchsraten noch über 40 Jahre mit<br />
Öl zu versorgen.<br />
Österreichs Situation ist in der Erdölfrage ausgeglichener<br />
als beim Erdgas, wo 60 % der Lieferungen<br />
aus Russland stammen: Es verfügt bei<br />
diesem Energieträger über eine differenziertere<br />
Bezugssituation. Zwar müssen auch hier<br />
mehr als 60 % des Bedarfes von rund 12 Mio.<br />
Tonnen importiert werden (Import 2007:<br />
7,642 Mio t). Diese Lieferungen kamen aber<br />
aus insgesamt 17 Ländern. Die wichtigsten<br />
Rohöllieferanten für die heimische Mineralölversorgung<br />
waren Kasachstan (1,83 Mio t),<br />
Libyen (1,73 Mio t), der Irak (0,9 Mio t) und<br />
Syrien (0,67 Mio t). Die Rohölmenge aus diesen<br />
Lieferländern macht mehr als zwei Drittel<br />
der gesamten Bezugsmenge aus, die fast gänzlich<br />
per Pipeline (TÜV Kunde Transalpine Pipeline<br />
TAL und Adria Wien Pipeline AWP) vom<br />
Ölanlandehafen Triest zur Raffinerie nach<br />
Wien-Schwechat gepumpt wird.<br />
Stromimporteur Österreich<br />
Aus Sicht der Versorgungssicherheit ist Strom<br />
das schwierigste Thema. Anders als Erdgas<br />
oder Öl lässt sich Strom nicht bevorraten –<br />
von den wertvollen Speicherkraftwerken zur<br />
Lieferung von Spitzenstrom einmal abgesehen.<br />
Die Netzzusammenbrüche in den USA und –<br />
in kleineren Dimensionen – in Spanien, Norwegen<br />
oder Irland zeigten die Plötzlichkeit und<br />
die Auswirkungen, die regional übergreifende<br />
Stromabschaltungen mit sich bringen. Da<br />
Strom nicht ohne dafür geschaffene Infrastruktur<br />
(Netze und Umspannanlage) vom Kraftwerk<br />
zum Kunden transportierbar ist, kommt<br />
den Stromleitungen ebenfalls eine besondere<br />
Rolle hinsichtlich Versorgungssicherheit zu.<br />
Österreich ist durch ein eng verbundenes<br />
Hoch- beziehungsweise Höchstspannungsleitungsnetz<br />
gekennzeichnet, das stark in das europäische<br />
Verbundnetz integriert ist. Die Zugehörigkeit<br />
zu einem hochsensiblen europäischen<br />
Netz zeigte sich im November 2006,<br />
als Teile von Deutschland, Frankreich, Belgien,<br />
Italien, Österreich, Spanien teilweise bis zu 120<br />
Minuten ohne Strom waren, und sogar in<br />
Marokko waren die Auswirkungen spürbar.<br />
Die Ausfallzeiten betrugen in Österreich durch<br />
die Krisenintervention der heimischen Energieversorger<br />
allerdings nur Sekundenbruchteile<br />
und in manchen Regionen bis zu einigen<br />
Minuten – alles nur wegen einer fehlgelaufenen<br />
Abschaltung in Norddeutschland.<br />
Frische Kapazitäten<br />
Österreich deckt rund drei Viertel seines<br />
Stromverbrauchs aus eigenen Quellen (44 %<br />
Wasserkraft, 29 % Wärmekraft, 2,5 % erneuerbare<br />
Energie). Eine sichere Stromversorgung