Januar-Februar - Internationaler Bodensee-Club eV
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um konstruktive Lösungen. Kunst und Kultur überwinden<br />
Grenzen, machen offen für ethnische Vielfalt und für den<br />
Austausch mit Andersdenkenden. Kunst setzt sich nicht<br />
allein zum Ziel, im Sinne eines ästhetisch-individuellen<br />
Verständnisses nur Einzelne zu erbauen. Im Gegenteil:<br />
Kunst ist auf Publikum, auf Gesellschaft bezogen, oft<br />
genug unbequem und gerade darin für eine lebendige<br />
Demokratie umso wertvoller. Weil Demokratie selbstbewusste<br />
Bürgerinnen und Bürger braucht, braucht Demokratie<br />
eine selbstbewusste Kultur als Ausdruck autonomen<br />
Bürgerwillens.<br />
Kunst ist notwendig als sinn- und identitätsstiftendes<br />
Element, wenn unsere Gesellschaft ebenso weltoffen<br />
wie bodenständig und auch in Zukunft entwicklungsund<br />
leistungsfähig bleiben soll. Gerade die <strong>Bodensee</strong>region<br />
verfügt in dieser Hinsicht über einen reichen Erfahrungsschatz:<br />
Kultur und bürgerschaftliches Engagement<br />
sind in der Vierländerregion Ausdruck eines schöpferischen<br />
und innovativen Gemeinsinns. Kunst und Kultur<br />
haben die Menschen dieses Landstrichs geprägt. Der<br />
Beispiele gibt es viele: Sie reichen von der Klosterkultur<br />
der Insel Reichenau mit St. Gallen und der Mehrerau bis<br />
zur Malerkolonie auf der Höri im 20. Jahrhundert. Kunstund<br />
Kulturförderung kann hier auch im Sinne der Völkerverständigung<br />
und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit<br />
mit der Schweiz und Österreich auf eine<br />
beeindruckende Geschichte zurückblicken. Die Kulturlandschaft<br />
am <strong>Bodensee</strong> ist eine Region mit Modellcharakter.<br />
Für die Zukunft bietet sie vielversprechende Entwicklungsperspektiven.<br />
Um nur ein Beispiel zu nennen:<br />
Die Universität Konstanz setzt sich in ihrem Exzellenzcluster<br />
intensiv mit dem Thema Kultur als Mittel der Integration<br />
auseinander.<br />
Perspektiven – von der Politik zur Wissenschaft<br />
Eine kleine Sternstunde der Demokratie | Fragen an<br />
den Verwaltungswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang<br />
Seibel von der Universität Konstanz<br />
Das Jahr 2011 war kein einfaches Jahr, vieles was weltweit<br />
passiert ist wird uns weiterhin beschäftigen. Unsicherheit<br />
hat sich breit gemacht. Haben die Entwicklungen<br />
einen Wandel in der Wahrnehmung von Politik ausgelöst?<br />
Einen dauerhaften Wandel?<br />
Wie nimmt die Bevölkerung Politik wahr. Ist die Bevölkerung<br />
bewusster geworden, hat sie bestimmte Ereignisse<br />
zum Anlass genommen, sich mehr zu artikulieren<br />
als unter normalen Umständen. Anlass dafür gäbe es<br />
genug, allen voran die Finanzkrise, die Unsicherheit, die<br />
sie ausgelöst hat. Als Beobachter war man Zeuge der<br />
Umbrüche in Nordafrika, die für viele, auch professionelle<br />
Beobachter, ähnlich unerwartet kamen wie etwa<br />
der Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen<br />
Ende der 1980er Jahre und das Ende des kalten Krie-<br />
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