DAS
GIESSENER
MITMACHMAGAZIN
FÜR
CREATIVE
BE OUR GUEST, ARTIST!
BOGART
Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur & Comic
Nr. 19 - 2014
März | April | Mai
7. Jahrgang | € 3,90
Model: Elena; Haar: Madeleine Weber; Make-up: Dóri Szöke; Photo & PP: Kiara Black
KIARA BLACK PHOTOGRAPHY:
Verspielt, feminin, verträumt, fantasievoll
SERGEJ OSTER:
Malerische Selbstreflektionen
COMIC:
Superchatter (4) auf dem Holzweg
WERBUNG á la ART
WERBUNG à la ART
go GIESSEN cards
gi-mix.de/gogica
NIMM‘ MIT!
KOST ‘
NIX!
K O M M E N . S E H E N
M I T N E H M E N
Die kostenlosen goGIESSENcards sind
das Aushängeschild vieler Treffpunkte.
Die TrendART im Marketing für
Handel, Handwerk und Gewerbe
Institutionen, Vereine und Veranstalter
Kulturschaffende* und Galeristen
GroßARTige Kartenmotiv-Auswahl
aller Kunstrichtungen (gi-mix.de/gogica)
Regelmäßige "Neubespielung"
1.000 Kunstdruck-Karten
incl. Produktion u. Platzierung
*ab 69,- € zzgl. ges. MWST
Eine Initiative des
Gießener Mitmachmagazins für Creative BOGART
gi-mix.de/bogart
Info: mediaARTgiessen . Lonystraße 19
Telefon 0641.9845451
Motive der Staffel I. Die Serie II ist hier platziert: KAFFEE WOLKENLOS, KATE, KLIMBIM,
MOBOBO-KIOSK, RITZI'S, SCARABÉE, TOM & SALLY'S, ULENSPIEGEL
Um möglichst authentische Selfies
zu machen, geben wir hier ein paar Tipps:
+ Natürliches Licht wählen
+ Vor ruhigen Hintergrund positionieren
+ Leicht den Kopf drehen
+ Die Schokoladenseite anvisieren
+ Kamerahand maximal ausstrecken
+ Von oben fotografieren
+ Evtl. mit Foto-App veredeln
Mit Hilfe eines Spiegels lässt sich das
Szenario vorher überprüfen. Und aus einer
kleiner Serie findet sich ein schmeichelhaftes
Selbstbildnis garantiert – wie es unser
Beispiel oben zeigt.
CAM
ON
FOR YOUR
SELFIE
G R E I F Z U R C A R D
M A C H D E I N B I L D
M A I L A N B O G A R T
Die zehn creativsten Selbstschüsse
werden in BOGART 20 veröffentlicht
und mit einem Leinwanddruck auf Keilrahmen
(20/30 cm) des Abbildes belohnt:
r.mr@gmx.de
INHALT
EDITORIAL
mal ernsthaft
mal rätselhaft
mal augenzwinkernd
KUNST – KULTUR
INSIDE BOGART: Rückblick · Einblick · Ausblick
DÓRA SZÖKE: Impressions auf Light & Colors
GRUPPENDYNAMIK: "Aus der Welt" im KiZ
RAMONA HELM/TONI SAHLER: Zwei mit Perspektiven
KIARA BLACK: Verspielt, feminin, verträumt...
SERGEJ OSTER: "Existentielles Erproben"
ALLA POPPERSONI: "Juicy Faces" & "We Gray"
POPCORNER: Kleinkunst von Warhol und Lennon
KALLIOPE: Schutzgöttin von Kunst und Literatur
STEPHAN PUSSEL spielt, singt und swingt seit 25 Jahren
115 JAHRE KINO: Ein Streifzug durch die Filmgeschichte
FRÜHJAHR 2014: Gizmorians-3-Mon.-Kalendarium
– COMIC
SUPERCHATTER (4): Law & Order in der Plockstraße
100 JAHRE COMIC: Von Altamira nach Entenhausen III
NEWS & NEXON: Naiver Beisser oder nativer Messias?
Li'l Sushi goes Yokohama...: "Ninja Attack"
BOGART
BeOurGuestARTist
Das Gießener Mitmachmagazin für Creative
Redaktion, Gestaltung und Realisation:
Reinhard Müller-Rode
c/o MediaART-Werbung
Lonystraße 19, 35390 Gießen
Tel.: 0641.9845451, email: r.mr@gmx.de
Mitarbeit:
Hans-Michael Kirstein,
Sascha A. Wanke,
GIZMORIAN
www.gi-mix.de/bogart
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Reinhard Müller-Rode
© 2012 für alle Beiträge liegt beim Verlag bzw. den Autoren; alle
Rechte vorbehalten. Die auf § 49 UrhG gestützte Übernahme
von Artikeln in gewerbliche Pressespiegel bedarf der vorherigen
schriftlichen Zustimmung des Verlags.
Die nächste Ausgabe
erscheint
am 1. Juni 2014
Abo-Service: r.mr@gmx.de
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"GIESSEN, GIESSEN, GIESSEN!!!"
Orchideen und Selfies sind voll im Trend
Marketing pur die für Gießener Landesgartenschau (Start: 26. April):
Radiant Orchidee, ein faszinierendes, magisches, rätselhaftes Lila,
ist die FARBE DES JAHRES 2014. Unter der Fachbezeichnung
"PANTONE ® 18-3224" fördert sie "...erweiterte Kreativität und
Originalität, die zunehmend in der heutigen Gesellschaft geschätzt
wird," so Leatrice Eiseman, Geschäftsführerin des Pantone Color
Institute ® bei der Präsentation. "Eine zauberhafte Harmonie von
fuchsia, lila und rosa Untertönen, Radiant Orchid schafft Vertrauen
und strahlt große Freude, Liebe und Gesundheit aus", was nun gleichermaßen in
allen Lebensbereichen zur Geltung kommen soll: bei Beauty, Fashion, Interior – und
im Kulturschaffen. – Ver-WUNDERBAR ist, dass man hierorts mit dem künstlerischen
Vorreiter seines farblich so unterlegten Schriftbildes im urbanen Raum, nämlich im Mural
Art geprägten "Essiggässchen", so nachlässig umgegangen ist. Was hier noch vor rund
drei Jahren klartextlich aufmunternd die Passanten begrüßte, ist inzwischen bar jedes
"Denkmalschutzes" nahezu auf diese drei Buchstaben verkümmert... Hoffentlich hält der
Gieß(en)kannen-Mann in der Passage zwischen
Bleich- und Alicenstraße auch weiterhin seine
symbolträchtige Stellung...
"selfie noun, informal (also selfy; plural selfies)"
steht seit August 2013 als WORT DES JAHRES
im Online-Oxford Dictionaries.com. Es bezeichnet
ein Foto, das man von sich selbst aufgenommen
hat; in der Regel mit Smartphone oder Webcam
und auf einer Social-Media-Website veröffentlicht.
Als Modewort hat Selfie, das so erstmals 2002
in einem australischen Online-Forum geschrieben
stand, auch in unserem Sprachraum längst Einzug
und Aktion gefunden. "Die Handykamera ist stets griffbereit, der Fotograf nicht. Und
irgendeine Stimmung muss wohl eingefangen werden. Ist doch okay! Da sind schon viele
lustige Bilder so entstanden", diskussiert ein Besucher mit seiner Community zu diesem
Thema.
Weltweit über 130 Millionen aktive Nutzer posten 45 Millionen Fotos täglich, meldet
allein INSTAGRAM für sein soziales Fotonetzwerk. Und dann gibt es ja auch noch
Facebook & Co. Übrigens, ein Snapshot von seinem zweiten Gesicht wird als Belfie
bezeichnet und ist in Promikreisen weit verbreitet. So gesehen freuen wir uns auf Ihren
launigen Wettbewerbsbeitrag (s. S. 2), bei dem die TOP10-Selfies als leinwandiges
Gemälde (20/30 cm) aufgespannt als Autorenprämie locken. – Ich drücke den Daumen,
Reinhard Müller-Rode
Das Mitmachmagazin für Creative
Bogart 3
I N S I D E
GLÜCKLICH
Wenn dein heißes Feuer
mich in Brand setzt
und ich ihn nicht
mehr löschen kann,
bin ich glücklich
Wenn dein tiefes Brummen
mich in Fahrt bringt
und ich sie nicht
mehr stoppen kann,
bin ich glücklich
Wenn dein Abschiedskuss
mich in die Wüste schickt
und ich nun nicht
mehr bei dir bin,
war ich glücklich
Sascha A. Wanke
Mehr vom Autor zu lesen und zu hören
gibt es im 60seitigen Gedichtband
"Augenblicke" mit Zeichnungen
von Otti Wanke (u.a. bei Amazon/5.95)
und auf Audio-CD für 5.95 direkt bei
autor-wanke@gmx.de.
Was der
Gießener
F o t o g r a f
ALEX HEITZ (siehe
BOGART 18) von
seinem Shooting mit
CARMEN KOGE
via Nachbearbeitung
am Bildschirm
cartoonesk composed
hat, erwartet die
Gießener Hairstylistin
(vormals M;Rush,
L u d w i g s t r a ß e )
Mitte April in
deutlich ernsthafter
Nuancierung nun in
der "The Swinging
City", wo sie jetzt
auf Domizilsuche
weilt. "Die Make-
Up-Artists Schools in
LONDON haben
nun einmal einen anerkannten internationalen Ruf", weiss die hierorts bereits mit
eindrucksvoll geschaffenen Looks und Moods agierende Szenaristin um ihre Investition
in die berufliche Zukunft (s.a. BOGART 13). Und die sieht nach dem Diplom von der
ACADEMY OF FREELANCE MAKE-UP (AOFM) garantiert BEAUTIFUL aus...
PITDOGMAN ist eine Creation des Wetzlarer Künstlers und Designers
Sergej Oster. Das Label steht sowohl für seine Comicreihe als auch für seine
STREETWEAR. PITDOGMAN ist der Nickname des Comic-Charakters NEXON,
einer zum Kämpfen geschaffenen Kreatur, die im Ring diesem Anspruch gerecht wird.
Auf der Suche nach seiner wahren Identität entdeckt NEXON immer mehr, dass
diese Rolle nicht sein eigentlicher Lebenszweck sein soll... (s.a. Seiten 30/31).
Diese spektakuläre und abenteuerliche Graphic Novel begleitet die PITDOGMAN-
S T R E E T W E A R ,
geschaffen für „wahre
K ä m p f e r n a t u r e n “
mit Herz und Seele,
die sich im Leben
"durchbeissen".
Die mit dem
M a r k e n z e i c h e n
bedruckten Unisex-
Hoodies und
Trainingshosen sowie
die mit "typisch"
illustrierten Motiven
gestalteten T-Shirts
sind hochwertig
verarbeitet.
Für den ONLINE-
SHOP (pitdogman.
de) wurde jetzt die
aktuelle Kollektion
im BOGART-Studio
bzw. im vormaligen
"Tretminen"-Revier
zwischen Bleich- und
Alicenstraße "smart &
hard" ins Bild gesetzt.
4 Bogart
Das Mitmachmagazin
RUECKBLICK EINBLICK AUSBLICK
ROSSI MECHANEZIDIS
POSTET:
Silvesterparty im Amélie,
fortgeschrittene Stunde,
gegen halb 4:
Anscheinend schon gut angetrunkenes
junges Mädel
kommt ans
DJ-Pult und
nuschelt eine
Frage.
Ich : "Bitte
was?" -
"Ob du was von
Usher hast?"
Ich: "Äh, nein,
tut mir leid"
- "Hmmm...
oder was von
den Backstreet
Boys?" -
"Ganz sicher NICHT..." -
"Und Britney Spears?" -
Ich: (ein entschieden ausgestoßenes)
"Himmel, NEIN!" - "Marusha??" -
Work hard –
wear smart
"N E I N ! UM GOTTES WILLEN!"
- "Und R&B"?? - "Das hier
IST R&B, this is the REAL
shit!!" - "Häh?"....
Die Jugend von
heute.... tss....
INSIDERTIP
für Opernfreunde:
Eine augenzwinkernde Reminiszenz
an die Meisterwerke Rossinis:
MIRANDOLINA
Premiere 30.3.2014
Frauenschuh für 410 Cent, also das Paar für € 8,20?
Das macht die Deutsche Bundespost jetzt möglich. Allerdings
reicht dieser Betrag lediglich dazu, die leere Prada-Kartonage
als Päckchen ausreichend zu frankieren... Krokus, Tulpe, Tagetes,
Malve, Gartennelke, Dahlie, Leberblümchen, Margerite, Maiglöckchen,
Aster, Klatschmohn, Gartenrose, Kuhschelle, Kaiserkrone, Sonnenhut,
Kartäusernelke, Ballonblume, Narzisse, Sonnenblume, Tränendes Herz,
Schwertlilie, Goldmohn, Edelweiß, Prachtkerze, Feuerlilie, Rittersporn
und Enzian in den einschlägigen Werten komplettieren die blumige Mini-
Gartenschau nicht nur für Philatelisten.
Mit ihrer Dauerserie will der Dienstleister u.a. auf die Schönheit und
Vielfalt unserer Natur aufmerksam machen, die damit in Gießen quasi
als Sondermarken zur LANDESGARTENSCHAU 2014 punktgenau
ankommt.
Stadttheater-Mimen
(III)
Einen vor-landesgartenschaulichen Blumengruß aus der schottischen Universitätsstadt an ihre langjährige Gießener
Studienstadt enthält die Titelstory über Astrid Jaekel (s.a. BOGART ...) in den Edinburgh Evening News. "Winter
is the time when Rose Street blooms", steht für ihre scherenschnittliche Fenstergestaltung in hier angesiedelten
Gebäuden und Ladenlokalen, mit der das City-Marketing urbane "Nebenschauplätze" in signifikante Erlebnisorte verwandelt.
Als ambitionierte erzählerische Grundlage für ihre detaillierten Silhouetten wählte Astrid aus poetischen Textzeilen
von George Mackay Brown (*1921– †1996), einem der bedeutendsten Dichter des 20. Jahrhunderts in Schottland. Voller
Begeisterung schrieb die News-Redakteurin Gina Davidson: "Artist Astrid helps liberate the light, colour and vibrancy of
place where literature flourished." Damit sind die Edinburgher Stadtväter ihrer Absicht näher gekommen, ihre Flaniermeile
dem Niveau der kultigen Carnaby Street in London anzugleichen.
Nachdem ihr "Papercutting"
bereits für
ein Musikvideo von
"Kill It Kid" Aufsehen
erregte, entsteht
jetzt in Kooperation
mit Szenarist HMK via
Scherenschnitt der
phantastisch-sarkistische
Comicroman
"Over The Ocean" über
mehr als mysteriöse
Vorkommnisse auf
einem "Alb-Traumschiff"
...
für Creative Bogart 5
DÓRA SZÖKE:
Zu den Bildern:
oben: Tänzerin (ca. 35/50 cm)
unten links: Wunder des Lebens (ca. 35/50 cm)
unten zweites v. l.: Verwirrung (ca. 70/100 cm)
unten Mitte: Zustimmung (ca. 50/70 cm)
In ihren farbenprächtigen Werken
entführt uns die aus Ungarn
stammende Künstlerin Dóra Szöke
in eine Welt voller Sinnlichkeit und
Weiblichkeit. Geprägt von eigenen
emotionalen Erlebnissen und
Erfahrungen sind die ausdrucksstarken
Bilder eine Selbstreflektion ihrer
Persönlichkeit und erhalten so ihren
gefühlvollen Charakter.
Die Malerin kombiniert mal eher abstrahierte Farbgesten
mit gegenständlich-narrativen Bildelementen. Durch ihr
feines Spiel mit hellen und dunklen Farben wird auf
der Leinwand Licht und Schatten visualisiert.
»Wissen wir nicht alle, dass zum Licht auch der Schatten
gehört, ebenso wie zur Ebbe die Flut und zur Nacht der
Tag« (Sigmund Freud).
Freuds Polaritätsgesetz ist nicht die einzige
tiefenpsychologische Anlehnung in ihren Bildern.
In gleich mehreren Werken der Künstlerin, die an
der Uni Gießen Psychologie studiert, findet sich ein
tiefenpsychologischer Hintergrund; so z.B. auch in dem
Bild »Ich, Es, Über-Ich«.
Dóra Szöke entdeckte ihre Leidenschaft für die Malerei
bereits in früher Kindheit. Sie nahm
an zahlreichen Wettbewerben teil und
wurde unter anderem 1999 mit dem
»Golden Award« in Japan bei der
»International Children's Exhibition«
ausgezeichnet.
Dancer / Tänzerin
Miracle of Life / Wunder des Lebens
Confusion / Verwirrung
Verwirrung…auf der Suche nach Halt und
einem festen Punkt; dem Horizont
Indorsement / Zustimmung
6 Bogart
Das Mitmachmagazin
IMPRESSIONS OF LIGHT & COLORS
Malerei (33)
MUSISCHES MULTITALENT
Nach ihrem Abitur mit
Schwerpunkt "Grafik Design"
in ihrer ungarischen Heimat,
besuchte Dóra Szöke
(*1985) die Gießener Willy-
Brand-Schule im Fachbereich
Mediengestaltung und
absolvierte ihre Ausbildung
bei Silas Koch Fotografie
(Herborn). 2012 bestand
sie in Budapest ihre Prüfung
als Make-Up-Artist. Ihre
vielseitigen musischen Talente
zeigt sie außerdem als
Mitglied einer Tanzformation
bei der TSG Blau-Gold
Gießen und im Vocal-
Ensemble von "4 Inspiration"
aus Wettenberg.
Sz.Dóra
Oben, Mitte: Zuversicht (ca. 35/50 cm); r.: Ich, Es, Über-Ich (ca. 70/100 cm); unten Marrying the Music (ca. 50/70 cm)
7
für Creative
Holger engel / Krakau 3
Aus der Welt
Fotografie / Malerei / Skulptur
Laudator Michael Ackermann (2.v.l.) führte
bei der Vernissage mit hoher Wertschätzung
für die Schaffenskunst in die noch
bis zum 28. März 2014 im Gießener
Kultur im Zentrum (KiZ) laufende
Ausstellung ein. Bernd Wießner, Richard
Stumm, Miriam Klempel, Holger Engel und
Carsten Hirth (v.l.n.r.) zeigen hier einen
bemerkenswerten Ausschnitt ihres versierten
künstlerischen Schaffens. MUST SEE:
Südanlage 3a, Die bis So, 10 - 18 Uhr
Fotos: Anita Knossalla (7) RMR (1)
Bernd Wießner / Spiegelungen
Carsten Hirth / Bypass
Miriam Klempel / o.T. (l.), Stelen (r.)
richard Stumm / Werksauswahl
8 Bogart
Das Mitmachmagazin
Dreamteam mit Perspektiven
Mit Augen gefälligen und
Sinne
anregenden
Arbeiten
haben
die Beiden über ihren
Lebensraum, dem
"Haus Vogelsberg" der
Schottener Sozialen
Dienste, hinaus mit
G a s t a u s s t e l l u n g e n
(u.a. in Lich) nun auch
inzwischen für öffentliche
Aufmerksamkeit
gesorgt.
Phantasie und Fantasy
kennzeichnen
das
creative
Schaffen der 32jährigen
RAMONA HELM. Unter dem
Pseudonym MELORA fertigt sie
in freimütiger Intuition und mit
handwerklichen Geschick ihre
TRAUMFÄNGER, die auch ganz
auftragsgebunden
ausfallen
können. Diese indianischen
Kultobjekte sind netzartig
in umgarnten Reifen perlig
gewirkt und werden noch mit persönlichen oder
bevorzugten Gegenständen – im Bildbeispiel mit
einer echten Vogelfeder – dekoriert. Sie sollen den
Schlaf verbessern, in dem die guten Träume durch
das Netz gehen, während die schlechten ihier
hängen bleiben und später durch die Morgensonne
neutralisiert werden.
Die filigranen Objekt werden besonders auf Mittelalter-
Märkten nachgefragt, aus deren Umgebung Romana
Helm ihre Ideen u.a. für Geschichte und Bilder ihres
Erstlingsbuches "Auf der Flucht" (2013; Paperback; 144 S.;
illustriert; 13 x 10 x 1,2 cm; 1001 Cent; Synergia Verlag) sammelt.
"Die Geschichte über drei Freundinnen, die versuchen einer
schlechten Welt zu entfliehen, um in einer besseren zu leben
ist sehr ergreifend und bringt einen zum Nachdenken",
spiegelt eine aktuelle
Rezension bei AMAZON
die Abenteur von Gwen,
der Schleiereulen-Anima,
der Bären-Anima Erin und
der Maulwurf-Anima Pan
wider, die für ein neues
und friedliches Leben in
Freiheit unterwegs sind...
Ganz "erdverbunden" sind Toni Sahlers mitunter narrativ "motivierte"
Leinentragetaschen. So transportiert sein "Blick in die Zukunft" (oben)
nicht nur Einkaufsgut, sondern interpretiert sequentiell das dem Meer
entfleuchende "Quallengehen" zum Zwecke der Weiterverwertung als
"Kollagen", dem Jungbrunnen-Nährstoff vieler Schönheitheitsfarmen. – Auch
seine Creationen können ganz nach persönlichen Themenwünschen unter
Berücksichtigung der künstlerischen Freiheit bestellt werden.
Kontakt: wh.lich@schotten-sozial.de
TEXTIL ist der Stoff, auf
dem die "Träume"
von TONI SAHLER
realisiert werden. "Früher
als ich noch ein Kind
war, mochte ich Kunst
eigentlich gar nicht. Aber
die Ereignisse in meinem
Leben haben mich dazu inspiert, die
Mandalas zu Malen und wahrscheinlich ist dadurch
mein künstlerischen Können besser geworden", merkt der
33jährige zu seiner Entwicklung auf dem Weg zum Maler
und Fotografen an. Die geometrischen Schaubilder haben
im Hinduismus und Buddhismus magische oder religiöse
Bedeutung...
für Creative
Bogart 9
KIARABLACK IS BEAUTYFUL
"Absolute Perfektion. Erstaunliche Fotografi e
und kreatives Make-up. Unglaubliche Arbeit.
Ich bin baff!", wird ihr BOGART-Titel Perfection I
in der Online-Community für Professionals
DEVIANTART.COM hochgelobt. Und auf die Frage, wie sie das Foto
realisiert habe, antwortet Kiara Black – so ihr Künstlername – sehr
bescheiden: "Nicht viel. Nur etwas Hautretusche mit Ausfl ecken von
Pickelchen und Refl exionen sowie Korrektur der Licht- / Farbbalance."
Wer sich in ihrem Blog die Video-Drehs hinter den Kulissen
betrachtet, erfährt jedoch bei aller scheinbaren Leichtigkeit des
Tuns, welcher personelle, logistische und künstlerische Aufwand vor
solchen imponierenden Ergebnissen steht, mit denen die gelernte
Mediengestalterin und freischaffende Fotografi n aus Haiger viel
Respekt bei Auftraggebern, Ausstellungen und in Publikationen
erwarb.
Wertschätzung der unfeinen Art erfuhr die Absolventin der Gießener
Willy-Brandt-Schule während ihrer PHOTOKINA-Bilderpräsentation
"Die sieben Todsünden" (s. Tableau rechts), die eine unerkannt
gebliebene Person um die Untugend "Klauerei" erweiterte...
Im Interview mit dem Webmagazin MOLOGUE beschrieb Kiara ihren
fotografi schen Stil so: "Verspielt, feminin, verträumt, fantasievoll.
Während ich bei Outdoor Shootings lieber schlichte, sinnliche und
leichte Fashion- und Portrait-Szenen fotografi ere, in denen ich viel mit
Schärfe und Unschärfe arbeiten kann, liebe ich es im Studio opulent:
Mit auffälligen Haar- und Make-up Kreationen, die schon eher in
Richtung Fine-Art gehen, als Portrait oder Fashion."
Auch in diesem Jahr werden eine Auswahl ihrer Arbeiten im
HOTEL JOHANNESHÖHE, Siegen (Februar – Juni) sowie November
in Haiger bei KUNST IN DER STADT zu sehen sein.
Model: Luisa
Haar: Madeleine Weber
Make-up: Dóri Szöke
www.kiarablack.de
Ausstellungen:
2010 Photokina, Cologne
"Kunst in der Stadt", Haiger
2012 Hotel Johanneshöhe, Siegen
"Kunst in der Stadt", Haiger
2013 Hotel Johanneshöhe, Siegen
12 Bogart
Model: Kayla; Haar& Make-up: Lisa Johanna Hein
Veröffentlichungen:
Camerapixo
Eccentric Edge
Mologue
MagnusOnline
Photography Monthly
Professional Photographer
PhotoVogue Italia
TattooStyle
World of Photography Vol.2
Model: Laura
Haar&Make-up: Ina Elsen
Kleid: Peppermint-Patty
Mitmachmagazin
BOGART's PhotoARtist (18)
Model: Jana Make-up: Kiara
"Die sieben Todsünden" (Haar & Make-up: Elisabeth Berrens, Kawasi; Modelle: Isabell, Cindy, Thaoi, Dóri, Yuliya, Sarah mit Thorsten und Sascha, Isy; Designer: Isago Couture, Fräulein Mieze; Assistenten: Anke Tropp und Isabell Müller)
für Creative Bogart 13
SERGEJ OSTER: "EXISTENTIELLES ERPROBEN"
Der ambitionierte Künstler Sergej Oster ist ein in technischer als auch narrativer
Hinsicht hoch engagierter ja geradezu obsessiv seinen Kosmos auslotender
Bildschöpfer. Die Drastik seiner expressionistischen Bildführungen basiert zum
Teil auf grenzgängerischen Jugenderfahrungen (Bilder links bzw. rechts).
Durch das
E n t d e c k e n
einer indiv
i d u e l l e n
k ü n s t l e r i -
schen Sublimation
und
Persönlichk
e i t s s t ä r -
kung mittels
Pinsel, Farbe
und Leinwand
konnte
Oster als
Mittzwanziger
in sich
neue Wege
des existenziellen
Erprobens
erschließen.
Neben einer
rauhen,
g e s t i s c h e n
Farb- und
Formniederschrift
entwickelte er auch surrealistische Motivdarlegungen im Stile Yves Tanguys
in einer gleichsam "realistisch" geglätteten Technik. Aber er scheut sich auch nicht,
Naturphänomene (u.a. Zierfische) mit listiger Dekorativität einzufangen.
Um der Komplexität seiner subjektiven Weltbefragungen Herr zu werden, alternieren
sehr selbstverständlich die klare Ablesbarkeit seiner Realistik mit den harschen
Hieben als auch Objektauflösungen des expresssiv Gestischen. Inhaltlich dominierem
im Gesamt-Ouevre menschliche Grundfragestellungen (Außenwelt und Ich).
Erotik
12 Bogart
Das Mitmachmagazin
Malerei (34)
Weitere Arbeiten des
in Regar (Tadschikistan)
geborenen Wetzlarer
Multitalents Sergej Oster
sind hier hinterlegt:
kunstoderso.jimdo.com
Selbstporträt "Ironie"
(Acryl auf Leinwand; 60/60 cm)
"Politik" (Acryl auf Leinwand; 60/40 cm)
Als Zeichner dagegen wird Oster zum subtilen
Arrangeur filigraner Strich- und Linienführungen.
Thematisch konzentriert er sich
hier auf den Wandel des Gestalthaften in
Form von Metamorphosen.
Seine Vielseitigkeit verdeutlichen Wandmalereien,
Skulpturen, Tattooing und graphischen
Auftragsarbeiten.
Auch als Comicautor hat sich der 35jährige in
der Szene verankert und aktuell dem Prologalbum
seiner Politfabel Pitdogman NEXON
den mit Episode 2 "FREAKSHOW" erweiterten
Integralband aufgelegt (s.a. Seiten 30/31).
Zu den Bildern;
Links oben: "Die Dingos" (Acryl auf Leinwand; 80/60 cm)
Links unten: "Kein Bock" (Acryl auf Leinwand; 120/90 cm
Oben: "Bevor" (Acryl auf Leinwand; 70/100 cm)
Links: "Schalotte" (Kugelschreiber; DIN A 3)
Rechts: "Der Himmelsträger" (Acryl auf Leinwand; 90/120 cm)
für Creative
Bogart 15 Bogart 7
Alla Poppersoni
Alla Poppersoni (geboren
als Alla Zakiullina
in Russland,
1989) ist als Künstlerin
spezialisiert auf visuelle
Medien und lebt seit
kurzem in Offenbach.
2006 begann sie mit der
Fotografi e. Ab 2013 beschäftigt
sie sich mit den
verschiedenen Möglichkeiten
des visuellen Ausdrucks
– von Graphic Design bishin zu interaktiven Filmen.
Seit Oktober 2013 studiert Alla "Visuelle Kommunikation" an
der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Zuvor erwarb
sie den "Master of Science in Transition Studies" an der Gießener
Justus-Liebig Universität (JLU). Außerdem diplomierte
sie in "Government Administration" an der Kazan Federal University
in Russland..
In 2006 begann sie, professionell
als Fotografi n
für Mode und Werbung
zu arbeiten. 2011zog Alla
nach Gießen für ihr Masterstudium.
An der JLU – als Beitrag
zur "Russischen Woche"
– und in der Wetzlarer
"Galerie am Dom Platz"
stellte sie 2012 ihr vielbeachtetes
Photo-Project
über russische New-
Wave-Jugendliche unter
dem Titel "Juicy Faces:
Russia Refreshment" aus,
von dem auf dieser Seite
Auszüge zu sehen sind.
Allas Augenmerke konzentrieren
sich auf Psychologie
und Politik.
So setzt sie sich auch
künstlerisch mit der
Menschenrechts-Problematik
in ihrer Heimat
auseinander, in dem sie
Aktivitäten von u.a. "Pussy
Riot" unterstützt und
sich im Rahmen ihrer
universitären Forschung
mit der Putinschen Verwaltungpolitik
kritisch
beschäftigt. Außerdem
möchte Alla durch ihr
Auslandsstudium in Erfahrung
bringen, wie
der russische Alltag von
AUSSEN gesehen wird.
Als Freigeist refl ektiert sie
– ständig gedanklich und
creativ experimentierend
– "sich und die Welt".
Ihr Ziel ist es, die so erworbenen
Kenntnisse
und Fähigkeiten für ein
besseres globales und
soziales Miteinander einzusetzen.
14 Bogart
Das Mitmachmagazin
Alla Poppersoni
apoppersoni@gmail.com
BOGART's PhotoARtist (19)
für Creative Bogart 15
BOGART 19 / 2014 (gi-mix.de/bogart)
Alla Poppersoni: "WE GRAY" 2013
Die Idee zu der Collage entstand zum Theater-Tanzprojekt We Gray von Sönke Ahrens mit Akteuren der Evangelischen Jugend im Dekanat Gießen
als "Dorian Gray-Remake": Im Mienspiel wurden spezifische Emotionen – von Gleichgültigkeit über Wut zu Arroganz etc. – ausgedrückt.
POPCORNER
Museum für Kindheits- und Jugendwerke
bedeutender Künstler in Halle/Westfalen:
Andy Warhol (2 Jahre) mit
Schmetterling auf dem Kopf
"Warhols Ölgemälde – sprechen wir nicht darüber.
Aber seine Grafik ist einfach umwerfend.
Da ist er der König", gerät Museumsleiterin Ursula
Blaschke ins Schwärmen. Die jetzt erneut
verlängerte Ausstellung zeigt den amerikanischen
Meister der Serie in seinen berühmtesten
Werken – und sie zeigt Warhols (1928-1987)
kindliche Seite, wo seine Wurzeln liegen und
wo es "psychologische Spiegelungen" gibt.
Einen Anstoß für seine Weltsicht sieht Ursula
Blaschke in der Frömmigkeit von Warhols Mutter.
Diese habe die bitterarme Familie, die aus
einem Dorf in den Karpaten ausgewandert ist,
in Amerika ernährt, indem sie Papierblumen gefaltet habe. Diese verkaufte sie als Gestecke – jeweils
in einer Weißblech-Dose ohne Banderole: "Weil das den Blumen eine ganz andere Wertigkeit
gab, mussten die armen Kinder jeden Tag Tomatensuppe essen."
"Wild Raspberries" (Wilde Preiselbeeren) heißt das 1959 entstandene Kochbuch, das Warhol
gemeinsam mit der Designerin Suzie Frankfurt gemacht hat, aus dem witzige Einzelblätter gezeigt
werden. Womöglich aus seiner Kinderhand stammt eine Zeichnung, das den kleinen Andy
mit zwei Jahren zeigt. Er trägt einen Schmetterling, das Symbol der Seele, auf dem Kopf. Um im
mütterlich verfassten Text fragt er, ob der Betrachter mitfl iegen möchte. Dieses frühe Erlebnis –
ob wirklich erlebt, oder nur erdacht – zeigt seine große Phantasie. Er glaubt, durch die Hilfe der
Schmetterlinge auch fliegen zu können. Hier zeigt sich schon so früh seine Urbegabung, die ihn
später zu einem großen Künstler macht. – Der Schmetterling begleitet ihn, ob im Siebdruckverfahren
oder auf Geschenkpapier, ein Leben lang!
Schon ganz früh entdeckte Warhol Technik des "Drop and Dripping", eine Methode, die seine
späteren Siebdrucke vorwegnahm: Er kopierte mit Tinte und Tusche gezeichnete Motive von Engeln,
Putten, Schmetterlingen oder Katzen mit einem Blatt Löschpapier kopiert und übertrug sie
auf ein neues Blatt. – (Kirchplatz 3, 33790 Halle / Infos: www.museum-halle.de)
Mit freundlicher Genehmigung des WESTFALEN-BLATTes, Klaudia Genuit-Thiessen
Ursula Blaschke mit dem Plakat zur Ausstellung.
Es zeigt eine 1957 entstandene Lithographie
"Frau auf einem Hahn reitend" aus
dem Volksmärchen "Hans mein Igel" der
Grimm-Sammlung. Foto: Klaudia Genuit-Thiessen
Als Augenschmaus
präsentiert
und als Gaumenschmaus
zur
Vernissage analog
serviert: Die
Safran-Marzipan-
Aprikosen-Torte
aus der Warhol-
Konditorei.
Wie nahe sich John Lennon, Andy Warhol
und Yoko Ono waren, zeigt das Foto
"The transfer of power".
Das Cover von John Lennons "Walls and Bridges"
(1974) zeigt, wie der Elfjährige seinen FC Liverpool beobachtete.
Das Booklet enthält weitere Kindheitswerke.
Parallelität der Ereignisse:
Die in BOGART in dieser und in vorherigen Ausgaben
immer gern aufgezeigten musischen Vielfachbegabungen
bekannter und talentierter Künstler repräsentieren
hier auch zwei internationale Pop-Artisten
in den gleichzeitig laufenden Ausstellungen.
John Lennon (1940-1980) begann bereits als kleiner
Junge zu zeichnen, lange bevor er eine Gitarre hatte.
Er besuchte drei Jahre das renommierte Liverpool
Art Institute (1957-1960), bevor er ein „Beatle“ wurde.
Lennons primäre Medien waren Strichzeichnungen,
Cartoons, Kritzeleien, die er mit Kugelschreiber,
Bleistift oder japanischer Sumi Tinte schuf.
Das Hochzeitshaus (Osterstr. 2, 31785 Hameln) zeigt
noch bis 30. März 2014
THE ART OF JOHN LENNON
mit der der Sammler Michael-Andreas Wahle, derzeit
durch Europa tourt.
(johnlennonausstellung.de)
18 Bogart
Das Mitmachmagazin
O
E DITION
K A L L I O P E
BUCH UND KUNST
Edition Kalliope Buch und Kunst vertritt
Künstler und Künstlerinnen aller
Stilrichtungen der Bildenden Kunst:
Die Bildsprache des Gießener Künstlers
Hans-Michael Kirstein zeigt zahlreiche
Facetten, hier der erzählerische Strom
mit nachdenklich-skurril-ironischem Inhalt,
dort der entlarvend-spitze Stift, der
genüsslich die seelischen und körperlichen
Abgründe der Porträtierten – auf
den Punkt gebracht – widerspiegelt.
Dem Fotografen Klaus Schröder gelingt
es, den Himmel auf die Erde zu holen.
Seine Bilder folgen dem Stil des abstrakten
Expressionismus – dies alles ohne
elektronische Überarbeitung. Die Fotografien
entstehen durch das geschickte
Arrangement eines Zusammenspiels
von Sonne, Wasser und Farbe. Er erschafft
Kompositionen mit unnachahmlicher
ästhetischer Ausdruckskraft.
Der Biebertaler Ralf Steinmüller sucht
das Material, mit dem er sich künstlerisch
auseinandersetzt, in der Natur.
Sein Interesse gilt der Kombination organischer
Strukturen mit der ihr eigenen natürlichen
Farbigkeit.
Die luftigen Aquarelle von Margit Seiwert
weisen durchaus dadaistische Merkmale
auf. Sie legt den Schwerpunkt auf die
Aquarell- und Gouachetechnik.
Die Bildsprache der Künstlerin Birgit Kalkofen
besteht hauptsächlich in einer auf
das Wesentliche reduzierten Figürlichkeit.
In diese überträgt sie ornamental sehr
harmonische Formen. Hinzu kommt ihre
Kunstfertigkeit im Auftrag leuchtender
Farben. Das Zusammenspiel von Form
und Farbe verleiht ihren Werken sinnliche
Attraktivität.
Die Künstlerin Franziska Erb-Bibo bevorzugt
eine abstrakt-figurative Darstellungsweise.
Ihre Werke zeigen emotional-expressive
Momentaufnahmen mit
kräftigen Konturen, in teils fast explodierender
Farbigkeit oder auch einer zurückgenommenen
kühlen Dunkelheit.
Anna Anatoljewna Dörr legt den Schwerpunkt
auf Landschaften, Porträts,
florale Malerei und Wandmalerei.
Pia Grambart setzt Formen und
Farben surreal ein. Ihre Figuren
sind skurill, ihre Bilder platzen vor
Lebensfreude.
Der Fotograf Thomas Mueck liebt
die ungewöhnliche Perspektive,
seine Stadtansichten sind gerne
mal nur durch Pfützen zu betrachten.
Birgit Kalkofen „Lola, die Elegante“
Acryl auf Holz, 40 x 60 cm
für Autoren
Sie haben Kurzgeschichten, Erzählungen,
einen Roman, vielleicht
sogar Gedichte in der Schublade.
Ein Theaterstück, Ihre Lebensgeschichte,
Ihre Liebesgeschichte, ein
Kinderbuch, ein Bildband wartet auf
Veröffentlichung.
Bei Edition Kalliope findet Ihr Manuskript
seinen Platz und seinen Weg.
So wie der Erzählband „Die Erben
des Blauen Hauses“ von Heidi Haas
und die humoristischen Gedichte
„Mein Gott, was hat der Mann Kultur
...“ von Volker Kölb.
Ausführlichere Informationen unter:
edition-kalliope.de oder besuchen Sie
Atelier N°6 in der Mühlstr. 6 in Gießen.
Anna Dörr „Im Wachstum“
Acryl auf Leinwand, 50 x 60 cm
Volker Kölb
„Mein Gott, was hat der
Mann Kultur ...“
Humoristische Gedichte
ISBN 978-3-944034-01-0
Broschiert, 136 Seiten
€ 12,80
Heidi Haas
Die Erben des Blauen
Hauses
Erzählungen
ISBN 978-3-944034-00-3,
Broschiert, 200 Seiten
€ 14,80
für Creative
Bogart 19
Stephan PUSSEL SPIELT, singt & Swingt seit 25 Jahren
Turbo
Sapienowa
Foto: Alla Poppersoni
Foto: Alla Poppersoni
Foto: R. Müller-Rode
Foto: Christoforos "Rossi" Mechanezidis / stolenmoments.de
20 BOGART
Das Mitmachmagazin
Tonart
"In den ersten Lebensmonaten habe ich nur laut geschrien,
weil mir die Babykost auf den Magen schlug. Das hat
offensichtlich meine Lungen gestärkt", so entwickelte sich
Stephan Pussel frühes Leiden zu kraftvoller Sangesfreude,
das über Kinder- und Kirchenchor zum späteren "Vocal-
Coaching" bei Odilia Rodach in Gießen führte. Und hier hat
der jetzt 42jährige gebürtige Lauterbacher in der Sozialen
Arbeit seinen berufl ichen sowie als Percussionist und
Sänger den musikalischen Mittelpunkt gefunden.
In den 90er Jahren als Sänger und Frontmann der Latin-
Rock Band Quasimodo und der Soul-Funk-Band Tampoon
auf den Bühnen des Vogelsberges gefeiert, sang er zudem
viele Jahre beim A-Capella Ensemble seiner Heimatstadt,
den Jazz hat‘s und agierte auch als Darsteller bei zahlreichen
Musiktheatern. Seine Vielfalt reicht von handgemachtem
Jazz, groovig-souligem Funkrock und experimentellem
Elektro-Pop bis hin zu authentischem Balkan-Folk
und anderen Sparten der Weltmusik. Auch das mittelhessische
Fassenachtspublikum hielt Stephan Pussel in
Schunkellaune und mit ebenso großem Spaß arrangierten
er und sein Freund, der Gitarrist Sebastian "Hüder" Ahlert,
als Hommage an die "Strolch-Camembert" Hochburg, den
auch auf der CD Die Zwölf erhältlichen Original–"Schebbe-
Baa-Bossa".
Es bewege sich musikalisch eine Menge, betont der Wahlgießener,
wie zum Beispiel in der Kulturinitiative Gießen,
kurz KiG (Anm.: In dem ehemaligen Kasernengebäude an
der Netanyastraße proben inzwischen rund 500 Musiker
in mehr als 100 Bands) die neben einigen anderen lokalen
Gruppen und Organisationen MusikerInnen fördern und
Konzerte organisieren. "Meine Bands und ich haben bislang
schon zahlreiche unserer Konzerte einfach selbst auf
die Beine gestellt", erklärt Stephan Pussel, der zu den Gründungsmitgliedern
von ÄchtJäzzt und dem Liedermacher-
Ensemble HörenSagen um Nine Hippinen u. Alena Wieske
zählt (s.a. BOGART 18). Und dass er auch mal "einsam" als
neuzeitlicher Singer-Songwriter den Konzertsaal bewegt,
verdeutlicht unter anderem der konzertante Mitschnitt
seiner Eigenkomposition "Dein Traum" bei Youtube.
Unter dem Namen „Stefan Maszina Puszelski“ oder "Styopa"
ist er derzeit mit Turbo Sapienowa auf höchst abwechslungsreicher
Reise durch die osteuropäischen Musikwelten
von Russen-Ska und Gypsy-Punk über Balkan-Beats hin zu
türkischer Polka. Die hessische Band um die stimmgewaltige
Moldawierin Ina Gasolina und dem quirlig-chaotischen
Multiinstrumentalisten Sergej Swainenaken, hat in ihrem
Tourplan auch immer wieder kurzfristige Heimspiele, bei
denen der 9. August auf der Burg Staufenberg bereits
terminiert ist.
"Natürlich hat es auch mal Anreize für eine professionelle
Musikerkarriere gegeben, das Ausleben meiner spezifi
schen Intentionen dominierte dann aber auch", wies
Stephan Pussel damit gleichzeitig auf seine aktuelle Suche
nach neuen Lautmalereien hin, die er in einem "experimentell
kulturellem Poutpourri aus ehrlichem Rock und
sphärischer Weltmusik" zu fi nden hofft... Als ausgebildeter
Klangtherapeut und Leiter von Trommel–Workshops findet
Stephan ebenso stete Resonanz ob seiner Kompetenz,
wie er jungen Talenten vor und hinter den Kulissen nicht
nur mit Technik und Logistik fachkundig zur Seite steht -
was ihn als nicht unwesentliches Element im musikanten
"Puzzle"-Spiel der heimischen Szene ausweist.
P R O M O C D E R H Ä L T L I C H !
"yUHU! Meine erste Promo-CD ist da!
Da dieser Prozess schon eine Weile
gedauert hat, lautet Titel entsprechend
einem der 16 Songs Jetzt kann die Liebe
langsam kommen," kündet der Gießener
"Barde" ALEX LIEBE seine kleine
retrospektive der letzten neun Jahre
an. Unter alexanderliebe.bandcamp.
com gibt es die komplette Hörprobe
und die 5-euro-Option des digitalen
Downloads. Die Original-CD, dessen
Cover von Wadim reis (s. BOGarT 16)
entworfen wurde, kostet bei Liveautritten
€ 8,- bzw. incl. Versand € 9,- unter
liebealexander@googlemail.com.
"SAND UNTER DEN NÄGELN...
...und Dreck im Gepäck,
wir wollen bleiben, viel erleben, wollen morgen wieder weg.
Deck´ die letzte Karte auf und setzt´ noch Einen drauf,
weil ich das jetzt brauch´...",
...beginnt das frische Liedgut der Gießener Singer-SongwriterInnen NINE HIPPINEN
und ALENA WIESKE, das unter peruanischen Himmel seine Premiere feierte.
"Jetzt sind wir seit 4 Monaten unterwegs und konnten schon in dieser (kurzen) Zeit
einige Erfahrungen sammeln, welche uns auch nachdenklich gestimmt haben. Ein paar
dieser Gedanken wollen wir mit euch teilen", posteten die 2 VON WIR via Facebook
an die BOGART-Pinwand, die sich für ihren inspirativen Südamerika-Trip ein Jahr lang
Zeit lassen wollten.
"Hier klappern
die Kaffeetassen,
da laufen
die Strassenhunde.
Alte
Klapperkarren
rollen rostend,
die Flachb
i l d s c h i r m e
f l i m m e r n .
F o r t l a u f e n d
schimmern Farben,
es werden
Hüte und Tüten getragen. Hier sieht dir Jesus beim Essen zu, da sitzen die Obdachlosen.
Kinder lachen frei und laufen, müssen hinter Ladentheken ihre Kindheit verkaufen.
Auf Plakaten blonde Posen, Verfallene Haeuser, davor Rosen.
Ein einfaches Leben mit Gott und Natur, doch nach mehr Reichtum streben. Die USA
macht es vor. Von Bergen umgeben, statt von Gittern aus Gold, hält uns nichts so umklammert,
wie das Vertrauen in uns selbst und das wir leben, was uns gefällt. Wir ziehen
weiter, tragen andere Gebrauchsspuren mit uns fort. Keine Druckstellen des Alltagas.
Keine Wunden der Angst zu versagen, nicht zu genügen.
Es sind die Kratzer in den Gitarren, die Hornhaut auf den Fingerkuppen, die Löcher in
den Hemden, die uns daran erinnern, dass wir uns zu dem machen, was wir sind. Kein
Material der Welt ist so fest, so stark und so schön, keine Formel so einprägsam, wie die
Erfahrungen einer Reise. Sie sind nie Konstant, sondern bleiben immer beweglich. Wie
auch die Seele unserer Musik beweglich bleibt."
Die BOGART-Leser freuen sich auf mehr dieser balladesken Erlebnisberichte, die in
einem schon vorfreudig erwarteten Konzert von Nine und Alena dann auch hierorts die
Gemüter bewegen werden.
für Creative
Bogart 21
CINEMA
115 Jahre Kino
Ein Streifzug durch die
Filmgeschichte (16)
fokussiert von
Hans-Michael Kirstein
So schloß Teil 15 (in BOGART 17):
Pausierte dieser kursorische Streifzug durch
den vielgestaltigen Kosmos belichteten Zelluloids
vor der Jahrhunderwende wegen des
anschließenden Rechercheaufwands für eine
Ausgabe, geht es nun hier mit den wichtigsten
Highlights der 2000er weiter.
Neben sperrig-ambitionierten Autorenfilmen und individuell
typisierten Genreauslotungen waren für den internationalen
Film während der 2000er Jahre vor allem
großbudgetierte Blockbuster charakteristisch. Allem voran
bildeten speziell angelsächsische Comicfiguren und
-sujets die narrativen/visuellen Grundlagen für Spielfilme.
Und es war somit die amerikanische Filmindustrie,
begünstigt durch ausgereifteste PC-Technik und adäquate
Kapitalmöglichkeiten (oft im internationalen Verbund
via ausländischer Produktionsgelder), definitiver Weltmeister
im produktiven Ausstoß als auch in der Rendite
zu werden (Bruttoumsätze von 15 Mrd. Dollar p.a. als
Gesamtsumme gelten realistisch projeziert).
Allein mit den Handwerklichkeiten
des alten "analogen" Kinos...
...hätten moderne Filmschöpfer niemals jene Selbstverständlichkeit
des Überwirklichen darstellen können, wie
sie z.B. in den Batman-, Harry Potter-, Hellboy- oder
Lord of the Rings-Zyklen zu finden ist. Das virtuelle Kino
erlaubt die Vergegenständlichung physikalisch absurdester
Flucht- und Traumräume. Die neogotisch anmutenden
Stadträume von Batman und Catwoman oder
die Kombination von schrägen Comiccharakteren mit
authentischen Stadt-Landschaften (Hulk, Ironman oder
Hellboy) wären ohne die Illusionsmaschinerie der pcgenerierten
Tricks in dieser Dichte kaum möglich. Natürlich
reflektieren diese Adaptionen von defekten bis grotesken
Comichelden auch – mal bewußt, mal unbewußt
– die historisch-mentalen Befindlichkeiten ihrer Zeit.
Und gerade eine Nation wie die USA,im 2000er Jahrzehnt
von Ereignissen wie dem islamistischen Terroranschlag
vom 11.9.01 auf das WTC in New York geplagt,
dem dann der Irakkrieg, Afghanistan, der Sicherheitswahn
der ultrakonservativen George W. Bush-Administration
oder die geplatzte Immobilienblase folgten, suchte
ihr kreatives Heil im Potenzieren hypertropher Helden ...
Aber neben all diesen eher eskapistischen Materialschlachten
tauchen immer wieder ambitionierte, um
eine persönliche Erzähl- und Inszenierungshaltung ringende
Filmemacher auf.
So hält der multitalentierte Regisseur und Schauspieler
Clint Eastwood (*1931) seit über 50 Jahren (!) die Fahne
kreativen Handelns und Wandelns hoch; von der TV-
Westernserie Rawhide aus den Frühsechzigern bis hin
zum multimotivischen Krimi Changeling (2008) zieht
sich die lange Reihe seiner außergewöhnlichen Karriere.
Martin Scorcese (*1942) widmet sich seit den Siebzigern
konsequent den äußeren und inneren Mechanismen
krimineller Strukturen (Gangs of New York; 2002).
Tim Burton (*1956) ist seit Batman (1989) der
hochprofilierte filmische Arrangeur des ironisch gebrochenen
und bizarr verformten Kinomärchens
(Corpse Bride; 2008). Für mal subtile, mal sarkastische
Genre- und Gesellschaftsbefragungen stehen die
Coen-Brüder (Ethan *1954; Joel *1956). Ihre Arbeiten
sind zu meist inhaltliche wie visuelle Dekonstruktionen
des klassischen Hollywood-Kinos, das so ca.
1970 mit Coppola, Hellman, Friedkin u.a. endete.
Auch Paul Haggis, Pal Thomas Anderson, David Cronenberg
oder Steven Soderbergh stehen für das Beschreiben
zeitgemäßer Befindlichkeiten. Der gebürtige Taiwanese
Ang Lee (*1954) steht für feinziselierte Genreauslotungen
wie Brokeback Mountain (2004) immer verknüpft
mit analytischen Psychogrammen (bei "BM" geht es um
homophile Neigungen 2er Cowboys). Quentin Tarantino
(*1963) wird gerühmt für seine krachledernen Genrefilm-Dekonstruktionenwie
Inglourious Basterds (2009)
oder Django Unchained (2013). Seine Werke entfalten
einen verführerischen Oberflächenreiz - allerdings
wirkt seine Art des "Mythdebunking" oft artifiziell und
gesucht - die brillante Optik übertüncht öfter die Baselbogenhaftigkeit
von Tarantinos Dramaturgie.
Die polemisch-sozialkritische Semi-Dokumentation beherrscht
kaum einer wie Michael Moore (*1952) und
Zwei köstliche Super-8-Produktionen
v o n h i s t o r i s c h e m We r t u n d
zeitgeistiger Intension hat "Amon Tell"
bei YOUTUBE hochgeladen. "Giessen,
Freitag vor Pfingsten so gegen 11 Uhr
dreissig... ...geschäftiges Treiben im
Seltersweg – hier war des Volkes wahrer
Himmel..." lautet der "Beipackzettel" des
Regisseurs (?), der mit der Schmalfimkamera
den Hauptdarsteller während seiner Handund
Mundarbeit an längst "verblasenen"
Schauplätzen rund um die Einkaufsmeile bis
zum "Final Pop" begleitete...
das Milieu des ironisch dekuvrierenden Animationsfilms
(mitteIs PC) bestimmen die Firmen Pixar oder Dreamworks.
Die Incredibles von 2004 oder die kochende
Ratte in Ratatouille, entstanden 2007, brachtem dem
ambitionierten Animationsfilmer Brad Bird (*1957) jeweils
ACADEMY AWARDS ein. Das Trickstudio Pixar
sowie der Superheldenverlag Marvel gehören im Übrigen
seit geraumer Zeit zum schier unwerwüstlichen
Medienmogul Disney...
Uralt-Story gemixt mit
HiTech-Umsetzung bestimmten
den Blockbuster AVATAR...
...des James Cameron (*1954; – das rein virtuell generierte
Fantasyspektakel verkäuft seine zitatgefüllte Gutwesenfabel
mit clever formulierten Oberflächenreizen
... Das alte Erzählkino tritt endgültig in die Welt des
Computerspiels ein und vice versa.Eher "klassisches"
Handwerk, gepaart mit einer dezidiert liberalen politischen
Attitüde (wobei das Hollywoodsche Filmmilieu
traditionell eher "links" vom US-Mainstream steht – gerade
auch in den reaktionär aufgeheizten G.W. Bush
– Jahren) sind die Trademarks des Schauspielers und
Regiesseurs George Clooney (*1960). So mag sein
in Personalunion verfertigter 50er Jahre-Sreifen Good
Night, And Good Luck (2005), eine scharfsinnige Analyse
der denunziatorischen McCarthy-Ära, für die Inten-
proudly presents:
Giessen 1969:
DER PRÄSER
"DER BESTATTER KOMMT!", lautet das so kommentierte Epos II:
... wir sind nun in den Herbstferien des Jahres 1969 angekommen.
Diesmal in Farbe ! Der gute, alte Seltersweg war auch hier wieder
die geeignete Bühne für diesen kunstvollen Nonsens (Eher am Rande
war zu hören, es sei wohl nur grober Unfug voller
Bedeutungslosigkeit. Hmmmm....?!..und das bei der Mühe! )
22 Bogart
Das Mitmachmagazin
tionen Clooneys stehen. Allerdings weiss der smarte,
beauhafte Akteur sowohl die "yellow press" als auch
Esspressomaschinen zu bedienen.Mit "Veteran" Steven
Spielberg, dem Themenallrounder Ron Howard (*1954;
The Da Vinci Code; 2007) oder dem Deutschen Roland
Emmerich (*1957) treten vor allem die Repräsentanten
geschickt übertünchter Allerweltskost immer wieder auf
den Plan. Voll rauher und anteilnehmender Machart
die Beiträge aus problemgeschüttelten Regionen Lateinamerikas:
Der Brasilianer Fernando Meirelles (*1955)
verstört mit dem Slum-Krimi-Drama City Of God (2002)
und der Mexikaner Alfonso Cuaron (*1961) brilliert mit
dem Drifterdrama Lust For Life. Mit mal hintersinnigen,
mal grotesken Parabeln weiß der Mexikaner Guillermo
del Toro zu überzeugen (Hellboy, 2004/08; Pan's Labyrinth
2006).
Das englische Kino verweist mit Talenten wie Ken
Loach, Stephan Frears (The Queen, 2006), Danny Boyle
(*1956, Slumdog Millionaire – eine flamboyante Mixtur
aus Märchen und Sozialkritik, im zeitgenössischen
Indien spielend), Mike Leigh oder Guy Ritchie (*1968,
Snatch 2000) auf seine ungebrochene Tradition, den
authentischen Blick auf variable Milieuformen je nach
Bedarf naturalistisch oder sarkastisch verfremdet zu
werfen.
Wie es mit der Kinobewegung bis
zum aktuellen Zeitpunkt weiterging,
lesen Sie in der nächsten Ausgabe.
INSIDE WIKILEAKS –
Die fünfte
Gewalt
v.l.n.r.: Jasna Vavra (Universum), Nikolai Kinski, Dieter Kosslick, Guillaume Gallienne, Wieland Speck, Xavier Lafitte,
Charlotte Le Bon, Marie de Villepin, Jalil Lespert, Pierre Niney, Al Munteanu (SquareOne) ©SquareOne/Universum
Yves Saint Laurent (Pierre Niney)
© SquareOne/ Universum
Foto: Tibo & Anouchka
YVES SAINT LAURENT
startet bundesweit am 17. April 2014
Paris 1957. Der gerade einmal 21-jährige Yves Saint Laurent ist einer
der talentiertesten Nachwuchsdesigner Frankreichs und die rechte
Hand des Modeschöpfers Christian Dior. Als dieser unerwartet
stirbt, wird Yves künstlerischer Leiter einer der renommiertesten
Modemarken der Welt. Seine erste Kollektion wird für den jungen,
genialen Modeschöpfer zu einem triumphalen Erfolg. Während
einer Modenschau trifft der schüchterne Yves Saint Laurent auf
Pierre Bergé. Die beiden werden Lebens- und Geschäftspartner
und gründen unter enormem Risiko ihr eigenes, legendäres
Modelabel „Yves Saint Laurent“.
Regisseur Jalil Lespert zeichnet ein bewegendes Portrait dieser
einzigartigen Persönlichkeit und führt mitten hinein in die
brodelnde Welt der Mode der 60er und 70er Jahre mit ihrem
Lebensgefühl, Machtkämpfen und Musen. Mit YVES SAINT
LAURENT präsentieren SquareOne Entertainment und Universum
Film eine Riege der begehrtesten Jungschauspieler Frankreichs.
Der auf wahren
E r e i g n i s s e n
b a s i e r e n d e
d r a m a t i s c h e
Thriller INSIDE
WIKILEAKS – DIE
FÜNFTE GEWALT
erzählt von den
Versuchen, die
Täuschungen und
Korruptionen der
Mächtigen offen zu legen, die jenes kleine
Internet-Startup in die am heftigsten
d e b a t t i e r t e O r g a n i s a t i o n d e s 2 1 .
Jahrhunderts verwandelte. Die Geschichte
beginnt, als sich WikiLeaks-Gründer Julian
Assange (Benedict Cumberbatch) und sein
Kollege Daniel Domscheit-Berg (Daniel
Brühl) zusammentun, um aus dem digitalen
Untergrund heraus die Privilegierten und
Mächtigen dieser Welt zu überwachen.
Ab 3.4.14 auf DVD, Blu-ray und als Video on
Demand; FSK: ab 12 Jahren., ca. 128 Min.
Inspiriert vom einflussreichsten Modeschöpfer aller Zeiten:
"Yves Saint Laurent", Gipsometrie auf Leinwand des Busecker Künstlers Rainer Müller
für Creative
Bogart 23
BOOK&ART
Darwin-Biographie
nun auch als E-Book
Dieses von der Kritik als die definitive
Biographie über den genialen Naturforscher
und Begründer der evolutionstheorie
gewürdigte Lebensbeschreibung
entwirft mit pointiertem Sprachgestus
ein äußerst vitales Bild des englands
im 19. Jahrhunderts, aus dem heraus
Charles Darwins (1809-1882) Leben
und Wirken zu verstehen ist.
Und mit dem im nahen Lahnau-
Waldgirmes lebenden belgisch-deutschen
autor Prof. Dr. Guido J. Braem,
einem renommierten Biologen, Hochschuldozenten
und Orchideenspezialisten,
sind in jenem Standardtwerk
zwei Momente gewahrleistet: akribie
in der historisch-naturwissenschaftlichen
recherche sowie eine der intelligenten
Stimmungsmalerei verpflichtete
erzählkunst.
CHarLeS DarWIN: eINe BIOGraFIe
Kindle edition, 25,73 bei amazon
Hans-Michael Kirstein:
Survival Of The Fittest (Illucollage)
Die Kunstwoche in der Toskana bietet Kultur pur
Der österreichische Maler Hapé Schreiberhuber und der Gießener Kunsthistoriker
Dr. Martin Miersch bieten auch in diesem Jahr wieder ihre praktisch bzw. theoretisch
orientierten Kunstkurse im italienischen Kloster Sant´Anna in Camprena von
Sonntag, 20. bis Samstag, 26. Juli an.
Ziel des Schreiberhuber-Kurses ist,
konsequent an einer großformatigen
Arcylmalerei zu arbeiten, und das Thema
der Interpretation einer Renaissancemalerei
mit seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten
auszuloten.
Eine vertiefte Bildinterpretation sowie das
Vermitteln von Hintergrundinformationen
zum Verhältnis von Auftraggeber und
Künstler sowie zu deren sozialem Umfeld ist
die Intension des Miersch-Kurses, der von
abwechslungsreichen Tagesfahrten begleitet
wird.
Die Gruppe von 15 TeilnehmerInnen wohnt
in der Klosteranlage, die nahe Pienza in der
Toscana im Val d’Orcia zwischen den Städten
Montepulciano und Montalcino liegt.
Der Gesamtpreis beträgt bei eigener Anund
Abreise, Halbpension, 6 Nächte im
Einzelzimmel komplett 890.- Euro.
Mehr Informationen: kunstwoche.at und
martinmiersch@gmx.de (T.: 064196969525)
„Man muss sich
auf Kunst einlassen
können, um sie zu
verstehen und sich
ihr hingeben, auch
wenn es nur für
einen Moment ist!“
Unter dem
Buchtitel
MENLANCHOLY
interpretiert der Hamburger Grafi ker
und Illustrator GIZMORIAN auf
48 Seiten mit erotischen Bildern
und nachdenklich-melancholischer
Lyrik die Komplexität menschlicher
Gefühlswelten. Sinnlichkeit, gepaart
mit Feingefühl und Romantik,
die Faszination der Dunkelheit,
Unabhängigkeit und ein Dasein ohne
Grenzen – all diese Stimmungen
lassen den Leser für träumerische
Augenblicke seinem gewohnten
Alltag entfl iehen.
Die Szenarien sind überwiegend
am Computer unter Anwendung
eines Grafi ktabletts entstanden.
"Inspirationen können urplötzlich
auftauchen, ob nun in tonaler oder
visueller Form und wichtig ist, die
Idee festzuhalten", so der Autor.
EDITION BOGART, HC, 48 S., € 24 90
Melancholie
Brennende Tränen
Blick durch den Nebelschein
Und es verändert dich
Der Schleier hüllt dich ein
Es ist ein anderes Ich
Vernunft ist längst verloren
Emotion steigt schnell empor
Sich in die Seele bohren
Dringt bis zu deinem Herzen vor
Wie ein Gefühl von zu viel Wein
Andere es nicht verstehen
Doch Emotionen müssen sein
Sich im Sand versinken sehen
Keiner ist so stark wie sie
Es dominiert Melancholie
Ein Wort, ein Ton
und spürst es schon
Hör ihre traurig‘ Melodie
Getragen von Melancholie
Sie hält dich fest mit weichen Klauen
Wird dir in die Augen schauen
So war dir bisher noch nie
Ich liebe dich, Melancholie!
24 Bogart
Das Mitmachmagazin
MIT GIZMORIAN DURCH DIE JAHRESZEITEN
© GIZMORIAN: HAPPY EASTER www.gizmorian.com
MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI
MÄRZ 2014 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
APRIL 2014 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
MAI 2014 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
für Creative
Bogart 25
cityHighlights
STaDT
© Jochen Schaudig
© RMR
Wir alle leben in der Stadt
eine einzelne Zelle für unsere Träume
Draußen der regen
Nichts was uns hält.
Überall Geschichte
Geschichten und zuviel Zeit
Wir verschwenden sie.
Das einzige was wir damit tun in Städten ist,
sie endlos zu dehnen.
Zigaretten rauchen, trinken, Drogen, tanzen
abchecken und sich abgrenzen
reden und schweigen
Gewalt und Gefahr
Musik immer wieder Musik
Du hast nie gesagt komm wieder weil Zeit hier
endlos ist
Wir sehen uns an einer Haltestelle
In einem Club irgendwann wenn es sein soll
Bis dahin rauchen, schweigen, Musik
Nachdenken, es zerdenken bis die Paranoia
uns wieder beherrscht
Wir kennen sie
Keinen zu nah ranlassen
Die Menschen neben uns brauchen wir nur zur
Sicherheit
Nähe macht angst
Wir lassen sie da wo sie uns inspiriert
zu Musik, Musik, Musik, Musik
eine einzelne Zelle für unsere Träume
Mehr brauchen wir nicht
Ulrike Melzer
(aus Gedichtezyklus STaDT)
Weckmarkt 17
Di bis So 10–18,
Mi 10–21 Uhr
caricatura‐museum.de
RALF KÖNIG (27. März bis 3. August 2014)
„Wie viele Menschen meiner Generation habe ich mit Comics lesen gelernt.
Mit den Comics von ralf König kann man denken lernen.“ (Denis
Scheck im Vorwort zu „Der dicke König“)
ralf König (*1960) zeichnet seit über 30 Jahren Comics. Die ersten
Geschichten des heute in zahlreiche Sprachen übersetzten Zeichners
widmen sich der Schwulenszene. einem breiten Publikum bekannt
ist König spätestens seit 1987, als "Der bewegte Mann" erschien - der
Comic-roman wurde 1994 mit Til Schweiger, Joachim Król und Katja
riemann in den Hauptrollen verfilmt und mit 6,5 Millionen Zuschauern
zum bis dahin zweiterfolgreichsten deutschen Film der Kinogeschichte.
Seit einigen Jahren dreht sich ralf Königs Schaffen vermehrt um religion:
Das neuste Buch von ralf
König – „elftausend Jungfrauen“
(2012) – erzählt die Legende der
Heiligen Ursula, die nach Köln
pilgerte, um ihre Unschuld zu bewahren.
Bereits 2005 und 2006
erschien in zwei Bänden die erzählung
„Dschinn Dschinn“, in dem
sich König dem Phänomen des
radikalen Islamismus annimmt.
Mit der Bibel-Trilogie "Prototyp"
(2008), "archetyp" (2009, beide
vorab als Serie in der Frankfurter
allgemeinen Zeitung erschienen)
und "antityp" (2010) schrieb König,
der seit 2007 Mitglied des Wissenschaftlichen
Beirats der Giordano-
Bruno-Stiftung ist, die Schöpfungsgeschichte,
die Geschichte der
Sintflut und des apostel Paulus
neu. Die ausstellung im caricatura
museum frankfurt zeigt diese und
viele andere Geschichten aus dem
umfangreichen und großartigen
Werk des Kölner Comiczeichners.
Am Mittwoch, 26. März 2014
wird die RALF KÖNIG-Ausstellung
in Frankfurt eröffnet!
© Ralf König
26 Bogart
Das Mitmachmagazin
© Reinhard Müller-Rode
SUPERCHATTER ( 4 )
An die Notdurft der
Männer ist ja reichlich
gedacht!
❢ ❢ ❢ SUPPENMAN
Ich greif' im
Mussfalle einfach
mal schnell
zur Kanne...
SPLASH
MAN
LAGA
2014
Macht bloß kein' Scheiß!
Hier gibt's doch jetzt
die Aktion "Klo für'n Po"
oder so...
MAYOR
WOMAN
BOGART-
BUBBLE
"Giessener Biere unerreicht, sechs
getrunken, sieben geseicht", heißt es
lapidar im Volksmund. Und dass eben
Blasen- und Darmdruck – insbesondere
auf der mit Speisen und
Getränken garnierten Landesgartenschau
(26.4.
bis 5.10.14) – nicht im
"öffentlichen" Raum ihren
Niederschlag finden,
sind die Stadtverantwortlichen
kreativ und initiativ geworden.
So erlauben jetzt alle
an der Aktion "Nette Toilette" menden Restaurants, Cafés und öffent-
teilnehlichen
Einrichtungen, die an diesem
Aufkleber zu erkennen sind, die kostenlose
Benutzung ihrer Sanitäranlagen
Wer also dennoch meint, sein Leid mit
vorgetäuschtem Betrachterinteresse
an einem der 8.500 artifziellen Stelen
herabzulassen, ist diesbezüglich auf
dem Holzweg. Denn diese liebevoll
von engagierten Bürgern gestalteten
2,50 m hohen Kunstleitpfosten stehen
wegweisend und signalgebend für die
regionale Identifi kation mit dem floristischen
Event, wo man sich gleichwohl
nicht einfach mal schnell in die Büsche
schlagen sollte...
Szenario: Wadim Reis
Text: R. Müller-Rode
Kein Kavaliersdelikt:
In Singapur wird freies "Kunstpinkeln"
übrigens mit 589 Euro Bußgeld
honoriert. Wer hier z.B. auf dem
"Elefanten-Klo" unter Druck gerät,
ist mit knapp 200 Euro dabei...
für Creative
Bogart 27
"
A
uch beim Gießener Comic-Dealer (Walltorstr. 35) gibt es an
diesem Maitag "Freicomics" für Alle. 400 Hefte mit bis zu 52
Seiten unter 30 Titeln hält Inhaber Dirk Hörnle für die "Szene"
bereit, aus denen maximal fünf pro Fan gratis sind. Die renommiertesten
deutschen Verlage unterstützen dieses Ereignis mit breitgefächerten "Special Editions" aus
allen Genres dieser Jung und Alt immer wieder begeisternde Bildlektüre. So auch Paninicomics mit dem
Flipcover eingebundenen 32-Seiter: Capote in Kansas / Die Stern-Bande. "Hätte ich gewusst, was mich
in Garden City erwartet, wäre ich direkt durchgefahren. Ich hätte niemals angehalten". (Truman Capote)
"Was würde passieren, wenn
der Himmel zum Meer wird
und das Meer zum Himmel?"
Diese und weitere existentielle
Fragen beantworten die
Gießener Autoren-Gebrüder
Wladimir (Text) und Wadim
Reis (Idee, Zeichnungen) im
Startalbum ihrer Graphic-
Novel-Reihe
THE LAST PATH
zunächst nur ahnungsweise.
Das 106 seitige Startalbum
macht die verblüfften Leser
zunächst mit den Charakteren
(Schattenwesen, Wächter,
Hiilfanen u.a.) sowie den
Locations vertraut, ehe "die
Frage auf alle Antworten" geklärt
wird...
Maler und Comicmacher Wadim Reis:
Der Dummy ist fi x und fertig, jetzt geht's
ab "mit Druck" und erscheint in Kürze.
Selbstkritik oder: Man kann ja auch mal untertreiben...
Wadim: An dieser Stelle, liebe
Leser, möchte ich nur Folgendes
bekennen: Mein Name ist Wadim
Reis und ich bin ein Autodidakt.
Leser: Hallo Wadim.
Wadim: Ich habe folgendes Problem:
Meine Ideen sind ganz
gut, aber sobald ich versuche
Sie auf Blatt zu pressen, kommt
nur Dünnpfi ff heraus! Und was
macht Mann dann in so einer Situation?
Aufs Blatt ist es ja schon
geschmiert! Und leider versagt ein
jedes noch so gutes Retuschierungsprogramm
bei der Durchführung
einer Schönheits-OP.
Leser: Aha…
Wadim: Und weil Neuzeichnen
das Problem auch nicht beheben
kann, bleibt einem nichts anderes
übrig, als stur weiter zu machen
und darauf zu vertrauen, dass sich
das Problem von alleine löst.
Leser: Ja, kenn' ich.
Wadim: Ich hoffe die „gute Idee“
strahlt so stark, dass ihr wie ein
Reh im Scheinwerferlicht erstarrt.
Und in diesem Moment, ähnlich
dem Reh, euch die Nahtoderfahrung
von den wirklichen Problemen
ablenkt, nämlich dem Zug
der zeichnerischen Unzulänglichkeit,
der im Begriff ist euch zu
überrollen.
Leser: …ja, das ist wahr…
Wadim: Dem habe ich Nichts
mehr hinzuzufügen! Also verschwindet
nun aus meinem Kopf!
Fortsetzung: Im Nordamerika der 20er hatte
nunmehr der sogenannte "Familienstrip" ein
breites Feld eingenommen. Strips wie Gasoline
Alley von Frank King (1883-1969), hier geht
es um die Besitzerfamilie einer Autowerkstatt,
oder Harold Grays (1894-1968) Little Orhpan
Annie, in dem eine Waise von einem herzigen
Rüstungsfabrikanten adoptiert wird (die Serie
gilt allgemein als eine der unverhohlen reaktionärsten
Comics überhaupt) bildeten die
inhaltlichen Gegenpole jener Genrekategorie.
Von Altamira bis Entenhausen -
COMICS: Erscheinungsbilder einer
populären Kunstform
Dagegen setzte Roy Crane (1901-77) mit Wash
Tubbs zunehmend auf abenteuerlich-exotische
Stories. Hier vereinigten sich ein halbhumoristischer
Strich mit bereits für die Zeitumstände
kühnen Farb- und Layoutvarianten. Um 1930
nahm jedoch der US-Strip heftige Wendungen.
Die Zeitumstände (sozialkritisch-realistische
Tonfilme, Radio, »Wallstreetkrach« 1929 mit
vielerlei sozialen Folgeproblemen, Gangsterunwesen
etc.) führten zu »härteren« eskapistischen
Sujets. Analog zum Hollywoodfilm
jener Jahre schälte sich ein formal realistischer
Zeichenduktus heraus (Comics und Filme beeinflussen
sich seit jenen Tagen äußerst wechselseitig),
der zeigte, daß das Publikum sich
verändert hatte. Die technische Zivilisation mit
ihren vielfältigen akustischen und optischen
Gesten und Zeichen ließ die Leser nach mehr
»dramatischer Dimension« verlangen.
Krimi, Science Fiction,
Abenteuer und Action...
...begannen, das äußere und erzählerische Erscheinungsbild
der Comics mehr und mehr
zu dominieren: 1931 startet der düstere Polizeidetektiv
Dick Tracy seinen expressiv-flächig
gezeichneten Rachefeldzug gegen visuell und
psychologisch deformiert gehaltene Gangster.
Der Autor/Zeichner Chester Gouid (1900-85)
führte bis 1977 bei dieser mehrfach verfilmten
Serie (so 1989 von und mit Warren Beatty und
Madonna) mit unverändertem Pinselstrich
»Regie«.
Kino und Magazine bereiteten die Spur für den
intellektuell und physisch gewandten Tarzan
(1929). Zuerst zeichnete ihn der akademisch
prä-raffaelistisch geprägte Hal Foster (1892-
1982), der dann ab 1937 den langlebigen
und in seiner Qualität einzigartigen Ritterstrip
Prince Valiant (= Eisenherz) schuf. Tarzan wurde
ab 1936 von dem Zeichner Burne Hogarth
übernommen, der in einem formal mitunter
virtuosen Mix aus Manierismus, barocker Kurvatur
und japanischem Farbholzschnitt sowie
»cinetischer« Zergliederung einen der eigenwilligsten,
aber auch aufgrund seiner hyperexhibitionistischen
»Protzigkeit« problematischsten
Stile schuf.
28 Bogart
Das Mitmachmagazin
Hans-Michael Kirstein: Von Altamira bis Entenhausen
100 Jahre comic (IiI)
Der große Artist fiktionaler Raumreisen und
bizarrer »locations« war Alex Raymond (1909-
56). Sein eleganter, barocker Pinselzug verleiht
seinen mitunter atavistischen, aus vielerlei
Quellen gespeisten SF-Melodramen straff
angezogene Corsetthaftigkeit. Nach dem
zweiten Weltkrieg wandte sich Raymond mit
dem Detektiv Rip Kirby, gestaltet in einem
raffiniert-zeitbezogenen Graphikidiom, mehr
realistischen Sujets zu. Connie, eine flott-emanzipierte
Draufgängerin der 30er und 40er (natürlich
verwandt mit den »sophisticated ladies»
der Hollywoodschen Stanwycks und Hepburns),
läuft unter der realistischen wie auch
ornamental modellierenden Feder von Frank
Godwin (1889-1959) zur Hochform auf.
Während diese Strips ja als farbige Sonntagsund/oder
schwarz-weiße Werktagsstreifen laufen,
taucht ab ca.1934 das »Comic Book« auf
– in den Heften werden populäre Pressestrips
nachgedruckt.
Ab 1938/39 treten dann extra für diese »Comic
Books« kreierte quasi omnipotente Helden auf
den Plan, deren Popularität bis heute andauert:
Superman vom Team Shuster und Siegel
sowie Batman, der aus Vampirmythen abgeleitete
Gangsterantagonist, inszeniert von Bob
Kane (1916-98). Beide Geschichten ziehen im
Laufe der Jahre Legionen mehr oder minder
gelungener Superheldenderivate nach sich
und werden unzählige Male verfilmt (so in den
70ern, 80ern und 90ern als üppig budgetierte
A-Filme, die entsprechend augenzwinkernd
ihre Instantmythen aufbereiten). Überhaupt
scheinen Superhelden im neuen Jahrtausend
das narrative Skelett hooywood'scher Blockbuster
zu bilden. Dank computer- und softwarebedingtem
Hitech sind der filmischen
Umsetzung von physikalischen Räumen keinerlei
Grenzen mehr gesetzt.
Interessanter kommt eine superbe
Parodie auf Superhelden und »tough
guys« daher, die Will Eisner (1917-
2005) als »Comic Book«-Beilage für
Zeitungen fertigt: The Spirit (1941); in
der formalen Faktur vom deutschen
Expressionismus (dem des Films
ebenso wie dem der Graphik) und
der Karikatur beeinflußt, erzählen die
»Spirit«-Strips neben rigoroser Abenteuerlichkeit
und Parodie derselben
die Vitae »kleiner« und pointiert fixierter
Persönlichkeiten.
Dieser an O'Henry gemahnende Zug,
eine Galerie eigensinnig-kryptischer
»femmes« der fatalen Art und die »film
noir« orientierten Dekors erheben den
»Spirit« berechtigt in den Rang einer
universellen Kultserie. Eisner selbst
blieb immer seiner experimentellen
Produktivkraft treu und entwickelte ab
den 70ern seine »comic novels«, impressionistisch
bis pointillistisch skizzierte
Charakterstudien der Menschen
des »Big Apple«. Auch erweist er sich
heute noch als gescheiter Essayist und
Theoretiker des Comics.
Die Sozialsatire der Kriegsund
Nachkriegszeit...
...wurde nun vor allem von Al Capp (1909-79)
mit seinen galligen Li'l Abner gepflegt. Amerikanismen
aller Coleur wurden in das fiktive
Städtchen Dogpatch und seine debilen Bewohner
reinkanalisiert und mit scharfer karikaturaler
Geste demontiert. Dies machte seine
Serie kaum exportfähig, förderte jedoch Capps
nationalen Ruf als moderner »Swift« .
Schließendlich kann die Periode der amerikanischen
Comics um 1940 nicht ohne die
Nennung einer Comiczentralgestalt beendet
werden: Milton Caniff (1907-1988), Autor der
legendären Abenteuer- und Fliegerserien Terry
and the pirates (ab 1934) und deren stilistische
Evolution Steve Canyon (ab 1947). Caniffs fast
kalligraphisch-impressiver Realismus (der auch
karikaturale Implantate zuläßt), sein definitiv
»filmischer«, ja storyboardhafter Formkanon
und seine bei allen Patriotismen und Militarismen,
nuancierten Charakterportraits und Dialogwechsel
weisen Caniff als einen der signifikantesten
und stimulierendsten Künstler der
Comichistorie aus. Sein »erwachsener« Tonfall
hebt seine Serien in ihren besten Zeiten in die
Nähe der Filme großer Hollywoodlegenden
wie Howard Hawks oder John Huston. Selbst
in der propagandistischen Phase seiner Comicproduktion
während des 2. Weltkrieges findet
Caniff qua seines Talentes Möglichkeiten,
Zeitbefindlichkeiten erzählerisch nuanciert zu
definieren. Daß seine abenteuernden Glücksrittertypen
wie Steve Canyon dabei auf recht
selbstständige Frauentypen treffen, gehört außerdem
zum »touch« seines Erzählstils.
Daß die Kriegsjahre den amerikanischen Comic
in Zeitungsstrip und »Comic Book« in die
Mühle kriegspropagandistischer »Erbauung«
ziehen; daß eigens zur Verdichtung des Nationalbewußtseins
spezielle Helden wie der
Superpatriot Captain America (1941, von Jack
Kirby/Joe Simon. Kirby, der von 1917-94 lebte,
ist wohl der amerikanische Superheldenautor
und -zeichner mit der weitreichendsten Stilprägung.
Seine klobig-expressiven, aber auch
gummiartig verformbaren Figuren und die
erstarrt-stilisierten Hintergründe beeinflussen
amerikanische Superheldenzeichner bis heute
und finden ihre ironisch überzeichnete Referenz
etwa in der Märchenparodie Fables (ab
2003) von Autor Willingham und den Zeichnern
Buckingham und Leialoha.
Zwischen 1943 und 1965 arbeitete die heutige
Kult"figur" Carl Barks (1901-2000) als Autor und
Zeichner für die Disneyhefte des Verlages Western
Publishing und definierte das mittlerweile
weltberühmte Duckbestiarium, wohnhaft
in Entenhausen (Ducksburg), entscheidend
mit. Dreh- und Angelpunkt seiner Stories war
natürlich zumeist der hechelnde "fall guy" Donald.
Die Grafik Barksens ist dabei von banaler
Durchschnittlichkeit ohne veredelnde Kunstgriffe;
aber seine Fähigkeiten als ironischer
Typenportraitist im erzählerischen Rahmen gepaart
mit Situationskomik und schmunzelnder
Abenteuerparodie lassen seine Geschichten
die Zeiten überdauern. (Fortsetzung folgt)
FAKSIMILES aus: The Comics: Since 1945 (Vlg.:Harry N. Abrams)
Prinz Eisenherz. Ein Handbuch für Kenner und Liebhaber (Vlg. Bocola)
für Creative
Bogart 29
COMIC &
Lucy in the sky with diamomds hieß
ein kryptischer und mythenumrankter
BEATLES-Song aus der legendären Pop-
Ära der 1960er. Ähnlich deliriös kommt der 6.
Band der AUSSERGEWÖHNLICHEN GEN-
TLEMEN seit 1999 von Comictexter-lkone
Alan Moore (*1953) und Zeichengenie Kevin
o'Neill (*1953) daher. Nachdem der eigenwillige
Engländer Moore seit den 1980ern vielerlei
"definitive" Perlen der Comic-Historie schuf
(so V like Vendetta, From Hell oder die textlich
besonders multi-dimensionierten Watchmen), entwickelt er mit
seinem congenialen Illustrator in dem nun erschienenen, von Panini exzellent
bearbeiteten Comicbook Das Schwarze Dossier ein Feuerwerk
comicaler Satire. Dass ein Agentenpärchen über das Studium des schwarzen
Dossiers Transparenz über die Strukturen und Geschichte der eigenen
"Liga" gewinnen möchte, ist der MAGGUFFIN für Moore und O'Neill
, um den Lesern ein schräges Konvolut aus Mythendekonstruktionen und
-zitaten sowie nichts weniger als einen verweisschwangeren Spaziergang
durch Geistes- und Kulturgeschichte zu ermöglichen. Von antiken Sagen
bishin zu James Bond und dem britischen Weltkriegs 2 – Comicpinup-Girl
Jane, von Shakespeare geradewegs zum Art Deco-Comic Little Nemo, von
gefakten Romanfragmenten ganz selbstverständlich zum holländischen
Surrealisten E.C. Escher und von sarkastischer Zitat-Graphik bis zu verstörender
3 D-Projektion ... mehr geht in einem normal formatierten
Comicbook wohl kaum. Moore ist auf dem Höhepunkt seiner mal garstig,
mal sympathietrunkenen Pastiche- und Verweiskultur angelangt. Und diese
Melange hat natürlich in der scheinbar spröd-schnurzügigen Kontur
des Kevin 0-'Neill ihren Co-Partner. Die filigranen Outlines, Kreuzschraffuren
und gekonnt "gestrigen" Linienfügungen verschmelzen perfekt
mit Moores narrativer Absicht, die geneigten Leserlnnen auf süffi sante
Distanz zu halten, um nicht kopflos in die ikonographisch-literarischen
Stolperfallen zu geraten. – 212 S., € 29,99
Um mentaler und
physischer Erschöpfung
zu entgehen,
empfhielt sich nach Tagen
der Rekonvaleszenz ein
ebenfalls bei Panini erschiene
nes Meisterwerk eher
klassisch-"geerdeten" Charakters.
Die DAREDEVIL-
Miniserie Das Ende aller
Tage ist ein fulminantes
pulpiges Sujet-Crossover aus
SuperheldenStory (und ihrer
differenzierten Binnen-Mythologie)
sowie Elementen
aus harschen Kino- und TV-
Krimis. Die B.M. Bendis und
D. Mack-Skriptführung ist
konsistent und läßt "Hell"s Kitchen" und seine Mischpoke nie aus den Augen
einer straffen Regie. Und die versierten Zeichnerstars Bill Sienkiewicz
und Klaus Janson (mit illustrativen Einschüben von David Mack und Alex
Maleev) geben mit nervös-rissigem Artwork die frostige Visualisierung.
124 S., € 29,99
Naiver Beisser
„Ääääh, eklig ... aber er gefällt
mir ... irgendwie“, sinniert die
verführerische Tugba Agkac
beim ersten Arenakampf des
„Pitdogman“ NEXON. Muss sich
die dem Institut des Genforschers
Hoover
entstammende
„Hundekreatur“ zunächst in den
skurilen Ringschlachten zum Geldund
Lustgewinn der „herrschenden
Klasse“ bewähren, soll diese
martialische Rolle nicht allein sein
weiteres Dasein bestimmen...
Die vom Wetzlarer Autor und Zeichner
Sergej Oster entwickelte Graphic Novel spielt in der
nahen Zukunft vor dem Hintergrund einer
regional und gesellschaftlich zweigeteilten
EUROPÄISCHEN UNION: Hüben die
Besitzständler mit willfährigem Gefolge,
drüben die „unproduktiven“ FREAKS und
freimütigen Geister.
Die Episoden 1 und 2 des Startalbums PITDOGMAN
(Vlg. Büchse der Pandorra; Amazon, € 18,-) bzw. der
Heftreihe FREAKSHOW #1 dieser raffiniert entwickelten
„Politfabel“ mit ungewissem Ausgang liegen jetzt
im 104seitigen Hardcover-Integralband vor. In der
unverfälschten Sprache der Protagonisten verfasst, wird
der Betrachter „fast wie im Kino“ in das dramaturgisch
geschickt inszenierte, aktionsreiche Roadmovie um das
außergewöhnliche Lebensschicksal des spürsinnigen
"Arena-Hunde-Mann" NEXON mitgenommen.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und bekannten
Schauplätzen sind durchaus beabsichtigt...
30 Bogart
Das Mitmachmagazin
Graphic Novel
oder nativer Messias?
Zwei Episoden
jetzt in einem Band
zusammengefasst:
NEXONS heldenhafte
Mission im sozialen
Brennpunkt von Macht
und "Ohnmacht".
In der
Heftreihe FREAKSHOW
wird die Graphic Novel
regelmäßig fortgesetzt.
E i n g e s c h o b e n e
SONDERALBEN erhellen
zudem in Rückblenden
die menschlich-tragischen
Beziehungen der
Hauptcharaktere Brotzky,
Hoover, Levin und anderer
Weggefährten.
Doppelausgabe € 19,90
Erhältlich bei:
COMIC-DEALER,
Gießen, Walltorstr. 35 o.
WWW. PITDOGMAN.DE
In den zwei je 46-seitigen
Hardcoveralben entwickelt
der Texter Philippe Charlot,
kongenial vom höchst
sicheren "rendering" des
Zeichners Alexis Chabert
unterstützt, eine narrativ
ungemein originelle,
ironisch-melodramatische
Biographie verwitterter
Jazz- und Swingmusiker.
Die legendäre "Bourbon
Street" im amerikanischen
New Orleans ist dabei die
atmosphärische und räumliche Klammer
für ein sehr unspektakuläres Abenteuer, das
vor allem von zwei Musikern, dem Schwarzen Cornelius und dem weißen
Gitarristen und Sänger Alvin, eine Reise in die eigene Vergangenheit
beschert. Autor Charlot arbeitet brillant mit den Erzählebenen
des Gestern und Heute und entwirft somit über eine konzentriert
geführte Dialog- und Szenenführung ein intensives Stimmungsbild
der Jazzszene sowohl in den 1930ern als auch in den 1990ern - dort
ist das Jetzt der Story verankert. Natürlich steht eine schöne Band-
sängerin zwischen den Hauptakteuren, natürlich ist der Rassismus im
amerikanischen Süden ein Störfaktor im menschlichen Miteinander ...
mit feinziselierterter Erzählkunst gelingt Charlot die Balance von nuancierten
Charaktermalereien und unaufdringlicher Periodenbeschreibung.
Es ist ein genialer Erzählgriff, den legendären Jazzer und Crooner Louis
"Satchmo" Armstrong (1901-71) als Off-Erzähler und gleichsam Moderator
der Geschichte zu benutzen; dadurch erhält das bluesig-elegische
Melo-Drama eine augenzwinkernde Möglichkeit zur ironischen Brechung.
Einen maßgeblichen Anteil seiner Wirkung gewinnt jener faszinierende
Doppelbänder natürlich auch durch Chaberts elegant konturierenden
realistischen Bleistiftstrich – das Portraithafte, das Gestische
oder die Staffage überzeugen durch des Zeichners präzisierenden Strich
und seine Virtuosität im "Visual Storytelling". Kolorist Sebastien Botiet
verendgültigt die Graphik des Comics: am PC legt er die Valeurs über
die Bleistiftzeichnungen – Stimmungs"malerei" von höchster Qualität. Im
Chor comicaler Publikationen bildet "Bourbon Street" einen typischen
Exponenten der französischen "Bande Dessinée"; also reflektiert-durchgefeilte
Unterhaltung der kultiviertesten Facon. – Je Band € 13,99
Bogart 31
aus "Li‘l Sushi goes Yokohama......because Alice is out of town!"– Manga-Obscura mit illugraphischen Japanerien von
Reinhard Müller-Rode (Pics/Digs) und Hans-Michael Kirstein (Inks/Story); 24 S., Hardcover, 20x30 cm; € 29 90 /Edition BOGART