BOGART 19 (BeOurGuestARTist)
Das Gießener Mitmachmagazin für Creative - Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur und Comic
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CINEMA<br />
115 Jahre Kino<br />
Ein Streifzug durch die<br />
Filmgeschichte (16)<br />
fokussiert von<br />
Hans-Michael Kirstein<br />
So schloß Teil 15 (in <strong>BOGART</strong> 17):<br />
Pausierte dieser kursorische Streifzug durch<br />
den vielgestaltigen Kosmos belichteten Zelluloids<br />
vor der Jahrhunderwende wegen des<br />
anschließenden Rechercheaufwands für eine<br />
Ausgabe, geht es nun hier mit den wichtigsten<br />
Highlights der 2000er weiter.<br />
Neben sperrig-ambitionierten Autorenfilmen und individuell<br />
typisierten Genreauslotungen waren für den internationalen<br />
Film während der 2000er Jahre vor allem<br />
großbudgetierte Blockbuster charakteristisch. Allem voran<br />
bildeten speziell angelsächsische Comicfiguren und<br />
-sujets die narrativen/visuellen Grundlagen für Spielfilme.<br />
Und es war somit die amerikanische Filmindustrie,<br />
begünstigt durch ausgereifteste PC-Technik und adäquate<br />
Kapitalmöglichkeiten (oft im internationalen Verbund<br />
via ausländischer Produktionsgelder), definitiver Weltmeister<br />
im produktiven Ausstoß als auch in der Rendite<br />
zu werden (Bruttoumsätze von 15 Mrd. Dollar p.a. als<br />
Gesamtsumme gelten realistisch projeziert).<br />
Allein mit den Handwerklichkeiten<br />
des alten "analogen" Kinos...<br />
...hätten moderne Filmschöpfer niemals jene Selbstverständlichkeit<br />
des Überwirklichen darstellen können, wie<br />
sie z.B. in den Batman-, Harry Potter-, Hellboy- oder<br />
Lord of the Rings-Zyklen zu finden ist. Das virtuelle Kino<br />
erlaubt die Vergegenständlichung physikalisch absurdester<br />
Flucht- und Traumräume. Die neogotisch anmutenden<br />
Stadträume von Batman und Catwoman oder<br />
die Kombination von schrägen Comiccharakteren mit<br />
authentischen Stadt-Landschaften (Hulk, Ironman oder<br />
Hellboy) wären ohne die Illusionsmaschinerie der pcgenerierten<br />
Tricks in dieser Dichte kaum möglich. Natürlich<br />
reflektieren diese Adaptionen von defekten bis grotesken<br />
Comichelden auch – mal bewußt, mal unbewußt<br />
– die historisch-mentalen Befindlichkeiten ihrer Zeit.<br />
Und gerade eine Nation wie die USA,im 2000er Jahrzehnt<br />
von Ereignissen wie dem islamistischen Terroranschlag<br />
vom 11.9.01 auf das WTC in New York geplagt,<br />
dem dann der Irakkrieg, Afghanistan, der Sicherheitswahn<br />
der ultrakonservativen George W. Bush-Administration<br />
oder die geplatzte Immobilienblase folgten, suchte<br />
ihr kreatives Heil im Potenzieren hypertropher Helden ...<br />
Aber neben all diesen eher eskapistischen Materialschlachten<br />
tauchen immer wieder ambitionierte, um<br />
eine persönliche Erzähl- und Inszenierungshaltung ringende<br />
Filmemacher auf.<br />
So hält der multitalentierte Regisseur und Schauspieler<br />
Clint Eastwood (*<strong>19</strong>31) seit über 50 Jahren (!) die Fahne<br />
kreativen Handelns und Wandelns hoch; von der TV-<br />
Westernserie Rawhide aus den Frühsechzigern bis hin<br />
zum multimotivischen Krimi Changeling (2008) zieht<br />
sich die lange Reihe seiner außergewöhnlichen Karriere.<br />
Martin Scorcese (*<strong>19</strong>42) widmet sich seit den Siebzigern<br />
konsequent den äußeren und inneren Mechanismen<br />
krimineller Strukturen (Gangs of New York; 2002).<br />
Tim Burton (*<strong>19</strong>56) ist seit Batman (<strong>19</strong>89) der<br />
hochprofilierte filmische Arrangeur des ironisch gebrochenen<br />
und bizarr verformten Kinomärchens<br />
(Corpse Bride; 2008). Für mal subtile, mal sarkastische<br />
Genre- und Gesellschaftsbefragungen stehen die<br />
Coen-Brüder (Ethan *<strong>19</strong>54; Joel *<strong>19</strong>56). Ihre Arbeiten<br />
sind zu meist inhaltliche wie visuelle Dekonstruktionen<br />
des klassischen Hollywood-Kinos, das so ca.<br />
<strong>19</strong>70 mit Coppola, Hellman, Friedkin u.a. endete.<br />
Auch Paul Haggis, Pal Thomas Anderson, David Cronenberg<br />
oder Steven Soderbergh stehen für das Beschreiben<br />
zeitgemäßer Befindlichkeiten. Der gebürtige Taiwanese<br />
Ang Lee (*<strong>19</strong>54) steht für feinziselierte Genreauslotungen<br />
wie Brokeback Mountain (2004) immer verknüpft<br />
mit analytischen Psychogrammen (bei "BM" geht es um<br />
homophile Neigungen 2er Cowboys). Quentin Tarantino<br />
(*<strong>19</strong>63) wird gerühmt für seine krachledernen Genrefilm-Dekonstruktionenwie<br />
Inglourious Basterds (2009)<br />
oder Django Unchained (2013). Seine Werke entfalten<br />
einen verführerischen Oberflächenreiz - allerdings<br />
wirkt seine Art des "Mythdebunking" oft artifiziell und<br />
gesucht - die brillante Optik übertüncht öfter die Baselbogenhaftigkeit<br />
von Tarantinos Dramaturgie.<br />
Die polemisch-sozialkritische Semi-Dokumentation beherrscht<br />
kaum einer wie Michael Moore (*<strong>19</strong>52) und<br />
Zwei köstliche Super-8-Produktionen<br />
v o n h i s t o r i s c h e m We r t u n d<br />
zeitgeistiger Intension hat "Amon Tell"<br />
bei YOUTUBE hochgeladen. "Giessen,<br />
Freitag vor Pfingsten so gegen 11 Uhr<br />
dreissig... ...geschäftiges Treiben im<br />
Seltersweg – hier war des Volkes wahrer<br />
Himmel..." lautet der "Beipackzettel" des<br />
Regisseurs (?), der mit der Schmalfimkamera<br />
den Hauptdarsteller während seiner Handund<br />
Mundarbeit an längst "verblasenen"<br />
Schauplätzen rund um die Einkaufsmeile bis<br />
zum "Final Pop" begleitete...<br />
das Milieu des ironisch dekuvrierenden Animationsfilms<br />
(mitteIs PC) bestimmen die Firmen Pixar oder Dreamworks.<br />
Die Incredibles von 2004 oder die kochende<br />
Ratte in Ratatouille, entstanden 2007, brachtem dem<br />
ambitionierten Animationsfilmer Brad Bird (*<strong>19</strong>57) jeweils<br />
ACADEMY AWARDS ein. Das Trickstudio Pixar<br />
sowie der Superheldenverlag Marvel gehören im Übrigen<br />
seit geraumer Zeit zum schier unwerwüstlichen<br />
Medienmogul Disney...<br />
Uralt-Story gemixt mit<br />
HiTech-Umsetzung bestimmten<br />
den Blockbuster AVATAR...<br />
...des James Cameron (*<strong>19</strong>54; – das rein virtuell generierte<br />
Fantasyspektakel verkäuft seine zitatgefüllte Gutwesenfabel<br />
mit clever formulierten Oberflächenreizen<br />
... Das alte Erzählkino tritt endgültig in die Welt des<br />
Computerspiels ein und vice versa.Eher "klassisches"<br />
Handwerk, gepaart mit einer dezidiert liberalen politischen<br />
Attitüde (wobei das Hollywoodsche Filmmilieu<br />
traditionell eher "links" vom US-Mainstream steht – gerade<br />
auch in den reaktionär aufgeheizten G.W. Bush<br />
– Jahren) sind die Trademarks des Schauspielers und<br />
Regiesseurs George Clooney (*<strong>19</strong>60). So mag sein<br />
in Personalunion verfertigter 50er Jahre-Sreifen Good<br />
Night, And Good Luck (2005), eine scharfsinnige Analyse<br />
der denunziatorischen McCarthy-Ära, für die Inten-<br />
proudly presents:<br />
Giessen <strong>19</strong>69:<br />
DER PRÄSER<br />
"DER BESTATTER KOMMT!", lautet das so kommentierte Epos II:<br />
... wir sind nun in den Herbstferien des Jahres <strong>19</strong>69 angekommen.<br />
Diesmal in Farbe ! Der gute, alte Seltersweg war auch hier wieder<br />
die geeignete Bühne für diesen kunstvollen Nonsens (Eher am Rande<br />
war zu hören, es sei wohl nur grober Unfug voller<br />
Bedeutungslosigkeit. Hmmmm....?!..und das bei der Mühe! )<br />
22 Bogart<br />
Das Mitmachmagazin