China - Interprint
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<strong>China</strong><br />
083 011 Iriglass<br />
06<br />
der Familie werden sie wie kleine<br />
Kaiser verwöhnt, was bei der Ein-Kind-<br />
Politik meistens gut möglich ist. In der<br />
Schule und in der Uni werden sie dann<br />
ins kalte Wasser der Gemeinschaft geworfen.<br />
Doch das Harmoniebedürfnis<br />
der Chinesen lässt meist keine offenen<br />
Konflikte aufkommen, denn jeder Temperamentsausbruch<br />
wird als Gesichtsverlust<br />
angesehen.<br />
Die Chinesen sind gemütliche Esser, dafür<br />
herrscht in anderen Bereichen eher<br />
Hektik. Jeder will der Erste sein, sei es<br />
an Kassen und Schaltern oder beim<br />
Ein- und Aussteigen in Bussen, Bahnen<br />
und Aufzügen. Überall wird gedrängelt.<br />
Aber die Ungeduld hat auch wieder<br />
positive Seiten. Dinge wollen erledigt<br />
sein, je eher desto besser. Denn schließlich<br />
weiß jeder: „Morgen, morgen nur<br />
nicht heute, sagen alle faulen Leute.“<br />
Und als faul bezeichnet zu werden, ist<br />
die größte Beleidigung.<br />
Lernen funktioniert in <strong>China</strong> ebenfalls<br />
anders. Man kopiert die Meister so lange,<br />
bis man die Fertigkeit perfekt<br />
beherrscht. Erst dann darf man sich<br />
einen eigenen Stil aneignen. Kopieren<br />
hat eine lange Tradition und ist nichts<br />
moralisch verwerfliches. Daher verstehen<br />
die Chinesen den Grundgedanken<br />
des Copyrights nicht. Sollte derjenige,<br />
der kopiert wird, das nicht als große<br />
Ehre betrachten? Das beginnt schon in<br />
der Schule, man kopiert die Schriftzeichen<br />
so lange, bis man sie kann, und<br />
erst dann lernt man sie zu verstehen.<br />
Chinesen kommen daher mit klaren<br />
Anweisungen besser zurecht, als mit<br />
komplexen und freien Aufgabenstellungen.<br />
Das Wort Logik gibt es z.B. in der<br />
chinesischen Sprache genauso wenig,<br />
wie das Wort Einsamkeit. Das ist nicht<br />
verwunderlich, denn beides hat keine<br />
kulturellen Wurzeln.<br />
Die Chinesen lieben Musik, Literatur,<br />
Kunst und kulinarische Genüsse. Sie<br />
sind gerne unter Freunden und meistens<br />
fröhlich. All das<br />
liegt mir und macht für<br />
mich die Faszination <strong>China</strong><br />
aus.<br />
Sabine Wahby<br />
Ludwig Mies van der Rohe,<br />
sog. „Weißenhofsessel“,<br />
Entwurf 1927<br />
„Das Bauhaus will<br />
der zeitgemäßen<br />
Entwicklung der<br />
Behausung dienen,<br />
vom einfachen<br />
Hausgerät bis zum<br />
fertigen Wohnhaus.“<br />
Walter Gropius, 1925