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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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16 KAPITEL 2. AKUSTIK, PRODUKTION UND PERZEPTION<br />

sieren: Durch den subglottalen Luftdruck wird die verschlossene 8 Glottis “gesprengt”. Die<br />

dadurch leicht geöffnete Glottis bildet für den pulmonalen Luftstrom eine Verengung, in der<br />

die Luft schneller strömen muss. Dadurch verringert sich der Luftdruck in der Verengung,<br />

also zwischen den Stimmlippen, was <strong>zu</strong>r Folge hat, dass diese <strong>zu</strong>sammengesogen werden.<br />

Dieser Effekt wird als Bernoulli-Effekt bezeichnet. Liegen die Stimmlippen wieder aneinander,<br />

beginnt der Prozess von vorn. Dieser Vorgang ist die Basis für die aerodynamische<br />

Theorie der Stimmlippenschwingung. Allein kann sie jedoch den Prozess nicht vollständig<br />

erklären, da auch Eigenschaften der Stimmlippen selbst, nämlich ihre Länge, ihre Elastizität<br />

<strong>und</strong> ihre schwingende Masse die Stimmlippenschwingung maßgeblich beeinflussen, was als<br />

myoelastischer Effekt bezeichnet wird. Diese beiden Effekte wurden von van den Berg (1958)<br />

in der myoelastisch-aerodynamischen Theorie <strong>zu</strong>sammengefasst. Hin<strong>zu</strong> kommen weitere beeinflussende<br />

Effekte, z.B. die Tatsache, dass die Stimmlippen keine einheitliche Masse bilden,<br />

sondern der obere <strong>und</strong> der untere Teil sich zeitlich versetzt öffnen <strong>und</strong> schließen (Zwei-<br />

Massen-Theorie, Ishizaka <strong>und</strong> Flanagan 1972).<br />

Zur intendierten Steuerung der Schwingungsfrequenz ist vor allem der myoelastische Effekt<br />

von Bedeutung. Bei der modalen Phonation kann die Schwingungs-, bzw. die Gr<strong>und</strong>frequenz<br />

durch die Veränderung der Länge, Elastizität <strong>und</strong> der schwingenden Masse der<br />

Stimmlippen verändert werden (sowie durch eine Veränderung des subglottalen Luftdrucks,<br />

vgl. Abschnitt 2.3.1). Dies erfolgt im Wesentlichen durch die Aktion von drei Muskelpaaren,<br />

nämlich den Cricothyroid-Muskeln, den Vocalis-Muskeln <strong>und</strong> den Thyroarytenoid-Muskeln.<br />

Diese drei bewirken, z.T. in Kooperation, entsprechende Verformungen der Stimmlippen. Je<br />

nach Form (z.B. “gespannt”, “verkürzt”, “dick”) wird der Bernoulli-Effekt unterstützt oder<br />

abgeschwächt, so dass die Stimmlippen entsprechend schneller oder langsamer schwingen.<br />

Die Cricothyroid-Muskeln bewirken z.B. ein Vorwärtskippen des Schildknorpels <strong>und</strong> damit<br />

eine erhöhte Längsspannung sowie eine Masseverminderung der Stimmlippen. Dadurch<br />

wird der Bernoulli-Effekt unterstützt <strong>und</strong> F 0 heraufgesetzt. Als F 0 -Senker können dagegen<br />

die Thyroarytenoid-Muskeln betrachtet werden. Bei ihrer Kontraktion wird die Spannung der<br />

Stimmlippen reduziert <strong>und</strong> die schwingende Masse erhöht. Letztlich dient der intendierten<br />

Variation von F 0 stets ein hochdynamisches Zusammenspiel der beteiligten Muskeln (vgl.<br />

S<strong>und</strong>berg 1979).<br />

2.3.4 Nicht-gesteuerte myoelastische <strong>und</strong> aerodynamische Einflüsse auf<br />

die Gr<strong>und</strong>frequenz<br />

Aufgr<strong>und</strong> der bestehenden anatomischen Verbindungen zwischen Larynx <strong>und</strong> dem supralaryngalen<br />

System können Artikulationsbewegungen sich mechanisch auf die laryngale Struk-<br />

8 Die Stimmlippen werden nicht besonders fest geschlossen, dies geht aber aus Pompino-Marschall (2003)<br />

nicht deutlich hervor. Reetz (1999) nennt die <strong>zu</strong>r Phonation nötige Konfiguration der Stimmlippen “etwas geöffnet<br />

<strong>und</strong> gespannt”.

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