zum ADHS-Report der GEK
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2.1.6.1 Genetische Disposition<br />
Hinweise auf eine genetische Disposition für AD(H)S-Erkrankungen haben<br />
verschiedene Adoptions- und Zwillingsstudien geliefert. Adoptionsstudien zeigten<br />
bei biologischen Eltern von Kin<strong>der</strong>n mit AD(H)S eine höhere Häufigkeit von<br />
AD(H)S-Symptomen als bei Adoptiveltern (Levy, 1997). Zwillingsstudien dokumentierten<br />
bei eineiigen Zwillingen deutlich häufiger eine Betroffenheit bei<strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong> als bei zweieiigen Zwillingen (Sprich et al., 2000). Allerdings ist bei <strong>der</strong><br />
familiären Übertragung von AD(H)S zu beachten, dass die Studien bei Eltern<br />
von Kin<strong>der</strong>n mit AD(H)S auch für eine Vielzahl an<strong>der</strong>er psychiatrischen Erkrankungen<br />
erhöhte Risiken ergaben. Auch die Interpretation von Zwillingsstudien<br />
hat vorsichtig zu erfolgen, da in den vorliegenden Studien teilweise methodische<br />
Schwachpunkte festzustellen sind (z. B. Bewertung <strong>der</strong> Symptome nur<br />
durch die Mutter, „Ratereffekte“*). 11 Zudem konzentrierten sich Zwillingsstudien<br />
bisher primär auf den Symptombereich <strong>der</strong> Hyperaktivität (Schlack et al.,<br />
2007).<br />
Molekulargenetische Untersuchungen weisen darauf hin, dass <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von AD(H)S-Symptomen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Dopamin-Rezeptor-Gene* (DAT-<br />
Gene) zu Grunde liegen, die zu einer geringeren Verfügbarkeit von Dopamin im<br />
synaptischen Spalt* zwischen den Nervenzellen zu führen scheinen (Krause &<br />
Krause 2007; Barkley, 2006; Döpfner, 2000). Dopamin ist ein Botenstoff (Neurotransmitter),<br />
<strong>der</strong> für die Kommunikation zwischen Nervenzellen im zentralen<br />
Nervensystem verantwortlich ist und unter an<strong>der</strong>em für koordinierte Bewegung,<br />
emotionale Steuerung und zielgerichtete Aufmerksamkeit sorgt. Allerdings sind<br />
diese genetischen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Dopamin-Rezeptoren in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
weit verbreitet, „erhöhen das Risiko für AD(H)S jeweils nur gering (1.2 bis<br />
1.9-fach) und erklären jeweils weniger als 5 % <strong>der</strong> Verhaltensvarianz.“ (Bundesärztekammer,<br />
2005, S. 21).<br />
2.1.6.2 Organpathologische Befunde<br />
Wie aus diesen genetischen Faktoren physiologische bzw. organpathologische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen entstehen, ist bislang noch nicht geklärt. Einige Untersuchungen<br />
konnten mittels bildgeben<strong>der</strong> Verfahren (MRI*, fMRI*, PET*, SPECT*) bei<br />
Patientinnen mit AD(H)S strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen im Gehirn nachweisen.<br />
Diese geben ebenfalls Hinweise darauf, dass die Symptomatik auf einen verän<strong>der</strong>ten<br />
Dopamin-Stoffwechsel zurückzuführen sein könnte (Krause et al.,<br />
2000). Pharmakologische und elektrophysiologische Befunde stützen die These,<br />
dass dieses Neurotransmitter-System eine wesentliche Rolle in <strong>der</strong> Entste-<br />
11<br />
Unter an<strong>der</strong>em zeigten sich bei zweieiigen Zwillingen negative Zusammenhänge mit einer<br />
AD(H)S-Symptomatik <strong>der</strong> Eltern, die biologisch nicht zu erklären sind. Zu vermuten ist hier<br />
eine „Geschwister-Konkurrenz-Situation“, in <strong>der</strong> die Symptome des einen Zwillings diejenigen<br />
des an<strong>der</strong>en überlagern und so von <strong>der</strong> Mutter im Kontrast weniger wahrgenommen<br />
werden (Thapar, 1999).<br />
24 <strong>GEK</strong>-Edition