06.03.2014 Aufrufe

Referat Dr. Martin Pfaundler - Institut für Raum

Referat Dr. Martin Pfaundler - Institut für Raum

Referat Dr. Martin Pfaundler - Institut für Raum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Eidgenössisches Departement für<br />

Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK<br />

Bundesamt für Umwelt BAFU<br />

Abteilung Wasser<br />

Geht der Schweiz das Wasser aus?<br />

Herausforderungen der Schweizer Wasserwirtschaft<br />

Landmanagement mitverantwortlich für die Ressource Wasser<br />

Tagung am IRL – <strong>Institut</strong> für <strong>Raum</strong>- und Landschaftsentwicklung<br />

ETH Hönggerberg – Zürich, 7.Sept 2010<br />

<strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, Bundesamt für Umwelt BAFU – Abteilung Wasser


Gliederung<br />

• Der Begriff (integrale) Wasserwirtschaft<br />

• Wasserschloss vs Knappheitsszenarien<br />

- der Wasserhaushalt der Schweiz<br />

- der Wasserbedarf der Schweiz<br />

- das Klimaänderungs-Hydrologie-Wasserwirtschaftssystem<br />

- Wasserschloss oder Knappheit?<br />

• Weitere Herausforderungen der CH-Wasserwirtschaft<br />

• Beziehungen Wasserwirtschaft - Landmanagement<br />

Einzugsgebietsmanagement für ein<br />

integriertes Management von Land und Wasser<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

2


Die (integrale) Welt der Wasserwirtschaft<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

3


Der Begriff der integralen<br />

Wasserwirtschaft<br />

integrale<br />

Wasserwirtschaft<br />

als Abbild der<br />

nachhaltigen Entwicklung<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

4


Wasserschloss Schweiz<br />

Switzerland<br />

Surface<br />

Population<br />

Border length<br />

41!300 km<br />

7 mio.<br />

1!900 km<br />

2<br />

Germany<br />

346 km<br />

Basel<br />

R iver basins:<br />

Rhine 68 %<br />

Rhone 18 %<br />

Pô 9 %<br />

Inn 4,4%<br />

Adige 0,3%<br />

France<br />

572 km<br />

Berne<br />

Lucerne<br />

Zurich<br />

Austria 165 km<br />

Liechtenstein<br />

41 km<br />

Geneva<br />

Lake<br />

Maggiore<br />

France<br />

Lake<br />

Lugano<br />

Italy<br />

734 km<br />

Wasserexport (Alpenanteil)<br />

Abfluss Fläche Überproportionalität<br />

- Rhein 34 15 2.3<br />

- Rhone 41 23 1.8<br />

- Po 53 35 1.5<br />

- Donau 26 10 2.6<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

5


Wasserbilanz<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

6


Wasserbilanz, Wasservorräte und Umsätze<br />

Reserven<br />

Wasserbilanz,<br />

jährliche Umsätze<br />

Jährliche Umsätze verschiedener Nutzungen<br />

Auswahl von Schweizer Wasserreserven, jährlichen Umsätzen der<br />

Wasserhaushaltskomponenten sowie verschiedene Nutzungen (aus Schädler, 2008)<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

7


Gesamtüberblick über den Wasserbedarf in der Schweiz<br />

aus SVGW Studie 2009: „Der Wasserbedarf der Schweizer Wirtschaft“<br />

Wasserbedarf der<br />

Schweizer Wirtschaft<br />

Wasserbedarf in der<br />

Schweiz 1972 und 2006<br />

Wasserbedarf<br />

nach Branche<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

Eigenversorgung LW und DL<br />

wurden 1972 nicht erhoben<br />

8


Gesamtüberblick über den Wasserbedarf in der Schweiz<br />

…..in Relation zur verfügbaren Menge<br />

(SVGW 2009)<br />

Gesamtschweizerischer Wasserbedarf grob und konservativ : 2.5 Mrd m3/a<br />

in Relation zur verfügbaren / erneuerbaren Menge:<br />

Vergleich zum jährlicher Niederschlag von 60 Mrd m3 => ca. 4%<br />

Vergleich zum jährlichen Abfluss von 40 Mrd m3 => ca. 6%<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

9


Knappheit und Wassermangel: nicht die Relationen verlieren!<br />

Theoretische pro-Kopf<br />

Wasserverfügbarkeit im Jahr 2000<br />

Wassermangel (UNO):<br />

< 1‘000 m3/a/E<br />

Schweiz: 5‘300 m3/a/E<br />

Water<br />

scarcity<br />

Water<br />

stress<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

10


Das Klimaänderung – Hydrologie – Wasserwirtschaftssystem<br />

Eine Aufgabe der Wasserwirtschaft ist<br />

die prospektive Analyse<br />

von Veränderungen und das<br />

Identifizieren möglicher Konsequenzen,<br />

um ggf. rechtzeitig gegenzusteuern<br />

Diesbezügliche Aktivitäten lassen sich in die<br />

Bereiche trennen:<br />

1. Analyse der Veränderungen des<br />

Wasserhaushaltes<br />

2. Analyse der Konsequenzen solcher<br />

Veränderungen auf die Wasserwirtschaft<br />

3. Analyse möglicher Vermeidungsund/oder<br />

Anpassungsstrategien<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

11


Grundsätzliches zu Klimaänderung und Wasserwirtschaft<br />

harte<br />

mittelharte<br />

weiche Fakten<br />

von welchem Aspekt (gelb)<br />

welchem Wert (grün)<br />

auf welcher Ebene (braun)<br />

sprechen wir?<br />

© TU Wien<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

12


Grundsätzliches zu Veränderungen<br />

der hydrometeorologischen Einflussgrössen<br />

Vergangenheit<br />

Zukunft<br />

Parameter<br />

modifiziert nach<br />

R. Weingartner, Uni Bern<br />

Zeitreihenanalyse<br />

Trends<br />

Heute<br />

Szenarien<br />

Modelle<br />

Zeit<br />

Retrospektiv<br />

=> Trendanalyse auf Basis<br />

gemessener Daten<br />

=> harte Fakten<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

Prospektiv<br />

=> basierend auf Szenarien, Modellen<br />

=> mittelhart bis weiche Fakten,<br />

je nach Parameter und<br />

räumlich-zeitlicher Auflösung<br />

13


Niederschlag (mittlerer Niederschlag, Verteilung, Trockenheit, intensive Niederschläge)*<br />

Retrospektiv (harte Fakten):<br />

• Mittlerer Jahresniederschlag gesamtschweizerisch Zunahme seit 1920 um 120mm/a<br />

• Die Niederschlagsintensitäten haben besonders im Winter in den letzten 30 Jahren des<br />

20. Jahrhunderts zugenommen (Frei und Schär, 2001). Dies betrifft jedoch nicht die grössten<br />

Intensitäten (Hegg und Vogt, 2005)<br />

• Sommer-Niederschläge sind in fast allen Regionen deutlich grösser als Winter-Niederschläge,<br />

leichte Verschiebungen vom Sommer in den Winter<br />

Prospektiv:<br />

• Klimaszenarien zeigen eine leichte Zunahme der Niederschläge im Winter und eine Abnahme<br />

im Sommer-Herbst<br />

• Die neueren Szenarien (Bosshard et al. 2009) hingegen, welche auf dem Projekt ENSEMBLES<br />

beruhen, zeigen nur noch eine geringfügige Abnahme des Jahresniederschlages.<br />

• Die intensiven Niederschläge wie auch die Anzahl der Tage ohne Niederschlag können im<br />

Sommer deutlich zunehmen (Frei et al. 2006).<br />

• Allerdings sind die Unsicherheiten der Niederschlagsszenarien von gleicher Grössenordnung<br />

wie das Signal der Veränderungen. Besonders die Aussagen im Sommer und über Extremwerte<br />

sind - insbesondere für den regionalen oder lokalen Rahmen - mit besonderer Vorsicht zu<br />

begegnen.<br />

* aus Entwurf Klimaanpassungsstrategie, Teil Wasserwirtschaft, B.Schädler, 2010<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

14


Schnee (Schneehöhe, Fläche und Dauer der Schneedecke, Anzahl Tage mit Schneefall)*<br />

Retrospektiv<br />

Die mittlere Schneehöhe, das Schneewasseräquivalent, die Dauer der Schneedecke und die Anzahl<br />

der Tage mit Schneefall haben sich in der Vergangenheit gleichartig verändert (Laternser und<br />

Schneebeli, 2003; Scherrer und Appenzeller, 2004):<br />

Nach einem langsamen Anstieg seit Beginn der Analyse in 1931 bis in die frühen 1980er Jahre folgte<br />

eine signifikante Abnahme in den folgenden Jahren<br />

Prospektiv:<br />

Schneefall ist ein Teil der Niederschläge. Die (winterlichen) Niederschlagsszenarien bilden sich also<br />

hier ab, allerdings mit einem gewichtigen Unterschied: Die Temperaturentwicklung ist entscheidend für<br />

die Veränderung der Schneefallgrenze und damit für die Ausdehnung der Schneedecke. Diese steigt<br />

um rund 200 m pro Grad Erwärmung (OcCC, 2007). Trotz zunehmendem Schneefall im Winter<br />

dürften die Schneereserven im Frühjahr kleiner werden, da die Flächen, die nicht mehr mit Schnee<br />

bedeckt werden, überproportional gross sind im Vergleich zur gesamten schneebedeckten Fläche.<br />

* aus Entwurf Klimaanpassungsstrategie, Teil Wasserwirtschaft, B.Schädler, 2010<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

15


Abfluss (mittlerer Abfluss, Abflussregimes, Niedrigwasser/Q347, Hochwasser)*<br />

Retrospektiv<br />

• Der mittlere Abfluss wie auch die Abflussregimes haben sich in den letzten 100 Jahren in grossen<br />

Einzugsgebieten kaum verändert (Hubacher und Schädler, 2010) (Zunahme Niederschlag, Zunahme<br />

Evapotranspiration => Abfluss +/ konstant)<br />

• In kleinen hoch gelegenen und gletschernahen Fliessgewässern ist er allerdings mit zunehmendem<br />

Gletscherschwund (Huss et al. 2008a) grösser geworden. Dort, und nur dort, sind auch schon<br />

Veränderungen der Regimes sichtbar (Hängg und Schädler, 2009; Barben et al., 2010; Birsan, 2005).<br />

• Die Niedrigwasser in natürlichen Gerinnen schwankten in der Vergangenheit kaum und weisen keinen<br />

Trend auf (Helbling et al. 2006).<br />

• Bezgl. Hochwasser in der Vergangenheit sehr starke Schwankungen und sehr uneinheitliches Bild<br />

Prospektiv:<br />

• Die Regimeveränderungen dürften sich auch in heute glazialen und nivalen Regimes in Zukunft<br />

zunehmend bemerkbar machen (Huss et al. 2008b, Köplin et al, 2010b).<br />

• Für die Zukunft muss davon ausgegangen werden, dass die Niedrigwasserperioden ausgeprägter in<br />

ihrer Zeitdauer und in ihrer Wasserführung werden (OcCC, 2007). Dem entsprechend dürften auch die<br />

Q347 Werte, dh. das 95% Quantil der Abflüsse, eher kleiner werden (für Gebiete mit Niederwasser im<br />

Spätwinter kann es wegen Zunahme Temperatur und Winterniederschlag ab auch ansteigen<br />

=> lokal sehr differenziert.<br />

• Zunahme von Extremereignissen vorhergesagt, aber wie sich das bzgl. Hochwasser „übersetzt“ noch<br />

sehr ungewiss (Zunahme HW-Häufigkeit: mittlere Hochwasser, extreme Hochwasser?)<br />

* aus Entwurf Klimaanpassungsstrategie, Teil Wasserwirtschaft, B.Schädler, 2010<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

16


Veränderungen alpiner (nival-glazialer) Abflussregimes<br />

Verschiebungen im<br />

Jahresgang<br />

=> zeitliche Änderung<br />

des Dargebots<br />

Beispiel eines stark vergletscherten Einzugsgebietes: Glacier de Moming (VS): 2525–4070 m ü.M.; Einzugsgebiet 6,0km2;<br />

Eis-Volumen 0,35m3; Vergletscherung 63%. Simulation der Abflüsse des Einzugsgebietes für die Jahre 2025, 2050, 2075,<br />

2100 im Vergleich zur Vergangenheit (1961–90) basierend auf dem mittleren Szenario aus [2]. (Figur 12a aus [8])<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

17


Veränderungen Wasserhaushalt Schweiz<br />

Zeitlicher Verlauf 1901 bis 2005 der<br />

Wasser- haushaltskomponenten für die<br />

Schweiz. Die Punkte stellen Jahreswerte<br />

dar. Die Linien sind über jeweils neun Jahre<br />

mit einem Gauss’schen Tiefpassfilter<br />

geglättete Werte (B.Schädler 2008)<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

18


Gewässertemperatur*<br />

Die Wassertemperatur in Fliessgewässern ist proportional zur Lufttemperatur angestiegen, wobei in höher gelegenen und<br />

insbesondere vergletscherten Einzugsgebieten der Anstieg deutlich vermindert war (Jakob et al., 2010, Hari et al., 2006).<br />

Parallel zum Anstieg der mittleren Wassertemperatur sind auch die Anzahl Stunden, während derer die Wassertemperatur über<br />

kritischen Grenzwerten gelegen hat (z.B. 15, 18, 21, 24 Grad C) deutlich angestiegen (Jakob et al., 2007).<br />

Mit dem zukünftigen weiteren Temperaturanstieg der Luft dürfte also die Wassertemperatur in Fliessgewässern und Seen<br />

kontinuierlich weiter ansteigen.<br />

* aus Entwurf Klimaanpassungsstrategie, Teil Wasserwirtschaft, B.Schädler, 2010<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

19


Verdunstung, Wasserqualität *<br />

Verdunstung (Evapotranspiration)<br />

Die Verdunstung liegt in der Schweiz in der Regel nahe der potentiellen<br />

Verdunstung. Nur in ausgeprägten Trockengebieten (Wallis, Zeitweise<br />

Tessin, Engadin) ist die potentielle Verdunstung grösseren<br />

Einschränkungen unterworfen. Da die potentielle Verdunstung<br />

hauptsächlich von der zur Verfügung stehenden Nettostrahlung, dh. der<br />

verfügbaren Energie und damit von der Lufttemperatur abhängig ist, ist in<br />

fast allen Einzugsgebieten während der vergangenen 110 Jahren die<br />

Verdunstung angestiegen (Hubacher und Schädler, 2010). Mit der<br />

weiterhin zunehmenden Temperatur, teilweise auch mit den abnehmenden<br />

Schnee- und Eisflächen, wird die potentielle Verdunstung weiter ansteigen.<br />

Da in vielen Regionen während langer Zeit im Jahr genügend Regen fällt,<br />

dürfte die reelle Verdunstung auch weiterhin noch leicht ansteigen.<br />

Wasserqualität<br />

Die Wasserqualität hat sich in der Vergangenheit durch entsprechende<br />

Gewässerschutzmassnahmen zunehmend verbessert. Höhere Lufttemperatur und höhere<br />

Wassertemperatur führen zu vermindertem Sauerstoffgehalt. In extremen<br />

Niedrigwasserzeiten können die Schadstoffkonzentrationen entsprechend ansteigen.<br />

Konsequenzen für die Grundwasserqualität (bei Infiltration ins Grundwasser) und<br />

entsprechend für die Trinkwasserqualität.<br />

* aus Entwurf Klimaanpassungsstrategie, Teil Wasserwirtschaft, B.Schädler, 2010<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

20


Grundwasser, Wasserstand natürlicher Seen *<br />

Grundwasser<br />

Die grossen Grundwasservorkommen in der Schweiz sind<br />

einerseits durch die Nutzung stark anthropogen<br />

beeinflusst. Anderseits sind sie oft in einer gegenseitigen<br />

Abhängigkeit mit den Oberflächengewässern, d.h. je nach<br />

Wasserständen wird Wasser ins Grundwasser infiltriert<br />

oder Wasser aus dem Grundwasser exfiltriert.<br />

Entsprechend sind langjährige Veränderungen der<br />

Grundwasserspiegel kaum zu identifizieren. Kleinere und<br />

natürliche Grundwasservorkommen sind bisher noch<br />

wenig ausgewertet (Schürch, 2009). In Zukunft können die<br />

Grundwasser jedoch durch die Klimaänderung sowohl<br />

quantitativ (Veränderungen im Niederschlag, in der<br />

Schnee- und Gletscherschmelze) wie auch qualitativ<br />

(Temperatur, chemisch-physikalische Eigenschaften)<br />

verändert werden: noch erhebliche Unsicherheit<br />

Wasserstand natürlicher Seen<br />

Mit Ausnahme des Walensees und des<br />

Bodensees sind alle grösseren und mittleren<br />

Seen mit einem Regulierungsorgan<br />

ausgerüstet und werden entsprechend einem<br />

Regulierreglement gesteuert. Zukünftige<br />

Klimabedingungen bedeuten zeitlich<br />

veränderten Zufluss (Regime, grössere<br />

Abflussvolumen im Winter, niedrigere<br />

Zuflüsse im Sommer) und veränderte<br />

Ansprüche an den Seeabfluss, bzw. die<br />

Seereserven (Bewässerung,<br />

Niedrigwasseraufhöhung,<br />

Hochwasserrückhalt). Für noch nicht<br />

regulierte Seen könnten Ansprüche an<br />

Regulierungen kommen.<br />

* aus Entwurf Klimaanpassungsstrategie, Teil Wasserwirtschaft, B.Schädler, 2010<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

21


Diverses zum Klimaänderungs - Hydrologie - Wasserwirtschaftsystem<br />

• möglichen Auswirkungen des Klimawandels: auf Basis von Szenarien überregionale<br />

Aussagen zu den wasserwirtschaftlichen Konsequenzen (OcCC, die Schweiz im Jahr 2050)<br />

• regional und lokal vieles noch unsicher bzgl. hydrometeorologischen Veränderungen<br />

• grosse physiographische Vielfalt in der Schweiz:<br />

=> diese Kleinräumigkeit (Klima, Geologie, Topographie) führt dazu, dass<br />

Veränderungen und Auswirkungen sehr unterschiedlich sind<br />

• Auftrag des Bundesrat: Entwickeln einer Klimawandel Anpassungsstrategie<br />

(bis Ende 2011) - enthält auch eine Teilanpassungsstrategie Wasserwirtschaft<br />

• Postulat Walter Wasser und Landwirtschaft. Zukünftige Herausforderungen<br />

Wasserstrategie aus Sicht verschiedener Nutzergruppen<br />

• Grosse Anzahl laufender Forschungen rund um Klimaänderung-Hydrologie-Wasserwirtschaft<br />

- NFP61<br />

- Projekt CC-Hydro (BAFU)<br />

- ACQWA (Assessing Climate Impacts on the Quantity and quality of WAter)<br />

- Projekte von Agroscope<br />

- Projekte von NWB und swisselectric<br />

- Diverse AlpineSpace Forschungsprojekte<br />

- ……<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

22


IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

23


IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

24


Thema Wasserknappheit<br />

Das Jahr 2003 als<br />

Fenster in die Zukunft?!<br />

Wasserschloss<br />

vs<br />

„Der Schweiz geht<br />

das Wasser aus“<br />

man muss<br />

a) differenzieren<br />

b) die Relationen nicht aus den Augen verlieren<br />

ad a) es gilt 2 Phänomene zu unterscheiden<br />

1) Trockenheit (hydrometeorologisches Phänomen)<br />

2) Knappheit (wasserwirtschaftliches Phänomen)<br />

Die verschiedenen Regionen sind diesbezüglich<br />

unterschiedlich vulnerabel<br />

ad b)<br />

=> national gesehen wird der Schweiz auch in den nächsten 50-100 Jahren das Wasser nicht ausgehen.<br />

Auch mit der Klimaänderung wird die Schweiz kein arides Land sondern bleibt ein Wasserschloss.<br />

Diese Rolle für die Unterlieger nimmt eher noch zu.<br />

=> lokal/regional und temporär kann es in quantitativer Hinsicht zu Knappheit kommen.<br />

Dies ist aber beherrschbar und kann durch geeignete Bewirtschaftungsund<br />

Anpassungsmassnahmen gelöst werden. Günstige Rahmenbedingungen in der Schweiz<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

25


Schema zu Ansatzpunkten für den quantitativen Ausgleich<br />

von Dargebot (Angebot) und Bedarf (Nachfrage) an Wasserressourcen<br />

CC ist ein Faktor mit Auswirkungen<br />

auf beiden Seiten:<br />

Veränderungen von<br />

Niederschlag und Temperatur bewirken<br />

Veränderungen von Dargebot und Bedarf<br />

•
intra‐regional:<br />



‐
Speicher
(natürliche
und
künstliche)<br />



für
den
Ausgleich
der
natürlichen<br />



Dargebotsvariabilität<br />


‐
Verbundlösungen
(zur
Steigerung<br />



der
Versorgungssicherheit)<br />

•
inter‐regional:<br />



Wassertransfer
(Überleitungen)<br />

•
Verringerung
des
Bedarfs
durch<br />

‐
Effizienzsteigerung
(Technologie)<br />

‐
Anpassung
der
Nutzungsformen<br />

‐
Aufgabe
von
Nutzungsformen<br />

‐
Sparanstrengungen<br />

‐
Verbote/
Gebote
und<br />




Anreizsysteme
für
die
o.a.
Punkte<br />

•
AbsNmmung
zwischen<br />




verschiedenen
Bedürfnissen:<br />

‐
Synergien<br />

‐
AllokaNonsregeln<br />

‐
Güterabwägung<br />

‐
Priorisierung<br />

Management der Dargebotseite<br />

Management der Bedarfseite<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

26


Hauptherausforderungen in den nächsten Jahrzehnten<br />

• die Professionalisierung und Effizienzsteigerung<br />

der kleinräumigen Siedlungswasserwirtschaft => Regionalisierung<br />

• die Risiken aus der Belastung durch Chemikalien (Mikroverunreinigungen)<br />

Qualität<br />

• das nachhaltige Management von Hochwasser<br />

• <strong>Dr</strong>uck auf Gewässerraum: <strong>Raum</strong>bedarf für Revitalisierung und<br />

Hochwasserschutz, für Landwirtschaft und Siedlungsentwicklung<br />

• die Flexibilisierung der Wasserkraft (Zielkonflikte Schutz / Nutzung)<br />

• die Verteilung der knapper werdenden Wasserressourcen (einerseits<br />

Veränderungen der Dargebotsseite aufgrund Klimaänderung und<br />

andererseits Zunahme der „Bedarfsseite“)<br />

=> ein Mehr an „Management von Knappheit nötig“<br />

(wenn auch in der Schweiz weiterhin regional und zeitlich beschränkt)<br />

Quantität<br />

• Werterhalt der Wasserinfrastrukturen:<br />

Versorgungs und -entsorgungsbauwerke, Flusskorrektionswerke,<br />

Wasserkraftwerke, Bewässerungsanlagen, <strong>Dr</strong>ainagen…<br />

Gewässerraum<br />

Infrastrukturen<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

27


Zunahme von Abhängigkeiten und Interessenskonflikten und allgemein<br />

des <strong>Dr</strong>ucks auf die Ressource => volkswirtschaftliche Optimierung<br />

„die Sektoren rücken näher zusammen“:<br />

WASSER<br />

NUTZEN<br />

Das Gewässer<br />

und sein<br />

Einzugsgebiet<br />

bei vielen Fragen und Herausforderungen<br />

geht es um Optimierungen, Koordination<br />

und Güterabwägung zwischen<br />

legitimen Schutz- und Nutzungsinteressen<br />

WASSER<br />

SCHÜTZEN<br />

Das Gewässer<br />

und sein<br />

Einzugsgebiet<br />

SCHUTZ<br />

VOR DEM<br />

WASSER<br />

Nutzungsdruck (Menge, <strong>Raum</strong>,<br />

Abhängigkeiten) und Nutzungskonflikte<br />

erfordern Bewirtschaftung der<br />

Wasserressourcen, Gewässer und<br />

Wasserinfrastrukturen<br />

Für die Weiterentwicklung der CH-Wasserwirtschaft braucht<br />

es neben Investitionen in „harte“ Infrastrukturen<br />

und deren Erhalt vor allem auch „weiche“ Investitionen<br />

in das Management“ („soziale Infrastruktur„)<br />

und die Förderung entsprechender Bewirtschaftungsansätze<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

28


Einzugsgebietsmanagement<br />

Leitbild für die integrale Bewirtschaftung des Wassers in der Schweiz<br />

Erscheint Ende 2010<br />

Herausgeber ist<br />

Wasser-Agenda 21<br />

plus die Partner BLW und ARE<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

29


Der zyklische Prozess des Integralen Einzugsgebietsmanagements<br />

und seine Voraussetzungen<br />

Situationsanalyse<br />

Einzugsgebiete festlegen<br />

Auslösung<br />

Vision<br />

Initiative<br />

Betrieb und<br />

Unterhalt<br />

Entwick -<br />

Erfolgs -<br />

lungs-<br />

kontrolle<br />

konzept<br />

Prozesszyklus<br />

Voraussetzungen<br />

Realisierung<br />

Prozess -<br />

leitung<br />

Massnahmenplan<br />

Projektierung<br />

Partizipation<br />

Finanzierung<br />

Monitoring<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

30


Beziehungen Wasserwirtschaft<br />

zu Landwirtschaft und Landmanagement<br />

Leitbild Fliessgewässer Schweiz<br />

für eine nachhaltige Gewässerpolitik<br />

3-Kreise Modell mit den drei abiotischen<br />

Einflussfaktoren und der Gewässerbiologie,<br />

welche zusammen den ökologischen<br />

Zustand der Gewässer ausmachen<br />

1 Wasserqualität<br />

2 <strong>Raum</strong>bedarf von Fliessgewässern<br />

3 Abflussregime<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

31


Beziehungen und Auswirkungen<br />

landwirtschaftlicher Tätigkeit auf die Gewässer<br />

Schnittstelle<br />

landw. Nutzflächen zu<br />

Gewässerraum und<br />

Pufferstreifen<br />

Entnahmen für Bewässerung<br />

Einfluss Landnutzung auf<br />

Wasserhaushalt resp.<br />

Abflussbildung (Versickerung<br />

– Verdunstung – Abfluss)<br />

ergo:<br />

Landwirte sind<br />

bedeutende<br />

„Wasserwirte“<br />

Beeinflussung durch<br />

Düngung und<br />

Pestizide<br />

(Grundwasser und<br />

Oberflächengewässer)<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

32


Beziehungen Wasserwirtschaft zur <strong>Raum</strong>nutzung<br />

(unter besonderer Berücksichtigung neuer Vorgaben aus der Umsetzung der<br />

parl. Initiative Schutz und Nutzung der Gewässer mit Anpassungen im GSchG, WBG, BGF …)<br />

Revitalisierungspflicht<br />

Ausscheidung Gewässerraum<br />

(für Gewässerschutz wie<br />

Hochwasserschutz)<br />

=> extensive Nutzung<br />

Festlegungen Landumlegungen,<br />

bäuerliches Bodenrecht<br />

und FFF-Bestimmungen<br />

Flächenbedarf Schwall-Sunk<br />

Rückhaltebecken<br />

Integrales Risikomanagement - Umgang mit<br />

dem Restrisiko: Überflutungskorridore um<br />

Siedlungsflächen vor dem Restrisiko zu<br />

schützen. Diese Flächen<br />

a) langfristig (raumplanerisch) sichern und<br />

b) angepasste Flächennutzung<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

Geschiebehaushalt:<br />

Geschiebeaufkommen in der Fläche<br />

Treibholz: Aufkommen abhängig von<br />

entsprechender <strong>Raum</strong>nutzung und<br />

Unterhalt<br />

Naturgefahren / Hochwasserschutz:<br />

Gefahrenkarten: gefährdete Zonen<br />

=> <strong>Raum</strong>planung und risikobasierte<br />

Landnutzung<br />

Wasserrückhalt<br />

in der Fläche<br />

(„zurückhalten wo möglich,<br />

durchleiten wo nötig“)<br />

Planerische Grundwasserschutz greift<br />

unmittelbar in Landnutzung / -<br />

management ein<br />

© BHAteam, Frauenfeld<br />

33


Einzugsgebietsmanagement für ein integriertes Management<br />

von Land und Wasser/Gewässer<br />

Gewässer<br />

bewirtschaftung<br />

Landmanagement<br />

Gewässer und ihre Einzugsgebiete<br />

gemeinsames<br />

Systemverständnis<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

34


Danke für die Aufmerksamkeit !<br />

IRL-Tagung ETH Hönggerberg, 7.Sept 2010 | <strong>Martin</strong> <strong>Pfaundler</strong>, BAFU<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!