eb - Elektrische Bahnen Forschung und Lehre - Lehrstuhl für Bahnsystemtechnik am Karlsruher Institut für Technologie (Vorschau)
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<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
B 2580<br />
3/2014<br />
März<br />
Standpunkt<br />
Peter Gratzfeld, <strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong><br />
Fokus<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> <strong>am</strong> <strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong><br />
Thema<br />
Spannungsausfall – Chance <strong>für</strong> noch mehr Sicherheit?<br />
Report<br />
ETG-Fachtagung 100 Jahre Hochleistungstraktion – 100 Jahre Lötschbergbahn<br />
Bahnstromversorgung der Lötschbergbahn von 1913 bis 2013 – Teil 1<br />
Projekte<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke Zhengzhou − Xi’an in China<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Drehzahlvariable Antri<strong>eb</strong>e <strong>für</strong> Pumpspeicherkraftwerke <strong>und</strong> Windturbinen<br />
Trennschalter <strong>für</strong> AC-Oberleitungsanlagen<br />
Fahrleitungsanlagen<br />
Zulassung von Oberleitungen <strong>und</strong> ihren Komponenten<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Dispositionsunterstützung zur energieoptimalen Störungsauflösung<br />
Historie<br />
Bahnstromversorgung der Lötschbergbahn von 1913 bis 2013 – Teil 2<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1964 – Teil 1
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung <strong>für</strong> die Zukunft jederzeit widerrufen.
Standpunkt<br />
Behält die Bahn ihren Vorsprung als<br />
umweltfre<strong>und</strong>liches Verkehrsmittel?<br />
Umweltverträgliche Mobilität ist ein Erfordernis<br />
der heutigen Zeit, <strong>und</strong> so werden viele Millionen<br />
in die <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung von<br />
Kraftfahrzeugen gesteckt, um ihren Verbrauch<br />
<strong>und</strong> ihre Abgasemissionen zu reduzieren. Besonders<br />
hohe Erwartungen werden dabei in das Elektroauto gesetzt,<br />
macht doch die elektrische Bahn schon seit über<br />
h<strong>und</strong>ert Jahren vor, wie man mit hoher Effizienz große<br />
Transportleistungen umweltverträglich bewältigen kann.<br />
Dazu hat sich die Bahn allerdings eine geniale Idee zu<br />
Nutze gemacht: die Zuführung der benötigten Energie<br />
längs der Strecke über Fahrleitung <strong>und</strong> Stromschiene.<br />
Erst dadurch konnte der Durchbruch der Elektromobilität<br />
auf der Schiene gelingen, <strong>und</strong> so ist es kein W<strong>und</strong>er,<br />
dass heute in Deutschland r<strong>und</strong> 90 Prozent der<br />
Transportleistung auf elektrifizierten Strecken erbracht<br />
werden. Betrachtet man die vergleichsweise geringen<br />
Reichweiten, die heutige batteriegetri<strong>eb</strong>ene Fahrzeuge<br />
im Individualverkehr erreichen können, dann wird<br />
klar, dass das Elektroauto in absehbarer Zeit dazu keine<br />
wirkliche Alternative bieten kann. Aber vielleicht kann ja<br />
eine clevere Kombination weiterhelfen: Zurzeit werden<br />
interessante Ideen verfolgt, beispielsweise Lastwagen mit<br />
Oberleitungen auszurüsten, oder Batteri<strong>eb</strong>usse induktiv<br />
nachzuladen. Aber hier wird schon klar, dass der Vorteil<br />
der Bahn in ihrem ganzheitlichen Systemansatz liegt.<br />
Auch wenn der elektrische Schienenverkehr die besten<br />
Voraussetzungen bietet, erneuerbare Energien zu<br />
nutzen, so muss auch hier mit der eingesetzten Energie<br />
möglichst effizient umgegangen werden. Bei den Traktionsantri<strong>eb</strong>en<br />
haben wir heute bereits ein hohes Niveau<br />
erreicht. Es gibt aber noch erh<strong>eb</strong>lichen Nachholbedarf<br />
bei den vielen N<strong>eb</strong>enverbrauchern wie Hilfsaggregaten,<br />
Klimatisierung, Beleuchtung, Infotainment. Hier muss in<br />
den nächsten Jahren ein konsequentes Energiemanagement<br />
eingeführt werden. Potenzial gibt es auch bei der<br />
Ausgestaltung der Bahnstromversorgung insbesondere<br />
bei Gleichstrombahnen im Nahverkehr. Obwohl alle<br />
modernen U- <strong>und</strong> Straßenbahnen beim Bremsen Energie<br />
rekuperieren können, wird ein hoher Anteil davon<br />
in Bremswiderständen in Wärme umgesetzt, weil die<br />
Fahrleitungsnetze nicht genug aufnehmen können. Zusätzliche<br />
Speicher, die auf den Fahrzeugen mitgeführt<br />
werden oder stationär installiert sind, können hier eine<br />
große Energieersparnis bewirken.<br />
Umweltverträglichkeit definiert sich aber nicht nur<br />
über Energieverbrauch <strong>und</strong> CO 2 -Emissionen. Verschleißminderung<br />
gehört <strong>eb</strong>enso dazu. Schienenfahrzeuge<br />
<strong>und</strong> Bahninfrastruktur sind langl<strong>eb</strong>ige Investitionsgüter.<br />
Ihre Pflege <strong>und</strong> Wartung sind aufwändig <strong>und</strong> nehmen<br />
einen bedeutenden Anteil der Betri<strong>eb</strong>skosten ein. Auch<br />
hier gibt es Ansatzpunkte zur Verbesserung, etwa an der<br />
Schnittstelle zwischen Schiene <strong>und</strong> Fahrzeug,<br />
insbesondere bei den engen Kurvenradien<br />
im innerstädtischen Nahverkehr.<br />
In letzter Zeit gewinnt das Thema Lärm<br />
eine immer größere Bedeutung. Während<br />
früher ein vorbei fahrender Zug als gelegentliches<br />
Lärmereignis wahrgenommen<br />
wurde, ist heute auf vielen Strecken die<br />
Zugdichte bereits derart hoch, dass der<br />
Lärm unerträglich geworden ist. Um die Akzeptanz<br />
der Bahn in der Bevölkerung zu erhalten, muss die<br />
Lärmbelastung erh<strong>eb</strong>lich reduziert werden. Hier hilft<br />
nur ein Bündel von Maßnahmen, angefangen beim<br />
Einbau von Bremssohlen aus Verb<strong>und</strong>stoffen bei klotzg<strong>eb</strong>remsten<br />
Güterwagen über schalltechnische Strukturoptimierung<br />
von Fahrwerken, schalltechnische<br />
Optimierung der Fahrwege, Einbau von Lärmschutzwänden<br />
bis hin zu Trassenpreissystemen, die leise<br />
Fahrzeuge begünstigen.<br />
Hier wird nochmals sehr deutlich, dass die Bahn<br />
als Ges<strong>am</strong>tsystem betrachtet <strong>und</strong> behandelt werden<br />
muss. Die von der Politik voran getri<strong>eb</strong>ene Trennung<br />
von Infrastruktur <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong> hingegen gefährdet<br />
massiv die Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Nachhaltigkeit des<br />
Systems Bahn. Dem müssen wir entschlossen <strong>und</strong><br />
kompetent entgegen wirken.<br />
Große Sorgen bereitet mir weiterhin die Tatsache,<br />
dass es in Deutschland immer schwieriger wird, komplexe<br />
Infrastrukturprojekte umzusetzen. Es ist nicht einfach,<br />
die berechtigten Interessen der Bürger <strong>und</strong> die Erfordernisse<br />
eines modernen Verkehrswesens unter einen Hut<br />
zu bringen. Deswegen <strong>und</strong> natürlich auch wegen knapper<br />
Kassen gibt es einen gewaltigen Investitionsstau bei<br />
Schienenverkehrsprojekten. Wenn es aber nicht gelingt,<br />
die Kapazität des Schienennetzes in Deutschland massiv<br />
auszubauen, wird die Bahn trotz ihrer unbestreitbaren<br />
Vorteile zwangsläufig an Marktanteil verlieren.<br />
Für alle diese Herausforderungen brauchen Bahnindustrie,<br />
Bahnbetreiber, Auftragg<strong>eb</strong>er von Verkehrsleistungen,<br />
Verbände, Zulassungsbehörden<br />
<strong>und</strong> Politik viele engagierte fachk<strong>und</strong>ige Ingenieure.<br />
Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen leisten ihren Beitrag<br />
dazu, junge Leute <strong>für</strong> die <strong>Bahnsystemtechnik</strong> zu begeistern<br />
<strong>und</strong> ihnen das notwendige fachliche Rüstzeug<br />
mit auf den Weg zu g<strong>eb</strong>en.<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Gratzfeld<br />
<strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong> (KIT)<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Fahrzeugsystemtechnik, <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
Sprecher der <strong>Institut</strong>sleitung<br />
112 (2014) Heft 3<br />
73
Inhalt<br />
3 / 2014<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Standpunkt<br />
73 Peter Gratzfeld<br />
Behält die Bahn ihren Vorsprung als<br />
umweltfre<strong>und</strong>liches Verkehrsmittel?<br />
Fokus<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
76 <br />
Fahrzeug<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Infrastruktur<br />
Peter Gratzfeld<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong><br />
Thema<br />
84 <br />
U. Behmann<br />
Spannungsausfall – Chance <strong>für</strong> noch<br />
mehr Sicherheit?<br />
Report<br />
88 <br />
Industrie<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
Praxis<br />
Gestern<br />
Heute<br />
Morgen<br />
Ausland<br />
Schweiz<br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Theorie<br />
Bahnstromversorgung<br />
S. Röhlig, U. Behmann<br />
ETG-Fachtagung<br />
100 Jahre Hochleistungstraktion –<br />
100 Jahre Lötschbergbahn<br />
89 <br />
Titelbild<br />
Hochgeschwindigkeitszug Russland<br />
© ortodoxfoto<br />
Nach Vortrag von G. Kuonen<br />
Bahnstromversorgung der Lötschbergbahn<br />
von 1913 bis 2013 – Teil 1
Inhalt<br />
Hauptbeiträge<br />
Projekte<br />
125 <br />
Betri<strong>eb</strong><br />
90 <br />
96 <br />
R. Puschmann<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke Zhengzhou − Xi’an in China<br />
High-speed line Zhengzhou − Xi’an in China<br />
La ligne à grande vitesse Zhengzhou – Xi’an en Chine<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
L. Langerwisch, F. Templin<br />
Dispositionsunterstützung zur energieoptimalen<br />
Störungsauflösung<br />
Support to disposition for energy-optimised<br />
fault clearance<br />
Un système qui permet de résoudre les incidents<br />
en optimisant le rendement énergétique<br />
Historie<br />
135 <br />
H. Schlunegger, T. Schütte<br />
Drehzahlvariable Antri<strong>eb</strong>e <strong>für</strong> Pumpspeicherkraftwerke<br />
<strong>und</strong> Windturbinen<br />
Variable speed drives for pumped-storage power<br />
plants and wind turbines<br />
Entraînements à vitesse variable pour centrales de<br />
pompage-turbinage et turbines éoliennes<br />
138 <br />
Bahnstromversorgung der Lötschbergbahn<br />
von 1913 bis 2013 – Teil 2<br />
104 <br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1964 – Teil 1<br />
113 <br />
A. Dölling, S. Leistner<br />
Trennschalter <strong>für</strong> AC-Oberleitungsanlagen<br />
Disconnectors for AC contact line systems<br />
Disjoncteurs pour lignes aériennes de contact CA<br />
Fahrleitungsanlagen<br />
Nachrichten<br />
144 <strong>Bahnen</strong><br />
150 Energie <strong>und</strong> Umwelt<br />
152 Medien<br />
153 Berichtigungen <strong>und</strong> Nachträge<br />
A. Dölling, A. Schmieder, S. Zenglein<br />
Zulassung von Oberleitungen <strong>und</strong> ihren Komponenten<br />
Approval of overhead contact lines and their components<br />
Homologation de lignes aériennes de contact et de leurs<br />
composants<br />
160 Impressum<br />
U3<br />
Termine<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8 Abs. 3 PresseG i.V.m.<br />
Art. 2 Abs. 1cDVO zum BayPresseG g<strong>eb</strong>en wir die Inhaber <strong>und</strong><br />
Beteiligungsverhältnisse <strong>am</strong> Verlag wie folgt an:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124, 80636 München.<br />
Alleiniger Gesellschafter des Verlages ist die ACM Unternehmensgruppe,<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.
Fokus <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong><br />
In der Fakultät <strong>für</strong> Maschinenbau der Universität Karlsruhe wurde zum 1. November 2008 der <strong>Lehrstuhl</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> neu gegründet. Am 01.10.2009 haben sich die Universität Karlsruhe <strong>und</strong><br />
das <strong>Forschung</strong>szentrum Karlsruhe zum <strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong> (KIT) zus<strong>am</strong>mengeschlossen.<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> ist inzwischen auf elf akademische Mitarbeiter angewachsen.<br />
Die Gründung des <strong>Lehrstuhl</strong>s <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
im Rahmen der Exzellenzinitiative wurde durch die<br />
Einrichtung einer Stiftungsprofessur der Firma Bombardier<br />
Transportation GmbH sowie mit der Unterstützung<br />
der Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e Karlsruhe GmbH (VBK)<br />
ermöglicht. D<strong>am</strong>it gibt es in Karlsruhe seit gut fünf<br />
Jahren erstmals einen <strong>Lehrstuhl</strong>, der speziell den Themen<br />
Bahnsystem <strong>und</strong> Schienenfahrzeug gewidmet ist.<br />
<strong>Lehre</strong> <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>am</strong> KIT<br />
Das KIT ist heute mit r<strong>und</strong> 9 000 Mitarbeitern, davon<br />
etwa 6 000 in <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>, eine der größten<br />
Wissenschafts- <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong>inrichtungen in Europa.<br />
An den elf Fakultäten studieren heute etwa 24 500<br />
Studentinnen <strong>und</strong> Studenten, knapp die Hälfte davon<br />
in den Ingenieurwissenschaften (Bild 1).<br />
Die <strong>Forschung</strong> <strong>am</strong> KIT ist interdisziplinär in folgende<br />
si<strong>eb</strong>en Zentren aufgestellt:<br />
• Energie<br />
• Materialien, Strukturen, Funktionen<br />
• Elementarteilchen- <strong>und</strong> Astroteilchenphysik<br />
• Klima <strong>und</strong> Umwelt<br />
• Mobilitätssysteme<br />
• Information, Systeme, <strong>Technologie</strong>n<br />
• Mensch <strong>und</strong> Technik<br />
23,3 % 29,0 %<br />
47,7 %<br />
Bild 1:<br />
Aufteilung der Studierenden <strong>am</strong> KIT nach Fächergruppen<br />
(alle Bilder: KIT).<br />
blau Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften<br />
rot Ingenieurwissenschaften<br />
grün Sonstige<br />
Die <strong>Forschung</strong>sarbeiten <strong>am</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
zählen zum Zentrum Mobilitätssysteme.<br />
Insges<strong>am</strong>t beteiligen sich über 37 <strong>Institut</strong>e mit aktuellen<br />
Projekten an der Mobilitätsforschung, wobei<br />
traditionell Kraftfahrzeuge <strong>und</strong> Straßenverkehr einen<br />
großen Stellenwert einnehmen.<br />
Studium der <strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
<strong>am</strong> KIT<br />
Das KIT hat mittlerweile alle seine Studiengänge<br />
auf konsekutive Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge<br />
umgestellt, die in allen Fakultäten gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
ähnlich aufg<strong>eb</strong>aut (Bild 2) sind, auch wenn Bezeichnungen<br />
<strong>und</strong> Umfänge der einzelnen Module voneinander<br />
abweichen können. In den ersten eineinhalb<br />
bis zwei Studienjahren werden alle erforderlichen<br />
theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen vermittelt. Auch in den<br />
höheren Semestern sorgt ein vorgeg<strong>eb</strong>ener Kanon<br />
von Kernfächern <strong>für</strong> die Festigung des notwendigen<br />
F<strong>und</strong><strong>am</strong>ents <strong>und</strong> den Aufbau einer breiten fachlichen<br />
Kompetenz in der jeweiligen Studienrichtung.<br />
Dadurch wird sichergestellt, dass Absolventen später<br />
über das notwendige fachliche <strong>und</strong> methodische<br />
Handwerkszeug verfügen, um sich eigenständig in<br />
die unterschiedlichsten ingenieurmäßigen Fragestellungen<br />
einzuarbeiten.<br />
Darüber hinaus haben die Studierenden die<br />
Möglichkeit, entsprechend ihren Neigungen fachliche<br />
Schwerpunkte zu setzen. Ziel dieser Wahlmodule,<br />
in Bild 2 dunkelgrün gekennzeichnet, ist es,<br />
den Studierenden ein Gr<strong>und</strong>verständnis verschiedener<br />
Fachg<strong>eb</strong>iete oder Anwendungsbereiche zu<br />
vermitteln [1; 2].<br />
In diesem Rahmen kann sich der Studierende <strong>am</strong><br />
KIT auch auf <strong>Bahnsystemtechnik</strong> spezialisieren. Der<br />
betreffende <strong>Lehrstuhl</strong> bietet da<strong>für</strong> ein umfangreiches<br />
Progr<strong>am</strong>m an, das alle wesentlichen Aspekte<br />
eines modernen Eisenbahnsystems (Bild 3) behandelt.<br />
Dazu zählen Lehrveranstaltungen über die<br />
Bahn als Ges<strong>am</strong>tsystem, Schienenfahrzeugtechnik,<br />
<strong>Elektrische</strong> Schienenfahrzeuge, Projektmanagement<br />
im Schienenfahrzeugbau, Intermodalität <strong>und</strong> grenzüberschreitender<br />
Schienenverkehr <strong>und</strong> Mobilitäts-<br />
76 112 (2014) Heft 3
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong> Fokus<br />
konzepte <strong>für</strong> den Schienenverkehr. Ergänzt wird<br />
das Ang<strong>eb</strong>ot durch die Abteilung Eisenbahnwesen<br />
in der Fakultät <strong>für</strong> Bauingenieur-, Geo- <strong>und</strong> Umweltwissenschaften<br />
mit weiteren Lehrveranstaltungen<br />
zu Bahnbetri<strong>eb</strong>, Bau- <strong>und</strong> Instandhaltung von<br />
Schienenfahrwegen bis hin zu dem Bereich Recht im<br />
Öffentlichen Verkehrswesen.<br />
Besonders attraktiv ist <strong>für</strong> die Studenten die Möglichkeit,<br />
im Rahmen von Bachelor- <strong>und</strong> Masterarbeiten<br />
an aktuellen <strong>Forschung</strong>sprojekten im Bahnbereich<br />
mitzuarbeiten.<br />
Das Lehrang<strong>eb</strong>ot wird vor allem von Studierenden<br />
des Maschinenbaus, der Elektrotechnik<br />
<strong>und</strong> des Wirtschaftsingenieurwesens genutzt, die<br />
sich d<strong>am</strong>it ein gr<strong>und</strong>legendes Systemverständnis<br />
des Eisenbahnwesens erwerben können. Es steht<br />
in Konkurrenz zu zahlreichen anderen Fächern in<br />
den Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> musste sich seinen<br />
Platz bei den Studierenden erst erkämpfen.<br />
Über h<strong>und</strong>ert Prüfungen <strong>und</strong> mehr als zwanzig Abschlussarbeiten<br />
allein im letzten Jahr belegen aber<br />
eindeutig, dass das Lehrang<strong>eb</strong>ot mittlerweile sehr<br />
gut angenommen wird.<br />
Besonders erfreulich dabei ist, dass alle Absolventen<br />
problemlos einen Arbeitsplatz in der Bahnindustrie<br />
mit ihren vielfältigen Zulieferfirmen oder bei<br />
öffentlichen oder privaten Eisenbahnbetreibern <strong>und</strong><br />
Nahverkehrsunternehmen finden.<br />
5. Studienjahr<br />
4. Studienjahr<br />
3. Studienjahr<br />
2. Studienjahr<br />
1. Studienjahr<br />
Bachelorarbeit<br />
Pflichtmodule<br />
Pflichtmodule<br />
Pflichtmodule<br />
Gr<strong>und</strong>lagenmodule<br />
Masterarbeit<br />
Heutige Schienenfahrzeuge sind hochkomplexe Systeme,<br />
in denen die unterschiedlichsten Techniken aus<br />
dem Bereich des Maschinenbaus, der Elektrotechnik<br />
<strong>und</strong> der Informationstechnik integriert sind. Wachsen-<br />
Wahlmodule<br />
Wahlmodule<br />
Bild 2:<br />
Prinzipieller Aufbau des konsekutiven Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiums <strong>am</strong> KIT.<br />
Fahrzeug<br />
Bachelor Master<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>am</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Infrastruktur<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> verfolgt in der<br />
<strong>Forschung</strong> das strategische Ziel, die weitere Entwicklung<br />
des Bahnsystems als energieeffizienten,<br />
umweltfre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> leistungsfähigen Verkehrsträger<br />
mitzugestalten. Ausgehend vom Schienenfahrzeug<br />
befasst er sich insbesondere mit denjenigen<br />
wissenschaftlichen Fragestellungen, die an den<br />
Schnittstellen zwischen Fahrzeug, Infrastruktur <strong>und</strong><br />
Betri<strong>eb</strong> auftreten. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig<br />
im Nahverkehr.<br />
Am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> wurden vier<br />
<strong>Forschung</strong>sschwerpunkte aufg<strong>eb</strong>aut:<br />
• Eisenbahn als mechatronisches System<br />
• Energiemanagement<br />
• Induktive Energieübertragung<br />
• Antri<strong>eb</strong>ssysteme<br />
An den im Folgenden hierzu beschri<strong>eb</strong>enen <strong>Forschung</strong>sprojekten<br />
arbeiten aktuell elf akademische<br />
Mitarbeiter, davon sechs Maschinenbauingenieure,<br />
drei Elektrotechniker <strong>und</strong> zwei Wirtschaftsingenieure.<br />
So ist die notwendige Kompetenzbreite sichergestellt,<br />
die <strong>für</strong> die Bearbeitung der interdisziplinären<br />
<strong>Forschung</strong>sthemen unerlässlich ist.<br />
Bild 3:<br />
Eisenbahn als System.<br />
Für experimentelle Untersuchungen stehen umfangreiche<br />
Prüffelder zur Verfügung, die gemeinschaftlich<br />
<strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Fahrzeugsystemtechnik genutzt<br />
werden. Speziell <strong>für</strong> die elektrische Antri<strong>eb</strong>stechnik<br />
wurde ein Prüfstand mit Original-Bahnmotoren aus<br />
dem Nahverkehrsbereich realisiert. Der Prüfstand erlaubt<br />
den Betri<strong>eb</strong> von drei Maschinen mit je 130 kW an<br />
einem gemeins<strong>am</strong>en Gleichspannungszwischenkreis.<br />
Auch weitere Prüflinge können eing<strong>eb</strong><strong>und</strong>en werden.<br />
Untersuchungen an kompletten Fahrzeugen finden<br />
mit Unterstützung der VBK in deren Infrastruktur statt.<br />
Eisenbahn als mechatronisches<br />
System<br />
112 (2014) Heft 3<br />
77
Fokus <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
Aktorkraft<br />
y<br />
von Schienenfahrzeugen <strong>und</strong> von Schienennetzen.<br />
Insbesondere bei sehr engen Kurven, wie<br />
sie typischerweise im Nahverkehr von Straßenbahnen<br />
durchfahren werden, treten oft große<br />
Anlaufwinkel zwischen Rad <strong>und</strong> Schiene sowie<br />
Spurkranzanlauf auf. Um den hohen Verschleiß<br />
an diesen Stellen zu reduzieren, wird an einem<br />
mechatronischen Fahrwerkskonzept, dem aktiv<br />
gelenkten Radpaar (Bild 4) geforscht. Durch eine<br />
robuste Spurführungsregelung soll der Querversatz<br />
y möglichst ganz verschwinden <strong>und</strong> der<br />
Spurkranzanlauf vermieden werden [3]. Dabei<br />
werden auch Simulationsverfahren, mit denen<br />
das Verschleißverhalten bewertet werden kann,<br />
entwickelt (Bild 5) [4].<br />
Bild 4:<br />
Aktiv gelenktes Radpaar.<br />
Verschleiß<br />
Kinematik der Neigekompensation<br />
von Stromabnehmern <strong>für</strong> Neigetechnikfahrzeuge<br />
Bild 5:<br />
Methodik zur Verschleißberechnung.<br />
Bild 6:<br />
Neigekompensation des Stromabnehmers.<br />
Simulation<br />
de Anforderungen, wie immer größere<br />
installierte Leistung, geringeres Gewicht,<br />
geringerer Verschleiß, höhere<br />
Wirtschaftlichkeit, höhere Crashfestigkeit<br />
<strong>und</strong> größere Sicherheit, zwingen<br />
zu einer Ausnutzung der installierten<br />
Technik bis an die Grenzen des physikalisch<br />
Machbaren. Dabei verwischen<br />
sich die Grenzen zwischen den<br />
klassischen Disziplinen immer mehr.<br />
Funktionen, die bisher von elektrotechnischen<br />
oder mechanischen Teilsystemen<br />
realisiert wurden, werden<br />
immer mehr durch integrale Lösungen<br />
ersetzt, bei denen Elektrotechnik,<br />
Maschinenbau <strong>und</strong> Informationstechnik<br />
eng ineinander verwoben sind.<br />
Die so begründete Mechatronik bietet<br />
zudem die Möglichkeit, Funktionen zu<br />
realisieren, die in klassischer Technik<br />
gar nicht oder nur mit sehr hohem<br />
Aufwand umgesetzt werden können.<br />
Mechatronische Spurführung zur Verschleißreduktion<br />
im Schienennahverkehr<br />
Der Verschleiß an Rad <strong>und</strong> Schiene ist eine der<br />
größten Kostenpositionen bei der Instandhaltung<br />
Für die Betrachtung der dyn<strong>am</strong>ischen Interaktion<br />
der Oberleitung mit dem Stromabnehmer wird<br />
häufig die Anregung durch die Fahrzeugbewegung<br />
nicht berücksichtigt, da diese insbesondere bei guter<br />
Fahrwegqualität nur einen geringen Einfluss hat<br />
[5]. Diese Annahme trifft bei Stromabnehmern <strong>für</strong><br />
Neigetechnikfahrzeuge nicht mehr zwangsläufig<br />
zu, weil bei diesen eine Kompensationseinrichtung<br />
(Bild 6) notwendig ist.<br />
Zudem beeinflusst die Ausgestaltung der Kompensationseinrichtung<br />
durch den hohen vertikalen<br />
Bauraum auch das Dachdesign <strong>und</strong> beschränkt den<br />
Fahrgastraum. Im Zuge einer <strong>Forschung</strong>saufgabe<br />
hierzu werden systematisch Lösungsansätze zur<br />
mechatronischen Ausführung der Neigekompensation<br />
des Stromabnehmers gesucht <strong>und</strong> hinsichtlich<br />
der vertikalen Bauhöhe <strong>und</strong> des Einflusses auf die<br />
Kontaktqualität bewertet. Ziel ist es, Lösungen zu<br />
finden, welche bei kompakter Bauhöhe möglichst<br />
geringen Einfluss auf die dyn<strong>am</strong>ische Interaktion<br />
mit der Oberleitung aufweisen.<br />
Energiemanagement<br />
Die öffentlichen Diskussionen um Umweltbelastung,<br />
Energieverbrauch, CO 2 -Ausstoß sowie um<br />
ein „grünes“ Image machen das Energiemanagement<br />
zu einem zentralen, gesellschaftlich relevanten<br />
Thema. Dadurch dass die Ressourcen verknappen<br />
<strong>und</strong> daher die Energiepreise steigen, rücken<br />
n<strong>eb</strong>en den ökologischen auch ökonomische Gesichtspunkte<br />
in den Vordergr<strong>und</strong>. In der Konsequenz<br />
hat die Thematik auch <strong>für</strong> die Betreiber des<br />
Öffentlichen Nahverkehrs eine hohe <strong>und</strong> zukunftsweisende<br />
Relevanz.<br />
78 112 (2014) Heft 3
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong> Fokus<br />
Unterwerk<br />
nicht<br />
rückspeisbare<br />
Energie<br />
vom Unterwerk<br />
eingespeiste<br />
Energie<br />
Nahverkehrsnetz<br />
DC 750 V<br />
rekuperative<br />
Energie<br />
< 30 % 100 %<br />
rückgewonnene<br />
elektrische<br />
Bremsenergie<br />
Im Kontext der Elektromobilität rückt auch die Elektrifizierung<br />
von Linienbussen mit bordeigenem Speicher<br />
in den Fokus. Die erwarteten Vorteile sind ein<br />
emissionsloser <strong>und</strong> nahezu lautloser Betri<strong>eb</strong> in Ballungsg<strong>eb</strong>ieten,<br />
reduzierte Betri<strong>eb</strong>skosten sowie eine<br />
umweltbewusste Außenwirkung <strong>für</strong> Städte <strong>und</strong> Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
[9].<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> beteiligt<br />
sich im „Leuchtturmprojekt“ PRIMOVE Mannheim<br />
an der Erforschung des Einsatzes von induktiv laden-<br />
Fahrleitungsverluste<br />
vom Fahrzeug<br />
aufgenommene<br />
Energie<br />
Fahrzeug<br />
M<br />
~<br />
~<br />
~<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />
Bremsverluste<br />
mechanische Energie<br />
(kinetisch + potentiell)<br />
Antri<strong>eb</strong>sverluste<br />
Mittelspannungsnetz<br />
3 AC 20 kV 50 Hz<br />
Fahrwiderstandsverluste<br />
Bild 7:<br />
Energi<strong>eb</strong>ilanz im Nahverkehrsnetz.<br />
Schienenfahrzeuge<br />
Gerade auch im Nahverkehr hat der Energieverbrauch<br />
einen wesentlichen Anteil an den Betri<strong>eb</strong>skosten.<br />
Mittlerweile verfügt nahezu jedes neue elektrische<br />
Schienenfahrzeug über umrichtergespeiste<br />
Asynchronmaschinen <strong>und</strong> ist gr<strong>und</strong>sätzlich in der<br />
Lage, Bremsenergie in die Fahrleitung zurückzuspeisen.<br />
Jedoch ist hinsichtlich der Nutzung der Bremsenergie<br />
noch großes Potenzial vorhanden (Bild 7).<br />
Im Vergleich zu Wechselspannungsnetzen kann<br />
in Gleichspannungsnetzen zurückgewonnene Bremsenergie<br />
nur begrenzt genutzt werden. Der Gr<strong>und</strong><br />
hier<strong>für</strong> liegt einerseits in den oft noch mit Dioden<br />
ausgerüsteten Gleichrichterunterwerken, die keinen<br />
Leistungsfluss zurück in das übergeordnete AC-Mittelspannungsnetz<br />
erlauben. Andererseits ist der Transport<br />
der Energie im DC-Netz über größere Entfernungen<br />
aufgr<strong>und</strong> der relativ geringen Netzspannung <strong>und</strong><br />
der dadurch hohen Leitungsverluste nicht möglich.<br />
Daher kann die Bremsenergie nur dann vom Oberleitungsnetz<br />
aufgenommen werden, wenn in der Nähe<br />
des bremsenden Fahrzeugs zeitgleich ein Abnehmer<br />
<strong>für</strong> diese Energie vorhanden ist. Verschiedene Untersuchungen<br />
<strong>und</strong> Messungen belegen, dass in einem<br />
typischen elektrifizierten Nahverkehrsnetz 20 bis 30 %<br />
der Bremsenergie in Bremswiderständen nutzlos in<br />
Wärme umgewandelt werden [6; 7].<br />
Mit der Einbindung von Energiespeichern in das<br />
System kann die momentan nicht nutzbare Bremsenergie<br />
zwischengelagert <strong>und</strong> bei der nächsten Anfahrt<br />
genutzt werden. Beispielsweise sind auf dem<br />
G<strong>eb</strong>iet der Hochleistungskondensatoren mittlerweile<br />
leistungsfähige Energiespeicher verfügbar, die auf<br />
dem Fahrzeug mitgeführt werden können. N<strong>eb</strong>en<br />
Hochleistungskondensatoren kommen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
auch Schwungräder, Batterien oder Druckluftspeicher<br />
als Energiespeicher in Frage. Alternativ zu<br />
den mobilen Speichern auf Fahrzeugen besteht zusätzlich<br />
die Möglichkeit, durch über das Netzwerk<br />
verteilte stationäre Energiespeicher die Netzspannung<br />
zu stabilisieren.<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> befasst sich<br />
speziell mit der Entwicklung einer Anwendungssoftware<br />
zur Abbildung der infrastrukturellen Eigenschaften<br />
sowie der betri<strong>eb</strong>lichen Vorgänge in einem<br />
Nahverkehrsnetz [8]. Mit Hilfe umfangreicher Fahrspielsimulationen<br />
werden die sich fortlaufend ändernden<br />
Standorte der Fahrzeuge sowie die sich aus<br />
der Fahrdyn<strong>am</strong>ik erg<strong>eb</strong>enden Traktionsleistungen<br />
bestimmt. Anschließend soll mit Lastflussberechnungen<br />
die optimale Dimensionierung <strong>und</strong> Positionierung<br />
von Speichersystemen im elektrischen Netz<br />
analysiert werden (Bild 8).<br />
E-Busse<br />
112 (2014) Heft 3<br />
79
Fokus <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
Unterwerk<br />
Fahrzeug<br />
Energiespeicher<br />
Bild 8:<br />
Simulation des Streckennetzes.<br />
den E-Bussen im Stadtverkehr. Das <strong>Forschung</strong>sprojekt<br />
wird durch das B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr<br />
<strong>und</strong> digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert <strong>und</strong> als<br />
Kooperation zwischen dem KIT, der Rhein-Neckar-<br />
Verkehr GmbH (RNV), Bombardier Transportation<br />
GmbH <strong>und</strong> der Stadt Mannheim auf der Mannheimer<br />
Buslinie 63 umgesetzt [10]. Ab 2014 werden<br />
die dort bisher eingesetzten Dieselbusse durch<br />
zwei rein elektrisch betri<strong>eb</strong>ene, 12 m lange Busse<br />
des Schweizer Herstellers Carrosserie HESS AG ersetzt.<br />
Diese laden dann während ihres Betri<strong>eb</strong>s an<br />
ausgewählten Haltestellen über das induktive Energieübertragungssystem<br />
PRIMOVE des Herstellers<br />
Bombardier nach, was im Besonderen eine kleinere<br />
Dimensionierung des Akkumulators erlaubt <strong>und</strong><br />
neue Betri<strong>eb</strong>skonzepte ermöglicht (Bild 9).<br />
Schwerpunkt des <strong>Forschung</strong>sprojekts <strong>am</strong> <strong>Lehrstuhl</strong><br />
ist die Simulation des Ges<strong>am</strong>tsystems aus Bus,<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong> im Hinblick auf verschiedene<br />
Ladeszenarien <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>svarianten, auf<br />
Optimierungspotenziale, Wirtschaftlichkeit im Vergleich<br />
zu Diesel-/Hybridbuseinsatz, Rückwirkungen<br />
auf das Energieversorgungsnetz <strong>und</strong> Übertragbarkeit<br />
auf andere Linien, Topographien, Fahrzeugtypen<br />
<strong>und</strong> Betreiber.<br />
Induktive Energieübertragung<br />
Seit Anbeginn haben sich Oberleitung oder Stromschiene<br />
in Verbindung mit Stromabnehmern als Zubringer<br />
der Traktionsenergie <strong>für</strong> Schienenfahrzeuge<br />
bewährt. Im Bereich des elektrifizierten Individualverkehrs<br />
werden dagegen in der Regel Energiespeicher<br />
auf dem Fahrzeug mitgeführt, die punktuell<br />
über Stromkabel nachgeladen werden. In beiden<br />
Bereichen bietet die induktive Energieübertragung<br />
eine interessante Alternative. Sie ist verschleiß- <strong>und</strong><br />
wartungsarm <strong>und</strong> unkompliziert in der Handhabung.<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> forscht<br />
im Rahmen dreier Projekte an verschiedenen Fragestellungen<br />
zum Einsatz induktiver Energieübertragung<br />
im Fahrzeugbereich.<br />
Aktive Kompensation<br />
Bei der Anwendung induktiver Energieübertragungstechnik<br />
in Bus <strong>und</strong> Bahn aus dem öffentlichen<br />
Verkehrssegment sind die Leistungsanforderungen<br />
an das Übertragungssystem sehr hoch, was auch<br />
die Einhaltung von Grenzwerten elektromagnetischer<br />
Felder im direkten Umfeld des Fahrzeugs<br />
deutlich erschwert. In diesem Leistungsbereich bieten<br />
sich symmetrisch betri<strong>eb</strong>ene, mehrphasig ausgeführte<br />
Systeme an, da hier der Feldproblematik<br />
bereits mit konstruktiven Maßnahmen wirkungsvoll<br />
begegnet werden kann. Die breiten Schwankungen<br />
aller Einflussfaktoren verursachen jedoch Einbußen<br />
hinsichtlich Effizienz <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit des<br />
Übertragungssystems. Zu den wichtigsten Einflussfaktoren<br />
zählen Relativbewegungen des Fahrzeugs<br />
oder Lagefehler bei der freien Positionierung des<br />
80 112 (2014) Heft 3
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong> Fokus<br />
thermische<br />
Verluste<br />
Umrichtungsverluste<br />
Fahrzeug<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Li-Ion-Akku<br />
Umrichter<br />
Klimaanlage<br />
Mannheim Hbf<br />
Mo – Fr / Sa / So<br />
Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />
Controller<br />
Kunsthalle<br />
Wasserturm<br />
Am Friedrichsplatz<br />
Otto-Beck-Straße<br />
Kunstverein<br />
Mühldorferstraße<br />
Möhlstraße<br />
…<br />
PFALZPLATZ<br />
Pick-Up<br />
Primärspule<br />
zugeführte Energie<br />
Spannungsnetz<br />
Bremsenergieverluste<br />
Ges<strong>am</strong>tfahrwiderstandsverluste<br />
Übertragungsverluste<br />
Stromrichtungsverluste<br />
Infrastruktur<br />
Bild 9:<br />
Induktiv geladener Elektrospeicherbus.<br />
Fahrzeugs über dem fahrwegseitig installierten Teil<br />
des Systems (Bild 10).<br />
Im <strong>Forschung</strong>sprojekt geht es zunächst um die<br />
mathematische Modellbildung solcher Mehrphasensysteme.<br />
Darauf aufbauend werden aktive Systemstrukturen<br />
untersucht, um den genannten<br />
Einbußen im laufenden Betri<strong>eb</strong> effektiv entgegenwirken<br />
zu können.<br />
Ladekonzept <strong>für</strong> Stadtbusse<br />
Im Rahmen des so genannten Projekthaus E-Drive<br />
wird an induktiver Energieübertragung zum Einsatz<br />
in Stadtbussen geforscht. Das Projekt wird vom Ministerium<br />
<strong>für</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> Kunst des Landes<br />
Baden Württemberg gefördert <strong>und</strong> von der Daimler<br />
AG unterstützt.<br />
Ein System zur induktiven Nachladung von<br />
Stadtbussen besteht aus mehreren Komponenten,<br />
die unter Berücksichtigung zahlreicher Eingangsvariablen<br />
sorgfältig aufeinander abgestimmt werden<br />
müssen. Die Minimalgröße des auf dem Fahrzeug<br />
mitzuführenden Akkumulators korreliert mit den<br />
Eckdaten des Fahrzeugs, der Ladestellendichte entlang<br />
der Strecke, der Verweildauer des Busses auf<br />
der Ladestelle, der Ladeleistung, dem gefahrenen<br />
Streckenprofil sowie äußeren Einflussfaktoren wie<br />
dem übrigen Straßenverkehr.<br />
Ziel des Projekts ist n<strong>eb</strong>en der Abschätzung<br />
des Potenzials induktiver Energieübertragungstechnik<br />
daher, ein Konzept zur Aufladung batterieelektrisch<br />
betri<strong>eb</strong>ener Stadtbusse mittels dieser<br />
Technik zu erstellen. Hierzu wird ein Simulationsmodell<br />
entwickelt, das eine mit induktiver Energieübertragungstechnik<br />
ausgerüstete Stadtbuslinie<br />
abbilden kann. Die einzelnen Komponenten<br />
des Systems können hiermit gezielt aufeinander<br />
abgestimmt <strong>und</strong> an die örtlichen Geg<strong>eb</strong>enheiten<br />
sowie an die Anforderungen des jeweiligen Betreibers<br />
angepasst werden.<br />
Bild 10:<br />
Dreiphasige induktive Energieübertragung.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
81
Fokus <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
Drei Fragen an Prof. Dr.-Ing. Peter Gratzfeld<br />
Professor <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> <strong>am</strong> <strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Technologie</strong><br />
Was ist die hauptsächliche <strong>Forschung</strong>sausrichtung<br />
Ihres <strong>Lehrstuhl</strong>s?<br />
Wir beschäftigen uns mit den vier<br />
<strong>Forschung</strong>sschwerpunkten<br />
• Eisenbahn als mechatronisches<br />
System,<br />
• Energiemanagement,<br />
• induktive Energieübertragung<br />
<strong>und</strong><br />
• Antri<strong>eb</strong>ssysteme.<br />
Im Fokus haben wir vor allem Anwendungen<br />
im Nahverkehr, weil<br />
der Bedarf an leistungsfähiger <strong>und</strong><br />
zugleich umweltverträglicher Mobilität<br />
in Städten <strong>und</strong> Ballungsräumen<br />
weltweit immer größer wird,<br />
aber auf diesem G<strong>eb</strong>iet zu wenig<br />
geforscht wird. Durch die enge Vernetzung<br />
mit den anderen Lehrstühlen<br />
<strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Fahrzeugsystemtechnik<br />
haben wir die Kompetenz, zukunftsweisende Lösungen nicht<br />
nur <strong>für</strong> Schienenfahrzeuge, sondern auch <strong>für</strong> weitere Fahrzeugarten voran<br />
zu treiben, <strong>und</strong> befassen uns beispielsweise auch mit Elektrobussen.<br />
Was ist das wesentliche Lernziel Ihrer Lehrveranstaltungen?<br />
Mir ist der Systemgedanke besonders wichtig. Unsere Studierenden sollen<br />
Eisenbahn als Ges<strong>am</strong>tsystem verstehen <strong>und</strong> die wechselseitigen Abhängigkeiten<br />
von Fahrzeugen, Infrastruktur <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong> erkennen. Gerade an<br />
diesen Schnittstellen entstehen <strong>für</strong> das System Bahn die größten Herausforderungen,<br />
aber auch die aussichtsreichsten Potenziale. Darauf bereiten<br />
wir die Studierenden mit unseren Lehrveranstaltungen gezielt vor.<br />
Schnellladesystem <strong>für</strong> PKW-Anwendungen<br />
Im Zuge des Aufschwungs der Elektromobilität beim<br />
Individualverkehrs wird das Prinzip der induktiven<br />
Aufladung der Fahrzeugbatterie als Schlüsseltechnologie<br />
gesehen [11] <strong>und</strong> genießt zurzeit die volle<br />
Aufmerks<strong>am</strong>keit der Automobilindustrie. Derzeit<br />
werden Elektrofahrzeuge üblicherweise über ein<br />
Kabel an gewöhnlichen Haushaltssteckdosen aufgeladen.<br />
Dies bringt zwei wesentliche Nachteile<br />
mit sich: Zum einen das unkomfortable Handling<br />
des Ladekabels, das beispielsweise bei schlechten<br />
Witterungsbedingungen durch Schmutz <strong>und</strong> Nässe<br />
erschwert wird. Zum anderen ist die maximale<br />
Ladeleistung an Haushaltssteckdosen in der Regel<br />
auf 3 kW begrenzt, sodass die Vollladung einer Fahrbatterie<br />
mit einer Kapazität von etwa 20 kWh bis zu<br />
acht St<strong>und</strong>en dauern kann.<br />
Im Rahmen des öffentlich geförderten Projektes<br />
Berührungsloses, positionstolerantes <strong>und</strong> induktives<br />
Laden (BIPoL plus ) wird an einem Schnellladesystem<br />
von bis zu 22 kW Ladeleistung geforscht, bei<br />
dem die Energieübertragung induktiv zwischen<br />
dem Elektrofahrzeug <strong>und</strong> der Ladestation erfolgt.<br />
Das Projekt BIPoL plus wird durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />
<strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong> (BMBF) im<br />
Rahmen des Spitzenclusters Elektromobilität Süd-<br />
West mit einer Laufzeit von drei Jahren gefördert.<br />
Insges<strong>am</strong>t arbeiten acht Projektpartner aus Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Wissenschaft an der Realisierung dieses<br />
Projektes: Daimler AG, Robert Bosch GmbH, IPT-<br />
Wie groß sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt <strong>für</strong> Ihre Absolventen?<br />
Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt <strong>für</strong> unsere Absolventen sind ausgezeichnet.<br />
Die deutsche Bahnindustrie, die Deutsche Bahn, private<br />
Bahnbetreiber <strong>und</strong> Nahverkehrsunternehmen zus<strong>am</strong>men haben einen<br />
jährlichen Bedarf von r<strong>und</strong> 2 000 Ingenieuren. D<strong>am</strong>it ist der Bedarf<br />
an Ingenieuren mit bahntechnischer Ausbildung weit größer als das<br />
Ang<strong>eb</strong>ot an Absolventen. Dank einer soliden Ausbildung, die auf Basis<br />
prof<strong>und</strong>er ingenieurwissenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lagen die Zus<strong>am</strong>menhänge<br />
in modernen Bahnsystemen vermittelt, finden alle, die bei uns<br />
ihre Diplom- oder Masterarbeit schreiben, nach ihrem Studium problemlos<br />
eine Stelle in der Bahnbranche.<br />
ZUR PERSON<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Gratzfeld (58), Studium der Elektrotechnik an der RWTH Aachen<br />
von 1975 bis 1980, anschließend Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
Promotion an der RWTH Aachen; von 1986 bis 2008 in der Bahnindustrie tätig bei<br />
Bombardier Transportation <strong>und</strong> Vorgängerunternehmen; diverse Managementpositionen<br />
im Engineering, Projektmanagement <strong>und</strong> Geschäftsleitung; seit 2008 Inhaber<br />
des <strong>Lehrstuhl</strong>s <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> <strong>am</strong> <strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong> (KIT).<br />
Bild 11:<br />
Elektromagnetisches Feld des Spulensystems.<br />
82 112 (2014) Heft 3
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong> Fokus<br />
Technology GmbH, EnBW Energie Baden-Württemberg<br />
AG, Porsche AG, DLR Deutsches Zentrum<br />
<strong>für</strong> Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt, KIT sowie die Universität<br />
Stuttgart [12].<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong> befasst sich<br />
in diesem Projekt insbesondere mit der simulativen<br />
Auslegung der Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärspule. Durch<br />
ein optimiertes Spulendesign wird ein 22-kW-Übertragungssystem<br />
mit einer guten Kopplung <strong>und</strong> einer<br />
hohen Positionierungstoleranz entwickelt, das<br />
auch die aktuellen elektromagnetischen Grenzwerte<br />
einhält (Bild 11). Zudem soll ein interoperabler<br />
Betri<strong>eb</strong> von verschiedenen Spulensystemen sichergestellt<br />
werden.<br />
750 V DC<br />
DC<br />
DC<br />
Capacitor<br />
array<br />
DC<br />
AC<br />
ASM<br />
Gro<strong>und</strong><br />
Load<br />
Antri<strong>eb</strong>ssysteme<br />
Bild 12:<br />
Simulation von Antri<strong>eb</strong>sstrangtopologien.<br />
Die Antri<strong>eb</strong>sausrüstung ist das zentrale System in<br />
allen Fahrzeugarten. Daher werden im <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt<br />
Antri<strong>eb</strong>ssysteme <strong>am</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
neue Antri<strong>eb</strong>skonzepte erforscht.<br />
1-D-Simulation elektrischer <strong>und</strong> hybrider<br />
Antri<strong>eb</strong>sstränge<br />
In diesem Projekt werden Simulationsmodelle<br />
von einzelnen Antri<strong>eb</strong>selementen, beispielsweise<br />
Fahrmotoren, erstellt, die zuverlässige Aussagen<br />
zum Wirkungsgrad <strong>für</strong> solche Lastzyklen ermöglichen,<br />
die bei Fahrantri<strong>eb</strong>en üblich sind. Anhand<br />
von Messungen auf einem Prüfstand werden die<br />
Simulationsmodelle validiert; sie können dann<br />
zu Antri<strong>eb</strong>sstrangmodellen gekoppelt werden,<br />
um verschiedene Antri<strong>eb</strong>sstrangtopologien oder<br />
Energiemanagement ansätze genauer untersuchen<br />
<strong>und</strong> die <strong>für</strong> den geplanten Einsatz effizienteste Lösung<br />
auswählen zu können (Bild 12).<br />
Linearmotor<br />
N<strong>eb</strong>en den klassischen Fahrantri<strong>eb</strong>en, bei denen<br />
die Zugkraft über den Kontakt Rad/Schiene übertragen<br />
wird, ist auch der Linearantri<strong>eb</strong> <strong>für</strong> Schienenfahrzeuge<br />
von Interesse. Wenn dabei der aktive<br />
Primärteil in den Oberbau integriert <strong>und</strong> der<br />
passive Sek<strong>und</strong>ärteil auf dem Fahrzeug installiert<br />
wird, ist auch ein Fahren ohne Oberleitung möglich.<br />
Dieses Konzept kann vor allem dort nützlich<br />
sein, wo man im Streckenverlauf zum Beispiel aus<br />
ästhetischen Gründen vor einem sehenswerten G<strong>eb</strong>äude<br />
kurze oberleitungsfreie Abschnitte einrichten<br />
möchte, die man im regulären Betri<strong>eb</strong> bequem<br />
durchrollen kann, bei einem ungeplanten Halt aber<br />
zuverlässig räumen muss.<br />
Bild 13:<br />
Linearmotor-Demonstrator.<br />
Für diesen Einsatzzweck müssen einige besondere<br />
Randbedingungen berücksichtigt werden. Dazu<br />
zählen insbesondere ein <strong>für</strong> elektrische Maschinen<br />
äußerst großer Luftspalt, die sehr begrenzten<br />
Platzverhältnisse unterhalb des Fahrzeugs sowie die<br />
Nachrüstbarkeit bei Bestandsfahrzeugen. Zur Erforschung<br />
dieses Konzeptes sind umfangreiche Berechnungen<br />
der magnetischen Felder erforderlich,<br />
die mit Hilfe von analytischen Gleichungen <strong>und</strong> der<br />
Finite-Elemente-Methode durchgeführt werden. Ein<br />
Demonstrator, mit dem später die Simulationserg<strong>eb</strong>nisse<br />
validiert <strong>und</strong> die Funktionsfähigkeit des Konzeptes<br />
nachgewiesen werden sollen, befindet sich<br />
derzeit in Aufbau (Bild 13).<br />
Peter Gratzfeld<br />
Weitere Informationen<br />
<strong>Karlsruher</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Technologie</strong> (KIT)<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Fahrzeugsystemtechnik<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Bahnsystemtechnik</strong><br />
Rintheimer Querallee 2<br />
76131 Karlsruhe<br />
Fon: +49 721 608-48610, Fax: -48639<br />
E-Mail: peter.gratzfeld@kit.edu<br />
www.bahnsystemtechnik.de (Homepage des <strong>Lehrstuhl</strong>s)<br />
www.kit.edu<br />
112 (2014) Heft 3<br />
83
Fokus <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehre</strong><br />
Literatur + Links<br />
[1] Gratzfeld, P.: Eisenbahntechnik studieren <strong>am</strong> KIT, Zukunftsbranche<br />
Bahn: Beruf & Karriere 2011/2012, S. 58–59.<br />
[2] Gratzfeld, P.: <strong>Bahnsystemtechnik</strong> <strong>am</strong> KIT, Zukunftsmotor<br />
Metropolregion Rhein-Neckar, 2/2012, S. 36–37.<br />
[3] Gratzfeld, P.: Mechatronische Spurführung zur Verschleißreduktion<br />
bei Straßenbahnen, Ingenieurspiegel<br />
2/2013, S. 69–70.<br />
[4] Heck, J.; Gratzfeld, P.: Ein Beitrag zur Simulation des Rad-<br />
Schiene-Verschleißes bei Straßenbahnen, Bahntechnik<br />
Aktuell Band 42/2012, S. 9–20.<br />
[5] Zhai, W. M.; Cai, C. B.: Effect of Locomotive Vibration on<br />
Pantograph-Catenary System Dyn<strong>am</strong>ics, Vehicle System<br />
Dyn<strong>am</strong>ics, Vol. 29, Supplement 1, 1998.<br />
[6] Steiner, M.; Scholten, J.: Energy Storage on board of DC<br />
fed railway vehicles. Power Electronics Specialists Conference,<br />
Aachen 2004.<br />
[7] Klausner, S.; Lehnert, M.: Betri<strong>eb</strong>sspezifische Auslegung<br />
von Energiespeichern <strong>für</strong> Straßenbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 2008, H. 5, S. 237–246.<br />
[8] Vollmer, I.: Wer bremst, gewinnt. lookKIT – Das Magazin<br />
<strong>für</strong> <strong>Forschung</strong>, <strong>Lehre</strong>, Innovation, 03/2013, S. 22-24.<br />
[9] Steinle, V.: Politik <strong>und</strong> Wirtschaft – gemeins<strong>am</strong> zum<br />
Leitanbieter. 2. Fachkonferenz Elektromobilität im<br />
ÖPNV, Dresden 2014.<br />
[10] Nationale Organisation Wasserstoff- <strong>und</strong> Brennstoffzellentechnologie:<br />
Projektfinder. http://www.now-gmbh.de/<br />
de/projektfinder/, abgerufen <strong>am</strong> 29.01.2014.<br />
[11] JustPark: Begleitforschung zum kabellosen Laden von Elektrofahrzeugen:<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken beim kabellosen Laden<br />
von Elektrofahrzeugen, <strong>Technologie</strong>folgeabschätzung<br />
<strong>für</strong> eine Schlüsseltechnologie in der Durchbruchphase der<br />
Elektromobilität. Abschlussbericht im Rahmen des FuE-<br />
Progr<strong>am</strong>ms „Förderung von <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung<br />
im Bereich der Elektromobilität“ des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
<strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit (BMU).<br />
[12] e-mobil BW GmbH: http://www.emobil-sw.de/de/<br />
aktivitaeten/aktuelle-projekte/projektdetails/BIPoLplus-<br />
Beruehrungsloses-induktives-<strong>und</strong>-positionstolerantes-<br />
Laden.html, abgerufen <strong>am</strong> 02.02.2014.<br />
Fokus Thema<br />
Spannungsausfall – Chance <strong>für</strong> noch<br />
mehr Sicherheit<br />
Zum Führen elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge haben DB Netz als Infrastrukturunternehmen <strong>und</strong> DB Schenker<br />
Rail als Verkehrsunternehmen jeweils eine Richtlinie herausgeg<strong>eb</strong>en. Die Bestimmungen über die<br />
Maßnahmen bei Ausfall der Fahrleitungsspannung sind weiterhin verschieden.<br />
Als Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) betreut DB<br />
Netz die Richtlinie (Ril) 492.1005 Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge führen –<br />
Führen von elektrisch arbeitenden Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, die zu<br />
den Schienennetz-Benutzungsbedingungen der DB Netz<br />
gehört <strong>und</strong> deshalb im Internet mit einigen Schritten abrufbar<br />
ist. Zu dieser Ril gilt ab 15.12.2013 die Aktualisierung<br />
2, früher Bekanntgabe <strong>und</strong> noch früher Berichtigung<br />
genannt. Gegenüber einem im November 2012 veröffentlichten<br />
Vorschlag <strong>für</strong> das Stellungnahmeverfahren ist<br />
die Endfassung teilweise wieder anders geworden.<br />
Im Einführungsschreiben heißt es, dass die Sachverhalte<br />
„als formelle Änderung in Abschnitte 1 bis 6<br />
unterteilt“ werden.<br />
Inhaltlich sind die Bestimmungen zum H<strong>eb</strong>en der<br />
Stromabnehmer, alternativ auch Anlegen genannt, erh<strong>eb</strong>lich<br />
verschärft, was weder im Einführungsschreiben<br />
noch im Nachweis der Aktualisierungen erwähnt ist. Jetzt<br />
dürfen unter Streckentrennern, Kettenwerkskreuzungen,<br />
Brücken <strong>und</strong> Kunstbauten die Stromabnehmer<br />
weder im Stillstand noch während der Fahrt gehoben<br />
werden; <strong>für</strong> Letzteres galt bisher nur die Empfehlung<br />
„sollten nicht“. Wenn Stromabnehmer im Stillstand unter<br />
Streckentrennungen gehoben werden müssen, ist<br />
vorher die Zustimmung des Fahrdienstleiters oder des<br />
Weichenwärters einzuholen. Dabei ist nicht gesagt, ob<br />
das überall gelten soll oder nur <strong>für</strong> solche Stellen, die<br />
mit Orientierungszeichen 14 gemäß Ril 301 Signalbuch<br />
Modul 9001 angezeigt sind. Gr<strong>und</strong>sätzlich setzt diese<br />
Anweisung ja voraus, dass der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer die<br />
Streckentrennung überhaupt erkennt, sie von einer<br />
Nachspannung unterscheidet <strong>und</strong> ihre örtliche Lage<br />
richtig bestimmt, <strong>und</strong> zwar auch bei Tri<strong>eb</strong>zügen oder<br />
Wendezügen <strong>und</strong> vor allem in der Dunkelheit.<br />
Gelöscht ist die Vorgabe, bei erfolglosem Anfahrversuch<br />
nach 5 s die Leistung abzuschalten, weil diese Bestimmung<br />
primär dem Schutz der Fahrzeuge diente.<br />
Später wird DB Netz „ggf. Vorgaben zur maximalen Stromentnahme<br />
im Stillstand bzw. beim Anfahren“ machen.<br />
Kommentar: Warnsignal Brühl vergessen?<br />
Ob es wohl einmal so weit kommen muss, dass<br />
die DB-Richtlinie 492.1005 Gegenstand einer<br />
Hauptverhandlung vor einer Großen Strafk<strong>am</strong>mer<br />
wird? Was 2002 vor dem Landgericht Köln<br />
zum Unfall Brühl zu Tage k<strong>am</strong>, dass <strong>und</strong> wie die<br />
vier Angeklagten <strong>und</strong> das Unternehmen trotzdem<br />
mit blauem Auge davon k<strong>am</strong>en <strong>und</strong> was der Vorsitzende<br />
Richter bei der Begründung des Einstellungsbeschlusses<br />
in Richtung DB-Vorstand sagte,<br />
ist offenbar verhallt (<strong>eb</strong> 10/2010, S. 466).<br />
Be<br />
84 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong> Fokus<br />
Unverändert g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en ist als einzige Aussage<br />
zum Verhalten bei Ausfall der Fahrleitungsspannung:<br />
• „Kehrt die Fahrdrahtspannung innerhalb von einer<br />
Minute wieder zurück <strong>und</strong> bleibt stabil, kann<br />
der Hauptschalter eingeschaltet werden.“<br />
Weiterhin nicht gesagt wird,<br />
• was zu tun ist, wenn die Spannung nicht innerhalb<br />
einer Minute wiederkehrt, <strong>und</strong><br />
• dass das lange Ausbleiben der Spannung wahrscheinlich<br />
eine Betri<strong>eb</strong>sgefahr anzeigt.<br />
Hierzu ist zweierlei festzuhalten:<br />
Zum einen hat im Jahre 2012 viele Monate lang in<br />
der internen Datenbank der DB eine Fassung dieser<br />
Ril 492.1005 „gültig ab 11.12.2011“ gestanden, die<br />
direkt vor dem oben zitierten Satz eine 1-min-Regel,<br />
das Wort Dauerkurzschluss <strong>und</strong> klare Handlungsanweisungen<br />
enthielt. Zum anderen heißt es in der<br />
DB-Ril 462.1004 Betri<strong>eb</strong> des Oberleitungsnetzes – Umbauten<br />
<strong>und</strong> Unregelmäßigkeiten:<br />
• „Bei einem Dauerkurzschluss ist im Allgemeinen<br />
die Einschränkung des Regellichtraumes zu vermuten.“<br />
Kehrt Fahrdrahtspannung zurück <strong>und</strong> bleibt mindestens 30 Sek<strong>und</strong>en stabil?<br />
nein<br />
Kehrt die Fahrdrahtspannung nach<br />
- Hauptschalter ein<br />
1 Minute zurück? - Weiterfahrt<br />
ja<br />
nein<br />
- Hauptschalter ein - Stromabnehmer senken<br />
- Weiterfahrt - an der nächsten geeigneten<br />
Stelle anhalten<br />
- Fahrdienstleiter verständigen,<br />
Informationen einholen<br />
Bild 1:<br />
Verhaltensregeln in der Richtlinie 492.0005 bei Ausfall der Fahrleitungsspannung, Zeitzählung<br />
unklar definiert (links) (Grafik: Be).<br />
300<br />
km/h<br />
250<br />
200<br />
ja<br />
D<strong>am</strong>it waren also länger fehlende Fahrleitungsspannung<br />
<strong>und</strong> mutmaßlich bestehende Betri<strong>eb</strong>sgefahr sachgerecht<br />
verknüpft. Dies fehlte jedoch, warum auch immer (siehe<br />
Kommentar), in der mit demselben Gültigkeitsdatum<br />
veröffentlichten Fassung der Ril 492.1005. Einzige<br />
wesentliche Änderung gegenüber der Vorläuferausgabe<br />
von 2008 war, dass der Begriff Vollbremsung eisenbahntechnisch<br />
korrekt durch Schnellbremsung ersetzt wurde.<br />
v<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
s<br />
km 12<br />
Zielgruppe <strong>für</strong> diese Ril des EIU sind:<br />
• „Eisenbahnunternehmer von Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
– Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>sleiter / mit dem<br />
Sicherheitsmanagement beauftragte Personen“<br />
Dazu wird im Abschnitt 1 Absatz 2 verlangt:<br />
• „Sie als Eisenbahnunternehmer haben sicher zu<br />
stellen, dass das von Ihnen eingesetzte Personal<br />
mit den nachfolgenden Regeln vertraut ist bzw.<br />
nach ihnen handelt.“<br />
Bild 2:<br />
Prinzipieller Fahrtverlauf schneller Reisezügen in der Ebene nach Ausfall der Fahrleitungsspannung;<br />
Punkte zeigen Minutenteilung (Grafik: Be).<br />
grün nach Reglement in Frankreich: sofort Betri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong> nach 20 s Schnellbremsung<br />
blau nach Reglement in Österreich <strong>und</strong> der Schweiz: sofort Betri<strong>eb</strong>sbremsung<br />
orange nach Richtlinie 492.0005 von DB Schenker Rail bei Karenzzeit 1 min <strong>und</strong> direkt<br />
anschließender Betri<strong>eb</strong>sbremsung; auch noch verzögerter möglich (Bild 1)<br />
rot nach Richtlinie 492.1005 von DB Netz, Bremsung nicht vorgeschri<strong>eb</strong>en<br />
Gemeint sind d<strong>am</strong>it alle Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU), sowohl konzerneigene als auch Dritttrans-<br />
HINTERGRUND<br />
Die klassische Fahrdienstvorschrift von Deutscher B<strong>und</strong>esbahn <strong>und</strong> Deutscher Reichsbahn (DV <strong>und</strong> später<br />
DS 408) <strong>und</strong> heutige Richtlinie 408 Züge fahren <strong>und</strong> Rangieren enthält bisher alle netzweit geltenden<br />
Regeln <strong>für</strong> das Personal aller Funktionen, hauptsächlich Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer <strong>und</strong> Zugführer als fahrendes<br />
sowie Fahrdienstleiter, Weichenwärter <strong>und</strong> Schrankenwärter als stationäres Personal. Welche Module <strong>für</strong><br />
wen gelten, ist <strong>am</strong> Anfang tabellarisch aufgezählt.<br />
Weil die Ril 408 auch <strong>für</strong> private EVU gilt, ist sie Teil der Schienennetz-Benutzungsbedingungen der<br />
DB Netz <strong>und</strong> deshalb im Internet abrufbar.<br />
Für Dezember 2014 ist die TSI-gerechte Aufteilung der Ril 408 in Regeln <strong>für</strong> Mitarbeiter des Eisenbahninfrastrukturunternehmens<br />
<strong>und</strong> in Regeln <strong>für</strong> Mitarbeiter der Eisenbahnverkehrsunternehmen geplant. Dabei<br />
müssen die EVU gemäß EU-Richtlinie ein Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführerheft schaffen. Bei den DB-EVU wird dieses die<br />
Ril 418 mit einer „neuartigen, systematisch an die Arbeitsprozesse des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführers ausgerichteten<br />
Struktur“. Seit 2010 ist dieses Dokument bei DB Fernverkehr <strong>und</strong> seit Ende 2013 bei DB Regio eingeführt.<br />
Künftig wird es also getrennte Regelwerke <strong>für</strong> Nutzer <strong>und</strong> <strong>für</strong> Betreiber der Streckeninfrastruktur g<strong>eb</strong>en.<br />
Zu erwarten ist, dass DB Netz ihre Betri<strong>eb</strong>sführung dann als innere Angelegenheit behandelt <strong>und</strong> dass<br />
Externe davon nur noch das zu wissen bekommen, was <strong>für</strong> das Zus<strong>am</strong>menwirken wichtig ist.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
85
Fokus Betri<strong>eb</strong><br />
Bild 3:<br />
Betri<strong>eb</strong>svorschriften <strong>für</strong> den Fall länger fehlender Fahrleitungsspannung, Stand 1997/98 (Tabelle 1 in [4]).<br />
86 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong> Fokus<br />
porteure. Diesen allen obliegt es also, eigenverantwortlich<br />
Weisungen an ihr Tri<strong>eb</strong>fahrzeugpersonal zu<br />
erlassen (Abschnitt 2.4 in [1] <strong>und</strong> Kommentar zu [2]).<br />
Bei der DB betreut DB Schenker Rail als eines der<br />
Konzern-EVU die Ril 492.0005 Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge führen<br />
– Fachteil <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, geltende Fassung<br />
vom 01.09.2004. Als deren Anwender sind genannt:<br />
• „Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer/-innen, die elektrische<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge führen“<br />
Zu den bisher darin stehenden Regeln bei Spannungsausfall<br />
wurde schon mehrfach die unklar definierte<br />
Karenzzeit (Bild 1) <strong>und</strong> die Diskrepanz zu<br />
den rigorosen Bestimmungen in Frankreich, Österreich<br />
<strong>und</strong> der Schweiz aufgezeigt <strong>und</strong> kommentiert<br />
(Bild 2) [3]. Dabei überzeugt besonders die nach der<br />
Geschwindigkeit abgestufte französische Regel mit<br />
ihrer Abwägung zwischen Fahrzeitverlust <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>ssicherheit<br />
während der Kurzschlussprüfung.<br />
Gerade <strong>für</strong> den Hochgeschwindigkeitsverkehr ist<br />
nämlich zu bedenken: Es ist nicht nur die kinetische<br />
Energie der Züge sehr hoch, sondern es sind wegen<br />
der hohen Leistungsbedarfs der Züge die Streckenspeiseabschnitte<br />
vergleichsweise kurz. Deshalb bleiben<br />
hier dem Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer bei der Fahrt in<br />
einem Abschnitt, der durch ein den Lichtraum einschränkendes<br />
Ereignis spannungslos geworden ist,<br />
reziprok weniger Weg <strong>und</strong> Zeit, mit einer Reaktion<br />
den Aufprall zu vermeiden oder zu mildern.<br />
Die Kurven in Bild 2 gelten <strong>für</strong> von außen unbeeinflusstes<br />
Fahren. In der Praxis kommt irgendwann während<br />
dieser Minuten, in jedem Falle also zeitverzögert<br />
ein personengestützter Alarm, sodass der Fahrdienstleiter<br />
die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer per Zugfunk warnen kann.<br />
Basisrichtlinien dürfen aber diese Red<strong>und</strong>anz nicht stillschweigend<br />
voraussetzen, sondern müssen von ungünstigster<br />
Situation ausgehen: eine Schlüsselperson ist nicht<br />
erreichbar oder überlastet, zum Beispel bei Unwetter<br />
durch g<strong>eb</strong>allte Vorkommnisse, eine Kommunikationsverbindung<br />
ist technisch gestört oder anderes (Tabelle<br />
1 in [1]). Der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer als erste <strong>und</strong> automatisch<br />
gewarnte Person muss unabhängig <strong>für</strong> größtmögliche<br />
Sicherheit handeln. Im Übrigen sind die Chancen<br />
<strong>für</strong> Alarm von außen in dem Maße geschw<strong>und</strong>en, wie<br />
örtliches Bahnpersonal abgezogen <strong>und</strong> es <strong>für</strong> Externe<br />
schwer wurde, noch eine Bahndienststelle zu erreichen.<br />
Die Ril 492.0005 soll überarbeitet werden. DB<br />
Fernverkehr <strong>und</strong> DB Regio haben deren Inhalt inzwischen<br />
1 : 1 in eine neue Ril 418 Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführerheft<br />
übernommen (siehe Hintergr<strong>und</strong>).<br />
Bei weiterhin divergierenden Regeln könnte übrigens<br />
jemand auf den Gedanken kommen, beispielsweise die<br />
EU, hierzu etwas Einheitliches zu verordnen, zunächst<br />
vielleicht <strong>für</strong> interoperablen Verkehr. Bild 3 zeigt noch<br />
einmal, wie unterschiedlich die Regeln zu dieser Betri<strong>eb</strong>ssituation<br />
vor 15 Jahren waren [4]. Natürlich hat sich seitdem<br />
viel geändert, schon allein <strong>für</strong> die <strong>Bahnen</strong> in den vier<br />
oben genannten Ländern. Als Journalist noch einmal zu<br />
Bild 4:<br />
Führerraum nach Aufprall mit 160 km/h auf umgestürzten Baum<br />
(Foto: S<strong>am</strong>mlung Be).<br />
einer solchen ziemlich vollständigen Übersicht zu kommen,<br />
ist heute angesichts der organisatorischen Veränderungen<br />
aussichtslos. So verwies bei einem Versuch hierzu<br />
die britische Aufsichtsbehörde an die EVU des Landes,<br />
deren größtes auf Anfrage garnicht antwortete.<br />
Zu betrachten sind jedoch auch die geschätzt 200<br />
bis 300 EVU Dritter mit elektrischen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />
auf dem DB-Netz. Hier liegt nun ein Risiko: Anders<br />
als DB Schenker Rail haben kleinere EVU gar nicht die<br />
Kräfte, die Ril 492.1005 nochmals umzusetzen; deshalb<br />
ist zu be<strong>für</strong>chten, dass viele von ihnen diese original<br />
an ihr Fahrpersonal durchreichen. Dabei werden<br />
dann die aufgezeigten Lücken sicherheitsrelevant.<br />
Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)<br />
will sich in einem Arbeitskreis mit dem Thema befassen.<br />
Bis auf Weiteres muss man aber auf verantwortungsfreudige<br />
Eisenbahnbetri<strong>eb</strong>sleiter hoffen – oder<br />
darauf, dass alle Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer statt Fahren auf<br />
Verdacht von sich aus nach einer bahnbetri<strong>eb</strong>lichen<br />
Gr<strong>und</strong>regel handeln:<br />
• „Wenn eine Gefahr droht, müssen Sie in eigener<br />
Verantwortung umsichtig <strong>und</strong> entschlossen<br />
alles tun, um die Gefahr abzuwenden oder zu<br />
mindern.“<br />
Das ist, wie Bild 4 beispielhaft zeigt, in ihrem ureigenen<br />
Interesse.<br />
Uwe Behmann<br />
[1] Behmann, U.: Reaktion der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer bei Ausfall<br />
der Fahrleitungsspannung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 12, S. 555–559.<br />
[2] Behmann, U.: Felsturz auf der Gotthardstrecke mit Alarm<br />
durch den Fahrleitungsschaden. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
110 (2012), H. 8-9; S. 387–389.<br />
[3] Behmann, U.: Null-Toleranz-Regel bei Spannungsausfall in<br />
der Schweiz <strong>und</strong> Österreich. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104<br />
(2006), H. 89, S. 444–446; H. 10, S. 520; H. 12, S. 608.<br />
[4] Behmann, U.: Spannungsausfall als Gefahrmeldung. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 97 (1999), H. 1-2, S. 18–21.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
87
Fokus Report<br />
ETG-Fachtagung<br />
100 Jahre Hochleistungstraktion –<br />
100 Jahre Lötschbergbahn<br />
Anlässlich des h<strong>und</strong>ertjährigen Bestehens der Lötschbergbahn veranstaltete die Energietechnische<br />
Gesellschaft ETG von Electrosuisse im Sommer 2013 in Spiez eine Fachtagung.<br />
Bild 1:<br />
Eröffnungsseite der Fachtagung (Bilder: SBB Infrastruktur).<br />
oben BLS-Lokomotive Ae 6/8 Nummer 205<br />
unten Lokomotiven BLS Reihe 465 <strong>und</strong> TRAXX Last Mile<br />
Gestern<br />
Schweiz<br />
Bild 2:<br />
Beziehungsmodell.<br />
Industrie<br />
Theorie<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
Heute<br />
Praxis<br />
Morgen<br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Bahnstromversorgung<br />
Ausland<br />
Die Tagung stand unter dem zitierten Motto<br />
(Bild 1). Sie wurde eröffnet <strong>und</strong> geleitet von Martin<br />
A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign bei SBB Infrastruktur<br />
Energie <strong>und</strong> Mitglied ETG-Vorstand. Er würdigte<br />
den Anlass der Tagung <strong>und</strong> stellte die großen<br />
Leistungen heraus, welche die BLS Lötschbergbahn<br />
im Laufe der 100 Jahre mit ihrer elektrischen Traktion<br />
erbracht hat.<br />
Die aktuellen Aufgaben auf diesem G<strong>eb</strong>iet zeigte<br />
er sodann an einem originellen spinnennetzartigen<br />
Geflecht mit fünf Beziehungslinien – oder durchaus<br />
auch möglichen Spannungsfeldern (Bild 2).<br />
Die danach gehaltenen acht Fachvorträge werden<br />
jetzt wie angekündigt (<strong>eb</strong> 8-9/2013, S. 474)<br />
ab diesem Heft in loser Folge wiedergeg<strong>eb</strong>en,<br />
das heißt auch nicht unbedingt in derselben Reihenfolge<br />
wie auf der Tagung. Dass dies erst jetzt<br />
geschieht, liegt an dem besonderen <strong>und</strong> reichen<br />
Inhalt des <strong>eb</strong>en genannten Heftes sowie dem Umfang<br />
der <strong>eb</strong>-Hefte 12/2013 <strong>und</strong> 1-2/2014, <strong>und</strong> die<br />
Redaktion hofft da<strong>für</strong> auf Verständnis bei den Veranstaltern<br />
<strong>und</strong> den Lesern.<br />
Die meisten Vorträge begannen mit einem geschichtlichen<br />
Rückblick. Weil aber die Rubrik Fokus<br />
vorrangig Aktuelles <strong>und</strong> Zukünftiges bringen soll<br />
<strong>und</strong> die Interessen der einzelnen Leser in dieser Beziehung<br />
vielleicht verschieden sind, werden diese<br />
Rückblicke getrennt in der Rubik Historie g<strong>eb</strong>racht.<br />
Am Schluss der jeweils beiden Teile wird dann auf<br />
die Verknüpfung hingewiesen.<br />
Beide Teile sind hier die einheitlich strukturierte<br />
Wiedergabe der Vortragsinhalte, die natürlich besonders<br />
bei der Historie nur Ausgewähltes bringen<br />
konnten.<br />
In einigen Vorträgen gab es Themen, die in<br />
letzter Zeit auch schon in <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
behandelt waren. Dann soll es hier genügen, auf<br />
diese Beiträge zu verweisen.<br />
Die Redaktion wünscht in jedem Falle anregende<br />
Lektüre in beiden Rubriken.<br />
Steffen Röhlig, Uwe Behmann<br />
88 112 (2014) Heft 3
Report Fokus<br />
Bahnstromversorgung der<br />
Lötschbergbahn von 1913 bis 2013 –<br />
Teil 1<br />
nach Vortrag Gerold Kuonen, Leiter Bahnstrom, BLS Netz AG, auf der ETG-Fachtagung<br />
100 Jahre Hochleistungstraktion – 100 Jahre Lötschbergbahn in Spiez, Juni 2013<br />
Im Jahre 2007 wurde der 34,6 km lange Lötschberg-Basistunnel<br />
zwischen Frutigen <strong>und</strong> Raron<br />
eröffnet. Seine Infrastruktur wird von beiden<br />
Seiten her mit elektrischer Energie versorgt.<br />
Bahnstromversorgung Lötschberg-<br />
Basisstrecke<br />
Der Bau dieser ersten Alpenunterquerung, zwischen<br />
Frutigen im Kandertal <strong>und</strong> Raron im Rhonetal, begann<br />
1999, <strong>und</strong> <strong>am</strong> 9. Dezember 2007 wurde die Lötschberg-<br />
Basisstrecke eröffnet. Ihr Hauptbauwerk ist der 34.6 km<br />
lange Basistunnel mit Steigungen von 3 bis 13 ‰.<br />
Für den Bau <strong>und</strong> die Ausrüstung wurden<br />
4,3 Mrd. CHF investiert, <strong>und</strong> die Betri<strong>eb</strong>skosten liegen<br />
bei 22 Mio. CHF/a.<br />
Seine Fahrleitungen werden mit Traktionsenergie<br />
1 AC 15 kV 16,7 Hz im Norden <strong>und</strong> im Süden von<br />
je zwei Einspeisepunkten versorgt. Alle weiteren<br />
Einzelheiten zu zehn <strong>Bahnen</strong>ergie-Schaltanlagen im<br />
Tunnel, zur durch parallele Kabel verstärkten Fahrleitung<br />
mit zus<strong>am</strong>men 2 kA Belastbarkeit, zu deren<br />
Kurzschlussfestigkeit <strong>für</strong> 50 kA 100 ms <strong>und</strong> zu vielem<br />
Anderen stehen in 16 Fachbeiträgen aus <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> in dem 144 Seiten starken Buch [1].<br />
Das gilt auch <strong>für</strong> die Versorgung der vielen Verbraucher<br />
wie Leit- <strong>und</strong> Sicherungstechnik, Kommunikation,<br />
Beleuchtung, Lüftung, Kühlung <strong>und</strong><br />
weitere durch ein Versorgungsunternehmen an zwei<br />
Einspeisepunkten 3 AC 16 kV 50 Hz im Norden <strong>und</strong><br />
durch ein anderes mit drei solchen Einspeisungen im<br />
Süden, 21 Umspann- <strong>und</strong> Schaltanlagen 16 kV/400 V<br />
<strong>und</strong> deren Notversorgungen (Bild 1).<br />
Ebenso sind in [1] <strong>für</strong> beide Versorgungssysteme<br />
die Schutz- <strong>und</strong> Leittechnikkonzepte, deren Ausführungen<br />
<strong>und</strong> schließlich die Betri<strong>eb</strong>sführungen ausführlich<br />
beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Der Tunnel ist, nicht zuletzt dank seines eingleisigen<br />
nördlichen Teiles (Bild 2), an der Kapazitätsgrenze<br />
<strong>und</strong> zeitweise darüber belastet. Durchschnittlich<br />
fahren täglich 50 Reise- <strong>und</strong> 60 Güterzüge hindurch.<br />
Im Jahr gibt es nur ein bis zwei Fahrleitungskurzschlüsse,<br />
meistens von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen verursacht.<br />
Anmerkung: Teil 2 dieses Berichts, der Entstehung<br />
<strong>und</strong> Frühgeschichte der BLS behandelt, ist in diesem<br />
Heft unter der Rubik Historie wiedergeg<strong>eb</strong>en.<br />
Bild 1:<br />
Transformatorstation 3 AC 16 kV/400 V 50 Hz im Lötschberg-<br />
Basistunnel (Fotos: BLS).<br />
Bild 2:<br />
Lötschberg-Basistunnel Nordseite: Übergang vom Bahnhof Frutigen in<br />
eingleisigen Streckenabschnitt.<br />
Literatur<br />
[1] Lörtscher, M. (Hrsg.): <strong>Elektrische</strong> Zugförderung im<br />
Lötschberg-Basistunnel. Vom Pflichtenheft zur Betri<strong>eb</strong>sbewilligung<br />
<strong>für</strong> Fahrten mit 250 km/h durch die erste<br />
neue europäische Alpentransversale. München: Oldenbourg<br />
Industrieverlag, 2008; ISBN 978-3-8356-3146-5.<br />
Be<br />
112 (2014) Heft 3<br />
89
Projekte<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
Zheng-zhou − Xi’an in China<br />
Rainer Puschmann, Forchheim<br />
Die insges<strong>am</strong>t 475 km lange Neubaustrecke verbindet die Provinzhauptstädte Zhengzhou (Henan) <strong>und</strong><br />
Xi’an (Shaanxi). Anschlussstrecken führen nach Beijing im Norden, nach Lanzhai im Westen, nach Hong<br />
Kong im Süden <strong>und</strong> nach Lianyungang im Osten <strong>am</strong> Ostchinesischen Meer. Der 425 km lange Hochgeschwindigkeitsabschnitt<br />
ist <strong>für</strong> 350 km/h Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit ausgelegt <strong>und</strong> wird mit den Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>zügen<br />
CRH2 <strong>und</strong> CRH3 befahren. Die Strecke ist teilweise mit 25 kV 50 Hz <strong>und</strong> teils<br />
mit <strong>und</strong> 2 AC 25 kV 50 Hz elektrifiziert. Im Streckenabschnitt finden sich 78,3 km Tunnel <strong>und</strong> 298,5 km<br />
Viadukte. Über die elektrotechnische Ausrüstung wird in einem eigenen Artikel berichtet werden.<br />
HIGH-SPEED LINE ZHENGZHOU – XI’AN IN CHINA<br />
The in total 475 km long newly erected high-speed railway line connects the provincial capitals<br />
Zhengzhou (Henan) and Xi’an (Shaanxi). Connecting lines run to Beijing in the north, to Lanzhai in<br />
the west, to Hong Kong in the south as well as to Lianyungang in the east at the East China Ocean.<br />
The 425 km long high-speed section is designed for 350 km/h running speed and is traversed by<br />
high-speed EMUs CRH2 and CRH3. The line is partly electrified by 1 AC 25 kV 50 Hz and partly by<br />
2 AC 25 kV 50 Hz. Within the new line section 78,3 km of tunnels and 298,5 km of viaducts can be<br />
fo<strong>und</strong>. A separate paper will be published on the electro-technical engineering of this line.<br />
LA LIGNE À GRANDE VITESSE ZHENZHOU – XI’AN EN CHINE<br />
La nouvelle ligne à grande vitesse longue de 475 km relie les capitales de province Zhengzhou<br />
(Henan) et Xi’an (Shaanxi). Elle est raccordée par des lignes conventionnelles à Pékin au nord, à<br />
Lanzhou à l’ouest, à Hong Kong au sud et à Lianyungang à l’est sur la mer de Chine orientale. Le<br />
tronçon à grande vitesse de 425 km est conçu pour une vitesse d’exploitation de 350 km/h et est<br />
parcouru par les trains automoteurs CRH2 et CRH3. Une partie de la ligne est électrifiée en 25 kV<br />
50 Hz, l’autre en 2 AC 25 kV 50 Hz. Sur ce tronçon, 78,3 km sont en tunnel et 298,5 km sur viaduc.<br />
L’équipement électrotechnique fera l’objet d’un article particulier.<br />
1 Einführung<br />
Das Transportministerium der Volksrepublik China erweitert<br />
das chinesische Eisenbahnnetz innerhalb der<br />
nächsten zehn Jahre von derzeit r<strong>und</strong> 75 000 km auf<br />
110 000 km Länge. Bis zum Jahr 2050 gibt es Streckenneu-<br />
<strong>und</strong> Ausbauvorhaben mit r<strong>und</strong> 50 000 km Länge.<br />
Zweigleisige <strong>und</strong> elektrifizierte Strecken sollen über 50 %<br />
Anteil erreichen. Die notwendigen Investitionen hier<strong>für</strong><br />
betragen insges<strong>am</strong>t 2 000 Mrd. Yuan, was insges<strong>am</strong>t<br />
r<strong>und</strong> 200 Mrd. EUR oder 12,5 Mrd. EUR je Jahr entspricht.<br />
Ende 2010 war das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
(HGV-Netz) 2 191 Streckenkilometer<br />
[1] lang <strong>und</strong> wuchs bis Dezember 2013 auf das mit<br />
8 141 Streckenkilometer <strong>für</strong> Geschwindigkeiten größer<br />
250 km/h weltweit größte HGV-Netz an. Im Jahr<br />
2020 soll das Netz 20 000 Streckenkilometer umfassen<br />
[1]. Heute folgen Spanien mit 2 435 km [2],<br />
Japan mit 2 388 km [2], Frankreich mit 1 928 km [2]<br />
<strong>und</strong> Deutschland mit 891 km [2] HGV-Strecken. Die<br />
Planung im Jahr 2008 sah die Errichtung von je vier<br />
Nord-Süd- <strong>und</strong> Ost-West-Korridoren (Bild 1) vor.<br />
Das sind in Nord-Süd-Richtung die Strecken<br />
• Beijing – Shanghai,<br />
• Beijing – Guangzhou,<br />
• Beijing – Harbin,<br />
• Shanghai – Shenzhen,<br />
<strong>und</strong> in Ost-West-Richtung<br />
• Xuzhon – Lanzhou,<br />
• Shanghai – Kunming,<br />
• Qingdao – Taiyuan sowie<br />
• Shanghai – Chengdu.<br />
Bereits im Jahr 2013 ging ein großer Teil dieser<br />
Strecken in Betri<strong>eb</strong> (Bild 2). Teil der Strecke Xuzhon<br />
– Lanzhou ist die zweigleisige, 425 km lange mit<br />
350 km/h befahrene Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
von Zhengzhou mit 7 Mio. Einwohnern nach Xi’an<br />
mit 8 Mio. Einwohnern (Bild 3).<br />
Die HGV-Strecke entlastet auch die 1953 errichtete<br />
Longhai – Linie von Lianyuanang <strong>am</strong> Ostchinesischen<br />
Meer über Zhengzhou <strong>und</strong> Xi’an weiter nach<br />
Lanzhai, welche die höchst belastete Eisenbahnstrecke<br />
Chinas ist. Während auf der Longhai – Line wei-<br />
90 112 (2014) Heft 3
Projekte<br />
Bild 1:<br />
Künftiges Hochgeschwindigkeitsnetz mit vier Nord-Süd Korridoren <strong>und</strong> vier<br />
Ost-West Korridoren, Stand im Jahr 2009 (Grafiken <strong>und</strong> Fotos: R. Puschmann).<br />
Strecken befinden sich im Bau<br />
Strecken befinden sich in Betri<strong>eb</strong><br />
Strecken befinden sich in Planung<br />
Bild 2:<br />
Lage der HGV-Strecke Zhengzhou <strong>und</strong> Xi’an im chinesischen Eisenbahnnetz,<br />
Stand im Jahr 2013 (Bezeichnungen siehe Bild 1).<br />
ter Personen <strong>und</strong> Güter transportiert werden, verkehren<br />
auf der neuen Linie ausschließlich HGV-Züge.<br />
Die bestehende Longhai-Strecke kann nun mehr Güterverkehr<br />
aufnehmen. Für die an der Strecke liegenden<br />
Firmen der Schwerindustrie erg<strong>eb</strong>en sich somit bessere<br />
<strong>und</strong> schnellere Anbindungen an das Eisenbahnnetz.<br />
Die im F<strong>eb</strong>ruar 2010 in Betri<strong>eb</strong> genommene HGV-<br />
Strecke Zhengzhou – Xi’an führt künftig als HGV-<br />
Strecke weiter in Ostrichtung nach Lianyungang <strong>am</strong><br />
Ostchinesischen Meer. Nach Westen ist die Erweiterung<br />
bis Lanzhou, der Hauptstadt der Provinz Gansu,<br />
als HGV-Strecke <strong>für</strong> 350 km/h geplant.<br />
Trotz des umfangreichen Aus- <strong>und</strong> Neubaus von<br />
Straßen <strong>und</strong> Autobahnen in den vergangenen Jahren,<br />
bietet das Auto in China keine Alternative zur Eisenbahn,<br />
insbesondere nicht zum Hochgeschwindigkeitsverkehr.<br />
Die Strecke Zhengzhou − Xi’an wurde von chinesischen<br />
Firmen geplant <strong>und</strong> g<strong>eb</strong>aut. Deutsche Ingenieure<br />
unterstützten mit Schulungen, Bauüberwachung <strong>und</strong><br />
Abnahmen die Errichtung <strong>und</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme. Mit der<br />
Linie Zhengzhou − Xi’an wurden Erfahrungen <strong>für</strong> den<br />
Bau weiterer Hochgeschwindigkeitsstrecken ges<strong>am</strong>melt.<br />
2 Organisation<br />
Der Bau der Strecke begann <strong>am</strong> 1. Oktober 2001 mit<br />
dem ersten Spatenstich. Die Gesellschaft Passenger Dedicated<br />
Lines (PDL) nahm im Auftrag des d<strong>am</strong>aligen Eisenbahnministeriums<br />
die Funktion des Bauherrn wahr<br />
<strong>und</strong> steuerte die Errichtung der Hochgeschwindigkeitstrecke<br />
einschließlich der Anschlussstrecken.<br />
Die Elektrifizierung planten die First Survey & Design<br />
<strong>Institut</strong>es (FSDI) 1, 2 <strong>und</strong> 4. Die Planprüfung<br />
führten das FSDI 3 <strong>und</strong> DB International durch.<br />
Die Firma China Railway Construction Cooperation<br />
(CRCC) errichtete die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit Unterwerken<br />
<strong>und</strong> Autotrafostationen <strong>und</strong> die Oberleitung.<br />
Die Fertigstellung der Strecke war <strong>für</strong> den 31. Dezember<br />
2009 geplant <strong>und</strong> dem 60. Jahrestag der<br />
Gründung der Volksrepublik China gewidmet. Am 6.<br />
F<strong>eb</strong>ruar 2010 verließ um 11:25 Uhr ein Hochgeschwindigkeitszug<br />
CRH2 den Bahnhof Zhengzhou, befuhr die<br />
Strecke mit 350 km/h <strong>und</strong> erreichte um 13:23 Uhr den<br />
Bahnhof Xi’an nach 1 h 58 min. D<strong>am</strong>it war die Strecke<br />
<strong>für</strong> den kommerziellen Betri<strong>eb</strong> eröffnet.<br />
3 Streckenverlauf<br />
Bild 3 zeigt den Verlauf der neuen Strecke (rote Linie).<br />
Anschlussstrecken verbinden den Bahnhof Zhengzhou<br />
mit der Hochgeschwindigkeitsstrecke <strong>und</strong> dem<br />
bestehenden Streckennetz. Die eigentliche Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
beginnt <strong>am</strong> Kilometer 21<br />
westlich von Zhengzhou in dem Betri<strong>eb</strong>sbahnhof<br />
112 (2014) Heft 3<br />
91
Projekte<br />
m<br />
h<br />
Bild 3:<br />
Verlauf der HGV-Strecke Zhengzhou – Xi’an.<br />
oben Lageplan unten Höhenprofil<br />
Bild 4:<br />
Weinan-Weihe-Grand-Brücke über den Fluss Wie, längste Eisenbahnbrücke der Welt.<br />
Xingyang. Bis dorthin fahren die Züge mit höchstens<br />
200 km/h, ab Xingyang mit 350 km/h. Von Xingyang<br />
führt die neue Strecke nach Xi’an (Bild 3).<br />
Der 425 km lange HGV-Abschnitt beginnt in Xingyang,<br />
endet in Lington <strong>und</strong> ist von dort über eine<br />
29 km lange Anschlusstrecke mit dem Bahnhof Xi’an-<br />
Nord verb<strong>und</strong>en. Von dort führt die Strecke zur bestehenden<br />
Longhai-Linie in Xi‘an-West. Die künftige<br />
HGV-Strecke weiter in Richtung Westen nach Xuzhou<br />
über Lanzhou wird dort beginnen.<br />
Längs der Strecke entstanden zehn neue Personenbahnhöfe<br />
Yingyang-Süd, Neu-Gongyi, Luoyang<br />
Longmen, Mianchi-Süd, Sanmenxia-Süd, Lingbao-<br />
West, Huashan-Nord, Weinan-Nord, Lintong-Ost<br />
<strong>und</strong> Xi‘an-Nord. Der kleinste Gleisradius beträgt<br />
9 000 m <strong>für</strong> den überwiegenden Teil der Strecke,<br />
7 000 m <strong>für</strong> einige topografisch schwierige Abschnitte;<br />
der Gleisabstand 5 m.<br />
Die Anschlussstrecken von Zhengzhou bis Xingyang<br />
<strong>und</strong> von Lintong bis Xi’an-Nord sind mit der<br />
Stromart 1 AC 25 kV 50 Hz elektrifiziert, im Hochgeschwindigkeitsabschnitt<br />
von Xingyang <strong>am</strong> Kilometer<br />
21 bis Lintong <strong>am</strong> Kilometer 446 mit 2 AC 25 kV<br />
50 Hz. Der Hochgeschwindigkeitsabschnitt ist mit<br />
der Oberleitungsbauart SiFCAT350.1 ausgerüstet.<br />
Die Elektrifizierung der Strecke wird in einem eigenen<br />
Beitrag behandelt.<br />
Die Eisenbahnstrecke ist vollständig eingezäunt.<br />
Ein unberechtigter Zugang aus öffentlichen Bereichen<br />
zur Strecke ist nicht möglich. Das Instandhal-<br />
92 112 (2014) Heft 3
Projekte<br />
m<br />
tungspersonal erreicht mit Schienenfahrzeugen die<br />
Einsatzorte. Die Unterwerke, Autotrafostationen <strong>und</strong><br />
Kuppelstellen sind auch über die Straße zu erreichen.<br />
Tunnel <strong>und</strong> Brücken<br />
Für die Strecke von Zhengzhou nach Xi’an waren 25<br />
zweigleisige Tunnel (Bild 3) mit 78 km Länge <strong>und</strong> 73<br />
Brücken mit 298 km Länge notwendig. Die Strecke<br />
führt durch den 8 460 m langen Zhangmao-Tunnel,<br />
den 7 851 m langen Hanguguan-Tunnel <strong>und</strong> den<br />
7 685 m langen Qindong-Tunnel. In der Nähe von<br />
Weinan befindet sich die 79,7 km lange Weinan-Wei-<br />
He-Grand-Bridge, die den Fluss Wei zweimal kreuzt<br />
<strong>und</strong> die längste Brücke der Welt ist (Bild 4).<br />
4 Unter- <strong>und</strong> Oberbau der Gleise<br />
Die Planung <strong>und</strong> Errichtung des Gleiskörpers orientierte<br />
sich an deutschen Erfahrungen beim Betri<strong>eb</strong> von<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecken auf fester Fahrbahn.<br />
Die Deutsche Bahn ersetzte den früheren Schotteroberbau<br />
auch <strong>für</strong> Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
weltweit erstmals auf der Hochgeschwindigkeitstrecke<br />
Berlin – Hannover durch eine feste Fahrbahn. Auf<br />
der HGV-Strecke Köln – Rhein/Main wurden mehrere<br />
Oberbauformen der festen Fahrbahn angewendet.<br />
Für die erste chinesische HGV-Strecke Beijing – Tianjin<br />
bestellte das Eisenbahnministerium die festen<br />
Fahrbahn Bauart Bögl [3], <strong>für</strong> die Strecke Zhengzhou<br />
– Xi’an erstmals in China eine feste Fahrbahn Bauart<br />
Züblin, eine Konstruktion in Ortbetonbauweise.<br />
Gemeins<strong>am</strong> ist diesen festen Fahrbahnbauformen<br />
die hydraulisch g<strong>eb</strong><strong>und</strong>ene Tragschicht (HGT) auf der<br />
Frostschutzschicht <strong>und</strong> auf erstgenannter die fugenlose<br />
Betontragschicht (BTS) mit den einbetonierten<br />
Zweiblockschwellen (Bild 5). Die Betontragschicht<br />
ist längsbewehrt. Bei der festen Fahrbahn ist der<br />
Gleis-Erde-Ableitbelag kleiner als beim Schotteroberbau.<br />
Daher ist in der Betonfahrbahn eine innere Bewehrung<br />
vorhanden, die elektrisch durchverb<strong>und</strong>en<br />
ist, der Bahnerdung dient <strong>und</strong> das Potenzial steuert.<br />
Die Breite des Planums beträgt 13,6 m (Bild 5).<br />
Die Überhöhung im kleinsten Bogenradius 9 000 m<br />
erreicht bei 350 km/h Geschwindigkeit 170 mm. Der<br />
5,0 m Gleisabstand führt zu r<strong>und</strong> 2,0 m Abstand zwischen<br />
den Enden der gegenüberliegenden Stützrohre<br />
bei an- <strong>und</strong> umgelenkten Oberleitungsauslegern. D<strong>am</strong>it<br />
ist an einer abgeschalteten <strong>und</strong> geerdeten Oberleitung<br />
das Arbeiten möglich, während die Oberleitung<br />
des anderen Gleises unter Spannung steht.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
93
Projekte<br />
200<br />
300<br />
RL<br />
AF<br />
chen mit den Radien 1100/∞ <strong>und</strong> 4500/∞ zwischen den<br />
Hauptgleisen <strong>und</strong> in die Bahnsteiggleise, die mit höchstens<br />
80 beziehungsweise 160 km/h befahren werden.<br />
1 : m<br />
9 000<br />
Gleisachse<br />
5 300<br />
1600<br />
1600<br />
300<br />
300<br />
500<br />
4 300 5 000<br />
4 300<br />
Oberleitungsmasmast<br />
Oberleitungs-<br />
Doppelblockschwelle<br />
3 100<br />
3 100<br />
Die Normalspurweite mit 1 435 mm, der Schienentyp<br />
UIC 65 <strong>und</strong> die maximale Längsneigung der Strecke<br />
mit 25 ‰ ermöglichen einen komfortablen Betri<strong>eb</strong>.<br />
In den Bahnhöfen Gong Yi, Luoyang, Mianchi, San<br />
Menxia, Lingbao, Huashan, Weinan, Lintong befinden<br />
sich Überleitstellen mit zwei Bauarten der Klothoidenwei-<br />
100<br />
Mastf<strong>und</strong><strong>am</strong>ent Mastf<strong>und</strong><strong>am</strong>ent<br />
Feste Fahrbahn<br />
2 800 2 200 2 800<br />
700<br />
3 800 1200 3 800<br />
700<br />
Bild 5:<br />
Streckenquerschnitt mit fester Fahrbahn <strong>und</strong> Oberleitung.<br />
RL Rückleiter<br />
AF Negativfeeder<br />
Bild 6:<br />
HGV-Zug CRH2; hier auf der Strecke Beijing – Tijanjin.<br />
Bild 7:<br />
HGV-Zug CRH380A.<br />
1800<br />
300<br />
1 : m<br />
5 Züge<br />
Nach der Inbetri<strong>eb</strong>nahme verkehren zwischen Zhengzhou<br />
– Xi’an die Tri<strong>eb</strong>züge CRH2, CRH3 <strong>und</strong> ab Herbst<br />
2010 probeweise der Zug CRH2-380A. Der CRH2<br />
(Bild 6) ist ein an die chinesischen Anforderungen angepasster<br />
Tri<strong>eb</strong>zug aus der japanischen Shinkansen-Hochgeschwindigkeitsflotte.<br />
Nach einem ersten Export nach<br />
Taiwan, stellt der CRH2 den zweiten aus Japan exportierten<br />
Shinkansen dar. Von den insges<strong>am</strong>t 60 achtteiligen<br />
Zügen, produzierte Hitachi die ersten drei komplett<br />
in Japan, weitere sechs Züge wurden in Japan vormontiert<br />
<strong>und</strong> in China zus<strong>am</strong>mengesetzt. Die restlichen 51<br />
Tri<strong>eb</strong>züge wurden mit japanischem <strong>Technologie</strong>transfer<br />
bei Sifang Locomotive and Rolling Stock vor- <strong>und</strong> endmontiert.<br />
Vier der acht Wagen beim CRH2A oder jeder<br />
der acht Wagen beim CRH2B sind angetri<strong>eb</strong>en, wobei<br />
der CRH2B zwischen Zhengzhou <strong>und</strong> Xi’an verkehrt.<br />
Die Züge führen ein bis vier Wagen erster Klasse, einen<br />
Bistrowagen <strong>und</strong> Wagen mit Sitzen der zweiten Klasse.<br />
Die neueste, ab 2010 ausgelieferte CRH2-380A<br />
Generation, auch mit CHR380A bezeichnet, ist<br />
<strong>für</strong> 380 km/h Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit zugelassen<br />
(Bild 7). Diese Fahrzeuge, von der China South Locomotive<br />
& Rolling Stock Corporation Ltd. (CSR) in<br />
Qingdao, hergestellt, basieren auf dem Hitachi <strong>Technologie</strong>transfer<br />
<strong>und</strong> verkehrten im Jahr 2010 probeweise<br />
auf der Relation Zhengzhou – Xi’an.<br />
Der von Siemens gelieferte Velaro CN (CN <strong>für</strong> China)<br />
ist der zweite auf Basis der Velaro-Plattform entwickelte<br />
Zug (Bild 8). Ihn zeichnen verbreiterte Wagenkästen<br />
<strong>und</strong> technische Anpassungen an den Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />
in der Volksrepublik China aus, wo er<br />
unter der Bezeichnung CRH3 verkehrt.<br />
Die Züge sind jeweils r<strong>und</strong> 200 m lang. Trotz Normalspur<br />
wie bei den europäischen Varianten mit der Wagenbreite<br />
2 950 mm sind die Einheiten in China um 315 mm<br />
breiter <strong>und</strong> bieten Platz <strong>für</strong> 601 Fahrgäste. In den Wagen<br />
der 2. Klasse finden bei fünf Sitzen pro Reihe 529 Fahrgäste<br />
Platz, in dem 1.-Klasse-Mittelwagen gibt es bei vier<br />
Sitzen pro Reihe 56 Sitzplätze, in den Lounge-Abteilen<br />
hinter den beiden Fahrerständen je acht 1.-Klasse-Sitze.<br />
Ein Bistrowagen ist vorhanden. Wie landesüblich, gibt es<br />
in jedem Wagen einen Wasserkocher [4]. Zu den weiteren<br />
Besonderheiten zählen fehlende Trittstufen an den<br />
Türen, sodass ein niveaugleicher Zugang möglich ist. Der<br />
Zug ist mit leistungsfähigen Klimaanlagen ausgestattet.<br />
Es ist ein mehrsprachiges Fahrgastinformationssystem<br />
mit visuellen Anzeigen <strong>für</strong> innen <strong>und</strong> außen installiert.<br />
Die Züge, <strong>für</strong> die Stromart 1 AC 25 kV 50 Hz ausgerüstet,<br />
sind <strong>für</strong> den Verkehr in Doppeltraktion bis 350 km/h<br />
Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit vorgesehen <strong>und</strong> erreichen<br />
8 800 kW Dauerleistung. Die Zugsicherung, basierend<br />
94 112 (2014) Heft 3
Projekte<br />
auf dem europäischen ETCS-System, Level 1, wurde<br />
auf chinesische Verhältnisse angepasst. Der Zug ist mit<br />
generatorischen Bremsen ausgerüstet, die eine Energierückgewinnung<br />
zulassen. Außerdem besteht das Bremssystem<br />
aus pneumatischen Reibungsbremsen mit Radscheibenbremsen.<br />
Als Feststellbremsen im Stand nutzt<br />
der Zug Federspeicherbremsen [4]. Der Lieferauftrag<br />
beinhaltet auch die Instandhaltung dieser Züge.<br />
Nach dem Vertragsabschluss über 60 achtteilige Velaro-Hochgeschwindigkeitszüge<br />
lieferte Siemens 2008<br />
die ersten drei komplett in Krefeld-Uerdingen gefertigten<br />
Züge. Die Vor- <strong>und</strong> Endmontage der restlichen<br />
57 Einheiten nahm bis 2010 der chinesische Partner<br />
Tangshan Locomotive & Rolling Stock Works in einem<br />
Werk der China North Locomotive and Rolling Stock<br />
Industry Corporation (CNR) in Tangshan im Rahmen<br />
eines <strong>Technologie</strong>transfers vor. Das Auftragsvolumen<br />
des Siemens-Anteils belief sich auf r<strong>und</strong> 669 Mio. EUR.<br />
Die Inbetri<strong>eb</strong>setzung des ersten Zuges aus deutscher<br />
Produktion, der im Januar 2008 in der Hafenstadt Tianjin<br />
eintraf, nahmen Siemens-Inbetri<strong>eb</strong>nahmeingenieure im<br />
April 2008 rechtzeitig zur Olympiade beim chinesischen<br />
Partner Tangshan Locomotive & Rolling Stock Works in<br />
Tangshan vor. Der erste in China g<strong>eb</strong>aute CRH3 konnte<br />
bereits im April 2008 in Betri<strong>eb</strong> gesetzt werden [4]. Am<br />
26. April 2008 begannen die Testfahrten auf der ersten<br />
HGV-Strecke Chinas Beijing – Tianjin, deren Oberleitungs<strong>und</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen von Siemens geliefert<br />
<strong>und</strong> errichtet wurden. Am 24. Juni 2008 stellte ein<br />
in China hergestellter CRH3-Zug mit 394,3 km/h einen<br />
neuen Geschwindigkeitsrekord <strong>für</strong> Schienenfahrzeuge<br />
unter Anwesenheit des d<strong>am</strong>aligen Eisenbahnministers<br />
Liu Zhijun in China auf. Die CRH3-Tri<strong>eb</strong>züge verkehren<br />
gegenwärtig auf den HGV-Strecken Beijing – Zhengzhou<br />
– Guangzhou <strong>und</strong> Zhengzhou – Xi’an.<br />
6 Betri<strong>eb</strong>sführung<br />
Der Betri<strong>eb</strong> der HGV-Strecke Zhengzhou – Xi’an beginnt<br />
gegen 6:00 Uhr <strong>und</strong> endet gegen 23:00 Uhr.<br />
Die nächtliche Zugpause ist der Instandhaltung der<br />
Strecke einschließlich der Oberleitung <strong>und</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
vorbehalten.<br />
Es verkehrten pro Tag <strong>und</strong> Richtung 21 Tri<strong>eb</strong>züge,<br />
die nach der Inbetri<strong>eb</strong>nahme der HGV-Strecke<br />
Beijing – Shijiazhuang –- Zhengzhou – Wuhan – Guangzhou<br />
im Dezember 2012 das Transportministerium<br />
auf 46 steigerte.<br />
Die Oberleitungsanlage <strong>und</strong> die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
sind <strong>für</strong> 350 km/h Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit<br />
ausgelegt, die Abnahmegeschwindigkeit betrug<br />
385 km/h <strong>für</strong> Doppeltraktion mit je einem Stromabnehmer<br />
je Tri<strong>eb</strong>zugeinheit.<br />
Wegen des schweren Zugunglücks auf der Yong-<br />
Taiwen-HGV-Strecke in der Nähe von Wenzhou<br />
in der Zhejiang-Provinz im Jahr 2011 senkte das<br />
Transportministerium die Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit<br />
Bild 8:<br />
HGV-Zug CRH3.<br />
auf den HGV-Strecken von 350 km/h auf 300 km/h.<br />
Nach diesem schweren Unfall verkehrten daher auch<br />
die HGV-Züge auf der Relation Zhengzhou – Xi’an<br />
mit 300 km/h. Zwischenzeitlich ist diese Geschwindigkeitsbeschränkung<br />
aufgehoben, sodass die Züge<br />
wieder mit 350 km/h Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit zwischen<br />
Zhengzhou <strong>und</strong> Xi’an fahren.<br />
Die Betri<strong>eb</strong>sführung <strong>für</strong> die Hochgeschwindigkeitszüge<br />
<strong>und</strong> die Steuerung der Oberleitungsanlage<br />
nehmen im neu errichteten Bahnhof in Zhengzhou<br />
<strong>und</strong> Xi‘an die Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale beziehungsweise die<br />
Energieleitstelle vor. Die Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale <strong>und</strong> die<br />
Energieleitstelle steuern außerdem die Sperrpausen <strong>für</strong><br />
die Instandhaltung in den nächtlichen Betri<strong>eb</strong>spausen.<br />
Literatur<br />
[1] Kiyoharu, T.: Expansion of High-Speed Rail Services, Development<br />
of High-Speed Railways in China. In: Japan<br />
Railway & Transport Review 57 (2011) 3, S. 36–41.<br />
[2] Harries, K.: Jane’s World Railways 2009–2010. In: Verlag<br />
Jane’s Information Group, London, 2011.<br />
[3] Bögl, M.: Feste Fahrbahn Bögl. Information der Max Bögl<br />
Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Sengenthal, 2012.<br />
[4] Siemens AG: Velaro CN Hochgeschwindigkeitszüge <strong>für</strong><br />
das Chinesische Eisenbahnministerium (MOR) – Technische<br />
Daten. Information der Siemens AG, Infrastructure<br />
& Cities Sector, Rail Systems Division, 2012.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Rainer Puschmann (63), Studium<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an der Hochschule <strong>für</strong> Verkehrswesen<br />
Dresden <strong>und</strong> Studium Eisenbahnbau<br />
an der Fachschule Verkehrstechnik Dresden. Verschiedene<br />
Tätigkeiten bei den Deutschen <strong>Bahnen</strong><br />
<strong>und</strong> der Siemens AG, EBA- <strong>und</strong> EBC-Gutachter.<br />
Seit 2013 als Chief Expert bei SPL Powerlines<br />
Germany in Forchheim tätig.<br />
Adresse: SPL Powerlines Germany, Breitweidig 7,<br />
91301 Forchheim, Deutschland;<br />
Fon: +49 9191 977167, Mobile: +49 151 72713215;<br />
E-Mail: rainer.puschmann@powerlines-group.com<br />
112 (2014) Heft 3<br />
95
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Drehzahlvariable Antri<strong>eb</strong>e <strong>für</strong><br />
Pumpspeicherkraftwerke <strong>und</strong><br />
Windturbinen<br />
Hans Schlunegger, Innertkirchen; Thorsten Schütte, Västerås<br />
Seit einigen Jahren erhalten Pumpspeicherwerke mehrheitlich drehzahlvariable Antri<strong>eb</strong>e. Eine ähnliche<br />
Aufgabe stellt sich <strong>für</strong> Windturbinen. Derzeit konkurrieren dabei die doppeltgespeiste Asynchronmaschine<br />
mit Rotorkreisumrichter <strong>und</strong> die Synchronmaschine mit Vollumrichter, wobei letztere Systemvorteile<br />
hat. Die Fortschritte bei der Leistungselektronik erlauben heute diese Lösung auch <strong>für</strong> sehr<br />
große Leistungen, sodass der Trend dahin geht. Für die Traktionsenergieversorgung von AC-<strong>Bahnen</strong><br />
kann die direkte Kombination von Synchrongenerator <strong>und</strong> Umrichter gleichfalls interessant werden.<br />
VARIABLE SPEED DRIVES FOR PUMPED-STORAGE POWER PLANTS AND WIND TURBINES<br />
Since several years pumped-storage power plants are mostly equipped with variable speed drives. For<br />
wind turbines, the situation is similar. Today, the double-fed asynchronous machine with rotor-side converter<br />
and the synchronous machine with full-size converter are the concurring solutions, with system<br />
advantages for the latter. The pogress in power electronics enables today for this solution also for very<br />
large power, thus the trend is towards it. For traction power supply of AC railways, the direct combination<br />
of synchronous generator and frequency converter can emerge as an attractive alternative as well.<br />
ENTRAȊNEMENTS À VITESSE VARIABLE POUR CENTRALES DE POMPAGE-TURBINAGE ET TURBINES<br />
ÉOLIENNES<br />
Depuis quelques années, les centrales de pompage-turbinage sont équipées en majorité d’entraînements<br />
à vitesse variable. Ce système équipe également les turbines éoliennes. Sur ce terrain, la<br />
machine asynchrone à double alimentation avec convertisseur dans le circuit du rotor et la machine<br />
synchrone alimentée par convertisseur à pleine puissance se font concurrence, cette dernière<br />
présentant néanmoins plus d’avantages. Les progrès réalisés dans l’électronique de puissance permettent<br />
aujourd’hui l’application de ces solutions aussi à de très grandes puissances en orientant<br />
la tendance dans ce sens. Pour l’alimentation de lignes en courant de traction CA, la combinaison<br />
directe de générateur synchrone et de convertisseur peut être elle aussi intéressante.<br />
1 2 3 4<br />
Bild 1:<br />
Schema doppeltgespeiste Asynchronmaschine mit Umrichter im Rotorkreis<br />
(Grafiken/Bilder 1, 2, 3, 5 <strong>und</strong> 7: KWO).<br />
1 Landesnetz 3 AC 220 oder 380 kV<br />
50 Hz<br />
2 Blockschaltfeld<br />
3 Blocktransformator, sek<strong>und</strong>är üblich<br />
10 bis 18 kV<br />
4 Umkehrtrenner<br />
5 Ständerkreisschalter<br />
6 Anfahrschalter<br />
7 Asynchronmaschine mit Schleifringläufer<br />
9<br />
10<br />
5<br />
11<br />
6 7 8<br />
12<br />
M<br />
8 Arbeitsmaschine<br />
9 Läuferkreisschalter<br />
10 Umrichtertransformator, sek<strong>und</strong>är üblich<br />
einige kV je nach Maschinengröße<br />
11 Frequenzumrichter, sek<strong>und</strong>är beispielsweise<br />
0 → 5 kV <strong>und</strong> –5 → +5 Hz<br />
12 Crowbar: elektronischer Schalter zum<br />
Schutz des Umrichters vor zu hoher<br />
Spannung bei zu großem Schlupf der<br />
Asynchronmaschine<br />
1 Einführung<br />
Zeitgleich mit der Anwendung des Dreiphasenwechselstroms<br />
zur Erzeugung, Übertragung <strong>und</strong> Verteilung<br />
elektrischer Energie vor 130 Jahren entstand auch der<br />
Wunsch nach drehzahlvariablen Antri<strong>eb</strong>en, insbesondere<br />
<strong>für</strong> die elektrische Zugförderung. Viele industrielle<br />
Antri<strong>eb</strong>e konnten ohne Nachteile mit konstanter Drehzahl<br />
betri<strong>eb</strong>en werden, <strong>und</strong> Anlagen mit großem Drehzahlbereich<br />
wie Walzwerke, Großkrane oder Seilbahnen<br />
wurden mit Ward-Leonard-Antri<strong>eb</strong>en ausgerüstet. Netzkupplungsumformer<br />
zur frequenzelastischen Kupplung<br />
zweier Netze erhielten doppeltgespeiste Asynchronmaschinen.<br />
Wasserkraftwerke inklusive Pumpspeicherwerke<br />
wurden dagegen ausnahmslos mit starr an die Netzfrequenz<br />
g<strong>eb</strong><strong>und</strong>enen <strong>und</strong> so mit konstanter Drehzahl<br />
laufenden Synchronmaschinen g<strong>eb</strong>aut.<br />
Von Pumpspeicherwerken wird jedoch in Zukunft<br />
eine hohe Flexibilität verlangt. Häufige <strong>und</strong> schnelle<br />
Wechsel zwischen den Betri<strong>eb</strong>smodi Pumpen <strong>und</strong><br />
96 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Turbinieren werden die Regel sein. Moderne Pumpspeicherwerke<br />
bis zu 800 m Förder- <strong>und</strong> Fallhöhe<br />
werden mit reversiblen Pumpturbinen ausgerüstet.<br />
Bei noch größeren Höhendifferenzen werden dagegen<br />
mehrstufige Pumpen in Kombination mit Peltonturbinen<br />
eingesetzt. Weil letztere einen über großen<br />
Bereich hohen Wirkungsgrad haben, können sie<br />
bei gleichzeitig mit Volllast arbeitenden Pumpen derselben<br />
Maschinengruppe die vom Netz aufgenommene<br />
Wirkleistung günstig regeln. Diese Betri<strong>eb</strong>sart<br />
wird als hydraulischer Kurzschluss bezeichnet.<br />
2 Gründe <strong>für</strong> drehzahlvariablen<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Pumpturbinen haben folgende Eigenschaften:<br />
• Bei einer bestimmten Förderhöhe oder Fallhöhe<br />
liegt ihre energieoptimale Drehzahl im Pumpbetri<strong>eb</strong><br />
gr<strong>und</strong>sätzlich höher als im Turbinenbetri<strong>eb</strong>.<br />
• Bei gleicher Drehzahl ist die Leistung im Pumpbetri<strong>eb</strong><br />
kleiner als im Turbinenbetri<strong>eb</strong>.<br />
• Für den besten Wirkungsgrad kann nur die eine<br />
oder die andere Betri<strong>eb</strong>sart ausgelegt werden.<br />
Diese Nachteile können durch Variation der Drehzahl<br />
eliminiert werden. Zusätzlich kann d<strong>am</strong>it die Leistung<br />
auch im Pumpbetri<strong>eb</strong> verändert werden, wodurch sich<br />
Systemdienstleistungen in Form primärer <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ärer<br />
Regelenergie anbieten lassen. Bei stark schwankenden<br />
Förderhöhen <strong>und</strong> Fallhöhen bietet die Drehzahlvariation<br />
weitere Vorteile, denn d<strong>am</strong>it lässt sich der Turbinenbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>für</strong> jede Fallhöhe im besten Wirkungsgrad fahren.<br />
Zudem wird durch Erweiterung des Betri<strong>eb</strong>sbereichs<br />
der Abstand zur Kavitationsgrenze vergrößert.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind zwei Konzepte zur Drehzahlvariation<br />
von Pumpturbinen möglich, nämlich die<br />
doppeltgespeiste Asynchronmaschine mit Umrichter<br />
im Rotorkreis oder die Synchronmaschine mit Vollumrichter.<br />
Übersteigt die Förderhöhenspanne ein<br />
gewisses Maß, kann der notwendige Drehzahlbereich<br />
allerdings nur mit einer Synchronmaschine mit<br />
Vollumrichter abgedeckt werden.<br />
Windturbinen müssen sogar drehzahlvariabel betri<strong>eb</strong>en<br />
werden, d<strong>am</strong>it die Strömungsverhältnisse an<br />
den Rotorblättern an die Windgeschwindigkeit angepasst<br />
<strong>und</strong> Windböen abgefangen werden können.<br />
Doppeltgespeiste Asynchronmaschinen mit Leistung<br />
bis 80 MW wurden schon vor Jahrzehnten zur elastischen<br />
Kupplung von Netzen unterschiedlicher Frequenz<br />
eingesetzt. Der Rotorkreis war in den Anfängen<br />
mit einer ganzen Reihe von so genannten Hintermaschinen<br />
wie Scherbiusmaschine (Drehstromverstärker),<br />
Frequenzumformer <strong>und</strong> Erregermaschinen oder<br />
Drehtransformatoren <strong>für</strong> die Regelung von Wirk- <strong>und</strong><br />
Blindleistung verb<strong>und</strong>en. Im Laufe der Zeit wurden<br />
diese Komponenten stufenweise durch leistungselektronische<br />
Geräte ersetzt, zuerst bei neuen Anlagen <strong>und</strong><br />
später fast überall auch bei bestehenden anlässlich ihrer<br />
Modernisierung. Am längsten hielten sich die auf<br />
der Rotorwelle sitzenden Scherbius- <strong>und</strong> gleichartigen<br />
Maschinen anderer Hersteller, die schließlich durch<br />
statische Umrichter ersetzt wurden.<br />
Die Anwendung der doppeltgespeisten Asynchronmaschine<br />
großer Leistung in Pumpspeicherwerken<br />
begann um die Jahrtausendwende in den<br />
Pumpspeicherwerken Ohkawachi in Japan <strong>und</strong> Goldisthal<br />
in Thüringen, bei letzterem mit zwei drehzahlvariablen<br />
300-MW-Maschinensätzen [1; 2]. Die Rotoren<br />
sind hier mit Direktumrichtern verb<strong>und</strong>en, die<br />
Drehstrom mit Frequenzen bis etwa der halben Netzfrequenz<br />
erzeugen können (Bild 1). Sie bestehen aus<br />
drei netzgeführten Umkehrstromrichtern, deren Ausgänge<br />
um je 120 Grad versetzt sind. Der Anschnittwinkel<br />
wird mit der Sek<strong>und</strong>ärfrequenz moduliert.<br />
Dieses Schema entsprach bis vor Kurzem dem<br />
Stand der Technik. Deshalb werden auch die beiden<br />
derzeit in der Schweiz g<strong>eb</strong>auten Pumpspeicherwerke<br />
Linth-Limmern im Kanton Glarus <strong>und</strong> Nante de Drance<br />
im Kanton Wallis mit dieser Technik ausgerüstet. Dabei<br />
werden im Rotorkreis selbstgeführte Umrichter<br />
mit Gleichspannungszwischenkreis eingesetzt.<br />
Ein wesentlicher Nachteil dieser Lösung ist der sehr<br />
komplizierte Aufbau des Rotors. Die Beherrschung der<br />
Zentrifugalkräfte an den Wicklungsenden stößt an konstruktive<br />
Grenzen <strong>und</strong> bestimmt die maximale Drehzahl,<br />
obschon die optimale Auslegung der Pumpturbine<br />
manchmal eine höhere Drehzahl verlangen würde. Der<br />
Vorteil des relativ kleinen, nur <strong>für</strong> die Schlupfleistung zu<br />
dimensionierenden Umrichters wird durch die Forde-<br />
1 2 3 5<br />
4<br />
6 7<br />
3 Konzepte zur<br />
Drehzahlvariation<br />
3.1 Doppeltgespeiste Asynchronmaschine<br />
112 (2014) Heft 3<br />
Bild 2:<br />
Schema Synchronmaschine mit Vollumrichter.<br />
1 Landesnetz 3 AC 220 oder 380 kV 50 Hz 5 Maschinenschalter, nur je nach Bauart,<br />
2 Blockschaltfeld<br />
Hersteller oder Betreiber des Umrichters<br />
3 Blocktransformator, sek<strong>und</strong>är üblich 6 Synchronmaschine mit Schenkelpolläufer<br />
10 bis 18 kV<br />
7 Arbeitsmaschine<br />
4 Frequenzumrichter, sek<strong>und</strong>är beispielsweise<br />
0 kV 0 Hz (Anfahren) → 18 kV 51 Hz<br />
8 Erregereinrichtung, primär Eigenbedarfsnetz<br />
üblich 10 bis 20 kV<br />
8<br />
97
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
SS 1<br />
2301<br />
SS 1<br />
2301<br />
SS 2<br />
2302<br />
SS 2<br />
2302<br />
2306<br />
2300<br />
233 kV<br />
251 A<br />
2306<br />
2300<br />
237 kV<br />
213 A<br />
2305<br />
2303<br />
69 MW<br />
74 Mvar<br />
2305<br />
2303<br />
2 MW<br />
87 Mvar<br />
2304<br />
2304<br />
- 65,0 Mvar<br />
- 78,8 Mvar<br />
4117<br />
4117<br />
AC<br />
4114<br />
AC<br />
4114<br />
AC<br />
4113<br />
AC<br />
4113<br />
4118<br />
Gen<br />
Pp<br />
FU-PhS<br />
FU-Pp<br />
T<br />
P<br />
4116<br />
4115<br />
- 65,0 MW<br />
2,3 Mvar<br />
4118<br />
Gen<br />
Pp<br />
FU-PhS<br />
FU-Pp<br />
1 1<br />
0,0 m 3 /s<br />
13,9 m 3 /s<br />
4116<br />
4115<br />
0 MW<br />
0,0 Mvar<br />
Aus A 0 Aus Aus<br />
Masch<br />
1<br />
T<br />
P<br />
0,0 m 3 /s<br />
0,0 m 3 /s<br />
Masch<br />
1<br />
Bild 3:<br />
Ausschnitte Leitsystem Maschine 1 im Werk Grimsel 2 bei Pumpbetri<strong>eb</strong> (links) <strong>und</strong> Phasenschi<strong>eb</strong>erbetri<strong>eb</strong> (rechts) des 100-MW-<br />
Umrichters (Grafik: KWO/Autor).<br />
oberer Teil gasisolierte Schaltanlage: S<strong>am</strong>melschienen <strong>und</strong> -Trenner – Leistungsschalter mit beidseitigen Erdungstrennern – Trenner<br />
<strong>und</strong> Erdungstrenner<br />
Vorzeichenwechsel der Leistungswerte beachten!<br />
unterer Teil Maschinen- <strong>und</strong> Umrichteranlage: Blocktransformator – Umrichter mit beidseitigen Trennern (beidseitige Transformatoren<br />
nicht dargestellt) – Bypasstrenner <strong>und</strong> Bremstrenner (4116) mit beidseitigen Erdungstrennern – Synchronmaschine<br />
A 0 Netzregelung in Betri<strong>eb</strong><br />
FU-PhS automatisches Progr<strong>am</strong>m Umrichter-Phasenschi<strong>eb</strong>er betri<strong>eb</strong> vorbereitet<br />
FU-Pp automatisches Progr<strong>am</strong>m Umrichter-Pumpbetri<strong>eb</strong> vorbereitet<br />
Momentanwerte links: 69 MW cos φ = 0,68 ab Netz – 65 MW cos φ = 0,999 ab Umrichter – 13,9 m 3 /s x 410 m ab Pumpe<br />
Momentanwerte rechts: 87 Mvar cos φ = 0,023 ab Netz<br />
rung der European Network of Transmission System Operators<br />
for Electricity (ENTSO-E) zur Lieferung von Blindleistung<br />
bei Unterspannung teilweise aufgehoben [3].<br />
Die Produktion dieser Blindleistung kann zwischen dem<br />
netzseitigen <strong>und</strong> dem maschinenseitigen Stromrichter<br />
aufgeteilt werden <strong>und</strong> hat Einfluss auf die Baugrößen<br />
von Maschine <strong>und</strong> Umrichter. Je nach Größe <strong>und</strong> Dauer<br />
des Spannungseinbruchs wird der Rotor über die<br />
Crowbar kurzgeschlossen, einen elektronischen Schalter,<br />
der den Umrichter vor zu hoher Spannung schützt.<br />
Bis zum Wiederzuschalten des Umrichters nimmt die<br />
Maschine nur induktive Blindleistung auf <strong>und</strong> kann<br />
nicht zur Stützung der Netzspannung beitragen. Wenn<br />
dagegen der Umrichter die geforderte Blindleistung alleine<br />
aufbringen soll, liegt seine Scheinleistung in der<br />
Größe derjenigen eines Vollumrichters.<br />
98 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
3.2 Synchronmaschine mit Vollumrichter<br />
Durch die Fortschritte der Stromrichtertechnik können<br />
große Leistungen beherrscht <strong>und</strong> somit auch zum<br />
Antri<strong>eb</strong> drehzahlvariabler Pumpturbinen Synchronmaschinen<br />
verwendet werden (Bild 2). Wasserkraftwerke<br />
sind sowieso nahezu ausschließlich mit diesem<br />
Maschinentyp ausgerüstet. Für neue Projekte können<br />
die Hersteller also beim Entwurf auf bereits existierende<br />
Maschinen abstellen <strong>und</strong> dadurch das Risiko von<br />
komplizierten Neukonstruktionen vermeiden.Weil die<br />
Rotoren wesentlich einfacher aufg<strong>eb</strong>aut sind, muss<br />
der Drehzahlbereich nicht begrenzt werden <strong>und</strong> kann<br />
auf denjenigen der Pumpturbine abgestimmt werden.<br />
Umrichter <strong>für</strong> Synchronmaschinen sind vor einigen<br />
Jahren bis 100 MW Leistung g<strong>eb</strong>aut worden [4].<br />
Es handelte sich allerdings um so genannte lastgeführte<br />
Umrichter (LCI, load commutated inverter) mit<br />
Stromzwischenkreis. Diese wurden aber in Pumpspeicherwerken<br />
nur vereinzelt angewendet [5], weil<br />
der hohe Oberschwingungsgehalt sowohl das Netz<br />
als auch die Maschinen stark beansprucht. Deshalb<br />
Bild 4:<br />
Maschinensaal Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 2 mit vier<br />
Maschinensätzen, Blickrichtung jeweils Pumpe – Synchronmaschine<br />
100 MVA – Francis-Turbine (Foto: KWO).<br />
1 2 3<br />
4<br />
5 6<br />
7<br />
8<br />
8<br />
9 10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Bild 5:<br />
Schema 100-MW-Umrichter im Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 2.<br />
1 Landesnetz 3 AC 220 kV 50 Hz<br />
2 Blockschaltfeld<br />
3 Blocktransformator, sek<strong>und</strong>är 13,5 kV<br />
4 Bypassschalter<br />
5 Synchronmaschine<br />
6 Turbine <strong>und</strong> Pumpe getrennt<br />
7 Direktbetri<strong>eb</strong> Turbinieren (Regelfall) oder Pumpen (Ausnahmefall)<br />
mit 50 Hz 750 min –1<br />
8 Umrichterbetri<strong>eb</strong> Pumpen mit 46 → 51 Hz 690 → 765 min –1<br />
9 Netztransformatoren 2 x 50 MVA, sek<strong>und</strong>är 2 x 3,5 kV<br />
10 Umrichter aus Dreipunktbrücken <strong>und</strong> Zwischenkreis-Spannungsbegrenzung<br />
DC ±5,4 kV<br />
11 Maschinentransformatoren 2 x 50 MVA, sek<strong>und</strong>är 0 kV 0 Hz<br />
(Anfahren) → 13,5 kV 51 Hz<br />
12 Sternpunkterdung (auch beim Blocktransformator)<br />
13 Ladetransformator zum sanften Aufmagnetisieren des<br />
Blocktransformators, primär Eigenbedarfsnetz 16 kV<br />
112 (2014) Heft 3<br />
99
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
1<br />
Bild 6:<br />
50-MW-Umrichterblock im Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 2,<br />
oben Aluminiumrohre als Verbindungen zu Stromrichtertransformatoren<br />
(Foto: ABB).<br />
2 7<br />
4<br />
Bild 7:<br />
Schema modularer Multilevel-Umrichter.<br />
1 Landesnetz 3 AC 220 oder 380 kV 50 Hz<br />
2 Blocktransformator, sek<strong>und</strong>är üblich 10 bis 18 kV<br />
3 Umrichter, sek<strong>und</strong>är 0 → 10 oder 18 kV <strong>und</strong> 0 → (50 + x) Hz<br />
4 Phasenbaustein<br />
5 Schaltzelle aus IGBT- oder IGCT-Ventilen <strong>und</strong> Kondensator<br />
6 DC-Zwischenkreisspannung<br />
7 Synchronmaschine<br />
3<br />
6<br />
5<br />
5<br />
kommt ein nachträglicher Umbau bestehender Anlagen<br />
kaum mehr in Frage. Zudem ist der netzseitige<br />
Leistungsfaktor derartiger Umrichter induktiv <strong>und</strong><br />
nicht beeinflussbar.<br />
Mit modernen Halbleiterelementen wie Insulated<br />
Gate Bipolar Transistor (IGBT) oder Integrated<br />
Gate Commutated Thyristor (IGCT) konnten dagegen<br />
spannungsgeführte Umrichter realisiert werden.<br />
Diese bestehen aus einem netzseitigen Stromrichter,<br />
dem Gleichspannungs-Zwischenkreis <strong>und</strong> dem<br />
maschinenseitigen Stromrichter. Beide Stromrichter<br />
sind meistens gleich aufg<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> unterscheiden<br />
sich höchstens in der Dimensionierung <strong>für</strong> verschieden<br />
hohe Blindleistungsanforderungen auf der Netz<strong>und</strong><br />
der Maschinenseite. Diese sind als beispielhafte<br />
Momentaufnahmen in Bild 3 zu sehen.<br />
Die Bilder kommen aus dem Leitsystem des<br />
Pumpspeicherwerks Grimsel 2 der Kraftwerke Oberhasli<br />
(KWO) , wo kürzlich der größte in einem Wasserkraftwerk<br />
eingesetzte Umrichter mit 100 MW Leistung<br />
in Betri<strong>eb</strong> genommen wurde (Bilder 4, 5 <strong>und</strong><br />
6) [6]. Die bestehende Synchronmaschine arbeitet<br />
jetzt im Pumpbetri<strong>eb</strong> von 690 bis 765 min –1 , entsprechend<br />
einem Frequenzbereich von 46 bis 51 Hz.<br />
Dreh-zahlvariabler Turbinenbetri<strong>eb</strong> ist nur sinnvoll<br />
bei stark schwankender Fallhöhe, die es hier nicht<br />
gibt. Der gemessene Wirkungsgrad beträgt 97,2 %<br />
bei 100 MW netzseitiger Umrichterleistung.<br />
3.3 Zukünftige Umrichterbauart<br />
In Zukunft wird es Umrichter g<strong>eb</strong>en, die ohne<br />
Stromrichter-Transformatoren arbeiten. Strom <strong>und</strong><br />
Spannung <strong>am</strong> Ausgang des Blocktransformators<br />
werden umgewandelt <strong>und</strong> der Maschine zugeführt.<br />
Üblicherweise reicht der Nennspannungsbereich<br />
von Synchronmaschinen von 10 bis 18 kV. Diese<br />
Spannungen können nicht mit einem einzigen Halbleiterelement<br />
beherrscht werden. Die Stromrichter<br />
müssen demzufolge mehrstufig ausgeführt werden.<br />
Bei diesen so genannten Modular Multilevel Converter<br />
sind mehrere Schaltzellen in Serie geschaltet (Bild 7).<br />
Jede Schaltzelle besteht im Wesentlichen aus einem<br />
Kondensator <strong>und</strong> zwei Schaltelementen (IGBT oder<br />
IGCT) inklusive Freilaufpfad. Der Kondensator wird<br />
entweder geladen, entladen oder umgangen. Durch<br />
entsprechende Wahl der Lade-, Entlade- <strong>und</strong> Neutralzeiten<br />
der Kondensatoren in den einzelnen<br />
Schaltzellen kann deren Spannung beeinflusst werden.<br />
Die gewünschte Spannung <strong>am</strong> Eingang oder<br />
Ausgang wird den Mittelpunkten der als Spannungsteiler<br />
wirkenden Schaltzellen entnommen.<br />
Der Wirkungsgrad solcher Umrichter liegt im Nennbetri<strong>eb</strong><br />
bei 98,5 %.<br />
Diese <strong>und</strong> andere Fortschritte bei der Stromrichtertechnik<br />
werden der einfacheren Synchronmaschine<br />
noch mehr den Weg <strong>eb</strong>nen.<br />
100 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
TABELLE 1<br />
Vergleich 3AC-Antri<strong>eb</strong>svarianten <strong>für</strong> drehzahlvariable Pumpturbinen.<br />
Asynchronmaschine<br />
mit Rotorkreisumrichter<br />
Synchronmaschine<br />
mit Vollumrichter<br />
Umrichterleistung 1 ≈30% 100 %<br />
Drehzahlbereich ±10 % ±100 %<br />
abdeckbarer Förderhöhenbereich begrenzt groß<br />
Drehzahl begrenzendes Bauteil Rotor Pumpturbine<br />
Rotor der Maschine komplizierte 3AC-Wicklung einfache Schenkelkpole<br />
Leistungsfaktor der Maschine ≈0,9 ≡1<br />
Nenndrehmomentbereich begrenzt fast unbegrenzt<br />
Drehrichtungstrenner notwendig keine<br />
Generatorschalter notwendig je nach Schutzkonzept<br />
besondere Anfahrapparaturen notwendig keine<br />
Zahl der Rotor-Schleifringe 3 ... 6 2<br />
Anfahrvorgang kompliziert einfach<br />
Zeit <strong>für</strong> Umschaltungen 2 lang kurz<br />
Pumpturbine beim Anfahren leer gefüllt<br />
Netzanschlussbedingungen 3 erfüllbar erfüllbar<br />
Blindleistungserzeuger netzseitig Maschine <strong>und</strong> Umrichter Umrichter<br />
Blindleistung bei Unterspannung netzseitig<br />
bis Bemessungsleistungen<br />
von Maschine <strong>und</strong> Umrichter<br />
1<br />
auch <strong>für</strong> zugehörige Transformatoren, <strong>für</strong> Asynchronvariante typisches Beispiel<br />
2<br />
von Pumpen- auf Turbinenbetri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> umgekehrt<br />
3<br />
Grid-Code, Betri<strong>eb</strong> bei Unterspannung (Low Voltage Ride-Through)<br />
bis Umrichterbemessungsleistung<br />
3.4 Vergleich der Antri<strong>eb</strong>svarianten<br />
Sollen die beiden beschri<strong>eb</strong>enen Antri<strong>eb</strong>svarianten<br />
miteinander verglichen werden, sind in einem ersten<br />
Schritt die technischen <strong>und</strong> physikalischen Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> die sich daraus erg<strong>eb</strong>enden Grenzen<br />
aufzulisten. In Tabelle 1 sind einige <strong>für</strong> den Vergleich<br />
wichtige Eigenschaften genannt <strong>und</strong> Bild 8 zeigt die<br />
Rotorkonstruktionen. Danach ist zu erwarten, dass<br />
die Synchronmaschine mit Vollumrichter in Zukunft<br />
vermehrt eingesetzt wird.<br />
Als ein Nachteil wird immer wieder deren ang<strong>eb</strong>lich<br />
schlechterer Ges<strong>am</strong>twirkungsgrad genannt.<br />
So wurden kürzlich bei 100-MW-Nennbetri<strong>eb</strong><br />
97,95 % <strong>für</strong> die Asynchronmaschine mit<br />
umrichtergespeistem Rotor <strong>und</strong> 97,37 % <strong>für</strong> die<br />
Synchronmaschine mit Vollumrichter angeg<strong>eb</strong>en.<br />
Abgesehen von Fragen zum Genauigkeitsgrad solcher<br />
berechneten Werte gelten beispielsweise die<br />
dabei mit 300 kW sehr niedrig angenommenen<br />
Verluste des Erregersystems der Asynchronmaschine<br />
nur <strong>für</strong> einen schmalen Drehzahlbereich. Werden<br />
größere Drehzahlbereiche gefordert, nähern<br />
sich die Wirkungsgrade beider Antri<strong>eb</strong>ssysteme auf<br />
nahezu gleiche Werte an.<br />
Bei weiterer Betrachtung zeigt sich außerdem,<br />
dass die Energieeffizienz der beiden Varianten nicht<br />
vereinfachend durch Gegenüberstellung der Leistungsverluste<br />
an bestimmten Betri<strong>eb</strong>spunkten verglichen<br />
werden darf. Je nach Betri<strong>eb</strong>sweise der Anlage,<br />
insbesondere bei häufigem Wechsel zwischen<br />
Bild 8:<br />
Rotorbauarten (Grafik: S<strong>am</strong>mlung Behmann).<br />
links <strong>für</strong> Asychronmaschine, mit drei Doppelschleifringen <strong>für</strong><br />
3AC-Wicklungsspeisung<br />
rechts <strong>für</strong> Synchronmaschine, mit zwei Einfachschleifringen <strong>für</strong><br />
DC-Schenkelpolspeisung<br />
112 (2014) Heft 3<br />
101
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
TABELLE 2<br />
Vergleich der <strong>für</strong> Energieverluste maßg<strong>eb</strong>enden Par<strong>am</strong>eter.<br />
Vorteil <strong>für</strong> Asynchron- <strong>und</strong> Nachteil <strong>für</strong> Synchronvariante<br />
Verlustleistung des Umrichters<br />
Nachteil <strong>für</strong> Asynchron- <strong>und</strong> Vorteil <strong>für</strong> Synchronvariante<br />
Läuferverluste<br />
Konditionierung des Schleifringeraumes<br />
Erzeugen netzseitiger Blindleistung<br />
Entleeren <strong>und</strong> Wiederfüllen des Hydrobereiches zum Pumpenstart 1<br />
1<br />
gravierend bei häufigem Wechsel von Pumpen- auf Turbinenbetri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> umgekehrt<br />
HINTERGRUND<br />
Aufgezwungener Synchronismus durch direkte<br />
Kupplung von AC-Netzen oder direkten Netzanschluss<br />
von Betri<strong>eb</strong>smitteln ist in gewissen Fällen<br />
ganz unmöglich, in anderen mit schweren Mängeln<br />
behaftet: Windturbinen werden zerstört,<br />
Synchron-Synchron-Umformer zwingen den<br />
Phasenwinkel des stärkeren Netzes dem schwächeren<br />
auf, Pumpen lassen ihre Leistung nicht<br />
oder kaum regeln <strong>und</strong> 1AC-Bahntransformatoren<br />
an 3AC-Landesnetzen verseuchen diese mit<br />
kräftigem Gegensystem.<br />
Wenn man deshalb die Frequenz oder die Phasenzahl<br />
eines AC-Netzes von der eines anderen<br />
oder diejenige einer rotierenden Maschine von<br />
derjenigen des Netzes entkoppeln will, kann das<br />
auf verschiedene Weise geschehen:<br />
• man macht auf einer Seite die kuppelnden Maschinen<br />
asynchron zur anderen, zum Beispiel<br />
durch Läuferspeisung,<br />
• man lässt die Maschinen synchron an ihren<br />
Netzen <strong>und</strong> ändert die Drehzahl durch eine<br />
hydraulische Kupplung [1] oder<br />
• man lässt die Maschinen synchron an ihren<br />
AC-Netzen <strong>und</strong> baut eine DC-Kupplung, sei<br />
sie mit wenigen Kilovolt betri<strong>eb</strong>en in einem<br />
Gerüst versteckt oder mit Megavolt betri<strong>eb</strong>en<br />
h<strong>und</strong>erte Kilometer lang.<br />
Die Frage ist also, wo <strong>und</strong> wie man den Asynchronismus<br />
installiert: in die Maschine oder außerhalb,<br />
elektrotechnisch oder hydraulisch – mechanisch<br />
wegen Verschleiß <strong>und</strong> Verlust ausgekl<strong>am</strong>mert –<br />
<strong>und</strong> was es kostet.<br />
In allen drei Fällen steht schon jetzt oder bald<br />
der Vollumrichter als Sieger da, weil die Leistungselektronik<br />
relativ zur anderen Ausrüstungen<br />
immer billiger <strong>und</strong> im Wirkungsgrad besser<br />
wird. Das muss nicht ewig so bleiben, sondern<br />
soll die Verfechter anderer Methoden zum Wettbewerb<br />
aufrufen.<br />
[1] Marguerre, F.: Bahnstromerzeugung mit der Voith-<br />
Marguerre-Kupplung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 27<br />
(1956), H. 6, S. 136–144, H. 7, S. 162–167.<br />
Thorsten Schütte<br />
TABELLE 3<br />
Für neue Gruppen mit drehzahlvariabler Pumpturbine<br />
besonders zu beachtende Kriterien <strong>und</strong><br />
deren Par<strong>am</strong>eter mit Folgen.<br />
Auslegung Maschinen<br />
Fördermengen- <strong>und</strong> -höhenbereiche<br />
9 größte Maschinendrehzahl<br />
9 Zentrifugalkräfte Rotor<br />
Auslegung Umrichter mit Transformatoren<br />
Netzanschlussbedingungen<br />
9 Scheinleistung<br />
Kapitalbedarf, auch wegen Raumbedarf 1<br />
Maschinengröße<br />
Umrichter mit Transformatoren<br />
Schaltgeräte<br />
Kranhöhen <strong>und</strong> -lasten<br />
Kapitalbedarf<br />
Komplexität der Maschine 2<br />
Anforderungen Betri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Instandhaltung<br />
Umschaltzeiten <strong>und</strong> -häufigkeit 3<br />
Wirkungsgrad in Teillastbereichen<br />
Schleifringe <strong>und</strong> Bürstenapparat<br />
Nutzungsdauer der Pumpturbine<br />
Umschalthäufigkeit 3<br />
1<br />
gravierend bei Kavernenbauweise<br />
2<br />
besonders Schleifringe <strong>und</strong> Bürstenapparat<br />
3<br />
von Pumpen- auf Turbinenbetri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> umgekehrt<br />
Pumpen <strong>und</strong> Turbinieren, fallen nämlich die Energieverluste<br />
ganz unterschiedlich aus, <strong>und</strong> wegen genau<br />
dieses Unterschiedes definiert DIN 1304 Teil 1 hier<strong>für</strong><br />
nach dem Wirkungsgrad η noch den Arbeits- oder<br />
Nutzungsgrad ζ. Tabelle 2 zeigt diejenigen Par<strong>am</strong>eter,<br />
welche die Energieverluste in solchen Vergleichen<br />
beeinflussen.<br />
Zweifellos sind die Energieverluste ein wichtiges<br />
Vergleichskriterium, aber nicht das einzige. Ebenso<br />
wichtig sind der Kapitaleinsatz, die Nutzungsdauer<br />
<strong>und</strong> der Instandhaltungsaufwand. In Tabelle 3 sind<br />
einige Bewertungskriterien mit deren Einfluss angeg<strong>eb</strong>en.<br />
In allen drei Tabellen kommen als Par<strong>am</strong>eter<br />
die Schleifringe zum Übertragen von 3AC-Rotorstrom<br />
oder DC-Erregerstrom vor, die wegen<br />
der höheren zu übertragenden Leistung bei der<br />
Asynchronmaschine größer sind als bei der Synchronmaschine.<br />
Schleifringlose, das heißt mitrotierende<br />
Erregersysteme sind allerdings hier nicht<br />
möglich, weil das Hochfahren schon Erregung im<br />
Stillstand braucht.<br />
4 Andere Anwendungen<br />
Die Entwicklung der Antri<strong>eb</strong>stechnik <strong>für</strong> Pumpspeicherkraftwerke<br />
verläuft genau wie bei den<br />
Windkraftwerken. Bei dem deutschen Offshore-<br />
Pilotprojekt alpha ventus wurden noch beide An-<br />
102 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
tri<strong>eb</strong>svarianten eing<strong>eb</strong>aut [7]. Inzwischen gewinnt<br />
aber die Synchronmaschine mit Vollumrichter<br />
gegenüber der Asynchronmaschine mit Rotorumrichter<br />
auch hier Land: Letztere hat die Ständerwicklung<br />
an 50 Hz liegen, kann aber nicht beli<strong>eb</strong>ig<br />
vielpolig g<strong>eb</strong>aut werden <strong>und</strong> braucht deshalb<br />
dicke Getri<strong>eb</strong>e. Erstere ist dagegen von der Netzfrequenz<br />
unabhängig <strong>und</strong> kann deshalb bei mittelgroßer<br />
Polzahl mit kleinem Getri<strong>eb</strong>e oder sogar<br />
vielpolig ohne Getri<strong>eb</strong>e auskommen. Vor allem ist<br />
mit ihr das Tor weit offen zur 16 2 /3-Hz-Offshore-<br />
Windkraftübertragung [8].<br />
Das Konzept eignet sich auch <strong>für</strong> die Traktionsenergieversorgung,<br />
wenn eine Bahn mit eigenem<br />
Hochspannungsnetz die Durchleitungsentgelte<br />
<strong>für</strong> die Energieabnahme eigener Großumrichter<br />
vermeiden will. Statt diese an das 3AC-Landesnetz<br />
anzuschließen, kann sie sich an einem<br />
Gemeinschaftskraftwerk investiv beteiligen <strong>und</strong><br />
einen Generator direkt mit einem Vollumrichter<br />
<strong>für</strong> die Bahnfrequenz kombinieren. Der Generator<br />
lässt sich dabei maßschneidern, zum Beispiel mit<br />
höherer Frequenz als 50 Hz bei einem Gasturbinen-Turbosatz,<br />
mit niedrigerer bei einem langs<strong>am</strong><br />
drehenden Kaplanpropeller oder mit variabler<br />
Drehzahl <strong>und</strong> Frequenz bei einem Wasserkraftwerk<br />
mit stark schwankender Wassermenge <strong>und</strong>/<br />
oder Fallhöhe. Weil 3 000 min –1 eigentlich zu niedrig<br />
<strong>für</strong> kleine <strong>und</strong> mittelgroße Gas- <strong>und</strong> D<strong>am</strong>pfturbinen<br />
sind, könnten da<strong>für</strong> Standardgruppen<br />
<strong>für</strong> 60 Hz mit 3 600 min –1 eingesetzt werden <strong>und</strong><br />
die Leistung mit dem Umrichter auf 1 AC 16 2 /3 Hz<br />
oder 25 Hz umgewandelt werden.<br />
Literatur<br />
[1] Kuwabara, T.; Shibuya, A.; Furuta, H.; Kita, E.: Design and<br />
dyn<strong>am</strong>ic response characteristics of 400 MW adjustable<br />
speed pumped storage unit for Ohkawachi Power Station.<br />
IEEE Transactions on Energy Conversion, Volume 11,<br />
Issue 2 , June 1996.<br />
[2] Bogenrieder, W.: Moderne Pumpspeicherwerke im Gigawattbereich<br />
– Darstellung <strong>am</strong> Beispiel des PSW<br />
Goldisthal. Fraunhofer IWES (Hrsg.): Tagungsband 7.<br />
Kasseler Symposium Energie-Systemtechnik, 14.-15.<br />
November 2002.<br />
[3] ENTO-E: Network Code for Requirements for Grid<br />
Connection Applicable to all Generators (RfG). 26 June<br />
2012.<br />
[4] NN: ABB Sets World Record for NASA Wind Tunnel. Druckschrift<br />
ABB Schweiz 99/05/200/0, 3BHT490269R0001.<br />
[5] Förster, H.; Wagnitz, R.: Ein Frequenzumrichter <strong>für</strong> die<br />
Speicherpumpe im Pumpspeicher-Kraftwerk Forbach<br />
der Badenwerke. Sonderdruck aus AEG Technik Magazin<br />
4 (1993)<br />
[6] NN: Leistungsstärkster Umrichter der Welt <strong>für</strong> Pumpspeicherwerk<br />
Grimsel 2. In: ABB hydro news 2/2013,<br />
S. 3–5.<br />
[7] Be: Windenergiepark alpha ventus. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
108 (2010), H. 5, S. 226–229.<br />
[8] Erlich, I.; Fischer, W.; Braun, R.; Brakelmann, H.; Meng, X.:<br />
Dreiphasiges 16,7-Hz-System <strong>für</strong> die Übertragung von<br />
offshore-Windenergie. Teil 1: System <strong>und</strong> Komponenten,<br />
Teil 2: Simulation, Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>und</strong> Analyse. In: ew<br />
– Magazin <strong>für</strong> Energiewirtschaft 2013, H. 11, S. 53–57;<br />
H. 12, S. 46–49. Rezension in: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />
(2013), H. 11, S. 697–698.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr. sc. techn. Hans Schlunegger<br />
(68), Studium Elektrotechnik ETH<br />
Zürich; zuerst bei Sécheron; 1971 bis<br />
1977 Assistent <strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Industrielle<br />
Elektronik ETH Zürich, Promotion;<br />
bei Brown Boveri im Fachg<strong>eb</strong>iet<br />
elektrische Traktion, von 1977 bis<br />
1989 stellvertretender Obermaschineningenieur<br />
bei BLS Lötschbergbahn,<br />
danach Leiter Technik <strong>und</strong> Mitglied<br />
der Geschäftsleitung bei Jungfraubahnen.<br />
Seit 2006 Besucherführer <strong>und</strong><br />
beratender Ingenieur bei Kraftwerke<br />
Oberhasli, Projektleiter 100-MW-<br />
Vollumrichter Grimsel 2.<br />
Adresse: Kraftwerke Oberhasli AG, Grimselstr.<br />
19, 3862 Innertkirchen, Schweiz;<br />
E-Mail: hans.schlunegger@kwo.ch<br />
Dr. rer. nat. Thorsten Schütte<br />
(56), Studium Meteorologie <strong>und</strong><br />
Physik Universitäten Kiel <strong>und</strong> Uppsala,<br />
Promotion 1987; Privatdozent<br />
Universität Uppsala ab 1990; seit<br />
1987 bei verschiedenen schwedischen<br />
Unternehmen als Entwicklungsingenieur<br />
<strong>für</strong> elektrische Isolation, als Senior<br />
Scientist <strong>für</strong> Bahnstromversorgung,<br />
später <strong>für</strong> Sternpunktbehandlung,<br />
dann erneut <strong>für</strong> Bahnstromversorgung<br />
<strong>und</strong> Hochspannungstechnik,<br />
besonders Rückstromführung <strong>und</strong><br />
elektrische Isolation.<br />
Adresse: Atkins Sverige AB, Kopparbergsvägen<br />
8, 72213 Västerås,<br />
Schweden;<br />
Fon: +46 21 44014-30, Fax: -39;<br />
E-Mail:<br />
thorsten.schutte@atkinsglobal.com<br />
112 (2014) Heft 3<br />
103
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Trennschalter <strong>für</strong> AC-<br />
Oberleitungsanlagen<br />
André Dölling, Sonja Leistner, Erlangen<br />
Die Trennschalter der Reihe Sicat ® 8WL6144 der Siemens AG <strong>für</strong> AC-Oberleitungen mit Spannungen<br />
bis 25 kV stellen Weiterentwicklungen der bewährten Baureihe 8WL6127 dar. Sie wurden auf der<br />
Basis der neuesten europäischen Normen gestaltet <strong>und</strong> geprüft. Ein wesentliches Merkmal sind die<br />
wartungsarmen Kontakte. Die Deutsche Bahn <strong>und</strong> das Eisenbahnb<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t gaben die Baureihe <strong>für</strong><br />
die Anwendung frei.<br />
DISCONNECTORS FOR AC CONTACT LINE SYSTEMS<br />
The disconnectors of type Sicat ® 8WL6144 of Siemens AG are developments of the well proven<br />
disconnector series type Sicat 8WL6127. They have been designed and tested based on the most<br />
recent European standards. The low-maintenance contact pieces characterize these disconnectors.<br />
German Railway and Rail Authority EBA released these units for use in Germany.<br />
DISJONCTEURS POUR LEGNES AÉRIENNES DE CONTACT CA<br />
Les disjoncteurs de la série Sicat ® 8WL6144 de Siemens pour les lignes aériennes de contact CA avec<br />
des tensions jusqu’à 25 kV sont des <strong>am</strong>éliorations de la série éprouvée 8WL6127. Ils ont été conçus<br />
et testés sur la base des dernières normes européennes. Ils se distinguent not<strong>am</strong>ment par leurs<br />
contacts sans entretien. La Deutsche Bahn et l’Office fédéraux des chemins de fer ont donné leur<br />
feu vert à l’utilisation de la série.<br />
1 Einführung<br />
1.1 Hintergr<strong>und</strong><br />
In den Jahren 2010 bis 2012 überarbeitete <strong>und</strong> verbesserte<br />
die Business Unit Rail Electrification der Siemens<br />
AG ihr Produktspektrum der Schaltgeräte <strong>für</strong><br />
Oberleitungsanlagen der AC-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungen<br />
mit Nennspannungen bis 25 kV, zum Beispiel<br />
durch wartungsarme Kontakte.<br />
Für Wechselspannungsanlagen, ob ein- oder<br />
mehrpolig, werden Freilufttrenn- <strong>und</strong> -erdungsschalter<br />
der Baureihe Sicat 8WL6144 (Bild 1) eingesetzt.<br />
Diese Schaltgeräte wurden unter Beachtung<br />
von EN 50152-2 [1] <strong>für</strong> Nennspannungen bis<br />
25 kV, Frequenzen 16,7, 50 <strong>und</strong> 60 Hz <strong>und</strong> Nennströme<br />
bis 2,5 kA aus der Baureihe Sicat 8WL6127<br />
weiterentwickelt <strong>und</strong> Ende 2012 <strong>für</strong> die Anwendung<br />
freigeg<strong>eb</strong>en.<br />
1.2 Aufgaben <strong>und</strong> Verwendung<br />
Trennschalter dienen in Fahrleitungsanlagen aller Art<br />
zum vorwiegend lastfreien Verbinden <strong>und</strong> Trennen<br />
von Speis<strong>eb</strong>ereichen <strong>und</strong> Schaltgruppen. Im geöffneten<br />
Zustand zeigen sie eine sichtbare Trennstrecke,<br />
die Voraussetzung zur Durchführung von Instandsetzungsarbeiten<br />
ist.<br />
Bei Wechselspannungsanlagen in Tunneln, bei<br />
denen kein lastfreies Ein- <strong>und</strong> Ausschalten <strong>und</strong> kein<br />
Anordnen der Schaltelemente außerhalb des Tunnels<br />
möglich sind, sollten Lasttrennschalter mit Vakuumschaltk<strong>am</strong>mern<br />
verwendet werden.<br />
Lasttrennschalter oder Trennschalter sind häufig<br />
an Einspeisungen in die Oberleitung <strong>und</strong> in Parallelführungen<br />
zu Streckentrennungen <strong>und</strong> -trennern<br />
angeordnet. In Einspeisungen in Ladegleise oder<br />
Instandhaltungsstätten werden die Trennschalter<br />
meist mit Erdkontakten zum Bahnerden der Oberleitung<br />
ausgerüstet.<br />
Spezielle Erdungsschalter 8WL6144-1A (Bild 2),<br />
auch Erdungstrennschalter genannt, werden in automatisierten<br />
Erdungsanlagen wie Sicat AES [2] eingesetzt,<br />
die nach Freischalten der Oberleitung diese<br />
Bahnerden.<br />
Trennschalter werden weit überwiegend elektrisch<br />
angetri<strong>eb</strong>en <strong>und</strong> ferngesteuert. Die Schalterfernantri<strong>eb</strong>e<br />
Sicat 8WL6243; -44, -53 <strong>und</strong> -54 [3]<br />
übertragen die eingeleitete Kraft über ein Gestänge<br />
nahezu verlustfrei an die Schaltelemente. Handbetätigte<br />
Schaltgeräte unterscheiden sich von mit Motor<br />
betri<strong>eb</strong>enen nur in der Art der Krafteinbringung<br />
ohne Motor von Hand.<br />
Universell einsetzbare Trennschalter zeichnen sich<br />
durch geringere Fertigungs- <strong>und</strong> Lagerkosten <strong>und</strong><br />
einheitliche Vorgaben <strong>für</strong> Planung, Errichtung <strong>und</strong><br />
Instandhaltung der Oberleitungsanlagen aus.<br />
104 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 2:<br />
AC-25-kV-Erdungsschalter Sicat 8WL6144-1A.<br />
1 Hauptkontakt<br />
2 Stützisolator Sicat 8WL3078-3D<br />
3 Isolatorersatz<br />
Bild 1:<br />
AC-25-kV-Trennschalter ohne Erdkontakt Sicat 8WL6144-0<br />
(alle Fotos: Siemens).<br />
1 Hauptkontakt mit Kontaktmesser <strong>und</strong> -feder<br />
2 Anschlusslasche<br />
3 Lichtbogenhörner<br />
4 Stützisolatoren Sicat 8WL3078-3D<br />
5 Gr<strong>und</strong>sockel<br />
6 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
7 Gr<strong>und</strong>platte<br />
2 Anforderungen<br />
2.1 Anlagen- <strong>und</strong> umweltbedingte<br />
Anforderungen<br />
Wechselstrom-Oberleitungstrennschalter der Reihe<br />
Sicat 8WL6144 (Bild 1) <strong>für</strong> Freiluftanlagen erfüllen<br />
die technischen Anforderungen nach EN 50152-2<br />
[1] <strong>und</strong> EN 50119 [4] sowie die umg<strong>eb</strong>ungsbedingten<br />
Anforderungen nach EN 50125-2 [5]. Die Bemessungswerte<br />
<strong>und</strong> Vorgaben <strong>für</strong> Prüfungen erfüllen<br />
die Vorgaben aus EN 62271-1 [6], EN 62271-102 [7]<br />
<strong>und</strong> EN 62271-103 [8]. Ergänzungen zu diesen generischen<br />
Anforderungen sind in diesem Abschnitt<br />
aufgeführt. Sie leiten sich auch aus EN 50163 [9]<br />
<strong>und</strong> EN 50124-1 [10] ab.<br />
Für die Schalter wurde gefordert:<br />
• Verwendbarkeit <strong>für</strong> alle in AC-<strong>Bahnen</strong> vorkommenden<br />
Spannungen <strong>und</strong> Ströme<br />
• Eignung <strong>für</strong> die Umg<strong>eb</strong>ungstemperaturen -45 °C<br />
bis +45 °C <strong>und</strong> Eisansätze bis 10 mm Dicke<br />
• Unempfindlichkeit gegen Vandalismus<br />
• Montagefre<strong>und</strong>lichkeit durch geringes Gewicht<br />
<strong>und</strong> bruchsichere Werkstoffe, insbesondere <strong>für</strong><br />
Isolatoren<br />
• Verringerung der L<strong>eb</strong>enszykluskosten gegenüber<br />
vorhandenen Ausführungen durch wartungsarme<br />
Kontaktsätze<br />
• hohe Verfügbarkeit <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>szuverlässigkeit<br />
Mehrere der genannten Ziele sind bei den Geräten<br />
der Siemens AG langjähriger Standard, so der universelle<br />
Einsatz unter allen klimatischen <strong>und</strong> elektrischen<br />
Bedingungen sowie die Verwendung von 25-kV-Verb<strong>und</strong>isolatoren<br />
der Reihe Sicat 8WL3078 [11].<br />
112 (2014) Heft 3<br />
105
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 3:<br />
AC-25-kV-Trennschalter Sicat 8WL6144-0, Anordnung auf<br />
Mastspitze mit Speisung des Oberleitungskettenwerks über<br />
Schalterfallleitungen.<br />
1 Trennschalter Sicat 8WL6144-0<br />
2 Schalterfallleitungen<br />
3 Schalterfernantri<strong>eb</strong> Sicat 8WL6253-0A<br />
2.2 <strong>Elektrische</strong> Anforderungen<br />
Aus den aufgeführten Normen <strong>und</strong> Vorgaben der<br />
Bahnverwaltungen <strong>für</strong> universell einsetzbare AC-<br />
Trennschalter <strong>für</strong> Oberleitungsanlagen lassen sich<br />
die elektrischen Anforderungen ableiten:<br />
• Nennspannung U n 25 kV<br />
• Bemessungsspannung U Ne 27,5 kV<br />
• Bemessungs-Isolationsspannung U Nm 36 kV<br />
• Bemessungs-Stoßspannung U Ni zur Erde 250 kV<br />
<strong>und</strong> über die Trennstrecke 290 kV<br />
• Bemessungskurzzeit-Stehwechselspannung,<br />
beregnet U d zur Erde 95 kV <strong>und</strong> über die Trennstrecke<br />
110 kV<br />
• Bemessungs-Kurzzeitstrom I k 40 kA<br />
• Bemessungs-Stoßstrom I p 100 kA<br />
• Bemessungs-Kurzschlussdauer t k 1 s<br />
• Bemessungs-Betri<strong>eb</strong>sstrom I n 1,7 bis 2,5 kA<br />
• Eingeschränktes Bemessungs-Ausschaltvermögen<br />
beim Schalten im Notfall 1,7 kA<br />
• Bemessungsfrequenz f r 16,7, 50 <strong>und</strong> 60 Hz<br />
Während Trennschalter in DC-Nahverkehrsanlagen<br />
oft in Höhe des Fahrdrahtes angeordnet werden, befinden<br />
sich Trennschalter bei AC-<strong>Bahnen</strong> meist auf<br />
dem Mastkopf <strong>und</strong> sind über Schalterfallleitungen<br />
mit der Oberleitung verb<strong>und</strong>en (Bild 3). D<strong>am</strong>it sind<br />
die Trennschalter in AC-Anlagen stärker Blitzeinschlägen<br />
ausgesetzt. Die Ausführung der Trennschalter,<br />
die Materialauswahl <strong>und</strong> die Isolationskoordination<br />
müssen darauf abzielen, dass die nicht vermeidbaren<br />
Überspannungen keine nachhaltige Beschädigung<br />
der Isolatoren verursachen.<br />
In AC-Netzen ist es wegen der Unterwerksabstände<br />
wichtig, einzelne Schaltgruppen der Oberleitung<br />
ohne Betätigung der Leistungsschalter in den<br />
Schaltanlagen spannungsfrei schalten zu können,<br />
um großräumige Betri<strong>eb</strong>sunterbrechungen wegen<br />
Instandhaltungsarbeiten oder in Notfällen zu vermeiden.<br />
Der dabei über den Trennschalter fließende<br />
Betri<strong>eb</strong>sstrom muss in solchen Fällen getrennt werden<br />
können. Zum Vermeiden eines Abbrandes an<br />
den Hauptkontakten wird ähnlich dem Prinzip eines<br />
Leistungsschalters ein N<strong>eb</strong>enschlusspfad über die<br />
Lichtbogenhörner während des Ausschaltens aktiv.<br />
Beim Auftrennen der elektrischen Verbindung entsteht<br />
ein Lichtbogen, dessen Länge infolge des sich<br />
öffnenden Schalters <strong>und</strong> des thermischen Auftri<strong>eb</strong>s<br />
zunimmt <strong>und</strong> der bei Unterschreitung der elektrischen<br />
Brennbedingungen erlischt. Die Trennschalter<br />
erfüllen dennoch nicht die Anforderungen <strong>für</strong><br />
Lasttrennschalter nach EN 50152-2. Ist kein Raum<br />
<strong>für</strong> das Lichtbogenlöschen verfügbar, zum Beispiel<br />
in Tunneln, müssen alternative Anordnungen oder<br />
Lasttrennschalter mit Vakuumschaltk<strong>am</strong>mern verwendet<br />
werden.<br />
Um eine kompaktere Bauweise eines Trennschalters<br />
zu erreichen, kann von der nach EN 50124-1<br />
empfohlenen Mindest-Luftstrecke 480 mm nach<br />
unten abgewichen werden, wenn durch elektrische<br />
Prüfungen nachgewiesen wird, dass die Blitzstoßspannung<br />
250 kV ertragen wird.<br />
2.3 Mechanische <strong>und</strong> betri<strong>eb</strong>liche<br />
Anforderungen<br />
Die mechanischen Anforderungen <strong>für</strong> AC-Trennschalter<br />
lassen sich aus dem elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />
mit Fahrleitungen ableiten:<br />
• Schaltbarkeit durch Hand- <strong>und</strong> Schalterfernantri<strong>eb</strong>e<br />
mit 200 mm Schalthub, bis 1 kN Schaltkraft<br />
<strong>und</strong> typischerweise unter 100 Schaltspielen<br />
pro Jahr<br />
• Kompatibilität zu vorhandenen Schaltgestängen,<br />
Anordnungen bis drei Schalter je Mast, Traversen<br />
<strong>und</strong> Materialien<br />
• Unempfindlichkeit gegen Transportbelastungen<br />
• geringes Gewicht <strong>und</strong><br />
• Austauschbarkeit von Verschleiß- <strong>und</strong> Ersatzteilen<br />
vor Ort<br />
Für die Kompatibilität mit Trennschaltern in bestehenden<br />
Anlagen war es notwendig, Schalthub,<br />
Schaltkräfte <strong>und</strong> Schnittstellengeometrie beizube-<br />
106 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 4:<br />
AC-25-kV-Trennschalter mit Erdkontakt Sicat 8WL6144-1.<br />
1, 2 Lichtbogenhorn 6 Schwenksockel<br />
3a, 3b Schutzdach<br />
7 Gr<strong>und</strong>sockel<br />
4a Hauptkontaktsatz 8 Gr<strong>und</strong>platte<br />
4b Erdkontaktsatz 9 Erdkontaktmesser<br />
5 Silikon-Verb<strong>und</strong>isolator<br />
mit -stütze<br />
Bild 5:<br />
AC-25-kV-Trennschalter in Bipol-Anordnung Sicat 8WL6144-2.<br />
1 Trennschalter<br />
3 Antri<strong>eb</strong>swelle<br />
2 Schwenksockel mit Flansch<br />
4 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
halten. Die verwendeten Werkstoffe sind entsprechend<br />
den Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen <strong>und</strong> mit den<br />
verwendeten Werkstoffen der Oberleitung kompatibel<br />
auszuwählen.<br />
In Hallen, Instandhaltungsanlagen <strong>und</strong> Systemwechselbahnhöfen<br />
kommen zwischen 100 Schaltungen<br />
je Jahr <strong>und</strong> 50 Schaltungen je Tag vor.<br />
Wegen des Schaltens unter Last <strong>und</strong> der Stromzuführung<br />
zu den Oberleitungen über Schalterfallleitungen<br />
lassen sich auf einem Mastkopf höchstens<br />
zwei Schalter anordnen. Bei Mehrspannungsanlagen<br />
sind die Trennschalter möglichst synchron zu betätigen<br />
<strong>und</strong> das Überschlagen von Lichtbögen durch<br />
typischerweise 1,5 m Mindestabstand zu vermeiden.<br />
Für die Feineinstellung der Einlauftiefe des Schaltmessers<br />
in den Kontakt entwickelte Siemens 2010<br />
die Einstellmuffe Sicat 8WL6229-0 <strong>für</strong> Gestänge aus<br />
3<br />
/4 ‘‘ -Stahlrohren, die das Lösen der Gestänge- <strong>und</strong><br />
Befestigungskomponenten zum Einstellen unnötig<br />
macht. Im Netz der DB AG wird dieses Muffe nach<br />
der Zeichnung Ebs 09.10.04 [12] verwendet.<br />
3 Konstruktive Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Eigenschaften der<br />
AC-Trennschalter<br />
3.1 Aufbau <strong>und</strong> Varianten<br />
Ausgehend von den im Abschnitt 2 dargestellten<br />
Anforderungen wurde <strong>für</strong> die Trennschalter <strong>für</strong> AC-<br />
Anlagen ein Gr<strong>und</strong>typ entwickelt, aus dem die Varianten<br />
abgeleitet werden können:<br />
• Trennschalter ohne Erdkontakt Sicat 8WL6144-0,<br />
Bild 1<br />
• Trennschalter mit Erdkontakt Sicat 8WL6144-1,<br />
Bild 4<br />
• Erdungsschalter mit Einlaufüberwachung<br />
mit dem Sicherheitsintegrationslevel (SIL) 1<br />
Sicat 8WL6144-1A, Bild 2<br />
• Bipoltrennschalter ohne Erdkontakt<br />
Sicat 8WL6144-2, Bild 5<br />
• Bipoltrennschalter mit Erdkontakt<br />
Sicat 8WL6144-3<br />
112 (2014) Heft 3<br />
107
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Diese aus einem Baukasten generierbaren Schaltervarianten<br />
decken alle g<strong>eb</strong>räuchlichen Anwendungsfälle<br />
ab. Anordnungen <strong>für</strong> Mehrspannungsanlagen<br />
lassen sich anlagenspezifisch aus den Trennschaltern<br />
Sicat 8WL6144-0 <strong>und</strong> -1 zus<strong>am</strong>menstellen.<br />
Auf einem Gr<strong>und</strong>sockel aus Aluminium sind die<br />
Aufnahme <strong>für</strong> den festen Isolator <strong>und</strong> der Schwenkteil<br />
mit der Aufnahme des beweglichen Isolators<br />
montiert. Für Ausführungen mit Erdkontakt wird<br />
die Erdkontaktstütze mit dem Erdkontaktmesser<br />
<strong>am</strong> Gr<strong>und</strong>sockel angeschraubt. Für Anwendungen<br />
in Mehrspannungsanlagen ist der Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
<strong>für</strong> den Gestängeanschluss an einer gemeins<strong>am</strong>en<br />
Antri<strong>eb</strong>swelle befestigt. Die Kontakte sind jeweils<br />
direkt mit der Armatur <strong>am</strong> Isolatorkopf verschraubt<br />
<strong>und</strong> werden durch ein Schutzdach vor Witterungseinflüssen<br />
geschützt. Beide Lichtbogenhörner sind<br />
an je einem Teil des Hauptkontaktes angeordnet<br />
<strong>und</strong> kontaktieren sich nur während des Schaltens in<br />
einem N<strong>eb</strong>enschluss. Sie sorgen d<strong>am</strong>it <strong>für</strong> ein sicheres<br />
Verlöschen des bei Kontakttrennung entstehenden<br />
Lichtbogens.<br />
Beim Erdungsschalter Sicat 8WL6144-1A (Bild 2)<br />
ersetzt eine metallene, feste Säule den Isolator. Im<br />
eingelaufenen Zustand wird die Oberleitung mit der<br />
Erde verb<strong>und</strong>en. Der Schaltzustand wird dadurch visuell<br />
eindeutig <strong>und</strong> nachvollziehbar angezeigt. Dieser<br />
Zustand wird auch über die Einlaufüberwachung<br />
Sicat DMS an die Steuerung übertragen. Die Anlagensteuerung<br />
visualisiert unter Berücksichtigung<br />
weiterer Anlagenpar<strong>am</strong>eter den geerdeten <strong>und</strong> gesicherten<br />
Zustand des Oberleitungsabschnitts.<br />
Mit Hilfe eines Trennschalters Sicat 8WL6144-0<br />
ohne <strong>und</strong> eines Schalters Sicat 8WL6144-1 mit Erdkontakt<br />
kann mit einem Koppelmechanismus beider<br />
Gestänge ein Dreistellungstrenner mit den Stellungen<br />
EIN / NEUTRAL / GEERDET realisiert werden. Die<br />
Schaltermechanik stellt sicher, dass eine Verbindung<br />
der Einspeisung mit der Erde nicht möglich ist.<br />
3.2 Konstruktion<br />
Maße <strong>und</strong> Kompatibilität<br />
Die Gr<strong>und</strong>maße der seit 2001 gelieferten Trennschalter<br />
Sicat 8WL6127 [13] wurden bei der Nachfolgeserie<br />
Sicat 8WL6144 nur unwesentlich geändert. Die<br />
Schnittstellen <strong>für</strong> die mechanischen Befestigungen<br />
<strong>und</strong> die elektrischen Anschlüsse wurden beibehalten.<br />
Die Kompatibilität zu den Vorgängerprodukten<br />
besteht also <strong>und</strong> ein Austausch gegen Schalter der<br />
neuen Baureihe ist gewährleistet.<br />
Der 1200 mm lange Kriechweg an den Isolatoren<br />
<strong>und</strong> die Luftstrecken 460 mm zwischen den Kontakten<br />
<strong>und</strong> 420 mm zwischen unter Spannung stehenden<br />
<strong>und</strong> geerdeten Teilen sichern eine ausreichende<br />
Isolation unter allen Betri<strong>eb</strong>sbedingungen.<br />
Kontaktsatz<br />
Der neu entwickelte Kontaktsatz besteht nicht mehr<br />
aus zwei parallel angeordneten Einzelsätzen sondern<br />
aus einem Federkontakt mit acht Fingern aus Kupfer,<br />
die bei eingelaufenem Kontaktmesser zu einer<br />
sicheren Führung der Ströme führen. Das Ein- oder<br />
Nachjustieren der Kontakte ist anders als bei den<br />
Vorgängerausführungen nicht mehr erforderlich. Die<br />
Stromtragfähigkeit kann durch die Anzahl der Kontaktfinger<br />
den Anforderungen angepasst werden.<br />
Die Anschlussfahne <strong>für</strong> die Leiteranschlüsse ist<br />
beidseitig montierbar, kann an die Bedürfnisse der<br />
Anlage angepasst werden <strong>und</strong> erlaubt Leiteranschlüsse<br />
mit geraden Kabelschuhen von beiden Seiten.<br />
Der Kontaktsatz wird über Cupal-Bleche direkt an<br />
den Armaturen der Isolatoren angeschraubt. Auf der<br />
Rückseite dieser Verschraubung werden die Lichtbogenhörner<br />
befestigt, wobei der Kontaktsatz nicht<br />
gelöst werden muss.<br />
Alle Komponenten des Kontakts sind standardmäßig<br />
versilbert. Die Kontaktmesser <strong>und</strong> -finger sind<br />
wie bei den DC-3-kV-Trennschaltern [14] zusätzlich<br />
mit Silbergraphit beschichtet. Die wegen der selbstschmierenden<br />
Eigenschaften fettfreien Kontakte erfordern<br />
keine Wartung.<br />
Lichtbogenhörner<br />
Die Lichtbogenhörner aus Kupferdraht mit Wolfr<strong>am</strong>spitzen<br />
wurden weitgehend unverändert von<br />
der Schalterreihe Sicat 8WL6127 übernommen. Die<br />
elektrischen Prüfungen <strong>und</strong> die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />
bestätigen die Verschleißbeständigkeit <strong>und</strong> Lichtbogenlöscheigenschaften<br />
dieser Lichtbogenhörner. In<br />
r<strong>und</strong> zwölf Jahren Einsatz wurden keine Lichtbogenhörner<br />
nachbestellt.<br />
Lichtbogenhörner aus Edelstahl kosten zwar weniger,<br />
können aber den Lichtbogen nicht wiederholt<br />
löschen <strong>und</strong> wegen der geringeren elektrischen Leitfähigkeit<br />
die Lichtbogenfußpunkte auch nicht immer<br />
nach oben führen. Beim Löschvorgang entstehen<br />
Funken aus glühenden Metallteilen, die eine Brandgefahr<br />
darstellen.<br />
Zukünftige Weiterentwicklungen betreffen neue<br />
Materialen <strong>für</strong> die Spitzen der Lichtbogenhörner,<br />
wie ODS-Kupferlegierung (ODS, Oxide dispersion<br />
strengthened/oxid-dispersionsverfestigt), die bereits<br />
gute Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>für</strong> DC-Anwendungen gezeigt haben.<br />
Isolatoren<br />
Der Silikon-Verb<strong>und</strong>isolator der Reihe Sicat 8WL3078<br />
erreicht mit 138 mm Schirmdurchmesser über<br />
1 200 mm Kriechweg. Die ges<strong>am</strong>te Luftstrecke des<br />
Isolators ist größer als die geforderten 420 mm. Län-<br />
108 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
gere Kriechwege nach K<strong>und</strong>enanforderungen können<br />
durch zusätzliche Schirme erfüllt werden. Die<br />
Maße des Trennschalters bleiben dabei gleich.<br />
Die Armaturen der Isolatoren wurden aus Aluminiumlegierung<br />
neu gestaltet. Durch die hohe Maßhaltigkeit<br />
konnte auf zusätzliche Einstellmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> die Montage der Kontakte verzichtet werden.<br />
Die Isolatorarmatur <strong>am</strong> geerdeten Ende ist einfach<br />
montier- <strong>und</strong> austauschbar <strong>und</strong> sichert einen langzeitstabilen<br />
Halt in den Sockeln.<br />
Für die Schalterstellungsüberwachung Sicat<br />
DMS wurde ein Isolator mit einer Lichtwellenleiterdurchführung<br />
<strong>für</strong> die optische Stellungsmeldung<br />
entwickelt [15; 16]. In einen Kanal in der Längsachse<br />
der Isolatoren werden Adern des Lichtwellenleiters<br />
eingezogen <strong>und</strong> danach der Kanal elektrisch<br />
isolierend vergossen.<br />
Schwenk- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sockel<br />
Die beiden Sockel nehmen die Isolatoren der festen<br />
<strong>und</strong> beweglichen Schaltsäule auf. In den bisherigen<br />
Ausführungen der Reihe Sicat 8WL6127 wurden die<br />
Isolatoren über je drei Ringschneidschrauben gehalten<br />
<strong>und</strong> konnten d<strong>am</strong>it ausgerichtet werden. Bei der<br />
neuen Ausführung werden die Isolatoren ähnlich einem<br />
Topf befestigt <strong>und</strong> nur mit einer Schraube über<br />
Formschluss verdrehsicher geklemmt <strong>und</strong> ausgerichtet.<br />
Die Trockenlagerung der Schwenksockelachse<br />
der Schalterreihe 8WL6127 hat sich bewährt <strong>und</strong><br />
wurde beibehalten.<br />
Gr<strong>und</strong>platte<br />
Bild 6:<br />
Einlaufüberwachung Sicat 8WL61 <strong>für</strong> DC- <strong>und</strong> AC-15- <strong>und</strong><br />
25- kV-Trennschalter.<br />
1 Trennschalter<br />
2 Magneteinheit<br />
3 Sensoreinheit<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>platte werden der Schwenk- <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>sockel <strong>und</strong> der optionale Erdkontakt aufg<strong>eb</strong>aut.<br />
Der Trennschalter wird dann mit zwei M16-<br />
Schrauben auf einer Schaltertraverse <strong>am</strong> Mastkopf<br />
befestigt. Anlagenspezifische Anforderungen können<br />
bei der Gestaltung der Gr<strong>und</strong>platte berücksichtigt<br />
werden.<br />
Statt des bisherigen feuerverzinkten U-100-Profils<br />
wird ein Strangpress-Rechteckprofil aus Aluminiumlegierung<br />
verwendet, das geringeres Gewicht <strong>und</strong><br />
höhere Torsionssteifigkeit aufweist. In einzelnen Fällen<br />
könnten im Profil mit 47 mm Innenhöhe kleine<br />
Vögel nisten oder dieses als Schlafplatz nutzen. Offensichtlich<br />
ist jedoch, dass es sich hier durchwegs<br />
um Vögel unterhalb Starengröße handeln würde.<br />
Somit ist die Gefahr einer Überbrückung eines Isolators<br />
durch diese Vögel in diesem Bereich auszuschließen.<br />
Nach zweijähriger Betri<strong>eb</strong>serprobung an<br />
zwei Einbauorten wurde keine Nutzung der Gr<strong>und</strong>platte<br />
als Vogelbrutstätte festgestellt. Es ist somit<br />
von keiner Gefährdung <strong>und</strong> Beeinflussung der Vögel<br />
auszugehen. Dem Vogelschutz nach B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz<br />
[17] <strong>und</strong> der Vogelschutzrichtlinie der<br />
Europäischen Union [18] ist d<strong>am</strong>it Genüge getan.<br />
3.3 Einlaufüberwachung<br />
Die Einlaufüberwachung Sicat DMS [15] gibt es in<br />
den beiden Ausführungen Sicat 8WL6144-7 ohne Sicherheitsbewertung<br />
<strong>und</strong> Sicat 8WL6144-7D (Bild 6)<br />
mit dem Sicherheitsintegrationslevel 1. Sie unterscheiden<br />
sich durch einen zusätzlichen Sensor, der<br />
innerhalb des Sensorgehäuses eing<strong>eb</strong>aut ist <strong>und</strong> die<br />
gewünschte Red<strong>und</strong>anz darstellt.<br />
Dank der Baukastentechnik ist die Einlaufüberwachung<br />
an alle Ausführungen der Schalterserie<br />
Sicat 8WL6144 anbau- oder nachrüstbar. Die Hauptkomponenten<br />
Sensor <strong>und</strong> Magnet werden über Befestigungswinkel<br />
an die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Schwenksockel<br />
ang<strong>eb</strong>aut. Das Sensorkabel wird zugentlastet <strong>und</strong><br />
führt entweder zur im Schalterfernantri<strong>eb</strong> integrierten<br />
oder zur extern angeordneten Auswerteeinheit.<br />
Durch die konstruktiv geg<strong>eb</strong>ene, geometrisch konstante<br />
Drehbewegung des Schwenksockels lässt sich<br />
zuverlässig auf die Einlauftiefe des Kontaktmessers<br />
oder auf die Luftstrecke schließen. Bild 7 zeigt einen<br />
Erdungsschalter Sicat 8WL6144-1A mit Einlaufüberwachung<br />
Sicat 8WL6144-7D (SIL 1).<br />
112 (2014) Heft 3<br />
109
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 7:<br />
Erdungsschalter Sicat 8WL6144-1A mit Einlaufüberwachung<br />
Sicat 8WL6144-7D (SIL 1).<br />
1 Hauptkontakt mit Kontaktmesser <strong>und</strong> -feder<br />
2 Anschlusslasche<br />
3 Isolatorersatz<br />
4 Stützisolator Sicat 8WL3078-3D<br />
5 Gr<strong>und</strong>sockel<br />
6 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
7 Gr<strong>und</strong>platte<br />
8 Einlaufüberwachung Sicat 8WL6144-7D, SIL 1<br />
4 Typprüfungen <strong>und</strong><br />
Betri<strong>eb</strong>serprobungen<br />
Im Zuge der Produktentwicklung wurden alle in<br />
EN 50152-2 aufgeführten Typprüfungen durchgeführt<br />
<strong>und</strong> bestanden. Im Siemens Fahrleitungslabor<br />
in Ludwigshafen <strong>und</strong> <strong>am</strong> Siemens-Standort Erlangen<br />
wurden Maß- <strong>und</strong> Funktionskontrollen, Messungen<br />
der Schaltkräfte <strong>und</strong> Schalthäufigkeitsprüfungen <strong>für</strong><br />
die Klasse 2 nach EN 50152-2 an Schaltern in Ein<strong>und</strong><br />
Bipolausführung durchgeführt. Die gemessenen<br />
maximalen Schaltkräfte lagen zwischen 0,8 <strong>und</strong><br />
1,0 kN bei Einpolausführung. Während der Schalthäufigkeitsprüfungen<br />
wurde auch der Verschleiß der<br />
Kontakte gemessen. Bis 50 000 Schaltspiele nahm<br />
die Schichtdicke im Durchschnitt um r<strong>und</strong> 2 μm ab.<br />
Lokale Maxima bis 10 μm wurden registriert. Der<br />
höchste Materialabtrag wurde im Mittel bereits nach<br />
r<strong>und</strong> 3 000 Schaltspielen erreicht. Weitere Schaltspiele<br />
führten zu keiner signifikanten Verschleißzunahme.<br />
Bei den elektrischen Typprüfungen wurden die<br />
dielektrischen Eigenschaften, die Kurzzeitstrom-,<br />
Erwärmungs- <strong>und</strong> Ausschaltbelastbarkeit bei Betri<strong>eb</strong>sstrom<br />
gemessen. Die dielektrischen Prüfungen<br />
wiesen, wie in Abschnitt 2.3 gefordert, die Spannungsfestigkeit<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Spannungsformen<br />
<strong>und</strong> -bedingungen sowie unterschiedliche<br />
Schaltzustände nach.<br />
Kurzschlussprüfungen müssen mit realistischen<br />
Nachbildungen die Leitungsanschlüsse <strong>und</strong> Montag<strong>eb</strong>edingungen<br />
<strong>am</strong> Mast durchgeführt werden.<br />
In einem zertifizierten Prüflabor wurde die Kurzzeitbelastbarkeit<br />
mit 40 kA <strong>für</strong> 1 s Dauer mit dem Stoßstromfaktor<br />
2,5 nachgewiesen. Der Kontaktsatz bestand<br />
diese Prüfung ohne Abbrandspuren.<br />
Wegen der Abhängigkeit des Lichtbogenverhaltens<br />
vom Strom sind Prüfungen der Ausschaltfähigkeit<br />
im ges<strong>am</strong>ten Strombereich erforderlich. Je drei<br />
Prüfungen mit Strömen 100 A, 500 A, 1 000 A <strong>und</strong><br />
1 700 A bestätigten die Ausschaltfähigkeit im ges<strong>am</strong>tem<br />
Bereich.<br />
Zum Nachweis des Abbrands der Wolfr<strong>am</strong>spitzen<br />
bei 1 700 A Strom <strong>und</strong> 25 kV Spannung wurden<br />
fünf Prüfungen durchgeführt. Der Trennschalter<br />
wurde mit realistischen Schaltzeiten unter Last geöffnet<br />
(Bild 8). Nach fünf Prüfungen brannten die<br />
Wolfr<strong>am</strong>spitzen um weniger als 10 mm ab. Mit den<br />
Erfahrungen bei den Prüfungen der Trennschalter<br />
Sicat 8WL6127 mit baugleichen Lichtbogenhörnern<br />
ergibt sich durch Extrapolation, dass bei 15<br />
Ausschaltungen der Abbrand der Wolfr<strong>am</strong>spitzen<br />
unter 30 mm bleibt. Die Anforderungen an die<br />
Ausschaltstrombelastbarkeit nach Abschnitt 2.2<br />
werden also auch erfüllt.<br />
Die Vereisungsprüfungen nach EN 62271-102 [7]<br />
wiesen sowohl das zuverlässige Ein- <strong>und</strong> Ausschalten<br />
bei 10 mm Eisdicke nach.<br />
Die Funktion bei den niedrigen <strong>und</strong> hohen<br />
Grenztemperaturen wurde in der Klimak<strong>am</strong>mer<br />
nachgewiesen.<br />
Dem Abschluss der Typprüfungen <strong>und</strong> der Freigabe<br />
der Schalter folgte eine zweijährige Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />
bei der DB AG an zwei Standorten mit<br />
unterschiedlichen Schalthäufigkeiten südwestlich<br />
von Berlin. Nach erfolgreicher Erprobung der Schalterbaureihe<br />
8WL6144 gab die DB AG Anfang August<br />
2013 das Produkt frei <strong>und</strong> das Eisenbahnb<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t<br />
(EBA) erteile die Typzulassung. Zulassungen <strong>für</strong> die<br />
Nutzung der Schalterbaureihe bei anderen <strong>Bahnen</strong><br />
werden, falls notwendig, angestr<strong>eb</strong>t.<br />
5 Anwendungsmerkmale <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>ennutzen<br />
Seit 2001 wurden r<strong>und</strong> zwölftausend Trennschalter<br />
der Serie Sicat 8WL6127 ausgeliefert. Die Schalter<br />
110 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
erwiesen sich als robust, zuverlässig <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Einsatz<br />
als Trennschalter in AC-Bahnstromversorgungsanlagen<br />
voll geeignet. Dies wird auch von der Nachfolg<strong>eb</strong>aureihe<br />
Sicat 8WL6144 erwartet.<br />
Die weiter entwickelte Schalterbaureihe zeichnet<br />
sich aus durch:<br />
• eine universell einsetzbare Bauweise mit <strong>und</strong><br />
ohne Erdkontakt, Ein- <strong>und</strong> Bipolausführungen<br />
<strong>und</strong> Erdungsschalter <strong>für</strong> alle üblichen AC-Bahnspannungen,<br />
Betri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong> Kurzschlussströme<br />
• Kompatibilität mit allen gängigen Schaltertraversen,<br />
Schaltergestängen <strong>und</strong> Schalterantri<strong>eb</strong>en<br />
mit 200 mm Schalthub<br />
• Wartungsarmmut durch fettfreien Kontaktsatz<br />
mit dauerhaft selbstschmierender Silbergraphitbeschichtung<br />
• hohe Stromtragfähigkeit bis 2,5 kA <strong>und</strong> Umweltresistenz<br />
durch versilberte Kontakte<br />
• gutes Lichtbogenlöschvermögen beim Ausschalten<br />
von Betri<strong>eb</strong>sströmen bis 1,7 kA<br />
• hohe elektrische Durchschlagfestigkeit U Ni bis<br />
250 kV<br />
• Kriechstromfestigkeit durch Kriechwege größer<br />
1 200 mm mit der Vergleichszahl der Kriechwegbildung<br />
CTI größer 600 (CTI, Comparative<br />
Tracking Index) <strong>und</strong> Überspanungskategorie OV4<br />
nach EN 50124-1 [10]<br />
• lange L<strong>eb</strong>ensdauer durch korrosionsbeständige<br />
Werkstoffe <strong>und</strong> schmutz- <strong>und</strong> wasserabweisende<br />
Oberflächen der Isolatoren<br />
• Montagefre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Vandalismusresistenz<br />
durch bruchsichere Isolatoren<br />
• Konstruktion, Fertigung <strong>und</strong> Prüfung nach den<br />
neuesten europäischen Normen<br />
• Typzulassung durch das Eisenbahnb<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t<br />
(EBA)<br />
• Eignung <strong>für</strong> die Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />
In der online erhältlichen Produktinformation [19]<br />
<strong>für</strong> die Serie Sicat 8WL6144 sind die technischen Eigenschaften<br />
zus<strong>am</strong>mengefasst.<br />
Literatur + Links<br />
[1] EN 50152-2:2013-07: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – Besondere Anforderungen an Wechselstrom-<br />
Schalteinrichtungen – Teil 2: Trennschalter, Erdungsschalter<br />
<strong>und</strong> Lastschalter mit einer Nennspannung größer<br />
als 1 kV.<br />
[2] Dölling, A.; Focks, M.; Gumberger, G.: Fahrleitungserdung<br />
– automatisiert mit Sicat ® AES. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
111 (2013), H. 3, S. 172–184.<br />
[3] http://w3.siemens.com/smartgrid/global/de/produktesysteme-loesungen/bahnelektrifizierung/fahrleitungen/<br />
Documents/8WL6243ff_PI_121_00.pdf.<br />
[4] EN 50119:2010-05: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />
– Oberleitungen <strong>für</strong> den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />
Bild 8:<br />
Trennschalter Sicat 8WL6144-0 während der Ausschaltung von 1,7 kA bei AC 25 kV 50 Hz.<br />
[5] EN 50125-2:2010-11: Bahnanwendungen – Umweltbedingungen<br />
<strong>für</strong> Betri<strong>eb</strong>smittel – Teil 2: Ortsfeste elektrische<br />
Anlagen.<br />
[6] EN 62271-1:2009-08: Hochspannungs-Schaltgeräte<br />
<strong>und</strong> -Schaltanlagen – Teil 1: Gemeins<strong>am</strong>e Bestimmungen.<br />
[7] EN 62271-102:2012-06: Hochspannungs-Schaltgeräte<br />
<strong>und</strong> -Schaltanlagen – Teil 102: Wechselstrom-Trennschalter<br />
<strong>und</strong> Erdungsschalter.<br />
[8] EN 62271-103:2012-04: Hochspannungs-Schaltgeräte<br />
<strong>und</strong> -Schaltanlagen – Teil 103: Lastschalter <strong>für</strong> Bemessungsspannungen<br />
über 1 kV bis einschließlich 52 kV.<br />
[9] EN 50163:2005-07: Bahnanwendungen – Speisespannungen<br />
von Bahnnetzen.<br />
[10] EN 50124-1:2006-04: Bahnanwendungen – Isolationskoordination<br />
– Teil 1: Gr<strong>und</strong>legende Anforderungen<br />
– Luft- <strong>und</strong> Kriechstrecken <strong>für</strong> alle elektrischen<br />
<strong>und</strong> elektronischen Betri<strong>eb</strong>smittel.<br />
[11] http://w3.siemens.com/smartgrid/global/de/produktesysteme-loesungen/bahnelektrifizierung/fahrleitungen/<br />
Documents/8WL3078_PI_111_00.pdf.<br />
[12] Ebs 09.10.04-1 <strong>und</strong> -2: Gestänge zum Antri<strong>eb</strong> <strong>für</strong><br />
Mastschalter <strong>und</strong> Hallenschalter mit radialem <strong>und</strong><br />
linearem Hub. Deutsche Bahn AG, München, 2013.<br />
[13] Rankers, M.; Schmieder, A.: Disconnectors for AC overhead<br />
contact lines. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 100 (2002),<br />
H. 6, S. 207–213.<br />
[14] Dölling, A.; Leistner, S.: Lasttrenn- <strong>und</strong> Trennschalter <strong>für</strong><br />
DC-Oberleitungsanlagen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 114<br />
(2014), H. 1-2, S. 44–52.<br />
[15] Dölling, A.: Schalterstellungsmeldung Sicat ® DMS. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 12, S. 770–776.<br />
[16] http://w3.siemens.com/smartgrid/global/de/<br />
bahnelektrifizierung/fahrleitungen/Documents/<br />
8WL6134_PI_250_00.pdf<br />
[17] B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz (BNatSchG), Ausfertigungsdatum:<br />
29.07.2009<br />
112 (2014) Heft 3<br />
111
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
[18] Richtlinie 79/409/EWG: Richtlinie über die Erhaltung<br />
der wild l<strong>eb</strong>enden Vogelarten–kurz: Vogelschutzrichtlinie<br />
– vom 2. April 1979, kodifizierte Fassung Richtlinie<br />
2009/147/EG vom 30. November 2009, <strong>am</strong> 15. F<strong>eb</strong>ruar<br />
2010 in Kraft getreten.<br />
[19] http://w3.siemens.com/smartgrid/global/de/<br />
bahnelektrifizierung/fahrleitungen/Documents/<br />
8WL6144_PI_110_00.pdf.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. André Dölling (34), Studium<br />
des Verkehrsingenieurwesens an der TU<br />
Dresden, 2003 bis 2007 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> Promotion an<br />
der Fakultät Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“, Professur <strong>für</strong> elektrische<br />
<strong>Bahnen</strong>. Seit 2007 tätig bei Siemens<br />
AG, bis 2012 im Bereich Entwicklung<br />
von Fahrleitungskomponenten <strong>und</strong><br />
-systemen, jetzt Produktportfolio Manager<br />
im Bereich Bahnelektrifizierung/<br />
Fahrleitung. Außerdem seit 2008 beziehungsweise<br />
2009 Lehrbeauftragter <strong>für</strong><br />
Fahrleitungen an der TU Dresden <strong>und</strong><br />
Bahnelektrifizierung an der Technischen<br />
Hochschule Nürnberg.<br />
Dipl.-Ing. Sonja Leistner (38),<br />
Studium der Werkstoffwissenschaften an<br />
der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit<br />
2002 tätig bei Siemens AG im Bereich<br />
Entwicklung von Fahrleitungskomponenten<br />
<strong>und</strong> -systemen, leitet unterschiedliche<br />
FuE-Projekte unter anderem<br />
auf den G<strong>eb</strong>ieten Schaltgeräte <strong>und</strong><br />
Bahnisolatoren.<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI<br />
CPO, Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-20267, Fax: -21393;<br />
E-Mail: sonja.leistner@siemens.com<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI,<br />
Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-23740, Fax: -21393;<br />
E-Mail: andre.doelling@siemens.com<br />
10 Jahre acrpsBestellung unter:<br />
Jubiläumsausgabe 10 Jahre acrps a.c. rail power supply<br />
Vorträge der Fachtagungen 2003-2011<br />
Mit ihrer diesjährigen internationalen Fachtagung feiert die acrps<br />
– a.c. rail power supply zehnjähriges Bestehen <strong>und</strong> blickt auf<br />
eine erfolgreiche Entwicklung zurück.<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> uns, anlässlich dieses Jubiläums die ges<strong>am</strong>melten<br />
Vorträge der Fachtagungen aus den Jahren 2003 – 2011 <strong>und</strong><br />
d<strong>am</strong>it das g<strong>eb</strong>allte Fachwissen zu Themenbereichen der Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen in einer hochwertigen Jubiläumsausgabe<br />
zu veröffentlichen.<br />
Das Buch erscheint erstmals zur 6. acrps-Tagung <strong>am</strong> 07.03.2013<br />
mit einer Auflage von 500 Exemplaren. (Buchformat: DIN-A4,<br />
Hardcover, Umfang: ca. 500 Seiten, farbig)<br />
Tel.: +49 201 82002-14<br />
Fax: +49 201 82002-34<br />
bestellung@vulkan-verlag.de<br />
€ 120,-<br />
112 112 (2014) Heft 3
Fahrleitungsanlagen<br />
Zulassung von Oberleitungen <strong>und</strong> ihren<br />
Komponenten<br />
André Dölling, Axel Schmieder, Stephan Zenglein, Erlangen<br />
Für die Zulassung von Oberleitungen <strong>und</strong> ihren Komponenten ist eine Reihe von Voraussetzungen zu<br />
erfüllen. Die hierzu erforderlichen Verfahren werden durch die Anwendung der technischen Spezifikation<br />
TS 50562 [1] unterstützt. Anhand der Zulassung einer Oberleitungsbauart <strong>und</strong> von Komponenten<br />
wird gezeigt, wie die drei Möglichkeiten der Nachweisführung angewandt werden können,<br />
um deren Zulassung durch Behörden <strong>und</strong> Anwendern zu erhalten.<br />
APPROVAL OF OVERHEAD CONTACT LINES AND THEIR COMPONENTS<br />
In view of approval of overhead contact lines and their components a list of preconditions needs<br />
to be met. The necessary procedures are supported by the application of the technical specification<br />
TS 50562 [1]. By the ex<strong>am</strong>ples of an overhead contact line design and of components it is<br />
demonstrates how the three alternatives of verification can be adopted, to achieve approval by<br />
authorities and users.<br />
HOMOLOGATION DE LIGNES AÉRIENNES DE CONTACT ET DE LEURS COMSOSANTS<br />
L’homologation de lignes aériennes de contact et de leurs composants doit satisfaire à plusieurs<br />
conditions préalables. Les procédures nécessaires à cette fin s’appuient sur l’application de la spécification<br />
technique TS 50562 [1]. L’exemple de l’homologation d’un type de ligne aérienne et de ses<br />
composants montre comment on peut appliquer les trois possibilités de vérification pour obtenir<br />
l’homologation par les autorités et les utilisateurs.<br />
1 Einführung<br />
Oberleitungen haben sich seit über 100 Jahren<br />
als leistungsfähig, zuverlässig <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />
<strong>für</strong> die Energiezufuhr zu Bahnfahrzeugen bewährt<br />
[2]. Eine hohe Verfügbarkeit der nicht red<strong>und</strong>anten<br />
Oberleitungen ermöglicht einen störungsfreien<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Anforderungen<br />
an Oberleitungen mit steigenden Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong> Streckenlasten erhöht.<br />
Zahlreiche in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren errichtete<br />
Anlagen nähern sich dem Ende ihrer L<strong>eb</strong>ensdauer<br />
<strong>und</strong> erfordern Maßnahmen zur Aufrechterhaltung<br />
der Sicherheit <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>ssicherheit. Unter Sicherheit<br />
wird in diesem Sinne das Beherrschen von Gefährdungen<br />
<strong>und</strong> Vermeiden von physischen Schäden<br />
<strong>für</strong> Menschen <strong>und</strong> Umwelt verstanden.<br />
Neue innovative Lösungen sind gefragt, die technisch<br />
mehr leisten, weniger kosten <strong>und</strong> universell<br />
in allen Ländern einsetzbar <strong>und</strong> zulassungsfähig<br />
sind. Die Oberleitungen müssen <strong>für</strong> den Betri<strong>eb</strong><br />
auf den Strecken im interoperablen europäischen<br />
Eisenbahnnetz geeignet sein. Folgerichtig wurden<br />
die gesetzlichen <strong>und</strong> normativen Anforderungen an<br />
die Anlagen <strong>und</strong> Komponenten diesem Zweck angepasst.<br />
Für Oberleitungsingenieure bedeutet dies<br />
neue Herausforderungen.<br />
Durch die aktive Mitgestaltung bei der Erstellung<br />
der Bahnnormen leisten auch Siemensmitarbeiter<br />
einen wichtigen Beitrag zur Gewährleistung der<br />
Sicherheit der Anlagen. Die langfristige <strong>und</strong> rechtzeitige<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den Betreibern, Zulassungsstellen<br />
<strong>und</strong> Universitäten hat sich bei der<br />
Entwicklung, Erprobung <strong>und</strong> Zulassung neuer Oberleitungsbauarten<br />
<strong>und</strong> -komponenten bewährt.<br />
Eine wesentliche Rolle bei der Nachweisführung<br />
<strong>für</strong> die Personensicherheit in der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
spielt die Technische Spezifikation TS 50562<br />
[1], die demnächst in eine europäische Norm überführt<br />
wird. Die nachfolgend dargestellte Vorgehensweise<br />
der TS 50562 entspricht den Risikoakzeptanzprinzipien<br />
nach CSM RA <strong>und</strong> führt mit ihrem<br />
pragmatischen Ansatz zu sinnvollen Erg<strong>eb</strong>nissen [3].<br />
2 Nachweisprozess gemäß<br />
TS 50562<br />
2.1 Gesetzlicher Rahmen<br />
Die Europäischen Richtlinie 2004/49/EG [4; 5]<br />
(Railway Safety Directive) bildet die gesetzliche<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Eisenbahnsicherheit. Aus der<br />
Richtlinie wurde die Verordnung 352/2009 [6]<br />
112 (2014) Heft 3<br />
113
Fahrleitungsanlagen<br />
Fernsteuerung <strong>für</strong> das<br />
elektrische <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem<br />
Hochspannungsanlagen<br />
Leitungen<br />
Wandlung<br />
Schalten<br />
<strong>Elektrische</strong>s <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem<br />
aus der Fahrleitung<br />
gespeiste elektrische<br />
Einrichtungen<br />
Bahnfahrzeuge<br />
Fahrleitungssystem<br />
Verteilung der<br />
Traktrionsenergie<br />
entlang der Strecke<br />
Unterwerke <strong>und</strong><br />
Schaltstellen<br />
Wandlung<br />
Netzfilter<br />
Schutz <strong>und</strong> Steuerung<br />
Rückleitung<br />
Bild 1:<br />
<strong>Elektrische</strong>s <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem <strong>und</strong> seine Schnittstellen (nach [2]).<br />
über die Festlegung einer gemeins<strong>am</strong>en Sicherheitsmethode<br />
<strong>für</strong> die Evaluierung <strong>und</strong> Bewertung<br />
von Risiken, kurz Common Safety Methods Risk Assessment<br />
(CSM RA), abgeleitet.<br />
2.2 Technische Spezifikationen <strong>und</strong><br />
Normen<br />
Technische Anforderungen nach TSI Energy,<br />
EN 50119, EN 50122 <strong>und</strong> EN 50388 sind die Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> die Konstruktion <strong>und</strong> Prüfung der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>und</strong> deren Komponenten <strong>und</strong> die<br />
Nachweisführung <strong>für</strong> die Sicherheit. Dazu gehört eine<br />
Beschreibung <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung (Bild 1).<br />
Normen auszuwählen <strong>und</strong> die notwendigen Maßnahmen<br />
umzusetzen. Wenn die anerkannten Regeln<br />
der Technik nicht ausreichen, dann kommen andere<br />
Risikoakzeptanzprinzipien wie die Analyse der<br />
Ähnlichkeit von Referenzsystemen oder eine explizite<br />
Risikoabschätzung nach CSM RA in Betracht. Die<br />
entsprechende Vorgehensweise ist in Leitfäden des<br />
Eisenbahn-B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>ts <strong>und</strong> der Europäischen Eisenbahnagentur<br />
ERA zur CSM RA beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Der Prozess (Bild 2) besteht aus den Schritten:<br />
Systemdefinition, Gefährdungsermittlung, Gefährdungsklassifikation,<br />
Wahl des Risikoakzeptanzprinzips<br />
<strong>und</strong> Risikoevaluierung. Der Nachweis der Umsetzung<br />
der aus der Risikobewertung abgeleiteten<br />
Maßnahmen schließt den Prozess ab.<br />
2.3 Nachweisprozess nach TS 50562<br />
In der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sind <strong>für</strong> die meisten<br />
Aspekte im Zus<strong>am</strong>menhang mit Sicherheit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit<br />
Normen etabliert. Deshalb bietet sich<br />
das Risikoakzeptanzprinzip Anwendung der anerkannten<br />
Regeln der Technik der CSM RA <strong>für</strong> die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
an. Die einschlägigen Normen sind<br />
den Prozessen der EN 50126 [7] zuzuordnen. D<strong>am</strong>it<br />
werden heute <strong>und</strong> auch zukünftig die Erwartungen<br />
an die Bahnsicherheit erfüllt. Für Beispiele wird im<br />
Folgenden die Anwendung der TS 50562 dargestellt.<br />
Die Intention der TS 50562 ist, systematisch die<br />
Gefährdungen zu identifizieren, die geeigneten<br />
3 Anwendungen der TS 50562<br />
3.1 Allgemeines<br />
Gemäß Bild 2 gibt es drei Risikoakzeptanzprinzipien:<br />
• Anwendung der anerkannten Regeln der Technik<br />
• Analyse der Ähnlichkeit mit Referenzsystemen<br />
• explizite Risikoabschätzung<br />
Die Regeln der Technik werden angewendet, wenn<br />
<strong>für</strong> die Anwendung eine geeignete Vorschrift existiert.<br />
Dies ist an Beispielen im Abschnitt 3.2 beschri<strong>eb</strong>en.<br />
114 112 (2014) Heft 3
Fahrleitungsanlagen<br />
Wenn eine Vorschrift die Anwendung nicht vollständig<br />
abdeckt, zum Beispiel wenn eine neue Funktion<br />
ergänzt werden muss, reicht die Anwendung<br />
der Regeln der Technik alleine nicht aus. Sie kann<br />
aber <strong>für</strong> die enthaltenen Funktionen herangezogen<br />
werden. Für die neuen Funktionen oder Abweichungen<br />
kann der Nachweis anhand ähnlicher Referenzsysteme<br />
oder durch adäquate Ertüchtigung geführt<br />
werden (Abschnitt 3.3).<br />
Wenn keine geeignete Norm oder Referenz zur<br />
Verfügung steht, wird eine vollständige Risikoanalyse<br />
durchgeführt (Abschnitt 3.4). Die Anwendung dieser<br />
drei Risikoakzeptanzprinzipien wird im Folgenden an<br />
konkreten Beispielen erläutert.<br />
Systemdefinition<br />
Risikobewertung<br />
Risikoanalyse<br />
3.2 Anwendung der anerkannten Regeln<br />
der Technik<br />
3.2.1 Hängerklemmen nach DIN 43147 aus<br />
Edelstahl<br />
Anwendung der<br />
anerkannten Regeln<br />
der Technik<br />
Weitgehend<br />
akzeptables Risiko?<br />
Nein<br />
Wahl des<br />
Gr<strong>und</strong>satzes der<br />
Risikoakzeptanz<br />
Analyse der<br />
Ähnlichkeit mit<br />
Referenzsystemen<br />
Risikoevaluierung<br />
Hängerklemmen Sicat(R) 8WL4620 <strong>für</strong> Rillen-Fahrdrähte<br />
nach EN 50149 <strong>und</strong> Tragseil 50 mm² nach<br />
DIN 48201-2 (Bild 3) entsprechen den Anforderungen<br />
der DIN 43147-1 [8]. Der Klemmbügel <strong>und</strong><br />
der Aufhäng<strong>eb</strong>ügel werden danach aus dem Werkstoff<br />
CuNi2Si hergestellt. Für andere Tragseile sind<br />
bei gleichem Material andere Formen im Teil 2 der<br />
DIN 43147 spezifiziert.<br />
Schrauben <strong>und</strong> Muttern wurden bei Sicat<br />
8WL4620 bereits auf Edelstahl umgestellt. Dies<br />
hatte wirtschaftliche, beschaffungstechnische <strong>und</strong><br />
vereinheitlichungstechnische Ursachen.<br />
Siemens prüfte die Fertigung der Klemm- <strong>und</strong><br />
Aufhäng<strong>eb</strong>ügel dieser Hängerklemmen aus Edelstahl.<br />
Bleche aus Edelstahl wurden bereits seit mehreren<br />
Jahren in Fahrleitungen eingesetzt, jedoch<br />
nicht bei Bauteilen mit Betri<strong>eb</strong>sstrombelastung. Vor<br />
dem Einsatz derartiger Hängerklemmen in Oberleitungskettenwerken<br />
war nachzuweisen, dass diese<br />
den aktuellen Anforderungen zum Beispiel der<br />
EN 50119 entsprechen. Aus der Funktionsanalyse<br />
der Hängerklemme ließ sich ableiten, dass diese<br />
Betri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong> im begrenztem Umfang Kurzschlussströme<br />
tragen können <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it den elektrischen<br />
Anforderungen entsprechen. <strong>Elektrische</strong> Berechnun-<br />
Gefährdungsermittlung<br />
Gefährdungsklassifikation<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
Nachweis der<br />
Erfüllung der<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
Bild 2:<br />
Verschiedene Risikoakzeptanzprinzipien nach [5].<br />
Ja<br />
explizite<br />
Risikoabschätzung<br />
Bild 3:<br />
Hängerklemmen 8WL4620 nach DIN 43147-1, Form A [7],<br />
<strong>für</strong> Rillen-Fahrdrähte (links) nach DIN EN 50149 <strong>und</strong> Tragseil<br />
50 mm 2 nach DIN 48201-2 (rechts).<br />
1 Klemmbügel<br />
2 Aufhäng<strong>eb</strong>ügel<br />
3, 4 Schraube <strong>und</strong> Mutter M10<br />
112 (2014) Heft 3<br />
115
Fahrleitungsanlagen<br />
Bild 4:<br />
Schalterfernantri<strong>eb</strong> im Edelstahl-Gehäuse, Sicat 8WL6253<br />
(alle Fotos: Siemens AG).<br />
gen mit dem Multiphysikprogr<strong>am</strong>m ANSYS zeigten,<br />
dass bei gleicher Strombelastung die thermischen<br />
<strong>und</strong> thermo-dyn<strong>am</strong>ischen Auswirkungen nur marginal<br />
unterschiedlich sind. D<strong>am</strong>it wurde 2009 die erste<br />
Hängerklemme Sicat 8WL4620-0A aus Edelstahl zum<br />
Einsatz freigeg<strong>eb</strong>en. Seit dieser Zeit sind keine technischen<br />
Probleme bekannt geworden.<br />
Bild 5:<br />
AC 25 kV Trennschalter ohne Erdkontakt Sicat 8WL6144-0.<br />
1 Hauptkontakt mit Kontaktmesser <strong>und</strong> -feder<br />
2 Anschlusslasche<br />
3 Lichtbogenhörner<br />
4 Stützisolatoren Sicat 8WL3078-3D<br />
5 Gr<strong>und</strong>sockel<br />
6 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
7 Gr<strong>und</strong>platte<br />
3.2.2 Schalterfernantri<strong>eb</strong><br />
8WL6243; -44; -53; -54<br />
Die Business Unit Rail Electrification der Siemens AG<br />
überarbeitete ihr Produktportfolio <strong>für</strong> ferngesteuerte<br />
Schalterantri<strong>eb</strong>e in Oberleitungsanlagen (Bild 4). Die<br />
neuen Antri<strong>eb</strong>e der Serie Sicat 8WL6243; -44; -53; -54<br />
[9] <strong>und</strong> Sicat 8WL6270 betätigen Trenn- <strong>und</strong> Lasttrennschalter<br />
[10; 11] in AC- <strong>und</strong> DC-Anlagen, arretieren diese<br />
in ihren Endstellungen <strong>und</strong> melden die Schalterstellung<br />
zurück. Die Schalterantri<strong>eb</strong>e sind mechanisch mit<br />
den Trenn- <strong>und</strong> Lasttrennschaltern über ein Gestänge<br />
verb<strong>und</strong>en. Bei Oberleitungsschaltern ist dieses Gestänge<br />
einige Meter lang <strong>und</strong> wird an Masten, Schaltgerüsten<br />
oder Bauwerkswänden geführt. Die Gestängeführung<br />
muss die durch den Antri<strong>eb</strong> eingeleitete Kraft<br />
möglichst verlustfrei an die Schaltelemente übertragen.<br />
Die Schalterfernantri<strong>eb</strong>e müssen die aus den<br />
Schaltgerätenormen abgeleiteten Anforderungen,<br />
zum Beispiel EN 50123 [12] oder EN 50152 [13], er-<br />
116 112 (2014) Heft 3
Fahrleitungsanlagen<br />
eine Risikobewertung <strong>und</strong> -analyse gemäß CSM RA<br />
<strong>und</strong> TS 50562. Diese Analyse belegte, dass an die<br />
neuen Schalterantri<strong>eb</strong>e keine speziellen Zuverlässigkeitsanforderungen<br />
gestellt werden müssen <strong>und</strong><br />
sie entsprechend dem Stand der Technik entwickelt<br />
wurden. Mit den Nachweisen der Typprüfung <strong>und</strong><br />
der Risikoanalyse wurde beim Eisenbahn-B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t<br />
(EBA) der Antrag auf Typzulassung inklusive der Nutzung<br />
in OLSP-Anlagen gestellt. Die Zulassung durch<br />
das EBA wurde im Dezember 2013 <strong>und</strong> in der Folge<br />
durch DB Netz AG, I.NVT 4, erteilt.<br />
3.2.3 AC-25-kV-Trennschalter <strong>für</strong><br />
Oberleitungsanlagen<br />
Bild 6:<br />
Erdungsschalter Sicat 8WL6144-1A mit Einlaufüberwachung<br />
Sicat 8WL6144-7D (SIL 1).<br />
1 Hauptkontakt mit Kontaktmesser <strong>und</strong> -feder<br />
2 Anschlusslasche<br />
3 Isolatorersatz<br />
4 Stützisolator Sicat 8WL3078-3D<br />
5 Gr<strong>und</strong>sockel<br />
6 Schwenkh<strong>eb</strong>el<br />
7 Gr<strong>und</strong>platte<br />
8 Einlaufüberwachung Sicat DMS Sicat 8WL6144-7D, SIL 1<br />
füllen. Vorgaben <strong>für</strong> Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen sowie<br />
betri<strong>eb</strong>liche <strong>und</strong> elektrische Anforderungen sind in<br />
EN 50125-2 [14] beziehungsweise EN 50119 [15]<br />
<strong>und</strong> EN 50121-5 [16] enthalten.<br />
Die im Rahmen der Produktentwicklung durchgeführten<br />
mechanischen, elektrischen <strong>und</strong> klimatischen<br />
Typprüfungen bilden den gegenwärtigen<br />
Stand der Technik ab <strong>und</strong> sind Bestandteil der Nachweise<br />
<strong>und</strong> Produktfreigaben. Dazu gehörten der<br />
Funktionsnachweis mit 10 000 Schaltspielen, die<br />
Ermittlung der maximalen Schaltkräfte als Funktion<br />
des Schalthubs, die dauerhafte Endlagenarretierung,<br />
die Ermittlung der Leistungsaufnahme, der Leerlaufverluste<br />
<strong>und</strong> des Betri<strong>eb</strong>s an langen Leitungen, der<br />
Nachweis der elektromagnetischen Verträglichkeit<br />
sowie der Funktionsnachweis bei extremen Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen.<br />
Nach Abschluss der Entwicklung wurden Betri<strong>eb</strong>serprobungen<br />
bei der Deutschen Bahn mit zwei<br />
Jahren Dauer durchgeführt. Nach Beenden der erfolgreichen<br />
Betri<strong>eb</strong>serprobung erstellte Siemens<br />
Die Business Unit Rail Electrification der Siemens AG<br />
verbesserte ihre Schaltgeräte <strong>für</strong> AC-Oberleitungsanlagen<br />
der Serie Sicat 8WL6144 (Bild 5) zum Beispiel<br />
durch wartungsfreie Schaltkontakte. Trennschalter<br />
trennen <strong>und</strong> verbinden Speis<strong>eb</strong>ereiche <strong>und</strong> Schaltgruppen;<br />
sie werden vorwiegend lastfrei geschaltet.<br />
Im geöffneten Zustand zeigen sie eine sichtbare<br />
Trennstrecke als Voraussetzung <strong>für</strong> sicheres Arbeiten<br />
bei Instandsetzungen. Spezielle Ausführungen<br />
der neuen Serie 8WL6144 sind die Erdungsschalter<br />
Sicat 8WL6144-1A (Bild 6), auch Erdungsstrennschalter<br />
genannt. Sie werden in automatisierten Erdungsanlagen<br />
wie Sicat AES [17] eingesetzt, die dem<br />
Bahnerden der Oberleitung dienen.<br />
Für ein- oder mehrpolige Wechselspannungsanlagen<br />
sind Schalter der Serie Sicat 8WL6144 geeignet<br />
<strong>und</strong> wurden 2010 <strong>für</strong> Nennspannungen bis AC 25 kV,<br />
die Frequenzen16,7 Hz, 50 Hz <strong>und</strong> 60 Hz <strong>und</strong> Nennströme<br />
bis 2,5 kA als Nachfolger der Serie 8WL6127<br />
[18] freigeg<strong>eb</strong>en. Sie entsprechen den Anforderungen<br />
der EN 50152-2 [19], EN 50119 <strong>und</strong> EN 50125-2. Die<br />
Bemessungs- <strong>und</strong> Prüfwerte folgen aus EN 62271-1<br />
Bild 7:<br />
Sicat H 1.0 auf der Strecke HSL-Zuid.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
117
Fahrleitungsanlagen<br />
[20], EN 62271-102 [21] <strong>und</strong> EN 62271-103 [22] mit<br />
Verweisen auf EN 50163 [23] <strong>und</strong> EN 50124-1 [24].<br />
Dieses Beispiel zeigt den gut dokumentierten Stand<br />
der Technik. Im Zuge der Produktentwicklung wurden<br />
alle Typprüfungen nach EN 50152-2 sowie ergänzende<br />
Prüfungen bestanden [11]. Nach Abschluss<br />
der Freigabe der neuen Schalterbaureihe begann bei<br />
der DB AG eine zweijährige Betri<strong>eb</strong>serprobung an<br />
zwei Standorten mit unterschiedlicher Schalthäufigkeit.<br />
Nach erfolgreicher Erprobung erteilte das EBA<br />
im August 2013 die die Typzulassung. Voraussetzung<br />
war auch eine Risikoanalyse entsprechend CSM RA,<br />
die den Einsatz der Schalter in den unterschiedlichen<br />
Einsatzbedingungen betrachtete. Über die Normen<br />
hinaus ergaben sich aus der Analyse keine weiteren<br />
Anforderungen. Die Produktnorm EN 50152 gedeckt<br />
erkannte Risiken ab.<br />
3.3 Analyse der Ähnlichkeit mit Referenzprodukten<br />
3.3.1 Oberleitungen <strong>für</strong><br />
Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeiten bis<br />
400 km/h mit ein oder zwei aktiven<br />
Stromabnehmern<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage der Oberleitungsbauart Re330 entwickelte<br />
Siemens auf Basis erprobter Sicat-Oberleitungskomponenten<br />
die interoperable Oberleitung<br />
Sicat H 1.0 [25; 26] <strong>für</strong> Befahrgeschwindigkeiten<br />
bis 350 km/h mit zwei <strong>und</strong> 400 km/h mit einem angelegten<br />
Stromabnehmer. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
Köln – Rhein/Main der DB AG wurde als<br />
erste Strecke d<strong>am</strong>it ausgerüstet. Weitere Anlagen in<br />
den Niederlanden [27] (Bild 7), in Spanien [28] <strong>und</strong><br />
China [29] wiesen die hohe Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>sverfügbarkeit<br />
dieser Bauart nach. Inbegriffen<br />
sind Standsicherheit <strong>und</strong> G<strong>eb</strong>rauchstauglichkeit der<br />
F<strong>und</strong><strong>am</strong>ente, die elektrische Sicherheit durch Schutz<br />
vor nicht zulässigen Berührungsspannungen, das<br />
Bahnerden <strong>und</strong> die Betri<strong>eb</strong>ssicherheit über die ges<strong>am</strong>te<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer, die durch planmäßige Instandhaltung<br />
erreicht wird.<br />
Eine möglichst planmäßige Fahrdrahtlage ist <strong>für</strong><br />
das Zus<strong>am</strong>menwirken zwischen Stromabnehmer<br />
<strong>und</strong> Oberleitung [30] notwendig. Die Güte einer<br />
Oberleitungsanlage wird daran gemessen, wie lange<br />
den Zügen Energie geliefert wird <strong>und</strong> nicht daran,<br />
wie lange sie ohne Instandsetzung im Betri<strong>eb</strong> bleibt.<br />
Dabei können sich höhere Investitionen <strong>für</strong> höher<br />
wertige Komponenten mit längerer L<strong>eb</strong>ensdauer,<br />
zum Beispiel längerer Standzeit des Fahrdrahtes,<br />
durch geringere L<strong>eb</strong>enszykluskosten rechnen.<br />
Die Entwicklung einer Oberleitungsbauart erfordert<br />
zahlreiche Maßnahmen zum Erreichen <strong>und</strong><br />
Nachweis einer hohen Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />
[31]. Diese Maßnahmen sind:<br />
• Simulation <strong>und</strong> Messungen des Zus<strong>am</strong>menwirkens<br />
von Stromabnehmer <strong>und</strong> Oberleitung<br />
• Anpassen der Fahrdrahtseitenlage an die<br />
Anforderungen der Interoperabilität <strong>für</strong> die<br />
Befahrung mit der Eurowippe <strong>und</strong> nationalen<br />
Stromabnehmern<br />
• Entwicklung neuer Materialien mit höherer<br />
Festigkeit, Weiterentwicklung <strong>und</strong> Prüfung<br />
von Oberleitungskomponenten zum Beispiel<br />
Kettenwerkshänger, Silikon-Verb<strong>und</strong>isolatoren,<br />
Radspanner mit Zugkräften bis 40 kN <strong>und</strong> Streckentrennern<br />
• Entwicklung <strong>und</strong> Bau neuer Prüfstände <strong>für</strong> Typprüfungen,<br />
zum Beispiel an Hängern<br />
• Weiterentwicklung der Projektierungssoftware<br />
wie Sicat Master [32] <strong>und</strong> der Hänger- <strong>und</strong> Auslegerberechnungssoftware<br />
Sicat Candrop<br />
• RAMS-Studien<br />
• neue Montagetechnologien, -fahrzeuge <strong>und</strong><br />
-werkzeuge <strong>für</strong> das Verlegen hochfester Fahrdrähte<br />
• umfassende Qualitätssicherung durch Audits,<br />
Werksabnahmen <strong>und</strong> technische Abnahmen der<br />
Anlagen<br />
• neue Monitoring- <strong>und</strong> Diagnosemethoden der<br />
Anlagen <strong>für</strong> Betri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Instandhaltung<br />
Zuverlässigkeit <strong>und</strong> eine lange L<strong>eb</strong>ensdauer stellen<br />
sich nur dann ein, wenn die Vorgaben durch Montagefirmen<br />
vollständig umgesetzt werden. Hier<strong>für</strong><br />
wird das Personal durch Schulungen qualifiziert.<br />
Die Befahrgeschwindigkeit der Oberleitungen<br />
konnte über viele Jahrzehnte in 50 bis 100-km/h-<br />
Schritten erhöht werden. Die mit den Referenzsystemen<br />
ges<strong>am</strong>melten Erfahrungen wurden jeweils<br />
<strong>für</strong> den Eignungsnachweis der leistungsfähigeren<br />
Oberleitungsbauart genutzt. Mit den genannten<br />
Voraussetzungen <strong>und</strong> Maßnahmen sowie zusätzlichen<br />
Erfahrungen aus Prüffahrten mit hohen Geschwindigkeiten<br />
[33] ließen sich Oberleitungen<br />
<strong>für</strong> 400 km/h befahrbar mit zwei Stromabnehmern<br />
gestalten.<br />
3.3.2 Oberleitung mit windschiefem Kettenwerk<br />
<strong>für</strong> Befahrgeschwindigkeiten bis 250 km/h<br />
Die Oberleitungsbauart Sicat SX [34] wurde durch<br />
Siemens entwickelt <strong>und</strong> 2009 in Ungarn beim Infrastrukturbetreiber<br />
MÀV erprobt (Bild 8). Sie ist <strong>für</strong><br />
AC-15-kV <strong>und</strong> AC-25-kV-<strong>Bahnen</strong> mit Nennströmen<br />
bis 700 A im Längskettenwerk gestaltet. Die Bauart<br />
ist <strong>für</strong> 250 km/h Befahrgeschwindigkeit ausgelegt.<br />
Ziel der Entwicklung war eine Oberleitungsbauart<br />
mit signifikant geringeren Aufwendungen gegenüber<br />
vorhandenen Bauarten bei Materialeinsatz,<br />
Installation <strong>und</strong> Instandhaltung. Die einzelnen Maßnahmen<br />
waren:<br />
118 112 (2014) Heft 3
Fahrleitungsanlagen<br />
• Ersatz des Bronze-Tragseils durch ein Verb<strong>und</strong>seil<br />
mit einem Mantel aus Aluminiumlegierung <strong>und</strong><br />
einem Kern aus aluminiumummantelten Stahldrähten<br />
(97-AL3/56-A20SA)<br />
• voll-windschiefes, mit der TSI Energie konformes<br />
Längskettenwerk<br />
• größere Mastabstände <strong>und</strong> somit Reduzierung<br />
der Anzahl der Stützpunkte<br />
• Nachspannabschnitte bis r<strong>und</strong> 2 000 m Länge<br />
<strong>und</strong> vereinfachte Übergänge<br />
• Verwendung eines hochfesten, verschleißarmen<br />
Kupfer-Magnesium-Fahrdrahtes mit 80 mm 2<br />
Querschnitt <strong>und</strong> 12 kN Betri<strong>eb</strong>szugkraft<br />
• Reduzieren des Regulierungsaufwandes bei<br />
Installation <strong>und</strong> Instandhaltung durch den<br />
Einsatz softwaregestützter Berechnungen <strong>für</strong> die<br />
Planung, Fertigung <strong>und</strong> Montage der Ausleger<br />
<strong>und</strong> Hänger<br />
Die Stützpunktabstände bis 100 m auf Geraden bei<br />
32 m/s Bemessungswindstärke sind um mindestens<br />
20 m länger als der heute übliche Wert. Die Idee<br />
<strong>für</strong> diese Oberleitungsbauart leitete sich aus älteren<br />
Konstruktionen ab. Die d<strong>am</strong>aligen Schwierigkeiten<br />
bei Errichtung, Betri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Instandhaltung vollwindschiefer<br />
Kettenwerke können durch die heute<br />
verfügbaren Hilfsmittel <strong>für</strong> Planung <strong>und</strong> Errichtung<br />
überw<strong>und</strong>en werden. Die vorhandenen Oberleitungsbauarten<br />
wurden in Verbindung mit heutigen<br />
<strong>Technologie</strong>n als Referenzsystem herangezogen.<br />
Die durch Siemens entwickelten Radspanner mit<br />
dem Übersetzungsverhältnis 1 : 1,5 bis 40 kN Abspannkraft<br />
<strong>und</strong> neue Tragseil- <strong>und</strong> Fahrdrahtmaterialien<br />
erlauben, die bisherigen Nachspannlängen auf<br />
geraden Strecken von 1 500 m auf 2 000 m bei 110 K<br />
Temperaturdifferenz zu erhöhen. Nur Hängerklemmen,<br />
Stromklemmen <strong>und</strong> Z-Anker-Klemmen mussten<br />
<strong>für</strong> das Aluminiumverb<strong>und</strong>-Tragseil entwickelt<br />
werden. Alle anderen bewährten Oberleitungskomponenten<br />
der Sicat-Plattform können in dieser Oberleitungsbauart<br />
genutzt werden.<br />
Zulassung <strong>für</strong> <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>serprobung auf der<br />
Strecke Boba–Bajánsenye im Westen Ungarns nahmen<br />
mehrere Jahre in Anspruch. Der Betreiber forderte<br />
<strong>für</strong> die Betri<strong>eb</strong>serprobung eine Kompatibilität<br />
mit den existierenden Bauarten sowie Instandhaltbarkeit<br />
mit vorhandener Fahrzeugausstattung <strong>und</strong><br />
Werkzeugen, gleiche oder bessere Betri<strong>eb</strong>szuverlässigkeit<br />
wie bei vorhandenen Bauarten, Anpassung an<br />
die ungarische Instandhaltungsstrategie, Schulung<br />
der Mitarbeiter, Dokumentation <strong>und</strong> langfristige Sicherstellung<br />
der Ersatzteile.<br />
Innerhalb von zwei Wochen wurde die Oberleitungsanlage<br />
errichtet <strong>und</strong> ohne Nacharbeiten in<br />
Betri<strong>eb</strong> gesetzt. Regelmäßige Inspektionen innerhalb<br />
der zweijährigen Betri<strong>eb</strong>serprobung zeigten<br />
keine Auffälligkeiten oder Störungen. Im Anschluss<br />
an die erfolgreiche Betri<strong>eb</strong>serprobung wurde auf<br />
Bild 8:<br />
Sicat SX in der Geraden, Strecke – Bajánsenye der Ungarischen<br />
Staatsbahn MÁV.<br />
Basis des Entwicklungsprojekts <strong>und</strong> der Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />
die Europäische Typzulassung angestoßen.<br />
Anfang 2014 wird die TSI-Zertifizierung dieser<br />
innerhalb der Sicat-Produktf<strong>am</strong>ilie neuen Oberleitungsbauart<br />
fertiggestellt.<br />
3.3.3 AC-25-kV-Erdungsschalter <strong>für</strong><br />
automatisierte Erdungsanlagen Sicat AES<br />
<strong>und</strong> OLSP<br />
Sicat AES [17] ist ein Produkt der Siemens AG zum<br />
automatisierten Erden von Fahrleitungen <strong>und</strong> Herstellen<br />
eines sicheren Zustandes. Anwendungsg<strong>eb</strong>iete<br />
sind elektrifizierte Tunnel in Fernverkehrsbahnen<br />
<strong>und</strong> Instandhaltungshallen <strong>für</strong> elektrisch<br />
angetri<strong>eb</strong>ene Fahrzeuge. Im Netz der Deutsche<br />
Bahn AG tragen diese Anlagen die Bezeichnung<br />
OberLeitungsSpannungsPrüf- <strong>und</strong> Erdungsautomatik<br />
(OLSP). Die Erdungseinrichtung ist auch <strong>für</strong> Nahverkehrsanlagen<br />
geeignet.<br />
Für die Elektronikkomponenten der Erdungsautomatik<br />
wurden die IEC 61508 [35] <strong>und</strong> die<br />
bahnspezifischen Normen EN 50128 [36] <strong>und</strong><br />
EN 50129 [37] zu Gr<strong>und</strong>e gelegt, um den Forderungen<br />
in unterschiedlichen nationalen Märkten<br />
gerecht zu werden. Sicat AES wird <strong>für</strong> Anwendungen<br />
bis zum Sicherheitsintegrationslevel SIL 2 eingesetzt<br />
<strong>und</strong> erfüllt hier<strong>für</strong> sicherheitstechnische<br />
Anforderungen.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
119
Fahrleitungsanlagen<br />
Bild 9:<br />
Einlaufüberwachung 8WL6144-7 <strong>am</strong> AC 25 kV Trennschalter<br />
ohne Erdkontakt 8WL6144-0.<br />
1 Trennschalter<br />
2 Magneteinheit<br />
3 Sensoreinheit<br />
Die Last- oder Trennschalter zum Freischalten<br />
der Schaltgruppe, Spannungswandler <strong>und</strong> Erdungsschalter<br />
sind Bestandteile der fahrleitungstechnischen<br />
Ausrüstung der Sicat-AES-Anlagen. Am Beispiel<br />
des AC-25-kV-Erdungsschalter Sicat 8WL6144-1A<br />
(Bild 6) der Klasse E0 nach EN 50152-2 [19] wird<br />
die Entwicklung <strong>und</strong> Zulassung zeigt. Die Anforderungen<br />
<strong>für</strong> diese Komponente erg<strong>eb</strong>en sich aus der<br />
Produktnorm EN 50152-2.<br />
Weiterentwicklung <strong>und</strong> Sicherheitsnachweis gemäß<br />
CSM RA wurden mit dem Risikoakzeptanzkriterium<br />
Analyse der Ähnlichkeit mit Referenzsystemen<br />
durchgeführt. Als Gr<strong>und</strong>lage diente der Erdungsschalter<br />
Sicat 8WL6127-1A, der im Zuge der Entwicklung<br />
der OLSP im Jahr 1998 technisch freigeg<strong>eb</strong>en<br />
<strong>und</strong> zugelassen wurde. Zusätzlich zu den<br />
Anforderungen der EN 50152-2 wurde im Rahmen<br />
der Sicherheitsbetrachtung der automatisierten Erdungsanlage<br />
d<strong>am</strong>als eine Einlaufüberwachung <strong>für</strong><br />
den Erdungsschalter gefordert. Diese Einlaufüberwachung<br />
sollte so nah wie möglich <strong>am</strong> Hauptkontakt<br />
des Erdungsschalters angeordnet sein, um<br />
Einflüsse des Schaltergestänges <strong>und</strong> des Schalters<br />
auszuschließen <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it sicherzugehen, dass die<br />
Meldung „Oberleitung geerdet“ nur <strong>für</strong> vollständig<br />
geschlossene Kontakte ausgeg<strong>eb</strong>en wird. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> wurde ein Positionsschalter mit Öffner<strong>und</strong><br />
Schließer-Meldekontakten <strong>für</strong> den Erdungsschalter<br />
8WL6127-1A ausgewählt <strong>und</strong> isoliert zum<br />
Hauptkontakt adaptiert.<br />
Bei der Weiterentwicklung der Serie Sicat 8WL6127<br />
<strong>und</strong> Ablösung durch die Serie Sicat 8WL6144 wurde<br />
der Erdungsschalter 2012 <strong>eb</strong>enfalls überarbeitet.<br />
Eine zusätzliche Einlaufüberwachung wurde auch bei<br />
der Weiterentwicklung der OLSP gefordert. Einige<br />
Jahre vor dieser Weiterentwicklung wurde eine Studie<br />
zu möglichen Alternativen durchgeführt, deren<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse verwendet wurden. Die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Integration der gewählten Vorzugslösung entsprach<br />
dem Risikoakzeptanzgr<strong>und</strong>satz der expliziten Risikoabschätzung<br />
nach CSM RA.<br />
Relevante Entwicklungsschritte waren:<br />
• Integration der Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />
(Disconnector Monitoring System) [38]<br />
• Konstruktion der zu modifizierenden <strong>für</strong> Einzelteile<br />
<strong>und</strong> Baugruppen<br />
• Fehlerarten <strong>und</strong> Auswirkungsanalyse (FMEA)<br />
• mechanische Typprüfung<br />
• elektrische Typprüfung<br />
• Klimaprüfung<br />
Auf der Basis der Trennschalterserie 8WL6144 war nur<br />
der Verb<strong>und</strong>isolator <strong>am</strong> festen Schaltkontakt durch<br />
eine Aluminiumkonstruktion zu ersetzen, an der die<br />
Funktion des Erdungsschalters zu erkennen ist. Die<br />
Lichtbogenhörner konnten entfallen, da der Erdungsschalter<br />
nur bei freigeschalteter <strong>und</strong> auf Spannungsfreiheit<br />
geprüfter Oberleitung geschlossen wird.<br />
Mit der neuen Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />
<strong>und</strong> der Anbauposition <strong>am</strong> Schwenksockel des beweglichen<br />
Schaltkontakts war eine Fehlerarten- <strong>und</strong><br />
Auswirkungsanalyse (FMEA) notwendig. Dabei wurde<br />
untersucht, welche Fehlerszenarien <strong>am</strong> Isolator,<br />
Isolatorersatz, an den Armaturen <strong>und</strong> der Schalterstellungsmeldung<br />
auftreten können <strong>und</strong> welche Auswirkungen<br />
diese auf die geforderte Funktion haben.<br />
Daraus abgeleitet ergaben sich zusätzliche Prüfungen<br />
<strong>und</strong> Nachweise, die im Rahmen der erweiterten<br />
Typprüfung zu erbringen waren.<br />
Da nur wenige Details verändert wurden, konnten<br />
Prüfungen der Trennschalterserie 8WL6144 auf den<br />
Erdungsschalter 8WL6144-1A übertragen werden.<br />
Die Steifigkeit <strong>und</strong> Verformung des festen Schaltkontakts<br />
mit Verb<strong>und</strong>isolator <strong>und</strong> mit Isolatorersatz<br />
waren <strong>für</strong> Schaltkräfte bis 4 kN nachzuweisen. Bei zulässigen<br />
Schaltkräften wurden keine plastischen Verformungen<br />
festgestellt. Eine mögliche Überlast kann<br />
zwar einzelne Komponenten verformen, jedoch wegen<br />
der geringen Amplitude nicht zu einer Fehlfunktion<br />
führen. Die Umweltverträglichkeit bei -40 °C<br />
<strong>und</strong> die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)<br />
nach EN 50125-5 wurden <strong>eb</strong>enfalls nachgewiesen.<br />
Wegen der bereits erprobten Trennschalterserie<br />
Sicat 8WL6144 <strong>und</strong> der nur geringfügigen konstruktiven<br />
Änderungen <strong>für</strong> den Erdungsschalter<br />
Sicat 8WL6144-1A war keine zusätzliche Betri<strong>eb</strong>ser-<br />
120 112 (2014) Heft 3
Fahrleitungsanlagen<br />
Unerwünschtes Ereignis:<br />
Personen gefährdet<br />
AND<br />
Oberleitung wird<br />
nicht freigeschaltet<br />
Oberleitung wird<br />
nicht geerdet<br />
Anlage signalisiert<br />
fehlerhaft sicheren<br />
Zustand „spannungsfrei“<br />
Anlage signalisiert<br />
fehlerhaft sicheren<br />
Zustand „geerdet“<br />
FREI_SCHALTEN<br />
ERDEN<br />
OR<br />
OR<br />
Spannungszustand<br />
wird falsch erkannt/erfasst<br />
Erdungszustand wird<br />
falsch erkannt/erfasst<br />
ERK_SPG<br />
Spannungszustand wird<br />
fehlerhaft übertragen<br />
oder verarbeitet<br />
ERK_ERDG<br />
Erdungszustand wird<br />
fehlerhaft übertragen<br />
oder verarbeitet<br />
FWA_SPG<br />
FWA_ERDG<br />
Spannungszustand wird<br />
falsch angezeigt<br />
Erdungszustand wird<br />
falsch angezeigt<br />
ANZ_SPG<br />
ANZ_ERDG<br />
Bild 10:<br />
Gefährdungsanalyse der automatisierten Erdung von Fahrleitungen (Grafik: Siemens AG).<br />
probung im Netz der DB AG erforderlich. Die neue<br />
Einlaufüberwachung wurde bereits 2011 zus<strong>am</strong>men<br />
mit dem Trennschalter 8WL6144-0 südlich von Berlin<br />
erprobt. Nach Vorlage der Erprobungserg<strong>eb</strong>nisse,<br />
der Nachweise, des Sicherheitsnachweises der Einlaufüberwachung<br />
Sicat DMS (SIL 1) <strong>und</strong> des Risikomanagements<br />
(CSM RA) erteilten DB AG die technische<br />
Freigabe <strong>und</strong> das EBA die Zulassung im August 2013.<br />
3.4 Gr<strong>und</strong>satz der expliziten Risikoabschätzung<br />
3.4.1 Einlaufüberwachung Sicat DMS <strong>für</strong> Trenn<strong>und</strong><br />
Erdungsschalter (SIL 1) in AC- <strong>und</strong><br />
DC-Anlagen<br />
Eine Anwendung der Schalterstellungsmeldung<br />
(Bild 9) wurde <strong>am</strong> Beispiel des Erdungsschalters<br />
8WL6144-1A in Abschnitt 3.3.3 vorgestellt. Die Vorrichtung<br />
erfüllt Anforderungen nach EN 50125-2<br />
[13] <strong>und</strong> EN 50119 [14]. <strong>Elektrische</strong> <strong>und</strong> mechanische<br />
Belastungen der Trennschalter im Betri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong><br />
Fehlerfall dürfen zu keiner Funktionsbeeinträchtigung<br />
der Einlaufüberwachung führen. Dieser<br />
Nachweis der gegenseitigen Beeinflussung durch<br />
elektrische <strong>und</strong> elektromagnetische Effekte (EMV)<br />
ist gemäß EN 50121-5 [15] <strong>für</strong> alle elektronischen<br />
Schaltungen <strong>und</strong> Sensoren in ortsfesten Anlagen der<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung verpflichtend.<br />
Darüber hinaus waren nachzuweisen:<br />
• universelle Verwendbarkeit <strong>für</strong> alle Siemens-<br />
Trennschalter in DC- <strong>und</strong> AC-<strong>Bahnen</strong><br />
• Eignung <strong>für</strong> -40 bis +45 °C Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur<br />
<strong>und</strong> Freiluftbelastungen ohne Beeinflussung<br />
der Trennschalterfunktion<br />
• hohe Verfügbarkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit <strong>und</strong><br />
• Nachweis des Sicherheitsintegritätslevels SIL 1<br />
nach EN 50126 [6] <strong>für</strong> den Einsatz zum Beispiel<br />
bei der automatisierten Fahrleitungserdung mit<br />
Sicat AES [17].<br />
Abhängig von Konstruktion, Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen,<br />
Montage <strong>und</strong> Schaltergestänge können<br />
Kontakte unterschiedlich tief einlaufen. Die Einlaufüberwachung<br />
berücksichtigt daher die betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Grenzwerte der Einlauftiefe der Schaltmesser<br />
im Kontaktsatz <strong>und</strong> vermeidet Fehlmeldungen des<br />
Schaltzustands einerseits <strong>und</strong> Überlastungen der<br />
Schalter andererseits.<br />
Die Schalterstellungsmeldung erfordert eine<br />
Auswerteeinheit <strong>für</strong> das Sensorsignal. Diese ist im<br />
112 (2014) Heft 3<br />
121
Fahrleitungsanlagen<br />
TABELLE 1<br />
Funktionale Gefährdungsanalyse <strong>für</strong> eine Funktion.<br />
Das System Sicat AES soll das Signal Zustand Erdung zeigt geerdet nur genau dann an die Fernwirkanlage<br />
übertragen, wenn das Sensorsignal der Erdungserkennungssensorik Werte annimmt, die der Position<br />
Erdungsschalter geschlossen entsprechen. Erläuterung an zwei beispielhaften Fehlerszenarien im Hinblick auf<br />
mögliche Anwesenheit von Personal im Oberleitungsbereich.<br />
Anzeige Fehlermodus Effekt Schadensmöglichkeit Sicherheitsziele<br />
Szenario 1<br />
Signal <strong>für</strong> den Zustand<br />
der Erdung<br />
zeigt: geerdet<br />
Signal <strong>für</strong> den Zustand<br />
der Erdung<br />
zeigt: nicht geerdet<br />
Szenario 2<br />
Signal <strong>für</strong> den Zustand<br />
der Erdung<br />
zeigt: geerdet<br />
Signal <strong>für</strong> den Zustand<br />
der Erdung<br />
zeigt: nicht geerdet<br />
Oberleitung ist geerdet<br />
Signal ist auf<br />
Anzeige geerdet<br />
blockiert<br />
Signal ist auf Anzeige<br />
nicht geerdet<br />
blockiert<br />
Oberleitung ist nicht geerdet<br />
Signal ist auf<br />
Anzeige geerdet<br />
blockiert<br />
Signal ist auf Anzeige<br />
nicht geerdet<br />
blockiert<br />
Meldung entspricht dem<br />
tatsächlichen Zustand<br />
Gemeldeter Erdungszustand<br />
weicht von tatsächlicher Stellung<br />
des Erdungsschalters ab<br />
Gemeldeter Erdungszustand<br />
weicht von tatsächlicher Stellung<br />
des Erdungsschalters ab<br />
Meldung entspricht dem<br />
tatsächlichen Zustand<br />
Keine<br />
Keine<br />
Bahn- oder Rettungspersonal<br />
kann zu Tode<br />
kommen<br />
keine<br />
nicht<br />
erforderlich<br />
nicht<br />
erforderlich<br />
bei nicht geerdeter<br />
Oberleitung darf Signal<br />
nicht geerdet anzeigen<br />
nicht<br />
erforderlich<br />
Schalterantri<strong>eb</strong> integriert oder als externe Auswerteeinheit<br />
Sicat 8WL6255 ausgeführt. Sie besitzt eine<br />
Lernfunktion zum Ausgleich von Verdrehungen des<br />
Sensors. Wegen der besonderen Anforderungen<br />
zum Beispiel bei der automatisierten Erdungsanlage<br />
Sicat AES, wurde die Einlaufüberwachung Sicat<br />
DMS gemäß dem Gr<strong>und</strong>satz der expliziten Risikoabschätzung<br />
gemäß CSM RA entwickelt. Für die<br />
Entwicklung wurde ein Plan <strong>und</strong> Nachweis der funktionalen<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Sicherheitsintegrität erstellt mit<br />
den Schwerpunkten:<br />
• Aufgabenstellung<br />
• Anforderungen<br />
• Beschreibung der Anlagen mit Grenzen <strong>und</strong><br />
Schnittstellen<br />
• Gefährdungsübersicht <strong>und</strong> -analyse<br />
• Ableitung von funktionalen Anforderungen<br />
• Planung <strong>und</strong> Durchführung der Validierung,<br />
• Architektur- <strong>und</strong> Detailentwurf <strong>für</strong> Hardware <strong>und</strong><br />
Software , Integrationsprüfung, Typprüfungen,<br />
Inbetri<strong>eb</strong>setzung <strong>und</strong> Wartung<br />
Die eigene Entwicklung war abzugrenzen <strong>und</strong> die<br />
Schnittstellen zu anderen Teilsystemen zu benennen.<br />
Dies galt <strong>für</strong> die Entwicklung der Auswerteeinheit,<br />
der Trenn- oder Erdungsschalter, des Schalterantri<strong>eb</strong>s<br />
<strong>und</strong> der Fernwirkanlage.<br />
Anschließend wurde beginnend mit einem Fehlerbaum<br />
(Bild 10) untersucht, welche Gefährdungen<br />
überhaupt zu unerwünschten Ereignissen führen<br />
können. Bei automatisierten Erdungsanlagen<br />
muss die Gefährdung des Rettungspersonal <strong>und</strong> anderer<br />
Personen wegen fehlender oder nur einseitiger<br />
Erdung der Einsatzstelle ausgeschlossen werden.<br />
Nur der Fehler Erdungszustand wird falsch erkannt/<br />
erfasst entsteht in der Sensorik selbst. Der Fehler<br />
Erdungszustand wird fehlerhaft übertragen oder verarbeitet<br />
entsteht im Übertragungskanal oder in der<br />
Fernwirkanlage.<br />
Aufbauend auf diese Gefährdungsübersicht wurde<br />
eine funktionale Gefährdungsanalyse erarbeitet. Diese<br />
zeigt <strong>für</strong> mehrere Betri<strong>eb</strong>szustände, beispielhaft in<br />
Tabelle 1 <strong>und</strong> Tabelle 2 <strong>für</strong> eine Sicherheitsfunktion<br />
dargestellt, welchen Effekt ein Fehler bewirkt <strong>und</strong><br />
welche Schadensmöglichkeit dadurch entsteht. Daraus<br />
abgeleitet lassen sich Ziele definieren, um derartige<br />
Gefährdungen durch abgeleitete Sicherheitsanforderungen<br />
<strong>und</strong> -maßnahmen im Rahmen der<br />
Entwicklung zu minimieren.<br />
In der Planung wurden den Aufgaben Zuständigkeiten<br />
zugeordnet <strong>und</strong> erforderliche Reviews<br />
festgelegt. D<strong>am</strong>it werden Termine <strong>und</strong> Abhängigkeiten<br />
von Arbeitspaketen definiert <strong>und</strong> ein<br />
schneller <strong>und</strong> erfolgreicher Projektabschluss erreicht.<br />
Aus dem Entwicklungsdokument wurde<br />
abschließend der Nachweis <strong>für</strong> den Sicherheitsintegritätslevel<br />
SIL 1 erstellt. Reviews führten dabei<br />
unabhängige Fachexperten der zentralen Technik<br />
der Siemens AG (CT) mit Erfahrung in der Industrieautomatisierung,<br />
Energie-, Medizin- <strong>und</strong> Bahntechnik<br />
durch.<br />
Nach der Betri<strong>eb</strong>serprobung im Netz der DB<br />
AG <strong>und</strong> Vorlage aller Sicherheitsnachweise wurde<br />
die Einlaufüberwachung Sicat 8WL6144-7D <strong>für</strong><br />
AC-25-kV-Trenn- <strong>und</strong> Erdungsschalter der Serie Sicat<br />
8WL6144 <strong>und</strong> die zugehörige Auswerteeinheit<br />
Sicat 8WL6255 im August 2013 durch die Deutsche<br />
Bahn technisch freig<strong>eb</strong>en <strong>und</strong> erhielt ihre Typzulassung<br />
durch das EBA. Die Anforderungen nach<br />
TS 50562 <strong>und</strong> CSM RA wurden umfassend erfüllt.<br />
122 112 (2014) Heft 3
Fahrleitungsanlagen<br />
www.furrerfrey.ch<br />
Furrer+Frey AG<br />
Ingenieurbüro, Fahrleitungsbau<br />
Thunstrasse 35, Postfach 182<br />
CH-3000 Bern 6<br />
Telefon +41 31 357 61 11<br />
Telefax +41 31 357 61 00<br />
®<br />
Furrer Frey<br />
baut Fahrleitungen<br />
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Literatur + Links<br />
[1] TS 50562:2011: Bahnanwendungen Ortsfeste Anlagen<br />
– Prozess, Maßnahmen <strong>und</strong> Nachweisführung <strong>für</strong> die<br />
Sicherheit in der Bahnstromversorgung.<br />
[2] Kießling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.: Fahrleitungen<br />
elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Verlag Publicis Publishing Erlangen,<br />
3. Auflage, 2014.<br />
[3] Zenglein, S.: AK351.2.9: Sicherheitsnormung <strong>für</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungsanlagen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />
(2013), H. 11, S. 620–622.<br />
[4] Richtlinie 2004/49/EG: Richtlinie über Eisenbahnsicherheit<br />
in der Gemeinschaft <strong>und</strong> zur Änderung der Richtlinie<br />
95/18/EG über die Erteilung von Genehmigungen an<br />
Eisenbahnunternehmen <strong>und</strong> der Richtlinie 2001/14/EG<br />
über die Zuweisung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn,<br />
die Erh<strong>eb</strong>ung von Entgelten <strong>für</strong> die Nutzung von<br />
Eisenbahninfrastruktur <strong>und</strong> die Sicherheitsbescheinigung<br />
(„Richtlinie über die Eisenbahnsicherheit“). In: Amtsblatt<br />
der Europäischen Union L 220 vom 21.06.2004, S. 16–39.<br />
[5] Richtlinie 2009/149/EG: Richtlinie zur Änderung der<br />
Richtlinie 2004/49/EG in Bezug auf gemeins<strong>am</strong>e Sicherheitsindikatoren<br />
<strong>und</strong> gemeins<strong>am</strong>e Methoden <strong>für</strong><br />
die Unfallkostenberechnung. In: Amtsblatt der Europäischen<br />
Union L 313 vom 28.11.2009, S. 65–74.<br />
[6] Verordnung 352/2009/EG: Verordnung über die Festlegung<br />
einer gemeins<strong>am</strong>en Sicherheitsmethode <strong>für</strong> die<br />
Evaluierung <strong>und</strong> Bewertung von Risiken gemäß Artikel 6<br />
Absatz 3 Buchstabe a der Richtlinie 2004/49/EG des Europäischen<br />
Parl<strong>am</strong>ents <strong>und</strong> des Rates. In: Amtsblatt der<br />
Europäischen Union L 108 vom 29.04.2009, S. 4–19.<br />
[7] EN 50126:1999: Bahnanwendungen – Spezifikation <strong>und</strong><br />
Nachweis der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit,<br />
Sicherheit (RAMS). Deutsche Fassung 2000.<br />
[8] DIN 43147-1:2010: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> – Hängerklemme<br />
<strong>für</strong> Rillen- Fahrdrähte <strong>und</strong> Tragseile, Berichtigung zu<br />
DIN 43147-1:1982.<br />
[9] http://w3.siemens.com/smartgrid/global/de/produktesysteme-loesungen/bahnelektrifizierung/fahrleitungen/<br />
Documents/8WL6243ff_PI_121_00.pdf.<br />
[10] Dölling, A.; Leistner, S.: Lasttrenn- <strong>und</strong> Trennschalter <strong>für</strong><br />
DC-Oberleitungsanlagen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 112<br />
(2014), H. 1-2, S. 44–51.<br />
[11] Dölling, A.; Leistner, S.: Lasttrenn- <strong>und</strong> Trennschalter <strong>für</strong><br />
AC-Oberleitungsanlagen. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 112<br />
(2014), H. 3, S. 104–112.<br />
[12] Normenreihe EN 50123: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen; Gleichstrom-Schalteinrichtungen.<br />
[13] Normenreihe EN 50152: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – Besondere Anforderungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen.<br />
[14] EN 50125-2:2002: Bahnanwendungen – Umweltbedingungen<br />
<strong>für</strong> Betri<strong>eb</strong>smittel – Teil 2: Ortsfeste elektrische<br />
Anlagen. Deutsche Fassung 2010.<br />
[15] EN 50119:2009: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />
– Oberleitungen <strong>für</strong> den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />
Deutsche Fassung 2014.<br />
[16] EN 50121-5:2006: Bahnanwendungen – Elektromagnetische<br />
Verträglichkeit – Teil 5: Störaussendungen <strong>und</strong><br />
Störfestigkeit von ortsfesten Anlagen <strong>und</strong> Einrichtungen<br />
der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung. Deutsche Fassung 2007.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
123
Fahrleitungsanlagen<br />
[17] Dölling, A.; Focks, M.; Gumberger, G.: Fahrleitungserdung<br />
– automatisiert mit Sicat ® AES. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 3, S. 172–184.<br />
[18] Schmieder, A.; Rankers, M.: Disconnector for AC overhead<br />
contact lines. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 100 (2002),<br />
H. 6, S. 207–213.<br />
[19] EN 50152-2:2012: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />
– Besondere Anforderungen an Wechselstrom-<br />
Schalteinrichtungen – Teil 2: Trennschalter, Erdungsschalter<br />
<strong>und</strong> Lastschalter mit einer Nennspannung<br />
grösser als 1 kV. Deutsche Fassung 2013.<br />
[20] EN 62271-1:2008: Hochspannungs-Schaltgeräte <strong>und</strong><br />
-Schaltanlagen – Teil 1: Gemeins<strong>am</strong>e Bestimmungen.<br />
Deutsche Fassung 2009.<br />
[21] EN 62271-102:2002: Hochspannungs-Schaltgeräte<br />
<strong>und</strong> -Schaltanlagen – Teil 102: Wechselstrom-<br />
Trennschalter <strong>und</strong> -Erdungsschalter. Deutsche Fassung<br />
2012.<br />
[22] EN 62271-103:2011: Hochspannungs-Schaltgeräte<br />
<strong>und</strong> -Schaltanlagen – Teil 103: Lastschalter <strong>für</strong> Bemessungsspannungen<br />
über 1 kV bis einschließlich 52 kV.<br />
Deutsche Fassung 2012.<br />
[23] EN 50163:2004: Bahnanwendungen – Speisespannungen<br />
von Bahnnetzen. Deutsche Fassung 2005.<br />
[24] EN 50124-1:2001: Bahnanwendungen – Isolationskoordination<br />
– Teil 1: Gr<strong>und</strong>legende Anforderungen –<br />
Luft- <strong>und</strong> Kriechstrecken <strong>für</strong> alle elektrischen <strong>und</strong> elektronischen<br />
Betri<strong>eb</strong>smittel. Deutsche Fassung 2006.<br />
[25] Ungvári, S.; Paul, G.: Oberleitung SICAT ® H 1.0 <strong>für</strong> die<br />
Neubaustrecke Köln–Rhein/Main. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
96 (1998), H. 7, S. 236–242.<br />
[26] Kohlhaas, J.; Ortstadt, W.; Puschmann, R.; Schmidt, H.:<br />
Interoperable Oberleitung SICAT ® H 1.0 der Schnellfahrstrecke<br />
Köln – Rhein/Main. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
100 (2002), H. 7, S. 249–257.<br />
[27] Altmann, M.; Matthes, R.; Rister, S.: Elektrifizierung der<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke HSL-Zuid. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 103 (2005), H. 4-5, S. 248–252.<br />
[28] Fernández, S. R.; Vega, T. V.: New High-speed Line Madrid–Toledo.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 1-2,<br />
S. 52–58.<br />
[29] Brodkorb, A.; Tornow, T.: <strong>Elektrische</strong> Ausrüstung der<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecke Beijing – Tianjin. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 8, S. 344–350.<br />
[30] Reichmann, T.: Simulation des Systems Oberleitungskettenwerk<br />
<strong>und</strong> Stromabnehmer mit der Finite-Elemente-Methode.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 103 (2005),<br />
H. 1-2, S. 69–75.<br />
[31] Hahn, G.; Schmieder, A.: Development and Application<br />
of Contact Lines for High Speed Railways. 6 th UIC<br />
World Congress on High Speed Rail, Amsterd<strong>am</strong>, 17 th<br />
to 19 th march 2008.<br />
[32] Burkert, W.: Oberleitungsplanung mit der erweiterten<br />
Software Sicat ® Master. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108<br />
(2010), H. 8-9, S. 377–384.<br />
[33] N.N.: Rekord auf Schienen: 574,8 km/h. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 105 (2007), H. 3, S. 173.<br />
[34] Kunz, D.; Kökényesi, M.: Oberleitung Sicat SX – Zulassung<br />
<strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>serfahrungen in Ungarn. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 6-7, S. 440–444.<br />
[35] EN 61508:2010: Functional safety of electrical/electronic/progr<strong>am</strong>mable<br />
electronic safety-related systems<br />
– Part 1: General requirements.<br />
[36] EN 50128:2011: Railway applications – Communications,<br />
signalling and processing systems – Software for<br />
railway control and protection systems.<br />
[37] EN 50129:2003: Railway applications – Communication,<br />
signalling and processing systems – Safety related<br />
electronic systems for signalling (Corrected and<br />
reprinted in 2010).<br />
[38] Dölling, A.: Schalterstellungsmeldung Sicat DMS. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111 (2013), H. 12, S. 770–776.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. André Dölling (34), Studium<br />
des Verkehrsingenieurwesens an der TU<br />
Dresden, 2003 bis 2007 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> Promotion an<br />
der Fakultät Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“, Professur <strong>für</strong> elektrische<br />
<strong>Bahnen</strong>. Seit 2007 tätig bei Siemens<br />
AG, bis 2012 im Bereich Entwicklung<br />
von Fahrleitungskomponenten <strong>und</strong><br />
-systemen, jetzt Produktportfolio<br />
Manager im Bereich Bahnelektrifizierung/Fahrleitung.<br />
Außerdem seit<br />
2008 bzw. 2009 Lehrbeauftragter <strong>für</strong><br />
Fahrleitungen an der TU Dresden <strong>und</strong><br />
Bahnelektrifizierung an der Technischen<br />
Hochschule Nürnberg.<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI,<br />
Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-23740, Fax: -22778;<br />
E-Mail: andre.doelling@siemens.com<br />
Dr.-Ing. Axel Schmieder (57),<br />
Studium <strong>und</strong> Promotion im Fachg<strong>eb</strong>iet<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung an der<br />
Moskauer Verkehrsuniversität (MIIT).<br />
1981 bis 1995 Deutsche Reichsbahn<br />
<strong>und</strong> Deutsche Bahn AG, Entwicklung,<br />
Planung <strong>und</strong> Errichtung von Oberleitungsanlagen<br />
<strong>und</strong> Normschaltanlagen.<br />
Seit 1995 Siemens AG, Entwicklung <strong>und</strong><br />
Qualitätsmanagement von Fahrleitungen,<br />
Senior Key Expert <strong>und</strong> Sachverständiger,<br />
Leiter der Technischen Liaison<br />
im Geschäftsg<strong>eb</strong>iet Bahnelektrifizierung.<br />
Convenor <strong>für</strong> IEC TC 9 MT 60913 <strong>und</strong><br />
PT 62917, Obmann des DKE AK351.2.2.<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI<br />
TL, Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-22755, Fax: 7-22778;<br />
E-Mail: axel.schmieder@siemens.com<br />
Dipl.-Ing. Stephan Zenglein (50),<br />
Studium der Elektrotechnik an der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg. Ingenieur<br />
<strong>für</strong> Anwendungstechnik <strong>und</strong> Vertri<strong>eb</strong><br />
von Starkstromkabeln. Seit 1999 Senior<br />
Expert <strong>für</strong> RAMS Management bei<br />
Railway Electrification der Siemens AG.<br />
Convenor der CENELEC-Arbeitsgruppe<br />
SC9XC WG 17, Obmann des DKE<br />
AK351.2.9.<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE EN TP<br />
SE, Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-25226, Fax: 7-22778;<br />
E-Mail: stephan.zenglein@siemens.com<br />
124 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong><br />
Dispositionsunterstützung zur<br />
energieoptimalen Störungsauflösung<br />
Lutz Langerwisch, Frank Templin, Berlin<br />
Das Energieoptimale Leit- <strong>und</strong> Störfallmanagement ELS ermöglicht mit seinen Mobil- <strong>und</strong> seiner Zentralkomponente<br />
eco M <strong>und</strong> eco C die Energieoptimierung auf Fahrzeugen elektrischer Nahverkehrsbahnen.<br />
Dan<strong>eb</strong>en kann auch die betri<strong>eb</strong>lich-dispositive Entstörung energetisch optimiert werden, indem der<br />
Leitstelle entsprechende Dispositionsvorschläge unterbreitet werden.<br />
SUPPORT TO DISPOSITION FOR ENERGY-OPTIMISED FAULT CLEARANCE<br />
Energy-optimised control and incident management ELS using its mobile and its central component<br />
eco M and eco C makes energy optimisation on vehicles of electrical suburban trains possible. In addition,<br />
fault clearance anticipated in operation can also be energetically optimised by submitting<br />
respective disposition proposals to the control centre.<br />
UN SYSTÈME QUI PERMET DE RÉSOUDRE LES INCIDENTS EN OPTIMISANT LE RENDEMENT ÉNERGÉTIQUE<br />
Le système de gestion des incidents ELS à rendement énergétique optimal permet grâce à son<br />
composant mobile eco M et son composant central eco C d’optimiser le rendement énergétique des<br />
véhicules circulant sur le réseau électrifié urbain et suburbain. Il permet en outre d’optimiser le rendement<br />
énergétique du déparasitage du système de contrôle du trafic ferroviaire en soumettant au<br />
poste central de commande des solutions pertinentes.<br />
1 Einführung<br />
Das Projekt ELS (Energieoptimale Leit- <strong>und</strong> Störfallmanagement)<br />
ist ein komplexes <strong>Forschung</strong>sverb<strong>und</strong>vorhaben,<br />
das durch die TSB <strong>Technologie</strong>stiftung Berlin aus Mitteln<br />
des Zukunftsfonds des Landes Berlin, kofinanziert von<br />
der Europäischen Union EFRE, gefördert <strong>und</strong> im Jahre<br />
2012 abgeschlossen wurde. Innerhalb des Projektes<br />
wurden Verfahren wissenschaftlich untersucht <strong>und</strong> im<br />
Rahmen einer Softwarelaborlösung experimentell überprüft,<br />
die dazu dienen, den Traktionsenergi<strong>eb</strong>edarf von<br />
S- <strong>und</strong> U-<strong>Bahnen</strong> im Linienverkehr zu minimieren <strong>und</strong><br />
im Falle einer Störung des Betri<strong>eb</strong>s den Disponenten zu<br />
unterstützen, die Situation optimal zu bewältigen.<br />
Innerhalb des <strong>Forschung</strong>sverb<strong>und</strong>es arbeiteten<br />
die Projektpartner:<br />
• ASCI Systemhaus GmbH<br />
• BLIC Beratungsgesellschaft <strong>für</strong> Leit-, Informations-<br />
<strong>und</strong> Computertechnologie GmbH<br />
• Fraunhofer-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Offene Kommunikationssysteme;<br />
FOKUS<br />
• Human-Factors-Consult GmbH HFC<br />
• <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH IFB<br />
• Technische Universität Berlin TUB, FG Schienenfahrwege<br />
<strong>und</strong> Bahnbetri<strong>eb</strong> SFWBB<br />
• Technische Universität Berlin TUB, FG Datenbanksysteme<br />
<strong>und</strong> Informationsmanagement DIMA<br />
• Technische Universität Dresden TUD – Fakultät Verkehrswissenschaften<br />
„Friedrich List“, <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong><br />
Verkehrsleitsysteme <strong>und</strong> -prozessautomatisierung.<br />
Praxispartner war der Bereich U-Bahn der Berliner<br />
Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e BVG AöR.<br />
In [1] erschien ein erster Beitrag zum Projekt ELS.<br />
In diesem wurde insbesondere auf das Verfahren<br />
zum energieeffizienten Erbringen der Verkehrsleistung<br />
eingegangen. Dabei wurde erläutert, wie ein<br />
Fahrerassistenzsystem aufg<strong>eb</strong>aut werden kann, um<br />
jeden Fahrer dabei zu unterstützen, mit minimalem<br />
Energi<strong>eb</strong>edarf die jeweilige Fahrt durchzuführen. In<br />
Verbindung mit dem Leitsystem des Betreibers ist<br />
die Berücksichtigung der verkehrlichen Situation des<br />
ges<strong>am</strong>ten Verkehrsnetzes möglich <strong>und</strong> einzelne Abweichungen<br />
vom Fahrplan der im Netz befindlichen<br />
Fahrzeuge können zur weiteren Optimierung der<br />
Fahr- <strong>und</strong> Haltezeiten genutzt werden.<br />
In diesem zweiten Teil wird ein Verfahren zur Dispositionsunterstützung<br />
bei betri<strong>eb</strong>lichen Störungen<br />
beschri<strong>eb</strong>en. Auf die im ersten Teil bereits beschri<strong>eb</strong>enen<br />
Komponenten der Systemlösung wird hier<br />
nicht noch einmal eingegangen.<br />
2 Ziele der<br />
Dispositionsunterstützung<br />
Bei Abweichungen vom geplanten Betri<strong>eb</strong>sablauf<br />
müssen die verantwortlichen Mitarbeiter unter Anwendung<br />
betri<strong>eb</strong>lich festgelegter Regeln Disposi-<br />
112 (2014) Heft 3<br />
125
Betri<strong>eb</strong><br />
tionsmaßnahmen durchführen, um den Verkehr<br />
möglichst schnell <strong>und</strong> effizient in einen Zustand zu<br />
bringen, der dem geplanten Ablauf entspricht. Die<br />
Auswahl der Dispositionsmaßnahmen erfolgt üblicherweise<br />
intuitiv. Dabei müssen die unterschiedlichsten<br />
Kriterien, wie Verkehrsbedarf, Zeitdauer,<br />
Pulkvermeidung <strong>und</strong> verschiedene weitere Aspekte,<br />
berücksichtigt werden. Für die Entscheidung steht<br />
nur ein kurzes Zeitfenster als Reaktionszeit zur Verfügung.<br />
Ohne technische Unterstützung setzt das voraus,<br />
dass die Mitarbeiter genügend Erfahrungen haben,<br />
um die richtigen Maßnahmen zu bestimmen.<br />
Eine geeignete technische Unterstützung sollte demzufolge<br />
innerhalb kurzer Zeit verschiedene Lösungsmöglichkeiten<br />
präsentieren <strong>und</strong> dabei die Bewertungskriterien<br />
transparent darstellen. Somit kann dem Disponenten<br />
eine Hilfe geg<strong>eb</strong>en werden, ohne seine Entscheidung<br />
durch das Unterstützungssystem vorweg zu nehmen.<br />
Die im Projekt ELS betrachteten Verfahren zur<br />
energieeffizienten Durchführung des Betri<strong>eb</strong>es sind<br />
prinzipiell auch auf den gestörten Betri<strong>eb</strong>sablauf anwendbar.<br />
Deshalb galt die Zielstellung, auch energieeffiziente<br />
Lösungen zur Entstörung des Verkehrssystems<br />
zu finden.<br />
3 Systemübersicht<br />
3.1 Allgemeines<br />
Im Rahmen des <strong>Forschung</strong>sprojektes wurde zur Beurteilung<br />
der Eignung des Verfahrens ein Demonstrator<br />
aufg<strong>eb</strong>aut. Dieser besteht aus der zentralen<br />
Komponente eco C , die eine Verbindung zum ITCS<br />
besitzt, <strong>und</strong> der mobilen Komponente eco M auf einem<br />
Fahrzeug sowie dem Kommunikationssystem<br />
zwischen eco C <strong>und</strong> eco M .<br />
Die Dispositionsunterstützung im Demonstrator<br />
wurde ausschließlich in eco C getestet. Eine Übertragung<br />
diesbezüglicher Daten zwischen eco C <strong>und</strong> eco M ,<br />
um die Störungserfassung unabhängig vom ITCS<br />
oder eine automatisierte Information des Fahrpersonals<br />
zu ermöglichen, wurde zwar konzeptionell berücksichtigt,<br />
war jedoch nicht Gegenstand der Umsetzung<br />
innerhalb der Softwarelaborlösung.<br />
Der ELS-Demonstrator wurde in Abstimmung mit<br />
unserem Praxispartner BVG <strong>für</strong> das Kleinprofilnetz<br />
der Berliner U-Bahn aufg<strong>eb</strong>aut.<br />
Gleis befindliche Balise (meist bei einer Ein- <strong>und</strong> Ausfahrt<br />
aus dem Bahnhofsbereich) überfährt. Die dabei<br />
generierte Meldung wird zur LISI-Zentrale übertragen,<br />
visualisiert, verarbeitet <strong>und</strong> gespeichert. Mit einem speziellen<br />
Datenbank-View werden der eco C -Software die<br />
benötigten Daten zur Verfügung gestellt. Im eco C wird<br />
aus den Standortinformationen, den Plandaten <strong>und</strong> der<br />
Zugfahrthistorie die jeweilige Ist-Fahrplanfahrt ermittelt.<br />
Aus dem Vergleich der Ist-Fahrten zum Zeitpunkt<br />
einer Standortmeldung mit den geplanten Fahrten ergibt<br />
sich die aktuelle Betri<strong>eb</strong>slage im betrachteten Netz.<br />
Die Einbindung von Plan- <strong>und</strong> Ist-Zustandsdaten<br />
anderer Verkehrsträger ist unter Verwendung der relevanten<br />
VDV-Schnittstellen möglich <strong>und</strong> konzeptionell<br />
vorgesehen. Dadurch kann die Betri<strong>eb</strong>slage verkehrsträger-übergreifend<br />
in einem geographischen<br />
G<strong>eb</strong>iet bei der Ermittlung der Störungssituation <strong>und</strong><br />
auch bei der Ermittlung der Dispositionsvorschläge<br />
berücksichtigt werden.<br />
Die Arbeit mit Unterstützung des Störfallmanagements<br />
ist <strong>für</strong> den Disponenten innerhalb der Softwarelaborlösung<br />
so konzipiert, dass der Disponent zuerst<br />
mit der Bedienoberfläche des Verfahrens den Störfallmodus,<br />
das heißt das Störfallmanagement, aktiviert.<br />
Für die Umsetzung des Verfahrens in eine Anwendung<br />
ist hier<strong>für</strong> der Einsatz eines Verfahrens geplant, das anhand<br />
von signifikanten Abweichungen des Ist-Zustandes<br />
vom Soll-Zustand des Verkehrssystems die Störung<br />
automatisch erkennen kann. Nach dem Einschalten des<br />
Störungsmodus gibt der Disponent weitere Informationen<br />
zur Störung <strong>und</strong> das hauptsächliche Zielkriterium<br />
<strong>für</strong> den Lösungsvorschlag ein, wie es im Abschnitt 3.3.6<br />
zur Oberfläche beschri<strong>eb</strong>en ist. Danach erfolgt der Start<br />
der Data Mining Algorithmen. Diese analysieren die bis<br />
zu diesem Zeitpunkt aufgezeichneten Betri<strong>eb</strong>sdaten eines<br />
definierten Zeitintervalls <strong>und</strong> diese dann mit den in<br />
der Wissensdatenbank hinterlegten Betri<strong>eb</strong>sfällen nach<br />
Häufigkeits- <strong>und</strong> Ähnlichkeitsprinzipien. Die Größe des<br />
Zeitintervalls <strong>für</strong> die Aufzeichnung der Betri<strong>eb</strong>sdaten ist<br />
abhängig von der maximalen Dauer aller dem System<br />
bekannten Störungsarten. Die drei, dem Zielkriterium<br />
<strong>am</strong> nächsten kommenden Lösungen werden in der<br />
Fahr- <strong>und</strong> Haltezeitenregelung <strong>und</strong> Online-Simulation<br />
(FaHaZR) optimiert, geprüft <strong>und</strong> bewertet. Danach erhält<br />
der Disponent das Erg<strong>eb</strong>nis visualisiert <strong>und</strong> wählt<br />
den Dispositionsvorschlag, der ihm als geeignet erscheint,<br />
aus <strong>und</strong> setzt diesen um. Alternativ kann er<br />
selbstverständlich auch alle Vorschläge verwerfen <strong>und</strong><br />
einen eigenen Vorschlag umsetzen.<br />
3.2 Konzept<br />
Die Betri<strong>eb</strong>slageninformation des Verkehrssystems wird<br />
aus dem ITCS des Betreibers gewonnen. Die BVG setzt<br />
<strong>für</strong> die Zuglaufverfolgung das Leit-, Informations- <strong>und</strong><br />
Sicherungssystem LISI ein. Den Standort eines Zuges<br />
gewinnt man punktuell dann, wenn der Zug eine im<br />
3.3 Störfallmanagement mit dem<br />
eco C -Manager<br />
3.3.1 Überblick<br />
Das zentrale Modul zur Realisierung der ELS-Verfahren<br />
ist der eco C- Manager.<br />
126 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong><br />
Data Mining<br />
Algorithmen<br />
Speichern<br />
neuer Fälle<br />
Speichern<br />
d. Bewertungen<br />
Bewertungsmodul<br />
Data<br />
Warehouse<br />
Ablaufsteuerung<br />
Entstörungsvorschläge<br />
Auswahl, Eingaben<br />
Datenbankabfrage<br />
Störungsverarbeitung<br />
Störungsdetektion<br />
MMI<br />
Kommunikationsprozessor<br />
Betri<strong>eb</strong>sdatenspeicher<br />
(operationelle DB)<br />
RailML<br />
Schnittstelle<br />
Betri<strong>eb</strong>sdaten<br />
Abschalttabellen,<br />
Fahrplan-,<br />
Infrastruktur-<br />
Fahrzeugdaten<br />
eco DB<br />
statischer<br />
Input<br />
Variante<br />
Sim.<br />
Erg<strong>eb</strong>nis<br />
Datenstruktur Types<br />
Online Simulation:<br />
Fahr- u. Haltezeitenregelung<br />
- Tagesfahrplan<br />
- Entstörungsfahrplan<br />
- teilw. Bewertung<br />
Betri<strong>eb</strong>sdatenkonverter<br />
Soll- Zeiten (Ab/An)<br />
Ist-Zeiten (Ab/An)<br />
Zustandserfassung<br />
(LISI ZWS)*<br />
Standardisierte<br />
ITCS-Schnittstelle<br />
Dispo-<br />
Kommunikationsschnittstelle<br />
eco M<br />
Auf der eco C -Hardware wurde das Modul eco DB , das<br />
drei verschiedene anwendungsoptimierte Datenbaneco<br />
C<br />
* Besonderheit <strong>für</strong> den Demonstrator bei der BVG<br />
Bild 1:<br />
Komponenten des eco C -Managers; Störfallmanagement, gelber Hintergr<strong>und</strong> (Grafik: ASCI).<br />
Im Bild 1 sind die ELS-Komponenten mit gelbem<br />
Hintergr<strong>und</strong> dargestellt, die Funktionen <strong>für</strong> das Störfallmanagement<br />
übernehmen. Aus den vorgenannten<br />
Gründen beschränkten wir uns im Rahmen des<br />
<strong>Forschung</strong>sprojektes auf die stationäre Komponente<br />
des eco C , die aus der zentralen Ablaufsteuerung, der<br />
Störungsverarbeitung <strong>und</strong> der FaHaZR, der eco C -Datenbank<br />
eco DB mit dem Data Warehouse (DWH), dem<br />
Betri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong>datenspeicher sowie dem<br />
Mensch-Maschine-Interface (MMI) besteht.<br />
Die Arbeitsweise der wesentlichen Module in Bezug<br />
auf das Störfallmanagement wird in den folgenden<br />
Abschnitten beschri<strong>eb</strong>en.<br />
3.3.2 Zentrale Steuerung<br />
Die Steuerung <strong>und</strong> Überwachung aller Prozesse im<br />
System übernimmt die Ablaufsteuerung im eco C -Manager.<br />
Sie steuert den ges<strong>am</strong>ten Datenfluss zwischen<br />
den verschiedenen Softwarekomponenten <strong>und</strong> den<br />
unterschiedlichen Modulen des Systems.<br />
Ereignisgesteuert werden über die Zustandserfassung<br />
die aktuellen Zugstandorte vom LISI-Zwischenspeicher<br />
(ZWS) abgefragt. In einer <strong>für</strong> dieses Verfahren<br />
zu entwickelnden Anwendung wird da<strong>für</strong> ein<br />
Interface gemäß der VDV-Schnittstellenempfehlung<br />
453/454 eingesetzt. Die Daten werden im Betri<strong>eb</strong>sdatenkonverter<br />
<strong>für</strong> die Nutzung in den ELS-Verfahren<br />
umgewandelt <strong>und</strong> dann von der Ablaufsteuerung<br />
zum Betri<strong>eb</strong>sdatenspeicher weitergeleitet.<br />
Für die Dispositionsunterstützung werden die<br />
MMI-Eingaben des Disponenten mit der Störungsverarbeitung<br />
aufbereitet <strong>und</strong> dem Data Mining Prozess<br />
überg<strong>eb</strong>en. Aus dem Erg<strong>eb</strong>nis des Data Mining<br />
Prozesses werden von der Ablaufsteuerung die Prozessgraphen<br />
der im Netz befindlichen Züge <strong>für</strong> die<br />
FaHaZR berechnet. Die bewerteten Erg<strong>eb</strong>nisse der<br />
Dispositionsvorschläge werden <strong>für</strong> das MMI aufbereitet<br />
<strong>und</strong> dem MMI überg<strong>eb</strong>en.<br />
Die Ablaufsteuerung hat die Funktion, mit Ende<br />
der Störung rückwirkend die Prozessgraphen aus<br />
den Ist-Daten zu berechnen <strong>und</strong> der FaHaZR zur<br />
Simulation zu überg<strong>eb</strong>en. Das Erg<strong>eb</strong>nis wird im<br />
Bewertungsmodul mit dem vom Disponenten zur<br />
Entstörung ausgewählten Vorschlag verglichen <strong>und</strong><br />
die daraus resultierende Bewertung im DWH gespeichert,<br />
um bei ähnlich gelagerten Störungen berücksichtigt<br />
zu werden.<br />
Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle auch<br />
noch ein weiterer kontinuierlich laufender Prozess in<br />
der Ablaufsteuerung aufgeführt werden. Dieser verarbeitet<br />
die Fahrzeugmeldungen. In Verbindung mit<br />
den Plandaten erfolgt daraus <strong>eb</strong>enfalls eine Berechnung<br />
von Prozessgraphen <strong>für</strong> die FaHaZR. Die FaHaZR<br />
gibt dann der Ablaufsteuerung einen Prozessgraphen<br />
zurück, aus dem die optimalen Fahrplandaten <strong>für</strong> die<br />
energiesparende Fahrweise berechnet <strong>und</strong> an den<br />
Fahrzeugrechner eco M übertragen werden. Bei einem<br />
Praxiseinsatz des Verfahrens ist die Kommunikation<br />
des eco C -Managers mit den eco M -Clients über das Betri<strong>eb</strong>sleitsystem<br />
des Betreibers vorgesehen. Für den<br />
Demonstrator wurde hier<strong>für</strong> eine Internetverbindung<br />
über GSM/UMTS genutzt.<br />
3.3.3 eco C -Datenbank eco DB<br />
112 (2014) Heft 3<br />
127
Betri<strong>eb</strong><br />
Bild 2:<br />
Beispiel <strong>für</strong> einen Lösungsentscheidungsbaum (Grafik: SFWBB).<br />
ken enthält, unter einem einheitlichen Datenbankmanagementsystem<br />
(DBMS), implementiert. Als DBMS<br />
wird das quellenoffene PostgreSQL verwendet.<br />
In den Tabellen des Gr<strong>und</strong>datenspeichers sind unter<br />
anderem die so genannten Abschalttabellen <strong>für</strong><br />
alle Fahrwege im Ges<strong>am</strong>tnetz zur energieoptimalen<br />
Zugsteuerung aus der Offline-Simulation, die Fahrplandaten,<br />
die Infrastruktur <strong>und</strong> die Fahrzeugdaten<br />
gespeichert.<br />
Im DWH werden die Basisdaten der Dispositionsvorschläge<br />
der verschiedenen Entstörstrategien gespeichert.<br />
Hier<strong>für</strong> wurden die in der Vergangenheit<br />
aufgetretenen Störungen vom Projektpartner SFWBB<br />
analysiert <strong>und</strong> kategorisiert. Dabei wurden kommunikativ<br />
zu lösende Störungen <strong>eb</strong>enso wie dispositiv<br />
zu lösende Störungen betrachtet <strong>und</strong> zusätzliche<br />
dispositive Maßnahmen generiert. Im Bild 2 ist ein<br />
Beispiel <strong>für</strong> einen Lösungsentscheidungsbaum einer<br />
Entstörstrategie dargestellt. Die dispositiven Maßnahmen<br />
enthalten die Beschreibung, eine Auflistung<br />
von Routenabschnitten <strong>und</strong> Informationen zu einem<br />
dazugehörigen dispositiven Fahrplan. Sie wurden<br />
offline mit der Simulationssoftware OpenTrack auf<br />
Machbarkeit untersucht <strong>und</strong> bewertet.<br />
Im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Offline-Simulation<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung der Bewertungsmethodik <strong>für</strong><br />
die Entstörungsstrategien wurde vom Projektpartner<br />
SFWBB auch die notwendige Größe des Aufzeichnungszeitintervalls<br />
der Betri<strong>eb</strong>sdaten zum Vergleich<br />
<strong>für</strong> die Störungsanalyse ermittelt. Der Wert <strong>für</strong> das<br />
Zeitintervall ist als Konfigurationspar<strong>am</strong>eter in der<br />
Gr<strong>und</strong>datenbank abgelegt.<br />
Die Modellierung der Datenbank erfolgte gemeins<strong>am</strong><br />
durch die Projektpartner DIMA <strong>und</strong> FOKUS<br />
nach dem Snowflake-Schema, sodass durch Klassifizierung<br />
der Daten innerhalb der Dimensionstabellen<br />
Red<strong>und</strong>anzen weitgehend vermieden wurden <strong>und</strong><br />
dadurch eine erh<strong>eb</strong>liche Reduzierung der Datenmengen<br />
erfolgte.<br />
Im Betri<strong>eb</strong>sdatenspeicher werden die laufenden<br />
betri<strong>eb</strong>lichen Daten gespeichert <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Berechnungen<br />
in ELS vorgehalten. Der Betri<strong>eb</strong>sdatenspeicher<br />
ist als operationelle Datenbank ausgeführt,<br />
wodurch die Prozessdaten <strong>und</strong> die DWH-Daten entkoppelt<br />
werden. Es erfolgt eine Trennung zwischen<br />
Einfüge-/Änderungsoperationen, die in der operationellen<br />
Datenbank vorgenommen werden, <strong>und</strong> den<br />
Analyseoperationen in der Wissensdatenbank.<br />
3.3.4 Data Mining-Algorithmen<br />
Mit Hilfe der Data Mining-Algorithmen erfolgt die<br />
Bestimmung optimaler nicht-dispositiver <strong>und</strong> dispositiver<br />
Maßnahmen zur Störungsbeh<strong>eb</strong>ung anhand<br />
der historischen Störungsdaten in der Wissensdatenbank.<br />
Die Algorithmen müssen möglichst schnell alle<br />
häufigen Muster erkennen.<br />
128 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong><br />
Als Algorithmus <strong>für</strong> das Durchsuchen des DWH<br />
konzipierten die Projektpartner DIMA <strong>und</strong> FOKUS<br />
einen neuen Algorithmus auf Basis des FP Growth<br />
Algorithmus, der geeignet ist, sehr komplexe Datenstrukturen<br />
zu analysieren. Dazu wurde dieser<br />
Algorithmus zur Häufigkeitsanalyse <strong>für</strong> die Störungsdatenanalyse<br />
zum TD-FP Growth-Algorithmus<br />
modifiziert. Hierbei werden die häufigsten Dispositionsmaßnahmen<br />
unter Berücksichtigung vorgeg<strong>eb</strong>ener<br />
Bewertungskriterien, in der Softwarelaborlösung<br />
nach Energieeffizienz, Verspätungszeiten <strong>und</strong> Störungsdauer,<br />
gesucht.<br />
Die Zeitersparnis dieses Algorithmus begründet<br />
sich daraus, dass innerhalb des DWH nicht alle Elemente<br />
der gespeicherten Maßnahmen vom Data<br />
Mining-Prozess untersucht werden müssen. Vereinfacht<br />
dargestellt heißt das, es werden zuerst alle von<br />
der Störung abhängigen gespeicherten Maßnahmen<br />
bestimmt. Die vorhandenen Abhängigkeiten der<br />
einzelnen Elemente der Maßnahmen wurden bereits<br />
bei der Modellierung der Speicherstrukturen in<br />
Form von Baumstrukturen im DWH berücksichtigt.<br />
Dadurch müssen nur die oberen Elemente bei der<br />
Lösungssuche ausgewertet werden, um die Häufigkeit<br />
jedes beteiligten Elements der Maßnahme zu<br />
bestimmen. Daraus ergibt sich im Erg<strong>eb</strong>nis die Häufigkeit<br />
einer Maßnahme unter Berücksichtigung der<br />
definierten Randbedingungen.<br />
Ein weiterer Algorithmus wurde von DIMA <strong>und</strong> FO-<br />
KUS <strong>für</strong> eine automatische Priorisierung der Störungen<br />
entwickelt. Mit diesem Algorithmus erfolgt eine<br />
effiziente Klassifizierung der Störungen in verschiedene<br />
Priorisierungsklassen. Diese Priorisierungsklassen<br />
werden <strong>eb</strong>enfalls in der Lösungssuche berücksichtigt.<br />
Die Algorithmen wurden in der Progr<strong>am</strong>miersprache<br />
Java realisiert. Mit Hilfe der von DIMA <strong>und</strong> FO-<br />
KUS entwickelten Algorithmen konnten der Zeitbedarf<br />
<strong>für</strong> den Data Mining-Prozess im Vergleich zum<br />
klassischen A-Priori-Algorithmus wesentlich verkürzt<br />
werden.<br />
Die Dispositionsvorschläge beinhalten die Fahrzeuge<br />
mit ihren Standorten. Um einen Dispositionsvorschlag<br />
auf die reale Situation des gestörten Betri<strong>eb</strong>es<br />
übertragen zu können, müssen die Fahrzeuge<br />
des Dispositionsvorschlages auf die Fahrzeuge in der<br />
Realität abg<strong>eb</strong>ildet werden. Das Leitsystem LISI ermöglicht<br />
keine kontinuierliche Aussage darüber, welche<br />
konkreten Fahrzeuge sich zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt auf welchem Umlauf befinden. Das erfolgt<br />
aus den gespeicherten Daten von unmittelbar vor<br />
dem Zeitpunkt der Störung. Da diese Daten im DWH<br />
vorliegen, wird diese Aufgabe im DWH gelöst. Das<br />
Prinzip des Vorgangs der Zugzuordnung ist im Bild 3<br />
dargestellt.<br />
Die folgenden drei Erg<strong>eb</strong>nisse der Abbildung sind<br />
nach der Einordnung möglich:<br />
• eindeutige Zuordnung → aktuelle Betri<strong>eb</strong>ssituation<br />
passt zu genau einem Betri<strong>eb</strong>sfall<br />
112 (2014) Heft 3<br />
Bild 3:<br />
Prinzip der Zuordnung (Grafik: IFB).<br />
Zeit<br />
Station A Station B Station C Station D<br />
Zeitraum der Fahrtdurchführung<br />
durch minimale Fahrzeiten begrenzt<br />
Geplanter Weg-Zeit-Verlauf<br />
Häufigkeitsverteilung der Haltezeiten<br />
an den Stationen<br />
Weg<br />
Bild 4:<br />
Lösungsraum <strong>für</strong> eine Fahrt mit simulierter Haltezeitverteilung an zwei Stationen (Grafik: TU D).<br />
Störungsmodus<br />
aktivieren<br />
Klassifizierung<br />
der Störung<br />
Lokalisierung<br />
der Störung<br />
Verifikation <strong>und</strong><br />
Simulationsprorität<br />
Auswahl eines<br />
Dispositionsvorschlags<br />
Simulationsstart<br />
4<br />
5<br />
2<br />
3<br />
1<br />
Störung<br />
Disposition<br />
Berechnung <strong>und</strong><br />
Simulation<br />
Entstörung<br />
Phase 1 Phase 2<br />
Bild 5:<br />
Interaktionsschema der Störungsbearbeitung (Grafik: ASCI).<br />
8<br />
7<br />
6<br />
Abarbeitung der<br />
Checkliste <strong>für</strong> die<br />
ausgewählte<br />
Variante<br />
Anzeige der<br />
bewerteten<br />
Dispositionsvorschläge<br />
129
Betri<strong>eb</strong><br />
• mehrfache Zuordnung → aktuelle Betri<strong>eb</strong>ssituation<br />
passt nicht genau zu einem Betri<strong>eb</strong>sfall, sondern<br />
partiell zu unterschiedlichen Betri<strong>eb</strong>sfällen<br />
• keine Zuordnung → aktuelle Betri<strong>eb</strong>ssituation<br />
passt zu keinem Betri<strong>eb</strong>sfall.<br />
Für die Fälle 1 <strong>und</strong> 2 werden die zu diesen Betri<strong>eb</strong>sfällen<br />
möglichen Dispositionsvorschläge der eco C –<br />
Steuerung überg<strong>eb</strong>en.<br />
Das Erg<strong>eb</strong>nis des Data Mining Prozesses wird<br />
auf die sich im Umlauf befindlichen Züge <strong>und</strong> die<br />
aktuellen Zeiten umgerechnet. Danach werden die<br />
Bild 6:<br />
Aktivierung des Störungsmodus (Screenshots 6 bis 11: HFC/ASCI).<br />
darauf basierenden Fahrpläne der Züge mit den<br />
durchschnittlichen Fahrzeiten auf den zu befahrenden<br />
Streckenabschnitten <strong>und</strong> den durchschnittlich<br />
geplanten Haltezeiten in den Stationen berechnet.<br />
Die Fahrpläne werden an die Ablaufsteuerung überg<strong>eb</strong>en,<br />
die daraus alle Prozessgraphen berechnet.<br />
3.3.5 Fahr- <strong>und</strong> Haltezeitenregelung<br />
Die Fahr- <strong>und</strong> Haltezeitenregelung (FaHaZR) wird sowohl<br />
<strong>für</strong> das Verfahren zur energieeffizienten Fahrweise<br />
als auch <strong>für</strong> das Störfallmanagement verwendet.<br />
Im Rahmen des Störfallmanagements erhält die<br />
FaHaZR <strong>für</strong> die Optimierung <strong>und</strong> Bewertung der<br />
Dispositionsvorschläge von der Ablaufsteuerung <strong>für</strong><br />
jeden Dispositionsvorschlag die Prozessgraphen aller<br />
im Netz befindlichen Züge.<br />
Während der Online-Simulation werden die Prozessgraphen<br />
auf Gr<strong>und</strong>lage statistischer Aufenthaltszeiten<br />
an den einzelnen Stationen neu berechnet.<br />
D<strong>am</strong>it können auch die Fahrzeiten mit den Abschalttabellen<br />
<strong>eb</strong>enfalls neu ermittelt <strong>und</strong> optimiert werden.<br />
Ebenso werden die Bewertungen, die zu den Dispositionsmaßnahmen<br />
im DWH gespeichert sind,<br />
simuliert <strong>und</strong> auf die aktuelle Betri<strong>eb</strong>slage bezogen<br />
neu berechnet.<br />
Bild 4 zeigt den Weg-Zeit-Verlauf einer Fahrt auf<br />
einem fiktiven Streckenabschnitt mit zwei Halten auf<br />
Basis der Simulation <strong>und</strong> der Häufigkeitsverteilung der<br />
Haltezeiten an den beiden Stationen. Dabei wird der<br />
Effekt der dyn<strong>am</strong>ischen Fahrzeitenregelung deutlich.<br />
Obwohl die Abschalttabellen nicht <strong>für</strong> alle Abschnitte<br />
mögliche Abstufungen der Fahrzeiten <strong>und</strong> Energieverbrauchswerte,<br />
<strong>und</strong> d<strong>am</strong>it nur einen geringen Spielraum<br />
<strong>für</strong> die Verteilung der prognostizierten Fahrzeitreserve<br />
zulassen, können die Fahrzeiten im Sek<strong>und</strong>enbereich zu<br />
Gunsten des Energieverbrauches modifiziert werden.<br />
3.3.6 Oberfläche<br />
Bild 7:<br />
Dreistufige Auswahl der Störungsart.<br />
Der betri<strong>eb</strong>lich übliche Ablauf bei der Entstörung des<br />
Verkehrssystems wurde im Rahmen von Workshops in<br />
verschiedenen Verkehrsunternehmen <strong>und</strong> durch Interviews<br />
von Leitstellenmitarbeiterinnen <strong>und</strong> –mitarbeitern<br />
ermittelt <strong>und</strong> im Folgenden gründlich analysiert.<br />
Auf Basis der Aufgaben- <strong>und</strong> Prozessanalyse wurden<br />
die einzelnen Arbeitsschritte der verschiedenen Akteure<br />
in ein Ablaufschema überführt <strong>und</strong> die Anforderungen<br />
an das neue System definiert. Diese Arbeiten<br />
bildeten die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Entwicklung des Konzeptes<br />
zur Dispositionsunterstützung mit den ELS-Verfahren.<br />
Aus dem Konzept wurde ein erster funktionaler<br />
Prototyp entworfen, der später mit Usability-Tests<br />
evaluiert <strong>und</strong> dann überarbeitet wurde. Die Aufgaben<br />
zum Verfahrens- <strong>und</strong> Oberflächenentwurf wurden<br />
vom Projektpartner HFC realisiert. Im Bild 5 ist der Ab-<br />
130 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong><br />
lauf der Störungsbearbeitung mit Unterstützung von<br />
ELS als Interaktionsschema dargestellt.<br />
Die entworfenen Oberflächen wurden in erster Linie<br />
mit den Projektpartnern evaluiert, die über entsprechende<br />
betri<strong>eb</strong>liche Erfahrungen verfügen, da die Evaluation<br />
aus naheliegenden Gründen nicht im laufenden<br />
tatsächlichen Betri<strong>eb</strong> beim Praxispartner möglich war.<br />
Der Entwurf der Oberflächen wurde im Rahmen<br />
einer Überarbeitung noch einmal gr<strong>und</strong>legend umgestaltet.<br />
Die prinzipiellen Arbeitsschritte bli<strong>eb</strong>en<br />
dabei erhalten, aber die Darstellung, verschiedene<br />
Nomenklaturen sowie die Bedienung, was unter anderem<br />
auch eine Reduzierung des Eingabeaufwands<br />
ermöglichte, wurden verändert.<br />
In der grafischen Gestaltung der Bedienoberfläche<br />
spiegeln sich die Schritte der Störungsbearbeitung<br />
wieder. Für jeden erforderlichen Schritt wurde<br />
eine eigene Oberfläche entworfen, die innerhalb eines<br />
Karteikartensystems mit Reitern als Ordnungskriterium<br />
verb<strong>und</strong>en wurden.<br />
Der Prozess ist in zwei Phasen gegliedert, die sich<br />
so in der Bedienoberfläche zeigen. Beide Phasen<br />
besitzen eine definierte Anzahl von Arbeitsschritten,<br />
wobei die Phase 1 der Störungsklassifizierung<br />
(Schritt 1 bis 4) <strong>und</strong> Phase 2 der Bearbeitung der<br />
Entstörung (Schritt 5 <strong>und</strong> 6) dient.<br />
Innerhalb der Phase 1 erfolgt nach der Aktivierung<br />
des Störungszustandes auf dem Tab 1 (Bild 6) die<br />
Eingabe der Störfallkategorie (Bild 7), um die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Art der Störung zu kategorisieren. Je nach<br />
Art der Störung wird das Ereignis lokalisiert <strong>und</strong> in einer<br />
stilisierten Netzdarstellung angezeigt (Bild 8). Im<br />
nächsten Schritt werden die Eingaben zus<strong>am</strong>mengefasst<br />
dargestellt <strong>und</strong> mit der Eingabe der Priorität <strong>für</strong><br />
die Simulation abgeschlossen (Bild 9).<br />
Nach der Simulation erfolgt in der Phase 2 eine Anzeige<br />
von bis zu drei Dispositionsempfehlungen, die jeweils<br />
in Abhängigkeit der Priorisierung eine Bewertungskennziffer,<br />
die verbale Beschreibung der Maßnahme <strong>und</strong> in<br />
einer Übersicht die betri<strong>eb</strong>lichen <strong>und</strong> kommunikativen<br />
Maßnahmen enthält (Bild 10). Nach individueller Auswahl<br />
eines Vorschlages werden im Schritt 6 die Maßnahmen<br />
detailliert dargestellt (Bild 11). Diese werden mit ihrer<br />
Durchführung abgehakt <strong>und</strong> können somit auch <strong>für</strong><br />
die Führung eines Störungsbuchs, protokolliert werden.<br />
In der abschließenden Evaluation der Oberflächengestaltung<br />
wurden noch einige Verbesserungsmöglichkeiten<br />
der Darstellung, wie der Bewertung, festgehalten, die<br />
bei einer Umsetzung Berücksichtigung finden werden.<br />
4 Laborlösung <strong>und</strong> Testbetri<strong>eb</strong><br />
4.1 Aufbau der Laborlösung<br />
Die Funktionen des Dispositionsteils werden auf dem<br />
eco C –Server beim Verkehrsbetri<strong>eb</strong> implementiert. Die<br />
Bild 8:<br />
Lokalisierung der Störung <strong>und</strong> Anzeige.<br />
Bild 9:<br />
Eingabe der Simulationsprämisse.<br />
Bedienung erfolgt mit Hilfe eines W<strong>eb</strong>browsers auf<br />
einem Rechner der Leitstelle. Um die Leitstellenmitarbeiter<br />
nicht durch die Systemtests zu belasten, wurde<br />
eine Laborlösung aufg<strong>eb</strong>aut. Trotzdem werden <strong>für</strong> die<br />
Testdurchführung vergleichbare Störungen benötigt,<br />
um die Erg<strong>eb</strong>nisse zu bewerten. Diese wurden durch<br />
Verwendung aufgezeichneter LISI-Bewegungsdaten erzeugt,<br />
die dann beli<strong>eb</strong>ig wiederholt werden konnten.<br />
Für den Test wurden alle relevanten Module des<br />
eco C wie der Applikationsserver mit den Modulen <strong>für</strong><br />
das Data Mining, die FaHaZR <strong>und</strong> die Ablaufsteuerung,<br />
sowie die Datenbanken eco DB auf einem Rech-<br />
112 (2014) Heft 3<br />
131
Betri<strong>eb</strong><br />
Bild 10:<br />
Anzeige von Simulationserg<strong>eb</strong>nissen.<br />
Bild 11:<br />
Darstellung der ausgewählten Entstörungsvariante.<br />
ner installiert <strong>und</strong> so angepasst, dass die historischen<br />
LISI-Bewegungsdaten eines festen Zeitpunktes zyklisch<br />
verwendet werden konnten.<br />
4.2 Tests zur Disposition<br />
Anschließend an die Komponenten- <strong>und</strong> Integrationstests<br />
wurden innerhalb des Projektes die ELS-internen<br />
Tests zur betri<strong>eb</strong>lichen Funktion des Systems<br />
durchgeführt. Da Daten mit tatsächlich aufgetretenen<br />
Störungen nicht zur Verfügung standen, wurden<br />
aufgezeichnete LISI-Bewegungsdaten manuell<br />
nachbearbeitet, um d<strong>am</strong>it verschiedene Störungen<br />
zu simulieren. Insbesondere wurde bei den auftretenden<br />
Störungen getestet, ob das System einen<br />
betri<strong>eb</strong>lich korrekten Dispositionsvorschlag in einem<br />
angemessenen Zeitraum errechnen kann.<br />
Während dieser betri<strong>eb</strong>lichen Tests gaben die<br />
Tester die ausgewählten Störungen nach Kategorie,<br />
Lokalisierung <strong>und</strong> Priorisierung <strong>für</strong> die Zielfunktion<br />
schrittweise ein, wie es in Abschnitt 3.3.6 beschri<strong>eb</strong>en<br />
wurde. Danach wurden die Auswahl von Dispositionsvorschlägen<br />
<strong>und</strong> die Simulation gestartet.<br />
Um die Störungsbearbeitung zu illustrieren, wird<br />
hier das Beispiel der Sperrung eines Bahnhofsgleises,<br />
das <strong>für</strong> verschiedene Bahnhöfe simuliert wurde, näher<br />
erläutert. Je nach Position des Bahnhofs innerhalb<br />
des Linienverlaufs <strong>und</strong> seiner infrastrukturellen<br />
Eigenschaften <strong>und</strong> Umg<strong>eb</strong>ung mussten unterschiedliche<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse erzielt, bewertet <strong>und</strong> dem Disponenten<br />
vorgeschlagen werden.<br />
Getestet wurden unter anderem die Auswirkungen<br />
einer Sperrung auf die Dispositionserg<strong>eb</strong>nisse<br />
während der Hauptverkehrszeit. So wurden zum<br />
Beispiel <strong>für</strong> eine Störung, die eine Sperrung des Gleises<br />
1 erforderlich machte, in der Station Görlitzer<br />
Bahnhof folgende Vorschläge errechnet:<br />
1 Zugverkehr Uhlandstraße – Kottbusser Tor<br />
(oben) nach Regelfahrplan mit Ausfall von<br />
2 Umläufen; Pendelverkehr Kottbusser Tor (oben)<br />
– Warschauer Straße im 15-min-Takt<br />
2 Zugverkehr Uhlandstraße – Kottbusser Tor“<br />
(oben) nach Regelfahrplan mit Ausfall von<br />
2 Umläufen; Pendelverkehr Kottbusser Tor (oben)<br />
– Görlitzer Bahnhof im 10-min-Takt; Pendelverkehr<br />
Görlitzer Bahnhof – Warschauer Straße im<br />
15-min-Takt<br />
3 Zugverkehr Uhlandstraße – Kottbusser Tor (oben)<br />
nach Regelfahrplan mit Ausfall von 1 Umlauf;<br />
Pendelverkehr Kottbusser Tor (oben) – Schlesisches<br />
Tor im 10-min-Takt; Pendelverkehr Schlesisches<br />
Tor – Warschauer Straße im 10-min-Takt<br />
Die vom System benötigte Bearbeitungszeit vom<br />
Start der Simulation bis zur Ausgabe der Dispositionsvorschläge<br />
wurde aufgenommen. Bei diesen Versuchen<br />
wurden Zeiten von insges<strong>am</strong>t drei bis fünf<br />
Sek<strong>und</strong>en ermittelt (Bild 12).<br />
Die angezeigten Vorschläge wurden von den Testern<br />
überprüft. Dabei musste kontrolliert werden, ob<br />
die Dispositionsvorschläge den Störungsursachen<br />
entsprachen <strong>und</strong> ob alle Fahrzeuge, die sich zum<br />
Störungszeitpunkt im Umlauf befanden, vom Dispositionsvorschlag<br />
abgedeckt <strong>und</strong> mit neuen Fahrplandaten<br />
versorgt worden waren. Es wurden keine Fehlzuordnungen<br />
festgestellt. Alle im Vorfeld definierten<br />
Störungen, die vollständig im betri<strong>eb</strong>lichen Alltag<br />
auftretenden Störungen entsprachen, konnten mit<br />
dem System abgefragt werden.<br />
132 112 (2014) Heft 3
Betri<strong>eb</strong><br />
Die Tests waren iterativ konzipiert worden, wenn<br />
sich aus den Erg<strong>eb</strong>nissen Änderungsbedarf ergab,<br />
wurden diese Änderungen – wenn möglich – sofort<br />
eingearbeitet <strong>und</strong> die Tests mit dem verbesserten<br />
System fortgesetzt. Diese Änderungen betrafen unter<br />
anderem die Gütewerte, die <strong>für</strong> die Auswahl der<br />
angezeigten Dispositionsvorschläge sorgen <strong>und</strong><br />
die Darstellung der Dispositionsfahrpläne in den<br />
Dispositionsvorschlägen, deren Informationsgehalt<br />
erweitert wurde.<br />
Im Anschluss an den Testablauf wurden die<br />
Tester zu ihrer Einschätzung des Ablaufs der Bedienschritte<br />
<strong>und</strong> zur optischen Gestaltung der Bedienoberfläche<br />
befragt.<br />
Die Befragung der Testpersonen ergab, dass<br />
die Ergonomie der eco-Oberfläche nach den Änderungen<br />
als günstig eingeschätzt wurde. Die anfallenden<br />
Berechnungszeiten wurden als kurz <strong>und</strong><br />
akzeptabel <strong>für</strong> den betri<strong>eb</strong>lichen G<strong>eb</strong>rauch eingeschätzt<br />
(Bild 12).<br />
Der geplante eco C -Funktionsumfang konnte d<strong>am</strong>it<br />
vollständig erreicht werden.<br />
4.3 Einordnung der Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
Mit den Tests <strong>am</strong> Demonstrator wurde gezeigt,<br />
dass im Störungsfall die automatische Unterstützung<br />
der Disposition prinzipiell möglich ist, indem<br />
ihr rechnerunterstützt durch ELS Dispositionsvorschläge<br />
präsentiert werden. Eine geeignete<br />
Bedienoberfläche zur schnellen Eingabe betri<strong>eb</strong>licher<br />
Störungen ist vorhanden. Die erzielten Berechnungszeiten<br />
der ELS-Softwarekomponenten<br />
zur Errechnung der Dispositionsvorschläge inklusive<br />
der Simulation bli<strong>eb</strong>en im betri<strong>eb</strong>lich akzeptablen<br />
Rahmen.<br />
Beim Demonstrator konnten unter anderem aus<br />
datenschutzrechtlichen Gründen die Daten der<br />
Personaldisposition nicht berücksichtigt werden.<br />
Für den Leitstellenmitarbeiter wäre jedoch eine<br />
Kopplung mit der Personaldisposition wichtig, um<br />
bei der Entstörung automatisch die Fragestellung<br />
prüfen zu können, ob ein Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer die<br />
Berechtigung <strong>für</strong> die Strecke besitzt, auf die sein<br />
Fahrzeug umgeleitet wird. Auch bei anderen betri<strong>eb</strong>lichen<br />
Dispositionsmaßnahmen ist es oftmals<br />
erforderlich, dass die Personaldisposition bei der<br />
Berechnung der Vorschläge berücksichtigt wird, da<br />
Pausen- <strong>und</strong> Ruhezeiten sowie vorhandene Kenntnisse<br />
<strong>und</strong> Zulassungen <strong>für</strong> die Umsetzung zu beachten<br />
sind.<br />
Die Erarbeitung der Regeln zur Erzeugung der<br />
Dispositionsvorschläge <strong>und</strong> deren Übertragung auf<br />
ein konkretes Verkehrsnetz war sehr zeitaufwändig<br />
<strong>und</strong> wurde innerhalb des <strong>Forschung</strong>sprojektes nur<br />
<strong>für</strong> eine Linie realisiert. Eine Ausweitung auf alle<br />
drei Linien des Netzes war auf Gr<strong>und</strong> des da<strong>für</strong><br />
112 (2014) Heft 3<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
t<br />
1<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Bild 12:<br />
Berechnungszeit t (Grafik: IFB).<br />
erforderlichen Zeitbedarfs nicht möglich. Hieraus<br />
ergibt sich weiterer <strong>Forschung</strong>sbedarf <strong>für</strong> zukünftige<br />
Lösungen. D<strong>am</strong>it sollten automatisiert abstrakte<br />
Dispositionsvorschläge auf bestehende Infrastrukturen<br />
abg<strong>eb</strong>ildet <strong>und</strong> diese im DWH gespeichert<br />
werden können.<br />
Ein zusätzliches Erg<strong>eb</strong>nis des Projektes ist der<br />
Nachweis der erfolgreichen Nutzung verfügbarer<br />
Daten über die bestehende Betri<strong>eb</strong>slage, die von einem<br />
ITCS bereitgestellt werden, <strong>für</strong> weitere Anwendungen.<br />
Eine wesentliche Forderung der Betreiber<br />
<strong>für</strong> künftige Implementierungen von Leitsystemen<br />
sollte demzufolge die offene Architektur des einzusetzenden<br />
ITCS mit frei zugänglichen, standardisierten<br />
Schnittstellen sein. D<strong>am</strong>it wären auch neuartige<br />
<strong>Forschung</strong>serg<strong>eb</strong>nisse in der Praxis kostengünstig<br />
umzusetzen.<br />
5 Ausblick<br />
Störungsszenario<br />
Energieoptimales Leit- <strong>und</strong> Störfallmanagement<br />
(ELS) ist ein abgeschlossenes, durch die TSB <strong>Technologie</strong>stiftung<br />
Berlin aus Mitteln des Zukunftsfonds<br />
des Landes Berlin, kofinanziert von der Europäischen<br />
Union (EFRE) gefördertes, komplexes<br />
<strong>Forschung</strong>sverb<strong>und</strong>vorhaben mit si<strong>eb</strong>en Projektpartnern<br />
<strong>und</strong> dem Praxispartner Berliner Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
(BVG). Aus den während der Erprobung<br />
des Verfahrens gewonnenen Erkenntnissen lässt<br />
sich ableiten, dass die rechentechnische Unterstützung<br />
der betri<strong>eb</strong>lichen Entstörung durch ELS<br />
machbar <strong>und</strong> auch sinnvoll ist. Da sich die im Projekt<br />
verwendeten Verfahren zur Projektierung der<br />
Basisdispositionsvorschläge <strong>für</strong> die Anwendung<br />
in der Praxis als zu aufwändig erwiesen, muss an<br />
dieser Stelle noch weitere <strong>Forschung</strong>sarbeit geleistet<br />
werden, um ein Verfahren zu finden, das<br />
eine automatisierte Generierung der Dispositionsvorschläge<br />
ermöglicht.<br />
ELS ist ein System, bei dem der Mensch innerhalb<br />
des Dispositionsprozesses als Entscheidungs-<br />
133
Betri<strong>eb</strong><br />
instanz <strong>für</strong> den Betri<strong>eb</strong>sablauf bestehen bleibt. Es<br />
nutzt weit verbreitete standardisierte Informationsquellen<br />
<strong>und</strong> könnte bestehende Betri<strong>eb</strong>sführungssysteme<br />
so ergänzen, dass die Energieeffizienz<br />
verbessert <strong>und</strong> im Störungsfall die Disposition<br />
unterstützt wird. Es ist deshalb d<strong>am</strong>it zu rechnen,<br />
dass in Zukunft derartige Systeme bei den Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
eine Akzeptanz finden werden.<br />
Literatur<br />
[1] Langerwisch, L.; Templin, F.: Energieoptimales Leit- <strong>und</strong><br />
Störfallmanagement ELS. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />
(2013), H. 5, S. 310–319.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Lutz Langerwisch (59),<br />
Ausbildung Elektronikfacharbeiter, 1975<br />
Studium Informationstechnik an der<br />
Ingenieurhochschule Wismar, bis 1990<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter/Arbeitsgruppenleiter/Bereichsleiter<br />
<strong>am</strong> Zentralen<br />
<strong>Forschung</strong>sinstitut des Verkehrswesens<br />
der DDR, seit 2002 Geschäftsführer<br />
ASCI Systemhaus GmbH.<br />
Adresse: ASCI Systemhaus GmbH,<br />
Seddiner Str. 5, 10315 Berlin,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 30 293485-0, Fax: -11;<br />
E-Mail: llangerwisch@asci-systemhaus.de<br />
Dipl.-Ing. Frank Templin (57), Ausbildung<br />
Industriekaufmann, 1979 Studium<br />
Elektrotechnik an der Technische<br />
Universität Berlin, bis 06/1989 Projektingenieur<br />
ULTRA TUBE: Kraftwerks- <strong>und</strong><br />
Labortechnik, seit 08/1989 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter/Projektleiter <strong>am</strong><br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH.<br />
Adresse: <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Bahntechnik GmbH,<br />
Carnotstr. 6, 10587 Berlin, Deutschland;<br />
Fon: +49 30 3999-2441, Fax: -2490;<br />
E-Mail: ft@bahntechnik.de<br />
Gr<strong>und</strong>lagen zu <strong>Elektrische</strong>n Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen <strong>und</strong><br />
ihrer Energieversorgung<br />
Das Buch wendet sich an Studierende der elektrischen Energietechnik,<br />
der Regelungstechnik <strong>und</strong> des Maschinenbaus. Es gibt<br />
einen Überblick über die Gr<strong>und</strong>lagen der elektrischen Zugförderung<br />
<strong>und</strong> beschreibt schwerpunktmäßig die Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />
Danach wird die Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3<br />
Hz, 50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung der Leistungselektronik<br />
<strong>und</strong> der Netzrückwirkungen behandelt.<br />
Die dritte Auflage berücksichtigt maßg<strong>eb</strong>liche Entwicklungen,<br />
die ihren Weg in die Bahnpraxis gef<strong>und</strong>en haben oder bald finden<br />
werden. Dies betrifft besonders die Technik der permanenterregten<br />
Synchronmaschinen sowie des umrichtergeführten Mittelfrequenz-Transformators<br />
zum Ersatz des besonders bei der Bahnstromfrequenz<br />
16 2/3 Hz sehr schweren Haupttransformators, neue Zweikraft-<br />
oder Hybrid-Fahrzeuge sowie die neue Topologie des Modularen<br />
Multilevel Converters (MMC) in der Bahnstromerzeugung 16 2/3 Hz.<br />
Bestellung unter:<br />
Tel.: +49 201 82002-14<br />
Fax: +49 201 82002-34<br />
bestellung@vulkan-verlag.de<br />
Andreas Steimel<br />
3. Auflage 2014, ca. 412 Seiten, 170 x 240 mm<br />
Broschur mit interaktivem eBook (Online-Lesezugriff im MediaCenter)<br />
Preis: € 57,–<br />
ISBN: 978-3-8356-7134-8<br />
134 112 (2014) Heft 3
Historie<br />
Bahnstromversorgung<br />
der Lötschbergbahn von<br />
1913 bis 2013 – Teil 2<br />
nach Vortrag Gerold Kuonen, Leiter Bahnstrom, BLS Netz AG,<br />
auf der ETG-Fachtagung 100 Jahre Hochleistungstraktion –<br />
100 Jahre Lötschbergbahn in Spiez, Juni 2013<br />
Vor h<strong>und</strong>ert Jahren ging die Lötschbergbahn von Frutigen nach<br />
Brig in Betri<strong>eb</strong>. Für die Versorgung mit <strong>Bahnen</strong>ergie dienten zunächst<br />
zwei Wasserkraftwerke auf der Nordseite.<br />
100 Jahre Lötschbergbahn<br />
Gründung der Lötschbergbahn<br />
Im Jahr 1902 stimmte das Berner<br />
Stimmvolk einem Kredit <strong>für</strong> die<br />
Ausarbeitung einer normalspurigen<br />
Bahnverbindung zwischen<br />
dem Berner Oberland <strong>und</strong> dem<br />
Oberwallis zu. Nachdem man wie<br />
überall bei solchen Ideen mehrere<br />
Varianten ausgearbeitet hatte<br />
(Bild 1), entschied 1906 der Grosse<br />
Rat des Kantons Bern <strong>für</strong> das<br />
Projekt Lötschberg durch das Kandertal,<br />
<strong>und</strong> noch im gleichen Jahr<br />
wurde die Berner Alpenbahngesellschaft<br />
Bern-Lötschberg-Simplon<br />
B.L.S. (BLS) gegründet, die größte<br />
Schweizer Privatbahn.<br />
Bau der Lötschbergstrecke<br />
Die Lötschbergbahn knüpfte an<br />
die 1901 eröffnete, 13,5 km lange<br />
Strecke Spiez – Frutigen an, die<br />
von der BLS übernommen wurde.<br />
1907 begann der Bau der 60,3 km<br />
langen Strecke von Frutigen nach<br />
Brig. Hauptbauwerk wurde der<br />
14,6 km lange Scheiteltunnel<br />
zwischen Kandersteg <strong>und</strong> Goppenstein<br />
(Bild 2), der 1911 durchschlagen<br />
wurde.<br />
Die Zufahrtsstrecken im Norden<br />
<strong>und</strong> im Süden waren schwierig<br />
zu trassieren <strong>und</strong> zu bauen. Sie<br />
wurden mit 27 ‰ Steigung angelegt.<br />
Auf der Nordr<strong>am</strong>pe brauchte<br />
es da<strong>für</strong> an der Ostflanke des Kandertales<br />
zwei 180º-Kehrtunnel,<br />
die Südr<strong>am</strong>pe musste viele G<strong>eb</strong>irgsseitentäler<br />
überqueren <strong>und</strong><br />
brachte spektakuläre Aussicht auf<br />
das Rhonetal (Bild 3). Mit total 36<br />
Tunneln <strong>und</strong> Galerien sowie 22<br />
Brücken wurde die Strecke eines<br />
der wichtigsten <strong>und</strong> kühnsten<br />
Bauwerke der Schweizer <strong>Bahnen</strong>.<br />
Nach si<strong>eb</strong>en Jahren Bauzeit<br />
konnte die Lötschbergbahn <strong>am</strong><br />
19. Juni 1913 eröffnet werden.<br />
Zus<strong>am</strong>men mit der Simplonstrecke<br />
bildete sie fortan n<strong>eb</strong>en der<br />
Gotthardbahn die zweite Transitachse<br />
durch die Schweizer Alpen.<br />
Ursprünglich war allein der<br />
Lötschbergtunnel zweigleisig,<br />
während auf den beiden R<strong>am</strong>pen<br />
nur Brückenwiderlager <strong>und</strong> Tunnel<br />
weitgehend <strong>für</strong> ein zweites<br />
Gleis vorbereitet wurden. Dieses<br />
wurde mit aufwändigen Bauarbeiten<br />
von 1976 bis 1992 durchgehend<br />
verlegt.<br />
Elektrifizierung<br />
Gleich 1906 wurde entschieden,<br />
die Bahn mit elektrischer Traktion<br />
zu betreiben. Das war eine mutige<br />
Entscheidung, weil es noch<br />
sehr wenig Erfahrung gab <strong>und</strong><br />
noch kein Versorgungssystem<br />
sich richtig durchgesetzt hatte.<br />
Es gab also große Herausforderungen<br />
bei Systemwahl, Energieerzeugung,<br />
Fahrleitungen <strong>und</strong><br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen.<br />
Weitsichtig entschied man<br />
sich <strong>für</strong> Einphasenwechselstrom<br />
Bild 3:<br />
Streckenbau Lötschberg Südr<strong>am</strong>pe.<br />
Bild 1:<br />
Streckenvarianten Lötschbergbahn (alle Bilder: BLS Netz).<br />
Bild 2:<br />
Tunnelbau Goppenstein.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
135
Historie<br />
Bild 4:<br />
Kraftwerk Spiez.<br />
Bild 5:<br />
Prinzipschema <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung Lötschbergbahn um 1960, Leistungswerte<br />
ohne Gewähr (genau siehe Tabelle 1 in [1]) <strong>und</strong> vermutlich alle in kVA.<br />
(1 AC) mit 15 kV Fahrleitungsnennspannung<br />
<strong>und</strong> 15 Hz Nennfrequenz<br />
<strong>und</strong> richtete d<strong>am</strong>it 1910<br />
auf der Strecke Spiez – Frutigen<br />
einen Versuchsbetri<strong>eb</strong> ein.<br />
Für die Versorgung mit Traktionsenergie<br />
stellten die Bernische<br />
Kraftwerke (BKW) in ihren Wasserkraftwerken<br />
Spiez <strong>und</strong> Kandergr<strong>und</strong><br />
15-Hz-Gruppen auf<br />
(Bild 4). Später k<strong>am</strong>en hier <strong>und</strong><br />
in der Ortschaft Wimmis, 2 km<br />
Luftlinie südwestlich von Spiez,<br />
noch rotierende Netzkupplungsumformer<br />
hinzu (Bild 5)<br />
(Tabelle 1 in [1]).<br />
Strecken- <strong>und</strong> Bahnhofsfahrleitungen<br />
waren <strong>eb</strong>enfalls zu<br />
entwerfen (Bild 6). Auf der eingleisigen<br />
Südr<strong>am</strong>pe war ein Parallelseil<br />
Cu 95 mit verlegt, denn<br />
sie war von Kandergr<strong>und</strong> aus auf<br />
r<strong>und</strong> 40 km Länge bis Brig nur<br />
einseitig zu speisen. Erst als die<br />
SBB 1927 den Bahnhof von 3 AC<br />
3,3 kV auf 1 AC 15 kV umstellten<br />
[2], wurde hier eine Reservespeisung<br />
möglich (Bild 5).<br />
Die dauerhaft guten Erfahrungen<br />
mit dem anspruchsvollen<br />
elektrischen Betri<strong>eb</strong> der BLS<br />
k<strong>am</strong>en den SBB <strong>für</strong> ihr großes<br />
Elektrifizierungsprogr<strong>am</strong>m zugute.<br />
Erst in dessen Verlauf<br />
wurde, anders als vielfach zu lesen<br />
ist, <strong>am</strong> 30. Januar 1922 die<br />
1AC-Frequenz bei der BLS auf<br />
16 2 /3 Hz umgestellt [3]. Die beiden<br />
BKW-Kraftwerke sind noch<br />
heute in Betri<strong>eb</strong>, erzeugen aber<br />
nur 50 Hz. In Wimmis steht jetzt<br />
auch ein statischer Frequenzumrichter<br />
[4].<br />
Traktion<br />
Besonders waren leistungsfähige<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge erst noch zu entwickeln,<br />
<strong>und</strong> zus<strong>am</strong>men mit der<br />
Industrie wurden kräftige Lokomotiven<br />
konstruiert.<br />
Für den Versuchsbetri<strong>eb</strong> 1910<br />
wurden zwei Lokomotiven [5]<br />
<strong>und</strong> drei von Siemens <strong>und</strong> MFO<br />
g<strong>eb</strong>aute Bo‘2‘-Tri<strong>eb</strong>wagen Ce 2/4<br />
Bild 6:<br />
BLS-Fahrleitung.<br />
Bild 7:<br />
BLS-Tri<strong>eb</strong>wagen Ce 2/4 Betirbesnummern 781 bis 783.<br />
Spurweite 1 435 mm, Länge über Puffer 20 300 mm, Dienstmasse 55 t davon auf<br />
Tri<strong>eb</strong>drehgestell 30 t, anfangs St<strong>und</strong>en/leistung 450 PS / 330 kW <strong>und</strong> Höchstgeschwindigkeit<br />
70 km/h, 64 Sitzplätze; 1936 umg<strong>eb</strong>aut zu Ce 4/4 (Bo’Bo‘) mit<br />
800 PS / 590 kW <strong>und</strong> 80 km/h<br />
136 112 (2014) Heft 3
Historie<br />
Bild 8:<br />
BLS-Lokomotive Be 5/7 Betri<strong>eb</strong>snummern 151 bis 163.<br />
Spurweite 1 435 mm, Länge über Puffer 16 000 mm, Dienstmasse 107 t davon auf<br />
Treibradsätzen 80 t, St<strong>und</strong>en/leistung 2 500 PS / 1 840 kW, Höchstgeschwindigkeit<br />
anfangs 75 km/h<br />
eingesetzt (Bild 7); sie wurden<br />
1936 ertüchtigt <strong>und</strong> 1953-54<br />
ausgemustert.<br />
Den Dienst auf der Bergstrecke<br />
ab 1913 übernahmen 1‘E1‘-<br />
Lokomotiven Be 5/7 (Bild 8).<br />
Hersteller waren MFO, BBC <strong>und</strong><br />
SLM. Die elektrische Ausrüstung<br />
war aufgeteilt in zwei Transformatoren<br />
<strong>und</strong> zwei Motoren, die<br />
auf gemeins<strong>am</strong>e Kuppelstangen<br />
wirkten. Mit 13 Stück war<br />
es die erste Lokomotivserie der<br />
BLS <strong>und</strong> bis 1926 die einzige auf<br />
der Bergstrecke eingesetzte. Sie<br />
konnte in der Ebene 1 000 t Anhängelast<br />
<strong>und</strong> auf den R<strong>am</strong>pen<br />
330 t mit 75 km/h ziehen. Einige<br />
Lokomotiven wurden später <strong>für</strong><br />
80 km/h ertüchtigt <strong>und</strong> eine sogar<br />
gr<strong>und</strong>legend umg<strong>eb</strong>aut (siehe<br />
Hintergr<strong>und</strong>). Ausgemustert<br />
wurden sie 1964.<br />
Die Fahrzeugkenndaten bei<br />
den Bildern 7 <strong>und</strong> 8 sind bei verlässlichen<br />
Quellen erfragt.<br />
Anmerkungen: Teil 1 dieses<br />
Berichts, der den Lötschberg-Basistunnel<br />
behandelt, steht in diesem<br />
Heft unter der Rubrik Fokus<br />
Report. – Die Überschrift zu [5] ist<br />
hier keineswegs ein Schreibfehler.<br />
Be<br />
HINTERGRUND<br />
Der Kuppelstangenantri<strong>eb</strong> der BLS-Lokomotiven Be 5/7 führte anfangs,<br />
wie bei vielen ähnlichen Konstruktionen dieser Anfangsjahre,<br />
zu Schüttelbewegungen <strong>und</strong> zu „schweren Tri<strong>eb</strong>werkbeschädigungen“,<br />
was den Einbau gefederter Zahnräder erforderte [1].<br />
Die Lokomotive 151 wurde Anfang der 1940er Jahre umg<strong>eb</strong>aut.<br />
Sie bek<strong>am</strong> statt der zwei großen Motoren vier kleinere, dabei auf<br />
2 200 kW gesteigerte Leistung <strong>und</strong> auf 90 km/h heraufgesetzte<br />
Höchstgeschwindigkeit. Beim Fahren waren die neuen Motoren<br />
paarweise in Reihe gruppiert. Weil bei ihnen 10 t Masse gespart wurden,<br />
ließ man von Séchéron auch die elektrischen Schaltapparaturen<br />
erneuern. Ferner ließen sich dadurch Widerstände, Drosselspulen<br />
<strong>und</strong> Schaltgeräte <strong>für</strong> eine AC-Nutzbremsschaltung unterbringen, bei<br />
der drei Motoren in Reihe geschaltet waren <strong>und</strong> einer als AC-Erregermaschine<br />
lief [1].<br />
[1] Liechty, R.: Ein interessanter Umbau der 2 500 PS Lokomotiven der Lötschbergbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 18 (1942), H. 11, S. 233–235.<br />
Literatur<br />
[1] J<strong>am</strong>pen, U.: Geschichte der elektrischen<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
im schweizerischen Berner Oberland.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104<br />
(2006), H. 7, S. 325–329. dazu<br />
H. 8-9/2006 komm. S. 463 <strong>und</strong><br />
korr. S. 464.<br />
[2] Bodmer, H.: Drehstrombahnen in<br />
der Schweiz – Teil 5. Simplon.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />
H. 9, S. 474–482.<br />
[3] Rossberg, R. R.: Einführung der<br />
Bahnfrequenz 16 2 /3 Hz in anderen<br />
Ländern Europas. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 110 (2012), H. 5,<br />
S. 208–217.<br />
[4] Thoma, M.; J<strong>am</strong>pen, U.: Statische<br />
Frequenzumrichteranlage Wimmis<br />
(Schweiz). In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
104 (2006), H. 12, S. 576–583.<br />
[5] NN.: Die 15-Perioden-Wechselstrom-Lokomotiven<br />
<strong>für</strong> den<br />
Lötschberg-Tunnelbetri<strong>eb</strong> der<br />
Schweizerischen B<strong>und</strong>esbahn. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e <strong>und</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
8 (1910), H. 15, S. 295–297.<br />
Doppelausrüstung BLS-Lokomotive Be 5/7 im Urzustand.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
137
Historie<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
im Jahre 1964 – Teil 1<br />
Wie im Vorjahr neu begonnen,<br />
hatte jedes Heft ein Editorial zu<br />
besonderen Anlässen oder zu einem<br />
Beitrag im Heft (Tabelle 1).<br />
Betri<strong>eb</strong><br />
Der Standardbericht [1] zum Vorjahr<br />
nannte 518 km Zuwachs an<br />
elektrifizierten Strecken, davon<br />
die wichtigsten B<strong>eb</strong>ra – Göttingen<br />
– Hannover <strong>und</strong> Lückenschluss<br />
Gemünden – Flieden<br />
mit zus<strong>am</strong>men 236 km, sodass<br />
Frankfurt (Main) – Hannover <strong>und</strong><br />
München – Hannover durchgehend<br />
elektrisch zu fahren waren.<br />
Einschließlich S-Bahn H<strong>am</strong>burg<br />
wurden nun 5 034 km elektrisch<br />
betri<strong>eb</strong>en, was „nahezu 1 /6 des<br />
Ges<strong>am</strong>tnetzes“ bedeutete. Dadurch<br />
war der Anteil der D<strong>am</strong>pftraktion<br />
an den Bruttotonnenkilometern<br />
erstmals unter 50 %<br />
gesunken. Auch die 1 000. elektrische<br />
Neubaulokomotive war<br />
in Dienst gekommen, <strong>und</strong> 1964<br />
sollte mit 226 Stück der Höhepunkt<br />
der Lieferungen folgen.<br />
Für die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
waren je ein 25-MW-Umformer<br />
in Marl, Lehrte <strong>und</strong> Borken sowie<br />
ein 40-MW-Turbosatz in Düsseldorf<br />
hinzu gekommen. Auf dem<br />
Streckenabschnitt Forchheim –<br />
B<strong>am</strong>berg hatten 1963 mit zwei<br />
umg<strong>eb</strong>auten Lokomotiven E 10<br />
Schnellfahrversuche bis 200 km/h<br />
begonnen (Editorial Heft 1). Die<br />
TABELLE 1<br />
Editorials in EB 35 (1964).<br />
Heft Verfasser Thema<br />
1 Alt Schnellfahrversuche der DB mit Geschwindigkeiten bis 200 km/h<br />
2 Gladigau 100 MW Bahnstromleistung im D<strong>am</strong>pfkraftwerk Düsseldorf-<br />
Lausward<br />
3 Kniffler Eine weitere europäische Magistrale elektrifiziert<br />
4 Kasperowski 30 Jahre elektrotechnisches Versuchswesen beim B<strong>und</strong>esbahn-<br />
Zentral<strong>am</strong>t München<br />
5 Kristl 40 Jahre Walchenseekraftwerk<br />
6 Laube Automatischer Zugbetri<strong>eb</strong> auf einer Industri<strong>eb</strong>ahn<br />
neuartige Führerstandssignalisierung<br />
über Linienleiter reichte<br />
6 km voraus.<br />
Traditionell hatten diese Berichte<br />
stets auch ein Kapitel<br />
Versuchswesen <strong>und</strong> Mitarbeit in<br />
nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
elektrotechnischen Verbänden <strong>und</strong><br />
der UIC. Das Editorial zu Heft 4 erinnerte<br />
daran, wie 1934 die Deutsche<br />
Reichsbahn ihre Zentralstelle<br />
<strong>für</strong> Versuche auf dem G<strong>eb</strong>iet der<br />
Elektrotechnik von Dessau nach<br />
München-Freimann <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it<br />
nahe zum Reichsbahn-Zentral<strong>am</strong>t<br />
verlegt hatte. Nach 1945 war<br />
daraus mit verschiedenen anderen<br />
Aufgaben die B<strong>und</strong>esbahn-<br />
Versuchsanstalt München geworden<br />
(Bild 1). Von deren Aufgaben<br />
führt einen Teil heute die DB Systemtechnik<br />
weiter.<br />
Erst nach den vorrangigen<br />
Süd-Nord-Elektrifizierungen der<br />
beiden Rhein- <strong>und</strong> der oben genannten<br />
Strecken hatte die DB<br />
auch mit West-Ost-Elektrifizierungen<br />
beginnen können. Dabei<br />
war der Inselbetri<strong>eb</strong> des Raumes<br />
Saarbrücken, von einer 110-kV-<br />
Bahnstromleitung ab Unterwerk<br />
(Uw) Bingen versorgt, etappen-<br />
Bild 1:<br />
B<strong>und</strong>esbahn-Versuchsanstalt München-Freimann (aus Editorial zu<br />
Heft 4).<br />
Bild 2:<br />
SNCF-Dreispannungslokomotive BB 30 001 (Bild 6 aus [21]).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannungen DC 1,5 kV / DC 3 kV / 1AC 25 kV 50 Hz,<br />
Radsatzfolge B’B‘, Ges<strong>am</strong>tmasse 69 t, Dauerleistung 2 135 kW, spezifische Leistung<br />
31 kW/t, Höchstgeschwindigkeiten 100 <strong>und</strong> 150 km/h<br />
138 112 (2014) Heft 3
Historie<br />
weise bis Homburg (Saar) <strong>und</strong><br />
bis Kaiserslautern vorgedrungen.<br />
Im März 1964 k<strong>am</strong> nun nach vier<br />
Jahren Bauzeit der Lückenschluss<br />
mit 63 km bis Ludwigshafen, wovon<br />
die 33 km durch den Pfälzer<br />
Wald bis Neustadt (Weinstraße)<br />
topografisch besonders schwierig<br />
waren: Den Lichten Raum in<br />
zwölf Tunneln <strong>und</strong> unter vielen<br />
Brücken herzustellen kostete<br />
mit 32 Mio. DEM mehr als die<br />
Fahrleitungen mit 23 Mio. DEM<br />
[8]. Das neue Uw Kaiserslautern<br />
bek<strong>am</strong> die erste elektronische<br />
Fernsteuerung im DB-<strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />
vom Mutterunterwerk,<br />
später Zentralschatstelle Saarbrücken<br />
aus. Das Heft-Editorial<br />
dazu jubilierte über „ununterbrochen<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong><br />
zwischen Paris <strong>und</strong> Wien“; real<br />
waren allerdings an der Grenze<br />
bei Saarbrücken noch eine<br />
Spannungswechselstelle <strong>und</strong><br />
sowohl in Ludwigshafen als erst<br />
recht noch in Stuttgart d<strong>am</strong>als<br />
Kopfbahnhöfe zu passieren, <strong>und</strong><br />
Zweifrequenztri<strong>eb</strong>züge gab es<br />
noch nicht. – Eine Kurznachricht<br />
meldete zum Ende Mai 1964<br />
weitere 218 km mit elektrischem<br />
Betri<strong>eb</strong>, darunter Düsseldorf –<br />
<strong>und</strong> Opladen – Wuppertal – Hagen<br />
– H<strong>am</strong>m als Parallelstrecke<br />
zum Ruhrg<strong>eb</strong>iet (Heft 6).<br />
Die SNCF hatte von 38 500<br />
Strecken-km 7 780 elektrifiziert<br />
[21]. Eine fast ganzseitige Karte<br />
zeigte das Netz <strong>und</strong> eine halbseitige<br />
die Vorortbahnen im Raum<br />
Paris. Lokomotiven <strong>für</strong> Inlandeinsatz<br />
mit DC 1,5 kV <strong>und</strong> 1 AC 25 kV<br />
50 Hz („bicourant“) gab es als<br />
Serien 25100, 25200 <strong>und</strong> 25500,<br />
wobei man letztere mit heutigem<br />
Modewort modular nennen würde,<br />
denn es gab dazu die Varianten<br />
17 000 <strong>für</strong> AC <strong>und</strong> 8 500 <strong>für</strong><br />
DC; die Serie 30 000 konnte auch<br />
unter DC 3 kV nach Belgien <strong>und</strong><br />
dann wieder in den Niederlanden<br />
fahren. Bauarten waren teils<br />
Bo’Bo‘ <strong>und</strong> teils B’B‘ mit im Faktor<br />
1,5 umschaltbaren Getri<strong>eb</strong>en,<br />
weitgehend ähnlich war ein charakteristisches<br />
Aussehen (Bild 2).<br />
Im Bau waren <strong>für</strong> auch noch<br />
Bild 3:<br />
„Heulriffeln“ an Straßenbahntreibrad<br />
(Bild 6 aus [23[).<br />
16 2 /3 Hz („quadricourant“) vier<br />
107 t leichte C’C‘-Lokomotiven<br />
40 100 <strong>für</strong> 160 <strong>und</strong> 240 km/h.<br />
Bei einer höhengleiche Kreuzung<br />
mit täglich 178 Zug- <strong>und</strong><br />
240 Straßenbahnfahrten wurden<br />
fest verb<strong>und</strong>ene Fahrdrahtkreuze<br />
zwischen 15 kV 16 2 /3 Hz <strong>und</strong> DC<br />
600 V umgeschaltet (Bild 3) [2].<br />
Die Straßenbahn hatte im Vorfeld<br />
3 m lange Schutzstrecken <strong>und</strong> die<br />
DB-Strecke doppelte 25 <strong>und</strong> 14 m<br />
lange zum Schutz gegen Kurzschlussverschleppung.<br />
Unter Kurznachrichten in Heft<br />
4 listete eine Tabelle 29 <strong>Bahnen</strong><br />
in acht mittel- <strong>und</strong> süd<strong>am</strong>erikanischen<br />
Ländern <strong>und</strong> fünf in<br />
Kanada mit elektrischem Betri<strong>eb</strong><br />
auf. Die größten Netze hatten<br />
dabei 573 <strong>und</strong> 158 km Strecken.<br />
Betri<strong>eb</strong>sspannung war durchweg<br />
DC von 0,55 bis 3 kV, Ausnahmen<br />
waren die Bananenabfuhrbahn in<br />
Costa Rica mit 1 AC 15 kV 20 Hz<br />
<strong>und</strong> eine Industrie-Zahnradbahn<br />
in Brasilien mit 3 AC 750 V.<br />
Tokio hatte 10 Mio. Einwohner<br />
<strong>und</strong> wollte sein U-Bahnnetz von<br />
60 km Länge bis 1975 auf 180 km<br />
erweitern [7].<br />
Ein uraltes, schon 1905 <strong>und</strong><br />
1906 behandeltes Thema war die<br />
Riffelbildung an Schienen <strong>und</strong> Rädern<br />
von Straßenbahnen, bisher<br />
unbekannt auch in Drehgestellen<br />
neuer Großraumwagen in Hannover<br />
aufgetreten [24]. Die Stellen<br />
waren erst durch Feindrehen<br />
der Räder sichtbar zu machen.<br />
Gezeigt <strong>und</strong> diskutiert wurden<br />
Schadensbilder (Bild 4), der Einfluss<br />
von Gummielementen,<br />
Schäden an Lagern <strong>und</strong> Motoren,<br />
komplizierte grafische Stellungsbilder<br />
<strong>und</strong> Messerg<strong>eb</strong>nisdiagr<strong>am</strong>me.<br />
Empfohlen wurden<br />
n<strong>eb</strong>en Anderem sorgfältig gleiche<br />
Laufkreisdurchmesser <strong>und</strong> eine<br />
Flachrillenschiene an engen Wendeschleifen.<br />
Bild 4:<br />
Fahrleitungskreuzung Eisenbahn – Straßenbahn Staufenplatz Düsseldorf (Bild 1 aus [2]).<br />
112 (2014) Heft 3<br />
139
Historie<br />
Bild 5:<br />
Bahnstrom-Turbosatz 40 MW/50 MVA mit Getri<strong>eb</strong>e 3 : 1 Kraftwerk Düsseldorf-Lausward<br />
(Bild 1 aus [3]).<br />
Eine seit 50 Jahren mit 600 mm<br />
Spurweite <strong>und</strong> 1 AC 250 V 50 Hz<br />
betri<strong>eb</strong>ene Grubenbahn bek<strong>am</strong><br />
die 2,20 m hoch liegende Fahrleitung<br />
in 0,75 bis 1 km Abstand aus<br />
dem 5-kV-Untertagenetz gespeist<br />
[4]. Die 8 t schweren Lokomotiven<br />
hatten Repulsionsmotoren,<br />
nach einem Umbau 2 x 20 kW<br />
<strong>und</strong> konnten d<strong>am</strong>it 100 t Last mit<br />
14 km/h ziehen. Doppellokomotiven<br />
hatten Kardangelenkwellen<br />
<strong>für</strong> synchrone Bürstenverstellung<br />
über ±12,5°. Mehrsystem-, heute<br />
vornehmer Hybrid- <strong>und</strong> besser<br />
einfach Zweikraft-Lokomotiven<br />
mussten Akkumulatoren nutzen,<br />
wo Schlagwettergefahr keine<br />
Fahrleitung erlaubte. Weiter<br />
wurden <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung,<br />
Leittechnik <strong>und</strong> Trägerfrequenztelefonie<br />
teils über die Fahrleitung<br />
<strong>und</strong> teils über Antennenkabel beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Ein Editorial stellte die<br />
1,4 km lange Ringbahn eines Kalksteinbruches<br />
mit drei automatisch<br />
fahrenden Zügen vor (Heft 6).<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Anforderungen<br />
eines Fahrsimulators <strong>und</strong> Vorschläge,<br />
wie mit Analogrechnern anhand<br />
von Antri<strong>eb</strong>, Streckenpar<strong>am</strong>etern<br />
<strong>und</strong> Fahrdyn<strong>am</strong>ik der Fahrverlauf<br />
von Zügen aller Art nachg<strong>eb</strong>ildet<br />
werden kann, stellte [25] vor.<br />
[3]. Die Spannungskurve beeindruckt<br />
heute durch ihre Oberwellenfreiheit<br />
ohne Filter (Bild 6).<br />
Die drei Maschinengruppen wurden<br />
1984, 1988 <strong>und</strong> 1989 stillgelegt,<br />
<strong>und</strong> 2000 ließ die DB an<br />
dem Standort ihre beiden ersten<br />
15-MW-Standardumrichter aufstellen<br />
(<strong>eb</strong> Heft 10/2000).<br />
Für die vier möglichen relativen<br />
Höhenlagen benachbarter<br />
Aufhängepunkte eines Hochspannungsleiterseiles<br />
stellte [26] die<br />
mathematischen Zus<strong>am</strong>menhänge<br />
den Verfahren nach VDE-Normen<br />
gegenüber.<br />
Auf 20 km Streckenverlängerung<br />
der S-Bahn Kopenhagen<br />
wurden Seitenhalter, Aufhängungen<br />
unter Brücken <strong>und</strong> Streckentrennerisolatoren<br />
aus glasfaserverstärktem<br />
Polyester <strong>für</strong> DC<br />
1,5 kV eing<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> erprobt [5].<br />
In der B<strong>und</strong>esrepublik gab<br />
es vor 50 Jahren etwa 300 tödlich<br />
verlaufende Elektrounfälle<br />
im Jahr; die VDE-Bestimmungen<br />
verlangten Schutz gegen zufälliges<br />
Berühren betri<strong>eb</strong>smäßig unter<br />
Spannung stehender Teile der Betri<strong>eb</strong>smittel,<br />
gegen zu hohe Berührungsspannungen<br />
sowie gegen<br />
Brand- <strong>und</strong> Explosionsgefahren<br />
[18]. Dazu wurden die Maßnahmen<br />
von Kleinspannung über<br />
Schutzerdung <strong>und</strong>, heute abenteuerlich<br />
erscheinend, Nullung<br />
(Bild 7) bis Fehlerspannungs- <strong>und</strong><br />
Fehlerstrom-Schutzschaltung gezeigt<br />
<strong>und</strong> erklärt.<br />
Bild 6:<br />
Leerlaufspannung 6 680 V Bahnstrom-Turbogenerator (Bild 10 aus [3]).<br />
Bild 7:<br />
Schutzmaßnahme „Nullung“ (Bild 3 aus [18]).<br />
Infrastruktur<br />
Ein Editorial würdigte, dass im<br />
Walchenseekraftwerk nach Planungen<br />
seit der Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />
im Januar 1924 der erste Drehstrom-<br />
<strong>und</strong> im August der erste<br />
Bahnstromgenerator in Betri<strong>eb</strong><br />
gegangen waren.<br />
Das D<strong>am</strong>pfkraftwerk Düsseldorf-Lausward<br />
hatte schon je einen<br />
Bahnstrom-Turbosatz mit 25<br />
<strong>und</strong> mit 34 MW (Editorial Heft 2).<br />
Den neuen 40-MW-Generator<br />
tri<strong>eb</strong> d<strong>am</strong>pfwirtschaftlich günstig<br />
eine Nachschaltturbine mit<br />
Untersetzungsgetri<strong>eb</strong>e 3 : 1 <strong>für</strong><br />
dessen Frequenz 16 2 /3 Hz (Bild 5)<br />
Fahrzeuge <strong>und</strong> Fahrzeugtechnik<br />
Die Kurzbeschreibung [9] präsentierte<br />
eine neue Lokomotive<br />
mit 3 560 kW St<strong>und</strong>enleistung<br />
<strong>und</strong> 130 km/h Höchstgeschwindigkeit.<br />
Den ersten 80 Stück<br />
Rh 1042.0 folgten bis 1977 noch<br />
177 stärkere <strong>und</strong> schnellere<br />
Rh 1042.5.<br />
Ein Erfolgsschlager war der Gummiringfederantri<strong>eb</strong>,<br />
ein Mittelweg<br />
zwischen Tatzlager- <strong>und</strong> vollgefedertem<br />
Hohlwellenantri<strong>eb</strong> [10]. Außer<br />
bei allen neuen Bo‘Bo‘-Serienlokomotiven<br />
der DB wurde er bei den<br />
ÖBB in den Lokomotiven Rh 1141<br />
140 112 (2014) Heft 3
Historie<br />
Bild 8:<br />
ÖBB-Schnellbahntri<strong>eb</strong>zug 4030.200 (Bild 4 aus 14).<br />
Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV 16 2 /3 Hz, Länge über Puffer<br />
69,4 m, Radsatzfolge Bo’Bo‘+2’2’+2’2’, Ges<strong>am</strong>tmasse 115,6 t davon auf Treibradsätzen<br />
57,1 t, St<strong>und</strong>enleistung 1 000 kW, Höchstgeschwindigkeit 100 km/h<br />
Bild 9:<br />
Einrichtungen zum Verbessern der Reibungsverhältnisse an BLS-<br />
Lokomotiven Ae 4/4 261 <strong>und</strong> 262 (Bild 3 aus [16]).<br />
<strong>und</strong> 1042 sowie Tri<strong>eb</strong>wagen 4130<br />
eing<strong>eb</strong>aut, <strong>und</strong> auch in zwei Lokomotivserien<br />
<strong>für</strong> Chile.<br />
Die Anfang 1962 eröffnete<br />
Wiener Schnellbahn von Floridsdorf<br />
nach Meidling war ein großer<br />
Erfolg [12]. Beitrag [14] zeigte<br />
nach Planungsstand 1954 <strong>für</strong> die<br />
13,8 km lange Strecke 13 Fahrdiagr<strong>am</strong>me<br />
mit Halteabständen von<br />
0,6 bis 1,9 km. Erstmals war <strong>für</strong><br />
solch straffen Betri<strong>eb</strong> 1 AC 15 kV<br />
16 2 /3 Hz gewählt. Der dreiteilige<br />
Tri<strong>eb</strong>zug Rh 4030.200 (Bild 8)<br />
baute auf dem vierteiligen Vorläufer<br />
Rh 4030 (EB Heft 10/1958).<br />
Er hatte dessen elektrische Ausrüstung<br />
mit 28-stufigem, pneumatisch<br />
betätigtem Niederspannungsschaltwerk<br />
behalten, war<br />
aber dank neuer Drehgestelle <strong>und</strong><br />
anderer Maßnahmen 21 t leichter.<br />
– Die Kurzbeschreibung [20] galt<br />
55 Bo’Bo‘-Tri<strong>eb</strong>wagen <strong>für</strong> 1 AC<br />
11 kV 25 Hz <strong>und</strong> „136,8 km/h“.<br />
Die in [16] kurz vorgestellten<br />
zwei Prototypen machten Furore.<br />
Für ihre sehr hohe Kraftschlussausnutzung<br />
wurden Zugstangentiefanlenkung,<br />
nach Strom,<br />
Geschwindigkeit <strong>und</strong> Motorposition<br />
differenzierte Shuntungen<br />
von Anker- <strong>und</strong> Feldwicklungen,<br />
pneumatisch betätigte Drahtseilzüge,<br />
in Fahrtrichtung gepumpter<br />
Flüssigkeitsballast <strong>und</strong> die im<br />
Bild 9 gezeigten Einrichtungen<br />
erprobt; der Obermaschineningenieur<br />
einer anderen großen<br />
Bahn bezeichnete dies einmal als<br />
112 (2014) Heft 3<br />
„Kunststücke“, die nichts nützen<br />
wenn der Kraftschluss wetterbedingt<br />
nicht vorhanden ist. Die<br />
meisten dieser Einrichtungen<br />
wurden auch nicht in die spätere<br />
Serie übernommen. Die eigentliche<br />
Sensation war trotz Frequenz<br />
16 2 /3 Hz noch Gleichrichtung<br />
nach dem Hochspannungsstufentransformator.<br />
Der Kurzbeitrag<br />
war das Autorend<strong>eb</strong>ut des heutigen<br />
Rezensenten in der von seinem<br />
Mentor mit herausgeg<strong>eb</strong>enen<br />
<strong>und</strong> redigierten EB.<br />
Nach Umstellung der Höllental-<br />
<strong>und</strong> Dreiseenbahn von 20 kV<br />
50 Hz auf 15 kV 16 2 /3 Hz im Jahre<br />
1960 traf die dortigen Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
ein unterschiedliches<br />
Schicksal [6]. Dabei entstand aus<br />
dem mechanischen Teil der ausgemusterten<br />
Lokomotive E 244.21<br />
eine Zweifrequenzlokomotive mit<br />
den Fahrmotoren der erst 1950<br />
g<strong>eb</strong>auten Lokomotive E 244.22.<br />
Deren Bauart Tandemmotor senkte<br />
die Funkenspannung an den<br />
Kollektorl<strong>am</strong>ellen bei 50 Hz auf<br />
verträgliche Werte <strong>und</strong> erlaubte<br />
trotz des <strong>für</strong> den Aktivteil verlorenen<br />
Raums noch akzeptable Leistung<br />
(Bild 10). Bevor die Halbleitertechnik<br />
den Durchbruch <strong>für</strong><br />
die 50-Hz-Traktion brachte, hatte<br />
man auf diese Konstruktion gewisse<br />
Hoffnungen gesetzt. Weil die<br />
frequenzproportionalen Reaktanzen<br />
völlig verschiedenes Zugkraftverhalten<br />
boten (Bild 11), bek<strong>am</strong><br />
die neu entstandene Lokomotive<br />
Bild 10:<br />
Läufer Tandem-Fahrmotor EKB 750-50 von AEG, 600 kW 16 2 /3 <strong>und</strong><br />
50 Hz (Bild 4 aus [6]).<br />
Bild 11:<br />
Zugkraftkennlinien DB Zweifrequenzlokomotive<br />
E 344.01 bei Fahrleitungsspannung 25 kV 50 Hz;<br />
26 Mp = 255 kN bei 15 kV 16 2 /3 Hz schon zwischen Fahrstufen<br />
Stufe 7 <strong>und</strong> 8 erreicht (Bild 6 aus [6]).<br />
141
Historie<br />
Bild 12:<br />
26,4-m-Schnellzugwagen ohne Schürze mit Zuglichtmaschine <strong>am</strong><br />
Drehgestell (Bild 18 aus [11]).<br />
Bild 13:<br />
Luftgeschwindigkeiten um Zuglichtmaschine, nach Bild 12 angeordnet;<br />
Par<strong>am</strong>eter Fahrgeschwindigkeit (Bild 14 aus [11])<br />
Bild 14:<br />
Bestückte Leiterplatte elektronischer Steuerung 1964 (Teilbild 2<br />
aus [19]).<br />
E 344.01 eine Transduktor-Zugkraftregelung.<br />
Sie wurde ab Ende<br />
1962 im Bezirk Saarbrücken im<br />
Übergabedienst von <strong>und</strong> nach<br />
Frankreich eingesetzt. Die Kommutierung<br />
war auch bei 50 Hz<br />
gut, die Einsatzmöglichkeit aber<br />
wegen nur 100 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
beschränkt, sodass<br />
sie 1969 als 183 001 wieder ausgemustert<br />
wurde.<br />
Solange noch Reisezugwagen<br />
mit D<strong>am</strong>pfheizung ausgerüstet<br />
sein mussten, brauchten sie eine<br />
autarke elektrische Versorgung,<br />
wo<strong>für</strong> Kleingeneratoren über<br />
Winkelgetri<strong>eb</strong>e <strong>und</strong> Kardanwelle<br />
von einem Radsatz angetri<strong>eb</strong>en<br />
wurden (Bild 12). Wissenschaftlich<br />
aufg<strong>eb</strong>aut untersuchte [11]<br />
zunächst theoretisch Wärmequellen<br />
<strong>und</strong> Wärmeabfuhr <strong>und</strong><br />
beschri<strong>eb</strong> dann Prüffeld- <strong>und</strong><br />
Betri<strong>eb</strong>sversuche. Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
waren Kühlluftverteilung <strong>und</strong><br />
-geschwindigkeiten je nach Wagenstellung<br />
im Zug <strong>und</strong> sogar<br />
Fahrtrichtung (Beispiel Bild 13).<br />
Nachteilig zeigten sich die <strong>für</strong><br />
den Fahrwiderstand günstigen<br />
Schürzen unterhalb des Wagenkastens.<br />
Bei Wagen <strong>für</strong> internationalen<br />
Verkehr mussten die elektrischen<br />
Heizelemente <strong>für</strong> 3 kV, 1,5 kV oder<br />
1 kV gruppiert werden können<br />
[19]. Transistorschaltungen sollten<br />
Relais in der Steuerung ersetzen;<br />
die Plattenbeschaltung da<strong>für</strong><br />
mutet nach 50 Jahren rührend an<br />
(Bild 14).<br />
Die Arbeit [15] befasste sich<br />
im ersten Teil mit der Entwicklung<br />
der Festigkeitslehre in den<br />
letzten 50 Jahren, wo anfänglich<br />
einfachste Ansätze dank riesiger<br />
Sicherheitszuschläge ausreichten,<br />
<strong>und</strong> übte herbe Kritik an vielen<br />
üblichen Darstellungen von<br />
Spannungslinien in festen Körpern.<br />
Der zweite, kürzere Teil behandelte<br />
die aktuellen Verfahren<br />
zur Beurteilung der Dauerwechselfestigkeit<br />
<strong>und</strong> einen Prüfstand<br />
da<strong>für</strong>. Betont wurde die große<br />
Rolle der Dehnungsmessstreifen,<br />
die inzwischen universell einsetzbar<br />
waren.<br />
Tagungsberichte<br />
Auf einer Tagung der International<br />
Federation of Automatic<br />
Control (IFAC), die parallel zur<br />
Internationalen Fachmesse <strong>für</strong><br />
Elektronik (INEL) stattfand, sprachen<br />
zwölf n<strong>am</strong>hafte Fachleute<br />
von <strong>Bahnen</strong> <strong>und</strong> Industrie zur<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Steuerungselektronik<br />
mit Thyristoren <strong>und</strong> Transistoren<br />
<strong>für</strong> Traktionsstromkreise<br />
sowie <strong>für</strong> Steuer- <strong>und</strong> Regelaufgaben<br />
[12].<br />
Von den acht in [17] referierten<br />
Vorträgen entsprach einer<br />
dem zweiten Teil von [15]. Aus<br />
Schweden wurde berichtet, dass<br />
dort zwei 16 2 /3 Hz-Lokomotiven<br />
Rb 1 versuchsweise mit Diodengleichrichtern<br />
g<strong>eb</strong>aut würden.<br />
Auf der in [22] wiedergeg<strong>eb</strong>enen<br />
Tunnel-Tagung berichteten<br />
sechs Vorträge über Gr<strong>und</strong>merkmale,<br />
Planung, Bauverfahren<br />
<strong>und</strong> Ausrüstung, Erfahrungsberichte<br />
gab es aus Rotterd<strong>am</strong>,<br />
Stockholm, Toronto <strong>und</strong> Tokio.<br />
Die d<strong>am</strong>als aufkommenden U-<br />
Straßenbahnen spielten eine<br />
deutliche Rolle.<br />
Zum Thema Adhäsion behandelten<br />
zwölf Vorträge Versuchserg<strong>eb</strong>nisse,<br />
Berechnungen,<br />
Bremswege, elektrische <strong>und</strong><br />
mechanische Ausgleichsmaßnahmen<br />
<strong>für</strong> Drehgestell- <strong>und</strong><br />
Radsatz-Laständerungen sowie<br />
chemische <strong>und</strong> mechanische<br />
Reinigungsverfahren [26]. Lehm<br />
<strong>und</strong> Öl wurden als die hauptsächlichen<br />
Verschmutzungspartikel<br />
bezeichnet, die bei Regen<br />
zur stark verringerten Reibung<br />
führen.<br />
Bei den N<strong>am</strong>en der auf solchen<br />
Tagungen Vortragenden<br />
fällt besonders auf, auch in<br />
Verbindung mit dem langjährigen<br />
Autorenverzeichnis der<br />
EB, welche Konstanz d<strong>am</strong>als<br />
auf den Führungspositionen<br />
sowohl bei den <strong>Bahnen</strong> wie bei<br />
der Industrie herrschte <strong>und</strong> wie<br />
sich dadurch herausragende<br />
Entwickler, Konstrukteure <strong>und</strong><br />
Betreiber etablieren <strong>und</strong> profilieren<br />
konnten.<br />
Uwe Behmann<br />
142 112 (2014) Heft 3
Historie<br />
Hauptbeiträge Jahrgang 35<br />
(1964) Hefte 1 bis 6<br />
[1] Kniffler, A.: Der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong><br />
der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn<br />
im Jahre 1963. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
35 (1964), H. 1, S. 2–14.<br />
[2] Mann, K.: Schienengleiche Kreuzung<br />
einer mit 15 kV 16 2 /3 Hz betri<strong>eb</strong>enen<br />
Strecke der Deutschen<br />
B<strong>und</strong>esbahn mit einer Straßenbahn<br />
in Düsseldorf. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 1, S. 14–17.<br />
[3] Pewow, W.; Heinrichs, F.; Abolins, A.:<br />
Der 34-MW/40-MVA-Bahnstromturbosatz<br />
im D<strong>am</strong>pfkraftwerk Düsseldort-Lausward.<br />
In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 1, S. 17–24.<br />
[4] Kuhlmann, H.: <strong>Elektrische</strong> Grubenbahn<br />
mit Lokomotiven <strong>für</strong><br />
50-Hz-Einphasenstrom sowie mit<br />
Mehrsystemlokomotiven <strong>für</strong> Verb<strong>und</strong>betri<strong>eb</strong>.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
35 (1964), H. 2, S. 30–37.<br />
[5] Nilsson, J.: Einige Fahrleitungseinzelheiten<br />
von der Erweiterung<br />
des Kopenhagener S-Bahn-Netzes.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35 (1964),<br />
H. 2, S. 38–40.<br />
[6] Hartmann, O.; Tietze, C.: Die<br />
Zweifrequenzlokomotive E 244.01<br />
der Deutschen B<strong>und</strong>esbahn. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35 (1964),<br />
H. 2, S. 40–51.<br />
[7] NN: Ausbau des U-Bahn-Netzes<br />
von Tokio. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
35 (1964), H. 2, S. 51–52.<br />
[8] Gut, R.: Zur Elektrifizierung des<br />
Abschnittes Ludwigshafen – Kaisersleutern<br />
der Pfalzbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 3,<br />
S. 58–59.<br />
[9] Rotter, R.: Die neue Univerallokomotive<br />
Reihe 1042 der ÖBB.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35 (1964),<br />
H. 3, S. 60–61.<br />
[10] Kloss, G.: 5000 Siemens-Gummiringfederantri<strong>eb</strong>e.<br />
In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 3, S. 61–62.<br />
[11] Hendrichs, W.: Das thermische<br />
Verhalten von Kommutator-<br />
Zuglichtmaschinen. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 3,<br />
S. 63–75.<br />
[12] Stetza, G.: Glänzende Bewährung<br />
der neuen Wiener Schnellbahn.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 3, S. 75–76.<br />
[13] Gladigau, A.: Die INEL 63 <strong>und</strong><br />
der zweite IFAC-Weltkongreß in<br />
Basel. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 3, S. 76–81.<br />
[14] Rotter, R.: Die Fahrzeuge der Wiener<br />
Schnellbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 4, S. 86–97.<br />
[15] Schönfelder, K.: Der heutige<br />
Stand der Festigkeitsberechnung<br />
<strong>und</strong> der Schwingungsfragen bei<br />
Bahnmotoren <strong>und</strong> Bahnantri<strong>eb</strong>en.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 4, S. 97–105.<br />
[16] Behmann, U.: Neue Gleichrichter-<br />
Lokomotien hoher Leistung <strong>für</strong><br />
die BLS. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 4, S. 105–107.<br />
[17] Gladigau, A.: 8. Tagung „Moderne<br />
Schienenfahrzeuge“ in Graz.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35 (1964),<br />
H. 4, S. 107–110.<br />
[18] Oelschläger, H.; Simoneit, E.: Gefahrenschutz<br />
in elektrischen Anlagen.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 5, S. 114–120.<br />
[19] Spöhrer, W.: Die transistorgesteuerte<br />
Mehrspannungswähleinrichtung<br />
<strong>für</strong> elektrische<br />
Zugheizungen bei der Deutschen<br />
B<strong>und</strong>esbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 5,<br />
S. 121–128.<br />
[20] Kroll, U.: <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>wagen<br />
<strong>für</strong> den Vorortverkehr in Philadelphia.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 5, S. 128–129.<br />
[21] Gladigau, A.: Stand der Elektrifizierung<br />
der SNCF <strong>am</strong> Jahreswechsel<br />
1963/64. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 35 (1964), H. 5,<br />
S. 129–135.<br />
[22] Heider, H.-J.: Tagung über Planung<br />
<strong>und</strong> Bau unterirdischer Verkehrswege.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
35 (1964), H. 5, S. 136–138.<br />
[23] Düskow, A.: Entstehung, Formen<br />
<strong>und</strong> Häufigkeit von Flächen<br />
<strong>und</strong> Riffeln auf den Radreifen<br />
von Straßenbahnen. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35 (1964),<br />
H. 6, S. 142–155.<br />
[24] Kilb, E.: Elektronischer Fahrsimulator<br />
<strong>für</strong> elektrische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35<br />
(1964), H. 6, S. 156–159.<br />
[25] Fischer, H.: Bestimmung des<br />
Durchhangs <strong>und</strong> der Geichung<br />
von Seilen in Abhängigkeit von<br />
der Lage der Aufhängepunkte.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 35 (1964),<br />
H. 6, S. 160–164.<br />
[26] Kilb, E.: Tagung über Adhäsionsprobleme<br />
der Eisenbahnen in<br />
London <strong>am</strong> 27. <strong>und</strong> 28. November<br />
1963. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
35 (1964), H. 6, S. 164–167.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
143
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Mehr Mittel <strong>für</strong> bestehende DB-Infrastruktur<br />
Im Jahr 2014 will die DB<br />
4,6 Mrd. EUR in Sanierung<br />
<strong>und</strong> Erneuerung vorhandener<br />
Strecken, Anlagen <strong>und</strong> Technik<br />
investieren. Der B<strong>und</strong> steuert<br />
mit der bis 2015 verlängerten<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Finanzierungsvereinbarung<br />
2013 <strong>und</strong> 2014<br />
jeweils 250 Mio. EUR zusätzlich<br />
zu seinen 2,5 Mrd. EUR/a <strong>für</strong><br />
Erhaltung <strong>und</strong> Sanierung bei.<br />
Wie schon in den letzten Jahren<br />
bündelt die DB die größten Baumaßnahmen,<br />
<strong>und</strong> zwar in diesem<br />
Jahr in 65 Korridoren, mit<br />
den üblichen, zum Teil erh<strong>eb</strong>lichen<br />
Leistungseinschränkungen<br />
<strong>für</strong> Personen- <strong>und</strong> Güterverkehr.<br />
Elektrifizierung<br />
Plauen – Hof<br />
Bei der Elektrifizierung des 49 km<br />
langen Abschnitts Plauen (Vogtland)<br />
oberer Bahnhof – Hof Hbf (<strong>eb</strong><br />
12/2013, S. 790) der zweigleisigen<br />
Strecke Leipzig – Hof sind ab<br />
dem Bahnhof Schönberg (Vogtland)<br />
(km 133) beidseitig isoliert<br />
aufgehängte Leiterseile Al 185 an<br />
den Masten mitverlegt worden.<br />
Sie sind keine Leitung als eigenständig<br />
schaltbares Betri<strong>eb</strong>smittel,<br />
sondern derzeit mit der Oberleitung<br />
elektrisch fest verb<strong>und</strong>ene<br />
Leiter zur Verstärkung, hier<br />
konkret Äquivalent-Verdoppelung<br />
des Querschnitts von Fahrdraht<br />
<strong>und</strong> Tragseil. Die Belastungen<br />
auf den 20-‰-R<strong>am</strong>pen zwischen<br />
Verstärkungsseile bei km 135 kurz südlich Schönberg (Vogtland)<br />
(Foto: Jochen Schmidt).<br />
Schönberg <strong>und</strong> Hof verursachen<br />
so bei einseitiger Speisung von<br />
Norden her ab Schönberg weniger<br />
Spannungsfall <strong>und</strong> werden<br />
bei Regelbetri<strong>eb</strong> stärker zum Urw<br />
Hof (km 160) hin verlagert.<br />
Velaro D bei DB<br />
zugelassen<br />
Foto: Siemens<br />
Die neuen ICE-Züge Velaro D von<br />
Siemens bek<strong>am</strong>en vom Eisenbahn-B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t<br />
die Zulassung<br />
<strong>für</strong> das DB-Netz. Vier bereits als<br />
Baureihe (BR) 407 an die DB<br />
ausgelieferte Züge sollen im<br />
Frühjahr durch vier weitere ergänzt<br />
werden. Die weiteren acht<br />
sind zunächst <strong>für</strong> Testfahrten in<br />
Belgien <strong>und</strong> Frankreich reserviert.<br />
Nach Erteilung aller Zulassungen,<br />
voraussichtlich erst ab Ende 2016<br />
sollen alle 16 Züge grenzüberschreitend<br />
eingesetzt werden.<br />
Der Ges<strong>am</strong>tauftragswert beträgt<br />
0,5 Mrd. EUR. Der Velaro D ist<br />
eine Weiterentwicklung des ICE 3<br />
(BR 403), von dem nur einige seit<br />
2007 als BR 406 grenzüberschreitend<br />
im Einsatz sind. Er besteht<br />
wie dieser aus acht Einzelwagen,<br />
bietet aber mit 460 Sitzplätzen<br />
30 mehr als der Vorgänger.<br />
144 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Modernisierung ICE-T<br />
Die DB hat d<strong>am</strong>it begonnen,<br />
nach den ICE-Generationen 1<br />
<strong>und</strong> 2 auch die mit Neigetechnik<br />
ausgerüsteten <strong>und</strong> zunächst<br />
sogar d<strong>am</strong>it gefahrenen Tri<strong>eb</strong>züge<br />
der Baureihen 411 <strong>und</strong> 415<br />
zu modernisieren, die ab 1996<br />
geliefert wurden.<br />
Fernverkehrszüge ICx der DB<br />
Die DB hatte im Mai 2011 bei<br />
Siemens 130 neue Fernverkehrszüge<br />
mit dem Arbeitstitel ICx bestellt<br />
[1]. Anders als bei den ICE-T <strong>und</strong><br />
ICE 3, wo jeweils drei Wagen<br />
eine elektrische Einheit bilden,<br />
soll bei dem neuen Konzept eine<br />
komplette elektrische Antri<strong>eb</strong>sausrüstung<br />
in Tri<strong>eb</strong>wagen (ET)<br />
konzentriert sein, auf Neudeutsch<br />
Powercars genannt. Es wurden 45<br />
si<strong>eb</strong>enteilige Züge mit drei <strong>und</strong><br />
85 zehnteilige mit fünf ET bestellt.<br />
Die hohen Fahrgastzahlen <strong>und</strong><br />
guten Geschäftserg<strong>eb</strong>nisse bei<br />
DB Fernverkehr haben inzwischen<br />
dazu veranlasst, längere Züge um<br />
ein Wagenpaar auf zwölf Wagen<br />
<strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auf die Normalstärke<br />
der ICE 1 zu vergrößern. Die<br />
si<strong>eb</strong>enteiligen Züge bekommen<br />
automatische Kupplungen zum<br />
Fahren als Doppel- <strong>und</strong> Flügelzüge.<br />
Tests an Modellen haben<br />
gezeigt, dass die K<strong>und</strong>en mehr<br />
Stauraum <strong>und</strong> bessere Materialien<br />
wünschen. Deshalb bekommen<br />
die Großraumwagen 2. Klasse<br />
beim Langzug nur 88 <strong>und</strong> beim<br />
Kurzzug nur 92 statt wie anfänglich<br />
geplant 100 Sitzplätze. Wegen<br />
dieser Änderungen <strong>und</strong> vieler<br />
anderer Verbesserungen sollen<br />
sich die ersten Auslieferungen um<br />
ein knappes Jahr auf Ende 2017<br />
verschi<strong>eb</strong>en.<br />
[1] NN: Vertrag zur Beschaffung neuer<br />
Fernverkehrszüge ICx unterzeichnet.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 6, S. 310–311.<br />
Doppelstockzüge <strong>für</strong> Nordrhein-Westfalen<br />
In Nordrhein-Westfalen, dem<br />
einwohnerstärksten B<strong>und</strong>esland<br />
<strong>und</strong> dem größten Ballungsraum<br />
in Europa, soll ab Dezember 2018<br />
ein Taktverkehr Rhein-Ruhr-Express<br />
mit niederflurigen Doppelstockzügen<br />
auf sechs Linien die Städte<br />
zwischen Bielefeld <strong>und</strong> dem<br />
rheinland-pfälzischen Koblenz<br />
verbinden. Da<strong>für</strong> haben sich<br />
Alstom Transport <strong>und</strong> Škoda<br />
Transportation als Bietergemeinschaft<br />
präqualifiziert. Die Partner<br />
entwickeln einen ganz neuen<br />
Zug mit bis 800 Sitzplätzen, der<br />
sich mit hoher Beschleunigung<br />
im Mischverkehr mit Fern- <strong>und</strong><br />
Güterzügen einfügen kann.<br />
Neuartig wird auch, wie schon<br />
mehrfach in Großbritannien, der<br />
Hersteller die Instandhaltung <strong>für</strong><br />
30 Jahre übernehmen. Der den<br />
Auftrag g<strong>eb</strong>ende Verkehrsverb<strong>und</strong><br />
kann dadurch mit feststehenden<br />
L<strong>eb</strong>enszykluskosten rechnen <strong>und</strong><br />
stellt die Züge den Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
zur Verfügung.<br />
Rückgewinn von Lokomotivteilen<br />
Die meisten Eisenbahnen<br />
betreiben seit jeher eine gründlich<br />
durchorganisierte Ersatzteilwirtschaft,<br />
indem sie alle<br />
nur erdenklichen Bauteile der<br />
Laufwerke, Antri<strong>eb</strong>e <strong>und</strong> sonstigen<br />
Ausrüstungen so lange wie<br />
möglich selbst Instand halten<br />
<strong>und</strong> aufarbeiten statt sie neu zu<br />
beschaffen. So werden beispielsweise<br />
<strong>für</strong> einen konventionellen<br />
Lokomotiv-Fahrmotor mit<br />
Kommutator als Neupreis bis<br />
50 000 EUR gegenüber 4 000 EUR<br />
Aufarbeitungskosten genannt.<br />
Die DB hat deshalb 2013 im<br />
Werk <strong>für</strong> schwere Lokomotiv-<br />
Instandhaltung in Dessau <strong>für</strong> ihre<br />
elektrische Co’Co‘-Lokomotive<br />
Baureihe (BR) 151 ein Pilotprojekt<br />
gestartet. Dabei werden 290<br />
als wirtschaftlich relevant definierte<br />
Bauteile von den privaten<br />
Verwertern ausgemusterter <strong>und</strong><br />
als Schrott verkaufter Lokomotiven<br />
zurückgekauft. Das Verfahren<br />
soll auf andere Baureihen ausgedehnt<br />
werden, zum Beispiel die<br />
noch 15 Jahre lang in Revisionen<br />
kommende BR 143. Die Zerlegungen<br />
sollen auch auf ein Werk<br />
konzentriert <strong>und</strong> von Spezialisten<br />
gemacht werden, d<strong>am</strong>it sofort<br />
die Qualität der Komponenten<br />
beurteilt <strong>und</strong> Transportwege<br />
gespart werden können.<br />
Erscheinungsbild DB-Regio-Züge<br />
Wenn DB Regio bei ausgeschri<strong>eb</strong>enen<br />
Regionalverkehrsleistungen<br />
den Zuschlag erhält, muss sie<br />
zunehmend Vorgaben der regionalen<br />
Auftragg<strong>eb</strong>er erfüllen, die<br />
jeweils eingesetzten Fahrzeuge in<br />
Farben <strong>und</strong> Mustern nach deren<br />
Vorstellungen zu beschichten statt<br />
im eigenen Unternehmens-Rot.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
145
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
LED-Signale bei der DB<br />
Lichtsignale bei der DB zeigen Rot,<br />
Gelb, Grün oder Weiß bisher mit<br />
getrennten Leuchtkörpern <strong>und</strong><br />
Optiken an. Dabei werden n<strong>eb</strong>en<br />
klassischen Glühl<strong>am</strong>pen seit den<br />
1990er Jahren zunehmend <strong>und</strong> seit<br />
2010 ausschließlich LED-Optiken<br />
eingesetzt. Diese haben längere<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer <strong>und</strong> benötigen keine<br />
farbigen Scheiben, was Phantombilder<br />
durch Sonnenstrahlen vermeidet.<br />
In einem einjährigen Feldtest<br />
hat sich jetzt ein Signal bewährt,<br />
das Rot, Gelb oder Grün in einer<br />
Hauptsignaloptik zeigen kann. Das<br />
ermöglicht viel kleinere Schirme,<br />
spart fast die Hälfte an Ges<strong>am</strong>tmasse,<br />
bietet weniger Windangriffsfläche<br />
<strong>und</strong> kommt so verschärften<br />
EU-Anforderungen an die Maststatik<br />
entgegen. Nach Zustimmung des<br />
Eisenbahn-B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>tes (EBA) sollen<br />
r<strong>und</strong> 3 000 bisherige LED-Signale<br />
gegen diese neuen getauscht<br />
werden. Vorhandene Signale mit<br />
Glühl<strong>am</strong>pen lassen sich technisch<br />
nicht d<strong>am</strong>it ersetzen.<br />
Prävention zu Bahnübergängen<br />
Feldweg-Bahnübergang bei Raindorf in Mittelfranken<br />
(Foto: DB/Claus W<strong>eb</strong>er).<br />
Das Netz der DB hat r<strong>und</strong> 18 700<br />
höhengleiche Bahnübergänge<br />
(Stand Anfang 2014), von denen<br />
fast die Hälfte ohne technische Sicherung<br />
ist. Eine annähernd gleich<br />
große Ges<strong>am</strong>tzahl gibt es bei<br />
anderen <strong>Bahnen</strong>. Wegen hoher Unfallzahlen<br />
an BÜ mit häufig dr<strong>am</strong>atischen<br />
Folgen, davon 90 % durch<br />
Unkenntnis der Verkehrszeichen,<br />
Regeln <strong>und</strong> Verhaltensweisen oder<br />
durch Leichtsinn <strong>und</strong> Übermut,<br />
hatten Deutsche Bahn (DB), Allgemeiner<br />
Deutscher Automobil-Club<br />
(ADAC), Eisenbahn-Unfallkasse<br />
(EUK) <strong>und</strong> die gesetzlichen Unfallversicherungen<br />
VBG im Mai 2002<br />
eine K<strong>am</strong>pagne „sicher drüber“ mit<br />
Videospots, Flugblättern, Plakaten,<br />
weiteren Informationsmaterialien,<br />
Auftritten bei Medienterminen <strong>und</strong><br />
Veranstaltungen gestartet. Diese<br />
wurde 2012 auch zum Bestandteil<br />
der Informationsk<strong>am</strong>pagne „Runter<br />
vom Gas“ des B<strong>und</strong>esverkehrsministeriums.<br />
Seit Beginn der K<strong>am</strong>pagne<br />
ist die Zahl der jährlichen<br />
BÜ-Unfälle im DB-Netz von r<strong>und</strong><br />
300 auf durchschnittlich 200 von<br />
2008 bis 2012 gesunken. Allerdings<br />
wurde in den zehn Jahren fast ein<br />
Viertel aller höhengleichen BÜ entweder<br />
ganz aufgelassen oder durch<br />
eine Brücke oder einen Tunnel ersetzt.<br />
Im Mittel hat jeder vierte Unfall<br />
tödliche Folgen, <strong>und</strong> 2012 war<br />
die Zahl der Toten <strong>und</strong> Verletzten<br />
um ein Drittel höher als im Vorjahr.<br />
Die Partner haben deshalb Ende<br />
Januar 2014 ein neues si<strong>eb</strong>enseitiges<br />
Faltblatt aufgelegt, das sich an<br />
junge Straßenverkehrsteilnehmer<br />
wenden soll; etwas merkwürdig<br />
mutet darin das Ersuchen an: „Bitte<br />
verhalte dich nicht leichtsinnig <strong>am</strong><br />
Bahnübergang!“<br />
Es kann demnächst von den<br />
Homepages der Partner heruntergeladen<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> Präventionstermine<br />
angefordert werden unter: kommunikation-netz@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com.<br />
Streckenmodernisierung Saarbrücken – Ludwigshafen<br />
Im Rahmen des Projektes Paris<br />
– Ostfrankreich – Südwestdeutschland<br />
(POS Nord) ertüchtigt die<br />
DB die Strecke 3280 Homburg<br />
(Saar) – Ludwigshafen (Rhein)<br />
schrittweise <strong>für</strong> 200 km/h Streckengeschwindigkeit.<br />
Dabei<br />
werden im ersten Halbjahr 2014<br />
auf dem Abschnitt vom Bahnhofsteil<br />
Neustadt (Weinstraße)-Böbig<br />
(km 79) bis zur Abzweigstelle<br />
(Abzw) Böhl-Iggelheim (km 91)<br />
Gleise, Weichen <strong>und</strong> Oberleitungen<br />
erneuert sowie ETCS-Leit<strong>und</strong><br />
Sicherungstechnik eing<strong>eb</strong>aut.<br />
Die Arbeiten sollen bis Ende 2017<br />
dauern. Von Böhl-Iggelheim bis<br />
zur Abzw Limburgerhof (km 98)<br />
gibt es seit 2003 schon eine <strong>für</strong><br />
200 km/h trassierte, den Bahnhof<br />
Schifferstadt umgehende Neubaustrecke;<br />
auch hier muss noch<br />
ETCS installiert werden. Durch<br />
den Pfälzer Wald von Hochspeyer<br />
(km 54) bis Neustadt (Weinstraße)<br />
Hbf (km 77), wo die örtlich<br />
zulässigen Geschwindigkeiten nur<br />
von 80 bis 120 km/h reichen, sind<br />
Linienverbesserungen baulich, finanziell<br />
<strong>und</strong> ökologisch aussichtslos.<br />
In Frankreich wird dagegen<br />
die Ligne à Grande Vitesse (LGV)<br />
Est von Baudrecourt um r<strong>und</strong><br />
100 km durch die topografisch<br />
weit schwierigeren Vogesen bis<br />
kurz vor Straßburg verlängert. Die<br />
Eckpunkte <strong>für</strong> alle diese Maßnahmen<br />
hatten der deutsche <strong>und</strong><br />
der französische Verkehrsminister<br />
1992 in La Rochelle vereinbart.<br />
Weil die Fahrzeit von Paris nach<br />
Frankfurt (Main) über die POS<br />
Sud kürzer sein könnte als über<br />
Saarbrücken – Kaiserslautern,<br />
muss die DB immer wieder saarländische<br />
Bedenken zur Zukunft<br />
der POS Nord ausräumen, die aus<br />
einer starken Ausdünnung des<br />
konventionellen DB-Fernverkehrs<br />
von <strong>und</strong> nach Saarbrücken in den<br />
letzten Jahren resultieren.<br />
146 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Tunnelprojekte 2013 bei der DB<br />
Auf der alten Süd-Nord-Strecke<br />
3600 Frankfurt (Main) – Göttingen<br />
geht im März 2014 der<br />
gr<strong>und</strong>sanierte alte Schlüchterner<br />
Tunnel (3 576 m) zwischen<br />
Schlüchtern <strong>und</strong> Flieden eingleisig<br />
wieder in Betri<strong>eb</strong>. Gleichzeitig<br />
wird der parallel verlaufende neue<br />
Tunnel (3 995 m) bis Juni <strong>für</strong> den<br />
Rückbau des dort provisorisch<br />
verlegten zweiten Gleis gesperrt.<br />
Auf derselben Strecke wird<br />
kurz vor Eichenberg der 935 m<br />
lange B<strong>eb</strong>enrothtunnel beim<br />
stillgelegten Haltepunkt Werleshausen<br />
bis voraussichtlich Ende<br />
2015 eingleisig saniert. Der Betri<strong>eb</strong><br />
läuft zurzeit nur durch den<br />
2012 fertiggestellten eingleisigen<br />
Paralleltunnel.<br />
Auf der Moselstrecke 3010<br />
Koblenz – Perl – Grenze<br />
(– Apach) geht zwischen Cochem<br />
<strong>und</strong> Ediger-Eller im April<br />
2014 der eingleisige neue Kaiser-Wilhelm-Tunnel<br />
(4 272 m) in<br />
Betri<strong>eb</strong>. Anschließend wird bis<br />
2016 der alte Tunnel (4 205 m)<br />
eingleisig saniert. Er war von<br />
1874 bis 1877 g<strong>eb</strong>aut worden<br />
<strong>und</strong> mit 4 205 m bis 1988 der<br />
längste Eisenbahntunnel in<br />
Deutschland.<br />
SBB erneuert Bahnstromleitsysteme<br />
Der Betri<strong>eb</strong> der 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
der SBB<br />
wird auf zwei Ebenen geführt:<br />
Das Energie-Management-System<br />
(EMS) überwacht, steuert<br />
<strong>und</strong> optimiert die Produktion in<br />
den Kraft-, Umformer- <strong>und</strong> Umrichterwerken<br />
<strong>und</strong> die Übertragung<br />
von dort über die bahneigenen<br />
132-kV-Leitungen zu den<br />
Unterwerken <strong>und</strong> dort bis zur<br />
Einspeisung in das Fahrleitungsnetz,<br />
das Fahrstromleitsystem<br />
(FSL) überwacht <strong>und</strong> steuert<br />
das Fahrleitungsnetz. Die<br />
beiden Systeme hatten ihr technisches<br />
<strong>und</strong> wirtschaftliches<br />
L<strong>eb</strong>ensende erreicht. Deswegen<br />
hat die SBB im Jahr 2013<br />
neue Systeme unter laufendem<br />
Betri<strong>eb</strong> stufenweise eingeführt<br />
<strong>und</strong> im Januar 2014 vollständig<br />
in Betri<strong>eb</strong> genommen. Dabei<br />
wurde die Systemarchitektur<br />
harmonisiert. Bestandteil ist ein<br />
Schulungs- <strong>und</strong> Trainingssystem.<br />
Das Alarm- <strong>und</strong> Störungsmanagement<br />
wurde auf<br />
Neue Zentrale Leitstelle Zollikofen der SBB-<strong>Bahnen</strong>ergieerzeugung <strong>und</strong> -übertragung (Foto: SBB/Christian Ginsing).<br />
neueste bahnbetri<strong>eb</strong>liche Anforderungen<br />
ausgerichtet <strong>und</strong><br />
unterstützt bei der Fehlersuche<br />
<strong>und</strong> bei Eingriffen. Beim FSL<br />
konnten drei unterschiedliche<br />
Systeme durch ein einheitliches<br />
abgelöst werden. Beide Systeme<br />
sind red<strong>und</strong>ant aufg<strong>eb</strong>aut,<br />
jederzeit kann ein Ersatzsystem<br />
die volle Funktion übernehmen.<br />
Herzstück des EMS ist die neue<br />
Zentrale Leitstelle in Zollikofen,<br />
das FLS wird von den vier SBB-<br />
Betri<strong>eb</strong>szentralen in Zürich,<br />
Olten, Lausanne <strong>und</strong> Pollegio<br />
geführt. Die Investitionen <strong>für</strong><br />
die neuen Systeme betrugen<br />
37 Mio. CHF.<br />
Lokomotiven Vectron <strong>für</strong> Finnland<br />
Die VR-Gruppe, ehemals<br />
Finnische Staatsbahn, will<br />
demnächst <strong>für</strong> 0,3 Mrd. EUR<br />
bei Siemens 80 elektrische<br />
Lokomotiven Vectron bestellen,<br />
zu liefern von 2016 bis 2026.<br />
Sie sollen die zum Teil aus den<br />
1970er Jahren st<strong>am</strong>menden Lokomotiven<br />
sowjetischer Bauart<br />
ersetzen. Es wird die bislang<br />
größte Investition der VR-Gruppe<br />
in Schienenfahrzeuge. Der<br />
Auftrag wird eine Option über<br />
weitere 97 Lokomotiven <strong>und</strong><br />
die Instandhaltung der Lokomotiven<br />
<strong>für</strong> zehn Jahre enthalten.<br />
Die Lokomotiven werden<br />
die ersten Vectron in Breitspur<br />
sein <strong>und</strong> in den Siemens-<br />
Werken in München-Allach <strong>und</strong><br />
Graz g<strong>eb</strong>aut.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
147
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
SBB-Netzzustand<br />
Laut Netzzustandsbericht 2012<br />
der SBB ist das Netz insges<strong>am</strong>t<br />
in gutem Zustand, Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Verfügbarkeit konnten<br />
sogar leicht verbessert werden.<br />
Für laufenden Betri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Substanzerhalt<br />
der Infrastruktur gibt<br />
die SBB derzeit 1,6 Mrd. CHF/a<br />
aus; bei allen Privatbahnen<br />
zus<strong>am</strong>men sind das weitere<br />
0,6 Mrd. CHF/a. Allerdings ist<br />
trotz verstärkter Anstrengungen<br />
der Nachholbedarf auch 2012<br />
weiter gewachsen. Er wird bei<br />
der Instandhaltung <strong>und</strong> Erhaltung<br />
der bestehenden SBB-Anlagen<br />
auf 1,8 Mrd. CHF beziffert,<br />
kann nur schrittweise bewältigt<br />
werden <strong>und</strong> soll erst 2032<br />
aufgeholt sein. Auch die Rhätische<br />
Bahn hat in den nächsten<br />
Jahrzehnten 0,8 Mrd. CHF<br />
Nachholbedarf. Ein umfangreicher<br />
Anhang zu dem Bericht<br />
benennt, wo die SBB dringend<br />
eingreifen müsste.<br />
Fahrbahn: Statt wie erforderlich<br />
700 bis 800 km/a Schotterbett<br />
wurden von 1994 bis 2010<br />
nur 200 bis 600 km/a durchgearbeitet.<br />
Die Nutzungsdauer<br />
von Gleisen <strong>und</strong> Weichen war zu<br />
optimistisch angesetzt, sodass ihr<br />
Durchschnittsalter zu hoch ist.<br />
Die Folgen sind Langs<strong>am</strong>fahrstellen<br />
<strong>und</strong> Verspätungen.<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung: Fahrleitungen<br />
<strong>und</strong> Versorgungsanlagen<br />
sind zum Teil überaltert.<br />
Stellenweise fahren die Züge<br />
mit Ausnahm<strong>eb</strong>ewilligungen<br />
schneller als die Fahrleitungskonstruktion<br />
es vorsah. Fahrleitungsersatz<br />
kostet 0,7 Mio. CHF/<br />
km, im Bahnhof Rapperswil<br />
ist die ges<strong>am</strong>te Anlage, Baujahr<br />
1950, <strong>für</strong> 10 Mio. CHF zu<br />
ersetzen. Dringlich ist auch der<br />
Ersatz des Fahrleitungsmesswagens<br />
<strong>für</strong> 10 Mio. CHF. Von den<br />
SBB-Wasserkraftwerken stehen<br />
die meisten „kurz vor dem Ende<br />
ihrer L<strong>eb</strong>ensdauer“. Auch einige<br />
Übertragungsleitungen <strong>und</strong><br />
Unterwerke sind erneuerungsbedürftig.<br />
Signaltechnik: Die Zugsicherungssysteme<br />
ZUB <strong>und</strong> Signum<br />
sind <strong>am</strong> Ende ihrer L<strong>eb</strong>ensdauer,<br />
entsprechen nicht mehr<br />
dem Stand der Technik <strong>und</strong><br />
erfüllen die Anforderungen des<br />
B<strong>und</strong>es nicht mehr. Ihr Ersatz<br />
durch ETCS ist im Gang, wird<br />
aber in einer ersten Etappe erst<br />
2017 <strong>und</strong> ges<strong>am</strong>thaft erst 2025<br />
fertig sein.<br />
Die Personenverkehrsanlagen<br />
sind in gutem Zustand, jedoch<br />
sind erh<strong>eb</strong>liche Kapazitäts- <strong>und</strong><br />
Sicherheitsprobleme zu erwarten,<br />
wenn die Reisendenzahlen<br />
wie erwartet wachsen.<br />
108 Bahnhöfe der SBB <strong>und</strong><br />
der Privatbahnen werden als<br />
„künftig überlastet“ eingestuft,<br />
der Aufwand bis 2040 wird bis<br />
3,5 Mrd. CHF beziffert.<br />
Bahnmodernisierung in Tunesien<br />
Der Ballungsraum Tunis ist mit<br />
über 2 Mio. Bewohnern eine<br />
der größten Städte Nordafrikas.<br />
Weil die Bevölkerung bis<br />
2025 um mehr als eine halbe<br />
Million wachsen wird, hat die<br />
tunesische Regierung 2011<br />
angekündigt, im Rahmen eines<br />
Förderprogr<strong>am</strong>ms 0,5 Mrd. EUR<br />
in den Ausbau der Mobilitätsinfrastruktur<br />
zu investieren. In<br />
diesem Rahmen wird das über<br />
20 Jahre alte Schnellbahnnetz<br />
im Großraum Tunis derzeit<br />
modernisiert <strong>und</strong> erweitert <strong>und</strong><br />
soll 2016 fünf Linien mit 86 km<br />
Länge umfassen. Dazu hat die<br />
staatliche Projektgesellschaft<br />
Réseau Ferroviaire Rapide (RFR)<br />
ein Konsortium aus Siemens<br />
mit dem französischen Unternehmen<br />
Colas Rail <strong>und</strong><br />
der lokalen Baufirma Somatra<br />
beauftragt, <strong>für</strong> 145 Mio. EUR die<br />
Linien D <strong>und</strong> E mit neuer Sicherungs-<br />
<strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>sleittechnik<br />
auszurüsten. Da<strong>für</strong> werden<br />
das EURopäische Zugbeeinflussungssystem<br />
Trainguard 100<br />
<strong>für</strong> ETCS Level 1, drei elektronische<br />
Stellwerke Simis W, das<br />
Betri<strong>eb</strong>sleitsystem Vicos, die<br />
Gleisfreimeldetechnik UGSK 3<br />
<strong>und</strong> 28 Bordsysteme installiert.<br />
Der Vertrag umfasst auch die<br />
Ausrüstung der Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale<br />
sowie Personalschulungen.<br />
Der eine Konsortialpartner<br />
liefert Datenerfassungssystem<br />
<strong>und</strong> Telekommunikationstechnik,<br />
der andere übernimmt die<br />
Bauleistungen.<br />
Oberleitungs-Instandhaltungsfahrzeuge <strong>für</strong> chinesische<br />
Schnellfahrstrecken<br />
Für die Instandhaltung der<br />
Oberleitungen auf den Schnellfahrstrecken<br />
(SFS) in China hat<br />
das chinesische Eisenbahnministerium<br />
ein Sonderfahrzeug<br />
bestellt. Dazu hatte der deutsche<br />
Schienenfahrzeughersteller<br />
Gleisbaumechanik Brandenburg<br />
(GBM) mit einem chinesischen<br />
Hersteller als Partner auf Basis<br />
der seit 2000 in Deutschland<br />
eingesetzten Baureihe 711 [1]<br />
einen Prototyp g<strong>eb</strong>aut, der<br />
2013 die Zulassung bek<strong>am</strong>. Das<br />
Fahrzeug hat zwei Turbogetri<strong>eb</strong>e<br />
T 312, die leistungsstärker<br />
sind als das T 311 in dem DB-<br />
Fahrzeug. Es geht jetzt als Typ<br />
148 112 (2014) Heft 3
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
TABELLE<br />
Hauptdaten Oberleitungs-<br />
Instandhaltungsfahrzeug 711 CN.<br />
Länge m 24,64<br />
Dienstmasse t 84<br />
Dieselmotorleistung kW 2 x 588<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
km/h 176<br />
1<br />
größte Ausladung 2 m 18,5<br />
1<br />
bei Testfahrt<br />
2<br />
eine von zwei Hubarbeitsbühnen<br />
Foto: Voith Turbo<br />
711 CN in Serie. China Railway<br />
Cooperation (CRC) hat erste 26<br />
Stück bestellt, die in Kooperation<br />
mit zwei europäischen<br />
Herstellern gefertigt werden.<br />
Mittelfristig sollen in China 85<br />
solcher Fahrzeuge in Dienst gestellt<br />
werden. Alle Hersteller, die<br />
sich dabei bewerben, müssen<br />
das vom Ministerium abgenommene<br />
Antri<strong>eb</strong>skonzept von Voith<br />
Turbo verwenden, dem einzigen<br />
Hersteller hydrodyn<strong>am</strong>ischer<br />
Getri<strong>eb</strong>e <strong>für</strong> Unterflureinbau in<br />
der Leistungsklasse bis 650 kW.<br />
[1] Franke, D.: Instandhaltungsfahrzeug<br />
Baureihe BR 711.1 <strong>für</strong> Oberleitungsanlagen<br />
der DB Netz. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 101 (2003),<br />
H. 1-2, S. 63–71.<br />
Signaltechnik <strong>für</strong> Südafrika<br />
Südafrikas Schienennetz ist mit<br />
r<strong>und</strong> 25 000 Streckenkilometern<br />
das größte in Afrika <strong>und</strong><br />
das zehntgrößte der Welt. Ein<br />
starker Wirtschaftszweig ist der<br />
Gütertransport, der fast nur auf<br />
der Schiene betri<strong>eb</strong>en wird. Im<br />
Auftrag von Transnet Freight Rail<br />
hat Siemens in Südafrika bereits<br />
die 861 km lange Ore Export Line<br />
(Orex line), die Eisenerzminen<br />
nahe Shinsen in der Provinz<br />
Nordkap mit dem Atlantikhafen<br />
Saldanha in der Provinz Westkap<br />
verbindet, mit 22 Stellwerken<br />
Trackguard Sicas S7 ausgerüstet.<br />
Diese Nord-West-Verbindung<br />
dient ausschließlich dem Transport<br />
von Eisenerz <strong>und</strong> ist derzeit<br />
die zweitlängste Güterstrecke<br />
der Welt. Sie wurde von 1973 bis<br />
1976 von der d<strong>am</strong>aligen South<br />
African Iron and Steel Corporation<br />
(ISCOR) g<strong>eb</strong>aut. Sie hat Kapspur,<br />
ist eingleisig mit 19 Kreuzungsstellen<br />
<strong>und</strong> eine der wenigen mit<br />
1 AC 50 kV 50 Hz elektrifizierten<br />
Strecken der Welt. Laut Enzyklopädie<br />
fuhr hier 1989 ein 7,3 km<br />
langer Rekordzug aus si<strong>eb</strong>en<br />
Lokomotiven, 660 beladenen<br />
112 (2014) Heft 3<br />
Wagen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 71 000 t Ges<strong>am</strong>tmasse.<br />
Das Unternehmen hatte 2011<br />
von der Passenger Rail Agency of<br />
South Africa (PRASA) auch den<br />
Auftrag erhalten, <strong>für</strong> 90 Mio. EUR<br />
ein Viertel der veralteten Signaltechnik<br />
der Provinz Gauteng zu<br />
erneuern <strong>und</strong> eine Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale<br />
<strong>für</strong> die ganze Region<br />
zu errichten. Diese ist mit etwa<br />
18 000 km 2 Fläche die kleinste,<br />
aber <strong>am</strong> dichtesten besiedelte<br />
Provinz Südafrikas <strong>und</strong> mit den<br />
Metropolen Johannesburg <strong>und</strong><br />
Pretoria das wirtschaftliche Zentrum<br />
der Kaprepublik; hier werden<br />
r<strong>und</strong> 10 % des Bruttoinlandsprodukts<br />
ganz Afrikas erwirtschaftet.<br />
Ende 2013 folgte der Auftrag über<br />
180 Mio. EUR, die Bahnsignaltechnik<br />
auf den übrigen drei Vierteln<br />
zu erneuern. Da<strong>für</strong> werden 83<br />
Stellwerke Typ Trackguard Sicas<br />
S7 mit dem Gleisfreimeldesystem<br />
Clearguard ACM 200 g<strong>eb</strong>aut.<br />
Die Technik wird im laufenden<br />
Betri<strong>eb</strong> installiert <strong>und</strong> soll bis 2018<br />
vollständig betri<strong>eb</strong>sfähig sein. Die<br />
Betri<strong>eb</strong>sleitzentrale wird dann das<br />
ges<strong>am</strong>te Netz der Provinz steuern.<br />
Lokomotiven Class 9E <strong>für</strong> Orex line, Südafrika (Foto: Siemens).<br />
Radsatzfolge Co’Co‘, Spurweite 1 067 mm, Länge über Kupplungen<br />
21 132 m, Dienstmasse 166 t, Fahrleitungsspannung 1 AC<br />
50 (55 ... 25) kV 50 Hz, Anfahrzugkraft 570 kN, St<strong>und</strong>enleistung<br />
4 140 kW, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h; 25 Stück 1978-1979<br />
<strong>und</strong> 6 Stück 1982-1983 (Quelle: Wikipedia).<br />
Vorortverkehr Provinz Gauteng.<br />
149
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
Winterschäden in Slowenien<br />
Fotos: Slovenske<br />
železnice<br />
In Slowenien hatte <strong>am</strong> Wochenende<br />
vom 31. Januar bis 2. F<strong>eb</strong>ruar<br />
2014 nach heftigen Schneestürmen<br />
bei Minustemperaturen einsetzender<br />
starker Regen zu Eisbehang an<br />
Allem geführt, was über den Boden<br />
ragt. Auf dutzenden Kilometern<br />
knickten Hochspannungsmasten,<br />
sodass etwa ein Zehntel der Haushalte<br />
des Landes ohne Elektrizitätsversorgung<br />
war <strong>und</strong> zusätzliche<br />
Notstromaggregate aus dem Ausland<br />
kommen mussten. Die Schrottmengen<br />
an den Trassen werden auf<br />
mehrere h<strong>und</strong>ert Tonnen geschätzt.<br />
Naturgemäß war auch die Slowenische<br />
Eisenbahn mit ihren 3-kV-<br />
Fahrleitungen stark beeinträchtigt.<br />
Die beiden Hauptstrecken Lujbljana<br />
– Triest zur Adria <strong>und</strong> Ljubljana –<br />
Jesenice nach Österreich mussten<br />
wegen umgestürzter Bäume <strong>und</strong><br />
geknickter Fahrleitungstragwerke<br />
gesperrt werden. Am meisten<br />
betroffen waren die Städte Postojna<br />
<strong>und</strong> Pivka in der Mitte der Weststrecke,<br />
wo auch die Stromversorgung<br />
komplett ausfiel. Die Instandsetzungen<br />
werden Monate dauern.<br />
Die Schadensbilder bestätigen die<br />
Gr<strong>und</strong>regel der Fahrleitungsinstandhalter,<br />
niemals Seile <strong>und</strong> Drähte<br />
voreilig zu schneiden.<br />
Nachrichten Energie <strong>und</strong> Umwelt<br />
Vorteilhafte Offshore-Windkraft<br />
Das Fraunhofer IWES in Kassel<br />
hat drei Szenarien <strong>für</strong> die Nutzung<br />
sich erneuernder Energien<br />
in Deutschland untersucht <strong>und</strong><br />
verglichen. Danach sind bis<br />
2050 auf allen <strong>für</strong> Deutschland<br />
verfügbaren Flächen in Nordsee<br />
<strong>und</strong> Ostsee 54 GW <strong>für</strong> Offshore-<br />
Windenergie möglich. Die<br />
Ges<strong>am</strong>tkosten <strong>für</strong> das deutsche<br />
Versorgungssystem würden<br />
dann um knapp 1 Mrd. EUR/a<br />
niedriger sein als bei verstärktem<br />
Onshore-Windenergi<strong>eb</strong>au <strong>und</strong><br />
sogar um 6 Mrd. EUR/a unter<br />
dem Photovoltaik-Szenario. Diese<br />
Vorteile entstehen weitestgehend<br />
durch Flexibilitätskosten: Wenn die<br />
Energieausbeute stark schwankt,<br />
entstehen hohe Kosten <strong>für</strong> den<br />
Ausgleich durch Speicher, <strong>für</strong><br />
Reservekraftwerke oder umgekehrt<br />
das Abregeln nicht verwertbarer<br />
Leistung. Auf See weht der Wind<br />
dagegen so gleichmäßig, dass<br />
an 340 Tagen im Jahr produziert<br />
werden kann, <strong>und</strong> die Leistung ist<br />
besser vorherzusagen als <strong>für</strong> Anlagen<br />
an Land. Windenergieanlagen<br />
auf See können deshalb etwa die<br />
zehnfache Regelleistung zum Ausgleichen<br />
des Ang<strong>eb</strong>otes liefern wie<br />
solche an Land, <strong>und</strong> zwar zu einem<br />
Viertel der Kosten. – Weitere<br />
beträchtliche Kosteneinsparungen<br />
könnten Seekabel <strong>für</strong> den Energiehandel<br />
mit Dänemark, Norwegen,<br />
den Niederlanden, Belgien <strong>und</strong><br />
Großbritannien bringen.<br />
150 112 (2014) Heft 3
Energie <strong>und</strong> Umwelt Nachrichten<br />
Schweizerische Wasserkraft im Dilemma<br />
Das schweizerische B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t<br />
<strong>für</strong> Energie (BFE) hat eine Studie<br />
veröffentlicht, nach der die<br />
Vergrößerung oder Verstärkung<br />
vorhandener <strong>und</strong> erst recht der<br />
Neubau von Großwasserkraftwerken<br />
unwirtschaftlich geworden<br />
sind. Sogar schon weitgehend<br />
abgeschri<strong>eb</strong>ene Anlagen werden<br />
aus dem Markt gedrängt (Anmerkung:<br />
wie in Deutschland kürzlich<br />
ein nagelneues Gaskraftwerk).<br />
Als Ursachen da<strong>für</strong> werden der<br />
dr<strong>am</strong>atische Verfall des europäischen<br />
Elektro-Energiemarktes<br />
aufgr<strong>und</strong> der Marktverzerrungen<br />
durch künstlich verbilligte Wind<strong>und</strong><br />
Solarenergie in Nachbarländern,<br />
Konjunktureinflüsse sowie<br />
niedrige Kohle- <strong>und</strong> CO 2 -Preise<br />
genannt. Drastischer ist ein<br />
Kommentar, der dem deutschen<br />
EEG-Fördermodell „nahezu<br />
bizarre Formen“ zuschreibt <strong>und</strong><br />
angesichts der vielen Nutznießer<br />
eine Änderung als politisch<br />
unwahrscheinlich sieht. Auch<br />
die Schweizer KEV-Förderung<br />
wird als „Irrweg“ bezeichnet<br />
<strong>und</strong> hier <strong>für</strong> ein Quotenmodell<br />
wie in Schweden <strong>und</strong> Norwegen<br />
plädiert. Wenn die Schweiz ihre<br />
Rolle als „Wasserschloss Mitteleuropas“<br />
auch künftig wahrnehmen<br />
soll, wird Handlungsbedarf<br />
gesehen.<br />
Quelle: Bulletin SEV/VSE 1/2014,<br />
S. 54, <strong>und</strong> 2/2014, S. 66.<br />
Größte Francisturbinen<br />
TABELLE 2<br />
Kraftwerk Xiluodo, Hauptdaten<br />
Voith-Generatoren.<br />
Polzahl 48<br />
Frequenz Hz 50<br />
Drehzahl min –1 125<br />
Nennleistung<br />
MW/<br />
MVA<br />
770/<br />
855<br />
Nennspannung 3 AC kV 20<br />
Nennwirkungsgrad 1 0,98<br />
Nennleistungsfaktor 0,9<br />
Rotormaße<br />
Außendurchmesser<br />
Höhe<br />
Masse<br />
1<br />
errechnet<br />
m<br />
m<br />
t<br />
13,7<br />
4<br />
1 350<br />
Staud<strong>am</strong>m Xi Luo Do <strong>am</strong> Fluss Jinsha (Fotos: Voith Hhydro).<br />
In Südchina entstehen oberhalb<br />
der seit 2003 im Jangtse arbeitenden<br />
Drei-Schluchten-Anlage<br />
(22,5 GW, 100 TWh/a) derzeit<br />
vier weitere Kraftwerkstufen<br />
mit zus<strong>am</strong>men 43 GW Leistung<br />
<strong>und</strong> knapp 200 TWh/a Erzeugung.<br />
Eine davon ist Xiluodo <strong>am</strong><br />
Fluss Jinsha, einem Zufluss des<br />
Jangtse. Sie wird mit 13,86 GW<br />
<strong>und</strong> etwa 60 TWh/a nach dem<br />
brasilianisch-paraguayischen<br />
Itaipú (14,0 GW, 95 TWh/a) das<br />
drittgrößte der Welt. Beginn der<br />
Energieerzeugung <strong>und</strong> offizielle<br />
Einweihung werden mit Mitte<br />
2013 datiert genannt. Im Endzustand<br />
ab 2015 sollen 18 Maschinengruppen<br />
verschiedener<br />
Hersteller arbeiten. Voith Hydro,<br />
Heidenheim, baut <strong>und</strong> installert,<br />
TABELLE 1<br />
Hauptdaten Kraftwerk Xiliodo<br />
<strong>und</strong> Voith-Francisturbinen.<br />
Staud<strong>am</strong>m<br />
Höhe<br />
Kronenlänge<br />
Nutzhöhenhub<br />
Nutzwassermenge<br />
Erzeugung<br />
Voith-Turbinen<br />
Nennfallhöhe<br />
Durchflussmenge<br />
Laufraddurchmesser<br />
Nennleistung<br />
m<br />
m<br />
m<br />
10 9 m 3<br />
TWh/a<br />
m<br />
m 3 /s<br />
m<br />
MW<br />
278<br />
≈700<br />
60<br />
6,5<br />
60<br />
200<br />
430<br />
7,6<br />
784<br />
wie schon 2005 in Süd<strong>am</strong>erika<br />
mit 2 x 700 MW, in Xiluodo jetzt<br />
drei der derzeit weltweit leistungsstärksten<br />
Francisturbinen<br />
mit 784 MW Nennleistung sowie<br />
die zugehörigen 856-MVA-<br />
Generatoren ein; das Unternehmen<br />
str<strong>eb</strong>t mit dieser Leistung<br />
zur 1-GW-Klasse. Der hohe<br />
Generator-Nennleistungsfaktor<br />
0,9 ist möglich, weil die Leistung<br />
mit HGÜ abgeführt wird <strong>und</strong><br />
somit keine Netzblindleistung<br />
g<strong>eb</strong>raucht wird.<br />
Montage Voith-Generator im Wasserkraftwerk Xi Luo Do.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
151
Nachrichten Energie <strong>und</strong> Umwelt<br />
Ende <strong>für</strong> Kernkraftwerk Mühl<strong>eb</strong>erg<br />
In der Schweiz sind die Kernkraftwerke<br />
Mühl<strong>eb</strong>erg, Gösgen,<br />
Leibstadt <strong>und</strong> Benznau in<br />
Betri<strong>eb</strong>, davon letzteres mit<br />
zwei Blöcken. Als erstes wird<br />
Mühl<strong>eb</strong>erg 2019 abgeschaltet;<br />
es war 1971 in Betri<strong>eb</strong> gegangen.<br />
Der Betreiber BKW setzt in<br />
den sechs Betri<strong>eb</strong>sjahren noch<br />
r<strong>und</strong> 200 Mio. CHF <strong>für</strong> Betri<strong>eb</strong>,<br />
Instandhaltung <strong>und</strong> außerordentliche<br />
Nachrüstungen ein.<br />
Mobile Schadstoffmessungen<br />
Seit zwei Jahren hat die ETH<br />
Zürich an zehn Straßenbahnfahrzeugen<br />
der VBZ Messgeräte<br />
installiert, die während des<br />
Betri<strong>eb</strong>seinsatzes etwa alle 5 s<br />
oder alle 50 m die Anteile von<br />
Ozon, Kohlenmonoxid <strong>und</strong><br />
Feinstaub in der Luft messen.<br />
Aus den Messwerten werden<br />
auf 100 m genaue Karten erstellt,<br />
mit denen Behörden <strong>und</strong><br />
andere <strong>Institut</strong>ionen arbeiten<br />
können. In dem Projekt wurden<br />
bisher r<strong>und</strong> 30 Mio. Daten<br />
ges<strong>am</strong>melt. Man überlegt,<br />
die aktuellen Messwerte per<br />
Smartphone abrufbar zu machen,<br />
d<strong>am</strong>it Radfahrer, Jogger<br />
<strong>und</strong> Spaziergänger sich danach<br />
richten können. Die Messungen<br />
sollen noch zwei weitere Jahre<br />
lang weiter laufen.<br />
Nachrichten Medien<br />
Bücher<br />
Taschner, R.: Die Zahl die aus<br />
der Kälte k<strong>am</strong><br />
Wenn Mathematik zum Abenteuer<br />
wird – München: Hanser, 2013;<br />
244S., 7 Abb.; 15 cm x 22 cm,<br />
Hardcover m. Schutzumschl.; DE<br />
19,90 EUR, AT 20,50 EUR; 27,90<br />
CHF; ISBN 978-3-446-43683-1;<br />
e-Book 15,99 EUR; ISBN 978-3-<br />
446-43649-7.<br />
Das kompetent, aber locker<br />
geschri<strong>eb</strong>ene Buch folgt dem<br />
L<strong>eb</strong>en <strong>und</strong> Denken vieler<br />
bekannter <strong>und</strong> unbekannter<br />
Persönlichkeiten, angefangen<br />
in der Antike über Ad<strong>am</strong> Ries<br />
<strong>und</strong> das Dezimalsystem, Blaise<br />
Pascal <strong>und</strong> die erste Rechenmaschine,<br />
Isaac Newton <strong>und</strong><br />
das Rechnen mit ∞ sowie vieler<br />
anderer. Es zeigt, wie mühs<strong>am</strong><br />
das Rechnen mit römischen<br />
Zahlen war, welche Bedeutung<br />
die Einführung der Zahl 0<br />
hatte, wie die Gelehrten die<br />
Bruchrechnung <strong>und</strong> das Wesen<br />
periodischer Bruchzahlen <strong>und</strong><br />
von Primzahlen erkannten. Weitere<br />
Stichworte sind die Quadratur<br />
des Kreises <strong>und</strong> die Zahl<br />
π mit ihrer schrittweise wachsend<br />
berechneten Stellenzahl;<br />
Zahlenspiele mit vielstelligen<br />
Exponenten werden getoppt<br />
mit Potenzen von Potenzen.<br />
Natürlich ist die Geschichte<br />
vom Schachbrett <strong>und</strong> den<br />
Reiskörnern dabei, nur wird sie<br />
mit großzügigen R<strong>und</strong>ungen<br />
viel schneller veranschaulicht.<br />
Auch etwas Physik kommt vor<br />
<strong>und</strong> Astronomie. Der Aussage,<br />
dass der Abstand der Erde zur<br />
Sonne hinreichend groß ist um<br />
ihre Strahlen als parallel anzusehen,<br />
folgen lehrreiche Sätze<br />
über Genauigkeit beim Rechnen,<br />
<strong>und</strong> der Rezensent liest<br />
hier mit Vergnügen ein Zitat<br />
von Carl Friedrich Gauß: „Durch<br />
nichts zeigt sich mathematischer<br />
... deutlicher als durch<br />
ein Übermaß an Genauigkeit im<br />
Zahlenrechnen“; er überspringt<br />
aus Höflichkeit das ungemein<br />
drastische Substantiv <strong>und</strong> denkt<br />
an manche einschlägige Stelle<br />
in seinem Metier wie kürzlich<br />
den Wert 300 666 mΩ <strong>für</strong> eine<br />
Impedanz im Bahnbetri<strong>eb</strong>.<br />
Geheimdienstliche Verschlüsselungsmethoden<br />
sind in einem<br />
besonders ausführlichen Kapitel<br />
dargestellt. Im letzten Teil<br />
werden einzelne Gelehrte des<br />
19./20. Jahrh<strong>und</strong>erts, ihre Definitionen<br />
der Mathematik <strong>und</strong><br />
ihre Ansichten zur Unendlichkeit<br />
bis zu weltanschaulichen<br />
Fragen vorgestellt. Vielen Kapiteln<br />
kann man mit technischer<br />
Vorbildung immerhin noch<br />
folgen, Anderes aber selbst<br />
d<strong>am</strong>it nur staunend lesen. Das<br />
geht angenehm, denn zu den<br />
200 Seiten mit dem eigentlichen<br />
Thema sind 33 Seiten mit<br />
Anmerkungen herausgezogen,<br />
deren Inhalt den Text zertrümmert<br />
hätte.<br />
Be<br />
152 112 (2014) Heft 3
Medien Nachrichten<br />
Zeitschriften<br />
Felder, R.; Hauser, C.: Wechselstrom-LED<br />
Aufbau, Funktion <strong>und</strong> elektromagnetische<br />
Verträglichkeit. In:<br />
Bulletin SEV/VSE 105 (2014),<br />
H. 1, S. 41–44.<br />
Herkömmliche LED brauchen<br />
Elektronik-Vorschaltgeräte, auch<br />
als Ansteuerungselektronik, Betri<strong>eb</strong>sgerät<br />
oder Netzteil bezeichnet.<br />
Diese Komponenten sind<br />
eine Schwachstelle, weil sie nicht<br />
geringe Verluste haben <strong>und</strong> die<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer verkürzen. Das trifft<br />
besonders <strong>für</strong> Austauschl<strong>am</strong>pen<br />
zu, bei denen die Komponenten<br />
aus Platzmangel knapp dimensioniert<br />
werden müssen. Der<br />
Leistungsfaktor kann dann unter<br />
0,6 liegen. Direkt an das AC-Netz<br />
anschließbare LED versprechen<br />
Vorteile. Hier<strong>für</strong> gibt es verschiedene<br />
Topologien. Untersucht<br />
<strong>und</strong> diskutiert werden die<br />
Eigenschaften wie Wirkungsgrad<br />
<strong>und</strong> Flackern <strong>und</strong> besonders die<br />
EMV hinsichtlich Störstrahlung,<br />
Störspannung, EMF, Oberwellen<br />
sowie Empfindlichkeit gegen<br />
Überspannung <strong>und</strong> Neigung<br />
zum Flickern. Bis auf den letzten<br />
Punkt werden durchweg gute<br />
Eigenschaften attestiert.<br />
Berichtigungen <strong>und</strong> Nachträge Nachrichten<br />
zu „Offshore-Windkraft“ in <strong>eb</strong> 1-2/2014 auf Seite 68<br />
Eine allererste Offshore-HGÜ hat<br />
ABB 2005 auf der d<strong>am</strong>als schon<br />
bestehenden Gasförderplattform<br />
Troll A g<strong>eb</strong>aut, um diese von Land<br />
zu versorgen <strong>und</strong> autarke Versorgung<br />
zu vermeiden. Die Anlage<br />
liegt r<strong>und</strong> 100 km westlich von<br />
Bergen <strong>und</strong> erschließt das größte<br />
Erdgasvorkommen in der Nordsee.<br />
Die ohne Unterteil 22 500 t<br />
schwere Plattform war der größte<br />
jemals vom Menschen bewegte<br />
Gegenstand. Das Wasser ist <strong>am</strong><br />
Standort r<strong>und</strong> 300 m tief <strong>und</strong> das<br />
Ges<strong>am</strong>tbauwerk 472 m hoch.<br />
Vernetzte Prozesse steuern – Komplexität<br />
beherrschen<br />
19.-20.03.2014 Bringen Sie geeignete Strukturen<br />
Berlin<br />
in Ihr Denken <strong>und</strong> Handeln!<br />
Schadensanalyse an metallischen Bauteilen<br />
25.-26.03.2014 in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der<br />
Berlin<br />
Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Zerstörungsfreie Prüfung e.V.<br />
Schwingungsmesspraxis<br />
27.-28.03.2014<br />
München<br />
<br />
Das Verfassen von Geschäftsbriefen<br />
08.04.2014 K<strong>und</strong>enorientiert <strong>und</strong> effektiv<br />
Berlin<br />
korrespondieren!<br />
Vergabe von Bauleistungen rechtssicher<br />
handhaben<br />
23.04.2014 Ein Seminar <strong>für</strong> Auftragg<strong>eb</strong>er<br />
Berlin<br />
<strong>und</strong> Auftragnehmer<br />
Funktionaler Leichtbau<br />
05.-07.05.2014 Konstruktionsprinzipien –<br />
Berlin Gewichtsminimierung –<br />
Steifigkeitsoptimierung –<br />
Kostensenkung<br />
Haus der Technik <strong>am</strong> Alexanderplatz<br />
Karl-Li<strong>eb</strong>knecht-Str. 29, 10178 Berlin<br />
Fon: +49 30 3949-3411, Fax: -3437<br />
E-Mail: h.cr<strong>am</strong>er-jekosch@hdt-essen.de<br />
Internet: www.hdt-berlin.de<br />
Normgerechtes Anwenden <strong>und</strong> Beurteilen von<br />
zerstörungsfreien Prüfverfahren<br />
14.-15.04.2014 in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der<br />
Berlin<br />
Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Zerstörungsfreie Prüfung e.V.<br />
112 (2014) Heft 3<br />
153
Nachrichten Blindleistung<br />
zum 1. April<br />
Seit dem 1. April 2013 werden<br />
alle Bahn-Card-Inhaber im innerdeutschen<br />
Fernverkehr CO 2 -frei<br />
befördert, was bei der Einführung<br />
als elektrotechnisches High-<br />
Tech-W<strong>und</strong>er vorgestellt wurde.<br />
Tatsächlich gab es jedoch etwas<br />
Ähnliches schon vor langer Zeit,<br />
wenn auch mit anderer Technik.<br />
Schon im Jahre 1896 hatte nämlich<br />
der findige Ingenieur Walter<br />
Boveri mit der Straßenbahn in<br />
Lugano einen bahnbrechenden<br />
Schritt in diese Richtung getan.<br />
Seine Innovation bestand aus<br />
einer Oberleitung mit zwei gegenseitig<br />
isolierten Fahrdrähten<br />
n<strong>eb</strong>eneinander. Der in Fahrtrichtung<br />
rechte Draht erhielt seinen<br />
Strom von einem mit kristallklarem<br />
Bergwasser gespeisten Wasserkraftwerk<br />
<strong>am</strong> Fuße des Monte<br />
Bré, der linke von einem in die<br />
Jahre gekommenen, verrußten<br />
Kohlekraftwerk im Industrieg<strong>eb</strong>iet<br />
südlich von Lugano.<br />
Um das Umweltbewusstsein der<br />
Klientel zu wecken, gab die Straßenbahngesellschaft<br />
zwei verschiedene<br />
Arten von Fahrkarten aus:<br />
eine staubgraue <strong>für</strong> CO 2 -belastete<br />
Normalfahrgäste <strong>und</strong> eine almwiesengrüne<br />
<strong>für</strong> saubere, zukunftsorientierte<br />
Bürger. Letztere kostete<br />
Straßenbahn Lugano, soweit bekannt weltweit erste elektrische<br />
Drehstrombahn (Foto: Brown Boveri, 1896).<br />
einen Rappen je<br />
Fahrt mehr.<br />
Zum Einsteuern<br />
der Nachhaltigkeitskomponente<br />
zählte<br />
der Schaffner an<br />
jeder Haltestelle<br />
vor der Abfahrt<br />
die Fahrgäste<br />
mit grauen <strong>und</strong><br />
mit grünen<br />
Fahrkarten,<br />
errechnete<br />
daraus den<br />
Prozentsatz grün<br />
zu ges<strong>am</strong>t <strong>und</strong><br />
meldete diesen<br />
Wert dem Conducteur.<br />
Dieser<br />
stellte nun den<br />
Wert auf seinem Fahrpult mittels<br />
eines Handrades ein, an dem<br />
ein roter Zeiger eine von 0 bis<br />
100 unterteilte Skala überstrich.<br />
Entsprechend der Einstellung an<br />
diesem so genannten Nachhaltigkeitssteller<br />
wurde dann dem<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen der Fahrstrom anteilig<br />
aus dem Öko-Fahrdraht <strong>und</strong><br />
dem CO 2 -Fahrdraht zugeführt.<br />
Das System k<strong>am</strong> <strong>am</strong> Markt<br />
glänzend an, <strong>und</strong> Meister Boveri<br />
hatte schon bald mit den Zusatzeinnahmen<br />
aus dem Öko-Rappen<br />
das Eigenkapital zur weiteren<br />
Aufstockung seiner Firma Brown<br />
Boveri & Cie (BBC) zus<strong>am</strong>men.<br />
Heute können wir uns glücklich<br />
schätzen, dass die Deutsche Bahn<br />
diese Gr<strong>und</strong>idee der fahrkartenselektiven<br />
Personenbeförderung<br />
wieder aufgegriffen hat, nun<br />
unter Anwendung modernster<br />
Elektronik. Nachhaltiger kann eine<br />
Energiewende doch kaum sein!<br />
Eberhard Jänsch<br />
Strecke Leipzig – Hof bei Guten<strong>für</strong>st, Blickrichtung Norden; rechts Hektometertafel<br />
151,6 (Foto: Jochen Schmidt, Dezember 2013).<br />
Bei der Elektrifizierung der zweigleisigen<br />
Strecke (Leipzig –) Plauen<br />
– Hof wurde bei der Landesgrenze<br />
zwischen den Freistaaten Bayern<br />
<strong>und</strong> Sachsen (<strong>am</strong> Grenzpfahl in<br />
km 151,7 gelbe Landeswappenstreifen<br />
mit schwarzen Trennlinien nach<br />
Sachsen weisend) in jede Oberleitung<br />
eine elektrische Trennung<br />
eing<strong>eb</strong>aut; die Nachspanngewichtsstücke<br />
<strong>und</strong> die Doppelausleger sind<br />
rechts im Bild zu erkennen. Die<br />
bayerische Staatsregierung hatte<br />
dies zur Auflage gemacht, d<strong>am</strong>it<br />
auf ihrem Streckenabschnitt nur<br />
bayerischer, im Umrichterwerk Hof<br />
erzeugter Bahnstrom benutzt wird.<br />
Zwar können mit weiß-blauen<br />
Fähnchen gekennzeichnete Umgehungsleitungen<br />
diese Trennstelle im<br />
Störungsfall überbrücken, jedoch ist<br />
die Einfuhr von im GuD-Kraftwerk<br />
Kirchmöser erzeugtem preußischen<br />
Bahnstrom dann mautpflichtig.<br />
Be<br />
154 112 (2014) Heft 3
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier –<br />
1900 bis 1947<br />
Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige<br />
Techniker wie Gustav Wittfeld den Gr<strong>und</strong>stein<br />
<strong>für</strong> den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es<br />
war der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />
Dieser Band beschreibt die Pionierarbeit<br />
der ersten Jahre – von der Finanzierung<br />
bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über<br />
die schwere Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme in den Zwanzigern<br />
<strong>und</strong> die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />
bis hin zur Phase des Wiederaufbaus <strong>und</strong><br />
der folgenden Demontage nach dem zweiten<br />
Weltkrieg.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM,<br />
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Band 2: Elektrisch in die schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947 bis 1960<br />
Die Technik mit Einphasen-Wechselstrom sollte<br />
ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografischen<br />
Bedingungen unter Beweis stellen.<br />
Die im Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke<br />
Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />
einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die<br />
Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />
genehmigt waren, begann eine stürmische Entwicklung,<br />
die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen<br />
wurde. In den zwanziger Jahren wurde<br />
das Engagement fortgesetzt, das letztlich zum<br />
Erfolg der elektrischen Traktion in Deutschland<br />
beigetragen hat.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM,<br />
Hardcover<br />
Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit<br />
dem Gedanken zur Wiederelektrifizierung des<br />
demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950<br />
folgten dann konkrete Schritte, die nach Verhandlungen<br />
mit der UdSSR in einem Staatsvertrag<br />
endeten. Einen sofortigen Wiederaufbau<br />
des Demontagegutes verhinderten der Zustand<br />
von Lokomotiven <strong>und</strong> Anlagen sowie DDRinterne<br />
Streitereien über das anzuwendende<br />
Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955 den<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />
1. Auflage 2012, 240 Seiten mit CD-ROM,<br />
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WISSEN FÜR DIE<br />
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___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 1<br />
___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />
___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 3 (Teil 1)<br />
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bei Bestellung der Ges<strong>am</strong>treihe (Band 1-3): € 44,90 (zzgl. Versand)<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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Branche / Wirtschaftszweig<br />
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<strong>Elektrische</strong> Zugförderung<br />
im Lötschberg-Basistunnel<br />
Vom Pflichtenheft zur Betri<strong>eb</strong>sbewilligung<br />
<strong>für</strong> Fahrten mit 250 km/h durch die erste neue<br />
europäische Alpentransversale<br />
Das europäische Eisenbahnnetz hat mit dem Lötschberg-Basistunnel (LBT) einen ersten<br />
Alpen unterquerenden Eisenbahntunnel mit modernster Technik <strong>und</strong> einem hohen Stand der<br />
Tunnelsicherheitstechnik erhalten: Zwei Einspurröhren, im Abstand von r<strong>und</strong> 40 m <strong>und</strong> alle<br />
r<strong>und</strong> 300 m mit Querschlägen verb<strong>und</strong>en, verbinden zwischen Frutigen <strong>und</strong> Raron das Berner<br />
Oberland von Thun <strong>und</strong> Spiez her mit Visp <strong>und</strong> Brig im Wallis. Der Tunnel wurde <strong>am</strong> 15. Juni<br />
2007 exakt gemäß Zeitplan <strong>für</strong> den so genannten reduzierten kommerziellen Betri<strong>eb</strong> eröffnet.<br />
Die 2. Auflage des Buches wurde noch mit drei weiteren Aufsätzen erweitert. Diese sind erst<br />
in den beiden letzten Jahren in der Zeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> veröffentlicht worden.<br />
Sie ergänzen einige bereits behandelte Themen mit Messerg<strong>eb</strong>nissen oder zwischenzeitlich<br />
gemachten Erfahrungen.<br />
Hrsg.: Manfred Lörtscher<br />
2. Auflage 2010<br />
190 Seiten, vierfarbig, A4, Hardcover<br />
ISBN: 978-3-8356-3216-5<br />
Preis: € 79,90<br />
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<strong>Elektrische</strong> Zugförderung im Lötschberg-Basistunnel<br />
2. Auflage 2010 – ISBN: 978-3-8356-3216-5 <strong>für</strong> € 79,90 (zzgl. Versand)<br />
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Telefon: +49 89 203 53 66-36, Telefax: +49 89 203 53 66-99<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
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MEDIABERATUNG<br />
Telefon: +49 89 203 53 66-13, Telefax: +49 89 203 53 66-99<br />
E-Mail: weingarten@di-verlag.de<br />
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Unternehmensportrait Balfour Beatty Rail GmbH<br />
Garmischer Str. 35<br />
81373 München<br />
www.bbrail.de<br />
info.de@bbrail.com<br />
Balfour Beatty Rail GmbH<br />
Balfour Beatty Rail GmbH ist einer der führenden<br />
Anbieter in der Systemauslegung <strong>und</strong> -optimierung,<br />
Planung, Integration, Realisierung, Wartung <strong>und</strong> Instandhaltung<br />
der Eisenbahninfrastruktur. Er bietet<br />
das ges<strong>am</strong>te Spektrum – beginnend von der ersten<br />
Fragestellung bis hin zur Umsetzung von Komplettlösungen<br />
in den Bereichen systemtechnische<br />
Auslegung, Fahrleitung, <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung,<br />
50 Hz-Anlagen, Signaltechnik, Großgeräte <strong>und</strong><br />
Gleisanlagen. Als ingenieurgetri<strong>eb</strong>enes <strong>Technologie</strong>unternehmen<br />
ist der Bahninfrastrukturausrüster<br />
Balfour Beatty Rail GmbH seit über 100 Jahren eine<br />
feste Größe in der Bahnindustrie, weltweit. Mit<br />
eigenen Produkten <strong>und</strong> Systemen <strong>und</strong> dem Know-<br />
How aus der ges<strong>am</strong>ten Historie ist Balfour Beatty<br />
Rail GmbH ein Treiber von innovativen Lösungen<br />
<strong>für</strong> die Bedarfe der K<strong>und</strong>en. Die Anforderungen des<br />
K<strong>und</strong>en stehen dabei stets im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Über den Arbeitg<strong>eb</strong>er<br />
Firmengröße: 1.700 Mitarbeiter<br />
Branche: Bauindustrie, Energieversorgung, Elektrotechnik<br />
Kompetenzen: Ges<strong>am</strong>tleistungen der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, Systemtechnik, Fahrleitungen,<br />
Stromversorgung, Gleisbau, Services<br />
Benefits<br />
• Förderprogr<strong>am</strong>m <strong>für</strong> Schulen: Balfour Beatty Rail hat das Projekt „Balfour Beatty Rail Partnerschule“<br />
ins L<strong>eb</strong>en gerufen. Das Unter nehmen übernimmt dabei gesellschaftliche Verantwortung im<br />
Einklang mit den Unternehmens werten <strong>und</strong> unterstützt Schulprojekte in der direkten Umg<strong>eb</strong>ung<br />
seiner Unternehmensstandorte.<br />
• Praktika, Werkstudententätigkeiten, Bachelor-/Masterarbeiten in allen Bereichen, individuelle<br />
Traineeprogr<strong>am</strong>me <strong>für</strong> Einsteiger<br />
Ansprechpartner<br />
Michael Lotz<br />
Fon: +49 234 29844-210<br />
Fax: +49 234 29844-224<br />
E-Mail: personal@bbrail.com<br />
Internet: http://karriere.bbrail.de/<br />
Standorte<br />
81373 München, Garmischer Str. 35<br />
10247 Berlin, Pettenkoferstr. 4a<br />
44799 Bochum, Wasserstr. 221<br />
38112 Braunschweig, Schmalbachstr. 17<br />
63067 Offenbach/Main, Frankfurter Str. 111<br />
39418 Staßfurt, Maybachstr. 16
SIGNON Unternehmensportrait<br />
SIGNON Deutschland GmbH<br />
SIGNON steht <strong>für</strong> ein einzigartiges Portfolio an Consulting-<br />
<strong>und</strong> Engineering-Leistungen <strong>für</strong> die Ausrüstungstechnik<br />
des internationalen Schienenverkehrs.<br />
Wir beraten, begleiten <strong>und</strong> unterstützen Bahnbetreiber<br />
<strong>und</strong> Infrastrukturunternehmen, Systemlieferanten,<br />
Zulassungsbehörden <strong>und</strong> Ministerien weltweit<br />
entlang der ges<strong>am</strong>ten Prozesskette Planung,<br />
Realisierung <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>.<br />
Um dem wachsenden Projektumfang gerecht zu<br />
werden, suchen wir engagierte neue Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen zur Verstärkung unseres Te<strong>am</strong>s. Wir<br />
bieten ein hoch interessantes Umfeld, ausgezeichnete<br />
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Chance, die Zukunft der weltweiten <strong>Bahnen</strong> mit<br />
zu gestalten.<br />
Über den Arbeitg<strong>eb</strong>er<br />
Firmengröße: 170 Mitarbeiter<br />
Branche: Ingenieur-Unternehmen, Engineering <strong>und</strong> Consulting<br />
Kompetenzen: Leit- <strong>und</strong> Sicherungstechnik, <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung, Fahrzeugtechnik, IT-Lösungen<br />
Leistungen: Planungsleistungen, Studien, Simulationen, Gutachten, Risikoanalysen, Bauüberwachung<br />
Benefits<br />
Mitwirkung an interessanten Projekten im In- <strong>und</strong> Ausland, Eingliederung in motivierte Te<strong>am</strong>s, Einsatzmöglichkeiten<br />
an verschiedenen Standorten, auch in der Schweiz <strong>und</strong> in Österreich, umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
leistungsgerechtes Gehalt, flexible Arbeitszeiten, betri<strong>eb</strong>liche Altersvorsorge, weitere<br />
Leistungen wie beispielsweise Firmenticket, auf Wunsch Einsatzmöglichkeit im außereuropäischen Ausland<br />
Ansprechpartner<br />
Klaus Orphal<br />
Fon: +49 30 247387-32<br />
Fax: +49 30 247387-11<br />
E-Mail:<br />
klaus.orphal@signon-group.com<br />
Internet: www.signon-group.com<br />
Standorte<br />
10117 Berlin, Deutschland, Schützenstraße 15-17<br />
47051 Duisburg, Deutschland, Neudorfer Straße 41<br />
01099 Dresden, Deutschland, Königsbrücker Straße 34 <strong>und</strong> 49<br />
80339 München, Deutschland, Barthstraße 16<br />
1010 Wien, Österreich, Elisabethstraße 1/202<br />
8048 Zürich, Schweiz, Aargauerstrasse 250
Impressum<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt <strong>am</strong> Main (federführend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, TÜV SÜD, Geschäftsfeld Rail, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, <strong>Forschung</strong>sgruppe elektrische Energietechnik <strong>und</strong> Leistungselektronik, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungssysteme<br />
in der Direction de l‘ingénière der SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte <strong>für</strong> Energie, RailConCert, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme <strong>für</strong> Schienenfahrzeuge<br />
GmbH, München<br />
Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München <strong>und</strong> Leiter<br />
Öffentlichkeitsarbeit, DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer <strong>und</strong> Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt <strong>am</strong> Main<br />
Dipl.-Ing Hans-Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />
Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung <strong>und</strong> Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG, Wien (AT)<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västerås (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische Energieanlagen<br />
<strong>und</strong> Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach <strong>am</strong> Main<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Chefredakteur:<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig (verantwortlich), E-Mail: roehlig@di-verlag.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Railsystems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach <strong>am</strong> Main<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: grosch@di-verlag.de<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung/Spartenleitung/Mediaberatung:<br />
Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99,<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 60.<br />
Mediaberatung:<br />
Angelika Weingarten, Fon: +49 89 203 53 66-13, Fax: -99,<br />
E-Mail: weingarten@di-verlag.de<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
DataM-Services GmbH, Marcus Zepmeisel, Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg, Deutschland,<br />
Fon: +49 931 4170-459, Fax: +49 931 4170-494,<br />
E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement Print (AboBasic) 315,00 € (inkl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Einzelheft 37,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
Einzelausgabe als ePaper 37,00 €<br />
Weitere Abo-Varianten wie AboPlus <strong>und</strong> AboPremium auf Anfrage.<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, <strong>für</strong> das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973), sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers<br />
Green High Wycombe, Buckingh<strong>am</strong>shire, England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- <strong>und</strong> säurefreiem Papier<br />
160
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Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
Schnittstellen in der Planung von Schienenverkehrsanlagen<br />
10.03.-02.04.2014 Adademie der Hochschule Biberach<br />
Biberach (DE) Fon: +49 7351 582-551, Fax: -559,<br />
E-Mail: kontakt@akademie.biberach.de,<br />
Internet: www.akademie-biberach.de<br />
6. Symposium Infrastruktur-Datenmanagement <strong>für</strong> Verkehrsunternehmen<br />
– IDMVU<br />
11.-12.03.2014 DMB GmbH<br />
Bonn (DE) Fon: +49 30 210161-00, Fax: -103,<br />
E-Mail: berlin@dmb-bau.de,<br />
Internet: www.dmb-bau.de/<br />
Exporail Southeast Asia<br />
12.-14.03.2014 Mack Brooks Exhibitions Ltd.<br />
Bangkok (TH) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />
E-Mail: thailand@exporail-southeastasia.com,<br />
Internet: www.exporail-southeastasia.com<br />
RAILWAY FORUM 2014 Berlin – die Globalisierung<br />
der Bahnindustrie<br />
17.-18.03.2014 IPM GmbH & Deutsche Bahn AG<br />
Berlin (DE) E-Mail: mail@ipm-scm.com,<br />
Internet: www. ipm-scm.com<br />
10. Deutscher Nahverkehrstag<br />
19.-21.03.2014 Bestfall GmbH<br />
Koblenz (DE) Fon: +49 6131 9451815,<br />
E-Mail: nahverkehrstag@bestfall.de,<br />
Internet: www.deutschernahverkehrstag.de<br />
24. Verkehrswissenschaftliche Tage<br />
20.-21.03.2014 TU Dresden / Verkehrswissenschaften<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 463366-34,<br />
E-Mail: vwt2014@tu-dresden.de,<br />
Internet: http://tu-dresden.de<br />
Rail Safety Conference<br />
25.-27.03.2014 Informa Australia<br />
Sydney (AUS) Fon: +61 2 9080 4307,<br />
E-Mail: info@informa.com.au,<br />
Internet: www.informa.com.au<br />
Intertraffic Amsterd<strong>am</strong> 2014<br />
25.-28.03.2014 Amsterd<strong>am</strong> RAI<br />
Amsterd<strong>am</strong> (NL) Fon: +31 20 549-1212 , Fax: -1889,<br />
E-Mail: e.dijkshoorn@rai.nl,<br />
Internet: www.intertrafic.com<br />
Metro Rail 2014<br />
01.-02.04.2014 Terrapinn<br />
London (UK) Fon: +44 20 7-0921000, Fax: 7-2421508,<br />
E-Mail: enquiry.uk@terrapinn.com,<br />
Internet: www.terrapinn.com/conference/<br />
11. UIC/ERTMS-Konferenz „Optimierung von Investitionen<br />
bei den Eisenbahnen weltweit“<br />
01.-03.04.2014 UIC<br />
Istanbul (TR) E-Mail: kersten@uic.org,<br />
Internet: www.uic.org<br />
EXPO Ferroviaria 2014<br />
01.-03.04.2014 Mack Brooks Exhibitions Ltd<br />
Turin (IT) Fon: +39 011 38198-39, Fax: -38,<br />
E-Mail: expoferroviaria@mackbrooks.com,<br />
Internet: www.expoferroviaria.com<br />
11. ERTMS-Weltkonferenz<br />
01.-04.04.2014 UIC<br />
Istanbul (TR) Fon: +33 1 444920-52, Fax: -59,<br />
E-Mail: plaud@uic.org,<br />
Internet: www.uic.org<br />
Rail Solutions Asia<br />
07.-09.05.2014 TDH Exhibitions LTD<br />
Kuala Lumpur Fon: +44 1483 548-290, Fax: -302,<br />
(MY)<br />
E-Mail: info@tdhrail.com,<br />
Internet: www.tdhrail.co.uk<br />
Infrarail<br />
20.-22.05.2014 Mack Brooks Exhibitions Ltd.<br />
London (UK) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />
E-Mail: michael.wilton@mackbrooks.co.uk,<br />
Internet: www.infrarail.com/contact<br />
42. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge<br />
07.-10.09.2014 Technische Universität Graz<br />
Graz (AT) Fon: +43 316 8-736216, Fax: -16896,<br />
E-Mail: office@schienenfahrzeug.at,<br />
Internet: www.schienenfahrzeugtagung.at<br />
InnoTrans 2014<br />
23.-26.09.2014 Messe Berlin GmbH<br />
Berlin (DE) Fon: +49 30 3038-2376, Fax: -2190,<br />
E-Mail: innotrans@messe-berlin.com,<br />
Internet: www.innotrans.com4.04.2014
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