Elementsynthese in Sternen - Institut für Theoretische Astrophysik
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Entstehung der chemischen Elemente<br />
im Kosmos<br />
H.-P. Gail<br />
<strong>Institut</strong> für <strong>Theoretische</strong> <strong>Astrophysik</strong>, Heidelberg<br />
WS 2011/12
1. Stationäre Brennprozesse und Nukleosynthese<br />
Seite: 1.1
Stationäre Brennprozesse und Nukleosynthese<br />
Auf der Erde, im Sonnenspektrum und im Material der<br />
Meteoriten konnten 81 stabile und 9 radioaktive Elemente<br />
nachgewiesen werden. Zusätzlich wurde im Spektrum e<strong>in</strong>iger<br />
Sterne e<strong>in</strong> weiteres radioaktives Element (Tc) nachgewiesen<br />
und für e<strong>in</strong> weiteres radioaktives Element (Pu) konnte<br />
dessen Existenz im frühen Sonnensystem durch die Produkte<br />
se<strong>in</strong>er spontanen Spaltung im Material e<strong>in</strong>iger Meteoriten<br />
nachgewiesen werden. Aus dem periodischen System<br />
der Elemente ergibt sich, daß e<strong>in</strong> weiteres Element existieren<br />
könnte, das zwischen Nd und Sm e<strong>in</strong>zuordnen wäre, das<br />
aber <strong>in</strong> der Natur nicht vorzukommen sche<strong>in</strong>t und nur im<br />
Laboratorium künstlich produziert wurde (Pm).<br />
Es gibt also <strong>in</strong> der Natur 81 stabile und e<strong>in</strong> radioaktives<br />
Element mit Z ≤ 83 (d.h. bis e<strong>in</strong>schließlich Bi) und 10 radioaktive<br />
Elemente mit Z > 83. Diese Elemente haben 272<br />
stabile Isotope und 56 radioaktive Isotope, davon 11 mit<br />
A ≤ 206 und 45 mit A > 206.<br />
Seite: 1.2
Stationäre Brennprozesse und Nukleosynthese<br />
Im Laboratorium s<strong>in</strong>d > 3000 weitere radioaktive Isotope<br />
der natürlich vorkommenden Elemente und weiterer Elemente<br />
bis Z = 116, die <strong>in</strong> der Natur nicht vorzukommen<br />
sche<strong>in</strong>en, hergestellt worden.<br />
Trotz der großen Zahl der Kerne, die bekannt s<strong>in</strong>d, liegen<br />
ihrem Aufbau und ihrer Entstehung recht e<strong>in</strong>fache Pr<strong>in</strong>zipien<br />
zu Grunde: Alle diese s<strong>in</strong>d aus zwei fundamentalen<br />
Bauste<strong>in</strong>en zusammengesetzt:<br />
1. Protonen mit der Ladung Z = +1<br />
2. Neutronen mit der Ladung Z = 0<br />
Von diesen kommt nur das Proton als Kern des Wasserstoffatoms<br />
<strong>in</strong> freier Form vor. Das Neutron existiert <strong>in</strong> der<br />
Natur nicht als freies Teilchen sondern nur im Verbund der<br />
Atomkerne (und im Kosmos <strong>in</strong> Neutronensternen).<br />
Seite: 1.3
Stationäre Brennprozesse und Nukleosynthese<br />
Abbildung 1.1: Nuklidkarte. Z ist die Kernladung und N die Anzahl der Neutronen<br />
im Kern. Die stabilen Isotope s<strong>in</strong>d durch gefüllte Quadrate dargestellt, langlebige<br />
<strong>in</strong>stabile Isotope mit τ1/2 < 10 3 a durch offene Quadrate.<br />
Seite: 1.4
Stationäre Brennprozesse und Nukleosynthese<br />
Alle Kerne s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig durch die Angabe der Anzahl der<br />
Z der dar<strong>in</strong> enthaltenen Protonen und der Anzahl N der<br />
dar<strong>in</strong> enthaltenen Neutronen charakterisiert. E<strong>in</strong>e bequeme<br />
Darstellung der bekannten Kerne ist die sog. Nuklidkarte,<br />
<strong>in</strong> der jeder Kern durch e<strong>in</strong> Kästchen <strong>in</strong> der N-Z-<br />
Ebene repräsentiert wird (Abb. 1.1). Alternativ wird <strong>in</strong> der<br />
Darstellung auch statt der Neutronenzahl die Massenzahl<br />
A = N + Z verwendet, die nahezu proportional zum Atomgewicht<br />
des Kerns ist.<br />
Seite: 1.5
1.1 <strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Solange die Energien der Prozesse, wenn diese Nukleonen<br />
und die Kerne mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Wechselwirkung treten, unterhalb<br />
von ≈ 100 MeV bleiben, bleibt die Anzahl der Nukleonen<br />
erhalten und diese werden nur zwischen den Kernen<br />
(und den freien Teilchen) umverteilt. Diese Voraussetzung<br />
ist schon kurz nach dem Urknall praktisch überall im Kosmos<br />
erfüllt. Die e<strong>in</strong>zigen möglichen Prozesse zur Veränderung<br />
der Zahl der Protonen und Neutronen s<strong>in</strong>d dann nur<br />
noch β ± -Zerfälle. Diese e<strong>in</strong>fache Feststellung führte Fowler<br />
und Hoyle dazu zu versuchen, die Erzeugung der Elemente<br />
auf Prozesse zurückzuführen, die mit e<strong>in</strong>em (oder beiden)<br />
der Grundbauste<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>nen. Sie stellten sich folgende Frage:<br />
Wie sahen die Prozesse bei Entwicklung der beobachtbaren<br />
Materie aus, die zur Entstehung der Elemente und<br />
Isotope mit der heute beobachteten Häufigkeitsverteilung<br />
führen?<br />
Seite: 1.6
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Nach Überzeugung von Fowler und Hoyle s<strong>in</strong>d die Spuren<br />
dieser Entwicklungsgeschichte <strong>in</strong> den kosmischen Elementhäufigkeiten<br />
überliefert und die Entwicklungsgeschichte<br />
kann aus dieser Häufigkeitsverteilung rekonstruiert werden.<br />
E<strong>in</strong>e relativ vollständige und e<strong>in</strong>igermaßen genaue Tabelle<br />
der kosmischen Elementhäufigkeiten, die Suess & Urey<br />
(1956) aus Messungen an irdischen (für Isotope) und meteoritischem<br />
Material sowie aus Analysen des Sonnenspektrums<br />
abgeleitet hatten, lag im Jahr 1956 bereits vor. Diese<br />
Häufigkeitsverteilung zeigt Abb. 1.2 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuellen Version.<br />
Abbildung 1.3 zeigt die Häufigkeiten getrennt für die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Isotope.<br />
Seite: 1.7
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Abbildung 1.2: Häufigkeitsverteilung der Elemente im Sonnensystem wie sie aus der Analyse des Sonnenspektrums<br />
und den Häufigkeitsbestimmungen <strong>in</strong> Meteoriten folgt. Die Häufigkeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />
astronomischen Häufigkeitsskala, def<strong>in</strong>iert durch 12+log ɛ, angegeben. Diese Häufigkeitsverteilung wird<br />
als repräsentativ für die Häufigkeitsverteilung der Elemente von Pop I <strong>Sternen</strong> angesehen<br />
Seite: 1.8
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Die Häufigkeitsverteilung zeigt e<strong>in</strong>ige charakteristische<br />
Merkmale:<br />
1. Die Häufigkeiten fallen bis A ≈ 100 annähernd exponentiell<br />
ab.<br />
2. Für A > 100 s<strong>in</strong>d sie annähernd konstant.<br />
3. Sehr kle<strong>in</strong>e Häufigkeiten von Li, Be, B, verglichen mit den<br />
benachbarten Elementen H, He bzw. C, N, O.<br />
4. Große Häufigkeiten der sog. α-Kerne 16 O, 20 Ne, 24 Mg,<br />
28 Si,<br />
32 S,<br />
36 Ar,<br />
40 Ca,<br />
44 Ti.<br />
5. E<strong>in</strong>e ausgeprägte Häufigkeitsspitze im Bereich um 56 Fe.<br />
6. Lokale Häufigkeitsspitzen bei Kernen mit den Neutronenzahlen<br />
N = 50, 82, 126.<br />
7. Ausgesprochene Seltenheit von Isotopen mit kle<strong>in</strong>er Neutronenzahl<br />
bei gegebenem Z.<br />
Seite: 1.9
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Dies legt nach Ansicht von Fowler und Hoyle nahe, daß sich<br />
alle Elemente aus H gebildet haben, da H das häufigste Element<br />
im Kosmos ist und weil überdies das Proton stabil ist,<br />
aber das Neutron nicht. He ist das zweithäufigste Element<br />
und dieses ist das Produkt des Wasserstoffbrennens.<br />
Als Orte der Prozesse, durch die alle schweren Elemente<br />
letztendlich aus H aufgebaut werden, kommt nur das Innere<br />
von <strong>Sternen</strong> <strong>in</strong> Frage, da nur dort die nötigen Temperaturen<br />
herrschen, um die Coulombabstoßung der Kerne zu<br />
überw<strong>in</strong>den. Der starke Abfall der Häufigkeiten bis A ≈ 100<br />
spiegelt die zunehmende Seltenheit von Zuständen im Inneren<br />
von <strong>Sternen</strong> wider, bei denen sehr hohe Temperaturen<br />
erreicht werden, um Kerne mit zunehmender Kernladung Z<br />
mite<strong>in</strong>ander reagieren zu lassen.<br />
Seite: 1.10
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Abbildung 1.3: Häufigkeitsverteilung der stabilen und der sehr langlebigen radioaktiven<br />
Kerne mit Massenzahl A im Sonnensystem, wie sie aus der Analyse des Sonnenspektrums<br />
und den Häufigkeitsbestimmungen <strong>in</strong> Meteoriten folgt. Die Häufigkeit ist<br />
<strong>in</strong> der Häufigkeitsskala angegeben, <strong>in</strong> der Si die Häufigkeit 10 6 erhält<br />
Seite: 1.11
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Die annähernde Konstanz der Häufigkeiten für A ≥ 100<br />
zeigt nach Fowler und Hoyle, daß Reaktionen mit e<strong>in</strong>em<br />
ungeladenes Teilchen für den Aufbau dieser Kerne verantwortlich<br />
se<strong>in</strong> müssen, sodaß der Aufbau der schweren Kerne<br />
nicht mehr durch Coulombabstoßung beh<strong>in</strong>dert wird. Als<br />
ungeladenes Teilchen kommt nur das Neutron <strong>in</strong> Frage. Die<br />
Konstanz der Häufigkeiten spiegelt dann die Tatsache wider,<br />
daß der E<strong>in</strong>fangquerschnitt für langsame Neutronen bei<br />
Kernen mit Z > 26 für die meisten dieser Kerne annähernd<br />
gleich groß ist.<br />
Seite: 1.12
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Die kle<strong>in</strong>en Häufigkeiten von Li, Be und B hängen damit<br />
zusammen, daß diese Kerne bereits bei sehr niedrigen Temperaturen<br />
(T ≈ 10 6 K) im Stern<strong>in</strong>neren bei Kernreaktionen<br />
zerstört werden, und daß ke<strong>in</strong>e stabilen Kerne mit A = 5<br />
und A = 8 existieren, sodaß auch ke<strong>in</strong>e effektiven Produktionsmechanismen<br />
aus H für diese Kerne existieren.<br />
Die großen Häufigkeiten der α-Elemente beruhen nach Ansicht<br />
von Fowler und Hoyle darauf, daß diese bei hohen Temperaturen<br />
durch Reaktionen der häufigen He Kerne bevorzugt<br />
aufgebaut werden.<br />
Seite: 1.13
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Abbildung 1.4: B<strong>in</strong>dungsenergie pro Nukleon <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Massenzahl A,<br />
der Anzahl der Nukleonen im Kern<br />
Seite: 1.14
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Die ausgeprägte Häufigkeitsspitze im Bereich der Kerne um<br />
Fe herum spiegelt das Maximum der B<strong>in</strong>dungsenergie der<br />
Kerne im Bereich um A = 56 herum wider (vergl. Abb. 1.4).<br />
Wenn sich <strong>in</strong> sehr heißer und dichter Materie das thermodynamische<br />
Gleichgewicht e<strong>in</strong>stellt, dann ist die Materie im<br />
chemischen Gleichgewicht <strong>in</strong> den Teilchen mit den höchsten<br />
B<strong>in</strong>dungsenergien konzentriert.<br />
Seite: 1.15
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Die lokalen Häufigkeitsmaxima bei N = 50, 82 und 126<br />
waren schon Ende der 40’er Jahre <strong>in</strong> den ersten Versionen<br />
der kosmischen Häufigkeitsverteilung der Elemente aufgefallen<br />
und gaben den Anlaß zur Entwicklung des Schalenmodells<br />
der Kerne durch Jensen und Mayer, <strong>in</strong> dem abgeschlossene<br />
Nukleonenschalen mit diesen magischen Zahlen“<br />
e<strong>in</strong>e besonders hohe Stabilität und deswegen beson-<br />
”<br />
ders kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fangquerschnitt für Neutronen haben. Bei<br />
schrittweisem Aufbau der schweren Kerne durch Neutronene<strong>in</strong>fang<br />
staut“ sich gewissermaßen bei diesen Kernen<br />
”<br />
das Material.<br />
Nach Ansicht von Fowler und Hoyle muß e<strong>in</strong>e zufriedenstellende<br />
Theorie des Ursprungs der chemischen Elemente<br />
im Kosmos die Details der Häufigkeitsverteilung allesamt<br />
quantitativ erklären können. E<strong>in</strong>e solche Erklärung wurde<br />
1957 <strong>in</strong> der Arbeit Synthesis of the Elements <strong>in</strong> Stars durch<br />
Burbidge, Burbidge, Fowler und Hoyle (1956) präsentiert.<br />
Seite: 1.16
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
In dieser Arbeit wird dargelegt, daß durch nukleare Reaktionen<br />
im Inneren von <strong>Sternen</strong> der Aufbau der chemischen<br />
Elemente aus H im Kosmos vollständig erklärt werden kann.<br />
Die e<strong>in</strong>zige Frage die damals offen blieb, war, ob nicht e<strong>in</strong><br />
Teil der Elemente bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ursprünglichen, explosiven<br />
Zustand des Universums gebildet wurde. Das ist <strong>in</strong>zwischen<br />
dah<strong>in</strong>gehend geklärt, daß im Urknall nur He und<br />
w<strong>in</strong>zige Spuren Li aus H synthetisiert werden.<br />
Mit ger<strong>in</strong>gfügigen Modifaktionen und beträchlichen Detailverbesserungen<br />
ist die <strong>in</strong> der Arbeit von 1957 konzipierte<br />
Erklärung für den Ursprung der chemischen Elemente<br />
die heute allgeme<strong>in</strong> akzeptierte Erklärung. Die treibenden<br />
Kräfte dieser Entwicklung waren Fowler und Hoyle.<br />
Seite: 1.17
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
Nach den Überlegungen von Fowler und Hoyle erfolgt die<br />
Synthese der Elemente im Stern<strong>in</strong>nere teils durch stationäre<br />
Brennprozesse, teils während explosiver Vorgänge. Sie betrachteten<br />
acht verschiedene Prozesse, die <strong>in</strong>sgesamt erforderlich<br />
erschienen, um den Aufbau der Elemente zu erklären.<br />
Dies s<strong>in</strong>d im e<strong>in</strong>zelnen folende Prozesse:<br />
1. Wasserstoffbrennen: Das ist die Hauptenergiequelle der<br />
Sterne. Das Hauptprodukt is He.<br />
2. Heliumbrennen: Das ist der zweite wichtige Prozeß zur<br />
Energieproduktion <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong>. In diesem Prozeß werden die<br />
Kerne 12 C und 16 O aufgebaut. Fowler und Hoyle glaubten,<br />
daß auch 20 Ne und 24 Mg durch Heliumbrennen gebildet<br />
werden; das hat sich aber nicht bestätigt.<br />
Seite: 1.18
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
3. Der α-Prozeß: Nach der Vorstellung von Fowler und Hoyle<br />
sollten durch Anlagerung von 4 He an 20 Ne die α-Kerne<br />
24 Mg,<br />
28 Si,<br />
32 S,<br />
36 Ar,<br />
40 Ca, ... gebildet werden. Das hat sich<br />
<strong>in</strong> der von ihnen angenommenen Form nicht bestätigt. An<br />
die Stelle des α-Prozesses treten heute das C, Ne und O<br />
Brennen, mit allerd<strong>in</strong>gs letztendlich gleichem Ergebnis, der<br />
bevorzugten Produktion der α-Kerne.<br />
4. Der e-Prozeß: Bei sehr hoher Dichte und sehr hoher Temperatur<br />
geht jede Elementmischung <strong>in</strong> die thermodynamische<br />
Gleichgewichtsmischung a über, <strong>in</strong> der hauptsächlich die<br />
Kerne mit den höchsten B<strong>in</strong>dungsenergien vorkommen. Diese<br />
Gleichgewichtsmischung besteht aus den Elementen V,<br />
Cr, Mn, Fe, Co, Ni.<br />
a Deswegen e-Prozeß, von equilibrium = Gleichgewicht<br />
Seite: 1.19
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
5. Der s-Prozeß: In diesem Prozeß werden Neutronen langsam<br />
a an Kerne angelagert, wobei die mittleren Zeitabstände<br />
zwischen zwei Anlagerungen länger als die β-Zerfallszeiten<br />
der dabei eventuell entstehenden radioaktiven Kerne s<strong>in</strong>d.<br />
Es werden dabei die Kerne im Breich 63 ≤ A ≤ 203, ausgehend<br />
vom Saatkern 56 Fe, aufgebaut. Dabei werden allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur Kerne im Bereich der Talsohle“ des Stabilitätstals<br />
der Kerne ”<br />
aufgebaut.<br />
a Deswegen s-Prozeß, von slow = langsam<br />
Seite: 1.20
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
6. Der r-Prozeß: Dies ist e<strong>in</strong> Prozeß, bei dem Neutronen<br />
rasch an den Kern angelagert werden, sodaß<br />
die Zeitabstände für Neutronenenfang kürzer als die β-<br />
Zerfallszeiten im Bereich der Talsohle des Stabilitätstales<br />
der Kerne s<strong>in</strong>d. Durch diesen Prozeß werden sehr viele Nuklide<br />
im Bereich A ≤ 203 (d.h. bis Bi) aufgebaut, die durch<br />
den s-Prozeß nicht erreicht werden können, sowie die langlebig<br />
radioaktiven Akt<strong>in</strong>iden Th, U, Pu.<br />
Wegen sehr unterschiedlich großer Neutronenflüsse im r-<br />
und s−Prozeß können beide Prozesse nicht gleichzeitig <strong>in</strong><br />
der gleichen Zone e<strong>in</strong>es Sterns auftreten.<br />
Seite: 1.21
<strong>Elementsynthese</strong> <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong><br />
7. Der p-Prozeß: Fowler und Hoyle machten für die<br />
protonenreichen Nuklide E<strong>in</strong>fänge von Protonen (d.h.<br />
(p,γ) Reaktionen) und Photodissoziation von Neutronen<br />
(d.h. (γ,n) Reaktionen) verantwortlich. Protonene<strong>in</strong>fänge<br />
kommen nach heutigem Kenntnisstand nicht <strong>in</strong> Frage,<br />
hauptsächlich s<strong>in</strong>d für die Produktion solcher Nuklide wohl<br />
(γ,n) und (n,p) Prozesse verantwortlich.<br />
8. E<strong>in</strong> X-Prozeß: Dieser soll für die Synthese von Li, Be<br />
und B verantwortlich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Reihe von Möglichkeiten<br />
wurde von Fowler und Hoyle diskutiert, aber e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itive<br />
Klärung war damals noch nicht möglich. Heute macht<br />
man Spaltungsreaktionen schwerer Kerne durch energiereiche<br />
Teilchen der kosmischen Strahlung und Neutr<strong>in</strong>o<strong>in</strong>duzierte<br />
Prozesse bei Supernovaexplosionen dafür verantwortlich.<br />
Seite: 1.22
1.2 Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
Die Syntheseprozesse der schweren Elemente jenseits von<br />
H und He spielen sich nach der Theorie von Fowler und<br />
Hoyle im Inneren von <strong>Sternen</strong> ab. Um die beobachteten<br />
Häufigkeiten <strong>in</strong> Sternatmosphären, im <strong>in</strong>terstellaren Medium<br />
und im Planetensystem zu erklären, muß entweder das<br />
frisch synthetisierte Material durch Mischungsprozesse an<br />
die Sternoberfläche gebracht und an das <strong>in</strong>terstellare Material<br />
abgegeben werden, oder der Stern muß e<strong>in</strong>en großen<br />
Teil se<strong>in</strong>er äußeren Schichten bis zu den Zonen, die die frisch<br />
synthetisierten Kernen enthalten, abwerfen.<br />
Seite: 1.23
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
Für e<strong>in</strong>en Transport von Material aus dem Zentralbereich<br />
e<strong>in</strong>es Sterns an die Oberfläche kommen zwei Prozesse <strong>in</strong><br />
Frage:<br />
ˆ Turbulente Durchmischung e<strong>in</strong>es Sterns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konvektionszone,<br />
die von der Zentralregion bis zur Sternoberfläche<br />
reicht. Solche Konvektionszonen existieren bei Roten<br />
Riesen auf dem ersten Riesenast für Sterne im Massenbereich<br />
bis 40 M⊙ und für Sterne auf dem Asymptotischen<br />
Riesenast im Massenbereich bis etwa 8 M⊙.<br />
ˆ Mischung durch Zirkulationsströmungen, die durch rasche<br />
Rotation des Sterns <strong>in</strong>duziert werden. Dies führt zu<br />
e<strong>in</strong>er sehr langsamen Durchmischung des Sterns über lange<br />
Zeiträume, kann aber durchaus sehr effektiv se<strong>in</strong>. Dies<br />
ist wichtig für massereiche Sterne, die alle schnelle Rotatoren<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Seite: 1.24
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
Abbildung 1.5: Beobachtete Massenverlustraten im Hertzsprung-Russel Diagramm.<br />
Die Zahlenangaben an den L<strong>in</strong>ien konstanter Massenverlustrate geben log Ṁ an (aus<br />
de Jager und Kollegen (1988))<br />
Seite: 1.25
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
Das Material, das die Produkte der Nukleosynthese im<br />
Stern<strong>in</strong>neren enthält, kann auf zweierlei Weise an das <strong>in</strong>terstellare<br />
Medium abgegeben werden: Entweder durch<br />
Sternw<strong>in</strong>de oder durch explosive Prozesse.<br />
Seite: 1.26
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
Sternw<strong>in</strong>de mit hohen Massenverlustraten kommen <strong>in</strong> zwei<br />
verschiedenen Formen vor.<br />
I. Sterne mit kle<strong>in</strong>er und mittlerer Masse mit Anfangsmassen<br />
bis ca. 8 M⊙ haben auf der Hauptreihe e<strong>in</strong>en Sternw<strong>in</strong>d<br />
mit e<strong>in</strong>er völlig unbedeutenden Massenverlustrate, durch<br />
den sie trotz der langen Dauer der Hauptreihenphase praktisch<br />
ke<strong>in</strong>e Masse verlieren. Erst <strong>in</strong> der Phase des Roten<br />
Riesen und vor allem auf dem Asymptotischen Riesenast<br />
entwickelt sich e<strong>in</strong> massiver Sterw<strong>in</strong>d. Die Massenverlustraten<br />
wachsen auf dem AGB, wenn die Leuchtkraft der Sterne<br />
auf etwa 10 4 L⊙ angewachsen ist, auf 10 −5 . . . 10 −4 M⊙ a −1<br />
an (siehe Abb. 1.5). Die Sterne geben dadurch <strong>in</strong>nerhalb<br />
kurzer Zeit e<strong>in</strong>en großen Teil ihrer urspünglichen Masse an<br />
das <strong>in</strong>terstellare Medium zurück, mitsamt den dar<strong>in</strong> enthaltenen<br />
frisch synthetisierten schweren Elementen. Zurück<br />
bleibt e<strong>in</strong> Weißer Zwerg von 0.5 . . . 1 M⊙.<br />
Seite: 1.27
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
II. Bei massereichen <strong>Sternen</strong> mit mehr als etwa 8 M⊙<br />
beg<strong>in</strong>nt der massive Massenverlust mit Raten von bis zu<br />
10 −5 M⊙ a −1 bereits auf der Hauptreihe (siehe Abb. 1.5).<br />
Durch den fortgesetzten Massenverlust werden sukzessive<br />
Schichten freigelegt, die zu Beg<strong>in</strong>n der Hauptreihenentwicklung<br />
noch tief <strong>in</strong>nerhalb des Sterns lagen und <strong>in</strong> denen bereits<br />
Brennprozesse stattgefunden haben, bis durch die Abtragung<br />
äußerer Schichten die Temperatur soweit abgesunken<br />
ist, daß die Brennprozesse wieder erlöschen. Die bis dah<strong>in</strong><br />
synthetisierten schweren Kerne s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Material<br />
aber vorhanden und werden, wenn die Schichten schließlich<br />
an der Oberfläche auftauchen, durch den Sternw<strong>in</strong>d an das<br />
<strong>in</strong>terstellare Medium abgeführt. Die massereichen Sterne<br />
mit mehr als 20 M⊙ Anfangsmasse (bei Pop I) verlieren auf<br />
diese Weise vor der Supernovaexplosion bereits den größten<br />
Teil ihrer Masse und reichern das <strong>in</strong>terstellare Medium mit<br />
den Produkten des Wasserstoff- und Heliumbrennens an.<br />
Seite: 1.28
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
Explosive Prozesse kommen im wesentlichen <strong>in</strong> drei verschiedenen<br />
Formen vor.<br />
I. Bei massereichen Sterne kollabiert am Ende ihrer Lebensdauer<br />
der ausgebrannte <strong>in</strong>nere Kern zu e<strong>in</strong>em Neutronenstern<br />
oder Schwarzen Loch. Dabei wird e<strong>in</strong> enormer Betrag<br />
an Gravitationsergie freigesetzt, der zum Teil auf das<br />
darüber liegende Material übertragen wird und dieses auf<br />
extrem hohe Expansionsgeschw<strong>in</strong>digkeiten beschleunigt. In<br />
der Beobachtung ersche<strong>in</strong>t dies Ereignis als Supernovaexplosion<br />
vom Typ II (oder Ib,c). Während der Explosionsphase<br />
läuft an der Basis der abgeworfenen Hülle wegen der<br />
außerordentlich hohen Temperaturen, die hier kurzzeitig erreicht<br />
werden, e<strong>in</strong> wesentlicher Teil der Prozesse der Synthese<br />
schwerer Elemente ab, die dann dem <strong>in</strong>terstellaren<br />
Medium zugeführt werden. Es h<strong>in</strong>terbleibt e<strong>in</strong> Neutronenstern<br />
oder e<strong>in</strong> Schwarzes Loch.<br />
Seite: 1.29
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
II. Bei Supernovaexplosionen vom Typ Ia zünden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Doppelsternsystem aus e<strong>in</strong>em normalen Hauptreihenstern<br />
mittlerer Masse und e<strong>in</strong>em Weißen Zwerg, der hauptsächlich<br />
aus C und O besteht, Brennprozesse im Weißen Zwerg, wenn<br />
durch die Massenzufuhr vom Begleiter der Weiße Zwerg die<br />
Maximalmasse für solche Objekte nahezu erreicht hat. Da<br />
die nuklearen Energievorräte im Weißen Zwerg noch nicht<br />
restlos verbraucht s<strong>in</strong>d, wird sehr viel Energie freigesetzt<br />
und der Weiße Zwerg detoniert. Es werden dabei ca. 0.8 M⊙<br />
Fe und Ni und e<strong>in</strong>e Reihe anderer Elemente synthetisiert.<br />
Es h<strong>in</strong>terbleibt ke<strong>in</strong> Reststern.<br />
Seite: 1.30
Massenrückgabe an das <strong>in</strong>terstellare Medium<br />
III. Unter etwas anderen Bed<strong>in</strong>gungen des Massentransfers<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Doppelsternsystem, bestehend aus e<strong>in</strong>em etwas<br />
entwickelten Stern mit e<strong>in</strong>em Weißen Zwerg als Begleiter,<br />
zündet von Zeit zu Zeit, wenn jeweils genügend (ca.<br />
10 −5 . . . 10 −4 M⊙) frisches, wasserstoffreiches Material auf<br />
den Weißen Zwerg übergeflossen ist, der Wasserstoff und es<br />
kommt zu e<strong>in</strong>er thermonuklearen Explosion. Das Material<br />
mitsamt den frisch synthesierten Elementen wird abgeworfen<br />
und dem <strong>in</strong>terstellaren Medium zugeführt. Dieser Vorgang<br />
kann sich bis zu 10 5 mal wiederholen.<br />
Seite: 1.31
1.3 Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis<br />
Durch Sternw<strong>in</strong>de und Explosionen werden die schweren<br />
Elemente, die <strong>in</strong> den <strong>Sternen</strong> synthetisiert wurden, an das<br />
<strong>in</strong>terstellare Medium zurückgegeben, aus dem die Sterne ursprünglich<br />
e<strong>in</strong>mal entstanden waren. Aus dem Material mit<br />
veränderter Zusammensetzung wird dann die nächste Sterngeneration<br />
gebildet, welche die schweren Elemente, die <strong>in</strong><br />
den vorangegangenen Sterngenerationen synthetisiert wurden,<br />
von Anfang an mitbekommt. In e<strong>in</strong>er Galaxis wie der<br />
Milchstraße f<strong>in</strong>det deswegen e<strong>in</strong> ständiger Kreislauf von Materie<br />
zwischen den <strong>Sternen</strong> und der <strong>in</strong>terstellaren Materie<br />
statt, durch den der Gehalt der Galaxis an schweren Kernen<br />
langsam zunimmt.<br />
Seite: 1.32
Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis<br />
✤<br />
✜<br />
Urknall<br />
✣ ✢<br />
H, He<br />
❄<br />
✲ ISM<br />
Durchmischung<br />
✤<br />
✜<br />
✤ ❄ ✜<br />
Massenverlust<br />
✣<br />
✢<br />
✻<br />
Sternbildung<br />
✣<br />
✢<br />
He, Metalle<br />
Sterne<br />
✛<br />
❄<br />
WZ, NS, SL<br />
Sternfriedhof<br />
Abbildung 1.6: Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis zwischen den <strong>Sternen</strong> und der<br />
<strong>in</strong>terstellaren Materie<br />
Seite: 1.33
Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis<br />
Die schleichende Zunahme der Elementhäufigkeiten war<br />
zum Zeitpunkt der Arbeit von Burbidge, Burbidge, Fowler<br />
und Hoyle noch nicht bekannt; sie wurde jedoch vermutet<br />
und es gab erste Anzeichen dafür <strong>in</strong> der Beobachtung<br />
unterschiedlicher Häufigkeiten der Elemente <strong>in</strong> <strong>Sternen</strong> im<br />
galaktischen Halo und <strong>in</strong> der galaktischen Scheibe.<br />
Seite: 1.34
Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis<br />
Heute kann diese schleichende Anreicherung direkt beobachtet<br />
werden. Man analysiert zu diesem Zweck die Elementhäufigkeiten<br />
<strong>in</strong> F und G Hauptreihensternen. Diese<br />
haben noch ke<strong>in</strong>e Durchmischungsprozesse erlitten, durch<br />
die Material aus der Brennzone <strong>in</strong> die Atmosphäre gemischt<br />
wird. Die Häufigkeiten <strong>in</strong> der Atmosphäre entsprechen noch<br />
den Häufigkeiten zum Zeitpunkt der Entstehung des Sterns.<br />
Diese Sterne haben lange Lebensdauern auf der Hauptreihe<br />
von bis zu 12 Ga. Man kann deswegen Sterne f<strong>in</strong>den,<br />
die schon vor sehr langer Zeit entstanden s<strong>in</strong>d, als die Elementhäufigkeiten<br />
der schweren Elemente noch sehr viel kle<strong>in</strong>er<br />
als <strong>in</strong> der heutigen Milchstraße waren.<br />
Seite: 1.35
Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis<br />
Abbildung 1.7: Häufigkeitsverhältnisse [X/Fe] von F und G <strong>Sternen</strong> im Halo und <strong>in</strong><br />
der galaktischen Scheibe als Funktion von [Fe/H]<br />
Seite: 1.36
Kreislauf der Materie <strong>in</strong> der Galaxis<br />
Da man das Alter e<strong>in</strong>es Sterns auf und nahe der Hauptreihe<br />
nicht feststellen kann, wenn er nicht zufällig Mitglied e<strong>in</strong>es<br />
Sternhaufens ist, verwendet man bei der Analyse der zeitlichen<br />
Variation der Elementhäufigkeiten die Größe<br />
[Fe/H] = logɛ Fe<br />
∣ ∣∗ − logɛ Fe<br />
∣ ∣⊙ (1)<br />
als Ersatz für se<strong>in</strong> Alter. Die Gründe, warum dies annähernd<br />
proportional zum Alter des Sterns ist, werden später erklärt.<br />
Man trägt dann aus praktischen Gründen die Häufigkeitsverhältnisse<br />
[X/Fe] = log ɛ ∣<br />
X ∣∣∣∗<br />
− log ɛ ∣<br />
X ∣∣∣⊙<br />
(2)<br />
ɛ Fe ɛ Fe<br />
gegen [Fe/H] auf, um die Entwicklung der Elementhäufigkeiten<br />
zu studieren. Entsprechende Graphiken, für die Abb. 1.7<br />
Beispiele zeigt, zeigen dann deutlich, wie im Verlaufe der<br />
Zeit <strong>in</strong> der Milchstraße die Häufigkeit der Elemente schwerer<br />
als He zugenommen hat.<br />
Seite: 1.37
1.4 Sternaufbau und <strong>Sternen</strong>twicklung<br />
Die Beobachtung zeigt, daß (a) sich fast alle Sterne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
stationären Zustand bef<strong>in</strong>den, (b) alle Sterne rotieren, aber<br />
fast alle langsam genug, um nicht an die Grenze zur Rotations<strong>in</strong>stabilität<br />
zu gelangen, und (c) zwar fast alle Sterne<br />
Magnetfelder haben, daß aber der magnetische Druck dieses<br />
Feldes fast immer kle<strong>in</strong> gegenüber dem Gasdruck ist. Man<br />
betrachtet deswegen stationäre, nichtrotierende, nichtmagnetische<br />
Sterne.<br />
Die meisten Sterne s<strong>in</strong>d Mitglieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Doppel- oder<br />
Mehrfachsternsystem. Bei weiten Paaren stören sich die<br />
Sterne im Verlaufe der Entwicklung gegenseitig nicht, aber<br />
bei engen Paren kann es zu e<strong>in</strong>em Massenaustausch zwischen<br />
den Komponenten kommen, der zu wichtigen Effekten<br />
führt und die weitere Entwicklung der Komponenten im<br />
System stark verändert. Diese Komplikation wird vorläufig<br />
nicht berücksichtigt.<br />
Seite: 1.38
Sternaufbau und <strong>Sternen</strong>twicklung<br />
Die Radien der Sterne s<strong>in</strong>d üblicherweise groß gegenüber<br />
dem Schwarzschildradius bei der gegebenen Masse des<br />
Sterns. Die gravitative Wechselwirkung der Materie im<br />
Stern wird unter diesen Umständen durch das Newtonsche<br />
Gravitationsgesetz beschrieben. Kompakte Objekte<br />
wie Neutronensterne, deren Gravitation nicht mehr ausreichend<br />
genau durch das Newtonsche Gravitationsgesetz beschrieben<br />
wird, <strong>in</strong>teressieren hier nicht.<br />
Seite: 1.39
1.4.1 Hydrostatisches Gleichgewicht<br />
Stationäre, nichtrotierende Sterne s<strong>in</strong>d sphärisch symmetrisch<br />
aufgebaut. In e<strong>in</strong>em solchen Stern ist die auf e<strong>in</strong> Gaselement<br />
wirkende Schwerebeschleunigung radial zum Zentrum<br />
gerichtet. Der Betrag der Schwerebeschleunigung im<br />
Abstand r vom Massenzentrum ist<br />
g(r) = − GM r<br />
r 2 . (3)<br />
Hier ist G die Gravitationskonstante und Mr die <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Kugel mit dem Radius r enthaltene Masse. Die vom<br />
Druck auf e<strong>in</strong> Gaselement ausgeübte Kraft ist im sphärisch<br />
symmetrisch aufgebauten Stern radial auswärts gerichtet<br />
und hat den Betrag<br />
Fp(r) = − d p<br />
d r . (4)<br />
p ist der Druck <strong>in</strong> der Sternmaterie. Er setzt sich zusammen<br />
aus dem Gasdruck und dem Strahlungsdruck.<br />
Seite: 1.40
Hydrostatisches Gleichgewicht<br />
Im stationären Zustand herrscht im Stern e<strong>in</strong> Kräftegleichgewicht<br />
zwischen den an e<strong>in</strong>em Gaselement angreifenden<br />
Kräften. Im e<strong>in</strong>fachsten Fall dom<strong>in</strong>ieren diese beiden Kräfte<br />
alle anderen und es gilt<br />
d p<br />
d r = −GM r<br />
r 2 ρ . (5)<br />
ρ ist die Massendichte der Sternmaterie. Diese Gleichung<br />
beschreibt das sog. hydrostatisches Gleichgewicht im Stern,<br />
der als e<strong>in</strong>e Gaskugel aufgefaßt wird, die durch ihre eigene<br />
Gravitationswechselwirkung zusammengehalten wird.<br />
Seite: 1.41
Hydrostatisches Gleichgewicht<br />
Für die Masse Mr <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Kugel mit Radius r gilt<br />
Mr = 4π<br />
∫ r<br />
0<br />
dr ′ ρ(r ′ ) r ′ 2 . (6)<br />
In differerentieller Form kann das auch als<br />
d Mr<br />
d r = 4πr2 (7)<br />
geschrieben werden.<br />
Für die Variable Mr wird man im Zentrum des Sterns<br />
verlangen.<br />
Mr| r→0 = 0 (8)<br />
Seite: 1.42
Hydrostatisches Gleichgewicht<br />
Für den Druck gilt am Außenrand des Sterns<br />
p(R∗) = pat . (9)<br />
pat ist der Druck <strong>in</strong> der Sternatmosphäre am Radius R∗.<br />
Dieser muß aus e<strong>in</strong>er Theorie des Aufbaus der Sternatmosphäre<br />
entnommen werden. Es ergibt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
e<strong>in</strong> Problem aus dem Umstand, daß e<strong>in</strong>e Gaskugel<br />
ke<strong>in</strong>en wohldef<strong>in</strong>ierten äußeren Rand hat <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>fachen<br />
S<strong>in</strong>n, daß sich die Materie des Sterns <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es bestimmten<br />
Radius R∗ bef<strong>in</strong>det und außerhalb dessen nichts.<br />
Die Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es Radius ist nur durch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Festlegung möglich. Die übliche und zweckmäßige Festlegung<br />
ist die, daß R∗ derjenige Radius ist, bei dem im Mittel<br />
die nach außen abgestrahlte Strahlung emittiert wird.<br />
Seite: 1.43
Hydrostatisches Gleichgewicht<br />
Die Gleichungen (1.5) und (1.7) s<strong>in</strong>d zwei Differentialgleichungen<br />
erster Ordnung, die den Aufbau e<strong>in</strong>es Sterns im<br />
hydrostatischen Gleichgewicht bestimmen. Das System ist<br />
aber nicht abgeschlossen, da es drei unbekannte Funktionen<br />
enthält: p, Mr und ρ. Es wird noch e<strong>in</strong>e weitere Gleichung<br />
benötigt, um das System zu schließen. Diese wird durch die<br />
Zustandsgleichung der Materie<br />
geliefert.<br />
p = p(ρ, . . . )<br />
Seite: 1.44
1.4.2 Abschätzung des Zentraldrucks<br />
Integration der Gleichung (1.5) vom Zentrum bis zum Radius<br />
R∗ liefert<br />
pc = pat +<br />
∫ R ∗<br />
0<br />
dr GM r<br />
r 2 ρ . (10)<br />
pc ist der Druck im Zentrum. Mit Gl. (1.7) kann man für<br />
das Integral schreiben<br />
∫ R ∗<br />
0<br />
dr GM r<br />
r 2 ρ = G 4π<br />
∫ R ∗<br />
M∗ ist die Masse des Sterns.<br />
0<br />
dr M r d Mr<br />
r 4 d r<br />
= G 8π<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
dM r<br />
2<br />
r 4 .<br />
Seite: 1.45
Abschätzung des Zentraldrucks<br />
Mit den normierten Variablen<br />
folgt<br />
mit<br />
m = Mr / M∗ x = r / R∗ (11)<br />
∫ R ∗<br />
0<br />
dr GM r<br />
r 2 ρ = GM ∗<br />
2<br />
8πR ∗<br />
4<br />
∫ 1<br />
q (12)<br />
dm 2<br />
q =<br />
0 x 4 . (13)<br />
Weil x < 1 ist, gilt auf jeden Fall q > 1. Tatsächlich ist sogar<br />
q ≫ 1, wenn diese Größe für e<strong>in</strong> konkretes Sternmodell<br />
berechnet wird. Die größe q ist e<strong>in</strong> Maß dafür, wie stark die<br />
Masse zum Zentrum konzentriert ist.<br />
Seite: 1.46
Abschätzung des Zentraldrucks<br />
Man kommt somit zu folgender Ungleichung für den Zentraldruck<br />
im Stern<br />
Numerisch ergibt sich<br />
pc > pat + GM ∗<br />
2<br />
8πR ∗<br />
4<br />
pc > pat + 4.50 × 10 14 q<br />
( M ∗<br />
M⊙<br />
q . (14)<br />
) 2 ( R ⊙<br />
R∗<br />
) 4 dyn<br />
cm 2 . (15)<br />
Der Druck im Zentrum e<strong>in</strong>es Sterns ist demnach sehr hoch.<br />
Bei der Sonne f<strong>in</strong>det man aus Modellrechnungen z.B. pc =<br />
1.4 × 10 17 dyn cm −2 , sodaß q von der Größenordnung 300<br />
se<strong>in</strong> muß.<br />
Seite: 1.47
Abschätzung des Zentraldrucks<br />
Der Druck <strong>in</strong> der Atmosphäre e<strong>in</strong>es Hauptreihensterns bei<br />
R∗ ist typisch von der Größenordnung pat = 10 6 dyn cm −2 .<br />
Der Atmosphärendruck kann gegenüber dem Zentraldruck<br />
praktisch vernachlässigt werden, und die Randbed<strong>in</strong>gung<br />
(1.9) kann <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong>fach durch<br />
ersetzt werden.<br />
p(R∗) = 0 . (16)<br />
Seite: 1.48
Abschätzung des Zentraldrucks<br />
Die mittlere Massendichte im Stern ist<br />
¯ρ = M ∗<br />
4π<br />
3<br />
R ∗<br />
3 . (17)<br />
Die Abschätzung (1.14) kann damit und mit Berücksichtigung<br />
der Näherung (1.16) <strong>in</strong> folgender Form geschrieben<br />
werden<br />
pc > q GM ∗<br />
¯ρ . (18)<br />
6R∗<br />
Damit ist klar, daß (1.14) den Zentraldruck stark unterschätzt,<br />
denn wegen der starken Kompressibilität e<strong>in</strong>es<br />
Gases nimmt die Dichte zum Zentrum stark zu, sodaß<br />
die Verwendung der mittleren Dichte zur Abschätzung<br />
des Drucks offensichtlich e<strong>in</strong>en viel zu kle<strong>in</strong>en Wert ergeben<br />
muß.<br />
Seite: 1.49
Abschätzung des Zentraldrucks<br />
Tabelle 1.1: E<strong>in</strong>ige charakteristische Werte für Sternmodelle<br />
auf der Nullalters-Hauptreihe (Schaller et al. (1992))<br />
M∗ T eff L∗ R∗ ¯ρ ρc Tc pc<br />
M⊙ K L⊙ R⊙ g/cm 3 g/cm 3 10 6 K dyn/cm 2<br />
1.0 5640 0.687 0.869 2.15 77.80 13.61 1.43 10 17<br />
2.0 10740 39.81 1.825 0.464 46.67 22.65 1.43 10 17<br />
7.0 20940 1.81 10 3 3.236 0.291 12.70 29.11 5.03 10 16<br />
20.0 34990 4.47 10 4 5.760 0.148 4.49 35.48 2.17 10 16<br />
120.0 53330 1.79 10 6 15.69 0.044 1.482 43.45 8.75 10 15<br />
Seite: 1.50
1.4.3 Abschätzung der Zentraltemperatur<br />
Im Zentrum des Sterns folgt aus der idealen Gasgleichung<br />
Tc = p c µm H<br />
k . (19)<br />
ρc<br />
Mit der Abschätzung (1.18) folgt<br />
Numerisch folgt<br />
Tc > GM ∗<br />
R∗<br />
Tc ≈ 2 × 10 7 ( M∗<br />
µm H<br />
k<br />
M⊙<br />
q ¯ρ<br />
6ρc<br />
)(R⊙<br />
R∗<br />
(20)<br />
)<br />
[K] . (21)<br />
Dies gibt die Temperatur im Zentrum e<strong>in</strong>er selbstgravitierenden<br />
Gaskugel im hydrostatischen Gleichgewicht. Diese<br />
Abschätzung ist der Schlüssel zur Aufklärung der Energieerzeugungsprozesse<br />
im Stern<strong>in</strong>neren.<br />
Seite: 1.51
1.5 Charakteristische Zeitskalen<br />
Die zeitliche Entwicklung e<strong>in</strong>es Sterns wird durch drei charakteristische<br />
Zeitskalen bestimmt:<br />
1. Die hydrodynamische Zeitskala, die die Reaktion des<br />
Sterns auf mechanische Störungen beschreibt,<br />
2. die thermische oder Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala, die die<br />
Reaktion auf thermische Änderungen beschreibt, und<br />
3. die nukleare Zeitskala für den Verbrauch der nuklearen<br />
Energievorräte.<br />
Seite: 1.52
1.5.1 Dynamische Zeitskala<br />
Freier Fall:<br />
Nehme an, daß das hydrodynamische Gleichgewicht im<br />
Stern gestört sei und der Stern begänne, im freien Fall ohne<br />
Gegenwirkung der Druckkräfte von R∗ nach 1 2 R ∗ zu kollabieren.<br />
Die hierfür erforderliche Zeit ist von der Größenordnung<br />
t ff = 1 2 R ∗ /<br />
d R∗<br />
d t . Seite: 1.53
Dynamische Zeitskala<br />
Nach dem Energiesatz gilt für e<strong>in</strong>e frei fallende Testmasse m<br />
1<br />
2 mv2 = GM ∗<br />
. (22)<br />
R∗<br />
Wegen<br />
v = d R ∗<br />
d t , M ∗ = 4π 3 M ∗ ¯ρ<br />
folgt<br />
√<br />
d R∗ 8π<br />
=<br />
d t 3 GR2 ∗ ¯ρ . (23)<br />
Für die freie Fallzeit ergibt sich<br />
t ff =<br />
√<br />
3<br />
32πG¯ρ . (24)<br />
Seite: 1.54
Dynamische Zeitskala<br />
Numerisch hat man<br />
t ff<br />
= 11.1 ¯ρ −1 m , (25)<br />
wenn die mittlere Dichte <strong>in</strong> E<strong>in</strong>heiten g cm −3 e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird. Für die Sonne ergibt sich mit ¯ρ = 1.4 g cm −3 e<strong>in</strong>e<br />
charakteristische Zeitskala von 9.4 M<strong>in</strong>uten.<br />
Seite: 1.55
Dynamische Zeitskala<br />
Freie Expansion:<br />
Nehme an, das hydrostatische Gleichgewicht sei gestört und<br />
der Stern begänne unter dem E<strong>in</strong>fluß der Druckkräfte ohne<br />
Gegenwirkung der Schwereanziehung von R∗ nach 2R∗<br />
zu expandieren. Die typische Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit der sich<br />
Druckstörungen ausgleichen, ist die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
√<br />
c ad =<br />
γ kT<br />
(26)<br />
µm H<br />
mit γ = cp/cv. Für das ideale, e<strong>in</strong>atomige Gas ist γ = 5 3 .<br />
Die Expansionszeit ist<br />
√<br />
3<br />
texp = R ∗<br />
=<br />
c ad<br />
3<br />
√<br />
4π<br />
M∗<br />
¯ρ<br />
γ kT<br />
µm H<br />
. (27)<br />
Seite: 1.56
Dynamische Zeitskala<br />
Für die Sonne setzt man e<strong>in</strong>en mittleren Wert von T =<br />
9 × 10 6 K für die Temperatur e<strong>in</strong> und erhält mit µ = 0.6<br />
texp ≈ 25 m<strong>in</strong> .<br />
Die E<strong>in</strong>stellung des hydrostatischen Gleichgewichts wird<br />
durch t ff bzw. texp bestimmt. Diese Zeitskalen s<strong>in</strong>d sehr<br />
kurz, sodaß die Annahme e<strong>in</strong>es hydrostatischen Gleichgewichts<br />
gerechtfertigt ist.<br />
Seite: 1.57
1.5.2 Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Wenn das thermische Gleichgewicht im Stern gestört ist,<br />
dann entwickelt er sich mit e<strong>in</strong>er charakteristischen Zeitskala<br />
t hk zurück zum Gleichgewicht. Diese ist gleich der Zeit,<br />
die benötigt wird, um den gesamten thermischen Energie<strong>in</strong>halt<br />
des Sterns bei der aktuellen Leuchtkraft abzustrahlen<br />
t hk = E therm<br />
L∗<br />
. (28)<br />
Diese Zeitskala heißt thermische Zeitskala oder auch Kelv<strong>in</strong>-<br />
Helmholtz-Zeitskala.<br />
Seite: 1.58
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Virialsatz:<br />
In e<strong>in</strong>em ersten Schritt beweist man den sog. Virialsatz.<br />
Dazu geht man von den beiden Grundgleichungen (1.5) und<br />
(1.7)<br />
d p<br />
d r = −GM r<br />
r 2 ρ<br />
d Mr<br />
d r = 4πr2 ρ .<br />
aus. Dividiere die erste durch die zweite Gleichung<br />
d p<br />
d Mr<br />
= − GM r<br />
4πr 4 . (29)<br />
Diese Gleichung wird mit 4πr 3 multipliziert und über Mr<br />
vom Zentrum bis zur Gesamtmasse M∗ <strong>in</strong>tegriert<br />
∫ M ∗<br />
dM 4πr 3 d p ∫ M<br />
d M = − ∗<br />
dM GM<br />
4πr 4 4πr3 . (30)<br />
0<br />
0<br />
Seite: 1.59
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Die l<strong>in</strong>ke Seite dieser Gleichung ist gleich<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
dM 4πr 3 d p<br />
d M = 4πr3 p<br />
∣ ∣∣<br />
M∗<br />
0<br />
−<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
dM p 12πr 2 d r<br />
d M .<br />
Der erste Term auf der rechten Seite dieser Gleichung verschw<strong>in</strong>det,<br />
wenn p(R∗) = 0 gesetzt wird. Mit (1.7) folgt für<br />
den zweiten Term auf der rechten Seite<br />
∫ M ∫<br />
∗<br />
dM p 12πr 2 1<br />
M<br />
0<br />
4πr 2 ρ = 3 ∗<br />
dM p<br />
0 ρ . Seite: 1.60
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Wenn der Stern aus e<strong>in</strong>em idealen, e<strong>in</strong>atomigen Gas besteht,<br />
dann ist u = 3 2<br />
p/ρ der thermische Energie<strong>in</strong>halt der Materie<br />
pro Massene<strong>in</strong>heit. Also gilt für den gesamten thermischen<br />
Energie<strong>in</strong>halt des Sterns<br />
Es folgt<br />
3<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
dM p ρ = 2 ∫ M ∗<br />
0<br />
dM u = 2E th .<br />
dM 4πr 3 d p<br />
d M = −2E th . (31)<br />
Seite: 1.61
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Die rechte Seite der Gleichung (1.30) ist gleich<br />
−<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
dM GM<br />
r 2 = E grav . (32)<br />
Der Integrand GM/r 2 ist die potentielle Energie pro Massene<strong>in</strong>heit<br />
e<strong>in</strong>es Massenelements im Gravitationsfeld <strong>in</strong> der<br />
Entfernung r vom Zentrum. Das Integral ist dann gleich der<br />
gesamten potentiellen Energie der Materie im Gravitationsfeld.<br />
Die Gleichung (1.30) nimmt nach diesen Umformungen folgende<br />
Form an<br />
Egrav = −2E therm . (33)<br />
Dies ist der sog. Virialsatz für e<strong>in</strong>en Stern im hydrostatischen<br />
Gleichgewicht. Er stellt e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen<br />
dem gravitativen und dem thermischen Energie<strong>in</strong>halt<br />
e<strong>in</strong>es Sterns her.<br />
Seite: 1.62
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Thermische Zeitskala:<br />
Die Gesamtenergie des Sterns ist jetzt<br />
Setze<br />
mit<br />
E = Egrav + E therm = 1 2 E grav = −E therm . (34)<br />
Egrav = −<br />
∫ M ∗<br />
0<br />
dM GM r<br />
∫ M ∗<br />
= −q GM ∗<br />
2<br />
R∗<br />
q = R ∗<br />
M ∗<br />
2 dM M<br />
0 r . (35)<br />
Die dimensionslose Größe q hängt vom <strong>in</strong>neren Aufbau des<br />
Sterns ab. Sie ist von der Größenordnung O(1) (typischerweise<br />
q ≈ 3 2<br />
). Die Gesamtenergie des Sterns ist damit<br />
E = − 1 2 2 qGM ∗<br />
R∗<br />
. (36)<br />
Seite: 1.63
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Wenn der Radius e<strong>in</strong>es Sterns abnimmt, dann nimmt dessen<br />
Gravitationsenergie ab. Es wird dabei Gravitationsenergie<br />
freigesetzt und <strong>in</strong> thermische Energie umgewandelt, die abgestrahlt<br />
werden kann. Kontraktion e<strong>in</strong>es Sterns stellt demnach<br />
e<strong>in</strong>e mögliche Energiequelle für Sterne dar.<br />
Die Energieabstrahlung e<strong>in</strong>es Sterns pro Zeite<strong>in</strong>heit ist se<strong>in</strong>e<br />
Leuchtkraft L∗. Die Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala ist dann<br />
t hk = E L = 2 × 107 q M ∗<br />
2<br />
L∗R∗<br />
a , (37)<br />
wobei für M∗, L∗ und R∗ die Masse, die Leuchtkraft und<br />
der Radius des Sterns <strong>in</strong> E<strong>in</strong>heiten von M⊙, L⊙ und R⊙<br />
e<strong>in</strong>zusetzen s<strong>in</strong>d.<br />
Seite: 1.64
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Wenn die abgestrahlte Energie der Sonne nur aus deren gravitativem<br />
bzw. thermischem Energie<strong>in</strong>halt stammen würde,<br />
dann müßte im Laufe der Zeit ihre Gesamtenergie E abnehmen,<br />
und damit müßte nach Gleichung (1.36) auch ihr Radius<br />
abnehmen. Die charakteristische Zeitskala für wesentliche<br />
Veränderungen der Sonneneigenschaften wäre dann von<br />
der Größenordnung der Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala, also ca.<br />
30 × 10 6 Jahre. Das widerspricht dem Alter des Sonnensystems,<br />
das bei 4.5 × 10 9 Jahren liegt. Es müssen also Energiequellen<br />
<strong>in</strong> der Sonne vorhanden se<strong>in</strong>, die die abgestrahlte<br />
Energie ständig ersetzen.<br />
Seite: 1.65
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Das urspüngliche Argument von Edd<strong>in</strong>gton von 1921 für<br />
die Existenz von Energiequellen <strong>in</strong> der Sonne war folgendes:<br />
Die Schrumpfung e<strong>in</strong>es Sterns, der nur se<strong>in</strong>en thermischen<br />
Energie<strong>in</strong>halt abstrahlt, sollte auf der Zeitskala (1.37)<br />
zur Änderung se<strong>in</strong>er mittleren Dichte führen, die bei Pulsationsveränderlichen<br />
(z.B. Cepheiden) zu beobachtbaren<br />
Periodenveränderungen führen müßten, die aber nicht beobachtet<br />
werden. Daraus schloß Edd<strong>in</strong>gton, daß die abgestrahlte<br />
Energie durch <strong>in</strong>nere Energiequellen ersetzt wird,<br />
die dafür sorgen, daß der Radius R∗ über sehr viel längere<br />
Zeiträume als die Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala annähernd<br />
konstant bleibt.<br />
Seite: 1.66
Helmholtz-Kelv<strong>in</strong> Zeitskala<br />
Ke<strong>in</strong>e der damals bekannten Prozesse zur Energieerzeugung<br />
konnte die erforderlichen gewaltigen Energiebeträge freisetzen.<br />
Er wies dann darauf h<strong>in</strong>, daß, wenn es möglich wäre,<br />
vier Wasserstoffkerne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Heliumkern umzuwandeln<br />
und die Massendifferenz ∆m gemäß der Relation ∆E =<br />
∆m c 2 als Energie freizusetzen, dies ausreichend Energie liefern<br />
würde, um die Ausstrahlung der Sonne über sehr lange<br />
Zeiträume zu kompensieren. E<strong>in</strong>e genaue Erklärung konnte<br />
er jedoch nicht liefern, weil die Kernphysik noch viel zu sehr<br />
<strong>in</strong> den Anfängen steckte.<br />
Seite: 1.67
1.5.3 Nukleare Zeitskala<br />
Nach heutiger Sicht wird die Leuchtkraft L∗ e<strong>in</strong>es Sterns<br />
aus der Energieproduktion der nuklearen Brennprozesse gespeist.<br />
Wenn Enuc der Energievorrat e<strong>in</strong>es Sterns ist, der<br />
durch e<strong>in</strong>en nuklearen Brennprozeß freigesetzt werden kann,<br />
dann ist die typische Zeitskala für den Verbrauch der nuklearen<br />
Energievorräte<br />
tnuc = E nuc<br />
L∗<br />
. (38)<br />
Die nukleare Zeitskala tnuc hängt davon ab, wieviel Energie<br />
durch e<strong>in</strong>en speziellen Prozeß freigesetzt werden und ist<br />
deswegen unterschiedlich lang für unterschiedliche Prozesse.<br />
Seite: 1.68
Nukleare Zeitskala<br />
Wasserstoffbrennen:<br />
Da Sterne hauptsächlich aus Wasserstoff bestehen, ist der<br />
ergiebigste Energieerzeugungsprozeß das nukleare Brennen<br />
von Wasserstoff zu Helium<br />
4 H −→ 4He . (39)<br />
In diesem Prozeß wird pro Reaktion folgender Energiebetrag<br />
freigesetzt<br />
∆E = ( 4A1 H − A4 He<br />
)<br />
m amu c 2 (40)<br />
mit<br />
A1 H : Atommasse des H = 1.00782503<br />
A4 He : Atommasse des He = 4.00260325<br />
mamu : Atomare Massene<strong>in</strong>heit = 1.6605655 × 10 −24 g<br />
Seite: 1.69
Nukleare Zeitskala<br />
Die Energieausbeute der Reaktion pro Massene<strong>in</strong>heit ergibt<br />
sich durch Division mit 4A1 H m amu<br />
zu<br />
4A1 H<br />
ɛnuc = 4A 1 H − A4 He<br />
c 2 (41)<br />
oder numerisch<br />
ɛnuc = 6.421 × 10 19 erg g −1 .<br />
Diese Energie steht allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> vollem Umfang zur<br />
Verfügung, weil e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Reaktionsenergie <strong>in</strong><br />
Form von energiereichen Neutr<strong>in</strong>os freigesetzt wird, die den<br />
Stern ohne weitere Wechselwirkung verlassen.<br />
Seite: 1.70
Nukleare Zeitskala<br />
Ohne Berücksichtigung dieses Umstands ist der Energievorrat<br />
des Sterns bezüglich des Wasserstoffbrennens<br />
Enuc = 1.28 × 10 52 f M∗ erg . (42)<br />
Hier ist M <strong>in</strong> E<strong>in</strong>heiten der Sonnenmasse und f ist derjenige<br />
Teil der Sternmasse, der tatsächlich <strong>in</strong> He umgewandelt<br />
werden kann. Typischerweise s<strong>in</strong>d das etwa 10%, weil nur e<strong>in</strong><br />
Teil der Masse im Stern den für die Brennprozesse nötigen<br />
hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Es folgt e<strong>in</strong>e nukleare<br />
Zeitskala von<br />
tnuc = 1.06 × 10 11 fM ∗<br />
L∗<br />
a . (43)<br />
Hier<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d M∗ und L∗ <strong>in</strong> E<strong>in</strong>heiten der Sonnenmasse und<br />
der Sonnenleuchtkraft.<br />
Seite: 1.71
Nukleare Zeitskala<br />
Die nuklearen Energievorräte bezüglich der Umwandlung<br />
von H <strong>in</strong> He reichen also für e<strong>in</strong>e sehr lange Zeit aus, um<br />
den Energieverlust durch Ausstrahlung zu decken. Für die<br />
Sonne wäre tnuc ≈ 10 10 Jahre mit f ≈ 0.1.<br />
Seite: 1.72
Nukleare Zeitskala<br />
Heliumbrennen:<br />
Das Produkt des H-Brennens, der 4 He Kern, kann nicht<br />
zu 8 Be verbrannt werden, da dieser Kern sehr <strong>in</strong>stabil gegenüber<br />
Zerfall <strong>in</strong> zwei He-Kerne ist. Es f<strong>in</strong>det deswegen e<strong>in</strong><br />
zweistufiger Prozeß von der Art<br />
statt. Der Energiegew<strong>in</strong>n ist<br />
2 4 He −→ 8 Be<br />
8 Be +<br />
4 He −→<br />
12 C<br />
∆E = ( 3A4 He − A12 C<br />
)<br />
m amu c 2 . (44)<br />
Der 8 Be Kern ist hier nur e<strong>in</strong> kurzlebiges Zwischenstadium<br />
der Reaktion.<br />
Seite: 1.73
Nukleare Zeitskala<br />
Mit A12 C = 12.000000 (nach Def<strong>in</strong>ition des Atomgewichts)<br />
folgt für den Energiegew<strong>in</strong>n pro Massene<strong>in</strong>heit<br />
ɛnuc = 3A 4 He − A12 C<br />
c 2 = 5.845 × 10 17 erg g −1 . (45)<br />
3A4 He<br />
Der gesamte Energievorrat des Sterns bezüglich He-<br />
Brennens ist<br />
Enuc = 1.614 × 10 51 f M∗ erg . (46)<br />
Hier is M∗ <strong>in</strong> E<strong>in</strong>heiten der Sonnenmasse und f ist wieder<br />
der Anteil der Gesamtmasse, der tatsächlich zu 12 C verbrannt<br />
werden kann. Beim He-Brennen ist der Energievorrat<br />
schon bedeutend ger<strong>in</strong>ger als beim Wasserstoffbrennen.<br />
Deswegen ist auch die nukleare Lebensdauer<br />
tnuc = 9.62 × 10 9 fM ∗<br />
L∗<br />
viel kürzer als beim Wasserstoffbrennen.<br />
a (47)<br />
Seite: 1.74
Nukleare Zeitskala<br />
Bei höheren Brennprozessen s<strong>in</strong>d die nuklearen Zeitskalen<br />
dann noch viel kürzer, weil nur noch wenig Energie bei der<br />
jeweiligen Reaktion freigesetzt wird.<br />
Seite: 1.75
1.5.4 Beziehung zwischen den Zeitskala<br />
Zwischen den drei Zeitskalen t hyd , t hk und tnuc gelten folgende<br />
Ungleichungen<br />
t hyd ≪ t hk ≪ tnuc . (48)<br />
Während der normalen Entwicklung e<strong>in</strong>es Sterns stellt sich<br />
e<strong>in</strong> hydrostatisches und thermisches Gleichgewicht e<strong>in</strong>. Die<br />
Entwicklung des Sterns erfolgt auf der langsamen nuklearen<br />
Zeitskala.<br />
Solange ke<strong>in</strong>e explosiven Vorgänge auftreten, laufen die<br />
Brennprozesse im Stern und die Prozesse der Nukleosynthese<br />
unter quasistationären Bed<strong>in</strong>gungen ab.<br />
Seite: 1.76
1.6 Entwicklung der Sterne<br />
Die meisten Prozesse, die für den Aufbau der schweren Elemente<br />
im Kosmos verantwotlich s<strong>in</strong>d, spielen sich im im<br />
Inneren der Sterne ab. Während fast der gesamten Dauer<br />
ihrer Existenz bef<strong>in</strong>den sich die Sterne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em quasistationären<br />
Zustand, <strong>in</strong> dem sie im Inneren H zu He verbrennen.<br />
In dieser Phase bef<strong>in</strong>den sich die Sterne auf der Hauptreihe.<br />
Wenn das Material <strong>in</strong> ihrem Zentrum verbrannt ist dann<br />
entsteht im Inneren nach und nach e<strong>in</strong> isothermer He Kern,<br />
an dessen Oberfläche H <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schale zu zu He verbrennt.<br />
Wenn dieser Kern etwa 10% der Gesamtmasse erreicht hat,<br />
dann trennen sich die weiteren Entwicklungswege von <strong>Sternen</strong><br />
mit unterschiedlichen Massen.<br />
Seite: 1.77
Entwicklung der Sterne<br />
Abbildung 1.8: Schematischer Entwicklungsweg im Hertzsprung-Russel Diagramm<br />
fü Sterne with kle<strong>in</strong>er (1 M⊙), mittlerer (5 M⊙) und großer (25 M⊙) Anfangsmasse.<br />
Seite: 1.78
Entwicklung der Sterne<br />
Sterne mit M∗ ∼ > 8 M ⊙:<br />
Diese zünden nach e<strong>in</strong>iger Zeit im Zentrum das He-Brennen,<br />
dann nach e<strong>in</strong>iger Zeit das C-Brennen usw. Wenn alle nuklearen<br />
Energiequellen aufgebraucht s<strong>in</strong>d, dann kollabiert<br />
der zentrale Bereich zum Neutronenstern oder zu e<strong>in</strong>em<br />
Schwarzen Loch. Der größte Teil der Masse wird durch<br />
die beim Kollaps freigesetzte Gravitationsenergie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Supernovaereignis abgeworfen. Dabei werden die <strong>in</strong> den<br />
vorausgegangenen Brennprozessen im Stern aufgebauten<br />
schweren Elemente an das <strong>in</strong>terstellare Medium abgegeben.<br />
Nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der ursprünglichen Sternmasse verbleibt<br />
im Supernovaüberrest. Dieser Überrest ist entweder<br />
e<strong>in</strong> Neutronenstern oder e<strong>in</strong> schwarzes Loch.<br />
Seite: 1.79
Entwicklung der Sterne<br />
Sterne mit M∗ ∼ < 8 M ⊙:<br />
Diese kontrahierem im zentralen Bereich und blähen sich<br />
im äußeren Bereich stark auf. Sie werden zu e<strong>in</strong>em roten<br />
Riesen. Dieser brennt zunächst Wasserstoff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dünnen<br />
Schalenquelle über dem Heliumkern. Die ausgedehnte äußere<br />
Hülle ist bis fast zum Zentrum konvektiv. Wenn der Stern<br />
langsam auf dem Roten-Riesen Ast aufsteigt, kontrahiert<br />
das Zentrum langsam und wird dabei immer heißer, bis<br />
schließlich das Heliumbrennen zündet. Bei <strong>Sternen</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />
Anfangsmasse M∗ ∼ < 2.25 M ⊙ geschieht das Zünden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Kern, <strong>in</strong> dem das Elektronengas entartet ist. Die Zündung<br />
erfolgt dann fast explosiv. Bei <strong>Sternen</strong> mit M∗ ∼ > 2.25 M ⊙ ist<br />
das Elektronengas zum Zeitpunkt des Zündens des Heliumbrennens<br />
nicht entartet. Der Zündvorgang läuft bei diesen<br />
<strong>Sternen</strong> stetig ab. In beiden Fällen bewirkt das Auftreten<br />
e<strong>in</strong>er neuen Energiequelle im Zentrum e<strong>in</strong>e starke Veränderung<br />
der Struktur des Sterns. Er wird weniger leuchtkräftig,<br />
kle<strong>in</strong>er und heißer.
Entwicklung der Sterne<br />
Sterne mit M∗ ∼ < 2.25 M ⊙ landen nach Zündung des Heliumbrennens<br />
auf dem Horizontalast im Hertzsprung-Russel<br />
Diagramm, entlang dessen sie sich dann langsam <strong>in</strong><br />
annähernd horizontaler Richtung bis fast zum Roten-Riesen<br />
Ast, wieder zurück und dann <strong>in</strong> dessen Nähe auf dem sog.<br />
Asymptotischen Roten-Riesen Ast im Hertzsprung-Russel<br />
Diagramm fast senkrecht aufwärts entwickeln.<br />
Sterne mit M∗ ∼ > 2.25 M ⊙ landen nach Zündung des Heliumbrennens<br />
dicht beim Roten-Riesen Ast und steigen<br />
dann langsam auf dem Asymptotischen Riesenast im<br />
Hertzsprung-Russel Diagramm aufwärts.<br />
Seite: 1.81
Entwicklung der Sterne<br />
Wenn die Leuchtkraft Werte von L∗ ≈ 10 3 . . . 10 4 L⊙a −1 erreicht,<br />
dann verstärkt sich der Massenverlust im Sternw<strong>in</strong>d,<br />
der bis dah<strong>in</strong> eher unbedeutend war, enorm und erreicht<br />
Raten im Bereich von 10 −7 . . . 10 −4 M⊙a −1 . Dadurch verliert<br />
der Stern <strong>in</strong>nerhalb weniger hunderttausend Jahre fast<br />
se<strong>in</strong>e gesamte äußere Hülle. Zurück bleibt e<strong>in</strong> ausgebrannter<br />
C+O–Kern, der schließlich auf der Sequenz der Weißen<br />
Zwerge landet. Beim Verlust der äußeren Hülle durch e<strong>in</strong>en<br />
Sternw<strong>in</strong>d wird e<strong>in</strong> Teil der im Stern<strong>in</strong>neren im Zusammenhang<br />
mit den nuklearen Brennprozessen synthetisierten<br />
schweren Elemente an das <strong>in</strong>terstellare Medium abgegeben.<br />
Die wesentlich unterschiedliche Art der Entwicklung massereicher<br />
und massearmer Sterne und die erheblich unterschiedlichen<br />
Temperaturen und Dichten, die im Stern<strong>in</strong>neren<br />
erreicht werden, führen dann auch zu sehr unterschiedlichen<br />
Produkten der <strong>Elementsynthese</strong>:<br />
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