Das Standardmodell der Kosmologie, Teil 2 - Institut für ...
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SuW<br />
<br />
einem negativ gekrümmten Raum voneinan<strong>der</strong><br />
weg gekrümmt. Dementsprechend<br />
erscheint dieselbe physikalische<br />
Länge, zum Beispiel <strong>der</strong> Schallhorizont,<br />
in einem positiv gekrümmten Raum unter<br />
einem größeren, in einem negativ gekrümmten<br />
Raum unter einem kleineren<br />
Winkel (Abb. 6). Die Winkelgröße des<br />
Schallhorizonts kann aus den Temperaturschwankungen<br />
des CMB abgelesen<br />
werden, und seine physikalische Größe<br />
ist bekannt. Aus dem Vergleich bei<strong>der</strong><br />
folgt, dass unser Universum mit hoher<br />
Genauigkeit gerade nicht gekrümmt, son<strong>der</strong>n<br />
räumlich flach ist.<br />
<strong>Das</strong> allein ist in mindestens zweierlei<br />
Hinsicht ein bemerkenswertes Ergebnis.<br />
Zum einen ist räumliche Flachheit eine instabile<br />
Eigenschaft eines Friedmann-Modells.<br />
Nur solche Modelle, die von Anfang<br />
an räumlich flach waren, bleiben es auch.<br />
Jede anfängliche Krümmung verstärkt<br />
sich im Lauf <strong>der</strong> kosmischen Entwicknegativ<br />
gekrümmt<br />
<br />
flach<br />
positiv<br />
gekrümmt<br />
ser Schallhorizont waren, konnten also<br />
nicht akustisch schwingen.<br />
Auf noch kleineren Skalen setzt ein<br />
Effekt ein, <strong>der</strong> daher kommt, dass ausreichend<br />
kleine Strukturen Photonen nicht<br />
400 000 Jahre lang einschließen können.<br />
Wenn die Strecke, die ein durchschnittliches<br />
Photon vor seiner Freisetzung zurücklegen<br />
konnte (seine mittlere freie<br />
Weglänge), größer war als die Struktur,<br />
in <strong>der</strong> es sich aufhielt, konnte es sie einfach<br />
verlassen und damit dazu beitragen,<br />
die Struktur zu verwischen. Dieser Diffusionsprozess<br />
<strong>der</strong> Photonen heißt Silk-<br />
Dämpfung und sorgte dafür, dass Strukturen<br />
umso stärker unterdrückt wurden, je<br />
kleiner sie waren.<br />
Entscheidend für die <strong>Kosmologie</strong> ist,<br />
dass diese drei Effekte empfindlich von<br />
den kosmologischen Parametern abhängen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e von den Dichteparametern<br />
<strong>der</strong> Dunklen und <strong>der</strong> baryonischen<br />
Materie sowie <strong>der</strong> kosmischen<br />
Expansionsrate zur Zeit <strong>der</strong> Entstehung<br />
des CMB, die durch die Hubble-Konstante<br />
parametrisiert wird. Weiterhin sorgen die<br />
drei genannten Effekte für charakteristische<br />
Muster in <strong>der</strong> Intensität beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> Temperatur des CMB und können<br />
daher durch <strong>der</strong>en statistische Analyse<br />
bestimmt werden. Ohne Details zu<br />
beschreiben, sind vielleicht zwei Beispiele<br />
hierfür nachvollziehbar.<br />
Die akustischen Schwingungen werden<br />
durch das Wechselspiel von Gravitation<br />
und Druck getrieben. Die Schwerkraft,<br />
mithin die Gesamtdichte <strong>der</strong> Dichteschwankungen,<br />
sorgt für Kontraktion,<br />
<strong>der</strong> Druck, bestimmt durch die Dichte<br />
des Gases, durch dessen Temperatur<br />
und durch die Photonendichte, verursacht<br />
die Expansion. Die Ausprägung dieser<br />
Schwingungen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en<br />
Amplitude, ist durch das Verhältnis <strong>der</strong><br />
Dichten <strong>der</strong> baryonischen zur Dunklen<br />
Materie gegeben.<br />
Beson<strong>der</strong>s eindrücklich ist das folgende<br />
zweite Beispiel. Oben wurde schon<br />
erwähnt, dass akustische Schwingungen<br />
nur auf solchen Skalen auftreten können,<br />
die kleiner als <strong>der</strong> Schallhorizont sind. Diese<br />
physikalische Länge kennen wir aus<br />
<strong>der</strong> Theorie. Am Himmel können wir<br />
feststellen, wie groß die dazugehörige<br />
Winkelgröße ist. Unter welchem Winkel<br />
eine bestimmte physikalische Länge erscheint,<br />
ist eine Frage <strong>der</strong> Raumgeometrie<br />
beziehungsweise <strong>der</strong> Raumkrümmung:<br />
Während sich in dem uns vertrauten euklidischen<br />
Raum zwei Lichtstrahlen aus<br />
einer Quelle geradlinig ausbreiten und<br />
dabei ihren Abstand zueinan<strong>der</strong> linear<br />
vergrößern, werden sie in einem positiv<br />
gekrümmten Raum aufeinan<strong>der</strong> zu, in<br />
<br />
<br />
Abb. 6: Der Winkel, unter dem<br />
uns eine gegebene Länge in einer<br />
gegebenen Entfernung erscheint,<br />
hängt von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />
Raumkrümmung ab.<br />
Nasa/Wmap<br />
Sterne und Weltraum September 2007<br />
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