Thesenpapier Rauner
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für Evaluationsaufgaben), dass sie zugleich für das Messen von Expertenkompetenz<br />
als auch für das Messen der „Kompetenz“ (Inkompetenz) von Laien geeignet sind, ist<br />
eine Regel, die in ähnlicher Form in der Expertiseforschung anzutreffen ist. Die Ergebnisse<br />
der einschlägigen Expertiseforschung gipfelt allerdings in der Regel in der<br />
Erkenntnis, dass Experten und Anfänger über unterschiedliche Kompetenzen verfügen.<br />
Für die Evaluation beruflicher Bildungsprozesse und der Entwicklung beruflicher<br />
Handlungskompetenz ist dieses Vorgehen gänzlich ungeeignet.<br />
4. These<br />
Wenn Evaluationsaufgaben dazu herausfordern sollen, „die richtige Lösungsidee“ zu<br />
finden, dann ist eine „gute Lösungsidee“ sicher ein Indiz dafür, dass jemand eine<br />
gewisse Ahnung vom zu lernenden Beruf hat – mehr aber nicht. Berufliche Handlungskompetenz<br />
z. B. auf dem Niveau des ersten, zweiten oder dritten Ausbildungsjahres<br />
kann damit nicht gemessen werden. In der beruflichen Bildung geht es um<br />
detaillierte Inhalte und definierte Fähigkeiten, da es am Ende der Ausbildung auch<br />
um die Zertifizierung von Berechtigungen geht, wie z. B. um die Berechtigung, ein<br />
Flugzeug zu fliegen. Ein Pilot muss wirklich ein Flugzeug fliegen können und nicht<br />
nur eine „Idee“ davon haben, wie das gehen könnte.<br />
Fazit<br />
Das Konzept der Entwicklungsaufgaben als Evaluationsinstrument für berufliche Bildungsgänge<br />
und die berufliche Kompetenzentwicklung von Auszubildenden steht als<br />
methodisches Instrumentarium in der Form einer Methodenbeschreibung bzw. eines<br />
Manuales zur Zeit nicht zur Verfügung. Sie wird bisher von einigen Eingeweihten genutzt.<br />
Mir erscheint dieses Instrument, nach dem ich etwa fünf Jahre versucht habe<br />
herauszubekommen, wie dieses Instrument zu handhaben ist, als eine unausgegorene<br />
Methode, mit der man – auch wenn sie irgendwann zur Verfügung steht – die<br />
Entwicklung beruflicher Handlungskompetenzen, so wie sie in den einschlägigen<br />
Ordnungsmitteln definiert sind, nicht messen kann. Es wird daher Zeit, endlich aufzuschreiben<br />
– was Entwicklungsaufgaben sind und was sie als Evaluationsinstrument leisten sollen<br />
und können,<br />
– wie man sie herstellt und<br />
– wie man die Ergebnisse interpretiert.<br />
Bevor dies nicht geleistet ist, rate ich dazu, dieses „Instrument“ als das zu handhaben,<br />
was es ist: eine erste, vage Idee zur Bereicherung der Diskussion zu Fragen der<br />
Evaluation und des Messens beruflicher Kompetenzen.