Hier spricht der Trainer Mund zwar voll…ansonsten aber zahnlos… Den Mund hatten einige meiner Spieler zwar voll genommen, dann aber scheinbar vergessen, noch vor dem Spiel ihre Zähne rein zu tun. Die Gäste aus dem Grabfeld, die keine Gelegenheit auslassen, uns als Verein und jeden Spieler irgendwie schlecht zu machen, hatten dagegen die nötige Aggressivität im Gepäck. So gelang den „Königern“ ein Start nach Maß. In den ersten 45 Minuten hatte es noch einigermaßen ordentlich ausgesehen, was meine Jungs aus den Verhältnissen machten. Es ist aber nicht so, daß wir von den Platzverhältnissen überrascht gewesen waren. Obwohl sich beide Teams verständlicherweise mit den schwierigen Platzverhältnissen schwer taten, agierten die Gäste vor allem bei den hohen Bällen deutlich geschickter. Auch die gesamte Zweikampfbilanz ging in der Punktwertung an die Gäste, die sich ja gerne als „Opferlämmer“ präsentieren. Da wurde schon tüchtig hin gelangt und die Gästeelf hat gezeigt, daß sie verstanden hat, wie man sich als Team aus dem Schlammassel zieht. In Durchgang Eins zeigte mein Team zunächst zumindest im Ansatz, daß wir das Heim-Team sind und als Sieger vom Platz gehen. Aber eben nur im Ansatz. Das vorgegebene aggressive Pressing kam aber nicht wirklich zustande. Insgesamt kamen wir überhaupt nicht dazu, was wir uns vorgenommen hatten. Nämlich die Gäste bereits am eigenen Strafraum zu attackieren und damit die langen Bälle zu unterbinden. Die Folge waren abzusehen: immer wieder lange Bälle, bei denen uns natürlich auch die Kopfballspieler „Banjo“ oder „Baumi“ fehlten und wir nahezu jeden Abschlag bereits im Mittelfeld verloren. Das gute in Durchgang Eins war, daß wir im Abwehrzentrum mit „Seppo“ sehr gut standen und mit gutem Timing und seiner Schlagsicherheit die Bälle klären konnten. So profitierten die Gäste in der Abschlußzone lediglich von zwei Patzern unserer Hintermannschaft. Strukturiertes „Fußballen“ ist auf unserem Nebenplatz definitiv nicht möglich – das wollte ich aber auch überhaupt nicht. Was ich verlangte, war die Physis einzubringen. Die Bälle möglichst schnell nach vorne zu bringen und dann im Strafraumzentrum die körperliche Überlegenheit zu nutzen oder durch aufgerückte Mittelfeldspieler auf den 2.Ball zu kommen. Eigentlich sehr einfache, den Platzverhältnissen geschuldete Aufgaben .Doch gerade unsere Mittelfeldreihe glich einem Totalausfall. Entweder verloren wir die Flugbälle, oder rückten viel zu pomadig nach. Der erste vernünftige Angriff über die rechte Seite hätte dann tatsächlich usnere Führung bedeuten müssen. Nach guter Kombination legte „Bolle“ am herauseilenden Torhüter quer vorbei, doch leider in den Rücken von Andy, der den Ball trotzdem noch irgendwie in Richtung leeres Tor brachte, von wo er dann aber vom Königshofener Abwehrspieler noch von der Linie gekratzt wurde. Die darauf folgende Ecken-Serie hätte ebenfalls noch die Führung bedeuten können. Dann ging`s in die Pause. Intensiv wurde das Spiel vor allem von den Gästen geführt – die in Halbzeit zwei dann endgültig klar machten, daß sie heute die Punkte mitnehmen wollen. Aus unserem Mittelfeld und der Offensive kam immer weniger bis überhaupt nichts mehr. Es wurde nur noch gestanden und auf den Ball gewartet, der aber nicht von alleine kam, da der Gegner viel mehr in die Waagschale geworfen hatte. Das dann schliesslich ein Standard zum ersten Gegentreffer führt, zeigt unsere nicht vorhandene Konzentration und Fokusierung an diesem Tag. Trotz klarer Zuordnung verpennt Andy den Eckball und sein zugeteilter Gegenspieler bedankt sich mit seinem Kopfballtreffer in der 60. Minute. Dies war jedoch kein Wachrüttler, im Gegenteil nur 5 Minuten später folgte erneut nach einem Standard eine weitere Demonstration der Tatenlosigkeit meiner Elf. Vier Spieler stehen begeistert um Alex Sarwanidi herum, der mit dem Rücken zum Tor instinktiv den springenden Ball mal einfach die Richtung gibt und dieser im Bogen über den ebenfalls verdutzten Flo im Kasten landet. Bei diesem Treffer standen wir in bester Manier Spalier. Eine technische Glanzleistung war der Fallrückzieher („ohne hinzufallen“, O-Ton Werner Köhler) von Alexander Sarwanidi zum 2:0, mit dem endlich noch mehr Ruhe und Sicherheit ins Spiel der Gäste kam. Diese Pleite haben wir uns absolut selbst zuzuschreiben. Nach dem Wechsel brachen wir völlig ein. Die Physis stimmt aus der Vorbereitung, nur konnten wir „unsere PS nicht auf die Straße bringen.“ Geschenkt ist dann auch der dritte Treffer in der Schlussminute. Was nicht geschenkt ist, ist die Tatsache, daß mein Team wohl der unbändige Wille zum Siegen abhanden gekommen ist. Genau den brauchen wir, um unser aggressives Spiel durchzubringen und damit wieder zu Torchancen zu kommen. Den ersten Baustein unserer Zielvorgabe haben wir schon mal leichtfertig verschmissen. Jetzt heißt es abputzen und nachlegen. Klaus Keller