Euro-Schutzwall für den Krisenfall - Bundesministerium der Finanzen
Euro-Schutzwall für den Krisenfall - Bundesministerium der Finanzen
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ARBEITSBLATT AB KLASSE 10<br />
SONDERREIHE: STABILISIERUNG DES EURO<br />
EURO-SCHUTZWALL FÜR DEN KRISENFALL: DER ESM<br />
Milliar<strong>den</strong>, zig Milliar<strong>den</strong>, hun<strong>der</strong>te Milliar<strong>den</strong>: Das sind Beträge, die man sich überhaupt nicht mehr in Zahlen o<strong>der</strong> gar in Mengen<br />
vorstellen kann. Aber wenn das Konto eines Staates tief rote Zahlen ausweist, geht es um sehr viel Geld. Griechenland, Spanien, Portugal<br />
und Irland haben nicht nur eine hohe Schul<strong>den</strong>last gemeinsam, in allen Län<strong>der</strong>n wird auch mit <strong>der</strong> gleichen Währung gezahlt:<br />
dem <strong>Euro</strong>. Somit hatte die Krise schnell ihren Namen weg: „<strong>Euro</strong>-Krise“.<br />
Streng genommen erleben wir <strong>der</strong>zeit aber vor allem eine Vertrauenskrise:<br />
Der <strong>Euro</strong> ist zwar weiterhin stabil – was die Geldwertentwicklung<br />
und <strong>der</strong> Wechselkurs belegen – <strong>den</strong> Investoren<br />
fehlt es jedoch an Vertrauen darin, dass die Schul<strong>den</strong>krise bewältigt<br />
wer<strong>den</strong> kann: Als Konsequenz leihen sie <strong>den</strong> kriseln<strong>den</strong><br />
Staaten kein Geld mehr o<strong>der</strong> nur noch Geld zu sehr hohen Zinsen.<br />
Dies verstärkt die finanzielle Misere in <strong>den</strong> betroffenen Staaten.<br />
Die <strong>Euro</strong>-Län<strong>der</strong> arbeiten intensiv an Lösungsstrategien, um diese<br />
Situation nicht nur abzufe<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n Ähnliches in Zukunft<br />
zu verhin<strong>der</strong>n. Als Puzzleteil eines Lösungspakets ist ein Finanzhilfemechanismus<br />
geschaffen wor<strong>den</strong>: <strong>der</strong> <strong>Euro</strong>päische Stabilitätsmechanismus<br />
(ESM).<br />
DER EUROPÄISCHE STABILITÄTSMECHANISMUS (ESM)<br />
Einige <strong>Euro</strong>-Län<strong>der</strong> haben so viele Schul<strong>den</strong>, dass sie, wenn<br />
überhaupt, nur noch sehr teure Kredite bekommen. Deshalb<br />
sind sie <strong>der</strong>zeit nicht flüssig genug, ihre staatlichen Aufgaben<br />
in vollem Maß zu finanzieren. Sie brauchen frisches Geld, sofort.<br />
Die Regierungen dieser Län<strong>der</strong> haben entsprechend harte<br />
Sparprogramme aufgelegt. Doch wegen <strong>der</strong> hohen Summen an<br />
Verpflichtungen reicht Sparen alleine nicht mehr aus. Die Staaten<br />
<strong>der</strong> <strong>Euro</strong>-Zone haben sich daher dazu entschie<strong>den</strong>, eine Art<br />
Finanzhilfe-Fonds einzurichten, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Not bereit steht. Um<br />
akut entgegenzusteuern, wurde zunächst ein <strong>Euro</strong>-Schutzschirm<br />
(„Rettungsschirm“) gespannt, <strong>der</strong> Griechenland, Portugal und<br />
Irland aus <strong>der</strong> gröbsten Not helfen konnte. Zur dauerhaften Einrichtung<br />
ist nun <strong>der</strong> <strong>Euro</strong>päische Stabilitätsmechanismus (ESM)<br />
gewor<strong>den</strong>, <strong>der</strong> alleine durch seine Existenz Vertrauen zurückgewinnen<br />
kann. Die Botschaft ist nämlich klar: Die <strong>Euro</strong>-Staaten<br />
stehen zusammen.<br />
Der ESM hat im Oktober 2012 seine Arbeit als Internationale<br />
Finanzinstitution aufgenommen und kann in Not geratenen Mitgliedstaaten<br />
des <strong>Euro</strong>-Raums Finanzhilfen auf unterschiedliche<br />
Art und Weise zur Verfügung stellen:<br />
WER ZAHLT WIEVIEL EIN? – DIE KAPITALSTRUKTUR DES ESM<br />
© Stiftung Jugend und Bildung (Stand: Dezember 2012)<br />
Verteilungsschlüssel <strong>der</strong><br />
<strong>Euro</strong>-Län<strong>der</strong> in Prozent<br />
Deutschland 27,1<br />
Frankreich 20,4<br />
Italien 17,9<br />
Spanien 11,9<br />
Nie<strong>der</strong>lande 5,7<br />
Belgien 3,5<br />
Griechenland 2,8<br />
Österreich 2,8<br />
Portugal 2,5<br />
Finnland 1,8<br />
Irland 1,6<br />
Slowakei 0,8<br />
Slowenien 0,4<br />
Luxemburg 0,3<br />
Zypern 0,2<br />
Estland 0,2<br />
Malta 0,1<br />
Quelle: BMF<br />
abrufbares Kapital/Garantien in Mrd. <strong>Euro</strong><br />
eingezahltes Kapital in Mrd. <strong>Euro</strong><br />
21,7<br />
126,4<br />
16,3<br />
111,1<br />
14,3<br />
73,8<br />
9,5<br />
35,4<br />
4,6<br />
21,6<br />
2,8<br />
17,5<br />
2,3<br />
17,3<br />
2,2<br />
15,6<br />
2,0<br />
11,1<br />
1,4<br />
9,9<br />
1,3<br />
5,1<br />
0,7<br />
2,7<br />
0,3<br />
1,6<br />
0,2<br />
1,2<br />
0,2<br />
1,2<br />
0,1<br />
0,5<br />
0,1<br />
168,3<br />
Nominales Kapitalvolumen<br />
des Krisenfonds:<br />
700 Mrd. <strong>Euro</strong><br />
Übersicherung<br />
<strong>der</strong> ESM-Kreditaufnahme,<br />
um Top-Ranking<br />
zu erhalten<br />
620 Mrd. <strong>Euro</strong><br />
abrufbares<br />
Kapital/Garantien<br />
80 Mrd. <strong>Euro</strong><br />
eingezahltes<br />
Kapital<br />
500 Mrd. <strong>Euro</strong><br />
effektive Kreditvergabekapazität<br />
Mehr Infos unter www.bundesfinanzministerium.de I Aktuelle Arbeitsblätter unter www.jugend-und-bildung.de<br />
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ARBEITSBLATT AB KLASSE 10<br />
SONDERREIHE: STABILISIERUNG DES EURO<br />
EURO-SCHUTZWALL FÜR DEN KRISENFALL: DER ESM<br />
KAPITALVOLUMEN: UM WIE VIEL GELD GEHT ES?<br />
Der ESM bekommt von <strong>den</strong> 17 <strong>Euro</strong>-Staaten insgesamt 80 Milliar<strong>den</strong><br />
<strong>Euro</strong> Startkapital. Um je<strong>der</strong>zeit über eine Mindestausstattung<br />
in Höhe dieses Betrags zu verfügen, kann <strong>der</strong> ESM weitere<br />
Mittel im Umfang von maximal 620 Milliar<strong>den</strong> <strong>Euro</strong> von <strong>den</strong> <strong>Euro</strong>-<br />
Staaten abrufen. Der deutsche Anteil am Startkapital beläuft sich<br />
auf rund 22 Milliar<strong>den</strong> <strong>Euro</strong>, am abrufbaren Kapital auf rund 168<br />
Milliar<strong>den</strong> <strong>Euro</strong>. Die Haftungsobergrenze Deutschlands liegt also<br />
unter allen Umstän<strong>den</strong> bei 190 Milliar<strong>den</strong> <strong>Euro</strong> und könnte nur<br />
durch einen Beschluss des Deutschen Bundestages erweitert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
kann einem Staat durch <strong>den</strong> Ankauf seiner Anleihen helfen und<br />
dadurch die Nachfrage erhöhen und die Zinsen auf die fälligen<br />
Papiere drücken.<br />
• Vorsorgliche Finanzhilfen<br />
Hat ein Land nur vorübergehend Schwierigkeiten, sich neues<br />
Kapital an <strong>den</strong> Finanzmärkten zu beschaffen, kann es mithilfe<br />
des ESM Hilfen in Anspruch nehmen, damit es zu keinem finanziellen<br />
Engpass kommt.<br />
© Stiftung Jugend und Bildung (Stand: Dezember 2012)<br />
FINANZSPRITZE? NUR UNTER BESTIMMTEN BEDINGUNGEN<br />
Der ESM greift nur dann, wenn die Krisenprävention und alle an<strong>der</strong>en<br />
Maßnahmen fehlgeschlagen sind. Außerdem ist die Inanspruchnahme<br />
des ESM an feste Regeln geknüpft und mit harten<br />
Auflagen verbun<strong>den</strong>. Er hilft grundsätzlich nur, wenn die Krise<br />
des betroffenen <strong>Euro</strong>-Lands die Stabilität <strong>der</strong> gesamten Währungsunion<br />
gefährdet, und wenn das betroffene ESM-Mitglied,<br />
das Hilfen beantragt, strikte, dem gewählten Finanzhilfeinstrument<br />
angemessene Auflagen einhält. Ebenso wird vorab festgestellt,<br />
ob die Schul<strong>den</strong>krise das Land tatsächlich überfor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong><br />
ob sie nur vorübergehend ist.<br />
MÖGLICHKEITEN DER FINANZHILFE<br />
• Darlehen für <strong>den</strong> Staat<br />
Ein Mitgliedsland <strong>der</strong> <strong>Euro</strong>-Zone kann ein Darlehen bean tragen,<br />
wenn es Probleme hat, seine Staatsausgaben zu finanzieren.<br />
Es muss sich dafür natürlich zu einem strengen wirtschaftlichen<br />
Reform- und Sparprogramm verpflichten.<br />
• Finanzielle Unterstützung von Banken<br />
Wenn ein Mitgliedsland selbst keine finanziellen Engpässe hat,<br />
jedoch sein Finanzsektor in <strong>der</strong> finanziellen Klemme steckt,<br />
dann kann die Regierung dieses Landes auch dafür Finanzhilfen<br />
beantragen. Allerdings muss auch hier <strong>der</strong> Staat dafür<br />
sorgen, dass <strong>der</strong> Kredit zurückgezahlt wird.<br />
• Anleihekäufe<br />
Nicht nur Unternehmen, auch Staaten geben Anleihen heraus,<br />
um sich Geld an <strong>den</strong> Finanzmärkten zu beschaffen. Der ESM<br />
AUFGABEN<br />
1. Welche Unterschiede bestehen zwischen dem temporär eingerichteten<br />
<strong>Euro</strong>-Schutzschirm („Rettungsschirm“) und dem auf<br />
Dauer angelegten ESM? Nutzt zur Recherche das Schülerheft<br />
<strong>Finanzen</strong> & Steuern, das BMF-Themenheft „Auf <strong>den</strong> Punkt“<br />
sowie das Internet und die aktuelle Tagespresse. Präsentiert<br />
eure Ergebnisse <strong>der</strong> Lerngruppe.<br />
2. Deutschland steht beim ESM mit knapp einem Drittel des Kapitalanteils<br />
ein. Dazu kommt die Haftung. Kann Deutschland<br />
durch die massiven Finanzhilfen selbst in Schwierigkeiten geraten?<br />
Macht zu diesem Thema eine Umfrage in eurem Verwandten-<br />
und Bekanntenkreis. Präsentiert und diskutiert die<br />
Pro- und Contra-Argumente in <strong>der</strong> Lerngruppe.<br />
3. Ist ein dauerhaftes Krisenbewältigungsinstrument wie <strong>der</strong><br />
ESM wichtig für die <strong>Euro</strong>-Zone o<strong>der</strong> nicht? Recherchiert im Internet<br />
und in <strong>der</strong> Tagespresse Artikel zu diesem Thema, fasst<br />
die unterschiedlichen Meinungen zusammen und diskutiert im<br />
Plenum.<br />
INTERNET<br />
• Das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>der</strong> <strong>Finanzen</strong> hat ein Themenportal<br />
zur Stabilisierung des <strong>Euro</strong>-Raums geschaffen:<br />
www.stabiler-euro.de<br />
Dieses enthält auch eine Spezialseite zum ESM:<br />
www.stabiler-euro.de/stabilitaetsmechanismen.html<br />
Mehr Infos unter www.bundesfinanzministerium.de I Aktuelle Arbeitsblätter unter www.jugend-und-bildung.de<br />
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