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Waldfledermäuse<br />

n Waldfledermäuse<br />

Lethargisch durch schlechte Zeiten<br />

Waldfledermäuse sind durch ihr<br />

ausgefeiltes Energiesystem zwar<br />

in der Lage, auch außerhalb ihres<br />

Winterschlafes kalte und nasse<br />

Monate zu überstehen. Gerade rosig<br />

sind die Zeiten für sie jedoch<br />

bei weitem nicht. Dr. Andreas<br />

Zahn von der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

erklärt, warum.<br />

Das nasse und kalte Frühjahr in diesem<br />

Jahr hat auch bei der Tierwelt<br />

Spuren hinterlassen. Viele Vögel unterbrachen<br />

das Brutgeschäft, viele Jungtiere<br />

gingen zugrunde. Vergleichsweise<br />

gut überstanden haben unsere Fledermäuse<br />

diese Periode – und zwar Dank<br />

ihrem ausgefeilten Energiesparmodus.<br />

Dass Fledermäuse Winterschlaf halten,<br />

ist allgemein bekannt. Doch auch<br />

im Sommerhalbjahr können sie ihre<br />

Körpertemperatur auf Umgebungsniveau<br />

absinken lassen. In diesem Zustand<br />

der Lethargie verbrauchen sie<br />

viel weniger Energie und zumindest<br />

erwachsene Tiere können daher auch<br />

problemlos mehrere kalte Tage, an denen<br />

kaum Insekten unterwegs sind,<br />

ohne Nahrungsaufnahme überstehen.<br />

Zum Glück für die Fledermäuse begann<br />

die Kälteperiode 2013 lange vor der<br />

Zeit der Geburten. So verzögerte sich<br />

durch die Lethargiephasen der Weibchen<br />

zwar die Embryonalentwicklung,<br />

doch als die Jungen dann zur Welt kamen,<br />

war das Schlechtwetter weitgehend<br />

vorbei. Hätte es einige Wochen<br />

später die Jungtiere getroffen, wären<br />

die Auswirkungen wohl viel schlimmer<br />

gewesen: Junge Fledermäuse können<br />

aufgrund fehlender Reserven schlechte<br />

Zeiten trotz Lethargie nicht lange ertragen.<br />

Die jährlichen Zählergebnisse im<br />

Rahmen des Fledermausmonitorings<br />

ergaben nur lokal Bestandsrückgänge,<br />

vielerorts waren die Kolonien normal<br />

besetzt. Doch wurden wohl oft die<br />

üblichen Quartiere gemieden, was auf<br />

ein Ausweichen in klimatisch günstigere<br />

Verstecke hindeutet.<br />

Dennoch sind die Zeiten gerade für<br />

Waldfledermäuse mehr als ungünstig.<br />

Der Brennholzpreis steigt kontinuierlich<br />

an, die Holzernte lohnt zunehmend<br />

auch an Standorten, die bislang aufgrund<br />

ihrer schwierigen Zugänglichkeit<br />

von einer intensiven forstwirtschaftlichen<br />

Nutzung verschont geblieben<br />

sind. Gerade solche wenig „gepflegten“<br />

Waldflächen an Hanglangen, in<br />

Schluchten oder an Gewässern, zeichnen<br />

sich durch ein hohes Quartierange-<br />

Fledermauskästen – hier mit Bechsteinfledermäusen<br />

– mildern die Quartiernot.<br />

bot für Fledermäuse aus. Fledermäuse<br />

nutzen nicht nur die klassische Spechthöhle<br />

als Quartier. Auch Fäulnishöhlen<br />

im Stamm und an Ästen, Spalthöhlen<br />

und Spalten hinter abgelöster Borke<br />

sind für manche Arten von entscheidender<br />

Bedeutung. Waldfledermäuse<br />

wechseln oft ihr Quartier. So werden<br />

Feinde wie Marder oder Eulen nicht so<br />

leicht darauf aufmerksam und der Befall<br />

mit Parasiten nimmt ab. Selbst während<br />

der Jungenaufzucht ziehen die<br />

Weibchen samt Nachwuchs regelmäßig<br />

um. Sie benötigen deshalb viele Quartiere<br />

– etwa sieben bis zehn Höhlenbäume<br />

pro Hektar – also einen hohen<br />

Anteil von Bäumen mit Höhlen, Rissen<br />

und Spalten. Genau solche Bäume werden<br />

bei konsequenter Waldpflege leider<br />

entfernt. In vielen Wäldern mangelt es<br />

daher zunehmend an Quartierbäumen.<br />

INFO<br />

Wie Sie Fledermäuse konkret helfen<br />

können, erfahren Sie bei den Koordinationsstellen<br />

für Fledermausschutz<br />

in Bayern.<br />

Südbayern:<br />

Department Biologie II der Ludwig<br />

Maximilians Universität München,<br />

Dr. Andreas Zahn,<br />

Tel.: 08638/86117,<br />

E-Mail: Andreas.Zahn@iiv.de<br />

Nordbayern:<br />

Department Biologie, Lehrstuhl für<br />

Tierphysiologie, Universität Erlangen,<br />

Matthias Hammer,<br />

Tel.: 09131/852-8788, E-Mail:<br />

flederby@biologie.uni-erlangen.de<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Bayerischer Jagdverband (BJV) · Hohenlindner Straße 12 · 85622 Feldkirchen · Telefon 089 / 99 02 34 0 · Fax 089 / 99 02 34 37,<br />

Internet: www.jagd-bayern.de, E-mail: dr.reddemann@jagd-bayern.de<br />

Präsident des Bayerischen Jagdverbands: Prof. Dr. Jürgen Vocke<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Joachim Reddemann, BJV-Hauptgeschäftsführer • Redaktion: Stephanie Schlicht, Günter Heinz Mahr (Leitung)<br />

Layout: Doris Dröge • Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten (für Kreisgruppenvorsitzende und Hegegemeinschaftsleiter)<br />

n 8 <strong>Revierkurier</strong> 4/2013

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