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Olympische Kongress von Baden-Baden - Der Deutsche ...

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Ausgabe 5/2006<br />

Zeitschrift des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft


Augenblicke für<br />

die Ewigkeit.<br />

Auf einer Datenbank mit bereits<br />

über 750.000 Motiven aus der<br />

Welt des Sports – angefangen bei<br />

den <strong>Olympische</strong>n Spielen <strong>von</strong><br />

1896. Willkommen im Olympia-<br />

Bildportal der Picture-Alliance.<br />

Tel. +49 69 – 27 16 42 76<br />

www.olympia-bildportal.de<br />

Das Olympia-Bildportal ist eine<br />

Kooperation der Picture-Alliance<br />

mit dem Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitee für Deutschland, der<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe und<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Sport-Marketing.


Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

D<br />

as tägliche Gezeter in den Gazetten ist eigentlich unmissverständlich.<br />

Ein Sportleben jenseits <strong>von</strong> Doping, Manipulation<br />

und allen damit verbundenen problembeladenen Entwicklungen<br />

scheint es nicht zu geben. Und trotzdem, liebe<br />

Leserinnen und Leser, bemühen wir uns im OF einmal mehr, das<br />

Gegenteil zu beweisen. Sicher, auch in dieser Ausgabe kommen<br />

wir nicht umhin, dem unliebsamen Dauerthema Raum zu<br />

geben. Schließlich geht es ja weder darum, die Welt des Sports<br />

vorbehaltlos schön zu reden noch jeglichen Realitätsbezug<br />

auszublenden. Also: Die Sportskandale im Allgemeinen und<br />

Doping im Besonderen bleiben uns in dieser Ausgabe ebenso<br />

wenig erspart wie andere kritische Betrachtungen zu sportlichen<br />

Schieflagen, etwa aus dem Medienzirkus.<br />

Und dennoch bietet die positive Seite des facettenreichen<br />

sportiven Geschehens in Verein, Verband und Dachorganisation<br />

mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft<br />

reichlich Diskussions- und Interpretationsstoff. Nehmen<br />

wir nur mal wieder das Thema Ehrenamt ins Visier, dann wird<br />

klar: hier sprudelt nach wie vor ein Kraftquell des Gemeinwesens,<br />

der so schnell nicht versiegen dürfte. Er wird sich vielmehr<br />

dank neuer Lebensumstände in einer veränderten Arbeitswelt in<br />

Zukunft noch stärker bemerkbar machen. Und zwar im Sinne<br />

der Erhöhung des Sozialkapitals in unserem Lande. <strong>Der</strong> Freizeitforscher<br />

Prof. Dr. Volker Rittner <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />

Köln, mit dem Phänomen des bürgerschaftlichen Engagements<br />

seit Jahren wissenschaftlich bestens vertraut, analysiert<br />

und vergleicht in dieser OF-Ausgabe jüngste Erhebungen<br />

des Bundesfamilienministeriums, die sich unter dem Begriff<br />

"Freiwilligensurvey" mit der gesamtgesellschaftlichen Dimension<br />

des Ehrenamtes befassen.<br />

Dass er dabei die Rolle des organisierten Sports besonders<br />

beleuchtet, liegt auf der Hand. Zwei <strong>von</strong> Rittners bemerkenswerten<br />

Erkenntnissen lauten etwa: <strong>Der</strong> Sport rangiert, wenn es<br />

um die Bereitschaft zur freiwilligen Tätigkeit geht, deutlich vor<br />

anderen Bereichen; und daraus ergibt sich - fast logisch -, dass<br />

Sportvereine "Kraftwerke ehrenamtlichen Engagements" sind.<br />

Auch dies überzeugende und schon gar nicht die einzigen<br />

Beispiele dafür, dass es doch ein pulsierendes Sportleben jenseits<br />

<strong>von</strong> Doping und Manipulation gibt.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper 6<br />

Das Ehrenamt im Sport ist kein Auslaufmodell -<br />

im Gegenteil 8<br />

Prof. Dr. Volker Rittner<br />

Das verlorene Paradies:<br />

Eine kleine Skandal-Geschichte des Sports 14<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Zur Diskussion um ein Anti-Doping-Gesetz: <strong>Der</strong> Sport<br />

benötigt kein strafrechtliches Wächteramt des Staates 18<br />

Holger Schück<br />

Doping ist auch ein kommunikatives Problem 22<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Die Groupies und der Sport - ein greller werdender<br />

Farbtupfer im Unterhaltungszirkus 25<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

OF-Kommentare 28<br />

Michael Gernandt, Harald Pieper, Steffen Haffner<br />

Sport, Medien und neue Öffentlichkeiten - Die Fernseh-<br />

Weltmeisterschaften 2006 in kritischer Nachbetrachtung 30<br />

Dr. Thomas Horky<br />

Medien-Perversionen 32<br />

Wolfgang Avenarius<br />

Die Natur - Erholungsort für den gestressten Menschen<br />

und große Bühne für den Sport 34<br />

Markus Böcker<br />

Ob basisnah im Verein oder weltmeisterlich -<br />

<strong>Der</strong> Behindertensport macht Furore 38<br />

Karl Hoffmann<br />

Kofi Anan stand Pate - Die Vereinten Nationen und<br />

der Sport - eine ebenso kurze wie beeindruckende<br />

Erfolgsgeschichte 40<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

<strong>Der</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> oder<br />

das Ende des Amateurzeitalters 44<br />

Steffen Haffner<br />

Was macht eigentlich ...? Peter Angerer 46<br />

Michael Gernandt<br />

OF-Interview: 70 Jahre danach: Die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in Berlin in den Augen einer Zeitzeugin -<br />

Ein Gespräch mit Elfriede Kaun 48<br />

Prof. Dr. Winfried Joch<br />

Mozart ludens - <strong>Der</strong> Salzburger Genius und das Spiel 52<br />

Dr. Hans-Dieter Krebs<br />

OF-Galerie: Sport und Kunst im Dialog 56<br />

Herbert Somplatzki<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 58<br />

Impressum 70<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft 71<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts 84<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 87<br />

3


Michael Greis ist<br />

CHAMPION DES JAHRES<br />

D F<br />

ie erfolgreichsten deutschen<br />

Athleten haben entschieden:<br />

Michael Greis ist CHAMPION DES<br />

JAHRES 2006. Im Robinson Club Pamfilya/Türkei<br />

wählten die rund 100 anwesenden<br />

Spitzensportler während der<br />

Eventwoche den 30-jährigen Biathleten<br />

zu ihrem Champion. Bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen hatte Michael Greis drei<br />

Goldmedaillen gewonnen und war<br />

damit erfolgreichster deutscher Athlet<br />

in Turin. Beim einwöchigen Event<br />

CHAMPION DES JAHRES hatten die<br />

Sportler die Gelegenheit, ihren persönlichen<br />

Favoriten zu wählen. Unter den<br />

Athleten hat diese Wahl eine hohe<br />

Akzeptanz, denn nicht Journalisten<br />

oder Leser entscheiden, sondern die<br />

Sportler selbst nominieren und honorieren<br />

besondere Leistungen. Im Vorfeld<br />

der Eventwoche hatten alle <strong>von</strong> der<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe geförderten<br />

Athleten per Internet eine Vorauswahl<br />

getroffen und fünf Kandidaten für<br />

die Endabstimmung nominiert: Kirsten<br />

Bruhn (Behindertensport/ Schwimmen),<br />

Uschi Disl (Biathlon), Evi Sachenbacher-<br />

Stehle (Skilanglauf), Peter Thiede<br />

(Rudern) und den neuen CHAMPION<br />

DES JAHRES Michael Greis (Biathlon).<br />

Bildungsoffensive<br />

im Sport<br />

ür den deutschen Sport stellt die<br />

Einführung <strong>von</strong> Ganztagsschulen<br />

eine große Chance dar. Insofern seien<br />

die Schlussfolgerungen aus der PISA-<br />

Studie auch eine Herausforderung für<br />

den Sport. Diese Auffassung vertrat der<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes, Dr. Thomas Bach, beim 3.<br />

Ballspielsymposium in der Karlsruher<br />

Europahalle. Bach kündigte dort eine<br />

Bildungsoffensive des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes an. "Ein aktiver<br />

Lebensstil ist wesentliche Voraussetzung<br />

für kognitives Lernen und soziale Verständigung",<br />

sagte Bach. An die Adresse<br />

der Politik gerichtet ergänzte er: "Mittel<br />

für den Sport sind keine Subventionen,<br />

Mittel für den Sport sind Investitionen<br />

in die Zukunft unserer Kinder." In diesem<br />

Zusammenhang steht auch die<br />

Forderung, in Sportanlagen zu investieren,<br />

um Qualität und Quantität der<br />

sportlichen Betätigung zu sichern.<br />

Studium und Leistungssport<br />

erfolgreich<br />

verbinden<br />

A<br />

ls erste Hochschule in Deutschland<br />

hat die <strong>Deutsche</strong> Sporthochschule<br />

Köln in ihrer Beitragssatzung die Möglichkeit<br />

zur Studiengebührenbefreiung<br />

für studierende Leistungssportlerinnen<br />

und Leistungssportler festgeschrieben.<br />

Die einzige deutsche Sportuniversität,<br />

die sich ihrer Vorreiterrolle bewusst ist,<br />

hat sich in den letzten Jahren wieder<br />

verstärkt der Förderung des Spitzensports<br />

zugewandt und gemeinsam mit<br />

der Kölner Uni 2003 die Kooperationsvereinbarung<br />

als "Partnerhochschule<br />

des Spitzensports" unterschrieben.<br />

"Wir möchten den Spitzensportlerinnen<br />

und -sportlern unter unseren Studierenden<br />

ein zügiges Studium ermöglichen",<br />

sagt Sporthochschulrektor Professor<br />

Walter Tokarski, "vor allem denjenigen,<br />

die sehr zeitintensiv trainieren<br />

und keine Zuwendung <strong>von</strong> anderer<br />

Seite erhalten."<br />

Neue WADA-Liste der<br />

verbotenen Substanzen<br />

ie Exekutive der Welt-Anti-<br />

Doping-Agentur (WADA) verabschiedete<br />

die Liste der verbotenen<br />

Substanzen und Techniken 2007. Wie<br />

bereits im Vorjahr handelt es sich um<br />

eine Fortschreibung mit nur geringfügigen<br />

Änderungen, heißt es dazu auf der<br />

Homepage der Agentur. Die Liste ist seit<br />

dem 1. Oktober 2006 online verfügbar<br />

und wird ab 1. Januar 2007 in Kraft<br />

treten. Sie ist eines der Schlüsselinstrumente<br />

bei der Harmonisierung des<br />

internationalen Kampfes gegen Doping,<br />

erklärte der Präsident der WADA,<br />

Richard W. Pound.<br />

IOC: Kampf gegen<br />

Doping hat erste Priorität<br />

as Internationale <strong>Olympische</strong><br />

Komitee (IOC) hat angesichts der<br />

spektakulären Dopingfälle im Sommer<br />

2006 daran erinnert, das der Kampf<br />

gegen Doping und Arzneimittelmissbrauch<br />

zur größten Herausforderung des<br />

Sports wird. "<strong>Der</strong> Kampf gegen Doping<br />

besitzt für uns erste Priorität, und seit<br />

vier Jahren betreiben wir ihn konsequent<br />

mit Null-Toleranz und allen uns zur<br />

Verfügung stehenden Mitteln", erklärte<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

4<br />

D<br />

D


IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge. Die<br />

Ereignisse dieses Sommers seien in<br />

vielerlei Hinsicht sehr enttäuschend, aber<br />

sie sollten nicht dazu führen, in den<br />

Anstrengungen zu Gunsten eines sauberen<br />

Sports nachzulassen, meinte Rogge.<br />

Rogge wies auf die Notwendigkeit<br />

intensivierter Kontrollen, aber auch<br />

verstärkte Anstrengungen im Hinblick<br />

auf die Prävention hin. In dem aktuellen<br />

Statement erinnert die Dachorganisation<br />

der <strong>Olympische</strong>n Bewegung daran, dass<br />

Doping nicht nur Betrug ist, sondern<br />

auch enorme gesundheitliche Folgen<br />

und Konsequenzen hat.<br />

Olympiasammler<br />

aufgemerkt!<br />

Z<br />

ur Einstimmung auf die Spiele der<br />

XXIX. Olympiade Peking 2008<br />

wurden Anfang September 2006 in der<br />

chinesischen Hauptstadt zwei weitere<br />

Sätze <strong>von</strong> Gedenkmünzen vorgestellt.<br />

Dabei handelt es sich einerseits um<br />

einen Satz bestehend aus Münzen<br />

einfacher Legierungen im Wert <strong>von</strong><br />

einem Yuan und einen Satz <strong>von</strong> insgesamt<br />

sechs wertvolleren Münzen mit<br />

Gold- und Silberanteilen. Münzen aus<br />

beiden Sätzen sind legales Zahlungsmittel<br />

in der Volksrepublik China. Auf<br />

den einfacheren Münzen ist das<br />

Emblem <strong>von</strong> Peking 2008 zusammen<br />

mit dem Nationalstadion eingraviert.<br />

Das numismatische Programm der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele begann 1952 in<br />

Helsinki. Seit dieser Zeit ist es mit<br />

seinem Bezug zu Sport, Kunst und<br />

Kultur der jeweiligen Gastgeberstadt<br />

fester Bestandteil der Spiele.<br />

Geistig behinderte<br />

Menschen werden oft<br />

unterschätzt<br />

D<br />

ie Präsidentin des Weltrates für<br />

Sportwissenschaft und Leibes-/<br />

Körpererziehung (ICSSPE), Prof. Dr. Gud-<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

run Doll-Tepper (Berlin), fordert stärkere<br />

Bemühungen in der Trainer- und Lehrerausbildung<br />

für Menschen mit geistiger<br />

Behinderung. Sie sieht eine große Notwendigkeit<br />

darin, dass Forschungsergebnisse<br />

insbesondere aus der Erziehungsund<br />

Trainingswissenschaften verstärkt in<br />

die Praxis des Unterrichts und des Trainings<br />

übernommen werden müssen: "Die<br />

Ausbildung <strong>von</strong> Lehrern, Erziehern, Sportlehrern<br />

und Trainern muss sowohl theoretische<br />

Informationen als auch praktische<br />

Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung<br />

beinhalten. Ein besonderer Fokus<br />

sollte dabei auf Menschen mit einer<br />

geistigen Behinderung liegen, da sie sehr<br />

häufig in ihren Fähigkeiten unterschätzt<br />

werden", unterstreicht die Vizepräsidentin<br />

des DOSB ihre Bemühungen.<br />

London 2012:<br />

<strong>Olympische</strong> Erziehung<br />

mit hohem Anspruch<br />

D<br />

as Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele London 2012<br />

(LOCOG) hat eine Online-Website für 7-<br />

14-Jährige geöffnet. <strong>Der</strong> erste Schritt in<br />

dem Programm zur <strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />

ist es, das Wissen über die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele und die Paralympics zu<br />

erweitern und zugleich den Enthusiasmus<br />

der Heranwachsenden für diese<br />

Ereignisse zu entfalten, heißt es in einer<br />

entsprechenden Mitteilung. Den offiziellen<br />

Start des Online-Auftritts aktivierte<br />

Doppel-Olympiasieger Daley<br />

Thompson zusammen mit Lehrern und<br />

Schülern der Gesamtschule in Tower<br />

Hamlets.<br />

Die Seite enthält News, Daten und<br />

Fakten und eine Bilddatenbank für<br />

Lehrer und Schüler. Auch die Geschichte<br />

der Spiele, Gesundheit, Fitness und die<br />

Pläne für die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2012<br />

in London sind Bestandteil der Seite.<br />

Das Erziehungsprogramm <strong>von</strong> LOCOG<br />

soll zu einer umfassenden Ressource<br />

<strong>von</strong> Aktionen und Initiativen rund um<br />

die <strong>Olympische</strong> Bewegung ausgebaut<br />

werden. Kinder und Jugendliche im<br />

Vereinigten Königreich und in der<br />

ganzen Welt sollen damit angesprochen<br />

werden.<br />

Geförderte Athleten leisten<br />

den "Sporthilfe-Eid"<br />

M<br />

it den Leitbegriffen "Leistung.<br />

Fairplay. Miteinander." wird die<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe erstmals in<br />

ihrer 40-jährigen Geschichte eine<br />

Kommunikations- und Anzeigen-Kampagne<br />

starten. Gleichzeitig stellt die<br />

Stiftung eine neue Initiative vor, mit der<br />

sie die <strong>von</strong> ihr geförderten 3 800 deutschen<br />

Athletinnen und Athleten durch<br />

den so genannten "Sporthilfe-Eid" auf<br />

die Werte des Sports und den Kampf<br />

gegen Doping und Manipulation ver-<br />

pflichten will. "Wir verteidigen die<br />

Prinzipien des Sports, weil diese Prinzipien<br />

auch unser Land stärken und das<br />

Zusammenleben in der Gesellschaft<br />

leichter machen", sagte Sporthilfe-Chef<br />

Hans Wilhelm Gäb bei der Vorstellung<br />

der neuen Markenkampagne in Frankfurt<br />

am Main.<br />

<strong>Der</strong> "Sporthilfe-Eid" beinhaltet eine<br />

schriftliche Verpflichtung der Athleten,<br />

die Prinzipien des Sports zu verteidigen<br />

und das feierliche Gelöbnis, "niemals zu<br />

dopen" und gegen jede Art der Leistungsmanipulation<br />

aufzustehen. Teil der<br />

Vereinbarung, die <strong>von</strong> einem "Bürgen"<br />

als Vertrauensperson der Sportler mitunterzeichnet<br />

werden muss, ist eine<br />

Zustimmung zum Recht der Stiftung<br />

<strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, gezahlte Fördergelder<br />

zurückzufordern, wenn Versprechen<br />

aus dieser Verpflichtungserklärung<br />

gebrochen werden.<br />

5


<strong>Der</strong> Sport gilt heutzutage als ein gesamtgesellschaftliches<br />

Phänomen. Spätestens während der Fußball-WM<br />

2006 in unserem Land ist uns allen wieder einmal<br />

sehr deutlich geworden: <strong>Der</strong> Sport ist ein bedeutender<br />

Machtfaktor in der Gegenwartsgesellschaft. <strong>Der</strong> Sport<br />

schafft es "spielend", ganze Nationen in seinen Bann zu<br />

ziehen, aber dabei auch den Fokus der Aufmerksamkeit <strong>von</strong><br />

anderen Ereignissen abzulenken. Gleichzeitig können wir<br />

feststellen, dass der Sport eine völkerverbindende Funktion<br />

haben kann, wobei die Betonung hier auf der Möglichkeitsform<br />

"kann" liegen muss, denn wir beobachten auf der<br />

anderen Seite Entwicklungen, die mit unseren Vorstellungen<br />

<strong>von</strong> Fair Play und gegenseitiger Achtung nichts mehr zu tun<br />

haben und unser Eingreifen fordern, wenn es beispielsweise<br />

um Chancengleichheit geht.<br />

<strong>Der</strong> 1958 ins Leben gerufene Weltrat für Sportwissenschaft<br />

wurde mit Unterstützung der UNESCO gegründet. Die<br />

unmittelbare Nähe des Sports zu Bildung und Kultur ist<br />

somit auch auf politischer Ebene kein neues Phänomen.<br />

Aber zu einer Zeit, die stark <strong>von</strong> öffentlichen Events<br />

geprägt ist, sind die Vertreter des Sports zum Umdenken<br />

aufgefordert. So setzt ICSSPE sich dafür ein, dass in Zusammenhang<br />

mit der Durchführung <strong>von</strong> sportlichen Spitzenveranstaltungen<br />

und der Förderung des Hochleistungssports<br />

auch den Bedürfnissen der breiten Bevölkerungsschicht<br />

stets Rechnung getragen wird. Im Rahmen <strong>von</strong> Wiederaufbauarbeiten<br />

nach dem Tsunami 2005 in Südostasien achtet<br />

ICSSPE z. B. darauf, dass die mit internationalen Mitteln<br />

wieder zu errichtenden Sportplätze nicht nur <strong>von</strong> Leistungssportlern,<br />

sondern auch <strong>von</strong> einer breiten Öffentlichkeit<br />

genutzt werden können. Ein anderes Beispiel ist das<br />

internationale Symposium "Dimensions of Performance",<br />

das ICSSPE in diesem Jahr schon zum zweiten Male im<br />

Vorfeld des ISTAF, der größten Leichtathletik-Veranstaltung<br />

im Berliner Olympiastadion, durchgeführt hat. Bei der<br />

diesjährigen Veranstaltung ging es ICSSPE nicht allein um<br />

eine ausschließlich auf Erfolg ausgerichtete Talentidentifizierung<br />

- mehr noch: Die 300 internationalen Mitgliedsorganisationen,<br />

die sehr unterschiedliche Teildisziplinen der<br />

Sportwissenschaft vertreten, waren aufgefordert, ihre<br />

fachspezifischen Sichtweisen einzubringen. Dies führt stets<br />

zu einer breit angelegten Diskussion <strong>von</strong> Vertretern der<br />

Leichtathletikverbände mit den Sportpädagogen, -psychologen,<br />

-medizinern, Biomechanikern, etc. Daneben sind aber<br />

auch die Ansichten <strong>von</strong> Sportjuristen und Sportökonomen<br />

<strong>von</strong> Bedeutung, die sich mit der Frage des "Muscle drains",<br />

der Abwanderung <strong>von</strong> Spitzensportlern in reichere Länder<br />

etc. beschäftigen. Wenn wir also <strong>von</strong> Sport und Entwicklung<br />

sprechen, denken wir an verschiedene Ebenen: an die<br />

gesamtgesellschaftliche und persönliche, an die politische<br />

und an die wirtschaftliche.<br />

6<br />

Ähnlich komplex ist der Bereich der Bildung im und durch<br />

Sport zu verstehen: <strong>Der</strong> Begriff der Leibeserziehung, der im<br />

Alltag längst nicht mehr benutzt wird und inzwischen vom<br />

Begriff Schulsport abgelöst wurde, wird durch eine international<br />

geführte Diskussion <strong>von</strong> Bildungs- und Gesundheitspolitikern<br />

sowie <strong>von</strong> Sportpädagogen neu definiert: "Physical<br />

education" meint heute nicht mehr allein den Sportunterricht<br />

an Schulen, sondern wirkt gleichermaßen darauf hin,<br />

dass Menschen zum lebenslangen Sporttreiben angeregt<br />

werden. Entsprechende Lernprogramme werden weltweit <strong>von</strong><br />

unterschiedlichen öffentlichen und privaten Institutionen für<br />

alle Altersgruppen angeboten.<br />

In Zusammenhang mit Bildung übernimmt der Sport weitere<br />

wichtige Aufgaben: In vielen Ländern geht es dabei um<br />

den Kampf gegen Doping, aber auch gegen zunehmende<br />

Zivilisationskrankheiten, in einigen Regionen um den Kampf<br />

gegen HIV/AIDS. Dass der Fußball längst nicht mehr allein<br />

als eine der "der schönsten Nebensachen der Welt" und<br />

bedeutender<br />

Wirtschaftsfaktor<br />

gilt,<br />

sondern auch<br />

erzieherische<br />

und aufklärerischeBedeutung<br />

hat,<br />

wissen wir<br />

spätestens<br />

seit der zum<br />

Kulturprogramm<br />

der<br />

Fußball-WM<br />

in DeutschlandzählendenStraßenfußball-WM<br />

im Berliner<br />

Stadtteil<br />

Kreuzberg, an<br />

der "bunte"<br />

Teams <strong>von</strong><br />

Sozial- und Integrationsprojekten aus 22 Ländern teilnahmen.<br />

In den meisten Ländern der Welt ist die Schule der Ort, an<br />

dem ein Großteil der Bevölkerung erreicht werden kann.<br />

Insofern engagiert sich ICSSPE weltweit für eine Stärkung<br />

eines qualitativ guten und die kulturellen Besonderheiten<br />

berücksichtigenden Sportunterrichts an den Schulen, ohne<br />

Einschränkung auf Grund des Alters, des Geschlechts, einer<br />

Behinderung oder der Zugehörigkeit zu Religionsgemein-


schaften. In den Jahren 1999 und 2005 führte ICSSPE in<br />

Berlin bzw. Magglingen (Schweiz) jeweils einen Weltgipfel<br />

zum Schulsport durch, auf dem dessen Status untersucht<br />

und Strategien zu seiner Stärkung diskutiert wurden. Über<br />

den "Zweck" des Schulsports wird dabei sehr intensiv diskutiert<br />

… <strong>von</strong> manchen wird er verstanden als Mittel zur<br />

Talententwicklung, für andere als körperlicher Ausgleich zu<br />

akademischen Anforderungen, als Mittel zur Förderung <strong>von</strong><br />

sozialer Kompetenz oder eben als Chance, Kinder zu körperlicher<br />

Aktivität und damit zu einem besseren Gesundheitsverhalten<br />

zu motivieren. Alle diese Interessen finden sich in den<br />

Mitgliedsorganisationen wieder und haben ihre Berechtigung.<br />

Bei all diesen Aktivitäten und Initiativen arbeitet ICSSPE als<br />

Weltverband in enger Partnerschaft mit der UNESCO, dem<br />

IOC und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die<br />

Zusammenarbeit mit der UNESCO findet auch ihren Ausdruck<br />

bei der inhaltlichen Gestaltung der sogenannten<br />

MINEPS-Konferenzen, die 1999 in Punta del Este (Uruguay)<br />

und 2004 in Athen stattfanden. Dabei trafen sich die für<br />

Sport und Schulsport zuständigen Minister aller Länder der<br />

Welt, erörterten aktuelle Themen und Probleme und verabschiedeten<br />

gemeinsam Empfehlungen für zukünftige Aktionen<br />

in den jeweiligen Mitgliedsländern. Die Schwerpunkte<br />

der letzten MINEPS-Konferenzen 2004 bezogen sich auf die<br />

Internationale Konvention im Kampf gegen Doping, den<br />

Schulsport und den Sport als Schlüsselelemente einer Bildung<br />

für alle sowie auf Frauen und Sport.<br />

ICSSPE hat sich darüber hinaus in besonderer Weise - in<br />

Kooperation mit dem vom UN-Generalsekretär Kofi Annan<br />

eingesetzten Sonderberater für Sport für Entwicklung und<br />

Frieden, Adolf Ogi - bei der Durchführung des <strong>von</strong> der UN<br />

für 2005 ausgerufenen Jahres des Sports und der Leibeserziehung<br />

engagiert. Neben der inhaltlichen Ausgestaltung<br />

dieser UN-Initiative beteiligte sich ICSSPE an einer Vielzahl<br />

<strong>von</strong> Veranstaltungen und Projekten und organisierte unter<br />

anderem eine Veranstaltung in Bad Boll zum Thema "Sport<br />

und Entwicklung" sowie in Bangkok zur Rehabilitation durch<br />

Sport in der Tsunami-Region Südostasiens. Dabei geht es um<br />

den Beitrag des Sports beim Wiederaufbau der <strong>von</strong> Naturkatastrophen<br />

betroffenen Regionen der Welt. Traumatisierte<br />

Menschen erleben durch Bewegung und Sport eine Stärkung<br />

ihrer Persönlichkeit und erfahren die positiven Wirkungen<br />

sozialen Miteinanders. An diesen Themen wird auch gegenwärtig<br />

intensiv weitergearbeitet, und es werden Folgeaktivitäten<br />

initiiert. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

als Mitgliedsorganisation <strong>von</strong> ICSSPE kann mit seinen vielfäl-<br />

OF-PODIUM<br />

Das weltweite Netzwerk des Sports nutzen und<br />

weiter entwickeln<br />

<strong>von</strong> Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Präsidentin des Weltrates für Sportwissenschaft und<br />

Leibes-/Körpererziehung (ICSSPE) und Vize-Präsidentin des DOSB<br />

tigen Ressorts insbesondere auch mit dem Bereich Bildung<br />

und <strong>Olympische</strong> Erziehung hier zukünftig einen wesentlichen<br />

Beitrag leisten.<br />

Ein Fazit zum Schluss: <strong>Der</strong> Sport ist ein die Gesellschaft<br />

umspannendes, aber auch entwickelndes Phänomen unserer<br />

Zeit. Dieses Netzwerk zu nutzen und weiterzuentwickeln,<br />

darin sieht ICSSPE seine Aufgabe, und zwar lokal, regional,<br />

national und global. Eine Einladung zum Dialog ist das<br />

allemal …<br />

7


Das Ehrenamt im Sport ist kein<br />

Auslaufmodell - Im Gegenteil<br />

Von Volker Rittner<br />

Das Ehrenamt ist schon mehrfach zu Grabe getragen<br />

worden. In einer Welt der fortgeschrittenen Kommerzialisierung<br />

und Professionalisierung sei es, so ein<br />

Argument, zwar liebenswert, und auch ein dankbarer Klassiker<br />

<strong>von</strong> Sonntagsreden, aber dann doch hoffnungslos anachronistisch.<br />

Versuche, mit einschlägigen Kampagnen das<br />

Ehrenamt zu würdigen - so z.B. "Jahre des Ehrenamts" -<br />

8<br />

erscheinen in dieser Perspektive dann eher als Wiederbelebungsversuche<br />

eines siechen Kranken. Auch eine rege Klagsamkeit<br />

im Sportalltag spricht in gewisser Weise dafür, dass<br />

es mit dem Ehrenamt nicht zum Besten stehen könnte. So<br />

führen Vereins- und Verbandsvertreter immer wieder an, dass<br />

es große Probleme bei der Rekrutierung <strong>von</strong> Ehrenamtlichen<br />

gebe. Danach gäbe es also eine "Krise der Ehrenamtlichkeit".


Die Freiwilligensurveys der<br />

Bundesregierung<br />

Erste Auskunft zum aktuellen Stellenwert des Ehrenamts bzw.<br />

zur Freiwilligenarbeit im Sport geben zwei groß angelegte<br />

Erhebungen des Familienministeriums. Es sind die Freiwilligensurveys<br />

aus den Jahren 1999 und 2004, in deren Rahmen<br />

jeweils über 15 000 Personen im Bundesgebiet repräsentativ<br />

befragt worden sind. Da der größte Teil der Fragen identisch<br />

blieb, erlaubt der Abstand zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten<br />

Möglichkeiten eines systematischen Zeitvergleichs.<br />

Zumindest ergeben sich Hinweise darauf, ob es<br />

tatsächlich einen grundlegenden Prozess der Entwertung des<br />

Ehrenamtes in der Zeit gibt.<br />

Anzumerken ist, dass die Freiwilligensurveys in einem engen<br />

Zusammenhang mit einem wieder erwachten starken Interesse<br />

der Öffentlichkeit und der Politik stehen. So sind diese<br />

Surveys im Umkreis der Enquetekommission des Bundestages<br />

" Zur Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements" entstanden.<br />

Die Renaissance des Ehrenamtes findet ihren Ausdruck auch<br />

in neuen theoretischen Diskussionen und Bezügen. So werden<br />

u.a. drei zentrale Positionen geltend gemacht, die darauf<br />

hinauslaufen, dass das ehrenamtliche Engagement sehr viel<br />

mehr darstellt als lediglich eine liebenswerte, leicht anachronistische<br />

Marotte.<br />

1. In den Theorien zum Sozialkapital wird herausgestellt, dass<br />

- in Parallele zum ökonomischen Kapital - das bürgerschaftliche<br />

Engagement eine zentrale Voraussetzung für<br />

den gesellschaftlichen Zusammenhalt darstellt.<br />

2. Die Theorien der Zivilgesellschaft machen deutlich, dass<br />

das bürgerschaftliche Engagement und die Selbstorganisation<br />

eine wichtige Voraussetzung bilden bzw. den Humus<br />

der gesellschaftlichen Integration repräsentieren.<br />

3. In den Theorien des Dritten Sektors wird da<strong>von</strong> ausgegangen,<br />

dass neben dem Staat (1. Sektor) und dem Markt (2.<br />

Sektor) die Non-Profit-Organisationen, die privaten Initiativen<br />

und Zusammenschlüsse als 3.Sektor das zentrale<br />

Moment für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die<br />

allgemeine Wohlfahrt darstellen.<br />

Wo also steht der Sport?<br />

Wo also steht der Sport? Wie aktuell ist er angesichts der<br />

neuen Diskussion? Gilt die Renaissance auch für ihn? Wie<br />

ordnet er sich in die Diskurse ein? Kann er selbstbewusst an<br />

den neuen öffentlichen Diskursen teilnehmen?<br />

Es sollen einige Erkenntnisse aus der Fülle der Daten herausgestellt<br />

werden. Diese sollen dann mit Teilergebnissen aus<br />

dem Sportentwicklungsbericht konfrontiert werden, die auf<br />

den ersten Blick eher eine "Krise des Ehrenamts" signalisieren,<br />

und dessen Ergebnisse in Kürze veröffentlicht werden.<br />

9


1. Sportvereine als Kraftwerke ehrenamtlichen<br />

Engagements<br />

Sportvereine sind, dies zeigen die beiden Freiwilligensurveys<br />

in überzeugender Weise, die wichtigsten Produzenten<br />

<strong>von</strong> Gemeinschaftsaktivitäten und Freiwilligentätigkeiten<br />

in der Bundesrepublik. 40% der Befragten (Bevölkerung<br />

über 14 Jahre) waren im Jahr 2004 gemeinschaftlich im<br />

Sport aktiv. Auch bei der "freiwilligen Tätigkeit" rangiert<br />

der Sport deutlich vor anderen Bereichen. 11% der Befragten<br />

waren im Bereich "Sport und Bewegung" tätig. Deutlichgeringer<br />

fielen die Nennungen bei den nächstfolgenden<br />

Bereichen aus: "Schule und Kindergarten" (7%), "Kirche<br />

und Religion" (6%), "Kultur und Musik" (5,5%). "Soziales"<br />

(5,5%), "Freizeit und Geselligkeit" (5%), "Freiwillige<br />

Feuerwehr/Rettungsdienste (3%).<br />

2. Robustheit des Engagements<br />

10<br />

In der Zeit <strong>von</strong> 1999 bis 2004 ist der Anteil der gemeinschaftlichen<br />

Aktivitäten noch gewachsen (<strong>von</strong> 36,5 auf<br />

40%). Die Zahl der Freiwilligen Tätigkeit ist mit 11% stabil<br />

geblieben.<br />

Diese Daten verdeutlichen, dass die Kassandrareden vom<br />

Auslaufmodell Ehrenamtlichkeit keine Basis haben. Die<br />

Daten sprechen tatsächlich dafür, dass die Sportvereine<br />

nach wie vor Kraftwerke der Freiwilligentätigkeit sind und<br />

dass es vor diesem Hintergrund offenbar keine "Krise des<br />

Ehrenamtes" zu geben scheint.<br />

3. Ehrenamt ist nach wie vor männlich geprägt<br />

<strong>Der</strong> Anteil der freiwillig Tätigen ist im Jahr 2004 mit 14<br />

Prozent deutlich höher als bei den Frauen mit 8 Prozent.<br />

Allerdings haben die Frauen im Vergleich zum Jahr 1999<br />

leicht aufgeholt. Mit diesem Merkmal zeigt sich ein Fortleben<br />

der Tradition, dass Sportvereine lange Zeit eher<br />

Männer-Territorien waren, speziell im Bereich der Verwaltung<br />

und Organisation, allerdings in abgeschwächter<br />

Form.<br />

4. Spaß und Weiterbildung<br />

Was bewegt Menschen zur freiwilligen Tätigkeit im Sport?<br />

Für die freiwillig Tätigen ist es "außerordentlich wichtig",<br />

dass die Tätigkeit Spaß macht, dass man sympathische<br />

Leute kennerlernt (50,6%), und dass man anderen Menschen<br />

helfen kann (35,8%). Die Rangfolge dieser Motive ist<br />

in den Jahren 1999 und 2004 gleich geblieben, bei gewissen<br />

Unterschieden in der Stärke der Ausprägung. Dabei ist<br />

das Motiv "Spaß haben" für Frauen wichtiger als für Männer<br />

und bei den verschiedenen Altersgruppen ist der Wert<br />

bei den 14-30Jährigen am höchsten.<br />

5. Engagement im Sport ist weitgehend ehrenamtlich<br />

85 Prozent der freiwillig Tätigen im Sport geben an, dass<br />

sie weder Honorar noch eine geringfügige Bezahlung für<br />

ihre Tätigkeit erhalten; 6,4% erhalten eine Pauschale, 7.9%<br />

eine geringfügige Bezahlung und 1,3% ein Honorar.<br />

Danach ist es tatsächlich so, dass die ehrenamtliche Tätigkeit<br />

im Alltagssport nach wie vor weitgehend <strong>von</strong> Kommerzialisierungstendenzen<br />

frei ist. <strong>Der</strong> Begriff der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit hat danach tatsächlich eine ideelle<br />

Basis.<br />

<strong>Der</strong> Stellenwert angesichts der neuen<br />

Theoriediskussion<br />

Die Daten sind zweifellos sehr eindrucksvoll. Die Programmatik<br />

des Sports hat sich damit nicht <strong>von</strong> der Realität zu weit<br />

entfernt, wie manchmal befürchtet wird. Ihr Stellenwert ist<br />

deshalb auch hoch, weil die Untersuchungen in keinem<br />

"befangenen" Sportkontext stattfanden und ihre Gültigkeit


deshalb kaum bezweifelt werden kann. Danach kann man in<br />

Beziehung zu den neuen theoretischen Diskursen da<strong>von</strong><br />

sprechen, dass die Sportorganisationen einen sehr substanziellen<br />

Beitrag zur Wohlfahrtsproduktion leisten. Sie schaffen<br />

"soziales Kapital" unter Gesichtspunkten des entsprechenden<br />

theoretischen Ansatzes. Sie repräsentieren einen besonders<br />

wirksamen Bereich des Dritten Sektors, und sie leisten zweifellos<br />

auch einen unaustauschbaren Beitrag zur Zivilgesellschaft<br />

und zur allgemeinen Wohlfahrt.<br />

Widersprüche im<br />

Sportentwicklungsbericht<br />

In dem angeführten Sportentwicklungsbericht, der Nachfolge<br />

der Finanz- und Strukturanalyse des deutschen Sports (FISAS)<br />

finden sich, bezogen auf das ehrenamtliche Engagement,<br />

insbesondere zwei zentrale Aussagen: 1. Nahezu alle Vereine<br />

bekennen sich zum Prinzip der Ehreamtlichkeit, weitgehend<br />

unabhängig da<strong>von</strong>, wie sie intern strukturiert sind und welche<br />

Größe sie aufweisen. 2. Im Unterschied zu den Freiwilligensurveys<br />

steht dann allerdings das Ergebnis, dass 45%<br />

große Probleme bei der Rekrutierung <strong>von</strong> Freiwilligen haben.<br />

Hier findet also die verbreitete Klage im Sportalltag ihre<br />

Entsprechung in den Ergebnissen der Erhebung.<br />

Wie kommt dieser Widerspruch zustande? Da sind auf der<br />

einen Seite die sehr beeindruckenden Daten zur Robustheit<br />

und Stabilität des Ehrenamtes. Auf der anderen Seite finden<br />

sich dann doch die Symptome einer "Krise des Ehrenamtes".<br />

Was ist richtig? Dabei ist zu berücksichtigen, dass jeweils<br />

unterschiedliche Perspektiven verantwortlich sind, einmal die<br />

Perspektive der befragten Individuen und dann die Perspektive<br />

der Organisationen.<br />

Strukturwandel des Ehrenamtes?<br />

Im Folgenden sollen 3 Thesen formuliert werden, aus denen<br />

hervorgeht, dass wohl beide Perspektiven zutreffend sind. Es<br />

geht nicht um richtig oder falsch. Ausschlaggebend sind offensichtlich<br />

unterschiedliche Wahrnehmungen, die ihrerseits<br />

Ausdruck neuer Spannungsverhältnisse im Sportpanorama und<br />

ganz generell in den Ehrenamts-Kulturen der Gegenwart sind.<br />

1. Hinter dem scheinbaren Widerspruch steckt ein Wandel in<br />

den Ehrenamtskulturen.<br />

11


2. Völlig neue Belastungs- und Bewährungsprofile der Ehrenamtlichkeit<br />

führen zu neuen Aufgabenstellungen und auch<br />

Enttäuschungsgefahren.<br />

3. Das Ehrenamt muss unter veränderten Bedingungen neu<br />

gedacht werden. Erforderlich sind neue Steuerungsansätze<br />

der Gewinnung und Bindung sowie Stärkung des ehrenamtlichen<br />

Engagements angesichts neuer Belastungsprofile.<br />

Wandel in den Ehrenamtskulturen<br />

Ein Hinweis zur Lösung der Frage ergibt sich möglicherweise<br />

allein schon, wenn man sich Veränderungen in den Angaben<br />

zur Zeitdauer des Engagements in den Vereinen anschaut, so<br />

wie sie aus den Survey-Daten hervorgehen. Hier findet sich<br />

einer der größten Unterschiede zwischen 1999 und 2004. Es<br />

sticht hervor, dass der Anteil der Ehrenamtlichen, die mehr als<br />

5 Stunden pro Woche für die Arbeit im Verein opfern, <strong>von</strong><br />

31% im Jahr 1999 auf 22,2% im Jahr 2004 gesunken ist, also<br />

ein drastischer Bruch.<br />

Es gibt danach zwar weiterhin die Bereitschaft zum Engagement,<br />

aber diese Bereitschaft hat andere Bedingungen und<br />

Voraussetzungen. Für eine bleibende Bereitschaft zum Engagement<br />

spricht auch der Befund, dass sich 41,3% der freiwillig<br />

Tätigen im Sport eine Ausweitung ihrer Tätigkeit vorstellen<br />

können.<br />

Ganz offenkundig nimmt eine elementare und voraussetzungslose<br />

Form der Bereitschaft ab, sozusagen eine spezifische<br />

Form der Hingabe, in der die Tätigkeit mit der Persönlichkeit<br />

und der Biographie verschmolz. Von den Vereinen und<br />

Verbänden wird dies natürlich registriert. Sie erscheinen dann<br />

vor diesem Hintergrund als spezifische Probleme der Gewinnung<br />

<strong>von</strong> ehrenamtlichen Mitarbeitern, was objektiv zutreffend<br />

ist. Aber das Phänomen bedarf offensichtlich einer<br />

Differenzierung. Es verschwindet nicht so sehr das Ehrenamt<br />

bzw. die Bereitschaft zum Ehrenamt; es verschwindet vielmehr<br />

eine historisch überkommene Form der Hingabe bzw. ist<br />

diese auf dem Rückzug.<br />

Neue Belastungs- und Bewährungsprofile<br />

der Ehrenamtlichkeit<br />

Hinweise auf die Spannungen, die hinter den scheinbaren<br />

Widersprüchen stehen, finden sich insbesondere auch in der<br />

Nahoptik, wenn man in den konkreten Stadteilen, Bezirken,<br />

Quartieren bzw. Milieus den Anforderungen an die ehrenamtliche<br />

Arbeit jenseits der praktischen Arbeit in den Übungsgruppen<br />

näher rückt. Dabei sei auf erste Ergebnisse des<br />

12<br />

Projekts "Sport in Metropolen. Das Beispiel der Stadt Köln",<br />

einem größeren Projekts zur Sportentwicklung in der Stadt<br />

Köln, zurückgegriffen. Herausragend in der Nahoptik waren<br />

insbesondere folgende Erkenntnisse und Einsichten:<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

Das Ehrenamt wird zunehmend konfrontiert mit den<br />

individualisierten Sportbedürfnissen bzw. der Selbstbezüglichkeit<br />

der Mitglieder.<br />

Die Vereine müssen völlig neue Angebote erstellen, die aus<br />

den Reproduktionszyklen der klassischen Gewinnung <strong>von</strong><br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern herauswachsen.<br />

Es findet sich bei den Vereinen häufig Unkenntnis über die<br />

Ansprüche <strong>von</strong> wichtigen kommunalen Akteuren wie dem<br />

Schulamt, dem Jugendamt, dem Gesundheitsamt, den<br />

Kindertagesstätten, auch gegenüber der Wirtschaft.<br />

In Stadteilkonferenzen und runden Tischen findet sich<br />

zunehmend das Problem, dass Schulen und Kindertagesstätten<br />

nach Sportvereinen als Partnern für gemeinsame<br />

Projekte suchen und sie nicht finden. Hier artikuliert sich<br />

ein gesellschaftspolitischer Bedarf, der - so z.B. die Ganztagsschule<br />

- die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor völlig<br />

neue Probleme stellt. Charakteristisch ist, dass bei einschlägigen<br />

Konferenzen potenzielle Partner mittlerweile in<br />

der Überzahl sind. Sie finden keinen Counterpart. So stellt<br />

die Ganztagsschule völlig neue Anforderungen an ein<br />

ehrenamtliches Management. Gleiches gilt aber auch für<br />

Kindertagesstätten.<br />

Es gibt völlig neue Probleme der Selbstdarstellung, wenn<br />

es darum geht, mit anderen Akteuren in Netzwerken<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

<strong>Der</strong>artige Ergebnisse zeigen einen Wandel der ehrenamtlichen<br />

Belastungs- und Bewährungsprofile.<br />

Selbstbezügliches Engagement:<br />

Neue Formen der Integration<br />

Vieles spricht für die Annahme, dass sich tatsächlich ein<br />

Wandel in den Ehrenamtsauffassungen vollzieht, und dass<br />

Vorstellungen, die entweder vom Erhalt oder aber vom Ende<br />

des Ehrenamtes sprechen, viel zu grob sind. Nach wie vor<br />

erfüllt das Ehrenamt auch für die Engagierten wichtige<br />

Funktionen; aber es erfüllt sie offenbar unter gewandelten<br />

Formen. Vor diesem Hintergrund findet sich beides nebeneinander,<br />

sowohl die Dauerhaftigkeit des ehrenamtlichen<br />

Engagements als auch die Dauerhaftigkeit des Klagens über<br />

die Krise des Ehrenamtes. Beide sind Ausdruck der Individualisierungsprozesse.<br />

Sie sind sowohl Zeichen der Robustheit des


Ehrenamtes als auch seiner Transformationen. Gerade wenn<br />

man die Auswirkungen der Globalisierungsprozesse vor<br />

Augen hat, spricht vieles für die Unentbehrlichkeit des bürgerschaftlichen<br />

Engagements, so wie es in den neuen Theorien<br />

hervorgehoben wird. Ob man nun die Perspektive der<br />

Organisationen oder die Perspektive der ehrenamtlich Tätigen<br />

einnimmt, man braucht es mehr denn je, aber man braucht es<br />

in einer anderen Weise, und die Organisationen, die darauf<br />

angewiesen sind, müssen es lernen, das Ehrenamt in modifizierten<br />

Formen einzubinden.<br />

Lebensstil und Ehrenamt -<br />

eine Neuzusammensetzung<br />

In einer gewandelten Welt, in der die Globalisierung für<br />

Individualisierung und Pluralisierung sorgt, in der die Individuen<br />

flexibler denn je sein müssen, und nicht mehr ungeteilt<br />

für ihre Handlungen eintreten können, wird auch das Engagement<br />

darauf abgestellt.<br />

Daraus ergibt sich ein Spannungsverhältnis: Angesichts der<br />

Verknappung der Integrationsmöglichkeiten und Möglichkeiten<br />

der Selbstwirksamkeit wird das Engagement als eine<br />

Quelle der Bestätigung und sozialen Anerkennung und als<br />

eine Quelle <strong>von</strong> Sinnfindung wichtiger denn je. Aber die<br />

Betätigung selbst geschieht unter den Bedingungen der<br />

Individualisierung. Sie muss in den Rahmen der postindustriellen<br />

Gesellschaft eingepasst werden. Flexibilisierung und<br />

Individualisierung des Lebens und Flexibilisierung des Engagements<br />

korrespondieren miteinander.<br />

Neue Steuerungs- und<br />

Unterstützungs- bzw. Beratungsleistungen<br />

sind erforderlich<br />

Für die Verbände und Vereine resultiert daraus eine zentrale<br />

Einsicht, die hier nur angedeutet werden kann. Verbände und<br />

Vereine werden in Zukunft sehr viel mehr auf den Strukturwandel<br />

des Ehrenamtes achten müssen. Die Zeiten, in denen<br />

es als sprudelnder Rohstoff gleichsam auf natürliche Weise<br />

zur Verfügung stand, sind endgültig dahin. Eine neue Kultur<br />

der Pflege der Ehrenamtlichkeit muss die verschiedenen<br />

Varianten des bürgerschaftlichem Engagements in seiner<br />

stärkeren Selbstbezüglichkeit erkennen und entsprechend<br />

auf sie eingehen und sie differenziert einbinden. Angesichts<br />

der neuen Belastungsprofile muss es sicherlich auch neue<br />

Beratungsleistungen geben. Vor allem aber sind neue Steuerungsansätze<br />

erforderlich, die das empfindliche Gut "ehrenamtliches<br />

Engagement" in differenzierter Weise gewinnen<br />

und binden und in überzeugender Form auf die veränderten<br />

Lebensstile der postindustriellen Gesellschaft beziehen.<br />

OF<br />

13


Das verlorene Paradies:<br />

Eine kleine Skandal-Geschichte des Sports<br />

Von Andreas Höfer<br />

Am Anfang war der Skandal. Schenkt man dem großen<br />

Geschichtsbuch christlicher Provenienz und der darin<br />

kolportierten Version der Entstehung der Menschheit<br />

Glauben, begann dieselbe mit einem Eklat, dessen Wirkung<br />

fataler nicht hätte sein können: der Verbannung aus dem<br />

Paradies.<br />

Nun muss man sicher nicht bei Adam und Eva anfangen,<br />

wenn man sich der Geschichte des Sports zuwenden und<br />

dabei den Blick auf gravierende Verfehlungen mit Skandal-<br />

Potenzial lenken möchte. Schließlich sparen die überlieferten<br />

Nachrichten aus jenem gern beschworenen paradiesischen<br />

Urzustand jedwede Hinweise auf sportliche Betätigungen der<br />

Beteiligten aus. Andererseits wirft die kleine Reminiszenz an<br />

die beiden fiktiven Urahnen des Menschengeschlechts und ihr<br />

absurdes, geradezu tragikomisches Schicksal ein bezeichnendes<br />

Licht auf ein psychologisches Grundmuster, das auch und<br />

gerade im Sport zum Tragen kommt, nämlich die anscheinend<br />

naturgegebene Ambivalenz <strong>von</strong> Stärke und Schwäche, die<br />

sich unter anderem in einem gleichzeitigen Streben nach<br />

Freiheit und Sicherheit ausdrückt, was wiederum die Unvereinbarkeit<br />

bestimmter menschlicher Bedürfnisse und damit<br />

die Widersprüchlichkeit unseres Daseins, also auch unserer<br />

sportlichen Ambition offenbart.<br />

Vielleicht ist - jenseits moralischer Bewertungen - eben dies<br />

die noch heute nutzbringende Botschaft der im ersten Buch<br />

Mose überlieferten Genesis, dass jede Option eines Lebens-<br />

Laufes ebenso mit Chancen wie mit Risiken und Nebenwirkungen<br />

verbunden ist und dass jeder die Verantwortung für<br />

sein Tun und Lassen - also auch für das Einhalten oder Missachten<br />

<strong>von</strong> Regeln - zu übernehmen hat.<br />

Zugleich wird aber auch offenkundig, dass der homo sapiens<br />

seit jeher auch ein homo ludens war, dem es stets auch<br />

darum zu tun ist, die ihm innewohnenden Möglichkeiten<br />

auszuloten und dabei potenziell in der Versuchung steht, die<br />

ihm <strong>von</strong> der Natur oder anderweitig vorgegebenen Grenzen<br />

14<br />

zu überschreiten. Ohne diesen immanenten Drang, über sich<br />

hinauszuwachsen, wäre vielleicht niemals das Rad erfunden<br />

worden, vom Rennrad zu schweigen. Niemand wäre wohl<br />

freiwillig ins kalte Wasser gesprungen, schon gar nicht aus<br />

zehn Metern Höhe und mit Salto und/oder dreifacher Schraube.<br />

Keine Latte wäre höher als nötig gelegt worden, nur um<br />

sie mit oder ohne Zuhilfenahme eines biegsamen Stabes zu<br />

überqueren. Und viel lieber hätte man eine ruhige Kugel<br />

geschoben, als selbige mit äußerster Kraftanstrengung so<br />

weit wie möglich <strong>von</strong> sich zu stoßen. Wer wäre je gerannt,<br />

der auch hätte laufen, wer je gelaufen, der auch hätte gehen<br />

können, sofern der Gang <strong>von</strong> A nach B nicht überhaupt als<br />

vermeidbar angesehen worden wäre. Kurzum: Das Faszinosum<br />

des Sports hätte sich im Paradies nie zu entfalten vermocht.<br />

Vielleicht hätte man sich mit einem fröhlichen Lied auf den<br />

Lippen einen Ball zugeworfen oder wäre zur Not im versammelten<br />

Trab durchs Gelände geritten und äußerstenfalls wäre<br />

auch noch Synchronschwimmen denkbar gewesen, die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele aber zum Beispiel oder die Vierschanzen-<br />

Tournee wären bestimmt nicht erfunden worden, und ganz<br />

sicher wäre uns die Formel I und die Tour de France erspart<br />

geblieben. So gesehen muss man wohl - trotz allem - froh<br />

sein, dass das Paradies <strong>von</strong> allem Anfang an verloren war.<br />

Gerade dieser Verlust aber hat zu allen Zeiten die Phantasien<br />

über Ersatz-Paradiese auf Erden beflügelt - wobei nicht<br />

zuletzt dem Sport entsprechendes Potenzial attestiert wurde<br />

und wird. Die entsprechende Indienstnahme <strong>von</strong> Bewegung<br />

und Wettkampf geht auf Pierre de Coubertin zurück, der<br />

seine Ende des 19. Jahrhunderts propagierte Idee einer Wiederbelebung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele mit der Absicht verband,<br />

zum Aufbau einer friedlichen und besseren Welt beizutragen.<br />

Mit diesem selbst gewählten Anspruch gab er dem Sport<br />

einen bis dahin nicht gekannten ideologischen Überbau,<br />

gleichsam eine Mission, die im Übrigen auch dazu diente,<br />

seinem Unterfangen eine Legitimation zu verleihen, die


seinen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen sollte.<br />

Gleichzeitig aber wurde die zitierte Latte so hoch gelegt, dass<br />

ein Scheitern programmiert war. Unter diesen Vorzeichen<br />

musste sich die Geschichte des neuzeitlichen Sports und<br />

nicht zuletzt die olympische Geschichte fast zwangsläufig zu<br />

einer chronique scandaleuse auswachsen.<br />

Für manche, etwa die Vertreter der <strong>Deutsche</strong>n Turnerschaft,<br />

seinerzeit die weltweit größte, jedenfalls mitgliederstärkste<br />

Organisation im Bereich der Leibesübungen, war bereits die<br />

Gründung der <strong>Olympische</strong>n Bewegung ein Skandal. So verweigerten<br />

sie folgerichtig ihre Zustimmung zu dem innovativen<br />

Projekt, das sie nicht nur auf Grund seiner französischen<br />

Provenienz diskreditiert sahen, sondern auch als eine Versündigung<br />

am - auch <strong>von</strong> Coubertin beschworenen - Original,<br />

den Spielen im griechischen Olympia, brandmarkten. Nicht zu<br />

Unrecht verwiesen sie darauf, dass die vom französischen<br />

Baron propagierte "moderne Form" dem "antiken Geist"<br />

keineswegs gerecht zu werden vermochte und verwahrten<br />

sich insbesondere gegen den internationalen, ja globalen<br />

Zuschnitt der Coubertinschen Konzeption, die in dem Slogan<br />

"all games, all nations" kulminierte. Sie plädierten vielmehr<br />

für ein nationales, eben ein "deutsches Olympia" und begründeten<br />

damit ihren Boykott der Premiere <strong>von</strong> 1896 in Athen.<br />

Um so ärgerlicher für die Sachwalter Jahns, dass sich einige<br />

der herausragenden Vertreter deutscher Turnkunst, etwa<br />

Alfred und Gustav Felix Flatow oder Carl Schumann, offenbar<br />

dem Reiz des Neuen erliegend, dem Fraktionszwang widersetzten,<br />

den angedrohten Bannstrahl ihres Verbandes billigend<br />

in Kauf nahmen, um im Dunstkreis der Akropolis<br />

Medaillen für Deutschland zu gewinnen.<br />

Die Funktionäre blieben jedoch stur und verweigerten sich<br />

dem neuen Großsportfest - mit einer Ausnahme - bis zum<br />

Jahr 1936, als der "Führer", dem sich auch und gerade die<br />

Turner in vorauseilendem Gehorsam frühzeitig als Säule der<br />

braunen Bewegung angedient hatten, die <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

als nationalen Propagandaauftrag deklarierte und ein allgemeines<br />

Stelldichein anordnete.<br />

Hitlers Wille war den Athletinnen und Athleten Befehl. Fleißig<br />

wie nie sammelten sie Medaillen fürs Vaterland - sofern man<br />

sie ließ. Einer ambitionierten Hochspringerin aus dem badenwürttembergischen<br />

Laupheim, die im Vorfeld der Spiele die<br />

nationale Konkurrenz besiegt und mit 1,60 Meter einen<br />

deutschen Rekord aufgestellt hatte und sich durchaus Hoffnungen<br />

auf einen Platz auf dem Treppchen machen durfte,<br />

wurde der Zugang zu olympischem Lorbeer verweigert. In<br />

einem Formbrief ließ man sie wissen, dass sie "aufgrund<br />

mangelnder Beständigkeit" nicht in die Olympiamannschaft<br />

berufen werden könne. Besonders zynisch die Unterstellung:<br />

"Sie werden auf Grund der in letzter Zeit gezeigten Leistungen<br />

wohl selbst nicht mit einer Aufstellung gerechnet<br />

haben." Als Belohnung für "Fleiß und Einsatzbereitschaft"<br />

stünde ihr auf Anfrage aber eine Stehplatzkarte für die<br />

Leichtathletikwettbewerbe zu. Auf dieses unmoralische Angebot<br />

kam sie freilich nicht zurück. Das eigentliche Manko <strong>von</strong><br />

Gretel Bergmann: Sie war Jüdin.<br />

Sehr hart hatte sie bereits drei Jahre zuvor der Ausschluss aus<br />

ihrem Verein getroffen, der ihr ebenfalls in einigen lapidaren<br />

Zeilen zur Kenntnis gegeben worden war. Nur wenige Wochen<br />

nach der Machtübernahme der Nazis hatte sich der deutsche<br />

Sport angeschickt, "judenfrei" zu werden. Damit war - wie sie<br />

in ihrer 2003 erschienen Autobiographie erinnert - Gretel<br />

Bergmanns "Welt" zusammengebrochen: "Vergessen die<br />

schönen Stunden, die wir zusammen verbracht hatten, vergessen<br />

die vielen Medaillen, die ich für den Verein gewonnen<br />

hatte, vergessen die Kameradschaft!" Vergessen konnte sie<br />

auch ihren seit langem gehegten Berufswunsch, denn an der<br />

Berliner "Hochschule für Leibeserziehung" konnte sie nun<br />

Jan Ullrich, Lance Armstrong<br />

Ben Johnson<br />

nicht mehr eingeschrieben und somit bis auf Weiteres auch<br />

nicht Sportlehrerin werden. Diese Erfahrung blieb ein Trauma<br />

und eine Zäsur eines erfolgreichen Lebens, das glücklicherweise<br />

immerhin seine Fortsetzung erfuhr. Denn anders als vielen<br />

anderen war es ihr vergönnt, dem Schlimmsten zu entkommen<br />

und sich in den USA eine neue Existenz aufzubauen.<br />

15


Steht hier auch "nur" ein Einzelfall in Rede, so ist er doch<br />

symptomatisch für ein schwarzes, ja das schwärzeste Kapitel<br />

- nicht nur - des deutschen Sports, der mit dem Etikett<br />

"Skandal" höchst unzureichend charakterisiert ist. Schließlich<br />

handelte es sich nicht nur um eine an sich schon verabscheuenswerte<br />

Diskriminierung, wie sie etwa auch, Stichwort<br />

"Apartheid", in Südafrika vom Sport geduldet und mitgetragen<br />

wurde, sondern um eine aktive Mitwirkung an <strong>von</strong> Staats<br />

wegen organisiertem Verbrechen, dass bekanntlich in einem<br />

Massenmord historisch einmaligen Ausmaßes gipfelte.<br />

So kann keineswegs behauptet werden, dass sich der Sport in<br />

jenen zwölf Jahren, die in den Wahnvorstellungen eines<br />

Weltkriegsgefreiten mindestens 1.000 hätten werden sollen,<br />

im Sinne der Menschlichkeit verdient gemacht hätte, selbst<br />

wenn man konzediert, dass entsprechende Handlungsspielräume<br />

ohnehin eng begrenzt waren. Vielmehr ist der Vorwurf<br />

berechtigt, sich vielfach zum willfährigen Werkzeug einer<br />

menschenverachtenden Ideologie gemacht zu haben.<br />

Mit dieser groben Skizzierung der Rolle des Sports im Nationalsozialismus<br />

ist, besonders augenfällig anhand der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele <strong>von</strong> 1936 zu belegen, der Blick auf ein durchgängiges<br />

Problem gelenkt, nämlich die Indienstnahme der<br />

vermeintlich "schönen Nebensache" für politische oder ideologische<br />

Zwecke. Ist dies an sich schon ein Skandalon, liefern<br />

die vor allem in totalitären Systemen zu verzeichnenden<br />

Auswüchse mehr als reichlich Material für ein Großkapitel in<br />

einer universalen Skandalgeschichte des Sports.<br />

Dort wären etwa auch die so genannten "querelles d'allemand",<br />

die uferlosen Auseinandersetzungen der beiden<br />

deutschen Staaten um ihre Vertretung auf dem sportlichen<br />

Parkett sowie vergleichbare, wenn auch weniger anhaltende<br />

Konflikte in den und um die geteilten Staaten Korea und<br />

China zu verorten. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang<br />

16<br />

Karl Schranz<br />

ist es, dass im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Spiele <strong>von</strong> Peking die<br />

Taiwan-Frage wieder stärker ins Blickfeld öffentlicher Aufmerksamkeit<br />

rückt beziehungsweise gerückt wird.<br />

Gleichwohl muss eingeräumt werden, dass die Arena ihre<br />

Funktion als Schauplatz kalter Ersatz- und Stellvertreterkriege<br />

infolge der weltpolitischen Wende der Jahre 1989/90 weitgehend<br />

eingebüßt hat. Die tief greifende Neuordnung des<br />

globalen Koordinatensystems wirkte wie ein Katalysator für<br />

einen Boom des internationalen Spitzensports, der seinen<br />

Anfang einige Jahre früher nahm und nicht unwesentlich mit<br />

dem Namen Samaranch verbunden ist.<br />

<strong>Der</strong> 1980, im Umfeld der Skandal-Spiele <strong>von</strong> Moskau,<br />

gewählte neue Herr der Ringe stand für einen neuen olympischen<br />

Geist, den nicht wenige - Skandal! Skandal! - als<br />

Ungeist diffamierten, namentlich für eine Öffnung der Spiele,<br />

das heißt für die Zulassung auch solcher Athletinnen und<br />

Athleten, die für ihre speziellen Fähig- und Fertigkeiten nicht<br />

nur unter dem Tisch, sondern ganz offen und offiziell, bisweilen<br />

sogar fürstlich honoriert wurden.<br />

Damit war dem Sport ein erhebliches Skandalpotenzial<br />

genommen, das lange genug für negative Schlagzeilen<br />

gesorgt hatte. Exemplarisch sei an Jim Thorpe und Karl<br />

Schranz erinnert: <strong>Der</strong> großartige amerikanische Mehrkämpfer,<br />

vom schwedischen König als "größter Athlet der Welt"<br />

gewürdigt, musste seine beiden 1912 in Stockholm errungenen<br />

Goldmedaillen zurückgeben. <strong>Der</strong> andere, Skiartist aus<br />

Österreich, durfte sechzig Jahre später in Sapporo erst gar<br />

nicht an den Start gehen. <strong>Der</strong> eine hatte, zunächst nebenbei,<br />

für Dollar Baseball gespielt, der andere hatte seine Schillinge<br />

auf diese und jene Weise, etwa als Werbeträger für Kaffee<br />

verdient.<br />

In beiden Fällen war übrigens ein gewisser Avery Brundage<br />

involviert. Im olympischen Fünfkampf <strong>von</strong> Stockholm war er<br />

Fünfter geworden, um nach Thorpes nachträglicher Disqualifikation<br />

einen Platz zu gewinnen, in Sachen Schranz war er<br />

der eigentliche Betreiber des Ausschlusses. Seit 1952 an der<br />

Spitze des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC), hatte<br />

er sich immer mehr als Hohepriester sportlicher Moral zu<br />

profilieren versucht und dabei stur am Postulat athletischökonomischer<br />

Askese festgehalten. Dass den millionenschweren<br />

Bauunternehmer selbst keine finanziellen Sorgen plagten<br />

und er zudem eine mindestens unglückliche Haltung im<br />

Vorfeld der Nazi-Spiele <strong>von</strong> 1936 hatte, mag man als den<br />

eigentlichen Skandal ansehen.<br />

Erwähnt man Brundage und Samaranch, der eine zwanzig<br />

Jahre, der andere noch etwas länger im Präsidentenamt, lässt<br />

sich der Bogen zu den Winterspielen des Jahres 2002 in Salt<br />

Lake City beziehungsweise zur Vergabe derselben spannen, als<br />

die Bugwelle des Skandals das IOC selbst mit aller Macht


erwischte. Dank journalistischer Enthüllungen waren erst<br />

Gerüchte, dann Fakten zutage getreten, die eine Käuflichkeit<br />

einzelner Mitglieder belegte.<br />

Wenn mit diesem punktuellen Hinweis, der durch manch<br />

andere unterfüttert werden könnte, die Tatsache belegt wird,<br />

dass auch Funktionäre, die <strong>von</strong> berufswegen oder ehrenamtlich<br />

gerne an das Gute im Sportler appellieren, bisweilen<br />

selbst der Versuchung nicht zu widerstehen vermögen, soll<br />

die Fehlbarkeit anderer, insbesondere der Hauptdarsteller,<br />

nicht relativiert, aber doch in einen größeren Zusammenhang<br />

gestellt werden.<br />

Werden, etwa in den Fußball-Ligen der Welt, Spiele, wenn<br />

nicht ganze Meisterschaften verschoben, sind eben nicht nur<br />

oder in erster Linie Spieler, sehr viel seltener Spielerinnen,<br />

sondern auch und vor allem Präsidenten und Manager und<br />

selbstredend - eine conditio sine qua non - auch Schiedsrichter<br />

beteiligt. Und nicht selten tragen auch Vertreter <strong>von</strong><br />

Politik und Justiz sowie der Medien ihre Steinchen zu den<br />

Mosaiken des Skandals bei.<br />

Dies lässt sich trefflich auch am Thema "Doping" durchdeklinieren,<br />

das eine eigene unendliche Skandal-Geschichte hergibt.<br />

Hier greifen offenbar viele Räder und Rädchen ineinander,<br />

sind Trainer ebenso wie Ärzte involviert, spielen so<br />

genannte Pfleger eine Rolle, gibt es viele Hinter- wie Vordermänner,<br />

seltener, wie gesagt, -frauen, arbeiten Wissenschaftler<br />

zu, verschließen Sponsoren die Augen und Journalisten -<br />

auch dies ein Skandal - versteigen sich in Scheinheiligkeiten.<br />

Natürlich, bitte kein Missverständnis, sind es auch und gerade<br />

die Endverbraucher der verbotenen - im Jargon der DDR<br />

waren es "unterstützende" - Mittel, die an den Pranger zu<br />

stellen sind. Letztlich sind es die Athletinnen und Athleten,<br />

die in den vermeintlich süßen Apfel beißen und das Paradies<br />

des Sports immer wieder aufs Neue verraten.<br />

Adams und Evas, dies ist seit Tom Simpson, Ben Johnson,<br />

Katrin Krabbe, Dieter Baumann, Marion Jones, Justin Gatlin,<br />

Floyd Landis und den kaum zu zählenden Erwischten sowie<br />

den ungezählten Unerwischten immer schwerer zu leugnen,<br />

gibt es in Hülle und Fülle. In manchen Sportarten und Disziplinen,<br />

dies sagen Insider und dies sagt die Erfahrung und das<br />

Gesetz der Wahrscheinlichkeit, dürften sich Betrüger fast nur<br />

unter ihresgleichen bewegen, in anderen sind es vielleicht nur<br />

schwarze Schafe. Es mag sogar Oasen der Anständigkeit<br />

geben.<br />

Allenthalben wird jedoch inzwischen die Notwendigkeit<br />

beschworen, den Sumpf trocken zu legen. Wenn dabei<br />

Methoden wie Telefonüberwachung oder verdeckte Ermittlung,<br />

Kronzeugenregelungen oder genetische Fingerabdrücke<br />

in Rede stehen, fühlt man sich an den Kampf gegen das<br />

organisierte Verbrechen oder den internationalen Terrorismus,<br />

also auch gegen Windmühlen erinnert. Die Erfolgsaussichten<br />

sind jedenfalls als eher vage einzustufen.<br />

An dieser Stelle ist freilich auch einzuräumen, dass der Skandal<br />

wie eh und je, wenn nicht noch mehr gehegt und<br />

gepflegt wird. Seit die Medien "Massen" erreichen, schreitet<br />

die Globalisierung der Verwerflichkeiten der Welt weiter fort.<br />

Bad news are good news: Bei Bedarf hat jeder Skandal in<br />

kürzester Zeit die Runde gemacht. Rezipienten finden sich<br />

immer und überall in Hülle und Fülle. Schmuddelgeschichten<br />

werden immer gerne genommen, sofern man sich - Katharina<br />

Blum lässt grüßen - nicht selbst in den Schlagzeilen findet.<br />

Gretel Bergmann<br />

Unzulänglichkeiten werden gerne angeprangert, sofern es<br />

sich nicht um die eigenen handelt. Hier könnte man über<br />

Doppelmoral und Scheinheiligkeit räsonieren, wenn man sich<br />

dadurch derselben nicht selbst verdächtig machen würde.<br />

Schon im Blick auf die eigenen Unzulänglichkeiten empfiehlt<br />

sich eine gewisse (selbst)kritische Distanz zu Aufgeregtheiten<br />

unserer Zeit, womit sich im Übrigen der Blick schärfen würde<br />

für den eigentlichen Skandal unseres Daseins, für Hunger und<br />

Krieg, Diskriminierung und Gewalt, dem wir ansonsten mit<br />

einer wirklich skandalösen Nonchalance zu begegnen scheinen.<br />

Angesichts der Verbrechen gegen Menschen und<br />

Menschlichkeit relativierten sich die vergleichsweise geringfügigen<br />

Vergehen <strong>von</strong> Sportlerinnen und Sportlern.<br />

Vor diesem Hintergrund werden wir es auch verkraften, wenn<br />

die Geschichte des Sports bis auf Weiteres wohl auch eine<br />

Geschichte des Skandals bleiben wird. Wie könnte es auch<br />

anders sein? Schließlich verfügen auch Sportlerinnen und<br />

Sportler über eine menschliche Psyche, die in ihren Determinanten<br />

seit Urzeiten festgelegt scheint. Gerade sie wollen<br />

immer schneller, weiter, höher hinaus und lassen sich dabei<br />

<strong>von</strong> dieser oder jener Verheißung antreiben. Dass sich selbige<br />

immer wieder als teuflisch erweisen, ist allemal ein Skandal.<br />

Darf man sich damit trösten, dass es schon immer so war? OF<br />

17


Seit Monaten wird nun schon heftig diskutiert, ob<br />

Strafverschärfungen für Athleten im Anti-Doping-<br />

Kampf sinnvoll sein könnten oder eher nur kraftstrotzende<br />

Symbolik wären. Mehr staatliche Kompetenzen oder<br />

Effektivierung des bisherigen Systems? Das ist die Kernfrage,<br />

über die aufgebracht und erregt debattiert wird. Ideologische<br />

Zur Diskussion<br />

um ein Anti-<br />

Doping-Gesetz:<br />

<strong>Der</strong> Sport benötigt<br />

kein strafrechtliches<br />

Wächteramt des Staates<br />

Von Holger Schück<br />

Argumentationsketten werden <strong>von</strong> vielen Hardlinern<br />

geknüpft, weil die spektakulären Dopingfälle dieses Jahres<br />

öffentlich besonders deutlich die Grauzone der Manipulation<br />

aufgezeigt haben. Führt jedoch mehr Etatismus als Königsweg<br />

aus der Krise?<br />

Warum die Einnahme <strong>von</strong> Dopingmitteln durch den Sportler<br />

selbst strafwürdig werden sollte, konnte bisher keiner der<br />

Verfechter schlüssig darlegen. Sicherlich, ein dopender Athlet<br />

ist nicht Opfer, sondern Täter, und sein Verhalten macht<br />

unbestreitbar das eigentliche Unrecht des Geschehens aus.<br />

Doch effektive Präventivstrategien, die schon seit Jahren<br />

18<br />

professionalisierte und internationalisierte Dopingsysteme<br />

angreifen könnten, ein verbessertes Kontrollsystem und eine<br />

stärkere Fokussierung auf die Hintermänner im Doping-<br />

Netzwerk versprechen aussichtsreicher zu sein als strafprozessuale<br />

Ermittlungsbefugnisse und Strafandrohungen auf<br />

dem Papier des Gesetzbuches.<br />

<strong>Der</strong> organisierte Sport kann immerhin einen<br />

wichtigen Etappen-Erfolg verbuchen: Jahrelange<br />

Bekundungen politischer Kreise, aktiv<br />

dopende Sportler grundsätzlich strafrechtlich<br />

belangen zu wollen, sind endgültig vom Tisch.<br />

Die Befürworter dieser eisenharten Linie<br />

mussten einsehen, dass der Kampf gegen die<br />

betrügerischen Machenschaften durch eine<br />

Kriminalisierung des Dopingkonsums kaum<br />

wirksamer werden kann, sondern dass ungewollt<br />

eher das Gegenteil einträte. Die einfache<br />

Logik: Ahndete der Staat das eigenverantwortliche<br />

Doping eines Athleten nach<br />

einer strafrechtlichen Norm, müsste dem<br />

Täter die vorsätzliche oder fahrlässige Einnahme<br />

einer verbotenen Substanz nachgewiesen<br />

werden. Käme es zu einem Strafverfahren,<br />

kollidierte dies grundlegend mit dem<br />

"strict liability"-Prinzip, nach dem die Verbände<br />

bereits dann Dopingsanktionen verfügen<br />

können, wenn dem Athleten eine positive<br />

Dopingprobe zugeordnet werden kann - ohne<br />

den Nachweis individueller Schuld. Die übliche<br />

Verteidigungsstrategie, Dopingmittel<br />

seien heimlich beigebracht worden, es handele<br />

sich um Sabotage, es habe Unkenntnis<br />

bestanden, dass es sich bei den Medikamenten<br />

um Dopingmittel gehandelt habe oder<br />

dass sie in verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln<br />

enthalten gewesen seien, hilft<br />

vor den Sportgerichten nicht, vor dem Strafrichter<br />

sähe es anders aus.<br />

Bei der Strafzumessung müsste der Amtsrichter<br />

zwingend die konkreten Umstände würdigen<br />

und das Maß der Schuld bewerten. Die heute festen<br />

Sperren der Sportgerichtsbarkeit stünden dann neben dem<br />

individuell auszusprechenden Strafmaß. Weil das so ist,<br />

müsste das ordentliche Gericht nach den Strafrechtsnormen<br />

über den gerechten Schuldausgleich die sportrechtlichen<br />

Sanktionen berücksichtigen. In der Gesamtabwägung käme es<br />

am Ende in den allermeisten Fällen zur Verhängung <strong>von</strong><br />

Geldbußen. Wenn überhaupt.<br />

Schon allein diese groben Skizzierungen machen deutlich, auf<br />

welch dünnem Eis ein solcher Straftatbestand stünde. Es wäre<br />

letztlich nur symbolisches Strafrecht ohne rechtssetzende


Effekte. Deshalb setzte sich in der Politik die Erkenntnis<br />

durch: Alles spricht dafür, das Disziplinarrecht des Sports<br />

gegenüber dopenden Athleten nicht auszuhebeln. Allerdings<br />

sollten der Sport und dessen Schiedsgerichtsbarkeit auch in<br />

ihrer Primärhoheit gestärkt werden - das wäre zwingendes<br />

Gebot. Diese Kompetenzzuweisung schiene jedoch gefährdet,<br />

wenn die Gesetzesinitiative der<br />

Bayerischen Staatsregierung im<br />

Bundesrat erfolgreich werden<br />

sollte.<br />

Um das eingebrachte Anti-<br />

Doping-Gesetz, ein Münchner<br />

Lackmustest, ranken sich viele<br />

Rätsel. War es Populismus pur,<br />

ein aktuelles Thema zu besetzen?<br />

War es nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

für<br />

Ministerialjuristen, mit Strafrecht,<br />

Kronzeugenregelung und<br />

Telefonkontrolle gegen dopende<br />

Sportler vorgehen zu wollen?<br />

Nach dem Gesetzesantrag<br />

Bayerns, der wohl in den Gremien<br />

des Bundesrates versanden<br />

wird, sollen der Besitz und<br />

die "Besitzverschaffung" <strong>von</strong><br />

Dopingmitteln mit Gefängnis<br />

bis zu fünf Jahren bestraft<br />

werden. Das gleiche Strafmaß<br />

ist auch für "Sportbetrug"<br />

vorgeschlagen worden: für<br />

Spitzenathleten, die gedopt an<br />

einem Wettkampf teilnehmen.<br />

Deutlich gesagt: Diese Regelung<br />

ist unnötig, ja, nutzlos, weil der<br />

allgemeine Betrugsparagraph<br />

im Strafgesetzbuch vollkommen<br />

ausreicht. Darüber gibt es<br />

keinen Zweifel.<br />

Die Besitzstrafbarkeit soll nach<br />

dem Hintersinn der Befürworter<br />

eine "Gerechtigkeitslücke"<br />

schließen: Es sei nicht nachzuvollziehen,<br />

dass Betreuer und<br />

Ärzte, die das Doping konkret<br />

ermöglicht haben, neben etwaigen<br />

berufsrechtlichen Maßnahmen<br />

der strafrechtlichen Sanktionierung zugeführt werden,<br />

während der Sportler selbst nach der derzeitigen Rechtslage<br />

strafrechtlich nicht belangt werden kann - es sei denn, er<br />

dealt selber und macht sich somit nach dem Arzneimittelgesetz<br />

strafbar. Prof. Ulrich Haas <strong>von</strong> der Universität Mainz<br />

favorisiert die Einführung einer "parallelen Strafkompetenz":<br />

Die Sportgerichtsbarkeit könnte damit wesentlich gestärkt<br />

und Defizite der Informationsbeschaffung bei den Verbänden<br />

nachdrücklich verringert werden, argumentiert der Jurist.<br />

Wird ein Athlet wegen Besitzes <strong>von</strong> Dopingmitteln als<br />

Beschuldigter geführt, werde der staatliche Apparat mit<br />

seinen Instrumentarien, bis hin zur DNA-Probe, hart zugreifen.<br />

<strong>Der</strong> Nebeneffekt: Die Erkenntnisse könnten sodann,<br />

obwohl keine positive Dopingprobe vorliegt, allein auf Grund<br />

der Besitz-Regelung Grundlage für ein eigenständiges verbandsgerichtliches<br />

Verfahren sein.<br />

19


<strong>Der</strong> Frankfurter Rechtsanwalt Markus Hauptmann, Vorstandsmitglied<br />

der NADA, spricht sich ebenfalls für die Besitzstrafbarkeit<br />

aus. Seine Argumentation: <strong>Der</strong> Gesetzgeber habe<br />

bislang übersehen, dass mit Blick auf Ärzte, Trainer und<br />

andere Betreuer im Umfeld des Athleten "eine mindestens<br />

ebenso große Gefahr für die Sicherheit des Verkehrs mit<br />

Arzneimitteln vom Sportler selbst als regelmäßig pharmakologisch<br />

Unkundigem ausgeht". "Es ist im Falle des Besitzes<br />

nämlich nie ausschließbar, dass der Besitzer (auch ein Sportler)<br />

Dopingstoffe Dritten (insbesondere anderen Sportlern)<br />

verkaufen, zur Verfügung stellen oder selbst an diesen<br />

anwenden wird", schreibt Hauptmann. <strong>Der</strong> Besitz schaffe<br />

"eine beträchtliche abstrakte Gefahr für die Gesundheit der<br />

Konkurrenten und des Nachwuchses". Bei der Einführung der<br />

Besitzstrafbarkeit werde man annehmen dürfen, "dass eine<br />

positive Dopingprobe ein zunächst ausreichender tatsächlicher<br />

Anhaltspunkt für den vorherigen vorsätzlichen Besitz<br />

des nachgewiesenen Wirkstoffs ist", und daher die Einleitung<br />

eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens gegen den<br />

Athleten rechtfertigen könne. Was letztendlich bedeutet:<br />

Durch die Hintertür käme es zu einer regelmäßigen Pönalisierung<br />

dopender Athleten.<br />

Aufgemerkt, es gibt zwei gewollte Nebeneffekte: Nach kriminalrechtlichen<br />

Verfahren sollen sich also Sportler, die Dopingmittel<br />

besitzen, aber nicht positiv getestet wurden, deshalb<br />

vor den Sportschiedsgerichten verantworten. Wer <strong>von</strong> Verbandsgerichten<br />

wegen aktiven Dopens sanktioniert wurde,<br />

soll sich zudem vor dem Strafgericht wegen unterstellten<br />

vorhergehenden Besitzes verantworten.<br />

Weitere Fragen kommen auf, weil sich erhebliche praktische<br />

Probleme ergeben. Besitzt oder besaß der Sportler denn das<br />

Dopingpräparat, das er zu sich genommen hat? Gibt ein<br />

Mediziner ihm eine Tablette, dann hat er diese vielleicht<br />

wenige Sekunden in der Hand gehabt. Bekommt er allerdings<br />

eine Spritze, dann hat er das Mittel nicht besessen. Wie soll<br />

dies untersucht und nachgewiesen werden? Es lässt sich wohl<br />

nicht aufklären, ob ein Athlet überhaupt Besitz an Dopingsubstanzen<br />

erlangt hat. Eindeutige Fälle, in denen Sportler die<br />

Dopingmittel bei sich zu Hause oder im Pkw aufbewahren,<br />

dürften die Ausnahme sein. Dann könnten sie schlagkräftig<br />

argumentieren, das alles gehörte einem Mitbewohner, der<br />

selbst nicht Sportler sei. Unvorstellbar wäre es auch, dass<br />

Sondereinsatzkräfte der Polizei Präparate aus dem Badezimmerschränkchen<br />

zur Labor-Untersuchung bringen müssen,<br />

um zu klären, ob diese denn überhaupt eine verbotene Substanz<br />

enthalten.<br />

Eine andere Rechtsposition: <strong>Der</strong> Athlet, dessen Konsum mit<br />

einer positiven Dopingkontrolle nachgewiesen wurde, kann<br />

nicht wegen Besitzes bestraft werden, weil er nichts mehr<br />

besitzt. Wer aber noch nichts konsumiert hat und noch<br />

besitzt, soll sich strafbar machen? Welch ein widersprüchli-<br />

20<br />

cher Irrsinn! Diese abstruse Situation mag im Betäubungsmittelrecht,<br />

das die Bedrohung der Volksgesundheit durch Weitergabe<br />

der Drogen vor Augen hat, plausibel erscheinen, für<br />

den Sport wäre eine solche Konstellation jedoch undenkbar.<br />

Das Rechtsgut Volksgesundheit käme für Sportvergehen nicht<br />

in Betracht, weil es sich bei Dopingpräparaten zumeist um<br />

Arzneimittel handelt, die im Gegensatz zu harten Drogen<br />

auch indiziert sein können.<br />

Weitere Bedenken zeigen die Unterströmung deutlich auf: Es<br />

gibt viele Mittel, die für Doping geeignet sind, deren Besitz<br />

aber rechtmäßig ist, etwa weil deren Einnahme aus therapeutischen<br />

Gründen angezeigt ist - auch nach dem WADA-Code<br />

zulässig sein kann - oder deren Einnahme erst bei Überschreiten<br />

<strong>von</strong> Grenzwerten im Körper Doping sind. Eine gefüllte<br />

Reiseapotheke oder einen Vorrat an Haarwuchsmitteln zu<br />

kriminalisieren, wäre mehr als suspekt. Genauso zweifelhaft<br />

erscheint es, den Besitz <strong>von</strong> anabolen Steroiden pönalisieren<br />

zu wollen, denn sie sind in ihrer Gefährlichkeit nicht vergleichbar<br />

mit Heroin, Kokain oder anderen harten Drogen.<br />

Besitzt ein Nichtsportler Anabolika, um sie allein aus vermeintlich<br />

körperästhetischen Gründen zu konsumieren, bliebe<br />

dies straffrei. Ein Sondertatbestand für Sportler verstößt<br />

eindeutig gegen das Gleichheitsgebot in Artikel 3 des Grundgesetzes.<br />

Im Betäubungsmittelrecht ist der Besitz <strong>von</strong> Drogen zum<br />

Eigenkonsum straffrei. Das führt für die zahlreichen dopinggeeigneten<br />

Substanzen zu der erheblichen Schwierigkeit,<br />

Grenzen für den zulässigen Besitz zu ziehen. Und wenn dann<br />

der Eigenbesitz <strong>von</strong> größeren Mengen strafbewehrt werden<br />

sollte, der Konsum aber nicht, wird es noch verwirrender.<br />

Überhaupt: Die Besitzstrafbarkeit würde bereits die tatsächliche<br />

Verfügung einer potenziell rechtsgutgefährdenden Sache<br />

unter Strafe stellen - vorausgesetzt, dass überhaupt ein<br />

Rechtsgut in strafwürdiger und strafbedürftiger Weise<br />

gefährdet ist. Selbst wenn dies so wäre, läge ein Phänomen<br />

vor, das sonst im Strafrecht allenfalls bei gemeingefährlichen<br />

Straftaten oder im Zusammenhang mit scharf strafbewehrten<br />

Delikten, zum Beispiel Geldfälschung oder Schusswaffenbesitz,<br />

bekannt ist.<br />

<strong>Der</strong> Besitzstraftatbestand müsste so weit gefasst sein, dass<br />

auch Freizeitsportler <strong>von</strong> der Rechtsnorm betroffen wären. Da<br />

nach den Alltagserfahrungen zu erwarten ist, dass Delikte<br />

hier mangels Kontrollen praktisch nie verfolgt werden, kommt<br />

eine Schieflage auf. Rechtswissenschaftler weisen darauf hin,<br />

dass deshalb eine solche Regelung verfassungswidrig sein<br />

könnte, weil ein strukturelles Vollzugsdefizit vorliegt und <strong>von</strong><br />

vornherein feststeht, dass die Regelung nur für einen kleinen<br />

Kreis <strong>von</strong> Adressaten tatsächlich Wirkung entfalten wird.<br />

Das Verlockende am Einsatz des Strafrechts sind für die<br />

Befürworter die scheinbar besseren Ermittlungsmöglichkeiten.


Wer diese Sichtweise in den Vordergrund stellt, verheimlicht<br />

nicht, dass für ihn das Strafrecht lediglich Selbstzweck sein<br />

soll. Aufgabe des Kriminalrechts ist es allerdings, die wichtigsten<br />

Bereiche des menschlichen Zusammenlebens mit einem<br />

besonders starken Schutz zu versehen. Durch die Strafgesetze<br />

soll das Gemeinwohl geschützt und der Rechtsfrieden<br />

gewahrt werden.<br />

Zu fragen ist: Wird der gestörte Rechtsfrieden, so er überhaupt<br />

gestört ist, durch die Missbilligung mit einem strafrechtlichen<br />

Schuldspruch wiederhergestellt? Ist der Besitz <strong>von</strong><br />

Dopingmitteln eine Verhaltensnormübertretung? Strafrecht<br />

ist keine Schablone. Vielmehr muss der Einsatz <strong>von</strong> Strafe<br />

zweckrational durch die Rechtsgüterschutzaufgabe des Strafrechts<br />

legitimiert sein. Strafvorschriften darf es also nur<br />

geben, wenn Verhaltensnormen anerkannt sind: Das sind dem<br />

Strafrecht vorgelagerte Ver- und Gebote, die eine Handlungsweise<br />

regeln und dadurch unmittelbare Rechtsgüter schützen.<br />

Eine Verhaltensnorm "Du sollst nicht Dopingmittel besitzen"<br />

kennen wir nicht; sie wäre mit dem kleinen Adressatenkreis<br />

des Sports zu unbestimmt. Es müssen konkrete Verhaltensanforderungen<br />

vorliegen, die bedrohte Rechtsgüter anderer<br />

beschreiben: zum Beispiel der Gesundheitsschutz. Dies ist<br />

dann am Verhältnismäßigkeitsprinzip, der allgemeinen Leitregel<br />

staatlichen Eingriffshandelns, auszurichten: Die auftauchende<br />

Interessenkollision (Handlungsfreiheit des Bürgers<br />

contra Schutz der Güter der anderen Bürger) ist angemessen<br />

aufzulösen. Auf alle Fälle darf die durch das Grundgesetz<br />

geschützte allgemeine Handlungsfreiheit nur dann zurückgesetzt<br />

werden, wenn dies als geeignetes, erforderliches und<br />

angemessenes Mittel zu dem angestrebten Zweck des Rechtsgüterschutzes<br />

anzusehen ist.<br />

<strong>Der</strong> Strafgesetzgeber muss mit den einzelnen Sanktionsnormen<br />

konkret bestimmen, welches Verhaltensunrecht unter<br />

welchen weiteren Voraussetzungen eine Straftat sein soll.<br />

Wer eine Sanktionsnorm Besitz <strong>von</strong> Dopingmitteln einführen<br />

will, zielt also auf einen Angriff auf die Gesundheit eines<br />

anderen. Zu unterstellen, wer bestimmte Mengen besitzt,<br />

werde sie auch weitervertreiben, was zu Gesundheitsgefährdungen<br />

führt oder führen kann, reicht nicht aus, denn eine<br />

konkrete Gefahr ist angenommen und allenfalls bevorstehend.<br />

<strong>Der</strong> statische Zustand des Besitzes kann also kein<br />

Verstoß gegen Verhaltensnormen sein. Da nun schon nach<br />

dem Arzneimittelgesetz das Inverkehrbringen <strong>von</strong> Dopingsubstanzen<br />

strafbewehrt ist, wird der Zweck des Rechtsgüterschutzes<br />

durch diese Norm bereits erfüllt. So einfach ist es!<br />

Befürworter eines Anti-Doping-Gesetzes sollten sich aber<br />

auch fragen, ob mit Rechtsverschärfungen dieser Art die<br />

Balance zwischen gesellschaftlicher Selbstregelung und<br />

machtpolitischer Steuerung des Staates gewahrt bleibt. Es<br />

entspricht nicht mehr dem Zug der Zeit, dass das Gemeinwesen<br />

immer mehr gesellschaftliche Aufgaben an sich zieht. <strong>Der</strong><br />

moderne Staat sollte nur dann Felder besetzen und eingreifen,<br />

wenn gesellschaftliche Akteure die Verantwortung des<br />

Staates und seine Handlungsstrategien für nötig halten und<br />

einfordern. Da der Sport diese drakonischen Eingriffe mehrheitlich<br />

nicht will, sind seine Interessen tiefenscharf zu<br />

berücksichtigen. Jegliche Vorstellungen vom Staat als Leviathan,<br />

<strong>von</strong> seiner Omnipotenz und <strong>von</strong> grenzenlosem Etatismus<br />

sind unzeitgemäß und hinterlassen einen faden<br />

Beigeschmack. Ohne Zweifel, eine weitreichende Anti-<br />

Doping-Gesetzgebung würde die staatliche Domäne stärken<br />

und dabei die Wirkungsmechanismen der Zivilgesellschaft<br />

schwächen.<br />

Selbstinitiative bürgerlicher Vereinigungen ist heute gefragt -<br />

zumal dann, wenn ihre Problemlösungskapazitäten gut aufgestellt<br />

sind. Dies entspricht auch dem gewachsenen Prinzip<br />

der Subsidiarität, auf das sich der Sport berufen kann: Keine<br />

Aufgabe sollte überdimensionierten Institutionen zugewiesen<br />

werden. Also: Was im freien Zusammenspiel der Gemeinschaft<br />

effektvoll und durchgreifend erledigt werden kann,<br />

darf nicht an den Staat delegiert werden.<br />

Aber auch aus kriminologischen Gründen spricht vieles gegen<br />

ein explizites Anti-Doping-Gesetz: Verbrechen sind nämlich<br />

besonders sozialschädliche Handlungen. Mit den Mitteln des<br />

Kriminalrechts soll schließlich die Stabilität der gesellschaftlichen<br />

Ordnung hergestellt, für unverzichtbar gehaltene Normen<br />

sollen öffentlich proklamiert werden. Es ist schwer<br />

vorstellbar, dass der Besitzstraftatbestand Doping diese Kriterien<br />

erfüllt. Die Forderung <strong>von</strong> Kriminologen ist einleuchtend:<br />

Neukriminalisierung sollte es nur noch geben, wenn Verhalten<br />

mit einem hohen Unwerturteil belegt werden kann. Fehlt<br />

es überdies an einem konkreten Opfer, erledigt sich der<br />

Abstrafungsgedanke.<br />

Gegen Rechtsverschärfungen zu Lasten der Athleten spricht<br />

eindeutig, dass für den Problemkomplex Doping die herkömmlichen<br />

Kontrollstrukturen des Sports gerade nicht<br />

versagen. Sie decken das Unrecht auf, sanktionieren es und<br />

gestalten somit Systemvertrauen. Normen und Mittel des<br />

Strafrechts erweisen sich demnach als überflüssig wie ein<br />

Kropf - zumal Kriminologen da<strong>von</strong> sprechen: Man könne auf<br />

die Sanktionen des Kriminalrechts dann verzichten, wenn<br />

"fühlbar disziplinierende Sanktionen anderer Subsysteme der<br />

Sozialkontrolle als funktionale Äquivalente zur Verfügung<br />

stehen".<br />

Ein neues Wächteramt des Staates? <strong>Der</strong> organisierte Sport in<br />

Deutschland benötigt es nicht. Nachgefragt wird es für eine<br />

schärfere Bestrafung der Drahtzieher der transnationalen<br />

organisierten Kriminalität, die den Dopingmarkt übernommen<br />

haben.<br />

OF<br />

21


Die Berichterstattung<br />

über Dopingskandale<br />

nimmt kein Ende. Sie<br />

scheint <strong>von</strong> einem Höhepunkt<br />

zum nächsten zu<br />

gelangen, und in quantitativer<br />

Hinsicht wird vermutlich<br />

das Jahr 2006 ein Rekordjahr<br />

sein. Dabei verweisen die<br />

Namen der Skandale, wie<br />

Ulrich, Gatlin und Landis, lediglich auf die Spitze des Eisbergs.<br />

Hunderte <strong>von</strong> Athleten werden jährlich des Dopingbetrugs<br />

durch die WADA und die nationalen Anti-Doping-<br />

Agenturen überführt, ohne dass die Öffentlichkeit da<strong>von</strong><br />

Kenntnis nimmt. Vor allem muss aber vermutet werden, dass<br />

sehr viel mehr Athleten mittels medikamentöser Manipulation<br />

ihre Konkurrentinnen und Konkurrenten im Training und<br />

im Wettkampf betrügen, ohne je des Dopingbetrugs überführt<br />

zu werden. Das wirkliche Ausmaß des Dopingbetrugs<br />

ist niemand bekannt. Weder kann <strong>von</strong> den wenigen positiven<br />

Kontrollen auf die Quantität des Delikts geschlossen werden<br />

noch lassen die Befunde aus den Anti-Doping-Labors verlässliche<br />

Schätzungen über das wirkliche Ausmaß zu.<br />

Betrachten wir jedoch die Berichterstattung über verschiedene<br />

Sportereignisse, so zum Beispiel über die Tour de France<br />

oder die Leichtathletik-Europameisterschaften in Göteborg,<br />

so muss in Bezug auf das Ausmaß das Schlimmste befürchtet<br />

werden.<br />

Täglich wurde z. B. <strong>von</strong> den Europameisterschaften der<br />

Leichtathleten in Göteborg berichtet, und in allen Tageszeitungen<br />

war man dabei mit einer kritischen Berichterstattung<br />

zum Dopingbetrug konfrontiert. So beschäftigte sich z.<br />

B. die FAZ mit den Siegen des neuen europäischen Superstars<br />

Obikwelu (10.8.2006). Eine Pressekonferenz, die Obikwelu<br />

nach seinen Siegen gab, empfand FAZ-Journalist<br />

Reinsch als Skandal, denn der Athlet brachte zum Ausdruck,<br />

dass er sich nicht als Dopingopfer fühle. Obikwelu verlor bei<br />

der Europameisterschaft vor vier Jahren im Finale des<br />

Sprints gegen Dwain Chambers und wurde über 200 m vom<br />

Griechen Kenteris geschlagen. Beide sind mittlerweile des<br />

Dopingmissbrauchs überführt, beziehungsweise stehen nach<br />

wie vor unter Dopingverdacht. Doch Obikwelu war nicht<br />

über das Handeln seiner Konkurrenten empört, er meinte<br />

vielmehr: "Ich bin kein Opfer, alles ist möglich in unserem<br />

Sport, man weiß nie." Und er führte fort: "Das kann jedem<br />

passieren." Er wisse auch nicht, ob er die Goldmedaille, die<br />

er nun nachträglich erhalten würde, nicht an den europäischen<br />

Verband zurückschicken sollte, denn für seinen Beruf<br />

als Hochleistungssportler gelte: "Sieger ist, wer als erster<br />

über die Ziellinie läuft." Am nächsten Tag war unter der<br />

Überschrift: "<strong>Der</strong> Dopinggeneralverdacht vergiftet auch die<br />

Leichtathletik - im Klima <strong>von</strong> Misstrauen und Unterstellungen",<br />

in der selben Zeitung nachzulesen, dass Funktionäre<br />

22<br />

Doping ist auch ein<br />

der EAA, Verantwortliche des DLV, aber auch Aktive, alle<br />

russischen Athleten unter Generalverdacht stellten. Hier<br />

wurde an eine Diskussion angeknüpft, die nur wenige Tage<br />

zuvor deutsche Athletinnen und Athleten des Schwimmsports<br />

betroffen hatte und die ebenfalls in allen Tageszeitungen<br />

geführt wurde.<br />

Es ist im Hochleistungssport üblich geworden, dass überraschende<br />

Leistungssteigerungen <strong>von</strong> Athleten und Athletinnen,<br />

die diese bei Wettkämpfen erbracht haben, unter<br />

Verdacht gestellt werden. Leistungssprünge gelten als<br />

unnormal, werden als unmöglich bezeichnet und sind deshalb<br />

begehrter Stoff für die Gerüchteküche des Hochleistungsports.<br />

Dabei fällt auf, dass solche Verdächtigungen<br />

immer nur die Gegner betreffen. Eigene Leistungssprünge<br />

werden mit guter Trainingsarbeit begründet, die der anderen<br />

sind des Dopings verdächtig. In den Artikeln der deutschen<br />

Tageszeitungen, die sich auf diesen Sachverhalt beziehen,<br />

wird <strong>von</strong> fünfzig so genannten "No-Shows" der englischen<br />

Leichtathleten berichtet, und sofort wird <strong>von</strong> einem angeblich<br />

unzureichenden Dopingkontrollsystem der Engländer<br />

auf eine Chancenungleichheit der <strong>Deutsche</strong>n geschlossen.<br />

Auch die präventiven Maßnahmen des französischen Leichtathletikverbandes<br />

werden zitiert, die sich dadurch auszeichneten,<br />

dass Athleten, die in Langzeitprofilen überraschende<br />

Werte in Bezug auf bestimmte Indikatoren aufgewiesen<br />

hatten, vom Verbandspräsidenten für die Europameisterschaft<br />

nicht gemeldet wurden.<br />

Ergänzend hierzu wird in diesem Bericht auf so genannte<br />

Epo-Kuren in Marokko geschlossen, und es wird darüber<br />

spekuliert, wie leicht es in Russland ist, Epo käuflich zu<br />

erwerben. Diese Art <strong>von</strong> Berichterstattung wird mit einem<br />

Interview abgeschlossen, das mit der deutschen Hürdensprinterin<br />

Kirstin Bolm geführt wurde und das mit dem<br />

Zitat überschrieben ist: "Doping lohnt sich, wenn man<br />

moralisch keine Bedenken hat." In diesem Interview wird<br />

dabei eine Aussage des Stabhochspringers Lars Börgeling<br />

aufgegriffen, der wenige Tage zuvor die Auffassung vertreten<br />

hat, dass in jedem olympischen Sprintfinale mindestens<br />

fünf Athleten gedopt gewesen seien, "vielleicht sogar alle<br />

acht". Deshalb wird nachgefragt, wie sich dies im Hürdensprint<br />

verhält. Kirstin Bolm, intelligent und vorsichtig wie<br />

sie ist, antwortet dabei folgendermaßen: "Das ist heikel,


kommunikatives Dilemma<br />

nichts ist bewiesen, ich gehe nicht da<strong>von</strong> aus, dass alle<br />

sauber sind, aber ich kann auch nicht sagen, wer nicht<br />

sauber ist. Warum sollten Leute aus einem Land ehrlich<br />

und hart trainieren, in dem andere das nicht tun. Spüren<br />

sie oder wissen sie, wer clean ist und wer nicht? Wenn eine<br />

Cherry zwei Jahre gesperrt war, <strong>von</strong> Dennis Mitchel trainiert<br />

wird und 12.44 läuft, dann werde ich mich nicht<br />

hinstellen und sagen: Sie ist bestimmt sauber. Die Katze<br />

lässt das Mausen nicht. Die beiden wissen vermutlich gar<br />

nicht, wie man ohne Doping trainiert."<br />

Von Helmut Digel<br />

Im weiteren Verlauf des Gesprächs wird auf die ökonomische<br />

Problematik des Hochleistungssports eingegangen. Kirstin<br />

Bolm weist darauf hin, dass Justin Gatlin mit all seinen<br />

sportlichen Erfolgen trotz des Dopingbetrugs für sich selbst<br />

ausgesorgt hat, dass Dwain Chambers nach der Dopingsperre<br />

noch immer sein Haus und sein Auto habe. Und sie kommt<br />

zu dem Resümee: "Überführte Doper kommen nach ihrer<br />

Sperre zurück, sind genau so schnell und verdienen genau so<br />

viel Geld wie vorher. Ich glaube, Doping lohnt sich, wenn<br />

man moralisch überhaupt keine Bedenken hat." Und sie<br />

23


verweist auf eine zynische Entscheidung eines deutschen<br />

Gerichts, mit dem Verweis auf Katrin Krabbe: "Das ist etwas,<br />

was ich nicht verstehe. Leute die dopen, können noch einen<br />

Nutzen daraus ziehen." Wenige Tage später wird Asafa Powell,<br />

der Weltrekordhalter über 100 m, in vielen Tageszeitungen<br />

dahingehend zitiert, dass sechs <strong>von</strong> zehn Leichtathleten<br />

gedopt seien. Und er fügte hinzu, dass er nur deshalb so<br />

zurückhaltend sei, weil er selbst mitlaufe. "Sonst würde ich<br />

sagen, neun <strong>von</strong> zehn sind gedopt."<br />

Solche und ähnliche Berichte könnten nahezu unendlich<br />

fortgeführt werden. All diese Artikel haben dabei eines<br />

gemeinsam. Sie verweisen auf eine ausweglose Situation des<br />

Hochleistungssports. Die Athletinnen und Athleten im modernen<br />

Hochleistungssport befinden sich in einem Dilemma.<br />

Obikwelus Aussage macht dabei einen Aspekt dieses Dilemmas<br />

deutlich. Wenn jemand eine positive Probe als einen<br />

Betriebsunfall wahrnimmt, dann kann es eigentlich in der<br />

Zukunft nur darum gehen, solche Unfälle zu vermeiden, d.h.<br />

sich nicht entdecken zu lassen. Doch die Annahme vom<br />

Betriebsunfall lässt auf ein System schließen, in dem die<br />

große Mehrheit dopt. Weil die große Mehrheit der Athletinnen<br />

und Athleten annimmt, dass der jeweilige Gegner dopt,<br />

ist man darauf angewiesen - will man im Wettkampf bleiben<br />

- ebenfalls zu dopen. Doping ist auf diese Weise eine sich<br />

selbst erfüllende Prophezeiung. Geht man <strong>von</strong> dieser Annahme<br />

aus, so ist man aus nahe liegenden Gründen nicht<br />

empört, wenn ein Gegner des Dopings überführt wird, sondern<br />

der Konkurrent hat lediglich Pech gehabt. "Ich dope, weil<br />

alle dopen!" lautet somit die Maxime, und Doping ist auf<br />

diese Weise zum universellen Merkmal des Systems des<br />

Hochleistungssports geworden.<br />

Eine andere Seite des Dilemmas ist nicht weniger problematisch.<br />

"Ich bin sauber, ich weiß aber nicht, ob meine Gegner<br />

sauber sind. Ich vermute allerdings, dass viele mich betrügen!"<br />

Mit dieser Aussage könnte man die Situation kennzeichnen,<br />

in der sich saubere oder angeblich saubere Athletinnen<br />

und Athleten befinden. Doch diese Situation scheint<br />

keine geeignete Ausgangsbasis für einen Hochleistungsport<br />

auf Dauer zu sein. Warum soll ich mich als sauberer Athlet<br />

mit unsauberen messen, warum soll ich akzeptieren, dass<br />

Betrüger höhere Preisgelder als ich erhalten? Da es aussichtslos<br />

erscheint, Antworten auf diese Fragen zu bekommen,<br />

ist es nahe liegend, dass sich saubere Hochleistungssportler<br />

die Sinnfrage für ihr Tun stellen. <strong>Der</strong> Ausstieg aus<br />

dem Hochleistungssport könnte eine notwendige Konsequenz<br />

sein.<br />

Bei jenen Athletinnen und Athleten und Funktionären, die<br />

sich für einen sauberen Hochleistungssport einsetzen, fällt<br />

jedoch auf, dass sie sich in ihrem Engagement nicht selten in<br />

Widersprüche verstricken. Oft wird dabei in überraschend<br />

frecher Weise der angebliche Nachweis für das eigene saube-<br />

24<br />

re Handeln erbracht, wohl wissend, dass das Phänomen des<br />

Dopingbetruges wohl nur <strong>von</strong> wenigen Experten angemessen<br />

beurteilt werden kann. Wie selbstverständlich sprechen Athleten<br />

<strong>von</strong> zehn Trainingskontrollen, die in den letzten sechs<br />

Monaten über sie ergangen sind. Mit Nachdruck wird auch<br />

dargelegt, dass man sich in seinem eigenen Training und bei<br />

den Wettkämpfen nur der üblichen natürlichen Nahrungsmittel<br />

bedient. Ähnlich wird über die Vorwarnzeiten bei Trainingskontrollen<br />

berichtet, die nur bei den Gegnern viel zu<br />

lang sind, man selbst ist hingegen einem Null-Toleranz-<br />

Kontrollsystem unterworfen. Prüft man solche Aussagen, so<br />

muss man allerdings feststellen, dass die Fakten der Dopingstatistik<br />

eine ganz andere Sprache sprechen und daher zu<br />

fragen ist, wie solche Lügen einzuordnen sind. Anstelle der<br />

angeblichen zehn Kontrollen wurden gerade einmal zwei<br />

durchgeführt, und die Vorwarnzeiten wären ausreichend<br />

gewesen, um eingenommene verbotene Substanzen zu verdecken.<br />

Solche Lügen verweisen zumindest darauf, dass angeblich<br />

saubere Athleten sich mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuß<br />

befinden und angeblich engagierte Funktionäre immer<br />

nur auf den eigenen Vorteil aus sind. Solche Lügen machen<br />

aber auch deutlich, dass unter jenen Athleten, die sich selbst<br />

als sauber deklarieren, sich eine erhebliche Anzahl <strong>von</strong> Betrügern<br />

befindet.<br />

Bringen wir all diese Beobachtungen auf einen Nenner, so<br />

müssen wir <strong>von</strong> einem Kommunikations- und Aktionsdilemma<br />

im modernen Hochleistungsport sprechen. Eine wünschenswerte<br />

und notwendige moralische Differenz zwischen<br />

"ehrlich" und "unehrlich" ist in der Kommunikation des Hochleistungssports<br />

nicht mehr zu erkennen. Handlungen, die als<br />

Anti-Doping-Handlungen ausgeben werden, können dem<br />

Gegenteil verpflichtet sein. Verdächtigungen werden vorschnell,<br />

nur zum eigenen Vorteil und oft ohne legitimierende<br />

Erkenntnisse geäußert. Auf diese Weise kommt es immer<br />

häufiger zu ungerechtfertigten Diskriminierungen im Hochleistungssport.<br />

Die bislang ergriffenen Maßnahmen im Anti-Doping-Kampf,<br />

das machen die Aussagen der Verantwortlichen im Sport<br />

ebenso wie die der Athletinnen und Athleten deutlich, haben<br />

die Reichweite des Dopingproblems nicht mindern können.<br />

Sie müssen als wirkungslos und unzureichend bezeichnet<br />

werden. Zumindest die Kommunikation über den Dopingbetrug<br />

nimmt nicht ab, sondern zu. Und Inhalt sowie Art der<br />

Kommunikation verweisen auf ein umfassendes Ausmaß des<br />

Betrugs selbst, ohne dass es empirisch exakt zu beweisen<br />

wäre. Die Kommunikation über den Dopingbetrug ist längst<br />

selbst zum Teil des Betruges geworden. Stimmt diese Analyse,<br />

so bedarf es völlig neuer Ideen, Initiativen und Kooperationsformen,<br />

will man dem Dopingbetrug glaubwürdig begegnen.<br />

Werden lediglich die bestehenden Institutionen und Maßnahmen<br />

fortgeschrieben, so schreibt man damit die unendliche<br />

Geschichte des Betrugs im Sport fort.<br />

OF


Die Groupies und der Sport -<br />

ein greller werdender Farbtupfer im Unterhaltungszirkus<br />

Von Bianka Schreiber-Rietig<br />

<strong>Der</strong> Lärmpegel ist Ohren betäubend. Das Gekicher und<br />

Stimmengewirr wird zu hysterischem Geschrei, als<br />

jemand brüllt: "Da sind sie." Autogrammkarten, Stifte,<br />

Bärchen, rosarote Päckchen, T-Shirts, Schals und Hände werden<br />

ihnen entgegengestreckt, als sie auf dem Roten Teppich<br />

vorbei kommen. Nein, es geht nicht um Megastars des Pophimmels<br />

wie Tokio Hotel oder Robbie Williams. "Deutschland:<br />

ein Sommermärchen" - Sönke Wortmanns Fußballfilm hat<br />

Premiere, und die Fans, vor allem eine Reihe weiblicher, wollen<br />

das Märchen, ihr Märchen, weiterspinnen: Sie sind unsterblich<br />

verliebt in Poldi und Schweini, Ballack und Odonkor. Dass die<br />

Angehimmelten Kicker sind und die meisten <strong>von</strong> ihnen bereits<br />

in festen Händen, ist eher Nebensache für die Mädchen, die<br />

Herzchen und den Namen ihres Angebeteten auf alle mögli-<br />

25


chen Körperteile gemalt haben, die mit Transparenten den<br />

Rasenstars mitteilen, dass sie sie lieben.<br />

Manche gehen noch weiter in ihrer Schwärmerei: "Poldi ich<br />

will ein Kind <strong>von</strong> Dir", "Heirate mich" oder "Ich bin bereit für<br />

Dich" hatten sie während der Weltmeisterschaft auf Poster<br />

und Bettlaken gepinselt. Wer das Fan-Gewühle damals vor<br />

der Mannschaftsunterkunft im Berliner Grunewald miterlebt<br />

hat, die kirrenden Mädchen, die manchmal auf sehr originelle<br />

Weise versuchten, ins "Allerheiligste" - das Innere des Hotels -<br />

zu kommen, den überraschen die Kreischarien vor der Kinopremiere<br />

kaum noch.<br />

Auch die Fußballer haben nun ihre Groupies, die ihnen hinterherfahren,<br />

jede Gelegenheit nutzen, sie live zu erleben,<br />

ihnen nahe zu sein. Und sie hoffen: Vielleicht aus der Masse<br />

gesehen und erwählt, also "backstage" geholt zu werden. Sie<br />

träumen eben weiter. Einmal himmelhoch jauchzend, dann<br />

wieder zu Tode betrübt - die Gefühlswelt der Mädchen<br />

bewegt sich im Jojo-Rhythmus. Wie bei der 15-jährigen<br />

Tamara, die Ballack herzt - zumindest optisch: Ballack, im<br />

Lippenstift-Herz auf die linke Wange gepinselt. Sie schreit<br />

und kreischt, winkt - und er geht vorbei, was einen Weinkrampf<br />

bei der Cottbusserin auslöst, die extra in die Hauptstadt<br />

angereist ist. Sie ist kaum zu beruhigen - aber Bastian<br />

Schweinsteiger nähert sich der Absperrung und gibt, als einer<br />

der wenigen, schnell noch ein Autogramm.<br />

Verwundertes Kopfschütteln bei Bundestrainer Jogi Löw:<br />

"Früher war das anders. Jetzt sind die Jungs richtige Popstars",<br />

sagt er. Und Schauspieler Peter Lohmeyer findet die Entwicklung<br />

in diese Richtung gut, denn "Fußball und Emotionen<br />

gehören zusammen". Um dann doch noch verschmitzt anzumerken.<br />

"Hoffentlich bin ich dann auch mal wieder dran."<br />

Groupies - wer hätte sie bei uns beim Fußball erwartet, einer<br />

Sportart, der noch immer das prolohafte Image anhaftet, wo<br />

immer noch gerne die Mär <strong>von</strong> den schwitzenden Männern,<br />

die elf Freunde sind, verkauft wird. Und wo Helden zelebriert<br />

werden <strong>von</strong> den Kerlen auf den Rängen, die gerne so wären<br />

wie ihre kickenden Idole. <strong>Der</strong> Geist <strong>von</strong> Bern wabert. Aber<br />

eher gilt: "Play it like Beckham...."<br />

Natürlich gab es auch früher schon Fußballer, die <strong>von</strong> Frauen<br />

verehrt wurden, nicht in erster Linie, weil sie gut spielten,<br />

sondern weil sie gut aussahen. Wenn die Teams aus Südamerika,<br />

Spanien, Italien oder Portugal auf dem Rasen antraten,<br />

da träumt(e) so manche jugendliche Zuschauerin vom Latin-<br />

Lover oder einem feurigen Südländer. Aber das war eine<br />

pubertäre Schwärmerei, die mit dem Ende einer Großveranstaltung<br />

auch schon wieder vergessen war.<br />

Bisher verband man Groupies im Sport vor allem mit der<br />

Formel 1 - die berühmten Boxenluder, die sich nicht nur auf<br />

26<br />

den Motorhauben der Rennwagen räkelten. Sie hatten in den<br />

Augen vor allem weiblicher Beobachter etwas <strong>von</strong> Femmes<br />

fatales, die sich durch ihre ständige Präsenz an der Rennstrecke<br />

eine Model- oder Schauspielkarriere oder gar eine finanziell<br />

lukrative Ehe verschaffen wollten. Manche, so ist in den<br />

Archiven auf Klatschseiten nachzulesen, wechselten auch<br />

schon mal das Metier: Zuerst als Groupie bei den Stones,<br />

dann bei Ferrari. Die Mischung aus den Schönen, Schnellen<br />

und Wagemutigen sowie den rasanten Autos machte das<br />

gewisse Etwas aus: Asphalt-Cowboy und langbeinige Blondine<br />

- James Browns Song "Sex Machine" hatte da plötzlich<br />

eine völlig neue Bedeutung.<br />

Heute werden Groupies im Sport offenbar durch mediale<br />

Events und deren Protagonisten "geschaffen". Im Tennis<br />

zierte sich mancher Crack mit einem kleinen Harem, einzelne<br />

Boxer, Base- oder Footballer konnten sich vor weiblichem<br />

Ansturm kaum retten. Die Randsportart Skispringen wurde zu<br />

einem Ereignis, als bestimmte Komponenten zusammentrafen:<br />

Jungenhafte Aktive, die nicht nur leistungsstark waren,<br />

sondern auch zu Trendsettern für ihre Altersgruppe gestylt<br />

wurden. Und eine Fernsehanstalt, die ihre Chance wahrnahm,<br />

eine Sportart für Einschaltquoten zu pushen. Die Skispringer<br />

wurden zur umschwärmten und umjubelten Boygroup. Mädchen<br />

pilgern <strong>von</strong> Schanze zu Schanze, flippen aus, wenn die<br />

"Adler" vom Bakken in die Spur steigen - und verfolgen sie<br />

dann bis zur Unterkunft. Mit dem Druck, der Bewunderung,<br />

den Erwartungen und dem Beach-Boy-Image fertig zu werden,<br />

da brauchen die Jungens gute Nerven. Einige schaffen es<br />

nicht und setzen zur Bruchlandung an, verfallen in Depressionen,<br />

leiden unter Essstörungen. Oder werden Alkoholiker.<br />

Oder Womanizer.<br />

Aber Groupies sehen nur ihre Traummänner, diejenigen, mit<br />

denen sie ein Leben verbringen wollen, die modernen Märchenprinzen.<br />

Dass ausgerechnet Sportler immer mehr zu<br />

diesen Edelhelden mutieren, hängt natürlich damit zusammen,<br />

dass Sport ein Geschäft geworden ist, Vermarktung und<br />

Medienpräsenz fast schon wichtiger sind als permanent gute<br />

Leistung. <strong>Der</strong> Fußball hat diese Erfolgskriterien bisher wohl<br />

weltweit am besten umgesetzt. Wer die Werbespots <strong>von</strong><br />

Sportausrüstern sieht, der möchte mit den Jungs in den<br />

Filmen zusammen sein, die locker, lässig einen Lebensstil<br />

suggerieren, der immer swingend, <strong>von</strong> Reggae-Musik begleitet<br />

ist. Weltmännische Eleganz, Ästhetik und ein bisschen<br />

Macho - auch das vermitteln die Kicker (nicht unbedingt alle<br />

aus der DFB-Elf), die für Parfüm, Anzüge oder Bier werben.<br />

Und sie gehören nun einfach dazu, werden <strong>von</strong> Politikern und<br />

Showbusiness hofiert. Wer möchte da nicht wie Aschenputtel<br />

vom Rasen-Prinzen auf dessen Schloss entführt werden?<br />

Märchen werden wahr.<br />

Angeblich schwärmt sie noch immer für ihn wie am ersten<br />

Tag, obwohl sie mit ihm nun schon seit Jahren verheiratet ist:


Victoria, ehemaliges Popsternchen und Mitglied der Girlietruppe<br />

"Spice Girls", hat sich mit David Beckham das im<br />

Fußball wohl werbewirksamste Gesamtkunstwerk geangelt,<br />

das sie mit Klauen verteidigt: denn "Becks" wird <strong>von</strong> Groupies<br />

verfolgt, ob an seinem Arbeitsplatz in Madrid bei Real, in<br />

good old England oder in Asien, wo sie nicht nur hinter der<br />

Ikone <strong>von</strong> der Insel, sondern auch hinter deutschen Kickern<br />

her sind. Völlig losgelöst flippen weibliche Fans aus, sorgen<br />

oft für unangenehme Schlagzeilen. Immer mal wieder hängt<br />

nicht nur bei Beckhams deswegen der Haussegen schief.<br />

Wer die Werbestaffeln vor der WM in Deutschland verfolgte,<br />

die diversen Fußball-Sendungen auch im Unterhaltungsbereich,<br />

oft eine Mischung aus Musikantenstadl und Modern<br />

Talking, für den war es am Ende wohl keine Überraschung,<br />

dass die globale Kickerei ein Dauer-Event<br />

wurde, in das sich alle<br />

gerne mal aus ihrem manchmal<br />

tristen Alltag flüchteten. Und<br />

besonders Frauen und Mädchen<br />

entdeckten für sich den Fußball<br />

und sahen nicht nur auf der Fanmeile<br />

die deutschen Jungs, die vor<br />

der Weltmeisterschaft noch als<br />

"Gurkentruppe" und "Holzhackerteam"<br />

verspottet wurden, mit<br />

völlig neuen Augen: So feierten sie<br />

Thorsten Frings als neuen Hippie,<br />

Jens Lehmann als einen der<br />

Schönsten in der deutschen Mannschaft,<br />

Olli Kahn als Coolsten,<br />

Schweini als Lustigsten, Miro als<br />

Zuverlässigsten. Oder Poldi, der<br />

dem eigenen Freund am ähnlichsten<br />

ist. Komplimente mit Augenzwinkern,<br />

die auch vor Figo, Zidane,<br />

Raul oder Totti nicht halt<br />

machten. Aus manchem Frauenmunde<br />

rutschten Sätze, bei denen<br />

die Dame im Normalzustand rote<br />

Ohren bekäme.<br />

Nach Schätzungen betrug auf<br />

einmal die weibliche Quote unter<br />

den Fans während der WM zwischen<br />

60 und 70 Prozent. Und<br />

Sonnyboy Klinsmann schaffte es<br />

mit seiner sympathischen, einsatzwilligen<br />

Truppe, die nun everbody's<br />

darling ist, gar eine zu begeistern,<br />

die eigentlich sonst mit Sport nicht<br />

viel am Hut hat, wie sie selbst<br />

bekennt: Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel wurde zum Super-Groupie.<br />

Für Tamara ist Fußball nun alles und ihr "Fußballgott" heißt<br />

Ballack - zumindest mal für die nächste Zeit. Bis zum neuen<br />

Event, das sich zur Dauerparty auswächst. <strong>Der</strong> große Dichter<br />

Heinrich Heine, der unter dem Titel "Deutschland - ein<br />

Wintermärchen" die Befindlichkeiten seiner Landsleute<br />

beschrieb, würde sicher staunen, wenn er plötzlich die Leichtigkeit<br />

des Seins in seiner Heimat erleben würde: Wo dann<br />

vielleicht demnächst das Objekt der Begierde plötzlich als<br />

Traummann in der Biathlonspur auftaucht. Oder als Prince<br />

Charming, der das Kunsteis schmelzen lässt. Groupies werden<br />

zur Stelle sein, kreischend, heulend, schmachtend und<br />

hoffend... Andere dagegen treten nun energisch selbst gegen<br />

den Ball. Da lautet dann die Nachricht an den Mann zu<br />

Hause. "Bin kicken, mein Schatz." Was für ein deutsches<br />

Wunderland ...<br />

OF<br />

27


Citius, altius, fortius - ein<br />

Missverständnis<br />

I<br />

n Anbetracht des Trommelfeuers, dem sich Gegner und<br />

Befürworter eines Antidopinggesetzes in den vergangenen<br />

Wochen ausgesetzt haben, fragt man sich zuweilen: Wer<br />

sorgt sich eigentlich um die Deckung des einfachen Sportfreunds?<br />

Oder anders gefragt: Wird Otto Normalverbraucher<br />

nicht überfordert <strong>von</strong> der Kakofonie, den das Thema verursacht,<br />

und den veröffentlichten Nachrichten, mit denen er<br />

überschwemmt wird? Hier soll beileibe nicht dem Verdruss<br />

das Wort geredet werden, Demoskopen wären gleichwohl<br />

überrascht, gingen sie Reflexionen dieser Art nach. Über die<br />

Notwendigkeit der Auseinandersetzung sollte dennoch kein<br />

Dissens aufkommen. Im Gegenteil: <strong>Der</strong> Rückenwind, den die<br />

Antidoping-Bewegung hier zu Lande plötzlich spürt, kann an<br />

Stärke ruhig noch zunehmen.<br />

Zumal die Methoden der Betrüger immer dreister werden.<br />

Und krimineller, um ein Adjektiv zu gebrauchen, dessen<br />

Anwendung ein Teil der Diskutanten merkwürdigerweise<br />

immer noch scheut, wenn es an Sportler angelehnt wird. Die<br />

neueste Variante aus der Trickkiste der Manipulierer weist<br />

indes eher auf das zu jeder Sauerei fähige und daher zu<br />

Recht auszuräuchernde Athletenumfeld hin: Schweizer<br />

Dopingjäger wollen herausgefunden haben, dass im Radsport<br />

neuerdings Muttis Waschmittel, versehen mit einem<br />

bestimmten Enzym, eingesetzt werden, um den Gebrauch des<br />

synthetischen und daher illegalen Sauerstofflieferanten Epo<br />

zu verschleiern. Ein Fleckentferner gleichsam, damit dem<br />

Mäntelchen der Unschuld die chemische Reinheit nicht<br />

abhanden kommt.<br />

Nein, nein, es wird wirklich Zeit, dass dem Übel jetzt an die<br />

Wurzel gegangen wird. Dazu bedarf es qua Gesetz der Hilfe<br />

des Staates und auf Seiten des Sports der Erkenntnis, dass er<br />

noch längst nicht alle Wege zur Selbstreinigung beschritten<br />

hat. Nehmen wir die Leichtathletik, die beliebte Spielwiese der<br />

Doper. Ihr Weltverband sollte die Regel zurücknehmen, die<br />

Athleten im Fall eines neuen Weltrekords mit einem Haufen<br />

Geld versorgt. Weil Geld das Hauptmotiv für Betrug ist,<br />

leisten die Leichtathleten mit einem solchen Paragraphen der<br />

Rekordsucht Vorschub und senken die Hemmschwelle für<br />

Doping. Die aktuellen Höchstleistungen in diesem Sport, der<br />

sich fälschlicherweise rühmt, das am besten funktionierende<br />

Kontrollnetz zu besitzen, sind, wie man ahnt, mehrheitlich<br />

mit Hilfe illegaler leistungssteigernder Mittel erzielt worden.<br />

Mit Dollarschecks zu ihrer Verbesserung zu animieren, kommt<br />

einem Aufruf zum Drogenkonsum gleich.<br />

28<br />

Als einzige Individualsportart duldet die Leichtathletik sogar<br />

Helfershelfer für die Steigerung anrüchiger Rekorde: die<br />

Tempomacher auf den Mittel- und Langstrecken. Sie dienen,<br />

schrieb ein bekannter italienischer Insider unter den internationalen<br />

Funktionären in einem viel beachteten Brandbrief an<br />

den Chef des Weltverbands, "doch nur dem Ego der Veranstalter".<br />

Und längst nicht mehr dem Sport. Im Zeitalter der<br />

zunehmend raffinierten Leistungsmanipulation liegt der Reiz<br />

des leichtathletischen Rennens nicht mehr im Rekord, sondern<br />

nur noch im direkten Vergleich der Läufer auf der Bahn.<br />

Das Problem dabei: Die Verantwortlichen auf höchster Ebene<br />

sehen nicht, was sie nicht sehen wollen, alldieweil sie glauben,<br />

ihre Disziplin nach wie vor nur über den Rekord verkaufen<br />

zu können. Schickt also die "Hasen" zurück in den Stall.<br />

Klappe zu und nur noch mit Möhren füttern und nicht mehr<br />

mit Euros.<br />

Und das End` <strong>von</strong> der Geschicht`? <strong>Der</strong> olympische Sinnspruch<br />

"citius, altius, fortius" ist ein einziges Missverständnis und<br />

gehört an der Seite seines Förderers Coubertin zur ewigen<br />

Ruhe gebettet.<br />

Michael Gernandt<br />

Die Vorwärtsorientierung<br />

ist noch kein Kraftakt<br />

N<br />

atürlich weiß man längst alles über die Entwicklungsproblematik<br />

<strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen und die<br />

Ignoranz gegenüber der Tatsache und Binsenweisheit, dass<br />

Bewegung ein Lebenselixier ist. Wachstumsstörungen und<br />

gesundheitliche Beeinträchtigungen sind bis ins Letzte ausgeleuchtet.<br />

Bildungsdefizite und gesamtpädagogische Fehlsteuerungen<br />

lassen keine Expertenanalyse vermissen. Auch in<br />

der Schlagzeilendramatik bleiben kaum Wünsche aufrüttelnder<br />

öffentlicher Wirkung offen. Übergewicht dank Fehlernährung<br />

und Bewegungsmangel, Fernsehkonsum und Computersucht<br />

als Freizeitfavoriten - solche Erkenntnisse sind ebenso<br />

langlebig wie besorgniserregend. Dazu passt, wenn ein Kultusministerium<br />

in unserem Lande die Parole ausgibt: "Runter<br />

vom Sofa, raus aus dem Haus!"<br />

Nein, hier ist nicht <strong>von</strong> einer Seniorenkampagne zur Verbesserung<br />

der Lebensqualität der späten Jahre die Rede. Hier<br />

geht es vielmehr, der Ressortzuständigkeit entsprechend, um<br />

die tägliche Bewegungszeit <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen in<br />

und außerhalb der Schule. Sport und Spiel tun also Not - und<br />

zwar so früh und so intensiv wie möglich. Doch die weißen<br />

Flecken der Bewegungs-Notstandsgebiete sind in Kindergar-<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE


ten und Vorschule besonders weit verbreitet. In der Schule<br />

setzen sie sich in unterschiedlichen Ausprägungen - mal<br />

mehr und mal weniger raumgreifend - fort. Trotz Dauerklagen<br />

über unzureichende Stundenzahlen, oft fachfremden<br />

Unterricht und immer wieder Schwankungen in pädagogischen<br />

Planspielen ist kein bundesweiter Durchbruch in Sicht.<br />

Kultusministerkonferenz und organisierter Sport praktizieren<br />

zwar in letzter Zeit verstärkten Schulterschluss, dem sich<br />

auch Ärzteschaft und Elternverbände anschließen, aber ein<br />

gemeinsamer Kraftakt, der der bildungs-, gesundheits- und<br />

sozialpolitischen Dramatik der Versäumnisse entsprechen<br />

würde, fehlt bisher.<br />

Immerhin rücken jüngste Initiativen der großen Koalition in<br />

Berlin das angestrebte Präventionsgesetz auch unter kinder-,<br />

jugend- und schulsportlichen Aspekten ins Blickfeld. Eine<br />

zweifellos notwendige bundespolitische Vorwärtsorientierung,<br />

wenn man an die Endlosspirale der berechtigten Klagen und<br />

unzulänglichen Rechtfertigungen denkt. Alle Problemfelder<br />

sind jedenfalls hinreichend abgesteckt und <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen glaubwürdig untermauert. Auch an<br />

politischen Absichtserklärungen und sportorganisatorischem<br />

Flankenschutz herrscht kein Mangel. In der Wohlstandsgesellschaft<br />

mit bereits bedenklichem Sozialgefälle wartet man<br />

schlicht auf Taten, damit in Kindergarten und Schule endlich<br />

eine Bewegungsoffensive starten kann, die lebenslang Wirkung<br />

erzielt. Ein Reformwunder also - nicht mehr und nicht<br />

weniger.<br />

Harald Pieper<br />

"Trainer des Jahres" oder<br />

ein Auszeichnungs-Dilemma<br />

W<br />

er die Presse-Einladung zum Thema "Trainer des Jahres<br />

2006" flüchtig las, glaubte, in der Frankfurter Arena<br />

schon der Präsentation eines erfolgreichen Coachs beizuwohnen.<br />

Und das hätte in diesem Jahr doch nur Jürgen<br />

Klinsmann oder Bernhard Peters sein können. Oder? Die<br />

Antwort auf diese Frage ist auch nach der nur grundsätzlichen<br />

Vorstellung dieser neuen Wahl offen. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund, dessen Präsident Dr. Thomas Bach<br />

der Jury vorsteht, steckt im Dilemma. Niemand seiner mehr<br />

als 200 Bundestrainer erfüllt die Bewertungskriterien besser<br />

als der Fußball- und der Hockey-Trainer: "Charismatische<br />

Trainerpersönlichkeiten aus den Spitzenverbänden mit erstklassigen<br />

Führungsqualitäten, außergewöhnlichen sportfachlichen,<br />

pädagogischen, motivatorischen und vor allem<br />

menschlichen Fähigkeiten erfüllen die Bewertungskriterien.<br />

Die positive und faire Einstellung gegenüber dem Leistungssport<br />

drückt sich in der zielorientierten Arbeit mit den<br />

betreuten Athleten/innen und deren Erfolge im internationalen<br />

Spitzensport aus." Die Aktion soll unter anderem den<br />

Sinn haben, der Traineroffensive des neu formierten Sportbundes<br />

auf die Beine zu helfen. Wird dies aber dadurch<br />

erreicht, dass zum Beispiel der ohnehin ausgiebig gefeierte<br />

Jürgen Klinsmann ausgezeichnet und ihm vom finanzschwachen<br />

DOSB 10 000 Euro auf sein sicherlich gut ausgestattetes<br />

Konto überwiesen werden? Andererseits kann es auch<br />

nicht überzeugen, einen in der Öffentlichkeit namenlosen<br />

Trainer zu präsentieren und den Fußball- und Hockeytrainer<br />

leer ausgehen zu lassen.<br />

Die Forderung, mit den vom Trainer oder der Trainerin<br />

betreuten Sportlern zwischen dem 1. Oktober 2005 und dem<br />

30. September 2006 "durch Top-Platzierungen im internationalen<br />

Spitzensport wesentlich zur Reputation Deutschlands<br />

als erfolgreiche Sportnation beigetragen zu haben", trifft<br />

nicht nur auf Klinsmann und Peters zu. Das Kriterium hat<br />

freilich seine Tücken. Wer will heutzutage sicher sein, dass<br />

der ausgezeichnete Trainer sich nicht unlauterer Mittel<br />

bedient hat? Auf die Frage, ob nicht die Gefahr bestünde,<br />

einen Thomas Springstein zu belobigen, kam die Antwort:<br />

"Wir Trainer kennen unsere Pappenheimer." Dabei ist es erst<br />

vier Jahre her, dass die DLV-Trainer einstimmig den Pappenheimer<br />

Springstein zum Leichtathletik-Trainer des Jahres<br />

wählten. Und das, obwohl der gebürtige Leipziger schon mit<br />

seinen Athletinnen Grit Breuer und Katrin Krabbe wegen<br />

Medikamenten-Missbrauchs ins Zwielicht geraten war.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

Zweifellos ist der Trainer eine Schlüsselfigur im Spitzensport.<br />

Viele leisten in der Stille als Coach, Pädagoge, Psychologe<br />

und oft als Berater in manchen Lebensfragen Beachtliches.<br />

Sie müssten stärker noch als bisher als Bollwerk gegen das<br />

Doping wirken. Denn Doping am Trainer vorbei ist schlechterdings<br />

nicht denkbar. Vielleicht sollte dieser Gesichtspunkt<br />

besonders stark in die Bewertungskriterien einbezogen<br />

werden. Die Präsentation der Wahl "Sportler des Jahres<br />

2006" hat viele Fragen offen gelassen. Und es drängte sich<br />

der Eindruck auf, als wäre den Ideengebern selbst noch nicht<br />

klar, welche Merkmale ein Trainer, eine Trainerin des Jahres<br />

haben soll. <strong>Der</strong> DOSB war jedenfalls nicht gut beraten, für<br />

eine Aktion, die langfristig in die Traineroffensive wirken soll,<br />

im Jahr des Jürgen Klinsmann einen Schnellschuss aus der<br />

Hüfte abzugeben. Da bleibt nur die Hoffnung, dass mit der<br />

Zeit die Wahl die richtigen Konturen bekommt. <strong>Der</strong> Trainer<br />

des Jahres sollte nicht zuletzt in seiner Überzeugungsarbeit<br />

gegen Doping als Vorbild wirken. Das wäre langfristig wichtiger<br />

als Namen zu präsentieren, die öffentlichkeitswirksam<br />

Showeffekte versprechen.<br />

Steffen Haffner<br />

29


Sport, Medien und<br />

neue Öffentlichkeiten<br />

Die Fernseh-Weltmeisterschaften 2006<br />

in kritischer Nachbetrachtung<br />

Von Thomas Horky<br />

Das Jahr 2006 brachte Deutschland einen WM-Sommer<br />

mit ungeahnter Kraft. Die Fernsehberichterstattung <strong>von</strong><br />

der Fußball-Weltmeisterschaft, der WM der geistig<br />

Behinderten, den Weltreiterspielen und den Welttitelkämpfen<br />

im Hockey präsentierte ein verändertes Verhältnis <strong>von</strong> Sport,<br />

den Medien und neuen Öffentlichkeiten - die Zukunft des<br />

Mediensports wurde auf den drei Weltmeisterschaften deutlich<br />

sichtbar.<br />

Große Sportereignisse stellen eine Herausforderung an die<br />

arbeitenden Journalisten dar und offenbaren neue Entwicklungen<br />

der Sportberichterstattung. Gleich vier Weltmeisterschaften<br />

sorgten in den deutschen Medien 2006 für reichlich Arbeit und<br />

die Möglichkeit, dem Sport in den Medien zu neuer Wertigkeit<br />

zu verhelfen. Das Fazit: Fußball bleibt in Deutschland unangefochten<br />

Mediensportart Nummer eins, die WM der geistig<br />

Behinderten ließ die medial entfachte Flamme der Fußballeuphorie<br />

kurzzeitig weiter flackern, der Titelgewinn der Hockeyherren<br />

blieb jedoch wie die Reiter-WM eine kurz aufglühende<br />

Sternschnuppe am Medienhimmel. Diese Unterschiede der<br />

Berichterstattung bedürfen einer differenzierteren Betrachtung.<br />

Bei der Fußball-WM wurde ein verändertes Verhältnis <strong>von</strong><br />

Sport, Medien und Öffentlichkeit sichtbar, das Maßstäbe für<br />

zukünftigen Sportjournalismus gesetzt hat. Nie zuvor wurden in<br />

Deutschland so große Öffentlichkeiten erzeugt: Das Halbfinale<br />

zwischen Deutschland und Italien wies mit einer Einschaltquote<br />

<strong>von</strong> 29,66 Millionen Zuschauern den höchsten Wert seit Beginn<br />

der Messungen auf, in der Verlängerung saßen in der Spitze<br />

sogar 31,31 Millionen <strong>Deutsche</strong> vor einem Fernseh-Bildschirm.<br />

Ein "zweiter Teil" der Medien-Öffentlichkeit muss hinzugezählt<br />

werden: Geschätzte 15 Millionen Fans sahen dieses Spiel beim<br />

30<br />

so genannten Public Viewing vor öffentlichen Groß-Leinwänden,<br />

in Kneipen und Bars oder in Gruppen zuhause. In der<br />

Addition der Rezeptionssituationen ergibt sich das größte<br />

Mediensport-Ereignis der Geschichte.<br />

Und bei der Sportberichterstattung <strong>von</strong> der Weltmeisterschaft<br />

war eine "dritte Form" <strong>von</strong> Öffentlichkeit zu beobachten: Während<br />

die ARD so etwas wie den "klassischen Stil" mit Moderator<br />

Gerhard Delling und Experte Günter Netzer im Studio präsentierte,<br />

ging das ZDF mit dem Studio ("ZDFarena") im Berliner<br />

Sony-Center am Potsdamer Platz in die Öffentlichkeit. Moderator<br />

Johannes B. Kerner und seine Experten Jürgen Klopp und<br />

Urs Meier hatten insgesamt über 150.000 Zuschauer bei ihrer<br />

journalistischen Arbeit. Noch konsequenter war das Öffentlichkeits-Konzept<br />

<strong>von</strong> RTL, das als erster privater Free-TV-Sender<br />

Fernsehrechte für Live-Bilder erwarb und aus den Übertragungen<br />

<strong>von</strong> Fußball und Formel 1 "Super-Sport-Sonntage" bastelte.<br />

Moderator Günther Jauch und Experte Rudi Völler sendeten <strong>von</strong><br />

wechselnden Orten, in Berlin schauten bis zu 500.000 Menschen<br />

RTL bei der Produktion <strong>von</strong> Sportjournalismus zu - die<br />

Fernseh-WM bot veränderten Sportjournalismus in der Öffentlichkeit<br />

für neue Öffentlichkeiten.<br />

Fußball-WM als Inszenierung <strong>von</strong> Journalismus<br />

in der Öffentlichkeit<br />

Diese Inszenierung <strong>von</strong> Journalismus in öffentlichen Arenen hat<br />

erhebliche Konsequenzen: Die journalistischen Programminhalte<br />

sind dem Meinungs-Druck der (anwesenden) Öffentlichkeit<br />

ausgesetzt, eine Funktionsverschiebung des Sportjournalismus


ist unverkennbar. Ein Beispiel: Als Günther<br />

Jauch eine kritische Frage stellen wollte,<br />

stöhnten die Fans rund um das offene<br />

Studio auf - Jauch brach seine Frage mit<br />

den Worten ab: "Das sollte ich jetzt wohl<br />

besser nicht fragen." Ein anderes Mal<br />

erstürmte ein "Fan-Zuschauer" das Podest<br />

und musste <strong>von</strong> Ordnern in Gewahrsam<br />

genommen werden. <strong>Der</strong> bei der Massenkommunikation<br />

sonst fehlende, direkte<br />

Kontakt zur Öffentlichkeit beeinflusst den<br />

Journalismus. Zudem: Im ZDF sollten die<br />

Sportjournalismus-Zuschauer wie bei RTL<br />

eine stadionartige Live-Atmosphäre<br />

erzeugen und wurden mit Klappern und<br />

Rasseln ausgestattet - oft war es deshalb<br />

mühsam, ein Gespräch gegen den Lärm<br />

durchzuführen. "Was wir in der ZDFarena<br />

erleben, ist Public Viewing in seiner<br />

seriösesten Form", bezeichnete Johannes<br />

B. Kerner diese neue Form <strong>von</strong> Fernsehsport-Journalismus.<br />

Sicher ist: Dieser öffentliche Sportjournalismus führt zu einem<br />

Rückgang <strong>von</strong> kritischen, nachfragenden und analysierenden<br />

Inhalten und fördert moderierte Unterhaltungsformate. <strong>Der</strong><br />

journalistische Beitrag in Form eines "gebauten Berichtes" blieb<br />

bei allen drei Sendern eher Mangelware: Zu sehen waren<br />

dagegen schnelle, aktuelle Stimmungsberichte aus den Lagern<br />

der Nationalmannschaften mit Bildern vom Training und kurzen<br />

Statements zur Vorbereitung auf das Spiel, kleine Porträts sowie<br />

vor allem Live-Schaltungen zu Korrespondenten beim Public<br />

Viewing in den beteiligten Ländern und in Deutschland.<br />

Berichterstattung über den Skandal um einen FIFA-Funktionär<br />

aus Afrika gab es dagegen nur in (vom Moderator verlesenen)<br />

Kurzmeldungen, Hintergrundberichte über weitere Themen<br />

blieben weitgehend aus.<br />

Folge <strong>von</strong> Sportberichterstattung: <strong>Der</strong><br />

Trend zum Event-Fernsehen<br />

Ein besonderes Augenmerk verdient das letzte Wochenende der<br />

Weltmeisterschaft: Nach vier Wochen Fußball im Fernsehen<br />

kumulierte der Mediensport in einer rauschhaften Inszenierung<br />

vor dem Brandenburger Tor. ARD, ZDF und RTL sendeten gleichzeitig<br />

live am Sonntagmorgen <strong>von</strong> der großen "Dankeschön-<br />

Veranstaltung" der Nationalmannschaft, der "Weltmeister der<br />

Herzen" feierte mit den "Fan-Weltmeistern" eine gigantische<br />

Fernsehfußball-Party, moderiert vom Duo Monica<br />

Lierhaus/Johannes B. Kerner sowie Ulrike <strong>von</strong> der Groeben bei<br />

RTL. Das Programm bot als Destillat der WM eine Zusammenfassung<br />

aus emotionalen Bildern des 3:1-Sieges am Abend<br />

zuvor gegen Portugal, personalisierte Geschichten in Zeitlupe,<br />

Live-Bilder eines rückwärts fahrenden Busses und immer wieder<br />

jubelnde Menschenmassen - als Höhepunkt gab es dann die<br />

Präsentation der deutschen Nationalspieler in Form einer<br />

Musik- und Journalismus-Show. Die deutliche Folge des<br />

Medienereignisses Fußball-WM ist ein Trend zum Event-Fernsehen.<br />

Sportjournalismus als Animation zur Party, zum Zelebrieren<br />

eines großen Festes - eine neue Art des sozialen Fußball-Erlebnisses<br />

unter dem Motto: "Wir sind Fußball". Wiederholt waren<br />

Aufforderungen der Moderatoren zu beobachten, dieses Ereignis<br />

gemeinsam zu feiern. "Es geht um Event-Fernsehen. Die<br />

Zuschauer möchten eine emotionale Darbietung haben und die<br />

große Party auch im Fernsehen wieder finden", bestätigte ARD-<br />

Sportkoordinator Hagen Boßdorf. Ein Trend, der bisher nur bei<br />

Übertragungen <strong>von</strong> Musik-Ereignissen wie dem Eurovision Song<br />

Contest bekannt gewesen ist - es bleibt abzuwarten, wann auch<br />

andere Ressorts diese neue Inszenierungsform des Fernsehsports<br />

übernehmen.<br />

Jürgen Klopp als Kopf eines ZDF-Trios<br />

Auch inhaltlich hat es bei der Berichterstattung einige Neuerungen<br />

gegeben: Erstmals präsentierte sich mit dem Trainer des<br />

Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05, Jürgen Klopp, ein neuer<br />

Experte mit fundiertem Fachwissen, frischem und forschem<br />

Auftreten sowie gekonnter Ironie. Klopp analysierte mit Moderator<br />

Johannes B. Kerner sowie dem Schweizer Schiedsrichter-<br />

Experten Urs Meier, unterstützt <strong>von</strong> aufwändigen Grafiken und<br />

Animationen. Dabei war ihm so etwas wie "Volkes Fußball-<br />

Stimme" als Rolle zugedacht. Wenngleich die manchmal offensichtlich<br />

inszenierten Konfliktsituationen belegten, dass der<br />

gelernte Journalist auf der Bühne (Kerner) die Deutungshoheit<br />

über den Berichterstattungsgegenstand abgegeben hat, zählte<br />

das ZDF-Trio zu den Gewinnern der WM.<br />

Deutlich sichtbar hat sich bei dieser Fernseh-WM vor allem der<br />

Trend zu Gesprächen über Fußball weiter verstärkt. Egal auf<br />

welchem Sender wurde diskutiert, fabuliert und Meinung<br />

verbreitet mit dem Ergebnis <strong>von</strong> unendlich langen Redezeiten<br />

ohne neue Inhalte. Auch bei einer Telefonumfrage des IFAK-<br />

Institutes im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission fanden<br />

zwischen 44% und 50% der Zuschauer, dass bei den drei<br />

übertragenden Sendern "zuviel geredet" wurde und, dass - vor<br />

allem bei RTL - "zeitweise mehr Show als Fußball" gebracht<br />

wurde. Tatsächlich schienen einige Beiträge mit dem RTL-<br />

"Experten" Rainer Calmund derart sinnentleert, dass ein<br />

Umdenken des Privatsenders bei zukünftigen Engagements<br />

wohl angebracht ist.<br />

Festzuhalten bleibt, dass die Entertainisierung und Emotionalisierung<br />

des Sportjournalismus wohl nicht aufzuhalten ist. <strong>Der</strong><br />

Trend zur Comedy hat sich fest in den Programmplätzen einge-<br />

31


nistet. Bei ARD und ZDF kann mit "Waldis WM-Club" und<br />

"Nachgetreten" kaum <strong>von</strong> Erfüllung des Programmauftrages<br />

gesprochen werden. Vor allem das Comedian-Ensemble rund<br />

um Ingolf Lück im ZDF verlor sich in nationalistischen Plattitüden<br />

und wurde folgerichtig vom Stern als "Cordoba des TV-<br />

Humors" bezeichnet. "I red bloß drüber" betitelte ARD-Reporter<br />

Waldemar Hartmann seinen Club, der inhaltlich wenig thematisch<br />

Reizvolles zu bieten hatte. Bei soviel "Sportgerede"<br />

(Umberto Eco) bleibt der Sportjournalismus oft auf der Strecke.<br />

Medienthemen: Kommentatoren,<br />

Klinsmann und der Patriotismus<br />

Dabei war die WM reich an journalistischen Themen, wie die<br />

Printberichterstattung belegt. <strong>Der</strong> Wandel <strong>von</strong> "Grinsi-Klinsi"<br />

(BILD) zum großen Motivator und das Entfachen eines neuen,<br />

ungewohnten und anfangs argwöhnisch beobachteten Patriotismus<br />

in Deutschland gab den überregionalen Medien reichlich<br />

Anlass zu Deutungsversuchen. Bilder <strong>von</strong> springendem Trainer,<br />

der Mannschaft Arm in Arm sowie <strong>von</strong> den mit Deutschland-<br />

Fahnen verzierten Fans und Autos setzten Akzente. Bei der TV-<br />

Das Fernsehen hat längst seine Unschuld verloren, ist<br />

dabei seine Seele zu verkaufen. Nach Dschungel-Camp<br />

und Suche nach dem Superstar, unzähligen Game-,<br />

Talk-, Nostalgie- sowie diversen Koch-, Wissens-, Pisa-,<br />

Benimm-, Gesundheits-, Hochzeits-, Reality-, Geschlechter-,<br />

Comedians-, Best of und sonst was Shows, wobei keine Peinlichkeit<br />

ausgelassen wird, haben die "Macher", es war fast zu<br />

befürchten, auch den Sport "neu" entdeckt. Dass sogenannte<br />

Promis nach kaum zu toppenden PR-Auftritten in Afrikas<br />

Armenvierteln sich jetzt im "Leistungssport" zu PR-Kaspern<br />

machen (lassen), ist zwar deren Problem, bestätigt aber die<br />

vergebliche Suche nach aktuellen Vorbildern und Persönlichkeiten.<br />

Da auch die "Öffentlich Rechtlichen" offenbar jeden Bezug zu<br />

Ihrem eigentlichen Auftrag verloren haben - ganz seriös hieß<br />

es u.a. einmal: Information, Unterhaltung, Kultur (!) den Menschen<br />

zu vermitteln - und nur noch die Einschaltquote das<br />

Maß aller Dinge zu sein scheint, wird - wie immer - konsequent<br />

nachgezogen, kopiert und möglichst noch eins draufgesetzt.<br />

Berufsboxen ist das neue Samstags-Nachtprogramm mit<br />

natürlich entsprechenden Wiederholungen der "Highlights" zu<br />

32<br />

Kritik wurden den Kommentatoren Reinhold Beckmann, Bela<br />

Rethy, Steffen Simon oder auch Thomas Wark meist gute<br />

Leistungen bescheinigt, das Konzept mit RTL-Gastkommentator<br />

und Dampfplauderer Pierre Littbarski fiel dagegen durch. Probleme<br />

hatten die Sportsender DSF und Eurosport, die mangels<br />

Rechten an Live-Bildern eine WM ohne Fußball bestreiten<br />

mussten.<br />

Diese "Alternativen" bewiesen, dass das Bild immer noch das<br />

Wichtigste beim Fernsehfußball ist. Mittlerweile hat sich eine<br />

"internationale Perspektive" durchgesetzt. Wie bei der WM 2002<br />

und der EM 2004 wurden alle 64 WM-Spiele <strong>von</strong> Host Broadcasting<br />

Systems (HBS), einer Tochter der Rechteagentur Infront<br />

in der Schweiz, ins Bild gesetzt. Ein internationales Team führte<br />

die Regie mit bis zu 25 Kameras pro Stadion. Die distanzierte<br />

Übersichtlichkeit war zunächst ungewohnt und führte zu<br />

Unterstellungen z.B. in der BILD-Zeitung, es würden vor allem<br />

die Werbebanden ins Bild gerückt werden. Eine Frage ist daher,<br />

wie die internationale Fußball-Inszenierung der Zukunft aussehen<br />

wird.<br />

Medien-Perversionen Von Wolfgang Avenarius<br />

besten Sendezeiten! Da wird dann Kirmesboxen (Riese gegen<br />

Zwerg) oder ein menschenverachtendes Blutbad mit fehlgeleiteten<br />

Akteuren und völlig absurden Aussagen ("Vorbild für die<br />

Jugend!") gezeigt. Nur zur Erklärung: ein Trainer, der seinem<br />

Schützling wider besseren Wissens eine lebensgefährliche<br />

Verletzung verschweigt und ein Ringarzt, der diesen Kampf<br />

nicht abbricht, hat selbst im Box"sport" nichts zu suchen!<br />

Sogar die nicht zimperliche Bildzeitung spricht <strong>von</strong> "Schlachterwerkstatt"<br />

und einem unbedingt notwendigen sofortigen<br />

Abbruch der Übertragung!<br />

Das Fernsehen hat den Sport nicht nur neu entdeckt, es missbraucht<br />

und pervertiert ihn zur reinen Lach- und PR-Nummer<br />

oder zum puren Voyeurismus. Dafür werden Millionen ausgegeben<br />

und spielen Sendezeiten keine Rolle, während der Vereins-<br />

und Basissport um jede Mark und jede Sendeminute ringt<br />

und letzten Endes einen schweren Kampf ums Überleben führt,<br />

mit bereits absehbaren, verheerenden gesamtgesellschaftlichen<br />

Folgen.<br />

Da wird monate- und jahrelang über Gesundheitsreformen<br />

diskutiert und vor lauter Eckpunkten das wichtigste vergessen:


Zukunft des Fernsehsports: Segmentierung<br />

der Inhalte - mehr Journalismus?<br />

Ein Fingerzeig gibt seit Anfang August der Auftakt der Bundesligasaison:<br />

Mit dem neuen Pay-TV-Rechteinhaber Arena sowie<br />

der Aufsplitterung des Spieltages in ein Freitagsspiel (im Free-TV<br />

bei der ARD erst einen Tag später), sechs Partien am Samstag<br />

(ARD-Sportschau) sowie zwei Sonntagsspielen, die im Free-TV<br />

erst spät bei DSF gezeigt werden, wird die wachsende Segmentierung<br />

der Inhalte in einzelne Sendeprogramme deutlich. Die<br />

Aufteilung der Rechte in kleinere Blöcke und Einheiten führte<br />

auch bei der WM zu kommerziell orientiertem Produkt-Fernsehen<br />

in den großen Vollprogrammen und einer Auslagerung der<br />

anspruchsvollen Themen, Diskussionen und Beiträge in die<br />

Randprogramme wie Arte und Phönix.<br />

Wie wenig journalistisch der Fernsehsport in den großen Programmen<br />

geworden ist, belegten die folgenden Weltmeisterschaften<br />

im Pferdesport und vor allem der Titelgewinn im<br />

Hockey. Auch ohne den Druck, möglichst hohe Einschaltquoten<br />

erzielen zu müssen - das Hockeyfinale sahen in der ARD am<br />

Wie erhalte ich Gesundheit? Da wird über Pisa, Jugendkriminalität,<br />

Integration, Parallelgesellschaften, die Ohnmacht und<br />

mangelnde Autorität der Lehrer und fehlenden Respekt, Akzeptanz<br />

und entsprechende Einstellung der Schüler und neuerdings<br />

eine angebliche perspektivlose "Unterschicht" diskutiert.<br />

<strong>Der</strong> Sport war und ist mit Sicherheit kein Allheilmittel und<br />

hat seine vielfältigen Aufgaben und Wirkungen oft eher<br />

unter- als überschätzt, wie die großartige Resonanz bei der<br />

letzten Fußball-WM gezeigt hat. Natürlich nicht so spektakulär,<br />

aber vielleicht noch gravierender in seinen Auswirkungen<br />

ist der Basissport, vor allem was den Jugend- und Schülerbereich<br />

betrifft. Wo sonst wird heute noch Teamgeist, Fairplay,<br />

Rücksicht, gesundes Selbstbewusstsein, ehrliches Durchsetzungsvermögen,<br />

soziales Verhalten, Gemeinschaftssinn und<br />

vor allem mit Anstand Gewinnen und Verlieren lernen in<br />

unserer <strong>von</strong> Egoismus geprägten, immer kälter und unpersönlicher<br />

werdender "globalen" Welt <strong>von</strong> Selbstdarstellern<br />

und Erfolgsmenschen auf so natürlichem Weg vermittelt?<br />

Grundlage war und ist ein in seiner Struktur und Wirkung<br />

einmaliges Vereinsleben.<br />

Wann erkennen die Fernseh-Verantwortlichen endlich die<br />

Bedeutung der Vereine und des Basissports? Übrigens auch<br />

was den Leistungs- und Spitzensport betrifft, denn Eliteschulen<br />

sind zwar wichtig, aber das Interesse muss erst einmal<br />

geweckt werden. Fast 40% der Hauptschüler können nicht<br />

Sonntagnachmittag 1,51 Millionen Zuschauer -, blieb es bei<br />

schnörkellosen Übertragungen ohne journalistischen Hintergrund.<br />

Trotz großer Sendezeiten (alle deutschen Spiele wurden<br />

live übertragen) verzichtete die ARD weitgehend auf analysierende<br />

Berichte - das Fußballkonzept mit emotionalen Bildern<br />

und Expertengesprächen wurde schlicht auf Hockeymaß<br />

zurecht gestutzt. Auch die Weltreiterspiele in Aachen litten bei<br />

nur 16 Entscheidungen in 7 Disziplinen eher unter den rund 70<br />

Stunden Live-Sendezeit, als dass "journalistischer Mehrwert"<br />

geschaffen wurde.<br />

Die Medien-Scheinwerfer, die den WM-Sommer beleuchteten,<br />

beschränkten sich auf den Versuch, mit Mediensport kurzfristig<br />

möglichst große Öffentlichkeit zu erzeugen - langfristige Wirkungen<br />

wurden verfehlt. Einen Lichtblick brachte 2006 dagegen<br />

überraschender Weise der Radsport und der Skandal um Jan<br />

Ullrich: Kaum hatte sich Fußball-Deutschland im Viertelfinale<br />

gegen Argentinien im Elfmeterschießen durchgesetzt, nahm die<br />

ARD einen wenn auch schnell produzierten Brennpunkt zum<br />

Thema Doping ins Programm. Eine investigative Sondersendung<br />

zum Sport wie ein Blitzlicht im Dickicht des Fernsehfußballs.<br />

Journalistische Berichterstattung auf prominentem Sendeplatz -<br />

ein Vorbild für den Fernsehsport der Zukunft?<br />

OF<br />

schwimmen, 40% haben zum Teil erhebliches Übergewicht,<br />

der heutige Schulsport ist vielfach eine Farce. Aber die Problematik<br />

ist programmiert. Denn in unserer Medienlandschaft<br />

braucht gerade der Basissport - brauchen die sogenannten<br />

Randsportarten sowie der Breitensport - mehr denn je vor<br />

allem auch Bildschirmpräsenz zum finanziellen Überleben,<br />

denn ohne Sponsoren und entsprechende Zuschüsse geht<br />

heute nicht mehr viel.<br />

Wie in fast allen anderen Bereichen haben sich aber auch hier<br />

in den Fernseh-Chefetagen die Mechanismen verselbstständigt,<br />

Eigendynamik erhalten. Einsichten, Werte, soziales<br />

Verhalten spielen keine Rolle mehr. Auch das öffentlichrechtliche<br />

Fernsehen ist schon lange nur noch mit Einschalt-<br />

Quoten und sich selbst beschäftigt. Lieber eine Ringschlacht<br />

mit doppelt gebrochenem Kiefer, viel Blut und über 4 Millionen<br />

Voyeuristen - die wirklichen Boxfreunde hatten längst<br />

abgeschaltet - als. z.B. eine bunte Palette aus dem aktuellen<br />

Sportgeschehen. "Fernsehen macht dick, dumm, traurig und<br />

gewalttätig" so Ministerin <strong>von</strong> der Leyen in der ZDF Show<br />

Berlin Mitte am 12. Oktober 2006.<br />

Die Ursache hat sie vergessen: das Fernsehen und seine<br />

offensichtlichen Defizite in der gesellschaftspolitischen Mitverantwortung.<br />

Das betrifft auch und vor allem den Sport!<br />

Natürlich auch die Bildung, aber das ist ein ganz anderes<br />

Problemfeld.<br />

OF<br />

33


Die Natur - Erholungsort<br />

für den gestressten<br />

Menschen und große<br />

Bühne für den Sport<br />

<strong>von</strong> Markus Böcker<br />

34


Stahlkonstruktionen, Glaspaläste, Betonburgen wohin<br />

man schaut. Stadtlandschaften nennen wir das. Mal<br />

eintönig, mal formvollendet, meistens funktional. Wir<br />

haben uns eine Kunstwelt geschaffen, in der wir abgeschirmt<br />

<strong>von</strong> natürlichen Verhältnissen essen, schlafen, arbeiten. Eine<br />

Lebenswelt, praktisch zugeschnitten auf unsere modernen<br />

Bedürfnisse. Passt alles ideal! Oder doch nicht ? Immer mehr<br />

Menschen klagen über diffusen Stress. Alles geht so schnell,<br />

verändert sich rasant. Es bleibt kaum Zeit, um inne zu halten,<br />

nachzudenken, zu träumen, zu genießen. Wir wünschen uns<br />

mehr Langsamkeit, frische Luft, weiten Raum, spannende<br />

Anregungen. Wo kann der Mensch nachhaltiger seine Seele<br />

streicheln, als in der Natur?<br />

Inzwischen verbringen Millionen ihre freie Zeit mit sportlichen<br />

Aktivitäten in Naturlandschaften. Mehr als 40 Sportarten zu<br />

Lande, in der Luft, im Wasser - sommers wie winters - zählt<br />

das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zu den Aktivitäten, die<br />

in mehr oder weniger unberührten Naturräumen ausgeübt<br />

werden. Wer auf seine Umgebung angewiesen ist, der sorgt<br />

sich auch um sie. Insofern sind Sportlerinnen und Sportler<br />

Lobbyisten für den Erhalt der Natur. Aber Sport und Naturschutz<br />

sind nicht immer, überall und zu jeder Zeit miteinander<br />

vereinbar. Die sportbedingte Nutzung <strong>von</strong> Natur und Landschaft<br />

kann zu Konflikten führen: Klettern während der Brutzeit<br />

<strong>von</strong> Wanderfalke oder Uhu oder Gleitschirmfliegen in<br />

Gebieten, in denen Gämsen leben, verträgt sich nicht mit dem<br />

grundsätzlichen Recht auf Bewegung in freier Natur.<br />

Des Outdoor-Sportlers besondere Lust ist das Wandern. Je<br />

nach Quelle veröffentlichter Studien sind 20 (Rainer Brämer,<br />

Natursoziologe der Uni Marburg) bis 34 Millionen Bundesbürger<br />

(Allensbacher Markt- und Werbeträger Analyse) regelmäßig<br />

in ihrer Freizeit und im Urlaub auf Schusters Rappen<br />

unterwegs - Tendenz steigend. Dabei<br />

ist der durchschnittliche Wanderer<br />

"kein Kilometerfresser, sondern ein<br />

Genussläufer", wie Brämer sich<br />

ausdrückt. "Die meisten legen zehn<br />

bis 15 Kilometer in einem Tempo <strong>von</strong><br />

drei bis vier Kilometern pro Stunde<br />

zurück."<br />

Damit das Wandern sich langfristig<br />

positiv auf den Körper auswirkt,<br />

sollten bestimmte Kriterien eingehalten<br />

werden. Dr. Robert Eifler vom<br />

Sportmedizinischen Institut Frankfurt<br />

a.M. (SMI) gibt eine Definition:<br />

"Ab etwa zwei Stunden Fußmarsch<br />

und einem Stundenmittel <strong>von</strong><br />

wenigstens fünf Kilometern kann<br />

man wohl schon <strong>von</strong> sportlichem<br />

Wandern sprechen." Wer abnehmen<br />

möchte, kann das Wandern bei gleichem Umfang noch<br />

intensiver gestalten - unter Zuhilfenahme <strong>von</strong> Stöcken. <strong>Der</strong><br />

Trendsport Nordic Walking, Langlauf ohne Skier, begeistert<br />

allein in Deutschland schon mehr als zwei Millionen Menschen,<br />

die in der neuen Gehtechnik nicht nur eine vorbeugende<br />

Gesundheitsmaßnahme sehen, sondern sich vor allem<br />

Gewichtsreduzierung versprechen. Allein der <strong>Deutsche</strong> Skiverband<br />

(DSV) hat in Deutschland 200 Zentren für Nordic-<br />

Walking und verwandte Formen wie Nordic-Ski-Walking oder<br />

Nordisches Schneeschuhwandern eingerichtet.<br />

Echte Wanderfreunde treibt es aber zu Höherem. Sie planen,<br />

mehrere Tage oder gar Wochen mit Rucksack und in Trekkingschuhen<br />

zu verbringen, um dabei lange Strecken zurückzulegen.<br />

Die Bedingungen dafür sind in Deutschland erstklassig.<br />

Die Länge des Wanderwegenetzes hier zu Lande schätzt<br />

der <strong>Deutsche</strong> Wanderverband auf knapp 400.000 Kilometer.<br />

Allerdings ist die Qualität nicht überall gleichwertig. Die <strong>von</strong><br />

den Mitgliedern des <strong>Deutsche</strong>n Wanderverbandes ehrenamtlich<br />

gepflegten und gekennzeichneten Wege umfassen allerdings<br />

immerhin mehr als 200.000 Kilometer. Allein im Naturpark<br />

Südschwarzwald können nach Angaben des Instituts für<br />

Natursport und Ökologie an der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />

Köln Erholungssuchende auf Wegen <strong>von</strong> 2300 Kilometern<br />

Länge die Schönheiten der Natur erkunden. Jahr für Jahr<br />

werden - meistens in Kooperation mit regionalen Tourismusverbänden<br />

- neue erlebnisreiche Routen eingeweiht. Das<br />

jüngste Mitglied im Reigen der Fernpfade ist der 320 Kilometer<br />

lange Rheinsteig, der die Bundesländer Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz und Hessen verbindet. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />

Wanderverband vergibt sogar das Qualitätssiegel "Wanderbares<br />

Deutschland" für naturbelassene und gut markierte<br />

Routen. Bis heute sind 16 Streckenwanderungen im Bundesgebiet<br />

mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet worden.<br />

35


Für "wandersüchtige" Zeitgenossen, denen die Langstrecken<br />

in Deutschland noch nicht reichen, bieten sich die 11 Europäischen<br />

Fernwege an (insgesamt 35.000 Kilometer), die den<br />

Kontinent in allen Himmelsrichtungen queren. Besonderer<br />

Beliebtheit erfreuen sich in letzter Zeit die Alpenüberquerun-<br />

gen nach Italien, vor allem auf den Routen Oberstdorf -<br />

Verona und München - Venedig. Kult sind auch seit längerem<br />

die Pilgerwanderungen. <strong>Der</strong> bekannteste und meist gelaufene<br />

unter den Pilgerpfaden ist wohl der Jakobsweg nach Santiago<br />

de Compostela. Auch wenn dort die Gebeine des Apostels<br />

Jakobus ruhen sollen, zieht es die meisten Wanderer weniger<br />

aus religiösen Gründen in den Nordwesten Spaniens. Sie<br />

wollen vielmehr den Reiz des einfachen Pilgerlebens auf der<br />

Strecke selbst erleben. Fernwanderungen bedürfen einer<br />

sorgfältigen Vorbereitung, besonders dann wenn sie durch ein<br />

Hochgebirge wie die Alpen führen. Das beinhaltet auch die<br />

Schulung einer guten Kondition. Anfängerkurse nicht nur für<br />

das Bergwandern, sondern auch für das immer beliebtere<br />

Klettern gibt zum Beispiel der <strong>Deutsche</strong> Alpenverein.<br />

36<br />

Europa ist manchem passionierten Wanderer und Abenteurer<br />

immer noch zu klein. Diese Klientel kann sich auf der alljährlich<br />

Anfang September in Düsseldorf stattfindenden Touristikmesse<br />

"Tournatur" an den Ständen <strong>von</strong> rund 250 Ausstellern<br />

über weltweit mehr als 5000 Wanderziele informieren.<br />

Die Lust aufs Wandern beginnt aber in der Regel in<br />

den heimischen Wäldern, Feldern und Wiesen.<br />

Rund 7000 Turn- und Sportvereine in Deutschland<br />

bieten ganzjährig gesellige und erlebnisreiche<br />

Touren unter fach- und heimatkundiger Führung<br />

an. Etwa 400 unter ihnen veranstalten jedes Jahr<br />

einen "Erlebnistag Wandern", zu dem der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (früher der <strong>Deutsche</strong> Sportbund<br />

unter dem Begriff "Volkswandertag") aufruft..<br />

Alle Experten sind sich einig, dass die "Wander-<br />

Kundschaft" sich stetig verjüngt. Inzwischen liegt<br />

der Durchschnitt bei 48 Jahren (Brämer). Tatsache<br />

ist aber auch: Eltern tun sich schwer, ihren Nachwuchs<br />

<strong>von</strong> den Vorzügen einer Wanderung durch<br />

die Natur zu überzeugen. Das Bundesministerium<br />

für Gesundheit weiß vielleicht Abhilfe und stellt<br />

eine Bewegungsvariante für die ganze Familie vor:<br />

Geocaching ist ein neuer Freizeitsport, der Spiel,<br />

Spaß und Spannung in der Natur verspricht. Benötigt<br />

werden lediglich ein kleines Navigationsgerät<br />

(GPS-Empfänger), ein Internetzugang und ein<br />

wenig Rätselgeschick. Kleine knifflige Aufgaben<br />

müssen gelöst werden, um die Zielkoordinaten<br />

eines versteckten Schatzes (Cache) ermitteln zu<br />

können. Danach kann die Suche nach dem Schatz<br />

beginnen, der irgendwo in der Natur, aber auch in<br />

der Stadt versteckt ist.<br />

Schneller und weiter als per Pedes kann der Erholungssuchende<br />

die Welt auf zwei Rädern entdecken.<br />

<strong>Der</strong> Bestand an Fahrrädern in unserem<br />

Lande lässt vermuten, dass die <strong>Deutsche</strong>n das<br />

auch fleißig tun. Auf 65 Millionen Drahtesel kommen der<br />

Verband des <strong>Deutsche</strong>n Zweiradhandels (VDZ) und der Zweirad-Industrie-Verband<br />

(ZIV). Nur Holländer und Dänen weisen<br />

in Europa eine im Verhältnis zur Anzahl der Einwohner<br />

höhere Dichte auf. Aber nur etwa die Hälfte der Fahrräder in<br />

der Bundesrepublik sind auch in Gebrauch und dann meistens<br />

als praktisches Transportmittel. Die wenigsten nutzen<br />

das Fahrrad für längere Ausflüge in die Natur oder gar für<br />

Mehrtagestouren. Im Ranking der beliebtesten Modelle<br />

erscheint folgerichtig das Cityrad auf einem Spitzenplatz.<br />

Das Mountainbike, in den 1990er Jahren noch Sinnbild für<br />

abenteuerliche Eroberung weiter Naturräume, muss seit<br />

2003 Absatzeinbußen bei den Marktanteilen hinnehmen.<br />

Allerdings hat das Mountainbike eine immer noch große<br />

Anhängerschar vor allem bei den sportlichen 18- bis 35-


Jährigen, wie Martin Wolf vom Bund <strong>Deutsche</strong>r Radfahrer<br />

(BDR) bestätigt: "Es gibt etwa 5000 sehr aktive Mountainbiker,<br />

die vor allem die vom BDR angebotenen 400 Marathons<br />

im Jahr über 60, 90 oder 120 Kilometer Länge fahren."<br />

Noch mehr Teilnehmer verzeichnen die Super-Cup-Radmarathons<br />

auf der Straße. Etwa 10.000 bewältigen Jahr für Jahr<br />

die sieben Strecken jenseits der 200 Kilometermarke. Langsamer<br />

und genussorientierter lassen es die Radtourenfahrer<br />

(RTF) angehen. Allein 16.000 Wertungskarteninhaber registrierte<br />

der BDR 2005. Die Beteilung lag aber aufgrund vieler<br />

Nicht-Vereinsmitglieder auf den etwa 40 Kilometer langen<br />

Routen weitaus höher. Ein jährlich erscheinender Kalender<br />

des BDR informiert im Detail über insgesamt 2000 Breitensportangebote<br />

in allen Bundesländern.<br />

Mit dem wachsenden Bedürfnis nach naturnahen Freizeiterlebnissen<br />

hat auch der Kanu-tourismus in Deutschland einen<br />

enormen Aufschwung erhalten. Mit der Zahl der Kanufahrer<br />

stieg die Zahl der Anbieter, und immer mehr Gewässer werden<br />

heute touristisch genutzt. Dabei muss der Tourismus im<br />

Interesse einer nachhaltigen Entwicklung die lebenserhaltenden<br />

ökologischen Prozesse und Naturkreisläufe bewahren<br />

helfen. Die Artenvielfalt zu erhalten und die natürlichen<br />

Ressourcen schonend zu nutzen sind Voraussetzungen für<br />

einen naturverträglichen Tourismus. <strong>Der</strong> muss aber auch<br />

ökonomisch tragfähig sein. Dazu hat die Bundesvereinigung<br />

Kanutouristik in Kooperation mit dem <strong>Deutsche</strong>n Kanu-<br />

Verband eine bundesweite Studie durchgeführt und ist zu<br />

Infokasten:<br />

www.natursportinfo.de - Die Plattform für Informationen<br />

und Konfliktlösungen im Natursport<br />

www.wanderbares-deutschland.de - Wanderer können sich<br />

hier Ihre Routen zusammenstellen.<br />

www.alpenverein.de - Freunde des Klettersports und des<br />

Bergwanderns sind hier richtig.<br />

www.erlebnistag-wandern.de - Sportvereine und Mitgliedsorganisationen<br />

des DOSB finden hier die Informationen zur<br />

Ausrichtung eines "Erlebnistag Wandern".<br />

www.die-praevention.de - das Bundesministerium für<br />

Gesundheit stellt hier ein Themenspezial zum Wandern vor.<br />

erstaunlichen Ergebnissen gekommen. Eine Million Kanuten<br />

üben ihr Hobby häufig aus, ein weiteres Viertel eher selten.<br />

Sie sind zwischen 30 und 50 Jahre alt und geben beim Kanufahren<br />

täglich 32 Euro (ohne Bootsmiete) aus. Damit schaffen<br />

Kanutouristen über 17.000 Vollzeit-Arbeitsplätze.<br />

Fazit: Natursport in Deutschland tut nicht nur der Seele gut,<br />

sondern ist auch eine beachtliche Wirtschaftsgröße.<br />

OF<br />

37


<strong>Der</strong> Behinderten-Sportverband<br />

und der<br />

Sparkassenverband<br />

Niedersachsen haben<br />

die Kinder-Rollstuhlgruppe<br />

im Sportverein<br />

Blau-Weiss Buchholz<br />

mit einem<br />

Initiativ-Preis ausgezeichnet.Übungsleiterin<br />

ist Barbara<br />

Erdrich, die selbst seit 20 Jahren Rollstuhl-Basketball spielt<br />

und sich seit zwei Jahren mit hohem persönlichen Einsatz<br />

um die jungen Menschen bemüht. "Gute Erfolge werden<br />

immer wieder nur durch das Engagement Einzelner erzielt",<br />

kommentiert Arno Reglitzky, der Vereinsvorsitzende, in der<br />

Vereinszeitschrift.<br />

<strong>Der</strong> Sportverein Medizin Stralsund hat sich seit 1990 <strong>von</strong><br />

56 auf 500 Mitglieder im Rehabilitations- und Behindertensport<br />

entwickelt. 21 Übungsleiter sind im Einsatz. Zum<br />

Gütesiegel "Sport pro Gesundheit" ist jetzt noch die Auszeichnung<br />

"Stern des Sports" hinzu gekommen. <strong>Der</strong> Turnund<br />

Sportverein Hohenbrunn wird vom Bayerischen Fußball-Verband<br />

als Vorbild für die Aktion "Beeinträchtigte<br />

Kinder im Fußballclub" herausgestellt. Zur Mannschaft<br />

gehören drei am Down-Syndrom erkrankte Jungen. Nach<br />

einem Jahr zieht Alfred Rietzler, Trainer und Jugendleiter,<br />

die positive Zwischenbilanz: "Die Kinder harmonieren<br />

hervorragend. Es gibt keine Differenzen oder Ausgrenzungen."<br />

Preise und Prädikate sind wichtige Anerkennungen für die<br />

Mitarbeiter und die Sportvereine. Sie erreichen inzwischen<br />

eine größer werdende Öffentlichkeit und mediales Interesse<br />

im Umfeld. Gut vorbereitete Präsentationen kommen dazu:<br />

Zum Beispiel die Veranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum<br />

der Versehrten-Sportgemeinschaft Ravensburg oder die<br />

Geburtstagsparty des Clubs Handicap Albstadt, der vor 30<br />

Jahren mit Hilfe der Kirche und des Roten Kreuzes als<br />

"Freizeitclub für Behinderte und ihre Freunde" gegründet<br />

wurde.<br />

Im Innenverhältnis des organisierten Sports sind das nachahmenswerte<br />

Beispiele als Ansporn für andere, in einem<br />

sensiblen Bereich weiter zu machen, die Angebote auszubauen<br />

oder einfach anzufangen. So trainiert der Judo-Club<br />

Bad Säckingen mit 20 geistig behinderten Mädchen und<br />

Jungen, während im Verein für Sport- und Körperpflege<br />

<strong>von</strong> 1848 Osterholz-Scharmbeck das Groß-Trampolin das<br />

bevorzugte Sportgerät für diese Gruppe ist. <strong>Der</strong> Schwimmsportverein<br />

Esslingen organisiert Aqua-Fitness für Sehbehinderte<br />

und Blinde. <strong>Der</strong> Ruderverein Nürnberg <strong>von</strong> 1880<br />

38<br />

Ob basisnah im Verein<br />

<strong>Der</strong> Behindertensport<br />

hatte blinde Schüler der Berufsfachschule für Physiotherapie<br />

zu einem Schnuppertag eingeladen. Seit Februar<br />

betreuen Ergotherapeuten und Fachübungsleiter eine neue<br />

Gruppe geistig behinderter Menschen im Turn- und Rasensportverein<br />

Bremen. Zum fünften Mal segelte der Verein für<br />

Leibesübungen Pinneberg mit asthmakranken Kindern.<br />

Die Freude am Sport, das besondere Lebens- und Selbstwertgefühl<br />

lassen sich nur schwer beschreiben. Insofern<br />

waren die 4. Fußball-Weltmeisterschaft für Menschen mit<br />

Behinderungen und die Special Olympics National Games -<br />

die diesjährigen Sommerspiele für Athletinnen und Athleten<br />

mit geistiger Behinderung - nicht nur die überzeugende<br />

Fortsetzung der vorausgegangenen Großveranstaltungen:<br />

hervorragend organisiert, <strong>von</strong> Begeisterung und Spontaneität<br />

getragen, ein fröhliches und farbenfrohes Miteinander.<br />

Beide Feste des Sports haben auch nachhaltig für<br />

den Behindertensport geworben.<br />

Die gesellschaftspolitische Bedeutung kommt dazu. Bundespräsident<br />

Horst Köhler hat die Wettbewerbe - auch als<br />

Schirmherr - in Duisburg und Berlin eröffnet. "Von diesem<br />

Mut und dieser Begeisterung kann sich auch so mancher<br />

Mensch ohne Behinderung eine Scheibe abschneiden",<br />

sagte er vor 24.000 Zuschauern in der MSV-Arena und<br />

fügte hinzu: "Es ist gut, dass sich immer mehr Menschen<br />

für den Behindertensport interessieren."<br />

Im organisierten Sport kann das als Ermunterung verstanden<br />

werden, in den aktuellen Aktivitäten und Initiativen<br />

nicht nachzulassen. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> Behinderten-Sportverband<br />

mit 18 Landesorganisationen und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Rollstuhl-Sportverband als ihm angegliederten Fachverband<br />

betreut 342.000 Mitglieder in rund 3.400 Behinderten- und<br />

Versehrtensportgemeinschaften. Sport für Menschen mit<br />

Handicaps wird aber auch mit kräftig steigender Tendenz<br />

quer durch die Fachverbände vermittelt. Die Sportvereine<br />

mit der Zielsetzung einer Gesellschaft für alle Lebensalter<br />

und kompetent eingestellt auf die sehr unterschiedlichen<br />

Fähigkeiten ihrer Mitglieder sind für die menschenfreundliche<br />

Umsetzung besonders gut geeignet. Beispiele für das<br />

gemeinsame Sporttreiben sind Beweis dafür.


oder weltmeisterlich:<br />

Die Rollstuhl-Sportgemeinschaft Hannover organisiert<br />

Kartsport für Interessierte mit und ohne Behinderung. Die<br />

Aktiven sind zwischen 12 und 70 Jahre alt. <strong>Der</strong> Berliner<br />

Sport-Club und der Turnverein Schiefbahn 1899, Willich,<br />

betreuen integrative Kindergruppen. Naturgemäß hoch<br />

oben segelt der Luftsportclub Bayer Leverkusen und<br />

ermöglicht Gastflüge für Blinde mit hohem Erlebniswert.<br />

Auf dem Boden bleibt der Idarer Turnverein 1873 und<br />

erfreut behinderte Ältere und Hochbetagte mit Gymnastik<br />

und Spielen auf dem Stuhl. Im Männer-Turn-Verein<br />

Aurich <strong>von</strong> 1862 bemüht sich eine Fachübungsleiterin<br />

zusammen mit einem Zivildienstleistenden um zwei Gruppen<br />

<strong>von</strong> behinderten und nicht behinderten Vereinsmitgliedern.<br />

Die Betreuung <strong>von</strong> Menschen mit Handicaps und der<br />

gemeinsame Sport mit nicht Behinderten erfordern Einfühlungsvermögen,<br />

Einfallsreichtum und zusätzliches<br />

Engagement. Bewährte Maßnahmen mischen sich mit<br />

neuen Initiativen. Zugleich werden Umfang und sportlichsoziale<br />

Inhalte der Angebote erheblich ausgeweitet. Damit<br />

wachsen die Ansprüche und Anforderungen<br />

an hoch qualifizierte Übungsleiterinnen<br />

und Übungsleiter mit<br />

Zusatz- und Sonderausbildungen. <strong>Der</strong><br />

Einsatz solcher Mitarbeiter bleibt ein<br />

unabdingbares Qualitätsmerkmal.<br />

Kooperation und Partnerschaft werden<br />

zu offiziellen Wertmarken zwischen<br />

Sportorganisationen und<br />

Behinderteninstitutionen. Persönliche<br />

Kontakte schaffen Vertrauen und<br />

Verlässlichkeit im Handeln.<br />

Kinder des Tennisclubs Langenau<br />

spielen in einem Schulprojekt zusammen<br />

mit geistig behinderten Mädchen<br />

und Jungen. In der Kindersportschule<br />

der Turn- und Sportgemeinde Wilhelmsdorf<br />

haben Sportlehrer und<br />

Sozialpädagogen zwei integrative<br />

Klassen eingerichtet. Enge Kontakte<br />

sind zu den Werken<br />

der Evangelischen<br />

Diakonie, der örtlichenBehindertenhilfe<br />

und einer Heimsonderschule<br />

für<br />

geistig behinderte<br />

Kinder geknüpft<br />

worden. Mit Unterstützung<br />

des Kletterzentrums<br />

Spandau<br />

und mehrerer Vereine<br />

hat der Behinderten-Sportverband Berlin den 1. Sporttag<br />

für Behinderte und nicht Behinderte durchgeführt. Ausgerichtet<br />

<strong>von</strong> der Versehrten-Sportgemeinschaft Rüsselsheim<br />

hat sogar der 42. Sporttag im Bezirk Groß-Gerau des Hessischen<br />

Behinderten- und Rehabilitationsverbandes stattgefunden.<br />

"Sport für die ganze Familie" war wieder das Motto.<br />

macht Furore Von Karl Hoffmann<br />

Wichtig sind auch eigene positive Erfahrungen. Nach<br />

einem integrativen Spiel- und Sportfest für 300 Grundschüler<br />

aus dem Kreis Limburg/Weilburg verspricht Ute<br />

Grupner-Theis, die Konrektorin der Grundschule Beselich,<br />

dass das Thema "Verständnis für behinderte Mitschüler im<br />

Unterricht vertieft wird".<br />

So können sich Chancengleichheit und Aufmerksamkeit<br />

früh entwickeln. Das haben die geistig behinderten Vereinsmitglieder<br />

des Turnvereins Moringen <strong>von</strong> 1862 schon<br />

erreicht. Zum 11. Mal haben sie eine eigene Vereinszeitung<br />

erstellt. "Wir wollen uns zu Wort melden", steht auf der<br />

Titelseite, "und dabei sein."<br />

OF<br />

39


Kofi Annan stand Pate<br />

Die Vereinten Nationen und der Sport - eine<br />

ebenso kurze wie beeindruckende Erfolgsgeschichte<br />

Von Stefan Volknant<br />

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat Mitte<br />

Oktober den südkoreanischen Außenminister Ban Ki<br />

Moon zum neuen UN-Generalsekretär gewählt. Ban Ki<br />

Moon folgt dem charismatischen Kofi Annan, der im Jahr<br />

2001 für die Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis<br />

verliehen bekam und in den meisten Ländern der Erde großen<br />

Respekt genießt.<br />

40<br />

Durch seine integrierende Persönlichkeit, sein sympathisches<br />

Auftreten und seinen Einsatz , u.a. im Kampf gegen die<br />

Armut, hat er den Vereinten Nationen neue Glaubwürdigkeit<br />

geschenkt, so lautete der Tenor der Kommentare nach seiner<br />

zehnjähriger Amtszeit. Die Vereinten Nationen verdanken Kofi<br />

Annan aber nicht allein Friedensnobelpreis, Millenniumziele,<br />

Glaubwürdigkeit und engagierten Einsatz, sie verdanken ihm


auch zentrale Erkenntnisse über die Bedeutung des Sports in<br />

der Entwicklungsarbeit.<br />

Über die Person Kofi Annan, seine Kindheit und Jugend in<br />

Ghana, die prägenden Jahre in den USA und Europa, ist<br />

wenig bekannt. Darüber können auch die zahlreichen Würdigungen<br />

zu seinem Ausscheiden nicht hinwegtäuschen. So<br />

zählt auch seine enge Bindung an den Sport zu den weithin<br />

eher unbekannten Zügen des scheidenden UN-Generalsekretärs.<br />

Sie ist in frühester Jugend mit dem Eintritt in ein Internat<br />

in Mfantsipim(Ghana) entstanden, wo er sein athletisches<br />

Talent entdeckt hat, erläutert Friederike Bauer, Korrespondentin<br />

und Auslandsredakteurin der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung, in der bislang einzigen ausführlichen deutschsprachigen<br />

Biographie über Annan:<br />

In der Jugend ein guter Leichtathlet<br />

und Fußballer<br />

Im letzten Schuljahr habe er Lehrer und Mitschüler mit<br />

ausgezeichneten Leistungen als Sprinter überrascht, ein<br />

Hobby, das ihm später immer wieder Respekt und Popularität<br />

sicherte. Wie im Internat, so habe Annan auch später am<br />

Macalester College in Minnesota/USA, für das er ein Stipendium<br />

gewann, regelmäßig Sport getrieben und mit außergewöhnlichen<br />

Leistungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.<br />

Sport hat an amerikanischen Universitäten, im Gegensatz<br />

zu deutschen, traditionell eine große Bedeutung. Die<br />

Stars des Football- oder Basketball-Teams werden schnell<br />

auch zu Lieblingen des gesellschaftlichen Lebens. Auch Kofi<br />

Annan versuchte sich als Leichtathlet im American Football.<br />

"Es war okay, solange ich den anderen da<strong>von</strong>rannte und<br />

keiner mich kriegte", erklärte er später. Aber als 60-Kilo-<br />

Mann war er für diese Sportart nicht kräftig genug. Stattdessen<br />

wandte er sich dem europäischen Fußball zu - mit mehr<br />

Erfolg und größerem Spaß. Und als 60-Yard-Sprinter stellt er<br />

einen Universitätsrekord auf, der mehr als zehn Jahre hielt.<br />

"Er war geistig wie körperlich fix", erinnert sich eine Kommilitonin<br />

in Friederike Bauers Biographie.<br />

Während seines Lebens- und Karriereweges blieb Kofi Annan<br />

dem Sport eng verbunden. In zahlreichen UN-Programmen<br />

und Aktionen, Ansprachen und Reden, in Empfehlungen und<br />

Resolutionen wird der Sport als probates Mittel zur Erreichung<br />

der <strong>von</strong> ihm als Generalsekretär dieser Organisation<br />

verfochtenen Millenniumsziele ausgewiesen.<br />

Was hat Sport mit Entwicklung zu tun? Noch vor wenigen<br />

Jahren wäre bei dieser Frage selbst mancher Experte ins<br />

Grübeln geraten. "Von einem Tennisball im Mund ist noch<br />

niemand satt geworden", lautete die Quintessenz eines Kommentar<br />

aus den 80er Jahren. Die Tatsache, dass der Sport<br />

mittlerweile einen festen Platz auf der entwicklungspolitischen<br />

Agenda einnimmt, ist auch Kofi Annan zu verdanken,<br />

der einen Konsens darüber herstellte, dass Sport und Spiel<br />

einen wichtigen Beitrag zum Erreichen <strong>von</strong> globalen Entwicklungszielen<br />

leisten kann. Heute attestieren selbst Skeptiker<br />

dem Bereich "Sport und Entwicklung" ein erhebliches<br />

Zukunftspotenzial. Durch den Sport lernen Menschen sich<br />

mit Gegnern friedlich zu messen, mit Sieg und Niederlage<br />

umzugehen, Regeln zu akzeptieren, den eigenen Körper zu<br />

erfahren oder sich als Mitglied in ein Team einzufügen. Auch<br />

für menschliche Gesellschaften ist Sport kein Luxus. War<br />

Entwicklungszusammenarbeit im Sport zuvor kein neues<br />

Thema, so wurde sein Potenzial jedoch über viele Jahre<br />

hinweg nicht gezielt und systematisch genutzt.<br />

Aufforderung an den Sport beim<br />

Weltwirtschaftsgipfel in Davos<br />

Den Startschuss für eine engere und fruchtbare Zusammenarbeit<br />

zwischen Sport- und Entwicklungsorganisationen hat<br />

erst Kofi Annan 1999 beim Weltwirtschaftsforum in Davos<br />

gegeben. Dort hat er die Sportwelt dazu aufgefordert, sich<br />

zusammen mit Politik und Wirtschaft für eine gerechtere und<br />

friedlichere Welt einzusetzen. Im Jahr 2001 ernannte Annan<br />

den Schweizer Alt-Bundesrat Adolf Ogi zu seinem Sonderberater<br />

für Sport im Dienst <strong>von</strong> Entwicklung und Frieden. Unter<br />

der Führung <strong>von</strong> Ogi und der damaligen UNICEF-Direktorin<br />

Carol Bellamy wurde die UN-Inter Agency Task Force für<br />

Sport, Entwicklung und Frieden eingesetzt. Sie setzt sich aus<br />

Vertreterinnen und Vertretern verschiedener UN-Agenturen<br />

(darunter UNESCO, WHO, UnDP, UNHCR, UNICEF, UNAIDS)<br />

zusammen und untersucht, wie der Sport bei der Erreichung<br />

der Millenniumsziele helfen kann. "Sport kann eine wichtige<br />

Rolle dabei spielen, das Leben <strong>von</strong> Menschen zu verbessern,<br />

nicht nur das Leben Einzelner, sondern das Leben ganzer<br />

Gemeinschaften. Ich denke es ist Zeit, auf dieser Erkenntnis<br />

aufbauend, Regierungen, Entwicklungsorganisationen und<br />

Gemeinschaften aufzufordern darüber nachzudenken, wie<br />

man den Sport systematischer in die Planungen zur Unterstützung<br />

<strong>von</strong> Kindern, insbesondere solchen, die in Armut<br />

und Unterdrückung leben, einbeziehen kann", sagte Kofi<br />

Annan bei einem Roundtable-Gespräch während der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele 2002 in Salt Lake City.<br />

<strong>Der</strong> 2003 veröffentlichte Schlussbericht der Task Force attestierte<br />

dem Sport ein großes entwicklungspolitisches Potenzial<br />

und rief dazu auf, Sport systematisch in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

einzusetzen. Im gleichen Jahr erklärte die<br />

UNO-Generalversammlung das Jahr 2005 zum Internationalen<br />

Jahr des Sports und der Leibeserziehung. In einer diesbezüglichen<br />

Erklärung wurde dazu aufgefordert, den Sport für<br />

Frieden, Entwicklung, Erziehung und Bildung sowie Gesund-<br />

41


heit fruchtbar zu machen. Entwicklungsorganisationen,<br />

Sportverbände, Regierungen, Wirtschaft, Wissenschaft, Hilfswerke<br />

und Medien wurden zu einer verstärkten Zusammenarbeit<br />

mit dem Sport aufgerufen, um auf diese Weise zur<br />

Erfüllung der im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniums-<br />

Entwicklungsziele beizutragen.<br />

Seither hat das Thema Sport und Entwicklung an Dynamik<br />

gewonnen. Hunderte, wenn nicht Tausende <strong>von</strong> Projekten<br />

weltweit setzen auf den Sport als Mittel zur Entwicklung.<br />

Sport - Wert an sich und<br />

Entwicklungsinstrument<br />

Sport und Spiel haben einen Wert an sich. Sie stehen für<br />

grundlegende menschliche Werte wie Respekt für den Gegner,<br />

Akzeptanz <strong>von</strong> Regeln, Teamwork und Fairness, Prinzipien,<br />

wie sie auch in der UN-Charta postuliert werden. Mit<br />

diesen Eigenschaften bietet sich der Sport darüber hinaus als<br />

Mittel für Entwicklung geradezu an. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

sind äußerst vielfältig. Ob in der kurzfristig und auf Sofortmaßnahmen<br />

ausgerichteten humanitären Hilfe, in langfristig<br />

angelegten Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, ob<br />

im lokalen, regionalen oder im globalen Maßstab. Als Teil der<br />

Gesellschaft spielt er in verschiedene Lebensbereiche hinein<br />

und hat zahlreiche soziale, wirtschaftliche und kulturelle<br />

Schnittstellen. Das erhebliche Potenzial des Sports wird zum<br />

42<br />

Beispiel deutlich bei der<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

und sozialen Integration, bei<br />

der Friedensförderung,<br />

Konfliktprävention und<br />

Konfliktbewältigung, bei<br />

Gesundheitserhaltung und<br />

Gesundheitsförderung,<br />

Fragen der Gleichberechtigung<br />

und Emanzipation<br />

(Gender), wirtschaftlicher<br />

Entwicklung, Mobilisierung<br />

und Kommunikation.<br />

So groß sein Potenzial auch<br />

ist, Sport ist dennoch kein<br />

unproblematisches Allheilmittel<br />

für sämtliche Entwicklungsprobleme.<br />

Dies hat<br />

auch Kofi Annan erkannt. Als<br />

kulturelles Phänomen ist er<br />

ein Spiegel der Gesellschaft<br />

und so komplex und widersprüchlich<br />

wie diese selbst.<br />

Im Sport können Geschlechterrollen<br />

unreflektiert akzeptiert und angewendet werden<br />

und damit den Zugang und die Teilnahme <strong>von</strong> Mädchen und<br />

Frauen erheblich behindern. Umgekehrt kann Sport aber auch<br />

gezielt als Raum dienen, in dem Geschlechterrollen neu<br />

verhandelt werden. Ähnlich kann Sport je nach sozialem<br />

Kontext zwischen gesellschaftlichen Gruppen Brücken schlagen<br />

und Spannungen abbauen oder aber zu einer Verstärkung<br />

der Feindseligkeiten und sogar zur Gewalt beitragen.<br />

Um erfolgreich zu sein und die gewünschten Wirkungen zu<br />

erzielen, müssen sich Sport- und Entwicklungsprojekte dieser<br />

Ambivalenz stellen und sie bewusst in die Konzeption einbeziehen.<br />

Geschieht dies, so urteilte die <strong>von</strong> Kofi Annan eingesetzte<br />

UN-Inter-Agency Task Force in ihrem Bericht Sport for<br />

Development and Peace, dann übertreffen die positiven<br />

Aspekte des Sports jedoch die negativen bei weitem.<br />

Sport entfaltet sein positives Potenzial aber nicht automatisch,<br />

sondern erfordert eine professionelle und sozial verantwortliche<br />

Anleitung durch ausgebildete Lehrpersonen und<br />

Coaches. Darüber hinaus muss Sport den gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Kontext berücksichtigen. Das gilt bei der Wahl<br />

der Sportarten und auch bei ihrer Vermittlung. Ausgrenzung,<br />

bezogen auf Rasse oder ethnische Herkunft, Religionszugehörigkeit<br />

und Geschlecht müssen vermieden werden. Das Projekt<br />

muss schließlich <strong>von</strong> der Bevölkerung getragen und<br />

möglichst in übergreifende Entwicklungsstrategien eingebettet<br />

werden.


<strong>Der</strong> Sport bleibt für die UN eine<br />

Herausforderung<br />

Die Förderung des Sports wird durch verschiedene Akteure<br />

vorangetrieben. Auf der einen Seite steht der Sport, angeführt<br />

<strong>von</strong> nationalen und internationalen Sportorganisationen<br />

wie IOC oder FIFA sowie der Wirtschaft (Sportartikelhersteller,<br />

Veranstalter, Medien). Ihr Hauptziel ist die Entwicklung<br />

des Sports und die Förderung <strong>von</strong> Sportarten. Auf der anderen<br />

Seite stehen Entwicklungsorganisationen und Regierungen,<br />

die den Sport vor allem als wirkungsvolles und kosteneffizientes<br />

Mittel für die Erreichung <strong>von</strong> Entwicklungszielen<br />

sehen und für die Sport ein Instrument unter anderen ist. Ihr<br />

Sport und Millenniumsziele<br />

1. Ziel: Beseitigung der extremen Armut und des Hungers<br />

Entwicklung trägt zur Armutsbekämpfung bei. So werden<br />

zum Beispiel durch die Sportindustrie oder auch durch die<br />

Organisation <strong>von</strong> großen Sportanlässen Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Sport vermittelt außerdem grundlegende<br />

soziale Fähigkeiten, die für ein produktives Leben in der<br />

Gesellschaft wesentlich sind.<br />

2. Ziel: Grundschulbildung für alle<br />

Sport und Sporterziehung sind ein wesentlicher Bestandteil<br />

<strong>von</strong> qualitativ hoch stehender Bildung. Sie fördern<br />

positive Werte und Fähigkeiten, die einen direkten und<br />

anhaltenden Einfluss auf junge Menschen haben. Sportliche<br />

Aktivitäten und Sporterziehung machen den Schulunterricht<br />

allgemein attraktiver und erhöhen die Beteiligung.<br />

3. Ziel: Förderung der Gleichstellung der Geschlechter<br />

Vermehrter Zugang zu Sport und körperlicher Tätigkeit<br />

hilft Frauen und Mädchen, Selbstvertrauen aufzubauen<br />

und die gesellschaftliche Integration zu stärken. <strong>Der</strong> Einbezug<br />

<strong>von</strong> Mädchen in sportliche Tätigkeiten zusammen mit<br />

Knaben trägt zur Überwindung <strong>von</strong> Vorurteilen bei, die in<br />

gewissen Gesellschaften oft für die soziale Schwächung<br />

der Frauen und Mädchen mitverantwortlich sind.<br />

4. und 5. Ziel: Senkung der Kindersterblichkeit und<br />

Verbesserung der Gesundheit <strong>von</strong> Müttern<br />

Sport kann ein wirkungsvolles Mittel sein, Frauen zu einem<br />

gesunden Lebensstil zu verhelfen. Außerdem kann er<br />

Interesse ist nicht die Sportentwicklung als solche, sondern<br />

die Entwicklung durch Sport.<br />

Heute hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass beide Ansätze<br />

aus entwicklungspolitischer Sicht ihren Wert haben und<br />

sich ergänzen. Dennoch gibt es auch Interessenskonflikte.<br />

Hooliganismus, Nationalismus, Doping, Korruption, Handel<br />

mit Sportlern usw. laufen Entwicklungszielen diametral<br />

entgegen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass globale<br />

Sportdisziplinen wie Fußball oder Basketball lokale Spiel- und<br />

Sportarten verdrängen und so zu einer kulturellen Verarmung<br />

betragen. Ambitionen des neuen UN-Generalsekretärs Ban Ki<br />

Moon, das Engagement Kofi Annans zu Gunsten des Sports<br />

zu übertreffen, wären angesichts dieser Herausforderungen<br />

also wenig Grenzen gesetzt.<br />

OF<br />

wichtige Botschaften vermitteln, zumal beide Ziele oft mit<br />

einer Stärkung <strong>von</strong> Frauen und mit Zugang zu Bildung<br />

zusammenhängen.<br />

6. Ziel: Bekämpfung <strong>von</strong> HIV/AIDS, Malaria und anderen<br />

Krankheiten<br />

Sport erlaubt anderweitig nur schwer erreichbare Bevölkerungsteile<br />

anzusprechen und positive Rollenmodelle zu<br />

bieten, die Präventionsbotschaften vermitteln. Sport kann<br />

dank seines integrierenden Charakters und seiner meist<br />

informellen Struktur mithelfen, Vorurteile, Stigmatisierung<br />

und Diskriminierung zu überwinden, indem er eine bessere<br />

gesellschaftliche Integration begünstigt.<br />

7. Ziel: Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit<br />

Sport ist ein ideales Instrument, um das Bewusstsein über<br />

die Notwendigkeit <strong>von</strong> Umweltschutz zu fördern. Die<br />

Wechselbeziehung zwischen regelmäßigen Sportaktivitäten<br />

im Freien und dem Schutz der Umwelt sind für alle leicht<br />

nachvollziehbar.<br />

8. Ziel: Aufbau einer weltweiten Partnerschaft für<br />

Entwicklung<br />

Sport kann genutzt werden, um Partnerschaften zwischen<br />

Industrie- und Entwicklungsländern, Privatsektor, öffentlichen<br />

Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und<br />

dem UN-System zu schaffen und zu fördern. Sport bietet<br />

unzählige Gelegenheiten für innovative Partnerschaften<br />

zur Erreichung <strong>von</strong> Zielen im Bereich der menschlichen<br />

Entwicklung.<br />

Concept - Education, Health, Development, Peace (2005), UN<br />

Office for the International Year of Sport and Physical Education.<br />

Genf 2005.<br />

43


Die Boykottwolken, die noch ein Jahr zuvor die Moskauer<br />

Spiele überschattet hatten, verflüchtigten sich<br />

beim 11. <strong>Olympische</strong>n <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> vor<br />

25 Jahren. Das musste überraschen angesichts der Spaltung<br />

der Sportwelt. Willi Daume inszenierte die Zusammenkunft<br />

der Internationalen Sportverbände, der Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees (NOK) und des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees (IOC) mit seinem Sinn für atmosphärische Leichtigkeit<br />

und ästhetische Perfektion als ein glanzvolles Ereignis.<br />

<strong>Der</strong> Geist der Münchner Spiele vor dem Geiseldrama verband<br />

sich mit dem Flair der noblen Kurstadt. <strong>Der</strong> Kalte Krieg, der<br />

<strong>Der</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Kongress</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

oder das Ende des<br />

Amateurzeitalters<br />

Von Steffen Haffner<br />

ein globales Olympia zu einer Illusion degradiert hatte, zog<br />

sich an diesen goldenen Herbsttagen weit hinter die<br />

Schwarzwald-Berge zurück. Die Sportfunktionäre aus Ost und<br />

West begegneten sich in erleichterter Harmonie. Ein Revancheboykott<br />

gegen die Spiele <strong>von</strong> Los Angeles 1984 schien<br />

nicht zu drohen, wurde <strong>von</strong> den Sowjets dann aber doch<br />

kurzfristig verhängt. Dafür bescherte die auf den <strong>Kongress</strong><br />

folgende IOC-Session mit der Wahl Seouls als Ort der Sommerspiele<br />

1988 dem Weltsport eine neue Zerreißprobe, die<br />

dann erstaunlicherweise glorreich bestanden wurde.<br />

44<br />

Aus der damaligen Sicht wurde zu Recht die Bedrohung<br />

Olympias durch die Politik als das beherrschende Thema<br />

empfunden. Heute, ein Vierteljahrhundert später, markiert der<br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> vor allem das Ende<br />

des Amateurzeitalters. Genau genommen war es nicht der<br />

<strong>Kongress</strong>, sondern die damit im Sinnzusammenhang stehende<br />

84. IOC-Session, die den Berufssportlern die Tür zu den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen einen Spalt breit öffnete.<br />

Die Widerstände gegen eine Liberalisierung der als Amateurparagraph<br />

bezeichneten Zulassungsregel 26 waren erheblich. Beim<br />

<strong>Kongress</strong> plädierte DDR-Sportchef Manfred Ewald<br />

stellvertretend für den Ostblock dafür, "dass die<br />

Regel 26 in ihrem gegenwärtigen Inhalt und Sinn<br />

erhalten bleibt. Alle in letzter Zeit in Umlauf<br />

gebrachten Änderungsvorschläge begünstigten den<br />

Kommerz und den Professionalismus und gefährdeten<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele und ihren edlen Geist…<br />

Die Kommerzialisierung zerstört die ethisch-moralischen<br />

Grundlagen des Sports. Mit der Verwandlung<br />

der Sportler zu lebenden Litfasssäulen werden die<br />

Sportler in ihrer Persönlichkeit diskriminiert." Thomas<br />

Bach sprach sich namens der dreißig Aktiven, die<br />

erstmals Rederecht erhielten und dem <strong>Kongress</strong> ein<br />

Glanzlicht aufsteckten, "für die Beibehaltung des<br />

Amateurs, aber im modernen Sinne" aus. Die Sportler<br />

lehnten, wie der heutige IOC-Vizepräsident und<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

ausführte, die Zulassung <strong>von</strong> Profis zu <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen ab und wandten sich ebenfalls dagegen, als<br />

Litfasssäulen missbraucht zu werden. <strong>Der</strong> damals<br />

27jährige Fecht-Olympiasieger forderte aber, es<br />

müsse jeder Gesellschaftsform erlaubt sein, die ihr<br />

gemäße Form der sozialen Absicherung der Athleten<br />

zu finden: "Das IOC muss den internationalen Sportföderationen<br />

Gelegenheit geben, den Begriff Amateur<br />

den spezifischen Erfordernissen anzupassen."<br />

Damit artikulierte Bach die Position seines Förderers<br />

Willi Daume. <strong>Der</strong> deutsche NOK-Präsident, der<br />

als Vorsitzender der Zulassungskommission die<br />

Schlüsselrolle spielte, verharmloste eine folgenschwere<br />

Modifizierung des Amateurparagraphen.<br />

Daume beruhigte die Delegierten mit der Version, die Zulassungsregel<br />

26 brauche nicht geändert zu werden, nur müssten<br />

die Ausführungsbestimmungen anders als bisher interpretiert<br />

werden. Den internationalen Sportverbänden sollten in<br />

diesem Punkt größere Kompetenzen eingeräumt werden,<br />

ohne die Verantwortlichkeit des IOC in Frage zu stellen.<br />

Direkte Zahlungen und Verträge zwischen Firmen und Athleten<br />

seien weiterhin auszuschließen. Die Sportler sollten<br />

vielmehr aus Mitteln <strong>von</strong> Fonds gefördert werden, die der<br />

Kontrolle nationaler Sportorganisationen unterliegen müssten.


Mit dem Trick, die Brisanz im Kleingedruckten zu verstecken,<br />

gelang es Daume, für seinen Entwurf einer Liberalisierung der<br />

olympischen Zulassungsregel die notwendige Zwei-Drittel-<br />

Mehrheit der IOC-Vollversammlung zu erreichen. Die erste<br />

Auswirkung in der Praxis: Schon sieben Jahre später in Seoul<br />

1988 spielten Tennis- und Tischtennis-Profis in Doppel-<br />

Wettbewerben um olympische Medaillen. 1992 bei den Sommerspielen<br />

<strong>von</strong> Barcelona brach der Damm mit dem Einzug<br />

des Dream Teams der amerikanischen NBA-Basketballprofis.<br />

Allen verbalen Beteuerungen <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> zum Trotz<br />

veränderte nun das Berufsathletentum das Gesicht der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele entscheidend.<br />

Bewusst hatte der 1980 in Moskau zum neuen IOC-Präsidenten<br />

gewählte Spanier Juan Antonio Samaranch die Kommerzialisierung<br />

des olympischen Sports forciert. Unterstützt<br />

wurde er dabei vom damaligen Adidas-Chef Horst Dassler, der<br />

als Samaranchs Stimmenbeschaffer galt und prompt zum<br />

Erstaunen der Traditionalisten in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit dem<br />

<strong>Olympische</strong>n Orden bedacht wurde. Das Bestreben<br />

des Sportführers, der <strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />

zu Geld, Macht und Größe zu verhelfen, verband<br />

sich mit den merkantilen Interessen des Sportartikelhändlers.<br />

Das deutsche IOC-Mitglied Walther<br />

Tröger bewertet im Rückblick die Zulassung der<br />

Basketball-, Eishockey- und Tennisprofis zu den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen kritisch. <strong>Der</strong> damalige IOC-<br />

Sportdirektor und Direktor der Zulassungskommission<br />

hält es nach wie vor für problematisch,<br />

dass die Berufsspieler nicht der Kontrolle der<br />

Sportorganisationen unterliegen. Auch das Konstrukt,<br />

dass die Profis sich für vier Wochen vor<br />

den Spielen bis zwei Wochen danach in punkto<br />

Einnahmen und Werbung der Kontrolle ihrer<br />

Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees unterwerfen<br />

müssen, konnte den Zug nicht aufhalten. Von<br />

einer indirekten Zahlung über Fonds der Sportverbände<br />

war ebenfalls bald nicht mehr die Rede.<br />

Mit dem Einzug der Profis in die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele wurden auch zahlreiche Sportler, die bis<br />

dahin Amateure waren, professionalisiert. Die in<br />

fernsehattraktiven Sportarten erfolgreichen<br />

Athleten strichen nun horrende Dollarbeträge ein<br />

oder wurden dank ihrer Werbeeinnahmen zu Millionären. Die<br />

Sportorganisationen aber hatten, wie Tröger anmerkt, die<br />

Kontrolle über die Athleten verloren, die sich mit Agenten<br />

und Spielervermittlern weitgehend unabhängig machten.<br />

"Diese Entwicklung, die aus dem Untergrund kam, wäre aber<br />

vom IOC nicht zu steuern gewesen, sie wäre ohnehin gekommen."<br />

Bei allen Schattenseiten der Professionalisierung weinte<br />

kaum jemand der doppelbödigen Amateurmoral eine Träne<br />

nach. Mit dem Beschluss <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> endete eine<br />

fanatische, realitätsferne Hexenjagd, deren prominenteste<br />

Opfer Jim Thorpe, der amerikanische Fünf- und Zehnkampf-<br />

Olympiasieger <strong>von</strong> 1912, Paavo Nurmi, der finnische Wunderläufer<br />

und neunmalige Olympiasieger, sowie der österreichische<br />

Skirennläufer Karl Schranz waren. Das IOC erkannte<br />

Thorpe wegen der Annahme geringer Dollarbeträge seine<br />

Goldmedaillen ab, sperrte Nurmi wegen eines ähnlichen<br />

Delikts 1932 kurz vor den Spielen <strong>von</strong> Los Angeles lebenslang<br />

und ließ Schranz wegen verbotener Kaffeewerbung nicht an<br />

den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen 1972 in Sapporo teilnehmen.<br />

Selbst solche Sanktionen konnten nicht verhindern, dass die<br />

Stars <strong>von</strong> Sportveranstaltern und Sportartikelfirmen unter<br />

dem Tisch bezahlt wurden.<br />

Mit dem Ende des Amateurzeitalters hat sich der Akzent in<br />

den populären Sportarten stark vom Siegstreben hin zum<br />

Gewinnstreben verändert. <strong>Der</strong> olympische Sport ist dabei,<br />

seinen ursprünglichen Sinn zu Gunsten materieller Zwecke<br />

aufzugeben. Dazu passt es, dass die schon vor 1981 grassie-<br />

Bundespräsident Karl Carstens bei der Eröffnung<br />

rende Dopingseuche sich mit internationalen Netzwerken<br />

ebenfalls professionalisiert hat. In <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> hatten die<br />

Athleten durch ihren Sprecher, den englischen Weltrekordläufer<br />

Sebastian Coe, sogar lebenslange Sperren für Dopingsünder<br />

gefordert. Trotz aller Nachteile des Kommerzsports aber<br />

war an einer Erkenntnis nicht vorbeizukommen: <strong>Der</strong> Amateursport<br />

hatte ausgedient. An seine Stelle ist nach dem<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Kongress</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> die Ware Sport<br />

getreten. Eine Ware, die sich in glänzender Verpackung präsentiert,<br />

deren Inhalt aber als Folge des Dopingbetrugs fragwürdig<br />

geworden ist.<br />

OF<br />

45


Was as macht eigentlich ...?<br />

Peter eter Angerer<br />

Von Michael Gernandt<br />

Keine Frage, an schönen Fleckchen Erde herrscht kein Mangel<br />

im oberbayerischen Voralpenland. <strong>Der</strong> kleine Ort Hammer<br />

zwischen Siegsdorf an der A8 nahe Salzburg und dem<br />

Eisschnelllaufzentrum Inzell gelegen, im südöstlichsten Zipfel der<br />

Republik also, ist so ein kleines<br />

Paradies. Die wenigen Menschen,<br />

die hier wohnen, wissen die Idylle<br />

zu schätzen. Peter Angerer zum<br />

Beispiel. Stolz auf seine Heimat,<br />

mit sich und seiner Umwelt<br />

offenbar im Reinen, sitzt er auf<br />

der lichtüberfluteten Terrasse<br />

seines Hauses. Die Oktobersonne<br />

lässt sich hier in über 600 Meter<br />

Meereshöhe nicht lumpen. Ein<br />

wenig Schweiß steht ihm auf der<br />

braungebrannten Stirn, leicht<br />

netzt er den immer noch markanten<br />

blonden Schopf des<br />

ersten Biathlon-Olympiasiegers<br />

des 1984 noch weit <strong>von</strong> der<br />

Vereinigung entfernten bundesdeutschen<br />

Sports.<br />

Angerer schaut hinauf zu den<br />

noch sommerlich drapierten<br />

Bergen und sagt: "Schnee sollt`<br />

halt bald fallen." <strong>Der</strong> vom späten<br />

Herbst sei der Wichtigste, der<br />

Bindung wegen für den, der<br />

später fällt. Ohne die weiße<br />

Pracht kommt Angerer auch mit<br />

nun 47 Jahren nicht aus. So<br />

üppig müsste sie sein wie im<br />

vergangenen Winter, als sein<br />

Dorf wochenlang unter der<br />

meterhohen Last ächzte. Das<br />

wär`s doch! Ohne Schnee war<br />

einer wie er schon immer aufgeschmissen, früher als aktiver<br />

Biathlet und heute auch. Nur dass er ihn nicht mehr für die<br />

superschlanken Skaterski benötigt. Angerer bewegt jetzt die<br />

dicken Bretter der Snowboardbranche. Seit bald zehn Jahren<br />

46<br />

vermarktet der zu den erfolgreichsten deutschen Wintersportlern<br />

zählende Bayer mit seiner Agentur "Angerer Sportevent Service"<br />

(ASS) für den Skiweltverband FIS die Weltcuprennen der<br />

Snowboardelite. ASS besorgt die werbliche Umsetzung der<br />

Veranstaltungen. Angerer nennt<br />

das "den Event sichtbar<br />

machen". Weil auch der aufstrebende<br />

Snowboardzirkus in 17<br />

Orten weltweit vorbei schaut,<br />

hat sich für den Agenturchef im<br />

Vergleich zu früher kaum etwas<br />

geändert: zumindest winters ein<br />

dann vom österreichischen<br />

Skizentrum Obertauern aus<br />

gesteuertes Leben aus dem<br />

Koffer. Den 15 Monate alten<br />

Sohn, dessen Mittagsschlaf er<br />

während des Gesprächs zweimal<br />

überwachte, wird er dann seltener<br />

sehen, die zwei Kinder aus<br />

erster Ehe sowieso nicht. Die<br />

leben mit der Mutter weit weg<br />

in Norwegen.<br />

Was diese Veränderung seines<br />

Interessenschwerpunkts für sein<br />

ursprüngliches Metier zur Folge<br />

hat, liegt auf der Hand: Peter<br />

Angerers Distanz zum Biathlon<br />

ist zwangsläufig angestiegen.<br />

Klar, er hat noch Kontakt zum<br />

früheren Weggefährten Fritz<br />

Fischer und zu Rico Groß, die<br />

wohnen schließlich bei ihm um<br />

die Ecke, in Ruhpolding. Das<br />

jährliche Weltcuprennen dort<br />

schaut er sich, falls es der Beruf<br />

zulässt, gerne an. Aber als einen<br />

aktuellen Insider des Biathlonsports würde sich der Angerer Peter<br />

aus Hammer nicht mehr bezeichnen. Gleichwohl ist ihm die<br />

atemberaubende Wandlung dieser Disziplin während der vergangenen<br />

zehn, fünfzehn Jahre zum "Wintersport Nummer eins"


(Angerer) natürlich<br />

nicht entgangen.<br />

"Die haben die<br />

richtigen Entscheidungen<br />

getroffen",<br />

lobt er den InternationalenBiathlon-Verband<br />

für<br />

die Angleichung<br />

der Wettbewerbe<br />

an die Vorstellungen<br />

des Fernsehens<br />

und den<br />

Geschmack des<br />

Publikums. Angerer:<br />

"Danach war<br />

der Boom voraussehbar." So wie Biathlon sich heute präsentiere,<br />

sei das "herzeigbar".<br />

Als Angerer seine internationale Laufbahn startete, 1978 als 19-<br />

Jähriger bei den Junioren-Weltmeisterschaften (Platz vier), hielt<br />

sich Zuneigung zum Biathlon noch in Grenzen, waren Vorurteile<br />

häufige Begleiter. Dass geschossen werden musste, passte so<br />

manchem Medienmann nicht in sein Weltbild vom friedliebenden<br />

Olympiasport. "Für mich war das aber nie ein Thema", erinnert<br />

sich Angerer beim Plausch in der Herbstsonne <strong>von</strong> Hammer. Eher<br />

konnte er sich damals echauffieren, wenn in Zeitungen den<br />

seinerzeit keineswegs erfolgreicheren Langlaufspezialisten Vorrang<br />

eingeräumt wurde. Dann fuhr der oft wortkarge Biathlet schon<br />

mal aus der Haut. Obwohl zuweilen als blonder Modellathlet und<br />

Aushängeschild für den Biathlonsport dargestellt, hat er den<br />

Drang in die Öffentlichkeit nicht verspürt. Es ging ihm um Anerkennung,<br />

nicht um Rummel. Angerer sagt, er habe "den Mittelweg<br />

gesucht", und wenn man ihm vorhielt, "Du bist zu brav, habe ich<br />

gesagt: Ich bleibe so". Einen Typ, der ihm in dieser Beziehung<br />

ähnlich sei, meint er unter den aktuellen Biathleten entdeckt zu<br />

haben: den dreifachen Goldmedaillengewinner der Spiele 2006<br />

<strong>von</strong> Turin, den Allgäuer Michael Greis.<br />

Die Erfolgsbilanz <strong>von</strong> Peter A. ist ellenlang und beginnt international,<br />

wie erwähnt, 1978 bei der Junioren-WM. 1980: Die erste<br />

Olympiamedaille, Bronze mit der Staffel, zwei Mal Gold bei der<br />

Junioren-WM mit der Folge, <strong>von</strong> der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe<br />

zum Juniorsportler gewählt zu werden. 1981: WM-Silber (Staffel),<br />

10-km-Sechster; 1983: WM-Silber (10 km) und -Bronze (20 km)<br />

sowie Gesamtsieger im Weltcup. 1984: die Glanzsaison mit Olympiagold<br />

(20 km) in Sarajewo, Silber (10 km) und Bronze (Staffel).<br />

1985: Wieder Staffeldritter bei der WM. 1988: Olympiasilber mit<br />

der Staffel (Reiter, Höck, Angerer, F. Fischer).<br />

Auffällig an der Medaillenserie ist, neben der Tatsache, dass<br />

Angerer nie in einer bei Olympia und WM siegreichen Staffel lief,<br />

das "Loch" zwischen den Jahren 1985 und 1988. Es markiert den<br />

schwarzen Fleck in der Karriere des braven Athleten Peter A. Bei<br />

der WM 1986 in Oslo erwischten ihn die Dopingjäger: positiv auf<br />

das anabole Steroid Testosteron. Von diesem für den bundesdeutschen<br />

Wintersport peinlichen Vorfall erfuhr die Öffentlichkeit erst<br />

spät im August, die Regularien des Antidopings ließen eine solch<br />

lange Verweildauer bei den zuständigen Stellen damals noch zu.<br />

Zudem brauchte es Wochen, bis die Hintergründe des ersten<br />

wirklich prominenten Dopingfalls im bundesdeutschen Olympiasport<br />

aufgeklärt waren. Die Folge der Recherchen: Nicht Angerer<br />

wurde zum bösen Buben gestempelt, sondern der Arzt des Biathlonteams,<br />

Erich Spannbauer aus München.<br />

Spannbauer soll, so die offizielle Version, die über das Medikament<br />

nicht aufgeklärten Angerer und Franz Wudy mit Testosteron<br />

behandelt haben. Gegen "Erkältungserscheinungen", wie der<br />

<strong>Deutsche</strong> Skiverband darstellte. Gegen "ein Leistungstal", wie<br />

Spannbauer freimütig korrigierte und damit in die Falle tappte.<br />

Testosteron habe nicht auf der ihm vorliegenden Verbotsliste<br />

gestanden, und was dem Athleten helfe und nicht auf der Liste<br />

stehe, sei aus seiner Sicht dem Sportler zu verabreichen. Dass das<br />

Mittel bereits 1982 auf den Index kam, hatte Dr. S. wohl vergessen<br />

in der Eile.<br />

<strong>Der</strong> Medizinmann, der zuvor auch jahrelang für die Bundesliga-<br />

Fußballer des FC Bayern gearbeitet hatte, erhielt vom Skiverband<br />

die rote Karte - und Angerer nur knappe sechs Monate Sperre<br />

anstelle einer längeren Auszeit. Seine zwei WM-Medaillen, Silber<br />

über 10 Kilometer und Bronze für die Staffelteilnahme, hat der<br />

Hammerer gleichwohl abgeben müssen. Von diesem Tiefschlag,<br />

dem Knick der Karriere, erholte sich Angerer zumindest 1987<br />

nicht. Den Bettel gar für immer hinschmeißen wollte er. "Ich<br />

fühlte mich um die Medaillen betrogen, die Situation war für<br />

mich psychisch sehr schwierig", sagt er heute. Dass er Ski und<br />

Gewehr doch wieder hervorgekramt hat, "war letztlich allein<br />

meine Entscheidung". Zum Comeback motivierte er sich mit den<br />

Worten: "Die Medaillen hole ich mir zurück."<br />

Vor allem die zurück gegebene Auszeichnung für die Staffel muss<br />

für Angerer eine schwere Belastung gewesen sein, war das Diplom<br />

doch auch den unschuldigen drei anderen Läufern abgenommen<br />

worden. Die Chance zur Tilgung der Hypothek bot sich Angerer<br />

1988 bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in Calgary. Er hat sie nutzen<br />

können. Mehr noch: Das Nationale <strong>Olympische</strong> Komitee (NOK)<br />

hatte ihn für den Einmarsch der Nationen zum Fahnenträger des<br />

(letzten) altbundesdeutschen Teams bestimmt. Angerer interpretierte<br />

die <strong>von</strong> NOK-Präsident Willi Daume und Chef de Mission<br />

Walther Tröger vergebene, <strong>von</strong> den Medien allerdings kontrovers<br />

diskutierte Auszeichnung als den endgültigen Beleg seiner Rehabilitierung.<br />

Mit dem Thema Doping kam der seit Calgary fünfmalige Medaillengewinner<br />

später nur noch einmal in Berührung: Als er 1993 bei<br />

einem Interview des Bayerischen Rundfunks laut über eine<br />

Dopingfreigabe nachdachte. Damit, argumentierte er, sei das Ende<br />

der Chancenungleichheit für die Sportler herbeizuführen. "Mit der<br />

Chancengleichheit hat es damals nicht funktioniert und es funktioniert<br />

auch heute nicht", stellt er im Herbst 2006 fest. Seine<br />

Skepsis will nicht weichen, auch wenn er registriert hat, dass es<br />

mit dem Thema Antidoping "besser geworden ist". Ob sein<br />

Dopingfall beim Einstieg in den Beruf geschadet habe, will der<br />

Besucher aus München schließlich noch wissen. Angerer: "Beruflich<br />

gab es Rückenwind durch die Medaillen und keinen Gegenwind<br />

durch Doping."<br />

47


70 Jahre danach:<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Berlin in<br />

den Augen einer Zeitzeugin<br />

Ein Gespräch mit Elfriede Kaun, der Bronzmedaillengewinnerin im Hochsprung<br />

Von Winfried Joch<br />

Vor 70 Jahren, vom 1. bis 16. August 1936, fanden in<br />

Berlin die XI <strong>Olympische</strong>n Spiele statt. Über das<br />

Besondere dieser Spiele ist viel und lange diskutiert<br />

worden, haben Experten der unterschiedlichsten Fachrichtungen<br />

- mal kontrovers, mal im Konsens - ein fest gefügtes Bild<br />

entworfen, das die Zeit überdauert hat: Noch nie zuvor war<br />

eine deutsche Mannschaft so erfolgreich; noch nie war ein<br />

Sportereignis professionell und propagandistisch so wirksam<br />

ins Bild gesetzt worden; noch nie hat aber auch ein politisches<br />

System so ungeniert den Ablauf der Spiele dominiert<br />

und damit erstmals in der Geschichte des modernen Sports<br />

deutlich gemacht, dass sich der Sport den politischen Machverhältnissen<br />

ein- und unterzuordnen hat, und dass der Sport<br />

über Instrumente, sich dem dauerhaft und über Einzelfälle<br />

hinaus zu widersetzen, nicht verfügt.<br />

Ein häufig ganz anderer Eindruck entsteht, wenn die Sportlerinnen<br />

und Sportler selbst berichten, die damals dabei<br />

waren und Anerkennung ihrer Leistung gefunden haben -<br />

über den Tag hinaus, und die <strong>von</strong> ihren Emotionen und<br />

denen der Berliner Tage insgesamt getragen wurden, ungetilgt<br />

in ihren Erinnerungen. Eine dieser Sportlerinnen ist<br />

Elfriede Kaun, die am 9. August 1936 im Hochsprung der<br />

Frauen die Bronze-Medaille errang - an einem Tag, der ihr<br />

Leben verändert hat.<br />

Elfriede Kaun war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt, hatte als<br />

erste <strong>Deutsche</strong> 1935 ihre Bestleistung auf 1.60 m gesteigert,<br />

48<br />

war erstmals <strong>Deutsche</strong> Meisterin geworden und zugleich die<br />

Beste in der Welt. Sie gehörte zusammen mit der Jüdin Gretel<br />

Bergmann (1936: 1.60 m) und der Bremerin Doris Ratjen zu<br />

den drei deutschen Hochspringerinnen, deren sportliches<br />

Streben damals ganz auf die Teilnahme an den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen gerichtet war. Und die Erwartungen aller drei waren<br />

nicht unbegründet. Auch diejenigen der Gretel Bergmann<br />

nicht - bis diese "große jüdische Hoffnung", so der Titel ihres<br />

2003 in deutscher Sprache erschienen Buches, an dem Tag<br />

starb, als ihr am 16. Juli 1936 in einem "Formbrief" mitgeteilt<br />

wurde, sie sei "aufgrund ...ungenügender Leistungen nicht in<br />

die Olympiamannschaft aufgenommen worden". Mit <strong>Deutsche</strong>m<br />

Gruß. Heil Hitler!<br />

Da waren's nur noch zwei. Und eine da<strong>von</strong>, Doris Ratjen,<br />

stellte sich zwei Jahre später, nach den Europameisterschaften<br />

in Wien, als Mann heraus. Also war Elfriede Kaun 1936<br />

die einzige Frau, die Deutschland bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

im Hochsprung vertrat. Elfriede Kaun, geboren am<br />

5.10.1914, lebt heute - nach ihrer Heirat (1943) - unter dem<br />

Namen Rahn-Kaun in Kiel: allein und immer noch selbständig<br />

in ihrer alten Wohnung, die sie vor über 25 Jahren bezogen<br />

hat, als sie aufhörte, berufstätig zu sein.<br />

In einem langen Interview hat die heute 92-Jährige zurück<br />

geblickt auf die Zeit "ihrer" <strong>Olympische</strong>n Spiele, auf das, was<br />

sie damals empfunden und wie sie diese Zeit erlebt hat - die<br />

letzte Überlebende der damaligen Frauen-Leichtathletik-<br />

OF-INTERVIEW


Mannschaft, die mit 2 Gold-, 2 Silber- und drei Bronzemedaillen,<br />

dazu einem Weltrekord in insgesamt nur sechs Disziplinen<br />

so überaus erfolgreich bei diesen <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

1936 in Berlin war.<br />

Elfriede Rahn-Kaun: Die Spiele <strong>von</strong> 1936 und mein Erfolg<br />

damals haben mein Leben verändert; nicht der Tag allein,<br />

sondern all das, was sich da, auch seit 1934, als ich zum<br />

ersten Mal in einem internationalen Wettkampf stand - bei<br />

den Frauen-Weltspielen in London - , ereignet hat. Ich kam<br />

aus dem engen Kiel, die Neue und Unerfahrene aus dem<br />

Dithmarschen, und einer Familie, die ihre lieben Sorgen<br />

hatte mit insgesamt 4 Kindern - mein Vater war Werftarbeiter.<br />

Und nun stand ich vor den Toren der großen weiten<br />

Welt: London, wo ich zum ersten Mal auf internationalem<br />

Parkett dabei sein durfte, obwohl ich eigentlich nur einem<br />

kleinen Kreis <strong>von</strong> Experten bekannt war, dann bei den<br />

<strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften, Berlin, Nürnberg, die Vorbereitungslehrgänge<br />

für die <strong>Olympische</strong>n Spiele in Ettlingen, der<br />

"Führerschule" auf der Wilhelmshöhe bei Karlsruhe, wo für<br />

die Frauen alle zentralen Schulungsmaßnahmen stattfanden<br />

- oft lange <strong>von</strong> zu Hause weg: ein ganz neues Leben<br />

für mich, die gelernte Kindergärtnerin, der nun die ganze<br />

sportliche Welt - mindestens - zu Füßen lag. Ich war jung<br />

und genoss die Privilegien, die ich im und durch den Sport<br />

hatte. Ich habe die politische Welt um mich herum nicht<br />

wahrgenommen - sicher auch wenig darüber nachgedacht.<br />

Aber immerhin ein buntes, vielseitiges Leben mit immer<br />

OF-INTERVIEW<br />

neuen Eindrücken und neuen Erfahrungen, neuen Menschen<br />

- und im Mittelpunkt immer der Sport. <strong>Der</strong> Sport<br />

und insbesondere die Leichtathletik sind ein wichtiger,<br />

unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens geworden, sie<br />

haben mein Leben geprägt. Ich verdanke der Leichtathletik<br />

viel, auch viele wunderbare Freundschaften, die ein Leben<br />

lang gehalten haben. Wo gibt es das sonst noch?<br />

Dass junge Menschen, die Bestandteil eines aktuellen<br />

Geschehens sind, ihre eigene Sichtweise haben und sich darin<br />

<strong>von</strong> denen unterscheiden, die retrospektiv, auch unter anders<br />

geprägten Voraussetzungen urteilen, ist verständlich. Unverständlich<br />

scheint dagegen, dass das Schicksal anderer, auch<br />

derer, die einem nahe stehen, zu denen man freundschaftliche<br />

Beziehungen unterhält, so - nach außen - teilnahmslos<br />

hingenommen wird: Gretel Bergmann wurde aus der Trainingsgruppe<br />

der Hochspringerinnen ausgeschlossen. Und<br />

keiner hat protestiert.<br />

Elfriede Rahn-Kaun: Gretel Bergmann war meine Freundin.<br />

Sie gehörte wie selbstverständlich zu unserem Kreis und<br />

hat das in ihrem Buch - mehr als 60 Jahre danach - immer<br />

noch so gesehen: "Wir waren, glaube ich, nur sechs: die<br />

sechs besten Hochspringerinnen Deutschlands. Probleme<br />

gab es nicht, weder was meine Leistung noch was die<br />

Einstellung meiner Gegnerinnen anging. Mit Elfriede Kaun<br />

freundete ich mich tatsächlich an, wir halfen uns sogar<br />

gegenseitig...".<br />

49


Und so habe ich es auch empfunden - und so sehe ich es<br />

noch heute. Als Gretel Bergmann vor ein paar Jahren in<br />

Deutschland war, nach mehr als 60 Jahren, hat sie mich<br />

besucht. Und es war nach all der Zeit ein herzliches Wiedersehen.<br />

<strong>Der</strong> Hass, den sie auf Deutschland Jahrzehnte<br />

lang empfand und der sie daran hinderte, auch nur dem<br />

Gedanken näher zu treten, hierhin - wenn auch nur<br />

besuchsweise - zurückzukehren, war nicht zwischen uns.<br />

Als sie, bei einem der Vorbereitungslehrgänge und kurz vor<br />

den <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften, wo die komplette Kernmannschaft<br />

am Start war, eher traurig darauf hinwies, dass<br />

sie eventuell gar nicht in Berlin würde starten können,<br />

fragte ich erstaunt:" Warum denn nicht?" Sie sagte: "Ich<br />

bin doch Jüdin", und ich antwortete: "Na und? Was hat das<br />

denn damit zu tun?". Die Mannschaftsleitung hat uns<br />

etwas ganz anderes gesagt: Ihr Platz bliebe frei, sie sei<br />

verletzt. Wir haben das natürlich bedauert, aber nicht<br />

nachgehakt, um Genaueres zu erfahren. Wir waren auch<br />

gefangen in unserem eigenen Glück, dabei zu sein, und viel<br />

zu sehr mit uns selbst beschäftigt. An Protest hat - unter<br />

diesen Umständen - keiner gedacht, auch ich nicht.<br />

Die Aufarbeitung dieser Geschichte und dieser ganzen<br />

Phase meines Lebens erfolgte erst sehr viel später. Die<br />

Naivität der Jugend begann zu schwinden. Ich habe mich<br />

gründlich auseinandergesetzt. Ich weiß, dass manche aus<br />

unserer Mannschaft später anders als ich dachten. Aber ich<br />

habe Schlussfolgerungen gezogen, später, und bin, wie<br />

mein Vater es war, eine engagierte Sozialdemokratin<br />

geworden - bis heute. Und das Interesse an der Politik ist<br />

wach geblieben. Vielleicht auch aus der so ganz anderen<br />

Erfahrung der frühen Jahre.<br />

Zum 85. Geburtstag <strong>von</strong> Leni Riefenstahl war ich noch mal<br />

eingeladen, in ihr Haus am Starnberger See. Ich hatte sie<br />

1936 kennen gelernt und sehr bewundert; wir hatten viele<br />

persönliche Kontakte. Es waren damals - bei ihrem Geburtstag<br />

- auch noch andere aus der Olympiamannschaft <strong>von</strong><br />

1936 eingeladen. Mir hat die Atmosphäre und das Umfeld<br />

aber nicht mehr gepasst. Ich bin dann auch später nie<br />

wieder hin gegangen und habe die Beziehung abgebrochen.<br />

Überhaupt: Ob mir Menschen sympathisch waren oder<br />

nicht, lag nicht an ihrer politischen Einstellung. Ritter <strong>von</strong><br />

Halt, den Chef der deutschen Leichtathleten, habe ich sehr<br />

gemocht. Er war immer Herr der Dinge und souverän in<br />

allen Situationen. Er hatte Verständnis für unsere Probleme,<br />

war für uns da, half, wo und wann er konnte. Er war eine<br />

Persönlichkeit. <strong>Der</strong> Reichssportführer <strong>von</strong> Tschammer und<br />

Osten war dagegen in unseren Augen ein Wichtigtuer,<br />

mischte sich überall ein, ohne wirklich etwas <strong>von</strong> der Sache<br />

zu verstehen. Hitler hat mir natürlich imponiert. Ich war<br />

fasziniert <strong>von</strong> ihm bei den zwei Begegnungen - zuerst im<br />

50<br />

Stadion unmittelbar nach dem Wettkampf und dann mit<br />

der ganzen Olympiamannschaft beim offiziellen Empfang.<br />

Ich habe noch eine handschriftliche Gratulation <strong>von</strong> ihm zu<br />

meinem Hochsprung-Erfolg.<br />

<strong>Der</strong> Leistungssport stand ursprünglich bei den Nationalsozialisten<br />

nicht in hohem Ansehen. Es gab Aversionen gegen das<br />

Leistungsprinzip und den Individualismus der Leistung. Er galt<br />

als international geprägt. Im Vorfeld der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

gab es sogar Proteste, die sich auch gegen ihre Protagonisten<br />

Diem und den "Halbjuden" Lewald richteten. Erst die großen<br />

Propagandamöglichkeiten, die sich durch die Ausrichtung<br />

ergaben, brachten den Sinneswandel. Ideologisch gehörte<br />

zum NS-Programm auch die Ablehnung des Frauen-Wettkampfsports.<br />

Nur den Männern sollten - wie der Philosoph<br />

und politische Pädagoge Alfred Baeumler damals gesagt und<br />

geschrieben hat - das Stadion und der Wettkampf vorbehalten<br />

bleiben, den Frauen blieb die Teilnahme an den Festen; ihr<br />

Part im Sport habe sich auf das Dekorative zu beschränken.<br />

Elfriede Rahn-Kaun: Da<strong>von</strong> haben wir nichts gewusst und<br />

auch nichts gespürt. Wir waren mit unseren Leistungen<br />

überall anerkannt; man hat uns zugejubelt. Wir waren voll<br />

integriert. Die Lehrgänge haben wir natürlich nicht mit den<br />

Männern zusammen durchgeführt. Auch bei der Unterbringung<br />

während der <strong>Olympische</strong>n Spiele gab es<br />

Geschlechtertrennung. Aber das war damals überall so<br />

üblich und ist auch international noch nach dem Krieg so<br />

gewesen. Wir haben uns anerkennt gefühlt. Dies spiegelte<br />

sich auch in unserem Verhältnis zu den Trainern wider, die<br />

uns betreuten. Da habe ich noch gute Erinnerungen an<br />

Woldemar Gerschler, dessen Frau - auch eine Hochspringerin<br />

- heute noch in Freiburg lebt, und der, als Trainer <strong>von</strong><br />

Rudolf Harbig bekannt und anerkannt, ganz selbstverständlich<br />

und erfolgsorientiert mit uns gearbeitet hat. Kein<br />

Gedanke an Zweitklassigkeit. Natürlich hat die Freude am<br />

Sport immer eine wichtige Rolle gespielt, aber gleichermaßen<br />

die Freude an der Leistung. Da gab es keine Abstriche.<br />

Auch in den sportlichen Ansprüchen waren wir den Männern<br />

gleich gestellt.<br />

Gerade die Hochspringerinnen hatten gute Kontakte untereinander<br />

- eine internationale Familie, wenn Sie so wollen.<br />

Und Dora Ratjen gehörte auch dazu. Ich hatte zu ihr ein<br />

besonders gutes Verhältnis - in den Traininglagern, auf<br />

Reisen, bei den Wettkämpfen. Aber niemand hat etwas<br />

gewusst oder gemerkt <strong>von</strong> ihrer geschlechtlichen Sonderrolle.<br />

Die Ungarin Ibolya Csak, die 1936 Olympiasiegerin<br />

wurde und bei den Europameisterschaften1938 nach der<br />

Disqualifikation <strong>von</strong> Dora Ratjen auf den 1. Platz vorrückte,<br />

und die damalige Zweite, die noch ganz junge Engländerin<br />

Dorothy Odam - wir haben uns gut verstanden, waren<br />

sogar befreundet. Keinem wäre es in den Sinn gekommen,<br />

OF-INTERVIEW


nationalistische Hürden zwischen uns aufzubauen. Wir<br />

standen im Wettkampf gegeneinander, aber immer auch<br />

voller Respekt vor der Leistung der anderen - ob Ungarin,<br />

Engländerin oder Italienerin. Wir waren nur Sportlerinnen.<br />

Auch bei den Länderkämpfen war das nicht anders. Für<br />

mich war es wichtig, dass ich Deutschland vertrete, und ich<br />

tat dies mit allem sportlichen Ehrgeiz und Einsatz; aber das<br />

war es dann auch. Ich habe mich mehr für den Sport<br />

interessiert und das Land, wo wir gerade waren. <strong>Der</strong> politische<br />

Hintergrund dieses Landes war mir mehr als gleichgültig<br />

- er interessierte mich einfach nicht.<br />

In dieser Zeit war die Rede da<strong>von</strong> - und die entsprechenden<br />

Verlautbarungen sind voll <strong>von</strong> solchen Äußerungen - , dass<br />

der Sport unpolitisch sei. Nun ist etwas ganz anderes <strong>von</strong> den<br />

damaligen politischen Machthabern demonstriert worden.<br />

Und es sind in den Diskussionen, die später geführt wurden,<br />

auch Meinungen geäußert worden, dass diese Position nicht<br />

zu halten sei. <strong>Der</strong> Sport sei immer schon politisch gewesen<br />

und seine Vertreter hätten sich - wie selbstverständlich - mit<br />

den politischen Verhältnissen stets arrangiert. Wenn dies so ist<br />

- gab es nicht aber eine unpolitische Generation <strong>von</strong> Sportlern,<br />

die in ein politisches System eingebunden wurde, ohne es<br />

zu merken? Gab es diese unpolitischen Sportler, die deshalb<br />

um so leichter manipulierbar waren und als Instrumente der<br />

politischen Machthaber missbraucht werden konnten?<br />

OF-INTERVIEW<br />

Elfriede Rahn-Kaun: Ich habe erst angefangen, mich mit<br />

Politik zu beschäftigen, als der Krieg vorbei war - und<br />

natürlich auch mit meiner Rolle in der Zeit zwischen 1936<br />

und 1945. Es ist schwer verständlich zu machen - ich hatte<br />

damit Schwierigkeiten in der eigenen Familie, bei meinem<br />

eigenen Sohn. Auch Gretel Bergmann hat mir nicht glauben<br />

können, dass ich ahnungslos war, dass ich <strong>von</strong> Nichts<br />

etwas gewusst habe. Aber ich habe mich später gründlich<br />

auseinandergesetzt und mich politisch nicht nur interessiert,<br />

sondern auch versucht, mir ein eigenes Urteil zu<br />

bilden. Es bleibt - auch, oder gerade in meinem Leben - die<br />

große Ambivalenz zwischen dem, was ich erlebt und<br />

welches Leben ich tatsächlich gelebt habe, ohne unmittelbare<br />

Teilhabe am Politischen. Zwischen den subjektiven<br />

Wahrnehmungen, dem erlebten und gelebten Leben und<br />

dem, was objektiv und tatsächlich geschah, liegen bei mir<br />

Welten, liegt die politische Welt, an der ich keinen Anteil<br />

hatte - und doch dazu gehörte. Diese Ambivalenz, mitten<br />

drin zu sein und doch nicht dabei, ist mein politisches<br />

Schicksal - oder: vielleicht dasjenige meiner Sportler-<br />

Generation. Die Korrekturen, die durch späteres Wissen<br />

vorgenommen werden konnten, habe ich vorgenommen.<br />

Aber sie machen nichts ungeschehen, auch nicht, dass ich<br />

Teil dieses politischen Systems war - subjektiv allerdings<br />

ohne Beteiligung. Das beschönig nichts und kann auch<br />

nichts verharmlosen - aber zur ganzen Wirklichkeit gehört<br />

auch das.<br />

51


In seinem Mozart-Buch konstatierte Wolfgang Hildesheimer:<br />

der "Musikfreund" habe "meist mit Befremden festgestellt,<br />

dass ‚der Mensch Mozart' in seinem Erleben und<br />

in seiner Lebensäußerung nur ‚allzu menschlich' gewesen sei;<br />

das heißt, er vermisst in ihm die große Gebärde ... die Darlegung<br />

eines Lebensprogrammes und damit den Hinweis auf<br />

eine zentrale Idee".<br />

Stimmt es wirklich, dass die Mehrheit der ‚Musikfreunde'<br />

nicht an jener olympischen Erhabenheit der großen Gebärde<br />

orientiert ist, auf deren Höhe der Salzburger Genius gern<br />

hinaufkatapultiert wird? <strong>Der</strong> gewöhnliche Mozart-Verehrer<br />

kümmert sich kaum darum, ob denn sein Idol ein "homo<br />

ludens" war, ein spielender, spielerischer Mensch. Gleichwohl<br />

können wir "den" Mozart<br />

nicht verstehen, wenn wir<br />

ihn nicht als "Mozart<br />

ludens" erkennen, als<br />

einen Menschen, der nach<br />

Johan Huizinga seine<br />

ganze Gestalt in der Aura<br />

des Spiels annimmt.<br />

Huizingas Werk "Homo<br />

ludens" trägt den leitwortartigen<br />

Untertitel<br />

"Vom Ursprung der Kultur<br />

im Spiel". Dennoch<br />

scheint der "homo<br />

ludens", in dem grundlegende<br />

Werte des Menschseins<br />

angesprochen sind,<br />

heute in den Hintergrund<br />

gedrängt, obwohl Sport<br />

als Kulturgut apostrophiert<br />

wird. <strong>Der</strong> Begriff<br />

Spiel ist als entleerte<br />

Hülse in die Vermarktung,<br />

in die mediale Umdeutung<br />

und Ausbeutung<br />

abgeglitten.<br />

Doch es erstrahlt ein Hoffnungsschimmer, denn im Jubiläumsjahr<br />

2006 dürfen wir echte Kontrapunkte erleben: Wolfgang<br />

Amadeus Mozart höchstpersönlich als unsterblicher,<br />

sehr menschlicher Prototyp des "homo ludens", der selbst für<br />

Menschen des 21. Jahrhunderts jenes Spannungsfeld zwischen<br />

dem Spielinhalt und dem ästhetischen Gehalt der<br />

Musik verkörpert.<br />

Mozart spielte mit der Musik, ihren Tönen, Regeln und Konventionen,<br />

in dem er sie erfüllte und brach. Er spielte das<br />

Clavecin und Pianoforte, die Violine und Viola. Er spielte<br />

lustvoll, mitunter kindlich oder unreif scheinend in seiner<br />

52<br />

Korrespondenz mit Worten, Begriffen und derben Ausdrücken<br />

als das "entfesselte Spiel auf dem Instrument der Sprache"<br />

(Hans Maier). Er spielte tiefgründig, geistvoll und witzig<br />

zugleich mit den Charakteren in seinen Opern und mit breitbandigen<br />

Empfindungen in seinen Kompositionen. Mozart<br />

scheint ein gewisses Maß an naivem Verspieltsein nie verloren<br />

zu haben. Das alles ist bekannt, beinahe trivial.<br />

Manche Antworten bleiben indes offen: War Mozart bis in die<br />

intimen Gedanken wie über den Tod in eine spielerische Welt<br />

hineingestellt und damit <strong>von</strong> einer uns schwer vorstellbaren<br />

inneren Freiheit bestimmt? War Kunst für ihn intuitives<br />

Produkt des Archetypus Spiel? Solche Fragen stellen sich bei<br />

der Betrachtung Mozarts als Spielernatur im ganz gemeinen<br />

Mozart ludens: <strong>Der</strong><br />

Salzburger Genius<br />

und das Spiel<br />

Von Hans-Dieter Krebs<br />

Sinn. Hochgestochener: Wirkte er sozusagen als Basisakteur<br />

an der Umwertung der Kulturtechniken des Spielens im<br />

Bürgertum mit (E. Büning)? Dieser dem strahlenden Genius<br />

scheinbar widersprechende, gern ausgeklammerte Aspekt<br />

seiner Persönlichkeit konkretisieren die beiden Jubiläumsausstellungen<br />

in Salzburg und Wien.<br />

In Salzburg können die Besucher jenen bürgerlichen Sport<br />

nachvollziehen, der in der Familie Mozart in deftig-fröhlicher<br />

Runde sonntags betrieben wurde, das sogenannte Bölzlschießen.<br />

Und in Wien wird Mozarts enge, vom Spielteufel angesteckte<br />

Affinität zum Billard als herausforderndes Glücksspiel<br />

mit Einsatz und hohem Verlust, zum Kegeln, Schach und


vielfältigen Kartenspielen vor Augen geführt. Vielseitige<br />

spielerische Geschicklichkeit gehörte zu Mozarts Zeit nach<br />

Günther G. Bauer, dem früheren Leiter des Instituts für<br />

Spielforschung und Spielpädagogik an der Salzburger Universität<br />

Mozarteum, nachgerade zum Bild des gesellschaftlich<br />

renommierten "Mannes <strong>von</strong> Welt", dem Mozart auf seine<br />

ganz individuelle Manier entsprechen wollte.<br />

<strong>Der</strong> spielerische Zeitvertreib, das Aufwachsen in einer spielgesättigten<br />

Gesellschaft, die riskante Herausforderung des<br />

Glücks und die hasardierende Spielsucht am Billardtisch, die<br />

ihn in die Nähe des finanziellen Ruins abgleiten ließ, sind mit<br />

Mozarts Alltagsleben verwoben. Nach modernem Verständnis<br />

hat Mozart allerhand Kartenspiele beherrscht und beim<br />

Bölzlschießen, Kegeln, am Billardtisch und beim Reiten<br />

"mäßige Leibesübungen" ausgeübt.<br />

Das Bölzlschießen mit einem Luftgewehr und meist farbigen<br />

Pfeilen (Bölzln) auf 5 bis 7 m entfernte, gemalte und oftmals<br />

gestiftete Scheiben gehörte im 18. Jahrhundert zu den<br />

sportartigen Vergnügen der besseren Salzburger Welt. Bauer<br />

spricht sogar <strong>von</strong> einem "Dartfieber der Mozartzeit". So<br />

wuchs Mozart mit dem modischen Zeitvertreib auf: die<br />

Familie traf sich sonntags im elterlichen Tanzmeisterhaus<br />

mit Bekannten, die als vereinsartige Schützengemeinschaften<br />

oder "Bölzlschützencompagnien" bekannt waren. Hier<br />

handelte er sich nicht etwa um eine militärische Einheit,<br />

sondern ganz einfach um einen geselligen Freundeskreis<br />

oder eine Clique <strong>von</strong> über 30 Personen mit gleichberechtigten<br />

"Frauenzimmern", die sich in den einzelnen Familien<br />

besuchte und diesem Vergnügen mit teils hohem Geldeinsatz<br />

huldigte.<br />

<strong>Der</strong> Mozartforscher Heinz Schuler konstatiert: "Bei den<br />

Mozarts wurde viel musiziert, mit Begeisterung gespielt,<br />

gekegelt und Bölzl geschossen, Theater besucht und wurden<br />

Bälle frequentiert, Besuche und Gegenbesuche, ausgedehnte<br />

Spaziergänge und Ausflüge gemacht." Und trotzdem: "Bei<br />

alledem wurde auch das Komponieren nicht vergessen." Die<br />

Scheiben enthielten deftige Szenen, die das Obszöne nicht<br />

nur streiften. So bestellte Mozart in einem Brief an seinen<br />

Vater aus Mannheim im November 1777 eine Scheibe, in der<br />

eine Person "den blosen Arsch" herzeigt, und ein anderer<br />

Mensch ihn "just im Arsch leckt. Aus seinem Mund gehen die<br />

Worte: ach, da geht man drüber n'aus".<br />

Wie sehr das Bölzlschießen zum Alltag der Familie Mozart<br />

gehörte, beweisen viele Erwähnungen und Berichte in den<br />

Briefen <strong>von</strong> Vater Leopold, im Journal der Schwester Nannerl<br />

und in Mozarts eigener Korrespondenz. In Salzburg schossen<br />

die Mozarts nicht nur auf Scheiben, sondern droschen auch<br />

Karten in allen Variationen - ein spielerisches Universum, bei<br />

dem auch Geld zu gewinnen war, zumeist aber verloren<br />

wurde. So wurde hier im Elternhaus sowohl die spielerische<br />

Ader auf lustige und amüsante Weise gefördert, aber auch<br />

ein Mozartsches Lebenselement grundgelegt, nämlich das<br />

prickelnde und riskante Gewinnspiel mit Geldeinsatz, das in<br />

der Wiener Zeit Mozarts finanzielle Lage aus dem Gleichgewicht<br />

gebracht hat.<br />

Kegeln in der freien Natur oder auf Bohlenbahnen hat<br />

Mozart schon in Salzburg mit Leidenschaft betrieben. Um die<br />

Kegelbahn oder Kegelstatt in Wien als Ursprungsort <strong>von</strong><br />

Kompositionen ranken sich einige Anekdoten. So seien dort<br />

große Teile des "Don Giovanni" entstanden. Ein Werk in der<br />

eigenwilligen Besetzung für Klavier, Klarinette und Viola trägt<br />

die Bezeichnung "Kegelstatt-Trio". Das "Stück voller poetischer<br />

Verklärung" könnte nach Hildesheimer als Erfüllung<br />

einer Aufgabe oder eines Versprechens "unbeirrt vom Lärm<br />

der Kugel, der Treffer und der Treffenden" für die Auftraggeberin<br />

und Mozarts Pianoschülerin Franziska <strong>von</strong> Jacquin, den<br />

Klarinettisten Anton Paul Stadler und für den Bratscher<br />

Mozart entstanden sein. <strong>Der</strong> Name geht auf einen vorgeblichen<br />

Hinweis "Wien den 27. Jullius 1786 untern Kegelscheiben"<br />

im Autograph des Werkes zurück.<br />

Das Reiten zählte zwar zu den Grundqualifikationen des<br />

"gentiloumo". Für Mozart hingegen war Reiten sozusagen<br />

weit vor modernen Erkenntnissen schon echte Ausgleichstherapie<br />

für die sitzende Tätigkeit. Sein Arzt Dr. Sigmund Barisani<br />

hatte ihm einen regelmäßigen morgendlichen Ausritt<br />

53


verordnet, "wahrscheinlich die einzig vernünftige Verordnung,<br />

die Mozart Zeit seines Lebens erhalten hat" (Hildesheimer).<br />

Erst zwei Monate vor seinem Tod verkaufte Mozart sein<br />

Reitpferd für 14 Dukaten, vermutlich weil er das Geld dringend<br />

brauchte. Und vor dem Verkauf hatte er - wie er selbst<br />

schrieb - schnell mal "zwei Parthien Billard" gespielt.<br />

Damit spricht Mozart eine Passion an, das Billardspiel, das für<br />

ihn mehr als körperliche Ertüchtigung oder bloße erholende<br />

Entspannung vom nicht selten turbulenten Alltag des Kompositeurs<br />

bedeutete. Entsprach das Können Mozarts auch<br />

seiner Begeisterung für das Spiel? Die Meinungen der Zeitge-<br />

nossen gehen weit auseinander - schlechter Spieler, wie Franz<br />

<strong>von</strong> Destouches behauptete, oder doch ein guter Spieler<br />

(Michael Kelly)? <strong>Der</strong> Kölner Kunsthistoriker und Sammler<br />

Sulpiz Boisserée erfuhr aus zweiter Hand, dass Mozart oftmals<br />

die Ankunft eines berühmten (professionellen) Billardstars<br />

in Wien mehr interessiert habe als die eines berühmten<br />

Musikers. Boisserée verwies auch auf Mozarts Leichtsinn bei<br />

den hohen Spieleinsätzen "ganze Nächte durch". Gesichert ist,<br />

dass Mozart im sogenannten "Figarohaus" ein Billardzimmer<br />

mit einem wertvollen "grüntuchenen Billiard mit 5 Bällen und<br />

12 Queues, einer Laterne und 4 Leuchtern" besaß. Bei der<br />

Nachlassversteigerung erzielte der Billardtisch nach dem<br />

54<br />

Fortepiano den höchsten Preis. In diesem Billardzimmer<br />

spielte Mozart mit seiner Frau oder mitunter gegen sich<br />

selbst. So schrieb er zwei Monate vor seinem Tod 1791 Constanze<br />

in die Kur nach <strong>Baden</strong>: "spielte ich mit Hr. <strong>von</strong> Mozart<br />

zwei Parthien Billard." Da immer ein Mozart gewann, berichtete<br />

er nicht über den Ausgang des imaginären Duells.<br />

Am Billardtisch verteilte der Maestro auch die einzige ihm<br />

nachgewiesene Ohrfeige; er bestrafte so seinen Schüler<br />

Johann Nepomuk Hummel, der mit der Queue ungeschickt<br />

den teuren Filzbezug beschädigt hatte. Mozart war mit dem<br />

Bölzlschießen als einem "Gewinnspiel mit sportlichem Charakter"<br />

(Bauer) aufgewachsen, und diese Herausforderung an<br />

Fortuna übertrug er auf Billard. Dieser Zeitvertreib war im<br />

Wien des späten 18. Jahrhunderts weit verbreitet. Möglichkeiten<br />

gab es in eigenen Spielhallen, den Casinos, und in<br />

Kaffeehäusern, wo Mozart auch den geliebten starken Kaffee<br />

genießen konnte. Selbst in Ballhäusern standen Billardtische.<br />

Die eigentliche ruinöse Herausforderung Mozarts bestand<br />

nicht im sportlichen Vergleich mit Freunden, sondern mit<br />

jenen professionellen Billardreisenden, die durch ihr spielerisches<br />

Vermögen und aber auch dank ihrer gerissenen Tricks<br />

die Zuschauer <strong>von</strong> Stand und Reichtum zu Wetten animierten<br />

und ausnahmen. Denkbar, aber nicht exakt nachweisbar<br />

ist, dass sich Mozarts Schuldenberg durch Verluste <strong>von</strong> Tausenden<br />

<strong>von</strong> Gulden in diesem düsteren Milieu durchtriebener<br />

Wettbetrüger aufgetürmt hat. Denn in den letzten Lebensjahren<br />

häuften sich die Hilferufe an seinen Freimaurerbruder<br />

und Hauptgläubiger Michael Puchberg, ihn durch hohe<br />

Darlehen <strong>von</strong> diesen "Ehrenschulden" zu befreien und damit<br />

sein gesellschaftliches Ansehen zu erhalten. Es bleibt offen,<br />

wie viele (Hunderte oder Tausende) Gulden Mozart diese<br />

Spielleidenschaft gekostet hat.<br />

Uns Nachfahren im Zeitalter des Sports eröffnen sich ungewohnte<br />

Eindrücke vom spielenden "Götterliebling": Mozart<br />

mit einem Luftgewehr im Anschlag, eine Zielscheibe mit<br />

derben Motiven anvisierend. Ein schwitzender Komponist<br />

ohne Perücke, der mit aufgekrempelten Hemdsärmeln auf der<br />

Kegelbahn die Kugel schiebt. Mozart beim morgendlichen<br />

Ausritt durch die Straßen Wiens, "eines in der Reihe uns<br />

unvorstellbarer Bilder aus dem Alltag, allerdings ein besonders<br />

ausgefallenes" (Hildesheimer). Mozart mit der Queue beim<br />

Billardduell mit Constanze oder gegen sich selbst und ohne<br />

Queue beim Zocken im Spielcasino.<br />

"Mozart ludens" - dahinter verbergen sich außergewöhnliche<br />

und buntgemischte Facetten seines <strong>von</strong> der Spielkultur<br />

durchtränkten Charakters: Mehr als ein Hauch <strong>von</strong> körperlicher<br />

Betätigung aus Begeisterung, dem Drang nach riskanter<br />

Grenzerfahrung, etwas ausgleichender Therapie und seinem<br />

tief verwurzelten Spieltrieb als zentraler Idee. So vermitteln<br />

diese Seitenblicke auf Mozart ludens die Erkenntnis: Das Spiel<br />

als alltägliche Gebärde ist freigesetzter Ernst.<br />

OF


Sport und Kunst im Dialog<br />

Von Herbert Somplatzki<br />

<strong>Der</strong> Sport ist ein zutiefst menschliches Phänomen,<br />

teilhaftig aller Stärken und Schwächen dieses seltsamen<br />

Lebewesens, das für sich selber den Namen<br />

Mensch erfand. Und doch sind ihm Gegebenheiten zu Eigen,<br />

die eine Sonderstellung ermöglichen.<br />

Es gibt keine <strong>von</strong> Menschen erdachten und gestalteten Ereignisse<br />

friedlicher Art innerhalb unserer Kultur, die einen derar-<br />

Hans Borchert<br />

tig weitläufigen Wirkungsgrad aufweisen können wie die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele oder Fußballweltmeisterschaften. Eine<br />

Weitläufigkeit im Sinne grenzüberschreitender Auswirkungen,<br />

sowohl in der Teilnahme sozialer Schichten, als auch unterschiedlicher<br />

Staaten und Völker. Darüber hinaus sind sie auch<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

Darstellungsereignisse mit interkultureller Ausstrahlung, sind<br />

kommunikative und integrative Bezugspunkte für unterschiedliche<br />

Kunstgattungen, wie sie beispielsweise bei den<br />

Eröffnungsfeiern <strong>Olympische</strong>r Spiele weltweit in Augenschein<br />

genommen werden können. Durch die Entwicklung der<br />

modernen Massenmedien hat der Sport einen kommunikativen<br />

Wirkungsgrad erreicht, wie noch nie zuvor in seiner<br />

Geschichte. Wird doch die durch das Fassungsvermögen der<br />

Eberhard Stroot<br />

jeweiligen Veranstaltungsorte eingeschränkte Anzahl <strong>von</strong><br />

Zuschauern jetzt durch die Präsenz des Fernsehens um Millionen<br />

erweitert - und zwar weltweit. <strong>Der</strong> Sport unserer Zeit ist<br />

eine kulturelle Erscheinung, die ihresgleichen sucht.<br />

Dass der Sport jedoch nicht erst seit jener Zeit, da auch<br />

andere Kulturbereiche der modernen Gesellschaft feststellten,<br />

dass er es sei, ein Bestandteil unserer Kultur geworden ist,<br />

wird inzwischen nicht geleugnet. Allerdings hat es ein wenig<br />

gedauert, bis er sich selber dazu konsequent bekannte. Und<br />

der Leitspruch zum 50-jährigen Bestehen des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportbundes: "<strong>Der</strong> Sport - ein Kulturgut unserer Zeit", erst-<br />

55


mals so deutlich in die Öffentlichkeit getragen, ist ein logisches<br />

Bekenntnis zu jenen kulturellen Verflechtungen, die bei<br />

uns seit dem Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg in<br />

vielerlei Gestaltungen vorhanden waren. So war es beispielsweise<br />

in der Lehrarbeit des Landessportbundes Nordrhein-<br />

Westfalen schon in den 1950er Jahren normal und üblich,<br />

dass die Übungsleiterausbildung die Bereiche der Literatur,<br />

des Theaters, der Musik, des Tanzes und der bildenden Kunst<br />

in ihren sportlichen Lehrkanon integrierte. Hier war es vor<br />

allem der Sportpädagoge und bildende Künstler Heinz Jost,<br />

der dem Sport die kulturelle Dimension nicht vorenthielt,<br />

sondern das Bewusstsein dafür eingehend schärfte und durch<br />

ein ganzheitliches Erziehungsideal seinen gesellschaftlichen<br />

Standort erklärte.<br />

Auch an der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule Köln waren Verbindungslinien<br />

zwischen Sport und künstlerischen Fächern schon<br />

56<br />

Valentin Badiu Fanel<br />

in den 1960er Jahren Selbstverständlichkeiten. Sei es der<br />

moderne künstlerische Tanz, die Musik, der Gesang, die Literatur,<br />

das Theaterspiel, sie waren, besonders im Fokus des<br />

Sonderfachs "Spiel, Musik, Tanz", künstlerische Elemente, die<br />

mit dem Sport verknüpft eine integrative Präsenz erfuhren.<br />

Dass diese Tradition, begründet <strong>von</strong> Anneliese Schmolke und<br />

Professor Herbert Langhans, auch bis ins 21. Jahrhundert<br />

ausstrahlt, wurde bei der Gründungsfeier des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes am 20. Mai 2006 in der Frankfurter<br />

Paulskirche durch eine Aufführung des Bewegungstheaters<br />

der Sporthochschule bestätigt. Eine Tradition, die in die<br />

Zukunft weist.<br />

Im Zusammenhang mit der Standortbestimmung des Sports<br />

als Kulturgut unserer Zeit muss unbedingt der Name eines<br />

Mannes erwähnt werden, der sich um die Kulturpräsenz<br />

dieser "wichtigsten Nebensache der Welt" wie kein zweiter<br />

seiner Zeit verdient gemacht hat. Es ist Willi Daume. Ihm sind<br />

viele Ideen zu verdanken, die Sport und Kunst einander näher<br />

brachten und die manche Vorurteile abzubauen halfen, auf<br />

beiden Seiten.<br />

Besondere Erwähnung muss in diesem Zusammenhang das<br />

Kulturprogramm der <strong>Olympische</strong>n Spiele '72 in München<br />

Herbert Somplatzski<br />

finden. Willi Daumes große Idee, dass diese ersten <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf deutschem<br />

Boden zu heiteren Spielen werden sollten, wurde vor<br />

allen Dingen mit einem Projekt realisiert, das zum ersten Male<br />

<strong>Olympische</strong> Spiele begleitete: die olympische Spielstraße.<br />

Zwar hat es schon seit dem Beginn der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

der Neuzeit vielfältige Versuche gegeben, den Sport und die<br />

Kunst einander berühren zu lassen. Doch trotz dieses Bemühens<br />

ist es kaum zu einer direkten und nachhaltigen Begeg-<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


nung gekommen. Deshalb gebührt der <strong>Olympische</strong>n Spielstraße<br />

München '72 das Verdienst, dass hier erstmalig in einem<br />

"kulturellen Feldversuch" Sport und Kunst in einem kommunikativen<br />

Begegnungsraum miteinander in Wechselbeziehungen<br />

traten. In der Begleitbroschüre zu diesem Ereignis ist zu<br />

lesen: "Das Projekt Spielstraße ist als kontrastierender und<br />

ergänzender Beitrag zu den olympischen Sport-Spielen<br />

gedacht. Insbesondere wird mit den Mitteln des Theaters, der<br />

bildenden Kunst, der Musik, der Multivision, des Spiels und<br />

der Architektur dieses repräsentative Ereignis dargestellt und<br />

kommentiert."<br />

In der Tat: Dabei ist es zu der erhofften intensiven Kommunikation<br />

zwischen Sportlern, Künstlern und Besuchern gekommen.<br />

Als dann nach zehntägiger Dauer der Schock des Attentats<br />

die <strong>Olympische</strong> Spielstraße beendete, das <strong>Olympische</strong><br />

Feuer - "The Games must go on!" - jedoch weiter brannte,<br />

war ein bis dato erfolgreiches Experiment vorzeitig zu Ende<br />

gegangen, das trotz dieser Einschränkung neue Maßstäbe<br />

und Erfahrungen brachte. Es mussten über drei Jahrzehnte<br />

vergehen, ehe die Nachwirkungen "dieses vom Volk getragenen<br />

Festes, eingebunden in den liberalen Geist der leuchtenden<br />

Millionenstadt", wie es Karl Adolf Scherer formulierte, bei<br />

jenem neuen sportlichen Großereignis in Deutschland wieder<br />

erkennbar wurden, das sich als Fußballweltmeisterschaft das<br />

Motto ,,Die Welt zu Gast bei Freunden" gegeben hatte. Zwar<br />

waren die Gegebenheiten jetzt nicht unbedingt mit denen<br />

<strong>von</strong> München 1972 vergleichbar - damals konzentrierte sich<br />

alles auf eine einzige Stadt, auch war die historische Realität<br />

entscheidend geändert, da der Mauerfall die Einheit brachte -<br />

aber es war wieder ein sportliches Großereignis, das Deutschland<br />

für Wochen weltweit zu einem Aufmerksamkeitszentrum<br />

machte. Und die <strong>Deutsche</strong>n haben nicht enttäuscht, das lässt<br />

sich ohne zu übertreiben so sagen. Im Gegenteil, die Anteilnahme<br />

hatte die Erwartungen weit übertroffen. Diese Fußball-WM<br />

wurde zu einer lebendigen Begegnung der Kulturen<br />

innerhalb und außerhalb der Stadien und machte die große<br />

kulturelle Integrationsfähigkeit des Sports abermals exemplarisch<br />

deutlich.<br />

Im Jahr 2006 waren es besonders die jungen Menschen, die<br />

sich spontan und unbekümmert eines nationalen Symbols<br />

bedienten: der deutschen Fahne, deren Schwarz-Rot-Gold<br />

schon im 19. Jahrhunderts zu einem starken Symbol der<br />

Demokratie geworden war. Es sind die Farben der ersten<br />

deutschen Nationalversammlung <strong>von</strong> 1848 in der Paulskirche<br />

in Frankfurt am Main, jenes Ortes, an dem auch 2006 die<br />

Einheit des Sports mit der Gründung des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes besiegelt wurde. So schließt sich ein Kreis.<br />

Die Kunst ist ein wichtiger Bestandteil menschlicher Kultur,<br />

wie es schon die Höhlenmaler bewiesen, die ihre bewegten<br />

Szenen für Jahrtausende an Felswände bannten. So können<br />

auch künstlerische Darstellungen den sportlichen Augenblick<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

über den Ereignishorizont hinaus in die Nachhaltigkeit verlängern.<br />

In seinem Buch "Vor dem nichts und dem Morgen"<br />

schrieb Bertram Otto: "Wir können die Augenblicke nicht<br />

festhalten auf der Netzhaut ..." In der künstlerischen Dimension<br />

der Literatur, bildenden Kunst, des Tanzes, Theaters oder<br />

der bewegten Bilder des Films lässt sich der sportliche Augenblick<br />

jedoch erweiternd und vertiefend darstellen und ausdeuten.<br />

Im Dialog mit dem Leser, dem Betrachter führt die<br />

künstlerische Auseinandersetzung mit dem Sport zu Reflexionen,<br />

die über die Emotionalität des sportlichen Handlungsmoments<br />

hinaus mentale Ausdeutungen ermöglichen, die<br />

über die Aktion des Wettkampfes, des Spiels hinausführen.<br />

Schon seit Jahrzehnten hat die Galerie des DSB, jetzt DOSB,<br />

die verdienstvolle Aufgabe übernommen, Sport und Kunst in<br />

einen Dialog zu führen. Von Harald Pieper initiiert und<br />

betreut, ist die DOSB-Galerie inzwischen zu einem Begeg-<br />

nungsort zwischen Künstlern und ihren Werken mit den<br />

Menschen des Sports geworden, der im deutschen Sprachraum<br />

wohl seinesgleichen sucht. Hier, im Haus des deutschen<br />

Sports in Frankfurt, wurden und werden jene Denkanstöße<br />

gegeben, die über die Reflexion zu einem dialogischen Regelkreis<br />

geworden, sowohl der Kunst als auch dem Sport zugute<br />

kommen können. <strong>Der</strong> Sport wird sich seiner kulturellen<br />

Bedeutung immer mehr bewusst, er ist kein "schlafender<br />

Riese" mehr. Auch deshalb sind Einladungen zum Dialog, wie<br />

sie beispielsweise im OF-Artikel <strong>von</strong> Frau Professor Jutta<br />

Limbach, der Präsidentin der Goethe-Gesellschaft, sichtbar<br />

wurden, eine weitere Gelegenheit, den Sport im kulturellen<br />

Bewusstsein unserer Gesellschaft noch besser zu verankern.<br />

<strong>Der</strong> Sport lebt vom Bewegtsein; im Körperlichen wie im<br />

Geistigen. Er ist ein Mittler zwischen den Kulturen, den Religionen<br />

und auch den politischen Einstellungen. Diese zentrale<br />

Möglichkeitsform macht ihn zu einer gesellschaftlichen<br />

Besonderheit mit einem erweiterten Wirkungshorizont, den in<br />

einer offenen Gesellschaft zu nutzen empfehlenswert ist, um<br />

aus der Gegenwart noch besser in die Zukunft zu gelangen.<br />

57


erre Baron de Coubertin, französischer Histor iker, Pädagoge und Begründer der<br />

ympischen Spiele der Neuzeit nach einer Photographie im Jahr 1928<br />

Nachrichten des DOSB<br />

Internationale<br />

Zusammenarbeit<br />

Hans-Wilhelm Gäb erhielt den<br />

<strong>Olympische</strong>n Orden des IOC<br />

Hans-Wilhelm Gäb, Vorstandsvorsitzender<br />

der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, erhielt am<br />

27. Oktober in München den <strong>Olympische</strong>n<br />

Orden für seine herausragenden Leistungen<br />

und besondere Verdienste zugunsten der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung. Die Verleihung<br />

erfolgte beim Fest der Begegnung der<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe und wurde<br />

durch IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach,<br />

zugleich Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes, vorgenommen.<br />

"Hans Wilhelm Gäb hat nach einer erfolgreichen<br />

Karriere als Tischtennis-Nationalspieler<br />

und neben seinen herausgehobenen<br />

beruflichen Positionen zu einer großen<br />

Anzahl <strong>von</strong> positiven Entwicklungen und<br />

entscheidenden Weichenstellungen beigetragen,<br />

die den Sport in das Zentrum der<br />

Gesellschaft geführt haben. Er stellte und<br />

58<br />

stellt sich dem olympischen Spitzensport in<br />

ganz außergewöhnlicher Weise zur Verfügung<br />

und ist der olympischen Bewegung<br />

deshalb auf das Engste verbunden", sagte<br />

Dr. Thomas Bach.<br />

Hans-Wilhelm Gäb, in der Vergangenheit<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Tischtennis-Bundes<br />

und bis heute Mitglied zahlreicher Führungsgremien<br />

der Dachorganisationen des<br />

deutschen Sports, hat insbesondere auch die<br />

Kooperation des Sports mit der Wirtschaft<br />

vorangetrieben. Er gilt als Initiator zahlreicher<br />

Programme und sozialer Aktionen, die<br />

weit über den Sport hinaus wirkten. Als<br />

Dr. Thomas Bach, Hans Wilhelm Gäb und Hockey-Olympiasiegerin Marion Rodewald bei der<br />

Ordensverleihung.<br />

Vorstandsvorsitzender der Stiftung <strong>Deutsche</strong><br />

Sporthilfe sorgt er dafür, dass Athletinnen<br />

und Athleten ihren Sport auf hohem Niveau<br />

ausüben können.<br />

"Hans-Wilhelm Gäb ist ein zurückhaltender,<br />

aber überaus gewiefter Sportpolitiker, ein<br />

Gentleman, mit großer Intellektualität und<br />

feinem Humor ausgestattet, weltoffen und<br />

nicht zuletzt auch ein Meister der Diplomatie",<br />

ergänzt Dr. Bach. Seit Jahren plädiere<br />

Gäb für Transparenz, Fairness und Toleranz<br />

im Sport und lebe diese Werte auch. <strong>Der</strong><br />

olympische Sport sei Hans-Wilhelm Gäb<br />

deshalb zu Dank, Anerkennung und Respekt<br />

verpflichtet, so Dr. Bach.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Olympische</strong> Orden wird an Persönlichkeiten<br />

verliehen, die mit ihren Handlungen<br />

dem <strong>Olympische</strong>n Ideal in besonderer Weise<br />

entsprechen, herausragende Leistungen<br />

vollbracht oder der <strong>Olympische</strong>n Bewegung<br />

bedeutende Dienste erwiesen haben. Die<br />

Nominierungen erfolgen durch eine eigens<br />

eingerichtete Ehrungskommission und<br />

werden durch das IOC-Exekutivkomitee<br />

entschieden. Unter den Persönlichkeiten,<br />

die diese IOC-Ehrung entgegennahmen,<br />

sind herausragende Athleten wie Fanny<br />

Blankers-Koen, Jesse Owens, Jean Claude<br />

Killy, Rosi Mittermaier, Steffi Graf oder<br />

Manfred Germar, aber auch Persönlichkeiten<br />

wie Indira Gandhi oder Nelson Mandela,<br />

Richard <strong>von</strong> Weizsäcker und Johannes<br />

Rau.<br />

IOC-Trophy "Sport and Community"<br />

an Hessens Staatsminister<br />

Volker Bouffier<br />

Volker Bouffier, Minister des Innern und für<br />

Sport des Landes Hessen, erhielt am 7.<br />

Oktober 2006 beim Landessportbundtag in<br />

Frankfurt am Main die IOC Trophy 2006<br />

"Sport and Community". Die Auszeichnung<br />

wurde <strong>von</strong> Dr. Thomas Bach, Präsident des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB) und Vizepräsident des Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees (IOC), überreicht.<br />

Mit der IOC-Trophy 2006 "Sport and Community"<br />

werden in diesem Jahr weltweit<br />

Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet,<br />

die sich um den Sport und seine<br />

Entwicklung im Gemeinwesen verdient<br />

gemacht haben. Die Entscheidung zugunsten<br />

Bouffiers fiel im Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes.<br />

"Volker Bouffier hat sich als Hessischer<br />

Minister des Innern und für Sport in herausragender<br />

Weise für die Entwicklung des<br />

Sports in den Kommunen und Vereinen<br />

seines Landes eingesetzt", würdigt Dr.<br />

Thomas Bach die Leistungen <strong>von</strong> Bouffier


und erwähnt dabei insbesondere den<br />

Sportstättenbau, die Fördermittel des<br />

Landes für den Sport und die Unterstützung<br />

<strong>von</strong> Maßnahmen des Sports zur<br />

Integration <strong>von</strong> Frauen und Mädchen mit<br />

Zuwanderungsbiographien. "Durch die<br />

umfassende Unterstützung der Durchführung<br />

<strong>von</strong> regionalen und international<br />

bedeutsamen Sportveranstaltungen in den<br />

Kommunen hat Herr Bouffier ein wichtiges<br />

Element städtischer Lebensqualität für<br />

Bürgerinnen und Bürger gefördert", ergänzte<br />

Dr. Bach.<br />

Amtsantritt <strong>von</strong> DOSB-<br />

Generaldirektor<br />

Dr. Michael Vesper<br />

Viereinhalb Monate nach der Gründung des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sportbundes (DOSB) hat sich mit<br />

Dr. Michael Vesper am 4. Oktober 2006 der<br />

erste Generaldirektor der neuen Dachorganisation<br />

der Belegschaft präsentiert. <strong>Der</strong> bei<br />

Dr. Michael Vesper<br />

der Vorstellung des neuen Dienstvorgesetzten<br />

für ca. 120 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter anwesende Präsident des DOSB,<br />

Dr. Thomas Bach, wünschte Vesper Glück<br />

und Erfolg für die übernommene Aufgabe<br />

und die bevorstehenden Herausforderungen.<br />

"Wir sind sehr froh darüber, dass Herr Dr.<br />

Vesper sich dazu entschlossen hat, diese<br />

Aufgabe zu übernehmen und bereit war,<br />

bereits sehr frühzeitig und kurzfristig zur<br />

Verfügung zu stehen", sagte Dr. Bach.<br />

Zugleich dankte er den beiden kommissarischen<br />

Generaldirektoren Dr. Andreas Eichler<br />

und Bernhard Schwank für die im Fusionsprozess<br />

<strong>von</strong> <strong>Deutsche</strong>m Sportbund (DSB)<br />

und Nationalem <strong>Olympische</strong>n Komitee<br />

(NOK) und in den Monaten nach der Gründung<br />

des DOSB geleistete Arbeit.<br />

Mit dem Eintritt <strong>von</strong> Dr. Vesper beginne eine<br />

neue Ära des deutschen Sports. <strong>Der</strong> am 20.<br />

Mai 2006 in der Frankfurter Paulskirche<br />

begonnene Prozess, für dessen Richtung<br />

mittlerweile vom DOSB-Präsidium die<br />

Weichen gestellt worden seien, erfahre mit<br />

dem Dienstantritt <strong>von</strong> Vesper einen weiteren<br />

wichtigen Impuls. Dr. Vesper würdigte<br />

den Sport als größte Bürgerinitiative mit<br />

großem Entwicklungspotenzial. Vorrangige<br />

Aufgabe sei das Zusammenwachsen der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer<br />

schlagkräftigen Hauptverwaltung des<br />

deutschen Sports. Voraussetzung hierfür<br />

seien Engagement und Verantwortungsbereitschaft<br />

jedes Einzelnen.<br />

<strong>Der</strong> Generaldirektor des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes besitzt als einziger<br />

hauptamtlicher DOSB-Mitarbeiter Sitz und<br />

Stimme im 10-köpfigen DOSB-Präsidium.<br />

Über die Besetzung der öffentlich ausgeschriebenen<br />

Spitzenfunktion hatte das<br />

DOSB-Präsdium Mitte September 2006 in<br />

Köln entschieden. Dr. Michael Vesper war<br />

<strong>von</strong> 1995 - 2005 in Nordrhein-Westfalen<br />

Minister für Bauen und Wohnen, ab 2000<br />

auch für Kultur und Sport und seit 2005<br />

Vizepräsident des nordrhein-westfälischen<br />

Landtags, Vorsitzender des Ausschusses für<br />

Innovation, Wissenschaft, Forschung und<br />

Technologie und sportpolitischer Sprecher<br />

der grünen Landtagsfraktion. Seine politischen<br />

Ämter hat er mit Antritt seiner<br />

Funktion als DOSB-Generaldirektor niedergelegt.<br />

IOC-Mitglied Marc Hodler<br />

verstorben<br />

Marc Hodler, viele Jahre lang Mitglied der<br />

IOC-Exekutive, ist tot. Wie das Internationale<br />

<strong>Olympische</strong> Komitee mitteilte, erlag der<br />

87jährige am Morgen des 18. Oktober 2006<br />

den Folgen eines Schlaganfalls der ihn drei<br />

Tage zuvor ereilt hatte.<br />

Hodler gehörte dem IOC seit 1963 an. In<br />

seiner 43jährigen Karriere als Mitglied in der<br />

olympischen Bewegung war er unter<br />

anderem Vorsitzender der IOC-Koordinierungskommissionen<br />

für die <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele Albertville 1992, Lillehammer<br />

1994, Nagano 1998 und Salt Lake City<br />

2002. Zwischen 1993 und 1997 war Hodler<br />

Vizepräsident des IOC. Darüber hinaus<br />

Marc Hodler � bei einer Pressekonferenz der<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspiele 2001.<br />

leitete er <strong>von</strong> 1988 bis 2002 die Finanzkommission.<br />

Geboren 1918 in Bern, startete Hodler seine<br />

Karriere als Rechtsanwalt. Zwischen 1951<br />

und 1998 war er Präsident des Internationalen<br />

Ski-Verbandes (FIS).<br />

IOC Präsident Dr. Jacques Rogge zeigte sich<br />

in einer ersten Stellungnahme tief betroffen<br />

vom Tod Marc Hodlers. Er habe unendlich<br />

viel für die <strong>Olympische</strong> Bewegung gegeben,<br />

sagte Dr. Rogge und sprach der Familie<br />

Marc Hodlers zugleich sein Mitgefühl aus.<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach, zugleich<br />

auch Vizepräsident des Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees, reagierte ebenfalls<br />

mit großer Erschütterung auf den Tod des<br />

langjährigen IOC-Mitglieds: "Ich verliere<br />

einen Freund im IOC, der mir <strong>von</strong> Anfang an<br />

geholfen hat, mich dort zurechtzufinden",<br />

sagte Dr. Bach.<br />

Gelungene Fortbildung für<br />

Führungskräfte aus Afrika -<br />

Hockey-WM-Finale als<br />

emotionaler Höhepunkt<br />

Ausgestattet mit zahlreichen neuen Erkenntnissen<br />

traten die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer eines DOSB-Fortbildungsseminars<br />

für Führungskräfte Nationaler <strong>Olympische</strong>r<br />

Komitees aus frankophonen afrikanischen<br />

Ländern Ende September ihre Heimreise<br />

an.<br />

Eindrücke sammelten die Gäste u.a. im Haus<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sports, der DOSB-Hauptverwaltung,<br />

in der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />

und der Trainerschule in Köln, bei der<br />

Nationalen Anti-Doping-Agentur, beim<br />

Internationalen Paralympics Komitee, der<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe, dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport- und Olympiamuseum, der<br />

59


DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach (Mitte) mit den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern der DOSB-Fortbildung für afrikanische Topmanager.<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport-Marketing, der Stiftung<br />

<strong>Deutsche</strong> Sporthilfe und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Institut. Zu den Höhepunkten<br />

ihres Aufenthalts in Deutschland zählte aber<br />

gewiss auch der Besuch des Finales der<br />

Hockey-WM in Mönchengladbach und das<br />

dortige Zusammentreffen mit IOC-Präsident<br />

Dr. Jacques Rogge und IOC-Vizepräsident<br />

und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Dr.<br />

Bach nahm auch am Abschlussabend des<br />

Seminars teil, konnte sich dort vom Erfolg<br />

der Maßnahme überzeugen und zugleich<br />

den Dank der teilnehmenden NOK-Delegierten<br />

entgegennehmen. In ersten Bilanzen<br />

reagierten die Kolleginnen und Kollegen<br />

sehr positiv auf das unter der Federführung<br />

der Internationalen Abteilung des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes organisierte<br />

und mit Hilfe des Auswärtigen Amtes<br />

und des IOC (Olympic Solidarity) finanzierte<br />

Seminar. "Die Veranstaltung war hochinteressant,<br />

insbesondere was die unterschiedlichen<br />

Strukturen und das Zusammenwirken<br />

der verschiedenen Organisation des Sports<br />

in Deutschland anbelangt", lobte Naidji<br />

Mohamed Noureddine aus Algerien. Beeindruckt<br />

zeigten sich viele Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer <strong>von</strong> den deutschen Marke-<br />

Dankbare Sportlerinnen und Sportler bei der Einweihung ihres wiederhergestellten<br />

Sportplatzes in der iranischen Erdbebenstadt Bam.<br />

60<br />

tingprogrammen,<br />

der Zusammenarbeit<br />

mit den Ministerien,<br />

der Trainerschule<br />

und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportmuseum.<br />

Natürlich<br />

sei es schwierig, das<br />

neu gewonnene<br />

Wissen quasi 1:1 auf<br />

die Verhältnisse in<br />

Afrika zu übertragen,<br />

gleichwohl<br />

habe die Reflexion<br />

über die ausdifferenziertenOrganisationen<br />

und Aktivitäten die Umsetzung viele<br />

Ideen für ihre Heimatländer provoziert,<br />

ergänzt Sylvie Hatungimana, Generalsekretärin<br />

des NOK aus Burundi. Auf konkrete<br />

Umsetzungsschritte angesprochen erklärt<br />

Leonard Nduwayo, der Präsident des gleichen<br />

Komitees, die Gründung einer Sportstiftung,<br />

einer Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Akademie und einer Trainerschule zu Zielen<br />

seiner Organisation. Beeindruckt waren<br />

zahlreiche Offizielle jedoch nicht zuletzt<br />

auch <strong>von</strong> der deutschen Breitensportbewegung<br />

und den deutschen Talentförder-<br />

Programmen. Hier sahen sie enormes<br />

Entwicklungspotenzial in ihren Herkunftsländern.<br />

Fasst man den Tenor der anonymisiert<br />

abgegebenen Auswertungsbögen der<br />

Teilnehmer zusammen, so konnte der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund als Gastgeber<br />

den Erwartungen offensichtlich erneut<br />

voll und ganz entsprechen. "Ganz abgesehen<br />

vom inhaltlichen Input und vom<br />

Fachwissen und Know-how, das wir den<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit auf<br />

den Weg geben durften, wird auch die<br />

Tatsache honoriert, im wohlhabenden<br />

Europa eine Plattform zum gegenseitigen,<br />

innerafrikanischen Austausch geschaffen zu<br />

haben", erklärte<br />

DOSB-Abteilungsleiterin<br />

Katrin Merkel.<br />

<strong>Der</strong> DOSB wirke hier<br />

ganz im Sinne und<br />

Dienste der olympischen<br />

Idee <strong>von</strong><br />

friedlichem Austausch,<br />

Solidarität<br />

und Völkerverständigung.<br />

Auch in den<br />

kommenden Jahren<br />

soll die Intensivie-<br />

rung der Kooperation<br />

mit afrikanischen<br />

Ländern deshalb<br />

ganz oben auf der Agenda der internationalen<br />

Arbeit des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes stehen. "Aus dem Führungskräfteseminar<br />

im Frühjahr 2005 resultierten<br />

in diesem Jahr zehn Projekte mit englischsprachigen<br />

Ländern in Afrika. Wir würden<br />

uns freuen, wenn der Erfolg des soeben zu<br />

Ende gegangene Seminars auch in dieser<br />

Hinsicht zum Ausdruck käme", wünscht sich<br />

Katrin Merkel, die die Gäste während des<br />

Aufenthalts in Deutschland begleitete.<br />

Internationale Solidarität<br />

Dank für in der Vergangenheit praktizierte<br />

Solidarität erreichte in diesen Tagen die<br />

internationale Abteilung des DOSB. In der<br />

iranischen Stadt Bam, die im Dezember<br />

2003 <strong>von</strong> einem verheerenden Erdbeben<br />

heimgesucht worden war, ist in diesem<br />

Sommer im Beisein des Generalsekretärs des<br />

NOK für Iran, Ali Kaffashian, der Pressechefin<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Botschaft in Teheran,<br />

Susanne Riegraf sowie zahlreicher Sportler<br />

und Würdenträger das wieder hergerichtete<br />

städtische Fußballstadion eingeweiht<br />

worden. "Wir sind sehr dankbar für den<br />

großzügigen Beitrag, den viele Länder zum<br />

Wiederaufbau geleistet haben. Das war eine<br />

großartige Geste im Geiste der Solidarität<br />

der <strong>Olympische</strong>n Familie und der internationalen<br />

Sportorganisationen", sagte Ali<br />

Kaffashian. <strong>Der</strong> Wiederaufbau der Anlage<br />

wurde im Jahr 2004 vom deutschen Sport<br />

mit einer Summe <strong>von</strong> 20.000 Euro aus nicht<br />

genutzten Mitteln der Olympiabewerbung<br />

2012 unterstützt. Weltweit waren in Sportorganisationen<br />

Mittel in Höhe <strong>von</strong> 80.000<br />

Euro für die Wiederherstellung des 5000 m 2<br />

umfassenden Areals mit Trainingsgelände,<br />

Umkleidekabinen, Duschen etc. gespendet<br />

worden. Es wird sowohl für den Schul- als<br />

auch für den Vereinssport genutzt.<br />

Guyana, Swasiland, Paraguay, die Mongolei,<br />

Malawi und Laos waren und sind derzeit<br />

Einsatzorte deutschen Sportexperten. Günter<br />

Zittel, Herbert Swoboda, Günter Felbinger,<br />

Gerd Nottelmann, Uwe Knapp und Malcolm<br />

James Langham widmen sich in diesen<br />

Zielländern der Sportentwicklung in den


Sportarten Fußball, Leichtathletik, Schwimmen,<br />

Schießen und Tischtennis. Ihre Projekte<br />

werden aus Mitteln des Auswärtigen Amts<br />

finanziert. Sie kommen zur Förderung <strong>von</strong><br />

Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten<br />

Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik<br />

zum Einsatz. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund koordiniert die Entsendung der<br />

deutschen Experten in jeweils enger Zusammenarbeit<br />

mit den deutschen Fachverbänden<br />

und den zuständigen Partnern in den<br />

Entwicklungsländern. In der Regel handelt es<br />

sich in diesem Herbst um Folgeprojekte<br />

bereits begonnener Maßnahmen. Im Mittelpunkt<br />

stehen die Traineraus- und -fortbildung,<br />

die Popularisierung <strong>von</strong> Sportarten<br />

und die Vermittlung <strong>von</strong> sportwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen. Die deutschen Experten<br />

führen in der Regel auch umfangreiche<br />

Spenden, bestehend aus Sportgeräten,<br />

Trikots und Ausrüstung mit sich.<br />

Europäische Sportminister<br />

tagten in Moskau<br />

Am 20. und 21. Oktober 2006 fand das 17.<br />

Informelle Treffen der Europäischen Sportminister<br />

des Europarats in Moskau statt.<br />

Bernhard Schwank, Leistungssportdirektor<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und Katrin Merkel, Leiterin der DOSB-<br />

Abteilung Internationales, zählten zu den<br />

Mitgliedern einer deutschen Delegation, die<br />

an der Veranstaltung teilnahm.<br />

Die Abordnung unter der Leitung des<br />

Parlamentarischen Staatssekretärs im<br />

Bundesministerium des Innern, Dr. Christoph<br />

Bergner MdB, folgte einer Einladung<br />

des Leiters der Russischen Föderalen Agentur<br />

für Köperkultur und Sport, Vyatscheslav<br />

Fetisov.<br />

Hauptthemen der Konferenz waren die<br />

Umsetzung der Europäischen Sportcharta in<br />

den Mitgliedsstaaten des Europarats, die<br />

Fortsetzung der sportpolitischen Zusammenarbeit<br />

unter dem Dach des Europarats<br />

und die Dopingbekämpfung. Ein weiterer<br />

Tagesordnungspunkt betraf die Beziehungen<br />

zur Welt-Anti-Doping-Agentur und die<br />

Ernennung europäischer Vertreter in ihre<br />

Gremien. So wurde mit dem französischen<br />

Sportminister Lamour ein europäischer<br />

Kandidat aus Regierungskreisen für die<br />

Wahl des Vize-Vorsitzenden der Welt-Anti-<br />

Doping-Agentur WADA nominiert.<br />

Einen Tag vor der Zusammenkunft der<br />

Sportminister fand ein Treffen der DOSB-<br />

Vertreter mit hochrangigen Repräsentanten<br />

des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees für<br />

Russland statt.<br />

Die Europäischen Sportminister verfolgen<br />

im Europarat das Ziel den Sport und seine<br />

sozialen und gesundheitlichen Wirkungen<br />

zu entwickeln bzw. europaweit Voraussetzungen<br />

dafür zu verbessern. In der Vergangenheit<br />

wurden hierzu mit Konventionen<br />

gegen Doping und Zuschauergewalt, mit<br />

einem Breitensport-Konzept und der europäischen<br />

Sportcharta eine Reihe <strong>von</strong><br />

Grundsatzdokumenten verabschiedet. Im<br />

Internet-Portal des Europarates können<br />

weitere Initiativen der Sportminister der 49<br />

Signatarstaaten des Europäischen Kulturabkommens<br />

der europäischen Zusammenarbeit<br />

in sportlichen Belangen nachgelesen<br />

werden.<br />

Internationale China-<br />

Konferenz der deutschen<br />

Sporthochschule<br />

"Sport in China", so lautete der Titel einer<br />

internationalen Konferenz, die vom 19. bis<br />

21. Oktober 2006 an der <strong>Deutsche</strong>n Sporthochschule<br />

Köln stattfand. Ziel der Konferenz<br />

war es, Vertretern aus Sport, Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Politik, die Verantwortung<br />

für die Vorbereitung der deutschen<br />

Aktiven tragen, gezielte Informationen und<br />

umfassendes Orientierungswissen zu vermitteln.<br />

Hervorragende Chinakenner und<br />

hochkarätige chinesische Wissenschaftler<br />

behandelten in einem interkulturellen und<br />

interkontinentalen Dialog sowohl Tradition<br />

und Mentalität der chinesischen Kultur als<br />

auch aktuelle Entwicklungen der Wirtschaft,<br />

des Sports und der chinesischen Medien.<br />

Die Konferenz fand anlässlich des 25jährigen<br />

Bestehens der Hochschulpartnerschaft<br />

mit der Sport-Universität Peking<br />

statt. Zu den Referenten zählten mit Prof.<br />

Dr. Helmut Digel (Uni Tübingen) Dr. Andreas<br />

Höfer (<strong>Deutsche</strong>s <strong>Olympische</strong>s Institut), Prof.<br />

Dr. Andreas Guder (FU Berlin), Prof. Dr.<br />

Holger Preuß (Uni Mainz) und Karl-Hermann<br />

Haack (Präsident NPC) auch einige<br />

China-Experten des deutschen Sports. Das<br />

vollständige Programm kann im Internet<br />

nachgelesen werden.<br />

Liste der verbotenen Substanzen<br />

und Techniken 2007<br />

Das Exekutiv-Komitee der Welt-Anti-<br />

Doping-Agentur (WADA) hat die Liste der<br />

im Sport verbotenen Substanzen und<br />

Methoden für das Jahr 2007 verabschiedet.<br />

Wie bereits im Vorjahr handelt es sich um<br />

eine Fortschreibung mit nur geringfügigen<br />

Änderungen, heißt es dazu auf der Homepage<br />

der Agentur. Die Liste ist ab dem 1.<br />

Oktober 2006 online verfügbar und wird ab<br />

1. Januar 2007 in Kraft treten. Sie ist eines<br />

der Schlüsselinstrumente bei der Harmonisierung<br />

des internationalen Kampfes gegen<br />

Doping, erklärte der Präsident der WADA,<br />

Richard W. Pound. Die Aufstellung und<br />

Weiterführung des Dokuments erfordere ein<br />

sorgfältiges und abgestimmtes Vorgehen.<br />

Die WADA verweist auf die nach wie vor<br />

gültigen Grundsätze aus dem Jahre 2004.<br />

Dann, wenn eine Substanz oder Technik<br />

zwei <strong>von</strong> drei der Kriterien "Leistungssteigerung",<br />

"Gesundheitsbeeinträchtigung" und<br />

"Verstoß gegen den Geist des Sports" erfüllt,<br />

kann sie in der o.g. Liste aufgenommen<br />

werden. Dass dies nicht unbedingt ein Muss<br />

ist, zeigt die Diskussion um die, Höhentrainingsverhältnisse<br />

simulierenden, Unterdruckkammern.<br />

Das Exekutiv-Komitee der<br />

WADA bestätigte und verabschiedete die<br />

Empfehlung seines wissenschaftlichen<br />

Komitees , Unterdruck-Kammern zunächst<br />

nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen<br />

und Techniken zu plazieren, was zuvor<br />

geplant war und obwohl diese leistungssteigernd,<br />

unter bestimmten Aspekten gesundheistgefährdend<br />

und in gewisser Weise<br />

auch gegen den Geist des Sports verstoßen.<br />

Weitere wissenschaftliche und ethische<br />

Untersuchungen, insbesondere auch im<br />

Hinblick auf die Wirkungen auf die Gesundheit<br />

der Aktiven, seien in Auftrag gegeben<br />

worden. Auch die Medizinische Kommission<br />

des IOC sei gebeten worden, sich des Sachverhaltes<br />

anzunehmen. Die WADA selbst<br />

unterstützt im Jahr 2006 weltweit 25<br />

Forschungsprojekte im Wert <strong>von</strong> 5,4 Millionen<br />

US-Dollar. Ihr Haushaltsentwurf 2007<br />

weist ein Jahresbudget <strong>von</strong> 23 Millionen<br />

US-Dollar auf. Die Agentur berichtet überdies<br />

<strong>von</strong> einer grundlegenden Überarbeitung<br />

des Welt-Anti-Doping-Codes. Drei<br />

Jahre nach seiner Verabschiedung soll es im<br />

November 2007 auf der Dritten Weltkonferenz<br />

gegen Doping im Sport in Madrid zur<br />

Vorlage einer Neufassung kommen.<br />

61


<strong>Olympische</strong> Spiele<br />

Peking 2008<br />

"Ein großes Land trägt große<br />

Verantwortung" - WADA-<br />

Chef Pound appellierte an<br />

China und BOCOG<br />

Die Organisatoren der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

Peking 2008 und die Weltagentur für Anti-<br />

Doping WADA sind sich einig über die<br />

notwendige Aufmerksamkeit, die dem Anti-<br />

Doping-Kampf bei <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

gewidmet werden sollte. Das wurde im<br />

Richard Pound<br />

Anschluss an ein Meeting zwischen Yang<br />

Shu' an, Vizepräsident <strong>von</strong> BOCOG und<br />

WADA-Präsident Richard Pound in Peking<br />

festgehalten. Bei dem Zusammentreffen<br />

wurden Erkenntnisse ausgetauscht und<br />

künftige Formen der Zusammenarbeit im<br />

Anti-Doping-Bereich vereinbart, heißt es in<br />

einer Erklärung <strong>von</strong> BOCOG. "Als großes<br />

Land trägt China auch in dieser Hinsicht<br />

große Verantwortung" unterstrich Pound<br />

am Montag. Seinen dreitägigen Besuch in<br />

China bezeichnete er als wichtigste Reise<br />

seit seinem Amtsantritt als WADA-Präsident.<br />

<strong>Der</strong> Aufenthalt führte ihn auch mit dem<br />

Vorsitzenden der Anti-Doping-Kommission<br />

des chinesischen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

Duan Shijie zusammen. Am Nationalen<br />

62<br />

Doping-Test-Center informierte sich IOC-<br />

Mitglied Pound über die Vorbereitungen auf<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele. Darüber hinaus<br />

erhielt Pound im Rahmen seines Aufenthaltes<br />

in China den Ehrendoktor der Sport-<br />

Universität Peking. Die Rede, die er anlässlich<br />

der Verleihung der Ehrendoktorwürde<br />

hielt, steht im Internet auf der Seite der<br />

Welt-Anti-Doping-Agentur zum Download<br />

zur Verfügung.<br />

DOSB-Scouts berichten über<br />

Stand der Vorbereitungen<br />

Peking, Hong Kong und Qindao, die Hauptschauplätze<br />

der <strong>Olympische</strong>n Spiele, waren<br />

im September auch Reiseziele einer fünfköpfigenVorbereitungsgruppe<br />

des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes.<br />

Zum zweiten Mal im<br />

Vorfeld des Großereignisses<br />

im Jahre<br />

2008 suchte eine<br />

Delegation <strong>von</strong><br />

DOSB-Verantwortlichen<br />

die olympischenWettkampfstätten<br />

auf. Dabei<br />

hatten sie Gelegenheit,<br />

vor Ort den<br />

aktuellen Stand der<br />

Vorbereitungen zu<br />

prüfen. In intensiven<br />

Meetings mit dem<br />

Organisationskomitee<br />

der Spiele<br />

(BOCOG) wurden die<br />

für die Olympia-Vorbereitung relevanten<br />

Fragen zu den Kernbereichen Akkreditierung,<br />

Unterbringung, Transport-Logistik,<br />

Rate Card (Ausstattung),<br />

<strong>Olympische</strong>s<br />

Dorf, Protokoll und<br />

Olympiagäste<br />

erörtert. Die Erkenntnisse<br />

liefern<br />

zwei Jahre vor<br />

Beginn der <strong>Olympische</strong>n<br />

Sommerspiele<br />

2008 wichtige<br />

Grundlagen für die<br />

organisatorische<br />

und sportfachliche<br />

Vorbereitung der<br />

deutschen Olympiamannschaft."Allge-<br />

mein kann man allen drei Städten einen<br />

sehr zufrieden stellenden Planungsstand<br />

attestieren", erklärte Delegationsleiterin<br />

Sabine Krapf, Leiterin der Abteilung <strong>Olympische</strong>r<br />

Spitzensport des DOSB. In Peking<br />

stand die Besichtigung <strong>von</strong> insgesamt 20<br />

Wettkampfstätten inklusive <strong>Olympische</strong>m<br />

Dorf auf dem Programm. "Wohl kaum eine<br />

Olympiastadt hat sich in einem so frühen<br />

baulichen Zeitplan und Fertigungszustand<br />

<strong>von</strong> Wettkampfstätten befunden", urteilt<br />

Jörg Ziegler, Geschäftsführer des Bereichs<br />

Leistungssport des DOSB. Größe, Einrichtungen<br />

und technisches Design der im Neubau<br />

befindlichen Wettkampfstätten seien<br />

uneingeschränkt beeindruckend, alle Neuund<br />

Renovierungsbauten voll im Zeitplan<br />

oder diesem weit voraus. Bis zu den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen sind insgesamt 42 Test-Events<br />

geplant. Zwei fanden bereits 2006 im<br />

Segeln und Softball statt, 26 Test-Events<br />

werden in 2007 folgen und 14 weitere in<br />

2008.<br />

In seinen Umrissen bereits erkennbar ist<br />

auch das <strong>Olympische</strong> Dorf <strong>von</strong> Peking. Bei<br />

Fertigstellung im Dezember 2007 wird es<br />

über insgesamt 42 Wohngebäude verfügen:<br />

22 sechsstöckige Häuser und 20<br />

Neunstöckige. Die <strong>Olympische</strong>n Reitwettbewerbe<br />

werden auf dem Gelände des<br />

Hong Kong Jockey Clubs "Penfold Park"<br />

sowie auf einem Golfplatz (Geländestrecke<br />

für Vielseitigkeit) abgehalten. Auch hier<br />

trafen die DOSB-Scouts, unter ihnen auch<br />

Achim Bueble (Abteilungsleiter Bildung<br />

und <strong>Olympische</strong> Erziehung), Thomas Sinsel<br />

(Leiter Sommersport/BL) und Sabine Zöll<br />

(Referentin <strong>Olympische</strong>r Spitzensport), auf<br />

hochmoderne Einrichtungen, wenngleich<br />

sich die eigentlichen olympischen Wettkampf-<br />

und Trainingsstätten sowie Stallanlagen<br />

dort noch im Planungsstadium<br />

befinden. Ein <strong>Olympische</strong>s Dorf wird es in<br />

Mit einem futuristisch anmutenden Design erstrahlt das Schwimmstadion<br />

<strong>von</strong> Peking 2008, hier im Architektenmodell.


Hong Kong genauso wenig geben wie in<br />

Qingdao, der Wettkampfstätte der Segelwettbewerbe.<br />

Die Anlagen in Qingdao sind<br />

bereits so gut wie fertig gestellt und<br />

genügen allerhöchsten Ansprüchen. Lediglich<br />

das Hotel (Intercontinental) für die<br />

Athleten- und Offiziellenunterkünfte<br />

befindet sich noch im Bau. Auf der Anlage<br />

fand Ende August eine Internationale Test-<br />

Regatta in mehreren olympischen Bootsklassen<br />

statt. <strong>Der</strong> Organisation, insbesondere<br />

in den Bereichen Transport und<br />

Logistik, wurden <strong>von</strong> allen Seiten höchstes<br />

Lob ausgesprochen. Leichte Kritik wurde<br />

nur am Segelrevier selbst geäußert, das für<br />

eher leichte Winde aber dafür schwierige<br />

Strömungsverhältnisse bekannt ist. Professionell<br />

sei hingegen die Olympia-Werbung,<br />

die sich vom Flughafen bis hin in die Stadt<br />

zeigte. Qingdao verfügt über eine sportund<br />

segelbegeisterte Bevölkerung, die<br />

schon während des Test-Events für eine<br />

olympiareife Atmosphäre sorgte. So sind es<br />

lediglich die Bereiche Transport und Klima,<br />

die der kleinen DOSB-Delegation größeres<br />

Kopfzerbrechen bereiteten. Nach derzeitiger<br />

Gesetzeslage dürfen Ausländer in<br />

China kein Fahrzeug selbst führen, bevor<br />

sie eine spezielle Prüfung für den Erhalt<br />

einer Sonder-Fahrerlaubnis ablegen.<br />

Aufgrund heftiger Interventionen diverser<br />

NOKs und vor allem seitens der Medienvertreter<br />

wird im November 2006 hierzu<br />

jedoch eine Regierungsentscheidung<br />

erwartet. Die größte Herausforderung wird<br />

dann das im August 2008 in Peking zu<br />

erwartende Klima darstellen. Smog, hohe<br />

Luftverschmutzung und extreme Hitze<br />

werden vor allem die Ausdauersportler<br />

extremen Belastungen aussetzen. stellen<br />

und die sportfachlichen und sportmedizinischen<br />

Planungen in Trainingsvorbereitung<br />

und einer kurzen, aber ausreichenden<br />

Akklimatisierungsphase in Peking stark<br />

beeinflussen. Und auch für Reiter und<br />

Pferde in Hong Kong werden die klimatischen<br />

Verhältnisse eine besondere Rolle<br />

spielen. Im August sind dort Tagestemperaturen<br />

<strong>von</strong> über 30 Grad und eine sehr<br />

hohe Luftfeuchtigkeit zu erwarten.<br />

Erstes Welt-Presse-Briefing<br />

Liu Qi, Präsident des Organisationskomitees,<br />

hat Ende September vor mehr als 300<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der<br />

Eröffnung des 1. Welt-Presse-Briefings die<br />

Unterstützung der Medien bei der Berichterstattung<br />

<strong>von</strong> den Spielen der IXX. Olym-<br />

piade Peking 2008 zugesichert und effiziente<br />

Dienstleistungen zugesagt. „Die <strong>Olympische</strong><br />

Geschichte zeigt, dass die Entwicklung<br />

der modernen <strong>Olympische</strong>n Spiele eng mit<br />

den Medien verknüpft ist", sagte Liu. Sie<br />

hätten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung<br />

des <strong>Olympische</strong>n Geistes gespielt, zum<br />

Verständnis zwischen den Gastgebern und<br />

den teilnehmenden Ländern beigetragen<br />

und er erhoffe sich <strong>von</strong> ihnen auch einen<br />

wichtigen Beitrag zum Erfolg der Spiele in<br />

Peking.<br />

Liu, der zugleich Mitglied des Politikbüros<br />

der Kommunistischen Partei und Generalsekretär<br />

des Pekinger Parteibüros ist, erklärte<br />

weiter, dass die chinesische Regierung<br />

basierend auf den in der Bewerbung geleisteten<br />

Zusagen, gesetzliche Bestimmungen<br />

und Regularien erlassen werde, die die<br />

Nachrichtenübermittlung ausländischer<br />

Medien während der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

entlang der üblichen Gepflogenheiten bei<br />

dieser Veranstaltung erleichterten.<br />

Sie beträfen u.a. Visa-Antragsverfahren und<br />

Olympiaakkreditierung, steuerfreie Einfuhr<br />

<strong>von</strong> technischem Equipment und Übertragungswagen,<br />

Beschäftigung <strong>von</strong> chinesischen<br />

Dienstleistern aber<br />

auch Fragen der Nachrichtenübermittlung<br />

selbst. Auch temporäre<br />

Fahrerlaubnisse wurden<br />

den Journalisten zugesagt.<br />

Die entsprechenden<br />

Gesetze sollen im Jahr<br />

2007 in Kraft treten. Ein<br />

in Aussicht gestellter<br />

Media-Guide soll alle für<br />

die Nachrichten-Produktion<br />

relevanten Sachverhalte<br />

rechtzeitig zusammenfassen.<br />

Was die Inhalte <strong>von</strong><br />

journalistischen Sendungen<br />

und Berichten<br />

anbelangt wurde der<br />

Zugang zu den nationalen<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

und zu den Mitgliedern<br />

des chinesischen Olympiateams<br />

zugesagt.<br />

Allerdings sind hierfür<br />

jeweils entsprechende<br />

Anträge an staatliche<br />

Behörden und die<br />

Pressekommission des<br />

chinesischen NOK zu<br />

richten. Wie gewohnt soll neben Haupt-<br />

Pressezentrum und Haupt-Fernsehzentrum<br />

auch für nicht-akkreditierte Medien wieder<br />

ein Medienzentrum installiert werden, um<br />

deren Arbeit während der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in Peking zu erleichtern.<br />

Kevan Gosper, Vorsitzender der Presse-<br />

Kommission des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitee, dankte den Verantwortlichen<br />

für ihr Engagement.<br />

Diplomatenbriefing<br />

Die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2008 werden die<br />

Verbindungen zwischen China und der Welt<br />

intensiveren und beim Aufbau einer friedlichen<br />

und harmonischen Welt behilflich sein.<br />

Da<strong>von</strong> zeigte sich BOCOG-Präsident Liu Qi<br />

Ende September auch vor Diplomaten aus<br />

mehr als 110 Ländern überzeugt. Zugleich<br />

betonte er, dass die Vorbereitungen auf das<br />

Ereignis planmäßig verlaufen. Alle Einrichtungen<br />

sollen Ende 2007 fertig gestellt sein.<br />

Die Segelregattastrecke in Qingdao und das<br />

Softball-Stadion in Peking konnten bereits<br />

ersten internationalen Tests unterzogen<br />

werden. Während die Vermarktugnsaktivitä-<br />

Auch IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge zeigte sich im Oktober<br />

beeindruckt <strong>von</strong> den Bau-Fortschritten der Organisatoren der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele Peking 2008. Angesichts der Tagung der IOC-<br />

Koordinierungskommission in Peking äußerte er darüber hinaus<br />

die Hoffnung, das Ereignis möge zu Verständnis und Frieden<br />

beitragen.<br />

63


ten ebenfalls angelaufen seien, befänden<br />

sich der <strong>Olympische</strong> Staffellauf und die<br />

Vorbereitung der Zeremonien in der Planung.<br />

Für das Freiwilligenprogramm für die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele und die Paralympics<br />

haben sich schon 100.000 Interessenten<br />

gemeldet. Liu unterstrich, dass BOCOG<br />

erstklassige Konditionen für Athleten,<br />

Medien und Gäste anstrebe<br />

Neue Gedenkmünzen<br />

vorgestellt<br />

Zur Erinnerung an die Spiele der XXIX<br />

Olympiade Peking 2008 wurden Anfang<br />

September 2006 in der chinesischen Hauptstadt<br />

zwei weitere Sätze <strong>von</strong> Gedenkmünzen<br />

vorgestellt.<br />

In Peking vorgestellt: Neue Gedenkmünzen<br />

anlässlich der Spiele der XXIX Olympiade<br />

2008 Peking.<br />

Dabei handelt es sich einerseits um einen<br />

Satz bestehend aus Münzen einfacher<br />

Legierungen im Wert <strong>von</strong> einem Yuan und<br />

einem Satz <strong>von</strong> insgesamt sechs wertvolleren<br />

Münzen mit Gold- und Silberanteilen.<br />

Münzen aus beiden Sätzen sind legales<br />

Zahlungsmittel in der Volksrepublik China.<br />

Auf den einfacheren Münzen ist das Emblem<br />

<strong>von</strong> Peking 2008 zusammen mit dem<br />

Nationalstadion eingraviert . Von ihnen<br />

sollen insgesamt 10 Millionen in den<br />

Umlauf gelangen. Die Ansicht der Goldmünzen<br />

im Wert <strong>von</strong> 150 Yuan und der<br />

Silbermünzen im Wert <strong>von</strong> 10 Yuan pro<br />

Stück zeigt das Emblem der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele mitsamt traditioneller Symbolik. Ihre<br />

Stückzahl wurde auf 60.000 bzw. 160.000<br />

Gold bzw. Silbermünzen limitiert. Entsprechend<br />

einer Vereinbarung zwischen der<br />

chinesischen Nationalbank und BOCOG,<br />

64<br />

dem Organisationskomitee der Spiele<br />

werden in den Jahren 2007 und 2008 noch<br />

zwei weitere Sätze <strong>von</strong> Erinnerungsmünzen<br />

herausgegeben.<br />

Das numismatische Programm der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele begann 1952 in Helsinki. Seit<br />

dieser Zeit ist es mit seinem Bezug zu Sport,<br />

Kunst und Kultur der jeweiligen Gastgeberstadt<br />

fester Bestandteil der Spiele. Die<br />

Veranstalter der <strong>Olympische</strong>n Spiele Peking<br />

2008 haben das Münzprogramm, das neben<br />

Münzen auch Pins und Goldbarren umfasst,<br />

bereits mit der Vergabe der Spiele im Jahr<br />

2008 begonnen.<br />

Vancouver 2010<br />

Kreative Lösung der<br />

Unterbringungsfragen<br />

Winterspiele und Winterparalympics 2010<br />

erwägt das Organisationskomitee dieser<br />

Veranstaltung (VANOC) das Chartern eines<br />

Kreuzfahrt-Schiffes in Squamish.<br />

Das Konzept wurde der Pressekommission<br />

des Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

(IOC) bei ihrem Jahresmeeting (Ende September)<br />

in Peking vorgestellt. In den nächsten<br />

Wochen soll es konkretisiert werden.<br />

Squamish wäre die ideale Verbindung<br />

zwischen den Wettkampfstätten in Vancouver<br />

und jenen in den Bergregionen <strong>von</strong><br />

Whistler, werben die VANOC-Verantwortlichen<br />

für ihre Idee. Ein Kreuzfahrtschiff<br />

würde erstklassigen Service und ebensolche<br />

Unterbringung gewährleisten und notwen-<br />

dige Flexibilität bei der Errichtung <strong>von</strong><br />

permanenten oder der Akquisition <strong>von</strong><br />

temporären Unterbringungen herstellen.<br />

Darüber hinaus sei diese Option umweltfreundlich<br />

und unterstütze die Politik der<br />

Nachhaltigkeit <strong>von</strong> VANOC. Entsprechende<br />

Vorverhandlungen mit Schiffahrtslinien<br />

würden geführt.<br />

VANOC ist für die Planung, Organisation und<br />

Durchführung der XXI <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

und der X Paralympic Winterspiele<br />

2010 zuständig. Die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

finden vom 12. bis 28. Februar 2010 in<br />

Vancouver und Whistler statt, die Winter-<br />

Paralympics vom 12. bis 21. März 2010.<br />

Paralympics Emblem<br />

veröffentlicht<br />

Winston Jerome Denkmal vor Kreuzfahrtschiff in Stanley Park, Vancouver.<br />

Winston Jerome war ein kanadischer Sprinter, der bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen 1964 in Tokio Bronze gewann.<br />

An die Seite des seit einiger Zeit bekannten<br />

Emblems der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

2010 ist im September 2006 nun auch das<br />

Emblem der Paralympics Vancouver 2010<br />

getreten.<br />

Im Rahmen eines großen Freiluftkonzerts<br />

am 17. September 2006 in Whistler wurde<br />

das Emblem vor tausenden <strong>von</strong> Zuschauern<br />

enthüllt. Die eindrucksvolle Kulisse aus<br />

Küstenwald und Bergen, in der diese<br />

Veranstaltung stattfand, hatte, was Farbgebung<br />

und Linienführung anbelangt, zugleich<br />

Pate für das neue Logo gestanden.<br />

Es steht unter dem Motto "Man Becomes<br />

Mountain". Neben der natürlichen Schönheit<br />

der Bergregion <strong>von</strong> Whistler nimmt es<br />

Bezug auf den menschlichen Körper, den<br />

Lauf der Sonne und<br />

die Stärke der<br />

Paralympics-<br />

Athleten, heißt es<br />

in einer Pressemeldung<br />

des Organisationskomitees<br />

(VANOC). VANOC-<br />

Chef John Furlong<br />

zeigte sich überzeugt,<br />

dass Kanada<br />

sein Bestes für die<br />

Paralympics geben<br />

werde. "Das Emblem,<br />

das den<br />

Athleten in der<br />

Natur darstellt,<br />

symbolisiert die<br />

Vision Vancouvers<br />

exzellente, nachhal-


tige und innovative <strong>Olympische</strong> Spiele und<br />

Paralympics zu geben."<br />

Bereits im Frühjahr 2005 war eine Inuit-<br />

Skulptur mit dem Namen Ilanaaq, dem Inuit<br />

Wort für Freund, als Emblem der <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele 2010 vorgestellt worden.<br />

Sie ist ein Synonym für Freundschaft,<br />

Gastfreundlichkeit, Stärke, Teamwork und<br />

die Weite des Landes und darüber hinaus<br />

eine zeitgenössische Interpretation des<br />

"Inukshuk", einer steinernen Skulptur. Sie<br />

wurde <strong>von</strong> den Inuit als Wegweiser in Eis<br />

und Schnee benutzt. "Über die Generationen<br />

hinweg wurden Inukshuk zu Symbolen<br />

<strong>von</strong> Hoffnung, Freundschaft und Ausdruck<br />

der Gastfreundlichkeit einer Nation, die<br />

Menschen aus aller Welt mit offenen Armen<br />

empfängt", hieß es in einer Pressemitteilung<br />

des Organisationskomitees (VANOC) vom<br />

23.04.2005. Die Steinformationen sind im<br />

ganzen Land <strong>von</strong> der Küste bis zu den<br />

Bergen anzutreffen.<br />

Auch dieses Logo bringt die tiefe Verbindung<br />

der Kanadier zu ihrer atemberaubenden<br />

Umwelt zum Ausdruck. Es bildet fünf<br />

Steine in lebhaften Farben ab, die man<br />

sowohl in Natur und Umwelt der Region<br />

Vancouver-Whistler wieder findet als auch<br />

in ganz Kanada. Grün und Blau repräsentieren<br />

Küste, Wald, Berge und Inseln. Rot steht<br />

für Kanadas traditionelles Symbol das<br />

Ahornblatt und das Gold weckt Erinnerungen<br />

an die brillanten Sonnenaufgänge, die<br />

zur malerischen Silhouette <strong>von</strong> Vancouvers<br />

Skyline und der schneebedeckten Berggipfel<br />

beitragen.<br />

"Ilanaaq ist vor allem ein Teamplayer", sagt<br />

John Furlong, Vorstandsvorsitzender des<br />

Organisationskomitees der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele und der Paralympics Vancouver 2010<br />

(VANOC). "So wie VANOC auf die Partnerschaft<br />

und die gemeinsame Vision der<br />

Spiele vertraut, so tut es auch unser Logo.<br />

Jeder Stein baut auf den anderen zugunsten<br />

des Ganzen. Zusammen wird Ilanaaq zu<br />

einem Symbol der Stärke, der Vision und des<br />

Teamworks, das uns den Weg weist und die<br />

Welt in Kanada willkommen heißt."<br />

VANOC sichert<br />

Nachhaltigkeit zu<br />

Proteste haben das Organisationskomitee<br />

der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele und der<br />

Winter-Paralympics 2010 in Vancouver<br />

(VANOC) zu einer aktuellen Stellungnahme<br />

veranlasst.<br />

Dabei wurde eine solide Finanzierung, ein<br />

verantwortungsvoller Umgang mit der<br />

Natur sowie soziale und ökonomische<br />

Nachhaltigkeit bei der Planung und Durchführung<br />

der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele in<br />

Vancouver und Whistler zugesichert. "Wir<br />

akzeptieren die Tatsache, dass unser Vorhaben<br />

kritisiert wird, aber wir hoffen auch,<br />

dass diese Kritik konstruktiv und nicht allein<br />

politisch motiviert oder destruktiv ist," sagte<br />

VANOC-Exekutiv-Direktor John Furlong und<br />

ergänzte. "Wir sind es den Menschen <strong>von</strong><br />

British Columbia und in ganz Kanada<br />

schuldig die bestmöglichen Spiele zu<br />

organisieren und wir werden es nicht<br />

zulassen, unser Projekt <strong>von</strong> Neinsagern<br />

boykottieren zu lassen, die uns ohnehin nie<br />

unterstützen werden".<br />

Näheres über Nachhaltigkeit, Finanzierung,<br />

Transparenz und Sicherheitskonzept der<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspiele und Winter-<br />

Paralympics Vancouver 2010.<br />

Gestaltung des Maskottchens<br />

Sie werden die Olympia- und Paralympics-<br />

Teilnehmer begrüßen. Sie werden das<br />

beliebteste Fotomotiv unter den Zuschauern<br />

und das begehrteste Mitbringsel für Familie<br />

und Freunde sein. Sie werden in Form <strong>von</strong><br />

Spielzeugen, T-Shirts, Pins und Dutzenden<br />

<strong>von</strong> anderen Formen auftreten. Und Sie<br />

warten darauf <strong>von</strong> jemandem erfunden zu<br />

werden: Die Maskottchen für die <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele Vancouver 2010.<br />

Am 28. September 2006 hat das Organisationskomitee<br />

der <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

2010 die weltweite Suche nach den Figuren<br />

mit potenziellem Kultstatus begonnen.<br />

Künstlerinnen und Künstlern auf dem ganzen<br />

Globus bietet sich die Chance ihres Lebens.<br />

Dem ausgewählten Designer ist weltweite<br />

Anerkennung sicher, denn das Maskottchen<br />

wird an prominenter Stelle hunderte <strong>von</strong><br />

Publikationen, Werbeartikel und Internetseiten<br />

verschönern. Darüber hinaus werden sie<br />

als Botschafter der <strong>Olympische</strong>n Spiele in<br />

zahllosen Filmen und Videos und bei ebenso<br />

vielen Veranstaltungen auftreten.<br />

"Das oder die Maskottchen <strong>von</strong> Vancouver<br />

wird zu den buntesten Persönlichkeiten der<br />

Spiele zählen und unsere Nation unsere<br />

Kultur und unsere Werte darstellen", sagte<br />

An ihnen kommt niemand vorbei: Die Maskottchen für die <strong>Olympische</strong>n Spiele, für die wieder<br />

kreative Designer gesucht werden.<br />

65


VANOC-Generaldirektor John Furlong und<br />

ergänzte: "Besonders für Kinder werden sie<br />

zu liebenswerten Ikonen werden, die unsere<br />

Spiele und unser Land auf der Weltbühne<br />

präsentieren. Noch wissen wir nicht wie sie<br />

aussehen, aber wir suchen die allerbesten<br />

Ideen und Entwürfe."<br />

Künstlerinnen und Künstler, die sich aufgefordert<br />

fühlen finden eine Ausschreibung<br />

auf einer speziellen Seite der VANOC-<br />

Homepage (http://www.vancouver<br />

2010.com/mascot). Das Verfahren richtet<br />

sich an Spezialisten und Profis für Illustration,<br />

Animation, Graphik-Design, Kunst und<br />

verwandte Gebiete. Vorschläge werden vom<br />

28. September bis zum 1. November 2006<br />

entgegengenommen.<br />

In der offiziellen Ausschreibung ist im<br />

Übrigen immer wieder auch Münchens<br />

Olympiadackel "Waldi" zu sehen, aber auch<br />

Montreals Biber Amik, Calgarys Hidy und<br />

Howdy, Barcelonas Kobi und viele andere<br />

Maskottchen, die menschliche, tierische,<br />

mythische oder imaginäre Züge tragen,<br />

leben noch einmal auf.<br />

<strong>Olympische</strong> Visionen<br />

Nicht allein die bayerische Landeshauptstadt<br />

München, die Hansestadt Hamburg<br />

und die Bundeshauptstadt Berlin, sondern<br />

auch das kleine Qatar, nur halb so groß wie<br />

Hessen, beschäftigt sich mit olympischen<br />

Plänen. Folgt man dem sportinformationsdienst<br />

(Meldung vom 28.09.2006) so erwägt<br />

das arabische Land neben Rio de Janeiro,<br />

Busan (Südkorea), Madrid, Neu Delhi, Tokio,<br />

Dubai und einem voraussichtlichen Bewer-<br />

66<br />

ber der USA eine Bewerbung um die<br />

Ausrichtung der <strong>Olympische</strong>n Spiele.<br />

"Wir haben unser Interesse signalisiert", wird<br />

der Sprecher des Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees <strong>von</strong> Qatar zitiert. Im Dezember<br />

wird der mit Erdgas reich gewordene Staat<br />

die Asienspiele ausrichten. In Infrastruktur<br />

und hochmoderne Sportstätten seien bereits<br />

vier Milliarden Dollar investiert worden.<br />

Unter dem Titel "Imagegewinn durch<br />

Sportevents" informiert auch Rainer Hermann<br />

im frei zugänglichen Internet-Angebot<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />

über die "olympischen" Ambitionen des<br />

Wüstenstaates.<br />

Die Vergabe der <strong>Olympische</strong>n Spiele 2016<br />

erfolgt im Sommer 2009. Die kommenden<br />

<strong>Olympische</strong>n Sommerspiele finden 2008 in<br />

Peking und 2012 in London statt.<br />

Eurosport überträgt<br />

Europäische <strong>Olympische</strong><br />

Jugendspiele 2007<br />

Erstmals in ihrer Geschichte werden die<br />

Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendspiele im<br />

Jahr 2007 ausführlich im Fernsehen übertragen.<br />

Darüber informiert die Vereinigung<br />

der Europäischen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

(EOC) in einer aktuellen Mitteilung. <strong>Der</strong><br />

Präsident des 2009 gastgebenden polnischen<br />

NOK, Piotr Nurowski, habe mit<br />

Eurosport eine entsprechende Vereinbarung<br />

erzielen können, die bereits für das Jahr<br />

2007 gilt. In EOC-Kreisen wird dies als<br />

Meilenstein in der Entwicklung der Veran-<br />

Im November 2005 wurde in Qatars Hauptstadt Doha die größte Sporthalle der Welt<br />

eröffnet.<br />

staltung gewertet, die in der Öffentlichkeit<br />

noch weitgehend unbekannt ist.<br />

Die kommende Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />

Festivals der Jugend finden im Winter 2007<br />

in Jaca (Spanien) und im Sommer 2007 in<br />

Belgrad (Serbien) statt. Die EYOF 2009<br />

finden in Slask Beskidy/POL (Winter) und in<br />

Tampere / FIN (Sommer) statt. Die Auswahl<br />

der teilnehmenden Jugendlichen erfolgt<br />

über den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbund<br />

in enger Zusammenarbeit mit den<br />

teilnehmenden Fachverbänden.<br />

Mehr über die Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />

Jugendspiele auf folgender Seite:<br />

http://www.dosb.de/de/olympische-spiele/<br />

european-youth-olympic-festival/<br />

<strong>Olympische</strong> Erziehung<br />

DOSB-Vizepräsidenten beim<br />

Bundeswettbewerb Jugend<br />

trainiert für Olympia<br />

Eberhard Gienger, Vizepräsident Leistungssport<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

hat am 20. September 2006 gemeinsam<br />

mit der DOSB-Vizepräsidentin für<br />

Bildung und <strong>Olympische</strong> Erziehung Prof. Dr.<br />

Gudrun Doll-Tepper an der offiziellen<br />

Siegerehrung und Abschlussfeier des Schulsportwettbewerbs<br />

Jugend trainiert für<br />

Olympia mitgewirkt.<br />

Gienger war Pate der Sportart Gerätturnen.<br />

"Ich freue mich immer wieder, wenn ich in<br />

Berlin dabei sein kann. Das Engagement <strong>von</strong><br />

Schülern und Lehrern ist hier gleichermaßen<br />

bewundernswert", sagt der Turnweltmeister<br />

<strong>von</strong> 1974. Insgesamt 900.000 Schülerinnen<br />

und Schüler starten bundesweit im Wettbewerb<br />

der Schulen. Fußball ist mit 330.000<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern die<br />

beliebteste Sportart. An der großen Abschlussfeier<br />

in der Max-Schmeling-Halle<br />

nahmen neben Eberhard Gienger und Prof.<br />

Dr. Gudrun Doll-Tepper auch zahlreiche<br />

weitere Prominente teil. Zu ihnen zählt<br />

auch DOSB-Ehrenpräsident Manfred <strong>von</strong><br />

Richthofen. Beim Herbstfinale <strong>von</strong> Jugend<br />

trainiert für Olympia waren ca. 3.700 Aktive<br />

in acht Sportarten am Start.


IOC legt Broschüre zum<br />

"Sport und Literatur"-<br />

Wettbewerb 2005 vor<br />

Das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee (IOC)<br />

hat Ende September eine Broschüre mit den<br />

besten Beiträgen des "Sport und Literatur"-<br />

Wettbewerbs 2005 veröffentlicht. <strong>Der</strong> 221<br />

Seiten starke Reader enthält insgesamt 90<br />

literarische Werke aus über 60 Ländern. In<br />

ihm sind mit den Aufsätzen <strong>von</strong> Maria Xenia<br />

Hardt und Eddi Dubiel auch zwei der drei, im<br />

nationalen Ausscheid vom damaligen NOK für<br />

Deutschland prämierte Arbeiten enthalten.<br />

"Die <strong>Olympische</strong> Idee ist keineswegs nur dem<br />

Sport verpflichtet. Die <strong>Olympische</strong> Idee ist<br />

eine Geisteshaltung. Es ist die Verbindung <strong>von</strong><br />

Sport mit Kultur und Erziehung, die seit mehr<br />

als einem Jahrhundert das Zentrum der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung bildet", schreibt<br />

Zhenliang He, der Vorsitzende der IOC-<br />

Kommission für Kultur und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung in einem Vorwort. Bereits zum<br />

zweiten Mal habe ein Literaturwettbewerb<br />

nun einen Beitrag dazu leisten können, diese<br />

Verbindung zu stärken und in der jungen<br />

Generation für olympische Werte zu werben.<br />

Besonders zu würdigen sei neben den Nachwuchsliteraten<br />

auch die Rolle der teilnehmenden<br />

NOKs. In dem sie sich dem Fair Play,<br />

der Freude an der eigenen Leistung, dem<br />

Respekt für einander, der Balance zwischen<br />

Körper und Geist oder Möglichkeiten der<br />

Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />

zuwandten, haben Kinder und junge Menschen<br />

aus allen fünf Kontinenten <strong>Olympische</strong>n<br />

Werten ein Profil verliehen,. <strong>Der</strong> Dank<br />

der Teilnehmer gelte auch den Schulen, die<br />

sich in vielen Ländern an dem Wettbewerb<br />

beteiligt haben. "Insbesondere die den Originalbeiträgen<br />

vorangestellten Kurzfassungen<br />

zeigen, dass junge Menschen ungeachtet<br />

ihrer Herkunft und ihrer Sprache Emotionen<br />

und Ideale teilen", bilanziert Zhenliang He.<br />

"Auf die Plätze ...!" - London<br />

2012 mit neuem Online<br />

Auftritt für 7-14 Jährige<br />

Das Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele London 2012 hat Ende September<br />

eine neue Online-Website für 7-14jährige<br />

aufgelegt. Erstes Ziel <strong>von</strong> "On your Marks!"<br />

ist es, im Sinne der <strong>Olympische</strong>n Erziehung<br />

Wissen über die <strong>Olympische</strong>n Spiele, die<br />

Paralympic Spiele der Behinderten und die<br />

Zehnkampf-Doppel-Olympiasieger Daley Thompson (2. v.l.) nbeim<br />

Launch des neuen Internet-Portals.<br />

<strong>Olympische</strong> Bewegung zu vermitteln und<br />

zugleich den Enthusiasmus der Heranwachsenden<br />

zu entfalten, heißt es in einer<br />

entsprechenden Mitteilung. Beim offiziellen<br />

Start des Online-Auftritts. war Doppel-<br />

Olympiasieger Daley Thompson, der ewige<br />

Rivale des deutschen Zehnkämpfers Jürgen<br />

Hingsen, zusammen mit Lehrern und<br />

Schülern der Gesamtschule in Tower Hamlets<br />

zugegen. Die Seite "On your Marks!"<br />

enthält News, Daten und Fakten und eine<br />

Bilddatenbank für Lehrer und Schüler. Auch<br />

die Geschichte der Spiele, Gesundheit,<br />

Fitness und die Pläne für die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele 2012 in London sind Bestandteil der<br />

Seite. Das Erziehungsprogramm <strong>von</strong> LOCOG<br />

soll nach und nach zu einer umfassenden<br />

Ressource <strong>von</strong> Aktionen und Initiativen<br />

rund um die <strong>Olympische</strong> Bewegung ausgebaut<br />

werden. Kinder und Jugendliche im<br />

Vereinigten Königreich und in der ganzen<br />

Welt sollen damit angesprochen werden.<br />

Sebastian Coe, Vorsitzender des Organisationskomitees<br />

London 2012 sagte: "Ich bin<br />

fest da<strong>von</strong> überzeugt, dass junge Menschen<br />

sich <strong>von</strong> London und den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen hier inspirieren lassen. Die Spiele<br />

können und werden junge Menschen durch<br />

Sport, Kultur und Erziehung in ihrer Entwicklung<br />

in einer herausragenden Weise<br />

ansprechen. Wir freuen uns sehr darauf, mit<br />

unserem neuen Auftritt die Vorstellungskraft<br />

der Kinder und Jugendlichen und ihre<br />

Vorfreude auf die Spiele anzuregen".<br />

Sport und weltweite<br />

Verständigung - Die Rolle<br />

<strong>von</strong> Erziehung und Kultur<br />

Allein gemessen an der Zahl der Anmeldungen<br />

war das 5. Weltforum zu Fragen <strong>von</strong><br />

Sport, Erziehung<br />

und Kultur, das vom<br />

22. bis zum 24.<br />

Oktober 2006 in<br />

Peking stattfand,<br />

bereits ein Erfolg.<br />

Mehr als 350<br />

Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer <strong>von</strong><br />

außerhalb Chinas<br />

und 300 Teilnehmer<br />

aus China waren<br />

anwesend, darunter<br />

Repräsentanten <strong>von</strong><br />

allen fünf Kontinenten<br />

und aus mehr<br />

als 150 Ländern. Zu<br />

ihnen zählten Mitglieder des Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komtiees (IOC), Nationaler<br />

<strong>Olympische</strong>r Komitees (NOK), Internationaler<br />

Fachverbände (IF), Delegierte aus vom IOC<br />

anerkannten Organisationen, <strong>Olympische</strong>m<br />

Studienzentrum, Bewerberstädte 2014,<br />

Regierungsvertreter, Universitäten, UN und<br />

Medien.<br />

An der Eröffnung des Forums nahmen auch<br />

IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge und der<br />

Präsident des Organiationskomitees der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele Peking 2008, Qi Liu, teil.<br />

Unter zahlreichen prominenten Referentinnen<br />

und Referenten befanden sich mit Prof.<br />

Dr. Gudrun Doll-Tepper (DOSB-Vizepräsidentin<br />

und Präsidentin des Weltrates für<br />

Sportwissenschaft und Leibeserziehung)<br />

sowie Prof. Dr. Norbert Müller (Präsident des<br />

Internationalen Pierre de Coubertin Komitees)<br />

auch zwei deutsche Vertreter.<br />

Die <strong>Olympische</strong> Bewegung ist vor allem eine<br />

erzieherische Bewegung, sagte IOC-Präsident<br />

Dr. Jacques Rogge zur Eröffnung des<br />

Weltforums. "Sportveranstaltungen wie die<br />

kommenden Spiele der XXIX Olympiade sind<br />

eine ideale Plattform für Information und<br />

<strong>Olympische</strong> Erziehung. Sie haben eine<br />

allgemein-bildende Bedeutung für die<br />

Bevölkerung, wir können sie nutzen um<br />

mehr über einander zu erfahren und uns<br />

besser kennen zu lernen", ergänzte Rogge<br />

unter Bezugnahme auf das Motto <strong>von</strong><br />

Peking 2008 "Eine Welt, Ein Traum".<br />

<strong>Der</strong> IOC-Präsident betonte die unterschiedlichen<br />

Aktivitäten im Feld <strong>von</strong> Bildung und<br />

<strong>Olympische</strong>r Erziehung, die vom IOC, vom<br />

<strong>Olympische</strong>n Museum, den <strong>Olympische</strong>n<br />

Akademien und Universitäten unternommen<br />

werden. Das Organisationskomitee (OK) für<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele, nehme dabei eine<br />

67


Schlüsselfunktion ein, erklärte er. Seit den<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspielen in Calgary im<br />

Jahr 1988 habe jedes OK eigene Instrumente<br />

entwickelt um die Schulen im Gastgeberland<br />

zu erreichen. "Ich bin stolz auf die<br />

Anstrengungen, die in China fortgesetzt<br />

werden, um Millionen junger Menschen die<br />

Auseinandersetzung mit der Bedeutung und<br />

der Kraft <strong>Olympische</strong>r Werte, wie Freundschaft,<br />

Exzellenz und Respekt zu ermöglichen",<br />

erklärte Rogge.<br />

Die jungen Menschen seien die Zukunft der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung, "wir müssen uns<br />

auf diese Altersgruppe, die sich in der<br />

heutigen Zeit immer häufiger anderen<br />

Aktivitäten wie der Musik, Video Games,<br />

dem Internet oder Filmen zuwendet, konzentrieren.<br />

Wir müssen ernsthafte Anstrengungen<br />

unternehmen, um ihr Interesse an<br />

Sport und körperlicher Bewegung zu wecken",<br />

sagte Rogge.<br />

<strong>Der</strong> IOC-Präsident erläuterte, wie das IOC<br />

und die <strong>Olympische</strong> Bewegung Erziehung<br />

und Kultur durch einen Wissenstransfer <strong>von</strong><br />

Organisationskomitee zu Organisationskomitee<br />

in vielfältiger Weise in das Rahmenprogramm<br />

<strong>Olympische</strong>r Spiele integriert<br />

habe, z.B. in Form <strong>von</strong> Projekten zu Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit, in der medizinischen<br />

Vorsorge oder zur Bekämpfung <strong>von</strong><br />

sexuellem Missbrauch.<br />

<strong>Der</strong> Erziehungsauftrag beziehe sich sowohl<br />

auf den Leistungs- als auch auf den Breitensport<br />

und beinhalte Aufklärungsarbeit zu<br />

den verheerenden gesundheitlichen Konsequenzen<br />

des Dopings. "Wissenschaftler und<br />

Ärzte, die durch ihr Tun zum Missbrauch<br />

<strong>von</strong> Arzneimitteln beitragen, müssen stigmatisiert<br />

werden", forderte Rogge.<br />

<strong>Olympische</strong> Jugendlager<br />

Peking 2008 in der Planung<br />

Im Einklang mit seiner Bewerbung um die<br />

Spiele der Olympiade Peking 2008 wird das<br />

Organisationskomitee (BOCOG) für den<br />

Zeitraum vom 6. bis zum 26. August 2008<br />

ein <strong>Olympische</strong>s Jugendlager in Peking<br />

ausschreiben. Ort ist das Internationale<br />

Zentrum für Jugendaustausch, das genügend<br />

Räumlichkeiten und ausreichend Platz<br />

für Jugendliche und Betreuer bietet. BOCOG<br />

lädt jeweils ein 16-18jähriges Mädchen und<br />

einen Jungen des gleichen Alters <strong>von</strong> weltweit<br />

jedem NOK nach China ein. Die offiziel-<br />

68<br />

len Sprachen des internationalen Jugendlagers<br />

sind englisch und französisch. Die<br />

Kosten werden durch das IOC (Olympic<br />

Solidarity) und BOCOG getragen. Die Auswahl<br />

der beiden Jugendlichen erfolgt durch<br />

das jeweilige Nationale <strong>Olympische</strong> Komitee,<br />

in Deutschland durch den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund, der auch die Funktion<br />

eines NOK ausübt. Das Programm wird<br />

gegenwärtig entwickelt und beinhaltet<br />

sowohl kulturelle Aktivitäten und den<br />

Besuch <strong>von</strong> olympischen Wettkämpfen. Die<br />

Tatsache, dass pro Nation jeweils nur zwei<br />

Jugendliche bei diesen Veranstaltungen<br />

teilnehmen durften hatte das mittlerweile<br />

im DOSB aufgegangene Nationale Olympi-<br />

sche Komitee für Deutschland erstmals vor<br />

den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen Salt Lake<br />

City im Jahr 2002 veranlasst ein nationales<br />

olympisches Jugendlager durchzuführen.<br />

Auch bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen Athen<br />

2004 und im Winter 2006 in Turin wurden<br />

diese Veranstaltungen mit großem Erfolg<br />

durchgeführt. So verwundert es nicht, dass<br />

derzeit schon für ein nationales olympisches<br />

Jugendlager Peking geplant wird. In seinen<br />

Genuss könnten dann möglicherweise<br />

wieder sehr viel mehr deutsche Jugendliche<br />

gelangen. Nach einer öffentlichen Ausschreibung<br />

würde die Auswahl der Bewerber dann<br />

wieder durch Fachverbände, <strong>Deutsche</strong><br />

Sportjugend und <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund vorgenommen.<br />

Fünftes sportwissenschaftliches<br />

Olympiaseminar<br />

Die Organisatoren des fünften sportwissenschaftlichen<br />

Olympiaseminars vom 17. bis<br />

24. September in der Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Akademie in Olympia durften<br />

sich erneut über ein reges Interesse der<br />

universitären Einrichtungen in Deutschland<br />

an dieser Traditionsveranstaltung freuen.<br />

Entsprechend der internationalen Ausrichtung,<br />

der sich die Organisatoren des Seminars<br />

seit 2004 verpflichtet fühlen, waren<br />

diesmal Länder aus dem südöstlichen<br />

Mitteleuropa eingeladen worden, wobei die<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des fünften sportwissenschaftlichen Olympiaseminars<br />

in Olympia, Griechenland.<br />

Universität Wien der Einladung folgte. So<br />

nahmen knapp 100 Studierende mit ihren<br />

Dozenten an dieser vom <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund (DOSB) initiierten und<br />

auch finanziell weitgehend getragenen<br />

Veranstaltung teil. Das 1998 erstmals<br />

ausgerichtete und bis zur Neustrukturierung<br />

des organisierten Sports in Deutschland im<br />

Mai 2006 vom Kuratorium <strong>Olympische</strong><br />

Akademie und <strong>Olympische</strong> Erziehung des<br />

NOK für Deutschland verantwortete Sportwissenschaftliche<br />

Olympiaseminar wandte<br />

sich mit der Zielsetzung, Probleme des<br />

modernen Olympismus aus der Sicht unterschiedlicher<br />

Wissenschaftsdisziplinen zur<br />

Diskussion zu stellen an seine Teilnehmer.<br />

Den Beteiligten wurden Einsichten in die


zwischen Chancen und Risiken angesiedelten<br />

Realitäten des olympischen Geschehens<br />

in Vergangenheit und Gegenwart vermittelt.<br />

Mehr noch als in den vergangenen Jahren<br />

übernahmen die Studierenden als Akteure<br />

die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltung.<br />

Mit der internationalen Beteiligung<br />

verband sich die Hoffnung auf einen wichtigen<br />

Erkenntniszuwachs über ähnlich<br />

gelagerte Vorhaben <strong>von</strong> Sportorganisationen<br />

und Sportwissenschaftsinstituten in<br />

einem immer enger zusammenwachsenden<br />

Europa.<br />

Dr. Thomas Bach forderte<br />

Bildungsoffensive<br />

Für den deutschen Sport stellt die Einführung<br />

<strong>von</strong> Ganztagsschulen eine große<br />

Chance dar. Insofern seien die Schlussfolge-<br />

Dr. Thomas Bach<br />

rungen aus der PISA-Studie eine Herausforderung<br />

für den Sport. Diese Auffassung<br />

vertrat der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes, Dr. Thomas Bach, beim<br />

3. Ballspielsymposium am 6./7. Oktober in<br />

der Karlsruher Europahalle.<br />

Dr. Bach kündigte dort eine Bildungsoffensive<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

an. "Ein aktiver Lebensstil ist wesentliche<br />

Voraussetzung für kognitives Lernen und<br />

soziale Verständigung", sagte Dr. Bach. An<br />

die Adresse der Politik gerichtet ergänzte er:<br />

"Mittel für den Sport sind keine Subventionen,<br />

Mittel für den Sport sind Investitionen<br />

in die Zukunft unserer Kinder." In diesem<br />

Zusammenhang steht auch die Forderung, in<br />

Sportanlagen zu investieren, um Qualität<br />

und Quantität der sportlichen Betätigung zu<br />

sichern. Auch für die Trainerausbildung<br />

mahnte Dr. Bach eine Qualitätssteigerung<br />

an. Das Ansehen der Trainer entspreche<br />

derzeit nicht ihrem Beitrag zum Erfolg. Ohne<br />

eine Aufwertung der Rolle des Trainers sei<br />

das Ziel des DOSB, die Position der Ballspiele<br />

bis zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2012 in<br />

London auszubauen, und weiter große<br />

Erfolge in den publikumsträchtigen Sportarten<br />

zu erzielen, kaum realisierbar.<br />

Glückwünsche zum 30jährigen<br />

Jubiläum der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />

für Sportwissenschaft<br />

Die Glückwünsche und Grüße des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes galten<br />

Anfang Oktober der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />

für Sportwissenschaft (DVS). <strong>Der</strong> Stellenwert<br />

des deutschen Sports sei in Breite und<br />

Spitze ohne die Wissenschaft und ohne die<br />

DVS so nicht denkbar, erklärte Leistungssportdirektor<br />

Bernhard Schwank im Auftrag<br />

des DOSB-Präsidiums am 5. Oktober vor den<br />

Gästen eines wissenschaftlichen<br />

Symposiums<br />

anlässlich des 30jährigen<br />

Bestehens der Organisation<br />

in München. Für<br />

den <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbund, vor<br />

allem aber auch für die<br />

Spitzenverbände und<br />

Landessportbünde müsse<br />

eine Kooperation mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />

für Sportwissenschaft<br />

deshalb auch in den<br />

kommenden Jahren eine<br />

Selbstverständlichkeit<br />

sein. <strong>Der</strong> Sport stehe vor<br />

großen Herausforderungen,<br />

die ohne wissenschaftliche<br />

Beratung nur<br />

sehr unzureichend<br />

gemeistert werden<br />

können. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />

sei nicht nur auf die Bereitstellung<br />

sportwissenschaftlicher Erkenntnisse angewiesen,<br />

sondern auch auf institutionelle<br />

Partnerschaften, mit Universitäten und<br />

Instituten in Deutschland, mit Bundeswehr<br />

und Bundespolizei, mit Wirtschaft und<br />

Industrie. Auch in Zukunft werde sich der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund deshalb für<br />

den Erhalt der sportwissenschaftlichen<br />

Strukturen in Deutschland und die Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />

für Sportwissenschaft engagieren.<br />

<strong>Olympische</strong>s Dorf der Antike<br />

freigelegt - Prof. Dr. Müller<br />

spricht <strong>von</strong> sporthistorischer<br />

Sensation<br />

Aus einer Utopie wurde Wirklichkeit. Bereits<br />

1993 entwickelte Prof. Norbert Müller<br />

(Universität Mainz), langjähriger Vorsitzender<br />

des Kuratoriums <strong>Olympische</strong> Akademie<br />

des NOK für Deutschland, gemeinsam mit<br />

dem bis 2001 verantwortlichen griechischen<br />

Archäologen Prof. Nikolaos Yalouris die Idee<br />

der Ausgrabung der antiken Sportanlagen<br />

<strong>von</strong> Elis, 60 km nördlich vom antiken<br />

Olympia gelegen.<br />

Das Österreichische Archäologische Institut<br />

hatte vor dem Ersten Weltkrieg als einziges<br />

das Theater <strong>von</strong> Elis ausgegraben, dann fiel<br />

der Ort für jahrzehnte in Vergessenheit. Dank<br />

des persönlichen Engagements <strong>von</strong> NOK-<br />

Prof. Dr. Norbert Müller (r.) bei einer Ehrung durch den griechischen<br />

Staatspräsidenten Karolos Papoulias Ende Juli 2005<br />

in Olympia.<br />

Präsident Prof. Walther Tröger und der<br />

konkreten Planungsarbeit des deutschen<br />

Archäologen Dr. Christian Wacker, der bereits<br />

in Olympia gearbeitet hatte, konnte Tröger<br />

bei der 100 Jahrfeier der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung in Deutschland 1997 die Finanzie-<br />

69


ung der Ausgrabung eines Gymnasiums <strong>von</strong><br />

Elis als deutschen Beitrag offiziell ankündigen.<br />

Griechenland hat die deutsche Initiative<br />

aufgegriffen und diese für die Sportwelt so<br />

bedeutende Grabungsidee erfolgreich zu<br />

einem außergewöhnlichen Kulturbeitrag im<br />

Rahmen der <strong>Olympische</strong>n Spiele <strong>von</strong> Athen<br />

2004 gemacht. Die Grabungen haben zu<br />

sensationellen Ergebnissen geführt. Zehn<br />

Jahre nach der deutschen Initiative ist die<br />

Ausgrabung des gesamten "Trainingscamps"<br />

der antiken Athleten und eines Teils der Stadt<br />

Elis Wirklichkeit geworden.<br />

Elis, das "<strong>Olympische</strong> Dorf" der Antike, wo<br />

sich alle Athleten gemäß der olympischen<br />

Regel 30 Tage vor Beginn der vierjährigen<br />

Wettkämpfe in Olympia einfinden und<br />

gemeinsam trainieren mussten, ist wieder<br />

auferstanden.<br />

Gemeinsam mit seiner Frau leitet der griechische<br />

Archäologe Dr. Andreas Andreou im<br />

Auftrag der griechischen Altertumsverwaltung<br />

und mit Stiftungsgeldern in Millionenhöhe<br />

die großflächigen Ausgrabungen nicht<br />

nur der Sportanlagen (Gymnasien für Laufund<br />

Wurftraining, Palästra für Kampfsportarten)<br />

sondern auch der Funktionsräume<br />

und des Marktplatzes (Agora) der angrenzenden<br />

antiken Stadt Elis. Die Vermutungen,<br />

dass dieser einmalige Grabungskomplex,<br />

welcher vom 6.Jh. v. Chr. bis in das 4 Jh. n.<br />

70<br />

Chr. Bedeutung hatte, immense sporthistorische<br />

Schätze enthielt, haben sich bewahrheitet.<br />

Disken und Halteren tauchten auf, als<br />

wenn gestern die Athleten sie dort abgelegt<br />

hätten. Dass das Ehepaar Andreou an der<br />

Johannes-Gutenberg Universität in Mainz<br />

Archäologie studierten und dort 1986 mit<br />

Promotion abschlossen, macht die Überraschung<br />

aus deutscher Sicht perfekt. Prof.<br />

Müller konnte bei seiner soeben beendeten<br />

Griechenlandexkursion mit Diplomanden<br />

und Doktoranden zum Thema "Sport &<br />

Archäologie" die Ausgrabungen erstmals in<br />

Augenschein nehmen. Ein neues attraktives<br />

Museumsgebäude ist errichtet worden und<br />

bereits zugänglich. Prof. Müller drückte<br />

Marktplatz <strong>von</strong> Elis und (bislang noch ungeklärt) möglicherweise die Heilige Straße nach<br />

Olympia.<br />

gegenüber der Direktorin des Ausgrabungsbezirkes<br />

Olympia/Elis, Frau Georgia Chatzi-<br />

Spiliopoulou, seine Bewunderung für die<br />

einmaligen archäologischen Erfolge im<br />

antiken Elis aus. Als Mitglied der IOC-<br />

Kommission für Kultur und olympische<br />

Erziehung betonte er die Wichtigkeit dieses<br />

für die olympische Bewegung neben dem<br />

antiken Olympia bedeutenden Grabungskomplexes.<br />

Bei dieser Gelegenheit wurden<br />

Pläne für weitere archäologisch-sporthistorische<br />

Untersuchungen erörtert. In Zusammenarbeit<br />

mit der in Olympia ansässigen<br />

Internationalen <strong>Olympische</strong>n Akademie wird<br />

an studentische Grabungscamps als konkreter<br />

Form <strong>von</strong> "olympischer Erziehung" in den<br />

kommenden Jahren gedacht.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />

Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />

Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Henschel<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />

<strong>Der</strong> Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />

bzw. der DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Hans Borchert<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Hans Borchert Herbert Somplatzki<br />

Hans-Jürgen Badior Markus Stegner<br />

Dennis Buttler Christian Wacker<br />

Creativ Werbeagentur Gerd Waßner<br />

Peter Frenkel<br />

Gerhard Mester


Nachrichten der DOG<br />

3. Hauptausschusssitzung<br />

Auf der 3. Hauptausschusssitzung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft kamen<br />

am 16. September 2006 in Frankfurt die<br />

Delegierte der Landesverbände beim 3. Hauptausschuss in<br />

Frankfurt.<br />

Vertreter der Landesverbände, der DOG-<br />

Jugend und des Präsidiums zusammen, um<br />

das letzte Jahr zu bilanzieren und die<br />

Weichen für das kommende zu<br />

stellen.<br />

In seinem Bericht erklärte<br />

Präsident Dr. Hans-Joachim<br />

Klein, dass nach der Gründung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB) die Schärfung<br />

des eigenen Selbstverständnisses<br />

dringend geboten<br />

gewesen sei. "Wir haben uns<br />

jetzt eindeutig als die Mitgliederorganisation<br />

für die <strong>Olympische</strong><br />

Idee in Deutschland<br />

positioniert. Mit den olympischen<br />

Werten wirken wir vom<br />

Sport in die Gesellschaft und<br />

sind gleichzeitig eingebunden in<br />

den DOSB, wie u.a. die gemeinsame<br />

Zeitschrift "<strong>Olympische</strong>s<br />

Feuer" und der Olympic Day<br />

Run belegen", so der Präsident.<br />

Um den zukünftigen Herausforderungen<br />

begegnen zu können, habe die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Gesellschaft im vergangenen<br />

Jahr das Zweigstellennetz gestrafft, um<br />

kampagnenfähig zu sein und die aktiven<br />

Zweigstellen besser unterstützen zu können.<br />

Mit ihnen und dem neuen Corporate Design<br />

sei die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />

künftig bundesweit unverwechselbar,<br />

betonte Klein.<br />

Verleihung des<br />

Wilhelm-Garbe-<br />

Preises<br />

<strong>Der</strong> Präsident unterstrich,<br />

dass weiterhin alle Anstrengung<br />

der Gewinnung neuer<br />

Mitglieder gelten müsse. Wie<br />

sie erfolgreich sein kann,<br />

zeigen insbesondere die drei<br />

Zweigstellen, die während<br />

der Sitzung mit dem Wilhelm-Garbe-Preis<br />

für die<br />

meisten geworbenen Mitglieder innerhalb<br />

des vergangenen Jahres ausgezeichnet<br />

wurden. Sieger in dieser Wertung wurde die<br />

Die DOG Berlin war Gewinner des diesjährigen Wilhelm-Garbe-Preises.<br />

Zweigstellenvizepräsidentin<br />

Bettina Iwanowski nimmt den Preis aus den Händen<br />

<strong>von</strong> Präsident Dr. Hans-Joachim Klein entgegen.<br />

DOG Berlin mit 29 Neumitgliedern. Platz 2<br />

ging an die DOG Hochstift Paderborn mit 17<br />

Neumitgliedern und Dritter wurde die DOG<br />

Odenwald-Tauber mit 15 Neumitgliedern.<br />

Geldsegen für den<br />

Georg-<strong>von</strong>-Opel-Preis<br />

Für sein Engagement dankte Klein auch<br />

Carlo <strong>von</strong> Opel, auf dessen Initiative der<br />

nach dem Vater Georg benannte und<br />

jährlich an den <strong>Deutsche</strong>n Meister im<br />

Modernen Fünfkampf verliehene Wanderpreis<br />

erweitert wird. Künftig wird die DOG<br />

Pfalz den Georg-<strong>von</strong>-Opel-Preis jährlich mit<br />

6.000 Euro fördern, die als Prämie an die<br />

Titelträger sowie die besten deutschen<br />

Juniorensportler im Modernen Fünfkampf<br />

gehen. Mit der Aufwertung des Preises<br />

wollen Zweigstellenvorsitzender Carlo <strong>von</strong><br />

Opel und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />

die Sportart, die seit 1912 olympische<br />

Disziplin ist, unterstützen und junge Athleten<br />

fördern.<br />

„Kinder bewegen“ bleibt<br />

Programm<br />

Im Mittelpunkt des Engagements steht<br />

weiterhin die werteorientierte Sport- und<br />

Bewegungsförderung <strong>von</strong> Kinder und<br />

Jugendlichen. "Insbesondere mit den DOG-<br />

Patenschaften und im Projekt "Kinder<br />

bewegen" leisten unsere Zweigstellen hier<br />

sehr gute Arbeit", sagte Klein. Dieser vor<br />

einigen Jahren eingeschlagene Weg soll<br />

fortgesetzt werden, auch wenn Opel seinen<br />

Vertrag nicht verlängert.<br />

Dank Sparkurs und Konsolidierung in den<br />

letzten Jahren seien wieder angemessene<br />

Rücklagen vorhanden, so dass die Einnahmen<br />

künftig vollständig in die Projekte<br />

fließen sollen. Dass die Haushaltsplanung<br />

für 2007 derzeit eine geringe Unterdeckung<br />

aufweist, zeige, dass weiter intensiv um<br />

Mitglieder und Spenden geworben werden<br />

müsse, so Klein. Die Delegierten folgten<br />

dieser Ansicht und stimmten dem Haushaltsplan<br />

einstimmig zu.<br />

71


"Bewegt und international"<br />

DOG-Modellkindergärten<br />

feiern Weltkindertag<br />

Bewegung wird in den 25 "Kinder bewegen"-Modellkindergärten<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft und ihrer Partner<br />

Opel und O 2 alltäglich groß geschrieben.<br />

Dennoch war die diesjährige Weltkindertagsaktion<br />

"Zeit für Bewegung schenken"<br />

für die beteiligten Einrichtungen wieder ein<br />

ganz besonderer Höhepunkt im Kindergartenjahr.<br />

Unter dem Motto "Bewegt und international"<br />

veranstalteten die Kitas Sportfeste und<br />

-tage. Einige schauten dabei auch über den<br />

Tellerrand hinaus und brachten den Kindern<br />

mittels kreativer Spielideen fremde Länder<br />

und Kultur näher.<br />

Berlin<br />

Indisches Turbanlaufen, holländisches<br />

Käserollen, Eisbergerklimmen wie am<br />

Nordpol und viele weitere Spiel- und<br />

Sportideen aus aller Welt setzte das Team<br />

der Berliner Kita Emdener Straße um.<br />

Außerdem gab es leckere kulinarische<br />

Sport verbindet auch die Kids der Berliner<br />

Kita "Emdener Straße". Links Sportpate Kofi<br />

Prah, rechts Kitaleiterin Helga Tschitschke-<br />

Neufindt und Robert Schertz (dahinter)<br />

<strong>von</strong> der DOG Berlin.<br />

72<br />

Spezialitäten aus verschiedenen Ländern,<br />

die die Eltern herbeigezaubert hatten.<br />

Mit dabei war der neue Sportpate Kofi Prah,<br />

der als Weitspringer bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen <strong>von</strong> Sydney 2000 Fünfter wurde.<br />

Prah, der afrikanische Wurzeln hat, ließ mit<br />

seiner Frohnatur und seinem Engagement<br />

viele "Kinderaugen" erstrahlen. Und er hat<br />

versprochen, sich gern auch mal "in der<br />

Woche" bei den Sportstunden dazu zu<br />

gesellen.<br />

Bielefeld<br />

Die Kinder der Bielefelder Kita "Stadtmitte"<br />

traten zu ihrem Ehrentag eine kleine Reise<br />

durch Europa an. An der holländischen<br />

Station mussten mit Wasser gefüllte Eimerchen<br />

über eine bestimmte Strecke transportiert<br />

werden - noch erschwert dadurch, dass<br />

dieser Balanceakt in Holzpantinen zu<br />

bewältigen war. Frankreich wurde in Form<br />

eines Dreiradwettrennens à la Tour de<br />

France durchstreift und an der österreichischen<br />

Station hieß es natürlich Skifahren.<br />

Mangels Schnee an diesem<br />

herrlichen Spätsommertag hatte<br />

das engagierte Kitateam Abhilfe<br />

mit Holzbrettern geschaffen, die<br />

an die Füße gebunden wurden.<br />

Höhepunkt war jedoch das<br />

Reiseziel Italien. Als Land des<br />

aktuellen Fußballweltmeisters<br />

stand hier Elfmeterschießen auf<br />

dem Programm. Fußballprofi<br />

Detlev Dammeier, der Sportpate<br />

der Kita, stellte sich höchstpersönlich<br />

ins Tor um die Kinder<br />

noch mehr zu motivieren. Für<br />

alle erfolgreichen Schützen -<br />

und das waren an diesem<br />

besonderen Tag alle - gab's zum<br />

Abschied ein Autogramm <strong>von</strong><br />

Detlev Dammeier.<br />

Cottbus<br />

Etwas vorverlegt feierte die Kita "Freundschaft"<br />

in Cottbus ihren Weltkindertag<br />

bereits am 8. September mit einem großen<br />

Sportfest. Es wurde getanzt, gesungen und<br />

geturnt und die Eltern feuerten als begeisterte<br />

Fans ihre Sprösslinge an.<br />

An den Stationen Weitsprung, Kegeln,<br />

Dosenwerfen, Roller-Rallye, Hindernislauf<br />

und Tauziehen konnten die Kinder ihre<br />

Kräfte messen. Zum Austoben nach Lust<br />

und Laune standen zudem Kletterfelsen und<br />

Hüpfburg bereit.<br />

Dortmund<br />

Dagegen hatte die Kita "Wirbelwind" in<br />

Dortmund ihren Weltkindertag ein wenig<br />

nach hinten verschoben. Kindern, Eltern,<br />

Großeltern und Verwandten waren eingeladen,<br />

um gemeinsam mit buntes Programm,<br />

internationalen Gerichten und bewegten<br />

Spielen zugleich den Herbstanfang zu<br />

feiern.<br />

Eningen<br />

<strong>Der</strong> Eninger Bruckbergkindergarten veranstaltete<br />

zum Weltkindertag am 20. September<br />

gemeinsam mit der Reutlinger Zweigstelle<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesell-<br />

Die Kinder des Eninger Bruckbergkindergartens probierten<br />

sich u.a. im Rikschafahren.<br />

schaft den Aktionstag "Kinderspiele aus aller<br />

Welt". Für die Kinder wurde dazu eine<br />

Spielstraße mit vier verschiedenen Stationen<br />

aufgebaut.<br />

Es gab die Station Grönland: Eisschollen-<br />

Wetthüpfen. Dort mussten die Kinder dicke<br />

Pelzmützen anziehen, und <strong>von</strong> Eisscholle<br />

(Styroporplatte) zu Eisscholle hüpfen. Eine<br />

zweite Station war Frankreich, an der die<br />

Kinder das traditionelle Boulespiel erlernen<br />

konnten. Als drittes wurde China besucht,<br />

wo die Kinder ausgestattet mit den traditio-


nellen Hüten als Rikschafahrer - mit Fahrer<br />

und Fahrgast - eine Slalomstrecke bewältigen<br />

mussten. Die letzte Station war ein<br />

riesengroßes Schwungtuch, das den atlantischen<br />

Ozean mit seinen großen Wellen<br />

dargestellt hat.<br />

Für die Kinder war das ein Riesenspaß und<br />

außerdem haben sie nebenbei auch noch<br />

andere Länder kennen gelernt.<br />

Ludwigshafen<br />

Auch in der Ludwigshafener Kindertagesstätte<br />

"Wolfsgrube" fand am Weltkindertag<br />

eine spielerisch-sportliche Reise statt - hier<br />

waren fremde Kontinente das Ziel.<br />

Känguruh-Hüpfen für Australien, Pantomime<br />

afrikanischer Tiere und asiatische Tänze<br />

sowie ein Slalomparcours, der mit dem<br />

Kinderrad zu durchfahren war, waren die<br />

verschiedenen Anlaufpunkte für die Kinder.<br />

Begleitet wurden sie auf ihrer Reise <strong>von</strong> der<br />

früheren Radweltmeisterin Ute Enzenauer,<br />

Ruder-Olympiasieger Dr. Alois Bierl, Wolfgang<br />

Ziegler, <strong>von</strong> 1979 bis 1986 Bundestrainer<br />

der deutschen Sprinter, und Carlo <strong>von</strong><br />

Opel, dem Vorsitzender der DOG Pfalz.<br />

Mit bunten Fähnchen stellten sich die<br />

Kinder in Formation der olympischen Ringe<br />

auf, um die Verbundenheit der Kontinente<br />

darzustellen. So haben die Ludwigshafener<br />

Kinder gelernt, dass es beim Weltkindertag<br />

auch um das Miteinander und die Solidarität<br />

geht.<br />

Paderborn<br />

Auch für mehr als 100 Paderborner Kinder<br />

wurde der Weltkindertag am 21. September<br />

ein besonderes Erlebnis. Die Siebenkämpferinnen<br />

Lili Schwarzkopf und Claudia Tonn<br />

sowie Olympiasieger Kurt Bendlin schenkten<br />

ihnen zu ihrem Ehrentag Zeit zur gemeinsamen<br />

Bewegung.<br />

Nachdem der <strong>von</strong> der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft und O 2 im Rahmen des<br />

Projekts "Kinder bewegen" geförderte<br />

Kindergarten Römerstraße aus Elsen schon<br />

im letzten Jahr dabei sein durfte, kamen in<br />

diesem Jahr mit dem Städtischen Kindergärten<br />

Wewer, dem Evangelischen Kindergarten<br />

"Die Arche" und dem Städtischen Kindergar-<br />

ten Lichtenau weitere Einrichtungen zur<br />

Weltkindertagsaktion hinzu.<br />

Die DOG Hochstift Paderborn plant, das<br />

erfolgreiche "Kinder bewegen"-Konzept, das<br />

mit dem Kindergarten Römerstraße seit drei<br />

Jahren besteht, auf andere Kindergärten in<br />

Stadt und Kreis auszuweiten. Durch Multiplikatoren<br />

und mittels "Hilfe zur Selbsthilfe"<br />

werden Kindergärten dabei unterstützt, sich<br />

<strong>von</strong> normalen in bewegungsfreundliche<br />

Kindergärten zu entwickeln - wissenschaftlich<br />

begleitet <strong>von</strong> der Universität Paderborn.<br />

Dazu erhalten sie unter anderem bewegungsspezifische<br />

Fortbildungen für die<br />

Erzieherinnen. Jeder der neuen Kindergärten<br />

bekommt einen prominenten Paten. Außerdem<br />

werden die Kinder mit "Kinder bewegen"-<br />

T-Shirts ausgestattet. Und es gibt<br />

Schenkten den Kindern Zeit für Bewegung: die Sportasse Lili<br />

Schwarzkopf, Kurt Bendlin und Claudia Tonn (<strong>von</strong> links).<br />

immer mal wieder besondere Aktionen wie<br />

den diesjährigen Weltkindertag, den gemeinsam<br />

mit der DOG-Zweigstelle das<br />

Jugendamt und das Sportamt der Stadt<br />

Paderborn organisiert haben.<br />

Zwickau<br />

Anlässlich des Internationalen Weltkindertages<br />

am 20. September fand auch in der<br />

Zwickauer "Villa Kunterbunt" ein besonderer<br />

"bewegter" Vormittag statt. Die Kindertagesstätte,<br />

seit zwei Jahren Modellkindergarten<br />

des Projekts "Kinder bewegen", feierte<br />

den Tag gemeinsam mit dem Projektpaten<br />

und Vorsitzenden der DOG Zwickau, Jürgen<br />

Croy, sowie einem außergewöhnlichen<br />

Programm.<br />

Unter dem Motto "Spiele aus anderen<br />

Ländern und Kulturen" konnten die Kinder<br />

lernen und ausprobieren, wie und was<br />

Mädchen und Jungen in anderen Ländern<br />

spielen. Da gab es das Knochenspiel aus<br />

Brasilien, Bumerang aus Australien und<br />

vieles mehr. Für das leibliche Wohl stand<br />

zudem ein gesundes Obst- und Gemüsebuffet<br />

bereit.<br />

Exklusivangebot für<br />

Sportbücher verlängert<br />

Die Bestellfrist für die Bücher "Fußball WM<br />

2006" und "Turin 2006" sowie "Sport Highlights<br />

2005" zum Vorzugspreis für Mitglieder<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />

<strong>von</strong> je 29,90<br />

Euro (statt 69,90<br />

Euro) zzgl. MwSt.<br />

und Versandkosten<br />

wurde verlängert.<br />

Noch bis zum 15.<br />

November 2006<br />

können die Publikationen<br />

der <strong>Olympische</strong>nSportbibliothek<br />

mit spannenden<br />

Berichten,<br />

eindrucksvollen<br />

Bildern und um-<br />

fangreichenStatistiken zu den Spitzensportereignissen<br />

bei<br />

der Bundesgeschäftsstelle<br />

(Otto-<br />

Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt, Fax 069<br />

6771826, E-Mail Office@DOG-bewegt.de)<br />

bestellt werden.<br />

Website in neuem Design<br />

Die Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft www.DOG-bewegt.de<br />

erstrahlt nun im neuen Corporate Design.<br />

Gleichzeitig wurden auch einige inhaltliche<br />

Änderungen vorgenommen, um die Seite<br />

noch informativer und attraktiver zu gestalten.<br />

Wie gewohnt werden immer aktuell Neuigkeiten<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />

und ihrer Zweigstellen sowie aus der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung in Deutschland und<br />

73


international veröffentlicht. Neu ist die<br />

Rubrik "Wir über uns", in der kompakt und<br />

übersichtlich Selbstverständnis, Tradition<br />

und Organisation der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft vorgestellt werden. Für<br />

verschiedene Zielgruppen, Mitglieder,<br />

Journalisten, Förderer und Interessierte, ist<br />

der Servicebereich eingerichtet.<br />

DOG-Jugend<br />

"Man kann die<br />

Faszination Japans nicht<br />

in Worte fassen…"<br />

Nachdem die DOG-Bundesausschussmitglieder<br />

Dennis Buttler und Holger Marohn<br />

bereits 2003 die In-Maßnahme des 29.<br />

Deutsch-Japanischen Simultanaustausches<br />

geleitet hatten, stellten sie auch dieses Jahr<br />

ihr Wissen zur Verfügung. Die Beiden<br />

bereiteten acht Teilnehmer der Hamburger<br />

Volleyballjugend auf den 33. deutschjapanischen<br />

Sportaustausch vor. Buttler<br />

begleitete die Sportler des TSV Schwarzenbek<br />

(Hamburg) - Torsten Breuer, Marina<br />

Daub, Anna-Sophie Dechow, Laurens Goy,<br />

Dana Kunz, Olivia Lorenz sowie Ulrich und<br />

Claudia Stirnat - als Gruppenleiter. Eine<br />

insgesamt 124 Personen starke Delegation<br />

unter Leitung <strong>von</strong> Thomas Höpfner (Vorstandsmitglied<br />

Thüringer Sportjugend),<br />

Martina Bucher (dsj Vorstandsmitglied) und<br />

Ulrich Schneider entdeckte vom 18. Juli bis<br />

9. August das Land der aufgehenden Sonne.<br />

DOG-Mitglied Marina Daub blickt auf eine<br />

ebenso lehrreiche wie eindrucksvolle Reise<br />

zurück:<br />

Oft fragen mich meine Freunde, was mir an<br />

Japan am Besten gefallen hat und erwarten<br />

ein oder zwei Punkte, die ich gesondert<br />

hervorhebe. Ich tue ihnen zwar den Gefallen,<br />

fühle mich aber unwohl dabei. Denn die<br />

Reise kann ich nicht an einzelnen Punkten<br />

festmachen, ich betrachte sie als Gesamteinheit,<br />

in der es sowohl positive als auch<br />

negative Erfahrungen gab. Im Endeffekt<br />

aber war die Reise einmalig schön und ich<br />

möchte sie nicht missen.<br />

Die Gastfamilien waren meiner Meinung<br />

nach mit der wichtigste Punkt. Stimmte die<br />

Chemie zwischen Teilnehmer und Gastfamilie,<br />

war alles besser und selbst nicht so<br />

interessante Programmpunkte waren<br />

74<br />

annehmbar. Abends genossen wir das<br />

ausgeprägte Familienleben, aßen gemeinsam,<br />

spielten mit den Kindern und fühlten<br />

uns als ein Teil der Familie. Das war in der<br />

"fremden Welt" natürlich sehr hilfreich, half<br />

uns beim eingewöhnen und wir fühlte uns<br />

nicht ganz so verlassen.<br />

Gefiel eine Familie nicht so, suchten wir<br />

verstärkt den Kontakt zur Gruppe, was uns<br />

schneller und enger<br />

zusammenwachsen<br />

ließ. Denn nicht<br />

jeder hatte immer<br />

Glück mit seiner<br />

Family.<br />

Was bedeutet Japan<br />

nun für mich? Ich<br />

muss sagen, dass<br />

sich das Bild geändert<br />

hat. Und das in<br />

vielerlei Hinsicht. Bis<br />

zum großen Vorbereitungstreffen<br />

in<br />

Blossin hatte ich mir<br />

wenig (positive)<br />

Gedanken über Japan gemacht. Ich hatte<br />

Berichte in den Medien gelesen oder gesehen,<br />

die mir, wie ich jetzt ein wenig beurteilen<br />

kann, ein falsches Bild über Japan<br />

vermitteln haben. Es war oft die Rede <strong>von</strong><br />

jungen Menschen, die sich umbringen, weil<br />

sie dem Druck der Gesellschaft nicht standhalten,<br />

weil sie ihrer Meinung nach keine<br />

Leistung erbringen.<br />

Selbst kleine Kinder<br />

seien diesem Leistungsdruckausgesetzt<br />

und müssten<br />

sogar Tests machen,<br />

um in bestimmten<br />

Kindergärten aufgenommen<br />

zu werden.<br />

In meinen Gastfamilien<br />

habe ich zwar<br />

schon einen gewissen<br />

Leistungsdruck<br />

gespürt. Privater<br />

Schreibunterricht,<br />

zwei oder drei<br />

verschiedene Sportarten pro Kind plus die<br />

musikalische Betätigung waren in meiner<br />

ersten Familie in Yoshinogari auf dem<br />

Tagesprogramm. Aber den vier Kids (sieben<br />

bis 13 Jahre) hat es nichts ausgemacht. Es<br />

hat ihnen sogar Spaß bereitet, sie haben<br />

sich darauf gefreut. Und ich glaube auch,<br />

dass sie durch den recht straff organisierten<br />

Alltag fleißiger und verantwortungsbewusster<br />

als deutsche Kinder sind.<br />

Meine Gruppe und ich verbrachten das<br />

Regionalprogramm auf Kyushu, der südlichsten<br />

der sieben Hauptinseln. Von der<br />

Landschaft auf Kyushu war ich sehr beeindruckt.<br />

Alles blühte in einem unglaublichen<br />

Grün- ein Farbton, den wir in Deutschland<br />

gar nicht kennen oder in Worte fassen<br />

können. Die vielen Berge waren nicht kahl,<br />

sondern bewachsen. Dies ist wohl dem<br />

subtropischen Klima zu verdanken.<br />

Etwas zu kurz kam meiner Meinung nach<br />

der (Meinungs-) Austausch mit Gleichaltrigen.<br />

Einerseits in den Familien, andererseits<br />

aber auch beim Sport. Denn wir spielten<br />

fast immer gegen wesentlich Jüngere, wo<br />

natürlich kein Gleichgewicht herrschen<br />

konnte; uns aber lehrte, unsere Kräfte<br />

angemessen anzupassen.<br />

Wichtig für uns wären mehr Diskussionen<br />

mit Studenten oder Schülern über aktuelle<br />

Themen gewesen. Denn nur so erfährt man


etwas über die Denkweise der Anderen. Ich<br />

hatte teilweise das Gefühl, dass die japanischen<br />

Funktionäre es nicht wollten und<br />

auch bewusst unterbunden haben. Warum<br />

sie es getan haben oder ob ich es mir<br />

einbildete, kann ich bis heute nicht beantworten.<br />

Aber es war<br />

und ist kein Geheimnis,<br />

dass ein<br />

gegenseitiges<br />

Interesse bestand<br />

und viele Fragen<br />

jetzt in E-Mails<br />

diskutiert werden.<br />

Dass alle 124<br />

Teilnehmer (Gesamtdelegation<br />

der<br />

dsj) die ersten Tage<br />

in Otsu (bei Kyoto)<br />

verbrachten, war<br />

sehr hilfreich, da wir<br />

uns am Anfang<br />

gemeinsam auf das<br />

Unbekannte einlassen<br />

konnten. Die<br />

restlichen Tage in<br />

Tokio bereiteten uns<br />

schon langsam<br />

wieder auf deutsche<br />

Schnelligkeit und<br />

die Großstadt vor.<br />

Die Sajohnara- Party, auf der ich gar die<br />

Abschlussrede der Teilnehmer halten durfte,<br />

war ein gelungener Abschluss, auf dem<br />

auch so manche Träne floss.<br />

Alles in allem kann ich allen Jugendlichen<br />

empfehlen, an Sportaustauschen wie diesen<br />

teilzunehmen. Denn neben interessanten<br />

Charakteren habe ich auch eine völlig neue<br />

Kultur kennen gelernt. Und ist man als<br />

Gruppe, bzw. als Team in einem fremden<br />

Land, lernt man sie noch intensiver kennen<br />

und hat am Ende auch ganz andere Erinnerungen<br />

an die Japan-Reise, als wenn man<br />

alleine oder zu zweit gefahren wäre…<br />

Berlin<br />

Unterstützung für<br />

Olympiabewerbung<br />

Marina Daub<br />

Führende Vertreter der Berliner Parteien und<br />

Sportverbände befürworten eine erneute<br />

Olympiabewerbung Deutschlands und seiner<br />

Hauptstadt.<br />

Eingeladen <strong>von</strong> der Berliner Landesgruppe<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />

und moderiert <strong>von</strong> Sportjournalist Lothar<br />

Vertreter aus Sportfachverbänden der olympischen Disziplinen<br />

sowie führende Repräsentanten des Berliner Sports nach der<br />

Gesprächsrunde zum Thema Olympiabewerbung im Schlosshotel<br />

Grunewald.<br />

Hintze sprachen sich Michael Müller (SPD),<br />

Astrid Jantz (CDU), Mieke Senftleben (FDP),<br />

Dr. Walter Kaczmarczyk (PDS) und Volker<br />

Ratzmann (Bündnis 90/Die Grünen) und<br />

Olympiasieger Christian Schenk auf einer<br />

Podiumsdiskussion im historischen <strong>Olympische</strong>n<br />

Dorf anlässlich des DKB-ISTAF Cups<br />

einhellig dafür aus, spätestens für die Spiele<br />

2020 anzutreten. Die Fußballweltmeisterschaft<br />

habe gezeigt,<br />

dass Berlin für<br />

Großveranstaltungen<br />

bestens gerüstet<br />

sei.<br />

Für einen klaren<br />

Fahrplan in RichtungOlympiabewerbung<br />

sprachen sich<br />

18 Vertreter aus<br />

Sportfachverbänden<br />

der olympischen<br />

Disziplinen sowie<br />

führende Repräsentanten<br />

des Berliner<br />

Sports in einer <strong>von</strong><br />

der DOG-Landesgruppe<br />

Berlin<br />

initiierten Gesprächsrunde im Schlosshotel<br />

Grunewald aus.<br />

Hans-Jürgen Bartsch, Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft Berlin:<br />

"Sowohl in dieser Runde als auch in meinen<br />

Gesprächen mit den anderen Kollegen der<br />

Berliner Sportfachverbände stellte ich fast<br />

einhellige Zustimmung für die Olympiabewerbung<br />

fest. Wir sind bereit!"<br />

Auszeichnung der<br />

Nachwuchssportler<br />

beim ISTAF<br />

Die Berliner Landesgruppe der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft zeichnete anlässlich<br />

des Leichtathletik-Meetings DKB-ISTAF<br />

junge Nachwuchssportler aus.<br />

Aus den Händen der Leichtathletik-Olympioniken<br />

Heike Drechsler, Claudia Marx und<br />

Bodo Thümmler erhielten 140 Schüler aus<br />

ganz Deutschland ihre Urkunden und Pokale<br />

für die Teilnahme am Wettbewerb<br />

"Deutschland sucht den Supersprinter".<br />

DOG Berlin-Präsident Hans-Jürgen Bartsch<br />

und der Berliner Senator für Bildung,<br />

Jugend und Sport, Klaus Böger, ehrten<br />

zudem die Sieger des Wettbewerbs "Schülerstaffeln<br />

sprinten beim DKB-ISTAF". Über<br />

2500 Grundschüler aus Berlin und Brandenburg<br />

hatten an den Vorausscheidungen<br />

teilgenommen. Die Besten unter ihnen<br />

ermittelten im Stadion am Nachmittag "vor<br />

großer Kulisse" ihr Siegerteam.<br />

DOG-Präsident Hans-Jürgen Bartsch und Vizepräsidentin Bettina<br />

Iwanowski mit Klaus Böger und ISTAF-Geschäftsführer Gerhard<br />

Janetzky ehrten die besten Sprinter über die 50-Meter-Distanz<br />

bzw. die siegreichen Staffeln.<br />

75


Bei einem abendlichem Empfang im Estrel<br />

Hotel ehrten Berlins Regierender Bürgermeister<br />

Klaus Wowereit und DOG-Präsident<br />

Hans-Jürgen Bartsch den jüngsten ISTAF-<br />

Teilnehmer, den 17-jährigen Abreham<br />

Cherkos Feleke aus Äthiopien (3. Platz über<br />

5000 Meter).<br />

<strong>Olympische</strong> Bewegung<br />

beim Regierenden<br />

Bürgermeister<br />

Das "Rote Rathaus" präsentierte sich als<br />

bunter Mittelpunkt des diesjährigen Hoffestes<br />

des Regierenden Bürgermeisters <strong>von</strong><br />

Berlin. Mit sportlicher Bewegung lockte die<br />

Landesgruppe Berlin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft die versammelte Prominenz<br />

aus Politik, Kultur und Sport an ihren<br />

Infostand. <strong>Der</strong> Olympiasieger im Bahnradsport<br />

Robert Bartko stellte seinen neuen<br />

Bahnvierer vor und prüfte die sportlichen<br />

Fähigkeiten der prominenten Gäste sowie<br />

zahlreicher Repräsentanten des Berliner<br />

Sports.<br />

<strong>Der</strong> Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Landessportbundpräsident<br />

Peter Hanisch, Olympiastützpunktleiter Dr. Jochen Zinner<br />

und Olympiasieger Robert Bartko waren u.a. zu Gast bei Hans-<br />

Jürgen Bartsch und Bettina Iwanowski, dem Präsidenten und der<br />

Vizepräsidentin der Berliner DOG, am Info-Stand.<br />

Coburg<br />

Mitgliedertagung<br />

Im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung<br />

konnte die DOG Coburg drei neue junge<br />

76<br />

<strong>Der</strong> neue Vorstand der DOG Coburg (<strong>von</strong> links):<br />

Vorsitzender Prinz Andreas v. Sachsen, Coburg und<br />

Gotha, die stellvertretenden Vorsitzenden Bürgermeister<br />

Hans-Heinrich Ulmann und Prof. Dr. Jochen<br />

Medau, Jugendvertreter Christian Meyer, Pressewart<br />

Eberhard Fröbel, Schatzmeister Siegfried Wölki,<br />

Geschäftsführer Klaus Anderlik sowie die Beisitzer<br />

Hans Herbert Hartan und Klaus Geuter.<br />

Sportler bekannt geben, die in Patenschaften<br />

finanziell und ideell gefördert werden.<br />

<strong>Der</strong> Fechterin Tamina Knauer bescheinigte<br />

das Vorstandsmitglied<br />

Christian<br />

Meyer ein riesiges<br />

Talent mit großen<br />

Perspektiven für die<br />

Zukunft. Ebenfalls<br />

neue Patensportlerinnen<br />

sind die<br />

Leichtathletin Lisa<br />

Schollbach und die<br />

Reiterin Stefanie<br />

Müller. Dazu befindet<br />

sich Kevin<br />

Krawietz, der sich<br />

schon auf nationaler<br />

bzw. international<br />

Ebene in seiner<br />

Altersklasse durchsetzen<br />

konnte,<br />

bereits im dritten<br />

Jahr der Patenschaftsförderung.<br />

Zugleich stand die Tagung im Zeichen des<br />

neuen DOG-Zweigstellenkonzepts, über das<br />

der Geschäftsführende Vorsitzende Hans-<br />

Heinrich Ulmann informierte. Die Mitgliederversammlung<br />

bestätigte die bisherigen<br />

Vorstandsmitglieder: den Vorsitzenden Prinz<br />

Andreas <strong>von</strong> Sachsen, Coburg und Gotha,<br />

die stellvertretenden Vorsitzenden Bürger-<br />

meister Hans-Heinrich Ulmann<br />

und Prof. Dr. Jochen Medau,<br />

Jugendvertreter Christian Meyer,<br />

Pressewart Eberhard Fröbel,<br />

Schatzmeister Siegfried Wölki,<br />

Geschäftsführer Klaus Anderlik<br />

sowie die Beisitzer Hans Herbert<br />

Hartan und Klaus Geuter.<br />

Hamburg<br />

Vorstand bestätigt<br />

Bei der Mitgliederversammlung<br />

am 4. September im traditionsreichen<br />

Atlantic Hotel im Herzen<br />

<strong>von</strong> Hamburg wurde der alte<br />

Vorstand um Thomas Metelmann,<br />

der für die vorzeitig ausgeschiedene<br />

Christiane Krause-Todd auf<br />

der Position des ersten Vorsitzenden<br />

auf halber Strecke eingesprungen<br />

war, <strong>von</strong> den anwesenden<br />

Mitgliedern einstimmig<br />

bestätigt.<br />

Zu dem bestehenden Vorstand mit Norbert<br />

Baumann, Greta Blunck, Ulrike Seyer und<br />

Günter Quast konnten darüber hinaus noch<br />

der Hockeyweltmeister <strong>von</strong> 2002, Michael<br />

Green, und Fin Mohaupt, in der Industrieund<br />

Handelskammer Hamburg zuständig für<br />

den Sport, gewonnen werden. Zwei wichtige<br />

personelle Ergänzungen im Hamburger<br />

Vorstand, wie Thomas Metelmann in seiner<br />

Ansprache betonte, in der er maßgeblich<br />

auf die Bedeutung des Netzwerks der<br />

Hamburger DOG hinwies. In dieser Netzwerksfunktion<br />

sieht der Hamburger Vorstand<br />

auch seine Chance in der Stadt noch<br />

wirkungsvoller in Erscheinung zu treten.<br />

Wobei natürlich das Kita-Projekt und auch<br />

das gerade ins Leben gerufene DOG-Hamburg-Siegel,<br />

nur zwei <strong>von</strong> zahlreichen<br />

Aufgabenstellungen sind, die in der nächsten<br />

Zeit weiter vorangetrieben werden<br />

sollen.<br />

Heilbronn/Unterland-Hohenlohe<br />

Unterländer<br />

Olympia-Stammtisch<br />

Zu einem Fest der Begegnung wurde<br />

einmal mehr der traditionelle Unterländer


Olympia-Stammtisch, der nun bereits zum<br />

neunten Mal <strong>von</strong> der DOG Heilbronn/Unterland-Hohenlohe<br />

veranstaltet wurde.<br />

Unter dem Motto "Sport verbindet Menschen"<br />

begrüßte die Vorsitzende Sigrid<br />

Seeger-Losch im Festzelt des Unterländer<br />

Volksfestes über 120 bekannte Sportlerinnen<br />

und Sportler <strong>von</strong> damals und heute sowie<br />

verdiente Frauen und Männer des Sports.<br />

Sigrid Seeger-Losch freut sich mit drei<br />

Weltmeistern über einen gelungenen DOG-<br />

Sportler-Treff. Von links: Sybille Schiffler<br />

(Schießen), Leonard W. Jansen (Leichtathletik<br />

U 70) und Karl Heinz Losch (Rollkunstlauf).<br />

Die Teilnehmerliste war noch nie so umfangreich<br />

und las sich wie ein "Who is who"<br />

des Unterländer Sports. Besonders für die<br />

älteren Sportler war es Freude und Genugtuung,<br />

zu erfahren, dass sie nicht vergessen<br />

sind!<br />

Das Alterspektrum der Anwesenden aus 20<br />

Sportarten reichte <strong>von</strong> 21 bis 86 Jahre, also<br />

vier Generationen sportliche Erfolge und<br />

sportliches Engagement unter einem Dach.<br />

Weltmeister und Europameister, deutsche<br />

Meister und nationale und internationale<br />

Medaillengewinner sowie viele erfolgreiche<br />

Athleten, die zu ihrer Zeit viel geleistet<br />

haben und außerordentlich populär waren,<br />

trafen sich hier bei knusprigen Göckele und<br />

edlen Palmbräu-Bieren zu einigen gemütlichen<br />

Stunden. Bei angeregten Gesprächen<br />

wurden Erinnerungen ausgetauscht, Anekdoten<br />

erzählt und auch das derzeitige<br />

Sportgeschehen beleuchtet.<br />

Zehn Teilnehmer, die über 80 Jahre alt<br />

waren, konnten mit einer guten Flasche<br />

Rotwein beschenkt werden. Sie hatten es<br />

sich nicht nehmen lassen, an diesem schönen<br />

Fest mit großer Begeisterung teilzunehmen.<br />

Darunter auch das Heilbronner DOG-<br />

Ehrenmitglied Dr. Werner Sauer.<br />

In ihrer Ansprache betonte Sigrid Seeger-<br />

Losch, dass die Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft die Botschafter<br />

der <strong>Olympische</strong>n Idee seien und sich für<br />

Werte wie Leistungsbereitschaft, Fair Play,<br />

Teamgeist und Völkerverständigung mit<br />

ihrer Bedeutung für Sport und Gesellschaft<br />

engagieren würden. Deshalb sollten noch<br />

viel mehr gleichgesinnte Menschen durch<br />

ihre Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft ihr Interesse an der<br />

Arbeit bekunden und die Aufgaben und<br />

Ziele unterstützen.<br />

Hochstift Paderborn<br />

Auf(t)ritt der Weltelite<br />

Die E.ON Westfalen Weser Challenge der<br />

Springreiter, die vom 21. bis 24. September<br />

2006 auf dem Schützenplatz in Paderborn<br />

stattfand, war die dritte Etappe der hochdotierten<br />

RIDERS TOUR. Preisgelder <strong>von</strong> über<br />

190.000 Euro wurden vergeben. 19.000<br />

Besucher sahen sich die spannenden Springen<br />

an.<br />

Prominenten Besuch hatte der Stand der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft Hochstift<br />

Paderborn. Über die Ziele und Aktionen<br />

der DOG im Hochstift Paderborn informierten<br />

sich Hans-Günter Winkler, Paul Scho-<br />

ckemöhle, der Weltklassereiter Otto Becker,<br />

Renate Nixdorf und viele andere Persönlichkeiten<br />

aus Sport, Wirtschaft und Politik.<br />

"Durch die Präsenz im VIP-Zelt konnte die<br />

Paderborner DOG viele neue Mitglieder<br />

gewinnen", so die Zweigstellenvorsitzende<br />

Margit Budde.<br />

Region Karlsruhe<br />

Neuer Spielgarten<br />

eingeweiht<br />

Von links: Heinrich Kortebusch, stellv. Vorsitzender, und Margit<br />

Budde, Vorsitzende der DOG Hochstift Paderborn mit Paul Schockemöhle,<br />

Otto Becker und Angelika Schomberg, der Leiterin<br />

Unternehmenskommunikation <strong>von</strong> E.ON Westfalen-Weser.<br />

Mit einer feierlichen und schwungvollen<br />

Einweihung wurde die Außenanlage des<br />

DOG-Modellkindergartens St. Judas-Thaddäus<br />

in Karlsruhe Neureut im Beisein <strong>von</strong><br />

Ortsvorsteher Jürgen Stober, Pfarrer Hubert<br />

Streckert, dem Architekten Josef Eckert, dem<br />

Chef und Mitarbeitern <strong>von</strong> Gartenbaugestalter<br />

Kai Seydell sowie vielen Eltern und<br />

Helfern am 22. September offiziell an die<br />

Kinder und Erzieherinnen übergeben.<br />

<strong>Der</strong> Kindergarten St. Judas-Thaddäus ist seit<br />

zwei Jahren Modelleinrichtung des Projekts<br />

"Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft und ihrer Partner Opel<br />

und O 2. Betreut wird er vor Ort <strong>von</strong> Bernd<br />

Budig <strong>von</strong> der DOG Karlsruhe. Seither gab es<br />

bereits viele Aktionstage und kontinuierlichen<br />

Initiativen, die den Kindern den Spaß<br />

an der vielseitigen Bewegung in Sport und<br />

Spiel vermitteln.<br />

Neuester Baustein<br />

des Modellprojekts<br />

ist nun die neu<br />

gestaltete Außenanlage.<br />

Da sie nicht<br />

mehr ganz den<br />

heutigen Anforderungen<br />

an den<br />

Bewegungsbedarf<br />

der Kinder gerecht<br />

wurde, starteten<br />

schon vor den<br />

Sommerferien<br />

entsprechende<br />

Umbaumaßnahmen,<br />

die die verschiedenen<br />

Außenbereiche<br />

des Kindergartens<br />

neuen oder ergänzten<br />

Nutzungen<br />

zugeführt haben.<br />

77


Diese ideal abgestimmte Neugestaltung<br />

bringt neue Impulse, frischen Schwung und<br />

viel Motivation zur Bewegung. Architektonisch<br />

und konzeptionell durchdacht, nimmt<br />

die Außenanlage nunmehr - soweit möglich<br />

- organische Grundformen auf und bildet<br />

damit einen Kontrast zu den kubischen<br />

Formen des Gebäudes.<br />

Zur offiziellen Begrüßung gab es bei Musik<br />

und Gesang ausreichend Mitmachmöglich-<br />

Mit dem Lied vom fleißigen Bauarbeiter<br />

dankten die Neureuter Kinder den Helfern<br />

für ihren schönen neuen Spielgarten.<br />

keit zur Einstimmung sowie eine gelungene<br />

Leinwandpräsentation mit Fotos zur Dokumentation<br />

der gesamten Umbaumaßnahmen.<br />

Anschließend wurde jeder einzelne<br />

Teilbereich für sich mit liebevoll ausgedachten<br />

Aktionen und jedes Mal mit Band-<br />

Durchschneiden erobert. Schritt für Schritt<br />

nahmen die Kinder ihren neuen Außenbereich<br />

in Besitz: die spezielle Ballspiel-Wiese<br />

mit Ballfangnetzen als Begrenzung, den<br />

Kletter- und Sitzhügel mit neuem Spielhaus<br />

aus Holz mit Empore, die mit Holzstufen für<br />

die Treppe erneuerte Rutschbahn, die neue<br />

Fahr- und Spielfläche (hier bieten bisherige<br />

Stellplätze den Kindern 25 m² mehr Platz),<br />

der vergrößerte Sandkasten mit einem<br />

kleinen steinigen Wasserlauf, sandigen<br />

Matschflächen und einer Wasserpumpe, den<br />

neuen "Roller-Fahrweg" mit fast 30 m<br />

Länge sowie die <strong>von</strong> den Eltern in Eigenleistung<br />

errichtete Spielfläche mit kleiner<br />

Hecken-Balustrade und Kletterbalken.<br />

Zusätzlich wurden mit einem 2-fach Reck,<br />

einer Kombinations-Klettergerät (mit Seil,<br />

Netz und Stangen) und einer kleinen<br />

Kletterwand entlang der Hauswand neue,<br />

große Spielgeräte aufgebaut. Die Anschaffung<br />

<strong>von</strong> zwei der neuen Geräte wurde<br />

direkt aus "Kinder bewegen"-Projektmitteln<br />

unterstützt. Schließend ist die beliebte<br />

große Schaukel komplett in den hinteren<br />

78<br />

Bereich umgezogen und neu in der mit<br />

Hecken abgegrenzten hinteren Fläche<br />

aufgebaut.<br />

Während der Einweihungsfeier wurde der<br />

Einsatz und die gute Zusammenarbeit der<br />

beteiligten Koordinatoren und Ausführenden<br />

des Kindergartens St. Judas Thaddäus,<br />

der Kirchengemeinde St. Heinrich und<br />

Kunigunde, des Architektenbüros Josef<br />

Eckert und der Garten- und Kindergarten-<br />

Spezialisten der Firma Seydell gewürdigt.<br />

Die Anstrengungen haben sich gelohnt, wie<br />

schon die erste Besichtigungstour zeigte. In<br />

ihrem modernen "Spielgarten" werden die<br />

Neureuter Kinder noch viel Bewegungsspaß<br />

haben!<br />

Bernd Budig<br />

Köln-Leverkusen<br />

Marathon-Projekt<br />

erfolgreich fortgesetzt<br />

Die DOG Köln-Leverkusen hat ihr 2005 ins<br />

Leben gerufenes Projekt zur Förderung des<br />

Behindertenspitzensports erfolgreich fortsetzen<br />

können. Beim 10. Ford-Köln-Marathon<br />

am 8. Oktober bewältigen alle 25 für<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />

gestarteten Athleten die 42,195 km-Distanz<br />

und erkämpften sich so die <strong>von</strong> der Rhein-<br />

Energie AG Köln gestiftete Finisherprämie<br />

<strong>von</strong> 5.000 Euro. Das Geld geht wie schon im<br />

Vorjahr an den Olympiastützpunkt Köln-<br />

Bonn-Leverkusen, der damit die Laufbahnberatung<br />

für behinderte Top-Athleten<br />

finanziert.<br />

Marc Verhaert<br />

Die Idee, mit einem erfolgreichen Marathon-Start<br />

Geld für den Behindertensport<br />

zu sammeln, wurde im Vorfeld des vorjährigen<br />

Köln-Marathons geboren. Das Team der<br />

DOG Köln-Leverkusen um die Vorsitzende<br />

Dr. Britta Siegers fand schnell 14 Athleten,<br />

die sich der Herausforderung Marathon für<br />

den guten Zweck stellen wollten, und in der<br />

Einige der Finisher für die DOG Köln-Leverkusen: obere Reihe <strong>von</strong> links nach rechts: Thomas<br />

Rabenstein, Günter Siegers, Gerhard Wichmann, Marcus Schwandner, Andreas Andenäuer,<br />

Mark Hoyer, Enno Cirkpa; vordere Reihe <strong>von</strong> links nach rechts: Alexander Schirmer,<br />

Jürgen Röhl, Norbert Koch.


RheinEnergie AG einen Sponsor, der sogleich<br />

Feuer und Flamme für die Sache war.<br />

Die Aktion wurde ein voller Erfolg, denn alle<br />

Starter, unter ihnen auch die mehrfache<br />

Paralympicsgewinnerin Britta Siegers,<br />

erreichten damals das Ziel und die Prämie<br />

konnte dem Olympiastützpunkt übergeben<br />

werden.<br />

Unmittelbar nach dem Marathon 2005 ist<br />

auch das Projekt "Laufbahnberatung" selbst<br />

viel versprechend angelaufen. Die erfahrenen<br />

Sportberater Horst Schlüter und Angela<br />

Kämmerling helfen den Behindertensportlern<br />

am Olympiastützpunkt, den Sport und<br />

eine parallele berufliche Ausbildung optimal<br />

miteinander zu verbinden. So konnte z.B.<br />

der erfolgreichste Tischtennisspieler der<br />

Region und Goldmedaillengewinner bei den<br />

Paralympics in Athen 2004, Holger Nikelis,<br />

bei seiner Existenzgründung mit einem<br />

Projekt am Flughafen Köln-Bonn unterstützt<br />

werden. Und Astrid Arndt, Bronzemedaillengewinnerin<br />

im Judo bei den Paralympics in<br />

Athen 2004, wird derzeit bei ihrer Jobsuche<br />

als Betriebswirtin unterstützt.<br />

Astrid Arndt war nun auch einer der 25<br />

Starter, die beim diesjährigen Ford-Köln-<br />

Marathon für die erfolgreiche Fortsetzung<br />

des Projekts sorgten. Die sehbehinderte<br />

Athletin stellte sich ohne Begleitläuferin<br />

den 42,195 km und erreichte nach 4 Stunden<br />

und 54 Minuten glücklich das Ziel.<br />

Außerdem gingen u.a. Andreas Adenauer,<br />

Peter Anders, Lily Anggreny, Frank Caspary,<br />

Enno Cirpka, Dr. Andreas Färber, Holger<br />

Hennecke, Mark Hoyer, Sedik Kalafate,<br />

Norbert Koch,Thomas Lukaszewizc, Errol<br />

Marklein, Markus Pils, Daniel Pfeilsticker,<br />

Thomas Rabenstein, Oliver Roesch, Jürgen<br />

Röhl, Alexander Schirmer, Hartmut Schönhöfer,<br />

Marcus Schwandner, Günter Siegers, Ralf<br />

Velten, Marc Verhaert und Gerhard Wichmann<br />

in den Bereichen Rollis, Läufer und<br />

Skater für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />

an den Start und sorgten dafür, dass<br />

auch in diesem Jahr wieder die komplette<br />

Finisherprämie eingestrichen werden konnte.<br />

Die DOG-Vorsitzende Dr. Britta Siegers, die<br />

stellvertretend den Scheck über 5.000 Euro<br />

entgegennehmen durfte, zeigte sich begeistert:<br />

"Ein herzliches Dankeschön an unsere<br />

Athleten und die Rheinenergie AG, die diese<br />

großartige Aktion für den Behindertensport<br />

erst möglich gemacht haben."<br />

Mainz-Rheinhessen<br />

Projekt erfolgreich<br />

abgeschlossen - "Kinder<br />

bewegen" geht weiter<br />

Nach dreijähriger Förderung haben die<br />

Partner <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft<br />

mit ihrer Zweigstelle Mainz-Rheinhessen<br />

und Adam Opel GmbH die erste Modelleinrichtung<br />

des Projekts "Kinder bewegen", den<br />

Kindergarten Gau-Bischofsheim, verabschiedet.<br />

Das Projekt "Kinder bewegen" wurde am 23.<br />

Juni 2003 im Rahmen einer großen Eröffnungsveranstaltung<br />

in Gau-Bischofsheim<br />

bei Mainz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die<br />

Schirmherrin des Projektes, Rosi Mittermaier-Neureuther,<br />

verlieh diesem Tag einen<br />

ganz besonderen Glanz. Mit dem feierlichen<br />

Auftakt wurden auch die umfangreichen<br />

Vorbereitungsarbeiten, die <strong>von</strong> der Leitung<br />

des Kindergartens, der Vertretung der<br />

Elternschaft, dem Kindergartenträger und<br />

der DOG Mainz-Rheinhessen mit viel<br />

Engagement getragen wurden, zu einem<br />

glücklichen Abschluss gebracht. Die Basis<br />

zur Umsetzung der beiden Ziele der Projektinitiatoren,<br />

gesunde Kinder durch vielseitige<br />

und ausreichende Bewegung und die<br />

Vermittlung des <strong>Olympische</strong>n Gedankens,<br />

war damit geschaffen.<br />

Im Verlauf der Projektjahre wurde der<br />

Kindergarten mit einer Reihe <strong>von</strong> nachhalti-<br />

Kindergarten Mainz-Gau-Bischofsheim: Kein Abschied <strong>von</strong> "Kinder<br />

bewegen", aber ein Abschied <strong>von</strong> der langjährigen Kindergartenleiterin<br />

Christa <strong>von</strong> der Wenze.<br />

gen Investitionen sowie durch Kostenbeteiligungen<br />

an den sportlichen Aktivitäten <strong>von</strong><br />

Kindern und Eltern unterstützt. Die bis<br />

dahin traditionellen Feste erhielten neue<br />

sportliche Elemente und es wurden neue<br />

Veranstaltungen in den Jahreskalender des<br />

Kindergartens aufgenommen. Bei den<br />

Weiterbildungsmaßnahmen für das Kindergartenteam<br />

wurde das Augenmerk in<br />

stärkerem Maße als zuvor auf Bewegungsaspekte<br />

gelenkt.<br />

Unmittelbar nach dem Start des Projektes<br />

war es der Projekt betreuenden DOG Mainz-<br />

Rheinhessen gelungen, eine Studentin und<br />

aktive Leistungssportlerin vom Sportinstitut<br />

der Universität Mainz zu gewinnen, die mit<br />

den <strong>von</strong> ihr konzipierten Spiel- und Bewegungsstunden<br />

schnell die Herzen der Kinder<br />

und auch des Kindergartenteams gewann.<br />

Am Ende des Projektes kann festgehalten<br />

werden, dass diese Investition die wohl<br />

nachhaltigste Wirkung bei der Motivation<br />

der Kinder zu neuen Bewegungsformen und<br />

gesteigerten sportlichen Aktivitäten zeigt. Es<br />

hat sich in diesem Kontext wieder einmal<br />

gezeigt, welche positiven Wirkungen <strong>von</strong><br />

Vorbildern ausgehen können. Darüber<br />

hinaus ergab sich aus den zusätzlich zum<br />

Standardkonzept für (alle) Kindergärten<br />

eingebrachten Beschäftigungselementen<br />

eine neue Motivation für die Kinder und<br />

Kindergartenteam.<br />

Eine der letzten Förderaktivitäten der<br />

Projektträger war eine konzentrierte Weiterbildungsmaßnahme<br />

für das gesamte Kindergartenteam.<br />

Nachdem sich im ersten<br />

Quartal dieses Jahres abzeichnete, dass<br />

Leiterin des Kindergartens<br />

zum 30.<br />

Juni 2006 ihre<br />

Aufgabe zugunsten<br />

einer Beschäftigung<br />

auf einer überregionalen<br />

Ebene aufgeben<br />

würde, haben<br />

sich die Beteiligten<br />

zusammengetan um<br />

einen Weg zu<br />

suchen, die Ideen<br />

des Projektes über<br />

diesen Tag des<br />

Leitungswechsels<br />

hinaus zu bewahren.<br />

Das Kindergartenteam<br />

hat einen<br />

längerfristigen Plan<br />

79


zur Bewegungsförderung erarbeitet und das<br />

gesamte Team hat im April an einem<br />

Fachkongress in Osnabrück teilgenommen.<br />

Die Kontinuität sollte damit in hohem Maße<br />

gefördert werden.<br />

<strong>Der</strong> kindergarteninterne Abschluss des<br />

Projektes ist in zwei Akten gestaltet worden.<br />

Zunächst wurde ein olympischer Tag<br />

für Kinder und Eltern geplant. In einem<br />

zweiten Akt sollte die Zusammenarbeit mit<br />

der DOG bei der Verabschiedung der<br />

Kindergartenleiterin noch einmal besonders<br />

hervorgehoben werden. <strong>Der</strong> geplante<br />

Olympiatag ist zunächst im wahrsten Sinne<br />

des Wortes wegen schlechter Wetterbedingungen<br />

ins Wasser gefallen, konnte aber<br />

wenige Tage später in der örtlichen Sporthalle<br />

nachgeholt werden. <strong>Der</strong> Höhepunkt<br />

war dann das Abschiedsfest für die Leiterin<br />

des Kindergartens. In ihren Dankesreden<br />

haben die Vertreterin des Teams, die<br />

Sprecherin der Elternschaft und auch der<br />

Ortsbürgermeister nicht nur das generelle<br />

Wirken der scheidenden Leiterin, sondern<br />

im Besonderen auch ihr Engagement im<br />

Rahmen der Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft<br />

gewürdigt. Es gab vielfache Zusicherungen,<br />

dass die Saat aus dem Projekt auch weiterhingepflegt<br />

und gehegt werden soll. So<br />

wird der Kindergarten Gau-Bischofsheim<br />

auch zukünftig und ganz im Sinne des<br />

Projekts "Kinder bewegen" eine bewegungsfreundliche<br />

Modelleinrichtung<br />

bleiben.<br />

Niederrhein<br />

Auszeichnung für<br />

Mäzen des Sports<br />

80<br />

Bernd G. Zeising<br />

Wolf Hüttemann ist seit vielen Jahren als<br />

Helfer für den Sport, insbesondere die<br />

Leichtathletik aktiv. So nahm die DOG<br />

Niederrhein das 50-jährige Firmenjubiläum<br />

der Firma Huettemann-Logistik GmbH aus<br />

Rheinhausen zum Anlass, um den Unternehmer<br />

mit der Plakette für besondere<br />

Leistungen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft auszuzeichnen. "Wolf Hüttemann<br />

ist ein hervorragendes Beispiel <strong>von</strong><br />

freiwilligem bürgerschaftlichen Engagement,<br />

ohne das der Staat undenkbar wäre",<br />

hob Zweigstellenvorsitzender Paul Hoff-<br />

Paul Hoffmann überreicht die Leistungsplakette<br />

an Wolf Hüttemann (rechts). Links<br />

Harald Richter vom Rumelner TV.<br />

mann hervor. "Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Gesellschaft dankt und gratuliert Wolf<br />

Hüttemann und hofft auf eine noch viele<br />

Jahre andauernde gute Zusammenarbeit<br />

zum Wohle des Sport im Bezirk Niederrhein",<br />

so Hoffmann weiter.<br />

Odenwald<br />

Mehr Bewegung im<br />

Kindergarten<br />

Zu einem Sponsorenlauf im Rahmen eines<br />

Präventionstages hatte der Kindergarten<br />

Michelstadt eingeladen. Mit der Aktion<br />

wollte die Einrichtung auf die Notwendigkeit<br />

<strong>von</strong> Bewegung aufmerksam machen<br />

und die Kinder der Stadt zum Mitmachen<br />

motivieren. Zusätzlich sollten Freunde und<br />

Sponsoren für die Finanzierung <strong>von</strong> Bewegungsprojekten<br />

des Kindergartens geworben.<br />

Moderiert <strong>von</strong> der Geschäftsführerin der<br />

DOG Odenwald, Christiane Schuller, gab es<br />

zwei unterschiedlich lange Runden um das<br />

Michelstädter Rathauses zu laufen - eine<br />

für Kinder bis 6 Jahre und eine für kleine<br />

und große Läufer <strong>von</strong> 6 bis 99. Sehr stolz<br />

war der Kindergarten auf den jüngsten<br />

Teilnehmer Jan-Lukas, gerade mal drei Jahre<br />

alt.<br />

Die so erlaufenen Sponsorengelder sollen<br />

dem Kindergarten langfristig die Nutzung<br />

der kostenpflichtigen Schulturnhallen<br />

ermöglichen. Wegen des schlechten Wetters<br />

konnte die Aktion zwar nur einen begrenzten<br />

Publikumserfolg erreichen. Dennoch war<br />

die Aktion des Kindergartens Michelstadt<br />

ein wichtiges Signal für mehr Bewegung für<br />

die Kinder der Stadt.<br />

1. <strong>Olympische</strong>r Tag<br />

<strong>Der</strong> zum ersten Mal veranstaltete <strong>Olympische</strong><br />

Tag 2006 des Odenwaldkreises in<br />

Fränkisch-Crumbach ist als gelungene<br />

Veranstaltung einzustufen, so die DOG<br />

Odenwald und der TV Fränkisch-Cvrumbach,<br />

die gemeinsam als Veranstalter fungierten.<br />

Die Inline Speed-Skater aus Michelstadt mit<br />

Kirsten Müller an der Spitze stellten ihre<br />

Sportart hervorragend vor und ernteten viel<br />

Beifall, ebenso die Bogenschützen aus<br />

Hassenroth mit Franz und Florian Keil. Hier<br />

DOG-Vorsitzender Hubert Hey ging mit<br />

gutem Beispiel voran und versuchte sich<br />

beim Jedermann-Kugelstoßen.<br />

konnte wer wollte nach der Demonstration<br />

durch Franz Keil selbst "Robin Hood" spielen<br />

und mit dem Bogen auf die Scheibe schießen.<br />

Auch beim Jedermann-Kugelstoß<br />

konnte man selbst die Kugel stoßen und für<br />

die kleinen Sportler war eine Turnlandschaft<br />

vorhanden. In der extra aufgebauten Street-<br />

Soccer Box erlebten die Zuschauer gute und<br />

spannende Spiele und der Wettergott ist<br />

seit Sonntag auch ein Fränkisch-Crumbacher,<br />

denn es fiel kein Tropfen Regen. Nur<br />

Tischtennis konnte wegen des böhigen<br />

Windes nicht stattfinden.<br />

Im nächsten Jahr, so der DOG-Kreisgruppenvorsitzende<br />

Hubert Hey, soll der zweite<br />

<strong>Olympische</strong> Tag stattfinden, wobei in jedem<br />

Jahr eine andere Gemeinde/Stadt im Odenwaldkreis<br />

zum Zug kommen soll.<br />

Gerd Waßner


5. Kindergarten-Patenschaft<br />

"Kinder bewegen" - nach diesem Motto hat<br />

die DOG Odenwald zum Weltkindertag am<br />

20. September mit dem Montessori-Kinder-<br />

haus in Michelstadt eine weitere Patenschaft<br />

geschlossen. Es ist bereits der fünfte<br />

Kindergarten, mit dem die DOG-Zweigstelle<br />

kooperiert.<br />

Vorsitzender Hubert Hey überreichte dem<br />

Montessori-Kinderhaus das Patenschaftsschreiben<br />

und eine Zuwendung <strong>von</strong> 100<br />

Euro und ging darauf ein, dass Übergewicht<br />

und die oftmals fehlerhafte Motorik <strong>von</strong><br />

Kindern durch Bewegungsmangel und<br />

falsche Ernährung immer mehr zu einem<br />

Problem für die Gesundheit werden. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Gesellschaft wolle<br />

durch sportliche Übungen schon im Kindergartenalter<br />

dieser schädlichen Entwicklung<br />

gegensteuern. Die Kinder begrüßten den<br />

DOG-Vorsitzenden mit zwei Liedern und<br />

skandierten laustark die Aufforderung <strong>von</strong><br />

Hey "Wir wollen fit bleiben".<br />

Im Montessori-Kinderhaus wird künftig<br />

DOG-Vorstandsmitglied Karl Geyer mit den<br />

Kindern in einem noch zu vereinbarenden<br />

Turnus turnerische Übungen durchführen,<br />

unterstützt wird er dabei <strong>von</strong> Christiane<br />

Schuller vom städtischen Kindergarten<br />

Flohzirkus, die bereits über Erfahrungen auf<br />

diesem Gebiet verfügt, denn diese Einrichtung<br />

ist seit zwei Jahren "Kinder bewegen"-<br />

Modellkindergarten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft. Ihre Erfahrungen will<br />

Christiane Schuller nun durch enge Zusammenarbeit<br />

mit dem Montessori-Kinderhaus<br />

weitergeben.<br />

Gerd Waßner<br />

Freude herrschte im Montessori-Kinderhaus nach der Patenschaft mit der DOG Odenwald.<br />

Vorsitzender Hubert Hey (Mitte) überreichte die Patenschaftsurkunde. Christiane Schuller<br />

(daneben) und Karl Geyer (weiter <strong>von</strong> links) wollen für Bewegung unter dem Nachwuchs<br />

sorgen.<br />

10. Odenwälder<br />

Inline-Festival<br />

Die Rollsportgemeinschaft Michelstadt<br />

hatte zum 10. Odenwälder Inline-Festival<br />

eingeladen und etwa 150 Speedskating-<br />

Die erfolgreichen Speedkater beim 10. Odenwälder Inline-Festival.<br />

Talente mit ihren Angehörigen waren zum<br />

Jubiläumsfest für die gerade bei Kindern<br />

und Jugendlichen boomende Sportart<br />

gekommen.<br />

Die Grüße und Glückwünsche der DOG<br />

Odenwald überbrachte Vorstandsmitglied<br />

Wilfred Gutjahr. Er übergab dem Vorsitzenden<br />

der äußerst aktiven und erfolgreichen<br />

Rollsportgemeinschaft, Jens Vogtländer,<br />

gleichzeitig eine Spende zur Unterstützung<br />

der Nachwuchsarbeit.<br />

Die RSG Michelstadt hat im internationalen<br />

Speedskating-Sport ihren festen Platz.<br />

Regelmäßig finden Ländervergleiche mit<br />

Jugendlichen aus Belgien, Frankreich,<br />

Italien, Schweiz und Tschechien statt und<br />

auch auf nationaler Ebene gibt es zahlreiche<br />

Wettkämpfe mit jungen Sportlerinnen<br />

und Sportlern aus der ganzen Bundesrepublik.<br />

Wilfred Gutjahr bekräftigte, dass die DOG<br />

Odenwald das Engagement des erfolgreichen<br />

Teams der Rollsportgemeinschaft sehr<br />

gern unterstützt. Dem Vorstand gebühre<br />

Respekt für die vorzügliche Arbeit, die<br />

Motivation der Jugendlichen und die<br />

Betreuung durch die Eltern. Die RSG zeige<br />

mit ihrem Engagement, dass junge Menschen<br />

im Sport in der Gemeinschaft und<br />

durch die aktive Teilnahme an nationalen<br />

und internationalen Wettkämpfen im<br />

besten Sinne für ihr späteres Leben lernen,<br />

so Gutjahr.<br />

81


Odenwald-Tauber<br />

Positive Entwicklung und<br />

neue Pläne<br />

Ein Grußwort des Vorsitzenden Michael<br />

Knaus eröffnete die Sitzung des Vorstands<br />

der Zweigstelle Odenwald-Tauber im<br />

Turmzimmer des Stadtturmes der Stadt<br />

Buchen. Bei seinem Rückblick auf die<br />

Aktivitäten 2006 stand der zum dritten Mal<br />

veranstaltete Olympic Day Run im Vordergrund.<br />

Nachdem diese Veranstaltung<br />

aufgrund der kurzfristigen Absage aus<br />

Höpfingen auszufallen drohte, sprang<br />

erfreulicherweise Neckargerach in die<br />

Bresche. Und die Veranstaltung wurde dann<br />

zu einem durchschlagenden Erfolg mit über<br />

200 Startern und regem Publikumsinteresse.<br />

Auch 2007 will man wieder den Olympic<br />

Day Run veranstalten, und zwar im Main-<br />

Tauber-Kreis. Nicht minder positiv wertet<br />

man in der Zweigstelle die Erfolge bezüglich<br />

der DOG-Initiative "Kinder bewegen".<br />

Bereits zwei Projekte fanden Aufnahme in<br />

den Förderplan, nämlich Seckach/Klinge<br />

und eine Kooperation TV Mosbach und<br />

Kindergarten. Verhandlungen laufen bereits<br />

für ein drittes Projekt in Rosenberg.<br />

Mit Genugtuung registrierte die Vorstandschaft<br />

die erfolgreichen Bemühungen um<br />

die Mitgliederwerbung auf nunmehr 69<br />

und die damit erreichte "Bronze-Medaille"<br />

beim Wilhelm-Garbe-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft. Über den Verlauf<br />

der DOG-Tagung in Ettlingen und die dabei<br />

u.a. erfolgte Vorstellung der Aktivitäten und<br />

seit der Gründung positive Entwicklung der<br />

Zweigstelle Odenwald-Tauber informierte<br />

Ehrenvorsitzender Rudi Arnold.<br />

Die nächste Aktion der Zweigstelle ist die<br />

öffentliche Verleihung des Fairnesspreises<br />

2006 am 23. November in Tauberbischofsheim.<br />

In dieser Veranstaltung werden auch<br />

verdiente langjährige ehrenamtliche Sportfunktionäre<br />

aus den drei Sportkreisen der<br />

Zweigstelle - nämlich Buchen, Mosbach<br />

und Tauberbischofsheim - ausgezeichnet.<br />

Außerdem wurde auch wieder einer Schule<br />

für besondere Bemühungen um Sport- und<br />

Bewegungsförderung für die Schüler mit<br />

einem Preis bedacht. Dieser Preisverleihung<br />

vorgeschaltet wird die Mitgliederversammlung<br />

der Zweigstelle.<br />

82<br />

Nach der Erörterung weiterer aktueller<br />

Themen und Fragen klang die sehr produktiv<br />

verlaufene Sitzung mit einem Dankeswort<br />

des Vorsitzenden aus.<br />

Pilotprojekt mit<br />

Kindergarten<br />

Walter Jaufmann<br />

Unter dem Motto "Kinder im Wasser bewegen!"<br />

hat die DOG Odenwald-Tauber jetzt<br />

ihr Pilotprojekt im Rahmen der bundesweiten<br />

Initiative "Kinder bewegen" der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Gesellschaft gestartet.<br />

Mit dem Ziel, Kinder wieder mehr zu bewegen,<br />

für den Sport zu gewinnen und damit<br />

der Gesundheit zu dienen, hatte sich die<br />

Zweigstelle um Partner für Projekte zur<br />

Bewegungsförderung bemüht - mit Erfolg!<br />

Im Beisein aller am Projekt beteiligten<br />

Institutionen, dem Kindergarten St. Franziskus,<br />

dem Kinder- und Jugenddorf Klinge,<br />

der Gemeinde Seckach und DOG Odenwald-<br />

Tauber, fiel am 12. Oktober der Startschuss<br />

für das mit Spannung erwartete erste<br />

Projekt dieser Art im Neckar-Odenwald-<br />

Kreis. Die Partner gehen mit großen Erwartungen<br />

in das pädagogisch konzipierte und<br />

betreute Projekt mit dem Ziel, den Kindern<br />

im Vorschulalter zu mehr Bewegung zu<br />

verhelfen und das Schwimmen zu lehren.<br />

Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig<br />

begrüßte die Gäste und zeigte sich erfreut,<br />

dass gerade in Seckach ein solches Projekt<br />

nun realisiert werde. Angesichts der alarmierenden<br />

Nachrichten über den Gesundheitsstand<br />

der Kinder müsse die Gesellschaft<br />

reagieren. Den zusätzlichen Aspekt der<br />

sozialen Integration durch die Kooperation<br />

zwischen Kindergarten und Jugenddorf<br />

begrüßte er besonders. Ludwig stellte die<br />

Bedeutung und Tragweite des Projektes<br />

heraus: Ziel des Kindergartens sei es, dass<br />

beim Schuleintritt alle Kinder schwimmen<br />

können, während das Jugenddorf dafür<br />

einen qualifizierten Sportpädagogen bereitstelle.<br />

Dank gelte neben den Initiatoren und<br />

Organisatoren auch der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft sowie der Sparkasse-<br />

Bauland-Stiftung für die finanzielle Unterstützung.<br />

DOG-Vorsitzender Michael Knaus erläuterte<br />

die Beweggründe der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Gesellschaft und der Zweigstelle zu<br />

solchen Aktivitäten, für die sich Kindergarten<br />

und Jugenddorf unter Federführung der<br />

Gemeinde offen zeigten und ein überzeugendes<br />

Konzept entwickelten. Modellhaft<br />

daran sei die Erweiterung des pädagogischen<br />

Kindergarten-Konzepts um das<br />

Schwimm- und Bewegungskonzept als<br />

Gegenpol zum oft übertriebenen Fernsehund<br />

Computerkonsum mit den bekannten<br />

nachteiligen Konsequenzen. Einen besonderen<br />

Stellenwert habe dabei gerade die<br />

Kooperation der beiden Erziehungseinrichtungen.<br />

Optimistisch stimme vor allem die<br />

Bürgermeister Thomas Ludwig (links) und DOG-Vorsitzender Michael Knaus (rechts) beobachten<br />

interessiert die ersten Schritte des Pilotprojektes.


Tatsache, dass neben den Trägern und<br />

Kindern auch die Erzieher und Eltern in das<br />

pädagogische Konzept eingebunden sind.<br />

Pädagogische Kompetenz, olympische<br />

Erfahrung, sportliche Erkenntnisse und<br />

materielle Unterstützung durch Unternehmen<br />

und Privatpersonen seien die Basis<br />

dieses einmaligen Konzeptes, an dem sich<br />

Kinder und Eltern nahezu vollständig<br />

beteiligen.<br />

Mitinitiator Eckehard Brand bewertete<br />

besonders die gesundheitlichen Aspekte das<br />

pädagogisch fundierten Konzeptes, das<br />

gerade auch für sozial schwache Familien<br />

bzw. Kinder Vorteile biete.<br />

Michael Knaus dankte abschließend allen<br />

am Projekt Beteiligten für ihr Engagement<br />

und verband damit die Hoffnung, dass man<br />

alle Planungen umsetzen und damit die<br />

anvisierten Ziele erreichen werde, und so die<br />

Voraussetzungen dafür schaffen könne, dass<br />

das Projekt zum Nutzen der Kinder und im<br />

Interesse der Gesellschaft auf Dauer fortgeführt<br />

werden kann.<br />

Den Kindern war die Spannung und Erwartung<br />

anzumerken. Als sie dann aber ins<br />

Wasser durften, war ihre große Freude<br />

unübersehbar und sofort herrschte lebhaftes<br />

Treiben - das erste sichtbare Erfolgserlebnis<br />

für Kinder, Erzieherinnen und Organisatoren.<br />

Pfalz<br />

Walter Jaufmann<br />

Aktiv beim Benefizlauf<br />

für Kinder<br />

190 Teilnehmer nahmen am Samstag, dem<br />

23. September, am vierten Benefizlauf des<br />

Kinderschutzbundes Frankenthal im Strandbad<br />

rund um den Strandbadweiher teil,<br />

darunter Schirmherr und CDU Rheinland-<br />

Pfalz-Chef Christian Baldauf. Unterstützt<br />

wurde die Veranstaltung vom ansässigen<br />

Familia-Center und der DOG Pfalz. Erwachsene<br />

und Walker liefen 5 Kilometer, Jugendliche<br />

2,5 Kilometer und Bambini 300 Meter.<br />

Die Startgebühr <strong>von</strong> 5 Euro pro Teilnehmer<br />

und die gesammelten Spenden kamen der<br />

Arbeit des Kinderschutzbundes Frankenthal<br />

zugute.<br />

Landtagsabgeordneter Christian Baldauf (links) und Carlo <strong>von</strong> Opel (rechts) bei der Siegerehrung<br />

der Teilnehmer.<br />

Zusätzlich zu den drei Bestplatzierten eines<br />

jeden Rennens zeichnete der Vorsitzende<br />

der DOG Pfalz, Carlo <strong>von</strong> Opel, die jüngste<br />

und den jüngsten Teilnehmer mit je einem<br />

Gutschein über 10 Euro <strong>von</strong> Sport Beck und<br />

einem T-Shirt aus. Ausgezeichnet wurden<br />

weiter der älteste Walker und die älteste<br />

Walkerin mit einem Gutschein für einen<br />

Gaststättenbesuch, der in Verbindung mit<br />

einem Spaziergang zu Carlo <strong>von</strong> Opels<br />

Reitanlage Hofgut Petersau eingelöst<br />

werden kann. Die Gewinnerin und gleichzeitig<br />

jüngste Teilnehmerin bei den Jugendlichen<br />

erhielt <strong>von</strong> der DOG einen Reitgutschein<br />

sowie ein T-Shirt. Bei den Jungen<br />

wurde der jüngste Teilnehmer mit einem<br />

Klettergutschein und einem T-Shirt geehrt.<br />

Auch die weibliche und der männliche<br />

Sieger des 5000-Meter-Laufes erhielten ein<br />

Präsent.<br />

Rhein-Neckar<br />

Dabei bei Charity-Radtour<br />

Vom 9. bis 13. August 2006 rollte wieder die<br />

"Tour der Hoffnung" durch Deutschland. Bei<br />

der Goodwill-Aktion zugunsten krebskranker<br />

Kinder war in diesem Jahr mit Jochen<br />

Meißner auch ein prominenter Vertreter der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Gesellschaft beteiligt.<br />

<strong>Der</strong> Vorsitzende der Zweigstelle Rhein-<br />

Neckar und Olympia-Zweite <strong>von</strong> 1968 im<br />

Rudern fuhr gemeinsam mit 200 Teilnehmern<br />

- darunter Costa Cordalis, Turner<br />

Eberhard Gienger und Kanutin Birgit Fischer<br />

- in fünf Tagen über Gießen, Potsdam,<br />

Berlin, Lauchhammer nach Dresden, um bei<br />

Kommunen und Firmen Spenden einzusammeln.<br />

In der Bundeshauptstadt wurden die<br />

Charity-Radler auch im Bundeskanzleramt<br />

empfangen.<br />

Die "Tour der Hoffnung" wurde bereits vor<br />

23 Jahren <strong>von</strong> Prof. Fritz Lampert in Gießen<br />

ins Leben gerufen. Seit 1983 sind über 16<br />

Millionen Euro gesammelt worden. Dabei<br />

kamen die Spenden bis auf den letzten Cent<br />

den kranken Kindern zugute, während die<br />

Organisationskosten für die Radtour jedes<br />

Mal <strong>von</strong> Sponsoren getragen wurden.<br />

Jährlich schließt sich viel Prominenz aus<br />

Wirtschaft, Politik und Sport dieser Tour an,<br />

um gemeinsam mit den Initiatoren für den<br />

guten Zweck zu radeln.<br />

Jochen Meißner freute sich über den<br />

Sportsgeist bei der Tour 2006 und natürlich<br />

darüber, dass allein in diesem Jahr über<br />

960.000 Euro für krebskranke Kinder zusammen<br />

kamen.<br />

83


Nachrichten des DOI<br />

Das Ende,<br />

das ein Anfang ist<br />

Das DOI wird in die DOA<br />

überführt<br />

Die Absicht stand seit langem schon im<br />

Raum, nun ist es beschlossene Sache. Am<br />

18. September bestätigte das Präsidium des<br />

Ein Markenzeichen: Das Logo des DOI soll<br />

erhalten bleiben.<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

(DOSB), eine bereits zwei Jahre zuvor<br />

bekundete Absicht des Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees für Deutschland, eine<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie (DOA) ins<br />

Leben zu rufen. In dieser neuen Einrichtung,<br />

deren Gründung zum 1. Januar<br />

wirksam werden soll, wird das <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Institut aufgehen.<br />

Aus der Sicht des DOI handelt es sich also<br />

um ein Ende, das zugleich ein Anfang ist.<br />

Dementsprechend verbindet sich ein<br />

gewisser Wehmut, der aus dem nun absehbaren<br />

Verschwinden der "Marke DOI"<br />

resultiert, mit der Hoffnung, im Sinne des<br />

eigenen Ziel- und Aufgabenspektrums in<br />

Zukunft mindestens ebenso effektiv wirken<br />

zu können.<br />

Die eigentliche Herausforderung - vor allem<br />

aber auch die Chance - stellt die "Fusion"<br />

mit dem Arbeitsbereich des Kuratoriums<br />

<strong>Olympische</strong> Akademie und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung dar, das bis zur formalen Auflösung<br />

des NOK am 20. Mai als ein ständiger<br />

Ausschuss desselben fungierte und eben-<br />

84<br />

falls in die neue Akademie eingebracht<br />

werden wird.<br />

Die Integration der beiden Einrichtungen<br />

geht mit einer Bündelung der Kräfte und<br />

Ressourcen einher, die eine größere Durchschlagskraft<br />

verspricht und sich für beide<br />

Anliegen als eine Aufwertung ausnimmt.<br />

Dementsprechend positiv wird die Entwicklung<br />

seitens des DOI und seiner Verantwortlichen<br />

verfolgt und mitgestaltet.<br />

Bereits Ende 2004 hatte die Mitgliederversammlung<br />

ein klares Votum zugunsten<br />

einer Akademiegründung formuliert und<br />

das Direktorium mit der Einleitung der<br />

notwendigen Maßnahmen beauftragt. In<br />

der Folgezeit wurden etwa verschiedene<br />

Diskussions- und Positionspapiere sowie der<br />

Entwurf einer Satzung erarbeitet, bevor am<br />

24. März dieses Jahres im Rahmen eines<br />

Workshops auch außen stehende Experten<br />

ihre Meinungen und Anregungen einbrachten.<br />

Freilich war erst mit der am 20. Mai<br />

vollzogenen Gründung des DOSB die Basis<br />

für die konkrete Umsetzung des Vorhabens<br />

gegeben.<br />

Als äußerst vorteilhaft erwies sich dabei die<br />

Wahl <strong>von</strong> Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper zur<br />

Vizepräsidentin für "Bildung und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung", zu deren Zuständigkeitsbereich<br />

die Frage der DOA zählt. Wie<br />

erhofft - und eigentlich nicht anders<br />

erwartet - hat sich Frau Prof. Doll-Tepper<br />

bald als eine ebenso kompetente wie<br />

engagierte und nicht zuletzt als äußerst<br />

vertrauensvolle Ansprechpartnerin des DOI<br />

erwiesen, die ungeachtet ihrer eigenen<br />

Vorstellungen mit einem stets offenen Ohr<br />

ausgestattet ist.<br />

Bei der Umsetzung des DOSB-Beschlusses<br />

und der konkreten Ausgestaltung der DOA<br />

kommt ihr schon insofern eine Schlüsselrolle<br />

zu, als sie qua Satzung den Vorsitz des<br />

Vorstandes des eingetragenen Vereins<br />

übernehmen soll. In ihrer Verantwortung<br />

sind etwa Stellen- und Haushaltspläne,<br />

insbesondere aber ein inhaltliches Profil zu<br />

entwickeln, das - neben der leidigen Frage<br />

der Finanzen - die Erfolgsaussichten entscheidend<br />

definiert.<br />

Die Konturen eines überzeugenden DOA-<br />

Profils zeichnen sich freilich bereits ab.<br />

Das Präsidium des DOSB um Dr. Thomas Bach beschließt die Gründung einer <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Akademie.


Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper: Die Vizepräsidentin<br />

des DOSB für „Bildung und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung“ steht für eine erfolgreiche<br />

Zukunft der DOA.<br />

Auch nach der Zusammenführung <strong>von</strong> DOI<br />

und Kuratorium wird die <strong>Olympische</strong> Idee<br />

und das Bemühen um deren Verbreitung<br />

und Weiterentwicklung als Leitlinie allen<br />

Handelns dienen.<br />

Im Vordergrund wird dabei ebenso die<br />

wissenschaftliche Beschäftigung mit Sinnund<br />

Grundsatzfragen der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung sowie des Sports in seinen<br />

unterschiedlichen Ausprägungen stehen,<br />

wie vielfältige Maßnahmen zur Förderung<br />

einer "<strong>Olympische</strong>n Erziehung". So sind<br />

etwa auch in Zukunft Lehrmaterialien für<br />

Schule und Verein zu entwickeln oder<br />

Lehrerfortbildungen durchzuführen, wie<br />

auch Veranstaltungen zu übergreifenden<br />

und aktuellen Fragen des olympischen<br />

Sports auf dem Programm stehen werden.<br />

Mit diesem spezifischen Aufgabenbereich<br />

des Kuratoriums hat man seitens des DOI<br />

keinerlei Berührungsängste. Im Gegenteil:<br />

So ist der Wissenschaftliche Leiter des DOI,<br />

Dr. Andreas Höfer, seit einigen Jahren<br />

Mitglied des Kuratoriums und in dessen<br />

Arbeit in erheblichem Maße eingebunden.<br />

Insbesondere hat er in diversen Arbeitsgruppen,<br />

bei der Erstellung <strong>von</strong> Arbeitsmaterialien<br />

mitgewirkt sowie an Fortbildungsmaßnahmen<br />

teilgenommen. Gemeinsam<br />

mit dem zuständigen Abteilungsleiter beim<br />

NOK bzw. DOSB, Achim Bueble, ist er etwa<br />

auch verantwortlich für die Redaktion des<br />

Newsletters "Alpheios", dessen neueste<br />

Ausgabe - siehe unten - kürzlich vorgelegt<br />

werden konnte.<br />

Selbstverständlich werden auch die laufenden<br />

wissenschaftlichen Projekte des DOI<br />

fortgeführt, wie die Bearbeitung des<br />

Archivs aus dem Nachlass Willi Daumes<br />

oder die Erforschung der Geschichte und<br />

Bedeutung des NOK der DDR, die aus<br />

Mitteln des DOI und des DOSB gefördert<br />

wird.<br />

Sofern es die Mittel und Möglichkeiten<br />

erlauben, werden auch weitere Initiativen<br />

auf dem Gebiet <strong>von</strong> Wissenschaft und<br />

Forschung ergriffen. Dabei soll die DOA<br />

nicht zuletzt auch eine Servicefunktion für<br />

den DOSB übernehmen und etwa Stellungnahmen<br />

erarbeiten oder auf andere Weise<br />

beratend tätig werden. Wenn an dieser<br />

Stelle auch die Vergabe des Willi-Daume-<br />

Stipendiums erwähnt wird, so trägt dies der<br />

- begrüßenswerten - Tatsache Rechnung,<br />

dass die Akademie den Namen des großen<br />

deutschen Sportfunktionärs tragen soll.<br />

Dies ist - gerade für das DOI - ein Auftrag<br />

und eine Verpflichtung zugleich. Seitens<br />

des DOI freut man sich jedenfalls auf den<br />

Anfang, der mit dem Ende einhergeht, auch<br />

wenn die Planungen für die nähere und<br />

weitere Zukunft noch manches Fragezeichen<br />

umfassen.<br />

Fair-Play-<strong>Kongress</strong> 2007<br />

Konsultationen in Udine<br />

Wie schon berichtet, ist das DOI in die<br />

Vorbereitung des kommenden Jahreskongresses<br />

der Europäischen Fair-Play-Bewegung<br />

(European Fair Play Movement, IFPM)<br />

eingebunden, der in der Verantwortung<br />

und Regie des DOSB im Herbst 2007 in<br />

Frankfurt am Main stattfinden wird.<br />

Gemeinsam mit DOSB-Abteilungsleiter<br />

Achim Bueble besuchte Dr. Andreas Höfer<br />

den diesjährigen <strong>Kongress</strong> im italienischen<br />

Udine, um sich vor Ort über den Charakter<br />

der Veranstaltung zu informieren und<br />

Gespräche mit den Verantwortlichen der<br />

Organisation zu führen.<br />

Mitgebracht haben sie zahlreiche Anregungen<br />

sowie ein hohes Maß an Motivation,<br />

das nicht zuletzt aus dem eindrucksvollen<br />

Rahmenprogramm resultierte. In Frankfurt<br />

soll freilich die inhaltliche Arbeit im Vordergrund<br />

stehen, wobei das Bemühen dahin<br />

gehen wird, dem Fairness-Gedanken hierzulande<br />

- wieder - zu größerer Aufmerksamkeit<br />

und stärkerer Geltung in Sport und<br />

Gesellschaft zu verhelfen<br />

IFPM-Präsident Prof. Goncalves (dritter <strong>von</strong> rechts) vor den <strong>Olympische</strong>n Ringen: Arbeitsbesuch<br />

in Frankfurt zur Vorbereitung des Fair-Play-<strong>Kongress</strong>es 2007.<br />

85


<strong>Der</strong> Wert und die Werte<br />

DOI leistet Beitrag zur Jahrestagung<br />

der Verbände für<br />

besondere Aufgaben<br />

Im Rahmen ihrer turnusmäßigen Jahrestagung<br />

wollen die Verbände für besondere<br />

Aufgaben im DOSB sich unter anderem mit<br />

den Werten des Sports sowie der Frage<br />

beschäftigen, wie sich die Vereinigung<br />

diesbezüglich in Zukunft stärker positionieren<br />

kann. Einer entsprechenden Bitte um<br />

Amtshilfe kommt das DOI gerne nach.<br />

So hat das DOI einen Veranstaltungsblock<br />

vorbereitet und mit dem Arbeitstitel "<strong>Der</strong><br />

Wert und die Werte: <strong>Der</strong> Sport zwischen<br />

Tradition und Innovation" vorbereitet. Zu<br />

diesem Thema wird Dr. Andreas Höfer ein<br />

Impulsreferat halten, um dann in einer Art<br />

Podiumsgespräch mit den beiden früheren<br />

Generalsekretären <strong>von</strong> NOK und DSB,<br />

Bernhard Schwank und Dr. Andreas Eichler,<br />

ein Podiumsgespräch führen.<br />

Anschließend werden sich die Vertreter der<br />

betreffenden Verbände in einem internen<br />

Workshop mit den vorgetragenen Thesen<br />

beschäftigen und die Möglichkeiten ausloten,<br />

entsprechende Aktivitäten zu entwickeln.<br />

An weiteren Überlegungen in diese<br />

Richtung wird sich das DOI gerne beteiligen.<br />

Diskussion und Information<br />

Alpheios 2006 erschienen<br />

Alles fließt. Auch der Alpheios. Da<strong>von</strong><br />

können sich die Besucher des antiken<br />

Olympia im Herzen der Peloponnes überzeugen,<br />

sofern sie den kurzen, aber nicht<br />

leicht zu findenden Weg <strong>von</strong> der Ausgrabungsstätte<br />

zum Fluss auf sich und vielleicht<br />

auch ein Bad in den seichten, aber<br />

doch mitreißenden Fluten nehmen.<br />

Viel Bewegung herrscht aber auch in<br />

Sachen <strong>Olympische</strong>r Erziehung, wie die<br />

Leserinnen und Leser des gleichnamigen<br />

Informationsorgans des Kuratoriums<br />

<strong>Olympische</strong> Akademie und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung des NOK für Deutschland beziehungsweise<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes bei der Lektüre nachvollziehen<br />

können. Schon insofern sei die gerade<br />

86<br />

erschienene siebente Auflage des Alpheios<br />

allen Interessierten empfohlen.<br />

Neben zahlreichen Berichten über die<br />

entsprechenden Aktivitäten des NOK, etwa<br />

Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer<br />

sowie Studentinnen und Studenten oder<br />

Ankündigungen bevorstehender Maßnahmen,<br />

enthält das Heft auch wieder einige<br />

Beiträge, die zum Nachdenken und Diskutieren<br />

anregen mögen.<br />

Erstmals abgedruckt ist etwa die Rede des<br />

Präsidenten des DOSB, Dr. Thomas Bach, im<br />

Rahmen des feierlichen Gründungsaktes<br />

am 20. Mai in der Frankfurter Paulskirche<br />

sowie die Ausführungen des IOC-Präsidenten,<br />

Dr. Jacques Rogge, anlässlich der<br />

Verleihung der Ehrendoktorwürde der<br />

Universität Tübingen. Zudem finden sich<br />

Rückblicke auf die beiden sportlichen<br />

Großereignisse des Jahres, die Winterspiele<br />

in Turin und die Fußball-WM, sowie ein<br />

Ausblick auf die bevorstehenden Sommerspiele<br />

in Peking.<br />

Besonders erfreuen mögen die Leserinnen<br />

und Leser auch die in einem Vorwort zum<br />

Ausdruck gebrachte Versicherung des<br />

DOSB-Präsidenten, dass in seiner Verantwortung<br />

auch die neue Dachorganisation<br />

des deutschen Sports für die Belange der<br />

<strong>Olympische</strong>n Idee und der <strong>Olympische</strong>n<br />

Erziehung engagieren wird. Dies bestätigte<br />

7/2006<br />

auch die zuständige DOSB-Vizepräsidentin,<br />

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, in einem<br />

ausführlichen Interview.<br />

Das Heft, für das wiederum Achim Bueble<br />

und Dr. Andreas Höfer die redaktionelle<br />

Verantwortung tragen, kann, solange der<br />

Vorrat reicht, über den DOSB sowie über<br />

das DOI kostenfrei bezogen werden.<br />

Sport in China<br />

Die globale Perspektive der<br />

<strong>Olympische</strong>n Idee<br />

Da große Ereignisse auch in unserer<br />

schnelllebigen Zeit noch immer ihre Schatten<br />

voraus werfen, nimmt es nicht wunder,<br />

wenn sich das öffentliche Interesse zunehmend<br />

auf die <strong>Olympische</strong>n Spiele <strong>von</strong><br />

Peking richtet. Dieser Tatsache trugen die<br />

<strong>Deutsche</strong> Sporthochschule Köln und die<br />

<strong>Deutsche</strong> Vereinigung für Chinastudien im<br />

Sinne einer gemeinsamen Tagung Rechnung.<br />

Unter der Schirmherrschaft <strong>von</strong><br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach<br />

trafen vom 19. bis 21. Oktober mehr<br />

als hundert Experten in den Räumen<br />

der Sporthochschule zusammen.<br />

Zu ihnen zählte auch der<br />

Wissenschaftliche Leiter des DOI, Dr.<br />

Andreas Höfer. In seinem Vortrag<br />

über die "<strong>Olympische</strong> Idee: Europäisches<br />

Erbe und globale Perspektive"<br />

erinnerte er an die noch immer<br />

gültigen Vorgaben des Begründers<br />

des neuzeitlichen Olympismus',<br />

Pierre de Coubertin, und die daraus<br />

resultierende Verantwortung der<br />

<strong>Olympische</strong>n Bewegung für Peking<br />

und darüber hinaus.<br />

Angesichts mancher Fehlentwicklungen<br />

und Fragwürdigkeiten auf<br />

dem allgemein sportlichen, aber<br />

auch olympischen Sektor muss die<br />

Frage wieder größere Aufmerksamkeit<br />

erhalten, wie die Substanz der<br />

<strong>Olympische</strong>n Idee erhalten und, vor<br />

allem, glaubhaft nach außen vertreten<br />

werden kann. Dies erscheint als eine der<br />

Gretchenfragen, die über die Zukunft, über<br />

das Wohl oder Wehe der <strong>Olympische</strong>n<br />

Bewegung entscheiden.


<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 25 - Heft 5/2006<br />

Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Redaktion: Ansgar Molzberger<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum-koeln.de<br />

Rosi Mittermeier und<br />

Christian Neureuther zu<br />

Besuch im DSOM<br />

Am Donnerstag, dem 7. September 2006,<br />

besuchte Rosi Mittermeier gemeinsam mit<br />

ihrem Mann Christian Neureuther das<br />

<strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum. Die<br />

ehemalige Weltklasse-Skiläuferin wurde <strong>von</strong><br />

uns durch die Ausstellung geführt. Besonderes<br />

Interesse hatten die beiden natürlich<br />

daran, den Rennanzug, in dem Rosi Mittermeier<br />

bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1976 in<br />

Innsbruck Gold gewann, noch einmal zu<br />

sehen. Dieser ist seit Museumsöffnung in der<br />

Wintersportabteilung ausgestellt. Bei genauem<br />

Hinsehen fiel ihnen dann auf, dass sich<br />

heute niemand mehr mit einem solchen<br />

Anzug auf die Piste begeben würde. Heutige<br />

Anzüge seien viel komfortabler, stellte<br />

Mittermeier fest: "Wir haben damals doch<br />

sehr gefroren!".<br />

Hatten beim Rundgang durch die Ausstellung<br />

viel Freude: Rosi Mittermeier und<br />

Christian Neureuther.<br />

Im Anschluss an den Besuch im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum nahmen Rosi<br />

Mittermeier und Christian Neureuther, die<br />

sich heute sehr für das "Nordic Walking" als<br />

Gesundheits- und Ausgleichssport engagieren,<br />

am Deutschland Walk teil. <strong>Der</strong> <strong>Deutsche</strong><br />

Skiverband hatte eine sieben Kilometer<br />

lange Strecke mit Start und Ziel am Museum<br />

ausgeschildert. Rund 500 Walker waren<br />

gekommen, um ihr Herz-Kreislauf-System<br />

zu aktivieren.<br />

Erinnerungen an das<br />

Sommermärchen 2006<br />

Die Erinnerungen an die Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2006 wird noch lange in den<br />

Herzen der Menschen weiterleben, viele<br />

Erinnerungsstücke wurden gesammelt,<br />

versteigert oder sind bereits entsorgt<br />

worden. Dem <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum wurden jetzt <strong>von</strong> einem Sammlerehepaar<br />

eine ganz besondere Rarität als<br />

Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt: Ein<br />

Buch in dem mehr als 730 Spieler und<br />

Trainer aller Teams der Fußball-WM unterschrieben<br />

haben. Ute und Christoph Kahl<br />

hatten das ungewöhnliche Souvenir, bei<br />

einer Internetauktion zu Gunsten <strong>von</strong> "SOS<br />

Kinderdorf", für 61.500,00 Euro ersteigert.<br />

"Wir wollen aber, dass sich möglichst viele<br />

Menschen das Buch ansehen können und<br />

freuen uns daher, dass das Buch hier im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum<br />

ausgestellt wird.“<br />

Auch der Kölner Oberbürgermeister, Fritz<br />

Schramma, übergab dem Museum Erinnerungsstücke<br />

der Stadt Köln an "vier tolle<br />

Wochen". Darunter der Glaspokal, den ihm<br />

Franz Beckenbauer in der Halbzeit des<br />

ersten Kölner WM-Spiels Angola gegen<br />

Portugal überreichte, ebenso darunter<br />

weitere Gastgeschenke <strong>von</strong> FIFA-Offiziellen<br />

und Banden und Fahnen aus dem Kölner<br />

Neue Fahnen wehen vor<br />

dem DSOM<br />

Seit Donnerstag, dem 19. Oktober 2006,<br />

wehen drei 4,50 m x 1,00 m große Fahnen<br />

vor dem <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum. Dank der großzügigen Unterstützung<br />

der Häfen- und Güterverkehr Köln AG<br />

konnten drei Fahnenmasten installiert und<br />

bestückt werden. "Die neuen Fahnen vor<br />

dem Museum sorgen dafür, dass das Museum<br />

nun <strong>von</strong> den Touristen am Rheinufer<br />

noch besser gefunden wird." so Museumsdirektor<br />

Dr. Christian Wacker. Das <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museum wirbt mit der<br />

neuen Beflaggung zudem für die <strong>Olympische</strong><br />

Bewegung in Deutschland.<br />

87


Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma<br />

dekoriert eine Vitrine mit Erinnerunsstücken<br />

an die WM 2006.<br />

WM-Stadion. Auch einer der sechs Spielbälle<br />

aus der Begegnung England gegen<br />

Schweden ist nun im Museum ausgestellt.<br />

Und wer weiß, vielleicht gelingt es dem<br />

Museum in den nächsten Wochen, Jens<br />

Lehmanns Geheimnis umwobenen Zettels,<br />

diesen im Museum auszustellen.<br />

Ehrengalerie des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Fußballs neu<br />

gestaltet<br />

Seit 1996 beschäftigt sich die Mönchengladbacher<br />

Designerin Brigitte Schmitges<br />

mit der Abformung <strong>von</strong> Spiel-Füßen<br />

prominenter Fußball-idole. Im Laufe der<br />

Zeit wurden in Zusammenarbeit mit der<br />

Kunstgießerei Strassacker, deren Formermeister<br />

die Abformung vornimmt, vollplastische<br />

Bronze-Skulpturen entwickelt, die<br />

dann nach antikem Vorbild auf Sockel<br />

gestellt werden.<br />

Einblick in die neu gestaltete Fußball-Hall of Fame.<br />

88<br />

Dahinter steht die Idee, die<br />

besondere Leistung verdienter<br />

Fußballstars zu würdigen und<br />

der Nachwelt in Erinnerung zu<br />

halten. Geehrt wird dabei nicht<br />

nur die außergewöhnliche<br />

sportliche Leistung, sondern<br />

auch das Engagement für den<br />

Fußball und die besondere<br />

Vorbildfunktion, die ein Fußballspieler<br />

während und auch<br />

nach seiner aktiven Laufbahn<br />

erfüllt.<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum hat Schmitges´ Kunstprojekt<br />

seinen Sitz gefunden.<br />

Über die Hall of Fame der<br />

deutschen Fußballer hinaus<br />

begann Brigitte Schmitges in<br />

Kooperation mit dem Museum<br />

im Jahr 2005 mit Bettina<br />

Wiegmann die Hall of Fame der<br />

Frauen, weiterhin mit Pelé die internationale<br />

Hall of Fame der Männer.<br />

Das Präsidium des DOSB<br />

tagte im Museum<br />

Die Führungsspitze des am 20. Mai 2006<br />

gegründeten DOSB ist komplett. Nach dem<br />

Votum des Präsidiums stellte DOSB-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach anlässlich der<br />

Präsidiumssitzung im <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum als Generaldirektor des<br />

Verbandes Dr. Michael Vesper vor.<br />

Im Hintergrund des Podiums thronte eine<br />

Büste Friedrich Ludwig Jahns. <strong>Der</strong> Turnvater,<br />

der im 19. Jahrhundert die Basis für<br />

den Sport als Massenbewegung gelegt<br />

hatte, schaute<br />

am 18. September<br />

2006, bei<br />

der Pressekonferenz<br />

in der<br />

Turnabteilung<br />

des Museum<br />

gewissermaßen<br />

zu, als seine Ur-<br />

Enkel die Besetzung<br />

der Position<br />

des Generaldirektors<br />

im<br />

DOSB bekannt<br />

gaben.<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach (re.) stellte<br />

Dr. Michael Vesper als neuen Generaldirektor vor.<br />

Dr. Michael Vesper hat sein Amt im Oktober<br />

angetreten. Er ist seit Jahren ein gern<br />

und häufig gesehener Gast im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum. Im Rahmen<br />

seiner Tätigkeit im DOSB wird dies wohl<br />

auch zukünftig so bleiben. Das DSOM<br />

wünscht ihm einen guten Start und freut<br />

sich auf die Zusammenarbeit.<br />

Neue Mobilität<br />

"Nichts bewegt Sie wie ein Citroën" unter<br />

diesem Motto sind zukünftig die Mitarbeiter<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museums<br />

unterwegs. In Kooperation mit dem Düsseldorfer<br />

Unternehmen Blaeser International<br />

konnten dem Museum zwei neue Fahrzeuge<br />

zur Verfügung gestellt werden. Diese tragen<br />

zukünftig dazu bei, dass Objekte der Museumssammlung<br />

sicher und fachgerecht aus<br />

den Depots zum Museum und wieder<br />

zurückkommen, dass sich das Museum auf<br />

Blaeser International sponsort die neuen<br />

„Packesel“ des DSOM.


Aussstellungen, Messen und <strong>Kongress</strong>en<br />

präsentieren kann und dass Sportlerinnen<br />

und Sportler, die Geschichte geschrieben<br />

haben, besucht werden können.<br />

Museumsdirektor Dr. Christian Wacker<br />

freute sich bei der Überreichung der Fahrzeuge<br />

über die neue Mobilität seines Hauses<br />

und bedankte sich bei Jürgen Blaeser,<br />

Geschäftsführer <strong>von</strong> Blaeser International,<br />

für sein Engagement.<br />

2. Museums-Cup<br />

Am 20. September 2006 hatte das <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museum zum 2. Museumscup<br />

eingeladen. 12 Museen und Kulturinstitutionen<br />

waren mit dem Ziel angetreten,<br />

eine Titelverteidigung des Vorjahressiegers,<br />

Museum Ludwig, zu verhindern. 4 Stunden<br />

wurde gedribbelt, gekämpft und gejubelt,<br />

Dichtes Gedränge herrschte am 10. September<br />

2006 für dem <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum. 7000 Läufer waren dem<br />

Aufruf des ASV Köln gefolgt und nahmen<br />

am 26. Kölner Brückenlauf teil, der erstmals<br />

am DSOM startet. Am Tag zuvor hatte<br />

bereits die Startnummernausgabe im Foyer<br />

des Museum stattgefunden. Alle Beteiligten<br />

zeigt sich nach dem Lauf hochzufrieden<br />

mit der Veranstaltung und waren sich<br />

einig: Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />

Museum wird auf lange Sicht Start und<br />

Ziel des Kölner Brückenlaufs bleiben.<br />

Das Endspiel des 2. Museums-Cup fand im<br />

Licht der untergehenden Sonne statt.<br />

Das siegreiche Team des Museums für<br />

Ostasiatische Kunst.<br />

bis sich das Museum für Ostasiatische Kunst<br />

durchgesetzt hatte. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr gab es eine kleine Modifizierung der<br />

Regeln. Es wurde vereinbart, dass das erste<br />

Tor jeweils <strong>von</strong> einer Frau erzielt werden<br />

musste, dadurch wurde der Freizeit- und<br />

Mixcharakter des Turniers bewusst gestärkt.<br />

Schiedsrichter bei allen Spielen war Benjamin<br />

Folkmann, Präsidiumsmitglied des<br />

Fußballverbandes Mittelrhein. Er verstand<br />

es, die Spiele geschickt zu leiten und sorgte<br />

dafür, dass alle Spiel fair abliefen.<br />

Nach dem Turnier wurde im Foyer des<br />

DSOM der kristallene Wanderpokal an die<br />

siegreiche Mannschaft durch Museumsdirektor<br />

Dr. Christian Wacker überreicht,<br />

anschließend wurde noch lange gefachsimpelt,<br />

welches Spiel das entscheidende für<br />

welches Team gewesen sei.<br />

Internationale Konferenz<br />

"Sport in China"<br />

Seit nunmehr 25 Jahren pflegt die <strong>Deutsche</strong><br />

Sporthochschule Köln eine Hochschulpartnerschaft<br />

mit der Sport-Universität Beijing<br />

(China). Anlässlich dieses Jubiläums fand<br />

vom 19. bis 21. Oktober 2006 in Köln eine<br />

internationale Konferenz zum Thema "Sport<br />

in China" statt. Hochkarätige deutsche<br />

China-Experten und renommierte chinesi-<br />

Prof. Dr. Ma Mingda, Universität Jinan,<br />

überreicht Professor Walther Tröger<br />

anlässlich des Abendessens im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum als Gastgeschenk<br />

eine altchinesische Urkunde.<br />

sche Wissenschaftler befaßten sich in einem<br />

interkulturellen Dialog mit Tradition und<br />

Mentalität der chinesischen Kultur und<br />

zeichneten die aktuellen Entwicklungen in<br />

Chinas Wirtschaft, Sport und Medien. Ziel<br />

war es, den Konferenzteilnehmern, die für<br />

die Vorbereitung der deutschen Athleten<br />

auf die <strong>Olympische</strong>n Spiele 2008 in Beijing<br />

Verantwortung tragen, gezielte Informationen<br />

und ein umfangreiches Orientierungswissen<br />

zu vermitteln.<br />

Am 20. Oktober 2006 trafen sich die Teilnehmer,<br />

der <strong>von</strong> Prof. Dr. Manfred Lämmer<br />

organisierten Konferenz, zum Abendessen<br />

im <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum.<br />

Lange Nacht der Museen<br />

Bereits zum 7. Mal fand am 4. November<br />

2006 die "Lange Nacht der Kölner Museen"<br />

statt.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum bot<br />

den nächtlichen Besuchern auch in diesem<br />

Jahr wieder interessante Einsichten in die<br />

Geschichte und den Wandel des Sports<br />

insgesamt. Anlässlich der Sonderausstellung<br />

"Max Schmeling", die noch bis zum 26.<br />

November 2006 zu sehen ist und mit vielen<br />

hochwertigen Originalobjekten aus Schmelings<br />

persönlichem Nachlass das facettenreiche<br />

Leben der Box-Legende darstellt, stand<br />

jedoch das Thema "Boxen" im Mittelpunkt<br />

der Langen Nacht:<br />

89


Von 19 bis 1 Uhr luden die ehemaligen<br />

Profiboxer, die Brüder Torsten und Rüdiger<br />

May zum Box-Fitnesstraining ein, die<br />

zahlreich erschienenen Museumsbesucher<br />

konnten mit Hilfe <strong>von</strong> Seilen, Sandsäcken,<br />

Handschuhen und Pratzen einmal ausprobieren<br />

und erfahren, warum Boxer so fit<br />

sind.<br />

Unter dem Titel "Boxen wie die Römer"<br />

fand um 20 und 22 Uhr darüber hinaus<br />

ein antiker Schau-Boxkampf mit zeitgenössischen<br />

Handriemen statt, um 21<br />

und 23 Uhr hieß es dann "Let's get<br />

ready to rumble": EU-Champion Rüdiger<br />

May stieg zum Sparringskampf in den<br />

Ring.<br />

1. Kölner Stiftungstag<br />

"Aufgrund ihrer besonderen Stellung<br />

zwischen Staat und Gesellschaft können<br />

Stiftungen in kulturellen, wissenschaftlichen,<br />

ökologischen und sozialen Bereichen<br />

einen belebenden und innovativen<br />

Beitrag für das Gemeinwesen leisten.",<br />

gemäß dieser Definition des ehemaligen<br />

Bundespräsidenten Roman Herzog<br />

wurde am 27. und 28. September 2006<br />

der 1. Kölner Stiftungstag durchgeführt.<br />

Er soll die bestehenden Kölner Stiftungen<br />

vernetzen, das Wirken und Wesen<br />

der Kölner Stiftungen bekannter machen<br />

und für den Stiftungsgedanken in<br />

der Bevölkerung werben. Darüber<br />

hinaus, integriert in den Aktivitäten des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Stiftungstages, trägt er dazu<br />

bei, dass das Stiftungswesen in<br />

Deutschland insgesamt stärker wahrgenommen<br />

wird.<br />

Das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum<br />

präsentierte sich auf dem Stiftungstag<br />

durch die Darstellung der drei Hauptarbeitsbereiche<br />

Ausstellungen, Sammlung<br />

und Veranstaltungen. DSOM-<br />

Greschäftsführer Wolfgang Lewitzki<br />

erläuterte den Besuchern sowie den<br />

Kollegen aus den anderen Stiftungen<br />

die umfangreichen Aktivitäten der<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia<br />

Museum.<br />

90<br />

Sport macht sexy: dies ist der Titel einer<br />

großen Sonderausstellung, die das <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museum derzeit konzipiert<br />

und vom 24. März bis 1. Juli 2007 präsentieren<br />

wird. Auf einer Fläche <strong>von</strong> 550 qm wird<br />

dabei die in den letzten Jahrzehnten immer<br />

stärker gewordene Beziehung <strong>von</strong> Sport und<br />

Sexyness thematisiert.<br />

Im Zentrum der Ausstellung steht die Frage<br />

nach der Sinnlichkeit des Sports und der<br />

Bewegung. Als Beispiele für präsentierte<br />

Sportarten seien hier Beachvolleyball, Eiskunstlauf,<br />

Freeclimbing und Leichtathletik<br />

genannt. Ebenfalls dargestellt wird der Einsatz<br />

<strong>von</strong> Erotik im Sport durch die Sportlerinnen<br />

und Sportler sowie mit Hilfe <strong>von</strong> Sportkleidung<br />

aus verschiedenen Epochen die Entwicklung<br />

des Auftretens in der Arena.<br />

Wie die Sportlerinnen und Sportler - zunehmend<br />

auch körperbehinderte Sportler - ihren<br />

Körper außerhalb der Wettkampfstätte in der<br />

Vergangenheit vermarktet haben und<br />

gegenwärtig vermarkten, wird in Themenräumen<br />

zu den Bereichen Medien, Mode und<br />

Werbung dargestellt. Verknüpft hiermit wird<br />

die Frage nach dem Kalkül, mit Hilfe des<br />

Zeigens <strong>von</strong> nackter Haut den eigenen<br />

Bekanntheitsgrad sowie Markt- und Werbewert<br />

zu steigern.<br />

Das Thema ist medial, bunt und modern.<br />

Darauf wird auch in der Gestaltung der<br />

Ausstellung geachtet, indem mit großen<br />

Bildern und starkem Medieneinsatz Emotionen<br />

erzeugt werden.<br />

Im Zentrum der Ausstellung wird eine Sportarena<br />

aufgebaut mit einer Großprojektion.<br />

Hier wird das Thema Sport macht sexy<br />

ausgehend vom aktiven Sport präsentiert.<br />

Sport und Sportler spielen mit sinnlichen und<br />

erotischen Reizen, bewusst, aber auch unbewusst.<br />

In zwei Kabinetten wird das Thema<br />

spezifisch für Männer bzw. Frauen aufbereitet.<br />

Von hohen Wänden wird die Sportarena<br />

umrahmt, auf denen großflächige Bilder zu<br />

sehen sind. Integriert werden hier Vitrinen<br />

und Medien, um die Beziehungen des Themas<br />

zu Medien, Mode, Werbung etc. darzustellen.<br />

Fester Bestandteil der Ausstellung ist weiterhin<br />

ein Veranstaltungsprogramm, während der<br />

Laufzeit <strong>von</strong> drei Monaten werden Modenschauen<br />

und Talkrunden als Abendveranstaltungen<br />

stattfinden. Diese sollen die Ausstellung<br />

ergänzen und auch thematisch erweitern,<br />

sowohl historische als auch moderne Themenschwerpunkte<br />

rund um Fitness, Körperkult und<br />

Sinnlichkeit des Sports werden behandelt.<br />

Im Vorfeld der Ausstellung werden Prominente<br />

aus Sport, Kultur, Wirtschaft und Politik um<br />

eine Kolumne zum Thema gebeten. Diese<br />

Kolumnen werden dann in der Ausstellung<br />

präsentiert.<br />

In der nächsten Ausgabe werden wir über<br />

die Fortschritte der Ausstellungsentwicklung<br />

berichten. Wir freuen uns, wenn Sie Ihre<br />

Anregungen und Ideen zur Ausstellung<br />

mitteilen. Sie erreichen uns unter<br />

info@sportmuseum.info.

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